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Full text of "Deutsche märchen seit Grimm"

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Die Härchen 
öer 

Weltliteratur 



£>erau6cjeijeben 
wn Jrietdcf) bon ber £epen 
unb g>au( Saunen 


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4Derau^egefreit v>on <PauI Saunen 
Verlegt M <£ugen £>ieberid)g 3ena 1922 

W» ' ‘ v • T'Kt v ” - * v •• -V- »*. .. . 


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$8u$au$flattun9 t>on ©d>miNer 

3tt><iunbjtt>anjigjto bi* ftcbcnunbjtt>anjig|ie* $aufenb 


1 78410 


Sülle 9te<$te, in$5efont>ere t>a$ bet ü&etfepnnd in frerabe ©praßen 
»orbeftalien. Sopptl^t 1922 5p Süden £>ieberic$$ Sßetlog in 3 c»« 


* 


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$erm ©efaimrat ^3rof. Dr. Viertel 

fjersti# jugeeignct 


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93 or wort 

©er »otliegenbe fünfte ©anb unferer SRürcben 5er ©eltliterafut 
fa(jt jufammen, »aS an beutfeben ©olfSmärcben noch nach 5er 
Sammlung 5er ©rüber ©rimm jufage trat; et ifl als eine 
grgünjung ju ben JSinber# unt> ^auSmärcben gebaut. £>en 
©tunbjlocf ju ben leiteten Ratten Reffen unb ©eflfalen ge# 
liefert, »übrenb grofje Seile ©eutfcblanbS entweber überhaupt 
nicht, obet nur fpärlicf) barin »ertreten ffttb; baS ©eifpiel bet 
©rüber ©rimm gab bann ben Stnflofj $ur Slufteicbnung eon 
©olfSmärcben in «Ken beutfeben Sanbfcbaften, unb bie Siterafur 
auf biefem ©ebiete fcbwoH bei uns eon 3 abtjebnt ju 3 abr&ebnt 
immet mächtiger an. ©ajj bet ©ammeieifer eines 3abrbunberfS 
noch manches ©erteoüe ans Siebt gebracht batte, »at ju er# 
»arten, unb eS »ar febon Jahrelang ein SieblingSplan eon mit, 
einmal alle bie beutfeben Sßätcben ju fammeln, bie flcb bei ben 
©rübern ©rimm noch nicht ffnben. ©oeb ich »at etflaunt übet 
ben ungeahnten SKeicbtum, bet fi<b mir beim ©urebwanbetn bet 
beutfeben 3Rärcbenlifetafur nach unb nach auffat; unb bie flcb oft 
»ieberbolenbe greube übet ein neues Äleinob, baS jwifeben be# 
fannten obet eetwotrenen unb eerbtaf ten Überlieferungen auf# 
leuchtete, lohnte bet SRfibe, »eiche baS Siebten beS überreichen 
SRaterialS bereitete. 

©rimmS S&ärcben, an bie flcb biefet ©anb unmittelbar anfebtief f, 
waren auch füt bie Slniage meiner ©ammlung ootbilblicb. 
©ie neuere SRärcbenforfcbung »erfuhr ja eielfacb anberS, fle 
jeiebnete JebeS Härchen auf, fo »ie fle eS oorfanb, mit allen 
gufälligfeiten bet Überlieferung; Material füt bie »ijfenfcbaft# 
liebe Unterfucbung ju ge»innen, »at eben füt (Ie bet leitenbe 
©eficbfSpunft; in bem bet gorfebung gewibmefen Seil ihres 
3Rärcben»erfeS, bem 3 . ©anb bet Originalausgabe, haben eS 
bie ©rüber ©rimm Ja in eielen fallen auch febon fo gemacht, 
gehalten beS einzelnen ©atcbenS, »ie eS aus bem SBolfSmunbe 
fommf, mit fojufagen pbonograpbifcber Sreue, baS wäre in bet 
Sat aUeS, »aS bet ©ammiet $u leiflen hätte, wenn baS SRärcben 
nut ein JDbJeft bet SBiffenfcbaff wäre, unb wenn eS »irflicb eom 

IX 


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Solle aig ©efamtheit, »on bet Stoffe geraffen wäre, etwa wie 
bie SorallenfTöde eon ben Äorallenpolppen. Slber wie etlennen 
ja $eute baS Storren aig einen wefentlich lompüiierteren Drga# 
ntgraug, alS ©rjeugnig einer entwicfelfen ©jählunggiunfi, wie 
fie bem Soli aig Stoffe nic^t eigen fein tonn, eS fefcf einen bei 
gabteu ©njelnen aig Schöpfer ooraug, Per eS aus bett im Solle 
umlaufenben märchenhaften Elementen geflaltefe, im ©eift beg 
Solleg, unb bem ©efchmad biefeg feineg ^uMifnmg angepafjf. 
Unb baS Soli f>at nur biefe oorn ©njelnen geraffene Urform 
fibernommen nnb weitergegeben, nach feinem Sinn umgemobelt 
unb abgefchliffen nnb auggejlattet, aber oft auch bie Stofiee 
bnrcheinanbergebracht nnb bie Äompofltion mifjoerftanben. 
©ieeiel oerlfimmerte nnb entfiellfe, bfirftig erzählte Raffungen 
begegnen bem SRätthenforfcbet. 2iuch jurn richtigen aiuffaffen 
nnb Sehalten nnb anfchanlichemSBiebererjählen gehört ja fchon 
eine über ben Surchfchnitt hinauggehenbe Segabung. 
gfir eine Sammlung wie bie gegenwärtige, bie nicht nur bem 
gorfcher ermöglichen will, bag beutfehe Storchengut bequemer $u 
ßberbliden, fonbern bie in ber ^Fachliteratur oerffreuten ©chäfje 
wieber ihrer eigentlichen Seßimmung juffihren foH, aUe, große 
wie fleine £eute ju erfreuen unb fie aug bem Stllfag in eine 2Belt 
ber ©onnlaggiinber, bet fröhlichen Summbeit, bet bunten unb 
tiefen Stäume $u oerfefcen, in ber bie fphantafie $u ihrem JKecbt 
fommt — ffit biefe ©ammlung war ein 5Beg geboten, ähnlich 
bem, welchen bie Stüber ©rimm wählten. 5Bo mehrere gaffun# 
gen eineg Siärcheng fich ergänzen, würbe bie Sftöglichfeit, bar# 
aug eine eoUßänbigere, gefchloffenere, charafterißifchere @rjäh# 
lung jn bilben, benufct; aber nur bann, wenn eS ohne einen (Sin# 
griff in bag innere ©eföge beg Storcheng ging, unb ohne irgenb# 
wo, auch nur in fleinen Sögen, ben Soben ber ooltgtfimlichen 
Überlieferung ju oetlaffen. ©elbfioerftonblich tonnte auch fehr 
oieleg unoetänbert fibernommen werben, mancheg oorttefflich 
©wählte fanb fleh, nnb baneben abgehadf, lömmerlich nnb nach# 
läffig SBiebergegebeneg, bag einer Überarbeitung beburfte. ©tö# 
renbeg Suchbeutfch unb poetiflerenbe Slömeleien nnb ©entimen# 
talitäfen, bie ber Sprache beS Storcheng fremb finb, würben bet 

X 


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befeitigt. Sg fann hi« sticht Aber bic ^etfunft eineg {eben 3Jtör/ 
c beug, unb, wo mehrere in eing jufammenfiofTen, über bic bet/ 
fchtebenen ©etfionen, aug benen eg entflanb, Stuffchluf} gegeben 
werben ; bag wirb in einem befonberen ©anbe am Schlug bet ganz 
|en Serie gcfchehen; bort werben auch bie wichtigfien Sarianten 
mitgeteilt, fowie Stach weife für bleSefchichte bet einjelnen (Störchen 
nnb if>re ©erwanbtfchaft mit benen anberer (Böller gegeben. 
9tor einige allgemeine ©emerfungen Aber bie ÜueQen mögen 
hier (pia| finben. ÖBie bie Äinbet/ nnb J&augmdrchen ber ©rüber 
Stimm, fo flammen in ber Siegel auch bie nachfolgenben Sa mm/ 
langen i^rer fcauptmaffe nach aug einem befiimmten Seile 
©eutfchlanbg, nicht aug bem ganjen beutfchen Sprachgebiet, nnb 
man barf fleh burch allgemeinere Xitel nicht irteführen (affen. 
SBolfg „©eutfehe ftaugmdrchen" j. ©. warben meifi im ©rog/ 
heriogtnm jjefien/SDarmflabt gefammelt, ipröhM „Äinber/ nnb 
Sol&mitchen" am #arj, „(Störchen nnb Sagen" 

finb aug bem ^annönerfchen, bie „Äinber/ unb #augmdrchen 
ang Sübbeutfchlanb", welche bie ©rüber Singetle hetauggaben, 
würben in Sirol erjagt, SBenn nun auch bag (Störchen fleh fa 
nicht an einen befiimmten Ort binbef, unb biefelben (Störchen 
oft gerabe in gans entgegengefeiten Seien beg beutfchen Sprach/ 
gebiefg, etwa in Sommern unb Siebenbürgen, auftreten, fo finb 
boch Xanbfchaft unb (Bollgflamm nicht ohne Sinfiufj auf ben 
^araftec einer Sammlung. 3» ber Schweis werben mehr @e/ 
fchichten »on Wirten, an ber SBafferlanfe mehr eon Seefahrern 
unb gifhern erjd^lt. ©ag weitgewanberte (Störchen »on ben 
brei Sebenglehren finbet fleh s* 95. gerabe in griegtanb unb bann 
wieber in Sommern, ©en pommerfchen (Störchen, bie Ulrich 
3ahn gefammelt — hat nebenbei bemerif eine ber fchönfien unb 
wichtigfien neueren Sammlungen — metft man eg an, bafj fie 
teilweife eon Sagelöhnern etjählt würben, bie |. ©. auf ben ©utg/ 
herrn fehlest su fprechen finb. ÖBenn alfo auch ber Äetn ber £anb/ 
lung unoetdnbetf bleibt, fo lann man boch bie Sinwirfung eon 
Umwelt, ©eruf unb fojialer Stellung beg Srsdhlerg in ber ©e/ 
»orsugung biefer unb jener Stoffe unb in ber Slugführung wahr/ 
nehmen. (Störchen aug allen beutfchen £anbfchaften finben fleh 



Itt fciefem SBanfte jufammen unfc flnfc jum Seil jo aucfc fcfcon an 
einer mefcr ober minfcer munfcartlicfcen Ortung $u erfennen. 
95ei fcen Sammlungen au$ fcen fceutföen ©renjgefciefen war in 
mannen Säßen 3urß<ffcaltung geboten, »eil flc^ fco« fcie fceuf# 
fc^e Überlieferung eielfacfc mir fremfcen, flawifcfcen unfc anfcern, 
©emenfen fcurcfcfefct jeigfe; mancfcetf fcortfcin juge»anfcetfe War# 
eben »irfc flcfc reiner unfc cfcaraftertfttfcfcer in fcen fpäteren 95än# 
fcen fcei fcen Wärmen anfcerer Söller finfcen; fo gebärt s. 95. fca$ 
Wärmen eon fcen fcrel ^omeranjen, fcei Lingerie, naefc ©fifc# 
europa. ©njelne SUtenafcmen tonnten afcer fcoefc gemaefct »er# 
fcen, fca$ liefclicfce Wärmen »on fcen „©olfcfinfcetn" $. 95. haben 
»ofcl fcie fiefcenfcürgifcfcen ©eutfefcen au$ fcem aSJalacfcifcfcen 
ßfcernommen, afcer fo fcfcön aufgefafjf unfc wiefceretjäfclt, fcajj e$ 
fc^afce ge»efen »äre, »enn e$ fcier fehlte. (Sntfcefcrltcb waren fca# 
gegen fßt fcie 3»ecfe fciefer Sammlung mehrere (Stillungen fcie 
un$ fcei Wufäuä »iefcer begegnen, fca fciefer fa felfcft in fcen „Wär# 
cfcen fcet SBeltlifetatur" erfefceinen »irfc. 

Siele Sammlungen führen fofcann eine mefcr ober minfcer grofe 
Safct oon ©cfcwänfen, ©agen unfc Segenfcen mir; fca$ eriäfclenfce 
Soll fcfceifcet Ja jwifcfcen fcem Wärmen unfc fcen genannten @at# 
tungen nicht fo, »ie e$ fcie flcfcrenfce Sorfcfcung für ifcte 3»ecfe 
tun muf?; unfc im lonlreten S<*Ö flnfc fcie ©tenjen tatfäcfclicfc oft 
fliefjenfc; fo fcafce ich auefc manche, niefcf ju fcen eigentlichen Sau# 
fcet# unfc SBunfcergefcfcicfcten gefjörenfce Ctrjählung mit aufge# 
nommen, in fcer ftcfc Wärchenthemata weiterfpinnen. 3n fcen 
fcfcwanffcaften ©tßefen fcanfcelf e$ flcfc $. 95. oft um nur »ermeinf# 
iicfce ober oorgefclicfce SBunfcet, ^ejrereien unfc ©unfcfcfcinge. Wan 
tönnfe fcergleicfcen rafionaliftifche Umfcilfcungen alter Wätcfcen# 
motioe fßt Stfinbungen einer neueren aufgetlärferen Seit fcal# 
ten, in fcenen fca$ Wärc^enfcafte fiefc allmählich eerßß^tigt. Slfcer 
fcie ©treibe fceS „Safete ©trofcwifcfc" ftnfcen »ir j. 95. bereite 
jufammen mit fcenen fcetf ©rimmfefcen „95ücle", in einem latei# 
nifefcen ©efcicfcf fce£ ii. 3afcrfcunfcerte, fcem „ünifcoö"; unfc un# 
fete (Srjählung gibt bann fcoefc »iefcer fciefem fcfcwanfartigen 
©toff einen ganj echt märchenhaften Anfang unfc ©cfcluf. ©o 
fpielen Fopperei, Säufcfcung unfc wirtlich 5Bunfcerfcare$ in fciefen 

XII 


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Ubergangtffotmen i»ifcpen S&ärcpen unb ©cpwanf burepein; 
anber. 

