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Full text of "Campanien, Geschichte und Topographie des antiken Neapel und seiner Umgebung"

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Campanien 

Julius  Beloch 


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1 

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• 


CAMPMm 


GESCHICHTE  UND  TOPOGRAPHIE 


DES 


ANTIKEN  NEIPEL  UP  SEINEß  ÜMGEBÜNG. 


VON 


JULIUS  BELOGE 


MIT  13  KARTEN  UND  PLANEN. 


ZWEITE  VEEMEHKTE  AUSGABE. 


BRESLAU. 
VERLAG  VON  £.  MORGENSTERN. 

« 

189a 


I 


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VOEWOßT  ZUE  ZWEITEN  AUSGABE. 

s   

> 

K      Aenssere  Umstände  haben  mieh  seiner  Zeit  veranlasst ,  das  vor- 
Jj^liegende  Bnoh  eher  heransiEageben»  als  nrsprüitglieh  beabsichtigt  war; 
jedaneben  aneh  das  Gefllbli  dass  ich  sebon  mehr  Zeit  auf  die  Arbeit  ver* 
«^Urendet  hatte,  als  der  Gegenstand,  fllr  mieh  wenigstens,  wertb  war. 
'lAber  trotz  aller  Häu^^el,  die  in  Folge  dessen,  nnd  llberhaupt  als 
^Erstlingssehrift,  dem  Bnche  anhaften,  nnd  obgleich  11  Jahre  seit 
i-scmeiii  ersten  Ersclieinen  verflossen  sind,  ist  dasselbe  bisher  noch  durch 
kein  anderes  Werk  ersetzt  worden.     Und  da  auch  keiner  zweiten 
italiscbeu  Landschaft  eine  ähnliche  zusammenfassende  Darstellung^  zu 
Theil  i,'e\vordcn  ist,  wird  das  Buch  voraussichtlieb  noch  auf  längere 
Zeit  llir  die  historischen  und  topographischen  Forsobuogeu  Uber  das 
antike  Campanien  die  Grundlage  bleiben, 

Arbeiten  dieser  Art  pflegen  rasch  zu  veralten.  Jedes  Jahr  fördert 
neae  Honnmente  an*s  Licht;  nnd  der  Fortschritt  der  Wissenschaft  rttckt 
das  Torhandene  Material  in  nene  Belenchtnng.  Allerdings  sind  archäo- 
logische Fände  ersten  Banges  anf  dem  Boden  Campaniens  seit  1879 
nicht  gemacht  worden.  Wohl  aber  sind  inswiscben  mehrere  Werke  von 
grundlegender  Bedentnng  erschienen,  wie  der  X.  Band  des  Corput  In- 
icripHomm  LtUSnanm  (Berlin  1883),  Nlssens  ffdiftefte  Landeshmde  (Berlin 
lb82j,  Micbele  Ruggiero's  PubUcatiuüLii  über  Stabiac  (Xapoli  Ibblj  und 
iiercuiaueam  (Napoli  1885).  Es  möge  mir  hier  die  Bemerkung  gestattet 
sein,  dass  ich  durch  meine  Untersuchungen  über  den  Italischen  Bund 
(Leipzig  18^0)  und  die  Jkvülkcruag  der  griechisch-römischen  Welt  (Leipzig 
1886)  mich  von  eiuer  Reibe  hergebrachter  Vorurtbeile  befreit  habe,  an 
denen  ich  im  Jahre  1878,  als  das  Mannscript  abgeschlossen  wurde,  noch 
festhalten  mnsste.  Aach  sonst  ist  es  selbstrerständlicb,  dass  ich  hente 


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1 


IV  Vorwort. 

Uber  sehr  viele  Dinge  audcis  urtheiien,  oder  sie  doch  in  anderer  Form 
darstelleu  wurde,  als  damals. 

Indess  zu  einer  Neabearbeitang  des  Baches  fehlt  es  mir  jetzt 
ebenso  sehr  an  Zeit  wie  an  Stimmung.  Um  aber  den  WUnscheo  des 
Hemi  Verlegen  entgq^  sn  kommen,  habe  ich  mich  entsohlossen, 
dieeer  neuen  —  im  Uebrigen  onyerftnderten  —  Ausgabe  einige  ergänzende 
Abschnitte  beizufügen.  Sie  yerfolgeu  in  erster  Linie  den  Zweck,  meine 
jetzige  Stellang  zu  den  fllr  unsere  Auffassung  der  Geschiebte  Gampaniens 
maasflgebenden  historischen  Fragen  darzulegen.  *0  T^»<ra$  ida*rm. 
So  stehen  denn  MUeb  jetzt  der  dUatoq  Xö^og  und  der  Sittoq  Uyoi 
neben  einander;  aber  das  ist  doch  immer  noch  hesser,  als  wenn  der 
letztere  allciu  stände.  Auch  wird  es  vielleicht  uiuht  au  öolcheu  iehleu, 
denen  der  ädtxog  Auyog  besser  gefallt. 

Darau  habe  ich  dann  weiter  eine  Anzahl  kleinerer  NacLtrii^e  ange- 
schlossen. Sic  wollen  nichts  anderes,  n!«  dni  l.i  ser  Uber  die  wichtigeren 
Funde  und  literarischen  Erscheinungen  seit  lb78  orieotiren;  Vollständigkeit 
habe  ich  dabei  nicht  erstrebt.  Hin  und  wieder  liabe  ich  Veranlassung 
genommen,  solche  meiner  früheren  Aufstellungen  zu  modificiren,  die  bei 
dem  heutigen  Stande  unserer  Kenntniss  nicht  mehr  haltbar  sind,  oder 
Versehen  zu  berichtigen;  gel^ntlidi  habe  idi  auch  meine  Ansicht  gegen 
Einwendungen  von  anderer  Seite  Ycrtheidigt'  Ich  erklftre  dabei  aus- 
drücklich, dass  ich  nur  fttr  den  Inhalt  der  Ergänzungen  nnd  Nachträge 
die  Tolie  Venitwoitm«  ttbenehmii  kun. 

Es  ist  Ton  mancher  Seite  bedauert  worden,  dass  Pompeji  in  dem 
Buche  keine  Stelle  gefunden  bat.  Indess  eine  erschöpfende  Darstellung 
der  Stadt  würde  lui  sich  allein  einen  Band  in  Anspruch  genommen 
haben;  und  eine  flüchtige  Behandlung  anf  wenif^en  Bogen  hätte  Nie- 
manden, am  wenigsten  den  Verfasser,  betriedigt.  Auch  ist  ja  an  Muii  o- 
graphien  tiber  Pompeji  kein  Mangel.  Aber  auch  abgesehen  davuu 
konnte  ich  jetzt  um  so  weniger  daran  denken,  diese  Ltlcko  auszufüllen, 
als  in  Folge  der  glücklichen  WiederaufGndung  der  Berichte  über  die 
Ausgrabungen  in  Herculaneum  und  Stabiae  durch  Michele  Rnggiero  meine 
Darstellnng  auch  dieser  Städte,  namentlich  der  letzteren,  zum  grossen 
Theil  Tcraltet  ist.  Es  wäre  sehr  zu  wünschen,  dass  dieses  ganze^  im  . 
Jahre  79  Terschüttete  Gebiet  einmal  im  Zusammenhange  behandelt  würde. 

Eigenthümlieher  Weise  hat  man  es  mir  zum  Vorwarf  gemacht,  dass 
ich  die  wichtigeren  Inschriften  im  Wortlaute  abgedruckt  habe.  Der 
Vorwurf  würde  zwar  nicht  berechtigt  —  denn  die  Texte  stOren  Ja 


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Vorwort. 


V 


Niemand  —  aber  doch  wenigstens  verständlich  sein,  wenn  die  ^iechischen 
und  lateinischen  Inschriften,  wie  die  Klassiker,  in  handlichen  und  wohl- 
feilen Ausgaben  zu  haben  wären.  So  lange  aber  die  Inschriften  nur  in 
kostspieligen  Folianten  gedrnckt  werden  —  gerade  als  ob  man  es  darauf 
anlegte,  ihre  Benutzung  auf  möglichst  enge  Kreise  zu  beschränken  — 
wird  die  grosse  Mehrzahl  meiner  Leser  jedenfalls  zufrieden  sein,  dass 
ich  es  ihnen  erspart  habe,  wegen  jeder  Inschrift  auf  die  Bibliothek  %n 
gehen.  Ganz  abgesehen  Ton  dem  Natzeui  den  die  Texte  allen  denen 
gewühlten,  die  an  Ort  und  Stelle  die  eampaniseben  Alterthllmer  stndiren.. 
Jedenfalls  wttre  der  Verfosser  seiner  Zeit  sehr  froh  gewesen,  ein  ihn- 
liebes  Httlfsmittel  zn  beutzen.  Durch  das  inzwisehen  erfolgte  Krsebeinen 
des  Corpus  huaripüomm  Latinarfm  (B&nd  X)  nnd  der  Sammlimgen 
▼on  Zwetaieff  and  Röhl,  denen  sich  in  Kurzem  die  Sammlung  von  Kaibel 
ansciiliessen  wird,  sind  die  Texte  natürlich  y.uui  Tlicil  untiquirt  worden ; 
immerhin  werden  sie  auch  jetzt  zur  Oricntirung  genügen.  Wer  libef  das 
alte  Campauien  eigene  Forschungen  anstellt,  wird  doch  in  jedem  Falle 
die  Quellenwcrke  selbst  nachschlagen  müssen.  Ich  habe  also  von  einer 
neaeu  Yergleichuag  der  luschriftente&te  absehen  zu  dürfen  geglaubt. 

Ich  sehliesee  mit  dem  eroenten  Ansdnicke  des  Dankes  an  alle  die- 
jenigen, die  mieh  einst  bei  der  Sammlung  des  Materials  fllr  dieses  Buch 
nnteratlltzt  haben;  vor  allem  an  Bern.  Capasso,  ^er  mieh  zuerst  in  das 
Stadium  der  Altertfaflmer.  Gampaniens  eingeführt  hat. 

Born,  im  Juni  1890. 

Julius  Beloch. 


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INHALT. 


EINLEITUNG.  s^u 

Cap.  I.  Lond  qnd  Volk  .  .  .  ^ 

Die  Auriiiikcr  3.  —  Die  Hellenen  5.  —  Die  Etraaker  8.  —  (Jami:ianftr 
lind  Riiiiicr  10. 

C»p.  II.    Staatlicho  /iistanJe     .    .    .    .    .  13 

>Stadt^<;bictL'  lö.  —  Bevülkenin^  18.  —  Kiuiststrasson  10.  —  Itincraricn  il. 

1.  BUCH. 

PIK  PHr.FJ4RAE  V. 
Geologisches  23.  —  Das  pblcgraeische  Berglaad  24.—  Gaaros,Leakogaea25  23 

N  e  a  p  0  I  i  s. 

Litoratiir  26 

Cap.  I.   Ors(  hichte    .    .   .   .   .  ■    •   •   •  ^ 

lloDoics  Imperatorum  34-.  —  Münzwesen  35. 

Cap.  II.    Ve  rfassung  •    •    •    •    •   •    •    •    •    •    •    •    •    •    •    •    •   ;    •   •    '  • 

Vf i-tas>uii^^s^^<-scliiclitt'  'A'.i.        Volk  iiml  Katli  VI.  —  iMajj:lsti:ttc'  I.j. 
V(-r/.-icliiiiss  (Irr  Di'ctiriorif n  il*.  ~  I)f<^iirii)iiinn  lh^r.rßt;t  fiO- 
Cap.  III.    Matfriellfs  und  gt-istigp.s  l^ebep    •    •  _•    •    -    •    •    •    •    •    •    ■  • 

Ciilto  51.  —  Ackni-t)aii.  liiJii?;ti-ie.  Handel  iVl-.  —  Kinist,  Wis.songchatiT 
Dteratur  56.  —  Die  Italiäclicü  Spirlc  57.  —  Metrische  ürabacürifU'u  ö9. 

Falaoopoiis  b).  —  L'mtanir  nnd  Stadtmauer  —  l^imitatinn  <H>.  ~ 
Wag.serlt  itun;;en  7(1.  UcHciitliche  (k'l)äudc  7-2.  —  Die  Vur.itadt  am 
Hafen  75.  —  Die  Nekropoli«  78.  —  .Mcgaris  und  das  Castrum 
LucuUanum  81.  —  Die  Via  Puteolana  83.  —  Pausilypon  85.  —  Nesia  ^7. 

P  u  t  e  0 1  i. 

TJtprfltiir    88 

Cap.  I.   Geschichte    .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .       .       .   .   .   .   .   .  89 

Elireiiiii-sciintten  dq§  Kaiser  93.  —  Vcrla:j»uD^'  95.  -  Magistrate  116.  — 
Stadtatlei  '.*7.  -   DLHuiriomim  Decreta  \U-2.  I 
Cap.  II.    Handel,  InJastrle,  L>  beu    .  .       .    .    .       .   .    .    .  104 

Culte  ''^t-;  -  Au'^^ustaien  IDH.  — •  CoUegia  112.  —  Handel,  Industrie  ll^. 

—  Inipliritfrn  von  ( lrii-iit:ilcii  IlTT 

Cap.  III.    Topographie   123 

Gebiet  und  ■'>tadtterraiii  1'23.  -—  Die  ^M';n)liisclion  Dar.stelliinifeii  der  nutiM^ 
ianischeu  Küste  125.  —  tStadt^ejchielite,  Limitation  127.  —  Die  Alt.Htadt 
13U.  —  Die  Ilutcn  131.  —  Empurium  ISi-.  —  Die  obere  Stadt  137.  — 
Djft  GrgherstraHHRn  143. 

C  u  m  fl  <i, 

Litfiratur   .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  ,  .  .  ,  .  .  ,  .  .  .  .  ,  ,  115 

Cap.  I.   Geschichte  und  Lebea  .   .  •    •    .  •   •   •    •       •    •   •     „ •.  • 

Geschichte  14ö.  —  Miinzweaen  152.  —  Verfassung,  Stände  155.  —  Culte 

Cap.  II.   Die  Stadt  Cnniae    .   .   .   ...   .   .   .    .   .    .   ...   »   •    •   •  ^59 

Akroi)oii:s  !■">!).  ~  Die  untere  .'^tadt  16i>.  —  Vorstädte  163.  —  Nokropniia  166. 
Cap.  III.    Keglo  Haiana     .    .       .       .  .  .......  168 

Der  Avernn.s  ICH.  —  Der  I.ucrimifl  172.  —  Banli  176.  —  K.ti.tft  180.  — 

Der  Acheru.iisclie  See  188. 

M  i  s  fi  n  u  m. 

Cap.  1.   Goschlehte    .  190 

Ge.schiclite  1!)0.  —  Decurionen  101.  —  Angnstalen  19t?.  —  Cultus  193. 

Cap.  II.    Topographie     .    .    .       .    .       .  ■  ■    ■    ■    ■  1^4 

Vor^ebir^re  und  Hafcn  194.  —  Die  Stadt  Misenum  196.  —  Die  Villen 
YOTi  Haeoli  201. 

P  i  1  h  e  c  u  s  s  a  B. 

i^itcratur  202.  —  Die  Insel  Pithecussae  202.  —  Geschichte  204.  —  In- 
schriften 207.  —  Topographie  208.  —  Die  lusol  Prochyte  210  ...    .  202 


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Inhalt. 

VII 

TT  TlTTr*TT 

DAS  SARNUSTIIAL  UND  DER  SÜDLICHE  GOLFRAND. 

Seilo 

^12 

Herculaneum. 

Literatur  .....     

214 

215 

Cap.  II.  Gescliiflito  

218 

lfr?il  [III  lll.t;    »jlo.              I^Mil  Illll.>l,llilllt  II   tJI  1     rv     I  n(  T 1     ^  k  .f  ^    -  -  ■    »Ti-iiii-iiiii   ^^a.  — — 

n  ■!  f  1 1  a  -  (       11 «  1 1 1 1 1 1  »11                           1  1  •  r^f*  n  »"^Q 

IUI  l  II  M   \   "  UM  U 1 1  U  III    —  — Ui  II  .^mj. 

225 

A  1 1  u  irr  'i    1 1 1 1  H  r    *)-^^\          _        f  'l  f  1 1 1 1">  r  T*o  1 1 1     -)-)  T               T  !  1 1 1 1  1 1     Ii   ■•^   'l'llf^'ltOT" 

=  i/Kt,ii  iiittini?^  .Ti  -ix  1  tiuia  ^^iiiX.  —  ini.Jivi  mm  vi  i  -  w  iirMi^miH  - 

Nuceria  Alfaterna. 

239 

239 

üejicliiohio  -_>:W.  —  Miinzwesoii  -J^:"^.      Vorfassunjf  243.  —  Stadtadel  244. 

 n — r;  T~n  tt  • — ■  1 — r  1 — 'T'  t  ti=  

—  CuUus  ül-.  —  Mrinicipal-Inschritteu 

246 

■7^ — *■  TTT  fcj  X  „  1.  r  ^  „  

248 

IUI  Illt.                         UM    CIHKI-'Sf.IU     Ol.llIKU     ^l.f.       -    InK'    lUUllM.Ill,  >illLII 

Stadl  ^nO.  —  Neu-Stabiae  (Castellamare)  250.  —  Möns  Lactarius  251.  — 

Surrentum. 

252 

252 

Gescliiclitt'  !2.")2.  —  Ehr(»ninschriften  der  Kaiser  254.  —  Sclavon  und  Trei- 

L'cla.'tst'no  des  iiilischcn  Uausos  'J.'>.5.  —  Mtiiiicinal -Insclirifton  i-ä?.  — 

Culte  ^.'iS.  —  Kricujfnisso,  Leben  25S. 

261 

Die  .^orrpiitini.scho  nalbiiiscl  ^JC.l.       Limitation  ^frl.  —  Stadt  und  Vor- 

städte 'J*)!.       .Strassr  naeh  Stabiao  'ii'ü.  —  Aefjuana  iJns.  —  Die  Villa 

lies  Pnllins  -illO.  —  I)i<^  Kii^te  Iiis  zum  Atlionaeum  271.. 

b  a  p  r  G  a  e. 

Literatar  278.  —  Die  Insel  Caprcae  279.  —  Geschichte  280.  —  Vcr- 

fasstin?  2.S2.  —  Xationalität  2«3.  —  Stadt  und  Hafen  2S4.  —  Die  nörd- 

278 

licbe  Kbene  äSTj.  —  Die  IlüRei  um  Capri  2.s7.  —  Anacapri  290     .    .  . 

III.  BUCH. 

DIE  CAMPANISCHE  ERENE. 

C  a  p  u  a. 

295 

296 

Hünores  Iiniieratorum  307.  —  Gebiet  309.  —  Bevölkerung  311.  —  Stadt- 

haiisliiilt  :}11.  —  Mlinzen  nnrl  Maanae  31'ä. 

314 

Saniuitiscli«'  Zeit  -SU-,  —  Praefecti  Ca}»nani  Cumas  '.W,.  —  Zustände  seit 

-21 1:  :HI7.  —  Cnlonie  des  M.  Hrutiis  i'.til.  —  ( 'olonif  C.aesar.s         -  Colonin 

Augusts  3'J-2.  —  Ma^^ist^atsv(•rz^i^•bIliss  'M'?,.      Stünde         —  Inschriften 

der  I'a^M  3-21.   -  I)er  DeciiiioTien  328.  -  -  Der  Auguatalen  3"i9. 

331 

Cultur        —  Ackerbau  334.  —  Industrie  338.  —  Luxus  34U.  —  Ucistiges 

Leben  l'.il. 

Cap.  ly.   Die  Stndt  Cnpna        .   .  ...   ■   •   •    •   •   •   •   •   •   •   •  342 

I'ratilli  und  die  ']'o|io;;^ra))liie  von  ra]Hia  —  Limitation  31^:'..  —  I  hennefi 
(Cryptoporticu.s)  3is.  —  'l'lu'ater  MV).  -  Die  nordwestlirlie  Vorstadt  ^ÖL 
^  Der  Tempel  im  Kondu  ratturelli  303.  —  Die  Nekropolc  3.^7. 

Cap.  V    Der  Ager  C'ampanas  360 

Capitoliuni  300.  —  Möns  LManae  Titatinae  3ei.  —  Oamlinum  3H7.  —  \m 
Campus  ateilatis  3bH.  -  (Jalatia  37Ü.  —  Die  Lcbonae  373. 


vm  Inhalt. 


Volturnum. 

ueschichte  37o,  —  Verfassung  375,  verRl.  den  Nacbtrajc  418.  —  Topo- 

Seit« 

375 

1-  1  1  R  r  n  U  Tri. 

Literatur  377.  —  Geschichte  377.  —  Litema  Palus  377.  —  Silva  Oalli- 

naria  378.  —  Dio  Stadt  Litciuum  378.  —  \)w  Villa  des  Seipio  37S    .  . 

377 

A  t  e  1 1  a. 

Literatur  37n.  —  Gosphichte  379.  —  Münzen  3S0.  Mnnicipal-Tnschrift 

IC  1  T""  7    ~  ~ —  T     „  TTTT  ■ 

A  r  A  r  r  11  A 

Lit»'ratiir  3S''   — -  Gesichiflitp  H^'l          Vpi-rmsinu'  "^Spi  TnimcriTihio  3Rri 

.389 

S  U  A  S  <t  II  i 

Literatur  3«i.  -  Goscliichtc  und  Verfassung:  385.  —  Die  Stadt  Suosßula  386. 

—  Vicuä  ^ovauenal»  'Si>6  

384 

■1  U  1  ct. 

Literatur   

389 

riiiM  iinisi  iir Uten  ucr  ivrtioi?r  o^z.  —  .iiudz>%i;oCD  o^o.  —  vcriäSoiiDf^  n^o. 

402 

Die  Stadt  Nola  403.  —  Afjer  Nolanus  406.  —  Untergegangene  Städte  im 

nöTäniaehen  tiebiet  40H. 

A  b  6 1 1  a. 

Literatur  411.  —  Geschichte  411.  -  Alunicipal-Inachriften  412.  —  Leben 

41  i.  -  Topographio  414  

411 

417 

420 

Terglelcheude  Zusammenstollune  der  Inschriften  

420 

423 

425 

ERGÄNZUNGEN. 

433 

Di<"  'i'cloboor  V.VÄ.  —  Caprcar'  t:!t.  —  ."^iirrrntuin  13r>.  —  Kvme        —  l'ie 

Pnnza  Inselu  43'J.      Neapolis  439.  —  Partheuope  410.  —  f'alaeupolis  4tl. 

443 

446 

Die  canipanische  I'rat^t'ectur  446.  —  Bundesstädte  447.  —  Sullanischc 

Colonicn  41-8.  —  Aiit;uf<tt'ische  Colonicn  448.  —  üt-r  Soh  luplatz  der 

Trimalchio- Kpisode  i.'>0.    -  ('olotiien  der  späteren  Kaisrrzrit  V^>1.  - 

MniiicipiiMi  \'vl   —  Ueberaicht  der  Gcmeiuden  iäi. .—  Kircliliclu'  Kiü- 

thoiliins  t');?. 

454 

Volksdichtiirki'it   i-^t.  —  üos.Tmiiitbovölkoruiig  455.  —  .Städtische  IJe- 

völkorinii^  i.")S. 

m) 

4«2 

NACHTRÄGE. 

Einleitung  463.  —  Die  Phlegraea  463.  ^  Neapolis  4<>4.  —  Puteoli  466. 

—    Ciimae    467.    —    Pif hpoiiss.ie    468.    —    Das  .S.irnnfthal    468.  — 

Hercuianeum  469.  —  Stabiao  i7ü.  —  Surrentum  470.      Caprcae  470.  — 

Capua  470.  —  Litcrnum  471.  —  Atolla  472.  —    Aoonac    472.  — 

Suesstila  472.  —  Nola  472.  —  Abcila  473.  —  Nachträge  473. 

Karten  und  Pläne: 

1.  Campania.  —  2.  Neapolis.  —  3.  Puteoli.  —  4.  Cumae.  —  5.  Baiae.  — 
6.  Miä»ennm.  —  7.  Pithecussae.  —  8.  Hercuianeum.  —  9.  Surrentum.  — 
10.  Vüla  Pullii.  -  11.  Capreae.  —  12.  Capna.  -  13.  Nola, 


L  j  ^     ,  .oogle 


EINLEITUNG. 


cmrELL 
LAND  UND  VOLK. 

Campanien  hat  nie  ein  politisches  Ganzes  gebildet;  von  einer 
festen  Begränzang  der  Landbchalt  kann  keine  Rede  sein.  Wir  fassen  Cam- 
panien als  das  Land,  was  im  Alterthiini  von  dem  Volk  der  Campaner  be- 
wohnt war.  Es  ist  das  Gebiet  vom  Voltumus  im  Norden  bis  zu  den  Ber- 
gen von  Sorrent  und  Nocera  im  Süden,  nnd  vom  Tifata  und  Monte  Vereine 
zum  Meer.  Nördlich  von  Volturnus  ist  Cales  aurunkisch  geblieben  bis  es 
von  den  Römern  erstürmt  war  (334) ;  in  der  Ebene  von  Teanum  waren  die 
Sidikiner  seit  Urzeiten  ansässig.  Die  Campaner  haben  hier  nur  den  Ager 
Falemus  besessen  bis  zum  Savo  hin,  wo  der  Pons  Campanus  noch  in  der 
Kaiserzeit  die  alte  Grenze  Capuas  anzeigte.  Aber  ihre  Hemcbaft  oOrdlich 
vom  Voltarnos  wtr  ?<m  kurzer  Dauer,  kaimi  ein  Jahrhundert  lang.  8eit 
818  Chr.  das  fldeniflelie  Gtabiet  m  rOatiache  Colonifiten  vertheUt  wurden 
ist  €8  ootreimlMur  vwlrandeii  mit  Gales,  Sinnesaa,  Snessaf  liiDtiiniae,  dea 
rOmiichai  Cohnden  im  alten  Anrmikerlaiid.  Der  Ynltunnis  bfldet  von  nvn 
an  die  Sdieide  zwischen  Campanien  nnd  dem  neuen  Latinm. 

SlldUeli  vom  Vdtiifniis  dagegen  haben  die  Campaner  das  ganse  Ge- 
biet  bdieiTBGht  bia  hinunter  mm  Gap  Campanelbi  anf  der  Scheide  der 
Gtolfe  von  Neapel  und  Salemo;  adbat  die  Griedienatadt  Neapolb  hat  cam- 
paniaehe  Anaiedler  unter  ihre  Btegerschaft  aofiidimen  mllaaen.  Aber  frei* 
>  Uebi  der  Käme  Campanien  iat  anch  fOr  diesea  Gebiet  erst  spät  flblicb  ge- 
worden. Den  Hellenen  des  vierten  Jahrfannderta  biess  Campanien  l^xilie- 
nia*)  snsammea  mit  Lätiom  nnd  Etmrien.  Koch  TSmaeos,*)  ein  Jahrhundert 


1)  Pbiliitoi  fr.  41  belSteph.  Bj>.  Nouxpia  it6Xts  Topprjvtas.  Wem  bei  StopliaiioB 
Mich  Picentla,  Pulsofi,  Smva»  fluroitiim}  nyiekussae  Städte  Tyiriieniens  heüsen,  so 
gehen  alle  diese  Artikel  aof  PUUetc«  oder  gkidmitifB  QoeUen  Bortlck}  Piceotia  «ad 

PateoU  sogar  anf  sp&tere. 

>)  Bei  Stnb.  S.  246  wo  die  Verbesseruug  cic  r^y  [äy.w]  Kofoua/h»  eebr  Aber- 
flOieig  iet. 

BeUch.  Hm^mIhi  1 


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2  Einleitang.  — >  Laad  and  Volk. 

später,  rechnet  die  Küstengegend  bei  Kyme  nicht  zu  Campanien;  er  ist  der 
erste,  der  die  Bezeichnung  Campanien  überhaupt  anwendet.  Auch  den 
Römern  zur  Zeit  der  Kriege  gegen  die  Samuiter  und  Haüuibal  galt  Cam- 
pauien  nur  als  das  Gebiet  von  Capua  ur.d  der  Nachbarstädte;  Nola  und 
Nuceria  rechneten  sie  zu  Samnium.  ErstPolybios  um  die  Mitte  des  zweiten 
Jahrhunderts,  keiiiil  ÜLiinpanieu  in  unserem  Sin  in';  nur  rechnet  er  jenseits 
des  VolturuUü  scliuii  Cales,  Teanuin,  Siuuessa  dazu.  Nuu  dehnt  sich  der 
Begriff  Campanicn  immer  weiter  aus ;  den  Schriftstellern  der  ersten  Kaiser- 
zeit sind  Gaeta  und  Formiae  campanische  Städte;  und  als  im  dritten 
Jahrhundert  die  Römer  ihre  Provinz  Campanien  bildeten,  theilten  sie  ihr 
fast  ganz  Latiom  and  das  Eirpinerland  zu.  In  den  romanischen  Sprachen 
ist  dann  bekanntlicli  das  Wort  tarn  Apellativom  geworden,  was  jede  lokale 
Bedeatimg  veilonD  hat 

Das  Gebiet  zwischen  VoltaniiB  und  den  sonentinisehen  Beigen  bild^ 
aber  anch  eine  geographische  länheil.  Es  ist  tSat  mässig  grosse  ▼nkanisciie 
Ebene»  von  den  Yorbergen  des  Apennin  im  HalbltreiBe  eingcftsst  Im  Westen 
bnindet  das  Meer  gegen  die  Dflnen  der  Kflste;  weiter  sttdUeh  dringt  tief 
hinein  in  das  Land  der  Golf  von  NeapeL  Am  Nordrand  des  Golfes  sieht 
lieh  ein  ▼nlcanisches  Httgelland  hin,  dn  System  von  erlosdienen  und  balb- 
erloseheneo  Kratesen«  mit  Seen  und  kleineren  Ebenen  dazwischen;  die  In- 
sein  Ischia  and  Ptoeida  im  Westen  des  Golfs  sind  eine  Fortsetsung  disses 
Sjfstems,  des  phlegradschen  BerglandeB,  wie  wir  hente  es  nennen.  Am 
OstUchen  GoUraode  erhebt  sich  die  Trachytmasse  der  Somma  mit  dem  Ve- 
sut;  getrennt  w  der  PUegraea  durch  das  fompfige  Thal  des  Sebethoe«  an 
dessen  Mündung  Neapel  liegt;  hier  tritt  die  campasische  Ebene  an  den 
Spiegel  des  GolfBs.  Anders  die  SfldkOste.  Dort  treten  die  Yorbeige  des 
Apennin  weit  hinaus  in  die  See,  den  Golf  sefaliessend;  sie  bilden  die  Balb- 
insel  von  Sorrent  mit  dem  voigelagei^  Gapri. 

Die  Pyramide  des  Vesuv  gliedert  die  eampanisehe  Ebene  in  swei 
nieOe,  die  durch  das  breite  Thal  von  Nola  vertranden  werden.  Der  grossere 
Nordthäl,  GampanieQ  im  engeren  Sinn,  die  weite  Ebene  um  Oaima,  be- 
wissert  yom  Yoltnrnua  und  sdinem  Nachbarflnss  Clanius;  der  Sidtheil  mehr 
thalartig,  vom  Samns  durchflössen  und  im  Weiten  ollen  gegen  den  Golf  von 
Neapd.  So  seiftlll  Cawpanien  geographisch  und  geologisch  in  vier  QeUete; 
die  nördliche  und  südliche  Ebene,  das  phlegrftiscbe  HSgelland  und  die  sor- 
rentinisehe  Halbinsel  mit  Capri.  Wir  werden  sehen,  wie  die  historische 
Entwicklung  der  Landschaft  diesen  Verhältnissen  entsprochen  hat  Die 
nördtiche  Ebene  um  Capua  und  Nob  war  der  Hauptsitz  einst  der  etniak^ 
sehen,  später  der  campanischen  Macht;  die  Phlegraea  und  die  Halbinsel  von 
Sorrent  das  Gebiet  der  hellenischen  Colonisfition;  das  Sarnusthal  endlich 
die  Heimath  des  nuoerinischen  Stammes. 


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Eioleitoiig.  —  Auruuker. 


s 


Die  Aurunker. 

In  den  Sompfen  am  unteren  Liris,  in  den  BeiigBcblnchten  der  Bocca 
Uonfint  und  des  Caps  Yon  Gaeta  finden  wir  im  vierten  Jahrhnndert  das 
Volk  der  Anrnnker.  Solche  Sitze  wftUt  sich  kein  siegreich  vordringender 
Stamm,  in  Bergen  nnd  SflmpiSm  ancht  ein  untergehendes  Volk  Zuflucht 
Und  80  berichtet  denn  auch  die  Sage,  daas  einst  die  aunuikische  Kation 
ein  viel  weiteres  Gebiet  bebenscht  habe:  AiumUm  appellaoü  AuBon,  Ulm 
d  Cüljfptm  fiHu9^  «om  ^»rtniiMi  pofUm  /toliM,  in  gua  mmi  urüt  Btn^ 
tmhm  tt  CoMt.  i>«HMie  ffauüaim  tota  £t(0<^  JtaUa^  ^^Apmmim  ßnA' 
fw,  «tfela  €it  Au$omia  aß  «odem  <Aiee,  a  quo  eondiUm  /mate  Aimmeam 
wiUm  fenmL  (Ftatw).  In  der  That  war  Galea  noch  bei  seiner  Erobe- 
rung durdb  die  BAmcr  eine  ansoniache  Stadt  (Li?*  VDI.  16);  und  daaa 
Auflonien  im  gnnieo  Alterthom  die  poetische  Benennung  ItsHena  blieb,  iat 
uohl  ein  Beweis  daflir,  daaa  der  Aumnkeratamm  einet  za  den  bedeutendaten 
der  Halbinael  gehören  moaate.  Denn  daa  Anaoner  nnd  Anranke  ein  Volk 
beaeichnen«  iat  wohl  von  selbst  Idar.  Auch  bezeugt  es  Servlus:  (ad  Aen. 
VIL  787)  Annmei  Oraedt  Au9imt$  nomtnaniur  und  Livina  (IX-  25)  nennt 
Anaona,  Ifentumae  und  Veada  als  Anaonerstftdte.  Diese  ganze  Gegend 
ist  aber  altes  Aurunkeilandi  und  so  kann  auch  die  Identitit  von  Ansona  und 
Suessa  Annmca  nicht  aweifelhalb  seb.  Dasa  Uviua  Auaonea  aagt,  iat  nur 
ein  Beweia,  daaa  er  eine  griechiach  geachriebene  Quelle  benntite.  '  Daa  « 
kn  griechisdiea  Kamen  beweist  una»  daaa  er  zu  einer  Zdt  recipiert  wurde, 
als  der  Bhotacismus  die  italiachen  Dialekte  noch  nicht  ergriffen  hatte.  Der 
altitaliache  Käme  des  Volkea  ist  Auaeli  (Fieatus). 

Aber  noch  mnen  andmi  Kamen  finden  wir  filr  die  Urbewohner  Gam- 
paniena:  Oped«  HhaxoL  Die  Identität  der  Gaker  und  Aurunker  kann  nicht 
«Ohl  zvreifeUiaft  sein,  achon  aus  geographischen  Grflnden;  auch  bezeugt  sie 
AntiochoB  von  Sjrakna,  unser  Ältester  Gewihrsmann.  VIvt^o^  oSv  fifdt 
t^v  X^posß  veaHtifv  (Gampanien)  *(httM0ÖQ  oh^imt,  to&taoQ  ^  mt  AÖaovae  »cc 
ldg§at  (bd  Stiab.  S.  242).  Oad  nennt  VergU  (Aen.  VII.  730)  die  ilteat» 
(vor^nrrbeniachen)  Einwohner  Gapoaa;  Osker  bewohnten  nach  Strabon  (S.  247) 
Hetenlaneum  und  Porapei  ehe  Tyrrbener  und  Samniten  hier  herrschten. 
Und  von  den  Sidikinern  s^t  derselbe  Zeuge:  oürot  ik^Oaxotf  KofinavioQ 
IBvoQ  ixXeXotitdg,  Und  das  fährt  una  darauf,  dasa  Gsci  und  Aurund  doch 
vielleidit  nicht  so  ganz  identisch  sind  wie  Antiochos  wollte,  sondern  Osci 
der  weitere  Begriff.  Zwar  nicht  im  hellenischen  Sinne.  Dem  Griechen  iat 
ihttx6i  jeder  Italikcr,  rlrr  nicht  Messapier  oder  Tyrrbener  ist;  dem  Römer 
aber  sind  Osci  alle  die  die  oakisrbo  Sprache  reden;  Aurunker,  Sidikiner, 
Samniten  die  Zweige  dea  grossen  Volkes.  Diese  Stammverwandtschaft  hat 
Vagil  im  Smne,  ma  er  im  Gatalog  der  Aeneide  aiagt  (VU.  728— 782)f 


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4 


Einleitung.  —  Anninker. 


Sne  A^/ammimomui,  I^oiani  nominü  hottüy 
CuTfu  iungit  Bale*u$  tquot^  TSmoque  feroeU 
MUle  rapit  popvloB  tertunt  f  elida  BwkAq 
Ma99\ea       rosin»,  et  quo»  «U  wÜünu  aUu 
Äurmtei  mistr«  patreg  Sidieinaque  wueta 
Äeguora^  guiqt^  Cale»  Hnqmmtf  amniaque  wukti 
Acooia  Volturni^  paräerque  Satieulu»  tuper. 

Und  so  stehen  wir  vor  dem  Problem  was  so  lange  die  Forscher  der 
Urgeschichte  iuihciis  beschäftigt  hat:  Ist  was  wir  heute,  wus  schon  die 
Römer  oskisclie  Sprache  nennen,  eist  durch  die  sanmitische  Eroberung 
im  füul'Lcii  JuhrhuuUcrl  uacli  Camptkiiieü  uiid  Lutanicn  gebracht  worden, 
oder  ist  sie  schon  immer  dort  heimisch  gewesen  —  mit  anderen  Worten, 
was  war  die  Nationalität  ünteritaliens  vor  der  samnitischen  Herrschaft? 
Noch  vor  wenigen  Jahren  war  diese  Frage  ein  unlösbares  Räthsel  — 
jetzt  ist  sie  durch  epigraphische  Funde  beantwortet.  Vor  allem  durch  eine 
Mttnze  des  britischen  Museums,  {Cat.  of  Greek  omin»^  Italy  p.  75)  die  wir 
als  einziges  0eiilniial  esoes  verscbolleoeii  Volkes  zu  dem  kostbarsten  rechnen 
aolltoD,  was  das  Alterthiun  uns  hinterlassen  bat  Sie  xeigt  in  oskischer 
Spradie  und  ISclirift  den  Stadtnamen  Attrnnknd,  die  alte  Metropole  des 
Anrunkervolkee,  daneben  den  MagiBtratDameii  Hakdiis. 

Die  latiniaehe  Golonte  Snessa  Aoiiunca  ist  S13  gegründet;  folglich  ge- 
hört unsere  MOnze  vor  diese  Zeit;  doch  Ist  sie  wohl  nicht  lange  vorher  - 
geprägt,  da  der  Oebiaoch  der  osldsclien  Schrift  in  Campanien  kaum  Aber 
die  Mitte  des  vierten  Jahrhunderts  hinani^t  Wir  sehen  also,  dass  im 
vierten  Jahrhondert  die  oakische  Sprache  bei  den  Aurankern  in  offiziellem 
Gebrauch  war.  Doch  wir  haben  auch  andere  Beweise.  So  vor  aUem  eine 
oskische  Inschrift  auf  eine  Teesera  von  Elfenbein,  die  bei  Terradna  gefun- 
den ist  (Eph.  epigr*  n  p.  184): 

1]  STATIS  CLÖILC 

Statius      Cloelius  Gavii  f. 

Ferner  die  Gcschlechtsnamen  der  luschritieii  von  Fundi  und  Fornilae,  der 
einzigen  bcidüii  Städte,  wo  die  auruukische  Bevölkerung  nicht  gewaltsam 
vernichtet  wurde.   Besonders  eine  neuentdeckte  formianische  Inschrift  aus 

der  letzten  Zeit  der  RepuWik  (Bull.  Ist.  1873  p.  8(3): 

2J      L  •  CEMOLEIVS    L   F   L   STATIVS  •  L  •  F- 
Q    PACCIVS    M    F   AID   D   S  S 
PORTAb   F  ACIVNDAS  DEDERVlT 
EISDEMQVE  •  PKÜÜAVERVfT 

Statius  and  Paccius  sind  die  fOr  eine  oskische  Bevölkerung  charakte- 
hstischaten  Naqicn.  Da  nun  die  samnitische  Eroberung  diese  Gegenden 

i 


Ehdcitaiif.  -  HtlleneD, 


5 


niemals  erreicht,  ja  sogar  den  Volturnus  oder  wenigstens  den  Savo  nie  über- 
schritten hat,  so  ist  eine  Oskisirung  der  Aurunker  nicht  aozunehmen;  sie 
müssen  also  schon  von  jeher  oskisch  gesprochen  haben. 

Derselbe  Schluss  hätte  sich  anrh  aus  der  oskiM;hen  Nationalität  der 
Sidikiner  ziehen  lassen.  Auch  hier  \:-t  eiue  samnitiäche  Eroberung  durch 
nichts  bczi  ugt,  Sidikiiier  and  Campaner  werden  stets  scharf  unterschieden, 
noch  btrabon  nennt,  wie  wir  oben  sahen,  die  Bewohner  Teanums  ausdrück- 
lich "Offxot,  KafiT^uvioi  iävog  exhkoi-ÜQ.  Und  ^'Onxm  Mud  ihm  stets  die  Ur- 
bewohuer  Campaniens,  die  er  von  den  Samuito-Campanern  {l^wj^czm)  sehr 
genau  unterscheidet  Ja,  eigentlich  wäre  schon  der  Umstand,  dass  die 
lionier  die  Sprache  der  Samniten  als  Oskisch  bezeichneten,  ein  genflgender 
Beweis  dafür,  dass  diese  Sprache  schon  vor  der  samnitischen  Einwanderung 
in  Carapanien  gesprochen  wurde. 

Ein  furciitbares  Verhftngniss  hat  über  dem  Aurunkervolke  gewaltet. 
An  den  KüstenlÄndero  des  Golfs  werden  sie  den  Hellenen,  in  der  campa- 
nischen Ebene  den  Etruskern  dienstbar  —  ihre  Ansied lungen  um  Benevent 
erlagen  dem  Andrang  der  Samniten.  Die  Städte  am  Massicus  aber  haben 
die  Römer  härter  behandelt  ak  iigend  einen  anderen  besiegten  Feind.  Po- 
litische und  militärische  Gründe  erheischten  die  Sicherung  der  Strasse  nach 
Campaiiien,  die  Bildung  einer  compacten  latinischen  Bevölkerung  zwischen 
Volturnus  und  Liris.  So  wurden  die  Aurunker  mit  1  euer  imd  Schwert 
vertilgt,  und  ein  neues  Latium  erblühte  auf  der  Stätte,  wo  die  letzten 
üeäte  der  Autiqui  AuäOüii  einst  Zuflucht  gefunden  hatten. 

Die  Hellenen. 

Zwei  Mal  ist  der  Strom  hellenischer  Auswanderung  nach  Italien  ge- 
flossen. Zuerst  in  der  Zeit,  als  die  dorische  Wanderung  das  griechische 
Staatensystem  in  seinen  Grundvesten  erschtitterte ,  als  die  Küsten  Klein- 
Asiens  mit  griechischen  Colonien  sich  füllten,  und  die  Hellenen  auüngen, 
die  Phöniker  von  der  See  zu  verdrängen.  Ausgegangen  sind  diese  ersten 
Colonisationsversuche  von  der  hellenischen  Westküste,  vor  Allem  von  tier 
hafenreichen  Küste  Akamanicn's  und  dem  vorlagernden  Archipel,  Leukas, 
Kephallenia,  Ithaka,  wo  die  seekundigen  Taphier  und  Tclebocr  ihre  Sitze 
hatten-  Es  liegt  tiefer  Sinn  darin,  dass  die  Sage  vom  ersten  Erforscher 
dee  Westmeeres,  Odysseus,  gerade  hier  lokalisirt  wurde. 

Uralt  ist  die  Verbindung  zwischen  Akarnanien  und  Sicilien.  Der 
Anapos  bei  Syrakus  hat  seinen  Namen  von  einem  akamanischen  Flusse, 
Agathyrnon  soll  von  Akai  naucn  (gegründet  sein,  die  Verehrong  des  Acheloos, 
dessen  Bild  so  viele  itahsche  Griecbenstädte  auf  ihren  Münzen  haben,  muas 
aus  dieser  Zeit  stammen.    Die  kleinen,  der  Küste  vorgelagerten  Inseln 


6 


Dittssten  vor  Allem  zur  Colonisation  locken,  um  so  mehr,  je  ärmer  die 
italische  See  daran  ist.  Das  ist  der  Grund,  waraip  Campaniun  so  früh 
von  den  Hellenen  besiedelt  wurde,  eher  als  irgend  ein  anderer  Theil  Italiens. 
Als  Station  aber  auf  ihrem  Wege  nach  dem  Golf  von  Neapel  diente  den 
Heiienen  Lipara;  eine  Insel,  die  schon  lange  von  Griechen  bewohnt  war, 
ehe  die  Knidier  und  Rhodier  525  eim-  neup  Colonie  hierher  führten.  D(!r 
mythische  Gründer  jener  alu^ttn  Ansieilluii^^  auf  Lipara  ist  Aeolos.  Die 
knidischen  Colonisten  verschmolzen  zu  einem  Staate  mit  den  Resten  der 
einheimischen  Bevölkerung,  und  das  Resultat  war  nicht  etwa  ein  halb- 
barbarisches, sondern  ein  reinhellenisches  Volk.  Beweis,  dass  eben  auch 
jene  älteste  Bevölkerung  schon  griechisch  g^  ^^^^pn  war. 

Auf  Lipara  folgen  nördlich  die  Inseln  Oampaniens.  Phöniker  hatten 
den  Helleneu  auch  liif'rher  den  Weg  gewiesen.  Da,  wo  jetzt  Castel  dell' 
Ovo  steht,  auf  der  kleinen  Insel  Megaris  oder  Megalia,  erhob  sicii  wahr- 
scheinlich eine  phönikischc  Faktorei,  und  der  phönikische  Name  hat  durch 
das  ganze  Alterthuni  an  der  Stelle  gehaftet.  Audi  die  Goldminen  auf 
Ischia  sind  vielleicht  schon  durch  phönikische  Bergleute  ausgebeutet  worden. 

Die  Hellenen  tlberliessen  zunächst  die  grössere  Insel  sich  selbst  und 
setzten  sich  aui  dem  näheren  Capri  fest.  Es  waren  Teleboer  aus  Leukas 
und  Akai  nanicn;  liire  Aiisicdlung  soll,  der  Sage  nach,  vor  den  trojanischen 
Kricf-',  fallen,  keiueufalls  ilurfcn  wir  sie  unter  das  Jahr  1000  herabrucken. 
r)ald  überschritten  sie  drai  m  hiiialeii  Sund,  der  die  In^cl  vorn  Cap  Campa- 
Liijlla  trennt,  Sorreut  wurde  die  zweite  Gnecheuiludt  m  CaiiipaimMi.  Aitc 
Saizeu  und  der  Cult  des  Lipamri  in  Sorrent  zeigen  uns  den  Weg,  lien  die 
Ansiedler  genommen  haben.  Dürfen  wir  der  Tradition  glauben,  so  hatte 
sich  die  Herrschaft  der  Teiebocr  von  Capri  auch  auf  das  Sainusthal  aus- 
gedehnt. Fest  steht  nur,  dass  auch  die  älteste  griechische  Niederlassung 
auf  dem  Boden  Neapels  von  Capri  ausgegaogeu  lät;  der  gemeinsame  Cult 
der  Seirenen  ist  dafür  unwiderlegliches  Zeugniss. 

Inzwischen  hatten  die  loner  Euboeas  angefangen,  sich  am  korinthischen 
Golf  auszubreiten.  GhaUds  in  Aetolien  war  von  ihnen  gegründet,  Korkyra, 
die  Brftcke  nach  Italien,  in  ihrer  Gewalt  Bald  wagten  sie  sich  weiter  ins 
WcBtnieeri  die  Arethusa  in  Syrakus  hat  ihren  Namen  von  einer  Quelle  bei 
Oluükis.  Die  Teleboer  zeigten  ihnen  den  Weg  naeb  den  Inseln  CaroiMniena. 
Zwar  Capri  fanden  sie  sdum  von  ihnen  besetzt,  Ischia  aber  war  noch  frei 
von  helleoiacben  Ansiedlem.  Hier  grOndeten  die  ChaUddier  und  Eretriar 
Ihre  erste  Cokmie  an  den  Kflsten  ItaUens,  Die  Goldbergw«fee  uid  die 
Fruchtbarkeit  der  Insel  brachten  sie  bald  rar  BlOtbe;  nene  Ansiedler  Tom 
Hntterlande  strömten  nach,  bald  worde  das  Udne  Pithekossae  m  &tgfta 
die  Menge  des  Volkes.  So  gingen  die  Hellenen  anch  hier  auf  das  nahe 
Festland  herüber.  Procida  gegenflber  springt  die  Halbinsel  von  Baiae  ins 


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« 


Meer  tor,  nur  darch  einea  Istfaoras  von  wenigen  Stadien  Breite  mit  dem 
Festlande  zusammenhängend.  Hier  auf  dem  Isthmus,  auf  einem  fast  ud* 
angioglicheii  Trachytfels  legten  die  Chalkidier  ihre  Stadt  an,  die  bestimmt 
war,  eine  der  ersten  Italiens  zu  werden :  Kyme  im  Opikerlande.  Die  flber- 
Uelerte  Gründungszeit  ist  die  Mitte  des  elften  Jahrhunderts.  Vielleicht  * 
mflssen  wir  ein  Jahrhundert  abziehen,  viel  mehr  aber  nicht  Denn  ohne 
Frage  war  Kyme  die  älteste  aller  Hellenenstädte  in  Italien  and  Sicilien, 
und  jedenfalls  muaate  Korkyra  noch  im  Besitz  der  Chalkidier  seto,  als  Kyioe 
gegründet  ward. 

Bald  dehnte  sich  die  Macht  der  Stadt  weit  aus  über  die  umliegende 
Landschaft.  Das  vulcanische  Bergland  bis  zum  Posilip,  die  campanische 
Ebene  bis  gegen  den  Clanis  gehorchte  ihr.  Und  nun  liam  die  Zeit,  wo  die 
beiden  Hellenenstämme,  die  von  Capri  und  Ischia  aus  die  Kttsten  des  Golfs 
besiedelt  hatten,  feindlich  fnifrinaiidt  i  Stessen  sollten. 

Der  Anlass  war  der  Sage  nach  dieser.  Kyme  wurde  aristokratisch 
regiert,  wie  die  Mutterstadt  Chalkis.  Das  Volk  wehrte  sich  gcgon  die 
adeligen  Zwinghcrren ;  vergebens.  Der  Aufstand  ward  initerdrückt  und  die 
Häupter  dtr  demokratischen  Partei  flohen  nach  Parthenope,  der  kapria- 
tischen  Niederlassung  auf  dem  Boden  Neapels.  Aber  auch  hierher  verfolgte 
sie  der  Hass  der  ky'mäischen  Oligarchen.  Parthenope  wurde  geuommen  und 
zerstört  und  später  auf  den  Rainen  eine  chalkidische  Stadt  gegrOadet»  die 
Neastadt  Kymes,  Neapoli?. 

Die  letzte  Colonie  der  Hellenen  in  Canipanicn  ist  Dikaearchia.  Eine 
kymäische  Faktorei  stand  hier  wohl  schoD  seit  alter  Zeit;  zur  Stadt  wurde 
der  Ort  erst  durch  die  Aufnahme  der  Samier,  die  die  Gewaltherrschaft 
des  Tyrannen  Polykrates  flohen  (427). 

Noch  später  sind  Hellenen  nach  Campanien  gewandert,  Syrakusier 
nach  Ischia,  Athener  und  Chalkidier  nach  Ncapohs;  aber  diese  Ansiedlungen 
haben  theüs  keine  Dauer  gehabt,  theils  haben  sie  nur  bestehende  Orte 
Yerstärkt.  Die  Zeit  der  Stadtgrilodungen  in  Campanien  endet  mit  der 
Colonisation  von  Dikaearchia. 

Wenige  archaische  Inschriften  der  campanischen  Hellenen  sind  uns 
erhalten.  Vor  allen  zwei  Grabstclen  aus  Kyme  (Bustrophedon  geschrieben, 
BulL  Nap.  VI,  p.  49  u.  65,  jetzt  ia  der  Kaccolta  Cumana  in  Neapel,  meine 
Abschrift) 

3J  KPITOB      4]  DEMo^ 

EMITO 


Dann  die  Insdirift  eiiMB  «benieii  Beekens,  gefiindeii  in  diwm  Onb  bei 

Kyme  (C.  L  0. 1.  83.) 


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5J      Em  TUIS  ONOMASTO  TO  9EIPIUE0  AOU)N  EOE9EN 

die  aber  viaUeictit  in  Spiacbe  and  Schrift  nicht  kjinftiBch  ist,  sondeni 

acbäisch. 

Endlicb  die  eiagekratste  (also  epichorische)  Inschrift  eines  kymiischen 
Lel^tbos: 

und  die  Mflnzlegenden  KYM£,  KYMAION,  NEOnOUIT&  nnd  andere. 

Wir  sehen,  das  Alphabet  der  Kymüer  ist  dasselbe,  wie  daa  aller  übrigen 
cluilkidischen  Colonien ;  der  Dialekt  iiütürlieh  ionisch.  Das  Digamma  rauss 
bei  der  Gründung  Kymes  noch  lebendig  gewesen  sein,  wie  das  italische 
Avernus  für  ".ioo'^oc  beweist.  Dasselbe  würde  aus  der  Form  ramjfüvr^q  auf 
einer  kymäischen  Vase  hervorgehen,  wenn  diese,  wie  allerdings  sefir  wahr- 
scheinlich, einheimischer  Fabrik  ist.  Spuren  des  Aeolisraus  bieten  die  Müiiz- 
legenden  KYMA.  NEOPÜAITAN,  die  Form  Ketpiketa;  bei  der  gemisch- 
ten Bevölkerung  der  Stadt  sehr  erklärlich.  Eine  Besonderheit  des  campa- 
nisch-griechischen Dialekts  ist  endlich  der  Gebrauch  des  Particip  des  Aorist, 
statt  des  Particip  des  Präsens:  up^avztQ  (245  =  C.  LG.  5861  Ischia),  Xau- 
xsXap^rfjaavreq  (29  =  C.  I.  G.  5790  b.  Neapel),  dyopavopijaavTeQ  (344,345 
=  Bull.  Ist  1877,  p.  50—1  Capri).  Bemerkeoswerth  endlich  das  coustante  e 
in  yp^zfila. 

Die  Etrnsker. 

Es  g;d)  eine  Zeit,  und  sie  ist  noch  gar  nicht  so  lange  vergangen,  wo 
man  die  Nachricht  von  einer  Etruskerherrschaft  in  Campanieo  kurzweg  als 
Fabel  behandelte.  Es  war  die  natürliclu'  Ileaction  nach  der  Rtru^komauie 
des  vorigen  Jahrhunderts.  Jetzt  ist  diese  Periode  wohl  überwunden,  und 
angesichts  der  Fülle  etruskischer  Inschriften,  die  in  Camiumii'u  gefunden 
sind,  kann  es  Niemand  mehr  einfallen,  eine  Thtit^achc  leugnen  zu  wollen, 
die  von  der  leberlieferung  des  ganzen  Altei  thunis  einstiinn^i!?  bezeugt  wird. 
Hiess  doch  CampauK  n  (it  n  Griechen  noch  des  vierleu  JaiirhuuderL>  Tyrrhenia. 

Cato  hat  uns  in  den  Origines  eine  Angabe  hinterlassen  über  die  Zeit 
der  ersten  etruskischen  Colonisation  im  Volturnusthul.  Capuam  ab  eüdem 
Tu8cis  conditam^  ac  snbinJe  Nolam,  St"ti.osf  autetn  Capuam  antequam 
a  Romams  capfi-Hnr,  annia  circtter  CCLX.  S'elieius,  dem  wir  das  Fragment 
verdanken,  bezieht  die  Angabe  auf  die  zweite  Einnahme  Capuas  211,  und 
kommt  so  auf  470  als  Gründungsjahr.  Die  Absurdität  dieser  Annahme 
leuchtet  von  selbst  ein;  fällt  doch  die  Niederlace  der  Etrusker  bei  Kyme 
(474}  gerade  in  diese  Zeit;  und  da  Capua  445  von  den  Samniten  genommen 


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Sbibiliing.  —  Btnäkir.  9 

wurde,  so  bUeben  nur  25  Jahre  für  die  Etraskerherrschaft,  was  doch  offen- 
bar fiel  zu  wenig  ist.  Es  hindert  uns  aber  nichts,  die  Notiz  Catos  auf 
die  erste  Einnahme  Gapuas  zu  beziehen,  338  oder  314.  So  hätten  wir 
600 — 575  als  Gründungsjahr  —  es  ist  die  Zeit  des  Aufblühens  der  tnskischen 
Macht,  als  ihre  Flotte  mit  Karthago  das  tyrrhenische  Meer  beherrschte,  als 
Kymos  besetzt  wurde,  und  die  phokäische  Flotte  geachliigen  ward.  So 
gewinnt  die  Angabe  Catos  grosse  Wahrscheinlichkeit  —  and  jedcnfnli?  sind 
die  Origincs  eine  viel  zu  wichtige  Geschichtsquelle,  als  dass  wir  leichtfertig 
Aber  eine  ihrer  Nachrichten  !i!n',yppp;rhrn  dürften. 

Wie  im  Mutterlandc  und  am  Padiis,  so  sollen  auch  in  Campanien  die 
Etrusker  einen  Zwölf-Städtebund  gegründet  haben.  So  Polybios  (bei  Strab. 
p.  242):  Scodexat  3k  zöjieiQ  IjrxarotxiaavraQ  rr^v  otov  y.S(faXr^v  ovof^u'irrnt  ha- 
TTJT^u.  Welches  die  zwölf  Städte  gewesen  sind,  lässt  sich  jetzt  nicht  mehr 
vollständig  nachweisen;  auch  wird  die  heilige  Zahl  wohl  hier  ebensowenig 
iDnep:t'haltcn  worden  sein,  wie  zwischen  Arno  und  Tiber.  Zunächst  natür- 
lich gehörten  dazu  Capua  und  Nola  (Polyb.  II.  17);  dann  die  unbekannte 
Stadt  bei  S.  Agata  de'  Goti,  wie  die  hier  gefundenen  Inschriften  beweisen; 
weiter  Uercul  ineam  und  Pompei  (Strab.  p.  247),  endlich  Makrina  (Tüppr^- 
vwu  xTiofia  Strab.  p.  251)  und  aberbaupt  der  ganze  Ager  Picentinus  (Juit 

Tuücorran  Plin.  H.  N.  III.  64). 

Acerrae,  homonym  mit  t  iner  Stadt  Etruriens  und  des  Paduslandes, 
wird  ebenfalls  eiru^kisch  gewesen  sein,  vielleicht  sogar  eine  etruskische 
Gründung.  Tuskisch  scheint  auch  der  Name  der  nur  aus  Münzen  bekann- 
ten Stadt  Velecha,  und  ganz  sicher  sind  es  Imthi  und  Tliezle,  deren  Eiisteng 
aar  ans  Münzen  bekannt  ist 

Auch  Niiceria,  das  ja  ganz  von  etruskischen  Städten  umgeben  war, 
wird  sich  uuht  frei  von  deren  Herrschaft  erhalten  haben,  obgleich  Zeug- 
nisse fehlen.  Denn  dass  Philiütos  die  Stadt  eine  tloXiq  TjppryiaQ  nennt, 
beweist  nichts,  da,  wie  schon  erwähnt,  ganz  Campanien  den  GriecJieu  des 
▼ierten  Jahrhunderts  Tyrrhenien  hiess.  Dagegen  existirt  kein  Anhalt  für 
die  Annahme,  dass  Sorrent  und  Capri  je  etruskisch  gewesen  sind  —  wohl 
aber  ist  es  aus  mehreren  Gründen  wahrscheinlich,  dass  in  Sorrent  die 
samnitische  Herrschaft  unmittelbar  auf  die  hellenische  folgte.  * 

Das  etruskiöchc  Wesen  in  Campanien  hat  lie  sanmitische  Eroberung 
lange  überdauert.  Jä  noch  mehr;  fast  alle  Monumente  etruskischer  Sprache 
und  Industrie,  die  in  Campanien  gefunden  sind,  stammen  aus  der  Zeit 
nach  445.  Die  Sprachreste  sind  meist  in  Gefässe  geritzte  Inschriften;  sie 
enthaiteu  in  etruskischer  Schrift  deu  Namen  des  Verfert i Liers ,  des  Gebers 
oder  des  Besitzers  der  Vase.  Bemerkenswerth  ist  der  Xame  Statins 
(abgekürzt  Sta.),  der  bisher  in  keiner  inschnit  des  eigeuLiichen  Etruriens 
gelunden  iüt    Aul  saauulischen  EiMuss  brauchen  wir  den  Namen  nicht 


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10 


zurückzufahren,  da  er  sicher  seit  ürzeiteo  bei  den  oskisch  redeudea  Aonin* 
kern  Campaniens  üblich  war. 

Etni^kische  Münzen  campanischen  Gepräges  geben  Zeugniss,  da>s  es 
noch  im  dritten  JalH  huniiert  vor  unserer  Zeitrechnung  selbstständific  etxus- 
kische  Gen^elndeii  in  Campanien  gab.  Es  sind  Bronzemünzen,  den  neapoli- 
tanischen nachgepriigt,  wie  diese,  mit  dem  Apollokopf  auf  der  Vorderseite, 
dem  mannsköpfigen  Sfier  auf  dem  Revers.  Die  Inschrift  in  etruskischcn 
Buclistabeu  lautet  IP*N®i.  Man  hat  sie  mit  dm  Münzen  von  Hyria  zu- 
sammengestellt, mit  denen  sie  doch  nichts  genjrin  liaben,  \vc  i  u  Typen, 
noch  Sprache,  noch  Schrift,  noch  Fundort,  noch  endlich  die  geriniiste 
Namensähnlichkeit.  Dagegen  finden  wir  bei  IJekatäos  in  den  Fragmeuten 
der  Europa  eine  Stadt  erwähnt,  deren  Name  genau  dieselbe  Lautverbind ang 
zeigt,  wie  bnser  räthselhaftes  Imthi.  Es  ist  'Apiy&jj,  nöXtc  Olumxpia^  iu 
fjttffonorafita.  * 

Bekanntlich  bat  die  etruskif?che  Sprache  im  vierten  Jalnhundert  eine 
Tendenz  zur  Synkope  (Porsena  Por>;na.  Minerva  Menrva).  Arinthe  also 
mClsste  Arnthe  werden.  Hat  Hekatiuv-  sich  genau  ausgedrückt,  so  muss 
die  Stadt  im  Ager  Picentinus  gesucht  werden,  denn  Oenotrien  endete  am 
Cap  Athenäen.  Der  Zusatz  iv  fi&aonora[ua  ist  natürlich  verderbt,  da  dieses 
Wort  erst  der  Diadochenzeit  angehört;  ob  dafür  luaoraia  zu  setzen  ist, 
oder  iv  fiia<ff  doolv  TtoTafxoiv^  lasse  ich  dahingestellt.  Danach  lag  also  IrnUii 
nicht  mehr  im  eigentlichen  Campanien.  Einige  Münzen  der  Stadt  sind  vor 
Kurzem  in  einem  Grabe  bei  Pompei  gefanden  worden;  auch  bei  Sorrent 
sollen  sie  früher  gefunden  sein. 

Ounpaner  und  Bdmer. 

Oskisch  war,  wie  wir  oben  gesehen  haben,  seit  den  ältesten  Zeiten 
die  Sprache  der  Bewoimur  Campuniens.  Als  nun  gegL-ri  die  Mitle  des 
fünften  Jahrhunderts  die  stammverwandten  Samniten  begauiien,  aus  ihren 
Bergen  gegen  die  campanische  Ebene  vorzubrecheu,  musste  den  Aurunkern 
Campaniens  das  weit  eher  als  Be&eiung  vom  Joche  der  Fremden  erscheinen, 
denn  als  Eroberung. 

So  ist  es  gekommen,  dass  die  Tyrrhenerherrschaft  in  Campanien  dem 
ersten  Ansturm  erlag;  so  ist  es  auch  zu  erklären,  dass  sich  Sieger  und 
Besiegte  so  rasch  zu  einem  Volke  verschmolzen  haben.  Als  Bewohner  der 
Ebene  nannten  sie  sich  im  Gegensatze  za  den  Bergsamniten  Campaner. 
Die  chronologische .  Quelle  Diodon  setzt  das  Ereigniss  unter  den  Archon 
Tboodorofi,  438  oder  nach  dem  ridiiigen  Syndironismos  445  Chr.'); 


')  Diod.  Xll.  31.    xard.  ßiiv  r^v  ^haXlav  rd  i&vog  rflv  Kaßzavmv  auititm^t  xoi 
'  aÜTffi  hvjft  r^c  nfiooijyopiat  dnd  r^f  dptr^  xoü  nAtjmou  Mti/tivou  rteöiou. 


II 


lirias  etwas  später,  unter  das  Consulat  der  G.  SempraDius  Atratinus,  und 
Q.  Fabias  Vibulanus  421.  Die  Einzelheiten  der  Eroberung  sind  nicht  über- 
liefert; Capua  fiel  wohl  zuerst  und  mit  ihm  die  umliegenden  Städte  der 
Ebene;  421  fiel  Kyme,  and  wie  es  scheint,  auch  Dikäarchia  in  ihre  Hand. 
Nola  und  Nuceria  mit  seinen  Nachbarstädten  müssen  in  derselben  Zeit  er- 
obert worden  sein.  Von  hier  aus  wurde  das  hellenische  Surrentum^)  ge> 
Dommen.  Endlich  muästc  auch  die  letzte  Griechenstadt  am  Ufer  des  Grolfs, 
Neapolis,  den  CampaDcrn  die  Thore  ö£fnen ;  jetzt  war  die  ganze  Landschaft 
südlich  vom  Yoltumus  ja  ihrem  Beaits,  ond  erbidt  von  ihaea  den  neuen 
Namen  Gampania. 

Ein  politisches  Band  hat  alle  Carapaner  niemals  vereint;  wohl  aber 
schlössen  sich  die  Nachbarstädte  zu  kleineren  Gauverbänden  zusammen. 
So  Nuceria  und  die  anderen  Städte  des  Sarnusthals:  Stabiae,  Surreutum, 
Pompei,  Ilerculaueum;  Noia  mit  Abella  und  später  vielleicht  mit  Hyria; 
Capua  mit  Atella,  Calatia,  Casilinum  und  anderen.  Das  halbgriechische 
Neapel  blieb  für  sich;  ihm  gehorchten  die  Inseln  des  Golfes,  Capn.  Ischia, 
Procida.  Das  war  der  Zustand  Campanieos  während  des  vierten  Jahr- 
hunderts, bis  Capua  sich  Korn  in  die  Arme  warf. 

Nach  Aussen  haben  die  Campaner  ihre  Macht  nicht  erweitert.  Die 
kriegerischen  Neigungen  des  Volkes  landen  vollauf  Befriedigung  in  dem 
Söldnerdienst,  für  den  Oampauieo  einer  der  HÄuplwerheplätze  wurde.  In 
allen  Kriegen  Siciliens,  von  der  athenischen  Ex]jLilitioij  bis  zum  Kriege 
Roms  mit  Karthago  haben  die  Campaner  eine  hervorragende  Rolle  gespielt; 
Aetna,  Enttlla,  Me^sana  wurden  zu  campanischen  Städten.  Aber  die  Hei- 
math hat  von  den  Thaten  ihrtr  Sohui,  kt  lucii  \  ortheü  gehabt;  Sie  gehören 
nicht  in  die  (iesciliuhte  des  campamscheu  Landes. 

Die  VerlassuiiL»  der  campanischen  Städte  in  tiieser,  und  zum  Theii 
noch  in  iier  niicli>tea  Periode  war  etwa  ftil^^cnde :  An  der  Spitze  der  Gau- 
verbände stand  eiü^)  meddis  tovtiks  —  meddix  tuticus,  wie  die  Eömer 
ihn  nannten.  Unter  ihm  hatte  jede  Bundesstadt  ihren  besonderen  meddix. 
So  üudeu  wir  in  Pompei  die  medikeis  Pompaiianefs*),  in  Capua 
den  meddis  Kapvans^.  Darauf  spielt  Ennius  an  in  dem  Verse  (bei 
Festas  p.  123): 

Summus  ibi  capttuf  laedäix^  oceiäUur  alter. 
In  Nola  hndeu  wir  den  meddis  degetasiis;  vielleicht  weil  in  der  Römer- 
zeit Nola  keinem  Gauvei  bände  mehr  angehörte.  Sonst  halieu  wir  Quästoren 
und  Aedilen  (Kvaisstur,  Aidilis);  der  Seuat  heisst  Kombennium. 

4)  Strab.  p.  M7  rd  Svpptvti»  Kt^mmüv, 
»)  LiT.  23.  35;  24.  19;  96.  6;  37.  2.  4. 
<)  Imchr.  des  NolanertilOlt. 
')  ünt.  DiaL  p.  177, 


Digitizod  by  Gu^.- . 


12 


Einleitung.  —  Römer. 


Der  Nime  dar  ^fiXkenrnmaitaag  ist  ia  omereii  losebrifteii  noch  nicht 
nachgewicBen.  Ans  Livina  wissen  wir,  daas  Nola  bis  216  demokratisch 
regiert  war  (28. 17);  andt  Neapel  war*  wenigstens  bis  snr  römischen  Er- 
obemng  886  eine  Demokratie.  So  dürfen  wir  demclcratiBche  Institutionen 
m  dieser  Zeit  wohl  anch  in  den  anderen  Stftdten  Campaniens  Toraossetsen*). 

Der  Anscfainss  Campaniens  an  Rom  In  der  zweiten  HUite  des  vierten 
Jahrhunderts  hat  aonftchst  an  diesen  Yerhftltnisaen  nichts  WeeentUches 
geändert  Die  alten  Stad^  und  Ganvoriassangen  blieben  nnhcrtthrt;  oskisch 
blieb  nach  wie  vor  die  Amtssprache  aller  Gemeinden  ^dlich  des  Yoltnmns. 
Aber  schon  hatte  stclt  die  btniische  Nationalität  herangeschoben  bis  an  die 
Gienxen  des  eigentlichflo  Campaniens.  818  war  der  Ager  Falenias  an 
römische  BOiger  rertheilt  worden;  884  Cales,  818  Snessa,  296  Sinnessa 
und  liintamae  cokinisirt  worden.  Drei  Milien  von  den  Thoren  der  alten 
Hauptstadt  Campaniens  ward  lateinisch  gesprochen. 

Doch  erst  mit  dem  hannibalischen  Kriege  beginnt  die  Latinisinuig  der 
oeldschen  Gemeinden  Campaniens.  Seit  das  Gebiet  Gapnas  rOmische  Staats- 
domäne geworden  ist,  wälzt  sich  ein  Strom  latinischor  Auswanderer  in  die 
campanische  Ebene.  Altlatemiscfae  Grabscbrilten  geben  Zeugniss  von  dieser 
Bewegung;  110  t.  Chr.  erachehit  die  erste  sicher  datirte  INlfentlicfae  Urkunde 
von  Capoa  in  lateinischer  Spraehe.  IHe  Dednctkm  der  Bfligeroolonien  Vol- 
tumnm,  litenmm,  FnteeH  IM  macht  diese  Städte  sn  kteinischen;  180  er- 
hält auch  Gümse  das  Recht,  die  lateinische  Sprache  ab  «tfbielle  henntien 
zn  dOrfen.  So  ist  um  die  Mitte  des  xweiten  Jahrhunderts  das  gessnunte 
rOniBche  Gebiet  Campaniens  der  latinischen  Nationalität  gewonnen. 

Länger  erhielt  sich  die  alte  Landessprache  in  den  bundesgenOssischeB 
Gemeinden.  Erst  die  Aufnahme  in  den  römischen  Bargerverband  in  Folge 
des  SodalkriegeiB  hat  in  Nola  und  Nuceria  das  Oskische  aus  dem  offiziellen 
Gebrandie  verdrängt  Als  Volkssprache  hat  es  sich  zum  Theil  noch  länger 
gehalten ;  ja,  in  Pompei  finden  wir  vereinzelte  oskische  Graffitti  noch  in 
der  Zeit  unmittelbar  vor  der  Zerstörung  der  Stadt 

Mehr  Widerstand  haben  die  Griechen  Neapels  der  LatinisiroQg  ent- 
gegengesetzt. Erst  seitdem  Titus  eine  Veterancncoloüie  hierher  filhrte,  fängt 
das  Latein  an,  in  der  Volkssprache  die  Oberhand  zu  bekommen.  Als  Amts- 
sprache aber  hat  das  Griechische  sich  behauptet  bis  in  die  diokletianische 
Zeit;  und  noch  bis  heute  haben  sich  oskische  nnd  griechische  Wendungen 
im  Volksdialekt  Neapels  erhalten. 

Yergl.  De  Petra  Salle  coQdizioni  delle  cittji  luliche  dopo  la  guerra  sociale 
p.  ei-74.  Nap.  ises,  mniMi  Autelt  Archivio  Btorico  Kap.  II,  p.  398  mid  mtan 
bti  des  eittaelnen  Städten. 


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ÜMtiMfaMMf.         fltMitliflllf  ZiBlftlllflft. 


18 


CAPITEL  IL 

STAATLICHE  ZÜSTÄNDE. 

Die  Übterwerfong  OuDpaanoB  unter  rdmisdie  Hemdiift  wir  em  Ende 
des  vierten  Jehrfauederts  volkodet  Dee  mimittelbar  rSmiadie  Gebiet  um* 
baste  damalB  die  TrtbitB  Falerina  am  rediten  JJUr  doB  Veltnniiis  81S  ei^ 
lichtet,  fenier  die  HalbbOrgergemeiiideii  Gipitt  mit  aeioeD  BsodcsBtftdten; 
Comae,  Aceme,  Saessida;  eodfich  als  Ager  PubHene  die  von  Neapel  826 
abgetretene  Inael  lachia,  den  lAcna  Lncrinus  mit  der  TIa  Herodaaea  und 
den  Belg  Ganms  (Cie.  leg.  agr.  II.  14. 86).  Im  Ganzen  ein  GeUet  von 
etwa  18  geographiaehen  Quadrat-MeOen  mit  Tidleldit  400,000  Einwobnem. 
Der  Best  der  campanisehen  StBdte  war  formell  aonTerftn  geblieben,  aber 
ducb  ewige  Bandnisae  an  Rom  gekettet;  Keapolis  (mitGepreae)  Beit8S6; 
Nola  aeit  311  nnd  seit  denelben  Zeit  wobl  Abella  und  Hyria;  Nnceria  ond 
sein  Band  seit  308.  An  Fiftehenranm  standen  dieae  verbttndeten  Staaten 
dem  rOmiaefaen  Gebiet  niebt  nach;  an  fieTÜlkemng  wahraeheinlidi  nnr  wenig. 

Der  hanmlialiache  Krieg  hat  in  dem  YerhAUnias  dieaer  Yerbflndeten. 
in  Bom  keine  Verftndemng  bewirkt,  da  sie  alle  Bom  tien  blieben.  Um 
ao  einadmeidender  worden  die  rönuachen  BOrgeigemeinden  dnrch  den  Krieg 
betroffen.  Das  Gebiet  von  Oapoa  wurde  confiacirt  und  aar  rOmiaehen  Staato- 
domSne  (810);  nach  Voltumum,  litamum,  Pnteoli  worden  r6miache  BflrfleK^ 
eoVmien  gefthrt  (194),  Atella  als  rOmiacbea  Munidpiom  constitoirt  Bild 
mflaaen  auch  die  noch  fibiigen  PnaaivbflrgergemeindeD  daa  VollbOrgerrecht 
erhalten  haben;  6amae  wabracheinfich  nicht  bmge  nadi  180,  wo  ea  daa 
Becht  erhielti  die  bteiniache  Sprache  ala  offisielle  an  hraneben;  dann  Aeerrae, 
Soeaeola  ond  jedenfUla  anch  Gapoa  aelbat  Dieae  drei  Stftdte  finden  wir 
aplter  der  beoacbbarteii  Triboa  Fiderina  zugetheOt;  an  weldier  Triboa  GnmaA 
gehörte,  ist  zweifelhaft,  vielleicht  znr  Glandia. 

Am  Aofetand  der  Italiker  im  Jahre  90  nahmen  anch  die  caapaniMhen 
Boodesgenossen  Theil,  mit  Ausnahme  Yon  Neapel  ond  Noceiia.  Bei  der 
Aasdehnung  des  römischen  Bürgerrechts  über  Italien  erhielt  Ne^^s  die 
Maeeia,  Nola  die  Falerina,  Abella  gleich  den  Hirpinern  die  Galeria,  Nuceria 
mit  seinen  Bundeastädten  Pompei,  Herculaneum,  Sorrentom  die  Menenia. 
Stabiae  ist  durch  die  ZerstOraog  durch  SnlUi  am  80.  April  89  ans  der  Rdhe 
der  campaoiachen  Gemeinden  geatrichen;  ebenao  Hyria,  die  alte  NachbaD- 
atadt  Nolas,  wir  wissen  nicht,  wann. 

Sulla  deducirte  seine  Veteranen  in  eine  Reihe  von  Stftdten  Campaniens. 
Aasdrflcklich  bezeugt  ist  es  von  Pompei,  Nola,  Urbana  im  Ager  Falemos; 
mehr  oder  weniger  wahrseheiDlich  von  Sorrent,  HercnUmeora,  Neapel,  AbeUa, 


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u 


Einleitung.  —  Staatliche  Zastäode. 


SneBBola,  einem  Tlnil  d«B  Ager  Campaous.  Caesar  atellte  Capua,  Galatia, 
Casilinum  als  selbststtodige  Gemeinden  (Golomen)  wieder  ber;  Antooias 
ftthrte  von  Neaem  eine  Golonie  nach  Casilinam.  In  sehr  grossem  Mass» 
stobe  hat  endlich  Oetavian  Golonien  nach  Campamen  gefllhrt  Die  Gebiete 
ton  Gapua,  Nnceria,  Camae,  Volturaam,  Lüitemum,  Acerrae?  Alella? 
wurden  nach  der  Schlacht  bei  Philippi  an  die  Veteranen  vertheilt  Zugleich 
wurde  Misennm,  vielleicht  auch  Banli  von  Camae  getrennt,  Pitbecusae  an 
Neapel  znrttckgegeben  und  dafttr  Gapri  ertanscht,  was  kaiserlicher  Privat- 
besits  wurden 

Pateali  erhielt  <S3  n.  Chr.  dnrch  Kern  Coloniahrecht  Greese  Ver- 
ftnderongen  brachte  die  Remcfaaft  der  Flavier.  Kola  erhielt  durch  Veepasian 
und  spiter  wah  Neue  durch  Nerva  eine  Veteranencolonie,  Neapel  durch 
Titas.  Der  sOdfiche  Theii  des  Ager  Oampanus  bis  aber  Aversa  hinaus  ward 
wahrscheinlich  dnrch  Vespastan  an  Pnteoli  abgetreten,  anm  Lohn  fto  seine 
Haltung  im  Baij^erkriege  ^—70;  zur  Entficbfidiguttg  erhielt  Gapaa  das 
Gebiet  von  Urbana.  Hereolanenm  und  Pompei  verschwinden  sdt  der  Kata^ 
Strophe  von  79  ans  der  Beihe  der  campanischen  Stftdte;  wie  es  scheinti 
kam  das  Gebiet  von  Hereulaneum  an  Neapel,  das  von  Pompei  an  Nola. 
Seitdem  sind  Zahl  nod  GeMetsgreiiaen  der  campanischen  Gemeinden,  so 
viel  wir  wissen,  nicht  mehr  verändert  worden. 

Seit  Cae8ar*6  Dednction  der  Colonie  Capua  waren  die  rSmischen  Staats- 
domSnen  in  Campanien  im  WesentÜchen  beschränkt  auf  die  Insel  Iscfaia, 
den  Berg  Ganms  und  den  Lam  Lncrinua  mit  der  Via  Herculanea.  lechia 
wurde,  wie  wir  gesehen  haben,  von  Angostos  abgetreten;  dagegen  kamen 
im  Laufe  des  ersten  und  zweiten  Jahrhunderts  die  meisten  und  grOssten 
der  Villen  um  Baiae,  Misenum,  Puteoli  durch  Erbschaft 'oder  Coufiscation 
in  kaiserlichen  Besitz;  ebenso  das  Pausilypon  des  Vedius  Pollio  und  das 
Neapolitanum  LucuU's;  dazu  durch  August  die  Insel  Capreae.  Die  Ans* 
dehnung  dieser  Krongdter  htonen  wir  uns  kaum  ansehnlich  genug  vorstellen. 

Auch  die  campanischen  Tempel  besassen  bedeutende  Liegensehaften. 
Der  Minerva  in  Sorrent,  der  Parthenope  in  Neapel  waren  grosse  Theile  des 
•  Gebietes  dieser  beiden  Städte  geweiht  Der  Cippus  abellanus  spricht  von 
dem  heiligen  Lande  des  Hercules  an  der  Grenze  von  Nola  und  Abella.  Sulla 
weihte  nach  seinem  Siege  über  Norbanus  83  der  Diana  Tifatina  den  Bei^ 
Xütta  und  die  angreonende  Ebene;  Vcspasian  Hess  dm  Tcmpelgut  von 
Kenem  vermessen.  Dagegen  wurde  der  Ager  SteUatis,  der  211  bei  der 
Einnahme  Capua's  den  Göttern  geweiht  worden  war,  von  Caesar  an  seine 
Colonisten  vertheilt;  und  ebenso  verfahr  später  Titus  mit  den  Gatem  der 
Birene  Parthenope  bei  Neapel 


üigmzeo  by  <^OOgle 


EinleituQg.  —  Stadtgebiete. 


15 


Von  ta  CtomeiiidAii,  die  PUnim  io  dem  beinoDteii  Vemiciniu  «is 
der  eiBten  Region  Italiens  aofisfiblt,  iUlen  folgende  inneitaalb  der  Gienien 
Gampaniene,  wie  sie  von  uns  oben  bestimmt  wurden: 

An^  der  Kflste:  Voltnrnnib,  Liternnm,  Cnmae,  Hisennm, 
Banli?  Puteoli,  Neapoiis,  Hercnlaneam,  Pompei,  Nneerin, 
Snrrentnm. 

Im  Innern:  Capuai  Noia,  Aeerrae,  Atella,  Abella,  Calatia? 
Snessnla. 

Ob  Baali  eine  eigene  Gemeinde  bildete»  kann  zweildttiaft  seheiaen, 
da  PUnios  bei  Besclireibnng  der  KllaCen  manchmal  anch  Orte  anfaAhlt,  die 
keine  Gemeiaden  waren.  Ebenso  kann  Calatia  fBr  Duatia  Torsehrieben 
sein,  was  Im  Veneidittias  niefat  vorkommt;  indess  konnte  bei  dem  Gleidi- 
Uang  der  Namen  anch  der  eine  von  ihnen  aus  dem  Texte  geMen  sein. 
Wir  haben  also  im  Gänsen  in  Campsnien  unter  Augostus  16  bis  38  Ge- 
meinden,  woau  dann  noch  die  Insel  Gspri  lu  fügen' ist  Es  bandelt  sich 
nun  darum,  die  Grenien  dieser  Stadtgebiete  sn  bestimmen,  soweit  uns  das 
unsere  spftriichen  Qnellen  gestatten. 

Das  Gebiet  Capaas  wird  nach  Norden  vom  Yeltumus  begrenst  und 
durdi  ihn  vom  Ager  Fatemus  geschieden.  Liv.  3S.  15  J^ymiw  CatiUiaim 
MoigMl  moäieU  ptamüuy  qvm  Kr5t  VoUMimo  ßumn»  dirmpta  Faler* 
mum  a  (kmpam  agro  divido  Und  8»  11:  Falarmu  (V^w^,  po- 
fmH  Oxmpam  fmtraiy  tuque  ad  Vullumum  ßtmtn  fUhi  Rommae  dioi» 
ditur.  Ob  demnach  der  Theil  von  CaaUinum,  der  aaf  dem  rechten  Ufer 
des  Flusses  lag,  snm  Ager  Falemus  gehörte,  lasse  ich  dahiogestellt  Da- 
gegen gehörte  CSapna  allerdings  anch  nach  dem  Verlast  des  Falemus  ein 
Gebiet  auf  dem  rechten  Ufer  des  Voltornus,  der  Ager  Stellatis.  Er  um- 
ÜMSte  das  Gebiet  von  Casilinum  nordöstlich  bis  aber  BeUona  hinaus.  Pigna- 
taro  gehört  schon  zn  Cales  (Vicus  Palatius);  die  Grense  gegen  Gaiatia 
machte  vielleicht  der  Bach,  der  bei  Formicola  voraber  hi  den  Voltumo 
strömt.  Im  Einseinen  lisst  sich  die  Grense  der  stellatischen  Felder  nicht 
näher  bestimmen. 

Südlich  des  Voltumus  reichte  der  Ager  CampanuB,  oder  wenigstens 
das  der  Diana  Tifatina  geweihte  Gebiet  bis  an  den  Ostabhang  des  Tifata, 
den  ganzen  Bergzng  einschliessend.  Sechs  Milien  östh'ch  von  S.  Angelo 
in  Formis  finden  wir  nämlich  auf  der  peutingerschen  Tafel  den  Ort  Syllae 
verzeichnet,  ein  Name,  der  doch  siehor  auf  die  Schenkung  des  Dictatofs 
8S  V.  Chr.  zurückgeht. 

Calatia  hat  bald  zu  Capua  gehört,  bald  eine  eigene  Gemeinde  gebildet 
Von  Sulla  Capua  zugetheilt  (Gib.  Col.  S.  232.  3),  wurde  es  von  Caesar  zur 
selbstständigen  Colonie  erhoben.  Die  Grenze  gegen  Capua  lief  nach  dem 


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16 


Zeugoiss  der  aufgefundenen  Termini  bei  Mftiyiftftiipy  (j^,  död),  die  gegen 
Saeasula  etwa  bei  Maddaloni. 

Nach  Süden  hin  reicht  das  Gebiet  Capuas  bis  in  die  Nähe  des  Golfe 
voD  N\  a])el.  Der  Berg  Leukogaeon  macht  hier  die  Grenze  zwischen  Pateoli, 
Neapel,  Capaa.  Plin.  35.  174.  Sulphur  nascitur  in  Neapolitano  Catnpa- 
noqye  agro^  collibus  gut  voeantur  Leucogaei.  ibid.  18.  114.  Invenitur  haec 
(creta)  inter  Puteolcs  et  NeapoUm  in  eolle  Ltueogaeo^  exstatque  D.  Augutti 
decretnm,  quo  annua  vicena  milta  Neapolitania  pro  eo  nurnerari  imsit  b 
fsrn  OHO,  rof''nn'nm  'h^ducens  Capuam.  Seit  Augustns  also  begriff  daR  Ge- 
bivt  von  Capua  auch  den  ColHs  Leucogaeus:  Astrnni  nördlich  der  Solfatara. 
Auf  der  Seite  gpf.'^cn  Gumae  hin  reicht  der  Ager  Gampanus  bis  auf  drei 
Milien  von  dieser  Stadt.  215  v.  Chr.  machten  die  Carapaner  den  Versuch, 
durch  eine  Demonstration  Cumae  zum  Anschiuss  an  dip  punische  Partei 
zu  bowetjen.  Unter  dem  Vorwand,  ein  Opfer  m  bringen,  rücken  sie  mit 
14,000  Mann  nach  Hamae.  I/atnae  inde  (Cumis)  IIT.  ■miU.a.  pn-fsuum  ab- 
sunt  (Liv.  93.  35).  Ein  Opfer  bringen  konnten  die  Gampaner  doch  wohl 
nur  auf  eigenem  Gebiet;  auch  wäre  durch  einen  bewaffneten  Einmarsch  in 
den  Ager  Cumanus  der  Zweck  der  Demonstration  verfehlt  worden.  Hamae 
lag  demnach  wohl  auf  der  Nord  Spitc  des  Monte  Barbaro,  etwa  bei  lor 
S.  Chiara.  Man  vergleiche  damit  die  Lustratio  ad  iter  Avm-ni  auf 
dem  campani&cben  Festverzcicliniss  387  p.  Chr.  (N.  414).  Die  Inno  Gaura 
^  (N.  367)  hatte  in  Capua  ihren  Gultus:  njid  da  Cicero  (Leg.  Agr.  II.  36) 
den  Gaurus  als  roinische  Staatsdomäne  anfuhrt,  werden  wir  wohl  nicht  um- 
hin können,  anch  den  Monte  Barbaro  dem  campanischen  G*  tuele  /uzutlieilen, 
was  alsu  bis  uumittflbai  vor  die  Thore  Piiteoli's  reichte.  Wir  verstehen 
jetzt,  warum  die  römische  Colouic  dort  nur  aus  300  Familien  bestand. 
Ebenso  werden  die  Gebiete  von  Literninn  und  Volturnum  nur  klein 
gewesen  sein;  die  natürliche  Grenze  zwischen  beiden  bildet  der  Clanius, 
die  zwischen  Liternum  und  Gumae  der  Monte  Gaudo  und  der  Lago  di 
Licola. 

Am  schwersten  zu  bestimmen  ist  die  Sü*iost -Grenze  des  Ager  Cam- 
panas gegen  Suessula  urici  Atella  hin.  Aversa  war  nach  Zeugoiss  der  In- 
schriften jedenfalls  noch  capuanisch,  ebenso  Marano.  Die  Grenze  muss 
also  zwischen  Aversa  und  S.  Arpino  d'  Atella  durchgelaufen  sein,  und  dann 
südlich  gegen  den  Bergzug  von  Camaldoli  hin. 

Im  zweiten  Jahrhundert  der  Kaiserzeit,  wir  wissen  nicht  wann,  jeden- 
falls aber  vor  den  Antoninen,  ist  in  diesem  Theile  Gampaniens  eine  grosse 
Gcbietsverftnderung  vorgeiioiuuien  worden.  Die  Inschriften  bezeugen  uns 
nämlich,  dass  d.imals  iLi  ^anze  Süden  des  Ager  Caropanus  bis  Aversa  und 
vicllLicht  bis  zum  Clan  s,  Piitpoli  attribuirt  war.  So  hatte  diese  Stadt  end- 
lich em  ihrer  Bcdeutuug  eubsprechendes  Teriilurium. 


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I 


EmMtug.  —  Stedtgelnetft.  17 

Sei  es  sur  Belben  Zeit,  sei  es  Bchoo  firftber,  ist  indessen  der  Ager 
Gkm^aoitB  nadi  der  anderen  Seite  hin  vergrOseert  wofden.  Faltmuu  ager 
a  ponS«  Oampano  l<»a>a  paimii^tit  Urbanam  cokmum  ßiUlamtm  nuper 
Capuae  eontributam  mdpH  Plin.  14.  62.  Nach  der  PeutingttSCiMii 
TtM  leg  Urbana  drei  MOien  im  Pens  Campanas»  nenn  Ton  CasfifDom. 
Es  war  also  bis  auf  Forum  Popilii  der  Ager  Falemus  ndt  Capna  nüsder 
vereinigt 

Zu  Suessula  geb<irte  snnftchst  der  Anfang  des  caudinischen  Tbales 
bis  über  Aricnzo  hinaus,  etwa  nach  Forchia.  Der  Vicus  Noyanensis,  der 
hier  bei  S.  Maria  a  Vico  an  der  Appia  lag,  wird  inscbriftlich  als  zum 
Gebiet  von  Suessula  gehörig  bezeichnet  (I.  N.  3552)  Nach  Süden  bildete 
die  Grenze  gegen  Acerrae  der  alte  Lauf  der  Mefite,  die  östlich  von  GanceUo 
am  Südabhange  des  Beigznges  entspringt,  und  eiust  bei  Ponte  Casolla  in  den 
Glaniiis.floBS.  Im  frühen  Mittelalter  lief  hier  die  Oraize  der  Erzdiöcesen 
Benevent,  zu  der  Suessula,  und  Neapel  zu  der  Acerrae  gehörte.  Das  alte 
Gebiet  von  Acerrae  begriff  demnach  ctw»  den  Rest  des  heutigen  Gebiete 
der  Stadt  (jetzt  gehört  dazu  auch  die  Su^lle  wo  Suessula  stand),  begrenzt 
durch  eine  Linie,  die  vom  Clanius  ausgehend,  Caivano  und  Afrsgola  westlich 
Iftsst,  Licignano,  Cistema,  Brusciano  südlich  (Caporale). 

Die  Nordgrenze  des  Gebiets  von  Cumae  ist  schon  angegeben;  nach 
Osten  gehörte  zur  Stadt  noch  das  Cumanum  Ciceros,  das  an  der  Stelle  des 
heutigen  Monte  Nuovo  lag.  Unmittelbar  östlich  davon  bcgannon  schon  die 
ersten  Häuser  von  Puteoli.  Im  Süden  gehörte  bis  auf  August iis  die  Halb- 
insel bis  zum  Cap  Misenum  zum  Ager  Cumanus.  Seit  der  Abtrennung 
Misenums  lief  die  Grenze  von  der  Foce  de!  Fusaro  über  den  Kamm  des 
Monte  Selvatichi  nach  der  Küste  nördlich  von  Bacoli.  (Vergl*  Seotti  JJüterL 
di  Mineno  e  Cuma). 

Puteojia  Gebiet  erstreckt  sich  längs  der  Küste  von  der  Maaseria 
Migliarese  beim  Monte  Nuovo  bis  zum  Ost- Abhang  der  Solfatara;  der  Lago 
d'Agnano  gehörte  damals,  wie  jetzt,  zu  Neapel.  Auf  der  anderen  Seite  grenzte 
Keapel  mit  Nola,  etwa  bei  Pomigliano  d'Arco,  da  der  ganze  Lauf  des 
Sebethos  sicher  zu  Neapel  gehörte,  auch  die  Atqua  delia  Bolla  in  dieser 
Gegend  entspringt.  Eine  Bulle  Innoceuz  III.  begrenzt  die  Diucese  Nola 
nach  "Westen  durch  eine  Linie  von  Caucellü  nach  Trocchia  am  Vesuv.  Im 
Nord- Westen  gegen  Atella  macht  eine  Linie  von  der  Grenze  Acerraes  über 
Afragüla,  und  Casoria  die  Grenze. 

An  Neapel  grenzte  Herculaneum;  sein  Gebiet  begriff  den  Südab- 
hang dcä  Vesuv.  Die  Grenze  gegen  Neapel  war  etwa  bei  Portici,  gegen 
Pompei  bei  Torre  Annunziata.  Nach  der  Zerstumng  durch  die  Eruption  79 
üel  das  Gebiet  iiereulaiieurns  an  Neajie-1:  nocli  im  ililttiiaiter  vs^artn  die 
lorri  davon  abhängig,    i  ompui  s  Gcbit^i  ging  südöstlich  bis  zum  Sarnus 


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18 


Einleitung.  —  Stadtgebiete. 


(oskische  Inschrift  des  Stabianerthors),  nördlich  etwa  bi-  zu  einer  Linie 
vom  Gipfel  des  Vesuv  nach  Striano.  Nuceria  umfasste  nach  der  IncoF' 
poration  Stabiaes  das  Land  vom  Sarnus  bis  zum  Kamm  der  südlichen  Bei^- 
kette,  und  dem  Saro  Möns  bei  S.  Sevcrino;  Surrentum  seine  Halbiusd 
bis  zum  Kamme  des  Monte  S.  Angelo.  Des  Muranus  üeimi^  bei  SUias  sind 
(V.  465)  felicia  Baccho 

Aequana  et  Zephyro  Surrentum  molle  salubri. 

Also  geh(irte  Vico  Equense  zum  Gebiet  von  Sorrenf.  Vola  i«;f  nach  Süden  und 
Westen  schon  begrenzt  worden;  nach  Norden  und  Osten  reichte  das  Gebiet 
bis  in  die  Vorberge  des  Apennin;  Laura  gehörte  nach  dem  Zeugoiss  der 
Inschriften  dazu.  Abc  IIa  endlich  beherrschte  das  Thal  am  Fasse  des 
Monte  Vergine,  wa?  von  den  Quellen  des  Claniu^  tInrchstrümL  wird. 

Berechnen  wir  nach  diesen  Angaben  den  Fiächenraum  der  einzelnen 
campanischen  Stadtgebiete,  so  erhalten  wir  folgende  Resultate,  die  natürlich 
aut  mehr  als  approximative  Richtigkeit  keinen  Anspruch  erheben. 

Ager  Campanus  12    geogr.  Qaadr.- Meilen 

Voltumum  ca  0,50 

Liternum  0,50 

Cumae  (mit  Baub  und  den  Seen)  0,50 

Misenum   0,10 

Puteoli  0,20 

Neapolis  Festland  2,50 

»      Pithecusae  1 

Atelhi  1,25 

Acerrae  0,75 


 1,50 

.    .    .    .    .    .  6,50 

 2 

 1 

  1,76 

 4 

 1,50 

Capreae   0>25 

37,8 


Suessula 

Nola  .    .  . 

Abella  .  . 
Herculaneum 

Pompci   ..  . 

Nuceria  .  . 

Surrentum  . 


30^000  peditum,  iOOO  «pdtmn  atlUror  «r  (kmpama  $eribi  poue^ 
leaea  wir  bei  Livias  (23.  5)  nnter  dem  Jahre  S16.-  Mit  anderen  Worten, 
Oapoft  stand  in  den  Gensusliaten  mit  84,000  Mann  dienstpfliehtiger  llaan^ 
flchaften  (/imtorei)  Terseielinet,  was  einer  BevOUnrung  von  825,000  Seelen 
entspricht  (Rh.  Mus.  82, 227— 248).  Der  FIfteheninbalt  der  Gebiete  Gapuas 


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Eintaitang.  —  BefOlkerong. 


19 


und  seiner  Bandesstädte  betrug  nun  damals  etwa  14,50  Qaadiatmdleo,  also 
eine  Volksdicbtigkeit  von  22,000  Seelen  auf  der  Qnadratmeile.  In  der  heutigen 
Provinz  Neapel  leben  Ober  20.000  Menschen  auf  der  Quadratmeile  ohne  die 
Hauptstadt;  mit  dieser  43,000  Einwohner.  Die  Angabe  des  Livius  erscheint 
sonach  vollkommen  glaublich;  andere  Gründe  dafür  werden  weiter  unten 
bei  Capua  erörtert  werden.  Dass  wir  eine  Ähnliche  Volksdichtigkeit  auch  für 
den  Best  des  alten  Campaniens  voraussetzen  mflsscn,  ist  schon  an  und  far 
sich  wahrscheinlich,  denn  die  Lebensbedingungen  sind  äberall  die  gleichen ; 
auch  best&tigen  directe  Angaben  diese  Annahme.  Wir  hören,  dass  Heren» 
laneuin,  Pompei,  Stabiae  und  Surrentum  im  Socialkricgc  dem  Papius  Mu- 
tans ein  Corps  Ton  11,000  Mann  lieferten  (Appian.  Civ.  I.  42);  das  setzt 
eine  Bevölkerung  von  etwa  100,000  Seelen  voraus.  Die  Gebiete  dieser  vier 
Städte  mit  dem  von  Nuceria  umfassen  etwa  8,25  Quadratmeilen ;  wir  müssen 
also  noch  etwa  80,000  Einwohner  für  Nuceria  zurechnen,  um  auch  für  dieses 
Gebiet  dieselbe  Volksdicbtigkeit  zu  haben,  die  soeben  für  Capua  i^cfundcn 
wurde.  Der  Unterschied  in  der  Zeit  unserer  beiden  Angaben  (2 IG  und  90 
V.  Chr.)  ist  insofern  ohne  Bedeutung,  als  die  freie,  bürgerliche  Bevölkerung 
Italiens  pich  in  fkr  Zeit  vom  hannihili-chrTi  Kriege  bis  auf  August  fast 
g  it  nii  ht  vermehrt  bat;  um  so  mehr  freilich  die  Zahl  der  Sklaven  und 
Fremden. 

Bestimmen  wir  nach  diesen  Daten  die  Bevölkerung  der  einzelnen  Theile 
Campaniens  zur  Zeit  des  hannibalischen  Krieges,  so  erhalten  wir  folgendes 
approximative  Resultat,  was  sich  im  Allgemeinen  nur  wenig,  von  der  Wahr- 
heit entfernen  wird.  . 


QnadntmtileD 

Joniorai 

Berfiftenuig 

Ager  Campanus 

14,50 

84,000 

825,000 

Goinae,  Aceirae,  Snessnla 

2,85 

6,500 

60,000 

Pilhecnsae 

1 

1,000 

10,000 

Römisches  Gebiet 

18,35 

41,500 

395,000 

Neapolis  mit  Capreae 

2,75 

6,500 

60,000 

Nuceria  und  sein  Bund 

8,25 

19,000 

180,000 

Nola,  Hyria,  Abella 

8,50 

13,000 

120.000 

BunrIpsgpno«?nii 

19,50 

38.500 

Für  die  ganze  Landschaft  also  37,8  Quadratmeilen,  eine  dienstptiichtige 
Mannschaft  von  80,000  Mann  und  eine  Bevölkerung  von  750,000  Einwoh- 
nern. Die  L'cbirgige  Insel  Tfchia  und  das  Bergland  um  Nola  sind  dabri  mit 
einer  geringeren  Volk&dichti^eit  augeäetzt  worden,  als  die  Distrikte  der 
Ebenen. 


Die  älteste  Konststraase  des  rOmiscben  Reiches,  die  Via  Appia,  ist  be- 
kaimfUdi  811  aar  TeEbindimg  Gapnas  oüt  Bom  angelegt;  später  bis  Bnui- 


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20 


ISnleitiuiK.  —  StfMieii. 


disium  verläogcrt.  Sic  betritt  Cainpanien  an  der  Voltiuiui.sbriicke  bei  Ca- 
siliDUna,  uod  läuft  von  hier  über  Capua  und  CalaLia  durch  die  caudinischeo 
Pässe  Dach  Saranium.  Die  Chaussee  von  Neu -Capua  nach  Benevent  ent- 
spricht auf  dieser  ganzen  Strecke  fast  genau  dem  Laufe  der  alten  Strasse. 

Alle  übrigen  Kunststrassen  Campaniens  sind  Abzweigungen  der  Via 
Appia.  Zunächst  die  grosse  Strasse,  die  Capua  mit  Rhegion  verband,  ange- 
legt "Von  ciueui  Popilius  in  den  letzten  Zeiten  der  Kupublik,  nach  dem 
Zeugniss  einer  in  Diano  in  Lucanien  gefundenen  Inschrift  (I.  N.  6276).  Die 
Strasse  führte  von  Capua  über  Suessula,  Nola,  Nuceria  nach  Salernum,  und 
vou  cid  weiter  uacli  Lucauien. 

Eine  zweite  Abzweigung  der  Appia  ist  die  Küstenstrasse,  die  von 
Sinuessa  über  Volturnum,  Literiiuni,  Cumae  nach  Puteuli  führt.  Auch  sie 
ist  schon  in  republikanischer  Zeit  angelegt,  wie  die  bei  Castel  Volturno 
gefundene  Inschrift  beweist:  (C.  I.  L.  I,  1196.) 

7]  M  ARRiVS  /W  F 

M   SEXTIVS  MF 
DVO  VIRI   D  C  S 
VIAM  FACIVND 
ET  REFICIVND 
COERAV 

Später  wurde  die  Strasse  von  Domitian  verbessert;  sie  heisst  von  da 
ab  Via  Dumitiana.  Statius  hat  diese  Herstellung  der  Strasse  in  der  dritten 
Silve  des  IV.  Buches  besungen.  Die  Via  Domiüaüa  bildete  nun  die  kürzeste 
Verbind nn^j;  zwischen  Rom  iimi  r'utcili. 

Emu  Reihe  kleiiicrer  Stiabaeu  verband  diese  drei  HaupÜiüien  unter 
einander.  So  die  Viae  Cousulares  von  Capua  nach  Cumae,  Pateoli,  Neapo- 
Iis;  die  Strasse  von  Puteoli  über  Neapolis,  Herculaneum  und  Pompei  nach 
Nuceria,  eine  Fortsetzung  der  Domitiana;  die  Nebenstrassen  von  Capua  zum 
Tempel  der  Diana  (Via  Dianae),  von  Camae  Aber  Baiae  nach  Hisenam,  von 
Pompei  nach  Sorreat  und  inm  Tenipel  der  Minerva,  von  Stainae  nach 
Nttcetja. 

Die  Weg  Servituten  hatten  selir  verscfaiedeie  Breite  in  den  ver- 
Bduedenen  Stadtgebieten  GampanienB,  je  nachdem  ihre  gesetsUcfae  Begtüi- 
rong  in  frohere  oder  apitere  Zeit  flUlt  Sie  betragen:  (Vergl.  Mommaen 
Feldm.     8. 161). 

120'  iu  Atella,  Liternum,  l^oia.  60'  iu  Calatia,  Nuceria. 

100'  »  Capua.  30'  »  Puteoli  (ex  uno  iatere). 

90'    •  Äcerrae,  Cumae,  Neapolis.        20'  »  Volturnum. 

iö'  in  Forum  Popilü,  Surrentom. 


1.  Appia. 


Einleitung.  —  Strassea. 

Disianzeu. 


31 


Sinnosa 

Ad'ponte  Gampano 


TTrbanis  . 
Ad  noDmn 
Oasiliiio  . 
Gapaae 
Calatia*  . 
Ad  No?as. 
Oandio  .  . 


.  m 

.  m 

.  VI 

.  m 

.  VI 

vnn 


Cmtaa  Senoessa 
Matatio  Pont  Camp.  Villi 
ad  Octamm  Vmi 


a?.  Capna  .  .  .  VIU 


Siiia€88a 


Mntatio  Kovaa   .  .  XII 
CiT.  et  maus.  Oaadiis  Villi 
IBenevento  ....  XII 

2.  Gapua-Kegium. 


Capna  XVI  0.  XXVI) 


fienevento 


XXXIII 


Ttb.  Pttü 

itin. 

Itin.  Antonini. 

1.  N.  6376. 

Oapoaa 

SoflBMila    .  . 

,  vnii 

Capua 

Capuü 

Nola  .... 

XXI 

Ad  Tfglftmiiii  . 

.  V 

Nooeria    .  . 

.  vnu 

Kiusaria  .  .  . 

XVI 

Nuceria  .   .  XXXIil 

Saleniim  .  . 

.  VUI 

Medio  Saierno 

3.  Via  Domitiana. 


Tabi  Paul 

Hng. 

Itin.  AatonlnL 

Sinueaaa 

SiDQeaaa 

Safo .  , 

.  VII 

Voltuno 

XII 

Litemo.  . 

.  XII 

Literno 

xxini 

Ciunaa  . 

.  VI 

Gumis 

VI 

PnfeeoUa  . 

lU 

PatfloliB 

in 

4.   Fortsetzang  der  Domitiana  Puteoli-Nuceria. 


Tab. 

Pateolis 


Keapoli  V 
Hercttlannm  XI(1.VI) 

Oplontis  VI 
Pompeis  in 

Nnceria  XQ 


Itin.  Antonlnl. 


Puteolis 
Neapoli 


X 


Nnceria  Constautia  XXUII 


I  Oeogr.  Ravannaa  IV.  SS  V.  & 

1  Puteoli 

Cr}'pta 

Neapolis 

Merclanium 

Oplontis 

Pompei? 

Sarnuiu 

Naceria 


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« 


6.  Abzweigung  nach  Surrentum. 


22 

5.  Abzweigung 
nach  Misennm. 

Nhi»  AirtORML 

A  Literoo  Miseao  XII 

Camk  ....  VI 

BaiB     ....  III 

MiBeno  .  .  .  .  UI 


EinlaitaDg.  —  StrMMi. 


Tab^PMlhig. 

Pompeis 

StabioB  .  .  .  .  m 

Sarrento 

TempL  Mineme 


Syllae  ....  VI 


Pompeia 

Sarnum 

Stabiaa 

Surrentnm 

Hinerba 

9.  Gapna  NeapoüB. 

m  Pwlliig. 
Ckpua 

Atefla  ...  Vlin 
NeapoU  .  .  .  Vm 


7.  Stabiae-Nuceria.    8.  Via  Dianae. 


Ttb.  Paiilliio. 

Naceria 

Stabios    ...  XU 


m  Püiiiiigi 
Oapaa 

Ad  Diana  ...  III 


10.  Via  Cuüsuhu  is  quae  Cumis  Capuam  ducit.  Erwähnt 
allein  von  Plinius  U.  N.  18,  III. 

11.  Via  Consttlaris  Pnteolis  Capuam.  (Plin.  L  c) 

Tab.  Peuting. 

Capua       Putcolis  XXI 

Der  Name  der  Mansio  ad  Quartum  ist  noch  heut  in  dem  Orte  Querto 

arbalten;  ad  Septimum  in  der  griechischen  Ltgeude  S.  Geonaro'ä  (c.  21) 
erwftbnt 


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L  BÜCH. 

DIE  PHLEGRAEA. 


Unter  Phlegraea  verstehen  wir  jetzt  das  vulcafiische  Berg  1  and  westlich 
von  Neapel  bis  Miseiium  und  Camae,  mit  den  vorgelagerten  Inseln  Ischia, 
Procida  und  Vivara.  Gegen  Otiten  trennt  das  sumpfige  Thal  des  Sebethos 
(Le  Paludi)  dieses  Gebiet  von  dem  vulcanischen  System  des  Vesuv;  im 
NordeD  wird  die  Phlegraea  begrenzt  von  der  campanischen  Ebene»  auf  einer 
Linie  von  S.  Pietro  a  Patierno  über  Marano  nach  Patria  (Liternum). 

Im  Alterthum  hatte  der  Name  i'hlegraea  eine  weitere  Geltung.  Poly- 
bios  bezeichnet  mit  (Pktypata  Tiedia  die  ganze  campanische  Ebene  zu  beiden 
Seiten  des  Volturnus;  Strabon  ist  ihm  gefolgt.  Timaeos  -  Diodor  setzt  den 
Vesuv  in  die  Mitte  der  phlej^raeischen  Gefilde.  Wir  sehen,  Phlegraea  be- 
zeichnete den  Alten  ganz  Campanien,  soweit  es  vulcanischen  Kräften  seinen 
Ursprung  verdankt. 

Tuf —  Tulo  giallo  oder  Tufo  di  Posilipo  —  bildet  die  geologi- 
sche Grundlage  dieses  ganzen  Gebietes.  Der  Taf  ist  gelbUcb,  mit  Einschlttssen 
von  Bimsstein,  glasigem  Feldspath,  Lava  und  Trachyt.  Meist  findet  er 
sich  in  Bänken  geschichtet,  die  bald  kaum  linienstark,  bald  wieder  viele 
Fuss  mächtig  sind ;  eingelagerte  Conchylien  beweisen,  dass  der  Tuf  submarin 
abgesetzt  wurde.  Weiöh  beim  Anbruch,  erhärtet  er  bald  an  der  Luft,  und 
bietet  so  ein  treffliches  Baumaterial,  waä  die  Alten  in  ausgedehntester  Weise 
benutzt  haben. 

Ki'ben  dem  gelben  Tuf  tritt  an  einigen  Stelleu  auch  grauer  Tuf  iTulo 
bigiü)  auf;  z.  B.  bei  Misimuni  und  am  Posilip.  Er  ist  lockerer,  binib^Leiü- 
reicher  als  der  gelbe  Tuf,  und  immer  diesem  aufgelagert,  also  jüngerer 
Bildung.    Er  ist  immer  deutlich  geschichtet. 

Wie  mächtig  der  Tuf  überhaupt  ist,  lässt  sich  nicht  bestimmen.  Die 
Bohrung  eines  artebischcn  Brunnens  am  1'a.kzzn  Reale  in  Neapel  gab  fol2:eu- 
desBesuitaU  Der  feste  Tuf  reichte  bis  78,57  m  unter  deu  Meer^piegei,  daun 


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^  Dm  phlegraeiMhe  Bai^ind. 

folgten  32,88m  lockere  Sehichten  ans  ftvcbstflckeo  vuIcftniBcher  Gestefaie, 
wechselnd  mit  Mexgellageni;  endlicb  bis  98m  und  tiefer,  ConchylieB  Eh- 
rende HargelBehichteD  ind  filteie  Ttafe^ 

Ao  vielen  Stellen  haben  Tmchytinassen  die  Tofbänke  des  phlegimeischen 
Gebietes  darchbrochen.  Trachytisch  ist  z.  6.  die  Rocca  di  Cama  und  der 
Monte  Olibano  bd  der  Sollatara;  besonders  hftofig  ist  das  Vorkommeii  des 
Tracbyt  auf  Ischia. 

Ihren  Culminationspiinkt  erreicht  die  PMegraea  —  wir  sehen  von  den 
Inseln  hier  ab  —  in  dem  Höhenzuge,  dessen  Spitze  das  Kloster  Camaldoli 
trägt  (459  m).  Es  ist  eine  halbkreisförmige  Hügelkette,  nach  SQd- Westen 
geöffnet,  (^ne  Zweifel  der  Host  eines  alten  Kraterrandes;  auf  dem  Grunde 
des  Kraters  liegt  das  Dorf  Pianura  (16dm).  Nach  Osten  lagert  sich  vor 
dem  Fuss  der  Kette  von  Camaldoli  ein  ausgedehntes  Plateau,  wo  Soccavo, 
Vomero  und  Antignano  liegen;  bei  S.  Elmo,  an  seinem  Ostrande,  hat  das 
Plateau  267m  Meereshöhe.  Gegen  Norden  und  Osten,  bei  Capodimonte, 
flacht  es  sich  allmälig  ab  gegen  die  campanische  Ebene;  die  Hügel  von 
Poggio  Heale,  wo  der  neue  Campo  Santo  liegt,  sind  seine  letzten  Ausläufer. 
Gegen  Süden  fällt  das  Plateau  in  steilem,  fast  senkrechten  Abstürze  nach 
dem  Meere  und  den  Hügeln,  die  das  alte  Neapolis  trugen.  Eine  Fort- 
setzung dieses  Plateaus  nach  Sflden  hin  ist  der  PosUip  mit  der  voigelager- 
ten  Insel  Nisida. 

Westlich  vom  Posilip  bis  Bapoli  folgt  ein  Flachland,  begränzt  im 
Norden  von  einem  niedrigen  Höhenzuge,  der  Selva  di  S.  Domenico,  jenseits 
dessen  das  Thal  vou  Agnauo  sich  ausbreitet.  Der  See,  der  den  Boden  des 
Thals  früher  einnahm,  ist  seit  wenigen  .Tahren  ausgetrocknet.  Kein  Alter 
erwähnt  ihn,  auch  Plinius  nicht,  wo  er  die  Huii  Is^zi  ittn  besi  hreibt;  S.  Gre- 
gorius  Magnus  spricht  von  den  Stufe  di  S.  (uninaro  (Dialog.  IV.  40),  aber 
vom  See  kein  Wort.  Es  ist  also  nicht  daran  zu  zweifeln ,  dass  der  Lago 
d'Apnano  im  Alterthume  noch  nicht  cxistirte,  und  erst  im  Mittelalter  sich 
gebildet  hat.  Wann,  ist  ungewiss;  nach  Falcone  (Stor.  di  S.  Genn.  p.  451) 
bei  dem  furchtbaren  Erdbeben  von  1456.  Den  Namen  Agnano  leitet  Flec- 
chia  wohl  mit  Recht  von  der  putcolanischen  Familie  Annia  ab. 

Westlich  vom  Lago  d'Agnano  folgt  eine  Reihe  fast  vollständig  er- 
haltener Krater:  Astroöi  und  durch  einen  Ber^rückon  damit  verbunden  die 
Solfatara,  Fossa  Lupara,  Cigliano  (lt>4«i;,  Campiglione,  gebildet  von  dem 
Monte  Barbaro  (322w)  im  Süden,  und  dem  Monte  deila  Corvara  im  Norden. 
Nördlich  von  diesem  Kratersystera  liegt  eine  fast  kreisförmige  Ebene,  etwa 
zwei  Miglien  im  Durchmesser,  rings  von  Höhen  eingefasst:  das  Pian  di 
Quarto;  eine  Wiederholung  der  Ebene  von  Pianura  im  Grossen.  Es  ist 
einer  der  fruchtbarsten  Striche  Gampaniens;  gewöhnücb  gilt  es  für  die  Le- 
boriae  der  Alten. 


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Dm  j^egneisdie  fiergbmd.  25 

Von  hier  zieht  sich  der  üachc  Rücken  Müüte  Gaado  nach  Westen, 
bis  an  das  nördliche  Ende  des  Lago  (Ii  Licola.  Nun  beginnt  in  nordsQd- 
licher  Richtung  eine  Bergkette,  die  sich  bald  plateauartig  aasbreitet,  bald 
za  einem  schmalen  Racken  verengt;  sie  bildet  die  Halbinsel  von  Baiae 
nriNlieii  dam  tyrrbemscheD  Meer  and  dem  pvleokniBclwii  Buaen.  Bin  ge* 
mninaainer  Nime  Idilt;  ee  aind  awfst  die  Plateaus  den  H.  Bnscelb  nod 
M.  BoM»  in  Norden  des  ATennis,  du»  der  BQckeD  im  IL  (hfflo  (Areo 
Feliee),  miler  eine  weUe  Hodififlche  swiscben  ATernns  and  Selk  di  Bein, 
endHeli  di<»^  biyani86lie&  Hügel,  die  im  II.  de^  Sslwliclii  nOrdUdi  des  Hare 
Morto  ewdjiigen« 

TttUig  iaolirt  von  diesem  System  und  von  «inander  selbet  durch  die 
VaBe  Sa1>lMto,  Miniscola  nnd  den  Hafen  von  Misentim  sind  die  ftoseenten 
AnslAnfer  der  biy'ioisclien  Halbinsel,  der  Monte  di  ProcidA  und  der  Berg 
von  Misenom  (87  m). 

Die  heBcnisdien  Ansiedler  besdebnefeBO  das  Betg^ystem  der  Hdcgraea 
mit  den  Namen  Oanroe  und  Lenkogaea.  Der  Name  Qanros  haftet,  wie 
mt  seilen,  noch  heate  an  einer  Hfthe  im  Norden  von  Comae,  dem  Monte 
Gando  —  das  statt  r  regelmiNige  neapoUtaniscbe  Lantvetscbiebnng. 
Dennoch  ist  es  sieber,  daas  dieser  HSbensog  nicht  der  Gaons  der  AHen 
gewesen  ist  Schon  der  Nsme  ^«^90^  wAre  sebr  nnpsssend  fllr  diesen  flacheii 
HflgelniGken.  Statins  besengt,  daas  der  Ganros  von  Sonent  sichtbar  war 
(SttT.  HL  1.  147). 

J^MGtat  it  Icario  nemoroau»  palmite  Qaurut. 

Das  passt  nur  aaf  den  Monte  Barbaro,  den  höchsten  Berg  dieser 
ganzen  Gegend,  aber  ganz  und  gar  nicht  auf  den  Gaudo.  Aus  Plinius^) 
sehen  wir,  das«  der  SOd-Abhang  des  Gauros  Baiae  und  Putcoli  zugewandt 
war,  was  wieder  von  allen  Bergen  der  Gegend  nur  auf  den  Barbaro  passt. 
Endlich  beweist  der  Ausdruck  luvenars:  Gaurus  inanis,  der  »leere  Gau- 
ros« die  Kraterform  des  Berges.  Im  weiteren  Sinne  kann  der  Name  dann 
allerdings  das  ganze  Bexglaud  um  Pateoli  umfasst  haben,  und  also  auch 
den  heutigen  Gaudo. 

Aztjxnjata  6p7i  Colles  Leucogaei  nannten  die  Alten  den  Ilöhrnzug 
der  von  Astroni  nach  Süden  zieht,  die  Solfatara  umfassend.  Der  Haupt- 
boweis  dafür  ist  eine  Stelle  aus  den  »Medizinischen  Wundergeschichten«. 
(/7e/»  laxpamv  {^aufimmv)  des  Heliodor  (bei  Stobaeos  III  S.  244  Mein.) 

IzaXhjQ  od  TtoXXöu  uittparti^ovra  xoXavifif 
»)  PHn.  H.  K.  1^  es.  C&rtmd  ifawfa»  (mtim)  MgmtmmltGmmp  AHrnktBrntafi^ 


Digitizod  by  G<.jv.' .ic 


86 


Sit  jlilffgftttltfiif  BMfghad^ 


dlaatt  fidXa  7nxph)ß  d»axiß&oat  mistv  rs. 
jo&fo  mkwndfiiiiM  ft^amtttat  diiiptQ  ütämp 

Den  GaoNi  ftbenehritt  nnn  auf  der  Stnsee  tob  Capua  nach  Poteoli; 
fIBr  den  der  von  Rom  kam,  lag  Astroid  linke.  Die  Beeehreibang  Heliodoi^ 
sekdmet  trefflidi  die  edmeeige  Farbe  des  valcanlachen,  von  den  FemaroIeB 
entftrbtea  Gesteii»  der  Hfihen  nördlidi  und  QetUdi  der  Solbtanu  Die 
Heilqnella  der  leokogiieeheii  Hügel  kennt  andi  PUntna;*)  nan  findet  eie 
wieder  in  der  Äcqaa  di  PieciareUi  bei  AatronL  PUnlnB*)  iJ^abe,  daas 
Schwefel  in  den  CbUes  Leocogaei  gegraben  werde,  passt  noch  am  ersten 
anf  diese  Gegend,  obgleich  beute  Schwefel  im  gansen  phlegraeisehen  Gebiet 
flbeifaaopt  nicht  mehr  gewonaen  wird.  Die  Grenzen  der  Gebiete  von  Nea* 
polis,  Puteoli,  Capoa  stieeeea  hier  an  den  leukogftiechen  HllgelB  zosammen. 

Im  Westen  des  phlegraeisehen  Beiglandee,  von  Licola  zom  Monte  di 
Procidä,  zieht  sich  ein  flacher  KOstensaum  hin,  gegen  das  Meer  von  einem 
Gürtel  sandiger  Dünen  begrenzt,  der  in  einförmigem  Zuge  von  Süden  nach 
Norden  aieht.  Innerhalb  des  Dünengttrtels  liefen  zwei  Strandlagunen,  der 
Fuaazo  und  der  Lago  di  Licola,  mit  dm  Meer  durch  £missare  in  Verbin- 
dung. Der  Fusaro  hiesa  wenigstens  im  späteren  Altertbum  Acberusia  (Sen. 
£p.  55);  der  Lago  di  Licola  wird  nirgends  erwähnt,  waa  allerdings  noch 
kein  Grund  ist,  an  seiner  £ziBten2  im  Alterthum  zu  zweifeln.  Gewöhnlich 
wird  angenommen,  die  Lagune  von  Licola  habe  sich  eist  in  Folge  der  Ka- 
nalbauten Nero*s  gebildet 


NEAPOLIS. 


LIteratnr.    IM«  tnten  Ifachriditon  Aber  di«  AlterCiifimtt  Neapel«  vndankeB  wir 

Gioviano  Pontano  (1420—1503),  besonders  in  seinen  Schriften  De  Aspira- 
tione  (Neap.  1481)  irad  De  Bello  Neapolitano.  Ihm  zunächst  an  Älter  steht 
Beuedetto  di  Faico,  Anticliit^  di  Napoii,  die  erste  AuÜage  ohne  Datum, 
dl«  «wsit«  1599;  ohne  besoaderaii  Werth.  Behr  nichtig  dafegen  Pier  Aatonio 
di  Lecthiero'8  Bericht  Uber  seine  Erforschung  des  Serino-Aqu&dact,  tmt«|w 
Donmen  auf  Beftlil  tod  D.  fietio  XoMo*«,  Vi«ekOnig  voa  1632—1658,  ge«BhriB> 

s)  PUB.  H.  N.  8L  IS.  L«Bca|a«i  ftnt««  hiter  Foleoloi  etHeipoUa  oenUi  et  «ol* 

MKlbns  medcQtur. 

>)  ibid.  35.  174.  Sulphnr ....  nascitur  in  Neapolitano  CampMioq^  }ßS^  COlUboi 
qni  Tocantur  Leocogaei  i  ibi  e  cuniotlis  effossum  perficitur  igm. 


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bn  um  1560,  amuA  tanuiigegvlMii  von  01iittiii!ftiil,  IHriooari  Topognioo 

Von  grösserer  Bodotitung  für  unsere  Kenntniaa  des  alten  Neapel  ist  ein  Werk, 
was  leider  bis  heute  niemals  im  Druck  erschienen  iat :  Fabio  Oiordano  Histoha 
Itapolitena,  geadurlebai  ivtaelien  1871  und  1500.  Du  Mnnukript  jetit  Mif  dar 
BibliolMft  Vaiionale  in  Neapel ;  Stocke  daraus  ▼eröffesUicht  bei  Giampietro 
e  Fusco  Frammento  di  »critlore  inedito  Napoletano  del  secolo  X^H  .  Nap  1841 
und  in  dem  Machttag  (6ia&ta)  dazu  1842,  aaderas  vi»  Fasco  L'Ucna.  d'Arte- 
flüdoM»  Nftp.  IM  Fibio  Otovdtno  tat  dM  FaiMhiienialw«rk  fBr  dto  Mitorfidie 
Toiwgraphie  Neapels;  fast  alle  spftterea  bii  in  dieses  Jahrhundert  Undn  ludien 
ihn  itiittclbar  oder  unn-ittt  lbar  in  der  ausgedehntesten  WelM  bfloalltt  wenige  ÜUI 
an  Bichtigkeit  und  Schärfe  des  Urtheils  erreicht 

Unter  den  Nachfolgern  Giordano's  stehen  Toran  GioT.  Antonio  Summonte 
Historia  delk  dttä  •  Begno  di  Napoli  Ktp.  1601,  Oinlio  Cetnr«  Capneelo 
Historia  Xt'apolit^na  Ncap.  IG07,  Carlo  Celano  Notizie  del  bello,  e  doli*  antico 
deüa  cittA  di  Napoli  per  Ii  Signori  Forrastieri  7  Bände,  Nap.  K^92,  öfters  aufgelegt, 
zuletzt  1Ö66.  Es  ist  die  einzige  aozf&hrliche  Beschreibung  ^capei^,  die  wir  be> 
si^.  Oho«  Werft  sind  die  Oofden  ven  Sorgeate  (1607),  S«rnelli  (1685^ 
Parini  (1900),  Vargas  Macciucca  (1774;,  Carletti  (1776)  und  andere. 

Hier  endet  die  Reihe  der  Schriften,  die  das  Ganze  des  antüen  Neapels  be- 
handeln, und  die  Forschung  wendet  sich  Specialfiragen  zu.  Das  erste  Werk  dieser 
Art  M  P.  Latena  DdP  onUeo  Q/baoam  Napolitano  Roaia  1641.  Im  vorigen 
Jahrhundert  stand  Giacomo  Martorelli  in  erster  Reihe  unter  den  (relehrten 
Neapels.  Heut  liabeu  seine  Schriften :  De  Repa  Theca  Calamaria  (Neap.  1756), 
und  Delle  coionie  venute  in  Napoli  (Fenici,  Enboid,  Ateniesi)  höchstens  noch 
Wardt  als  lüanriidhft  ddriorftlteB.  Gegen  Iba  sdirieb  Antonio  Tetrani Mielhi 
Yindidaa  (1760).  Viel  bedeutender  sind  die  Schriften  seines  ZeitgenoaaenMicold 
Ignarra:  De  Palaestra  Neapolitana  (1770),  DePhratriis  (1797),  Opusculn  nm7). 
Gamillo  Tutini  Dell'  origine  e  fondazione  de'  Scggi  di  Napoli  1754  beh&odelt 
nur  gelegentlich  Fragen  ans  den  Zeiten  des  Alterthums.  Ton  dem  altduriit' 
Uchen  Neapel  liandaln  Eagenio  Napoli  ngca;  Faleoae  Storia  di  &  6ennaK0> 
Mazocchi  De  ecdeaia  Neapolitina  eenper  mdca;  Caraeeiolo  De  McrliNei|k 
eccL  monumentis  etc. 

Dnser  Jahriinndert  hat  kein  grösseres  Werk  über  das  alte  Neapel  hervor^ 
gebraciit  Unter  den  nUhweo  kleinaieaIKeeaitationenli«rv«na]iebeo:  Loreaso 
Guistiniani  Memorie  sullo  scoTrimeoto  d'  un'  antico  sepolcretu  Greco* Romano 
Nap.  1812,  2.  Aufl.  1811,  G.  M.  Fusco,  A.  T.  Giampietro,  G  V.  Tn^ro 
Frammento  inedito  di  uno  scrittore  Napoletano  del  sec  YXL  intomo  aiia  grotta 
incafola  nel  promontorio  di  PoeiHpo  Nap.  1841,  md  Olnnta  dam  Nap.  1818; 
Oangiano  Solle  acque  potabili  in  Napoli  Nap.  1843;  Miaertini  L'antica  Utpida 
di  Tettia  Ca?-tn  Xip.  1845;  Fusco,  Sulla  iscri^ione  greca  posta  in  Napoli  aJ 
k>ttatore  M.  Aur.  Artemidoro  Nap.  1863;  besonders  aber  Bartolommeo  Uapasso 
8idl*  aatifio  rfto  dl  Nipoli  a  PatopoU  Nap.  1855,  dia  OroaddlKa  einer  Topograpliie 
des  alten  Neapel  enthaltend 


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38  NMi>oliB.  —  QtadiiGfcta. 


CAPITEL  L 

GESCHICHTE. 

Phöniker  haben  wahrscheinlich  eine  Factorei  an  der  Stelle  Neapels 
gehabt,  ehe  die  ersten  Hellenen  ihren  Fuss  auf  den  Boden  Carapaniens 
setzten.  Wcnigstnns  ist  der  alte  Name  der  Insel,  die  jetzt  das  Castel  delP 
Ovo  trägt,  entst  hii  (1(  n  phönikisch:  Megaris,  Megalia  oder  Macharis.  Und 
der  Tempel  der  Aphrodite  Euploia,  der  von  der  Höhe  von  Pizzofalcone  auf 
die  Insel  herabschaute,  ist  vielleicht  ebenfalls  eine  phönikische  Gründung. 

Indess  die  ürsprungssage  des  hellenischen  NeapVl  wrist  nach  Capri 
hin.  Telon,  der  König  der  Teleboer  von  Kaprcae,  soll  mit  der  Nymphe 
Sebethis  einen  Sohn  gezeugt  haben,  Oibalos;  dioser  habe  die  Kapreaton 
hinübergelührt  auf  das  FebUaud,  und  weithin  dm  büden  Campanieus  be- 
herrscht^). Und  lauter  als  die  Tradition  zeugen  die  Cultc,  die  Neapel  und 
der  Südkühte  des  Golfs  gemeinsam  sind.  Denn  hier,  und  nur  hier  in  Cam- 
panien,  ja  fast  möchte  ich  sagen  in  der  ganzen  hellenischen  Welt  finden 
wir  die  Sirenen  als  Uauptgottheiten ;  und  dass  die  Verehrung  der  Sirene 
Parthenope  in  Neapel  nicht  etwa  kyniäischen  Ursprungs  ist,  zeigt  die  Feind- 
seligkeit, mit  der  die  kymäischen  Eroberer  diesen  Cuit  unterdrückten,  bis 
ein  Ürakelspruch  sie  zu  seiner  Herstellung  zwang. 

Parthenope,  so  mit  dem  Namen  ihrer  Schutzgöttin  nennen  unsere 
Quellen*)  die  Stadl,  die  sich  unfern  der  Sebethosmündung  erhob,  ehe  dio 
Kymäer  hier  ihre  Ncapolis  gründeten.  Möglich,  dass  Stadl  und  Göttin  wirk- 
lich homonym  waren;  wahrscheinlich  ist  es  aber  grade  nicht.  Denn //ö/>^e- 
vr'rTj,  die  i'iii  idchuustimmige«,  mubs  von  Anfang  an  der  Name  der  Sirene  ge- 
weheii  üciii,  und  ist  nicht  etwa  von  der  Stadt  auf  die  Stadt^öttin  übergegaDgea. 

Daneben  wird  Phaleron  als  alter  Name  der  Stadt  genannt,  und  zwar 
schon  von  Ljkophron  (Alexandra  711): 

r7.dviQ  re  fieiäpotQ  di^eraif  tiyytüv  j^Mi/a^) 

Indessen  allein  auf  die  Autorität  Lykophron's  Phaleron  als  den  älteste 
Namen  Neapels  anzunehmenj  ist  doch  sehr  nüsslichj  besonders  da  der  Name 

»)  Verg.  Aen.  VIL  786. 

Nec  ta  canninlbas  OMtxfB  taiUctiui  abfliia 

Oebale,  qaem  genenud  Td«  Sebethide  nympha 

fpftur,  Tclebonm  Capreas  qwum  regna  teneret. 
S)  Strab.  p.  654  Lutat.  Cat.  fr.  7,  Steph.  Byz.  vox  Dap^tvdiai. 
^  Aoi  ihm  StepL  Byz.  ^dXripov^  jt6X*t  iv  Vkiwü;,  «fc  9"  i^*ßpdo^^^  ^ 


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_  J 


29 


eher  mit  der  attischen  Colonio  zusamnieiiztiluingen  scheint,  die  um  440  nach' 
Neapel  geführt  wurde.   Es  spricht  vieimehr  alles  dafür,  dass  der  älteste 
Name  Neapels  verschollen  ist. 

Eioe  andere  Sage  lässt  auch  die  Rhodier  an  der  Gründung  Neapels 
Theil  haben.  Diese  Colonie  gehörte  in  die  /  iL  der  ersten  Meeresherrschaft 
der  Rhodier,  als  auch  Rhodae  an  der  Pyreiiai  iikiisU'  von  ihnen  gegründet 
ward  im  neunten  Jahrhundert  vor  lln^;erer  Zeitrechnung Die  kapreatische 
Ansiedlung  in  Neapel  fällt  also  wahrscheinlich  früher. 

lieber  die  Zerstörung  dieses  ältesten  Neapels  berichtet  ein  interehsantes 
Fragment  der  Historien  des  Lutatius  Catulus.  Danach  soll  der  Demos  von 
Kyme  nach  einem  unglücklichen  Aufstande  gegen  den  Adel  m  Parthenope 
Zuflucht  gefunden  haben.  Das  pah  Kyme  Gelegenheit,  seine  Macht  jenseits 
des  Püsüip  auszudehnen;  Parthenope  ward  angegriffen  und  zerstört,  später 
aber,  als  eine  Seuche  Kyme  verheerte,  üach  einem  Orakelspruche  wiederher- 
gestellt, und  auch  der  Cult  der  Stadtgöttin  Parthenope  wieder  aa^enommen. 
Die  neugegründete  Stadt  erhielt  dta  Namen  Nfapolis'j. 

Üeber  die  Zeit  der  Gründung  ist  überliefert,  dass  sie  »lange  Zeit  nach 
der  Gruüdun'r  von  Kyme«*)  selbst  itatt  hatte.  Da  sie  mit  einer  demokra- 
tischen KrliLbuiig  in  Kyme  zusammenhängt,  werden  wir  sie  schwerlich  viel 
über  das  Jahr  600  heraufrücken  können.  Das  sechste  Jahrhundert  ist  ja 
überhaupt  die  Zeit  der  grössten  Machtentfaltuog  Kymes,  bezeichnet  durch 
die  Siege  über  die  Tyrrhener  bei  Kyme  und  Aricia.  Und  da  gegen  das 
Ende  des  Jahrhunderts  die  Demokratie  in  Kyme  mit  der  Tyrannis  des 
AristodemoB  zur  Herrschaft  gelangte,  so  haben  ivir  in  dem  ersten  Auftreten 
dieses  Mannes  525  eine  sichere  Grenze,  tmter  die  wir  di«  Gfflndnng  Neapels 
nicht  lierabrfickeD  dflifen.  Doch  mUcbla  die  Wahrheit  niher  an  600  liegen, 
ais  an  535. 

')  Strab.  p.  664  'IffropoOm  di  xal  raSra  ntpl  rwv  'Poddav,  ort  ob  /ju&vov  «Ip*  oS 
^p6vot}  auvtutftrav  rijv  köv  i:6ltv  tbru^nw  xara  ''itiiarrav,  d}.A.ä  tut  r.pd  t^<;  ^OXuiintxfjq 
ßimtoq  au^vois  frttftv  fo^ov  n6ppw  ri^«  oixsias  £zi  irumjptf  twv  dv^piontav  ä^'  ob 
jui  fixf*  'A^V^^  htli»9v»t  adnf  pk»  ript  *Pidipt  htttm»  ^  ttttf»  JftwMUiftrai  wnif 
4gWV,  iv  Si  ToIfVicixoti  rrjv  U ap^tv6iti)v. 

S)  Lut.  Cat.  Hist.  fr.  7  (aui  Buch  4)  bei  Philargyroa  ad  Georg.  IV.  564.  Cumanos 
incolas  a  parmtibu»  (L  patribas}  digressos  Parthcnopeo  orbem  constitui^e,  cUctam  a 

Futhenope  Slnna,  euUi»  eoipii»  etiam  Postquam  ob  loeomD  vbertttteni  nagia 

eoepta  sit  freqaentari,  veritos  ne  Cyntaeain  deeererent,  iaiisse  conailium  Partbeaop«Q  di* 
raendi.  Post  etiam  pestilentia  adfpctos  ex  response  oraculi  orbem  restituisae,  sacmque 
Parthenopes  com  magna  religione  suscepisäe,  nomen  aotem  NeapoU  ob  recentem  üuütu« 
Ümm,  InpimdiMk  —  St^tto.  Gliiii  9Sl  (Hadi  Ephorogf) 

Ix  ffC  41  Jiqnpc       t/?<);  \i6pv^  x€tftiinje 

xTimv  xttxd  xpi^fffti»  Vitaßw  ^  IMxoJilS. 
Daher  Strab.  p.  24^  NsdnoXtg  Kufiafmv. 

0)  YeU^us  I.  41  Am  hartm  tirnrnm  magno  posk  hitmallo  NeapoUm  condidit.  Ob 
«ttAsqiidiiBff  anfdieftortaiiiiigaiiiiKiM?  (PeiLINieniil  p.  SM  dar  Aotg.  nm  1771). 


80 


Die  nengpgrUodete  Stadt  blieb  zunächst  wohl  von  Eyme  abhängig,  bis 
ihr  i&  den  Wirren  nach  Aristodemos  Sturz  gelang,  sich  selbstständig  za 
machra.  Die  Manzen  wenigstens  sind  sicherer  Beweis,  das.s  seit  Mitte  des 
fünften  Jahrhunderts  Neapolis  eine  eigene  Gemeinde  bildete.  In  der  Zwischen- 
zeit hatte  die  Bürgerschaft  mehrfachen  Zuwachs  erhalten:  Chalkidier,  Pithe- 
kossaeer,  Athener.^)  Ueber  die  challcidischen  Colonisten  wissen  wir  nichts 
näheres;  die  Pithekussaeer  sind  wohl  dieselben,  die  vor  der  Eruption  des 
Epomeo  um  500  ihre  Insel  verlicssen ;  später  hat  es  Qberhaupt  Pithekuasaeer 
im  politischen  Sinne  nicht  mehr  gcfjeben. 

Vor  allem  wichtig  aber  ist  die  attische  Colonie.  Wer  die  Ge- 
schichte Athens  im  sprh'^trn  nnd  im  Anfang  des  fünften  Jahrhunderts  er- 
wägt, für  den  bedarf  es  weiter  keines  Beweises,  dass  damals  Athen  nicht 
daran  denken  konnte  eine  Colonie  nach  Italien  auszuseu'len.  Wohl  aber 
hat  es  bekanntlich  eine  Zeit  gegeben,  wo  Athen  den  westlichen  Dingen  und 
besonders  Italien  eine  hervorragende  Aufmerksamkeit  zugewendet  hat,  wenn 
auch  die  Anf  umt  dieser  Bestrebungen  in  unserer  Uebcrlieferung  sich  nur 
schattenhaft  abzeichnen.  Es  sind  die  Jahre  von  dem  Abschluss  des  dreissig- 
jährigen  Friedens  mit  Sparta  (446)  bis  zum  Untergang  der  attischen  Flotte 
im  Hafen  von  Syrakus  (413).  Ihren  ersten  und  bt>deutendsten  Ausdruck 
findet  diese  Richtung  der  athenischen  Politik  m  der  Oründung  von  Thurioi, 
nur  zwei  Jahre  nach  Abschluss  des  WatTen.stilli-Uü(les,  444.  Und  duss 
auch  die  Colomsirung  Neapels  in  dieselbe  Zeit  fällt,  zeigen  auf's  Stlilagendste 
die  Münztypen.  Neapel  prägt  jetzt,  seit  Mitte  des  fünften  Jahrhunderts, 
mit  einem  neuen,  von  dem  kymäischen  grundverschiedenen  StenapeL  Seine 
Statern  zeigen  das  Haupt  der  Pallas  mit  sogenanntem  athenischen,  ölbe- 
kränztem  Helm;  und  dieser  selbe  Typus  mit  geringen  Modificaüonen  kehrt 
wieder  auf  den  Tetradrachmen  von  Thurioi. 

So  wurde  Neapel  der  äusserste  Punkt  des  grossen  athenischen  Reiches 
nach  Westen  hin.  Und  jetzt  tritt  auch  die  Augabc  des  Timaeos  (fr.  99) 
in  ihr  rechtes  Licht,  dass  Diotimos  Strateg  der  Athener  im  sicilischen 
Kriege  zu  Ehren  der  rarthenope  einen  Wettlauf  von  Fackelträgern  iu  Neapel 
einführte,  mit  Nachahrüuijg  der  bekannten  attischen  Sitte.  Diesen  Diotimos, 
Sohn  des  Strorabichos,  nennt  Thukydides  als  einen  der  Strategen  des  atti- 
schen Gebchvsader:^  bei  Korkyra  iiti2j  huiiie  FaiiiL  nacli  iSeapei  wkd  etwa 
in  dieselbe  Zeit  fallen. 

So  verstärkt,  begann  Neapel  sein  Gebiet  auch  nach  Aussen  hin  zu 
«riraitern.  Zuerst  ward  Pitliekussae  besetzt,  was  nach  Abzug  der  syraku- 
aischeD  Colonisten  (um  460)  noch  wflst  hig,  und  Neapel  guwissermassen 

^  Strab.  p.  246.  ücrtpov  &i  Xcdxtittt  in^xijffav  xal  Ila'ii^xouaaaiw^  rtvec  xaVA^ij' 
voUav^  [Stare  xni  Vsd-Knitx  ixlrjt'iirj  thä  roBra].  Wobei  die  letztou  Wr  rtf^  entweder  eiu 
QloBsem  amd,  oder  von  btrabon  selbst  aus  MiasversUmdmas  seiuer  (Quelle  iüuzugeMtst. 


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Sl 


von  Rechts  wegen  zukam ;  hatte  es  doch  die  flüchtigen  Pithekusäer  nach ' 
der  Katastrophe  von  500  bei  sich  aufgenommen.  Aber  auch  die  andere 
Insel  des  Golfs,  Gapri,  musa  bald  darauf  in  die  Gewalt  der  Ncapoliten  ge- 
kommen sein,  sei  es  durch  Eroberung,  oder  weil  die  Hellenen  von  Capri 
nach  dem  Fall  Sorrents  sich  von  den  Campanem  bedroht  sahen.  Mit  Kymes 
£innahme  (421)  war  endlich  auch  diese  alte  Nebenbuhlerin  beseitigt;  die 
flachtigen  Kymäer  fanden  in  Neapolis  eine  neue  Heimath  und  verstärkten 
die  Reihen  der  Bttrger*). 

So  war  Neapel  um  400  der  Mittelpunkt  alle??  dessen,  wa^?  in  Cauipa- 
nien  von  IlcUenenthum  noch  übrig  war.  Doch  endlich  erlahmte  auch  seine 
Kraft;  innerer  Hader  gesellte  sich  zu  dem  äusseren  Feinde,  und  die  Stadt 
musstc  es  sich  gefallen  lassen  Campanir  uüter  die  Bürgerschaft  aufzu- 
nehmen^). Indess,  mochte  auch  der  hellenische  Adel  es  als  Schmach  empfin- 
den, selbst  in  den  höchsten  i^hrenstellen  Campaner  als  seine  CoUegcn  an- 
erkennen zu  müssen,  für  die  Stadt  war  es  ein  unschätzbarer  Gewinn,  dass 
freundschaftliche  Beziehungen  zu  den  Nacbbargemeinden  an  Stelle  des  früheren 
Kriegszustandes  traten.  Neapel  wurde  das  commercielle  und  iotellectnelle 
Centrum  Gampaniens,  seine  Münze,  sein  Mass  herrschte  bis  an  den  Liris 
und  tief  hinein  nach  Samnium,  und  alle  Städte  CampsnienB  habm  sidi 
bemüht,  die  Münztypen  Neapels  nach  Ma^ehkeit  nidnualuiico.  EwUidi 
aber  wurde  Neapel  durch  seine  Mittelstelliing  ak  bdleaisch-oddBcbe  Stadt 
der  Hanptwerb^ati  für  die  campanisdwn  SOldner,  die  dainals  in  dm  sid- 
Hsehen  Krisgm  etee  so  bedenteode  BoDe  spielteii.  Sdton  fllr  den  Eiisg 
gegen  Synkos  413  warben  die  Neapolitaner  den  Athenern  ein  Hfllfteori» 
ron  800  Campanem,  die  dann  nach  Vemicbtang  des  attischen  Heeres  in 
Sold  der  Kariihager  traten,  und  in  deien  Etftlgen  «esentlieh  beitrugen^<0- 
Später  finden  wfa*  einen  oddflchen  Keopolitaner»  Nypdns,  als  OfBsier  In 
Dienst  des  jüngeren  Dionys  (356),  »dnicfa  Tapferkeit  und  stiategisdies  Ge- 
adnck  hervormgendc^),  ineDiodor  fim  flun  rühmt;  beüinfig  bemeikt  der 


•)  Jüan.  BaL  15,  6L  Ki^t^     dyam&miv,      iktnipa  r^t^  np&vtpov  ^M0»fH 
rouc  Ko/miodt  Kataavel  xaitisgw^  na\  mjrxoTd^uv  inl  rd  rrtptctpa  rob^  'Kspt6vxa^  in 

Strab.  p.  246.  ßoxtpm  <tt  Kafäxwtä»  n»ae  Ui^ayro  ^uvoixoug  St][ooTaT^w»Tts, 
aal  j^vagrwiedf^M»  xiOg  ig^tirm  M  «i)»ut4r»te  zfiS^'^  fotcA)  -nög  ohtiom  äUorptoiße 
terxov  fajvutt  ^  rä  twv  Arnnpjfwv  dvdpßxa,  vi  pik»  «j^T«%Uy)iaii  fen,  vd^  jimf« 
rot;  'EiXTivtxdtq  ävaßl^  rä  Aa/juzavad. 

10)  Diod.  13.  44.  Kapxqioviot  ßky  toTs  ^Bytaralois  MMtiay  Atßöas  r«  «mroxMrjr^ 

U)  Plod.  10.  18.  Mp9tf  mI  mnfian  ^tßmt^g^  imffytvt^ 


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32 


Keapolis.  —  Geschidit«. 


erste  BQrger  Neapels,  dessen  Namen  aaf  die  Nachwelt  gekommen  ist  Das« 
Obrigeos  aach  sonst  lebhafte  Beziehungen  zwischen  Neapel  und  Syrakus  in 
jener  Zeit  Statt  hatten,  zeigt  ein  Fragment  des  TtmaeoSi  was  ^ner  Expedit 
tion  des  ilteren  Dionys  nach  Neapel  Erwlhnimg  that  Z«eek  und  Anlasa 
das  Zuges  liegen  im  dankeiD''). 

Diese  gflnstige  SteUiiuig  Keapeb  moaste  sidi  indem,  als  um  840  die 
BOmt  anfingen,  in  Gampanien  Foas  sn  Imen;  waren  sie  dech  durch  die 
Annexion  Yon  Aceme  nnd  Poteoli  nnmittelbare  Gienznaehbarea  der  Neapo- 
Hteo«  Hier  gab  man  sieb  Ober  die  neue  Lage  Iceiner  Tiosebung  hin.  Mao 
erkannte,  dass  nnr  die  Wahl  bleibe  awischen  Krieg  oder  Versieht  aaf  jede 
adbstSndige  politiBche  Existens;  nnd  nniibTell  nahm  das  Volk  Neapels  den 
unvermeidlichen  Kampf  anf.  In  der  That  lagen  die  Chancen  ftr  Neapoüs 
nicht  so  schlecht,  als  es  uns  heute  aaf  den  eisten  Blick  seheinen  könnte. 
Freilich  so  Lande  dnrfte  man  nicht  hoffen,  etwas  gegen  Born  avssaricbten. 
Aber  die  Stadt  war  gleich  fest  dnrch  Natnr  nnd  Kunst,  und  flir  die  dama* 
ligw  Kricgsmittel  der  Börner  mit  Gewalt  uneinnehmbar;  nnd  mochte  der 
Feind  immer  das  festUndische  Gebiet  dar  Stadt  occupireo,  die  gute  Hülle 
der  Besitsnngen  Neapeta,  die  Inseln  Eiqireae  und  Pidieknsae  bUehen  seinen 
Verheerungen  eotmdtt  Denn  auf  dem  Meere  berrschte  die  neapolitanische 
Flotte  unbedingt;  die  Znfiihr  stand  ota,  und  die  Blliger  konnten  durch 
Landungen  an  der  latinischen  Küste  reichlich  Vergeltung  üben  Dir  die 
Verwüstung  ihrer  Felder  und  Weinberge.  Hehr  aber  als  auf  die  eigenen 
Kriffee,  vertnnte  Neapd  anf  sebi  Bflndniss  mit  den  beiden  eisten  Michten 
Unteritäliens,  Tarent  und  Samnium. 

So  erklärte  der  Bath  m  Neapel  den  Krieg  an  Born  ^28),  und  der 
Verlauf  entsprach  sunichst  den  Erwartungen.  Der  Consul  Qniotaa  Publilius 
Philo  rückte  unter  die  Mauern  der  Stadt,  wo  er  mehrere  Jahre  ohne  jeden 
Erfolg  lagerte.  Inzwischen  warfen  die  Samniter  und  Nolaner  eine  Besatzung 
?on  6000  Mann  nach  Neapel,  und  die  griechisdie  Flotte  verheerte  die  lati- 
nische Küste.  Aber  wie  einst,  als  die  Campaner  vor  der  Stadt  gelagert 
hatten,  innerer  Zwist  dem  Feinde  die  l'liore  dffnete,  so  geschah  es  auch 
diesmsL  Die  aristolcratische  Opposition  hatte  von  Anfang  sich  dem  Kriege 
widersetzt  und  auf  Anschluss  an  Rom  hingearbeitet.  Jetzt,  im  dritten  Jahr 
t)er  Belagerung  (326),  verriethen  zwei  Glieder  des  althellenischen  Adels, 
Charilsos  und  Nymphios^^),  den  ihnen  anvertrauten  Posten.  Die  Römer 
drangen  in  die  8tadt  und  besetzten  die  dominirenden  Höhen,  wo  heut 


12)  Tim.  fr.  127  aus  Buch  XXII:   Ilapcaiuiki^itiyiDv       3r»Tf  rS>v  flltuv  brcu  toö 

>*)  Dionys.  XV.  6.  «I  x«pä9tafM  «fii»  miirfiv. 
M)  LiT.S.  26.  prtadfM  efffilitii. 


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Neapolis.  —  Geschichte. 


8.  ApoeU^  steht");  Neapel  war  nidit  Utiger  zu  litllsii  and  wnrie  von  der 
sanmitiscben  Bmtzung  gerftmnt^. 

Die  Römer  benntiten  Qurea  Sieg  mit  IfAssigaog.  Dia  Stadt  erhielt 
ein  günstiges  BOodoiss  ndt  Bom,  ihre  tfanern  und  Geaetse  bliebea  anaiK 
getastet,  ihr  Gebiet  im  Wesendiehen  intakt;  nur  Ffthdraaflae  mnaate  ab- 
getreten werden  nnd  «aid  rOmiaches  Staatsgut.  Neapel  hat  dch  bei  diesem 
Bfindniaa  materiell  weU  beAmden,  nnd  nie  den  Versuch  gemacht«  die  Froad- 
herrscbaft  absoaehfltteltt;  aber  aeiiie  politiscfae  Bedeatoog  ist  sdtdem  auf 
immer  daUn.  S6d  atettt  die  Stadt  THereo  ond  Fftnfzigrudrer  cum  Transport 
des  rfimiBcheo  Heeree  nach  Sicifien  (l  olyb.  I.  20),  217,  nach  der  Schlacht 
m  Traaimea,  aandit  sie  eine  freiwillige  Beisteuer  zu  den  Eriegskosten 
nach  Bom^^.  216,  nach  der  Niederlage  fon  Cannae,  Terheerte  Bannibal 
das  Gebiet  Neapels;  die  Belterei  der  Stadt  kftmpfte  nngllicklich  gegen  ihn 
vor  den  Thoren,  wobei  der  Hipparch  Hegeas  fieP^).  Und  auch  sp&ter  blieb 
Neapel  tanb  für  alle  Tedoeknngen  Hannibals  man  Uebertritt  anf  die  pantsch- 
campaaische  Seite.  So  eihielt  sieh  die  Stadt  ihr  günstiges  Bttndniss  bis 
som  Socialkriege;  und  erst  nach  Uagerem  Schnanken  nahm  Neapel  das 
lOmtscbe  Bttigerrectat  an,  «aa  duch  die  Les  InÜa  allen  Italikem  geboten 
ward.  Gegen  8nUa  stand  die  Stadt  aar  Popnlarpartei,  ond  wurde  ton  den 
SoldaCen  dea  Dietators  sur  Nachtseit  darch  Venrath  eingenommen;  ein 


Ltr.  &  90.  CharilMS  tx  ooflQorito  ab  aocüi  in  nrban  XMeytw,  «am  mmma 
wfti»  Romano  milite  implMset,  tolü  clamorcm  iussit. 

Der  Krieg  Roms  mit  Ifeapel  Liv.&aa— 23,  2^-2»,  Dioayi.  HaL  16,  6—8, 
beide  aus  römischen  Qttellen. 

17)  Liv.  t£:i.  ä2  *Neapolitaiii  legau  Komam  venere;  ab  iiu  «(tutdraginta  paterae  aa- 
fMW  magni  ponderfs  in  enriam  illatae,  atqae  ita  vcfba  fiMta,  nt  dkerent,  tön  m  Bo- 
anai  popnli  aerariam  hello  exhaoriri ;  «t  com  iuxta  pro  urbibos  ifciiq,M  Mdonim  ae 
pro  capite  atqae  arce  Italiae,  urbc  Eomana,  atque  imperio  geratur:  aequnm  censuisse 
Keapolitanos,  qaoä  aari  sibi,  cum  ad  ip<jornm  pnuuuentam,  tom  ad  sabsidium  lortunae 
a  aalodtai  nfietwa  fofat,  60  inme  popohm  Romammi;  si  quam  opon  in  «eie  ereda* 
real  wdeni  gtndio  oklatanM;  gratom  sibi  patres  Romanos,  popnlnmque  facturum,  it 
omnes  Tis  Neapolitanorum  siias  duxissent,  dignosque  iudiiuiverint,  a  qtiibus  dooum  animo 
ac  Tolontati  eorum,  qui  libenter  dareot,  quam  re,  maius.  ampliusqae  aociperent.  Legatts 
gialiaia  acta«  pro  mnnificentia,  coraqae;  patera,  quae  pwderia  vänSai  fiilt,  accupta. 

1*)  Uv.  SS.  1:  ipte  (OuudlMkl)  per  agmm  Campamim  mite  iufenam  petit,  Neapo- 
Hm  oppnpiatanu,  nt  oilmn  maiitiaaM  habatet  nbi  fines  NeapoBtHMwnm  intf»vit,  ÜB* 

midas  partim  in  inpidias  —  et  pkraeque  curvae  sunt  viae  sinosque  occnlti  -  quacumqnc 
apte  poterat  disposuit,  alios  prae  se  actam  praedam  ex  agris  ostentantes  obequitare 
fortii  iandt.  in  qiuw,  qola  nee  nralti  et  inoompodti  Tideliutar,  etun  toxma  equitom 
einpilist,  ab  «•dantibu  oonmho  tracta  in  iarfdiai  draurranta  est:  nee  milMirt  qnia- 
qnam,  ni  mare  propirqTiuTTt  haod  procul  littore  naves  plscatoriae  pleraeqne  conspectae 
pehtis  naudi  dedisset  refugium.  aliquot  tamen  eo  proelio  nobiles  iurenes  capti  caesiqae ; 
ifHm  qoM  et  Hägens  praefectns  eqnitom,  intempenmtiiu  cedoites  secutns  cecidit:  ab 
fobe  onmgntnda  Poaavn  abUtmuM  »Maia,  baadffmaiai  pson^  appagaiiiiL 
a«t««a,  ITMniiMiM  9 


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34 


NeapoUs.  —  Gesdüchte. 


forchibares  BlaCbad  erfolgte,  und  die  Marint  der  Stedt  würde  weggefOhrt^. 
JetEt  wird  Neapel  Manidpinm  und  später  Ookmie. 

August  gab  der  SUdt  die  Insel  FiUiekiisae  Eorflek,  ttesB  eicli  aber 
daftr  Capri  äbtretea.  Schon  Mher,  bei  der  DedaetioB  der  Oolonie  Capna, 
hatte  Neapel  die  leukogäischcn  Hflgd  an  dieses  abtreten  mOsseii  gegen 
eine  jihiüehe  Rente  «na  dem  Fiacus  tob  20,000  Sestenen"^  Dass  Angnatua 
im  Jahre  2  n.  Chr.  den  Spielen  sa  Ehren  der  Sirene  Parthenope  eine 
nene  Bedeotang  ▼eilieh,  und  welche  Fürsorge  seine  Nachfolger  ihnen  for^ 
während  anwandten,  wird  später  geieigt  werden.  Von  dem  Erdbeben 
08  n.  Chr.  litt  Neapel  veriialtnissmlssig  wenig**),  namentlich  wurde 
kein  Oftntliehea  Gebinde  beechidigt  Viel  schwerer  wann  die  Folgen  der 
Katastrophe  von  79.  Mehrere  der  hanptaS^hHchsten  GebAade  stllrsten  dn, 
nnd  ee  bedurfte  der  BeihflÜB  ans  IniaerUchen  Mitteln  (81),  sio  wieder  auf* 
Buriditen.  Auch  durdi  eine  Teteranen-Colonie  soH  Titus  die  Bfirgerschaft 
fentirict  haben.  Hadrian  bekleidete  die  Demarchie^,  and  ihm  an  Ehren 
wurde  die  Phretrie  der  Antineilen  errichtet  Seitdem  umfafUlt  tiefin  Dnnkd 
die  Qeaehicfate  der  Stadt  Ms  aur  dkNOetiamschen  Zeit  Jetst  ist  alles 
veiindert;  swar  die  Formen  der  alten  Verfuaung  bestehen  noch,  aber 
daa  GiieciiiBche  iflt  ana  dem  amtOchen  Gebrauche  verschwundeni  wie  ohne 
ZwmfiBl  acboo  Iftngst  aus  der  Sprache  dea  tigUchen  Lebens.  Von  den  8tflp> 
men  der  Vdlkerwandefung  hat  Neapel  Termflge  sdner  festen  Lege  weniger 
gelitten,  als  s.  &  Capua  oder  PuteoU.  Die  Belagerung  nnd  Einnahme  der 
Stadt  durch  Beiisar  und  ihre  weiteren  Schicksale  unter  byaantlniacher  Herr- 
schaft UQgen  ausseihalb  dea  Bahmena  dieser  Danteilung. 

Hoüoreb  liLptratoriim.  * 

8]  *  KAAY^ION  KAIZAPA  EEBATTON 

eeOIT  <|)PHTPIOIE 
NAOYIOZ  ATTOZ 
AnOKATALTöi'EIZ  YUO  AVTOY 
EIS  THN  HATPI^ 

C.  L  G.  5802  b. 


1')  App.  Civ.  I.  88  Ip  tt  Niav  niitu  kt  «yJlwfag  yutrAt  htpot  T&»  ZukXttmv  üotl- 
Mvrs^  ixvtt^av  änavraq  x**P^  dlfytav  Sta^uydvTtov,  aalt  rdg  tpt^png  Tfc  iMmh  iiafiov. 
Geht  die  Stelle  nur  auf  die  befestigte  Hafenstadt? 

»)  FHb.  la  114.  ittToiitiir  hMO  (creta)  in  eoUo  LeocogMO  appdlalo,  entatqn«' 
D.  Angnsti  decretam,  quo  aoBua  vicena  mOia  Neapolitaiiit  pro  M  muMllll  imsit  e  fisco 
8110,  coloniam  dedncens  Capaam,  adiecitqae  causam  idftmuli}  qnoniui  BQgMMOl  ooloiü 
Campani  alicam  sine  eo  metallo  confici  poase. 

»)  Seneca  QnysU  Nat.  YL  9.  MeapoUa  quidem  privatim  midla,  paHse  rihD  amMt 

^  Bgut  Haft  lA.  Aped  NwpoHm  dmmt^m. 


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NmpoUb.     Mtammen.  35 

9J    adtoxpäxmp    TITOZ:  KAirA/> 
deou  odeanaatavou  uihg  oYEETTAZIANOE  •  EEBAETO£ 
äflxtsptbi  fifyunoQ  dy/iäKo/IKHL  •  EEOYLIAZ:  TO  T 
adto^xmp  t6  H  mip  «ar/9£K)£-YnATO£-TO*H-TEIMHTHC 
h  ^      %My^M«dr«vOeeTH£A£-TO-r  rVMNADAPXHZAE 

 M  9Wftmv  «YMnE£ONTA-AnOKATSTH£EN 

impw  tititt  CMSMT  divi  YespaeiaNI-F*  VESPASIANVS- AVQ 

pontifez  mii.  trib.  pot  x  Imp.  x?008  'Vlir-  OENSOR  •  P  •  P  p.  a  Sl 
 tonM  moTIBVS  GONLAPSA  ftESTITVIT 

I.  H.  M47  SB  a  L  6. 5809  Neapel  im  Kloster  S.  Mari&  Annunziata,  in 
der  Wand  dimiB  S.  Ifuia  Egiziaou 


PIISSIMAE  •  ET  CLEMENTISSIMAE 
OOMINAE  •  NOSTRAE  AVQVSTAE 
HELENAE  MATRI 
DOMINI  •  NOSTRI  VICT0RI8 
SEMPER  AVQ  CONSTAN 
TINf  ET  AVIAE 
DOMINORVM  NOSTRORVM 
CAE8ARVM  BEATORVM 
VXOR!  DIVI  CONSTANTII 
ORDO  NEAPOLITANORVM 
ET  POPVLVS 

10]  t  N.  2449  gleichlautend; 
gef.  unter  der  Strada  del  Nilo 
beiiD  Q«8Ü  (SuouiMHite). 


D.N.PLAdDVS-VALENTINiaDi»  angi» 
TI88IMV8  OMNIVM  RETRO  prindpnm 

8ALVO-ADOVE  CON0ORDI  So  0.  theo 
D0810  INVIOTi88IMO  AVg  ad  decus  no 
MINI8-8VI  NEAPOUTANAm  dvitatem 
AD  0MNE8  TERRA  MARIqae  incorBiiB 
EXP08ITAM  ET  NVLU  secoritate 
QAVDENTEM  fNQENTI  labore  idque 
SVMPTV  MVRIS  TVRRIBuaq.  mumvit 

11]  L  N.  8400.  Ott  in  Not.  1745  ia  dtf 
Kafhediale  in  der  Oappelto  di  S.  Aa- 
preno  (Ignam  Fhntr.  p.  816). 


Münzwesen. 

Wir  kennen  keine  Münze  von  Neapel,  die  sich  nüt  Sicherheit  in  die 
Zeit  vor  der  attischen  Colonie  (440)  zurückdatiren  liesse.  So  wechseln 
schon  in  den  ältesten  Münzen  der  St^dt  attische  Typen  mit  kymäischen. 
Und  auch  in  der  Aulach rift  zeigt  sich  dasselbe  Schw;irjk('n.  Denn  wie 
Thunoi  seit  seiner  Gründung  (444)  das  ionische  Alphabi  t  arioittii  t  hat,  wie 
die  attischen  Klcruchen  in  Af^ina  (seit  ihre  luijchiillcii  m  demselben 
Aiphabet  abfassen,  wähtnind  Athen  noch  l)ci  der  altattischen  Schrift  verharrte, 
80  haben  auch  die  Colonistca,  die  Athen  nach  Neapel  aussandte,  die  ionische 
Schrift  dorthin  mitgebracht.  In  Neapel  aber,  wie  in  Kyme,  herrschte  bis 
dahin  das  alte  cbalkidische  Alphabet,  und  die  alten  Bewohner  waren  keines- 
wegs gewillt,  sich  so  ohne  Weiteres  zu  einer  neuen  Schrift  zn  bequemen. 


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86 


So  ist  es  gekoauaen,  daas  man  den  Stadtnamen  auf  den  Münzen  bald 
im  neuen,  bald  im  alten  Alphabete  scbneb,  daas  NEOPOl'ITE^  tuid 
NEOPOAITHC  auf  gleichzeitigen  Münzen  vorkommen  und  daneben  noch 
alle  erdenklichen  Combinationen,  NEOPOAITEC,  NEOPOHTHC  (Br. 
Mus.  11),  U.S.W.  Endlich  aber  hat,  wie  natüiüch,  das  ionische  Al- 
phabet das  epichorische  verdrängt;  auf  den  Stateren,  wo  der  Kopf  des 
mannhäuptigen  Stiers  en  face  erscheint,  findet  sich  mit  zwei  oder  drei  An^ 
nahmen  nur  NEOPOArTHZ. 

Noch  später  tritt  dann  die  Legende  NEOPOAITQN  auf,  zuerst 
neben  NEOPOAITH^;  manche  Münzherren,  wie  OYlAwc,  haben  8ta- 
tere  mit  der  einen  und  anderen  Aufschrift  geschlagen.  Auf  den  Drachmen 
aber  steht  nui  NEOPIOAITÖN,  und  auch  auf  dem  grössten  Theile  des 
Kupfers;  hier  tindcn  sich  indcss  aucl^  Vaiiantea,  N£OPOAITC£2Nt 
NE0P0AEITEi2N ,  und  ähnliches. 

Alle  Statere  von  Neapel  zeiL'cn  auf  der  Rückseite  das  Stadtwappen: 
den  mannhäupligcii  Stier  ciü  ÖymbüK  dessen  Deutung  bekanntlich  noch 
nicht  feststeht,  aber  worin  wir  wohl  am  wabrtieheinlichsten  den  Vater  der 
Sirenen,  den  Acheloos,  erkennen.  Auf  den  älteren  Serien  steht  er 
im  Profil,  auf  den  jüngeren  mit  dem  Kopf  en  face  und  von  der  Nike 
gekrönt;  beide  Münzgrappen  sind  sehr  scharf  von  einander  geschieden,  und 
es  giebt  nur  wenige  Mittelglieder.  Magistratsnamen,  Münzzeichen  und  Mo- 
nogramme gehören  so  gut  wie  ausschliesslich  der  jüngeren  Gruppe  an. 

Dagegen  bietet  das  Gewicht  der  Statere  kein  Kriterium  der  Alters- 
bestimmung; m-d.'^  das  Dui  chHchnittsgewicht  der  letzten  Serien  sich  um  einige 
Gramm  niedriger  stellen,  es  linden  sich  noch  gegen  Ende  der  Prägung 
Stücke  mit  dem  Maximalgewicht,  ja  darüber.  Dagegen  existirt  bei  dem 
Kleinsilber  allerdings  ein  solcher  Unterschied;  man  ist  \'jn  der  Zwölftelung 
des  Staters  zur  Zehntelung  übergegangen  und  die  Silberlitera  hat  den  Obelos 
verdrängt. 

Es  bleibt  noch  übrig,  die  einzelnen  Serien  so  weit  als  möglich  chrono- 
logisch zu  bestimmen ;  das  Mittel  dazu  bilden  die  Prägungen  der  anderen  Städte 
Campauieus,  die  von  der  neapolitanischen  abhängen.  Gapua  (die  antouomen 
Münzen),  Phistelia,  Uria  nämlich,  die  ältesten  nicht-hellenischen  Prägstätten 
in  Campanien,  haben  den  mannsköpfigen  Stier  im  Pronl  —  die  oskischen 
Münzen  von  Teanum  dagegen  en  face.  Isuü  ist  die  oski^che  Schrift  in 
Campanien  aufgekommen,  oder  wenigstens  officiell  recipirt  \f  orden  zwischen 
340  und  310.  L'ie  Münzen  von  Toanum  fallen  also  jedenfalls  nach  340; 
aficr  nicht  lange  nachher,  denn  wir  haben  oskiachc  Münzen  von  dem  be- 
uaciibarteu  Suessa  Aurunca,  was  seit  313  lateinisch  prägt.  Demnach  fallt 
die  Annahme  des  neuen  Stils  auf  den  Münzen  von  Neapolis  spätestens  um 
die  Mitte  des  vierten  Jt^hunderts,  wahrscheinlich  also  schon  in  den  An- 


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HcapoUs.  —  MOnzwesen. 


87 


fang,  etwa  380.  Was  für  ein  Sieg  es  gewesen  ist,  auf  den  die  Nike  an- 
spielt, können  wir  bei  imserer  Unkenntniss  der  alten  Geschichte  Neapels 
allerdings  nicht  mehr  aufmachen  —  etwa  die  Eiüberung  Kapreaes? 

Wie  die  sicilischen  Colonien,  hat  auch  Neapel  von  den  Italikern  das 
Kapfertalent  als  Bechnimgseinheit  angenommen.  Der  Stater  war  also  hier 
oomiDell  kein  DidrachmoD,  sondern  ein  Dekalitrion,  das  Talent  ursprünglich 
ISrStatero.  Festus  berichtet  uns  Indessen,  das  neapolitanische  Talent  habe 
6  Denan  gegolten.  Wenn  also  hier,  wie  doch  anzanehmen,  der  römische 
Stater  statt  des  CMapaniBdien  gesetzt  ist,  so  bat  in  Neapel  zu  irgend 
einer  Zdt  eine  DevalTOung  der  BeehnungB^nhät  auf  die  Hüfte  statt- 
gefunden; ein  Fibanzmittd,  dessen'  sich  belamntlich  aueh  Dionysos  in  Syra- 
tau  bedient  hat  (Monams.  Mflazw.  p.  116.) 

Dennoeli  hat  Neapel  erst  spät  angefangen  in  Kiq^  in  nOmen.  Der 
Beginn  dieser  Prägung  ffUt  etwa  in  die  Hittc  des  vierten  Jahrhunderts; 
denn  die  rOmisch-eampaalsche  Mfinse  sdt  P12MAI£tN,  die  bald  nach  338 
geprigt  sein  mnss,  ist  naib  deni|Hn6l}Br  der  ältesten  Serie  des  neqioli- 
taniscben  Kupfers  gearbeitet 

Das  Gepräge  der  Vorderseite  der  Kop&nntaani  ist  fint  aosschliess- 
fich  der  lorbeerbekrinate  ApoUolEopf ;  erst  ganz  spät  nnd  auf  den  Ideineien 
Nominalen  treten  noch  andere  Typen  anf ,  z.  B.  Artemis.  Die  Bflcfcseite 
zeigt  den  Stier,  meist  von  Nü»  geloiiizts  daneben  andere  Symbole,  fast 
ftberall  Menogramme  und  Hflnsaeidien.  Uanche  Stadm  sind  durch  den 
Nachatcmpel  SVESAN,  CAI^  n.  s.  w.  auch  für  das^Gebiet  dieser  Stftdte 
nmlanfafthig  genuudit  Ln  Gewicht  zeigen  die  toteren  StB^  gegen  die 
früheren  heine  Abnahme.  Das  Ganzstflck,  Grtae  4  oder  5  nach  Mioimet*s 
ScalSi  steht  zwisehn  7,54  und  6  gr.;  man  seheint  slso  das  NorsMlgnwidit 
des  Stater  (gr.  7,60)  in  Kupfer  ab  litra  gefiisst  zu  haben.  Dia  Ideineren 
Komhmle  zu  bdianddn  würde  zu  weit  iUiren. 

Die  Kupferpiignng  Neapels  hat  ohne  jeden  Zweifel  bis  zum  Sodat 
kriege  fertgedauert  Wie  lange  dfe  Stadt  in  Silber  gemünzt  hat,  ist  un* 
gewiss;  wahischemlich  aber  noch  geraume  Zeit  nach  868,  wo  Born  anfing, 
seine  Denaie  zu  prflgen. 

Silborprigniig; 

LPtrMie. 

1.  PaUsdmp^  behehnt  der  Helm  |  |     MannskOpfiger  Stier  im  Profil 
attisch,  mit erista und Odkranz  \  I  NEOrWTE^,  NEOPOAfTHE 
(nach  thurinisdiem  Muster).       l    u.  s.  w.  recht-  und  rüddinfig. 

Stntere  zwischen  7,60  und  7  gr.,  einer  bei  Leske  6,13  gr.  (phittirt?) 

Obolen  0,68  bis  0,53  gr. 

Hemiobolien  0,38  bis  0,85  gr. 


S8  llMVQlii»  — 

2.  Fraucukopf  ohne  ÜeliUi  sehr  1      I  Stier  mit  Menschen  an tlitz 
alte  Arbeit.  '      ^     NEHPOU^  rückläufig. 

S tater  7,60  gr.  (Luyoes  Annali  1S41  p.  132.   Mon  III,  35 f.  3). 
Vielleicht  sieht  zugehörig. 


8.  Pallaskopf  mit  sog.  korintb.  |      [  Vordertheil  des  Stien  im 
Helm  (ohne  crtstaX  nacb  dem  |     l    PiofiL  NE 
*  Muster  der  Litron  von  Eyme.  |  { 
Oboleo  TOD  0,61  bis  0^  gr. 

4.  Jugeodllcher  Kopf  mit  Horn,  1      j  Geflflgeltt  iraBd.  Figur,  auf  diier 
darum  ^EPEIOO^  j     \    üne  sitsend  . . .  EOPOI^ITE 

Obol&      0,61  gr.  (SamboD). 

5.  Weibl.  Kopf  mit  Sphendone,    1      j  Wie  i, 
darum  NEOPOHTHE        j  | 

0 b  0 1  e.      0,61  gr,  (Sambon). 

Selber  Kopf  )      { Muschel  NE 

V»  Obole.  0,20  gr. 
V«  Obole.  0,10  bis  0,9  gr. 

2.  Ueber^angspfiriode. 

1.  Frauenkopl  ohue  Helm  mit     1      j  Stier  mit  Meuächeoantlitz  im 
Diadem.  )      |    Profi),  bisweilen  en  face. 

NEOPOHTE^,  NEOPOAITHZ,  NEOPOUTA^, 

NEYPOAITH^  n.  s.  w. 
Statere  7,4Ü  hih  6,y8  gr. 

2.  Fiauenkopf  en  face  }      {  8tier  im  PkofU  h4EOPOUTHC 

S  t  a  t  e  r  7,37  gr.,  plattirt  ö,67  gr. 


Herakopf  en  face  mit  Diadem 
NEOPOHTHC  oder  TA€, 
odor  ohne  Aofecbrift. 

Statere  7,34  bis  7,27  gr.,  plattirt  Ml  gr. 

3.  Periode. 


{HmuskDpfiger  Stier  im  Profil, 
ton  der  Nike  gekrönt 


1.  Kopf  der  Sirene  Parthcnope,  \  (  Mannsköpfiger  Stier  mit  Kopf 
mit  Diadem,  meist  auch  Hals-  >  <  en  face,  von  der  Nike  ge- 
und  Olirschmuck.  |       '  krönt. 

NEOPOAITH^,  selten  NEOPOAITA^  und  NEYPOAtTA^, 
NEOnOAiTi^N.  NEOPOAIT  in  excuso.  Miiuzzeiche»  und  Ma- 
gistratnanien. 

Statere:  7,75  bis  6,76  gr.,  plattirt  7  bis  5,12  gr. 
Drachmen:  3,58  bis  3,13  gr.  (nicht  h&ufig). 


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89 


2.  Fallaskopf  mit  geflfigeltcm  und  ]       (  Vordertheil  des  Stiers 
mit  crista  yersehenem  Helm,  >  NEOHOAITBÄN 
öigekränzt»  | 
LiLren  0,75  bis  0,55  gr. 
 0,16  bis  0,14  gr, 

8.  Apollo  mit  Lorbeerknni       |     {  Venchiedaiie  EmbleiDe. 

SUtere  (bei  Samboo  27.  28  Mbd.  5  Mbmiet«  Ohne  Gewichis- 

angube). 
'AStatere  l^S  Üb  1,18  gr. 
Litreo      0,61  biB  0,88  gr. 


CAFIIEL  U. 

VERFASSUNG. 

Ignarra  De  Phratxiia  Frans  C.  L  0.  Hl,  p.  714. 

§  1.  Terfasstiiigs-OeBcliiclite. 

Bis  som  Erlege  mit  Rom  irarde  Nei^  demoknttiadi  regiert,  wie  ee 
eioer  Golonie  Attuns  mfaun.  IXe  wicbtigeren  Saclieii  «urden  ▼oo  der  ßouXi^ 
vorberaäien  und  daim  derTolksrenarnnduDg  snr  DiacuBBiflD  nnd  BeaeUuw* 
fiusuog  vorgelegt  An  der  Spitxe  des  Staites  etanden  ein  oder  meiirere 
Demardicii;  auch  die  Magfstratnien  der  Lanltelarchie  itod  Graamiatie  «er- 
den ane  dieser  Zeit  in  die  epitere  Peiiode  lierflbeigeBommen  sein.  Ardioii- 
ten  (G.  L  6. 5861)  und  Hippaiebeo  (Liv.  28. 1.)  befehligten  die  Streitmaeiit 
des  Staates.  Des  Yolk  war  in  Pbretrien  abgedieilt. 

Das  Foedns  mit  Born  826  gab  dem  neapolitanisdien  Staatsrecht  efaie 
neae  Grundlage.  Die  Stadt  blieb  ibrmell  souTeiftn;  ihre  alten  Magistrate 
blieben  besteben,  nor  wnrde  wshischeialich  die  hOdute  Gewalt  vom  Volka 
aof  den  Senat  nbertrsgen.  Das  As^liecht  Neapels  wurde  aneikamit:  Im 
i*  dofditia  vuQ  ftäfouw  h  t*  rff  NtamXir&y  »ä  ilfiaotiazbßm  In 
Ttßoupitmy  si£Ui,  xtä  ttSg  £Ucfic,  ftpbe  «äg  ^aucw  Spxia.  (PolyK  VL  14 
ond  LIt*  8. 26).  Gleich  den  anderen  griediisdien  Seestldten  ItsUens  hatte 
Neq»el  den  BSmem  Schiffe  und  Sold  flllr  deren  Bemsannng  sn  liefern, 
Mim,  sagt  der  Gesandte  des  KOnigs  AatloefaoB  bei  Ufias  (d.  h.  Folybioe) 
85»  16,  magia  Sii^fmaeif  LampBoceniipte  Graed  «mf,  qjnam  IhapttStam^ 
M^üd  $t  TanmliHij  a  fmbut  ti^^mdkm,  a  ^pnibut  «mv«  mt  Joedtn  «e- 
igUigf  Vom  Laaddienst  dagegen  war  Nespd  in  gewdhnllchen  FUIsd  wahr* 
«5>1nji|rfH^  fireL  * 


40 


•Kb^ioU«.  —  TaifuRag. 


Durch  die  Lex  lulm,  90  v.  Chr.,  erlangte  auch  Neapel  das  romische 

Hürgerrccht  (xalneo  ouzwy  'l'wri'noiv  Strab.  p.  246);  nicht  ohne  heftige 
Opposition  aus  der  Mitte  der  lu  .ijiolitanischen  Bürgerschaft  selbst,  von  der 
eine  grosse  Partei  die  alte  UtKibluiiigigkeit  >orzog:  In  quo  mayna  contentio 
Fhracliensium  et  NeapolituuufUm.  fuif,  qnuui  viaffna  pars  in  iis  cim'tatibus 
foederis  nui  Ubertatem  civiiati  antefcrret  (Cic.  Balb.  8,  21).  Doch  wurden 
einij,'ö  Privilegien  in  die  neue  Zeit  herübei^erettet.  Vor  allem  der  Gebrauch 
des  Griechischen  als  Aiiits-pi  ;i(  lit;;  dann  wenigstens  die  Türmen  der  alt- 
helleuischen  Magislmtu,  wciiu  auch  alle  wirkliche  Macht  an  die  Dcuün 
Quattuorvirn  und  Quinquennalen  überging.  Sonst  war  Neapel  in  allen 
Punkten  den  übrigen  Municipien  gleicbgebtellt  j  die  Bürger  stimmten  in  der 
Tribus  Maecia^). 

Im  Laufe  des  ersten  Jahrhunderts  der  Kaiserzeit  ist  Neapel  dann  zum 
Range  einer  Golonie  erhoben  worden.  Allerdings,  das  erste  Mal,  dass  die 
Stadt  direct  Golonie  genaont  wird,  ist  eine  Inschrift  des  dritten  oder  vierten 
JahrhnndertB,  in  der  L.  MiuiaÜiis  ConceBsiaiMis  als  patronoB  coloniae  ei^ 
Mhehit  DeoDoeh  miua  die  Doductioi  Bdwn  HA  früher  erfolgt  sein,  jeden- 
&]]$  vor  Abtaqof  der  SUfae  des  SlaAliie.  Zw  die  Yerae  des  StaÜtii 
(SUt.  hl  5.  78): 

Nostra  quoque  haud  propriis  temUtt  ^  tara  colonis 
Parthenope 

beweisen  nicht  viel,  da  coloni  auch  die  Römer  sein  können,  die  in  Neapel 
zu  Studien  oder  zum  Vergnfigen  sich  aufhalten.   Wichtiger  aber  ist  eine 
andere  Stelle,  wo  der  Dichter  von  seinem  Freunde  Pollias  singt  (11.2. 133): 
Tempui  «roll  qmm  te  gmiüuu  tm^agia  Urrat 
Diriperent,  cdsuaquA  dmut  veterer«  per  urbe$; 
Jude  Diearcheis  multum  venerands  tio2imt«t 
üme  aceite  meM,  paritergue  hU  largui  §t  ittw. 

SUiatsreditlicfae  Conedheit  im  Aesdmek  wird  nuo  aUefdings  Nietnand 
vom  Diebter  ywUmgm.  Und  so  eifailt  das  Zeognias  Statiiu^  erst  seinen 
TOÜen  Werth  durch  eine  Stfdle  des  Colonien-Verseichnisses,  ans  der  hervor- 
geht, dass  Titos  eine  Golonie  nach  Neapel  gefilhrt  bat  (Feldm.  p.  885*  15): 
NeapoUm  muro  dueta,  üer  poptUo  deieiur  ped,  LXXX»  Skd  agtt  «m» 
Sirmae  PortAmqpa«  a  Chtutk  ett  m  ntgerilnu  ottignahu,  tf  Umifet 
mtereidoi  guni  conMtUuti,  mter  guo$  pottea  mü«»  mp,  TiU  l«g$  modmn 
mgeraiimii*  ob  m&riiim  acö^tit.  Wir  werden  berechtigt  sein,  diese  Golonie 
mit  den  Ifsssregebi  in  Verbindnng  zn  bringen,  die  Titos  ergriff,  den  Städten 
CainpaiiienB  nadh  der  grossen  Eniption  des  Vesov  ao&nlielftn. 


n  LV.  9tfl  m.  8087.  Boll  Na9.V«T.  117.  CLL. 7,  901. 


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ÜMpoUi.  —  Terfiusmg. 


41 


§  2.   Volk  nnd  Ratb. 

ürsprtin?rlich  mögen  auch  in  Neapel  die  vier  alten  ioiiischeu  Phylen 
bestauden  haben;  waren  doch  alle  die  Ansiedler,  die  sicii  im  Laufe  der  Zeit 
hier  nicileriiesscn ,  ioni-chiMi  Stammes.  Und  auch  der  Stadtplan  entspricht 
dem,  denn  die  drei  It  'ciiinaüi  tlieilen  das  Stadtterrain  in  vier  ziemlich  gleiche 
Segmente.  In  historischer  Zeit  aber  (ob  schon  seit  der  attischen  Colonie?) 
haben  die  Phylen  ihre  Bedeutung  verloren ;  und  nur  die  Phretrien  bleiben 
al8  Eintheilung  der  Bürgerschaft.  Von  ihnen  berichtet  sclioo  Strabon  (S.  246): 
nXetara  3^  T^vj^  7ij<;'E)Jrj\iirfjq  dyorjr^Q  ivrauda  ataCerat^  juiivaaid  xt  nai  i^i^ 
ßela  xai  ipparpiai  xat  oyopara  ^EX^rjutxa  xai  Tiep  i/uzcov  Fw/ioiatv, 

Genauere  Kunde  geben  die  Inschriften;  sie  lehren  uns  die  Namen 
einer  ganzen  Beihe  von  Phretrien: 

'^Mtfnäoi  Ed/ejMdttt  9und^  KufuSm  Beepüaudm 
*Afnttäam     Eömü^iat     Kpn^t&uim     Ohtmyaun  (^AmMcboct) 

Dass  uns  damit  noch  nicht  die  Namen  aller  Phretrien  bekannt  sind,  lässt 
och  allerdiiif^s  voraussetzen.  Doch  kann  ihre  Zahl  nicht  viel  grösser  ge- 
wesen sein.  Wir  haben  nämlich  eine  Inschrift  (27  =  I.  N.  2154).  wonach 
der  Demarch  C.  Herbacius  Romanus  ob  promis^avi  renationein  Phetris 
divisi^  quina  milia  -numvium.  Das  giebt  fllr  die  neun  bekacDten  Phretrien 
schon  45,000  HS. ;  wir  werden  aJso  annehmen  dürfen,  dass  in  Neapel  wie 
in  Alhen  zwölf  Phretrien  bestanden.  Daraus  folgt  weiter,  dass  die  Zahl 
der  Phretrien  seit  der  Griintiung  der  Stadt  eine  constante  geblieben  ist, 
d.h.  die  neuen  Bürger,  Chalicidier,  Pithikusäer,  Athener,  Kymäer,  Osker 
in  die  alten  Phretrien  eingeschrieben  wurden.  Man  hat  dagegen  das  Vor- 
koniineu  einer  Phretrie  der  Kymäer  geltend  gemacht  und  behauptet,  sie 
wäre  aus  den  Kürgeru  von  Kyme  errichtet  worden,  die  420  in  Neapel  eine 
Zuflocht  fanden.  Mit  demselben  Rechte  könnten  wir  aber  auch  eine  Phretrie 
der  Pithekusäer  oder  Gbalkidier  zu  finden  erwarten,  die  doch  nie  vorkommen. 
Und  ausserdem:  da  in  der  Matterstadt  Kyme  natürlich  die-elben  Phretrien 
bestanden,  wie  in  ihrer  Colonie  Neapolis,  konnten  die  tiächiigen  Kymäer 
in  Neapel  einfach  in  dieselben  Phretrien  aufgenoinuien  werden,  denen  sie 
zu  Hause  angehört  hatten.  Die  Wahrheit  ist  vielmehr,  dass  schon  in  Kyme 
selbst  eine  Phretrie  der  Kymäer  bestand,  gebildet  vofi  den  Colonisten  aus 
dem  Euböischen  Kyme.  In  der  Kaiserzeit  kommt  dann  freilich  eine  Phretrie 
der  Antinoiten  vor  (Wilhu.  664  lium  ini  Moseo  Capitolino): 


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42 


NeapoUs.  —  Werüagaag. 


12]  P.SVFENATIP.F-PAL 

MYRONI 

EQVm '  ROMANO  -  DECVRI 

ALI-8CRIBARVM-AEDILIVM 

OVRVLIVM '  LVPERCO-  LAVREN 

Tl  •  LAVIN  ATI  •  F  RETRIACO  *  NE 

APO  LI  •  ANTIN  OITO  N  •  ET  -  EV 

NOSTIDON-DECVRIONI 

iili*  VIRO  >  AIBANI  -  LON 

OANhBOVILLENSES 

MVNICIPES-OBMERI 

TAEIVS-L-D-D-D 
Da  aber  .nnaer  SoffiBias  fottriaem  Etmotfidon  il  JaUkuHan  geoannt  wird, 
zwei  Pbietrien  zoi^dch  aber  natOilich  Niemand  ansehOren  konntei  bo  wenig 
wie  fn  Bom  swd  Tribus  oder  In  Athen  swd  Danen,  so  ist  klar»  dm 
Antinolten  nnd  £mi06tiden  dieselbe  Fliretrie  sein  müseen.  Uebrjgens  wfirde 
Auch  die  Neuerrichtang  einer  Fhretrie  in  hadriaaiBcher  Zeit  fftr  die  Ilten 
Zeit  BiehtB  beweisen. 

Damit  ist  denn  andi  die  andere  Fnge  entachieden,  ob  die  Piuetrien 
das  ganie  Voll[  nrnfiaaten  oder  bkm  den  altbeUeniaclien  AdoL  Denn  wenn 
C  Herbacioe  Btatt  einer  venatio  den  Pbretrien  je  5000  HS.  «ddt,  bo  folgt 
darans,  dasB  eben  die  Pbretrien  in  ibrer  Gesammtbdt.die  BdrgefBcbaft  der 
Coionie  bildeten.  So  eetzt  aneh  die  Inacbiift  (13,  C.  I.  G.  5785)  den  fp^- 
Topwe  *Afitmknß  den  dkkoipp^rtop  entgegen«  Da»  die  IneolAe  davon  ans- 
geBcMoaeen  wann,  bedarf  iKmsst  Bemerlmng. 

In  den  Namen  fppijrpia,  (fpi^xwp,  phretria,  fretriaena  iat  daa  ?  eon< 
Staat;  <ppaxpia  findet  Bidi  niemalB.  Aach  von  den  bekannten  attiachen 
Pliratrien -Namen  hat  sieb  bis  jetzt  keiner  in  Neapel  wiedeigefnnden;  wir 
dürfen  daher  die  Pbretrien  Neapeto  kemenfatts  von  der  athenischen  Coionie 
heileitenr  Bondero  sie  geben  znrUck  aof  die  kymSiscbe  GrSndnng,  ja,  sie 
gestatten  einen  Racksddass  auf  die  Organisation  m  STme  selbst,  ümt 
bierin  liegt  die  Hauptbedeutung  der  Qboilieferten  Phretrieo-Namen.  Herab* 
▼erfolgen  lassen  sich  die  Phretrien  bis  in*s  dritte  (ünsdirift  des  Soflenaa) 
und  vierte  Jahrhundert  (Inschrift  des  Herbtcius  27,  L  N.  9454),  also  so 
lauge,  wie  flberbaopt  die  alte  Vezfassong  von  Neapel  bestanden  bat. 

Für  unsere  Kenntniss  der  Organisation  der  Pbretrien  ist  Hauptquelle 
die  Schenkungsurkunde  eines  Amton  an  die  Phretrie  der  Aristler  (13,  C  L  0. 
5785).  Wir  sehen  daraus»  dass  an  der  Spitze  der  Pluretrie  ein  Phretarchoa 
stand  {h  fp^^^ijpx^  daneben  b  ^powtor^  (eurator)  und  die  ^ahoUftn  und 
dwaajraL  IndesB  war  die  Gewalt  aller  dieser  Magistrate  sdir  beschrinkt 
durch  die  Versammlung  aller  Pbietoreo,  die  ir^PP^  ich  lasw  die 
Inschriften  sflübst  reden: 


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1 


4S 

1.  *Apiaza1ou 

18]       C.  1.  6.  5785.  I  N.  3245.    Vollständig  bei  Smetius  und  Gruter; 
jetzt  vier  Fragmente  im  Mus.  Naz.  Lscr.  Gr.  47. 

^Aplarwvo^  rou  T/>y  bitlp  OdaXepiaQ 

MoucfjQ  r^Q  kaurou  yjuatx6^'  fiij  i$oumav  i^itto 

eav  &  ^p-^xap)(\oQ     61  ^aXxok6[Yo\i  ^  b  ippovxtarrjQ      dl  dun 

5  Selnvou  u\ittpTidnrdat  i:ap{ä  rjäc  TSTa^pivag  [rjfdpaQj 

xat  rä  j^tiXta  xcu]  dtaxoata  Sen/[dpt]a  davet^ia&iu  [/jnjdiTrnrs 
ii  fir^  in*  6v6uaxt  det]vdpui  (dt)ax/)ata  7:[ev]x7jXo[vxay  xat  koXec. 
pr^  i^ouaiav       i^']i:o)  h  \(pp\rjTanyo\(i  i^]  o?  •^d[XxnX')yoi  ^  h  (ppov- 

10      (fpTjTona  OT.tft']  Tu'jxiov  xSiV  d)^np}dxmv  [kapßdvtiVy  odSk 

matei  doth^ae]z(ii.    ?)v  h  ^a'J{t(\^6ptyo<i  StS^ep  d)Jnipnr- 

xopa,  iu  dxäppEi\  EtadidSaÖcu^  xai  [iäv  d6$jj  tff  dfdpp&t  outCJQf 
xa^ü)Q  xat  unkp  <fpTjXdp^oo  xdi  ya'AxoXoymv  doyfiaxtZi- 
xat,  roxe  ^  olyGi/jo/iia  U7:\kn]  rmv  [TTpay^Eypatiiiivtav  Y[tvia\9m' 

im      xoui  dk  j^aÄxo\ug  ol  d£davc[t<jp\£voi  xaza^&pixü}[aau  tq 
kßd6prj  ZOO  n]avßeuntoi  p7^v[og  l](rrapivoij  dg  äylapptv 
n^dooaau,  x\at  im^ftZixoi  [vj  ^p^fjxpUts  {n]iQ  fHXet  d\avetCeiv. 
xai  o5xü)Q  x6x[s  äXXrj  [olx'\nvon\ia]  Ytivia[&\at  xaS^  ixa[üXoy  I- 
xoQ-  iu  de  xato]  iipipa.[tt  x]a'tQ  d'jlai]>>],  alg  &6o\f[xeg  3et^ 

20     itvoTjmv,  OdaX\epia  M[n'j\(rrj  ftt^l^at^^w  xä  x[aT]ny\ps]ft,  rf<^  ypa- 
irxbv  ^  Hpöxedk^v     xo  i:po(njk(oi^k[y  f)^(ftder(oöa'^  o  (f\p^xapj^oQ 
^  o't  ^aJ.xoX6j']ot  1j  6  fpovxtoTTjg  ^  <n  dunxr^Toi  pexa[7:apa9t 
ddvat  xoig  dei  Oirb  r^c  (fpr^rpiaQ  xad]i(TTapi>(nQ '         di  xt  na- 
pä  xauxa  xä  07:spdu(ü  ysypappiva]  h  (fprjxapyjoi  ff  o[?  yaXxoXii' 

S5      yot  ^  0  <f povriaxT^g  ^  ol  Stotxrjxai  ^  ol  »ietia\>eiapivut  ^  dÄkuq 
xiQ  Tuni^atf,  dnoxeiadzu)  hpa  zio'u  t^Eiov  zuju  (fpr^rnuDv  apyo- 
ptou  dttvdpta  dtaxoata  nevxrjxüi^xa^  wv  tax  ^  ixzpaitQ  iaxt, 

2.  ^Apxeptaiot. 

14]       C.  L  G.  5798.    A.  Kpenepeiov  flpoxXov^  \  ZnaxoVf  dvdonaxw^  rdv 

16J      C.I.6.580&.  T,0kifii^  r.uS^  [  Edäiß9jf  vaiaaim\*kak3täTm/uSa 

£$fiaavii  |  taoJlä/ima  fi^c  /ip  |  itaJShe  Edfoiltiittt 

fff^opiQ  I  dfiotß^  tifMMt»,  Ans  171  p.  Gbr. 

16J       G.  L  O.  5787:  Eöfiij/iou  ihhv  \  (fp-^xopaw  Edp:ijJietS&v  |  7*. 

(Silv.  EL  1 49)  nemit  Neapel  HbUz  Eumelis. 


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44  Ne^poDft.  —  Verfiawu&g. 

17]      C.  I  0.  5818.   Oefonden  1790  in  emem  HypogBoam  vor  ForU 
Geanaro.  Ignarm  de  pimtr.  p.  126, 

AwAoL  Eu<ppov\oz  I  Eofpcav  'Hpaxlti9oo* 
W  EdmctiHmt  A$xi;,  6^c»  ESf>pova  xpumti^ 
](pij<n6vf  hQ  iv  ZmotQ  ^m*  httt^  v6tp' 

ZW?^"»  ^  

Der  SiifeiMS,  FMiiaie  EuuMtidoii  et  Antiiioiteii  ist  idioii  erwihnt 

worden  [12]. 

5.  9»mtdSau 

18]      C.  L  G«  5787  Mos.  48.  2^^.  «al  Mq  ^/r^rploK  BwmdSau 

6.  KpTiixSvdau 

19]  Boll.  Kap.  n.  B.  I,  p.  9;  geftinden  185S  imter  den  Gonaervatorio 
dl  8.  Filippo  e  Giacomo^  mit  den  Buden  des  tppTjtpfSav  (Mu.  52)* 
A,  KXaüdm  \  *Appuat^  \  Snaxw  |  xh»  witpfi^v  |  Kpjjröydau 

7.    K(j  fia'ioi. 

20]  C.  I.  G.  5788  Mus.  49.  M.  h'oxxr^ioQ  l'aißaazoü]  ]  djnXeu^epoQ 
AcUlXtaroQ]  j  auv  toIq  IdioiQ  t«[uo(c]  |  Tixiq)  ^.ixuXtivtp  \  xai  0Xaooup 
Kpr^axevTt  \  xhv  cxufov  ix  A{apwu)  vf  |  &J(/'xui>v)  |  ^cot(  fpff 
xopat  Kupaiüiv. 

8.  Olißm¥aleu 

GL  L  G.  5797.  Basis  so  Ehrai  des  Demarchwi  I«.  Hecouiit»  Aiistos 
s.  nntsD  N.  28. 

9.  flafitkeTdat. 

21]       G.  L  G.  5789:  T.  KaXnoopmQ  |  (/^^^^f  |  ra  xpelapata  xou  tj^v  dpo-  | 

£ndlich  zwei  Inschriften  ohne  Bezeichnung  der  Phretrie: 

C.  L  G.  5802  b.   [8]  Kloäüiov  Kaimpa  Seßatn^v  \  9sots  ypi^TpiotQ  | 
Naoötag  "Attoq  |  dKoxat<un[ad}ttc  Oith  a^rod  \  elQ  tj^v  naxpidau 
22]      G.  L  G.  5869  (jetzt  in  Sorrento).  KaiMa  iL  j  ^oxiip  ÜdbtrptS  | 
^pi^XiOfim  ßecitQ  \  ßäatv  axu^tp. 
Uebrigens  zerfiel  die  Bürgerschaft  von  Neapel  gans  ebenso  wie  die 
aller  anderen  Municipien  und  Golonien  in  die  drei  ordines  {xäfpwxa),  der 
Decurionen,  Augustalen  und  Populns.    Die  Dccurionen  erwähnt  schoi 
Cicero  (fam.  XIII.  30) :  L.  Manlius  est  Sosis,  is  fuit  CatinoguiBi  sed  est  una 
cum  reUquis  Neapolitanis  civis  Roroanus  factns,  decurioque  erat  Neapoü 
Der  griechische  Name  ist  ßauXtu-zai  (34,  C.  LG. 5843);  ein  Veiseiclmiss 
der  bekannten  FamiUen  dieses  Standes  wird  unten  gegeben  werden.  Von 
Augustalen  giebt  es  nur  ein  einziges  Beispiel:  den  M.  Antonius  Tro- 
pUmos  Aug.  Neapoli  et  Pnteolis  I.  N.  2524  —  N.  140. 


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NetpoliL  —  TurfanrniBf 


§  8.  Magistrate. 

Wie  Neapel  die  griediisebe  Spnudie  ab  olBcielle  Ua  aof  IModetiaB 
bflhalteo  hat,  so  hat  es  aacii  einige  seiner  altheUenisGheD  Magistrate  mit 
in  die  neue  Ztit  herftiteigeiioiiimeii.  7er  aUem  die  Demarchiew 

DemairdieD  waren  in  Neapel  die  liflelisteB  Beamten  sdion  im  flinften 
JaMmidert  (Sliab.  p.  2i6);  und  nach  später  ist  die Demardiie  die IiOdiete 
Eiire  gewesen,  die  die  Stadt  Neapel  einem  Bflfger  verieOien  konnte.  In 
dem  Corsas  booomm  geht  sie  stets  allfln  MnaidpaUUntero  vor  and  steht 
nur  römischen  Magistrataren  nach;  und  heltanntlicfa  haben  die  Kaiser  Utas 
nnd  Hadrian  die  Demanshie  in  Neapel  bekleidet  Wiefisl  Demarchen  ea 
gab,  ist  nicht  flberlieüBrt;  die  Analogie  aller  anderen  griechischen  Vor* 
tanngen  spricht  dafür,  dasa  ea  mehrere  waren;  eUier  war  Eponym  (Strab. 
p.  846  eben  .8. 81  Anm.  0). 

Ebenso  wem'g  sind  wir  über  die  Competenz  dieser  Behflfde  antei^ 
richtet*).  Ursprünglich  lag  gewiss,  wie  schon  der  Name  aadentist,  der 
Schwerponkt  der  Eiecative  in  ihrer  Hsnd;  in  der  Kaisecseit  wird  aber, 
die  Demarchie  wenig  mehr  sls  öne  kern  Ebn  gewesen  sein.  Whr  sehen, 
dass  der  Demarch  an  den  Senatsverhandlongen  keinen  AntheÜ  hat,  sondern 
die  ffitsnngen  dnreh  die  Archonten  geleitet  werden,  gans  wie  z.  &  ra  PnteoU 
dnreh  die  Dnomvun;  nnd  da  neben  den  Demarchen  noch  Quinqnennaten 
erwihnt  weiden,  so  sind  anch  die  Gesch&fte  der  Censnr  keineswegs  von 
den  Demarchen  besorgt  worden.  Aach  wSrde  dem  FlOtenvürtaosen  P.  Adina 
Antigeoides  sioa  Nikomedeia  wohl  nicht  die  Demarchie  veriiehen  worden 
sein,  wire  die  Lmtang  irgend  weleher  wichtigen  Angelcgenhdten  mit  dem 
Amte  verbunden  gewesen.  Bs  bleiben  also  Ar  den  Demarchen  höchstens 
einige  prieaterikfae  Bumlionen;  ndienbd  war  daa  Amt  jedeofilla  eme  fiiui- 
nahmeqaelte  ÜBr  die  Stadtkasse  und  eine  Qekgenheit  au  Spenden  an  das 
Volk.  Ea  hat  denn  nach  Desmrehen  gegeben  Ms  in  ^  nachcenstaatfadsche 
Zeit;  die  bekannten  aind  in  dironologiacher  Qrdnang  Holgende: 
89|    1.  L.  Herennias  Aristns.   C.  1. 6. 5797.  *H  ^pi^rpia  Oihw-J 

24]     2.  C.  luaiiis  Aquila.  C.  1.  G.  57ÜÜ.    Hßiuvi  Imfai^^t  azaTu)  deip.  \ 
r.  'loüvioQ  \4xuAai  I  vewTepoQ  aroaTS'jcrdl peuoQ  truzpa-tuaaz  | 
pap^aai  XauxeXapj^ac^.  (Die  ersten  beiden  siud  römische  btaats- 
ämter.) 

>)  Bms  äTLi^spre  Ehre  und  wirkliche  Competens  darchaiu  nicht  dasselb«  ist,  bedarf 
keiner  Bemerkung,  man  denke  nur  an  die  Consoln  der  asten  Eftiseneit  oder  die  Ardion- 


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46 


MeapoUs.  —  VeifMMng: 


35]    3.  P.  Aelius  Antigenides.   LMinerv.  Bull.  Nap.  n.  8.  VII,  7S  Mus. 

54,  getundeD  nella  Strada  di  S.  l*aolo  presso  Vantico  teatro  1858.] 
J/iypan  ßouX[^i  ij  i:oktQ\.  |     /7.  AtXtov  'Auu^ivtSa  [rr/v  tdtoy  ntt\  \  Xi- 

nyi/  dr^pap^aavTa  |  dpyttpia  apüg  aovodn^j  4o{ptXtiaj^ 

rCüv  ztp}  Tou  Jiw'jffov,]  I  npioTou  »au  puvov  drr'  auui^og  vsix^aauta 
TO  {dirj'^BXtQ  TTauTug  zobg]  j  d^covaQ^  o5anep  xai  pi'vouQ  ijYQtvlaaro 

dAeiTTToq '  'Ptopjjv  ß.  Ma[v  roXiv]  \  7-,  xai  tu>  dtä  zdyTcuw  xai  fJo- 
ru'iXnuQ  zä  T.pmra  diazei^hza  önb  [roö]  |  Küpiou  a'jroxpdtopöQ 
TWM£tV»y  Fl'jaißtta  xai  öpouoQ  rä  k$^Q  eyu  ^[yoj  •  |  xai  zä  iv  Set» 
xopr^dei^  tq  eauToü  narptdi  iitdtjfi/uva  ^AaxXijnua  xtp  ad[ztp^  \ 
dywvt  iwdaoXaQ  jfopauXae*  iltauaato  hwv  Xe  a&Xsgüai  d^^fi^  VW 

4.  Ti.  CaBtricius  Galediiims  Sj^papx^aaQ  31,  CL  0.5799. 
26J    5.  T.  Vergilius  Restitutns.  I.N.2444,  Mus.  Naz.  (Moaiin8en)L 

hemw-Invioto-p-veiiq^estitvtvs-obins^^ 

honore'demarchiae-^  perfvnotvs.aidicvlam-st/.* 


27]  6.  C.  Herbacius  Bo- 
rn an  us.  I.  N.  2454. 
Neapel  io  S.  Paolo  (Pan- 
Tin.  Bom.  p.  525). 


O'HCRBACIO-MAEO 
ROMANO  •  DEMAR 
OHISANTIhVIR-ALI 
MENTORVM  -  QVAE8T 
CVR  8ACRAE-PECVN 
OVR .  B  •  FRVM  '  COMPAR 
8E  •  VIBO  -  FEOlT 
QVI  OB  PROMISS -VENAT 
PHETRIS  DIVISIT  -  QVI 
N  A  -  M  I  t  -  N  V  M 


2ÖJ     7.  MuDutius  CoDcessianus.  I.  N. 

2455.  Cippus,  früher  in  dur  Villa 
Torella  in  Pietrabianca ,  B  MiL;Uon 
östlich  von  Neapel  am  Fusse  des 
Vesuv,  jetzt  im  Mos.  Naz. 


LMVNATIOOONOESSIA 
NO-V-p.PATRONO  OOLO 


ERQA  OlVES  MVNIFIOA 
LARQITATE  OUM  HONO 
REM  DEVITVM  PRAESTAN  ^ 
TISSIMO  VmO  PRAESENS 
TEMPVS  EXEOIT  QVO  ETMM 
MVNATt  CONOESSIANI  FlUI 
SVI  DEMAROHIA  OVMVUTIoRE 
SVMPTV  UBERAUTATIS  ABVN 
DANTIA  VNIVERSIS  EXIBVIT  CIVIBVS 
OBQVE  TESTIMONIA  AMORIS  SINCERIS 
SIMI  REG  PRIMARtA  SPLENDIDISSI 
MA  HERCVLANENSIVM  PATRONO  MIRA 
6IU  STATVAM  PONENOAM  DECREVIT 


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Neapolis.  —  Verfassung. 


47 


Znnflefast  der  D«i»rch!e  steht  vod  den  heDeniielieB  IbgifltratnreD 
die  LankeUrchie.  Die  Etymologie  des  Namens  aofenfiadea  ist  Iraker 
noch  uldit  gelungen;  vir  lamm  daher  aaeb  kdm  Varmiitlniiig  aifetdkn 
über  die  Fonktioiieii  dieser  Bürden  in  griechiaclier  Z«it  In  der  Eaiser- 
sait  iwen  auch  sie  nur  priesterlicher  Natur,  wie  aos  der  fidgendeo  In- 
sdirift  hervorgeht  (G.  L  G.  5790b  Mus.): 

39}        9stp  iitifpcoßWtdxtfj  \  "HßcDvt  I  77.  HJtdtWQ  PJLaKtpÖQ  ixl^Sik  |  elc 

fiot3j9e^  miiTT^S  r^C  UpoaOrTjz  [ifta\Tffp'np  bXoxXyjpiai  te  rüuämQ 
äx9pxta\jdvoQ  dp£digxev  fbv 


Aaoißtm 

V9»Z^p(p 

Ttpeaß. 

0aßlip 

Mapxup 

Jtpeaß. 

Ihowtp 

Ao[uu)fXlip 

Die  Inschrift  beweist  sogleich»  dass  das  Goliegiuiii  der  Lankelarchen  noch 
im  Zeitalter  der  Antonine  bestand.  AmMeXopi^Motne  sind  nicht  etwa  kn^ 
eelarchia  Inncti,  sondern  das  Particip  des  Aorist  steht  fttr  das  Frisens  nach 
campanisehem  Sprachgebranefa.  — •  Da  die  beiden  einaigen  Demarchen,  deren 
cusns  hononim  wir  liennen,  L.  Herennias  Arfstus  und  C.  lunios  Aqnfla 
anch  die  Lankeiarchie  bekleidet  haben,  so  war  sie  vielldcht  eine  notb- 
wendige  Toistafe  snr  Demarchie.  Ein  dritter  Lankdarch  ist  Iümumoq 
ata  &796  (90). 
Es  bleibt  noch  als  letste  griediische  Uagistrator  die  Orammatie. 
Im  Ciinas  honorom  wird  sie  hinter  der  Lankelarehie  aaigeftthrt  So  heisst 
CS  TOD  L.  Henrnnios;  d^i^ta^f^f^wro,  ImtxiJiaii^oaiftaf  fpaftfiadaapta.  Ein 
anderer  rpaßfian6Q  ist  Liclnins  PolUo  (34)  G.  I.  G.  5843:  hmae  xetl  diktq 
Mu9Q  ävttftfpofmtMti^  —  Gymaasiarchie  nnd  Agonotbesie  gehören 
in  einen  anderen  Zusammenhang. 

Neben  diesen  beUenischen  Msgistratoren,  die  sammtJicb  aus  der  Zeit 
faerabergenommen  ^d,  als  Neapel  dvitss  foederata  war,  stehen  die  ge- 
wObnUcben  römischen  Monidpal-  und  GolonisI- Behörden.  Zmiäehst  die 
Arehonten.  "^h'^  ist  bekaaatlieh  die  griechische  üebersetsnng  sowohl 
ftlr  n  vir  als  nn  vir,  nor  dass  dieser  letxtere  bisweilen  durch  den  Zusats 
xtoüdpw  datipwv  beseichnet  wird.  Ein  solcher  ilU  vir  war  der  Selenkoa, 
dem  wir  soeben  als  Lankelarchen  begegnet  sind. 

90}      G. LG.  5796:  d  nöXetm  Züistmv  SMtwou,  f  die  fuptMlapijiw^ 
äpiavra  \  x98o4fim  Mp&v^  XafjiatX\apji^0avTai  äp^o^ta  xh¥  duk  \ 


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48 


HaiitoHt.  —  Taifunmf > 


Es  i'^t  die  älteste  öffentliche  Inschrift  Npapels,  die  uns  erhalten  i?t,  etwa 
der  Zeit  bald  nach  Sulla.  Später  sind  dann  auch  hier  an  Stelle  der 
Quattuorvirn  Duumvirn  ^^etreten.  Als  solche  sind  die  Archoritt;n  zu  fassen, 
die  in  den  fünf  erhaltenen  SeDatus  consulta  erwähnt  werden.  Es  sind  Fulviua 
Probus  und  lulius  Livianus  für  71  —  2  (33,  C.  I.  G.  5838);  Cornelius 
Gerealis  wahrscheinlich  etwas  später  (34,  C.  I.  G.  5843)  und  die  Collegen 
Paquius  Caleduü  und  Vibius  PolUo  aM>  etwa  derselben  Zeit  (31  und  35, 
C.  I.  G.  5799  und  5836),  Dazu  der  praefectus  iure  dicundo  (dvrdpyüjv)  für 
70—1,  Tran  iuillius  Kulus  (33,  G.  L  G.  5838).  Auch  die  Aediien  {dropa- 
vöfiot)  fehlen  nicht 

Bl]  G*  L  G.  5799 :  Ko/itvi^  IEiiotnoyev[£]ia  ieplejt^  A^fJirjzpoi  dtapofd- 
potiy  2a  • ...  I  bujaxpit  j'uvaat  naaah»  Kak^iou  dpjpwtm^  xol  fe^ 
rpl  I  flandou  Kalf^duotoü  dj-opauopactni  ^  päppj^  Kcunpixiou  )  HolUet- 
tßog  dp/ovnieoS,  Tu  Kaatf^MioQ  Kak^ÖmvöSf  ä:g\pap^caQ  tq  itpo' 

Und  die  beiden  Octavii  Caprarii,  Vater  und  Sohn,  35,  C.  I.  G.  5836. 

Dass  auch  das  höchste  Amt  der  römischen  Colonien,  dieQuinquen- 
nalität,  in  Neapel  bestand,  haben  wir  schon  oben  gesehen,  auch  die 
beiden  bekannten  Beispiele  schon  angeführt;  es  sind  liXtoxoQ  l£)x6xo'j 
äpi<i}v  TÖv  dtä  niure  irwv  upi^nx6v  (30,  C.  I.  G.  5796)  und  A.  '^EpiwuK 
Uu&wvos  üWff,  "ApiOToiy  äp^ag  zhv  zevraer/^ptxo'^  (23,  C.  I.  G.  5797).  An 
Ansehen  stehen  diese  römischen  Magistraturen  hinter  den  f^riechischen  ent- 
schieden zurück;  selbst  die  Quinquennalität  steht  nach  der  Demarchie,  und 
bald  vor,  bald  nach  der  Laukelarchie,  sodass  sie  dieser  etwa  gleich  ge- 
standen zu  haben  scheint.  Allen  anderen  Aemtern  geht  die  Laukelarchie 
also  vor.  Dass  dagegen  alle  wirkliche  Macht  in  den  Händen  der  ArchonteHi 
Agoranomen  und  Quinqut  nnnlen  lag.  ist  oben  gezeigt  worden. 

Von  anderen  Muuicipal  - IiLamten  kommen  vor  ein  Quaestor  alimen- 
torum  (27,  I.  N.  2454),  ein  Curator  frumenti  comparandi  (27),  ein  Quaestor 
sacrae  pecuniae  {za/nag  lepwv  ^pT^fiäzwv?)  (27);  von  Subalternen  ein  Ar- 
carius  reipublicae,  öffentlicher  Sklave  der  Stadt  (I.  N.  24ö9) : 

83]  D      ^  M 

MARCIAE  .  MELISSAE 

CONlVGt  INCOMPA 

RABILI    FELIX  ARK 

REIP  «  NEAPOLITANORVM 

L  -  D  *  EX  -  PERM  *  MAQI8T 

ET .  MARCIVS  •  FELIX  •  MATRl  •  B  •  M  •  P 


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« 

§  4.    Verzeichniss  der  Decurioncn. 

Aelii.    P.  A.  Antigenidcs  25, 
Apollonius  Pulcher  34. 

iarcov  Boxxou  33. 
Avillius  Arrianus  33. 
Castricii:  Ti.  C.  Caledianus  Dcmaich.  31. 

C.  Pollio        •    II  vir.  31. 
ComiQÜ  Cominia  Plutogeoia  31. 
C.  Priscianus  42. 

(M.  Cominius  Vcrecuudus  C.  L  ü.  5837  b.) 
Cornelius  Cereulis  II  vir.  33.  3-4. 
Domitii:  L.  Domitius  LepidttS  33. 
Fulviu.s  Probus  II  vir  34. 
Graoius  Rufus  33. 
Herbacii:  C.  Herbacius  itomanus  27. 
Herennii:  A,  'Ep.  Uuih/uoQ  ulii^  "Aptatos  23. 
lulius  Livianus  II  vir  33. 

»      Menecrates  Stat  Süv.  IV.  8. 
lunius  33. 

»      C.  lunius  Aquila  34. 
Liciiiii:  L.  Pollio  aedilis  34. 

C.  L,  Proclus,  sein  Vater,  34. 
Luciub  I  ragi  33. 

»       Pudes  junior  33.  34. 
Man  Iii:  L.  AI.  Sosis  Cic  iam.  XIU.  30. 
Mann i US  Priscus  35. 
Melconia  Secundilla  34. 
0cta?iu8  Caprariüs  [latcr  et  filiijs  aediles  35. 

C.  0.  C.  f.  Mac.  Vtrus  I.  N.  2456  =  Mus.  1076. 
Paccins  Caledus  il  vir  31.  35. 

>       Caledianus  aediliü  31. 
Petronius  Scaplas  35. 

PoUins  Felix  SUt  Silv.  m.  l.  93.   II.  2.  133. 

Pappaeas  Severus  33.  35. 

£iA§ttMoi  SeJiaBmv  30. 

Tettia  Gasta  83. 

TranqaiUiiis  Rnfus  88. 

Vergilii:  P.  V.  Restitatiis  Demarch.  26. 

Yerrius  Libenlis  33. 

Vibius  Pollio.  U  vir.  85. 


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50 


Neaitolia.  —  VexfiMnng. 


§  5.    Dccuriünum  Decreta. 

33]       C.  I.  G.  5838  —  Mus.  Naz.  iscr.  Gr.  53.  MinerviDi  Tettia  CasU 
GeL  1692  bei  Porta  Noliusa.  —  71  n.  Pbr. 

Tert^  Kdm^  Uftüf.  tfoS  hpw\  \  t&v  pntatx&v  otxou  ^ta  ßtöUy  ^ 
fliffftaxa,}  ( *Em  imdxa»  KaMopoQ^  £eßaaTw  aHoB^  JofttTJ[a»oS  im^  /olbo]  | 

Kopv^hoQ  Kfptäiitfit  VSfWMOff.  .... 

Mtvijv  tlvcu  l&ta^  tijiv  nfid/totfiov  TevHuQ  Kälimtc  nltot^v, 
'   pmaxbg  Upaaa/d'}\pijQ- tiis  rc       xmv  äxditnoif  tdoißna»  mk  dg  t^m  r^c 
navpiSoQ  cuvoeav,  dpiyup&v  dvdptiu»xm»  dj^aaxäasti  xm^  S§inQ  ix  r&v  ISiav 

ieot^]\aa/iivT^Qy  icf^i  rb  fiJKia3iio^t6j[0}<i  tt)spjex^oai  t^v  n6Xw^  ttfubf  dvdptdvtt 
xat  dazidi  k\mjy>64f^^  r^f  «/»oe^i^/isM^v  TezzUu/^  \  Sanuvjj  peu  ijjftam^  im- 

ftekeia  dk  twv  Trpogr^xourtov,  o8f  diti^speQ  iaziv  napapLobyjauaHai  

lu  dk  ^}\7:ou  eli;  xi^Osiav  didoaöai  xat  elg  raura  i^odtäCtUf.   *Esü  ündzatv 

KaiaapoCt  ^tßaazuu  uioii,  xat  [F.  O'jalepiou  (Pr^azow  npb  VJ.]  | 

^louXiiuu  •  Yprufouhtp  m^aa\/  FpdvioQ  'HoityoQy  Aooxtoi  Iloud^  [p«wre/Jof], 
/Io7zira[ioQ  iBOui^poS']  |  Jrepi  ou  Tiposav^vevxeu  roii  rrpoQx^Zfp  ^a'jXßujQ 
Ilpoßoi  h  ufty(ov,  Tiept  zittjzo'j  zlpd^puzog  oSrtoi  ido^ew  itpoz  z(p  notei- 
(rdat  ziju]  \  drjpnaiuv  darAuiqv^  ^  ßouü^  aoftKußo^ta  i</'i^fiaazu  Tezzia 
KäaxqL,  tä\w^aiQ  hexa  xax  are^av&am  t^y  ftpottpTjfUvr^v  Tkrnov]  |  j[ipw>^ 

ffnfä»^^  papzüpiiovzaq  n')z^Q  z<p  j  ßltp  dr^pftaup  ir:aiu[vtp  .]  |  *Enk 

6iaitw  Aoüxio't  0Xaouto'j  0^ßpia  xai  'AzetXio'j  Uapßdpuu,  [  ypa- 

<popivtp  napr^aau]  j  'Apiaratv  Boxxov^  Ao'MkhoQ  \ipptfvjui^  OuippioQ  Aetß\tpd- 
Acff]'  1  [««/»(]  ol  itpoQavijvei/Key  toIq  Iv  npoqxXi^ztp  'looktoq  Aeiousia[yoQ\  b 
up^ljUiV^  «epi  TOUToo  zoZ  zpdj'pazoq  «'>roc  idoitv']  |  [Terr]/«  zorov  elg  xr^ 

deiav  dTto  zou  zet^oug  tu  psztluttp  [  tSidoaäat^  pr^dtvt 

S'a/J.(t>  ivtbg  xodt»y\  I  [zptd]xoura  i$  olxodopeiu  imzpejTetu  xdi  dTTo  zr^Q 
otlr^XijQ  uXk(f}  ur^deut  xT^dec  ]  \  [av  iv]  z(p  a'jz(p  zoTZip  didoüdtu. 

84]      C.  1.  G.  5843.  (Grat.  Capftccio).  L  N.  2453. 
AwmoQ  IIoo^  HUitonpoQjf  *AnoXiXimßtoQ}  j  Ilwlj^^. 

dvd/A  Too  I  f/ftetipoü  Tdjrftaree  narp/ßg  n  ]  fiotfJtMtnmi  httaai&s  xdi  | 


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Neapolu.  —  Tarfasaung.  51 

«omc  uArmi  Himweu  ixvbg  |  nht  Upm»  f  fe^^iw^wfiivmv]  tAnm^  \  fsa 
Mtt  de  nap<ifa/Sia¥  xS$v  ^oi4»y,  \ 

C.LICfNIV$.PR0CVLV8-ET  MECLONIA-  |  C  F-8ECVNDILLA 

PARENTE8  |  L-DD-D> 

35]      C.  I.  6. 5886. 

*03tTao6tog  KtatpaptoQ  *(httaooup  j  Kanpupitp^  lAip  e')aeßeaTdT(p  ^  xata 

j  npb  KctXav\dwv]  7auouapiwu.  \  jrpa^ofiiuqt  nap^aav  flerpwutoQ  2VaV^ac, 
MämttoQ  1  IJpstüxaQ^  [JowtmbQ  Seour^pog. 

Ktfk  oü»  TipoaavTfVeYxav       |  ßouX-^  fJäxxiog  KuXr^dog  xat  Odeißtog  HoJlf 
Umv  oi  ^^>j(oi0ng^  itept  \  touvw  tou  npäj-paToQ  oßrwg  idoiev'  Kapü  ftkv  Tto- 
ItixiQ  I  auvdx^gaBoi  dtS»  hä  Tbamo  teJitOT^,  fiäXuna      'Oxraoott/f  Kanpa-  | 
pitp,  dvdpt  d^ioXdytp^  ßuMvrt  haetxStg  xot  d^opavop^aauTt  aepvwg^  dnoßa-  | 
Ji6im  u2Air  Kanpdptoy  wuazepoUf  pepapTupi^fiiuov  bf^  ^piav  \  dtä  Hjv  r&v 
r/M$mtfv  xoa/u6zi^Ta  xcä  dtä  xrjv  bpoiav  Ttp  Tiarpt  \  hax9JiMa0tS<nt»  dfopavopiaVf 

äit  6  oacjjf»  adtoti  ik^jtau  |  L*D'0«D* 


CAPITBL  m. 

MAT£R1EU£S  UND  GEISTIGES  LEBEN. 

§  1.  Calte. 

Sir^um  dedit  una  mum  memortAüe  nomm 
Parthenope  muru  AMoüu;  aeguora  adut 
Begneat«re  diu  eombu,  quum  duUe  per  vinäaa 
EMum  mUeri»  cannrti  non  protpera  funUü* 

(Silina  m  98.) 

Die  SchaizgSttin  der  Stadt,  die  Sirene  Pftrlhenope,  hat  das  ganze 
AltertbuD  hindurch  den  ersten  Platz  im  Gnltoa  Neqiels  behauptet  Ihr 
Gxabhflgel  am  Strande  des  Meeres  war  das  berOhmteste  Monument  der 
Stadt;  IfarBQd  erkennt  man  in  den  nnbeheimten  veiblichen  Kopf  auf  dem 
Ave»  iaat  aller  neapolitanischen  Statere.  Ihr  zn  Ehren  worden  die  Spiele 
gefn«rt,  die  spiler  Aogost  an  dem  ersten  gymnischen  und  mosisdien  Agon 
Italiens  erweiterte.  Ein  grosser  Theü  des  Gebietes  war  ihr  geweiht,  wie 
in  Sorrent  der  Minerva.  Mit  ihrem  Cnlt  hftngt  auch  das  Stadtwappen 
Keapds  sosammen,  der  mannsköpfige  Stier,  das  bekannte  Gharakteraeichen 
seiner  Mflosen;  galten  doch  die  Sirenen  als  TSchter  des  Flussgottes  Acheloos. 

Nicht  weniger  alt,  ja  ftlter  vielldcht  ist  die  Verehrung  der  Aphrodite 
Euploia,  deren  Tempel  von  dar  H5he  des  Pissofsloone  herabschante  anf 

4* 


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52 


die  Insel  Megaris,  wo  einst  die  Faktorei  der  phönikischen  Männer  stand, 
dfc  den  Barbaren  Campaniens  den  Dienst  der  Aphrodite  gebracht  hatten, 
ihr  l-'riesterthuiD  ist  eine  der  höchsten  Ehren  gewesen,  die  einem  Bürger 
Neai»els  zu  Thcil  werden  konnten;  Männer,  wie  das  Quinqueonal  Seleukos, 
Seleukos'  Sohn,  haben  es  bekleidet  (30  =  C.  I.  ö.  5796). 

Daneben  hatte  der  Flussgott  Öebethos  —  Z^neiHnc,  wie  die  Auf- 
schrift einer  Münze  ihn  nennt  —  seit  alter  Zeit  einen  hervorragenden  Platz 
in  der  Verehrung  des  Volkes.  Sollte  doch  die  Nymphe  Scbethis  Oibalos, 
den  ersten  König  Ne  ijxils,  gezeugt  haben.  Das  Bild  des  FUissgottes  zeigen 
einige  der  ältesten  Münzen  Neapels:  Tiöch  eine  Inschrift  aus  später  Zeit  be- 
richtet Yuu  der  Hestauratiou  seioeä  lieiligtliums  (1.  N.  2445  aua  Suumoate 
I,  p.  238): 

86]  P.MEVIVS  EVTYCHVS 

AEDICVLAM  RESTITVIT 
8EBETH0 

Das  sind  die  alteiiilieiiDiscbeii  Gölte  von  NeapoliSt  die  die  kymäische  Cokmic 
überdaaert  haben.  Mit  dieser  massten  natttrlidi  aach  die  SchatzgStter 
Kyme's  in  Neapolis  heimiacfa  werden.  Vor  allem  ApoUon,  dann  Demeter 
und  die  Dioeicureo,  oder  wie  Statins  singt  (SiW.  IV.  8.  45): 

Di  patrüf  qw«  rn^uriU  Miper  aeqnara  nu^nü 

ZUui  ad  Äunmium  dwexü  Ahantia  «UutUt 

7k  duetor  popuU  longe  tm/^rmlU^  ApoUo^ 

Cid»t$  odkM  voAmtmi  Iowa 

BetpUienB  blande  ftlix  Eumelü  adorat} 

Tk^pte  Aetata  CereBf  ettrMi  em  temper  anMo' 

Voiimm  taeiH  guaesamue  ian^Htda  «nytta«; 

Et  no§  Hyndaridae^  qua»  non  korreada  I^femyi 

Tojfgeta  uu^oeaeve  magi»  eohure  Therepnae, 

Sonst  freilich  hat  der  Cuit  Apollöos  in  Neapel  nur  wenige  Spuren  hinter- 
'lassen.  Apdlon  wird  einmal  in  einer  Inschrift  mit  Ägyptischen  Göttern  ni- 
sammen  ei'wihnt,  und  die  Broncemflnzen  der  Stadt  sind  mit  semem  Kopfe 
bezeichnet.  Mehr  wissen  wir  aber  den  Colt  der  Demeter,  die  als  Thea- 
mophoro's  verehrt  wurden.  Ihre  Priesterinnen  sind  ans  den  ersten  Fsr 
miüen  der  Stadt,  Tettia  Costa  (C.L  0.5838),  Cominia  Plntogenia  (ai.O. 
5799),  und  wahrscheinlicti  auch  Terentia  Paramone  in  der  angeblich  in 
Pompei  gefundenen  Inschrift  (C.  1.  G.  5865): 

87]  TEPENTIA  HAPAMONH  lEPEIA 

AHMHTPOZ  0EEMO0OPOY 
TERENTIA  •  PARAMONE  •  SACERDOS 
CERERIS  •  LEGIFERAE 


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Moapolis.  —  Materiollefi  luul  geistiges  Leben.     .  S8 


Von  Neapel  uud  Kymc  aus  hat  sich  der  Ceresdienst  über  die  andeiea  Stiidte 
Campaniens  und  der  Nacltbailunk'r  verbreitet;  noch  zu  Cicero's  Zeit  wor- 
den die  CerespriestcrinnL'n  in  liüin  aas  Neapolis  oder  Velia  entuommeu 
(Cic.  Balb.  24.  Dass  sicli  uiich  ui  Neapel  Mysterien  an  ihren  Cult  an- 
schlössen, lernen  wir  aus  den  anceführten  Versen  des  Statins.  Der  Tempel 
der  Dioskureu  i^t  uuch  jetzt  in  der  Kirche  S.  Paolo  theilweise  erhalten; 
aus  oiuer  Inschrift  sehen  wir,  dass  T.  Flavias  P^uanthes,  Sieger  in  der 
43.  Italide  (170  p.  Clir.)  im  Flötenspiel  ?:iini  Andenken  seines  Sieges  Statuen 
der  Dioskuren  lu  i^ciner  Phrctiic  auf^tcllti:  il5  =  C.  I.  G.  5805). 

Kyiiiaischen  Ursprungs  sind  iiaidrlich  auch  die  Culte  der  PhretrieD, 
der  tfpijTopEQ  Hein  und  i^zin  -azptpin,  wie  z.  B.  Eum^iJos  für  die  Phretrie 
der  Kumelidcn  war  (18  =  C.  I.  G.  5787). 

Der  I'allaski  pf  auf  den  Stateren  Neapels  ist  wohl  mehr  Nachbildung 
des  Gepräges  der  aUibchen  und  thurinischen  Münzen,  als  Aosdruck  eines 
besonderen  Cultes,  von  dem  sonst  nicht  die  geringste  Spur  uns  erhalten  ist. 
Neapel  eigenthünüich  dagegen  ist  Dionysios  Heben,  der  inifW' 
vioTUToQ^  wie  ilin  die  Inschriften  nennen  (24.  29.  C.  1.  G.  5790.  5790  b). 
Die  Kunst  stellte  ihn  dar  als  bärtigen  Alten 

Auch  den  campanischen  Nationalgott  Herc nie s  finden  vir  InNeapeL 
Eün  Stadtviertel,  die  Regio  Hercnlanensium,  war  ihm  zu  Ehren  benannt; 
die  Aedicula,  die  der  Demarch  P.  Veigilius  Restitutus  dem  HercnleB  Invictos 
errichtete,  ist  schon  erwähnt  worden.  Neuerdings  (1874)  ist  bei  8.  Giovanni 
Maggiore  eine  griechische  Inschrift  zu  Tage  geltommen,  die  aof  den  Cnit 
d«s  Hercules  sich  bezieht  (Sogliano  im  Arehivfo  8tor.  Nap.  I,  p.  565): 

3«J  --.  ANOE  MAMEPKOY  KAI  Ol  Y0< 

^PAKA^I  AN&(:>HKAN 

EndUch  ist  wa  erwähnen  der  Genins  nrbis,  die  Tig^  Nias  nikntg 
(C.  I.  G.  579S): 

m  M  •  MAPIOZ  eniKTHTOZ 

THI  *  TYXHI  •  NEAnO  AE^IE 
ANEOHKEN 
XAPIZTHPION 

Die  ofientalisdien  Gülte  scheinen  dagegen  hier  keinen  allzu  günstigen 
Boden  gefanden  zn  haben.  Erwähnt  werden  sie  nur  in  einer  Inschrift, 
die  aber  ebensogut  als  nach  Neapel  auch  nach  Pnteoli  gehören  kann  (C.  I.  G. 
5799,  im  Hns.  Naz.,  meine  Abschrift): 


1)  M aerob.  Sat.  I.  18.  9.  Liberi  patris  sininlMm  partim  puerili  aetate,  partim 

tavenili  finpntit,  yirnftf  tr  i  barbat.1  spccie,  scnili  qnoqnc,  ut,  Graeci  eins  qufm  Baaaapia, 
^oa  ^aem  Bptaia  appeÜAat,  et  ut  in  Campania  Meapoiitani  ceiebrant  Hßwva  cognomi* 


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54  KmimUs.     VmUMm  and  «rtstiget  I«eb«ii. 

40]  "htdi 

*An6JÜUava  *iipo¥ 
.  'Apitoxpdnjv 

Ii,  "O^toQ  Naotnog 

arpatrjyhQ  inap/o^ 

mnmXfynu  'Pmptäaiv 
d^pav6fioc  raplaQ  Ü6y 
toit  Oet^vioQ, 

MaMsdmtt3t.y  äp^oQ  7  dvdp&v 


§  2.  Ackerbaa,  Industrie,  Handel. 

Neapel  liegt  auf  der  Grenze  des  phlegr&ischen  Bcrglandes  und  der 
campanischen  Ebene.  So  nahm  sein  Gebiet  Tlieil  an  beiden  Tcrrainbildungeti 
und  vereinigte  die  Produkte  der  Ufer  des  Golfes  mit  denen  des  Binnen- 
landes von  Campanicn.  Auf  die  fetten  Fluren  am  Sebetbos  spielt  wohl  der 
Perioget  Dionysios  an  in  den  Versen  (357^9): 

7^  o'  litt  Kaprtmt&v  iaiapöv  Tddov,  jjjrt  pika^pou 
äyv^Q  Hap'ätvöjnjQf  OTeg^iiimf  ßeßptdog  äpdXXcuQt 

Und  auch  Lutatius  Catulus  sieht  in  der  Fmcbtbarkeit  des  Gebietes  die 
Hanptursache  der  BlUthe  der  Stadt  (fr.  7). 

Während  also  im  Sebethosthale  Getreide  gebaut  wurde,  warra  die 
Hügel  im  Nordwesten  der  Stadt  reich  au  trefflichem  Wein.  Hier  zuerst 
auf  italischem  Boden  sind  die  amineiacben  Reben  gepflanzt  worden,  die 
Yergil  preist  (Georg.  II.  97) : 

Sunt  et  Ammette  vites,  ßnnünma  mno. 
Galen  dagegen  spricht  ziemlich  verächtlich  von  dem  »sogenannten  Aorinfter- 
weine  der  Hagel  bei  Neapel;  er  sei  schwach  und  stebe  weit  unter  dem 
Aminäer  Siciliens  oder  Kleinasiens 

MittelmäsRig  war  auch  der  InphylUer*),  nach  eioen  Httgel  bei  Neapel 
benannt: 

Oalen  Antidot  LS.  8  r»  i»  NtmSJlM  sord  tovg  ötuuni/uyous  a&r^  Ufoui^ 
*A$i»utoi  ßhf  dvoßtt(Sipmuot^  dkkk  JUsrdc       kwdpx"»»  od/  &mnp  oi  mtit  SobUom 

t«  xai  Btiüoi'iay  \ißii>atot, 

')  Galen  I.  C.    itapaitX'^mov  S*  oTi  siprjxa  xal  xarä  rijv  'txakirxv  elSov  iv  roii  rzispi 


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NMpoliB.  — 


IbteridleB  ond  gdstigeB  Leben. 