95et bem oft profeuäartigen SBefen beß SRärcpentf, feem hinüber# 
gleiten ber SRotioe au$ einer Srjäplung in bie a obere, iff eß na; 
türlicp, bafj flc^ in biefem 95anbe auch Slnflänge an ©rimmfcpe 
SRfircpen flnben, mannigfache 93er»anbtfcpafl in ben 3Rotioen 
unb beten Äompofltion feigen biefe }a auch unter fleh unb mit 
ben aufjerbeutfepen SRärcpen. ©ie Unerfcpöpflicpfeit be$ 9Rät; 
epentf beflept ia weniger in ber Einführung immer neuer SRotioe, 
al$ in beten Umformung, Entfaltung, ihrer SSetbinbung ju neuen 
Einheiten, ©a$ Archen hat ettoaä oon bet unoergänglicpen 
fiebenäfraft ber Slatur, bie au$ bem alten 95oben immer »ieber 
ftifepe ©ebilbe peroortreibt; ein eepfeä SRärcpen, mag man noch 
fo viel alte unb »eitperfommenbe 9Rotibe barin enfbeden, ifl 
immer neu, Jung unb „herrlich wie am etflen Sag". Eine ganje 
3leipe »eit umhergewanberfer, |um Seil fepr alter SRärcpen be; 
gegnen un$ hier in eigenartiger beutfeper Saffuitg ; fo ba$ oom 
3Reifierbieb (,,©ie tuflifepe ginetee unb bie rufilfepe ©aletpee"), 
baS niept mit bem gleichnamigen ©rimmfepen ju oerwecpfeln ifl 
unb ba$ £erobot fepon au$ bem alten Slgppten fannte, ferner 
ba$ ©imfonömfircpen oon ber treulofen grau ober SRuttet be$ 
gelben, bie ba$ ©epeimniä feinet ©tärle oerrät (,,©a$ blaue 
95anb"), ba$ ©anaemätepen („©er luftige gerbinanb" unb „Som 
Sbnigöfopn, ber fliegen gelernt patte"), bie ©efepieptetom büfen; 
ben unb erlöflen Dtäuber SRabap („SRäuber §bt)bl"), bie beiben 
Setfionen oombanfbaren Soten, bie ,,©rei fiepten" unb fo fort. 
Überblidt man nun bie bunte, oielgeflaltige 9Renge bet SRärcpen, 
bie un3 ©eutfcplanb auf er ben ©rimmfepen noep batbof, fo »itb 
man, befonberS wenn man bie japlreicpen 23arianten uoep mit 
in$ SJluge faff, halb barunfer mehrere fiiebling&ppen getoapr, 
auf bie unfer Sßolf immer »ieber furfidfommf unb an benen eß 
feine@eftaltung$fraft beweiff . Eine eingepenbe Eparafteriflif fann 
pierniept gegeben »erben, ich »iH nur auf ein paar befonberä leiept 
erfennbare gamilienäpnlicpteifen pinweifen.gabelpafte, foloffale, 
fofufagen abfolute ©ummpeif f. 95. ifl oon alfertfpet bei allen 23öl; 
fern ein banfbateä, oiel oariierte$ 3Rätcpentpema, auch bie pier 



mitgeteilten SRärchen enthalten wieber S5eifpiele baeon. ©uneben 
aber fJttisct fleh bei und in noch weit größerem Umfang eine befon# 
bete Slrt beg ©ummen. ©iefet bumme Hong, SRichel, Ärifchan 
ober aperer iff mehr alg ein bloßer Sölpel, er gilt nur in Öen Slugen 
feiner Umgebung alg ein folget; „er war eielleichf gar nicht fo 
bumrn", fagt ein öjletrei<bifche$ SRärchen; „aber wag er angriff, 
war feinen 95rübern &u fehlest, nnb fo machte er halt gar nichtig 
unb faß hinter bem Ofen, nnb niemanb, auch er felbf! nicht, 
wußte, wag in ihm fEetfte, big feine Seit tarn unb er burch feine 
reine, gläubige ©nfalt unb ©erabheit, fein naioeg ©raufgänger* 
tum, bag leine furcht fennt, burch feine ©eharrlichleit unb Steue 
unb burch fein mitleibigeg £erj jene Säten »ollbringt, bie allen 
anbern Sterblichen unmöglich finb. ©abei wirb halb ber eine, 
halb ber anbere 3«0 mehr hetoorgefehrf; halb bie SHefenflärle 
ober bie Unerfchrocfenheif, halb mehr bie ©utherjigleif, halb 
mehr bag Säppifche, Schwerfällige, er muß etwa erf! eine Stacht 
Prügel weg hoben, big er warm wirb unb feine 95ärenfraft in 
Slltion tritt; überhaupt »erträgt er ein gut Seil Sächerlichlelt, 
bie blgtoeilen ing ©rotegfe getrieben wirb; anbererfeitg fehlt i^m 
gegebenenfaßg auch ein lifliger Äniff ober 95luff nicht, er trifft 
inflinlti» bag Süchtige. 2ln bie ©teile biefeg gelben, bet ein 
©ummling gefcholten wirb, weil er ju gewöhnlicher bäuerlicher 
unb bürgerlicher Hantierung nicht taugt ober auch langmütig 
unb gebulbig fleh bie SRoHe beg ^cögelfnaben gefallen läßt, tritt 
bann in unferen SRärchen auch *vpl bet funge Saugenichtg, iu 
bem aber ein guter Äern ifl, ober ein befertierenber ©olbat, ober 
einfach ein armer, elternlofer SSurfch, ber nichtg geerbt hot a(g 
ein ©ch wert , ober gor nur ein Hirfetorn ; furj am Uebflen aug einer 
»erachteten, unfchelnbaren Hülle läßt bag SRärchen ben Halben 
hereortreten. 

Sahireich flnb ferner fene SRärchen, in benen eg fleh um bie @r* 
löfung eineg STOenfchen honbelf, bet in ein Sier oerwünfehf ifl; 
ein SRotio, bag wohl fchon in »orgermanifche 3 eil iutficfteichf. 
Unfet «Kätchen eerbinbet bamit gern eine oft wunberfam poe# 
tifche Stählung »on ber Sreue unb Opferfähigleit bet grau, 
bie ben ©eliebten burch irgenbein Q3etfchuiben »erliert unb burch 

XIV 


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eine lange roßftfelige ©anberung »lebet gewinnt; umgefehrf ifl 
e# auch oft bet Manu bern bie bereite ettöfEe obet burch Staub 
bei 6ch»anenge»anbe# obet fonffcoie errungene Jungfrau »ie/ 
bet entfch»inbet, »eil et ein SSerbot übertreten, eine 95ebingung 
auf er acht geiaffen hat, nnb bet nun bie Probe bei au#harrenben 
Suchen# bii in eine anbere ©eit hinein befielen muß, obet bet 
treue 95ruber, ber bie oerzauberte unb entrfidte Schweflet ertöft, 
»ie im lebten Märchen biefe# Saube#, einem merftoürbigen 
Segenfiüd bet befannten „©leben Staben". JDa# Motto oon ber 
treuen Stau, bie bem Satten nachpilgert, erfc^einf bann auch oft 
felbflänbig, ohne ba# oora Jierbröufigam, fo in bet bei un# un* 
gemein beliebten tomantiföen Stzäßlung oon bet Prinzeflin al# 
Harfner, nnb »lebet anber# in bem fc^Ilc^t fchönen Märchen oon 
„Sieben fchön", in bem eine heimliche Melobie ift »ie oon einem 
alten 93olf#liebe. 

Mit beiben gfißen in bet beutfchen Äinberflube finb »ir bann, 
»enn unfet Märchen mit freunblich ehrbarer Miene, aber nicht 
ohne ein heimliche# fächeln, ben päbagogifchen ginger erhebt 
nnb oon jenen halb fomifchen, halb feierlichen Seflalten erzählt, 
bie ähnliche gunftionen haben, »ie bet Jtnecht Stuprecht: bie 
artigen gutherzigen Äinber belohnen, bie böfen bejitafen, obet 
»enn fie nicht gtunbfchlecht, fonbern blofj eigenfinnig »aten, 
fie in heilfame Sucht nehmen („©albminchen"), fleh hUflofet un* 
fchulbiget Keiner ©eelchen annehmen („£>ie brei gragen bei 
Seufel#", „SDie Solbfinber"), fie ßbet oerlorene Stern unb oer* 
lorene Pantöffelchen gleichermaßen zu tröffen »iffen unb fie 
gerabe#»eg# in ba# unerhörtefie Mätchenglüd hineinftapfen 
laffen („S5on bem Sreileffel"); einmal ifl e# ein graue# Männ* 
lein, ba# biefe Sefchäfte beforgt, ba# anbere Mal ba# Söölflein 
ber Untetirbifchen, bann eine ©albftau in großer Sala, bann 
»iebet ein unfeheinbare# oerhufcelte# Mütterchen, ba# nächfie Mal 
tinfere liebe grau obet ein geheimni#ootler Seftelgrel#, ober enb* 
lieh bet liebe Sott in Perfon. 3lie aber »irb ba# Märchen zur lang/ 
»eiligen moralifchen Erzählung ; in einer primitioen, naturnahen 
Seit enfflanben, finnt unb fpricht e# ganz i« ber Sluffaffung#* 
unb2lu#brud#»eifebe# naturnächfien©efett# inunferer3eit,be# 


XV 



£inbe$. ©amif tfl ntd^t gefaßt bafj «Ile beutfchen Störchen, unb 
fo auch in biefem 95anbe, Äinberntörchen flnb; unfer Störchen ifl 
immer finblich, ober nicht immer fchon für Äinber. Unb fo ijl 
auch bie# 95uch ni<^t al# Äinbetbuch gemeint unb foH nicht al# 
@anje# einfach ben Äinbern in bie $5nbe gegeben werben. S# 
ifl fßt bie ©rojjen, bie ©fern befttmmt, bie foflen ben Äinbern 
batauä ersähen, ©enn erzähl* mßjfen Störchen werben, nicht 
gelefen, gerabe wie Solf#lieber gefungen werben müjfen. Unb 
fo mögen biefe Störchen, nachbem fle jahrzehntelang in ihren 
alten 95üchern gefchtafen $<xUn, au$ biefem ®uch wieber in# 
beutfehe £anb hinautfjiehen, fo frifch unb rotwangig unb wanber* 
luftig, wie fle waren, aü ©rofjmutter noch jung war. 


XVI 


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£)ie ^rm$cflin auf bem 3kum 


i war einmal ein armer 3unge, bet 
mu ßte tagaui tage ln Me Schweine 
in ben SS3alt> treiben, baß fie bei 
©uchedern unb Gichelmajl fett wür* 
ben. SDabel war er nach unb nach 
acMiefm 3abre alt geworben, ©tteg 
Zagei trieb er feine Schweine tiefer 
in ben ©alb, alö er gewbhulicfe ju 
tun pflegte; ba fab er plbfeUcfe einen 
por flcb, beffen 3weige liefe in ben 
©ollen oerloren. „©et Sanfenb, bag ifl aber ein ©aum!" fagte 
ber 3«nge bei flcb, „wie mag ei wobl fein, wenn bn bir pon 
feinem ©ipfel aul bie ©eit feefchaufl!" Sebacfet, getan; er 
ließ feine (Schweine im ©oben wählen unb fletterte an bem 
Stamme empor. © fletterte unb fletterte, ei würbe ©tf tag, bie 
Sonne ging unter, aber noch immer war er nicht in bag ©eäft 
gekommen, ©blich, ba eg ftfeon in buntein begann, erreichte 
er einen armlangen Stufe, ber in bie freie £uft feinau&agte. 
©aran banb er fleh mit ber neuen (Peitfcfeenfcfenur, Mc er in ber 
Safefee trug, fefl, baß er nicht hinabflürjte unb i feaig unb ©ein 
bräche, unb bann fcfelief er ein. 

9lm anbern ©orgen hatte er fleh fo weit Perfobert, baß er flcfe 
mit frifefeen Kräften wieber an bie Slrbeit machen tonnte. Um 
bie ©ittagäieit langte er benn auch in bem ©eäfle an, unb oon 
borf ging bag Steigen leichter, boefe ben 3opf erreichte er auch 
bie^mal nicht; wofel aber tarn er gegen 9lbenb in einem großen 
©orfe an, bog in bie 3weige hineingebaut war. 

,,©o fommfl bu feer?" fragten bie ©auern oerwunbert, aii fie 
ihn erblictfen. „3cfe bin pou unten heraufgefliegen," antwor# 
fefe bet 3unge. ,,©a hafl bu eine weite Keife gehabt," fpraefeen 
bie ©auern, „bleib bei ung, baß wir biefe in unfern ©ienfi nefe# 
menl" — „£at benn hier ber ©aum fdfeon ein Snbe?" fragte 
ber 3u»0e. „Kein," gaben bie ©auern jurüd, „ber ©ipfel liegt 
noch ein gut Stüd hbfeer." — ,,©ann fann iefe auch niefet bei euch 

1 



allmächtig hohen ©aum 


1 OTärdjttt feit (Stimm 



wohnen Metten," berfe^e t>ec 3unge, „tch muß in ben 3»pf 
hinauf. 9i5er &u effen fönnt ihr mit geben; benn ich Mn hungrig, 
unb möbe bin ich auch." ©a nahm ihn bet ©chul&e beg ©orfeg 
in fein £aug, unb et afj unb tränt, unb nachbem et fatt ge# 
worben war, legte er fleh Mn unb fchlief. 9lm «nbetn borgen 
bebanfie et fleh bei ben dauern, fugte ihnen SebewoM unb (lieg 
»eitet ben 95aum hinauf. 

©ie©onne flanb fchon hoch am Fimmel, aig er ein groß eg ©chloß 
erreichte. ©a fchaute eine Sungfrau jum genfier Mnaug, bie 
freute (Ich feM, baß ein SKenfch gefommen fei, fie in ihrer Sin# 
famteit $u ttöfien. „Äomm $u mit herein unb bleibe bei mir," 
fügte fle freunblich. „£at Mer benn bet hohe 95aum fein Snbe?" 
fragte ber 3unge. „3a, höher hinauf fannf! bu nicht," fprach 
bie 3«ngftau, „unb nun fomm herein, baß »ir unä bie Seit 
»ertretten." — „5Ba3 machft bu benn hier oben fo alleine ?" 
fragte ber 3unge. — Slntwortete bie 3ungfrau: „3ch bin eineg 
reichen Stönlgg Mochtet, unb ein böfer Sauberer hat mich Mer# 
her oerwünfehf, baß ich Met leben unb fletben folt." ©prach ber 
3unge: ,,©a hätte et bich auch ein »enig tiefet eerwfinfchen 
fönnen." ©ag half nun aber nichts, fle faß ba oben unb mußte 
ba oben bleiben; unb weil bie (prinjeffln ein hübfeheg, artigeg 
9R5b<hen war, fo befchloß er, nicht »ieber &utücfjufehten unb 
mit ihr jufammen im ©chlojfe haugjuhalten. 

©ag war ein luffigeg £eben, bag bie beiben ba oben im Schlöffe 
auf bem hohen 95aume führten. Um ©peife unb £rant burf# 
ten fle nicht forgen; benn »ag fle »finfehfen, ffanb auch fo# 
gleich eor ihnen; nur wollte bem 3»ngen nicht behagen, baß 
bie (Prinjeffln ihm »erboten hatte, in ein beflimmteg Slnt# 
mer im ©chloffe ju treten. ,,©eh(! bu hinein," hatte fle ihm ge# 
fagt, „fo bring(l bu mich unb bich ing Unglücf." Sine Seitlang 
gehorchte er ihren ©orten; enblich aber tonnte er eg nimmer# 
mehr aughalten, unb aig (le fleh nach bem Sffen Mngelegt 
hatte, um ein ©tfinbehen ju fehlafen, nahm er bag ©chlüffel# 
bunb unb fuchte ben ©chlüffel heteor, ging hi» unb fchloß bie 
»erbotene £üre auf. SUg er brlnnen im Simmer war, gewahrte 
er einen foMfch»ar&en großen SRaben, ber war mit brei 3iägel» 

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an Me 2Banb geheftet; bet eine ging ihm burc^ bett $al$, unb 
bie anbern beiben burcbbobrten feine glßgel. „©ui, baß bu 
fommß," fc^tie bet Stabe, „ich bin »or ©urß fcbitr »etfcbmacb# 
tetl @ib mit »on bem Stuge, bet botf auf bem Sifcbe ßebf/ 
einen Stopfen ju trinlen, fonß muß ich elenbtglicb t>e$ Sobe$ 
ßetben." ©et 3unge aber buffe über bem atnblid einen feieren 
©ebreefen befommen, baß er «nf bie 2Borfe be$ Staben gat nicht 
achtete nnb &ut Sure jutiieffraf. ©a fcf;ric bet Stabe mit fläg# 
liebet ©timme, baß ei einen ©fein erweichen fonnfe: „Sieb, 
geh nicht fort, ehe bu mich gelebt büß; benfe, wie bit jumufe 
wäre, wenn bicb fernanb ©urße$ ßetben ließe." — „Sr but 
teebt," fpracb bet 3unge bei fleh, „ich »iß ib>m helfen!" ©ann 
nahm et ben Ärug Pom Sifcbe unb goß ihm einen Stopfen 
SBafiet in ben ©cbnabel hinein, ©et Stabe fing ihn mit bet 
gunge auf, unb fobalb et ibn btruntergefcblucft baffe, fiel bet 
Slagel, bet bureb ben $al$ ging, $u ©oben. „2Ba$ »at ba$?" 
fragte bet 3unge. „Sßicbf$," anftootfefe bet Stabe, „laß mich 
nicht eetfebmaebten unb gib mit noch einen Stopfen SBajfet!" 
„SKeinetwegen," fagte bet 3unge unb goß ibm einen ^weiten 
Stopfen ln ben ©cbnabel hinein, ©a fiel auch bet Stogel, toel# 
eher ben rechten glügel butebbobtf bufft/ Hirtenb auf bie Srbe 
betab. „Siun iß’$ abet genug," fagte et. „Sticht boeb," bat bet 
Stabe, „aßet guten ©inge finb brei!" ©och al$ bet 3unge ihm 
auch ben britten Stopfen elngeflßßf bufft/ war bet Stabe feinet 
geffeln frei, febtoang bie glügel unb flog fräcbienb jutn genßet 
hinauf. 

„SEBatf büß bu getan?" tief bet 3«ttgt erfebroefen, „wenn e$ 
nur bie iprinjeffln tticbf metft!" ©ie ^rinjeffln merffe e$ abet 
boeb; benn er fab freibeblelcb au$, al$ et &u ihr in bie ©tube 
trat. ,,©u biß »obl gat in bem »erbotenen Simmet getoefen?" 
fpracb ßt bußig. „3«/ ba$ bin ich getoefen," antwortete bet 
3unge fleinlaut, „abet ich bube botf »eitet nichts ©eblimme$ 
eerfibf. „<5$ bi«8 nur ein »etburßetet febwarjer Stabe an bet 
2Banb, bem gab ich ju ttinfen; unb al$ et btei Stopfen ge# 
frunfen butte, ßelen bie Stogel, mit benen et angebeftet war, 
auf ben Srbboben btt ab, unb et bewegte bie glflgel unb flog 


i» 


3 



butch baS genfer baeon." — ,,©aS ift ber Seufel gewefen, ber 
mich eerjauberf hat," jammerte bic fprinjefftn, „nun wirb’S 
nic^t mehr lange währen, fo holt er mich nach !" Unb tintig, 
eS bauerte nicht lange, fo war eines Borgens ble fprinjeffln 
eetfchwunben, unb f!e fam nicht wieber, obgleich ber 3«nge brei 
Sage lang auf ihre Stüdfebr «»artete. 

„Kommt ffe nicht |u mir, fo gebe ich l« iht!" fügte er bei fleh, 
als f!e auch am Slbenb beS btitten SageS nicht toieber jurücfc 
gelehrt war, unb machte fleh mit bem folgenbett SKorgen auf 
ben SQ3eg, ben Saum herab. 9tlS et in bem ©orfe anlam, fragte 
er bie Säuern: „SBift ihr nicht, wo meine tprinjeffln geblieben 
ifb?" — „SFJein," fagfen bie Säuern, „toie foHen mir eS tolffen, 
wenn bu eS nicht weift, ber bu oon bem ©chloffe lommfl!" 
©a flieg bet 3unge tiefer unb tiefer, bis er enblich wieber auf 
ben Srbboben gelangte. „9kch #aufe gehfl bu nicht, ba gibt’S 
Schläge," bachte er; batum wanbetfe er immer walbeln, ob 
er nicht irgenbwo bie ©pur ber fptin&effin auSflnbig machen 
Ibnnfe. Slachbem er brei Sage im SBalbe umhergeirtf war, btt 
gegnete ihm ein 2Bolf. @r fürstete fleh unb floh; boch ber 2Bolf 
rief: „gürchte blch nicht! 2lber fage mir, wohin fuhrt bich bein 
2Beg?"— „3ch fuche meine fprinjefftn, bie mir geflohlen ift," anf# 
wertete ber 3«nge. ,,©a hafl bu noch weif ju laufen, ehe bu 
fle betommjl," fagte ber SEBoif. „Slbet hi« hafl bu brei ©pier 
£aare eon mir. ffienn bu in SebenSgefaht bijt unb bie #aare 
SWifchen ben gingern reibfl, fo bin ich bei bit unb h^lf« bit aus 
ber Slot." ©er 3»nge bebanlfe fleh bei bem SBolfe unb ging 
weiter. 

Über brei Sage lam ihm ein Sät in ben SBeg, unb ber 3unge 
war »or ©chrecf wie eerfleinf; benn er hielt fleh «ertöten. 3luf 
einen Saum Heftern, nufcfe &u nichts, benn ber Sät wäre ihm 
nachgejliegen unb hätte ihn in ben Steigen jetriffen. ©er Sät 
war aber gar nicht blufbürflig geflnnf, fonbetn tief bem 3un.« 
gen freunbltch |u: „gürchte bich nicht/ ich *«e bit lein £eib an. 
Srjähle mir nur, was bir fehlt." 3US ber 3«nge fah, wie gut# 
mßfig bet Sät war, fagte er breijl: „COlir fehlt meine fprinjef# 
fln, bie hat mir ein bbfet Sauberer geflöhten, unb ich wanbere 

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Jefcf in bet ©elf umbet, big ich fic finbe." — „£)a btt noch 
einen guten ©eg, big bu ju ihr gelangfl," erwiberte bet S3är, 
„aber biet ^afl bn brel ©pier non meinen paaren! ©enn 
bu in £ebenggefabt fommfi unb meiner bebarffl, fo reibe bie 
Staate jwifchen ben Ringern, unb ich bin bei bir unb liebe 
blr bei." 

©er 3unge fletffe bie #aare $u fleh, bebanfte |icb unb jog triebet 
brei Sage im ©albe umber. ©a begegnete ibm ein £ßwe, unb 
alg ber 3unge rot Slngfi gerabe auf einen 35aum Heftern wollte, 
rief bag trübe Siet ibm ja: „9ütbf boch, bleib unten, icb tue 
bit nichtg."— ,,©ag ifietwag anbereg," fugte bet^unge, unb bann 
erjäblte « auch bem £ßwen, warum et ohne ©eg unb ©teg 
in bem ©alb betumlaufe. ,,©a bafl bu'g gar nicht rnebt weit," 
antwortete ber £öwe, „eine gute ©tunbe eon hier flfct bie Ißrin# 
jeffln in bem 2fägerbaug. ©ach bicb auf unb geb su ibr! Unb 
trenn bu in £ebenggefabr fommfi unb mich brauchen fannfl, 
fo nimm biefe brei ©pier $aate unb reibe fle jwifchen ben Sin# 
gern; bann bin icb bei bir unb helfe bir aug aller 3iof." ©amif 
übergab er bem jungen bie brei ©pier #aare unb trottete trei# 
ter in ben 93ufch biuein; ber 3unge aber febritt waefer ju, um 
bag 35gerbaug halb su erreichen. 

€g bauerte auch gar nicht lange, fo fab er eg bureb bie 955ume 
fchimmern, unb noch ein Kein ffieüchen, fo butte er bie Süre 
aufgeflinft unb flanb ln ber ©tube unb fab bie ^rinjeffln rot 
fleh flehen. „3unge, wo fommfi bu her?" tief fie erflaunt. ,,©o 
ich betfomme?" antwortete bet 3«nge, „benffl bu, ich werbe 
allein oben bleiben unb bicb bei bem bßfen Sauberer laffen? 
Slbet fegt gib mir gefebwinb etwag ju effen, unb bann wollen 
wir ung auf unb baeon machen unb ju beinern SBater geben!" 
„Sich, mein 3unge, bag gebt nicht fo," fagfe bie iprinjeffln trau# 
tlg , „ber alte 3üger, ber mich bewacht, ifl jwar ben ganjen Sag 
über im ©albe; aber et bat einen breibeinigen ©cbimmel im 
©tafle, ber weif alle ©inge unb jagt ihm fogleich nach, toenn 
wir geflohen finb. Unb wenn er bag weif, fo holt er ung balb 
ein." ©er 3«uge lief fleh bag aber wenig fümmern, af unb 
tranf, unb a(g er fatt war, nahm er bie sprinjeffin bei ber 

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£anb unb lief mit ibr aug bem Sägerbaufe auf uub bauen. 
Stfö fie ein Sßeilcben gegangen mären, febtie bet breibeinige 
©cbimmel im ©falle SRorb unb 3eter unb b&rte nicht auf, big 
bet alte Säger berbeigelaufen fam unb ifm fragte, wag ibm 
fehle. „<5g iji iemanb gefommen unb bat bie ^rinjeffin gefiel 
len!" febrie ber ©cbimmel. ,,©inb fie febon weit?" fragte bet 
Säger. „QBeit noch nicht," antwortete ber ©cbimmel, „fe§ bicb 
nur auf meinen Stßcfen, wir werben fie halb etnbolen!" Sllg 
ber Säger ben Sutten unb bie «prinjeffin erblicfte, tiefer jornig : 
„SBarum baff bu mir meine fprinjeflin gefioblen?" — „ffiarum 
bafi bu fie mir gefioblen?" gab ibm ber Sunge fto&ig jurücf. 
„9lcb, bu biffg", antwortete ber alte Säger, „ba will icb bir bie 
©acbe für biegmal eerjeiben, weil bu bamalg mitleibig warfi 
unb mich mit bem SBaffer tränftefi. 2lbet unterfiebfi bu bicb 
noch einmal unb raubfi mir bie iprlnjeffin, fo mufj bicb mein 
bteibeiniger ©cbimmel in ben Srbboben fiampfen, baß bu beg 
Sebeng uetglfjt." Sann nahm er bem Sungen bie sprinjeffin ab, 
bob fie oor ficb auf ben ©aftel unb ritt mit ifjr in bag Säger# 
baug jurüd. Ser Sunge fcblicb fcb ieboeb leife nach, unb alg ber 
alte Sauberer wieber in ben SEBalb gegangen war, traf er eon 
neuem in bag £aug hinein unb fagte &ur iprinjeffin: re 

einmal, leb fette bicb boeb ! SBenn icb nur er ji einen folgen ©ebirn# 
mel habe, wie ibn ber alte Säget befifct. 3$ »erbe unter bag 
©eff frieeben, unb bu ftagji ibn bann, wenn ibt im ©eff feib, 
wie er ben breibeinigen ©Fimmel erworben bat." Samlf war 
bie «Prinjeffin einoetfianben, unb ber Sunge froeb unter bag 
©eff unb wartete, big bet Slbenb fam unb bet Säger nach £aufe 
febrte. 

„©atereben", fagte bie iprinjeffin jutraulicb, alg ber Sauberer 
ju ©efte gegangen war, unb ftaute ibm bie jiruppigen £aate, 
„©äfereben, wie feib Sbt i« bem breibeinigen ©Fimmel ge# 
fomnten? Sag iji ein präcbflgeg ipferb, ifl Hfiger, wie ein SRenfcb, 
unb läuft fcbneller wie ber 2Binb."— „Sag will icb bir fagen, mein 
Sbcbteriben," fpracb ber alte Säget: unb feb munkelte über fein 
garfügeg ©ejicbt, benn bag Ärauen tat ibm wobl, „ben ©ebi m# 
mel habe icb mir in brei Sagen erworben." — „S?ann ficb jeber 

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©enfcb ein feiges (Pferb eerbienen?" fragte t>ie fprinjeffin. 
„©ewifj", antwortete t>er 359 er, „wenn et flug i(f, fann’d ihm 
nicht festen. @tn ©tönbeben eon hier im ©albe wohnt eine 
Sauerdfrau, bad iff eine arge £ejre. ©ie befibt bie fünften & 
Werbe weif unb breit; unb wer ihre Sohlen brei Jage ju böten 
»ermag, ber fann (leb l»r Selobnung bad «Pferb audfueben, bad 
ibm eon allen Jieren im ©falle am befien gefdttt. Sorjeiten 
gab fie auch noch jwölf £ämmet obenbrein; mir bat fie bie# 
felben aber nicht gegeben; fo farn’d, baf bie jwölf ©blfe, bie 
in bem SEBalbe wohnen, atd ich mit meinem ©cbtmmel baüon# 
ritt, anf mich lod (lösten. Unb ba leb feine £ämmer batte, bie 
icb ihnen eorwerfen fonnte, fo eilten fie meinem ©cbimmel 
nach, unb ebe icb über bie ©renje fam, bie (ie nicht öbetfebreifen 
bötfen, batten fie bem Jiere ben rechten Sufi audgeriffen, unb 
felfbem bat et brei Seine bid auf ben heutigen Jag." „©er nun 
aber bie Sohlen nicht böten fann, wie gebt’d bem?" fragte bie 
fPrinjeffin. ,,©em gebf’d fehlest", etwiberte bet alte3äger, ^bie 
i?ejre fdbtdgt ihm bad $aupt ab unb fptefif ed auf bem Saune % 
auf, ber um bad ©eböff gebt; unb ba fiafen febon fo eiet Äbpfe, 
bafj (ie batb einen neuen 3aun bauen muff, um (ie ade unter# 
jubringen." 3e$f wufjte ber 3«nge unter bem Sette genug; 
bie fprittjeffitt hörte barum auf mit Stagen, unb fie fcbilefen 
alfe brei bie gan&e 3iad;f binbureb. 

9lm anberen ©orgen, ald ber 3äger wieber in ben ©alb ge# 
gangen war, froeb ber 3unge unter bem Sette bereor, afj unb 
tranf mit bet <Prin&ef(in, unb bann machte er (ich auf ben ©eg 
nach bem ©eböft ber £epe, »on bem ber Säger in ber (Rächt ge# 
fptoeben batte. @d bauerte auch gar nicht lange, fo fab er ben 
Saun mit ben ©enfebenföpfen »or (ich, unb nun wufjfe er Se# * 
febeib, baf? et nicht irre gegangen fei. 211 d er an bem #offore war, 
traf ihm auch febon bie $eye entgegen unb fpracb ju ihm; „©ad 
wiöfl bu hier?"— „©eine Sohlen böten!" antwortete ber3unge. 
„@ut, ich will bicb annebmen," fagfe bie £e?e, „unb wenn bu 
mit ben Spferben (eben 2lbenb bübfcb pönftlicb um acht Uhr 
|u £aufe fommfi, fo barffi bu bir nach brei Jagen bad ipferb in 
meinem ©falle audfueben, bad bir am beflen gefällt, ©ad foll 

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Digitii 


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bein Soljn fein! Äomntfi bu aber fpStet heint, fo fchlage ich bir 
baüfyauvt ab unb flccfc ed auf benStafetenjaun." — „©ad magfi 
bu tun," erwiberfe bet 3unge, aber ber Sohn ifl mir nicht hoch.** 
genug. 3$ oerlange auf er bem ipferbe noch jwölf Sammet oben/ 
btein." — „©ad habe ich früher getan," antwortete bie fyepe, 
„aber bie Seiten finb fchiechter geworben, unb bie ^Jferbejuc^t 
wirft bie swblf Sämmer nicht ab."— ,,©ann hüte ich gar nicht," 
antwotfeteberSunge. 3lldbie£eye fah,baf er auf feinem Äopfe 
befianb, brummte fie: „deinetwegen, befommen wirb er fie 
ja ebenfowenig wie badfpferb," bann fprach fie laut: ,,©ie ©a<he 
ifi abgemacht, bu follfi auch bie jwölf Sämnter erhalten, unb 
morgen früh tceibfl bu meine jwölf Sohlen auf bie 5Biefe." 