N<m  »um  de  prmot  fcUeor^  Trifolina^  Lya»^ 
Inter  vina  tamm  septima  tesHs  ero. 

(Mart  13.  114.) 

Am  Anlange  der  KaiBerzdt  begann  sich  auch  der  "ßrebeUerwein  einen  Rof 
sn  erwerben;  er  wache  vier  UigUen  von  Neapel,  auf  welcher  Straase  ge- 
meseen,  wissen  wir  nicht ^  —  Der  heatige  Vino  di  P<isilipo  ist  tnnlcbar, 
ohne  in  irgend  einer  Hinsicht  sich  anssuseicbnen. 

Neapolis  war  berOfamt  als  Heimath  der  besten  Kastanien  Italiens*); 
Martial  feJert  sie  in  den  Versen  (V.  78. 15): 

Et  quas  docta  Neapolis  creavit 
Lento  castaneae  vapore  to$tae, 

Ifit  C^nia  endlich  theüte  Neapolis  den  Rnhm,  die  besten  Salben  in  Italien 
so  fidiriciren,  besonders  BosenOl  (jMhtw)*y.  Oder  wie  Varco  in  einer 
Satyre  sich  ansdrfldrt:  Bic  narwm  S^latiaey  kie  hetfyeu»  NeapoU». 

Im  vierten  und  dritten  Jahriiandert  ?or  nnserer  Zeitrechnung  ver- 
mittelte Neapolis  ohne  Zweifel  fiurt  ausschliesslich  den  Handel  Gampanicns 
mit  dem  hellenischen  Osten.  Ein  interessantes  Zeugniss  dieses  Verkehrs 
wire  die  folgende  Inschrift,  die  vor  einigen  hundert  Jahren  in  Neapel  vor^ 
banden  war,  aber  inzwischen  verschollen  ist  (C.  i.  G.  5795): 

41J  BaaiXiaaav  ^Apaivoi^v,  ßaadicoq 

fjToXefiaiou  xai  ßaatXiaarjZ  ßepsi/txjjQ^ 

Stratonike  ist  die  belmnnte  Tochter  Demetrios*  des  Bfdagereis,  Arsinod  die 
Schwester  und  Gattin  Kdnig  Ptolenaeos  U.  PhiladelphoB.  Indess  ist  die 
Inschrift  vieUddit  ans  dem  Osten  herflbergebrscht  Einen  sichereren  Beweis 
filr  die  Beziehungen  Neapolis  nun  Osten  bildet  der  Name  Seleokos,  den 
ein  neapolitanisches  Adelsgeechlecht  noch  m  Cfcero's  Zeit  führte  (6.  L  G. 
5796).  Die  Grandung  Puteolis  lenkte  den  Weltverkehr  in  andere  Bahnen; 
und  seitdem  bat  Neapel  bis  zum  Ende  des  Alterthoms  sich  nicht  mehr  Aber 
den  Bang  einer  Mittelstadt  zu  erheben  vermocht  (jwipa  nohi  Proc  Bell. 
6oth.L8). 

Parikenopey  non  dioes  opum,  non  sprtta  vigorig, 

(80.  m  2&) 


4)  At&eiL  I.  27.  C.  V  iu  N$«atiiMt  TpeßtkXvtbi  tBxpaTO^  äuvdßtt,  e&aröftaj^oe 
«SiOT«/ioc.  Plin.  H.  N.  14.  09.  Campania  naper  cxcit-ivit  uovis  nüminibus  aactoritatam 
live  cara  sive  casu.   Ad  IV  a  NeapoU  lapidcm  Tribellicis,  iuxtu  Capuam  Cauliao  etc 

^)  PI  ID.  15.  23.  FMria  toiiitotisRioiifl  Tarautam,  et  in  Gunpeni«  Neapolis. 

<)  Plin.  IS.  1. 


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56  Nwpolis.  —  Matertolhw  und  s«iitigei  Leben. 

§  3.    KuDst,  Wissenschaft,  Literatur. 

Einen  gewissen  Krsatz  gewährte  die  anmuthigc  Lage,  das  milde  Citma, 
die  warmen  Quellen,  vor  allem  die  heUcoisclic  I^ildung  der  Einwohner. 
Zwar  als  Luxusbad  konnte  sirh  Neapel  mit  I-  uac  nn  ht  messen^.  Dafür 
»iber  gab  hellenische  Sprache  und  Sitte  Neapel  einen  Zauber,  wie  keioer 
zweiten  Stadt  in  Italien.  Es  war  die  nächste  Griechenstadt  an  Rom;  und 
wie  Ghecheoland  die  Pflanzstätte  der  Bildung  für  die  antike  Welt  g:eweseD 
ist,  so  wurde  es  Neapel  für  Italien.  Rhetorik,  Poesie,  Musik^)  fanden  die 
eifrigste  Pflege  und  das  allgememste  Interesse;  Nero  wusste  sehr  wohl,  was 
er  that,  als  er  zum  ersten  öffentlichen  Auftreten  als  Kitharöde  gerade 
Neapulis  wählte.  Noch  am  Ende  des  zweiten  Jahrhunderts  ernannte  der 
Rath  einen  Flötervirtuosen  zum  Demarchen.  Philostrat')  hat  uns  in  der 
Fiiileitung  zu  seiiu  n  ^^Bildernt  «»ine  lebhafte  Schilderuni:  hinterkssen  von 
dem  Eifer,  mit  dem  die  Jugend  Neapels  dem  Studium  der  Beredsamkeit 
oblag.  Mit  R^cht  reden  römische  Dichter  von  der  docta  NeapoUs^^)^  der 
Stadt,  dio  vor  aiien  anderen  gescbaäeu  war  zu  ernstem  Studium, 

t»  oUa  natam 
Parthtnopen 

nie  Ovid  siogt  (Biet  XY.  712);  oder  ivie  Statins  seine  Vaterstadt  schildert 
(SÜT.  IIL  5. 85.) 

Fa»  «eenra  Mi  «t  desidU  oüa  «itoe, 

M  mmptam  turbtOa  quies,  somntgue  peracti^ 

AyZa  foro  ra&M»,       «Meloe  wrgia  /«jfit, 

«uro  vwtt,  foAmi  et  tine  fa»eUu»  «uquum. 

Und  Silius  (Xfl.31): 

Nune  moUtB  urbi  rtto«,  atque  hospita  MmU 
<      OHa,  €t  «pamptem  curU  graournhua  agpum. 

Von  allen  Seiten  strOmte  die  stndirende  Jngend  in  Neapel  zusammen. 

Quo»  Lucanus  ager^  guoa  rigiäa  iuger»  Dauni^ 
Quita  Veneri  phraia  dbrnv«,  neglectague  Ulhu 

T)  Strab.  p.  246:  ^«c  ü  xai  if  StanoXtq  ^tpßmv  bdärutv  ixfioiAs,  «olMmMmodc 

*)  Seneca  Epist.  7Ö,  3:  tbeatnim  .  .  .  tkrcium  est,  et  iugenti  studio,  qui  sit 
PTtbaidcf  b<nnUf  indieatnr;  habet  tibicen  quoque  Oraeau  et  pnwoo  eoneiiniiiii.  AI  in 
ülo  lOflOi  in  quo  Tir  boous  qaaerttur  .  .    paucissimi  sedont. 

Twv  köfov  'EJUgvif  dai¥  x.  r.  i. 

U)  Halt  V.  79.  Colum  X.  IS4, 


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NeapoUi.  —  Hatiriall««  and  gMatign  Lebm.  57 

MwUü  Tyrrheni  speeulairtx  virgo  frofundi  .... 
Quof ^  JHearehei  portm  Baumajue  miitunt 
Idiora  ....  * 
Mox  et  BomiiUaM  ttirpem  proü»e»gue  futwwf 
Jn$tru*B^  inque  patrum  vwt^ia  duoere  pervtm, 
Et  nunc  ex  illo  fora<m  grege  genttbuB  alter 
Iura  dat  JEoisy  alter  eompetcit  IberoB^ 
Aiter  Aektumennim  »eeludü  zeugmate  Fersen . 

(Stet  SUv.Y.  162-172.) 

Aber  «ach  dauernd  liesBeo  sich  viele  BOmer  hier  nieder.  Die  Hügel 
um  Neapel  bedeckten  äcb  mit  sahlreiehea  Villen,  unter  denen  die  Lucnll'a 
auf  Pisaobicone  nnd  die  des  Vedius  Pollio  auf  der  Pnnta  di  PoeOipo  durch 
Pracht  und  Griiflse  hervorragten.  In  diesem  Sinne  nennt  Giceio  Neapel  ein 
eMmrmim  oppidum  (Pro  Babir.  10,  80^. 

Vergil  hat  1)ekanntlich  seine  letzten  Lebensjahre  in  Neapel  zugebracbt; 
hier  sind  die  Ge<»igica  und  die  Aeneis  gedichtet  (Georg.  IV.  563—4): 

JUo  VergiUum  me  tempore  dulcis  alebat 
Parthenope,  studii»  florentem  ignobilia  oti. 

Neapel  war  auch  Silius'  Lieblingsanfenthalt ;  auf  seiner  Villa  hier  machte  er 
101  n*  Chr.,  von  unheilbarem  Leiden  geqo&lt,  seinem  Leben  ein  freiwilliges 
Ende.  —  Von  Bargern  Neapels  haben  sich  im  Alterthum  literarisch  aus- 
gezeichnet Eumachos,  der  Zeitgenosse  und  Geschichtsschreiber  Hannibals, 
nnd  Statius,  der  liebenswttrdige  Dichter  der  SUven. 

§  4.   Die  Italischen  Spiele. 

Laie  na  Dell'  antico  ginnMio  NsasHilUaiio.  —  Igaarr«  Da  Fhimtriii.  —  Frans 

a  I.  Q.  6805. 

Nach  dem  Vorbilde  der  Panathenaeen  Athen's  feierte  auch  Neapel 
seiner  Schatzgöttin  Parthenope  jährliche  Spiele**).  Hier  wie  dort  wurde 
das  Fest  der  Stadtgöttin  Ende  Juli  gefeiert;  und  wie  Athen  alle  vier  Jahre, 
im  dritten  Jahre  jeder  Olympiade  die  Panathenaeen  mit  besonderem  Pompe 
beging,  so  gmhah  es  /.u  Ehren  der  Sirene  Parthenope  in  NcapoHs.  Hier 
wie  dort  bildete  ein  Wettlauf  mit  Fackeln  den  Glanzpunkt  der  Feier; 
DiotinuM,  des  Strombichos  Sohn,  hatte  ihn  als  athenischer  Stratege  in  Neapolis 


u)  I«jeophr.790  ^ 

koißatm  xal  ßturt'tioTfTt  Uap&ei^otnjv  fioAlff 


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58 


NeapoUs.  —  Materielles  uud  geistiges  Leben. 


eingeführt^,  bald  nacfadem  die  Stadt  attisdie  Cokmisten  unter  ihre  Bflxger- 
Bcfaaft  anfgenommen  halte. 

Doch  eist  oDter  Augnstos  eriangteii  die  Spiele  ihre  volle  Bedeatoog. 
Die  jährliche  Feier  ward  aufgegeben  und  daflDr  das  vieijfihrige  Fest  um- 
gebildet zu  einem  muaiachea  and  gyinnisehen  Agon  ersten  Ranges  ^').  Bia 
Domitian  im  Jahre  86  die  capitoliniachen  Spiele  dnrichtetei  war  der  nea» 
politanische  Agon  der  erste  Itatieos*^),  den  olympischen  Spielen  und  den 
übrigen  Wettkftmpfen  Griechenhiods  ebenbürtig.  Ixaiixä  T<ofit(ua  £gfiaaTä 
*hoMfima  war  die  offideUe  Beceichnung. 

Dass  die  Italiden  Ende  JoU  oder  Anfang  August  gefdert  worden,  folgt 
auB^  der  Erzählung  Sueton's,  Augostns  habe  wenige  Tage  vor  seinem  Tode 
(19.  August  U  tt.  Chr.)  den  Spiden  in  Neapd  beigewohnt  Aoch  Statiost 
der  die  Spide  des  Jahres  90  mit  ansah,  fderte  sdion  am  13*  August  das 
Fest  der  Hdcate  mit  sdnen  Flreunden  in  Sorrent  Das  Epochejahr  der 
Italiden  lehrt  uns  eine  Inschrift  vom  11.  März  17V)  aut-der  Basis  dner 
Statue  des  Siegers  der  43.  Italide  im  FlOtenspid,  Titus  Flavius  Enanfhes. 
Die  nächste  Italide  vor  dem  11.  März  171  fällt  in  den  Juli  oder  August 
170»  die  erste  Italide  folglich  2  n.  Chr.  Dass  die  Itdiden  im  dritten  Jahr 
dner  jeden  Olympiade  gefdert  wurden,  zeigt  die  Anwesenheit  August*s  bei 
den  Spielen  14  n.  Chr.  *^  und  des  daodius  im  Jahre  42.  Die  letzte  Er- 
wähnung des  neapolitanisdien  Agon  ist  aus  dem  Jahre  182  (C.  L  6. 5913). 

Der  Vorsitz  bd  den  Spiden,  die  Aganothene,  war  eine  der  grOsstaa 
Ehren ,  die  die  Stadt  Neapd  v^geben  konnte.  Sdbst  Kaiser  haben  das 
Amt  mehr&ch  beklddet;  zuerst^  sovid  wir  wissen,  Claudius  42  n.  Chr.  ^'), 
dann  Titus,  und  zwar  drei  Md  nach  einander,  70,  74,  78  (C.  1.  G.  5807). 
Einen  bttrgerlichen  Agonotheten  nennt  die  Inschrift  L  N.  2453  (Gud.  ras. 
982,  3): 


^)  Timaeos  fr.  99.  Müller,  aus  Tzetzes  Lycopbr.  T32:  äiotifiov,  rov  Ai^TQ- 

iriXouv  JtoTtftof  di  üg  iVc^mUv  St9  crpaxijyds      rAv  ^AS^mfm»  iso* 

Str|ab.  p.  246.    Movt  di  nsyrasnipads  Upös  dywv  ffuvreieirat  nap'  a&TOtQ^ 
fUM*9tim§  T«  xai  /upvm^  htl  nkäoui  ^ßipa^^  iv&iiMoQ  toüc  hctfaMtarixoti  xord  r^v 

M)  C.  I.  0.  bm^.  T.  tPiaßüp  T  ul^  I  Eöa»ßT},  va^aaurt    'haitxd'PmftaM  Stfiaard  \ 
'laoXupKta  rfc       \  'Jraktitog,  r.ai<\ov  \  ro^iTWwv  'yiauXov ,  |  ä>at9j(*r<  iy  rjy  tppTjTpif  |  dw- 
dptiiiirai  JdtfjKiiupuiif  )  •  •  •  l'CO'jT^pip  xai  'A/jcvxavl^]  ojr<iTt><s  npü  I  Eh^tov  ♦/a/>r«av 

1^)  Suet.  Aug.  98.  Quiaqueunale  certameu^nmicum  hooori  suo  iuslitulum  per« 
spectarit 

1*)  Suei  CUnd.  11,  Dio  Casi.  60^  6. 


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IffttsrisDn  nnd  geistiges  Loben. 


59 


42]   priscIAWi  

 0   COMlNiO  •  PRI8 

dano  V   P  •  MAGISTRO 

 ORVM  -  PATRONO 

 PAE  8ACERD0T1 

•RVM-AGONOTHE 
Das  Gynmanum  musste  unter  diesen  Umständen  in  Neapel  besondere 
Wichtigkeit  haben.  Die  Ojnmaaiarchie  gehörte  zu  den  angesehensten  Ma- 
gistraturen; im  cursns  taonorum  geht  sie  allen  anderen  Municipalämtcm 
mit  Ausnahme  der  Demarchie  voraus.  Seleukos,  des  Seleukos  Sohn,  be- 
kleidete das  Amt  zweimal  (30  =  C.  LG. 5796),  auch  Titos  war Gymoasiarch 
in  Neapolis  (9  =  C.  L  G.  5809). 

Die  Stelle  zu  bestimmen,  wo  das  Gymoasiam  gelegen  hat,  ist  heate 
nnmöglich.  Nur  das  ist  wohl  sicher,  dass  es  nicht  innerhalb  der  Mauern 
g^ucht  werden  darf.  Zu  der  ZeiU  als  die  meisten  griechischen  Städte  — 
auch  Neapolis  —  angelegt  wurden,  gab  es  noch  keine  Gymnasien;  später 
war  innerhalb  der  Mauern  kein  Raum  mehr.  In  Athen,  Korinth  und  anderen 
Städten  finden  wir  darum  auch  die  Gymnasieu  vor  den  Thoren. 

Die  (iionyäischen  Künstler  haben  auch  in  Neapolis  einen  Verein  ge- 
bildet {öuvodoi).   Orelli  2542  aus  Nimes: 

4dJ  T   iVLIO  •  T   F    VGL  DOLABELLAE 

fni   VIR   AB   AERAR  PONTIF 
PRAEF  ■  VIGIL    ET  •  ARMOR 
SACRA • SYNHODOS  NEAPOLI 
CERTAMINE  •  QVINQVENNALI  •  OEC 


§  5.  Metrische  Grabsehrilten. 

C.  I.  G.  5817. 

44]  Mu^/ia  ftlofpoaüvYjQ  "AoTT^  rode  du<pvtQ  sreu^e 

xat  C&aeaß  azip^ag  xat  tpÖipiinjv  nodiwf. 
Darüber  Befief.  Jetzt  Rom,  im  capitoL  Mos. 

C.  I.  G.  bSld. 

45]  2'r«c  Hvs^  Tuud'  dÖfiT^aov  i-m  ardXqi  KktoTzarpav 

Hv  ^SovoQ  elg  *Aidav,  od  ^pövoQ  i^yuftxo. 
fiopifug  ^  iiptsixetov  i^stv  datpijaaxo  Kuitptg, 

ipya  <J'  'A&avata  rsn-'^a  fTUdtfpnar'fwtQ, 
Mooau  dt  x<n  aoifitv^  yju  r.a/.-'idu  rnv  (fikipaaxov^ 

(t'jp^tüush  ipazotQ  dsc^ani^a  rti/.ent>. 
xui  yuii'jg  (og  rii^uToiQ  nuSku  y/.'txitrtwz^iHty  aUj'UQ 

C^Öt  xukü/y  xeiuag  atjptov  eu^poaüvuQ. 


00  Natpolis.  —  MalflriellM  oBd  gflfrtifM  Lflban. 

Ei  xcu  aou  xeui^et  xdXXog  vioVy  &  KX^ttärpa, 

ikir  dpezä  ßunäz  aitt  ^tuotm  fiixttnt^ 
tptiXäii  fjuuMoua*  witxUa  ümfpomva»» 

C.  L  G.  5820. 

46]  TpMßoxpla  f€Sa  fit  li^itäaato'  toSwfta  Od^pop 

xoopl9tos  dk  i^otQ  xp6^         t^ÖB  xe^ä^aCf 
liäx/H»  j^Uttf  in*  ifui  w^ntbv  dird  ßUfdpaWf 

^kvd)^  ixim»  dmm  Jte}  tttdpmu. 

&S  fit  td][OQ  fiiiToo  v6aiptm  »k2  fOfUtmt* 
C.  I.  G.  5823. 

47]  2i^fia  0deiv{i)  znijzo  (ft).(^>  det/tev  öepditovn 

' litntPxpäf^Q  Tiäai^q  e,ivexev  euumi^Q. 


CAFTTEL  IT. 

TOPOGRAPHIE. 

§  1.  Palaepolis. 
CftpAsao  Napoii  e  fklepoli.  US«. 

Palaepolü  ßdt  hmtd  proeul  tnde  mme  NeapoiU  nta  «fL  Duahm 
urh&n»  i(Um  fopuhu  htdüahat  Oumi»  tremt  oriumÜ  .  .  .  £ISm0  mUm 
muUa  hotiiiia  advernu  Mcmmoi  .  .  .  feeU  »  .  .  Igitur  .  .  .  jMjm&w  Po« 
laepolitania  beüum  fieri  iuMtü  ....  lam  PubiUm»  oiter  Fatatpoüm  Neth 
poUmque  hüo  opportum  capto  diremerat  hMtüu»  tociekOem  atutUi  mwfiii, 
qua  iU  quüque  loeu»  premBretur,  uai  Mier  m  fmermU  ....  Fbedut  Nt^ 
politammt  eo  mtm  deinde  summa  rei  Grateorvm  «mü,  «fmtlHM  wra  faeit 
ip$09  in  amieiUam  rediuse.  So  IMm  (Vtll.  22  f.);  und  er  ist  der  eillBig^ 
Antor,  der  aberhaupt  Palaepolis  erwfllmt  Bei  DioDjs  von  Hililianiass,  der 
denselben  Krieg  ersäUti  findet  sich  bestbidig  Neapolis.  Nor  die  Triampbal- 
fiuten  baben  unter  dem  Jahre  826: 

Q,  Publilius  Q.  f.  Q.  n.  Philo  II  primus  pro  Oos, 
de  Samnitibtu  PalaeojioliUineia. 


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61 


Das8  die  Erzählung,  so  wie  sie  bei  Livius  steht,  UnsiDO  ist,  und 
'Neapel  nie  den  Namen  Palaeopolis  geführt  haben  kann,  leuchtet  von  selbst 
ein.  Denn  eine  Altstadt  setzt  doch  immer  eine  Neustadt  voraus,  und  nie 
köoDeu  Hellenen  einer  neugegrflndeten  Colonie  den  Namen  Falaepolis  ge- 
geben haben').  Auch  siud  MilDzen  von  Palaepolis  niemals  gefunden  worden, 
während  die  Serie  der  Statere  mit  yenno^hr^Q  bekanntlich  bis  zur  Mitte 
des  lüulieu  Jahrhunderts  hinaufgeht.  Es  ist  also  gait/.  bicher,  dass  wenig- 
stens seit  450  unsere  Stadt  ofHciell  sich  Neapohs  nannte.  Folglich  hat 
328 — 6  nicht  Palaepolis,  sondern  NL'aj)i>Ii:5  niit  Rum  Krieg  geführt,  und  es 
wäre  Zeit,  die  Paläpolitaaer  endlich  rnis  unseren  römischen  Geschichten 
zu  streichen. 

Ebenso  verwirrt  i^iüd  die  topographischen  Angabun  Livius',  Die  NuLitier 
sollen  per  averaam  partem  urbis  via  Nolam  ferente  geflohen  sein.  Danach 
lag  also  Palaepolis  östlich  von  Neapel.  Dort  aber,  in  den  SiJunpfeo  an  der 
Sebethosmündung,  kann  unmöglich  je  eine  Stadt  gelegen  haben,  und  jeden- 
fiüb  Sachen  wir  dort  Tergeblich  nach  den  «wiMiia  urbit^  die  Livias  von  den 
BOiBttii  beaetxea  UasL  £s  ist  also  begreiflich,  dass  alle  neueren  Versuche, 
die  Lage  von  Palaepolis  zu  fixiren,  ra  gftr  keinem  Resoltate  geführt  haben; 
und  doch  giebt  es  im  ganzen  Umkreiae  Neapels,  von  Sebethos  bis  jenaeita 
dea  PoaUipi  keinen  Punkt,  den  man  nicht  als  8teHe  der  alten  Palaepolis  in 
Anaproeh  genommen  hüte. 

Sollen  whr  nnn  darum  die  ganze  Erzählung  bei  Livina  einlach  bei 
Soita  irarfen?  Daa  Logiacliate  «ftre  daa  wolil,  nnd  Litroa*  QneUen,  Udnina 
liacar  nnd  Taleiiva  Antiaa  sind  giade  nicht  danach  angetfaan,  beeonderaa 
Tertmn«!  an  erwecken.  Die  Neoatadt  NeapoHa  forderte  ja  wie  fon  aelbat 
dasa  heFioa,  Ihr  eine  Altatadt  au  EikUlnuig  dea  Kanena  an  die  Seite  in 
Betzen.  Indeaa,  eine  Palnepolia  zn  Neapel  bat  allerdinga  eilatirt,  nimlicih 
die  alte  phAnikiacbe  Anaiedlnng  aof  Gaatel  dett*  0?o,  die  dann  apftter  von 
Kapreaten  nnd  Bhodiem  helleniairt  nnd  erweit  ertwnrde.  An  dieser  Gegend 
iat  der  phSaikiaehe  Name  Megalia,  Uaeharia  noch  Jahrhunderte  haften  ge* 
bUeben»  hier  lag  der  Hafen,  hier  erhob  sich  der  Tempel  der  Aphrodite 
Eaplflia  nnd  wahrachefailich  der  Grabbflgel  der  Sirene  Parthenope;  hier 
endlicb  bietet  die  Hobe  dea  Pizzofideone  mit  ihrem  schroffen  Abatnrz  anm 
Meere  trefflichen  Sehatz  flir  eine  Stadt  von  miaalgem  ümfenge.  Und  wer 
erwigti  wie  die  ftlteaten  heUeniachen  Anaiedlnngen  den  phOnikiachen  Fakto- 
fden m  folgen  pflegten,  wird  aich  der  Annahme  kaum  Teracfafieaaen  kOnnen, 
daaa  auf  Eegaria  nnd  Pizzoialoone  daa  Alteate  Neapel  geatanden  hat 

Aber  snr  Zeit  des  rOndachen  Eriegea  atand  dieae  Palaepolis  schwer- 
lich mehr.  Lntatlaa  berichtet  anadracküch,  daaa  sie  bei  der  Orttndnng  von 


I)  Ott  ha»  Mhon  P«Uafrino  alt  Mduam  gtnekaUflkta  flcharflilidr  richtig  aikamH 


Neapd  zerstört  wurde;  dreihundert  Jahre  später,  zn  Cioero's  lud  Angosfs 
Zeit,  erhob  sich  hier  die  Vül*  LocoU'e.  Die  Gegend  war  also  eelbet  d&malä 
noch  QDbebaut,  und  erst  im  späten  Alterthnm  hat  sich  hier  eine  befestigte 
Vorstadt,  das  Castrum  Lucullanum,  gebildet. 

Doch  vielleicht  lässt  die  Erzählung  des  Livius  in  anderer  Weise  sich 
rechtfertigen.  Den  Schlüssel  geben  die  Triumphalfasten.  Fablilius  Philo 
triamphirt  d»  Samnitibu»  Palaeopolitaneis.  Nun  wissen  wir  aas  Strabon, 
dass  etwa  sechzig  Jahre  vor  dem  Kriege  mit  Bom  Neapolis  gezwungtti 
wurde,  Sanmiten  (Campaner)  unter  seine  Bürger  aufzunehmen.  Diesen 
Neubürgem  gegenüber  «erden  sich  die  griecfaischen  Einwohner  sicher  als 
Altbüi^er,  izaXaun  TtoXirat,  bezeichnet  haben,  zum  wenigsten  in  der  Sprache 
des  gewöbnlicbeD  Lebens.  Möglicherweise  aber  auch  officiell,  sodass  die 
Gesammt'Bürgerscfaaft  als  ^eatvirat  xai  itakaun  izoXizat  sich  bezeichnet  bättCi 
wie  die  Einwohner  von  Nat^aktos  zur  Zeit  des  pelopn tunesischen  Krieges 
sich  Meatrijvtot  xal  Saunuxuoi  nennen  (Arcb.  Zeit.  1875  p.  17Ö).  Denn  hätten 
also  die  Fasten  die  offideUe  Bexeichnung  bewahrt,  und  ans  den  PalaepoUten 
wäre  eine  Pahuspolis  gemacht  worden. 

§  2.    Umfang  und  Stadtmauer. 

Lettieri  bei  GiustiniaQi  Di;;iouario  VI,  p. 382 — 411.    Fabio  Giordano  bei 
Tntini,  Scggi  p.  4— S.  Capasso  Palopoli.   Fusco  Artemidoro. 

Seereta  Neapolis  nennt  Statins  seine  Vaterstadt,  ihre  feste  und  isolirtc 
Lage  bezeichnend;  und  noch  im  sechsten  Jahrhund^  sagt  Procop  (Bell. 
Goth.  L  8):  r/>  yuo  ^^mm^kea^g  re£y«c  A'fi"  baXdaajj^  m  de  d'ja^tapteuQ 
tuiy  d^npooodov  re  fjv  xau  roig  imßouJisuowrtv  tu  ts  äXXa  xau  dtä  tö  äyaytdQ 
tivat  odda/i^  iaßarov.  So  verstehen  wir,  wie  Beiisar  so  lange  erfolglos  vor 
der  Stadt  lagern  konnte,  und  scbUesslich  nur  durch  einen  glacklichen  ZufsU 
Neapolis  einnahm. 

Heute  fällt  es  schwer,  uns  die  Terrainverbältnisse  im  Altertbum  zu 
▼ergegenwärtigen.  Denn  eine  2000jährige  Bebauung  hat  den  Boden  nivellirt 
und  zum  Theil  beträchtlich  erhöht.  Dazu  fehlen  zuverlässige  Angaben  in 
grösserer  Zahl  über  die  Tiefe,  in  der  die  antiken  Reste  gefunden  wurden. 
So  sollen  Mosaikfussböden  unter  der  Kathedrale  in  16  und  12  palm  Tiefe 
gefunden  sein  (Celano),  Wände  mit  Fresken  unter  S.  Maria  Maggiore  SO  palm 
tief  (ibid.),  und  eine  Aedicula  unter  S.  Gregorio  Armeno  gar  48  palm 
tief  (Capaccio  l.  18D).  Indess  sind  diese  Angaben  jedenfalls  stark  über- 
übertrieben. Bei  der  PHasterun^'  der  Strada  S.  Nicola  Cascrti  traf  ich  im 
Octöber  187H  auf  das  antike  PHaster  75  nn.  unter  dem  jetzigen  Boden; 
und  die  noch  stehenden  Ruinen,  der  Arco  dt;'  Caserti,  der  Kastortempei, 
die  bOgaa  des  Theaters  in  der  Anticaglia,  der  Fussboden  von  Beslituta 


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Naapdii.  —  Topogmphit. 


68 


zeigen  unwiderleglich,  dass  die  Erhöhang  des  Bodens  in  keinem  Theile  der 
alten  Stadt  1— 2  m.  viel  übersteigen  kann;  immerhin  mag  sie  im  west- 
lichen Stadttheile  grösser  sein,  als  im  Osten. 

Anders  ausserhalb  der  antiken  Stadtmauer.  Die  Mauer,  die  in  der 
Strada  dell'  Orticello  186*2  entdeckt  wurde,  hatte  ihre  Fumlameiite  55  paJm 
unter  dem  Boden  (Fusco  Artemidoro  p.  60).  Drei  Graber  bei  S.  Carlo  all* 
Arena  lagen  80  pa/m  tief  (ibid.  p.  7ß).  Deii-Begi  äbnisspkitz  der  l^unostiden 
im  Vico  dclla  Lava  (jetzt  abgeris.^en ,  früher  zwischen  Largo  della  Figna 
und  S.  Carlo  all'  Arena)  fand  Ignarra  64  palm  tief  (Phratr.  p.  124).  Wir 
sehen  daraus,  dass  das  Thal,  wa^^  jotzt  vom  Largo  dclla  Pigna  ausgefüllt 
wird  und  noch  immer  merklich  tieter  liegt,  als  die  südlich  anstoäseuden 
Strassen  ,  im  Altc  fhiun  noch  weitere  50  palm  ein^i,eseukt  war;  das  Stadt- 
plateau war  also  nacli  dieser  Seite  bin  völlig  isolirt.  Im  Osten  \}vA  nament- 
lich im  Sttden  der  Stadt  ist  der  Abfall  des  Terrains  noch  heute  sehr  deut- 
lich erkennbar.  Doch  ist  auch  hier  diu  Erhöhung  des  Bodens  viel  be- 
deutender, als  auf  dem  Stadtplateau;  das  Pflaster  der  antiken  Via  Nolana 
liegt  20  ftahn  nnter  dem  licutigeu  (Fusco,  1.  c.)  und  auf  der  Südseite  liegen 
dui  l'umiatiieiite  römischer  Bauten  sogar  H  palm  unter  dem  jetzigen  Meeres- 
spiegel (x^iicolini  p.  20).  Nur  nach  Westen  ist  die  Senkung  allnicälig  und 
wahrscheinlich  nur  wenig  durch  Krhöhung  des  Bodens  vermindert;  hier  war 
die  schwächste  Seite  des  alten  Neapolis.  Es  ist  demnach  nicht  i  liwer, 
den  Lauf  der  alten  Stadtmauer  festzustellen,  besonders  da  bis  vor  wenigen 
hundert  Jahren  noch  beträchtlichf  Reste  davon  vorhanden  waren  oder  seit- 
dem bei  Ausgrabungen  zu  Tage  gekommen  sind.  Der  erste,  der  es  unter- 
nahm, diese  Untersuchung  zu  machen,  war  Lettieri,  in  seinem  Berichte 
über  die  Wasserleitung  des  Scriuo  an  D.  Pietro  Toledo  (1560).  Er  beginnt 
bei  Porta  Reale  (Gesü  uuovo),  nach  Porta  Donnorso  (S.  Pietro  a  Majella), 
PortA  di  Constantinopoli .  S.  Maria  del  Gesii,  S.  Sofia,  Castel  Capuano, 
Chiesa  della  Maddalena,  Sopranuuo,  Vico  Taralian,  unterhalb  S.  Agostino, 
oberhalb  der  Fontana  delle  Serpi,  unter  S.  Severino,  S.  Giovanni  maggiore, 
S.  Maria  la  Nuova,  Montolivet/),  dem  Palazzo  Gravina  zum  Gesü  nuovo. 
»Ue  tutto  lo  prc.detto  circuito  de  ninra  et  purtt  in  multi  lüchi  ancora 
adesso  sciie  redono  Ii  vestifjti.t  Aehnlich  der  wenig  spätere  Fabio  Gior- 
dano,  nur  dass  er  aui  der  Westseite  die  Mauer  von  S.  Agnello  über 
S.  Andrea  delle  Monache,  S.  Antoniello,  S.  Domenico,  S.  Girolamo  nach 
der  Universität  zieht.  Die  übrigen  haben  sich,  wie  gewöhuhch,  darauf  be- 
schränkt, Fabio  Giordauo  auszuschreiben. 

Beginnen  wir  unsere  ümwanderung  der  alten  Stadt  bei  S.  Agnello 
a  capo  Napoli,  gleich  südlich  vom  Museum.  Hier  bei  der  Porta  di  Constan- 
tinopoU  sah  noch  Lettieii  »certe  reliqute  di  grotse  e  grandi  mura  fatte  dt 
gitadnmi  di  peira  doioe  um»  eaUet  (p.  364) ,  also  Reste  der  griechischen 


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64 


N«ap(riit.  —  Topogn|»hie. 


Stadtmaner.  Auch  Lofiredo  (p.  34)  spricht  von  mtiMHme  nmra  di  pe- 
inmi  cos)  grosst,  posü  tuno  wpta  taltro  senza  adtdna,  ehe  ti  vedono  aUa 
porta  di  S.  Maria  di  ConsfaniinopoU.  Andere  ebensolche  Quadem  unter 
S.  Agnello  selbst  (Tutini  Seggi  p.  4)«  unter  dem  Spedale  degli  locurabili 
und  bei  S.  Patrizia  (Summoote  I,  p.  28).  Unter  der  Kirche  des  Klosters 
Gesü  deUe  Monache  wurden  im  sechzehnten  Jahrhundert  die  Fundamente 
eines  Thurmes  aufgedeckt  (e  nella  fahUrica  di  detta  eccL  si  son  ritrovat» 
Ii  antiche  veatigia  quasi  di  una  foriellezMO»  Lettieri  p.  3G4).  1862  kamen 
hier  bei  Hegulining  der  Via  deir  Orticeilo  ausgedehnte  Reste  der  Quader* 
maoer  zu  Taget  mit  reticulatum  überbaut;  sie  lief  entlang  dem  Klostw* 
Gesft  della  monache,  durchschnitt  die  Strada  dell'  Arcivescovado ,  weiter 
entlang  dem  Kloster  Donna  Regina  bis  zum  Vico  Loffredi,  55  palm  unter 
dem  heutigen  Boden  (Fusoo,  Artemidoro  p.  60).  Weiterhin  steht  S.  ApostoU 
auf  Fundamenten  von  opus  lateritium.  Dass  die  Mauer  diesen  culminirenden 
Punkt,  einen  der  höchsten  des  alten  Stadtterrains,  mü^  einachlofö,  ist  seUnt* 
Terständlich,  auch  sind  Fundamente  der  Quadermauer  hier  zu  Tage  ge- 
kommen (Celano  II,  p.  B06  ed.  1856:  Si  «omom«  esservi  stato  tempio,  pä 
modo  delle  antiche  fabbriche  che  indxcavano  esaer  falle  aUa  greca).  Ueber 
die  Gründung  der  Kirche  berichtete  Job.  Diaconus,  dass  um  465  8.  Soteru» 
eceleeiam  eatholicam  apostohrum  in  civitate  constituit.  Damals  also 
war  dieser  Punkt  jeden&Us  innerhalb  der  Mauern;  auch  war  S.  ApostoU 
eine  der  vier  ältesten  Haupt-Parochien  der  Stadt.  (Gapasso  Palepoli  p.  39). 
Auf  der  ganzen  Linie  von  S.  Agnello  nach  S.  Apostoli  senkt  sich  das 
Terrain  noch  heute  sehr  merklich  nach  Norden ,  besonders  scharf  ist  der 
Abfall  bei  S.  Apostoli,  auch  nach  Osten  hini  dass  er  es  im  Alterthum  noch 
viel  mehr  war,  haben  wir  oben  gesehen. 

Wenden  wir  uns  jetzt  zur  Ostseite.  Bei  S,  Maria  d'AgnoüG  ist  der 
Abfiül  des  Bodens  nach  Osten  noch  recht  fühlbar,  weiterhin  haben  die  Be- 
festiguugs-Arbeiten  des  Castel  Capiiano  unter  Wilhelm  I.  das  orsprfLngUche 
Terrain  verwischt;  Gräber,  die  unter  dem  Gaatei  gefunden  wurden,  zeigen, 
dass  es  zum  Theil  ausserhalb  der  Mauer  gelegen  hat  (mezzo  dentro  la  citth 
e  mezzo  fuora  Lettieri  p.  364).  Weiterhin  Fundamente  der  Mauer  bei 
S.  Maria  a  Cain  cllo  (Falco  p.  21)  und  der  Chiesa  della  Maddaleua  (Gestari 
p.  14);  der  Name  des  Vico  Soprammuro  ist  ein  «Nciterer  Beweis,  dass  die 
Mauer  hier  hinlief.  Das  Terrain  senkt  sich  in  hohem  und  steilem  Abhang 
nach  der  Strada  della  Maddalena  und  Strada  Annunziata.  Weiterhin  lagen 
die  Vici  Croce  S.  Agostino  und  Ghlavettieri  (=  Tarallari)  jedenfalls  noch 
in  der  Stüdt;  die  augebliciien  Stadtmauern  bei  S.  Agrippino  (Garletti  p.  24) 
werden  also  zu  einem  anderen  Gebäude  gehört  haben. 

Auf  der  Südseite  ist  der  Lauf  der  Mauer  bezeichnet  durch  den 
schroffen  Absturz,  in  dem  das  Stadtpiateau  auf  der  Linie  S.  Agostino  aUa 


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Zecca,  S.  Severine  S.  Marcellino,  üniversitÄ  nach  dem  Meere  bio  abfällt. 
Noch  heute  ensteigen  ihn  die  Strassen  aus  der  unteren  Stadt  in  Treppen  und 
Windungen.  Die  Reste  folgen  dem  oberen  Rande  des  Absturzes:  S.  Agk>süno 
(Carktti  p.  24  und  136),  östlich  vom  Collegio  de'  üesuiti  (bummonte  I, 
p.  157),  oberhalb  der  1  ont-aua  deiie  serpi  CLettieri  L  c) ,  unter  S.  Severino 
(Quadern  8— 10  />a/  /i  lang,  Celano  I,  5),  bei  S.  Marcellino  und  über  S.  Pietro 
a  Fusariello  (De  ilosa  p.  55).  Noch  jetzt  sieht  man  in  den  Fondamenten 
der  meisten  Häuser  dieser  Gegend  2 — 3  m  lange  Tufquadern  eingemanert, 
die  nur  von  der  griechischen  Stadtmauer  herrühren  können;  Körner  und 
Mittelalter  haben  solche  Werkstüclie  nicht  mehr  verwandt. 

Es  bleibt  noch  übrig,  den  Lauf  der  Mauer  auf  der  Westsüitc  zu  be- 
stimmen: Reste  fehlen  auch  hier  nicht  Als  mau  namlicb  am  Ende  des 
siebeuzehoteu  Jahrhunderts  die  Säule  (guglia)  vor  S.  Domenico  errichtete, 
fand  man  wenige  Palm  unter  dem  Boden  des  Platzes  die  Pfeiler  und  einen 
Theil  der  Wölbung  ein^  Stadtthors,  aber  auch  ein  Stück  der  Stadtmauer, 
das  sich  nach  dem  Palazzo  CasLiciilcn  io  hin  fortsetzt*.  (Celanü  giorn.  III, 
p.  86,  Carletti  p.  23).  Der  Avcliitekt  Francesco  i'acliiatti  nahm  Zeichnungen 
und  i'lauc  dey  Ganzen ,  die  m  da.s  Museum  des  Conte  di  Pianura  kamen, 
wo  sie  Giuaüuiaui  uüch  sah  (Sepolcreto  p.  31);  was  seitdem  aus  ihnen  ge- 
worden, ist  uiibekanat.  Ein  zweites  Thor  hat  kürzlich  FiorelU  bei  Croce 
di  Lucca  entdeckt  in  der  Strada  de'  Tribunali,  etwas  westlich  S.  Maria 
Maggiore;  es  ist  aus  Tufquadern  erbaut  und  von  zwei  Thürmen  flaokirk 
Auch  SummoDte  berichtet  von  Mauern,  die  unter  8.  Domenieo,  gegeafllier 
dem  Palano  Suneyero  gefunden  wurden  (L  40).  Es  kaon  alao  kein 
Zwdfel  eeiii,  dnae  die  iUeste  Haiier  von  S.  Agnello  nnter  den  Kloeter 
8.  Andrea  (hier  Beste,  Sommonte  L  42)  nach  Croee  di  Lncca  hinzog;  auf 
dieser  Strecke  starker  Abfall  des  Bodens  gegen  die  Strada  8.  Maria  di 
Gostantinopoli ;  dann  unter  S.  Domenioo  nnd  dem  Paiazio  Casacaiende  dem 
Vloo  di  Messocanone  entlang  snr  Universität  Diese  Strasse  bildet  »gleich 
eine  siendleh  bedeutende  Binsenkang  «risehen  den  HQgeln  der  UniTersttit 
nnd  8.  Giovanni  Maggiore,  nnd  es  ist  nicht  unmöglich,  dass  dies  Tbal  im 
Irfihen  Alterüium  water  nerdiich  ttber  8.  Domenioo  sich  fortsetste.  Das 
ist  die  Linie,  anf  der  sdion  Fablo  Oiordano  den  Lauf  der  Maner  finrte. 

Indess  muss  nach  dieser  Seite  schon  froh  eine  Stadterwdtemng  statte 
gefunden  haben,  wosu  das  Tenain  durch  s^en  allmftUgen  Abfall  wie  von 
selbst  einlud.  Das  beweisen  zunächst  die  Quadern,  die  unter  8.  Giovanni 
Maggiora  gefunden  wurden;  der  Abfidl  gegen  die  untere  Stadt  am  Meere 
Ist  hier  noch  schroOBr  und  hSher  als  an  der  Universität,  er  wird  allmälig 
schwächer  gegen  S.  Maria  la  nuova  hin.  Die  Mauer  folgte  seinem  oberen 
Bande;  hd  dem  Kloster  8.  Maiia  la  noova  ««r»  lo  ca§ikßo  dü  ^ptoU 
i^parmu  «M%ä  MoUo  tm  dormUor»  et  d&mtito  qu§tU  magaaent^  m  §m 


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66 


Neapolts.  —  Topograpltie. 


frominpimo^  db)  iom  ^ma  h  mima»tero  iM4t  JueSo  deBe  mmutcke* 
(Lettieri  p.  865).  Von  hier  wandte  sich  die  MAaer  nach  Norden,  dem 
oberen  Band  des  Thaies  folgend ,  aaf  dessen  Grunde  die  Via  IfentoUfelo 
i&uft,  das  Klosfew  8.  Sebastiano  eiaschiiessend;  dann  gegen  den  Oesft  nnovo, 
nach  8.  Antonieilo  (wo  Quadern,  Summ.  I,  ji.  42)  und  Potria  di  OoataDtinopoü. 

Dazu  treten  eine  Reihe  anderer  Beveiae.  8.  Giovanni  Maggiore  war 
mit  8.  Apoetoli,  8.  Giorgio  Maggiore  und  8.  Maria  Maggiore  eine  der  vier 
lltesten  Haoptparoehien  Neapels.  Erbaut  wurde  die  Kirche  nach  Johannes 
Diaconos  um  554;  damais  also  mnas  sie  im  Umfuig.  der  8tadt  begriflen 
gewesen  sein.  Die  Gegend  von  hier  nach  der  Via  Donnaibina  heisst  noch 
in  Urkunden  des  f&n&ehnten  und  sechsehnten  Jahrhunderts  Borge  di  8.  Gio- 
Tsnni.  Endlich  wissen  wir  aus  vielen  Urlcunden,  dass  das  Kloster  8.  8e- 
baatiano  schon  900  und  fraher  innerhalb  der  Mauern  lag;  ja  wenn,  wie 
kaum  SU  bezweifeln,  das  Kloster  identisch  ist  mit  dem  was  &  Gregorins 
Magnus  in  einem  Briefe  an  den  Abt  Adeodatus  erwftfant  (S,  61),  so  bftttea 
wfar  den  Beweis,  dass  8.  Sebastiano  schon  im  sechsten  Jahrhundert  zur 
Stadt  gehörte  (Gapasso  Palepoli  p.  39).  Dass  aber  dieser  ganze  Btadttheil 
nicht  von  AnfiEmg  an  von  der  Mauer  umschlossen  war,  sondern  erst  spftter 
befestigt  wurde,  beweist  ausser  den  Thoren  bei  8.  Domenico  und  Croee  di 
liucca  der  Name  Borge  di  8.  Glovannif  den  die  Gegend  zwischen  dieser 
Kirche  und  Via  Donnalbina  noch  in  Doicnmenten  des  fünfzehnten  und  sechs- 
zehnten  Jahrhunderts  fBhrte  (Capasso  p.  40).  Vor  Allem  aber  der  Umstand, 
dass  das  regelmissige  8tiaasensj8tem  der  Altstadt  sieh  in  diesem  8tadttheil 
nicht  fortsetzt  Die  Quadermaaer  von  8.  Giovanni  ist  weiter  hinreichender 
Beweis,  dass  die  Erweiterung  schon  in  griechisclier  2Scit  stattfand. 

§  8.  Limitation. 

Vngl.  Nittea  Tomp.  Studien,  und  «M  bä,  imaUiaBglg  davon,  BitiL  deü*  bt  1877 
p.  9—10  geielüiebsn  habe. 

Neapel  ist  seit  seiner  Gründung  durch  die  Kymfier  niemals  zerst6ft 
worden.  Es  ist  also  schon  an  sich  wahrscheinlich,  dass  die  Btrassen  der 
heutigen  8tadt  im  allgemeinen  denen  der  alten  entsprechen;  ist  das  doch 
in  den  meisten  Btädten  Italiens  der  Fafl. 

Sehen  whr  nun  auf  einem  Plane  des  heutigen  Neapel  die  Linie  der 
antiken  Stadtmauer,  wie  sie  im  vorigen  Abschnitt  bestimmt  wurde  und  wie 
in  der  Hauptsache  schon  Fabio  Giordano  sie  zog,  so  sehen  wir,  dass  inner- 
halb dieser  Linie  die  Strassen  gradlinig  laufen  und  sich  rechtwinklig  schnei- 
den. Diese  Begelmässigkeit  hört  sofort  auf,  wie  wir  nach  irgend  einer  Seite 
die  Mauer  überschreiten;  selbst  der  Borgo  di  S.  Giovanni  nimmt  nur  in 
besohrftnittem  Masse  daran  Theil  und  kennzeichnet  sich  schon  dadurch  als 
apitere  Erweitemng. 


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Neapoik.  —  Topographie.  $7  • 

Es  geBflgt,  eineD  Blick  za  werfen  auf  das  labTrinthartige  Strassen^ 
cewirr  am  Hafen,  auf  die  üoregelmftssigeo  Pliioe  von  St&dteo  wie  Amalfi 
oder  Venedig,  um  sich  zu  Überzeugen,  dass  die  planinSssIge  Anlage  der 
Altstadt  TOD  Neapel  das  Werk  des  Mittelalters  ntebt  sein  kann.  Noch 
weniger  aber  h&tte  man  damals  in  einer  Epoche  bestAndiger  Fehden  mit 
Sarazenen  und  Longobarden  die  materiellen  Mittel  g^bt,  eine  so  durc)i- 
greifende  StadtTerachOnerung  darchzufübren. 

Dazu  kommt  die  directe  Bestfttignug  durch  antikes  Strassenpflaster. 
Als  im  October  1876  die  Strada  &  Nicola  a  Caserti  canalisirt  wurde^  fand 
ich  75  cm  unter  dem  heutigen  Boden  die  antike  Strasse,  gepflastert  mit 
den  bekannten  Polygonen  von  Lava,  in  derselben  Richtung  und  Breite  wie 
die  moderne.  Bei  der  Verbreiterung  der  Strada  del  Duomo  An&ngs  der 
sechziger  Jahre  kam  am  Ereuzungspnnkt  dieser  Strasse  mit  der  Anticaglia 
antikes  Pflaster  zu  Tage  (Mittheilung  des  leitenden  Ingenieurs  an  Gapasso). 
In  yielen  anderen  Strassen  hat  Fiorelli  das  antike  Pflaster  unter  dem  heuti- 
gen entdedct,  besonders  in  der  Nfthe  des  Theaters.  Dasselbe  beweisen  die 
Ruinen.  Der  sogenannte  Anco  de*  Caserti  flberspannt  die  Strada  Scassa- 
cocchi  und  zeigt,  dass  sie  einer  antiken  Strasse  entspricht  Dasselbe  zeigen 
die  Bogen  des  Theaters  f&r  die  Anticaglia.  Die  Fronte  des  Diosknren- 
tempels  (S.  PiMlo)  läuft  parallel  mit  der  Strada  de^  Tiibunali.  Endlich 
entsprechen  die  alten  Thon»  den  heutigen  Hauptstrassen,  wie  unten  gezeigt 
werden  soll. 

Neapds  Anlage  entspricht  TSQig  dem  Schema  der  alten  Gromatiker. 
Wir  haben  drei  Decnmanl:  die  Strada  NOo-S.  Biago  librai-Forcena,  Strada 
Tribunali,  Strada  Anticaglia,  in  genau  gleichen  Abstinden  von  einander 
und  vm  der  Mauer  im  Norden  und  SOden.  Geschnitten  werden  sie  im 
rechten  Winkel  von  (in  der  mittleren  Stadt  ursprflnglich)  28  Gardines,  auch 
diese  in  gleichen  Abstinden  von  einander.  So  zerfiel  und  zerfällt  die  Stadt 
in  Rechteckte,  deren  grüsste  Lftnge  von  Norden  nach  Sflden  liegt;  Neapel 
war  also  strigirt,  im  Unterschied  von  den  römischen 'Golonien  oder  der 
späteren  hellemschen  Bauweise.  Die  Sehmalheit  der  Strfgae  brachte  es  mit 
sieh*  dass  bei  Errichtung  &8t  jedes  grösseren  Olfentlichen  Gebftndea  es 
ttOthig  ward,  doen  oder  einige  der  Gardines  zu  flberbauen. 

So  schon  im  Alterthum  beim  Bau  des  .Theaters;  im  Mittdalter  fQr 
jedes  Kloster  und  jede  grossere  Kirche,  z.  B.  den  Dom,  8.  Filippo  Neri, 
8.  I^orenzo,  8.  Gregorio  Armeno,  S.  Severine  u.  s.  w. 

Gardo  und  Decumanus  mazimus  sbd,  soviel  wir  sehen,  durch  Breite 
nieht  ausgezeichnet;  das  war  übrigens  auch  nach  rOndschem  Schema  nicht 
Dothwendig;  in  Augusta  Tanrinorura  zum  Beispiel  waren  alle  Strassen  gleich 
bidt  Die  Deeumani  sdineideo  die  Ost-West-Linie  unter  einem  Winkd 
TOD  circa  85  Gnd;  sie  lanfen  ziemlich  parallel  mit  dem  antiken  Meeresufer. 


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68 


NeapoUs.  —  Topographie. 


So  mrem  «Üe  Stnsaeo  Iiis  auf  drei  direct  oadi  dem  Heere  faio  offen  und 
dem  kühlenden  Seewinde  zugänglich^  ein  Vortliei),  der  sieh  noch  hente  in 
ded  alten  Theilen  Neaiwh  bemerldich  macht 

Lettieri  nahm  folgende  acht  Thore  an: 

Porta  Reale  beim  Gesü  nuovo. 

»  Donnorso  bei  S.  Pietro  a  Maiella. 

»  S.  Gennaro  bei  Qesä  delle  Monache. 

>  S.  Sofia. 

>  Capuana  in  der  Mitte  des  CasteUs. 

>  Nolana. 

»  Marina  sopra  la  fontane  delle  serpL 

>  Ventosa  im  Vico  Mezzocanone. 

Von  diesen  gefahren  die  Porta  Reale,  Donnorso  and  Ventosa  der  Stadt- 
erweitemng  an;  die  beiden  ersteren  entsprechen  flbrigens  zweien  der  Decu- 
mani,  der  Strada  KUo-S.  Trinitü  und  TribnnalL  In  der  arsprttngUcben 
Stadtmauer  waren  statt  dessen  die  Thore  bei  S.  Domenico  und  Croce  di 
Lncca  (s.  oben).  Dass  auch  dem  dritten  Decomanos  (Antieaglia)  ein  Thor 
ents|NroGfaen  bat,  ist  wabrscheialicji,  da  die  Strasse  noch  heute  Qber  die 
alte  Stadtmauer  hinaos  sich  fortsetzt  Auf  der  Ostseite  entsprechen  die 
Porta  &  Sofia,  Capuana  und  Nolana  genau  den  drei  Deeumani.  Für  die 
Porta  S.  Sofia  haben  wir  nur  das  Zeugniss  Lettierfs;  die  Porta  Capuana 
hat  FioreDi  unter  dem  Castel  Gapnano  lange  vergeblich  gesucht,  ohne  sie 
entdedmu  zu  kOnnen.  Da  endlich  audi  die  Strada  fuori  porta  Nolana,  wie 
altes  Pflaster  und  Grab-Monnmente  beweisen,  einer  antiken  Strasse  ent- 
spraeb,  so  muss  auch  am  Ausgang  der  Strsda  ForceUa  ein  Thor  gestan- 
den hskben. 

Auf  der  Seeseite  Neapels  ftnd  FiorelK  ein  Thor,'  »ai  Tentori  sotto 
S.  MarceOino«,  da  wo  der  Boden  nach  dem  Heer  zu  steil  abfiUlt  XÜn 
zweites  Thor,  östlich  davon,  bezeugt  Lettieri:  tSopra  la  Fwttma  ddU 
Serpi  aUoB  de  Medufa  «ra  «it*  idtra  porta  che  sUma  nda  tirada  topra 
dicta  Fmtanoy  et  proprie  »9tU>  lo  »oppin'tieo  dd  MMtatUro  deito  Arcai^elo^ 
dela  quäle  insino  al  prewnU  ne  appatono  U 

Die  Porta  Ventosa  gehört  erst  der  erweiterten  Stadt  an;  Reste 
davon  hat  Fiorelli  in  der  Via  Mezzocanone  gefunden.  Die  Stelle  Lettieri^s 
Ober  das  Thor  auf  der  Nordseite  Neapels  ist  oben  schon  angeführt. 

Die  drei  Deeumani  theilen  die  Stadt  in  vier  fast  crlciche  Segmente. 
Ist  ('S  Zufall,  dass  sie  der  Zahl  der  vier  altionischen  Pbyleo  entsprechen? 
Wer  Lust  hat,  mag  dann  die  Strigae  an  die  zwölf  Phretrien  beliebig  ver- 
tiieilen.  In  römischer  Zeit  zerfiel  die  Stadt,  wie  Puteoli  und  Rom,  in  Re- 
gionen. Ueberliefert  sind  die  Kamen  von  zweien  unter  ihnen,  die  Regio 


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Neapolis.  —  Tt^gnpMfli 


69 


primaria  spIeDdidiBSima  HercnlanensiuBi  (28  =  LN.  9455)  ODd  die 
Regio  Therm ensimit  (LN.2612): 

48]   L  I  C  I  N  I 

ALFIO  LrCINIO 
VPPATRONO  CO 
LONIAE   •   EX   •  COMl 
T  I  B  V  S 

REGIO  THERMEN SIVM  VERE  PATRONO 

Die  Begionen  bezdchneteD  sich  also  mit  dem  Genitiv  HniaHs  der  Einwolmeri 
nadi  dem  Yoibild  der  PbretrieD  (x.  B.  ffn^rpia  'Aptaraim»),  Das  ist  vi- 
gidch  der  Beweis  dafllr,  dass  die  Begio  Thenneiislnm  aacfa  Neapel  gehört 
mid  nicht  nach  Puteoli,  wShrend  anderersdts  die  Begio  Palatina  entschieden 
pnteolaiiisch  ist;  gdiOrte  sie  nadi  Neapel,  mflssta  es  heissen  Begio  Fala- 
tinensinm.  Die  TTaditioQ  (Fabio  Giordano)  nimmt  vier  Begionen  an:  Her« 
cnlanensia  (ForciUensis)  SQd-Osten,  Nilensis  (PatriGiana)  Sad-Westen, 
Montana  (Favetia)  Nord-Westen,  Campana  (Palatina)  Nord-Osten.  In 
der  Tbat  entsprechen  dieser  Annahme  die  vier  alten  Haaptparochien,  in 
jeder  Belgien  eine;  und  wenn  vir  die  Strada  de'  Tribuoali  als  Decumanus 
ond  etwa  die  Stiada  del  Dnomo  als  Cardo  maximus  fassen,  so  haben  wir 
auch  gromatisch  vier  Regionen,  die  denen  Fabio  Giordano's  ToUkommen 
entsprechen.  Die  Begio  fiercolanenaiam  lag  wohl  im  Sttd-Osten;  wenigstens 
berichtet  die  Vita  B.  Agrippini,  dass  dieser  HeUige  a  rtgiwM  Msrculanensi, 
plaUa  Furcülensi  originem  natalitatu  stmpaitf  betrachtet  man  den  Decil> 
maans  Neapels  als  nach  Osten  laufend,  so  war  sie  DDKK  (Dextra  Decu* 
mannm  Eitra  Kardinem).  Daher  primaria?  Auch  in  Rom  lag  bekanntlich 
die  erste  Region  im  Sad- Osten.  Die  Regio  Thermensium  wird  von  der 
Tradition  mit  der  Regio  Ilerculanensium  identificirt,  gewiss  mit  Unrecht; 
rielleicbt  lag  sie  im  Süd -Westen  (DDVK),  wo  Lettieri  (an  Porta  Ventosa), 
-die  oben  angeführte  Inschrift  sah. 

Von  Strassennamen  ist  nur  ein  einziger  überliefert,  in  einem  Briefe 
S.  Gregorius  Magnus'  (III.  63)  an  Fortunatus,  Bischof  von  Neapel,  592 
p.  Chr.:  patrictae  conditionis  Ewtieay  in  cimfate  Neapolitana^  in  regionB 
Herculanensi^  in  vi'co  qui  dicitur  Lampadi.  Möglich,  dass  anch  der  Yico 
del  Sole  und  Vico  della  Luna  (jetzt  Pietrasanta)  ihre  Namen  aus  dem 
Alterthum  ableiten.  Wir  sehen  also,  dass  die  Kardines  Neapels  damala  wie 
heut  als  vid  (griechisch  oTsvwTrtn)  bezeichnet  wurden.  Die  Decumani  hiessen 
noch  im  Mittelalter  plateae  (zXaTetat).  So  nennt  die  Vita  S.  Agrippino's 
in  der  eben  angeführten  Stelle  die  Strada  Forcella  Platea  Furcillensis. 
Die  alten  Namen  dieser  Plateae  Bind  nicht  überliefert,  sie  lassen  sich  indess 
mit  aemlicher  Wahrscheinlichkeit  nachweisen.  Wir  sehen  nämlich,  wie  m 


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70 


KMqwl^  —  Topographie. 


Thuiioi  die  Wer  StrasFcn,  die  diese  SUdt  ron  Osten  nach  Westeo  (xard 
fiSjucQ)  schnitten,  mich  den  vier  Haaptgottheiten  heouint  waren:  Heraldeia, 
Aphrodisias,  Olympias,  Dionysia».  Sollten  die  drei  Deeomani  Neapels  nicht 
nach  einem  ähnlichen  Princip  benannt  worden  sein?  Jedenfalls  ift  es  auf- 
fillend,  wie  die  drei  bei  Statins  genannten  HanptgOtter  der  Stadt:  ApoUon, 
Dioskuren,  Demeter  den  drei  Decumanl  entsprechen.  Ja  noch  mehr:  der 
Dioskurentempel  (S.  Paolo)  liegt  wirklich  an  dem  mittleren  Decnmanns,  der 
Strada  de*  Tribanali,  so  dass  die  Bezeichnung  dieser  Strasse  als  Dioskurias 
fast  zur  Gewissheit  wird.  Dann  müssen  wir  die  Strada  deU*  Anticaglia  als 
Apollonias  fassen.  Und  in  der  That  hat  der  Apollootempei  in  Neapel 
ebenso  wie  in  Kyme  und  PuteoU  sicher  auf  einem  der  höchsten  Punkte  des 
Stadtterrains  sich  erhoben,  etwa  bei  S.  Apostoli  oder  dort  in  der  Nähe. 
Dass  (iaf^  Theater  an  der  Strada  dell'  Anticaglia  liegt,  ist  wohl  eine  andere 
Stütse  dieser  Annahme.  Fflr  die  Strada  del  Nile  bleibt  uns  also  der  Name 
Demetrias. 

§  4.  Wasserleitangen. 

Lettieri  bei  Oimtiiiiaai  Bis.  VI.  p.a82.  —  Cangiano  Suite  aeqna  potabUi  inNapolL 

Nap.  1843.  —  Abate  Intorno  all'  acquedotto  Claudio  Xaii.  1812  Fol.  —  Abate 
Delle  acqae  pabhche  ia  Kapoli.  19401  — >  Cftpftsso  f»lepoIi  p.  21^—24. 

Das  Stadtpkteaa  von  Neapolis  hat  keine  natürlichen  Brunnen.  Die 
Bewohner  mussten  also  schon  froh  darauf  bedacht  sein,  der  Stadt  das 
nOthige  Wasser  v^n  auswärts  zuzuflihren. 

Der  älteste  Aqnädnct  ist  die  sogenannte  Acqna  della  Bolla;  er 
versieht  noch  heute  einen  grossen  Theil  Neapels  mit  Trinkwasser.  Sechs 
Miglien  nordöstlich  von  Neapel  im  Campo  di  Bolla  entspringt  aas  mehreren 
Quellen  der  Sebethos;  die  Quellen  sind  in  Stollen  gefssst  nnd  vereinigen 
sich  nach  etwa  einer  Miglie  Lauf  in  «in  gewölbtes  Reservoir,  die  Casa 
d*Acqiia  dcüa  IjoIIü.  Von  hier  tritt  etwa  die  Hälfte  des  Wassers  an  die 
Oberäiiche  und  giebt  dem  Sebethos  den  Ursprung;  die  andere  Hälfte  fliesst- 
unterirdisch  weiter  und  tritt  bei  S.  Caterina  a  Formello  (so  genannt  von 
dem  Aquäduct)  in  Neapel  ein.  Das  Wasser  flies^^t  unter  Gastet  Capuano 
durch,  folgt  der  Strada  di  Tribuiiali  bis  zum  Yico  Zuroli,  dann  entlang 
diesem  Vico  zur  Strada  Forcella.  Der  Aquäduct  folgt  dieser  und  der  Strada 
S.  Biago  de'  Librai  bis  zum  Sedile  di  Nilo,  wo  er  links  umbiegt  und  ent> 
lang  der  Strada  del  Salvatore  zur  Universität  und  darunter  nach  dem  Vico 
di  Mczzocanone.  Hier,  an  der  ältesten  Stadtmauer,  endet  der  ursprüng- 
liche Lauf  der  Wasserleitung.  Später,  nach  Erweiterung  der  Stadt ^  ist 
sie  dann  fortgesetzt  worden  nach  S.  Giovanni  Maggiore  bis  znr  Strada 
Medina.  Zahlreiche  Verzweigungen  versorgen  die  übrigen  Theile  der  Stadt 
mit  Wasser;  die  bedeutendste  zweigt  sich  ab  bei  S.  Anna  de'  Capuani  und 


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Ijeftpoüs.  <->  Topogiftiiliie.  .  71 

läaft  ausserhalb  der  alten  Stadtmauer  durch  S.  Giovanni  a  Carbonara, 
S.  Sofia,  unter  S.  Apostoli,  Regina  Goeli  nach  Porta  S.  Gennaro  und  endet 
an  der  Strada  della  Vergini. 

Die  Breite  der  Leiüiug  in  der  Stadt  ist  drei  palm,  die  Höhe  acht 
palffi,  Boden  mid  Winde  ausgemauert  und  cementirt,  die  Decke  gewölbt. 
Die  Constrnction  ist  zweifellos  griechisch-römisch,  ähnlich  der  des  antiken 
Aqaäducts  von  Pozzuoli;  auch  ist  er,  soweit  unsere  DocumeBte  reichen, 
w&hrend  des  ganzen  Mittelalters  im  Gebrauch  gewesen. 

JOnger  als  die  Aequa  della  BoUa  ist  die  Leitung,  von  der  einige 
Bogen,  die  Ponti  Rossi,  noch  heute  bei  Capo  di  Gbino  aufrecht  stehen* 
Im  sechzehnten  Jahrhundert  erhielt  Antonio  di  Lettieri  von  Vicekönig  Don 
Pietro  di  Toledo  den  Auftrag,  die  Reste  diesea  Aquäducts  behob  «mar 
Wiederfaentellung  zu  untersudieo;  sdn  Bericht  darOb»  bildet  noch  immer 
die  Hauptquelle  unserer  Konntniss. 

Die  Leitung  beginnt  Aber  Benno  in  der  Valle  di  Sabato  anwait  Abelli> 
niun  im  Hirpinerland«  lioft  onterirdiBcIi  bis  unter  den  Marcato  di  Serino, 
hier  auf  einer  Brflcke,  deren  Beate  L^eri  noeb  aah,  durdi  das  TbaL 
Weiter  nach  Ajello,  vro  wieder  eine  BrQckei  aber  Cesenalei  Bellesza,  nnter 
dem  Fian  di  Foriao.  Nun  drei  Ifig^ien  anteiirdiseh  in  Fels  gdumen,  nadi 
Perdoro,  Pandula,  S.  Severino  links  lassend,  unter  Tor  di  Marcello  und 
Gastel  S.  Giorgio  nach  Tavema  di  Lasaro  und  Aber  die  Serra  dl  Patemo. 
Dann  dem  Abhang  der  Berge  folgend  oberhalb  Samo  nach  Episcopia  und 
Weilar  nach  Palma,  hier  anf  Bogen,  von  denen  etwa  eine  Miglie  vor  BshM 
noch  beute  Beste  erhalten  sind.  Dann  flbar  S.  Maitino,  &  Maria  dd  Poaio^ 
UaBSeiia  di  S.  Sosio,  flbarall  «nterirdisch  bis  Masseria  la  Preeiosa.  Von 
da  auf  grossen  Bogen  Aber  Pomigllano  d*Areo  (daher  der  Name)  nach 
GasainoTo;  BmcbstAcke  der  Bogen  Abersll  eingemauert  in  die  HAnser  von 
Pomigliaao  und  Afrsgola.  Von  Afragoht  nach  8.  Pietro  a  Patieno,  nach 
S.  Gioliaao,  durch  diq  Via  k  Copa  di  Miano,  wo  grosse  Bogen  (die  Ponti 
Boesi),  durch  den  Belg  unterirdisch  nach  8.  Efremo,  weiter  nach  8.  Maria 
deila  Vergini,  wo  zu  Lettieri*8  Zeit  noch  Bogen  standen,  nach  8.  Agnello^ 
Hier  theilt  sich  die  Leitung;  ein  Arm  ging  durch  Porta  di  Goetantinopoli 
nach  Neapel  und  unterirdisch  nach  8.  F'atrizia.  Hier  drangen  Belisar's 
Trappen  in  die  Stadt  Der  andere  Am  ging  um  den  Fuss  des  Beiges 
von  S.  EImo  herum  nach  der  Ghiaja«  links  einen  Zweig  nach  Pizzofalcone 
herabsendend,  und  weiter  durch  die  Grotta  di  Poeilipo.  Vom  Eiogang  der 
Grotte  geht  ein  Zweig  längs  der  Ostseite  des  Berges  nach  Giyola;  ebenso 
vom  Autgang  der  Grotte  bis  gegeoAber  Nisida  —  wie  Lettieri  meint,  sogar 
anf  einer  Bogenbrflcke  nach  der  Insel  hinAber.  Die  Hauptleitung  lief  weiter 
nach  Agnano,  speiste  dort  die  Thermen,  und  von  da  oberhalb  Bagnoli  nach 
PoszooÜ  und  endlich  nach  der  Piscina  mirabilis  bei  Misenum*  —  Von  Palma 


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72 


geht  eine  Verzweigung  nach  Nola  und  etwas  unterhalb  davon  eine  andere 
narh  Pompei.  Ein  dritter  Zweig  von  Afragola  durch  Fratta  nach  Atella. 
lieber  die  Anlage  dieses  grossartigen  Werkes  haben  uns  die  Alten  nichts 
überliefert;  da  der  Canal  an  der  Piscina  mirabilis  endete,  hängt  er  wohl 
mit  den  Hafenbauten  August's  in  Misenum  zusammen').  Die  Verzweigung 
nach  Pom|K  i  beweist  jedenfalls,  da&s  der  Aqaäduct  vor  79  angelegt  wurde. 
Zu  Beiisar 'i>  Zeiten  war  die  Leitung  wenigstens  bis  Neapel  noch  intakt; 
er  zerstörte  sie,  um  den  Behifzerten  das  Walser  abzuschneiden,  natdrlich 
ohne  Erfolg,  da  ja  diti  Acqua  delU  Bolla  der  Stadt  noch  blieb.  Aber  uuch 
Lettieri  giebt  an,  dass  er  bei  schilt  Untersuclmug  mehr  ;ds  zwei  Drittel 
des  Cauaiä  uuverietzt  kud;  eme  Wicderheiäteiiuug  wud  gegenwärtig  beab- 

§  5.  Oeff entliehe  OebAnde^ 

Quid  7iunc  viagnißcas  speciea  cultusque  /oforttwi, 
Templaque^  et  immmeris  spatia  inierstincte  cohanmst 
Et  geminam  molem  midi  tectique  thatri, 
Et  CapitoUnis  quinquennia  proxtma  Itutrisf 

So  beschreibt  der  Dichter  Statins  aeine  Vaterstadt  (Süv.  in.  5.  89). 
MdgUcb,  dus  er  mit  den  Worten: 

wmumtn»  apaiia  n^siineta  coUmnü 

das  Fornm  bezeichneD  woUte,  was  wir  dann  wie  in  Pompei  ?on  Sinlen- 
hallen  umgeben  nns  TorzaBteUen  bfttten.  Die  Tradition  (Fabio  Oioidaoo) 
Botst  das  Forum  an  die  Strada  de*  lYibunali  Tor  8.  Paolo;  and  in  der  Thai 
wire  hier,  wo  Eardo  und  Decumanos  Maximas  sieh  schneiden,  der  geeig- 
netste Platz  für  die  *Ayofiä  der  alten  HeUenenstadt  . 

Eine  Akropolis  im  eigentüchen  Sinne  des  Wortes  hat  Neapd  nie- 
mals besessen;  das  Strassensjstem  der  ganzen  Stadt  ist  nach  einem  ein- 
heitlichen Plane  angdegt  Dagegen  kann  der  hochgelegene  StadttheO  gegen 
&  ApostoU  hin  m  gewissem  Sinne  als  Arz  bezeichnet  werden.  Des  sind 
dieSummanrbis  von  denen  Livius  spricht,  und  die  bei  der  Einnehme 
Neapels  tou  den  Bdmetn  besetzC  wurden  (LiT.  YUL  26).  Hier  oben  rauss 
nach  der  Analogie  von  Kyme  und  Puteoli  der  Apollotempd  gesocht  werden. 


r  n  n  t  a  n  Q  s  (Do  Magnif.  c.  9)  schrieb  ihn  den  Claadius  zu :  Memoria  mea  muttu 
in  iocij  mter  Baianas  et  Puteolanas  mina*  fistulat  plumheae  mirae  crtujiiludinit  inventae 
tuni,  in  quibut  Claudii  Äugusti  nomen  scriptum  erat;  vettigia  enim  ipiae  lat«rtiiae  $ub- 
Mmakm»  m  Sofwmmknm  NUamt  «ff««  Attnmmi  fiidkmi  ae  Um  tmkemmd  ^«mw  am 
nonttM  pluribuM  loci»  perforati  ottendunt  a  guadtaginla  milibtu  constitutum  et  quidem  am. 
plissimum  aquarum  ductum ,  fjni  Neapolim  pritnum^  deinde  Futeolos,  Baias,  Ctmas  et 
tparsa  per  litus  aed\fieia  lUnvatus  eM.  lorio  ifldicaziooe  del  piQ  rimarcAbilc  in  NapoU 
1880^  pi  9. 


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NaapoUi.  —  Topognplii«. 


73 


Die  Tradition  setzt  ihn  wohl  etwas  zu  tief  an  die  Stelle  dos  DouiR,  der 
allerdings  auf  deo  FuodamenteD  eines  antiken  Tümpels  zu  stehen  scheint. 
Mosaikböden,  Granit-  und  GipoUinsäulen ,  Marmorarchitrave  sind  hier  ge- 
funden ;  vor  der  Kathedrale  stand  bis  1322  das  berühmte  Uroucepfcrd,  dessen 
Kopf  jetzt  im  Museum  ist 

Von  den  Tempeln  hat  nur  einer  die  Stürme  der  Zeit  überdauert, 
der  Dioskurentempel,  778  zur  Kirche  S.  Paulo  umgebaut  Es  war  ein 
Hexastjlos  konutliischer  Ordnun??,  die  Capitftle  von  herrlicher  Arbeit,  die 
S&ulen  9,70 wj  hoch,  unten  1,2m  im  Durchmesser.  Im  Giebelfeld  waren 
Reliefs,  auf  der  Spitze  des  Giebels  uud  zu  beiden  Seiten  des  Dachs  drei 
Basen  für  Statuen.  Auf  dem  Friese  die  Inschrift:  (C.  L  G.  5791.  Celano  III, 
p.  1356  ed.  1856). 

TtßiptnQ  lookoq  TdpaoQ  dtoaxo&pmQ  xaH  r§  h&Ik  xif»  vaibv  xat  ra  hf  vaf 

Der  Tempel  ist  also  tm  Neubau  der  Tiberiauischen  Zeit,  jedeuklls  aber 
auf  der  Stelle  eines  älteren  lleiiigthums. 

Bei  dem  Umbau  der  Kirche  1591  wurden  die  meisten  Säulen  in  Pi- 
hster  eingemauert;  nur  die  Vorhalle  von  acht  Säulen,  sechs  in  der  Front, 
je  zwei  auf  den  Seiten,  blieb  stehen.  Beim  Krdbeben  vom  5.  Juni  1688 
st&rzte  sie  ein ;  seitdem  stehen  nur  zwei  Säuleu  noch  aufrecht.  Bruchstücke 
fon  Säulen  und  Capit&len  sind  beim  Bau  der  Kirche  gefunden,  auch  die 
beid^  männlichen  Torsi,  die  jetzt  an  der  Front  der  Kirche  eingemauert 
siad.  Die  Fundamente  des  Tempels  dienen  auch  der  Kirche  zur  Grundlage; 
n  sind  Tufquadeni  von  2  m  Länge  und  1  m  Breite. 

Die  Vnnt  des  Tempels  war  dem  Decumanus  maximus  zugekehrt,  die 
Axe  parallel  mit  den  Kaidines.  Eine  hohe  Treppe  führt  von  der  Strada 
de*  THImnaH  Idnanf  kodi  Tempel ;  im  Alterthum  musste  sie  wegen  der  in- 
swiBdien  eingetretenen  Erhöhung  des  Bodens  noch  länger  sein.  Die  Di- 
neoatoiwii  des  Tempds  sind  etwa  30  m  Länge  bei  18  m  Breite;  wie  es 
sdidnt  100  vesp.  60  rOmjache  Fuss.  (Abbildung  des  Tempels  vor  163B 
bei  Snsiinonte  und  daraus  bei  Celano  III,  p.  211  ed.  1856,  Plan  von  Bega 
BulL  Nap.  D.  5.  VU,  tav.  VL) 

K^rdlieb  ia  der  Nihe  von  S.  Paolo,  an  der  Strada  dell'  Anticaglia 
zwischen  dem  Tieo  di  &  Paolo  nnd  dem  Vico  de*  Oiganti  liegen  die  Beste 
des  antiken  Theaters.  Sie  dienen  Jetzt  modernen  Häusern  zum  Funda- 
ment; in  den  Kellern  und  fiöleo  aber  ist  genug  von  den  alten  Mauern 
noch  zugänglich,  um  Plan  und  Dimensionen  desOanzoi  bestimmen  zu  könnok 

Die  Gavea  ist  nach  Süden  geOffnet  und  lehnt  sich  mit  der  convezen 
Seite  an  die  Strada  ddl*  Anticaglia.  Die  Strada  de*  Cinque  Santi  durch- 
schneidet .sie  in  der  Mitte  foo  Norden  nach  Süden.  Nadi  Aussen  umgab 


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dne  Arkadeordhe  die  Cum;  Thdle  dam  sind  üi  Strada  ADdeagUa  ■ 
und  Strada  8.  Paolo  noch  erhalten.  Die  Sabatmctionen  lacfen  loü  der 
Orebestra  radienftrmig  gegen  die  Peripherie;  sie  werden  darcbsdnittcn  von 
zwei  |»ndle|en  Mauern,  die  im  Halbkreis  durch  die  Mitte  der  Gavea  laufen, 
nnd  diese  in  eine  äussere  und  innere  Hälft«  theilen.  Auch  von  der  Skene 
sind  Eeste  erhalten;  zn  ihrer  Dekoration  gehörte  ohne  Zweifel  die  CipolUnr 
sftule,  die  im  in  der  Strada  di  S.  Paolo  gefunden  wurde.  Die  beiden 
Bogen  ?on  Ziegeln,  die  die  Strada  delP  Antieaglta  Qberspannen,  gehören  nicht 
zun  ursprOngtichen  Plan  der  Anlage  und  smd  erst  später  hinzugefügt 
Ohne  sie  beträgt  der  Durchmesser  des  Theaters  nngef&hr  97  m. 

Die  Gonstniction  der  erhaltenen  Beste,  Opus  reticulatum  mit  Ziegel- 
lagen,  weist  den  Bau  in  das  erste  Jahrhundert  der  Kaiserzeit.  Indess  bo> 
darf  es  knnes  Beweises,  dass  das  Theater  schon  in  hellenischer  Zeit  ezistireD 
mosste,  nnd  dass  die  erhaltenen  Mauern  von  dner  späteren  Bestäuration 
berrflhren,  etwa  aus  der  Zdt,  ate  Titus  die  Öffentlichen  Gebäude  nach  dem 
Erdheben  von  79  auf  Staatskosten  wieder  aufrichten  liess.  Die  älteste  Er- 
wähnung des  Theaters  ist  aus  dandius*  Zeit«),  der  im  Jahr«  42  eine  von  ihm 
selbst  gedichtete  griechische  Komödie  hier  zur  Anfitthruog  brachte.  Nero 
trat  hier,  wie  es  adieint,  im  Theatrum  teetum,  zum  ersten  Mal  auf,  und 
soll  sich  sogar  durch  einen  Erdstoss  in  seinem  Vortrage  nicfat  haben  stören 
lassen*).  Ans  derselben  Zeit  ist  die  Klage  Seneca's*)  über  den  Eifer,  mit 
dem  die  Neapolitaner  sieh  zu  musikalischeo  Aufführungen  drängten,  während 
die  Hörsäle  der  Fhiloeophen  leer  ständen.  Im  Theater  wurden  natllilich 
die  musischen  Wettkämpfe  bei  den  italischen  Spielen  abgehalten;  die  Sta- 
tuen der  Sieger  waren  hier  au^estdlt  (Plan  von  Bega  BulL  Nap.  n.  ö.  YD. 
tav.  VI.  p.  135). 

Von  dem  Theatnun  tectum  sind  gar  keine  Beste  mehr  übiig;  dasa  es 
in  der  Nähe  des  grossen  Tbeateri  stand,  scfaliessea  wir  ans  der  Analogie 
Pompei's  nnd  den  oben  angefOhrteiK,  Versen  des  Statins.  Da  das  Theatntm 


3)  Saet  Olaiiid.  11:  Ad  firatrii  menoriam,  per  omnem  ooeaiioneni  eelcbiiitut 
noediam  quoque  Graccam  Noapolitano  certatninc  docuit,  ac  de  scntcntia  iudicam  coronaTit. 

*)  Suet.  Nero  20:  Et  prudit  ^eapoii  primum,  ac  ne  codcusso  quidem  rcpente  motu 
terrae  theatro  aate  caotaro  desütit,  quam  mchoatum  abäolveret  nomon.  Ibidem  saepiuä 
et  p«r  oomphiTM  coiiUitH  dies;  tonipto  etian  ad  reflciendaai  Tooem  bravi  Unpon,  lm> 
pations  secreti  a  lialinris  in  thcatruin  transät,  modiaqiio  in  orchestra  fffqueoti  populo 
epulatus,  »si  paulum  subbibisset,  aiiquid  sc  suffcrti  liuuitiiruin«  Gracco  rmono  promisit 
Captua  autem  modolatis  Alczandriiionun  laudationiba»,  qui  de  novo  commcatu  Neapolim 
eonfloxerant,  plnret  Alexandria  evocavit 

^)  Seneca  Ep.  76,  3:  Pudet  aatoa  generis  hamaiii  quotiens  scholam  intratri. 
Praeter  ipsum  enim  theatrum  Neapolitanonun,  ut  scis,  tran«enndum  est,  Mctronactis  pe- 
tentibus  domum.  lllud  quidem  farctum  est;  et  ingeuti  studio,  qui  sit  pythanlcs  bonos, 
iii^tnr:  habet  tibicen  quoque  Oraeens  et  praeoo  eoDcanam.  At  in  illo  loeo,  in  quo 
Tir  b<»Qs  quMritnr,  in  quo  vir  bonu  tfidtttr,  ptocieaimi  aedent. 


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NeaiMiis.  —  TopopipUa. 


76 


tpctum  in  Ponipei  fclion  um  70  v.  Chr.  t-rhaut  ist,  so  wird  auch  Neapel 
weuigstens  um  dieselbe  Zeit  ein  bedecktes  'llu-aier  gehabt  haben. 

Nicht  weit  vom  Theater  werden  die  Thermen  gelegen  haben.  Im- 
iJütiens  secreti  a  bnftvns  in  theatrum  iransiit  sagt  Sueton  in  der  eben  an- 
geführten Stelle  von  Nero.  Die  Regio  Thermensiuni  iiuben  wir  schon 
kennen  gelernt  (28  I.  N.  2455).  Kiner  Bestauratioo  der  Tbermeu  erwähnt 
die  loBchrift: 

50]      VnATOE-^HMAPXHEAr  APßNAr  HIOYZ 

NOMOY  PAMAlKfiN  ^IKAIfiN  KA... 

AnOKATArTHEAZ-  TO  •  BAAANEION  ANE0 
EHEEKEYAZEN  OKT 

C.  I.  G.  5810  aus  Capaccio  I.  283  fehlerhaft  überliefert  und  kaum  her- 
zustellen. Uebrigeiis  muss  es  natürlich  mehrere  öftentliche  Bäder  in  Neapel 

gegeben  haben. 

Reste  eines  öffentlichen  Gebäudes  wurden  1852  beim  Graben  der  Fun- 
damente d(Ä  Conservatorio  di  S.  Filippo  e  Giacomo  gefunden,  unweit  der  Uni- 
versität ;  es  waren  Mauern  von  Ziegeln,  darin  die  oben  angeführte  Inschrift 
der  Phretrie  der  Kretonden.  Das  Gebäude  war  also  wohl  das  ^piqxpswv 
dieser  Phretrie.   Ball.  Nap.  n.  5.  I,  p.  10. 

Schliesslich  ist  noch  su  erwähnen  der  Arco  de*  Caserti,  der  die 
Via  Scassacocchi  überspannt,  da  wo  sie  in  die  Strada  Forcdla  mftndet  Daft 
Material  ist  gelber  Tuf,  wechselnd  mit  Ziegellagen,  aussen  bekleidet  mit 
opus  lateritium.  Dass  auch  sonst  derartige  Bogen  im  alten  Neapolis  häufig 
waren,  zeigt  der  Name  des  Yioo  Purgatorio  ad  Arco,  und  die  noeb  vorhan- 
denen Bogen  am  Tlieater  Ober  der  Strada  Anticsglia.  Wer  denkt  hier  nicht 
an  die  Worte  Petrons  (c.  44)  Safinm»  hiahitahat  ad  arcum  veteremf  Eine 
Stelle,  die  sich  fireilich  auf  Puteoli  besieht  und  nicht  anf  Neapel 

Zahirdehe  Rudera  antiker  Gebinde  shid  zn  verschiedenen  iZeiteo  innere 
halb  des  Umkreises  des  alten  Neapel  zu  Tage  gekommen,  ohne  dass  es  mög- 
lich wäre,  die  Bestimmung  auch  nur  eines  von  ihnen  mit  Wahrscheinlichkdt 
SU  bestimmen  (zusammengestellt  von  Capasso,  Palepoli  p.  35— 37).  Und 
selbst  wer  heute  die  alten  Theile  Neapel*s  durchwandert,  besonders  die  klei- 
neren und  abgelegeneren  Gassen,  wird  fast  flberall  Mauern  von  römischem 
Opus  lateritium  in  die  Häuser  verbaut  finden;  ja  die  meisten  Gebäude  in 
diesem  Theile  der  Stadt  stehen  anf  antiken  Fundamenten. 

§  6.  Die  Vorstadt  am  Hafen. 

Fast  alle  älteren  Localtopographen  stimmen  darin  überein,  dass  der 
ganze  untere  Theil  Neapels  bis  zu  dem  Absturz,  der  die  alte  2klauer  trug, 
im  Aiterthum  vom  Meer  bedeckt  gewesen  sei;  der  Hafen  sollte  sich  un- 


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76 


HeapoUii  TopogniiUe. 


mittelbar  unter  S.  Giovanni  maggiore  befuuden  haben,  uDd  der  Name  des 
Sedile  dl  Porto  sich  aus  jener  Zeit  herschreiben.  Ja  QMB  wollte  sogar  bei 
der  fontana  di  Mezzocanone  den  Rest  des  Leuchtthurms  gefunden  haben, 
und  auch  die  Ringe  zum  Anbinden  der  Schiffe  fehlten  natürlich  nicht  (unter 
S.  Marcellino  Summ.  I,  p.  36  und  C6).  —  Diese  ganze  Hypothese  fällt  schon 
durch  die  Thatsache,  dass  in  diesem  Theile  der  Stadt  sehr  zahlreiche  Reste 
antiker  Bauten  gefunden  sind,  zum  Theil  selbst  unter  dem  heutigen  Meeres- 
niveau, sodass  also  auch  hier,  wie  in  Pozzuoli,  das  Land  seit  dem  Alter- 
ihum  sich  gesenkt  hat.  Diese  antiken  Reste  sind  folgende  (Capasso  Pale- 
poli  p.  45). 

1.  In  den  case  de'  Benedettini  unter  S.  Severine.  Ausge- 
dehnte Beste  von  Ziegelmauem  and  griechische  Inschrift  Martoreili  Theca 
p.  474; 

2.  AlTApenuinodeiMoccia:  opus  reticulatum  (»cTopera  greca* !), 
Cailetti  p.  70. 

3.  Unter  der  Chiesa  di  Portanova.  Quadern,  weitläufige  Fun- 
damente von  opus  hiteritium  und  reticulatum,  Säuleuätumpfe.  Cestari  top. 
di  Nap.  p.  13,  Celano  IV,  52. 

4.  Unter  dem  Sedile  di  Porto.  Bndera,  Arcbitravstttcke  und 
Säulenbasen.   Martoreili  1.  c.  p.  636. 

5.  Strada  degli  Armieri.  Im  Anfang  der  Strasse,  in  dem  Han^^e 
eines  Pietro  Chiajesa,  beim  Graben  eines  Brunnens  *inura<jl{  antu:/'is.-.iini 

4  e  beUissime  pietre  di  marmi  ßni  lavorati;  e  nella  medesaua  strada  un  ijoco 

ptti  a  basso^  iu  un'  oHra  casa,  volendo  il  jjatrone  trovare  il  forte^  per  fare 
Ii  pedamenti  sicuri^  ritrovh  una  forte  intiera  con  i  mergoliy  la  guaU  torre 
tutta  vtava  totto  Pacqua.    Luffredo  c.  29. 

6.  Strada  dei  Pellettieri.  Thor  aus  Marmor,  jetzt  in  der  Cappella 
di  Palazzo  Reale.   Summ.  I,  27. 

V.  AnticQ  Sedile  di  Porto.  Relief  des  Orion,  noch  am  Orte.  Ar- 
chitrav  tde  marmora  grande  coile  letlere  Caesar^  e  due  gattani  grandi  de 
inarmoret.  Lettieri. 

8.  In  der  Ostecke  des  Cantiere  dellaDarsena.  Antikes  Bad 
6  palmi  unter  dem  heutigen  Meeresspiegel.    Nicolini  Ricerche  p.  20. 

Der  Hafen  des  antiken  Neapolis  entsprach  also  dem  heutigen  Porto 
Piccolo,  wenn  er  sich  auch  vielleicht  ein  wenig  weiter  in's  Land  hinein  er- 
strecken mochte.  Er  ist  es,  von  dem  Procop  spricht,  wenn  er  erzählt,  dass  Beii- 
sar seine  Flotte  iv  T(j)  kt/iiut  i^oj  ßeXtbv  ovtt  ankern  liess  (1. 8.) ;  der  bestimmte 
Artikel  erlaubt  keine  andere  Beziehung  als  auf  den  Hafen  der  Stadt  und 
die  Distanz  stimmt:  vom  Porto  l^iccolo  nach  S.  Giovanni  maggiore  sind 
800  m,  etwa  1000  römische  Fuss,  also  weit  aoBser  SchnsBweite  (400— 6000* 
Der  Grand,  warum  Neapolis  so  weit  vom  Hafen  erbaut  wurde,  ist  einzig 


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Nmpolii.  Topogn^bifl; 


77 


m  forlificatorischen  Rüi  ksichten  zu  suchen,  da  das  Terrain  nnmittelbar  am 
Meere  keinen  Schutz  bot  So  lauge  Neapoiis  eine  eigene  Seemacht  hatte,  zur 
Zeit  der  rönusclien  Belagerung  und  weiter  bis  zum  Socialkrieg,  musste  na- 
lurÜL'h  der  Hafen  mit  dem  Ai-senale  und  den  Kriegsschiffen  durch  Befesti- 
gimL!eü  geschützt  sein,  vielleicht  wai  er  auch  durch  lange  Mauern  mit  der 
Stadt  verbunden.  Aber  seit  Sulla  die  Trieren  der  Stadt  weggeführt  hatte 
(App.  Civ.  I.  89),  hatten  die  Hafeubefestigungen  keinen  Zweck  mehr  und 
verfielen  allmälig;  und  so  finden  wir,  dass  Beiisar  ohne  f^rossen  Widerstand 
hier  landete.  Könnten  wir  der  Vita  S.  Athanasii  (Bolland  IV.  1.  Juli,  bei 
Gapasso  p.  46)  Glauben  schenken,  so  hätte  Narses  die  alten  Werke  wieder 
hei^estellt:  Bdisariu*  sepiem  mirijlcas  turres  addidit,  quas  aiujustalcs  et 
ob  numerum  tttrarjonas  exagonaaque  fecit.  Narses ....  maximain  in  ea 
partern  auxerit  ita  ut  ex  una  parte  mari.s  illam  muniret  coutiyuo  üb  na- 
vium  receptaculutn  et  tarn  ßrmUsimo  munivit  aedißcio  ut  etiam  onustae 
mercimoniis  triremes  a  fniperemtnentihus  validissiine  tueantur. 

In  dit'se  Vorstadt  verlegt  i-'hilobtratos  seine  Gallcrie  (imagg.  proocm.): 
xaHXoov  3*  i^io  rou  ze^oui  iv  irpoaareitf}  Ttrpanfihtp  Ttpog  ifaXarrav,  iv 
<p  axod  ttz  i^(pxod6p.ijro  xarä  ^i^upov  ävepou  im  xtTcdpuiv  otpLOi  ^  idut€ 
dpof&tfy  dipopataa  ig  rb  Tuppr^vixbv  TziXayüQ. 

Hier  am  Hafen  lag  endlich  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  das  berühuh 
teste  Heiligtham  Neapels,  das  Denkmal  der  Sirene  Parthenope.  DaSB 
der  Tempel  einer  Meeresgöttin  sich  am  Strande  erheben  musste,  leuchtet  von 
selbst  ein,  und  scheint  auch  aus  den  Worten  Strabon^s  hervorzugehen:  fk4r 
noXig , , .  Aroo  i^luvotat  ftu^/xa  tS» l'eipi^vciv  /iiag  Uap&evömijg.  Da StrabOD 
diese  Notiz  aus  fium  Periplus  gewbö^  Iwt,  so  ist  Sinn  der  der  Stelle: 
Neapel,  wo  man  im  Vorfoeischiffen  das  Denkmal  der  Parthenope  erblickt  Ich 
wllaste  keinen  pasaenderen  Platz  fOr  den  Grabhügel  (tumnloa  bei  PUn.  H. 
K.  nL  62)  als  am  Eingange  des  Hafens,  den  ein-  nnd  anstaafenden  Flotten 
zum  Schutz.  Vielkicht  deutet  das  Statins  an  mit  den  Worten: 

ubi  Ausonio  se  cotididü  Jtoitpiia  portu 
Farthenope  (Süv,  1?.  4.  Ä2). 

Wollte  man  freOicfa  Lykophron  wtetUch  ▼enteheni  so  wiie  der  tnmn- 
Ins  an  die  Sebetbosmtlndnng  zu  setzen  (Alex.  717): 

T^v  9*  aB  4>aXripnu  v\o<ii<;  ixßsßpaa/iiv^ 
r?.äuig  re  ptu^poiQ  tJi^czac,  Tiyywv  ^döua^ 
OL>  ai^na  dtoaijaavxsQ  ly/aiitm  xoprjQ 
koiß(u0i  xai  &''j<jt}Xuiai  f/antfsuoTn^v  ßuüiv 
ireta  xu^auoüatu  oiwvüv  äsuu. 


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78 


Neapolis.  —  Topographi«. 


§  7.   Die  Nekropolis. 
Gittstiani  SepolcTOto  gceeo-romano  Na^  1816^  Oapaaso  Pftlapoli  p-SS.  Fnaoo  Art«- 

raidoro  p.  60. 

Die  Todk'Dstadt  des  hellenischen  Neapels  lag  auf  dem  Hügel  im  Nord- 
Westen  der  antiken  Stadt,  zwischen  Largo  delle  Pigne  und  Vaüe  della 
Saiiitä.  Im  Mittelalter  biess  der  Hügel  Casieilo;  seit  der  Mitte  des  secbs- 
zebuten  Jahrhunderts  etwa  begann  die  Gegend  sich  mit  üäusem  m  be- 
decken; jetzt  bildet  sie  das  Quartiere  della  Stella.  Durch  die  Bauten  ist 
die  alte  Configuration  des  Terrains  zum  grossen  Theile  verwischt  worden. 

Gräber  finden  sich  natürlich  auch  vor  den  anderen  Thoren  im  ganzeo 
Umkreis  der  Stadt,  ja  selbst  innerhalb  der  Mauern,  im  Vico  Sedile  Capuano 
sollen  sie  gefunden  sein  (Stefano  Luoghi  sucri  p.  189);  doch  gehören  diese 
jedenfalls  der  spätesten  Kaiserzeit  an.  Ueberhaupt  tiberwiegen  die  römischen 
Gräber  an  Zahl  bei  weitem;  griechische  Grabstätten  aus  älterer  Zeit  fehlen 
ganz,  und  kein  neapolitanisches  Grab,  soweit  unsere  Kenntuiss  reicht,  lässt 
sich  über  das  zweite  Jahi  liunclert  vor  Christus  heraufrücken.  Daher  ist  die 
künstlerische  Ausbeute  der  Nekropole  Neapels  gering  gewesen ;  und  nament- 
lich griechische  Vasen  fehlen  fust  ganz  hier,  im  auflallenden  G^eusatz  zu 
den  oskischen  Städten  Cumae,  Nola  und  Capua. 

Die  Gräberfunde,  über  die  Nachrichten  vorliegen,  sind  von  Osten  nach 
Westen  aufgezählt  folgende: 

a)  im  Osten  der  Stadt. 

1.  Bei  S.  Agostino  alla  seeca  und  8.  Agrippino  (Giu^t  p.  109  nach 
Pelltccia). 

2.  An  der  Strada  S<  Ck»sino  fuori  Porta  Nolana,  20  palm  unter  dem 
Boden,  Grab  aus  weissem  Marmor  mit  der  Inschrift  der  Athleten  M.  Aare* 
lius  Artemidorns,  jetzt  im  Museum.  Dabei  das  Pflaster  der  antiken  Strasse. 
Entdeckt  1857  beim  Graben  eines  Brunnens.   (Fusco  Artemidoro). 

3.  Zwischen  den  Strassen  S.  Raino  und  Arenaccia  viele  römische 
Gräber  aus  grossen  Ziegelplatten,  gleich  denen  von  S.  Teresa,  die  höchsten 
7  palmi  unter  dem  heutigen  Niveau  der  f  aludi  (BuU.  Nap.  1843,  |».  45  und 
Capaccio  I,  p.  44). 

4.  Im  Cortilc  dello  Stabiliniento  dell'  Annunziata  beim  Graben  eines 
Brunnens  (Cuomo  bei  Fusco  Artemidoro  p.  6ö). 

5.  Nicht  weit  von  Vort;\  Capuana,  in  der  Strada  delT  Annunziata, 
1855  bei  der  Keparutiüu  des  Hauses  einer  gewissen  Lucia  Cuomo,  ein  Mo- 
nument mit  Skulpturornamenteni  vorn  die  Inschrift: 


.  ij  .  ..cd  by  Googl 


I 


Neapolis.  —  Topographie.  79 

51]  M*OANINrO*ll' F 

MAE  .  SEVERO  -  VIX 
ANN  ■  Vlli .  MENS  •  XI 
MCANINIVS*BOTRYO 
ETOANINIAPAEZVSA 

FILIO .  aVO .  POSTERtSQVE  -  SVtS 

(Hbimiiii  BulL  Ntp.  IT.  S.  Y.  p.  117.) 

6.  Unter  dein  C;istd  Capuano  185!)  viele  römische  Gräber,  dabei 
Reste  L'inos  römischeu  Gebäudes,  Aquaduct  uüd  eine  Togastatue  (Miuerv. 
Bull.  NajK  11.  5.  Vir.  p.  87). 

7.  Ix'i  S.  i<  laiicfsco  di  Paohi  (Carceri)  vor  Porta  Capuana,  Colum- 
bai  ium,  etwa  aus  dein  Hude  deä  urötcu  JalirUuudertä  u.  Chr.  mit  lateinischen 
Inschriften  ^^Iguarra  Phratr.  p.  130). 

.  8.  Bei  S.  Maria  del  Pianto  Tufgräber  (Giust.  p.  108). 

9.  Bei  S.  Eusebio  Vcechio  (=  S.  Eufremo)  ein  Colambarium  (Celftno 
gior.  von,  p.  52,  ed.  1724). 

10.  m  S.  Sofia  «1  Vico  Serpe  (BaU.  Nap.  1843,  p.  46). 

11.  An  der  £eke  der  Via  Pietatdla  und  8.  Giovanni  a  Carbontra 
1858  (Cnoino  bei  Fusco  p.  G5). 

b)  Im  Korden. 

12.  In  den  FuDdamenten  des  Palastes  gegenüber  S.  Carlo  all'  Arena 

(_(Juoiuo  bei  Fusco  p.  65). 

13.  An  der  Kcke  der  Strada  S.  Carlo  und  del  Duomo  drei  Gräber 
aus  Tuf  80  pahn  unter  dem  Bodeu  (Cuomo  1.  c). 

14.  In  der  Strada  Orticello  gegenüber  Gebü  delle  Monache  (Fusco  p.  60). 

15.  Im  Vicolo  della  Lava  fuori  Porta  S.  GeoDaro  (jetzt  abgerissen, 
zwischen  Strada  Foria  und  Largo  delle  Pigne)  1790  ein  Columbarium, 
84 palm  unter  dem  Duden.  Der  Gruudrias  viereckig.  Die  gewölbte  Decke 
von  Säulen  gestützt,  an  den  Wänden  mit  rother  Farbe  gemalte  griechische 
Inschriften,  uuter  andern  die  Euuostiden -Inschrift  Nu.  17.  Das  Colum- 
barium war  also  das  Staiumbegrabiiiss  der  Eunostidcn  (Ignarra  Phratr. 
p.  124,  Giust.  Sepolcr.  p,  U). 

16.  Beim  l-.iu  der  Kirche  der  Padri  della  Missione  neben  S.  Maiia 
delle  Vergiui  i:in  aiuiliches  Colunibarmuu  au^  Tuf,  i^O  palmi  unter  dem 
Boden,  mit  der  Grabschrift  eines  Ariston,  darüber  lielief  (C.  I.  G.  5816, 
jetzt  im  Museum): 

52J  "AfjsXe  0epae^6uT^Q^  '^PP^*  "^^^^  Tovdg  nponift^istiQj^ 

cic  töv  dfxiidrjxov  Taprapou  'Atdiati 


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80 


NMpoüt.  —  Topogra{>hie. 


daxpo^dpr^i  ID.uoTatv^  ou  TtvsupaTa  Ttdvza  ßpo\x&ui\ 
aoi  )fipf:ai%  n  rpuj'd?  ou^axag  yjktxa^Qi 

Ad  der  Decke  mit  rother  Farbe  gemalt: 

58]  iv  Tci  zptaxet  xjUvu  |  rtx  ic  de$täv  iotovu  \  ßtto^iO'VjC 

(IgDaira  Pbratr.  p.  124). 

17.  Im  PaUszo  Moscati  in  denelbui  Gegend  1759  die  Inschrift 
(G.  LG.  5845): 

54]  ZEPnOZ  ATTIKOZ 

EIH£E  ETH-K€ 

(Giust  p.  13). 

18.  Beim  Grabeo  der  Fimdamcute  der  Casa  Martini  in  der  Strada 
de'  Cristallioi  GOpaim  tief,  darin  Lampen,  Gcfässe  aus  Glas,  Urnen,  1731 
(Giust  p.  12). 

19.  In  der  Casa  di  Mari  in  Via  Tractta,  zwischen  dem  Palazzo  San- 
felice  und  der  Strada  de'  Cristalliui,  ganz  in  der  Nähe  des  vorigen  1685 
ein  »sepolcreto«  mit  der  Inschrift  auf  einer  der  Urnen: 

55]  Stallius  (Statilius?)  Gaiu»  »ede«  Hauromu  tueiiir 

Ex  Ejncureio  gaudi  v^ente  4ihoro. 

(Celano  VU,  p.  145  cf.  Giaat  p.  104). 

20.  Im  Vieo  Lammatari  am  Palasso  S.  Felice,  30  palm  tief,  ans  Tnf, 
1814  (Giust.  p.  14). 

21.  im  Tioo  S.  Severo  a  GapodimoDte  ösüidi  vom  GampanUe  von 
S.  Maria  della  Sanit&  cbristlicber  BegrSlmiflspIate,  in  den  Tnf  gehaueo,  mit 
Inschriften,  geftmden  1801  (Ginst.  Sepolcr.  p.  106,  Dizton.  TI,  p.  318). 

22.  Bei  8.  Maria  detta  Yita  Golomharium,  SOpo&n  hing,  14  breit» 
11  hoch;  darm  12  Urnen,  gefiinden  1673  (Gelaoo  VII,  p.  70).  Fabio  Gior- 
danoli  18:  Alescandrvwrum  quam  freqftmäiam  ipea  i^ptdera  dedanua^ 

23.  Im  Garten  des  Klosters  8.  Teresa  neben  dem  Masenm;  28  paim 
unter  dem  Boden  Grftber  ans  Tnf  nnd  Ziegeln  in  grosser  Anzahl,  1810 
entd'edct  Die  Tn^rftber  aussen  BI^/%-~l2  ptdm  lang,  571^-6  breit,  in  je- 
dem ein  Blcelett,  alle  mit  Bronzemflnsen  von  Neapel  zwischen  den  ZShnen« 
nnr  in  zwei  Gr&bern  Silbermflnzen  (davon  eine  von  Hmüdeia),  in  einem 
dieser  Tnigr&ber  auch  eine  römische  nnd  griechische  Mflnze  znsammen. 
Dabei  etwa  20  Icleine  griechische  gemalte  Vasen,  Metallspiegel,  Lampen  etc.— 
In  den  Ziegelgrtbern  Kapfermflnzen  von  (Salignla,  GlaudiuSf  den  Antoninen. 
Eine  Familiengruft  2dpailm  lang  und  26  breit,  enthielt  die  Grabschriften 


Dlgiii^uü  üy  Googl 


Meapolts.  —  Topogr^thie. 


81 


der  beiden  Fraueo  oimB  M.  Dirim  OlandiiDiis.  Alle  Funde  im  M nseo  Nn- 
sionale  (QinsL  Scpelcr.  p.  65  - 156). 

e)  Im  Westen  der  Stadt 

84.  In  der  Via  di  GoBtamtuopoli  (Fabio  Giord.  I,  86). 

85.  Bei  8.  Antoniello  »tooperU  o  wumoria  wHra  aücrdki  vi»  Mauib 
Ü  laünoaio*  (FiiflOO  64). 

86.  Bei  8.  Setwatiano  (Fab.  Gioid.  I,  86). 

87.  Bei  S.  DomoDiflo  Soriano  (Oervasio  Osservai.  p.  58). 

88.  Unter  8.  Spiiito  (Samnumte  I,  p.  857). 

89.  Unter  dem  Äraenal:  »TutoMa  eompkarQ  wpvicra,  %ü  rani^ 
fuae  patdm  m  «a»ioräm»  urbit  pomotrm  vet»§t  pottnsae  eompteimtu*» 
(Fab.  Qiofd.  I,  9). 

§6.  Megaris  und  das  Caatrnm  Lttcnllanum. 
Fmteo  CMimte  p.<NI~100  Galant«  Memoii»  iMl*  intieo  Moobk»  LdcdIIuo  Nap.  1869. 

Im  Süden  Neapels  ragt  die  langgestreckte  Insel  Megaris  iüb  Meer 
(^aeque  ferit  curvos  exerta  MegcUia  ßuctus 

wie  der  neapolitanische  Dichter  singt  (Stat.  Sil?,  n.  2.  83);  seit  der  Nor- 
mannenzeit trägt  die  Insel  das  Gastel  deir  Ovo.  Der  Name  ist  ohne  Zweifel 
phönikisch,  wie  der  der  gleichnamigen  Stadt  in  Griechenland;  hicss  doch 
auch  die  Neustadt  Karthagos  Megaris  oder  Magalia.  Hier  hat  also  wohl 
eine  phunikische  Factorei  gestanden»  ehe  die  hellenische  Stadt  Neapel  ge- 
gründet ward. 

Später  kam  dann  die  Insel  in  den  Besitz  LucuU's  und  bildete  den 
Mittelpunkt  seiner  berühmten  neapolitanischen  Villa.  Es  ist  die  insula 
clarissimi  adolescentis  Luculli  wo  Cicero  nach  Caesar's  Ermordung  mit 
Brutus  zusammenkam  (Phü.  X.  4.  8).  Die  Villa  aber  beschränkte  ^ich  na- 
türlich üifht  auf  den  kleinen  ICaum  der  Insel,  sondern  L'riff  über  auf  das 
benachbarte  Festland,  den  Felsen  von  Chiatamone  und  die  Gegend  nach 
dem  Palazzo  Reale  und  Castel  Nuovo  hin.  Nach  LucuU'g  Tode  kam  sie 
in  Besitz:  seines  Sohnes  Lucius;  später  wie  die  meisten  übrigen  Villen  dieser 
Gegend  an  dcD  1  iscus.  476  verbannte  Odoaker  den  letzten  römischen  Kaiser 
Bomnlos  Augustulus  hierhin.  Bei  dicst^r  Gelegenheit  erscheint  zuerst  der 
Name  Castrum  Lucu Hanum  (Marceilin.  Chron.  ad  ann.  476);  es  war 
im  Laufe  der  Zeiten  eine  förmliche  Vorstadt  hier  erwachsen,  und  die  schon 
durch  die  Natur  feste  Lage  durch  Werke  verstärkt  worden.  Das  ist  das 
»Gasteil  10  der  VontadU<)  was  BeUsar  einnahm,  ehe  er  2um  Angriff  auf 

*)  Procap.  Bell.  Qoth. I.  8.  r6  np&tav  /d»  r6  fpoupwv  b  i»  itpoaorelut 


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83 


Naapolii.  ^  TopogniiliiB. 


Neapel  schritt  In  den  folgenden  Jahrhanderteo  wird  nun  das  Oastrum 
Lucuilanum  sehr  häufig  erwähnt;  aus  einer  Reihe  von  Docomenten  irfuhien 
wir,  dass  das  Castrum  von  Chiatamone  bis  Castel  Nuovo  sich  ausdehnte"^), 
mehrere  Klöster  und  Kirchen  besass,  und  btark  bevölkert  war.  bis  es  end- 
lich durch  die  Ausdehnung  der  Stadt  mit  Neapel  verschmolzen  ist. 

Sonderbarerweise  hat  Mazocctii  beweisen  wollen,  das  Castrum  Lucui- 
lanum habe  nicht  hier  gelegen,  sondern  bei  BagnoH  und  Aj^'uano  jenseits 
des  Posilip,  die  Insel  LucuUs  sei  Nisida  gewesen.  Es  ist  ihm  i^elnogen, 
seine  Ansicht  für  lange  Zeit  zur  Geltung  zu  bringen;  ja  noch  heute  wird 
sie  hin  und  wieder  wiederholt.  Und  doch  hat  schon  Fabio  Giordano 
das  richtige  erkanntt  und  später  Chiariti  es  ausführlich  bewiesen  (Gom- 
meütt)  siilla  cost.  di  Federigo  IL  Nap.  1792). 

Lucuilua  halte  keine  Küsten  gescheut,  seine  Villa  zur  prächtigsten 
der  ganzen  Gegend  zu  machen.  Besonders  berühmt  und  bewundert  waren 
die  Fischbühälter^  &a  waren  Grotten  in  den  Tuflfels  gehauen,  die  durch 
Canäle  mit  dem  Meere  in  Verbindung  standen.  Die  Anlage  hatte  mehr 
gekostet  als  der  Bau  der  Villa  selbst-,  sie  brachte  Luculi  den  Beinamen 
eines  Xerxes  togatus  ein*).  Nach  seinem  Tode  wurden  die  Fische  für 
40,000,000  Sesterzen  verkauft.  Reste  dieser  Tiscineü  sind  noch  heute  zu 
sehen  unter  der  Kirche  S.  Maria  a  Capptilla  an  der  Via  Chiaja.  Noch  am 
Pontauo's  Zeit  sollen  sich  au  der  Küste  von  Chiatamone  Ueberbleibbcl  der 
Piscinen  gefunden  haben*).  Celano  (vol.  V.  p.  fjoO  ed.  lS5ß)  erzählt,  in 
seiner  Jii,^;cnd  sei  die  Str;ida  (Muataraone  eiugeiLurzt: ,  imd  darunter  eine 
gewCdhte  GroLte  zum  VorscheiLi  gekumnien,  die  mit  dem  Meer  communicirt 
hal)e ,  sie  sei  aber  bald  wieder  zugebchiitLet  worden.  Ein  anderer  lUiiät  der 
Villa  LuculTs  sind  wohl  die  Mauern  von  opus  l&teritiuai|  die  nach  Fabio 
Giordano  unter  dem  Arsenal  gefunden  sind^°). 

%.  B.  Acta  Translat.  88.  Maximi  et  Julianae  (von  Kyme  12<)7  Holl  I5  Febr.): 
perroienmt  ad  eccte«iam  15.  Nicolai  Gluüti  coofMSOins  de  Gastro  Luculia&o  prope  mo«- 
nia  tinn'ffllfr- 

^  Yarro  Re  Rast.  IIL  17.  9.  Ad  Neapolim  LoeoUvi  portQBtm  perfodisset 
montcm,  ac  maritima  llumma  imnirimt  in  piadnaa,  qoM  rta^nMie  ÜMMnl^  fpM  H«p* 
tano  non  (»deret  de  piacato. 

Flin.  H.  N.  9. 100:  Lncolliii  actio  etlaai  mente  iuta  Neapolim  ndm«  impeiidio, 
qnm  vilbiii  •xaedifieaverat,  euripnm  et  maria  admidt,  qaa  de  eaasa  Magnoa  Pompdof 
ZMXen  togattim  cum  appellabat.   Quadragions  HS  piscinaD  defancto  illo  veniere  pisces. 

Plat.  Lac.  39:  Tä  ff  iv  xoli  KapaAhii  xai  Kspi  Nian  Ttöitv  fyjra,  JLöfMtus  ä»a- 

TOÜE  obajr^p&Mt  mpuX(o99vrot  xtfi  Ao/rac  irnkhoi  «ri&rvoc  6  tnMis  Tooßipm»  ^to- 
^ifUVOi  8ip$r;^  a-ir^v  ix  rrjßiuvou  Ttpotrrjnpsoettv. 

9)  Ponlan  Bell.  Nap.  IV:  Socundum  maritimam  oram  quaedarn  etiamtmn 
?isuntur  muuumeata  Luculli  pidciuarum,  qui  locus  Lucuiüaauä  liodie  quoque  diutur.  ii'oat 
fiMDi  «mt  FiatMnonlM  (füiiatamone). 

10)  Fab.  Qiord.  1.  9:  Lateritiorom  vmwm  teaUgia,  trtniHwiMt  fonrice^  iBgamtf» 
portioorom  dirternannagae  frafmenta. 


Vm^ftHk,  —  TopogiapUe. 


83 


In  der  Nflhe  dar  Villa,  ja  waliigchainlich  innerhatt»  Ihm  UmkreiseB 
selbst,  erhob  sich  der  Tempel  der  Aphrodite  Euploia.  Die  Lage 
steht  im  allgemeinen  aas  Statins  ÜBBt»  der  die  Aoasidit  von  Sorrent  in  den 
Venen  beechmbt  (8ilv.  IL  3.  79): 

Mde  vogia  mnm  ftüst  Eiiplota  carimi 

Die  Orte  lind  in  ihrer  seographischen  Folge  von  Westen  nach  Osten 
aidQsefilhrt,  Enptoea  also  ist  swiacfaen  Niaida  nnd  Castel  0?o  zn  aadien. 
Und  wafaraehetnlieh  nahe  bei  letsterem,  da  beide  durch  gu^  eng  verbanden 
flind.  Es  ist  fener  anaiinehmett,  daae  der  Tempel  an  mm  weithin  aidit- 
baren  Punkte  big,  nenn  sein  Anblick  den  Bchifliem  ein  ^flckverhelBBender 
Sehl  sollte: 

JSf  plaetdu»  lAmtm  omtnqua  Buptoe^t  eaHmU 
sagt  der  Dichter  anch  an  emer  anderen  Stdle  (Silv.  IIL  L 149).  Wir  haben 
also  eigentlich  m  die  Wahl  mischen  Ponte  di  PosOipo  und  PIsso&Icone; 
nnd  da  Pizsobloone  noch  im  Hittelalter  Enple  genannt  wurde  (Capasso), 
80  kann  wohl  Inin  Zweifel  sein,  daas  der  Tempel  hierher  gesetat  werden 
mnas.  Die  pbönikische  Factorei  nnmittelbar  darunter  in  Hegaris  ist  ein 
weiterer  Beweis  dafür.  Jetat  ist  S.  Lada  an  die  Stelle  der  Eaploia  getreten 
als  Patronin  der  Schiffer. 

Der  Placidus  Limon  war  ehie  Besitrang  von  Statins  S^rennd  PoUios 
hier  in  der  NIhe. 

Quaeque  ferü  mtno§  extria  MegaHaßuetuaf 

^AnranlAui  tmti  apidal  praeiofia  Limon» 
Ich  würde  auch  nicht  dabei  anihalten,  wenn  sich  nicht  manche  noch 
immer  darin  gefielen,  die  ireiaende  Wiese«  (Xei/mv)  In  eben  stiUen  HaCen 
(ü^v)  iD  verwandehi. 

§  9.   Die  Via  Puteolana. 

Die  älteste  Strasse  von  Neapel  nach  Pozzuoli  verliess  die  Stadt  im 
Nord -Westen,  erstieg  hinter  dem  Museum  das  Plateau  von  Autignauo,  und 
lief  tlber  Soccavo  und  den  Lago  d'Agnano  narh  Puteoli.  Da?  ist  die  Via 
Antiniana  der  Alten.  Die  hciitipre  Stiassc  am  Meer  wurde  erst  unter 
An^ustus  angelegt,  als  Arrippa  seine  Trauten  am  Avernus  ausfflhrte  und 
von  demselben  Baumeister,  Cocceius.  Strab.  p.  245.  tou  Koxxyjioo  zoti  notijaav- 
.  Toc  xijv  dmpuYn  kxshr^y  ze  (von  Kymc  zum  Avernus)  xrx)  im  Muu  ttoIw, 
U  JtMotapxiiat,  im  tote  BaicuQ,   Strabon  bat  PuteolL  im  Yrurhergehendon 


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noch  nicht  geDannt;  er  bestimmt  die  Lage  de  r  Stadt  also  dnrch  den  Zusatz' 
»bei  Biyaec,  ini  ro?c  BalaiQ,  wie  denn  m  der  That  beide  Orte  an  emander 
stiessen.  Es  war  also  gar  oicht  nöthig,  zu  künstlichen  Erklärungen  zu 
schreiten,  am  wenigsten  aber  zu  der  ^ruiulvc^rkchrtcn  Annahme,  Mav  nnXtv 
heisse  etwas  anderes  als  \edftohv,  und  sei  die  »neue  »Stadt«,  die  aus  den 
römischen  Villen  bei  liajae  entstanden  sei  (ixet  jap  äJUsj  ndXtQ  xsjivT^rai 
u.  s,  w.    Strab.  p.  246). 

Die  Strasse  trat  bei  S.  Domenico  oder  Gesü  Nuovu  aus  der  Stadt 
und  In  f  hti  der  \  illa  Lucull's  auf  Pizzofalcone  vorbei  nach  der  Chiaja. 
Plaja  heisst  diese  Küste  schon  im  sechsttMi  Jahrhundert  fS,  Greg.  Magn. 
epist.  X.  61),  ehne  Zweifel  aus  piaga  corrumpirt;  das  hcutifj;c  Chiaja  ist 
daraus  mit  regeluiaä.siger  Lautverschiebung  entstanden  (plus  =  chiü).  Aiter- 
thflmer  haben  sich  hier  mehrfach  gefunden:  z.  B.  1845  im  Garten  hinter 
dem  Hause  Riviera  die  Chij|^  88,  Subatructiouea  von  opus  r^oaUtnm 
(Bull.  Nap.  IIL  102). 

Nun  steigt  die  Strasse  gegen  den  Fuss  des  Posilip  hin,  den  sie  in 
der  bekannten  Grotte  durehbncht:   ioTi  ds  »«<  Ivi^äde  duhpo^  xpoTzr/j^  tou 

&fmep  in\  Trj\^  Kopr^u,  odoü  re  ävotyßttoT>Q  ivavrtoi^  C^u^eai  noptuz^Q  im 
no/Uoug  aradiouQ  •  rd  de  <pmza  ix  rf^g  kxKfaveiag  too  oorriQ  TToXXa/oSeu  ix- 
xoTTEtaaiv  f^'jfi(S(t)v,  Sta  ßätimjq  n(>XXo''t  xfirayerai  (Strab.  p.  246).  Die  letztere 
Angabe  ist  nun  allerdings  nicht  exact;  die  Grotta  di  Po«i!ipo  hat  keine 
Luftschachte.  Straboii  hat  die  Grotte  von  Cuniae  mit  der  des  Posilip  ver- 
wechselt; und  bei  einer  solchen  Fülle  von  Material  werden  wir  il>n  gern 
etitschuldigen.  Jedenfalls  dürfen  wir  bei  der  strabonischen  Beschreibung 
nicht  an  die  Grotta  di  Sejano  denken,  die  damals  wenigstens  nur  dem 
Privatgebrauch  diente  und  für  die  roD  fiexa^b  opouz  r^c  Aixatap^eiaQ 
Km  n^c  NzarMEcoi;  keine  allzu  passende  Bezeichnung  wäre.  Die  Grotte 
wird  noch  öfter  erwähnt:  Satis  constare,  eos  nUi  inclinatos  tum  solcre 
transire  Cryptam  NeapoUtanam  sagt  Petron  (p.  16),  und  Seoeca  klagt 
über  den  Staub  und  die  schlechte  Belenchtung  des  Tunnels  ^^).  Die  Grotte 
ist  seit  dem  Alterthum  mehrfach  rcstaanrt  worden;  dabei  wurde  der  Fuss- 
boden tiefer  gelegt  und  die  Höhe  imd  Hreite  er^veitert.  Die  Dimeoftionen 
Bind  folgend«  (nach  dem  ing.  Hendia  bei  fusco  (xionta  p.  46): 

U)  Sen.  Ep.  67.  1.  9:  Com  a  Bais  deberem  Neapolim  r^etere,  iaciki  credidi 
tempestateoi  eaaa,  ae  it«nm  amn  operinri  et  taDtani  hrti  tola  fla  fUt,  vt  ponim 
vMni  idUloiainai  navIgtiM.  totdm  stliletamiii  fittnm  mihi  illo  dto  pnpetiendam  ftiH: 

a  Chromate  nos  haphe  etcepit  in  Crypta  NeapoKtana.  Nihil  illo  eareprf  longius,  nihil 
illis  lacibns  obscnrin^,  rjnaf  nohis  prnt^^tant  non  ut  per  teoebraa  vitleamus,  sctl  ut  ipsas. 
cetmim  etiomsi  locus  iiabcret  iucem,  pulvis  auferret,  iu  aperto  quoqu«  res  gram  et 
notofta:  quid  flUc^  nU  io  w  totatalw  «I  oun  BiiM  idlo  ipfanaMBto  dl  indomb  InipaM 


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Länge 

2673  palmi. 

m  AiLtirÜuuB 

beute 

OUUE* 

20 

> 

92 

- » 

min. 

10 

> 

16,75 

Breite 

mal. 

12 

» 

28.75 

• 

min. 

9 

9 

17^ 

(Flu  tm  Audi  foL  10,  11.) 
In  der  lütte  der  Grotte  befindet  eich  jetst  einejCqieUe;  eia  floll  nr- 
sprOngfich  eine  MiibnsUhle  gewesen  und  darin  die  Insehiift  gefonden  aein 

56]  OMNI  POTENTI  •  DEO  •  MITHRAE 

APPi V8  •  CLAVDIV8  •  TARR0NIV8  -  DEXTER  VC  DICAT 

Am  Eingang,  50  palnd  hoch  Aber  dem  Ni?ean  der  heutigen  Stneae,  rOndache 
ChrBber,  das  bedeutendste  ein  quadratiediee  Columbaiiam  (18^  paim  Seite) 
mit  jtehn  loeuli  nnd  gewftlbter  Decke  (19pa&nt  hoch),  darftber  einq4inde^ 
ittrmiger  Anieata,  die  Conetmetion  opus  reticulatom.  Bb  gOt  bekanntlich 
ab  das  Grab  Yeiga*«.  (Plan  Gen.-Karte  fbgL  7,  FaoU  fogl.  10).  VergO  war 
aUerdinga  hier  in  der  Nfihe  begraben,  doch  weiter  anf  die  Stadt  an:  IkmaL 
Vit.  Vtrg.:  oua  mut  Neapolim  Irantlaia  nmt^  ttumUogue  tanütat  pd  Ml 
viß  ISatakma  wUra  lapidm  *$oundum.  Der  sweite  llellensfeein  von  der 
Porta  Puteolana  bei  8.  Domoiioo  trifft  anf  die  Biviera  di  Cad^ja,  da»  wo  ' 
jetit  das  Boachetto  der  VÜIa  ateht  und  der  Tempel  an  Ehren  Yeigirs  er- 
richtet iat  Das  Grab  blieb  iange  ein  Wallbhrtaort  ftr  die  Verehrer  dea 
Dichten.  So  enfihit  Flinias  (ep.  III,  71)'?on  Silins  Italieoa:  Vergili  im- 
talem  nügiotiM»  ftiam  «mimi  cdArabat^  NeapaU  fnnurimt^  MmwtimmUnm 
«MM  oatre  Mi  lempfim  §oUbaL  Und  Statins  (Süf*  IV.  4  51): 

En  iffomtt  loaiiiiiai  ei  gmdäU  tmOm 
lAttmt  M  AmotAo  m  tmdiMt  hagpita  port» 
FarAmepBf  tmmu  {0mmo  jfolUee  «kordat 
Jhiko,  Mtroneigmt  gedmu  in  nmrgim  ttmpU 

§  IOl  Pauailypon. 

Faso«  «  eiampietro  nMOMoto  dl  goittoie  hiedito  Nap.  latf  «ad  Oionla  dan 
lata.  —  Lanetlottl  FraoHnade  a  ÜMidlifla  e  PaaaOjpt  Nip.  IStf. 

Von  dem  Platean  des  Vomero  aweigt  amIi  der  achmale  Bfleken  dos 
PofiUip  nach  Sflden  ab.  Nach  Westen  ftllt  er  in  ateilem,  fast  senkrechtem 
Abhang  zur  Ebene  von  Bagnoli  nnd  Fnoiigroitla;  nach  Osten  gegen  die 
MeiBri^imi  iat  der  Abbang  etwas  weniger  aehroff.  Von  Morden  nach  Süden 
senkt  sieh  der  Xaaun  da  Beiges  albnlhUg,  nm  schBesdich  bei  dem  Gap 
Coroglio  in'b  Meer  «naanlaabn« 


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66 


* 


nicr,  auf  der  Spitze  des  Posilip,  erhob  sich  die  berühmte  Villa  des 

Vedius  Tollio,  die  dem  Ber^c  den  Namen  gegeben  hat.  Die  Geschichte 
von  den  menschenfressenden  Muränen  ist  bekannt  Fausüypum  est  Villa 
Campaniae ,  haud  procxd  Neapoli,  in  ea  in  Cae.tarts  piscinis  a  FoUione 
Vedio  coniectum  pisccm  sf.rage.simo  post  anno  t^j-^piras^e  scrihii  Annacui 
Seneca  (Plin.  II.  N,  IX.  167).  Denn  Pollio  vermachte  bei  seinem  Tode  die 
Villa  dem  Kaiser  (Dio  LIV.  '?8) :  xat  x<f  Auiaüffttp  roö  xX-qpou  auyvhv  f/ipoc^ 
xac  Ti)  /lu  jacXuTTou ,  ro  ;v  ro  nera^i)  T^g  re  Niac  tioXeüjq  xat  zwv  llou- 
TEoMo'^  ou,  xaxiXijtev.  Die  iiaiser  iiesseo  den  Besitz  durch  Procuratoren 
verwalten:  . 

6T]  b      •  M 

M • VLPI VS     AVG  LIB 

EVPHRATES 
QVI  PROCVRAVIT  -  PAVSILYPO 
FECIT   SIBI   ET  SVIS-ET 
LIBERTIS  .  LIBERTABVSQVE 

P0STERI8QVE  «  EORVM 

«        (Fabretti  lU.  486.) 

'  Die  Reste  der  Villa  bedecken  den  Abhang  des  Posilip  bei  Coroglio 
nnd  oberhalb  Gajola.  Im  Winter  1841 — 42  veranstaltete  Monsignor  Camillo 
di  Pietro  hier  Ausgrabungen,  unter  Leitung  des  Architekten  Pietro  Bersani. 
Aufgedeckt  wurde  ein  Theater  von  siebzehn  Sitzreihen,  durch  zwei  Prä- 
cinctionen  getheilt;  die  cavea  ist  an  den  Abhang  gelehnt,  nach  Süden  ge- 
wandt; die  Construction  opus  reticulatum,  mit  Marmor  bekleidet.  Durch- 
messer 185  palmi,  die  Orchestra  allein  42  palmi.  —  Gegenüber  dem  Theater 
und  mit  der  Oeffnung  seiner  cavea  ihm  zugekehrt,  liegt  das  Odeon,  fast 
vollständig  erhalten.  Zwölf  Sitzreihen,  Durchmesser  105  palmt\  Construction 
der  tJi  s  Theaters  ähnlich.  Westlich  neben  dem  Theater  ein  viereckiger  Bau, 
aui  drei  Seiten  von  einem  Porticus  umgeben,  während  die  vierte  Seite  halb- 
kreisformiy ,  mit  bitzreihcu,  die  nach  Art  eines  Theaters  ansteigen  (etwa 
wie  die  sogenannte  Scuola  di  Mecenate  auf  dem  Esquilin);  21  i  palmi  lang, 
93  2}alfni  breit.  Endlich  östlich  dieser  Gebäudegruppe  ein  kleineres  recht- 
eckiges Gebäude,  60/)a^mt  lang,  55  pa/mt  breit,  von  unbekannter  Bestimmung. 
"Weiter  unterhalb  eine  gewölbte  Piscine  ohne  Pfeiler  und  die  Reste  eines 
Stadiums.  (Beschreibung  und  Plan:  Fusco  Giunta  al  frammento  di  Fabb 
Qiordano.) 

Antike  Beste  bedecken  die  Kflste  in  weiter  Erstreckung,  auch  die 
Tnftel  Qiyola.  Die  Kirche  &  Ilaria  dd  Faro  steht  anf  Fundamenten  von 
opus  Uktflritiiini;  de  wird  Bcimn  fo.  einem  Diplom  König  Bobert'a  ervilmi 
und  soll  von  einem  alten  Leoehttiinnn  den  Namen  haben.  In  dar  Mlhe 
lag  im  sechzebnien  Jlduhnndert  die  Besitsong  des  OrieebCD  Mam,  wo  ete 


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NnpoUa.  Topograjihie. 


87 


Porticas  und  MarmoröUtueu  aosgegrabuu  wurden  (Fabio  Giordaoo  bei  Fuäcu 
Giunta  p.  74). 

Gr&ber  sind  auf  dem  Posilip  mehrfach  gefunden  worden.  So  zu 
Fabio  Giorduio'8  Zeit  am  Ufer  zwischen  Mergellina  und  dem  Palazzo  di 
Denn*  Anna  im  podere  eines  Cesare  Braocaocia  drei  Columborien,  davor 
eiii  yflBtibiiliim»  mit  fiurbigem  Marmor  verkleidet  (Fabio  Giordano  I.  c). 
Afldfin  Qiibor  im  Anfimg  dieaeB  Jahrfaooderts  im  podere  Uarini,  unterhalb 
Toin  Sopravia,  da  wo  dio  Strada  nnova  dea  Kamm  des  Berges  verlässt, 
um  sadiBagaoli  haibnuteigtti;  «  waren  sedisGolnEibarieD  (Giunta  p.  104, 
Lanoelotti  p.d6). 

Zur  Vexbbgdoag  der  TiUa  FhQBfljpaaa  des  Vedius  mit  Pataoli«  wude 
ein  Taanel  durch  den  Berg  getrieben,  die  jetzt  sogenannte  Oiotta  di  S^sjano, 
1840  aosgegraben  und  gangbar  gemacht  Utagfi  3914po&iit;  alflO  241j9alint 
läqgnr  ala  die  Crjiita  NeapoUtaoai  HShe  33-  ITV« ^olmi,  Breite  Ua 
W/t  |>dmt,  mehrere  Luftsebachte.  Von  einer  Bestauration  der  Grotte  im 
iBnftett  Jahrhundert  berichtet  die  hier  gefundene  Inechiift  (I.  N.  2511): 

58]  I  O  IT  O  R I  O 

lAVSILIP 

CLECT A  A 
RAIVSVCCAMP 
PVBLICO  REODiT 

Dane  die  Staaee  in  dieser  Zeit  fiffentiieh  wir,  atigt  ein  hier  gafnadener 
UeOenatehi:  l  N.  6271  (Pah.  Qiord.): 

59]       •  VII 

D  N 
FL  •  VAL 
CONSTANTINO 

PIO  FEL 
INVICTO  AVC 
DiVI  •  CONSTANTl 
PII-FIUIO 

§  11.   Nee  18. 

Die  Imel  Nleida  ist  eh»  Fortaetsung  dee  FMO^irllekeaB.  Wie  dieser 
besteht  sie  aas  Tnl;  die  Kraterfonn  ist  sehr  wohl  erhalten,  der  Baad  tan 
Sdden  ehigeilBBen,  so  daas  das  Heer  hereiniritt  und  &m  Porto  di  Paone 
bildet  In  dem  Ctel  awischen  IQalda  und  dem  Festland  liegt  die  kleine 
Hösel  dal  Id)giar0tto^  dnicfa  ehien  antiken  Molo  mit  Nesia  feibonden.  Das 


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88 


Neapolis.  —  Topographie. 


Meer  zirischen  hier  wad  dem  Feailaode  ist  nur  8  »  tiei  —  Wald  krtoto 
im  AlterUuuD  die  HQhe  des  Berges  von  Nesis  (Stet  Silv.  IIL  1): 

Silvaque  quac  ßxatn  pelago  Nesida  corunat. 

Aus  dem  Krater  stiegen  mephitische  Dünste  auf  (Lucan.  VL  90) : 

SkniUU  at^gimm  nMMÜ  aera  «a««i, 
AiUraqn$  Mifen  rabim  Jjfpkoiui  wthdmU 

StaL  Süv.  II.2.77: 

Aera  retpitat  p€iago  enrewnßua  Neri», 

JeUl  ist  die  vulcanisihc  Kraft  im  Innern  der  Insel  crloscheo. 

Cic'gL  II  (lcL>  V.ndv  dar  Republik  t'mdm  wir  Nesls  im  Besitz  M.  Brutus', 
doö  Mürdi'ia  Cat-ui  b.  I'ui  apud  illum  (15riituni)  multas  horas  m  Neside^ 
schreibt  Cicero  (Att.  XVI.  2),  Jimtus  erat  m  Neside  (Att.  XVI.  5),  In 
Xmide  VllI  idm^  ibi  Brutus  (Att.  XVI.  4).  Hier  leiteten  Brutus  und 
Ca?^hiu8  die  Verschwörung  gegen  Cäsar  ein,  hier  tödtete  sich  Porda,  als 
die  Sache  der  Freiheit  bei  Philipp!  verloren  war  (Mart  1.  42). 

Der  Hafen  lag  auf  der  Noniseite  der  Insel,  nach  Süden  und  Westen 
durch  zwei  Reihen  Pilae  voi  dem  Andränge  der  Wogen  geschützt;  im  Osten 
begrenzte  die  Isola  del  Lazzaretto  den  Hafen.  Die  Construcüon  der  Pilae 
iät  dieselbe  wie  bei  denen  am  Hafen  von  Puzzuoli;  die  oberen  Enden  der 
Pfeiler  liegen  8— -9  paljni  unter  dem  niedrigsten  Stande  des  Meeres.  Auf 
der  Seite  nach  dem  Hafen  zu,  21  palmi  unter  Wasser,  hat  jede  der  Pilae 
zwei  Ringe  zum  Anbinden  von  Schiffen  (Fazio,  Nuove  Ostervcizioni  aopta 
i  pregi  archäettmid  de'  Fvrti  dif</U  Antichi  Nap.  1832,  S.  159). 


P  U  T  £  O  L  I. 


Ltteratar.  Einzelnes  Qber  die  AiterthOmer  Putedi's  schon  lo  dcu  Briefen  Petrarcft'g, 
tei  Boeaccio,  Giovanni  YilUnf,  Pontano  nnd  basonden  Pighiaa  im  H«^ 
colee  Prodicus  (Antwerpen  1587).  Der  wiflaenachalUIcii»  Begrftnder  der  alten  Topo- 

graphio  vou  Putcoli,  Cnmao,  Misenum  aber  ist  Ferrantc  Loffredo,  Marchose 
(Ii  Trt'vicü  in  seinem  AuticbiU\  di  l'ozznnlo  «  luoghi  conTicini  Nap.  1680.  Alle 
Spütereu  babuo  äicti  x.\m  grüsttteu  Tlieil  daruui  beschränkt,  direct  oder  indlMai 
am  ihm  ahnisehreibeD.  Unter  diesen  Copiatea  Loftedo's  m  moumi:  HaxsalU 
Site  ed  autichiu'i  di  Pozzuolo  Nap.  1591,  Mormile  Site  dl  Pozzooli,  Cum.o,  Baia, 
Miseno  lül7,  Capaccio  Historiii  Puteolana  Nap.  1604,  später  fast  wörtlich  wieder- 
bult  in  seiner  Uifitoria  Neapoütaua,  LaFarina  Compendio  deiie  cose  piü  cnrioae 


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Puteott.  —  Qeaohidite. 


89 


iü  roszooli  0.8.  w.  Nap.  1679,  Sarnelli  Guida  1685,  Parriai  Guida  1700.  Alles 
Schriftflo  olme  Jedan  laliNtstliidigfla  Werth. 

Eine  neue  Periode  beginnt  mit  Paoli  Antiquitatum  Puteolis,  Comis,  Bais 
existentium  reh'qniae  Nap.  1768  foL,  Atlas  von  69  Tafeln  mit  Text,  der  erste  Yet- 
Bucht  m  Plänen  and  An^pssen  die  Rainen  westlich  von  Neapel  zar  AnMhftnnng 
SB  bringen.  Den  Aafindenngen  der  hent^oi  Winwitduft  tlnd  diese  Pline  alki^ 
dings  nicht  immer  eiitqaeitend,  dennoch  sind  sie  in  der  HauptsadiA  noch  iinmer 
durch  nichts  besseres  ersetit.  Das  Blatt  VII  der  Gnneralstabskarte  der  Contomi 
di  Napoli  wiederholt  die  meisten  Pläne  Paoli's  in  kleinerem  Maasstabe  und  crj^tast 
SU  daa  grosse  Werk  simlich  voUai&ndig.  —  Etwa  gleichzeiüg  (Jarletti,  Regione 
•UirMdat«  deOft  Cimpefut  Miee,  gaas  ithMitirtfarh,  und  D*Aneorn,  Quid» 
ngioneta  per  le  Antichitä  di  Poxzaoli  Nap.  1792. 

Das  beste,  was  seit  Loffredo  (\ber  Pozzuoli  geschrieben  worden,  ist  lorio 
Guida  di  Possaoli,  1.  Aofl.  Nap.  1Ö17,  3.  Anfl.  Nap.  1830,  mit  Atlas.  Aus  der* 
edben  Zeit  Lorenio  Pnlndlnl  Stoiia  di  Ponnoli  Nap.  1888.  Seitden  iit  die 
Topogrepbie  tonPoiiiioileliGanittinidhtnidirbeliftndeitira^     Unter  den  seiilp 

reichen  Special- Di'scrtatinnoü  h^raerkenswerth  dii:  epigraphischen  AWh  nuür.nfrßu 
von  Gcrvasio  und  vorÄllera  die  Srhrift«n  dos  Caiinnnico  Giovanni  Öcherillo. 
Die  begonnene  Gesammt- Ausgabe  äuiner  Werke,  die  durch  den  Tod  des  Ver&issers 
(1877)  in^StodEflB  gdkommen  «sr,  wnd  hoftntlieh  {»rtgefllhrt  werden.  Seherillo  bt 
nniA  der  B^rOnder  der  christlichen  Aiddologie  Poxzaoli's;  Tutini's  Antichitii 
eagre  di  Possooli  sind  Manuscript  geblieben.  Scherillo's  Schüler  fiihrrn  die  Unter- 
suchongen  fort,  besonders  zu  nennen:  ätomaiolo,  Bicerche  suUa  atoria  ed  i 
monuraenti  dei  Santi  EhiUchete  ed  Acaaio  nuurUri  pateolani. 


CAPITKL  L 

GESCHICHTE. 

»Puteoli,  eine  Stadt  Tyrrheüicna,  von  Samiern  gegründet,  aach  Di- 
taearchia  genannt«,  lesen  wir  bei  Stephanos  von  Byzanz^);  und  Hieronymus') 
giebt  Olympiade  63.  1  (528)  als  das  Jahr,  wo  die  »Samier  Dicaearcliia 
gründeten,  was  jetzt  Puteoli  heisst«.  Unter  dem  Jahre  vorher  (01.62.4) 
wird  erzählt,  wie  Polykrates  sich  der  Tyrannis  von  Samos  bemächtigte; 
kein  Zweifel  also,  dass  die  beiden  Ereignisse  im  Zusammenhang  stehen. 
Und  da  Polykrates  im  ersten  Jahre  seiner  Herrschaft  sicher  anderes  zu 
thun  hatte,  ab  Colonien  in  ein  fernes  Land  auszusenden,  so  sind  es  die 
tl Licht if^en  Oligarchen,  die  hier  im  Gebiete  von  Kyme  einen  Zufluchtsort 
fanden.  JiKa-ApyEta  wurde  die  Ansiedlung  genannt,  im  Gegensatz  gegen  die 
illegitime  Rcr'ierung  {ddtxog  dp^)  in  der  Heimath  Wenn  also  Polykrates, 
wie  wahrscheinlich,  schon  vor  529  zur  Regierung  gelangte,  so  müssen  wir 
auch  die  GrüoduDg  von  Dikaeaixbia  um  ebensonel  heraufrücken* 

1)  8teph.  Byz.  Hotiökoi^  nöhi  Tupp^vioi,  xticfta  ^apxww,  ^rtf  'oi  Jumdpj^tta. 

^Hieron.OLeail.  8■lDitniene•KUlaooadidttnn^  twamMPoteoletf^^ 
•)  Nicht,  «fe  Fettne  will,  food  et  diites  qnondam  imtiMiBn  legeliatnr. 


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90 


PatoolL  —  Oeachichte. 


Natürlich  geschah  die  Aiisiedlung  der  Samier  mit  Wunsch  and  Willen 
der  licgicruDg  vod  Kymu;  auch  blieb  die  Stadt  nach  wie  vor  von  Kyme 
abhänpjig.  So  erklärt  es  sich,  dass  Strabon  die  Btadt  einen  Haieuplatz  der 
K^muer  ueuut*;,  und  Dioiij«?  im  Besitze  der  Häfen  von  Misenum  und  Puteoli 
eine  Hauptursache  der  Blüthe  Kyme's  im  sechsten  Jahrhundert  findet^). 

Eine  eigene  Geschichte  hat  Puteoli  in  der  hellenischen  Periode  also 
nicht  gehabt.  In  der  oskischen  Zeit  scheint  es  von  Capua  abhängig  ge- 
wesen zu  sein;  jedenfalls  reichte  der  Aper  Campniius  bis  fast  vor  die  Thore 
der  Stadt.  Den  oskischen  Namen  Puteoli'b  kenueii  wir  nicht;  die  Münzen 
mit  Pbistelia  (griechisch),  fistlus,  fistluis  (oskisch),  können  nicht 
hierher  gehören,  weniger  wegen  der  Funde  in  Samnium'^),  als  weil  die  os- 
kische  Schrift  in  Campanien  erst  gegen  die  Mitte  des  vierten  Jahrhunderts 
In  officiellcü  Gebrauch  kam :  als  römische  Präfectur  aber  hat  Puteoli  natür- 
lich nicht  mehr  mit  eigenem  Namen  gemünzt 

Rom  unterwarf  sich  Puteoli  wohl  zugleich  mit  Capua  (338) ;  wie  dieses 
erhielt  es  dab  Bürgerrecht  ohne  Stimmrecht  und  wurde  318  der  Jurisdiction 
der  Praefecti  Capuam  Cumas  unterstellt  (318 — 194).  Der  hanuibalische  Krieg 
bildet  den  Wendepunkt  in  der  Geschichte  der  Stadt  Als  eines  der  Haupt* 
depots  für  die  Verpflegung  der  römischen  Axmee  in  Campanien  wurde  sie 
befestigt  und  mit  6000  Mann  Besatzung  belegt;  alle  Versuche  Hannibars, 
sich  des  Platzes  zu  bemächtigen,  blieben  vt  ii:t  l)lich  ').  Wenige  Jahre  nach 
dem  Friedensschliisp  wurde  die  Stadt  zur  Colonie  erhoben  (194),  und 
3(X)  Familien  hierher  deducirt**).  Puteoli  schied  aus  denj  ]3ezirk  der  prae- 
fecti Capuam  (  umas  aus,  Duomvirii  treten  an  die  Spitze  der  Verwaltungi 
das  .^ahr  i*J4  wird  Epochejaln  für  eine  eigene  Aera  ab  cohnia  fhducta, 

in  dem  nun  folgenden  Jahrhundert  erhob  sich  Puteoli  zur  ersten  Han- 
delsstadt Italiens.  Fast  der  ganze  Verkehr  mit  dem  Orient  concentrirte 
sich  hier;  der  Bau  des  Molo,  des  Serapistempels  fällt  in  diese  Zeit  Aber 
von  den  äusseren  Schicksalen  der  Stadt  haben  wir  keine  Kunde.  Kurz  vor 
SoUa's  Tode  (78  v.  Chr.)  aoUen  Unrafaen  in  Patooli  aasgebrochen  son;  ÖiiUa 

Strab.  p.  245  ^(Vttok  Kufiaimv. 
^)  DioD.  HaL  Vll.  3  xal  XtiUnutv  xparoüoa  rüv  nepi  ISm^iifi»  imMmporärmw. 
^  Minervini  Boll  Nap.  n.  8.  IH.  p.  ISl. 

^  Liv.  24.  13  (214)  Haunibal . . .  pervastato  agro  Cmnano  ....  Putcotos  repente 
«rnien  convertit  ad  opprimondTim  pracRidiam  Romannm.  sex  milia  homimim  crant,  et 
iocuj  munimcnto  qaoqae  nou  iiatura  modu  tutos.  triduum  ibi  moratui)  Foenus  ab  omoi 
parte  temptato  praesidio,  deinde  ut  nihil  procedebat,  ad  populandom  agnun  NeapoUtip 
nimi . . .  proonsit. 

Liv.  25.  12  (212)  Ap  rinndiii?  cmm)       M.  Anrclio  Cotta  Puteolis  praeposito,  • 
qni ,  ut  qaacqne  naves  «s  £traria  ac  Sardiaia  accessissent,  extempk)  in  castza  mitteret 
frumentom  eqe. 

^  Liv.  H.  46  GotoniM  dvinm  Bonaiiofaai  m  asiMi  (IM)  dtdnelM  lontFKlNloib 
VohiitiiQBii  XHt/UKüMf  *TtcMd  hminfn  lingnlii^ 


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PnM.  -  GttKUebla.  91 

wurde  zum  Vermittler  gewAblt,  oml  soll  der  Stadt  eine  neiie  Verfiiwung 
gegeben  haben  ^. 

Claudius  errichtete  in  Puteoli  eine  Cohorte  Feuerwehr,  nach  dem 
Muster  der  Hauptstadt'").  Indess  hat  die  Einrichtang  keinen  Bestand  ge- 
habt ;  nicht  eine  Inschrift  des  puteolinischen  Vigiles  ist  auf  uns  gekommen. 

60  n.Chr.,  unter  Nern  brachen  nnup  Unruhen  aus.  »Es  wurden  im 
Senate  die  Gesandtschäften  der  Puteolacer  irehört,  die  die  Decurionen  und 
das  Volk,  beide  Stande  besonders  an  den  Benat  ab*?csandt  hatten;  jene 
klagten  Über  die  Gewaitthätigkcit  der  Menge,  diese  über  die  Hab^^cht  der 
Magistrate  und  der  vornehmsten  Bürger.  Als  nun  der  Aufruhr  bis  zu 
St  ein  würfen  und  Drohung  der  Brandstiftung  gediehen  war,  und  Mord  und 
Todt.schlag  zu  befürchten  stand,  wurde  Gaius  Cassius  zur  Unterdrückung 
des  Aufruhrs  abgesandt.  Doch  seme  Strenge  schien  unerträglich,  und  so 
wurde  auf  seine  eigene  Bitte  die  Sache  den  beiden  Brüdern  Scribonius 
übertragen,  und  ihnen  eine  Cohorte  Prätorianer  beigegeben.  Der  Schrecken 
vor  dieser  Ma(  ht  uod  die  Hinrichtung  weniger,  stellte  die  Eintracht  in  der 
Stadt  wieder  her«^'). 

In  Folge  dieser  Ereignisse  erhob  Nero  drei  Jahre  später  (63  p.  Chr.) 
die  Stadt  zum  Bange  einer  Colonie^.  Sie  hiess  nun  Colonia  Claudia 
Neronensis  Puteolana^^).    Im  Bürgerkrieg  zwischen  Vespasian  und 

9)  PIoL  Sulla.  37:   Aixa  ftkv  /dp  ijßipaiq  ifinpotrdsy  rr,^  TtAtUT^  TOÜC  iv  J<-  • 
xatap][t(^  trramd^ovraq  SiaUd^n?  v4itov  lj'pa(/ie^  adrotg,  xaS'  du  TroXiretjaovTai'  np<)  utäi; 

dk  iiftipat  Küäo/isvoi  ton  äp^^ovza  Jpdvtof  ut^  dfMtila»»  dtj/MOtov  XP*^  '^"^  datoäiduatv, 
4U  iam^im  «And  xtlun^t  /ißtmtißim  M/mtm  Ig  ti  dmßärm'  mI  «t^i^ 
T^aof  rvöt  ömipirae  ixiktuat  n¥fyt»'  rff  H  */Mir9  «m/M^'f^l  ri  Mcrijßa 

ffl^tts  Jtiiytfoc  täfitvroq  i^ißa.hv. 

VaL  Max.  iX.  'i  (äalia)  Puteolis  ardena  lodigoatume,  quod  (iavius,  piinceps  eins 
coloniM,  pecnniim  %  dMariMdbin  ad  nftdkMB  Cipftolü  pnimliM«  amcltttfu  daiel, 
miitf  condtattawiiiwia»  iifM  i—wflwtiM  voda  iapetHj  bobwuIip  pjetoft»  lyHliuit  cmote 

M  minis  mestnin  eTomoit.  « 

10)  Suet.  CUod.  25:  PoteoUs  et  Ostiae  nngoks  (^hortes  ad  arcendos  incondio- 
rm  easoB  «oUocavft.  TergL  PetnMt  t.  76:  Tigiles,  qui  cutodiekaat  vidaaBi  regioae» 
lati  ardiTL'  Trinialchionis  domom  effiregenut  iamuun. 

11 1  Tic  Ann  XIII.  48  Auditae  Puteolanomm  legationes,  qa&s  diversi«^  Mf^natorioB 
ordo,  plebs4^ue  aü  denatom  nüseiat;  üK  vim  multitiidinis,  bi  magistratauin,  et  pnmi  cuiii»- 
fw  atuillui  increpautet.  Camqm  wbS^  ad  «iftt  e(  wimM  igniim  progressa ,  atona 
«t  anna  paiBeewt,  C.  Oiasias  adhibendo  rooNdio  delaehn,  qnia  aevedtitfln  «im  umi 

tolerabant,  precante  ipso,  ad  ScriboDioä  fratrc^  rn  cura  transfcrtur,  data  COlUMrte  pnMtO* 
ria,  coius  terrore  et  paacorum  suppUdo,  rediit  oppidauis  coQcordia. 

i>)  Tac.  Ana.  XIY.  27  Yetus  oppidom  Puteoli  im  et  oogaomentnm  fiokmiae  a 
Hanna  ad^pitdler. 

H)  OnfflttO  aus  Pompeii  f Z  n  n  g  e  m  e  i  st6r  SlOlQ 
COLONIAil  -CLAV 
60]  NIIRONUSI-PVTIOLANII 

FIILIOITim 

SCRIPStT.C-IVUVt'tPIIRATVS  , 
SPilftATAVi 


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93 


Pataoli.  —  Ofliduchta. 


Vitellius  verfocht  Puteoli  mit  Eifer  die  tiavischc  Sache,  während  Capua  dem 
Vigilius  anhing").  Zar  Belohnung  erhielt  wahrscheinlich  damals  Pateoli 
den  südlichen.  Theil  des  Aper  Campanus  bis  gegen  Aversa  hin,  den  wir 
seitdem  in  seinem  Besitze  fiüdeii  ^■'') ;  der  Name  der  Stadt  ward  verändert 
in  Coionia  Flavia  Augusta  Putcolana. 

Besondere  Fürsorge  wendeten  die  Antonine  der  Stadt  zu.  liajan 
vollendete  102  die  von  Nerva  begonnene  Neupflasterung  der  Via  Antiniana. 
Unter  Hadrian  traf  die  Stadt  das  Unglück,  dass  der  Molo  unter  dem  An- 
drang der  Wellen  zusammenbrach;  Hadrian  versprach  ilio  Herstillung,  aber 
erst  Antoninus  Pius  vuUeudete  das  Werk,  139  ii.  Chr.  (N.  18')).  Zum  Dank 
errichtett;  i'uieoli  dem  Kaiser  einen  Triumphbogen  auf  der  ^pitzn  der  Mulo, 
und  nach  seinem  Tode  dem  Divus  Pius  einen  Tempel.  Ein  gymnischer  und 
musischer  Agon,  dem  neapolitanischen  nachgebildet,  die  Euaißua  in  Do' 
6Xotc  ward  eingerichtet,  um  der  schwergetroffenen  Stadt  aofEuhelfeii  und 
zugleich  der  Dankbarkeit  gegen  das  Kaiserhaus  den  gläneeadsten  Aoadruck 
zu.  geben. 

dumiMHliis  ist  der  erste  Kaiser,  von  don  ivir  hSvw,  da«  er  flin  Ifo- 
nk^takmt  in  Fnteofi  beld«idete;  Alonuider  Smras  viellAicfat  der  Brbaner 
der  BaBÜIcB  Aloandiimi,  irie  or  ja  aadi  Biiae  dircli  pi9ditige  Bantm 
geacIimOekt  h$A.  Im  flinften  Jahrimndert  steUten  die  Comolan  Cimptniero 
Valeriiu  Herennhis  Ifaiimns  nnd  Fabins  Pasiphilns  die  von  StUnnen  bf>* 
acbSdiKten  Qaais  der  Stadt  wieder  her. 

Am  donelben  Zeit  haben  wir  interaesante  Nachriebtan  Aber  die  G»' 
treldespenden,  die  Pnteeli  ans  der  Staatakaaae  erhielt,  dorcb  ein  Befent  des 
Stadtpiftfecten  Synunachns  an  TheodosinB  in  einem  Frooess  zwischen  Pnteoli 
und  Terracina.  »Den  Hnnidpes  von  Pnteoli  bewilligte  der  göttliche  Con- 
stantin  150,000  Modii  mm  Unterhalt  der  Stadt  Diese  Snoune  wnide  unter  der 
Begieniag  des  göttlichen  Constans  um  die  HUfte  gefcflrzt  Darauf  Termehrte 
der  gleichfidls  in  den  Himmel  versetzte  Gonstantins,  in  Folge  einer  Bittadmfti 
die  Oetreidespenden  an  das  pateohmiaohe  Volk  durch  Znlegnng  von  3&/N)0 
Modii,  Aber  unter  der  Begierung  des  gßttUcfaen  Jnlianus  zog  Lnpns,  der 
Consnlar  Gampaniens,  die  finaDzieUen  Bedrftngnisse  der  Temdner  m  Er- 
wignng,  und  entzog  den  Borgern  von  Putedi  5700  modii,  um  sie  flir  Terra- 
cina  zu  bestimmen«.  Pnteoli  erhielt  also  unter 


1^)  id.  Iii. St.  in.  67  niimicipia  coloniacque  imjmisae ,  praocipuo  PuteoUnorum  is 
Vtfäpaäiauuiu  älutliu,  coutra  Gapua  ViteUio  üda,  xutmicipalem  aemulatioucm  bellia  dTÜi- 

»)  Yieilekht  gabt  daMwf  die  iMchiift  (L  N.  864t) 
61)  veiPASIANtOAESAIIIS 
Otfimdan  Im  8.  Mann»  In  Gelitot  von  Avena. 


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PuteoU.  —  Oeselüchte.  93 

CoDStantiD    ....    150,CX)0  Modii 

Coustans   75,000  • 

Constantias  ....    100,000  » 

Julian   94,300  • 

Kaum  irgendwo  tritt  uns  der  Verfall  der  antiken  Welt  so  lebhaft  ent- 
gegen, wie  in  Puteoli.  Was  einst  die  Grösse  und  den  Reicbtbnm  der  Stadt 
gegründet  hatte,  der  Handd  mit  dem  Orient,  hat  lange  aufgehört ;  die  Villen 
der  rdmiaehen  (Brossen  auf  den  Hügeln  ringsum  stdifli  Tarkasen.  —  Von 
deo  EinfiUeii  der  Burtwren  musite  PnteoU  melir  leiden  als  andere  StSdte 
dieser  Gegendeo;  der  grosse  Umfiuig  war  schwer  zu  Tertheidigcn,  besonders 
da  kein  natttrUcher  Schutz  den  Hauern  Stftrke  ?erlieh.  So  wurden  die 
VofUtldte  anfgegebeo  and  der  Best  der  Bewohner  diftngte  sieb  auf  dem 
HQgel  ausammen,  wo  einet  die  Sanier  ihre  Dikaearcfaia  gegründet  hatten, 
nnd  der  noch  die  heutige  Stadt  trägt  Vignen  treten  an  die  Stelle  der 
Fkdftate  und  Villen;  die  niedere  Stadt  aber,  wo  einst  das  Brnporiom  ge- 
standen  halte*  senkte  sieb  langsam  anter  den  Spiegel  des  Heeres,  bis  der 
Ausbruch  des.  Ifonte  Nnovo  der  Kflste  die  alte  Gestalt  wiedergab. 

JBbreni&aohrlftoB  der  Salaer. 

Julischcs  Haus: 

62]  1.  CAESARI- AVGVST 

F-AVQuri  cos  OESIO 
princ.  inVENT 

I.  N.  ß377  =  Mus.  694. 

S|tiele  SU  £hreD  des  Nero  und  der  Agrippina  p.  Chr.  56:  L  N.  2468. 

Antonine: 


63]  IMP.  OAESM*  DM  -  I^ERVAE  •  FRJO  •  NEHVAE 
TRAMWO  ■  AVQ » QERM  ■  DAClOO  •  PONT  -  ilAX 

im ' POT  xv •  mp- VI -COS' vf  p > p 

OPTIÜO  PfUNOIPI 
L .  PLVTm  -  L  •  P  •  PAL  •  PH0EBV8 

I.V.M87-*112p.  air.  Gefindan  m  Fiflliiai^  SMt  ivohl  watt 


TRAIAN.».  [64 

AVQVSTO... 

TRIB-P0TE8.j 

ONPON.... 

EYPHE... 

LKMflB.  vaa 
Cttdibk 


i<)  Syminach.  epist  X.  60  Pateolanis  municipibus  Divas  Constantious  CL  mod.  in 
•limoniam  civitatis  indalsit.  Qoae  summa  a  Divo  Constante  regente  remp.  media  parte 
■mtihita  ML  float  qnen  Constantini  aeqne  relatus  in  eoetom,  snppHcatioite  depoeita, 
annonam  PntroUuii  popali  XXV  moti.  adiectionc  cnmulavit  Sod  Divo  laliano  moderante 
remp.  cum  Lupus  coosulari  iure  Campaniac  praesideus  Terraciaensium  contemplaretur 
angnstiaH,  qaod  nihil  sobaidii  decreta  dudam  oppida  confcrebant,  oe  commoda  P.  B.  <»• 
«üu...  nMemdMiet,  7«t  DGC  med.  Poteolanii  nnniolpUHis  deKogatoa,  TemdoMHiuiii 
oBDi  deputarit...  IIa Aog.  dtopMMitor s friiiiisnto PntMlii  «I Oltia  idioa  «1» Hs^^ 


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94  PuteoU.  —  Geächichte. 


65]  DiVl  -  TRAiani  parthic  n. 
DiVl  Nervar  pron. 
T  AELIO  •  UaUhaQoaDtoniiio 
AVG  PI... 
trib.  pOT-T... 
LN.72U  s  Mus. 606. 


iMP  CAES  IVI  AVREL  COMMODO  166 
ANTONINO  AVG  •  PIO  •  P  •  P 
n  VIR  QVINQVEN 

FL  PHANEAS  MARMORARIVS 

I.  N.  2610.  Da  in  Neapel  dur  höchst«  Magistrat 
die  Dexnarchie,  in  Cumae  die  Prätur,  so  ml  die 
loschrlft  rieh  er  poteolanifleb. 


67] 


Fragment  des  MnseoniB  in  Neapel  (lacr.  gr.  25): 

aäto^pdropa  luJaapa  tfEOY  •  M  *  Au/o  •  dtfravthttw  tAd» 

edtp^eTou  ixj'ovovy  ^tou  TPAIANOt^  x«^  vtpoOa  ändfo/yo» 


YtacflL  weiter  unten  die  iMdirift  vom  Triumphbogen  det  Fini  und  die  drei  i 
dv  SaiMiluii,  der  Coltm  Ipvii  HeHopoliliiii  <L  N.  9668)  o.  iL  v. 

Spart  Hadr.  27.  Templum  denique  ei  (Hadriane)  apud  Puteolos  constitoit 
(AntoninoB  Pois),  et  qninqTiennale  certamea,  et  flamiuet  et  «Kbdei  et  multa  ali*  goM 
ad  honorem  quasi  numiciB  perünerent. 


Severus  und  Caracalla. 


68]  iMP  -  CAE8ARI 
L  •  8EPTIMI0  .  tEVERO 
PIO  •  PERTINAC1  •  AVG 
ARA8IC  -  ADIABENIO .  P  .  P  . 
PONTIF .  MAX  -  TRIBVNIO 
POTEST-ili-lMP-fii  «006*11 

PRO  •  OOS 
DIVI*  M- ANTONINI*  PlI- 
QERM  '  8ARM  •  FIL  •  DIVI  * 
OQMMODI  *  FRATR  •  DIVI  • 
ANTONtNI-PlI-NEPDIVI- 
HADRIANi .  PRO  •  ff  •  DIVI  • 
TRAIANI  •  PARTHIO  •  Abn 
DIVI  NERVAE  adD. 
OOLONIA  •  FL  •  AVg  pateoL 

p.Cair.196.  LN.MttsMus. 
Nn.f01. 


IMP.0AE8ARI*  OgVI  -REPTIMI  •  SEV.)... 
M.AVRELU0.8CV(ER0)//////////// 

...MAXIMO    TRIB^VNICIA-  POT).., 
C0L0N(IA  -  FLAVIA  •  A)., 
L  N.  2494  —  Mw.  703. 

70]  M  -  AVRELtO 
ANTONINO 
0  A  E  SARI 
IMP-OAESARIS 
L  •  8EPTIMI  •  SEVERI' 
PII  .  PERTINAOlS 
AVG  ARAB  .  ADIAB 
P  P  PONT  MAX  TRIB 
POT  Uli  IMP  vm  COS 
n  P  ROCfOS  .  FILIO 
OOL-FLAVG-PVTEOL 


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PoteoU.  —  Qegchichte.  95 


Alexaüde 

71]  IMP  *  CAE8ARI 
DIVI  >  8EPTIMI  •  8EVER1 
nl  '  NEP  Dm  .  ANTONINI 
MAONI  PN  FILIO 
M  ■  AVRELIO  SEVERO 
iUexandro  PIO  FELICI 
AVG  .  PONTIFIC  MAXIM 
TRIB  POTEST  V  COS  ii  P  P- 
COL  •  FL  •  AVQ -PVTEOLI 

IN. 9106.  8»p.Ghr. 

Garinas. 

73]   FORTISSIMO  ET  PIISSIMO 
PRINCIPI  SVO 
M  •  AVRELIO  CARINO 
RVFIV8  •  VOLVSIANVS- 
V  C 

EORVM  IVDIOlO- 
•  BEATISSIMVS  ITERVM 
CORRECTOR 
L  N.2i97  —  Mns-TOea. 


r  Severus. 

721  //////////// 
//////////// 

/     /  /  / 

IMP  CAES  M  AVHELIJ 
SEVERI    •    /  /  /  /  /  /  / 

PN  FELICIS  AVGVST 
COLONIA  FLAVIA 
AVG  PVTEOLI 

1.  H.  2496  —  Mus.  706. 

Valentinian. 

FEUCITATI  PERPETVAE  TEMPO 
RIS  -  D  •  N  •  VALENTiNIANl 
VICTORIS    AC  TRIVM 
FATORIS   SEMPER  AVG 
AVIANIVS  VALENTINVS 
V    C  .  GÖNS  CAMP 
DEVOTVS  NVMINI 
MAIESTATIQVE  •  EIVS 
L  N.  249S.  [74 


Ifan  hat  anf  Gmiul  einer  TiMitiiesteUe  behauptet,  die  alte  oskiMshe 
Qemetede  Puteoli  9d  neben  der  rOmischen  Colonie  als  aelbetatitaidiges  Hn- 
nieipiom  (Prftfeetor)  stehen  geblieben  and  eiBt  Nero  habe  durch  seine  De- 
doetion  beide  Yendnigt  Vau»  i^^ptdum  PuieoU  tu»  et  cognomtutum  eoloniae 
•  NurmiB  üd^pUdii»  (Tac  Ann.  14. 27).  Allein  erstens  sagt  Tacitus  kein 
Wort  davon,  dass  beide  Gemeinden  vereinigt  worden  wtren;  wir  mflssten 
also  folgerichtig  anDehmen,  es  hätten  seit  68  p.  Chr.  zwei  Colonien  in  Puteoli 
neben  einander  bestandoi.  Dann  ist  es  Oberhaupt  mit  den  Doppelgemeindeo 
dne  missliche  Sache;  von  Pompei  wenigstens,  was  ja  auch  eine  Doppcl- 
gemeinde gebildet  haben  soUf  lässt  sich  das  Gegcnthcü  nachweisen.  Endlich 
ist  das  Oebiat  von  Puteoli  bis  anf  Vespasian  so  kleini  dass  eine  Zweitheilang 


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96 


schon  aus  äusseren  Gründen  kaum  möglich  scheint  ;  und  von  den  Xamen, 
die  in  der  opcnim  lex  II  vorkommen,  sind  einige  so  entschieden  oskisch, 
dasä  diese  Familien  anmöglich  den  römischen  Golonisten  angehört  haben 
können. 

Weiter  nimmt  mau  dann  gewöhnlich  an,  das  Gebiet  von  Puteoli  sei 
von  Augustu?  an  seine  Veteranen  vertheiit  worden.  Die  einzige  Quelle 
dafür  ist  das  Libcr  Coloniarum  (236.  11).  Puteoli  coloiiia  Avgusta. 
AurjHstus  deJuxii.  ex  uno  latere  iter  populo  debetur  p.  XXX.  Ager  eius 
in  iugeribug  veteraim  et  trihnnii>  legtonanis  est  assignatus.  Das  Liber 
Coloniarum  sagt  also  gar  nicht,  welcher  Augustus  die  Colonie  deducirt 
hat  und  dass  es  der  erste  gewesen,  dafür  haben  wir  gar  keinen  Auhalus- 
punkL  im  Gegentheil.  ist  sehr  unwahrscheinlich,  dass  Octavian  den 
Ager  Puteo)anus  an  seine  Soldaten  assignirt  hat,  aus  dem  einfachen  Grunde, 
weil  dort  eben  nichts  zu  assignircn  war.  Häuser,  Villen  und  Gärten  be- 
deckten fast  alles,  was  die  Felsen  der  Solfatara  von  der  ''^  Quadrat- 
Meile  des  Gebiets  von  Puteoli  übrig  lie^n.  Die  Assignaüon,  von  der  das 
Liber  Coloniarum  spricht,  wird  erst  in  Vespasian's  Zeit  gefallen  sein 
und  den  südlichen  Theil  des  Ager  Campanus  betroffen  hal)en,  der  damals 
Puteoli  zugetheUt  wurde.  Auch  in  Noia  hat  ja  Vespasian  boldat^  an- 
gesiedelt und  Titus  in  Neapel. 

So  wäre  es  also  doch  nicht  so  ungereimt,  wenn  Tacitus  sagt:  vetut 
opptdum  Puteoli  ius  et  rjjynoinentum  cohniae  a  Nerom  adipiscUur.  Der 
Socialkrieg  hatte  alle  Städte  Italiens  rechtlich  gleich  gemacht;  die  alten 
Bürger-Golonieu  der  Republik  galten  der  Kaiserzeit  nur  noch  als  Municipien, 
grade  wie  auch  in  ihnen  seit  Sulla  Quattuorvim  an  Stelle  der  Duumvirn 
getreteü  waren.  Puteoli  war  also  in  der  That  ein  Oppidum,  als  es  von 
Nero  63  n.  Chr.  zur  Colonie  erhoben  wurde. 

Wir  haben  demnach  folgende  Perioden  der  Stadtverfassung : 

Civitas  sine  sttfiragio    ....  338 — 318 

Praefectur  318—194 

Colonie  194—89 

Municipium   89—63  p.  Chr. 

Col.  Claud.  Neruuensis  Puteolana  63—70 
Col.  Flavia  Aug.  Puteoli  .  .  seit  70 


U  Tiri  der  alten  Colonie  (194—89): 
«.  a  10$  N.  Fofidias  N.  t  I         ,    „  „ 


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PuteolL  —  Verfaraoqg. 


97 


I  Omnibus  lioiUMribiis  limcti  86.  87. 


nilviri  seit  dem  Socialkricg. 

N.  Cluvius  ÄT  f.  81  u.  82.  (quinqueoD.) 
a.  Chr.  78  Granius  up^iov  Plut  Sulla  37. 

II  viri  der  Col.  Claud.  Ncron.  und  lUavia  Aut^usta. 
M.  Avianius  M.  f.  ConiuQCtus  (vielleicht  noch  in  die  vorige 
Periode)  83. 
I». Chr.  161  M.  Valerius  Pudens  85. 
▼ar  187     M.  Gavius  Puteolauus 
Curtius  Crispinus 
M.  Gavius  Fabius  lustus  87. 
187  P.  Manilas  Egnatius  Laurious  86. 

180—192  Kaiser  Commodus  (quinq.)  66. 
1%         Cn.  Papirias  Sagitta  ) 
P.  Aelius  Eudaemoa  / 
161—200  T.  Aufidius  Thrasca  I 
Ti  aandiaB  Quartmus  / 
?     G.  Sletorins  Fimiis  88. 
?     L  Bovins  L.  f.  L.  b.  FsL  Geler  84. 
?     IL  BassaeuB  M.  t  Pia.  Anas  378  =^  L  N.  2627. 

Aediles. 
H.  GMos  Puteolanns  87. 

M.  Nemonios  M.  t  Pal.  Eutycbiaous  167  =  L  N.  2474. 
G.  FictorioB  C.  1  FaL  Finnus  (?)  88  d  L  N.  2906. 7268. 

Curatores  operum  publicorum. 
C.  Fictorins  C.  f.  Fal.  Firmus  88. 

Curatores  reipublicae. 
M.  Bassaeus  M.  £.  PaL  Axius  378. 
Q.  Hedius  Rufus  Lollianus  Gratianus  CIL.  II«  4121. 
Flavias  Loogiinis  161  p.  Che.,  85. 

Qüaestores. 
L.  Bovius  Geler  (?)  84. 
G.  Fietorios  Finnus  I.  88. 

I 

Stadtadat 

Patroni  Coloniae. 

Cn.  Asinius  Pollio  75. 
Octavin«?  Agatha,  (p.  Chi  .  196.)  195. 
Herennius  M.  f.  Claud  Priecus  lö6. 
L.  Aradins  Valerius  FrocuittS  76. .  :    .    .  . 


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FitaoH.  —  Ynümu»§. 


M.  Rassaeus  M.  f.  Pal.  Axiua.  378  (?). 

Q,  Flaviuä  Maesius  Egnatius  LoUiaDUS  184. 

M.  Maecius  Memmius  Furios  Baburius  GaeciliaBiis  PlacidQs 

Pontias  Proserius  Paulinus  janior  77» 

SeptimiuB  Rusticus  193. 

Tannonius  Boionius  Chrysaatius  78.  79. 

Vesedios  Rufinus  80. 


Decnriones. 


Aelii 
Amullii 

AODÜ 

Aquilii 
A  u  f  i  d  ii 
Avianii 

Bovii 

Caecilii 

Caepii 

Gaesii 

Calparnii 


Cl&adii 

Clodii 
Clavii 

Cosjsu  tii 

C  u  r  t  i  i 

Egnat  li 

Fabii 

Falcidii 

Fictorii 

Fafldii 


P.  A.  Eudaemon  II  v.  95. 

M.  A.  Lupas  Mos.  97. 

L.  A.  L.  f.  Gol.  Modestus  96. 

A.  Procnlus  86. 

A.  A.  Proculus  95. 

T.  A.  Thrasea  II  v.  96.  97. 

M.  A.  M.  f.  Coniunctus  83. 

Gicero's  Freund  C.  A.  Acad.  pr.  II.  25.  80. 

L.  B.  L.  f.  L.  n.  Fal.  Geier.  II  ?.  84. 

M.  G.  Publiolus  Fabianiis  95. 

G.  Proculos  86  (Galpurmus '0 

T.  G.  Bassianus  95. 

L.  C.  L.  t  GapitoUnuB  187. 

L.  C.  L.  f.  157. 

G.  Pistus  86. 

G.  Priscus  86. 

Ti.  G.  Quartinus  II  v.  9a  97. 

A.  C.  Maxi  in  US  97. 

N.  C.  M.  f.  IUI  V.  quinq.  81.  H2. 

Gicero\s  t  reimd  CiuviuB  £am.  Xiii.  ep.  56. 

C.  Kufirius  8ü. 
C.  Cribpiaus  86. 

L.  £.  Lollianus  ücozeo  Aon.  1866  p.  131. 
M.  F.  Firmus  197. 

M.  F.  M.  f.  Pal  Hypatianus  adloet  i»  ordiii.  decor.  91. 

G.  F.  FinDiis  II  v.  88. 
N.  F.  K.  f.  nv.  98. 

H.  O.  FaUus  iQSlns 
M.  G.  Poieolaiiin  IIv. 
0.  IC.  i  FaUa  Bofina 
Ow  M.  i  MudaiM 


88.  87. 


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rpäyuc  ifx^  Flut  Solh  87. 

k.  0.  Atticm  97. 

0.  LoDgimis  96w 

Hftii 

Co.  H.  Pndeu  96. 

T.  H.  BeeuHtiiB  ValenUBOS  95. 

lalü 

L  Oapntam»  96. 

G.  L  Gl  t  PateolaDiw  adkct  in  ordin*  dea  90. 

Laelii 

U.  Ii.  Atimetiui  97. 

tfailii 

P.  II.  EgDatinft  Lauiiova  Sv.  86. 

Nemonii 

IL  K.  M.  f.  Pd.  En^diiaMUi  tdloct  in  cnd.  dee.  167. 

Oppii 

T,  0.  Sefflnis  96. 

Papirii 

Gn.  P.  Sagitta  95. 

Pollii 

Statitn  Freund  PoUiv  Fdfau 

Pallii 

II.  P.  IIt.  98. 

Stlaccii 

M.  8.  Albinns  97. 

8daoda  sac  Cerenim  101. 

Tettflll 

Cn.  T.  98. 

Valerif 

M.  V.  Pndens  IIt.  151. 

VoBtorii 

T.  y.  Zdotus  127. 

Cioeio*B  Ftannd  Vesloiit»,  Bankier  in  Piteoli 

VigDetü 

V.  LiberaliB  96. 

75]  CN'ASINIO 
HHJJONI8>ETAQnPPAE.NEP0T1 
PVTEOLANi  •  PATRONO  •  PVBUCE 

L  N.  9499.  Gel  16091  «  Stnnde  M 


76]  POPVLONtI 
L-ARAnO  .  VALEfttO  •  PROCVLO  V  G 
AVavn.pONTiFl0l*MAI0m.XV-VIR*8AG 

Q.  fl.  W. 

VIRI  •  PERFE0TI88iMi  •  ET  •  PRIN 
CIPALE8  •  ET  .  8PIJIIDIDI88iMVS  •  GR 
DO «  ET  -  P0PVLV8  •  PVTEOUNORVM 
PATRONO  -  DiQNI88IMO 
CVRANTE  *  8EPT  •  GARITONE  V  -  P 

CLL.  VI.  ie»l.  AoD,  ytna  MflMi. 


«  ■ 


«  *« 


V: 


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« 


100 


PnteolL  —  Verfassung. 


77]    PONTIO  PROSERIO 

PAVLINO     iVNIORl    V  C 

CONS  CAMP 

AB     ORIGINE  PATRONO 

PROVISORI  CIVITATIS 

RESTAVRATORI  OPERVM 

PVB'LICORVM 

IVDICl  INTEQERRIMO 

OB  MERITA  PATR18  AC  8VA 

ORDO  SPLENDIDISSIMVS 

ET  H0NESTIS8IM  V8 

P0PVLV8  PVTEOLANVS 

8TATVAM  •  CONLOCABlt 

L  K.  »06.  Kcapel  im  Pakiao  Lamini 
in  «iftd«IFiVB«toi«»MiiiflffT.B.M.T.  p.6a. 


80]  VESEDIO  RVFINO 
V  P  ADVOCATO  F ISCI 
SVMMAE  '  REt  •  IVDICIO 
SACRO  PROMOTO  -  PATRO 
NO  SPLENDID  CIVItATIS  BEI€ 
VENTI  ET  . PVTEOLANORVM 
PATRONO  .  8TVDI0RVM  >  IUI 
MARTE8IVM  •  VERZOBIANV« 
ET  MARTE8IVM  -  PALLADIA 
NVM  <  ET  •l«»«*«»** 


I.     1525.  Beoevento. 


78] 

TANNONIO  BOlONIO 
CHRYSANTI 

TANNONIO 
BOlONIO 

CHRYSANTIO 
PVERO  EGREGIO 
AB  ORIGINE 
PATRONO  GR 
DIN  I  S  ET  POPVLI 
OB  E!VS  INSIGNE 
MERITVM  VNIVER 
SVS  ORDO  ET 
POPVLVS  STATV 
AM  DIQNO  CVRA 
V  E  R  V  N  T 

1.  N.  250«.  Gef.  1703  in 
PozziinH  mit  der  Statue  eines 
Praetextatus. 


79]      TaDno[nii  C|hry8an[ti]  |  patrpni 

Florentem  meritis  Chry|santi  nomine  famam 
Patria  concelebrat  cuncti  |  populique  patresque 
Vocibus  et  |  claros  titulis  consignat  bonojres 
Teque  tuosque  manet  |  longos  mansura  per  aimos 
FelLx  prole  viri  dignos  qucsitulra  nepotes 
Ad  tu  summe  deus  |  Ghrysanti  respice  ge&^tem. 

L  K  2507. 

84]   L  *  B0VIV8  •  L  •  F  •  L  -  N  .  FAL  .  CELER 

Fl  •  Vm  .Q.AVOVR' 
PRÄEF  •  FABR  •  TRIB    MlUT  •  UQ  •  lH  CYR 
PROOVR  .  LVDI  -  FAMIL  <  GLAD  •  CAE8 
ALEXANDREAE  •  AD  -  AEQYPTVM  •  ADUE0TV8 
INTER  >  8ELECT08  •  AB  -  IMP  •  CAE8  *  AVQ 

8IBI  -  ET 

8EXTiAE  •  L  .  F  .  NERVLAE  -  VXORI 
OPT  .  CVM  •  QVA  -  A  •  PVERITIA 
8INE  •  0FFEN8A    VIXIT  •  ANNt8  -  XXXI 

I.  fl.  2614. 


81]  N  0LWiV8.Ay-F'DWM  VIR 
NOLAE  m  VIR-QVIN 

C//A//VIR 
K38TV  .  AL  .  MANU 

a  I.  L.  I,  1^  ISM. 


88]   M  '  AVtANlVS     M  F 
WtmiCTVS    Tl  •  VIR 
ITERTÖaTET-  TECTVMSB 

I.  N.  2515. 


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101 


82J  n  OLVVIVS    AV  •  F 
Uli  VIR 
CAVDI  l(  VIR 
NOLAE  .  IUI  •  VIR 
QVINQVENNAL 
AL  DE  SVO  FACIVNd 
COER  AV  IT  -  IDEM  RESTITVIT 
lOVI  •  O  M  •  SACR 


CAVIAE    M  •  FIL 

MARCIANAE 
HONESTAE  ET  INCOMPARA 
BILI  -  SanCTAE  MATRON  -  QAVI 
PVTEOLANI  DECVRION  -OMNIB 
HONORIB  •  FVNCTI  FIL  CVRTI  CRIS 
PINI-8PLENDIDI  EQVITIS  ROMAf^ 
OMNIB  •  HONORIB  FVNCTI  •  VXOR  GA 
VI  IVSTI  -  SPLENDIDI  EQVIT  -  ROMAl^ 
SORORI  HVIC  .  CVM  OB  .  EXIMIVra  ■  PV 
DOREM  ET  ADMIRABILEM  CAStitA 
TEM  IN  MATVRA  ET  •  ACERBA  MOR"E 
INTERCEPTAE  RESP  -  FVNVS  PVBLIC  • 
ITEM  FOLEVM  ET  TRES  STATVAS  DECR 
M .  GAVIVS  PVTEOLANVS  PATER  HON 
DECRETI  CONTENTVS  SVA  PEQVN  • 
POSVIT  •  L  •  D    D  D 


8.5] 

LOCVS  DATVS  EX  AVCTORITATE  FLAVI 
LONGINr  CL  V  CVR  R  P  ADSIGNAT  A 
M  ■  VALERIO    PVDENTE    11  VIR  CVRAT 

X  KAL  APRIL 
I MP .  CAESARE  •  M  AVRELIO  ANTONINO  AVG  lU 
ET  IMF  CAESARE  L  AVHELIO  VERO  AVG  FCoS 
I.  N  2505. 

87]  CAVIAE    M  F 

FABIAE  RVFINAE 
HONESTtSSIM  MATRON  ET  RA 
RISSIM  FEMIN  M  AVR  ////  PROO 
SVMMARj  RAT  ■  VXORI  M  GAY!  PVTE 
OLANI  ITVIR  AED  CVR  •  MVNER  •  GU 
DIATORl  QVADRIDVO  ET  0MNIBV8 
//OiVORIB  ET  MVNERIB  PERFVNC- 
FILIAE  M  GAVI  FABI  IVSTI  SIUNDl 

DISS  ■  EQ  -  R  '  AVGVR  O 

CVR  •  MVNER  ■  GL  AB  ET  OMnilus  Jwno 
Iii  Ii  ET  AfVNERfB  -  PERITNcti  norori 
RESr  VBLICA  ■  PEQ  -SVA-  üßLAT,,,*, 
LM.261&  JIII8.1IM. 


C  8EPTIMIVS  C  F-UBO 
AED  •  8CR  .  AED  -  CVR 

SIBi  •  ET 
SEPTIMIAE  AMARAtTlN-  L- 

I.  N.  a006t  NMpel.  CttiMMie.1,  21  p.388. 


88]   C-FICTORIO-C-F-FAL  HRMO  89] 
AEDIL  •  Q  •  II  •  VIR  •  CVRATORI 
OPER .  PVBLICOR  •  CVRATORI 

I.  N.  2628  (Neapoü  ad  sedilo  Capuanum 

90]  C  •  IVLIO  •  C  •  F  •  PVTEOLANO  -  ADLECTO  *  IN  • 
ORDINE  •  DECVRIONVM  -  QVI  •  VIXIT  *  ANN 
XVII  *  MEN8IB  <  VI  •  DIEB  •  XXVil 
C  .  IVLIVS  iWAXIMVS  PATER  •  8EDEM  AETCRNAM 
KARISSIMt  PILI  •  DiS  •  MANIBVS  •  C0N8ECR AVIT 
HOCSEPVLCHRVMSI.QVIS-VENDIDERIT^VEL 
ABALICNAVERIT  •  DARE  *  DEBEBIT  REIPVBLIC 
PVTEOLANORVM  •  POENAE  •  NOMINE  •  H8  -  XX  •  NHL .  N 
1.  N.  9619  (HuL  Nu.),  gflimdMi  brim  Stn^totenpeL 


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102 


i^utBoli.  -  Verfassung. 


91]  M.  F  A  L  0  I  D  I  0 
M • FIL • PAL 
HYPATIANO 
ADLECTO  IN 
ORDINEM  *  DEO 
PVTEOLANOR 

O  R  D  O 
DECVRIAE  •  IVLIAE 

PRAEC  .  COS 
OB  •  M  E  R  I  T  A 
M  .  FALOIDI  •  CVPITI 
PRAECONIS  •  ET 
APPARITOR  .  AVQ 
PATRI8    •  EIVS 

I.  N.  6799.  Mm».  2ia2.  Üei.  u  ilom 
bei  a  Vitale  «nf  dem  QniriiiBL 


92]        AVRELIO  >  SYM 
PHORO  •  AVQ  •  LIB 
OFICIALI .  VETERI  -  AMEMO 
RIA  -  ET  •  ADIPL0MATIBV8 
EXORNATO  -  ORNAMENT 

DECVRIONAUBVS  • 
ORDO  .  8PLENDIDI881M  • 
Ol  V  I 
OB*AMOREMET- 
IN8TANT1AM  •  ERQA  < 
PATRIAM  • 
CIVE8  -  OVE 

I.  N.  2626.  MuiLiSax.  Capaccio  i.  ädä 
ipt^  sie  als  poteolMiisciL 


Decurionum  decrata. 

031  1-  Ab  coloDi'a  deducta  anno  XC,  (  N.  Fufidio  N.  f.,  M.  Pullio  duo- 
virif  is),  I  P.  Rutilio  Gn.  Malüo  Gas.  ]  operuni  lex  IT,  I  Lex  pari^ti  facieudo 
iu  area,  quae  est  ante  |  aedem  Serapi  traiis  viani.  Qui  reüemehti  |  praodflB 
dato  pracdiaque  subsigoato  |  duumviruiu  arbitratu.  | 

Folgeo  die  Bestiflamuogen  aber  Masse,  Material  und  Constructioii  der  Mauer. 

Hoc  opus  omne  ÜMiU»  arbiAnto  dnovIKam)  |  ei  daovinUimi,  qai  in 
coofiUio  eflse  |  edent  Patedeis,  dum  Di  minos  tlginti  t  adsieni,  cm  eft  leB 
eoDBnletur.  Qtiod  |  eoram  figinti  iurati  probaveiiDt,  probam  |  esto;  q»d 
ieiB  Inprobarint,  inprobom  esto.  |  Dies  operis:  K.  Novembr(ibtt8)  pritoeis. 
Dies  pequD(iae):  |  pars  dimidia  dabitar  obei  praedia  satis  |  subsignata 
emiit;  altera  pars  dinridia  solyetor  ]  opere  eiecto  probatoque. 

C.  BlOBeiuB  Q.  1. 1  HS  00  D,  idem  praes.  Q.  Fufidos  4  t  Cd.  Tetleioa 
Q.  f.  C.  Oianius  C.  f.  Tl.  CnsddDS. 

aLL.  I,m.  Ritschi  Ty».  aa.  a.Clir.lOS. 

941  2.  L.  Bnittio  GrispinOf  L.  Koäcio  Aeliano  Cos.  |  V  Kai.  Novembr. 
In  templo  Di  vi  Pii  scribundo  adfuerunt  Caep.  (sie)  Proculas,  Gossatius 
KufiüUb  I  GL  Priscus,  Calp.  Pistns.  Quod  postulantc  Annio  Proculo  o(riiato) 
v(iro)  de  decemendo  |  funere  publice  Gaviae  M.  f.  Marcianac  b(eae)  m(ereDti) 
((eminae)  item  deccm  libris  folei  lodsq(ue)  1  tribus  concedendis  quae  ipsi 
elegerint,  ui  quibus  statuae  eidem  Marcia|nae  secundom  eiusdem  Proculi 
poälulationem  ponerentur,  F.  Maolius  EgnaUjus  Laarinas  daoyinun  v(erba) 
f(ecit).  Q(aod)  d(e)  e(a)  r(e)  l(ieri)  p(lacait),  d(e)  e(a)  i(ta)  €(eDt>ueriut). 


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Optasse  quidcm  siogulos  uDilversosque  nostrum  Id  honorem  Curü  Crispini 
magistratus  n(ostri),  primarii  |  viri,  item  Gavii  PuteolaQi  aoceri  eius  adae- 

que  o(niati)  v(iri)  Gaviao  Marcianae  b(ene)  m(ereDti)  f(eminae)  |  vivae  po- 
lius  hoDoris  conferre,  quam  ad  huius  niodi  flccretum  proi^ilire,  ut  de  j  so- 
lacio  viventium  quartiremiis  (sie)  ei  ideo  quod  pcrünoal  etKim  ad  memo- 
riam  puellae  ipsius  cohonestaiidam.  placcro  huic  ordini  funus  publicum  ei 
de|cerüi  ut  decem  libras  folei  niitti,  concedique  secundum  postulationem  Addi 
o(n]ati)  v(iri),  ut,  loca  quae  elügeriot  statueadis  tribus  statuis  de  coosensione 
nostra  consequaotur. 

I  N  2517  Ni\z.  718.    Ausgegmbpn  bei  Ortodonico  unterhalb  S.  Gemuro 

HB  der  Via  Anüniium.   Auf  der  aadem  Seite  die  Grabüclirift  N.  ä6.    187  p.  Chr. 

95]  3.  C.  Domitio  Dextro  IT,  L.  Valerio  Messalla  Thrasea  Prisco  Cos. 
Vi.  idus  ianuar.  |  In  Curia  basilicae  Aug.  Annian.  |  scribundo  adfuerunt: 
A.  Aquilius  |  Procu]us>  M.  Caecilius  Publiolus  )  ibabianus,  T.  Hordeonius 
becund.  j  Valentinus,  T.  Caesius  Bassianus. 

Quod  postul mte  Cn.  Haio  Pudenti  |  o.  v.  de  forma  iuscription.  daD|da 
statuae  quam  dcDdrophor.  Octavio  Agathae  p.  c.  n.  statuejruüt,  Cd.  Papirius 
Sagitta  et  P.|  Aelius  Eudaemon  U  viri  rettu|  Icrunt  q.  d.  e.  r.  f.  p.,  d.  c.  r.  i.  c : 
Placuit  oniversis  hoDestissim.  (  corporis  deudiopliororum  injscriptionem  quae 
ad  honorem  dare,  quae  j  atiriä.  est 

LK.iWai.  196]».  Chr. 

96]  4.  L.  Atmio  L.  t  Col.  |  Mod€sto  |  hon.  aquo  publioo  |  K.  Imi.  in 
curia  baBflicae  Angnsti  [Aalaiaiiae.  Scribond.  adfnerl:  |  T.  Oppiiu  Sefenu, 
Vlgnetiiia  libenlb,  |  Itiliiifl  Capratamu»  Gnoiiia  Loiigiiiiis.| 

Qood  [T.]  Aafidins  Tbnaaa»  Tp.)  Cüaiiditifl  Qaaitinns  ff  viri  (f.] 
de  oonfirmanda  aoctoritate  moDOziae  honoiand.  statua^iia  ponenda  |  Annio 
Hodesto  Anni  Noidsiaiii  onmti  viri  fflia  q.  d.  e.  r.  i  p.,  d. «.  r.  [ij.  e.: 

Com  Anniiis  NuniBiaiiiia  [oni.]  vir  ad  singnlomin  teeiinioiiiniD  |  po^ 
tinafat]  qua  pvobitate  momm,  qua  quiete  vitae,  qnad  |  nnieom  in  dolore 
praesidiom  est,  meraerat  adfeetnnm  |  nostroram  Gonsolationem  adque  can- 
dor6[m]  ordinia  nostri  boDom  |  ciTem  piumque  patrem  in  tarn  gravi  fortu- 
nae  ininria  ]  qua.  potest  indignatione  a  tanta  avocare  tristitia,  1  placere  huic 
ordini  aactoritate[m]  in  eam  rem  ante  hanc  |  diem  factam  confirmari,  per- 
mittiqae  Annio  Adiecto  IIb.  |  eins  )  statuam  ponere  Annio  Modesto  loco  ad- 
signato  a  II  viris  |  noetris,  quo  testatior  Bit  erga  eom  adfectus  r.  p.  (  oostrae, 
COolaudantis  quod  in  vIta  praestiterit 

Genaner.  |  Adiectoa  Lib.  I#.  d.  d.  d. 


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104 


Foteoli.  —  Yer&usaog. 


971  5.  IUI.  Non.  ISeptembr.  in  curia  tempU  basilicae  Augusti  Annianao 
scribundü  ad  fucrunt  |  Q.  Granius  Atticus,  M.  Stlaccius  Albiuuß,  A.  Clodius 
Maximu8f  M.  Amullius  Lupus,  M.  Fabius  Firmus.  | 

Quod  T.  Aufidius  Thrasea,  Ti.  Claudius  Quartinus  Ilviri  v.  f.  de  de- 
dderio  Laeli  Atimeti  optimi  civis  q.  d.  e.  r.  f.  p.  d.  e.  r.  i.  c:  |  Cum  M.  Laelius 
Atimetus  vir  probissimiu  et  singulis  et  universis  karos  petierat  io  ordine 
aoBtio  titi  aolarimii  |  aedifiei  qwid  extniit  in  Tktnsitorio  remitteretar  dbi 
ea  eondidone  ut  ad  djem  vitae  dos  nsm  ot  fructos  |  potestasque  aadifid 
sni  ad  fie  pertineret,  postea  avtem  reip.  novtrae  esset,  plaeafe  hvic  ordloi 
tarn  gratam  voltmtatein  optimi  dvis  |  admitti,  remittiqae  ei  solarium,  eum 
plus  ex  pietate  promiasi  eins  res  publica  oostra  postea  conaeeiitora  sit 
In  coria  E  N  -LXXXO* 

Miu.  Naz.  721.  MiiiT.  BaiL  ItaL  l,  73.  (e  Numero  octoagesimo  secondo.) 

98]  6. 

 in  basiliCA  •  8CRIBEND  ADFVER . 

qood  V-F-OE  SEPVLTVRA  CN  TETTciom.Tir.q.d.e.r.t.p.de.R.|.C  QVM 

cn.  tettoln  ttuDIVIi .  ET>  AMOREM  «011111  -TEIIPw«  nipablieM  noitrae  praESIITEIHT 

pUkCah    haie    oidiiii    mexitOliyM  *  TALI8  •  VIRI  <  BEOVNDlS  •  ElV  ECVNDAR 

•  ConfinnARiPVBLICA-AVCTORiTATE  pRAESERTIM 

•  SPEI  <  NON  •  MAQIS  •  PATRI  •  QVAM  ceip  mERITO  .  .  . 

ON  •  FVI8SENT  IPSfVS  •  PROBIT  O  

ODO  F  •  LOCVM  •  SEPVLTVne 
ante  •  PORTAM  -  QVO  •  LOoo 
IN80RlBI-€N<T«tteiinii 

E  .  RE  I.  N.  2621  =  Mtn.  Nas.  m 


C APITEL  n. 

HANDEL,  INDUSTRIE.  LEBER 

§  1.  Culte. 

Der  historischen  Eotwickeluag  der  Stadt  gcmäsf?  ist  die  Keligion  der 
alteu  Putoolaner  dreifachen  Urspnings;  ueben  den  hellenisch -cHmpanischen 
Gottheiten  finden  wir  die  Culte  der  römischen  Colonic  und  später,  alles 
überwuchernd,  den'  orientalisclKii  Aberglauben. 

Wie  in  der  Mutterstadt  Kymc,  erhob  sich  auch  in  Dikaearchia  ein 
ApoUontempei  auf  der  Höhe  der  Borg').    Weiter  finden  wir  den  Dienst 

1)  8UL  8ilT.in.fi.  74: 

Qic  aospice  condita  Phoebo 
TMa  DicMdni  portoB  e*  Kttoca  mandi 
Qoipila. 


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Fateoll  ^  LetMO. 


der  Demeter,  jener  zwdten  SchirmherriD  Eyraes,  und  ans  dm  Namea'  der 
Peiticiis  NeptuDi  dürfen  wir  wohl  auf  einen  Tempel  des  PoB^don  eeUieBseii. 
IHe  warmen  Quellen  der  Stadt  mussten  von  selbst  auf  den  Cult  der  HeU< 
gMter  Asklepios  und  Hygieia  hinleiten;  und  hier  wie  in  Ischia  waiBH  deA 
Kymphen  Grotten  geweiht  und  Altäre  errichtet  Die  Verehrung  des  Hercules 
macht  den  Uebergang  zur  zweiten  Gruppe  der  Gülte,  den  Gottbettoi  der 
römischen  Golonie. 

Voran  steht,  wie  billig,  der  Genius  Coloniae  Puteolanae,  dessen  nicht 
weniger  als  elf  Inschriften  Erwähnung  thun.  Weiter  Fortuna,  Liber  Pater, 
Bona  Mens  und  Bona  Dea.  Der  Tempel  des  Honor  wird  in  dem  Seuats- 
decieL  von  105  v.  Chr.  erwähnt. 

Den  Cult  der  Kui^t^i  betreliend,  küniiüii  wir  die  TeiDjtcl  des  Auguätus 
und  Divuo  Pius  notli  nachweisen;  wir  dürfen  aunehmen,  da;-3  ui  der  Colonia 
Ilavia  auch  ein  leiiiptl  des  Vespasiaii  nicht  gefehlt  haben  wird;  linden  wir 
einen  solchen  ja  in  dem  benachbarten  Cumae. 

Die  orientaUscheo  Gülte  werden  in  einem  anderen  Zuaammenhauge 
behandelt  werden. 


Inschriften. 

1.  Helleniseli-eampaBiscbe  Gnlte^ 


;*9l  APOLLINI  SACRA/V 
Q  TREBELLIVS  RESTITVTV8 
FECIT 
LH.  3088,  Miit.l!rM. 


iOOJ       S  A  C  R  V  M 

APOLLINI  - 

C  ■  RATINIVS 

F  I  R  M  V  S 

I  N.  2584.  Gef.  ia  FossuoU.  Yignoli 
P.18& 


101 


103] 

103] 

A  C  0  M 

ACKAHniO) 

AELIA  -  NICE  .  ET 

A  N  A  N 

KAJ 

CALLI8TV8  •  MEDICV8 

VS-OVF 

vriAi 

A8CLEPI0  •  ET  •  HYGEIAe 

VENERI 

€YXAPIC-H 

DONVM  •  P08VERVNT 

D  •  D 

nptüTore 

LN.  858fr.  OOriacu.) 

LH.  8760. 

NHC 

OiUTucci 

C.  I.  6. 5864. 

SjUoge  16*>4 

/'ERTINACIS  .  AVC|  •  ET  m.  aurelii  anto 
MINI  Pll  AVCf  ET .  P  .  SEPTimii  gctac  nobi 
LISSIMI  CAES-  ET  IVLhic  doninae  mat.  iiugg. 
ET  KASTRORVM  STLAccia 
SACERDOS  CERERVM  INTROITnm 
THIASO  •  PLACIDIANO  DONAVIt 
«tV  ELAVIO  T  F  ECLECTIANO  ■  SACEi  1  le 
.  .  T  •  8TLACCMS  SOTERE  •  ET  REPAR 
8178»  Mos.  Hu.  887. 


105] 
NYMPHIS 

DVCENIAA*F 
T  YCHE 
D     *  D 

I.N.24S8.  PaUadini 

Sepolcreto  p.  16. 
Gefunden  1817  in  der 

Masaeria  Cordislio. 
7» 


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106 


i'uteoU.  —  Leben. 


106] 

A  AVIANIV8  -  CILO 
LVMPHIS-V-S-L'M 

L  M.  üö:^i.  Mus.  Issa. 


107]  •) 

T  •  JPLAVIVS 
ANTIPATER 
VNA  .  QVM 
FLAVIA  •  ARTE 
MISIA  <  VXORE 
ET-ALODEUB 
A8CLEPIVM-ET 

HYQIAM 
lÖVl  FiAZZO 

VOTVM 


1») 

T  -  FLAVIV8  .  ANTI 

PATER  .  VNA 
CVM  *  FLAVIA  •  AR 
TEMI8IA  •  VXORE 
iOVI  .  EIAZIO  •  VO 
TVM  .  LIREN« -80LVIT 

LN.90M.  Mni^Hw. 


106] 


HEROVLEI 
8 AO  R VM 
0  MMICI« 0  *  ÜB .  ALEX  •  FECnr  -  8ERV08 
VOVIT  -  LIBER .  80LVIT 


tiERCVLEI 
8ACRVM 
MARCI-CL- AIEX 
DAT 


Cotp.  üMor.  lM.J,im^  (Liidgiiaiio  BpIL  Kap.!!, 


TITI  AELlI 
AVG   Pll  .  P   P  ET 

.  CAESARIS   -  N 
PVTEOLANORVM 
DISP  AFRVMINTO 


2.   Kümische  Cnlte. 

109]  PRO  SALVTE 

IMP   -  CAESARIS 

HADRIANI  •  ANTONINI 
MO  M  •  ALLI  AVRELI 

GENIO  .  COLONIAE 

CHRYSANTHVS  AVG 

PVTEOLIS  .  ET  OSTIS 

L   •    D   •    DECVRIONVM  PERMISSV 
I  N.  2464.  Oct.  in  Pnz/uoli  bei  s.  Giacomo  (Sfurn.  Mar.  892)  oder  bei  den  Carme- 
iilaatni  (Mur.  7ö).   Jcut  m  Neapel  (Momm.soü). 

IIOJ  D  I  K  A  T  A 

L-VENVLBO  APRONIANO  IT  L  - SERGIO  PAollo  C06  p.c.  166. 
SANCTISSIMO  DEO 
GENIO  COLONIAE 
PVTEOLANORVM 
NEMONIA  •  CALÜSTE  NEMONI 
EVTYCHETfS     CVM  DVOBVS 
M    M    NEMONiS     M  FlUJS 
EYTYCHIANO  •  ET  GEMELLIANO 

FRATRIBVS     SVIS  ET 
NEMONIA  lANVARIA  FiÜA  -  SVA 
DONO  DANT 

I.  N.  2466.  QeL  in  Poisuoli  bei  8.  Maria  in  Ckwmedin.   Vignola  p.  193. 


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PoteoU.  —  Leben. 


107 


lllj  PRO  SALVTE  -  ET  •  VICTORIA  AVGVSTORVM  DEO  MAGNO 
GENIO    COLONIAE  -  PVTEOLANORVM    ET  PATRIAE  •  SVAE 

Q-AVRELIVS  HERMADiON  SEVIR  AVGVSTAUS  ET-CVRATOR  EORVM 
EXTRVXIT  '  £T  •  DONVM  -  DAT  *  L  N.  MBB. 


112] 

8ANCTISSIM0  DEO 

GENIO  COLONIAE 
PVTEOLANORVM 
M  -  NEMONI  M  -  PILI 
TVGVRINVS  ET 
SABINVS  FELIX 

DONO  DANT 
I.  N.  2466.  YignoU  p.  196. 


118] 

GEN  COLPVT 
SIC    P  •  ACILIVS 
HERMEROS 

I.N.2467  a.correcter7216. 
JeM  in  Fkmns.  (HenioiO 
ne  auf  dam  Steine. 


IUI 

GENIO   COLONIAE  PVTEOLAN 
SACR 
FORTVNAM 

PTOLEMAIS  ISSA 

CVRANTE 

GALERIA  -  CRYPTOGENIA 

M  ATRE 

I.  N.  2469.  Pozcnoli,  im  Garten  des 
Yleakfiiifg».  Hur.  79, 1. 


115] 

SOLI 
I  N  V  I  C  T  0 
GEN  COL 
CL  •  AV  RE  L 
R V  FF  I  N  V  S 
CVM  •  CONIV 
GE  -  ET  -  FILIO 
D  D 
LII.9470Hiir.26, 
6,  Pozzuoli,  im6ar> 
tan  das  ^ncak&nigs. 


116] 

GENIO  .  VOTVM 

SOLVIT    AfJm  LiB 

M   ANfJvS  >  MACER 

l  N.  2472.  Mus.  Naz.  Oefondeo  1708 
in  Potanoll 

117] 

SANCTISSIMO  .  DEO  PATRIo 
EX  •  VOTO  CONSVMMAVIT  •  iVLIVS 
SECVNDVS  FA0N1V8 

ob  mgahftrig?  CapMeioliiitFat.p.96. 


118] 

geNiO  '  COLOa 
A  N  N  I    •    L  X 
pecuNIA  *  8VA  .  O 
N  CON 


L  N.78S9 
Nm.686. 


119] 

LIBERO    •  PATRI 

SACRVM 
T  .  T  .  FLAVIl  -  ECLE 
OTIANVS  •  ET  .  OLIM 
PiANVS  •  FIL  •  EiV8 

SA0ERD0TE8 
ORQIOPHANTAE 


L  K.  2477  (Smeüns  27. 16 
Fontaiio). 


PATRI •  SA 

ANNALE 


120] 

LIBERO   

C  R  V  M  XX 
T  .  FL  EqLECTIANI  SACERD 
AVREL  -  AV  q  .  LIB  DRACo 
PARASTATA  -  C0N8ACRAV1T 

LK.2478  e  Mos.  Nm.668. 


121] 


CN    CORNELIVS  •  ON  •  L  •  PAPIA 
L  •  GALONIVS  >  L    L  .  AGATHOOL 
MAG  •  BONAE  -  MENTI 
D  •  S  •  FAC  •  COER 


L  K.  2587. 


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IQg  *  Pnteoll  — 

0  .  AVILLIV8  •  DECEMBER 
REDEMPTOR  •  MARMORARIVS 

BONAE  •  DEAE 
CVM  .  VELLiA  •  CINNAMIDE  -  COtT 
V  •  $  •  L  •  M 
CLAVDIO  •  AVQ  -  L 
PHILADESpOTO-SACERDOTE.  PO8ITA 
DEDICATA  -  VI  •  KAL  •  N0VEMBRI8 
Q  .  IVNIO  •  MARVLLO  •  COS 

i.  N.  2688  (Fubio  tiiordaoo).  p.  Chr.  02  Borgh. 


223] 

MERC  RETiÄM  VII  //////  OVPL 
DAN  •  MAG  -  CVRARVNT 
SEX  CALAASI-SEX  F  A  RONI  L  L 
N '  FAFINl  -  N  -  F.  A '  AEMI  AEMI 
CN  ATANI  C  F-L  PONTI  L  L  QA 

I.  N.  2480.  Hus.  Hu.  (MommMa). 


126J 


IVLI  

AE  D  E  .  .  .  . 
AMENTEIS 
fECi.T  '  ITEM 

1.  N.7S61  sMii& 

C86. 

127j    T    VESTORIVS  -  ZEL0TV8    POST'  ADSIGNATIONEM 
AEDIS  .  FORTVNAE    SIGNVM  PANTHEVM 
SVA  •  PECVNIA    D  O 

I  N.  2591.  Gdi&rt  IrieriMTf  nicht  nadi  NMpd,  denn  die  Yestorii  «nid  eine  pateo- 
lanisehe  FarnUie. 

§  2.  AogastaUo. 

Der  Oidu  AiigusUilUin)  musstc  in  der  reichen  Handelsstadt  Putei)li 
eine  bervonageüüc  Stellnng  einnehmen.  So  sind  v.ir  denn  über  die  Or- 
ganisation dieses  Standes  hier  besser  unterrichtet,  als  fast  iig(;iidwo  sonst; 
ja,  die  einzige  Erwälmung  der  .\ugnstalcn  in  der  lateinischen  LUtjcaiur  be- 
zieht sich  höchst  wahrscheinlich  ;inf  Puteoli  (Petr.  30.  2). 

Die  Masse  der  Augustalen  zerüel  in  Centurien:  Centuria  Petroni 
(128.  129),  Centuria  Corneli  (130).  An  der  Spitze  des  ganzen  Ordo 
standen  mehrere  Curatorcs  (131. 132),  daneben  wird  ein  Quinquennalis 
erwähnt  (134),  doch  ist  die  Zugehörigkeit  dieser  Inschrift  zu  Puteoli  nicht 
ganz  sicher.  DauD  haben  wir  auch  hiec  Suviri  Augustales,  eine  Wardc, 


1241 

DliS  IMMORT  A 
LIBVS  DEAB VS 
qVE    OM  N  I  8  V  S 

SACRVM 
T  .  AVREL  PROTO 

aENES 

I.N.2461.  Pozzuoli,  nella 
crcdnta  dogaiia  iuitica. 
liono  Guidu  Uv.  II,  7.) 


125] 

A  •  C  0  M 
A   N    A  N 

VS  OV  F 
V  E  N  E  R 
D  .  D  •  D 

I.N.  7260  =  Mus. 
.081. 


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die  Pütronius  (c.  30  und  57^  seinen  Trimalchio  bekleiden  lässt  (132.  133). 
Puteoli  und  Cumae  eigenthiinihch,  so  weit  unsere  Kenutniss  reicht,  sind 
die  Augustales  Duphciiirii  (135 — 139).  Sie  erhielten  doppelten  An- 
theil  an  Opferechmäusen  und  Spendeu  (iieiizen).  Die  Augustalps  nnr- 
porati  dagegen,  die  man  gewöhnlich  Puteoli  zutbeilt,  gehören,  wie  es 
scheint,  nach  Miseuum. 


128] 

A  - ARRIV8  •  Ch^SAffiVS 

marmorArivs 
avqvstäl  pvteolis 
dvplioiar  •  >  petron 
vivvs  .  8ibi 

r.  ^.  2525  =  Mm.  Naz.  810.  üef. 
11  ö6  iu  Alaraoo  im  fotidu  la  KagiDella. 


129] 

L  .  PLVTIV8 


EVTYCHIO  • I 


IVNCTA  •  80H0U8  •  >  PETRod 

L  K.  am  s  Mu.  Nai.  7S5,  froher  in 
8.  nmnciSQO. 

180]     C   .  CA£80NI0 
EVDIAOONO 

PATRI 
eVLT0R>C0RN1^L 
OB  '  MERITA  •  EIV8 

I.  N.  9684  ^rnnsen),  Qtl  im  AmpUyMiter. 


181]  Q-VOLVSIO  SATVRN 

P  -   CORNELIO       SCIP  .  COS 
AVGVSTALES 

^  ^  '      P  e  r  0  P  i     C  L  A  V  D  I  0 

CAE8ARi  AVGVST  .  ET 
*  g  r  i  p  p  i  n  s  e  AVGVSTAE 
l-Ö-M-ET'  GENIO  COLONIAE 
LVD08  .  FECER  >  Xlll  •  Xli  -  K  •  MART 
C  -  TANTILIV8  -  C  •  0  •  L  •  HYLA 
ON  •  P0LLIV8  •  CN  .  L  •  VIOTOR 
0  •  IVLIV8  .  0  .  L  •  QLAPHYPV8 
0VRATaRIBV8 

I.  N.  2463  (Pighios).   Vielleicht  nach  Cumae  gehörig. 


p.  Chr.  ö6. 


182  » Iii] 

PRO  •  8ALVTE  -  ET  •  VICTORIA  •  AV0V8T0RVWI  •  DEO  >  MAGNO 
QEVnO  .  OÖLONIAE  •  PVTEOUNORVM  -  ET  •  PATRIAE  .  8VAE 

Q-AYREUVi .  HERMADiON  •  8EVIR  *  AVBV8TAIJ8  •  ET  •  OVIWrOR  -  BORVH 
EXTRVXIT  -  ET  .  DQNVM  •  DAT  /////////////////////// 
I.    M6a.  G«£  1548  m  Posraxdi  (Uunt  Orthogr.  314^  0). 


OVM 
TYCH 


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« 


uo 

133j  Q 

seviR   •  AVgust 

II  I  IUI  II  II  II 

S  .  L  V  D  V  M 
P  ET  •  BASILiCA 
maRMORIBVs 

I.  N.  2Ö40.  Mus.  Nai.,  früher 
in  ö.  Francesco. 


PitteoU.  —  Leben. 


1341 


D      -  M 
M  .  MANLIO  •  EPAPHRODITO 

AVQV8TALI 
IDEM  QVINQ 

L  £1.2683.  Miifi.liai. 


135] 

0  AEMILIO  HE  LPIDE 
PHORO  DECVR  •  ET  ■  DEND 
ROPHORO   ET    AVgust  •  DVPLIC 

QVI  •  VI  *  XIT  -  AN . . .  A « 1 1  •  D .  XXV 

aeMlLIA  INA  *  00 

ingi  -  BENe  >  mereN  •  FEO 
Hw.  Nm.  1031  (L  N.  Sr4S  n.  6S62). 


136J 

D  -  M  S 
SEX  PATVLCI  .  APD 
LAVSTI  AVG  DVPL 
PVT  ET  .  POMPONI 
AE  CHRYSIDIS  •  EiVS 
SEX  -  PATVL  -  EVNVS  •  ALW  •  B  -  M 

I.  K  2591  s  Mm.  N«i.  741. 


187] 

D  M 
C  N  CORNELIO 
VERNAE    •  DELI 
CATO  AVGVSTALI 

DVPLICIARIO 
VIX  ANN  XXXXV-M-II 

ANTONIA 
LENTYBIANE  VXOR 
CONIVGl  RARISSIMO 
BENEMERENTI 
FECIT 

L  N.  2626  SB  Mob.  Nas,  8ia 


138] 

d   •  M 

  AMYNTAE 

aag1i1»RT0.AVGV8T 
dupliciARIO  •  M 
S  .  LEONAS 

LN.2625»Hiia.Ntt. 

1(M0. 


1391 

cN  HAIO  DORYPhORO 
PVRPVRARIO  •  AVGVst 
DVPLICIARIO  VIXIT 

ANN  IS  xxxxvim 

M  >  VI   OlEBVS  •  XXIX 

I.  N.  117  Amalfi,  aber  tob 
Henzen  mit  Becht  PntMÜ 
rageth^t,  wegen  der  gm 
Haia,  der  Porpnrf&rberei  und 
des  äug.  dnpüciariiis. 


M  ANT0NIV8  TR0PHIMV8 

AVGVST  •  PVTEOL  ET  NEAPOLI  •  NEGO 
TIATOR  •  SAGARIVS  SIBI  ET  IVLIAE  IRENE  CoN 
IVQI  .  RARISSIMI     EXEMPLf  -  ET    ANTONIAE  •  IVCVN 

SVIS 

DINAE  F  LIBERTIS  LIBERTABVSQVE  P0STERI8QVE  •  EORWI 
ET  .  IVLIAE  •  EVPHEMIAE  •  POSTERISQVE  •  EIVS 
I.  N.  9BM  e  Hu.  Mm.  flOS. 


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FnteolL  —  Laken. 


III 


Hl] 

M  GAE  Sl  .  VS  AV  .  GV 
STA     LES  -   QVI      Bl  .  XIT 

 ME    Sl    BVS  .  VIII    IV    LI  . 

A  -  CAL  LEI  A  »  MA  .  TER 
Fl  •  LI  •  0  BE  .  NE  •  ME  •  REN 
Tl 

L     3012  =  Mus.  Nas.  844 

142] 

An  der  Seite : 
DECESSIt    Vm  .  IDVS  IVNIAS 
POUiONE  Ü  -  ET  •  APRO  -  U  •  COS 

L  K.  3687  »  Hob.  Nu.  742.  (Ton  &  Fnft* 


143] 

D   •  M 

C     IVLI  -  VICTORIs 

AVGVSTALI 
VIXIT    ANN  XXX 

I.  N.  2528.  Mus.  Kas. 
(Von  S.  Francesco.) 


144] 

D  M 

LVSCI  AVGVSTALIS 
L  .  SVTORIVS  TYCHVS  B  M  FECIT 
L  N.  S233  (Mus.  m). 

145] 

N  *  NAEVIVS  .  MOSCHVS 

AVGVSTAUS   .  PVTEOL 
N  .  NAEVIO  .  VITVLO  -  F 

DVLCI88IMO 
ET  -  NAEVIAE  >  SATVRNlNAe 
CONIVGI  -  CARIS8IMAE 
CONSACRAVrr 

L  K.  SSao  «tu  Manao,  Jetit  im  YaAicao. 


Q  *  I  N  8  T  E  1  0 
DIADVMENO 
AVQV8TALI 
COLVIT-  ANNI8 

XXXXV 
VlXIT  *  ANNl  8 
LXXXIIM  •  MENS 
VI  •  DIEB  '  XV 
H  E  R  E  D  E  8 

146] 

DiS  MANIBVS 
T  MARCIO  .  TAVR 
AVGVSTAl .  fEclt 
SE  -  VIvO  SIBI  ET 
CORNELIAE  -  ABASCAN 
tILlAE  VXORI  ■  SVAE 
ET  CORNELIAE 
AGATHONIDl 
BeNEMeReNti 
VXORI 

I.  N.  2634.  Piauura.  (Galdi  soll, 
aui.  (Ii  Pian.) 


147]  SEX  •  PVBLICIV8  BATHYLLVS 
ACCENSVS  CONSVLI  AVGVSTALIS 
PVTEOLjS  ET  VENAFRl  SIBl  -  ET 
VRVlNEIAE  .  L  .  L  -  MODESTAE  VXORl  SVAE 
ET  •  L  .  VRVlNEK)  •  ADIVTORf  •  ET 
O  .  IVLIO   .   AVOTO   .*  FRATRI 

* 

LN.S6aSs  Miu.Ntt.798. 


148J  D  M 
Q  VALERIO  •  SÄ 
LVT ARl  .  AVG  -  PV 
TEOLIS  ET  CVMIS 
ET  -  VALERIAE  •  TRY 
FENAE 

HEREDE  S 

LN.2196 


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112 


PuteolL  —  Leben. 


§  3.  Gollegia. 

ÜBtor  den  Vereinen  in  PateoM  Dimmit  du  honeBtissimiim  eorpas 
Dendropbororam  eine  der  ersten  Stellen  ein.  Mit  den  Angelegenheiten 
dieees  Ck>llegi  besdilftigt  sich  der  oben  angeführte  Senatsbesdünss  ans 
dem  Jahre  196  o*  Chr.  (N.  98) ;  ein  Mitglied  desselben  haben  wir  schon 
in  dem  Augustalen  Q.  Aemilins  Heifiidephorus  kennen  gelernt  (N.  135). 
Haupteächlich  aber  beruht  unsere  Eenntniss  dieser  Genossenschaft  auf  zwei 
VeneichnieBen  der  Mitglieder  ans  dem  dritten  Jahrhundert  (L  N.  2559): 
149]      ex  *  S  •  C  •  DENDROPHORI    CREATI    QVI  •  SVNT 
SVB  .  CVRA    XV    VIR    S  .  f    CC  ■  VV 
PATRON  L  AMPIVS  •  STEPHAN VS  •  SAC  M  DEae  QQ 
DBVD  •  DEDICATIONI      HVIVS      PANEM  •  VMVI« 
ET  •  8PORTVLA8  •  DEOIT 

Es  iblgai  dann  87  Namen,  endKcfa  das  Datum: 

OEDICATA  *  VI  •  ID  •  OOT  •  n  *  ET  •  SEMEL  •  008 

202  p.  Chr.  nach  Marini,  251  nach  Borghesi. 

Und  ganz  ähnlich  L  N.  2560,  nur  sehr  Yerstüuuzielt: 

150J  dendroPHOn  •  QVIBVS  •  EX  •  s.  c  ooire  licet 

Dann  19  Namen. 

Gefimden  ist  diese  letstere  Inschilft  sicher  In  Baiae  (Gnaiini  comnuIX, 
p.  87),  und  so  ist  es  aileidlngs  wahiacheinlichi  dass  auch  die  erste  unserer 
Inschriften,  die  schon  zn  Gaimeeto's  Zeit  in  Pnteoli  sieh  bebnd,  ans  Baiae 
stammt  Dia  Genossenschaft  der  Dendrophbren  hingt  nun  hekanutUch  mit 
dem  CuU  der  Kybele  nnsammen;  sie  trugen  die  grttnen  Zweige  hei  den 
Festsogen.  Unsere  beidoi  Verzeiehnisse  wazen  also  ohne  Zweifel  beim 
Tempel  der  GOttennutter  hi  Baiae  angestellt;  der  Patron  des  CoUegs, 
L.  Amidns  Stephanns,  war  Priester  dieses  Tempels.  Wie  Terhalten  sich 
nun  aber  die  pnteobnischen  Dendrophoren  zu  diesem  Tempel  in  Baiae? 
8<dieB  irir  annehmen,  dass  in  Puteoli  und  in  Gomae  getrannte  CoUegien 
von  Dendrophoren  neben  einander  bestanden  und  also  auch  in  Pntebfi  ehi 
Tempel  der  Mater  Deom  sidi  erhob?  Ich  denke  nicht;  eine  so  grosse 
und  reiche  Genossenschaft  passt  viel  eher  zu  der  Handelsstadt  Puteoli, 
als  in  dte  vacuae  Cumae.  Auch  in  Ostia  haben  ja  die  Dendrophoren 
eine  hervorragende  Stelle  eingenommen.  Dazu  kommen  die  charakteristisch 
pateolanischen  Namen  des  .ersten  Verzeichnisses;  wir  haben  darin  nicht 
weniger  als  ftlnf  Granii  und  drei  Pollii;  dagegen  die  drei  Luccei  des  zweiten 
Verzeichnisses  weisen  uns  entschieden  nach  Cnnuie.  Das  Colleg  der  Den- 
drophoren ist  also  beiden  Städten  gcmeioiam  gewesen;  Puteoli  hatte  keineii 
besonderen  Tempel  der  Göttermutter. 


t 


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PttteoH.  —  Leben. 


118 


Das  CoUeginm  deeatrenflinm  erwAtant  zwei  Inschriften  ans  dem 
vierten  Jalirlinndert: 

152]  MAVORTII  


151]  MAVORTi '  m 
Q  FLAVIO .  MAESIO 
CORNELIO  •  CQNATIO 
8EVER0  •  LOLLIANO 

0  <  P  •  Q  •  K 
DECATREN8E8  •  CLI 
ENTE8EIV$.PATR0N0 
PRAE8TANTIS81M0 
P08VERVNT 

L  N.  2504  =:  Mas.  Nax.  707. 


Q  FUVIO  -  MAE8iO  «EQNATIO  •  LOLUANO  C  -V 
Q  K  PRAEtORI •  VRBANO * AVGVRI •  PVBUOO-PO 
PVU  ROMANI .  QVmmVM  .  eON8  .  ALBEi  -  Tl 
BERI8 .  ET-  CLOACARVM  •  C0N8  -  OPERVM  •  PVBU 
CVM  •  C0N8  •  AQVARVM  •  C0N8  •  CAMP  •  OOMITI 
FUVIALI '  COMITI  -  0RIENT]8  *  COMITIS  -  PRIMI 
0RDINI8.ET  .PR0C0N8VU  PROVINOIAE- AFRICAE 
C0LUQEV8 .  DE0ATRE88IVM  •  PATRONO  •  DKM» 
8IM0  -  P08VERVNT 
I.  N.  2602.  Basis  rescripta  auf  der  Piazza  di  PozsnoH. 


Der  Name  Decatrensc;?  ist  noch  nicht  in  befriedigender  Weise  erklärt 
worden;  übrigens  ist  er  ausserhalb  Puteoli's  bis  jetzt  nicht  nachgewiesen. 
(Mincrvini  Nuove  osservaziooi  intomo  alla  foce  decatrenses.  Memorie  deli^ 
Acad.  Pontin.  1852). 

Dazu  kommt  jetzt  das  Colhgium  kicabillariorum  quibtts  S.  C.  coxre 
licet.  1855  fand  man  bei  dem  Landhause  des  D.  Prospcro  MagHone 
in  Pozzuoli  die  Rudera  eines  Saales  mit  weissem  Mopnikhoden,  davor  vier 
Säolenstümpfe  und  drei  Basen  mit  den  Statuen  des  Antoninus  Pius,  der 
älteren  Faustina  und  des  Marc  Aurel  aus  den  Jahren  139,  140  und  161. 
Dabei  eine  Bieiröhre  mit  COL  FL  (aug.  put.).  Die  Basen  trugen  die 
Inschriften : 

154] 

FAVSTIN AE  AVG 
IMP  CAESARIS 

T  .  AELl  -  H  ADRIANI 


i5S] 

IMP  •  CAESARI 
DiVl  .  HADRIANI  FIL 
DiVl    -    TF.  AIANI 


PARTHICI     NEPOTI  ANTONINI  AVG  Pll  P  F 

Dl  Vi    [VERVAE    PRON  TRIBVNIC  POTlÜ  COS  III 


T-  AELIO  HADRIANO 
ANTONINO  ■  AVG  PIO 
PATRI  .  PATRIAE 
PONTIFICI  MAXIMO 
TRIB-POTES  II  COS  Ii 
COLLEGIVM 
SCABILLARIOR 
QVIBVS  8-C  COIRE  UCET 
L  •  D  •  D  •  D 


COLLEGIVM 
SC  AB  I  L  LARIORV  M 
QVIBVS  S  C  COIRE  LICET 

L  .  O  •  D  D 


155]  imP  -  CAESARI 
m  A  V  R  E  L  I  O 
aNTONINO  .  AVG 
diVi  .  ANTONINI  F 
diVi  HADRIANI  NEP 
diviTRAIANI-PARTHIC  FRON 
divi  NERVAE  AB  NEPOJI 
ponTIF  •  MAX  TRIB  POT  •  XV 

COS  MI 
C  •  IVLIVS  FORTVNATVS 

QVINQVENNALIS 
NOMINE • SOCiORVM 
QVIBVS  S  C  COIRE  LICET 
PEQVNIA  SVA  DONVM  DAT 
L    D  •  D  •  D 


Uiumiu,  Bali  Nap.  n.  8.  IV,  p.  1  nnd  Memorie  aiaideiBkiie  p.  84—117, 
Mnteo  HMleuae  (Jacr.  UL  606-700)^ 


7181,  Jetrt  Im 


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1 


114  PnteolL  —  Lebeu. 

Scabillarii  ist  wohl  gleich  tibicines.  Vier  dccuriae  Scabiliariorum 
kommen  auch  in  Interamna  vor  (Orelli  2G43). 

Endlich  das  Collegiuoi  salutare  (Bull.  Nap.  n.  s.  II.  p.  58): 

156]  D  I  S        M  A  N    .   .   .  . 

THESEO  ET  .  SY 
EX  .  COLLEGIO  SALV 
FAMILIAE  •  VALER 

§  4.  Handel,  Industrie,  Leben  der  Stadt 

Es  lag  in  der  Natur  der  Verfaältniase,  dass  der  Strom  des  italisch- 
orientaUscben  Handels  zunftchst  Aber  Gampanieo  ging.  Hier  j  traten  die 
ItaÜker  zuerst  in  den  Kreis  der  lieUenischen  CtviUsatioQ;  hier  lag  Capna» 
Jahrhunderte  hindurch  in  intelleetaeller  nnd  dvilisatoriacher  Hinsicht  die 
erste  der  italisdien  Stldte.  Seine  aatttrlichen  Vermittler  iknd  dieser  Ver^ 
kehr  an  den  Griecbenstftdten  der  Kflste,  TorsQglich  Neapolis. 

Der  AnscUass  Campaniens  an  Bom  brachte  zonächst  keine  VerftHdernng 
in  diesen  Beziehungen.  Als  aber  Rom  anfing,  auch  in  Luxus  und  Bildung 
mit  Capua  zu  wetteifefo,  als  der  Wohlstand  von  Capua  durch  den  hanni- 
balischen  Krieg  vernichtet  war  und  Rom  allein  als  Markt  für  die  orien- 
talischen Wasren  in  Betracht  kam,  da  machte  sich  das  Bcdürfniss  immer 
unabweisbarer  geltend,  die  Einfuhr  direct  in  einen  Hafen  lies  unmittdbar 
römischen  Gebietes  zu  lenken.  Denn  die  souveräne  Republik  Neapel  war 
durch  eine  Zollgrnnze  vom  rumischen  Campanien  abgesperrt. 

Das  sind  die  Gesichtspunkte,  die  die  römischen  Staatsmänner  zur 
Oritttdung  der  Colonie  Puteoli  führten,  das  zugleich  die  Gründe  des  wunder- 
bar raschen  Aufschwungs  der  Stadt.  Noch  ist  kein  Jahrhundert  seit  der 
Gründung  verflossen,  so  spricht  Lucilius  schon  von  Puteoli  als  der  ersten 
Handelsstadt  Itsliens  und  vergleicht  sie  mit  Delos  (fr.  III,  11): 

Wo  nur  ein  Schriitoteller  dieser  Zeit  Tora  Terkehr  ItsUeas  mit  Aegypten 
oder  Syrien  spricht,  immer  denkt  er  Puteoli  eis  Ausgangspunkt 

Drei  Jahrhunderte  wfthrte  der  Glanz  von  Puteoli.  Als  aber  daudins 
und  Tngsn  ihre  grossartigen  Hafenbauten  an  der  TSbermflndung  anlegten, 
war  es  natürlich,  dass  ein  grosser  Theil  des  orientalischen  Handels  sich 
dort  hinzQgj  wo  man  die  Hauptstodt  so  nahe  hatte.  Teiderblicher  war 
vielleicht  die  Stnrmfluth,  die  unter  Hadrian  den  Molo  zerstörte.  Zwar 
stellte  Antoninus  Pius  dss  Werk  so  schnell  als  mOglich  wieder  her  (139); 
tket  einige  Jahn  waren  doch  Aber  den  Arbeiten  hingegangen,  und  wer 
erwSgt,  wie  schwer  es  ist,  Hsndelsbeztehungcn  in  eine  einmal  verlassene 
Bahn  zurOdczuleiten,  wird  nicht  erwarten,  dass  der  alezandriiiiache  Kanlh 


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115 


moDD,  der  während  dieser  Jahre  »ich  gewöhut  hatte,  seine  Schiffe  direct 
nach  der  TibermüDduDg  zu  senden,  den  alten  Umweg  über  Puteoli  hätte 
aufoehmeD  sollen.  Den  Commeotar  daza  giebt  die  Eingabe  der  Tyrier  in 
Puteoli  an  den  Senat  in  der  Hetmatb,  vom  23.  Joli  174  p.  Chr.  Unter  den 
Faetomen  («la^ione»)  der  orientaliadien  Städte  In  Puteoli  sei  die  Station 
der  Tyrier  durch  Qritese  nnd  Schönheit  aoflgesdchnet  FiOher  nqn  hätten 
viele  ond  reiche  Tyrier  in  Puteoli  gewohnt  und  die  Kosten  der  Unterhaltung 
der  Faetorei  mit  Leichtigl^eit  ao^ebracht  Jetst  aber  sei  deren  Zahl  auf 
wenige  ziuammengesdimolzen^  und  da  als  tnsserdem  die  Kosten  flir  den 
Colt  der  tyrischen  Gatter,  die  in  Puteoli  verehrt  vrOrden,  sn  bestreiten 
hätten,  so  kfinnteu  sie  die  Miethe  fär  die  Factord,  250  Denare  jährlich» 
nicht  mehr  anCbringen.  —  Der  Rath  von  Tyros  heschlieest  dannf,  dass 
die  tyrische  Station  in  Born  die  250  Denare  su  zahlen  habe. 

Die  Handelsbeziehungen  Puteoli*s  umüusten  alle  Küstenländer  des 
Mittelnieeres*). 

Dicarckei  portU9  et  lüora  mtduft 

wie  Statins  singt  (Silv.  UL  5. 74).  Wer  nach  Sicüien  ging,  schiffte  sich 
gewöhnlich  in  Puteoli  ein  oder  stieg  hier}  von  Sieilien  kommend,  an*s  Land. 
Cicero  ftthrt  in  der  Anklage  gegen  Verres  eine  Ansshl  pnteolaolscher  Kauf« 
leute  als  Zeugen  vor,  »reiche  und  ehrenwertfae  Leute«,  den  Pnblins  Granius, 
Lucius  Herenulns,  Marcus  Annius,  dnren  Schiffe  Verres  während  seiner 
Amtsfithrung  geplflodert  hatte"). 

Der  Olfen  lag  stets  voll  von  Lastschiffen  ans  Spsoien,  Sardinion  und 
besonders  aus  Africa^).  Indess  der  wichtigste  Theii  des  puteolanischen 
Handels  ging  nach  dem  Orient,  nach  Aegypten,  PhOnikieo,  Qypem,  Klein- 
asien*). Jedes  Jahr,  mit  Beginn  der  guten  Jahreszeit,  thalen  sich  die 
aloKandrinischen  Kauf)ettte  zusammen  und  rasteten  eine  Flotte  aus,  die  die 
Producte  Aegyptens  und  Indiens  Puteoli  zuführte.  Die  Ankunft  der  Flotte 
setste  die  ganze  Stadt  in  freudige  Aufregung;  alles  Volk  drängte  sich  auf 

S)  PhiloBtrftt  Vit.  ApolloD.  VU.  12,  p.  134.  r6v  r^p  vtfiv  rmk^,  neUai 
As  ftf^t  al  pkv  if  Aißuijv  äfiiooumv,  al  d*  if  AfylmTOitf  a{  ^  le  tfotran^ir  Mli 

MäKpOPf  al  d'  ed{fu  XapdoD;,  a'i       ür:!/)  ZapSw. 

Gic  Tenr.  V.  59.  154  mercatores,  homincs  locapletes  atqae  honestos,  qai  partim 
BOOS,  partbii  IHwtos,  partim  eoUiberU»,  «b  isto  spoliatm,  in  vinda  cooiectos, .  .  .  ne- 

♦)  Strab.  p.  145.  T^v  dt  äfßoviav  tüj-,  'rmßiZoßiywv  ix  r^s  TuupSEravtai  iß- 
<pav^tt  x6  ßiys&Of  xai  rd  jtA^oc  TÜtv  ^auxXTjpiuv  ■  dixadeg  ydp  ftiftmat  Tzapd  toutwv 
jcHouaiv  tlg  Jtxcudp^etoM  *ai  rd'VloTta  rfjS  'Piäfo^i  iictifttw  rd  di  nJi^^  fiupoü  itt» 
MfiiJLio¥  rote  AtßtixoSs. 