Unb fo tat ber 3unge auch. 2lm frühen dorgen, ehe bie ©onne 
aufging, fchwang et (ich bem fiärffien Süllen auf ben Diücfen 
unb ritt jur SEBiefe hinab, unb ed bauerte gerabe eine halbe 
©tunbe, bid er bort angelangf war. „Um halb acht muff bu 
wiebet aufbtecfen," buchte er bei (ich, bann lief er bie Sohlen 
grafen unb legte ftch hinter einen ©cflehenbufch, um bie fcfönen 
©achen ju oerjehten, bie ihm bie alte £epe in ben Äalief (Äorb) 
gepacft hatte, ©a war SBeif brot unb ©raten unb SESurfl, aber 
bad ©efie eon allen war eine halbe Slafche ©ranntwein. 3lid er bie 
an bie Sippen gefefct hatte unb ber etffe ©cfjlucf bie Äehle hinab/ 
gelaufen war, ba tat ihm ber ©ranf fo wohl, unb er franf unb 
tranf, bid er ben ganzen ©ranntwein audgetrunfen hatte. 3n 
ben ©ranntwein hafte bie alte £epe aber einen ©chlafttunf ge/ 
mifcht, unb fo fam'd, baf er ln einen tiefen ©chlaf oerfiel. 
Slachbem et enblich wieber aufgewachf war, rieb er fleh bie Slugen 
unb fab fleh um. 3a, ba war oon ben Sohlen nichfd mehr $u 
feben, fte waren auf unb baoon gegangen unb et flagte unb 
jammerte unb fchlug ftch mit bet $anb oor ben Äopf. @nblich 
fiel ihm ber SSBolf ein: „SBenn bu in Slot bifl, follfi bu bie brei 
©pier £aare jwifchen ben Siugern reiben!" hat et bir gefügt! 
unb bamit &og er bie SBolfdhaare aud ber ©afche heroor unb 
rieb fie jwifchen ben Siugern. ©ogieich flanb ber SBolf neben 
ihm unb fprach: „2Bad ifi bir, mein3unge, womit fann ich Mt 
helfen?" — „Sich, mir finb meine Sohlen weggefommen," jam/ 

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ttterfe ber 3unge, unb wenn t>u mit tticgf gtlfg, Hebet SBolf, fo 
fcgl ägf mir bie alte £eye geufe öbettb bett Sopf ab unb ge dt 
Kiv'anf bett ©tafetenjaun." — „Segn Sföeilen flttb ble ftoglen 
fcgon gelaufen," antwortete bet SBolf, „batura feg bieg fcgnell auf 
meinen müden; unb wenn leb fte eingegolf gäbe unb igtten eor# 
gefommen bin, fo fcglage mit ben brei 3äumen, bie bu in ber 
5?attb gag, brei Sreu&e eor ignen, unb fle müfien (leben blei# 
ben, alg wären fte angewaebfen." ©a fegte er ficb bem SBolf auf 
ben müden, unb ber lief fo fcbnetl, bafj bem jungen bie £aare 
nur fo flogen, eg bauerte auch gar nic^t lange, fo butte ber SBolf 
ben goglen einen Sßotfprung abge Wonnen; bet 3funge feblug 
mit ben Säumen breimal ein Sreuj, unb fle fonnfen webet eor# 
wärfg noch rüdwärfg. „9lun reite mit ignen nach £aufe," fpraeg 
ber SBolf, „bu wirfl noeg beizeiten geimfommen." ©ag lieg 
geg bet 2funge uicgf jweimal fugen, et fegwang flcg auf ben 
müden beg gütigen gülleng ginauf, unb bann fegrte er mit 
ignen im Srabe jur SBiefe jurfid unb langte bort an, ege bie 
©lode bie fiebenfe ©tunbe eerlünbet gatte, ©ann lieg er bie 
©iere noeg ein SBeilcgen abtrodnen unb grafen, big et flcg um 
galb aegf auf ben Heimweg matgte unb $ur teufen Seit 1» tag 
©egöft jutüdlegrte. 

©ie alte £eye rig bie Slugen weif auf, alg fle ben jungen mit 
ben goglen jur testen Seit geimfegren fag; aber fle bezwang < 
geg unb reifte igm freunblicg bie £anb unb fpraeg: ©u bifl 
ein tücgtiger Hütejunge, bu gefällfl mir!" ©ann fügtte ge ign 
in bie ©fube unb fegte igm ©peife unb Stanl eor; boeg wäg# 
renb er ag, lief ge in ben ©fall unb bearbeitete bie goglen mit 
bem 95efengiei. „Sonntet igt igm benn niegt entlaufen, igr 
ungegorfamen Siere," rief ge jornig. „SBit jlnb jegn SReilen 
gelaufen," fegrien bie füllen, „er tarn ung aber auf einem 
SIBolfe natggeriffen unb gat ung wiebet jurüdgebtaegf." — 
„Sin SBolf?" fagte bie £eye eerwunberf, „bag ig etwag anbereg; 
ba rnügen wir fegon ein gärfereg SKitfel gebrauegen;" unb am 
anbeten SJlorgen gab ge bem jungen bie flagge, brei Viertel 
mit 95ranntwein gefüllt, mit auf ben SBeg. ©er munbefe igm 
wieber fo löglieg unb tat igm im £et&en fo wogl, bag er ign mit 

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clitcm 3«d« aultranf; bann fanf et um unb fchlief «nfet bem 
©chlehbornbußh ein unb rücfte unb rührte ßd? nic^t. 

2111 et enbltch aufwachfe, merfte et wo 1)1, baß bie «Ktttagljelf 
fchon »orüber fei, unb eon feinen Sohlen war wieberum nic^tö 
mehr i« fehen. £>ielmal befann et (leb nic^f fange. „©eßern 
bat bit bet SBolf geholfen; heute muß blch bet 955t aul bet 
Jßof retten," backte et unb rieb bie 955tenbaate jwifchen ben 
ginget«. Unb fchon ßanb et eot ibm unbfprach: „2Bal iff btt, 
mein gunge, unb womit fann leb bit helfen?" #ilf mit ju mei# 
nen Sohlen," antwortete bet gunge. — • „3»anjig «Kellen (inb 
fle fcfjon gelaufen," fptacb bet 955r, „aber fef? bich gefebwinb 
auf meinen Slficfen, baß wir fle einbolen." $Da (lieg bet gunge 
bem 935ren auf ben SKßcfen, unb bet 955r lief, baß bie #aare 
feinet (Reifert in bet £uft (außen, unb et hörte nicht eher auf, 
all btl et ben Sohlen einen 23orfptung abgewonnen batte, 
©arauf febtug bet 2funge mit ben brei 35umen bie Äteuje, unb 
all fie ßitlßanben, febwang et ficb auf fein £anbpferb hinauf 
unb tift fo fcbnell wte möglich S»t SEBtefc jutfief; aber, fo febr 
er bie Söll«« auch laufen ließ, et tonnte bie QBiefe eot halb acht 
nicht erreichen, fo baß er ßradl weitet reifen mußte, um noch 
jut Seit in ben £of bet j?epe ju gelangen. 

„£al nenn’ ich mit einen Ritten," fagte bie Stlfe fteunblicb, unb 
boeb wat ße inwenbig ©ift unb ©alle, „iefcf fomm nur herein 
unb eetjebt bein 2lbenbbrof." Unb all bet Sunge in bet ©tube 
faß unb aß, lief fle wiebet in ben ©fall hinab unb hieb mit bem 
25efenßiet auf bie Sohlen ein. „2Bit fönnen nichfl baföt," rte# 
fen bie Sohlen unb fchrten eot ©cbmetj, „wir ßnb jwanjig 
«Keilen gelaufen, ba tarn et uni nachgertffen auf einem 95aren 
unb hat uni wiebet jurücf gebracht."— „2luf einem 935ren ?" fagte 
bie £epe, „bet Sunge iß ßärfer all ich. 2lbet warte nut, mor* 
gen foßß bu mit nicht entfommen." £>en anbeten Sag gab ihm 
bie ijepe bie gan&e glafche eoll 95rannfwein mit auf ben SEBeg, 
unb bet 3unge bebanffe ßch noch bei bet alten £epe föt bal 
fchöne ©etranf. Unb all et auf bet SBiefe angelangt war, ttanf 
et bie ganje Slafche in einem 3«3e aul unb legte ßch inl ©tal 
unb fchlief feß ein unb erwachte erß jur Kachmitfaglieit wieber 

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^»fccrn ©chlafe. „©ottnet ©achfen! $llft mit heute ber £ßtoe 
t8E|f, fo bin icb gewiflicb eetloren!" tief et erfchtoden, sog Me 
Mei ©pier £öwenhaare eilenbä au$ ber Safere hereot unb rieb 
fle swifchen Pen Singer». 3ll$balb flanb Per £öwe rot ihm unb 
fprach: „Sßur rafch auf meinen (Rüden hinauf, wir haben feine 
Seit ju oerlieren! ©retßig ©eilen haben Me Sonett fc^on su* 
rüdgelegt;" unb alä bet 3unge fleh auf ihn gefe&f hatte, lief et, 
wie bet ©tutratMnb faufl, unb bie £aare faufien unb furnm/ 
ten bem jungen um ben Äopf, unb MS bie ©onne ftch ihrem 
Untergänge neigte, batte bet £ßwe auch bie Sohlen etngeholf 
unb bet 3«nge biefelben jum ©(eben gebracht. ,,©o, nun fpate 
©potn unb (peitfehe nicht unb lag fle laufen wa$ fl« l&nnen, 
bann lommfl bu noch hi» auf ben $ of," tief bet £ßtoe, unb bet 
3unge tat, wie ihm geheißen wat unb fpotnfe fein ipferb, baß 
ihm ba$ Sluf au3 ben ©eichen floß, unb hieb auf bie anbeten 
Sohlen mit bet ipeitfche ein, baß bie Se&en flogen, unb langte 
ein Viertel eor acht auf bet ©iefe an. ©a toat an 9tuhe unb 
Slafl nicht iu benfen, et trieb bie Süllen nur um fo (tarier an, 
unb al$ bie ©lode acht fchlug, toat er im Sottoeg, unb bie Slügel 
be$ Soretf, toelche bie Sllte jutoarf, halfen ihm beinahe bie 
Serfen abgefchlagen. 

,,©a$ toat bie h&chfie 3elt!" tief bet 3unge atemlos unb (tat in 
ba$ #au$ hinein; bie Sllte aber lief &u ben Sohle» unb fchlug 
fle mit bem Sefenfttel, baß e$ einen ©tein erbarmen tonnte. 
,,©it lönnen nichts bafüt, oerfchon’ un$," baten bie Sohlen, 
„toir flnb breißig ©eilen gelaufen, er aber fam un$ auf einem 
£btoen nachgejagt unb hat und in Stle toiebet jutüdgebtacht." 
911$ bie £epe ba$ hörte, ließ fle nach mit bem ©chlagen unb 
lehrte Ärgerlich ln bie ©tube surüd; baföt ging fe|f bet 3»nge 
in ben ©(all hinein, um fleh ein ipfetb au$sufuchen, unb bet 
#epe Heine Sochtet begleitete ihn. 3» bem ©talle flanben oiele 
ipfetbe, unb eitt$ toat immer fchöner al$ ba$ anbere. ©ans 
hinten aber flanb in einet befonbeten Sucht ein hochbeiniger, * 
mageret ©chimmel. ,,©a$ ijl meinet ©utfer SKeitpferb," fagte ba$ 
Heine ©dbchen, „ba$ läuft fo fchnell toie bet ©inb." ©a wußte 
bet 3«»ge genug unb ging wiebet hinein ju bet alten £epe. 

11 




Du 


Uoo 



2lm anbeten €D?otröCtt fagfe Me £epe: „9lun, 3unge, treibe« 
ipferb wiltff tu haben als Sohn fürbie£üte|eit ?"— „Sen©cbim* 
mel ln bet Keinen 95 uebt," antwortete bet 3unge. „21$, wa$ 
willfi tu mit bem, fcet ifi ja ba$ SRitnebmen ute^t wert! ©leb 
5orf), wie mager unb febmufsig er auSfiebt. ületn, mit bem Siet 
fann 1$ bi$ nic^t sieben laffen, Me Seufe würben über mich 
reben, wenn i$ bir fol$ einipfetb jum£obne gdbe!" ©et 3unge 
blieb aber bei feinem SBitlen, unb ba mufite fi$ bie £ere wohl 
ober übel fügen. 211$ er jeboeb au$ bem ©falle getreten war, 
holte fie fdfmell einen 95obret berbet unb bohrte bamit bem 
©cbimmel fiöcbet bureb alle eier £ufe, barauf nahm fie ein SKobt 
unb fog ibm alles SSRarf au$ feinem ©ebein unb tat e$ in einen 
irbenen Sopf. Sann nahm fie SRebl, mengte e$ mit bem 3Rarf 
unb buf einen SinSbad (Suchen) barauä. Sen fefjob fie bem 
3ungen ltt$ SSorberbemb, bafj er unterwegs ju effen habe unb 
nicht junger leibe. Sflacbbem fie ba$ getan batte, holte fie jwblf 
Sammet au$ bem ©falle beroor, unb banb fie an ben hinter# 
fügen an einer ©ebnur auf unb hing fie über ben ©cbimmel. 
„Sa bafi b» beinen £obn," fpracb fie unb ber 3«nge fagte ibt 
Sebewobl unb ging neben bem ©cbimmel b«f S«m Sorweg bin# 
au$. 2luf baS ipferb fefcen mochte er ficb nicht, benn eS traf fo 
fieif auf unb lieb fl$ fo feb^aeb an, als ob eS halb fierben mfiffe. 
2lucb wunberfe ihn, bafj eS immer mit bet 3unge nach feinem 
95orberbemb lecfte. „2Ba$ willfi bu benn borf, ©cbimmelcben?" 
fragte ber 3“nge mifleibig. Sa bub ber ©cbimmel &u reben 
an unb fpracb: „3<b leefe «ach bem SinSbacf; benn bie alte 
£epe bat mir mit einem Siobt alles SRarf aus meinem ©ebein 
bureb bie £ufe gefogen, bat eS mit SRebl gemengt unb in beinen 
SinSbacf gebaefen." „Sann if ihn nur/' fptacbber3unge, „benn 
er fleht bir eon JRecbtS wegen ju." Unb als ber ©cbimmel ben 
Suchen gegeffen baffe, fam bie alte Sraft wieber in fein ©ebein, 
unb ber3unge f$wang ficb auf feinen Störten, unb er griff mficb# 
fig aus. SS bauerte aber nicht lange, fo farnen fie in ben SBalb, 
unb wie fie ein wenig batin gewefen waren, jifir&ten bie jwölf 
2Bölfe, oon benen ber alte 3äget gefproeben, auf fie loS. Siafcb 
febnitf ber 3«nge mit feinem febarfen SReffer bie ©ebnur ent# 

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jwei, unb Me jwölf £ämmer fielen auf Me ©trage herab, unb 
bie ©ölfe fiürjten über fie fyet unt) erwürgten fie unb 
fragen fie auf. 2llb fie Me £ämmer gefreffen Batten, war Bet 
©«Bimmel aber fchon fo »eit gefommen, alb Me SDiachf bet £>ejce 
teilte, unb ber 3«nge Butte iBn alfo mit heilem ieibe eor ben 
©ölfen in Sicherheit gebracht. 

Sinn machte er, bag er $u bem gägerhäubchen fam. ©ort Ueg 
er ben Schimmel am ©fitpfofien holte« unb lief hinein, holte 
bie iprinjeffin Beraub unb fegte fie eorne auf bab Slog; bann 
fchwang er fich felbfi hinauf unb lieg ben ©chimmel laufen, »ab 
er laufen wollte, üllb er fort war, erhob ber breibeinige ©chitw 
mel »lebet wie bamalb einen graufamen £ätra unb ruhte nicht 
eher, alb bib bet alte Sauberer hetbeigelaufen fam unb fragte: 
„©atum fchretfi bu fo? ©ab ifl benn gefchehen?" — „©er 
3unge ifl »iebet hier gewefen unb hat bie SPrin&effln geraubt," 
antwortete bet breibeinige Schimmel. ,,©inb fie fchon weit?" — 
„Siein, weit finb fie noch nicht, wir werben fie fchon einholen; 
feg* bich nur auf meinen Stücfen." ©ab tat bet Sauberer unb 
ritt bem jungen nach, „©(himmelten lauf! ©chimmelchen 
lauf!" rief ber 3unge, alb et ben Sauberer erblicfte; aber ber 
©Fimmel lief nicht, fonbetn ging gemächlich ©chritt. ©awar’b 
benn fein ©unber, bag bet alte 35ger fie einholte. „Stäuber!" 
rief er bem 3««den l«/ «hab’ ich bit'b nicht gefagt, bu folltefi 
eb nicht noch einmal wagen, bie $tin&effin &u fiehlen; nun foll 
bich mein ©chimmel in ben Srbboben fiampfen." 3«bem er 
bab fagte, rief ber eietbeinige ©Fimmel bem breibeinigen &u: 
„©chwefierchen, wirf ihn ab!" ©a warf ber breibeinige ©chirn# 
mel ben alten Sauberer auf bie Stbe, unb bet eierbeinige fam 
ihm &u £ilfe, unb bann traten fie fo lange mit ihren harten 
#ufen auf ihm herum, bib auch fein einziger Änochen unjer# 
malmt war. 

2Jlb ber 3auberer tot war, fegte ber 3«nge bie iprinjeffin auf 
ben breibeinigen ©chimmel, er felbfi blieb figen, wo er war, 
unb fie ritten jufamtnen in bab Königreich, wo bet SSater bet 
iprinieffin regierte, ©a war einmal bie greube grog, alb er feine 
einjige ©ochtet wiebet hatte, unb alb et hörte, bag ber 3«nge 

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(Ie etldjl habe, gab et ffc ihm fogleicb jur grau, unb ti würbe 
£ocbjeit gefeiert in großer Fracht unb £>errli<bfeit. ©et alte 
König flarb halb barauf; ba würbe ber arme ©cbweinejunge 
König an (eittet ©fatt, uttb er betrfcbte über (eilte Untertanen 
nach SRec^f unb ©erecbtigleit. (Sineä jageö fielen ihm feine bei# 
ben ©cbimtttel ein, unb er ging in ben ©taö bm«&/ wo fle unter# 
gebraut waren, ©a fjpracb ber vierbeinige ©Fimmel |u ihm: 
„«Kein ©cbwejlercben unb ich buben bit geholfen, nun hilf bu 
un$ auch. Sieb bein Schwert unb fcblag un$ ba$ $aupt ab." 
Slntworfete ber junge König: „©ab werbe leb bleiben lüften; icb 
habe euch viel $u lieb, unb (o lohnt man (einen gteunben nicht." 
„SBenn b« mir nicht gehorchen wiOfl," (prach ber ©cbimmel, 
fo (chaffen wir bit Unglöd über Unglücf auf ben £al$." ©ab 
wollte ber junge König nun auch nicht buben, brum jog et bab 
©ch»erf aub ber ©cbeibe unb (chlug bamit ben beiben ©chim# 
mein bie Köpfe ab. Kaum butte er bab getan, fo flanb ein flatt# 
lieber (prini unb eine wuttberfeböne (prinjefftn cor ihm, bie be# 
banften (leb, bafj er fle erlbjl bube, ©erfelbe alte gSger, bet bie 
junge Königin auf ben hoben 93aum oerwünfehf, butte auch fle 
in ipfetbe eer wanbeit; nun aber waren (ie unb ihr ganjeb SReicb 
»on bem Suuber erlbjl, unb bie ganzen großen SBälber, in benen 
bet alte gäget fein SBefen getrieben butte, waren mit erlbjl, unb 
jegt ©tdbfe unb ©brfer, fühlen unb ©een geworben, unb bet 
iprinj unb bie fpcinjeffln waren ^errfcher über bu$ ganje £anb. 
©ie blieben noch eine Seidung bei ihrem Stlöfer unb feinet 
grau, bann &ogen fle in ihr eigene^ Königreich, ©er junge König 
lebte mit feiner grau glfidlicb unb jufrieben fein £eben lang, 
unb wenn (le nicht geftorben ftnb, bann (eben (ie tyutt noch. 


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QSom SDtann oljne Jper$ 


I waren einmal fleben Gröber, Me 
hatten webet ©ater noch SJiutter 
mehr unb lebten ln einem ^aufe bei# 
fammen. (Sie mußten atteö felbet bet 
forgen, Waffen, fochen, Stuben feh* 
ren unb wal ba noch weiter ju tun 
war, benn fie ßatten auch leine 
Schwefiern. Sine folche SEBirtfc^aff 
oerbtoß fie halb. ©a fptach einer »on 
if)nen „SBit follten auljiefjen unb uni jebet eine ©tauf holen." 
©er 3 tat gefiel allen ©tübern, unb fie machten fleh reifefertig; 
bet jüngfie aber wollte jurücfbletben unb bal §aul hüten; feine 
fechl ©rüber oetfprachen, ihm auch eine ©raut mifjubringen. 
©ie ©rüber nahmen Stbfchteb, unb ihrer fechl iogen nun luflig 
unb fröhlich i» bie SEBelt hinaul. ©alb famen fie in einen großen 
wilben SBalb, ba trafen fie, nachbem fie lange barin hetumge# 
wanbert waren, ein fleinel £5ulchen, eot beffen ©fit fianb ein 
alter «Kann. Sill et bie ©rüber nun fo lu|iig oorübetiiehen fah, 
riefet ihnen ju: „9Bo wollt ihr benn hin, baß ihr fo an meinem 
£aufe »orbeigeht ?" — ,,©ir wollen uni jeber eine junge hübfehe 
©rauf holen," etwiberten fie, „barum finb wir fo lufiig. 2Bir finb 
aUjufammen ©rüber, einen aber haben wir noch ju #aufe ge# 
laffen, unb bem fotlen wir auch «ln« ©raut mitbringen."— „So 
wüttfehe ich euch Mel @lüd auf bet Steife," antwortete ber alte 
Sftann, „aber ihr feht wohl ein, ba ich immer fo allein bin, baß ich 
auch ein« ©raut nötig habe, ich täte euch, bringt mir auch eine 
mit." ©ie ©rüber antworteten nichfl barauf, fonbern reiften 
weiter unb buchten: bal wirb ber alte SOiann wohl nur im Scher$ 
gerebet h<*Mn, «t Mn» 3« feine ©raut gebrauchen. 

©alb famen fie in eine Stabt; ba fanben fie fieben junge unb 
fchöne Schwefietn. 3eber eon ben ©tübern nahm (ich eine »on 
ihnen $ut ©raut, bie fiebente jfingfie Schweflet aber nahmen fie 
mit für ihren jfingfien ©ruber. 

Sill fie nun wieber in ben SBalb famen, fianb ber alte SJfann eot 

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feiner Süt unb festen auf fie gewartet ju haben. ®r rief ihnen 
fchon oon »eitern &u: „Sinn, habt ihr für mich auch eine ©raut 
mitgebracht, »ie ich euch gefagt habe?" — „SRein," antworteten 
bie ©rüber, „für bich, alter «Kann, fonnten »ir feine ftnben; »it 
haben nur für un$ ©räufe mitgebracht, unb bie fiebente iff für 
unfern ©ruber." — ,,©ie fönnt ihr mir laffen," fagte bet alte 
SJRann, „benn euer ©erfprechen müßt ihr halten." Slber bie ©rü* 
bet weigerten fleh. £>a »«hm bet alte SRann ein Heiner weihet 
Stäbchen oon einem ©orte über bet £au$tür, unb a(ä er bamit 
bie fech$ ©rüber unb ihre ©räufe berührte, waren fle alle in graue 
©feine oerwanbelf. ©ie legte er mit bem ©tabe auf ba$ ©ort 
über bet Sfir, bie fiebente jüngfie ©rauf aber behielt er bei fleh. 
©a$ Räbchen muffe nun alles in feinem #au fe beforgen, »a$ 
ju tun war unb »aS eine Hausfrau für ©efchäfte hat. ©ie eott# 
brachte ba$ allcö mit willigem £>erjen unb hafte eS auch ganj 
gut bei ihm, nur bet einzige ©ebanfe plagte fle, baf er halb 
fierben fönnte. 8Ba$ follte fie bann fo ganj allein anfangen in 
bem grofjen »ilben ©albe, unb »ie foüte fie bann ihre atmen 
eeriaubetfen ©chwefietn unb beten Verlobte befreien? 2fe länger 
fie bei ihm war, je fchrecöichet warb ihr biefer ©ebanfe; fie weinte 
unb flagte ben ganzen Sag unb fchrie bem Sllfen immer in bie 
Ohre»: ,,©u bifi alt unb fannji leicht fierben, waS foll ich bann 
anfangen, wenn bu tot bifi? 2fch »erbe hier ja ganj allein in bie# 
fern grofen ©albe fein." ©a warb bet alte SRann oerbrieflich 
unb fagte: ,,©u brauebft gar feine 3lngfi |u haben, ich fann nicht 
fierben, benn ich habe fein £etj; aber wenn ich fierben follte, waS 
boch nicht möglich ifi, fo liegen ja auf bem ©ort übet bet £>au$# 
für jwölf graue ©feine unb babei ein fleinet weifet ©fort; ba# 
mit brauchfi bu nur . n bie ©feine ju fchlagen, fo wirfi bu beine 
©chweflern unb ihre ©erlobten »ieber lebenbig haben." ©a$ 
SKabchen gab fich nun eine ©eile fcufrieben, bann aber fragte 
fie ihn, wenn fein #et| nicht in ber ©rufi wäre, wo er e$ benn 
hätte? „Äinb," fagte ber Sllte, „fei nicht fo neugierig, bu fannfl 
nicht alles wiffen." Slber fie lief nicht nach mir ©itten unb 
fragen, bis er unwillig fagte: „SRun, bamit bu nur SRuhe hältfl, 
fo fage ich bir, mein $erj fifcf in bet ©ettbeefe." 

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9lun pflegte bet Sitte morgend in hen fffiaib ju geben unb ecfl 
abenbS wiebet julommen; bann mußte feine junge ijauShättetin 
baS Gffen für ihn bereit haben. 2113 et nun an bem 2Ibenb nach 
fjaufe (am, ba fanb et feine SSeftbede mit allerlei fernen gebet« 
unb Seinen 23lumen über unb übet befleeft unb gegiert; ba fragte 
et baS SRabchen, waS benn baS bebeuten foltte? „Sich, Sßater," 
antwortete j!e, „ich muß ben ganzen Sag allein fein unb fann 
bit nichts juliebe tun, fo wollte ich hoch beinern £erjen eine 
greube machen, baS, wie bu fagjt, in bet SBeffbede fledt," — 
„£inb," fagfe bet 2llte unb lachte, „eS toat ja nur ein ©cherj oon 
mit, mein $etj tff lange nicht in bet 33eftbede, baS ifl ganj an# 
berSwo." ©a fing f!e toiebet an ju Sagen: „2llfo h«fi bu bo<h ein 
£erj in beinet 95ruff unb fannfl flerben; was foll ich bann an* 
fangen unb wie befomme ich bie Peinigen wiebet, wenn bu tot 
bifl?" 

„SEÖaS ich bit fage, HebeS Äinb," antwortete bet alte SDlann, „fler* 
ben fann ich nicht unb habe gewiß lein £crj in bet SSrufi, aber 
wenn ich flerben foltte, waS hoch nicht möglich ifl, fo liegen ja bie 
©feine öbet bet £auSffit unb babei ein Seiner weißet ©tod ; ba* 
mit fannfl bu ja nur, wie ich bit fchon einmal fagfe, an bie ©feine 
fchlagen, fo hajl bu alle bie ©einen wiebet!" 2lbet ba bat unb 
quälte fte ihn abermals fo lange, wo et benn fein $etj hätte, bis 
et fagfe, eS fl §e in bet ©tubentfir. 

9lun fchmödte fle am anbern Sage bie ©fubenffir eon oben bis 
unten mit bunten gebern unb SSlumen, unb als abenbS bet Sitte 
nach $aufe fam unb nach bet Utfache fragte, antwortete fle ihm: 
„Sich, S3afer, ich fann bit ja ben ganzen Sag nichts juliebe tun, fo 
wollte ich beinern §etjen eine gteube machen!" albet bet alte 
S&ann antwortete wiebet: „«Kein £erj ftfcf lange nicht in bet 
©tubenfür, baS ifl ganj anbetSwo." ©a ging eS nun ebenfo wie 
am eorigen Sage; fle weinte, jammerte unb fpraeö: „23afet, bu 
hajl hoch ein £erj unb fannfl boch jletben, bu willfl mich nur 
tfiufchen!" ©a antwortete bet alte SDlann: „©fetben fann ich 
nicht, aber weil bu eS butchauS wiffen willfl, wo mein #erj ifl, 
will ich *4 bit fagen, bamif bu bich enblich betuhigfl. ©eit, weif 
»on hier, in einer ganj unbefannten, einfamen ©egenb liegt eine 


2 3J}Srd)<n {eit Stimm 


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gtofie flitze, Mc Äirche ift ntif bieten eifernen £üren wohloer* 
wahrt, nm bie Sirene fliefj t ein großer tiefer ©taben, in ber Äirche 
fliegt ein Sogei, in bem Sogei ifl mein £erj, unb folange biefec 
Sogei lebt, lebe leb auch. Son felbfl flirbt et nicht unb niemanb 
tann ihn fangen; bähet fann ich nicht fletben unb bu fannfl ohne 
©otge fein." 

Unterbel hafte bet jüngfle Stüber gewartet unb gewartet; all 
nun feine Stüber gar nicht wieberfamen, oermutete er, el möchte 
ihnen ein Unfall begegnet fein, ©aber machte er fleh enblicb felbfi 
auf ben ffieg, um fie ju fuchen. (Sr war fchon einige Sage gegan# 
gen, ba tarn er auch in ben ©alb, burch ben feine Stüber ge# 
wanbert waten, unb gelangte ju bem £aufe bei alten «Kännel. 
St traf ihn nicht ju $aufe, aber bal «Käbchen, feine Stauf, emp# 
fing ihn. 