S)  I.  N.  2i)lG,  in  ■»iT  i  Naziooale: 
167)  LCALPVRNIO  L.F  0  •CAI.PVRNiO  •  L«  F 

CAPITOLINO 

MERCATORES  -  QVI  <  ALEXANDR  -  A8IAI  -  SVRIAI  .NEQOTIANTVr 

8* 


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116 


Puteoli.  —  Leben. 


dem  Mob  zasammeii,  ««n  die  Bdni^egler  in  Steht  kameD,  die  der  Fbtte 
Torausfohrai  and  ihre  Anlninft  Terkflndeteo.  Schoo  aas  weitar  Ferne  waren 
sie  anter  der  Menge  der  flbrigen  Schiff  eilrauibar;  denn  nor  den  aleun- 
diiniscfaen  Schiffen  mr  es  gestattet,  im  Golf  das  Topsegel  m  fOhren;  alle 
anderen  ranssten  es  einreifen,  sowie  sie  die  Strasse  von  Gapri  pasfiirt  hatten*). 

Wer  sn  Gicefo's  oder  8eneca*8  Zeit  das  Emporinm  von  Pnteoli  durch- 
wanderte, mnsste  m'di  in  eine  Stadt  des  hellenischen  Ostens  versetzt  glauben 
{urha  Qraaea  Petroü).  Die  Grabschriften  zeigen,  ein  wie  zahlreicher  Bruch- 
fheil  der  BerOUnrnng  aus  dem  Orient  stammte.  Und  nicht  nur  in  den 
unteren  Schichten  der  Gesellschaft;  ein  grosser  Theil  des  Handels  war  in 
den  Hftndoi  hier  etablirter  syrischer  Häuser.  Die  grösseren  Städte  des 
Ostens,  Tyros,  Berytos,  Heliopolis  unterhielten  in  Puteoli  Factoreien.  Tempel 
orientalischer  Gottheiten  erhoben  sich  in  grosser  Zahl ;  der  syrische  Dusarus, 
der  Zeus  von  Damaskos  und  der  von  Heliopolis  wurden  hier  verehrt;  schon 
105  V.  Chr.  bestand  ein  Serapistempel  (N.  93).  Dass  uctir  diesen  Um- 
ständen das  Christenthum  frühzeitig  in  Puteoli  Eingang  fand,  ist  natürlich. 
Soll  (loch  schon  Paulus  eine  Gemeinde  hier  vorgefunden  halit  n. 

Auch  ;lU  Industriestadt  war  Puteoli  eine  der  ersten  Italiens.  Das 
Eisen  von  Elba  wurdu  hierher  verschifft,  um  hier  zu  Werkzeugen  vcra,rbeitet 
zu  werden,  die  dann  in  alle  Welt  ausgeführt  wurden  Treffliches  Bleiweiss, 
molybditisy  wurde  bereitet  (Plin.  II.  N.  33.  i061).  Die  Purpur- Farbereien 
sind  schon  erwähnt  weideu;  der  Ikützer  einer  solchen,  der  Augustal  Cn. 
Haius  Doryphorus  wurde  schon  angeführt.  Andere  nennen  die  Inschriften: 


158J 

D    M  • 
L     PL  ■  HER 
MIPPO  •  PVR 
L  H.  1990. 


159J  pontius  proser IVS  •  PAVLfNVS 
■   iun.  v.  c.  conchara  poRFYRETlCAM 
nimia  vcT  V  ST  ATE 
coUapSAM  .  FON 
ti  restitait 

  Boll.  Nap.  0. 8.  n,  p.  51  (Gammi). 

^)  Seneca  ep.  77.  Subito  nobifl  hodie  AlexaDdrinae  naves  adpameniiit,  quae  pr&e- 
mitti  nloTit  et  nantiarc  secuturao  cla^si?  advontam:  tabellarias  vocant.  gratus  illarum 
Campamae  adspectos  est:  omnis  in  pUis  Puteolorum  tortMi  consistit  et  ex  ipso  genere 
volonixn  Alexasdrinas  qnamiis  in  magna  tmta  uvinm  intellef^t  «olb  enim  Ikflt  ri- 

paiiom  itttendere,  qnod  in  alto  oouiai  habent  iia,T«i  am  mtnvire  Capnii  «t 

proDUtttovinni  ex  quo 

alta  procelloso  speculatur  vertief?  F;ill:i-, 
ceterae  velo  iubentur  esae  contentae:  siparum  Aiexandrmaram  insigne  est 

Diod.  Y.  13  raüra  auvcqfopdZoyrtg  ifiKopot  xal  xaxaßaXi.ofU¥ot  xofdZooatv  cfg 
rt  doBBadfij^utat  xoi  dg  tA  £Ua  ipmipta.  raffra  dl  tä.  fvpvta,  xa^  A»96p*>m  m2  t«;p> 
Vtt&v  j^aixian'  nA^^os  äi^potZovrts  xarg/iy^iCnfTm,  xal  imoo<n  m9^pou  itkdoßara  rcav-to- 
Sar.d-  Tourmv  Sk  rd  fikv  tts  dpviui\>  ruizooq  jraAxsuo'jmv ,  rä  icpdg  dtx£il(d\^  xal  Spe- 
zuvwv  xal  TÜtv  äJJtmv  iffjfoktimv  edödrouf  TÜxouf  ^tiarc/voütnv  *  utv  xop-tCofienutv  üxä 
r&¥  ifiat6putv  th  fM&T«  Ttfuwi»  iMÜd  ^f/i^       viMoufiintji  ßtnlaftftäin*  rfs  tt  roitw 


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FateolL  —  Leben. 


117 


PUnias  (35  ,  44)  rflhmt  die  rotbe  Maler&rbe  (purpuritnm)  aus  Pateoli; 
ebemo  das  hier  bereitete  Camilemn  (33,  161-'2). 

Ettnfieb  ist  im  NfNrden  des  Am^tbeaters  von  Giin^pe  Crisdo  eine 
FabrOc  der  lotbea  eanpanischen  ThonvaseD  entdedct  ivorden,  die  in  der 
Kaiseneit  so  bdiebt  wureik  Wir  eeben  also,  dass  andi  Pnteoli  an  dieser 
FabrOntion  theibiahoi,  wenn  aach  die  Waare  von  Cwnae  und  Sarrenti|in 
sich  grösseres  Bnfos  erAreate.  Man  luid  etwa  900  Formen,  1000  Fragmente 
von  Vasen,  die  nwislen  rotiii  einige  sebwarz.  Der  Fabrikberr  ist  Nnmerins 
Naevios  fiüaros  und  11  8lc]a?en:  Agatheraems,  Atticus,  Goceo,  Fa?or, 
Fetii,  Henusens,  Primoa,  Speetator,  Tertins,  Valens,  Vitnlns.  Ein  anderer 
Fabrikant  ist  Q.  Pompeins  Serenas.  Daneben  baben  sieb  aneb  importirte 
anretiniscbe  Thongeftsse  gefunden,  z.  B.  ans  der  Fabrilc  des  H.  Perennius 
(Brom  Boll  Ist  1875,  p.  24S— 56). 

Aach  die  Robprodacte  der  Umgegend  waren  Gegenstand  des  Eiport 
Vor  allem  der  berflfamte  Puki»  Fv^€oU)ßm$%  die  Pazsolanerde,  die  in  der 
Architelrtnr  der  Kaiserseit  so  ansgedebntaVerwendang  fand.  Daneben  der 
Wem  des  nahen  Gaanis,  noch  heat  einer  der  besten  Italiens  (der  sogenannte 
Vino  Falemo).  Beltannt  ist  die  Weinspeknbition  des  petronischen  Trimal- 
cliio;  d^  Name  dnes  n^paieit»  firrarianm  et  vAuuianae  ist  ons  in- 
scbriftlich  flberliefert  (BolL  Kap.  n.  s.  lU,  58  =  Mos.  Naz.  794): 

160]  D  •  I« 

P  •  CAVLIO  •  COERANO 

NEQOTIATORI 
FERRARIARVM  •  ET 

VINARIARIAE 

ACIBA8  .  LIB 
PATRONO  '  MERENTI 

Die  Ileiiquelleii,  die  in  Pozzuoli  noch  heut  aus  dem  Boden  hervor- 
brechen, machten  die  Sladt  im  Alterthum  zu  einem  der  bertthmtcstcn  I^jideortc. 
Ja,  mau  wollte  den  Namen  PuteoH  als  »Brunneostadt«  fassen  (von  piUcua), 
oder  von  dem  üblen  Geruch  der  Schwefelquellen  (putor)  ableiten^).  Aber 
auch  dauernd  Uessen  sich  viele  der  römischen  Grossen  hier  nieder  und  die 
Htigd,  die  den  Hafen  beherrschen)  krönten  sich  mit  einem  Kranze  prächtiger 


Plin.  II.  N. inß  Qiu>  cmm  satis  mirctur  pessumam  dos  partem  ideoqoe 
puivercm  appellaUiu,  m  l'uicoiauiä  coUibud  oppoui  maris  flactibas,  mersumque  protiniu 
ilnri  pidfflvem  l^iMciii  mnnB  iMspi^iialnleBi  imdiii  et  frartionin  qiiotidie,  otiqne  ri  Cd» 
naoo  miscetur  caementum?  Vergl.  Strab.  p.  245,  tintcn  S.  133  Amu.  7. 

3)  Varro  L.  L  V.  II:  A  puteis  oppidnm  ut  Puteoli,  quo<l  incircum  cum  locuin 
aqua«  frigidae  et  caldae  multae;  aisi  a  putore  potias,  quod  putidua  udoribus  saepc  ex 
sulphor«  et  ihunine.  Danach  Feitm  tos  Patodi.  Plin.  H.  K.  81. 8.  AngMit  inim«rum 
Deomn  (die  HeilqmUen)  noninibu»  vaiüs  iiiliisqne  «ondwnt,  äciit  ^uteoM  in  Caa^iRr 


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118 


FtttedK.  —  Leben. 


YiUen.  Sulla  hat  die  letzten  Jahre  seines  Lebens  auf  seinem  Landhause 
in  Puteoli  zugebracht  und  ist  78  v.  Chr.  hier  gestorben.  Die  Villa  kam 
nun  an  seinen  Sohn  Faustus,  den  Fi^und  Cicero's,  der  öfters  herüberkam, 
die  reiche  Bibliothek  zu  benutzen'"').  Auch  Cicero's  Akademie  lug  unmittel- 
bar vor  den  letzten  ü&usem  der  Stadt,  doch  schon  auf  dem  Gebiete  von 
Cnmae. 

Wenige  Nachrichten  haben  wir  über  das  geistige  Leben  der  grossen 
Handelsstadt.  Wir  hören  von  Declamationen  im  Tljeater  (Gell.  18.  5.  1), 
von  Schulen,  zu  deren  Besuch  die  Kinder  bis  von  Baiac  herüberkamen 
(Plin.  H.  N.  9. 24);  der  Grammatüier  Uerodian  hat  sein  Symposion  in  Puteoli 
verfasst  (Steph.  Byz.  p.  230). 

Vielfache  Anregung  brachte  der  gymnische  und  musische  Agon,  den 
Aütoninus  Pius  zu  Ehren  Hadrian's  hier  stiftete*^).  Fs  sind  die  h'Aaißsia 
h  [ioziohnc,  nach  dem  Vorbilde  der  Italideu  in  Neajiel  alle  vier  Jahre  ge- 
feiert und  eine  Zeit  lang  ihnen  an  Glanz  nicht  nachstehend.  Bei  dem  all- 
gemeinen Verfall  der  Spiele  im  dritten  Jahrhundert  hat  das  pntcolanische 
Fest  nur  kurze  Dauer  gehabt  ZufSllig  kennen  wir  den  Sieger  des  ersteu 
Wettkampfes  im  Flötenspiel;  es  ist  P.  AeUus  Antigenides  aus  Nikomedien, 
später  Demarch  in  Neapel^'). 

JamäaMm.  von.  Oriontalen  in  PuteolL 

1.   Ifonamente  orientalischer  Städte. 

161]  Tl         CAESARl  DiVl 

AVGVSTl     F  DiVl 
IVLl     N  AVGVSTO 
PONTIF     MAXIIVIO     COS  THI 
IMP  .  VlU    TRIB    POTESTAT  •  XXXÜ  P.C. 30. 

AVGVSTALES 
RES  PVBLICA 
RESTITVIT 

1.  N.  2480  im  Mus.  Naz.,  gef.  1693  im  Fondo     i<^l:  iresc.    Darum  dio  Namen  der 
vierzeba  kleiuaaiaü&cheo  Städte,  die  Tiberius  nach  dem  Krdbebea  wieder  aul  baute. 


U)  Oie.  k%\.  17.  Ml  Ego  hfe  pucor  UUtotkeca  FaasH 

u)  Spart  Hadr.S7.  Templnm  denique  et  pro  septdero  apnd  PuteokM  cointitin^ 

et  quinquennale  i'crtamen,   Artcraidoros  Oneirokr.  I.  28:    5c  fiilhuv  d^tuvi^eir^at 

Ignarra  De  buthysio  agone  Pateolis  am  £udo  der  Paluestra  Neap.,  und  Minerviui 
BolL  Map.  a. «.  TU,  p.  76. 

Inschr.  gef.  1858  in  Neapel  beim  Theater,  jetzt  im  Museum  (2ö  =  Iscr.  gr.  54): 
n.  ATXwv  'AvTtytvtda ,  vttxr:üavrn  .  .  .  florcöLi'j;  rd  r.pwrn  dtars^iitxn  Öltä  [toO]  xopiou 
aÖTOxpäropos  *Avrtu»e{nju  Lt/asßeia  xai  upoiatg  rä  i^f^s  ij^st  düo. 


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I 


Puteoli.  —  Lebea.  119 

\'A]'^aih~  'l'''y/7,.  acoz\7^p.\ 
H  kiß'iiiazCüu  -oÄiQ  änuuoQ  A{ud(juv  xui 
auyxc-^l^  Aä/^uuut)u  xai  ^i{Xr^,  xai 
ujTT-  zatj  xuluoL)  rfyi  ' Ek/.äüoq,  \^xat  iv 
i]/(Jo$otQ  imaa  xai  tieydlan;  \^KoXt 
cTiV  did  z$  zo  yiixjg  /u/ry^c[xov  tTjU  T6 
7:p<)g  *^/'(ü/2uu/')i  ix  T^a/Mtou  (pt\M 
av,  xui  diä  ed$^a3ai  Tei/jLai]g  und 
öeou  'Adptavo^,  dvii^xe  ri^v  .  .  .  [xutu  ou- 
^fia  tou  RaveUr^vtxüu  h  ypa  ....      C.l.G.56ö2.  Mas.I<jaz. 

163]  8ACER00S  •  SILIGINiVs 

TYROS  Metropolis 
FOEOErata 
TYPOC .  lePA  •  KAI  •  ACYAOC  K«  t^p6 
nOAlC  4»0IN€IKHC  W  ^mu 
nOA€(üN 

^(Ü  •  Anco  •  C   I.  N.  9ai&  Mm.  Naa. 

%  Brief  der  Tyrier. 

164]  C.  L  Q.  5853.  Mommseii  Berichte  d.  sftdis.  Oes.  1850,  p.  57. 

'ßitunoA^  Ypa^tlaa  n6ht  \  Tupmu^  ujq  tspä^  xai  daoXou  xtä  adro' 
ySpou  pr^Tpoit&XtwQ  ^ot»e(x^  m\  SXkmv  ^3i^¥  xat  wxoofi^^g.  'Ap^ouat^ 
ßou^t  ^T^jP^  xai  T^i  xupiaQ  itatpidnQ  oi  i»  Iloxt&XoiQ  \  xatoamtVTtq  ^acpecv.  \ 

Jtä  todc  ToS  Jtopho  ^fii&iß  eAtotpdtopoQ  tu^t^v.    El  xai 

xtQ  äXky^  aTa-i]fov  iari»  iv  jlhn6AotQ,  wq  ai  itketoug  öpwv  caaac,  xcu  ^pezipa 
hnntt  xo2  xöaptp  xai  \  psyidet  t&v  äXXau  dm^ipouocu  Taun^z  nd)Mt  ph  iire- 
fttXowfto  <A  iv  UortoXoti  xa\TOtxoi}vTtQ  T6ptm  *ot*  itoXhn  SvtSQ  xai  zXooatoi' 
wv  Sl  etg  dXiyoüg  i^päg  TteptioTf^  tov  |  dpiöpov^  xak  dvaXlüxovreg  eig  re  öueiag 
xai  dpijaxeiag  xmv  nazpitov  ^pwv  ßttov  ivl^d\de  dtpatatwpivaiv  iv  uaotg,  odx 
»JTovouftsv  t6v  ftuf0hv  T^g  oTaziwvog  zapi^etv  xö|r'  irog  X  CN ,  pdXtoTa  ^ 
xai  TU  dvaXdfpara  elg  tov  dyaiva  töv  iv  llouöXtng  zr^g  ßou&uaiag  \  rjpeh  izpo^ 
aeri^tj.  JeopeSa  uÖv  npovorjoat  tfiag  ro5  dtapiveiv  dei  ztjv  araziatva.  dta- 
ptv\ex  di,  £«v  Ttpövtna'^  zibv  xaz'  izog  dtSntdvwv  tlg  zrjv  fd(fßin(ji>  X  CN 
zoii^aaat^s.  zä  yäp  lzt\pa  dvahupaza  xai  zä  ysivopeuu  £1,"  i-iaxs'jr^v  z^g 
azaziwvoq  slq  r«c  csoüq  r^ninaQ  zoo  |  xupinu  wjznxpdzopog  a'j'^r.con'jar^^  kwj- 
zotg  iXujiaunz^a,  ha  pr^  zi^y  ::oXtu  ßaputpet/.  \  ^Tznptpvfjnxons'j  Sk  uaä;,  nzi 
o'jSepia  r.nöouoog  }'eiv£zai  ouze  Ttapä  vaoxXijpwv ^  \  ouzi  zand  kpTi6poiv  rff 
ivödds  (Tzuzuovt,  wg  iu  z^  *  ßaaidt*  ßaacXtdt  Fafpr^ '  llanaxa/.ooptv  \  o5v  xai 
osüneßa  'juibv  z^g  zu^r^g  ^povziaaazz  zoj  r.odynaznQ'  ^F\yi)\d(frj  tu  /Jozt\6Xoig 
zpb  i   xakuyüujv  A^jynuozmv  FdXXfp  xat  iPXdxxtp  KopvrjXiuucp  bTzdxoiv,  \ 

(23.  Juli  174  p.  Chr.) 


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I 


ISO 


xpdxw^  BwcaAoo  i^tMpou»  \  (8.  Om.  174  p.  Chr.) 

akm»*  i»  jj  i^&oiol»  ftpiipotauß  itoe^auaSat  adrois  X  CNf  r«  #0«i£ac| 

«drovfw  titt  faa03ht  r^C  Tsr&wvoc  m^jp^I^iy  mr'  lro(  C[N]*  |  »li  «jva* 
il«»/Eiara  tlg  v)v  d^wMt  fdv     ßoxuihHC  (sie)       ßoodtwkK  ad\xme  itpootf 

aauTO  fy«  ftij  ri^v  nSXof  ßap&aw*  Kak  Onefilfiiiij\a*o»  Sn  o&^fua  itpdao^ 

Meß'  ff  dväpmat»  ^i^Jb^fc  Jio |dtf)Ooci  cZriv*  01  iv*Pi»pcg  eraxwyd^Mßt 
^  CN<  '4[f|(Otf0iK  xo)  vSir  fl{     llonSloic  |  tfniTMivtf/vfoc  adra  roSra  cnSroi^ 

Atk  I  e^ttoQ  kfthtxo,  walk  wv  oSraic  fta4ü$»,    Twto  xj  n6}iM  mtfi^fipu, 

ÜA»!^  Zeßan^  HanAiatQ^  hß  f  iäi^lmw  Ttapi^eiv  t^v  ijftevipav  \  narpfia 

nimSJiüiQj  

CMbAN^tt  in  der  Stein  Uten  nkli^  «He  FMtMteang  itenfl  auf  ebm  nndem  TnM. 
Boni,  im  ta^tUA.  HnNam. 


B.  Orientalische  Culte. 


SeraplB. 

165] 

VOTO  *  8V8CEPTO  •  PRO  -  8ALVTE 
IMP.CAE$-M  AVREUI  ANTONINI* AVQ 

Pll  -  FELICI8 
SEX  •  PaWPEIVS  .  PRIMITIWS  «  CVM 

M  •  VimO  .  FRVetO  *  HL 
00LVMNA8  •  CVM  •  EPI8TYLI0 

DEO  •  MAGNO  •  8ERAPI 
idemq.  INTROITVM  -  EXORNARVNT 


Benzen. 


III,  p.  17a. 


166] 

.  .  bERENNIV8  -MF 
clAVD  •  PRI80V8 
pRIMIPILAR»  *  LE»  -  n  m 
fORTIS.PATRONVSMVNICIP 
VOTO  -  SVSCEPTO  •  DOMINO 
8ARAPIDI  •  D  •  D 


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ISl 


Syrische  Gälte. 
167]  IV88V 
I0VI8    OPTIMI  MAXIMI 

DAMASCENI 
SACERQOTES 
MNEMONIO   MF.  PAL 

EVTYCHIANO 
SACERDOTI  HOfMORATO 
EQVO  -  PVBLICO  AB 
IMP  •  ANTONINO  •  AVG 

PIO     P  .  P 
ADLECTO      IN  ORDINEM 
DECVRION    PVTEOLANOR  - 

AEDiLI 
M  •  NEMONIVS  CALLISTVS •  P 
8ACERD0S  REMISSA 
COLLATIONE 

I.  N.  3474. 

170]  IMP  CAE8ARI 
DIVI  •  NERVAE  ■  F 
NERVAE  -  TRAIANO 
OPTIMO  AVG  GERM 
DACIC  .  PARTHIC  PONT 
MAX  TRIB  POTEST  XX 
IMP  XTf  COS  VI  •  PATRI  PATR 
CVLTORES  lOVIS  HELIOPO 
LITANI  BERYTENSES  QVi 
PVTEOLIS  CONSISTVNT 
L  N.  2488  (117  p.  Chr.)  (Mur.  231. 4.) 


168] 


0V8ARI  • 8ACRVM 


L K MAS  SS  UoL^ia.,  3  BaMD.  S  11*1 
röderholt 

169] 

EX  IVSSO  l  O-M  HELIO 
POLITANI  AVR  THEODO 
RO  SACERDOTI  FILIO  -  CVRATOiiJ 
TEMPVLI  •  GEREMELIEN8IVM 
ADAMPLIANTE  •  DONIS  JOE 
QVEM  ET  VELVM  •  SAC 
El .  LVCOPHORI  ■  DE  •  8V0  POSV^:ä  VNT 
CFRANTE  ACIUO  •  8ECVND0  PH  W 
IVLIaS 

L  N.  2475  =  Mas.  Nas. 


171] 

Hic  ager  iog.  VO.  cnm  cisteroa  |  et 
tabcrnis  eius  aonun  poBsessonim  |  iuris 
est,  qui  io  cnltn  corporis  Heliopolita-| 
nornm  sunt  enmtqae,  atque  iU  ts  ac-| 
cessiu  insq.  esto  per  ianoas  iteneraquel 
eius  agri  qui  nihil  adversus  legem  \  et 
conventionem  eins  corporis  Üacere  t  per- 
severaverint 

LH. 9176  a  Mm. Hu. 


4.    G  r  a  b  s  c  h  r  i  f  t  e  n. 

Der  libi  rtus  P.  Caulius  Aciba  (BuU.  Nap.  n.  8.111,  p.  53,  N.  160)  nach 
Minervini  em  Jude. 

Von  Kleinasiaten  finden  wir  eine  Anzahl  Bttrger  von  Korykos 
(in  Ljkien  oder  Pamphylien): 

172J  173]  D  M 

FAENIA  FELICITAS 
NAT  ■  SYPA  •  VIXIT    AA/V  •  XL 
SATVRNV8  ANTIOCHVS 
COlVQI 
BMF 
\.  N.  3102  =:  Mos.  Nas.  779, 


ASCLA  •  SERAPIS 
AMMIA  HELIO 

DORV 
8  I  D  0  N  1  F 
I.K.7277sMii8.Nas.769. 


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122 


PuteoU.  —  Leben. 


mjAiOAOTCü 

MHNOAOTOY 
KCüPYKICüTH 
Y  I  (0  N  (0 
TAYkYTATCÜ 
Mm.  Nu.  Iscr.  Gr.  40. 


175JENEinEA   176]  0EOIC  AAIMOCIN 

C   A   K    E   P  KACTOPOC  BAALTüY 

A  (ü  T  O  C  KWPYKECüT 

K  UU  r  Y  K  I  I 
(ÜTHN  -ETGÜN  | 
KB  I 


Aos  Perge  (PanphylioD): 


177] 


AYPHAIOC  .  «DIAO 

KYPIOC        TTePTA«  Miis.34.  C.l.G.5854d. 

OC  AYP  ANTIO 
XGü  nePTAlOJ 

rAi^KYTATCü  -  Ane 

AeVQBfidJ  MNHMHC  •  XAPIN 


Ephesos: 


178] 


8  *  K 
KO  KAAnOVPN  POV 
«DOE  E<l>E£  -KOK 
...APYONTI-ATTE 

Mus.  3o.  —  Bull.  Nap.  a.  s.  Iii,  p.  40. 


Nikomedeia: 
Jt«9C  Jc/otf  O^aas 

^üüpe  179] 
ai.  0.378a  OefJnmkomedien. 


laoi  C60YHPIAN0C  ACKAHIHO^OTOC 
TH  TAYKYTATH  CYNBKi)  AYP  ^AAOYIA 
APPIA  N€IK01iHAICCH  iXNHaHC 


XAPIN 

Mus.  37  —  Bull.  Nap.  n.  s.  III,  p.  47. 


I  € 


Athen: 


181J 


^  .  Ä'  .  I 

C.  I  6.  &8Mb. 


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PitteolL  ^  TopograpUe.  128 


CAPITEL  m. 

TOPOGRAPHIE. 

§  1.  Gebiet  und  Stadt -Terrain. 

Oostlich  über  l'ozziioli  erhebt  sich  der  hiilbcrloschcne  Vulkan  der 
Soll  ata  ra.  Es  ist  ein  Krater  von  iinregelmässi;::  kreisförmiger  Gestalt, 
etwa  300  «i  im  Durchmesser,  der  ganz  ebene  Boden  88  m  über  dem  Meeres- 
spiegel. Ringsum  erheben  sich  in  steilem  Abhänge  die  Kraterwändc  bis 
zu  170  w  Meereshöhe:  nur  im  Westen  bleibt  eine  Oeffnung.  Eine  Menge 
von  Funiarolen  strömen  Sc h\N'e feidämpfe  aus  und  haben  den  Tuf  imd  Tracb^t 
des  Kraters  zersetzt  und  entfärbt^). 

2km  «ulpkttre  et  igtn 
Semper  anheianiea  eoetofwt  bitumne  eempoe 
Oeteniant,    T^hta,  atro  exeudmUe  vapore 
Su^ran»i  vetiegue  diu  etUefaeta  tnedidHe 
Aeetitat^  et  St^gioe  eMUA  «i  ouBra  ßahu* 

(smns  m  18a.) 

Absicfatfich  scbwfllstig  ist  die  BeacbreibuDg  Petroo*s  (c.  120  67): 

Eet  hwe  emiieo  pemtue  äemennu»  Atbto 
Parthenopen  inter  maijuacque  Dicarckidoe  ama 
Coeyti  per/um»  aqua:  nam  epvih$9  exetra 
Qui  fui'U  efimis  funesto  epargitur  aeatu, 

Non  haec  autumno  telhts  viret,  aut  alit  hcrbas  .... 
Scd  chaos  et  nigro  aqualentia  j)ondere  saxa 
Gaxulent  ferali  drcum  tumulata  cnpreasu. 

Wir  sehen,  die  Solfatara  hat  ihren  Charakter  seit  zwei  Jahrtausenden 
nicfat  wesentlich  verändert.  Oer  angebliche  Ausbruch  von  1198,  von  dem 
Capaccio  and  Mormile  berichten,  ohne  sich  auf  irgend  eine  gleichseitige 
Autorität  zu  berufen,  wird  also  in  das  Reich  der  Fabel  zu  verweisen  sein. 

Südlich  der  Sol&tara  vorgelagert  liegt  der  Monte  Olibano,  eine  Trachyt- 
masse  von  ihr  getrennt  durch  ein  flaclies  Thal,  worin  die  Strada  di  S.  Gen- 
naroläuft,  die  alte  Via  Antiniana.  Nach  Süden  stürzt  der  Berg  so  steil 
zum  Meere  ab,  dass  selbst  für  die  Strasse  von  Pozzuoll  nach  Neapel  künst* 
lieh  Banm  geschaffen  werden  mosste.   Sanfter  ist  der  Abfall  nsch  Westen 

1)  Strab.  p.  246.   Oripxetrac  uh  TJ^i  T:uX£üj'i  i)  'HfiXÜnof>\^/of)(i,  r.sdtov  ?re-  , 

pokxhtiüvov  diOKÜpoii  dfpüat,  xafuifia<>etg  i^oüaai  dyani^oas  xoXiaj^oü  xal  ßptojwidttii 
txovfig.      0k  wUb»  Mo¥  nA^pes  iorl  auproS, 


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Fatodi  -  Topognphit. 


gegen  Pozzuoli.  Hier  breitet  sich  der  Berghanp  m  einem  Plateau  aus,  das 
sich  dem  Westfuss  der  Solfatara  vorlagert,  um  schlieBslich  in  ziemlich 
jähem  Sturze  zum  Meer  sich  m  senken.  Hie  Höhe  des  Plateaus  am  oberen 
Rand  des  Abhan-j-cs  beträft  ikhIi  etwa  30— 40  m.  Den  letzten  Auslaufer 
der  Hochfläche  biklit  dir  Tufiiur;el,  der  das  heutige  Pozzuoli  trägt. 

Das  Meer  tritt  indest  nu  ht  unmittelbar  an  den  Fuss  des  Plateaus. 
Vielmehr  dehnt  sich  längs  der  Küste  vom  Monte  Olibano  im  Osten  bis  zum 
Monte  Nuovo  im  Westen  ein  flaches,  sandiges  Vorland  hin,  von  160—200?« 
Breite.  Untert)rochen  wurde  dio>(  r  küstensaum  nur  von  dem  Stadthugel 
von  Pozzuoli;  nur  hier  bespüleu  die  Wellen  den  senkrecht  abfallenden  Tof- 
fels der  Hochfläche. 

Zahlreiche  Reste  antiker  Gebäude  unter  Wa?ser  beweisen,  dass  der 
Meeresspiegel  bei  Pozzuoli  im  Alterthum  tiefer  lag,  als  zu  unserer  Zeit. 
Am  genauesten  geben  uns  Aufschhiss  über  die  Niveau -Veränderungen  au 
den  verschiedenen  Puukteu  dieser  Küste  die  Ringe  zum  Anbinden  der  Schiffe 
an  den  antiken  Molen  von  Puteoli,  Nesis  und  Misenum.  Bei  Nisida  liegen 
diese  Ringe  jetzt  lipalmi  unter  Wasser,  während  sie  ursprünglich  doch 
wt'uii,'stens  4Va  palmi  über  dem  Meeresspiegel  angebracht  sein  mussten; 
da/u  ihr  Durchmesser  von  2*/2  pcibm,  sodass  für  Nisida  die  Senkung  gegen 
dai>  AUerthum  etwa  2i  palmi  betragen  niuss.  Am  Molo  von  Pozzuoli  liegen 
die  Ringe  in  einer  Tiefe  von  8  palmi^  wir  haben  also  eine  Senkung  von 
Ib  palmi.  In  Misenum  finden  wir  die  Ringe  nur  A  palmi  unter  dem  Meeres 
Spiegel,  die  Senkung  hat  also  hier  etwa  11  palmi  betragen.  Der  Fusaro 
hinter  Baiae  dagegen  steht  noch  heute  auf  seinem  alten  Niveau,  wie  der 
Gaoal  beweist,  durch  den  er  jetzt  wie  im  Altertham  mit  dem  Meere 
commuirieirt.  Die  Senkung  bat  sieh  aho  nar  anf  die  GolfktlBte  beschränkt 
und  den  Stnid  bei  Comae  unber Ohrt  gelassen  (Fazio  Porto  Giidjo  p. 

Im  llittdalter  Btaad  abngens  das  Meer  noch  beträchtlich  hShar  ab 
heatflw  Wir  haben  be&thnmte  Zeugnisse,  dass  noch  im  iBnMinten  Jahr- 
hundert das  ganze  Vorland  bis  an  den  Fuss  der  Hflgel  vom  Meere  bedeckt 
war;  uid  wenn  die  Zeugnisse  fehlteii,  wären  die  Bohrlöcher  von  lithodomos 
Dactylos  in  den  Säulen  des  Scrapistempels  voller  Beweis  dafttr,  dass  der 
Meeresspiegel  einmal  5  m  höher  reichte,  als  gegenwärtig.  Im  WesentÜchen 
verdankt  die  Kflste  eist  der  Eruption  des  Monte  Nuovo  1538  ihre  gegen- 
wärtige Gestalt  Jet2t  soU  das  Land  von  Kenem  im  Staken  sein. 


Das  Gebiet  von  Pnteoli  erstreckte  sich  in  der  Blätheseit  der  Stadt 
nicht  weit  hinaus  fiber  den  mit  Hänsem  bedeckten  Raum.  Im  Westen 
reichte  Cumae  bis  jenseits  des  Monte  Nuovo,  wo  die  Akademie  Cicero'^ 
stand;  auf  der  andern  Seite  Neapolis  an  den  Lago  d'Agnano  und  den 


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PntMiL  —  Topogni^e.  135 

Ostabhang  der  Solfatara  {CoUea  Lcncogan).  Ira  Norden  gehörten  Monte 
Barbaro  und  Astroni  schon  zum  Ager  Campauus.  Der  Flächeüraum  des 
80  umschriebenen  Gebietes  beträgt  etwa  S  \^hn  (0,15  geogr.  Fl  Meilen). 
Erst  am  Ende  des  ersten  Jahrhunderts  unserer  Zeitrechnung  wurde  das 
Gebiet  Puteolis  in  einer  der  Bedeutung  der  Stadt  entspreclienden  Weise 
erweitert.  Die  Inschriften  von  Marano.  Äversa,  Grurao  be;jeugen^  dass 
liainals  der  südliche  Theil  des  Ager  Caiupanus  Puteoli  zugetheilt  war.  Die 
Nordgrenze  war  jeut  wohl  der  Clanius,  die  Westgrenze  die  Via  Consuiaris 
von  Capaa  nach  Puteoli  oder  Cumae.  Nach  Osten  natürlich  die  alte  Grenze 
Capoa's  gegen  Atella  uuü  Neapolis. 

§  3.  Die  graphiscbeo  Darstelluogeii  der  puteolaniscben 

Küste. 

In  6m.  venchiedensten  Thejleo  der  rSmiacheii  Wdt  hat  man  GIbb- 
gefitase  gefonden  mit  DanteUnDgen  der  puteolanisdien  KttBte;  Andenken* 
die  die  Curgftste  mit  in  die  Hetmatb  nahmen,  wie  daa  ja  anch  jetzt  in 
Bädern  Sitte  ist.  Das  wichtigste  dieser  Geftsee  ist  JEfirzIicb  in  Portogal 
an^efonden,  in  den  Minen  von  Odenira,  Provinz  Alemtejo;  pablicirt  TOn 
Jordan  Archaeol.  Zeit.  1868 ,  p.  91  tab.  11.  Rechts  sehen  wir  den  Molo 
auf  drei  Bogen,  von  links  nach  rechts  laufend,  an  seinem  rechten  Ende 
ein  Doppclthor,  darauf  eine  Quadriga  von  Hippokampen,  links  daneben 
awei  Sänlen  mit  Statuen,  dazwischen  PILAS,  auf  dem  linkeu  Ende  ein 
vierseitiges  Geb&ade,  wie  es  scheint  nach  Art  des  Janus  in  Rom,  das  Dach 
giebelförmig.  Nun  folgen  nach  linics  zwei  Reihen  Pi  rticns  übereinander. 
Aber  dem  unteren  steht  von  rechts  nach  links  RlPA  THEATRVM,  dabei 
geieichnet  die  cavea;  die  obere  Porticus  bat  die  Beischrift:  THERMEAANI 
(Thennae  Tndani?). 

Es  folgt  weiter,  die  Mitte  der  Darstellung  einnehmend,  ein  Tempel 
mit  Giebel,  darin  aufrecht  stehend  ein  Götterbild,  in  der  bekannten  Weise 
libirend  (Jordan  will  Fortuna;  eher  wohl  ein  divus).  Weiter  rechts  eine 
nicht  bezeichnete  Porticus  (Fortsetzung  der  Ripa),  darüber  ein  tempel- 
artiger Bau  mit  SOLARIV.  Endlich  auf  der  linken  Seite  der  Darstellung 
zwei  Amphitheater  übereinander,  dazwischen  AMR  IT  HE  AT.  Daran 
schliessen  sich,  durch  eine  senkrechte  Linie  davon  getrennt,  der  Molo  und 
das  Thor  mit  den  Hippokampeo*   Die  Folge  ist  also  diese: 

Amphith.     Solarium     ^  Thermae  Traiani 

4     v.^L  X-  Templum  .  Piiae 

Amphitb.    Porticns  ^         Theatr.  Bipa 

(Bei  Jordan  ist  daa  Bild  falsch  getheilt  nnd  darom  natürlich  anch  keine 
Bflsaltaite  fta  die  Topographie  Ton  Pnfeoli  daraoa  gewonnen.) 

Daa  sweite  Geftaa  ist  in  Piombino  gefimdoi,  paUidrt  von  De  Boflai 


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m 


Putpoli  —  Topographie. 


(Boll  Nap.  D.  s.  I,  p.  133  tav.  IX),  mit  ganz  Ihnlieher  DanteDung.  Ei 
zeigt  rechts  den  Molo  aaf  vier  Bogen,  von  links  nach  rechts  laafend,  darauf 
am  Ende  gegen  das  Meer  das  Doppelthor  mit  den  Hippokampen,  dahinter 
(links)  die  beiden  einzeln  stehenden  Sänlen,  darauf  Vögel,  zwischen  ihnen 
steht  PILAE.  Am  Ende  des  Molo  gegen  das  Land  hin  (links)  das  vier- 
seitige Gebäude  mit  Giebeldach  (Janus),  darin  steht  RiPA.  Link^  davon 
ein  grosses  Gebäude,  PALATIU  bezeichnet,  davor  OSTRIARIA,  weiter 
links  am  Ende  STAGNU  (Lncrihus?).  Die  Folge  ist  also: 


Das  dritte  Gefäss  ist  in  Rom,  im  Museo  Borgiano  di  i'ropagauda  (De 
Rossi  l.  c).    Es  tragt  die  Inschrift: 

MEMORIAE  FELICISSIMAE  -  FlUAE 

FAROS-STAGNV  NERONIS  OSTRIARIA  STAGNV  SILVA •  BAIAE 

Darunter  die  entsprechenden  Darstellungen.  Es  hat  mit  Pateoli  nichts  zu 
tliun  und  wird  bei  Baiae  besprochen  werden. 

Dazu  kommt  die  Tafel  I  bei  Bellori  fragmmta  vuUgU  wUt  RomM, 
mit  der  Beischrift:  iap  antiqua  pietura*.  Das  Gemälde  zeigt  eine  Halb* 
Insel,  von  der  eine  Brftcke  in*s  Meer  vorspringt;  sie  ruht  auf  sieben  Bogen. 
Darauf  steht  zweimal  wiederholt  ein  zweibogiges  Thor,  das  eine  auf  der 
Mitte  der  Bracke,  das  andere  am  äussersten  Ende,  vor  beiden  je  zwei 
freistehende  Säulen;  sie  tragen  Statuen.  Von  den  beiden  Thoren  tragt  das 
auf  der  Spitze  der  BrUeke  vier  Hippokampen,  gelenkt  von  einer  männlichen 
Figur;  auf  dem  zweiten  Thor  stehen  vier  Männer  mit  Fiscbschwänzen  und 
eine  lenkende  Figur.  Bechts  von  der  Brücke  sehen  wir  am  Meer  ein  grosses 
zweistöckiges  Gebäude  mit  der  Beisdniffc  PORTEX  NEPTVNI,  daneben 
auf  der  Spitze  der  Halbinsel  einen  Tempel,  bezeichnet  T*APOLLINIS. 
Ueber  der  portex  Neptuni  ein  viereckiger,  von  Gebäuden  umgebener  Hof, 
datin  FOR'OUTOR,  darüber  drei  mit  einander  verbundene  Gebäude, 
bezeichnet  AQVAE  PENSILES.  Links  neben  dem  forum  olitorium  ganz 
ähnlich  gezeichnet  das  forum  boarium,  es  liegt  im  Hintergrunde  des  Hafens 
links  vom  Anfong  des  Molo.  Es  folgen  nun  am  Ufer  des  Hafens  von  rechts 
nach  links:  ein  viereckiges  Gebäude,  ähnlich  den  beiden  fora,  ein  mltPor« 
tikus  umgebener  Tempel,  HORREA,  BAL  FAVSTINAES,  endlich  em 
langes  zweistöckiges  Gebäude.  Darüber  eine  Reibe  anderer  Gebäude,  ganz 
den  vorigen  ähnlich  gezeichnet,  ohne  Beischriften.  Endlich  gegeoflber  der 
Spitze  des  Molo  eine  Insel  mit  vielen  Gebäuden  und  Tempeln. 

An  eine  Composition  Bellori's  nach  antiken  Motiven,  wie  Jordan  will, 
ist  natflrlich  ^ar  nicht  zu  denken.  Schon  aus  spraclilicheo  Gründen  nicht, 
denn  Formen  wie  porte»  Neptuni«  balneum  .^aiMftiM«»  hätte  kein  Fälscher 


Stagnu 


Palatiu 
Ostriarla 


Ripa 


Pilae. 


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PnteoU.  ~  Topognpb».  127 

gesetzt;  und  aus  sachlichen  noch  viel  weniger.  Beilori  hnttv  ja  keine 
Ahnunp:.  dass  das  Bild  sich  auf  Puteoli  hemg  und  <i)auhte  viehjieiir,  eine 
Ansicht  Korns  vor  sich  zu  haben.  Und  doch  ist  die  Locahtat  von  Puteoli 
mit  allen  Einzelheiten  treu  wiedergegeben.  Den  ]>ortic»ft  Neptuni  nnd  die 
horrea  erwähnt  bekanntlich  Cicero,  der  Molo  stimmt  aufs  Genaueste  mit 
den  Zeicliuungen  der  Glasgefässe,  die  erst  !anp;e  nach  P>eüori  tiefunden  sind, 
die  Contur  der  Küste  entspricht  vnllkomtneii  unseren  heutigen  Karten,  end- 
lich ist  die  Existenz  eines  balncum  Faust inrus  sehr  wahrscheinlich  bei  dem 
Interesse,  was  das  Ilaus  der  Antonine  l'uteoli  fortwährend  zugewandt  hat. 
Im  Einzelnen  mag  natürlich  Beilori  sein  Orij^inal  vielfach  ungenau  wieder- 
gegeben haben;  i  Llii)!  rechne  ich  die  Insel,  die  unmittc  IIku  an  das  Ende 
des  Molo  gerückt  iät,  und  die  doch  nichts  anderes  sein  kann  als  das  gegen- 
überliegende Baiae. 

Wir  sehen,  alle  diese  Darstellungen  gehen  auf  dasselbe  Original  /ui  iick, 
von  dem  iicllori  die  treueste  Copie  bewahrt  hat.  Aufgenommen  war  diese 
Ansicht  vom  Hafen  aus,  die  Stadt  ist  dargestellt,  wie  sie  sich  bei  der  Ein- 
fahrt prä-sentirte,  amphithcatralisch  zu  den  Höhen  aufsteigend,  ähnlich  wie 
heute  Neapel.  Daher  die  zwei  Reihen  Gebäude  übereinander.  Wir  haben 
keine  zweite  Quelle  für  die  alte  Topographie  der  Stadt,  die  dieser  an  Wichtig- 
keit gleichkäme. 

§  3.  Stadtge&ehlcbtew  LimiUtion. 

Pateoli  ist  nur  aelir  allmSlig  zur  zweiten  Stadt  Italiens  angewadiaeD. 
Die  Samier  gründeten  Oire  Cioloiiie  auf  dem  Hagel,  der  das  heutige  Potzaoli 
trigt");  nnd  noch  znr  Zeit  des  bannilwliscben  Krieges  war  der  Umfang 
der  Stadt  nicbt  grltoser^.  Dann  seit  der  Deduetion  der  Golonie  (195  v.  Chr.) 
stieg  die  Stadt  hinab  in  die  Niederubg  am  Hafisn,  das  Emporinm,  wie  sie 
von  jetzt  an  genannt  wurde;  um  100  Chr.  war  diese  Gegend  scbdn  mit 
Häusern  bedeckt,  wie  die  lex  parietis  iadandi  besengt  (N.  98).  FOn&ig 
Jabre  später,  zu  Oicero*s  Zeit,  hat  die  Stadt  anch  die  Höhen  erstiegen; 
babi  erstreckt  sich  die  Beihe  der  Villen  längs  des  ganzen  Abhangs  tod  Villa 
Oazdito  bis  znm  Lncrinns  hin.  Diese  Ansdehnnng  von  Puteoli  bezeugen 
aoBser  den  Rdnen  auch  die  Maasse  der  Itinerarien.  Das  Antoninum  and 
die  Peiitingeriana  geben  drei  Milien  mi  Comae  nach  Puteoli  und  zehn  von 
hier  nach  Neapel;  das  ist  nur  richtig*  wenn  beide  Entfernungen  etwa  vom 
OiFcos  im  Westen  der  Stadt  an  gerechnet  shid. 

In  diesem  Urabnge  ist  Puteoli  sicher  niemals  nmmanert  gewesen.  Ja, 
es  ist  flbeihaupt  firagHch,  ob  Puteoli  ausser  den  Hanem  der  Allstadt  auf 
dem  Bnigbügei  jemals  andere  Befestigungen  gehabt  hat  Bei  dem  tiefen 

Strab  p.  245.  ^jrärtMW  Koptaimv  iir'  dppuoq  Idpußivw. 
*)  LiT.  Si  IS.  locus  iiraniBwiilo  qoMin^  um  Mtai»  modo  tatmi 


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188 


Poteoll  —  Topographie. 


Frieden,  der  seit  dem  Ende  des  h.iüDibaiischen  Krieges  in  Italien  herrschte, 
wäre  eine  UmmaueruDg  der  weitgedehnten  Stadt  eine  höchst  überflüssige 
Arbeit  gewesen;  und  Puteoli  gleicht  der  l[^ii[itstadt  auch  darin,  dass  beide 
zaerst  unter  den  italischen  Manicipien  ofteiic  Städte  geworden  sind.  Jeden- 
falls sind  Reste  der  Stadtiuaueru  weder  heute  zu  sehen,  noch  jemals  ent- 
deckt wordeu;  und  die  Beschaffenheit  des  Terruins  ist  der  Art,  dass  sie 
einer  Befestigung  fast  gar  keinen  Anhalt  gewährt.  Ein  Thor  ohne  nähere 
Bezeichnung  wird  erwähnt  in  tiem  Senatsdecret  N.  98;  ausserdem  nur  die 
Porta  triumphal is  (N.  184);  indess  war  diese  hier  wohi  ebtn  so  wenig 
wie  in  Rom  ein  Sudiihor,  sonderu  bat  ausserhalb  der  Mauernder  Altstadt 
die  Via  Campaua  überspannt. 

Die  Strassen  des  heutigen  Pozznoli  auf  der  Höhe  des  Burgliügt  ls  laufen 
gradlinig  und  schueideu  bich  unter  rechten  Winkeln;  auch  sind  sie  fast 
genau  von  Osten  nach  Westen  und  von  Norden  nach  Süden  orientirt.  Die 
Längsseite  des  AugustusLeinpi  Is  iirut  parallel  mit  den  Nord -Süd -Strassen 
(Cardines).  Da  nun  dieser  Theil  der  Stadt  niemals  zerstört  worden  ist, 
80  müssen  die  )n  uTij::en  Strassen  den  antiken  entsprechen  uud  wir  haben 
hier  also  ein  weiteres  Beispiel  griechischer  Limitation. 

Die  Strassen  in  den  jüngeren  Stadttheilen  dagegen  'varen,  wie  es 
scheint,  nach  keinem  regelmfiLssigeu  Plane  angelegt,  sondern  ai  ihrer  Rich- 
tung bestimmt  von  der  Gestalt  des  Terrains  und  dem  Lauf  <\vt  Strassen, 
die  die  Altstadt  mit  NeapoUs  und  Capua  verbanden,  der  Via  Campaua  und 
Aotiniana. 

Die  Via  Antiniana  entspricht  genau  der  Strasse,  die  jetzt  von  Pozzuoli 
bei  der  Villa  Cardito  vorbei  zum  Kloster  S.  Gennaro  am  Abhänge  der 
Solfatara  führt.  Das  alte  Pflaster  ist  hier  7nm  Theil  noch  vollständig  er- 
halten, zum  Theil  wenigstens  noch  einzelne  l'tlastersteine.  Gleich  hinter 
der  Villa  Cardito  zweigt  sich  links  von  ihr  die  Via  Campana  ab.  Auf  einer 
Strecke  von  etwa  100  m  ist  hier  das  antike  Pflaster  aus  grossen  Lava- 
polygoncn  noch  vollständig  erhalten.  Nun  theilt  sich  der  Weg:  links  fQhrt 
ein  Clivus  zum  Hafen  herunter  (Strada  Mandura),  während  die  Via  Cam- 
pana rechts  auf  der  Höhe  sich  fortsetzt.  Wahrscheinlich  führte  sie  quer 
durch  die  Masserie  der  Thermen  nach  der  Annunziata.  Längs  dieser  gan- 
zen Strecke  finden  sich  antike  Pflastersteine,  an  einer  Stelle  sogar  das 
alte  Pflaster  noch  vollständig.  Die  Via  Anfiteatro  dagegen  entsprach  in 
ihrem  ersten  Stück  keiner  antiken  Strasse,  da  sie  Mauers  ans  Netzwerk 
quer  durchschneidet  und  Pflastersteine  ganz  fehlen. 

Vom  Emporium  am  Hafen  führten  Clivi  hinauf  in  die  obere  Stadt. 
Einen  derselben  haben  wir  in  der  Strada  Maodan  soeben  kennen  gelerot 
Früher  war  auch  hier  antikes  Pflaster,  was  seitdem  versdiwunden  ist;  aber 
noch  jetzt  Icaim  nno  an  den  Seiten  der  Strasse  sehen,  wie  die  alten  Manen 


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Pnteoli  —  Tqpogrqilne. 


139 


ihr  parallel  fautfeo.  Voo  der  Pflasterong  dieser  Clivi  siirecben  zwei  In- 
sdttilteD  am  ironallaiuseher  Zeit: 


182) 


 AED-CVR.DE-SVO  PECVNJA 

viam  a  fORO  VSQVE  AD  •  FINES  STRAVit 
cWtoM  •  aSVMMO  *  AD  •  EMPORIVM  •  STRavit 

1.  ^^  2ÖS6  (Capacdo:  prope  Put«oio$  jSeapolm  vertus). 


183] 

TVS  ■  POR  AEO 

DVXIT  VIAM  A  FORO 
FECIT  •  CLElvOM  A 

LH. 2887  (StoftiMne). 


Nach  SttUa  hat  Puteoli  durch  eioe  Bdhc  von  Jahren  keine  Aedileo  gehabt 
und  die  Form  cleivom  verbietet  uns,  tief  in  die  Kaiserzeit  herabzogefaen. 

Nach  dem  Vorbilde  Roms  und  der  Qbrigen  Groasstftdte  Italiens  war 
auch  Puteoli  Id  Regio neii  eingetheilt  Schon  Petron  erwähnt  die  Ein- 
tbeilang^.  Die  Namen  von  drei  Regionen  sind  uns  inscfarUtlich  flberliefert, 
die  Regio  Portae  Triumphalis,  Regio  Palatina,  und  Regio  Vici 
Vestoriani  et  Galpurniani.  Die  letzten  beiden  werden  gewöhnlich 
Neapolis  zugetheilt;  da  indessen  die  Namen  der  neapolitanischen  Regional, 
wie  wir  oben  gesehen  haben,  mit  dem  Qeneüv  Pluralie  der  Einwohner  ge- 
bildet sind  (z.  B.  Regio  Herculaneneium,  Thernenslttm),  so  müssen 
unsere  beiden  Regionen  nach  Puteoli  gesetzt  werden.  Auch  sind  dieVestorii 
and  Calpomii  bekannte  puteolanische  Adelsgesdileehter. 

Mer  die  Iiage  dcv  drei  bekannten  RegioneD  haben  wir  lireiUch  nur 
llutbmaasangen,  um  so  mehr,  als  wir  die  Gesammtzahl  der  puteohinischen 
Regionen  nicht  kennen.  Die  Basis  mit  der  Inschrift  der  Regio  Portae 
Triumphalis  ist  1846  im  Garten  der  Villa  Caidito  gefunden.  Aus  der 
nateren  Stidt  ist  sie  wohl  nicht  heranfgeechleppt  worden;  die  Region  ge- 
hiirt  also  iBieher  nach  den  hohen  Qoartieren  des  alten  Puteoli.  Die  Porta 
Triumphalis  Btud  vielleicht  da,  wo  die  Via  Antiniana  äch  mit  der  Strasse 
VW  Oapna  Toreinigte,  also  etwa  vor  dem  btituto  Carlo  Bosini.  Die  Regio 
Falatina  hat  ihren  Namen  wohl  ?on  dem  Palatinm,  was  sich  nach  dem 
Zeignitf  der  OlasgeOflee  auf  den  HShen  im  Westen  der  Stadt  erhob.  Da^ 
gegen -feUt  jeder  AnhaMapuakt  zur  Bestimmung  der  Lage  der  Begio  Vici 
VeBtoriani  et  Galpiiniiam;  vieUeicbt  mOsien  diese  Vid  in  der  unteren  Stadt 
gMUcht  werden. 

Es  Ueibl  noch  Ohtig,  dielnadiriftea  ansufllhFen,  in  denen  die  Regionen 
entihnt  werden: 


^  c  7&  VIgiles,  qoi  coalodMbaat  vidnaai  ngionam. 


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180 


PnteolL  —  TopogrftpUe. 


181] 


MAVORTIl 


Q  •  FLAVIO  .  MAE8I0  >  EQNATIO 
LOLLIANO  .  C  .  V  .  Q  •  K  *  PRAETORI  «  VR 
BANO  -  AVQVRI  •  PVBLICO  •  POPVLI 
ROMANO  QVtRITIVM  -  00N8.-  ALBEl 
TIBERIS  .  ET  >  CLOACARVM  -  C0N8  •  OPE 
RVM  .  PVBLICVM  ■  CONS  •  AQVARVM 
C0N8  -  CAMPANIAE  •  OOMITI  •  FLAVIALI 
COMITI  0RiENTI8  •  OOMITI  *  PRIMI  •  0RD1NI8 
PROOONSVLI   .   PROVINOIAE   <  AFRIOAE 

REGIO  PORTAE  •  TRIVMPHALIS  PATRONO  •  DIGNISSIMO 
1.  N.  aoOft.  ATeil.  Butt.      lY,  74.  Ctoraaio:  Mafonio LolDaao  p. 41. 


186] 

/MP  .  CAESARi 
DIVl  VESPASlANi  f 
DOMITIANO  AVg 
GERM  •  PONT  M^ 
TRIB  POTEST  XUli 
IMP  XXII  COS  XVTT 
OENSORI  PERPET  P  p 

REG  VICI 
VESTORIANI  .  ET 
CAL  PVRNIANI 

iN-aem.  MiiB.NM.ao7« 

p.  Chr.  98/i, 


185] 


M  MAEGIO  MEMMIO  •  FVRiO  BABVRIO  CAEClUANO 
PLACIDO  V  C  PONTIFICI  MAIORI  ■  AVQVRI  PVBLICO 
P  R  QVIRITIVM  XV  VIRO  •  SACRIS  •  FACIVNDiS 
CORRECTORI  VENETIÄRVM  -  ET  -  HISTRIAE  -  PRAEF 
ANNONAE  •  VRBiS  SACRAE  CVM  IVRE  GLADII 
COMITI  ORD  .  PRIMi  COMITI  ORIENT  •  AEQYPTI  ET 
MESOPOTAMIAE  IVDICI  •  SACRARVM  •  COGNITIONVM 
TERTIO  IVDICI  ITERVM  EX  DELEGATIONIBVS 
SACRIS  PRAEFECTO  PRAETORIO  •  CONSVLI  •  ORDINARIO 
PATRONO    PRAE8TANTISS  •  REGIO  •  PALATINA  -  POSVIT 


§  4.  Die  AltBtadt 

»Eine  Flottenstation  der  Kymäer,  auf  einem  HQgel  gelegene  nennt 
Strabon')  das  griechische  Dikaeaichia;  und  noch  zur  Zeit  des  hannibalischen 
iüieges  beschreibt  LiviuR*)  den  Ort  als  fest  durch  Natur  und  Kunst  Man 
sieht,  diese  Angaben  passen  nur  auf  den  Hügel,  der  südlich  vom  II  Jen 
in's  Meer  Vür^{lriTl^  und  der  noch  heut  den  gioSkSten  Thcil  des  modcrücii 
PozzuoU  trägt.  Öchiüffe,  fast  si  iil:ri  t  htc  Abstürze  umgeben  den  Hügel  im 
Baden,  Westen  und  Norden  ;  nur  von  Osten  her  ist  der  Zugang  leichter;  hier 
lag  das  Thor,  durch  welches  die  Strassen  von  Capua  und  Neapolis  in  »die 
Stadt  traten;  auch  im  Mittelalter  war  hier  das  einzige  Stadtthor.  Die 
Mauer  fblgte  natililidi  dem  oberen  Bande  des  Abhangs;  ibie  Beste  sind 
längst  der  Zeit  snm  Opfer  gefallen. 

*)  ötrab.  p.  245.    'Eniuttov  Kufialmv  iir'  ö<ppuo^  ISpufiivov. 

*)  hii.2i,  IS  locus  moaimeDU)  quoque,  ood  natura  modo  tutoa. 


I 


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JedenfoUs  lag  iimerhalb  dieser  Uiuwalluug  die  Agora  des  hellenischen 
Dikaearcbia.  Ob  freilich  diese  Agorä  auch  das  Forum  des  römischen  PuteoU 
geblieben  ist,  muBs  dahiugestellt  bleiben.  Jedenfalls  zeigt  die  oben  an- 
gciührte  Pflaster-Inschrift  eiucs  unbekannten  Aedilen,  daas  das  Forum  noch 
zu  Sulla's  Zeit  nicht  in  der  unteren  Stadt  gelegen  hat;  und  so  wird  eu 
Wühl  durth  da^  ganze  Alterthnm  an  der  alten  Stätte  geblieben  sciu. 

Hier  oben  aul  dem  Biir<^liatj;el  stunden  auch  die  iiltcsLcn  Ilciligthümer 
der  Stadt.  Vor  allem  der  Tempel  des  SchutzgotLtis  von  Kyme,  ApoUon; 
nach  dem  Bilde  bei  Bellori  erhob  er  sich  im  Westen  des  Hügels  gegen  das 
Meer  gewandt,  etwa  oberhalb  der  Kirche  Purificazione  a  mare.  Und 
als  L.  Galpornius  dem  Neugrflnder  des  Reichs,  Augustus,  einen  Tempel 
erbante,  wfthlte  er  einen  Platz  in  diesem  ältesten  Stadttheil,  vidleicht  am 
Forum  selbst  Zar  Kathedrale  S.  Proeolo  mngestaUet  steht  der  Tempel 
nodi  heate.  Za  aind  jetzt  aechs  koiriiitlilBclie  Sftukn  mit  Fries  mid 
Aicbitiav  ton  der  itatfidieD  Laogadte;  dabei  die  Ibacbrift,  die  einst  Aber 
dem  Hauptdugang  stand  (L  N.  3484): 

187J  CALPVRNIV8  L  F  TEIVIPLVM  AVGVSTO  CVM  ORNAMENTIS  -  D  •  D  S  ■  D 

Eine  zweite  luschrdt  nennt  den  Architekten  des  Werkes  L.  Cocceius,  den- 
selben, der  auch  die  Grotte,  die  von  Cumae  nach  dem  Avernus  führt  und 
die  Crypta  l'ausÜ^pana  angelegt  hat  (I.  N.  2485) : 
188j  L    .    C  O  C  C  E  1  V  S 

CPOSTVMIL 

AVCTV8  •  ARCITECT 

Die  weissen  Mannorquadern  der  Cellawände  sind  jetzt  zum  Theil  in  dem 
Campanüe  der  Kathedrale  verbal^ 

§&.  DieHftfen. 
Unterhalb  des  Burgfelsens  ud  toch  ihn  vor  dem  Scirocoo  gesdifltst 
hegt  der  Hafen  der  Stadt,  der  beste  an  dieser  ganzen  Eflste  nach  dem  tod 
lOsenom.  Als  aber  Puteoli  anfing,  sich  zum  eisten  Handelsplats  Italiens 
anfsoBchwingen,  genügte  dieser  natArliche  Schutz  sieht  mehr  und  es  frnide 
jener  Uolo  in*s  User  geworfen,  den  säum  dss  Alterthnm  als  eha  der 
grOssten  Wnnderweike  pries  and  der  noch  heute  von  allen  Ruinen  Possaeli*s 
nnser  grOsstes  Interasse  in  Anspnuh  nimmt 

EMf  4tMApx(tMi  ti  001  x6oe»  de  diu  jfifia 

vdoftou  v^ft^  ifyapm  ütiiw  sMe  *PoSp!^ 

sfaigt  vBter  Aognst  Anliiphiloe  von  l^yämtioo  (AnthoL  Pilnt  VIL  879). 

9» 


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Pateoli.  —  Topographie. 


Die  Zeit  der  Anlage  ist  nicht  aberliefort  Wahndieiiljcti  ist  der 
ganze  Molo  nicht  anf  euunal  gebaat  worden,  aondem  irie  es  das  BedOrfiiiM 
gab,  allmSlig  verlängert  Dass  der  alte  JUiAredo  den  Melo  ab  opara  d«i 
grm  ptuttotto  cA«  dd  rowumi  erkUrt,  ist  teraeihlich;  weniger,  dass  es  jetst 
noch  Lente  giebt,  die  es  ihm  nachschreiben.  Schon  die  Bogea-Coostnietion 
charakterisirt  den  Molo  hinlängUdi  ab  ein  Weric  römischer  Zeit.  Was  wm 
dem  Mdo  Uber  dem  Meeresspiegel  emporragt,  ist  mit  opus  retienlatom  nnd 
lateritium  verUeidet;  die  Theite  onter  Wasser  bestehen  ans  Gnsswerk  von 
Pnzzolanerde  mit  Ideinen  Tubtunen. 

In  den  lotsten  Jahren  Hadrian's  serstfirte  eine  Stonnflnth  den  Molo, 
Antoninns  Pius  stellte  189  das  Werk  wieder  her,  wie  die  Inschrift  besagt, 
die  wahrscheinlich  einst  an  seinem  Triumphbogen  sich  befimd  N.SiSl): 

189]     imp.  cAESARl  -  DiVl    hadriani.  filio.  (üvi.  traiani 
partHIChNEPOTI-DlVl  iiei  vaö.  prou.  t.  aelio.  hadriano 
antONINO   AVG    PIO  -  pont.  max.  trib.  pot  ii.  cos.  ii.  p.  p. 
cOLONIA  -  FLAVIA  •  augusta.  puteoli 
quod  sVPER  CETERA  BENeficia  a  iivo.  patre.  promis 
sum  opVS   PILARVM  ■  VI    muris  conlapsum.  splendore 
anüQVO  ET  MVNlTlONe  •  adiectu.  resUtuit 

Die  vulg&re  Beseichnnng  Ponte  di  Caligola  ist  insofern  nicht  ohne  Be- 
rechtignug,  ab  Galigula  den  Mob  wiridieh  in  seine  Schüfbrflcke  nach  Baiae 
hineinBOg  (8uet.  Cal.  19).  Schon  Loffredo  polenusirt  gegen  den  Namen. 
Im  Alterthnm  biess  der  Bau  Moles  pnteolanae  oder  Opns  piUrnm. 

Der  Molo  besteht  aus  einer  Reihe  von  Pfeilern  (pilac),  die  durch  Bogen 
verbunden  waren;  ein  System,  das  den  Zweck  hatte,  durch  die  Oeffnungen 
dem  Schlamm  des  Hafens  Ausgang  zu  gestatten  nnd  so  der  Versandung  zu 
wdirw.  Koch  ragen  dreizehn  Pilae  aber  das  Wasser  in  fast  grader  Linie ; 
von  zwei  anderen  sieht  man  die  Fandamente  unter  dem  Meeresspiegel;  sie 
stehen  zwischen  dem  ersten  und  zweiten  und  dem  achten  und  neunten  der 
sichtbaren  Pfeiler  (vom  Meere  her  gezählt).  Die  vier  ersten  PUae  am  Laude 
sind  in  der  Länge  des  Molo  33  palm  dick,  die  anderen  elf  Pilae  60  pa/ok 
In  der  Richtung  der  Quere  des  Molo  variirt  die  Dicke  der  Pfeiler  zwischen 
40  und  60  pa/m.  Die  Bogen  zwischen  den  Pilae  sind  s&mmtlich  eingestürzt, 
doch  sind  von  einigen  noch  die  Ansätze  erhalten.  Die  Spannung  der  Bogen 
beträgt  36  — 50  paZm.   Die  Länge  des  ganzen  Molo  1463  pa?m  =  386,25  m. 

Die  Tiefe  des  Meeres  bei  der  ersten  Pila  am  Lande  beträgt  22  palm, 
bei  flrr  fünfzehnten  Pikt  60  palm.  Jede  Pila  hat  nuf  beiden  Seiten  je  einen 
K]T)'j;  zum  Anbinden  der  Srhiffp,  jet^t  8  pahn  niiter  dem  Mceresspi^el.  Die 
fünfzehnte  Pila  hat  seciis  Uiiigc.  i^l-azio.  Intorno  al  raigliore  sistema  di 
costru2ione  de'  porti  p.  104—126.   Dort  Plan  und  Aufriaa  aui  tav.  5.) 


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r 


FUtaolL  -  Tafognykte.  133  * 

UebrigenB  sduiilt  der  Hafen  im  ÄltertbuiD  wahncheinüch  tiefer  iu*s 
Land  eio,  als  gegeavlrtig  und  die  Reibe  der  PUae  setzte  sich  auf  der 
Landseite  noch  etwas  fort.  Eine  dieser  Pilae  wurde  vor  lioer  Reihe  von 
Jahreo  bei  der  Porta  del  pODte  beim  Ausgraben  der  Fundamente  eines 
Haus^  gefuodeo.  Im  Gauzefi  sind  also  sechzehn  Pfeiler  noch  nacbweisiMir 
(Scherillo  Venuta  di  S.  Pietro  in  Napoli  p.  115). 

In  den  graphischen  Darstellungen  der  poteolanischen  Küste  nimmt 
der  Molo,  wie  wir  gesehen  babeo,  eine  hervorragende  Stelle  eiu.  Sie  zeigen 
uns,  dasi  an  der  Spitze  des  opus  pilarau  ein  Triumphbogen  stand,  dessen 
Attika  von  einer  Quadriga  von  Hippokampen  gekrönt  war.  Ohne  Zweifel 
war  er  dem  WiederhersteUer  des  Werkes,  Antouinus  Pins,  geweiht.  Am 
andern  Ende  des  Molo,  gegen  das  Land  hin,  erhob  sich  ein  Gebäude  nach 
Art  des  Janus  in  Rom;  Säulen  and  Statuen  schmückten  die  anderen  Theile 
des  Hafeudammes. 

Dieser  grosse  Hafen  war  indess  nicht  der  einzi^'c  des  alten  PuteoÜ.  ■ 
Strabon^)  spricht  von  mehreren  H&feu  und  Stotius  singt  von  den 

socti  portua  dikctofue  mUit 
TWra  Dicarchei.  rSUvM  IV.  8>  7.) 

Beste  der  kleineren  Molen,  von  denen  diese  Hftfen  gebildet  wurden, 
sind  noch  an  Tielen  Stellen  eiiialten.  So  steht  die  alte,  jetst  aeistftrte 
Kirche  Pnrificazione  a  mare  anf  einer  Pila  eines  solchen  Hafendammes. 
Bedentender  sind  die  Ruineo  im  Sflden  des  Baigfelsens,  die  jetzt  vom 
Meere  bedeckt  sind.  3—400  palm  vom  tJfer  mit  diesem  parallel  lanfnid 
erstreckt  sich  hier  euie  Beihe  von  Pilae,  Yom  Gasteil  im  Westen  nach  der 
Porta  NapoUtaoa  im  Osten.  In  der  Mitte  ist  der  Mob  anf  eme  weite 
Strecke  zerstört,  aber  beim  Castell  und  am  Thor  sind  Pilae  und  Intervalle 
deatKch  zn  erkenneo,  beim  Gsstell  bilden  die  Pfeiler  sogar  eine  Doppelraihe. 
Eine  dritte  Reibe  geht  hier  senkrecht  vom  Ufer  nach  dem  westlidiea  Ende 
des  parallelen  Molo,  Iftast  aber  eine  Ein&hrt  da,  wo  sie  sich  mit  diesem 
Terebigen  soHte.  So  wird  eine  Art  Bassin  gebildet,  auch  nach  Osten  hin 
dnrch  eine  Reihe  von  Ruinen  geschlossen.  Ein  zweites  ähnliches  Baasin 
liqst -östlich  beim  Thor;  die  Einfahrt  liegt  hier  gegen  Osten  (Fazio  I.e.). 

Dass  Puteoli  einen  Leuchtthurm  gehabt  hat,  wird  nirgends  bezeugt» 
»t  aber  wohl  selbstverständlich.  Die  Darstellungen  bei  Bellori  and  auf  den 
Glasgefässen  zeigen,  dass  er  sich  nicht  auf  der  Spitze  des  grossen  Molo 
erhob,  wie  manche  gemeint  haben.  Wahrscheinlich  stand  er  beim  Castell 
auf  der  südwestUcheii  Ecke  des  BorghOgels. 

1)  Strab.  p.9tt  fln.  ik  wSJitt  ^a^pmv  ftfivmau  fdjrww  jgt^foinäjttof  J^goo^o. 
SpfUHfS       ^y-*  töfutay       ißftw  ouftunpoi  ydp  iart  rfj  mint  xal  xokhfotv  la)[updtt 

xal  ic^j^ti'  kafißducf  ^'.n-r^n  rr  ynkfxt  xoTaui^avre^  rr\v  duuoxuvtav  7:poßiiXKoo<n  ^utßatii 
*lc  Tijv  ^Xaxray,  xai  xolnoüai  roc  (Xiia7isza(jLS.iiai  po^ai,  tum'  da^aiAi  i^opp^to^at 


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134 


FtttmlL  —  TopograpUfl. 


§  6.  Emporiam. 

Den  Namen  Emimriiuii  für  den  unteren  Stadttheil  von  Puteoli  bezeugt 
Cksoro*);  und  unsere  epignphische  Ueberlieferung  bestätigt  adne  Angabe. 
Hier,  auf  dem  flachen  Küstensaum  längs  dem  Ufer  des  Hafens,  musste  sich 
der  Handelsverkehr  der  Stadt  naturgemäss  concentriren;  hier  lagen  die 
Waaienh&ttser,  hier  die  Faktoreien  der  Kaufistädte  des  Ostena  nnd  die 
Tempel,  wo  der  Orientale  seinem  heimischen  Gottesdienst  oblag; 

Das  Ufer  des  Hafens  war  in  seiner  ganzen  Ausdehnung  von  einem 
Qnai  mit  S&ulcnhallen  eingefasst,  derRipa.  Sie  ist  gezeichnet  auf  beiden 
Glasgefassen,  dem  portugiesischen  und  dem  von  Piombino;  beträchtliche 
Beste  davon  sind  an  der  Nordseite  des  Hafens  noch  heute  erhalten.  West- 
lich vom  sogenannten  Serapistempel  ist  -der  Strand  fast  eine  Miglie  weit 
von  antiken  Substructionen  eingefasst,  die  sich  zum  Theil  unter  dem  jetzigen 
Meeresniveau  fortsetzen.  Zuerst  die  sogenannte  Via  Vccchia,  Mauern  und 
Säulenstümpfe  am  Meer,  dann  der  Canalone,  ein  wildes  Gewirr  von  silten 
Mauerfragraenten  im  Wasser.  Bemerkenswerth  am  Strande  die  Fundamente 
zweier  Gebäude  von  je  65  pahn  Länge,  aus  vier  Pilastem  bestehend,  deren 
jeder  bei  9  palm  Brt  ite  22  palm  Länge  hat  Die  Zwischenräume  zwischen 
den  mittleren  Pilastf  )  ri  weiter  als  die  beiden  seitlichen  OeffnuDgeu.  lorio 
erklärt  die  Gebäude  für  Reste  von  Triumphbogen, 

Es  folgt  weiter  bei  La  Starza  eine  lange  Reihe  von  Säulenbasen,  unter 
Wasser  unmittelbar  längs  des  Ufers.  Der  Durchmesser  der  Säulen  ist 
i^hfolm,  die  Intertoluinnien  13  pa/m,  die  Ausdehnung  des  Ganzen,  wenn 
auch  mit  Unterbrechungen,  etwa  250  m.  Gewöhnlich  werden  diese  Reste 
als  Tempio  delle  Ninfe  bezeichnet;  indess  zeigt  die  Breite  der  Intercolum- 
nieo,  dass  wir  es  hier  mit  t  iner  Porticus  zu  thun  haben  —  eben  den 
Säulenhallen,  die  die  Ripa  cinfassten. 

Die  verschiedenen  Theile  dieser  Portiken  waren  nach  Göttern  benannt 
So  die  Porticus  Neptuni,  die  Cicero")  erwähnt,  nach  der  Abbildung 
bei  Bellori  etwa  zwischen  dem  grossen  Molo  und  der  Kirche  Purificazione 
a  niare  gelegen.  Ein  anderer  Theil  dieser  Säulenhallen  war  wohl  die  Por- 
ticus Ilerculis,  von  der  Petrua  erzählt  ^'^).  Sie  boten  den  Puteoiaaern  einen 
beliebten  Spaziergang. 

Von  Restaurationen  der  Ripa  erzählen  drei  luscbnileu  aus  der  letzten 


•)  Cic.  Att.  V.  2.2.   qoum  per  emporinm  Poteolanorum  itcr  facerem. 

>)  Cic.  Acad.  pr.  IL  26.  80.  Oh  praeclaram  prospectum,  Jhiteolos  videmus,  sed 
ÜHDilianm  iMatnan,  C.  AviaDnim,  fortane  m  portica  Neptani  «nlNihiiteiiit  non  vidodun. 
Dw  Gesprilch  ipidt  bekanntlich  in  Baoli,  in  dw  TiUi  dn  HortaDfliu. 

10)  Petron  c  106.  Sed  LIclu»  wm»  adlwe  umtla  eomqitaa  contomeUaram, 
qiiM  in  HerciUis  poiticu  accep«rat. 


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Pateoli.  —  Topograph]«. 


135 


EaiMRdt  WahncheioliGli  beginn  dcc  mten  Theil  im  Pateoli  seiioii 
damals  sich  imter  dem  Meeresspiegel  herabzaaenken. 

leOJ  PRO       FELlCiTATE  DOMINORVM 

AYGV8T0RVMQVE 

^  N08TR0RVM  <Gr 
RIPAM  A  PARTE  DEXTRA 
MACELLI  lACTIS  MOLIBVS 
PROPTER  INCVRSIONE 
INGRVENTIVM  •  PROCELLARVM 
VAL  •  HER  MAXIMVS  V  C  CONS 
CAMP  •  INCOAVIT  ADQVE  •  PERFECIT 
LN.  ttlO  (Muaeo  iSa^iouale).    Die  sweite  Inschrift  idenüseb,  nur  das«  a  /»orte 

191J  PRO  BEATITVDINE  TEMPORVM 
FELICITATEMQVE  PVBLICI  •  STATVS  IMP 
D .  D  D  N  N  N  THEODOSI  ARCADI  •  ET  HONOR 
PERENNIVM  ■  AVGVSTORVM 
RIPAM  .  MACELLI  -  DEXTRA  -  LEBAQVE 
AD  GRATIAM  S P L E N D 0 R E M Q V E 
CIVITATIS  PVTEOLANAE  INSTRVCTVM 
DEDICAVIT  FABIVS  -  PASIPHILVS  V  C 
AQIS  VICEM    PRAEFECTORVM  •  PRAETORIO 

ET  •  VRBl 

I.  N.  2600  (Museo  Nazionale). 

Die  Bipa  zerfiel  demnach  in  zwei  Theile,  die  darch  das  Macellum  ge* 
trennt  worden.  Dieses  selbst  ist  uns  in  scineu  Fundamenten  vollsUlndig 
erhalten;  ee  ist  die  Bniiie»  die  gewöhnlich  ala  Tempio  di  Serapide  besdch- 
flst  Willi. 

Das  Gebäude  bildet  ein  Becbteck  von  45  m  Länge  und  38,5  m  Breite, 
die  schmale  Seite  dem  Meere  zugekehrt.  Hier  ist  der  Haupteingang;  zwei 
andere  Thülen  in  jeder  der  Längsseiten.  In  der  Rückwand  springt,  dem 
Haapteingang  gegenflber,  eine  halbkreisförmige  Nische  vor.  Das  Innere 
bildet  einen  quadratischen  Hof  von  32  m  Seite.  Ringsum  Uegen  Kammern, 
36  an  Zahl,  abwechselnd  nach  Aussen  und  nach  Innen  geöfihet.  Den 
Hof  umgiebt  ein  Peristyl  von  28  CipoUin-  und  Qranitsäulen,  acht  an  jeder 
Seite;  drei  davon  stehen  noch  aufrecht,  bekannt  durch  die  Rohrlöcher  von 
Lithodomus  dactylus.  Die  Höhe  der  Säulen  ist  etwa  12  m.  Kleinere  Säulen, 
die,  am  Boden  liegend,  ausgegraben  wurden,  scheinen  zu  zeigen,  dass  das 
Peristyl  in  zwei  Stockwerken  aufatieg.  in  der  Mitte  des  l^-rtstyls  etwas 
erhöht  ein  Roodbau  von  U»»  Durcbmesaer}  die  16  korinthisches  Sftulen 


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136 


pBtaoli  —  Topographie. 


von  Qlsllo  entico,  die  iho  ejpst.im  KieSae  umgAbeo»  eind  jetst  Ja  dar 
SchloQs-Capelle  von  Caserta.  Im  Mittolpoiikt  eine  Ära.  (Plan  bei  lerio 
Guida  tav.  5.) 

Für  die  Benennung  dea  Gebftudes  ab  Serapenm  ist  ein  iigend  stich- 
haltiger Grand  absolat  nicht  Torhanden.  Eine  BOste  des  Serapis  soll  aller- 
dings hier  gefunden  sein,  aber  daneben  auch  noch  eine  Aniahl  anderer 
Statuen  nnd  SIcalpturfragmente;  das  MaceUum  hat  eben  am  Ende  des  Alter» 
thnms  als  Ablagerungsort  für  allerhand  nnbranchbares  GerQmpel  gedient 
Hat  sich  doch  sogar  ein  Grab  aus  Ziegeln  in  der  Nische  westlicb  der  Celle 
gefunden!  Nach  dem  Zeugniss  der  Lex  parieti  iacinndo  hat  freOieh  ein 
Serapistempel  in  diesem  Tbeü  der  Stadt  eslstirt  Dass  aber  unser  Ctebinde 
damit  nicht  identisch  sein  kann,  zeigt  der  oberflächlichste  Bück  auf  die 
Construction  der  Mauern.  Diese  bestehen  tUbnlich  durchaus  ans  opus  la* 
texitium,  mit  Marmorplatten  veildeidet;  keine  Spur  von  Brnchstdn  oder 
opus  reticulatum.  Wir  «erden  also  schwerlich  vid  ftber  die  Zeit  der  An* 
tonine  oder  höchstens  der  Flavier  herauijsehen  können,  keineu&lls  aber  darf 
der  Bau  in  das  zweite  Jshrhnndert  v.  Chr.  gesetzt  werden. 

Dagegen  entsprechen  die  Rainen  aufs  Genaueste  dem  Bilde,  was  uns 
die  bekannte  Mttnze  Ponaldson  72)  von  dem  MaceUum  in  Rom  zeigt.  Wie 
dort  haben  wir  hier  den  zweistöckigen  Porticns  um  den  Hof,  darutu  die 
Tabernen  zum  Verkauf  der  Waaren,  und  in  der  Mitte  den  runden  Kuppel- 
bau (tholtts)  mit  dem  Altar.  Dazu  kommt  das  Zeugniss  der  Inschriften, 
die  das  MaceUum  grade  in  diese  Gegend  der  Stadt  setzen.  Endlidli  die 
Analogie  mit  dem  sogenannten  Pantheon  in  Fompei.  Diese  Uebereinstiounung 
ist  so  gross,  dass  inan  bekanntlich  deswegen  das  pompeianische  Gebäude 
für  mn  Serspaam  hat  ausgeben  wollen.  Inzwiscliea  hat  Nissen  die  Be- 
stimmaog  des  sogenannten  Pantheon  als  Maceilum  wenn  nicht  zur  Evidenz 
erwiesen ,  so  doch  sehr  wahrscheinlich  gemacht  Der  Tempio  di  Serapide 
aber  bietet  in  noch  weit  höherem  Masse  die  charaktenstiachen  Meriunale 
eines  Maceilum. 

Die  Anlage  des  Maceilum  fällt,  wie  schon  bemerkt,  etwa  an  den  An- 
fang des  zweiten  Jahrhunderts  n.  Chr.,  eine  Zeit,  in  der  t^ich  Puteoli  über- 
haupt durch  lebhafte  Bauthätigkeit  auszeirbnete.  Das  Steigen  des  Meeres- 
niveau machte  mehrfache  liegtauratiouen  nothwendig;  so  findet  sich  ein 
älterer  Moi^aikboden  2  tn  unter  dem  jetzigen  Boden  (Nicolini  Rapporte). 
Später  wurde  das  MaceUum  wie  die  ganze  Unterstadt  von  Puteoli  vom 
Meere  bedeckt :  als  das  Wasser  im  secbzehoten  Jahrhundert  wieder  zurück- 
trat, ragten  uur  drei  Säulen  noch  aus  dem  Boden.  Loffredo  erwähnt  sie 
zuerst  (c.  2).  Ansgo'JTahcii  wurde  das  Gebäude  etwa  um  1750.  Ohne  Zweifel 
ist  dos  MaceUum  idenUäch  mit  dem  Forum  olitorium  auf  dem  Bilde 
bei  Bdloii  (Varro  L  L.  V.  p.  U5). 


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I 

Fntooli.  -  Topognphie. 


187 


Westlicfa  nebeo  te  Hacettmii  «etst  BeUoii  d«D  lÜDdaimrkt,  das 
Forum  boarinm.  Weiterhin  die  Komepeleber  —  horrea  der  Stadt, 
rienge  HagasiDe,  die  aneb  von  deero  «rwibnt  «erden.  Noeb  mebr  oacb 
Westen  hin  das  Bainenm  Fanatinaes.  Beete  aUer  dieeer  Anlagen  dnd 
nicbt  mehr  vofbandea.  In  dieser  G^end  rnnss  aneb  die  Grotte  der  Nymphen 
gelegen  haben,  wo  nach  PbileBtratee")  Damis  nnd  Demetrios  ibien  Lehrer 
Apolloiiiae  von  Tjraoa  von  Bom  anrfickerwartelan.  Das  GeÜse  von  Fiombino 
eodliofa  setst  Ausiernbänke  —  OMtrwma  hier  an  die  Eflste,  Dann  folgt 
der  Lucrinns  und  die  Villa  Cicero's,  die  schon  anm  GeU^  von  Cnnae 
geborten. 

§  7.   Die  obere  Stadt 

Auf  der  Höbe  der  Httgel,  die  sich  ttber  dem  niedrigen  Kflstensaum 
in  steilem  Abhänge  erheben,  lag  das  vornehme  Quartier  von  PuteoU.  Hier 
stand  das  Amphitheater,  das  Theater,  die  Thermen ;  hier  eine  Reihe  prächt%er 
Paläste  und  Villen,  deren  Rest«  noch  heute  den  oberen  Rand  des  Abhanges 
gegen  das  Meer  hin  in  onunterbrochencr  Folge  begleiten,  von  Villa  Cardito 
bis  zum  alten  Circus,  zwei  römische  Meilen  weit  Hier  war  man  hoch  er- 
haben fiber  den  Lärm  und  das  Gewühl  des  Emporiums;  von  hier  schweifte 
der  Blick  frei  über  die  säulenprangende  Stadt  unten  und  den  Mastenwald 
vor  ihr  auf  den  blauen  Golf  und  hinüber  zn  den  villengeschmückten  Ge- 
staden von  Baiae  und  den  Felsen  von  Sorrento  nnd  Gapri,  die  aus  duftiger 
Feme  herflberleuchten. 

Das  Hauptgebäude  dieses  Theils  der  Stadt  ist  das  Amphitheater. 
Die  Inschrift  (I  N.  2541) 

192]  coLoNiA  •  FUm  •  aag 

poTEOUNA  -  PEQVNIa  •  soa 

ist  Beweis  dafür,  dass  der  Bau  nicht  vor  Vespasian  vollendet  worden  ist; 
und  die  Construction  —  Netzwerk  mit  Ziegellacen  —  führt  uns  auf  dieselbe 
Epwhe.  Es  ist  nun  an  und  für  sich  unwahrscheinlich,  dass  Puteoli  so 
laoge  sich  ohne  Amphitheater  beholfen  haben  sollte,  während  eine  verhält- 
nissmässig  so  kleine  Stadt  wie  Pompei  schon  seit  ^ulla  cm  stehendes  Ge- 
bäude für  Gladiatoreukämpfe  besass.  Dazu  kommen  direkte  Zeugnisse  für 
das  Gegentheil.  Augustus  soll  seine  Sitzordnunu:  für  die  Spiele  eingeführt 
haben  in  Folge  von  ünorduungen,  die  bei  eint  r  Auftiilirung  in  Putioli  vor- 
icamen  \  und  bekannt  sind  die  Tbierkämpfe  und  Gladiatorenspiele,  die  .Nero 

U)  Philoatr.  Tita  Apol.  Tyan.  YIU.  11.   ^vmuUw  «drf  (sc  Mßidt)  xtpi 


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138 


PttteolL  —  Topographie. 


im  Jahre  GG  zu  Khren  de8  Tii  idates  vou  Armenien  hier  veräiistaltcte.  Puteoli 
hat  also  sicher  noch  ein  anderes  Amphitheater  gehabt;  und  damit  ätimmt 
es  auf's  beste,  wenn  das  portugiesische  Gla^gefäss  zwei  Amphitheater  über 
einander  zeichnet.  Das  ältere  Amphitheater  mnss  vielleicht  in  der  Unteiv 
Stadt  gesucht  werden;  es  bedarf  keiner  Bemerkung,  dass  Reste  davon  nidil 
vorhandeD  sind^. 

Bis  mm  Anikng  des  sechselinteD  JahifenndertB  bt  das  AmpUfheater 
last  yOHig  intakt  geblieben.  Loflredo  schreibt:  *B  40  in  50  omn'  addUtro 
M  vedeva  in  e$80  tanto  poea  rvina  efte  paireva  inUero,  A  tempi  nontri  per 
VeaoUaSoM  pci  tuecetta  nd  PM«vo/ano,  e  per  Ii  ccnünvi  terremoU  ha 
molto  patilo,€   1838<-48  ist  die  Arena  ausgegraben  worden. 

Die  nOrdlicbe  Hfilfte  des  Amphitlieaiters  ist  noch  jetzt  ziemlich  voll- 
stindig  erhalten;  sogar  die  Sitae  snid  zum  Tbefl  noch  an  ihrer  Stelle. 
Mehr  gelitten  hat  die  Sfidhftlite.  Aussen  herum  lief  eine  Arkadenreihe  von 
72  Bogen  ans  opns  lateritium,  die  Fa^jade  erhob  sich  m  drei  Stock- 
werken, unter  der  Cavea  ein  Corridor.  Vor  den  beiden  Hanpteingftngett 
war  eine  Vorhalle  mit  dreifiicher  Sänlenreihe.  Die  Cavea  steigt  in  drei 
Ordnungen  auf,  die  durch  zwei  Pricmctionen  getrennt  werden.  Die  Sub- 
stmctionen  unter  der  Arena  sind  fsat  voUstlndig  erhalten.  Entlang  der 
Lftngenaie  des  Geb&udes  Ulult  ein  offener  Corridori  der  die  Arena  in  zwei 
Theile  scheidet;  awei  aberwOlbte  Gfinge  folgen  der  EUipee  der  Arena,  mit 
einander  oommunidrettd  und  durch  sechzig  viereckige  Oeffnungen  erhellt 
und  zugänglich.  Die  Gonstruction  der  Sontenains  ist  abweichend  vom  Beat 
des  Gebäudes  reiner  Ziagelbau.  Timm  sieht  in  ihnen  wohl  mit  Recht  eine 
spftten  Zuthat  der  antoninischen  Zeit. 

Die  Llnge  des  ganzen  Oeb&udes  betrSgt  147  m,  die  Breite  117  m; 
die  Arena  72  auf  42  m;  die  grosseren  Masse,  die  gewöhnlich  angegeben 
werden,  sind  fidsch.  Das  Amphitheater  war  demnach  betiichtlich  Udner 
als  das  Golossenflk  oder  das  Amphitheater  von  Ot^ntu 


Scherl llo  Sttidio  dell'  anflteatro  poteolano  Nap.  1846  —  AUandlimgen  in 
den  Atti  deir  Academia  Ponüniana  1865  und  1866.  Racca  SuIP  ipogeo  dell*  anfitcatro 
puteol^Do  Nap.  lööl.  Öarrucci  Soll'  epoca  o  aui  frammenti  dell'  iscriziooe  dcU'  mär 
teatro  poteolano.  Kap.  1851,  nmuin  von  Honien  BnlL  bt  1888*  p.  HS-HIS.  Fhu  M 
Paoli  Dod  Qeneralstabskarte  Rl.  7. 

Suet.  An?  44  Spprtardi  confusissimum  sr  ^clutis^imnm  mopem  corroxit  ordi» 
naritqae,  motus  imuria  seuatoris,  quem  Poteolk  per  oeleberriniOB  ludos  fsonaessa  fro* 
qtunll  nemo  reoeperat 

DIo  Gass.  63.  3.    d  ouf  Sipm  ...f«i|;  f»  Akloti  idt^tioaaro  (sc  Tqnidnjv\, 

JßMxmv  «d  dvdS^v  ad  fovooA»  m2  ^aUtt*  it  Harpov  ittJb9A*  aal  ifcc  y^p 
ryf  Dn/toßl^  TitKfyß  wa  M  tdirm  ft»l#faf,  M$Uidnt  6  TtpMtfS  SmK$9»  ix 


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189 


Zwischen  Amphitheater  und  Molo  setzt  das  portugiesische  Glasgcf^ 
das  Theater  der  Stadt.  Da  es  jedenfalls  in  den  ersten  Zeiten  nach  Grün- 
dung der  Colonie  angelegt  ist,  so  dürfen  wir  es  nicht  allzu  weit  entfernt 
von  der  Altstadt  ansetzen;  jedenfalls  lehnte  sich  die  Cavea  an  den  Hügöl 
und  war  nach  dem  Hafen  hin  otieii.  Naht  t  os  über  die  Lage  lässt  sich 
nicht  aiigebeu  ,  da  alle  Reste  fehlen.  Erwähnt  wird  das  Theater  auch  von 
Gellius  (XVIIJ.  b.  1)  als  Ort  öffentlicher  Vorlesungen. 

Westlich  unnaittelbar  vor  dem  Amphitheater,  durch  die  moderne  Strasse 
davon  getrennt,  liegen  ausgedehnte  Subttructioncn,  vielleicht  zu  einer  Villen- 
anlage  gehörig.  Etwas  weiter  gc^^tn  Nord-Westen  ein  kleiner  Tempel, 
gewöhnlich  als  Tempio  doli*  Onore  bezeichnet.  Auf  einem  Unterbau  von 
28  m  Länge,  14  m  Breite,  3  m  Höhe  erhebt  sich  die  Gella;  eine  Reihe  von 
Stufen  fthrten  aaf  der  Ostseite  zu  ihr  herauf.  An  den  AasseDsetten  der 
CelUwinde  Halbsinlen,  je  vier  an  den  SchmaTseiten,  filnf  an  den  Lang- 
ttitien;  nach  Osten  hin,  «ie  ea  Behdnt,  eine  dfisne  Voflialle  fon  aditSlnlen, 
fier  In  der  Fh>nt|  je  drei  an  den  Seiten.  Die  Constmction  ist  reiner  Zi^- 
batt,  wodurch  der  gewfiimliclie  Name  m  edbat  widerlegt  wird ;  denn  daa 
Temidom  Honofis  wird  schon  105  Chr.  hi  der  Lex  parieti  Cridondo  er- 
wShnt  Einen  andern  Namen  an  die  SteUe  an  setsen  feUt  jeder  Anhalts- 
punkt (Plan  and  Anfriss  bei  lorio  Atknte  tav.  5a.) 

Gleich  neben  dem  Tempio  dell'  Onore,  rechts  an  der  Strasse,  die  nach 
S.  Francesco  fthrt,  liegen  die  grossen  Thermen,  vom  Volke  ab  Tempio 
di  Nettano  bezeichnet.  Wahrschelnlicb  sind  sie  identisdi  mit  den  Aquae 
pensüesy  die  das  Bild  bei  BeOori  oberhalb  des  Fomm  olitoriom  s^lgt  Die 
Constmction  —  Netswerk  mit  IQegellsgen  —  setst  den  Baa  etwa  in  die 
neronisch-fiavische  Zeit;  ?on  ihrer  Bestanration  durch  Septimins  Bnsticos, 
dem  Gonsular  Gampaniens,  berichtet  ehie  spAte  Inschrift,  wenn  sie  niehti 
wie  auch  mSglich  ist,  NeapoUs  oder  einer  der  andern  Nachbaiatldte  an- 
gehdrt  (L  N.  m\y 

198]  SEPTIMIORVSTI 

OO  V  C  C0N8  0AWP 
PROVISORI  -  ORDI 
NI8  ' RE8TAVRAT0 
Rl  '  THERIMARVM 
OB'INSIQNEM-AMO 
REM  -  8PLENDI 
DISSIMVS  *  ORDO 
ET  '  HONESTISSi 
MVS  •  POPVLVS 
PATRONO  -  PRAES 
TANTI8SIM0 


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140  iWoli  —  Topogr»plüe. 

Der  Kern  der  Anlage  besteht  aas  zwei  grossen  P&raUeloiMierii  von  je 
830  p  Länge,  65  p  von  einander  entfernt,  mit  Fenstern  und  Niscben  und 
Ansfttaen  der  Wölbong.  die  eiwt  den  ZwiBchennaim  fibenpainite.  Rings 
umher  in  der  Vigna  liegen  Bfaoerreste  verstreut,  zam  Theil  von  der  Denen 
FabiBbiBse  nach  8.  Francesco  dtirehsdinitlen  nud  jeuseite  derselben  auf 
dem  Hligel  aber  dem  Senpistempel.  UebemU  in  den  Meuem  Canftle  nr 
Leitung  des  Wassers,  doppelte  BOdeo  und  Winde  für  den  heinen  Dampf. 
Ein  Bnodban  in  der  Art  der  Tn^  in  Baiae  liegt  aaf  der  Nordselte  der 
Via  Anfiteatro  in-  der  Masseria  Composto,  60  p  im  Darcbmesser,  die  Wölbung 
imd  ein  Theil  der  Grandmaiieni  eiegestiint  Jetit  heisst  die  Ruine  Tempio 
di  Diana,  nach  einer  Statoe  der  OOttin,  die  hier  gefunden  sein  soll.  (Plan 
dar  Thennen  und  des  Temido  di  Diana  bei  Paoli  und  auf  Blatt  7  der 
Generalstabslcarte). 

Rings  um  das  Ampiutbeaker  liegen  eine  Rdhe  Wasserreserroirs.  Das 
grOBSte  unter  ihnen  ist  die  Piscina  Card ito,  Unka  an  der  Via  Antiniana, 
da  wo  der  Anstieg  nach  der  Solfirtara  beginnt  Sie  ist  285  p  lang  und 
6S  p  breit,  die  geirtübte  Decke  ruht  auf  drei  Rdhen  von  je  lehn  Pfeilem. 
In  der  Nfihe  das  Labirinto  di  Luaciano,  S50p  lang,  in  viele  Ueinere 
Kammern  getheilt  Ünwett  die  Piscina  di  Luaciano,  ihnlicher  Gon- 
struction,  lÖOp  lang,  85  j»  breit,  ans  82  Abtheilnogen  beatdiend,  die  in 
vier  Reihen  angeordnet  sind.  (PUae  dieser  drei  Reservoirs  bei  FtaoK  und 
auf  Blatt  7  der  Geneialatabakarte.)  Eldnere  Gistemen  in  Menge  in  den 
Vignen  umher;  noch  heute  gelten  Loffredo's  Worte:  »Dmiro  U  sopntdeUo 
giro  ditf  amtica  BwauoH  n  rürovano  inßmiU  «ouMrva  17*009110,  ^  maggior 
pmrie  di  esse  rovincUe  pm'  eagume  dt^  Urremoti.€ 

Zwei  Aquaeducte  versahen  Puteoli  mit  Wasser.  Der  eine,  von  der 
Via  Campana  berlrommend,  unterirdisch,  speist  noch  jetzt  alle  Brunnen  der 
Stadt;  der  andere  war  ein  Zweig  der  Leitung,  die  das  Wasser  des  Secino 
den  Stftdten  am  Golf  zuführte.  Im  sechzehnten  Jahrhundert  war  diese 
Leitung  inm  guten  Theil  noch  erlialten :  *ed  hoggidi  «mm  «Mb  Imona  parte 
per  Ii  monft  di  Pattsiiipo,  per  puUo  di  Agnano  e  per  VOl^ano}  e  date 
pik  giri  per  la  cittä  si  ridueeva  m  im  «ofe  im'  «Utra  volta^  e  per  guello 
andaoa  inrino  a  Tripergole  ^  ove  $ene  veggono  hoggi  deUe  reliquie  nella 
poesessione  dt  Anfonetto  Capomazza^  nobile  Poezuolano,  poeta.*  (Loffredo  c.5.) 

Andere  Denkmaler  lernen  wir  kennen  aus  den  Inschriften  und  graphi- 
schen Darstellungen.  Das  portugiesische  Glasgefass  setzt  rechts  (südlich) 
neben  das  Amphitheater  einen  tcmpclartigeu  Bau,  bezeichnet  Solariiim. 
Rechts  daneben  folgt  ein  Tempel,  nach  der  Statue,  die  darin  gezeichnet  ist, 
wohl  der  eines  Diviis,  vielleicht  der  Tempel  des  göttlichen  Pius,  worin 
bisweilen  benat.^sitzuDgen  gehalten  wurden  (N.  94).  Noch  weiter  östlich, 
oberhalb  des  Theaters,  die  Tbermae  Traiaai.   Ganz  unsicher  ist  dagegen 


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FdfesoB.  —  Toftogxapliii. 


141 


die  Lage  der  Gebinde,  die  Dar  ans  iBBchriften  bekamt  sind.  So  der  beiden 
V    Basiliken,  der  Äagosta  Äoniana  (N.  95. 96. 99),  eiaa  der  gewÖhnliehfiD  Lokale 
fOr  SenatBBitemigeii  and  der  Baolica  Alexandrii»: 

a)  bASlUCam  alexandrioaiD 

ad  gRATMM  •  Snendoremqne  dvttates 

poteol.  instRVCTAM  -  EX  -  Ö  

DEDIOAVIT  •  FAVÜQS  pamphilus  v.  c 
agiB  vioem  pnwF  «  PRAET  •  ET  -  orbi 

b)  aleXANDRMAM  •  Badlicam 

f.  OEDATAM  -  8ALVI8  *  hap.  d.  d.  n.  n. 
aüQADIO  •  ET  •  Honorio 

Mm  Nap.  711. 

Zwei  kleinere  Gebäude  erwähnen  die  folgenden  Inschriften: 

PRINClPlOUM  .  A  .  SOLO  .  OMNI 

PEQVNIA  '  FEOIT  L  N.  2663. 

•     ■VC    HOROLOG  -  PO    •  •  - 
RES    PVBUO  REFEC 

üeberschreiten  wir  jetzt  das  klciiu;  Thal  vod  ö.  Francesco,  so  gelangen 
wir  in  das  eigentliche  Villi'nviertel  von  Futeoli.  Gleich  westlich  des  Thaies 
im  Fondo  la  Cordiglia  liiKku  wir  die  ausgedehnten  Trttmmer  einer  Villa, 
Aquaeducte,  warrne  ßader,  Mosaikböden,  Reste  einer  Porticus  (Palladini 
SeiKjlcretö  p.  Ii  — J5).  Gegeuiiber  au  der  Strada  Cuman  i  die  sogenannte 
Pondera,  Reste  von  sieben  antiken  Substructionsfiewölbeu ,  200  p  lang. 
Durch  die  Anlage  der  neuen  Chaussee  nach  Capua  ist  der  grösste  Theil 
der  Iluinen  zerztört  worden.  Loffredo  verlegte  hierhin  die  Douane  des 
alten  Puteoli,  in  der  Meinung,  das  Meer  habe  im  Aiierthum  den  ganzen 
unteren  Theil  der  Stadt  eiugeiioinrnen.  Mit  dieser  Annahme  fallt  naturlich 
seine  Hypothese  —  was  indess  nicht  hindert,  dass  sie  immer  noch  wieder- 
hült  wird.  Wir  werden  vielmehr  in  der  l'undf-ra  die  Reste  einer  Villen- 
anlage zu  erkenneil  haben.  1817  wurde  hici-  eine  11  p  hohe  Säule  aus 
Marmor  mit  korinthischem  Kapitäl  gefunden  und  die  oben  angeführte  In- 
schrift (N.  105),  die  Ducenia  Tyche  den  Nymphen  weihte.  (Palladini  Sepolcr. 
p.  lü,  Plan  bei  Paoli  und  auf  Blatt  7  der  Generalstabskarte.) 

Audi  weiter  westlich  ist  der  Abhang  der  Hügel  gegen  das  Hoer  hin 
auf  eine  lange  Strecke  mit  antiken  Subetmetioiiett  eingetet;  andere  inden 
flieh  in  den  Vignen  rechta  Ton  der  Strasse.  In  diese  Gegend  aetit  daa 
Gefkas  iron  Fjornbino  daa  Palntium  —  den  kaiserlichen  Palast  in  Pnteoli, 


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142 


FütMÜ.  —  Topographie. 


IKe  Yflk  des  DielitorB  SnOa  vird  auch  ia  diesem  Btadtüieil  za  sndieii 
Bdn;  vod  hier  mden  wir  ans  de»  Palast  des  petroniacheD  Trimalcbio  m 
denlran  haben. 

Den  Schlnas  der  Rainen  Pnteoli's  anf  dieser  Seite  macht  ein  Öffent- 
liches Gebftade;  der  Giro  US.  Erhalten  ist  so  aiemtich  die  ganze  nördlicne 
Lftnggwand,  mit  dem  Ansatz  der  Rondung  im  Westen  -,  die  sQdlicho  Längs- 
wand und  der  grOsste  Theil  der  Rondang  sind  in  die  Tiefe  herab^'estürzt. 
Die  Länge  des  ganzen  Geb&ndes  beträgt  875  m,  die  Breite  etwa  45  m.  An 
vietoi  Stellen  sind  die  schräg  geneigten  Gewölbe  erhalten,  die  den  Sitz- 
reihen zum  Unterbau  dienten;  diese  selbst  sind  freilich  verschwunden.  An 
der  Aussenseite,  an  jedem  Pfeiler  der  Gewölbe,  ein  Steinring  zur  Befestigung 
der  Masten  fQr  die  ?ela.  Auch  von  der  südlichen  Längswand  finden  sich 
noch  einige  Reste  auf  der  Höhe  des  Anhangs.  (PUin  nnd  Aafriss  bei  lorio 
Atlante  tav.  4.) 

§8.    Die  Gräber •  Strassen. 

Zwei  Strassen  führten  von  Neapolis  nach  Puteoii.  Die  eine,  von 
Augustus  angelegt,  über  die  Chiaja  und  durch  die  Grotta  di  Posilipo  nach 
Bagnoli  und  von  da  dem  Meere  entlang  entsprechend  der  modernen  Chaussee; 
noch  sieht  man  am  Abhänge  des  Monte  OUbano  ihre  Einschnitt«  in  be- 
trächtlicher Höhe  über  der  modernen  Strasse.  Ehe  aber  Cocceius  seinen 
Tunnel  durch  den  l'osilip  getrieben  hatte,  war  der  steile  Bergrücken  ein  un- 
überstLiulichesHinderniss  für  den  Verkehr  zwischen  den  beiden  Nachbarstadten 
und  es  blu'b  nichts  übrig,  als  den  Posiiip  in  nördlicher  Richtung  zu  um- 
gehen. Diese  ältere  Strasse,  die  Via  Antiniana,  verläset  Puteoii  beim  Amphi- 
theater, geht  bei  der  Piscina  Cardlto  vorbei  und  hinauf  zum  Eingang  der 
Solfatara.  Der  neue  Weg  folgt  der  alten  Strasse,  deren  Pflaster  hier  auf 
eine  weite  Strecke  erhalten  ist.  Der  Weg  wendet  sich  nun  rechts,  am 
Kloster  S.  Gennaro  vorbei  und  zwischen  der  Solfatara  und  dem  Monte 
Olibano  hindurch  in  das  Thal  von  Agnano,  immer  bezeichnet  durch  Strecken 
des  antiken  Pflasters.  Dann  nördlich  um  den  fruhcieii  Lag  i  d'Agnano  herum 
und  hinauf  nach  Soccavo,  wo  im  Garten  des  Duca  d'Accadia  der  fünfte 
Meilenstein  der  Strasse  noch  aufrecht  steht.  Der  achte  Meilenstein  soll 
nach  Gapaccio  in  Antignano  gefunden  sein,  ein  Ort,  der  den  alten  Namen 
der  Strasse  bis  heute  bewahrt  hat.  Von  hier  steigt  die  Strasse  den  Ab- 
hang her^b  nach  Neapel,  wo  sie  bei  der  Porta  di  Gostantinopoli  eintrat 

Vfiim  die  Strasse  den  Namen  Vm  Antiniana  verdankt,  ist  nicht  über- 
liefert. Die  Inschriften  der  Meilensteine  zeigen,  dass  Nerva  die  Neupfl  asten  mg 
der  iStrabsc  m  Angriff  nahm,  die  dann  von  Traian  im  Jahre  102  vullcndet 
wurde.  Es  handelte  sich  darum ,  die  Via  Domitiana  bis  Neapolis  fortzu- 
setsen.  Die  Meilenzählong  begiuui  deuu  aucli  von  Puteoii  her. 


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PutooIL  —  TopognpUt. 


148 


Gräber  finden  sich  an  der  Strasse  gleich  hinter  dem  Amphitheater 
bei  der  Tiscina  Cardito.  1817.  wurde  hier  in  der  Masscria  Kuggeri  ein 
Columbarium  ausgegraben,  17  —  18/?  lang  und  breit,  20 hoch.  Davor 
etwa  dreissig  Ziegelgräber  mit  Skeletten  und  vier  Marmorsarkophagc.  In 
der  nahen  Masseria  Mortara  lici  Ortodoüico  älmliche  Gräber;  dabei  auch 
eine  Thernialanlage ,  ein  Quadrat  von  120  p  Seite  bildend.  (Palladini  Se- 
polcreto  p.  20 — 28).  Eine  Reihe  anderer,  sehr  zerstörter  Columbarien  be- 
ginnt gleich  hinter  dem  Kloster  S.  Gennaro  und  begleitet  die  Strasse  bis 
dabin,  wo  sie  anfängt,  sich  zum  Thal  von  Agnano  zu  senken. 

Der  See,  der  dieses  Thal  bis  vor  wenigen  Jahren  einnahm,  wird  von 
keinem  Alten  erwähnt  und  hat  sich  wohl  erst  im  Laufe  des  Mittelalters 
gebildet  Den  Nanjen  leitet  man  am  natürlichsten  von  der  Via  Antiniana 
ab,  oder  von  der  puteoianischen  gens  Annia,  wie  Flecchia  vorschlägt.  Auf 
den  Hügeln  im  Süden  des  Thals  die  Stufe  di  S.  Germauo,  Theil  einer  aus- 
gedehnten Thermenanlage,  von  S.  Gregorius Magnus  Thermae  Angulanae 
genannt  (Dial.  IV.  40).  Vom  Südrande  des  Sees  soll  eine  antike  Verbindangs- 
strassc  nach  Bagnoli  führen;  die  warmen  Quellen  hier  wurden  schon  im 
Alterlhum  zu  Bädern  benutzt  (Scherillo  Venut  i  di  S.  Pietro  p.  224). 

Die  Via  Consularis,  die  von  Puteoli  nach  Capua  führte,  zweigte  sich 
in  der  Nälie  des  AniphiLlieaters  von  der  Antiniana  ab  und  verliess  die  alte 
Stadt  bei  der  Annunziata.  Hier  begiiuit  die  grossartige  Gräberreihe,  die 
diese  Strasse  in  mehr  oder  weniger  unterbrochener  Folge  uiuhr  dü  vier 
.Miglien  weit  einfasst.  Es  ist  etwas  ergreifendes,  dieses  meileulange  Wandern 
durch  die  einsame  Todtenstadt«,  hier  mehr  als  irgendwo  sonst  wird  man 
iime,  das8  Puteoli  eine  Grossstadt  gewesen  ist.  Aber  man  muss  sich  hüten, 
dnea  ftndem  als  den  munidpalen  Massstab  hier  anzulegen.  Fast  alles,  was 
nuMi  sieht,  sind  do&die  Columbarien  und  die  wenigen  monumentalen  Bauten 
halten  mit  denen  der  Hauptstadt  nicht  entfernt  den  Vergleich  ans.  Das 
bedeatendste  Monument  steht  bei  8.  Vito,  etwa  zwei  Miglien  YOn  Pouufdi 
Es  ist  ein  Ziegelbau  in  drd  Stockwerken.  Das  unterste  bildet  ein  Quadrat 
TO  23  p  Seite,  die  Bekleidung  zerstftrt;  das  zweite  Stockwerk  ebenfiüls 
quadratisch,  mit  vier  Pflastern  auf  jeder  Seite,  das  oberste  Stockwerk  rund. 
Im  Innern  eine  kreisförmige  Grabkaimner  mit  vier  Nischen.  (Plan  bei 
Paoli,  dort  auch  die  Pläne  mehrerer  kleinerer  Gräber.) 

Aber  steht  auch  die  poteolaniscbe  Gräberstraase  den  lOmischen  an 
Groeaartigkeit  weit  nach,  in  der  Erhaltung  ttbertrifflt  sie  dieselben  bedeutend 
und  Rom  hat  nichts,  was  sich  dem  Gesammteindnick  der  Via  Campana  an 
die  Seite  stellen  Heese. 


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144 


PateoIL  Topogn^e. 


MeileDSteine  der  Via  Antioiana. 

195]  V 


194] 

IMP  CAESAR  DIVI  NERVAE  F 
NERVA  TRAIANVS  AVG  GERMANICVS 
PONT  MAX  TRIB  POT  VI  fMP  -  II 
COS  -  INI  PATER  PATRIAE  VIAM 
NOVAM  -  DELICTIS  •  ANTIQVI  •  ITiNEfUS 


L  M.  6967.  NMh  OupMCio  IL  8^  p.  «II. 
•a  der  Via  FutMlaiia  fefiudeik 


1604 


196] 


IMP     CAESAR  DIVI 

NERVAE     F  NERVA 

TRAIANVS  AVGVStus 

GERMANICVS  •  Pontifex 

IMAXIMVS  TRIbunicia 

POTESTATE  -  VI    IMP  .  || 

COS    IUI    PATER  PATRIAE 

INCHOATAM  A  DI VO  NERVA 

PATRE-  SVO  >  PERAQENDAM 

CVRAVIT 

I.  N.  6288.  Der  VIII.  MeUi 
mit  gkichlMitoiHler  Ijuchxift. 

« 

iDBchriften  der  VU  PnteoUnft. 

IMP  .  CAESAR  *  L  *  8EPTIMIV8 

8EVERV$  .  PIV8  -  PERTINAX  •  AVQ 

ARABIC  •  ADIAB  •  PARTHICVS  -  MAXIMVS 

PONTIFEX  •  MAX  -  TRIB  •  POT  •  Villi 

IMP  .  0AE8AR  -  MAROVS  •  AVREL 

ANT0I;MNV8  >  PIVS  •  AVG  •  TRIB 

POT  .  IUI  .  PROCOS //////////// 

.   V  /////////  8ET///////  RE 

A  ////////////  CID  .  P  .  XI 
L  ll.«m»  (rtp.  ««r»  «rypfM  Netf.  tn  «Üb  Mmnmm,  VA.  Gioid.) 


p»  Chr.  iOi. 


197J 


IMP  •  CAES  •  L  >  SEPTIMIVS 
SEVERVS  PIVS  PERTINAX 
AVG  .  ARABIC  ADlABENIC 
PARTHIC  MAXIM  •  PO N TIF 
MAXIMVS  TRIB.  POT  Vlili 
IMP  •  XT  COS   H   P    P  .  DE81G  •  TÜ 

PROCOS  ET 
IMP  •  CAES  •  M  AVRELIVS 
ANTONINVS^PlVS  •  AVGVST 
TRIB    POT  .  im    DESIGNAT  •  COS 

PROCOS  ET 

P •  SEPTIMIVS  GETA'WOBILISS 
CAES 

MVRVM  •  ADDEFENSION  >  VIAE  .  VETV8TATE 

LAB8VM  >  RESmVERVNT      LM.am  (llM.lIap.) 


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OoMe.  ~  OMflUdilft  und  Leben.  14$ 


C  U  M  A  £. 


Literatur.  S.  ontor  PuteolL  —  Ton  Oknme  •lldii  tuadetn: 

Antonio  Perri  Appanto  alle  statne  Duov8Tnr«ntc  trovato  nclla  diatrntta  Cuma 
e  descriziono  del  t«mpio,  ove  dette  statuo  craao  oollocate  Kap.  160S,  oad 
Sonoaiui  Thesaur.  voL  IX  —  Topographiach  gaaz  wertUos. 

Seotti  Dissertasioiii  eoragniin  istorieft  delle  dne  aiitieh»  dbferatte  dttk  a  Bligeno 

0  Cuma  N&p.  1775.  Plaidoyrr  in  einem  Procrsn  zwiscTim  Prorirja  und  PozzuoU 
um  den  Monte  di  Procida.    Eine  tochtige,  in  dem  Wust  der  i^eiebMöttgan 
Literatur  wahrhaft  erquickende  Arbeit. 
Bie«io  CsDiio  stoflieo  della  dSitnitte  dttfc  £  Ciima.  Napi  1M6.  Bringt  fint 

nichts  Xeucs. 

Fioreili  Monunenti  CmaanL  Uli».  1608.  Leidar  küm  begomum  oad  nie  lioirt> 
gesetzt 

Belierillo  DeD'  Axia  di  Baia  1«». 

Fricke  Hellenen  in  Campanien  —  Hildesh.  PtegiMMii  IffS.—  äft  eine  flfldtige 

Compilntion  ohne  sclbsMändigcn  Werth, 
j    Plan  von  Kyme  bei  lorio  tiuida  tav.^  von  Oiosud  BaaL 


OAPITEL  L 

GESCHICHTE  ÜND  LEBEN. 

Ein  System  von  GiogeOi  in  dm  Fels  gehauen,  linft  unter  der  Akro- 
poüfl  von  ^me  bin.  Aebulicbe  Hohlen  dnrduiehen  nach  aDen  Bii&tnngen 
hin  die  Beiigrflnder  den  Aventos.  Ein  Deaim  ans  Qnadanif  von  Bfenschen- 
hand  gebaai,  trennte  den  LoerinoB  m  denn  pateolaniaehen  Bnaea.  Wem 
diese  Werke  ihien  üraprong  verdaiton,  war  den  alten  Kymfiem  ebenso 
räthsclhaft  wie  nns  beute.  Die  heUenischen  Ansiedler  hatten  sie  bei  ibrer 
Ankunft  sdum  voigefonden;  alte  Sagen  waren  daran  geknüpft.  In  den 
Hohlen  am  Averaus  sollte  das  Volk  der  Kimmerier  gehanat  haben,  von 
denen  nie  einer  das  Liebt  des  Tages  erblickt  hatte;  nor  wenn  Helios  in*s 
Westmeer  versunken  war,  kamen  sie  hervor  aus  ihren  dunklen  Schlai^  « 
winkeln.  Wer  aber  zu  ihnen  in  die  finstere  Tiefe  berabdrang,  dem  weissagten 
sie  sein  künftiges  Geschick.  Endlich  habe  ein  König  des  Landes  sie  ver- 
nichtet im  Zorn,  weil  ein  Orakel  nicht  eintraf.  —  So  erzählte  schon  Ephoros ') 
die  Sage.  Und  in  der  Tbat  kann  wohl  kein  Zweiüe]  sein,  dass  die  Höhlen 

1)  Bei  Strab.  p.  244—245. 
S«l**k,  Owywiwi  10 


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U6 


CoBUM.  —  G«flehiehte  und  LebM. 


um  Kyme  derselben  Culturpenode  aDgeböien,  wie  die  Katakomben  Ton 
Syrakus  und  die  Höhlen  der  sicilischen  Felsenthäler ;  aber  welchem  Volk 
sie  ibiea  Ursprung  verdanken,  ist  noch  immer  io  tiefes  Dunkel  gehüllt. 

Eine  alte  Sage  leitete  die  ältesten  Bewohner  der  Gegend  um  Kyme 
von  Sardinien  her.  lolaos  soll  an  der  Spitze  der  Thespiaden,  Sökoeii  des 
Herakles  and  der  Töchter  der  Thespios,  Sardinien  colonisirt  haben,  wo  ein 
Stamm  noch  bis  in  die  römische  Zeit  lolaer  hiess.  Ein  Tbeil  dieses  Volkes 
wanderte  später  nach  Kyme;  der  Rest  beherrschte  Sardinien,  bis  sie  vor 
den  Karthagem  in's  Inncrc  der  Insel  flüchten  raussten,  und  hier,  in  Fels- 
höhlen wohnend,  ihre  ünabhän^'i  jl: 'it.  behaupteten'). 

Was  hier  von  lolaos  erzählt  wird,  berichteten  Andere  von  r)aedalos'). 
Auch  ff  soll  erst  nach  Sardinien  gekommen  und  von  da  nach  Kyme  ge- 
wandert sein.  Hier  wie  in  Sicilien  wurden  die  gewaltigen  Werke  der  Vor- 
zeit an  seinen  Namen  geknüpft. 

Indess  eine  Geschichte  Kyme's  b^innt  erst  mit  der  hellenischen 
Colonii'ation.  Und  auch  jetzt  sind  wir  noch  weit  von  historischer  Ge- 
wissheit entfernt.  Kyme  ist  so  fnlh  gegründet  worden,  hat  so  früh 
aufgehört,  als  hellenische  Stadt  zu  existiren,  dass  zuverlässige  Nach- 
richten über  die  Gründung  schon  im  späteren  Altcrthum  fehlten.  Der 
Menge  galt  Kyme  einfach  als  chalkidische  Colonie*).  Sprache,  Culte, 
Stammsagen,  allcü  wies  nach  Euboea.  Die  Chalkidier  Hippoklcs  und 
Megasthenes  galten  als  Oekisten.  Apollou  Archegetes  selbst  hatte  die 
Colonie  gefuhrt  durch  eine  Taube,  die  der  biotte  vorausflog*).  Pithekusae^ 

*)  Diod.     Ift.  Sapim,  . . .  »areaouuiirt)  Oitd  ßapßdpm»  rAv  viaJlio»ßhw»  *Ü»ln6w», 

yäp  T«'!»s  ^p6voui;  Iv  oXi'ttpfUÜLv^Si  roug  StaßEßoyj/isKOui  ä&Xdjg  iriiet,  natdaiv  Svtutv  a'rrtS 
noklikv  ix  xStv  0toiciou  ^uycenpwv,  toütoü^ 'UptuAffS  xaxd  uva  jrpyjtrßdv  i^axioTtUtv 
tis  Sapia  xxk  Alk*  o(  t^¥  'AnUftfOi  jiaxafUYdvrxi  slg  r^v  dpsi^iju  wti  ««r«- 

ßtntddtu  Hji  vyjmr,  -potarütrei  hcl  iroiMf  ^'«vnlf       ndtvtvdw  dg 
UxaJUav^  xal  xart^xjjacu/  iy  roic  Ktpi  Kuftr/V  rinotc. 

3)  Serv.  ad  Aen.  VI.  14.  Daedalos  primo  Sardiaiam,  ut  diut  irialiuäüus,  poat  de- 
kUn  egt  Cunai* 

«)yerg.VT  2.  Et tandcm EaboleitCDiianimadlilittiir Olli,  ündpaatai.  Ebtoso 

d«r  DCiipolitaoische  Dichter  Statins. 

^)  Y  e  1 1  e  i.  1. 4.  Atbenienses  io  Euboea  Chaldda  et  Eretriam  colonis  occapavere . . . 
nee  nmlto  port  Clialeldeinea,  orti,  at  praedixlnvs,  Attfdt,  Hippode  et  HegasUiene  du- 
cibus,  Cumaa  in  Italia  condiderant  Hains  clasdt  emmm  ease  directam  alii  colnmbae 
antpfcdontts  vnlatu  ferunt,  alii  nortnmo  aeris  sono,  quaUs  CeretlBiiii  nodi  eiaii  aolai. 
Pars  burum  ovium  magno  poft  iaterraUo  Neapolim  condidit. 

Stat  8Ut.  m.  ft.  79.  Cai  mite  solmn  tniH  aeqnon  veetae 

Ipse  Dionea  monstravit  Apollo  columba. 

•)  Liv.  VIII.  2^  Cumani  Chalcidc  Euboica  originem  trihnnt  Classe,  qua  advnrt! 
foerant,  multum  in  ora  maris  eins  qood  accolant,  potuere.  primum  ia  insalas  Aenariam 
el  nSbumma  (nelj  efressi,  ditad«  in  eontineatem  tnai  ledM  traiuferre. 


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Coata.  —  Oeidiidita  und  Leben. 


147 


soll  zuerst  besetatt  worden  seio,  Erotrier  ^  an  der  Ansiedlong  TheU  ge- 
nommen haben. 

Dieser  gewöhnlichen  Annahme  steht  die  Ansicht  entgegen,  die  das 
italische  Kymc  zur  Pflanzstadt  von  Kyme  in  Aeolien  macht    Ephoros  der 

Kymäer  ist  ihr  Ilauptvcrtrnter*') ;  und  es  liegt  der  Verdacht  nahe,  dass 
sein  bekannter  Lokalpatriotismus  hier  sein  histori^-rhes  ürtheil  getrübt  hat 
Zwischen  beiden  steht  die  vermittelnde  Ansicht,  (icr  Strabon,  wie  es  scheint 
nach  Tiniäos,  gefolgt  ist.  Nach  dieser  Annahme  haben  Chalkidier  und 
Kymaer  gemeinschaftlich  Kyme  gegründet  Die  beiden  Oekistcn,  Hij)pokk'S 
der  Kymäiir  und  Megasthencs  der  Chalkidier,  sollen  einrn  Cmriproraiss  ge- 
schlossen liaben.  wonach  die  Stadt  Kyme  genannt  wurde,  aber  als  Colouie 
von  Chalkis  ^alt  ).  Abgesehen  von  der  7.n  pragmatischen  Fassung  ist  diese 
Ansicht  uastreiLig  die  richtige.  Nur  mtissen  wir  nicht  an  das  asiatische 
Kyme  denken,  sondern  an  die  alte  i  ul»  usche  Stadt  Strömte  doch  nach 
den  Mittelpunkten  der  Colonisation,  wie  Chalkis,  Korinth,  Milet,  von  allen 
Seiten  her  das  wanderhistige  Volk  zusammen,  und  nur  so  ist  die  staunens- 
werthe  Coionisations-Thätigkeit  dieser  Städte  überhaupt  zu  erklären.  Und 
dass  auch  unter  den  Colonisten  von  Kyme  viele  nicht-chalkidische  Elemente 
sich  befanden,  das  zu  beweisen  haben  wir  jetzt  ein  Mittel,  wa^j  den  Histunkern 
des  Alterthuras  nicht  zu  Gebote  stand,  oder  was  sie  wenigstens  nicht  be- 
nutzt haben.    Ich  meine  die  Namen  der  neapolitanischen  Phratrien. 

Neapolis  war  eine  Colonie  von  Kyme ;  folglich  geben  die  ält^ten  Ein- 
richtungen Neapels  ein  treues  Bild  von  den  Zuständen  der  Mutterstadt 
Wir  haben  oben  gesehen  (S,  41),  dass  der  spätere  Zuzug,  den  Neapel  von 
Chalkis,  Athen,  Kyme  empfangt  n  luit,  die  Zahl  und  Benennungen  der  Phra- 
trien uiivi^raniicrt  gelassuii  hat,  dass  dieselben  vieliuehr  coiibtaiit  geblieben 
sind  bis  ia  die  ^pati^rtiii  Jahrhunderte  der  Kaiserzeit  Die  i'iiralrien  von 
Neapolis  sind  aber  uuturlich  die  alten  Phratrien  der  Mutterstadt  Kyme. 
Da  haben  wir  zuerst  die  Bürger  des  euböischen  Kyme  in  der  Phratrie  der 

t)  DioD.  Hai.  VII.  3.  fj»  'Eptrputc  rc  xal  XtJlMMtt  ^fcnjvay.  Streb.  p.a47  fin. 

SkBijxoueoaii  S'  'EperpteTf  ujxtaav  Tial  XaXxtSeii;. 

Bei  seinem  Epitomator  Skymnos  von  Cbios  236 : 
Mnä  dt  Aarivoos  l<niv  iit  'Onuott  nöAtf 
ri^C  iMyoßiinft  llßvyfi  *A6/nnHf  nk^aio» 
Kufaj,  npÖTcpov      XaJtMtMe  ^MUfUtmr 
tfr*  Alo/^U    no  Kepßeptov  rt  ittxvuTOt 
ftKO][^viov  pavziluv  IXxf^atv  tpaoi  dk 
MipO  napd  Kipxtfq  tKavdywt*  VAiinrla. 

>)  Strali.  p.  MS.  K6fBit  XakaMm»  Mai  Ko/udtt»  itaJUuAratov  xtl^'  «««dv 

iort  icpeeßuTdTtj  räiv  «  Stxtiawv  xal  twv  'haJLuaridwv.  ol  Si  töv  trrolnv  äfro^rei,  'hrro- 
xylijc  KtjßaTog  xal  Mtyaff^frrji  S  Xo'x-Jr'ji,  iiwßoiojr^tmvTO  vpdf  (t^(  altroitg,  täv  fti» 
T^^  dxouiay  üvat,  twu  dk  T^v  isiu^üfuav  o&su  vüv  piv  npoaafoptutrat  AupT^,  xriam 

10» 


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148 


CoDiae.  —  Oesdiidit»  und  LdbM. 


Kymäor,  eine  BestätiguDg  der  Änfiabc  Strnbon's;  da  sind  Artemisier, 
benannt  nach  der  Schutzgöttin  von  ganz  Euboea  und  besonders  Eretria; 
dann  Eumelideu  nach  Eumelo^,  dem  Heros  Thessaliens,  erinnernd  an  die 
Hestiäer  von  Oreos,  Eunostiden  nach  Eunostos,  d^m  Heros  von  Tanagra. 
Ebeodahin,  an's  festländische  üfer  des  Euripos,  führen  uns  die  Aristäer; 
die  Oinonäcr  viollpiobt  in  die  attische  Tetrapolis.  Wir  sehen,  alle  diese 
Nninen  filhrcn  nach  Euboea  und  der  böotischen  Küste;  und  so  werden 
wir  nicht  zweifeln  können,  dass  auch  Pankleiden,  Theotaden,  Kretonden*") 
in  dieselbe  Gegend  gehören.  Das  Resultat  ist  also,  dass  Hellenen  von 
beiden  Ufern  des  Euripos  Kyme  gegründet  haben,  Chalkidier,  Eretrier, 
nestiäer,  Kymäer,  Böotcr,  Attiker ;  und  so  erklären  sich  denn  die  Spuren  des 
Aeoiibmus,  denen  wir  hier  und  da  in  Kyme  begegnen  und  die  Ephoros  ver- 
leitet haben,  die  Stadt  ganz  a!«  Solische  Gi  undune  in  Anspruch  zu  nehmen. 

Sehr  wahrscheinlich  ist  lerner  die  Annahiiie,  dass  die  btadt  zuerst  auf 
Piiiieku  gelegen  hat  Denn  es  liegt  in  der  Natur  jeder  Colonie-Grüiniiing, 
dass  die  Inseln  eher  besetzt  werden  als  die  Küsten  der  Kontinente.  Lesboa 
ist  eher  gegründet  wurden  als  das  äolische  Kyme,  und  Rhodos  und  Kos 
vor  Knidos  und  Halikarnassos.  Ischia  aber,  sicher  vor  jedem  feindlichen 
Angriff,  niiL  seinem  fruchtbaren  vulkanischen  iiodcD,  seinem  milden  Klima, 
seinen  Goldbergwerken,  musste  mehr  als  jeder  andere  Punkt  Italiens  oder 
Siciliens  zur  Colonsiation  einladen. 

Eusebios  giebt  1050  als  Gründungsjahr  Eymc's;  Velleius'  Angaben 
führen  auf  etwa  die  gleiche  Zeit.  Das  Datum  ist  natürlich  unsicher,  wie 
alle  Daten  der  griechischen  Geschichte  vor  Beginn  der  Olympiaden-Rechnung ; 
gewiss  ist  nur,  dass  Strabon  Recht  hat,  wenn  er  Kyme  die  älteste  aller 
Hellenenstädte  nennt,  die  sich  an  den  Ufern  des  Westmeers  erhoben.  Schon 
721  nimmt  Kyme  selbstständig  neben  der  Mutten-tadt  Thcil  au  der  Grün- 
dung von  Zankle  in  Sicilien;  der  eine  der  Oekisten,  Peiierts,  war  ein 
Kymäer").  Ja,  früher  schon  soll  Kyme  zusammen  mit  Chalkis  Triteia  in 
Achaia  gegründet  haben  Zu  einer  Zeit  also,  wo  Syrakus  und  die  ältesten 
der  Bicilischen  Griechenstädte  kaum  gegründet  waren,  sendet  Kyme  schon 
selbst  Golouien  ans.  Kyme  gehört  demnach  jener  ersten  Periode  eoUNflcher 
Colonisation  an,  als  Eretrier  Korkyra  besetzten  und  Chalkis  in  Äetolieii 
gegründet  ward;  eine  Periode,  die  mit  dem  Beginn  der  koiintfaiBdie&  See- 


Der  Name  offenbar  bootischcr  Bildung.  ?prp;lpiche  T.Trafietväviaii,  Uaytü^daq. 
*l)  Thuc.  YL  4.    Zdyj^  äk  r^v  (liv  äp][i^v  And  kufttji  r^«  iv  Vituif  i^xioih^, 

Y^v '  xai  abttarai  Ükfie^pifs  xal  KpaxMfiimis  iyi»m>to  t^rfjs  6  ßk»  dxd  Mipaigf  6  dt  M 

1^  Paus.  Vli.  22.  6.   TfitTsiae  di  oUtffT^»  ol  ftiv  htApidav  fsviv&at  JifyoomM, 


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Camae.  —  Geachichuj  und  Laben. 


149 


berrscbaft  am  800  endet  tud  deren  Ao&ng  etwa  gleichzeitig  »t  mit  der 
Golonisatkm  der  Kasten  Kleinasiens. 

Wfilirend  der  ersten  Jahrhunderte  seines  Bestehens  hat  Kyme  ver- 
htitnissmässiger  Ruhe  sich  zu  erfreuen  gehabt  Die  eingeborenen  Anmnker 
leisteten  dem  Vordringen  der  Hellenen  wenig  Widerstand,  die  tyrrhenische 
Seeherrschaft  war  noch  nicht  erstarkt,  noch  gab  es  keine  etruskische  Colonie 
in  Campanien.  So  dehnte  Kyme  seine  Macht  ungehindert  aus  über  die 
Kiibte  des  Golfs  bis  zum  Posilip  mit  den  Häfen  Puteoli  und  Misenum, 
über  das  weinreiche  BerglaTid  des  Gauros,  und  den  fruchtbaren  Sildthcil 
der  campaüiahcü  Eboue").  Nocli  in  späten  Jahrhunderten  zeugte  hier  der 
»griechische  Grabent  yod  der  kyuiai.>clu'ii  IIciTächaft").  Dann  folgt  im 
siebenten  Jahrhundci  t  die  ZcXitüruDg  Parllieüüpe 's,  die  Gründung  Neapels; 
Üyiiie  bland  auf  der  Höhe  seiner  Macht. 

Die  Fortschritte  der  Hellenen  erre^rten  die  Eifersucht  der  Barbaren 
Campaniens.  Die  Etrusker  von  Capua,  die  Duuiiier  der  Gegend  von  Nola, 
die  Aurunker  des  Massicus  schlössen  um  524  ein  Bündniss  gegen  die  ver- 
hasste  Stadt;  ein  ungeheures  Heer,  300,000  Manu  will  die  Sago,  lagerte 
flicb  an  den  Ufern  des  Clanius.  600  lieiter,  4500  llopliteo  war  alles,  was 
die  Stadl  dagegen  in's  Feld  stellen  konnte.  Aber  hellenische  Kriegskunst 
und  Tapferkeit  glichen  den  Unterschied  der  Zahl  aus.  In  dem  gebirgigen 
Terrain  vor  der  Stadt  war  den  Barbaren  ihre  eigene  Menge  hinderlich, 
ihre  Reiterei  nutzlos;  die  Hellenen  gewannen  den  glänzendsten  Sieg  über 
das  gewaltige  Barbarenheer.  Es  war  eine  Xhat,  nicht  weniger  der  Bewun- 
derung Werth,  wie  die  Siege  ein  Menscbenalter  später  über  Meder  und 
Phönikier;  aber  während  Dichter  und  Geschichtschreiber  gewetteifert  haben, 
den  Ruhm  der  Helden  von  Plataeae  und  Himera  zu  feiern,  sind  die  Thaten 
der  Männer  von  Kyme  kaum  in  dürftiger,  schattenhafter  Ueberlieferung 
auf  uns  gelangt 

Kein  Mann  in  Kyme  hatte  mehr  beigetragen  zum  Siege  als  Aristo- 
demoä"),  Malakos  zabenannt,  weil  er  schon  in  aarter  Jugend  sich  als 
tapferer  Kampfer  bewährt  hatte;  jetzt  ein  Mann  in  der  Vollkraft  der  Jahre, 
gleich  ausj^czcicluiet  durch  Adel,  Reichthum,  Feldherrngabe  und  persön- 
liche Tapferlieit.  Mit  eigener  Hand  soll  er  in  der  Schlacht  bei  Kyme  den 
Fahrer  der  Barbaren  durchbohrt  haben.  Freigebigkeit  und  leutseliges  Wesen 
gewannen  ihm  die  Herzen  des  Vulki  ^ ;  vull  Neid  und  nicht  ohne  Besorguiss 
blickten  die  Standesgeuosäen  auf  seine  wachsende  Macht   Bald  öfihete  sich 


M)  Dio  n  Ilal.  VII.  3.         re  xari^ouaa       Kaftxavibv  ittdiddof  r^v  JCöAuxap' 
sordngv,  xai  hfiä.vtov  xparuHaa  zütv  rcepi  Munjvdv  iKuaxpordxmv. 

M)  LIt.  28.  46L  Et  quia  peconia  ad  bellnm  gweDtom  deertt,  agri  Campani  n- 

^onn  a  fossa  Graeca  ad  mare  versam  vendere  qnaestom  imal  005  a.  Qa.) 

U)  G«wluchte  des  Ariatodemos;  Dion.  HaL  VU.  &  PloL  De  miiUenim  viit.  ^6. 


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150 


ihm  ein  weiteres  Feld  zur  Entfaltong  seiner  Talente.  Ein  Etnmkerheer 
lagerte  vor  Aricia,  und  der  latinische  Bund  wandte  sich  um  Hülfe  an  die 
Handelsfreunde  in  Kyme.  Ein  Entsatzheer  wurde  abgesandt  und  Arirto- 
demos  der  Befehl  ilbertmuon.  Der  Erfolg  entsprach  den  Erwartongeii; 
kaum  an  der  latioischen  Küste  gelandet,  rückt  Aristodemos  in  einem  Gewalt- 
marsch vor  die  belagerte  Stadt  and  fällt  dem  Feinde  in  den  Rttcken.  Der 
vollständigste  Sieg  begleitet  auch  hier  seine  Wafifen.  Aricia  wird  befreit« 
und  dem  Vordriogen  der  Etnuker  auch  in  Latiom  ein  Damm  enl^gegieih 
gestellt. 

Und  jetzt  winkte  seinem  Ehigeiz  ein  höheres  Ziel:  die  Befreiung  der 
*  Vaterstadt  von  dem  Drucke  der  Adelsberrschaft.   Wie  in  der  Mutterstadt 
Chalkis  die  Hippoboten,  hatten  auch  in  Kyme  die  Geschlechter  die  Regierungs- 
gewait,  der  Demos  war  rechtlos  ^^).  An  der  Spitze  seines  siegreichen  Heeres 
in  Kyme  einziehend,  lässt  Aristodemos  dss  Bathhaus  umstellen,  die  feind- 
liclien  Glieder  des  Senats  niedermachen;  was  von  Aristokraten  noch  fibrig 
ist,  geht  in  die  Verbannung  nach  Capua.  Nun  ruft  Aristodemos  das  Volk 
zusammen,  und  wird  zum  Dictator  (atpazTffi^  adroxpdxatp)  gewählt;  die 
I^ftndereien  des  Adels  werden  anter  die  Armen  vertheilt,  die  Schulden  er- 
lassen. Von  der  Volkegunst  getragen,  von  einer  barbarischen  Leibwache 
gestützt,  behauptet(«  t;r  sich  bis  in  sein  Alter  an  der  Spitze  des  Staates. 
Endlich  gelang  den  Verbannten  in  Capua  im  Verein  mit  den  MiSBveigB0gte& 
in  der  Stadt  der  Sturz  des  Tyrannen.  Die  Verschworenen  verbargen  sich 
im  Dickicht  des  Waldes  am  den  Averuus;  mit  Einbruch  der  Nacht  schlichen 
sie  vor  die  Stadt,  wo  Verrftther  ihnen  das  Thor  öffneten.  Die  Wachen  des 
Palastes  wurden  niedergemacht  und  Aristodemos  ermordet.   So  ward  die 
alte  Aristokratie  in  Kyme  wieder  hergestellt;  aber  die  Blathe  der  Stadt 
ist  mit  dem  Tode  ihres  grössten  Bflrgers  aof  immsr  dahin.  So  lange  er 
geherrscht  hatte,  hatte  Kyme  gross  and  mSehtig  dagestanden  unter  den 
Staaten  Italiens;  das  restourirte  Jankerrsgfaneat  hatte  keine  Kraft,  die 
Tyrrhener  von  dem  eigenen  Gebiet  absuwehrea.  So  blieb  nichta  ttbrigi  als 
sieh  Uieron,  dem  Herrn  tob  Syrakus,  in  die  Arme  zu  werfen.  Die  syra- 
kasische  Flotte  erfocht  jenen  bertthmten  Seesieg  bei  Kyme,  der  die  Meeres- 
herrschaft der  Tyrrhener  für  immer  brach  und  ihre  Macht  in  Campaoiea 
auf  s  Tiefote  erschütterte  (474).   Aber  syralrasiscber  Emfloss  trat  an  die 
Stelle  des  etruskischen;  auf  Ischia  erhob  sieh  efaie  syrakusische  Featang, 
und  wenn  Kyme  nkdit  in  Abhftngigkeit  von  Syrakus  blieb,  so  Terdankte  es 
das  allein  den  Unruhen,  die  gleich  nach  Hierons  Tode  in  Sicflien  ausbrachen. 
Doch  bald  fond  Kyme  einen  neuen,  Ihrchtbaien  Gegner.  Oapoa  fiel 
.  445  in  die  Hand  der  Samniten;  24  Jahre  später,  421,  wandten  sie  Ihre 

16)  Dionys.  Hai.  ¥11.4.       i*  dptgTMfiOttxif  t&n  napit,  rois  Kttfteuots  Koit' 


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GaaML     flimihiclitfo  und  LrtM. 


151 


Wijleil  tsch  gegen  die  ilte  Griechenstadt  Wieder  wie  vor  100  Jahren 
boten  die  Eymier  dem  Feinde  vor  den  Mnuem  die  Schlecht  au;  aber  kein 
AfktodemoB  mr  dai  ihre  Bethen  m  i&hren.  Der  grfiaete  Thdl  dee  Borgen 
heeres  ward  niedergehanea,  und  die  Feinde  aohiilten  tat  Belagerong  der 
Stadt  Nach  mehreren  abe^achlagenen  Stflrmen  werden  endfich  die  Mavem 
erstiegen,  die  Stadt  erstOrmt  und  geplQndert^').  Die  fiberlebenden  Dflrger 
landen  eine  Zufluchtsetfttte  in  Neapolis"). 

So  ward  Kyme  snr  sabellischeo  Stadt,  oskiech  die  Sprache  der  Be- 
woluier'*)i  vcDD  auch  griechische  Gülte  und  manche  griechichen  Gebräuche 
noch  lange  lebendig  blieben^.  Aber  die  Stadt  hat  keine  eigene  Geschichte 
mehr.  Mit  Capua  kam  Cumae  unter  die  Herrschaft  Roms,  und  erhielt 
334  das  Passivbtirgerrecbt;  wie  dieses  gehört  es  seit  318  zum  Bezirk  der 
Fraefecti  Capuam  Gumas.  Im  hannibalischen  Krieg  blieb  Cumae  Rom  tren, 
und  widerstand  allen  Lockungen  Haunibals  und  der  Capuaner.  Bei  Hamae, 
drei  Milien  nördlich  von  Cumae,  erlitt  das  campanischc  Ilecr,  14,000  Mann 
stark,  durch  den  Consul  Gracchus  eine  Niederlage  (215);  2000  Mann  und 
der  Meddix  Marius  Alfius  blieben  (Liv.  23.  35).  Inzwischen  machte  die 
Latinisirung  der  Stadt  Fortschritte,  180  v.  Chr.  wurde  das  Latein  mit  Er- 
laubniss  des  Senats  zur  officicllcn  Sprache  erhoben*^).  Bald  darauf  wird 
Cumae  das  Vollbürgerrecht  erhalten  haben.  So  blieb  die  Stadt  Municipiuni, 
bis  August  eine  Militärcoionie  hierher  führte*^),  lui  Seekrieg  fjegen  Sextus 
Pompeius  waren  die  Gewässer  um  Cumae  der  Schaiijilatz  mehrerer  bedeu- 
tenden Kämpfe;  hier  gewann  Menekrates  seinen  Sieg  über  üctavi&n's  Fcld- 
herm,  Calvisiua  Sabinas^). 


1^)  Diod.  XII.  78:  Kofatavol  /trydif  &i/vä/ttt  axpcntuoavttt  M  Köfiojv  ivtxijgw 
ftaj^ji  Tous  Kufutioui  xai  roüi  iz/ieioui  zwv  ävTira^9ivrmv  xarixo^av.  nffrxrxadt^öfisvot 
ik  r§  KoJUopiUj^  »ad  xAtkxts  npoffßoJLds  itoc^adfitvoi  xard  xpatog  tUuv        "^^t*'-  ^^p- 

M)  Dionys.  Hai.  15.  6. 

19}  V eil  ei.  I.  4.   Cumanos  Güca  mutavit  vicina. 

^  8 trab.  p.  243.  Kapatewol  xuptot  xaTaordvTts  r^;  ird^o«  tßpioav  *ls  xoiniv* 

#4C*t^o(  itoiXd  tx^yj  To5  'EXiijvixoü  xütjfiou  xai  rw»  yo/tl/u»i>.  Geht  natfir» 

lidk  anf  die  Zeit  der  Quelle  Strabon's,  nicht  Strabou's  selbst. 

>i)  Liv.  40.42.  Comauis  eo  atmo  petentibus  pemussuiQ  est,  ut  puUioa  Lttlna 
loqacmtDr,  et  pneconibaB  IiatiB»  loqaeiMli  ins  eaeel 

»)  Lib.  CoL  p.  238.101  Curals  mtiro  ducta  col.  ab  Aug.  dcdacta.  iter  popalo 
debetur  p  LXXX.  ager  tm  b  ingeiiboi  vetemnis  pro  merito  est  assigiiatas  iiun 
Claadi  Caesaris. 

*)  Dio  Oafa  48. 46  a.Glir.  38:  te^  imntaxia  itp6i  göftf  tt  JfeM> 
Mfdnmg  MtU  KaJiomdoo  Eaßa>oo  jriyvtreu-  xai  iv  aux^  v^ec  ßkv  itXtioot  to5  Ktdeapoq^ 
Sr*  itp6f  ß<iXaoeoopfoi>i  du^xtxaßunoftivo'j ,  d-wXovro,  ö  ik  3ij  Mevexpd-n^  Mr^v^ 
oupxtow  ix  ftAo¥tvUat  aal  f^ptig  dmfppoKov  r^v  cufifopäv       Hi^i/t  icapiaj^tv. 


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OnmMt      ffjiinhlfTitn  und  fif^rtit 


Gamae's  Haaptbodentnug  «fthr^d  der  Koiseneit  li«gt  inde»  itt  dem 
Umstände»  dtfs  Biiee  in  aeuem  Gebiete  lag.  Camae  salbet  war  eine  stille^ 
rabige  Landstadt  In  den  Gotbenkriegen  war  die  Gegend  nocb  eimnal 
der  Sdiaaplatz  loiegeriscber  Ereigniese.  Die  Akropolia  galt  damals  als 
einer  der  festesten  Flitae  Italiens;  Hanes  belagerte  sie  ebne  Erfolg.  Die 
untere  Stadt  war  damals^  wobl  scbon  Yerlaasen.  Als  Oastell  blieb  Camae 
aneb  spftter  nocb  fon  Bedeutung*  bis  es  1205  von  den  Ne^wlitaaern  aer* 
stOrt  wurde.  Seitdem  ist  der  Ort  wQst  geblieben;  Weinbeige  dehnen  sieb 
da,  wo  einst  die  Alteste  Griecbenstadt  Italiens  stand.  Das  Gebiet  gebSft 
der  Gemeinde  Poaaaoli. 


Xhrenlnaebrlftoii  dev  Salaer. 


198] 

L  N.  2666.  Qtl  unter  im  Areo 
Fttüo9,  Ban  mit 

DIIV8I  <  CAESARIS 


199J   URES  AVGVS 
AQRIPPA 
I.    dSttt  Bbcfida  fftt 


200J  POTESTATIS  D 
AGRIPPA 


201] 

C  CAESARE   AVG    FL  PAVLLO  •  CoS 

LAR£S  AVGV8T0S 
Q  '  NVMISIVS  •  Q  •  L  LEGIO 
L    SAFfNIVS    L    L  .  HILARV8 

SODALIS    C    MODI    CIMBRI  ■  SER 
AESCHINVS     OCTAVi  •  M  -  SER 
MAGISTR  DESVO  F  C- 
L  N.  2öd6. 


202] 


IMP  CAIS  ■  ANTONINO  >  AVG 
C    POMPONIO  •  XYSTO  •  CVRANT 

IMP  •  CAIS  •  VERO  •  AVQ 
C  .  POMPOMO  -  XYSTO  •  CVRANT 

L  N.  2666  ud  2667.  Mndan  1881  auf  dar  Aknpolii. 


§  2.  Mftnswesen. 

Eyme  liat  vielleiebt  im  Anfong  nacb  igmetiaGhem  Fasse  gemflnsti 
gleieb  den  flbrigen  cbalkidiscben  Gelonien  bn  Westen,  nnd  wie  die  Mutter 
Stadt  Cbalkis.  Zu  dieser  Prägung  geboren  die  sebr  seltenen  DracbmeUi 
die  auf  dem  Avers  die  Aufscbiift  KYME  recbü&ufig  und  das  Tordertbeii 


M)  luv.  m.  2.  Laudo  tarnen  momä  qnod  Nden  flngere  Coiirii 
Destimas,  alqiit  mmn  cifen  doom  ffibjllM. 

gut  Silriy.3.65. 

Miratar  sonitom  quiela  Cyme. 


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CniDAe.  —  Geschichte  und  Leben. 


153 


«iBflB  fVosdiw  zeigen,  anf  der  BAckaelte  du  SUdtwappen  Kyme's,  die 
IfuBchel.  Das  einzige  Exemplar,  dessen  Gewicht  bekannt  ist  (Hionnet  139) 
steht  5,44  (normal  6,20).  Doch  ist  die  MOglidikeit  nicht  ansgeschlossen, 
dasa  wir  es  bier  mit  einem  linterwichtigen  oder  IMsch  gewogenen  Stater 
pboksischer  Wfthrung  za  tbon  haben*  Weitere  Wäguugen  werden  zeigen, 
ob  Eyme  zaent  dem  Fnsse  von  Chalkis  gefolgt  ist 

Jedenfalls  ist  die  Stadt  sehr  bald  zur  phokaischen  Währang  Uber 
gegangen.  Die  GrOndnng  tod  Massalia  597,  von  Ydia  558  machte  diesen 
llUnzfin»  znm  herrschenden  an  den  Diem  des  tyrrheniscben  Heeres.  In 
seiner  EinflUming  in  Kyme  werden'  wir  vielleicbt  eine  Beform  des  I^TTaDnen 
Aristodemoe  erkennen  dürfen;  jedenfidb  flUlt  sie  gegen  das  Ende  des  seefasten 
Jabrbunderts.  Das  Muster  dieser  Prägung  sind  die  anÜBcbrifiPoeen  Drache 
men  tob  Veüa  mit  dem  Löwen  aof  der  Vorderseite,  dem  eingeschlagenen 
Viereck  anf  der  ROcksdte.  Das  Geweht  steht  zwischen  3,9S  und  ifiSgr. 
Den  Stater  hat  Velia  nicht  geprflgt,  wohl  aber  seine  Kacbbarstadt  Posei- 
donia.  Van  ihr  haben  wir  drei  Nominale: 

Statere:  7,60^7,23^ 

Dracbmen :  3,95 — 2,95  * 

Obolen:     0,60—0,45  »  • 
Das  erste  nnd  letzte  dieser  Kominale  finden  wir  auch  in  Kjpme;  Be* 
weis,  dass  der  phokaiscbe  Fuss  von  Paestom,  nicht  von  Elea  direkt  nack 
Kyme  gdaogt  Ist 

Qeprigt  hat  Eyme  in  Silber  nnd  QM  bis  znr  Einnahme  der  Stadt 
durefa  die  Campaner,  421.  Sdtdem  bOrte  die  SilbecprSgnng  &8t  ganz  aui; 
und  es  beginnt  eine  schwache  ^onceprilgnng  nach  neapolitanischem  Master. 
Den  AnseUnSB  an  Bom  384  macht  andi  dieser  ein  Ende.  Der  kymilscbe 
Hflnafnss  aber  hat  fortgelebt  in  der  Tocktecstadt  NeopoUs  nnd  den  übrigen 
Städten  Campamens,  bis  die  EinUBhmng  des  Denars  das  itafische  Mttnz- 
wesen  auf  eine  nene  Grundlage  stellte. 

1.  (toldnftmen. 

1.  Hemiobolien  von  0,356  «^r,  entsprechend  einem  Stater  von  8^d4^, 
einziges  bekanntes  Exemplar  im  brittiscben  Mnsenm. 

Korinthischer  Helm     )     {  Muschel,  darum  KYME 

2.  6io88Bilber. 

1«  Archaisches,  unbehelmtes  Haupt  \      /  Muschel  mit  verschiedenen  Em- 
mit  reichem  Haar,  auf  vielen  1      |    binnen:  Batte, Seepflanze, Bogen 
Stücken  durch  Ohrgehänge  und  >      l     u.  8.  w. 
Halsband  als  weiblich  gekenn-  1  | 
zeichnet  '  ^ 


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154  Cqom«.  -  GMefaidile  und  Letap. 

Aafscbrift:  KYME,  KV,  KVMA,  KVMAIt  geirtfliDlich  KYMAION 
recht-  imd  rdddiiifig. 
Gewiclit  7,63  Im  7,52  gr. 

2.  Luwüiikupf  zwischen  zwei  Kber-  |      J  Muschel, 
häuptern.  | '  | 

KYMAION  7,51  bis  7,39  gr. 

3.  Pallaskopf  mit  OlgeloftDztem        |  Muschel. 
Helm  nach  Muster  der  neapoüt 
PrÄgUDg. 

KYMAION  7,30  gr  <Br.  Mus.  6). 

8,37  gr  (Gardli  28)  ttbermfinst  oder  falsch  gewogeo. 

4.  Uobehelmter  Kopf  wie  I),      \      J  Muschel  KYMAION  recht-  und 
fiwenr  Stil.  f     \  rflcUinfig. 

7,57  hi^  7,03  ijr,  plattirt  6,68  bis  6,59  gr. 


I  I 


5.  WeibL  Kopf  mit  Ohrgehängen.  |      (  Muschel  mit  Skylla  and  anderen 

Emblemen. 


KYMA(  KYMAION  lecht-  und  rückUufig,  KV,  KYMAI.  KOYI 

rückläufig,  diese  letzteren  Stücke  nach  421. 
7^  hie  7,19  gr,  das  StOck  mit  KOYI  (Br.  Mus.  38)  6,60  gr. 

3.  Kieinsüber. 

1.  Triobolon.      Pallaskopf.    )      (  Frosch,  Punkt  Ohl»  Anftchrüt 
1,48  gr  (Mionnet  139). 

8.  Obolen.   PaUaakopr  mit  ko- 1     |  Mosdiel  KYMA«  KY,  KYME. 
liDthischem  Hehn.  J  | 

0,78  bis  0,39  gr. 

3.  Drcigctheiltes  Fehl  mit  drei  I      j  Delphin,  KY  rficklAafig. 
Punkten.  f  1 

0,14  gr  ißt.  Mus.  24). 

4.  Eorintfaiacher  Helm.  }      {  Muschel  KY  rOckttnfig. 

0,10  bis  03  gr. 

4.  BroBse. 

1.  Weiblicher  Kopt  |      f  Muschel  KYMAION  rftckUMgi 


}|  Muschel 
i  (Br. 


Mus.  35). 


2.  Behebntor  maonHeber  Kopf.    1      (  Skylla,  ohne  AollMdiKift  (Br.  Mm. 

f     \     86.  37.  88). 

Beides  Litren  von  Grösse  5  Mionnet. 


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GmuM.  —  QMchidite  and  Lebeo.  IM 

§  3.  Verfassnag.  St&ade. 

Kyme*«  VerfimDg  in  haDeovcher  und  oskiBclier  Zeit  liegt  YOIlig  im 
Donkdo;  ebenso  wenig  ivisaen  wir,  m»  weit  später  die  Gompetens  der 
Praefecti  Gnpnam  Gnmaa  ging,  nd. welche  Geschlfte  den  Mnnicipalp 
behOrden  flberlassen  worden. 

In  der  Kaiaensit  finden  wir  an  der  Spitie  der  Cblonle  swd  Prae* 
toren.  Der  Name  jedenfidla  eine  Uebersetanng  des  oeldacliea  Meddiz;  spftter 
(im  vierten  Jahrhnndert)  ist  andi  Uer  Dmunviri  dafür  fiblidi  geworden 
(N.  200).  Die  anderen  MunidpalSmter  kommen  in  unseren  Qoellen  niciit 
vor;  nur  von  A.  Veratins  Severianna  hOron  wir,  daaa  er  aeÜlUatmn  Imh 
dabääer  admmuitant  (N.  206). 

Die  beltannten  Fkaetorea  sind  chronologiscb  geordnet  folgende: 

Cn.  Cn.  Lttccei  pater  et  filios  N.  316.  817. 

M.  Bennina  (Bnfna?)  7  p.  Chr.  N.  219. 

Q.  Claudias  Acilianna  i  ^ 

M.  Malloniaa  Undannsl 

IL  ülpina  Secnrits  K.  204. 

A.  Veratins  A.  f.  PaL  Severianna  N.  206. 

Von  anderen  Familien  des  Decotionenstandes  lassen  sich  noch  nadi' 

n: 

Ampii    L.  Ampins  SCepbanns,  sacerdos  matris  Deae  N.  149. 
Caelii    Caelitis  Paanjchaa  N.  237. 
Clandii  GL  SoatitntQS,  saeerd.  matris  Deae  M.  827. 
Considii  Göns.  Felicianna  N.887. 
Gartii    Cnrtios  Votivoa  N.  237. 
Lieinii   Ue.  Seenndns,  sac.  matris  Deae  N.  337. 


204] 

D  -  IN 
I«  *  VLPi  •  8ECV 
Ri  .  0MNIBV8 
H0N0RIBV8 
FVNOTI  -  CVMI8 
LOAESIVS-AM 
PLIATV8  •  HER 

t  H.  207a 


206] 

MVNER»  HVK)  •  POStta  est  ex  aere  ooolato 
CON8E8V'DEO  <BIQA  .|NFOn>  et  loena  aepolCar 
AE  .  P    DAT  .  0Ü  «  ET  .  ANTON 

8VI8  •  ET  •  OOTAVIAE  -  VAIA  

Q  •  0CTAVIV8  .  M  .  F  •  PAL  .  C  

NGIAE  *  OALMATIAE  >  nENTISSIM  

Oet  1876  beim  AmphKlmter,  nudne  Abschrift. 


206]  A.  Ventio  A.  f.  PaL  Severiano,  |  eqoiti  Rom.,  cor.  rdp.  Tegiaaen> 
sioffl,  adiecto  in  ordin.  |  decnrion.»  dvi  amaatissinio,  40!  com  piivilegio 
8iGer|doti  Oaeniensi»  mnnilna  potnisset  ab  iioiiorib.  et  moneiilK  |  fiKOe 


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156 


Cmnae.  -  Oesdiichte  und  Leben. 


Qxcusari,  praeposito  aniore  patriae  et  honorem  aedilitat.  |  laudablUter  ad- 
mioistravit,  et  diem  felicissim.  III.  id.  lan.  natalis  |  dei  patri  d.  venatioiie 
paas.  denis  bestiis  et  IUI  feris  dent  et  IIU  paribus  |  ferro  dlmieaittfbs, 
ceteroqu.  honistissim.  apparatu  largiter  cxbibuit,  |  ad  honorem  quoqae  diilim- 
yiratus  ad  cumulanda  muDera  patriae  |  saae  Ubenter  accesait  Huic  com 
et  populus  in  spectaculis  adsidue  ]  bigas  statu!  postidasset,  et  splendidissuD. 
ordo  mcrito  decrcviss.  |  pro  insita  modcstia  sua  unius  bigae  hODore  conteot 
altcrius  |  sumptus  reip.  remisit.  L  •  D  •  D  C  •  I. 

1.  M.  2569.   ^iöapel  am  Umgang  zu  S.  Giovaoai  Muggiuro. 


207] 

L  •  LOLLIO  •  ZOTIONI 
AVGVSTALI  •  DVP 
EBVLVS  .  LIB 
paT  OPT  LOCo-SVo  PO 
8VIT 

Btt]l.K«p.  n.s.V,p, 
Linternom  and  (Xmae. 


Augustalen. 
208] 

018  •  MAN 
0  •  AVIANI 
EPAGATHl 
A VQ V8  T 
0  V  M  I  8 

BiiU.Ilap.ii.lL 
II,  p.  101. 


D  M 
Q  .  VALERIO  SA 
LVTARI    AVG  •  PV 
TE0LI8  •  ET  CVMIS 
ET- VALERIAE.TRY 
FENAE 
HEREDE8 
flomuto.  L1I.81M. 


IL  AntoDina  luliaDi»  N.  28& 


§  4.  Calle. 

Ztjus  Olynipios,  der  Schutzgott  der  Mutterstadt  Chalki^,  (CIA,  IV  27a), 
ist  auch  in  Kynic  verehrt  worden.  Livius  (27.  23)  erwähnt  seinen  Tempel 
bei  Gelegenhell  eines  Prodigiuni:  im  Jahre  208,  vor  der  Schladit  am  Me- 
taurus,  sollen  die  Mäuse  hier  Gold  geschwitzt  haben.  Indesa  ist  Zeus  in 
Kyme  verdunlielt  worden  durch  den  Archegetcn  der  Colon  je,  A  pol  Ion. 
Vergil  hat  den  Tempel  verherrlicht,  der  ihm  auf  der  Akropoiis  geweiht 
war;  aller  ApoUudieiiat  iu  Italien  ist  von  hier  ausgegangen. 

Daneben  steht  Demeter,  auch  sie  in  die  Gründnngssage  der  Stadt 
verflochten.  Beckenklaug,  wie  bei  den  Mysterien,  soll  die  euboische  Flotte 
bei  Nacht  auf  ihrem  Wege  nach  Kyme  geleitet  halnu.  Wie  in  Neapel,  wird 
Demeter  auch  hier  als  dsfffinfopoq  verehrt  worden  sein;  ihr  Priesterthum 
galt  als  die  hochäte  Ehre,  deren  eine  i*raa  in  Kyme  tbeilhaftig  werdeo 
lionnte  (Phit.  Virt.  mul.  26). 

Der  Dienst  des  ApoUon  und  der  Demeter  sind  von  K'vine  nach  der 
Tochterstadt  Neapolis  übergegangen.  Aber  auch  noch  ein  ;  Ivcilie  anderer 
neapolitanischer  Culte  sind  kymäischen  Ursprungs,  vor  allen  natürlich  die 
Gölte  dtif  Phratheo,  daiw  die  Verehrung  der  Dioskuren  und  des  Dionysos 


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Cmm».  —  6e«dUolkte  vbA  Üben. 


157 


Hebon.  Den  Ciilt  der  Diony^^oT;  erwähnt  eine  kürzlich  publicirte  Inschrift, 
die  vielleicht  aus  rnmac  stammt  (vielleicht  auch  aus  Puteoli),  jetzt  in 
S.  Agatü  de'  Goti  im  Ilause  des  Herrn  FUeno  Baioooe,  (De  Petra  Gioro. 
di  Pompei  1S75  p.  U2): 

210J  een  ^ion y 

£A  EEPBIAIA 
O  I  K  O  N  O  M  I 
A  •  META  •  TCr 

ANAPOE 

A  Y  T  H  r 
K  A  A  A  I  K  I'  A 
TOYC  AÄPÜN  . 
E  e  H  KEN 

BemeriEenswerüi  dagegen  ist,  dass  vod  dem  Gälte  der  Siieoeo  in  Kyme 
flieli  nicht  die  geringste  l^r  findet  Aeiter  als  die  hdlenische  Colonisaitioii 
ist  dagegen  fidlelclit  die  Verebnuig  der  Vemn,  dis  als  Lndina  bei  Baiae 
ihren  Tempel  hatte.  Zu  den  comanisdien  Getlheiten  nmss  wohl  snch  die 
Inno  Ganra  geroehnet  werden,  die  eine  capoanisdie  Inschrift  erwflhnfc 
(0.  L  L.  L  578).  -~  Der  Colt  der  Kalypao  und  Peisq^hoiie  am  Avemiis, 
der  Ifater  Denm  In  Baiae  wird  onten  besprachen  werdoi. 

§  5.  Leben. 

Als  Handelsstadt  ist  Kyrae  wohl  niemals  bedeutend  gewesen.  Schon 
die  Lage  an  der  hafenlosen  Küste  zeigt,  dass  bei  der  Gründung  ganz  an- 
dere Riit  lisichten  massgebend  waren.  Dionysios  (VII.  3)  freilich  leitet  den 
Reichthuu  Kyme's  zum  Theil  von  dem  Besitz  der  Häfen  von  Puteoli  und 
Misenum  ab ;  aber  er  schliesst  von  seiner  Zeit  rückwärts.  Bis  zum  Anfang 
des  zweiten  Jahi  hunderts  war  Puteuli  nichts  als  ein  anbedculender  Uafenort 
und  Misenum  noch  gar  nicht  besiedelt 

Ackerbau  war  also  die  Hauptquelle  des  Wohlstandes.  Beherrschte 
doch  Kyme  den  fruchtbaren  SQdtheil  der  campanischen  Ebenc*^)  lie  Leboi  iue, 
die  sich  am  Fuss  der  phlegräischcn  Berge  hinzogen.  Noch  im  fünften  Jahr- 
huiidcfl  war  K}  tne  einer  der  Hauptmärktc  für  Getreide  in  Italien,  und  Rom 
hat  seinen  Bedarf  ufleis  von  hier  bezogen.  Der  Wein  vom  Bcigti  Gauros 
galt  für  eine  der  geschätztesten  Sorten,  dem  Massicum  gleich  (Plin.  HN. 
14.  64);  ein  leichterer  Wein  war  der  Ulbanus  und  augeblich  erst  vom 
Aoften  Jahre  an  trinkbar^). 

Dionys.  VII.  3.   yyjv  re  xarixt»^  '^c  Kafnravwv  rrfVarlrK  vrjv  noXoxapKnTdrrjv. 
^)  Athen.  L  26.  f.   yivtrcu  di  xai  Tz&pt  xifv  hap.T:aviai  AufjLij¥  6  xadotifut^oi  Oui- 
flwtiet  »"Bf^St  wirißat  d*^  Mh  9\ 


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158 


Oomae^  —  G«dilchta  aad  Lebra. 


Auch  der  Gemüsebau  von  Kyme  war  berühmt,  uod  besonders  der 
Kohl  galt  als  vorzüglich  (Colam.  IL  127): 

Tum  quo^  eomeritur^  toto  quae  pUtrima  terrae 
Orbe  virena,  parüer  plehi  rejfigue  euperbo, 
J^¥igoribu8  ccndee,  et  tfere  ej/nuUa  miUä^ 
Qfiae  parivnt  veteree  eeepoeo  Httere  Cttmae» 

Der  jEteifihthniD  erxeogte  auch  Mer  Loxns  und  Ueppigkdt  HyperochoB 
gilb  in  fldiier  Oesdiichte  der  Stadt  eise  Schildemiig  jener  alten  Kynter, 
wie  «e  mit  CMd  gescbraflckt  in  bunten  Kleidern  einhersehritten,  oder  von 
Skkvinnen  angeben  anfs  Land  fiibren"). 

Doreh  die  eaninitiscbe  Erobemog  hat  Kyme  den  beaten  Theil  seinen 
Gebieten  verbren.  Seitdem  ist  die  materielle  Blttthe  der  Stadt  dahin  ond 
sie  sinlct  nnaafhaitaam;  bis  endlich  ihre  einaige  Bedeutung  darin  bestand, 
das  »Thor  au  Balaec  an  bilden^.  Nur  die  Fabrikation  äet  rothen  cam* 
IMidsdien  Ihongetee  hat  liier  noch  lange  bestandsD;  Varro  rflbmt  die 
Calicea  Gumani,  und  Martini  begleitet  das  Geschenk  einer  cumaoisehen 
Paten  mit  dem  DistiGhoii  (U.  114): 

*  JäoHü  tiU  Ckmumo  rttHetmdo  pvhere  testamf 

Mtmie^pem  mieü  ößeta  Sihyüa  ewm. 


Hyperoshoi  bei  Athen.  ZU,  p.  528.  Kai  Kufiam  A  tt  iv  *hmUf,  ät 
»)  Inv.  in. 4b  iMMUt  BAiwiiB  Mt|  it  gntna  fittnt  amoeni  SeceMot.  ^ 


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Obom.  —  Die  Stadl  Oona«. 


159 


CAPITEL  II 

DIE  STADT  CÜMAE. 

§  1.  AkropoUs. 

Die  Euboer  gründeten  ihre  Stadt  auf  der  Höhe  eines  Trachytkegcls, 
der  den  umgebenden  Tuf  durchbrochen  hat,  kaum  100  m  entfernt  vom 
Strande  des  Meeres.  Ringsum  stürzt  der  Fels  fast  senkrecht  in  die  Ebene 
ab,  und  künstliche  Glättuogen  haben  den  natürlichen  Schutz  noch  verstärkt; 
nur  an  einer  Stelle,  im  Südosten,  ist  der  Bei  ghügel  überhaupt  zugänglich'). 

Die  Lage  hat  viel  Aehnlichkcit  mit  der  von  Pithekussae,  der  Mutter- 
Stadt  Kyme's.  Auch  die  Stadt  PithL-kussae  nahm  die  obere  Fläche  eines 
fast  unzugänglichen  Trachytberges  ein;  nur  ist  die  Ausdehnung  des  Monte 
di  Vico  rtwa  ein  Drittel  grösser  als  die  der  Rocca  di  Cuma.  In  den  ersten 
JahrhuiidtTten  seines  Bestehens  ist  Kyme  ohne  Zweifel  besrhränkt  gewesen 
auf  diese  jetzt  sogenannte'  Akropolis,  gerade  ^vie  die  Stadt  im  frühen  Mittel- 
alter seil  den  i  lothcnknegea  wieder  auf  diese  ihr  ursprüngliche  Ausdehnung 
sich  zuri5ck?^ezop;en  hatte. 

Die  Ileste  der  Mauer  lassen  sich  noeh  jetzt  auf  der  ILihe  des  Ab- 
hangs rings  um  den  Burgfels  deutlich  verfolgen.  Alle  Epochen  haben  an 
ihr  gebaut:  Hellenen,  Samniten,  Römer  und  die  Barbaren  des  Mittelalters. 
So  ist  von  der  ursprünglichen  griechischen  Anlage  wenig  mehr  übrig. 
Am  besten  erhallen  i?t  ein  Stück  auf  der  Oblbciie  des  Hügels  oberhalb  der 
Latomie;  trefflich  behauene  und  gefugte  Ttifqn ädern  von  etwa  2  m  Länge, 
in  ihrer  einfachen  Eleganz  ein  beredtes  Zeugniss  der  Biüthe  der  alten 
Hellenenstadt. 

Die  mittelalterliche  Mauer  folgt  in  der  Regel  den  Fundamenten  der 
griechisch-oskiscben;  nur  auf  der  Nordostseite  läuft  sie  tiefer,  um  noch  ein 
Stück  Hügel  in  die  Befestigoog  bineinsozieheD,  während  die  alte  Mauer 

auf  der  Höhe  bleibt. 

Das  einzige  Thor  der  Burg  war  im  Südosten,  gegen  die  untere  Stadt 
hin;  hier  ist  der  einzige  bequeme  /ui^ang  zum  Burgplateau.  Auf  diesen 
Punkt  richtete  denn  auch  Narses  semen  Sturm.  Noch  sieht  man,  wie  der 
Thorweg  ein  langes  Stück  swischen  zwei  Parallelmauem  hinlief;  es  sind 


1)  Agathias  I.  8.    Ildltofta      *hedadv  1f  Kufo)  ixupmmtv^  xal  oXov  ob  ßa<rAa 
T.'ylffdmc:  iXätvat.    IdptnAt  fiiv  yäp  inl  Ttvt  dutmpofft'>3if>  re  xm  Avävr'if   iart  äi 

4|Hp'  mMv  A^rotf  tiv  wpixodu  fioj^hf  r«  wd  xt^aXägfiat      ^ü^iov  ,  Ibm  r*  Ipu^ 


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I 


OunM.  —  Dto  Stadt  OuAm. 


Qaadeni  flsnmitischer  Zeit,  gleich  denen  an  den  älteren  Theilon  ier  Stadt- 
mauer TOD  PompeL  In  dem  langen  Frieden  der  Kaiserzeit  wurde  dieser 
Theil  der  Befestigungen  seiner  ursprünglichen  Bestimmung  entfremdet  und 
diente  römischen  Prachtbauten  zum  Fundamente,  so  dass  man  jetzt  beide 
Gonstnictionen  übereinander  sieht;  auf  der  Meerseite  erheben  sich  die  rö- 
Slischen  Gewölbe  in  mehreren  Stockwerken  bis  zur  Höhe  dns  Btirphagels. 

Die  Burghühe  gipfelt  in  zwei  Hfipcln;  ein  grössei  er  und  lieberer  west- 
lich dem  Meere  zu  und  ein  kleinerer  östlich  am  Aufgang.  Hier  zeigen 
Substructionsmauern  von  Quadern  nach  Osten,  senkrechte  Glättung  des 
Felsens  nach  Westen,  dass  wir  auf  der  Stelle  eines  mächtigen  Gebäudes 
stehen;  überall  aus  dem  Boden  ragen  Quadern  und  römisches  Mauerwerk. 
Cancllirte  Säulenstümpfe,  Capitäle,  Marmoriihitten  lassen  keinen  Zweifel, 
dass  das  Gebäude  ein  Tempel  gewesen  ist.  1817  wurden  hier  einige  Stufen 
von  weissem  Marmor  gefunden,  3m  lang,  jetzt  im  Palizzo  Lusciano  in 
Pozzuoli.  Femer  Stücke  eines  Marmorfriesep  mit  elcgaiUco  Lanbomamen- 
ten,  darin  eingefasst  die  Kitbara.  Der  wichtigste  Fund  aber  war  eine  Base 
mit  der  Inschrift: 

211J  APOLLINI  CVMANO 

Q  .  TINEfVS  RVFVS 

I.  N.  2561,  lorio  Guida  p.  115,  Abbildimg  des  Frieses  tav.  1. 

So  stehen  wir  also  hirr  an  der  Stelle  des  Tempels,  den  die  cbaUddischea 
Ansiedler  bei  ihrer  Ankunft  ihrem  Schutzgott  und  Archcgeten  erriditeteo, 
jenes  Heiligtbums,  was  die  Dichtung  Vcrgirs  verherrlicht  hat,  dem  kein 
zweiter  «n  Böhm  gleichkam  ooter  den  Tempetai  ItaUen& 

Daedidit»  «1  fama  ut,  fugüiu  Ißnoia  rtgna 
JPraepMu»  pinm»  aunu  te  «reä«r9  ooefo, 
InMuekmn  per  iUr  g^do»  eMHoit  ad  ArctoB^ 
Qialeidiea^  leoü  tamfem  wpet  MÜtii  arce, 
Redditut  hig'primum  tan«,  HH,  Fkmbe,  MteraoU 
Rmigium  «lioriMi,  poiuiique  immania  templa. 

Tarf.  A«iL  VI.  Ii.  a 

Der  Tempel  nmscUoBS  das  uralte  Giltiulilld  Apoltom  m  Hda,  15 ' 
hoch^;  aach  die  Zähoe  des  erynuuithischen  Ebers  wurden  hier  dea  Oläo- 
bigen  geselgt').  Ueber  Plan  und  Architektur  des  Tempels  konnten  viel^ 
leicht  Ausgrabungen  Aufschluss  geben;  die  jetzt  sichtbaren  Reste  shid  tot 
aasschUeasliGh  ans  römischer  Zeit. 

  « 

S)  Co«!!««  Antipater  fr.  64  FMer:  EM  fa  Arno  signnm  ApoüiniB  Ugneom,  altom 
non  minas  pcdes  XY. 

3)  Paus.  VIII.  2-J.  5.  Kufiatf>t  3k  ui  iv  Vntxotc  audg  dSovrag  dvaxetfiivoos  WOfiA 
0<pi0tv  iv  'AnöJULaivog  itp^  Mftp  ftkv  kifouatv  tus  ol  dduvTtf  ödg  tftv  to5  ^Ep»fiaa>9fm>t 
Tf»  köf^  dl  odWvy  oM*  int*  dki^ov  ftimm  reS  clstfnv. 


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CnmM  —  Die  SUdt  CauM. 


161 


Dass  auch  der  westliche  Ilagd  der  Akrnpolis  von  cinetn  Tempel  ge- 
krönt war,  ist  schon  au  ^ich  wahrscheinlich  und  die  Ruinen  bestätigen  e«. 
Noch  jetzt  ist  der  äussere  Umriss  in  Fotm  etnes  grossen  Oblongs  deutlich 
erkennbftTi  auch  die  Ceilamauer  noch  ganz  gut  zu  verfolgen,  wenn  auch 
von  Rasen  und  Gestrüpp  überwachsen.  1792  sah  lorio  (S.  114)  noch  Stufen 
und  canellirte  Siiulenstümpfe  aus  Tuf,  ähnlich  den  Fundamenten  des  grie- 
chischen Tempels  in  Pompei.  Schon  dreissig  Jahre  später  war  alles  ver- 
schwunden. Welcher  Gottheit  der  Tempel  geweiht  war,  wird  mit  Gewiss- 
heit wohl  nie  zu  hestimniün  sein.  Jedenfalls  war  es  einer  der  hödi?tcn 
Götter,  da  ilim  ein  auggczcMchnetertT  Platz  eingcränint  war,  als  seihst  dem 
Stadtgott  Apollnn.  Man  könnte  an  die  Dioskuren  denken,  die  Statins  nehen 
Apoll  und  Demeter  als  höchste  (iotihciten  det^  alten  Kynic  nennt.  Mit  mehr 
Wahrsclif'inliehkeit  ahcr  inöclite  ich  den  Temi)cl  dem  olympischen  Zeus  zu- 
schreihen,  der  in  der  Mutterstadt  Chalkis  den  rr-^ten  Platz  einnahm.  Die 
Existenz  des  Zcustenipels  in  Kynio  wird  ausdrücklich  bezeugt  (Liv.  27.  23) 
und  sicher  ist  kein  Punkt  so  geeigm  t  ftir  ihn,  als  diese  liochstc  Spitze  des 
alten  SLadtterrains.  Jedenfalls  ist  es  ^anz  ungereimt,  einen  zweiten  Apollo- 
tompel  (Teinpio  di  Apollo  (jrcro)  in  unseren  Resten  eikennen  zu  wollen. 

Sonst  finden  sich  auf  der  Burg  keine  Reste  mehr  als  einige  Qnader- 
niauern  am  Fussc  des  eben  beschriebenen  Tenipelhügels ;  auch  manche 
römische  Mauei  rcste  sind  in  den  Vigncn  verstreut.  Dagegen  ist  der  ganze 
Fels  unten  von  Grotten  (iurchliohlt.  Manche  davon  niö{:en  alter  sein,  als 
die  grii'chi>(liL'  Ansicdlung,  andere  die  Griechen  als  Steinhriiche  oder  zu 
anderen  Zwecken  angelejjt  oder  vergrössert  haben.  Ks  ist  ein  System  in 
drei  Stockwerken,  vielfach  verzweigt  und  zum  Theil  verschüttet  und  un- 
erforscht. Der  I  jngang  ist  auf  der  Südostseite,  da  wo  man  zur  Burg  auf- 
steigt, unterhalb  des  ApoUotempels^). 

Ihre  Rerühmlheit  verdanken  diese  Grotten  dem  Orakel  der  Sibylle, 
was  hier  seinen  Sitz  hatte  (Verg.  Aen.  VI.  42): 

Kxcisum  JtAtboicae  latus  ingens  rupis  tu  anfnnn 
Quo  lad  ducunt  aditus  ccntum^  ostia  ccnlum : 
TJnde  rvuni  totidem  voce»,  renponsa  Sibyllae, 

*)  Agtlth.  I.  10.  iv  TW  irp*>g  f/.inv  t'v^iayu'^Tn  th'i  ioföu  Tirnaftnzutp  dyrmvi  ^v- 
Tptiv  71  uxeoTtv  d/i^ptfpig  r«  xai  j'/.a^upu/TaTov ,  <wf  adurd  re  i)(eiv  wni>finra  xni  xü- 
roq  töpi/  xal  ßapa&pwite*  iitaSfia  ^  itdXat  fpaai  r^v  XißulXav  rijif  rat»»,  ri^i'  Vra^^v 

^avofiiyott. 

Ar  ist.  Mirabil.  95.  Aö/iij       repl  rr^v  *haXiav  dtUvmai  rtg  ais  iotxc, 

Sakaiioq  xaräyetot  Ztßükh^g  rrj^  jrpT^afiolö/ou'  iznluxpovwtdvijv  ytvo/teyrfV,  zapOivov 
9ta^l»at  tpa«\v  oSamr  fik»  *£fiu$fitda¥,  inri  rivoy  M  tt^v  'haitav  xsrtfocaiüvra»»,  Kv/i«la»^ 
und  Si  rivwv  MskdY}[paivov  xakotifiivT/V.  Tn'iTOv  X'-v  ri'>:Toi>  XiysrfK  xuptsösa'9at  ui:& 
Aeuxaditov.  Etvat  Ji  liyouatv  in  ixctvotg  roi<;  TÖnng  itspi  rr^v  hüpojv  -Koraßüv  Tiva  ht- 
Tdv  dvoiiaZoiiSvoy  *  ov  yaot  rb  ipßkrfffkv  xputTov  7:cpi^6ta>'iai^  wi  tiios  dnoit9o5ad«u, 
B«l«ieb,  Omintan.  11 


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163 


OmBM.  —  Die  Stadt  Cimae. 


Innen  iuli,  in  den  Fels  gehauen,  eine  {grosse  Halle  sich  befuoden  haben, 
wo  diu  Sibylle  ihre  Orakelspriiche  gab,  zu  deuen  von  allen  Seiten  die  Völker 
Italiens  herbeiströmten  (StaU  Silv.  V.  S.  172): 

Sic  ad  AvemaUa  aeopuloa  et  opaea  SünfUa» 
Anira,  rogtOurae  venUbaM  tmdigve  ^mle». 

Im  zweiten  Jahrhondert,  vo  lastums  Hartjr  Gamae  besoehtei  war 
das  Orakel  schon  lange  verstimunt*).  —  Die  abgesehmaekten  Fabeln  des 
epäterea  AltertbnmB,  für  die  grade  die  eamaeiBche  Sibylle  eines  der  be- 
liebtesten Themata  bildete,  wird  man  mir  hier  gern  erlassen. 

Am  Ostfttss  der  Akropolis,  unterhalb  des  Apollotempels,  sieht  man 
die  Latomie,  wo  die  Kymfier  die  Steine  zum  Mauerbau  gebrochen  haben. 
Sie  ist  in  der  Anlage  ganz  ähnlich  den  Latomien  in  Syrakus,  doch  lange 
nicht  so  tief  eingeschnitten  und  viel  weniger  grossartig.  Eine  fippige  V^e- 
tation  bedeckt  auch  hier  das  Innere  des  antiken  Steinbmchs^. 

# 

§  8.  Die  untere  Stadt 

Steigt  man  vom  Thoic  der  Akropoliö  nach  Süden  herab,  so  gelangt 
man  auf  ein  Plateau,  das  ziemlich  steil  nach  der  Meerseite  zu  abfällt, 
während  es  sich  gegen  Osten  allmälig  zum  Thal  nach  dem  sc^enannten 
Gigantentempel  hin  abflacht.  Die  Natur  hatte  hier  fast  nichts  zum  Schatze 
der  Stadt  gethan  und  alles  der  Befestigungskunst  der  Bewohner  flberlassen. 
Auf  der  Meerseite  ist  der  Lauf  der  Mauer  denn  auch  sehr  gut  zu  ver- 
folgen und  schon  auf  Ioiio*8  Plan  festgestellt;  sie  Unft  von  dem  Hflgel 
QÖrfUieh  vom  Amphitheater  nach  Norden,  immer  die  Hiihe  des  Abhanges 
krönend,  bis  an  den  Aufgang  zur  AkropoUs.  Die  heUenisehen  Quadern 
dnd  allerdings  Iftngst  verschwanden  unter  der  Hasse  rftniseher  VUlen- 
banten,  die  ^esen  Theil  der  vacnae  Cumae  in  der  Eaiserzät  einnahmen. 
Schwieriger  ist  die  Bestimmung  der  Ostmauer.  Wo  die  Strasse  von  Anco 
Feiice  her  sich  mit  der  von  Ucola  vereinigt,  wenige  Schritte  vor  dem  Thor 
der  Masselia  di  Cuma,  trifft  man  links  auf  ein  herrliches  StOck  griechischer 
Quadermauer.  Beide  erwähnte  Strassen  haben  antikes  Pflaster  »  es  sind 
die  viae  eonsnlares  nach  Gapua  und  Pnteoli  —  kein  Zweifel  also»  dass  hier 
ein  Thor  stehen  musste,  jene  berfihmten  imi  r^v  "Aopvou  <fipottwu  miiof, 
(Dion.  Vil.  5),  wodurch  die  gegen  Aristodemos  verschworenen  Aristokraten 
bei  Nacht  in  die  Stadt  drangen.  THtt  man  nun  in  die  Masseria  dn,  so 


•)  Inttin.  Uartyr  Cobort.  ad  Gimcos  (bei  Ctaver  p.  1118):  ^BfMwo^te  A  h 
^  lorio  GuMa,  2.  Aufl.,  p.  tl7— IIS  bndtnibt  lie  ab  ThenM. 


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I 


Oanuw.  —  Die  Stadt  ConM.  1^ 

kotuüit  man  nach  weiiij^en  Schritten  an  eine  Theilung  des  Pfades  —  nicht 
weit  von  (lieser  Stelle  zwischen  beiden  Fusswegea  einige  griechische  Qua- 
dern der  Stadtmauer.  Wir  folgen  nun  dem  Pfade  rechts  drei  Minuten 
lang  und  wenden  uns  links  zu  den  Eichen.  Auch  sie  wurzeln  auf  der 
griechischen  Stadtmauer,  von  der  ein  prächtig  erhaltenes  Stück  hier  im 
Gestrüpp  zu  Tage  liegt.  Von  nun  an  sind  die  Eichen  ein  sicheres  Zeichen 
der  Mauer  bis  zur  Rocca  hin,  wenn  auch  von  Quadern  nur  bin  und  wieder 
eine  schwache  Spur  zu  erkennen  ibt.  Die  Richtung  ist  zunächst  dem  er- 
haltenen Stücke  gemäss,  gegen  Nordwesten,  unser  Weg  wird  überschritten, 
duiui  biegt  sie  gegen  Süden  um  und  erreicht  schliesslich,  iu  westlicher  Rich- 
tung ziehend,  das  Burgthor  —  immer  auf  der  Höhe  der  Böschung,'  sich 
haltend  und  gekennzeichnet  durch  die  Reihe  hochstämmiger  Eichen,  die 
auf  ihr  wurzelt').  Südlich  vom  Avemerthor  zog  die  Mauer  wohl  längs  der 
heuLigeu  Strasse  (wo  rechts  eine  Quader)  bis  gegen  das  Amphitheater  und 
dieses  au-bchliessend  westlich  bis  zur  Büschuxig  gegeu  das  Meer  hin,  wo 
die  iieschreibuüg  bej^ann. 

Von  griechischen  Bauten  innerhalb  des  Mautriingcs  ist  nichts  mehr 
erhalten.  Nur  entspricht  wahrscheinlich  der  Fussweg  von  dtr  Masseria  zur 
Rocca  der  alten  Hauptstrasse  (cardo)  der  Stadt;  es  ist  die  kürzeste  Ver- 
bindung vom  A-vernerthor  zum  Burgthor  und  viele  antike  Pflastersteine 
finden  sich  ihm  entlang  aufgerichtet 

Unter  den  üesten  aus  römischer  Zeit  ist  bemerkenswerth  ein  grösserer 
fierecidger  Bm  mit  Gewölben  von  opus  reticulatum,  nahe  bei  dem 
Stack  gnechiacher  Quadeimaoer  nnter  den  Eichen  und  ganz  in  der  Nfthe 
doe  canellirte  BrannemBlIndiiiig.  Unz&bUge  Ifanerreste  finden  sich  zer* 
8tc«nt  Aber  das  ganse  Stadtterrain  in  den  Vignen  versteckt 

§  3.  Vorstädte. 

Auf  der  Südseite  das  Amphitheater,  wie  die  meisten  Gebäude 
dieser  Art,  ausserhalb  der  Mauer,  doch  in  iin-mittclbarer  Nähe  der  Stadt. 
Was  mau  jetzt  sieht,  ist  eine  grosse  elliptische  Vertiefung  im  Boden,  vom 
dichten  Grün  einer  Vigne  überwuchert,  deren  Fruchterde  unten  alle  Reste 
bedeckt.  Nur  von  den  Umfiissungsraaucru  sind  eine  Reihe  Bogen  auf  dem 
ganzen  Umkreis  erhulten.  Länge  des  ganzen  etwa  4,S0;),  Breite  SfiO ;» 
nach  dem  Plan  bei  Paoli.    (Das  Amphitheater  in  Pozznoli  ist  580  p  lang.) 

Hinter  dem  Amphitheater  wurde  1842  eine  römische  Aedicula  aus- 
gegraben. Der  Eingang  war  gegen  das  Amphitheater  hin;  an  der  Front 
ein  Porticus  von  vier  dorischen  Stucksäalen,  die  Vorhalle  4,70  m  laug,  die 

Die  bisherigen  Annahmen,  die  die  Stadt  bis  zum  üigimteutempel,  ja  bis  zum 

11« 


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164 


ODmu.  —  Die  Stadt  Cäunae. 


Colla  13,48  m.  an  jeder  der  beiden  IjänfiRwändr  siebe»  Pilastcr.  An  der 
Rückwand  (9  m  laug)  vier  Pilaster.  In  der  Mitte  der  Cella  ein  viereckiger 
Altar,  mit  Marmor  verkleidet.   (Schulz  Bull.  Ist.  1842,  p.  6.) 

Griechische  Gräber  ans  Tuf blocken,  20p  etwa  unter  dem  hentiofcn 
Boden,  sind  in  dun  letzten  Jahren  in  Menge  um  das  Atni)hitheater  ^((fnndcn 
worden,  mit  reicher  Ausbeute  an  Vasen,  Münzen  und  anderen  Geiienstünden. 
Auch  römische  Gräber  aus  Ziegeln  fchieu  nicht;  sie  liegen  höher,  etwa 
8;>  tief. 

Wenige  Schritte  nördlich  vom  Amphitheater  kommen  wir  an  eine 
Theikng  des  Weges:  rechts  geht  die  Stiasse  zum  Arco  Fclicc,  links  (in 
nordlicher  Richtung)  zum  Lapo  di  Licola.  Altes  Pflaster  zeigt,  dass  beide 
Wege  antiken  Strassen  entsprechen;  es  sind  die  Via  Putcolana  und  Via 
Campana,  die  Consularstrassen  nach  Puteoli  und  Capua.  Die  Via  Putcolana 
lief  ursprünglich  in  weitem  Bogen  nördlich  um  den  Monte  Grillo  hemm 
und  durch  die  Valle  dcl  Palombaro  nach  dem  Avemus;  hier  ist  das  alte 
Pflaster  noch  auf  eine  weite  Strecke  verfolgbar ;  Gräber  begleiten  die  Strasse. 
Ihre  jetzige  Richtung  erhielten  die  Strassen  um  Cumae  erst  durch  die 
Baaten  Domitian*8.  Die  Vi»  Domitiana  lief  auf  der  Westseite  des  Lage 
di  Lieela  entlang  der  sandigen  Landenge,  die  diesen  vom  Meer  trennt;  die 
Rndera  sind  jetzt  znm  Tlidl  von  den  Wassern  des  Sees  flberflnthet  Die 
Strasse  Iftsst  dann  Cmnae  redits  liegen,  folgt  dem  heutigen  Feldweg  an  der 
Masseria  del  Procidano  vorbei  und  biegt  dann  unweit  des  Demetei^Tcmpels 
links  ab  nach  dem  Atco  Feiice.  Dieses  Stfick  der  Via  Domitiana  ist  jetat 
von  Gestrüpp  Überwachsen  und  dient  im  Winter  den  Bergwassem  zum 
Bette;  Sand  und  Erde  bedecken  an  vielen  Stellen  fussboch  das  Pflaster. 
Grftber  fassen  auch  diese  Strasse  ein  bis  zum  Arco  Feiice. 

Der  Arco  Fei ice  ist  nichts  anderes  als  der  Durchstich  des  Monte 
Grillo^  den  Domitian  anlegen  liess,  um  Camae  und  Puteoli  in  directe  Ver- 
bindung zu  setzen  und  seiner  Strasse  den  Umweg  nördlich  um  den  Berg 
herum  zu  ersparen.  Die  Seiten  des  Durchstichs  und  mit  Ziegclwftnden 
verkleidet,  auf  denen  ein  Bogen  ruht,  der  die  Strasse  überspannt  und 
so  die  Communication  auf  der  Höhe  des  Berges  ermöglicht  Das  ganze 
Werk  ist  19,5  m  hoch,  5,8  breit,  die  Constmction  aus  bester  Zeit,  so 
dass  die  Möglichkeit  nicht  ausgeschlossen  ist,  der  Bogen  sei  schon  vor 
Domitian  angelegt  worden,  etwa  von  Agrippa  bei  Gelegenheit  der  Hafen- 
bauten am  Avemus  (Plan,  Generalstabskarte  Bl.  VII). 

Westlich  vom  Arco  liegt  auf  ein  langes  Stück  das  alte  Pflaster  zu 
Tage;  Trümmer  von  Villen  und  Gräbern  fassen  die  Strasse  auf  beiden 
Seiten  ein  bis  zum  Amphitheater.  Rechts  von  der  Strasse  in  der  Masseria 
Poerio  eine  Aedicnla  mit  Fresken,  darunter  der  Raub  der  Europa,  schon 
zu  lorio^B  Zeit  sehr  beschädigt  (Gnida  p.  120).   Griechizche  CMlber  mit 


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Cama«.  —  Die  Stadt  CamaA,  1^ 

Vaseti  wiirdea  um  1842  hier  von  Santangeio  ausgegnibeo  (BuU.  Ist.  1842, 
p.6-10). 

An  der  Strasse,  die  vom  Avernerthor  in  nördlicher  Richtung  nach 
Licola  fahrt,  trifft  man  nach  einigen  hundert  Schritten  links  auf  das  ao- 
genannte  Sepolcro  dclla  Sibilla.  Es  ist  eine  grössere  Anlage  römischer 
Zeit  mit  ge\Yulbtoa  Substructionen  ^  atii^enscheiulich  zu  einer  Villa  gehöiig. 
Auf  der  anderen  Seite,  links  von  der  Strasse,  wenige  Schritt  weiter  der 
Tcmpio  dei  Gigant i.  Das  Coloneuhaus  der  Masseria  steht  auf  Gewölben 
von  Opus  reticulatum;  besoDdcrs  homerkenswerth  eine  Apsis,  die  jetzt  als 
Weinkeller  dient.  Der  ganze  Bau  etwa  10  m  lang  usd  breit,  nach  dem 
Plan  auf  Blatt  VII  der  Generalstab>kartc. 

In  der  Masseria  gleich  hinter  dem  Hause  ein  Gewölbe  von  Netzweril" 
auf  Quaderfundaioenten ;  daneben,  halb  in  der  Erde  versteckt,  ein  Gesiras- 
^t(ick  aus  Marmor,  nach  den  Dimensionen  einem  Tempel  gehörig.  Andere 
Architekt  Iiifragmente  sind  im  Anfalle  des  Jahrhunderts  hier  ausgegraben, 
nebst  der  Basis  eines  Weiligeschcnks,  das  Decimus,  des  Paquius  Sohn,  der 
Demeter  weihte,  ein  Werk  Isidoros  des  Pariers  (C.  I.  G.  5856  b.) : 

AEKMuH  Elor  nAKloY  «^i^^PO^  NOYA  212J 
AEKMuZ  EloZ  -nAKloY  tjaPIOZ  EHOIEI 

Auch  die  coln.-sdle  Zen^^hilstc  des  Museum  von  Neapel  soll  von  hier  stammtMi. 
An  diesem  Pnukie  begannen  Ende  18f)-2  die  Aiissrabunj^en  des  Conte  di 
Siraeusa  unter  Leitung  Fiorelli's  (lUill.  Nap.  n,  s.  I,  p.  105).  Sic  führten 
/(u  Kritdeeknn^'  eines  öffentlichen  (iebäudes.  mit  Marmor  verkleidet  und 
mit  Scuipturcu  geschmttclct.  Auf  zwei  groäacu  Stücken  Marmorä  die  In- 
Schrift  4 

LVCCEia  cn  f  ETIS  •  S  •  P  213j 

Auf  einer  kleineren  Platte 

CN  .  LVCCElVS    Crf  -  F  •  GEIMEL  214] 
FRATER 


Und 


Auf  einer  Bieirdhre 


L  V  C  C  E  I  214a} 
A 


M  •  BENNt    RVFl  215] 

Dieser  M.  Bennius  Rufus  ist  ohne  Zweifel  der  im  Senatsdecrct  •  von 
7  p.  Clir.  genannte  Praetor  von  Cnmae  (N.  219),  wie  Gn,  Lncceins  Gemellus 
der  ebendort  genannte  Cn.  Lncceins  filius,  die  Luccetiaj  (dass  es  eine  Frau 
ist,  zeigt  das  Fehlen  des  Vornamens)  seine  Schwester  und  die  der  PuUa 
und  Tertullftp  die  wir  gleich  kennen  lernen  werden.  Vielleicht  ist  es  die- 
selbe, der  zu  Ehren  das  Beeret  N.  219  erhissen  wurde.   Wir  haben  also 


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1^  Omnae.  —  Die  Stadt  dmiM. 

hier  ein  grosses  öffentliches  Gebäude,  welches  die  Familie  der  Lutceier  der 
Stadt  Cumae  aus  eigenen  Mitteln  erbaute  oder  rcstaurirte;  wir  werden  also 
berechtigt  sein,  auch  die  andereu  schon  bekannten  Lucceier-InschrifteD  auf 
dieses  selbe  Gebäude  zu  beziehen.  Mit  anderen  Worteu:  der  sogenannte 
Tempio  de'  Giganti  bezeichnet  die  Stelle  des  Demetertempels  von  Kyme, 
eines  der  bedeutendsten  Heiligthümer  der  Stadt  Wie  passend  die  Lage 
vor  den  i  horen  für  einen  Demetei  teaipel  ist,  brauche  ich  nicht  erst  hervor- 
zuheben. Das  Forum  von  Kyme  hierhin  zu  verlegen,  wie  noch  lorio  wollte, 
wird  jetzt,  nachdem  die  östliche  Mauer  der  Stadt  bestimmt  ist»  Niemand 
.    mehr  einfallen. 

Die  auf  den  Tempel  be^ttglichcn  Inschriften  sind  folgende: 

216]     CN  .  CN  .  LVCCEI  «  pateR  •  ET  •  FILIVS  •  PR  L  K  8468. 

SACRA  .  DEMEtros  •  resTITVERVNT 
LVCCEIA    CN  .  F  .  POLU  -  QVIrini  et  lucCElA  •  CN    F  ■  TERTVLLA  •  PIA  GÄLLI 
AEDEM  DEMETBOS  ET  QVAE  ClRCAfiam  aedero  aoNT-ET-PORTICVS  P  S  RESTVERVNT 

und  Tier  HaI  wiedefliolt  (I.  N.  2460.  Um.  Nas.): 

217]       LVCCEIAI  •  CN  •  F  -  POLLA-  ET  •  TERTVLIA*  8  *  P 

femer: 

218]  cn.  cn.  \\iccEl     PATER  •  ET  •  FiL 

 M  '  SALIENDAMQVE  -  I  • 

lucceia  cd.  L  TERTVLLA  •  RESTlTuit         h  M.  2638. 

flodlich  das  Ehiendecret  mis  dem  Jabre  7  n.  Chr.: 

219]  Q  •  OAECILIO  nietello  a.  Udmo  Dem  cos 

M  •  BENNIO  rofo  praet 

aD .  VI  EID  •  AVQV8T  -  IN  <  CHAleidicio 
QVOD. CN .  LVCOEIVS  FIUV8* V* F*D 

QVID  DE-  EA-BE-nERI- PUCERET 
CVM .  LVCCEIA  •  CN  •  F .  VEL '  MORIBVS 

ORDINIS  *  ET  .  MVNICIPVm 

PARENTIS  .  8Vi  •  CM 

ADIECTI8  .  VERO 

DE8IDERIVIQ 

EINEM  LN. «26  SS  Mus. Kap.  1060. 


§  4.  Keliropolis. 

Griber  finden  sich  zwar,  wie  wir  sahen,  anf  allen  Seiten  der  alten 
Stadt;  das  hanplsftcUicfaste  Todtenfdd  aber  dehnt  sich  im  Norden  von 
Cnmae  zwischen  dem  Demetertempel  nnd  dem  Lago  dl  Licola.  Anagrabongen 
sind  hier  im  Laofe  dieses  Jahrhunderts  zu  veischiedenen  Halen  gemacht 


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Clunae.  —  Die  Stadt  Cumac. 


167 


worden:  1829  voiu  Herzog  von  Blacas  (Bull.  Ist.  1829,  p.  163),  1840  von 
Santangclo,  1842  von  L.  Correale  (Bull.  1842,  p.  9),  1843  von  Lord  Vernon 
(Bull.  Nap.  n,  p.  20),  endlich  und  besonders  1852  —  56  unter  FiorelU's 
Leitung  durch  den  Conte  di  Siracusa  (Fiorelli  Monumenti  Gumani  1853, 
Bull.  Nap.  n.  s.  I— IV).  Dur  giusste  Thcil  der  Ausbeute  dieser  Ausgrabungen 
ist  jetzt  in  der  Raccolta  Cumana  des  Museo  Nazionale  vereinigt  ^Heydemaun 
Catalog  p.  821—886). 

Die  AusgrabiHiLTi  n  Fiorelli's  begannen  Anfang  1853  einige  hundert 
Schritt  nördlich  vom  Oigaritentcmpel,  ui  der  Nahe  ilei  Masseria  dcl  Proci- 
dano.  Wenige  i'ului  unter  deia  Boden  stiess  man  auf  römische  Graber 
und  Columbaricn,  darunter  eins  mit  den  berühmten  cadavcri  acefali, 
denen  Köpfe  von  Wachs  angesetzt  waren.  (Abgebildet  mit  Plan  des  Grabes 
Monum.  tav.  II,  Bull.  iSap.  n.  s.  I,  tav.  YIll,  12.)  Die  Abhandlungen,  die 
damals  über  diese  Wachsköpfe  in  Neapel  geschrieben  wurden,  bilden  eine 
kleine  Bibliothek! 

Unter  den  römischen  Gräbern,  18 — 25  /)  unter  dem  Boden  fanden 
sich  samnitische  Tufgräber  mit  flacher  Decke,  alle  dp  lang,  p  breit, 
3  p  hoch,  mit  Skeletten.  liarla  unbedeutende  Vasen,  Broncen,  Kupkrinünzen 
von  Neapolis  mit  Apollokopf  und  NEATTOAlTIiN  •  Ein  grösseres  Grab 
mit  dachförmiger  Decke  (a  schiena)  und  vielen  Vasen»  auf  einer  mit  oskischen 
Buchstaben  die  Inschrift 

220J  üßUi  UfiU. 

Melirere  hundert  griecbisch-sammtiscbe  Gräber  worden  in  diesem  nod 
^en  folgenden  Jahren  geOffii^  sivisehen  der  Strada  Regia  di  Lioola  und 
dem  Wege,  der  zum  Imbarcatijo  am  See  führt  860 jp  nOrdlich  vom  Oi- 
ganCentempel  ein  Grabcompl^  von  etwa  1500  □  p  Flache,  mit  einer  Ziegd* 
schieht  bedeckt»  darunter  6  p  unter  dem  Boden  ein  Grab  neben  dem  andern» 
mit  Skeletten  darin*  -r-  Bei  weitem  die  mefsten  der  geöffneten  Grftber  ge- 
liören  in  die  oskiBche  Zeit,  doch  haben  sich  auch  Grftber  gefunden  mit 
aichaisdi'griechischen  Inschriften  und  Vasen  Icorinthiachen  Stils,  die  also 
bis  in  die  Zeit  der  höchsten  Blflthe  Kyme*s  hinaufreichen.  Wer  jetst  die 
Nekropolis  von  Kjme  besucht,  sieht  in  der  Masseria  di  Matteo  il  Procidano 
einige  balbverschattete  und  ihres  Inhalts  beraubte  Colnmbarien,  von  dichtem 
Gebflsch  Oberwachsen.  Alle  andern  Gräber  sind  zugeworfen  und  nichts 
zeigt  den  Ort  an,  wo  sie  geöffnet  wurden. 


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168  Cumae.     Regio  Baiano. 


CAPITEL  m. 

REGIO  BAIANA. 

§  1.  Der  Avcruus. 

Mmc  age,  Aventa       quae  sint  heae  eumgwt  laauque 
Expedtam^  quaU  natura  praedita  eonitmt. 
Prindpio^  quo  As«ma  itoeanUtr  nomine^  id  ah  re 
ImponUtnuty  guta  statt  avibus  contraria  cttnetu 
E  regioM  ea  quod  hea  cum  ven»e  wkmt«* 
Rendgi  obUtaa  pennarum  vela  remittuntf 
Proicipiieapui  eadunt  moüi  eerviee  profiuae 
In  ttrram,  m  forte  ita  feri  natura  hcorufiL, 
Äut  in  aguam,  si  forte  locus  sulatrcUu»  Axemi, 
Is  locus  est  Cumas  aputy  acri  sulphure  monU» 
Oppleti  ealidU  übt  fumant  fontilu»  auetL 

Liieret  YL  739.  - 

Kaum  eine  Miglie  dstlich  von  Kyme  and  dnrch  den  Monte  GriUo 
davon  getrennt,  erhebt  sich  ein  Eraterrand,  auf  allen  Seiten  geschlossen 
and  nur  Im  Süden  mit  einer  schmalen  Oelfnung.  Den  Grund  des  Kraters 
fUUt  ein  See  aus,  iast  kreisrund,  V*  Miglie  im  Durchmesser,  jetzt  Canntto 
genannt,  der  Avernus  der  Alten. 

Der  Anblick  des  Sees,  wio  er  sich  heute  darstellt,  ist  nicht  so  ver-* 
schieden  von  dem,  wie  er  sich  den  Hellenen  bot,  als  sie  vor  drei  Jahr- 
tausenden zuerst  den  Fuss  an  diese  Gestade  setzten.  Wieder  umsäumt  die 
Abhänge  das  Grün  der  Wälder,  wieder  In nscht  tiefste  Eins^uinktit;  noch 
schläft  unten  der  See,  wie  einst,  träumeriäcli  still,  von  keinem  Windhauch 
bewegt,  MalariadUostc  atisbauchend.  Kein  Laut,  kaum  der  Schrei  eineö 
Vogels  stört  die  heilige  Stiilc  des  Orts.  "Aopvog  —  der  vögellosc  —  so 
erklärt  die  sinnige  Etymologie  der  Griechen  den  Namen  des  Sees. 

Speltmea  aUa  fuü  vaetoque  inmani»  hiatu 
5criipea,  i«ta  Uutu  nigro  nenwrumque  <ene6r»V, 
Quam  euper  haud  uUae  poterani  tuqnme  volante» 
Tendere  Uer  pinnie;  talie  eese  kaUiut  atri» 
Faueibue  i^fwme  eupera  ad  eonvema  fer^at^ 
Unde  locum  Grat  dixeruiü  nomine  Äomon, 

Yerg.  Aen.  VI.  S}7. 

Wie  aberwftltigend  musste  dies  alles  auf  die  Phantasie  der  ankommen- 
den  Hellenen  wirken;  was  war  natflrltcher,  als  dass  sie  hier  die  Nähe  der 


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Canue.  —  Eogio  Baiana.  169 

1  iiili-güttpr  erkannten,  in  den  Höhlen,  die  liberal!  in  don  Felswiiiiden  sich 
ollneii,  den  Plingang  zur  Uulerwelt  zu  sehen  meiutcuV  Hier  schienen  die 
Schilderungen  der  homerischen  Nekyia  verkörpert,  hier  fand  man  die  Uainc 
der  Persephoneia  und  die  Sitze  der  ungUlcklichen  Kinimerier*). 

.  "Eväa      Ktfiuspiü)v  dvdp<ov  dijfioQ  rt  rzohq  re 
^ept  xtu  vs^eXfi  xsxakoftfdvor  oude  x^t'  aäzooQ 
^iXwi  tpaiötav  xaTaSepxstat  dxrrjsaasvy 
aAX*  im  utfS  dXoi^  Htuuu  ätdoiat  ßporolat. 

Od.  1.  H.  . 

Eine  Quelle  am  Ufer  des  Sees  galt  fdr  das  Wasser  der  Styx  und 
niemand  berfihrte  sie;  daneben  bestand  noch  im  vierten  Jahrhundert  ein 
Todtenorakel,  dasselbe,  zu  dem  einst  Odyssens  geschifft  sein  sollte,  den 
Schatten  des  Teiresias  su  befragen.  Durch  das  ganze  Alteithum  hindurch 
blieb  der  Avemus  der  Persephone  heilig^.  Hannibal  zog  mit  seinem  Heere 
hier  herab  »unter  dem  Vorwand,  em  Opfer  zu  bringen f*)  und  die  X»«<ra/t(» 
ad  iter  Averni  steht  noch  auf  dem  campanischen  Festverzeichniss  aus  nach- 
eonstantioischer  Zeit. 

Völlig  verändert  wurde  der  Charakter  der  Gegend  durch  die  Hafen- 
bauten Agrippa*s.  Um  die  Meeresherrschaft  des  Sextus  Poropeius  zu  brechen, 
bedurfte  Augustas  eines  vor  jedem  Angrilf  von  der  Seesette  her  geschätzten 
Hafens,  gross  genug,  um  eine  zahlreiche  Flotte  darin  auszurasten  und  in 

l)  Strab.  p.  244:  neptxÄtiarm  rt''  <5  "Aopuag  d<pp<javj  opfUaiq  uTzt pxtipivaig  ■Kav- 
Ta^i'i&e\>  :!Xiji>  roü  eiffirXou,  >üv  piv  ij/xsptos  ixKtKuifrjpsvoug^  rtpütipov  dk  auvr^pt^otv 
äypia  uAij  ßtjrtütoäivdptp  xal  äßdrip^  <A  xafd  ^iM^tmuovtov  xtfrdimov  htoioo*  ri*  wihtw, 
Tzpotjzix-x'Huov  o\  intyiäpan  xal  Toitg  Spvttg  robq  Onep-eretg  ytvoßivo'jg  xaTaT:i7:ittv 
£?s  üdwp  p&etpopdstOug  'Jiro  tw>  dva^spupivtav  dsptov,  xaiidTztp  iv  zoli  nXn'jTto'JiiHq' 
xai  7oüro  Tt)  yti>ptn¥  üäo'jtwviöv  rt  u-tXäpßavoi^,  xai  roug  Ktp^uptwjg  i>zau&a  Xiysaßat' 
xai  tisinieii>  ■/£  zpuSuodfu^ot  x<k  Liatfvjcuvot  to&s  xara^^^yüuts  daipovag^  9»Tm¥  «Av 
bfijfyoupivu»  rü  rotäds  tepim»  i^pj'oAaßrjxoratv  riv  tiwv,  iart  ik  Ttifjr^  Ttg  aMdt  wo- 
ripuu  üSarug  int  tj  6aAdm)'  roi'jzou  rV  amcyn'^ro  7:d-,z-q  r^j  -r'>Ya;  "Stttn  ynptt- 
oaureg'  xal  ru  pw^rtlov  ivraüdd  izou  idpurat  r(>v  äs  lluptfXe/it'^ovxa  ix  rütv  i^tppüv 
bddxmv  irixpaipovTo  Ttun  zAijoiov  rfjt  *Aj(*fiOo«iae.  —  'E^fopog  di  rolg  Ktppepiotg  npog- 
«txBt&v  T^f  r^fxo»  fR^tflv  adrodf  i»  xara^toif  olxieue  0brc&  &s  xaiaSm»  d/ryüiieis,  xai 
8td  rtnov  opifYpdrwv  nap^  äkkrjkuui  re.  ^träv  xai  roug  ^evoug  elg  rd  pavretov  ii^sa^at 
nol'i  ortii  Y'^ii  l'fp'fftii'fyj  •  fi^v  <?'  arro  peraXXetag  xa'(  7(7»  ßiaureuopevtuv,  xai  roo  ßaaiXiutg 
aTtooet^aifToi  aüxoig  aavrd^eig'  sXvai  di  rutg  zspi  zu  ^pjjffzi^ptoif  iifog  rtärpto  pXfüiva 
ti¥  ^l»¥  ipä»^  <bUa  voxrds  26»  jropxutvdat  r&v  jiavftdrw  xai  äta  twJto  rdy 
itwa^lf  utpi  aurü»  elrzetv^  ätg  dpa  toödi  iror'  auroug  ijiXtug  ^ai^wv  iT;iiipu«tM*.  £wrrc- 
pov  3k  Sta^ßapfjuai  rotig  di/i^ptätzoog  ü-u  ßaaikimg  rr^/'c,  oux  dnoßdvTOS  adr^  T06 
j|f^a/tou,  TO  dk  pavTsloy  in  auft/ti»$ti>  pt^iax'^xög  eig  irtpov  zunov. 

8 trab.  p.  244.  ifiu&tow  i*  ol  np6  ^ft&v  <y  t{3  *A6pP^  rd  aepl  rr^v  »ixota»  Tijv 
'OßT,ptx7iv  ■  xal  Sij  xal  vsxoopavzetov  loTopodat»  i»TaSSa  jrxfxc&at  tal  VAtwi«  tis  xoSr* 
dfixioSai.   Cf.  Dio  Gass.  48.  50. 

3)  Diüd.  iV.  22.    ry/  "Aopvov  övoftaZo/iUSfiiy  iiv^v^v,  Upäy  ü  lltpot^vi^t. 

*)  Liv.  24. 12.  per  ;>pcGiaii  ncrificandL 


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170  CnnuM.  —  Bagk»  Muul 

allen  nautischen  Evulutioueu  zu  üben.  Der  Avernus  entsprach  allen 
Anforderungen  und  vor  religiösen  BcdciiiaMi  schreckte  mau  nicht  mehr 
zurück;  es  war  vergebens,  dass  das  Bild  der  Kalypso  am  Avernus  sich 
mit  Schweiss  hcdeckte.  Die  Via  Herculanea  wnrd  wieder  in  Staud  gesetzt 
und  so  der  Lucrinus  vom  Meere  abgeschlossen  und  vor  feindlichem  Angriff 
gesichert  Die  Canäle,^  die  schon  seit  alter  Zeit  den  Lucrinus  mit  dem 
Avernus  verbanden,  wurden  erweitert,  der  Wald'  rings  um  den  See  gefällt, 
Werften  und  Magazine  am  Ufer  erbaut  und  endlich  die  ganze  Anlage  durch 
einen  Tunnel  mit  Cunnio  verbunden*)  (37  v.  Chr.). 

Das  ist  der  Portus  lalias'),  den  Vergil  feiert  in  den  bekannten 
Venen  (Georg.  IL  161): 

An  memorem  partut^  ZMcriwfgne  addUa  damttra 

md^nahm  nuyuiä  siridorihu»  atqwit 
luUa       poniQ  lange  «onot  wtda  refino 
jyrrkenutqtte  firtiis  immiuHur  aeitu»  Aornnu* 

Als  der  Zweck  erreicht  und  Sextus  Pompeius'  Macht  gebrochen  war,  wurde 
die  Anlage  aufgegeben.  Der  Lucrinus  war  viel  zu  seicht,  um  als  Hafeu 
zu  dienen,  und  die  Benutzung  des  Averiiuij  dadurch  sehr  erschwert*).  So 
wurde  die  Station  der  römischen  Flotte  nach  Misenum  verlegt  und  Avernus 
und  Lucrinus  dienten  wieder  dem  Vergntigeu  der  eleganten  Wi'lt,  ungestört 
durch  den  Lärm  und  Schmutz  des  ArsenaLs.  Wie  der  Lucrinus  schon 
früher,  so  diente  jetzt  auch  der  Avenius  der  künstlichen  Fisch-  und  Austern- 
zucht. Die  Eruption  des  Monte  Nuovo  1538  hat  die  Werke  Agrippa'b  ver- 
nichtet und  jetzt  ist  nichts  mehr  davon  übrig  als  der  Tunnel,  der  den 
Avernus  mit  Cumae  verband.  Cocceiu;^,  derselbe,  der  aocli  die  Grotte 
zwischen  Puteoli  und  Neapel  durch  den  Posilip  gebrochen  hatte,  war  der 


*)  Strab.  p.  245.  vuA  dk  t^jc  (tkv  CXrfi  ri/i  nepl  rdv^Aopvov  xujttürtji  u-xu  W^ftirrna, 

TÜtV  6k  JfWptanv  fnnuxin%>lir.''ii)^-iov,  Atzo  dk  TOU  ^AopVOU  dtÜpftfOi  (ntOVVflOU  7fU^&6ÜnjS 
/**XP^  A'('//5;s,  u-a'^:'  i^etva  f^'aH^  ^ij&og. 

Dio  Caüä.  48.  äO.   mevot{  tote  eurtiott  rd  dalpjrow  x^¥  Aauxpri^üla,  Awi  Twff  m* 

Tdri/ug  d7:£(!£($£v.  ipjraCoßiivatv  d*  odräv  tlxwv  Tt(  uTtkp  t^<:  \Aouepvid(S,  «?t*  oZv  njc 
Kaitj<^'oüi,  fj  zu  ^topiuv  iyartßiaaiv,  i<  o  xoU  Tuy  Vdue(Tia  Iffulewrat  Xeyouauff  cfrc  Mai 

Suet.  Aug.  10.   Porium  iulium  apud  Baiaä,  immisso  in  Lucrümm  et  Averuuui 
Ikcsm  naii  dhdt 

Vellej.  ILfO  in  Atciuq  et  Lncrino  lacn  spedofltainft  ekaM  fMktkk,  qwrtldiuit 
excrcitationilms  nilitcmi  vemigeBqiie  ad  et  militeiis  «k  maiitiiiiae  id  perdttdt 

tcienUam. 

Strab.  p.  244.   ttni  (V  S^Anpi/o^  xn^rrti^  fSqrytßn^r^!;  xnl  inritrrnfxnt;,  Itßivo^  xai 
piyt^os  xai  füat)>  tj^wf,  j^ptiav        oit  napej^optvui  /LtfiiifO<i  dta  xv  xpoxtlai9<u 


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CnBiM.     Bflgio  Bümuk. 


171 


Erbauer  des  T^els^.  Gänzlich  venchfittet,  winde  er  1844  und  in 
den  folgenden  Jahren  aasgegraben,  bei  Gelegenheit  der  Arbeiten»  die  rar 
Verbesserung  der  Lnft  der  Gegend  am  ÄTemns  nnternommen  worden.  Es 
ist  die  sogenannte  Grotta  di  Pietro  la  Face,  nach  einem  Spanier,  der  im 
Bechxdmten  Jahrhundert  hier  eindrang,  um  nach  Seh&tzen  sa  soeben. 

Die  Grotte  ist  etwa  V«  MigUe  lang,  19  p  breit,  im  Mittel  83  p  hoch. 
Am  Eingang  aof  der  Seite  nach  Kyme  ein  Vestibulom,  10  p  tief,  froher 
mit  Sftoien  von  afrikanischem  Marmor  geachmflcirt;  ein  Stampf  von  1,25  p 
Doichmesser  woide  hier  ansg^raben.  Die  ersten  800  p  der  Grotte  Hefen 
unter  einer  Wölbong  Y<m  opns  retieolatom  hbi,  jetat  aosammengestflrst; 
dann  erreicht  sie  den  Tttf  des  Felsens.  Wo  der  Ttf  anfingt,  steht  ein 
Bogen  mit  einer  Inschrift,  deren  LOcher  noch  so  sehen  sind.  Die  Wände 
waren  mit  Stock  bekleidet.  Nach  oben  gehen  sechs  Luftschachte,  18  ^  im 
Quadrat,  etwa  200  p  hoch.  40  p  unter  dem  Boden  der  Grotte  läuft  ein 
Aquäduct,  zu  dem  alle  hundert  Schritt  Schachte  herabführen;  er  ist  2V>p 
breit,  8  p  hoch,  die  Wände  bis  zur  Höhe  tod  2V>  p  mit  Gemen  t  verkleidet. 
Am  Kingango  nach  dem  Avcrnii!^  hin  war  ein  ähnlicher  Eintritt  wie  aof 
der  Nordseite.  Der  Boden  liegt  jetzt  6  p  unter  dem  Niveau  des  Sees,  im 
Alterthum  aber  standen  Meer  ond  See  tiefer  (Scherillo  fioil.  hup.  n.  s.  VI, 
p.  172). 

Seit  Augustus'  Zeit  bedeckten  sich  die  Ufer  des  Avemus  mit  Vilien 
und  Loxasbauten;  ihnen  gehören  die  Buinen  an,  die  noch  jetit  den  See 
rings  umgeben.  Die  bedeutendste  davon  ist  die  grosse  Therme  am  Ost- 
ufer, gewöhnlich  als  Tempio  di  Apollo  bezeichnet.  Es  ist  ein  gemdtiger 
Rundbau,  170  p  im  Durchmesser,  von  ähnlicher  Construction  und  aus  der- 
selben Zeit  wie  der  sogenannte  Vennstempel  in  Baiae.  Der  Kern  besteht 
aus  gelbem  Tuf,  darüber  opus  incertum,  bekleidet  mit  Lagen  von  opus 
lateritium  sehr  guter  Zeit.  Das  untere  Stockwerk  bildet  aussen  ein  Sechseck, 
innen  einen  Kreis  mit  fünf  Nischen,  der  Eingang  nach  dem  See  hin.  Das 
obere  Stockwerk  aussen  und  innen  rund,  mit  acht  Fenstern,  die  Wölbunj^ 
der  Decke  eingestürzt  (Plan,  Generalstabskarte  Bl.  7).  Rechts  und  links 
mehrere  Sübstructionsgewölbe,  dazwischen  links  (nördlich)  ein  kleinerer  Bund- 
bau in  dei'  Art  des  Mercurtempels  zu  Baiae,  nur  kleiner. 

Au  der  iSüdseite  des  Sees  die  sogenr^nnte  Grotta  della  Sibilla, 
4  TU  breit,  5  in  hoch,  1(>0  m  lang,  mit  mehreren  Luftschachten,  am 
Ende  zwei  kleine  B;iiltv.mimcr  (?).  Etwas  westlich  diivon  im  Walde  ein 
Complex  von  Mauern  aus  Netzwerk  und  Ziegeln,  wie  es  scheint,  ebenfalls 

^  8  trab.  p.  Stf.  toff  Kmaojjtöo  ro8  itoi^mfros  ti^v  ämpvya  ixiivTjv  tu  aat  HU 
Nit»  7:6itv  ix  Juatap^ttae  M  rah  Batatf,  iittaioil9o&ifM»t6t  it&t  ntpi  tüv  Kift/U' 
pUov  äpT(m<;  Uj[^ivTt  lof^  rojfdv  firafc  xai  «cir^iov  *0fdta»r9^      f^Sf»  TocfTf»  ^*  ifvf^ 


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172 


CaiOM.  —  Begio  Biü«im. 


eine  Therraenanlage,  der  sti^iii  iiiiife  Teiii pio  di  Mcrrui  io.  Noch  andere 
Rudera  in  Menge  finden  sich  rings  um  den  See  verstreut  im  Gebüsche  des 
"Waldes,  und  die  Abhänge  der  Hügel  und  hisoiulcrs  das  Hochplateau  oheu 
sind  besäet  mit  ZiegeJgräbero  aus  tspätrüiuiscber  Zeit  (lorio  üuida  p.  102). 

§  2.  Der  Lucrinns. 

Faxio  Osservazioni  dell'  Architettun  del  Porto  Oialio  Nftp.  1834.      Criscio  L'intieo 
porto  Oinlio  Nap.  1856. 

»Der  Busen  Lueriiius  zieht  sieb  in  breiter  Fläche  bis  BaiM,  Tom  Meere 
getrennt  durch  einen  Damm  von  acht  Stadien  Länge,  in  der  Breite  dner 
Fabrstrasse.  Heralcles  soll  ihn  aufgeschüttet  haben,  als  er  die  Binder  des 
Geryones  heimtrieb.«  Soweit  Strabon*).  Acht  Stadien,  eine  rOroische  Meite^ 
sind  es  grade  von  der  Punta  dell'  Epitafio  zur  Punta  Caruso,  und  hier 
siebt  man  denn  auch  noch  heute  wenige  Palm  unter  dem  Wasserspiegel 
den  Rest  des  Dammes,  jetzt  Gorosella  und  Fnmosa  genannt.  Auch  m 
grosser  Theil'  der  Fläche,  die  beut  der  Monte  Nuovo  einnimmt,  war  im 
Altertbnm  vom  Lucrinus  Überfluthet*).  Die  Strandlagune  Maricello,  durch 
die  Chaussee  nach  Batae  vom  Meere  getrennt,  ist  der  dflrftige  Rest  des 
einst  so  berflbmten  Sees. 

Ohne  allen  Zweifel  ist  die  Via  Her  cutanea  ein  W^rk  von  Menschen- 
hand; aber  von  wem  und  zu  welchem  Zwecke  $ie  angelegt  wurde,  bleibt 
gleich  räthselhaft.  Nur  das  scheint  aus  der  Sage  von  Herakles  hervor- 
zugehen,  dass  die  Hellenen  bei  ihrer  Ankunft  den  Damm  schon  vorfanden. 
Die  Dichter  haben  die  Via  HcrcuUnca  vielfach  gefeiert,  zuerat  wohl  Stesichoros 
in  seiner  Geryonis,  deren  Klänge  verhallt  sind;  dann  Lykophron  in  der 
Aleiandra  "Owav  ts  xai  UoutoQ  utpanobc  ßo&v 

Endlich  I'ropertius: 

hL  tjuiii  le  nudifs  censantrin  Cijidhiu.^  ßais 
Qua  iactt  UercuUis  »cmiia  litorihua. 

(III.  18.  4.) 

Qua  iactt  et  Troine.  tihlcm  MUeiius  arnui 

Et  aonal  IJerciiico  blructa  Labore  via. 

(III.  16.) 

Gc'^t^n  <l;ts  Kmle  der  Republik  war  ilie  Via  Herculanea  zum  Theil  von 
dem  Andränge  der  Wogen  /er^lürl  woidcn  und  nicht  nietir  gangbar.  Zu 

")  Strab.  |).  2-i').    ö  ü  Aoxpho^  xöAr.u^  3tiaTii>s7at  /ts/pt  Hai&Vi  j^wßort  tlfiyi' 

'Hpaxiia  dtaj^ätoat  xäi  ßoö§  iAaüvovza  l\p;iuvou. 

*)  Loffredo  e.  Peidift  1»  maggior  parte ,  dovo  hoggi  h  la  MontagnA  Ktrar»,  in 
qiülli  tompi  flffA  BMC». 


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Camae.  —  Begjo  Btiftna.  173 

Windol lioltcn  Malen  woiulcton  sich  die  Pachter  flcr  Fischerei  des  Lucriniis 
an  den  Senat  mit  der  I)itt.e  um  Herstclhin?  des  Dammes'");  aber  erst 
Agrippa  setzte  die  Via  Uerculanea  in  Stand  bei  Gelegenheit  seiner  üafen- 
arbeiten  am  Avemus^'). 

TaHa  in  Euboico  Baiarum  Uttote  quondam 
Saxea  pila  eadtt,  viatjnis  quam  molibu»  imte 
Constructam  ponio  iaeiunt. 

(Verg.  Acn.  iX.  710.) 

Claudius  restauriitc  ?pätcr  den  Damm  zum  zweiten  Male").  Ueber 
die  weiteren  Schicksale  der  Via  Ilerculanea  im  Altcrthum  fehlt  jede  Nachricht. 

Bei  der  Eroberung  Campaniens  war  der  I.ik  rinus  in  römischen  Staats- 
besitz übergegangen;  die  Zahlungen  d(M  Fi^clu■reipjicht(•r  bildeten  einen 
ansehnliches  Posten  im  Budget  der  Republik'^).  Ja,  den  Namen  des  Sees 
leitete  man  von  inerum  ab,  und  des  Omens  wegen  wurde  die  Fischerei  des 
Lucrinus  zuerst  von  allen  Domänen  versteigert'*). 

Der  Lucrinus  war  seicht,  kaum  für  kleine  Barken  schiffbar,  als  UaSea 
gauK  unbrauchbar '•'').  Noch  heuti-  übersteigt  die  Tiefe  des  Meeres  hier  nur 
an  wcnigcrTStellen  5  m.  Die  Flauptbedeutung  geben  dem  See  seine  Austum* 
bänkc.  Der  Bef^ründcM-  der  Auffternzurht  im  I.ucrinus  war  ein  gewisser 
Serptius  Orata,  um  das  Jahr  100  v.  Chr.  *•■).  Kr  erwarb  damit  grosse  Reirh- 
thümer,  denn  bald  galt  don  Feinschmctkern  in  Horn  keine  Auster  für  so 
vorzüglich  als  din  von  Haiae.  Die  Austern  sassen  an  Holzpfahlen ,  die  in 
den  Grund  des  Sees  gerammt  waren ''),  wie  die  Glasgefü^^sc  mit  Abbildungen 

M)  Serv.  ad  Georg.  II,  161.  In  Bttteiw  afam  CamfuSM  contra  Pateoluatn  diu 
tatem  bei»  cmit  dno»  Avcrnnt  td  Lncrimis:  qui  olim  piopler  copUm  pisdin  teitigalia 

magiia  prao~tahnnt.  Sod  cum  mari^  impetus  plerumquc  imimpnn«;  cxindr?  pi?pes  ctl- 
cludcret,  et  redemptorps  gravia  damna  patorentur,  supplicavenint  senatni:  et  profectus 
C.  lulius  Caesar,  ducUs  bracchiis  exciusit  partem  maris:  quac  autea  iofesta  esse  con> 
aaeTemt,  raKqnitque  bnfe  spatiam  p«r  AvMsmii,  qua  piacimn  eopi*  ponet  tntnr^ 
et  flaetm  mm  essent  molcsti,  quod  opus  lulium  dictum  est. 

11)  Strab.  p.  245.  i)£^6fj.e-^ov  iTttTsok^  ro  xüfM  roii  ^sipmct»  üort  ft^  irt- 
^öwfiat  padimf  'A/f>(naai  intmsüaasv. 

>^  Plin.  H.  V.  S6. 16:  marc  Tyrrhomm  a  Lacrino  nolibiu  sedmum. 

13)  Cic.  hf^g  Agr  II  14  36  adiungitur  etiani  illa  Tlä  Tendibilis  Hereulaoea» 
magnarntn  dcHcianim,  mugiiarquo  perunnf 

1^)  I'estus  Lacus  Lucrinus  in  vcstigalibus  publicis  primus  locatur  erucndos 
ominis  boni  gratia/  nt  in  dileeta  eenrarae  ptimi  nominantiir  Talerins,  SalTi«,  Statoriua. 

IS)  Strab.  p.  245.  ettnXouv  tV  fyu  nlinotf  ika^ftoUt  ivopfi{aeM^  fik*  äjffHftn«et 

i<)  Plin.  ü.  r>4.  Ostrcarum  vivana  primus  otnnium  Sergius  Orata  inveait  in  Baiano  . 
sinn  ftetate  L.  Ciani  oratorii  ante  Hiunienni  bellani,  nee  gnlae  eansai  aed  atafitiae, 
magna  TestigaHa  lali  ex  ingemo  percipiens*,  et  optinroro  saporem  ostreia  Laeriaio  ad- 
iodicaTit. 

17)  AnsoD.  epist.  13. 

St  qnae  Baiania  pradent  floitantia  palis. 


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Cum&e.  —  Kegio  Bama. 


dieser  Küste  sehr  anschaulich  darsteUeu.  Noch  heute  haben  die  Austern 
des  Fusaro  iu  Neapel  grossen  Ruf. 

Als  dann  gegen  das  Ende  der  Ilepubük  Baiae  zum  ersten  Luxusbad 
der  Welt  geworden  war,  bildeten  Wasserfahrten  auf  den  Seen  einen  Haupt- 
reiz  des  Badeiebeos.  Bald  wurde  es  üblich,  den  Lucrinuä  (geradezu  als 
Lacus  Baianus  zu  bezeiciinen.  An  schönen  Abenden  bedeckte  sich  das 
Wasser  mil  bualca  Kähnen,  Gesang  duichstrüiute  die  Lull,  weithin  ÜuthcLcu 
Rosen  auf  der  Fhiclie  des  Sees  Wer  den  Zauber  neapolitanischer  Sommer- 
nächte gekostet  liat,  wird  den  Heiz  nachfiUilen  können,  der  in  einer  Lust- 
fahrt auf  den  Lucrinus  lag;  und  wohl  glauben  wir  es  den  Dichtern  des 
Alterthums,  dass  inauchem  Ilerzeu  die  Nächte  auf  den  Seen  von  Baiae 
verderblich  wurden. 

Casta,  ncc  antiquis  ceJem  Laevina  Sahiuis 
Et  qucmvis  tretico^  tn'stior  ipsa  viro^ 

Dum  modo  Lucrhio,  modo  se  permittit  Averno 
Kt  dum  iJiii'inis  siiij^c  J'ovetur  aqiti», 

Incidit  in  jiainmas^  tiiveuemque  secuta^  relicio 

Coniuge^  Fenelope  vmüf  aldt  Helene.  ^ 

(Marl.  1.  63.) 

Zur  Zeit  des  uiarsischen  Krieges  war  es  noch  still  und  cin^^am  an  den 
Ufera  des  Sees.  Sergius  Orata,  der  Austernzüchter,  war  der  erste,  der 
eine  Villa  hier  anlepte"^);  und  bald  bedeckte  sich  der  ganze  Halbkreis  der 
Ilflgel,  die  den  Lucrinus  einfassten ,  mit  romischen  Prachtbauten.  Die  be- 
riUimteste  dieser  \  illen  ist  unstreitig  die  Akademie  Cicero 's. 

Am  Ostufer  des  Lrierinn«,  da  wo  jetzt  der  Monte  Nuovo  emporragt, 
lag  bis  zum  Jahre  das  Dorf  Tripergola.    Eine  grosse  Zahl  Mineral- 

quellen sprudelten  hier  aus  dem  Boden,  und  eine  Reihe  von  Herbergen  für 
die  Badegäste  gaben  dem  Orte  ein  stattliches  Aussehen.  Schon  im  Alter- 
thum waren  die  Bäder  benutzt  worden,  wie  ein  wohlerhaltener  Kundbau 
bcTieugte,  den  Trug  Ii  zu  Baiae  ähnlich,  doch  kleiner  und  von  sehr  guter 
Architektur.  Der  Ausbrach  des  Monte  liuovo  hat  auch  nicht  eine  Spur 
von  aUedem  übrig  gelassen^). 

tt)  Senec.  cpisL  fi.  Vidi  ebrios  errantes  per  littora,  et  commessationes  oavi* 
gantiam,  et  ■^ymphonianim  cantibus  strepentcs  lacus,  et  alia  quw  vi  lnti  soluu  logibug 
luxuria  DOQ  tantum  peccat,  md  pubiicat.  Quid  nccesse  est?  (labiuturum  tn  ])^ta^  ua- 
quam  fuisse  in  mica  Catonem,  ut  praetemavigantcs  adulteras  dinomerorat,  et  aiLpiceret 
tot  umm  cjaSrnnm  Twiia  oolorilMts  plcto,  et  fluitaiitaiii  toto  bum  ioimb,  nt  andlret 
«anenthnn  noctonu  convitia? 

10)  Val.  Max.  IX.  1.  Aodißciis  etiam  spatio^i^  et  excelais,  dcscrta  ad  id  tempaa 
ora  IfWcyin'  lacas  pressity  quu  reccutiorc  usu  ooucb|liuruin  frueretur. 