6t erjühlfe ihr, baß et fechl Stüber gehabt, bie feien aulgejogen, 
fleh Stäufe ju holen, aber el müßte ihnen ein Unglücf jugejloßen 
fein, weil fie noch intmer nicht jurüefgetommen waren, ©atum 
fei er felber aulgereifl, um fie aufjufuchen. ©a erfannte bal 
?K5bchen in ihm ihren Staufigam unb fagfe ihm, wer fie fei unb 
wal aul feinen Srfibern unb ihren Sräufen geworben fei. Seibe 
würben feht froh, baß fie fleh gefunben hatten; fie trug ihm 
6fien auf, unb nachbem er fleh erquieft hatte, fprach er: „Kun 
fage mit, liebe Srauf, wie rette ich meine Stüber?" ©a etjühlfe 
fie oom alten «Kanne, ber fein £erj nicht in ber Srufl, fonbern in 
einet weit entfernten Äirche habe; „bie Äirche," fprach fte/ «liegt 
in einer einfamen wüflen ©egenb, fie ifl wohloerwahtf mit biefen 
eifernen ©firen, um bie Äirche fliegt ein tiefet ©raben, in ber 
Äirche fliegt ein Sogei, in bem ifl bal £erj bei alten «Kännel." 
— „3ch will hoch terfuchen," fagte ber Srüufigam, „ob ich bei 
Sogeil nicht habhaft werben fann; freilich ifl mir ber ©eg unbe# 
fannt unb weit unb bie Äirche ifl wohloerwahrt, aber mit ©ottel 
J?ilfe wirb el mit gelingen." — „3a, bal tu nur," fagte bal 
«Käbchen, „fuche ben Sogei; benn folange ber Sogei lebt, fönnen 
beine Stüber nicht frei werben; für biefe Kacßf aber mußt bu bich 
unter bem Settgeflell oerflecfen, bamit ber 211 te bich nicht fmbet ; 
morgen fannfl bu weiterreifen." ©al tat er benn auch u»b ftoch 

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unter ta$ 95 eff, fobalb bet alte ©ann nacg $aufe fam; am 
anbern SRorgen aber, al$ et »iebet au$gegangen, gölte bie 
95 taut ten Bräutigam au$ bem SSetfiecf gereot, gab tgm einen 
ganzen Äo rb t>oß £eben$mittel, unb nacg einem itlrtllcgen 9 Ib# 
fehlet) machte et fieg auf ten ©eg. 211$ et nun eine gan&e ©eüe 
gegangen war uni) ign gungerfe, fegte et fl cg nietet, jießte feinen 
Äorb eor ft cg unt machte ign auf; intern et atet gleifcg unt 95tot 
geroorlangte, fpraeg et: „©er nun Sufi gat, mitiueffen, tet 
fomme!" 2ll$balb fam ein großer tötet Dcgfe an unt fpraeg : 
„£aji tu ba$ gefagt, »et mit tit effen »olle, tet foße nut forn# 
men, fo wollte icg nun gerne miteffen!" — „3awogl, Äamerab," 
antwortete tet junge 95urfcge, „ba$ gäbe icg gefagt unt tu foßff 
tein Seil etgalfen." 

Sfiun fingen fie an &u effen, unt al$ fie fatt waren, fpraeg tet tote 
jDcgfe, intern et »ietet gegen wollte: ,,©enn tu in Slot bifi unt 
meinet §üfe betarfff, fo fannfl tu teinen ©unfeg nut au$> 
fpteegen, bann fomme icg unt gelfe tit." ©leicg tatauf »at et 
unter ten 955umen oerfegwunten, unt tet 95utfcge fegte feine 
Steife fort. 

211$ et nun »ietet eine ©treefe gegangen war unt ign aber# 
mal$ gungette, fegte et fieg nietet, öffnete ten Äotb unt fpraeg 
wie ftflget: „©et nun £ufl gat mitjueffen, tet fomme!" ©leicg 
fam au$ tem ©ebfifege ein große$ »ilbe$ ©cgwein unt fpraeg: 
„§afl tu ba$ gefagt, »et mit tit effen wollte, ter follte nut fern# 
men, fo wollte icg gerne miteffen." ©et Bräutigam antwortete 
„Da$ tfl mir ganj teegt, Äamerat, lange nut ju." SRacgtem fie 
aber gegeffen gatten, ta fpraeg aueg ba$ »ilte ©cgwein: „®enn 
tu in 9iot bifi unt meinet §ilfe betarfff, fo fptieg teinen ©unfeg 
nut au$, unt icg »iß tit gelfen." Datauf oerfegwant e$ im 
©alt, unt ter 95utfcge fegte feine Steife »ietet fort. 

911$ et nun am ttitten Sage effen »oßte unt wiebet fpraeg: 
„®et nun £ufi gat, mit mir ju effen, ter fomme," ta raufegte e$ 
in ten ©ipfeln ter 95äume unt tet 93ogel ©reif ließ flcg nietet 
unt fegte fieg neben ten ffianterer, intern et fpraeg: „£afl tu 
ta$ gefagt, »et mit tit effen »oße, ter foße nut fommen, fo 
»oßte icg gerne mit tit effen." — „Slecgi gerne," antwortete tet 

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Srüutigam, „Ir ©efellfchaft fpeifen if! angenehmer, al$ ohne 
©efellfchaft, lange nur ju!" 3iun fingen fle beibe an ju cffen. 211$ 
fle aber ja« waren, fprach ber Söget ©reif: „ffienn bu in Slot bifl, 
fannft bu mich nur rufen, unb ich will bir beiflehen." ©arauf oer# 
fchwanb er in bet £uft, unb ber Bräutigam fegte feinen ©eg fort. 
G$ bauerte nun nicht lange mehr, fo tonnte er bie Äitche fchon 
in bet gerne fehen; er oerboppelfe feine Schritte unb halb war er 
in ihrer 9tühe. 9J&et ba war ihm ber ©raben im ©ege, ber war 
ihm &u tief, umhinburchjuwaten, unb fch wimmen tonnte er nicht, 
©a fiel ihm jum ©lütt bet rote Dchfe ein; „ber fönnte bir fegt 
helfen," buchte er, „wenn er einen grünen ©teig burch ba$ ©affet 
tränte; wenn et hoch h^t wäre!" Äaurn hafte er ba$ gefügt, fo 
war ber tote Dchfe ba, legte fleh in bie Änie unb tränt fo lange, 
bi$ ein grüner froctener ©teig burch$ ©affet ging, ©er junge 
Surfche fchrift nun burch ben ©raben unb flanb oor bet Äirche; 
hoch bie hatte fo flarte eiferne Xüten, bah et feine öffnen tonnte, 
unb bie ©änbe waren oiele guß bief, nitgenb$ war eine Dffnung. 
©a er nun fein anbere$ ©ittel wußte, oerfuchfe er, einzelne 
©feine au$ bet SRauer herauöjubrechen; mit eieler ©ühe gelang 
e$ ihm, einen hetau$iubtingen. ©a fiel ihm ein, baß ba$ wilbe 
©chwein ihm helfen fönne; er rief: „D wäre ba$ wilbe ©chwein 
bodh hier!" ©ogieich (türmte e$ baher unb rannte mit folgern 
Ungeftüm gegen bie ©auer, baß augenblictlich ein großem Soch 
entfianb. ©er Junge Surfche ging jegf in bie Äirche hiuein; ba faß 
er ben Sogei barin herumfUegen. ,,©en fannfl bu felbfi nicht 
greifen," buchte er, „aber wenn ber Sogei ©reif nur hier wäre!" 
Äaum hafte er ba$ gefugt, war bet Sogei ©reif ba, aber blefem 
felbfi foflefe e$ oiele SRühe, ben fleinen Sogei ju fangen; enblich 
aber griff er ihn, gab ihn bem jungen SDiamt in bie £anb unb flog 
baoon. gteubig fieefte ber feine Seufe in feinen Äorb unb ging 
nun jurüct nach bem £üu$chen, wo feine Staut war. 211$ er 
bei ihr angefommen war unb ihr erzählte, baß er ben Sogei 
gefangen im Äorbe habe, ba freute ffe fleh fehr unb fprach : „9!un 
foßfi bu erfi fchneU ein bißchen effen unb bann frieche nur wie# 
bet unter bie Settflelle mit bem Sogei, baß bet alte S&ann bich 
nicht gewahr wirb!" ©a$ gefchah, unb al$ er eben unter bem 

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Sette lag, fo fam auch fchon bet alte «Kann nach #aufe, et 
füllte fleh aber franf unb flagte. ©a fing baö SRdbchen wiebet an 
SU weinen unb fptac^ : „Sich, nun flirbt Safer hoch, bai fann 
man {a fehen, unb Sater f)at boc^ ein #e r$ in bet Stuft!" „Sich, 
Äinb," erwibette bet Sllte, „fchwcig boch (HU, ich (ann nicht fter* 
ben, ei gebt gewif halb eorüber !" SJtun abet fniff bet Srdufigam 
unter bet SettfieHe ben Sögel ein wenig. ©a warb bet Sitte ganj 
matt, baf er fleh nteberfefcfe. 

Unb alt bet Surfte ben Sogei noch feffer anfafte, fiel ct o$n; 
mdchtlg eom Stuhl. ©a tief ble Staut: „Kneif lfm gani tot!" 
unb a(g bet Surfte baö getan, lag auch bet Sitte tot auf bem 
Soben. ©a holte bo$ S&äbchen ihren Stdutigam erfl untet bet 
Settftetle heroor, bann ging fie bin, nahm bie Steine unb baä 
weife Stdbchen oom Sorte fibet bet ©fit unb Hopfte bamit an 
Jeben Stein, ba flanben mit einem SRale alle ihre Schweftern unb 
bie Stüber wiebet eor ihnen. „So," fagte fie, „nun wollen wit 
nach $aufe reifen unb $o<h&eit halten unb glücfticb fein; benn bet 
alte SRann ifl tot, unb wir haben nichts mehr non ihm in furch* 
ten." Unb fie reiften fröhlich mlteinanbet fort, feierten ihre $och* 
jeit alle an einem Sage unb lebten bana<h noch oiele 3ahte ein; 
trächtig unb glücflicb miteinanbet. 


£)ie 3tt)ergmäniid)cn 

in Schweinehirt hatte elete Söhne, 
bon benen trieb bet dltefle mit ben 
Serien au#, ©raufen im ©albe aber 
machte er fleh einmal eine pfeife unb 
lehrte feinen fech$ Serien baö Sanjen 
banach. 2Uö fie ei gelernt hatten unb 
berangewachfen waten, &og er bamit 
nach bet Stabt unb lief fie eor bem 
Sönigöfchloffe tanjen. ©a flaute bie 
Stau Königin jum Senfter hinaus unb freute fleh über bie tan; 
jenben Schweine, lief auch bem Schweinejungen 3uder unb 8io* 

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(Inen teilen unb bieg ihren Säcfelmeijler, mit ihm um eln$ bet 
Schweine Raubein. 2lßetn bet Schweine junge fagfe: ,,©a$ frtegt 
bie grau Äöntgtn nur, wenn ich fle bafür einmal ein wenig in$ 
Ohrläppchen fneifen barf." ©a$ erlaubte ihm bie grau Äönigin, 
et aber gab ein Schwein bin unb jog mit ben übrigen nach^aufe. 
211$ er nach $aufe fam unb fein Safer fah, bag ein Schwein 
fehlte, wollte er ba$ Selb bafür fehen. ©er ©chweine{unge er# 
jäblte, wie er bie grau Königin bafüt ein wenig in$ Ohrläppchen 
gefniffen hätte, unb befam jut ©träfe, weil er fein Selb mit# 
brachte, eon feinem Safer Schläge. 

SRach einer ©eile trieb er mit ben übrigen fünf gerfen wleber »ot 
ba$ Äönig$fchlog unb lieg fle nach feiner pfeife fanjen. ©ie grau 
Königin fchaute wieber jum genjler herauf, lieg ihm guder unb 
Stoflnen ju effen geben unb fchicfte ihren ©ücfelmeijier, ein$ eon 
ben fünf Schweinen ju laufen, ©a fagte er wiebet, bag et e$ nur 
hergäbe, wenn er bie grau Äönigin bafüt ein wenig in$ Ohr# 
läppchen fneifen fönne. ©ie grau Königin aber fam lächelnb her# 
unter unb lieg {Ich t»n ihm am Ohr jaufen unb befam ein$ eon 
ben fünf Schweinen bafüt. 211$ ber Schweinejunge nun feinem 
Safer wieber fein Selb brachte, befam er noch mehr (peitfcben# 
fchläge, al$ jueor. So ging e$ fort, bi$ ba$ legte Schwein an bie 
grau Äbntgin eethanbelf war, wonach fein Sater ihn am ganzen 
Seibe blutig fchlug. 

211$ bie grau Königin bie fech$ gerfen jufammenhaffe, fpigfe (Ie 
ba$ (Käulchen unb pfiff, bag (Ie banach fanden faßten; aflein oer# 
geben$, bie fech$ Schweine rührten (Ich nicht, ©atauf bot (Ie bie 
SKuflfanten im ganzen Steiche auf, aber bie Schweine erhoben (Ich 
nicht unb fingen nicht an ju tanjen. ©a gab fle ihren ©ienern Se# 
fehl, bag (Ie ben Schweinejungen mit ber (Pfeife (»erbringen foß# 
fen, unb (Ie bachte ihm bie (Pfeife nun auch «och abjufaufen. ©ie 
©iener aber fpürten ihn auf unb fanben ihn ftanf eon ben ©chlä# 
gen auf bem Saget liegen in feine$ Sater$ §aufe. ©och folgte er 
ihnen mit feiner (Pfeife, befam auch wieber Surfer unb SRoßnen, 
unb bie fech$ Schweine machten &u feiner S&uflf bie aßerlufligfien 
Sprünge. 211$ nun bie grau Äönigin bie$mal felber ben £anbel 
mit ihm abfchliegen woßte, bemerfte (Ie, bag fein ftörpet bluttün# 

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ßig war, unb fragte lfm nach 5er Urfache, unb er fagte, fein S3atet 
habe lfm Immer mit 5er ipeitfche gefchlagen, wenn er fein ®elb 
für 5le ©cf weine heimgebracht. ©arßbet lachte 5le grau Äbnigtn, 
wanbfe fic^ aber nm un5 faßte : „3# fbnnte ti nicht verant/ 
Worten, wenn 5er arme Starr noch «inmal fo non feinem 23a ter 
mißbanbelt wßr5e. SJtein ©ßcfelmeißer foll ihm mit ©ewalf 5le 
Jafchen voß Selb ßecfen, 5afär aber foßen ihm meine {Diener 5ie 
pfeife wegnehmen unb ihn bann vom£önig$h°f hinwegföhren." 
©o gefchah e$ auch, unb halb ßattb bet ©chwelnejunge mit ge/ 
fällten Jafchen braußen aßein im ffialbe, bie grau Königin aber 
blicö mit voßen Sacfen auf feiner pfeife, unb bie fechä Schweine 
fanden luftig banach unb war bajumal großer 3»bel unb viele 
£ußbarfelt auf bem Äönigähofe. 