>•)  Loffredo  c  USb  Di  Tripergole.  Yicino  il Lafo  Avenio  eia an uonticeao^ 
e  foi«»  an  Castello ,  U  qaala  debbe  vom  <^ei»  di  FHtneeti  ikk  tneealo  uni  in  qo»; 
fi«  qneito  mondceUo  •  Avemo  e  la  grotta  delln  Süiilla  m  qoaai  In  maggior  parta  dti 


4 

/ 

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CnmM.  ~  B«gio  Biiona. 


175 


In  dieser  GifTLiK!  nun  muss  das  Cumannm  Cicero's  pesucht  werden. 
»Werth  der  1  i  w  ihnung  ist  die  Villa,  die  man  am  Meeresstrande  sieht,  weiio 
man  vom  Avornn'  nach  Puteoli  geht,  berühmt  durch  ihren  Porticus  und  Hain. 
Cicero  naniiLe  sie  Academie  nach  dem  Vorbilde  Athens;  hier  schrieb  er  die 
Bücher,  die  diesen  Namen  iuliren.«  Soweit  Pünins*').  Cicero  selbst  nennt 
sie  in  einem  Briefe  an  Atticu.s  seine  »Villa  am  Lucrinust**).  Da  di^elbe 
auf  dem  Gebiete  von  Cumae  lag,  so  nennt  sie  Cicero,  wo  er  gena«  sprechen 
will,  sein  Cumanum;  so  z.  B.  in  der  VVidmiinf<  der  Atademica  an  Marcus 
Varro**).  Andererseits  aber  dehnten  sich  die  Vorstädte  von  Puteoli  bis  in 
unmittelbare ^Nähc  der  Villa  aus,  und  so  ist  es  gekommen,  dass  Cicero  in 
seinen  Briefen  sie  bald  als  Puteolauum,  bald  als  Cumanum  bezeichnet.  Es 
ist  also  völlig  ungereimt,  vun  zwei  Villen  Cicero's  in  dieser  Gegend  zu 
fabeln,  und  am  allerwenigsten  sollte  man  es  sich  zu  Schulden  kommen 
lassen,  die  Acaiiemie  als  Puteolannm  zu  bezeichnen.  Nun  giebt  es  aller- 
dings eine  Stelle,  die  bei  Üuchtigem  Durchlesen  zu  der  Annahme  verleiten 
könne,  das  Puteolanura  Cicero's  sei  von  seinem  Cumanum  verschieden  ge- 
wesen. Hert  dederam  ad  te  litteras  exiens  e  PuteolanOy  deverterumque  in 
Cumanum  (Att.  XV.  t.  b.;  44  a.  Chr.).  Aber  dieses  Puteolauuin  ist,  wahr- 
scheinlich identisch  mit  der  horti  Cluviani,  die  Cicero  im  Jahre  vorher 
geerbt  hatte.  Diese  Stelle  beweist  also  grade  das  Gegentheil  von  dem,  was 
man  gewöhnlich  herauslesen  will.  Wem  es  Vergnügen  macht,  den  langen 
unfruchtbaren  Streit  zu  verfolgen,  den  die  Topographen  um  diese  so  ein- 
lache Frage  geführt  haben,  der  lese  das  betreifende  Capitel  bei  Paoli. 

Cicero  liebte  seine  Academie  mehr  als  irgend  einen  seiner  Qbrigen 
Landsitze;  und  namentlich  in  der  verhäagnissvoUeii  Zeit  des  Bürgerkrieges 
und  später  während  der  AUeinhemdiaft  Cafl8ar*8  Imt  er  hier  lange  geweitt 
Nich  seinem  Tode  kam  die  ViUa  an  Antistins  Vetos,  und  es  brachen  hier 
wanne  Qoellen  hervor,  die  bei  Angenkrankbeiten  mit  Erfolg  angewendet 


bagni  di  Pozzuoli,  per  causa  di  quali  vi  ora  ün  borgo  di  una  strada  luaga  dairacque 
di  Avemo,  insino  appresso  il  mare,  secoiulo  a  quel  tPinpo  stava.    Percliö  la  maggior 

parte  dove  Loggi  h  la  Moutagna  Nuuva,  iu  queili  tempt  era  mare  Vi  era  aocora 

«HO  TragUo  anlieo  Boa  gilk  ddla  gnmdena  di  qmUi  di  Biia,  ma  et«  di  beOa  udch 
tettura,  e  molto  ben  fatto;  i  lMigoi>  UCattellQ»  UTmi^o  coi  Lago  Lttoino  staiuio  bofgi 
•epolti  nel  Monte  Nuovo. 

>1)  Plio.  31.  7.  Digna  mcmoratu  viila  est,  ab  Averno  lacu  Futeolos  tondentibas 
imposita  littorei  celebrata  porticu  ac  oemore,  quam  vocabat  Cicero  Academiam  ab  exemplo 
Atheaanm,  ibi  eomiKwiiia  votamniibiM  dhndem  Maual«. 

>i)  Ci&  Att.  XIT.  18.  1.  Y.  Non.  emucendeiu  ab  bortb  Ghivianti  in  pbaselniBi 

epicoptim  has  dudi  litteras,  qnum  Piliae  nostrae  villam  ad  Lncrinom  tradidissom.  Ib.  17, 1 : 
In  Pompeianam  vem  V.  Moa.  Mai.  com  piidie,  ut  antea  ad  te  scripsi,  Piüam  in  Camano 
eoüoeKviaaem. 

")  Cie.faiB.  IX.  18.  Fsd  igitar  MmuMn  in  Ounano,  enm  «net  uia  Boapttdaa 


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176 


Gatnae  —  Regio  Baiaoft. 


wurden'^),  rullii  uud  Antistii  i)ei;cgncn  uns  mehrfach  in  putcolanischcn 
Inschriften^^). 

Dann  {relanpfo  die  Ac»a(icmio  in  kai^nliclirn  Ik'sit/.  Hadrian  wurde 
nach  seinem  Tode  in  I'aiao  hier  l>oigeset/.t-  j.  Noch  Philüi'Lratos  crwahut 
die  Villa  als  nahe  bei  der  Stodt  gelegen  im  Leben  des  ApoUouios  von 
Tyana^). 


§  3.  Bauli. 

Die  gewfihnlicbe  Annahme  sctet  Bauli  «wischen  Aftsennm  und  Baiae, 
an  der  Stelle  des  heutigen  Dorfes  Bacoli.  Der  Urheber  dieser  Ansicht  ist 
der  alte  Loffredo,  wabrncheinlich  verführt  durch  den  ungefähren  Gleichklang 
der  Namen;  wenigstens  hat  weder  er  noch  irgend  wer  sonst  einen  anderen 
Grund  angefahrt.  Es  bedarf  wohl  heute  keiner  Bemerkung  mehr,  dass  die 
Ableitung  des  Kamens  BacoU  von  Bauli  aUen  Gesetzen  der  Etymologie 
Hohn  spricht;  was  natflrlich  die  Verfasser  der  Guide  di  Fozzuoli  bis  auf 
lorio  herab  nicht  abgehalten  hat,  in  gewohnter  Weise  Loffredo  auch  hier 


i*)  PI  in.  H.  N.  31.  7.  Iluius  in  prima  parte  cxiguo  post  obitum  Pius  Antisüo 
Tetere  poasideitte,  erompiiiit  foittes  calidi  perquam  Balnbres  ocuU»,  celebrati  cannitie 
Lanreae  Tullii,  qni  fnii  libertus  eios: 

Qaod  tua,  Boaanae  f  index  dariasime  lingnae, 

Silva  locn  tncluis  gurgfr.'  iiissa  virct, 
Alque  Academiae  csiobraiam  nomiiio  villam 

Nunc  rcparat  cultu  suo  potiorc  Vctuj. 
Hiae  etiam  appareni  lympbae  non  ante  repertae 

Lani^uida  quac  inf(i»>o  lumina  rore  ittvant. 
liimirum  locn«?  ipse  sui  Cicoronis  honori 

Hoc  dedit,  hac  fontes  qutim  pat<!lecit  ope. 
Ut,  qaoaiam  totam  legitnr  sine  fine  per  orbem 
Siat  plores,  oenlb  qvae  medcantur  aqnae. 


221] 

D  •  M 

TVLLfAF  VITEL 
LIANAE  .  QVAE  Vi 
XIT -ANN  XXXV- M 
II  .CN-8AEN1VS 

PHOEBfANVS  •  CO 
IVGI  INCOMPA 
R  A  B  I  L  i  .  F  •  C 


222]  a) 

DI  M 

L  -  ANTESTIVS  CELER 
VETRA • POMPONi AE 
ANTESTIAE  •  CONIVGi 
SVAE .  OAmSSIMAE  •  B  •  M  -  F 
ET.SIBhET-  8VPEIU8  •  8VI8 

LK.3a2a.  Miu.Jfaa. 


b) 

Dl8  •  MANIB 

POMPONIA  EYTY 
CHIA  .  L  ANTISTIO  CE 
LtRI  •  F   SVO  VIX  .  ANN  Xllil 

J.  N.  3328. 


Mos.  Nap.  757. 

36)  Spart  Hadr.  25  apnd  ips»s  Bninq  poriif  difi  gAxto  idaan  lulianiio,  ioTtsmqii« 
Omnibus  sepultas  est  in  vük  (liroroiiiana  I'utcoii». 

a7)  Phil 08  t r.  Vit.  Apoll.  Tyan.  VIL  5.  Anf.  "Ayst      abxitv  U  TO  Ktxipwvoq  xoü 


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OoBMi.  —  Regio  BfeiHM.  177 

naefUDwIireiben.  Dts  Richtige  haben  Scott!  und  Mortorelli  schon  TOT  hundert 
Jnhren  erkumt 

Flinins  sagt  flbrlgens  in  seiner  Eflstenbesdireibnng  mit  kleren  Worten,» 
dnss  Ban]i  svisdien  dem  Porto  di  Beia  nnd  dem  Haricello  gelegen  hat: 
Muemm,  poriut  Sokwum^  Bault,  Laau  iMorimu,  Und  dassdbe  geht 
hervor  aas  den  GrsUdnngen  des  Tacitns  (An.  XIV*  4)  nnd  Snetonins  (Nero  4) 
von  dem  Morde  der  Agrippina.  Nero  empAngt  die  Matter  am  Ufer  von 
Baiae;  dueäqme  Bm$h»;  id  välae  nomm  €ti,  ^ae  pronmntiortm  MlBemm 
iüter  «t  Baiamm  laeurn  ßexo  nutri  a/ähUur.  0er  BsiannB  laens  ist, 
wie  belnottt,  der  Lncrinos.  Am  folgenden  Tage  geht  dann  Agrif^ina 
von  hier  sn  Itand  gestamine  sellae  zum  Versöbnaogsmahle  nach  Baiae; 
der  Rückweg  erfolgt  sn  Schiffe.  Nach  der  Katastrophe  wird  die  Kaiserin 
nando,  ddMk  aceunm  lenunculomm  Luerinum  in  lacum  vecta^  vülae 
tuae  inferiur»  Und  dass  diese  Villa  keine  andere  ist,  als  eben  Bauli, 
seigt  Suetonius:  Repetentique  Baulct^  in  locum  corrupti  nav{(jii,  maehi- 
nomm  illud  obtulit.  So  spricht  denn  Symmachus  in  einem  Briefe  (L  1) 
von  Bauli  Luerina  sede;  und  die  Beziehung  Bauli's  snr  Herculessagn 
wird  erst  recht  verständlich,  werm  BaaK  am  Eingänge  snr  Via  Her- 
cnlanea  lag.  Endlich  passt  die  Beschreibung  ßego  mtm  iuUuitur  in 
dieser  gansen  Gegend  allein  auf  den  Voisprong  xwischen  Baiae  nnd  dem 
Lncrinos. 

Hier  also,  auf  der  Panta  dell'  Epitafio,  und  auf  den  Höhen,  die  sich 
westlich  vom  Lacrinus  gegen  den  Avernus  hinziehen,  haben  wir  Bauli  zu 
soeben.  Herakles  soll  hier  die  Rinder  des  Gcryoncs  in  eine  Umzäunung 
geführt  haben,  während  er  die  Via  Herculanea  erbaotei  und  aus  ßoauJita 
der  Name  des  Orts  coiTumpirt  sein. 

Snia  Qtryoidt  «b  lor«  tergmnini, 
Me  rem»  ttetas  eorrupta  BoauUa  Btmtot 

Nuncupatt  occulto  Hominis  indicioy 

wie  einer  der  poetisehen  Versuche  des  Symmachus  anfängt,  dessen  Rest 
ieh  dem  Leser  erlassen  will  (Epist  L  1).  Auch  SUins  apricht  von  dem 
Herenlei  BanU  (XU.  156): 

Et  Btnmleot  videi  ipto  in  UUon  Bmdo$, 

Ursprünglich  zum  Gebiet  von  Cuniae  gehörig,  ist  es  nicht  unmöglich,  dass 
Bauli  unter  Aiigubtuts  als  selbstständipe  Gonifindc  constiluirt  worden  ist 
Wenigstens  führt  es  Plinius  im  Stadtekatalog  nfnn'  jeden  Zusatz  neben  den 
anderen  Stadtgebieten  auf^  und  die  Inschriften  scheinen  diese  Annahme  zu 
bestätigen. 


t 


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178 


Comae.  —  BmIo  b**— 


323]  MERODES  •  APHRODISI  -  F 
ASOALOWt' VIXIT»  AN 

NI8  •  XXXXII 
LOCVM  .  EMET  •  AB  *  ORDINE 

BAVLANORVM 
DEMETRIVS  -  VILICVS 

De  PiCm  Giom.  di  Pomp.  1876,  p.  742 

(1.  N.  2581).  Der  Stein  jetzt  in  S.  Agflite  de' 
Qoti  in  der  Casa  Filippo  Bainoiie. 


E     V     N  E_ 
VIXIT  >  ANN  >  XX 
EX  >  OOUEBiO  >  BAVLA> 
PERMISSV.CORINTHI> 
PR0C>ARTICHNV8*F> 


Der  Ordo  and  das  CoUegiom  BaaUnornm  ^nd  wold  als  ideotiseh  n 
bssen.  Der  Proeantor  Corinthus  ist  jedeofiUs  der  Verwalter  der  kaiser- 
Itdien  Güter  io  Bavli.  —  Die  Lostreannng  Baolf  s  vom  Gebiet  tob  Cumae 
ist  irielleieht  erfolgt,  ab  der  Portos  Inlins  angel^  warder  grade  wie  später 
das  Gebiet  nm  den  Krlegshafen  Misennm  als  besondera  Gemeinde  consü- 
tairt  wnrde; 

In  Baoli,  and  wahncbeinKch  aaf  der  Ponta  deU*  Epitalio  selbst,  erbeb 
sieb  der  Tempel  der  Venns  Lncrina.  Statins  erwAhnt  ibo  bei  Be- 
scbreibnng  der  Aussiebt  von  Sorrent  (DI.  ISO): 

Spectat  et  leario  nemoroaus  palmUe  Gaurus  .  .  . 
Et  Lucrina  VenuSy  Phrygioque  e  vertice  GrcAa» 
Addigeis  Misene  tuhas. 

Und  Martini  (XI.  81): 

Lütt»  Utttae  Vmmi^fmurmm  Bma»^ 
Brno»  tuptrbae  blanda  dona  mifitra«, 
üt  mäie  iattdmn  FfaeeB  vtnSm»  Bedaa 
Zioudabo  Ügn»  lum  »aii»  tamm  Sauu. 

Reste«  wenigstens  kenntliche  Reste,  sind  von  dem  Tempel  uit  ht  mehr  vor- 
handen :  da$j:e^ren  gedenkt  des  Dienstes  der  Venus  eine  in  Baiae  (oder  Cumae) 
gefundene  metrische  Inschrift  (I.  N.  2601) : 

225]  VENERI  -  PROBAE    SANCTISS  -  SACR 

Tl  .  CLAVDIVS  .  IMARCION  - 

8]alve  mille  anhnwrum  inlustrtcenare  opus,  talwf^ 
p^ulchri  onerit  p&rtatrut  imm^erabüe  domum^ 
rerwm  htmoRorum  divinartmjus  magütrOt 
satrits  Mrvatrut  amatrix  8acr\fieahi4Bi 
saiv«  mäle  anSmamim  uUu§tnemtMtB  optw,  «oIm. 

Die  bertlbmteste  der  Villen  in  Banli  war  die  des  Redners  Qu  intns 
Hortensitts,  am  Ufer  des  Lncrinns,  TOrsOgiicb  wegen  flunr  Fiscbtakbe 
gefeiert  »Bei  Banli  an  der  baianischen  Kflste  batte  der  Bedner  HortiDBias 


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CmnM.     Bei^  Baku.  179 

Bdne  FisdiieD,  in  denoD  er  eine'  Horioe  ao  gellebt  haben  soili  daas  er  ihr 
bei  ihrem  Tode  Tfarftnen  nAebweinte.  In  deraelben  Villa  achmflckte  Antonia, 
die  Gattin  des  DroBoa,  eine  LieblingsmariDe  mit  Ohrringen;  aie  war  so 
berUbmt,  dass  manche  allein  ihretwegen  Bauli  besuchten  i**).  Cicero  ver* 
legt  hierher  die  Scene  des  Geaprftcbs  der  Academica  piiora  und  Iftsst  seinen 
Wits  öfter  an  dem  >  Triton c  oder  »Fischzttchterc  Hortensius  aus. 

Von  Drusus  kam  die  Villa  an  seine  Enkelin  Agrippina,  die  Matter 
Nero^s,  die  hier  ihren  Tod  fand.  Mit  den  ttbrigen  Gütern  des  Kaiserhaoses 
ging  die  Villa  dann  ^in  die  Flavicr  über.  Plinius'')  schreibt  unter  Vespasian, 
dass  in  den  kaiserlichen  Piscinen  die  Fische  jeder  auf  seinen  Namen  hörten, 
und  dass  es  diese  Villa  ist,  von  der  er  spricht,  leigen  Martial's  Verse  (IV.  dO): 

^       Baiano  proeiU  a  hm  monmmu 
PtBeotor  fug9f  ne  noemt  rtcedas* 
Saai»  piteibut  Hm  nakmtur  undcue; 
Qui  norwU  dommwn^  mammugue  km^unt 
lUam^  qua  nihä  est  in  erbe  maiua. 
Quid,  qjuod  nomm  kahmtt^  a(  <u?  wusg^tH 
Voum  guitque  nd  vmU  eitaiu§t 

Lag  die  Villa  des  Hortensius  unten  am  Ufer  des  Lucrinus,  so  haben 
wir  aut  der  Ilühc  des  Bergzuges  das  Landhaus  des  grossen  Pompeius 
zu  suchen;  wahrscheinlich  in  der  Masseria  Migliarese  über  der  Punta  doli' 
Epitafio  und  auf  den  üflgeln  gegen  den  Avernus  hin.  Hierhin,  nacli  Sca- 
lantrone,  verlegte  schon  Loffredo  die  Villa  (c.  20).  Er  berichtet,  dass 
um's  Jahr  1500  eine  Statue  des  P()nij)cius  hier  oben  gefunden  sei,  und  will 
den  Namen  eines  nabca  Fondo  Magnarello  von  dem  Cognomcu  Magnus  ab- 
leiten (?).  Ein  besserer  Beweis  ist  ein  Brief  des  Marcus  Caelius  an  Cicero'^), 
woraus  hervorgebt,  dass  die  Villa  des  Pompcius  in  Bauli  stand,  während 
die  Lage  auf  der  Höhe  des  Berges  durch  eine  Stelle  Seneca's  feststeht 
Später  kiin  ivohl  auch  diese  Villa  in  kaiserlichen  Besitz  und  wurde  viel- 


^  Plin.  H.  N.  IX.  112.  Apud  Baulos  in  parte  Baiana  piscinam  babuii  Horicnsius 
oialar,  ia  qna  tDnreidm  adeo  dilodt,  at  CTaatmataiB  üsim  «ndatnr.  In  näem  ▼illa 
Antonia  Onui  linmilM  quam  diUgebat  ioMire«  addidit,  adiu  proiiter  famam  nomialli 
Banlos  visere  concnpiTerunt. 

y arro  R.  R.  ilL  17. 6.  Q.  Hortensius,  üftmiiiaris  noster  cum  pi»cinas  Imberet  magna 
paeania  MdttteatM  ad  Banloi,  fla  aaepe  cnm  eo  ad  Tilbm  fid,  nt  illoin  id«m  snaper  in 
CMBam  pisces  Fateolos  mittere  emptum  soll  tum.  eqs. 

^)  r  lin.  H.  N.  X.  70.  JPtlam  est  in  pisdnis  GMttris  genera  pisdom  ad  noman 
venire,  qqpsdam  siagnloa. 

«)  M.  Caaliaa  bd  Cia.  fanu  YUl  1,  6 :  Ego  quam  Kinm,  Q.  Pompeinm  Banlis 
^pmi  paMtieam  flMeret,  asqna  ao  ut  ego  niisererer  dua  aaoiira  ate. 

Snn.  rp.  51.  C  Marias  rt  c„.  /' ni/r-^'r,-,-:  nt  Tac^ar  exstruxeniDt  quidem  wllaa 
in  iregione  &uana,  sed  iUas  nnpo$u€ruru  mmmU  iugibtu  montuiM. 

12* 


180- 


OttnUM;  —  B6!glO  PftllMf  I 


leicht  mit  der  des  HortenBius  zu  einem  Compleze  fereiDigt  Bleirfihreii  mü 

226)  0  •  POPPAEI  •  AVQ  •  LIB  .  HERMETI8 

fljnd  hier  gefonden,  eine  davon  jetzt  im  Mnseo  Nasionale,  L  N.  S649. 
In  der  Nlihe  muss  auch  das  Gamaoam  dea  Hnrcoa  Varro  geBtanden  haben; 
jedenMs  zeigt  die  Einleitung  der  Academica  Gicero'St  dass  die  Villen  beider 
nicht  weit  anseioander  lagen**). 

Anflgedehnte  Rnmen  römischer  Bauten,  meist  aas  der  totsten  Zeit  der 
BepnhUk,  bedecicen  noch  heute  die  Hügel  yon  Banli  Sie  beginnen  am 
Avemus  und  begleiten  den  Oatabhang  der  Hfigefareihe,  die  gegen  den  La- 
erinus  hin  nach  Sflden  zieht.  Da,  wo  der  Fnssweg  von  MariceHo  nach  dem 
Foeso  del  Castagno  (am  Fusaro)  die  Höhe  ersteigt,  ziehen  sich  die  Trfimmer 
gegen  die  Ebene  hhiab,  llUigs  des  Abhanges  des  Berges  eine  weite  FUcfae 
bedeckend.  Eine  Beihe  von  SubstructioosgewOlben  sind  von  der  neuen 
Strasse  durchbrochen.  Von  hier  begleiten  die  Bninen  den  Abhang  bis  zur 
ideinen  Kirche  S.  Pietro  e  Paolo,  etwa  10—90  m  ttber  der  Thalsohle  hin* 
Siehend.  Die  Strasse  von  Pozznoli  tritt  nun  in  den  Beighang;  da,  wo  sie 
zu  steigen  beginnt,  rechts  in  den  Fels  gehauen,  die  Bagni  di  Tritola,  ge- 
wöhnlich Stufe  di  Kerone  genannt  Es  sind  eine  Anzahl  schmaler,  durch 
den  Tat  getriebener  Ginge,  von  denen  einer  sa  einer  Grotte  mit  heisser 
Quelle  iDhrt;  darüber  am  Abhang  des  Felsens  gewülbte  Sabatroetionen. 
Lhiks  von  der  Strasse  am  Heer  die  Beste  von  Seebidem  und  Flseinen.  — 
Dann  die  Punta  dell*  Epttafio,  ganz  eingenommen  von  gewaltigen  Manem 
von  Netzwerk  und  Zie^ewölben.  Beefata  ist  die  ganze  Höhe  bis  zum 
Kamm  des  Hügels  mit  Substnictionen  bedeckt  Weiler  am  Fusse  der  Ponte 
Bauten  im  Meer;  man  sieht  einen  Bnndbau,  in  den  das  Wasser  eintritt; 
doch  stand  im  Alterthum  der  Meeresspiegel  wohl  tiefer.  Die  Beate  liags 
des  Strandes  setzen  sich  fort  bis  zur  Marina  di  Baia. 

§  4.  Baiae. 
Friedländer  SiUeogeachklite  II  >,  p.  i06— 106b 

Südlich  von  dem  Felsvorspruog,  worauf  Baoli  stand,  dringt  eine  saiift- 
gerundete  Bucht  in's  Laad  ein,  der  Partus  Baiarom.  Em  sandiger  Strand 
fesat  die  Küste  dn,  dahinter  zieht  sich  Hags  des  Hafens  eine  achmale 


'1)  Cic.  Acad.  pr.  I.  1.  In  Cum.ino  nupcr  nanciatum  est  nobis  a  M.  Virrone, 
vetiiäse  cum  l'oma  pridie  vesperi,  ot,  ni^i  de  vi:i  fossus  esset,  continuo  ad  no3  ventumm 
fuisse.  Quod  qnum  audissimas,  uuUam  uioraui  iat«rpoaeodam  putavimus  quia  rideraoos 
bomiiMm  BobiBenm  et  itudÜB  «sdem  «t  vetoitale  itmldtiae  oondaaetom.  Itä^m  oontaftini 
ad  cum  ire  perreximus,  paullumque  quam  eins  villa  abessomos,  ipsum  ad  nos  Teoientem 
vidimim :  atque  illum  oompleu,  at  foon  amiconun  eit,  flttiB  enm  longo  iatemUo  ad  aoua 
viilaiu  redoximus. 


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OamM.  —  Regio  Baiaiia. 


181 


Ebene,  die  ein  steflor  Besf^itm  im  HalbfapeiBe  einlurt.  ViflUekbt  war 
im  Alterlhiim  die  Bucht  nicht  so  tief  eiDgeschnitten  und  die  Ebene  breiter; 
die  Tiefs  des  WaaBeie  fibente^  hier  nirgendB  6  m,  und  wie  in  Pennoli 
vaä  Miaennm  der  Meeresspiegel  im  Altertbum  tiefer  stand,  wird  es  auch 
in  Biiae  der  FeU  gewesen  setai. 

Seine  erste  Bedeutung  erhielt  Bdae  wobl  als  Hafen  von  Kyme.  Es 
ist  die  näebste  Meeresbucht  an  dieser  Stadt,  kaum  zwei  römische  Meilen  ent^ 
feint  und  nur  durch  den  niedrigen  BQcken  der  Sella  di  Baia  davon  ge- 
traont  Hier,  am  Strande  des  Hafens,  erhob  sich  seit  ältesten  ^iten  das 
Denkmal  des  Baios,  eines  Gefährten  des  Odysseus^'),  dessen  s<ihon  Lyko- 
'  phron  in  der  Alexandra  (695)  erwähnt,  das  erste  Mal,  dass  Baiae  in  der 
Literatur  des  Alterthums  vorkommt: 

ßaiou  o*  dfJLiiipaQ  roü  xußepvr/Tou  xdtpov. 

lodess  seine  Hauptbedeutung  gaben  Baiae  die  warmen  Quellen,  die  noch 
heute  wie  einst  hier  aus  dem  Felsen  sprudeln.  Wie  am  Avernus  der  Ein- 
zug zum  Tartaros  gezeigt  wurde,  so  sollte  unter  Baiae  der  Pjrriphl^ethon 
iUesaen  und  seine  Qinth  den  Wassern  mittbeiien'*) 

wie  der  neapolitanische  Dichter  singt  (Stat  SÜt.  ÜL  5. 97);  und  an  anderer 
Stelle  (V.  8. 109): 

Qxtosqm  JHceatehei  portua  Baianaque  mUttuU 
Littara,  qua  medüa  ak$  penmxtu»  anMat 
lgm$  aquis,  et  operla  äomot  uumäia  servant. 

Die  bekanntesten  unter  den  Bädern  von  Baiae  sind  jetzt  die  sogenann- 
ten Stufe  di  Nerrme  oder  Bagni  di  Tritola,  die  eben  beschrieben  wurden. 
Übrigens  werden  sie  so  wenig  wie  die  anderen  Thermalquellen  hier  zu 
Bedicinischen  Zwecken  benutzt. 

Jetzt  herrscht  in  den  Sommermonaten  in  Baiae  Malaria.  Dass  es  im 
Alt^^rthum  nicht  anders  war,  zeigt  ein  Brief  Cicero's  an  Dolabella,  worin 
er  ihm  in  humoristischer  Weise  Glück  wünscht,  dass,  wie  er  schriebe,  Baiae 
pidtzhch  gesund  geworden  sei").    Und  allerdings  mochte  die  intensivere 

ätrab.  p.  :^44.    r(>v  dk  üuptfkeyeihvra  ix  tü>v  ^tpftSiv  öduToiv  iTsxfuupovTO 

Plin.  31.  6l  tanta  üs      tIi  ut  baUneM  caltAdant,  «e  friipdam  etiaii  loKte 

fmpn?  cogant.  Qnae  in  rja:nno  Fosidianae  vocantnr  nomine  acccpto  a  Claudii  Carsaris 
Uaiio  opsonia  quoqne  |n  i  i  i(  ;;nt.  vai)oraiit  et  in  mari  ipso,  qfiäß  Liciui  Qrassi  SoeiQ» 
owdioflque  iuter  Üuctiui  exüiäüt  aUqiud  valitudiiii  üalutarc. 

M)  Cie.  fiua.  IX.  12. 1.  Grstolor  Baii  aoMiis,  6i  qaidfln,  ul  BcriUs,  nlobrw  f»> 
pente  fiictae  sunt;  niai  forte  te  amant,  «t  tibi  aManüugtnr,  ot  tarn  din,  dmn  tu  adm, 
am  oUiti  waL  G«6ehiMl>en  46  a.  Chr. 


Cumae.  —  Regio  Bauma. 


Cnltor  des  Gebiets  von  Comw  das  ITebel  ndldern,  und  die  HafenbtateB 

Agrippa'a  am  Avernns  und  bei  Misenom  trugen  siclier  viel  daza  bei,  die 
Loft  zu  verbessern.  Im  Frühjahr  ist  Baiae  noch  heot  ganz  von  Malsiia 
frei;  und  in  dieser  Jahreszeit  war  denn  aocli  die  Hauptsaison  von  Bake 
im  Altertham.  So  ist  das  Edict  des  Claudias,  D*  (%wfaf0  Anemnorum^ 
am  15.  MSrz  46  in  Baiae  gegeben.  Wer  spftter  nach  Baiae  wollte,  suchte 
die  hochgelegenen  Villen  auf,  die  der  Zone  der  Malaria  eotrflclct  waren. 
So  Hadrian,  der  im  Sommer  188  den  »alten  Pafautc  hi  Baiae  bewohnte, 
das  heisst, wahrscheinlich  die  Villa,  die  einst  Caesar  auf  dem  höchsten 
Rücken  de^  Berggrats  erbaut  hatte. 

Bald  nach  dem  Ende  des  hannibalischen  Krieges  kamen  die  >Aquae 
Gumanae«,  wie  die  Bäder  von  Baiae  zuerst  genannt  wurden,  bei  den  Römero 
in  Aufnahme.  Wir  hören,  dass  178  v.  Chr.  der  Consul  Cn.  Cornelius  sich 
hierher  begab,  freilich  ohne  die  gesuchte  Heilung  zu  finden").  Alicr  erst 
ein  Jahrhundert  später,  um  die  Zeit  vor  dem  Socialkriege ,  begaLincii  die 
Hohen  um  Baiae  mit  Villen  und  Palästen  sich  zu  bedecken.  Der  Redner 
und  Rechtsgelehrte  Liciniuü  Crassus.  der  Besieger  der  Kimbern  Gaius  Marius 
waren  unter  den  ersten,  die  sich  hier  niederliessen.  Um  dieselbe  Zeit  be- 
gann Sergius  Orata  die  Austernzucht  im  Lucrinus.  Nun  stieg  der  ükuz 
von  Baiae  mit  reissender  Schnelle.  p]ine  Stadt  von  Palästen  erhob  sich 
um  tili'  Quellen  in  der  Ebene,  am  Hafen  und  uut  den  Hfigeln  riugsum,  nicht 
weniger  ausgedL'hiii  ais  Puteoli^^).  Der  Werth  des  Bodens  verzehnfachte 
sich.  Es  gehörte  zum  guten  Ton,  bei  iiaiac  ein  Landhaus  zu  haben.  Pom- 
peius  und  Caesar,  die  Antonier,  Lucius  LucuUus,  Quintus  Catulus,  Varro, 
Cicero  und  Hortensius,  sie  alle  hatten  ihre  Villen  am  baianischen  Strande. 

Die  sociale  Revolution  des  dritten  Bürgerkri^es  hat  auch  die  Phy- 
siognomie vüu  Baiae  verändert.  Kaum  eine  der  altberflhmten  Villen  blieb 
im  Besitz  der  Familie  des  vorigen  Eigners.  Die  meisten  vereinigten  sich 
in  der  Hand  des  kaiserlichen  Hauses.  Vor  allem  natürlich  die  Cäsar's; 
dann  die  misenatische  LuculPs,  die  Villa  Bauli  des  Quintus  Hortensias, 
wohl  auch  die  der  Antonier  und  des  Pompeius.  Der  Hof  wurde  nun  der 
Mittelpunkt  des  Lebens  von  Baiae;  die  Kaiser  wetteiferten  mit  einander 
in  prächtigen  Bauten.    Vor  allem  Nero  hat  Baiae  verschönert'^.  Seia 


Liv.  41.  16.  Cd.  üomelias  consul  ex  monte  Albaao  rediens  conddit,  et  parte 
membronim  captas,  ad  Aqua*  Cnmtiiaa  fwofBotw  iofraTBaoenta  moibo  Onus  decMiit 
W)  Strab.  p.9M.  iatXyAp  äXhf  ic6its  /tyimjtmt,  0i»¥pKöiotaiitim»  fla0iiaim  Üh» 

3')  8uet.  Nero  31.  Praeterea  mchoavit  piscinam  a  Miseno  ad  Averatun  lacnm, 
conteciam  porticibusi^ue  couclusüm,  quo  quidquid  totk  Bais  calidtfum  aqaamm  esset, 
oonverteretnr;  foanun  ab  Aveno  OsUim  nsqo«,  nt  navibua  aee  tamin  mari  iiacnr,  kogf^ 
tndinis  per  CLX  milia,  latitndiBis,  qna  cootrariac  quinqueremes  commearent. 

Flav.  losepli.  ArcbaeoL  18. 7. 2.  noUdpwv  d'  i^i  ml  toÖto  ättpmmßkst 


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CuBM.  ~>  Begio  Baiaas. 


188 


Palast  erhob  sich  am  Meeresstrand,  da  wo  jetzt  das  Castell  steht,  mit  einem 
berühmteü  Stagnum  geschmückt.  Audere  pros?artiq:e.  Entwürfe  vereitelte 
sein  Sturz.  Ein  gewaltiges  Ke.^  i  voir.  mit  Saiilt  nliidltüi  verziert,  sollte  alle 
Thermalquellen  von  Mist  num  bis  zum  Lucnnus  vereiiiigeu.  Ein  schiflfbarer 
Canal  vom  Tiber  nach  dem  Lucrinus,  breit  Kcnug,  dass  zwei  Penteren  sich 
ausweichen  konnten,  warde  in  Angriff  genommen  (64  n.  Chr.).  Noch  lauge 
bewundtito  diu  staunende  Nachwelt  die  Reste  des  Werkes^*).  In  Baiae 
führte  Nero  den  Anschlag  gegen  Agrippiim  aus,  hier  wurde  die  Verschwörung 
des  Piso  gegen  ihn  geplant  und  blutig  unterdrückt.  Hadrian  starb  hier  im 
»altiii  Palastet  am  17.  Juli  138.  Alexander  Severus  lieas  für  seine  Mutter 
Mammaea  und  seine  Freunde  grosse  Rauter!  hier  aufführen.  Noch  Cassiodor 
preist  Baiae  als  den  Inbegriff  aller  irdischen  Herrlichkeit. 

Doch  nicht  blos  die  gute  Gesellschaft  strömte  nach  Baiae  zusammen, 
auch  die  Demie  monde  und  Jennesse  dor6e  der  Hauptstadt  gab  sich  hier 
liendez- vous.  Die  uugezwungi nc  Freiheit  des  Badelebtns  _;estattete  so 
manches,  was  zu  Hause  das  Licht  des  Tages  zu  scheuen  hatte.  Varro 
schrieb  eine  Satyre  »Baiae«;  da  heisst  es.  nicht  cur  die  Mädchen  wurden 
hier  zu  öffentlicheu  Dirnen,  sondern  auch  alte  Manner  zu  Knaben,  und 
Knaben  gäben  sich  wie  Mädclien  preist.  Hatten  doch  die  Ambubaiae  von 
hier  ihrcu  Namen.  Cicero's  bchiidei  ungen  in  der  Verlheidigungsrede  für 
seineu  Freuud  Marcus  Caelius  sind  bekauut.  Und  hundert  Jahre  später 
nennt  Seneca  Baiae  eine  Herberge  aller  Laster  und  ergeht  sich  in  mora- 
lischem Eifer  in  einer  Beschreibung  der  Sittenlosigkeit,  die  hier  herrsche*"). 
Wir  können  cä  Properz  wohl  nachfühleu,  dass  er  seine  UyuUiia  ucht  gern 
in  einer  solGhen  Unigebung  weilen  sab  (1. 11). 

£oquid  te  fMdiu  cenantem,  CyntMa^  Bau, 

Qua  MMt  Bsmulei»  umUa  Utoribu^ .... 
Nottri  eura  $ubü  mmom  a  dware  not^f 

JSeqwü  in  es^mmo  retua  amore  hetuf.m» 
Alqite  fUmtm  vtagt  te  remM  confiia  minulü 

Parw^  Luatina  ^fmba  moretur  oqua^ 
Asti  iMMoiK  dautam  ttnm  Tsutkramtü  in  unda 

Akamtie  fßcäi»  ceden  ^mpha  tMinu^ 

uaov  äro  (jTadi(ov  itivTS  rljs  Aouuap^scai  xtifinvov  •  ßaat/iewc  z'  ilaiv  olxyjffttq  aör69i  rro» 
iinsJLici  x&^pr^pLivat  xatamtuaSt»  yüoxt/xrj^dvrot  riüf  aüxuxpazöputi/  kxäorw  rou(  npo- 
fWf»6rai  ÖKspßdXJi»90ott  Jl»9Tpd  r*  napij^iTai  xö  x^tpiov  ^pfjuk  /'i^tVcv  ^dtifuara,  di^io'yra, 

^)  Tac.  Ann.  15.  42.  Nero  tarnen,  ut  erat  iocredibilimn  eii|ii(or,  efbdttre proiima 
Aveiso  iug.t  cnnnisii'^  est,  maueutquc  vcstii^ia  inritae  spei. 

^)  Yarro  äat.  10.  1  OeliJer.  (^uod  uou  solum  iaaapUc  üuixi  commuuuä,  tieU 
ttiua  TCieres  pneraacmit»  et  moltM  pneri  pneUaaeaak 

«)  &  i»b«n  8.  m  A.  16. 


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Omnaa.  —  Ba^  Baiua. 


Quam  vacet  alter  ius  blandua  nudire  susurros 

Molliter  in  tacito  litore  compoutam  

Tu  modo  quavi  primimi  comiptas  desere  BaxMi 

MuHi.f  isla  dahant  litora  discidiuin^ 
X4tora,  quae  fuerant  castis  inimica  puellis. 

A  pereant  ßaiae,  crimen  aoim«,  aqua»! 

Unsere  Kenntnisa  der  Topographie  von  Baiae  ruht  zunächst  auf  emoni 
Glasgefäss  mit  einer  Darstellung  der  baianißchen  Küste,  jetzt  in  itom  im 
Mu&eo  Borgiano  di  Propagauda  Fede.   Es  trägt  die  Inschrift 

MEMORtAE      FELICISSIMAE  FILIAE 
FAROS  STAGN  V  NEBONIS  •  OSTRIARIA  *  STAGNV  -  SILVA  BAIAE 
DaroDter  die  entspredieDdeii  DarstelluDgen.  Zur  Erkhirnng  sind  die  woodtf- 
licbsten  Versuche  gemacht  worden.  Der  Pharos  sollte  bald  der  Leuchtthofin 
von  Pateoli  sein,  bald  der  angebliche  «Fanale  del  Porto  Giulio«  vni 
Carruso,  obgleich  d«r  Portas  lolios  sicher  seit  der  Anlage  von  Misennm 
keinen  Leuchtthurm  gehabt  hat  und  der  Leachttbann  yod  PuteoU  dsUich 
vom  Hafen  lag,  also  auf  einer  Darstellung  von  Baiae  gar  nicht  abgebildet 
sein  kann.  Ausserdem  wird  dann  die  Annahme  aothweudig,  die  Kttste  fOB 
Baiae  sei  von  der  Landseite  her  aufgenommen,  so  dass  der  Beschauer  gegen 
das  Meer  sieht;  eine  Annahme,  so  absurd,  dass  sie  keiner  Widerlegung 
bedflrfte,  ganz  abgesehen  von  der  Analogie  der  Geftsse  mit  der  Ansicht 
von  Pozzuoli,  die  alle  die  Stadt  vom  Meere  aus  gesehen  darstellen.  Das 
einzig  natürliche  ist  also«  in  dem  Phams  den  Leochtthurm  des  Hafens  von 
Baiae  selbst  zu  erkennen.  Dass  ein  solcher  dort  existirt  hat,  ist  nun  aller* 
dings  nicht  flbeiliefert.  Aber  ebensowenig  ist  es  fiberliefert  von  dem  Portos 
lulius;  und  wenn  an  den  Küsten  des  Mittelmeers  nnr  die  Leucbtthflrme 
existirt  hätten,  von  denen  wir  zufällig  Kenntniss  haben«  so  hfttte  es  mit 
der  Sicherheit  der  Schififfahrt  im  Alterthum  sddecht  ausgesehen.  Baiae  aber 
war  ein  vielbesuchter  Hafenplatz,  denn  ein  graeser  TheU  der  Curgäste  begab 
sich  zu  Schiffe  dabin.   Man  denke  an  das,  was  Tacitus  von  Agrippina  er> 
zählt  und  an  das  Canalproject  Nereus.   Die  Existenz  eines  Leuchtthurms 
hier  ist  also  an  sich  schon  sehr  wahrscheinlich ;  gestanden  hat  er  jedenfdls 
auf  der  Höhe  des  Castells.    Nun  hat  die  Erklärung  der  DarsteUongeo 
unseres  Geftsses  keine  weitere  Schwierigfceit.  Das  Stagnnm  Neroois 
ond  das  zweite,  nicht  näher  bezeichnete  Stagnum  lagen  in  der  Ebene 
am  Nordfusse  des  Castellhtlgete,  bei  der  Loeanda  Vittoria.  Das  ist  in  der 
Thai  fiist  die  einzige  Stelle,  wo  in  Bäiao  kUnstlidie  Bassins  angelegt  werden 
konnten.   Denn  da  die  Stagna  mit  dem  Meere  commoBidren  mussten^)» 

4>)  Vit  Alei.  8«v«ri  36:  In  matrem  IfMimumam  mdoe  plus,  . . .  ftdt  ia  BiiiBO 
palatfnm  eoi  «lagBts  ipiod  Manmiaeae  mmni»  hodte^iie  eflowtnr.  FedtctaliahiBtiaiiOk 
«per«  «**r^fft  hl  honoreiii  tflhiiiim  laomin,  et  stagna  ^musn/Stk  aimimo  mmi. 


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185 


80  sind  die  ilugel  bei  der  Bestimmung  ihrer  Lage  von  vorn  herein  aus- 
zuscbliessen.  Ebenso  wenig  kann  aber  die  nördliche  Ebene  bei  den  drei 
Trugli  io  Betracht  koniiuen,  denn  hier  sprudehi  die  warmgn  Quellen  hervor, 
der  Boden  steigt  an  und  ist  ganz  cingtiiiummeu  von  Kesten  antiken  Mauer- 
werks. Die  Ostriaria  zogen  sich  vor  dun  Stagim  au  der  Küste  hin.  Das 
üfer  ist  hier  zur  Austernzucht  wie  geschalTen,  das  Meer  zwischen  dem 
Castell  und  der  Punta  del  Fortino  vecchio  flach,  vor  dem  Scirocco  ge- 
sdiützt,  und  doch  schon  ansserhalb  des  eigentlichen  Hafens.  Die  Silva 
zog  sich  oberhall)  Ikiuc  uu  den  Hängen  der  Hügel  hin;  Bader  in  den 
MjrLhciiLiaiDen  über  Baiae  werden  auch  sonst  erwähnt  (Celsus  II.  17). 

Von  den  Villen,  die  sich  um  Baiae  erhoben,  vermögen  wir  nur  die 
des  Dictators  Caesar  mit  Sicherheit,  zu  bcitimmcu.  Agrippiua  wurde  be- 
graben »neben  der  Strasse  nach  Misenum  und  der  Villa  des  Dictators 
Caesar,  die,  auf  der  Höhe  des  Bergzuges  gelegen,  die  Golfe  unten  weithin 
Oberschaotc  ^.  Nach  Misenum  führten  nun  im  Alterthum  wie  heute  zwei 
Stnaseii;  die  eine  von  Cmnae  sftdwftrts  zwischen  dem  Fasaro  und  dem 
Meere  dwch,  dann  aber  PozzUlo  und  Mercato  di  Sabato  nriadien  Monte 
di  Prodda  nnd  Monte  Salvatichi  Aber  Miniscola  (Sen.  Epist.  55);  die  zweite 
m  Baiae  nach  8ttden  am  Castell  vorbei  Ober  Baeoli  ond  den  Pona  lignena 
in  der  Biditung  und  auf  der  Stelle  der  heutigen  Cfaanaaee.  Natttrlich  kann 
nor  diese  gemdnt  sein.  Die  Villa  Caesar'a  mnss  also  auf  dem  Sttdende 
des  Höhenzuges  gestanden  haben,  der  die  Ebene  von  Baiae  nach  der  Land- 
seite  einfiust,  westlich  vom  erstell  und  den  Fondi  di  Baia,  etwa  zwischen 
.  den  Mssserien  ScamardeOa  nnd  Carannante.  Hier  finden  sich  aosgeddinte 
Mstnictiooen,^voh  hier  genleset  man  die  weiteste  Aussicht  aal  die  Golfo 
von  FOzznoli  nnd  Qaeta.  Anf  den  Gipfel  des  BergrOckens  setzt,  die  Vilb 
Caesar^s  ancb  Beoeea;  nnd  mit  Becht  konnte  Cicero  von  Caesar  sagen  tUe 
qui  optmuti  Brno»  hahOat  (Att  XIL  40),  Ob  das  Praetorium  Bais, 
wo  Clandins  im  MSrz  46  leeidirte,  mit  dieser  Villa  identisch  ist,  kann 
allerdinge  nicht  anagemacht  wetden;  wahrBcheiolich  aber  haben  wir  in  ihr 
die  Vet eres  Biiiae  zu  erkennen,  wo  Hadrian  im  Juli  138  starb  (GataL 
Lnpb),  wie  schon  oben  erwihnt  wurde.  Unmittelbar  nnter  der  Villa,  am 
Strande  dee  Meeres,  legte  Nero  sein  Stagnum  an,  und  die  Ruinen  anf  dem 
Hilgel  der  Masseria  Gindlce  und  beim  Castell  sind  wahcacheinlkh  Beste 
seiOM  Bshutes.  Wir  sehen,  wie  er  darauf  bedacht  war,  den  Neubau  mit 
dem  aiten  Besitze  zu  einem  Palast  zu  verschmehsen. 

Am  Ufer  des  Meeres  erhob  sich  die  ViUa  des  Redners  Lidnius  Crassus 
(95  Gonsttlf  98  Censor),  eine  der  ersten,  die  an  diesem  Strande  erbaut 
wurden.  Sie  War  berflhmt  durch  eine  Thermalquelle,  die  hier  im  Meera 

^  Tee.  Abb.  14.  aioz  domoilkoram  ana  l«vfiB  «^«wi^t"  acccpit,  vim  10> 
■cd  pnipl8r  et  Tfllan  CMsaria  dktatorö»  qnae  mbiecto«  simu  «ditiatiBia  proapectat 


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186 


dura«.  —  Begfo  Baüuu. 


Bdbst  empoiqnoll^.  Ebenso  berahmt  war  diu  VU!«  durch  ihre  Fisditeidie. 
Warf  doch  sein  College  io  der  CSensur,  Domitius,  dem  Crassns  in  Öffent- 
licher Senatesitsiipg  vor,  er  habe  eine  LieblingsiDiiriDe  nach  ihrem  Tode 
wie  eine  Tochter  betr&aert  (liacrob.  IIL 15).  Ob  die  Piaemen  des  C  Hirrins, 
der  Caesar  die  6000  Morftnen  fflr  setoeo  Trinmphabchmans  liefertei  in  dieeer 
Qegend  waren,  wird  nicht  bestimmt  bezeugt,  ist  aber  wahrachoolidi  (Pfin. 
9. 55.  Hacrob.  UL  15).  Grossartig  waren  auch  die  Fischteiche  der  Tante 
des  Nero,  Domitia.  Es  hiess,  Nero  habe  sie  ermordet,  um  sieh  im  Bedts 
ihrer  Pisdnen  zu  setzen^). 

Ehie  der  berflhmtesten  PrivatvUIen  der  Kaiseneit  war  die  jenes  Piso, 
der  bei  der  Verschwörung  gegen  Nero  den  Tod  fisnd").  Von  der  Schön- 
heit der  Villa  angesogen,  kam  Nero  oft  hierher  zu  Bidem  und  Gelagen, 
ohne  Gefolge  and  Leibwache  sich  der  ungeswongenen  Badefreiheit  hingebend. 
Loffiredo  schreibt  die  Ruinen  des  sogenannten  Dianentempeb  der  ViUa  des 
PIso  zu;  jedenfalls  ist  wahrscheinlich,  dass  die  Villa  in  der  Ebene  stand, 
in  nnmittelbaier  NIhe  der  wannen  QueUeo. 

Von  Öffentlichen  Gebäuden  sind  das  Grab  des  Balos  und  der  Tempd 
der  Venus  Lucrina  schon  erwähnt  worden.  Petron^  spricht  einmal  ?ob 
einem  Tetra  stylen  in  Baiae,  worin  sich  eine  Statue  des  Neptnn  befimd; 
etwas  näheres  darilber  erfahren  wir  nicht  Einen  Tempel  der  Gdttermntter 
Eylele  lernen  wir  kennen  durch  ein  Decret  der  Decorionen  von  Cnmae  ans 
dem  Jahre  289  n.  Chr.,  gefunden  1785  beim  Castelto  di  Baia.  licinins 
Seeundns  wird  darin  an  Stelle  des  verstorbenen  daudios  Reatitnttis  nun 
Priester  der  Mater  Dea  Baiana  ernannt;  das  Decret  ist  widitig  audi  dämm, 
weil  es  den  unwidersprechlidien  Beweis  liefert,  dass  Baiae  niemals  dne 
eigene  Gemeinde  gebildet  hat  Aus  dem  Ftudort  der  Inschrift  sdieint 
hervorzugehen,  dass  der  Tempd  auf  dem  Castellhügd  stand  (I.  N.  3558). 

227 j  M,  Macrio  Basso  L.  Ragonio  \  Quintiano  Cos  K.  lunis  |  Cumis 
in  templo  Di'vi  Vespa\siani  in  ordiue  decun'onum  |  quem  M.  Malloniua 
Undanus  \  et  Q.  Claudtun  Acilianus  praet.  \  coegerant,  scribundo  sorte  | 
dueti  adfueruut  Caelius  Fan\nychu8^  Curtius  Votivos  ^  iJoniiidi\us  Feli- 
eianus.  lieferentibus  pr.  j  de  sacerdote  faciendo  matri»  \  dene  Baianae  in 
locum  Rettituti  \  sacerdotü  de/umU  placuit  tmilvertia  Idcinium  Secundum  j 
$acerdotem'ßeru  | 

4S)  Plin.  31.  8.  vaporant  et  in  man  ipso,  qaalcs  Licinii  Crastt  faere. 
Tac.  Ann.  13.  21.  Baiarum  suarum  pbcioos  eztotlebat. 
Dio  Casi.  61.  17.  M  tA  <r$/K«r«  odr^  rd  i»  Jking  xd  i»  tf  *P<tßt¥¥ik 

Tac.  Ann.  15.  52.  Coiiis  «moeoitete  captmCa«««  crabro  ventitalitt,  oaiHiB 

6zcubiiä  et  fortunae  suae  niole. 

**)  PeUon.  104  Öiaiukaum  Nepiuiii,  quod  Bais  io  Xetraatylo  notaTerain. 


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I 


CluiiM.  —  fiegio  Baiana.  187 

X.  V.  aac,  fac,  pr.  \  et  ynayuLratibua  Cutnan.  sal.  |  (Juni  e.r  epUtula 
vestra  cognove\rimm  creasse  vos  aacerdotem  |  matri»  deum  Liciniaia  Secnn- 
dum  1  in  locum  Claudi  Restiiuti  defunc.  I  cui  secumhnn  voluntatem  veatra  | 
permissi'mus  H  oeeavo  et  \  corona  dum  taxat  intra  |  ßnes  cohnia»  oestrae 
Uti,  \  Optamus  vo."  hene  valere.  j  Pontius  Gacius  Ma.riniu8  \  pro  magistro 
mueripH  X  VL  KaL  \  ßepie$nbrea  M.  Umbrio  Frimo  |  T.  FL  QMmo  Cm,  | 

Unter  deu  erhaltenen  Resten  der  Villen  von  Baiae  nehmen  unser 
Interesse  vor  allem  die  drei  sogenannten  Trugli  in  Anspruch,  grosse  liund- 
bauten,  die  zu  Thermalzwecken  dienten.  Schon  der  alte  Lofifredo  hat  ihre 
wahre  Bestimmung  erkannt;  gevvohulich  werden  sie  bezeichnet  als  tempio 
di  Venera,  tempio  di  Mercurio  und  tempio  di  Diana.  Der  Tempio  di 
Venere  liegt  am  Strande  des  Hafens,  etwa  in  der  Mitte  der  Ebene.  Der 
innere  Durchmesser  der  Rundung  beträgt  etwa  100  p,  in  den  Wänden  vIit 
Nischen,  mit  Fenstern  dazwischen-  Die  Construction  (Netzwerk  mit  Ziegeln) 
setzt  den  Bau  in  die  erste  Kaiserzeit  und  widerlegt  so  die  ansprechende 
Vermuthnng  Loffredo's,  der  hier  einen  Best  der  Anlagen  des  Alexander 
Severus  erkennen  wollte. 

Etwas  nördlich  am  Fusse  der  Elttgel  der  Tempio  di  Mercurio, 
eine  weitEufige  Bade -Anlage,  aus  vielen  Kammern  und  Sälen  bestehend, 
am  Ende  ein  Rundbau  mit  vier  Nischen,  80  p  Durchmesser.  Die  Strasse,  ^ 
die  nach  der  Sella  di  Baia  führt,  trennt  diese  Anlage  von  dem  Tempio 
di  Diana.  Auch  dieses  ein  ausgedchiites  Gebäude,  der  Kuudbau  genau 
von  den  Dimensionen  des  Tempio  di  Venere,  nach  Aussen  ein  unregel- 
mässiges Achteck  bildend. 

Die  Ebene  zwischen  dem  Trugii  ist  eingenommen  von  einem  dichten 
Gewirr  antiker  Substructiouen,  die  sich  den  Abhang  hinan  fortsetzen,  ohne 
dass  es  möglich  wäre,  den  Plan  der  Villen  im  einzelnen  zu  bestimmen. 
Andere  Fundamente  ziehen  sich  auf  dem  Gipfel  der  Höhen  hin,  die  die 
Ebene  von  Baiae  v  in  Westen  her  einschüesseu.  Auch  längs  des  Ufers  er- 
strecken sich  die  Reste  vom  Tempio  di  Venere  bis  zum  ('asteil;  bei  der 
Punta  del  Fortino  vecchio  erhebt  Hi  h  i  in  Uuinencomplex  uiUteu  im  Meer, 
ein  lebendiger  Commentar  zu  den  Worten  des  Dichters: 

7W  seeanda  marmora 
LotM  Mub  ipnm  funut  BepuM 
ImmetMT  «frw»  domos; 

AlariS'jue  Bais  obstrepentia  urgues 

Submovere  Utora 

Parvm  loeupt«»  eoiUineHte  ripa. 

Hor»i  Od.  IL  18. 


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I 


18$  Cum«e.  —  Eegio  ßaiana. 

Im  Udirigen  wird  der  Fbm  «n  deatlicbereB  Bild  von  der  AvedebniiDg  der 
antikeii  Beste  gewftbren,  ab  jede  Beschieibiiog  TennQehte.  la  der  Gon- 
etmctioii  ist  Netzwerk  toB  dem  gelben  Xof  der  phlogrSiacheii  Berge  bei 
weitem  vorheriBchead.  Es  findet  Mi  in  alten  Entwidcdongsstafen,  in  der 
nnregetaniasigen  Weise  der  sullaniacben  Zeit  und  verbunden  mit  Ziegellagen, 
wie  ea  unter  Nero  and  Vespasian  fiblich  war.  Beine  Ziegelbaaten,  die  doch 
in  Poteoii  so  bänfig  sind,  i^ommen  dagegen  in  Baiae  fast  gar  nicbt  vor; 
und  überhanpt  mOchte  ea  sebwer  sein,  ein  Gebäude  ans  nadiflaviseber  Zeit 
ia  Bilae  naebsuweisen.  Baiae  bat  unter  Nero  seine  definitive  Physiognomie 
erbalten;  seitdem  ist  wobl  an  den  alten  QebAuden  reatanrirt,  nber  Neu- 
bauten sind  nur  in  sebr  besdirinbtem  Masse  noeb  aufgefobrt  worden. 
Aueb  die  Bauten  des  Aleiaader  Severus  werden  in  der  Hanptssdie  nur 
Bestauntioaen  gewte  sem. 

§  5.   Der  acherusiscbe  See. 

Die  Hagelkette,  die  westlicb  vom  Portos  Baiamm  steil  ansteigt,  flUlt 
auf  der  andern  Seite  in  sanftem  Abhang  zum  Meere  ab,  dem  sidi  Mer  tine 
Strandlagune  vorlagert,  der  Lago  Fusaro,  die  Acberasia  der  Alten  ^.  Seb» 
gr(to8te  Tiefe  beträgt  etwa  7  m;  vom  Meere  trennt  ihn  eine  sandige  Lsnd- 
enge,  die  an  ihrem  sfldlichen  Ende  von  einem  Ganal  dorchstochen  ist,  dnrcb> 
den  der  See  mit  dem  Meere  communidrt  (Foce  dd  Fasaro).  Der  Ganal 
ist  im  Alterthum  künstlich  gegraben  und  durchbricht  am  Ende  mittelst 
eines  Tunnels  den  Tufhflgel,  vorauf  Tor  di  Oaveta  steht  Er  war  mit 
opus  reticulatum  und  lateritium  ausgekleidet,  und  diese  Verkleidang  ist  ao 
den  meisten  Stellen  noch  trefflich  erhalten.  Die  Grotte  ist  von  Ihnlicher 
Construction  wie  die  Crypta  Pausilipana,  680 p  lang,  17 — %2p  breit;  die 
Tiefe  des  Wassers  beträgt  etwa  4V  a  p  (Fazio  Porto  Giulio  p.  25). 

Der  Hügel  au  der  Münduuu  des  Canals  ist  ganz  bedeckt  von  den  Ruinen 
einer  grossartigen  röniischeii  Villa.  Man  sieht  gewölbte  Substructionen  von 
Netzwerk  bester  Zeit;  auf  der  äussersten  Spitze,  wo  der  Thurm  steht,  eine 
Bade-Anlage.  Eine  mächtiKe  Ziegelwölbung  überspannt  die  Foce  del  Fusaro 
da  wo  sie  in  dmi  Tunnel  eintritt.  Die  Ruinen  steigen  nördlich  vom  Hügel 
in  die  Ebene  herab;  dort:  am  Fussc  des  niiL;el>  auch  Columbarieu  und 
Gräber  au^  [^riechiicher  Zeit.  Seneca's  Bctdircibung  lasst  keinen  Zweifel, 
dats  wir  liier  die  li'esJe  der  Villa  des  Servilius  Vatia  vur  uns  haben,  der 
laicii  unter  'idbunus  an  diese  Küste  von  den  bUatbye^ehaltcn  zuiückzüg. 

Diutius  vc/ti  perneveravi\  invitante.  ipso  litore,  quod  iiUer  Cumas  et 
Servilii  Vutiae  viliaiu  curvatur^  et  hinc  niari,  illinc  lacu  velut  angustum 
iter  clauditur  . .  .  Direxi  oculos  in  villamy  quae  aUqtiando  V^atiae  fuit .... 

8 trab.  243.   -rzlrjatov  di  r^s  Kußi;g  to  Miojjvb»  iatpmvi^pioif  Mai  iv  Tfl  /utnii^ 


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Gunae.     Bogb  Bütna. 


189 


Ih  ^M»  viäa  nikil  p999um  tibi  mtIi  tenbere;  frantem  mim  «v*  ktntum 
iHwt,  «I  etqßOMta  fuae  oHendü  etkm  trwummtibw,  SpdmeM  9mt  dmu 
magni  9pm  cnivU  laxo  aftto  j»drtf«,  man»  faetas^  quanm  aH$ra  joImi 
iiOR  r«o^ü^  altera  aä  oeddeiUmn  tmet  PkfUntona  mediu»  rimu 
Emripi  modo  ^tfidit,  aUndu  püeffiw,  eHtmui  aondao  ßdkawHatm'^  *^ff^ 
eitno»  . . .  Boo  tarnen  eet  eommoäüeimum  m  mUa,  ^uod  Baiae  frone  pa^ 
rietem  haheii  «neommcMfo  üktrum  earet^  vobtptaiibue  frwUttr,  Hae  landee 
eku  fpM  novi}  eeee  vüiam  totwe  amd  eredo^  oeeaimi  enm  Fawmio<,  et 
tSiMi  adao  eaeipü^  nt  Bau  ««^«1.  non  HuUe  videtur  degieae  Anne  locum 
VaUa^  in  jfuan  olntm  «ttum  pigrum  iam  et  aenUe  ecnferret  (Senee.  Epist  55)* 
Aach  sonst  ist  die  UmgebiiDg  des  Fnsaio  oicbt  arm  an  antilEeD  Resten. 
Wo  die  Stfasae  Yom  Cnmae  an  den  See  tritt«  beim  ImbaicatoiOf  rechts  am 
Wasser  alte  Snlietnictionen,  einen  Meinen  HQgel  bildend,  von  Famnknnt 
ftberwacheri  Ebenso  eine  Menge  TrOmmer  an  der  linlcen  Seite  der  Strasse 
am  Fasse  der  HfigeL  Etwas  weiter,  da  wo  die  Strasse  zum  Gssino  Resle 
im  Fttsaro  sieb  abaweigti  beginnen  Snbstroctionen  von  Nets  werk,  die  die 
Strasse  bis  snr  SeUa  dl  Baia  begleiten,  snm  Thdl  ihr  als  Unterbau  dienen. 
KOrdlidi  yom  Wege  liegen  hier  zwei  Colombarien,  1840  von  Santangeb 
anffgegnben  (BnlL  Ist.  184S,  p.  6—10).  In  der  Nfihe  ist  die  Inschrift  ge- 
fandeo  (L  K.  It568,  jetst  im  Museo  Nazionale): 

228)  SEXTIAE    L    F  •  icANI 

MONVMENTVMPVBLICE* 

FACTVM  -  D  .  D  C  ■  I 
QVOD  ■  EA  MVNIFICA  ERGA 

COtONlAM*  FVIT 

Auch  bei  Tor  di  GappeUa,  im  Sflden  des  Sees,  sollen  ausgedehnte  Sub- 
stmdaooeu  loch  finden  (lorio  Gnida  p.  163),  doch  stehen  wir  dort  wohl 
schon  auf  dem  Gebiet  von  Misenum. 


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190 


Miflenuin.  —  Geschichte. 


I 


M  I  S  E  N  U  M. 


CAPTTEL  I. 

GESCHICHTE. 

Dil'  Ufer  des  Hafens  von  Miscnum  gehörten  bis  zum  Fndc  der  römi- 
schen Republik  zum  Gebiete  von  Cumae.  »Hannibal  verheerte  das  Ge- 
biet von  Cumao  bis  zum  V^irpebirgc  Misennm«  berichtet  Livius  unter  dem 
Jahre  214');  und  DioTivs  von  Halikarnass  findet  eine  der  Ursachen  der 
Macht  und  des  Reiciithums  der  alten  Cumaner  in  dem  Besitz  dieses  Hafens. 
So  hezci("bnet  denn  auch  Cicero  die  tnisenatische  Villa  des  Antonius  als 
Cunianum.  Die  (iepend  ;^alt  als  Anhängsel  von  Baiae;  die  flöhen  und  Vor- 
gohirpe  rinj^sum  bedeckten  sich  mit  prächtigen  ViUen;  der  schöne  Hafen 
blieb  unbenutzt,  weil  er  zu  entlegen  war,  um  mit  Putcoli  oder  NeapoUs 
concurrircn  zu  können. 

Zu  selb>is(iindifTiT  Bedeutung  gelangte  Misenam  erst-,  als  Agrippa  den 
Hafen  zur  Station  dey  römischen  Mittelmeerflotte  bestiuiinie.  Die  Umgegend 
des  Hafens  wurde  nun  von  Cumae  getrennt  und  an  seinem  südlichen  Ufer 
eine  Stadt  gegründet,  die  Colouie  Misenum.  Wahrscheinlich  fällt  die  Grün 
düng  in  dasselbe  Jahr  wie  die  der  übrigen  Militär-Colonien  August's  31  v.  Chr. 

Seinen  militärischen  Ursprung  hat  Misenum  denn  auch  niemals  ver- 
leugnet, und  die  dürftigen  Spuren  municipalen  Lebens  verschwinden  fast 
unter  der  Fülle  von  Inschriften  der  Officiere  und  Suldaten  der  Flotte.  Manch- 
mal waren  sogar  die  Aemter  des  curator  reipublicae  und  Flottenprä fccteii 
in  einer  Hand  vereinigt  (N.  '230).  Sonst  hndcu  wir  diü  gewöhnliche  Coluuial- 
verfassung:  Ordo  et  popuius  (N.  229.  230),  Decurioncn  (N.  231.232), 
Ilviri  quinqucnnales  (N.  229),  saccrdotes  et  haruspices  publici 
(N.  239. 240).  Eine  hervorragende  Stellung  scheint  der  Stand  der  Augustalen 
eingenommen  zu  haben  (Auguätales  corpürati);an  ihrer  Spitze  stand 
ein  Curator,  die  Körperschaft  besass  bedeutende  Grundstücke.  Daneben 
stehen  die  Ingenui  et  veterani  corporati  (N.  230). 

Das  ist  alles,  was  wir  von  den  bürgerlichen  ZusUbiden  Misenum's  er- 
sten. Ueber  die  GUssis  Praetoria  Misenas  zn  sprechen,  ist  hier 
nicht  der  Ort  Mit  dem  VerM  der  Flotte  in  vierten  Jahrhundert  sinkt 


1)  LIt.  24^  IS  HMBihdi  pfmstato  agco  Oanumo  vqpa  ad  MiMiu  pnaHmtoriaa, 
Putoolof  repenta  «gmen  eoorertit 


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MiseDOm.  —  Geschichte. 


191 


anch  die  Stadt  In  den  enteb  ehristUcbeD  Jehrhiuiderten  eigener  BiscJiof- 
siti,  wurde  die  DiOeese  Ton  Gregor  dem  Gimsen  mit  der  von  Gumae  Ter* 
einigt*)*  Im  neanten  JafariraDdert  iat  dann  Misenam  tod  den  Saraeenen 
seiBtArt  worden;  das  Gelnet  Icam  znm  Tli^  an  Proeida,  mm  Tlinl  an 
Peunofi.  Jetzt  Stetten  an  dem  Hafen  wieder  einige  Etablaasementa  der 
italienischen  Flotte. 

Decurionen. 


T  - 


T  O 


F  L      A  V  i 

  FORENSl  II 

VTR  ITER  QQ  -  OMNIB 
MVNERIB  FVNCTO  <  HIC 
IDEM  ADLAVACRVM . BAL 
NEAR  PVBLICAR  LIGNI 
DVRI  VEHES  N  CCCCEN 
THECAE  NOMINE  -  INPER 
PETVVM  OBTVLIT  ITA 
TAMEN  .  VT  MAQISTRATWS 
QVOD  ANNIS  •  SVCCESS0R1B 
SVIS  ■  TRADANT  FILIO  ^ 
T . FL  AVITI  V  E  PATRON  COL 
ET  •  POPVL  .  IMiSENAT 


Nai.  (H( 


0^.  in  MTiwnaiii 


Mm. 


231] 

L  -  AEWIL    PERTINACI  AC 
CEIANO    L  .  FIL   EQ   R  NAT 
EQ    R    ET    DEC    COL  MIS 
Q  .  VIXIT  -  ANN    XL    M  -  III 
AEMIL-  AGAPE  ET 
SOFIA  •  FRATRl  KARIS8IM 
I.  N.         Mos.  Mm.  (Mommaan). 


230] 

SCHOLA  ARMATVR 

FL  •  MARIANO  •  V  •  P  *  PRAEF 
CLA88I8  -ET.CVRATORI 
REIP*  MiSENATIVM-  CVIV8 
N0Ri8  -  ARQVMENTI8 
PONTE  >  LIQNEVIW  •  QVI  •  PER 
MVLTO  .  TEMPORE  •  VETV8TATE  - 
C0NLAP8V8 • ADQVE.DE8TITV 
TV8  -  FVERAT«  PER  •  QVO  -  IWLLV8 
HOMINVM  ITER  •  FAOERE 
POTVERX  •  PROVIDIT  FECIT 
DEDICAVITQVE  •  OB  •  MERITIS  •  EiVS 
HOI«E8Ti88IMV80RDO.DIQNO 
PATRONO 

An  der  Sdte: 
DedICATA  •  IDIB  •  APRILIB 
quinTILLO  ET-PRISOO  Vciir.lM». 
Oo8 

LN.  am  Bun  vsKripte,  g«f. uMiaiM^ 

jetzt  im  Mus.  Naz.  (Mommsen)  Zxur  älteren  lo- 
scbrift  gehört  die  Uebecachtift  (t.  l)  nnd  das 

Datum. 

232]  D  .  M  - 

C  .  IVLII  C  F  CL  HEGEMONIS 
ADLEC  IN  ORDIN  DECVR 
MI8ENI  VIX  AN  V  M  VI  D  VI 
C  •  IVLIVS  HEGEMON  ET 
•  CASSIA  •  VRBANA  -  FlUO 

DVLCISSIMO 
L  fi.  8B77.  Mm.  Hm.  (MomniMn). 


<)  S.  Oeorg.  Magn.  Epiat  II.  91:  qoeniam  «m  (Camae  et  Mbennii)  non  longo 
ittneris  ^patio  a  se  seiunctae  sont,  nee  peoeatis  üiciciitilniB,  teata  pc^mli  moltiUido  eil} 
siagttiM,  aicvfc  elim  foit,  haiwre  debeaal  iMerdotea. 


« 


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192 


Miae&nm.  —  Qtachicbte. 


COS 

165  p.  Chr. 


Augustalen. 

L     L  I  C  I  N  t  O 
PRIMITIVO 
ORNAMENTIS  •  DECVRION 

HONORATO 
CVRATORI  .  AVGVSTAL  •  PERP 
AVQVSTALES  -  CORPOR 
DEDIcAt  .  tir-  KAVeOB  •  PERPETVAM  .  ET  >  PLVRIFARIAM  OVMNTE 
PTfOEIITE.ET.OIIFIT0  WVNIFICENTIAM  •  EIVS     ET     QVOD «••LASOÄ«»""«"^» 

RES  .  NEGOTIAQVE  EORVM 
INTEQRE  •  ADMINI8TRET 
CVIV8  •  DEDIO  .  DE0VRI0NJBV8 
SINQ  •  HS  Xll .  AVGVSTALIB  •  HS  •  VIII  •  INGEN ViS 
ET- VETERAN  CORP  •  HS  VI  MVNICIPIB  HS  IUI  N 
ET  EPVLVM  DECVMONiB  ET  AVQVSTALIB  OED 
ITEM^IDV8<FEBR.DIE.PERVIQIUl>DEI-PATnl 
ALTERVM  -  TANTVM  •  DEDIT 
L   •   D   -   D   .  D 
L  K.  S680^  gef.  in  ICwiifi  ITn,  jetit  Mm.  Hu.  7»  (HbmnMB}. 

Wir  (kr  Stein  Ton  Pnteoli  nach  Misennm  gdtommen  sein  snllto.  ht  nicht  abzusehen, 
auch  passen  die  yeterani  corporati  ?iei  besser  nach  Mismiirn.  mni  ebendahin  leitet  der 
Name  Licinios.  Einen  Dens  painus  hat  es  natürlich  auch  in  Miscnom  gegeben. 


2341 

IN  .  P  R  A  E  D  Ii  S  /  /  /  /  /  /  /  /  / 
aVgVBTALIVM  *  CORPORAT 
QVAE . Eis •  • L . LaEOANiyS 
pRIMITIVOS  -  CVRATOR  •  IPSOR 
pERPETWS  -  deDIT .  ITA  *  VT .  EX  -  REDItV 
eORVM  .  QVODANN»  *  DIE  «  NAtAuB  •  SVl 
//TK  IAN  Dl VISIO  .  HAT  .  ET  •  EPVLENTVR 

I.  N.  2529,  früher  in  Francisco  in  Pozsnoli,  jrtzt 
Mas.  Naz  723  (MommäQn).  Qehört  nach  Minannm  wegen 
der  Torigeu  laachrift. 


235] 

ADLEC  •  IN 
intor  aqgaST  -  PVBLIO 
BVAPECVNIA 


coiaB  deDIOATION 
ingsNVlS  *  DORP 
I ' DEDIT 

I.     2633  (Hob.  734),  firflher 


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Mi.^onum.  —  Gi>  fliiclitc. 


2361  D  W 

P  AEMILIO  CONONI •  AVGVSTAL  •  CORP 
HOMINI  VERICVNDO  CVIVS  WVNIM- 
SEPVLTVRAE  DOIMATIONIS  CAVSA  Co^f 
CES8IT  .  BETVBIA  •  EVRESIS  -  PRAETER 
CVBICVLVM  VNVM  HOC  MVNIM- 
CXmO .  SIBI  ET  LIBERT  LIBERTABVSQ  SVIS  POSTER  AEOR 
X.  N.  2522  Mui).  Naz.  805  (Mommseo). 

Die  Augustales  Gorporati  scheinen  Misenum  eigentbamlieh  zu  sein,  ebenso 
wie  die  Augustales  Honorati  und  Immunes,  die  offenbar  im  Gegensatz  dazu 
stehen: 


237] 

D  M 

M    /y    ANTONIVS  lANVARIVS 

HONORATVS  .  ÄVGVSTALIS  MISENlS 
VIXIT  ANNIS  •  L  •  TESTAMENTO  PONl  IVSSIT 
M  ANTONIVS  •  ALEXANDER  PATRONO  ■  IND 
(sie)  CONSVMDVM  •  CVR    LIB    LIBERTAQ  •  EOR 
H  •  M  S . S - HH  EX  - N • S 

I  N  2578.   Nunc  exBtat  Nea^li  apod  lapiddam  piope 

Moaeam  (Moaunseu). 


238] 

D  M 
M  ANTONI  IVLI 
ANI  AVGVSTALI 
I  M  M  V  ■  M  I  S  E  N 
ITEM  AVGVST  •  CVM 
ADLECT  TRIB  •  PALAT 
VIXIT  •  ANN  -  XXV 

MXOV  -  VAL '  REDEMPTMT 
L  N.         Mm.  Nai.  (Hohudl) 


C  u  1 1  u  & 


0  -  M 
D  IVNIO . D-F-CLAV 
CERTO  .  8ACERD0TI 
ET  ARVSPICI  .  PVBUCo 
EX  •  GENERE  •  SACERDO 
TVM  •  CREATO  •  FRA 
TRI  •  PIENTISSIMO 

L  N.S678w  Gffttndeo  m  Cip  Miaeno 
(Vignolft  p.  809). 


240] 

D  M 

D  *  I  V  N  I  O  •  D  '  F 
QVAD  *  CERTO 
SACERDOTI  .  ET 
ARVSPICI  •  PVBLICO 
NEPOTES  PIENTISSIMI 

I.ll.as74w  QVAD,  Fehler  des  StdD- 
metB  flir  OLAVD  (Momiiweii). 


241} 


DEO  -  MERCVRIO  •  EX  •  VOTO  -  UBE8 .  SOLVIT 
L.  P0NTIV8  SEVERVS-I.-D 


I.  N.  2598  »prope  piacioam  miiabilem«  (Yignoii  p.  396). 


13 


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194 


Miaoiain.  —  Qeeclüchte. 


D  E  O 
MAGNO 

ET  .  FATO 

B  O  N  0 
VAL • VALENS 
VP'PRAEFEC 
TV8  CLA88I8 
MI8EN-PV 
QORDIANAE 
VOTVMSOLVIT 
Btiii  fiexUmo  ttA  xal^  fxo'tpa  \  Oicd^s 

hrc^aa  ßa}\jihv  ixreXutu  ed;[jjv  i/i^v.  | 
C I.  G.  67H  I.  N.  9640.  Hui.  K$m.  ber.  Or.  4S.  Hefa»  Absohrift.  —  Gcf.  1781 
üi  Pietnboecft. 

SdüieBslich  mOge  nocb  eine  metrisdie  Gmbschrift  hier  ibre  Stelle 
finden,  die  äiusige,  die  uns  ans  MiBenam  erhalten  ist: 
M8I  e      W I 

*EinA  xcä  [t&ioö*  inj  fitV^fil  \  /**  dicivta' 
dXl*  i]\xuijo*  il^jMnfra  naudßXtoc  8v  y'\  \  htdht^&f 
dv[ff«4<fy[oio  ^pm^  /dfa\3difi  &JLbg  ij-yadi]  \  jtdrpigQ 

NHC  e 

&LG.fi8Mli.  Mm. Ku. Im. Gr. 61.  MfitaA  Atoduift. 


CAPITEL  II. 

TOPOGRAPHIE. 

§  1.    Vorgebirge  und  Hafen. 

Den  Namen  Miscnon  leiteten  die  älteren  Griechen  von  Misenos  ab. 
einem  Gefälirten  des  Odysscus,  dessen  Grab  man  hier  zeif^te').  Als  dann 
später  die  Aeneassage  in  Italien  populär  wurde,  mn>?te  aucli  Miseoos  OS 
sich  gefalleu  lassen,  aus  einem  Griechen  ein  Troer  zu  werden: 

Aique  Uli  Miaamn  m  littcre  sicco 
Ut  «mere,  vidmt  mdigna  morte  peremptim 
Mkemm  AeoUden^  quo  non  praeaUmtior  alter 

1)  Strafe.  PL  946:  tät  A  BäÜ4  iHm»4ßMt  iftwi  Ifyoim  Batou  rm¥  VApmIms 


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IGwmiDi.  —  Topogr^ilii«;  ,  195 

Aere  eiere  viros  ^fartemque  accendere  cantu. 


At  pius  Aenms  infjentem  viole  sepulcrum 
Imposuit,  suaque  arma  viro  rernumque  tuhamque 
Monte  suh  atrio^  qui  nunc  Misenue  ab  illo 
Dieitur^  aetemumgue  tenet  per  aaectda  nomen. 

(Verg.  Aen.  V.  IG2-5,  232—5.) 

Und  dieser  Auffassung  folgen  natürlich  die  späteren  lateinischen  Dichter. 

Viel  ist  gestritten  worden,  ob  der  Monte  di  Procida  oder  das  Capo  di 
Miseno  für  den  Berg  Misenus  za  halten  sei.  Für  das  Capo  di  Miseno  ent- 
scheidet die  Tumulusform  des  Berges,  die  ja  den  Anlass  zu  der  ganzen 
Sage  gab,  und  Strabon's  ausdrückliches  Zeugniss:  xdntf'a-^n  3h  Miarjuuv 
XtfjTfV  eddoQ  urrh  äxpa.  Es  soll  jetloch  damit  keineswegs  in  Abrede 
gestellt  werden,  dass  der  Ausdruck  Miseni  Promontorium  im  weiteren  Sinne 
auch  den  Monte  di  Procida  mit  umfasste.  Das  deutet  vielleicht  «rhon  die 
Plaralforra  Miseni  an,  mit  der  das  Vorgebirge  öfter  bezeichnet  wird  (Propert. 
L  11.  4,  Fl.  los.  Ant.  19,  1,  Xo.  242  u.  s.  w.);  besonders  aber  der  Aus- 
druck: Miseni  quod  procurrit^  den  PUiüus  (£p.  VL  20)  für  das  Capo  di 
Miseno  gebraucht 

Der  Berg  Misenus  steigt  von  allen  Seiten  in  schroffen  Felswänden  aus 
dem  Meere  empor,  der  Gipfel  ist  flach  und  bildet  ein  Plateau  von  niäs^?iger 
AusdchouDg.  Nach  Norden  lagert  sich  vor  seinem  i'  usse  ein  kurzer  Höhen- 
zug, der  in  der  Punta  di  Sarparella  endet;  die  einzige  Verbindung  mit  dem 
Festlaude  bildet  der  flache  sandige  Lsihmuh  von  Mimscoia-  Dies  ist  die 
Begrenzung  des  Ilafeus  nach  Süden  bin.  Seine  Nordwand  bilden  die  sauft 
sich  erhebenden  Hügel  von  Bacoli,  mit  der  moloartig  vorgelagerten  VanUi 
di  Pennata,  ein  Berg  Miseno  im  Kleinen,  durch  die  sandige  Maiina  di 
Pennata  von  den  Höhen  von  Bacoli  isolirt.  Westlich  von  Bacoli  zieht  bich 
am  Hafen  eine  blühende  Ebene  hin ,  von  mässiger  Breite  und  allmälig  an- 
steigend gegen  die  Höhen  von  Baiae.  Den  Westrand  des  Hafens  endlich 
bildet  der  Moülc  di  i  rocicia,  ein  ausgedehntes  Plateau  mit  steilen  Seiten- 
wanden  und  durch  die  Valle  dul  Sabbato  voUkommeu  getrennt  von  deu 
baianischen  Bergen. 

Der  Hafen  von  Misenum  bildet  eine  Bucht  von  etwa  2  km  Länge 
und  Vs— Breite;  die  Tiefe  übersteigt  nirgends  14  m.  Der  Hafen 
xerilUlt  in  zwei  ziemlich  gleich  grosse  Becken:  ein  äusseres,  den  jetzigen 
Porto  di  Miseno,  und  ein  inneres,  das  Hare  Morto.  Beide  sind  jetzt  durch 
^nen  Stebdamm  tod  einander  getrennt,  über  den  die  Strasse  läuft  und  an 
den  sidi  Salinon  anaddieeaen«  So  ist  das  Haxe  Horto  xnm  Landsee  ge- 
iwdeDy  der  von  Jabr  n  Jahr  mehr  versaiidel  und  die  ganze  Umgegend 
mit  seinen  Malaria*  Auedflnstungen  verpeatet  Nicht  so  im  Alterthum,  wo 


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igg       ^  Misenum.  —  Topographie. 

das  Mare  Horto  dnrcli  eise  Mte  Oof&iiiiig  mit  dem  AnBseobeclmi  in  Ver- 
bindoog  Btand.  Eine  HoIzbrOcko,  pcm  K^imii«,  lief  an  der  Stelle  des 
iMütigen  Dammes  and  Teimitteite  die  VerbiDduag  swisdien  HiBemim  imd 
Baiae  (N.  330). 

Um  die  Bucht  yoq  Misennm  in  eimm  KriegsbaÜBa  omsawandeln,  war 
die  Schlieesniig  des  Einganges  das  erste  Erfbrdemiss.  Agrippa  Ilesa  also 
awei  Molen  anlegen,  die  Yon  dem  Nord-  nnd  Sttdnfer  des  Hafens  anigelien. 
Der  sadlicbe  Ifolo  ist  der  längere;  er  besteht  ans  zwei  Beihen  Filae  nach 
Art  der  iHileoIanischen,  die  Filae  der  ersten  Bethe  den  Zwischenrftnmen 
der  swelten  entsprechend.  Die  Ltnge  des  ganzen  betrilgt  etwa  180  m,  doch 
sied  die  letzten  Pllae  gegen  die  Punt«  della  Pennata  hin  wahfscheinlieh 
zerstdrti  nnd  die  Ein&hrt  war  im  Altertbum  schmAler.  Die  Bogen«  die 
die  Pilae  einst  ohne  Zweifel  verbanden,  sfaid  tollständig  zerstört  nnd  die 
Pfeiler  selbst  ganz  unter  Wasser  gesunken,  so  dass  ihr  oberes  Ende  beteahe 
den  Meeresspiegel  erreicht  nnd  die  Wellen  daran  sidi  brechen.  An  jeder 
Pila  Ringe  zum  Festbinden  der  Schiffe'). 

Viel  kleiner  ist  der  zweite  Molo,  der  von  der  Halbinsel  von  Pennata 
nach  Süden  läuft;  er  besteht  nur  aus  einer  Reihe  von  wenigen  Pfeilern. 
Ausserdem  sind  die  Punta  di  Pennata  und  die  Punta  Sarparella  durch- 
stochen,  so  dass  man  im  Boot  durchfahren  kann.  Zweck  dieser  Arbeiten 
war  augenscheinlich,  der  Versandung  des  Hafens  zu  wehren. 

Die  Ufer  des  äusseren  Hafenbeckens  sind  grSsstentheils  felsig  und  steil 
abfallend.  Nor  im  Südwesten,  an  der  sogenannten  Chiajolella,  können  Schiffe 
an^s  Land  gezogen  werden.  Dagegen  hat  das  Mare  Morto  durchaus  flache 
Ufer,  und  es  kann  wohl  kein  Zweifel  sein,  dass  hier  hauptsächlich  die  rö- 
mische Kriegsflotte  lag.  In  der  That  sollen  rings  nm  das  Mare  Morto  Beste 
alter  Bauten  zu  sehen  gewesen  sein,  Schiffshäusern  nnd  Magazinen  ange- 
hörend (Holfltenius  ad  Chiver«  p»  230).  Jetzt  ist  davon  nichts  mehr  vor- 
handen. 

%  2.  Die  Stadt  Misennm. 

An  welcher  Seite  des  Hafens  hat  nun  die  Stadt  Misenum  gelegen? 
Denn  dass  sie  am  Ufer  des  Hafens  lag,  ist  doch  selbstverständlich  bei  einer 
Stadt,  die  als  Station  der  römischen  Flotte  gegründet  wurde. 

Hätte  es  Eich  nur  darum  gehandelt,  die  Stadt  gegen  feindliche  An- 
griffe sicher  zu  stellen,  so  liesse  sich  keine  bessere  Lage  filv  sie  aufürnJoo, 
als  die  Höhen  von  Bacoli  und  bei  der  Piscina  mirabile.  Nach  deni  Meere 
zu  falien  die  üügei  hier  aberall  in  steilem  Abhang  herunter  i  nach  der 

>)  Faslo  Intomo  al  oigUor  modo  dtooaitroira  i  porü  p.  laS-lSS.  NooveoiM^ 
vasioiii,  p.  ia6-»160.  —  WwtUoi  CapeeelalvOi  Foito  dl  MIndo  Xa^.  tStft  nä  Ar» 
dlti*s  ArtMit  «her  dtwelben  Oegamtand. 


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Miwiniin.  T<fogia|iliit. 


197 


Landseite  bleibt  ein  TsriiSftniBBmftssig  kleiDer  Isthmus,  oben  dehnt  sich  ein 
ebenes  Plateau;  gross  genng^  eine  Stadt  von  mässigem  Umfange  zu  faB^en. 
Kein  Zweifel«  hätte  es  mdi  darum  gehandelt,  eine  griechische  Coionic  am 
Hafea  von  MiBeDom  anzulegen,  sie  würde  aof  den  Höhen  von  Bacoli  erbaut 
worden  sein. 

Indess  bei  der  Gründung  von  Miscnum  walteten  andere  Rücksichten 
vor.  Seit  die  römische  Ilerrschafl  über  alle  Küstenländer  des  Mittelmeercs 
aasgedehnt  war,  mussten  die  fortificatorischen  Envagungen  Tiaturgcmass  in 
den  ffinteigrund  treten.  Worauf  es  ankatn,  war  vor  allem  ein  Strand, 
geeignet  zur  Errichtung  von  Schiffsbänsern  und  Docks  für  die  Flotte.  Und 
einen  solchen  bietet  ausser  dem  Mare  Morto  nur  die  Südseite  deä  Hafens 
an  der  Chinjolella  und  der  Marina  di  Miseno.  Die  Steilküste  der  Höhen 
von  Bacoli  ist  als  AnkeiT)latz  völlig  unbrauchbar. 

Das  sind  die  Gründe,  die  Agrippa  bestimmten,  Heine  Colonie  am  SOd- 
ofer  des  Hafens  anzulegen,  da  wo  jetzt  das  Dorf  Miseno  steht,  von  Miniscola 
bis  zum  Fusse  des  Berges  von  Misenuro.  Iiier  sind  die  Inschriften  gefun- 
den, die  auf  die  alte  Stadt  sich  beziehen,  hier  liegen  die  Ruinen  der  Öffent- 
lichen Gebäude,,  des  Theaters  und  der  Thermen,  hierhin  endlich  führen  die 
Angaben  in  dem  bekannten  Briefe  des  jüngeren  Plinius,  in  dem  er  dem 
freunde  Tacitus  seine  Eindrücke  während  des  Vesuvausbruchs  von  7.4  schil- 
dert Dieser  Brief  ist  von  so  fundamentaler  Bedeutung  für  die  Entscheidung 
der  Frage,  dass  es  nöthig  ist,  ihn  in  seinen  wichtigsten  Stellen  hier  wieder- 
zugeben. 

lietedtrrnu  m  arm  domus^  quae  viare  a  tectis  modico  spatio  divicU- 
hat  ....  lam  qitaasatis  circumiacmtU}US  tectis,  quamouam  in  aperto  looOt 
angusto  tarnen^  magrxus  et  eertus  ruinae  metus.  Ta}iL  änninn  excedere  op- 
pido  visum;  sequitur  vuLjus  attonitum  . .  . .  ingenti  aymiru  abeuntis  premii 
et  impellit.  Egressi  tecta  consistimus.  ^fitto  ili  r/ürandn,  multas  formi- 
difms  patimur.    Nam  vehiciila  quan  i'roduci  iusaeramu.  ,  rjuaviijuam  in  pla- 

fnsHiHO  cuuipo^   in  contrarias  partes'  at!eha.Titur  l'^racLcrca  m  nt  rc- 

sorbiri  et  tremore  terrae  quaai  repelli  vidchu/iiius.  Certe  processerat  litui^ 
muUaque  animalia  maria  siccis  karenis  detinehat.  Ab  altero  latere  nubcä 
(Ura  et  horrenda  ignei  apiritus  tortis  vibratisque  discursibus  rupta  in  lon- 
ga» fiammarum  ßguras  dehiscebat:  fulgoribw  illuc  et  similes  et  maioret 

erant  Nec  mtUto  post  illa  nuhe«  de»cendere  in  terraa,  operira  maria: 

cinxerai  Caprea»  et  abscanderat^  Miami  quod  procurrü  abatuUrat  .... 
Eegreaai  Miaemm  . . .  eq». 

Wie  man  sieht,  paast  die  Beschreibong  nur  dann,  wenn  die  Flacht 
vwi  lliaeno  Aber  Miwiifflla  ging.  Nur  Uer  in  dieaer  Gfegend  haben  wir 
flfam  Hachen  sandigen  Btnmd  m  MeereanfBr;  iron  hier  ist  Gapri  aichtbar 
qmI  awir  naben  dem  Vorgebirge  Miwinm.  Nur  bier  endlidh 


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198 


Miieimm.  —  Topogra^lda. 


liegt  das  Meer  in  der  Richtung,  die  dem  Vesuv  entgegengesetzt  ist.  Die 
Lage  der  Stadt  Misenam  also  Juum  nach  diesen  Angaben  nicht  mehr  zweifei« 
haft  sein. 

Die  Uuiuec,  die  heut  bei  dem  Dorfe  Miseno  sich  finden,  gehören  aller- 
dings zum  grössten  Theil  entschieden  der  Stadt  Misenum  nicht  an,  sondern 
sind  Reste  von  ViUenaDlagcD.  Doch  das  ist  nur,  was  die  Stadtgeschichte 
Misenum's  uns  erwarten  lässt  Denn  als  Augustus  im  Jahre  31  v.  Chr. 
hier  seine  Colonie  anlegte «  war  bereits  das  ganze  Vorgebirge  ein  einziger 
grosser  Villencomplex.  Auf  der  Höhe  des  Caps  erhob  sich  schon  seit  den 
Zeiten  des  marsischen  Krieges  die  Villa,  die  einst  Gaius  Marias  gehört 
hatte  und  später  in  den  Besitz  LuculTs  gekommen  war').  Zur  Zeit  der 
siüJmiflchea  Ftosciiptionen  hatte  eine  Verwandte  des  Dictalon  die  Villa  fflr 
nur  75,000  Sestersen  orsHiiden  und  später  an  Lucnllus  für  S^/i  Hülionea 
Terkauft^.  Nach  Loeidltie*  Tode  kam  die  Vaia  in  den  Besiti  des  Kaiaei^ 
bansee,  and  bekumtfieh  ist  Olberiiis  hier  gest(nb«i*).  Die  Lage  besebrdbt 
Phaedras  (II.  5): 

Caesar  Tihcr'Lux  qitum  petens  Neapolim 
In  Mi^fnenaem  vxliarn.  venisset  8uai7i 
Quae  nwute  summo  imponta  Luculli  manu 
Proapectat  Siculum  et  prospicit  Tuscum  nuire» 

Die  Beschreibung  würde  allenfalls  auch  auf  den  Monte  di  Procida 
passen;  and  wollte  jeniand  die  Villa  dortliin  verlegen,  so  lieeae  sich  ein 
beweisender  Grund  dagegen  nicht  vorbringen.  Indess  fehlen  ausser  einigen 
'unbedeutenden  Maaem  antike  Reste  auf  dem  Monte  di  Procida  YoOständig, 
während  die  grossartigen  Ruinen  am  Abhang  des  Berges  von  Misenum  un- 
viderleglich  beweisen,  dass  hier  ^nst  ^e  berühmte  Villa  gestandffli  bat 

■  Die  Badera  der  Villa  beginnen  an  der  Südseite  des  Hafens  von  Mt> 
senum,  am  Ablumg  des  Hügels  oberhalb  des  Molo.  Bei  dem  Platz  vor  der 
Kirche  ziehen  sie  landeinwärts  und  begleiten  den  Berghang  von  Meer  zu 
Meer.  Da  wo  sie  sich  dem  Canale  di  Procida  nähern,  ein  gemauertes  Ge- 
wölbe von  opus  lateritium  und  gelbem  Tuf  von  riesigem  Umfange.  Etwas 
weiter  westlich  am  Strande  die  Crotta  Dragonara,  in  den  Tuf  des 
Berges  gehauen.  Sie  bildet  ein  grosses  Becbteck  von  170  p  Länge  and 


8)  riiu.  H.  N  18,  32.  NoTissime  Tillam  in  Misenemi  poanit  C  Hariiu  aeptiaa 
consul,  sed  peritia  castra  meticutU.  c£.  Sea.  £pist51. 

*)  PI«!  Mar.  31  x«2  ydp  hmt  «t^  Ika^v  ry>  MapUjt  nolunl^  cUtd,  rfiu» 
fds  Ix^otra  xai  dtatrag  diiflmipat  1j  xar^  ASfia  noXifuuv  zoüoörutv  xa\  oxpa-cttwv  aö- 
Toop/ov  raÖTTjv  liberal  pi'iptdSmv  Irtä  ^fit<rou<;  Kop-^rfkia  rrplaa^ai,  ][p6vou  d'  06  xoiAoS 
ytyopLiimu  AoOxioi  AouMuiJoi  wvccrat  ßoptddwv  ntvTf^xovra  xai  iwutcmv. 

Ta«.  Ann.  VL  5a  Apnd  pMunnloriiiaMiMBi  coutdit  in  villa  ein  L.  LneaDai 
quondam  dominm.  eqt. 


Uiaenom.  —  Topographie. 


199 


200  ;>  Breite,  dit;  I'icke  wird  von  zwölf  ge\Yaltigeu  Pfeileru  gestützt.  An 
den  \Väuden  Keble  der  ;ilteu  Verkleiduug  voD  opus  reticulatuui.  Die  Küste 
südwestlich  von  der  Dragouaia  ist  noch  auf  eiue  weite  Strecke  von  römischen 
Substructioneu  ciugefasst;  hier  auch  einige  Grotten.  —  Am  Abhänge  des 
Berges  ziehen  sich  die  Ruinen  noch  eine  ziemliche  Strecke  hinauf;  oben 
uui  dem  Gipfel  ist  nichts  mehr  erhalten  (Plan  bei  Paoli  tav.  Ü6). 

Die  zweite  berühmte  Villa  des  Misenum  der  republikanischen  Zeit 
ist  die  der  An  ton  i  er.  Schon  der  Redner  M.  Antonius  hat  sie  besessen 
(Cic.  Orat.  14.  60  vor  dem  Socialkricg) ;  dann  sein  Sohn  M.  Antonius  Creticus 
(gestorben  74j,  dem  die  Piraten  von  hier  eine  Tochter  wegführten  (Cic  pro 
imp.  Pomp,  12.  33),  endlich  dessen  Sohn,  der  Tnumvir  (Cic.  Phil.  II.  19.  48). 
Nach  seuiem  Tode  kam  wohl  auch  diese  Villa  in  kaiserlichen  Besitz.  Wo 
sie  gestanden,  ob  bei  Puata  Sarparella  oder  bei  Baroli,  etwa  auf  der  Halb- 
insel l't  niiatn,  ist  natürlich  nicht  mehr  zu  bestimmen. 

\  DU  öffentlichen  Gebäuden  finden  wir  auf  dem  Stadtterrain  von  Mi- 
senum  Reste  des  Theaters  und  der  Thermen.  Die  Balneae  pu!  licae 
werden  auch  inschriftlich  erwähnt  (K.  229);  ihre  Ruinen  liegrn  L'lcich  hinter 
dem  Stabiliniento  pirotccnico,  nicht  weit  von  der  lürche.  Sie  bestehen  aus 
eioem  Rundbau  von  50  /;  Durchmesser,  in  den  Wänden  j'wölf  Nischfu.  nur 
noch  in  «meinen  Fundamenten  erhalten;  südlich  davon  ein  Saal  von  50  p 
Lauge,  die  Wände  in  zwei  Stockwerken  gegliedert,  mit  Ansätzen  der  Wöl- 
bung. Oestlich  daneben  einige  kleinere  Gemächer.  Die  ganze  Anlage  127 j» 
lang;  die  Construction  Netzwerk  mit  Ziegeln  (Plan  bei  Paoli  tav.  65). 

Nordwestlich  davon  das  Theater,  die  Cavea  an  den  Hügel  gelehnt, 
der  in  die  Punta  Scarparella  ausläuft,  nach  Südwesten  geöflbet,  mit  herr- 
licher Aussicht  auf  das  Meer,  Procida  und  Ischia.  Die  Sitzreihen  zerstört, 
nur  eine  Anzahl  der  Substructionsbogen  und  Reste  des  Bühnengebäudes 
erhalten.  Eine  Praecinction  theilt  die  Cavea  in  zwei  Ordnungen;  von  der 
Mitte  der  ersteren  ist  ein  Gang  durch  den  Tuffeis  des  Hügels  nach  dem 
Ufier  des  Hafens  gebrochen«  als  Zugang  für  die  Zuschauer,  die  zu  Schiffe 
ankamen.  Der  Durchmesser  der  Orcbestra  beträgt  140  />,  des  ganzen 
Theaters,  soweit  es  erhalten  ist,  270p,  der  Gang  durch  dfi&  Felsen  ist 
100  p  lang  und  etwa  15  p  breit  (Plan  bei  Psoli  tav.  64)^ 

Der  Hflgel  oberhalb  des  Theaters  ist  ganz  eingenommen  von  den  Sub- 
stractionen  einer  Villa;  an  der  Pnnta  im  Meer  Reste  von  Seebädern.  Westlich 


«)  Ein  drittes  Affenthdiei  Gebftude  Mimte  die  Inschrift  lAm.  Ifax.  471 1  die  in 
Mi^i'Qo  gefunden  ist: 

m]   VI  .  MAONI  •  Pll  

•  •  •  TV8 «PIVS «FELIX« ET *fVPI'  •  *  • 
eoNLAPSAM  •  k  •  SOLO .  RESTITnit 
earANTE  •  tVLOlO  <  0  


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30O 


Miwunm.  Topognkphie. 


neben  dem  Theater  eiue  Piscina;  zwischen  Theater  und  Hafen  die  Funda- 
mente eioer  Reihe  von  Zimtnern,  wie  es  scheint,  zu  Gebäuden  für  die  Flotte 
gehörig.  Hier  an  der  Chiajolella  mussten  sich  die  Schiffsbäuser  hinziehen, 
und  hier  haben  wir  uns  wohl  auch  den  Talast  des  Admirals  zu  denken, 
wo  der  jüngere  Plinius  während  der  Katastrophe  des  Jahres  7ö  vei  weilte- 

Die  saudige  Landenge  von  Miniscola  bietet  wenig  Reste  aus  dem  Alter- 
thum; kaum  einige  halbverschüttete  Gewölbe  am  Ufer  des  Marc  Morto.  Den 
Nnmen  leitet  mau  ab  vou  militum  schola,  so  flass  hier  der  Exercierplatz 
der  Soldaten  der  Flotte  gewesen  wäre.  In  der  That  ist  auf  Miuiscola  die 
oben  angeführte  Basis  rescripta  "gefunden,  deren  ältere  Inschrift  Schola 
armaturaruvi  lautet  (N.  230).  Die  Etymologie  des  Namens  wird  also  nirlit 
so  ohne  Weiteres  von  der  Hand  zu  weisen  sein.  —  Reste  von  ßelcstigungcu 
sind  bei  Miseno  nicht  mehr  vorhanden;  die  Stadt  hat  vielleicht  aacb  im 
Alterthum  keine  Mauern  geliabt. 

Wie  noch  heute,  führten  auch  in  antiker  Zeit  nach  Misemim  zwei 
Strassen.  Die  eine  ging  über  Miuiscola  durch  die  Vallc  del  Sabbato  nach 
Tor  di  Gaveta  und  weiter  zwischen  Fusaro  und  dem  Meer  nach  Cuinae 
(Seueca  epist.  55);  die  andere  überschritt  den  Hafen  auf  einer  Holzbiückc 
(N.  230)  und  lief  an  Bacoli  vorbei  nacli  iiaiae.  Beide  sind  durch  die  Reste 
der  Gräberreihen  bezeichnet,  die  sie  im  Altertlunn  einfassten.  l)as  Todten- 
feld  an  der  Via  Cumana  beginnt  im  Hintergründe  des  Mare  Morto,  wo  die 
Strasse  von  Miniscola  an  dieses  herantritt,  auf  der  linken  Seite  der  Strasse. 
Es  sind  etwa  zwanzig  L'olumbarien  bis  zu  dem  Punkte,  wo  die  Strasse  links 
zum  Fusaro  abbiegt  (Via  Cappella).  Sie  bestehen  aus  Netzwerk  mit 
opus  lateritium  der  besten  Zeit,  mit  Stuck  verkleidet,  zuia  liieil  ist  auch 
die  rothe  Farbe  noch  erhalten,  mit  der  sie  innen  bemalt  waren.  Von  den 
meisten  jedoch  ist  nur  die  Rückwand  noch  übrig,  die  andern  Theile  sind 
beim  Bau  der  neuen  Strasse  w^ebrocbeu  worden.  An  der  Strasse  nach 
dem  Fusaro  s^xen  sieh  die  Gr&ber  dann  Ms  Aber  PosziUo  biaaus  fort,  etwa 
1  Miglio  weit,  meist  freilich  sehr  ruiiiirt  Fast  alle  modetnen  Häuser  an 
der  Strasse  sind  auf  alten  Gräbern  errichtet 

An  der  Strasse  nach  Baiae  siebt  num  eine  Reibe  von  Colombarien 
da  wo  die  Strasse  sich  vom  Mare  Horto  wegwendet,  am  Bande  des  Hflgds, 
unterhalb  der  Piscina  mirabile;  andere  zwisdien  der  letzthin  und  Bacoli 
und  an  defn  Wege,  der  zur  Piscina  herauffQhrt  Andere  Gräber  sah  man 
früher  in  Bacoli  selbst,  wo  die  Columbarien  vielen  Häusern  des  Dorfes  zum 
Fnndamente  dienen;  Reliefs  und  Inschriften  sind  in  ziemlicher  Anzahl  darin 
gefunden  (lorio  Guida  p.  145).  Jetzt  ist  kaum  etwas  davon  mehr  erhalten. 


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Misrott«.     Topographie.  201 

§  3.    Die  Villen  vou  Baculi. 

Der  alte  Loffredo  verlegte  nach  BacoH  das  antike  Bauli ,  verfuhrt 
darch  die  scheinbare  Aehnlichkcit  der  Namen,  und  wie  j^cwöhnlich  haben 
die  Späteren  es  ihm  narh?:esrhricben,  so  dass  diese  Ansicht  jetzt  fast  zum 
Do;^ma  fjcwonlen  ist.  Scotti  hat  allcrdlugs  die  wahre  Lage  von  Bauli  schon 
im  vorigen  Jahrhim  it^rt  nachf^ewiesen ,  und  oben  habe  ich  seine  Gründe 
wiederholt  und  durch  neue  vermehrt  —  dennoch  wird  die  Ansicht  Loffredo*B 
wohl  noch  lange  die  herrschende  hleibeu. 

Wenn  man  sich  dem  Dorfe  Bacoli  auf  der  modernen  Strasse  vom 
Castello  di  Baia  her  nähert,  so  sieht  man,  wie  die  Häuser  der  Masseria 
ürazioso  auf  alten  Fundamenten  stehen;  auch  im  Innern  des  üartens  Mauern 
von  Netzwerk.  Weni'^e  Schritt  weiter  geht  der  Weg  zur  Marina  ab;  auch 
hier  links  ^rosbe  Gewölbe  von  üjiiis  retieulatum;  links  vom  Wege  gehen 
die  Substructionen  weiter  bis  gegen  die  Punta  di  Cannito  hin.  Vor  dieser 
im  Wasser  Mauern  von  Ziegeln  mit  Ausätzeu  vou  W  injinigen.  Ebenso  ist* 
der  Abhaug  rechts  über  der  Marina  bekleidet  mit  Gev»üibcresten  und  un- 
förmlichen Trümmern  vou  Netzwerk.  Daneben,  gegen  den  Golf  geöffnet, 
ein  kleines  Theater,  das  sogenannte  Sepolcro  di  Agrippiua.  Die  unteren 
Sitzreihen  werden  von  einem  gewölbten  Gange  getragen,  die  oberen  ruhen 
uüi  dem  Fels  des  Hügels.  In  dem  Gange  nach  der  Bergseite  hin  sind  zwei 
Nischen,  ausserdem  ein  Gang  ai  den  Felsen  getrieben  mit  farbigen  Stuck- 
ornamenteu;  der  Durchmesser  der  Orchestra  beträgt  etwa  180  p  (Plan  bei 
Paoli  tav.  58).  Am  südlichen  Ende  der  Manua  lu'iien  noch  einige  Sub- 
strucUuncu,  die  man  ohue  jeden  Gruud  einem  licrculeätempel  zuschreibt, 
der  hier  nie  existirt  hat 

Das  Dorf  Bacoli  auf  dem  Hügel  darüber  ist  in  die  Ruinen  einer  aus- 
gedehnten Villa  eingebaut,  fast  jedes  Haus  steht  auf  antiken  Mauern,  die 
Kirche  S.  Anna  selbst  auf  einer  grossen  Piscina.  Bekannter  und  besser 
erhalten  sind  zwei  andere  Wasser-Reservoirs,  die  Cento  Camerelle  und  die 
Piscina  mirabile. 

Die  Ceoto  Camerelle  oder  Carceri  di  Nerone,  via  sie  gewöbidich 
gemuDot  werden,  sind  ein  Bau  in  zwd  Stockwerken.  Der  untere  Tlieil  be- 
gtebt  ans  zwei  parallelen  Gängen,  die  durcb  eioen  dritten  in  recbtem  Winkd 
geacbnitten  werden.  Der  obere  Tbeil  stand  mit  dem  unteren  in  keiner  Ver* 
bindnng;  der  jetzige  Zugaug  modern.  Er  bestebt  im  Weaentfieiien  ans  vier 
parallelen  Gängen,  die  dnrcb  drei  Ffeileifeiben  getrennt  werden,  die  Con> 
strnction  iat  opus  reticnlatnm  der  besten  Zeit,  mit  Stodc  verkleidet  Es 
iat  entsdiieden  ein  Wasser  •Reservoir;  die  Bestinunnng  der  unteren  Bäume 
ist  unklar.  Biugsum  anf  dem  Hflgel  und  über  der  Marina  del  Poggio  die 
Subetmetioneo  der  zugehörigen  Villa  (Plan  bd  Paoli  tav.  60). 


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202 


MMiBiim.  —  Topograi^e. 


Südlich  von  Bacoli  die  Piscina  mirabile,  das  grösste  und  besterhaltene 
Reservoir  an  der  ganzen  baiauiticbeu  Kilste.  Achtundvierzig  Pfeiler,  in  vier 
Keiheu  zu  je  zwölf,  tragen  die  Wölbung  der  Decke;  die  Wände  bestehen 
aus  Netzwerk,  mit  Cemeut  verkleidet,  die  Länge  des  ganzen  beträgt  260  p 
bei  etwa  100  p  Breite.  Der  Aquaeduct  des  öerino  soll  hier  geendet  haben, 
und  die  Piscina  mirabile  zur  Versorgunii  doi  iiiij.euatischen  Flotte  mit  Wasser 
bestimmt  gewesen  sein  (Phin  bei  Paoli  Uv.  ü*2). 

Die  Ruinen  einer  aiibchulichen  Villa  nehmen  die  Halbinsel  von  Pennata 
ein,  die  den  Hafen  von  Misenum  uach  Nordosten  hin  schliefst.  Das  Haupt- 
gebäude stand  auf  der  hohen  Südwest -Seite  des  Hügels,  da  wo  der  Fels 
last  senkrecht  gegen  den  Hafen  zu  abfällt.  Jetzt  steht  hier  oben  der  Kirch- 
hof Ton  BaoolL  Die  Mauern  sind  aus  Netzwerk,  mit  Ziegeln  der  besten  Zeit, 
doch  sind  spätere  Bestaurationen  akwbar;  gemauerte  Wasser -Conducte 
deuten  auf  eine  Bade-Änlage.  Nadi  Kordosten,  wo  der  Hügel  sanfter  gegen 
d«D  baiaiiiBeheii  Golf  Idn  akh  senkt,  lagen  die  Nebengebiiide  der  Villa; 
auch  im  Meer,  neben  der  Marinella  di  Penoata,  finden  sich  ausgeddinte 
Fundamente,  jetst  xum  Theil  unter  Waeaer. 


PITHECUSSAE. 


Llteratar.  De  Quinctiis  Imrime,  len  de  tabieit  PltlMcannim  Ulnl  IT,  Kap.  inS 

im  lat.  npxametcrn). 
De  Siano  Storia  d'lscbia. 
lato  IIa  0  De*  rtnedi  attanK  dlidria. 

Hliqptachlich: 

Ohevalley  de  Bivas,  DoKripüon  des  «ata  mtn6fataii  d'Iaohia.  ISS&i 


§  1.  Die  Insel  Pithecussae.  j 

Dem  Gap  BliseDum  vorgelagert  liegt  ein  vuleaniaelier  Archipel,  die  • 

Luehi  Prodda,  Vivara  und  Ischia.  Einer  rieaigan  Pyramide  veri^eidibar  1 

ragt  Iwbia  aus  dem  Meere  au^  du  System  von  Krateren  und  Lavaatrömea,  ] 

das  seinen  Mittelpunkt  im  Kegel  des  Epomeo  C£m»/M^)  findet,  795  m  Aber  J 

dem  MeevesspiegeL   Der  Epomeo  Ist  der  Nordnind  eines  ansgebfannten  | 

Kraters,  dessen  Übrige  Seiten  aosanunengestdrst  sind;  un  Grunde  des  K»>  ' 
teiB  liegt  das  Dorf  Fontana  (449  m).   An  den  Fuss  des  Eipomeo  lehnen 


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PitbcauiM.  —  Die  Ituel  ffUMCUHM. 


sich  die  übrigen  Kraterc  der  Insel;  im  Nordosten  der  Rotaro  (306  m), 
Montaj^nonp  und  Tabor,  im  Westen  der  Monte  Nuovo  und  die  Höhen,  die 
in  der  Puuta  dell'  Imperatore  auslaufen.  Von  hier  geht  auch  der  Lava- 
strom aus,  der  im  Nordwesten  der  Insel  die  Vorgebirge  Caruso  und  Cor- 
nucrhia  gebildet  hat.  Während  so  die  Mitte  der  Insel  von  dem  System  des 
Lpomeo  erfüllt  ist,  wird  die  Südost- Kcke  von  einem  andern  RergzuR  ein- 
genommen, der  im  Monte  di  Vezia  gipfelt  (390  m);  da»  tii  u  iuut  schnittene, 
fruchtbare  Thal  von  Campagnano  (157  tn)  trennt  ihn  von  dem  t.pumco-System. 
Freundlich  ist  der  Noniwi  ^ten  der  Insel;  hier  breiten  die  Kbeiien  von  Forio 
und  Lacco,  das  Hügellaud  von  Ca^amicciola  sich  aus,  dieser  Theil  ist  der 
bevöikertste  und  bestbebaute  der  Insel. 

Tuf,  Trachyt  und  Mergel  ?etzen  Ischia  zusammen,  doch  ist  der  Tuf 
weit  überwiegend.  Trachyt  bildet  das  Nordwest-Cap  dei  luscl,  den  Monte 
di  Vico  und  die  Punta  di  Caruso,  weiterhin  die  Kratere  des  Kotaro,  Mon- 
tagDone  und  Tabor,  die  Umgegend  des  Lago  del  Bagno  und  das  Castell 
von  Ischia;  auf  der  Südküste  von  hier  bis  zur  Puuta  dell'  Imperatoiu  tuideu 
sich  im  Tuf  fast  überall  Trachyt massen.  Trachytisch  ist  auch  die  Lava  des 
Arso.  Mergel,  hier  Greta  ^^liiLirmt,  findet  sich  besonders  westlich  von 
Casamicciohi  und  im  Thal  von  1  uiitana.  Der  Rest  der  Insel,  namentiicii 
der  Kamui  des  Epomeo,  besteht  aus  Tuf. 

Uralt  ist  die  vulcanische  Thätigkeit  Ischia's.  SuUti:  doch  unter  dem 
Epomeo  der  Gigant  Typhoeus  begraben  liegen,  wie  Piudar  singt  (Pyth.  L  18): 

uüv  fe  nau 
aW^  uTckp  A'ufioQ  dXtepxitQ  äxzat 
2!txtiia  r'  (dzou  nts'C«  oripva  Xaj[yäevTa 

Hifitiiar  verlfigte  man  anch  den  Wobosits  der  bomeriscbeD  Aiimer,  lud  w 
ist  der  Name  Inafine  entstanden,  mit  dem  die  römischen  Diditer  nach 
Vergira  Vorgang  die  Imel  brennen. 

Der  ftlteete  bekannte  Ansbroeb  mnsa  etwa  um  500  y.  Cbr.  stattgefnoden 
haben.  Denn  die  enbSischen  Colonisten  Terlieesen  die  Insel  >Yon  Erdbeben 
vertrieben  und  dem  Hervorbrechen  von  Feuer  nnd  heissem  Wasser  und  Än- 
BtejgCD  des  Meeres;  denn  aokhe  Erscheinungen  sind  hier  gewöhnlich,  wie 
denn  auch  die  von  Hieron  gesandten  Ansiedler  vor  einer  solchen  Eruption 
ihr  Castell  und  die  Insel  verliessen«').  Dieser  zweite  Ausbruch  Mt  also 
bald  nach  474,  wo  Hieron  die  Etrusker  bei  Kyme  besiegt  hatte. 

Eine  dritte  Eruption  hat  etwa  um  dOO  v.  Chr.  stattgefunden;  die  Kunde 


0  Strab.  p.  9(7.  248:  fod  «ntofmv  i^thiedivxti  xal  dva^tnjfidrwv  nupdi  xai 


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PitlMcmaae.  —  Dm  Inael  Fhlie«Miae. 


davon  hat  uns  'j'iniaeos*)  in  seiner  italischen  Geschichte  bewahrt.  Kurz  vor 
seiner  Zeit,  so  erzählt  er,  hätten  Erdbeben  die  Insel  erschüttert.  Flammen 
seien  aus  dem  Gipfel  des  Epomeo  aufgestiegen,  und  in  breitem  Strome  habe 
sich  die  Lava  in's  Meer  ergossen.  Dasselbe  wich  auf  drei  Stadien  und 
fluthetü  dann  zurück,  die  niedrigen  Theile  der  Insel  aberschwemmend;  zu- 
gleich entsandte  der  Krater  einen  dichten  Regen  von  Asche  und  Schlacken. 
Vor  dem  Getitee  flohen  die  Bewobaer  der  gegenflberliegenden  KOste  nach 
der  campanischen  Ebene. 

Unklar  bleibt,  auf  welche  Ausbrüche  die  Angaben  des  Plinius  sich  be» 
sieben,  dass  der  Berg  Epomens  bei  einem  Ausbruch  verschwunden  und  eine 
Stadt  vom  Meere  verschlungen  sei,  und  ein  See  sich  gebildet  habe,  und 
aus  einem  Berge,  der  in's  Meer  gestflrzt  sei,  sich  die  Insel  Prochyta  ge- 
bildet habe').  Endlich  deutet  das  Prodigium,  das  aus  dem  Jahre  93  v.  Chr. 
berichtet  wird*),  auf  eine  weitere  Eruption;  es  ist  die  letzte  im  Alterthusu 

Seit  der  \esu\  thätig  ist,  ist  Iscbia  von  Ausbrüchen  venchont 
blieben.  Nur  einmal  war  der  Epomeo  noch  thätig,  1301,  als  aus  seiner 
Nordostwand  der  Lavastrom  des  Arso  hervorbrach.  Doch  diese  Thätigkeit 
fäUt  in  die  500jährige  Ruhezeit  des  Vesuv.  Aber  daee  das  vulcaniache 
Feuer  noch  in  der  Tiefe  schlummert,  beweisen  die  warmen  Quellen  und 
Schwefeldämpfe  (FumaroleD),  die  an  vielen  Stellen  der  Insel  aus  dem  Boden 
hervorbrechen. 

§  2.  Geschichte. 

Ischia  ist  einer  der  ersten  Punkte  Italiens,  den  griechische  Colon isten 
besetzt  haben.  Vielleicht  hatten  schon  die  Akarnanen  von  Capri  hier  eine 
Station,  ehe  Eretrier  und  Chalkidiir  die  Insel  besiedeltcT).  Von  hier  aus 
ist  Kyme'^)  gegründet,  l'ithecusae  blühte  noch  lange  fort,  bis  innere  Kämpfe 
den  Staat  schwächten,  und  endlich  die  Eruption  von  500  die  Einwohner 

S)  Strab.  p.  248:  xoi  Ti/uuos  A  ntpl  t&v  Dt^xoucvttv  fifthf  äitd  twv  jcaieumif 

Ttyayii'Ta  und  ettcftA^  datußaXttv  KÖp  xal  t6  fura^u  aöroO  xai  ^aUmjt  HMÜ— i 
ixl  rd  -nDfiyo^;,  t6  d*  ixrt^pwMv  r^c  ßtrtmpta/idv  Xaß'>v  xarainr^t/'fii  KdXw  ru^m- 
voudmg  ri^v  v^oov^  xal  int  tpslg  r^»  Miarroy  it^w/sr^ffat  oraötous,  ävajpßfii^gatgaif 
1k  pn^  od  inkJb  kmocrpiipat  xal  naitppoia  MrobidMU  Ti)i>  vijcw,  xai  ytviaißn 
m»  ro5  itf  mpis*  d»d  dl  «05  rode  i»  rg  ^nipft  fujr^  I«  t^s  wapaUae  «is 
Kafi^a^Um, 

*)  Plin.  H.  N.  IL203:  Sic  et  Pithocussas  in  Campano  sinu  fenmt  ortas,  mox  in 
bis  moDtem  Epopon  (L  Epomon)  com  repcute  üamma  ex  eo  emicavisset,  camp^tri  aeqai^ 
tum  pbudtle.  In  ctdem  «t  oppidom  hausten  pioftuido,  alioqne  nota  tORM  •tagUB 
•nflntae  et  alio  proTolatis  moirtibot  iiunlam  exstitisse  Prochytam. 

4)  lui.  Obspqucns  di>  prodig.  L.  Mareio  8«s.  Inlio  «ml  Aioaciao  feenee 
liiata  flamma  exoru  m  caelum  emioiii. 

»)  Liv.  Vm.  22. 


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Hthcciufae.  —  Geflcbicble. 


205 


swtDg,  der  Heimath  den  Rücken  zu  wenden*).  Jetzt  ist  die  Selbstständig- 
keit der  loeel  för  immer  dahin.  Hieron  I.  besetzte  sie  nach  der  Schlacht 
bd  Kyme  (Ua  Station  gegen  die  tyrrhenischen  Seeräuber;  aber  schon  nach 
wenigen  Jabren  zwingt  ein  neuer  Aakbmch  die  Colonisten »  die  Insd  za 
veriaasen.  NeapoUs  hatte  adioD  frfllier  den  fiUeht^eii  Ptthecusäecn  dn  Aqfl 
gewftbrt^;  ea  war  natflriieli,  dass  ea  die  Erbaehaft  antrat  und  die  iDael 
beseute*)*  Da  Hieron  467  atarb,  wird  die  neapolitaniaebe  Beaitanahme 
etwa  450  an  aetsen  aein.  Ea  tat  die  Zeit  dea  Anfiitrebena  dieaer  Stadt, 
Pitbecnaae  ibre  erate  grOaaere  Erwerbung.  »Dnrcb  Krieg  verlor  Neapel 
später  die  loaei  und  erhielt  aie  erat  von  Augustua  zurttckt  der  sich  Capri 
daftlr  abtreten  lieaa.!  So  Strabon').  Dieser  Krieg  Itann  kein  anderer  aein, 
ah  der  mit  Rom  328— SSO,  dnrcb  den  Neapel  seine  Selbatatändigkeit  ein- 
bilaate.  Von  826  bia  gegen  den  Begbn  nnaerer  Zeitrecbnnng  iat  lacfaia 
alao  rOmiache  Staatsdomäne  gewesen*^;  aeitdem  wieder  im  Beaitae  Keapda 
bia  snm  Ende  dea  Altetthnma. 

Der  alte  Name  der  Inael  Pitbecnaae  fordert  wie  Ton  selbst  an  ety- 
nologiachen  Veranchen  herana.  So  acbon  Lykophron  (Aleiaodra  68Q: 

S9mt  i\f£ftm  v^aoQ^  ^  (lixdtpptmf 

floyfup  C^ooaa  di^srai  {xov&axohnt, 
hf  ^  nt&ijxfov  Ttdikfioq  d<p9ix(o\>  yivoq 
döoftop^ov  elQ  xepaapbu  tpjtt4ftu  ti^mmt 
of  ft&Xmf  Ap6§ovm  ixj'6votz  Kpdvw, 

Und  ebenso  Ovid  (Met.  KIV.  90): 

Inartmen^  PrwA^Umqn»  legü,  steriligtte  locaiai 
ColU  FitUauai^  kahUantwn  nomine  diefa** 

Dagegen  bemerkt  PUnioa  (H.  N.  nt  12):  Amtaria  ^o,  a  ttaHame  namtm 


dft  dk*  KÖxapxtav  xal  dtä  rd  ^/wtffXi  l9£Umy       yfo«»  Mwft  #n(«i>,  A  jmI 

7)  Str»b.  p.m 

■)  Strab.  p.  240.  tmiMvtts  dl  thmn^Xhm  itaH&xw, 

•)  Strab.  p.  248.    noXißtü  dk  änoßaXi^zts  rät  Bl^lfMtS^fac  dxilaßov  itdXtv,  36v  %. 

rrt^  a'ro?;  KaiffaiXK  ro'  leßa/rroö ,   räi  dk  Ka-pia^  T>^{riy  -rnrrjaaflivou  xrfjfia  etc.  An 

dio  Eroberung  Neapels  durch  äuUa  82  xa  denk«Q,  verbietet  uns  du  Prodigium,  was 
Mu  dem  Jahre  03  berichtet  wird  »  ancb  «Im  dami  der  Aindnok  «rfA^m  nicht  gans 

"Das  ProrÜgium,  was  aus  dem  Jnhr?  93  aii"  Pitfipcusaf  bf>richtf?t  wird,  jnigt, 
dass  die  insel  damals  der  civUaa  Jotdtraia  Neapolis  nicht  gehören  konnte,  sondern  rö* 
mischer  publiau  war.  Vgl  Mammtenü  Epittula  bei  Jahn  Periochae  p.  XX.  bchia 
kaaa  aln  mU  aicbt  «nfc  chndt  flofl»  V«tfA  «nUofea  «oidco  nbi,  wie  MmaiiiiB  v 
niamt  gLG.ns  p. 8«. 861),  TeisH  darä«       IMd.  9. 198. 


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206 


Fit&toiMW.  —  Oesehiclite. 


Atma€^  Bomtrü  Inatrm  dieta,  Cfraedt  PäheeutOt  non  a  nmiarum  m«ft^ 

Natttrlich  ebenso  nnbegrttndet  JedeDfaNs  aber  Ist  anflUlend,  dass, 
wie  Gapri  nach  dem  Eber  {xaTTpSQ)^  so  die  andere  campaniadie  Insel  nach 
den  Affsn  den  Namen  filbrt  Vielleicht  ist  es  nicht  flberflflsaig,  daran  m 
erinnern,  dass  das  Wort  mä^xog  bei  Homer  noch  nicht  ^rkommt,  sondern 
erst  bei  Archilochos  und  Simonides  von  Amorgos.  Der  heutige  Name  Iscbia 
tritt  znm  ersten  Mal  auf  in  einem  Briefe  Leo  III.  an  Carl  den  Grossen  von 
813  in  der  Form  Iscla.  Es  kann  wohl  kein  Zweifel  sein,  dass  er  ?on 
üanltw  abgeleitet  ist  mit  der  gewöhnlichen  Lautvenchiebung  (plus  =  chiA). 

Oeffentliche  Inschriften  der  selbstständigen  Gemeinde  Pitbecussae  soeben 
wir  natttrlich  vergebens.  Dagegen  ist  uns  ein  wichtiges  Denkmal  der  nea- 
potttanischen  Herrschaft  Aber  Iscbia  bewahrt  in  der  berllhmten  Insdoift  von 
Lacco  (C.  I.  G.  5861): 

245J  PAKIOC  NYM^loY 

MAIOC  PAKYAAoY 
APSANTEd 
ANEOHKAN 
To  TolXloN 
KAloICTPA 
T  I  fi  T  A  I 

Sie  belehrt  uns  in  ziemlich  schlechtem  Griechisch,  dass  zwei  neapolitanische 
Anführer  campaniscben  Ursprungs,  Paquius,  des  Nuniisins  Sohn  und  Mains, 
des  Paqutilus  Sohn,  mit  ihren  Soldaten  die  Befestigung  angelegt  haben.  Der 
Paläographie  nach  gehört  die  Inschrift  an  das  Ende  der  neapolitanischen 
Herrschaft,  wahrscheinlich  in  die  Zeit  des  Krieges  mit  Rom.  Ein  merk- 
würdiges Zusammentreffen  ist  es,  dass  wir  etwa  ein  Mcnschenalter  früher 
einen  Neapolitaner  Nypsios  als  Feldherrn  im  Dienste  des  jflngeren  Dionys 
finden  —  ob  den  Vater  unseres  Paquius? 

Als  Colonie  Neapels  hat  Iscbia  wahrscheinlich  dessen  Culte  getheilt 
Kur  wurde  ApoUon  hier  vor  allem  als  Hdlgott  verehrt;  und  neben  ihm 
die  nitrodischen  Nymphen,  die  Ober  den  Heilquellen  der  Insel  walteten. 

Diese  Thermalwasser  shud  noch  heute  wie  im  Alterthum  die  Haupt- 
quelle  des  Wohlstandes  der  Insd");  ihre  Frequenz  ebenso  wie  ihre  HeOkTsU 
bezeugen  die  zaUreichen  InschriJten  zu  Ehren  ApolTs  und  der  Nymphen, 
die  in  Isehia  gefunden  sind,  meist  mit  Votivreliefo  gesehmAckt  und  fai 
Form  kleiner  Altire.  Dagegen  sind  die  Goldbergwerkei  denen  die  eriten 


11)  Strab.  p.  248.  SoxMt  di  rd  dtp/tä  Bdara  hrmS^  ^jMRttftcv  m4c  i«Mh». 
nv.  Ovid.  Met.  XY.  712.  Acnariatgo»  laau  medicos. 


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Pitliecoäsae.  —  Qescbichte. 


207 


chalkidischen  Colonisten  ihren  Rcichthum  verdarskt  haben  sollen,  längst  er- 
schöpft und  auch  ihre  Stelle  verschollen.  Aber  die  Fruchtbarkeit  des  vul- 
canischen  Bodens  ist  noch  dieselbe  wie  einst").  Rings  um  die  Insel  ist  der 
Küstensaum  eine  einzige  Yigna,  während  höher  hinauf  Kastanien  wälder  die 
Berghänge  bedecken,  bis  endlich  auch  sie  nicht  mehr  fortkommen  und  der 
kahle  Fels  in  die  Luft  ragt.  Etwas  Getreide  wird  im  Thal  von  Campagnano 
gewonnen,  doch  für  den  Bedarf  lange  nicht  ausreichend ;  die  Viehzucht  ist 
auf  Ziegen  beschränkt  und  keine  Kuh  auf  der  Tn«el  Die  Fabrikation  von 
Töpferwaaren  wird  noch  heute  getrieben  wie  im  AUerthum,  wo  man  von 
den  hier  gefertigten  Urnen  {jtiäot)  selbst  den  Namen  der  Insel  ableiten 
wollte"). 

Insolirf  f  ton. 

246J         APOLLINl     ET  •  NYMPHIS  •  NITRODIBVS 
CMETILIVSALCIMVSV-S.L.A 
I.  N.  SSia.  Gefimden  in  NitxoH  Durflber  Eelief :  Apolk»  und  Kjm^tD.  (lliu.  Nas.) 

247J  VOTO  •  SVSCEPTO 

APOLLINI  -  ET  .  NYMPHIS 
M  VERRIVS  CRATERVS  SOLVT 
1 K.  3616.  (Mas.  Um.)  DarOber  Relief  wie  Ho.  246. 

248J      ARGENNE  POPPAEAE  AVGVSTAE  AVGVSTI  LIBERTA 
APOLLINI .  ET  NYMPHIS  •  VOTVM  L  D 

L  M.  S516,  Beliei.  (Mus.  Nas.) 


249] 

/////VIV8  L0TV8 .  NYMPHIS  •  NiTPODIS 

vor    SOL    L  •  ANI  • 

1.  N.  ^14.  Ge£  iu  Iscliia.  Darunter  Beliet 
(Hos.  NaiL) 


LYMPHIS  •  V  •  S  •  L  .  M 
M  .  00TAVIV8  .  ALEXANDER 

I.  N.  3520.  Zwisciicu  bcidea  Zeilen 


251] 

T  TVRRANIVS  •  DIONYSIVS 
NYMPHIS  -  DONVM  •  DEOIT 
L  N.  »17.  (Um.  Nm.)  BflUeC 


252] 

CAPELLlNA  •  V  <  S  •  L  •  NYMPHlS 
Danwter  Belie£ 
GeLmlscUa.  I.  N.  8S18.  (Koi.  21m.) 


258]         P  ■  DASIMIVS  >  RISEA  •  NYMPHIS  •  V  •  S 

I.  ü.  8619.  Beließ  gefiuideB  i»  lacfaia.  (Anüchit^  d'EEoolano  YIU,  p,  m.) 


U}Pli]L  B.  N.IILM. 


« 


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254] 

•  .  V8  0  EPTO 
.  -JWYMPHABVS 

•  •  18  -  L-A-D-  D 

I.  N.  36S1.  (Ifns.  Nm.) 
DarQber  Nymplieii  in 
BeliAfl 

256j  L  RANTIVS  L  F  TRO  •  LYMPHIEIS 

Knabe  mit  Epbea  bekränzt. 

AEVKIOZ  PANTIOZ  AEVKIÜV 

YIÜE  NYiVia>AI2: 
I.  N.  863a.  Ob  nigebArig?  (Mos,  Mm.) 

257J   MiNinnOZ  lATPOE  YnAAHlNüZ  NYiVKDAIE 
NITPßAEEl  KAI  AnOAAriNI  s'^HN  ANEWHKEN 

I.  N.  3Ö13.  Qefuodeo  in  Nitroli.  (Mus.  ü&z.)  Darüt>er  Apollo  und  Nympbeo 
in  Relief. 

§  8.  Topographie. 

fltdTjxouaai  vijiToi  xat  zöhi  'KUrjuig  lesen  wir  im  Skylax ;  man  kann 
also  annehmen,  dass  auch  hier  wie  in  Capri,  Lipara  und  den  iDcistcu  loseln 
mit  nur  einer  Stadt,  lüscl  und  Stadt  hooionym  wan-n.  Und  auch  über  die 
Lage  der  Hauptstadt  kann  kein  Zweifel  sein.  Schon  die  Bodenverhältnisse 
der  Insel  weisen  uns  auf  die  Xordwestecke.  Hier  treten  die  Berge  von  der 
Küste  zurück  und  lassen  für  eine  massige  Ebene,  für  ein  anmuthiges  Hügel- 
land Raum;  hier  liegt  noch  heute  die  j^rösste  Statlt  der  Inf^el,  Forio. 

Hier  bei  dem  Orte  Lacco  springt  der  Monte  di  Vico  halbinselarti«;  in's 
Meer  vor,  auch  auf  der  Landseite  durch  das  Valle  di  S.  Montano  uml  die 
Ebene  von  Tjacco  vTillig  isoHrt  von  den  anderen  l^erj^en  der  Insel.  Vul- 
canischeu  I  rbprun^s  wie  jene,  ragen  seine  Winnie  in  f*chroffem  Abstiirze 
empor,  während  der  Gipfel  plateauartig  sieh  ausbreitet  ;  der  Umfang'  des 
Ganzen  ist  etwa  /phn  Stadien  (l  Miglio).  Dass  die  Hohe  im  Alterthnm 
ummaufirt  war,  zeiy!  iie  oben  angeführte  Inschrift;  sie  stand  bis  vor  etwa 
zehn  Jahren  auf  eiuem  schwarzen  Trachytblock  unterhalb  des  Sarazenen- 
thurms  auf  der  Nordost -Spitze  des  Ikrges;  der  Block  wurde  seitdem  von 
dem  Besitzer  ^^esprengt  und  die  Steine  für  Zwecke  der  nahen  Tonuara  ver- 
wendet! Aber  auch  auf  der  Landseite  finden  sich  Spuren  der  alt -n  1  c- 
festigung,  Blöcke  derselben  schwarzen  Lava,  am  besten  erhalten  da  wo  der 
Aufsticp^  von  S.  Restitula  her  die  letzte  Biegung  macht,  links  vom  Wege 
unten  /wischen  Aloe  und  Cactusgestrüpp.  Die  ganze  Bergfläche  ist  über- 
säet mit  ZiegeltrUmmera  imd  Topfscherben,  uad  wo  immer  mau  mit  dem 


255] 

SEX  •  FABI VS  '  C  .  F  •  VOL  -  QEMELLV8 .  NYM 

L  N.  3622.  Relief  darüber.  (Mus.  Naz.) 


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nbMMM.  —  Topogniplik. 


209 


8loek  den  Boden  anlidillrft,  kommeii  ganse  Lagen  daTon  au  Xlige;  nadi 
AuBage  der  Baaem  wordea  MflnieB  aad  »piefpe  cniieA««  oft  Mer  ge- 
fiindaD.  Aaeh  sdkn  frttber  die  Baineii  too  »fr«  mttUM  foloMd*  hier  oben 
geweeea  Beio. 

Zeigt  adu»  diea  AUea  aar  GenOge^  daaa  die  alte  Haaplatadt  von  bcUa 
hier  obea  geetanden  hat,  so  noch  mehr  die  NefcropoliB  am  Ftaaae  des  Berges; 
im  Thal  von  8.  HoBtaao  and  um  die  Kirche  von  S.  Restituta.  Hier,  and 
nur  hier  auf  der  Insel  sind  griechische  OiSber  gefunden  und  haben  nicht 
unbeträchtliche  Ausbeute  an  gemalten  Vasen  gdiefert.  Die  griechischen 
OrÄber  sind  auB  Tofquadern  in  der  bekannten  Form;  daneben  finden  ^ sich 
römische  Gräber  aas  Ziegeln  (Chevalley  de  Rivaz  p.  50).  Hier  ist  auch 
die  Urne  gefunden,  die  als  Weibbecken  in  &  Beatitota  dient,  mit  der 
Inschrift  (LN.a526): 

m]  DiS-WANIBVS 

L  .  FAENI  •  Vil8IONI8 
THVR  .  GONIVGI  •  ßENE 
MERENTI  •  TYCHE  > 
LIBERTA  *  FEOIT 

Und  wahrscheinlich  auch  die  Inschrift,  die  Capacdü  iü  S.  Restituta  gesehen 
hat,  die  aber  jetzt  verschwundtüi  ist: 

2591  M  .  ANTONIVS  •  AVGV8TI  L  BATHYLLVS 
ET  ANTONIA  AVQV8T  L  •  LAIS  ET  M  ANT0NIV8 
aug.  1.  ICTERE8  •  8181  •  ET  *  8VI8 

I.  N.  3525.  ■ 

S.  Restituta  ist  noch  heute  die  Cathedrale  der  Insel  —  dass  sie  am  Fusse 
des  Monte  di  Vico  steht,  ist  nicht  der  schwächste  Beweis  dafür,  dass  auf 
der  Hohe  des  Berges  sich  die  alte  IlauptstÄdt  d(-r  Insel  erhob.  Für  die 
wenig  tiefgehenden  Schifie.  des  frühen  Altcrthums  war  die  Marina  di  S.  Mnn- 
tano  ein  trefflicher  Hafen,  völlig  vor  dem  Scirocco  geschützt  und  nur  dem 
Nordwinde  offen.  Bewohnt  gewesen  ist  der  Mont«  di  Vico  nach  dem  Zeugniss 
der  Gräberfunde  wenigstens  vom  fünften  Jalirhundert  bis  io  die  Kaiserzeit; 
ob  aber  schon  die  alte  EubÖerstadt  hier  stand,  oder  gar  die  Veste  der 
Syrakusiex,  vermögen  wir  natürlich  nicht  mehr  nachzuwfiisen. 

Die  tlbrigen  Theile  der  lusel  sind  nicht  reich  an  Besten  des  Alter- 
thoms.  Bei  Casliglione  an  der  Nordktiste  zwischen  Ca^unicciola  und  Ischia 
sollen  früher  ausgedehnte  Buinen  vorhanden  gewesen  sein  (lasolino  p.  24); 
jetzt  ist  alles  verschwunden.  Wichtigere  Ausbeute  gab  die  Glegend  an  der 
Quelle  von  Nitroli  bei  Moropano  an  der  Sttdküste  der  Insel,  in  dem  wilden 
Thal  des  Scarrupato,  demselben,  in  dem  weiter  unten  die  Quelle  des  Olmi- 
tello  ejutspriiigt.    üier  sind  eine  Beihe  Votivaitäre  gefunden,  geschmüdit 


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210 


mit  Basreliefe,  Apollon  oder  den  nitrodischcn  Nymphen  (Xornpm  vtroiaSe«;) 
geweiht  Die  meisten  der  oben  angeführten  Inschriften  stammen  von  hier. 
Der  Ort  ffthrt  mit  der  legelmässigeo  Wandlung  des  «2  in  Z  Doch  heute  den 
classiachen  Namen. 

§  4.  Die  Insel  Procbyte. 

bcbia  vorgelagert  liegt  die  Insel  Prodda^<)  mit  Vinn,  gleichsam  die 
Bracke  bildend  nach  dem  Cap  von  Misenonu  Die  Alten  meinten,  ein  Eid- 
beben habe  die  Insel  von  iBchia  losgerissen**),  und  auch  der  Name  drflcfct 
diese  Äuffiusung  aus,  die  die  neuere  Geologie  nicht  bestätigt  hat  Prodda 
ist  ganz  flach,  Icaum  von  einigen  sanften  Httgeln  Qberragt;  nur  die  Ränder 
der  Tofichichten  Men  In  steilem  Abhänge  dem  Meere  zu.  AJUß  iVoeftjrt« 
bei  Yergil  (Aen.  IX.  728)  ist  also  kmn  aUnt  passeodee  Epitfaet;  und  noch 
sonderbarer  ist  Statins*  Prosta  a&pera  j[|Si]v.IL2.76)  fOr  die  garteoartig 
angebaute  InseL 

Oiiber  sind  die  einzigen  Beste  ans  dem  Alterthnm,  die  hier  gefnnden 
worden»  Dass  aber  auch  Villen  hier  standen,  zeigt  Jnventl  QSL  5),  der 
übtlgens  von  den  Beizen  der  Insel  nidit  allzu  erbaiÄ  war; 

Ego  v«l  Ih^öchfUtm  praepono  StUmrae. 

Von  der  Geschichte  Procida's  im  Alterthum  ist  nichts  überliefert.  Sie 
theiltc  Wühl  zuerst  die  Geschicke  der  grösseren  Nachbarmsel,  kam  mit 
dieser  au  Rom  und  wurde  dann  von  Augustus  seiner  Colonie  MiscDum  ad- 
triboirt;  der  grössere  Theil  des  alten  misenatischeu  Gebiets  gehiirt  noch 
heate  zu  Procida.  Die  Ableitung  des  Namens  von  der  Amme  -des  Acneas 
Prochyta  findet  sich  schon  bei  Naevius  zur  2^t  des  ersten  punischen  Krieges 
(Serv.  AeD.  IX.  714). 

üebrigens  hat  sich  die  helleniscbe  Colonisatiou  wohl  nicht  auf  Pithe- 
Cttsae  und  Prochyta  beschränkt.  Auch  Pandataria  und  Pontiae  werden 
griechische  Ansiedler  gehabt  haben  j  sind  sie  doch  von  Ischia  sichtbar  und 
können  in  wenigen  Stunden  erreicht  werden.  Die  griechischen  Namen  {flo-.zun 
und  llavdaxtipa)  macheii  diese  Annahme  sehr  wahrscheinlich.  Später  indesü 
finden  wir  wenigstens  Pontiae  im  Besitze  der  Volsker");  und  ?>V,\  v.  Chr. 
ist  bekauüLlich  eiac  latimbchu  Colonie  hierher  [iefülirt  wordeu.  Pandataria 
dagegen  ist  gleich  Ischia  bis  in  die  Kaiserzeit  hinein  römische  Staatsdomäne 
geblieben.  Eine  hier  gefundene  Inschrift  nennt  uns  einen  kaiserlichen  Frei- 

M)  Strab.  p.  8C7.  foff  lAf  oS»  MmpftQ  npAmm  ifftttfli  Bpeg&rf,  IM^anMwi» 

lerrtv  dn6<nta<ffia. 

Ii)  Plin.  H.  M.  II.  20.  PithecmiR  .  motu  teoM  vtagonin  emcrgiMei  ei  alio  p«r> 
TOlntiB  moutibos  insukm  exsütisM  Prochjtam. 

M)Llv.IZ.S8.  TelMFiwtiMiiiiiilaairflwiBOonq^littMta 


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■ 


FKhMOMM.  —  Die  Inel  Fncbyte.  811 

gelassenen  Metrobius,  der  bis  an  seinen  Tod  als  Praefectus  iure  dicando 
die  Insel  verwaltete.  In  denselben  Formen  sind  ohne  Zweifel  auch  Aenaria 
and  später  Gapreae  regiert  worden,  und  so  möge  die  lascbrift  hier  ihre 
Stelle  finden  (I.  N.  8528,  jetzt  im  Moseo  Nasionale): 

260]        MiüiqmM  dnerü  ttmulo  tnondSafa  quüteiaUi 

Avgfuiti)  Lih(9rU)^  «ooro  hoc  Uhi  MttrobU, 
BhU  «oh  «ftira  toU  Olotko  deerevit  im  amUt 

Ter  iuim»  qidmn  iegtn  quem  vohdL 
Fruefiiä  ki»  longmn^  tibi  PmudaHrüt  p9ir  mmmm, 

J^rtmdaqu»  in  mdiut  iura  dedit  jwpulo. 
Pirna  h(mo  meiw  oegua  fuii^  tum  aspera  lingua 

InQulpata  ßdea^  innocuusgue  pudor  


1«* 


üigiiizea  by  LiüOgle 


I 


II.  Bücn. 

DAS  SARNÜSTHAL 

UND 

DER  SÜDLICHE  GOLFßAND. 


Der  südliche  Theil  der  carnpaaischen  Ebene  bildet  ein  geographisches 
Gebiet  für  sich.  Nach  Süden,  gegen  den  Golf  von  Salerno  hin,  begrenzt 
ihn  eine  steile  Bergkette,  die  sich  als  Monte  Albino,  Amarrato  und  S.  Angelo 
bis  1500  — 2000m  erhebt,  dann,  in's  Meer  vortretend,  die  Halbinsel  von 
Sorrento  bildet  und  beim  Ca[i  Campaueila  endet,  um  als  Insel  Capri 
•  noch  einmal  aus  der  Fluth  aufzutauchen.  Im  Osten  ist  der  Saro*)  (Berg 
von  S.  Severine)  die  Scheidewand  des  Saruusthales  gegen  Sanmium;  nach 
Westen  öffnet  sich  das  Thal  gegen  den  Golf  von  }l^eapel.  Nur  im  Norden 
ist  die  Umwallung  nicht  vollständig.  Hier  bleibt  zwischen  dem  Vesuv  und 
den  Bergen  von  Palma  ein  Zwischenraum  von  etwa  einer  deutschen  Meile, 
durch  den  das  Samosthal  mit  der  nOrdUdieii  eampanischen  Ebene  in  Ye^ 
bindung  steht. 

Der  SarnaB  darebflieest  dieses  llial  in  seiner  gaasen  Linge  m 
Osten  nadi  Westen.  Troti  seines  Itaun  vier  dentsehe  Meilen  langen  iMite 
ist  er  noch  heat  das  ganze  Jalur  wasserreieh}  in  hdberein  Giade  natllriidi 
im  Altertimm,  wo  die  Höhen  des  Apennin  noch  mit  Wald  hededct  waren. 
Damals  trog  der  Floss  an  seiner  Hflndnng  selbst  Seeechifle'^  FhdtopieB 
beschreibt  ihn  im  sechsten  Jahrirandert  unter  dem  Namen  Diakon*):  »Es 
hat  der  Diakon  awar  einen*  knnen  Lanf,  ist  aber  weder  Ar  Flisnelk  noch 


Yibias  Sequester     >hadiniiti:  SMiniB  Nvcerite,  ea  SiM  iMiate  Ofi«a% 

per  Campaninm  decntrens. 

>)  Strab.  p.  247.    Iloßmjta,  vapa  rjp  Säpt>^  isoxaiu^  xcü  dt^ofiivtp  rd  fopxia.  xai 

*)  Procop.  Bell.  Goth.  lY.  36:  ■Koraphi  Apdxwv  roSvopa,  8c  ^  ä/r^t^rd  r^c 

Notfxspla^  KoXew^  tpipsrau   iarc  S*  6  äpdxwv  rd  pkv  ^eufia  ßpajrd^,  od  ßtyrot  ^ßaxds 


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Das  Sanmsthal  and  der  sOdliche  Oolfrand. 


213 


für  Reiter  pasdrlMur,  da  er  in  engem  Rette  sein  Wasser  sammelt  und  das 
EMhcieh  tirf  aiiftnisst,  nod  so  auf  beiden  Seiten  abschüssige  Ufer  bildet.« 
Du  Naae  Draiioiiteo  oder  DraoonceUo  findet  sich  noch  in  Urkunden  de« 
KlMten  La  Gam  aus  dem  elften  JahrbuDdert^).  Jetot  heisst  der  Flosa 
wieder  Sanio  wie  im  frflheren  AUerthom. 

Bei  dem  unmerMicbea  QeflUle  wftlate  eich  die  Flatb  des  mO»  ßarmu 
(Sa.  YIIL  537)  langsam  20m  Meer;  imd  das  klare,  grfltdicbe  Wasser  bildet 
einen  wobtthnenden  Gt^ensats  aa  dem  schmatziggelbeo  Strom  des  Vol-  • 
tuniiM.  Wobl  hatteo  die  Nneeiioer  Grand,  ilirem  Flosse  göttliche  Ehren 
m  weihen,  wi«  keb  aaderei  YaUc  Cam^kmBi  «nd  «a  liegt  ein  tiefer  Sinn 
in  der  Sage,  die  die  ersten  Bewohner  des  Landes  nach  dem  Strome  sich 
nennen  liesa: 

«Uüd  düT  Sarriiasteu  Geschlecht  und  diu  liur,  die  der  bamut»  bewässert« 

(Terg.  A«tt.  m  738.) 

Geologisch  bildet  das  Sarousthal  ein  Ganzen  mit  dem  Rtst  der 
campanischen  Ebene.  Tuf  ist  auch  hier  das  herrschende  Gestein;  daneben 
andere  vulcanische  Prodnctc  und  alluviale  Bildungen.  Anders  die  Bergkette, 
die  dab  Sarousthal  und  den  Gull  im  Süden  begrenzt  Hier  treten  wir  heraus 
ans  dem  vulcanischen  Gebiet  Neapels,  in  die  Region  des  Apenninenkalks. 
Zwar  fehlen  vulcanische  Bildungen  auch  hier  nicht  ganz.  Rapillischichten,  • 
herrührend  von  den  Ausbrüchen  des  Vesuv,  finden  sich  auf  du  II  ho  der 
Bei^e  von  Lettere  und  Sorrent,  und  das  Piano  di  Sorreiito  imd  ein  Thcii 
der  Hügel  von  Yico  besteht  aus  luf.  Die  Masse  des  Gebirges  aber  ist 
Kreidekalk. 

Matt  hat  lange  aGgciiommcn ,  das  Meer  sei  inj  AltcrLhum  tiefer  als 
heut  an  der  Sarnua -Mündung  in'd  Land  üiügüdrucgeii,  Pompei  sei  Seestadt 
gewesen  und  der  Sarnus  unmittelbar  an  seinen  Mauern  vorbeigeflossen. 
Erst  die  Ausbrüche  des  Vesuv  seit  dem  Jahre  79  hätten  die  Küste  hier 
weiter  zurückgeschoben.  Die  Gründe,  die  dafür  angeführt  werden,  sind 
keineswegs  stichhaltig.  Dass  Pompei  im  Altertham  Seehandel  trieb,  beweist 
ftr  die  Lage  der  Stadt  unmittelbar  am  Meere  natirlieh  gar  niehta,  da  forti- 
ficatorlsche  Rücksichten  die  Anlage  anf  der  HOhe  des  Hügels  Inderten. 
Ehanao  problematisch  steht  ea  ndt  den  angeblichea  Maatbftomen  nnd  etsrnnen 
Bingen  mm  Anbinden  der  Schiffe,  die  man  in  ziemlich  weiter  Entfernung  von 
der  beatigen  Küste  gefimdmi  haben  will  Dagegen  existiren  etwa  V*  Miglio 
sttdweatUdi  von  Fnmpel  an  der  SamobrBckn  ansgedefante  antike  Rainen,  Fun- 
damente von  Hftnaern,  Qbtemen,  Amphoren,  nnd  zwar  nnter  dem  weissen 
Bapilli,  der  Yon  der  £ruplion  des  Jahres  t9  herrühran  sdL  Es  folgt  daraoa 
nnwiderlecßich,  dass  die  Kflstenlinie  im  Altarthnm  aiemlich  diesdbe  war  wie 

^^^^^^^^^^^^^^^ 

PellegriftO  Osnp«Bia  1,  p.  Stf  ed.  Gfsiitr. 


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214 


Daa  Sainusthal  and  der  sAdlich«  Golfraod. 


hcu/uta^'c;  was  natürlich  nicht  ausschliesst,  dass  das  Meer  an  maocboi 
Stellcu  etwas  zQiüLkucwichcD  ist.  Die  Angabe  des  Plinius  aber,  Naceria 
habe  iRun  Miglicu  vom  Golfe  entfernt  gelegen,  bernht  jedenfiaUs  auf  einen 
Fehler  der  Ueberlieferuiiy ,  Lind  IX  wird  in  XI  zu  corrigiren  sein,  was 
genau  der  wirklichen  Du^Unz  euLspricht. 


HEBGULANEUM. 


Literatur.  Schon  vor  der  Aasgrabang  hatte  Fr  Balzano  eic  Buch  L'antica  Er« 
colano  ▼eröflfontlicht  (Nap.  1688).  Mit  den  Jintdeckungen  Klbreiii"  h  imd  Cb,t\<  III. 
begiunt  dann  eine  wahre  Fluth  von  Sdixiften  über  die  rerschuitcteu  buuite.  indess 
dar  Werth  dieier  IMenJbar  iit  meiit  tebr  fwaUlBlhaft.  Die  Beglenmg  beanspnichte 
für  sich  dat  Bed^  der  ersten  Pablication  der  entdeckten  Alterthfimer;  jeder  Tet* 
offcnUichnng  von  anderer  Seite  wurden  die  grössten  Hindernisse  in  den  Weg  ge- 
legt; das  Museiun  in  Portici  war  zwar  dem  Pubhcom  geofinet,  aber  alles  Copiren 
oder  Kotkemnaohen  anf  s  Strengste  oatereagt  Die  offisiellen  Beridite  fiber  die 
ArngMlMDgeii  «utoi  gelMim  geWfea. 

Hier  sollen  nur  die  bedeatendsten  der  damals  erschienenen  Werke  angef&hrt 
werden.  Die  üauptqucUc  bilden  Oori  Symbolae  litterariae  Florentinae  1748^1761 
and  Bomanae  1751— 17ö4,  worin  er  aUe  Nachrichten  sammelte,  die  ihm  von  Neapel 
fil»«r  die  Ausgrabungen  snkaaeo.  Dana  Mareello  Yenntl  Penriiione 
prima  aemria  daOa  eittä  d'  ErcoUuao  Roma  1748,  ein  Bericht  fiber  die  Aas* 
grabungcn  im  Theater  und  in  der  Nähe  in  d»»!i  Jahrpn  173?  und  1739  nach 
eigener  Anschauung.  Gleichzeitig  Maffei,  Tre  Ictterc  iutorno  alle  scoperte 
d'  Eroolano  Venma  1748  und  Darthenay  Memove  de  la  ville  soaterraiae 
deeoitvwie  an  piad  dft  udoI  Ymn;  Paria  1818.  Wiohtli  d«  Pttaa,  ba- 
sonders  der  Basilica  and  Umgebang:  Goch  in  et  Bellicard»  Obserrations  sor 
les  antiquit^  de  la  ville  d'HerGolaaum«  Paria  176i.  Eodlidi  Winckeliaaaa'fi 
Briefe  vom  Jahre  1764 

IttiwiadieD  batteo  auch  die  nflMwHmi  PabBcaitonaD  begonnen.  1744  insda 
Monsignor  Bayardi  von  Rom  berufen,  und  1752  varflifltaitBichta  er  in  f&nf  B&nden 
seinen  Prodromo  alle  antichitä  d'  Krcolano,  in  dem  von  den  entdeckten  Alte^ 
thfimem  kein  Wort  zu  finden  ist.  Endlich  wnrdo  1755  die  Accademi  i  Ercolanese 
gegrflyodet,  und  nun  erschienen  von  1757—171/2  acht  Bände  in  Folio  Abbildungen 
von  GemUden  and  Bnmoen,  and  1797  die  Dtsaertatio  iaagogiea  ad  BavenbuNnriHi 
volumbum  explanationem  von  Carlo  Rosini,  eine  sehr  tflehtiga  T^atatig  md 
eins  der  Grandwerke  fOr  unsere  Eenntniss  der  .alt  <n  Stadt. 

Die  Wiederaufiuüime  der  Ausgrabungen  1827  würkte  auch  anregend  auf  die 
herwilanensiBchen  Forschungen.  Noch  in  demselben  Jahre  verOffantUehte  lorio 
seine  Notisie  sogU  seavi  d*  Ercolaao  (Nap.  1827),  daa  barta,  vaa  lOeriiaiva  Aber 
Herculancum  gr-chrieben  ist.  Daneben  Bonucci,  Ercolano  (Nap.  \9S5),  mit 
vielen  Plänen  und  Kupfern,  jetzt  ein  sehr  soltcnps  Buch.  Seitdem  ist  fOr  HerSO' 
loneum  nichts  Neoneuswerthes  mehr  geliefert  wurden. 

IndesB  die  HauptqueUe  ftr  unser  Btadiam  bilden  die  TagebOdhar  der  Aas- 
grabongen,  die  thaUa  im  Oilgiaal,  tbdb  in  Abaduiftao  im  Anhir  d«  Mono 


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lieituiiuieum.  —  Literatur. 


215 


Nasiooftle  in  Neapel  Torhanden  sind.  htSämt  iit  die  Reihe  aelir  onvoUsttadig. 
Ganz  erhalten  sind  nämlich  nur  die  Berichte  ans  di^n  Jahren  1738  —  1730,  and 
vom  Januar  bis  31.  Mai  1741.  Das  Jaiir  1740  fehlt  ganz,  aas  den  Jahren  1741 
(Ami)  bb  196t  sind  nnr  Tereimeke  Au&eichnuugen  vorlianden.  Von  1758  bis 
Mai  ITQS  lit  die  Folge  wieder  voUittiidig,  17«2-17«4  fahlen,  von  dft  ob  ist  die 
Reihe  cotnplet  Lndcr  sind  die  Plilue  der  entdeckten  Gebfuide,  die  der  leitende 
Ingenieur  Carl  Weber  auf  Befehl  des  Königs  aufnahm  und  die  in  den  Berichten 
Öfter  enrUmt  worden,  g&nzlieh  verloreu.  üeberhaupt  bestehen  die  Tagebücher 
grtHrteafleOi    der  tenekoiMW  AnfttWimg  der  entdecarten  KamCgegeMiaadei  Dinge 


CAPITELI. 

DER  YBSUVIDS. 

AttB  der  caminttiadMii  Ebene  erhebt  aicb,  aUmUg  ansteigend,  die 
iiolirto  Oebiigsnave  des  VesuT.  Yen  ftst  ToHkommen  kreielOrmiger  Oe- 
italt,  hat  der  VeevT  etwa  40  ihn  im  Umfimg;  oben  spaltet  er  sieh  in  swei 
Gipfel,  die  nOrdHche  Somma  (II1611»)  und  den  elgentUcben  Vesar  im  Sfiden. 
ZulBehen  beiden  Hegt  das  hnüBisenltttmige  Thal  Atrio  del  Cavallo  (711 «). 
Die  H9h8  des  YesnT  TerSndett  sich  mit  jedem  Aosbmdi;  gegenwärtig  be- 
tiigt  sie  18—1800  m,  im  Anikng  dieses  JthilnindertB  war  der  Beig  100  m 
niedriger.  Tor  dem  giossen  Ansbroch  von  1681  war  der  Vesav  nur  etwa 
dOwft  höher  als  die  Somma;  nach  diesem  Ansbroch  ist  der  VesoT  sogar 
durch  ein  Jahrhnndert  niedriger  gewesen  als  diese.  Und  der  Name 
selbst  ist  Beweis  dafür,  dass  auch  im  frflheren  Mittelalter  die  Somma  den 
fllgentUehen  Gipfol  der  ganzen  Gebirgsmasse  bildete. 

Es  wird  gewöhnlich  behauptet,  der  Kegel  des  Vesuy  habe  sich  erst 
in  Folge  der  Eruption  von  79  gebildet;  wo  also  das  frühere  Altcrtham  vom 
VeBQvius  rede,  sei  die  Somma  gemeint  Soweit  diese  Ansicht  auf  geolo- 
gische Qrftnde  sich  statzt,  soll  sie  selbstverständlich  hier  nicht  untersacht 
wwden.  Indess  die  Geologen  sind  bekanntlich  meist  mir  allzn  bereit,  aus 
missverstandenen  Stellen  der  Alten  die  weitgehendsten  Schlflsse  zu  ziehen, 
und  Veränderungen  der  Erdoberfläche,  die  weit  aber  jede  historische  Tra- 
dition  hinanfgehen«  in  die  geschichtliche  Zeit  herabzurücken.  Dieser  Ten- 
denz gegenüber  kann  es  nicht  scharf  genug  betont  werden,  dass  in  den 
Beschreibungen  des  Vesuv,  die  uns  das  Alterthum  hinterlassen  hat,  und 
besonders  auch  in  den  Berichten  über  den  ersten  Ausbruch  im  Jahre  79 
nicht  das  geringste  sich  findet,  was  uns  berechtigen  könnte,  eine  so  weit 
gehende  Voräoderuag  in  der  Nator  des  Berges  anzunehmea.   Denken  wir 


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216 


Hercnlaiieam.  —  Der  VeraTins. 


uns  den  Kegd  des  Vcsht  als  nidit  vorhandsD,  und  die  landsehaWiehe 
Fhysiogiioinie  des  Golft  von  Neapel  wird  Ins  cor  ünkenntUehkeit  Teiiodert 
Und  das  aoUen  die  Alten  zn  erwfthnen  vengessen  haben,  Pllnins  besondeiS) 
der  uns  den  eisten  Aosbrndi  mit  solcher  lYene  geschildert  hat?  Gans  ab* 
gesehen  davoii,  dass  die  Beachreibnng  des  Berges  bei  Strabon,  wie  wir 
gleich  sehen  werden,  allerdings  das  Vorhandensebi  eines  Ascfaenkegels  vor- 
anssetsi 

Wahrsdidnttch  ist  der  Anshmch  von  79  anch  nicht  der  ecste  In  histiH 
rischer  Zeit  Es  spricht  viebnebr  alles  dafttr,  dass  der  Yesnv  schon  thitig 
gewesen  ist,  ate  die  ersten  Hellenen  ihren  FtaB*an  die  Eiste  CampanieoB 
setsten.  Diodor  erzählt  nach  Timaeos,  die  campaniadw  Ebene  heisse  fU»- 
graea,  »nach  dem  Berge,  der  jetzt  Vesavius  genannt  wird  and  der  einst 
grosse  Ströme  von  Feuer  ausgeworfen  bat  wie  der  Aetna  in  Sicilien ;  nodl 
jetzt  bewahrt  er  viele  Sporen  des  alten  Brandest  Dieser  letste  Zusatz 
könnte  allerdings  das  ganze  als  eine  blosse  geologische  Speculation  erschei- 
nen lassen.  Indess  der  Name  der  phlegräischen  Felder  zci^,  dass  wir  es 
hier  mit  einer  wirklich  historischen  Tradition  an  thnn  haben*  Noch  bei 
Polybios  sind  die  phlegräischen  FeI4pr  die  ganze  campanische  Ebene  za 
beiden  Seiten  des  Volturnus,  ein  Gebiet,  dessen  volcanische  Bildang  keines* 
wegs  anf  den  ersten  Blick  hervortritt  und  sicher  auf  die  Mytheobildang 
nicht  eingewirkt  hat  Erst  als  die  volcanische  Th&tigkeit  des  Vesav  durch 
mehrere  Jahrhunderte  geruht  hatte,  ist  der  Name  Phlegraea  auf  das  Hflgel- 
land  bei  Kyme  beschränkt  worden;  die  Bezeichnung  phlegrftische  Felder 
hatte  dann  allerdings  keinen  Sinn  mehr.  Der  Name  phlegräische  Felder 
für  die  campanische  Ebene  erklärt  sich  also  nur,  wenn  zur  Zeit,  als  der 
Name  aufkam,  der  Vesuv  noch  in  Thätigkeit  war.  Und  hier  giebt  uns 
Timaeos  zugleich  den  griechischen  Namen  des  Vulcans:  ^^e^oalov  SpoQp 
der  Flammenberg.  Und  wahrscheinlich  bat  auch  die  italische  Benennung 
Vesuvius  einen  ähnlichen  Sinn.  Der  flammenspeiende  Berg  galt,  wie  es 
scheint  der  Sitz  des  »argen  Zeus«,  des  Vediovis;  Vcsuviijs  also  heisst 
der  Teufelsberg.  Jupiter  Vesuvius  ist  noch  in  der  Kaiser^t  io  Capua 
verehrt  worden. 

F.iuc  Beschreibung  des  Vesuv,  wie  er  vor  licMii  Crossen  Ausbruch  von  79 
bcscluiffeu  war,  verdauken  wir  Strabon:  »Unter  Pdrupci  und  Ilercuianeum 
liegt  der  Vesuv,  ringsum  herrlich  angebaut  mit  Ausnahme  des  Gipfels.  Dieser 
ist  zwar  zum  grossen  Thcil  eben,  aber  ganz  unfruchtbar,  wie  ein  Aschen- 
feld anzuseilen  und  zeigt  schlundartige  liühlungen  von  russfarbenen  Steinen, 
als  ob  sie  vom  Feuer  ausgefressen  wären.  So  ist  wohl  der  Schluss  gestattet, 

>)  Diod.  Vf.  Sl  A¥0fidt9«i  ik  rd  mAbv  T»9r0  ^hfptXov  ätt^  t«S  Ufoo  roS  ri 

MaXatdv  ixfuathvTOs  airkarov  itSp  mtpOMkftÜtf  Tjf  xa-ä  t^v  ItxeXiav  Ah^ij  ■  xalerrm  Ji 


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Haradaneom.  —  Der  Yeardut. 


317 


der  Ber(7  habe  früher  gebrannt  und  thätige  Krater  gehabt,  sei  aber  ver- 
löscht, als  das  Brenn miitorial  erschöpft  war.  Vielleicht  ist  dies  auch  die 
Ursache  der  Fruchtbarkeit  der  Umgegend,  wie  in  Catania  die  verwitterte 
Asche  des  Aetna« •).  —  Man  sieht,  durch  besondere  Klarheit  ;^eichnet  sich 
diese  Beschreibung  uiclit  ^Tade  aus,  und  wollten  wir  sie  würtlicli  verstehcD, 
wir  müssten  uns  ein  eigenthümliches  Bild  Ton  der  damaligen  BeschaflFenheit 
des  Vesnv  machen.  Viel  brauchbarer  sind  die  Berichte  über  die  Unter- 
nehmuDgen  des  Spartacus,  der  im  Jahre  78  Chr.  auf  den  Gipfel  des 
Berges  sich  flflchtete  und  hier  von  dem  Praetor  Clodius  Olaber  behgert 
wurde.  Wir  hOnn,  dasB  der  Beig  nnr  einen  engen  und  schwierigen  Zu- 
gang hatte,  der  f«»  den  rSmiadien  Truppen  besetit  w,  dass  aber  Spar- 
taens  nnd  sdse  GenoBBeo  sich  aa  den  eteOen  Winden  dee  Kraters  hönb- 
liesaen  ond  dem  Pnetor  nnfermntiiet  in  den  Blicken  fiden*)  Der  Aosdmek, 
den  ÜemB  (also  jeden&Us  ancb  echon  livius)  hier  braacbt:  per  ftmott 
eavi  montis  ad  imat  «itw  detemtdir^  mdiee»  Uaet  keinen  Zueildy  deaa 
der  Knier  wbon  damab  existirle,  und  also  der  VeanY  nieht  erst  doreh  die 
Eruption  von  79  entstanden  ist  Wir  haben  nns  die  BesdudSonliett  des 
Veen?  ym  damals  etwa  so  voizastellen  wie  Vor  dem  grossen  Ansbmdi  ym 
1$81,  wo  der  Beig  ancli  durch  fünfhundert  Jahre  gemht  hatte  und  ebenfalls 
für  erloschen  galt  Damals  bededrte  diditer  Wald  die  Winde  des  Kraters; 
sein  ümfimg  hetrqg  etwa  1578  m;  man  stieg  von  Nordoetai  anf  steilem 
Fbde  etwa  650  m  hinab»  nnd  aof  dem  160m  im  Umkreis  haltenden  Gmnde 
sah  man  verhrannte  Steine  ond  einige  kleine  Becken  mit  Wasser. 

Die  Beechreibnng  des  Dio  Gassios  «ns  dem  Anfing  des  dritten  Jahr* 
hundeits  zeigt,  dass  damals  der  Beig  im  Wesentlichen  seine  heutige 
stait  hattet  Den  Krater  fiogleicht  Dio  mit  einem  riesigen  Amphitheater; 


^  Strab.  p.  247.  bnipxterat  il  rtov  r&Kwv  xotkatv  Spot  Obioootov ,  ijrpoU 
mptotxo6fttvos>  TzaytdXött  Ttkijv  r^f  xopu<p^i-  a&n}  <J*  inineäoi  fiiv  noXb  ßipo^  i<nbf, 
äxapKOf  d*  oX^,  ix  dk  t^c  i^^tmt  Tt^ptitdijSt  xoUddac  foivu  ajjpafyit^ti  KVtp&v 
mIMmiA»  Mrd  Ti^y  XP^*  ^      b^^fmfKhmß  M  w»pigi  ^  nujorfN^Mir*  d» 

ytapiov  Toüro  xaUad^  9ptmpev  xal  I^Ufttv  xpar^pai  Tzopdi;,  eßnr&^vcu  intXacoooffi 

Tfji  Wjjc  rdya  ya\  rijt  tdxapzÜS  xuxAtp  Tüfjr'  airtoy,  Sxr^Kp  iv  Kardvi),  tpaal, 
xö  xazare^pwi^if  ßspos  ix       OKOdoö  rijs  duttitsxP^iiffrfi  bnä  toü  Mz^atou  nupög  *6dft- 

*)  Plei  Crai>>  ^.  Miwdiou  .  .  .  «aiia^iMA^  aöroug  1»  Bptt  fihv  i^wtoc  ad 

jfaic^v  xal  ortv^v  äModov,  6  KlwSioq  i^pnooEi,  zä  ^'  äXXa  xpr^ßvous  änoropout  xai 
Xi<rffdda?,  äfimhiv  dk  n9jüLrjp  ifpiav  inatoJi^s  Ktf  uxulav ,  Irtßov  ra>v  xAijfuiratv  rd  xp^' 
aifixL,  xai  oufotkixovxti  abt&v  jdtfioxiäas  mMvoos  *ai  ßaMa^j  S^*  im^¥  dtf^pvf- 
ßh9t  HfpA  vi  »fnfßtAitt  AiTwtfM  tüif  iiiw^Jb»,  imtiflwaw  dtofoiAt  odtifty.  ÖL 
VfÜL  I.  5.  21.  ^ 

Floras  III.  26.  prima  pedes  velut  h^lnh  mnn~  Vcsutitis  phcuit.  ibi  cum  ob- 
fliderentar  a  Clodio  Qlabro,  per  tauces  cavi  montis  ad  imaa  cim  desceodere  nuüce«  et 
exüa  infh»  cdhfl  tale  oplnaatii  dneU  inbito  tapste  CMtra  itpoeroBt 

4)  Dio  Otft.  es.  Sl.  Si.  H»  4f*«%  *^  *^ 


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316 


HmnlMMiiiii.  —  Sw  TeiBfiu. 


bei  Tage  stieg  Rnucli  daraus  empor,  bei  Nacht  sah  man  den  WiedendMin 
des  Feaers.  Zum  Theil  bedeckte  auch  damals  noch  Wald  die  WBh»  dos 
Beiges. 

Nach  dem  bertUtmten  Ansbrach  Ton  79  ist  der  Vesuv  im  Laiie  doB 
AlterUiums  nnr  einmal  noch  thätig  gewesen.  Es  ist  die  Eroption  des 
Jahres  208,  die  Dio  Cassias  erwihnt  und  die  er  von  Gsfiia  aas  beobachtale 
(76.  3).  Die  beiden  nlcfasten  AosbrOche^  473  und  513,  bllen  schon  in  die 
Zeit  des  begimienden  Mittelalters. 


CAPITEL  a 

GESCHICHTE. 

Ifemiles  galt  natürlich  für  den  Gründer  der  Stadt,  die  von  ihm  ihren 
Namen  trag.  Auf  seiner  Rückkehr  von  Iberieu  soll  er  hier  den  Göttern 
geopfert  und  ilercuLoneum  an  der  Stelle  erbaut  haben*).  Die  neuere  For- 
schung will  freilich  diese  £tymoIogie  des  Namens  nicht  gelten  lassen  (Momm- 
sen  Unt  Dial.  p.  262) ;  ob  mit  Becht,  lasse  ich  dahingestellt 

Die  erste  Erwähnung  Herculaneum's  findet  sich  bei  Theophrast,  314 
V.  Chr.;  er  nennt  Herakleia  eine  Stadt  Tyrrhenien's  (Hist,  Plant.  IX.  16. 
Und  Strabon  beliebtet,  hier  und  in  Pompei  hätten  zuerst  Osker  gewohnt, 
dann  Etrnsker  und  endlich  Samniten*).  Herculaneum  hat  also  dieselben 
politischen  Wandlungen  durchlaofen  wie  Nola  und  Capoa;  von  hellenischer 
Colonisation  findet  sich  hier  so  wenig,  wie  im  gansen  Samusthal  eine 
sichere  Spur. 

Seit  der  samniüschen  Eroberung  hat  dann  Herculaneum  wahrscheinlich 
zum  nneeriniBchen  Bande  gehört,  nnd  ist  mit  Noceria  dOl  önter  rflmische 


(uioet)  rb  rJjp  dviraJjLtv  raÜTtj  yäp  neitofHorat  fx^iv^v,  rä  <J'  i^wßtv  aÖTou  ndvraiKitpa. 
xak  vüv  ixt  iiOfiiyei,  ix  ik  ro&cou,  ixKtvwv  fiiv  dxautrrwv  dei  Svtwv,  twv  d*  iv  /Uffip 
xpaopouftiveiiß  wät  rtfpotffdvtav^  ci  pJkv  itipt$  xopu^pai  t6  dpj^atoy  S^fntg  ig  d$5po  tjpotif 

fsrtx^  Ttvt  ^drpip  t6  Zpoq  außnav^  &g  fiapd  fteydXßif  üxcurcu,  iotxiytu,   xal  altroo  nk 
ßkv  äxpa  xai  8ivdpa  xa\  dfiTziXou^  noUäs  1;^«,  d      äif  x6xJl0S  äytlrac  Ti^  1t»pi,  tmi  dvo* 
üö^uat  r^s  pkv  ^/lipag  xcacvdv,  riß  dk  vuxxoi  fluya  etc.  , 
1)  Dion.  HaL  I.  86.  Vpoxkifi  r  JirtiiK^  H  f  «onl  Anm,  ^ 

ToTf  6€otq  rdfi  dexara^  rw>  kafüpmv,  xal  •!:ok(^v7]\>  irnüv  u  ßov  aÖr^  xriaaq^  iv&a 
6  ariiXo^  adr^  ivatjXoj^eXto  ^  ^  xal  vOv  bnd  Twfiaiatv  t^u/tinj,  «ai  Bopat^Of  iv  ftia^ 
xKt/ii)>j},  Ntanöketög  tt. 

^  Strab.  p.  S47.  Vmot  ik  d^y  Mi  tmän/v  *^  Ih/aaiflaf,  ^  m» 

fioptl    Idpvoq  notapd? '  »ha  Topfo^^i  Mil  lldMfK        M  rtUfrm  ZatuAtm*  tutk  «S- 


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UcrcoiaDCom.  —  Oeachiehte. 


219 


Hemchftft  gekommen.  Mfinzen  fehlen  hier  ebenso  wie  ▼on  Pompei,  Stabiae 
midSorrent;  eine  selbetständige  Politik  hat  üercolaneum  niemals  getrieben. 

Nicht  auf  unsere  Stadt  bezüglich  ist  also  die  Angabe  de»  Livius 
(VIII.  25)  von  der  Einnahme  von  Volana,  Palumbinum  und  Herculaneum 
durch  den  Consul  Carvilius  im  dritten  Samnitei  kriege  293.  Die  saranitischen 
Besitz un^^eii  in  Cain{)ani(jn  sind  alle  schon  im  Laufe  des  />\veiten  Krieges 
mit  Born  verloren  gegangen-  Neapolis  326,  Nola  311,  Nuccria  und  Puinpei 
807.  So  kann  also  das  campanisthe  Herculani'uni,  auf  allen  Seiten  umgeben 
von  römischem  Gebiet,  uumüglicli  bib  293  samnitisch  geblieben  sein;  und 
iiacb  Samnium  weisen  uns  auch  die  Namen  Volana  und  Palombinum. 

Bis  zum  Socialkrieg  bat  Herculaneum  den  Römern  seine  Treue  be- 
wahrt, und  selbst  in  dieser  Krise  finden  wir  die  Stadt  zunächst  auf  römi- 
scher Seite.  Als  aber  Papius  Mutilus  in  das  Samusthal  einfiel,  Stabiae 
und  Surrentum  nahm  und.  das  Gebiet  von  Nuceria  furchtbar  verheerte,  da 
gewann  die  nationale  Partei  auch  in  Herculaneum  die  Oberbaud,  und  die 
Stadt  trat  über  auf  die  italische  Seite.  Indess  schon  im  folgenden  Sommer 
(89  V.  Chr.)  nahm  der  Legat  Sulla's,  Titus  Didius,  die  Stadt  wieder  ein 3). 
Herculaneum  wurde  nun  römisches  Municipium;  vielleicht  ist  auch  hierher, 
wie  nach  Pompei  und  Surrentum,  eine  Colonie  sullanischer  Veteranen  ge- 
führt worden.  Wie  die  übrigen  Stiidte  des  nucerischen  Bundes,  gehörte 
seitdem  auch  IJi  r(  ulan*  um  zur  Tnbus  Mencnia. 

"^Nichts  i:>t  ühei liefert  von  den  Schirk  alcn  der  Stadt  im  ersten  Jnhr- 
hnndert  der  Kaiserzeit.  Durch  das  Erdbeben  63  n.  Chr.  litt  Herculaneum 
schwer;  der  Aufbau  geschah  zum  Theil  mit  Staatshilfe.  Noch  war  er  un- 
vollendet, als  die  Katast  10 j)he  des  Jahres  79  hereinbrach,  und  Herculaneum 
auf  immer  aus  der  llcihe  der  Städte  Italiens  auslöschte.  Das  Gebiet  kam 
wie  es  scheint  an  NeapoÜBj  Torre  del  Greco  hat  noch  im  Mittelalter  zu 
^Neapel  gehört. 


Ehrenlntolirlfteii  der  Kaiser. 


262j 


261J    D  I  V  O  >  I  V  L  I  o 
HERCVLaNENSES 
L  N.  2300.  MuB.  Naz  1155. 

263J      DiVÖ  AVGVSTO 
AVGVSTALES 

1.  N.  om.  gml  im  aawstw. 

<)  TelL  II.  16.  Neqtie  ego  verectuidla  dornend  wagohis  gloriae  quidquam,  dum 
Yf>nim  rrfcro,  subtrabfUD.  iQuippc  multnm  Minatii  Magii,  atavi  mei,  Ascolanensis ,  tri- 
buendiun  fst  memoririP;  qui  nepos  Decii  Magii  Campanorum  principis,  cclfborrimi  et 
fitleliätiimi  Tin,  tauLam  hoc  hello  tiilem  liooianis  praebtitit,  ut  cum  legione,  quam  iju  Uir- 
pfeiB  cooNripwnt,  SevenhiMiini  nniil       %  Didio  o^mt,  PompeiM  com  L,  BtM 


DIVO  •  IVLtO 

AVGVSTALES 

I.  N  2391,  Mus,  Naz.  UüÖ,  gef.  im  Theater. 

DIVAE  •  AVQVSTAE  264J 
L-  MAMMiVS  MAXIM VS- P  S- 
1.  M.  2803.  Mua.  Mai.  UfiS. 


üigiiizea  by  LiüO^C 


2  20  HercolMeam.  — 

265]    Tl   CAE8ARI  DiVI   AVQ  •  F  «  PiVI  •  IVU  •  N  -  AVQVSTO 
PONTIF  MAX  COS  Y IMP  •  VUl  TRlB  P0TE8T-  XXXRX 
D  D 

LH.»84p.Cbr.  a7.  Mtti.HH.llW. 

866]  aERMANICO  •  OAESARI  •  Tt  •  F  -  DIVI  •  AVQVSTIj  N 

DIVI  •  I  VlJ>PnONEPDTl-AVCm.FUM4VOViTAL4>oS4l-IM^ 
L  *  MAMMIV8  •  MAXIM  VS  •  P  •  8 . 

L  N.  2^0,  p.  Lhr.  lö.   Mus.  JHaz.  1160. 

267]  Tl  -  CLAVDIO  •  DRVSl  F 

CAESARl  AVGVSTO 
GERMANtCO 
PONTIF  •  MAX    TRIb    poT  •  VlU 

IraP  -  XVI   COS  illl 
PATRI  .  PATRIÄü  n  NS 
EXTESTAMEuto///  ESSI    L    F    MeN  -  SENECAE 

MILIT    COHOR    XIII    VRBÄNAE  •  ET 
OEDlCATlONi   EIVS  •  LEG AVIT  MVNICIPIB 
SiNGVLlS  -  HS  -  im  N 


I  N.  2800.  BmIi  «aw  BKOtMtatMt  Mmeo^  p.  Glir.  48^  Mm. 

Nas.  1161. 

268J         ANTONIAE  -  AVGVSTAE    MATRI  •  Tl  •  CLAVDI 
CAESARIS  AVGVSTl  >  GERMANICr  PONTIF  <  MAX 

L  •  MAMMIVS  •  MAXIMVS  P  •  S  • 

1.  N.  2397.  Mos.  Nai.  1162. 

269]  IVLIAE  -  GERManici  filiae 

AGRIPPINAE   Tl  -  CLAudi  cacsar.  aug.  germ&mci 
PONT  •  MAX  •  Trib.  pot.  patris.  patr. 
L  -  MAMmius  maximas  p.  8. 
i.  M.  mß,  Mua.  Hu.  im 

270J  Tl  CLAVDIO 

Tl    CLAVDI  '  CAESARIS 
AVGVSTl  .  GERMANICI 
P-P  F>  NERONI 
CAESARl 
DD 

LH.  88W.  Mm.  Hm.  UM.  p.Clv.  51-M. 


üigiiizea  by  LiüOgle 


I 


S21 


m]  IMP  •  CAE8AR_.  VESPASIANVS    AVG    PONTIF  .  MAX 

TRIB .  POT .  VH  -  IMP  •  XVII  -  P  P  COS  Vil  •  DESIGN  •  VIII 
TEMPLVM  •  MATH»  •  OEVM  •  TERRAE  •  MOTV .  C0NUP9VM  -  RESTITVIT 
LH.BBB«.  Ifnt.  Ute.  mi.  »  Chr.  90. 

272]  FLAVIAE   •  DOMITILLAE 
imp.  VESPASIANi  •  cAESARis  •  AVQ 
L  M.  MOO»  Mm.  Nfti.  1168. 

273]       DOMITIAE  •  CN  •  F 
DOMiTlANI  •  CAESARIS 
D     .  D 
hfLHm,  UM,JKm,U!a. 


274] 

IMP  •  T  •  VESPAsiaQo 

CAE8ARI  .  AVg.  f. 
TRi8  *  P  •  COS  ri .  CENb  -  poatif 
M  -  NONIVs 

I  N  2101  p.  Chr.  79.  (BaafUei.) 
Mos.  JAm.  IIGÖ. 


Annii  Ii.  Aialni  L.  f.  Meo.  MiniKrfamia  RttftMi  11  vir  Ilquioq.  975.  SOA. 

CaUtorll  M.  Gfthtorlas  M.  1  Men.  Qnartio  278.  m 

OUnili  Ap.  GUmdUtu  Pakto  Co«.  88  a.  C.  (?)  377.  276. 

Nonii  M.  NoniuB  H.  f.  Balbiu,  PtMtor,  Pkoeowid  vor  KynnAika  imd 
Kreta,  machte  sieh  nadi  dem  Erdbeben  durch  lejie  gpossartige  Frei- 
gebigkeit am  die  Stadt  Terdient  (305).  Zorn  Dank  errichteten  ihm 
die  Decariones  die  beiden  berfihmten  Bdtentataen  in  der  BasHica 

(281)  ,  jetzt  im  Moaenm  yoa  Neapel,  die  eine  mit  ftfaeh  ergänztem 
Kopf,  aoBserdem  im  Theater  die  Statuen  Heiner  Aeltem:  IL  Nonios 
H  t  Balhufl  (288)  ood  Viciria  A.  t  Ar^^hias  (284),  seiner  aelbat 

(282)  md  leinef  Gattin  Volaaeniiia  C.  t.  Tertia  (285),  ondliGli 
seiner  SObie  und  Töchter.  Anch  das  x0fv&v^der  Provinz  Kreta  (886 
Ms  288),  und  die  Städte  Gortyn  (289)  und  Knossos  (290)  haben  dem 
Balbns  in  Hercnlaneum  Monumente  errichtet  Die  Familie  stammte 
ans  2faceria  (280). 

Reinmii  M.  M-  Hemmii  Rufi  pater  et  filios  ÜTiri  iterom»  ihnen  an  Ehren 

das  Senatsdfont  (298)  und  die  Inschriften  (291.  298)^ 
Slabii  Ii,  Slabüs  L.  Aulpl  Meddis  tovtiks  (302). 
Spurii  M.  Sporius  M.  t  Men.  Rufos  Ilvir.  i.  d.  (293). 

275]  276]  AP  •  CLAVDIO  C  ■  F  PVLCHRO 

L  .  ANNIO   L  •  F  •  MEN  COS  IMP 

//  ■  VIR  .  ITER .  QVW  HEROVUNENSES  POST-MORT 

L  H.  «2S.  I.  N.  940^  QA  im  Thaatat. 

2773  APIWrfVIplA^O^FOOiSillP-ViVm 
L  H,  8«n,  84M71t  Iv  IhMl«; 


üiyuized  by  GQPgle 


222 


Ii 


278j 

M  •  CALATOBIO    M  •  f.  men 

QVARTiONi 
MVNICiPES   ET  tNcoUe 
AERE  •  CONLATO 

I.  N.  3486.  M  im  Tbetter  mitBnnce- 
BUtne. 


28i]  M  •  NONIO  •  M  •  F 
BALBO.PRPRO-COS 
HERCVLANEN8E8 

I.  N.  iMll.  QA  Im  ThMt«. 

883]  M-NOMO  M  F  BALBO 
PATRI 
D  0 

L».  MI4  BMÜlau 

284]  F/CIRIAE  A  F-ARCHAb 
MATRI  BALBt 
D  0 

I.  N.  2415.  BasUica. 
286} 

287]  M  NONIO  M  F 
BALbo  pR- PRO  COS 
commune  creteDSIVM 

h  N.  2406.  Mas.  Mas.  1176. 

289]  m.  N  O  N I O  *  M  •  F 
bALBO  RR    PRO .  cOS 
gORTYNIEl  AEre  conl. 
I.  N.  iiO&.  Mos.  Naz.  1179. 


M  CALATORIO   L   279] 

MEN    RVFO  FRAT   

I.  N.  2427.  Öef.  im  Theater  mit  Hrt  r.rf-slatuf». 

M  •  NONIO  M   F  BALBO  280] 

PROCOS 
NVCHERINI  MVNICIPES  SVl 

I.  N         Baäa  dar  eimn  Beitentatii« 

ia  der  Basüica? 

M-NONIO-M'F.BALBo  282] 
PR;PR0*008 
D  -  D 

L  N.  MU,  gat  ma  21.  HM  im  ir  d.  BMlKea. 

VOLASENNIAE  .C<F  28&] 

TERTIAE-BALB! 
DEOVnONES  ET.  PLEP8 
HEROVLANENS» 

I.N.9416»alittlkbM17iiliaMia  B»- 
rilica. 


M  •  NONto  m.  f.  288] 
BALbO    PR  ■  Pro  cos 
COMMVNE>Cretensium 

I.  N.  2407.  Mal.  Nai.  117& 

» 

M  •  N  0  N  I  O  •  M  '  f.  290] 
BALBO  •  PR    PRO  Cos 
coloniA  •  IVLIÄ  cnossus? 
L  N.  2409.  Mu&  Uta.  1175. 


m.  Dooio  m.  f.  BALBO  •  PRO    COS      i*  «•  MOS. 
commiiiie  CRETEN8IVM-PATR0N0 


891]      M  .  REM  MIO  *  M  •  F  •  RVFO  •  PATRI  •  MVNIGIPES 

L  S.  MM. 

292]  M  •  8PVRIV8    M    F  293] 

m.  remmiO  •  M  -  F  >  RVFO   fil.  MEN  .  RVFVS  •  II  •  VIR 

muDiciP  •  PORT  •  MORTem  I  •  D  MACELLVM  -  D 

LN.2426.  S-P'F  C-EIDQ  PRO  • 

L  H.  9m.  Mm>       1191.  ' 


üigiiizea  by  LiüOgle 


223 


294] 

•••OD.  LOCVM  •  AB  -  INCHOATO 

 VM  TECT0RI8 

AVGVSTALIß  -  DATVM 
L  N.  2434. 

296] 


▲  «SUBtales. 

L 


i,  man  MIVS  -  MAXIMVS  MACELLVm 

cum  uRNAMENTlS-ET  MEtETORis  s.  p.  f.  c 
iclEMQ   DEDICATIOPJE  populo  epulura  (icdit 
L  H.  S42d.  Mus.  Nai.  1192. 


MAMMIO  •  MAXIMO  295] 

AVGVSTALI 

MVNICIPES  ET  INCOLAE 

AERE  CONLATO 

I.  JN.        Im  Theater  mit  Broooestattie. 
Nai.  1191. 

297] 

L  MAMMI 

MEN  .  PATRI  T 
DECVr -  MVN 
NVchER  •  AUecto 


h  R.  9181. 


L .  MAMMIV8 .  MAXIMVS 
p  .  8  - 


L  N.  2482. 


Senatus  Oonsultum. 

998]  LK.9428.  Prid^EikL Ifartias  in  ciun.  Scribendo  adfiienint  euwtt.  | 
Qnod  Yoba  ftda  nuit  M.  M.  Bommii»  Bofos  patr.  et  II  vir.  iter.  a 
Boa  peqainia  |  pondem  et  cbaieidiciiiii  et  sdiolaiD  secmuliUD  momtipH  q»le&- 
donm  fedase  quae  tneri  |  pnblioe  deceret,  d.  Oi  r.  i  c. 

Plaoere  knie  ordini  cum  M.  Ii  Bemmi  pat  et  fiL  II^.  |  iter.  in 
eden^  maneribuB  adeo  Ubenles  fnerint,  at  eornrn  mooiimeata  1  decori 
mtinitipio  sint^  adeo  diUgentes  at  vitleis  pondenun  occnneiiot,  id  que  ]  in 
perpetaoni  proriderint;  placera  decnrionibaB  iL  Vi  Remmios  Rufos  patr.  et 
fil.  I  dum  eei  viverant  eorum  pondentm  et  seholae  et  chalcidi  qoae  ipfli 
fiBjdssent  procmrationeiD  du[ej,  nt  qoe  servos  qaei  eius  redemptos  est 
erit  I  eei  negotio  praeponerent  neqne  inde  abduci  sine  decur.  decreto;  et 
IL  M.  Bemmie  Rofis  patr.  et  ÜL  publice  gratias  agei  quod  itcratioD[e]oi 
honoris  e[onim  nen  ambitionei  neque  iactationi  eoae  dederint,  sed  in  coltom 
nmlnidp.  et  decorem  contoleriDt. 


Leben. 

Die  QaeUe,  die  uns  so  reiche  An&chlüsse  Ober  daa  städtische  Leben 
Pompei's  gegeben  hat,  die  Wandiuduiftan,  Bchetnt  IDr  Herentaneom  nt' 
siegt  Kieht  als  ob  Dipiqti  und  Chraffitti  hier  fehlten;  im  Oegenthefl,  die 
Ausgrabungsberichte  erwlhnen  sie  Öfter,  ohne  ans  indessen  iigend  braneh- 
bate  AbsdttlfteB  sn  hinterlassen.  Jeden&lla  ist  es  anffsllend,  dass  in  dem 
jetit  eflbnüegenden  TbeÜ  dar  Stadt  die  Wandinsdnlften  abeokt  feUen» 


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224 


lOcht  Tid  weiter  helfen  uns  die  Steinschriften  und  die  Stellen  der 
Gbttdker.  Herculaneam  wird  flherhaupt  in  der  antiken  Literatur  selten 
erwähnt,  und  diese  Erwähnungen  beziehen  sich  fast  ausnahmslos  auf  die 
äussere  Geschichte  der  Stadt  So  bleiben  nur  dieRuineD  seibsl  übiig,  uns 
Auskunft  zu  geben  über  das  Leben  ihrer  alten  Bewohner. 

Auf  den  ersten  Blick  sehen  wir,  dass  Herculaneum  keine  lebhafte 
Handelsstadt  in  der  Art  Pompei's  gewesen  ist.  Die  Läden  sind  selten;  und 
doch  müssen  die  aufgedeckten  Strassen  zu  den  lebhaftesten  der  Stadt  ge- 
hört haben  nach  dem  Decumanus  maximus,  der  verrcuthlich  füi-  den  Klein- 
verkehr  abgesperrt  war.  Der  im  Alterthuni  wie  heut  berühmte  Vesuvwein 
bildete  wahrscheinlich  den  Hauptartikel  der  Ausfuhr. 

Hic  est  pampineis  viridis  modo  Vesvius  umbritt 

I'rctiserat  hic  madidoa  nobilis  uva  laciis, 
Uaec  iuga,  quam  Nysae  ooüe»  plus  Bacelin»  amavt^ 

Hoc  nuper  Satyri  monte  dedere  choros. 
Haec  Veneria  sedes,  Lacedaemone  gratior  ilU^ 

Hic  locus  Hercuho  nomine  clarus  erat, 
Cuncta  iacent  ßammis  et  iristi  mersa  famUai 

Nec  «iipm  vtUmt  hoc  lieuiue  tibi, 

(Marl.  IV.  4> 

Aber  haoptsächlich  verdankt  Herculaneum  seinen  Wohlstand  der  an- 
muthigen,  zur  Villeggietur  einladenden  Lage,  die  Reiche  und  Vornehme 
aoB  allen  Theilen  Italiens  veranlasste,  sich  hier  niederzulassen.  Die/re^«nj 
amtmiia»  rOhmt  Plinius;  und  auch  ohne  sein  Zeugniss  würden  die 
Ausgrabungen  uns  dasselbe  gelehrt  haben.  Charakteristisch  siod  auch  die 
Inschrifteo:  wir  sehen,  wie  gerade  die  reichsten  Familien  von  auswärts 
hergezogen  sind,  z.  B.  die  gens  Nonia  aas  Noceiia,  der  Codbiü  Appios 
Claudius  Pulcher  aus  Rom. 

Diesem  Umstände  verdankt  es  Herculaneum,  wenn  es  in  künstlerischer 
Hinsicht  eine  so  viel  reichere  Ausbeute  geliefert  hat  als  Fompei,  hinter 
dem  es  doch  an  Grosse,  Bevölkenuig  und  Lebhaftigkeit  des  Verkehrs  so 
weit  snrfickstand.  Doch  ist  nicht  zu  vergessen,  dass  wahrscheinlich  dieser 
Vorzug  Herculaneum's  nur  fflr  uns  besteht.  Auch  Pompei  war  ja  eine  der 
besQcbtesten  Villenstädte  Campanien's;  und  wenn  die  Landhäuser  an  des 
Ufern  des  Samos  bisher  noch  nicht  ao^efonden  sind,  so  liegt  das  «ohl 
mmdet  aa  der  Bicbtang  die  nasere  AnsgrilmBgen  gsBoamien  liabcB« 


Die  Culte  von  Herculaneum  werden  im  allgemeinen  von  denen  der 
Nachbargemein  den.  besonders  roinpei's,  nicht  allzu  verschieden  gewesen  sein. 
Dass  Hercules  als  Eponjm  der  Stadt  besondere  Ehre  geooss,  ist  aozu- 


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Hercul&Deum.  —  Geschichte, 


225 


ndunen;  «am  a«cb  bis  jetst  y<ni  seiiieiD  Colt  nichts  sengt  ab  du  Inschrift 
(LN.sl87): 

399J  HER  -  VOE    M  L 

(Herculi  votwn  merüo  lihena) 

Besser  beseogt  ist  der  Tempel  des  Jappiter,  den  Maicoe  Caltdios  erbante 
oder  irahrscheinlich  restaorirte: 


dOO] 

m  .  caliDIVS  M  F 
AEDEMIOVIS 

L  N.  2386. 


801] 

Q  •  LOLLIVS  *  80YLAX  -  ET 
OALlDIAANTlOOHISMATER 
M  -  OALlDIVS  .  NA8TA  •  lOVl 


Dann  Venus,  die  ScbukzgöttiD  Pompd's  in  der  oskiscben  Inschrift 
(ünt,  Dial.  p.  179): 

302]  Herentated  tum. 

L.  SlabUa  L.  Aitkil  Herentatei  Eu-uJdnai  proftd. 

Der  Tempel  der  Mater  Dea,  den  Vespasian  im  Jahre  76  herstellen 
liess,  Ist  schon  oben  erwähnt  worden  (271).  Endlich  der  Genius  Civi- 
tatis (L  N.  2388): 

m\  PHILEMONIS    SECV    MAO    GEN  O 

(Fhüemonü  tecundarum  magistri  g&tdo  cwüatia.) 


GAPITEL  m. 

TOPOGRAPHIE. 

{ 1.  ^  Aosgrabnng. 

Mira  ßdet^  enehiite  virum  vetUura  propago 

Cum  »egUe»  iUrum,  cum  iam  haeo  deterta  virebunt, 

Infra  urbes  populosque  prendt  proavitaque  toto 

Suva  abtüte  marif  (btat.  biiv.  IV.  4,  81.) 

Die  Eonde  ist  niemals  verloren  gewesen,  dsSB  swischen  Portici  nnd 
Tone  del  Qnco  Herculaneam  unter  der  Äsche  des  Vesn?  begraben  liegt 
Ragen  doch  so  manche  Reste  ans  römischer  Zeit  noch  heute  dort  aus  dem 
Boden;  und  gelegentliche  Entdeckungen  Ton  Inschriften  lenkten  die  Aol- 
merksamkeit  inmier  von  nenon  auf  die  veraankene  Stadt  Aber  in  ipto- 


Üigiiizea  by  ^Ü0gle 


226 


HercttkQOum.  —  Topographie. 


maliadieD  AragraboDgrai  war  die  Zeit  noch  nteht  reif;  md  eio  gOmdges 
Gesduck  hat  es  gefügt,  dass  die  Sch&tze  von  Herculaneum ,  Pompei  and 
Stabiae  erst  dann  ao's  Licht  steigen  sollten,  als  nach  dem  Ende  der  Fremd- 
herrschaft die  Gefahr  beseitigt  war,  sie  in's  Au&land  geführt  oder  an  Private 

verschlendert  zu  sehen. 

Die  nächste  VcTanlassunK  zur  Aufdeckung  von  Herculaneum  gab  wie- 
der ilei  Zufall.  1709  kauft e  der  l  ürst  von  Klboeuf  von  dem  Padri  Alcau- 
leiiiii  ciu  Laiiilhaus  uul  dci  Westseile  des  (iranatello  am  Mi  or,  unmittelbar 
neben  der  heutigen  Station  von  Portici.  "Was  ihn  dma  bevsog,  Nachgra- 
bungen nach  Alt^rthnnieiii  uuzubtellen ,  wird  verschieden  berichtet;  genug, 
er  hatte  das  Glück,  mit  ßenutzung  eines  Brunnens  iu  Regina  geraden 
Weges  auf  die  Seena  des  antiken  Theaters  zu  stossen  (1711)*).  Reiche 
Funde  au  Statuen,  Säulen  und  kostbarem  Marmor  belohuttü  die  Ausgra- 
bungen, die  durch  fünf  Juhrc  fortgesetzt  wurden.  Dann  untersagte  die 
Rt^icrung  die  Weiterlühi an;^  der  Arbeiten*). 

Erst  als  Karl  III.  auf  den  Thron  Neapels  gestiegen  war,  nahm  der 
Staat  die  Ausgrabungen  von  Ileiculaneuni  wieder  auf  (1738).  Das  Theater 
bildete  natürlich  den  Ausgangspunkt;  den  ganzen  Winter  1738 — 1739 
wurde  hier  gearbeitet.  Am  4.  Mai  1739  %ird  achtzig  Toisen  östlich  vom 
Theater  in  der  Nahe  des  Vico  di  Mare  eine  neue  Aii>[^rabi!nG:  eröffnet,  und 
iu  den  folgenden  Jahren  weiter  fcji  tgrluht  t.  Der  DrcLiniauus,  die  ßabilica, 
mehrere  »Tempel«,  viele  Privathäubcr  bimi  danials  i  ntdcckt  worden,  ohne 
dass  wir  im  einzelnen  den  Gaug  der  Aut^grabungcn  verfolgen  könnten,  da 
die  Tagebücher  der  Jahre  1740—1752  fast  ganz  verloren  sind.  Im  Januar 
1753  finden  wir  die  Ausgrabungen  an  drei  Stellen  im  Gange:  In  der  Mas- 
seria del  Bisogno  am  Vico  di  Mare,  im  Bosco  di  S.  Agostino  am  Yico  di 
Cecere,  und  vor  dem  Epitaffio  di  Portici.  Die  Ausgrabung m  im  Bosco  di 
S.  Agüstino  führten  Anfang  Juni  175^^  zur  Entdeckung  der  Statue  des 
Aeschine.s;  im  August  des  folgenden  Jahres  werden  hier  die  berühmten 
Papyri  gefunden,  und  die  Ausgrabungen  bis  1761  unter  reicher  Ausbeute 
an  Statuen,  Gemälden  etc.  fortgesetzt  Auch  am  Vico  di  Mare  in  der 
Masseria  del  Bisogno  ist  bis  1761  gearbeitet  worden.  Die  Ausgrabungen 
am  Epitatfio  sind  bald  wieder  aufgegeben  worden  (1756),  daneben  wird  im 
Giardino  Savarese  gegraben  (1754  und  wieder  1761),  und  im  August  1755 
eine  Ausgrabung  vor  der  Scudcria  Reale  in  Portici  eröffnet,  die  auch  im 
folgenden  Jahre  mit  ziemlichem  Erfolg  weitergeführt  wird.  Dann  wenden 
sich  die  Ausgrabungen  wieder  dem  Theftler  und  maar  n&cbsten  Umgebung 
zu  (1761),  noch  1766  wird  hier  gearbeiteti  and  sirar  hier  «Ueio  auf  dem 


1)  Oioraal«  dei  tetterati  dltalk  1711»  toL  p.aMk 
Qori  QymbobM  üttemiM  De«.  IL  wL  a.  p.  S. 


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HerculaDcum.  —  Topographie. 


227  • 


Gebiete  der  alten  Stadt.  So  endctcD  Hie  Ausgrabuii^'rii  da  wo  sie  bef^onncn 
hatten.  Du-  ncui^ntducktc  Pompei  bc^^innt  mehr  und  msjlir  alles  Interesse 
zu  AhhürltirLiii,  nud  die  Arbeiten  iii  lltic alaucum  schlafen  aiiüiaii(i  em,  um 
nie  Wiiider  nuL  rechtem  Va-u^i  aufgenommen  zu  werden. 

Voü  allen  in  den  Jahren  1738  — 1766  ausf^epfrabenen  üebaudcü  ist 
heut  nur  das  Theatci  noch  zugänglich.  Der  üruud  davon  liegt  zum  Tbeil 
in  der  Lage  der  allen  6tadl  imter  den  HäuBero  das  heutigen  Resina,  die 
eine  Aufdeckung  Herculaneum's  in  der  Art  wie  Pompei  wohl  für  immer 
unmöglich  macht  So  war  man  gezwungen  bei^woiksartig  vorzugehen,  um 
durch  schmale,  uuturirdiKcbe  Gänge  zu  den  verschütteten  Gebäuden  zu 
gelangen.  Dazu  kommt,  dass  die  Ascheuschicht,  die  Ikreuianeum  bedeckt, 
nicht  fest  genug  ist,  um  ohne  Stütze  die  Decke  der  Gänge  zu  bilden,  und 
so  die  Nachgrabungen  im  böchbteu  Grade  erschwert  und  gefährlich  macht. 
Dagegen  diÄ  ausscrh;dit  iles  heutigen  Resina  gelegenen  Stadttheüe,  im  Bosen 
di  S.  Agübüuo  uiid  der  Masseria  del  Biboguo  hätten  sehr  wohl  aufgedeckt 
bleiben  können,  hätte  man  im  vorigen  Jahrhundert  überhaupt  für  derartiges 
Sinn  gehabt.  So  aber  beschränkte  man  sich  darauf,  die  Häuser  ihres 
Schmuckes  au  Gemälden,  Statuen,  Mosaiken  und  Maimor  zu  berauben,  und 
die  kahlen  Wände  wieder  zuzuschütten,  ein  System,  nach  dun  man  ja  auch 
in  Pompei  bis  in  dieses  Jahrhundert  hinein  verfahren  ist 

Nach  mehr  iüs  fünfzigjähriger  Pause  wurden  die  Ausgrabungen  von 
Herculaneum  endlich  im  Jahre  1827  wieder  autgenommen.  Man  begann  auf 
der  Ostseite  de?  Vico  di  Mare,  wo  schon  im  vorigen  Jahrhundert  gegraben 
worden  war.  Aber  schon  nachdem  ein  Paar  Häuser  aufgedeckt  waren,  kam 
die  Ausgrabung  wieder  in's  Stocken,  und  wurde  1837  ganz  aufgegeben.  Die 
jetzige  Regierung  hat  endlich  auch  Herculaneum  wieder  einige  Mittel  zuge- 
wendet; 1869—1875  sind  mehrere  Privathäuser  und  ein  Theil  der  Thermen 
ausgegraben  worden,  aber  seitdem  haben  die  Arbeiten  wieder  angehört 
lomierhin  sind  diese  Scavi  nuovi  das  einzige  Mittol,  HUB  AOB  eigener 
Anschauung  über  die  PrivatarchitektuTt  aad  bis  zu  einem  gewissen  Grade, 
Ober  die  Limitation  von  Herculaneum  zu  unterrichten.  Eine  Fortsetzung 
der  Ausgrabungen  auf  der  anderen  Seite  der  Vico  di  Mare  gegen  die  Casa 
de'  Papiri  hin  wäre  im  höchsten  Grade  zu  wünsche  und  verhältnissmässig 
leicht  ausführbar;  einige  der  Fundamentalfragen  aus  dem  Gebiete  der  alt- 
italischea  St&dtekunde  liesBen  sich  so  der  Lösung  ein  gutes  St&ck  näher 
bfiogen. 

§  2.    Stadtteir am. 

Eine  Beschreibung  der  Lage  von  Herculaneum  ist  uns  aus  den  Histo- 
rien des  Cornelius  Sisenna  erhalten.  »Die  Stadt  liegt  auf  einem  Hügel, 
der  am  Ufer  deü  Meeres  zu  bctrichtlicher  Höhe  aufragt;  sie  ist  von  kleinem 

16« 


üigiiizea  by  LiüOgle 


'   22S  II«rcnkiMiim.  ^  Topognplile. 

Umfanp,  zwischen  zwoi  Flüsscheo  am  Fusse  des  V^esuv  gelegene').  Auch 
Strabon  nennt  Herculaneam  «eine  feste  Stadt  auf  einem  Vorgebirge  im 
Meer;  dem  Scirocco  sehr  ausgesetzt  um\  (la  iurcb  in  gesunder  Lage-i*);  und 
Diony^ios  luhuit  den  äichereu  und  gegeu  jeden  Sturm  geschützteo  Hafen 
der  Stadt*). 

Die  jetzige  Beschaffenheit  der  Gegeud  entspricht  freilich  diesen  Be- 
schreibungen sehr  wenig.  Denn  die  Lavaströme,  die  vom  Vesuv  h&tth- 
fliessend  Portici  und  Torre  del  Greco  verwüstet  haben,  musstra  nattUrlieh 
den  Vertiefungen  des  Bodens  folgen  und  so  die  FlussthiUer  auf  beiden 
Seiten  der  Stadt  ausfüllen.  Wo  einst  sich  das  Meer  einbuchtete,  werden 
wir  daher  jetzt  eher  Vorspränge  der  Küste  zu  finden  erwarteD. 

Za  diesen  Veränderungen  hat  der  Ansbrndi  m  79  das  weoigate  bd- 
getragen.  Deun  damala  irarde  HerenlaaeBm  aa  irenig  wie  Pompd  tob 
eineiD  Lamtrani  errdcfat,  soiideni  die  Venchattung  erfolgte  doreh  etnao 
Bimastein-  and  Asdieimgea.  Im  Laufe  der  Zeit  ist  dann  diese  Ifasae  an 
einen  tolartigen  Gestein  erfaSrtet,  Pappamonte  oder  Terra  veeehla  gODaniit; 
sie  bedeckt  in  gieidunässiger  HObe  den  Fuss  des  Vesav  voo  Pfetrabiaaea 
bis  Tone  Annunziata  bin.  Danof  lagern  sieb  dann  die  LarastrOme  der 
spOteien  Eruptionen^. 

Der  letzte  Aosbmch,  bei  dem  die  Gegend  von  Psrfid  von  der  Lava 
erreicht  wurde  nnd  zogleicb  der  einzige  von  den  wir  Qbeffaanpt  mterriehtcC 
8ind>  ist  der  von  168L  Ton  dieser  Eruption  stanmt  der  Strom  aebwarstt 
Lava,  der  sieh  beim  GranateDo  io*s  Meer  atttrst,  nnd  noch  jetst  bei  den 
Umwobnem  Terra  dl  faoco  heiast.  Von  den  iMberen  Lavastrihnen  kdnnea 
wir  im  einzefaien  nicht  mehr  bestimmen,  m  welcher  EmpÜon  sie  gfMnn; 
flir  nnseren  Zwedt  genügt  es,  zn  wissen,  dass  alles,  was  nof  dam  FappS'- 
monte  liegt,  jünger  sein  mnss  sla  die  Eataatrophe  von  79. 

Danach  ist  es  meht  schwer,  ans  ein  Bild  an  madien  von  der  Bo- 
sehalüBnheit  der  Gegend  im  Alterthnn.  Die  Terra  veoebla,  die  das  heutige 
Besioa  trigt,  nnd  unter  der  die  Bnhien  diSr  alten  Stadt  am«egraben  wtt^ 
den,  deckt  die  dxpa  immfuhni  dQ  x^v  Mona»  Stiabon*^,  den  ImiiimIim  ni 
emcti»  löo0  propter  mare  8iaeBoa*s;  und  wie  steil  die  Senkung  des  Terransi 
nach  dem  Meere  hin  war,  zeigt  die  einsige  StiBSse  Hereidattentfti,  die 
beute  Olfen  liegt    Die  ßtmaa  mit  ihren  Tbileni  entqinchen  den  Lavn» 

*)  Sisenua  Buch  4  fr.  53  Feters:  qaod  oppidum  tumulo  in  exceiso  loco  propter 
mare,  pArvis  moenibus,  inter  duM  flnvÜM  iafir^  YesaTimn  coUocatum.  Jdem  eodem:  tmu- 
graimt  inviiB,  411M  atenadiuii  BMcalaiunun  ad  man  pcrtiaat  Er  ipfieht  v«n  dar  Ba- 

lagerong  durch  T.  Bidias. 

*)  Strab,  p.  ä46  exstr.  ixö/uvov  Sk  fpo6pi6v  itrrti'ffpdxJlttov  ixxetftitn)v  e/c  tJi» 

*}  Bionya.  BaL  L  86.  ....  hßhme  i»  iwrl         fitß^imit  l^iputa.  • 

^  Biiaert  iaagog.  p.  17 


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BMliiiMm.  -  TopofnpUi.  329 

strömen  rechts  und  liük^;  an  ihrer  Münduiig,  beim  Granatello  and  an  der 
Marinella  di  Kesina  buchtete  sich  das  Meer  ein,  und  bildete  die  H&fen>  wo 
die  Flotte  des  Hercules  geankert  haben  sollte. 

Die  beiden  FIQsschen  sind  übrigens  nicht  spurlos  verschwunden.  Von 
der  westUcben  ßuvia  rührt  vielleicht  die  Quelle  am  Strande  des  Granatello; 
und  ihr  ist  es  auch  zuzuschreiben,  wenn  jedes  Früfcjalir  bei  S.  Maria  in 
Pagliano  eine  solche  Menge  Wasser  aus  der  Ei  de  quillt,  dass  alle  Brunnen 
sich  fQllcD  mid  die  Keller  überschwemmt  werden.  Den  östlichen  Fluss 
sucht  man  Rcwühnlich  bei  Sora,  jenseits  Torre  del  Greco;  hier  lag  ein  altes 
Kloster,  was  m  einer  Urkuiidc  aus  Kuiiitantin  Porphyrogenitus'  Ziit  a.nsj;(jh- 
lich  MonasteriuiH  positum  in  loco^  nominatur  ad  rümm  de  i>ola  geuaiiüt 
wird.   (DisserL  isag.  p.  24 1.) 

§3.  LimiUtiOD. 

Auf  die  Stadtmauer  von  Üerculüiicum  sind  die  Aus<?rabungen  bisher 
nirgends  gestossen.  "Wir  haben  also  zur  Beslimraun;.^  des  ümfanges  der 
Stadt  zunächst  nichts  anderes  ah  die  Notiz  des  Siseuna.,  der  Herculaneum 
eine  Stadt  parvi«  moenibus  dcddI,  womit  Strabon's  Ausdruck:  rw  '/Ipdxhtov 
ypouptov  auf's  beste  im  Einklang  stebL  Sehr  ausgedehnt  ist  also  Hercu- 
laneum in  keinem  Falle  gewesen. 

Wir  können  nun  glücklicherweise  eine  Reihe  von  Punkten  fixiren, 
die  ganz  sicher  ausserhalb  der  eigentlichen  Stadt  gelegen  haben.  Zunächst 
eine  Reihe  von  Gilbini,  die  im  Osten  der  Stadt  an  der  Strasse  von  Resina 
nach  Tom  dd  Qnm  entdedrt  «iad.  Dann  vahrscheinlich  der  sogenannte 
Tempio  (Peristyl  eines  LandlisiiBes),  den  die  Karte  der  Diawitatio  isagogica 
etwas  sUdficii  von  ds  zeichnet,  und  der  das  Stiwaensyetnm  der  Stadt  unter- 
bredMO  wttrde.  Weiter  die  Caea  de^  Pa^  Im  Westen,  die  gsas  Tendiie- 
den  von  dem  Best  der  Stadt  orientiit  ist  Dan  kommt  dann  eodlidi  ooeh 
das  grosse  mefarstOelcige  Hans  am  Ende  der  Seavi  nnovi,  da  wo  der  alte 
Boden  beginnt)  sieh  gegen  daa  Heer  alinisenken«  Die  genaue  Analogie  der 
Hftnser  am  Westrande  FempeTs  llsst  nflmlidi  keinen  Zweifel,  dass  aneh 
In  Hsrenhneom  diese  terrasseniOrmig  angelegten  GeUnde  die  Stelle  der 
allen  Stadtmauer  einnelunen.  Die  Stadt  war  also  wenigstens  nach  der 
Seeseite  hin  aar  Zeit  der  Versehflttnng  eine  oiQnie;  und  vlellekhC  ist  anch 
auf  den  enden  Stiten  die  Maner  schon  firih  beseitigt  worden. 

Um  se  besser  onterriditet  smd  wir  Uber  den  Lavf  der  Strassen  der 
Stadt  Der  Plan  in  der  Dissertatio  isagogica  zeigt  uns,  dass  sie  grsdünig 
liefen  und  unter  rechten  Winkeln  skh  scfanitteni  wir  haben  zwei  Qnerstrassen 
VCD  Novd^West  nach  SOd-OsI^  und  Anf  Idagsstiassen  von  Nord- Ost  nach 
Sod-Weot  Die  Begehnfissii^t  der  Anlage  ist  also  Uer  viel  strenger  duck- 


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280 


HereobiievBk  —  TopogiipUe. 


gefiiTirt  als  z.  B.  »n  Pompei;  und  also  wird  Ilcrc  iiUneum  auch  jQnger  sein. 
Ein  lUick  auf  den  Plan  des  alten  Neapolis  zeigt  uns  das  Muster,  wan  heim 
liau  von  HerfulaiH'uin  befolg  worden  ist;  woraus  sich  crdobt.  dass  die 
Oründun?!:  von  Herculaneum  keinesfalls  über  das  sechste  .lahriiundert  vor 
unserer  Zeitreclinun!?  hinaufj?erückt  werden  darf.  Die  Analogie  von  Nea- 
polis zeigt  ferner,  welche  Strassen  wir  als  Deciiniani  betrachten  müssen 
und  welche  als  Kardines,  was  bei  der  Orientiruns  der  Strassen  von  Nord- 
West  nach  Süd-Ost,  und  von  Nord-Ost  nach  Süd- West  nicht  so  ohne  wei- 
teres zu  entscheiden  wäre.  Die  Decnmani  laufen  hier  wie  in  Neapolis 
parallel  mit  der  Küste.  Die  Segmente  der  Stadt  kehren  also  dem  Decn- 
manus  ihre  Schmalseite  zu  und  sind  daher  wie  in  Neapel  als  strigae  zu 
fassen.  Die  Zweckmässigkeit  dieser  Anlage  ist  schon  oben  erörtert  worden. 

Da  der  nördliche  Theil  der  Stadt  noch  unerforscht  ist,  so  lässt  sich 
nicht  bestimmen,  ob  ausser  den  beiden  bekannten  Dcrumaui  etwa  noch  ein 
dritter  voilutudtu  war.  Die  Analogie  mit  Neapolis  würde  dann  noch  be- 
zeichnender werden.  Ebenso  künute  uihpiuügliLh  im  Westen  noch  ein 
sechster  Kardo  vorhanden  gewesen  sein,  dessen  Lauf  indess  schon  im  Alter- 
thum durch  das  Theater  und  den  da  vorliegen  den  Tempel  unkenntlich  wurde. 
Je  nachdem  wir  die  eine  oder  andere  dieser  Annahmen  zulassen,  werden 
natürlich  die  Dimensionen  der  Stadt  verschieden  bestimmt  werden  müssen. 
Bei  der  Annahme  von  drei  Decnmani  erhalten  wir  für  die  Kardines  eine 
Länge  von  etwa  370  m,  also  etwa  900  osldscbe  Ellen  (13500>  hei  nur  zwei 
Decnmani  wtirde  sich  diese  Distanz  um  ein  Viertel  vennindem.  Die  Breite 
der  Stadt  (Länge  der  DeevmanO  iat  dagegen  fest  bflstimint  dnfcb  eine  Linie 
vom  Tbeatar  xa  einen  der  »Tempelc  im  Osten;  sie  beträgt  etm  880  m  s 
1900'  oekiscb  (800  Ellen).  Beide  Müsse  sind  demnach  bedeutend  kleiner 
als  die  entsprechenden  Hanne  in  Pompei  (4000  and  2700'  eskisch). 

Die  Hanptstrasse  der  Stadt  ist  der  Deenmanns  mazimus,  der  nördliche 
der  beiden  bis  jetzt  bekannten,  attdlieb  vom  Theater  beghmend.  Eine  Sftoleo* 
halle  faaste  ihn  auf  jeder  Seite  ein;  etwa  in  der  Mitte  des  Lanüss  der 
Strasse  traf  man  auf  die  Basiliea  and  gegenüber  anf  die  sogenannten  Corien. 
Gewöhnlich  wird  diese  Strasse  als  Foram  besdchnet,  und  in  der  Tbat 
mochte  sie  fOr  die  Hercohmenser  die  Stelle  des  Fomm  ?ertraten;  jedenihlls 
ist  ein  eigentlicher  Marktplatz  bisher  in  Herenlaneam  nicht  entdeckt  worden. 

Leider  fehlt  eine  genaue  Messnng  der  Breite  des  Deenmanns  manmns; 
Cochin  und  Bellicard  beschr&nken  sich  auf  die  Angabe:  »doM  U  progri» 
de»  famlltf^  on  a  (nmv^,  h  ^puiq«»  dtttanee  du  thSdtre^  une  rme  ifmmron 
«m{  h  msB  Um«»  de  ^or^Mir,  hordie  du  dm»  e6ti§  par  de»  eUonnode»^ 
und  auch  ihrem  Plan  der  Basiliea  feUt  der  Maassstab.  Indess  wird  dieser 
Maassstab  unten  zu  1:1200  bestimmt  werden,  und  so  können  wir  durch 
Messung  auf  dem  Pbn  wenigstens  die  annihemde  Breite  des  Deeomanns 


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BcrcnlMiMui.  —  TopognpUe. 


331 


erbBltai.  Sie  beträgt  obne  die  Stttlenhallen  9,60  m,  die  afldliclie  Porttcns 
3,50  m,  die  ndrdfiche  4,90  m.  Wahndiemlieli  ist  die  Breite  dps  Fuhrdammes 
unpiUoglicli  $ni  86'  (9,90m),  die  der  ganseo  Straase  auf  60'  (16,S0m) 
oder  66'  (16»15in)  normirt  worden. 

Der  aOdliebe  DeeomaDas  and  die  f&nf  KardineB  erecheineii  auf  dem 
Plan  in  der  Dissertadone  iaagogica  als  Ton  gleicher  Breite  anter  dnander 
und  die  jetzt  anigedeclcteD  Theile  der  Stadt  beBtfttigen  diese  Angabe  yoU- 
atiadig.  Die  Ifaasse  sind  folgende: 


K  ardo. 

Am  nördlicheo  Eode  der  Scavi 
DUO  vi: 

Strasse  2,23  m 

östliches  Trottoir  .  .  .  1,40  7» 
westliches  Trottoir  .  .  .   1,32  m 

4,1)5  m 

KSrdlich  vom  Kreuznngspnnkt  mit 
dem  Deeomanus: 

Strasse  2,18  m 

östliches  Trottoir  .  .  .  1,21  m 
westliches  Ttottoir  .  .  *  1,40?» 

4,79  m 

Sfldlich  vom  Kreuanngspunkt: 

Strasse  2,40« 

östliches  Trottoir  .  .  .  1,68  m 
westUchea  Trottoir  .  .  .  I,2ftm 

5,83  m 


Südliches  Eode: 

Strasse  2,20  m 

östliches  Trottoir  .  .  .  1,55  m 
westliches  Trottoir  .  .  .   1,70  m 

5,45  m 

Decumanna. 

Oestlich  von  der  Kreuzung  mit 
dem  Kardo: 

Strasse  2,40 

nördliches  Trottoir  .  .  .  1,20  w 
südliches  Trottoir   .  .  .   1.  ';^ 

Oestliches  Ende: 

Strasse  2,40  m 

nördliches  Trottoir  •  .  .  1,12  m 
sQdliches  Trottoir  .  .  .  1,44  m 

4,96  m 


Wfe  man  sieht,  sind  sowohl  Kardo  als  Decumanus  auf  die  Breite  von 
12  nskischen  Ellen  (ISO  normirt,  =  4,95m,  und  es  sclieint,  das?  hei  der 
Termination  der  Strassen  die  Hälfte  dieser  Breite  für  den  Fahrdamm  be- 
stimmt wurde,  während  die  andere  för  die  Trottoirs  rcservirt  hlieb.  Im 
Laufe  der  Zeit  hat  sich  das  Verh  ilfni«!''  allerdings  erheblich  modificirt,  und 
die  effective  Breite  der  Fahrstrasse  kommt  jetzt  acht  römisc.hpn  Fuss  (2,35tii) 
nilher  als  neun  oskischeo.  Ebenso  ist  das  südliche  Stück  des  Kardo  ofiea- 
bar  nach  römisclu  ni  Maasse  norinirt  (18'  =  5,30  m). 

In  oskischer  Zeit  lief  hier  die  Stadtmauer  und  dabiüter  das  Ponie- 
riuni;  und  erst  nach  der  I  .ntfcstiijunf:  der  Stadt,  rIso  nach  dem  Socialkriege, 
ist  dieser  Theil  von  Hcreulaneun)  mit  Häusern  bebaut  worden. 

Das  junpe  Alter  der  Stadt  findet  seinen  Ausdruck  aucli  in  der  Con- 
struction  ihrer  Häuser,  soweit  die  jetzt  offenliegenden  Theile  ein  Urtheil 
gestatten.  Der  massive  Quaderbau,  von  dem  Pompe!  so  manches  schöne 


üigiiizea  by  LiüOgle 


332  HemiiaDeom.  -  Xopogx«pIüe. 

Beispiel  aufzuwcisea  hat,  fehlt  hier  gänzlich.  Von  den  Thürpfosten  üiis 
Tufquadern,  denen  so  viele  Strassen  I'ompei's  ihre  alterthüinliche  Thysiog- 
oomie  verdanken,  finden  sich  in  Herculaneum  kaum  zwei  Beispiele:  Im 
Kardo,  gegenüber  den  Thermen,  und  dem  vorderen  Peristyl  der  Gasa  dell' 
Argo.  Netzwerk  ans  gelbem  oder  grauem  Tuf  ist  in  der  Constniction  durch- 
aus TOiherrschend,  manchmal  mit  Lagen  aus  viereckig  behauenen  Tafsteinen 
(Tnfeiegeln)  weduelnd,  selten  mit  Ziegeln;  wo  das  Erdbeben  die  Wände 
bescUldigt  hatte,  ist  das  opus  x^cnlatam  mit  Qnaswerk  oder  Tulsiegebi 
restanrirt  Behier  BadstaiDbaa  findet  sidi'  bot  an  einzelnen  Stellen. 

« 

$4.  Theater. 

Yennti  p.  57— 99. 

Cochin  et  Bellicard  p.  9— 15  mit  Tläoea. 

PIranesi  Teatoo  di  Ereolttiio  eon  died  tavote.  Borna  1988^ 

lorio  Eroolano  p.  30-^,  tav.  4  und  6. 

Maiois  Pomp«i  pL  S6^l,  p.  71—7«  (Flau,  Anfrisa,  BMtannition). 

Von  allen  (MÜHntliduB  Gebinden  Heradanenm's  tat  das  Thealer  das 
eiuslge,  was  noch  jetst  vollatAndig  zoglngUdi  ist  iMidl  oflfen  zu  Tage 
liegt  anch  dieses  nicht;  die  Hünser  ton  Besinn  stehen  auf  der  volcanischen 
Decke,  die  das  Theater  verschflttet  hat,  and  mitten  dazflber  Unit  die  Strasse 
von  Neapel  nach  Castellamare.  Der  BodeQ  der  Orcbestra  liegt  24  m  anter 
dem  heatigen;  and  nur  aof  dmUen,  In  den  Ttf  gehauenen  Gingen  bei 
Eenenlicht  kOnnen  die  Boinen  des  Theaters  besucht  werden. 

Das'  Theater  liegt  auf  der  Nordseite  der  Stadt,  nicht  weit  Ton  dem 
Anfange  des  Decamanus  maxfanus.  Die  Gavea  ist  nach  Norden  geOffinet; 
wahmfhdnlicfa  lehnte  sie  sich  an  den  Abhang  des  Hügels»  der  hier  tu  ebem 
klonen  Thale  atafiet,  was  die  Stadt  im  Nordwesten  begrenste.  Das  ist  woU 
der  Grund,  warum  der  Durchmesser  des  üieaters  dem  Kardo  nicht  pareüel 
ist,  nod  80  die  RegelmMgfcdt  der  Stadtanlage  durch  das  Theater  ge* 
stOrt  wird. 

Neunzehn  Sitndhen  in  sechs  Cund  bilden  die  Gavea.  Oben  hemm 
lauft  ein  gewdlbter  Gang,  und  darflher  nodt  drd  wdtere  Sitireihen,  die 
▼OH  dner  marmornen  Porticos  llbenagt  worden.  In  der  Mitte  der  Porti- 
cas,  der  Scene  gegenflber,  hefiuid  dch  ein  Iddner  Tempd,  dem  nodi 
die  Basen  und  Säoienstflmpfe,  mit  Stuck  verkleidet,  au  sehen  dnd.  Bedits 
und  Unln  vom  Tempd  je  dne  Baee  —  swd  andere  anf  gleidier  H8he  an 
den  bdden  Enden  des  Halbkrdses.  Man  nbnmt  an,  dass  hier  die  Bronce- 
pferde  standen,  von  denen  das  ehidge  erhaltene  jetzt  im  Huseo  Nasionale 
zu  sdten  ist 

Das  Proeeeoium  schmflckten  zwOlf  korinthische  Slulen,  dazwischen 
Nischen  und  die  gewOhnUchen  drd  Eingänge.  An  den  Seiten  zwd  Piedestale 


Digitizod  by  C<.jv.' .ic 


Hf«enin«iiiii.  —  TopogntpUe.  388 

mit  Inschriften  zu  Ehren  des  Consuls  Appius  Claudias  Piilcher  (N.  276) 
and  des  Proconsuls  M.  Nonius  Baibus  (N.  282),  die  zugehörigen  Statuen 
wurden  nicht  vorgefunden.  Aussen  um  das  BflhneDgcbäude  läuft  eine  Por* 
ticiis  von  achttindswaiizig  dorischen  Säulen,  mit  Stuck  verkleidet 

Die  in  mehreren  Exemplaren  gefundene  Bau -Inschrift  besagt,  dass 
Lucios  AomoB  Mamwianm  Bsfiis  snf  eigene  Kosten  das  Theater  errichtete: 

m]  L '  ANNIV8  •  LrUMMMUNVS-  RVFVS  *  II .  VII-QVlflQ.'niEATR0IICH*8>P 

NVMSnrSP-F-AR  

L  9.  MIO.  UtL 

Die  Inschrift  gehört  in  das  erste  Jahrhundert  der  Kaiserzeit,  gerade  wie  die 
Bau -Inschrift  des  Theaters  von  Pompei;  doch  wie  in  Pompei  das  Fheater 
schon  lange  vor  dieser  Zeit  bestanden  hat,  und  damals  nur  im  modernen 
Geschmack  restaurirt  wurde,  so  wird  es  auch  in  Herculaneum  der  Fall  ge- 
wesen sein.  Indess  was  noch  von  der  Construction  sichtbar  ist,  gehört  in 
das  Jahrhundert  August's  und  zum  Theil  selbst  in  die  Zeit  nach  dem  Erd- 
beben. Die  Wände  sind  grösstentheils  aus  opus  reticulatum  und  mit  Mar- 
morplatten verkleidet,  die  freilich  jetzt  zum  grossen  Theil  verschwunden 
sind;  To^latten  bilden  die  Sitze,  die  Soene  ist  Backsteinbeiii  auf  Funda- 
menten mik  üetiwerk  ond  Tuinegelik 

§  5.  Decumanus  Maximus. 

Unmittelbar  sftdlicfa  vm  Theater  trafen  die  Auegrahnngen  auf  ein  too 
8ia]enhanen  amgebenes  Oebiude.  was  wohl  mit  Becfat  ab  Tempel  beseich* 
Dst  wird ;  nShere  NotiM  darüber  fdden.  Von  hier  beginnt  die  Haupt- 
stnune  der  Stadt,  mit  doppelter  Sftulenreihe  eingeiMt,  die  gewOhnBch  ab 
Porom  gflt  ond  die  irir  oben  als  Decomanns  maiimos  beseichnet  haben. 
Links  (nordOetlich)  von  der  Strasse,  genau  in  der  Mitte  ihres  Laofin,  erhob 
sieh  eines  der  banptsflchliehsten  Gebinde  von  Hercolanenm,  die  Basilica. 

Die  Aosgnbong  der  Basflica  begann  am  4.  Hai  1738  ond  worde  in 
den  folgenden  Jahren'  zn  Ende  geführt  Die  Tsgebacher  beseichnen  sie  als 
tmeva»  grttta»^  vieho  al  Vieo  dtMuitBO  iuua»  de  dirtaneia  dal  7!l«a(ro, 
and  soviel,  156m,  beträgt  genau  die  Entfiemung  vom  Theater  zom  Ein- 
gang der  Basilica.  Unsere  HauptqueUe  snr  Kenntniss  der  Archtteictur  des 
Gebtttdes  bildet  der  Han  bei  Goddn  et  Bellicard  pl.  5,  wiederholt  tod 
.    lofio  tav.  UL 

Die  Anlage  bietet  die  grösste  Analogie  mit  der  Basilica  in  Pompei. 
Eine  Doppelreihe  von  je  sechs  Pfeilern  trägt  die  Vorhalle,  die  bis  zur  Mitte 
ihrer  Breite  in  den  Decumanus  hinein  vorspringt.  Das  Innere  bildet  einen 
offenen,  rechteckigen  Hol,  mit  der  Schmalseite  der  Strasse  zugekehrt,  auf 


üigiiizca  by  vJbOgle 


• 


334  HtfcalMiaiiid.  —  To|»ofi«pUe. 

den  drei  .'indem  Seiten  von  einer  Porticus  umgehen,  an  den  Wänden  ent- 
sprechend Halbsäulen.  An  der  RQckwand  das  Tribunal  und  dahinter  drei 
Nischen  mit  Gemälden  und  Statoen;  Statuen  schmdckteD  anch  die  Wände 
zwischen  den  Halbsäulen. 

Die  Ban-Ioschrift  ist  erhalten  (im  Museum  in  Neapel  1180.  X*  K.  2410): 

905]  M  .  N0N1V8    M  >  F    BALBV8  •  PROCOS 

BA8IIJ0AM  •  PORTAS  •  MVRVM  •  PECVNIA*  8VA 

Sie  bo;;ioht  sich  auf  die  Rostauration  des  Gebäudes  nach  dem  Erdbeben 
vom  5.  Febrnar  63.  Die  Statnen  des  Erbauers,  seiner  Gemahlin  Volasennia 
Tertia,  seiner  Eltern  M.  Nonius  und  Viciria  Archias  sind  hier  gefunden. 
Femer  ein  Stindbild ,  das  M.  Nnnins  im  Jahre  72  dem  Vehpasian  errich- 
tete, und  mehrere  andere  Statuen  von  Mitgliedern  des  kaiserlichen  Hauses 
(Augustus,  Claudius  etc.).  Vor  allem  aber  die  beiden  berfihmtcn  Reiter^ 
Statuen  des  M.  Nonius  Baibus,  auf  Piedest&len  zu  beiden  Seiten  des  inneren 
Hofes,  nicht  weit  vom  Eingange,  jetzt  wie  alle  übrigen  Funde  im  Museo 
Nazionale. 