»Der ©chweinejunge war traurig, jßrnte ber Königin unb woßte 
mit bem vielen Selbe, baä er nicht achtete, ju feinem 23ater ju/ 
rßcffehten; ba fam ein Swergmännchen baher, flagte fehr Aber 
bie fchlechten Seiten, fagte, baß eä in Slot fei, unb bat um einen 
Sehrpfennig. „Stach Pfennigen greife ich je(?t nicht mehr in bie 
Jafche," fagte ber ©chweinejunge, unb gab ihm einen ©ufaten. 
Stach einer ©eile fam wieber ein Stoetgmännchen, Sagte auch 
fiber bie fchlechten Seit«» unb bat wiebet um einen 3ehtpfennig. 
»Da gab er wieber einen ©ufaten hin, unb fo famen noch fiel« 
Swergmännchen an unb jebeä erhielt feinen ©ufaten. »Der le§te 
Swerg aber fagte : „»Die ©ufaten, bie bu un$ gabft, foßen @lßcf$/ 
bufaten fßr bich werben; wenn bn in Stot biß, fo magjl bu un$ 
nur rufen." 

©et ©chweinejunge hatte »»» nur noch jefm ©ufaten, unb al$ er 
bamit weiterging, begegnete ihm ber Sbfe mit einem hßbfchen 
ipferbe. ©et 3unge fannte aber ben ©Öfen noch nicht »nb fragte, 
wa$ baä ipferb foßen foße. „SEBeil bu e$ biß," fagte ber Jeufel, „fo 
laffe ich bir'ä fßr jefm ©ufaten, e$ iß aber unter Stöbern hu»/ 
bert wert, ©ie ßbrigen neunzig ©ufaten wiß ich bir fchenfen, unb 
bu fannß bich gleich auffefcen, unter bem Sebing, baß bu juerß 
mit nach meinem Schloß reiteß." 

©a$ war ber ©chweinejunge wohl lufrieben, benn ber Jeufel er/ 
fchien ihm wie ein feiner unb liebreicher £err. 2ß$ ße aber in baS 

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©cploß PeS JeufeW tarnen, fpracp Pet: „3ept Pift Pu in meinet 
(Bemalt. SBifle, tag icp Per Teufel Pin, unP »eil tep Mt neunzig 
©ufaten an Pem ipferPe gefepenft paPe unP Pu Pa$ angenommen 
paff, fo will icp Pit Pen £al$ umPrepen, »enn Pu mit ntept Ptei 
StufgaPen löfen fannff. Stfienö foll|f©u mit auä einer Äup ein 
«PferP maepen; i»eiten3 um mein ©cploß eine jepn guß pope unP 
i»ei guß Picfe «Kauet jiepen, Pie ©teine Paju finP fepon eotpan* 
Pen. ©te Ptitte SlufgaPe aPet tfl Piefe: icp paPe &»ifcpen meinen 
3ungfern im ©cploß eine tprinjeffln, Pie foüfl ©u au$ Pen 
üPrigen petauäfucpen, mußt aPet Peim etflen 0tiff fogleicp Pie 
«Prinjeffin petautfftnPen." 

m Pem jungen Pieö eröffnet »at, ging et in Pen ©fall, Parin 
Pie Äup ff anP, unP Per Jeufel feploß ipn Pei. <5r aPet wußte niept, 
»a$ et tun follte. ©a fielen ipm Pie 3»etgc ein unP et tief alfo: 

„3»etgm5nni^en, Icp tufe euep, 

Äomrnt per, tep Pin in Kot; 

3cp weiß eg, ipt fönnt pelfen mir, 

3cp gaP euep @elP ju ©tot." 

©a erfepien fogleicp eine ©epat 3»etge, Pie fraßen Pie Äup mit 
©tumpf unP ©fiel auf, Patauf &ogen fie ein «PfetPcpen aug Pet 
Jafcpe, fo groß toie ein ©pielpfetP, Pa$ routPe immet größer, PW 
eg julept wie ein gemöpnlicpeö KeitpferP toat. SIW Pet Jeufel 
tarn, toat fepon atleö ftp unP fettig, unP et fanP fiaft Pet fcplecp# 
ten Äup Pa$ Pefle fPfetP. 

Kun ging eg aPet an Pie «KauretatPeif, Pa fagte Pet ©eptoeine* 
junge toiePet fein ©ptücplein, unP Pie 3»etge tarnen in großen 
©eparen petPei. ©ie tonnten fiep aPet unficpfPar maepen, fo Paß 
fie Pet Jeufel niepf fap, unP eg toaten Per Btoetge fo oiele, Paß 
auf jePen 3metg faurn fünf ©feine tarnen, Pie et legen mußte 
an Pet ganzen großen «Kauet, ©o jfanP Penn Pie «Kauer aWPalP 
fettig Pa, gar poep unP Preif, unP nun gingW an Pie Ptitte 2trPeif. 
SIW Per 3unge fein ©ptücplein gefagt patte, fam Pet lepfe oon 
Pen 3mtr0tn allein an unP gaP ipm eine Kufe, Pie foUfe et 
ftumm Piegen unP Pamit auf Pie 3ungfetn fielen, Pie aOe gan& 
gleicp autffäpen, ganj fcpwarj »fiten unP alle auf einem großen 

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©aale aufgeflellt würben; Me, welche »on ber lotfgelaffenen Stufe 
berührt würbe, wäre Me ^rtnjeffln. ©et ©chweinefunge traf 
ric^fig mit ber Stufe ble sprinjeffin unb baffe biefe jegt etlöfi, 
be$balb tief eine ©fimme: 

iprinjeffln! 95rtng bern §öcbften ©anf! 

©u bift befreit eom §öl(enbranb. 

311$ ber 95öfe ba$ tyttt, fpracb er: „3fegf geböten blr bie iprin# 
jeffln unb bie belben ipferbe »on 5tecbf$ wegen." Siun fegte bet 
©cbweinejunge fleh fetbjl aufbaS ipferb, ba$ et für jebn ©ufafen 
gefauff baffe, nacbbem er jueor bie ^rinjeffln aufba$ anbere ipferb 
gehoben, ba$ er eon ben gwergen erbalten baffe, ©arauf jogen 
beibe bin ju bem S3afer ber iprinjefjin, ber ein mächtiger Äönig 
war, unb fogleicb würbe bie jjocbjeif »eranflalfef. 3» ber £ocb# 
{eit aber war auch bie grau Königin eingelabcn, welcher ber 
©cbweinejunge immer ble Dbcen gekauft baffe, unb fle fanjfe 
mit bem alten Schweinehirten, ber feinen ©obn immer geprügelt 
baffe, ben gbcenfanj. ©ie grau Äönigin aber baffe ihre pfeife 
unb ihre fecb$ Schweine mifgebracbf, unb wenn bie anbern mübe 
waren ju fanjen, fo muffen ble fecb$ ©cbweine nach ber pfeife 
bet grau Königin fanjen, unb fle fanden noch fcböner al$ alle 
ble §ocbieif$gä|le. 


©er luftige fterbinanb ober ber ©ofbfjirfcf) 

$ war einmal ein ©olbaf, ber war 
immer luflig unb guter ©inge, ob# 
wohl er nur wenig ju beigen baffe; 
benn bie ©rofcben unb Jtreu&er wotl# 
ten nicht lange in feiner £afcbe blei# 
ben, fo bag oft ©cbmalban$ Äocb bei 
ihm war. ©och lieg er fleh ba$ nicht 
»erbriegen ; er blieb immer ber luftige 
gerbinanb; fo nannten ihn nämlich 

211$ er nun eine$ £age$ eor ber £fir be$ ÄönigS bie BBacbe baffe 

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unb {ich bag fchöne ©chlog mit feinen Äoflbatfelten recht be# 
trachtete unb aß t>ie eotnehmen Werten fafj, t>ie ba aug# uni) ein# 
gingen uni) t>em Siönig ju ©tenften waten, i>a backte et: fo ein 
Äönig f)at eg boch gut; bet hat ©elb genug, unb für @elb fann 
man ja aßeg in bet SBelf haben. bät? ich nut ©elb, ich »ügte 
wo bl wag ich täte. 

SBie bem luftigen gerbinanb biefe ©ebanfen fo im Stopfe herum# 
gingen unb et niemanb hatte, bem et fie hätte mifteilen fönnen, 
fo nahm et ein ©tücf Stteibe unb fchtieh an bie £ür, bie jum 
Simmet beg Sönigg führte: 

©ag ©elb 

©eitoingf bie ganje ©elf. 

2ßg fpüfet ber Äönig augging unb biefe SEBorfe lag, ließ er eine 
fitenge Unterfuchung anfleßen, wer bag gefchrieben hätte. ©a ge# 
flanb eg ber luftige gerbinanb fogleich ein, unb toeß bet Äönig ein 
gütet gnäblget £err war, lieg et ihn felbfl oor fleh fommen unb 
fleßte ihn batübet jut Diebe, oerjieh eg abet bem ©olbafen leicht, 
»eil blefet fagte, et habe bag nut fo hingefchtieben, »eil er auf 
bemfpoflen nicht habe reben bütfen unb boch ben ©ebanfen nicht 
habe log»erben fönnen. ©ann abet »oßte bet Äönig ihm be# 
»elfen, bag et mit feinen ©ebanfen auf bem £ol$»ege gewefen 
fei. Slßein ber luflige getbinanb »ugte ben Äönig immer ju 
»iberlegen unb fagte enblich fogat: „£ett Äönig, »enn ich nut 
©elb genug hätte, fo »oßte ich aßeg erreichen, eg möchte fein, »ag 
eg »oßte, ja, ich glaube fefl, ich »oßte Gute Mochtet jur grau 
fliegen unb felbfl noch ein Sönig »erben." 

©iefe Diebe eon einem gemeinen ©olbaten eerbrog jwar ben 
SSönig ein »enig, boch lieg et flch'g nicht metfen unb fagte eiel# 
meht: „Um bich $u »ibetlegen, »iß ich «tot ©etfe mit bir ein# 
gehen. ©u foßfi ein ganjeg gabt lang fo oiel ©elb haben, alg bu 
»erlang fl; fannfl bu »ahtenb biefet Seit bie Siebe meinet Mochtet 
gewinnen, fo iß eg gut, bu foßjl fle haben; »iß fie bich bann abet 
nicht, fo foflet bir'g ben Äopf. geht beßnn bich wohl!" ©et luftige 
gerbinanb befann geh aber nicht lange unb fagte gleich, et 
»oße bie ©ette wohl eingehen. Gr erhielt nun eom Äönig ben 

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Schlöffet |uc ©chabfammet unb nahm föt'S ctfTc fo oiel Selb, 
als ec nuc heimttagen fonnfe. ©ann lieg ec @ffen unb Strafen 
fic^ fehmeefen, lub feine Äametaben &u fleh ein, fuht fpaiieren unb 
ging auf Steifen, unb fah unb genoß föc fein ©elb aöeö, was baS 
j?ec$ nuc begehtte. Uro bie fchöne sptinjeffln «bet fömroeefe ec 
fleh gac nicht. ©ie tone inbeS nicht fo oergnügt wie bec geebinanb. 
Uro fie ndrolich eot «Öen Stachfteöungen unb ^Bewertungen ju 
fchöfcen, hatte bec Äönig (Ie auf eine Keine 3nfel, bie in bec Ütähe 
beS ©chloffeS lag, beingen laffen unb hatte ftceng eeeboten, baß 
itgenbeinSRannöbilb jum ©efuch ju ihc gelaffen wötbe. ©a lebte 
fle nun toie in einero ©eföngntS unb hatte oft Langeweile. SllS 
bec luftige gecblnanb eines Sag eS toiebec ln bie ©cha^fammee 
faro unb feine leecen ©«fehen roit ©olb fööte, fragte ihn bec 
Äönig, toie e^ gehe, unb roahnfe ihn jugleich, baf ec nuc noch ein 
halbes 3«hc übeig habe unb wohl fehen möge, toie ec in biefec 
gelt baS $et$ feinec Sochtet gewinne; benn fonfl weebe eS ihro 
unfehlbac baS Leben fofien, fagfe ec. 
getbinanb blieb guten Sßuteö unb bachte, eS ift w«hc, bu muff 
bich fe|t wohl nach bec ißcin&effTn urofehen, unb ging $u einero 
©olbfehroieb, bec wac fo gefchieft wie fein «nbecec SDteiftec in bec 
ganzen SBelf, unb befieöte bei ihro einen golbenen $icfch, ganj fo 
groß wie ein cechfec 5?trfch, roit großem, jacflgero ©eweih; iro 
Snnecn «bec foöte bec £itfch hohl fein, fo baß ein «uSgewachfenet 
SRann (Ich bacin oeebeegen fönne. ©aS ©olb baju holte geebi# 
nanb aus bec ©cha§famroer beS ÄönigS, unb ba bauecte eS nicht 
lange, ba wac bec £icfch feefig unb wac fo öbecauS fchön g u 
woeben, baß roan gac nichts ^ecclicheceS fehen tonnte. 

©ucch eine geheime Söt, bie nieroanb fanb, bec eS nicht wuß te, 
fcoch bec luftige gerbinanb t) Cn SBauch beS £irfcheS unb nahm 
jugleich feine 3tfhec roit, bie et ganj otbentlich jufpielenoerftanb. 
©ann hafte ec bem ©olbfehroieb alles entbeeft unb hafte ihn föc 
oieleS Selb ba&u bewogen, baß ec ben ©olbhitfeh aufS ©chloß 
beachte unb ihn bem Äönig jeigfe. ©et fonnte (ich gac nicht genug 
batöbet oetwunbecn. 9IIS nun abec bec ©olbfehroieb ein be> 
ftiroroteS Seichen gab unb iro SBauche beS $irfcheS eine 3ithec an# 
fing ju fpielen, ba wußte bet Äönig nicht, waS ec eoc Sntjüden 

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A 


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fagen follfe. 3t«c^ Mc Äönigln war ganj aufjet fleh »or freute 
unb bat ben Äönig, et folle ben £irfch bo<h faufen unb feinet 
Jochtet auf bie 3nfel fehlen, bafj fle fleh bamit unterhalten 
möchte. — ©et Ädnig fagte \a, bag wolle et gern tun unb faufte 
ben ©olbhirfch unb lief ihn fogleich bet Socktet bringen. SDie 
freute ffc^ sticht wenig barfibet unb lief ben #irfch beftanbig 
fpielen unb fonnte bag Spiel nicht fatt »erben, big fle enblich 
rnübe würbe unb einfchlief. 

SDa machte bet luftige gerbinanb leife bie Z&t auf unb fchlüpffe 
herauf unb befah fleh bie fprinjeffln, bie in ihrem SBett lag unb 
ruhig fchlief. Sie war aber fo wunberfchän, baf et feine Singen 
nicht non ihr wegwenben mochte unb eg enblich nicht laffen 
fonnte, ihr einen recht langen unb herjhaften Äug auf bie Sippen 
ju brüefen, alfo, baf bie ^rinjeffin baoon erwachte unb gar 
feht erfchraf, aig fle einen «Kann eor ihrem 95eft flehen fah. 
gerbinanb aber fagte ihr fogleich, wer et fei unb bat fle fo brin# 
genb unb rfihrenb, fle mäge ihn hoch nicht »erraten, er wolle ihr 
auch «He £age wag eorfpielen, folange fle'ö nur hären rnbge, baf 
bie iprinjeffln eg enblich ihnt oerfprach, wenn et hübfeh (UH in 
feinem S3crftecf bleiben wollte. 3a, bag wollte er ja herjlich gern, 
fagte er, unb eerftoch fleh aigbalb wieber in ben Söauch beg 
£irfcheg. 