Da  dem  Plan  bei  Cochin  und  Bellicard  kein  Massstab  beigegeben  ist, 
so  sind  wir  zur  Bestimmung  der  Dimensionen  der  ßasilica  zunächst  auf 
den  Plan  der  Akademiker  in  der  Dissertatio  Isagogica  angewiesen.  Eine 
Mei^sung  kann  hier  natürlich  w^en  des  kleinen  Ma<;sstab8  nur  ein  höchst 
ungenaues  Resultat  geben.  Wir  erhalten  so  als  ungefähre  Länge  300  30, 
als  ungefähre  Breite  160  />,  also  79  m  und  42  m.  Wenden  wir  diese  Masse 
auf  den  Plan  bei  Cochin  und  Bellicard  au  (der  nach  pariser  Fuss  und  Toisen 
aufgenommen  ist,  cf.  p.  15),  so  erhalten  wir  1  ;  1200  als  Massstab.  Be- 
stätigt wird  dieses  Resultat  durch  die  Breite  des  Kardo,  der  vor  der  Ba- 
silica  mündete  und  dessen  Fortsetzung  etwas  weiter  unten  durch  die  Scavi 
nuovi  aufgedeckt  ist.  Nach  dem  Plan  würde  diese  Breite  4,80  m  betragen, 
was  also  nur  ganz  unbedeutend  von  der  wirklichen  Breite  von  4,95  m  (18' 
oskisch)  abweicht  Die  genauen  Dimensionen  der  Basilica  kdnucn  demnach 
jetzt  sicher  bestimmt  werden;  sie  betragen  76,8  m  und  46,8  m  mit  Ein- 
schlasB  der  Aussenwftnde.  Beide  Masse  und  besonders  das  letztere  grosser 
als  die  entsprechenden  der  Baailiea  in  Ponpei.  Wie  diese,  reicht  auch 
uoser  Gebäude  snrflek  in  die  Zeit  der  Aatonomie  vor  dem  Soeialkrieg,  wie  die 
Maase  unwiderleglich  dartbvn,  die  alle  auf  den  oekischen  Fnse  normirt  Bind: 


Länge  des  ganzen  Gebäudes 

.  76,8 

7/1  = 

280' 

Breite         »  » 

.  46,8 

7«  = 

170' 

Tiefe  der  Vorhalle  

.  8,4 

m  = 

80' 

Breite  der  inneren  Vorhalle  .  . 

.  5,4 

m  = 

20' 

Länge  des  inneren  Hofes     .  . 

.  55 

m  = 

200' 

Breite       - »  • 

.  27,5 

m  — 

100' 

.  kj,      l  y  Google 


HAfCnbuMiii.  ~  TupogiApiiiAi 


385 


0( 'j'  iiMlH'r  (lern  Fin*:anf^o  zur  Hiipilira  mündet  in  den  [>crinniit)us  n'jvi 
mus  der  dritte  Kardo,  dessen  Fortsetzung  jenseits  des  Deciim.'inu'?  durch 
die  Ra'^iliea  verbaut  ist.  Mnn  hat  also  auch  in  Herculaiieum  schon  früh 
angefangen,  das  «rsprün^liche  Schema  de*^  Stadtplans  zu  modificiren.  Zu 
beiden  Seiten  des  Karin  mit  der  Front  dem  l^ecumanus  ziiu^nkehrt,  und 
also  der  Basiliea  gegenüber,  treffen  wir  auf  zwei  kleinere  ctTi  rtliche  Ge- 
bäude. Ihr  Plan  zeigt  Crosse  Aehnlichkeit  mit  den  soL'enaiuiten  Curieu 
oder  Tribunalieii  am  Südende  des  Forum  in  Pompei.  in  unnnttelharer  Näh(5 
der  Ba<!ilicn.  und  so  werden  auch  unsere  Gebäude  wohl  deoselbeo  Zwecken 
wie  jeoc  gedient  haben. 

Die  Gebäude  bilden  je  ein  Rrchteck,  die  schunile  Seite  dem  Dccn- 
inanus  zugekt  In  t.  Breite  Thüren  führten  auf  die  Strasse,  im  Hintergrunde 
ein  erhöhtes  Podium,  in  dem  grösseren  der  beiden  Gcbände  eine  Nische. 
Die  Decke  war  gewölbt,  Säuh;n  und  Wandgemälde  schmückteu  das  Innere. 
Das  Gebäude  wcRtlicb  vom  Kardo  hat  15,6  m  Breite  bei  21,6  m  Länge,  das 
andere  22.2  m  auf  30,8  m. 

RingsuDilu-r  winden  Privathäuner  ausgegraben,  von  deren  Anlage  oichts 
Näheres  flberliefert  iäL 

§  6.  Scavi  DDovi 

Tu  der  Masseria  del  Biaogno,  öftlicli  vom  Vico  di  Marc,  ist  schon  im 
vorigen  Jahrhundert  (1753 — 1762  und  vnrher)  gegraben  worden,  die  auf- 
gedeckten Gebäude  xvurden  aber  nach  damaliger  Unsitte  sogleich  wieder  zu- 
geworfen. So  mtisste  dieser  Theil  der  Stadt  zum  zweiten  Mal  aupgegraben 
werden,  als  in  unserem  Jahrhundert  die  Arbeiten  in  Herculaneum  wieder 
aufgenommen  wurden.  Die  archäologischen  Ergebnisse  konnten  dalier  nur 
gering  sein,  und  es  ist  begreiflich,  dass  mau  die  Ausgrabuugen  bald  wieder 
hegen  Hess. 

Der  ausgegrahent!  Stadttheil  umfasst  Theile  von  vier  Insulae,  die  durch 
den  südlichen  Decumanus  und  den  dritten  Kardo  getrennt  werden,  den- 
selben, der  gegenüber  der  Basiliea  mündet.  Drei  dieser  Insulae  sind  von 
Privathäusem  eingenommen,  die  vierte,  im  Nordosten,  durch  ein  öffcntr 
liches  Gebäude,  die  Thermen. 

Die  Thermen  sind  nur  vm  kleinsteo  Theil  ausgegraben  (1874 — 75). 
Am  DecomaiiQS  treffen  wir  zanftcbst  auf  einen  schnuüeo,  rechteckigen  Hof, 
mit  Wiadea  tod  Netswerk,  ohne  jeden  Sdimiidr,  etobmr  snr  Zeit  der 
Verschttttnog  id  RestannitioD  begrifien.  Eine  Menge  ThierlmocheD,  die  hier 
gefunden  worden,  haben  'dietem  Banm  den  Namen  Hacdto  verschafft  Daran 
scfafiesat  sich  nOrdlich  die  Palaestra,  ein  offiBDer  Hof  mit  Portiken  umgeben, 
die  Sinlen  von  Ziegeln  and  mit  Stade  verkleidet 


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336 


An  der  Nordsoite  diosoH  Üfifc^  licjen  die  Badei  äiimc,  zuerst  zwei  ge- 
Nvolbte  Säle  von  5,95  vi  (20'  römisch)  BrtitL,  mit  der  Srbmalseitc  der  I'a- 
iaestra  zugekehrt,  zuni  grosseren  Theil  nooh  verschüttet;  dor  doppelte  Boden 
kennzeichnet  den  ersten  li:uim  als  Calidärium,  während  Ni'^diin  zum  Ab- 
lepen  der  Kleider  im  zwcit(  n  Üinini  ein  Apndyterium  erkennen  lassen.  Stuck- 
ornamente  schmücken  die  Wulbung  der  Decke,  weisses  Mosaik  bildet  den 
Fussboden.  Oestlich  neben  diesen  beiden  RäuniL  U  sieht  m;in  den  Rundbau  des 
Frigidariuin,  doch  ist  dut  Innere  noch  nicht  aufgedeckt.  Kein  Zweifel,  dass 
die  Thermen  sich  noch  ein  bedeutendes  Stück  längs  des  Kardo  gegen  die 
Basilica  hinziehen,  und  vielleicht  die  Gruppe  der  öffentlichen  Gebäude  er- 
reichen, die  dieser  gecrenüberliegen. 

Von  der  lusuia  im  Nordwesten  der  Scavi  nuovi  sind  nur  wenige 
Häuser  aufgedeckt  (1873).  Wir  treffen  zunächst  (im  Norden  anfangend) 
auf  zwei  Treppen  zu  den  oberen  Stockwei  ken,  dann  ein  Laden  mit  Tisch 
von  farbigem  Marmor  und  Brunnen;  vor  der  Thür  auf  dem  Trottoir  zwd 
gemauerte  Pfeiler.  Dann  ein  Haus  mit  Peristyl  von  zwölf  canellirten  Tuf- 
säuien,  die  später  Stucküberzüge  bekommen  haben,  in  der  Mitte  ein  kreuz- 
förmiges Impluvium;  die  übrigen  Zimmer  bieten  nichts  ßemerkeuswerthes, 
der  hintere  Theil  des  Haukes  ist  noch  nicht  ausgegraben.  Das  nun  folgende 
Eckhaub  hat  seinen  Haopteingang  nadi  di  ni  Decumanus  hin;  voraKardu  aus 
tritt  man  zunächst  in  einen  Laden  und  aus  diesem  in  das  skuletilose  Atrium. 

Die  b  üd  w est- i Iii  ula  ist  die  bei  weitem  intcrcssautcbte  der  neuen 
Ausgrabungen.  An  der  Kcke  ein  Laden  miL  Marmortisch  und  darin  ein- 
gelassenen Gefössen  für  Flüssigkeiten,  im  Winkel  ein  Heerd.  Mehrere  kleine 
Zimmer  schliesseu  sich  an.  Das  fol^eude  Haus  hat  einen  Thorweg  mit 
Portierloge,  dahinter  ein"  verschüttetes  Peristyl  von  Ziegels&ulen.  Dann  ein 
flnnlidiee  Haus  von  nur  vier  kleinen  Zunmern.  Das  Haus  zur  Seite  mr 
offenbar  einst  sehr  reich  und  elegant,  ist  aber  total  geplflndeit  Der  Ein- 
gang war  nach  dem  zweiten  Kardo,  von  unserer  Strasse  tiiti  man  durch 
die  Hinterpforte  direct  in  das  umfangreiche,  halbveredriUtete  PerietyL  Sonst 
liegt  nieliti  mehr  zu  Tage. 

Daran  echUeaBt  eich  das  besterfaaltene  und  grSnte  der  bis  jetzt  an»* 
gegrabenen  Privatiiinser,  die  Casa  dell*  Argo.  Aodi  dies  «endet  dieser 
Strasse  die  Hinterseite  zu;  vor  der  Tliflr  stehen  ?ier  PfioOer  nnd  auf  jeder 
Seite  eine  Bank.  Man  tritt  in  em  gerftnmiges  Zimmer  nnd  ans  diesem  so- 
gleich in  den  Xjrstos.  Ein  S&nlengang  umgiebt  ihn  auf  drei  Snten,  je  zehn 
auf  den  Laagseiten,  anf  der  Scfamalsdte  acht;  die  nrsprttnglich  csneiUrtett 
TUbänlen  sind  dorefa  eine  Btnekhaile  zn  nnfiirmUcher  Breite  angewaehssa. 
Eine  Beihe  SAIe  mit  Fresicen  (»flhen  sich  nach  dem  Garten;  nach  Osten  ge- 
langt man  in  ein  zweites  Perislyl  mit  stncidrten  Ziegdsiolen,  sam  Theil 
unter  dem  Vico  «U  Uare  verboigen.  Hier  steht  man  in  den  Pappameiits 


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Uflicukaeam.  —  Topographie. 


287 


getrieben  die  Gänge  aus  Carl  III.  Zeit.  —  Das  obere  Geschoss  wurde  auf- 
gedeckt, ist  Aber  zerstört  worden;  es  enthielt  einundzwanzig  kleine  Zimmer 
nnd  eise  Terrasse. 

Das  lotste  Hans  der  Insula  nach  dem  Meere  hin  steht  an  Stelle  der 
alten  Stadtmatier,  da  wo  der  HOgel  beginnt  sieb  in  steilem  Abbange  zu 
senken.  GefwOlbte  Sabstracttonen  wa  gewaltiger  Dicke  steigen  in  mehreren 
Stockwerken  empor  and  gleichen  die  Niveav-Untascbiede  aus.  Eine  Por- 
ticos  steht  auf  dem  Trottoir  tot  dem  Eingang;  die  Thflr  flihet  flieh  oo- 
mittelbar  in  ein  Atrium,  mit  ImpluTinm  in  der  Mitte,  links  davon  ebe 
Reibe  von  Wirthsehaflnriamen*  Oradeaus  das  Tnblinum  ohne  jeden  Schmuck; 
dahinter  ein  Oecns  mit  Fresken.  Weiter  eine  Ansahl  Smmer  ndt  Wand- 
genriUden  nnd  Mosajkbikleni  lum  Theil  Terschttttet  unter  dem  Yico  di  Mare, 
und  in  Verbindung  mit  der  Gasa  den*  Aigo.  Eine  offene  Tenrasae  Haft 
auf  den  Substmctloiion  nach  der  Seesdte. 

Was  von  der  vierten  Insula,  Im  Sfldosten  der  Scavi,  aufgededct 
ist»  bietsi  nur  untergeordnetes  Interesse.  An  der  Edw  des  Kardo  und 
Decnmanus  auch  hier  ein  grosser  liSden  wm  Terknuf  von  Getranken.  Er 
steht  mit  dem  daUnterUegenden  Hause  in  Verbindung;  die  Decke  des  Atrium 
tragen  gemauerte  Pfriler,  darum  kleine  Zimmer  mit  unbedeutenden  Freflken, 
meist  noch  verschattet.  Daneben  am  Kardo  ein  aweiter  Laden,  dann  ehi 
grosseres  Haus.  Der  Thorweg  mit  der  Cella  des  PortifirB  links  führt  in 
das  Atrium  ohne  SAnIeD  und  Impiuvium,  dahinter  links  efai  Nymphaenm 
mit  Mosaiken  in  der  Rückwand  und  Marmorrinnen  für  das  Wasser  am 
Boden.  Dabei  einige  grOosen  SUe  mit  «Wandgemälden.  £s  folgt  am 
Kardo  eine  Herbeige  mit  StiUen»  dann  die  Grundmauern  eines  ausgedehn- 
ten PeristylSy  endlich  gegen  das  Meer  eine  Terrasse  auf  gewIMbten  Snb* 
stnictloneo. 

$7.  Vorstädte. 

P^ine  Reihe  prächtiger  Villen  erhob  sich  auf  den  Abhängen  der  Hügel 
in  der  Nähe  der  Stadt.  Als  Peristyle  von  Landhäusern  werden  wohl  die 
beiden  »Tempel«  zu  betrachten  sein,  die  die  Karte  dei  Akademiker  un- 
mittelbar im  Südosten  von  Herculaneuiii  zeichnet  Besonders  aber  gehören 
hierher  die  Ausgrabungen  im  Westen  der  SLadl,  am  Epitaffio  di  Portici, 
an  der  Cavallerizra  reale,  und  im  Bosco  S.  Ägostino  am  Vico  Cecere. 

Die  Casa  de'  Papui  oder  Casa  d'Aristide  zwischen  dem  Vico 
di  Cecere  und  Vico  di  Marc  ibt  bei  weitem  nicht  nur  die  reichste  und 
prächtigste  Villa  in  Herculaneum,  sondern  überhaupt,  soweit  die  Vesuv- 
städte bis  jetzt  aufigedeckt  sind.  Die  Oricntation  der  Häuser  lässt  keinen 
Zweifel,  dass  wir  uns  hier  ausserhalb  der  Stadt  befinden.  Ein  Periätyl 
bildete  den  Mittelpunkt  des  Complexes  der  Wohqgeb&ude;  daran  sddosa 
sich  nach  Westen  der  Xystos  von  etwa  4/OOp  LInge  und  I9f>p  Breite;  in 


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238 


HeranluMnn.  —  Topographie 


der  Mitte  ein  Baasin,  252  p  lang  und  27  p  breit,  daram  eine  HaDe  ?aD 
Ziegeb&ideo  mit  Stuek.  Da  von  der  ganzen  Anlage  nichts  mehr  offen  Hegt 
und  Weber^B  Plan  verschwanden  ist,  so  oiüasco  vir  auf  jede  weitere  Be- 
schreibung venichten. 

Die  Ansbente  an  Kunstwerken,  die  diese  Villa  geliefert  hat»  ist  bei- 
nahe fabelhaft  Fast  die  ganze  Sammlung  der  Broncestatuen  des  MoseoD 
von  Neapel  stammt  von  hier;  unter  andern  der  Merenr,  die  beiden  Ringer, 
der  trunkene  Silen,  die  schlafenden  Satyrn,  der  Flaton,  die  Henne  des 
Apollonios  und  fsst  alle  PortraitbQaten,  e.  E  die  als  Archytas,  Lupidu^s 
Demokiit,  Ptolemaeos  Apion  und  Berenike  bezeichneten.  Von  Marmor- 
werken  ist  der  sogenannte  Aeschines  hier  gefunden;  nach  ihm  heisst  die 
Villa  auch  Casa  d^Aristide.  Vor  ollem  aber  sind  hier  entdeckt  die  Papyrus 
roHeUf  denen  das  Haus  den  Namen  Casa  de'  Papiri  verdankt 

Andere  Villenresle  sah  man  im  siebzehnten  Jahrhundert  bei  Som. 
östlich  von  Torre  del  Greco,  7»  Miglio  vom  >!eer,  zwischen  S  Nicola  und 
der  Torre  Bassana.  Der  grösstc  Theil  der  Kuineii  war  verschüttet  utid 
mit  Vif^nen  beplianzl,  doch  sah.  man  noch  einige  Fre^^ken  nnd  Mosaikböden ; 
Marniorcapitäle  daher  in  der  ChiVsa  Parrochiale  (Balzano  Krcotano  p.  IG). 
Auch  um  l  üde  des  vorigen  Jahrhunderts  wurden  hier  Alterthümer  aus- 
gegraben (Frauchi  Territ  di  Nap.  p.  39). 

Römische  Ziegelgräber  aus  der  späteren  Kaiserzeit  haben  sich  häufig 
in  der  Gegend  von  Herculaneum  gefunden  (lorio  p.  42).  Von  Gräbern  aus 
älterer  Zeit  wissen  wir  bis  jetzt  nur  sehr  wenig.  Der  Plan  der  Dissertazione 
Isagogica  setzt  » i  n  U  i  z  i  d  i  S  e  [)  o  1  c  r  e  t  ü  «  in  den  Osten  der  Stadt.  Gori's 
Symbolae  sprechen  in  einem  Briete  voni  7.  April  1750  von  einem  eben  ent- 
deckten Cüliimbariuni  von  7  p  Länge  und  lireite.  Auf  den  Deckeln  der 
Urnen  mit  rother  Farbe  die  Namen  der  Ver^^tiu Innen,  meist  Liberti  der 
Familie  Nonia.  Den  Plan  desselben  Columbanums,  wie  es  scheint,  geben 
Cuchin  und  BcUicard  pl.  6,  die  m  demselben  Jahre  ihre  Studien  in  Hercu- 
kneum  gemacht  haben. 

Der  Hafenort  von  Herculaneum  war  Retina,  dessen  Name  sich  in 
dem  des  heutigen  Resina  erhalten  hat.  Erwähnt  wird  der  Ort  nur  von 
Pliniub  in  seinem  berühmten  Briefe  an  Tacitus  über  den  Tod  seines  Onkels 
bei  der  Eruption  des  Ve-suv  (VI.  16): 

EyredieOaiur  domo;  accipit  codiciLlos;  Retinae  classiaHi  imminenti 
pericu/o  (ixterriti\  nam  vUia  ta  mbicif.hat  nec  uUn  nisi  navibu«  Juga^  ut 
se  tanto  dücrimine  eri^nTety  orabant.  Nou  vcrtit  ille  consilium\  sed  ^od 
studioao  animo  inchoaverat^  obit  maximo.  JJeduxtt  quadriremet^  ascendit 
ipse^  non  Retinae  modo,  sed  muUi»  (erat  euim  /re<pum»  amoenUa»  crae) 
i^Uuru»  auxUium, 


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Nttccria  Alfatema.  —  Literatur. 


239 


NLCERIA  ALFATERNA- 


Litarfttar.  Eine  Monographie  aber  die  AlterthQmer  Nnceria's  fehlt.  Aus  dem  17.  Jahi^ 
hundert  haben  wir  zwei  unhed«»ut€nde  Abhand!nn{»*>n :  T,un!\doro  Lettera  intomo 
all'  origine  di  2«ocera  de'  i'agani  e  del  soo  Vescovado  l<iap.  iUlO  and  Elia  Ma- 
raeci  L«ttm  intORW  aU*  aatiekilft  di  N<icm  da*  PagMoi  N*p.  1651.  Kidit  vM 
beaser:  GuidobaUi  Origini  Nocerine  Nap.  1859.  Ueber  das  nahe  La  Cava: 
Ägnello  Polvcrino  Dcscrizione  i.storica  della  cittüi  di  La  Cftfft  1716— 17, 
2  voll   Ueber  Sarno:  Siani  Memone  di  äarao. 

Tie!  reicher  Ict  die  Uteratni  Ober  liStiUiiae.  Die  Reihe  erftftiet  8«rftfiiio 
da  Bnggeri  Lstorla  deU*  itnagioe  di  8.  Maria  di  Pozzanü,  e  foadazione  dell' 
antica  p  nuova  chif^-a  p  conventi  c.cc  Nap  1742.  Dann  das  Hauptwerk:  Pio 
Tommaso  Milante  De  ätabüs,  Stabiana  eodesia  et  episcopio  eios.  JSeap.  17iMli 
flagenihn  LudovicoAgnall«  AjiMtati:  Aninadf cnioiias iik  fflmRn FU Thoaiae 
mtaate  apisoopi  StaUends:  De  StabHi  Neap<  1761,  und  dagegen  wieder  Gaetano 
Martucri  Letterp  contenenti  alcunn  riflessioni  intomo  all'  opera  intitolata:  Ani- 
madversionea  etc.  Nap.  i7ö3.  Besonders  endlich  Capasso  in  der  Topografia 
SCorico  Archeologica  della  penoiaola  Sorrentina  p.  9—26.  Nap.  1646.  —  Die  Pro- 
tae^  Abar  dia  AnigcalMngan  im  vaiigan  Jalirinuidact  im  Axdih  das  Hoaeo  Ma* 
aionale  tdataa  Mdar  in  topogiaphkehar  Hioiicht  aehr  «eoig. 


GESCHICHTE. 

Die  86ge  nennt  ab  filteste  Bewohner  des  Sarnosthals  das  Volk  der 
SinasttD.  Pelasgiscben  Ursprungs,  sollen  sie  vom  PelopODnes  bieilwr  ge- 
konnnen  seio  ond  den  Samos  naefa  eineni  FIosb  ibier  Heiniatli  benannt 
babeo.  Nooeria  und  «eine.  Naebbaiatldte  leiteten  von  ihnen  ihre  Grfln- 
dang  ab^). 

Der  beUeüiaebe  ürspraDg  der  Bewohner  des  Sarnuathala  ist  nun  aller- 
dinga  hiatoiisch  etwa  ebenso  begrflndet,  als  die  trojanische  Grandang  von 
C^na  oder  die  Abkunft  der  Samnjten  von  Sfiarta.  Immerfain  aber  werden 
die  Griechen  von  Gapreae  ond  Sorrentum  ihren  Einfluas  aneh  Uber  das 


1)  Serv.  ad  Aen.  VII.  388.  Canon  in  ao  libro^nem  da  Italia  scripdt,  quosdam 
Pelaspros,  aliosqne  ex  Peloponneso  convenas,  ad  enm  lociim  Italiae  convenisse  dicit,  cui 
nuiium  antea  nomea  faerit;  et  fltunini,  quem  incolerent,  S5amo  nomen  imposuisse  ex  ap- 
paUülaiia  pattii  dnnhdi,  at  aa  SaiiluMlaa  a^pallaaaa.  m  iatar  nnlta  appda  Naeariam 


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240 


Nuceria  Al&tettui.  —  Geschichte. 


benftchbarte  Binnenland  nnsgedehnt  haben;  tind  vielleicht  ist  Veiigil  alter 
Sage  gefolgt,  wenn  er  Oebaloe  ▼<»  Oa|iri  hemehen  llBSt  Aber  die 

Sarraste*  populoa  et  ^uae  rigat  aequora  Sanms 

(Aen.  yn,  788.) 

Die  historische  Uebedieferung  zeigt  uns  ein  anderes  Bild.  Aurunker 
haben  im  Sarnusihai  ebenso  die  Urbevölkerung  gebildet  wie  im  übrigen 
Campanien;  und  die  etruskische  Herrschaft  hat  sich  auch  hierhin  erstreckt*). 
Dann  siod  im  fiiiiftt  ii  Jahrhundert  die  iSamniteu  io  die  Ebene  am  Flusse 
herabgestiegen,  und  ihre  Sprache  und  Sitte  ist  seitdem  an  den  Ufern  des 
Samus  herrschend  geblieben,  bis  in  Folge  des  Socialkrieges  aucli  du  ;^er 
Theil  CampaniciLH  sich  zu  iatinisiren  begann.  Von  Nucüria  au&  i£t  das 
griechische  Surrentum  erobert  worden. 

Diü  ältt  i-tf  Er\wii)iiun,L;  Nuceria's  fiir  uns  ist  {»in  l'raj^ment  der  sici- 
iischcü  ücücliichli:ii  deü  i'hilistos,  wo  Nukna  eiue  SladL  Tyrrlieuieus  genannt 
wird').  Leider  wissen  wir  nicht,  bei  welcher  Gelegenheit  der  Geschichts- 
schreiber der  Dionyse  auf  Nuceria  zu  sprechen  kam;  bei  den  vielfachen 
Beziehungen  Campaniens  zu  Syrakus  im  vierten  Jahrhundert  ist  jede  Con- 
jectur  missUch.  Wir  haben  oben  gesehen,  dass  den  Grieehen  dieser  Zeit 
die  campanische  Küste  als  ein  Theil  Tyrrheniens  galt.  Wie  das  samnitische 
Capoa  die  Ideinefen  Stidte  der  campanischen  Ebene  unter  seiner  FOlurnng 
na  einem  Bunde  verehiigt  hatte,  so  staodoi  die  Stidte  dea  Samnafhals, 
Hercnlaneiini,  Pompei,  Stabiae,  Sarrentom  in  Abhängiglsdt  fon  Nooeria^ 
Noch  bei  PolybiiW  eraehemt  der  ganae  Süden  Campaniens,  fon  SeapoUs 
an,  als  Gebiet  de«  Nnceriniflchea  YoUne*)»  Und  was  wir  bei  Livios*)  leaen 
von  den  Operatimien  der  fttmiacfaen  Flotte  gegen  Nuceria  im  sogenansten 
aweiten  Samnitenkriege,  zeigt  ientlich,  dass  Pompei  damals  nun  naceiini- 
Bchen  Staate  gehörte.  Kur  unter  dieser  Yoraussetsnng  erld&rt  es  sich  fiar- 
flflr,  «amm  die  Qeachiehte  aller  dieser  St&dte  bin  znm  Socialkfieg  in  ein 
undnrdidringliches  Dnnkel  gehollt  ist,  sowie  die  anüdlende  Thatsache^  dass 
Hefculaneom,  Pompei,  Stahlaa  und  Sonentom  &st  aUefai  nnler  den  cam* 
psnischeii  Genmden  iceine  Mflnaen  gcprigt  habeni  wahrend  doch  die  va^ 
ritime  Lage  und  die  Nähe  Neapels  von  seihet  daxa  aufforderten.  Noch  in 
der  Kaiseneit  haben  ja  Nnceriner  ond  Pompeianer  gemeinsam  den  Spielen 


*)  Strab.  p.  247  von  üerculaoeom:  Voxot  &k  dxou  xai  nüifw  xoi  r^v 
th/aafbof,  ....  «ft«  Tufifuptti  aät  Btlufl,  ßni  M  roSr«  JSMwfrac. 

3)  Pbilistos  bei  Stepb.  Bjz.   Nooxpiu-  rMtt  Tt^fugvtgtt^  #£ti9raB 

*)  Archi?io  Storico  NapoUMnno  II,  p. 

Polyb.  III.  dl.    Tfjv  pjii  jfap  KOf/Cikiay  aurwy  ((jam|MUiie]ls)  Sgyoutaaafoi  xtu 

*)  Liv.  IX.  38  1.  nuten. 


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Mneerift  AlfAterat.  -  OMdiiehto.  241 

des  Amphitheiters  angewöhnt,  und  die  Nnceriner  Nonius  Balbas  und  Ladns 
HaiDDiiDB  sind  in  Hercalaneam  m.  den  liOchsten  Munidpileliren  gelangt 
Dieaelben  Adelageachlechter  finden  vir  in  Pompd,  Snrrentum,  Nncecia;  be- 
aonden  die  gens  Sittia,  die  hat  niigends  sonst  in  der  rSmisdien  Welt 
wiedetfcebit  Bs  ist  nicht  sofiUlig,  dass  ailen  Gemeinden  des  tSarnnstlials 
im  Jahre  89  die  Tribns  Menenin  veiliehen  wurde  nnd  zwar  nur  ihnen  aildn 
in  Campanien,  ja  mit  Ausnahme  von  Praeneste  in  Italien  flberhanpt  Und 
als  unter  Caesar  der  Nnceriner  Pnblius  Sittias  in  Numidien  sein  eigenthfim- 
liches  Golomalgebllde  gründete,  die  IV  coloniae  Cirtenses,  da  hat 
ihm  sein  heimathUdlier  Bond  als  Vorbild  gedient,  den  soeben  der  Social* 
krieg  zerstört  hatte.  Die  Colonia  Veneria  Rusicadc,  die  Colonia 
Sarnensis  Milen  und  die  Colonia  Minervia  Chullu  haben  ihre 
Namen  erhalten  von  den  Schutsgottheiten  der  drei  bedentendsten  Glieder 
des  nuccrinischen  Bundes:  Pompei,  Nuceria,  Surrentuni. 

Die  Geschichte  des  SainaBtbales  beginnt  erst  mit  dem  Vordringen  Borns 
in  CampanicD.  In  dem  grossen  Kriege  gegen  Samnium  ist  Nuceria  anfangs 
neutral  geblieben;  erst  als  es  zu  sp&t  war,  brachte  die  Nationalpartei  die 
Stadt  mm  Anschluss  an  die  Sache  der  Stammesgenossen  (309)^).  Die 
Römer  operirten  zuerst  mit  ihrer  Flotte  gegen  die  SanrasmOndung;  aber 
ein  Landungsversuch,  den  Publius  Cornelius  bei  Pompei  madite,  roissglflckte 
vollständig  und  die  Römer  wurden  mit  Verlust  mf  ihre  Schiffe  zurück- 
geworfen (308)*).  Doch  im  nächsten  Jahre  wurde  der  Angriff  in  grösserem 
Massstabe  wiederholt;  der  Cocsul  Quintus  Fabios  rückte  mit  einem  Heere 
Tor  Nuccrin  und  brachte  die  Stadt  durch  Belagcning  zur  Capitulation 
Durch  einen  günstigen  Bundesvertrajr  wu^^te  Rom  die  Stadt  an  sein  Inter- 
esse zu  ketten;  wenige  Gemeinden  der  italischen  Fidgenossenschaft  hatten 
eine  freiere  Stcllunr:,  und  Nuceria  hat  es  verFtandcn,  durch  beständige  Treue 
gegen  Kom  stine  ^  orrechte  sich  zu  bewahren Selbst  als  die  Schlacht 
bei  Canuae  verloren  war  und  Capoa  dem  Feinde  die  Thore  geöffnet  hatte, 


')  Diod.  XIX.  66—316  ft.  Chr.  <A  <Ji  tt}v  Souxtplav  -Hjv  ^AXtpaTipva)^  xaloufitvrjv 
«iMfimc  «tttfMvTCC  6x«$  Twm  r^c  itk*  'Pwfiauun  fdlas  dnior^Vf  rtpdi  ^  tovf  £aft- 

*)  Liv  TX.  38.  PfT  idnin  trmpti'-'  rt  r1<issis  Romana  a  P  Cnrnclio,  quem  senatns 
maritimäe  orac  praefecerat,  in  Campaniam  acta  com  appulsa  Pompeios  esset,  socii  iude 
o&vales  ad  depopuiaodam  agnnn  Nncemum  profecti,  prozimis  raptim  vastatis,  onde  re> 
dilga  toftofl  ad  mwm  «iMt,  dnloediiie,  «t  fit,  praedae  kHigiu  progreaai  exdf«n  boites. 
Palatis  p«r  agrnm  nemo  obvius  fait,  cum  occisione  occidi  po-ssent :  redeuntes  agmine  in- 
caato  haad  procul  navib«'?  nd^witi  agrestes  exuerunt  pracda,  partem  etiam  ocdderuntj 
qnae  sqperftiit  cacdi,  trcpida  multitudo  ad  naves  cumpuläa  est. 

«)  Liv.  IX.  3S.  907  CAr.:  OnmlM  paititi  prorinoiH:  Efraria  DedOi  Saamfaiai 
FaUo  evenit  b  profectm  ad  Nuccriatn  Alfatcmam  iain  tarn  pMwni  pelentM,  qnod  nti 
Ml,  quam  daretnr,  noluissent.  oppupnando  subcgit. 

iO)  Mommsen  MüDswesen  p.  323^  Cic  Balb.  IL  28. 
naUaft,  OiüHii.  19 


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343 


Niii<Hri»  AJfktmn.  Oeadddite. 


wankte  Nuceria  nicht.  Hannibal  belagerte  die  Stadt  im  Herbst  216  und 
nahm  sie  durch  Hanger.  Watfenlos,  mit  Zurücklassung  ihrer  Habe,  massten 
die  Bewohner  herausziehen ;  die  Stadt  wurde  geplündert  und  zerstört  Dte . 
Nuceriner  zerstreuten  sich  in  die  Nachbarorte,  bis  der  Senat  210  ihnen 
das  eroberte  Atella  zum  Wohnsitz  aawie»;  endlich  iflbrte  sie  der  Friede 
in  die  Hctmath  zurück. 

Auch  im  Socialkriege  stand  der  nucerinische  Bund  im  Anfange  auf 
romischer  Seite.  Als  aber  im  Frühjahr  !K)  Papius  Mntüus  an  der  Spitze 
eines  Samnitcuheeres  in  Campanien  einbr;i  Ii.  Nola  und  Salernum  genommen 
hatte,  Stabiae  erstürmte  und  die  Gegend  uoi  Nuceria  furchtbar  verwüstete, 
da  lösten  sich  endlich  die  Pande,  die  durch  so  viele  Jahrhunderte  die  Städte 
des  Samusthales  vereinigt  hatten.  Zwar  Nuceria  hielt  auch  jetzt  noch  fest 
am  römischen  Bandniss,  aber  Pompei,  Ilcrcuianeum,  Surrentom  traten  ttber 
auf  die  Seite  der  oskischen  Stamme-geuüäsen. 

Die  Siege  Sulla's  im  folgeiideu  Frühjahr  machten  Nuceria  Luft,  Her- 
culaneum  wurde  von  Titus  Didius  erstürmt,  Stabiae  von  Sulla  selbst  erobert 
and  zerstört,  das  Insurgentenheer  unter  Cluentms  bei  Pompei  geschlagen. 
Der  Friede  brachte  Nuceria  das  römische  BQrgerrecht,  zugleich  freilich  auch 
den  Verlust  der  Bundeshoheit  über  die  Städte  des  Sarousthals,  die  nun  als 
selbstst&ndige  Municipien  constituirt  wurden.  Zur  Entschädi^uDg  erhielt 
die  Stadt  eine  Gebietserweiterung,  die  Mark  des  zerstörten  Stabiae,  die 
sei Ld ein  durch  die  ganze  Kaiserzeit  hindurch  mit  Nuceria  vereinigt  ge- 
bheben  ist 

Wenige  Jahre  nach  dem  Bürgerkriege  wurde  Nuceria  von  Spartacus 
und  seipen  Banden  geplaudert.  Später  vertheilten  die  Triamvim  das  06> 
biet  an  ihre  Veteranen;  die  Stadt  hiess  jetzt  als  Golonie  Nuceria  Con- 
BteDtia"). 

Hefo  Tentftrict  57  die  Golonie  durch  ma»  YeteraiieB^  Zwei  Jahre 


U)  Liv.  23.  15.  cam  qaum  ali^aamdiu  circnrnsodiBset  (Uanaibal)  saepe  vi  saepe 
lolli^tan^  aeqaicqaam  nanc  plebe  maio  pitadpibas,  fiMMdmaniadedftiatMniaccepit, 
piictus,  ut  ioaniM  tsm.  nignäi  ahinnt  TMtiiiMBtii ....  HoMiia  pcMda  nfüli  dma 

c•^  Orbs  dircpta  atqne  incensa. 

13)  Appian  Civ.  I.  42.   üinioi  dk  xal  Iraßiat  siU  xai  Aktpvm  tal  IdXtpvov, 

Mi  NooMptmg  td  Ii*  uMi^  «dmi  jueetmfmtw ,  «i  lüüftl»»  mhfi  9H$is  MttwbU^rriMi 
npoosTt^titTo,  arpattdv  rc  «tfwSm  wofihjpv  Ig  i»^Mi/t  w^C»H  m1  hada^  jpMmK. 

W)  Flor.  UL  18. 
M)  App.  Civ.  IV.  3. 

u)  Lib.  Col.  IfncwiaCoMtaiiliB,  man  dneta  eolMiia.  dediula  ten  iM|ianl«|R 

Aupsti.  iter  populo  dt'bctur  prrl  LX.  agcr  eins  Ihnitilius  IlliHaals  kge  Aaggidtaa 

ÜJtibos  ßBt  adäignatus,  et  alibi  in  absolute  remansit. 

1^  Tac.  Ann.  XIIL  31  ceterum  ooloaiae  Gapua  et  Nueena  addilia  vetttiaii^  Ür^ 
Btttae  Biat 


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Nmm  Albteroa.     QochiAte.  243 

c 

spAter  eraigoete  sich  im  Amphitheater  yod  Pompei  die  bekannte  Schlfigerei 
sviscfaeii  Porapeianern  and  Nncerinern  bei  Gelegenheit  der  Spiele  des  Se- 
nitors  UvinetOB  Begoltuu  Von  dem  Erdbeben  des  5.  Febroar  63  litt  Nuceria 
nur  imbedetttend^').  Seitdem  hören  wir  nichts  weiter  von  den  Geschicken 
der  Stadt  b»  som  Ende  des  Alterthnms. 


Das  oskische  Nuceria  hat  Statcrc  geprüft  nach  dem  Muster  der 
neapolitanischen,  im  Maximnl'jewicht  von  7,37  ///•;  das  Gewicht  geht  in 
einzelnen  Stücken  herunter  bis  auf  (),bb  ij?-  (Hr.  Mu<  Nucer.  fi),  ja  selbst 
4,G5  fjr  (Hunter),  doch  ist  dieses  Stück  wohl  plattirt.  Die  Inschrift  ist 
inmier  oskisch:  Nuvkrinum  Alafatemnm,  zuweilen  Sarnüaii  (Sambon  2). 
Das  Gepräge  zeigt  auf  der  Vorderseite  den  Kopf  des  Sarnus,  als  Jüngling 
mit  Widderborn  gebildet,  auf  der  lUlckseite  einen  Dioskur,  das  Pferd  hal- 
tend, den  Stab  in  der  üand. 

Kleinsilber  fehlt.  Von  Bronce  haben  wir  Ganze  (Litren)  (Grösse  5, 
Gewicht  über  6  gr)^  deo  neapoUtanischen  nachgebildet,  mit 

ApoUokopf  }        {  Dioskur  za  Plerd, 

fieisdmit:  I^krimm  Ai^fatemum  und  Vegntnum  onutn.  Ansser* 

dem  Hälften  (Gewicht  8  gr^  Giitese  3)  mit 

Apollokopf  }        [  Jagdhund. 


Inschriften  von  Nuceria  sind  aberhanpt  nicht  viele  vorhanden  und 
keine  geht  Uber  die  Zeit  des  Socialkrieges  zurQck.  Unsere  Eenntnise  der 
Organisation  nnd  Verfassung  des  Bundes  der  Samnsstftdte  beruht 
also  Üsst  ausschUessUd)  auf  den  osldschen  Inschriften  aus  Pompei  und  Eer- 
culanenm.  Es  ist  nlmlich  höchst  wahrscheinlich,  dass  der  Medis  tovtiks, 
den  diese  Inschriften  uns  kennen  lehren,  der  oberste  Bandesmagistrat  ist, 
gnade  wie  der  Meddiz  tnticus  von  Gapua  auch  ftlr  Atelk  und  Galatia  der 
höchste  Beamte  war.  In  Pompei  wenigstens  finden  wir  neben  dem  Medis 
tovtiks  noch  die  Medikeis  Pompaiianefs  Qn  der  bekannten  Inschrift 
des  Stabianerthors)i  Beweis,  dass  die  Gompetenz  des  Meddix  tnticus  sich 
Uber  das  Stadtgebiet  von  Pompei  hinaus  erstreckte.  Der  Kvaisstur  Pom- 
paiians  wftre  dann  der  Stadtquaestor  von  Pompei  im  Gegensatz  zu  dem 
Bnndesquaeslor  —  Kvaisstur  schlechtweg  —  m  Nuceria.  So  erkl&rt  es  sich 
auch,  dass  Aidilia  Pompaiians  in  den  Inschriften  nie  vorkommt,  sondein 
immer  nur  einfiidi  Aidilis  —  die  Aedilität  war  eben  Gemeinde-,  nicht 
Bondessaehe  und  also  eine  nähere  Bezeichnung  der  Aedilen  nicht  nöthig. 


17)  Sah.  Qnaast.  Hai  YI.9:  et  Nneeriiianim  eolonia,  at  süm  ckde,  it»  nim  liiift 

1«^ 


üigiiizea  by  <^ütJ^lc 


244  Naceria  Aiätteraa.  —  Geschieht«. 

Rechtlich  werden  die  Bflrger  der  Btindesstädte  den  Bflrgerii  von  Na- 
ceria ebenso  gleichgestanden  haben,  wie  2.  B»  die  Bflrger  von  AteOa  denen 
von  Capua;  und  wenn  im  Jahre  214  der  Atellaoer  Cn.  Magins  lieddhE 
tttticus  in  Capna  gewesen  ist,  eo  liegt  kein  Grund  vor  zu  hesweildn«  daes- 
ancfa  ein  Bflrger  von  Snmntnm  oder  Pompei  Heddiz  tuUcna  in  Naeeria 
werden  Iconnte.  So  finden  wir  in  der  That  dn  Mitglied  der  pompeianiedien 
Familie  der  Popidier  tAs  höchsten  Beamten  des  Bandes  (Unt  DiaL  p.  180. 
181)  and  es  ist  natflrlich,  dess  gerade  er  Pompei  seine  Fflrsoige  in  hervor* 
regendem  Hasse  au  Theil  werden  Hess. 

Dass  das  Mflnawesen  Bundessache  war,  haben  wir  sehon  oben  gesehen. 
Daneben  muss  natflrlich  vor  allem  das  Militärwesen  zur  CompeteM*  des 
Bandes  gehflrt  haben;  und  damit  stimmt  es,  dass  der  Meddis  taticus  Vibios 
Popiditts  die  Porta  Nolana  in  Pompei  gebaut  hat 

Seit  dem  Sodallcriege  finden  wir  dann  die  gewöhnliche  Mnmdpal-  resp. 
ColonialverihsBong  auch  in  Naceria.  Quattnorvim  zuerst,  dann  I>aamvini 
stehen  der  Gemeinde  vor;  wir  finden  PraeJecti  Isbrum,  Decurionen,  Aogn- 
stalen,  ohne  irgend  welche  Besonderheit 


Unter  den  nucerinischen  Adelsgescblechtern  ragen  hervor  die T 
Vi  teil  ii,  die  Rom  einen  Kaiser  gegeben  haben;  dann  die  Sittii,  be* 
kanut  durch  den  römischen  Ritter  Publius  Sittius,  den  Parteigänger  erst 
Catilina's,  dann  Caesarea  und  später  Gründer  von  Cirta  in  Numidien.  End- 
lich die  Nonii,  von  denen  Marcus  Nonius  Baibus  zur  Praetur  und  zum 
Proconsulat  von  Greta  gelangt  ist,  berühmter  aber  durch  die  Reiterstatuen, 
die  ihm  die  Bürger  seiner  Adoptiv -Vaterstadt  Herculaneum  gesetzt  haben. 
Nur  aus  Inschriften  bekannt  sind  die  Vibii  und  Virtii. 


In  dem  Cultus  Nuceria's  Dahin  der  Fluss  Sarnus  die  erste  Stelle 
ein.  Sein  Bild  —  den  Kopf  eines  Jünglings  mit  Widdcrhom  —  zeigen  die 
Münzen  der  Stadt ;  ihm  zu  Ehren  nannte  P.  Sittius  seine  Colonia  Sarnensis 
Mileu.  Auch  unter  dem  Namen  Epidius  wurde  der  Fluss  verehrt;  und 
die  Sage  erzählte,  einst  sei  ein  Nuceriner  Epidius  in  die  Quelle  des  Sarnus 
gestürzt,  bald  darauf  mit  HürDcrn  auf  der  Stirn  daraus  aufgetaucht  und 
habe  iu  Folge  dessen  göttliche  Ehren  erhalten'*). 

Neben  dem  Sarnus  steht  die  Schutzgüttin  der  Stadt,  luno  Sarrana 
{6i\i[i6  Vi.  '168).    ihr  iieiliger  Ilaiu  lag  ausserhalb  der  Mauern,  am  Ufer 

« 

^  Svet  de  Bhetor.  ^  HleE^idiiii  (Rhetor  auter  August)  ortum  10  ab  ^^Idfa» 
Nucerioo  praedicabat,  qa«B  tomit  «In  |fMd|ltatam  in  ftuteM  flmdnii  Sand,  pMdo 
pofli  com  oondboa  «xaütine^  a«  ttatitt  non  eoaqianiMe,  hi  wumn^m  daom  haUtnk 


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Nottris  Matena.  <—  fltadiiohto. 


245 


des  Flusse?:  PHiiius  (16.  57.  2)  berichtete  von  einem  Prodigium,  was  hier 
im  kirnbrischen  Kriege  sieh  ereignete.  Nur  aus  den  Münzbildern  K'önnen 
wir  auf  den  Cult  der  Üioskuren  schliessen ;  der  Apollokopf  der  Bronce- 
münzen  dLigegen  ist  einfache  Nachahmung  des  Gepräges  der  neapolitanischen 
Litren.  Auch  die  Culte  des  zerstörten  Stabiae  sind  von  der  Geineinde 
Nuceria  übernommen  worden;  und  ein  nucerinischer  Augustal  hat  einige 
Zeit  vor  der  Katastrophe  des  Jahres  79  den  verfalleuen  Tempel  des  Genius 
Stabiarom  restauiirt  (N.  313). 


Oeffentliolie  Inaohriften. 


306] 

M  -  V  I  R  T  I  6   -  M   .   F  -  M  E  N 

CERAVNO  •  AEDILI  .  II  VIR  IVRE 

DiCVNDO  .  PRAEFECTO     FABRVM    V  ■  VIR 
CVI    DECVRIÖNFS    OB  -  MVNIFICENTIAM 
EIVS  QVOD .  EQVOM  MAGNVM  POSVERAT 
ET  DEN ARIOS  POPVLO  DEDICATIONE  EIVS 
.  DEOERAT  DVVMVIRATVM  GRATVITVM 
DEDERVNT  •  NVCERIAE 


307] 

. . .  VIBIV8  -MF 
MEN  •  C0EIANV8 
NVCOUNVS 
Ii»  VIR 
EX  TESTAMENTO 
VIBIAEM.F 
TERTIAE 

1.  h.  2178.  Gcf.  m- 
gleidi  mit  dem  SIelo  d«8 

II  Vir  A.  Clodiub  Flac- 
cus  1,  N.  2378  zwischüD 
Torre  Anouuziata  und 
ScafirtL 


808] 

M  -  G  E  N  I  C  I  V  S 
MENECRATES 
AVQ  -  SIBI  ET 
ACCIAE  MAXIMAE-VX 
ET  •  8VI8 

I.K.9008.  »pnpeNiiM- 
rfan  in  aooMtnlo  OUrtta^ 


309] 

N        A  H  I  V  S  • 
SVCCESSV8 
AVGVSTALIS 
NVCERIAE 
MARCIAE  MEROE. 
COIVGI  ET  SIBI 
CVM  QVA  VIXIT 
Al|mi8  •  LIII 
LN.211  (Conpia). 


310] 

T  •  QELLIO  T  L  INGEN 

AVGVST 
OPTIMO  PATRONO 
T.QELUV8T-L  INQENV 

Lir.20B7.  G«ff.  in&lUria 
Maggiofe  dalla  Yittoria  in  Mo- 
06fa. 


311]  M    STATIO    M  L 

SVAVI  AVG 
EX  TESTAMENTO 
Mos.  Kap.  1140.  Ein?enuto  presso  U  Sarno  ia  aphle  1869, 


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246  Ifuceria  AUatorua.  —  Die  Stadt  Nueeria. 


GAPITEL  a. 

DIE  STADT  NUCERIA. 

Die  Lage  von  Nueeria  ist  in  jeder  Hinsicht  ausgezeicboet  Hier  tritt 
der  Saraus  aus  dem  engen  Thal  seines  Oberlaufes  in  die  campaniscbe  Ebene; 
hier  zweigt  sich  von  dem  Sarnusthale  nach  SddcQ  der  tiefeingescbnittene 
Engpass  ab,  in  dem  jetzt  die  Eisenbahn  nach  Salerno  läuft  und  im  Alter- 
thum die  Strasse  Capua-Regium  sich  hinzog.  So  beherrschte  Nuceria  die 
einzige  Verbindung  zwischen  Cainpanien  und  dem  beUenischen  Süden  Italiens* 

Die  Stadt  lag  in  einem  Thalkessel  von  etwa  zwei  Miglien  Länge  und 
einem  MigUo  Breite,  den  steile  Höhen  ringsum  einschliessen.  Im  Saden 
steigt  der  Monte  S.  Angeio  m  1090  m  ea^r,  im  Osten  und  Norden  der 
Monte  de'  Peoorari  (400  m)  nnd  die  Bocca  di  Piemonte  (377  m);  taust  Westen 
bin  schliesst  das  Thal  die  HOhe,  die  im  Mittelalter  das  ObmM  fon  Nooora 
trug  (Rocca  dd  Parco  181  m)  und  mit  den  VorfaOhen  des  S.  Angelo  daa 
Defi]6  bildet,  durch  daa  der  Samna  aus  dem  TbaikeBsel  ansstrSrnt  Hier 
in  dem  Engpass  dehnt  sieh  langgestreckt  daa  beutige  Nocera  aus. 

Die  Stfttto  des  antiken  Nuceria  ist  wdter  Setlich  zu  suchen,  etwa  in 
der  Mitte  des  Thaies.  Hierhin  ftthren  uns  die  Masse  der  Itinerarien,  die 
acht  Miglien  von  Salemo,  zwölf  von  Pompei  nnd  Stabiae  hierfain  angeben. 
Hier  erhebt  sich  die  Tanfkirehe  S.  l|sria  Maggiore  aus  dem  vierten  Jahr^ 
hundert  Auf  den  Abhängen  unmittelbar  sfldlicb  von  hier  ist  die  Nekropolis 
des  oskischen  Nuceria  entdeckt  worden.  In  der  Ebene  endlich  finden  wir 
die  nie  fehlenden  Kennzeichen  eines  antiken  Stedtbodens,  ZiegeltrOmvev, 
Stuckfiragmeate,  die  keilförmigen  TufMeine  des  Beticnlatunk 

Im  allgemeinen  ist  also  die  Lage  von  Nuceria  sicher  genug.  Uebec 
die  Ausdehnung  der  Stadt  dagegen  und  den  Lauf  der  Mauer  k(iiinteo  auf 
systemattsche  Ausgrabungen  AufscUuss  gewähren  Die  Cultur  hat  hiar  aUe 
Spuren  der  alten  Mauern  so  gründlich  vertilgt,  wie  fast  an  keineff  andern 
Ruinenstatte  Campaniens.  üeber  dem  Boden  iai  absolut  nichts  mehr  von 
den  Geb&uden  der  alten  Stadt  erhalten.  • 

Nach  Westen  hin  reichte  Nuceria  wahrscheinlich  bis  an's  üfer  des  Saraus. 
Bei  der  Lage  der  Stadt  auf  der  flachen  Thalsohlq  wurd  man  den  Schutz, 
den  der  Fluss  den  Mauern  verlieh,  nicht  verschmiht  haben;  und  Prokop 
sagt  ausdrflcklich,  dass  der  Saraus  unmittelbar  an  der  Stadt  voraberfloss*)» 
Auf  der  andern  Seite  whrd  8.  Maria  Maggiore  etwa  das  Ende  der  alten 
Stadt  bezeichnen;  jedenfolls  h^[en  die  nahen  Abhftnge  bei  Parete  schon 

>)  Bell.  Ooth.  lY.  36.  8ff  d!^  d^r^wrä.  J19  rijt  Nointpiae  nUtms  fifi(nm. 


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-  Dil)  Stadt  Vmia. 


347 


ausserhalb.  Wir  erhielten  bo  f&r  Nuceria  eine  Lfoge  von  etwa  einer  ri^ 
mischen  Meile,  was  die  Grösse  Pompei's  um  ein  unbedeutendes  flbertriflt 
Die  Namen  der  Ortschaften^  die  jetzt  auf  dem  alten  Stadt^Terrain 
liegen,  sind  deutliches  Zeugniss  für  die  Richtigkeit  unserer  Bestimmung  dar 
Lage  des  antiken  Nuceria.  Da  haben  wir  zunächst  le  Grotti  —  gratte 
beissea  bekanntlich  in  Italien  besonders  die  gewölbten  Substructionen  aus 
römischer  Zeit  —  weiter  Porta  Romana  und  unweit  davon  Gase  fecchie. 
Wahrscheinlich  stand  bier  ein  öffentliches  Gebäude  der  Stadt;  der  Schutt 
bildet  eine  Erhöhung  von  ziemlichem  Umfang,  und  Ziegeltrümmer  und  Stuck- 
fragmente finden  sich  in  besonders  grosser  Zabl.  Ein  anderes  antikes  Ge- 
bäude wurde  bei  S.  Pietro  a  Porta  Homana  ausgegraben ;  dabei  das  In- 
schriften-Fragment: 

 LI   812J 

 VIS  ET  .     .  . 

.  .  QVE  -  OPERIS  -  I  .  . 
ATICI8  •  8VPE1  •  - 

Mus.  Kaz.  1141.  L  N.  6370. 

Ansehnliche  Reste  aus  römischer  Zeit  finden  sidi  dagegen  an  den  Berg- 
hingen  im  Süden  der  Stadt,  bei  dem  Dorfe  Parete,  was  naeb  ümen  den 
Nanen  führt  Gleich  das  erste  Haus  links  vom  Wege,  wenn  man  von  der 
grossen  Strasse  nach  Parete  hinansteigt*  steht  auf  antiken  Fundamenten. 
Dann  folgt  etww  weiter  oben  der  sogenannte  Palazzo  vecchio.  Es  ist  ein 
gewaltiger  Bau  Ton  opus  lateritium,  eine  Reihe  halbzerstörter  GewOlbc,  auf 
denen  einst  ein  zweites  Stockwerk  emporstieg;  an  der  Ostseite  eine  halb- 
runde Exedra,  dahinter  im  Garten  Substructionen  von  Netzwerk.  Wenige 
Schritte  weiter  nach  Osten  der  Fondo  Schito,  wo  antike  Mauern  den  Ab« 
hang  auf  eine  weite  Strecke  hin  einfassen.  Dass  alle  diese  Ruinen  zu  vor- 
stadtischen Villen  gehören,  und  nicht  etwa  die  Stadt  hier  oben  stand,  be- 
weisen die  Gräber,  die  im  Winter  1856  —  57  im  Fondo  Schito  in  grosser 
Zahl  ausgegraben  sind.  Man  fand  drei  Schichten  von  Gräbern  übereinander. 
Zuoberst  lagen  die  Knochen  in  der  blossen  Erde  oder  nur  in  den  gewöhn- 
lichen Ziegelgräbern  der  spät  römischen  Zeit.  Darunter,  10 — 15  p  unter  dem 
BodeUf  fanden  sich  die  Skelette  ebeutalls  in  der  blossen  Erde,  doch  von 
schwarzen  Thonvasen  umgeben;  noch  tiefer  die  oskischen  Gräber  aus  grossen 
Tufblöcken,  wie  in  Guiuac  oder  Capua,  mit  reicher  Ausbeute  an  gemalten 
Vasen,  Broncen,  Eisen  und  Bleigerätli  etc.  (Minervini  Bull.  Nap.  n.  s.  V,  p.  3). 

Auch  beim  Dorit-  Vcscovado,  etwas  westlich  von  Parete,  sollen  römische 
Substructionen  sich  tiudeu  (Corcia  Storia  II,  p.  427);  ich  habe  nichts  mehr 
gesellen.  Endlich  sind  die  Säulen  von  S.  Maria  Maggiore  sämmtUch  antik 
und  stammen  ohne  Zweifel  aus  den  Tempeln  des  alten  Nuceria. 


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248 


CAP1T£L  UL 

S  T  A  B  1  A  £. 

Stabiae  hat  so  wenig  wie  Pompei  ond  Herculaneum  eine  Geschichte. 
Wie  diese  Städte  folgte  auch  Stabiae  der  Führung  des  mächtigeren  Nuceria^ 
bis  der  Socialkiicg  den  Bund  zerriss  und  Papius  Mutilus  die  Stadt  zum 

Anschluss  an  die  Italiker  brachte  Doch  schon  im  nächsten  Sommer  wurde 
Stabiae  von  Sulla  Kenomraen  und  zerstört  (30.  April  89)^).  Das  Gebiet 
kam  au  Nuceria  /uni  I.nhi,  \ur  sein  treues  Aushalten  bei  der  Sache  Roms 
uud  als  Entschädiguiig  lür  die  verlorene  Liiuideshoheit. 

Allerdings  wird  diese  Vereinigung  von  Stabiae  und  Nuceria  nirgends 
ausdrücklich  berichtet.  Allein  iu:  Städte -Catalog  bei  Plinius  fehlt  Stabiae 
und  statt  seiner  finden  wir  zwischen  Pompei  und  Surrentum  den  As^er 
Nucerinus,  der  natürlich  nur  das  alte  Gebiet  von  Stabiae  sein  kann;  und 
auch  bei  Strabon  folgt  unmittelbar  auf  Pompei  Surrentum.  So  erklärt  sich 
denn  der  völlige  Mangel  jeder  öffentlichen  Inschrift  von  Stabiae.  Die  In- 
schrift der  Quattuurvirn  Cuspius  und  Loreius  (I.  N.  2177),  die  Mommsen 
nach  Stabiae  setzt,  gehört,  wie  neuere  Funde  gezeigt  haben,  vielmehr  nach 
Pompei.  Und  dass  die  griechische  Inschrift,  die  Capaccio  aus  Stabiae  an- 
führt, eine  Fälschung  ist,  bedarf  wohl  nicht  erst  der  Bemerkung*). 

Als  Vilieggiatur  und  Badeort  üelangte  Stabiae  bald  wi^ler  zu  neuer 
Blütiie.  Die  Mineralwasser,  die  noch  heute  hier  aus  dem  Roden  qutHi'n, 
dienten  zur  Cur;  Plinius  erwähnt  die  Aqua  Dimidia  als  heilsam  gegeo 
SteiDBcbmerzea"). 

Fontibua  et  »Siabiae  celebres 

wie  Columella  singt  (X.  135).  Die  Milch  des  nahen  Möns  Lactarhis  (Monte 
di  LeUere)  galt  für  besonders  reich  an  nfthrenden  Stoflfen,  and  Kranke 
kamen  tod  wetiher,  sich  daran  zu  kriftigen.  Die  Pracht  und  den  Reieh- 
tbum  der  stabianer  Villen  zu  dieser  Zeit  haben  uns  die  Ausgrabungen  im 
vorigen  Jahrhundert  Icennen  gelehrt 

Der  Ausbruch  des  Jahres  79  Terschttttete  bekanntlich  auch  Stabiae; 
hier  fand  der  ältere  PUnius  seinen  Tod.  Aber  anl  den  TrOmmem  entstand 


1)  PI  in.  H.  N.  III.  70.    In  Campano  agro  Stabiae  oppidam  fuere  usque  ad  Cd. 
Pompcium  et  L.  Catonem  consules  pridie  KiL  Mai  quo  die  L.  Sulla  legatoi  bello  aocMÜi 

id  dclevit,  quod  nunc  in  villas  abiit. 

ßun  tf.  «.  j  AfMlo«  »offM  ßfioäoQ  afijptmetm  nfios  npogta^ßa  o/tmc  T»j(ot  »^ra  oh^ 
irwdli  a* 

*)  Plia.  ai.  9.  liem  in  Stabiano  qoae  dimidia  vocatar  calcoUs  medetor. 


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249 


ein  neoer  Ort,  iiod  sehcm  hundert  Jahre  ueh  der  Katastrophe  kann  Qalen 
wieder  von  einem  x^P^  x^äeia.  499  finden  wir  die  Stadt  ab  Bfacbofttls; 
«od  seitdem  ist  CaateUanm  in  bestlndigem  Wadisen  geblieben. 

Das  osUadie  Stabiae,  was  ?on  Snlla  im  Jahre  89  zerstört  ward,  lag 
im  Kordeaten  von  Castellamare,  an  der  Strasse  nach  Noeera,  jenseits  des 
Ponte  S.  Marco.  Den  Beweis  dafür  giebt  eine  Insdirift»  die  am  2.  Deeember 
1763  in  der  Masseriä  di  Gennaro  de  Biso,  etwas  unterhalb  S.  Maria  deDe 
Gxaaie,  hier  in  der  Nihe  ausgegraben  wurde  (L  N.  2178,  Mos.  Naz.): 

313J  D    •  D 

 AE8IV8  DAPHNVS 

augusTÄL  NVCERIAE  ET 
nolae  AEDEM  GENI  STABIAR 
lapsiS  MARMORibus  vEXATA 
aeDE  •  RESTITVIT 

Dabei  die  Fandamente  des  Tempels;  es  sind  swd  susammoihftngende 
Geb&ttde,  das  eine  ein  Rnndban  mit  Tierzehn  Sftulen,  das  andere  rechteckig 
and  in  zwei  Gemächer  getheilt,  ein  Altar  in  der  Mitte  (Dissert  isag.  p.  88, 
dort  andi  der  Plan). 

Der  Tempel  des  Genius  Stabiarum  muss  Datürlich  älter  sein,  als  die 
Zerstörang  der  Stadt  durch  Sulla;  auch  zeigt  die  Nothwendigkeit  der  Restau- 
ration, dass  der  Tempel  schon  seit  lange  bestand.  Dass  aber  die  Gemeinde 
Stabiae  ihrem  Genius  einen  Tempel  ausserhalb  der  Mauern  errichtet  haben 
bullte,  wird  Niemand  behaupten  wellen;  e^  ist  al-o  durcli  uü^cri  insrhiü'L 
und  (lie  llumeu  LTwicsen,  dass  das  oskischt:  ätabiae  bei  S.  Maria  delle 
Grazie  stand.  Die  Begrenzung  der  Stadt  nach  Westen  hin  bildete  offenbar 
das  jetzt  im  Sommer  trockene  Flussbett,  il  liivo  genannt,  was  durch  den 
Ponte  di  S.  Marco  überbrückt  Wird;  im  Norden  lief  die  Mauei  aul  dem 
Abhang  der  Hügel  hin,  die  hier  ailmäiig  gegen  die  Ebene  abfallen. 
6ubiae  lag  also  wie  Pompei  in  einiger  Entfernung  von  der  Küste;  wenn 
es  auch  immerlüo  wahrscheinlich  ist,  dass  das  Meer  im  Altertbum  etwas 
tiefer  als  heutzutage  hier  eindrang.  Zugleicli  sehen  wir  aus  unserer  In- 
schrift, dass  die  Zerstörung  Stabiae's  durch  6ulla  bei  Weitem  nicht  so 
gründlich  war,  wie  wir  im  ersten  Augenblick  wohl  geneigt  sind,  uns  vor- 
zustellen; die  Tempel  wenigstens  sind  geschont  worden,  und  vielleicht  hat 
eine  materielle  Zerstörung  überhaupt  nicht  stattgefunden,  sondern  Sulla 
sich  darauf  beschränkt,  die  Gemeinde  politisch  zu  vernichten.  Indess  wie 
dem  auch  sei ,  jedenfalls  ist  der  Tempel  bei  Ö.  Maria  delle  Grazie  das 
einzige  Gebäude  aus  otkischer  Zeit,  was  sich  bis  auf  unsere  Tage  erhalten 
bat;  über  all«  s  andere  hält  die  Asche  des  Vcäuv  noch  immer  ihren  dichten 
Schleier  gebreitet. 


üigmzea  by  <^oo^lc 


850 


Mehr  wissen  wir  von  der  römischen  Villenstadt,  die  sich  anf  des  HAhM 
um  Stabile  ausbreitete.  Bald  nach  der  Entdeckang  von  Uercalafieum  wendeU 
sich  die  Aufmerksamkeit  auch  Stabiae  zu;  1749  worden  die  Anagrabmigtt 
in  der  Nähe  des  Ponte  di  8.  Maroo  begonnen  ood  Iiis  in  die  secbsiger 
Jahre  hindn  fortgesetzt  Nach  der  Sitte  der  damaligen  Zeit  wurden  die 
aofisedeckten  Gebftnde  sogleich  -wieder  angeworfen »  sodass  wsr  jetzt  die 
Stätte  des  alten  Stabiae  bssocht,  nichts  steht  als  wenige  FEagmente  rtaii» 
scher  WerkstOcke,  die  in  den  Masserien  nm  den  Ponte  di  &  Maroo 
streut  liegoi.  Die  Plflne  der  ansgegrabenen  Villen,  die  damals  aof^enomsBea 
worden,  sind  leider  wloien  gegangen^)  nnd  an  der  Hand  der  Tsgebficher 
ist  es  onmOglich,  ein  klares  Bild  des  Fortganges  der  Arbeiten  sa  entwetf». 
Die  bedentendsten  der  aufgedeckten  Villen  smd  die  Gasa  del  Genio  hn 
Podere  Gersce  a  Varaao  (1734),  so  genannt  nach  einer  Ueinon  SilberststoSi 
die  hier  gefhnden  wnrde.  Das  Atrium  trugen  vier  Sftuleo;  dahinter  bg 
das  Peristyl  und  rechts  davon  efaie  Bade -Anlage.  Gegenflher  Uden  und 
Zimmer  in  den  oberen  Stockwerken;  wie  es  schemti  befinden  wir  uns  hier 
also  noch  innerhalb  der  Mauern.  In  der  NAhe  wurde  1759  die  Casa  della 
Venditrice  degli  amori  ausgegraben,  von ftholicher  Anlage,  sogenannt 
nadi  dem  bekannten  hier  gefundenen  Fresko.  In  den  fblgenden  Jahm 
wurde  die  Villa  del  Filosofo  aulgedeckt,  mit  einem  Peiis^l  von  siebsig 
Sftulen  und  vielen  anderen  Bftomen;  mehrere  Statuen  shid  Üer  gefunden 
worden.  Aber  auch  Bch<m  lange  vor  Carl  III.  hat  man  in  Stabiae  nach 
Alterthttmem  gegraben.  Capaodo*)  berichtet  von  den  Funden  antikier  Qe- 
bftude  bei  Varano,  Camdano  und  8.  Marco  Vetere.  Monsignor  Mllaute 
spricht  von  einem  »Tempelc,  der  an  seiner  Zeit  bei  Falano  entdeckt  wnrde; 
ein  Peristyl  von  Ziegelstalen  mit  Stuck,  MosaikbOden  und  Baderinmeni  wi« 
man  sieht,  Beste  einer  römischen  Villa.  Dabei  BleirOhren  ndl  der  Inschrift: 

314]  P    SABIDI    POLLIONIS  •  RR  •  V  • 

£in  AquaeduGt  und  eine  gejiflasterte  Strosse  sollen  bei  Carmtano  gefun- 
den sein^. 

Nach  der  Zerstörung  durch  den  Vesuvausbruch  von  79  wurde  Stabiae^ 
wie  es  scheint,  nicht  an  der  alten  Stelle  wieder  aufgebaut,  sondern  etwas 
südwestlich  am  Meere,  da  wo  beut  Casteilamare  steht  Galen ^)  nennt  im 


*)  Alcubiorrt'  spricht  in  dem  Bericht  vom  20.  Jtdi  17S0  von  dem  Ptu,  ove  ettas 
delioeados  todos  los  i-difitios,  q«e  sc  han  doscubiertos  en  Grasrnsno  do*;de  un  aflo  ht\f^. 

II.  p.  102.  In  vicinis  locis  S.  Marco  vet«re,  Carmlaoo  VaroQoque,  ploiima  aoti- 
qaanim  ruinarom  vestigia,  concameratioDes,  sepalchra,  templa  repentmtur. 

<)  i^BMriirivM  <Wla  eUA  ü  OHtottoNum  in  der  Wioleea  BiMieaodMia  tai  Neipel 
unter  dem  Ms.  TbtfaiPto  IbL  »— M  end  U,  i;  9&  Ton  Battiita  Bomda^  Capauo, 
SoKnmto  p.  7. 

0  Therap.  Meth.  V.  12. 


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251 


zweiten  Jahrhnodert  Stabiao  dn  X9$p^  M  Mdrqff  und  giebt  drdsng 
Stadien,  diei  IffigUen  aa  ab  Diatana  von  hier  nach  dem  Monte  di  Iietttte, 
WB8  ÜBr  CSaatellaman  richtig  iat*  wfthrend  Lettere  vom  Ponte  di  S.  Muco 
nur  avel  MigUea  entfernt  Ist  In  diese  Zeit  gehören  ivohl  die  Bninen,  die 
weetOch  von  GaateDamare  aof  der  HOhe  von  8.  Maria  di  Poaiano  158;»  ge- 
fimden  müden.  GUeidueitig  ist  die  Grotte  di  8.  Biagio  am  Fnaae  dea 
Hflgeb  von  Yarano.  Sie  iat  Ton  oblonger  Fonn  mit  awei  EÜnglagen,  in 
den  anstehenden  TnffeJa  gehauen;  Vasen  und  MetallgeriUfa  sollen  in  der 
Nähe  gefnnden  sein*)»  Man  oinuit  an,  die  Grotte  habe  ttraprfioglich  dem 
Cnlte  des  Phto  gedient;  bei  Einfllbning  des  Christendrams  ist  sie  dann 
zur  Kirche  geweiht  worden  und  später  mit  den  Fresken  geschmflckt,  die 
noch  heute  zum  Theil  erhalten  sind.  AltchristUche  Katakomben  schliessen 
sieh  an.  Auch  die  Gräber,  die  bei  Stabiae  gefunden  sind,  gehören  fest 
ausnahmstos  in  diese  dritte  Periode  der  Stadtgeschiehte.  Die  hauptsäch- 
lichsten Fundstätten  sind  Chiuppaino,  an  der  Strasse  nach  Pompei  (Milante 
p.  51) ,  La  Fontana  (ib.  p.  52)  und  die  Umgebung  der  Kirche  S.  Marco 
Vetere,  in  der  Nähe  der  Brücke  (ib.  p.  54). 

Der  Möns  Lactarius*)  (Lettere),  der  im  Osten  über  dem  alten 
Stabiae  aufsteigt,  ist  schon  erwähnt  worden.  Hier  fand  553  die  denkwürdige 
Schlacht  zwischen  Narses  und  Teias  statt,  die  der  Herrschaft  der  Gothen 
in  Italien  ein  Ende  machte.  Die  Stadt  Lettere  ist  erst  im  Mittelalter  ent- 
standen; von  iUterthftmem  fendea  sich  hier  und  in  Qragnano  nur  einige 
Qrabschriften. 

Gegenüber  der  Mündung  des  Sarno  liegt  im  Meer  die  kleine  Felsen- 
insel Revigliano,  mit  einem  mittelalterlichen  Castell.  Wahrscheinlich  haben 
wir  in  ihr  die  Petra  Herculis  zu  erkennen,  von  der  Piinius  spricht^").  Am 
Ende  des  sechzehnten  Jahrhunderts  soll  hier  eine  drei  Fuss  lange  Bronce- 
statue  des  Gottes  gefunden  worden  sein,  was  freilich,  wenn  wahr,  für  die 
Identität  ein  sehr  schwacher  Beweis  ist.  Pellegrino  sieht  die  Petra  Herculis 
in  dem  Capo  d'Ürlando  am  Fusse  des  S.  Angelo  gegen  Vico  hin  (Camp.  L 
348),  doch  lag  dieses  Cap  wohl  schon  im  Gebiet  von  Sorrent.  Man  könnte 
auch  an  S.  Maria  di  Pozzano  denken,  indess  das  Wahrscheinlichste  bleibt 
inuner  unsere  Felseninsel,  für  die  ein  antiker  Name  sonst  fehlen  würde. 

^;  Milante  p.  13. 

>)  Cassiodor.  Var.  ZI.  op^  10. 

10)  PI  in.  H.  U.  32.  17.  In  Stabiaco  Campaniac  ad  Herculis  Petrazn  mclannri  piP 
ma  abieeCiim  in  mui  npiont,  üdem  ad  naUom  dhosi  ia  quo  hamiu  «t  aooedmit 


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352 


Somotoin.  —  G6ichidit6. 

SÜBBENTUM. 


Literatur.  Ein  sorrcntiner  Edelmann,  Ccf^  iro  Molignano,  ist  der  erste,  derdieGe- 
schichte  seber  Vaterstadt  in  einem  eigenen  Werke  behandelt  bat:  Descrizione 
doli'  uriginc,  situ  e  £amiglic  della  dlUk  di  Sorrento,  CblvU  1607  and  nea  heraus» 
gegeben  fOD  lOiiiero  Bied,  Kap.  181A.  Doch  beschAftigt  neb  die  SduOI  htnpt- 
s-ächlich  mit  dem  Mittelalter.  FQr  die  Zeit  des  Alterthums  ist  grtmdlegend  das 
weit.schichtige  Werk  des  Bischofs  von  Sorrent  (1699—1724)  and  späteren  Patriar- 
clieo  vuu  Autiucliien,  Filippo  Auäbtasio:  Locubrationes  in  SiuTentinunun 
ecdewartica»  dvilfleqoe  antigdtates.  S  toU.  BaaMM  17S1  — 82.  NadtMge  dasa 
in  seines  Neffen  und  Nachfolger  auf  dem  Bischofstuhl  (1724—1758)  Lodovico 
Agnello  Aaastasio:  .\niraadversiones  in  libnim  F.  Pii  Thomac  Milante,  Epis- 
copi  bubicuäiä,  de  Stabiiä,  Ncap.  17öl;  eine  Vertheidigungsäclurift  der  Lucubra- 
tiooes  sdaes  Qiikeb.  Vfncenxo  Donnorie,  Hemorie  etoridhe  della  fedeÜniiiM 
ed  antica  cittä  di  Sorrento,  Nap.  1740  behandelt  mehr  die  Gesehidite  der  Stadt  im 
Mittelalter.  Rocht  brauchbar  Giannettasio  Aestates  Surrentinae  und  Autamni 
Surrentiui,  weniger  Onolrio  GargiuUi  Le  Sirene»  Gedidit  mit  Noten,  Nap. 
1814»  und  Attt  delT  Aeead.  JBreol  I.  809.  Ton  Vk»  liandelt:  Baidateare  Pa- 
raeeandol  L  ttera  sull'  antiquitA  della  cittii  d'Equa,  Niep.  178S  ondGaetano 
Paraseaiidolo,  Monogratia  di  Vico,  Nap.  1858.  Von  Mas3a:  Giambattieta 
Peraico,  Descrizione  ddhk  cittii  di  MasB%  Nap.  1644.  Die  Storia  di  Maeaa  fon 
Gennaro  Haldaeea  (Nap.  1840),  ebenm  wie  die  Storia  di  Sorrento  desMUmi 
Verfassers  (Nap.  1841,  2  voll)  ohne  Werth.  —  Eine  treffliche  Monographie  ind 
das  riauptwerk  Ober  die  AlterthOmer  Sorrent's  sind  Rartolommoo  Capasso, 
Mcmorie  storico-archeologiche  della  peninsola  Sorreutina,  Nap.  1S46.  Manches 
auch  in  demettmi  TeiCuaera  Taiao  e  la  ma  finniglia  In  florrento ,  Nap.  1866.  — 
(C.  Wells]  Snnentiun  im  Aftetthnm,  Genf  1874.  Padre  BaoaaTentttra  da 
Sorrento,  Sorrento  sacra  e  Sorrento  illustre,  S.  Agnello  1877. 

Die  AlterthOmcr  äorrent's,  besonders  die  Inschriften,  sind  1869  von  dem 
damaligen  Sindaco,  Cav.  £.  Cicalese,  im  höheren  Sedile  di  DominoTa  in  einem 
Ueinen  Mnsenm  veielnigt  wofdeu.  Die  Biidnng  einer  BfliGoteea  Socrantina  im 
Palano  Mouidpale  ist  projectirt 


GAPITEL  I. 

GESCHICHTE. 

Liparos,  des  Königs  AasoD  Sohn,  soll  —  durch  seinu  Brüder  aus 
ItaliüD  vertriebeu  —  nach  Lipara  geflohen  sein  und  diese  Insel  zuerst  be- 
siedelt haben.  Später  kam  dann  Aeolos  dahin,  heirathete  des  I.iparos 
Tochter  Kyane  und  ward  König  der  Insel.  Den  Liparos  aber  lülirte  er 
nach  Italien  zurück  und  eroberte  ihm  die  Gegend  von  Sorrent,  wo  er  nach 
eiuei  ruhmvoUeii  üerrscbait  starb;  nach  seinem  Tode  erhielt  er  hier  heroische 


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ganartim.  —  Oesohiidite. 


853 


Ehreii^).   Soweit  die  Stammsege  von  Surrentnm.  Wir  sehen  daraus,  dasB 

uralte  Beziehungen  bestanden  zwischen  Surrentam  und  Lipara;  und  der 
heroische  Cult  des  Liparos  lasst  kaum  eine  andere  Erklärung  zu  als  die 
Annahme,  dass  die  hellenische  Colonisation  Sorrent's  von  Lipara  ausge- 
gangen ist  Capri  wird  dabei  als  Zwischenstation  gedient  haben,  gerade 
wie  die  Besiedelung  Ischia's  der  Gründung  von  Kyine  vorausging.  Liegt 
es  doch  in  ih'v  Natur  jeder  Goloniegranduog,  dass  zuerst  die  Inseln  besetzt 
werden,  die  dem  Contiuente  vorliegen;  und  die  Sage  von  Oebalos,  dem 
Könige  Capri's,  die  Vergil  aufbewahrt  hat,  ist  ein  weiterer  Beweis  dafftr. 

Hellenisches  Wesen  hat  sich  in  Surrentum  gehalten  bis  gegen  das 
Ende  des  Alterthums.  Noch  in  der  Kaiserzeit  bebauten  Griechen  die  hei- 
ligen Aecker  der  Minerva  gegen  das  Cap  Athenaeon  hin');  und  Statius  . 
preist  seinen  Freund  Poliius  glücklich,  dass  es  ihm  vergönnt  sei,  einen 
helleDischen  Strand  zu  bewohnen').  Griechiche  Culte  blieben  bis  tief  in 
die  Kiiiserzeit  hinein  in  Sorrent  heimisch;  vor  allem  die  Verehrung  der 
Sirenen,  dann  Athenes,  deren  Tempel  auf  dem  Cap  Campanella  als  eine 
Gründung  Odysseus'  galt.  Und  wie  stark  der  griechische  Einfluss  noch 
unter  oskischer  Herrschaft  war,  zeigt  die  Grabschrift 

815]  CtPINEI£ 

die  einzige  oskischc  Inschrift  mit  griechischen  Buchstaben,  die  in  Gam- 
panicn  gefunden  ist  uml  liic  einzige  oskischc  Gntbschrift  übpihaupt. 

Dieselbe  lüschrifl  ist  zagleich  Zcugniss  dafür,  dass  im  fünften  Jahr- 
hundert auch  Surrentum  den  Angriffen  der  Carapancr  erlag;  »Surrciitunj, 
eine  Stadt  der  Campaner«,  wie  Strabon*)  dem  übereinstimmend  angiebt 

Eine  etruskische  Herrschaft^)  über  Sorrent  ist  dagegen  durch  nichts 
erwiesen  und  sehr  onwahrscheinlieb.  Wenn  Stephanos  von  Byzanz*^  »Sur- 
rentum, eine  Stadt  T|fnrheniens«  nennt,  so  ist  bekannt,  dass  den  Griechen 
des  vierten  JaMondcrts  ganz  Campanioi  Tyrrhenia  Uoss,  ohne  Rfleksieht 


^)  DioiL  y.  7.    xal  rot/;  /iaous  xotv^  fierd  xwv  fy^fopiutv  noAntuea^t  vodjaoi 

^tlc  äk  fitjraAorrpnrtöq  rtfi&v  ir"'/;-'  r.pwixiüv  napa  ro?;  ly^uiptotq. 

9)  Lib.  Col.  p.  236.  22:  äurrentum  oppidum:  ager  eios  ex  occupatione  tcoebator 
a  Graecis,  ob  coosecrationem  Miaenrae. 

s)  Stal  SilT.  n.  8.  «S. 

Made  animo  qood  Qnüa  probai,  qnod  Chaia  freqoeatfts 

Arva. 

WO  allerdings  statt  Graia  anch  grata  golrson  wird. 
*)  Strab.  p.  247.  rd  EoppevTi\v  Kaßriavtöv. 
*)  Steph.  Byz.    Suppivnov  izöliq  T'jppr/vtai. 

<}  Wie  O.  MUiior  wollte,  ood  auch  in  Mommsen'a  Qeadüchte  Ubergegaagea  ist. 


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854 


anf  die  NatioDalitftt  der  Bewohner.  TyrAmB,  aber  (Stat  8ih.  II.  2. 2.  IIL 
2.  2$)  hiess  die  eurrentinische  Minerva  als 

I^Tfitäni  tpteulairix  virgo  profundL 

(Stat.  SilT.  V.  3.  187.) 
Dass  Sarrentum  dann  ein  Glied  des  nucerinischen  Bundes  bildete  und  bis 
zum  Socialkrieg  dessen  Geschicke  theilte,  haben  wir  schon  oben  gesehen. 
Von  Papius  Mutilus  wurde  die  Stadt  zugleich  mit  Stabiae  genommen^) 
(90  V.  Chr.);  und  im  nächsten  Jahre  wahrscheinlich  von  Sulla  zum  Gi  Imi- 
sam  zurückgebracht.  Nach  dem  Frieden  erhielt  Sorront  wohl  wie  Pompei 
eine  Colonie  suUanischer  Veteranen ;  die  Cornelier,  die  wir  unter  den  Ädels- 
gesclüecbtern  der  Stadt  finden  und  der  Magistrat  der  Duam?irn  scheinen 
darauf  hinzudeuten. 

Die  Glanzzeit  Sorrent'f  war  das  erste  Jahrhundert  der  Kaiserzeit,  als 
Capri  unter  August  und  Tiberius  der  LieblinL:>au [enthalt  des  Hofes  war 
und  der  gaiizu  \  eikehr  der  Insel  hier  durchging.  Der  Handel  blühte,  die 
Ufer  dea  Golfs  bedeckten  sich  weithin  mit  prächtigen  Villen,  unter  denen 
ein  kaiserlicher  Palast  hervorragte.  August  verbaonte  seinen  Enkel  Agrippa 
hierhin  (Suet.  Aug.  65);  d<^r  Name  des  Ortes  Cesarano  soll  von  der  kaiser- 
lichen Villa  sich  herschreiben.  Ein  sichererer  Beweis  sind  aber  die  Grab- 
schriften kaiserlicher  Sklaven  und  Freigelassener,  die  sich  in  Sorrent  in 
grösserer  Zahl  üoden,  als  an  irgend  einem  anderen  Orte  Campaniens.  — 
Nach  Augnstus  hören  wir  nichts  mehr  von  den  Schicksalen  Sorrent's  bis 
zum  Ende  des  Alterthums. 


Hoaoro«  Xmp«r«toran. 

IMP  0AE8ARI  817] 
DIVI  •  TRAIANI  •  PAIUHIO  -  F 
DIVI  •  NERVAE  *  NEPOT 
TRAIANO  *  HADRIANO 
AVQ .  PONT .  MAX '  TR .  POT .  9 

C08  III 
OPTIMO .  M  AXIMOQ  •  PRINC 

DEOVRIONES 
MVNICIPESQ  •  SVRRENTINI 
PEOVNIA  -  OONLATA 

I.  N.  2112.   Sorrent  im  Museum  rwei 
  ExempL  (p.  Chi.  121/22).  Meine  Abschrift. 

7)  Appian.  Civ.  1.  42.    Härm        Eraßtag  sJXe  Mal  Alrtpyov  xal  ZdAMpvm 
'fwfuuMv  änouos  i^v.   Au  Liternum  ist  outiiriich  Dicht  tu  denJcea,  da  das  italische  Beer 
i»  SodalhariaKe  nfo  ebor  Aoenae  UaaiN  Toisednaigni  bt;  «oeh  war  Litenram  ebOMo 

gut  Colonie  wie  Salrrntim  E  ;  mnss  .Jso  der  Name  einer  Stadt  bei  Nuceria  hier  cor- 
mmpirt  ?cir. ,  tmd  da  hegt  es  am  nächsten,  an  Snrrcntum  rn  denken«  dio  Cioiige  Stadt 
üampamuoü,  dexmi  Parteistelluiig  im  bocmiknege  oabekaoot  war. 


8161 

AVGVSTV8 
eoS  <V  DESIGN  Vl  P'P  imp  vii 
PERMISIT 


JU  N.  2111.  Bonvoi  im 
1Ub»Abia^  (19  i.  Chr.) 


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818] 

INSTAVRATORI  •  ORBIS 
TERRARVM  •  PERPETVO 
AC  -  PIISSIMO  IMP 
D .  N  FL  VALERIO 
CONSTANTINO 
M  A  X  I  M  O  P  I  O 
FELICI  SEMPER  VIC 
TORIS  AVG  RESP 
SVRRENTINORVM     D  -  D 

I.  N.  2113.  Soxnnt  im  Mtueoau  Meise 
Abschzift. 


520] 


DNFUVIO 
QRATIANO 
SEMPER 
AVQV8T0 

I.K.911fi.  Sonantlm 


319] 

PIISSIMAE-AC- VENER  AVI 
LI  D  .  N  faustae  AVQ 
ux  0  rj  D  N  .  M  A X I  M  I 
VICTOR  IS  AVQ 
CONSTANTINI  matri 
••-GM  DDDNNN 

 CONSTANTINI 

CONSTANTIs  ß  A  E  A 
TISSIMORVM  ac  fe 
liCI  VM  cacäaRVM  -  OR 
do  et  populVS  surrentin 

1.  N.  2114  S'orrptit  im  Museum.  Capaan^ 
AUi  dcä'  Accad.  l'outmiaua  1832. 


821] 

D  •  M 
AOOR V  8 
AV« . VER 
VIXSITAN 
NIS  -  XXVII 

324] 

C  E  R  DO 
AVQ  '  VER 
ViX-ANN 
LXX 


Bmni  und  LIbartt  dM  inllMlMa  Bmmm, 
393) 

ANTHV8  •  AVQ 
A  •  CORINTHlS 
8n»l-  ET«8VI9 

t  H.  sm 


ATHIOTO  •  VERNAE 
0AE8ARI8VIXIT-M-.VII 
EXraXTVS  •  PATQI  *  POSVfT 

1  H.  21». 


325] 

CHARiTOTICLAVDII 
CAE8ARI8  •  AVGVSTI 
TOPIARIVS  SIBI  ET  SVIS 

L  N.  2132.  Q«f.  im  Kondo  Chio- 


327J  EVTYCHVS  AVG  j  328] 
SER  .  A  VALETVDIN  '  F  R  0  N  T  O  N  I 
VIX      AN  XXXX 


Bull.  Nap.  n.  8.  V,  p.  131, 
gef.  1862  im  Fondo  Chio- 

neuMio  bei  ä.  Mjuia  delle 


A  V  G  .  8  E  R 
STRVCTORI 
L  21A7. 


326] 

EVTICV8  .  AVG 
SER.  PICTOR 
vixiT  ANNOS 

xxxxv 

Biin.Nap.n.8.y,  p.  131. 

330] 

H  ED YMELE 
AVGVS  SER  AVG  -  VENER 
FRONTONIjVJX  ■  ANN  •  XXX 

I.N.213C.  descr.  ,  Rull,  üap,  n,  V, 
Caaa  Gargiulo.    i  p.  läi. 


3291 

F  R  0  N  T  0 


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332J       Ii  . 

ÖRIEN8  -  AirO 

VERNA 
VDCANNXLVn 

BalL  Kap.  Q.  g.  V, 

334  b] 

C  iVLlVS  CHA 
RITO  VIX 
A  N  N  1  S  X 

I^alLNl«.  1I.8.H, 
p.  iOl. 

834e] 

C  L  A  V  D  I 
8IIPI  <  AVQ 
UB  -VIX  •  A 

Prior»,  cum  dal 
pifocoo.  BqD. 
IIai^B.t.y,ikiai. 


256 


331J  LALEMVS  AVQ  -  CIRCITOR 
NATIoNE  -  LYCAO  •  DoNATO 
nU0  ET*8IBI  ET  SVIS  FECIT 

i.  n.  2m. 


333} 

Z  I  Z  E  S      A  V  G 

ATRE8IS  NATIONE 

LYCAO-VA.L-POSV 

MOERIS  CONSERVA 
L  N.  2140. 


884c] 

C  IVLlVS 
SVCCIlSSVS 
VIXIT-ANN» 
XXVI 

L  N.  SIM». 


384  f  j 

Tl .  CLAVDIVS  AVG 
UBERT  .  OPTATVS 

vixrr  •  ANN  .  txxv 

L  N.  2135. 


334  al 

C  IVLlVS- AVGVSTI 

I.  N.  2138. 
im  Miueoiii. 


334  d] 

Tl  . CLAVDIV$ 
AVG.LEXPEDITVS 
LK81M. 


334  g] 

CH0R1NBV8 
AVQ .  UBERTV8 
VIX' ANN-LXV 

I.  ir.  2isa. 


884f| 

Dl8  •  MANIBV8 
LIOINIAE  •  L  •  L1B  •  DAPHNES 
ET  •  M  *  LiVII  •  AOHELOI 

VIRI  .  EIV8 
PATRONIS   BENE  *  Meren 
TIBV8    >  LIBErti 

VTRORVMqoe 

1.  N.  2160.  Sorrent  im  Mosenm.  Meine 


334  h] 

CERDONI  •  LVERCO 

AVG  .  L 
CVBICVLARIO 
VIXIT  ANNIS  -  LV 
AMPLIATA  RDEU 
CONSERVO  LOCO 
EMPTO  •  DESVO 
I.  N.  2180L 

d84k] 

M  .  LIVIVS  -  ZOSIMVS 
PVLLIA  NEMeSIS  -  SIBI  ET 
PVLUAE  FORTVNATAE- ET -SVIS 

I.  N.  2161. 


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Somntm».  —  flMflifciMii, 


S57 


Huniolpftl  -  iBtohriften. 

1.  Patroni. 

835]  FL  '  FVRiO  -  FAVSTO  •  V  •  C 

FL .  FVRIO  FAVSTO 

V      C      TRIBVNO  AB 

ORIGINE  PATRONO 

OB    MERITA  LABORVM 

SVORVM  VNIVERSVS 

ORDO  .  ET     POPVLVS  •  8VR 

RENTINORVM. STATVAM 

NOBILITATI  .  EIVS  -  ERIQEN 

DAM  CEN8VIMVS 

L  N.  2116.   Sorrent  im  Hoseum.  Basis 
iMoiptA.  MciiM  Abidurift. 

2.  Decariones. 

337] 

L  •  ARRVNTIO  •  P  •  F  •  L  •  N 
MEN .  RVFO .  EIEDIO  PROCV 

LO  •  VIX  ANN  '  XXHII 
HVIO  •  DECVmONES  -  8TATV 
AS  >  DVAS  .  ALTERAM  <  EX 
PEÜVNIA  PVBUOA  -  ALTE 
RAM  •  EX  •  AERE  •  A  •  POPVLO 
OONUTO  '  IN  •  FORO  PO 
NENDA8 • DEOREVERVNT 

1.  M.  2126.  Sorrent  im  HaMam. 

338] 

'L  .  CORNELIO  -  L  •  F  -  MEN  -  M  

FL  AM  INI  ROMAE  Tl  -  Cie  rc  u  g. 
A  V  G  V  R  I  A  E  D  TT  V  I  R  Q  V  i  ii  q  u  c  ri  n 
PRAEF  ■  FABR  BIS  HIC  TOGAE  VIRilis  die 
CRVSTVLVM  ET  MVLSVM  •  POPVLO  dedit 
AEDILITATE  •  SPECTACVLVM  •  QLADIAtorum 
CIRCENSIVM  •  EDIDIT  •  OB  HONORem  II  vir 
DECVRIONIB  .  MAQNAM  *  CENAM  -  Dedit  quin 
QVENNALITATE  •  SVA  •  LVDOS  •  SPLend.  edidit 
HVIC-DECVRION  PVBUOE  •  LOOVM  eep.  et  impensae 
FVNER  .  HS  •  133  •  ET  .  STATVAM  decrevenint 

I.  N.  2l2a.  Sorrent  im  Museum,   ^eioe  Abschrüt. 


M  '  VLPIO  •  PV  3861 
PIENO  .  SILVA 
NO  .  V  '  C  -  CIVl 
OBA TORI .  .  . 
ORDO  -  ET '  POPV 
LVS  •  SVRRENTI 
NORVM  .  PATRO 
NO  •  PRAESTAN 
T  I  S  S  I  M  0 

LM.SI17.  BflflnnAiBlfiiinn. 
Heine  AbiduUL 


M  SITTIO  .  C  •  F  .  FAL 
FRONTONI  •  8AVFEI0 

PROCVLO 
VlXit  aoNVM  *  ET  -  MENS 
TRES  •  kniC  •  DEOVRiON 
LOOnm  BepVLTVRAE  •  ET 
IN  '  FVD08  •  HS  .  133  DECR 

I.  N.  2124. 


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2Ö8 


BniTCUtnin«  —  Qcachidita. 


Gälte. 

In  Beiner  Beligion  stand  Siurrentum  in  gewisser  Bezidniag  im  Gegen- 
satz ra  den  Nachbaretädten.  Zwar  die  campanischen  Göttinnen  Ceres  nnd 
Venus")  wurden  aach  hier  Terehrt,  and  Inno,  Neptun  nnd  Herenlee  hatten 
ihre  Tempel  oder  Capellen  (Statius).  Aber  gerade  die  wichtigsten  Calte, 
die  der  Athene  nnd  der  Sirenen,  sind  Sorrcnt  cigcnthümlich  und  finden 
sich  in  keiner  zweiten  Stadt  Carapaniens.  Ja,  den  Cult  der  Sirenen  finden 
wir  in  historischer  Zeit  nur  hier  in  der  ganzen  hellenischen  Welt.  Und 
in  der  That  wirkte  vieles  /usamnien,  den  Cultns  dieser  Moergöttiucn  hier 
au.szubildcn  und  zu  erhalten,  naclidem  er  im  übriszen  Hellas  schon  lange 
verschwunden  war.  Die  stets  bewegte  See  in  den  Huccho  di  Capri,  die 
hafenlo«e  Steilkü.ste  von  Kapreae  und  der  sorrcntinischen  iialbinjjül  machen 
die  SchilTfah!  t  hier  zu  einer  keineswegs  gefahrlosen.  Jahraus  jahrein  schlägt 
die  Flutli  mit  hellem  Klanii  an  die  Kalkfelsen;  und  was  war  der  Sang  der 
Sirenen  urspninnlich  anderes,  als  das  Lied  der  Wellen,  das  so  schmeichle- 
risch lockt,  und  den  Schiffer,  der  zu  lange  den  Klängen  lauscht,  ins  Ver- 
derben führt?  Es  war  natürlich,  dass  gerade  hier,  wo  ihr  Walten  vor 
allem  sich  offenbarte,  den  verderblichen  G(Utheiten  du  'J'enipel  errichtet 
ward;  und  wie  sehr  die  Umwohner  be&trebt  waren,  den  Sinn  der  Göttinnen 
sich  zu  versöhnen,  zeigen  die  vielen  Weihgeschenke,  die  rings  den  alten 
Tempel  umgaben.  —  Allmälig  aber  verschwinden  auch  hier  die  Sirenen  aus 
der  Verehrung  des  Volkes,  und  Minerva  beginnt  den  ersten  i'latz  im  Cultus 
von  Sorrent  einzuneiinien.  Sogar  der  Name  des  Cap  Campanella,  was  einst 
sirenusisches  Vorgebirge  geheissen  hatte  wird  jetzt  in  Atlieiiaeon  ueändert. 
Statius  erwähnt  der  Minerva  öfter,  der  Sirenen  nur  einmal  gt  h  [.'uitlieh;  und 
als  P.  Sittius  unter  Caesar  seine  vier  Colonion  in  Numidien  gründete,  und 
eine  davon  Sorrent  zu  Ehren  benannte,  hie&s  er  sie  Colonia  Miner  via 
ChuUu. 

Erzeugnisse.  Leben. 

Die  Coltor  der  Agrumen,  die  jetzt  die  Ebene  von  Sorrent  in  einen 
weiten  Orangenhain  umgeschaffen  hat,  war  bekanntlich  dem  Alterthnm  fremd. 
Statt  dessen  war  der  Wein  daa  Hanptpiodact  der  Halbinsel, 


840] 

bAOERD  •  PVBLIC  •  VENER 

et  cereris  •  hVIC  •  MATRONAE  STATVAM 
loco  dpc  (locr  dATO  •  (N  •  AEDEM  •  VENERI8 
poneudam  cuRAVERVNT  HVIC 
deenri  0116t  pVMJOE  •  LOOVM  •  8EPVLTVRAE  -  ET 
fana»  h  a       ET  •  STATVAM  *  DEOREVERVIi' 


1.11.2m.  Somatim 


841] 

•  •  .  AE  • L- F. MAGNAE 

sacerDOTI  .  PVBLICAE 
vcncrlS  •  ET  •  CERERIS 

L  N.  2124. 


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Smmitiiiii.  —  Oesdiidite. 


25» 


Qua  Jiroviio  dil'cJus  aij*'i\  coUf8(/ue  per  altoa 
Uritur,  ei  praelit  non  mvidet  uva  Falemis 

(St»t.  SilT.  IL  2.  i.) 

So  preist  auch  Ovid  die  (Met  XY.  110.) 

S*armitm>  gmurotot  palmüe  coUee 
und  SitiuB  (V.  465)  das 

FeUeia  ßaccho 

Aeguana. 

»Als  drittbeste  Weiosorte,  sagt  Piinius'),  werden  einige  sehr  sttsse 
Albanerweine  geschätzt,  die  nahe  bei  Rom  wachsen.  Ebenso  der  Sorrentiner, 
der  nur  in  Weinbergen  wächst,  besonders  Reconvalcscenton  sntrftglicb,  wegen 
seiner  Feinheit  und  Heilkraft  Der  Kaiser  Tiberius  sagte,  es  seien  die 
Aente  flbereingekommeu ,  dem  Sorrontiner  Heilkraft  zoznsdireiben,  sonst 
sei  er  ein  guter  Essig.  Sein  Nachfolger  Gains  nannte  ihn  einen  edlen 
Krätzer«.  Uebrigens  datirt  der  Ruf  des  sorrentiner  Weines  erst  ans  der 
Zeit  Ango8t*s,  wo  man  zuerst  die  Erfabrong  maehte,  dasa  er  lange  Lagemng 
fertrug*^.  Athenaeos")  behauptet  denn  auch,  er  sei  vor  dem  fttnftind- 
zwanzigsten  Jahre  nicht  trinkbar.  Seinen  Hauptrof  verdankte  der  Sorren* 
tiner  freilich  wohl  seinen  mediciniachen  Ei^nschaftan^.  Das  heutige  Ge- 
wächs  ist  sehr  Terwahrlost,  doch  zeigen  die  Versnche  einiger  Besitzer,  dass 
er  bei  ric&tiger  Behandlung  leicht  den  alten  Bof  wieder  erlangen  könnte. 

Oelpflanzungen  werden  schon  im  Alterthnm  den  Fuss  der  Hügel  um- 
tinmt  haben,  vielleicht  waren  diese  auch  damals  schon  von  Kastanienhainen 
bekrönt.  Hat  Statins  sich  keine  poetische  Licens  zu  Schulden  kommen 
lassen«  so  hat  es  auch  Hochwald  auf  den  sorrentiner  Bergen  gegeben,  denn 
er  ttsst  PoUins  das  Bauholz  zu  seinem  Herculestempel  in  den  WlUdem 


')  Plin.  14.  68.  Ad  tertiam  palmam  Tarla  voncre  Albana  urbi  vicina  prae- 
dulcia.  Item  Surrcntioa  in  vincis  tantum  na^ccuiia,  convalescentibus  maximc  probata, 
propter  teauitatem  salubritatemque.  Tiberius  Caesar  dicebat,  coosensisse  medicos,  ut 
noUBtatem  Sturrentino  darent»  alloqni  esse  generosam  aoetum.  Gains  Oaaaar,  qd  tnecesiit 
illl,  uobilem  vappam. 

Strab,  p  243  ol  xai  o  T\ipptvrt>oi  i^d[u).lo<;  xaßtararai  raurotq  fdcm 

Falerncr,  St;ilauer,  Calener),  vetaaxi  nupa^sis  ozt  Ttakaitoaiv  dix*rtu  Piinius  dagegen 
(23.  1):  äurreutiuuiu  veteied  maximc  probavere,  scquous  aetas  Albanum,  aat  Faleruum. 
Tielleidit  ist  aber  Simreiitiiuuii  ehi  Sdbnibfclilttr.  98.  85:  Sorrenthia  (vina)  iniUo  modo 
stomacbum  implcnt  nec  cspnt  temptant ;  ätonuushi  et  intestiooram  rbeumatismos  flohibsot. 
23»  36:  Tiriiim  plus  Surrentino,  ansteritatis  Albano,  vehementiae  minus  Falema  habent 

11)  Athen.  I.  26-  d.  Sttpptvrlvoq  dk  dnd  itevxt  xai  tuoctk  irww  äpx^rat  ]rivta<3at 

U)  Qalen.  Antidots  1  3  (XIV,  p.  16  Kuhn),    rtpl       roü  l'uppe.n'vfrj  r/  ifzl 
ixßdZ*t       xoaouxutv  erüv  /lyvo/ixuoi^  ini  noAti  rt  itapafUytt  nÖTtfiogf  obx  tix6Aw^  int- 

m 


üigiiizea  by  LiüOgle 


%rrtmkiwTi  —  Owiiilclita 


der  Nachbarschaft  fällen^').  Endlich  ist  zu  erwähnen  der  Fischrelchthom; 
den  helapt  von  Sorrent  preist  schon  fionras  (Hedapb«getica  fr.  6): 

Surrenü  fac^  mtM  hdapBrn^  Ghueum  cape  CmnU 

VoD  Enengnissen  der  IndoBtrie  dnd  ra  arwttmeD  die  rothen  campe- 
nisGhen  Tbongeftsae,  die  hier  in  versflglicher  Qualität  gefertigt  worden  ^^). 

Äccipe  non  vili  ca.  Hees  de  pulvere  natos 
Sed  ßurrentinae  Leve  toreuma  rotae. 

(Mari  XIY.  100.) 

Surrentina  bibis?  Nec  murrhina  picia  nec  aurum 
Sume,  dabunt  caUcet  haec  tibi  vina  suo*. 

<{b.  xm.  wr.) 

Es  bedarf  keiner  Erwähnung,  da^h  tiiese  Erzeugnisse  der  Industrie  der 
Kaiserzeit  nichts  zu  thuii  haben  mit  den  Vasen  attischer  Fabrik  des  vierten 
und  dritten  Jahrhunderts,  die  iü  den  Griibero  von  S.  Agnello  und  Deserto 
gefunden  sind.  Den  ausgedehnten  Handelsverkehr  Sarrentum's  bezeugen 
die  l  uude  massaliotischer ,  baleariscber  und  gallischer  Münzen  (Capasso 
p.  63).   Das  milde  Klima  des 

a^bjffo  Surrentum  moUe  aalubri 

(Silius  V.  466.) 

machte  die  HRlbinsel  zu  einer  der  belielitesten  Villeggiaturen  Campauiens, 
wie  die  Reste  römischer  Villen  beweisen,  die  von  Scutolo  bis  Campaueila 
in  ununterbrochener  Folge  die  Küste  einfassen.  Die  Coramunication  war 
allerdings  etwa?  bepcliwert,  und  die  öffentliche  Sicherheit  fraglich;  wie  uns 
denn  Horaz  die  Ännchmlichkeiten  einer  Wioterreise  nach  Sorrent  beschrieben 
hat  (Epist.  I.  17.  62): 

Brundiaium  comes  aut  Surrentum  ductus  amoenum 
Qut  quaentur  aalebras  et  accrhum  frigue  et  %mbre$^ 
Aut  cUtam  ^racUm  out  wbducta  viaiiea  phrat, 

U)  Stat.  Silv.  III.  1.  118.  His  caedere  nlwu 

Et  lerare  tnbes,  Ulis  immeigere  cnrae 
Fnndamanta  flolo. 

M)  Pliii.S&  leOx  ivliiinit  Inno  nolnlitalttii  «t  Anttimn  in  ItiHa  afc  adiean  tu- 


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flnreiitiuk  Topogcvliiai. 


CAPXTKL  n. 

TOPOGRAPHIE. 

§  1.   Die  eorrentiniscbe  Halbinsel 

Die  Halbinsel  von  Sorreüt  bildet  den  Südrand  des  neapolitanischen 
Golfi^;  sie  trennt  ihn  von  dem  Busen  von  Salerno  oder  Poseidonia.  Wir 
treten  hier  heraus  aus  der  vulcanischen  Region  Campaniens.  Die  Bergkette 
von  Sorrent  ist  ein  Ausläufer  des  Apennin,  und  besteht  wie  dieser  aus 
Kreidekalk;  valcanischer  Tuf  findet  sich  nur  an  der  Nordkttste  der  Halb- 
insel bei  Yico  und  Massa;  die  Ebene  von  Sorrento  besteht  ganz  aas  Tuf} 
dem  vulainischeB  Boden  verdankt  sie  ihre  Fruchtbarkeit 

Der  Gebirgsstock  des  S.  Angelo  (152477«)  ist  der  Ausgangspunkt  der 
sorrentinischen  Bergkette;  sein  Kamm  bildet  die  natürliche  Begrüiizuiig  der 
Halbinsel  Dach  Üijtcti  hin.  Von  hier  zielit  dir;  Halbinsel  westwärts,  etwa 
zwei  deutsche  Meilen  weit,  bis  zum  Ca{i  CaiiiiiaiuHa,  um  dann  als  Insel 
Capri  noch  einmal  aus  der  Flath  aufzutauchen.  lu  breitem  Zuge  lichmcn 
Bürge  die  Halbinsel  ein,  üben  sich  zu  einer  Reibe  Plateaus  ausweitend,  die 
von  wenigen  Kuppen  überragt  werden.  So  der  pikartige  Monte  di  Chiossa 
oberhalb  des  Piano  di  Sorrento,  und  der  Monte  S.  Gostanzo,  der  die  Kette 
im  Westen  schliesst,  und  in  steilem  Abhang  zum  Gap  Gampanella  sich 
niedersenkt  Fast  senkrecht  stttrzen  die  Plateaus  nach  Saden  zum  Golf 
TOD  Salemo  herab;  nach  Norden  ist  der  Abfall  viel  sanfter.  Hier  sind  die 
Hflgel  von  Vico  und  Massa  den  Plateaus  vorgelagert,  und  fwischen  IMen, 
die  mtle  der  HaUiiiisel  einnehmend,  die  Ebene  von  Sonento.  Audi  sie  ist 
plalewaitig,  mehrere  bnndert  Ftass  Aber  dem  Meere  ezhaben,  gegen  das  eie 
in  einer  senkiecliten  Felswand  endet  Landeinwärts  steigt  sie  aJlmftUg 
gegen  den  Bergkieni  an,  der  sie  in  Qdbkieise  einseUiesst.  Die  Bergwasser 
hdben  tiefe  SehlnditeD  in  den  Tof  der  Ebene  gerissen,  ancfa  sie  von  scbioffen, 
flenkEeeht^  Winden  eingefasst;  an  ihrer  Mllndong  lieht  sieb  meist  ein 
flacher,  sandiger  Strand  hin,  der  den  SeUfbm  als  landnngatplats  dient 
Dasa  dieser  Strand  im  Alterihnm  anegedehnter  war,  nnd  längs  der  gansen 
Koste  sich  hbuog»  wird  gewöhnlich  behauptet,  beweisen  ttsst  es  sieh  nicht 
Wahrscheinlich  ist  es  immezhin,  dass  die  sahlrdcben  Fondameate  antiker 
Beaten,  die  bei  Somnt  anter  dem  WasserBpiegd  sich  finden,  nrsprflnglich 
anf  dem  Trodcenen  enkhtet  sind.  Aach  geht  unter  den  Sdilffinn  die  Sage, 
dass  man  einst  nnteriialb  des  Stadtfelsens  von  Sorrent  trockenen  Fasses 
von  einer  Marina  zur  anderen  gelangen  konnte.  Und  noch  Jetzt  spfilt  das 
Meer  jihnms,  jahrein  sahDoee  Fragmente  w  MosaifcbMea,  Maimorattlcken, 
Ziegehi  and  andere  Beste  aa's  Ufer. 


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262 


SonentiuD.  —  Topographie. 


$  3.  Limitation. 

Die  Lage  Sonrent's  ist  eine  der  festesten  in  Campanien.  Tiefe  Schluch- 
ten umziehen  die  Stadt  im  Westeo,  Osten  und  Süden,  während  nach  Norden 
die  Felswand  senkrecht  zum  Meere  abstürzt.  Nur  im  Südwesten  bleibt  eine 
Strecke  von  etwa  800 m  ohne  natürlichen  Schutz;  hier  allein  war  die  Stadt 
einem  feindlichen  Angriff  zugänglich.  Durch  diese  Terrainbildong  war  den 
Haaem  ihr  Lanf  TOigeseiebnet,  und  ea  laam  kein  ZwdM  s^,  daaa  «ie 
schon  im  Aftnrtbnm  aif  die  HQlie  des  AMmes  htaKefm,  wo  noch  lienle 
die  Stadtmraer  steht;  sndi  findet  man  hin  nnd  wieder  in  ihren  Fonda- 
menten  die  Quadern  der  antiken  Anlage.  Der  Umlsng  der  Haner  betrlgt  , 
1600  m;  der  Flftchenraum  der  Stadt  29  Hitorea,  etwa  die  Hftlfte  des 
Areals  von  PompeL 

Wenigstens  dni  Thore  mnsa  die  alte  Stadt  gdiabt  haben:  im  Osten 
das  Stabianertlior,  wo  die  Strasse  von  Stabiae  in  die  Stadt  tzat,  an  Stdie 
des  heutigen  Largo  del  Gastello;  hier  finden  sich  in  der  Tiefe  Gewölbe  von 
Ketaweric,  dn  Beweis,  dass  die  Sdilncht  schon  im  Alterthnm  flberbant  war. 
Ln  Westen  das  Hinervathor,  wo  die  Stresse  nach  dem  Athenaeon  die  Stadt 
Yerliess  (die  jets^  Porta  Parsano),  endlich  im  Nordwesten  das  Seeth or, 
entspredirad  der  hentigen  Porta  delle  Marina  Grande;  hier  ist  der  Anfetieg 
Tom  Meers  am  sanitesten,  nnd  noch  wShread  des  ganien  Mittelalters  war 
hier  das  einzige  Thor  nach  dem  Meere  hin,  bis  im  fttnfimbnten  Jabrhnndeft 
der  Weg  snr  kleinen  Marina  im  Nordosten  der  Stadt  angelegt  worde: 

Die  Strassen  Sorrent's  laufen  gradlinig  nnd  schneiden  Bich  nnter  rechten 
Winkein;  da  nnn  die  Stadt  niemals  seistßrt  worden  ist,  so  kann  kein  Zweifel 
sein,  dass  wir  noch  jetzt  das  antike  StFassenqrstem  Tor  uns  haben.  Nur 
im  Nordwesten,  wo  Vignen  an  die  Stelle  der  Hiuser  getreten  sind,  ist  die 
BegelmSssigkeit  des  alten  Planes  gestOrt;  ausserdem  ist  die  jetzige  Haupt- 
Strasse,  der  Coiso  Dnomo,  erst  vor  wenigen  Jahren  angelegt,  als  die  neue 
Chaussee  nach  Massa  gebaut  wurde. 

Wir  haben  fttnf  Decumani  von  Westen  nach  Osten:  die  Strada  d^ 
Pieti,  Via  8.  Cesareo,  Vico  1* Tasso,  Vico  8*  Tasso,  7ia  Imperatrioe  di 
Bassia.  Als  Decumaans  Mazimns  nmss  die  Via  S.  Cesareo  (Strada  di  Hezzo) 
gefasst  werden;  sie  verbindet  in  gerader  Linie  das  Stabianer-  mit  dem 
Minervatbor  (Porta  del  Castello  und  Porta  Parssao).  Ihre  Länge  betiigt 
690  m;  der  ndrdlicbste  der  Decnmani,  dessen  Best  die  Via  Imperatriee  di 
BuBsia  bildet,  war  684  m  lang.  Im  Sflden  mnss  ursprünglich  noch  ein 
sechster  Decumanus  vorbanden  gewesen  sem;  ein  Meuier  Ueberrest  davon 
ist  noch  im  Vico  S.  AgnelJo  erhalten. 

Rechtwinklig  auf  dem  Decumani  stehen  sieben  und  im  Alterthnm 
jedenfalls  acht  Kaidioes:  Vico  2*  PietA,  Strada  Ardvescorado,  Via  Tasso, 


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Surreutuu.  —  Topographie. 


263 


yjco  S.  Hkola,  ^co  2*  Sirettola,  Tioo  AnnnDziata,  Tia  Giumüola.  Endo 
Manmns  Ist  wobl  die  Via  Tkflw;  ihre  Lioge  l»etrfigt  875  m» 

Die  Zwiscbenrftniiie  zwischen  den  Decumani  sind  Ideiner  als  die  nrischen 
den  Kardiiies;  Surrentam  war  ako  waioDirt  wie  der  grOsste  TheO  tod 
Pompei;  nicht  strigirt  wie  Neapolis  und  Hercolaaeam.  Die  Breite  der 
8camna  iet  constant;  sie  betrügt  jetst  mit  Ausschluss  der  Strassen  etwa 
53— Mm,  mit  diesen  5S'59in.  Die  Kardines  sind  dagegen  nicht  aBe 
gleichweit  von  einander  entÜBr^t  Die  Lftnge  der  Scamna  betrSgt  von  Osten 
nach  Westen  127,5  (mit  EinscUnss  des  Pomoerimn),  75-^78,  88,  85,  75, 
85,  87«.  Es  scheint  demnach,  dass  die  1*,  8.,  4.,  8.  und  7.  Beihe  der 
Scamna  auf  85  m  Lftnge  normirt  war,  die  2.  und  5.  auf  etwa  75  m^).  Die 
kleineren  Verschiedenheiten  der  ICaasse  erklären  sich  aus  der  nngleich- 
missigen  Bebauung  der  Strassen,  die  im  Aiterthum  jedenidls  beträchtlich 
breiter  waren  als  heute.  Jetst  beträgt  die  Durchschnittsbreite  der  Strassen 
etwa  8fli;  mit  Einschlass  derselben  haben  wir  also  etwa  78  resp.  88m  als 
LBoge  der  Scamna. 

Wir  sehen,  Länge  und  Breite  der  Scamna  mit  Einrechnung  der  Strassen 
stehen  im  Verhftltniss  wie  8:2,  88,5m :59m.  Fassen  wir  diese  beiden 
Distansen  gleich  300  resp.  200',  so  erhalten  wir  0,295m  als  Fussmass  der 
ersten  Gränder  Snrientum*8.  Indess  wird  eine  derartige  BestimmuDg  immer^ 
nur  höchst  approximativ  sein  können,  und  historische  Schlosse  daraus  ziehen 
zu  wollen  wäre  yerfrflht 

Was  aber  der  Limitation  von  Sorrentum  ein  ganz  besonderes  Interesse 
verleiht,  ist  der  Umstand,  dass  nicht  nur  die  Stadt,  sondern  auch  die  Ebene 
tetlich  davon,  das  Piano  di  Sorrento,  noch  beträchtliche  Spuren  der  alten 
Strassendisposition  aufweist  Die  Mauern,  die  alle  Wege  hier  einfassen, 
machen  jede  Aenderuog  in  deren  Richtung  höchst  schwierig;  und  die  antiken 
Wasserleitungen,  die  fast  durchaus  den  jetzigen  Strassen  folgen,  beweisen 
zur  Evidenz,  dass  deren  Lauf  sich  seit  der  Römerzeit  nicht  allzu  wesent« 
lieh  verändert  bat.  Auch  hier  laufen  die  Wege  geradlinig  und  schneiden 
sich  unter  rechten  Winkeln ;  die  vielüu^en  derselben  Masse,  denen  wir  schon 
in  der  Stadt  begegnet  sind,  trefft  n  wir  auch  hier.  Da  indess  das  Piano 
durch  die  tief  eingeschnittenen  Schluchten  in  eine  Anzahl  von  Abschnitten 
zerlegt  wird,  so  war  eine  einheitliche  Limitation  nicht  durchführbar.  In 
jedem  der  Absclmitte  hat  daher  Kardo  und  Decumanus  eine  verschiedene 
Richtung.  Ob  diese  Limitation  in  vorrömische  Zeit  zurückgeht,  lässt  sich 
fta  jetzt  noch  nicht  feststellen;  war  doch,  wie  es  scheint,  das  römische  und 
Boneatiner  Fussmass  identisch. 

1)  Der  i'laa  von  Neapolis  zeigt  eine  analoge  Eracbeinung. 


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264 


SiurrtutOBL  —  Topographie. 


§  a   Stadt  and  Vorstftdte. 

Beste  ans  dem  Alterthum  sind  jetst  in  der  Stadl  Somnto  tdeht  mehr 
erbalten.  Man  nimmt  an,  dass  das  Fornm  (N.  887)  im  westliciien  Theile 
der  Stadt  am  Deeamanna  Haximna  lag,  wo  der  Name  Fooro  noch  heut  an 
der  Gegend  baftet  Nicht  weit'  yon  hier  bei  der  Kirche  8.  Baoolo,  wo  die 
Strassen  8«  Niooii  and  Tasso  sich  schnddeo,  sah  man  im  vorigen  Jahrhun- 
dert antike  Radera  von  100  p  liftnge  nnd  40  p  Breite,  ohne  Zweifel  einem 
öffentlichen  Gebftnde  gehörig.  Ein  korinthisches  Eapittt  und  Sftolenfragmente 
smd  hier  im  Yico  Gradelle  vor  nidit  langer  Zeit  ansgegraben  worden  (Ga- 
passo  p.  62).  Aach  seil  vor  einigen  hnndert  Jahren  ehi  mit  vielen  Statnen 
gesdunttckter  Tempd  mitten  in  der  Stadt  vorbanden  gewesen  sein»  doi  die 
lYadition  als  Pantheon  beaeichnete. 

Vid  bedentender  sind  die  Bnmen  der  Vorst&dte,  besonders  der- 
jenigen, die  Jensdts  der  östlichen  Sddndit  anf  der  Stdle  des  heatigen  Boigo 
dch  hinzog.  Hier  war  das  VOlenfiertel  von  Sorrent  Eme  der  gttozendsten 
dieser  Villen  Uig  glddi  der  Stadt  gegenüber  am  Ostrande  der  Sdilacht,  wo 
jetst  das  Hotd  Tittoria  (Villa  Bispoli)  steht  Hier  entdeckte  man  1SS5 
hart  Aber  dem  Meere  die  Beste  ehieB  Udnen  Theaters,  jetst  von  der 
Terrasse  des  Hotels  flberbaut;  die  Anfnabme  does  Planes  wurde  versftamt, 
und  nicht  eiomal  die  Dimendonen  gemessen  (Boll.  Nap.  n.  s.  V.  p.  131). 
Einige  Zimmer  mit  MoeaikbÖden  und  forbigem  Stuck  an  den  Witaiden  sind 
im  Garten  des  Hotels  ausgegraben  und  liegen  noch  offen. 

Der  bedeutendste  Best  dieser  Villa  aber  ist  der  Tunnel,  der  dem 
Hotel  Vittoria  als  Abstieg  zum  Meere  dient.  Die  beiden  Ausgänge  sind 
zerstört;  die  Länge  des  erhaltenen  Stückes  betrSgt  etwa  190  m,  die 
Brdte  an  der  oberen  Mündung  2,10  m,  an  der  unteren  2,40  m;  die  Höhe 
beträgt  oben  2,80  m  und  nimmt  nach  unten  hin  bedeutend  zu.  Die  Decke 
ist  gewölbt,  die  Wände  waren  mit  opus  reticulatom  verkleidet,  von  dem 
gegen  das  untere  Ende  des  Tunnels  hin  am  Boden  noch  deutliche  Spuren 
erkennbar  sind.  Drei  Luftschachte  erhellen  den  Tunnel;  in  die  Wand  ge- 
hauen sind  zwei  halbkreisförmige  Nischen  mit  Buhdiänken. 

Etwas  oberhalb  der  Villa,  im  Fondo  Chioroenzano  bei  S.  Maria  delle 
Grazie  sieht  man  ein  Columbarium,  doch  allen  Schmuckes  beraubt;  die 
meisten  der  oben  angeführten  Inschriften  von  Sclaven  und  Freigelassenen 
des  julischen  Hauses  sind  theils  hier,  theils  in  der  Nähe  gefunden.  So 
scheint  Capasso's  Vermuthung  nicht  unbegründet,  dass  alle  die  eben  be- 
schriebenen Ruinen  zu  der  kaiserlichen  Villa  gehören ;  der  nahe  Ort  Cesarano 
verdankt  ihr  vielleicht  seinen  Namen  (Bull.  Nap.  1.  c). 

Von  einer  zweiten  Villa  triflft  man  ausgedehnte  Ruinen  östlich  neben 
Villa  Maio  und  bei  dem  Hotd  Gran  Bretagna  (Villa  S.  Severioa).  Im 


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Snrnntnni.     Topognpliie.  366 

Anfang  des  vorigen  Jahrhundertä  wurden  zahlreiche  Alterthümer  hier  aus- 
gegraben; ein  Altar  aus  parischem  Marmor,  Mosaikbödeo,  30  Säulen  aus 
Porphyr  und  Basalt  (Giannettasio  Aut.  Surr.  p.  16  und  18);  CipoUinsaulen 
von  hier  liegen  noch  jetzt  in  den  benachbarten  Grundstücken  (z.  B.  vor 
(Ii  in  Palast  Correale).  Die  noch  jetzt  vorhandenen  Ruinen,  Mauern  von 
Ziegeln  und  Netzwerk,  dienen  zum  Theil  der  Villa  S.  Severina  zum  Funda- 
ment; besonders  bemerkenswerth  ist  ein  grosses  Gewölbe  mit  einer  Cisteme 
an  der  Rückwand,  was  jetzt  im  Hotel  Gran  Bretagna  als  Küche  benutzt 
wird.  Gewöhnlich  bezeichnet  man  die  Ruinen  als  Tempel  der  Circe.  Auch 
der  Circus  wird  in  diese  Gegend  verlegt,  nach  la  Rota  beim  Palazso  Cor- 
reale; wie  gewöhnlich  ohne  jeden  triftigen  Grund. 

In  den  Gärten  der  Spasiani,  rechts  an  der  Strasse  nach  Castellamare, 
nur  wenige  Schritt  vom  Thor  liegt  das  bedenteodste  Monument  was  das 
Alterthum  in  Sorrent  hinterlassen  hat,  die  Reservoirs  der  Wasser- 
leitang.  Der  Aquaeduct  entspringt  auf  den  Hügeln  oberhalb  des  Piano 
(Conti  deUe  Fontanelle)  aus  fünf  Quellen;  bei  Carotto  tritt  die  Leitung  in 
die  Ebene  imd  folgt  nun  beständig  der  grossen  Strasse  nach  Sorrent,  unter- 
wegs noch  Leitungen  von  Majano  und  Cesaraoo  her  aufnehmend.  Eine 
sweite  Leitung  kommt  oberhalb  Sorrent  von  Tegliana  herab  und  mttndet 
direct  in  die  Keservoirs.  Alle  Leitungen  sind  durchaus  unterirdisch.  Die 
Cisternen  waren  ursprünglich  siebenundzwanzig  an  Zahl,  jede  120p  lang 
und  28  p  breit,  rechteckig  und  mit  gewölbter  Decke,  mit  Cemeot  verkleidet. 
Jetzt  sind  noch  neun  Cisternen  im  Gebraueh,  die  andern  verscbflttet. 

Gräber  haben  sich  in  dieser  Vorstadt  In  Menge  gefunden.  Das  Coliun« 
bariom  im  Fondo  Chiomenzano  wurde  schon  erwähnt  Griechische  Vasen 
hat  der  Omte  di  Siracnsu  in  der  Nähe  der  Bozgo  aosgegraboi;  und  im 
Borgo  selbst  &nd  man  1818  die  oben  (Nr.  315)  aogefUhrte  oskische  Inschrift 
CIPINEI£.  Andere  Giftber  finden  sich  sfldlich  der  Stadt  gegen  Fuoii- 
mura  hin.  GrAber  aus  christlicher  Zeit  entdeckte  man  1872  mitten  in  der 
Stadt  beim  Bau  der  neuen  Villa  Gaigintio  am  Gorso  Duomo. 

Eine  zweite  Vorstadt  lag  unterhalb  des  Felsabhanges  am  Ufer  des 
Meeres.  Wie  es  scheint,  zog  sich  im  Alterthum  ein  breiter  Strand  l&ngs 
der  KfiBte  von  der  grossen  zur  kleinen  Marina,  und  weiter  bis  zum  Gap 
Circe;  viele  Fundamente  antiker  Gebftnde  sieht  man  hier  noch  heut  unter 
Wasser,  and'  fortwährend  spOlt  das  Meer  Msrmorfingmente  und  die 
Wflrfel  der  Mosaikftissbdden  an^s  Land.  Die  vorhandenen  Buhien  sind  ein 
Zimmer  von  opus  reticnktum  mit  Mosaikboden,  jetzt  zerstSrt  durch  die 
Galata  der  Villa  Tre  CSae  (Hotel  Croce  di  Malta);  Fundamente  von  opus  late- 
rithim  worauf  die  Dogana  der  Uemen  Marina  steht;  auf  derselben  lütrüia 
dienen  Stocke  von  CipoUinsiuIen  zur  Befestigung  der  Schiffe,  und  unter 
Waaeer  sieht  man  die  Ftodamente  eines  rechteddgen  Baues.  Die  Funda- 


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260 


SoireDtma.  —  Topographie. 


mente  tod  noch  ?ier  anderen  Bnten  riebt  man  unter  Wasser  Iftngs  des 
Strandes  awiscfaen  hier  und  der  diemaligen  Invalidenkaserne  (Kloster  S.  Gior- 
gio); das  Meer  ist  auf  dieser  Strecke  nur  wenige  Foss  tiel  Zablrdehe 
Grotten  sind  in  den  Fels  geböiilt;  die  antilren  reehteckig,  mit  gewölbter 
Decke  und  einer  kleinen  Niscbe  in  der  Bflckwsnd  am  Boden.  Die  bestr 
erbaltene  ist  nnteibalb  des  Hotel  Slrena.  Den  Eingang  bildet  ein  gewaltiges 
gemauertes  GewOlbe,  jetst  zasammeDgestttrzt  und  nur  noch  i^  den  Funda- 
menten erhalten;  nun  folgt  ein  halbkreisförmiges  Vestibolnrnt  nach  aussen 
durch  einen  sehr  sauberen  und  gut  erhaltenen  Bogen  von  opus  lateritiom 
abgeschlossen;  dann  in  den  Fels  gehauen  die  innere  Grotte, -von  der  be- 
schriebenen Form,  wie  das  Vestibnlnm  mit  opus  reticulatum  yerkleidet 
Aua  dem  Vestibolnm  fSbrt  ein  antiker  Tnnnel  hinauf  in  die  Stadt;  die 
WAnde  sind  noch  beute  mit  rofbero  Stuck  bekleidet.  Jetst  dient  er  dem 
Hotel  Slrena  als  Abstieg  zum  Meer.  Westlich  von  hier,  am  iussersten 
Yorsprung  des  Felsens,  liegt  die  Crotta  di  8.  Giorgio,  halb  unter  dem 
Meeresspiegel,  sodass  man  mit  Booten  hineinfthrt;  die  Decke  auch  hier  gewölbt 
und  mit  der  Nische  in  der  Hinterwand.  In  diesem  Stadttheil  ooncentiirte 
sich  der  Handelsverkehr  der  Stadi^  hier  waren  die  ScbiffiBhAnser  und  Magap 
sine.  Aber  auch  der  Tempel  der  Venns  musste  hier  stehen  nach  den 
Sehlnssversen  des  psendovergUianiaGhen  Epigramms  (GataL  V^: 

Bl  jSvfTMifmt  lüioris  om  ttoeawL 

Und  wirklich  wurde  hier,  unterhalb  des  Pruspetto,  1812  ein  Em?  von  Marmor 
gefunden.  3  p  hoch;  der  jetzige  Verbleib  der  Statue  ist  uuütkauut  (Gai^iulli 
Giern.  Enc.  VII.  2). 

Ob  Surrentuni  ein  Amphitheater  gehabt  hat,  ist  fraglich.  Die  Inschrift 
des  Quinqucnnai  L.  Cornelius  (N.  338)  berichtet  von  einem  spectamlum 
gladiatorum  drcensium,  was  er  als  Aedil  dem  Volk  gegeben  hatte ;  andere 
Beweise  für  die  Existenz  eines  Amphitheaters  fehlen.  Will  uian  trotzdem 
mit  Promis  ein  solches  annehmen,  so  wird  es  ausserhalb  der  Mauern,  aber 
in  unmittelbarer  Nähe  der  Stadt  gesucht  werden  müssen,  wie  die  ähnlichen 
Gebäude  in  Cumae,  Pompei,  Nola  und  Capua.  Vielleicht  gehören  zu  dem 
Amphitheater  zwei  mit  Netzwerk  bekleidete,  cpheuurarankte  Pfeiler  in  der 
Schlacht  im  Westen  der  Stadt  gleich  vor  Porta  Parsano*  Das  nOrdliche 
Ende  der  Schlucht  nach  dem  Spedale  Civico  hin  würde  dann  zur  Anlage 
der  Gavea  gedient  haben;  doch  ist  ausser  den  erwähnten  Pfeilern  von  dem 
alten  Bau  nhdits  mehr  erhalten. 


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SnrrMitiiiB.  —  Tlopognpld't« 


207 


§4.    Strasse  nach  Stabiae.  Aequaoa. 

Wir  haben  oben  gesehen ,  dass  die  Strasse  nach  Stabiae  SurreBtUD 
an  der  heutigen  Porta  del  Castello  verliess,  gerade  wie  die  moderne  Chaossee. 
Dass  sie  dieser  auch  bis  Carotto  hin  folstc,  beweist  der  antike  AquaedllCt, 
der  die  Strasse  bis  dorthin  begleitet.  Ohne  Zweifel  folgte  die  alte  Strasse 
der  Chaossee  noch  weiter  bis  Meta,  um  dann  rechts  abzubiegen,  und  über 
den  Pa5<^  von  Camaldoli  in  das  Thal  von  Vico  herabzusteigen.  Noch  bis 
vor  40  Jahren ,  ehe  die  Strasse  um  das  Cap  Scutolo  gesprengt  war ,  war 
dies  die  einzige  Communication  Sorreut's  auf  der  Landseite.  Alte  Pflaster- 
steine bezeugen,  dass  der  moderne  Saumpfad  dem  antiken  folgt;  und  wahr- 
scheinlich war  das  auch  auf  der  Strecke  von  Vico  bis  Castellamare  der  Fall, 
wie  ja  die  Strassen  Italiens  im  Mittelalter  fa&t  durchaus  den  antiken  ent> 
sprachen. 

Das  Piano  di  Sorronto  ist  uicht  arm  an  Resten  des  Alterthum?,  wenn 
auch  die  gartenähniiche  Cultur  der  Khenc  das  meiste  zerstört  hat.  Um 
das  Kapuziner -Kloster  S.  FiaDcusco  bei  S.  Agnello  am  Meer  must?  eine 
grössere  Ansiedelung  bestanden  haben.  Eine  Abzweigung  des  Aquaeducts 
führt  hierher.  Antike  Piaslersteine  liegen  in  Menge  vor  dem  Kluster  und 
in  den  benachbarten  Grundstiickeu.  Mauerii  von  opus  retieulatum  finden 
sich  westlich  vom  Kloster  im  Garten  der  Villa  Siracusa,  und  Östlich  davon 
unter  dem  Wirthschaftsgebäude  der  Villa  de'  Ängelis.  Auch  das  Kloster 
selbst  steht  wahrscheinlich  auf  antiken  Fundamenten.  Antike  Kudera  ziehen 
sich  jenseits  der  Schlucht  von  S.  Agnello  längs  des  Strandes  hin.  In  Meta 
soll  S.  Maria  del  Lauro  auf  den  Fundanienteu  eines  antiken  Tempels  0 
stehen,  und  in  Meta  ist  auch  die  Grahschrift  gefunden  (I.  N.  2167): 

U2]  D  M 

S  ABIDIVS  SER 
VIX  •  AN  -  XL  COSE 
RVA*CONIVGI  '  B  M 

Endlich  altes  Mauerwerk  anf  der  Marina  di  Alinnri,  neben  der  Mlneial* 
quelle,  die  hier  aus  dem  Fetaen  springt 

Besonders  reich  ist  aber  das  Piano  an  Grabstätten.  Römische  Ziegel- 
grBber  ans  ziemlich  später  Zeit  finden  rieh  an  der  Strasse  nach  Ca8te1]»> 
maie^  etwas  vor  S.  Agnello  bei  Sotto  Monte  (Bellevue).  Griechische  Vasen 
sind  bei  S.  Agnello  gefunden,  vor  allen  die  berflhmte  Vase  Pourtalls  mit 
der  DarateUnng  der  Sirenen  (BnlL  Ist  1835,  p.  104).  Ein  anderer  Begrib- 
nissplatz  griechisch  •osldsdier  Zeit  liegt  oberhalb  Garotto  bei  Petnillo  und 
8.  TrinitA  hn  fondo  Cilento.  Hier  üuid  man  187i  beim  Pflanien  eines 
Weinberges,  18 jp  unter  dem  Boden  eine  grässere  Anzahl  von  Vasjen,  die 


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868 


sieh  noch  jetzt  (1877)  an  Ort  und  Stelle  befinden.  Ja  schon  in  vorhistori- 
sche Zeit  hat  diese  Gegend  als  Grabstätte  gedient.  Beim  Aaswerfen  eines 
Grabes  im  uaheu  Kirchhofe  von  Carotto  stiess  man  1874  auf  eine  Höhlimg 
im  Tuf,  5 — 6p  unter  dem  Boden,  über  Im  hoch,  2m  lang,  und  breit,  die 
Wände  glatt  gehauen  uiuJ  ohne  Spuren  von  Stuck.  Darin  zwei  Vasen  voü 
ungebranntem  Thon,  ohne  Ornamente  78  cm  im  Umfang,  eine  Vase  von  Terra- 
Cotta,  29  cm  hoch,  83  cm  Umfang,  mit  einlachen  Linear-Ornamenten,  Streifen 
von  oben  nach  unten,  imnior  je  einer  mit  Punktt  n.  dt  r  audt  re  leer.  Dabei 
rfeiispitzeu  von  Feuerstrin,  uui  menschlicher  Knochen  uiid  ein  Dolch  von 
Bronce,  35  cm  !an^.    Die  Kunde  jetzt  auf  dt  ni  Rathhaus  in  Carotto. 

Durch  die  Mergc  von  Scutolo  und  Camaldoli  von  der  Ebene  vonSorrento 
getrennt,  dehnt  sich  das  Hügelland  von  Vico  Equense,  die  Aequana  der 
Alten.  Silius  Italiens  allein  hat  uns  dtn  Namen  bewahrt,  da  wo  er  den 
Tod  des  Kuraenus  in  der  Schlacht  am  Xrasimeaus  erzählt  (Y.  iöb): 

OeciAmt  aiha  m  magna,  patrtosque  »uh  ^§o 
Quauiwt  münUi  hto^  tt  fetieia  Baeeko 
Aegmana  ti  M^ahfro  Snrrmimm  motta  •a&(6rt. 

Hier  ist  sogleich  anmesproeheD,  daes  Aequaoa  warn  Gebiet  tod  Soirait  ge- 
hdrte.  Fdkia  Baadi»  Aequana  Ist  ebenso  gesagt  ine  Vergil  von  den  /«fida 
BomAo  üoMMa  spricht,  nnd  zeigt,  dass  Aeqnana  keinen  Ort  beicidineli 
sondern  eine  HOgelkette.  Dos  Alterthum  hat  wenig  Beste  hier  hinterlaasens 
die  Hauptsache  ist  dne  Pisdne  bei  den  Dorfe  8qjano,  etwa  eine  mgUe 
landeinwärts  von  der  Marina  di  Vico,  am  Ende  des  Canals  Bio  d'sroSi 
77  p  kng,  18  ;>  breit,  AOp  hoch,  besteht  sie  aus  drei  Behältern  (B.  Para- 
Bcandolo  p.  88).  Ferner  einige  Reste  von  opus  lateritiam  bei  der  Stadt 
VicOf  nicht  weit  von  Sejano;  hier  wurde  eine  grosse  Zahl  Amphoren  ent- 
deckt (Pelliccia  p.  88).  In  der  Nähe  wurde  auch  eine  Amphore  mit  oskischer 
Inschrift  gefunden  (Coiosen  eph.  epigr.  II,  p.  182,  jetzt  im  Museo  Nazionale 
in  Neapel):  ^p^p^^^  Aufius). 

Endlich  bei  Ticdano  die  Inschrüt; 

DM  343] 
CAIVS  CVRATIVS  ■  CLVCO 
FECIT  SE  BIBO  ET  •  CVRATIAE 
ELPIDI  •  COlVGi  .  SANCTISSIME 
ET  .  CAIO  CVRATIO  CLV 
CONI  •  FILIO  SIBI  ET  SVIS 
LIBERTI8  LIBERTABVSQVAE 
POSTERISQVAE  AEORVM 
IN  AGRO  P  .  XV  IN  FR  •  P  •  Xllll 

LH.««. 


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Samntam.  —  Topographie.  309 

Der  Name  Vico  Equense  beweist,  dass  sich  hier  im  Laufe  der  Zeit  eine 
Ortschaft  (Vicus  Acquanensis)  gebildet  hatte,  die  von  Snrrentam  abhängig 
war.   Stadtrecbt  hat  der  Ort  erst  im  Mittelalter  bekommen. 

§  5.   Die  Villa  des  PoUias* 
Woldes  wir  mn  OTininehr  tn  dem  Ctebfet  weBtUeh  toü  SufoitBii» 

£8t  int  er  )iotos  Sirenum  nomine  muroB 
Saxaque  Tyrrhtntie  templis  onerata  Mtnervae 
Celsa  Dtcarehet  sptculatrix  villa  profundi. 

So  beschreibt  uns  Statins  (Silv.  II.  2.  1)  die  Lage  der  Villa  seines  Freundes 
PoUias,  und  noch  heut  haftet  hier  der  Name  von  dessen  Geschlecht  an  der 
Marina  di  Puolo  zwischen  den  Caps  von  Sorrento  ond  Massa.  Auch  die 
übrige  Beschreibung  der  Localität  bei  Statins  passt  genau  auf  dieae  Gegend. 
Ein  flacher  Strand  am  Meere,  mit  Sand  bedeckt  und  geeignet»  lun  Kampf- 
spiele darauf  abzuhalten,  findet  sich  nur  hier  auf  der  ganzen  Strecke  zwischen 
Sorrent  und  Gampanella.  Auch  die  Aussicht  entspricht  den  Angaben  des 
Dichters;  namentlich  ist  Capri  von  der  Marina  di  Puolo  nicht  sichtbar, 
wflhreDd  es  hinter  dem  Gapo  di  Massa  den  Horizont  in  einer  Weise  be- 
herrscht, daae  Statins  nnmagücli  hfttte  unterlassen  können,  die  Insel  an 
erster  Stelle  sa  erwlbnen.  Wir  sind  also  hier  in  dem  fast  einzig  glflck- 
lichen  FaDei  zu  erbaltenen  Boinen  auch  die  Bescbieibung  einea  Zeitgenoaaen 
zu  besitzen;  und  das  idrd  ea  rechtfertigen,  wenn  wir  nns  etwas  lingerbei 
dieier  ViUa  aofbaltan,  als  ihrer  Bedeotang  eigentUch  zukftme. 

PoOittB  FeUx  —  den  Vornamen  kennen  wir  nicht  —  gehflrte  einer 
pnteolanlflcben  AdelnfamiKe*)  an,  die  wabrschdnlkh  hei  der  Dedaction  der 
vQmischen  Celonie  IH  nach  Gampanieii  gekommen  ist  Newulg  Jahre 
splter,  104  y.  Chr.,  lelgen  ans  die  Fasten  von  PateoU  einen  Marens  Pnlliiis 
als  Dnnmfir;  und  der  Name  der  Familie  findet  sieh  nieht  selten  in  pntwH 
laidseheD  InscliilAeii.  Aneh  unser  PoOhis  hat  sidi  in  seiner  Jugend  an 
dem  MonidpaHehen  seiner  Vaterstadt  und  des  nahen  Neapel  heftheüigt: 

Tmi^nt9  ttai,  guum  t»  gemmae  äuj'i  agia  ttrrae 

Inde  JXßanAeU  mu/tem  venerande  cotorntt 
JBnte  weitB  iimw,  parit^pu  Aw  largu§  «I  iUU, 

Stat  SUt.  n.  2.  133,  und  Hl  1.91: 

Ttme  ....  largitor  opum,  gut  vtente  profusa 
Teeta  Diearchei  pantmr^  momemipte  rt^pluti 
Paartkmopmf 

9)  Stai  BilT.  n.  a.  9ew  Qoae  te  genooa  DiBmU  Motalai 


üigiiizea  by  <^oo^C 


270 


Surreutiun.  —  Topographie. 


Niebt  olme  redneriBChes  Talent')  und  begabt  mit  regem  Sinn  fQr  Poesie^) 
und  Kunst;  zog  er  eidi  in  späteren  Jahren  nach  Sorrent  surOck,  om  gans 
seinen  Lieblingsstudien  leben  sn  können.  Die  gleielien  Neigungen  IHhitea 
ihn  mit  Statins  susammen;  und  dem  Besneh,  den  der  Dichter  seinem  Freonde 
hier  maehte,  verdanken  wir  zwei  der  anziehendsten  Stücke  in  der  Sammlung 
der  Silvae,  das  Snrrentinum  Pnllii  (Silv.  II.  2)  und  den  Hercules  Snrrenti- 
nuB  (HI.  1). 

Statins*  Aufenthalt  in  Sorrent  Mt  vom  August  90  bis  wenigstens 
zum  Herbst  des  folgenden  Jahres: 

Huc      fO$t  patrii  /a«Aim  ^«^uemiia  ht$tri 
Quum  skutio  tarn  pigra  guiei  eanutqtte  $ed9ret 
iWvMf  €^d  Ambracias  etnwtrta  gymnade  frondetf 
TroM  gentÜe  fretum  pladäi  faeundia  PolU 
Deitdit^  et  rnttdae  iweniH»  graüa  iWio«, 
FläeUre  iam  eupidum  grumu^  qua  Umiie  ftolo 
Äfpia  UmgüTWn  ieriiur  regina  marunL 
Sed  iMvere  morae,  iß-  2*  ^) 

Ttn^UB  erat^  cmI»  qmtm  torrenU$simu»  axit 

Ineum&it  lernt,  idtitqiie  BgptfioM  mu/to 

Air  tmhdeaiie»  inemtdtt  Shioa  agro»  

A»t  ego  noiat  Sirenum  nomin«  rupet 

FaetMdiqu$  larmn  PvM  non  hospes  AafteAom, 

AuiduB  morea^  virt  paeem^  novatque 

JPitridim  ßorety  iniaekique  catmina  diseen», 

UL  1,  51.) 

Statins  sehüte  also  gleich  nach  den  grossen  Spiden  in  Neapel  nach  Sorrento 
herftber.  Die  QniiiqnennieB,  die  in  Betracht  kommen  konnten,  sind  geleert 
in  den  Jahren  86>  90  und  94.  Da  nun  die  Silvae  bekanntlich  chronokgisch 

geordnet  sind,  so  ist  das  erste  Datum  sogleich  auszuscIüiesseD,  da  sdion  das 
erste  Buch  um  das  Jahr  90  veröffentlicht  ist  Ebeusowenig  aber  können 
die  Spiele  des  Jahres  94  gemeint  sein,  denn  das  siebzehute  Consulat  Do- 
mitian's,  das  im  vierten  Biichü  gefeiert  wird,  fallt  schon  in's  folg^de  Jahr  95. 
Es  bleibt  also  nur  das  Jahr  90,  die  dreiundzwanzigste  Italide. 
Schon  am  Id.  August  finden  wir  den  Dichter  in  Sonent: 

Fort»  diem  SVwiae  qwm  Ittore  tbteimu9  udo 

(HI.  1. 18,) 

er  konnte  aber  erst  seit  wenigen  Tagen  dort  sein,  da  die  Wettkunpfe  in 
Neapel  Ende  Jnfi  oder  Anfang  August  stattfanden.  Im  folgenden  Jahn  war 

I)  8tat  SÜT.  in.  FkaeL  PoUii  mei  vilia  Sonantiiia»  quae  seq^uiiur,  debait  a  me 
Tel  in  hoDOiem  eioquentiat  «tu  dfligentioB  dioere,  sed  «miau  ignorit. 
«)  n.  2.  U7:  Ae  iiiTWiile  caltas  plectriqjiti  mre  nverima. 


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SarrentmB.  —  Topographie. 


»71 


der  Dichter  noch  gej^enwärtig  bei  der  Einweihung  des  Herriiles- Tempels: 
Hercules  Stirrentinus,  quem  in  littore  f'tn  fotusecraturn,  stattm  ut  videram, 
his  vergibus  adoravi,  sagt  Statins  in  der  Widmung  des  dritten  Buches  an 
Poliiua.  Der  Bau  hatte  länger  als  eio  Jahr  in  Anspruch  genommen: 

Vix  amus  anhelot 
ÄUer,  et  ingenti  magntu  Tityntkiua  aroe 
DetpeekU  Jheiw*  (Hl.  1.  18&) 

üud  nun  zur  Beschreibung  der  Villa. 

Gratia  prima  loci  gemina  tistinline  fumatit 
Bafned,  et  r  terris  occurrit  duiri'.s  ainaro 
•  N>/mj'/ia  maH.    Levis  hic  Phorci  chortts,  wlaque  crimi» 

C^ftnodace  viridisque  cupü  Galathea  lavari. 

CL  0.  U.  9.  17.) 

Ourm  tu  lütoris  ore 
Clautisti  calidat  gemina  tettudme  nymphns. 

(III.  1.  100.) 

Kein  Zweifel)  dass  dieser  Bade-Anlage  die  Reftte  angehören,  die  noch  jetzt 
das  Gap  Sorrento  bedecken.  Hier  ist  ein  rundes  Bassin  in  deu  Fels  ge» 
hauen  und  mit  dem  Meer  durch  einen  Canal  in  Verbindung  gebracht;  rings 
ist  es  von  Mauern  eingefasst  und  noch  deutliche  Ansitze  der  Uebenrftlbang 
Tortianden.  Die  gemina  tesiudo  ist  freilich  herabgestflrzt  und  liegt  jetzt 
auf  dein  Boden  des  Beckens.  Nach  allen  Seiten  erheben  sich  gewOlbte 
Snbatrnctionen  von  opns  reticnlatum  and  bedecken  die  ganze  Spitze  der 
Halbinsel,  darin  FossbOden  Yon  opus  signinum  nnd  zum  Theil  noch  der 
Stock  an  den  Wftnden;  nach  dn  Canal  fllr  den  Znflnss  des  Wassers.  Das 
Ganze  Ist  ehis  der  bestefbaltenen  nnd  groesartigsten  Beispiele  eines  antiken 
Seebades. 

Sobald  man  das  Cap  nmschifflit  dffnet  sich  in  anmnthigem  Halbkreiae 
eine  Dacht,  in  deren  Hintefigrande  der  sandige  Strand  der  Marina  di  Paolo 
sich  hinzieht  (n.  2. 18): 

JPiaeido  bmata  reeettu 
Emc  atquB  kmc  ewrvoi  perrumpunt  aequora  rupes*  ' 
Dat  natura  loeum^  «umfftjv«  intervenit  udum 
.Ltlfttt,  et  m  terrae  eeopuUe  penäentibue  ewü» 

Zwei  Tempel  standen  hier  am  Ufer: 

Ante  domum  fumidae  juoderator  caerulus  undae 
Excubat^  inmcui  aiHtoa  laris;  hutus  amico 
Spumant  templa  aale,    Felicia  rura  tuetur 
Alcides ;  gaudet  gemino  suü  nunune  porhis. 

•    (Ib.  ii.  Ü.  27;. 


272 


SarrcDlom.  —  Topognphi«. 


Da  der  Palast  (Damus),  wie  wir  gleich  sehen  werden  *  aaf  der  Hflhe  der 
Panta  deDa  Gakarella  Staad,  der  Neptantempel  aber  wu  iommn,  so 
1IIIB8  er  aaf  den  El^nieo  gesaeht  werden,  die  licb  am  Strande  vor  diesem 
VoEBpruDge  hiasiehen.  Wirklich  finden  sich  hier  einige  Beste  von  opne 
Incertom  —  das  Uebrige  hat,  sammt  dem  Felsen,  wonnf  er  stcnd,  das 
Meer  fortgerissen,  das  ja  schon  za  Statius'  Zeit  den  Tempel  umspfllte. 

Etwas  weiter  zurück  auf  der  Marina  di  Puolo,  doch  ebenfalls  am 
Strande,  stand  der  Herculestempel  (III.  1.  68): 

Forte  diem  Triviae  quum  litUtre  ductmus  udo 

Angustcugue  fores^  tutuetaque  tecta  gravaü 

Frondihus  et  patula  defmdimug  arbore  »oles, 

Delituit  cocluw,  el  aubili«  lux  Candida  cessit  • 

Nubil)U8  .... 

JXffugimus^  festasque  dopet  rediniitdr^uc  vina 
Abnpiunt  famuli.  nec  quo  convivia  mufreiit^ 
Quamvis  innumerae  (jaudentia  rura  supeme 
Intedere  domus;  et  multo  culmine  dives 
Möns  nitet:  inttantes  ted  proxvma  quaerere  nimbi 
Suadeöantj  laesique  ßdes  reditura  screni. 

Stahat  dicta  sacri  tcnuis  casa,  nomine  templi^ 
Et  maffnum  Alciden  tenui  larc  parva  premebat 
Fiuctivagos  nautaa,  acrutatoreeque  profund i 
Vix  operire  capa,r.    IIuc  omnuf  turha  coimus  •  •  • 
Non  cepere  fore«^  angustaque  deßdt  aedes. 

Und  zwar  erhob  er  sich  ohne  Zweifel  anf  dem  Felsen  am  östlichen  Ende 
der  Marina,  unmittelbar  am  Meere,  wo  man  jetzt  noch  einige  Reste  altea 
liaoerwerin  sieht,  da  auf  der  Westseite  die  l'eiswand  senkrecht  über  dem 
Meere  und  den  Sandddnen  anfoieigt  und  also  für  den  Tempel  kein  Baum 
Uiaiie(UL1.12): 

Steriles  hic  super  arenas 
A'hjtersum  pelago  montis  latxis^  Jdrtaque  dunUt 
»Sa.ra,  nec  xdla  pati- facilis  vestifjia  terra 
ebnere  erat.    Quaenam  mbito  fortuMt  rigente» 
Ditavü  scopulo»} 

Des  Neubaues  des  Tempels  durch  Polhns  im  Jahre  90  —  91  ist  schon  ge- 
dacht worden ;  Statins  hat  ihn  in  seinem  Hercules  Sarrentinns  veriieizlicht 
Ein  gymnischer  Wettkampf  wurde  zu  Ehren  des  Gottes  gestiMi  woni  die 
audige  Fläche  der  Marina  di  Pnolo  ein  treffliches  Tenain  hot: 

Bic  tibi  fetta 
Qynma»^  §t  wwontef  n§omum  tüte  eaut^ui  irais 


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Sorreotom.  —  Topographie* 


278 


lam  placidae  dant  sicjna  tuhae^  i'am  fortibus  ardene 
Fumat  arena  sacris.    llos  ncc  Fisacus  honores 

luppiicr  aut  i'yrrhae  pater  usjjeriietur  opacae.  ...  '• 

Ipsae  pximiceis  vi'rides  Nereides  antris 

Exsiltunl  ultiv,  et  scopulis  humentilms  haerentj 

Nee  pudet  occulte  nudas  speetare  palaestras. 

Spectat  et  Icario  nemorosus  palmite  Gaurus 

Sihaque  quae  ßxam  pelago  Netida  eoranat. 

Et  pladdw  JUmon  emmquii  Euplow  earüntf 

AddiwU  MUene  tuhoM,  Hde^iue  be$tigna 
Par^mape  ffeniUe  ««wrum,  nudosgtte  vitormn 
Certatut^  e<  parva  tua«  »mulacra  ecronas. 

(Ib.  IW.) 

Eine  Porticas  ftthrte  vom  Strande  hinauf  rar  Villa  (II.  2.  80): 

Inde  per  ohliijuan  crejut  portimn  arces 

Orbis  opus^  lonyoque  domat  saxa  aapera  dorao. 

Longo  iu  UnmiU  mtdo» 
Texüti  teapuloiy  fueratque  uhi  temita  tanUm 
Nunc  ibi  düHneti»  stat  portieut  aka  eolumiU» 
Ne  s^rdmvt  U«r.  (JOL  W.) 

Oben  breitete  sich  die  Villa  aus  (III.  L  78): 

Quamvis  innumerae  gitudenUa  rura  superM 
Inatdere  dorniu^  <t  muUo  CM^min«  dwßt 
MonB  nüet» 

Und  nocb  heute  sieht  man  den  ganssen  oberen  Rand  der  Punta  della  Ca)- 
carelk  mit  Substructionen  Ton  opus  reticuhitom  eingefiisst  Die  Aussicht 
von  hier  entspricht  genau  der  Beschreibung  des  Dichters  (II.  2, 72): 

Quid  miüe  rwohmm 
Culmma  viaendiqu«  vieeaf  Sua  cuique  wfiuptoB 
Atqa$  omni  propritm  ikalamo  mare,  ^an$que  tocenfm 
Nerea  dtvernt  tervU  aua  terra  fenettri», 
Beue  vidH  Inarmm^  Uli  PrwAyia  atpera  paret. 
Armiger  hinß  ntagni  patet  Iieeiori$y  inde  maUgmm 
Aera  reepirat  pelago  dreun^fhut  iVem, 
*    Jbtde  vagie  omen  feUse  Si^loea  earüue^ 
Quaeque  ferii  cwno»  exerta  MegaHa  ßuetue, 
4figitur  et  doudnü  eonira  reeubante  proetäqu» 
SurrenHna  Umt  epeetat  praetoria  Lbnon, 


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274 


SUMBlBB.  ^  TopOgMidlit. 


Una  tarnen  cwictts  procul  eminet,  una  diaetit^ 
Quae  tibi  J^arthmopen  direeto  Umite  panti 
Ing&riU 

Aber  auch  in  den  Olivenwäldeni  aaf  das  Cap  Sorrento  m  finden  sich 
Substructioneo,  und  Oberhaupt  mius  die  Villa  wenigstens  das  ganze  Terrain 
zwischen  der  Schlucht  von  Puolo  und  der  Ostseite  der  Halbinsel  das  Cap 
Sorrento  bedeckt  haben  (U.  2. 42): 

T'tas  orÜM  longo 
Suffeeere  ocnH,  Für  dum  p»  »mgula  ducor 
Sn^oottB  gradui,    Qwi$  rertm  turbal  Locine 
Ingeitnm^  an  donUni  mirer  prius  f  Haec  dorm»  oHwi 
AdipicAt  ^  PAo«dft  ienarttm  iubar,  illa  cadmtm 
V^btet  «Mietamqite  mtgat  dmiUero  Ammi, 
Quum  tarn  fe»sa  die»,  «I  m  aequora  monti»  opad 
ümbra  cadit^  vüreoque  wUoiii'pra^wia  ponio, 
Saeo  p^agi  elamon  firmunt,  kaee  teeia  9onoro$ 
Jgnorond  ßuetm^  Un/wqM  dUntia  malunt, 

Fii8Bb0den  von  bonteii  Marmoiplatt^  S&nleo,  Urnen,  Hflnien  und  anden 
AlterUiaoer  sind  anf  dieiea  Hflgeln  mid  der  Marina  di  Paolo  za  Tersdüe- 
denen  Zeiten  gefanden  worden,  unbedeutende  Beste  der  Pracht  an  kostbaren 
Steinen  nnd  Knmtwerken,  die  uns  der  Dicbter  in  seinem  SoRentinuni  Pfdfii 
beaelueibt 

I  6.  Die  Küste  bis  snm  AthenAnm. 

Die  Strasse  von  Sorrent  zum  Minerva  -  Tempel  folgte  im  all- 
gemeinen der  heutigen  alten  Strasse  nach  Massa;  alte  Pflastersteine  fiudeu 
sich  hier  in  Menge,  besonders  wo  die  Strasse  kurz  hinter  Sorrent  die  Höhe 
von  Capo  di  Monte  ersteigt  Von  Massa  bis  Termini  ist  der  Lauf  der  an- 
tiken Strasse  im  Einzelnen  nicht  mehr  bestimmbar ;  von  hier  bis  zur  Pnnta 
della  Campanella  folgt  sie  dagegen  dem  modernen  Wege,  nnd  kurz  vor  dem 
Gap  ist  ein  lingeres  StAck  des  alten  Pflasters  sehr  gat  erhalten.  Alter- 
ihflmer  sind  sonst  lAngs  der  Strasse  nietit  Torhanden;  mau  aber  zog  eich 
am  Meeresafor  von  der  VUla  des  Pdlins  bis  anm  Athenetempei  eine  Reihe 
von  Tillen  hin,  deren  Reste  noch  hente  die  Klippen  am  Strande  bedecken. 
Zuerst  der  Portiglione,  eine  kleine  Meerbncbt  westlich  neben  der  Marina 
di  Pliolo;  er  ist  ganz  von  Snbetractionen  einge&sst,  der  Hinteignind  des 
kleinen  Oolies  war  von  zwei  riesigen  Gewölben  ttberspanttt  Die  Anlage 
gehörte  offenbar  ni  der  ViHa,  deren  Triimmer  die  ganze  Pnnta  di  Massa 
einnehmen;  einige  Oewölbe  von  Netzwerk,  worauf  jetzt  ein  Banemhaos 
steht,  dienen  als  Weinkeller.  Dann  die  Pnnta  di  MardgUano,  angellült  mit 


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S75 


antiken  Schutt  mausen,  opus  incertum,  Ziegeln,  Resten  von  Glasmosaik  und 
Marmorfragrnerjtcn;  weiter  vor  der  Manna  di  Massa,  auf  der  Höhe  des 
Abhangs  am  Ufer  and  auf  der  Manna  selbst  Mauern  von  Netzwerk  and 
Ziegeln. 

Endlich  finden  sich  auf  der  Punta  di  S.  Lorenzo  die  Fundamente  einer 
ausgedehnten  Villa  mit  Bade-Aolagen,  die  Construction  die  gewöhnliche  des 
ersten  Jahrhunderts;  der  Name  des  fieeitsere  klingt  vieiiaicht  in  dem  des 
nahen  Dorfes  Marciano  nacli. 

Auch  an  Tempeln  war  dieser  Strich  nicht  arm,  stand  doch  nicht  allzu 
weit  von  dem  Heiligthom  des  Hercules  auf  der  Marina  diPoolo  nach  Statins' 
Zeugnise  ein  Tempel  der  Jnno  (ilL  L  164): 

Sed  proxima  sedem 
DetpieU^  ßt  tocfls  Met  mea  nwnwa  ümo. 

und  ib.  187; 

Ptwooat. 

Vor  Allem  aber  erhob  sich  an  dieser  Küste  das  berühmte  Heilig- 
thum der  Seirenen*).  Die  Lage  dieses  Tempels  ist  der  controverseste 
Punkt  der  ganzen  Topographie  des  altrn  SiirrenLum.  Sicher  ist  nur  aus 
Strabou,  dass  er  zwischen  Sorreut  uuii  Campanella  an  der  Nordkiiste  der 
Halbinsel  sich  erhob;  ^a^^'t  doch  Statius  ausdrücklicli ,  von  den  poetischen 
Versucben  seines  Freundes  i'oiims  sprechend  (Siiv.  il.  2.  16): 

Hinc  levis  e  tcopulia  meltora  etd  aarmma  Siren 
Advoiat^  hinc  motw  audit  Triiama  erittU» 

BeopuH  aber  sind,  wie  bekannt,  Klippen  am  Heer.  Sachen  wir  nan  aber 
an  dieaer  Kflate  nach  Besten  des  Tempels,  so  finden  wir  alle  die  felsigen 
Caps  von  Sonrent  bis  zur  Pnnta  di  8.  Lorenzo  bedeckt  mit  römischen  Sab» 
structionen  ans  dem  ersten  Jahrhandert  der  Kuseradt;  da  nun  der  Tempel 
weit  älter  war,  so  kann  keine  dieser  Rainen  ihm  angeboren.  Die  griecfaisdiea 
Quadern  des  Tempels  waren  aberhaupt  ein  viel  so  verlodrandesBanmateriali 


«)  StraboQ  i>eschi«ibt  uns  die  Lage  des  Tempels  an  xwei  Stellen,  leioe  Quelle 
Mde  llala  mÜ  daaielbeD  Woiteii  paraphnsinDd,  I.  p.98:  ipvA»  vts  CtMirot  /m- 
uai  0r*vit  dvi  rftv  xaxd  Supptyrdv  x^^piwv  M  riv  »ard  Kanpiaq  itop^pSv ,  M 
•Bdrtpa  pkv  dpttvi^q  rb  xibv  Itip^van'  Itpbv  i^wv.  ^-ri  r'^drsncc  f*i  zpö^  t^J  Hoatt- 
(irny-tarrj  x^Xirtp  vi^aidia  rpia  Kpoxttfit^a,  ip^ßa,  n%xp(u&rj,  ä  »eUoüoi  2,€ip^vat^  irt'  ab- 
Ty»  dt  x(p  itop^^fup  rii  'Ai^i^vaiov^  V^'P  i/utvo/ut  »ai  6  djrnmv  oMf,  ündV.  p.  247:  Zw>» 

Zu0ifMO0^¥  ixpoT^pmv  xaXmim\'-  itrct  d*  iv*  äxp^  pkv  ^Ad^v^  i*P^*'t  Vtpupa  VAt9- 

•laii>  IpTjfUH,  ntrpiüdsii  üs  xaAoüat  iktp^vas-  ix  ctt  toö  np^  lopptvxäu  ptpoui  ^ffiöv 
n  d^UvuToi  Moi  iMo^ituKUt  mlflid  tyuivrm  fA»  nhjviw  [rdv]  xim», 

18» 


üigiiizea  by  LiüOgle 


376 


fluifnliitt.  TofiognvU«. 


als  dass  v,-ir  erwarten  dürften,  norh  Reste  davon  vorzufinden;  ist  ja  doch 
anrh  der  berühmte  Tempel  der  Äthcna  auf  Cap  Campanella  ppiiHo?  ver- 
schwunden. Das  wahrscheinlich«!te  bleibt  immer  noch,  den  Tempel  der  Si- 
reQen  bei  S.  Maria  della  Lobbra  oberhalb  der  Marioa  dl  Massa  zu  Sachen 
—  der  Beiname  della  Lobbra  ist  ohne  jeden  Zweifel  von  delubrum  ab- 
geleitet^ und  es  ist  eine  alte  Tradition,  dass  die  Kirche  an  der  Stelle  emes 
Tempels  erbaut  ist.  Dazu  kommt  femer  das  Zeu^niss  des  Colonien  Verzeich- 
nisses, was  die  heiligen  Güter  der  Athena  vom  Cap  Carapanella  in  die  Nähe 
des  ^^ireTHMUcmpeis  setzt*).  Diese  Tempelgüter  lagen  also  jedenfalls  im 
Westen  der  Halbinsel,  und  zvinr  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  im  Gebiet 
von  Massa  Lubreose,  des  Ortes,  der  von  delubrum  den  Namen  hat,  Ma^isa 
luhrense  heisst  ja  nichts  anderes  als  Tempelgiit.  Dies  lag  aber  uU  Sirenae; 
wir  werden  also ,  berechtigt  sein,  deren  Tempel  im  Gebiet  von  Massa  zu 
suchen. 

Wenige  TemfKd  Italiens  kamen  diesem  an  Ruhm  gleich.  Rings  um 
die  heilige  Stätte  war  der  Boden  bedeckt  von  den  Weihgeschenken  der  Um- 
wohner, zum  Theil  aus  dem  grauen  Alterthum;  und  mit  Recht  pries  Timaeos 
den  Tempel  der  Seirenen  als  eins  der  Wunderwerke  des  Westens*). 

Auf  der  äusscrsten  Spitze  der  Halbinsel,  dem  Cap  Campanelln,  eihüb 
sich  nach  der  augefuhrLea  Stelle  des  Strabon  der  Tempel  der  Athena. 
Kein  Rest  des  Tempels  ist  raelir  vorhundLu;  v^ohl  aber  liuden  sich  um  den 
Leuchtthurm  herum  betrachtliche  Ruinen  einer  römischen  Villa,  Fussböden 
von  opus  signinum,  Mauern  von  opus  reticulatum,  Marmorfragmente  und 
Mosaikwürfel.  Zu  dieser  Villa  gehören  wahrscheinlich  auch  die  angeblichen 
Reste  des  Tempels,  die  im  vorigen  Jahrhundert  noch  zu  sehen  gewesen 
sein  sotten:  ein  Fussboden  von  farbigem  Marmor,  korinthische  Gapitäle  (mit 
der  Eiilet?  CHumetUak»  aest  Surr.  p.  2),  endlicb  SAnlenbasen,  ans  denen 
der  Patriarch  yod  Antiochien  Anastaains  (II,  p.  252),  schlieaaen  wollte,  dass 
der  Tempel  ein  Diaatjlos  war  (!).  Die  Breite  der  Int^olanuitai  zeigt  deat- 


*)  Lib.  Col.  p.  286.  92l  Sarrentain  oppidom.  Ag«r  tim  a  oocnpttione  teMbitar 

a  Graccis,  ob  consecrationem  Minenrae.  Sod  et  moos  Sireniamia  limitiliiu  pro  pari« 
Augiistianis  est  adsigoatus.  cetenim  in  soluto  remaostt.  Iter  populo  dabetor  ped.  XV. 

obi  Sireaae. 

^  Fseado-Arifltot.  De  Mirab.  108^  ^oti  rdq  £ttpifvoiMrae  v^^aoug  xtur^  pi» 
i»      *hmJlitft  mfi  riv  napi^iA»  in*  oMfs  rfc  At/p«c»  8c  mhm  nfd  nS  («^)MknH 

xoToq  TtfeoM,  xal  dtaxoufiaCfovTog  zocg  xoXTtoii,  riv  re  ntpd^ovta  r^v  K6/ajv,  xal  riv 
datX7}f6Ta  n^v  Uoottdatvlay.  (/>  xm  ver^c  a<'jr(hv  tdpuTat,  xal  rißSunaiJUK^  btutpßoJti^ 
ÖTcd  T&v  ztptobuu»  ^oüus  ixtfuJiüs-    Und  aiu>  derselben  Quelle 

äxpas  xtiftevüt  Ttpo-Ksmtax&roi  r6itoo  xal  iuü.a/jtftdvovTOi  roug  xuAitoui,  riw  [w]  Mtfi^[ßvt€ 

AußTjv  \xni]  z'^v  'j'.ttkrifiha  T7jv  valon/isvrj»  linacidujvlaf/  iv  ^  xal  vemf  a&T&v  tiftorai^ 
xal  TifxmvTai  xait'  iintpfSoXijv .    [utv  xal  xa  öväfiova  raöxeLf  UapfiMföirj  xoi  Atoxataia  xai 

A^tta.]  Aneh  teabons  Angtb«  fd»a  oinlnr.nf  dlsw  Qoalto  rartdt. 


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277 


lieh,  (lass  die  Säulen  eioer  Porticus  angehörten,  und  keinem  Tempel  Die 
hülte  Luge  dts  Tempels  bezeugen  Statius  (Silv.  III.  1.  109): 

Et  ab  eaceUo  vetUat  toror  hotpiia  tempio 

nod  (ib.?.d.l66): 

vel  guoa  e  rertice  ^rrentino 
Mütii  J^rrheni  speculatrix  virgo  profundi^ 

und  der  Vers  euies  nobekinDten  Diehters  (LadlioB?),  den  flauen  anffthrt 
(Epist  77): 

Promontoriitm  e*  qtto 
Alia  prcedloto  »peeulaiur  wrHoe  Pallas, 

Dass  die  Sage  dea  Tempel  von  Üdvs^icui  i^egiuDdct  sein  liess,  ist  schon 
oben  erwähnt  worden.  Ebenso  dass  das  umliegende  Gebiet  der  Göttin  ge- 
weiht war  und  bis  in  die  Kaiserzeit  hinein  von  Griechen  bebaut  wurde, 
üeberhaupt  war  der  Tempel  in  der  RAmerzeit  entschieden  der  hauptsftdi- 
Ikhste  Sorrents,  Minerva  (^e  Schutzgöttin  der  Stadt  ^.  172  i.  Chr.  schickte 
der  rOnisdie  Senat  zur  Expiation  von  Prodigiea  d&e  Geoandtsehaft  Mer- 
her*).  Wer  dttrcb  die  Bocdie  di  Cepri  in  den  Golf  einiühr,  pflegte  der 
QMtin  eine  Spende  zn  Inringen  (Stat  Sflr.  DI.  2.  23): 

Ziaeva  »alutavit  Capreas^  et  margine  dextro 
Sparsit  Tyrrhenae  Mareotica  vina  Minervae^). 

Auf  der  Südseite  der  Halbinsel,  östlich  von  Nerano,  liegt  die  H;isi!ica 
S.  Pietro  di  Crapolla,  deren  acht  antike  Marmor-  und  Granitsäulen 
wahrscheinlich  zum  Theii  vom  Minervatempel  stammen.  Der  Name  Crapolla 
wird  abgeleitet  von  "Axpou  'Aru/JwvoQ.  Auch  Reste  einer  Wasserleitung,  und 
andercb  antike  Mauerwerk  soll  sich  hier  finden. 

Gegenüber  im  Meere  liegen  drei  kleine,  felsige  Inaein,  unbewohnt *'>), 


7)  Vergl.  die  utgeMrte  Stelle  des  iSiatiiis  (SUt.  Y.  3. 166}  und  die  Colonnia  Mi- 
nervia  Challo. 

*)  Liv.  42.  deeflnräi  . .  .  vietiiiiiB  naMrilms  ncrifleaadiUD  et  ia  Oftpitofio 
Bomae  et  in  Campania  ad  Minenrae  Promontorium  renuntianint 

9)  Nebenbei  möchte  ich  hier  EratosUieiie^  rpfhtfertiu'r  n  gen  *  inpn  jener  Nadel- 
iticbe,  mit  denen  Strabon  so  oft  den  Meister  au  bdimaieru  sacht.  Livat  dk  aörät  {ras 
SKtpij¥OÖ0iMis),  Mg(  BntoitfMUti  mukuiov  rpud^ufo»  Mpfwxa  riv  Xtr/taXott  aal  ffo» 
0ttdutvtdT^  »ihtWt  irozn  Strabon  bemerkt :  dXk*  oM*  6  tnÖTttXoi  oM(  iort  rpuöpufot, 
oB^'  Siuf  xopufovrai  itpbq  f>4'^q>  ^^^^  äfxwM  nc  Ixxttrat  etc.  Der  Monte  di  S.  Costanzn. 
der  das  Atkenaeon  bildet,  ist  einer  der  höchsten  Berge  der  ganzen  Halbinsel,  und  auch 
mit  d«n  dni  Oipfoh  liat  et  Mine  Richtigkeit,  uto  M  Jeder  ftbenengett  Iniw,  der, 
etwa  Tou  Messina  kommend,  mit  dem  OampCMT  in  dm  Golf  enflhri  Abo  SratofÄcnee 
ift  hier  wie  immer  exakt. 

U>)  Strab.  p.  22.  vifoiSta  rpia,  xpoxat/iMfo^  epi^na,  mrpw&^f  xaioüüt  Ssifi^vas. 
XhA  ^  M7  Mäßfant  41  r^y  äxpa»  vTfoiägg  tUlv  iprjftot,  Kerpwittt,  2$  MÜlaSm  XiMyvfvac. 

Pon^  Mela  IL  a  f^tiw^  qvM  SIniim  btbÜaTen. 


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die  Scogli  Ii  Galli  genannt,  die  Inseln  der  Sirenen  der  Alten.  Die 
Vene  VeigUe  (Aen.  V.  m): 

lamgue  adso  tecpulot  Skmmn  oth^eta  mMat 

Tum  ravco  adiiduo  hmgt  aale  ««so  sanabant 

mdea  YicUdcbt  riehtiger  auf  das  Gap  Gkmpanena  mit  dem  Tempel  der 
Sirenen  besogen. 

Die  HbcfaflSche  im  Innern  der  Halbinsel,  wo  hente  8.  Agata  liegt,  war 
im  Altertfanm  woU  grOsstentbeils  mit  Wald  bestanden  und  onbewobnt  Das 
deutet  schon  der  Name  des  Klosters  Deserto  an,  das  sich  hier  oben  erhebt. 
Beste  antiker  Oebftode  fehlen  dort  durchans.  Wohl  aogebaat  dagegen  war 
der  Westabhang  des  Plateau*s,  die  HQgel  bei  Massa  und  gegen  das  Athenaeum 
hin.  Das  ist  der  Möns  Sireniauus,  von  desseo  Limitation  das  Liber  Colo- 
üiarum  berichtet 

Der  Ort  Termini  an  der  Strasse  nach  Campanella  hewahrt  noch  hiut 
seinen  griechischen  Namen  (Thermae).  Der  Bepri-äbnisspLiiz  tlieser  Gegeud 
war  auf  der  Höhe  des  Plateau^s.  Als  man  1837  am  Noni  üili  inf^  des  De- 
serto-HUgels  einen  Kirchhof  für  die  Opfer  der  Cholera  anlegen  wollte,  stiess 
man  auf  ein  griechisch-oskisches  Todtenfeld.  Jedes  Grab  enthielt 
gemalte  Vasen,  Lanzenspitzen  und  Schmucksachen.  Etwas  westlich  von  hier 
bei  TAcquara  ein  Begräbnissplatz  aus  späterer  Zeit;  statt  der  gemalten  Vasen 
fand  man  nur  einfach  schwarz  gefirnisste  Gefässe.  Was  aus  den  Funden 
geworden  ist,  wird  nicht  berichtet  (Maldacea  ätoria  di  Massa  p.  42,  Storia 
di  Sorrento  p.  201). 


c  A  p  ß  E  A  E. 


Literatur.  Pir»  Altprthfimcr  Cnpri'f?  ^ind  }-\nf;(^  Tinbeachtrt  geblieben.  Erst  gegen  Ende 
des  vorigeo  Jahrhunderts  veranstaltete  ein  I  i  Mit-rlier,  Hadrawa,  «systematische 
Ausgrabungen.  Ihre  Resultate  sind  von  ihm  uiedergeiegt  in  der  £>chritt:  li&gguagii 
di  Tsri  MftTi  •  aoofoto  d>utiehita  latti  n«U*  nola  di  Gapii  Ha|>.  17VS.  Dentaeiie 
UebenetzuDg  Dresden  1794.  Von  Hadrawa  angeregt,  ver&sste  der Conte  Qastone 
della  Torre  Rezzonico  die  erste  archäologische  Be.schreibung  der  Insel  (1794), 
TeröffentUoht  in  Romaselli's  Isok  di  Capri,  Nap.  1806,  zugleich  mit  einem  Brief 
Ttm  Breiihk  an  Hadnra»  fllMr  den  geoiogiachen  Baa  Capri's,  and  Asfflerlnuig«n 
des  Herausgebers.  Beachtenswerth  attch  Gitttsppa  Ilaria  8«eondo,  Bdaiionft 
storica  dell'  antichitA,  rovine  e  residni  di  Capri,  Nap.  1808.  Der  Rapporte  dello 
stato  pre«entc  dfl!«  anticaglie  dell'  isola  di  Capri  von  Giuseppe  Feola,  ispeUocB 
delle  antichitä  deü'  isola  (18ö0)  \&l  Manuscript  geblieben;  benutzt  Toa  Bosario 


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Capreae.     Die  Insel  CappreM. 


279 


Hangoni  in  seiner  treffliclien  lf<mo8i»|iUe:  Bieeidie  topognfidM  «d  axdiMlo» 

giche  suir  isola  di  Capri,  Nap  \^U,  das  beste,  was  Ober  Capri  gegchrieben  ist 
Werthios  dagegen  desselben  Verfassers  Bioerche  storiche  snll'  kola  di  Capri  e 
mite  yMM  regioni  del  (^atere,  Nap.  18Si.  UnToliendet  geblieben  ist:  Le  an- 
«icht  Mfuit  di  Oipil  aiNgnate  dalP  anbitatto  F.  Alrino,  ed  flfautnt«  dal  Ckv. 

B  Quaranta,  fcl  Nap.  1835.    GregoroTins' Capri  bietet  dem  Archäologen 

cur  wenig,  das  iipueste  Buch  Qbür  die  Insel:  Lcttrea  «ur  l'llr  de  Tapri  ot  la 
▼ie  de  Iibert- ,  par  tm  loanste,  Naplca  1876  ist  eine  Causerie  ohne  jeden  wissen- 


§  1.   Die  Insel  Capreae. 

EiD  nur  did  Milien  breiter  Sund  treiiiit  Cqifj  vom  Gap  Gampaoella, 

der  äussersten  Spitze  der  sorrentjoiedieD  Halbinsel^).  Hier  wie  dort  ist 
der  Kreidekalk  des  Apennin  das  herrschende  Gestein,  hier  wie  dort  die 
gleiche  TerrainbilduD^.  Nur  sind  in  Capri  die  Felsen  noch  wilder,  die 
Abstörze  noch  schroffer  als  am  sorrentinischen  Ufer.  Ad  eiDCP  einzigem 
Stelle  der  Insel  können  Barken  bei  jedem  Wetter  sicher  anlegen ■);  es  ist 
die  Marina  di  Capri  an  der  Nordküstc.  Die  Marina  di  Mulo  im  Süden 
bietet  höchsteoB  kleinen  Booten  einen  Zufluchtsort;  die  West-  und  Ost-Küste 
der  Insel  sind  ganz  hafenlos,  fast  flberaU  stürzen  die  Felsen  senkrecht  zum 
Meere,  and  nur  bei  mbiger  See  ist  an  wenigen  Stellen  die  Landang 
möglich. 

Quer  dorch  die  Mitte  der  Insel  von  Norden  nach  Süden  erstreckt  sich 
der  Bergzug  des  Monte  Solaro,  bis  618 1»  Meereshöbe  emporragend.  Oben 
breitet  sich  der  Berg  zum  Plateaa  ans»  das  nach  Osten  gegen  Capri  hin 
in  senkrechter  Felswand  herabßtlt;  nur  von  Westen  her  ist  die  Höhe  auf 
steilem  Pfade  zugänglich.  So  ist  die  Insel  in  zwei  völlig  getrennte  Hälften 
getheilt;  die  einzige  Communication  zwischen  beiden  war  bis  vor  wenigen 
Jahren  die  berahmte  Treppe  von  Anacapri. 

Die  obere  Hälfte  der  Insel,  noch  heute  Anacapri      avto  Ka-rnir^  <:p- 

nannt,  bildet  eine  Hochebene,  die  sich  vom  Fusse  des  Monte  Solaro  nach 

Westen  hin  allraälig  abdacht,  um  schliesslich  gegen  das  Meer  hin  in  schroffem 

Absturz  zu  enden.    Mannipfaltippr  if^t  dip  Torrainbildunp  m  der  unteren 

Hälfte,  Capri  im  engern  Sinn.  Im  Norden  um  die  Marina  breitet  sich  eine 

kleine  £bene  aus,  gegen  Süden  hin  allmälig  ansteigend  (Yalle  della  Marina). 
• 

1)  Tae.  Ana.  lY.  67.  trima  rnJUnai  froto  ab  entrendi  SnrraitiBt  jpnwiontoni 
dünnctam. 

*)  Saei.  Tib.  40.  CapN«»^  eoatnlit,  praedpoa  delectataa  Imala,  quodano  pav- 
fOfae  Hhne  adimar»  mmf/bk  mHiifM  proaraiit»  iHBmiaa  aMtadtaris  nootfbea  «l  pio* 


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Ueberragt  wird  die  Ebene  von  den  Hügeln  Castiglione  und  S.  Michele, 
zwischen  denen  die  heutige  Stadt  Capri  sich  ausbreitet.  Im  Süden  der 
Stadt  liegt  ein  Hochthal,  die  Valle  delle  Camerelle  oder  di  Tragara,  nach 
Osten  hin  begrenzt  durch  den  Tuoro  grande,  der  jetzt  den  Telegraph  trägt, 
und  in's  Meer  vorspring^d^  die  Fanta  di  Tragara  bildet,  das  Südost- 
Cap  der  Insel.  Von  bier  steigen  die  Hfigel  gegen  Nordosten  hin  an,  um 
gegenüber  Cap  Gampanella  bei  der  kleinen  Kirche  S.  Maria  del  Soccorso 
ihre  grösste  Höhe  zu  erreichen;  300m  hoch  stürzen  die  Felsen  senkrecht 
in'e  Meer  herab  (Salto  di  Tiberio). 

Der  alte  Name  keiner  dieser  Höhen  ist  überliefert;  and  wenn  Statins 
aingt  (SUv.IU.  1.  128): 

DUu  CapreM  viridesque  ruuUatU 
TmmdwiMy  et  Urrü  ingen»  redit  aequarU  «eAo, 

60  haben  wir  oben  gesehen,  dass  diese  Taurabulae  bei  Sorrent  gesucht 
werden  müssen,  wo  der  Name  Tuoro  lioch  heut  an  mehreren  Bergspitzen 
haftet.  Damit  ist  natürlich  iiuht  ausgeschlossen,  dass  es  auch  auf  Capri, 
der  Mutterstadt  Sorrent's,  iuuiiilnilae  gab,  besonders  da  auch  hier,  wie 
wir  sahen,  der  Name  Tuori  für  mehrere  Höhen  gebraucht  wird. 

Capri  ist  jezt  ziemlich  wasserarm.  F^s  gicbt  nur  vier  Quellen:  eine 
an  der  Marina  grande.  bei  Truglio  alla  Marina,  zwei  andere  bei  Font&na 
auf  halbem  Wege  von  der  Marina  zur  Stadt,  die  vierte  an  der  Marina  di 
Mulo  an  der  Südküste;  sie  soll  erst  im  vorigen  Jahriiundert  zu  fliessen 
angefangen  haben.  Anacapri  hat  gar  keine  Quellen,  und  ist  also  ganz  auf 
Cisternenwasser  angewiesen.  Dass  die  Verhalujisse  im  Altertimm  ähnliche 
waren,  zeigt  die  grosse  Zahl  antiker  Cistemen  zum  Sammeln  des  Regen- 
wassers, die  sich  über  die  ganze  Insel  verstreut  finden,  und  von  denen  viele 
noch  heute  benutzt  werden. 

Die  Haupterzeugnisse  der  Insel  sind  Oel  und  Weine  beide  in  vorzög- 
licher  Qualität.  Auffallend  ist,  dass  der  Capriwein,  jet/t  emer  der  berühm- 
testen der  (jegend  Neapels,  im  Älterthum  gar  nicht  erwähnt  wird.  Auch 
Getreide  wird  gebaut,  vorzüglich  in  Anacapri,  doch  bri  Weitem  nicht  hin- 
reichend für  den  Bedarf.  Die  Bergweiden  nähren  Ziegen  und  KliIil'  in 
ziemlicher  Anzahl.  Von  Wild  giebt  es  Kaninchen  in  \!enge;  im  Frühjahr 
and  Herbst  ist  die  Insel  der  Sammelplatz  aller  Arten  von  Zugvögeln. 

§  2.  Geschichte. 

Capri  ist  der  erste  Pookt,  '^^  >icb  Hellenen  in  Gampanien  festgesetot 
luiben,  ja  vielleicht  der  erste  an  der  ganzen  italischen  Westküste.  Teleboer 
aus  Akamanien  und  von  den  ionischen  Inseln  sollen  Tor  dem  trcjaaischea 


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CapveM.  —  Q«8dudite. 


381 


Kriege  Capri  be^^iedelt  haben').  Vergil  feiert  in  der  Aeneis  Telon,  den 
mythischen  König  der  Insel,  und  seinen  Sohn  Oibalos  (Aen*  VU.  733). 

Nee  tu  cormmtiiM  nottn»  indictut  abiUs 
Othalt^  ji»em  generasas  Talon  Sebetkide  nynq>ha 
.  FarlifT,  TMoim  CapreoB  cum  regna  temraL 

Es  lag  iii  den  geographischen  Verhältnissen,  dass  der  älteste  Verkehr 
Griechenlands  mit  Italien  von  den  westgriechischen  Inseln  ausgehen  ujussle, 
und  zahlreiche  Spuren  bestätigen  es.  Darum  ist  die  Sage  von  Odyssens,  dem 
ersten  Erforscher  des  W^tmeeres,  hier  lokalisirt  worden;  danim  bezeichnen 
noch  heut  die  Italiener  die  Hellenen  als  Qraeci,  ein  Name,  der  ursprüng- 
lich nur  den  Bewohnern  von  Epeiros  und  dessen  Nachbar-Landschaftctt  zu- 
kitm.  Die  Chalkidier  und  später  die  Koriiither  haben  bei  ihrer  Colonisation 
Italiens  nichts  gethan,  als  den  Spuren  der  Akarnaneu  zu  folgen;  und  wie 
die  akarnaiiische  Faktorei  Ortygia  die  Vorläuferin  von  Syrakus  gewesen  ist, 
so  iiat  die  Ansiedlung  von  Capri  den  Weg  geebnet  für  die  Colonisauou  von 
Pithekusae  und  Kyme. 

Doch  sind  die  Capn  aten  aucli  ^i-lh-t^-taniiiL'  vorgegangen  in  der  Be- 
siedrlun^'  (1(  -  ije^t'uüberiiegen'lt'i]  Coniineuts.  Die  erste  hellenische  Culonie 
auf  dem  Boden  Neapels  ist  von  hier  aus  gegründet  worden,  und  Sorrent 
verdankt  Capri  wenn  nicht  seinen  Ursprung,  so  doch  wenigstens  seine  Um- 
wandlung iü  t  iiu'  liellenische  Stadt.  Capreae  selbst  ft'eilich  ist  immer  un- 
bedeutend geblieben,  besonders  da  die  geographische  Scheidung  der  Insel 
in  eine  obere  und  unlere  Hälfte  auch  zu  einer  politischen  Zweithuilung 
führte.  Später,  wir  wissen  nicht  wann,  kam  die  Insel  unter  die  Herr- 
schaft Neapels*).  Jedenfalls  niuss  die  Unterwerfung  Capri's  vor  326  fallen, 
wo  Neapel  seine  Selbstständigkeit  ciiibüsste.  Zeugniss  der  neaiwlitanischen 
Herrschaft  geben  Münzfunde,  die  hin  und  wieder  auf  Capri  gemacht  werden; 
besonders  eine  Didrathme  sehr  alten  Stils,  auf  dem  Avers  unbehelmter 
Frauenkopf,  während  die  Rückseite  den  mannsköpügen  Stier  im  Profil  zeigt, 
mit  der  Umschrift  NEHPOi't^.  Gewicht  7,60  gr  (Annaü  deU'  Ist  1841, 
p.  132). 

Bis  zum  Ende  der  Republik  ist  Capreae  im  Besits  der  Neapolitaner 
geblieben.  Augustus  Hess  sich  die  Insel  abtreten,  indem  er  Neapel  dafür 
das  grössere  und  iriicbtbArere  Ischia  überliess^).   Capri  wurde  kaiseriiche 


*)  Tae.  An n.  IV. 07.  Onaeos  aa  tenniase,  Capreasque  Tatobois  InUlitaa  tum tnOk 
Strab.  p.  248.  «f  41  Mtatpimi  &6o  xavI^mw  tfyoif  rd  lutlnAtf  Stw^  dl  /lA»* 

fitaiteilrni  dk  xai  raürrjv  xaritr^ov. 

■•  ■  Snot  All?  02.  Apii(l  Caprcas  insiilam  YrtPm'TTi;if>  ilicis  dimissos  ramos  con- 
vahiUse  adventu  tsuo  adco  laeiatus  est,  at  eati  cum  republaca  l^eapoüunoruxu  penQutft> 
mit,  Araaria  data. 


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983 


Capme.  -  Oesehichte. 


Domlne*)  und  blieb  fortan  ein  Lieblings- Aafenthalt  August's'),  der  die  Insel 
mit  Villen  und  Parkanlagen  zu  schmttcken  begann.  Noch  kurz  vor  seinem 
Tode  hielt  sich  der  Kaiser  eine  Zeit  lang  hier  auf  (Jali  14  n.  Chr.);  em 
Aufenthalt,  von  dem  uns  Sueton  eine  so  gemQthvolle  Schüderuug  hinter- 
lassen hat  (Aug.  98). 

Die  Glanzzeit  Capri's  ist  bekanntlich  die  Regierung  des  Tiberius,  der 
die  letzten  zehn  Jahre  seines  Lebens  fast  bestfindig  hier  zubrachte,  Bei- 
nahe alle  Reste  des  Alterthums,  die  auf  Gapri  gefunden  werden,  sind  aus 
dieser  Zeit,  Ruinen  der  zwölf  Villen,  die  der  Kaiser  hier  erbauen  liess*). 
Villa  levis  hie^  der  grösste  dieser  Palastü  (Suet.  Tib.  65);  und  so  wird 
Lipsius'  Annahme  gerechtfertigt  sein,  dass  auch  die  anderen  Villen  nach 
den  zwölf  Göttern  benannt  waren.  Haine  und  Grotten  bildeten  den  iiaupt- 
reiz  dieser  Anlagen  (Suet.  Tib.  43.  Aug.  72).  So  wetteiferten  Natur  und 
Kunst,  Capri  zn  einem  zauberhaften  Aufenthalt  zu  gestalten  und  wir  be- 
greifen wohl,  was  den  alten  Kaiser  dort  jahrelang  fesseln  konnte.  Wen 
es  aber  interessirt,  was  dt  r  Stadtklatsch  in  Rom  sich  vom  Leben  des 
Kaisers  erzählte,  der  )fse  die  betreffenden  Capitel  in  seinem  Suetonius. 

Mit  Tibenus'  Tode  verschwindet  Capreae  aus  der  Geschichte.  Ge- 
legentlich erfahren  wir,  daf??  Commodus  1Ö2  seine  Schwester  Lucilla  und 
seine  Gattin  Crispina  hierher  verbannte  (Die  Gass.  72,  4);  dann  wird  die 
iBsel  im  Alterthum  nicht  mehr  erw&hnt 


Ate  kaiaerliche  Dornftoe  —  Um  ko^/m  S^anoS  war  GapniA 
natOrlich  in  «ndeFer  Weise  oigaoisirt,  ate  dieMehisahl  der  italiedicn  Moni- 
dpien.  AuftehlnaB  Aber  die  VerfuBoog  geben  oiib  swd  hier  gefondeae 
grieddache  Inediriftea.  Die  erste  and  wichtigste  dersdben  (C.  t  G.  5871) 
ist  schon  langer  bekannt  and  jetst  im  Museo  Nasionale  in  Neapd;  idi  gebe 
sie  hier  nach  meiner  Abschrift,  die  eingeklammerten  Buchstaben  hat  Gnarid 
1880  noch  gelesen,  wahrend  jetzt  die  rechte  Sdte  des  Steines  fdüt: 

 xahan\  LEBAE[Tni]  344] 

6   dtha  xm  CO  AOYIOL  fATTEjAAyc 

Die  Bwdte  Inschrift  ist  vor  einigen  Jahren  in  Capri  geftmden;  ich  verdanke 


6>  Strab.  p.  248.    Ttokifufi  e>'  änoßakövrei;  räj  l}i'$i)XOuaüac  dxHaßoy  KoAttif  dov 
roi  auzoii  Kaioapoi  roü  Stßaaroü,  tag  di  Kmcpiaq  tdiov  not^mfUfOu  xr^/ta  xai  xaT9¥ 

t)  Sutt.  Aug.  79.   Bs  HctMibiii  piiMipiie  fieqvntaTlt  nariltea  ImdasiM 

QUDpaniae 

^)  Tac.  Ann.  IV.  67.    Sed  Tibenus  duodecim  vilianun  nominibus  et  moiibos  in- 
■edent,  qiuuito  inteiuiis  olim  pablicaa  ad  curas,  tanto  ooenMer  in  tanietsailaieisB 


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OapNM.  0«edildite. 


288 


sie  der  Freundlichkeit  des  Hferrn  Capasso.  Zusammeu  mit  der  vorigeo  In- 
sebrift  habe  ich  sie  heraasgegeben  Ball.  delT  latituto  1877,  p.  51  52. 

«AplNOOC  TPOniANOC  845] 
arOPANOMHCAC 

Wie  wir  aeheiii  standen  also  in  Capreae  zwei  oder  wahrscheinlich  drei 
AedUen  an  der  Spttse  des  Gemeinwesens.  Dieses  Hmortreten  der  Aedilen 
ist  sdir  bemerkenswerth;  es  erinnert  an  die  Oiganisatton  der  Präfectnren 
Fundi,  Fonniaef  Arplnnm,  wo  auch  die  Dreizahl  der  Aedilen  sich  wieder- 
findet. In  den  Manicipieo  und  Colonien  dagegen  spielen  die  Aedilen  be- 
kanntlich eine  untergeordnete  Rolle  nnd  kommen  in  den  Inschriften  ver- 
hältnissmässig  sehr  selten  vor ;  ja  streng  genommen  fehlen  sie  in  den  Muni- 
cipien  ganz  und  gar  und  werden  ersetzt  von  den  IVviri  aedilicia  po- 
testate.  Wir  werden  also  mit  voller  Sicherheit  behaupten  können,  dass 
Capri  ausser  den  Agoranomen  keine  vom  Volke  gewählten  Organe  der  Selbst- 
verwaltung gehabt  hat;  sonst  hätten  diese,  nicht  die  Aedileu,  jenem  un- 
bekannten Kaiser  das  Standbild  errichtet.  Daneben  müssen  wir  natürlich 
einen  vom  Kaiser  ernannten  Praefectus  für  die  Rechtsprechung  annehmen; 
eine  .Stellung  etwa,  wie  wir  sie  für  Ventotene  bezeugt  finden  in  der  Grab- 
schrift jenes  Metrobius  Aug.  Lib.  (N. '260)  : 

Ftaefuit  hie  lonyum  tibi  Fandatira  per  aemm 
Prwidaque  m  meHut  tura  dutii  populo. 

Eine  weitere  Analogie  bietet  der  J^aeftotue  pro  hgato  wutdanan 
Baiiarum  (OrslH  7dS).  Veigl  Hommsen  R.  G.  557. 

Sddiesslieh '  noch  zn  erwAhnen  die  von  Pelliccia  pablictrte  Inschrift 
(Ih  ehrütianae  eodmiM  poUtia  Hl,  p.  198,  wiederholt  von  Hangoni  To- 
pogralla  p.  185): 

AHMOC  .  .  .  MOYTtC  EPEIPH  346] 

KEAAAON  OY  AAlAAßN  BÄMON 
Eni  ArOPAN  KAI  AfPON  AHMOCIOv 

Das  Original,  früher  im  Besitze  I^elliccia's,  jetzt  verschollen. 


Die  hellenische  Nationalität  hat  sich,  in  Capri  länger  gehalten,  wie 
kst  irgendwo  sonst  in  Italien;  und  neben  Neapel  und  Reggio  ist  Capreae 
die  einzige  Gemeinde  Italiens,  wo  das  Griechisch  bis  in  die  Kaiserzeit  hinein 
officielle  Sprache  geblieben  ist.  Noch  zur  Zeit  August's  standen  die  i^i^ßeia 
in  Blntb«*);  und  der  Zauber  griechi  rl  or  Sprache  und  Sitte  war  es  nicht 
sam  wenigsten,  der  die  ersten  beiden  Kaiser  Roms  immer  wieder  hierher- 

^)  baet  Aag.  Uö.  SpecUbat  adsidae  exercentcs  ephebos,  quorum  aliqoa  adhuc 
cofk  ex  Tetere  institnto  Capreis  ent.  ' 


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S84 


CftprMe.  —  Stadt  and  Hafen. 


zog.  Lateinische  Inschriften  sind  uli' Tliaujit  nicht  auf  Capri  gefunden,  wenn 
wir  Ziegelstempel,  Blcii  ühren  und  die  Künstler  -  Inschrift  einer  Statue  aus- 
nehmen, alles  Gegenstände,  die  sicher  nicht  auf  der  Insel  gefertigt  sind. 
Und  noch  heute  zeigt  der  edle  Schnitt  der  Gesichter,  die  herrlichen  Ge- 
stalten der  Bewohner,  dass  hier,  wenn  irgendwo,  hellenisches  Blut  unver- 
nÜBcfat  sich  «rhalten  hat. 

Capri  hat  den  Ruhm,  einen  Dichter  hervorgebracht  su  haben,  der  sich 
in  der  griediia^en  Literatur  einen  gewissen  Namen  gemacht  hat  Es  ist 
dar  Satiriker  Btaeeos,  der  tut  Zeit  des  Ptolemaeos  PhOaddphoB  die  tod 
Bbintoii  von  Taxent  begründete  fXwuoj-pa^ia  fortbildete.  Zwei  Titel  seiner 
Stficke  sind  uns  flberttefert:  MworpißaQ  und  wbs  anf  rMsehea  Eänflaas 
deotet:  XawupvoQ.  Der  Dialekt  der  wenigen  FragmeDte  ist  der  doviscbe 
(gesanunelt  von  Boepe  PhfloL  18,  p.  428). 

§  8.  Stadt  nad  Hafen. 

Die  Marina  graode  an  der  KordkOste  der  Insel  ist  heata  der  einzige 
Poakty  wo  Barken  mit  Sicherlieit  anlegen  können;  und  ebenso  war  es  schon 
aar  BOmeneit'*).  Den  kleinen  Schiffen  des  firflhen  Altertbnms  mochte  der 
Hafen  genflgen*^);  jedenfidls  haben  wir  die  alte  Stadt  Capreae  inp  der 
Mibe  der  Marina  sa  snchen;  wurde  sie  doch  von  einem  Scbiifervolk  an- 
gelegt Einen  weiteren  Fingenseig  giebt  uns  die  froheie  Kathedrale  der 
Insel,  S.  GoetaniOi  ein  Bau  aus  den  ersten  christlichen  Jahrhunderten.  Sie 
erbebt  sich  unmittelbar  oberhalb  der  Marina,  da  wo  der  Anstieg  nach  der 
Scafat  di  Anacapri  beghrnt  Der  Hanptbewels  für  die  Lage  der  alten  Stadt 
ist  diese  Treppe  selbst,  das  ftlteste  Monument  der  Insel  und  ohne  ZwelüBl 
in  die  heilenisehe  Zeit  surOckgehend.  Dass  sie  gleich  hinter  S.  Coetaioo 
begfamt,  zeigt  unwiderleglich,  dass  das  Alteste  Capri  hier  unten  stand  und 
nicht  auf  den  Hügeln,  die  die  heutige  Stadt  tragen.  Die  Local-Traditioii 
ist  damit  auch  in  ▼oller  Uebereinstimmung.  Sie  berichtet,  die  untere  Stadt 
sei  verMssen  worden,  wdl  die  Lage  am  Meer  den  Angriffen  der  Seeilaber 
SU  sehr  ausgesetzt  war. 

Beste  der  Stadtmauer  sind  nicht  mehr  vorhanden;  dennoch  ist  es 
nidit  schweri  Lage  und  Umfang  der  alten  Stadt  Capri  genan  su  bestimmen. 
Gleich  fiber  8.  Costaazo  erhebt 'sich  ein  Hflgel,  begrenzt  im  Westen  durch 
das  scharf  eingeschnittene  Thal,  an  dessen  Eingang  die  Kirche  liegt,  wihrend 
er  anf  der  andern  Seite  in  steilem  Abhang  gegen  den  Weg  sich  senkt,  der 
von  Capri  zur  Marina  herabffthrt  Im  Norden  gegen  den  Haoptsteck  der 
Beige  Capri^  ist  die  Einsenkung  schwicber,  doch  immerhin  noch  dentUch 
erkennbar.  Ziegelfragmente,  Stttcke  Maimors  und  andere  Steine  finden  sich 

v>)  Saet  Tib.  40.  Qood  mm  parroqne  littoM  adiietor. 
u)  Tac;  Ann.  lY.  67.  rix  modieis  narigSs  penea  suliiklia. 


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Oapme.  —  Stadt  und  Hafaq. 


885 


Wer  in  Menge  und  zeigen,  daas  diese  gnnze  Fläche  bewohnt  war.  Dagegen 
fehlen  Substructionen  römischer  Villen  ganz  und  gar;  während  doch  die 
ausgezeichnete,  den  Hafen  und  die  Ebene  ringsum  behcrrscheDde  Lage  des 
Hflgels  wie  von  selbst  zur  Anlage  einer  Villa  aufzufordern  scheint 

Von  Alterthümern  sind  auf  dem  Stadtterrain  gefunden  die  oben  an- 
geführte Inschrift  N.  344  (auf  derCollina  di  S.Nicola,  dem  höchsten  Punkte 
der  Stadt),  in  der  Nähe  einer  Imperatoren -Statue  guter  Arbeit,  die  als 
Tiberius  ergänzt,  im  Museo  Chuimmonte  steht.  Nicht  weit  östlich  davon, 
dücli  wahrscheinlich  schon  ausserhalb  der  Mauern,  sind  die  Wasser- Reservoirs 
der  Stadt,  Es  sind  vier  Cisternen  in  einer  Reihe  neben  einander,  je  220  p 
lang  und  38  p  breit ,  überwölbt  und  von  der  gewöhnlichen  Construction. 
Jetzt  heisst  der  Ort  Sopra  Fontana.  In  den  nmiiegenden  harten  finden 
sich  Reste  von  Mosaikböden  und  /ininierwändon  in  Menge,  früher  auch 
Marmorplatten  und  Säulen  in  grosser  Anzahl  (Romanelli  p.  104).  Etwas- 
weiter  unten,  bei  Fontana,  auf  der  Mitte  des  Weges  von  der  Marina  zur 
heutigen  Stadt,  entspringen  zwei  von  den  vier  Quellen  der  Insel ;  Ausgrabungen 
(links  von  der  Strasse),  die  hier  1875  stattfanden,  haben  die  Fundamente 
▼on  Tier  Zimmern  zu  Tage  gefördert,  mit  Fussböden  von  farbigem  Marmor 
nnd  Stuck  an  den  Wänden.  Dabei  WftSser^Beaenroirs  und  Canäle. 

Auf  den  Hohen  sttdüch  aber  der  Stadt  war  die  Nekropolis  des  alten 
Oaprese  (Podere  le  Parate).  Zefan  Palm  unter  dem  Boden  entdeckte  man 
mehrere  Hundert  Grftber  von  Ziegeln,  in  langer  Linie  fon  Osten  naeh 
Westen,  in  jedem  ein  Skelett,  eine  Brooeemflaie  ans  der  KainemU  im 
Hunde  and  ein  Ueinei  Thongefäss  an  Fflaaen.  In  der  Nihe  worden  nidit 
lange  nach  1880  gemalte  griechisefae  Vasen  gefunden  (tothe  Figuren  anf 
schwsnEem  Gmnde,  Mangeai  p.  205).  Femer  die  Grsbschrift,  die  Gme«, 
des  Megakh»  Sohn,  dem  Puhlios  Paestanns  gesellt  hat  (Ifangooi  1.  e.): 

TNAIOE  3171 
METAKAEOZ 

n  nEZTANn 

Gräber  timlon  sich  natürlich  auch  auf  den  übrigen  Seiten  der  Stadt  So 
bei  S.  Costanzo  ein  Grab  in  den  Kalkfels  gehauen,  mit  dachförmiger  Decke 
(Mto  a  schiena),  darin  ein  weibliches  Skelett  mit  Goldschmuck  und  einen 
Aureus  Yespasian's  im  Monde. 

§  4.   Die  nördliche  Ebene. 
(Vaüe  ddla  Marina). 

L  Aiana.  WestOch  der  alten  Stadt,  und  dnich  die  Schlacht  m 
8.  GosCsMo  davon  getreonl,  erhabt  sich  der'  Hilgei  von  Aiano,  das  ganse 
Thal  behenschend,  mit  weiter  Aaasicht  auf  das  Meer  and  die  Ebene.  Alter- 


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286 


Capreae.  —  Die  nördliche  Ebene. 


fhflmer  sind  hier  mehrfoch  gefunden.  So  die  vier  CipoDinsftoIen  in  8.  Costmco 
(20'  hoch,  Monolithe),  und  die  vier  von  Giallo  aiittoo,  die  früher  dort 
standen  und  im  vorigen  Jahrhundert  in  die  Schkraskapelle  von  Caserta  ge- 
bracht worden  (Bomanelli  p.  109).  Dazu  Marmor  in  groeaer  Menge  and 
die  Bleiröhren  eines  AquAdncts*  Im  Anfang  dieses  Jahrfannderts  sah  man 
eine  Reihe  von  Zimmern  aufgedeckt,  mit  Fassböden  von  farbigem  Marmor 
(Romanelli  1.  c);  jetzt  ist  alles  zugeschQttet,  und  nur  hier  und  da  ragt  ein 
Mauerrest  ans  dem  Boden.  ^  Etwas  weiter  östlich  bei  Veruotto  fimd  man 
beim  Umgraben  des  Bodens  ein  Substructionsgewölbe  mit  etwa  sechs  nnd 
vierzig  Amphoren  von  Thon,  bp  hoch  und  ebensoviel  an  Umfang  (Mangoni 
p.  206).  In  den  Rainen  von  Aiano  erkennen  wir  ohne  jeden  Zweifel  eine 
der  zwölf  tiberianischen  Villen. 

IL  Palazzo  a  Marc.  Nördlich  von  Aiano  am  Meer  lag  eine  der 
.  grössten  der  zwölf  Villen  des  Tiberias;  jetzt  heisst  der  Ort  Campo  Pisco 
nnd  Palazzo  a  mare.  Die  Villa  bildete  ein  grosses  Viereck,  in  mehreren 
Terrassen  ansteigend.  Auf  der  Nordseite  sind  die  Substractionsgewölbe  noch 
giÖBStentheils  erhalten,  darauf  Mauern  von  opus  reticulatum;  die  andern 
Seiten  sind  fast  ganz  zerstört  und  nur  die  Erhöhung  des  Bodens  ist  ge- 
blieben. Interessanter  ist  der  SeitenllOgel  der  ViUa,  der  gegen  Nordwesten 
nach  dem  Meere  zo  vorspringt»  die  sogenannten  Bagni  di  Tiberio.  Im  Meer 
nebt  man  einen  hufeisenförmigen  Bau,  wohl  das  Fundament  eines  Gewölbes, 
nach  Osten  offen;  daran  schliessen  sich  einige  zerstörte  Zimmer.  Die  Ktlste 
ist  hier  etwa  20 1»  hoch,  ziemlich  senkrecht  vm  Meere  abfiiUend.  Sie  ist 
ganz  mit  Mauern  eingefaast,  darin  auf  halber  Höhe  eine  halbkreiafdrmige 
Exedra  von  opus  reticiilatum«  nach  dem  Vesuv  hin  geöifuet.  Daaeben  Reste 
zerstörter  Zimmer,  in  den  Wänden  Thonröhren  zur  LeituDg  des  Wassers. 

'  Um  1790  liess  Hadrawa  hier  ausgraben.  Entdeckt  wurde  ein  runder 
»Tempel«,  d.h.  die  eben  beschriebene  £xedra,  mit  prachtvollem  Marmor- 
fuBsboden,  vom  Meere  her  führte  eine  Marmortreppe  von  zehu  Stufen  empor. 
Ein  Altar  der  Kybele  (jetzt  im  Br.  Museum),  Säulen,  Capitäle,  Marmorplatten 
in  Menge  (1600  Cantari)  wurden  ausgegraben.  Die  Befestigungs -Arbeiten 
der  Engläuder  im  Anfange  des  Jahrhunderts  haben  das  meiste  zerstört. 

III.  Truglio  alla  Marina.  Reste  der  dritten  Tiberius -Villa  finden 
sich  im  Osten  der  Marina  bei  der  Fontana  di  Truglio.  Unter  Franz  I.  fan- 
den hier  Ausgrabungen  statt;  aufgedeckt  wurden  viele  Substructionsgewölbe, 
Zimmer  mit  MosailcbÖden ,  eine  Säule  von  Giallo  autico  und  fünf  kopflose 
Statuen,  von  denen  zwei  jetzt  im  Museo  Nazionale,  eine  noch  am  Ort  mit 
der  Kansüer*lnschrift  : 

IVUVS  1  SALIVS  1  FECIT.  34SJ 

Jetst  ist  alles  wieder  zugeschfltteL  Auch  etwas  weiter  östlich  bei  Vülano^ 
liegen  Reste  ans  römischer  Zeit  unter  dem  Boden. 


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—  Die  Hflg«l  um  CkprL 


887 


§  5.   Die  Hflgel  um  Capri. 

I¥.  Gastiglione.  Am  Nordabhaog  dieses Hfigfite  lien Hadiawa  1786 
imd  io  den  folgenden  Jahren  ausgraben.  Entdeckt  worden  fünf  Zimmer, 
10—18  p  unter  dem  Boden,  da?or  eine  offene  Temuse.  Die  Wandmalereien 
waren  in  ansgeseichneter  Frische  eifaslten;  ausserdem  worde  hier  gefunden 
die  Marmomse  StjrTens  und  ein  Fnssboden  von  farbigem  Marmor,  Jetst 
in  der  Pavorita  bei  Portid.  1791  wurde  alles  wieder  angeworfen;  und  wer 
jetzt  cum  Gasten  emporsteigt,  sieht  nichts  als  rechts  am  Wege  swei  recht- 
eckige Bftnme  m  opus  hUidtinm,  daneben  einige  Reste  ¥on  Snbstractionft- 
manem. .  In  den  Feldern  umher  liegen  grosse  Haufen  von  Zie^efan,  Harmor- 
stflcken,  8tuckfkagmenten;  auch  das  Geatell  auf  der  HOhe  ist  snm  TheÜ 
mit  altem  Material  erbaut.  Ob  auch  auf  antiken  Fnndamenten? 

Im  AnCuge  dieses  Jahrhunderts  (tot  1880)  wurde  hier  die  Inschrift 
gefunden: 

eeANA  OHNIKOY  8i9( 
XAIPe 

(Franz  C.  L  0. 5878  *&mbtAü  ^ar/>e),  ood  eine  Basis  von  Giallo  antieo 
mit  der  KOnstler- Inschrift: 

AÖANOz^ilPOZ  ATHEANz^kPOV  8M)J 
POAIOZ  EHOIHtE 

(Nach  anderer  Angabe  bei  S.  Maria  dei  Soccorso  gefiinden.) 

V.  S.  Mio  hei e.  N&chst  S.  Maria  del  Soccorso  ist  dies  die  best- 
erhaltene der  tiberianiscben  Villen.  Die  Spitze  des  Hügels  ist  durch  mächtige 
SabstructioDsmauem  zur  Plattform  erweitert ;  sie  ist  280  p  lang  und  184  p 
breit  (Feola).  Die  Flftche  ist  jetzt  durch  das  Fort  eingenommen,  welches 
dieEngjinder  im  An&ng  dieses  Jahrhunderts  hier  oben  errichteten;  damals 
wurden  die  Ruinen  zerstOrt.  die  sich  io  ziemlicher  Ausdehnung  auf  der 
Spitxe  des  Hflgels  erhalten  hatten.  Am  Fusse  der  Nordostwand  des  PIsp 
teaua  sieht  man  einen  gew<ttbten  Bau,  28  lang,  18,5  p  breit,  9  p  hoch 
(Feola)»  im  Mittefadter  au  einer  Gapelle  des  8.  Michele  eingerichtet;  ans 
dieser  Zeit  ist  die  Vorhalle  mit  den  beideo  antiken  dpolHnfläulen. 

Steigt  man  von  Gapri  nach  S.  Michele  hinauf,  so  trifft  man  etwa  auf 
V«  des  Weges  eine  Reihe  antiker  Gewölbe,  die,  Bich  immer  auf  gleicher 
HQhe  haltend,  den  Bbg  ringfbrmig  umziehen.  Auf  der  SOdosteeitB  des 
Hflgda  sind  einundswanaig  dieser  Gewölbe  noch  vollstlndig  erhalten  (17  p 
fang  und  brdt),  sie  communidren  durch  Thilren  und  weiden  m  Aussen 
hin  und  wieder  durch  Fenster  erhellt  Ehw  ihnliche  Reihe  von  GewOlben 
kt  im  Nordwesten,  halb  Yerscfaflttet  und  nur  sn  wenigen  Stellen  augiagUch. 
Anf  den  flbiigen  Seiten  des  Hügels  sind  die  Gewölbe  sentört;  doch  sieht 


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288  Capreae.  —  Die  BOgel  um  Capri. 

man  aberall,  wie  der  Fels  beluuieii  ist,  um  RaniB  su  bekommen  für  die 
Oebäude  der  ViUa.  Auf  der  Sfldeeite  neben  den  beBchriebeneD  Grotten  ein 
groaaes  GewSlbe,  96  p  lang,  16  p  breit,  30  p  hoch,  durch  das  jetzt  der  Weg 
nach  der  Spitze  des  Hflgde  flllhrt 

YL  Gertofta.  Das  Kloster  (jetzt  Gaseme)  Certosa  soll  auf  antiken 
Fundamenten  stehen.  Etwas  sttdKch  davon,  oberhalb  des  Felsens  Unghia 
Harioa,  ▼eranstallete  Feola  1826  Ausgrabungen.  Aufgedeckt  wurden  eine 
Beibe  Zimmer  mit  Fresken  an  den  Wänden  (Vögel);  ein  Fussboden  von 
furbtgem  Marmor  jetzt  im  Museo  Nazionale.  Auf  den  Ziegeln  der  Stempel 

HYAQINTHI  i  IVLiAE  |  AVGVSTAE 

vielleicfat  also  war  hier  die  Vilhi  der  Li?ia. 

Unterhalb  dieser  Ruinen,  am  Meer,  die  Crotta  delF  Arsenale,  in  den 
Kalkfels  gehauen,  160j9  lang,  125p  breit,  60  p  hoch,  einst  nrit  Netzwetk 
Yerkleidet  Westlich  davon  an  der  Marina  di  Malo  der  Scoglio  della  Sirena, 
mit  Resten  römischen  Mauerwerks. 

VIL  Ca m ereile.  Längs  des  Weges  von  Gkpii  zur  Punta  di  Tragant 
erstreckt  sich  eine  ununterbrochene  Unie  alter  Substructionsgewölbe,  jetzt 
fiist  gänzlich  zerstört.  Hierhin  verlegt  man  gewöhnlich  die  berüchtigten 
Sellaria'^^  des  Tiberius;  es  sollen  eine  Menge  nummi  apinthrix  hier  ge- 
funden sein,  und  die  vor  Nordwind  geschfltze  Lage  des  Thaies  wird  als 
weiterer  Beweis  dafür  angeführt  —  Römisches  Mauerwerk  findet  sich  aneh 
am  kleinen  Hafen  von  Tragara  und  auf  dem  Scoglio  k»  Monacone. 

Matromania.  In  dem  Thal  zwischen  dem  Tuoro  grande  und  Tuoro 
piocolo  gegen  das  Meer  hin  liegt  eine  in  den  Fels  gehauene  Grotte,  109  p 
lang  und  73 p  breit  (Feola),  einst  mit  Ziegeln  und  Netzwerk  verkleidet 
Die  Oe£fnuttg  li^  nach  Osten  hin,  das  hintere  Ende  bildet  eine  halbkreis- 
förmige Apsis.  Ein  Mithrasrelief,  jetzt  im  Museo  Nazionale,  soll  hier  ge- 
fanden sein  (BomaneUi'p.  92);  dabei  die  geheimnissvolle  Inschrift  (C.  L  G. 
5872): 

Ol  aroytov  ^Stpov  unovaisre,  d\at\poveQ  [i<rJ0^  351] 

di$aaä'  tC  'AidT^v  3^d\fti  rbv  olx-poTaTov, 

xpiatt  iy  Moipwv  jjp-aaptvov^  äX{k\a.  ßudtp 

a.lipvtdi<p  9avdT(p  pi^uioi  i$  ddlxou, 
äpxi  p\iv\      TtpoxoTz^i  Td$6t  Tiopä  deffnS-q^  ^"rja], 

äpn      äiaH}  fQvitav  Uidä'  if£:^v  tnopiaag. 


")  Suet  Tib.  4Ä.  Scfpssn  vero  CaprDcnsi  etiam  sellariam  excogitavit,  sedcm 
arcauum  libidinam;  in  qoam  undique  cooquifiiti  puellaram  et  exoletorum  greges.  Und 
weiter  onten:  In  silvis  qnoqne  ac  nemoribns  passim  venereoB  locos  commentas  e^t,  pro- 
atmlMqiis  per  antra  et  cavas  tupes  ex  utrinsqu«  Mnit  pobe  PaaisooniiB  et  RTophir 


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• 


GapnM.  —  Die  HOgel  um  Capri.  289 

od  Sixa  7ce[vT\  irituy  oud'  eixoat  ripfi  ivtauTÜäVt 

xoovofid  fiOi  'T~uToc-  Ana f tat       eu  Tov  auvo/iatftoVf 
Touc  re  j-oveiQ  xÄaieip  jir^xiu  toi/q  rdXavag. 

Möglich,  dfi«^^  in  den  späteren  Jahrhunderten  des  Alterthums  die  Grotte  als 
Mitbrasbeiiigthum  gedient  hat,  und  der  Name  Grotta  di  Matronuuua  (ll»> 
trimonio,  Mitromania)  davon  abgeleitet  ist.  Das  opus  reticulatum  an  den 
Wänden  zeigt  jedenfiiüJs,  dass  die  Anlage  nicht  Bpftter  ftUt,  als  die  tiberia* 
nischen  Zeiten. 

yni.  S.  Maria  delSoccorso.  Dank  ihrer  einsamen  und  unzo- 
gänglichen  Lage  ist  diese  Villa  besser  erhalten,  als  irgend  eine  andere  auf 
Capri ;  sie  heisst  jetzt  meist  schlechtweg  Villa  di  Uberio  und  gilt  fQr  die 
Villa  lo  vis,  obgleich  man  z,  B.  S.  Michele  ebensogut  dafür  ansehen  könnte. 

Die  ViUa  steigt  terrassenförmig  an,  die  ganze  Fläche  des  Httgels  ein- 
nehmend; auf  dem  höchsten  Punkte  steht  auf  antiken  Substractionen  die 
Capelle  S.  Maria  del  Soccorso,  der  berühmteste  Aussichtspunkt  Gapri's. 
Südlich  neben  der  Gapelle,  durch  einen  von  Osten  nach  Westen  laufenden 
Corridor  davon  getrennt,  das  Hauptgebäude  der  Villa  (Domu»),  Es  stand 
auf  einer  Terrasse,  die  durch  vier  mächtige  Gewölbe  gebildet  war,  je  104  p 
lang  und  26  p  breit,  das  Ganze  also  ein  Quadrat  von  1(M  p  Seite.  Zwei 
dieser  Gewölbe  stehen  noch  voUstftndig,  die  anderen  beiden  sind  dngestOnt, 
der  Oberbau  ist  gftnzUch  verschwunden.  Üeberwölbte  Corridore  nmgaboif 
die  Domus  auch  auf  den  fibiigen  Seiten  und  trennten  sie  von  den  Neben- 
gebäuden.  Unter  diesen  besonders  bemerkenswertb  ist  ein  halbkreisftnriger 
IBan  im  Osten  der  Domus,  mit  dar  conveien  Seite  den  Boeehe  A  Capri 
sQgdcehrt,  1827  ausgegraben.  Er  ist  fai  eine  Ansahl  Zimmer  getbeilt,  an 
den  Winden  Studoeste,  MosaikbÖden,  die  Mau^  von  opus  reticulatum 
ans  PosiHptnt  Entlang  der  halbkraisfll^rmigen  Aussenmauer  lief  eine  Tenraase 
mit  der  herrlichsten  Auseicht  auf  das  offene  Meer,  Soxrent  und  den  Golf 
von  Neapel. 

Eine  antike  Treppe  von  viemndzwansig  Stufen  ftthrt  von  S.  Maria 
hemater  nadi  dem  Nordwest  •FlOgel  der  Vüla.  An  die  Treppe  schUesst 
sfasfa  ein  Corridor ,  von  Sflden  nach  Norden  laufend,  nüt  wohlerbaltenem 
Mbsaikbodea,  stark  gegen  Norden  gesenkt  Sonst  ist  auf  dieser  Seite  nichts 
ausgegraben;  aber  die  Beste  der  SubstrnctionsgewMbe,  die  aus  dem  Boden 
derVignen  auflagen,  aeigen,  dasa  dieViUa  in  drei  Stockwerken  emporstieg. 

Auf  der  Westseite  <ter  Domus  liefen  zwei  Corridore  parallel  über  ein- 
ander. Der  obere  Ist  jetst  fest  gSadich  zerstört;  der  untere,  stark  na«b 
Sflden  abfeilend,  nur  zum  Thefl  anagegraben.  Er  mflndet  in  ein  qnadra- 
tisdies  Zimmer,  mit  Mosaikboden  und  Winden  von  Netzwerk.  In  der  Mitte 
sine  OpftiiHwUniB, 

1*1  ««b,  VimmaOm  19 


üigilizüü  by  GöOglc 


290  CifMfte.  —  Die  Httgd  um  C^ii 

Auch  nach  Süden  hin  hatte  die  Villa  drei  Terrassen  über  einander. 
Die  höchste  zeigt  auf  gewölbten  Substnictionen  die  Reste  der  Zimmerw&nde. 
In  den  Gewölben  soUen  früher  alle  Räume  einer  Thermal  -  Anlage  deutlich 
erkennbar  gewesen  sein;  das  Fresko  eines  Pferdes,  was  über  dem  Eingang 
zu  sehen  war,  ist  während  der  enp:li?ehen  Occnpation  geraubt  worden.  Von 
der  zweiten  Tci  i  isse  ist  nichts  erhalten  als  die  Mauer,  an  die  sie  pich  an- 
lehnte; die  dritte  Terrasse  ist  spurlos  verschwunden.  Die  meisten  itäume 
der  Villa  sind  aufgedeckt  durch  Hadrawa  1804;  einiges,  wie  schon  erwähnty 
durch  die  Ausgrabungen  der  Regierung  1B97. 

Pharus.  Sueton  erzählt,  dass  wenige  Tage  vor  Tiberius'  Tode  der 
Leuchtthurm  auf  Capri  durch  ein  Erdbeben  zusammenstürzte");  eine  An- 
gRbp,  deren  Glaubwürdigkeit  auf  sich  beruhen  mag.  Jedenfalls  feiert  noch 
btatius  den  Pharus  auf  der  Höhe  von  Capri  (Silv.  III.  5. 100): 

Talähcrnngue  domusj  trepidis  vhi  dulcia  rumUt 
iMmina  nottmoga»  toUU  Pham$  omitto  Ummt, 

Der  Uoterbaa  dieses  Leuchtdiitnues  steht  noch  aufrecht  etwas  sttdlich  der 
Villa  von  S.  Maria  del  Socooiso.  Er  bildet  ein  Qoadrat  m  etwa  SO  p 
Seite  und  etwa  60p  hoch;  ein  Thdl  der  Südseite  ist  losammengesttet 
und  der  ganze  Umiröeifl  des  Thnrmes  mit  Tkrammeni  hedeckt,  die  wohl  von 
dem  zerstörten  Oberbau  henUhren.  Die  CoDStmctioii'  —  Ziegelbau  guter 
Zeit  —  weist  das  Werk  etwa  an  das  Ende  der  RepoUik  oder  unter  die 
Herrschaft  August's.  1804  liess  Hadrawa  auch  hier  ausgraben;  er  i&nd 
ein  Basrehef  von  Tsfraootta,  Crispina  und  Lndlla  darBteQend(?l),  und  die 
Grabschrilt: 

xaupu&i  raiou  xeupe  (sie.  f  aiou  X^P^  0  ^^^J 

Neben  dem  Phams  stürzt  der  Fels  fast  senkrecht  280  m  hoch  gegen 
das  Meer  ab;  man  besieht  auf  diese  Stelle  die  Angabe  Soeton's  (Tüb^  62): 
•Qtrn^emae  ebi»  oHen^tur  locus  Capreu^  wüte  damnatos,  poH  longo 
et  exquUita  lomMfila,  pmempiUtH  eoram  se  in  ntare  iultebai^  egdpienie 
cltusiariorum  manu,  et  conUt  atgue  r$mi$  «Udmi$  caiaoera^  im  «m  r«- 
ndui  spiritue  quidguam  mmm^« 

§  6«  Anacaprl 

»Die  Inael  hatte  In  atten  Zeiteii  swei  Stidto,«  beiichtot  SMmjd  vmt 
Capri;  Anacaprfs  Ormdinv  geht  also  rarOek  in  heUenische  Zeit  Die  Lagt 
der  alten  Stadt  ist  imbekannt  Wahndidnlidi  stand  sie  da,  wo  jetzt  Caprile 
liegt,  sttdlich  von  Anacapri ;  Mauern  wird  sie  bei  ihrer  nnzuganghchen  Lage 
wohl  niemals  gehabt  hid>en. 

1*)  Sa  et  Tib.  74.  £t  paacos  ante  quam  obiret  dies  torris  Phari  tecrae  mota 
CqpraU  eoocidiL 


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I 


O^praM.  —  AnacifotL  891 

Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  ist  Anacapri  die  Apragopolis  des  AuguaUiB. 
Nach  Sueton  soll  der  Kaiser  im  Scherz  eine  C^ni  benachbarte  Insel  so  ge- 
nannt haben,  wohin  sich  Leute  aus  seinem  Gefolge  zurückzogen,  u^i  dem 
dolce  lar  niente  zu  pflegen^*).  Nun  giebt  es  umCapri  keine  andern  Inseln 
als  dia  Faraglioni  und  den  Scoglio  lo  Monacone,  wOste  Felsen,  die  kaum 
emigen  Vögeln  Raum  geben  —  man  denke  sich  Herren  aus  dem  Gefolge 
des  Kaisers,  auf  dieser  Klippe  der  desidia  frähoeud!  Dass  es  dennoch 
Archiologen  gegeben  hat,  die  allen  Ernstes  behaupteten,  der  Scoglio  lo 
Monacone  sei  die  Apragopolis,  ist  natürlich;  haben  doch  andere  gemeint, 
die  Apragopolis  sei  seit  dem  Alterthum  im  Meere  versunken!  Uud  das 
alles,  um  nicht  anerkennen  zu  müssen,  dass  Sueton  einmal  etwas  mensch- 
liches  passirt  ist,  und  er  sich  ungenau  ausgedrückt  hat,  oder  Anacapri  für 
eine  von  Capri  verschiedene  Insel  gehalten.  Und  doch  ist  das  die  oinzif^ 
mögliche  Lösung;  höchstens  Sorrent  könnte  noch  die  Ehre  in  Anspruch 
nehmen,  die  Apragopolis  gewesen  zu  sein. 

Das  älteste  Denkmal  von  Anacapri,  ja  der  Insel  überhaupt,  ist  die 
berühmte  Treppe,  die  es  mit  der  Marina  di  Capri  verbindet.  Da  die  Küste 
von  Anacapri  selbst  bei  ruhiger  See  nur  drei  bis  vier  Landangsplätze  fttr 
kleine  Barken  bietet,  bei  bewegtem  Meer  gan^  unzugänglich  ist,  während 
auf  der  Land-^cite  die  Felswand  des  Monte  Solaro  von  Capri  her  nur  auf 
Ziegeiipf;iden  erklommen  weriltii  kann,  bu  ist  die  i  reppe  die  einzige  Commu- 
nication  Anacapri  s  mit  der  Aussen  weit,  oder  war  es  doch  bis  zur  Anlage 
der  neuen  Fahrstrasse  vor  wenigen  Jahren.  Wenn  also  in  Anacapri  eine 
helleuischti  SUdL  aich  erhob,  so  hat  diese  die  Anlage  der  Treppe  zur  noth- 
wendigen  Voraussetzung.  Und  in  der  That  sieht  mau  noch  heut  an  vielen 
Stellen,  trotzdem  so  viele  Jahrhunderte  daran  gebessert  haben,  wie  die 
Treppe  auf  antikem  Unterbau  ruht.  Jetzt  ist  dieses  älteste  Monument  der 
Insel  beim  Bau  der  neuen  Strasse  leider  zum  Theil  zerstört  worden  — 
ganz  ohne  Noth  und  durch  blosse  Fahrlässigkeit.  Es  waren  784  Stufen,  thdl- 
weise  in  die  senkrechte  Felswand  eiugeh  luin,  das  ganze  über  1000'  hoch. 

IX.  Capodimonte.  In  den  Gmudstücken  am  oberen  Ende  der 
Treppe  wurden  1830  weithLufi^'c  Reste  römischer  Bauten  au.^'egrubeii,  Mo- 
saikböden,  Säulen,  Marmorslücke  entdeckt,  alles  aber  wieder  zugeschüttet 
Wahrscheinlich  stund  hier  eiiic  der  zwölf  tiberianischen  Villen, 

X.  Monticello,  In  den  Feldern  verstreut,  und  zum  giüssten  Jheil 
unter  dem  Boden  verborgen  liegen  hier  die  Beste  emcr  ausgedehnten  rö- 
mischen Villa;  Mosaikböden,  Fresken,  Säulen,  Statuen  sind  hier  ausg^raben. 

M)  Butt  Aug.  98.  TidDttn.Oftpffeit  ianlam  tlv/Mg'AnwUi'  appeDalMt  a  deiNHa 

secedentium  illoc  e  comitatu  suo.  Sed  ex  delicatis  onnm,  Masgaban  nomine,  quasi  cuu- 
ditorem  insulae  xrtvrtjv  vocare  coir^tierat  Uuius  Masgabac  tumuJum  ^OiUa  ds  tricUoio 
aaimadverieret  magna  tuxba  magaiaq^ue  iuminibiu  frequeutah  eqs. 


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O^MM.  —  AOMtpit. 


Die  Villa  prenoss  die  weiteste  Aussicht  auf  das  Meer  und  den  Bfldlicben 
Theil  des  Gebietes  von  Anacapri. 

Xr.  Der  nahe  Fondo  il  Timberino  hat  allein  auf  Capri  den 
Namen  des  Tiberius  bis  heute  bewahrt.  Man  sieht  eine  grosse  Terrasse, 
von  antiken  Mauern  gestützt,  die  Gewölbe  der  Siibstructioncn  auf  der  West- 
seite nof.h  erhalten.  Oben  ist  jetzt  alles  zerstitrt  oder  unter  der  Frucht- 
erde verstärkt,  Reben  und  Uelbäume  bedecken  die  Höhe;  unter  dem  Boden 
soll  nach  Aus'^age  der  Bauern  •vwftn  roha  dt  Timberio*  verborgen  liegen. 
Gefunden  soll  hier  sein  ein  Pferd  von  Marmor,  ein  Basrelief  mit  griechischer 
Inschrift  und  grosse  Quantitäten  Marrnor  (Mangoni  p.  243).  Auch  in  der 
Umgegeod  linden  sich  Ruinen  in  Menge;  so  bei  Linaro  opus  reticulatum, 
bei  Pozzo  eine  Cisteme  (noch  heute  benutzt),  und  weitläufige  Maaerreste 
QDter  dem  Boden,  bei  Gera  und  Veterina  Mauero  von  Netzwerk, 

Xn.  Damecut a.  Wenn  irgend  ein  Punkt  Capri*Sf  so  war  diese 
Nordwest  Ecke  der  Insel  zur  Anlage  einer  Villa  geeignet,  mit  ihrer  herr» 
fiehen  Aussicht  auf  die  Nordktlste  des  Golfs  und  das  weite  Meer  im  Weeteo, 
dessen  frische  Brise  die  Sommerbitze  kühlt  Da  wo  die  Torre  di  Damecati 
steht,  trifit  man  auf  eine  künstlich  geschafTenc  Plattform,  500 ;>  lang  und 
315  p  breit,  auf  der  sieh  die  Hauptgebäude  der  Villa  erhoben.  Die  Zeit 
hat  alles  zerstört,  nur  wenige  Fragmente  canellirter  Säuieo  slod  jetzt  noch 
an  Ort  nnd  Stelle.  Gegen  Anfang  dieses  Jahrhunderts  waren  noch  zahl» 
reiche  Maaem  von  Netzwerk  nnd  Mosaikböden  zn  sehen,  die  seitdem  der 
Coltnr  faaban  weichen  mOssen.  Eine  antike  Cistome,  172  p  lang,  20  p  breit, 
dient  noch  jetzt  ab  Wasser- Reservoir.  Ein  unterirdischer  Gang  soll  toi 
Damecata  nach  der  damnter  liegenden  blauen  Grotte  geflüurt  haben. 


üigiiizea  by  LiüOgle 


IIL  BUCH. 

DDS  CAJIl^ANISCHE  EBENE. 


Die  campanische  Ebene  zwischen  Volturno  and  Vesuv  ist  ein  voll* 
kommenes  Flachland,  etwa  25  m  erhoben  Uber  dem  Spiegel  des  Ifeeres. 
Vnlcaniscber  Tuf  bildet  die  Grundlage  des  Bodens ;  ihm  verdankt  die  Ebene 
ihre  verschwenderische  Fruchtbarkeit.  Im  Saden,  Osten  und  Norden  um- 
kränzen Berge  die  Ebene,  nur  im  Westen  stdsst  sie  an's  Meer;  ein  Gttrtel 
von  Sanddünen  zieht  sich  von  Castel  Voltunio  bie  Aber  Coma  faioaue  l&ngs 
der  sumpfigen,  hafenlosen  Kflste. 

Zwei  Flösse  bewässern  die  Ebene:  der  Voltumus  und  parallel  damit 
laufend  der  Claniu?.  Der  Voltumus  entspringt  bei  Äesernia  im  nörd- 
lichen Samninm,  sammelt  fast  alle  Gewässer  des  samnitischcn  Berglandes 
und  bricht  dann  durch  den  nordöstlichen  Gebirgsrand  in  die  campanische 
Ebene  ^).  Noch  heute  ziemlich  wasserrcicl],  uDd  trotz  des  geringen  Gefälls 
von  rascher  Strömung,  musste  dies  ofttiirlich  im  Alterthum  in  noch  höherem 
Giade  der  Fall  sein; 

Delabitxtr  tnde 
Vtdtumtugue  oeler^  nocturnaeque  editor  aurae 
Samus 

wie  Um  Lncanoa  Ql.  422)  schildert,  und  Silios  (VIII.  527): 

Bmnuia  Upm$,ßuctii^  §onarvm 

Vuitumum. 

Die  Flafth  d«  Voltonuis  ist  tdmmUig  gelb  (Jhout)  wie  üm  Wasser 
de»  über; 

muliumgue  trahens  sub  gurgite  arenam 

VoUunms. 

beeehreibt  Ovid  den  Flnae,  gnule  wie  Teigfl  den  Tiber  muUa  ßm/t  orena 
geoeuit  hettei 


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294 


Die  campaaiflche  £b«iie. 


Auf  den  Wassemidithiim  geht  Vergü  ( VIL  7S8),  ivens  er  den  Yottume 
einen  omnM  oadbfnt  neoot  Durchwatet  konnte  der  Voltomoe  nicht  wetdeo* 
und  namentlich  im  Frühjahr,  wenn  Bogen  erinen  Lauf  geschwellt  hatte,  war 

er  für  strategische  Operationen  ein  emsUichesHindemiss*).  SchUFbar  irt  er 
wenigstens  für  kleinere  Fahrzeuge  gewesen'). 

Doch  hören  wir  jetzt,  wie  Statins  in  seiner  »Via  Ihm^Umat  den 

VoltuiDUb  beschreibt  (Silv.  IV.  8.  67): 


At  flavwn  capul,  hmUkm^  laU 
Crinem,  moUibxu  imp^Um  «Mi 
Voltumus  Uvat  ora;  maximoguß 
Pontis  Caesarei  reclivia  arcu 
lUmcit  ialia  faudhus  redimdKili 
.  Camponm  boM  conditor  nmrum 
Qui  me  vaUibu$  wnU  reflttum 
Et  rtpaa  hahüare  netcientem 
Bicti  Ugibut  akei  ligasti^ 
Et  nime  HU  ego  turüdu»  wmaxqu» 
Vw  pauu9  duhkui  prw»  carfym 
lam  fMmMm  /«ro,  pmniiufut  wdoor, 
Qjiti  Ufw  rapen^  §t  rotare  tüoat 


Sed  grate«  ago,  »ervüusqu$  tanti  e$t 
Quod  aub  te  duce,  te  iuhenU  cma: 
Quo(/  tu  nuun'mua  arbütr  ktß^gm 
Victor  p§rp«tiM»  legere  ripae 
Mi  nunc  Itmüe  me  colie  beato 
A«e  iordere  smit,  mabimqiie  laU 
Det«rffti  ttmlm  toU  ptUormn^ 
Ne  me  puhereum^  grwmique  eoem 
Tyrrheni  sinut  ü^muU  proßindi, 
QnutUs  Cinyphm$^  taeente  ripa 
Poetnu  Bagradae  serpü  inter  agm, 
Sid  talis  ftrar,  «t  näeHte  mnm 
2Wiii$iitfAimiiMi^  prioa»m^^ 
Puifo  gurgite  prwoeor»  LMm, 


Der  Clanis,  oder  mit  lateinischer  Namensform  Clanius,  entspringt  aus 
mehreren  Quellen  bei  Abcila,  am  Fusse  des  Monte  Vergine.  Dann  fliesst 
er  nördlich  von  Nola  vorldi,  und  im  grossen  Bogen  südlich  um  Acerrae 
herum.  Hier  nahm  er  beim  Ponte  di  CasoUa  den  Rai  h  der  Mefite  auf,  die 
einst  von  Canccllo  her  an  Suessula  vorbei  nach  "Westen  floss.  Dann  stiüint 
der  Clanis  eine  Zeitlang  parallel  dem  Voltumus,  hat  aber  nicht  die  Kraft, 
wie  dieser,  die  Sanddünen  der  Küste  zu  durchbrechen,  sondern  wendet  sich 
südlich  und  mündet  schliesslich  durch  die  Strandlagune  des  Lago  di  Fatna 
bei  Litemum  in's  Meer.   In  diesem  Unterlauf  hiess  er  Litemus. 

Schon  im  Alterthom  stagnirte  das  Wasser  des  Flosaea  nnd  verpestete 


S)  LiT.96.7  von  Hamiibal:  lade  nsvM  in  flnnihn  Yoltnmo  oomprehensai  dnd  tä 

id,  qitfid  inni  ante  prapsidii  cansa  fecerat,  castollum  imsit:  quarum  ubi  tantatn  copiia 
esse,  ut  una  noctp  traici  posset  oxercitu«,  aÜatnm  oet        Icjrinnr"?  ante  lucnn  trwecit. 

id.  26. 8.  Li  uivium  Volturauä  teouerai  aumi^  uaviüus  ab  Uanuibale  incaosis,  rates 
lo  magna  inopia  materiae  aegre  eompanHDMni. 

id.  23. 19.  HarceUam,  et  ipanm  eaptontom  linve  antiliiun  obMuh^  Yottamas  aauri^ 
baflatns  aqni?  f^t  j^rocf^s  Nolanorum  tenobant. 

ibid.  liübiibiis  deinde  continois  citaüor  soUto  amiiis,  traosreno  vertice,  doiia 
impoUt  in  ripam,  quam  hoates  smabant. 

^  Stat.  8ilT.  IV.  8.  77.  m  pama  dnUai  präi  wmu. 


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weithin  die  Gegend;  besooden  Aceme  hatte  darunter  za  leiden  (Veig. 
Geoig.  n.  235): 

vaaas  Ckuiiut  nm  «m^um  <^e»rrM. 

Im  Ifittdalter  nahm  die  Vennmplang  noch  zn  and  machte  doen  weiten 
Strich  Campaniens  mibewohobar.  Vor  etwa  zweibnndert  Jahren  wurde  der 
Fhiaa  eanaUairt,  und  ihm  eme  neue  Mündung,  zum  Theil  ein  neues  Bett 
gegraben.  Das  aind  die  Regi  Lagni^  die  den  alten  Lauf  der  Gewässer, 
Dameotlich  bei  Acerrae,  yöUig  verändert  haben. 


c  A  p  u  A. 


Ititerator.    Cesare  Cost»,  seit  1672  Erzbisehof  von  Gapua,  hat  den  Buhm,  der 
erste  gowewa  aa  teln,  der  den  Ahertliflmern  leber  Ystentadt  wiwwMwTiaftlidies 

Stadiom  snwendete.  DoMik  den  Architekten  Ambrogio  Attandolo  liess  er  efaun 
Plan  dps  alten  Capna  entwerfen,  tintl  1596  dnrch  den  Maler  Francf  f!co  ricalese  an 
einer  Wand  des  fassen  Saaies  im  erzbisclinf  liehen  Palast  zur  Darstellung  bringen, 
wo  er  bis  1769  erhalten  geblieben  ist.  Darunter  stand  die  Inschrift:  Cauar  Cotta 
ArdtinfSrnPfm  Oapm»  |  iwMfe  Mtori»  wAi»  äl»  \  kmU  imriki  «I  ftmUah  tw 
frimi )  iä  «M«  <^u»  eintati  grvimm  |  ttudiotu  uiüe  \  et  huitu  aulae  omamenhm.  | 
Ämo  mbUü  MDXCV  \  aetaiia  LXV  pcvfificahu  XXIll  (Bull.  Camp.  1873, 
pw  Itotz  aller  WülkOrlichkeiten  in  der  Ausführung  nnd  des  Mangels  jeder 
be^etlenden  BMArtOnuig  Uldel  dttPlan  TonCoita  dedi  aSneuiNrertiiehligitaa 
Quellen  nnr  KemitniM  dM  alten  C^poa  wegen  der  Menge  leltdem  ontorgegnngener 
Rninen,  die  tlaranf  noch  veircirtnct  stphcn,  TTcratT^pcf^rbrn  i'^t  der  Plan  znm 
ersten  Mal  in  Michele  Monaco  Sancturinurn  (^npiianiim,  Nap  IGöÜ  und  wieder 
aufgelegt  iö^M,  löä7;  dann  mit  iüriauterungen  von  Pascale,  ^ap.  1676,  und 
endüdi  197S  in  der  Anagnlw  der  Dtieotri  FeUegrino^  tob  Onvler. 

Der  grone  Camillo  Pollcgrino,  figlio  d'Alenendro  (1698—1664),  bat 
leider  seinen  Plan,  ofne  Geschichte  Capua's  zu  schreiben,  niemals  verwiridicht. 
Sexn  Apparate  all»  antichitä  di  Capua,  ovvero  discorsi  della  Campagna  Feiice, 
Nap.  1661  nnd  wiederaofgelegt  von  Qravier  1772  handelt  vom  Capna  selbst  nor 
aabenbei  und  in  avelter  Lluto.  IMwofio  I:  Delle  molte  Campanie  degU  antidii 
II:  Topographie  Campaniens  (ausser  Capua).  III:  Produkte.  IV:  Völker  Cnm 
pauiens.  —  Was  Pcllegrino  versStimt  hatte,  wurde  bis  au  emem  gewissen  Grade 
▼on  Alessio  Simmaco  Mazzoccbi  (1604—1771)  nachgeholt  in  seinem  be- 
rfllmteo  WeAe:  In  nntUnm  Campaoi  ampbitheatri  titolnm,  Nap.  1787,  im  Anfr 
Wage  der  Stadt  Capoa  geschrieben  und  auf  deren  Kosten  gadmdct.  Es  ist  noch 
immer  daa  bfliti,  ma  vir  aber  die  Oeecbichte  und  TopognipUa  des  allon  Cipaa 
besitsen. 

Neben  Maxzocchi  steht  sein  Zeitgenosse  und  Freund  FraDoeieo  Maria 
Pratllli  (16eS-"17eB),  nater  deeeett  nnhelhrolleai  Emflnaw  die  eanpaiiische  To- 
pographie und  Epigraphlk  znm  Theil  heute  noch  leidet.  Systematisch  bat  Prarilli 
laNhiifteai  Udsndaa  and  Fimdbeckhte  geftlaobt  und  in  aeinen  t>eidea  Wer4|iei\ 


üigiiized  by  Güüj^lc 


296 


Cttpua.  —  Lateratar. 


Yia  Appb,  Httfi.  17i5  tmd  Conaakres  Campaniae ,  Nap.  1757  verarbeitet.  Seine 

angeblichen  Autoritäten  :  FabioVecchioni  ( Altertbümer  Capaa's  in  24 BOchem t), 
Silvestro  Ajossa,  Primicero  d'isa,  Francesco  Antonio  di  Tommaao 
stehen  natürüch  mit  RratOti  selbst  auf  dner  Linie  (et  Monunaen  I.  N.  18ft. 
fldbitllaBMebi  ist  iMiC  fM  fon  FtalUliaiM;  gHumitCTMilll^raBfliiSBOrtehflii 

Francesco  Granata  Storia  civile  di  Capua,  3  voll.,  Nap.  1752.  1756,  Ottavio 
Rinaldi  Memorie  istoriche  della  citti  di  Capua,  2  voll.,  Nap.  1753.  1755  und  be- 
sonders Eucca,  Capua  Yetere,  ^ap.  1828,  sonst  eine  gana  brauchbare  Mono» 

Von  den  kleineren  jirbeiten  über  Capua  vor  Allem  zu  nennen  Francesco 
Daniele  Memorie  storiche  di  Ca.Herta,  Nap.  1783  nnd  Monet^  anüche  di  Capua, 
Nap.  1802;  Francesco  Alviuo  Anüteatro  Campano,  .Map.  1642,  fol.  mass.,  sehr 
irarihvolU Plliu  und  Anfitiiw^  b«gl«ft0t  von  dflifkigsm  Test;  J «nnel  II  CMd»  Ml» 
Cftttediale  di  Capua,  Nap.  1859;  Novi  Iscrizioni,  Monnmenti  e  Vico  scoperte  da 
Ginseppe  N.,  Nnp  T361,  nebst  einer  Reihe  von  Artikeln  im  Poliorama  Pittorcsco, 
namentlich  Band  lö  and  l^,  mit  einer  Falle  werthrollen  Materials;  Eaoul 
BoclieUe,  FoqiIIm  de  Capon«,  Jamal  des  Sftunts  VUB,  teeenairt  von  Mi- 
nervini  Boll  Nap.  n.  s.  II,  p.  108.  Ferner  die  Berichte  von  Heibig  im  Bulletino 
dell'  Istituto  seit  1871-.  T^nrnabei  DegH  scrilti  di  Alessio  Simmaco  Mazzoochi 
saila  storia  di  Capoa,  BUcheler  Oskische  Bleitatel,  Eh.  Mos.  1878,  p.  1—77 
und  anderes. 

Seit  einigen  Jahren  ist  in  der  Provinz  Terra  di  Lavoro  ein  ebenso  reger 
wie  erfreulidif  r  Eifrr  fiir  historische  und  archäolocisrhr»  Fnrs'chnn^  pnvarht  Durch 
die  vereinten  Anstrengungen  der  Provinzial- Vertretung,  der  Gemeinden  und  vieler 
fkfinten  ist  in  Oqpoft  die  Hnseo  Oftmpano  in*»  Leben  gerafen,  nnd  am  81.  Hei 
1874  eiMbet  nncdsn»  was  nnter  der  tochtigen  Leitung  JaueIH*a  sich  raadi  sn 
einem  der  ersten  Provinzial -Museen  Italiens  entwickelt  hat.  Zn^lpich  ist  in  den 
Atti  della  Commissione  Conservatrice  dei  monnmeuii  ed  oggetti 
d'antichiti  e  belle  arti  nella  Provincia  di  Terra  di  Lavoro  (seit 
1870)  «in  OffM  geiehiflbn  «wdaa,  Iii  dMi  «llt  bldecfcmigen  leedisnrTertfiMit' 
Hobug  gsiMsMi  nnd  du  MittElal  flr  kDnfkige  Itahnag  siib  mmML 


ChFSTEL  I 

GESCHICHTE. 

Capua  gehört  wahncheinlich  Dicht  zu  den  ältostcn  Städton  Italiens. 
Dafür  spricht  schon  die  Lage  in  der  Ebene,  ohne  jede  Racksicbt  auf  natflr- 
lidieD  Schutz,  eine  Lage,  die  eine  hohe  fintwickcluDg  der  Befestigungskunst 
und  geordnete  staatliche  Verhältnisse  voraussetzt  Dafür  spricht  noch  vid 
mehr  die  regelmässige  Bauart  der  Stadt  und  die  genaue  Orientirung  des 
Decumanus  von  Osten  nach  Westen.  Capaa  war  in  dieser  HiasiGht  das 
Muster  einer  italischen  Stadtanlage. 

Nach  Cato's  Angabe  in  seiner  «italischen  Urgeschichte«  war  Capua 
eise  etru  Ski  sehe  Qraaduag.  Die  Zeit  der  Erbauaag  setete  er  260  Jahre 


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297 


vor  dem  Änsclilu^s  Cupuas  an  Rom  (338),  also  um  600  vor  dem  Beginn 
unserer  ZeitrechmiMi,'.  Wir  haben  obeu  gesehen,  wie  damals  die  Macht  der 
Etrusker  auf  ihroi  llülic  Stand,  ihre  Flotte  das  t)  rrhenische  Meer  beherrschte. 
Die  Äugabe  <  ito liaL  also  die  höchste  innere  Wahi-scheinlichkcit,  '^'  in/  ab- 
gesehen von  dem  Ge¥dcht,  was  eine  so  alte  i^uelle  wie  die  Üriij;iüe!»  ati 
bich  schon  beanspruchen  darf, 

Dennoch  ist  es  wahrscheinlich,  dasb  schun  vor  der  etruskischeu  Culo- 
nisation,  ja  schon  ehe  die  Aurunker  in  Campanien  einwanderten,  eine  An- 
siedlung  auf  dem  Boden  Capua's  sich  erhob.  Die  Ortsnamen  der  Umgegend 
von  Capua  zeigen  die  auffalligste  Verwandtschaft  mit  Ortsnamen  im  Latium 
uod  dem  ursprünglich  latinischeo  Theil  Süd-Etruriens.  Hier  und  dort  findet 
sich  ein  Campus  Stellatis;  die  Namen  des  Ager  Falernus  und  der  Stadt 
Falarii  «iBd  von  dendben  Wurzel  gebildet;  ein  Sabate  lag  bei  Capua  (liv. 
26,83. 34)  wie  am  See  von  Biaceiano;  Tifata  endtieh  war  auch  der  Name 
einer  alten  Latinerstadt  (Plin.  fiU  N.  m.  68).  Ja,  Gapua's  Name  selbst  ist 
identisch  mit  dem  von  Capena  bei  Falerii;  biesa  doch  das  Capaanerthor  in 
Born  Porta  Capena.  Diese  Uebereinstimmung  der  Ortsnamen  ist  ein  neuer 
Beweis  dafllr,  dass  io  vorhistorischer  Zeit  der  latmische  Stamm  sich  weit- 
hin längs  der  Westküste  Itatieos  ausgedehnt  hat,  und  mit  den  Sikdero  ein 
geographisches  Ganzes  bildete,  einem  Stamme,  dessen  nahe  Verwandtschalt 
mit  den  Latinem  nicht  nur  die  Beste  der  sOceliflchen  Sprache  besengen, 
soodem  auch  von  allen  antiken  Historikern  ausdrücklich  behauptet  wird. 

ZwSlf  StKdte  sollen  die  Etrusker  in  Campanien  gegrflndet  haben,  von 
denen  sie  eine,  »gleichsam  das  Haupt  des  Ganzen«,  Capua  nannten^).  So 
leitet  schon  Polybios  den  Namen  der  Stadt  von  caput  ab,  und  giebt  also 
den  ersten  jener  etymologischen  Versnche,  die  bei  Capua  fSnolich  in  der 
Luft  an  liegen  sebeinen  und  die  ganse  titere  Geschichte  der  Stadt  entstellt 
haben.  Capua  a  «ompo  dütffa,  sagt  Plinins.  Später  freilich  schien  es 
bedenklich,  den  Namen  einer  staaunfremden  Stadt  aus  einer  fattefaiischen 
Wnrsel  ableiten  au  wollen.  So  hatten  die  der  etrqskiscben  Sprache  kun- 
digen Antiquare  freies  Sinei.  Kapgrs  soll  auf  etmskiseh  dnen  fidkenartigett 
Banbvogd  bezeidmet  haben,  also  Aant/i;,  die  Gdeistadt,  in's  Lateinische 
flbecsetst  Vultumum.  So  kamen  die  Annalisten  dasu,  Vultumum  als  iltesten 
Namen  der  Stadt  hinznstdlen^.  Bd  Livhis  lesen  wir  denn  auch,  dass 
Capua  bis  aur  samoitischen  Eroberung  421  Vultumum  gehdssen  habe, 
während  doch  schon  Hdcataeos  in  seiner  Europe  um  500  v.  Chr.  die  Stadt 


Polyb.  beiStrali.  p.2i9.  AMum  A  MÜtttf  ifMmnaattnßttt  «bi* 

dvoitdoat  Kanutjv. 

Serv.  Aen.  X.  14ß.  Constat  Capoam  a  Tnsds  4H>nditam,  de  viso  üUcoais  an* 
gniio  qd  Tmca  Hi^pui  Ot^ys  didtar.  Alii  a  Ttnds  QddSBi  letaaUnB,  6t  prfiii  Atttcnm 
0«  Toltamim)  vocatam. 


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m 


CupuL  —  GeacMdito. 


unter  dem  Ntmea  Kapye  kenot*).  Die  GampaDer  selbst  ecbeinen  es  vo^ 
gesogen  ro  heben,  den  Nemen  ibrer  Stadt  von  dem  Heroe  fipoiiyinea  Oapyi 
abcoleifeen;  ond  wie  Rom  seinen  Ficns  BnminaUs  nnd  die  Hfltte  des  Bomtdns 
anftriee,  zeigte  man  in  Gapua  das  Grabmal  des  Capjn^.  ünglflcUieberweiBe 
kommt  nun  bei  Homer  (jr289)  In  der  Genealogie  des  Aeneae  ein  Gapys  for» 
ais  Tater  des  Anchises: 

nnd  mehr  bedurfte  es  natürlich  nicht,  nm  Capiia  in  die  Aeneassago  zu  ver- 
flechten. Nur  stanrl  leider  nicht  gaoz  fest,  auf  welche  Weise.  Bald  sollte 
Capys  selbst  der  Gründer  gewesen  sein,  wie  Coeliiis  Aiitipatcr  schrieb'), 
bald  nahm  ihm  Remus,  des  Romuius  Bruder,  die  Mühe  ab,  und  nannte  die 
Stadt  seinem  Urgrossvater  zu  Ehren*). 

Doch  lassen  wir  die  niüssigen  Erfindungen  der  Etymologen  und  kehrai 
fiirürk  zur  Geschichte.  Als  üaupt  der  tyrrhenischen  Bundesstädtc  in  Cam- 
panien  blflhte  Capua  zwei  Jahrhunderte  lang.  Tiefes  Donicel  deckt  die 
Schicksale  der  Stadt  in  dieser  Periode;  nur  die  Gräberfunde  geben  Zeogniss 
von  dem  Reichthum  und  der  Cultur  des  etruskischen  Gapua.  Die  ganze 
Civilisation  Capua's  in  der  folgenden  oskischen  Zeit  ruht  auf  dem  Grunde 
der  tyrrhenischen ;  etruskische  Kunst,  Sprache  und  Sitte  blieben  benscbead, 
auch  als  die  politische  Herrschaft  der  £tra8ker  in  Campanien  lange  "vor 
aber  war. 

Die  Etrusker  von  Capua,  durch  die  Niederlage  von  Eyme  (474)  vom 
Meere  verdrängt  und  vom  Mutterlande  abgeschnitten ,  konnten  bald  dem 
Andränge  der  Sabeliischen  Bergvölker  keinen  Widerstand  mehr  entgegen- 
setzen ;  schon  ein  Menschenalter  sp&ter  fiel  Capua  in  die  Hand  der  Samniten. 
Durch  langen  Krieg  erschöpft,  sollen  die  Borger  Samniten  in  die  Stadt  anf- 

*)  8t«plu  Bys.    Jr«iRte*  iMit  */t«UiK.  ^Emiot  E&pmits.  M  XdmiH  t§8 

*)  Suet.  Gass.  81.  Pfinci?  ant«  menseg  (vor  Cap^ar's  Tod)  com  in  colonia  Gapua 
deducti  lege  Itüia  coloni  ad  cxätruendas  vitim  vetustisslma  sepulcra  disicerent,  idqne  90 
•tndioohis  fiMsarant,  qaod  aliquantom  vaicabrum  operis  antiqui  scratantes  reperiebaiit, 
tabula  aiiiM  in  mouDDeDtD,  in  quo  dicehatur  Oapys  euMlitor  Oapoae  Mpnlli»,  famiilft 
eet,  cooscripta  Utteris  verbisque  Oraecis  hac  sententia:  Qnandoque  ossa  Capyis  detecta 
essent,  fore  iit  lulo  progoatus  mann  consanguinoomm  necaretnr,  mag^oifique  mox  ltali»e 
cladibus  vindacaretlir.  Cuim  ret,  ne  quit  /ainU«*am  aut  commeniUtam  puict,  cmcior  ut 
Comdku  Batbu$»  /bwffiawWww  0«Mm. 

*)  Coelint  Antip.  fr.  52  Peter:  OoeHnaque  Trolaniua  Capyit  cowdidww  Cft< 
puam  tradidit  ennqne  Aeneae  fuiase  sobrinum. 

Stat.  Sil?.  III.  5.  75.   Quac  Capys  advcctis  implcvit  moonia  Teiicris. 

^)  Dyon.  lial.  I.  73.    äk/Lot      JÜyouffty,  AlKstou  TsAeori^aaitTOi  'Aavivtov  äicamst 
y^y  Aaxbmit  Apji^  itUfitUiafi4ift«  M^nrnfte  npdf  rode  dJntfodt  *Rmß6ia¥  lud  *P&itm 
TV  jpißav  xai  rijv  duvaßiv  AttHmit  tp^i}'  abröv  ftkv  dk  r^'Aifiaif  xHtui  xal  äJU*  dFrrt 
noklopLara-  'Pwßov      Kaitvtjtt  füt»  ä^nö  ro5  npoTUtKUou  KämoSf  *Af](6ngif  #i  dxd  TQÜ  np^ 
itäropoi  'Ay^ivou,  Ahtüiv  <tt  .  .  .  .  *P«fft^¥  dk  d^'  kmxw. 


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Ctiim.  —  a«icUcbto. 


genommen  haben  und  von  diesen  Nachts  verrätherisch  ermordet  worden 

sein').  Ebenso  wird  bekanntlich  auch  die  Erobemng  von  Messana  durch 
die  Campaner  erzfihlt,  niifl  vielleicht  hat  diese  Erzählung  der  unsrigen  als 
Vorbild  gedient;  jedenfalls  wnrde  die  etruskische  Nationalität  in  Capua  nicht 
völlig  vernichtet  ,  so  wenig  wie  die  hellenische  in  Kyme,  Die  Eroberung 
Capua's  setzen  die  i^riechischcn  Jahrbücher  in  das  Jahr  des  Archon  Theodoros 
(438—87)*)»  die  Annalen,  denen  Livius  folgte,  in  das  Consulat  des  C.  Sem- 
pronins  und  Q.  Fabius,  421;  die  erste  Angabe  vcnlient  den  Vorzug,  da 
Kyme  421  von  den  Campanem  genommen  wurdt^  und  beide  öta  Ite  sicher 
nicht  im  selben  Jahre  erobert  sind,  Uebrigens  war  die  samnitische  i  Toberung 
Campaniens  weit  mehr  eine  Befreiung:  von  der  etruskischen  Frenidherrschaft, 
als  eine  eigentliche  Eroberung.  Iledeten  doch  die  Samniten  dieselbe  Sprache, 
wie  die  uransässigen  Osker,  sodass  es  nicht  Wunder  nimmt,  wenn  beide 
80  rasch  zu  einem  Volke  verschmolzen. 

Hundert  Jahre  etwa  daueite  die  Selbstständigkeit  des  samnitischen 
Capua.  Dann,  um  die  Mitte  des  vierten  Jahrhunderts,  zwangen  die  Einfälle 
der  Berg-Saniiiiten  die  Oamjianer  zum  Auschliibs  an  die  römisch  •  latinische 
Eidgenossenschaft.  Livius  hat  uns  eine  höchst  dramatische  Schilderung 
davon  hinterlassen,  wie  die  Boten  der  Campaner  im  Senat  erfleh  einen  und 
sich  selbst,  ihre  Stadt  und  all'  ihren  Besitz  dem  römischen  Volke  zu  eigen 
geben.  Es  ist  Jetzt  wühl  allgemein  anerkannt,  dass  diese  ganze  Erzählung 
nichts  ist,  als  eine  tenüeii^iose  P^rfindung  der  späteren  Annalisten.  Rom 
stand  damals  mit  Latium  im  gleichen  Bündniss  und  konnte  also  für  sich 
allein  keine  neuen  Glieder  in  den  Bund  aufnehmen.  Dann  war  auch  Cam- 
panien  eine  viel  zu  lockende  ?]rwerbuug,  als  dass  man  seinen  Anschluss 
durch  drückende  Bedingungen  hätte  erschweren  sollen.  Wurde  doch  L&tium 
dadurch  zur  ersten  Macht  Italiens. 

Ein  Krieg  mit  Samnium  soll  die  i^oli^^e  der  Aufnahme  Capua^s  in  den 
römischen  Bund  gewesen  sein.  Diodor  kcniiL  den  Krieg  nicht,  und  der 
Bericht  bei  Livius  ist  so  fabelhaft  ausgeschmtlckt,  dass  seine  historische 
Brauchbarkeit  sehr  in  Frage  steht  Dazu  kommt,  dass  der  angebliche  Krieg 
den  vorherigen  Besitzstand  absolut  nicht  verändert,  ja  sogar  das  BOndnIsB 
zwiscben  Rom  und  Samnium  bestehen  bleibt  wie  zuvor.  Die  negative  Evi- 
denz gegen  den  ersten  Samniterkrieg  ist  also  so  stark  wie  nur  möglich. 

▼)  Ijiv.  IV  37,  a.  Chr.  421:  Peregrina  rrs  ,  sed  mririoria  digna  traditur  eo  üimo 
facta,  Yuituiüum  Ettuftcoram  urbem,  quae  nunc  Capua  est,  ab  bammtibus  captom,  üa- 
poanqoe  ab  dnee  eorsn  Cvpjt,  vel  qnod  BimMia  van»  Mt,  acampeetri  tgro  appeUila«. 

cepere  aotem  priM  belo  fatigatis  Etrascis,  in  sodet&tem  urbis  agronunqne  accepti,  deinds 

die  gravis  somno  epulisqne  incolas  vcteres  novi  coloui  noctoraa  cacde  adorti 
*)  Diod.  Xli.  31.   in'  dp^.  'A&T/VTjat  ti«odiup<Ht  ....  »arä  r^v  'IxaXiai/  x6  ißuos 

xttfiivott  nsdiou.  l£t  lie  Nntiz  ao8  römiachen  Qaellen  geflossen,  so  Hült  die  HliinliiiM» 
0^ßkH  tGhoii  4tf  (tL  XtiT.  IV.  1,  Monmi.  Chron.  p.  128,  Äim,  SaS). 


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300  Capua.  —  Gescluchte. 

Dennoch  sind  einige  der  hei  Livins  erzählten  Ereignisse  wahrschein- 
lich historisch.   Drei  Schlachten  sollen  stattgefunden  haben:  bei  Satictüa, 

am  Berge  Gauros  und  bei  Suessula.  Nun  ist  es  absolut  unmöglich,  dass, 
solange  Capua  in  der  Hand  der  Römer  war,  am  Gauros  gegen  eine  sam- 
nitische  I n vasions- Armee  gekämpft  wurde.  V.him  dcswtgüu  aber  ist  die 
Schlacht  am  Gauros  sicher  keine  Erfind unr^  der  Annalisten.  Liefet  also  ein 
historischer  Kern  zu  GrundL'.  so  bleibt  nur  die  Annahme,  dass  der  bieg 
am  CiiiuroJ:  über  dir  Samuileu  vuu  (■uniae  erfochten  worden  ist. 

Und  (]d-  I  dii  t  uiks  auf  die  richtige  Auffassung  des  ganzen  sogenannten 
ersten  SaniiiUi;ikrici;tj.s.  Unsere  Ueberlieferung  hat  keine  Erklärung  dafür, 
wie  es  denn  kam,  dass  zugleich  mit  dem  Anschluss  Gapua's  an  liuin  auch 
Curaae,  Acerrac,  Suessula,  Saticula  in  römischen  Besitz  kommen.  Von 
Capua  abhängig  bind  doch  diese  Städte,  soweit  unsere  Kunde  reicht,  niemals 
gewesen,  ja  es  ist  überliefert,  dass  sie  das  römische  Passivbürgerrecht  später 
als  Capua  erlangt  haben.  Wir  sehen  jetzt,  wie  nach  dem  lUitnlniss  mit 
Capua  Rom  seine  Herrschaft  mit  Watiengewalt  über  die  umliegenden  ütadte 
ausbreitet.  Die  Stlilacht  am  Gauros  unterwarf  den  Süden,  die  von  Suessula 
den  Osten,  die  von  Saticuk  vielleicht  den  Norden  Campaniens. 

Die  Folge  von  Capua's  Eintritt  in  die  Bundesgenosseuschaft  Rom's 
war  eine  Verschiebung  der  inneren  Müchiverliältüisse  des  Bundes.  "War 
bisher  Rom  der  stärkere  Theil  gewesen,  so  hielten  ihm  jetzt  Latin m  und 
Campanien  vereint  mehr  als  die  Waage.  So  erhoben  die  Bundesgenossen 
die  Forderung  nach  polnischer  Gleichberechtigung,  gerade  wie  250  Jahre 
später  die  Italiker  vor  Ausbruch  des  raarsischen  Krieges.  Die  Analogie 
zwischen  dem  Marser-  und  Latinerkneg  ist  in  der  That  überraschend. 
Beide  Mal  weigert  Rom  den  Eidgc!iosh;en  ihre  Forderung,  beide  Mal  ist 
Rom  im  Felde  siegreich,  und  beide  Mai  rauss  das  siegreiche  Korn  dem 
Verlangen  der  Bundesgenossen  in  der  Hauptsache  nachgeben.  Wie  im 
Jahre  89  die  Italiker,  so  erhielt  jetzt  Latium,  soweit  es  latinisch  s{)rach, 
das  römische  Vollbürgerrecht.  Die  volskischen,  aurunkischen  und  campa- 
nischen  Gemeinden  konnte  man  freilich  nicht  so  ohne  Weiteres  in  den  rö- 
mischen Bürgerverband  aiiluehmen.  Ihnen  verlieh  man  also  die  Civitas  sine 
suffraffio,  wie  schon  früher  den  Etruskern  von  Caere;  eine  Einrichtung, 
deren  ganzer  Zweck  ja  darin  bestand,  den  Eintritt  andersredender  Gemein- 
den in  den  römischen  Staat  zu  ermöglichen.  Capua  erhielt  dieses  Recht 
unter  dem  Cousulat  des  Sp.  Fostumius  und  T.  Veturius,  334.  (VeU.  L  H}t 
oder  schon  vier  Jahre  früher,  338. 

Zehn  Jahre  später  (327)  begann  der  groflse  Krieg  zwischen  Rom  und 
Samnium.  Campanien  war  der  Preis,  and  zum  grossen  Theil  der  Schau- 
platz des  Kampfes.   Nach  dem  Siege  bei  Caudium  (321)  Mt  ein  sanui- 


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t 

301 


tisches  Heer  im  Campanien  ein  und  nimmt  Saticnla  und  Calatia.  Zwar 
wird  Saticula  316  wiedergenommen  und  das  samnitische  Entsatzhcer  ge- 
schlagen. Doch  bald  stellte  die  Schlacht  bei  Lautulae  das  Ueberf^ewicht 
der  Samniten  wieder  her.  Und  nun  fiel  auch  Capua  von  Rom  ab,  was  biß 
dahin  durch  alle  Wechself&Ile  treu  zu  seinem  Verbündeten  gestanden  hatte. 
Es  war  die  Krisis  des  Krieges;  Rom  machte  die  grössten  Anstrengungen, 
den  Fortschritten  des  Feindes  Halt  m  gebieten.  Während  die  Consuln 
Marens  Poetelius  und  Gaias  Sulpicius  bei  Aiiuiiinm  (?)  den  Samniten  gegenüber 
standen,  marschirte  der  Dictat^r  Gaiiis  Maenius  mit  einem  neuen  Heere 
gegen  Capua  und  lagerte  vor  der  Stadt.  ?>ben  rüsteten  sich  die  Campaner 
zum  Kampf  gegen  das  rüiiuachL;  iicer,  da  kam  die  Nachricht  von  einer 
grossen  Niederlage  der  Samniten  vor  Aquinum.  Die  Folge  war',  dass  auch 
in  Capua  die  römische  Partei  das  Uebergewicht  erlangte.  Die  Stadt  unter- 
warf sich  von  Neuem  den  Römern,  lieferte  die  Urheber  des  Abfalls  aus, 
und  trat  wieder  in  ihr  voriges  Verhältniss  als  Bürgergemeinde  ohne  Stimm- 
recht»). 

Im  Zasammenhang  mit  diesem  Aufstande  Capua's  und  der  Nadibar- 
stidte  steht  ohne  Zweifel  die  Errichtung  einer  neuen  Magistratur  zur  Ver- 
mkung  Campaniens,  der  Praefecti  Capuam  Cumas.  Bd  LivioB  ist 
die  gsnsa  Folge  der  Ereignisse  verwischt  und  der  Aofetaod  Capna's  glas- 
Heb  Yenohiriegen'^).  Nach  ihm  hfttten  die  Campaner  die  Erriehliing  dar 
PiifBetar  selbst  beantragt,  da  innere  Zwietncbt  ihre  Qemeinde  serrttttete. 
Den  Cmfium  laoebte  es  aUeidingB  ehrmoller  enoheinen,  die  Prtfeolor 
anf  flu«  eigene  Bitte  eriialten  aa  haben,  und  nicht  aar  Strafe  Ar  eine  nnter- 
drtekte  EmpOmng*,  nnd  anch  die  apAteren  Bftmer,  die  Capua  ftr  aeinen 
Cebertiitt  an  Bannibal  ndt  ao  forehtbarar  Strenge  aflchtigten,  hatten  allen 
Orand,  die  Milde  der  Vorfahren  im  gleichen  FaOe  hi  VergesBenheit  kommen 
an  laasen.  ^  TkSeicht  ist  übrigens  auch  der  Ager  Falemos  erst  damals 
der  csmpanlscben  Gemdnde  entsogen  worden.  Wenigstens  ftllt  die  Enrich- 
tang  der  lüribna  Falsiina  and  der  FrUectnr  hi  Ca^  in  dia  ntodidie 


^)  Diod.  XIX.  76.  Kai  r^^  M^^X^S  (scü.  KsplAivva»  nöitv)  ^vooufüvijs  hi  Kofi- 

jtard  jcdxptov  ifioi  Mdvtov  9o6Xßiov  fitrapj[Ov.  rourmv  ik  isl^eioy  r^?  KaxuT^i  xo- 
raarparo-Ktiteuffdvrmv ,  61  Kaftimvol  rb  ftkv  npArov  imjfeepow  dyrnviCto^t ,  fuxä  4tt 
xauxa  ntf66p*voi  xij»  xutv  lauvtxüv  i^rrav,  xoi  voiücavxti  näoaf  xäs  duvdfuis  i^fco*  Ik* 

titteys  tplMwq  ob  itgptßit(va»nt       dxö^paat»  abxobt  ivulktw.  of  A  ihMms  TugpoiBMM 

0Off¥mpc^  t/c  TT^v  •tcpotji^npyniinav  ffnufta^(av  dnoxaritrrrjfrai'. 

^hiy.  9.  25.  Comaratioaeä<jiae  per  Cunpaniam  paaäim  tacias,  nee  iJapaa  ipsa 
«rinlae  «irait. 


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908  GapuA.  —  Gtgciuciite. 

Jahr  —  318  v.  Chr.").  Wenn  Diodor^)  die  Errichtung  der  Tribus  Falerioa 
unter  dem  Jahre  317,  den  Abfall  von  Capua  unter  313  berichtet,  so  ist 
das  kein  G^enbeweis,  da  beide  Angaben  aus  verschiedenen  QueUen  ge- 
schöpft sind. 

Seitdem  ist  das  Gebiet  yod  (kgm  mr  nodi  (ffter  m  den  w»*"— 
dar  8*mffify»  heimgesudit  worden,  aber  dne  sdbststftndige  Bolle  hat  Gapna 
in  den  Kriegen  gegen  SamDium  nidit  mehr  gespielt 

Eist  hnndert  Jahre  spftter,  nur  Zeit  des  hannibalisdien  Krieges,  greift 
G^na  wieder  thitig  ein  in  die  Gesdiiclce  Italiens.  Kontos  Herrsdiaft  statite 
iicb  hier  wie  flberall  anf  den  Stadtadel;  das  Telk  bUeb,  sowdt  es  anging,  in 
potftiseher  BeehtloBigiKit  Als  aber  nach  den  Schlachten  an  der  Trebia  und 
am  Trasinien  die  rOmisehe  tfacht  in  ihrai  Ornndfesten  za  wanken  begann, 
regte  sich  andi  in  Gapna  die  PopolsrparteL  Sdion  817  gelang  es  den 
Demokratflo,  die  Wahl  ihres  FOhrsis  Pacwrios  Gslavios  anm  Meddli  tnCiena 
darchaosetien.  Die  Sdilacht  bei  Comae  gab  der  Yolkspartel  vollends  das 
Uebergewicht  Gapna  fiel  zum  swdten  Mal  von  Rom  ab  nnd  schloss  ein 
BQndniss  mit  HannibaL  Die  Bedingnngen  waren:  Anerhennniig  der  TOUigen 
SoQTerimtit  Gapoa's,  Befireiong  der  campanischen  Bürger  vom  karthagischen 
Kriegsdienst,  eudUck  Aosliefemng  von  dreihundert  Tomehmen  rfimischeD 
Gefangenen  ab  Bürgschaft  flir  die  Skberhelt  der  campanischen  Ritter,  die 
bei  dem  rOndsdieD  Heere  in  SidUen  dienteni").  Die  Prfifeeten  nnd  die 
römische  Besatiang  wurden  sofort  ergriffen  und  in  sicheren  Gewahrsam  ge- 
bracht; sie  soDen  in  den  Thermen  elngeschUMBsn  worden  nnd  dort  an  den 
beissen  DiaopfeD  erstickt  sein.  Dedns  Magna,  das  Hanpt  der  rOmischmi 
Partei,  wurde  an  Hannibal  ausgeliefert  und  xu  Schiff  nach  Karthago  ge- 
schickt Nun  sog  Hannibal  selbst  unter  dem  Jnbd  des  Volkes  in  Gapna 
ebk  Bs  schien  der  Anfug  einer  neuen  und  glänsenden  Zukunft.  Gapna 
achien  bestimmt,  nach  dem  FaDe  Rom's  auch  das  politische  Centrum  der 
italischen  StUmne  an  werden,  wie  es  schon  lange  der  Mittelpaakt  der  itsr 
lischen  Givüisation  jjewesen  war. 

Der  Anscbluss  Capoa*s  machte  HanDibal  zum  unbedingten  Herrn  der 
campanischen  Ebene.  Was  von  römischen  Truppen  noch  vorhanden  war, 

u)  Liv.  DL  90l  Eodim  lan»  priomm  pnaliMli  Oipiiin  oeesii  eoepti  legibM  ab 
L.  Ftaifo  psMUtre  datis,  com  atnunque  ipsi  pro  remadio  aavds  Mboi  diMOidia  Infiaiilia 
pellnent.  et  duae  Bomae  additae  tribus,  Ufentioa  ac  Falerna 

IS)  Diod.  XiX.  10.  x/>o#M9xat>  dk  xai  dtio  füiif  raii  xpoünapj^oifoatQf  n^y  rc 

U)  LiT.  TTiii-  7.  Legati  ad  BaaBbaien  vamant,  pacemqae  cum  eo  ooiiiiflii>> 

nibns  fec^mnt,  DC  qui«?  imprrator  mapistratiisve  Popnornm  ius  ullum  in  civem  Campfmum 
haberet,  nere  civis  Campauos  invitos  müitaret,  muausve  taceret;  Qt  suae  ieges,  sui  ma* 
gistratus  Capnae  essent;  ut  treoMitoi  «z  Bonanis  eaptivis  Poinia  diMt  OtUttpiiiiii  quo» 
ipd  «legiMml,  am  «aibu  «quitna  Campaiinam,  qni'  in  SidUa  ttipaidto  ÜMVint,  pw- 
Miatatift  fidrat. 


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Gapua.  —  0«Mhiehte. 


803 


reichte  nicht  einmal  uu>  /um  wirksamen  Schutz  der  Bundesgenossen,  ?iel 
weniger,  dem  Sie^^cr  im  offenen  Felde  entgegenzutreten.  Dennoch  fand  das 
Beispiel,  was  Capua  mit  seinem  Abfall  gegeben  hatte,  keine  Nachfolger. 
Nur  die  Kleinstädte  Atella,  Calatia,  Sabate,  die  von  jeher  mit  Capua  in 
engem  Bunde  standen,  sclilost^tri  sich  an  Hanniba!  an.  Aber  Nuceria, 
Acerrae,  Casilinum  wurden  während  des  Winters  mit  Waffengewalt  ein- 
genommen, und  als  das  Frühjahr  (215)  herankam,  waren  die  Ruiiier  süd- 
lich des  Voituruus  beschränkt  aui  die  l*'estungeu  Cumae,  Puteoli,  NeapoliSj 
Soessula,  Nola. 

Inzwischen  war  die  römische  Armee  reorgauisirt  worden,  und  der 
Kern  der  neugebildeten  Truppen  ging  nach  Campanien.  Der  Feldzug  des 
Jahres  215  wurde  hier  mit  drei  Heeren  eröffnet:  vier  Legionen  unter  dem 
Coiisul  Q,  Fabius,  dem  »Zauderer«,  standen  bei  Cales,  zwei  f.f  ^uonen  und 
25,000  Mann  Bundesgenossen  unter  dem  andern  Coüsul  Tibcrius  Gracchus 
bei  Cumae  und  länpjs  der  ganzen  Seeküste,  endlich  zwei  Legionen  unter 
dem  Praetor  Claudius  Marcellus  bei  Nola  und  Sue^sula;  im  Ganzen  über 
100,000  Mann.  Aber  trotz  ihrer  gewaltigen  numerischen  Ueberl^enheit 
hielten  sich  die  Römer  den  ganzen  Sommer  über  in  ihren  Verschanzungen, 
zufrieden,  den  Fortschritten  des  Gegners  ein  Ziel  gesetzt,  und  seine  Ver- 
suche auf  Nola,  Cumae,  Neapolis  vereitelt  zu  haben.  Doch  gelaug  es  dem 
Consul  Gracchus,  den  Campanern  vor  Cumae  eine  empfindliche  Niederlage 
beizubringen,  die  ihnen  2000  Mann  und  ihrem  Meddix  Marius  Alfius  das 
Leben  kostete.  Erst  im  Herbst,  als  Hannibal  nach  Apulien  in  die  Winter- 
Quartiere  gegangen  war,  rückte  der  Consul  Fabius  vor  Capua  und  ver- 
wüstete das  umliegende  Gebiet.  Mit  der  campanischen  Reiterei  wurde  in 
unentschiedenen  Treffen  gekämpft;  dann  ging  der  Coosoi  mrack  in  das 
befestigte  Lager  auf  den  Höhen  Ober  Suessula. 

Im  Laufe  des  Winters  wurden  die  römischen  Truppen  in  Campanien 
bis  auf  vier  Legionen  verringert,  aber  noch  blieben  beide  consul&rische 
Heere  vor  Capua.  Im  Frühjahr  2H  finden  wir  den  Consul  Q.  Fabius  mit 
zwei  Legionen  bei  Cales«  den  andern  Consul  M.  Claudius  Marcellus  mit 
ebeniaUs  swei  Legionen  im  Lager  bei  Suessula.  Auf  die  Bitten  der  Gam> 
panor  naiachirt  Hannibal  von  Apolien  hierher.  Aber  auch  diesmal  bleiben 
leine  Versuche  auf  Puteoli,  Cumae,  Noia  vergeblich  und  bald  wandte  er 
Campanien  den  RQcken,  in  der  Hoffnung  auf  grössere  Erfolge  am  tarenti- 
nisehen  Golf.  Nach  Hannibai's  Abzog  vereinigten  sich  die  Heere  der  Con- 
iiln  und  begannen  die  Belagerung  von  Casilinum ;  Verratb  brachte  die  Stadt 
in  ihre  Hand.  Dann  ging  Marens  Claudius  mit  seinem  Heer  zur  Belagerung 
von  Syrakus  nach  SicUien;  Fabius  mit  seinen  beiden  Legionen  ftberwinterte 
im  Lager  von  Suessula. 

Hier  wird  er  im  nichsten  FrlU^abr  (318)  durch  den  Praetor  Gnaeus 


S04 


Capua.  —  Oeecfakhte. 


Falvius  mit  zwei  frischen  Legionen  abgelöst.  Zu  schwach  zu  entscheidenden 
Operationen,  beschränkte  sich  Fulvius  darauf,  die  Campaner  an  der  Be- 
stellung ihres  Gebietes  zu  hindern.  Schon  machte  Mangel  an  Lebeosmittein 
sich  in  Capna  fliblbar;  tiefe  Niedergeschlagenheit  liemclite  in  der  Stadt, 
und  die  r6mi8eiien  Lager  Mten  sich  mit  aampAalBdien  UeberULnfen. 

'  JetEt  endlich  (212)  schien  das  Temin  bioreicheod  vorbereitet,  einen 
Hauptschlag  za  fliliren  gegen  die  abirfinnige  Stadt  Beide  Gonniln  — 
Quintne  Fnlvins  und  Appius  Claudius  —  rttckten  von  Benevent  mit  vier 
Legionen  heran.  Allein  die  rdmisdien  Soldaten,  die  sum  Fonragireo  ann- 
geschfpftnnt  waren,  wurden  durch  einen  plOtsUcben  Aos&II*  der  Campaner 
ftbenaseht  nnd  mit  grossem  Verlust  auf  ihr  Hanptcorpe  sarftckgetrieben. 
Bald  ersdbien  auch  Hannibal  selbst  und  ein  unglflckliches  Beitertreffen  zwang 
die  Consnln  zum  Rückzug,  Fülvins  nach  Cumae,  Clandius  nach  Lucanien. 
Hannibal  folgte  ihm  hiezfain  nnd  macschirte  dann  nach  Apulien.  Indessen 
kehrte  Appius  Claudius  nach  Campanien  turficfc,  vereinigte  sich  wieder  mit 
Beuern  CoDegen  und  zog  auch  den  Praetor  Gaius  Claudias  Nero  ans  dem 
Lager  von  Suessula  heran.  Drd  feste  Lager,  jedes  für  zwei  Legionen* 
wurden  um  Capna  enichtet  und  doich  befiestigte  Linien  mit  einander  ver- 
bunden. Puteoli  und  Voltumum  wurden  stark  besetzt  nnd  befestigt  als 
Depots  fBa  die  Verpflegung  der  Armee;  grosse  Vorxfttfae  von  Getreide  und 
Kriegsmaterial  wurden  dort  au%espeichert  Zugleich  wurde  den  Campaneni 
eine  letzte  Fdst  gestellt;  wer  sich  vor  dem  Ift.  MArz  211  unterworfen  haben 
wOide,  dessen  Freiheit  und  Eigentbum  sollte  geschont  werden. 

Endlieb  im  Frflbijahr  211  erschien  auch  Hannibal  wieder  in  Gampanion. 
Es  war  zu  sp&t;  schon  war  die  Doppellinie  der  römischen  Wezlce  rings  um 
die  Stadt  geschlossen  und  schützte  die  Belagerer  sowohl  gegen  Ausfille 
der  Besatzung]  wie  gvgen  Angriffe  einer  Entsatzarmee.  Das  römische 
Heer  zählte  m^  als  60,000  Mann,  wfthrend  Hannibal  Aber  höchstens 
80—40,000  Siann  veifligen  konnte.  Dennoch  beschloss  er  den  Sturm;  dn 
Aasfall  der  Besatzung  sollte  den  Angriff  unterstützen.  Lange  und  unent- 
schieden wogte  der  Kampf  um  die  rdmischen  Linien;  endlich  gab  Hannibal 
seinen  Colonnen  das  Zeichen  zum  Bflckzug,  und  auch  die  Campaner  wichen 
hinter  ihre  Mauern  zurück. 

Noch  blieb  ein  letztes  Mittel  zur  Rettung  der  belagerten  Stadt:  der 
Marsch  auf  Bora.  Vielleicht  dass  die  Bedrohung  der  Hauptstadt  Italiens 
im  Stande  war,  einen  Theil  des  Belagernngsheeres  von  Capua  abzuziehen. 
£s  ist  bekannt,  wie  Hannibal  auch  diesen. Plan  ausführte,  und  wie  auch 
diesmal  seine  Anstrengungen  ohne  Erfolg  blieben.  So  zog  sich  die  kartha» 
gische  Armee  nach  Unter-Italien  und  überliess  Capua  seinem  Schicksal 

Dass  Hannibal  den  Römern  einen  ganzen  Winter  lang  (212  —  211) 
Zeit  iiess,  ihre  befestigten  Linien  um  Capua  zu  voUenden,  dass  er  erst  in 


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CapuA  —  Geacbichle. 


Cainpaoieo  erschien,  als  die  Werke  riogä  um  die  Stadt  geschlossen  waren, 
i8t  der  schwerste  Fehler,  den  der  karthagische  Feldherr  in  seinem  Leben 
begangen  hat.  Oder  war  es  mehr  als  ein  Fehler,  war  es  politische  Be- 
rechnung? Irgend  neunenswerthe  Hilfe  hat  Haniiibal  von  Capua  während 
des  Krieges  nicht  erhalten,  dagegen  hat  der  Schutz  der  Stadt  ihn  mehr 
als  einmal  in  wichtigen  Unternehmungen  gehemmt.  Und  wenn  der  Krieg 
zum  glücklichen  Ende  gefiihrt  wurde,  wenn  Koni  tiel,  dann  war  Capua  die 
einzige  Gemeinde,  die  vielleicht  im  Stande  war,  Karthago  die  Hegemonie 
über  Italien  streitig  zu  machen.  So  erklärt  c--  sii  h  auch,  warum  llaiimhal 
nach  dt  III  Misslingen  de^  Stiirnn  s  keinen  Versuch  machte,  das  Belagerungs- 
heer in  si'ifu'ii  St>'llii!i^;«'ii  muszuhungern.  Bei  seiner  grossen  Ueberlegenheit 
an  UciUrci  koüiite  es  liioj  ja  nicht  schwer  fallen,  die  campaniscbe  Ebene 
zu  beherrschen  und  len  Römern  die  Zufuhr  abzuschneiden. 

So  blieb  den  Oanipanern  nichts  übrig,  als  Uebergabe  der  Stadt.  Sie 
war  unbedingt;  und  es  war  nicht  schwer,  das  Schicksal  zu  ecratheu,  was 
Capua  bectimiTit  v.ur.  Die  Fiibiür  (les  Aufstandes  erwarteten  das  Gericht 
der  Sieger  inrht;  Vibius  \  in  iiis,  und  mit  ihm  27  Senatoren  gaben  sich  mit 
eigener  Hand  den  Tod.  Am  nächsten  Tage  wurdt-n  die  Thore  geöffnet  und 
das  römische  Heer  zog  in  Capua  ein.  Die  karthagische  Besatzung  ward 
kriegagefangcn ;  der  campanische  Senat  in's  Lager  beschieden  und  in  Ketten 
nach  Cales  und  Teanum  gebracht.  Dort  hielt  der  Proconsul  Fulvius  Ge- 
richt über  die  Häupter  des  Abfalls;  53  Senatoren  wurden  hingerichtet,  der 
Rest  blieb  gefangen,  bis  der  Senat  aber  Capua*8  Loos  bestimmt  haben 
würde.  —  Der  Fall  Capua's  brachte  auch  Atella  und  Calatia  zur  Uebergabe. 
So  war  ganz  Campanien  von  Neuem  in  der  Gewalt  Roms;  und  seitdem  ist 
123  Jahre  lang  bis  zum  Socialkriege  in  Campanien  Frieden  geblieben. 

Ein  Volksbescbluss  gab  dem  Senat  Vollmacht,  die  Stellung  Gapua's 
zu  regeln  (210).  Dts  Gebiet  der  Stadt  ward  römische  Staatsdomäne,  die 
Häupter  der  Empörung  vorden  in  Latium  intemtrt,  der  Best  der  Einwohner 
behielt  Freiheit  und  Bfligerrecht  Die  Gemeinde  Capua  wurde  aufgelöst, 
die  Bachtsprechung  wieder  den  römischeii  Präfecten  übertragen,  die  innere 
Verwaltung  den  Behörden  der  Gaae  aoTertraat,  in  die  das  campauische 
Gebiet  seit  alten  Zeiten  getbeilt  war. 

In  dieser  Stellung  blieb  Capua  länger  als  ein  Jahrhundert.  Vergeblich 
versuchte  Gaius  Gracchus,  diesen  fruchtbarsten  Theil  Italiens  dem  freien 
Grundelgenthome  rarückzugeben.  Die  Golonie,  deren  Deduction  schon  be- 
schlossen irari  kam  nicht  zur  Ausführung.  Erst  vierzig  Jahre  später,  als 
mit  Harius  und  Cinna  die  Demokratie  in  Born  zur  Herrschaft  gekommen 
war,  wurden  Gracchus'  Pläne  wieder  aufeenommen.  Im  Frülyahr  83  wurde 
doidi  Marcos  Bratos  eine  Colonie  nach  Capua  deducirt  und  die  Staats* 
domäne  unter  die  neuen  Ansiedler  vertheilt 


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806 


Im  Kriege  gegen  die  aufständischen  Italikcr  :)0  und  89  bildete  Capua 
die  Operationsbasis  der  römischen  Sndarmcc.  und  der  Besitz  der  fest<ui  und 
an  Hülfäquellen  reichen  Stadt  trug  wesentlich  bei  zum  glQckUchen  Erfolge 
des  Feldzuges.  Und  auch  als  Sulla  im  Jahre  83  in  Italien  landete,  wurde 
Capua  zum  Hauptwatfen platz  der  demokratischen  Heere  bestimmt.  Beide 
Consuln  sollten  sich  hier  vereinigen ;  aber  noch  ehe  der  Consul  Scipio  von 
Rom  herankommen  konnte,  erschien  Sulla  und  nahm  eine  feste  Stellnnpj 
am  Dianeutempel,  am  Fusse  des  Tifata.  Ihm  t^ipenübtT  stand  der  andere 
Consul  Norbanus  hei  Capua.  Statt  nun  die  ADkunit  des  Oollegt'n  abzuwar- 
ten, schritt  Norbanus  allein  zum  Angriff  auf  die  feindlichen  \  ersi  hanziiugen. 
Suüa's  Veteranenheer  erfocht  den  vollständigsten  Sieg;  mit  7000  Mann  Ver- 
lust musste  Norbanus  nach  Capua  flachten,  und  wurde  hier  von  Sulla  ein- 
geschlossen. 

In  Folge  der  Schlacht  am  Tifata  ging  das  andere  consularisrhe  Heer 
zu  Sulla  über  oder  löste  sich  auf :  die  Entscheidung  des  Bürgerkrieges  war 
gefallen.  Capua  blieb  blokirt  bis  zum  folgenden  Jahre,  wo  das  Samniter^ 
heer  unter  Poutius  Telesinus  und  Lamponius  die  Stadt  entsetzte,  um  vereint 
mit  der  Besatzung  auf  Rom  zu  marschiren.  Nach  der  Vernichtung  dieses 
Heeres  in  der  Schlacht  am  collinischen  Thor  (1.  November  82)  fiel  auch 
Capua  in  die  Hand  der  Sullaner.  D  e  im  Jahre  voriier  deducirte  Colonie 
yiüvda  vernichtet,  und  der  Ager  Campauus  von  Neuem  zur  römischen  Staats- 
domäne gemacht. 

Indess  die  demokratische  Partei  gab  ihren  Lieblingsplan  auch  jetzt 
noch  nicht  auf.  Im  Jahre  64  beantragte  der  Volkstribnn  Publius  Servilius 
Rull  US  olint-  lufülg  die  Wiederherstellung  der  Colonie.  Erst  fünf  Jahre 
spater  selzLu  Caesar  in  stuneni  iuälen  Consulate  diese  Massregel  durch. 
20,000  Bürger  crhielLeu  je  10  Jugcra  im  Gebiete  von  Capua,  angewiesen; 
eine  Commission  von  zwanzig  Männern,  darunter  Porapeius,  leitete  die  Ver- 
theilung  (58  v.  Chr.).  So  trat  Capua  nach  157  jähriger  Unterbrechung 
wieder  in  die  Reihe  der  ersten  Gemeinden  Italiens. 

Aber  eine  selbststittdige  politiscbe  Bedeutung  hat  Capua  nicht  mehr 
ertaagt  Die  Triamvirn  ftbrten  48  y.  dir.  nach  der  Schlacht  bei  Philippi 
eine  neue'  Colonie  hierher;  ebeom  AngsstiiB  nadi  der  flcUndift  bd  Aktion. 
Auch  Nero  siedelte  Veteranen  hier  an  (57  n.  Chr.)^^).  Am  Bttrgerkrieg 
awiaelien  Vitellios  nnd  Vespasian  nahm  Ctaipna  sehr  lebbaften  AntbeO,  iiiclit 
aas  Voriielie  fltr  Vitellioa,  auf  dessen  Seite  es  stand,  soodera  «eil  Pnteoli 
der  flaviscfaen  Sache  anhing.  Nach  dem  Siege  sehiekte  Veqwsiaa  den  La- 
ciUos  BaBsns  mit  einem  lYniipencorpe  nach  Campaniett,  der  ohne  Wider- 
stend  in  Capna  einsog;  die  dritte  Legion  vorde  den  Winter  Uber  Iderber 
in%  Qoartier  gelegt  nnd  die  Hänpter  der  viteUianischen  Partei  hingeridi- 

H)  Tac.  Ann.  18.  31.  Cetenim  colooiae  Capua  at^ue  Nuceria  additis  Teteranü  * 


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807 


tet**).  Ferner  bat  Capva  danudB  ohne  Zweifel  den  sadtfeben  Theil  sdneB. 
Gebietefi  ?erkn«i,  den  mir  Ini  fDlgeoden  Jahrhundert  im  Besitse  PntedtTs 
ünden.  Zur  Entadiidignng  ist  danialB  vielleicbt  Urbana  mit  Capoa  vereinigt 
worden. 

Seit  dem  dritten  Jahrhundert  Hauptstadt  der  Proviuz  Campanien,  wird 
Capaa  von  Ausonius^')  als  eebte  Stadt  des  Reiches  aufgezählt.  456  wurde 
die  Stadt  von  Genserich  genommen  (Hist.  Mise.  XIV.  98  Mur.  Const 
Porph.  d.  adm.  Imp.  37),  840  von  den  Saraaenen  aerstfirt.  Die  Einwohner 
v'erliessen  die  alte  Stelle  und  gründeten  am  Voltomo,  auf  den  Ruinen  dea 
alten  CaaUinom  ein  neaea  Gapoa 


Honorea  Imperatorum. 


858] 

IMP    CAESARI  •  DIVI    f  • 

IMP  VI  .  COS  III 
paTRONO  .  D  •  0  *  d • 

I.  N.  3691.  S.  Angelo  in  For- 
inia  Utmamnf»  Abtelirift 
ai  T.  Gbr. 


854]  I  M  P  C  A  E  S 
DIVI  F 
A  V  Q  V  8  T  0 
PONTIF  •  MAX 
COSxllllMP'XV 
TRIB  •  POT  XXV 
P  .  P 

D  D 

BnH  Camp.  III  p.  11,  gef. 

1862  negH  scavi  dell*  antica 
Ga^ua.  2 — 3  n.  Chr. 


855]  k  honorem  divi  vespaBiaiii  et  DM 

divi  wpaaiaiu  F 


IMPNERVAECAESaria 
TBAIANI  •  AVQ  •  Denn 
DACICI 

8.  PRAEF-FABAB»  *  AEDILI8.  D  *  D 


L  N.  aiMtt.  ClnimNiBi,  ia  dw  Villa  Fslligriiio^  MonuaMnl  AbadiiifL 


IS)  Tac  Hist  IV  3.  Isdem  diebas  Ludlias  Bassus  cain  expcdtto  eqtiite  ad  eom- 
ponendam  Campaniam  rautitur,  discordibos  monidpiorum  aoimis  magis  iuter  semet,  ^aam 
•drenns  principem.  Viw  nilite  qoiea  et  tninoribiu  coKmiis  inpiuiitaa:  C«p 
le^  ni  hicmandi  causa  locatuf  et  domus  inloBtres  adflictae. 

An<^on.  Nobil.  Urb.  Yi.  YotlMr  Rom,  Comtentiiiopeli  CartiiBgo,  Antwchia, 
Alexandria,  Trier,  Mailand. 


Nec  Capuam  pclago,  cultuque  penuquc  poteutem 
DelidiB,  opiboa,  famaque  prior«  rflabo, 
Fortana  vasteata  viees,  qfm  freia  aecondis 
Nesdvit  aervare  modam.  Konc  sobdita  Romae 
Aemala  tone.  Fidei  memor,  an  im  iafidai  aenatoB 
Spemeret,  aa  eolenl  ixäütm,  wpmn  etnlM 
Campanis  aofia  aospiciia,  oaoqae  suoruro 
Consulc,  at  imperiom  divisi  attollerpt  orbis. 
Qiiin^«Uain  xenua  Latüqae  pareatem 


Appetiit  bellu,  docibiu  noo  freta  togaüa, 
HamdhaHs  fnrala  annis;  deoeptaqne  in  hoilia 
Semtiam  denms  ^Mie  tnmlnt  berili. 
Mox  at  in  occasam  ritiis  comnnibus  acti 
Corroernnt,  Poeni  ioxo»  Campania  fastOi 
(Hm  mnqttam  nabiiaii  aortits  rap«rUa  sedeml) 
lila  potMU,  opibaaqiie  Valens,  Roma  altera  qaoiidaiii, 
Comerp  qtme  paribns  potuit  fastiiria  conis, 
Octavum  reiecta  locum  rix  paeae  taetar. 

ao* 


808 


IMP  •  CAES  •  DIVI     M     ANTONlNI  356] 
QERM  •  SARM  •  FIL  •  DIVI  •  COMMODI 
FRATR1  '  DIVI    ANTONINI     PH  NEPOT 
DIVI  •  HADRIANI  •  PRONEPOTI  DiVI 
TRAIANl  .  PARTHICl  *  ABNEPOTI  •  DIVI 

NERVAE  •  ADNEPOTI 
SEPTIMIO    SEVERO   PIO  •  PERTINACI 
ARABIC  •  ADIABENIC  •  Pj^  •  PONTIF  -  MAX 
TRIB  .  POT  IUI  •  IMP  .  VII  •  COS  •  II  •  PROO 

COLONIA  •  CAPVA 

L  K.  3594.  Froher  im  FuMboden  ▼on  S.  Angeto  in  Fonnls,  jetit  im  Mos.  Otnp. 
MoniMen's  AbschrifL 

Gebiet,  Bevölkerung,  Stadtbaasbait 

Die  QroDzen  des  Ager  Camponiu  sind  schon  oben  (S.  15 — 17)  be- 
sthnnit  worden.  Uraprflnglich  nmfaaste  das  campaniscbe  Bundesgebiet  den 
ganzen  Westen  der  campaniscben  Ebene,  von  8.  Agata  de^  Goti  bis  snr 
KflBte  bei  Pnteoli  und  litemam,  und  nördlich  bis  zum  Savo,  am  Fasse 
jdes  Massicus.  Nach  der  Abtretung  des  Ager  Fslemns  838  wurde  der 
Voltumus  die  Nordgreose;  nur  der  Ager  Stellatis  blieb  den  Oampanern 
nördlich  des  Flusses.  Das  campanische  Bundesgebiet  nmfasste  damals  noch 
einen  Flichenranm  von  reicbtich  14  geographischen  Qaadratmeflen. 

Der  hannibaüsche  Krieg  brachte  weitere  GebietsTerloste.  Lltemum, 
Puteolt,  Voltnmum  worden  römische  Colonien,  AteNa  selbststiUidlges  Moni- 
cipium.  Immerhin  blieben  noch  etwa  12  Qoadratmeilen  Ar  den  Ager  Garn- 
panus,  der  als  Staatsdomftne  eingesogen  ward. 

Ildess  kam  auch  dieses  Oebiet  bei  Weitem  nicht  aUes  in  römiscben 
Staatsbesitz.  Wir  haben  oben  geseben,  dass  die  Grundstflcke  der  rOmisch 
gesinnten  Gampaner  nicht  confiscirt  wurden.  Bald  zwangen  die  fioanileUen 
'  Verlegenheiten  des  hannibalischen  Krieges  zu  Verkftnfen  in  grossem  llass^ 
Stabe  Und  die  späteren  Versuche,  die  campanische  DomSne  durch  An- 
käufe zu  arrondiren,  waren  nicht  immer  erfolgreich.  So  kann  Cicero  sagen, 
der  Ager  Campanus  reiche  höchstens  fBr  5000  Golonisten  «os,  fon  denen 
jeder  10  Jugera  erhalten  soBe'*).  Das  gAbe  50,000  Jugera  =  12,600  HektSr 
res  =  2,142  geographische  Qoadratmeilen.   Das  ist  nun  allerdings  stark 

1^  LiT.  2ö.  46.  Et  quia  pucunia  ad  bellum  gerendam  deerat,  agn  Campani  re- 
ponem  a  fossa  Graeca  ad  mare  versam  yendere  qoaestores  inam,  indido  quoqae  pemisM, 
qui  ager  vM»  Cunpani  fUMet,  Uli  ii  pabUeas  popdi  Bomaiii  enet  indld  pnamiui 
conitiUitaiii,  quantae  p6«imiae  ager  indicatus  esset,  pars  decima  (a.  Chr.  206>. 

ib.  32.  7.   Ceneores  .  .  .  snb  Tifatis  Capaae  agram  Tendiderunt  fa.  Chr.  199). 
Cic  Att.  II.  16.  Deinde,  at  ego  me  cooäoler,  onuüs  expectatio  legis  agrariae 
ia  agnm  Oampaimm  videtor  «aas  darivata;  qui  ager,  at  dana  ingaift  fiant,  hod  ampliaa 
homiiuui  qolnqae  milia  poteat  aoatbeie. 


»  I 


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GiiNdL  —  Oeadikdite. 


d09 


unterschätzt;  Cicero's  Angabe  gründet  sich  darauf,  dass  Rulliis  fünf  Jahre 
zuvor  beantragt  hatte,  5000  Bürgern  je  lOJugera  im  Äger  Campaous  an- 
»iweisen.  Caesar  führte  im  Jahre  58  20,000  Colonisten  nach  Campanien, 
und  gab  jedem  10  Jngera;  daraus  folgt  eine  Ausdehnung  der  campanischen 
StaatBdoDliie  fon  900,000  Jugera  =  50,400  Hektaren  =  8,568  Quadra^ 
DMileD.  Und  dass  aneh  jetzt  noeh  nicht  alles  disponibele  StaatsUuid  ver- 
theilt «rar,  sehen  wir  daraus,  dass  Octavian  nach  Besiegung  des  SoEtus 
Pompeius  den  Ager  PnbliCQS  der  Colonie  an  seine  Veteranen  vertheilen 
iRiDBte  (VdL  n.  81  s.  obm  S.  906). 

Eine  freiteire  Veränderung  der  Grenzen  GapnA's  mnss  gegen  das  Ende 
4m  enten  JahtliiuiderU  a.  Qat,  erfolgt  sein.  Insebriften  ans  der  Zeit  der 
Antonine  zdgen  ans  nSmlieh,  dass  damals  der  sfldüdie  Thäl  des  Ager 
Campanas  bis  ATecsa  hin  nnd  vielleicht  bis  zum  Clanins  von  PnteoU  ab- 
hing;  Ich  habe  schon  oben  die  Vennntbung  ausgesprochen,  dass  diese  Oe- 
bietsentsiehnng  mit  der  Parteinahme  Capua's  fOr  ViteUins  zasammenhftngt. 
In  derselben  Zeit  mnss  dagegen  Urbana  Im  Ager  Falemns  mit  Capua  ver- 
einigt Vörden  sein.  Plinins  nennt  Urbana  Coloniam  ßifüanam  nuper  Capuae 
adiribiaam  (14. 0),  Ohrt  es  dagegen  im  Stidtekatatog  anter  den  selbst- 
stlndigen  Gemeinden  an£  Die  Ehiverleibong  Urbana*s  ftllt  also  swischen 
Aogostns  nnd  Vcspasian.  Die  Abtretung  an  Pnteoli,  wenn  sie  wirklich  bis 
som  danins  reichte,  betrigt  etwa  5  Qoadratraeilen,  dagegen  kann  das  Ge- 
biet von  Urbana  hOdutens  3^  geogn^ihisehe  Qoadratmeüen  omfosst  haben. 
Gapna*s  Gebiet  betrug  also  seit  Vespasian  etwa  9—10  Qnadratmeileii. 

Ueber  die  Limitation  des  Ager  Campanus  erfahren  wir,  dass  hier  ent- 
gegen dem  sonstigen  Bnache  der  Decumanns  von  Norden  nadi  Saden,  der 
Kardo  von  Westen  nach  Osten  Uefi*).  Als  Grund  wird  angegeben,  was 
ja  auch  richtig  Ist,  die  Ausdehnung  des  campanischen  Gebiets  von  Norden 
nach  8fiden  sei  grosser,  als  die  von  Osten  nach  Westen.  Es  bleibt  dem- 
nach dahingestellt,  ob  whr  diese  Vertauachung  der  Namen  anch  auf  die 
Limitation'  der  Stadt  Capua  anwenden  kOnnen. 

Die  Wege  um  Capua  zeigen  noch  heute  das  regelmfissige  Schema  der 
rffmiseben  Agrimensoren.  Werfen  wir  einen  Bück  auf  die  Karte  der  Gegend 
zwischen  S.  Blana  und  Haddahmi,  so  sehen  wir,  wie  die  ganze  Ebene 
durch  Feldwege  in  gleich  grosse  Quadrate  abgetbeilt  Ist  Die  trennenden 
Wege  sind  genau  von  Norden  nacb  Süden  und  von  Westen  nach  Osten 
oiimtirt  Messen  vrir  die  Stite  eines  dieser  Quadrate,  so  finden  wir  sie 
ghnck  710  m  (genauer  710,4  m)  =  2400  römische  Foss.  Mit  anderen  Wor- 
ten, jedes  dieser  Quadrate  ist  eme  Ceotnrie  zu  200  Jugera.  —  Im  Einzel- 

Hygin.  p.  170.  16.  Qaidam  agri  longitudinem  seciiti,  et  qua  longior  «rat 
eeiviitDwniMUiisBi}  qnidha  ia  totnm  «joamrlemit,  H  feeerantD«eiiinuiun  in  meridiem* 
et  Kardincm  in  nrier.trm,  sicutl  in  sgro  CsnipKiio  qui  est  drca  CtafvaiD.  YetgL  VwtA, 
p.  3».  4.  I4l).  Coi  p.  m  21. 


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310 


Capaa.  ~  üesducJito. 


neo  ist  patttriich  die  Regelmässigkeit  jetzt  nidi  M.  vid  Jaluluuiderten  fidr 
fach  dnrdibroeheii.  Weiter  eftdlich  am  CUoiiis  hat  die  VenampfeDg  des 
Landes  im  MitteiaUer,  und  «lAter  die  Canalisation  der  Begi  Lagni  jede 
Spur  der  antikeD  Eimites  zeret5rt 

Die  UmitatioD  des  Ager  Oampanns  geht  vahrsebdolich  auf  den  Plaefeor 
LeDtii)Qe"0  zurflek,  der  163  eme  Fmna  Agri  Cam^md  anftrügeii  Uess,  die 
bis  aaf  Salta  in  rechtlicher  Geltung  blieb.  Nodi  weiter  heran&ugehen  ver- 
bietet der  Umstand,  dass  dabei  nach  iffmisehen  Fosaen  und  Jogera  g»> 
meBsen  ist,  nnd  nicht  mehr  nach  osUsehen  Fussen  und  Voisos.  Später 
hat  auch  Oaiua  GncchuB*^)  die  campanische  DomSne  vermessen  lassen,  «le 
der  Limes  Giaecfaaniis  aeigt,  der  am  Fitsse  des  Monte  Tiftta,  bd  CUeaione 
gefunden  iat: 

Gippus  aus  Tuf,  6,3  p  hocb,  auf  der  Sdts: 

C      SeMPRonius  ti.  f.  ^rac  357] 
AP-CLAVDIVS  C-F-  POLC 
P   LICINIVS    P   F  CRAS 
III   VIR  A  I  A 

Obere  Flftche: 

-K      "  XI- 

I 

BItaeU  Hflo.  p.  98.  M.  -  &  L  Xi.  ],  S6S. 

Lief  der  elfte  Kardo  bei  CalcaroDe,  so  ist  der  Kardo  Maximus  der  Feld» 
weg,  der  nördlich  von  Marcianise  durch  Capodrise  läuft.  Der  Decumanos 
Maximus  ist  gezogen  als  Tangente  zur  Westmauer  von  Gapua;  er  Ifisst 
sich  noch  heut  vom  Amphitheater  bis  unterhalb  S.  Angelo  in  Formis  ver- 
folgen, seine  Fortsetzung,  nach  Süden  hingegen,  ist  durch  die  früheren 
Sümpfe  bei  S.  Andrea  de*  Lsgni  verwischt  Es  bedarf  nur  eines  tticilms 
auf  die  Karte,  um  zu  erkennen,  wie  Kardo  und  Decnmanus  Mazimus  se 
gezogen  sind,  dass  sie  der  grOssten  Lingen-  und  Breiteoansdehnaag  des 
Ager  Campanos  entsprechen. 

*>)  Licinian  p  4  (Bonner  Ansg.  p.  15)  P.  Lcntulo  praetori  urbano  aenatus  per^ 
misit  agrum  Campanum  quem  ornnem  privati  poasidebant,  coömeret  ut  publicns  ßorct. 
et  posiseiisores  Leatolo  concesserunt  pretia  consHtueret.  nee  fefellit  vir  aequos,  aam  Uota 
modefBti(nM  nmu  «st,  nt  et  nip.  commoda  et  poeaenomm  tempenmi ....  iogernm  milia 
qutpqaaghita  eoamerak ....  ^gmm . . .  divisum ...  et  eom  indicto  pratlo  loesfit  et  molto 
plares  agros  .  .  pra<'p(witn9  reciporavit ,  formamqae  agronun  in  aes  incisam  ad  Liber- 
tatis  fixam  reliqait,  quam  postea  äulia  cormpit  (PMsessor  ist  bekanntlich,  wer  tm- 
bebMrtei  Staatsland  occopirt.) 

tt)  Lib.  Col.  309. 21 :  Ager  Ciapimn  MüNii  Oneohaato  in  logeni  ilOO  Emde 
in  orieateni,  decunaikui  in  meridiem. 


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811 


Ueber  die  Bevölkerung  Capua's  sind  wir  verhältnissmfiesig  gut  uotai^ 
riehtet  30^000  pedüum,  4000  equitum  arbitror  ex  Campania  acribi  po$»e 
IcBflD  wir  bei  Livius  (2d.  5)  unter  dem  Jahre  216.  Also  in  den  Gensus- 
liBten  stand  Capoa  mit  34,000  Juniores  verzeichnet;  Männern  zwischen 
17  und  40  Jahren,  die  ihre  Ausrüstung  nim  Legionsdienst  selbst  bestreiten 
konnten.  Die  Angabe  scheint  vollkommen  glaubwürdig  —  die  gaiue  rö- 
mische BOrgerscbaft  zählte  damals  270,000  dienstpflichtige  Männer  —  und 
ist  im  Einklang  mit  dem,  «as  wir  sonst  Uber  die  Wehrkraft  Capua's  hören. 
815  operiren  die  Campaner  mit  14,000  Mann  gegen  Cumae  (Liv.  28.  85). 
Da  nun  Capua  bis  aar  Schlacht  bei  Cannae  ta  den  römischen  Heeren  sein 
Gontingent  stellte,  so  hat  es  aitch  an  den  Verinsten  der  ersten  Jahre  des 
panischen  Krieges  seinen  vorhiltnissmässigen  Antheil  gehabt  Die  campa- 
niscbe  wehrpflichtige  Mannschaft  moss  nach  der  Scblacbt  bei  Cannae  aaf 
etwa  27,000  Mann  ansammengeechmoben  sein.  Rechnen  wir  nun  hiervon 
DlenstuntangUche,  Fahnenflachtige  (z.  B.  lOmiach  Gesinnte),  Detachements 
und  Besatiangen  ab,  so  sehen  wir,  dass  die  14,000 Mann  vor  Gamae  so 
ziemlich  alles  sein  mochten,  was  Gapna  damals  zu  einer  Operation  im 
Felde  Teiftgbir  hatte, 

81,000  Jnniores  entsprechen  non  dner  Bevölkerung  von  etwa  325^000 
Köpfen  (Bh.  Mas.  82,  227^248);  so  hoch  dllr&n  wir  also  die  Bevölkerung 
fon  Capoa  and  seinen  Bnndesstftdten  am  Anfang  des  hannibalischen  Krieges 
venmsddagen.  Das  ist  me  Bevölkenmg  von  28,000  auf  der  Qoadratmeile. 
In  der  heutigen  Provinz  Neapel  lobten  1861  ohne  die  Hauptstadt  über 
20,000  Menschen  auf  der  QuadratmeQe,  mit  dieser  48,000.  Wir  haben 
kehlen  Gmnd,  fttr  die  Blflthezeit  des  antiken  Campaniens  eine  geringere 
Tolksdichtic^t  anzunehmen,  und  die  Angabe  des  livius  erscheint  also 
ancb  von  dieser  Sdte  vollsttndig  gerechtfertigt 

Gaesar's  Deduction  von  20,000  Bflrgem  quibu»  tmd  phrew  Hb«ii 
«t§mi  mnsB  Q^ua  einen  Zuwachs  von  wenigstens  100,000  Einwohnern  go- 
hrsdit  hahen*^.  Es  mögen  indess  viele  der  alten  Bewohner,  die  Gaesar's 
Gesetz  aus  Ihren  Fachtungen  vertrieb,  Gampanien  verlassen  haben.  Immer» 
hm  hat  ohne  Zweifid  Capoa  unter  Angostos  den  Höhepunkt  Sfdner  Bevölke- 
rung erreiGht,  wenn  es  auch  unmöglich  ist,  diese  Bevölkerung  numerisch 
SU  joräcisiren. 

Capua  gehörte  von  jeher  zu  6m  reichsten  Gemeinden  Italiens.  Der 
Agnr  Falemus  war  Staatsdomäne,  bis  C^pua  888  in  den  römischen  Bfiiger- 
vertNmd  eintrat,  und  das  Falemische  Gebiet  an  Rom  abtreten  musste.  Born 
uH  ferner  der  Gemeinde  Capua  auferlegt  haben ,  jedem  von  1600  Rittern 
jUniteh  450  Denare  zu  zahlen.    Das  macht  jährlich  720,000  Denare,  etwa 

")  Doch  ahid  keinenfiaUi  all«  90^000  Cokuiisten  Gütar*»  auk  Capua  sellnt  de- 

dacut  worden. 


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312 


MX>,000  Mark.  Die  Somnie  ist  bo  grOBB,  dass  Bie  gsgrflodete  Bedenkeo 
gegen  die  gmne  Angabe  erweckt,  aucb  wenn  der  erste  Deoar  nicht  geiade 
70  Jalire  sp&ter  geprägt  worden  wäre.  Beclmen  wir  statt  Denare  campa- 
niaehe  Btatera,  bo  wird  die  Snmme  noch  grOflser. 

Die  Cokmie  Gaesai's  war  bei  ilirer  GrUndang  mit  bedeatmden  Ge- 
meindellndereien  aoBgestattet  worden.  AnguBtus  brachte  nnn  anck  diese 
lor  Aoftheilong;  snr  Entschftdigang  erluelt  Capoa  das  Gebiet  von  Enoaos 
in  Kreta,  was  eine  jährliche  Bente  von  1,300,000  Sestenen  abwarf  (gleich 
261,024  M.)").  Ansaerdem  trat  Neapd  damals  den  Möns  Leoeogaeas  an  Capoa 
ab,  deaaen  Thongraben  einen  jIhrUchen  Ertrag  von  etwa  20,000  Seaterzen 
Merten^). 

Mllnaen  and  Masae^ 
yergL  MoDinsni  UaniwMai  8.S11-91IS  841-44«^  3SB-800L 

Die  MüDzeu  dos  oskischen  Capua  folgen  in  Münzfuss  und  Typen  dem 
Vorbild  Neapels,  und  zwar  dessen  ältester  Prägung.  Die  Statere  zeigen  auf 
dem  Avers  den  behelmten  Pallaskopf,  der  Helm  mit  criata  und  ölbekränzt, 
aaf  der  Rückseite  den  mannsküpfigen  Stier  im  Profil,  ohne  Nike,  dabei  die 
Aufechrift  KAMPANOM,  APPANOe,  HAMPANOM,  KAMPANON, 
KAPPANOM .  Das  Gewicht  schwankt  zvrischen  7,34  und  6,75  gr.  Eine 
sweite  Serie  zeigt  auf  der  Vorderseite  einen  männlichen  unbehehnten  Kopf» 
auf  dem  Berers  der  Stier  wie  dmi,  Inadirift  KAI^PANOZ.  Kupfer  iat 
in  dieser  Periode  nicht  geprftgt  worden,  dwnsowenig.bt  die  oskische  Sclirift 
cor  AnwoidoDg  gelangt 

Nach  dem  Anachloaa  an  Rom  B38  bleibt  der  Mflnzfbas  snerst  on- 
verftndert,  nur  wird  der  Stadtname  durch  ROMANO  eraetat.  Es  sind  in 
Silber  Statere  von  7,41  bis  7,14  gr  (älteste  Serie  mit  dem  Pferdekopf), 
7,82  bis  6,69^  (Serie  mit  der  Wölfin) ;  in  EnpfiBr  Litren  (und  Hemilitrien?) 
von  5,89  bis  3,58  gr.  Den  Uebergang  aus  der  autonomen  zu  dieser  PMp 
gung  veranachaalicht  das  Eupferstück  mit  der  Aoibchrift  PAMAUIN.  Dann 
wird  der  Stator  reducirt,  und  mit  dem  römischen  Gewicht  in  Einklang  ge- 
bracht (6  Scrupel  =  6,82  gr).  So  steht  die  Serie  mit  dem  Pallashaupt 
xwischen  6,88  nnd  6,26  gr\  die  Statere  mit  ROMA  mit  sehr  wenigen  Aus* 
nahmen  zwischen  6,77  und  5,94  gr\  daneben  3  Scrupel- Stacke  von  8,51 
bis  8,11  gr»  Endlich  Stücke  von  schlechtem  Silber  allmftlig  sinkend  von 
6,80  bis  8,25  gr,  Geprftge: 

ünbftrtiges  Doi  i x  Ihaupt  }      {  Jupiter  in  Quadriga. 

Ferner  Kupier  in  verschiedenen  Nominalen  nach  dem  Litrcnsystem.  In  Gold: 

ünhärtiger  Doppclkopf  mit  Lor-  \       i  kiiieenderPric^tpr  mit  dem  Schwein 
beerkranz  /      \    zwischen  zwei  Kri^ern. 

*>)  VelL  II.  81.  s.  üben  p.  306.   C.  I.  G.  2597  aus  889  tt.  Chr. 
M)  Plia.  H.  H.  18,  11^  oben  p.  M  Anm.  20. 


Digitizod  by  C<.jv.' .ic 


r 

Cftpaa.  —  eeKhtobt«. 


818 


6  Scrupel  6,86  bis  6,80.9»-  =  45    As  ROMA 

4     .      4,51  .  =  30    »    (bezeichnet  mit  XXX) 

3     .      3,41  bis  3,39  •  =  22»/«  » 

Elektrum: 

ÜDbartiger  Doppelkopf  wie  oben  1  r  Jupiter  in  tob  Victoria  geleiteter 

'  y  Quadriga. 

2,96  bis  2,25      mit  BerfickaictitigiiDg  der  Leginuig  2  Scrupel  =  15  As. 

WahTBcheinlicli  bat  diese  PrAgung  mit  der  EiafBliniiig  des  Denars  in 
8om  (268)  ihren  Abschlnss  gefunden.  Zur  Entsch&digung,  wie  es  scheint, 
erhielt  Gapoa  (nebst  den  abhiogigen  Gemeinden  Atella»  CUatia,  Velecha) 
das  Privil^,  Kapfbr  mit  dem  eigenen  Stadtnamen  an  prigen.  Alle  diese, 
mit  JTapv  in  oskischer  Schrift  bezeichiiete  Stacke  (resp.  AM.^  Kaliai^ 
CEAEXA)  fflgen  sich  dem  Trientalfuss»  zum  Theil  haben  sie  Werthzeichen; 
diese  Prftgang  fiült  also  jedenfsUs  sp&ter  ab  268,  wo  dieser  Fuss  in  Rom 
angenommen  wurde.  Das  System  ist  das  gewöhnliche  saditalisdie  mit  Dez- 
taas  statt  As,  Qnincnnz  statt  Semis. 

Von  Capna  haben  wir  (unbezeichnet): 

Deztans  57,4  bis  47,1  gr, 

mit  Werthzeichen: 

Qnincnnz  27  ^r, 

Triens  25,6 

Quadians  17,9  bis  16,2  ^, 

Seaitaas    18^4  bis  11,6  ^,  (1  Stfick  8,2  ^,  (SaieOi  8) 
Unda      8  bis  5,8  jrr, 
Uehiere  Nominale  von  5,5  bis  1  ^  ohne  Werthzeichea. 

Von  Atdla:  Triens   24,4  gr, 
Seztans  13,6  ^r, 
4  Uncia      7,3  bis  4,5  ^r. 

Von  Calatia;  Sexlaos  12,2  qt^ 

Uocia     keine  Wägung.  * 

Von  Velecha:  Uncia    keine  Wfigang. 
Die  sehr  seltenen  Silberstücke  mit  Kupni 

Jnpiterkopf  mit  Lorbeerkranz  }     {  Adler  aaf  Blitz. 
5,95  gr.  Laynes  Aanali  I,  18  p.  181, 
5,45  gr.  CoUezione  Santangelo  Samb.  Bech.  p.  37 
BoUen  bekanntlich  im  hannibalischen  Kriege  geprägt' sein. 

Ueber  das  oskische  Fläcbeomass,  den  For^u«,  verdanken  wir 
den  alten  Gromatikem  werthTolle  Nachrichten^).  Danach  betrag  der  Voraus 

»)  Tarro  B.  &  I.  10.  —  Frontio  p.  ao.  —  Bygin  p.  198.  22.  —  p.8a9. 


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314  Capua.  —  VerfaMUD^. 

100'  im  Qaadnit  10,000  oakbeb  »  8640  iMkIm  Q\  Aus  4Sem 
AogttbeD  Ittt  soent  Niaflen  (Templam  p.  95)  den  oekiBebeB  Fusb  sn  0,3749  m 
'(Im»  3,688'  oBkiseb)  bartinimt  Die  Gebinde  Poupei's  aas  oekiBCher 
Zait  siDd  naeb  dem8elbe&  Ifasee  emebtet  (NiaMO,  Pomp.  Stod.  p.  70*97), 
und  wir  werden  unten  sehen,  daas  aacb  die  Decnmani  von  Capua,  Caiatia, 
Acerrae  nach  oskischen  Fassen  linitirt  sind.  —  Seit  der  AnflOsuDg  der 
campaniscben  Gemeinde  211  ist  in  Capoa  natOrlich  das  rdmische  Mass 
flblich  geworden;  das  erste  datirte  Beispiel  ist  die  gracchaiacbe  Limitation 
des  Ager  Campanus  nach  Jugera.  Daneben  ist  natflrHch  im  Privatverkehr 
die  Rechnung  nach  Versus  noch  lange  Sitte  geblieben. 

Ueber  die  oskischen  Hohlmasse  wird  uns  einst  vielleicht  die  am  Forum 
m  roiiipei  aufgefuiidüDü  Mensa  PoDdararia  Aufschluss  geben;  vorläufig  wissen 
wir  nur,  dass  die  oskischen  Hohlmasse  kleiner  waren  als  die  entsprechen- 
den rümiscbua  (Maucmi,  Giurnaic  di  Pomp.  II  p.  144 — 161,  Nissen  Pomp. 
Stud.  p.  71). 


CAPITELIL 

VERFASSUNG. 

Das  etruskische  Capua  soll  das  Haupt  eines  Zwültatadtebundes  gewesen 
sein,  der  alle  etruskischen  Besitznn'3;pn  in  Campanien  umfasst  habe.  Die 
samnitische  Eroberung  löste  diesen  l^und  freilich  auf;  Nola  und  die  Städte 
des  Sarniisthales  sind  seitdem  unabbäii;.ng  von  capuanischem  Einfluss.  Aber 
die  kleinen  Gemeinden  um  Capua  blieben  auch  jetzt  noch  in  enger  Ver- 
bindung mit  der  campanischen  Hauptstadt,  und  sind  es  geblieben  aach 
unter  römischer  Herrschaft  bis  herab  zu  den  Zeiten  des  hannibalischen 
Krieges.  Das  Bestehen  dieses  Bundes  bat  zuerst  Mommsen  (Mflnzwesen 
p.  335)  erkannt  aus  dem  Umstände,  dass  die  Kupferpräguug  von  Caiatia, 
Atella,  Velecha  (268  —  211  v.  Chr.)  nur  die  kleineren  Nominale  bis  zum 
Triens  aufweist,  während  Quincunx  und  Dextans  sich  allein  von  Capua 
finden.  Dazu  kommt  weiter,  dass  Caiatia  und  Atella  nie  eine  eigene  Po- 
litik verfolgt  haben,  sondern  immer  Capua  gefolgt  sind;  endlich  und  hanpt* 
aftchlich,  dass  wir  214  einen  Atellaner  als  Meddix  Tuticus  von  Capoa  fin- 
deOi  ein  Fall,  den  ich  sogleich  nAber  besprechen  werde. 

Als  Glieder  des  Bundes  müssen  wir  zunächst  Atella,  Caiatia,  Ve- 
lecha betrachten;  dann  das  räthselhafte  Sa  bäte  (Liv.  26.  88  nnd  34), 
weiter  Casilinum  (Liv.  23.  20  oppidum  redditum  Cafnpmu  est  nach  der 
Rinnahme  dnicb  Hannibai),  endlidi  die  Seeplätxe  VoUorniiiBi  Liter duid, 


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I 


Capaa.  —  Verfassung.  Slft 

Pnteoli.  BekaontUeh  rind  di«M  drei  Orte  naoh  dem  8i«ge  Bon»  Uber 
Haonibal  mit  rOmiacheit  Coloiiien  belegt  worden.  Ein  Blick  auf  die  Karte 
lehiti  da»  alte  rOnisdien  ColonieD,  die  in  Folge  des  hannibaliadien  Krtcgaa 
dedncirt  worden  sind,  im  Gebiete  abgefallener  und  wieder  nuterworÜBBer 
Bondeegenoaeen  angelegt  Warden*  was  ja  aneh  der  Natnr  der  Sache  nacb 
eelbstreiBtändlich  ist  So  Salemnm  im  Ager  Pieentinns,  Bazentom  im 
biet  der  Lneaner,  Sipontum  Im  Gebiet  von  Arpi,  endUeh  Tempsa,  Valentia, 
GrolOk  Copia  in  Brettien.  Da  nnn  in  Campanien  allein  Capna  nnd  seine 
BmdeegenoBBen  abgefallen  sind,  so  mflasen  die  dort  aogelegten  Seefisston^jen 
auf  capuanisehem  Ciebiet  gegründet  worden  sein,  und  also  Pateoli,  Vol- 
tomnm,  Litemnm  zum  capaaoischen  Bunde  gehört  haben.  Reichte  doch 
noch  in  der  Kaiseiieit  der  Ager  Campanus  bis  nahe  der  Solfatara;  und 
luQo  vom  Beige  Oauroe  hatte  ihren  Tempel  in  Capua. 

Der  höchste  Magistrat  des  Bundes  wie  in  allen  oskischen  Gauverbänden 
war  der  Medis  tovtiks,  in  lateinischer  Transcription  Meddiz  tuticus. 
Das  Amt  war  jährig  und  die  CoUegialität  ausgeschlossen.  Wählbar  war 
jeder  Bürger  irgend  einer  der  Bundesstädte;  wie  weit  die  Wahlqualifikation 
an  einen  bestimmten  Ccnbus  geknüpft  war,  wissen  wir  nicht.  Livius  (24. 19) 
giebt  an,  dass  2 I  i  v.  Chr.  ein  Cn.  Marius  Atelianus  das  Amt  des  Meddix 
tuticus  bekleidet  habe.  Hier  ist  Atellanus  entschieden  die  Bezeichnung  der 
Herkunft,  und  nicht  etwa  cognomen,  wofür  es  gewuhuücli  genommen  wird. 
Denn  erstens  ist  der  Gebrauch  des  cognomen  im  Oskischen  überhaupt  nicht 
recht  üblich,  und  dann  haben  alle  Campaner,  die  Livius  bei  Gelegenheit 
deti  Aufstaudes  216  —  211  nennt,  nur  praenomen  und  uomen  gentilicium. 
So  Statins  Melius  (24. 19),  Vibius  Virrius  (26. 13),  Taurea  Vibelluis  (26. 15), 
Deeius  Ma^iius  (2.3.  7),  und  die  gleich  anzuführenden  Meddicf  s  selbst.  Die 
einzige  Ausnahme  bilden  die  Ninnii  Celeres,  Slhenius  und  Pacuvius  (23.  8). 
Eine  dem  Namen  unseres  Meddix  analoge  Bildung  ist  der  des  Siegers  von 
Caudium,  C.  Pontius  i  eh  sinus,  und  noch  mehr  jene  Vestia  Oppia  Atellaiiü, 
die  während  der  Belageruns  täglich  für  den  Erfolg  der  römischen  VVaffeu 
betete,  und  die  Livius  ausdrücklich  tCapuae  habitantrm«  nennt  (26.  33). 

Der  Catalog  der  Meddices  Tutici  aus  den  letzten  Jaliren  der  campa- 
nischen Selbstetändigkeit  (217 — 211)  lässt  sich  nach  Livius'  Angaben  noch 
xiemüch  vollständig  herstellen.   Es  sind  folgende: 
v.Chr.  217:  Pacuvius  Calavius  (23.2). 

216:  Marius  Biosius  (23.  7) 

215:  Marius  Altius  (23.  35) 

214:  Ca.  Magius  Atellaous  (24. 19) 

213:  — 

212:  — 

211 :  Seppius  LofiBiuft  (26. 6). 


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dl6 


(JapUL  -  Verfassung. 


Neben  dem  Medis  tovtiks,  der  ao  der  Spitze  des  ganzen  Bundes  stand, 
hatte  aber  jede  der  Städte  ilireu  eigenen  Meddix  zur  Besorgung  der  iiiiiiTcn 
städtischen  Angelegenheiten.  Das  deutet  ächoo  der  Vers  des  Kmiiud  au 
(Aüü.  296  Yahlen): 

SujHinus  ibi  copitur  meddix^  occiditur  alter. 

So  Stehen  auch  im  nucerinischen  Bunde  dieniedikeisPompaiianefs 
dem  medis  tovtiks  gegenüber.  Und  ebenso  ist  für  Capu&  der  medis 
Kap V ans  neben  dem  Meddix  tuticus  iDSchrifUich  bezeugt  (Momms. 
Uot.  DiaL  p.  177): 

€ka:  Htid  858] 
m§d:  hapva 
»akrai  Hl  hm 

ejila:  Klmiia 
n//t88%ma9 

Mau  hat  die  Behauptung  aufgestellt,  dass  der  Praetor  Ca]ii])aiius 
bei  Livius  (23.  7)  mit  diesem  Medis  Kapvans  ^deuUscii  aei.  VVahrschem- 
lich  aber  hat  Livius  oder  seine  Quelle  mit  Praetor  nur  das  oskiache  Meddix 
tttticuß  ii!)LTsetzpn  wollen. 

Aedilea  werden  in  unseren  (Quellen  nicht  genannt.  Der  Senat  wird 
öfters  von  Livius  erwähnt  und  in  einer  Weise,  die  deutlich  zeigt,  wie  dieser 
auch  hier  der  Hauptf'itz  der  Regie ruugsgawalt  war.  Einmal  (LiY.  23.  3) 
kommt  auch  die  contio  populi  vor. 

Neben  dicFcn  einheimischen  Behörden  Capua's  t^tanden  seit  3iö  die 
Praefecti  Üapuam  Cumas.  Es  waren  vier  Männer,  je  einer,  wie  es 
scheint,  für  die  ?ier  Gemeinden  des  römischen  Campaniens,  Capua  und 
seinen  Bund,  Cumae,  Acerrae,  Suessula.  Sie  wechselten  jährlich;  zuerst 
wurden  sie  wie  die  übrigen  Präfecten  vom  Stadtpr&tor  ernannt,  später, 
nach  dem  Jahre  124,  durch  Volkswahl  (Mommsen  Staatsrecht  II,  1.  569). 
In  ihrer  Hand  lag  die  Rechtsprechung,  während  den  einheimischen  Behör- 
den Capua's  die  Leitung  der  Verwaltung  überlassen  blieb,  gerade  wie  in 
den  meisten  übrigen  Oemeioden  der  cives  sine  suffragio.  Niemand 
wird  als  Beweis  dagegen  anführen  wollen,  was  Livius  (28.  4)  von  dem 
Heddix  tatkas  Pacavius  sagt:  >e<M  emua§  tutdperef  et  »emper  parti  ad- 
esse,  secündum  «am  Utem  mdüte«  dare^  quae  tnagu  popolaria  aptiorque  im 
volgus  favori  conciltando  eueLt  £b  handelt  sich  in  dieser  Stelle  damiBt 
die  Demagogenkünste  des  Pacuvins  recht  lebhaft  sa  schildern.  Dabei  passirt 
Uvios  in  seinem  Eifer  das  Missgeschick,  zu  vergessen,  dass  ja  damals  in 
Capua  die  liechtsprechung  gar  nicht  zur  Competenz  des  Meddix  tuticus  ge- 
hörte. Jedenfalls  kann  nichts  verkehrter  sein,  ald  di^r  Stelle  zu  Liebe 
die  wohlbeseugte  Nachricht  von  der  Errichtoag  der  Praefectur  818  zn  ver^ 
wnfen. 


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817 


Livios  ist  sich  überhaupt  über  die  staatsrechtliche  StellunG;  Capuas 
nicht  recht  klar  geworden,  und  ?o  kommt  es,  dass  er  die  Bürger  der  Stadt 
bald  als  socii  mit  foedus  aequum  (23.5),  bald  als  cives  bezeichnet, 
bald  endlich  die  Civität  nur  einem  Theile  der  Campaner  verleihen  lässt 
Diese  \\  idei'spräche  unserer  Hauptquelle  haben  dann  unter  den  neueren 
die  sonderbarsten  Annahmen  hervorgcrufeu,  von  denen  ich  nur  die  aller- 
neueste  hier  anführen  will,  wonach  die  Campaner  weder  cives  noch  socii 
gewesen  wiiren,  sMTidprn  sich  in  einem  »gewissen  rechtlosen  Mittelzustand« 
(sicH  bofiiiiiien  liarien  (Zolltir  m  Phil.  Jahrb.  109  p.  739).  —  Die  Civität, 
und  zwar  für  alle  Campaner,  folgt  schon  i!;ii\iiks,  dass  die  römischen 
Censuszahlen  sie  einschliessen,  dass  die  Campaner  in  Legionen  dienen  und 
nicht  in  Cohurtea  und  Alae.  Sie  folgt  femer  daraus,  dass  Capua  durch 
sechzig  Jahre  mit  dem  Namen  Roms  gemtlnzt  hat,  bis  Rum  selbst  begann 
in  Silber  zu  prägen.  Sie  folgt  endlich  aus  der  Einsetzung  der  Praefecti 
Capuaro  Gumas  im  Jahre  318.  Jeder  dieser  drei  Beweise  wäre  allein  schon 
vollständig  hinreichend,  ganz  zu  schweigen  von  dem  bekannten  Verse  des 
Ennius  (174,  Vahlen): 

Cives  Romani  tunc  facti  tunt  Campani. 

Dass  es  aber  die  civitas  sine  suffragio  war,  die  Capua  TK&hen  wurde, 
bedarf  keiner  Bemerkung;  hat  doch  Bom  nie  sein  voUea  BOrgerrecht  einer 
iprachfremden  Gemeinde  verliehen. 

Das  war  die  Stellung  Capua  s  bi^  zu  seinem  Anschluss  an  Hannibal  216. 
Die  Capitulation  von  211  stellte  das  Staatsrecht  Capua's  auf  eine  neue  Grund* 
läge.  Frei  von  Strafe  und  im  Genuss  ihres  Bürgerrechts  und  ihres  Land- 
b^itzes  blieben  natürlich  alle  Campaner,  die  vor  dem  15.  März  211  sich 
Kom  unterworfen,  oder  überhaupt  am  Abfall  nicht  Theil  genommen  hatten. 
Liv.  25.  22  ConsuUbus  Htterae  a  P.  Corndio  praetore  muiae^  ut  priw' 
quam  claudermi  Capuam  operibua,  potestaiein  Campanin  facerent,  ut  eoruin 
qui  vellent,  exirtnt  a  Capua  suaaqm  res  secum  auferrenf,  Uheros  fore 
suaque  omnia  habituros  qui  ante  idus  Martias  r.riss'mt,  post  eom  dum 
quique  extsacnt^  quigue  tbi  mansi'^sc.nt,  hostium  futuros  riurnero. 

Die  Bestimmung  über  die  ubni,^  n  Campaner  stand  natürlich  dem  rö- 
mischen Volke  zu;  es  waren  ja  romische  Bürger,  um  die  es  sich  handelte 
(Liv.  26.  33  per  senatum  agi  de  Ccmipanis  qui  cioes  Momani  sunt,  iniussu 
populi  non  video  possc).  Livius  hat  un«  den  Wortlaut  des  Plebiscits  mit* 
getheilt  (26.  33),  er  nnx^v,  hier  eine  Stelle  finden. 

L.  Atüius  tribunus  plebia  ex  auctoritate  senatus  plebem  in  haec  verba 

OnmM  CoMipaAt  AMun,  CiUatud,  Sabaimi, 

qtd  M  deHdertmt  «•  arbUrhm  üeionemqtte  populi  lUmam  F^doio  pro- 
contuUf  qvotgM  una  teetm  deüdere^  quatqw  duKdert,  agrmn  m^mügtu, 


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918  O^NM.  Ttffiuvaif. 

divina  hnmanague,  utensiliaque ,  aive  ^id  aliud  dederuntf  de  iis  rebus 
quid  ßeri  velitis,  vos  rogo^  QutVite«. 
Plebia  sie  tuggü: 

Quod  Smatu»  iuratut,  maxmta  pan,  centma  qui  addnt,  id  volumu$  iubemnBque. 

So  wurde  dem  Senat  ToBmacbt  gegeben,  das  Urtheil  Aber  die  Cam- 
poner  zd  spreebeti,  gerade  wie  das  froher  nach  dem  Abfall  vmi  Satrkam 
im  Samniterkriege  geeebehen  war;  wie  es  scheinty  dem  einzigen  Praecedenz- 
&lli  den  die  BtaatnrecbtUcbe  üeberlieferang  kannte.  Den  Test  der  Seaatns- 
eoneolte  hat  ans  lAnua  leider  nicht  aufbewahrt:  Gwy^anu  m  famUias 
tingulat  deerHa  facta,  qoM  mm  operae  pretmm  eat  «numerarB  (S6. 
Statt  dessen  erhalten  wir  eine  Ana^se  des  Inhalts  dieser  Deerete  an  zwei 
Stellen,  die  offenbar  aus  versebiedeileii  Quellen  geflossen  sind:  26. 16  (unter 
dem  Jahre  311):  ad  s^tuagwia  priw^e»  unalut  tnttffeofi,  treemd  ferme 
nobÜM  Campam  in  earcermn  eonditi,  aUi  per  »oewrum  Latmigue  mmmit 
urbea  in  euttotUag  dati  varna  eanbug  uiterierunt;  muUitudo  alia  Cam^ 
paniftum  venum  data  , . . .  urha  «armito  m#,  ut  ettef  aUqua  artUorum 
wedet,  urhi  friquentanda»  midtiiudo  «wofopum  UheHimmmque  €t  M«<do> 
nun  opificumqu/e  retmdai  ager  9mm*  el  teeta  publica  popuH  JRomani  faekt. 
üätnm  kabitari  taninm  tamquam  urhem  Capuam  plaemt;  corpus  mdbim 
eioitaii»  me  cmuUuc  nco  jdciic  ooneUiitm  nee  nu^trahtc  mm:  cSm  con^ 
ciUo  pubUcOf  nne  tmpmo  mt^iludincm,  mUUut  rd  inter  te  coeiam^  md 
•  comcnmm  inaJbUmn  fore;  praefcdum  ad  iura  rcddcnda  ab  Borna  qaotäimiis 
mmurot.  Und  86. 84  (unter  dem  Jahre  310):  Can^Munc  m  tingtdao  /b- 
müia»  deerda  foßta^  qua»  wm  operae  pretnm  ctt  omnea  mmMcrarc  atüh 
nm  iona  pubUeanday  ipsot  Uberocquc  mnm  d  coniuges  omdmdat  «Bfra 
fiUmi  quao  «Nq»«iV«M<,  priucquam  tn  popvU  Bomanii  poUfkitm  «antrent; 
«Km  in  vvwda  condmtdocy  ae  de  He  poattriu»  eonndcnitm;  ^iormn  Com- 
panofwn  tammam  cHam  «mm  dictiiumunt^  piU>Ucanda  ncenc  bona  Moonl. 
pocua  caipHoa  pratUr  oquoc  et  mancipia  praeter  pnberu  vhHu  eegna  et 
omMa,  quao  «olo  mm  eontineroiiinr,  reeiünenda  coneuerunt  dotidme>  Comt^ 
panoe  omiMi,  AtMome  Cataiinoe  Sabatmocy  cMtraquam  qm  eorwm  amt  ^ei 
out  paretUee  eortm  t^pud  hotOe  eeeeni^  Hbotoe  eeee  imeoorumt,  Ite,  vi  nmo 
oomm  ebne  Bomanue  ant  Latud  nomme  eeeet,  neve  quü  eorum^  qtd 
pme  fmeeentf  dum  portao  dameae  oeeent^  in  ftrbe  agrove  Caienpano  Mira 
oarlom  dum  mo/Mroti  heu»  ubi  habitarent  träne  lUterim^  gut  ncn  coiU»»- 
qeret  Tlberkn^  deereHmr,  qui  nee  Capuae^  nec  m  urbe  Can^pana,  quae  a  po* 
pulo  JSoniano  defeeieeeL,  per  bellum  fmeeenty  eoe  de  Lkrim 
vereue;  qui  ad  Romano»  tr^Mneeoot  priuequam  Capuam  flannibal  veniret^ 
da  Volturnum  emovendo»  e«fi«iMrtifi<,  ne  qui»  eorum  propius  mare  quin- 
decim  mü%bu8  passuum  agrum  aedißdumiee  haberei,  qui  eorum  tram  2V> 


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819 


herim  emoti  esgent,  ne  ipn  posterive  eomm  uspiam  pararent  haberentve 
agros  nisi  iti  Veiente  &uirino  Neptinove  arjro^  dum  ne  cui  hiaior  'juam  quin- 
quaginta  iugerum  a<iri  modvg  fi,9spf.  A>:natorum  ofnnium^  quitjyf  rn.a<jistratu8 
Capuae  Atellae  Caiatiat  •jenffissent,  bcntit  venire  Capuae  iusseruni-  hht-ra 
Corpora  quae  venwn  dari  placuerat,  liomara  mitti  ac  Romae  venire,  signa^ 
atatuas  ne-nras..  quae  capta  de  hostibua  dicerentur,  quae  eorum  aacra  ac 
profana  easent^  ad  pontißcum  coüegium  reicerunt. 

MaD  sieht,  diese  Angaben  sind  an  und  für  sich  sehr  anklar  und  mit 
einander  im  Widerspruch.  Auch  lässt  sich  nachweisen,  dass  hier  zum  Theil 
bewusste  Geschichtsfölschung  vorlic^'^t..  Namentlich  ist  es  unrichtig,  was 
Livius  seiner  ersten  Qaellf  nachschreibt,  dass  das  ganze  Volk  von  Capua 
in  die  Sklaverei  verkauft  worden  sei.  Den  Beweis  daftlr  liefern  die  rö- 
mischen Censuszahlen.  Vor  Beginn  des  hanuibalischen  Krieges  wies  die 
Musterrolle  der  luniores  271,800  Köpfe  auf;  am  Ende  des  Krieges  (203), 
214,000  Köpfe.  Also  einer  Abnahme  von  etwa  58,000  Mann.  Nun  brachten 
allein  die  ersten  beiden  Kriegsjahre  217  und  216  einen  Verlust  nach  Poly- 
bios  von  160,000,  nach  Appian  (Han.  25)  von  100,000  Mann.  Auf  die  rö- 
mische Bargerschaft  entfällt  hiervon  etwa  die  Hälfte,  80,000  resp.  50,000  Mann. 
In  den  folgenden  Kriegsjabren  hat  sich  die  Stammrolle  sicher  mobt  ver- 
mehrt, sondern  wahrscheinlich  in  Folge  der  beständigen  blutigen  Ktopfe 
sehr  beträchtlich  venniodert  Wenn  also  auch  noch  die  dO,000  Campaner 
(Liv.  23.  5)  ihr  Bürgerrecht  verloren,  ao' bleibt  absolat  UDTentändlicb,  irie 
die  BflijgerUste  des  Jahres  203  eine  80  grosse  Summe  ergeben  konnte. 

Dazu  kommen  directe  Zeugnisse.  Appian  (Han.  43)  sagt  ausdrQcklich: 
mt  KantHthnf  ttdtätf  ro^c  akhuQ  /täXtara  ri^c  dnoardattoq  dithxiam»^ 
T&v  d*  äXXwv  rijv  yijv  d^eiXovTo  fx6vov.  Und  nicht  ApptfHi  allein;  andi 
IMm  erzählt  später  (38.  86,  188  a.  Chr.)  ganz  nnbefimgen:  Cbmjpoii^  emit 
€M  MT  &  C  qwd  priore  anno  factum  erat^  censofw  Bomae  cmseri  eoS- 
giasent,  . . .  peUeruni  etc.  Und  endlich  Cicero ,  der  den  Text  der  SeoatB- 
beacUOsee  selbst  eingesehen  hat  (Leg.  Agr.  0.  32.  88):  Ih  Capua  mtdhm 
e#l  §t  diu  (mmäilum.  eattant  üMarw,  Quiritei,  ptMCta»,  tumt  &  C.  com- 
jplura.  StaiußtuiU  homnM  Mpimtet,  m  «yrum  Cmnponi»  adtmitmU,  ma- 
gütratutf  Bmutimnt  puiHeum  cm  üla  urbe  eonHUum  tutttUutmU,  «noyrnem 
rmp.  nuUam  rdiguitunt,  nihü  for$  fttod  Capu€m  fMMTMMw.  Ita^  hoc 
proBor^ptim  in  monummdü  ntUnJbu*  rtp«n»ii§f  «1  enet  iir&t,  qußß  eoM 
m,  qm^M  aff0r  Campamte  oohrotur^  MpptdUare  poJMl,  ut  €$Ht  looiu 
ccmparkmdü  condmdisfiiie  fnuiUbm^  ul  ar«iforM  wU»  oigfwwn  defmi 
urMi  domüäiü  yUrtniur,  (ädreo  iüa  asd^teia  non  mm  ddmuUu 

Es  wlie  flbeilianpt  ein  schwerer  politischer  FeUtf  gewesen,  tütsb  eines 
so  aaUreieben  und  braaobbazen  Materials  zur  Gompletiniiig  der  Legionen 
an  berauben,  In  einen  Angenbück,  wo  jeder  dienstAhige  ItaUker  nntor 


320 


Q^aa.  —  YeriaiMiag. 


Waffen  stand.  Oenus  optimorum  aratorum  et  militum  nennt  die  Campaner 
noch  Cicero  (Leg.  Agr.  II.  30.  84),  und  zwar  in  der  Zeit  vor  Deducirunp 
der  caesarischen  Colonie.  Und  sind  deuii  die  iMassregeln,  die  zur  Unter- 
drückung jeder  communalcn  Selbstständigkeit  Capua's  getroffen  wurden, 
überhaupt  verständlich,  wenn  das  campanische  Volk  im  Jahre  211  ver- 
nichtet ward?    (Vergl.  Rh.  Mus.  1877  p.  2.37.) 

Das  Strafgericht  über  Capua  mi  Jahre  211  ist  also  wesentlich  auf  die 
iidupter  des  Abfalls,  die  Senatoren  uud  ihre  Familien,  beschränkt  geblieben. 
Der  Menge  blieb  Freiheit,  Bürgerrecht  und  bewegliche  Habe  ungeschmälert; 
nur  der  Grund  und  Boden  wurde  confiscirt  und  zur  römischen  Staats- 
domäne gemacht  Ein  Theil  dieser  Güter  wurde  io  den  folgenden  Jahren 
zur  Deckung  der  Kriegskosten  verkauft  (Liv.  28.  46),  der  Rest  Privaten 
zur  Occupation  fiberlassen.  Erst  fünfzig  Jahre  später  ging  man  zu  einem 
rationelleren  System  über.  Der  Praetor  Lesitulus  expropi m  te  im  Jahre  162 
die  Possessoren  ^) ;  und  seitdem  hat  die  campanische  Domäne  bis  auf  Caesar 
den  werthvoUstcn  Besitz  des  römischen  Staates  gebildet. 

Indess  trotz  der  Vernichtung  der  caiii]iaiiischeii  Gemeinde  ist  den  Cam- 
pauero  das  Recht  der  tjelbstverNvaltung  auch  jetzt  nicht  entzogen  worden. 
Seit  den  ältesten  Zeiten  zerfiel  das  Gebiet  von  Capua  in  Pagi,  gerade  wie 
die  Gebiete  von  Nola,  Rom,  Benevent  und  wahrscheinlich  aller  italischen 
Städte;  Gaue,  aus  deren  Vereinigung  einst  wahrscheinlich  die  Stadt- 
gemeinden selbst  hervorgegangen'  sind.  Auf  diese  Pagi  wurden  jetzt  die 
administrativen  Functionen  übertragen,  die  bisher  die  Magistrate  der  Ge- 
meinde Capua  ausgeübt  hatten. 

Jedem  Pagus  stand  ein  Magister  Pagi  vor,  die  Gaugenossen  ver- 
sammelten sich  an  bestimmten  Tagen  und  fassten  Beschlüsse  (Pagi  scita). 
Von  Namen  der  Gaue  ist  nur  einer  überliefert,  der  Pagus  Herculaneus. 
Abhängig'  von  den  Pagi  sind  die  Coliegia,  die  den  einzelnen  Tempeln  vor- 
standen und  bei  ihrem  Amtsantritt  Spiele  veranstalteten.  Ks  sind  jedesmal 
zwölf  Männer,  Magistri  genannt,  bald  lugenui,  bald  Liberti,  selten  gemischt 
Bekannt  sind  folgende  Coliegia: 

lovei  Compagei  361 

Cereris  3r,2.  363 

Castoris  et  PoUncis  372  (wenn  die  laachrift  echt)  • 

Veneris  loviae  368 

Mercatorum  370 

Spei  Fidei  Fortimae  369 

Dianae  364. 


\)  Cia  leg.  agr.  %  81.  9Bt,  Liv.  49^  3,  LielnUDot        Monmiea  B.O. 


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SSI 


Auch  die  Sklaven  traten  in  Collcgia  zusammen,  heissen  dann  aber 
ministri.  Mit  der  Oeducüon  der  iulisthen  Colonie  verloren  die  Collegien 
Datlirlich  ihre  Bedeutung.  Seitdem  erscheinen  die  Magiatri  nur  noch  ver- 
einzelt in  unserer  epigraphischen  üeberlieferuog. 

üebrigens  hat  es  auch  in  dieser  Periode,  am  Ende  derselben  wenig- 
stens, nicht  an  emei  im  i u-umen  Vertretung  Capua's  gefehlt.  Cic.  Sest.  49 
(von  der  c<itiliii;tritjcheii  Verb^  lnvr>rung):  »Qua  de  cauta  et  tum  conventus 
nie  tapuae  qui  propter  aalutem  iliius  urbis  consulatu  conservatam  meo  me 
Uttum  patronum  adopUivit.  June  aj/ud  me  P.  Sestiu  7naxi7na8  gratias  egii^ 
et  hoc  tempore  eidem  homi/its  nomine  comr7iu(ato  coloni  deairione^igue,  for- 
tusimi  atque  optimi  oiri,  benejicium  P.  Sesti  testimonio  dtclarant.t  Cic 
(Ms.  11.25:  *.\{e  ijiaurata  statua  donarant,  me  patronum  utuim  adteiverantf 
a  me  se  habere  vitam^  fortunns,  lihcros  nrhitrabantur.*. 

Die  Colonie  des  M.  Brutus  wurde  schon  oben  erwähnt.  Näheres 
darüber  erfahren  wir  nur  aus  Cicero  (L.  .\gr.  II,  34):  *IIaec  conHlia  ma- 
pyrum  M.  Bruto,  ut  taitea  dixi  reprehendenda,  et  P.  Rullo  viaa  «unf,  n«- 
que  te  P.  Rulle,  omina  illa  M.  Bruti  atque  auspicia  a  nmili  furore  de- 
terrent.  Nam  et  ipse  qtU  deduxtt,  et  qui  magittratum  Capuae  ab  eo  ereati 
teperuntf  et  qui  aHquem  partem  ilUus  deductionis  honoris  immem  atti- 
gmmt^  anmu  acerhisaima*  impiorum poenwt  pertuiertmt.  Et  quonütm  Bruti 
ütfife  temf€fit  iiinu  /eei  mmttonem^  commemoraho  id  quod  egomet  vidi^ 
num  venusem  (ktpwim  coloniam  deductam  L,  Coruidio  et  Sesf,  Sedtio,  gM«m- 
cuimodvm  «jm  loqmebantiurf  praetoribiu^  ut  intellegatis  qwxntum  locu$  ipae 
i^m-at  auperhiam:  quae  pcutci»  diebue^  quibus  illa  colonia  dtducta  fuü^ 
perepici  atque  intelligi  poent.  Nam  pnmum  id  quod  diaiy  cum  eeterts  in 
eoioniis  duummri  oppeiimtur^  hi  ee  praetorea  appeUari  volebant.  . . .  Bernde 
ontHbant  lictores  non  cum  baeiäis,  sed  ut  hie  pro/StoribuM  anteennt  cum 
foMeäme  duobus.  Erant  hoatiae  maiore*  in  foro  &m»tUuia»i  quae  ab  kU 
praetoribut  de  ttUnmaU  eicut  a  nobie  conaulibus  de  eonailii  aenteniim  jn^ 
batta^  ad  praeoonem  et  ad  Hiiemem  wumMmUiat,  Demde  patree  ete^ 
eeHpti  voeaba$tiur,* 

Es  ist  aus  diesen  Worten  Cicero's  hinreichend  klar,  dM8  die  republi- 
kanische Colonie  Gepna  nach  dem  Siege  SuUa's  aufgehoben  wurde.  Un- 
widerleglich folgt  aus  der  oben  angefälurten  Stelle  der  Rede  fttr  SestiuS} 
daae  C^oa  im  Jahre  63  nicht  Colonie  war  (vgl  Leg.  Agr.  I.  7,  II.  29). 
Die  Aneicfat  atoo,  daaa  Sulla  eine  Colonie  nach  Capaa  geführt  habe,  ist 
entaeUeden  lu  Terwerfea.  Sie  ataist  sich  auf  swei  Stellen  des  Liber  Co- 
loniamm :  p.  S81. 19.  Capm  muro  dmeta  colonia  Julia  feU» ....  ager  eSme 
Uge  ßaüanM  faerat  aerngmatae  und  p.  2S3. 3.  CaXaHa . .  «ekmae  Capumei 
aSuäaF^Mee  mm  ierriterio  adiadicaitm  dm  eb  hoelAeam  pugnam,  Fener 
aaf  den  Beinamen  Fetix^  den  die  Stadt  nvi  Inachiiftea  fthrt  IndesB  Hast 

a«l««k.  0—»wtefc  91 


822 


Oipttk  —  Yerfaagang. 


sich  der  Beiname  Felix  gerade  bei  der  Hauptstarit  der  felix  illa  Campama 
(PUd.  III.  60)  auch  anders  erklären  j  und  die  Autontiit  des  Lieber  Coloniarum 
allein  kann  gegenüber  dem  ausdrücklichen  Zeugoiss  Cicero  s  nicht  lu  Be- 
tracht kommen. 

Caesar's  Colonie  58  v.Chr.  Capua  viuro  ducta  colonia  Julia 
Felix  iussu  imp.  Caesaris  a  XXviris  est  deducta  giebt  da.S  Liber  Colo- 
niaruni  an  (p.  231.  19).  Snet.  Caes.  20:  Cnvipum  Stellatem  viaion'bus  ton- 
secratum^  afjrumtfue  Campamim  ad  mbsidia  reip.  vesiigaletn  rtlictum^  di' 
Visit  extra  soriem  ad  XX  mililmä  ett?t«r?i,  quibu«  temi  pluresque  Uberi 
essent.    App.  Civ.  II.  10.  Vell.  II.  44.  Cic.  Att  II.  16  (Lex  Campana). 

PompeiuH  soH)st  war  unter  den  ersten  Duumvirn  der  Colonie.  Cic 
Mil.  15:  Cn.  Pom //et UV ,  auctor  et  dux  rnei  reddituSy  illius  '  srd.  Clodü) 
hostiaj  cuius  scnteniiam  senatum  omnis  de  sohlte  mea  gravissiitiam^  et  or- 
natigisimaim  secutus  est:  qui  populuin  Rovianvm  cohortatvs  est,  qui  ctm 
de  mc  decretum  Capuae  fecisset,  ipsf  cunctae  Italiae  eupienti,  et  ^'lus  ßdem 
imploranti  svjnum  dedtt^  ut  ad  ine  restituendum  Romain  concurrenn!.  In 
Pison.  11,  25:  me  absen/evi,  principe  Cn.  Pomptio  referente,  et  de  corpore 
reip.  tuorum  scelerum  tela  revellente,  revocartint.  Post  redit.  11:  Qui 
(Pompeius)  in  colonia  nuper  conadtuta,  cum  ipse  gereret  magistralum ,  in 
qua  nemo  erat  emptus  interce&sor ,  vim  et  crudelitatem  privilegii  aucton- 
tott  honestissimorum  hominum  et  publicis  literi's  consignavit. 

7.\i  derselben  Zeit  bekleidete  auch  L.  Piso  hier  das  Duumvirat:  Pro 
Sestio  8.  19:  CapiUo  ita  horrido^  ut  Capua^  in  qua  ipse  (Piso)  tum  ima- 
ginis  formandae  causa  duumviratum  g^ebat^  Seplatiam  tublaturtM  oidt- 
batur.   Cf.  In  Pison.  11. 

Capua  heisst  von  jetzt  ab  Colonia  lulia  Felix  Capua.  Von  den  Ter- 
mini, die  Caesar  an  den  Grenzen  des  Gebietes  errichten  Hess,  sind  mehrere 
auf  uns  gekommen,  in  Marcianise,  in  S.  Maria,  in  Capua;  einer  davon  jetxt 
im  Museo  Nasionale.    Sie  tragen  die  auf  aUeo  gleicbltatende  Inschrift 


Colonie  Aognet'e.  Schon  Antoiiu  hatte  nach  Caesar*^  Tode  ia 
die  Verhlltaisse  Gapna*8  eingegriffieo,  etnen  Theil  des  Gebietes  aeioer  nenca 
Goloaie  Casilinmii  sogeachtageD,  manche  Aeeker  an  seine  Anhänger  vertheilt 
(Cic.  Phil.  IL  40. 102).  Als  dann  nach  der  Schlacht  bei  Philipp  (43)  «fie 
Harken  18  Italischer  StAdte  znr  Yertheilang  an  das  siegreiche  Heer  be- 
stimmt worden,  stand  Capna  auf  der  Liste  aar  erster  Stelle.  App.  Clv*  IV.  8 


(L.N.d590): 


859} 


IVSSV    IMP  CAESARIS 
QVA  -  ARATRVIV!  DVCTVM 
EST 


i^idui^cd  by  Google 


OhipiuL     TerfiMuig.  323 

rwv  IToffl»!^,     'F^ftov  weä  Odmmo^  etc. 

Einige  Jahre  sp&ter,  oadi  der  Besiegong  des  Sextus  Pempeios  and 
Lepidns  itthrte  (ktavian  neue  Colonisten  nach  Capoa.  VcU.  II.  81:  Subita 
Muh  €9«reitiu  ntUiio . . .  partim  jevm'tole,  partim  HhmiU$at$  dueuua 
prtiio^M.  j%»eeMwimi  per  id  tmpu$  €uKeetum  tupplemmtum  Compom 
etiMa$  ^0O«i0Mm  anm  vaferoKW  a^n,  cw<^  «o^Mitaa)',  a6i«  raKcft' 
«rauf  pubUet^  pro  kit  longe  ubmom  red4Uu§  duodeeieB  BS  w  Crekt  i«- 
mb  ruUüit  at  pr<md$9a^  quM  hodieqw  $Atgulare  et  eakMtati» 
^mt^mulUum^  et  amoeidtaiis  cmameniim  e$t. 

Die  Gass.  49.  14.  htetd^  j-äp  odx  k^pxtaev  iv  xtp  dijpooup  In 
«da«  (seil  j^ojpuj  7tpoce$eiTpkm>  äUnfv  ra  mä  mtpä  Kofaaof&v  r«v  ht 

o&tmQ  rAre  Map  t6  loChov  ^vopaapivov^  i^*  ^  waBt  rä  /idStiara  itd  itdanwv 
ifäJJljWTaty  t^v  re  jimpav  i^w  i^eteiau,  ijv  xeA  t(0v  Ire  xapnouvrat^  dvriSeuie»* 
Eine  Inschrift  ans  conatantiDiBcher  Zeit  lehrt  uns  endlich  die  Stadt 
als  Qmeordia  IvUa  Valeria  Felix  Capua  kennen: 

CONSECRAVIT  860] 
AC  DEDICA VIT 
CONCORDIA  IVLIA 
VALERIA  .  FELIX 
CAPVA  PER 
VIRIVM  GALLVM 
CORR  CAMPANIAE 
L  N.  S618.  Boll  Camp.  1877,  p.  62.  Moseo  Cunpaoo. 


K»gi0tr  ata. 

Duumviri. 

83  a.  Chr.  L.  Considm^ )       ,  _ 

Sex.  balüus  |  «*.  Jeg.  Hr.  tt  ««. 

Cn.  Pompeius  Cic.  post  red.  11. 

L.  Piso  Cic.  pro  Sest.  8.  19. 

13  a.  Chr.   Äoiistius  L.  f.  Campaaus  388. 

j  Sex  Pontidius  BasBUS  382. 
12  a,  Chr.  |     ^^^^  ^^^^^ 

235  p.  Chr.  Ti.  Cl.  FeUx  379. 

Ti.  Claudios  Rufinas  380. 

C.  Lartius  Gabinius  Fortuitus  448. 

M.  Veaerins  M.  L  Fal.  locnodianns  384. 


m 


13  a.  Cbr. 


AedUea. 

Pompoiiiiis  888. 
BiT«Uiii8 
8eK  HelTitis  C.  f.  882. 
P.  Titiiu  FalorauB 
. . .  .pnet  bbr.  bis  aedi- 
ÜB  855. 


|T. 

IQ- 


Quaestor, 
Ti.  Gl.  XI  f.  Pal.  ßutiüus  380. 


OmnibiiB  ho&oribiis  fnnctai. 
IL  BasaaenB  M.  t  PaL  Alias  878. 

Cnratores  reip. 
Brittins  Praetextatns 
lulius  Aar.  Axon  Leonfdas  495. 

Scriba  duumviralis  etqaaesto- 

rius  377. 
Lictor  duumviralis  3Ö5. 
Arcarius  386. 


Fragment  eines  Senatsdecrets  I.  N.  3629. 
Stande. 

Patroni  Coloniae. 
Caesar  Vespasianns  353.  luIius  Anr.  Axon  Leonidas  42& 

L.  ConieiiuB  L.  t  Balbns  873.  M.  Valeritu  Homullus  374. 


Ordo  Decurionum. 


Aelü  376. 
Aliii  377. 
Antisüi  383. 
Bassaei  378. 
BivelUi  383. 


Caesii  403. 
Claudii  379.  380. 
Clodü  381. 
HereDDÜ  405. 


Icarii  404. 
lunii  382. 
Helvii  382. 
Lartii  448. 


Pomponii  383. 

Poiitidii  382. 
Titii  3b2. 
Veserii  384. 


Insohriften  der  Pagi. 

861J  Pagus  Herculanens  sdvit  a(nte)  d(iem)  X.  tenoinallia].  GonlegiiuD 
seiYe  magistrei  lovei  oompagel  Bluot],  (  ntd  in  porticom  paganam  reficiec- 
dam  I  poquoiam  consumerent  ex  lege  pagana,  |  arbitratu  Cd.  Laetori  Co.  t 
xDagistrci  |  pageiei,  nteiqae  ei  conlegio  seive  n)agi8tre[i]  sunt  lovei  compagei, 
locnfl  Id  Üieatro  |  esset  tarn  qoasei  sei  ludos  fedssent  j 

L.  Anfostias  L.  L  Strato. 

C.  Antonius  M.  L  |  Nico. 

Gn.  knm  Cd.  L  Agathodes. 

G.  Blo68i(iis)  1  M.  L  ProtemoB. 

IL  Bamnins  P.  L  BiopastCns).  | 

T.  Sidpichis  P.  Q.  [L]  Pomades?). 

Q.  Novias  Q.  L  Protem(ii8).  | 

M.  Paadus  M.  L  P]ifleiD(o).  i 

IL  UoeolelnB  IL  L  |  PhOin(iis). 

Gn*  flordeonins  Cn.  L  Eopbemio.  | 

A.  PoUins  P.  L  Alexand(6r). 

N.  ICnnnius  N.  L  j  Antlociis 
a  Goello  C.  l  Galdo, )  [L.]  Dondtio  Gn.  t  Abenobai^(o)  Cos.  94  vor  Chr. 
a LL.  I,  071  s  I.1I.SSM.  Ebut  ia  Bacale,  jetzt  in  Mna  Iba.  (HonuM). 


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Capua.  —  Yeiiassttog. 


325 


9&S}      SEH  •  svcn  ■  $eii  •  bm. 

P  •  BABRIV8  L'L 
m  '  8EXTI  •  N  *  M  -  L 
N  '  8EXTI  .  N  M  .  L 
L'HORDIOMIL.L.LAB 
CLVCRETIV8C.L.A 
A  •  QARQONiVS  *  Q  *  L 
HEI8CE  •  M  ABIST  REIS 
ET.  PLVTEVM .  LONQ  •  P 
FACIVND  • 

0-ATIUO 


///BABmVSL-L- 
p.sERVBJVS.ML 
ON  OOTAVI  IL  ^ES 
M  OCRATi-IIIL  PI8T 
P.STATIVS.P'M-L 
MMAI-ML 


CERERVS '  MVRM 
UOCX-ALT.  P-XXt 
EIDEMQ  .  LOO  FEO 
Q .  SEVIUO  OOS 


&  L  MS  <»  L  H.  BSaft.  Capoa,  Mm,  Camp., 


Atadnift,  ».Gbr.  106. 


 NIVS   L  F 

 VSLF 

horTIONIVS  -  CAF 

 IlVS  P  F  GA 

 VSCNFE 

 I  V  S  .  A 

heisce  magistreis  CERERVS 


A  •  SEPPiVS  A  .  F 
C  •  POMPILIVS  C  .  F 
fi  ■  RVBRIVS  M  F 
CN  HOT  ION  I  VS 
L-ANNIVS  L  F  F-a  CAF 
C  OBINIVS-CN  F  LA4lü 
MVRV«  ET 


363] 


pluteum  longum  p...XII  ALTVM  XXII  FACIVNDVM  COIRAVER 
et  loidos  fecer.  c.  flAVlO  •  C  •  F  •  C  •  MARIO  •  C  -  F  •  COS        a.  Cbr.  104. 
C.  L,  666  s=  I.  N.  3564.  —  Capoa,  Mos.  Camp^  Mommsen's  Abachrift. 

3^  /,/////////  /  /../.  /  /.  /  ./  /  / ./  /. . ./ 

LLLLJJ. iLlJJJJJJi^^^  1 1 1  I 
iLLLllU 

1 1 1  i  II  1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1  f  I  I 
1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1  )  iä-iiÄTÖiiii» 

nillllinÜ  A^roSTVMIO 
_^ MVRVM  -  AB 
VID  •  OALOmO  -  ET  .  CALOIDIOVM 

ET-  PORTIO.  ANTE-OVUN  •  LONQ.  P 
ET .  SM»IA  •  MAnWOR  *  GAST  >  ET .  POL 
ET  LOO- PRIVAT«  DE  -  STIPE-DIAN 
EMENDVM  .  faeiEN  D  VM 
OOCRAVERe  •  •  •  > 

a  L,  Me  B  I.  M.  8665.  Kach  PeDegrino  bei  8.  Asgelo  in  fomiis,  Jetit  In  Mm. 
AbMlirift.  n  Oto 


Oos 


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$96  Capna.  —  VerfiMSttog. 

HI8CE  •  MINISTRI8  -  LARIBV8.  FACIENDVM  -  COEitwmt 

CTERENTI  C  L-nLOMVS   LVORIO  *  TERENti-  s  ALEXANder 

RLEMO  •  HELVI  •  A  -  8   PILOTAER  *  Q -  HOsti  •  b •  NE8T0R  - 

HELENV8  .  H06TI  -0-8   PIL0MV8V8-8EXT  -  ON-8  N  A  E  

PIL0TAERV8  TEreNTI  Q8   PILEMO  -  BALONI  •  BALON  FLAC  

PlliPPV8  SVETI  M  84AE-8  NICEPOR  •  •  < 

HAEC  *  PONDERA  ET  •  PAVIMENTVM  .  FACIENDVM  ET  

865]     Q.OAEClUO-Q'F-QNT-DelDIOT-FOOs  «•.Chr. 
a  i,  670  B  1.  N.  »a».  Fell«griiio<k  AMrift,  eoTtigirt  f«ii 


366J  M     BLOSSIVS  -ML  AGATO 

M  •  C0NSIV8  -ML.  NICOL 

SEX    ALLIVS    Q    L  -  SEXTVS 

M  •  ATILIVS      ML-  APOL 

A     NASENNIVS  -  A  -  L  -  PROT 
lOVEl   SACR     L-FVRRIVS     L     L    DION  HANC  •  ARAV1 

M  •  LIMBRICIVS    M  •  L   DiOD  NE  QVIS  DEALB 

C  •  TIBVRTIVS  .  C    L  .  FL 

L   FVRIVS   L  P  C   L  SAND 

A    PACTVMEIVS  •  A    L  PHILIP 

P    OCTAVIVS   PL-  ANTIOC 


C.  L,  674  =  l.  N.  9666.  Froher  in  Casapalla  bei  PeUegrino,  jettt  im  Mus.  Naa. 


367] 

..-ALFIDIVS  C  F  STaB  0  N  /  E  /  V  S  C  •  F  M  •  PONTIVS  •  M  •  L  •  SaL 
M  PANDIVS  M  F  M-CLOELIVS  C  F  A  OCRATIVS  M.L.ALEX 
P  .  OCTAVIVS  P  F  M  HEIDIVS  M  F  C  HOSTIVS  -  M  L  HFRM 
C •  CORNELIVS  C  F  SAP  L  •  DECVMIVS  N  •  F  •  STAB  A  RVBRIVS  A  F  PR AEC 
HEISC  •  MAGISTR  EX  PAGEI  SCITV  IN  •  SERVOM  IVNONiS  -  GAVRAE  •  coNTVLE 

P  •  CORNEUO    LENTVLO    CN    aVFIDIO   ORESTE  •  008  *  MI  MI  

C.  J. L.  I,  57a.  —  a.  Chr.  7L  Aui  denuelben  Stein  N.371. 

368]  N  •  PVMIDIV8  •  Q  •  F  M  •  RAECIV8  .  Q  -  F 

M  •  00mV8  •  M  *  F  N  •  ARRIV8  .  M  •  F 

M  '  EPPIUV8  .  M  <  F  L  .  HB0LEIV8  •  P  •  F 

0- ANTRACm-C  •  F  C  <  TV0CIV8  -  0  •  F 

L*8EMPR0NiV8-L.F  Q  -  VIBIV8  •  M  •  F 

P  '  CtCEREiV8  -  0  .  F  M^VALERM  -L  F  aM 

HEI8CE  •  MAQI8TREI8  •  VENERV8  -  lOVIAE  •  MVRV 
AEDIFICANDVM  •  OOIRAVERVNT  •  PED  •  O^XX  •  ET 
L01D08  •  FECERVNT  -  8ER  -  8VLPICI0  -  M  •  AVREUO  <  COT  (sie) 
CLL.  1,  MB.  -  HiuM  Nateale.  —  lOB  Chr. 


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O^M»  —  Yttflmniig. 


«27 


369J      *  FcNVS     M  F 

 C    MAIVS    N  F 

 VI  M    VIBIVS    M  •  F  >  Ru 

CORNELI .  L  F  CORI  L  POMPONI  L  F  •  F 
NcRIVS    M    F  L-OLENVS     L  F 

helSC    MAG  -  SPEI  •  RDEI  -  FORTVNAE  MVrum 
FACIVNDV  •  COIRAVERE    M  •  MlNVcio 
8     POSTVMIO  .  COS 
Capoa.  B.  C  IV,  p.  62.  a.  Clur.  110. 


  370) 

  NVL  .  .  . 

P  .  POMPONI     M  L 

MAGISTREIS 

C  0  N  L  E  G  I 

MERCATORVM 

COERAVERVNT 

•  •  «  •  •  .  T  • 

•  •CALPVRNIO 

COS  • 

C. I,  MS  8s  LM.S660.  113?  III?  «. Caur. 

371]  NF-FABER      M-RSIVSCF*  M-VIBIVSP-f 

 8IV8-8T-F     MBAIBIUV$L-F-  TIHOSTIVs-.- 

CQoeOS  DVOS  IN  TE ATRO  •  FACIEND08  -  COHto vere ........  cos 

C.  I.  L.  I,  573.  Aaf  demaoibea  Stein  wie  N.  367,  also  vor  71  a.  Chr. 


372J 


T  •  IVNIV8  N  F 
CNVMOLEICN.F 
M  FiSlVS  M  F 
M  -  FVFIVS  L  •  F 
C  -  TITTIVS  -  C .  F 
Q  MONNIVS  N  F 


D  ROSCI  Q  L'  LINIO 
D  ■  iTEIVS  ■  CN  .  L  • 
M  VALERIVS  M  L 
Q  FVLVIVS  FVLViAE  L 
P  PACTVMEIVS  C  L 


A  -  POMPONIVS  C  L 
HEISCE  MAGISTREI  CASTOR^I  ET 
POLLVGI  MVRVM  ET  PLVTEVM  FACIVND 
COERAVERE  E I D E M Q V E  L 0 E D 0 S 
FECERE    Q  .  SERVILIO     0  •  ATILIO  ■  COS 

C.  L  6.  =  1.  N.  3663.  —  Gefunden  aogeblicli  im  Campo  S.  Leacio,  dann  im  Uaose 
MmoccU'i  in  8.  Maria  (Daniele),  jeut  mnAmimdm.  PmtiUl's  Absckrift  (geAbeht?). 


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83S  Capna.  -  VerfMwmg. 

DeaurtoBet. 


878] 

L  .  CORNEUO   L  •  f. 
BALBO  •  COS  •  PATR  «»».Glir. 
D  •  C  -  D 
t  N.  HSOBk  Unm  topMio. 

874]      M  '  VALERIO 
HOMVLLO 

008 
PATRON  •  COL 
D  D 

1.  N.  3609.   Muaeo  Cami>aao. 


 ARQENTII  875] 

BRrmO  .  PRAETEXTATO  V  C 
CVRATOm  •  OAPVAE.QVINDE 
CIMVIRO  •  0ÖN8VLARI  -  BYZA 
011  •  COMITI .  ORDINIS  *  PRIMI 
ORDO • ET . POPVLVS  H ADRV 
METINVS  •  ADMINISTRAN 
Tl  •  OBTVLERVNT  •  ET  •  PRIVA 
TO  •  lAM  PR08EQVENTI  •  FL 
8ER0iO  •  OODEO  •  V  •  P  -  DE8TINA 
TO  .  PROVINOIAE  .  PONI 
OVRAVERVNT 

L  N.  3595.  Moseo  Campaoo.  Otfiinden 
Mb  IlMtflr  vmi  Otpaa  1680. 


870]  P  •  AELIO  -  P  -  Fl  L 
PHILOLOQO 

AVG  •  DECVRIONI  •  CAPVAE 
ORNATO  •  8ENTENT1A  •  II  VIRAL 

AELIA  •  APHR0DI8IA 
MATER  -  ET  •  8IBI .  FECIT 


877]  Q  ALFIV8  •  Q  .  F 
FALIVSTVS  SCRb 
TT  VIR  .  ET  CAPVAE 
VIVV8  •  SIBI  .  FECIT 
uNN  AGENS  AET  LV 
ET 


i.  N.  m^i. 
gdüA'kTilk. 


Caaapulia  in  FeUe* 


878]        M      BASSAEO      M      F  PAL 

AXIO 

PATR     COL     CVR    RPH    VIR  -  MV 

NIF    PROC    AVG    VIAE  -  OST  •  ET  CAMP 
TRIB   MIL    LEG  -  XH I    GEM    PROC    REG  GALA 
BRIC  -  OMNIBVS   HONORIB   CAPVAE  •  FVNC 
PATR -COL  .  LVPIENSIVM   PATR  MVNICIPi 
HVDRENTINOR    VNiVERSVS  •  ORDO  •  MVNICII  (Ho) 
08  REM  -  PVBL  BENE  AC  FIDELITER  QESTAM 
HIC  •  PRIMVS     ET  .  SOLVS    V!CTORES  ■  CAMPANI 
AE  •  PRETIS  •  ET  *  AESTIM    PARIA  •  GLADIAT  -  L  •  DEOIT 
L      .      D  0      •  D 

LH.  an?.  Napoll    8.  Milte  ddb  Lib«n.  MooMm'^  AMrift. 


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Ciyiw.  —  Terfiusiuig. 


329 


879] 

Tl  .  OLAVD  • 
AVRE  L  •  QV I R  . 

QVIMTIANO« 
TRiVMVIRO  •  MO 
NETAL  I'A  A  A'F  F*  (»ie} 
QVAE8T0RI  GAN 
PID  .  PRAET  •  C08p.Cbr.ass. 
PONTIF. 
TI-CL-FEUX-II-VIR 
AMICO  INOOMPAR 

L  .  D  •  D  •  D 
I.  N.  3597.    In  der  YUla 


380] 

T  I  *  OLAVDIO 

Tl «  F  >  PÄL 
RVFINO  .  EQVO 
PVBL  •  PRAEF  •  FABR 
H  *  VIR  •  Q  •  HONORE 
QVINQ  •  IVVENE8 
AVQ  -  PATRONO 
QVORVM  .  HONORE 
C0NTENTV$-IMI>EN8 
8VA  •  P08VIT 
L  '  D  •  D  *  D 

L  N.  8698.  Capua,  am 
UftraMYoltiinw.  (Maimtt) 


881] 

T  OLODIO-  M-F 
EPRMf  .  MARCELLO 

OOS  ll.*  AVQVRI 
CVRIONI  •  MAXIMO 
80DAU '  AVOVSTAU 
PR-PER  PROCOR 
ASlAf  -  III 

PROVINOIA  CYPR08 

L  K.  3001.  Mos.  Nas. 
Maamieo^  Abschrift.  Ott 
in  8.  Flrfieo. 


p.  SVLPICIO  .  QVIRIN  C  VALQIO  Cos 
SEX  PONTIDIO  BASSO  •  M  IVNIO  CELERE  ff  V 
SEX  HELVrO  C  F  -  P .  TITIO  •  FALERNO  AED 
P  .  RAMMIVS  P  L  CHRESTVS 
NAVIGATOR  •  I  •  O   M  • 

Infliif  8>to: 

I  .  O  -  M  - 
9011.  »T.Gkr. 


384]  D-M-S« 
M  -  V  E  S  E  R  I  0 

M  .  FIL  PAL 
IVCVNDIANO 
PRAIF  FABRVM 
AD-CENSOVELATO 
PROC  ALIM  VIA  FLM 

M  VIR  DESIG 

SACRIA  IVCVNDA 

MATER 

I.  S610.  Capua,  Strada 
Hlddalena  nell'  antico 


(8te) 


383]  ti  Claudio   NERONE  •  P  •  Quintilio  varo  cos 

 AN TiSTIO  L .  F- CAMPANO  N  VIR  T  POMPONIO  •  Q  •  BIVELLIO  •  A 

L  cocceiVS  0  •  L  M  L  PAPA  •  AEDIC  lOVl  LAR  EX  D  -  D 

BalL  lüa^  a.  a  T,  p.  41  OaimeUi).  —  13  t*  Chr. 


385]  CAECILIA  SALVTARIS  MAT 
weibliches  und  männliches  Poititt 
P  •  OCTAVIO  P  .  LIB  SVCCESSO 
LIC  .  TT  VIR  ALI  CAPVAE 
CAECILIAE  Q  F  ■  8ALVTARI 
8JBI .  SVISQVE  SOLO  PRIVATO 
VIVI  •  FECERVNT 

I  N  3682    Ca^erta,  jetgt  Mw.  Mm.  (MoUHBMII). 
B«le»h,  üftmp»nl«a. 


386]  C  •  C  A  M  P  A  N  1  0 
COL  LIB 
VRSVLO  LVPVLVS 
COL  CAPVAE  ARCAR 
AMICO  OPTIMO 

I.  N.  3683.  S  Maria  Stiftdft 
Pa«^uale  20  (Moaunaen). 

91h 


830 


Cftpn».'  —  ▼«rfMSoog. 


AugustaLes. 

887]  M  .  ALLIO  ML-  BLA8T0 
AVGV8TALI •  CAPVAE 
ET  •  UBERT18  -  UBERTAB  •  EIVS 
POSTERiSQVE  EORVM 
HViC  *  MONIMENTÖ  C^DVIT 
EX  •  AQRO  *  QVOQVO  •  VER8V 
PEDE8     .  QViNQVAGENl 

1.  N.  3642.   Gross«:  Cippus  des  ilaaeo  Nazionale. 
MomiBsen's  Abschrift. 


890]  D    M  <  8 

T .  fUlßVS .  t  L1B  .  8ALVTARI8 

AVmTAL» .  81Bt .  ET 
«piRIAE  FEUCITATI  OONIVCM 
BENE .  MERENTI 
NEOOTIAS  CALCARMRIV8 
VIW8  •  FECIT 
L  B.  8048^  Aptaa.  ISt.  t. 


891] 


uXORI  CARISS 
L  •  CAMPANIVS 

SOSIMENES 
AVG  CAPVAE 
LN.fld44.  Abschr.  MomaMcn's. 

389]  M  •  CARMEIO 
GRATIS 
AVGVSTALI 
CAPVAE 
L  JA.  am  (Doni). 

C  .  IVLIV8  .  Aimocw 

AVQ.CAP.8IBI  ET  IV 
LI AE  NYMPHE  VXORI 
OPTIME .  DE  •  8E  •  MERITAE 
ET-aiVUOC  F'ETIOO*F 


L  N.  8647. 
Hm.  Nu. 


892]  D  M  S 

P  M  A  R  C  1  V  S 
AMERIMNVS 
AVGVSTALIS  CAPVAE 
VIVOS  SIBI  ET 
MARCIAE  CELERiNAE 
CONIVGI  •  OPTIMAE 
FECIT 

I.  N.  3648.  Capoa.  Strada  3.  An- 
tonio 21.  MoiiuDMn*s  Abadirift. 


393]     L  •  VOLVSI  •  THREPTI 
AVG  CAP 

CONtVGl  KARISSIMO 
CVM  QVO  VIXIT  ANN  XXXX 
VOLVSIA  PRIMITIVA 
ET  .  VOLVSIAE  •  EXPECTATaE 
FILIrtE  SIBIQVE  VIVA  FECIT 

I.  N.  8M0.   (8.  ABgeb  m  Formii.)  Apiaa. 

isa.  1. 


894] 


ang.  CAP  <  PATR  •  DPTIM 
V0LV8IAE  •  HERMIONIAE 
PiAE  .  L  >  VOLV8IV8  <  THRePiVS 
ET  •  V0LV8IA  -  PRIMmVA  <  ET .  8IBI 

I.  N.  8660.  Einst  in  der  Villa  PeUegrino'%  dessen  Abschrift 


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881 


CAPITEL  UI. 

LEBEN  UND  CULTÜR. 

C  u  1 1  ü  s. 

luppiter  optimus  maximus  (lappiter  Liber)  waltete  als  bdchster  Gott 
auch  Ober  die  alte  Hauptstadt  CampaDicns.  Sein  Bild  zeigen  die  aatonomen 
SilbermÜDzea  aus  den  Jahren  216— 2U.  Sein  Tempel  schaute  vom  Gapitol 
am  Fusse  des  Tifata  herab  auf  die  Ebene.  Ihm  war  der  höchste  Bei^ 
Campaniens  heilig,  der  Vesuv,  der  weithin  die  Ebene  beherrscht,  und  auch 
als  luppiter  Vesuvius  ward  der  höchste  Gott  in  Capua  verehrt  luppiter 
compages  schirmte  die  Gaue,  in  die  das  capuanische  Gebiet  seit  alten  Zeiten 
gethcilt  war.  Dazu  kommt  der  r&tbselbafte  lappiter  flagius  (Pel«giii8?) 
des  Tempel  Patturelli. 

Neben  luppiter  steht  luno,  die  SchirmhcrriD  der  Städte  Italiens. 
Wie  luppiter  auf  dem  Vesuvius  thronte,  so  luno  auf  der  Hohe  des  Gauros 
bei  Cumae  (luno  Gaura  367).  Venus  lovia  ist  wohl  nur  ein  aDclerer  Name 
für  sie;  vielleicht  auch  lovia  Damusa,  die  in  dem  Tempel  Patturelli  bei 
Capua  verehrt  wurde,  wie  die  Votivbilder  zeigen,  vor  allem  als  Geburta- 
göttin.  Daneben  tritt  dann  in  iGmisilKr  Zeit  die  luno  Lucina  von  Tusculum. 

Diana  ist  die  dnue  Üauptgottheit  Capua's.  Ihr  altberflhmtes  Heilig- 
thum erhob  sich  am  iusse  des  Tifata,  der  berühmteste  Tempel  der  Stadti 
and  soviel  wir  wissen,  der  einzige  Dianentcmpil  Campaniens. 

Auch  die  anderen  italischen  Gottheit(.'n  fehlten  nicht,  wenn  sie  auch 
gegen  die  drei  genannten  zurücktreten.  Der  Cult  des  Hercules  und 
Neptun  ist  durch  Inschriften  bezeugt,  Mars  (Liv.  27.  23),  Fortuna 
(Liv.  27.  II),  Victoria  (Cic.  Div.  I.  43)  hatten  ihre  Tempel.  Ein  Colleg 
von  Magistri  stand ^ dem  Tempel  der  Spes  und  Fides  vor,  Ministn  dem 
Gölte  der  Laren. 

Unter  den  hellenischen  Göttern  nimmt  Ceres  hier  wie  im  übrigen 
Campanien  eine  hervorragende  Stelle  ein.  Ihr  Riid  erscheint  schon  auf 
den  ältesten  Münzen  der  Stadt.  Magistri  verwalteten  ilireü  Tempel,  ihr 
Priesterthum  war  eine  gesuchte  Ehre  für  die  Frauen  der  campanischen 
Aristokratie.  Die  lovia  Damusa  des  Tempel  Patturelli  ist  vielleicht  mit  ihr 
identisch.  Die  Ken  arentika  (Ceres  ultrix)  lernen  wir  als  Todesgöttin  ans 
der  bekannten  oskischen  DefixioDbiafel  kennen  (Bflcheler  Rh.  Mos.  1878 
p.  1  —  78).  Auch  Castor  und  Pollux  scheinen  ihren  Tempel  gehabt  zu 
haben.  Bezeichnend  ist,  dass  ApoUon,  das  dritte  und  Hauptglied  der  ky- 
mäischen  Trias,  hier  wie  im  übrigen  nicbtbelleniachen  Campanien  fehlt 


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m 


Dagegeü  erwähnt  eine  bcmerkenswerthe  griechische  Inschrift  den  Cult  der 
Nemesis.  Von  orientalischcD  Gottheiten  finden  sich  die  Mater  Deum, 
Isis  and  Mithras,  ohne  dass  diese  Goite  eine  hervorragende  Stelle  in 
der  Religion  des  alten  Gapua  eingenommen  b&tteo. 

Aqb  deo  leUten  Zeiten  des  römiseheo  Beiches  (887  n.  Chr.)  tat  udb 
ein  FeBtkaleiider  der  Gemeinde  CapoA  oder  vidleidit  der  Provins  Cam- 
panien  erhaUen.  AUe  der  durtaäidieB  Staalareligion  inatOBsigeii  Feste  fliod 
ans  dem  VeneicfaDtaa  ent&mt  worden,  nnd  nur  solche  Feste  sind  BteJm 
geblieben,  an  denen  «üb  die  Anh&oger  des  nenen  Glanhens  ohne  Bedmln» 
theifaiefamen  l^onnten:  am  8*  Janoar  Gelflbde  ftr  die  Kaiser,  am  11.  Februar 
daa  Fest  des  GenioB,  am  1.  Mai  «nd  95.  JoH  Loatrationmi  am  Yoltanrasi 
am  27.  Jnli  dn  TodtenUnt  an  der  Straaae  zum  ATenraa,  am  15.  October 
Weinlese. 


895] 

DRV80*CAESAReC.N0RB 
008 
fOVl  •  UBER 
CN    BETVTIV8  PRIMVS 
Q  .  TITINIVS  .  FELIX 
L  •  MAMIVS  •  SECVNDI 
L  •  CLODIVS  .  8ALVILLVS 
if.  BAEBIANVS  •  IVCVN 
T'STÄTm '  PHILOMVSVs 
MAG 

D  '  ä  F 

1.  N.  3568,  früher  in  Casapulla 
hei  P^llpf^rino,  jftzt  im  Mus.  Nai. 


I  <  0 


TiSSIMO 
MAECIV8 .  PR0BV8  VC*  iWEF 
AUM  *  QVOD  •  HOC  -  IN  •  LOCO 
ANCEPS  PERICVLVM 
SVSTINVERIT 
ET     BONAM  .  VALETVDI 
NEM  •  RECIPERAVERIT 
V  $ 

I.  N. 8681.  aniMo^  Dtniefe  MuMto 

di 


897] 
iOVi  •  OP 
TIMO  •  M 
AXIMO  PI 
E  N  T  1  S  Sl 
MO  EXÄVDI 
TORI  RESS 
TITVTORI  T 
VARIVS  AGB 
IPPINV8-V-S 

Boll.  Camp  YII  p.SO, 
gef  bei  Bellona.  Mm^o 
Campaao.  Mein«  Ab- 
ICbxift. 


IOVI 
VE8VVI0 

8«C 
D  D 

3682,  froher 
rar  Hälfte  in  Ca- 
paa,  zarH&lfl«iii 
M>rdMii«,PeJle- 
8rim**  Aluoihrift. 


399] 

P  *  ATEIV8    PL.  REQILLV8  -  FCCIT 

8IBI  ET 
P  .  ATEiO    PL.  8ALVI0  •  PATRON 
POMAMO  iB  TER  HpiOVLi  -  DECVRIiAM  FECrr 

VlXIT  •  ANN  •  eil  *  ET 
PRIMAE  .  L  •  8VAE  •  0ARI88iMAE  *  ET 
ATEIAE  -  iOLLAE  •  PATRONI  •  FlLIAE 

« 

Lll.8ft7B. &P!iiMO,  jetifc  iBlfu^Ntt.  IfwinMirtAbwIir. 


4001 

H  E  R  0  VLI 
T  V  T  0  R  1 
^  D  O  M  V8 
NOVELLiANA 

I.N.3&79.irf:iTB 

b^im  Thoatpr  in  Cs- 
pua,  jetzt  im  Mol 
Nai.  Moounae&'sA^ 
•dnrift. 


401]  IVNONE 
1.0  VCINA 
TVBCOirANA 


< 
cc 
o 
< 


bercOt^E 
tuscOlANA 
SACRA 


CLL.!,  vm 

«aka8»P«BdB.  ] 


UM.  BttMU 


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m 


402] 


NEPTVNO 
8A0RVM 

//////// 


IflU JJl 

/TIV//V8 

VOTVM  IN  SICVLO  FRETO 
8VSCEPTVM  SOLVIT 

L  N.  368S.  Mueo  OuBptao.  MommaeB's 
Absdixifk 


405] 


CAESI A  M    F  SAeerdoB  408] 

CERERI8 
Q  .  OAESIVS  .  Q  .  F  •  NE 

FECIT 
LH.a672.  KghiwlMiaBMl.lAM' 

ICVRIA   M    F    SACERDOS  404] 
CEREAL18  •  MVNDIALIS 
D    •    S    .    P    .    F   •    0  • 

BalL  Nap.  n.  8.  Y,  p.  91  (lanneUi). 


HERENNIA'M  f. 
SACERDOS  pubUca 
CERERI  -  SACrum 
LOG  Dat.  dec.  decr. 
LN.8678w  Qet  in  Gmoelfad»  mD*!  JiliriaOO, 
poMicIrt  nant  in  NttaH  ISfela  Dissert.  ist.  toll' 
antica  esifllenza  d'un  tempio  di  Apollo  a  CasapaMa, 
Nap.  1802.  Gaaapttlla  in  Fellagnoo'«  Villa,  MoiDmwn's 
Absduift. 


.  ....  ABEBIo  806] 
CFTER 
P  R I 8Co 
BaCERD-PVBL 
ttVMIWiS  GAP 
ELECTA  SPLEND 
ORDINE 
D  D 

I.N.3586.  Oef.  1662  im  Amphi- 
theater. BuU.  Camp.  1877,  p.  2S 


408] 


407]       SACRA  >  OLVVIANA 

LH.  wae.  B.  IiMRio  b  Bliaao  Ouklt  CMarto 
9.9». 


dEaTToivTj  i\efiiaBt  \  xat  ou^vdoiat  ^eolaiv  j 
\iofnavoq  ßtüfibv  I  rovde  xadeidpuaaro.  \ 
•       lusütiae  Nemesi  !  Fatis  quam  voverat  aram  | 
Numina  sancte  coleüs  |  Cammarius  posuit.  | 
C.  L  flr.  $876b  Muaeo  Camp&ao.  Me^le  Ahichxift. 

IHM  der  Kybde  Bdttf 
VR8ANVS  .  AMPL1ATV8  .  ARCHIQALLVS  *  M  •  D 

LH.       (poninr. «.) 


400] 


410]  TE  .  TIBI 
VNA  *  ()V/E 
E8  .  OMNIA 
DEA  •  1818 
ARRIV8  •  BAL 
BINVS  <  V-  0 

I.K.3680.  MuMNaiMft. 


DEO   •  SCHOLAR 

8EX  •  FIRMIV8  •  CHARITO 

EVNARlA  •  IN  RQEVII// 

EX  .  VOLVN"  .  ET  ■  NVTV 

MITRAE  •  FEG  •  ET  '  8ANCTE  .  In 

8TAVRAVER  •  ET  >  GANCELU8 

OIRCVMDATIS  •  EX  -  VI80 

N>M-QVEEIV8D-D 

I  N  3574.  &MnOiutem 
iübafihxift. 


411] 


i^yi  u-cd  by  Google 


384 


Cftpiiä.  <~  LebML 


412] 

IMP  -  C/ESAR 
T-STATILCOS 
•  .  MINISTRI 
FACIVN  COE 


LPOPILLIVSSP-F 
L  POPiLUVS  HIL 
Q*8T^DPR0T 
EPICAD.POPL-8 

'.Chr.  (Pdlegiino.) 


MVSICVS  POP  L  S 
QLVCO  POPIL  L  S 
FEUX  POPIL  L  S 
QUVCIA-POP*L.$ 


SOSVSPOPLS 
EROS  FABER 
EROS  INGENVI 
ATTiCVSPGP.LS 


CLETORI  •  RVFI  0  H  •  S  *  S  413] 
TVLLIA  '  ET  *  MATER  •  FECERV 

P  SA 
Lv       CLETORI  C  F  qr 

TO  RVFI.  V 

Nt  M 

Bull.  Caaip.  1873  p.  13,  Abfldurifi  laonelli's. 


ADMINISTRANTE  ROMANO  iVN  SACERDOTE  414]  . 

FERiALE  •  DOMNORVM  •  SIC 

MI    .    NONAS    •    lÄN  VOTA 

IM    '    I  D  V  S       FEBR   •  QENIALIA 

KAL  -  MAIS  .  LVSTRATIO    AD  •  FLVMEN 

CASILINO 

III  IDVS  MAI  •  ROSARIA  AMPLIE  AFRE 

VIII  •  KAL  •  AVG   LVSTRATIO    AD  •  FLVMEN 

AD    ITER  -  DIANAE 

VI  •  KAL  AVG  •  PROFECTIO  •  AD  •  ITER  •  AVERNi 

IDVS    OCT  .  VENDEMIA  ACERVSAE 

IVSSIONE  DOMNORVM  •  FELIX  •  VOTVM 

80LLICITE  •  80LVIT  •  X  •  KAL  DECEMBR 

VALENTINIANO  •  III  •  ET  •  EVTROPIO 

p.  Chr.  887.  L  N.  857L  G«aiiidai  beim  Anignboii  dM  Aaiphittoitew.  Bm.  d. 
Sidii.  Bm.  UM  p.  84,  Mm.  Hm. 


Ackerbau,  Industrie,  Leben. 

Der  Ager  Catnpanus  galt  im  Alterthum  anbestritten  für  den  Garten 
Italiens,  ja  aller  Uferländer  des  Mittelmeeres*).  Der  lockere,  schwärzliche 
Boden,  die  terra  pulla,  wie  er  aus  der  Verwitterung  des  Tufs  sich 
bildet,  vereinigt  alle  EigenscbafteUf  die  der  Landmann  sich  nur  wünschen 


1)  Cic  Leg.  Agr.  U.  3&.  76,  Ager  Cempaiiiu^  ocbis  teiXM  puleheRimiii. 


Oftpwk  —  Leben. 


885 


kuin.  Das  Xjmd  ist  von  nur  massiger  Ueppigkeit,  leicht  zu  bearbeiten, 
nach  dem  Begeo  die  Feuchtigkeit  schnell  absorbirend,  and  doch  wieder 
schwer  austrocknend.  Das  ist  der  Boden,  den  Vergil  als  das  Ideal  fftr  den 
Landwiiih  preist  (Georg*  H.  217): 

Quae  tenwm  axAalat  tubulam^  fitmosque  volueret. 
Et  hibit  kumorem^  et  cum  vuft{  es  t«  ipio  remitttt, 
Quaeque  WO  vitidt  temper  se  gramine  v«ff<t^ 
Nee  «ea&ie,  ei  '«d»a  laeÜt  rubigine  ferrwn; 
lila  tibi  laeüe  inieitet  vüihuit  vbnoe, 
Uta  feraag  oleae  eet,  iüam  etepitrUre  eo2eiu2i> 
Et  faeüem  pceori,  et  patientem  nomerie  mei* 
Te^em  dwe»  anU  (kgmOi  cf  vidna  Veetvo 
Ncla  iugo^  et  vaane  Clamut»  non  aequxta  Aeerrü. 

In  der  Sommerhitze  freilich  löst  sich  die  pulla  zu  gewaltigen  Staub» 
massen  auf,  die  noch  heut  wie  im  Altertham  auf  den  Strassen  um  Capua  ' 
im  Winde  häuserhoch  aufwirbeln: 

Inlerea  suspenta  gram»  ündaea  ruinaa^ 
In  patinam  /MMV,  trahentia  ptäverie  atri, 
Quanium  non  agwtZo  Oompanie  0xcUat  agns. 

(Hör.  Bat.  IL  &  Mw) 

Der  leiehte  Boden  GampanietiB  bedingte  eine  andere  Gnltor  -ab  die  Ebenen 
und  Hflgel  Latinms.  An  Stelle  des  schweven  rOmiscben  Fflngee  trat  der 
eamjpaniscbe*),  oft  von  Eeeln  nnd  KfÜien  statt  von  Ochsen  geiogen*);  nnd 
andi  die  Basse  der  campanischen  Binder  war  schwAcblich.  Drei  llal  im 
Jahre  wurden  die  Felder  bestellt,  nnd  drei  Ernten  gewonnen:  awei  von 
Spelt  und  eine  von  Hirse;  oder  es  wnrde  erst  Gerste  gebaut,  dann  Birse» 


Colammella  Re  rust.  II.  10  pntre  aolnm,  qnod  Campiai  puUum  vocant 

Cato  re  mit  ISO:  Per  T«r  «uito,  in  loeo  oU  terra  tenerrima  «rit,  quam  jnrf- 
Im  Tocuit. 

Plia.  17. 5.  AgnuD  optimtun  iadicat  (Cato)  ad  iftdlcem  moatinm,  plaoitie  ad 

ridiem  excnrrente,  qui  est  totius  Italiae  sitas;  terram  Tero  teneram,  qoae  locetur  ptäla. 
Erit  ifitar  haec  optima,  et  operi  aatior.  loteUigere  modo  libeat,  dictam  mira  ngni- 
ftsatioM  toMisoi;  et  qaidqnid  optari  debet,  in  eo  vocabolo  lafraietor.  lila  terapeiala« 
nbertatis»  iUa  moUis ,  faciUsqae  cultarae,  nee  madida,  nee  litiens.  lila  post  ▼OMOVim 
ntteeeesü,  qnalpm  fons  ingcniorum  Homeras  in  armi"  a  dtv*  ca^^lat^im  dicit  {S  648) .  . .  . 
nia  qnam  receutem  ex^^niront  improbaii  alitee,  Tomerum  comitautes,  corvi^ae  aratoris 
f«it%la  lypea  rodeotes. 

S)  Cato  B«  Bali  144.  Aislim  in  tenan  ^aUdan  Bomaaiea  bona  «nut;  in 
tmtia  paUiD  Ounpanlc» 

3)  Yarro  Re  Kast.  I.  20.  übi  terra  levis,  uTin  Campania,  ibi  non  batms  gra» 
vibiu,  sed  vacci«,  avt  uiiiäe,  qnod  arant|  eo  fadlios  ad  atatnm  lere  addod  ponont 


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dann  Kohl,  attd  endlich  wieder  Gerste  bder  Weizen.  Im  Frfll^ahr,  Wihiend 
der  Brache,  gab  das  Land  noch  an  Rosen  reidiai  BrtnAg^). 

Als  Ackentadt  ist  Gapna  in  der  Ebene  gegründet  worden,  und  der 
Ackerbau  war  zu  allen  Zeiten  die  Hauptbeschäftigung  der  Bewohner,  die 
Hanptquelle  des  Reichthums  der  Stadt  Getreide  wurde  vor  allem  gebaut 
Schon  in  den  ersten  Zeiten  der  Republik  bezog  Rom  in  HuDgerenOlhen  fOn 
hier  Yorrftthe;  apftter,  als  das  Gebiet  von  Capua  Staatsdomäne  geworden 
wer,  galt  es  geradezu  als  der  »Speieber  der  Legionen«,  als  das  »Qetreide- 
magazin  des  römischen  Volkes«'). 

Berahmt  war  vor  alleai  der  Spelt  (far,  C^a)  Campaniens.  »Welcher 
Spelt  lieese  sich  dem  campanischen  vergleichen?«  ruft  Varro  aus*).  In 
Gampanien  als  das  Korn  par  excellence  semen')  genannt,  diente  er  be- 
sonders zur  Fabrikation  der  Alica,  jener  Maccaroni  des  Alterthums,  die 
in  Capua  vorzüglicher  als  irgendwo  sonst  bereitet  wurde').  Man  mischte 
dem  Mehl  eine  thonige  Frde  (creta)  zu,  die  sich  in  den  leukogäisi  hen 
Hügeln  bei  PuteoH  fand.  Ihr  geringer  Preis  machte-  die  Alica  auch  dem 
minder  Bemittelten  erschwinglich. 

No8  haltcam,  poterit  muUum  tibi  «itMar«  dioe», 

Si  tUri  nokurit  miUere  diite§t  mts$, 

(Mart  1&  «.) 

Eine  andere Spesudität  war  die  siligo,  ^evorzOgtiche  Weizenart*); 
der  panis  Ganpanue,  ein  Kuchen,  wurde  dattns  bereitet*^*  in  nndem 
Gegenden  degeoeiirte  eie  neck.  Dunn  Hirse  —  mOmm  — ;  rie  wurde 

Plin.  H.  N.  18.  11.  Senior  toto  anno,  panioo  aomel,  bis  £arre,  et  tarnen  Ter«, 
qmuD  BBgetei  faterqDkrez«,  Ihndont  roaun. 

Strab.  p.9tt  entr.  latopthat  ^  ivvta  twv  ntddtv  oxtlpta^  St*  ttmn  4k 
Cnj^t  ^  ^  rpkoy  ikäfuf,  rcva  dk  xai  A.a^av*vt<rdat  ry>  xtrdpT(f>  mdp^. 

*)  Cic  Leg.  Agr.  II.  29.  80.  An  obliti  eetis,  Italico  bello,  amisaiB  oeteria  Tecti- 
gafiboB,  goanto«  agri  Campani  froetfln»  exerdttu  alueritli. 

Sabaidiom  annonae,  horreom  belli,  Ik  rr«iiii  la^onum,  aolatfami  annonae. 

«)  Varro  Re  Bast.  I.  2.  6.  Quod  far  comparam  Campanc,  quod  triticum  Apulo? 

7)  PI  in.  Tin.  18.  £ar:  eat  haecltaliae  indunpania  maxime,  eemenqne  appellator. 

>)  ib.  e.  11.  8fld  intar  pilma  dteatnr  «t  aUeae  ratio ,  praeataotWntae,  flahtbetrl* 
mae^Bi,  qaae  pahna  frafam,  indubitanter  Itatiam  contingit  Fit  sine  dubio  et  in 
Aegypto ,  sed  admodam  spemenda.  In  Italia  Teil  pinribos  loaii,  flicvl  Taroneaiit  Pia^ 
nofne  agroi  in  Campaitia  tarnen  laadatissima. 

Festeas  ABeaila  aiM'aufciW  appettabantiir  in  Caatpania,  aolitae  ante  ^mina 
dtoarioniia  vtfnil  qoamiM  giatia;  ifaat  aaa»  qofla  aato  tUbala  Mdafeaat,  dieabiiilar 
pnstibolac. 

^  Flin.  ü.  M.  18,  9:  e  siligine  laotiasimus  panis,  pistrinarnmque  opera  laada- 
tissima. Pxaeoellit  in  Italia,  si  Campana  Pisis  oatae  misce&tur;  rufior  ilia,  at  Pisaoa 

10)  S.  Fault n.  cpist.  I  (an  Solpidas  Severus):  Panem  Campanim  de  caOiüa 
nostra  tibi  pro  eulogia  rnisimns  .  .f ,  .  Ac  ne  panis  f^ifigineus  tibi  modum  BO<?tra<»  bnmi- 
litatis  eaoedexe  videretor,  muiimus  taatimoniaiem  diTJÜ&rum  nostrarum  aentaiiam  buxeam- 


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OupoM.  —  Leben. 


337 


als  Pollenta  genossen,  oder  zu  einem  süssen  Brode  verbacken").  Eine 
andere  Art  Pnllenta  wurde  aus  Weizenmehl  bereitet,  das  tragum.  Es 
soll  Carapanien  und  Aeg:ypteo  eigenthüralicli  gewesen  sein^^). 

Weniger  reich  als  an  Getreide,  war  das  Gebiet  von  Capna  an  Wein. 
Die  Hauptweindistrikte  Campaniens  waren  das  Hügelland  um  der]  Golf,  die 
Berglehnen  des  Massicus  und  im  Ager  t  alernus.  Freilich  fehlten  die  Reben 
auch  bei  Capua  nicht;  wie  noch  heut,  durchzogen  Reihen  von  Ulmpn  und 
Pappeln  die  Fruchtfeldcr ,  zwischen  denen  sich  die  Reben  von  Baura  zu 
Baum  schlangen  ''*).  Aber  die  Qualität  des  Weins  stand  zurück  gegen  die 
der  bergigen  Districte.  Erst  zu  Plinius'  Zeit  fing  der  Wein  von  Capua 
unter  dem  Namen  Caulinum  an  sich  einen  Ruf  zu  erwerben'^).  Athenaeos 
nennt  ihn  einen  edlen  Wein,  dem  Falerner  ähnlich'-^).  Aber  der  Aoaden- 
drites,  den  schon  Polybios  rühmte,  ist  wohl  kein  eigeatUcb  capoaoischer 
Wein,  sondern  identisch  mit  dem  Falerner^'). 

Wie  der  Weinstock,  gedeiht  auch  der  Oelbaum  am  besten  auf  Hügel- 
land. Die  campanische  Ebene  w&r  also  wenig  geeignet  zu  dieser  Cultur, 
um  so  mehr  aber  die  sie  umgebenden  Berghänge.  Capua  war  der  natür- 
liche Stapelplatz  dieser  Production,  und  wurde  so  einer  der  Hauptplätze 
für  den  Oelhandel.  So  bespricht  der  lurisconsult  Ulpian  in  den  Digesten 
den  Fall,  dass  Jemand  sich  verpflichtet  habe,  eine  bestimmte  Quantität  Oel 
in  Capna  zu  liefern  ^^).  Die  SalbenfabricatiOD  musste  besonders  dieaem 
Handelszweig  förderlich  sein. 

Berühmt  war  endlich  die  campaniache  Plerdezacbt  Schon  Lncüias 
(XV.  5)  preist  die  campaniscben  Benner: 

,£1^0  mülei  paawm  fui  vtesn'f,  at^  duobtu 
Campanus  aonipes,  succusor  nullu*  sequeiut 
Mawni  wpalHOi  oc  dwwm^  iuUbüur  w«, 

11)  Plin  18  10  MiUo  Campaoia  praecipoe  gaadet,  paJtemqoe  candidam  ex  eo 
£ftcit;  fit  et  pauis  praeduicis. 

Flin.  18.  10.  Simili  modo  ex  tritid  aemine  trojfum  fit,  in  Ciinpania  deaataxat 

tf)  PI  in.  14.  10.  In  Campaoo  agro  popnUs  nttbimt  (vites)  maritftsqne  oomplezae 

atqnc  per  ramos  earam  procacibus  bracchiis  gpcicnlato  cur  n  andentes  cacmaine  aeqnaat, 
in  tantum  sublimes  nt  vindomitor  auctoratus  rogum  ac  tuniulDm  pxcipiat. 

1^)  PI  in.  H.  N.  14.  69.  Campania  uuper  exditaTit  DO¥is  aominibus  aoctoritateoii 
flhre  cora  sive  casu;  ....  inxta  Capaam  Caalinis. 

I*)  Athen.  L  S7.  e.  Mtfndke:  töjrtyiie  xed  6  xai«ft«c  Q.  xmXbof)  xai  fcUt* 

1^  ib.  I.  31.  d.  ßoXößtaq  ik  M^fio»  «Ivtfi'  ip  Kmö/f^  jriiwßm  ri»  imiiih 
^l^ln^y  xaXoüfiavov^  ^  fe^diva  ofjyxpivtaBai. 

\.  27.  6.    KacKvavQi  xard  noiiä  rio  Ivpptvrlvtft  itapsß^t/y^q. 

1^  Digg.  4ö.  1.  60.  Idem  erit,  et  ai  Capuae  certom  olei  pondo  dari  qois  sti- 
pnlatof  sIt 


838 


Dasselbe  zeigen  ans  die  römischen  Censuslisten ;  in  Capua  kam  zur  Zeit 
des  hannibalischen  Krieges  schon  auf  sieben  Fusssoldaten  ein  Reiter;  im 
übrigen  römischen  Gebiet  erst  auf  zwölf.  Weniger  vorzüglich  war  die  Rasse 

der  Rinder;  sie  waren  weiss  und  schwächlich,  aber  doch  zum  UmpflOgen 
des  leichten  Bodens  der  Ciimpanischen  Ebene  nicht  untauglich'*). 

Wendpn  wir  uns  nunmehr  von  don  Erzeugnissen  des  Bodens  zu  den  Pro- 
dncten  der  Industrie'^).  Borflhmt  war  vor  allem  die  Salbenfabrication, 
be^nnstip^t  durch  die  Fülle  von  Kosen,  die  die  Felder  um  Capua  hervor- 
brachten*'). Neben  den  Rosen  von  Praeneste  waren  die  campanischen  die 
geschätztesten  Italiens'^);  besonders  die  Centifolien,  die  sonst  nur  noch 
am  Paogäos  in  Thrakien  vorkamen^.  Dazu  kam  der  Keiciithum  Cam- 
paniens  an  dem  feinsten  Oel.  So  entstand  das  Sprüchwort:  in  CapiKi  wurde 
mehr  Salbe  bereitet,  als  Oel  anderwärts  *^).  Uebrigens  wurden,  nameotiich 
aus  dem  Orient,  alle  Arten  von  W'ohigerüchen  und  Essenzen  nach  Capua 
zur  SalbeulabricatioQ  eingeführt   So  sagt  Plautus  in  Rudens  (629): 

Tegue  oro  et  quaho,  «t  speräa  tibi 
H6c  anno  ilnäthn  ßttunun  »(rpe  et  laasrpüivm 
Eäm^  eo0n(uram  iwagogam  Cdpuam  BtUvam  e<  siiapüem, 

D«r  Salbenmarkt  in  Gapiu  wur  die  Seplasia;  ein  Name,  der  bdomni- 
lich  später  zmn  ÄpeUatiTiini  geworden  »t 

Di  U  perdant  wferi  A^t/^pko^  guod  und«  hoe  ungumbun  mI  fnaeri» ; 
die  mtftt,  l^pidum  und«  ungumtum  m$i  guod  «x  S^^latia  utf  Irftgt  du 
Mann  in  einer  ComOdie  des  Pomponius  (?  Ribbeck,  Comid  p.  96).  Welche 
Sninmen  auf  der  Seplasia  nmgesetat  wurden,  zeigt  ein  Fragment  Varm's*^, 
worin  er  neben  der  Fabelinsel  Chryee,  dem  Ager  Oaecubne,  dem  HaceUnm 
in  Romi  die  Seplasia  in  Capua  als  einen  der  Orte  nennt,  wo  die  grtaten 
Beichtbümer  lügen. 

Aach  einige  Denkmäler  von  ungnentarii  sind  ans  etbalten;  sie 
mögen  hier  ihre  Stelle  finden: 


<*)  Colom.  VI  1. 1  Oanpaiiia  plenuMiiM  bor«  pngeiMEit  albtn  et  einet;  Uboti 
tamea  et  cnltosie  p«trii  «oU  non  iidialrilii. 

19)  Cassiod.  episi  Till.  33.  indafltiioia  "»"p*"'« 

>o)  Plin.  Nat.  II.  13.  3.  Terranua  omoinm  Aefjptat  Mtttmmmlaliariiiii  nagow 

Ug;  ab  ea  Campania  est,  copia  rosae. 

*l)  Plin.  21.  29.  Genera  eiua  nostri  f«sere  celeberrima,  Praenestiaam  et  Cam- 
panaoL.  Fneen  Campana,  sei»  Müedii,  wniakae  tatneo  deimii  Praenestina. 

V)  Plin.  91.  17.  gemn  eins,  fiiod  oentlfbllam  vocmt,  qnae  eet  ia  CtanpMiia 

Italiac,  Graeciae  tero  circa  PhilippoB. 

Plin.  18.  II    Plus  apud  Canipanos  anguenta,  quam  aptid  eeteros  olei  fieri 

^)  Varro  Sat.  Till.  3  Oehier:  Dotis  dato  aualam  Cluyieni  agnim  Caecoban» 

Seplaaiam  Capuae,  macelluia  KomulL 


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C^na.  —  LebfliL 


m 


41. Sl 

M  F  V 

APOLL 
VN  G  V  E  NT 
V  A  L  E  R  I  A  E 


L    V    I    V  S 
0    N    I   V  S 
S  I  Bl  ET 

R  O  D  I  A  E 


VXSORI  ■  FVLVIAE  I  ANI 
L  CAESiO  QUCONI  CAESIAE  LL 
NARDtNi 


L         N  0  V  I  V  S  416J 
LVCRtO  .  VNGVENT  ' 
PATRONO  •  ET  SIBI 

I.  N.  3776  (Fellegrino). 

417] 

m.  STA  TIO  .  ii  ■  X    P  H 1 L  0  D  A  •  .  .  . " 

KiV^GVENTARIO  

PHILOXENES   ET  HILARIO    LIBER  •  • 

 CONLIBERTAE 

L  N.  3831«  Fellegrino  p.  565,  Tollst&ndiger  Marat 
979,  1. 


418]  C    SATRIVS     C  -  L  .  HILARVS 

VNGVENTARIVS    SIBI  POSTE 
RISQVE     HOC  MONVMENTVM 
HEREDEM     NON  •  SEQVETVR 
I  C  •  8ATRI     OL.  EVHODI 

O       H       S  •  S 
Boll.  Camp.  1877  p.  U,  Miiierviiii>i  Ateelirift.  Im  Ifueo  CaiB|MiM. 

Kaum  geringer  war  der  Ruf  der  capuanischen  Metallarbeiten.  Im 
frühen  Allerthum  soll  es  Gruben  von  Kupfererz  in  Gampanien  gegeben 
haben ,  doch  waren  sie  im  ersten  Jahrhundert  der  Kaiserzeit  schon  er- 
schöpft*^). Aber  auch  noch  später  wetteiferte  die  Bronze  von  Capua  mit 
der  von  Cypern  '^).  Schon  Cato  giebt  in  seinem  Buch  von  der  Landwirth- 
schaft  den  Rath,  Bronzegefässe  in  Capua  zu  kaufen**).  Hierher  gehört 
wohl  auch  der  Scutarius,  dessen  eine  Inschrift  erwähnt  (BulL  Camp. 
1876  p.  27,  I.  N.  falsae  588,  im  Museo  Campano) : 

0  -  MAGIVS    G   L  419] 
ALEXANOE  R 
8CVTAR1V8 

Ob  die  sahlreielieii  BronnsadteD,  die  in  deo  Qfftbern  tod  Gepna  gefimdeii 
sind,  dem  alten  Rufe  der  campaniacben  Waare  eiitsprecfaeo,  ist  mejiMB 
Wiesel»  noch  nie  nntersncht  worden. 

Auch  an  der  FabrikatloD  von  Thonwaarcn,  die  freificb  in  Cales,  Camae, 
Surrentnm  zu  höherer  Vollendung  gediehen  war,  nahm  Gaptia  Theil.  Eimer, 

>5)  FI  in.  34.  2.  Fit  et  e  lapidc  aeroso,  qur>TT)  vocMit  Cadmiam;  celebritu  in  Ad«, 
et  qaondam  in  Campania;  nnnc  in  Ber^omatium  agro. 

id.  9.  84.  ....  in  reliquis  gcueribus  pafana  Campano. 

Ittd.  etym.  16.  19:  Gampannm  inter  omnia  genera  aeris  vocatur  a  Campan^ 

ptOfioria,  quae  est  in  Italiae  partilius,  iitpnsilibus  et  vasis  omnibus  probatissimuin. 

Porphyr  r^(^  II   r  S  it    I  G.  116.    Campana  tuppeUex:  qvÖA  Capuae  hodie 
aerea  va^a  studioäiuä  £abricari  dicimtur. 

S9* 


840  CapiiA.  —  Leben. 

Oelfä^r,  WasserkrOge,  Weinfässer  worden  im  zweiten  Jabrbondert  v.  Chr. 
hier  gut  UDd  billig  gefertigt^').   Und  später  Horaz: 

attcU  eckimu 
Villi  cum  pat§ra  gutttu,  Oan^Mna  suppelUx 

(Sai.  I.  6»  117.) 

Veientanum  fuUa  potare  dMms 
Campana  wlUue  tnUla,  vappamque  profestis, 

(Sak  IL  %  Itt.) 

Gapua  lieferte  also  die  billige  Waare,  Soirent  und  Camae  das  bessere 
Gescbiir. 

Dsss  gute  Seile  in  Gapna  gearbeitet  «nrdeD,  sagte  Cato**),  and  noch 
beut  bUdet  der  Hanf  ein  Hanptprodaet  der  Felder  um  S.  Maria.  Die 
ZinuDermannsarbeiten  (wtMiiina/e)  von  Gapoa  gebOrten  su  den  besten  ihrer 
Art  ^;  die  Wfilder  des  Tünte  lieferten  Material  in  FtlUe.  Bier,  am  Fasse 
des  Beiges,  bat  sich  denn  auch  die  Orabschrift  eines  materiarins  ge> 
landen  (bei  8.  lorio,  Neri  Iscristonl  p.  S3,  jetst  im  Moses  Naaionale): 

C  •  EP1LLIV8  .  C  •  L  420] 

ALEXANDER 

MATERIARIVS 

STAIA  -  3  •  L '  8ALVIA 
C '  EPILLIV8  .  C  -  L  •  FELIX 

Endlich  wurden ,  zur  Zeit  der  punischen  Kriege  wenigstens ^  hier 
Teppiche  gefertigt,  die  mit  den  aleiandrinischen  wetteiferten  (Plaut  Pseo^ 
dolas  146): 

lUk  ego  veatra  htera  lori»  fadam,  valide  mrie  vü  «mmI, 
Ut  ne  periUrümata  quidam         pteia  iwt  Campamea, 
Negue  Äleitandrina  Muato  eonekuUaia  tapeda. 

So  wirkten  Natur  und  Kunst  susammen,  Capoa  bot  reichsten  Stadt 
ItaHens  m  machen  mid  jenen  bersehllgten  Stola  auf  die  Heimalli  bi 
den  Bewohnern  zu  wecken,  den  die  BSmer  als  Snperbia  Campana  be- 
zeichneten.  Aber  wenn  irgendwo,  so  ersengto  der  Reichtham  Uer  üeppig- 
keit,  and  aas  der  Mischung  tyrrhenischen  und  samnitischen  Wesens  ging 
ein  barbarischer  Luxus  hervor,  der  später  in  Rom  nur  su  wiUigen  Ein- 

^)  Cato  Re  rast.  135.  hamae,  oxnae  olauiae,  aroet  aquarii,  vmae  viaariae 
alia  aheaea  rasa  Capaae. 

Cato  R.  R.  186:  Firnis  nbdaetarias,  spartnin  onae  C&poae. 

M)  PI  in.  H.  N.  16. 42:  Firminima  ad  tectaa  abitf.  Sadem  valTanm  xopagoSik 
et  ad  qnnpriimqae  libeat  intestina  opera  aptiflBlaia»  dva  Gneeo,  aira  Oampano,  rita 
SiciUo  fabricae  artis  genere  spectabilis. 

^)  Polf  b.  IlL  91.   n^v  naaätv  nort  fiwtapuitxärTiy  jrs/Oii'uia¥  »o^u«  Kaxii^t»  — 

lad  TaigU  ipttn  In  der  tsA  dar  CoboSe  dlvaa  Capus. 


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Gipiift.  —  Leben.  841 

gvng  fKnL  VoD  OftpuA  WOB  liat  eidi  die  Sitte  der  Gladiatorenklmpfe 
ttber  lUUen  TObreitet;  liessen  die  CampaiieT  doch  sogar  bei  den  Gast- 
mSleni  Gladiatoren  auftreten,  und  bestimmten  die  Zahl  der  Paare  nach  der 
Vornehmheit  der  gdadeneh  Giste*^). 

Quin  etiam  et^ilatwrB  pSn§  wimoia  caed« 
.Mob  olm,  tt  mw»r0  tpuHa  ecnowia  dira 
C^Hamlmn  f$rrOy  »atpe  ei  wptr  ipta  eadmUum 
PoctUot  r^^üü  non  pärco  »anguine  meneie, 

(SIL  XL  61.) 

Und  aaeh  spftter  blieb  Oapna  ein  Haaptsitz  der  Gladiatorenadudea. 
BiBkannt  ist  der  Ludos  gladiatorios  des  Lentolns,  ans  dem  88  y.  Chr.  Spar- 
tacuB,  KrizcB  and  Oioomaos  ansbracheo  und  den  SklaTenkricg  entcOndeten. 
Caesar  hatte  später  nicht  weniger  ab  5000  Gladiatoren  in  Capoaf),  die 
hei  Anabmch  des  BOrgerkrieges  von  den  Pompeianeni  m  FMeit  gesetst 
wurden^.  Noch  Didios  Inlianns  bewaffnete  die  Gladiatoren  in  Oapna  beim 
HeranrOcken  des  Severos^). 

'Cicero  giebt  nns  em  Bild  jener  alten  Gampaner,  wie  sie  mit  ge- 
krinseltem,  von  Salben  tiielenden  Haare,  mit  geschminkten  Backen  dnhei^ 
schritten**). 

Bekannt  ist  die  Eraahlnng,  dase  der  Luxqb  Capna's  die  Kraft  des 
Heeres  Hannihal'b  gebrochen  habe,  nnd  Polybioe  fasst  das  Unglflck,  was 
Capna  211  traf,  geradesa  als  Strafe  der  Nemesis  fttr  den  früheren  Ueber- 
moth  in  den  Tagen  des  Glflcks.  —  Wir  soUteo  aber  bei  Beortheilang  der 
Sitten  ^G^pna*8  nie  vergessen,  dass  aUe  diese  Schildemngen  der  campsr 
nischen  Ueppigkeit  von  RAmem  gegeben  sind,  den  Todfeinden  der  Stadt 
Wir  werden  sie  also  anf  ihr  richtiges  Ifaass  surllckfllhren  müssen.  Jeden* 
fdlB  hat  seit  lltesten  Zeiten  ein  reges  geistiges  Lebm  in  Gspua  geblttht 
Capoa  war  hn  vierten  und  dritten  Jahrhundert  der  intenectuelle  Mittelpunkt 
dar  SabeOlsehen  Stftmme;  hier^ist  die  oskische  Sprache  sor  Schriftsprsche 
snsgebädet,  hier  ein  nationales  Alphabet  fOr  diese  Sprache  erfanden  worden. 
Einer  der  grOssten  Dichter,  die  Italien  gehabt  bat,  der  Begründer  der 
literetur  Roms,  Naevius,  war  gebürtig  aus  Gapua.    Velleios  Patercalos 

Strab.  p.  250  exstr.  irA  Tornjlrcv  ^dp  i^eTpoc'rjnnv  u>m''  inl  Sttnvw  ii^Aow 

»>  Cic.  Ätt  YII.  14.  Ghkdkitone  CMMris  qui  Capaae  annt, . . .  mm  eomniode 
pBDpdu  distriboit,  binos  .singulis  patribne  iaiiulianaB.  Secatomm  in  Inde  I£K>  ftienuit 

33)  Cars.  Bnll.  (  iv  I  ITi  rilndiritaresque  quos  ibi  (Capuae)  Caesar  habebat,  in 
forum  productos  Lentalus  hl  i  rtali  coutirmat.   atque  iis  oqnos  adtribuit  et  se  sequi  iu'^sit. 

M)  Spart,  vii.  iuliaui  S:  Sed  postea  spoate  sua  giadiatores  Capuae  lussit  ar- 
auttt  per  LoUianiim  Tttiaimm. 

U)  Cie.  Legi  Agr.  U.  34.  Erant  flH  compU  capilH,  «t  madentcs  dndiineciim 
fimbriae,  cerussataeqae  bu(M;ae,  dignae  Capna,  sod  illa  vetcre  ....  Und  weitir  vatiii: 
at  ftult  pompAi  fiiit  specMs,  fxüi  incessusi  saltem  Saplasia  dignos  et  Capua. 


i^Kjui-cd  by  Cjbogle 


342 


atammte  m  einer  capoanischen  Familie.  Epirius  HticeUnflt  ^  dveh  aem 
Rednertahnt  nnter  Nero  und  YeBpasian  in  den  höchsten  Wfliden  enpoir- 
stieg,  «ar  too  hier.  Vielleicht  war  aoa  Capiia  aach  der  Jarisooosnlt  Cocedus 
Campauus  nnter  Septimine  Sevems.  Endlich  der  Phildog  Postnmns^f);  und 
hier  hat  Die  Casrioa  seine  Geschichte  geechrieben. 

Andere  Campaner,  die  sich  den  Wissenschaften  iddmeten,  Idiren  nns 
die  Ins^riften  Innnea: 


421] 

Tl  CLAVDIO 
LACONI  .  GRAMMA 

TICO  GRAECO 
CLAV  DIA  VERA 

MARITO  BEN 
MERENTI  FECIT 
CVM   QVO  VIXIT 
A  N  N  I  S  XXVI 

L11.860S  (FeUecriao). 


432] 

C  NVMITORIO 
CALL!  STRATO 
H  0  M  I  N  I 

OPTIMO 
DOCTiSSIMO 
QVE     ET  VIRO 

RARISSIMO 
FL    ARISTVS   V  C 
L     8806  (PeUflgrino). 


423] 

L  .  C0CCEIV8 
CLMLPAPA 

L  .  VALERIO  .  L  -  L 

NICEPHORO 
MEDICO  .  AMIC 


I  N.  8709. 
Pellegrino'l  ?Qi»  Tourn- 
een). 


424] 


Qoicum,  dum  haberet  danaam  in  castello  an[imu]lam 
mortalem,  ad  saperos  lidtom  e[st  fjinitam  ad  diem 
pie]  pudens  qu[i]  vixit  omni  tempore. 
Aumncns  erat,  Fosios  erat  nomine 
magister  lodi  litterari  [PJhilocalns. 
summa  qnom  castitate  in  discipnlos  suoe. 
idemiine  testamenta  scripsit  com  fide 
nee  qnoiqnam  [iu]s  negavit,  laesit  neminem, 
ita  decncurrit  Titam  fidna  sine  meta; 
eins  OBsa  nunc  hic  sita  sunt,  poeit  A  . . .  ris  viro. 
KvMO  Hennes  I  p.  147  mit  ItomnueB*»  TerbesrnruDgeii.  Im  Mnwo  Nanoiialt. 


CAPITEIi  IV. 


DIE  STADT  CAPÜA. 

§  1.   Pratilli  und  die  Topographie  ?on  Capna. 

Wie  in  die  Epif^raphik,  so  hat  Pratilli  auch  iu  die  Topographie  von 
Capaa  heillose  Verwirrung  gebracht,  um  so  schlimmer,  als  uns  hier  meist 

S n  i  (1  a s :  /7 o  er T o  u  ;/  n  c  •  'PiofiaTo^  änd  Aazi'irj^,  rd  t« 'EJUrj kmi'  i-ai(ituBij  ipaa&tis 
«irwv  uträ  Ini  k' '  rd  3k  jcpwra  )[puaojr6os  ^v.  dk  ana^  ainöv  ei«r^XA*v  öde  A  ft- 

fimBk  Ijlam  itoUA  xal  moXA  ttdkdf.  oömow  dnotdt     xai  tM»  rdy  Di^xm^a* 


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Oqraa.  ^  IMe  8tedt  Capna.  343 

Jedes  HIttol  Wt»  Beine  Aaeeben  2a  eontrollireD.  Ifijglieh,  daes  manche 
dieeer  Angaben  auf  Wahifaeit  beraben;  das  mebte  ist  i«ine  Phantasie,  und 
jedenfdli  sind  alle  Notixen  Aber  Anegrabungen  oder  Dokumente,  die  vir 
allein  Pratilli  vetdanlceo,  im  hitebBten  Grade  verdAcbtig.  Da  aber  nicbte- 
deetoweniger  die  meisten  Lokaltopographen  Pratilli  sehr  stark  benutzt  haben, 
so  wird  es  nicht  flbeiilüssif  sdo,  seine  Angaben  ttber  die  Altertbflmer 
Gapua*s  hier  kurz  zusammenzastelleD.   (Via  Äppia  p.  269 — 299.) 

Sieben  Thore:  Casilitunse,  Tifatina  (bei  Tirone),  Oiove  ü&tino, 

«       Albana,  Atellana,  Gumana,  Marittima. 

Tempel  des  lupiter  Tifatinus  io  Piedimonte  Ober  Caserta.  Aof 
seinen  Ruinen  die  Kirche  S.  Pietro  erbaut,  deren  Säulen  vom 
Tempel.  Dort  die  Fontana  di  ni  n  r.  Das  Dorf  Casanova,  in 
Dokumenten  des  elften  und  zwölften  Jahrhunderts  Ca^a  love. 

Gapitol  Torre  di  S.  Erasmo.  Dabei  Tempel  des  lupiter  ton^^ns, 
hier  viele  Marmorstücke  und  Statuen  (Minerva,  Diana).  1740 
die  Inschrift  . .  ianae' eapitoU  ...  In  Dokumenten :  Prope  terrn» 
Capitolti^  prtp«  ecelesiam  S.  Erasmi  in  Capitolio. 

Tempel  des  Mars  und  der  Fortana.  Urkunde  in  S.  Angeln 
in  Formis  von  1148:  Finis  ecelenatt  &  Nieoim  od  F4>rtmami 
ab  alio  laUre:  Ccmpu  S.  Marei. 

Tempel  der  Venus.  Markt  von  S.  Maria,  Statue  mit  Inschrift  der 
Venus  felix,  gefunden  1628. 

Tempel  des  Neptun.  Fossa  di  Trenca,  südwestlich  von  S.  Maria. 
In  einer  Urkunde  von  1269  Fovea  Neptuni  genannt. 

Tempel  des  M er c u r.  S.  Erasmo,  Säulen  und  Inschrift,  reurio  aac. 

Triumphbogen  bei  S.  Erasmo  [dsirum  S.  Erasmi  ad  arcum  veterem 
genannt),  stürzte  ein  1661.  (Der  Plan  von  Cesare  Costa  1595 
züichiiRt  den  Bogen  nicht  —  dir?  eins  der  wcnic:en  Male,  wo 
wir  die  Unwahrheit  einer  topographischen  Angabe  Pratilli's  direct 
nachweisen  können.j 

Circus  bei  S.  Francesco  (nach  Urkunden  von  1267,  1319,  1537). 

Albana.  Urkunde  von  1213:  in  campo  Alhano,  qui  didtur  vulgo 
ad  Carceres,  in  periinentiis  dicti  casalis  S.  Pritci. 

Tempel  der  Ceres.  Casa  Cerere:  Urkunden  von  1284,  1348,  1350. 
Statuen  und  Inschriften. 

Tempel  der  Cybele.  Capelle  S.  Lazaro  an  der  Appia  bei  Nea- 
Capua.    Statue  der  Göttin  und  Inschrift. 

Tempel  der  Yolturnus.  Bei  S.  lorio  am  Tiüata.  Inschrift 

§  2.  Limitation. 

Capua  liegt  in  einer  vollkommen  flachen  Ebene;  die  Natur  hat  nichts 
getban,  die  Stadt  za  befestigen ,  kein  Fluss,  kein  Hügel,  der  den  Mauern 


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344 


Captuu  —  Die  StAdt  Cftpaa. 


tturen  Lauf  forgexeicliiiet  hfttte.  So  komite  die  Stadt  nadi  aDoi  Bidituigen 
hin  frd  aicli  antfiJteii,  und  wean  Jigenduo«  war  «a  Uer  möglich,  dia  An- 
läge  nach  allen  Begdn  der  HeBskanst  diirclisiiifthieD>).  Die  RegelmflarilMt 
dea  Plana,  dte  breiten  und  geraden  Straasea  machten  Goptia  au  einer  der 
schönsten  Stftdte  Italiens*). 

Wer  jetzt  nach  Capua  Icommt,  sieht  von  alledem  Dichts  mehr.  Der 
Boden  der  campanischen  Ebene  hat  sich  seit  dem  Alterthum  um  2 — 3  m 
erhöht,  und  unter  dieser  Decice  verborgeu  ruhen  die  Fundamente  der  Mauern, 
das  Pflaster  der  Strassen  der  antiken  Stadt.  Oft  genug  ist  man  bei  ge- 
legentlichen Ausgrabungen  auf  diese  Kestc  gestossen,  aber  FiindbLTiijhtc 
lubcji  ^vir  nur  in  dvü  seltensten  Fällen,  und  iulbst  Uie^ü  üiud  lupugrayhisch 
meist  unbrauchbar.  Eine  systematische  Blosslegung  eines  Theils  des  Stadt- 
bodens is4  nie  versucht  worden;  und  doch  liige  hier  der  Schlüssel  zur 
Lösung  einer  Reihe  der  wichtigsten  Probleme  der  italischen  Stadtckunde. 

Zur  Bestimmung  des  Umfangs  des  alten  Capua  bind  wir  also  haupt- 
sächlich angewiesen  auf  die  Graberfunde.  'Wo  Gräber  sufgedeckt  sind,  da 
müssen  wir  ausserhalb  der  Stadtmauern  stehen,  der  Satz  gilt  unbedingt  für 
die  vorrüinische  Zeit  und  lur  die  ersten  Jahrhunderte  der  Römerherrscbaft 
Nur  die  Ziegelgräber  aus  der  letzten  Kaiserzeit  machen  eine  Aubnabme; 
sie  finden  sich  hier  wie  an  anderen  Orten,  in  Neapel  und  Sorrent  zum 
Betspiel,  an  iSulleu,  die  ohne  jeden  Zweifel  immer  zur  Stadt  gehört  haben. 

Die  Ausdehnung  der  Nekropole  wird  weiter  unten  näher  bestimmt 
werden.  Hit  r  genügt  es  vorauszuschicken,  dass  der  von  Gräbern  freie 
Baum  fast  da^  ganze  heutige  S.  Maria  umfasst,  und  die  Felder  östlich  von 
hier  bis  S.  I'asquale  und  noch  einiüe  hundert  Meter  darüber  hinaus.  Hier 
also  stand  das  alte  Capua,  noch  immer  eine  Stadt  von  beträchtlicher 
Grosse'),  wenn  auch  sehr  viel  kleiner,  als  einst  Mazocchi  und  Pratilli  an- 
nehmen zu  dürfen  geglaubt  hatten. 

Von  den  Strassen  der  Stadt  können  wir  wenigstens  eine  noch  mit 
Sicherheit  in  ihrem  Laufe  bestimmen;  den  Decumanus,  auf  dem  die  Appia 
die  Stadt  durchschnitt.  Die  Via  Appia  entspricht  nämlich  genau  der 
Chaussee,  die  von  Neu -Capua  über  S.  Maria  nach  Maddaloni  führt.  Beweis 
dafür  ist  die  Brücke  über  den  Voltumus  in  Gasüinum,  der  Arco  di  Capua, 
die  oskischun  Thermen  von  S.  Francesco,  die  Thorreste  am  Ponte  di 
S.  Prisco,  endlich  die  beiden  bekannten  römischen  Gräber  Le  Garceri  vecchie 
und  La  Cannocchia.  Die  Strasse  läuft  im  Allgemeinen  in  gerader  Linie 


1)  Cic.  Leg.  Agr.  II  3"  96.  plaziissimo  in  bro  explicata,  praeclarissimi?  vüß. 
^  ib.  36.  96.   Campam  superbi  .  .  .  urbis  salubritat^  deamptirndt  palchhtudine. 
5)  Stat  SilT.  m.  6.  7ft. 

Ei  hie  magna«  tractw  imitantia  Bomae 
Qnae  Oifys  advadta  implent  nuMoia  Tederit. 


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Capoa.  —  Dio  &mU  Capua. 


346 


Yon  Nordwesten  nach  Südosten.  Nur  da,  wo  sie  hinter  dem  Arco  Cam- 
pano  in  S.Maria  eintritt,  biegt  sie  nach  links  um,  uiid  lauft  nun  auf  einer 
Strecke  yod  1650  m  genau  gegen  Osten,  um  beim  Ponte  di  S.  Prisco 
wißder  io  ilue  altb  Richtung  zorflckEufallen.  Da  nun  Terrainhindemisse, 
die  diese  Aenderong  in  der  Richtung  veranlassen  könnten,  absolut  nicht 
?orliaiideii  iind,  auch  Qrftber  Hagß  dieser  ganzen  Strecke  sich  nicht  finden, 
10  Udbl  nur  die  AhmI^wm^  übrig,  dass  die  Appia  md  dfeaeni  Stack  einer 
der  Straeeea  des  antiken  Gapna  folgte.  Wt  anderen  Worten,  es  iet  uns 
hier  einer  der  Deenman!  von  Gapoa  erhalten. 

Eine  Beilie  von  nicbtigen  Schlflfisen  Iftsst  sich  nnmittelbar  ans  diesem 
Resultat  aUdten.  Zonidist:  die  Straasen  der  Stadt  waren  genau  nach  den 
Himmelsgegenden  orientirt,  die  Decomani  von  Westen  nach  Osten,  nnd  die 
Kardinea,  die  ohne  jeden  Zweifel  rechtwinklig  darauf  standen,  von  Norden 
nach  Sfiden.  Femer  gewinnen  wir  so  eine  der  Dünensionen  der  Stadt: 
1650  m  smd  genau  gleich  6000'  oskiscb.  Die  andere  Dimension,  die  Lftnge 
des  Kanio,  klfnnen  wir  leider  nicht  mit  derselben  Znverllsaigkät  nach* 
weisen.  Sicher  ist  nur,  dass  sie  in  einem  Cssten  Verbiltniss  in  der  Linge 
des  Decamanos  stehen  mnss,  etwa  wie  3 : 4  oder  wie  2 :  &  Daa  wiren 
4500  oder  4000'.  Üadess  bei  Annahme  der  ersten  dieser  beiden  Dirnen^ 
atonen  würde  ein  Stock  des  mit  Gribem  bedeckten  Terraina  m  die  Stadt 
fUien;  wir  werden  also  den  Kardo  an  4000'  ansetsen  mflssen.  Noch  weiter 
berabgehen  l[Qnnen  wir  nicht,  ohne  den  Umftng  der  Stadt  gar  an  sehr  an 
beschrttnIranT 

Und  mm  anr  äusseren  Umgrenanng  vonCapna.  Sollte  dieldurch* 
dachte,  planmäasjge  Anlage  der  Stadt  sich  nicht  auch  auf  den  Lauf  der 
Mauern  eistteckt  habenf  Ist  es  wahischeiaileh,  daaa  die  Agiimensoren  allein 
hier  von  ihrem  Sdiema  abgewidien  sind,  wo  sie  doch  von  jeder  Rflcksicht 
anf  daa  Tenain  frei  waren?  S|iridit  nicht  viehnehr  alles  daftr,  daaa  Ghpna 
ehi  grosses  Rechteck  gebildet  hat,  wie  Acerrae  noch  beute  ein  Rechteck 
hiUet»  und  wie  Augnsta  Pmetoria  Salassomm  (Aosta)  hn  Alterihum  bildete? 

Der  positive  Beweis  fllr  diese  Aiwahiim  liast  sich  mit  unseren  jetsigen 
Mittab)  allerdings  nicht  erbringen,  allem  die  Ausdehnung  der  Nekropdie, 
nnd  die  wenigen  Reste  der  Hauern  nnd  Thore,  die  Ina  jetat  entdeckt  sind, 
stehen  aufs  Beste  mit  ihr  im  EmUang;  Gräber  ans  vorrSmischer  Zeit 
sind  innerhalb  dea  auf  dem  Plan  umschriebenen  Rechtecks  niemals  gefunden. 
F^mdamente  der  Mauer  wurden  1868  nicht  weit  von  S.  Francesco  gegen 
daa  Amphilheater  hui  entdeckt  (Alviuo);  leider  ist  die  Stelle,  wie  gewöhn» 
Bob,  ideht  gehSrig  piicisirt,  and  giebt  also  für  die  Lage  der  Nordmaner 
nur  amen  allgemeinen  Anhalt  Genau  hi  die  eben  bestimmte  Mauerünie 
ihllen  dagegen  die  beiden  Thore  beim  Ponte  di  8.  Prisco  und  bebn  Fondo 
Patturelli,  die  sogleich  nfther  besprochen  werden  sollen. 


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Capua.  —  Die  Stadt  Capna. 


Von  den  Thoren  Gapua's  lassen  sich  swei  Bebon  a  prioti  mit  Sicher' 
heit  fefiteteUen,  die  beideo  Thore  nftmlich,  dareh  die  die  Äppia  ein  ond 
austrat«  das  eine  westlich  von  S.  Fraooeseo,  das  andere  beim  Ponte  S.  Frisoo. 
Das  entere  ist  ohne  Zweifel  die  Porta  Romana,  die  livios*)  bei  Ge- 
legenheit eines  Frodigtums  erwihnt,  hiess  doch  auch  das  entspiechende 
Thor  in  Rom  Porta  Capena.  Beste  des  anderen  Thors  haben  sich  benn 
Bau  der  grossen  Strasse  nach  Gaserta  getundeo,  wie  mir  Herr  PattnreUi 
mittheilt,  der  die  Ausgrabung  selbst  gesehen  hak  Das  Thor  stand  un- 
mittelbar westlieh  Ponte  S.  Priseo,  links  (nördlich)  an  der  grossen  Chaussee. 
Man  sah  den  dnen  PUaster,  mit  einer  Nische  in  der  Wand,  und  eine  ge- 
pflasterte  Strasse,  die  in  gerader  Linie  nach  Westen  lief,  auf  der  Stelle  dea 
heutigen  Ghausseegrabens.  GewÖhaUdi  bezeichnet  man  dies  Thor,  durch  das 
die  Appia  aus  der  Stadt  trat,  als  Porta  Aibana,  auf  Grund  eines  pra- 
tülianischen  Dolcumentes  und  einer  Stelle  der  Acta  S.  Prisci,  was  beides 
natflrÜcb  gar  keine  Beweiskrait  hat  Auf  der  Südseite  der  Ghaussee^  gegen- 
flber  dem,  Ponte  S.  Prisco,  wurde  damals  eine  Marmor  (?)  treppe  gefimden, 
die  nach  Osten  hin  au&tieg.  Ob  ein  Anfang  aur  Mauerf 

Die  Eenntniss  eines  sweiten  angeblichen  Thores  auf  dieser  Seite  der 
Stadt  Terdanke  ich  ebenfidls  den  MitamÜongen  Carlo  Pattundlfs.  Es  leg 
westlich,  gleich  neben  dessen  Grundstock,  am  ersten  Kreuzweg  gegen  den' 
Ponte  di  8.  Prisco  hin.  Die  Beste  kamen  1848  bei  einer  Ausgrabung 
GaUoszi*s  zum  Vorschein,  da  aber  die  Ausbeute  den  Erwartungen  nicht 
ratsprach,  wurde  alles  gleich  wieder  zugeworfen.  Man  sah  eine  etwa  3  m 
breite  gepflasterte  Strasse  mit  Trottoirs,  und  auf  beiden  Seiten  mit  römi- 
schen Gräbern  besetzt;  sie  lief  in  gerader  Linie  von  Süden  nach  Norden 
gegen  ein  Thor  aus  opus  biteritium,  dessen  Pfeiler  rechts  und  links  der 
Strasse  erhalten  waren.  Das  Ganze  10  p  unter  dem  Boden.  —  Es  ist  klar, 
dass  wenn  die  Angabe  über  die  Orientirung  der  Stresse  richtig  ist,  wir 
es  hier  mit  keinem  Staütthor  zu  thun  haben  können,  sondern  etwa  mit 
einem  Triumphbogen,  oder  Pfeilern  der  Aqua  lulia,  die  gerade  in  dieser 
Gegend  in  die  Stadt  trat  Schlosse  lassen  sich  aus  der  Angabe  vorläufig 
nicht  ziehen,  bis  eine  neue  Ausgrabung,  die  sehr  leicht  zu  bewerksteUigun 
wftrei,  uns  suverlOssigen  Au&chluss  giebt 

Ausser  diesen  Thoren  kennen  wir  auf  der  Nordseite  der  Stadt  die 
Porta  Volturnensis,  fttr  die  Strasse  zum  Diaoentempel  am  Berge  Tifata 
(448),  dann  die  Porta  lovia,  unbekannter  Lage  aber  jedenfalls  das  Haupt- 
thor der  Stadt,  durch  die  im  Jahre  211  das  siegreiche  römische  Heer 
seinen  Einzug  hielt.  Andere  Thore  müssen  sich  für  die  Strassen  nach 
Suessula  (?),  Atella,  PuteoU  und  zum  Meer  geöffnet  haben. 

*)  LiT.  40. 45.  «aden  tempntaa ....  fDlminibus  complma  loea  dflfimiiatit  

A«dem  Alban  Capuae  portamqne  Bomaoan;  uniri  pinnae  aliquot  loci»  decoasae  anat 


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CapoA.  —  Die  Stadt  Capua. 


847 


Ueber  die  Zahl  der  Dccumani  und  Kardines  lässt  sich  mit  unseren 
jetzigen  Mitteln  nichts  aussagen;  ist  der  Umfang  der  Stadt  oben  richtig 
bestimmt  worden,  so  müssen  im  Ganzen  vier  Decumani  vorbanden  gewesen 
sein.  Völlig  unbekannt  ist  auch  die  Lage  der  beiden  berühmten  öffentlichen 
Plätze  Capua's,  der  Seplasia  und  Albana Die  Albana  war  der  politische 
Mittelpunkt  der  Stadt*,  hier  erhob  sich  das  »weisse  Haus«,  die  Aedes 
Alhft,  woU  einst  den  Sitsoogen  desSeDats  dienend,  und  identisch  mit  der 
Coiie*)»  Die  Seplasia  dagegen  war  das  commerdelle  Gentmm  Capna'e. 
Hier  wurden  die  Eneognisae  des  Budens  und  der  indiistiie  M  gelialten, 
hier  war  die  BOrse»  vor  aUem  der  Salbenhandel  oonoentrirte  sich  hier^. 

Wie  Rom  und  alle  grosseren  Hnnicipien,  ist  auch  Oapua  in  der  ISaiser- 
seit  in  Regionen  getheilt  gewesen,  deren  Zahl  nnd  Lege  uns  freilidi  nicht 
flberliefert  sind.  Nnr  von  einer  Region  ist  ans  wenigstens  der  Name  er> 
halten  dnfch  die  Inschrift  (L  N.  3605.  Im  M oseo  Gampano,  Mommsen'a 
Abedirift): 

OARRADIi  485] 

IVLIO  AVR  AXON 
TILEONIDAEV-C 
QVAESTORi  PRAET  ■  CVRA 
TORI  CAPVENSiVM  •  OB  •  MVL 
TA  •  PRAECLARA  IH  CIVES 
PATRIAMQ  HONORIFI 
OENTIAE  SVAE  MERITA 
INSTITVTORI  NOVOR 
AC  RENOVATOR  I  0  PE 
RVM  .  PVBLiCORVM 
AB  ORtQINE  PATROlVO 

OMNI  LAVDE 

D  I  G  N  i  S  Sl  MO 
REGIO**  COMPITI 


»)  Cic.  Leg.  Agr.  II.  34.  90.  lam  vf>rn  qui  metus  erat  tunicatorum  iUonunl  «t 
in  Albaua  et  Seplasia  quae  concorsatio  percuncuQtium  qaid  praetor  edixisset. 

YaL  Hax.  IX.  1.  Ac  tarn  demum  fracta  et  oontosa  Ptmica  ferocitas  est,  quam 
Sepiub  et  Albeiia  caitn  ene  «oeperast. 

id.  IX.  5.    iDsolenttu        ioter  Carthaginensem  et  Campaoom  senattun  qoad 

aemulatio  fuit;  ille  enim  scparato  a  plebe  balneo  lavabatur,  Hic  divcrso  foro  utebator« 
^uem  morem  Capuae  aliquamdiu  retentuni  C  qnoquo  Oracchi  oratione  in  Plautium  patet. 

Lir.  32,  9.  De  caeio  tacta  eraui  Capuae  murus  et  torres  et  Aedes  quae  Alba 
didtnr.  cf.  Liw.  40,  45  oben  Anm.  4. 

*)  Fest««.  SeiflMb:  Ibnun  G^pnae,  ia  quo  plorini  oagneularfl  eniit. 


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348 


OqpiiA.  "  Dfo  Stadl  OiQQAf 


§  3.  Thermen  (CryptoportUu»). 

Mazocchi  In  mutilum  Camp.  Amph.  tit.  p.  141'~t4C 
Baccft  Capua  Vetere  p.  32—36. 

Von  den  Offentlicheo  Gebftndeii  innerhalb  der  Vbmsm  des  alten  Gapna 
ist  aUein  erhalten  die  sogenannte  Cryptoportiens  im  Nordwesten  der  Stadt, 
unter  den  Caieeri  di  8.  Francesco.  Ein  gewölbter  Gang  omsehliesst  auf 
drei  Säten,  im  Westen,  Norden  nnd  Osten  einen  rechteckigen  Hof;  die 
irlerte  Seite  nach  Süden  bleibt  frei«  hier  stiess  das  Gebftnde  an  den  Decii- 
manns  (Via  Appia,  Corso  Adriane).  Die  beiden  Lftngsseiten  haben  etwa 
je  420  p  Länge,  die  Nordseite  300 p  (Rocca);  sie  sind  genan  nach  den 
Himmelsgegendeo  orientirt  Die  flberwdlbte  Porticos  ist  innen  etwa  7,50  m 
breit  (18  osldsdie  EUen),  die  Seitenraauern  YOn  gewaltiger  Dicke,  das 
Innere  erhellt  von  80  Fensterni  jotst  snm  Theil  ▼ermauert  In  der  änsseroa 
Wand  80  Nischen  sur  An&ahme  von  Statuen;  die  Wftnde  waren  mitFnftken 
Hesehmflckt,  die  Uasoochi  als  Knabe  noch  gesehen  hat*)-  Das  Dach  der 
Porticas  bUdete  noch  im  siebedinten  Jahrhundert  emen  beliebten  Spaiier* 
gang  der  Bewohner  von  S.  Maria. 

üm  1707  wurden  Stallungen  für  ein  Ga?a]lerie*Begtment  in  der  dypto- 
porticus  eingerichtet,  am  Anfang  dieses  Jahrhunderts  das  Gebftude  der  Car- 
ceri  di  .S.  Francesco  darauf  aofgeffthrt.  Jetst  ist  von  der  alten  Anlage 
nichts  mehr  zu  sehen  ab  die  kahlen,  wdss  ftbertlinchten  Winde;  wegen 
der  Besichtigung  wende  man  sidi  an  den  Direttore  delle  Gareeii 

Dass  wir  es  hier  mit  einer  Thermen-Anlage  su  thnn  haben,  hat  schon 
Ifasoeehi  richtig  ausgesprochen,  und  ist  (Iberhaupt  evident  Der  rechteckige 
Hof  diente  als  Palaestra,  die  Cryptoporticus  zu  Zellenbädern,  wie  deren  ja 
anch  in  den  Stabianer- Thermen  Pompei's  auf  der  Nordseite  der  Palaestra 
erhalten  sind  (Nissen  p.  147).  Es  sind  ohne  Zweifel  die  Tbermae  iuxta 
Aren  am,  von  denen  Erchempert  881  spricht 

Die  Anlage  dieser  Thermen  reicht  wahrscheinlich  zurück  in  ilie  Zeil 
der  Unabhängigkeit  Gapua's  vor  211.  Zwar  über  die  Cunsti  ucLioo  des  Ge- 
bäudes verinügen  wir  bei  seinem  jetzigeu  Zustande  nicht  zu  urtheilen,  aber 
die  Dicke  der  Mauern,  das  gänzliche  Fehlen  der  Säulen  sind  hinreichender 
Beweis,  dass  die  Cryptoporticus  der  cäsarischen  oder  nachcäsarischen  Zeit 
iiichl  angehören  kann.  Die  ganze  Anlage  zeigt  die  aulialleiidste  üeberein- 
stimmung  mit  der  Beschreibung,  die  Seneca  (Ep.  86)  von  dem  Bade  des 
älteren  Scipio  bei  Liternuni  giebt. 

Balneolum  angustum,  tmehricosum  ex  consuetudine  aufiipia:  non  vide^ 
batur  maioribus  nottris  caldum  nm  obscurum  ...  in  hoc  baineo  Scipionis 

**)  Mazocchi  p.  143.  Flexaoso  hinc  atque  inde  itioere,  ad  arceadlim  »tWUltf 
tMcem,  me  poexo,  adibatur ;  aate%iun  itAbolonim  uiui  Mderet  etc. 


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Gft]Nia.  —  Dlt  Stadt  Gipn. 


848 


mwima«  »uni  rintae  magit  quam  fenestrae  mnro  lapideo  exsectae  ut  «ms 
iniuria  munimenti  lumen  admitterent.  at  oUm  et  pauca  erant  balne»  fi«o 
ullo  culiu  Momatüf  cur  enim  ornaretur  res  quadrantaria  et  in  usum,  non 

oblectamenfum  reperta  /  Hier  also  war  es  wahrscheinlich,  wo  bei  dem  Auf- 
stande von  216  die  römischen  Praefecten  und  Soldaten  von  den  Campanem 
gefangen  gesetzt  wurden:  praefectos  socium  cireftque  Romanos  alioa,  partim 
aliquo  militiae  viunere  orciipatos,  partim  priratis  negotiia  impHcitos,  plehs 
repente  omnis  compreJimso.i  velut  custodiae  causa  balneis  includi  {ut,fit, 
ubo  fervore  a^ue  aestu  anima  irUercUua  foedum  in  modum  ^erierutU, 
(Uv.  23.  7.) 

Von  einer  Restauration  der  Thermen  —  ob  dieser?  —  spricht  eine 
Inschrift,  die  1726  im  Amphitheater  gefunden  ist  (Mazocchi  p.  107,  jetzt 
im  Museo  Nazionale  in  Neapel,  Mommsen's  Abschrift.  I.  N.  3635) : 

SATELLIA     M     F     ANVS  420] 
APODYTERIVM  •  ADNOVITATEM  •  REstituit 
EPISTYUS  CETERISQVE  •  MARMOfUBVS  •  Ofoavit 

■ 

Und  wahncheiiilieh  beiielit  sich  auf  die  Thermen  auch  das  folgende 
Fiagment,  firflher  in  der  YlUa  Fdlegrino*8  in  GaaepnUa  (dessen  Abschrift, 
L  N.  8687): 

.  .  .  .  V8  .  T  -  F  •  QVIR  .  NEP08  487] 
 AM  •  CALDARI  AM  -  A 

Eine  Wasserleitung  scheint  Capua  bis  zu  Anfang  unserer  Zeitrechnung 
nicht  besessen  zu  haben.  Erst  Augnstus  erbaute  seiner  Colonie  die  Aqua 
lulia,  zur  Entschädigung  für  Domänen  der  Gemeinde,  die  er  an  seme 
Veteranen  aufgetheilt  hatte  Reste  des  Aquaeductes  sah  Mazocchi  im 
Ostt'ii  von  S.  Maria"*)  und  sind  noch  jetzt  oberhalb  S.  Prisco  vorhanden; 
hier,  bei  der  Canocchia  und  den  Carceri  vecchie,  tsiud  die  Bögen  der  Wasj>er- 
leitung  auf  dem  Plane  von  Costa  verzeichnet. 

Derselbe  Plan  zeichnet  ein  Wasscrcastell  (eastrum  aquarum)  an  die 
Westseite  der  Stadt,  nicht  weit  von  S.  Erasmo,  und  eine  piscina  in  un- 
mittelbarer Nähe  davon.  Ohne  Zweifel  stützte  sich  Costa  auf  damals  noch 
vorhandene  Ruinen;  und  auch  heote  ist  die  Gegend  von  S.  Erasmo  reich 
an  Resten  aus  dem  Alterthom;  fast  alle  Hftaser  stehen  hier  auf  antiken 
Fundamenten. 

^)  Vf>ll.  II.  81.  Pro  bis  (agri^)  rt  aqu.i  promissa,  ^oae  hodieque  gingutore 
et  saiubnUitis  instar,  et  amoeaitatis  ornaiucutum  est. 

Dio  Gast.  ^  19i.  Mi  adraür  rtf  rm  Bimp  vi  'IoMmw  «bvctMMjHA'Oi',  If  *  ^  mI 
fdltora  3td  itdvranf  iydJUovTat  .  .  .  ä)>ric}wx£w. 

10)  Mnrorrhi  p.  SR  Porro  aqua  lulia  non  alia  san-:  fnit  quam  flumen  illud 
•quae  Carmmianae  qua  nunc  .Ncapoiiä  umveraa  perluitur.  Ad  eom  huc  e  looginquo  per- 
JiBwfcw  aqwMdostBB  ad  eriiatem  vttMto  Oa^M«  adlnw  ««HpiMlvatDr« 


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350 


Cq)iUL  —  Die  Stadt  Capna. 


§  4  Theater. 
Masoeebi  AinplL  Ounp.  p.  160^164.  —  Buee»  Cftpi»  Yetera  p.  lU— 

Gegenüber  von  der  Cryptoporticus  und  nur  durch  die  Via  Appia  davon 
getrennt,  erhob  sich  an  der  Stelle  des  Giardino  Teti  das  Theater  von 
Capua.  Die  Cavea  wandte  der  Strasse  ihre  Oeflnnng  zu,  und  die  Funda- 
mente  des  Bühnengebiludes  sind  erst  vor  wenigen  Jahrzehnten  bei  der  Ver- 
breiterung der  Chaussee  nach  Caserta  entdeckt  und  zerstört  worden.  Auf 
den  Marmorfubsbudeii  der  Orchestra,  und  den  Halbkreis  der  Sitzreihen  ist 
Teti  bei  Anlage  seines  Gartens  gestossen,  hat  aber  nach  gewöhnlicher  ca- 
puaner  Praxis  die  Sache  gelieim  gehalten,  und  die  aasgegrabenen  Mauern 
80  schnell  als  möglich  beseitigt   (Mittheilung  Patturelli's.) 

Viei  grössere  Reste  des  Theaters  ragten  am  Anfang  des  vorigcü  Jahr- 
hunderts noch  aus  dem  Boden;  und  Mazocchii  berichtet  von  einer  Menge 
Statueu  und  S^iulün,  die  damals  iiier  ausgegraben,  und  uacii  liom  und 
Neapel  zerstreut  wurden^O- 

üeber  die  Baugu.-chichtc  dcä  Theaters  unterrichten  uns  zwei  Inschriften, 
von  denen  die  eine  hier  gefunden,  jetzt  im  Museo  Campano  sich  befindet 
(L  N.  3577,  meine  Abschrift) : 

GENIVS  •  theaJRI  428J 
Relief 

LVCCEIVS    PECVLIARI8  -  REDEMPTOR  -  PROSCENI 
EX  BISO  FECIT 

Die  ondeie  sa  MasocehTB  Zeit  io  Cafnia,  jetit  Yencbwimdeii  (L  N.  3643, 
Maiooehi  Anph.  Gami».  p.  157): 

D  *  M  •  8  429} 
Q  •  ANNIO  .  lANVARIO 
EXACTORi  *  OPERVM  .  PVBL 
ET  .  THEATRI  >  A  <  FVNDAMENTI8 
HVIC  •  ORDO  .  DECVRIONVM 
OB  .  MERITA  <  EIVS  HONOREM 

AVQV8TALITATIS 
QRATVITVM  -  DECREVIT 
VIXIT    ANN  •  LXXI  -  VIVOS 
'  8IBI .  FECIT .  P08TERI8QVE  •  8V0R 

ti)  Masoeebi  L  e.  Entut  in  hose  mqm  dfom  Cunpani  ÜMatri  ndiiM  prope 

cryptoporticum,  et  prope  toirim  S.  Erasmi,  quam  metri  homines  ot  obiter  dicam,  Capi- 
toiiiun  fnhm  aiunt,  qnibtis  vero  indiriis  ibi  potius  qnam  alibi  Campanum  Capitolium  ad- 
Btroant,  ignoro.  Multo  maiora  me  adolescente  eios  theatri  vestigia  superabant;  oam  me» 
miitt  ante  aapINn  viginti  aniiM  magnan  jlKiu  benueydi  paiten  flusM  dutoetaaB«  aoa 
«liam  pnlo  ob  «aoMaiD,  quam  iit  fignIiiiM  ibideoi  eiixeaiida«  patmlior  an»  «qfi^ 


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Oipitt.  —  IM«  Stadt  Oapttt. 


351 


Unser  Tbefitpr  ist  also  erst  in  der  nachaugusteischen  Zeit  errichtet  * 
worden.  Dass  nun  Capua  sich  so  lannn  nhne  Theater  beholfen  haben  solllte, 
ist  schon  an  sich  höchst  unwahrscheinlich  und  wird  durch  directe  Zeugnisse 
widerlegt.  Das  Dekret  des  Pagus  Hercnlanpus  (N.  3H1)  von  94  v.  Chr. 
zeigt  uns»  dass  schon  damals  die  Magistri  Pagoruin  ihre  bestimmten  Ehren- 
plätze im  Theater  einnahmen;  und  etwa  in  derselben  Zeit  hören  wir,  dass 
unbekannte  Gauvorstcher  zwei  Cunei  im  Theater  erbauen  lassen  (N.  371). 
Wir  haben  also  wenigstens  zwei  Theater  für  das  Capua  der  Kaiserzeit  an- 
zunehmen. 

§  5.  Die  nordVestltche  Vorstadt 

Haxoeehi  In  motihun  Camp.  Amphithcatri  ütolam. 
Bneea  Gapu  T«tara  p.  IM— 8B1. 

De  Lanrentiiä  Dcscrizionft  doli'  Anßtoatro  Campatio.    Nap.  If^S'». 
AlTino  Anliteatro  Campano  (PlAne  aad  Aufrisse).  Fol  max.  Kap.  18^ 

Ueber  der  Appia,  nicht  weit  von  dem  Thore,  durch  das  sie  tod  Westen 
her  in  die  Stadt  tritt,  erheben  Bich  die  Beate  eines  Triumphbogens: 
der  sogenannte  Arco  Campano  oder  Arco  Fdice.  Von  seinen  drei  Durcli- 
gftngoi  steht  der  südliche  noch  vollständig;  von  dem  mittleren  Hauptthor 
stehen  nur  noch  die  Pfeiler,  die  Wölbung  ist  eingestürzt,  von  dem  nörd« 
liehen  Bogen  ist  nichts  mehr  zu  sehen,  doch  ist  ^die  Basis  des  vierten 
Pfeilers  noch  unter  der  Erde  erhalten.  Die  Construction  ist  opus  lateri- 
tinm  aus  guter  Zeit,  auf  Travertinsoekel ;  die  einstige  Marmorbekleidung 
ist  bis  auf  wenige  Reste  verschwunden.  Ebenso  die  Inschrift;  es  ist  also 
nnbesUmmbar,  welchem  Kaiser  der  J^en  geweiht  war. 

In  der  Nähe  des  Bogens,  und  nordöstlich  davon,  befindet  sich  die 
grösste  Ruine  des  alten  Capua,  das  Amphitheater.  Ueber  die  Bau- 
geschichte giebt  uns  Auskunft  die  1726  hier  gefundene  Inschrift,  die  einst 
Ober  dem  Haupteingang  stand  (L  M.  3593,  ergänzt  von  Mazocchi,  jetzt  im 
Muaeo  Campano): 

colonia  iuLIA  •  FELIX  -  AVgnsta. capua  480] 

FECIT 

diTus  hadri  A  N  V  S        AVg  restituit 
imagines  eT  COLVMNAS  ADdi  curavit 
imp.  caes.  t.aellVS     HADRiANVs  antoninus 
aog-PIVS  -  OEDIOAVIt 

Wir  sehen  also^  dass  das  Amphitheater  von  der  augusteischen  Golonie 
angelegt,  von  Hadrian  restaurirt  ist  In  den  Longobardenkriegen  diente  es 
als  Festung;  später  beim  Bau  Neu-Capna*8  als  Steinbruch;  der  Thurm  der 
Cathedrsle  und  mehrere  Paläste  sind  mit  den  Steinen  der  Travertinb^do 
gebaut  worden.  Fflr  die  Erhaltung  hat  das  Hunicipiom  Ton  Capua  schon 


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352 


Capua.  —  Die  Stadt  Capua. 


Beil  dem  secbselmteii  JahrlinDdert  Sorge  getragen  Aber  noch  Masocchi 
klagt  Aber  die  fortdauernde  VenfOstiing ;  doch  atanden  sehen  an  seiner  Zeit 
^n  der  Fa^e  nur  die  beiden  Bogen  des  unteren  Stockes,  die  noch  heale 
erhalten  sind  ^.  131—122).  Das  alberne  Mftrchen,  dass  noch  Vamitelli 
an  dem  Palast  fon  Caserta  Steine  des  Amphitlieatecs  verwendet  habe,  be- 
darf sonach  keiner  «eiteren  Wiederiegung  mehr.  Aoagrabungen  in  nnserem 
Jahrhundert  (aoletst  noch  1852)  haben  dann  das  Gebinde  vom  Schatte 
befreit  nnd  namentlich  die  Substractionen  der  Arena  blossgelegt. 

Achtzig  Bogen  von  TraTertia  bildeten  die  Fagade,  die  in  vier  Stodr- 
weriten  aufstieg.  Erhalten  sind,  wie  schon  erwfthnt,  nnr  swd  Bogen  von 
der  Ostseite  des  Erdgeschosses,  darauf  eine  Säule  des  zweiten  Stockes.  Alle 
vier  Stockwerke  waren  dorischer  Ordnung.  An  den  Bogenschlflssen ,  da 
wo  im  Goloeseum  die  Nummern  stehen,  waren  hier  Köpfe  von  Gotthdteo; 
einige  davon  jetzt  am  Palazeo  Municipale  in  Capua.  Die  Graduation  ist 
durch  vier  Praecinctionen  in  fünf  Caveac  getheilt,  die,  wie  es  scheint,  in 
sechzehn  Cunei  zerfielen.  Darüber  die  von  Hadrian  erbaute  Porticus  von 
monolithen  Marmorsäulen.  Der  Platz  rings  um  das  Gebäude  ist  mit  grossen 
Trävertinplatten  gepflastert 

Die  Souterrains  der  Arena  entsprechen  denen  im  Amphitheater  von 
Pozzuoli,  nur  haben  wir  den  grosseren  Dimensionen  gemäss  hier  drei  offene 
Corridorc  längs  der  giosseii  Axe  der  Arena,  während  ein  vierter  entlang 
der  reripherie  derselben  herumläuft  Ausserdem  sechs  überwölbte  Corri- 
dore,  die  durch  viereckige  Oeffnungen  erhellt  werden.  In  der  Mitte  der 
beiden  Längsseiten  der  Arena  münden  zwei  gewölb^  Gänge,  die  unterirdisch 
eine  weite  Strecke  fortlaufen. 

Das  Material  des  Amphitheaters  ist  für  die  Arkaden  Travertin,  sonst 
Backstein;  Netzwerk  fehlt  gänzlich.  Die  Dimensionen  sind  nach  Alvino 
folgendü  (in  neapolit  Palmi): 


Cdoweam  in  Boa. 

Lfiogenaxe  des  ganzen  Oebäodes    .  . 

645 

639,5 

Kleine  Axe       »  » 

580 

527 

289 

298,5 

17i 

186 

86,5 

85,65 

Hohe  des  ganzen  Oebindes  ...» 

169 

174^5 

75 

171 

Die  Zahl  der  Plätze  berechnet  Alvino 

zu  42,498. 

Das  Amphitheater  wird  noch  heute  vom 

Volk  Ii  Viril; 

isci  genannt.  In 

der  Form  Berelais  findet  sich  der  Name  schon  bei  Ercbempert  und  in  vielen 

i>)  lanselli  ha  Bull  Camp.  1873  p.6B— 61  Teiellint]i«hl  nehm  hiaruf  be* 
sQgUelie  DoknaeBt«  von  1614.  U80.  U8& 


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Gipm.  —  IMt  Statt  Oqpoa. 


mittelalterlichen  Urkunden,  und  zwar  nicht  bloss  hier,  sondern  fast  durch 
ganz  Italien.  Ja,  auch  das  Amphitheater  von  Vindoriip?;i  wird  vom  Volke 
Bärlisgrab  genannt;  hei  Augsburg  hcisst  die  Stelle  des  Amphitheaters  Per- 
lacb,  und  bei  Köln  Herlich.  Der  N&me  ist  also  v.obl  ^germanischen  Ur- 
sprungs, von  ber  und  iizan,  also  Bäreugelass  (l^riediänder  öitteugescbicbte 
Ii»  p.  540).  • 

Südlich  vom  Triumphbogen  gelangt  man  nach  Wenigen  Schriltjjn  zum 
Campo  S,  Leucio.  1731  soll  hier  nach  Pratilli  die  Inschrift  der  Magistri 
Castori  et  Polluci  (N.  372)  gefunden  sein .  deren  Kchtheit  bekanntlich  sehr 
zweifelhaft  ist.  Mit  dem  angebiicln  n  Tempil  (ier  Diuskuren  an  dieser  Steile 
steht  es  also  recht  misslich.  Dagl'ueti  ^iud  1859  hier  von  dem  Oberst 
Palmieri  Marcbese  di  Monferraio  zwei  kleine  TufpyramideD  von  5 p  Höhe 
ausgegraben  worden  mit  den  Inschriften: 


Reste  von  Thermen  finden  sich  östlich  ¥om  Amphitheater,  bei  S.  Maria 
delle  Grazie,  lioka  an  dem  Faidweg,  der  ?on  S.  Francesco  nach  8.  Aogelo 
iD  Formis  führt 

Die  Kirche  iat  aogr  baut  an  einen  antiken,  apsisartigen  Bau,  die  WöK> 
bung  der  Strasse  zu,  die  Oe£fnung  nach  Osten  in  einen  kleinen  Hof;  vor 
der  Kirche  ein  korinthisches  Marmorkapitäl.  Oestlich  daneben  im  Felde 
ein  kleinerer  Rundbau,  die  Wölbung  des  Daches  eingestürzt,  in  der  Wand 
Tier  Fenster,  mit  Nischen  darunter;  der  viereckige  Unterbau  soni  Theil  ' 
verschüttet.  In  der  Nähe  finden  sich  vier  grosse  Schutthaufen,  aus  Thon- 
acherben, Ziegeln  ond  anderen  Trümmern  bestehend;  der  grösste  davon 
viereckig  und  mit  Bäumen  bewachsen.  Wie  es  scheint,  dient  ihm  antikes 
Mauerwerk  zum  Kern.  Im  vorigen  Jahrhundert  machte  der  Canonicus 
Fr.  Avellino  im  Auftrage  Carl's  III.  bei  S.  Maria  delle  Grazie  Ausgrabungen. 
Entdeckt  wurden  mehrere  Zimmer,  und  eine  Piscina,  mit  buntem  Marmor 
verltleidet 

■ 

§  6.    Der  Tempel  inr  Fondo  Pattnrelli. 

fiaoul  Kochette  Jooioal  des  savants  1853  p.  2dl  und  ^'n. 
MineiTini  BaE  Hap.  n.  a.  II,  190,  160,  189,  m,  (k 
Bieeio  ScaTamenti  p.  12. 
Wilamowit«  Ball.  Ist.  1873  p.  146. 

Dahn  Osservasioni  Capoane  Bali.  Ist.  1876  p.  177,  1878  p.  13—31. 
If  aaei&i  Gioratl«  dl  Pbmpfli  1877  p.  179. 
Ferni^ae  Botqc  Archdologiqoe  1877  p.  110—197. 
Oarraeci  in  der  Civüti  Cattottea  1878. 

Oesflidi  m  8.  Haiia  etwa  in  dar  llitte  iwiachen  &  FMqiiBle  ond 
den  Oarceri  Tecdue,  nnmltteibar  tot  den  Maueni  der  alten  Stadt  liegt  der 


IVNONF  < 
UOVOINA  o 
TVSC01.ANA  S 


herc  OlE 
tnsc  OUANA 
•  - • -SACRA 


(401) 


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854  Cftpaa.  —  Die  Stadt  Ckpaa. 

FoDdo  Petrara,  seit  dem  vorigen  Jahrhundert  im  Belitz  der  Familie  Pattu- 
relli.  Weni^^e  >!atien  sind  so  fruchtbar  an  archäologischen  Funden  gewesen 
wie  diese;  und  utiicr  dem  Eindruck  dieser  Entdeckungen  ist  der  Ort  rasch 
zu  einer  Berühmtheit  gelangt,  die  weutgsteus  seine  topographische  Wichtig- 
keit keineswef^s  rechtfertigt. 

Im  Jahre  1845  stiess  der  Besitzer  wenige  Schritt  östlich  seines  kleinwi 
Landhauses  auf  di»'  wohlerhjiiti  rnjii  Fundamente  eines  antiken  Gebäudes. 
Wie  es  damals  leider  in  Caiiua  üblich  war  und  zum  Theil  heute  noch  ist, 
hielt  er  seine  Fntdeckunv;  geheim  und  schüttete  alles  sorgfilltig  wieder  zu; 
und  als  die  Sache  dennoch  alUnälig  bekannt  wurde,  schnu  er  zur  Demo- 
lirung  der  Reste.  Die  Quadern,  Architravstücke  und  Sockel  des  antiken 
Baues  lagen  viele  Jahre  um  das  Casino  Patturelli  herum»  biä  sie  endlich 
1876  in  den  B^itz  des  Museo  Campano  übergegangen  sind. 

Es  ist  gewiss  nicht  meine  Aufgabe,  diesen  Act  des  VaDdaliamos  za 
entschuldigen;  aber  es  soll  nicht  fenchwiegen  werden»  dass  die  Veiant- 
wortung  dafttr  Herrn  Pattarelli  tinr  zum  kleinsten  Theile  trifft  Die  Ge- 
setzgebung des  frtthereii  KönigretchB  Neapel,  and  noch  nebr  die  ehicanOse 
Art,  wie  sie  gehandbabt  wurde,  hat  abendl  zur  ZerstQmng  und  Verscbleu- 
derong  der  AlterthOnier  geführt.  Herr  Patturelli  hat  das  seltene  Verdiensti 
uns  zu?erlft88ige  Nachrichten  Ober  die  Lage  und  Architektur  des  Gebindes 
gerettet  zu  haben;  nach  seineu  Angaben  und  Zeichnungen  haben  zuerst 
Handni,  dann  Duhn  AufHss  und  Beschreibung  des  Tempels  gegeben. 

Der  Unterbau  des  Tempels  war  vollstftndig  erhalten.  Er  bildete  ein 
grosses  Rechteck,  in  der  Art  des  Jupitertempels  in  Pompei  oder  des  so^ 
genannten  Tempels  des  Jupiter  Victor  auf  dem  Palatin,  2^  m  Aber  den 
alten  Boden  sich  erhebend.  Der  Tempel  war  genau  nach  den  Her  Himmeb- 
gegenden  orientirt,  der  Aufgang  durch  eine  breite  Treppe  auf  der  Ostseite. 
Sie  bestand  aus  zw51f  Stufen,  jede  0,41  m  breit  und  0,205  m  hoch,  d.  b. 
0,10  und  0,5  osklsche  Ellen.  Die  Platform  oben  12  Ellen  lang  6  Ellen 
breit,  in  der  Mitte  stand  eine  Ära;  Reste  der  Cellaw&nde  waren  nicht  mehr 
erkennbar,  doch  können  sie  unmöglich  gefehlt  haben.  Oben  am  Bande  der 
Platform  lief  ein  Gesims.  Das  Material  waren  Tuf^uadem,  ohne  Mörtel 
flbereinaoder  gefOgt. 

Um  den  Tempel  fand  man  eine  Anzahl  von  Tenacotten,  grOsstentheils 
Yotivgegenstinde,  einige  darunter  mit  oskischen  Inschriften.  Zum  Theil 
sind  sie  in  alle  Welt  zerstreut;  der  sehr  ansehnliche  Rest  ist  seit  Kurzem 
in  den  Besitz  des  Museo  Campano  übergegangen.  Wichtiger  aber,  weil 
ebzig  in  seiner  Art,  ist  der  Fund  Ton  etwa  150  Tufstatuen,  die  wirr  abe^ 
einander  geschiebtet  etwas  nördlich  vom  Tempel  sich  vorfimden.  Die  Dar 
Stellung  ist  bei  allen  die  gleiche:  eine  Matrone  sitzt  auf  einem  Lehnsessd, 
auf  den  Sehooss  ein  oder  mehrere  Kinder  haltend.  Letztere  sind  bald  ge- 


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Capita.  —  Die  Stadt  Ctpiu. 


wickelt,  bald  nackt,  bald  an  der  entblössten  Brust  der  Matrone  saugend, 
bald  ruhig  im  Arm  liegend;  die  Zahl  wechselt  von  1  bis  12,  ja  Duhn  will 
einmal  sogar  26  gezählt  haben  (?!).  Auch  Terracotten  luit  ilersilben  Dar- 
stellung haben  sich  gefunden.  Die  Arbeit  ist  bei  vielen  der  Tuistatuen  von 
erschreckender  Rohheit;  andere  zeigen  eine  recht  ausgebildete  Technik, 
manche  Spuren  von  Stucküberzug.  Drei  von  ihnen  trageo  auf  der  K&ck- 
iebne  des  Sessels  lateinische  Inschrifteo: 


IVLIA 
SOLAN  lALF 
DAT 


QVART^  OONFLEIA 
V'  8         M  L 


MA   m 


Sie  beweisen  unwiderleglich,  dass  wenigstens  ein  Theil  der  Statuen 
iti  iie  Kaiserzeit  gehört;  sie  beweisen  ferner,  was  allerdings  Yon  vorn  herein 
klar  war,  dass  sie  Votivbilder  waren. 

Graber  sind  um  den  Tempel  in  grosser  Anzahl  gefunden,  aber  fast 
ausnahmslos  Ziegelgräber  der  spätrömischen  Zeit.  I>emerken8werth  ist  eine 
Tufmauer  von  etwa  1.5  p  Dicke,  die  den  Fondo  von  Südosten  nach  Nord- 
westen in  geringer  Entternung  vom  Tempel  durchzog,  und  woran  zu  beiden 
Seiten  Ziegelgräber  sich  anlehnten.  Doch  fanden  sich  auch  drei  oskische 
Gräber  aus  Tufquadern  mit  flachem  Decke),  sogenannte  (ombe  egizie,  und 
äswar  westlich  vom  Tempel.  Münzen  von  Capua  (Kapv  und  ROMA, 
ROMANO),  Cales  (OALENO),  Paestum  rPESTANO),  Neapolis.  FraL^mente 
von  Vasen,  kleine  lufaltäre  sind  ebeniallä  in  diesen  Ausgrabungen  zu  Tage 
gekommen. 

Soweit  die  Funde.  Auskunft  über  die  Bestimmung  des  Heiligtbums 
dürfen  wir  natürlich  zunächst  von  den  oskischen  Inschriften  der  Votiv- 
terracotten  erwarten.  Diese  Terracotten  sind  von  ganz  eigenthümiicher, 
nur  hier  gefundener  Form,  schmale,  stelenartige  1  lionplatten,  oben  ab- 
gerundet, mit  Emblemen  in  Relief,  daneben  die  Inschrift,  meist  auf  beiden 
Seiten  dieselbe.   Die  bis  jetzt  bekannten  Thonstelen  sind  folgende: 

Minnie(s  KaiaeUieü  Jißnateis  Ner,  482) 

«hat  lovUa»  looei  Fiagiui  «teAml. 
Darftber  anf  der  einen  Seite  ein  Sdiwein,  aof  der  andern  drei  iMettenartige 
Blnmen.  Die  Inschrift  der  RflclDeite  identisch,  nur  MumSt, 
EplMBMtiB        U  p.  16(k  U,  Mono  Gainpaiu».  Hdne  AiMduift. 

* 

KtmlHutM  ^M^atikm  488] 

Dumia  Damm« 

Darflber  behelmtes  Fteuenhaupt  —  Eber. 
1.  «vigr.  U    1601  IOl  Uneo  NtiiiMiile. 


Ly  Google 


806 


OHfU.  —  Dia  atadt  CSipiu. 


434j  Fiirrtmm 


Kfu{vatiium  Kluvati[iu  m 


Ve9olia\i 
Dnvia[i 
Ephem.  opigr.  U  p.  160.  12. 


Weibl.  Haupt  ohne  Helm  nnd  Strahleo.  Eber. 
Miueo  Campaoo.  Meine  Abechrift 


iä6i  nx 

f.  i.  isu 
Veso[l{ai 

Epb^meris  epigr.  II, 
p.  160.  11. 


487]  Pomperias  Ptutm  .  .  .  .  • 


ßü  iS8] 

/ 


Kluvatiium 


WeibL  Haupt  mit  Strahlenkranz. 


deiv 


Ephem.  epigr.  11,  p.  160.  14.  Moaeo 
Campaoo.  Meine  Abeduift. 


Mos.  Camp.  Dahn 
BoiL  Ist  1876  p.  164. 


Wir  sehen,  das8  die  Vota  drei  Göttern  dargebracht  werden,  lupiter 
Fliigiu?,  lovia  Damusa  und  Vesolia.  Der  Tempel  wäre  demnach  einer  Trias 
von  üöttern  geweiht  gewesen,  deren  Namen  wir  kennen,  deren  Wesen  aber 
allerdings  zum  Thcil  noch  zu  ergründen  bleibt.  Vesolia  ist  wohl  gleich 
Vesuna  oder  Feronia.  Zur  Erklärung  von  lovia  Damusa  weist  Guidobaldi*') 
auf  Damia  hin,  was  nach  Festus  die  Bona  Dea  bezeichnet.  Eine  der 
beiden  Göttinnen  muss  als  Geburtsgöttin  verehrt  worden  sein,  wie  die  oben 
beschriebenen  Tufstatuen  beweisen.  Fernique  erinnert  dabei  an  die  Venus 
genetrix,  die  eine  pratillianische  Inschrift  aus  Capua  erwähnt:  Veneri  gene- 
trici  pro  suscepta  prole.  Die  Votivstatucü  stellen  jedenfalls  nicht  die  Göttin 
dar,  sondern  die  weihende  Matrone  selbst;  der  Wechsel  in  der  Zahl  der 
Kinder,  iu  der  Tracht  und  Haltung  der  weiblichen  Gestalt  wäre  sonst  un- 
erklärlich. Das  Bild  der  Göttin  haben  wir  dagegen  in  einer  Statue  von 
grösseren  Dimensionen  (1,650  m),  die  übcnlalls  im  Museo  Campano  beünd- 
lich  ist.  Das  Kind  fehlt  hier,  statt  dessen  hält  die  Figur  in  der  einen 
Hand  die  Granate,  in  der  andern  die  Taube,  wodurch  sie  deutlich  als  Ge- 
burtst^ottin  charakterii^irt  ist.  Ein  Wandgemälde  in  einem  capuanischen 
Grabe  /,eigt  die  Göttin  in  derselben  Haltung  mit  den  gleichen  Enibleuien; 
vor  ihr  eine  kleine  libirende  Figur.   (Dahn  BuU.  Ist.  1878  p.  13)<'). 


U)  Damia  o  Khwva  Z>ea,  ad  occationr  d'una  i*crw«orxe  oica  opittografa  Nap  18^3 

Featas:  Damium  sacrificium  qnod  tiebat  in  operto  in  honorem  Bonae  Deae 
dtatom  a  oontiaiiatala  qnod  tMm»  aiaet  9tfi6ma¥  id  est  pubUcam;  dea  qnoque  ip«a 
Damia  et  aaoerdoa  eint  damiatriz  ^»pellabatnr. 

IS)  Ich  kann  hier  nicht  umhin,  der  Annahme  DuhnHi  entgegenxatreten,  «oiiaeli 
wir  in  den  Tufstatuen  die  Darstellung  einer  geheimnitsyollen  Todesgöttin  zu  erkennen 
h&uen,  die  den  Todteu  in  ihrem  bergenden  Schoosse  Zuflucht  gew&hrt  (I).  Die  Wickel- 
Under  atod  aadi  Dnha  ninllch  die  Seelen  der  Todten.  Sdion  eine  atiteeftatne  Be- 
trachtung der  Statuen  selbst  h&tte  ihn  eines  Besseren  belehren  können;  noch  mehr  aber 
der  Umstand,  dass  es  Votiybilder  sind.  Sein  Hauptgrund  endlich,  die  Lage  des  Tempels, 
tnU  M  wktmo  deUa  necropoli  eapuanat  (I),  wird  durch  einen  Blick  aof  den  Plan  wohl 
Umef^nnd  widailegt  mtden  —  der  Tanpel  i&g  k&vm  SO»  for  dnHiMn  derSltdt 


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Otssw.  —  Die  Stadt  Capna.  357 

Die  oskischen  Inschriften  und  die  Mün/fiinde  zeigen,  dass  der  Tempel 
hoch  hiiiäufreicht  iü  diu  Periode  der  ÜDabhäogigkeit  Capua's.  Dasbülbe 
beweisen  die  Maasse  und  das  Fehleo  des  Mörtels  zwischen  den  Tufquadern. 
Bestanden  bat  der  Tempel  bis  an  das  Ende  des  ersten  Jahrhunderts  unserer 
Zeitrechnung,  und  wahrscheinlich  noch  eine  gute  Zeit  länger.  Da  indess 
die  Ziegelgrftber  unmittelbar  daran  gebaut  eind,  so  muss  die  Zerstörung 
noch  in  die  letzte  Kaiaeneit  fallen. 

I  7.  Die  Nekropole. 

Wählend  die  Gräber  um  Nola  zum  groBsen  Theile  schon  im  Torigen 

Jahrhundert  geplündert  .wurden,  and  für  alle  Museen  Europa'e  die  Vasen 
lieferten,  blieb  die  Todtenstadt  Capua's  bis  in  die  letzten  Zeiten  verhiltni88> 
miBUt;  unbeachtet.  Gelegentliche  Funde  sind  natflrlich  von  jeher  gemacht 
worden ;  ja  schon  Caesar's  Colonisten  haben  die  alten  Gräber  nach  Bronze- 
gefässen  durchsuchte^),  die  gemalten  Yaaen  aber,  fOr  die  sie  keinen  Sinn 
hatten,  am  Orte  gelassen. 

Systematische  Ausgrabungen  hat  zuerst  Hamilton  unternommen  (1764 
bis  1800),  dann  um  1830  PattorelU.  Reiche  Funde  wurden  beim  Bau  der 
Eisenbahn  von  Capua  nach  Neapel  gemacht,  die  Ausbeute  ging  nach  England. 
Seit  etwa  dreissig  Jahren  nehmen  die  Ausgrabungen  mit  grossem  Eifer  ihren 
Fortgang,  betrieben  durch  Gallozzi,  Patturelli,  und  jetzt  besonders  durch 
Simmaco  Doria  in  S.  Maria  und  Orazio  Pasquale  in  Le  Curti.  Die  Ar- 
beiten beginnen  jeden  Winter  nach  der  letzten  Erndte  im  October;  im  März 
oder  April,  wenn  die  Felder  für  den  Sommer  bestellt  werden  müssen,  wer- 
den die  Ausgrabungen  wieder  zugeworfen.  Aber  trotzdem  tausende  von 
Gräbern  jeden  Winter  geöffnet  werden,  ist  der  Boden  um  Capua  noch  lange 
nicht  erschöpft,  ja  noch  nicht  einmal  die  ganze  Ausdehnung  der  Nekropolis 
festgestellt.  Leider  fehlten  bis  in  die  letzten  Jahre  alle  auch  nur  einiger- 
massen  detaillirten  Berichte;  und  erst  seit  1871  etwa  können  wir  an  der 
Hand  von  Helbig's  Relationen  im  I'MiUettino  dell'  Istituto")  und  den  Notizen 
der  Atti  della  Commissione  archeologica  di  Terra  di  Lavoro  den  Gang  der 
Ausgrabungen  einigermassen  verfolgen.  Für  die  frühere  Ziit  beruht  die 
folgende  Darstellung  fast  ausschliesslich  auf  den  mündlichen  MitLheilungen 
der  Herren  Simmaco  Doria,  Orazio  Pasquale  und  Carlo  Patturelli. 


1«)  Sueton.  Caes.  81.  Cam  m  colonia  Capim  dedacti  lege  lolia  coloni  ad  6» 
8truenda^  villa^  vctostiBsima  sepulcra  disicereot,  idc^ue  eo  studioMiu  fiuserant,  ^ood  alk 
qaantum  vasculorom  operis  antiqui  ecrutantes  reperiebant. 

^  1M6  p.        107,  1Ö71  p.  115-124,  1872  p.37— 47,  m  V-  ta^Vttt  li74 


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m 


C^Nu.  —  Die  Stadt  CApoa. 


An  Ort  und  Stelle  unterscheidet  man  die  Gräber  nach  den  darin  ge- 
fandcnen  Gegenständen  in  Tombe  egizie^  greehe  ($annitiche  oder  oschej  und 
romane.  In  der  Construction  ist  zwischen  den  Gräbern  der  verschiedenen 
Epochen  kein  durchgreifender  Unterschied ;  das  Material  bilden  Tufquadern, 
die  Decke  bei  den  kleineren  Gr&bern  quer  übergelegte  Tufplatten,  bei  den 
grösseren  weräen  zwei  Platten  dachförmig  ^egen  einander  gelegt  (tetto  a 
schiena).  Allen  diesen  Gräbern  gegenubur  :.tchcn  die  Ziegelgräber  der 
späteren  Kaiserzeit,  die  an  KLinstKcpieyständeD  gar  keine  Ausbeute  geben. 

In  der  lokalen  Vcrtheilucg  ündct  sich  zwischen  den  einzelnen  Epochen 
keine  Verschiedenheit  Samnitische  und  römische  Gräber  finden  sich  durch- 
uüd  nebeneinander;  manchmal  die  tomba  greca  unten,  und  das  römische 
Grab  darüber.  Die  Tiefe  unter  dem  heutigen  Boden  wechselt  von  1—5  m. 

Gapua  zwar  nicht  eigenthflmlich,  aber  hier  viel  häufiger  als  andenwo 
angetroffen  sind  die  rrpoatigli  oder  sogenannten  ftmiatae^  Grabau  oft  von 
beträchtUcher  Tiefe,  wo  die  ex-voto  vergraben  wurden,  fQr  die  im  Tempel 
kein  Saum  war.  Fast  alle  unsere  Terracotten  sind  uns  in  dieser  Weise 
erhalten  worden. 

Die  kkik  Amdebnnng  der  capoanisetoi  Nekropolis  ist  nun  etwa 
folgende.  Im  Westen  der  Stadt  sn  beiden  Seiten  der  Appia,  Ton  diesseits 
des  Aroo  Feiice  bis  S.  Agostino ;  von  der  G^ipelia  de*  Lopi  bis  8.  Leacio ; 
weiter  südlich  im  Oiardino  de^  Ten^edii  und  bei  der  Cappella  de*  Biacci, 
Östlich  daneben  im  Fondo  Giccarelli,  bei  den  Qnattordid  Ponti,  beim  Bahn- 
hof von  S.  Ilaria  und  Oberhaupt  längs  der  gansen  Linie  der  Eisenbahn 
bis  jenseits  Le  Cnrti. 

iluf  der  Nordseite  der  Stadt  erftüen  die  Grftber  den  ganzen  Baum 
zwischen  dem  Anco  Fdice,  8*  Agostino  und  dem  Amphitheater  (fondo  Vaile); 
rings  um  das  Amphitheater  und  bis  zur  alten  Stresse  nach  S.  Angelo  in 
Formis  in  der  Contrada  Quattro  Santi;  bei  8.  Maiia  delle  Grazie  im  Fondo 
Tirone;  östlich  daneben  in  der  Masseria  Cappabianca;  endlich  am  Fuss  des 
TSfiEita  im  Fondo  Blasuoei  und  der  liasseria  della  Valle. 

Oeetlich  von  Gapua  finden  sich  tombe  greche  in  dem  ganzen  Strich 
zwischen  S.  Frisco  und  Le  Cnrti,  und  nach  Westen  bis  zum  Fondo 
Patturelli  hin;  rOmische  Gräber  nordöstlich  Ton  Le  Cnrti  an  der  Via  Appia. 
Ziegelgrftber  aus  der  spftteren  Kaiserzdt  haben  sich  auch  innerhalb  des 
Ortes  8.  Ilaria  öfter  gefimden;  so  noch  im  October  1876  bd  den  Ni- 
ireUirungsarbdten  auf  dem  Platze  Yor  dem  Vescondo. 

Von  römischen  Grftbem  tlber  dem  Boden  sind  dagegen*  sehr  wenige 
eri»lteo;  sie  finden  sich  aosBchiiesslich  an  der  Appia  Ostlicli  der  Stadt 
Das  grösBte  dieser  Gr&ber  sind  die  sogenannten  Carceri  weclAe^  Vaäa  an 
der  Strasse,  gleich  hinter  dem  J^onte  di  S.  Prisoo.  Es  ist  efai  gewaltiger, 
inehrstöckiger  Rundbau  aus  Netzwerk,  was  mit  Ziegellagen  abwechselt 


Capitft.  -  Die  Stadt  Capu*. 


359 


Dw  Srdgndiow  nigt  «ine  Reilid  Halbetalen,  dia  dn  OeBfam  tragen,  de- 
zwiflchett  Nisdieii,  det  obere  Stoek  ist  TölUg  der  BeUeiduDg  beraubt  Die 
Orabkammer  jetzt  vennanert.  EJeioer,  aber  besser  erhalten  iA  La  C(h 
««eo^io,  nördlich  Le  Corti,  drei  Steele  hocb,  ans  deroUch  später  Zeit  Anf 
dem  Tiereckigen  Erdgeschosa  erhebt  sich  gleichfallB  viereddg  der  Mittel- 
stock, mit  Tier  Sftnlen  an  den  Ecken »  die  Manem  dazwischen  als  Fenster 
mit  Giebeln  gebildet  Der  obere  Stock  ist  mnd,  mit  Halbeänlm  nnd  Nischen, 
das  Dach  gewölbt 

Auf  dem  Plan  von  Costa  finden  sich  auch  die  Strassen  nach  Tibta, 
CasUinnm,  Cumae  mit  einer  Doppelreihe  von  Monumenten  eingebsst;  zwei 
andere  Griber  sind  In  den  Feldern  OsUich  hinter  der  Conocchla  nnd  den 
Careeri  veochie  gezeichnet  Wie  weit  diese  Angaben  anf  damals  noch  vor- 
handene Reste  znrQckgehen,  lasse  ich  dahingestellt;  von  den  Grftbem  an 
der  Strasse  zom  Ti&ta  bin  wird  unten  gehandelt  werden. 

Die  reiche  archäologische  Ausbeute,  die  die  capoanisehe  Kekropolis 
geliefert  bat,  kapo  hier  nur  in  den  allgemeinsten  Umriseen  skizzirt  werden. 
Die  erste  Stelle  gebflhrt  natflrlich  den  gemalten  Thonvasen.  Sie  finden 
sieh  eus  allen  Epochen,  von  den  rohen  Darstellungen  des  korinthischen 
Stils  bis  herab  zu  den  polychromen  Erzeugnissen  ans.  der  Zeit  Hannibals. 
Die  älteren  Vasen  sind  fast  ausnahmslos  korinthischer  oder  attischer  Her- 
kunft» die  polychromen  scheinen  lokaler  Fabrik;  gewöhnlich  werden  sie  fDr 
sich  gefunden.  —  Unter  den  Bronzesachen  erregt  besonderes  Interesse  eine 
Reihe  von  Vasen  archaischen  Stils,  die  namentlich  in  den  letzten  Jahren 
gefunden  sind  (besonders  1871)  und  ausser  Gapna  bisher  niemals  entdeckt 
wurden.  Es  sind  Gefltese  von  runder,  kesselartiger  Form,  so  daas  sie,  um 
stehen  zu  können,  einen  Fuss  nöthig  haben.  Der  Bauch  ist  aussen  mit  gra- 
virten  Zeichnungen  geschmflckt,  nach  Art  der  Spiegel  oder  der  Gista  Prae- 
nestlna;  die  Henkel  werden  von  Figuren  gebildet,  Satyrn,  Tänzerinnen  u.8.  w. 
Der  Charakter  des  Ganzen  ist  entschiedeD  etruskisch,  etwa  der  zweiten 
Periode  der  etmskischen  Kunst  entsprechend  (Heibig).  Kuocben  und  Asche, 
die  in  den  Gefässen  gefunden  sind,  zeigen,  dass  diese  als  Todtenurnen  ge^ 
dient  haben.  Die  Gräber,  worin  sie  sich  finden,  sind  Tufwürfei,  mit  flachem 
Deckel;  dass  Gefltas  steht  in  Leinwand  gewickelt  in  einem  Einschnitt  des 
Bodens. 

Die  grösseren  Gräber  aus  samnitischer  Zeit  sind  in  der  Regel  mit 
Fresken  g^chmackt,  oft  an  allen  Wänden,  meist  nur  an  der,  die  dem  Ein- 
gang gegenüberliegt.  Unter  der  Decke  spannte  sich  ein  Baldachin  aus,  von 
dem  Goldfäden  und  andere  Reste  manchmal  auf  dem  Boden  des  Grabes 
gefonden  werdea.   Gemalte  Vasen  stehen  im  Kreise  rings  um  den  Todten. 

Zu  erwähnen  sind  endlich  die  Deßxiones,  die  auffallend  häufig  in  den 
Gräbern  um  Capua  gefunden  sind.  Es  sind  Bronze-  oder  Bleitäfelchen  mit 


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860 


CaptUL  —  Der  Ager  Cunpanas. 


OBinMher  oder  laCeiiiiBclier  Schrift,  VemflntehnogeD  üam  FeiDdm  cotiMlteiid, 
der  der  Bache  des  Todten  im  Leben  unerrdchbar  gebUebea  war  und  dea 
er  80  sich  in^a  Orab  iiachsaziebeD  hoffte  (Blicheier  Rh.  Mos.  1878  p.  1—77). 
Ate  Plobe  diene  folgende,  1886  hier  gefandene  Bronzeplatte  (fiaSL  let 
1866  p.258): 

Cn.  Nnjni'Jnnii  Astrafahimy  t[/]t«Ä  i'tfa[m],  valctxidin[em\^  439] 
quatilum,  ipsu[iii\<£  uii  tabeacat  morbtt\a\.    C.  Sextiu[a^ 
TcUtsimaelo  rogo. 


CAPITEL  V. 

DER  AGER  CAMPANUS. 

S  1.  Capitolinm. 

An  den  Fuss  des  Tifata,  südöstlich  vom  Tempel  der  Diana,  setzt  die 
peutingerschr  Tafel  den  Tempel  des  lupiter  Tifatinus.  Wahrscheinlich  ist 
dieser  Tempel  identisch  mit  dem  Capitol  Capua's.  Als  Tiberius  2()  n.Chr. 
die  Stadt  verlassen  wollte,  nahm  er  zum  Vorwand  die  Einweihung  des 
•  Tempels  des  Jupiter  bei  Capua.  Bei  Suetonius,  der  derselben  Quelle  folgt, 
lesen  wir  statt  dessen  Capitolium Das  Capitol  lag  also  ausserhalb  der 
Stadt.  Ein  Capitol  in  der  Ebene  können  wir  uns  nun  schwer  vorstellen; 
und  in  der  That  bezeugt  ans  Silius  die  Lage  auf  einer  Höhe  (XI.  265): 

MImttrant  CapiioUa  edaa 
8teUate§qite  doeeiU  ean^oa^  Careremfue  hemgnam. 

Die  nächste  Erhöhung  des  Bodens  bei  Capaa  sind  aber  die  Yor- 
hügel  des  Tifata,  und  hierhin  wird  also  das  Capitol  zu  setzen  sein.  Die 
gowiihnliche  Annahme  verlegt  es  nach  S.  Pietro  in  Piednnonte  hei  Cascrta, 
wo  die  antiken  Säulen  in  der  Kathedrale  von  hier  stammen  :-olleui  wahr- 
scheinlich lag  es  indcss  näher  an  der  Stadt,  etwa  auf  der  Costa  delle  Mo- 
nache  über  S.  Prisco.  Der  nahe  Ort  Casanova  heisst  in  Urkunden  aus  dem 
Mittelalter  Casa  levis  und  hat  neuerdings  den  Namen  Casagiove  wieder 
anf^enominen. 


1)  Tac.  Ado.  IV.  ö7:  Caesar  in  Campaotam,  speeie  dedicauii  tempia  opud  Ca> 
pmam  lovlt  apod  Nolim  Angiulow 

Saat  Tib.  40.  Feragrata  Oampama,  com  Capuae  O^pÜoiiUB,  NoIm  tnpliB 
Anguti»  quam  cannm  profectionis  praeteoderat,  dedieanst 


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Capaa.  —  Der  Ager  Campanos. 


361 


Die  Stelle  des  SiUns  seigt  eieb,  dus  das  Gapitol  schoe  der  vor- 
lOmMieD  Epodie  Oapna's  engehOrt  EHe  Dedicatios  nnter  Tiberios  «er 
etao  in  Folge  eines  Neobaaes.  Vierzehn  Jahre  spiter,  am  15.  Min  40, 
wurde  das  Gapitol  vom  Blitze  getroiÜBii  (Beet  GaL  AT). 

Das  Dorf  Ercole  bei  Oaserta  boK  dem  Pagos  Hercnlaneos  entsprechen, 
ohne  dass  aoaser  dem  Namen  ein  Beweis  dafBr  ToiUge.  Ebenso  steht  es 
mit  dem  ApoUotempel  in  OasapoUa  (Qua  ^  Tmphm  ApolUmi)  ond  den 
llarstenpel  in  Marcianise.  Eine  altehiisUiehe  Insebrift  des  neuen  Gapna 
hat  nns  den  antita  Namen  des  letsteran  Ortes  bewahrt  (Novi  p.  45): 

3l<M*toflt#ttHR* 

Inschriften,  Orftber  ans  rSmiseher  Zeit  nnd  andere  Alterthllmer  finden 
sieh  ftberhanpt  hftofig  in  dem  ganzen  Strich  dstlich  joü  8.  Maiifti  bei 
&  Priseo,  Gasapnlla,  Casanova,  Coccagna  nnd  in  Gaserta  selbst 

§  S.  Möns  Dianae  Tifatinae. 

Etwa  zwei  Miglien  nordöstlich  von  Capua  erhebt  sich  aus  dem  Tuf 
der  campanischen  Ebene  der  Kamm  des  Monte  Tifata.  Er  ist  der  letzte 
Ausläufer  der  Bergkette,  die  vom  Monte  Vorgine  au^Li;ehend  uäch  dem  Vol- 
tnrno  zieht  und  den  Nordrand  der  caüJl)aIll^^chen  Ebem;  t  ijjfasst.  ApenDinen- 
kalk  bildet  die  Masse  des  Berges;  längs  seines  Fusses  zieht  sich  im  Norden 
und  Westen  ein  Streifen  sandig- thinigor  Bildungen  der  Tertiärformation, 
worüber  Kalkcünglomerate  der  l)iluvialzeit  lagern. 

Zahlreiche  Quellen  entspringen  am  Westabhanpf  des  Tifata  und  be- 
wässern die  darunterlie*;ende  Ebene.  Manche  davon  waren  als  Heilquellen 
berühmt*);  noch  heute  ist  das  Wasser  einiger  Bruunen  leicht  mineralisch. 
Im  Altert  hu  IM  lag  hier  am  Eusse  des  Berges  ein  See,  von  dem  Festus*) 
spricht  und  den  die  peutingersche  Tafel  noch  zeichnet;  zu  Peliegrino's  Zeit 
sah  man  em  sumpöges  Eeld  an  der  Stelle*). 

Dichter  Wald  deckte  im  Aiterthum  die  Abhänge  des  Berges.  Sollte 
doch  sogar  der  Name  Tifata  von  den  Eichen  abgeleitet  sein,  die  hier  in 
seltener  Grösse  und  Schönheit  sich  fanden. 

Tifata  unünifero  gßMraiiim  mtmU  (kUmum 
Nutrierant^  andere  trucem;  nec  corpore  mayno 
Mens  erat  inferior,   Subtidere  eaepe  leomm 
Nudua  inire  «opirt  pugna»^  eortare  vmenoo 
Atqiu  obUqua  irmoit  dedueere  eormM  tamri 
ÄBeuenU,  erudoque  oHm  ee  aUoUere  faio. 

>)  Yelieius  II.  25.  4.  aquas  s&labritate  in  mendendis  corporibus  uobiles. 

<)  Fettns  Tiikte:  Üteala.  Bomae  autMii  Ti&te  onia.  Tfftia  ettam  htm  hnla 

Gipaam. 

*)  Diaeorai  i  p.  SSO  dar  Aii«fabe  von  Oniier. 


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362  '  Capua.  —  Der  Ager  Campaous. 


(8iL  13,  219),  wobei  die  Lttwen  natflriich  anf  BecluiaDg  des  Dichten  zv 
Selxen  ei&d.  —  JeUt  sind  die  WAlder  vencbwnndeD  und  kahl  ragen  die 
Wände  des  Berges  zum  Himmel  auf. 

Kaum  liesB  eich  ein  passenderer  Platz  denken  so  einem  Tempel  der 
Wald-  and  Jagdgöttin  Diana.  8dt  den  titeaten  Zeiten  erhob  sidi  hier 
eine  der  berflhmtesten  HeiligthOmer  Italiens.  Der  Tempel  der  Diana  TUik 
tina  ersdieiat  verflochten  schon  mit  Kapjs  und  der  GrOnduugssage  von 
Capaa^);  und  wie  die  Dianenhaine  von  Nemi  und  dem  Aventin  die  religiösen 
Mittelpankte  von  Latinm  gewesen  sind,  so  hat  anf  dem  Tifsta  wafarscheiih 
Heb  das  Bundesbeiligtham  der  campanischen  Völker  gestanden. 

In  der  Geschichte  Gapua's  bat  der  Tiiita  eine  verfaftngdssvoQe  BoDe 
gespielt.  Vermöge  seiner  die  Ebene  beherrsebenden  Lege  diente  er  fast 
allen  Heeren,  die  in  Campanien  einfielen,  als  StAtspttnkt  So  schon  in  dem 
Kriege  mit  den  Samniten,  der  den  Anschloss  Capua's  an  den  römisch- 
latinischen  Bund  zur  Folge  hatte').  Später,  wfthrend  der  Belagerung  Ca- 
pua's durch  die  Römer,  lagerte  Hannibal  hier^;  noch  nach  Jahrhunderten 
zeigte  man  am  Tifata  die  Castra  Hanaibalis^).  Am  Fuss  des  Berges 
endlich  Cand  83  v.  Chr.  die  Schlacht  statt  zwischen  Sulla  und  dem  demo- 
kratischen Heere  unter  dem  Consul  Norbanus.  Sulla  stand  auf  den  Höhen 
bei  S.  Angelo  in  Formis;  der  bedeutend  überl«  ne  Norbanus  m  der  Ebene 
an  der  Strasse  nach  Capiui  hin.  Aber  bulia  benutzte  den  ^'ortheil  stnv.cT 
Stellung;  in  Colouuenordniing  warf  er  seine  Legionen  auf  dcc  l « ind,  dessen 
Reihen  durch  die  Gewalt  des  Stesses  von  der  Höhe  herab  gcbrucheu  wur- 
den. Mit  7000  Mann  Verlust  wurde  Norbanus  geschlagen  und  nach  Capoa 
geworfen,  wo  ihn  Sulla  belagert  hielt 

•)  Sit.  18. 115,  nach  Verg.  Aen.  VIL  48»-4M. 

O^rra  ftdty  laro  tenii  QMCtala  eokne, 
Qnae  candore  niTem,  caadorft  latriMt  oiores. 
Haue  agmte  Capyu  donnm,  quum  moMUA  tnkio 
Slgnanty  grato  parrae  moliitus  amoroi 
Nittrieiait  aaumaqoe  hoadnii  dooaial  alaado. 
bilde  exuta  feram,  dodUiqoe  adcedere  mensis, 
Atqac  nitro  blanda  adtactu  gaudebat  heriU. 
Aiirato  matres  adsuetae  pectine  mitem 
Comere,  et  humeoti  fluvio  revocare  colorem. 
Nrnnen  «rat  iam  eerra  loci,  flaimhungne  Dianae 
GredaliaBt»  et  tnra  deüm  de  aoie  dabutur. 

^  Liv.  VII.  29.    Tifata,  unmineDtes  Capaa  cottei»  fBAIl  praesidio  firmo  occu- 
pasMnt,  dcsccnduDt  mde  quadrato  agminc  in  planitiem,  qnae  Captiain  Tifataque  inter^ 
iaoet.   Ibi  rursus  acie  dimicatum,  adversoqae  proelio  Campani  intra  moeuia  compalsL 
7)  Silius  12.  489.  Arduos  ipse 

Tifata  insidit,  propior  qaae  moanlbns  butat 
Collis,  at  •  tuaudia  aaMaetaai  deapidt  mbeiiL 
•)  Tab.  Sentiag. 


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Cftpoft,  —  Ow       GuBpamn.  363 


Bei  der  Auflösung;  des  campani<'chpn  Gemeinwesens  im  Jahre  211  ist 
der  Tilata  wahrscheiDlich  als  eigener  Fagus  constituirl:  worden,  und  die 
magistri  die  dem  Tempel  vorstanden,  erhielten  weitgehende  administra- 
tWe  AttributioncD.  Kioe  Inschrift  vod  99  v.  Chr.  erzählt  von  Bauten,  die 
sie  mit  dem  Tempelgut  vornahmen  (N.  364).  Sulla  weiht  dann  zom  Dank 
für  seinen  Sit^er  über  Gaius  Norbanus*)  der  Diana  die  Felder,  wo  die  Schlacht 
geliefert  wuj  if  n  war,  und  den  ganzen  Tifata  ;  der  Ort  Syllae,  den  dt<  j.i  u- 
tingersche  Tuf.  1  ^echs  Milien  östlich  vom  Tempel  zeichnet,  zeigt,  wie  weit 
die  ScheiikujiL'  des  Dictators  sich  nach  (iicscr  St  itt-  hm  ausdehnte.  Hei  den 
späteren  Assignationen  ist  das  Tempelgut  respeclirt  worden.  Augustus  liess 
eine  Karte  davon  anfertigen,  und  unter  Vespasian  wurde  die  Vermessung 
aufs  Neue  revidirt  (77  n.  Chr.). 

IMP      CAESAR  440] 

VESPAS»  A  N VS 

AVG  -  COS  •  vni 

EINES  AGRORVM 
DICATORVM 

DIANAE  ■  TIFAT  A 
CORNELIO  SVLLA 
EX  FORMA  DiVI 
AVG  •  RESTITVIT 
I.  V.  8675.  8.  MarU  in  Oiarcliiio  Teti,  Momnuen*»  AfMKÜnift. 

Seit  Sulla  bildete  der  Berg  der  Diana  Tifatina  eine  eigene  Präfectur, 
der  ein  Praefectus  iuri  dicundo  montis  Dianae  Tifatinae  vorstand,  über  den 
uns  mehrere  Inschriften  unterrichten.  Zunächst  ein  Fragment,  gefunden  bei 
S.  Angelo  in  Formis,  mit  (I.  N.  3639) 

PRAEFEC  4411 
besonderB  aber  die  Inschrift  aus  Ponteladrone  bei  Cajazzo,  jetzt  im  Museo 
Campano  (L  N.  3920,  meine  Abschrift): 

D     •     M     .     S  442] 

C  .  TERENTIO 

C  •  F  I  L  -  P  A  L 

C  H  A  R  I  N  0 

PR  I-D  MONTIS 

DIANAE  TIF 

C  *  TERENTIVS 

HYPEROOMPVS 

F  I  L  IG  •  B  O  N  0 
  CONTRA . VOTVM 

')  Teile  ins  II.  25.  Post  Tictoriam,  qua  descendens  moutem  Tiiata  cum  C.  Nor- 
tano  cwcMnera^  Sulla  gratet  BtaoM,  coIdi  mmiBi  regio  iDft  nenta  -mt,  tolvit,  aquas 
nlnfefitat«  In  iMiidtiidis  coi]NirilMiB  aoUl«^  aut  potiiu  agnw  warn  addndt  4aM. 


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864 


Capua.  —  Der  Ager  OampaBoi. 


Neben  dem  Praefectus  stehen  die  Magistri  fani  Dianae  Tifatinae, 
und  es  ist  gewiss  nicht  zufällig,  dass  sie  die  einzigen  magistri  sind,  von 
deren  Fortbestehen  in  der  Kaiserzeit  wir  Kunde  haben: 

Q     PETiCIO     M     F    FAL  L    PETlClO  443] 

MAG      FANI      DiANAE  M  -  F  •  FAL  FRAlfl 

EX  TESTAMErro  Q  PETlCl 

M     F  FAL 
h  N.  S634.  Mtueo  Umpmo. 

O.VELLEIO     C    F    PAL    VRBAN  444]' 

MAG  FAN  DIAN  TIF 
HONORATO  EQVO  PVBL 
AB  IMP  •  ANTONINO  •  AVQ 
CVM  AGERET  AETATIS  AN  V 
C  .  VELLEIVS  VRBANVS  •  ET  TVLLIA 
NICE  PARENTES  L  •  D  D  -  D 
L  N.  1^36.  8.  Angelo  in  Formie,  jetzt  im  Mos.  Kas.  (MomnueD). 

Einen  Freigelassenen  der  Göttin  nennt  die  Inschrift  (I.  N.  8789  im  Mnseo 
Nasionale): 

M    ORFIO    MF-  FAL  445] 
RVFA  DIANAE8 
L  •  D  .  SIBI    ET  CONIVQI 
SVVO  FECIT 

Der  Tempel  der  Diftna  lag  am  Westabhang  des  Tibta,  anf  einer 
Tenasse  mit  weiter  Aussicht  Aber  die  Ebene,  wie  es  scheint,  an  derselbeo 
Stelle,  wo  seit  dem  zehnten  Jahrhundert  die  Basilica  S.  Angelo  in  Formis 
sich  erhebt  Die  peutingersche  Tafel  setzt  drei  Milien  von  Capua  nach 
dem  Ort  ad  Dianam;  und  von  S.  Francesco  gemessen  beträgt  die  Distanz 
in  der  That  genau  so  viel.  Auch  lassen  die  gewaltigen  Substructionen,  die 
sich  auf  allen  Seiten  erheben,  keinen  Zweifel,  dass  der  Tempel  wirklich 
hier  gestanden  hat.  Reste  davon  sind  nicht  vorhanden,  wenn  nicht  etwa 
die  antiken  Säulen  in  S.  Angelo  in  Formis  aus  dem  Tempel  stammen.  Vor 
der  Kirche  stand  früher  ein  Altar  aus  weissem  Marmor  mit  der  Inschrift 
(ein  Wort  auf  jeder  der  vier  Seiten) : 

DIANAE  II  TIFATINAE  t|  TRIVIAE  ||  SACRVM  446] 

Später  in  Pellegrino's  Villa  bei  Casapnlla  (I.  N.  3576).  Unmittelbar  hinter 
der  Kirche  und  rechtwinklig  auf  ihrer  Äxe  steht  eine  antike  Mauer,  deren 
Zweck  es  ist,  die  Bergseite  festsuhalten.  Senkrecht  darauf  eine  Mauer  aus 
opus  lateritium,  wie  es  scheint,  zum  Peribolos  des  Tempels  gehörig.  Oba> 
halb  des  Tempels,  an  dem  Wege,  der  von  hier  an  der  Gasina  Marchesam 


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Otyn.  —  Der  ikg»  Omipiaiii.  865 

UntitflRlhrt,  hat  Novi  einige  der  Depots  (famMoie)  eatdeclct,  die  bei  Capoa 
80  liftaüg  sind,  in  denen  die  VotivgabcD  Tergraben  co  werden  iiflegten,  Ar 
die  im  Tempel  l[ein  Raom  mr.  Die  Gruben  waren  von  reehtectdger  Form» 
aoBgemaaert  and  8^10  j>  anter  dem  Boden.  Die  Anabeate  war  die  ge- 
wdbnliche:  TmuM»tten  in  Menge,  Brona^egenstfinde,  Amplioren,  Lacrima- 
torien  nnd  Aebnlicbest  In  der  Nftbe  die  Reste  eines  Aqoaedacts  and  die 
Inschrift,  mit  der  ein  Laetos  die  Stiftung  eines  Hirscbgeweihes  in  den 
Tempel  begleitete  (Nissen  Hermes  K  p.  157,  im  Museo  Nazionale): 

Incola  Tifatae.  ve\natihxis  inchtto.  vin/o  \  447] 

ffaec  Latona  tuis  statu\it  mi[r\acula  tpvxplis  \ 

Cunctis  notxiB  homo  8il\  varxnn  cultor  et  ipse  \ 

Laudihu»  inmensis  vitae  \  <pii  sperat  honorem  | 

Delmatius  signo  prisco  j  de  nomt'ne  Laetus,  \ 

Credo  quidem  donum  nul\lia  hoc  antea  natum  | 

ColUbui  ttut  nlvia  tanllum  capui  ftxpitcal  wnbrüy 

 I  

 I         venm  t»»i  (?) 

Unterhalb  des  Tempels  bildete  sich  im  Laufe  der  Zeit  eine  Ortschaft,  der 

Vicus  Dianae,  von  dem  ansehnliche  Reste  in  den  benachbarten  Masserien 
erhalten  sind.  Besonders  reich  an  Ruinen  ist  der  Strich  von  S.  Angelo  süd- 
hch  bib  Calcarone  längs  des  Fusses  des  Tifata,  an  der  alten  Strasse  nach 
Capua.  In  der  Nälic.  im  Fondo  de  Paolis,  steht  die  Ba,si.s  eines  Triumph- 
bogens; er  soll  Sei>Liiuius  Severus  errichtet  gewesen  sein  und  die  In- 
ßchrilt  N.  350  dazu  gehört  haben,  die  früher  im  Fussboden  von  S.  Angelo 
in  Formis  eiugeiiiaueFt  war  und  jetzt  im  Museo  Campano  befindlich  ist. 
Weiter  östlich,  im  Fondo  Pisciariello,  gegen  Casa  Cerere  hin,  hat  Novi 
(p.  12  und  .33)  Reste  eines  grossen  Gebäudes  entdeckt,  ein  Quadrat  von 
205  p  Seite  bildend.  Wie  es  scheint,  eine  Thermenanlage,  vielleicht  die- 
selbe, die  auf  Gostaus  Plan  verzeichnet  steht  (Plan  Poliorama  piUcresco 
XIX  n.  32). 

Statuen^  Fresken,  Mosaikböden  sind  zu  allen  Zeiten  in  sehr  grosser 
Zahl  bei  S.  Angelo  in  Formis  gefunden  worden;  aber  uur  von  den  wenig- 
Bten  dieser  Entdeckungen  haben  wir  Nachricht.  Hier  sollen  nur  einige  der 
letzten  Funde  erwalitit  werden.  So  wurden  1876  im  Fondo  Sansö  Mosaik- 
böden von  ziemlich  lolur  Arbeit  entdeckt,  mit  Darstelluugcu  von  Prieste- 
rinnen  der  Diana,  jetzt  im  Museo  Campano.  Wichtiger  ist  eine  Ausgrabung, 
die  im  Frühjahr  1877  in  Folge  einer  zufalligen  Entdeckung  unternommen 
wurde.  Wenige  Schritt  unterhsüib  S.  Angelo  in  Formis,  nebeu  dem  Garten 
des  Herrn  Stefano  Rinaldi  fand  man  unter  der  modernen  Chaussee  das 
Pflaster  der  antiken  Strasse,  etwa  2  m  breit   Dabei  ein  Saal  mit  auf  den 


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366 


Capua.  —  Der  Ager  Campaoos. 


Diaoeiieiilt  besflgliehen  Fretkaa  m  dem  dritten  JahrhiUMtart;  die  GMttn 
selbst  im  Jagdgewand,  neben  ihr  die  Hisdin.  An  der  Wand  ein  graff  itto, 
dessen  Inhalt  hier  nicht  wiedersngeben  ist  Aach  diese  Funde  jetst  im 
Mnseo  Campano  (Minerf ini  in  der  Gomm.  in  hon.  MommseDü  p.  660.  2  und 
Bnll.  Camp.  1877  p.  41). 

Mit  Capua  war  der  Tempel  durch  eine  Stnsse  verbunden,  die  Via 
Dianae,  von  deren  Anlage  oder  vielmehr  Fflastertti^  durch  den  Dnumvir 
Qains  Larttus-Gabinius  Fortuitus  eine  Inschrift  berichtet: 

G  .  L  A  R  T  .  .  .  .  448] 
G  A  B  I  N  I  0  P  .  F 
PAL  FORTVITO 
DICTATORI  LAN 
II  .  VIR  0  Ä  P  V  A  E 
QVOD  -  VIAM  DIAN 
APORTA  -  VOLTVRN 
ADVICVM  •  VSQ  SVA 
PEG  SILICE  STRAVER 
OBMVNIFIC  •  EIVS 
D  D 
L  H.  3638,  get  im  Amphitheater,  Peilegrino's  Abechcift. 

Sie  entspricht  etwa  dem  heutigen  FeHweg  von  S.  Maria  nach  S.  Ängdo  in 
FozmiSy  Osüieh  der  Fahrstrasse.  Beste  der  Via  Dianas  hat  Novi  ■  bei  der 
Polverista  degli  Spiriti,  ^/iMiglio  nördlich  von  8.  Maria  blosslegen  lassen; 
andere  Reste  bei  den  Tnfbrilchen  von  Olivone,  nicht  weit  von  8.  Aogelo. 
Endlich  ist,  wie  oben  erwähnt,  bei  der  Ausgrabung  von  1877  ein  StddL 
der  Strasse  zum  Vorschein  gekouimen.  Gräber  begleiten  die  Strasse  zu 
beiden  Seiten,  meist  sehr  zerstört;  das  am  besten  erhaltene  ein  ziemlieh 
ansehnlicher  Rundbau  im  Felde,  da  wo  die  Strasse  anfing,  som  Tempel 
emporzusteigen. 

Die  interessanteste  Partie  der  Strasse  ist  die  Strecke  von  Galcarone 

südlich  bis  zum  Camposanto  von  &  Maria.  Hier  ist  die  Strasse  mehrere 
100  m  weit  in  den  Tuffeis  gehauen,  zum  Theil  4— 6*n  tief;  die  Breite  be- 
trägt uDten  1,75  bis  1,80  m,  also  sechs  römische  Fuss.  Rechtwinklig  darauf 
steht  eine  zweite  Strasse,  ebenso  in  den  Tuf  gehauen  und  von  derselben 
Breite.  Beide  laufen  in  fast  gerader  Linie.  Auch  die  meisten  anderen 
Wege  in  der  Nähe  zeigen  dieselbe  Eigenthümlichkeit  —  Dass  wir  es  hier 
mit  Werken  aus  der  Römerzeit  zu  thun  haben,  ist  an  sich  evident  und 
wird  durch  die  Maasse  bestätigt  Weniger  klar  ist  der  Zweck  dieser  Ar- 
beiten. Die  Steigung  des  Terrains  ist  in  den  meisten  Fällen  so  unbedeu- 
tend, dass  sie  sich  auch  ohne  diese  Einschnitte  leicht  hätte  bewältigen  lassen. 


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Ctipn».  —  Der  Ager  CvapamtB. 


d67 


Da  Dun  die  meisten  der  so  eingeschnitUinen  Strassen  den  Ii  mit  es  ent- 
sprechen,  durch  die  wenigstens  seit  Gracchus  und  vieHeicht  schon  früher 
die  Centurien  des  Ager  Campanus  getrennt  wurden,  so  wird  der  Zweck 
gewesen  sein,  der  I.iniitation  unverwüstliche  Dauer  zu  verleihen. 

"Wir  (iie  peutingersche  Tafel  beweist,  setzte  sich  die  Via  Dianae  hinter 
dem  Vicus  nördlich  um  deu  Tifata  herum  noch  sechs  Milieu  weit  fort  bis 
nach  dem  Ort  Syllae.  Da  wo  die  Strasse  den  Voltiirnus  erreicht,  in  der 
Contrada  Triflisco,  sieht  mau  im  Fluss  die  lieste  emer  röniischeu  Brücke, 
den  Ponte  fPAnnibale.  Dass  dieselbe  ntit  Hannibal  nichts  zu  thun  hat,  be- 
darf wohl  kern  PI  Krwähnung;  wenn  wir  auch  von  keiner  Strasse  wissen, 
die  hier  den  Volturno  überschritt.  In  der  Nähe  wurde  1849  ein  grosser 
Kuadbau  ausgegraben,  wahrscheinlich  ein  Grab  (Bull.  Nap.  IV  p.  41). 

Westlich  von  S.  Angelo  in  Formis,  auf  halbem  Wege  an  der  Strasse 
nach  Neu-Capua,  liegt  die  Masserie  Casa  Cellula  oder  Casa  Cerere.  Auf 
den  Namen  gestützt,  will  man  den  Cerestempel  von  Capua  hierhin  verl^en; 
und  in  der  That  soll  die  schon  augeführte  Inschrift  der  Cerespriestenn 
Herenuia  hier  gefunden  sein  (N.  405):  % 

HERENNIA  •  M  .  f. 

SAG  ER  DOS  pubL 
CERERI  ' SACram 

LOG  •  Dat.  dec.  decr. 


§  3.  CasiUnum. 

MoTi,  FoUorama  Pittomcö  XVUl  p.  817,  821,  881,  885,  898,  ZIX  ^4S  mit  jntmn 
and  AofiriaaeiL 

Da88  Casilioum  sq  Capna  in  einem  abnlichen  Verbältnisse  stand,  i»ie 
Calatia  oder  Atella,  bedarf  wobl  kaum  des  Beweises;  war  es  doch  der 
Flossbafen  Gapua's  am  Voltarnus.  So  lesen  wir  denn  auch  bei  Livius  aus- 
drfleklicb,  Hannibal  babe  die  Stadt  den  Campanem  surflc kg e gebend, 
näcbdem  er  die  rOmiscbe  Besatzung  nur  Capitulatiou  gebracht  batte.  Festus 
nennt  Caälinum  als  eine  der  lebn  campaniscben  Ptaefecturen;  die  Stadt 
bnt  also  aacb  später  iörtgefabren,  eine  gewisse  lokale  Selbständigkeit  zu 
genlesaen.  Im  Uebrigen  bat  CasiUnnm  im  Jahre  211  natOrlidi  Gapua*s 
Scbicksal  getbellt,  and  ancb  sein  Gebiet  ist  römiscbe  Staatsdomäne  ge- 
wonten. 

Caesar  fbbrte  im  Jabre  58  auch  bierber  eine  Colonie die  Antonius 
i4  erneuerte.  Dass  er  dabei  das  Herkommen  verletste,  wirft  ihm  Cicero 


»)  LIt.  88.  18.  80.  Oppidum  redditam  Campanis  «ak. 

u)  Ap^  ciT.  la  «>. 


368 


Capiuk  —  Der  Ager  CMapanm, 


in  der  zweiten  i'hüiijpika  vor'^).  Aa^ustus  hat  übrigeDS  Casilinum  ebenso 
wie  Calatia  wieder  niil  Capua  vereinigt.  Die  Stadt  fehlt  im  plinianischen 
Verzeichniss  der  Gemeinden  Italiens,  nur  später,  wo  Piinius  von  den  unter- 
gegangenen Städten  spricht,  erwähnt  er  mortentis  Quüun  reU^pUae,  Auch 
hätte  Urbana  im  Ager  Falernus  unmöglich  Capua  attributrt  werden  köoneD, 
hätte  Casilinum  damals  noch  als  eigene  Gemeinde  bestandeo.  Demgemin 
fehlt  Casilinum  im  Liber  GoloDiaram;  es  bildete  eben  mit  Anrafthnie  der 
wenigen  Jahre  unter  Caesar  und  Antoniiis  stete  euiCD  Theil  des  Gebiets 
von  (^pna.- 

Als  Brackenkopf  der  Appia  am  Voltumos  war  Casilinum  im  Aller- 
thom  wie  noch  heat  ein  Punkt  ?on  grosser  strategischer  Wichtigkeit  Be- 
rOhmt  ist  die  denkwflidige  Belagerung  durch  Hannibal  nach  der  Elchlsicht 
bd  Cumae,  wobd  tine  ipraeneatinische.  und  eine  perasinische  Cohorte  sidi 
hier  den  gnnnn  Winter  216^210  gegen  die  Karthager  zu  halten  vermocb- 
ten,  um  schliesslich  gegen  freien  Abzug  su  capituliren'').  Im  folgenden 
Jahre  (214)  wurde  die  Stadt  durch  die  vereinten  Anstrengungen  beider 
Consuln  (Q.  Fabius  und  M.  Claudius)  wiedetgenommen,  die  Besatcung  — 
angeblich  2000  Campaner,  700  Kardiager  —  kriegegefiingen  und  die  Be* 
wohner  vertrieben '^).  Casilinum  wurde  nun  einer  der  HauptstStspunlcte 
der  römischen  Operationen  gegen  Capua  ^). 


Ich  darf  als  bekannt  voraussetzen,  dass  Casilinum  an  der  Stelle  des 
heutigen  Capua  lag.  Der  VoHumus  madit  hier  eine  adiarfe  Erflaimnng 
gegen  Norden  hin  und  bildet- so  eine  kleine  Halbinsel,  die  auf  drei  Seiten 
durch  den  Fhiss  geschfttst  wird  und  nur  im  Sttden  künstlicher  Beisstigung 
bedarf.  Ohne  Zweifel  hat  hier  das  Mteste  Casilinum  gestanden.  Später 
ist  dann  zur  Beherrschung  des  Ueberganges  ein  sweiter  Stadtfheil  auf  dem 
rechten  Flussufer  angelegt  worden,  und  in  dieser  Ausdehnung  finden  wir 
die  Stadt  sur  Zeit  des  bannibalischen  Krieges  ^*). 

i>)  Cic.  Fhil.  Ii.  40.  102.  Dedaxisü  coloniam  Caäiliaum,  quo  Caesar  ante  de- 
dmcerat  OonmliiiBti  ne  p«r  littenw  de  Capua  tu  qnidem,  led  iden  de  OariUiio  nipoB- 

dissem:  possesne,  ubi  colonia  esset,  eo  coloniam  novam  iare  deduoere.  Negavi  in  eam 
coloniam,  quae  esset  ausptn*o  deducta,  dum  esset  incolomis,  coloniam  novam  iure  de- 
daci:  colonos  novos  adscnbi  poäse  rescripsi.  Ta  aatem  iosoleotia  eiatus  omni  auüpicio- 
mm  iure  turbato  OariUmim  ooIoidaiB  dedoxieti,  qao  erat  pancUi  amiis  aate  deducta,  vi 
vexfllam  toUeres,  ut  aratnim  circomduceres :  coius  quidem  Tomen  peirtaB  Capoae 
|Mene  perstrinxisti,  ut  florcniis  coloniae  territorium  minucrctur. 

13)  Liv.  23.  19.  20.   ätr.  p.  249.   Val.  Max.  YU.  6.  Sil.  12.  426. 

M)  LiT.  M.  1«. 

tt)  LiT.  85,  30.  Casiliaiim  fhiiDentum  convcctum.  25  ,  22:  Ap.  ClBodins  .  .  ad 
Capuam  regressus  Q.  Pulvium  coUegam  invenit  CasiUni,  onmia  iode  poitaatem  melien- 
t«m  ad  oppugnasdam  Capuam. 

LiT.  SS.  16.  1)DBa  nilw  Toltiiiiio  inaihw  diiempto,  EilefDam  a  Onq^aae 
agn»  diridit. 


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Cftiioa.  —  Der  Afv  Cunpuoi. 


369 


Reste  des  römischen  Casilinum  sind  auf  beiden  Ufern  gefunden  wor- 
den.   Besonders  auf  der  linken  Seite  des  Flusses  bei  Eboli,  da  wo  dieser 

seine  Biej^ung  nach  Südwesten  macht.  Es  sind  Bogen  aus  Netzwerk  und 
Ziej^eln,  sehr  eleganter  Construction,  die  sich  längs  des  Flusses  eine  weite 
•Strecke  hin  !(•! t/.ichen ;  der  alte  Boden  lag  30  p  unter  dem  heutigen  und 
4  p  iiiiLer  dem  Spiegel  des  Volturno,  sodass  dieser  also  seit  dem  Alterthum 
sein  I'Ltr  beträchtlich  erhöht  hat.  —  Andere  Ruinen  gegenüber  auf  dem 
rechten  Ufer  bei  IS.  Viuc(  nzo  a  Volturno  und  weiter  unterhalb,  etwas  links 
von  Porta  Romana.  Die  Keuntniss  aller  dieser  Reste  verdanken  wir  den 
Ausgrabungen  Novi's.   Jetzt  ist  natürlich  alles  längst  wieder  zugeschüttet. 

Dagegen  ist  uns  das  hauptsächlichste  Bauwerk  der  alten  Stadt  noch 
heute  vollständig  erhalten:  die  Brücke,  auf  der  die  Via  Appia  den  Vol- 
turnus  überschritt.  Sie  ruht  auf  vier  Tnachtipen  Tuf{jf(  ilern,  von  denen 
zwei  im  bUom  stehen;  auch  die  verbindeucieu  Bugen  smd  zum  gr^^^^tt-rl 
Theil  noch  antik.  Von  hier  hef  die  Via  Appia  in  schnurgerader  Richtung 
nac.h  dem  Thor  von  Alt-Capua;  Im  weis,  daüs  zur  Zeit,  als  die  Appia  an- 
gelegt wurde,  Casiliuum  den  Südwesttheil  des  heutigen  Capua  noch  nicht 
umfasste.  Dasselbe  geht  hervor  aus  der  Inschrift,  die  rechts  an  der  Appia, 
wenige  Schritt  südlich  der  Brücke,  in  den  Fundamenten  des  Palazzo  Orsini 
1774  ausgegraben  wurde  und  jetzt  im  Museo  Campano  befindlich  ist: 

HOSPES       HOSPITlVM       tiBl  44dJ 
AD    .    LVCVM  OECIDfORVM 
HIC   .   LYCVS      SACER  MACERIE 
CINCTVS  CVM  ADITIS  SVIS  AGRO  NON  CEDIT 

Meine  Abschrift,  1.  M.  Falaae  603»  JannaUi  BnU.       n.  t.  V.  p.  67.  finU.  Oimp. 

1877  p.  44. 

§  4.    Der  Campus  Stellatis. 

GampiiB  Stellatis  hiess  das  Gebiet,  was  nach  Abtretung  des  Ager 
Falernus  Capua  auf  dem  rechten  Ufer  des  Voltumus  noch  übrig  blieb.  Als 
Hannibal  217  zum  ersten  Mal  in  Campanien  einfielr  stieg  er  durch  das 
Gebiet  von  Cales  herab  in  die  stellatischen  Felder  und  verheerte  dann  den 
Ager  Falenias;  den  Volturnus  hat  er  in  diesem  Jahre  nicht  überschritten. 
In  Folge  dieser  Lage  ist  der  Campus  Stellatis  schon  in  den  Samnitenkriegen 
feindlichen  Angriffen  vor  allem  ausgesetzt  gewesen.  Bei  der  Eroberung 
Capua's  211  wurde  dieses  Gebiet  zum  Tempelgut  erklärt,  nichtsdestoweniger 
ubr  r  von  Caesar  60  t.  Chr.  au  die  Colonen  vertheiU,  die  er  nach  Capua 

führte  ^0* 

^7)  Snet.  Caes.  ao.  Campoffl  SteUatem  maioribns  ceasecratum,  agnun^ae  i.^- 
Danan  ad  mhdjit  nio.  metinlMi  nHctaua.  diviiit. 


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370 


Capaa.  —  D«r  Ager  CftmpMiu. 


Die  GrüDZL-n  des  Campus  Stcllatis  sind  jetzt  nicht  mehr  mit  Gcnauif^keit 
festzustellen.  Nach  Osten  hin  umfasste  er  die  Ebeue  bis  über  Beiluaa.  hiuaas; 
im  Westen  erreichte  er  wenigstens  noch  die  Via  Latina,  wenn  wir  dem  Pro- 
digiuni  Glauben  schenken,  was  aus  dem  Jahre  114  v.  Chr.  berichtet  wird"). 
Als  der  römische  Ritter  Publius  Civilis  von  den  Spielen  in  Rom  nach  Apuüeo 
zurOdcreiste,  soll  ihm  in  Campus  Stellatis  seine  Tochter  zu  Pferde  vom 
filitK  ersehlagen  worden  sdo.  Von  Born  nadi  Gapiia  konnte  er  eitf  der 
Appia  oder  der  Latina  gelangen ;  da  nun  die  Appia  bis  Caaüinum  hin  durch 
den  Ager  Falemm  lief,  kann  hier  nar  die  Via  Latina  gemeint  seift. 

Der  Campus  Stellatis  galt,  wie  der  benachbarte  Falernns,  fUr  einen 
der  firachtbarsten  Theile  der  campaniMh^  Ebene.  Schon  dor  Name  sollte 
ein  lachendes  und  reiches  Gefilde  bezeichnen^*).  Und  bei  SUius  (XL  265) 
führen  die  Campaner  Hannibal  auf  den  Thurm  der  Stadtmauer,  und 

monstrant  Cajiitolia  ceha 
Stellate»qu»  docent  campoi^  Cereremque  benignam. 

So  spottet  auch  Cicei'o  Aber  Rullus,  der  im  Entwarf  seines  Ackef^ 
gesetzes  den  Colonisten  zwfilf  Jugera  im  Campus  Stellatis,  zehn  im  Ager 
Campanus  angewiesen  hatte,  »als  ob  etwa  ein  Unterschied  in  der  Qfite  wftre 
zwischen  dem  Ager  Campanas  und  Stellatis«  ^O* 

Ausser  einigen  Inschriften  (z.  B.  N.  397)  sind  Alterthömer  im  Bereich 
der  Steltatischen  Felder  nicht  aafgefunden.  Zu  ihrer  Verbindung  mit  Capoa 
diente  au^iser  der  BrUcke  bei  Gkksilinam  der  Ponte  d'Annibale. 


§  ä.    C  ä  1  a  t  i  a. 

Dass  Calatta  seit  den  ftltesten  Zeiten  im  Bunde  mit  Capna  stand,  ist 
schon  oben  gezeigt  worden.  Mit  Gapua  zugleich  wurde  es  dann  338  als 
Bttrgerffemeinde  ohne  Stimmrecht  in  den  römischen  Staalsverband  aof- 
gfnoiiinien,  ein  Kreigniss,  was  freilich  nicht  direct  bezeu^'t  ist,  aber 
daraus  folgt,  dasH  Suessula  zweiJahre  später  dieCivitas  sine  suffragio 
erhielt. 

In  den  mten  Jahren  des  SamnifenkrieRCs,  wahrscheinlich  nach  der 
caudiniücheu  Niederlage »  ist  Calaiia  in  die  Hand  der  Samniten  gefallen. 


1*1  Liber  Pro d Ig.  a7.  U'  AdUo  C.  Porno  co«.  P.  Elvim  eqne«  Bona&us  a 

ludis  RomHnifi  cum  in  Apuliam  rcvertoretor,  ia  agXD  ^eUate  filia  diu  virgo,  equo  i^ 

ndeos,  tulmiut'  icta,  examinataquo. 

Festus  CumpHm  Stellatem:  siguificare  ait  Ateius  Capito,  laetuin  et  prosperum. 

Cic.  Leg.  Hgr.  11.  31.  äö.  Adiuugit  SteUatem  Campum  agro  Campasu,  et  m 
eo  duodeoa  dneribit  in  aii^os  honlnM  iugera ,  quad  vero  pänlan  difinat  ager  Omh 
puns  ac  Stdlatia 


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Cipu*.  —  Der  Ag«r  OunpatBiu. 


871 


Denn  als  313  der  Dictator  Q.  P'abius  seinen  Zuk  gegen  Noia  unterDahm, 
musste  er  erst  zur  Eroberuug  Calatia's  schreiten"). 

Später  —  308  —  ist  dann  Calatia  iHKh  einmal  von  den  Samniten 
er^tünut  wonlen-'^j;  über  die  Wiedererobei  ung  durch  Koni  h(»reii  wir  nichts. 
Doch  könnte  diese  Nachricht  sich  auch  aul  Caiatia  jcuseitä  des  Voituruo 
beziehen,  da  beide  Namen  beständig  verwechselt  werden. 

Nach  der  Schlacht  bei  Cannae  fiel  Calatia  zugleich  mit  Ca])ua  von 
Rom  ab;  wurde  dann,  wie  es  scheint,  im  Winter  212 — 211  von  den  ilbmern 
erobert  und  mit  einer  Besatzung  belegt,  von  Hauuibal  im  Frühjahr  211 
zuruckgeuoniinen").  Dur  Fall  Capua's  zog  auch  die  üebergabe  vun  Culatia 
nach  sich.  Das  gleiche  Strafgericht  wie  über  die  Campaner  ergiug  nun 
über  die  Bürjjer  von  Calatia,  ila  Lirundbesitz  wur  i»  (  uüri^cirt,  ihre  Ge- 
meinde aut^t_]i)>t,  (iie  Häupter  der  Empörung  veiiiauuL  uder  hingerichtet. 
Im  folgeiideu  Jaiire,  210,  wurdeu  die  bevsuhuer  von  AteUa  hierher  ver- 
pflaozt. 

Das8  bei  der  Deducüon  der  demokratischen  Colouie  uacli  Capua  im 
Jahre  83  auch  das  Gebiet  von  Calatia  zur  Auftheilung  kam,  ist  wahrschein- 
lieh.  Vielleicht  war  Calatia  sogar  als  besondere  Gemeinde  constituirt ;  darauf 
geht  wohl  die  Notiz  des  Liber  GoloDiarum,  dass  SullA  das  Gebiet  der  Stadt 
wieder  init  Gaima  vereinigt  habe**). 

Caesar  ?ertbetlte  SS  v.  Chr.  das  Gebiet  der  Stadt  ao  seine  Colosistea; 
wie  es  scheint,  bildete  Calatia  eine  Gemeinde  für  sich*).  Von  Aiigustus 
wurde  es  wieder  mit  Gipia  fareinigt;  im  Vera^hniss  der  italiachai  Ge- 
meindeo  bei  Plinins  fehlt  die  Stadt,  es  ist  für  Calatia  au  lesen  Caiatia. 
Oelfentliche  Insdiziftea  von  Calatia  sind  natürlich  nicht  vorhanden,  wenn 


*i)  Liv.  9.  28.  qui  capUie  decusHolae  ad  consolem  (C.Iomum)  trabuut,  adiciunt 
Atinam  et  CtktUuB  ib  eodem  a^taa.   Di  od.  10.  lOl^vom  Dictator  Q.  Fobfu:  KtU» 

xai  r-^v  NwJLayüty  äxpottoktv  i/^txokdpi»^  —  WO  Kalidtat  tu  l6Mn  iati  Wlo  ÜO  TOT- 
gleicbang  mit  Livius  zeigt. 

^)  Liv.  9.  43.  In  Samnio  qaoque,  qoia  dcccsscrat  iude  Fabius,  novi  motas  exorü. 
Cahtia  «t  Sora  prMoidiaque  qoM  in  hts  Romaoa  erut,  expugnata,  et  in  captivomai 
COtpora  foedc  saevitam. 

*')  Liv.  26.  5.  (Hanniball  in  valle  occulta  post  Tifata  montom  immincntom  Ca- 
puM  coDsedit.  adveuieas  cum  castellum  Calaiiam  praeüdio  vi  pulso  cepisset,  ia  cir- 
cimtMdciitei  Oapuam  le  tertit. 

3^)  Lib.  Col.  p.  232.  3.  Oalatiaoppidum  muro  ducta.  iter  populo  debotnc  ped.L]C. 
Coloniae  Cainipnsi  a  Sulla  Felice  cum  territorio  adiunctum  olim  ob  boüticam  pugnam. 

9i)  App.  Civ.  III.  40.  ö  Kalaap  .  .  ;(pi^fiaTa  (piporn  Kan7ia>(av  §tt,  ittiaam 
tAs  It6ltt{  6i  arpaxtott^M  fdf  ftnft  Ttw  ftaxpui  ^xioßivai;.  tal  tittm  Kalarla»  itpw» 
int  S*  ixaitjf  iToml&oy,  i6o  rdade  Ko-^W/i  ixaripw^v. 

Nicol.  Damasc.  Biu^  Knlamn-:;  31:  Kaloap  di  njs  Kaftnaviai  sli  KaXartav  ih^i'uv 
idi^a»XQ  aitä»  ^  tögpjrtroo  icaida  xal  dtä.  nitimji  "^'M^i  ^T^v.  xai  rfj  ömtpaif  iyüß' 

P9V  riv  ndptm  Mjro¥  aMts  raSra  Ifyo^tof  ol  /liv  ix  r^;  ßouAf^s  oö  ndiw  « 

•Kv^Mtfoy,  6  dl  ^fit  mI  ßüa  9^o96ßiitg. 

9I> 


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372 


Capua.  —  Der  Ager  Campamn. 


auch  Pratilli  sich  oach  Kräften  bemüht  hat,  dem  Mangel  abzuhelfen.  — 
Die  oskischen  Kupfermünzen  mit  Kahti  aus  den  Jahren  268—211  sind 
schon  oben  besprocbeo  worden. 


Nach  der  peutingerschen  Tafel  lag  Calatia  an  der  Appia,  sechs  Milien 
südöstlich  von  Ccipua.  Dif  Stadt  muss  also  zwischen  S.  Nicola  la  Stxada 
und  Maddaloni  gesucht  werdeu.  Und  hier  uMubL  uns  die  moderne  Chaussee 
selb.st  einen  Anhaltspunkt  zur  genauen  Best.iintiiung  der  La^e,  Ktwa  einen 
Miglio  hmter  S.  Nicola  la.  Struda  nämlich  biegt  die  Strabbc  ans  der  bis- 
herigen Richtung  von  Nordwesten  nach  Südosten  plötzlich  gegen  Oateu  um, 
läuft  für  einige  hundert  Schritt  genau  von  Westen  nach  Osten,  um  dann 
wieder  in  die  alte  Richtung  zurückzufallen.  Eis  ist  dieselbe  ErscheinuDg, 
die  wir  oben  bei  Capua  beobachtet  haben  und  sie  fast  ohne  Zwoifd  dieselbe 
Ursache;  ndt  anderen  Worten»  die  Via  Appia  läuft  hier  auf  dem  Decomanos 
des  alten  Calatia.  Und  in  der  That  treffen  vir  gerade  an  dieser  SteBe, 
rechts  Ton  der  Stnsse,  bei  der  alten  Kirche  8.  Qiacomo,  den  Fonde  delle 
Qallnzze,  frOher  den  Gtonooid  di  8.  Pietro,  jetst  einem  gewissen  Ginseppe 
Bomano  ans  Maddaloni  gehörig.  Und  hier»  bei  S.  Oiaeomo,  Cmd  Holsteidni 
einen  Meilenstein  der  Appia  mit  der  Zahl  VI;  noch  Daniele  sah  den  Stein 
an  derselben  Stelle. 

Es  kann  demnach  kein  Zweifel  sdn,  dasa  die  alte  Stadt  bei  S.  Giaoomo  le 
Qalniae  gestanden  hat  Schntthanien  nnd  ZiegeltrOmner  bededien  das  ganae 
Stadtgebiet,  Beste  römischen  Mauerwerks  sind  überall  in  den  Manem  Ter- 
bant  Boinen  ans  dem  Alterthnm  finden  sich  nicht;  mittelalterlich  and  woU 
nur  ans  antiken  Werkstflcken  errichtet  ist  die  Blauer,  die  den  Fondo  delle 
Oallane  nadi  Osten  hin  abscbllesst 

So  ist  der  Decnmanns^das  einsige,  wns  von  dem  alten  Oalatia  noch 
übrig  ist  .Er  ist,  wie  in  Gspna,  genan  von  Westen  nach  Osten  orientirt. 
seine  L&nge  beträgt  550  m  =  2000'  oakisch.  Wir  haben  oben  den  Oecu- 
manns  Oapna*s  zu  6000'  oskisch  bestimmt.  Nissen  den  Deeumanus  Fompei*s 
SU  4000'.  Die  Gesetamissigkeit,  die  sich  in  diesen  Zahlen  ausspricht,  be- 
darf keines  Commentara.  Wir  sehen,  dass  Calatia  etwa  den  vierten  Theil 
des  Raumes  von  Pompei  einnehmen  mochte  und  V»  des  Baumes  f  on  Capua. 
SHins  also  sagte  mit  Recht: 

Nee  parvü  aberat  Calatia  muns. 

Unter  dem  Jahre  174  lesen  wir  bei  Livius  (41. 27)  von  einer  Reparatur 
der  Mauern  durch  die  römischen  Censoren ;  Gemoret  CataHoB  et  Atuemd 
murot  faeiendos  locaverunt  y  venditisque  thi  loci»  publieiä  ptcunuim,  fUOB 
reddüa  erat^  tabamü  uifi^u$  foro  dreumdanäü  ccntua^tnuU, 


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§  6.  Die  Leboriae. 

»So  sehr  aber  das  Gebiet  von  Capiia  alle  anderen  Gegenden  an  Güte 
übertnflt,  so  sehr  wird  es  selbst  übertroffen  von  dem  Ttu  ile  dieses  Gebiets, 
der  Leboriae  heisst,  und  den  die  GntM  hi  n  Phlegruea  nennen.  Die  Leboriae 
werden  auf  beiden  Seiten  durch  die  ilecrstraspen  he^'renzt,  die  von  Puteoli 
und  Camae  nach  Capua  führen.«  Soweit  Pimius^^).  Wir  sehen  aus  der 
Stelle,  dass  die  Leboriae  im  südlichen  Theile  der  canipanischen  Ebene  ge- 
sucht werden  müssen,  am  Nordfuss  des  phlegraeischen  Berglandes.  Gewöhn- 
lich, und  wohl  mit  Recht,  erkennt  man  sie  im  Piano  di  Qoarto,  welches  sich 
noch  jetzt  durch  seine  reiche  Fruchtbarkeit  auszeichnet  und  von  der  Strasse 
Puteoli  —  Capua  durchschnitten  wird.  Ganz  wörtlich  wird  eben  die  plinia- 
Qische  Angabe  von  den  Grenzen  der  Leboriae  nicht  zu  nehmen  sein.  Im 
Laufe  des  Alterthums  hat  dano  der  Name  sich  weiter  ond  weiter  ausge- 
dehnt, um  schliesslich  die  ganze  campanische  Ebene  nod  das  untere  Liria- 
tbal  zu  umfassen,  die  heutige  Terra  di  Lavoro. 

An  Resten  aus  dem  Alterthuni  ist  dieser  Südwesttheil  der  campanischen 
Ebene  nicht  reich.  St&dtiBche  Ansiedlangen  haben  hier  niemals  bestanden, 
oder  sind  doch  schon  vor  Beginn  unserer  historischen  Deberlieferung  untere 
gegangen.  Soweit  unsere  Kenntnis^  reicht,  finden  wir  den  BeeitSE  dieser 
Oegend  wechselnd  zwischen  Kyme,  Capua  und  Puteoli. 

Die  ackerbauende  Bevölkerung  dieses  Districts  lebte  in  Höfen  und 
Weilern  —  vtci  —  zerstreut,  im  Alterthum  wie  noch  heute.  An  einen 
dieser  Yici  erinnert  der  Name  des  Vice  di  Pantano  am  unteren  Clanins; 
TOiniscbe  Substmctionen  and  Gräber  geben  Zengniss  von  der  Existenz  des 
Ortes  im  Alterthum  (Pellegrino  I  191  ed.  Gravier).  Ein  anderer  Weiler 
ranss  bei  Aversa  gelegen  haben»  der  Yicus  Spurianns,  der  in  einer 
dort  nm  1750  gefundenen  Inschrift  erwfthnt  wird  (L  N.  8545.  llasocchi  de 
ecd.  cath.  p.  811):  450] 

.    PLAVTIV8     EVHODVS  •  SIBI     ET     LlBERiS  SVIS« 
A     PLAVTIO    DAPHNO    ET  •  PLAVTIAE    PRIMIGENIAE  ET 

A  VTIAE  LAVRILLAE  .  ET  -  PLAVTIAE  FESTAE  ET  PLAVTIAE  SVCCESSAE  ET 
P  L AVTIO  ASBESTO  LIBERTIS  LIBERTABVSQVE  SVIS  POSTERISQVE  EORVM   IS  ^  QVI 

AVTI   V  OCI  TAB VNT VR  VICVS  -  SPVriaNVS  CVM  SVIS  MERITORIS  ET  DIAETA 
AC  EST  IVNGTA  HVIC  MONVMENTO'CVM  SVls  pariETIBVS  ETFVNDAMENTIS  HVIC  MONVMENT  CEOET 
QVI  EX  18  QVI  8VPRA  SCRIPTI  SVNT  Hoc  mONVMENTVM  AVT  VICVM  SPVRIANVM 
T  -  DIAETA   QVAE  EST-IVNCTA   HVIC  MONVMENTO  VENDERE  VOLENT 
irNC  -  AD  •  REMPVBLICAM  •  COLONIAE  -  PVTEOLANAE  >  PERTINEBIT 


M)  Plla.  H.  N.  18.  III.  Quantum  aatam  onlteiaaa  terras  campus  CampaDos  ante- 

cedit,  tantum  ipsum  pars  eius  quae  Lf  bc  riae  Tocanttu-,  quam  PhJegracum  Graeci  appellant. 
Fininntur  L(>bodM  vift  ab  tUroque  latere  coomlari  quae  aFuteolis  et  qoae  aCami«  Ca- 
puam  dudt. 


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374 


CapiUL  —  Der  Ager  Campaüiiu. 


Bedeutender  war  vielleicht  ein  Vicus  bei  Friguano  piccolo,  wenn 
nämlich  die  Thermat*  Severianae,  die  in  einer  hier  gpfundtnien  In- 
schrift (Twähnt  wurden,  wirklich  hier  standen  und  nicht  etwa  in  Capua 
oder  Ateiia  (I.  N.  3612,  jetzt  im  Musoo  Na:.ioiKi!e): 

SIGNA  TRANSLATA  EX  ABDfTIS  451] 
LOCIS  AD  CELEBRITATEM 
THERM  ARVM-SFVERIANARVM 
AVDENTIVS  AEMILIANVS  .  V  .  C  ■  CONS 
CAMP  CONSTITVIT  DEDICARIQVE  - PRECEPIT 
CVRANTETANNONIO-CHRYSANTIOVP 

Aach  Mar  an  0  ist  nicht  arm  an  epigraphischen  Denkmilern.  Be- 
merkenswerth  vor  allem  die  schon  angeftthrte  Grabscbrift  des  N.  Kaeviiu 
Vitulus,  Decnrioneo  in  Pateoli  (N.  145),  und  die  folgende,  die  einen 
Ti.  Claudius  Iliilippus  äiä  ßho  (?)  ftfiooatdfi^  nennt  (I.  N.  2555): 

TI    OLAVDIVS  4521 

PHIUPPV8 

DIAVIVET 
QERVSIARCHES 
MACERIAMDVXIT 

Andere  Ansiedlangen  bildeten  sich  entlang  der  Strassen,  die  diese 
Gegend  darchzogen,  besonders  an  irr  von  Capua  nach  Puteoli.  Der  Ort 
Quarto,  vier  römische  Meilen  von  i'ozzuoli  entfernt,  hat  hier  noch  bis  heute 
den  Nauicn  der  Mansio  ad  Qnartum  bewahrt;  und  da^ü  die  Ansiedluog  nicht 
80  gaD2  uubtidcutend  war,  zeigt  die  hier  gefundeue  Inschrift  (I.  N.  2556): 

AGER  458] 
RELIQIOSORVM 
C  IVLIVS  •  AQVILI 
NVS  PORTICVS  ET 
SEDILIA  *  DE-SVO 
EX8TRVXIT 

Eine  andere  Station  auf  der8en>eD  Strasse^  Ad  SeptimniB,  also  sieben 
Uiglien  von  PoKsnoli  entfctott  kennen  w  nur  aus  der  Legende  8.  Geaoaro^s. 


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VoUarnam. 


375 


VOLTUBNUM. 


Ad  der  MaBdung  des  Vollnnias  lag  woM  acboii  seit  den  AlteBteo 
2Seiteii  ein  Emporiom  der  Gapaaner;  vielleicht  das  ritthselbalte  Velecha, 
von  dem  nna  BroiueiDfinxeii  mit  griecliiseher  Aafsclirift  erhalten  sind.  Mit 
Gapna  kam  dann  Voltamam  unter  rOmiselier  Herrscliaft  und  idrd  von 
FestQs  ab  eine  der  zehn  den  praefecti  Capuam  Camas  unterstellten  Stftdte 
anfgellfthrt.  Die  Bedeutang  der  Stadt  beginnt  mit  dem  hanniballschen  Kriege» 
wo  sie  nehen  PnteoH  als  Dep6t  f&r  die  VerpflegoDg  des  rOmisehen  Heeres 
vor  Capna  diente*).  Wie  nach  Puteoli,  wurde  nach  dem  Frieden  anr  Siche- 
rung des  wichtigen  PunliteB  auch  hierher  eine  Colonie  von  dreihundert  Fa- 
miüen  gefUhrt  (194  Chr.)*)*  Von  ihren  Schicksalen  bOren  wir  nichts,  bis 
zur  Zeit  des  zweiten  Triumvirats,  wo.  Henekrates,  der  Freigelassene  Sextus 
Pompein8%  Ydtumnm  mit  andren  Küstenorten  Campaniens  einnahm^. 
Caesar,  oder  wahrscheinlich  erst  Augustns,  siedelte  eine  Colonie  von  Vete- 
ranen hier  ao.  Die  Via  Domitiaoa,  die  hier  den  Vuiturnus  überschritt, 
mnss  der  Stadt  neue  Wichtigkeit  verliehen  haben*);  erwähnt  wird  sie  nicht 
weiter  in  der  Geschichte  des  Allerthams. 

Inschriften  der  spftteren  Kaiserzeit  erwttnen  Dunmvim  und  Plitrone 
der  Colonie: 

D  *  D  454) 
liWP  -  probo  •  AVG  •  IUI .  P-Cbr-  SBi. 
ET  .  TIBERTaNO  CoNS 
TEMPORE  TT  SERVILI 
,  VALERI  ■  TERTVLLIN  IV  N 
ET.  PETRONI  SATTI 
NON  •  MAIS 

Jetzt  im  Museo  Cmptio.  Meine  Aiiedirift  L  3636.  V.  4  eikUrt  Memiueii 
tempore  duttmvirorum. 

1)  Ltv.  XXV.  20.  AdVoItnrri  fluminis  ostium,  übt  nnnr  iirbs  est,  castellnm  com- 
munitum  (Pateolos  antea  Fabius  Maximus  munierat),  praeBidium  impositum,  ut  et  inare 
proximom  et  äumeo  m  potestate  esset,  hi  ea  duo  maritima  castella  frumentum,  qaod 
«X  Safdia»  nnper  miinim  erat,  qnodqve  H.  Itmius  praeior  cx  fitraria  eoenem»  ab 
Ostia  convectum  est  —  Puteolos  fehlt  in  den  Codices  und  ist  ein  Zusatz  Clfivpr's. 

Liv  34,  46.  C.  Acilius,  tribunus  plebi«;,  tulit,  ut  quinque  colouiae  in  oram 
mantimam  dedacereotor:  doae  ad  ostiom  Yolturui  Liieriiique  etc. 

•)  Bio  Gate.  46,  4«.  i  4k  ^  Sürt . . .  fct/tffo  Jfoy«^rpr  ie  r^v  VroA&iv, 
i^tXtvdepov      «Mp  favTod  t»r%  mA  A*  Hübt«»  Hia  rc  rijs  Xafeü»ke  juA  OdHrottfr' 

Lib.  Col.  p.  339,  4:  VoitornuiDf  moro  ductom,  colonia  iussa  imp.  Caesaha  est 
dedoeta.  iter  populo  debetari  pedug  ZX.  ager  «ins  ia  noniiiilKis  TiUamm  et  poBsesso- 
tun  eet  aadgnata. 


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876 


L  A  R  I  S 
C  V  I  V  8 


455] 

P-AELIO       P.  FIL 

AELIA  N  O 

ARCHELAO 
MARCO 
0  R  i  Q  I  N  f  S  .  C 
S  I  M  A  E  V  I  R  0  • 
AETATIS  LAVDABILIS 
CONSTANTIA  ET  •  RE 
CEN8  •  PATR0NATV8  •  DIQNI 
TA8  •  PROVISIONE  •  CVMVLA 
VIT  '  REIPVBLICAE  -  VIRES 
PLVTIVSMAXMVS.LEOATIONE.P . . 
ABSOLVTVSPATRONOPRO  MERIT» 
I.  H.  8688.  Oipitii  Mni.  Gunp. 


456] 

L  CESIO  C  fiLIO  CERRI 
NIO  IVSTO  IV  l!0  NATALI 
IUI  .  VIRO  VIAR  CVRAND  TRIB 
LATICLAVIO  LEG  VIII  AVG 
QVAESTORI  VRbANO  AB 
ACTIS  st  N ATVS  AEDIL  CVRVL 
PRAETORI  LEG  AVQG  LEO 
XXV . V • PR0C08  PROVIN 
CIAE  .  NARB0NEN8I8  •  PRAEf. 
AERAR  *  8ATVRNI -  COS 

PATRONO  .  COLODiAE 
D  d 

L  N.  8687.  Mmeo  0«m^aao. 


456a] 

Tl  .  CL  .  Tl  .  FIL  .  PAl 

ME  RISC  •  - 

RVF  VNOV  .  ■  - 

TRIBVN  .  MIL  .  LEG  •  VII 
OLA  .  LEG  *  OL  -  INTER 
QVAESTORI  PRAET 
VRB  .  LEG  PROV  NAR 
BONENS  LEG  PROV  CRE 
TE  PRAEF  MIN  •  PROCnS 
PROV  ACHAIE  LEG  PRO 
V'AFRICAEPC 
L       D       D  D 

lannelii  m  Fioreili  Notizie  187i^  p  '23B. 
Gef.  in  Castel  Volturoo,  jetzt  im  Mu^o 
CuDpano. 


466  b] 

c.  poMPElO  Q  .  F  .  QVIr 
SENECIONI  •  8081  -  PRU 
Cl  COS  PR  PONTIF  80 
DALI  HADRIANALI  •  SO 
DALI  •  ANTONIANO  •  SALIO 
COLLINO  •  gVA  EST  0  R  I 
AVG  .  TRIVMVIR  MONETA 
LI  A  A  A  F  F  LEGATO  PR  ASI 
AE  P  R  AEF  .  VRBIS  FERIAR 
PATRONO  COLPVBLDD 
QVORVM  HONORE  CON 
TENTVS  IMPENSA • SVA 
POSVIT 

lannelii  in  Fioreili  Notizie  1878  p  238.  Gef. 
in  Castel  Yolturno,  jetzt  im  Museo  Campaoo. 


Das  alte  YdtuiiiiiiD  lag  an  der  Stdle  des  hentigeD  Gastet  YoltnrDO. 
Von  AltertttOmern  siebt  man  niehts  als  einige  Reste  der  Brflcke  Domitian's 
am  Sfldufer  des  Flusses,  eingemauert  in  der  Wand  des  Gtetells.  Auf  eine 
Bestaoiation  der  Brfleke  unter  Antoninos  Pias  sclieint  die  Inschrift  zu  gehen: 

457]  IMP.CAES-  DIVI.... 

TRAIANI  *  FIL.,.. 
AELIV8  •  HADRL... 
COS  II-TRIB  P0TE8.... 
SVBVERSVM  •  RES.... 
I.  V,  8686  p.  Chr.  180.  Homt.  461.  4.  • 


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XiitniiiuiL 


8TI 


LITERNUM. 


Carictti,  Regione  Abbracciata  p.  288. 

Mastrominieo  Bicerche  sul  Vico  Fenicolense.  Nap.  1803. 

Literanm  gehörte  eiost  ohne  Zweifel  zum  Gebiet  von  Eyme  und  sein 
Nftme  ist  griechischen  Ursprungs.  Die  Sage  erzfthlte,  Herakles  habe  die 
Ueberbleibsel  der  Giganten  aus  dem  phlegraeischen  Gebiete  getrieben;  sie 
hätten  Lentemier  geheissen  und  seien  nach  Messapien  geflohen;  dort  hätte 
sie  die  Mutter  Gaet  in  ihrem  Schoos:^  verborgen*  Aus  ihrem  Blute  ströme 
die  Schwefelquelle  bei  Leuke;  daher  der  Name  der  dortigen  Käste,  Len- 
temia^). 

In  historischer  Zeit  finden  wir  Litemum  als  eine  der  zehn  Ptaefectnren 
Campaniens,  dann  seit  194  v.  Chr.  zugleich  mit  Pnteoli  und  Voltumum  als 
römische  Colonie.  Ihre  Berühmtheit  aber  verdankt  die  Stadt  dem  Aufent- 
halte des  älteren  Scipio,  der  äch  aus  dem  Parteileben  der  Hauptstadt 
hierher  zurückzog  und  bis  zu  sdnem  Tode  um  188  v.  Chr.  hier  weilte. 
Augustus  fahrte  81  v.  Chr.  eine  Colonie  seiner  Veteranen  auch  hierher,  ohne 
dodi  dadurch  der  Stadt  zur  Bedeutung  verhelfen  zu  können*).  Inschriften 
fehlen;  nur  S3rmmachtt8  erwähnt  im  vierten  Jabrhundoi  dnen  Severianus, 
primorem  lAUminae  ewitaiis  (Epist.  VI;  5).  Später  war  Liternum  Bischof- 
sitz, gegen  das  Ende  des  achten  Jahrhunderts  ist  es  verlassen  worden  (Job. 
Diftc.  bei  Muratori  I.  2  p.  348). 

Die  Lage  Litemums  ist  eine  der  melancholischsteu ,  die  man  sich 
denken  kann').  Meilenlaug  ziehen  sich  Sanddünen  in  einförmigem  Zuge 
am  Strande  hin,  der  fast  beständig  von  weisssehaunieiidun  Wogen  gepeitscht 
wird*).  Süiiiple  und  Sti-andla^iunen  -Icliuen  sich  hinter  di'u  Dünen  aus,  im 
Süden  gej^en  Kyme  hin  der  LaiiO  di  Licola,  nördlich  die  Litern  a  palus^), 
der  Lago  di  Patria.    Einst  floss  der  Clani»  in  den  See,  der  durch  einen 


1)  Strab.  p.  281.  ftu4t6ov<rt      özt  toös  vtpdiAt^divTai  t&v  ftfayrutv  iv  xa-zä 

m^KiXlav  raoTTjv  Asortpviav  itpoatt/opeum&tv. 

i)  Lib.  Col.  p.  336.  1:  Litemum,  muro  dacta  coloola  ab  AuguBto  dedacta.  iter 
popuU»  dflietar  ped.  CXZ.  ag»r  mu  io  iogerilms  vettruis  Mi  ungnatm. 

^  Liv.  ZZIl.  Id.  Idloni  aniiu  stagnaq«,  perhttRÜa  dta. 

*)  PHd.  86.  26.   lani  vero  et  in  Volturno  mari  Itaüac  arr»na  alba  naseeot  SSZ 
milia  paamuni  litore  ii]t(>r  Cninas  atque  Litemuio  (so  sutt  Lucrinnm  xa  lesen). 
*)  8tat.  Silv.  IV.  3,  0(3.   Literoa  palus  pigerque  Savo. 
Silini  TUL  038.  Stagaisque  paluftra  LUenum. 


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378 


Liternum. 


Emissär  (foce)  mit  dem  Meer  in  Verbiodiing  steht;  uid  nocli  j^zt  fblgt 
ein  Arm  des  Flusses  als  Chiani  Tecchio  dem  alten  Laofe.  Im  Alterthnm 
faless  dieser  Theil  des  Flusses  Litemns*).  Jetzt  hat  der  danis  in  Folge 
seiner  Canalisation  eine  neue  HQndung  sechs  Miglien  nördlich  ^on  Patria 
(Regi  Lagni).  Ein  Wald  zieht  sich  noch  heute  an  der  ganzen  Eflste  von 
Cuma  bis  Castel  Voltumo  hin,  Ton  WasservOgeln  bevölkert,  die  Silva  Galli- 
naria der  Alten,  seit  dem  Mittelalter  Pineta  genannt 

•An  dieflsem-  Busen  (dem  Golf  von  Gaeta)  ist  auch  ein  Buschvalä, 
viele  Stadien  weit  sich  ausdehnend,  wasserlos  und  mit  Sandboden,  den  sie 
den  GalUoarischen  Wald  nennen.  Dort  rilsteten  die  Admirale  des  Sextus 
Pompeius  R&uberbandeo  aus,  zu  der  Zeit,  als  er  Sicilien  zum  Abfall  ge- 
bracht hatte*       Das  Räuberwesen  dauerte  auch  später  hier  fort: 

liitcrdum  et  ferro  snbitus  graatafor  agii  rem 

Armato  quotif.s  tutae  cuiitode  teneiitur 

Et  Fomptina  palus  et  Gallinaria  pinus 

Iqt.  III.  305. 

Die  Stadt  Liternum  lag  an  der  Mündung  des  Flusses,  ad  Lttcrni 
ostium^  wie  Livius  (34.  45)  angiebt;  wahrscheinlich  bei  Tor  di  Patria,  wo 
dürftige  Reste  noch  heute  vorhanden  sind.  Die  Stadt  war  ummauert  (muro 
ducta  colonia);  von  ihren  Monumenten  wissen  wir  nichts,  als  was  Siliua 
singt  (VL  653): 

Htc  dum  stagtuni  tpectat  tmplumqit»  demoBgue 
Lüemi  dueior. 

Zu  eigener  Bedeutung  ist  die  Stadt  nie  gelangt,  Vaterius  tfaximos  nennt 
sie  einen  ignobilis  vicus  (V.B. 2). 

Die  HaoptmerlcwQrdigkeit  Literoums  war  natflrlich  das  Grab  und  die 
VilUi  des  älteren  Scipio.  Die  ViBa  beschreibt  Seneca*):  »Ich  sah  die  Villa, 
ans  Quadersteinen  erbaut,  die  Mauer  im  Walde  versteckt,  auch  Thttnne  rar 
Vertheidigung  auf  beiden  Seiten  der  Villa  errichtet;  eine  Gisteme,  unter 
Gebftuden  und  GrQn  verborgen,  die  auch  für  den  Bedarf  eines  ganzen 
Heeres  ausreichen  Icdnnte;  ein  enges,  finsteres  Bad,  nach  der  alten  Sitte. 


*)  Strah.  p.  948.   xtifi«^!  i*  ißm»»fi»s      «AUi  tnirai/i6e. 

^  Strab.  p.  243.        dt  flj»  »iXis^  toüt^  xal  5X7j       iort  dapiv-d)^  iiei  itoXlotts 

M¥  Jjr«&o«.  Die  Gailmaria  SOt»  erwibnt  «ndi  Cie.  fim.  UL  SS. 

Senee«  Epist.  86.   Vidi  fillam  smetMi  lapide  quidrato,  nittnim  cireui- 

datnm  silvap;  turres  quoque  in  propngnaculum  tillae  utriinque  subrecia«-.  cisteroam 
aedificiis  ac  viridibus  subdit&m,  quac  äufäcere  in  usom  vel  exercitiu  posset ;  balneolum 
angustutn,  tenebricosom,  cz  consuetudiae  antit^aa.  In  hoc  angulo  ille  Ourthaginis  hwNT 
abhiebal  corpnst  hihoribus  rastids  fennm;  exeieebai  enlm  opwa  ae,  tnnm«Uk  et  noi 
hdt  priad^  ipie  miUgabat 


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379 


In  diesom  Loche  badete  jener  Schrecken  Karthago'8,  wenn  er  von  der  Feld- 
arbeit müde  war;  denn  er  hielt  ?ich  durch  Arbeit  frisch  und  püiigte  seioen 
Acker  selbst  um,  wie  die  Alten  zu  thnn  pflegten.« 

Später  gehörte  die  Villa,  wie  es  schL'!n^  einem  Freigelassenen  Vetulenus 
Aejrialus.  rien  Plinius^)  als  einen  der  berühmtesten  Weinbauer  anführt.  Die 
Lage  lä«st  sich  natürlich  nicht  mehr  bestimmen,  da  keine  unserer  Quellen 
die  geringste  Andeutung  gieht.  Pellegrino  setzt  die  Villa  nach  Vico  di 
Pantano,  etwa  zwei  de  utsche  Meilen  nordöstlich  von  Litcrnum,  an  der  Strasse 
von  Marano  nach  Arnone,  wo  alte  Gräber  und  Rudera  sich  gefunden  haben. 
Doch  gehörte  diese  Gegend  wohl  schon  zum  Gebiet  von  Capua.  (Oben  S.  373.) 

Die  Inschrift,  die  Scipto  angeblich  auf  sein  Grab  seueo  liess :  Jngrata 
Patria  ne  osaa  quidam  mea  habean  soll  dem  neuen  Namen  Liternum's 
(Patria)  den  Ursprung  gegeben  haben!  Eine  Statue  schmQckte  das  ModQ' 
meuu  die  zu  Augustus'  Zeit  vom  Sturme  herabgeworfen  wurde;  so  sah  sie 
Livitts").  Oh  das  Grahmal  später  restaurirt  wurde,  wissen  wir  nicht 


A  T  E  L  L  A. 


Literatur.  Gl  Magliola,  Costkaazionc  deUa  difesa  della  terra  di  8.  AtpinOf  a  di 
altri  casali  di  Atella  contro  la  cittä  di  Napoli.    Nap.  1767. 
Ferd.  Faboszi,  JUtoria  della  fondazione  dclla  cittA  di  Aversa.  Nap.  1770. 
De  Maro,  Rieortfo  sali*  origine  dl  AteUa. 
Coreia,  Btoria  delle  dne  flitiUe  II  p.  294—870. 
Franchif  DiiMrtasloDe  nüla  Lürafia  Doeale. 

Von  den  ältesten  Schicksalen  Atella's  ist  nichts  überliefert;  wie  die 
Stadt  an  das  Licht  Jli  Geschichte  tritt,  finden  wir  sie  in  einem  Abhängig- 
keitsverbältniss  zu  Capua.  Zugleich  mit  Capua  erhält  Atella  338  das  rö- 
mische Pa.ssivbürgerrecht,  zugleich  mit  Capua  fällt  es  dann  216  zu  Hannibal 
ab^)  und  wird  211  zum  Gehorsam  zurückgebracht').  Dasselbe  Strafgericht 
wie  über  Capua  wird  auch  über  Atella  verhängt,  auch  seine  Mark  wird 
römische  Staatsdumaue  und  mit  dem  Ager  Campauus  vereinigt').  Hannibal 

9)  PI  in.  H  N  11,  49.  Magna  fama  ot  Vetuleno  Aogialo  perindc  libcrtino  fait 
in  Campaniae  ruro  Liternioo,  maioriqae  etiam  favore  hominum,  quoniam  ipsam  Afnoani 
colebat  exsiUom. 

11)  LiT.  S8.  M:  nam  et  Litenii  moaimMiitiiiii  nKuiimentoqae  statoa  saperimpocHa 
fuit ,  quam  tempestate  disiectam  noper  vidiniis  ipd;  et  Bomao  extra  portam  Capenam 
in  SciptonTim  monnmontn  tros  itatiiae  snst,  qnanuB  dose  F.  et  L.  Seipioluiiii  dieonter 

«sse,  tertia  poeta«  Q.  £imii. 

X)  Lir.  22.  61.  Liv.  26.  16.        >)  Liv.  27.  4. 


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380  AteUa. 

hatte  bat  «dnem  Bflckzag  aat  OampAnieii  911  eimo  TheU  der  Beiraliaer 
nach  Tbaiioi  Terpflenst^);  der  Beet  der  Bttrger  mueete  im  folgenden  Jahre 
auf  Befehl  des  Senate  nach  Calatia  fibersiedeln  and  die  Stadt  ward  den 
flilchtigeo  Kocerinem  eingeräamt  Waa  weiter  aua  Atella  -geworden,  wissen 
wir  nicht  Cicero  erwähnt  ea  68  y.  Chr.  in  der  Bede  gegen  BoHua  bei 
der  Anfaahinng  der  bedeutenderen  Stftdte  Campaniena.  45  v.  Chr.  richtete 
er  wegen  AteHa  einen  Brief  an  Gaias  Claviaa,  den  Caesar  mit  Regulirung 
der  Ackerverbllltaiaae  in  Gallia  Ciaalpina  beauftragt  hatte.  Er  nennt  AteDa 
»ein  höchst  direnwerthes,  ihm  nahe  verbnndenes  Munidpium«,  dem  er  aebr 
viel  ▼erdanJce;  während  seiner  ganzen  Öffentlichen  Wirksamkeit  habe  Atella 
immer  au  ihm  gestanden.  Jetzt  sei  das  Municipium  in  Folge  besonderer 
UnfiUle  in  schwerer  finanzieller  Bedrängniss;  die  einzige  Hülfsquetle  aber 
bihleten  die  verpachteten  Domänen,  die  Atella  in  Gallien  besässe.  Cicero 
bittet  nun  Cluvius,  dafür  zu  wirken,  dass  dieses  Gebiet  der  Stadt  erhalten 
bleibe').  ~  Ob  die  Bitte  Erfolg  hatti ,  irfuhrcu  wir  nicbt. 

Aupiistus  soll  auch  Lach  Atella  eine  Colonie  geführt  haben®);  Plinius 
d^egen  luiirt  es  unter  den  oppida  auf.  Von  den  Geschicken  der  St  alt 
in  der  späteren  Kaiserzeit  schwt-igi  die  Ueberln lening;  doch  hat  Attila 
noch  im  neunten  .lahrhundert  n.  Chr.  bestanden  (Erchempert  c.  6ü  u.  72). 
Daiin  ist  Aversa  an  seine  Stelle  getreten. 

Von  dem  oskiscben  Atella  haben  wir  Kupfermünzen  mit  der  Aufschrift 
tAderl«,  aus  der  Zeit  von  268— '211.  Die  grösseren  Nominale  fehlen;  vor- 
handen nur  Triens,  Sextaus,  üncia,  im  Gewicht  von  24,4  ^r;  13,6  i^;  7,3 
bis  4,5  gr.  Auch  einige  griechische  Vasen  von  geringer  Bedeutung  sind 
hier  gefunden. 

Eine  einzige  Inschrift  ist  uns  von  Atella  erhalten.    Sie  gehörte  einst 


*)  Appian.  Uao.  4d.    'Afvtßas  dk  r^v  KaßKov&v  {i^ou)^  is  'Patßiatoui  /ura^m- 

5)  Cic.  fam  XIII  Cap  7.  1.  Quum  in  GaHiani  proficisccns  .  .  .  ad  me  domum 
veuisses,  locutus  suin  t-  cum  de  agro  cw/ijo/t  municipii  Atollani,  qui  •  --r't  in  Gallia,  qnan- 
toque  opere  eiug  muuicipii  causa  laborarem  tibi  ostendi.  Post  auiem  tuam  profectio- 
nean«  quam  et  mudina  res  mtmidpS  boneitfanini  mOdqaa  ooninnetiflaiBii . . .  ageratnr, . . . 
«liatiiiiafi  me  oportere  ad  te  Boeoratius  scribere  ...  2.  Et  primum  velim  existimes,  quod 
res  est,  tnunicipü  fortunas  omnes  in  isto  vcctigali  consistere,  bi<;  mtf  m  tf^mporihus  hoc 
muuicipiiun  maximiü  oneribus  presäum,  bummis  adfectum  esse  dilticuitatibus.  Uoc  etsi 
conmiDke  Ttdetur  cum  multis,  tarnen  mihi  credc  singulare!  haie  monieipio  cahimitatat 
acddiflie . .  a  Cosliao . . .  Wmt  (CMBarcm)  dignitaäB  mimldpii  ««quitatii . . .  hiU- 
tUTum  esse  rationem  ....  4.  Mihi  affinmnti  credas  velim  me  huic  mnnidpio  debere 
plurimum:  nullum  unquam  inh^^p  tpmpii':  Deque  bonorum  neo  labomm  ffleomm,  ia  qua 
non  huius  municipii  in  me  Studium  exätiterit  singulare. 

«)  Libw  CoL  p.  »0.  1.  AteU«  inoio  daela  edknia,  d«doeto  ab  Angwt«,  itar  po- 
pulo  debctvr  ped.  CL  ifer  eins  lefe  SnllMia  teat  aiwignitim,  poetoa  Gmwt  Ii  ingari- 
bni  niliU  pro  merito  dividi  inoit 


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Afeell». 


881 


ao  die  Basis  einer  Statne,  die  Senat  und  Volk  der  Stadt  dem  Guasular 
Caropanieus,  Gaius  Caelius  CeD&onuus,  gesetzt  hatten  (i.  N.  3ö4ü,  gef.  in 
Grumo.   Bemondini  1  p.  65). 

^58]  C      CAELIO  CENSORI 

NOVC.PRAET.  CANDI 

DATO  CONS-CVR  VIAE 
LATINAE  •  CVR  REG  •  VII 
CVR  •  SPLENDIDA^  •  CAR 
THAG.COMITI  D  N 
CONSTANTINI  -  MAXIMI  •  AVG 
ET  >  EXACTORI  - AVRI  •  ET  •  ARQEN 
Tl  PROViNCIARVM  II!  -  COS  PRO 
VINC  SICIL  COS  CAMP  AVCTA 
IN  MELIVS  CIVITATE  SVA  •  ET  REFOR 
MATA '  ORDO  •  POPVLVSQVE  •  ATEIXANV8 
L  •  D  •  S  .  0 


Das  alte  Atella  lag  bei  dem  Dorfe  S.  Arpino  d*Atella,  zwei  Migliec 
südöstlich  von  Aversa,  bei  der  Station  S.  Antimo.  Von  öffentlichen  Ge- 
bäadeo  wird  erwähnt  das  Amphitheater  bei  Suetonius.  Als  Tiberius  in 
Ifisenum  gestorben  war,  so  erzählt  er,  schlagen  Manche  vor,  die  Leiche 
nach  Atella  zu  fuhren  und  dort  im  Amphitheater  zu  verbrennen^).  Eine 
Erzählung,  die  so  offenbar  dem  römischen  Stadtklatech  ihre  Entstehung 
Yerdankt,  dass  sich  nicht  lohnt,  weiter  dabei  zu  verweilen.  In  dieselbe 
Kategorie  mit  dieser  Anekdote  gehört  die  Ersählung,  dass  Caligula  einen 
Dichter  wegen  einer  missliebigen  Aeusserung  hier  im  Amphitheater  w- 
brennen  liess').  Die  Säulen  und  MarmorpJatten  des  Amphitheaters  sollen 
zum  Baa  der  Cathedrale  von  Aversa  nnd  des  Museo  Nazionale  in  Neapel 
varwandt  worden  sein. 

Ein  Zweig  des  Scrinas-Aquaeducts  versah  Atella  mit  Wasser  (Lettien)« 
die  dm  gehörigen  Bieiröhren  sind  hier  gefdnden  worden. 

Ruinen  der  Stadt  cxistiren  noch  jetzt  westlich  von  Pomigliano  d' Atella 
bis  nach  S.  Arpino  hin.  Eine  Erhöhung  des  Bodens,  auf  beiden  Sdteo 
durch  Orftben  eingefasst,  markirt  die  alte  Stadtfläche.  Erhalten  sind  auf  der 
Ostaeite  die  Reste  eines  Thomies  von  Opus  lateritium,  der' Gaste  Hone 
d*AteUa.  Weetlich  davon,  in  der  Mitte  der  alten  Stadt,  einige  serstfirte 

7)  Suet.  Tib.  75.  Corpus  ut  moveri  a  Miseno  coepit,  conclauiAiiübiu  plerisque 
AttOam  potfm  detoendnai  et  in  «apUthsatro  semiustulandam. 

^  gast  OaL  97.  Doch  wird  jetsl  etwas  AadecM  aa  der  Stelle  geleieB. 


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382 


Aco-raa. 


Bögen,  gewöbnlicb  C^ttedrale  genaont  Noch  weiter  vraHltch,  wo  die  Bftnser 
von  S.  Arpioo  anfangen,  »ne^  tito  detio  FerrumütOt*  Beste  der  altra  Strasse, 
die  von  Ad  Septimum  nach  AteUa  lührte,  weiter  im  Piano  dl  S.  Arpioo 
die  Westmauer  der  Stadt.  Auf  dem  Stadtterrain  sind  vielfach  römische 
Miuusen  gefundeo,  vor  den  Mauern  Vasen,  wie  schon  erwähnt  wofde. 


A  C  E  ß  K  A  E. 


TNffliche  Monographie  tob  Caporale:  Kicorcbe  &>icbe,  st&tistiche,  lopognAdM,  ato- 
liche  deU'  agra  aeenuu».  Ntp.  Idfitt.  440  Seiten  mit  Kerteo. 

Der  Name  der  Stadt,  homonym  mit  einem  Orte  in  der  Po- Ebene,  ifthrt 
daiaof,  Acerrae  etraskischen  Ursprung  zuzuschreiben.  Im  fünften  Jahr- 
hundert  theilte  es  das  Geschidc  der  Nacfabarstidte  und  kam  so  unter  sam- 
nitische  Henschaft,  um  sich  dann  in  derselben  Ze!t  wie  Capua  an  Rom 
aozuscbliesseo.  332  erhielten  die  Acerraoer  auf  Antrag  des  Praetor  L.  Pa- 
pirins  das  Passiv- Bflrgerrecht^).  Im  hannibaliscben  Kriege  blieb  die  Stadt 
Rom  treu,  auch  als  Hannibal  nach  dem  Siege  bei  Cannae  und  dem  An- 
sehluss  Capua's  unter  ihre  Hauern  rückte  (Herbst  216)  und  Acenrae  ein- 
nahm und  niederbrauDte.  Die  Eiowohnw  entflohen  und  zerstreuten  sich 
in  die  Nachbarstädte.  Fünf  Jahre  später,  nach  Capua's  Fall,  wurde  die 
Stadt  wieder  aufgebaut.  Hundert  Jahre  nachher  (90  v.  Chr.)  war  das  Ge- 
biet Acerrae's  der  Schauplats  einer  der  wichtigsten  Schlacliteu  des  Social- 
krieges.  Der  Consul  Caesar  lagerte  unter  den  Mauern  der  Stadt  zum 
Schutze  des  rdmischen  Campaniens;  hier  griff  ihn  Papius  Muttlus  io  seinen 
befestigten  Stellungen  an,  wurde  aber  mit  einem  Verlust  von  6000  Mann 
zurückgewiesen *).  Es  war  der  erste  namhafte  Erfolg,  den  Rom  in  diesem 

k)  Liv.  Vni.  17.  Bonuuti  fteti  Acenani,  lege  ab  L.  Fapirio  pnetore  lata,  qua 
dvitae  ilne  suffmgio  data. 

Liv.  XXIII.  17.  Pocnus  Acerras  primum  ad  voluntariam  dcditioncm  conatus  per> 
licere,  poätquam  obstuatos  videt,  obsidero  atque  oppugnare  paraU  cetcruia  Acerraois 
plus  aainii  quam  Tirium  erat  itaqae  desperate  tntela  urUs  ut  cfroomtmllexi  moettia  fi- 
derout,  priusquam  cootinuarentur  hoetium  opera,  per  intermiiwe  muulmeuta  negleetesqae 

CQStodias  sileutio  noctis  dilaj)si  per  vias  inviitque,  qua  quemque  aut  consilium  aut  error 
tulit,  in  arbes  Campauiiae  quas  s&lia  certum  erat  uod  mutasse  tidem,  pcrfugeruut  H&oui- 
bei  Acerris  direptb  etqne  ineeesia  ....  ezenätam  ad  Cesilinam  dncit. 

S)  App.  CiT.  I.  42.    llantou  dl  x&Jldam»TOt  adt^  {^i^vt  haürapt)  auv  xaxaqipo» 

bTccv«  Tvv  üaKtou  nspi  i$azta^Uiuuf.  xai  ini  T^d»  Kuiaap  fdv  i$  'Aj^eppdif  dfC- 
Ctüyvtf*" .....  L  46.  Mp9»  4k  xii;>>oü$  aur^  xord  «««wd^f  liN/l^vroff»  M  *Aj(ifipas 

o&*  in9x§ipoo¥  «Adjre/M(  oödtrifi^  did  fifiop. 


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Acerrae. 


3ö3 


Kriege  errungen  hatte.  Uebrigem  setxte  f^pius  MntilQs  nichtsdestdweniger 
die  Belagerung  von  Acerrae  fort,  bis  Sulla  im  folgenden  Jahre  das  Ueber- 
gewicht  der  rOmischen  Waffen  in  C&mpanien  herstellte. 

Augusttts  fahrte  eine  Cotonie  seiner  Veteranen  hierher,  wie  das  Liber 
Coloniaruiu ^)  berichtet,  während  Piinius  Acerrae  als  oppiduin  aulführt 
(H.  N.  III.  62);  und  damit  stimmt  es,  dass  wir  iu  der  uiuzi^cii  ütieuthchen 
Inschrift,  die  wir  von  Acenae  besitzeii,  einen  Quattuorvirn  erwahut  nudcn. 
Die  Inschrift  ist  aus  dem  dritten  Jahrliüudert.  ihre  Zugehörigkeit  zu  Acenae 
steht  jedoch  nicht  unbedingt  fe>t.  Deunuch  i^t  sie  last  unsere  einzige  Quelle 
für  die  macreu  Zuätäude  der  Stadt  in  der  liuiäcrzeit  (I.  N.3ü4^,  Müh.  Naz.): 

45yj   h  E  V  R  E  S  I  

CN  $TENNIO*EGNATIO'CN  STENNI 
EGNATI  •  RVFI  •  FIL  •  FAL  PRIMO  IUI  VIR 
II  .  QQ  .  OMNIBV$  -  0NER1BV8  •  ET 
HONORIBVS  .  FVNCTO  >  8AC  •  P  - 
DEAE  •  I8IDIS  ET  SERAP1DI8  <  CVRAT 
OPERVM  .  PVBL  .  INQEN  VI  HONORATI 
ET  AVQVSTALE8  •  PATRONO  •  DIQNIS8I 
MO  OB  .  INFINITA  •  MERITA  -  EIV8  •  OV 
IV8  .  DEDIOATIONE  8INQVU8  •  VNI 
VER8i8Q  .  EORVM  •  ^8  CENTEN08  •  N 
DEDIT .  DIEM  •  AVTEM  *  LVDORVM  -  PLENI88I 
ME  EXHIBVIT'  L^D  D  D 

Ganz  sicher  nach  Acerrae  gehört  dagegen  die  lul^iiidt!  Inschrift  zu 
Ehren  Domitian's,  aus  83 — 96  n.Chr.,  gefunden  1843  au  der  Strada  Piazza, 
dann  im  i3esitz  des  Dr.  Caporalc,  jetzt  von  ihm  dem  Museum  von  Neapel  ge- 
scheukt  (herausgegeben  von  Nissen  Hermes  I,  p.  152  mit  Nolea  Mommseu's); 

460J         Temphm  koe  »aoratum  ker(oum)  ;  quoii\  Germanid 
Auyusti  nomen  feUw  [»ernper]  \  temOMat* 
Stirpi  gtMB  laetetur  vlinbu*\  |  parens, 
Nam  quum  te  Caesar  temHpu»  iam\  |  eap4»eH  (2t»m, 
Cae/oqu«  tßpetea  ««(/[em,  qua]  |  munJum  regety 
Sini  heij  iua  quei  sorte  te[rrae]  \  huic  imperetU^ 
Rt^antque  nosy  felicibu[s  ex]  |  twteit  weü. 
L»  AmhiB  L,  f.  FaL  Ru/w  yrmopUari§  [%] 

XIII  nutitaivit]  

unp.  CaetarU, 


>)  Ltb.  Co),  p.  239.  21.  Aeems  muro  ducta  coloni».  D.  Angutiti  dedud  inniL 
it«r  populo  delMtur  ped.  ^(XX""^   ager  eiu»  in  ingeribiu  e«t  Msifuattu. 


384 


Acerrae. 


Das  G^iet  von  Aeeme  ist  ein  Theil  des  campaoiscbeD  Flachlandes, 
vollkommsD  eben ,  etwa  24  m  aber  dem  Spiegel  des  Meeres.  Oelber  Tuf 
bildet  den  Bodeo;  darunter  Hegt  der  Apenninenkalk,  darüber  zum  Theil 
Saodi  Puzaolanerde  und  Schichten  Lapilli.  Der  Clanis  darchströmt  die 
Ebene  in  weitem  Bogeo,  schon  im  Alterthum  die  Gegend  vträumpfend : 

vacuis  Claniu»  non  aequun  Acerris 

wie  Vergil  singt  (Georg.  II.  225),  was  natürlich  Silius  nachahmen  musste 
(VIII.  535): 

Mlifae^  et  Clanio  eontm^ta»  temptr  Antrat. 

Jetzt  ist  durch  Regulirnng  der  Wasserl&ufe  (Begl  Lagni)  die  (regend  trocken 
gelegt  und  die  Fieberloft  beseitigt  Die  Ftochtbarlceit  des  Gebiets  ist. noch 
heute  dieselbe  wie  im  Alterthum,  wo  Vergil  die  Aecker  Acerrae's  neben 
denen  von  Gapoa  und  Nohi  alt  die  besten  Italiens  pries  (Georg.  L  c.). 

Die  Stadt  Acerrae  lag  genau  auf  derselben  Stelle  wie  der  heutige  Ott; 
und  vielleicht  gebt  auch  hier  die  regelm&ssige  Disposition  der  Strassen  auf 
die  alte  Anlage  surOck.  Von  Resten  des  Alterthums  ist  nicht  das  ge- 
ringste vorhanden.  Dagegen  wurden  zwei  Miglien  nordöstlich  der  Stadt, 
bei  der  Casetta  di  Viola  in  Varignano,  1857  einige  Bndera  8  p  unter  dem 
heutigen  Boden  entdeckt  Dabei  die  Inschrift  (Caporale  p.  418,  jetzt  m 
Museo  Nazionale): 

C  <  FVFICIO  .  C    F  461] 
FAL  •  FANQONI 
H    •    P    -    A  E  D 
EX  .  TESTAMENTO 

Auch  sind  etruskische  Vasen  und  Bronzen  bei  Acerrae  gefunden  worden. 


S  U  E  S  S  ü  L  A. 


Literatur.  Nicolö  Lettieri,  Istoria  delP  antichissima  citUi  di  Suessola  e  del 
castcllo  d'Arienzo,  Nap.  1772,  das  grundlegende  Werk,  ist  leidi  r  voll  von  Pra- 
tilliaoa  und  also  nur  mit  Vorsidit  zu  beoutzeu.  T.  Scmmola,  Uoa  passeggiata 
«oUa  rovina  di  Suessola,  suerst  hn  PoKoram»  Pittoresoo  endiieneii,  ohne  wiattn- 
BchaftUdMil  Werth.  Sehr  brauchbar  dagegen  Caporale  Accrra  Map.  1859,  der 
freilich  nur  nebenbei  von  Suessula  handelt,  und  vor  allem  Giuseppe  Monte- 
mayor,  Ceuno  storico  delle  cittä  di  Suesaola  e  di  Arienso,  Hap.  1B72.  Vou  dem 
nördlichen  Theil  des  Gebiets  von  Sueasnl»  haiid«h  Francesco  Daniele 
Fordie  Oanduie  Ulnstrate  Oaierla  1778,  S.  Aufl.  Nap.  1811.  Fol.  nit  KartML 


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SiMflMdft»  —  Gesohidiite. 


886 


§  1.  Oesehlehte. 

Suessula's  Nuiiie  deutet  auf  aurunkischen  ürspmnef.  Die  älteste  Ge- 
schichte der  Stadt  ist  in  Dunkel  ^?ehüllt,  bis  33h  deu  Siiessiilaueru  das 
Passivbürgciitciit  in  Rom  verliehen  ward*).  Als  Punkt  von  grosser  stra- 
tegischer Wichtigkeit,  den  Ausgang  des  caudiuischen  Passes  beherrschend, 
spiette  Suessula  eine  bedeutende  Rolle  in  den  Samnitenkriegen  und  später  im 
Kriege  gegen  Ilaiinibal;  das  befestigte  Lager,  welches  Marcellus»  hier  anlegte, 
war  einer  der  iiauptsttttzpunkie  der  römischen  Operationen  gegen  Capua. 

Suliu  boU  dann  eine  Colonie  seiner  Veten»  cu  hierhergeführt  habend; 
und  vielleicht  erklärt  sich  das  auftnllend  häutice  Vorkommen  des  Cognomen 
Felicissimus  daher  (Sulla  Felix),  in  der  IhaL  neaueu  die  Inschriften  Daum- 
virn  als  Magistrate  der  Slndt. 

Nach  dem  Falle  des  römischen  Reiches  wird  Suessula  bis  in's  zehnte 
Jahrhundert  hinein  häufig  genannt  als  Bischofssitz  und  zeitweilige  Haupt- 
stadt eines  der  kleinen  longobardischen  Fürstenthttmer.  Von  den  Sarazenen 
wurde  die  Stadt  mehrmals  geplündert  und  niedergebrannt,  bis  endlich  die 
Malaria  den  Rest  der  Einwohner  zwang,  die  Stadt  zu  verlassen  und  in  ge- 
stmderer  Luft  am  Fusse  der  Berge  deli  ansmiedeln. 

Unser«  Koiaivias  der  Verfinsmig  uod  EiDiichtniigeD  von  SneBsnla  be> 
fnbt  anndiUfiidldi  auf  swei  iBBduifteii  der  gei»  Pompeia,  die  im  Gebiete 
dn*  SUdt,  siriselien  Arienseo  und  Hoddaloni,  gefimden  sind: 


462J 

L  POMPEIO  •  FELiCISSIMO 
IMMVNI •  DENDR • SVESSVL 
ET  •  SACERD  M  D  XV  VIR  IN 
Vi  CO    NOVANENSl  -  PATRl  L- 

POIWPEI  •  FE<ilSSiMi    DECVR  •  ET  »ie 
IT  •  VIR  •  ET  .  Q  .  ALIM  •  ET  •  0MNIBV8 
REBV8  -  AC  '  MVNERIB  •  PERFV 
NCTO  .  CVLTOR  .  I-0*M.8 
HORTENS  -  ENS  *  PATRON  «t<; 
B  .  M  .  OB  '  SINQ  -  ERQA  •  SE  *  ÜBE 
RALITATEM      ET  • FRAES 
TANTIAM 
L  .  D  .  D 
].  H.  vm  m>  Um.  Km. 


468) 

D  .  M  •  S 
POMPEIO 
SP  .  FIL 
ERECVNDO 
VIR  '  SVESSVL 
-  P  0  M  P  E I  V  S 
VER  EOVNDVS 
P 

I.  H.  8668  StefMiooi 


L  . 


V 

M 
L 


i)  LiT.  VllL  14. 

3)  Lib.  Col.  237.  ö:  Soessola  oppidam  muro  ducta.  Lege  Syllaaa  est  deducta. 
«im  v«ltnaii8  Bnrftfln»  SjrHini«  in  jugeribm  <Bt  ml<igD»tiM.  Her  po|NA>  non  debetnr. 

B»l««h. 


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386  8a««ida.  —  Die  Stftd«^  SuomuIa. 

§  8.  Die  Stadt  Snessnli. 

Die  peutingersche  Tafel  giebt  oean  Milien  als  Distanz  von  Capaa 
nach  Suessula  au  und  ebensoviel  von  hier  nach  Nola.  Das  stimmt  geiuui 
mit  der  Lage  der  Ruinen  im  Bosco  d*Acerra,  etwa  eine  halbe  Stoad«  weat- 
lich  von  der  Sution  Cancello.  Das  Bosco  d'Aeecn  eQtsprichl  nkhl  gaBs 
d«n  Begriffen,  den  wir  mit  dneiD  Wilde  verbind«;  weit  efcer  fhiell  ea 
dnem  evgliacheii  Park.  Es  iit  eine  weite  Wieeemtiecke,  mit  eiueb 
etetaden  Binnen  bewachten}  vieUuh  drtagt  tkk  Ualeiteli  daiwiielwa 
nad  bildet  dichte  Qebftochei  Der  Boden  iit  anf  weile  Btredten  sumpfig 
nnd  das  Wasser  bildet  eine  Beibe  foa  Tsichent  teri  genannt;  sie  stoben 
durch  GanUe  in  Verbindung  und  entleeren  sieh  sehfiessUdi  in  die  Begl 
Lagni  ^  den  CUmins.  Einige  MineralqneUen,  die  ans  den  Boden  konmsn, 
dienen  rar  Our.  Es  Hegt  eine  eigene  Poesia  Ober  der  Stätte  wiie  Aber 
Ininer  sweitsa  der  campanischen  Ebene;  die  tiefe  Bfauiamlmit»  dia  Wahl- 
itiOei  der  Gebiigsbintergrund  hi  der  Ferne,  «ihrend  die  moosbawaehsenca 
Buinan  an  die  talstprische  Vergangenheit  mahnen. 

Im  vorigen  Jahrhondert,  als  Lelliari  seine  Geschiehto  Sneesab^  sehileh, 
mOssen  noch  ziemlich  bedeutende  Bainen  der  alten  Stadt  vorhanden  gaweesa 
sein.  Er  spricht  von  Besten  der  aatünn  Stadtmauer,  dia  in  Gebtocbe  ser- 
strsui  waren;  dann  des  Theater,  il  CnsteUane  genannti  da  wo  jetit  tta 
Casina  SpineUi  sich  eihebt  Am  Bingang  des  Ihaslers  laa  man  dia  Ift- 
8c!v(iftcn: 

465] 

P  •  RVTEDIO  O  L 

I.  N.  S656.  (L0ttt«rL) 


L  N.  3564,  Mmerrini  Ball.  Caaip. 
167B  p.      In  der  Ciifaut  SpladlL 

Noch  jetzt  sieht  man  hinter  der  Gasina  Spinelli  die  antiken  Substructionen 
im  Halbkreis,  meist  mit  Gras  überwachsen  und  unkenntlich,  nur  ein  Pfeiler 
mit  GewOibeansatx  steht  aufrecht  Auch  der  HUgel  vor  dem  Hause  besteht 
aus  antikem  Mauerwerk  (opus  reticulatum).  Oestlich  im  Felde  die  Reste 
eines  mittelalterlichen  Thurmes,  aus  antikem  Material ^bau^»  hplbkreis- 
armige  Mauern  schliessen  sich  anf  beidea  Seiten  dajcsii. 


464] 

D    .     M    •  S 
C  L  A  V  D  I  A   •   tL  f. 
N    y    M    P    H    i  a 
viXlT     ANN  -  xxxnx 

F  E  C  i  t 
QAVIA  felicissim 
F  l  1  1  a  e 
dulcissimae 


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Baeasola.  —  Die  Stadt  SoeasoU.  387 

Westlich,  nicht  weit  von  der  Casiua  SpincUi,  hat  Capur&le  ein  Bad 
fOn  Marmor  ausgegraben  und  nach  Accrra  gebracht. 

Das  Feld  südUcb  vod  den  eben  beschriebenen  Rainen  ist  mit  Schutt- 
haufen bedeckt,  wie  sie  regelmässig  die  Stätten  antiker  Stadtaulagen  be- 
zeichnen; auch  heisbt  der  Ort  noch  heut  Piazza  Vecchia,  Ohne  jeden  Zweifel 
stand  Suessula  hier;  die  Fusari  mit  den  verbindenden  Wasserläufen  (der 
Mefite)  schützten  die  Stadt  gegen  Norden  hin;  das  Theater  bei  der  Casina 
Spioelli  bezeichnet  etwa  ihre  Nordwest- Ecke.  Nach  Südosten  mochte  die 
Stadt  ungefähr  '/j  Miglio  weit  sich  ansdehnen,  bis  in  die  Nähe  von  Propiale 
und  Caiabricito,  wo  die  Nekropolis  anfängt  Sache  weiterer  Ausgrabungen 
wird  es  sem,  den  Umfang  der  alten  Stadt  genauer  festzustellen. 

Bei  der  Tavema  Hei  Fusaro  im  Osten  der  Stadt  sah  man  bis  vor 
wenigen  JahrcD  die  Fundamente  eines  niniischen  Baues  von  Netzwerk,  in 
der  Form  eines  »tempietto«,  wahrscheinlich  ein  Grab;  ein  ähnliches 
Monument  nicht  weit  von  da  bei  der  Cappella  di  S.  Giuseppe  (Caporale). 
Gräber  aus  früherer  Zeit  sind  im  Süden  der  Stadt,  besonders  bei  Propiale 
und  Calabricito  öfter  zu  Tage  gekommen;  sie  ergaben  (\w  gewfihnliclie  Aus- 
beote  an  gemalten  Vasen,  Bronzen,  Glassachen  ii.  A.  Seit  dem  Frühjahr  1878 
läest  der  Besitzer  des  Bodens,  Don  Marccilo  SpinelH,  hier  systematische 
Ausgrabungen  veranstalten  (etwa  '/?  Miglio  südristlich  von  der  üasina),  Die 
Graber  liegen  nur  etwa  60  i-vi  unter  dem  Boden.  In  der  Hechel  bestehen 
sie  aus  rcchtwinkli«::  behanenen  Tufblöcken,  die  eine  Art  Sarkophag  für  die 
Leiche  bilden,  der  oben  durch  eine  quer  übergelegte  Tufplattc  geschlossen 
ist  Andere  bestehen  aus  unrcgelm assig  übereinander  geschichteten  Kalk- 
blöcken, von  denen  der  Todte  bedeckt  war;  danebeu  mdlich  finden  sich 
di»  2äegelgräber  der  Kaiserzeit. 

Die  Ausbeute  an  Kunstgegenständen  ist  ziemlich  beträchtlich;  sie  sind 
in  die  Gasina  Spinelli  gebracht,  wo  ein  Lokalmuseum  gebildet  werden  soll. 
Es  finden  sich  gemalte  Vasen  aller  Epochen,  Armbänder  und  Lanzenspitzen 
von  Bronze,  Beste  von  eisernoD  Waffen,  SduBocksacben  und  Skarabaeen 
m  Glas*). 

Mit  Cq)tta  war  Suessula  dojcch  eine  Strasse  verbunden,  die  sich  bei 
einen  Miglio  vor  S.  Nicola  la  Strada,  von  der  Appia 
abzweigt,  entsprechend  dem  heutigen  Feldweg  vom  Bosco  d'Acerra  Aber 
S.  Marco  Evangelista.  Zu  Pellegrino's  Zeit  sah  man  noch  Reste  dieser 
»Via  qjaM  Snessulam  feste  (Liv.  26,  5)  in  dem  Bosco  VOlmo  Copo,  nicht 
mit  Tvn  OMapoUa  (Diaconl  n.  76). 

•)  Minervini  Relazione  im  Bull  Camp,  is?^  p  l!4  31  und  besonderä  Duhn 
im  BoU.  deil'  Istit.  1876  p.  145  —  160,  deaaea  gowa^teu  iustorischon  Hypotkuaes  oicbt 
Jader  ndt  imtObm  IMägfutt  beMnuMn  wixd,  «ie  Holm  in  MMieiiehft  im, 


388 


Auf  den  Ilmri  ln  von  Cancello,  ^  s  Stunde  dstlicb  der  Stadt,  legte  im 
hannibaüschen  Kriege  der  Praetor  M.  Claudius  Marcellus  ein  befestigtes 
Standlacii^r  an  znr  Deckung  von  Nola  und  Beobachtung  des  Feinde  bei 
Capua.  Es  sind  die  Castra  Claudiana  super  Suessulam ,  die  bei  Liyius 
öfter  erwähnt  Averden.  Im  Mittelalter  stand  hier  oben  ein  Casteil,  dessen 
Ruinen  die  Höhe  noch  jetzt  einnehmen. 

§  d.  Yicas  Novanensis. 

Die  AppiA  berflhrte  bdumitlidi  SoMBola  adbal  nidit,  wuuUn  ng 
etwas  Dördlicb  f oo  der  Stadt  darefa  die  VaOis  Candina  nach  Samnioia. 
Der  Lauf  der  SCraaee  ist  aidier  genog  bestinint  dareh  eine  IniaU  ihrer 
Meileoateioe,  die  liage  dieser  gaosen  Strecke  gefimden  eiiid.  Dar  erste 
Und  sieb  bei  La  Nova  ond  der  TaTsnia  deli*  Olno,  an  der  Ghamee  ven 
Maddaloiii  nach  Aiieino,  eio  swdter  im  Kloeter  der  Pedrt  Viiginiam  in 
Arieoso,  ein  dritter,  der  XIV.  von  Capna  an  geiiUt,  gegaa  Foreliia  hin 
and  der  XVL  endlkb  bei  CroeUisso»  nicht  weit  ven  Ferdiia,  an  der  Qbanasee 
fOB  Arienso  nach  Aipaia;  die  DIstans  von  seehiehn  MigUon  von  Gepan  an 
trüR  genau  aof  die  Stelle* 

Am  iwolften  Meilensteine  der  Appia  aelMn  die  Itineniisii  die  Mv- 
tatio  Novae  (Itiner.  Hierosol.)  oder  Ad  Hoyas  (Tab.  Penting).  Der 
Ort  lag  demnach  bei  dem  beatigen  I  Migliori,  mcfat  weit  m  &  Nioela 
lliggiore,  etwa  emen  Migtio  tot  S.  Maria  a  Vieo^  in  dessen  Namen  dar  alte 
Vicas  NoTanensis  noch  bente  fortlebt.  80  heisst  der  Ort  in  der  oben 
angefahrten  Inschrift  des  Lncina  Pompeins  FeUelssimnSi  die  nach  Pintllli 
bei  Carrignano  hier  in  der  Näbe  In  den  Radem  einer  rOmiachen  Villa  gs> 
fanden  sein  soll 

Wir  sehen  daraas,  dass  der  Vicos  von  Suessola  abbing,  während 
Quindecimviri  an  der  Spitze  der  Lokalverwaltung  standen.  Die  Cultores 
lovis  Oplimi  Maximi  Hortensis  Suessulani  (?)  erinnern  an  (tte  Verne  Celft> 
meUa%  in  denen  er  die  Fruchtbarkeit  des  caadinischen  Thaies  pteist: 

TUei  guofue  conMrAicr,  toi»  quae'ph»ma  i9rrae 

QMoe  ftarmnt  vUem  Tkttprolo  UUor«  Ctmat, 
Vinea  item  Capna^  «f  Caudmü  fcmribna  koHC 

Die  Tradition  will,  dass  bei  Le  Camerelle,  in  der  Nähe  von  S.  Maria  a 
Vico,  ein  alter  Tempel  gestanden  hat  (Lcttieri  p.  IH),  und  nicht  weit  von 
da,  bei  Le  Grotte,  fandun  sich  Gräber  mit  Münzen,  Lampen,  Glassachen 
und  anderem  Geräth  (Lettieh  ibid.)*  Das  ist  alles,  was  vom  Vicus  Nova- 
nensis  noch  übrig  ist 


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NoIa»  Oescbichta 


88» 


N  O  L  A. 


Ii!t«r»t«r.  Dtr  BiirtliilMr  dir  MMariMiMi  Topognipliie  ]lBla*fe  oai  amIi  beut  mmn 

HaDptqaelle  ist  der  nolaatr  Amt  Ambrogio  Leone  i&  seinem  Buche  De  Noift 

V^'netii?  1514,  Fol.,  anfg(«nommen  in  Burmann's  Thesanrus  IX.  4,  und  andere 
Baounelwerke.  Gerade  die  wichtigsten  Reste  des  aotUcen  Nola  sind  seit  dem- 
f&nfrehnten  Jahrhondert  Terschwnnden  und  mir  noch  ans  Leoae's  Beachreibung 
betaumt.  jSin  gaas  nach  moderner  Art  mtwotfenar  Plan  ist  «iae  Ar  jaa«  Zeit 
h&chst  accrkcnnenswerthe  Beigabc.  —  Giov.  Stefano  Reniondini  Deila  Nolana 
ecdesiastica  storia  Nap.  1747 — 1757  3  voll.,  wovon  der  erste  von  df^n  .\ltorthümem 
des  heidnischen  Nola  handelt,  hat  Ambrogio  Leone  natürlich  m  auägedelintem 
Ifaaiae  bemitil,  aber  andi  durch  eig«iM  FoiadiiiBg  arglBit  BMOiider»  di«  epi- 
graphische Seite  der  AlterthOmer  Kola's  verdankt  Remondtni  idir  vieL  Seitdem 
bat  die  acch&ologiaGbe  Foncbimg  tat  Kola  atiUe  gestanden.  * 


CAPITELL  *  , 

GESCHICHTE.  ■ 

NoÜ  war  emümt  vdm  In  äneni  der  frObeBteD 'Werke  der  belleniBcbeii 
Lftenlor,  In  der  Sttesten  Geographie,  die'  fiberinapt  gescbrieben  «oideB 
ist,  dci  HekatieoB  Eorope  (um  SOO  v.  Obr.)*  »Kola,  eine  Stadt  der 
A«aoBer«*)i  lautet  üaa  Fngineat,  was  nne  Saidas  ood  Stepbanos  ?on 
^jmm  flflialteD  baben.  Nun  ist  es  allerdiogs  oieht  wabnebeiididi»  dasa 
noeb  m  Hdcataeoir  Zeit  Nola  im  Berits  der  Auraoker  gewesen  ist  Kacb 
Gatows  Fondiiiiigw  Mt  die  etrnskiBcbe  Niederlassung  in  Capna  etwa  um 
600  T.  Chr.,  die  fiesitsnabme  Nola*s  etwas  später.  Um  500  war  also  Nda 
jedcftilUls  dtaie  elntskisdie  Stadt,  and  weim  Hekataeos  sie  dennoch  den 
Annmkera  suschreibtt  so  seigt  dies,  dass  die  Europe  eben  nicht  llbersU 
den  neneaten  politischea  Verladerungeo  in  diesen  entlegenen  Qegeaden 
Rechnung  trag,  gerade  wie  unsere  Geographien,  wenn  es  sieh  um  asiatisdie 
und  afrikanische  Dinge  handelt 

Wie  In  Gapua  Ist  also  auch  in  Nola  auf  die  anrunkiBche  Periode  die 
etraaUsebe  Henschaft  gefolgt;  aahlniche  Inscbriflen  gaben  noch  beut  von 
ihr  Zengniss.  Ißt  Gapua  lugldch  kam  dann  Nola  in  die  Gewalt  der  Sam- 


>)  NSJla,  x6itt  AMm»-  Ißwndbf  E^fiAnf  bei  Stepb.  Bys.  und  Öaidai, 


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390 


NoU.  —  Gesehidite. 


Diten,  iB  deno  Berits  die  Stidt  tod  mm  an  gebUeben  iit  Oaktodi  iai 
m  jetzt  an  die  Sprache,  NotIo  der  Name  der  Stadt 

Hit  ihren  hdleniBehen  Nacfabam  io  NeapoÜB  haben  die  Nelaner  In 
beater  Frenndscfaaft  gelebt,  griecfatedie  Sitte  liat  hier  mehr  aia  irgendwo 
in  Gampanien  Eingang  gefunden  So  ivar  ea  natflilfch,  im  die  pUl- 
helleoiBChen  Bewohner  der  Stadt  naeh  dem  Rahme  geiaten,  ?on  griedriaiher 
Abkunft  m  getten.  »Wie,  alnd  die  Noiaaer,  die  AbeUaiiinr  nidlt  Oeloadatan 
der  Gballddier?«  lesen  wir  bd  loatin*),  Und  SiKoa^  spricht  von  dem 
ehalkidiachen  Nola.  Wir  werden  dergieiehen  Angaben  aaf  dieadbe 
Stoib  BteUea  mit  der  EraiUnng  ?on  der  apartamaehen  Abkauft  der  Sam- 
niten  oder  der  tn^aniaehen  Borns.  Daa  Nola  der  bistorfaehen  Zeit  ist  eine 
so  rein  Banudtisdie  Stadt  geweaen  wie  nur  eine  sweite;  ja  bia  auf  den 
Secialkrieg  herab  ist  Nola  im  gewöhnlichen  Spiacbgabwmeh  in  der  Bega! 
sn  Samninm  gerechnet  worden. 

Den  groeaen  Krieg  Borns  gegen  Samninm  hat  Nola  entsOndoi  heUsn. 
YonttgUeh  anf  seinen  Antrieb  griff  NeapoKs  an  den  Waflen,  nnd'  ein 
nolanisdiee  HOUscorpB  von  9000  Mann  nahm  an  der  ?ertheid|gnng  IM. 
Aber  erat  311  iand  Born  Zeit,  sich  gegen  Nok  an  wenden.  Der  Dictator 
Qaintna  Fabioa  rückte  nach  Wiedeceroberang  von  Calatia  in  daa  nolaniache 
Gebiet,  das  weithin  verbeert  wntde.  Ohne  Wideratand  an  finden  gelangte 
Fabina  bis  nnter  die  Manen  der  Stadt,  brannte  die  Voistidte  nieder  und 
traf  die  Yoiteettnngen  tm  Stnrm.  Daa  ftfaite  die  Gapitnlation  herbei} 
Nola  ward  YerbAndete  Borns  und  behielt  seine  Soaverinittt  nnd  VerfMaong*)* 

Bia  aom  baanibaUschen  Kriege  hatte  Nola  den  BBmem  aeiae  Xkeoe 
bewahrt  Als  aber  in  Folge  der  ScUacht  von  Oaeme  das  benadibaite 
Capna  abfiel,  begann  auch  in  Nola  die  Popnlarpartn  tkk  an  regen  und 
anf  den  Anachinas  an  Hanalbal  hinzuarbeiten.  Da  rflckte,  von  dem  nol^ 
Bischen  Senat  gerofen,  der  Praetor  dandtos  Blaroelins  von  OaailinBm  her 


*)  Instio.  20.  1.  NoUni,  Abell&ni,  nonne  ChaJctdeosiiim  coloni  sani? 
*)  Sil  XIL  161.  Hiac  ad  Cbaicidicam  transfert  citas  agmina  Nolam. 

1)  Di  od.  XIX.  101.  Awroc  #^«c  H  ^  mbtoxpdTwp  j^p^fd^oi  itt/hhk» 

flilci  T^»  Hty  noXtnim¥  ^wpav  Ksliav  (1.  KaXarteot)  jehI       Hmhatih  ^piwkt»  l^nM« 

Liv.  IX.  28.  (911  Chr.).  In  Ounpaniam  reditam  nuaime  ad  ilolaiii  annU  ra> 
petendam.  Eo  se  sab  adventu  dictatoris  et  BaamWiim  omnb  noUlDdo  ei  Nobai  agMüM 

contulerant.  dictfitor  urbis  sitti  circnm?pecto,  quo  aptior  adittis  ad  mnros  es?c<,  omnia 
aedificia  —  et  frcquenter  ibi  h&bitAbatur  —  circumiecta  Tnuri-  incondit.  nec  ita  multo 
post,  mve  a  Foeülio  dictatore,  sive  a  C.  lunio  coosule  —  nam  utrumqae  traditur  —  Noia 
est  eipca.  Qid  ceptae  deeng  Nolae  ad  eoDmlem  trabont,  adtdmt  Alinaai  et  Calatiam 
ah  aodeM  mgHu, 


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m 


ib  EUmifsebeD  beraii  utid  warf  seine  Toppen  in  die  Stadt  Nun  war  der 
Seoftt  Herr  der  Lage;  die  VeHttamg  wurde  im  aristokntisehen  Sinne 
geändert,  die  fltapta^  der  Volkapartei,  70  ao  Zabl,  fielen  unter  dem  Beil 
d^  HenkezB,  und  ihre  Ottter  vnrdeD  confisdrt  Ab  HaanilMü  ^  Nok 
eHtobien,  war  es  sa  i^at;  seid  Angriff  aitf  die  lOmisdieii  Veradiaiiiaiigen 
wurde  abgeechlagen  und  Noli  blieb  etiniem  \eiiie  der  OimtioijebaBeB  der 
rOmiscben  Armee  in  Gam|Mittieli. 

Im  Soeialkriege  hat  NolA  einb  bedenteiide  Bolle  gespielt  Als  Gaiue 
Fapins  Mutilus  mit  eioetti  saiDiiliMen  Heere  hn  Ml^br  90  in  Gampanlen 
einfiel,  nur  Nolu  sein  entei  Atagrihnd.  Dtalftb  Terrath  kam  er  in  den  BeBits 
der  Stedt  und  nahm  die  rtmie^  Besaftaung,  SOOO  Mann  stark,  gebngen*). 

Im  folgenden  Jalire  (80)  verfolgte  Sulla  baeh  dem  Siege  bei  Pompei 
das  Heer  des  Cluentins  Ms  unter  die  Mauern  von  Nela;  Clnentius  selbst 
fiuid  hier  Uünpfend  den  Tod  (App.  CIt.  L  50).  Dodi  gelang  es  den  Sam- 
niten  mnftebst»  die  Stadt  au  behaupten.  Sulla  leitete  auerst  in  Person 
die  Belagerung}  von  hier  untecnahm  er  88  seinen  denkwQrdlgen  Marsch  auf 
Rem.  Als  Sulla  dann  im  Jahre  darauf  (87)  anm  Kriege  gegen  Mithradatea 
sieh  einschiffte,  liees  er  den  PM»praetor  Appiua  dnadiua  mit  einem  Corps 
snr  Bdagemng  der  Stadt  mrflck.  Indess  die  demokratische  Berdution 
gab  den  Nehuieni  Luft;  CSttha  mirsciirte  ah  deir  Spitte  dea  Bek^|eru^gs- 
heerea  gegen  Born  und  sddoss  Vertrag  und  Freundschaft  mit  den  Samniten. 
Als  Sulla  endlich  im  Jahre  80  Samnium  unterwarf,  war  Nola  einer  der 
letiten  Punkte,  tin  Widentahd  leisteten.  Zoletst  wurde  die  Stadt  von 
ihrer  Besataung  verlaaseA  und  in  Brand  gesteckt;  auf  der  Flucht  fiel  Gaius 
Mdtüus,  dersslbe,  der  vor  sehn  Jahren  Nola  den  Bömem  entrissen  hatte. 
Sieben  Jahre  sp&ter,  73  v.  Chr.,  wurde  NoUt  von  den  Sklavenhorden  des 
Sparlieus  eretlttint  und  geplllndert  (Flor.  III.  20. 5). 

Nela  hat  sich  nie  mehr  von  diesen  SchUgen  erholt  C3icero  saUt  hi  der 
'Bede  gegen  das  Ackergesetz  des  Rnllus  an  awei  Stellen  die  bedeutenderen 
Städte  Campaniens  auf;  beidemal  nennt  er  Cales,  Teanum,  Gumae,  Neapolis, 
hiteoliy  Pompei,  Nucerla,  daa  swdte  Mal  auch  noch  AteUa,  und  beidemal 
wild  Nola  ttbergangen.  Kola  muss  also  damals  woU  sehr  unbedeutend 
gewesen  sdn.  Audk  die  Cobnien,  die  au  veracbiedenen  Malen  hierher 
deducirt  Wurden,  vermochten  der  Stadt  nicht  au&uhelfini.  Dass  schon  Sulla 
hier  seine  Veteranen  ansiedelte,  ist  an  sich  wabrsctieinlich ;  es  wird  be- 
stätigt durch  die  Beinamen  der  späteren  Gölonie:  Felix  Augusta  Nola 
(L  N.  1976).  Ebenso  durch  das  gleich  anzufahrende  Zeugniss  des  Liber 


«)  Api».  Liv.  Ii  4»,  IVwc  41  Bämot  NAid»  n  tlU»  H  itp»iwrimg  «oJ  «olk  Iw 
nffifffun  iih^jp#9tfav  (^ftähtvon,  xoi  i^s^  «/»de  roo  OaKwo  iuföäpiiaaif. 


892 


GoloBianuD.  Als  Angust's  Vaterstadt  entging  Nola  dem  Sdücksal,  seine 
Mark  unter  die  Soldateo  der  Triumvim  vertheilt  zu  sehen.  Erst  YeqwBiaii 
fahrte  eine  neue  Colonie  hierher ')t  die  flfAter  Ton  Nera  wnMrkl  wuä» 
(L  N.  1993  nach  BemondiDi): 

D  M  4M) 

C  QERMANIO  •  0  -  fll 
C  0  L  L  I  N  -  VALENTlQo 
MIL  -  LEO  *  XV  .  APOLHd 
MIL .  COH  '  XI  -  VRB «  3  Alfi? 
VETERANO  •  COH  *  EiVsdem 
OEDVCTO  .  A  '  DIVO  -  Nerva 
C  '  GERMANIV8  -  FLORENs  •  Hb 
IDEMQ-FILIVS-ET  GERMANia 

In  den  letzten  Zeiten  des  Alterthnms  ist  Nola  eine  der  bedeuteDdem 
Städte  Campaniens  gewesen,  öfter  Beside&i  seiner  Gorrectaren  und  Cen- 
Bulare,  vor  Allem  aber  berahmt  als  Bischofesits  S.  Felice*8  and  S.  FmBdo^b; 

und  mit  glänzenden  Basiliken  geschmückt. 

* 

BhreninaoliriftaiL  dar  S«la«xii 

Diocletian. 

47(9 

IMP-  CAE8  ARI  •  C  •  V  ALERIO 
DIOCLETIANO 
RIO  •  FELIOI 
AVQ 

COL    FEL    AVQ  •  NOLA 

I.  üi.  1976.   (Grat.  1086.  14.) 

Oonstantin« 

471] 

D  •  N-FL' VALERIO 
C0N8TAN  Tl N  O 
PID  •  FEL1CI  •  IMP 

SEMPER  *  AVQ 
0RD0P0PVLV8QVE 
N0LANV8  . 
D    N  .  M  -  Q  EIV8 
I.  N.  1977.  (Gral  tm.  4) 

^)  Lib.  Col.  288.  3.  Nola  muro  dacta  colonia  A«7n?ta  V^^^pn-^ianus  Augustai 
deduxit.  iter  populo  debetiir  p  CXX,  aeer  eins  limitibus  Snllanis  miliU  fuetftt.  ungllli' 
tiU}  postea  ij)t«rctsiviB  meQ2>ans  cüIoiuü  et  umiliüü  e^L  a^bigiialus. 


Agrippa. 

467J      M    A  GRIPP  AI 
AVGVSTI 
N  E  P  0  T  I 

L  N.  1973  (J^oia  im  Seminar,  MonunseQ). 

Hadrian. 
468] 

IMP  •  CAE8ARI 
DIVI   *  TRAIANI 

PARTHICI  ^  FIL 
DIVI  .  NERVAE  ■  NEP 
TRAIANO  HADRIANO 

AVQV8T0 
PONTMAX-TRIB'POT-XIII 
LH.  1974  ikChr.  ISA/U».  (Capaoeki.) 


460j     HADRIANO  AVQ 

1.  N.  1975.  Amphitheater}  Architrav- 
itfiok  (BemondiniX 


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Nola. '  eaoiiidifee.  808 

472]  d.  n.  FLAVIO  VALERlo 

cONSTANTINO 

 ISS     AC  BEATiSs 

cAESARI 
ORDO  •  poPVLVSQVE 
NOLANVS     D     N     M - Q 
El  V  S  * 

L  N.  1978.  (Nola,  ani  der  PUm,  Mowmaeii.) 

HfliisweseB. 

Die  Münzen  Nola's  sind  nach  Fuss  und  Gepräge  den  Deapolitanischen 
nachgebildet,  wie  alle  Münzen  Gamp»)iens.  Doch  hat  Neapel,  wie  es  scheint, 
zunächst  nicht  direct  als  Vorbild  gedient,  sondern  durch  Vermittelung  der 
Nachbarstadt  Orioa.  Die  Prägung  von  Orina  beginnt  gegen  Ende  des 
filnften  Jahrhunderts  und  hat  sich  durch  das  ganze  folgende  Jahrhundert 
hindurch  fortgesetast  Die  Altesten  Didrachmeu  der  Stadt  zeigen  auf  der 
Vordefseite  das  behdmte  PsUashanpt  mit  den  Oelkranz,  auf  der  BAcksdte 
den  mannskSpfigea  Stier  im  Profil»  darunter  YPIANOC,  gäns  wie  die 
ente  Serie  foo  NeapoKs.  Das  Gewiebt  sdnniikt  von  7,41  Ns  7,05  gr. 
Spftter  bi^Bt  das  Gepräge  das  gleiche,  aber  statt  der  grieehisehen  Aa^ 
Schrift  finden  wir  die  hybrid^osldsdie,  YDtETE^,  YOINA,  YOIINA, 
VOINAi  wibrend  zogleieb  der  Ftass  von  7,58  bis  6,31  gr  berabgebt 
Dsneben  finden  wir  statt  dem  Fellaskopf  das  weiblicbe  unbehelmte  Haupt, 
oder  den  Herskopf  en  fiice»  wibrend  der  Stier  immer  im  Profil  gezeichnet 
bleibt  Das  Gewicht  auch  dieser  Serien  steht  i wischen  7,89  und  6,88^. 
KlemsOber  und  Kapler  bat  Orina,  soweit  bekannt,  niemals  geprägt 

Die  filteste  Serie  der  Didrschmen  von  Nda  zeigt  ebenMs  das  Fallas- 
banpt  und  den  mannskfipfigen  Stier  im  Profil,  nnd  Ist  nur  durch  die  Auf- 
sdiriffc  NÜAAIAN  von  den  entsprechenden  Mflnsen  von  Hyria  in  nnter- 
schdden.  Das  Gtewlcbt  steht  von  7,84  bis  8,96  gr.  Die  späteren  Didzacbmen 
sind  dagegen  direct  den  Stateren  von  NeapoUs  nachgebildet;  sie  selgen, 
wie  diese,  den  nnbebelmten  wablicben  Kopf  mit  Diadem,  Ohrringen  und 
Halsband,  auf  der  RtckBoite  den  Stier  en  free,  von  der  Nike  gekrSnt; 
An&cbrift  NUAAIAN,  selten  NÜAAIOZ»  Gewicht  7,84  bis  6,88^. 
Daneben  haben  wir  Kleinsilber  von  0,86  bis  0*58  pr,  mit  der  Auftcbrift 
NA A All  sttf  der  Vorderaelta  den  lorbeerhekrftnsten  ApoUokopf,  auf  der 
Bflckselte  den  Stier  en  fhce.  Die  gleiehen  Typen  zeigen  die  Kapfermttnzen. 

Vorfmaauas. 

Die  Veriassung  des  samnitischeo  Kola  war,  wie  es  scheint,  abweichend 
▼on  der  der  oskischen  Na^bbargemeintfen  Campaniens.  Der  Meddiz  tnticus 


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894 


NoH.  -  Qeicbiflkt«^ 


fehlt  hier;  nnd  statt  seiner  finden  wir  zwei  Meddis  degetasios  an  der 
Spitze  des  Staates  —  ein  Magistrat,  der  bisher  nur  hier  sich  gefanden  hat 
Der  Cippus  Abellanus  zeigt  feroer,  dass  Nola  bis  zum  Socialkriege  in  eine 
Art  Buodesverhältniss  zu  Abella  stand,  nnd  beiden  St&dten  ein  Hercules- 
teuipei  auf  der  Grenze  ihrer  Gebiete  gemeinsam  war.  Dass  Nola  bis  zum 
Jahre  216  eine  Demokrat u  ucwesen  ist,  und  daujuis  durch  Marcellas  die 
Regierungsgewalt  vom  Volke  auf  den  Senat  übertragen  wurde,  ist  schon 
erwähnt  worden. 

Der  Sociulkrieg  brachte  auch  Nola  das  römische  Bürgerrecht;  seine 
Bürger  stimmten  seitdem,  wie  du  vi)n  Capua  und  Caudium,  in  der  Iribus 
Falenna.  Anfangs  wird  die  Gemeinde  auch  hier  durch  Quattuorviro 
verwaltet;  dann  wird  es  üblich,  die  Viermänner  zu  unterscheiden  in  Duum- 
viri  iuri  dicundo  und  Duumviri  libripendes,  bis  schliesslich  für 
letztere  der  Name  Aedilen  in  Gebrauch  kommt.  Dass  auch  Quae stören, 
Praefecti  fabrum,  Curatores  opernm  publicorum  u.  A.  sich 
finden,  bedarf  kaum  der  Erwähnung.  loteresaaute  Municip&ifasten  sind 
uns  aus  den  J&hrea  29—33  o.Chr.  erb&iten. 

Sit  Ade. 

PAtroni  Coloniaeu 

GL  PoUio  lolianiiB  490. 
T.  RntOiiis  VaroB  482. 

Patron  zweier  Regionen:  PoUii»  lallns  Clementtaoos  496.  497. 

Decuriones. 

Aponli  Sex.  Aponius  Proculus  (fast). 

Atinii  M.  Atinius  Florus  (fast). 

Caesii  Q.  Caesius  Q.  f.  Fistulanus  480, 

Calvidii  L.  Calvidius  L.  f.  Clemens  480. 

Catii  C.  Catius  M.  f.  477. 

Cln?ii  N.  Cluvius  M'  f.  81.  82. 

A.  Cluvius  Geler  (fast). 

Gavii  Perkens  GaaTÜs  Perkedne  474. 

Herennii  Nlvmaie  Hefiennis  NiomaKii  474. 

HoJeeDnii  Ä.  Holcennins  (faat). 

loTicii  Hains  IsMn  Hai  f.  PneaUtna  (appne  AbelL). 

Ippeliii  L.  IppeUins  Atticne  (fast). 

Lneeii  A.  Lnceias  demene  (fast). 

Molneii  Pkaknl  MnlnkÜs  Hanl  475. 


0  p  p  i  i 

T.  Oppitis  Prociilus  (fast) 

Pariani 

Sex.  Pananua  oeveras  (fast). 

PetroDü 

L.  PetroniUB  L.  f.  Veras  4M* 

Rutilii 

T.  Rutilms  Varos  482. 

ßaivii 

T.  SaiviU8  Parianuä  (fast.). 

M.  Salvius  Q.  f.  Venustufi  486. 

Sentit 

C.  SentluB  Sevenis  (fast.). 

M.  Sentias  Rufus  (fast). 

Seztilii 

P.  Sextihus  P.  f.  Rufus  484. 

Sitrii 

L.  Sitriuä  M.  f.  Modestas  488. 

Staii 

M.  btaius  Haccus  (fast.). 

iS  u  b  i  d  i  i 

P.  SübidiuB  Püllio  (fast.). 

Suipicii 

Q.  Sulpicius  Rufus  479. 

Terentii 

A.  Terentius  (fast). 

Valerii 

M.  Valerius  (fast.). 

V  e  (1  i  i 

T.  Veiims  T.  f.  478. 

Vibidii 

Q.  Vibidias  Sedatus  (fdät.). 

Vitorii 

T.  Vitorius  Cn.  f.  478. 

Alignstale«. ' 

Caesius  Daphnus  (?)  318. 
L.  Galvidios  L.  L  Felix  481. 
Fisius  Serenas  495. 
L.  SattioB  Im  L  Pfafieroe  489. 

Kttmlolp*l-Ineolirift«]i. 

Cippns  AbelUnns.  478) 

MaüoL  Veetiilkifoi.  Mai.  Sir...  |  pmpokid.  SYerronei.  kvai8ta|rei  | 
Abelland.  fnto.  llaiio[i.]  |  lovküoL  Mal  Pokalttoi.  |  medikei.  ddcetaM  | 
Nov]ft|[BoL  fJnüB.  ligatols.  AbeBtn[oi8]  |  Mm,  Ugrtota»  Movlaiiois.  |  pos.  ie- 
inte[Q8.  tangiood  |  snveis.  potorospid.  ligat[osJ  |  falus.  ehn.  kombened.  | 

SakanUoB.  BfnUeis  |  slaagid.  pod.  ist  foiai.  teer[om]  j  pod.  op.  dioi. 
nkmklod[.  ist]  |  pod.  toter,  terematos.  e)i[trad]  |  ist  pel.  terenNODia. 
moGInJkad]  1  tanginod.  prafliMet  r[ehtod]  |  amiiod.  pns.  Uft.  aakmOdooi] 
I  iniiD.  idik.  taroai»  moiaipuNn]  raefaftei.  teraL  fukL  Cbdai] )  etoeto.  nkaitr 
Uefs.  f[idm]  |  teteto.  froktatiot  fr[ukta|tiof.]  ladniko  pMtro[mpid  \  fbsjid. 

tvt  Noflaim . . . .  J . . .  HereUeii.  fii[sn]  |  itapld.  Novlan  | 

.  ..iipf  .Uni  


ekkanklsvai (id taemlj  \  tfübaiaftfavam]  i  lünltattti]  tm.«.(]Mii]  BmkMto. 


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m 


K«la.  —  Geschichte. 


fiiaao  mefi[o]  j  ist  ehtrad.  feflioss.  po[B]  |  Hereklefs.  fiisnam.  amfr|et  pert 
yi$m,  iK^tist  I  paL  ip.  ist.  postin.  slagim  i  senateis.  suveis.  tangilnod.  tri- 
barakavam.  li|kitud.  inim.  iok.  tribalrakkiul.  pam.  Novlaoos  j  tiibarakattu- 
Bet  infm.  |  oittiuf.  Novlanum.  estud. 

ekkum.  svai.  pid.  AbeUaoos  1  tribarakattuseL  iok.  tri|barakkiuf.  inim. 
oittiuf.  I  Abellanom.  estud. 

Avt.  I  post.  feihois.  pos.  fisnam.  auiifret.  eisei.  terei.  oep.  Abeljlaoos. 
nep.  Novlanoii.  piduin  |  tribarakattiiis. 

Avt.  the|savrom.  pod.  esei.  terei  ist  {  poD.  patensins.  moinfkad.  ta[n]|- 
ginod  patenRiDS.  inim.  pid.  e[8eij  |  tbesavreL  pokkapid.  eh[stlt  |  a]ittiom 
alttraiij.  alttr[os.  hjerriiis. 

Avt.  anter  slagim  |  [Ajbellaiiain.  luim.  Nuvknam  |  (pJoUad.  vio.  uruvo. 
ist.  tedur.  |  [ejisai.  viai.  mefiai.  tereine[njDjio.  ätaiet. 

Maio  Vestricio  Mai  f.  Sir.  quae8to|ri  Abellano  et  Maio  |  lovicio  Mai 
f.  Pacalato  {  medici  degetasio  Nola|no  et  legatis  Abellaois  et  legatb  No- 
lanis,  j  qni  senati  sententia  |  Boi  utriqne  legaü  |  ennt,  ita  coii?eDit 

Sacnun  Hercnlis,  )  e  regioBe  qaod  est  et  territorinin  |  qupd  apiid  id 

sacmm  est,  |  qnod  iater  tenniDos  es  )  QBt/qoM  tendnft  <ytnwn^iii  | 

sententia  probata  sunt,  recto  1  ctreoita«  ut  id  sacnun  |  et  id  tenitoriom 
commune  |  in  commnni  territoiio  eeeet,  et  |  eins  sacri  et  |  territoifi  firncltm 
commnniB  ntroninu|ae  |  esset  Kolani  auiiem  ....  |  ...  .  Heicolis  &b 
....)....  qna  Nolan  ....  |  . 

Item  si  qni  volent  |  aedificare  in  territorio  qnod  |  limitnm  quibns  | 
Hercnlis  fimum  medium  |  est,  estra  fiaes  qni  |  Hercofis  fitnom  ambilnnt, 
trans  viam  post  est,  |  qnae  ibi  est,  pro  regione  |  senati  soi  sentenltta  aedi- 
ficare Ujceto.  et  id  aedi|iicii]m  qnod  Nolaai  |  aeditoverint,  et )  nsns  No- 
^nomm  esto.  |  item  si  qaid  Abeliani  aedificaverint,  id  ae|d]fidnm  et  nsas 
f  Abellanonim  esto.  At  l  'post  fines  qni  &nnm  amlbinnt,  in  eo  territoiio 
neqnö  Abd|lani  neqne  Nolaoi  qaidqoam  |  aedificent 

At  thelsaurum  qni  in  eo  territorio  est,  |  quem  aperient,  Gommnin 
senjtentia  aperient  et  quidquid  in  eo  |  fhesanro  qnandoqne  eistat,  t  portio* 
Dem  alteram  alten  |  caperent 

At  'inter  regionem  |  AbeUanam  et  Nblanam  |  qua  via  lleia  est,  |  in  ea 

via  media  tenniloa  staot 

D«r  oddsdie  T«tt  ntdi  Mdamwa  und  ZwtM,  die  ErgSnioiigea  und  dte  Üeb«» 
Mtnng  nach  Baehder,  CcmaieBt.  in  honorem  MoiBBinai  p.  997— SSI.  €M  la  daa 
BniMn  dM  «Mm  AMIa,  j«tat  im  tainar  von  Hofau 

[iSrjMMMw  ÜMfemt»  ISInmtSeU  JTa  .  .  .  .  474] 

'   '  Perkmt  Gaaviü  Berkedne  

imdif»§  degetanoi  ü9^et[ad  mtdtat .... 
Hmbumd  Uat  diy.  p.  118.  —  ThvreitiBplitto  g«&  17M  in  daa  ftriva  datf 
aiaikeBtei)tad«in.0wfett|  ViMHio^joMiBlIkMoolfari^^  Iin.  UaL  lifli 


i^idui^cd  by  Google 


$97 


475]  Paaknl  Mtilulni-n  Marai  mfddi» 

degetaai»  ararjeirtd  jnultas. 
MomiBseQ  Uot  Vi&L     178  iwcb  Ikmoodiai. 


MuDicipalfasteo  (L  N.  196S). 


476] 


Sq&  A.  Plavtias  L.  NonhtB  Gbr. 
T.  SalvioB  PanaooB  A.  TerattioB  II  vir. 
Ses,  Apcaias  Procolns  Q.  HolceDDim  aed. 
L.  GkflsiaB  Longinus  H.  Vinidus  Cos.  p.<air.  aa 

SuL  C.  Gaasias  LonginnB 
Lu  Nasvins  Surdinna 
IL  SentiaB  Roftis.  Q.  Vibtdiua  Sedatas  nvir. 
P.  Sabidiua  PoUio.  Sei.  ParlainiB  Serenus  aed. 
Ti.  Gaea.  Aog.  V.  Coa.  ^Ghr.si. 
Bot  Vn  Id.  Mai.  Fanstua  ConieliiiB  Snlla 

Sei  Teidina  CatnUuB  CoB. 
Suf.  E.  IqL  L.  FiUdninB  Tdo,  Cos. 
T.  OppiuB  PtocdIdb.  H.  Staios  Flaccoa  II  vir.  iter.  q. 
M.  Atinius  FloreDS.   A.  davias  Geler  aed. 
Suf.  K.  Oct.  P.  Memmioa  BegoiiiB  Goa. 
Gn«  0omitius  Ahenobarbus  Cos.  p.  Gbr.SS. 

Suf.  K.  lul.  A.  Vitellius  Cos. 
M.  Valerius  Postomus.   Q.  Luceius  Clemens  II  vir. 
C.  Sentius  Severus.   L.  Tppellius  Atticiu  aed. 
8er.  Solpicioa  Galba.  L.  Sulla  Felix  Cos.    .  p-Chr-sa. 


477]   

O  CATIVS-M-F  -  im  VR.CAMPVM.PVBUC 
AEQVANDVM  •  CVRAVfT  •  MACERIEM 
ET.  SCHOLAS  •  SOLAIIIVM  •  SEMITAM 
DSP-FC 
CENIO  •  COLONME  *  ET  -  COLONORVM 

V8IBVS  •  CAV  *  '  >  • 
.    .  J     v        .    .  . 

L  K.  1907.  (Ont  It».  4.) 


n. 


(82) 
-  F 


C  L  V  VI  V  S  . 

'  IUI  •  VIR 

c  A  V  D  I  *  1 1  .  V  I  R 
NOLAE  .  IUI  .  VIR 
QVI  N  Q  VE  N  MAL 
•  ..Al*DESVOTACIVNd 
OOERAVIT  •  IDEM  -  RESTTTVIT 
iOVJ  <  0  ..  M  •.  SACR 
C.  L  L,  I.  1886  (am  PntfloH). 


478]  T  VEDIV8  T  F 
T  •  VITORIVS  ■  ON 
II  .  VIRI 
LIBRIPENDE8 
EX  D  D-P  P 

L«.m(Qntar  11]&  1). 


479] 


Q    SVLPICIVS   RVFVS  Q  

II  •  VlRi  libripeudes 
EX  D  D  MEN8VRAS  ET  pondera . . . 
L  N.  2002  (Remoadini). 


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m 


Kq)«.  —  Oesdiichte. 


480] 

Q-OAESIO  .  Q  .  F 
FAL  •  FISTVLANO 
CVRATORI  OPER 
PVRLIOOR  • DATO 
A .  DIVO  •  AVQ  .  VESPASIAN 
AEDQII.VIR.PRAEF-FABR 
CI8I0N1A  L  .  F  .  FIRMILLA 
VXOR  .  PEOVN  .  8VA 
ET.Q.  CAE8I .  OPTANDI  -  F  •  8Vi 
OISIONIAE  .  FIRMILLAE 
L  .  D  >  D  •  D 

LKlflM  (Omar  lOtt.  4). 


T   RVTtLIO  •  VARO 
TRIB  .  MIL  -  LEO  -  V  •  MACEDONIO  *  PRAEF  >  ALAE 
BOS  •  Q  .  nVI .  VESPA8IAM  •  AED  •  CVR  •  OOM  •  IMPERATO 

PATRONO  •  D  •  D - 

I.  H.  19M. 


481] 

L  •  CALVIDIO   L   F  CLEMENTI  •  ANN  XX 

Tl  VIR  DESIQNATO 
L  .  CALVIDIO  L  L  FELICI  •  AVQV8TAII 
L0CV8  •  DATV8  •  V  TRI8QVE  EX 
DEOVRtON  DECRET  •  IN  •  FRONT  •  PED 
OXXX  IN .  AQR  PED  •  XXV  QVOD-  FlLIVS 
PATRI '  FACERE  •  DEBVIT  PATER  FECTF .  Fl  UO 
L  a.  1996.  (Nola  Semio&r.  Moidoimd.) 


48SJ 


i 

L  <  8ITRiO  •  M  F  •  FAL  •  M0DE8T0  *  AEd 
pRAEF  -  FAB  ,  EX  •  D  .  D  .  LOO  •  D  •  E8T 
IP8I .  ET .  PATRI  -  ET.  MATRI  I  •  FR  •  P  •  L  • 

L  H.  1000.  (Bmmdiiii.) 


4881 


P  .  8EXTILIV8  -  P  .  F  >  FAL  484] 
_  RVFV8 
AID-ITCRVM  II*  VIR   QVINQ  POMPElB 
DEOVRIO  .  ADL^OTVB  •  EX  -  VETEBIB  *  NOLA 
AVFIDIAE  .  8T  •  F  •  MAXIMAE 
MATRI 

L .  PETRONIO  -  L  •  F  •  FAL  •  VIBO  •  VlTBICO 
DEOVRIONl  NOLA 
EX  TB8TAMeNTO  H8oc»b  ARBITRATV-  FiDl  *  L 
L     liMk  (Nolii  In  SMilmr.  Horawen.) 

M'BALVIO     Q      F  485) 

^VENVBTO 

DEOVRIONl 
bSNEFMIO .  DEI  •  0AE8ARI8 


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486] 


M 


L  ii.  2ü0i. 


1.  H.  SOOi. 


•  STA  • 
P  A  L  .  - 
F  I  S  I  0 
RVTILIO 


•  •  3  • 

♦  ••00 
s  e  r  e  NO 
CAESiANO 


II  .  VIRO  ■  AVGVRI 
VIXIT  ANN  XXXJ  MENSIB  XI  - 
luveüis   Soreni    triste    cernitis  mariuor 
Pater  supremis  quod  sacravit  et  frater 
Pietate  mira  periiitum  dulciis  fratrem 
Quem  flevit  omni^-  iilaiictibus  novis  turba 
Quod  interisset  forma  flos  pudor  simplex. 
Dole  meiiior  quisquis  hoc  legis  Carmen 
Et  uL  mtiretur  aoima  lacrimam  accomoda. 
IPSIVS 
PATER  MISERRIMVS 

(üerva^o.) 

. . .  Q  .  BIS  •  PRAEF .  II .  VIR  PONTIFEX 
. . .  MENTA  '  8TATVA9  •  D  •  P  *  8  •  F 
PO. 

(BemondinL) 


487] 


488] 

pr^OVRATORI 
difi  ^PA8IANI  ET 
DIVI  .  T|TI 

AVQV8TALES 
L.D    O  •  D 

I.  N.  1991.  Nola  im 
CampAoile  der  Catt«drale 


489] 

L  •  8ATTI0  *  L  *  L  •  PHILEROTI  •  MAQI8TR0 
MERCVRIALI  *  ET-  AVQV8TALEI 

NOLAE  •  ET .  DAERIAE  OL-  RVFAE  -  VXORt 
ET«  L  •  8ATTI0  •  L  •  L  •  AMPLIATO 

EX  .TE8TAMENT0  L  -  8ATTI  *  L  •  L  •  PHILEROT»  * 

I.  N.  2006.  (Nola,  üb  SemJiMr.  llonmten.) 


Leben. 

Das  Gebiet  von  Nola  gehört  ooch  heute  wie  einst  zu  den  fruchtbarsten 
Theilen  Campaniens.    Vergil  preist  die  Fluren  um  Nola  neben  denen  von 
Aeamie  und  Capua  als  die  schönsten  Italiens  (Georg.  II.217):- 
Talern  dives  arat  Capua,  et  vicina  Vesevo 
Kola  iitgUt  et  vacuia  Clanius  non  aeguus  Acerris. 

Mit  Capua  wetteiferte  Nola  auch  ao  Luxus  und  Ueppigkeit');  und  wir 
werden  die  SchUderongeD  vom  Leben  dee  OBkiBehen  Oi^aa  ODbedeoUich 

*>  Amtes  Bplfr.  90:  Bt  fsoai  Nokuds  ei^udi« 


Ly  Google 


400 


Vofau  X  Geadhieht«^ 


auf  das  Nola  dieser  Zeit  übertragen  zu  dürfen.  Die  Gräberfunde  zeigen, 
dass  Cultur  und  Sitten  in  beiden  St&dten  im  Wesentlichen  die  gleichen 
waren.  Leider  fehlen  alle  irgend  zuverlässi^^eii  und  detaillirten  Fund  berichte 
aus  der  zweiten  Hälfte  des  vorigen  Jahrhunderts,  der  Blüthezeit  der  Aus- 
grabungen in  Nola,  als  alle  Samnalungen  Europa's  sich  mit  Vasen  von  hier 
füllten.  Zwar  ist  der  Boden  Nola's  auch  jetzt  noch  nicht  erschöpft,  aber 
die  Ausbeute  der  wenigen  Ausgrabungen,  die  fortwährend  unternommen 
werden,  verhältnissmässig  gering.  Die  meisten  Vasen  sind  uaiurlitli  auch 
hiii  aus  Griechenland,  besonders  Athen,  eingtiiihrt,  doch  findet  sich  auch 
Viel  üiiiliciaiisches  Fabrikat  von  vorzüglicher  Technik,  besonders  durch  den 
glänzend  schwarzen  Firniss  ausgezeichnet. 

In  der  KLiiseizt-il  küunte  Nola  als  Villcggiutur  freilich  mit  den  Küsten- 
städten Caiiipaüiens  nicht  wetteifern ;  aber  der  treffliche  Boden  veranlasste 
doch  so  manchen  reichen  und  vornehmen  Römer,  sich  hier  anzukaufen. 
Cicero  giebt  in  einem  Briefe  vom  Jahre  45  seinem  Freunde  Atticus  den 
Auftrag,  sich  nach  einem  uolanischen  Landgute  umzuthun^).  Bekannt  ist 
die  Erzählung,  dass  Vergil  hier  ein  Grundstück  besessen  habe-,  und  als 
die  Stadtbehörde  ihm  die  Benutzung  der  öfifentlichen  Wasserleitung  ver- 
weigerte, er  zur  Strafe  den  Namen  Nola's  ans  allen  seinen  Werken  aQ»> 
merzte.  August  hatte  von  seinem  Vater  her  eine  Besitzung  hier,  auf  der 
er,  wie  bekaniit,  im  Jahre  14  gestorben  ist;  den  Naneii  des  Ortes  Ott^o 
am  Fnsse  des  VesuT  niD  man  vod  Oetavianum  ableiten.  —  Znr  Kemititiss 
der  ZiBttade  des  christUehen  Nola  am  Ausgange  des  viertea  und  Begiim 
des  fBoften  JahihniidertB  haben  wir  in  den  Briefen  and  Gedichten  8.  Pto- 
linos'  ein  mmdiöpfneheB  Material. 

Der  heilige  Panlinns  äussert  sich  etwas  lespeetwidrig  Aber  den  Cotfais 
seiner  bddDischen  Mitbürger  (De  Felids  Natal.  169): 

Proatilrtthim  Vtncrt's  mmul  et  dementia  B<icchi 
Numen  erat  7fnser{s  .... 

Auf  eine  besondere  Verehrung  der  bpiden  Gottheiten  in  Nola  witd  man 
aus  diesen  Verppn  nicht  schliessen  dürten.  Dagegen  können  wir  nach  dem 
Namen  der  Regio  lovia  einen  Tempel  des  luppiter  annehmen;  und  die 
heilige  Stätte  der  Inno  in  Celemua  werden  wir  weiter  unten  kennen  lernen. 
Ein  Minister  Mercurialis  ist  schon  erwähnt  worden  (K.  489). 

Viel  wichtiger  als  alle  diese  Culte  war  nach  dem  Zeugnisse  unserer 
epigraphischen  Qui  lh  n  die,  Verehrung  des  Divus  Aiipnisfns,  den  ja  Nola 
mit  Recht  als  dm  seiuigen  in  Anspruch  nehmen  konnte.  Daneben  steht 
verbunden  der  Cult  der  Laren  und  des  Oenius  Coloniae. 


>)  Ci&  Att  XnL  &  Alien!  des  negotium  qoi  qnaerat  Q.  FtkberB  fimdos  nuni 
^  in  topfliiiMi  NobnoTt  vcntlit  «iL 


Mola.  —  Goscbidite. 


401 


490] 

CL  POLLIONI 
IVLIANO 

•LIO-GALLIOANO.CV 
iVIRO-S-CLITIBIVDIC 

qtiAEST  CANDIDATO 
aDLEC  INTER  PRETOR 
pRO  COS  PROV  BAETIC 
LEQATO • PROV - ASIAE 

PATRON  •  OOL 
flAMINl  .  PERPET 
oRDO  AYGV8TAL 

L  N.  IMö  (Nola  ina GUaa»  Mm- 
•an). 


491] 

L  -CVRIATIO  L  F 
FLAMINI  DI  VI  AVGVSTJ 
PRIIVI  PIL  -  TRIB  MILIT  H 
PRAEF  CASTR  PRAEF  FABR 
ARBITRATV   HYACINTHI    LIB  • 

1.  N.  liOit  ToUsttodiger  Bull  Camp.  III, 
p.  69. 


A  V  G  V  8  T  O 

SACRVM 
RESTITVERVNT 
LAVRI N  ENSES 
PECVNIA  •  SVA 

C.VLTO.RES 
D  •  D 

I.  N.  1972.  Gef.  in  Laaro. 


492] 


493]     VICTOR  lAE 
A  V  G 
AVGVSTALE8 

I  N.  1969  Nola,  mf  der  PianU' 
Mommsen's  Abachnft 


404]      QENIO  •  ET 
L  ARIBV8 

I.  N.  1970  DAcii  Fighius.  Yergl.  obeo 
die  dm  Q«iiin  Ookaiae  gmüita  In- 
497. 


495] 

F  I  S  I  A  E 
SEX  F 
R  V  F  I  N  A  E 
S  0  R  0  R  I 
FISI  SEREN! 

A  v:q 

LARVM  •  MINISTRI 
L  •  D  •  D  .  D 

I.  N.  mi.  NoU,  aof  der  Fiasia. 
Mommsen*8  Abschrift. 


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402  Note.  —  Topographie. 


CAPITEL  n. 

TOPOGRAPHIE. 

§  1.    Die  Stadt  Nola. 

Das  alte  Nola  lag  genau  ao  derselben  Stelle ,  die  die  beutige  Stadt 
einnimmt.  Die  Lage  ist  in  keiner  Hinsicht  ausgezeichnet.  Gleich  Capua 
liegt  die  Stadt  in  der  Ebene,  nur  noch  näher  an  die  Hflgel  herangerückt, 
die  sich  kaum  V«  Stunde  östlich  erheben ,  beim  Seminar  und  dem  Kloster 
S.  Augelo.  Die  Lage  beweist  hinlänglich,  dass  Nola  als  Ackerstadt  ge- 
gründet ist.  Auf  natürlichen  Schutz  musste  dabei  allerdings  verzichtet 
werden,  mit  Recht  nennt  Livius  Nola  eine  Stadt  der  Ebene,  von  keinem 
Flusse  oder  Meeresarai  geschirmt 

Campo  Nda  $»d€t^  er^bru  ctprafndato  in  wrhtm 

TUmfrii«,     c«bo  faeiUm  tutatur  adiri 

PiamiUm  vallo,  SIL  m  IM.) 

Und  in  der  Th:if  beweist  der  erfolgreiche  Widerstand  der  Stadt  gegen 
ilauüibal  und  später  gegen  Sulla,  dass  die  Knnst  ersetzt  hatte,  was  der 
Natur  abging.  Voii  der  alten  Stadtmauer  ist  nichts  mehr  erhalfen.  Im 
sechzehnten  Jahrhundert  will  Anibrogio  Leone  noch  ihre  Heste  gesehen 
haben,  dm  in  weitem  Bogen  um  das  heutige  Nola  herumliefen,  so  dass  der 
Umfang  der  Sr?^dt  drei  Mi^Hen  oeiiug.  Doch  das  ist  natürlich  nur  pa- 
triotische Kiii-cliung.  Vielmehr  beweiseu  die  Giaber,  die  itn  Nnrden  und 
Süden  fast  uuniiltelbar  vor  der  heutigeji  Mauer  gefunden  sind,  das-s  das 
alte  Nola  keinen  vitl  grösseren  Raum  einnahm,  als  die  moderne  Stadt  — 
ein  Umfang  von  tjiwu  einem  italienischen  Migllo.  Dazu  kamen  dann  aller- 
dings bedeutende  Vorstädte. 

Der  Plan  des  heutigen  Nola  ist  vollkommen  unregelm&ssig.  Die  Fräse, 
wieweit  er  dem  antiken  Plaue  entspricht,  ist  vom  höchsten  Interesse,  und 
von  vorn  herein  müssen  wir  sie  unbedingt  mit  ja  beantworten.  Dann  ginge 
die  Gründung  Nola's  in  eine  Zeit  zurück,  in  der  den  Italikcrn  die  Gesetze 
der  Liiiutatiüü  noch  nicht  aus  dem  Osten  überkommen  waroii.  Antikes 
Strassenptlaster  ist  vitjihich  unter  der  heutigen  Stadt  gefuiidcu  wurden,  doch 
fehlen  leider  alle  Aufzeichnungen.  Nur  Reraondini  berichtet,  dass  nicht 
lange  vor  1749  im  Hofe  des  Jesuitenklosters  15  — 16  p  unter  dem  Bodeo 


% 

>)  Liv.  88.  46.  NolaiBi  cmpcstiem  nrben,  von  flniDinf,  hob  nuui  iMptMii 


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Kola.  ->  Topogrftpbio. 


403 


eine  breite  Strasse  entdeckt  wurde,  mii  i^Tosseu  Blückeu  gepliaiterL,  m 
deuen  noch  die  Spuren  der  Räder  erkeuubar  waren 

Die  Stadt  war  in  Regionen  getheilt,  vou  denen  die  liegio  lovia  uud 
die  Regio  Romana  uns  inscbriftlicfa  bezeugt  sind: 

CLEMENTIANI  496] 

POLLIO  IVLIO 
.CLEMENTIANO      V  P 
PATRONO  .  INIMITABILI 
LARGISSIMO     CVIVS  FACTA 
ENARRARI     NON  POSSVNT 
EIVS    MERITIS    REGIO  lOVIA 
STATVAM  CENSVIT 
I.  H,  1389  (Nola,  Statue  mit  fiasis  auf  der  Piazza,  MommseD). 

POLLIO    IVLIO    CLEMENTIANO  497] 

8VBVENT0RI •  OlVIVM 
NECE88ITATI8  • AVRARIAC 
DEFEN80RI  •  LiBERTATI8 
REDONATORI  •  VIAE  •  POPVLI 
OMNIVM  •  MVNERVM  •  RECREATORI 
VNIVER8A  REGIO  -  ROMANA 
PATRONO  •  PRAE8TANTI88IM0 
STATVAM  .  COLLOCAVIT 
I.  N.  1900  (K«la,  im  Palano  Hontefoit«  in  Yia  8.  Feiice,  Statne  mit  Baie,  HomniMiiX 

Von  den  Opbäudeu  der  alten  Stadt  ist  wpnif?  erhalten.  Ih  r  Juiiitci  - 
t  V  m  \)v  1  so]!  nach  A-  I^eone  (c.  8)  an  Stelle  der  Kaüiedralc  gestanden  haben  ; 
der  Fussbdfltn  davon  jetzt  in  der  Cappella  S.  Feiice.  Im  Südostwinkel  der 
Stadt,  bei  der  Chiesa  del  Saivatore,  liegt  unter  der  Strasse  ein  grosser 
antiker  Hnn,  so  dass  sich  der  Boden  wölbt;  Leone  setzt  hierhin  den  Tempel 
des  Iiiinter  Servator.  Ferner  berichtet  Ämbrogio  I^eone  von  einer  antiken 
Mauer,  die  etwa  vierzig  Schritt  nördlich  der  Kathedrale  in  Ostwest-Ilichtung 
parallel  mit  der  Nordmauer  Nola's  lief.  Die  Paläste  der  Cesarini,  Mattei 
und  Friccia  sind  daran  gebaut.  Von  anderen  Monumenten  geben  die  In 
Schriften  Kunde.    Wir  sahen  oben,  wie  der  Qoattuorvir  C.  Catius  den 

')  Remondini  I  p.  100:  Ed  in  fatto  bcn  sovente  awiene,  che  cavandosi  sotto 
la  prescnte  cittä  si  discopraiio  1p  strat^p  nnticho:  (i  non  son  molti  nnni,  che  in  facondosi 
tui  iosso  nei  oortUe  de'  Fadri  dclla  Compaguia  di  Gesü  oe  tu  irovato  J&  o  16  paiini 
iUmho  bm»  hmUo  laigo  i  e  fttto  4i  hn  hinghe  leld,  neile  foili  li  diaeeneraiio  le  in- 
cMrUe  tBMde  MIe  fMte  d«i  «erfi  e  da*  creedil. 


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404 


Noia.  —  Topographie. 


Ctoipus  pabÜGDS  ebnen  Ueas,  und  ans  eigenen  Mitteln  eine  Hauer,  Säulen- 
hallen, ein  Solazinm  und  eine  Strasse  herstellte  (N.  477).  Was  flUr  ein  Ge- 
bäude es  war,  welches  der  Ck>n&alar  Campaniens,  Naefatius  Seopins,  znr 
ErbOhnng  des  Glanzes  der  Stadt  Nola  aofilUiren  liess,  hat  er  uns  Idder 
nicht  mitgetbeilt  (I.  N.  1987). 

NAERATIVS    SCOPJVS  ■  V  •  C  496] 

CONS  CAMP 
AD  •  SPLENDOREM  •  VRB 
NOLANAE  CONSTITVI 

PRAECEPIT 

Damit  sind  wir  am  Eude  unserer  Kenntniss  der  inneren  Stadt.  Rings 

umher  dehnten  sich  s^elir  ansehnliche  Vorstädte,  wenigstens  zur  Zeit  der 
romischeii  Eroberung'  im  Samnitenkriegc').  So  kann  Diodor  die  anunauerte 
Stadt  geradezu  als  Akropolis  bezeichnen*). 

Hier  iu  der  Vorstadt  lagen  zwei  der  wichtisPteu  Gebäude  des  alten 
Nola,  das  sogenannte  Amphitheatrum  marmoreum  und  lateritiuni  (A.  Leone). 
Jetzt  sind  beide  verschwunden.  Das  >  marmorne  Amphitheater  t  war  ein 
Bau  aus  Travertinquadern  von  fünfzig  Schritt  Durchmesser;  ira  sechzehnten 
Jahrhundert  sollen  die  Bögen  der  beiden  uuteren  Stockwerke  noch  aufrecht 
gestanden  haben.  Der  Bau  erhob  sich  etwas  südlich  vor  der  Stadt,  vor 
dem  Castell,  au  der  Strasse  nach  Sarno.  Die  Stelle  hiess  Castei  roito. 
Mit  dem  Material  ist  der  Campauile  der  Kathedrale  uud  der  Palast  Orsioi 
gebaut.  Soweit  Leone,  uud  wir  haben  keinen  Grund,  an  der  Richtigkeit 
seiner  Angaben  zu  7.\si:ifeln.  Nur  wird  Kissen  Recht  haben,  wenn  er  dieses 
Amphitheatrum  marmureum  als  das  Theater  der  Stadt  ansieht 

Das  Ziegel- Amphitheater  stand  vor  Porta  Napoletaua,  südwestlich 
von  der  Stadt,  nicht  weit  von  S.  Pietro  a  1  urU  im  1  undu  M^iara.  Zur 
Zeit  I.eone's  sah  man  noch  die  Mauern  bis  über  die  Bögen  des  unti  ren 
Stockes  und  die  Ansätze  des  zweiten.  Jetzt  bezeichnet  eine  Erhöhuug  des 
Bodens  die  Stelle;  der  iiüdeu  itt  hohl,  und  in  reqel massigen  Zwisciieu- 
r&umeu  sieht  maii  lieste  der  Pfeiler,  die  ein  grosses  Oval  bilden. 

Etwa  in  der  Mitte  zwischen  den  beiden  Amphitheatern,  unmittelbar 
südlich  der  Stadt,  in  der  Nähe  des  heutigen  Bahnhofes,  sah  Ambrogio  Leone 
Travertinquadern  und  andere  Reste,  die  er  wegen  der  hier  ausgegrabenen 

Inschrift  TEMPLVM  AVQVSTI  49«] 

für  den  Augostustempel  hielt  Es  ist  dendbe,  den  TflMns  26  n.  Oir. 

*)  Liv.  tun.  Dietalor  inliia  lita  ^reaaupeeto»  4110  aplim  «Utu ad neania fl«at| 
omia  aedificia  —  et  freqaenter  ibi  habitabatur  —  circumiecta  mnris  incendit. 

Di  od.  10.  loa  TOB  Q.  Fabitts:  Kt^^a»  xat  r^y  NmiMfm¥  äxfvKoXtv  i^sxoXdpx^*, 


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üola.  —  Topographie. 


405 


dedicirte;  und  der  Ausdiiidc  opud  IMtm^  den  Tteitiis")  bei  Ersihluog 
der  Sache  ^nncht,  schdnt  «nerdings  za  beweisen,  dws  der  Teoipel  aneser- 
halb  der  Hauern  gesucht  werden  mnes.  Ein  Orond,  das  Zengnise  Leone's 
in  Betreff  der  Inschrift  anmweileln,  liegt  oicbt  vor,  um  so  weniger,  als 
er  sonst  seine  Inschriften  exact  copirt  hat 

Zweihundert  Schritt  sUdwestlieh  von  hier  wurden  zu  Leone*8  Zeit 
antÜ»  Travertinqnadem  ausgegraben,  mit  denen  Carlo  Caraffa  seinen  Palast 
am  Sedlle  di  Nido  in  Neapel  erbaute.  Leone  verlegte  hierhin  den  Hereor- 
tempeL  SttdBcb  vom  Angustostempel,  etwa  dreihundert  Schritt  davon  ent- 
lernt,  deutele  eine  Anschwellung  des  Bodens  auf  ein  antikes  Gebäude;  und 
ihnliche  Beete  fsnden  sich  Ostlich  vom  Amphitheatrnm  marmoreum  an  der 
Strasse  nach  Sarno.  Ueberhaupt  Ist  diese  ganze  Gegend  im  Süden  der 
Stadt  reich  an  Besten  aus  dem  Alterthum. 

Giiber  aus  samnitischer  Zeit  sind  ttbenll  um  die  Mauern  und  zum 
Tlieil  unmittelbar  daran  aufgedeckt  worden.  Leider  fehlen  bat  alle  nftheren 
Angaben,  besondere  aus  dem  vorigen  Jahrhundert,  der  Hanpizdt  der  Ent- 
dectongen.  Bemondini  berichtet  von  einer  Ausgrabung,  die  er  selbst  1747 
in  dem  Felde  nördlich  von  der  Stadt,  nahe  der  Stadtmauer,  veranstaltete. 
Die  Skelette  legen  entweder  in  der  blossen  Erde,  mit  Vasen  an  der  Seite, 
oder  in  Ziegelgrftbem;  endlieh  üuid  er  auch  aus  Tuf  gemauerte  Grftber, 
mit  besseren  Vasen  darin.  —  In  unserer  Zeit  sind  samnitische  Gräber  unter 
anderem  beim  Bau  der  Eisenhahn  gefunden  worden. 

Auch  von  den  Grabmonumenten  rümiscber  Zeit  sind  einige  noch  ei^ 
halten.  Es  sind  vor  Allem  die  drei  sogenannten  Tonicelle  an  der  Strasse 
nach  Neapel,  jenseits  des  Amphitheaters,  in  der  Masserta  di  Monsignore. 
Am  besten  erhalten  das  mittelste  dieser  Gräber;  auf  einem  runden  Unter- 
bau, dessen  Bekleidung  fehlt,  erhebt  sich,  gleichfdls  rund,  aber  kleiner, 
der  Oberbau  aus  Opus  lateritinm.  Im  Innern  eine  Kammer  mit  loculi. 
Eine  gewölbte  Portiens  soll  fHlher  das  Grab  umgeben  haben  (?  Bemondini). 
Die  beiden  anderen  von  ähnlicher  Gonstrnction.  —  Ein  römisches  Grabmal 
aocb  bei  S.  Paok»,  an  der  Strasse  nach  Sarno. 

Etwa  einen  IGglio  nöidlidi  der  Stadt  Hegt  Cimitile^  die  hdHge 
Stätte  des  attehristlichen  NoUu  Hier  lebte  8.  FeKce»  der  erste  Bisdiof  der 
Stadt»  in  der  Einsamkeit 

Qua  mun»  re^fto     ttU%B  hnginqua  wieobat, 
FktiUB  itbi  latio  ridebat  caeqfke  ctmput 
Uherius  ßorenU  heo,  (&  Paaliaat.) 

*)  Tac.  Ann,  IV.  57  Inter  qaae  diu  meditato  prolatoqtiA  gaepins  consilio  Caesar 
in  Cniytaiam,  specie  dedicaadi  templa  apad  Capaam  lovi*  apad  Nolam  Aogiuto.  Cft. 
BML  Ang.  118. 

Dio  Call.  M.  41  xaf  0l  »2  f  ly      AfaSip  obttfj        m»t^Uib^,  If^My. 


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406 


Kola.  —  Topographie. 


Eine  Basilika  erhob  sidi  spftter  aber  dem  Grabe  des  Heiligen;  anch  8.  Paa- 
lioiw  tat  hier  beigesetzt,  und  das  Qanze  bildet  noch  heute  einen  berflhmten 
Watl&hrtsort.  Aber  anch  viele  heidnische  Grabecbrifien  suid  in  CimitUe 
geibnden  worden. 

§  2.   Gebiet  (Ager  Nolanus). 

Eine  Bolle  Innocens  III.  von  1215  begrenzt  die  DiOcese  von  Kola 
in  folgender  Weise.  Von  Canctilo  nach  Trocehia,  von  da  lings  des  Ab> 
banges  des  Vesav  nach  BevigUano  an  der  aamo-MQndnng,  von  da  den 
Samo  entlaog  nach  Forino,  und  längs  des  Kammes  des  Monte  Veigine 
wieder  nach  Gancello*).  »Man  sieht,  es  sind  die  alten  Stadtgebiete  von 
Nola,  Abella  und  Pompei*  Dass  Nola  and  Neapel  an  einander  grenzten, 
sagt  Dionys  von  Ilalikarnass^,  und  wird  bestätigt  durch  ein  bekanntes 
Qeschichtchen  bei  Cicero,  dessen  historische  Glaubwürdigkeit  freilich  anf 
sehr  schwachen  Fassen  steht  Da  die  Sebethosquellen  jedenfirils  noch  zu 
Neapel  gehörten  (Acqoa  della  Bolla),  so  wird  die  Grenze  ungefähr  bei 
Pomigliano  d'Arco  gewesen  sein,  durchaus  entsprechend  den  Bestimmungen 
unserer  Bulle.  Die  Grenze  Nola's  gegen  Pompei  hin  erhalten  wir  etwa^  wenn 
wir  eine  Linie  zi^en  von  dem  Monte  di  Fora,  südlich  Palma,  mm  Gipfel  des 
Vesuv.  Ottajano  war  entschieden  nolanisch,  aber  die  Macht  Nola's  reichte 
sicher  nicht  hinüber  in's  Sarnusgebiet.  Das  Gebiet  von  Abella  ist  das  Thal, 
welches  am  Fusse  des  Monte  Vergine  sich  hinzieht  und  von  doi  Quell- 
flüssen  des  Clanis  bewässert  wird.  Der  Kamm  des  Monte  Arciano  bildet 
die  natürliche  Grenze  gegen  Nola.  Auf  allen  übrigen  Seiten  ist  das  Gebiet 
von  Nola  von  Bergwänden  eingefasst,  im  Südwesten  von  der  Somma,  im 
Norden  von  den  Bergen  bei  Cancello,  im  Südosten  von  den  Bergen  ober- 
halb Samo.  Der  Flächenraum  dieses  Gebietes  beträgt  etwa  sechs  geogra- 
phische Quadratmeilen. 

Das  Gebiet  von  Nola  war  in  Pagi  eingetheilt,  wie  der  Ager  Campanus. 
Ueberliefert  sind  die  Namen  des  Pagus  Agrifanus,  Gapriculanua 
und  Lanita[na8j. 

A  Caocellata  iu  Trodea  et  circa  moutem  YeseTitin  osque  in  inanlam  Bobelianan, 
et  a  BobeSatta  par  fliim«ii  DfagoneeDum  et  per  Twänm  et  per  Tedetam  itii|tw  wd 
Fratnok  et  Fonim  de  Fine,  et  lade  nobleodo  per  eilhm  menltB  Tiri^  uqiie  ad  Gfeih 
eeUoi.  Remondini  I  p.  654. 

^  DioD.  HaL  15.  ä  und  tSat/Lavwv  d/uipwv  dyrwv. 

^  Cic.  de  off.  L  10.  38.  Ne  noster  qnitoi  pvobeadni,  m  vmm  aK,  Q.  Fabltim 

Labcouem,  «eu  quem  alium,  —  niUI  enim  babeo  praeter  anditam  —  arbitram  Nolanis 
et  Npapolitanis  a  senatn  datnm,  qanm  ad  lociim  venisspt,  cum  ntrisque  soparatim  locu- 
tum,  ne  cupide  quid  agerent,  ne  appetentur,  atquc  ut  regredi  quam  progredi  maUent. 
Id  qamit  ftdueat,  ahqaantaiD  agri  in  medio  reUetuin  eet  Itaqne  iUonni  ftiee  rfe,  vi 
ipri  dizenuit,  «enninavil»  in  medio  reÜelaak  qood  «rat  pepak»  Bosuum  adiedieavit 


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Noku  -  Topognplito. 


407 


500] 

y7////////////if/// 

I  II  1 1 1 1 1  i  1 1 1 1  H  l  ii 

nfn/Jnnutnn 

! ! !  "  n  1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 

PAGVS  AGRIFANVS 

I.  N  Nola  beim  Kloster 
S.  Giuvauni  di  Dio.  4  Zeilen 
ndiit  (MomBnen.) 


501] 

1111111  Ulli  I 

I  iiiinTnfii 
/ninnuii  I 

LUJ.U.  LLLWJ 

PAGVS 

CAPRICVLANVS 

l.N.  1962.  1q  Laura 
imCuiiMsileTOBS-BKr* 
bato  (Rcmoiuliiii). 


502] 

///AH// ///CO 

/Tii/lfm/ö 

/  / 1 J.J  I J1I.1J. 
ilLUJ  f  flu 

PAGVS 

L  A   N   I   T  A 

I.  1983.  Nola,  ao 
der  Edce  der  Tia  del 

Salvatorc  und  di  S.  Fe- 
lioe  (MommaenX 


Der  P«gD8  OapricnlABitt  lag  demnacli  wohl  bei  Lauro;  die  Lage  der 
andenD  ist  QDbekaimt  Bei  Lauro  ist  ancfa  die  schon  angeffthrte  Inschrift 
geflindei)  (L  N.  197S): 

A  V  G  V  S  T  0  (492) 

8ACRVIM 
RE8TITVERVNT 
LAVRIi«E1<l8ES 

PECVNIA  •  SVA 

CVLTORES 
D  •  D 


Die  Pfarrkirche  in  Lanro  soll  aaf  den  Besten  eises  alten  Tempels 
stehen ;  die  sechs  Marmorsäulen  der  Kirche  von  Pernosano  atammeD  daraus. 

Antike  Reste  finden  sich  in  vielen  der  Ideinen  Orte  am  Nola,  be- 
sonders QrahachnAen. 


So  in  Campasano:  ^ 

503] 

P    •    8  A  B  I  D  I  o 
P  •  LIB  ^  P  R  I  8  0  O 
EPINI0IV8  PATRON 
LIB  .  PII88IM0 

i.  N.  fl040  (Remondini). 


504] 

LA8CIVA •  AVQ  LIB 
VIXIT   .ANNI8  •  XXV 

T  -  FLAVIV8  .  AVQ  •  L  FRAT 

FLAVIA  •  AVQ  >  L  •  CARINA  •  MAT 
Tl  •  CLAVDIV8  PRImlgeNIV8 .  PAT 
H-M»8»8*H*N*8 
L  V.  9088  (JRenoDdlni). 


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406 


Nofau  —  Topognpliie. 


Iq  Marigliano: 

505] 

C   STATIO  Q  F  FAL 
HEREDES  EX 
TEST AMENTO 
I.  K.  am  (Hur.  2068.  1). 


In  Ottajano: 


506] 

0 • VENELIO     L     F  FAL 

EX     TESTAMENO  sie 
ARBITRATV   -  HEREDVM 
HOC  MONIMENTVM 
8IVE  *  8EPVLCRVM  •  EST  .  H  N  S 

i  N.  SOM.  Kobt  Seninr  (ifowwew). 


507J 


SEX      Fl R  M 10 

XANT  H  0 
ET  .  FIRMJAE 
N  A  I  A  D  I 
ET  •  SVIS 

t  N.  S01&  (RemomÜnL) 

Fflof  Milien  südlich  von  Nola,  an  der  Strasse  nach  Nuceria  giebt  die 
peutingersche  Tafel  die  Station  Ad  legi  an  um  an;  die  Lage  entspricht 
etwa  dem  heutigen  Palma.  Die  Respublica  Tegianensium  der  Inschriften 
hat  damit  nichts  zu  thun,  sondern  gehört  nach  Lucanien. 

Der  Aquaeduct  des  Serinus  durchzieht  das  Gebiet  von  Nola  in  seiner 
ganzen  Ausdehniing  von  Palma  bis  Pomigliano  d'Arco.  An  beiden  Orten 
sind  Bogen  davon  noch  erhalten,  besonders  bei  Palma-,  Pomigliano  d'Ano 
soll  danach  seinen  Beinamen  haben.  Ein  Arm  des  Aquaeducten  zweigte 
sich  nach  Nola  ab  und  versorgte  die  Stadt  mit  Wasser.  Nola  hatte  übrigens 
noch  eine  andere  Leitung,  die  von  Abella  herkam  (S.  Panlinas  NataL  FeL 
XIII.  658,  von  Abella  sprechend,  402  p.  Chr.): 

Parva  guidsm  hate  nmrii,  nd  $aneto  magna  feretro 
Urbs  opera  ha«e  nostrae  Arno  «ea;  miiUbua  a6««(a  NelctM 
AUüiugos  montes  mteriaeet^  e»  qmbm  orlo« 
Combuu  hausit  ogicM,  et  in  unam  »ute^U  areem 
Unde  per  insertos  calicea  tibt  prima  ßuenitm 
Vindicai,  et  reUquo  Nolanam  proßmt  urbem 
FkimiMt  muha  rtgoM  <l  in  agri»  praedia  paunn. 


§      Untergegangene  Stftdte  im  nolanisehen  Gebiet 

Schon  die  weite  Ausdehnung  des  Ager  Nolanus  legt  die  Vermuihung 
nahe,  dass  hier  mehrere  Stadtgebiete  zu  einem  ganzen  vereinigt  sind.  Und 
in  der  That  sind  uns  eine  Reihe  alter  Stadtuameu  aus  dieser  Gegend  über- 
liefert. So  liufra,  Batulum  und  Celemna  im  Völkerkatalog  der  Acneis 
(YU.  739): 


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Nola.  ~  Topograjthie. 


409 


Qui  Bufram  B«äukmgv$  towitl  atgu«  orva  Cekmmef 
M  qut  moHferas  deapectant  momda  AhdloB. 

Rufra  erwahuL  noch  der  alte  Cato  als  einen  Weiler  des  liulanischen  Ge- 
Mets, wo  gute  Mühlsteine  -gebrochen  würden^);  und  da  das  noch  heute 
bei  Cisterua  der  Fall  ist,  so  setzt  man  Kulra  gewöhnlich  dorthin.  Von 
Celemna  wissen  wir  weiter  nichts,  als  dass  ein  Junoteinpel  sich  dort 
erhob,  wie  es  scheint,  bis  hinein  in  die  Kaiserzeit ^"J.  Ueber  Batalum 
haben  wir  sonst  gar  keine  Kunde.  Endlich  setzt  Pellegrino  in  die  Nfthe 
von  Nola  anch  Taurania,  was  Plinios  als  eine  untergegangene  Btadt 
Campuiiens  anführt ^^);  noch  jetzt  heiwt  ein  Ort  bei  L^ura  Tanrano. 

Bd  Wdtem  der  bedeatendete  aUer  dieser  Orte  «m  aber  ist 
Orina,  oder  vie  seine  ältesten  Hflnsen  den  Namen  sehretben,  Hyria.  Die 
Stadt  ist  spurlos  veiscbwnnden;  kein  alter  Schriftsteller  erwlhnt  ihrer,  nur 
die  Mflnzen  zeugen  von  ihrer  alten  Macht  und  Bedeutung.  Die  Menge 
ihrer  Didiacbmen  ist  aber  auch  Toller  Beweis  dafflr,  dass  Hyria  hn  vierten 
Jahrhundert  vor  unserer  Zeitrechnung  eine  der  ersten  Stftdte  Gampaniens 
gewesen  Ist,  durch  Reichthum  und  Handel  blfihend,  und  in  vieler  Besiehung 
Noia*s  Lehrerin.  Denn  Hyria  hat  wenigstens  ein  halbes  Jahrhundert  eher 
als  NoUi  gemflnst,  und  die  MOnsen  Nda's  sind  denen  der  Nadibarstadt 
naehgfiprilgt;  so  sdur,  dass  ohne  die  Anlbcfarift  oft  gar  nicht  zu  erkennen 
ist,  welcher  von  beiden  Stidten  wir  die  Mflnie  auweisen  sollen.  Die 
Münzen  beider  Städte  wetden  auch  häufig  zusammen  gefunden;  es  kann 
also  gar  kein  Zw^el  sein,  dass  Hyria  in  der  Nähe  von  Nola  gestanden 
hat.  FHedlftnder  stdlte  sogar  die  Hypothese  auf,  es  sei  Hyria  die  Altstadt 
von  Nola  gewesen,  und  zwischen  Beiden  em  Verhältniss  wie  zwischen 
FelaepoUs  und  Neapolis.  Wir  haben  oben  gesehen,  dass  es  mit  der  Pake* 
polis  von  Neapel  sehr  problematisch  bestellt  ist  Aber  FriedUnder^s  Hypo- 
these ist  unannehmbar  auch  aus  einem  anderen  Grunde:  unsere  Mflnzen 
von  Hyria  shid  ans  dem  vierten  Jahrhundert,  und  Nola  wird  schon  um  500 
von  Hekataeos  erwähnt,  Cato  setzte  seine  Ghrttndung  durch  die  Etrusk«r 
etwas  nach  600,  oder  wenn  wir  Velleins  folgen  470,  und  wie  wir  oben 
gesehen  haben,  ist  wahrscheinlich  Nola  eine  der  ältesten  Städte  Italiens. 

Der  Name  Hyria  kehrt  wieder  bei  zwei  Städten  in  lapygien  an  der 
Kflste  des  adriatischen  Meeres.  Die  eine  ist  Hyria  im  alten  Galabrien 
zwischen  Tarent  und  Brundisium,  was  die  Römer  Uria  nannten,  und  die 
Einwohner  der  Stadt  selbst  auf  ihren  MUnzen  Orra;  noch  heute  heisst  die 
Stadt  Oria.  Das  andere  Hyria  liegt  am  Garganus,  das  Drium  der  Rdmeri 

Catd  Re  Bast.  22.  Kolae  ad  Hufri  macemm  clavos. 
i<0  Berv.  Aen.  I.  «.  Imuwhii  kMU  (3mfiuiM  ««t  Oetenna,  Moer  UmaL 

11)  Plin.  U.  N.  III.  90.  In  Oiinpmo  agn»  Stabiae  omMdun  ftwi«   hMf' 

cedit  ibi  «t  Taannia. 


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410 


Ndt.  —  TopogisphiA. 


'TfHoi,  odor  (i')(Hai,,  wie  die  Griochcn  sagten.  Die  Münzen  mit  YPlATINfiN 
gehören  wohl  dieser  Stadt,  iloireum  iu  lilyrien,  Hyria  in  Aetolien  und 
das  böotische  Hyria  gehören  vielleicht  auch  iu  diese  Reihe;  wenigstens  lag 
bei  der  böotischen  Stadt  am  Kuiipos  ein  l^erg  Messapion.  Hyria  ist  also 
ein  besonders  charakteristischer  Stadtname  für  die  iapygische  Rasse. 

Und  hier  fällt  nun  auf  einmal  Licht  auf  eine  Polybiosstelle,  an  der 
bisher  alle  Erklärungsversuche  gescheitert  sind ;  die  Aufzählung  der  Städte 
und  Völker,  in  der  Ebene  um  Capua.  >Im  Norden  der  Ebene  wohnen  die 
Kateaer  und  Tianiten,  im  Südosten  die  Nolaner  und  Daunier,  in  der 
Mitte  aber  liegt  die  dnst  reichste  aller  Städte,  Kapyc.«  Dass  man  sieh 
bemtlht  hat,  die  nofeislaBdeike  Stelle  zn  emendirai,  ist  seUistTerstftndHch. 
IndeBsai  die  voi^eschlagenen  Verbesserungen  {Kau&mn  oder  KaJiMOfd)  nnd 
80  onpasseDd  wie  mügiich.  Galatia  1^  doch  wahrlich  nicht  im  Sftdoeten 
der  campaniflchen  Ebene,  und  war  anch  Tiel  au  unbedeutend,  in  der  Auf 
zftblnng  bei  Polybios  eine  Stelle  zu  finden;  nnd  Gaudium  liegt  bekaonüich 
gar  nicht  in  der  campanischen  Ebene,  sondern  tief  in  den  aannitisehen 
Beijgen.  Daan  kommt,  dasa  die  campanisdien  Daonier  noch  in  einer  an* 
denen  SteDe  erwihnt  werden.  Dionjsioa  von  Halikamasa  (VII.  8)  iflUt 
die  Volker  anf ,  die  524  die  Coafition  fegen  Kjme  bildelen :  es  Bind  die 
T^rrbener  Ton  Gapna,  die  Anrnnker  von  Sneesa  nnd  Cales  (OftßpmS^  nnd 
endlich  unsere  Daonier. 

Dannische  laf^ger  also  wohnten  in  Campanien»  und  awar,  wie  wir 
aas  Polybios  wissen,  in  der  Nfthe  von  Nola.  In  derselben  Gegend  lag  nnn 
Hyzia,  die  Stadt  mit  dem  iapygisehen  Namen;  ich  denke,  der  Schlnsa  er* 
giebt  sich  too  selbst,  in  Hyria  eben  die  Stadt  der  campanischen  Oannwr 
an  eikennen.  Aach  im  Wechsel  des  Voeals  ergiebt  sich  eine  merkwürdige 
ParaMe  an  der  calabrischen  Stadt:  diese  luesa  Orra,  die  campanische  Orina. 

Die  Beaatwortang  der  Frage,  wie  die  lapyger  nach  Gampanien  ge- 
kommen sind,  hfingt  natOrlich  ab  von  nnserer  Ansicht  über  die  Wandemagen 
der  iapygisehen  Nation  flberfaaupt.  Folgen  wir  der  bisherigen  Annahme, 
wonach  die  lapyger  die  Urbevdlkemng  ünteritaliens  gebildet  haben,  ao  ist 
das  campaoische  Hyria  der  letzte  Rest  eines  einst  weit¥erhreiteten  Stammes. 
Sind  aber  die  lapyger  zur  See  nach  Italien  eingewandert,  so  ist  Hyria  ihr 
letater  Torgeschobencr  Posten  nach  Westen  hin.  Die  Entfemnng  von  Venusia 
nach  Nola  ist  kleiner  als  die  von  Taient  nach  Kroton,  wo  ja  auch  einst 
lapyger  gewohnt  haben. 

Die  MOnzen  zeigen,  dass  Hyria  reich  und  mftchtig  war  noch  an  der 
Zeit,  als  die  Römer  in  Gampanien  eindrangen.  Darans,  dass  es  in  nnseier 

^)  Polyb.  III.  91.  X^t  Si  fitoaytiuu  rä  fikv  npoe  dpxTOus  Kahjvt^  mI  Twt^W 
»OToei^kn,  vi  dl        im  Aaävwt  mt  Nttkavoi'  xard  füea  ik      ««dte  »tMoit  «ei/ir 


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NoU.  —  TopognphM. 


411 


UeterHeisniiig  nieht  ToriEommt,  liest  sieh  Tietteicht  scbliessen,  dass  Hyria 
In  fdndUebe  BerOhnuag  mit  Born  nicht  gekommen  ist,  sondern,  wie  die 
lapyger  in  Apulien,  sich  freiwillig  an  Rom  angeschloBsen  bat  Ans  Poly- 
Im»  maebte  msn  entnehmen,  dass  die  Stadt  noch  nur  Zeit  der  pnniscben 
Kriege,  wenigstens  aber  im  Anfimge  des  dritten  Jahrhunderts  selbststftndig 
war.  Die  Hflnsreihen  hOren  etwa  nm  300  anf ;  an  der  Kopferpifgang  hat 
Hyria,  wir  wir  oben  gesehen  haben,  nieht  mehr  Theil  genommen. 

Die  Stelle,  wo  Hyria  stand,  ist  gindicb  TerscboUen.  Vielleicht  mnss 
es  bei  Palma  gesncfat  werden»  einem  Ort,  dessen  Lage  au  der  von  Nola 
und  Snessnta  eine  aufiUlende  Parallele  bildet  Wie  diese  liegt  nftmlich  auch 
Palma  vor  dem  letzten  AosUUifer  einer  Bergkette  in  der  Ebene.  Gräber- 
funde bringen  hoffentlich  dereinst  die  Entscheidung. 


A  B  E  L  L  A. 

  • 

Literatur.  Rtnoadiai  Odb  Nobuw  eedesiastica  •tom  ist  aach  ober  Abella  das 

HinptVtrki  Ignazio  d'Anna,  Ävella  il!n''trftti  2  vnll  Xap  1782  i't  sutn 
grössten  Tbcil  daraus  compiiirt.  Antonio  Yetrani  Le  antichitä  d'Avell*  ist 
Maouficript  geblieben. 


Abella  theilte  die  Geschicke  der  mächtigeren  Nachbarstadt.  Wie  diese 
rühmte  es  sich  griechischen  ürsprangs^);  der  älteste  Name  der  Stadt  soll 
Moera  gewesen  sein In  historischer  Zeit  finden  wir  auch  Abella  im  Besitz 
der  Samniten,  und  in  religiöser,  wenn  nicht  auch  politischer  Oemeinschaft 
mit  Nola. 

Im  Socialkriege  ist  Abella  Rom  treu  geblieben,  und  daftr  nach  Snila'B 
Abng  ans  Gampanieo  von  der  nolanischen  Besatzung  erobert  ond  nieder- 
gebrannt worden  (87  y.  Chr.).  Wie  die  benachbarten  HiipinmtSdte  wurde 
ancfa  Abella  der  Tribos  Gal^a  sugetbeilt  Die  Inschriften  bezeichnen  die 


1)  Inst  in.  20.  1.  Abciiam  uoone  Quücidensium  coloni  snnt? 

*>  8«rT.  ad  Aeo.  TU.  740i  Quldiiii  hme  dvitetem  a  rege  Mnnau»  eonditan, 
Hoeram  nomiBe  Tocatam  ftvont  8ed  Graecos  primo  eam  incolaisse,  quae  ab  nucibus 
Abellanis  Abella  nomen  accepit.  Alii  quod  inibcUe  valgu8  et  otiosum  ibi  fiierit,  ideo 
Abeliam  appellatam.  Hnins  cives  cum  loca  circa  Capoam  possiderent  orto  tumuito*  in- 
tniisia;  alioi^ne  fiigiantoi  Moeramun  abtisse,  et  eki  üktofiBf  ttradsse,  et  quod  ha- 
telUores  fiietiat,  AbeUaiiM  dictai. 


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412 


AMIi.  -  Geschielito. 


Stadt  als  Golonie,  und  zwar  das  erste  Mal  im  Jahre  5  v.  Chr.  (N.  511); 
wer  aber  die  Colonie  dedndrt  hat,  wissen  wir  nicht,  nnd  auch  das  Uber 
Coloniarum  schweigt  Ober  Abella.  Die  aahlreieben  Miinieipal-Inadtrifken 
geben  uns  die  gewAbnliehen  Magistrate  der  Cobden,  Qninqnennalcn,  Donm- 
vim,  Aedflen,  Quaeatoren  (peenmaä  publieae  nnd  läimmiaim)^  Ouratores 
frumenti  etc.  Auch  ein  Seoatsdecret  ist  erhalteoi  ans  155  n.  Chr.  (K.  510). 

Im  vierten  Jahrhundert  prost  S.  Panfinus  die  dwota  Abella  wegen 
ihrer  Frömmigkeit  (Natal.  Feliis.  XIU.  652): 

Fo»ttUat  itU  locuB  devotae  nomen  AMlae 
Indere  vgnuuUs^  nam  digna  tddeiur  himore 
Nomifti»  AtitM,  ut  t»  laudem  FsHeU  et  ipea 
Laudetur,  quia  pro  FeUeie  konore  laborem 
i^nte  ethi  eumpsit,  quod  'duudare  eub  aeeiu 
JRap^ue  abrvptu  reguüm  preüttmque  ptOavU, 

Abella  bewilligte  nämlich  den  Klöstern  bei  Cimitile  das  Wasser,  was  der 
Rath  von  Nola  verweigert  hatte,  und  stellte  eineu  Aquaeduct  dahin  her.  — 
Seitdem  wird  Abella  ia  der  Literatur  des  Altertbams  nicht  weiter  erwähnt 


Von  Inschriften  zu  Ehren  dti  Kaiser  ist  mir  eine  einzige  auf  uns 
gelangt,  im  Jahre  18  n.  Chr.  Germanicus  gesetzt  (I.  N.  1944  oach  Re- 
moodini) : 

GERMANlOo  *  eaes  506] 
TIAVQF-DiVlaag.n. 
DIVI  -  IVLI  •  PRONepoti 
AVQVr  •  COS  •  TT.  imp.  ii 

TTni  SN  /ahireicher  sind  die  Miinicipal-Inschriften,  und  zwar  zum  Theil 
!*cbon  au.s  ubkischer  Zeit,  wie  der  Cippus  Abellanus  (N.  473)  und  das 
Fragment: 

Maü  Feit   509] 

(Mahn  Teans  Hai  f.  temdiHnit?  ünt.  DliL  p.  119.) 

C.  Caelio  C.  fil.  j  Pal.  Vero  |  quaest  aliment.  | 

C.  lulio  Severo,  M.  lunio  Rufino  Sabini[a]no  cos  [  III  nonas  decem- 
bres  AbeUae  in  basilicfa].  Scri|bundo  atfuere  M.  Munatius  M.  f.  GaL 
Frisicianus,  T.  Egnatius  T.  f.  Pa[l]  Rutfus];  . . .  Herennius  i  T.  f.  GaL  Cle- 
mens, N.  Pettius  N.  f.  G[a]l.  Uop. .  .  |  A.  FuAciiis  A.  f.  Gal.  Priscus. 

Qu[od]  universis  |  ordinis  viris  postulanti[bus]  q  vi  |  pro  e[xj- 

simii  iuvenis  et  mi  |  acerbissim[a]m  mortem  ii ......  Ico  (  pro- 

BequeDd[a]m  esse  q.  d.  e.  [r.  f.  p.  d.J  e.  r.  i.  c.  \  d.  d. 

(I.  N.  1861.  Mnpd,  im  KkMtar  Gioce  di  Loeoa.  Mobmho.) 


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Abella.  —  Verfas^uiig. 


413 


511]  SEX  *  POmPEIO  »  CN*  F 

COS  .  PATRO^O  •  COL  ST.Chr. 

I.  N.  1M6.  ATello,  bei  S.  Pietro.  Hoounm'k.  Abschrift. 


512] 

-TVLLIO  •  0  •  F  .  MACRo 
DVO  •  VIR  QVINQ 
EX  TESTAMENTO 
aRBlTRATV  OFILLIAI  C  F 
rVFAI  VXORIS 
Corp  1  iL'L'^  I.K.  Avella, 
auf  der  Piazza,  Mommsea. 


514] 

C  ■  OFILLIO  .  SEX  •  F 

QAL    DVO    VIR  .  ITERVM 
QVINQVENNALI 
I.  N.  1063.  Orot  446,  6. 

513J 


L .  VITROViVS  S  F  .  LVCIL  •  T  PROPERTIVS  •  T  •  F  •  THOR 
DVO  -  VIR   D  D  S   FAC  •  OOER  >  EIDQ  PROB 

1.  N.  Id57  =  Corp.  L  i2Zh   Avcila,  Piazza  da  baäso,  Moauaseu. 


515] 

L .  ANTISTIO    L  •  F  •  GAL  •  TIRON 
PRAEF  '  DECVRION 
DECRETO  •  IVRE 
DIOVNDO 

L  K.  im.  Avtlk,  auf  darllMUL 


515a] 

M  *  LVOOEIVS  -MF 
ANAXIMANDER  •  PRAEF 

ABELLAE 
HEROVL  •  DIOAVIT 
1.  N.  1871.  AtripiMft,  dft 


516] 


POMPEIAE   C  .  F  RVFAE 

MATRi  TIRONIS 
PROBA  ■  ET  SANCTA 
CARA • SVIS • VIXIT 
L  N.  im  Ebeodi.  MoniiiMii'fe  AbMhiift. 


517] 


T     ANTISTIO  •  T  •  F 
GALCILONI  DVO 
VIR    IVRE  DIOVND 

L  M.  i960.   Ebeud*.  Mommseu's  AbadurifL 


518] 

N  ■  PETTIO    N  .  F 

_  GAL  RVFO 
II  VIR  Q  •  ALIMENT 
Q  PFC  PVBLICAE 
CVRATORI-FRVMENT 
CVLTORES  10  VIS 
OB  •  MERITA-  EIVS, 
L    D  D  D 

I  N  1954.  Avella»  Fkna,  Monun- 

sea'ä  Abschrift 


A-MVIANVS  L'F 

AED 

1.  N.  UKW.  ia  &  Cataldo, 


519] 
PAT... 


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414 


Abella.  —  Yertassung. 


Wir  küuneu  demoacb  folgende  Adelsfamilien  der  Stadt  nadivctai: 

Patroni: 

Sex.  Pompeius  Cn.  f.  511. 

N.  Mardos  Pketorius  Celer  L  N.  1947. 

 Procnlus  521. 


Deenrione«: 

Antistii  515.  517. 
Caelii  510. 
Egnatii  510.  522. 
Fuficii  510. 
Luccei  515  a. 


Muiani  519. 
Munatii  510. 
Oailii  blL 
Pettii  518. 
Pompei  516. 


Propertii  513. 
Tullii  513. 
Vesii  509. 
Vestricü  473. 
VitroYÜ  513. 


Pauper  sulct  Cerealia  Abella  nenut  Silius  (VIII.  543)  die  Stadt,  deren 
enges  Gebirgsthal  zum  Getreidebau  sich  wenig  eignete.  Desto  reicher  waren 
die  Hagel  um  Abella  an  Obst  und  jeder  Art  BaamMcbte,  die  Vergil  io 
der  Aeneis  (VII.  740)  gefeiert  hat: 

Et  qw>9  maliferM  duffMkud  mpMua  AbdUu* 

IHe  Nnoes  AlraUaDae  hatten  bekanDtUch  w  hier  ihno  Kaoeii  —  obgleich 
die  Etymologen  das  VerhiitaiBs  aaeh  aahehrlen,  und  AbelUi  nach  den 
MiBiea  benannt  sein  Heesen.  Von  dem  Caltas  der  Stadt  erfaiiren  wir  nichts 
als  «as  der  Gippns  Abdlanns  ttber  das  mit  Nola  gemeinsanie  Hercales- 
heUigthnm  mittbeüt  (cf.  N.  515  a);  ansserdem  noch  eine  Weifainadiiift  an 
Apoll  vom  1.  Januar  88  n.  Chr.«  520] 

AP  •  IVNIO  •  SiLANO  •  P  •  SiLiO  •  I^ERVA  •  OOS 

K  •  lANVAR 

L*  POPPAEVS .  VRBANVS •  APOLUNI  •  8IGNVM  -SACR  8EDEM0- DHCAVrT 
I  N.  IMS.  Avella.  Om  PielM»  d«l  MMtm. 
Yer|L  «ndi  die  CaltoM  lofis  in  dar  eben  •ageHUurlen  Auebrift  K.  61t. 


Das  alte  Abella  lag  etwas  nordöstlich  von  der  heutigen  Avella,  am 
Fusse  der  Verberge  des  Monte  Vergine.  Die  Stadt  war  klein,  wie  S.  Pau- 
linus sagt: 

Parva  qutdem  haec  muris,  f>fd  scmcto  magna  feretro, 
Urbs  Opera  haec  nostrae  hinc  sex  milUbtu  altnta  I^aiae 
Altiiugos  montes  interiacet. 

Der  Umfang  der  Mauern  ist  nicht  mehr  zu  verfolgen ,  nur  von  der 
alten  Arx  sind  die  Fundamente  erhalten,  auf  dem-n  sich  jetzt  das  Oasteil 
Spinelli  orhebt  (Capaccio).  Von  einer  Pflasterung  der  Strassen  berichtet 
eine  Inschrift  der  letzten  Ksteerzeit  (L  N.  1946,  Bemondini,  PratiUi.  Echt?): 


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AbeUa.  —  Topographie.  415 


521]  pom  petANI 

BARBA  RIVS  POMPEIAN. 
V  C  CONS  KAMP  CIVITA  - 
TEM  BELLAM  NVDA  ANTE 
SOLI  DEFORWITATE  SORDEN 
TEM  SILICIBVS  E  ■  MONTIBVS 
EXOlSIS  NON  E  DIRVTIS 
MONVMENTIS  ADVEC 
TIS  CONSTERNENDAM 
ORNANDAMQVE  CVRA 
VIT 

CVR  PRO 

CVLO     PATRONO     ET  •  CVR 
ABELLANORVM 

Die  Gebende  der  Stadt  siiul  antergegaogen  bis  auf  daa  Amphitheater. 
Noch  sieht  mao  das  Oval  des  Baaes,  etwa  900  p  laog  nod  SOO  p  hnSi; 
die  Cavea  zeichnet  sich  ab  als  Vertiefung  im  Boden.  Am  Westraode 
sieht  man  fBnf  gewölbte  Gemächer;  jetzt  heisst  der  Ort  danach  le  grotte 
d'Antonelio.  Die  Gladiatoreo-Spiele  erw&bnt  eine  Inschrift  ans  dem  Jahie 
170  n.Chr.;  darunter  eine  Abbildung  des  Amphitheaters.  Von  anderen 
dfifeutlichen  Gebäuden  erwähnen  die  Inschriften  dus  Theater,  eine  piscina 
and  die  fiasiUlca,  die  den  Senatsaitzungen  diente  (N,  510). 

L-EGNATIO       INVErsTO  ö22J 
PATRI       L   .    EGNATI  POLLl 
RVFI      HONORATI   •   EQVO   •  P 
AB      IMPERATORIB  ANTONINO 

ET  .  VERO  •  AVG 
HIC    OBLITERATO  •  MVNERIS  SPECTAO 
IMPETRATA    EDITIONE  •  AB  INNVLGEN 
MAX    PRINCIPIS    DIEM  QLADIATORVM 
ET    OMNE    APPARATVM    PECVNIA  SVA 

EDIDIT 

COLONI   •   ET   •  INCOLAE 
OB  •  iWVNiFlOENTIAM  >  EIV8 
L  •  D  •  D  .  D 

Aul  d«?r  Seite: 

edlTVM  XII  K  APRIL  CLARO  ET  CETEQO  COS 
Darunter  ein  Amphitheater  mit  kämpfenden  Qladiatoren.        jh  Chr»  HO. 
1.  N.  1968»  AreUa  PfaBa^  Mornmien 

9 


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416 


AMI».  —  Topo^phie. 


523] 

N  •  PLAETORIO  •  ONIRO 
AVGV8TAI.I 
BI8ELLIARI0 
HONORATO  0RNAMENTI8 
DECVRI0NALIBV8 
P0PVLV8  • ABELLANV8 
AERE . OONLATO • QVOD 
AVXERIT  .  EX  .  8V0  •  AD 
ANNONARIAM  •  PECVNI/M 
H8  X .  N .  ET  *  VEU  JNTHAEATRO 

CVM-OMNIORNATV 
8VMPTV  •  8V0  -  DEDERIT 
L  .  D  -  D  •  D 
L  K.  1966. 


.  .  .  M  •  PROPR  .  PVBLICE 
..OTFSERCILONI 
.  .  .  AM  PRAEF  •  PISCINAM 
.  .  .  ET.DVOVIR  ITER.QVINQ 
bVA  •  PECVNIA  •  AEDIFIOANO 
corAVIT 

statu  AM  •  COLONE!  ET  INCOLAE 
L  N.  1W6.  Avdk  fjum.  HMnun. 


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NACHTRlGK 


47  a.]  Za  S.  60.  Prof.  De  Petra  bat  im  Herbst  vorigen  Jahres  m  S.  Pietro 
a  Patiemo  bei  Neapel  im  Ibndo  Leotreeb  oder  Basile,  der  Dncbena  Giusso 
gebOrig.  die  tilgende  metrische  Cteabscbrift  entdeckt ,  and  Archiv.  Stör.- 
Kap.  in,  p.  886,  FioreOi  Notisie  1878  p.  848  verMentBcht  Zu  dem  Inhalt 
veigLn.40^ 

t60a.]  Za  S.  118.  L  N.  104,  Amalfi  in  8.  Angelo  nach  Smetins. 
IMP  CAESARI 
DIVIHADRIANIFIL. 
DiVl  TRAIANI 
PARTHiei  .  NEPOTt 
DIVI  •  NERVAE  •  PRONEP 
T-AELIO  HADRIANO 
ANTONINO  AVG  Pl^O 
PONTIF   MAX  .  TRIB^.  POT  •  V  -    p.  Chr.  142. 

IMP  .  II    COS  '  m  •  P  •  P 
CONSTITVTORI  •  8ACRI. 
0ERTAMINi8  •  iSELASTICI 
80CII  *  LICTORES  *  PO  PVLARE8 
DENVNTIAT0RE8  •  PVTEOI.^1 

a«l««h»  OiMyiMi  97 


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418 


NachMfl*. 


Zu  S.  167.  Im  Frühjahr  1878  hat  E.  Stevens  in  der  contrada  Pa- 
loiiibara  nördlich  vom  Arco  felice,  in  den  fondi  di  Giovanni  Paiumbo  und 
Giovanni  Esposito  Ausgrabungen  veranstaltet.  (Fiorelli  Notizie  1878, 
p.  184  und  348).  Wir  verdanken  diesen  Ausgrabungen  den  ersten  detail- 
lirten  Fundbericht,  den  wir  überhaupt  ülicr  die  Nekropolis  von  Kyme  be- 
sitze:!. Interessant  sind  auf  p.  349  die  Zeichiiuiigeü  des  Durchschnitts  der 
Tufgräbcr  der  drei  verschiedenen  Constructionen ,  die  bei  Kyme  gefunden 
werden. 

1.  Tombe  piane,  den  Deckel  des  Grabes  bildet  eine  quer  übergelegte 
Tufplatte,  die  Skelette  liegen  theils  auf  der  blossen  Frde,  theils  bil- 

-den  Tufplatten  den  Hoden  des  Grabes.   Ist  die  Deckplatte  oben  ge- 
wölbt, heisst  das  (itat)  tomba  plana  a  baule. 

2.  Tombr  a  cuna  oder  a  connola.  Decke  des  Grabes  durch  Ueber- 
kraguiig  gebildet,  d.  h,  die  Deckplatte  ruht  auf  zwei  nach  Innen  über 
den  Kand  des  Grabes  vorspringenden  iufpl&tten. 

8.  Tombe  a  schiena.  Zwei  dachförmig  gogen  eioander  gtlcgte  Taf- 
platten bildeo  die  Deck»  (cL  oben  S.  358). 

Die  Grftber  bnden  sieh  In  der  Tiefe  von  8^  m  unter  dem  Boden 
(Deck^  von  0.  nieh  W.  orientirt,  die  Skelette  mit  dem  Kopf  nadi  0.  Im 
Gauen  wurden  88  Tnigr&ber»  etwa  SO  Ziegdgriber  nntezntdit;  die  Ane- 
bente  an  Teaen  nnd  anderen  Oegenatinden  war  onbedeatend. 

Za  8.  878  (Yoltornam).   Janneüi  bat  Inawiseben  die  ans  Castel 
Voltumo  in  das  Mosen  Gampano  gelangten  Inschriften  noch  einmal  ver- 
öffentlicht (Atti  della  Commiaaionn  ece.  di  Terra  di  LaToro  1878 
64—71).  Danach  iat  in  leaen: 

N.  455  ?.  18  am  Ende  statt  P :  TER  in  Monogramm  (Uemmsen). 
N.  456    1  nnd  9:  L .  GESTIO  •  OAUO  •  CEm  |  MO .  IV8T0  •  UtaTIO  • 


N.456a.T.  1— 6:  TI.CL  T|.FIL  PA1|ME  pRISCo ( RVFino 

IVN  C  V|TMBVN-MiL  •  LEO  -  VII  | CL  •  AUECT  •  MTERI 
QVAE8TDR  PRAET  Yergl  N.  880.  (N.  L  8598). 


Ich  füge  hier  das  Verzeichniss  der  Fehler  an,  die  leider  im  Texte 
der  InschiifLeu  nocli  stehen  geblieben  sind.  Da  ich  genöthigt  war,  die  Cor- 
rectur  in  weiter  Entfernung  vom  Druckorte,  zum  Theil  auf  der  Reise  zu 
erledigen,  so  darf  ich  wohl  das  emendaturtu  n  lieuuset  eram  in  dieser 
Beziehnng  anch  fQr  mich  geltend  machen. 


NATAU 


N.  11  v.  2.  RETRo  v.  3:  ADQVE 


N.  38:  MAMAPKOY 

N.  80  V.  5:  8PLEDID  fsie.) 

N.  86  V.  8:  VXORI  (Rt  m  Monogramm) 


N.  25  V.  10:  iTTavffaTo  dk 
N.  29  V.  6:  raüzj^c  iSfioauuijt 


Digitized  by  Google 


llMbtrl«0. 


419 


N.  89  V.  4:  LABEWAE. FVSCAE  VX 

N.  102  zu  streichen. 

N.  106  V.  2:  LYMPHIS 

N.  131  V.  11:  GLAPHYR 

N.  149  V.  4;  VINVM. 

N.  162  V,  6:  Tti  ^EkXrjMtxov 

N.  180  V.  1 :  ACKAHniüi^üTOC 

V.  2:  CYJiBIU; 
N.  181 :  x{e)c/iai 
S.  141a:  pasifilu8 
N.206  fio:  L-D-D-D.C-I 
M.  319  V.  8:  CHALcidico 
N.  288  V.  8:  PVDENTE 
N.  256  T.  1:  LVMPHIEiS 


N.  260  V.  5:  Pandoüru,  aevom 

N.  301  V.  4:  V-S-L-M 
i  N.  302  Aukil  roeddiss  touiiks  Her- 
I  cntatei 

N.  260  V.  6:  vmiVM  QALLVM  V  C 

N.  362  V.  1 :  SER    L  BAL 
V.  11:  SERVILIO 

N.  375  V.  9:  PROSEQVENTE 

N.  384  V.  7:  VIAE 

N.  409:  VIRANVS 

N.  421  V.  6:  EMERENTI  -  FECIT 

N.  425  V.  2:  AVXON 

N.  445  T.  4:  OOINVGI 


«7* 


Digitized  by  Google 


420  MaasM.   Yergleichesde  ZaBammenstellmig  der  losduiften. 


MAASSE. 

1  römischer  Fuss   =  0,29574  Meter. 

l  römischer  Schritt  (passus)  —  fi  Fuag   =  1.4787  Meter. 

l  römische  Meile  =  1000  passus  =:  5000  Fuss     .  .   .  =  1,^87  Kilometer. 


l  oskischer  Fuss  =  0,2749  Meter. 

  • 

1  palmo  Napolctano  =  0,26445  Meter. 

1  paijsü  Napoletano  —  I  palml  =  1,85185  Meter. 

1  miglio  Napoletano  =  1000  pasri  —  7000  palmi  .   .   .   =  1.85185  Kilometer. 


Da  fiü  miglia  Napoletaoe  auf  einen  Grad  des  Aequators  gehen  sollen, 
also  1  migUa  =  1  geographische  Meile,  so  mösst«  der  passe  eigentlich 
=  1,855  Meter  sein,  mau  rtichuei  aber  in  der  Praxis  wie  oben  ange- 
geben.   


l  pariser  Fuss  =  0^3484  Meter. 

1  toise  =  6  pariser  Fuss  =  0,»4904  Meter. 

1  geographische  MeUe   =  7.420  Küometer. 


I  römischer  actus  (=  14.400  Quadrat^Fuss)   =  0.126  Hektaren 

l  iugerom  =  2  actus  (=  26,600  Quadrat-Fuss)     .  .   .  =  0.252  Hektaren. 

1  centuria  =  2ÜQ  iugera  \  .  =  50,377  Hektaren. 

1  oskischer  vorsus  (=  10.000  Quadrat-Fuss)   =  0,0766  Hektaren, 


1  Quadrat-Kflometer  =_lflQ  Hektaren. 

1  geographische  Quadrat^Meile  =  5605,64  Hektaren. 


VERGLEICHENDE  ZUSAMMENSTELLDNG  DER  INSCIIRITTEN. 


Corp.  Inäcr. 

n 

Ck»rp.  Inscr. 

Corp.  Inscr, 

n 

Graecum 

Graecum 

n  1 

Graecum 

5 

6802b  = 

& 

6846  = 

54 

3780  = 

m 

6809  = 

9 

6862  = 

IS2 

5785  = 

12 

5810  = 

60. 

6868  = 

IM 

6787  = 

1C,18 

6816  = 

m 

6864  = 

w& 

6788  = 

2Q 

6816  = 

52 

6864»»  = 

lai 

6789  = 

21 

6817 

41 

6854««  = 

III 

6790  = 

24 

6818  = 

II 

6836  «>  = 

211 

5790«»  = 

29 

6819  = 

4& 

6861  = 

245 

6791  = 

49 

6820  = 

4fi 

6866  = 

21 

6792  = 

39 

5823  = 

41 

6869  = 

22 

6793  = 

4Q 

6824»>  = 

5871  = 

344 

6796  = 

41 

5827  = 

m 

6872  = 

351 

6796  = 

sa 

5830  = 

6873  =r 

342 

6797  = 

j       5736  = 

6876  = 

4ÖÖ 

6798  = 

Ii 

6838  = 

aa 

6894  = 

242 

6799  = 

31 

684S 

Corp  Inscr. 

Latinarum 

n 

1,652 

351 

663 

SIQ 

666 

aos 

666 

362 

667 

312 

668 

aas 

669 

364 

670 

m 

671 

m 

672 

an 

673 

3ÖI 

674 

366 

677 

1196 

1200 

4m 

1227 

513 

1228 

512 

123S 

loa 

1236 

äi 

1236 

Vergleichende  Zasaramcnstelliiiig  der  loschrifteo. 


421 


Inscr.  BL 
Neapolis 

IM  . 

III  = 

m 

1526  : 

1871  = 

1943  ' 

1944  : 

1945  ■ 

1946  : 
1948 

1949  : 

1950  : 

1951  : 

1952  : 
1958  = 

1954  : 

1955  : 

1956  : 

1957  = 

1958  : 
1969 

1962  ' 
1968  : 

1970  : 

1971  = 

1972  = 

1973  : 

1974  : 
1975 

1976  = 

1977  : 

1978  : 
1961 
1982  : 

1963  t 
1985  : 
1987  : 

1989  : 

1990  : 

1991  : 

1992  : 

1993  : 

1994  : 

1995  : 

1996  : 

1997  : 

1999  : 

2000  : 

2001  : 

2002  : 

2003  : 


160« 

IM 

80 
516» 

520 
508 
511 
521 
515 
516 
517 
510 
522 
514 
618 
623 
512 
513 
524 
619 
493 

m 

4M 
496 
402 
4fiZ 
468 
489 

47(1 

4ZI 

472 

[m 

601 

4SQ 
4^ 
4SA 
487 
488 
491 
4fiA 
482 
480 

481 
477 

48i 

483 

m 
m 

428 


Inscr,  R. 
NeapoUs 

2004  : 
2006 

2018  : 

2028  : 
2040 

2042  : 

2044  : 

2096  = 

2097  : 

2098  ■- 

2111  : 

2112  : 

2113  : 

2114  : 

2115  : 

2116  : 

2117  : 

2123  : 

2124  : 

2125  : 

2126  : 

2127  : 

2128  : 

2129  : 

2130  : 

2131  : 

2132  : 

2133  = 

2134  : 

2135  : 

2136  : 

2137  < 

2138  : 
8139  : 

2140  : 

2148  : 

2159  : 

2160  = 

2161  : 
2167  : 
2173  : 
2178  : 

2384  : 

2385  : 
2286  : 

2387  : 

2388  : 

2390  : 

2391  ^ 

2392  : 

2393  : 


482 
489 
607 
604 
503 
505 
506 
206 
310 
3QS 

au 

318 

320 
236 
336 

338.340 

mMi 

332 
221 


234 1> 
324 
32fi 
3348 

334« 

22iX 

229 

32S 

334» 

221 

222 

242 

334b 

3341 

334k 

242 
212 
202 
221 
20Q 
201 
299 
3Ö3 

m 

262 
283 
284 


Inscr.  R 
Neapolis 

2394  = 

2395  = 

2396  = 

2397  = 

2398  = 

2399  = 

2400  = 

2401  = 

2402  = 

2403  = 
24p4  = 

2405  = 

2406  = 

2407  = 

2408  = 

2409  = 

2410  ~ 

2411  = 

2412  = 

2413  = 

2414  = 
2416  = 
2416  = 

3419-20  = 

2422  = 

2423  = 

2424  = 
2426  = 

2426  = 

2427  = 

2428  = 

2430  = 

2431  = 

2432  = 
2434  = 

2444  = 

2445  = 

2447  = 

2448  = 
2450  = 

2452  = 

2453  = 

2454  = 
2465  =r 
2457  = 
2469  = 

2460  = 

2461  = 

2462  = 

2463  = 

2464  = 


2fi6 
288 
282 
288 
289 
270 
222 
221 

222 

277 
276 

aafi 

282 

288 
2S9 
220 
3Qä 

•m 

280 
282 
282 
2S4 
28^ 
201 
275 
298 
221 
292 
228 
22i^ 
223 
2ilÄ 
22fi 
221 
294 
28 
28 
9 
10 

u 
M 
42 
21 
2& 
22 
218 
212 
124 
168 
121 
IÜ9 


I  Inscr.  R. 
(  NeapoUs 

2465 

2466 

2467 

2468 

2469 

2470 

2471 

2472 

2473 

2474 

2475 

2476 

2477 

2478 

2479 

2480 

2481 

2482 

2483 

2484 

2485 

2486 

2487 

2488 

2489 

2491 

2492 

2493 

2494 

2495 

2496 

2497 

2498 

2499 

2500« 

2602 

2503 

2604 

2505 

2506 

2607 

2606 

2510 

2611 

2515 

2616 

2517 

2518 

2619 

2521 

2522 


m 

112 

m. 

111.132 

Ul 

US. 

Ul 

L18 

108 

162 

189 

m 

119 

1^ 

mi 

122 
68 
106 
188 
187 

laa 
ifii 

83 

170 
84 
189 


=  2Ü 


71 

12 

22 

2i 

28 
191 
162 
184 
IM 

85 

78 

29 

n 

m 

68 
82 
167 
86,94 
82 
90 
98 

m. 


422 


Vergleichende  Ziisanuncnstellung  der  Inschriften. 


IntKsr.  R. 
Neapolis  ^ 

2523  =  laa 

2524  =  läÜ 

2525  =  1^ 

2526  =  132 

2527  =  142 

2528  =  143 

2529  =  2M 

2530  =  233 

2531  =  13fi 

2532  =  141 
2633  =  225 

2534  =  ISQ 

2535  =  m 
2540  =  m 
2641  =  192 

26S6  =  m 

3666  =  453 

9558  =  221 

2569  =  142 

2560  =  15Ü 

2561  =  21Ü 

2562  =  m 

2563  =  2m 
2566  =  Iiis 

2566  =  202 

2567  =  2ffii 

2568  :=  22& 

2569  =  2Q6 

2570  =  204 

2573  = 

2574  =  240 

2575  =  229 

2576  =  231 

2577  =^32 

2678  =  231 

2679  =  23& 

2581  =  22ä 

2582  =  m 

2584  =  Iflö 

2585  =  m 
2687  =  m 
2588  =  122 
2591  =  121 

2594  =  m 

2595  =  2ÖJ 
2598  =  241 


scr.  R 

eapoiis 

2W1  =  225 

2609  =.  13ß 

2610  =  6& 
2612  =  43 
2614  =  84 
2618  =  186 
2621  =  103 

2623  =  96 

2624  =  95 

2625  =  212 

2627  =  SIS 

2628  =  Sa 
2630  =  134 
2t>34  ^  LIÖ 

2636  =  132 

2637  =  lfi3 

2638  =  2ia 
2G43  =  22Ö 

2648  =  230 

2649  =  242 
2906  =  89 
3012  =  141 
3102  =  m 
3233  =  144 
3328  =  222 
3374  =  55 
3518  =  240.251 
2514  =  249 
3516  =  248 
3516  =  242 
3617  =  251 

3518  =  252 

3519  =  253 

3520  =  25Q 

3521  =  264 

3522  =  265 

3623  =  25fi 

3624  =  lOfi 
3626  =  25S 
3626  =  258 
3536  =  452 

3536  =  454 

3537  =  45ß 

3538  =  455 

3540  =  4M 

3541  —  tu 


Inscr.  R. 
NeapoUs 

3545  =  45Ö 

3649  =  459 

3652  =  462 

3663  =  4fi3 

3554  =  464 

3560  —  lüi 

3559  =  261 

35C0  =  37Ö 

3562  =  3S2 

3563  =  322 

3564  =  363 
3665  =  364 
3566  =  2Ö§ 

3568  =  225 

3569  =  365 

3570  =  412 
3671  =  414 
3572  =  4fl3 

3673  405 

3674  =  411 
3575  =  MÖ 

3676  =  446 

3677  =  42a 

3578  =  392 

3579  =  4QÖ 

3580  =  41D 
3681  =  396 

3582  =  aaa 

3583  =  402 
3585  =  4Ö2 
3686  =  406 
3589  =  4fi2 
3690  =  359 
»691  =  353 

3692  =  355 

3693  =  430 
3594  =  356 
3695  =  S25 

3697  =  329 

3698  =  380 

3601  =  sai 

3602  =  223 

3605  =  42ä 

3606  =  422 

3609  =  324 

3610  =  384 


Inscr.  R. 
Neapolis  ^ 

3612  =  4äl 

3613  =  36Ö 
3622  =  3ää 
3680  =  32fi 
3631  =  321 
;M>32  =  3M 

3633  =  448 

3634  =  443 
3636  =  42Ü 

3636  =  444 

3637  =  422 
3689  —  441 

3642  =  387 

3643  =  429 

3644  =  388 

3645  =  3Sfi 

3646  =  39Q 

3647  =  221 

3648  =  392 
3t)49  =  321 
3650  =  3M 
3683  =  3äü 
3693  =  421 
3703  =  423 
3729  =  41Ü 
3776  =  416 
3789  ^  445 
3831  =  412 
3920  =  442 
62G7  =  IM 

6268  =  m 

6269  =  löü 

6270  =  127 

6271  = 
6370  =  312 
6377  =  02 
6799  =  21 
7220  =  m 

7259  = 

7260  =  125 

7261  -  126 
7265  =  65 
7277  =  m 


Compeadia  scriptarM  der  Issehrifteo. 


423 


COMPENDIA  SCEJPTURAE  Di:il  INSCHRIFTEN. 


A  Aulus. 

A  •  A  •  A  •  F  •  F  anro  argento  aere  flasdo  fe- 

rimdo 
ABN  «bnepoB 
AEDIC  nfdifiila 
AEO;  AID  asdUis 
AED-Q¥R  utaSSk  €onilii 
A'l-A  agfii  indioHidli  uMiOiiidlt 
ALT  altTi" 
ALVM  alumnus 
ANIM  LIB  aaiao  Üben 
A;  ANN  aimia 
ARK;  ARCAR  arcavh» 
AVQ  ÄugustuB 

AVQ;  AVQVST;  AVGV8TAL  angostalig 
AVR;  AVREL  Annlnu 

B  M  "bene  mrrrEti 

B  M  F  bene  merenti  poniit 

C  iiaius 

O  ool<mla 

3;  >  centuria 

3;  >  Gaia  (domina) 

QC  Qai  duo 

CAES;  CAISOMnr 

CAMP  Campania  * 

CAND  randidatlU 

CAP  Capua 

OO  W  ekriaslmi  Tili 

CENS  Censor 

C  •  I  Coboia  lolia? 

CL;  CLAV;  CLAVD  Claudia  triba 

OL;  CLA  Clmidim 

O  L  M  L  Qai  Loa  liiMi  HiMrtU 

CL  •  V  darissimiiB  vir 

CN  Qnaeos 

ODE;  ODER  floanwit 

COH  cohon 

COL  CoJlina  tcttm 

COL  Colouia 

00N8  eoiwidaiit 

CORR  c  rrt  ctor 

COS  cousul 

0  •  P  clariaämuä  patroous 
O'V  clariBrinmi  vir 

CVR  curante,  cuntOTy  «mvit 
CYR  Cyrenaica 
0  DecimuB 

D  dies,  dieboB 
DAOlO  Dtckni 


D  •  C  •  D  decreto  eonscriptoram  datum 
D  •  C  •  S  de  coQSili  senteDtia 
D  •  D  deeoiiemm  deereto 
D  D  dcdit  dedicavit;  donom  dedit 
D  0  C  •  I  decreto  deeuionam  oolooiae 
luliae  (?) 

D  D  D  •  N  •  N  •  N  tres  domini  nostri 
D*D-F-P  decnrionoB  deenlo  pMoni» 

DOS  d^  decurionom  imtaiitiB 
DEC;  DECVR  decurio 
DECR  decMTtt 
OED  dedit 

DEDIC  dcrJics.^in,  dr^dicitiis 
DEStG  ;  DESIGN  desigoatus 
DiSP  dispensator 
D.M  dlsnftiita 
D  ■  M  ■  S  dis  mantbas  saenUB 
D  •  N  dominus  nost€r 
D  •  N  •  M  •  Q  devotus  nomini  maiestaüque 
D*8<FAO-00EII  d«  an»  fMieodom  eo** 
mvil 

D*8-P  d''  pecunia 
D  •  8  -  P  ■  F  de  sua  pecooia  fedt 
D*8'P*F-0  de  aoa  peconia  fuhadm 
coratit 

OB'S  de  scnatus  senteotift 
DVP;  DVPL  doplkiariiil 

EOR  eoram 

EQ  •  R  eques  Bi»iliai»K 

F;  RL  filius 

FAL  Falerina  trihn 

FAMIL  OUD  tamiiia  giadiatoria 

F  O  flMi«nliim  «inKril 

FEC  fedt 

FEL  f?!ix 

FL  Flavias 

FLAM  flaaMB 

FVNOltaiMtM 

GAL  Galpria  tribo 

GEM  gemioa 

GEN  genias 

OERM  Gemanieiii 

QLAD  gladiator 

HER  heres 

HER  Hermonias  (d.  190) 
H  m  •  8 . 8 .  H  <  H  •  EX  •  N .  •  hoc  flMMMm«- 
tam  txwe  ftpidenni  hmdm  «ctmi  bob 


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ConHoidift  sariptnno  der  Imohriftn. 


H'M  S  S  H-N-S  hoc monumcntam  sivc 

sepoknuD  herodem  non  «eqiietttr 
H  •  N  •  S  heradmi  non  seqnctor 
HON  honoratas 
H  •  P  horns  po«uit 
I  D  iuri  dicimdo 
Hl  idm 
I  •  FR  in  fronte 
IMP  impcrator 
INO  indulgentissimas 
I  •  0  •  M  lotri  optimo  nuaiiiiio 
I  •  0  •  M  •  S  loti  optinio  nttxiino  SaiMSoliiio? 
IVO  iugera 
IVN  iimior 
K<  Bardo 
K ;  KAL  Kaleadae 
KAMP  Campuia 
L  Ladus 
L;  ÜB  Ubert» 

L  A  •  D  •  0  libeos  «iiiaiQ  domuD  d«dlt 
LAN  LaDUTÜ 
LAR  Laif» 
L>D  fibeni  dadit 
t'D  hMHB  datna 

L  -  D  •  D  •  D  locus  datu3  dccurionum  decrcto. 
L  •  D  D  •  D  •  C  I  locus  datus  deorato  deca> 

rioDom  coloniae  luliaef 
L>D*8>0  loeaa  datna  «eatenlia  cobmü^ 

türum 
LEG  legatus;  legio 
LIBERTAQ  libertabnsque 
UTIB  IVINC  UtiboB  indicandis 
LOC  locus 
LOO  ■  0  locus  datoB 
LOID  loidos 
M'Hareaa 
M  iiionsibns 
/W  Mauius 

MAE;  MAEC  Maecia  tribu 

MAQ  magistar 

MAT  mater 

MAX  maximtis 

M  D;  M  DEA  Mater  Dca 

MEN  Henenia  tribu 

MIL  milia 

MIL;  MILIT  militant 

MVN  niuuicepst  muaicipiuiii 

MVNIM  monimeDtiizn 

N  Numcrina 

N  ncpn«! 

N  noüter 

N  muaero 

N  -  NVM  nmamiim 


NAT  natus,  natioiip 

NM-  QVE  namini  micstatique 

NON  Aonae 

0  •  H  ■  S  •  S  ossa  hic  aiU  aant 
0  M  optimus  maximna 
OPER  opeium 
OPT  optimiu 
ORD  ordo 

0  V;  ORN  VIRomatua  vir 

OV  Ovius 
P  Pnbfina 
P  pedea 

P  posuit 
P  publice 

PAL  Palatisa  tribu 
PARTMIC  FirtUeitB 

PATR  piitronns 

PATR  COL  patronus  colosd&c 

P  •  C  patronus  colooiae 

P*0'N  patroona  coloniae  ooBtrae 

PED  pcdes 

PEQ  pecuuia 

PERP  perpetuns 

PL  Flantina 

PONT  MAX  poDtifes  maadmoa 

P  ■  P  paler  patriae 
P  •  R  populus  Komaous 
PR 

PR ;  PRAEF  ;  PRAIF  pracfcctus 
PRAEF  •  CASTR  pruelectus  castrorum 
PRAEF  PRAET  praefcctu»  praetorio 
PR.ID  pridie  idtia 
PRIM  PIL  primi  pUi 
PRINC  [irincops 

PRINC  •  IVVENT  priaccps  iuventutis 

PRO;  PROB  probavtt 

PROC  procurator 

PROCOS  proconsule 

PR  •  PER  praetor  peregriuus 

PR;  PROV  iiraTittcfa 

P  •  S  pecuuia  soa 

P  V  pia  vindex 

PVBL;  PVBLIC  publicus 

Q  Quintna 

Q  quaöStor 

Q  qui 

Q;  QQ;  QVIN;  QVINQ  quioqueDaalis 
QD-E>R-F>P*D-E-It-I-C  qaod'  de  ea 
rr;  ficri  placuit,  de  ea  re  ita  ceamemiit 
Q  •  K  quaestor  candidatna 
QVIR  Quirina  tribu 
REIP  rdpnblieae 
REG  regio 


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Compcndia  scripturac  der  Inschriften. 


425 


R  P;  RE8P  mpvUica 

S;  SER  '^"rvii« 
SAC;$ACR  sacrum 
SMS  •  P  ucerdos  publica« 
8AL  Mlotem 
SARM  Sannaticus 
S  •  C  senatas  consulto 
8CR;  SCRIB  scriba 
SEP  sepoltnra 
SER  Servius 
SER  SLTgia  tribn 
SEX  S«xtus 
SINQ  Bbigidi 

SP  Spnrius 

S  •  P  sua  pnrnr.ia 

S  •  P  •  F  •  C  sua  pccuuiä  iaueudum  curavit. 

STStatiiu 

8VF  sufEBCtu  * 

T  Titus 

Tl  Tiberios 


TRIB  •  POT  tribanicia  poteitate 
TRO  Tromentina  tribu 
VA  vale 

y.A;  VIX  A;  VIX  ANrt  TUlamili  . 

VAL  VAlerins 

V  C  vir  clarissimuB 

V  •  E  vir  egregiua 
VER  Verna 

V.F  D  veiln  Mi  de 
VIA  FLM  via  Fkoiiiiift 
VIGIL  vigiles 
VIX  Tixit 

VOL  YdUnia  triba 

V  •  P  vir  perfectissimi» 
V-  8  Votum  solvit 

V  ■  S  ■  L  Votum  üolvit  libeos 

V  •  S •  L'  M  Totnin  aolvit  libens  meriCo 

V  V  C  C  viri  clarissimi 

X  -  V  •  SAG  ■  FAO  deoemTiri  mciib  fuiimdis 
X  denarios 


KEGl 

Abeila  411. 

AeeifM  W 

Achemsia  lacoc  188. 

Acqna  della  Boll«  10, 

Ad  Noras  388. 

Ad  QmaPm  874. 

Ad  Scptimum  374. 

Af^  Trglnntirn  408 

Aedes  Alba  (Lapuu;  M7. 

A«dOn  (Abdh)  418.  (Capnaey  SS».  (Oapaa) 
SM,  iCwatK')  155.  (Neap.)  44.  (Nola) 
894.  (Nnciria)  243.  (Poteoli)  97.  (bei 
den  Oakem)  10.  '  % 

Aedfles  csrolefl  (Pgleoli}  87. 198. 

Aenaria  202. 

Aeolos  2ö2. 

Aequana  266. 

Ager  Campaims  18.  99.  888.  880. 
Ager  SteUatis  15.  868. 

Agonothf"=ie  68. 

Agoranomcn  (Neap.)  4S.  (Capreae)  324. 


S  T  £  R. 

Agrippina  109.  159.  177.  220.  254.  883. 
Aknpolis  (Cnaae)  180.  (Neap.)  79.  (Nola) 

404.  (Put.)  130. 
Alexander  Severus  106.  183. 
Alexandreia  115. 
Alica  m 

Amphitheater  (Atella)  414.  (Abeila)  381. 

(Capoa)  351.  (Cumae)  163.  (Nola)  404. 

(Puteoli)  137.  (Surreulum)  266. 
Anaoqpri  979.  980. 
Antinoltcn  (Fhretlie)  41. 
Antonia  2S) 

Antoninas  Pius  92.  106.  US.  132. 
Aphrodite  Eoploia  98.  51.  81.  88. 

ApoUon  (Abeila)  414.  Tuinae)  156.  (Neap.) 

52  54.  iPithec.)  207.  (Fiiteoli)  104. 105. 
Aqua  Dimidia  248. 
Aqua«  Cananae  189» 
Aqua  lulia  349. 
Arcadius  141. 

Arcarius  reip.  (Capoa)  324  ^iS'uap.)  48. 


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426 

Archonten  ü  2Üß. 
Arco  Campaiio  351. 
Arco  de'  Caserti  7^ 
Arco  Feiice  IM. 
Aristaeer  iL 
Aristodemos  U9. 
Artemiäer  iL  liS» 
Asklepios  (Put.)  JjQö. 
Athener  in  Neapel  SQ. 
Atella 

ATemus  IßS^  . 
Aversa  Ifi.  32.  323. 

Aagustales  (AbeUa)  ilfi  (Acerrae)  m  (Ca- 
pua)  33(L  (Cumae)  ISß^  (Tlerculaii.)  223. 
(Mia.)  ISO.  (Neap.)  iL  (Nola)  m  (Nu- 
ceria)  2üL  (Put.)  m 

Augustales  biselliarii  (Abella)  41^. 

Aagustales  corporati(Misenum)  102.  HKL 122. 

Augustales dupliciarii (Cumae)  l^(Put  )109. 

Augustus  IL  LJL  2ia.  2M.  aaL  iflÜ. 

Aurunker  3.  2iiL  305.  3Ha, 

Aosoner  3.  3äfi. 

Aostemzncht  132.  m.  IM. 

Bacoli  2QL 

Bagni  di  Tritola  IM. 

Baiae  \ML 
Baios  lÄL 

Balneum  Faustinae  (Puteol.)  131- 
Basilica  Alexandrina  (Puteol.)  IlL  AugosU 

Anniana  (Puteol.)  liL  (AbelU)  il2. 

(Herculaneum)  233. 
Batulum  iü&. 
Bauli  IZfi. 
B«r7t<»  llfi. 

BeTAlkemog  (Camp.)  1^  (Capna)  31L 

Blacsos  2M 

Bona  Dea  (Cap.)  3fifi.  (Put.)  10^ 
Bona  Mens  (Put)  IQL 
Bosco  d'  Acerra  38fi. 
Bronzen  (Acerrae)  SM.  (Capua)  332.  35IL 
Brücken  (Casilinnm)  36ä.  (Misennm)  l&L 
m  (Tifata)  SfiL  (Voltumum)  3ZfL 

Caesar  IL  210.  m 
Calatia  lü.  3ZQ. 
Campaner  liL  Ui.  2fi3. 
Camposano  i(XL 
Campus  publicus  (Nola)  404. 
Campas  Stellatis  36fi. 
Cancello  3S& 

Capitolium  (Capua)  343.  3fi(L 
Capreae  28.  31.  278. 


Capua  22& 

Capya  2QL 
Caracalla  ÖL 
Carceri  Tecchie  35fi. 
Carinus  S&. 
Cardo  s.  Kardo. 
Casa  Cerere  367. 
Casa  de*  papiri  237. 
Casagiove  2Ö$L 
Casapulla  361. 
Caserta  3ö(L 
Casilinnm  SfiL 
Castellamare  2fi0r 
Castel  dell'  Ovo  SL 
Castor  und  Pollux  s.  Dioskuren. 
Castra  Hannibalis  33L 
Castrum  Locullanam  BL  • 
Celemna  409. 
Cento  Camereile  ^iL 
Centnriae  Augustalium  108. 
Ceres  (Capua)  33L  (PuL)  m  (Sott.)  ttS 
s.  Demeter. 

Chalcidicum  (Capua)  32fi<  (Cumae)  Ififi, 
(Herc.)  223.. 

ChaUddier  L  30.  149.  390.  HL 

Chiaja  BL 

Christentbum  llfi. 

Cicero  174. 

Cimitile  iü<L 

Cippns  Abellanus  3Sfi. 

Ciicus  (Capua)  3i3.  (PnteoU)  142. 

Cistemen  «.  Piscinae. 

Clanis  2.  m  SIL  SM. 

Claudia  thbus  13.  m. 

CUudius  3L  fiL  U3.  22& 

CUvi  (PuteoH)  12a. 

Collegium  Baulanorum  L7S.  Decatressium 
Iii  Mcrcatorum  32L  Salutare  114. 
Scabillariorum  113. 

Colonia  Abella  412.  CalatI»  SIL  CasilinoiB 
aßö.  Claudia  Neronensis  Pnteolana  9L 
Concordia  lulia  Valeria  Felix  Capaa 
323.  Felix  Augoata  Nola  SöL  Flam 
AugusU  Puteolana  2&  lolia  CamM 
IfiL  IM  (?)  l»li»  Anguit»  ()•- 
pua  222,  Litemum  JffiL  BOM&am  m 
N  eapolis  4Ü.  Nuceria  242.  Toltamom  314. 

Coloniae  Cirtenses  IV  2iL 

Columbaria  (Cumae)  IfiL  ISO.  (Hercula- 
neum) 23a.  (Miscnum)  ÄKL  (Ncapoltf) 
2a.  8iL  (Puteoli)  143.  (Surrentum)  2aL 

Coounodus  132.  2ä2< 


Register. 


427 


CoDOCchia  3ä&. 
Conscripti  (Atella)  äSL 
Constantm  292. 
Crapolla  277. 

Ciypta  Pateolana  M  a.  OrotUu 

Cryptoportictu  (Capaa)  34^ 

Cultores  Jovis  (Abella)  112.  Jovis  optimi 

maximi  Sacssulaoi  hortensis  2äiL  Laa- 

rinenses  407. 

Cainae  145. 

Corator  AugoBtalium  (Mis.)  ISO.  122x  (Fat) 

Corator  fromenti  companiDdi  (Abella) 
im.  (Neap.)  4fi, 

Corator  openim  publiconim  (Nola)  2Ö1. 
(Put.)  OL 

Corator  reipoblicae  (Cap )  321.  (Pot.)  fiZ. 
Coriae  (HercoL)  225. 

Damascos  llß.  12L 
Damosa  (Cap.)  2^ 
Dannier  110. 

Decatrenses  (Pot.)  112. 

DecomaouB  (Ager  Campanos)  210.  (Calat.) 

272.  (Capoa)  215.  (Herc  )  m  (lieap.) 

fiZ.  (Sorrent.)  262. 

Decoriones  (Abella)  III.  (Acerrae)  232. 
(Cap.)  221.  (Cum.)  IM.  (Herc  )  22L 
(Mis.)  lÄL  (Neap.)  iSL  (Nola)  3M.  (Nu- 
cer.)  211.  (Pot.)  9&  (Soess.)  280.  (Borr.) 
257. 

Decorionnm  decreta  (Abella)  412.  (Com.) 
166.  lütL  (Herc)  223.  (Neap.)  50.  (Put.) 

m 

Defiziooes  2^ 

Demarchie  45, 

Demeter  (Cum.)  IM.  (Neap.)  22.  (Pot.)  m 

Dendropbori  (Com.  Pot.)  112.  (Soess.)  28& 

Deofl  Scholanim  (Cap.)  2^ 

Diana  aaL  ÜQ2. 

Dikaearchia  8& 

Diocletian  222. 

Diooysische  Künstler  52. 

Dionysos  (Comae)  157. 

Dionysos  Hebon  (Neap.)  58. 

Dioskoren  (Cap.)  22L  (Com.)  m  (Neap.) 

ä2.  (Nuc.)  212. 
Domlnen  U. 
Domitian  22L  383. 
Drakon  212. 
Drosns  1^ 
Dosams  Ufi.  12L 


Duumviri  L  d.  (Abella)  412.  (Cap.)  322. 

(Herc.)  22L  (Miscnum)  m  (Neap.)  II. 

(Nola)  2&1.  (PutcoU)  a&  (Soess.)  2äö. 

(Surr.)  25L  (Volt )  272. 
Doomviri  Ubripendes  894. 

Eisen  112. 
Elboeof  226. 

Elmporiam  UA  IM. 
Epheben  (Capreae)  2S2i 
Ephesos  122. 
Epidios  244. 
Epomeus  202. 

Erdbeben  62  P-  Chr.  (Herc.)  21fl.  (Neap.) 

21  (Nocer)  212. 
Erböhong  des  Bodes  seit  dem  Altertbum 

(Cap.)  an.  (Neap.)  S2. 
Etrusker     ÜIS.  220.  2i>6.  211.  382.  38S» 
Eoboea  IliL 
EomeUden  4L  HH. 
Eonostiden  iL  Z&  US. 

Falerina  tribos  12.  SOL  291. 
Fasten  Ton  Nola  202. 

Favi-ssae  208.  366. 

Fau.sta  255. 

Faustina  112. 

Festkalender  232. 

Flächeninhalt  Campaniens  IB. 

Flotte  von  Misenum  190. 

Fortona  (Cap.)  22L  (Fat.)  IQfi. 

Forum  (Cap.)  21L  (Cum.)  186,  (Neap.)  72. 

(Poteoli)  12L  (Sorr.)  261. 
Forom  Boariom  (Ptit.)  127. 
Forum  Olitorium  (Fat)  137- 
Forum  Volcani  122. 
Fossa  Graeca  149. 
Fosaro  IfiS. 

Galeria  tribos  12.  HL 

Gallinaria  Silra  218. 
Gaurus  25.  326. 

Gebiete  der  Camp.  Städte  UL  406. 
Geistiges  Leben  (Cap.)  34L  (Neap.)  56. 
(Pot )  iia, 

Genios  civitatis  (Herc )  225.  (Neap.)  53. 

(Nola)  m  (Pot.)  m  (Stabiarum)  m 
Geologisches  ffl.  121.  202.  212.  2LL  2fiL 

22fl.  223. 
Gennanicu.s  2iäL  412. 

Getreide  (Abella)  113.  116.  (Neap.)  18. 

(Put)  32.  106. 
Ooldbergwerke  2ÖL 


428 


Register. 


Grab  des  Baios  lÄL 
Grab  des  Capys  220. 
Grab  der  Partheaope  TL 
Grab  des  Scipio  378. 
Grab  Vergils  B5. 

Gräber  (Capreap)  (Capua)  SSS,  fCrnnae) 
IM.  IM.  (Hercul.)  m  ilschia)  2Ü9. 
(Neap.)  7a.  (Nola)  (Kuceria)  21L 
{Posilipo)  ÖL  (Procida)  2m  (Puteoli) 
142.  (Stabiao)  2£L  (Suess.)  SSL  (Surr.) 
265  267 ■  278. 

Grammatie  IL 

Gratian  25^ 

Grotta  deir  Avemo  12Qi  della  Sibilla  (Cn- 
mae)  IfiL  della  SibilJa  (Avemns)  17L 
der  Nymphen  (Puteoli)  137.  di  Matro- 
maoia  (Otkpri)  2&8.  di  Posilipo  M,  di 
S.  Biagio  2&L  di  S^ano  Dragonara 
IM.  in  Sorrcnto  264. 

Gymnasium  iiü. 

Hadrian  31.  182.  201  2^  m 

Uafen  (Neap.)  m  (Nisida)  gg.  (Uis.)  Ifig. 

(Puteoli)  m. 
Hannibal  13.  aa.  20. 242.  aü2.  ML  382-  390. 
Harpokrates 
Harusppx  (Mis.)  1^ 

Heilquellen  (Baiae)  IfiL  (Cap.)  362.  (Ischia) 
200.  (Neap.)  gg.  (Puteoli)  LH.  (Stabiae) 
24fi. 

Helena  35. 

Heliopobs  Ufi.  12L 

Hellenen  fi. 

Hercuianeum  214. 

Hercules  (Abclla)  412,  (Capua)  SaL  232. 
353.  (Cum.)  12L  (Hercul.)  2m.  224. 
(Neap.»  öS.  (Puteol.)  LÖS.  (Surr.)  2ä8. 
272. 

Hieron  ton  Syrakus  IML  2QiL 
Honor  (Put.)  Ifi/L 
Horologium  (Put.)  14L 
Horrea  (Put.)  132, 
Horti  Cluyiani  HS. 
Hyria  4fiä. 

Japyger  41SL 

Industrie  (Cap.)  SSfi..  (Put.)  Ufi. 
Ingenui  honorati  (Acerrae)  383. 
Ingenui  et  vcteraui  corporati  (Mis.)  Iflö. 
Joria  Damusa  afifi. 
Imthi  Ifl. 
Ischia  14ß,  202, 

Isiä  (Acerrae)  3ä3.  (Capua)  332.  (Neap.)  54. 


Italiden  51. 

Itinerarien  2L 

Juuo  (Cap.)  33L  (NoU)  4Q(L  (Surr.)  258.275. 
Juno  Gaura  32fi.  (Cap.) 
Juno  Lucina  3^  3^  (Cap.) 
Juno  Sarrana  2i4.  (Nucer.) 
Jupiter  Cap.)  32£L  SSL  (Cum.)  ISfi.  (Hcrc.) 
22^ 

Jupiter  Corapagea  324. 

Jupiter  Damasconus  (Put.)  US.  12L 

Jupiter  Eiazius  fl'ut.)  lüö. 

Jupiter  Heliopolitanua  (Put.)  12L 

Jupiter  Liber  23L  (Cap.) 

Jupiter  optimus  icaximos  Suessulanos  28^ 

Jupiter  Vesuvius  332.  (Capua). 

Kalypso  170. 

Kardo  (Cuinae)  153.  (Heren!  )  230.  (Neap.) 

M.  (Poteoli)  12iä.  (Surr.)  203. 
Kibyra 

Eimmerier  14i.  Ifiö. 
Enosos  222.  212. 

Kohl  i5a.m  ! 

Kombennium  U. 
Eorykos  12L 
Kretonden  41. 

Kupferwilhning*3L 

Kabele  (Baiae)  lg&  (Cap.)  222.  (Herc.)  22L 

(Suess.)  386. 
Kymaeer  (Phretrie  in  Neap.)  4L 
Eyme  145. 

Lactarius  Möns  2£LL 

Lago  d'  Agnano  24.  143. 

Lago  di  Licola  26.  IßL 

Lago  di  Patria  3IL  \ 

Lares  (Capua)  SSL  (Nola)  4ÜQ, 

Larcs  Augusti  (Cum.)  152.  ' 

Latinerkrieg  300.  j 

Latinisirung  Campaniens  12.  15L  , 

Latomie  (Cumae)  ir»^- 

Laukelarchie  47. 

Laurinenses  407. 

Laaro  407 

Leboriae  373. 

Lettere  25L  *  ; 

Lencogaea  25. 

Liber  Pater  (Put.)  lfi5.lflZ.cf.  Jupiter  Uber. 

Lictor  (Cap.)  224.  (Put)  41L 

Liroes  Graccbanus  210. 

Limitation  (Ager  Camp.)  SOfi.  (Capua)  2^ 

(Hercul.)  229.  (Neapoüs)  (kL  (Nola)iffiL 

(Puteoli)  12SL  (Surr.)  2fi2. 


1 


Register. 


429 


Limon  82. 
Lipara  fi.  2&2> 

Liternum  377. 
Liyia  21^  2Öß. 
Lacias  Caesar  ^ 
Locius  Verus  lö2. 
Lucriijus  122* 
LdcuUus  82.  IM. 
Lucas  Decidiorum 

Baasse  i2(L  (Capua)  21^ 

MaceUum  (HercuL)  2^  238.  (Put.)  135. 

Maecia  thbus  12.  40. 

Magistri  (Neap.)  ifi.  (Put.)  123. 

Magistri  Mercuriales  (Nola)  222. 

Magistri  pagorum  in  Capua  3211  Ca.stori  et 
PoUuä  ÜÜL  Cererus  a2ü.  CoUegii  Mer- 
catorum  32Z.  Diaoae  a2iL  aü2.  Jovei 
Compagei  324.  Spei  Fidei  Fortuuae  32L 
327.  Tenerus  320. 

Marano  Iß.  3Ii. 
Marcellu.s  SÜa.  2S&  396. 
Marigliano  4i)& 
Marcus  Aurelius  11^  152^ 
Mars  (Cap.)  23L 
Meddis  degetasis  LL  SM. 
Meddis  Kapvans  Hß. 
Meddis  Pompaüans  213. 
Meddis  ToTtiks  LL  (Cap.)  Hh.  (Maceria) 
2Ü 

Meeresspiegel  Iß.  124.  2ßL 
Megaris  28.  SL 
Menenia  tribus  13.  21fl.  223.  238. 
Mercurius  (Mis.)        (Nola)  m 
Metrische  Grabächhfteu      22.  äQ.  122.  IM. 
288.  399. 

Metallarbeiten  (Cap.)  332.  (Put)  LIZ. 

Milium  36, 

Minerva  (Surr.)  258.  (Neap.)  63. 
Miniäcola  2iXL 
Misenuin  190. 

Misenua  191, 

Mithras  (Capreae)  288.  (Cap.)  332.  (Neap.) 

Sfi.  (Put.)  lÖL 
Molo  (Misen.)  120.  (Nisida)  8&  (Puteoli) 

124.  lÄL 
Monte  dl  Procida  IfiS.- 
Monte  di  Vico  202. 
Monte  NuoTo  im  112. 
Monte  Olibano  121. 
Monte  8.  Angelo  2ßL 
Monte  Solaro  2I& 


Münzen  (Atella)  380.  (Calatia)  3Z2.  (Capua) 
312.  (Cumae)  lä2.  (Hyria)  (Nea- 
poUs)  35.  (Nola)  303.  (Nuceria)  212. 
(Phistelia)  SQ. 

Naevius  34L 

Neapolis  2ü.  2Ü5.  2aL 
Nemesis  (Cap.) 

Neptun  (Cap.)  a3L  (Put.)  105. 
Nero  ftL  m  182.  220.  212.  SÜß. 
Nerta  2L  12L  322. 
Nejis  8L 

Nikomedeia  40.  122. 
Nisida 
Nitroü  202. 
Nola  m 

Nonios  Baibus  221.  234. 
Nuces  Abellanae  Iii. 
Nymphae  Nitrodes  2ÜL 
Nymphen  (Put.)  IQü.  100.. 
Nypsios  3L  200. 

Odysseufl  ISL  217. 
Oel  3IL 
Oinonaeer  4L 
Opici  2. 

Ordo  Baulanomm  1Z8. 
Orientalischer  Handel  55.  114. 
Orina  lü9. 
Osker  2.  218.  m 
Ostdsches  Alphabet  24L 
Oskische  Sprache  1. 
Ostrearia  13L  ISü. 

Pagi  (Capua)  305.  320-  m  (NoU)  m 
Pagtis  .\grifanuf?  406.  Capricularius  lOfi. 

ücrculaneus  324.  3öl.  Lauitauus  lOß, 
Palaepolis  00. 
Palatium  (Put.)  LH. 
Pandataria  210. 
Panis  Campanus  336. 
Pankleideo  IL 
Pantheon  (Surr.)  204. 
Parthenope  TL 
Patria  311. 

Patron  i  ( Abella)  413.  (Acerrao)  383,  (Capua) 
324.  328.  (Misenum)  12L  (Neap.)  40. 
40.  (Nola)  394.  (Put.)  2L  (Suess.)  385» 
(Surr.)  25L  (Volt.)  320. 

Patturelli  353. 

Pausilypum  86. 

Perge  122. 

Persepbone  161L 


430 


Register. 


Petra  Hercalis  2&L 

Pferdezucht  227. 
Pflug  m 
Pbaleron  28. 

Pharus  (Baiae)  IM  (Capreae)  289.  (Poteoli) 

Phistelia  90. 
Phlegraea  ^ 
Phoeniker  &  2S. 

Phretrion  IL  öS.  liL 
Phyleo  iL 
Pineta  aifi. 

Piscinae  (Abella)  11^  (Bacoli)  2QL  (Ca- 
preae) 2S5.  (Capua)  (MirabiUs) 
202.  (Miseouin)  m  (Ponlip)  86.  (Pu- 
teoli)  HO.  (Seiaoo)  263.  (Surr.)  205. 

Pithekussae  äL  M.  IM.  m 

PizzofaJcone  ßL 

Platea  FurciUensis  OE 

Pinto  (Cap.)  m 

Polüiu  FeUx  269. 

Pondera  (Pozzaoli)  141. 

Pous  Campanus  L 

PoDS  Ligneus  (Mis.)  lüL  20a 

PoDtia  '21SL 

Porta  Mh&n&  (Cap.)  342.  Romana  (Cap.)  SliL 
TriuKiphalis  (Put.)  Voltumenais 
(Cap.)  346. 

Porticus  Herculis  (Pat.)  IM.  Nepttini  (Put) 

134. 

Portus  Julius  m 

Praefecti  Capuam  Cumas  öü.  lüL  3ÜL  Sifi. 
312. 

Praefecti  Fabmm  (Capua)  m  (Nola)  324. 

(Nuceria)  2^5.  (Surr.)  257. 
Praefecti  iuri  dicundo  (AbclU)  113.  (Mous 

Dianae  Tifatinae)  2^^iL  (Pandataria)  2IL 
Praetores  (Cap.)  a2L  (Cumae)  ISfi. 
Praetorium  Bais  \8ö. 
Pratilli  2%_  342. 
Prochyte  210. 
Procida  21Ö.. 

Procurator  (Bauli)  128.  (Pausilypi)  85. 
Promontorium  Minenrac  2üL  2HL 
Promontorium  Miseni  194. 

Pulvis  Puteolanns  117. 
Purpur  llfi. 
PnteoliSS. 

^uaestores  (Abclla)  3ÖiL  (Cap.)  324.  (Nola) 

394.  (Put.)  9L 
Quaestores  alimentomm  (Abella)  412.(Neap.) 

48x  (Snessnla)  385. 


Quaestores  pecuniae  publicae  (Abella)  412. 

Quaestores  sacrae  pecuniae  (Neapolis)  48. 

Quarto  314.- 

Quattuorviri  (Acerrae)  363.  (Neapolis)  12i 
(Nola)  394.  (Nuceria)  245.  (Puteoli)  92. 

Quindecimviri  (Vicu3  Novanensis)  3fi5. 
Quinquennaleä  (Abella)  412.  (Acerrae>  3S3. 

(Hercul.)  22L  (Mis.)  12L  (Neap.)  4ä. 

(Nola)  39L  (PuteoU)  100.  (Surr.)  25L 
Quinqueviri  (Nuceria)  245. 

B«g^  Lagni  296. 

Regio  compiti  (Capua)  S42.  Herculanensiam 
(Neap.)  69.  Jovia  (Nola)  403.  Palatina 
(Put.)  129.  Portae  Triumphalis  (Put.) 
129.  Romaoa  (Nola)  403.  Tbermensium 
(Neap.)  62  Vici  Vestoriani  et  Calpur- 
niani  (Put)  120. 

Rerigliano  25L 

Rhodicr  22_. 

Ripa  (Puteoli)  134. 

Ripostigli  s  tavissae. 

Römer  in  Campanien  12. 

Rufrae  iOS. 

Saison  in  Baiae  1S2. 
SalbenfabrikatioQ  (Cap.)  33&  (Neap.) 
Samier  89. 

Samniten  10.  15L  298,  390. 

8.  PanKnns  400. 

Sardinien  146. 

Saraus  212.  244. 

Sarrasten  239. 

Scabillarii  113. 

Scala  d'  Anacapri  291. 

Scamna  (Surrcnt.)  263. 

Schola  Armatnranim  19L  200. 

Scipio  32& 

Scribae  (Cap.)  324.  (Pnt.)  lOL 

Scutarius  339. 
i   Sebethos  23.  28.  52.  M. 

Secundamm  Magister  (Herc)  23SL 
Seebäder  (Mis.)  m  (Surr.)  2IL 
Seplasia  332.  341. 

Sepolcro  di  Agrippina  20L  della  Sibilla  lOü. 

Septimius  Severus  94,  308. 

Serapis  im  m  283. 

Sibylle  lüü. 

Siligo  336, 

Silins  oli 

Silva  (Baiae)  185. 

Silva  Oallinaria  878. 

Sirenen  (Neap.)  M.  (Surr.)  m  22L 


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Register. 


431 


Sokriam  (Pnt.)  14Q. 
Solfatara  123, 

Sozklkrieg  13.  m  m  ^       a&2.  aSU. 

ilL 
Spelt  33fi. 

Spiele  <Neap.)  5L(Pttt.)  U2.  m  (Surr.)  212. 
Stabiae  242.  24a. 

Stadtmauer  (Capaa)        (Cumae)  iäL 
(Herc.)  22fi.  (Neap.)  62.  (Pitbek.)  m 
(Put.)  12L  (Surr.)  2ß2- 

Stagna  IM 

SutiuB  üL  2IÖ. 

Stellatis  Campus  3ß9. 

Strigae  (Herc.)  23(L  (Neap.)  fiL 

Stufe  di  Nerone  18L 

Suessula  384 

Solla  la.  aa.  &L  242.  sog,  32L  3ÜL  3IL 

Surrentum  2&2i 
SjrUae 

Taambulae  2^ 
Teleboer  ö.  2aL 

Tempel  der  Aphrodite  Eaploia  (Neap.)  22^ 

>  des  ApoUon  (Com.)  m  (Pat.)  000. 
2     des  Augiutus  (Nola)  40^  (Pat.)  m 

»     der  Ceres  (Capua)  262. 

>  der  Demeter  (Cumae)  16fi. 

•     der  Diana  (Capua)  362.  Ml. 

I     der  Dioskuren  (Neap.)  (Capua) 

>  der  Fortuna  (Cap.)  SäL  (Put.)  IIIS. 
»  des  Genius  Stabiarnm  24iL 

>  des  Hercules  (Surr.)  21L  222. 
B  des  Honor  (Put.)  m 

>  der  Juno  (Celemua)  iüS.  (Surr.)  22& 

>  des  Jupiter  (Captia)  a(KL  (Cumae) 

Ißl.  (Hercnl.)  226.  (Nola)  403. 

»  der  Kybele  (Baiae)  IMi 

»  des  Mars  (Capua)  33L 

>  der  Minerva  (Surr.)  226. 
9  des  Neptun  fSurr.)  212. 

>  der  Nymphen  (Put.)  lüa.  IM.  ISL 
»  Fatturelli  (C^pua)  m 

>  des  Pius  (Put.)  lüfi. 

»     des  Serapis  (Pnt.)  136. 
»     der  Sirenen  (Surr.)  275. 

>  der  Yenus  (Surr.)  2ß&. 

»     der  Venns  Lucrina  (Cumae)  US, 
»     des  Vespasian  (Cmnae)  ISü. 
s     der  Victoria  (Capoa)  33L 
Teppiche  S40. 


Terracotten  355. 

Terra  pulla  334. 

Tetrastylon  (Baiae)  IBfi. 

Theater  (Bacoli)  2QL  (Capua)  224.  222. 350. 

(Hercul.)  232.  (Mis.)  122.  (Neap.)  Z3. 

(Nola)  404.  (Posilip)  SiL  Puteoli)  120. 

(Sness.)  m  (Surr.)  2ß4. 
Theatrum  tectum  (Neap.)  Zi. 
Theotaden  iL 

Thermen  (Angnlanae)  14.'^.  (.^vemus)  HL 
122-  (Baiae)  Ifil.  (Capua)  240.  353. 
(HercuL)  225.  (Mis.)  (Neap.)  Z& 
(Puteoli)  12a.  140.  (Severianae)  224. 
(Tifata)  363.  365.  (Tripergola)  1I£ 

Thore  (Cap.)  346.  (Cumae)  15iL  lü2.  (Neap.) 
68.  (PuL)  128.  (Surr.)  262.  siehe  Porta. 

Tiberins  118.  li^  220.  2fi2. 

Tifata  ML 

Titus  34. 

Tor  di  Patria  878. 
Tragum  222. 
Traian  82.  12L  20L 

Tribus  (Claudia)  13.   lÖL  (Falerina)  12. 

3ÜL  324.  (Galeria)  13.  41L  (Maecia) 
13.  40.  (Menenia)  13.  210. 
Tripergola  174. 

Triumphbogen  (Capua)  25L  (Puteoli)  133- 

(Tifata)  36iL 
Typhoeus  203. 
Tyros  115.  IIÄ. 

Valentinian  35.  95. 

Vasen  (Campanische)  Cap.  3S9.  Cumae  168. 

Ischia  2QI  Puteoli  1  IL  Surrentum  2^0, 
Vasen  (Griechische)  Acerrac  3S4.  Atella 

380.  382.   Capreae  1^   Capua  353. 

Ischia  209.  Neap.  28.  Nola  400.  Nuceria 

247.  Suessula  381.  Surrentum  2ÖL  278. 
Vedius  Pollio  ßß. 

Venus  (Puteoli)  m  (Surr.)  258.  266. 

Venus  Erycina  (Hercul.)  225. 

Venus  Euploca  (Neap.)  28.  &L  fiL  82. 

Venus  Jovia  (Capua)  22L 

Venus  Lucrina  178. 

VergU  52.  85.  400. 

VesoUa  256. 

Vespaaian  25.  22L  306.  363.  322. 
Vesuviüs  215.  222. 

Vi»  Antiniana  02.  128. 14S.  Appia  12.  344. 
360. 372.  388.  Campana  142.  Domitiana 

20.  164.  224.  Hcrculanea  112.  ITL  Mi- 
nenrae  214.  Misenensis  185.  Puteolana 
82.  Subiana  262.  Suesüulana  28L 


432 


Register. 


Victoria  (CapUÄ)  SSL  (Nola)  4ÖL 

Viples  ILL 

Vico  di  Pantaao  374. 
Vico  Equeose  268. 
Vicus  Calpornianus 
Vicus  Dianae  .Hri<>. 
Vicus  Lampadi  fiü. 
Vicus  Novanensis  303. 
Vicus  Spuriaous  373. 
Vicus  Vestorianus  129. 
Villa  df  r  Aiitouier  (Miscnum)  IflQ.  Caesar's 
(Baiae)  IM.  Cicero's  Akademie  (Cumae) 

111.  des  Hortensias  (Bauli)  U&  des 
Lidnius  Crassns  (Baiae)  12^  des  Lu-  < 
cullus  (Misen)  IflS.  (Neap.)  82.  des  ; 
Piso  (Baiae)  Ififi.  [des  Pollius  (Surr.)  < 
269,  (des  Pompeins  (Bauli)  12a.  des 
Scipio  (Litemum)  32&.  des  Senrilius  i 
Vatia  (Cumae)  HS.  des  Sulla  (Put.)  ] 

112.  des  Tiberias  (Capreae)  des 
Vedius  PoUio  (Posilipo)  l 


Virilasci  252. 

Vitellius  30fi. 
Voltumum  375. 
Voltumus 
ÜDguentarii  332.. 

Vorstädte  (Cap.)  3öli  (HercuM  2SL  (Neap ) 

70-  (Nola)  4Qi.  (Surr.) 
Vorsus  SUL 
ürbaaa  2ÖS. 

Wasserleitungen  (Capua)  340.  (Neap.)  Tfi 
(Put.)  IML  (Surr.)  m  (Tifata)  Sgsi 

Weine  Amineer  54-  AnadcndritM  337.  Capr 
280.  Cauliner  SSL  Gauraoer  HL  Su^ 
rentiner  2öfl.  Trebeller  65.  Triphylli« 
54.  VesuTwein  224  ülbasum  I5L 

Zeus  Olympios  (Cumae)  IM. 


Druck  von  J,  Dnefen  Buchdnickcrei  (C  Fei  cht)  in  Berlin. 


I.  Die  griechische  Colonisation. 

Die  Sage  von  der  Besiedelung  Capris  darcb  die  Teleboer  vor  der 
Zeit  des  troisoben  Krieges  bat  historisch  ganz  denselben  Wertb^  wie 
z.  B.  die  Sage  von  der  Gründung  PeteliaB  dareh  Philoktet,  oder  Meta- 
pontions  darch  Epeios.  Die  Teieboer  kommen  sonst  nur  iu  dem  Mythos 
von  Alkmene  und  Ampbitryon  vor.  Es  sind  die  Söbuo  des  Königs 
Teleboas  (Aristot.  bei  Strabon  VII  322);  sie  rauben  die  Kinder  des 
Elektryon,  also  die  Sonncnrinder,  die  dann  von  dem  Sonnenbelden 
Ampbitryon  zurückgeholt  werden  (vergl.  [ApoU.J  II  5 — 7),  der  auf  diesem 
Zuge  die  Dörfer  der  Teleboer  mit  Feuer  zerstört  (Hesiod  Schild  18  f.).*) 
Demgemäss  dachte  man  sich  ihre  Wohnsitze  in  der  Gegend  des  Sonnen- 
nntergaogs;  und  als  man  später  die  mythologische  Natur  der  Teleboer 
vergass  und  sie  vom  Himmel  auf  die  Erde  versetzte,  wurden  sie  im 
äussersten  Westen  Griechenlands  localisirt,  wo  Hesiod  (a.  a.  0.)  sie  neben 
den  Taphiern  nennt.  Die  späteren  haben  dann,  da  es  ja  in  historischer 
Zeit  keine  Teleboer  mehr  gab,  beide  Stämme  mit  einander  identificirt. 
(Strab.  X  45G  [Apoll.]  a.  a.  0.).  Und  da  die  Insel  Taphos  doch  offen- 
bar für  ein  so  mächtiges  Volk  zu  klein  war,  so  wurden  die  Taphier 
oder  Teleboer  zur  Urbevölkerung  aller  umliegenden  Gegenden,  von  Lcnkas, 
Akarnanicn,  ja  sogar  im  offenen  Widerspruch  mit  der  homerischen  Ueber- 
liefernng:,  von  Kephallenia  (Arist.  a.  a.  0.,  Strab.  X  456).  Man  Hess 
deshalb  den  Athener  Kephalos,  als  Eponymen  dieser  Insel,  an  dem  Zuge 
des  Ampbitryon  Theil  nehmen  (Paus.  I  37,  6  [Apoll.]  a.  a.  0.  etc.). 
Kephallenia  aber  gehörte  nach  Homer  zum  Reich  des  Odysseus;  und  es 
mag  mit  der  Odysseussage  zusammenhängen,  wenn  man  das  Volk,  das 
man  ja  irgendwie  aus  Griechenland  loswerden  mnsstc.  nach  Canjpanien 
auswandern  liess.  Sollte  doch  Odysseus  den  Athenatcinpel  anl'  dem 
Capri  gegenüberliegenden  Gap  Oampanella  gestiftet  haben.   Auch  der 

So  etwa  mma  die  ursprUagliche  Sage  gelautet  haben.  Die  spiiteren  Um- 
bildungeu  sa  verfolgen,  ist  fater  niofat  der  Ort. 

28 


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4M 


Die  grieohitehe  ColoniBatiofl. 


Name  des  Oebalos,  der  uä-nh  Ver^l  die  Teleboer  anf  Capri  beherrschte, 
kehrt  wieder  iils  Name  des  Vaters  des  Ikarios  (i'aiib.  Tlf  1.  4  [Apoll.j 
III  10,  ij,  dessen  Tochter  bekanntlich  Penolopc  war,  Weun  die  Sa>:e 
der  Vergil  lolgt  weiter  dem  Oebalos  die  Nymphe  Hebethis  zur  Muuti 
giebt,  sü  spie^^elii  sieh  darin  nur  die  s])ätereu  engen  Beziehungen 
zwischen  Neapolis  und  Capreae  wieder.  Ueber  Oebalos  Vater  Telon 
{TiXwv)  ist  sonst  nichts  bekannt;  Vergil  giebt  eben  eine  neapolitanische 
Localsage  wieder,  die  niemals  weitere  Verbreitung  erlangt  hat.  Schon 
Servius  wtuste  darüber  nicht  mehr,  als  er  bei  Vergil  las. 

Die  Teleboer  gehören  also  nur  in  den  Mythos,  nicht  in  die  Ge- 
schichte, ganz  ebenso  wie  die  Etueten,  mit  denen  Aristoteles  (bei  Strab. 
VII  321/2)  sie  znsammenstellt  Nun  hat  allerdinge  Capreae  in  hSsto- 
rischer  Zeit  eine  hellenische  BevOlkernng  gehabt  j  aber  es  ist  im  hOchatea 
Grade  unwahrscheinlich,  dass  die  Besiedelniig  der  Insel  dueh  Griedien 
in  sehr  frahe  Zeit  fiillt  Der  felsige  Boden  bot  wenig  anlockendes;  es 
fehlt  an  einem  gaten  Landungsplätze;  dasa  tritt  vor  allem  die  Wasser- 
annnth  der  Insel.  Erst  der  Bau  ssahlreieher  Gistemen  bat  Capri  fttr  eine 
grössere  BevOlkernng  bewohnbar  gemacht.  Aneh  der  italische  Name,  den 
die  Insel  sieh  bis  hente  bewahrt  hat,  spricht  fUr  eine  Terhttltnissmlissag 
sp&te  Besiedlung  dnreh  die  Hellenen;  im  bezeichnenden  Gegensatz  zn 
den  Inseln  an  der  gegenttberliegenden  Küste  des  Golfes,  Pithekvssaei 
Prochyte,  Nesis,  Megaris,  die  sämmtlich  grieehische  Namen  tragen.  Denn 
der  Name  Capreae  wird  doch  von  dem  der  Insel  Gapraria  (Capraia)  an 
der  tyrrhenischen  Kitste  nidit  zn  trennen  sein,  nnd  ?on  den  analogen  Be- 
zeichnungen griechisoher  Inseln,  wie  Myilt^t  AlyllHm^  Atj/doj  Jfyivu,  Capri 
mag  also  einst  einen  Anblick  gewährt  haben,  wie  die  Insel  an  der  Kttste 
des  Kyklupenlandes»  die  Homer  besehreibt  («  124  f.): 

dvdguv  XV^cvfi,  ßwntsf  ii  w  ft^udiaq  t^yof* 
Die  Besiedelnng  wird  von  Pitbeknssae  oder  von  Kyme  ans  all- 
mfthlig  erfolgt  sein;  spttter  haben  dann  die  Neapolitaner  die  Insel  in 
Besitz  genommen. 

Der  westliehe  Tbeil  der  sorrentinischen  Halbinsel  ist  Ton  ganz 
fihnlicher  Beschaffenheit  wie  das  gegenttberliegende  Otpri.  Ancb  hier 
Torherrsehend  fdsiger  Boden,  wenige  und  schlechte  Landungsplätze, 
grosser  Wassermangel,  sodass  alle  Bäche  im  Sommer  austrocknen.  Auch 
hier  also  wird  die  griechische  Colonisation  keineswegs  in  sehr  frflhe  Zeit 
fallen.  Unser  einziges  directes  Zengniss  dafür  stammt  allerdings  aus 
einer  sehr  trttbeu  Quelle,  dem  laber  Cotontarw»;  immerhin  ist  es  wahr- 
scheinlich, dass  die  Griechen,  ebenso  wie  Capri,  auch  das  naha  Snrrea- 
tnm  besetzt  haben.  Jedenfalls  beweist  der  gemeinsame  Cult  der  Seirenea 


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Die  griechUobe  Coloniiatioii. 


436 


dab  Betstehen  enger  Beziehungen  zwischen  Sorrent  und  Neapel.  Auch 
Aeolos  hatte  in  Surrentum  ein  Heiligthum.  Aber  wir  dürfen  dabei 
nicht  vergessen,  dass  dieses  Vorkommen  hellenischer  Culte  iu  Sorrent  t'Ur 
die  griechische  Nationalität  seiner  Bewohner  noch  keinen  Beweis  giebt. 

Wenden  wir  ans  jetzt  zu  Kyme.  Dass  die  Angaben,  weiche  die 
Gründung  der  Stadt  in's  XI.  Jahrhundert  hiuaut'rUckeu,  keineswegs  auf 
gleichzeitiger  Aufzeichnung  beruhen,  bedarf  keiner  Bemerkung.  Die 
Listen  der  eponymeu  Magistrate  gingen  in  Sparta  nicht  über  die  Mitte 
des  VIII.,  in  Athen  nicht  tiber  den  Anfang  des  VII.  Jahrhunderts  hinauf; 
die  spartanische  Königsliste,  soweit  sie  liistorisch  ist,  beginnt  mit  dem 
IX.,  frühestens  mit  doui  Ausgang  des  X.  Jahrhunderts.  Und  es  ist  doch 
im  höchsten  Grade  unwahrscheinlich,  dass  Kyme  ältere  Urkunden  dieser 
Art  besessen  hätte,  als  die  Cnlturcentren  des  griechischen  Mutterlandes. 
Jedenfalls  haben  Syrakus  unti  ^*axos,  die  im  YIII.  Jahrhundert  gegründet 
sind,  bokhe  Urkunden  niciit  gehabt;  anderenfalls  könnte  über  das 
Gründungsdatum  dieser  Städte  in  unseren  Quellen  keine  so  grosse  Ver- 
schiedenheit herrschen.  Wenn  also  Eusebios  die  Gründung  von  Kyme 
um  die  Mitte  dc&  XI.  Jahrhunderts  ansetzt,  so  kann  hier  keine  wirkliche 
Ueberliclcrung  vorliegen,  sondern  nur  chronoffraphischc  Speculation. 
Und  es  scheint  luii  csulciit,  dass  Mux  Üuiickri  Jas  rechte  gesehen  hat, 
wenn  er  annimmt,  dass  hier  eine  Verwechselung  des  aeolischeu  Kmuc 
mit  dem  italischen  Kyme  vorliegt  (Geschickte  des  AUerth.  V  ■'  S.  485). 
Natürlich  ist  nicht  Eusebios  datur  veranUvintlich ,  sondern  seine  viel 
ältere  Quelle.  So  setzt  Vellciu.'j  ll  4)  die  Grlhulun,-  \  uii  Kyme  bald  nach 
der  Besiedelung  von  Chalkis  und  l'rtdia  duicb  die  Athener,  d.  h.  etwa 
in  dieselbe  Zeit  wie  Eusebios.-)  Auf  dieselbe  Quelle  wird  Strabous 
(V^  S.  24.il  Angabe  zurückgehen,  Kyme  sei  die  älteste  aller  griechischeo 
ColODicu  III  llaliCLi  und  .^leilicu. 

Wir  wissen  also,  durch  directe  Ueberlieferuug,  gai  nicids  über  die 
GrUnduugszeit  Kynies.  Nach  Thukydides  (VI  4,  5)  soll  Zankle  auf 
Sicilien  von  kymaeischen  Seeräubern  begründet  worden  sein;  und  wenn 
auch  die  Zeit  der  Gründung  nicht  feststeht,  so  wird  sie  sich  doch 
kaum  unter  den  Anfang  dcb  Vll.  Jahrhunderts  berabrtlcken  lassen, 

*)  Diod.  V  7,  6  angeführt  oben  S.  253.  Obne  Zweifel  besiebt  sidi  diese 
Stelle  auf  Aeolos,  nicht  wie  ich  a.  a.  0.  angcnoinnicn  habo,  auf  Liparos ;  denn  der 
Eponymos  von  Lipara  kann  doch  iu  Sorrent  keinen  CtiKus  «rehabt  h-nben. 

*\  Holm  {Areh.  Slor.  Ifapol.  XI  188«  S.  ■^0)  ist  im  Iirtlmni,  wenn  er  meint, 
VeUeiud  ttetze  die  Gründung  Kymes  vor  Uie  Besiedelung  Kluinuäiens.  £r  hat  die 
ChrtlDdnng  tod  Cbalkif  enShlt  und  «ehUesgi  daran  dea  Beriebt  Uber  die  Grttndiing 

der  chalkidischen  Colonie  Kyme  und  von  Neapolis.  Dann  nimmt  er  den  unterbrochenen 

Faden  wieder  auf:  iub$equenti  lempnrf  fnattlrlidi  nicht  nach  rlrr  Orilndtinir  von  Nea- 
^tolis,  aondcru  von  Chalkis)  titagna  vis  Qraecat  xtuaUtUu  m  Ariam  $e  ^unäu. 

2S* 


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486 


Die  griecUiscbe  ColouisatioQ. 


während  sie  andereneit»  nicht  frttber  gesetzt  werden  kanoi  als  die  Grfln- 
dvog  Ton  NtzoB  in  der  zweiten  Hälfle  des  vm.  Jahrhunderts.  Demnach 
wlirde  die  Orllndnng  Kyme's  epitestene  in  das  VHI.  Jahrhundert  m 
setzen  sein.  Sie  wird  aber  andererseits  aneh  nicht  frflher  fallen,  denn 
Kyme  ist  der  ftosserste  Posten,  den  die  Griechen  anf  dem  italischen 
Festlande  besetst  haben,  nnd  es  würde  aller  Analogie  widersprechen, 
wenn  sie  gerade  hier  sich  snerst  festgesetzt  hatten.  Femer  zeigt  die 
▼OUige  Unbekanntschaft  mit  dem  Westen,  wie  sie  uns  in  der  Dias  ent- 
gegentritt, ebenso  wie  die  fibelhaften  Schilderungen  der  Odyssee,  dasa 
sn  der  Zeit,  wo  der  Kein  unserer  beiden  grossen  Epoiioeen  sieh  bildete, 
.  die  Coionisation  Italiens  nnd  Siciliens  noch  nieht  begonnen  hatte.  Aneh 
ist  bei  dem  Zustande  der  SehiflTahrt  in  der  homerischen  Zeit  nicht  al>- 
zusehen,  wie  die  Griechen  im  Stande  gewesen  sein  sollten,  regelmSssige 
Verbindnngen  mit  der  sO  weit  entlegenen  campanischen  Kflste  zu  unter» 
halten.  Femer:  wenn  die  Chalkidier  sehen  im  XL  Jahrhundert  im 
Stande  waren,  eine  CSolonie  in  Kyme  zu  grttnden,  warum  haben  sie  drei 
Jahrhunderte  vergehen  lassen,  ehe  sie  auf  der  betretenen  Bahn  weiter 
sofaritten?  Und  wie  kommt  es,  dass  wenn  das  Westmeer  einmal  er- 
schlossen war,  keine  andere  grieehisebe  Stadt  daran  gedacht  bat,  in 
Italien  Niederlassangen  zu  grttnden?  Man  sehe  doch,  wie  es  bei  der 
Coionisation  des  Westens  im  VIU.  Jahrhundert  gegangen  ist  Von  Kaxoa 
aus  brriten  sich  die  Chalkidier  innerhalb  weniger  Jahrzehnte  über  einen 
grossen  Theil  der  Ostkttste  Sioiliens  aus;  sofort  treten  die  Megaier  und 
Korinthier  mit  ihnen  in  Wettbewerb;  gleichzeitig  wird  der  Sttden  Italiens 
▼on  Lakedaemoniem  und  Acfaaeem  besiedelt.  Die  Geschichte  der  Coio- 
nisation der  Kflsten  der  Propontis  und  des  Pontes  bietet  ein  ganz  ihn- 
liebes  Bild.  Wären  also  schon  im  XI.  Jahrhundert  die  Bedingungen  ftr 
eine  Coionisation  des  Westens  in  Griechenland  TOihanden  gewesen,  so 
worden  schon  damals  die  Küsten  Italieiis  und  Siciliens  sieh  mit  einem 
Kmnze  griechischer  Pflanzstidto  bedeckt  habjsn}  da  das  nun  nicht  der 
Fall  gewesen  ist,  so  haben  eben  diese  Bedingungen  gefehlt,  und  folglich 
kann  auch  die  Gründung  von  Kyme  nicht  in  so  Mhe  Zeit  gehören. 
Auch  war  Chalkis  im  XI.  nnd  X.  Jahrhundert  noch  keineswegs  die  be- 
deutende Handels-  und  Industriestadt,  als  die  es  uns  Tom]  VIEL  bis 
zum  VL  Jahrhundert  entgegentritt;  wird  es  doch  bei  Homer  erst  im 
Scbiffskataloge  erwilhnt.  Schon  dadurch  wird  es  sehr  unwahrseheinlieh, 
dass  die  Chalkidier  bereits  in  so  frflher  Zeit  sich  so  weit  in  den  fernen 
Westen  vorgewagt  haben  sollten. 

Es  fehlt  nun  allerdings  nieht  an  Sagen  von  der  BegrOndung 
griedhischer  Pflanzstidto  im  Westen  vor  dem  Ym.  Jahrhundert  Einen 
dieser  Berichte  haben  wir  bereits  analysirt,  und  dabei  gefunden,  dass 


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Die  grieehiaehe  Coloniwttoii.  437 

er  auf  historisctien  Werth  keinen  Ansprach  erbeben  kann:  die  Sage  von 
der  Ansiedelung  der  Teleboer  auf  Capri.  Ganz  ebenso  werthlos  sind 
alle  übrigen  Berichte  dieser  Art.  Wenn  also  alle  anderen  griechischen 
Colonien  in  Italien  und  Sieilien  erst  seit  dem  YIII.  Jahrbnndert  gegründet 
sind,  so  bleibt  es  völlig  unverstündUcbf  wie  £yme  schon  drei  Jahr- 
^    bonderto  früher  gegründet  sein  kOnnle* 

Diese  historischen  Erwigongen  finden,  worauf  znerst  Heibig  hin- 
gewiesen hat  (Born.  Sl^9  *  8.  430)  ihre  Tolle  Bestätigung  in  den  Grflber- 
fnnden.  Die  kymaeische  Nekropole  ist  so  voUständig  dnrebforseht  worden, 
dass  die.  Annahme,  die  Mitesten  Orflber  seien  noch  anter  dem  Boden 
verborgen,  so  gnt  wie  ansgescblossen  sebeint.  Knn.  geh<(rt  aber  der  In- 
halt der  ältesten  bei  Eyme  anfgedeekten  Gräber  derselben  Periode  an, 
wie  die  ältesten  Gräberfhnde  in  den  griecbisebfn  Colonien  Sieiiiens; 
nnd  folglich  mnss  die  €hrflndang  Kyme's  mit  der  QrUndnng  dieser  Colonien 
nngefthr  gleiehzeitig  sein,  älso  ebenfalla  in  die  zweite  Hälfte  des 
Vin.  Jahrbnnderts  geboren.  Für  deh  allein  genonunen  wtlrde  diese 
Aigomentation  aUerdings  eine  absolute  Beweiskraft  nidit  haben,  denn 
man  konnte  einwenden  —  gesttttst  auf  Ut.  VHI  22  —  dass  die  Eymaeer 
bis  zum  Vm.  Jahrhundert  auf  Isebia  gewohnt  hätten;  gans  abgesehen 
von  der  HOgliebkeit,  die  doeb  immerhin  Toihanden  ist,  dass  einmal  bei 
Kjme  selbst  ältere  Gräber  au  Tage  kommen.  Da  nun  aber  die  arehäo- 
logiacbe  wie  die  historische  Untersuchung  unabhängig  von  einander  zu 
dem  gleichen  Resultat  ftlhren,  so  liegt  in  dieser  Uebereinstimmung  aUer- 
dings eine  starke  Gewähr  ftlr  die  Bichtigkeit  des  Ergebnisses.') 

Kyme  ist  also  in  der  zweiten  Hälfte  des  VEL  Jahrhunderts  be- 
gründet worden,  etwa  um  dieselbe  Zeit,  oder  doch  nur  einige  Decennien 
später,  als  Naxos,  Eatane,  Leontinoi  auf  Sieilien.  Auch  so  bleibt 
Eyme  eine  der  ältesten  griechischen  Colonien  im  Westen,  und  bei 
weitem  die  älteste  Colonie  an  der  italischen  Westkflste.  Bei  der  fint- 
legenbdt  Gampaniens  ist  dies  auffisUend  genog:  die  Erklärung  liegt  offen- 
bar darin,  dass  die  Griechen  hier,  und  nur  hier  an  dieser  ganzen  Käste, 
in  der  Torgelagerten  Insel  Isehia  einen  gesicherten  Stutzpunkt  fanden. 
Demgemäes  wird  die  Nachricht  des  lavius  (Vni  22)  Glanben  Terdienen, 


'  *)  Holm  Archwio  Slorieo  UapoUtano^  18S6,  S.  o3  —  38  bat  Helbigs  Ansatz  der 
OrUadnagueit  Kjaie^s  in  widerlegen  ▼ereuolit  Er  hat  dabei  ühenehen,  dae»  in 
solchen  Fällen,  wn  directe  Zeugnisse  fehlen,  dio  Last  des  Beweises  dem  suiSQUi 
dpr  das  unwahrschoiulidirrc  liohauptot,  also  hier  die  Gründung  Kyme's  vor  dem 
VIIL  Jahrhandert  Diesen  Beweis  aber  ist  Uoim  ans  schuldig  geblieben.  Die  An- 
aieht  Dohne  (FwWIiwjhi  itr  3$.  VkäL  Ytn.  in  7Mr,  1879  a  142)  Kyme  habe  «1« 
griechiaehe  Stadt  bereits  bestanden,  ehe  die  Phoeniker  eiefa  anf  gieiUea  feetietsten, 
iit  eehon  von  Bnsolt,  Qr.  Quek,  1  248,  widerlegt  WMden. 


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438 


Die  griei^die  Ooloiiiwtioii. 


daas  die  Griechen  sich  snent  auf  Iselua  medergelaasen  hätten  nnd  erat 
▼on  dort  naeh  dem  Gontinent  htaflheigegangen  wftreo.  HoffSrotlich  bringen 
GräberAinde  einmal  die  Bestfttignng. 

Mag  dem  indeaeen  sein  wie  ihm  will  JedenfaUs  mflsaen  die  Griechen, 
die  ja  znr  See  nach  Gampanien  kamen,  das  Kjme  so  nahe  li^ende 
Ischia  sehr  bald  nach  ihrer  Anknoft  in  Berits  genommen  haben.  Wee- 
balb  de  der  Insel  oder  dem  Archipel,  deaeen  Hanptbestandtbeil  Ischia 
bildet,  den  Namen  Pitheknssae  gaben,  wissen  wir  nicht  Denn  wir 
werden  nns  doch  kaom  m  der  Annahme  entschiiessen  können,  dasa  da- 
mals Affen  auf  Ischia  gelebt  hätten.*)  Aber  jedenfalls  ist  der  Name 
von  TU&^xog  ahgeleitet  Ich  habe  schon  nnten  S.  206  daranf  hingewiesen, 
dass  dieses  Wort  bei  Homer  noch  nicht  Torkommt,  sondern  erst  bei 
Arehiloehoe  (fr.  89.  91)  und  Semonides  von  Amorgos  (fr.  7,  71).  Aneh 
das  wttrde  also  dafHr  sprechen,  dass  die  Griechen  nicht  vor  dem 
Vni.  Jahrhnndert  nach  Gampanien  gekommen  rind. 

Kyme  ist  UDzvveitelhaft  eine  <lialkidiselie  Colonie  (oben  S.  146)- 
Dass  auch  Griechen  aus  den  Cbalkis  benachbarten  Gegenden  au  der 
Colonisation  Tbeii  nabuien,  ist  wahrscheinlich,  wenn  auch  der  von  den 
Namen  der  neapolitanischcu  I  hiatrien  hergenommene  Beweis  dafür  an- 
ferlitlKir  lat;  denn  die  llorocn,  nach  denen  jene  Phratrien  benannt  sind, 
küiiiieii  sehr  wohl  aucli  in  Ohalkia  selbst  verehrt  worden  sein.  Die 
Namensgleichheit  ftihrte  dann  dazu,  die  Stadt  mit  dem  acolischen  Kymc 
in  Kleinasieu  in  Verbindung  m  bringen,  wie  das  in  ähnlichen  Fallca 
last  ausnahmslos  geschehen  ist.  Da  sich  nun  aber  der  cbalkidischc  Ur- 
sprung des  italischen  Kymc  nicht  in  Abrede  stellen  licss,  so  entstand 
jene  TCrmittelnde  Annahme,  die  wir  bei  Strabon  und  dem  sog.  Skymnos 
finden,  wonach  nnser  Kyme  von  beiden  Städten  gleichzeitig,  oder  zuerst 
von  Gbalkis,  und  später  vom  dem  aeolischen  Kyme  aus  besiedelt  worden 
wäre.  Der  eine  der  beiden  Oekisten  (Hippokles)  wurde  demgemäss  zum 
Kymaeer,  wflhrend  in  der  Tradition,  die  uns  Velleius  aufbewahrt  hat, 
beide,  Megasthenes  nnd  Hippokles,  als  Chalkidier  erseheinen.  Und  das  ist 
offenlHur  das  richtige,  denn  die  Angabw,  wonach  ron  zwei  homonymen 
Städten  die  eine  von  der  anderen  gegrttndet  wäre,  sind  in  der  Regel 


^)  Diod.  XX  44  sagt:  täg  xaz  ' IxaUar  Ih^tpumcaag  rqsovs^  sohliesst  also  Pro- 
etda  In  die  Benemrang  ein.  Er  kann  sidi  abw,  dureh  den  Phtnd  verleitet,  ungeoM 
«MgedrUekt  haben.    Strabon  dagegen  (Y  S47)  nennt  Proehyte  IXidtpHNieni»  <Siro> 

0nu<S(ut,  und  bczi«'lit  tlcn  Xatrifn  also  nur  finf  Isrhi.-^;  ebenso  berichtet  er  W(Mfer 
uoteD  (V  2i9)  nach  Timacos,  von  Pithekusäae  sprechend,  der  Berg  Epopotis  lic>;e 
h  (iiaji      fTjöp-  Auch  PUnius  (N.  B,  III  82)  nennt  Pitheeusa  ^so)  neben  Proehyte. 
*)  Doefa  Toq^.  Kiepert  m  Qt^grofhi»  S.  446  A.  1,  nnd  Keller  Dk  TlUcrs  in 


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Dio  giieehitebe  ColoviMtioii. 


4S9 


nichts  weiter  als  mUssige  Ertindungeii  ohne  jeden  historischen  Werth.') 
Seineu  Namen  hat  unser  Kyme  wahrscheinlich  von  dem  enböischen 
Dorfe,  das  von  Stepbanos  von  P>y/nnz  erwähnt  wird  und  noch  heute 
Koviirj  heisst.  Politische  Selbständigkeit  hat  dieser  Ort  in  späterer  Zeit 
nicht  bpspsBen :  dass  er  auch  im  VIII.  Jahrhundert  nur  unbedeutend  war, 
■/.eigt  der  Umstand,  dass  er  im  homerischen  SchifTskatalog  nicht  erwähnt 
wird.  Das  euböische  Kyme  kann  also  keinen  Anspruch  darauf  erheben, 
neben  Chalkis  als  Mutterstadt  de?  italischen  Kyme  zu  gelten.  Eher 
könnte  diesen  Anspruch  Eretria  erheben  (Dion.  Hai.  VII  3  Strab.  V  247), 
zu  dessen  Gebiet  das  enb(5ische  Kyme  wahrscheinlich  gehört  hat.  — 
Die  Namen  der  beiden  Oekisten  sehen  nicht  darnach  aus,  als  ob  sie 
erfunden  wären;  ?infl  nie  aber  historisch,  so  haben  wir  damit  einen 
neuen  Beweis  datür,  dass  Kyme  nicht  im  XI.  Jahrhundert  gegrtlndet 
sein  kann.  Denn  aus  so  alter  Zeit  bat  sich  in  Griechenland  kein  bisto- 
rigcber  Käme  erhalten. 

Wir  haben  bereits  gesehen,  dsss  die  grieehiaehe  Besiedelnng  yoq 
Kaprene  von  Kyme  (oder  Pitheknssne)  ausgegangen  sein  mnss.  Es  wttrde 
nun  sehr  anifaUend  sein,  wenn  die  Eymaeer  das  Ischia  so  nahe  liegende 
Ventotene  (Pandateria),  nnd  weiikeriim  die  Ponsa-Lueln  nicht  ebenfaUs 
besetst  hätten.  Jedenfalls  ist  der  Name  Pontia  (Hovria)  sehr  viel  natttr- 
lieher  von  noy«o$  absoleiten,  als  von  dem  italischen  jnmw.  Anch  der 
Name  Pandateria  sdieint  nicht  italisch;  eme  Inschrift  der  Kaiserzeit 
giebt  die  Form  Pandotira  (HiowJmi^a,  oben  8.  211  nnd  419).  Der 
Berg,  der  Kirke,  der  Ponsa  g^genflber  am  Rande  der  pontinischen  Ebene 
inselartig  emporragt,  hat  seinen  griechischen  Namen  bis  heute  bewahrt, 
was  ohne  das  einstige  Bestehen  einer  griechischen  Ansiedlang  anf  diesem 
Vorgebirge  kanm  sn  erklären  wftre. 

Mit  der  teleboischen  Colonie  auf  ('apn  lallen  alle  Hypothesen  über 
eine  kapreatische  Ansiedlunf?  an  der  Stelle  des  sjiäteren  Neapolis. 
Ebenso  unbegründet  ist  die  Vermuthung,  es  habe  eine  phoenikischc 
Factorei  aul  der  Insel  Megaris  (Castel  dell'  Ovo)  bestaudeii.  Der  Name 
kann  gut  griechisch  sein,  ebenso  wie  der  Xame  des  nisaeischen  Megara; 
gab  es  doch  ein  Mcgara  im  Inneren  von  Epeiros  (Plut.  Pi/rrh.  2  Steph. 
Byz.  unter  M^yoga),  wohin  die  Phocniker  doch  jedenfalls  niemals  ge- 
k  inni  Mi  sind.  Und  es  scheint  überhaupt,  dass  die  Phocniker  ihre 
Fahrten  nach  der  Westküste  Mittelitaliens  erst  zu  eiun  Zeil  ausgedehnt 
haben,  als  die  Griechen  bereits  in  Campanien  ansässig  waren  j  wäre  es 


')  Vergl.  mrinen  demiiKehtt  In  JH.  Jfw.  erseh^nraden  Aafaats  ttber  die 
Dorisebe  Wandennig. 


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440 


Die  griediiiehe  CohmiMtion. 


anders,  so  wttrdea  die  Lttiner  nicbt  die  Eanaaniter  mit  grieobiicheni  Namen 
als  Poeni  besdchaea.  Damit  stimmk  ttberdn,  daas  pboenäisobe  lodostrie- 
prodacte  ans  älterer  Zeit  am  Golf  tod  Neapel  und  in  seinem  Hinterlande 
bis  jetzt  nicht  gefunden  sind.  (Dnbn  in  den  FerA.  der  tu 
Ttier  S.  142  f.)* 

0ie  Angabe»  dass  die  Bbodier  „Parthenope  im  Opikerlande"  ge- 
grttndet  hfttten,  wird,  abgeseben  von  dem  Namen  Partbenope,  aneb  dv 
dnrcb  yerdHehtig,  dass  diese  Grflndnng  „viele  Jabre  Tor  dem  Beginn 
der  Olympiadenftra**  stattgefonden  baben  soll»  also  in  einer  Zeit»  in  der 
die  grieehisobe  Colonisation  des  Westens  noeb  niebt  begonnen  liatte. 
Seit  dem  Anfang  des  VIL.  Jabrhnnderts  baben  sieb  die  Bbodier  dann 
allerdings  an  der  Golonisirnng  Sieiiiens  bethealigt,  nnd  es  wftreja  immer 
bin  möglich,  dass  sie  damals  „Parthenope^'  gegründet  hätten;  doch  steht 
die  betreffende  Notiz  (Strab.  XIV  654)  zu  isolirt»  als  dass  wir  etwas 
damit  anlangen  könnten.')  Hat  die  Colonie  Überhaupt  bestanden,  so 
mnss  sie  sehr  bald  in  dem  kymaeischen  Neapolis  an^segangenaein;  ▼on 
rbodisehem  Einflnss-  finden  wir  in  bistorisoher  Zeit  in  Campanien 
keine  Spur. 

Jedenfalls  zeigt  die  regelmässige  Strassendisposition  des  gricrhischen 
Neapel,  dass  die  kymäische  Colomc  kcmeswtgs  die  Erw i  ilei uii^'  einer 
Bcbon  bestehenden  Ansiedelung  war.  sondern  dass  die  Stadt  ganz  neu 
angelegt  worden  ist.  Damit  stimmt  der  einzige  Bericht  über  die  Grün 
dnng  Neapels,  den  wir  besitzen;  das  unten  S.  29  angeführte  Fragment 
aas  den  Historien  des  Lntatius.  Wieweit  dieser  Bericht  sonst  Glauben 
verdient,  ist  eine  andere  Frage;  doch  ist  es  bemerkenswertb,  dass  die 
Angabe,  Neapolis  sei  ?on  den  Kymaeem  in  Folge  eines  Orakelspraches 
gegründet  worden,  durch  das  sog.  Skymnos  bestätigt  wird,  der,  was  die 
MÜttii  italiseher  Städte  betrifit,  meist  Ephoros  folgt;  es  scheint  also, 
dass  der  Berieht  des  Lutatins  auf  eine  gute  Quelle  znrflekgebt.^) 


Aus  StraboD  staaunt  wohl  die  Angabc  bei  Stepbanos  von  Uyzanz 

')  Sinn  und  Vorsfaiitl  koiuiut  froilicb  in  diesen  Bericht  erst  durch  meine 
Ematid.'itioii  pntnhus  statt  des  überlieferten  parentibut  —  eiiir-  Vcrhrssrninpr.  dio  jn 
palüographiBch  »ehr  leicht  ist.  Wer  diese  Emcndatiun  auuimuit,  und  der  Ansicht 
ist,  dass  an  der  Stelle  Neapeb  vor  der  kymaeisdieD  Ansiedetniig  eine  kapreatiaelie 
oder  rhodische  Colonie  bestanden  hat.  miiss  den  Vorgang  so  darstellen,  wie  ich  ea 
S.  29  gethan  habe.  Busolt,  Gr.  C  sch.  I  i''>l  hat  denn  aucli  n  it  c  Darstellung  wieder- 
bolL  Ilolms  Polemik  (Bursiana  J<^e$henckt  187»,  III  8.  ^U>,  Arch.  8tor,  Ifap.  ISSß 
S.  56)  ist  Ton  derselben  Art,  wie  seine  Polemik  gegen  Helbigs  Anaats  der  GrUn* 
dungszeit  Kynies  (oben  S.  XV,  1).  Im  Architno  bat  er  meine  Eraendation  patribw,  auf 
die  alles  ankommt,  ttberbaapt  uiterdrttekt,  und  sieh  damit  die  Saebe  aUerdiiigs  eelir 
leicht  gemacht. 


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IMe  grieohiMdie  Coloalaatkni. 


441 


Der  Name  NeapoliB  hat  den  grieobisehen  Hiatorikeni  und  Qeo- 
graphen  viel  KopfiBerbreeben  gemaeht  Die  „Neoatadtf'  setzte  eine  ,,Altp 
fltadt  YoranB;  und  die  dnfaebe  Ltfsnng,  dass  die  Altstadt  eben  Kyme 
sei,  war  gerade  wegen  ibrer  Einfachheit  wenig  geeignet,  Beifall  an 
finden,  dn  psychologiBeher  Vorgang,  den  wir  ja  aneb  beute  noeb  maneh- 
mal  beobachten  können.  So  ssgt^Strabon  (V  246)  NeamUg  Kvf»a{»v* 

vaiop,  wcre  *al  JV«a^o|Aic  diä  to$to.  Dasselbe  Bestreben, 

den  Kamen  Neapolis  su  erklären,  bat,  wie  es  seheint,  inr  Erfindung  der 
Stadt  Partheiiope  geführt*)  Denn  Parthenope  darf,  wie  ich  oben  8.  28 
bemerkt  habe,  keineswegs  als  eponyme  Heroin  der  Stadt  an%efasst 
werden;  eine  Homonymie  zwischen  Stadt  nnd  Gotthdt  aber  ist  so  gnt 
wie  beispidlos.*) 

Also  Parthenope  kann  die  älteste  Andeddnng  anf  dem  Boden  des 
späteren  Neapel  nicht  gebdssen  haben.  Hatten  die  späteren  aber  über- 
haupt ans  historischer  Ueberllefemng  Knude  you  dem  Bestehen  einer 
solchen  Ansiedelung,  so  wttrden  sie  doch  aneb  den  Namen  derselben  ge* 
kannt  haben,  und  hätten  sie  also  ni<^t  als  Parthenope  beseiehnen  können, 
leb  halte  es  demnach  Air  sehr  wahrscheinlich,  dass  Tor  der  Gründung 
Neapels  an  der  Sebetbosmflndiing  oder  unweit  davon  nur  der  Grabhügel 
der  Seirene  Parthenope  sieh  erhob,  nm  den  immerhin  im  Lanfe  der  Zeit, 
wie  so  oft  in  ähnlichen  Fällen,  eine  kleine  Ansieddnng  erwachsen  sein 
mochte.  Zur  Stadt  erweitert  wurde  diese  Ansiedelung,  wenn  wir  an 
dem  Berieht  des  Lutatius  festhalten,  auerst  durch  die  Secession  der 
kymaeisehen  Demokraten;  auf  die  Zerstörung  dieser  Stadt  folgte  dann 
die  Gründung  des  ^äteren  Neapolis. 

Nach  Lutatius  ist  also  die  Altstadt  von  Neapel  („Parthenope'^) 
aerstOrt  worden,  emige  Zeit  ehe  Neapel  gegründet  wurde.  Der  Annalist, 
dem  Livins  in  der  Erzählung  des  römischen  Krieges  gegen  Neapolis  ge- 
folgt ist,  lässt  dagegen  diese  Altstadt,  die  er  dnfach  Palaeopolis  nennt, 
noch  im  Jahre  328  bestehen  und  mit  Neapolis  zusammen  ein  einziges 
Gemeinwesen  bilden.  Dass  dieser  Bericht,  so  wie  er  bei  Lirius  stdit, 
ganz  unhaltbar  ist,  dass  eine  Stadt  Palaeopolis  neben  Kyme  nnd  Neapolis 
niemab  ezistirt  bat,  glanbe  ich  oben  S.  60  S.  znr  Evidenz  gebracht  zu 
haben.  Hommsen  bat  im  Corpfu  IntenpUonwn  LaUnarwn  (Z  p.  170) 


*)  MomntMn  CIL.  X  p.  170  «(  v^^iiim  FarAnnopt  me  AAin  nom  mapt  «»iiiU 

fWHI  ipia  SirCn. 

*)  Das  eiu^ig«'  Ili-i^pir!,  da-*  mir  jxfgrnwifrtip  ist.  hirtct  l'iiapos;  abor  liier  ist 
der  Name  der  Stadt  walirscheiuücli  aul°  den  Gott  übertragen  (vergl.  Strab.  XIII 
587).  Sie  Nymphe  Kyrane  halte  loh  «neb  naoh  StndiuBka*«  AasfUhnmgQii  fllr  die 
eponyme  Gettm  der  Ubyeehen  Colonio. 


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442 


IXe  giieehisehe  ColoniaatloiL 


dieselbe  Anaiebk  an^geaproehen,  und  Kiepert  hat  PalaeopoUs  ans  Beinen 
Karten  gestriofaeD. 

Vielmehr  iat  die  Palaeopolis  von  Neapel,  wie  Monunaen  o.  o.  0. 
S.  350  geeeheii  hat,  keine  andere  als  Onmae,  nnd  demgemiaa  lassen  die 
Triamphalfasten  den  Ptoconsal  Q.  Pnblilias  Philo  dt  SamniUlm$  Pattm- 
poUlaiuis  (niebt  SamnUSb»»  et  PaheopoHianeU)  triamphiTen,  d.  h.  ttber 
die  Samniten  von  Palaeopolis,  nnter  denen  wir  nur  die  Comaner  Teiatehen 
können.  Wir  mttssen  dann  allerdings  annehmen,  das  Cnmae  niebt,  wie 
Livins  Vm  14  angiebt,  im  Jahre  338,  sondern  erst  12  Jahre  spftter,  326 
das  römische  Bflrgerrecht  erhalten  hat,  was  bei  der  Art,  wie  nns  die 
Geschichte  dieser  Zeit  ttberliefert  ist,  gar  keine  Schwierigkeit  macht; 
nnd  weiter,  dass  Cnmae  auch  nach  der  camj)aniscben  Erobemng  mit 
Neapel  in  engem  Bnndesverhältniss  geblieben  oder  doeb  spflter  so  dieser 
Stadt  in  ein  solches  Verhftltniss  getreten  ist*) 

Anch  diese  Annahme  hat  mit  Hticksioht  anf  die  Angaben  Strabons 
ttber  die  Anibahme  Ton  Campanem  nnter  die  Btti^gersehaft  Neapels 
nichts  bedenkliches.  Nur  mnas  allerdings,  wie  die  Mflnzen  beweisen, 
Neapolis  eine  grossere  Selbständigkeit  besessen  haben,  als  es  nach 
LiTins  scheinen  könnte.  Dass  Dionysios  nnr  Ton  einem  Kriege  swischen 
Neapolis  and  Born  an  ensKhlen  weiss,  ist  kein  Cfregengrand;  er  folgt  eben 
in  dem  Berichte  ttber  diesen  Krfeg  einer  anderen  Qnelle  als  Livins,  nnd 
es  fragt  sich,  welcher  yon  beiden  das  wahre  erhalten  bat  Aber  allein 
dmge  können  die  oskisch  redenden  Cnmaner  sieh  nicht  selbst  als  Pa- 
laeopoliten  beaeichnet,  sondern  sie  können  diesen  Namen  nnr  im  Hunde 
der  Neopoliten  geftthrt  haben.  Der  Bericht  Aber  die  Erobernng  von 
Palaeopolis  mflsste  also  ans  dner  neapolitanischen  Quelle  in  die  römischen 
Annalen  gekommen  sein;  nnd  da  der  Krieg  swischen  Born  nnd  Neapolis 
doeh  jedenfalls  in  grieebisohen  Qeschichtswerken  beschrieben  war,  so  ist 
nichts  natttrllcher,  als  dass  die  römischai  AnnaUsten  dieses  Material  be- 
nntat  haben. 

Wir  werden  nns  also  den  Hergang,  nach  LivinS)  oder  Tielmehr 
nach  der  seinem  Berichte  in  letiter  Instanz  an  Grunde  liegenden  Quelle, 
in  folgender  WeSse  Toranstellen  haben.  Die  Tcrbttndeten  Stftdte  Cnmae 
nnd  Neapolis  gerathen  im  Jahr  328  mit  Rom  in  Krieg;  Pnblilins  sehligt 
swischen  beiden  Städten,  also  etwa  bei  Pnteoli,  sein  Lager;  Neapolis 
wird  des  Krieges  bald  mttde,  schliesst  mit  Rom  ein  Separatabkommen, 


')  Dwtbu»  wrbibus  idm  popultu  heMabat,  irie  Uviu  voB  PalsMpolis  und  Neapolis 
lagt,  heiBit  nm^  dui  1»eide  Stidte  demselben  OemelnweseB  aagehOiten.  liriu 

hat  allerdings  in  Folge  dessen  auch  die  Palaeopniitancr  flir  Griechen  gehalteOf  wie 
er  ja  ttberbaapt  ihre  Identität  mit  den  Cumanero  nicht  erkannt  hat 


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Di«  grieoliiBdift  GoloniMtioii. 


—  Die  Etroaker. 


443 


und  eibilt  snr  Belohnnog  seiii  gttnstigM  /oeclvt;  Cnmae  wird  mit 
Waffengewalt  nnterworfeD,  nnd  als  Hnnicipiiim  olme  StinuDrecht  dem 
rOmiscben  Staate  inoorporiit  Daaa  Kola  die  Kachbantädte  mit  einem 
HfllfecoYpa  gegen  Bom  nnteratutste,  hat  ntehts  nnwahraeheinllohea,  um 
flo  weniger»  als  aiieh  Dionysios  (XV.  5)  von  der  Theilname  der  Nolaner 
am  Kriege  za  beriebten  weiss.  Dagegen  sind  die  samnitisehen  Besatznngs 
trappen  in  Falaeopolis  wahrscbeinlieb  niebts  anderes  als  die  8ammle$ 
Palaeopoiikmi  selbst 

Eine  andere  Frage  ist  es  natflrlieb,  ob  die  Saehen  sieh  wirklich  so 
verhalten  haben,  und  ob  sieht  die  Tradition  im  Rechte  ist,  der  Dionysios 
und  an  anderer  Stelle  (Vm.  14)  auch  Liviiis  selbst  folgt,  wonach  Cnmae 
bereits  338  römisches  Manicipinm  geworden  wäre,  nnd  also  Neapolis 
allein  von  328  326  mit  Bom  Kri^  gefllhrt  hstte.  Geht  indess  der 
Berioht,  dem  die  Trinmphalfasten  nnd  Livins  vm.  22  ff.  folgen,  wirklich 
auf  eine  neapolitanische  Quelle  anrnek,  wie  leb  oben  wahrscbeinlieb  ge^ 
macht  habe,  so  wird  er  vor  dem  anderen  Bericht  den  Vormg  yerdienen. 

Auffallend  bleibt  es  allerdings,  dass  Poblilins  nicht  ttber  die  „Cu- 
maner^S  sondern  ttber  die  „Samniten  von  Palaeopolis''  trlnmphirt.  Doch 
ist  nicht  m  Tcrgessen,  dass  die  Trinmpbalfasten  dieser  Zeit  nns  in  Tiel- 
fach  interpolirter  Gestalt  TorUegen. 

2.   Die  Etrusker. 

Ueber  die  ältere  Gescliichte  Campaniens  hat  Dnbn  auf  der  Philo- 
logen  Vereammlnng  in  Trier  1Ö79  einen  Vortrag  gehalten,*)  der  als  über- 
sichtliche Zasammenstellong  der  Ergebnisse  der  Gräberfnnde  sehr 
yerdienstlich  ist;  nur  ist  der  Aufsatz  natnrgemäss  sehr  aphoristiseh. ge- 
halten. Es  wäre  za  wünschen,  dass  der  Verfasser  ans  eine  sosammen- 
fassende  Arbeit  flber  die  campani sehen  Nckropolen  geben  möchte^  wozu  er, 
wie  kaum  ein  zweiter,  beiUhigt  wäre.  Wir  würden  dadurch  von 
manchen  Seiten  der  campanisch en  Caltnr  im  VIII.  —  U.  Jahrhundert  ein 
sehr  viel  vollständigeres  nnd  lebendigeres  Bild  bekommen,  als  ich  es 
unten  ans  den  literarischen  Quellen  sn  geben  Tcrmocbt  habe.  Aber  wir 
werden  andererseits  nnsere  Erwartungen  von  einer  solchen  Arbeit  nicht 
za  hoch  spannen  dürfen.  Die  Grältcrfuiidc  können  nns  wohl  ttber  die 
bildende  Knnst  und  Kimstindnstrie,  Uber  die  Handelsbeziehungen,  den 
Sepnlcralritos  and  ähnliches  Auskunft  geben;  zur  LOsong  historischer 
Fragen  im  engeren  Sinne  des  Wortes  aber  yermOgen  sie  nnr  in  seltenen 

')  Qrtmdmige  einer  Gejekichle  Campa$ueiu  nwh  ilaatsgab^  der  newslen  archäolögtsrhrn 
Biud«i^w99».  Verhaadl.  der  XXXIV.  Venatnmlong  deutscher  Philologen  in  Trier, 
1879,  8.  141  — 1S7. 


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444 


Die  EtruBkcr. 


Fällen  zu  ftahren,  und  aneb  dann  nur  als  Sttttae  der  literarisoben  lieber- 
liefernng.  Dahns  angelUbrter  Anftatz  giebt  einen  nenen  Beweis  ftr 
diese  alte  Wabrbelt,  die  leider  ?on  den  ArebSolegen  so  bänilg  verkannt 
wird;  nnd  bierin  liegt  sein  zweites  Verdienst 

So  Icngüct  nuÜD,  wie  es  vor  ihm  schon  Kiebnhr  gethan  hatte,  die 
etruskisc'hc  lierrscliaft  in  Campanien,  weil  Denkmäler  etrüskiscber  Kunst 
und  etruskische  Inschriften  hier  nicht  vorkommen.  Und  allerdings  haben 
die  Zeugnisse  der  antiken  Historiker  in  dieser  Frage  keine  unbedingte 
Beweiskraft.  Die  Griechen  waren  schlechte  Ethnographen,  nnd  sie  haben 
vielfach  unter  der  Bezeichnung  Tyrrhener  alle  Völker  an  der  italischen 
Westküste,  von  Campanien  nordwärts,  znsammengefasst.  Dazu  kommt 
weiter,  dass  die  etrnskisclic  lierrscliaft  in  Campanien  —  angenomraeu. 
mc  hat  ttberhani)t  Ijestaiuleii  —  bereits  in  einer  Zeit  zusammengebrochen 
ist,  als  die  griccliiscbe  Gcsebiclitsscbreibung  noch  in  ihren  ersten  An- 
fängen stand,  und  dass  gerade  diese  ältesten  Quellen,  die  von  den 
s])iiteren  möglicherweise  tialscb  iüterpretirt  worden  sind,  uns  nicht  mehr 
lu  Gebote  stehen. 

Wenn  ieb  trotzdem  an  der  Ueberliefemng  yon  der  etmakiacben 
Herrscbaft  in  Campanien  festhalte,  00  bestimmt  mieh  daza  in  erster 
Linie  das  Zengniss  einer  Quelle,  die  Niebnbr  noeh  niebt  benutzen  konnte: 
der  italiseben  Alphabete.  Bekanntlieb  ist  dem  etmskisehen  nnd  oskischeo 
Alphabet  das  nngrieehisehe  Zeieben  $  für  den  italiseben  Spiranten  f  ge- 
meinsam; es  mnss  also  das  eine  dieser  Alphabete  ans  dem  anderen  ab- 
geleitet sein.  Und  da  kann  nun  niebt  der  geringste  Zweifel  sein,  dass 
es  das  oskisebe  Alphabet  ist,  das  von  dem  etmskisehen  abhängt.  Denn 
wäre  das  oskisebe  Alphabet  direet  ans  dem  ehalkidiseben  abgeleitet,  so 
wttrde  es  ans  diesem  die  Zeieben  für  A  O  herlibergenommen  haben; 
statt  denea  Terwenden  die  Osker  für  diese  beiden  Laute  die  dnrcih 
Differensimng  gewonnenen  Zeieben  ^  nnd  V>  Dagegen  fehlen  dem 
Etrnskiseben  die  Lante  d  nnd  o,  nnd  folglieh  aneh  die  Zeichen  dafür; 
ist  also  das  oskisebe  Alphabet  ans  dem  etmskisehen  abgeleitet,  so  er- 
klärt es  sich  sehr  einfach,  wamm  die  Osker  gezwungen  waren,  fUr  beide 
Laute  neue  Zeichen  zu  bildoi.  Ausserdem  bat  das  oskisebe  Alphabet 
nur  noch  das  ebenfalls  durch  Differenzimng  gewonnene  Zeichen  |-,  das 
dem  etmskisehen  fehlt;  denn  das  8  mnss  nrsprllngliek  auch  im  etms- 
kisehen Alphabet  seine  Stelle  gehabt  haben,  dn  es  auch  im  umbrisehen 
sieh  findet,  das  gleichfalls  aus  dem  etraskischen  Alphabet  abgeleitet  ist 
Dagegen  haben  die  Etrnsker  eine  ganze  Reihe  Ton  Zeiohen,  fttr  die  die 
Osker  keine  Verwendung  hatten  nnd  die  demgemäss  im  oskischen 
Alphabet  sieh  nicht  finden:  O  M  Q  (D  4^-   Es  ist  also  gar  niebt 


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Die  Etruaker. 


445 


daran  va  denkeiii  da»  die  Etnuker  etwa  ibre  Schrift  den  Oskern  ent- 
lehnt hätten;  vielmehr  mms  das  nnigekehrte  der  Fall  lein. 

Das  setzt  aber  vornns,  dass  su  der  Zeit,  als  das  oskische  Alphabet 
«icb  ansbüdete»  im  inneren  Gampanien  das  etmsklsehe  Alphabet  im  Ge- 
brauch war,  denn  sonst  würden  die  Osker  ihr  Alphabet  direct  ans  dem 
ehalkidiseben  abgeleitet  haben.  Folglieh  mnss  Gampanien  in  dieser  Zeit 
eine  etmskische  BeTOlkerung  gehabt  oder  die  Etrasker  mttssen  doch  die 
herrschende  Klasse  in  Oampanien  gebildet  haben.  Die  Ueberliefemng 
findet  also  durch  das  ZeQgniss  der  Alphabete  ihre  Tollste  Bestätigung. 

Eine  weitere  Bestätigung  bilden  die  eingeritzten  Insebriften  auf 
Gelassen  ans  dem  Ende  des  IV.  und  dem  in.  Jahrhundert,  die  in 
S.  Agata  de*  Goti,  Snessula,  Nola  und  Cumae  gefunden  sind.  Bas 
Alphabet  ist  etruskiseh,  kann  aber  natlirlich  bei  der  nahen  Verwandt- 
sebaft  der  etrusktsohen  und  oskiseben  Schrift  Überall  da,  wo  die  eharakte- 
ristisohen  etruskiscben  Zeichen  fehlen,  auch  fttr  oskisoh  genommen 
werden;  der  Dialekt  ist,  soweit  wir  bis  jetst  sehen,  ein  mit  osktsehen 
Elementen  yersetztes  Etruskiseh.  Wenn  also  noch  im  III.  Jahrhundert 
Beste  etmskiseher  Schrift  nnd  Sprache  in  Gampanien  übrig  waren,  als  das 
Land  bereits  seit  150—200  Jahren  dem  etrnskischen  Einfluss  entsogen 
war,  so  muss  dieser  Einfluss  sich  hier  einst  in  sehr  intensiTer  Weise 
geltend  gemacht  haben;  mit  anderen  Worten,  es  muss  eine  etruskisohe 
Hensebaft  in  Gampanien  bestanden  haben. 

Dass  etmskische  Steinschriften  in  Gampanien  fehlen,  ist  kein 
Gegenbeweis.  Die  etruskische  Herrschaft  ist  hier  um  die  Mitte  des 
V.  Jahrhunderts  gestürzt  worden;  und  wie  viele  Inschriften  in  Etrurien 
selbst  gehen  denn  ttber  diese  Zeit  hinauf?  Von  den  oskischen  Inschriften 
aus  Gampanien  gehören  nur  sehr  w«iige  in's  IV.  Jahrhundert,  keine 
in's  V.  Selbst  an  archaisoh^griechischen  Inschriften  ist  grosser  Mangel; 
wenn  wir  Ton  den  Münzen  und  einigen  Graffitti  auf  Thongefilssen  ab' 
sehen,  so  kennen  wir  bis  jetzt  nur  5  griechische  Inschriften  aas  Gam- 
panien, die  älter  sind  als  das  Ende  des  V.  Jahrhunderts.  Bei  dieser 
Sachlage  können  wir  nieht  erwarten,  hier  etruskische  Steinschriften  aus 
so  fttther  Zeit  vorzufinden. 

Ganz  älmlich  verhält  es  sich  mit  dem  Nichtvorkommen  etruskischer 
Kuustcrzcn^issc  in  Campanien.  Gapua  ist  nach  Cato  (Origg.  fr.  69  bei 
VeUeins  I  7,  2)  von  den  Etruskern  gegründet  worden  260  Jahre,  ehe  es 
Ton  den  Römern  genommen  wurde.  Icb  habe  schon  oben  (S.  8  und  297) 
darauf  hiogewiesen,  dass  es  sich  hier  nieht,  vne  Velleius  meint,  um  die 
Wiedereinnähme  der  Stadt  im  Jahre  211  nach  ihrem  Abfalle  zu  üanoihai 
handeln  kann;  denn  die  Etrnskerherrschaft  in  Campanien  muss  noth* 
wendig  Ittnger  gedauert  haben,  als  einige  Jahrzehnte.  Wir  werden  des« 


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446 


Die  Etrasker. 


halb  bei  Cato's  Worten  an  die  Incorporirnng  Capua's  in  den  rOmiBcben 
Staat  nach  dem  Latinerkriege  im  Jahre  338  zu  denken  haben,  was  ans 
etwa  600  vor  Chr.  als  Grttndangsjahr  giebt  Jedenfalls  werdea  wir  dk 
etruskiscbe  Ansiedelung  in  Campanien  nicht  viel  tiefer  herahrtlekMi 
dOrfian;  während  es  anderarseits  aelir  wohi  möglich  iist,  dass  sie  in  viel 
frthen  Zeit  binaufgdit  So  sagt  YeUeliM,  dass  einige  die  GrUndmig 
Capna's  nm's  Jahr  800  yor  unserer  Zdtreehnnng  ansetzten.  Halten  wir 
aber  anoh  an  Cato's  Ansatie  fest,  so  ist  es  doch  endent^  dass  ia  einer 
so  frühen  Zeit  die  chanktoistischen  EigenthHmliebkeiteD,  die  nns  spAter 
an  der  etroskiscben  Ennst  entgegentreten,  noch  gar  nieht  oder  doch  nur 
in  ihren  ersten  Anfilngen  ansgebUdet  sein  konnten. 

Andi  von  den  in  Etmrioi  erhaltenen  Honnmenten  gehen  nnr  sehr 
wenige  in's  VI.  oder  ^^ar  in's  VIL  Jahrlinndert  snrtlck.  In  jedem  Falle 
mnsste  der  übermAebtige  Einfloss,  der  Ton  dem  nahen  Cnmae  ausging,  die 
Entwiekelnng  eines  nationalen  Knnststils  in  Campanien  nnmOglieh  maeben, 
ganz  gleich,  ob  das  Land  von  Oskmi|  oder  daneben  aneb  noch 
Etniskem  bcTOlkert.  war.  Arcbttologisobe  Fnnde  geben  nns  ttberbanpt 
Anfschlnss  nnr  ttber  die  Cnltnrznsammeiüütoge,  ttber  ethnographische 
Fragen  aber  nnr  in  soweit,  als  der  nationale  Znsamoenbang  eines  der 
Momente  ist,  Ton  denen  die  Verbreitong  gleicher  Cnltnrfornien  be^ 
dingt  wird. 

3.  Die  römische  Herrschaft. 

Das  uuiuittelbar  römische  Gebiet  in  Campaiiicu  bildete  vor  dem 
Socialkriego  und  wahrscheinlich  bereits  seit  dem  2.  Samnitenkriege 
(Liv.  IX.  20)  einen  einzigen  VerwalUingsbczirk,  uu  dessen  Spitze  ein 
CoUegium  vou  vier  Bcauilcn  staml,  die  praefecti  Capuam  Cumas  (Benzen 
G40;],  Dio  Cass.  54,  26).  Sie  sind  ursprünglich  von  dem  römischen 
Stadtpraetor  ernannt  worden;  später,  wir  können  nicht  genau  sagen  seit 
wanuj  aber  jedenfalls  nicht  vor  dem  Jahre  124,  wurden  sie  vom  Volke 
erwählt.  Diese  Behörde  ist  erst  unter  Augustus,  wahrscheinlich  im 
Jahre  20  v.  Chr.,  aufgehoben  worden,*)  nachdem  sie  bereits  in  Folge  der 
Deduction  der  Colonie  Capna  dnrob  Caesar  den  grDssten  Theil  ihres 
Wirkungskreises  verloren  hatte.  DiO  Praefectar  bestand  ans  10  Ge- 
meinden: Capua,  Cumae,  Casilinam,  Yoltnrniim,  Litemnmi  Pnteoli,  Acerrae, 
Saessnla,  Atella,  Calatia.  (Festus  unter  pracj'ectura)\  vor  dem  hanniba- 
liseben  Kriege  haben,  wie  es  scbeint,  noch  einige  andere  Gemeinden 
dasn  gehört,  die  seitdem  versebwinden,  wie  die  Sabatini  (Liv.  26,  34), 
nnd  das  nnr  ans  seinen  Httnzen  bekannte  Velecba. 


Veigl.  Hommaen,  aoanrecAr,  II  *  593— . 


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Die  rtimUche  BerrHcbaft. 


447 


Die  ttbrigen  Städte  Campaoleos  sttdlicfa  Ton  Voltorana  haben,  so- 
weit wir  sehen,  bis  mm  Soeialkrieg  xn  Born  im  BnndesverhlltniM  ge- 
Btanden.  Ueberliefert  ist  das  von  Neapolis  (oben  S,  99  f.)  und  Nnceria 
(Cic  Balb,  II,  28,  oben  S.  241).  Zo  Neapolis  geborten  Kapreae  (oben 
S.  281)  nnd  wie  es  seheint  ancb  Pitbekussae  mit  seinen  Nachbariaseln. 
Denn  es  ist  nicht  wahrscheinlieh,  dass  die  BOmer  Neapolis  im  Jahre  326 
ein  so  glinstiges /oedii«  bewilligt,  nnd  ihm  gleichseitig  seine  wichtigste 
Besitsnng  entsogen  haben  sollten;  nnd  die  Insebrift  n.  245  (oben  S.  206) 
gebort  ihrem  palilograpbischen  Charakter  nach  eher  in  das.  m.  als  in 
das  IV.  Jahrhundert  Anch  hätte  Isehia,  wenn  es  schon  326  rOmiscfa  ge- 
worden wäre,  docb  wohl  der  eampanisehen  Fraefeetnr  xogetheilt  werden 
mflssen,  was  aber,  wie  wir  gesehen  haben,  nicht  der  Fall  gewesen  ist 
Das  hier  im  Jahre  93  Chr.  beobachtete  f^odigkm  (oben  S.  204  f.) 
beweist  fttr  unsere  Frage  nichts,  da  wir  nicht  wissen,  ob  dasselbe  in 
Rom  procorirt  worde,  und  in  dieser  Zeit  auch  sonst  Prodigien  ans 
foederirten  Städten  in  den  Annalen  berichtet  werden.  Ich  halte  es  dem- 
nach für  wahrscheinlich,  dass  bchia  den  Ke^iolitanero  erst  durch  Sulla 
entsogen  worden  ist  (vergl.  Appian  Borg^rkr*  I  89,  angefltbrt  oben 
S.  34,  11).  —  Zu  Nnceria  standen  bis  snm  SoeiaUcriegd  Pompd,  Her- 
culanenm,  Stabiae,  Sunentam  im  Bundesrerbältniss  (oben  8.  240  f.);  sie 
mflssen  also  Born  gegenüber  dasselbe  Becht  gehabt  haben,  wie  ihre 
Bundeshauptstadt 

Dass  ancb  Nola  bei  seiner  Unterwerfung  im  Jahre  311  ein  foedus 
mit  Rom  geschlossen  hat,  zeigt  die  Silberprägang  der  Studt  mit  eigenem 
Namen,  die  bis  268  gewährt  hat.  (Head  Hist.  Ntnnmnr.  S.  34).  Eine 
solche  Prägung  wäre  bei  einer  römischen  HalbbUrgergemeinde  beispiel- 
los. Dasselbe  ergiebt  sich  aus  der  Er/:thliing  von  dcui  Grenzstreit 
zwischen  Nola  und  Neapolis,  den  Q.  Fabius  Labeo  (der  Consul  von  1«5V) 
dadurch  schlichtete,  dass  er  das  streitige  Gebiet  Rom  zusprach  (Cic.  de 
0/ßc.  I.  10,  33).  War  Nola  damals  ein  Municipium,  so  hätte  Koni,  nicht 
Nüla,  den  Streit  mit  Neapolis  führen  müssen.  AUcrdiuga  wird  dieselbe 
Geschichte  —  bis  au!  den  Namen  des  Schiedsrichters  —  bei  Gelegenheit 
eines  Grenzstreites  zwischen  Ardea  und  Aricia  noch  einmal  erzählt 
(Liv.  III.  71  f.),  und  ist  darum  wenig  glaubwtirdig;  aber  dass  Cicero  sie 
erwähnt,  bezeigt  doch,  dass  er  Kola  für  eine  bis  zum  Socialkriege 
foedeiirte  Stadt  gehalten  hat,  und  damit  ist  fUr  uns  die  Sache  erledigt. 
—  Der  OippuB  Abellanus  (oben  S.  395  f.)  beweist  ferner,  dass  Äbella 
sich  zu  Horn  in  demselben  Rechtsyerhältniss  befand  wfe  Nola;  war  also 
dieses  bis  zum  Socialkriege  eine  bnndesgenOssische  Gemeinde,  so  mnss 
es  auch  Abella  gewesen  sein. 


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448 


Die  römiacbe  Herrschaft. 


Ueber  die  tob  Solla  naeh  dem  Soeialkriege  angelegten  Mllitib-' 
eolonien  and  wir  anob  hier  nnr  selir  uugcuügend  nnterriehtet.  Sieber 
überliefert  ist  die  Dednetion  dnreb  Sqila  nnr  fUr  Fcmpei  nnd  Urbana  Im 
Ager  FaleniQB  (Plin.  N,  B,  14,  62).  Fflr  Snessnia  haben  wir  nnr  das 
TerdAehtige  Zengniss  des  Üb»  cofontomm  237,  5.  Dass  Nola  soUanisehe 
Golonie  gewesen  ist,  beweist  der  Beiname  /eUv  niebt,  da  aneh  Capoa 
denselben  geführt  bat,  das,  wie  wir  bestimmt  wissen,  Ton  Snlla  nieht 
oolenisirt  worden  ist.  Doch  ist  es  bei  dem  erbitterten  Widerstaade,  den 
Nola  dem  Dietator  bis  znletst  leistete,  an  nnd  ftlr  sieh  sehr  wahnohein- 
lieb,  dass  Snlla  das  Gebiet  der  Stadt  an  seine  Veteranen  yertbeilt  hat; 
daßlr  sprieht  ancb  die  £intbeflang  der  Bürgerschaft  in  Altbflrger  Ca^et) 
nnd  Neablixger  (oben  S.  388  n.  484),  die  bekanntUeb  aneh  in  der 
snllanisehen  Colonie  Pompei  bestanden  bat  Abella  heisst  Golonie  sehon 
anf  einer  Inschrift  ans  der  ersten  Kaiseraeit  (oben  n.  624);  da  die  Stadt  nnn 
in  dem  plinianisehen  Gemeindekatalog  nnter  den  Oolonien  nieht  anf- 
geftkbrt  wird,  so  kann  sie  keine  angnsteische  Colonie  gewesen  sein,  nnd 
es  liegt  am  nAebsten,  an  eine  Golonisation  dnreh  Snlla  in  denken.^) 
Dass  Snlla  noch  in  anderen  Städten  Gampamens  Veteranen  angewedelt 
hat,  ist  möglich,  aber  nicht  naehsaweisen. 

Ueber  die  Colonien  Gaesars  ist  oben  S.  306,  867,  370  das  erforder- 
liche bemerkt  worden*.)  Dagegen  ist  es  nOthig,  anf  die  angosteischen 
Colonien  etwas  nfther  einzugehen.  Wie  ich  luA,  Bund  S.  5  ff.  nach- 
gewiesen habe,  nnd  jetzt  hoffentlich  allgemein  aneriuinnt  ist,  hatAngnstas 
in  seinem  Verzeichniss  dw  Gemeinden  Italiens  nnr  die  Colonien  als 
solche  bezeichnet,  die  von  ihm  selbst  als  Alleinberrseber  oder  von  den 
Trinmnrn  nach  der  Schlacht  bei  Philippi  angelegt  waren.  Dies  angnst- 
eische Verzeichniss  bat  Plinins  uns  erhalten,  allerdings  nicht  ohne  manehe 
Versehen  im  einzeken;  nnd  so  ist  es  zwar  wahrseheinlicb,  aber  keines- 
wegs absolnt  sicher,  dass  alle  Städte,  die  bei  Plinins  als  Colonien  be- 
zeichnet werden,  ancb  wirklich  angnsteische  Colonien  gewesen  sind, 
nnd  dass  die  Gemeinden,  denen  der  Znsatz  co/onaa  fehlt,  nicht  zn  den 
angnsteiscben  Colonien  gehffrt  haben.  In  Campanien  sttdlich  rom  Voltnmns 
nnn  führt  Plinins  drei  Städte  als  Colonien  auf:  Gapna,  Kola,  Pnteöli. 
Von  Gapna  ist  es  auch  anderweitig  bezeugt,  dass  es  zuerst  durch  die 
Triumvim  nach  Gaesars  Tode,  darauf  ron  Angustus  Colonien  erhalten 
hat  (oben  S.  322  f.).  Pnteoli  heisst  in  einer  africanischen  Inschrift 


*)  Nnch  I).  Till  loboii  !>.  wiiro  Alirlln  im  Jahre  ü  v.  Chr.  Colonie  ge- 

weecD.  Doch  boiniht  die  Bezeichnung  der  ^tadt  als  Colunie  nur  auf  dem  Zeugniss 
Pratim*«  and  ist  demnadi  wertUoa.  Veigl.  CiL.  X,  ISOO. 

*)  Vom  Voltumufii  beisit  e«  bs  L&tr  ObkuMintai  (8.  230,  i)  coU>nia  iiusu  im^ 
Ouuvrü  M(  idum*  irgend  eine  eoiiBtige  Beetitiguig  dicaer  Angabe  liegt  nicht  vor. 


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Die  rümiache  Hemehaft. 


449 


Cdl(oma)  Puiceolcma)  Aug(usta)  (CIL.  Vm  7959);  d»  die  Bmoamen 
NeroiÜMtf  Gaudia  fehlen,  fälli  die  Insehrift  wahneheiiilieb  ia  die  Zeit 
▼or  .Nero  (CIL.  X  p.  182).  Aneh  der  Liber  Cohniarfm  (S.  236,  11) 
sagt  von  Fnteoli:  AuguBhu  dethaU.,  Wir  habea  also  keinen  Grand,  an 
der  Angabe  des  Plinina  ttber  die  Ooloniaation  der  Stadt  dnreh  Angnstos 
an  zweifeln.  Nola  wSre  naeli  dem  Idber  Colomantm  etat  dnreh  Vespar 
sian  xnr  Golonie  erhoben  worden  (S^  236,  3);  da  die  Stadt  aber  einfach 
CoiConia)  Fel(ix)  AugCusta)  Nola  heisst  (oben  n.  470),  also  der  Beiname 
Fbwia  feUty  so  ist  an  dem  Zengniss  des  PJinins  festzuhalten.  (Vergl. 
CIL.  X  p.  142.) 

Ausserdem  nennt  Appian  Nnceria  Alfatema  als  Colonie  der  Trinmiim 
(Bfif^srfcr.  lY  8).  Es  liegt  sehr  nahe,  hier  eine  Verweehslnng  mit 
Lneieria  in  Apnlien  anznndunen,  das  von  Plinins  als  eoUmia  bezeichnet 
wird;  denn  nnsere  handsebriftliehe  UeberlieferuDg  wirft  beide  Namen  be- 
ständig dnrehdnainder  (z.  K  Appian  Bfkr^erkr^y  IL  38).  Da  indess  in 
allen  als  angnsteisehe  Coloniea  gesieherten  Städten  die  hOehsten  Beamten 
Dnnmvim  heissen,  in  Lnceria  aber  nnr  Qnattnonrim  vorkommen,  sp 
scheint  Appian  doch  gegenüber  Plinins  im  Reofate  zu  sein.  Auch  der 
lAber  CottmUirtm  (S.  235,  20)  sagt  von  Nnceria:  deduda  nusu  «ftpmi- 
lom  Augusti,  ein  Zengniss,  das  freilidi  bei  der  Beschaffenheit  dieser 
Quelle,  fllr  sich  allein  genommen,  sehr  Ncht  wiegen  wfirde.  Jedenfalls 
hat  Nnceria  schon  vor  Nero  Colonialrecht  gehabt  (Tac  Am»  Xm.  31 
▼ergl.  8m.  Quaui,  NaL  VI.  2);  wenn  es  also  nicht  von  den  Trinrnvim 
colonisirt  worden  ist,  wttrde  es  als  snllanische  Golonie  zu  betrachten 
sein,  denn  an  eine  Colonisation  dnreh  den  Diotator  Caesar  werden  wir 
kanm  denken  dürfen. 

Ansserdem  werden  im  Liber  Colomafwn  Acerrae  (S.  229,  21), 
Atella  (S.  230,  1),  Uternnm  (S.  236,  1),  Cnmae  (S.  232, 10)  als  angnst- 
eisehe Colonien  bezeichnet.  Diese  Angaben  sind,  was  die  drei  ersten 
Stfidte  angeht,  nnzwdfelhaft  irrig.  Denn  abgesehen  davon,  dass  Jede 
anderweitige  Besttttignng  fehlt,  nnd  dass  es  im  höchsten  Grade  nnwahr- 
scheinlich  ist,  dass  Plinins  so  viele  augnsidsebe  Colonien  abergangen 
haben  sollte,  sagt  Angnstns  selbst  in  dem  Rechenschaftsbericht  ttber  seine 
Verwaltnng  ausdrücklich,  dass  die  von  ihm  in  Italien  g^irttndeteo 
Colonien  moo  tne  tMerrimae  ei  frequeniiumim  fmnnU  {Mm*  Anc, 
V  36).  Acerrae  Atella  und  Litemnm  sind  aber  zu  allen  Zeiten  ganz 
nnbedentend  gewesen.  Die  Angabe  des  lAber  Cdhnianm  mag  darans 
entstanden  sein,  dass  Augustns  bei  der  Verstärkung  der  Colonie  Capna 
im  Jahre  36  (Dio  Cass.  49,  14)  einem  Tbeil  der  dorthin  dedncirten 
Veteranen  Grundstücke  in  den  Gebieten  der  Nachbargemeinden  ange- 
wiesen hat 

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450 


Die  rUmischo  ücrrscliaft 


Dagegen  bat  Momnuea,  wie  bekannt ,  Cunae  als  angosteisehe 
Colonie  in  Ansprach  genommen,  geatutEt  auf  die  am  Fnsaro  gefimdene 
Inschrift  (CIL.  X.  3703,  oben  n.  228)  SexUae  £.  /.  Köm  momanmUum 
puMiet  faetum  dCeereto)  dCeeunomsm)  eCohniaef)  iCvHaet)  qvod  eo  mmißea 
erga  eoUmiamßtii,  Die  Insehiiflt  ist  ans  dem  Anfang  der  Kadserseit,  und  der 
Ort,  wo  sie  gefunden  ist,  bat  jedenfalls  Tor  Angnstaa  znm  Gebiet  von 
Cnmae  gehlSrt  Ob  indessen  die  Buchstaben  0*  D*  C>  I,  wirklieb  decreto 
decmriomm  coloniae  iuKae  anfindOsen  sind,  ist  sehr  zweifelhaft;  es  wäre 
sehr  auffallend,  wenn  eofonto  aweimal  gesetzt  wäre,  während  wir  anderseits 
die  ■  Nennung  des  Stadtnamens  erwarten  würden.')  Dieselbe  Formel 
D*  D*  C-  I  kehrt  wieder  in  einer  Inschrift»  etwa  ans  dem  UL  Jahr- 
hnndert  (n.  206),  die  jetzt  am  Eingang  Ten  S.  CKoranni  Haggiore  in 
Neapel  eingemauert  ist  oder  doch  bis  vor  wenigen  Jahren  sieb  dort  be- 
ftmd;  Uber  die  Proyenienz  wissen  wir  niehts  sicheres.  Cnmae  kann  sie 
kaum  angeboren,  da  der  darin  geehrte  das  Dnnmvirat  bekleidet  hat, 
während  Cnmae  noch  im  Jahre  269  anter  Prtttoren  gestanden  hat  (n.  227). 
Andererseits  besitzen  wir  ans  Cnmae  eine  BleirOhre  mit  der  Anftehrift 
ptAli^iam)  mwme(ipuiifO  Cvm(m(orum)  (CIL.  X.  3711),  die  Mhestens  in 
die  erste  Eaiserzeit  gehOroi  kann  (Hommsen,  Hermes  1883,  8. 181);  nnd 
es  wäre  ausserdem  ganz  bdspiellea,  dass  eine  angastdsche  Colonie 
unter  Fraetoren  gestanden  hätte,  was  in  Cnmae,  wie  wir  gesehen  haben, 
bis  wenigstens  znm  Ende  des  in.  Jahrhunderts  der  Fall  gewesen  ist 
Diese  Thatsaehen,  in  Verbindang  mit  dem  Schweigen  des  Plinius, 
scbliessen  meines  Erachtens  die  Annahme  ans,  Cnmae  sei  von  dem  Trinm- 
Tira  nach  Philippi,  oder  ^ter  von  Augnstus  colonisirt  worden.  Da- 
gegen ht  es  sehr  wohl  möglich,  dass  Augostus  seiner  Colonie  Pnteoli 
rinrn  Theil  des  cumanischeo  Gebiets  adtribuirt  hat,  wie  das  in  ähnlichen 
Füllen  s(i  liiiuii^'  geschehen  ist  (Hyginus  S.  178);  und  es  war  keineswe^ 
erforderlich,  dass  Gebietserweiterungen  dieser  Art  in  geographischem 
Zn<;ammenbange  mit  dem  Ilauptgebiet  der  Colonie  standen.  Aach  bleibt 
die  Möglichkeit,  dass  die  Gegend  am  Fnsaro  zur  Colonie  Misennm  ge- 
hört hat  Die  Grabschrift  der  Sextia  Kanis  nOthigt  uns  also  keineswegs) 
Cnmae  als  angusteische  Colonie  in  Ansprach  zu  nehmen. 

Damit  erledigt  sich  zugleich  die  Bjpothese  Mommsens  {Hemet 
XIII,  1878  S.  106—121),  Cnmae  sM  4er  Schauplatz  der  Trimalchio-Epip 
sode  in  dem  Bomane  Patrons.  Aber  auch  abgesehen  davon,  ist  diese 
Annahme  ganz  unhaltbar.  Schon  Bttcheler  (S.  Vm  der  grossen  Aus- 
gabe) und  Friedländer  (in  Bursians  JähresheruAi  1878,  IL  171)  haben 


^)  Veigl.  0.  CtmtE,  Ik  AufM»  FHhü  gtognpkiwnm  auetore.  Due.  Boon  ISSS, 
Seite  21 


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Die  rOmiidie  Hemcliait  451 

darauf  biogewieieD,  data  Trimalehio  (o.  48  TOrgl.  c.  53)  ▼od  Oamae  wie 
▼OD  einer  ftoden  Stadt  apricht;  waa  Hommseii  (fferme«  XIIL  114^  CIL. 
X  p.  351)  dagegen  einwendet,  wird  wenige  ttbenteogt  babea.  Ebenao 
nnpaasend  flir  Chiniae  wäre  die  Bezeicbnnng  als  Graeca  whi  (c.  81). 
Cumano»  Ofca  muknU  eicmta  sagt  anadrttcklieb  YeUeias  (L  4),  tmd  die 
iDaebriften  zeigen  una  die  Stadt  aebon  am  Anfang  der  KaiBerzeit  als 
vollständig  latiniairt  (rergl.  Uy.  40,  42  oben  S.  1dl,  21).  Femer  wird 
die  Colonie  Trimalchio's  als  Grosastadt  (a.  z.  B.  e.  79)  änd  als  Seestadt 
(e.  71.  76.  86.  90.  99)  geachildert,  waa  anf  die  vacuae  Cumae  (Jqt.  III  2) 
schlecht  paaaen  würde-,  aucb  beaaaa  Cumae  keinen  Hafen.  Dass  c.  G5 
ein  Praetor  erwähnt  wird,  kann  nnmöglich  in's  Gewicht  fallen;  das  Buch 
Petrons  ist  doch  kein  mnoicipalrechtlicher  Tractat.  Hat  doch  aach  Horaz 
den  Schnitzer  begangen,  den  Aedilen  von  Fnndi  als  Praetor  an  be- 
zeichnen {Sat,  L  bj  34).  Die  im  Unmuth  hingeworfene  Bemerkung:  haee 
colonia  relro  crescit  tanquam  coda  vihUi  (c.  44)  bezieht  sich  zunächst  auf 
die  gestiegenen  Getreidepreise  und  hat  im  Uebrigen  nicht  mehr  Bedeu- 
tung, als  jedes  solche  Lob  der  guten  alten  Zeit;  fttr  die  Beatimmang  dea 
Loeals  folgt  daraus  nicht  das  geringste.  —  Dagegen  paaaen  alle  topo- 
graphischen Angaben  in  der  Trimalehio -Episode  ganz  vortrefflich  auf 
Pnteoli.  Die  Inachriften  beweiaen,  dass  ein  sehr  bedeutender  Theil  der 
Bevölkerung  dieser  Stadt  ana  griecbisch  redenden  Orientalen  bestand 
(oben  S.  116  AT.);  und  wenn  Jnvenal  selbst  von  Rom  den  Ausdruck 
Qraeca  urbs  braucht  (HI.  61),  80  konnte  Pctron  dasselbe  mit  viel 
grösserem  Recht  von  Pnteoli  sagen.  Eine  Kleinstadt  wie  Cumae  wird 
kaum  in  Regionen  (Petron  c.  TH)  oitigetheilt  gewesen  sein,  wenigstens 
wissen  wir  nichts  davon;  wohl  aber  bestand  eine  solche  Eintlicilung  in 
Pnteoli  (oben  S.  129).  Auf  Puteoli  führen  die  weitgedehnten  Säulen- 
hallen (ontnea  porticus  c.  82.  90,  porticus  Herculis  c.  106,  oben  S.  131), 
die  Circusspiele  fc.  70,  oben  S.  142),  die  Basilica  (c  57,  oben  S.  141), 
die  Gräherstrasse  nach  Capua  (c.  02.  oben  S.  143). 

Misenum  ist  wahrscheinlich  schon  durch  Auirustus  vom  Ocbiet  von 
Cumae  abgetrennt  worden,  als  er  den  Hafen  zur  Station  semer  iMiitel- 
raeerflotte  bestimmte.  Im  plinianischeu  Colonienverzeichniss  fehlt  die 
Stadt,  sie  ist  also  wohl  erst  nach  Augustus  tut  Colonie  erhoben  worden, 
vielleicht  von  Claudius  (CIL.  X  p.  317);  wenigstens  gehört  Misenum  zur 
Tribus  Claudia  (Kubitschek,  Imp.  Rom.  IribuHm  discriptum  S.  24).  Als 
selbständige  Gemeinde  wird  es  zuerst  im  Jahr  143/4  erwähnt  (CIL.  VI. 
2379  a.  n.  20). 

In  der  späten  Kaiserzeit  ist  dann  auch  Cumae  zur  Coluuic  erhoben 
worden:  zum  ersten  Male  erscheint  es  als  solche  im  Jahre  289  (oben 
n.  229).   Um  dieselbe  Zeit  fllhrt  auch  I^eapolis  den  Titel  einer  Colouic 


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452 


Die  römische  Hemohaft. 


(oben  n*  28).  Zu  Cicero's  Zeit  war  die  Stadt  HQnicipinm  {/am*  Xm. 
30,  1,  Tergl.  JU,  X.  13,  1);  wwm  sie  Colonie  geworden  ist,  wissen  wir 
nicbt,  wabrscheinlich  niclit  vor  dem  Ende  des  IL  oder  dem  IH.  Jnhr- 
hundert') 

Hercnlaneom  war  nach  dem  Zeugnis«  der  Lisehriften  bis  kurz  Tor 
'  seiner  ZersiOrnng  Hnnicipinm;  ebenso  Snrrentnm  bis  wenigstena  in'a 
IL  Jahrhundert  (n.  317).  Aneh  AteUa  wird  von  Cicero  Manidpiam 
genannt  {/am,  XTTT.  7);  nnd  da  ea,  wie  wi(  gesehen  haben,  von  Angnstos 
keine  Colonie  erhalten  hat,  so  ist  es  jedenfalls  auch  in  der  ersten  Kaiae^ 
zeit  Hnnicipinm  geblieben.  Dasselbe  wird  von  Acerrae  an  gelten  haben. 

Unter  den  16  in  Angnstos  Zeit  bestehenden  Gemeinden  Campaniena 
(südlich  vom  Voltarnns)  befinden  sich  demnach 

2  alte  Btirgeicolonien  der  Republik:  Voltnmum  und  Litemum. 

3  (?)  snllanisohe  Colonien:  Pompei,  Abella  (?),  Suessula  (?). 

4  augusteische  Colonien:  Oapna,  Nola,  Nucerla,  Puteoli. 
1  Militärbezirk:  Misennm. 

6  Hnnieipien:  Acerrae,  Atdla,  Cnmae,  Hercnlaneun,  Neapolls  (mit 
Aenaria),  Surrentnm. 

Dazu  kommt  dann  weiter  Capreae,  das  als  Privatdomäne  des  Kaisers 
einen  eigenen  Verwaltungsbezirk  bildete.  Dass  auch  Banli  einen  be- 
sonderen Bezirk  bildete,  ist  müglich  (vergl.  oben  S.  177  f.),  aber  nicht 
sicher  nachzuweisen.  Ebenso  mUsste  der  Möns  Dianae  Tifatinae  admini- 
Btrativc  Selbständigkeit  gehabt  haben,  falls  in  der  Inschrift  n.  442,  wie 
Mommsen  will,  pr(aetor)  iCure)  dcicundo)  zu  lesen  ist.  Da  indess  das 
beim  Dianatempel  gefundene  Fragment  441  einen  praejeclus  erwähnt,  so 
wird  es  sich  wohl  auch  dort  um  einen  Praefecten  bandeln,  der  Ton  den 
Behörden  die  Colonie  Gapua  zur  Rechtsprechung  nach  dem  Tifata  dele- 
girt  worden  ist.  Dafür  spricht  auch  der  Umstand,  dass  Plinius  den 
Möns  Dianae  Tifatinae  in  seinem  Gemeindekataloge  nicht  aufführt. 

Nach  Angnstus  sind  dann,  wie  wir  gesehen  haben,  noch  Misenum, 
Cumae  und  Neapolls  zu  Colonien  erhoben  worden,  während  Heren- 
laneom  und  Pompei  in  Folge  der  Vesuvernption  von  79  ans  der  Reihe 
der  eampaniscben  Gemeinden  verschwinden^  es  blieben  also  von  Mnni- 
cipien  nur  Acerrae,  Atella  und  Surrentum  noch  übrig. 

Der  Uber  Cohniarumj  eine  Compilation  der  späten  Kaiserzeit  auf 
Grand  einer  Quelle  ans  dem  II.  Jahrhundert  fuhrt  in  Campanien  14  6e- 

Der  LAmr  Ctimtianm  (136^  16)  wirft  Neapolls  in  Campanien  mit  Neapels  ia 

Palacstin.i  zusummon;  Sirenae  Partheropne.  ist  oinp  irrige  Emendation  Lachmanns  für 
da8  iil)eriit'fnrtp  Sjrnftf  Ptihstinat  (CIL.  X  ji.  171  .  Das  Zru^'iiis'<  dieser  Quelle  hat 
also  liier  uoch  weoit^er  Werth  als  »omL  Dass  aus  Statius  VerseD  für  die  Ent* 
seheidnng  dinier  Frage  niobts  folgt,  ist  eciion  oben  S.  40  bervoigehoben. 


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Die  rtfmisdie  Herrschaft. 


453 


meinden  «nf:  Acerrae,  Atella,  Äbella,  Capna,  Calatia,  Gomaei  Litenram,  . 
Neapol»!  Nuceria,  Nola,  Pnteoli,  Sarrentam,  Sneseala,  Yoltamnm.  Her- 
enlaneam  und  Pompei  fehlen  natlirlicb;  auffallender  Weise  ist  aneli 
MiaenaiD  ttbergangen.   Sonst  stimmt  dieser  Katalog,  wenn  wir  von 
Galatia  absehen,  genau  mit  dem  plinianischen  ttberein. 

Dass  diese  Eintbeiinng  bis  znm  Falle  des  rümiscben  Reiches  im 
wesentlichen  unverändert  bestanden  bat,  zeigt  die  kircblichc  Eintbeilung.^) 
In  altchristlicher  Zeit  (IV. — VI.  Jahrbnndertj  werden  in  Campanien  süd- 
lich von  Yoltamns  folgende  14  Bischofsitze  erwähnt:  Ctepna,  Voltornnm,') 
Liternum,")  Gnniae,  Misennm,  Pnteoli,  Neapolis,  Atella,  Acerrae,  Saessala,^) 
Nola,  Nnceria,  Stabiae,  Snrrentnm.  Die  DiOeese  Gasota  bestand  bereits 
vor  1113;  es  ist  mOglicb,  dass  der  Sitz  des  Bisebofs  von  dem  nahen 
Galatia  hierher  verlegt  worden  ist,  das  Mlieb  als  solcher  niobt  bezeugt 
wird.  Oapri  wird  seit  967,  Iscbia  seit  1179  als  DiOeese  genannt»  Hi- 
senum,  das  bereits  von  Gregor  dem  Grossen  zeitweilig  mit  Gnmae  Ter- 
einigt  wurde  {Epist  U.  31,  oben  S.  191),  wird  seit  680  als  Biacbofsitz 
nieht  mehr  genannt;  Gumae  wurde  naeb  der  Zerstörung  der  Stadt,  im 
Jahre  1207,  mit  Pnteoli  vereinigt.  Auch  Voltunnm  und  Litemum  mllssen 
als  Bisehofsitse  frtth  Tersobwunden  sein;  Snessula  wird  als  solcher  zum 
letzten  Mal  1049  erwähnt.  An  die  Stelle  des  zerstörten  Atella  trat  im 
XL  Jahrhundert  Aversa.  Die  DiOcese  Samo,  1066  errichtet,  wurde  1818 
mit  La  Gava  Toreinigt,  ebenso  die  994  errichtete  Diöcese  Lottere  mit 
Castellamare.  In  demselben  Jabre  wurden  auch  Vico  Equense  und  Massa 
Lubrense  wieder  mit  Sorrento  Tcreinigt,  von  dem  sie  im  Hittelalter  ab- 
getrennt worden  waren. 

Wir  sehen  also,  dass  mit  Aii^imlime  der  beiden  im  Jahre  79  zer- 
störten, und  seitdem  nicbt  wicdr  i  ;iufgcbauten  Vesuvstiidte  Herculaucuui 
nnd  Pompei,  und  vuii  Ahclla  alle  im  plinianischen  Gemcindel\atalog  ver- 
zeicbncten  Stililte  Campaniens  in  altcliristlielier  Zeit  ihre  eigenen  Bischöfe 
irehabt  haben.  Dass  Bischöfe  von  Abella  nicht  erwähnt  werden,  kann 
uatuiUch  auch  auf  Zufall  berubca.  Dagegen  haben  von  den  bei  Plinius 
nicht  erwähnten  campanischen  Städten  nur  Stabiae  und  vielleicht  Galatia 
eigene  Diücesen  gebildet.  Beide  Städte  mögen  also  am  Ende  der  Kaiser- 
zeit  ihre  communale  Selbständigkeit  wiedererlangt  haben. 


»)  Ugbelli,  Sacra  (2.  Ausgabe,  Venetiis  1717)  voll.  I,  VI— VTII,  Capelletti, 
Chiese  ititalia  (Vciu  /iiv  IS-iC)  voll.  XTX  -XXI,  Garas,  Serie$  Epücoporum  (Katisbo&ae 
1^7d>)f  Petri,  L'Orbe  cattoiico,  o»sia  Ailanle  t/eograßco  ■  eecUsiattieo  (Eoma  1858). 

*)  Labb«,  ColkeL  Qme.  V.  809. 

*)  Labbä  a.  a.  0.  VI.  515.   As^^omanm  ML  hitt,  »erift,  U,  3&9. 
*)  LetÜ«ri  hktria  ä  Stutmla  p.  157. 


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454 


Die  B«TOlk«ffiing  Ctmpaiiieai. 


4^  Die  Bevölkerung  Campaniens. 

Die  Voisittselziiiigen,  mS  denen  die  oben  8.  18  f.  und  311  ge- 
gebene Bereebniing  der  Volkesabi  CampaoieiiB  im  Altertbnm  bembt^  ^d 
dnreb  mein  Bneb  Uber  die  BevClkemng  der  grieobisob-rSmiieben  Weit 
ab  irrige  erwieeen  worden.  Die  Fhige  masi  alao»  von  der  nenge- 
woanenen  Gmndlage  aaSi  anf a  neue  bebandelt  wefdeo. 

Daran  allerdingi  kann  kein  Zweifel  sein,  daai  Gampaaien  Im  Alter- 
thnm  ebenso  wie  best  zu  den  am  diehteatea  bewobnten  Gegenden  Itallena 
gehört  bat.  Das  folgt,  abgeaeben  Ton  allen  anderen,  aebon  ana  der 
grossen  Frnebtbarkeit  nnd  der  alten  Gnltnr.  der  Landsobaft,  ebenao 
wie  ana  der  reieben  Ent?riekelang  des  atädtisehen  Lebena.  Niobt  aar 
beaaas  Oampanien  neben  einer  Reibe  anaebnlieber  Mittelatudte  in  Gapoa 
nnd  später  aaeb  ia  Pnteoli  die  naeb  Born  bedeatendsten  Stidte  der 
Halbinsel»  sondern  die  Stftdte  drängten  hier  sieb  ancb  in  einer  Welse  wie  m 
keiner  swdten  italiscben  Landsobaft.  Campanien  sttdliob  von  Voltomaa 
lählte  in  Angastns  Zeit  anf  reieblieb  2000  Qnadratkilometer  16  Gemeinden 
mit  atädtisehen  Mitteipankten  (ongerecbnet  Capreae),  so  dasa  eine  Stadt  im 
Dnrebsobnitt  anf  je  130  Qnadratkilometer  entfidlt  Dagegen  kommen 
in  der  ganzen  ersten  augaeteiseben  Region,  abgesehen  von  den  Inadn, 
anf  jede  Gemeinde  Aber  190  Qnadratkilometer,  m  dem  peninsabuea 
Tbeile  Italiens  gc^^en  400,  in  ganz  Italien  gegen  600  Qnadratkilometer, 
and  dabei  entbehrten  nieht  wenige  dieser  Gemeinden  des  atädtiaeben 
Centrams. 

Daneben  fehlte  es  auch  au  grosseren  vici  in  Campanien  nicht 
Neben  Casilinuni  und  Calatia,  die,  wie  wir  gesehen  haben,  durch  Augnstos 
ihre  manicipale  Sclbstäudigkcit  verloren  haben,  sind  hier  zu  nennen  der 
vinis  bei  dem  Tempel  der  Diana  Tifatina  im  Gebiet  von  Capua;  der  Vicm 
I\uvan('n:.is  am  Eingang  des  caudinischen  Tassesi  der  Vicm  Aequanemis 
bei  Sorrenium;  Oplontiae  zwischen  llercuhmeum  und  Pompei;  die  An- 
siedelung aul'  dem  Monte  di  Vico  anf  Ischia:  Stabiac,  das,  wie  ich  schon 
oben  S.  249  vermuilict  hatte,  nnd  durch  die  seitdem  wiedergefundenen 
Außgrabunfrshcrichtc  bestätigt  worden  ist,  durch  Sulla  zwar  seiner  pwli- 
tisclicn  Auiuuumic  beraubt,  aber  keineswegs  zerstört  worden  ist:  endlich 
1111(1  vor  allem  die  Villeustutit  Jiaiae,  die  nach  Strabons  Ausdruck  , .nicht 
kl«  liier  als  Tuteoli"  war  (V.  S.  246),  während  freilich  Flavius  Josephus 
(  ArchueoL  18,  7,  2)  den  Ort  nur  ein  ..Städtchen"  {nokid()inr)  ucnnt.  Boten 
doch  tibcrhanpt  nach  Strabon  die  Utor  des  Golfs  in  Augustns  Zeit  einen  , 
Anbiiciv,  ak  ob  sich  rinfjsnm  nur  eine  einzig;e  Stadt  ansdchnte:  auag 


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Die  Bttvttlkemntf  Chmpanieiu. 


455 


/ro^^omro«  (Y.  Sw  247). 

Auch  dio  groBBe  Zahl  der  in  Gampanieii  geAmdenen  lasdirifieii 
giebt  ZengnisB  ftkr  eine  dichte  BeyOlkeniDg  (rergl.  meine  BecliSkenmg 
3.  430  f.)..  Von  den  -6302  Inschriften  der  ersten  angasteisehen  Begioni 
die  im  Corpus  IntcHpHonum  LaUnarum  yerxeichnet  steboi  (abgesehen 
Toa  Rom  nnd  seiner  nftehsten  Umgebnog,  den  pompejaniseben  Wand- 
Inschriften,  dem  bulrumentum  domMUemnf  den  AddendOj  nnd  ähnlichem) 
geboren  nicht  weniger  al|  3850  nach  Gampanien  sttdlicb  Tom  Voltnnras. 
Es  entfilllt  also  hier  je  eine  Inschrift  anf  etwa  0^7  Quadratkilometer» 
wllbrend  in  dem  Rest  der  ersten  Region  eine  Inschrift  anf  6,5  Quadrat- 
kilometer, in  gans  Italien  im  Dnrchsehnitt  eist  anf  12,1  Quadratkilo- 
meter kommt  (meine  Bmtflkening  3.  431).  MOgen  wir  nun  auch  die 
etwa  340  Inschriften  Ton  Mannschaften  der  misenatischen  Flotte  ab- 
rechnen, und  berttdcsichtigen,  dass  einige  hnndert  Ton  den  Inschriften 
des  ne^Utanischen  Mnsenms,  Uber  deren  Proyenienz  nichts  feststeht, 
möglicher  Weise  anderen  Theilen  Italiens  angeboren,  so  bleibt  doeb 
(3iimpanien,  yon  Rom  nnd  sdnen  Vororten  abgesehen,  die  bei  weitem  an 
Inschriften  reicbste  italienische  Landschaft.  Die  griechischen  Inschriften 
sind  dabei  noch  nicht  einmal  berttcksiGhtigt. 

Zar  Bestimmung  der  absoluten  BeyOlkerung  CSampaniens  haben  wir 
einen  Anhaltspunkt  in  der  Angabe  des  Li^ns  (23, 6)  kigkUa  müia  pedUum, 
quaUttor  eqnUum  arbiiror  «ob  Campania  ter^  potse,  Sie  besieht  sich  anf  die 
Zeit  der  Schlacht  bei  Cannae,  und  ist  aller  Wahrseheinliehkeit  nadi  ans  einer 
römischen  Oensusliste  geschöpft  (Hommsen,  Bßm,  Fon^,  TL  400,  meine 
B^eOJjfcemnjr,  3.  419).  Ist  das  richtig,  so  muss  sie  sich  anf  die  cam- 
panische Praefectnr  beziehen,  denn  ein  anderes  Gampanien  im  politischen 
Sinne  gab  es  damals  nicht;  and  sie  muss,  wie  die  römischen  Gensus- 
zabloi  ttberhanpt,  die  Anzahl  der  ctoium  eapila,  d.  b.  der  Bfliger  männ- 
lichen C^esebleehts  Uber  17  Jahre  ansdHlcken,.'die  dieser  Praofeetur  ange- 
hörten (s.  meine  Bcedlfcsnmg,  8.  312  "319).  Der  Ausdmck  »enbi  poste 
ratbält  dann  allerdings  eine  rhetorische  Uebertreibong,  die  aber  nicht 
ttberrascht,  da  die  Angabe  sich  in  einer  Rede  findet,  in  der  es  darauf 
ankommt,  die  Macht  der  Gampaner  recht  ansehnlich  erscheinen  zn  lassen. 
Um  die  bttrgerliche  GesammtbeyOlkemng  zn  erhalten,  haben  wir  also 
diese  Zahl  von  54000  Btlrgern  mit  3  zn  maltipliciren  (meine  Bevölkerung, 
S*  ö3)  oder  wahrscheinlicher  mit  SVn  da  die  Bevölkerung  Italiens  in 
dieser  Zeit  noch  im  Zunehmen  war,  und  ausserdem  die  Kesultate  yon 
Zähinngen  immer  etwas  unter  der  Wahrheit  bleiben.  Das  ergiebt  also 
fltr  die  campanische  Praefectur  utA  den  Anfang  des  hannibalisohen  Krieges 
eine  Zahl  von  100—120000  bttrgerliohen  Bewohnern. 


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450 


Die  Bevölkerung  Campanions. 


Der  Flächoiiiihalt  der  Praefeetar  beträgt  oaoh  der  oben  S.  18  ge- 
gebenen Bereebnnng  17,80  geograpbisebe  QiuidratineÜen  oder  952  Qnadmt- 
kflometer;  da  indeas  diese  Berechnong  ohne  Benntsnng  von  ZonentobeOen 
Torgenommen  ist,  wird  das  Besnltat  nm  ein  geringes  m  niedrig  sein.  Eine 
ongefiUire  SebfttKong  aaf  Gmnd  der  nenen  pünimetrisehen  Bereebnnng  des 
Fläcbeninhalts  des  Königreiebs  dnrob  das  italienisebe  militftrgeograpbisobe 
Institnt  hat  mir  in  mnder  Zahl  1000  Quadratkilometer  ergeben  (B^efflfte- 
nmg,  S.  419).  Es  entfallen  also  100—120  blirgerliebe  Einwohner  auf 
1  Qnadratkilometer,  eine  Zahl,  die  damals  in  keiner  anderen  italisehen 
Landsebaft  aneb  nur  annähernd  erreieht  wnrde.  In  dem  gesammtea 
nnmitielbar  rOmisehen  Gebiete  mochten  hOchstois  40  bfligerUebe  Ein- 
wohner, auf  den  gldehen  Fläeheuranm  kommen;  anf  der  ganzen  Hslb* 
insel|  soweit  sie  in  dieser  Zeit  Born  nnterworfen  war  (also  mit  Anssehlnss 
des  Polandes),  etwa  23.  Oass  Oampanien  im  Altertbnm  eine  verbältnisa- 
nifissig  sehr  dichte  Bertflkernng  hatte,  bat  sieh  nns.  bereits  oben  anf 
anderem  Wege  ergeben.  Aneh  dass  das  Verhältnias  der  Beiter  wn  .den 
FttBStrnppen  hier  ein  höheres  ist,  als  im  Dorebsebnitt  des  ganzen 
rdmisoben  Gebiets  (1 :  Ifi  geg«i  1 : 12)  ist  bei  dem  Beiebtbnm  and  der 
berühmten  Pferdezncht  Campaniois  ganz  in  der  Ordnung.  Die  Angabe 
des  liyins  Aber  die  Zahl  der  eampanisehen  Börger  scheint  also  dnroh- 
ans  glanbwttrdig.  Dagegen  würden  wir  ganz  nnwabrseheinlicb  hohe 
Zahlen  erhalten,  wollten  wir  den  Ansdroek  acribi  pont  wOrtlieh 
Teretehen  und  annehmen,  die  eampanisehe  Praefeetar  habe  34000  znm 
activen  Heerdienst  qualifieirte  Bflrgw  (wniores)  im  Älter  von  17  bis  46 
Jahren  umfasst.  Wir  kämen  dann  auf  eine  bttrgerUebe  Revölkening 
Ton  150—180000,  150-180  auf  1  Quadratkilometer,  oder  mit  Ein- 
8cblü8s  der  Sklaven  anf  eine  Volksdiehtigkeit,  wie  sie  im  Alterthnm  nnr 
das  Kiltbal  erreicht  hat 

Was  wir  sonst  von  der  BeyGlkemng  Campanieas  in  dieser  Z^ 
wissen,  steht  mit  unseren  Zahlen  in  gntem  Einklang.  Im  Jahre  338  soll 
Capua  allein  1600  Ritter  (eqniies)  gezählt  haben  (Liv.  8,  II);  es  blieben 
also  2400  Reiter  fUr  die  übrigen  Städte  der  Praefeetar,  wenn  nicht,  was 
wahrscheinlich  ist,  in  den  120  Jahren  bis  zum  Ausbruch  des  hanniba- 
lischen  Krieges  die  Bevölkerung  sich  etwas  Termehrt  hat.  Im  Jahre  215 
soll  ein  campanisches  Heer  Ton  14000  Mann  gegen  Comae  anfgeboton 
worden  sein  (Liv.  23,  36),  was  wohl  Übertrieben  ist,  denn  wenig  später 
kämpfen  die  Capnaner  vor  den  Thoren  ihrer  eigenen  Stadt  mit  nur 
6000  Mann  gogen  den  Oonsnl  Q.  Fabius  (Liv.  23,  46).  Es  ist  nicht 
zu  vergessen,  dass  ein  grosser  Theil  der  caropanischen  Fraefectur, 
die  Städte  Ciunae,  Aeerrae,  Snessnla  den  Römern  tren  geblieben 
war,  und  dass  aneh  Capua  an  den  Verlusten  der  drei  ersten 


Die  Bevttlkening  Caiiipaaieiis. 


4ö7 


Jahre  des  Krieges  gegen  Haonibal  seinen  TerhlUtiussiiiässigeii  Antbeil 
gtthabt  hat 

Um  nun  die  CtesammtbeTdlkernng  der  eampanisehen  Fraefectnr  zu 
erhalten,  mttssten  wir  noch  die  Sklaven  hinzareehnen;  dam  die  Fremden 
kdnnen  damals  wohl  kanm  sehr  in's  Gewicht  gefallen  sdn.  Es  ist  wahr- 
scheinlich, dass  eine  so  bedentende  Indostriestadt  wie  Oapna  eine  nieht 
geringe  SklaTensahl .  besessen  hat;  erwfthnt  doch  Livins  ausdrücklich 
servUia  in  Gapua  (26,  4)  nnd  Casilinnm  (24,  19).  Andererseits  ist  nicht 
zn  vergessen,  dass  die  Plantagenwirthschaft  mit  unfreien  Arbeitern  in 
dieser  Zeit  in  Italien  noeh  nnbekannt  war;  nnd  flberhanpt  ist  schon  die 
freie  BevOlkemng  Gampanieos  im  IIL  Jahrhundert  so  bedeutend,  dass 
die  Annahme  einer  sehr  hoben  Sklavenzahl  zn  ganz  nnwahrseheinlieben 
Resultaten  ifthren  wflrde.  Ich  glaube  also,  dass  wir  die  Sklaven 
höchstens  auf  50  %  der  firdea  Bevölkerung  veranschlsgeu  dürfen,  was 
dse  Oesammtzahl  von  150 — 180000  Einwohnern  ergiebt. 

Die  foederirten  Gemeinden  Gampaniens  hatten  nach  der  Berechnung 
oben  auf  Seite  18  zusammen  einen  FlAchenraum  von  20,5  geographiseben 
Qoadratmeilen  (einschliesslich  Iscbia)  oder  1128,5  Quadratkilometer;  es 
ist  schon  bemerkt  worden,  dass  diese  Zahl  etwas  zn  niedrig  sein  wird. 
Wir  werden  also  rund  1200  Quadratkilometer  annehmen  dürfen,  wss 
durch  eine  Absohfttznng  auf  Grund  der  Berechnung  des  militir-geogra* 
pbischen  Instituts  best&tigt  wird.')  Da  dieses  Gebiet  zum  grossen  Theil 
gebirgig  ist,  auch  eine  Groesstadt  wie  Gapua  fehlt,  so  wird  die  Volks- 
dichtigkeit hier  geringer  gewesen  sein,  als  in  der  eampanisehen  FrSftctur, 
wenn  sie  auch  immer  noch  recht  ansehnlich  sein  mochte.  Rechnen  wir 
in  runder  Zahl  100.  Einwohner  auf  1  Quadratkilometer,  so  erhalten  wir 
ftr  ganz  Gampanien  südlich  des  Voltumus  zu  Anfang  des  hannibalischen 
Krieges  gegen  800000  Einwohner. 

Der  hannibaliscbe  Krieg,  in  dem  Gampanien  so  schwer  zu  leiden 
hatte,  musste  hier  eine  noch  stärkere  Abnahme  der  Bevölkerung  ver- 
•  Ursachen,  als  sie  in  Folge  desselben  überhaupt  in  Italien  eingetreten  ist; 
aber  auch  hier  mussten  in  der  darauf  folgenden  langen  Friedenszeit  die 
Verluste  sieh  ausgleichen.  Jedenfalls  hat  unter  Augustns  Gampanien 
eine  bohwe  Bevölkerung  gehabt,  als  in  Hannibals  Zeit;  muss  doch  die 
städtische  Bevölkerung  allein,  wie  wir  gleich  sehen  werden,  am  Anfange 
der  Kaiserzeit  gegen  300000  betragen  haben,  sodass  Gampanien  damals 
im  ganzen  400000  Einwohner  gezählt  haben  mag,  ca.  180' auf  1  Quadrat- 
kilometer. 

')  Die  campanisohen  Inseln  haben  noch  nach  dem  In$UMo  geograßeo  miUtare 
folgenden  FttdieDiBhftlt:  laehis  45,91  Qnmdntkilometer,  Proeida  and  Vivan  4^07 
Niiida  0,31,  Gapri  10^,  sosaiiiiiMii  slao  60,74  (kiisdiafldloiDetar. 


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45b 


Die  B«v4Nkeniiig  Campaniaki. 


Unter  den  Stttdten  der  Landschaft  nahm  wenigstens  seit  dem  Y.  Jahr^ 
hundert  Gapna  die  erste  Stelle  ein.  Allerdings  ist  es  rhetorisehe  Uebe^ 
treibong,  wenn  LiTins,  TOm  Jahre  343  sprechend,  Capna  als  vrb»  maxkna 
9putenii$$maqii»  liaHa«  beseichnet  (7,  31);  denn  die  sermnisehe 
Haoer  Borns  nmschliesst  mehr  als  den  doppelten  Flflchenranm  (426  ha), 
als  die  Manem  der  eampanisehen  Hanptstedt;  und  anch  hinter  Tarent 
bat  (kpna  damals  wahrscheinlich  anrnckgestanden.  Immerhin  mnss  es 
in  dieser  Zeit  die  dritte  Stadt  der  Halbinsel  gewesen  sein;  die  Volks- 
sahl  wird  nach  dem  oben  Uber  die  Berölkemng  der  campanischen  Prft- 
fecter  gesagten  nm'a^Jahr  220  anf  etwa  60—60000  Einwohner  ▼er- 
anschlagt werden  können. 

Auch  nach  eleu  Scblii^ren  des  hannibaliBchen  Krieges  ist  Capua  eine 
bedeutende  Stadt  gebliebeu.  Cicero  nennt  sie  im  Jahre  (V.i,  also  vor  der 
Oolonisati  II  durch  Caesar,  urbem  amplissiinam  aiquc  ornaiissimam  {De 
lege  agraria  II,  2ö,  7t>).  In  Folge  dieser  CV)!oni8atiou  und  der  Ver- 
Btarkung  der  Colonie  durch  die  Triumvira  und  Aiigu.stus,  nahm  dann 
Capna  seinen  alten  Raug  wieder  ein;  es  wurde  jetzt,  da  Tareut  in- 
zwischen yert'allen  war,  in  Italien  nur  noch  vuo  Rom  Ubertroffen.  In 
der  späteren  Eaiserzeit  wurde  Capua  dann  von  Mailand  überflügelt, 
doch  war  es  noch  im  IV.  Jahrhundert  die  dritte  Stadt  der  Halbinsel 
(Ansonius  de  mbH.  urb.  6,  oben  S.  307). 

An  äusserem  Umfang  scheint  das  Capna  der  Kaiserzeit  die  alte 
Oskerstadt  nicht  viel  Ubertroffen  sa  haben.  Die  Linie  der  Befestigungen 
ist,  soviel  wir  sehen,  nicht  erweitert  worden;  ihr  Umfang  beträgt  5%  Kilo» 
meter,  der  Flächeninhalt  des  Ton  der  Mauer  umschlossenen  Raums 
181,5  ha.  Da  das  Amphitheater  ausserhalb  der  Mauern  erbaut  wurde,  so  ist 
sar  Zeit  ^>  iner  Anlage  —  im  I.  Jahrhundert  der  Kaiserseit  —  derBanm 
innerhalb  der  Befestigungen  jedenfalls  ganz  von  Häusern  eingenommen 
gewesen;  während  andererseits  die  Lage  des  Amphitheaters  unmittelbar 
YOt  der  Mauer  den  Beweis  giebt,  dass  die  Stadt  nach  N.-W.  hin  die 
Mauerlinie  wtek  kaum  Überschritten  hatte.  Dasselbe  ergiebt  sich  fax 
die  entgegengesetate  Seite  daraus,  dass  ein  Grab  ans  der  ersten 
Kaiseneit,  die  sog.  Carceri  FeccÄte,  in  geringer  Entfernung  vor  dem 
Ostthore  an  der  Via  Appia  erhalten  ist.  Wenn  also  selbst  an 
dieser  Strasse,  der  Hauptverkehrsader,  im  V.  Jahrhundert  noch  keine 
ansgedehnteren  Vorstädte  sich  angesetzt  hatten,  so  kann  das  anf 
den  tlbrig^en  Seiten  der  Stadt  noch  weniger  der  Fall  gewesen 
sein.  Doch  waren  jetzt  die  Häuser  ohne  Zweifel  höher  als  im 
HI.  Jahrhundert,  und  der  gleiche  Banm  also  von  einer  grosseren  Zahl 
Menschen  bewohnt 


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Die  BevUkMmif  dxaiftaasmai. 


469 


Capoa  smiäehsft  an  Bedentang  stand  Fnteoli.  Tadtna  (Bisi,  III,  57) 
iBpiicbt  Ton  der  mmuetpäUa  amutaHo  awiacben  beiden  Sttldlen  zu  An- 
fang  der  flavkeben  Zeit;  und  keine  zweite  Stadt  in  Campanien,  mit 
Ananabme  von  Capna,  bat  ancb  nnr  annähernd  aonel  Insebriften  binler- 
laasen  wie  Pnteoli.  Im  Corpus  hueriptUmutn  Latinarfm  ateben  (abge- 
aeben  Yon  den  Addenda  ete.)  1T90  Insebriften  aua  Poteoli  Tendebnet 
gegenttber  781  ana  Capoa;  doeb  gebttren  yon  den  erateien  sebr  viele,  viel^ 
leiebt  die  Hebrzabl,'  den  Naebbaratidten  Neapelia,  Gnmae,  Hiaennm,  eder 
sind  ttberbanpt  niebt  eampaniacben  Urapranga.  Da  Pateoli,  wenn  wir 
▼00  dem  Bargfelsen  abaeben,  niemab  nmmanert  geweaen  iat,  so  feblt 
ans  bier  ein  aiebeier  Anbaltapnnkt  znr  Beatimmang  der  Auadebnnng  dea 
mit  Baoaem  bebanten  Banmea.  Wir  werden  etwa  annehmen  dnrfen» 
daaa  die  eigentliche  Stadt  begrenzt  wnrde  dareb  ebe  Linie  von  den 
Pietre  roae  naeb  dem  Gireoa,  Ton  da  naeb  der  Annnnziata,  zum  Amphi- 
theater, znr  Pteeina  Cardito,  und  weiter  in  attdlieber  Biebtnng  znm 
Meer;  der  ao  nmaebriebene  Banm  wird  kaam  llb^  80  ba  nmfaaaen. 

Noch  etwaa  anagedebnter  war  NeapoUa,  deaaen  fllteater  Maaerriag 
einen  Fläebearanm  ven  etwa  76  ba  nmacblieaaty  der  aieb  zeit  der  Stadt^ 
erweiterong  naeb  W.  bin  auf  100  ba  rergrOaaerte  (meine  Bevölkerung, 
S.  489,  veigL  anten  S.  464  f.).  - 

Dann  folgt  Pompei,  mit  64^7  ba  —  (naeb  Fioretti  Bdamone 
Mooi  d«  Pompei  dal  1861—1872  S.  10  App.),  endlieb  Sorrentnm  mit 
22  ba  (meine  BooHiJsorung,  &,  490;  die  oben  S.  262  gegebene  Zahl  von 
29  ba  iat  zn  bocb);  aneb  Herenlaneom  wird  aebwerliob  grOeaer  ala 
Snrrentom  geweaen  aein,  doeb  iat  eine  genaue  Beatimmnng  dea  FlAeben- 
ranma  bier  nnmOgli^.  Ton  Kyme  kennen  wir  den  Lanf  der  giieehiaeben 
Maner,  der  ftlr  die  BeatimmTing  der  Grdaae  dea  römiaeben  Hnnieipioma 
aatttrlieb  wertbloa  iat  (rergl.  Yelleina  I.  i,  2);  ttber  die  Anadebnnng  der 
tlbrigen  Städte  CSampaniena  wiaaen  wir  gar  niehta. 

Sachen  wir  nnn  eine  Anaebanong  von  der  Volkazabl  der  eampa- 
niacben Städte  in  der  Eaiaerzeit  zn  gewinnen,  ao  babeo  wir  Ton  Pompei 
auszugehen.  Nadi  Niaaen'a  Berechnung,  .die  leb  im  Weaentlieben  Ibr 
richtig  halte,  hat  die  Stadt  innerhalb  der  Hauern  vor  ihrer  Zerattfmng 
etwa  20000  £inwobner  gezählt  (Pomp.  Studien  S.  379).  Capoa,  daa 
dreimal  so  ausgedehnt  iat,  mnaa  demnach  mindeatena  60000  Einwohner 
gezählt  haben ;  ich  sage  nündeatens,  weil  mit  der  QrOaae  der  Stadt  aueb 
die  Dichtigkeit  der  Bewohnnng  zuzunehmen  pflegt»  aodaaa  wir  una  Capua 
in  der  ersten  Kaiserzeit  ala  Stadt  Ton  80-  — 100000  Einwobnem  Torzu- 
stellen  haben.  Dem  entspricht  ea,  daaa  daa  Ampbitfaeater,  daa  aber 
natürlich  auch  Hir  die  Landbevölkerung  mitbereebnet  war,  naeb  Alvioo 
42496  Sitzplätze  hatte  (oben  S.  362). 


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460  Di6  BeTOlkenmg  Campanieiia,  —  Utentur. 

Pnteoli  tnnsB  nach  dem  oben  geeagten  etwas  kleiner  gewesen  sein; 
immerhin  werden  wir  für  den  ganzen  nsammenbängenden  Stftdte>  nnd 
Villeneomplex,  der 'den  pnteolonischen  Bnsen  nmsänmte:  Pnteotit  Baiae, 
Misenom  und  Gamae,  eine  BevOlkermig  von  gegen  100000  Eiowolinem 
annehmen  dürfen. 

Neapolia  war  reiehlich  nm  die  Hälfte  grt^sser  ab  Pompei  nnd  mag 
danaeh  30000  Einwohner  gezählt  haben.  Auch  die  Golonien  Kola  nnd 
Nneeria  mnssten  Torhältnissmässig  ansehnlich  sein  und  werden  etwa  auf 
je  20 — 25000  Einwohner  geschätzt  werden  können. 

Die  ttbrigen  Städte  Oampaniens  sind  wenig  bedeutend  gewesen; 
wie  denn  Cicero  neben  Capna  nnr  Neapolis,  Pnteoli,  Cnmae,  Pompei, 
Nneeria  als  ansehnliche  Ortschaften  anführt  {d$  Uge  agratia  IL  35,  96). 
Hercnlanenm  heisst  bei  Strabon  ein  tpewQtw  (V.  S.  246),  bei  Sisennn 
(fr.  53)  eine  Stadt  panis  maenUnu;  nach  der  Ansdehnang  tu  schliessen, 
kann  es  10000  Einwohner  kanm  erreicht  haben.  Sorrentom  wird  nicht 
grosser  gewesen  sein. 

Litemnm  nennt  Valerins  Maiimns  ein  ignobiUf  i»eu$  (V.  3,  2); 
Veigil  spricht  von  den  wunae  Aeerrae  (Georg,  IL  225).  Plinins  erwähnt 
die  moHeniis  Oi#i7ifii  reUquiae  (N,  K  UI.  70);  Silios  sagt  (VIIL  544): 
nec  pamt  äberai  CalaÜa  murU,  Anch  Voltnrnum,  Atella,  Sneesala, 
Abella  haben,  wie  die  spärlichen  nns  erhaltenen  Insehriften  beweisen,  in 
der  Kaiserzeit  nnr  geringe  Bedeutung  gehabt 

Zusammen  haben  also  alle  diese  Städte  eine  Bevölkerung  Ton  etwa 
300000  Einwohnern  gezählt,  während  hente  (1881)  das  eine  Neapel  ohne 
die  Vororte  463172  Einwohner  hat.  Daneben  zählt  Gampanien  jetzt 
20  Ortschaften  mit  mehr  als  10000,  und  gegen  100  mit  Uber  2000  Ein- 
wohnern, wobei  nur  die  zusammenwohnende  Bevölkerung  des  Hauptorts 
(popokaione  agglomerata)  gerechnet  ist  Es  ist  sehr  fraglich,  ob  es  in 
Augustus  Zeit  auch  nnr  25  solche  Ortschaften  gegeben  bat  Jedenfalls 
gab  es  damals  nur  9,  oder  wenn  wir  Snrnntnm  nnd  HeronlaDcum  mit- 
rechnen, nicht  Aber  11  Städte  mit  mehr  als  10000  Einwohnern.  Schon 
daraus  ergiebt  sieh,  dass  die  BevOlkernng  der  Landschaft  weit  hinter  der 
heutigen  znrflckbleiben  mnsste  (vergl.  meine  Bwötkerung  S.  439). 

5.  Literatur. 
Reiche  bibliographische  nnd  biographische  Nachweise  zur  älteren 
Literatur  tlber  die  Geschichte  und  Topographie  Campaniens  giebt 
Francescantonio  Soria  Memorie  storie(hcntMie  degli  slorici  Napoliiani, 
2  Bde.,  Napoli  1781,  1782.  Weitere  Literatumachwcise  in  den  Ein< 
leitnngen  za  den  Inscbrifteu  der  campanischen  Städte  im  Corpus  Inteti' 
pikmnm  LaUnarum  (Bd.  X),  und  im  Katalog  der  BUOhibeea  PUtlneriana 


r 

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LitenUur. 


461 


des  d^tsehen  arcbäoiogiBcben  Instituts  in  Rooi  (Roma  1886).  Daza 
kommen  die  Uebersicbtcn  Holms  in  Bursian's  Jahretb&rieht,  die  aber 
leider  seit  1881  nicbt  mehr  fortgesetzt  worden  sind. 

Unter  den  Arbeiten,  welcbe  die  ganze  Landschaft  bebandeln,  sind 
hervorzaheben:  Sanfelice  Campania  Napoli  1562,  Pellegrino  Discorsi 
deUa  Campagna  felice  Napoli  1651  (s.  oben  S.  295),  Ginstiniani  Dizionario 
geograßco  ragionato  del  Regno  di  Napoli  16  Bde..  X.ipoli  1797 — 1813, 
Romanelli  Anika  iopograßa  tslork-a  del  Regno  di  Napoli,  und  besonders 
Corcia  Sloria  delle  due  ,Sicilie,  3  Bde.  (der  zweite  Band  bebandelt  Cam- 
panien),  Napoli  1843 — 1847.  Weiter  die  Abbandlungen  Mommsen's  Uber 
die  Geschichte  und  Verfassung  der  campanischen  Städte,  im  X.  Bd.  des 
Corpus  Imcriptionum  L(itin<inm  (Berlin  1883);  Dabo,  Grundzüge  einer 
GescMchU  Campaniens  nach  Maassgabe  der  neuesten  archäologischen  Ent- 
deckungen,  in  den  Verhandlungen  der  34.  Versammlung  deutscher  PhilO' 
logen  in  Trier  1879,  S.  140—161  (Leipzig  1880);  Holm  Ricerche  suUa 
Stona  deir  antica  Campania,  im  Archivio  Storico  per  le  provincie  Napo- 
letane  XI.  (1B86)  S.  21—64,  28r>— 329.  üeber  die  Quellen  Strabon's  in 
der  Beschreibung  Campaniens  habe  ich  gehandelt  in  den  Atii  delV  Acca- 
demia  dei  lAne»,  Mmorie  deUa  elas»e  di  Scietae  moraii,  X.  (1882) 
S.  429  ff. 

Eine  Ue1)er.sicht  Uber  die  seit  1876  auf  dem  Boden  Campaniens  ge- 
machten archäoIogi^cheD  Funde  geben  die  von  Fiorelli  hcran^^cgebeneu 
Notizie  degli  Scavi  di  Antichitä  comunicale  alla  R.  Accademia  dei  Lincei 
per  ordine  di  S.  E.  il  Minisiro  detia  PubbUca  Isiruzione.  Die  Ausgrabungs- 
berichte  aus  früherer  Zeit  sind  gesammelt  von  Michele  Ruggiero:  Degli 
Scavi  di  Anlichitä  nelle  provincie  di  terrafenna  delV  antico  Regno  di 
Napoli  dal  1743  al  1876.  Napoli  1888.  Vid  wichtiges  Material  enthält 
das  BulleUmo  Archeologico  Napoletano,  von  Avellino  begründet,  von 
Garrucci  und  Minervini  fortgesetzt,  das  leider  in  Folge  der  politischen 
UmwAlznng  von  1860  zu  erscbeinen  aufgehört  hat  (1842 — 184:),  nuova 
ierie  von  1855—1860).  Nur  ungenügenden  Ersata  bot  das  von  Fiorelli 
heransgcgebene  Giomale  degli  8eavi  di  Pompei,  nuova  scrie  (seit  1868), 
das  1879  ebenfalls  zu  erscheinen  aufgehört  hat.  Seit  1870  werden  in 
Caserta  veröffentlicht:  Atti  della  Commissione  conservatriee  dei  monU' 
menti  ed  oggetti  d'AnttchUä  e  b^e  arti  nella  provincia  di  Terra  di  Lacoro. 
Das  Archivio  Storico  per  le  provincie  Nnpoletane  (seit  1876)  behandelt 
natürlich  in  erster  Linie  die  Geschielitc  des  Mittelalters  und  der  neueren 
Zeit.  Ebenso  das  seit  vorigem  Jahre  in  Caserta  erscheinende  Ardumo 
Storico  Campano. 

Die  geologischen  Verhältnisse  Campaniens  behandelt  Roth,  der 
Ve9u»  und  die  Umgeibmg  von  Nea^  Berlin  1859.  Daneben  wird  sor 


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462  Litentur. 

Ufibeniehl  genflgen  die  Carla  geologiea  ^liaUa  ntSh  iCßla  di  1 1000000, 
puftftKeoto  ptr  eura  dü  &  Vffkiio  geologieOf  Borna  1689, 

Unaer  beetei  kArtographiidies  Httlfemittel  ftr  luBtoriacb-topo- 
graphisebe  Zwacke  bildet  nocb  immer  die  Caria  topogra^iea  ed  idro- 
grqßca  dei  eoniorni  die  NapoH,  15  Blätter  im  Ibaaflstabe  Ton  i  :  25000, 
aufgenommen  rom  neapolitaniscbenCkneralstnbe  in  den  Jabien  1817 — 1819, 
und  seitdem  nnf  dem  laoftnden  erbalten.  Daneben  die  nene  italieniflcbe 
Generalatabikarte,  in  2  An^gaben,  im  MaasMtabe  Ton  1  :  100000  und 
1 : 50000.  Fflr  Campanien  kommen  in  Betracht  die  Blätter  172  (Caserta), 
183  (Iscbia),  184  (Napoli)^  185  (Salemo),  196  (Vico  Eqnense).  Bei  der 
Aufgabe  im  Haaeastabe  jm  1  :  50000  iat  Jedes  dieser  Blätter  in 
4  Seetionen  getheilt  Eine  Bednetion  dieser  Karte  ist  Kieperts  Caria 
earogn^ca  $d  areheologtea  ddF  ItaUa  ceniroU  (Berlin  1881)  im  Haass- 
stabe Ton  1  :  250000,  auf  der  ancb  die  antiken  Ortsnamen,  Strassen 
n.  s.  w.  eingetragen  sind. 

6.  Zu  den  Karten  und  Plänen. 

Die  Blätter  III,  V— VII,  IX— XIII  haben  die  neapolitanische 
Generalstabskarte  in  1  :  25000  zur  Grundlage;  um  die  antiken  Reste 
mit  der  erforderlichen  Klarheit  zur  Darstellung  bringen  lü  können,  ist 
der  Maassstab  mit  Ausnahme  der  drei  letzten  Blätter  {XI— XIII)  ver- 
doppelt worden.  Der  Plan  von  Xeapolis  (Blatt  II)  beruht  auf  der  Piania 
deUa  CiHä  di  NapoH  delinenia  ed  incisa  nelV  Ufficio  topograßco  della 
guerra,  Napoli  1828—1872.  Blatt  IV  (Cumae)  ist  bearbeitet  nach  dem 
Plan  von  Giosu6  Rossi  in  Jorio's  Atlante  di  Pozzuoli.  Blatt  VIII 
(Herenlanenm)  ist  im  Wesentlichen  eine  iieproduction  der  Pläne  in 
Bosini's  DissarkUtO  itagogica  ad  voluminum  Herculanensium  explanalionem ; 
nnr  zeigt  unser  Plan  das  antike  Herculaueum  und  das  moderne  Resiua 
auf  einem  Blatt,  ausserdem  sind  die  neuen  Ausgrabuu^eu  eingetragen. 
Blatt  I  (Campanien)  hat  die  Kiepert  se  he  Karte  der  Umgebung  Neapels 
im  Maassstabe  von  1  :  400000  zur  Graudiage. 


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NACHTBÄGK 


Einleitung. 

Seite  1.  »St  h  II  der  Pcriplus  der  sog.  Skylax,  der  etwa  der  Mitte 
des  IV.  Jahrhunderts  augehort,  rechnet  die  Küste  des  Gölls  zu  Cauipanien: 
"Olffinv  3'  i^^ovfat  Kafi/iavol  xai  ttoIhc  'EXXtjVtdsq  mtat  fv  iTi 
Kufi/tupiu-  KruTi^  NiänoXtq.  Katä  tavtd  iat$  Jh^^xovaaa  vijao^  xai  noXt^ 
*EÄk)^vic,    IJuQÜnXovg  di  r^g  Ka^rtaviag  iotlv  ^/i/»ac  fxiäc,  flOj. 

Seite  &  Die  Inschrift  n.  5  lautet  nach  der  Abschrift  von  Röhl 
(/fwer.  Graecae  aiUiqtiisaimae  525)  ^EtiI  tot^  *Ovoßa«tw  tw  <P«<d/iUw 
ä^Xotg  i^i^,  Aa  dein  kymaeiBcben  Ursprnng;  kann  demnaeb  kein 
Zweifel  Bein. 

Seite  9.  Ein  Aeerrae  in  Etrnrien  gbbt  es  nicht.  Wohl  aber  er- 
wähnt Plinins  nnter  den  zu  seiner  Zeit  als  Gemeinden  nicbt  mehr  be- 
stehenden Städte  Umbriens  Aeerrae  qm»  Vitfriae  eoffnominaniur  (III.  114). 
Also  beweist  der  Name  nichts  für  eine  etmskische  Grttndnng.  ■ 

Seite  17.  Dass  die  Gebiete  von  Nola  nnd  Neapolis  an  einander 
grenzten,  sagt  Dionysios  XV.  b,  nnd  wird  bestätigt  dnreh  die  Cresehichte 
von  dem  Grenzstreit  zwischen  beiden  Städten  bei  Cicero  De  Offic.  1. 10,  33. 

Seite  18.  Line  2  Kii.  von  Öarno  bei  Villa  Veuere  gefundene  Inschrift 
mit  der  Trihiis  Menenia  {Nolizie  degli  Scavi  18^2,  1883)  bestätigt,  dass 
diese  Ge^eud  zu  Fompei  oder  Naceria,  wabrt>chcmiich  also  zur  letzteren 
SUdtj  gehört  hat. 

Die  Plilegraea. 

Seite  23.  lieber  die  geologischen  Verhältnisse:  Roth,  Der  Vetwo 
vnd  die  Umgebung  wm  Neq^  Berlin  1857.  Nissen,  KolitcAe  Landetkunde 
S.  263  ff.  Die  HOhenangaben  sind  nach  der  neuen  ital.  Generalstabskarte 
im  Maassstabe  yon  1  :  50000  so  berichtigen. 


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464 


Neapolis. 


Neapolis. 

Seite  27.  Zur  Literatur  uod  nachzatragen:  SiUa,  La  fondtaUme 
di  ParUnope,  Kap.  1769;  SigiamondOi  Detcrisiom  deHa  dttft  dt  AiipoK 
e  ««Ol  6ofyH  3  Bde.,  Kap.  1788;  Cava  Grimaldi,  MmoneStorkhe  della 
eütä  di  NapoU  dal  ten^  della  «uo  fondoihne  tino  al  prumU,  Nap. 
1857;  Cardona,  IMle  origmi  deäa  eUtä  diN<^i,  Nap.  1880;  JU  Galanti, 
Quida  sioriea-mommentah  deUa  düä  di  NapoU  e  eoniorni  motfj/icoto  ed 
ontp/folo  da  Lormzo  PoU^zi,  2*  edkione,  Napoli  1882;  Cocchia,  La 
iomba  di  VirgtUo  (Jrchmo  Slorieo  per  h  JVoetncte  Nt^ktane,  XHL 
fasc  3  e  4,  aueh  separat)  Torino  1889;  Clanson,  Saggio  suUa  U^ogrqfia 
delP  antiea  Partenope,  Nap.  1889;  Mariotti,  De  PaiaeopoU  ei  Jroimnteniantf 
in  eam  animadeenionibiu,  Bioieia  di  FUohgia  XVL  257—277.  Wetter 
die  schon  angeftthrte  Arbeit  von  Holm  im  XL  Bande  des  Arekimo  Simco, 

Seite  35.  Ueber  das  Mtlnzwesen  Neapeb  and  der  flbrigen  StSdte 
GampamenB  iet  jetzt  zu  Terglelchen  Head,  HittotiaNwmmonim,  Oxford  1887. 

Seite  47.  Mommsen  CIL.  X.  p.  172  hAlt  die  Demarchen  nnd  Arehonten 
fttr  identisch;  dem  entgegen  steht  aber  doch  wohl  die  Inschrift  n.  31 
(CIO  5799),  die  zwei  ägiortutol  ond  einen  StjfMtQx^aa^  neben  ^naader  nennt. 

Seite  51.  Ein  Senatsdeeret  zn  Ehren  des  P.  Plottns  Fanstinnz, 
ecriba  publicue  Neapoliian(onm)  ist  kürzlich  in  der  Sezione  Hereato  ge- 
funden worden  (Rendieonli  efelT  Accad.  dei  Lincei  1890  S.  431). 

Seite  57.  Neapolitaner  waren  der  Akademiker  Aeschines,  Kameadei^ 
Sehttler  (Zelier  H  '  525)  und  der  Peripatetiker  Staseas  (Zeiler  IV>  628), 
der  Lehrer  und  Hansp:enosse  des  M.  Piso.  Sie  lebten  am  Ende  des 
IL  oder  Anfang  des  L  Jabrbanderts;  ob  sie  aber  ans  Neapolis  in  Cam- 
panieu  waren,  wissen  wir  nicbt  sieber. 

Zn  §  4  vergl.  den  Aufsatz  von  Panofka,  Parthenope'e  Leickenepi^, 
in  der  Archaeol.  Zeitung  X.  477. 

Seite  60.  1889  wurde  in  einem  Grabe  bei  der  Strada  di  Capodicbino 
eine  Marnioi  platte  gefanden  mit  der  Inschrift  (Notizie  degli  Scaoi  1889,  194) : 

Xia  Auuvia  X9V^^^  X^^Q^'  ovtiag  navteq  vvaa^e  ßiov  nuQodot:  tb  6i 
O^/w  äd^gavotov  rtigehe  dxvftoQOV  vixvog. 

Seite  62.  lieber  den  Lauf  der  Stadtmauer  zur  üobenstaufenzeit 
und  bis  znm  Anfang  der  Herrschaft  der  Aigen  handelte  Capasso  Sulla 
circoaerizione  civile  ed  ecclesiasiica  e  suUa  popotazione  della  citlä  di  Na- 
poU (Nap.  1883,  Estratto  dagli  atti  dell'  Accademia  Pontiniana)  S.  6  ff. 
Danacb  lief  die  Mauer  vom  Castel  Capnano  bis  zur  Porta  di  Costanti- 
nopoli,  80  wie  ^ie  auf  meinem  Plane  gezeichnet  ist;  von  da  wandte  sie 
sich  Ifings  der  Ostseite  der  glcicbnaraigen  Strasse  gegen  Süden  bis  znm 
Kloster  S.  Pietro  a  Maiella,  neben  dem  die  Porta  Donnorso  stand,  von 
da  weiter  nach  S.  Sebastiano  und  mm  GcfiU  Nnovo,  uud  längs  der  Oat- 


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9 


NttpolU.  466 

Seite  der  Strada  Hontoliveto  naeh  8.  Maria  la  NaoTa.  Ba  ist  kein 
Zweifel,  dass  die  antike  Maner  anoh  hier  derselben  Linie  folgte,  wonaeh 
mein  Plan  in  eiaigen  Punkten  an  beriohtigen  ist  Demnach  wird  Holm 
Hecbt  haben,  wenn  er  (a.  a.  0.)  meint,  dass  schon  die  älteste  Maner  des 
helieoiscben  Neapolis  bis  znr  Strada  S.  Maria  di  Costantinopoli  ging  nnd 
die  Stadterweiternng  sich  attf  das  Gebiet  sttdlieh  Ton  8.  Fietro  a  Maiella 
und  S.  Sebastiane  beschränkte.  Dass  aneh  im  Osten,  wo  jenseits  der 
Strada  S.  Nicola  de'  Caaerti  die  regelmässige  Strassen-Disposition  aufhört, 
eine  Stadterweitcrang  in  Bpätbellenischer  Zeit  stattgefunden  hat,  ist  mögiieh, 
aber  bei  dem  Fehlen  alier  Keste  einer  alten  Maaerlinie  westlich  vom 
Castel  Gapoano  nicht  an  beweiBen.  Jedenfalls  aber  konnte  diese  Erwei- 
terung mit  der  angeblichen  Aufnahme  der  Hereulanenser  naeb  der 
Katastrophe  des  Jahres  79  nichts  zu  thun  haben,  denn  wenn  damals 
wirklich  ein  neues  Stadtviertel  an^'clegt  worden  wäre,  so  würde  dasselbe 
bei  dem  tiefen  Frieden,  der  in  der  ersten  Kaiserzeit  herrschte,  doch  nicht 
ummauert  worden  sein. 

Seite  67.  In  der  8trada  8.  Nicola  a  Caserti  sind  1889  neue  Beste 
des  antiken  Pflasters  zu  Tage  gekommen;  sie  liegen  3  m  nnter  dem 
heutigen  Boden  und  laufen  in  derselben  Bichtang  wie  die  moderne  Strasse 
{Nolizie  degli  Scavi  1889  S.  249). 

Seite  73.  Die  Cavea  des  Theaters  ist  seit  1881  znm  Theil  frei- 
gelegt worden,  s.  Notizie  degli  Scavi  1881  S.  194. 

Seite  76.  Ueber  neue  Ausgrabnngen  in  der  Strada  della  Sellaria: 
Notizie  degli  Scavi  1889  8.  275. 

Seite  78.  In  Via  della  Maddalcna  aufgedeckte  Gräber  aus  der 
Kaiser/.cit  (Notizie  degli  Scavi  1884  S.  359,  1885  S.  195)  bestätigen,  dass 
diese  Gejj:ciid  ausserhalb  der  alten  Stadt  lag-.  Im  Garten  des  Klosters 
8.  Maria  di  Costantinopoli  wurden  IhTl  Zie2;elgr;iher  gefunden  (Nofizifi 
d('<jli  Scari  IbMfj  8,  82).  Andere  Gräberfunde  bei  Neapel,  die  in  den 
letzten  Jahren  geniaetit  sind  und  iu  den  ISotizie  degli  Scavi  beschrieben 
werden,  sind  olin^  tnpor;raphiscl)f^  Wichtigkeit. 

S.  82.  Naturlich  niuss  es  4(:kk)(.)(k)  Scsterzen  heissen  (nielit  4(  m  h  lOOOO). 
Ich  würde  das  nicht  erwähnt  haben,  da  ja  die  Stelle  des  Pliniu-  ( IX.  170) 
unter  dem  Te.xte  steht,  wenn  nicht  Cocchia  (Toinlxi  di  Virgilio  4'2)  mir 
den  Druckfehler  nachgeschrieben  hätte.  In  Plinius  Quelle  Varro  R.  Rust. 
III.  2,  17  geben  übrigens  die  Handschriften  40000  HS,  und  cbcuijo 
ColumeUa  VHl.  16,  5  und  Maerob.  III.  15,  fi,  die  beide  von  Varro  ab- 
häuf^en.  Aach  viele  Haudschriltcn  des  riinius  haben  40000;  die 
Zeichen  |XL|  (quadragies  centum  milia)  und  XL  (quadraginta  milid) 
werden  eben  sehr  oft  Tcrwecbseit.  Sollte  die  kleinere  Zahl  nicht  doch 
richtig  sein? 

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466 


Neapolia.  —  Puteoli. 


Seite  83.  Bei  der  Aobge  des  Tnnnels  fnr  die  StraMenbahn  nach 
Pouuoli,  neben  der  Orotta  di  PoBilipo,  wurden  Ende  1883  Beete  dnee 
antiken  in  den  Tnf  gehanenen  Aqnaedocts  entdeckt  An  der  Wand  ein- 
geritst  die  Insehriit:  Maermuf  Diaditmeni  Aug.  l.  proc  AfUoniani  dUp, 
Me  ambulami  a  mUa  Poäi  FeUeis  quae  etl  ip«  IÄmone$  tuqv»  ad 
emittarium  Paconkmtm  Nerva  «i  Vettino  eo»  (65  p.  €.).  (Nolizie  degU 
Seam  1883  8.  21»  Minerrini,  Nuove  SeoperU  m  NapoU,  Roma  1883, 
Mommeen,  Hermes  1883  S.  156.)  Wir  sehen,  dass  die  von  Statins  Limon 
genannte  Villa  im  gewöhnlichen  Spraefagebraneh  inX  ^<i^a*i^(  biess; 
Ji€tfmr^  ist  also  der  antike  Käme  von  If  ergellina,  oder  eines  Theiles  des 
Posilip.  Jedenfalls  lag  die  Villa  am  Ostabhang  dieses  Berges,  da  sie, 
wie  Statins  besengt,  von  Sorreat  ans  sichtbar  war. 

Puteoli. 

Seite  89.  Zur  Literatur  sind  nachzotrafren  :  Criscio,  yolizie  istoriche 
arch^.'(<ii,;;i\-he  topograßche  deW  anlica  cittä  di  Pozzuoii,  Niip.  1881.  Der- 
selbe, Cenno  siorico  topnaraßro  deW  anfira  <>  inorlcrnn  trniia  puteolana, 
^Jap.  1886.    Cantera,  Mcmoric  slorirlic  dcUa  Clticsa  pukoluna,  Nap.  1886. 

Seite  108.  Die  Centuria  Cornelia  der  puteolanisehcD  Aujjustalcn 
wird  ancl)  in  ciüer  neugefuiidcneu  Inschrift  zn  Ehren  des  Pautomimen 
L.  Aureliiis  l'vhuli  s  erwähnt:  Nolizie  degli  Scavi  löbb  B.  237,  Mommsen, 
MUlheil.  des  Justiliüs  in  Rom  18SS  S.  79. 

Seite  125.  Vulpi,  Velus  Lalmm  Profanum  Ul.  S.  74  giebt  die 
folgende  Inschrift,  als  m  Anlialis  Aesctdapii  templo  nuper  eßvs.sa  quam- 
vis  vphtsfale  admodum  exesa  et  tnmcata:  (.  npollinis  I  aquap  pen.  ude  i 
for.  boarius  \  port.  ex  nepluni  \  fori  olilortHs  liorrea  bal.  fausiina 
(=s  CIL.  falsae  vel  suspectae  985).  Es  sind,  wie  man  sieht,  die  Bei- 
scbriften  des  Bildes  bei  Bellori,  nur  zum  Thcil  falsch  gelesen.  Da  nun 
der  III.  Band  von  Vulpi  IT2t),  daü  Buch  von  Bellori  1764  erschienen  ist, 
so  ist  damit  auch  der  äussere  Beweis  dafUr  geliefert,  dass  das  Bild  bei 
Bcüuri  wirklich  die  Heproduetion  eines  antiken  Originals  ist,  was  aller- 
dings schon  aus  inneren  Gründen  unzweifelhaft  war.*) 

Seite  12*J.  Eine  vierte  Region,  Regio  CUvi  Vitrarii  sive  Vici  Turari, 
wird  erwähnt  in  einer  neu  gefundenen  Inschrift  zu  Ehren  des  Q.  Flavia? 
Maesins  Egnatius  Lollianus,  (  ij^ular  von  (,'ampanien,  desselben,  dem 
auch  die  Inschriften  n.  152  und  164  ycbcUL  üiud  (iVo/wte  degli  Scan 
1885  S.  393). 

')  Holm  8cllr^^:^t  ii:  seiner  Bosprecliuiif^  diesos  Buches  in  Rursi.-ms  Jahrfshtnehi: 
„was  soll  man  aber  dazu  sagea,  wenn  er  (BelochJ  Jordan  die  Ansicht  einer  „Com- 
poaition  nacb  antiken  Mustern*'  suaehreibt,  welche  Jordan  von  einem  gaox  SttdtNa 
WM»  branebf*  Dasu  aoll  imii  sagen,  dase  Jordan  jesea  andete,  sieher  naeh  an- 
tiken Hotiven  eonponirte  Bild  nur  anführt,  um  aneh  nuer  BÜd  in  TeiidaebtigeD, 


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Pateoli  —  Cuiuae. 


467 


Seite  181.  Der  Molo  too  Pnteoli  wird  auch  in  einem  Epigramme 
des  Fbiiippos  tob  Theaealonike  gefeiert  {Anthol.  PokU,  IX.  706),  der 
ebenso  wie  Antipbilos  von  Bjrsans  in  der  angnsteischen  Zeit  lebte.  Das 
beweist  doeh  wobl,  dass  der  Hole  damals  gebant  oder  wenigstens  be- 
trftcbtlieb  verlängert  worden  ist,  was  ancb  dnreli  die  Constmetion  be> 
sttttigt  wird. 

Seite  135.  Vergl.  Branns,  Dat  Prchlem  de$  Serapeunu  ton  Potmioli 
(Scbriftea  der  Leopoldinischen  Akademie  1888),  der  die  Kivean- 
scbwanknngen  seit  dem  Altertbnm  in  Abrede  stellt  nnd  das  Oebftnde 
flir  eine  piscina  znr  Anfbewahmng  von  Seefischen  erklftrt  Gegen  die 
letztere  Ansiebt  habe  ich  doch  starke  Bedenken. 

Seite  143.  Vergl.  Hortaseelli,  Brem  eemit  *ul  Logo  d^AgfMM, 
Nap.  1870. 

Cumae. 

Seite  155.  Zeile  4  der  Inschrift  n.  205  lautet  nacli  meiner  1876 
im  Amphitheater  von  Kvme  genommenen  Inschrift  sVIS  •  ET«  OCTA- 
VIAE  •  VAL,  wie  im  (.iL.  X.  3702  richtig  gedruckt  ist.  Die  Inschrift 
D.  206  gehört,  wie  oben  S.  4M  bemerkt  worden  ist,  nicht  nach  Cumae, 

Seite  156.  Zeile  15  von  unten  mass  es  natUriicli  heissen:  ,Jm  Jahre 
208,  vor  der  Schincht  am  Metauras,  Bollen  die  Mäuse  hier  (im  Tempel 
des  Jupiter)  ein  goldenes  Weihgeschenk  angenagt  liahen"  (Liv.  27,  23 
Ctmis  —  adeo  minimis  edam  rebus  prava  religio  inserit  deos  —  muret 
in  aede  Joris  aurum  rusisse). 

Seite  161.  Ueber  das  Orakel  der  Sibylle  vergl.  jet/.t  Diels, 
Sibyllinischp  Bläff  er,  Berlin  is^OO.  Von  alteren  Arbeiten  besonders 
Klausen,  Aeneas  vnd  die  Penaien^  S,  2015 — 1512. 

Seite  167  und  418.  Die  1ST8  von  E.  Stevens  begonnenen  Aus- 
grabnngen  in  der  Nekropole  von  üyme  sind  aneb  in  den  folj^enden  Jahren 
bis  1882  fortgesetzt  worden,  s.  die  Berichte  in  den  Nolizie  degli  Scavi, 
besonders  1883  S.  270—284.  In  den  Jalucu  1884  und  1885  sind  im 
fondo  Correalc  beim  Lago  di  Licola  Graber  aufgedeckt  worden,  zum 
Theil  ans  griechischer  Zeit;  in  einem  derselben  die  arcliaische  Inschrift: 
hvTiv  jbi  xuvfi  tovtst  kevog  hvnv  {.\oUzie  degli  Scavi  1884,  348). 

und  dem  mussto  ich  entge^entreteo.  Noch  cigeothümlicher  ist  es,  wenn  Holm  weiter 
fragt:  .,was  heisst  ttb^hanpt  die  Dantellung  auf  «nen  mndra  Gefitos  „fsliob 
thflüen'*?";  denn  es  ist  doch  evident^  dsw  man  etee  Darstetlung,  die  so  um  eis 
rundes  Gefiiss  herumlänft,  dass  Anfanp:  imd  Ende  an  einander  Blossen,  zwar  un- 
zählige Mal  falsch,  aber  nur  einmal  richtig  theilen  kann.  Wenn  also  hier  etwas 
^anz  cnuchiedei)  zu  misabilligen"  ist,  so  ist  es  Uolm's  Kritik,  nicht  die  Art  meiner 
Polemik  gegen  Jordan,  der  eicii  auf  einen  rein  «achlleheii,  nnd  wie  ich  goieigt  zo 
baboi  g^nbe,  berechtigten  Widerspracb  beeeliribikt 


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466         CuDM.  —  PlthekosiM.  —  I>u  8«nuistlial.  —  Herenlaneum. 


Seite  172.  lieber  den  Lnerinos  bändelt  W.  Deecke,  I7«6er  dk  Gestalt 
de»  lMerinu$-See9  vor  dem  Audmtek  des  Jfonfe  Nuovo,  HL  Jabresbericbt 
der  geogr.  Oesellsebaft  in  Greifswald,.  Vei^l.  auch  den  oben  6. 467  an- 
gefdbrlen  Aufsatz  Ton  Branns. 

Seite  179.  Dass  Q.  Pompeios  in  Banli  die  Hnngerenr  bninebtei  ist 
natllrlieb  kein  Beweis  dafltr,  dsss  die  Villa  des  Cn.  Fompmns  Magnus 
hier  gestanden  hat 

Seite  180.  Eine  bei  den  Stufe  di  Nerone  gefundene  Inschrift  ans 
dem  I.  Jahrhundert  der  Kaiserzeit  erwähnt  einen  porüeiis  inu(mphi)j 
566'  lang,  jedenfalls  zn  einer  Villa  gehörig.  Der  Stein  ist,  wie  es 
scheinti  Ton  der  Höhe  des  Plateaus  bernntergeroUt  {Noiizie  degli  8cmi 
1887  S.  241/  1888  S.  709). 

■ 

Pithecussae. 

Seite  202.  Der  Literatur -UeberBidit  ist  znznfligen  Gio<Ndii,  Isdua 

de^  sua  origine  fino  oi  nostri  giomL  Borna  1885. 

Seite  205.  [Skjlax]  10  B$^*9vWtt  wiiaog  xal  noXtf  'EXXiivis, 
Seite  806.  Da  der  Name  Iscbia  auch  sonst  in  Italien  wiedwkebrti 

so  ist  die  hier  gegebene  Etymologie  jedenfalls  nnriclitig.  Nach  Ascoli 

tot  Isda  SS  inmila.  * 

Das  Sarnusthal. 

Seite  212.    Die  Stelle  des  Vihius  Sequester  lautet  in  den  Hand- 

scbritteu  (Riese,  Geoprophi  iMtini  Minores  S.  151,  10).  Snrmtft  NurfrinPy 
e.T  Snrorte  Jlurio  Iladriae  per  ('<iiiipaniam  rlemrren.s ;  der  iyaron  JJo  frine 
wird  ^'leich  darauf  fS.  151,  IT))  erwähnt.  Gciiieiiit  ist  offenbar  die  insel 
Saf?on  Iteim  akrokerauiiischen  Vor^^ehirge,  die  Vibius,  darch  ein  Missver- 
ständnii^s  von  Bilins  VH.  4f^0  verleitet,  für  einen  Fhiss  jrehalten  hat.  Der 
Möns  Öaro  in  Cainpauieo  ist  also  von  der  Karte  zu  streiclien. 

Seite  213.  Ueber  die  Kttstenlinie  im  Altertbuin  handelt  Koggiero 
in  Pompei  e  la  Regione  sotierrata  dal  Veauuio  (Nap.  1879)  S.  9, 
mit  Karte. 

Herculaneum. 

Seite  214.  In  Folge  der  glücklichen  Wicderauffindung  der  verloren 
geglaubten  Ansgrabungsbericiite  (mit  zahlieicben  Pllüien)  durch  Micbele 
Koggiero  ist  die  folgende  Beschreibung  von  Herculnnenm  zum  grossen 
Theile  veraltet  S.  Ruggiero,  Storia  degli  Scavi  di  Ercolano,  Xap. 
ferner  D.  Comparetti  e  G.  De  Petra  ,  La  Villa  ercokmese  dei  Pisonij 
Torino  1883  und  die  Festschrift  Fompsi  e  kt  Regione  soUemOa  dal 


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Hercul&ueum. 


469 


Vetwno.  Memorie  e  »otiaie  raeeoUe  däiP  v/ßeh  ieenko  degH  teaoi  ntUe 
provinde  mendUmalif  Napoli  1879. 

Seite  21.').  l  uber  den  Vesuv  bandeln  Roth,  Der  Vesuv  und  die 
Umaebunfi  von  JScapel  Berlin  1857  und  Palmieri,  II  Vesuvio  e  la  sua 
sloria.    Milano  1880. 

Meine  Ansicht,  dass  der  Aschcnkegel  bereits  vor  TD  vorhanden  war, 
hat  inzwischen  die  Zustiuiiuuni;  Xisscas  gefunden  {llal.  Landeskundn  1. 270). 
In  der  Tbat  sehliessen  die  Wurte  Strabons,  der  Gipfel  des  Hert^es  sei 
iTrintröm;  noXv  itf'no;  uxuqttoc  <?'  oP.i/,  die  Beziehung  auf  dem  sebmalcn 
Grat  der  Soniina  {geradezu  aus;  es  muss  also  auch  damals  ein  zweiter 
Gipfel  vorhanden  gewesen  sein,  eben  der  Ascbenkegel,  der  allerdings, 
wie  Nissen  mit  Recht  betont,  viel  nicdriffer  frewesen  sein  wird  als  gegeu- 
wiirtig.  Ebenso  widerspricht  diis  liild,  das  Paluiicri  von  dem  Vesnv  vor 
der  Eruption  des  Jahres  79  zeielinet.  der  Erzählung  des  Florus  über 
die  Flucht  des  Spartakos  und  seiner  Gelahrten:  per  ßmccs  cavi  montis 
ad  imas  eins  descendere  radices.  Das  Atrio  del  Cavallo  —  denn  durum 
handelt  es 'sieb  —  hatte  folglich  schon  damals.  ß;nv/.  wie  heut,  nur  enge 
Zugfinge,  und  war  nicht  etwa,  wie  Palmieri  will,  uacli  (ier  Seeseite  hin 
wie  ein  Theater  geöffnet.  Also  auch  danach  muss  das  Atrio  gegen  Süden 
hin  durch  den  Aschenke^el  aligesclilossen  gewesen  sein.  Sehr  richtig 
sagt  ferner  Nissen:  ,,Wenn  wir  erwägen,  dass  der  Vesuvkrater  vor  der  • 
Katastrophe  von  l6'ol  mit  nlten  Waldbänmen  bestandtu  und  das  Atrio 
mit  Sennhtittcn  besetzt  war.  so  dentt  t  der  von  Stralion  betonte  Mangel 
an  V<'getation  daraul  Inn,  dass  die  Ivntie)iause  im  Alterthnm  eine  viel 
kürzere  Dauer  nmtasste  al.s  in  der  Neuzeit  '.  Eigentbümlicli  ist  die  Ar- 
gumentation Holm  s  (in  li]urs\i\u  6  Jahresbericht  1879,  III.  oll»  f.).  ,.Jedoeli 
sagt  Beloch  von  dieser  (Strubon's)  Beschreibung,  dass  sie  sich  durch  be- 
sondere Klarheit  nicht  gerade  auszeichne  Durfte  Beloch  aus  ciucr 

wenig  klaren  Beschreibung  so  gewagte  Schlüsse  ziehen?"  Aber  die 
„gewagten  Scbldsse"  habe  doch  nicht  ich  gezogen,  sondern  diejenigen, 
die  ans  der  Beschreibung  Strabons,  nnd  nur  ans  ihr,  gefolgert  haben, 
dass  der  Aschenkcgel  erst  in  Folge  der  Katastrophe  von  79  entstanden  sei. 

Seite  216.  Da  der  Cultus  des  Hercules  erst  durch  die  Griechen 
nach  Italien  gekommen  ist,  so  ist  Herculaneum  in  keinem  Fall  älter  als 
die  Co^'üi^ation  von  Kyme.  Auch  die  regelmässige  Straasendisposition 
spricht  gcgcu  ein  sehr  hohes  Alter  der  Stadt. 

Seite  238.  Die  Stelle  aus  dem  Briefe  des  jüngeren  Plinius  (VI.  16, 
8.  9)  hat  nach  den  maassgebenden  Handschriften  folgenden  Wortlaut: 
Ejfrediebalur  domo:  accipil  codiciUos  Beeiinae  Tcuci  imminenti  pericuh 
exierrUae  (nam  viUa  eku  tubiacebat,  nee  viUa  nki  naoänu  JugcQ:  ut  se 


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470  Berculaneum.  —  Stabiae.  —  Surrcntum.  —  Capreae.  —  Capua. 


ionto  diterimim  eripertlt  (trtänä,  VarlU  contiUum  et  guad  »ludwto 
oniffio  wekomerai  obU  mooniRO.  Dedueii  qittubrirme$y  luemdU  ^te  tum 
Eeelmae  modo  «ed  muUi»  (erat  enim  /reqiune  amoemtat  crae)  laturu» 
ottxüium.  Einen  Ort  Retina  hat  et  also  im  Altertham  nicht  gegeben. 

Stabiae. 

Seite  248.  Die  wiederaafgefandenen  Ausgrabnngsprotocolle  sind. 
▼eröfifcntlicht  durch  M.  Ruggiero,  Degli  Scavi  di  Stabia  dd  1749  al  1782, 
Nap.  1881.  Die  ßeschreibang  auf  8.  248—251  ist  in  Folge  dessen 
natflrlieh  voilständig  Teraltet. 

Surrentum. 

Seite  262.  Znr  Literatur  ist  nachsatragen  Fr.  8aT.  Maldaeea, 
Maesdbibrente  anika  (ohne  Dmckort)  1881. 

Capreae. 

Seite  279.  Seitdem  erschienen:  Cannlc,  Storia  deW  itoia  di  Oipn 
doü*  etä  remolissima  ßno  ai  nostri  tempi,  Nap.  1887. 

Seite  281.  Die  Abtretung  Capri's  an  Augnstus  ist  im  Jahre  29  er- 
folgt,  wie  Dio  Gaseius  berichtet  (52,  43)  xai  Kunqiav  noQit  tSp 
NeanoXitaiVf  £v  mg  t6  ägxaTov  ^r,  ävttdofftt  jfwpprc  p.Xä^tno.  xettat 
6i  ov  noQQM  -zrjc  xaia  SvQQftTov  ^migov,  XQ^l^^^  ovidv^  ovofia  6i 
*äl  vvv  in  dia  tijv  tnv  TiStgtov  ii'oixr^mv  t%(iv<fa. 

Seito  Die  Inschrift  n.  34(3  ist  ohne  Zweifel  gefälscht. 

Seite  2b4.  Die  Zeit  des  Dichters  Blaesos  ist  nicht  überliefert.  Der 
Titel  2aiovgvo<;  zeigt,  dass  er  nicht  vor  dem  III.  Jahrhundert  gelebt  hat: 
andererseits  wird  er  auch  nicht  unter  das  IL  Jahrhundert  herabgesetzt 
werden  dttrfen. 

Capua. 

Seite  314.  lieber  die  Verfassung  Capua's  nach  dem  Anschlass  an 
Born  handelt  Rudert  de  iure  municipum  Cnrnpanontm  belli  LatitU  tempore 
Campanis  dato.   Leipziger  Studien  IL  73—115  (1879). 

Seite  344.  Dass  ich  dem  gewöhnlichen  Sprachgebrauche  ent- 
sprechend die  von  W.  nach  0.  laufenden  Stras!?en  der  Stadt  Capua  als 
decumani  bezeichne,  ist  keines weps  ein  Versehen  (vergL  die  Bemerkung 
auf  S.  309),  denn  die  Limitation  des  Ager  Gampanns  fällt,  wie  oben 
8.  309  f.  gezeigt  ist,  erst  in  römische  Zeit;  wenn  also  hier,  weil  die 
nordsüdliche  Ausdehnung  des  Gebietes  länger  war  als  die  westftstliche, 
die  in  ersterer  Richtung  laufenden  Wege  als  decumani  bezeichnet 
wurden,  so  fol^rt  daraus  nichts  fttr  die  Limitation  der  Stadt  Capna,  die 
Jahrhunderte  älter  ist.  Um  so  \vLnif;er,  als  die  Stadt,  wie  unser  Tlan 
seigti  von  W.  nach  0.  kinger  ist  als  von     nach  S. 


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GftpiiA.  litoxmiiiL 


471 


Seite  356  A.  13.  Holm  hftt  den  Zirkel  zur  Hand  geBommen  und 
entdeckt^  dam  der  Tempel  niebt  50,  sondern  160  m  Ton  der  Stadtmaner 
entfernt  ist  „Vielleieht  ist  50  ein  Dmckfebler;  dann  ist  der  Verf.  sn 
bedauern,  dass  ein  soleher  gerade  in  einer  Polemik  vorkommen  mots*' 
(Bnrsians  Jabresberkht  1879  III.  S17).  Zo  bedauern  ist  hOcbstens,  dass 
Holm  so  wenig  begriffen  hat,  womm  es  sieh  handelt  Es  ist  ja  hier 
gans  gleiehgiltig,  ob  der  Tempel  50  oder  150  oder  250  m  von  der  Maner 
entfernt  lag;  worauf  es  ankommt,  ist  nur,  dass  der  Tempel  in  nächster 
Käbe  der  Stadt  lag,  also  nicht  nd  6e2  ««aso  deUa  neeropoH  capuana. 
Da  die  Nekropole  auf  allen  Seiten  der  Stadt  unmittelbar  vor  den  Mauern 
beginnt,  so  mnsste  freilich  jedes  Gebftnde,  das  ausserhalb  der  Stadt- 
mauern stand,  zwischen  Gr&bem  liegen,  und  also  auch  unser  Tempel. 
Auf  die  FVage  nach  der  Bestimmung  des  Tempels  will  ich  hier  nicht 
surttckkommen  und  nur  darauf  hinweisen,  dass  in  den  letzten  Jahren 
hier  zahlreiche  oskische  Votivinschriften  ans  der  Zeit  vor  211  gefunden 
sind  (Xoiiaiß  degli  Seaoi  1887  8.  290,  378,  560;  1889  8.  22  f.  fittcheler, 
Rhein,  Jfiw.  43»  128  u.  557  ;  44,  161). 

Seite  360.  Ueber  das  Capitol  bandelt  Euhfeldt,  De  CapÜolUt  tm» 
pmi  Romani,  Dissert  Berlin  1882,  S.  14—19.  Es  würde  dem  Werthe 
seiner  Beweisgrttnde  keinen  Eintrag  getban  haben,  wenn  er  sich  in  seiner 
Polemik  einer  weniger  kräftigen  Ausdrucksweise  befleissigt  hätte.  In  der 
Sache  selbst  hat  er  Recht:  Das  Capitol  mnss  innerhalb  der  Stadt  ge- 
legen haben. 

Seite  372.  Mit  der  Aufdeckung  der  Nekropole  von  Calatia  (im 
fondo  Statufino  oder  le  Gallnzse,  dem  Avv.  Alessaudro  delli  Paoli  gebürig) 
ist  1882  ein  Anfang  gemacht  worden  (JVdlM»e  degli  Seasn  1884  S.  277). 

Liternum. 

Seite  377.  Üeffentliche  lascbriftcii  der  Colonie  Liternnm  s'm\  1<S84 
bei  Torre  di  Patria  gctunden  wordcu  (Salvatore-Dino,  BvdL  deW  insi. 
1885  S.  13.   Avena,  Notizie  degli  Scavi  1885  S.  79): 

1.  Eioe  £hrenbasi8  fUr  M.  Anrelios,  gesetzt  von  der  [Coljcnia  lAtemina 
im  Jahre  162; 

2.  eiu  Fragment  einer  Inschrift  zu  Ehren  Gordians; 

3.  eine  Inschrift  zum  Gedächtniss  der  ßestauriroDg  des  Balneum 
Fenem  durch  Sentins  Marsns,  cvrntnr  Capuenemn  IAtemi[norumJ 
e(  Cumanorum,  etwa  aus  dem  IV.  Jahrhundert, 

Bäne  vierte  Inschrift  erwähnt  dne  eaeerdo*  «noM  deum  und  den 
Ort  Hamae  (Liv.  28,  ^,  oben  S.  16),  der  also  vielleicht  im  Gebiet  der 
Golonie  Litemom  gelegen  hat 


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473   AteU».  *  Aeetrae.     SuManl».  ~  Kok.  — >  AMIa.  —  Nftehtrlg«  ete. 


Atella. 

.Seite  880.  Eio  nn  vir  wird  erwttbnt  in  d«r  scblechi  ttberlieferlen 
lüBchnft  CIL.  3736. 

Seite  381.  Die  angebliche  VerbreoniiDg  eines  Atellanendiehten  dnreli 
Kaiser  Oaios  bat  mit  der  Stadt  Atella  oiebts  tban:  AMianae  podam  ob  am- 
hig^  ioei  verncukan  media  amphUheain  karena  igni  erenmit  (Säet  Calig.21). 

Acerrae. 

Seite  382.  Zur  Literatur  ist  nachzutrageu :  A.  Giordauo,  Ccnnv 
suUo  stalo  antico  e  nuovo  della  ciitu  dWci-rra,  Xap.  1838;  Caporale, 
Memorie  storico  diploinuliche  della  ciilä  ä'Acara  e  dei  conli  che  la 
ietmero  in  J'eudo,  Nap.  1809. 

Suessula. 

Seite  385.    Ein  cENSor  wird  erwähnt  CIL.  X.  37(33. 

Seite  387.  Ueltor  die  Atisgrabuii^'cu  iu  der  Nekropole  von  8iiessnla, 
die  eine  sehr  reiche  Ausbeute  gcgebeu  haben,  handelt  Üuhn,  Jhill.  dcW 
Inst.  1878,  145-165;  1879,  141—158  und  besonders  MUtheil.  des  InslUuU 
in  Rom  II.  (1887)  2oö—'21b.  Seine  Hypothese,  Suessula  sei  im  Jahre 
524  hei  dem  Zuge  der  italinchen  Völker  gegen  Ciimae  zerstört  worden, 
bat  der  genannte  Gelehrte  jetzt  selbst  zurückgenommen. 

Nola* 

Seit«  389.  lieber  das  alte  Nola  bandelt  ein  Anftats  Ton  Mariotti 
im  1.  und  S.  Hefte  des  Arehimo  storico  Campono. 

Seite  402.  Hit  meiner  „Darlegung  in  Betreff  der  Topographie  von' 
Kola'*  ist  Holm  a.  a.  0.  S.  318  y,gar  nicbt  einrerstanden''.  Ich  selbst 
bin  sebr  weit  entfernt,  davon  befriedigt  zu  sein;  die  Schold  Hegt  eben 
an  dem  nngenttgendcn  Material.  An  und  fbr  sich  ist  es  ja  sehr  wahr* 
seheinlieb,  dass  aneh  in  Nola,  wie  in  Neapel,  und  in  der  Regel  in  den 
Stftdten  Italiens,  die  seit  dem  Altertbum  niemals  zerstört  worden  sind, 
der  beatige  Plan  in  seinen  GrnndzUgen  dem  antiken  Plane  entspricht 
Zur  Entscheidung  gebracht  werden  könnte  aber  die  Frage  nur  dann,  wenn 
man  in  Nola  bei  Umpflasternngen  auf  die  Reste  antiken  Strassenpflasteis 
achten  wollte. 

Abella. 

Seite  414.  £ine  Sacerdo»  Jovia  Veneria  Mellanonm  wird  CIL.  Z. 
1207  erwähnt 

Nachträge. 

Seite  417.  In  der  Inschrift  47  a  Zeile  5  ergftnst  Böhl  (Bnrsians 
MreeberUAt  1883  UL  134)  richtig  &[naQxmv], 


Prack  y«n  Onmi,  üuih  «  Comp,  (W.nrMcteb)  in  SteaU«. 


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'«  Ricotla. 


Sco^Iio  la  Lon^a 


Lo  fapo 

del  Jfotuico 
del  Mouaro 

Chiarica, 
della  Chiavica 


OF^ragliong  di  Mäiromajiia 
Cala  di  Mairomania 


'•^del  Marxiillo 
i  Cala  del  MarmuIJo 


^  Soo^lio  lo  MonacoM 


Li*  iMtitut  V  VWK  Gr«w.  B«dir. 


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PI.XU. 


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NQLA. 


iM.xin. 


MadonntHa ' 


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EnrwvJ  Beloch 


VerUg  TW»  S  Calvary  a  C?  Berlin 
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Lidi  Fhi'jtut  V  Willi  Crfve  Beihn 


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