Stm anbern borgen fonnte eä bie ^tinjefftn gar nicht erwarten, 
big fle ben £irfch wieber fpielen hätte. Sluch ber Äönig fam, um 
eg ju hären, unb freute fleh ganj befonberg, well feine Xochfer fo 
eergnügt war; ja, fie meinte, baf fle jefcf gewif feine Sange weile 
auf ber 3nfel mehr höben werbe, 
sag eg nun Slbenb war unb bie fprinjeffln wieber ganj allein war 
unb ju Stacht af, ba machte ber luftige gerbinanb leife bie £fit 
auf unb rief: „iprinjefjln, ach Hebe fprinjeffln, barf ich nicht ein 
wenig hinaugfommen? 3ch höbe fo argen junger! ©eit geflern 
habe ich nichtg mehr gegeffen unb heut habe ich foetel fpielen 
rnüffen!" 3 ö, ba erlaubte eg ihm bie iprinjeffin, baf er heraug* 
fleigen unb mit ihr effen burfte. Unb wie fle ihn nun recht betrach# 
tete unb fleh mit ihm unterhielt, ba gefiel et ihr recht gut unb 
immer beffer, alfo, bafj fle eg gern gefächen lief, aig er fle ju guter 

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Sefct in ben 2Jtm nahm unb rec^f tüchtig abfüftte. Unb toie fte 
nun i« Setf ging unb bet luftige gerbinanb iht flagte, baft ihm 
bet SKßcfen gatfo weh täte, »eil et in bern §irfcbbaucbe imrnet 
Itumm liegen müfie, unb baft et in bet lebten SRac^f ganj er# 
bärmlicb höbe frieren rnüflen, ba lieft bie sprinjefftn ihn mit unter 
ihre Seftbecfe ftblüpfen unb beibe batten ftcb bann tec^t herzlich 
lieb unb eerfpracben ftcb, baft fte nicht eoneinanbet laffen / fon# 
betn immer fo beifammen bleiben wollten. 

@o ging e$ benn nun eiet ober fünf 3Ronate lang fort, unb bie 
beiben waten überaus glücflicb. ©en luftigen ^etbinanb fab man 
nirgenbtf, unb bet Äönig meinte, et werbe wobl wiebet auf SKeifen 
fein. ©a wutbe plöfclicb bie iprinsefftn blelcb unb franf, fo baft bet 
Äönig ibt feinen £eibötjt fcbicfte, bet fte untetfucben unb ibt wö$ 
eetotbnen follfe. 

©et ©oftot aber fcbfiffelte ben Sopf, ging jum Äönig unb fptacb : 
„©et iprinjefftn fann icb nicht helfe«; bie wirb in einigen «Ko# 
naten, wenn fte ein fleineä Äinb befommen b«f, »on felbft fchon 
wiebet wohl werben." ©atöbet watb bet Äönig fo ungehalten 
unb aufgebracht, baft er ben Slrjt tn$ ©efängnitf werfen lieft, 
©ann fcbicfte et einen anbetn ©oftot ju bet iptinjefftn; bet fagte 
aber bööfelbe wie bet etfte unb wutbe ebenfalls bafüt einge# 
fpettt. Unb ebenfo etging ti noch einigen anbetn, bl$ bet Äönlg 
enblicb felbft ju feinet ©oebter ging unb fte fragte, ob fte benn 
heiraten wolle, ©ie fagte, fte höbe fchon geheiratet. Unb al$ bet 
Äönig fragte, wet benn iht ©ernahl fei, fagte fte: „©et luftige 
gerbinanb, ben bu mit }a felbft in bem golbenen £irfcb gefebenft 
haft," unb öffnete bie Xüt unb lieft ihn auöfteigen. ©a ärgerte 
ftcb bet Äönig &war, fonnte aber boeb fein SSBott nicht brechen, 
weil bie «prinjefftn etflätte, baft fte nie einen anberen lieben unb 
heiraten möge; unb fo höf bet luftige getbinanb, noch ehe baö 
2faht hetum wat, feine SBetfe gewonnen, höt bie ^tinjefftn be# 
halten unb ift nach bem £obe i£)teö Saterä auch noch Äönig 
geworben. 


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^ojtfjorn 


ä war einmal ein fehr faltet ©infer, 
ba fuhr ein SpofMion auf bem 
Schwarjwalb in einem Hohlwege unb 
faf) einen ©agen auf ffc^> jufomnten, 
nahm fein£otn unb wollte bem guhr# 
mann ein Seiten geben, bah et fliüf 
halte uni) if>n erff oorbeilaffe; allein 
bet ipo|lillion mochte fleh anfitengen 
wie er wo0te, et fonnfe hoch feinen 
einjigen Son aug bem $orn heroorbringen. ©eghalb fam 
bet anbere ©agen immer tiefet in ben Hohlweg hinein, unb ba 
feiner eon beiben mehr augweichen fonnfe, fo fuht bet «potfiOion 
gerabegwegg über ben anbetn ©agen hinweg, Sarnit abet bet# 
gleichen Unbequemlichfeiten nicht noch einmal oorfommen mö<h# 
fen, fo nahm et alöbaib wtebet fein £otn $ur #anb unb blieg alle 
iieber hinein, bie et nur wujüfe; benn et meinte, bag £orn fei ju# 
geftoten unb er wollte eg butch feinen watmen 3tfem wiebet 
auffauen. amein eg half a0eg nic^tg; eg war fo falt, bah fein £on 
wiebet heraugfam. (Snblich gegen 9lbenb fam bet «Pofttßlon in 
bag Sorf, wo auggefpannf würbe unb wo ein anberer Änechf 
ihn ablöfie. Sa lieh er (ich einen Schoppen ©ein geben, um fleh 
iu erwärmen; weil aber in bem ©irtghaufe gerabe eine £och*ei f 
gefeiert würbe unb bie Stube eon ©äflen ganj eo0 war, fo be# 
gab et fleh mit feinem ©ein in bie Äflche, fefcte fleh auf ben 
warmen fteuerherb, hing fein #ont auf einen Slagel an bie ©anb 
unb unterhielt ftch mit bet Äöchfn. 

2luf einmal abet erfc^raf et orbenflich, aig bag ipoflhorn eon 
felbfl ju blafen anfing. Sa blieg eg juerfl einige SJRale bag 
Seichen, bag bie ipofiitlione gewöhnlich geben, wenn femanb 
augweichen fo0; bann aber auch alle Siebet, bie et unferwegg 
hineingehaucht hatte unb bie batin fefigefroten waten, unb bie 
}e§t an bet warmen ©anb alle nacheinanber wiebet auffaufen 
unb heraugfamen, j. 95. „Schiet breif ig 3ahre bifl bu alt" ufw., 
„Su, bu liegfi mit im Serien", „©äbel ruef tue! tue!" unb an# 

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fccce Schelmenllebet. Sulefcf auch noch ben S^oral: „Sßun ruhen 
alle Wölber", bena biei war bai let}te Heb, meldet bet ipofiilliott 
bineingeblafen batte. 


$ä$d)en unb bie 0tricftiabefn 

i war einmal eine arme grau, bie in 
benSSBalb ging, um#o(s tu (efen. 211$ 
fie mit ihrer SSürbe auf bem Dlücfwege 
mar, fab fie ein franfe$ Ää&cbeu bin# 
ter einem Saun liegen, ba$ fläglicb 
fcbrie. Sie arme grau nahm e$ mit# 
lelblg in ihre Schürte unb trug ei 
nach £aufe ju. Stuf bem 9Bege (amen 
ihre beiben Äinbec ibr entgegen, 
unb wie fie faben, baß bie SRuttet etwa$ trug, fragten fie: 
„SRutter, mi f>af? btt ba?" unb woöten gleich ba$ Ää&cben 
haben; aber bie grau gab ben Ätnbern ba$ Ää&chen nicht, au$ 
Sorge, fie möchten ei quälen, fonbetn fie (egte ei &u #aufe auf 
alte »eiche Äleiber unb gab ihm Sföüch tu trinfen. 211$ ba$ Stä§# 
eben fich gelabt batte unb toieber gefunb war, ba war ei mit einem 
SRale fort unb oerfebwunben. 9ia<h einiger Seit ging bie arme 
grau wiebet in ben SBalb, unb a($ fie mit ihrer 95ürbe £olj auf 
bem SRÜclwe ge wieber an bie Stelle (am, wo ba$ franle Ää&cben 
gelegen batte, ba fianb eine gan& oornebme Same bort, winlfe 
fie ju fich unb warf ihr fünf Sfridnabeln in bie Schfirje. Sie 
grau wußte nicht recht, wa$ fie benfen fodte, bie abfonberlicheSabe 
fehlen ihr gar |u gering; hoch nahm fie bie fünf ©trief nabeln mit 
nach $aufe unb legte fie be$ 2lbenb$ auf ben Xifcb. 2lber al$ bie 
grau be$ anbem SRorgenä aufgefianben war, ba lagen ein $aar 
neue fertig gefirieffe Strümpfe auf bem Sifche. Sa$ wunberte 
bie grau über alle SRafjen; am nächfien Stbenb legte fie bie 9la# 
beln wieber auf ben Xtfch, unb am borgen barauf lagen neue 
Strümpfe ba. gebt merlte fie, baß sum £obn ihre* SRitleibä mit 
bem franfen Sieben ihr biefe fleißigen 3labeln befeuert waren, 

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unt) lieg biefelben nun jebe SJlacbt (Triefen, bis fie für ficb unb ble 
Äinber genug batte. Sann terfaufte fie auch ©trumpfe unb 
batte genug bis an ibr feligeS ßnbe. 


golbene @d)fo§ 

S war einmal ein Äönig unb eine 
Königin, bie wohnten in einem 
©cbloffe öon purem 0olb. Sie Äö* 
nigin war eine Bauherrn; fie batte 
unter melen anbern ©acben auch ein 
©piegelcben ; wenn beräönig beraub# 
ging, bann febaute (le ba hinein unb 
bann fonnte (le alles feben, wohin 
er ging, was er tat, gerabe als batte 
et por ihr ge|Tanben; jugleicb batte fie alSbann bie ©acht, ihn 
überall bingeben ju laflen, wohin fie wollte. €S gefebab nun ein# 
mal, bag fie ben Äönig auf bie 9lrf bin «nb wiebet fpafcieren 
geben lieg, bis er enbücb an baS ©eflabe ber ©ee fam. SaS erfle, 
was er ba fanb, war ein toter Äörper, ben bie ©eilen anS £anb 
geworfen batten. 3111 et ihn näher befab, erfannfe er, bag eS ein 
ettrunfenerSMatrofe war. Seffen Äleibet febienenibm fo feltfam, 
bag er fie für fein £eben gern mitgenommen hätte; er &og fie 
benn auch bem SRatrofen aus unb ficb an unb ging aifo feinet 
SBegeS weiter. 

©äbrenb er bicö getan batte, war bie Äönigin in einem anbern 
3immer gewefen; als fie nun jutüdfam unb in ihr ©piegelcben 
febaufe, fab (le flaff ihres SRanneS einen ©atrofen am ©eflabe; 
man fann ficb Webt benfen, wie febr fie batübet mug erfebroden 
fein. Ser Äönig injwifcben war nidbt minbet in Unruhe, benn er 
fürchtete, eS möchte einer eon ben ©efeüen beS Sftatrofen fom* 
men unb ihn als einen SKötber unb Sieb ergreifen, SBefümmerf 
unb ängfllicb ging er hierhin unb bortbin unb wugte nicht, was 
et machen foHte. Snblicb fam ihm eine alte grau entgegen, unb 
er frttg biefe recht fteunblicb: ,,©agt einmal, graueben, wo ifl 



32 


V 

eigentlich bet ffieg nach bem golbene« Schloß?" — „Siach bem 
golbenen ©cbloß?" faßte Me grau. „©aeon bube leb noch nie ge # 
hört, ei farm unmöglich f)ier ln bec ©egenb liegen. 3Ran fiebt’l 
auch »obl an ßuten Sleibetn, baß 3b* f>tec nicht iu $aufe feib. 
Äommt aber mit mir |ur Königin ber frteebenben Stere, bie fann 
Such eielleicbt Sefcbeib barurn geben." 

»Da ging ber Sönig mit ber grau, unb fie famen an bal ©cbloß 
ber Äönigin bet frieebenben Siete. ©ie Hopften an, nnb ein Äröt# 
eben (am nnb machte bie Sür auf, unb all ber Äönig ihr fein 
Verlangen &u erfennen gegeben batte, führte ei ihn not bie 
Äönigin. »Diefe faß auf einem prächtigen Sbron unb war um# 
ringt eon frieebenben Sieten aller 2lrt, all ©ebneefen, Schlangen, 
griffen, ßibeebfen nnb anberm ©ewütrn. Sßachbem ber Äbnig 
fle freunblicb gegrüßt batte, bat er fie, ihm ju fagen, ob fie nicht 
»iffe, wo bal golbene Schloß gelegen fei ? ,,©al golbene Schloß ?" 
fragte bie Äönigin eerwunbert; „bal ifi mir gan§ nnb gar un# 
befannt; ei muß »eit non hier liegen. Vielleicht weiß ei einer 
meiner Untertanen." 9iun pfiff fie breimal, nnb eine jabllofe 
SRenge non Schlangen, Schnede« unb anberem ©ewütrn froch 
eon allen ©eiten berja, aber fernel ber Siere fannte bol golbene 
Schloß, „ßl tut mit febt leib," fprach bie Äbnigin, „baß ich Such 
nicht belferen Sefcbeib geben fann, bal macht aber nichtl; ich 
»erbe ßnch eine gfibrerin geben, bie ßueh |u bet Königin bet 
lanfenben Siete bringen fotl. ©ie fiebt einen ©rab höbet all 
ich nnb fann ei ßnch eher fagen, »o bal golbene Schloß liegt." 
SRit ben ©orten »infte fie einem ©cblänglein, unb bal »ar bei 
Äörnigl ©eleiferin. ßr bebanfte ficb beglich bei ber Äönigin unb 
folgte bem ©cblänglein. 

SRachbem fie fchon febr, febt »eit gegangen waren, hielt bal 
Schlänglet« an einem Schlöffe füll, unb ber Äöntg flopfte. ßin 
$unb machte bie Sät auf, ber Äönig banfte bem ©chlänglein 
nnb »nrbe in bal Schloß geführt nnb oor einen fofibaren Sbron, 
bet mit ben febönfien Reisen befleibef »ar. ©aranf faß bie Äöni# 
gin ber lanfenben Siere unb ringl nm fie herum fianb ihr #of, 
£ö»en, Säten, Siger, SEBölfe, £trfcbe nnb aöerbanb anber eiet# 
ffißig ©etier. ßt grüßte fie höflich nnb fragte fie, ob fie ihm nicht 

33 




osle 


* fett ®rimm 



j» fagen wiffe, wo bag golbene ©egloß gelegen fei? — „SDaeon 
gäbe ich nie jpreegen gören," antwortete bie Sönigin, „eleßeicgf 
fennf ei aber einet meinet Untertanen." JDatauf pfiff fle bteu 
mal nnb ba famen $unbe, Sagen, $afen, güegfe, Ratten nnb 
SRäuglein, nnb ©off weif wag all für ©efler gelaufen, aucg 
Säten, Söwen, Garnele, nnb bie Königin fragte fle, ob fle nicht 
wüßten, wo bat golbene ©(bloß liege? Sille befannen fleh lange, 
aber fle etflärfen enblich boeg, fle wüßten ei nicht. JDatüber war 
bet Söntg feht bettübt, aber bie Sönigin ttöflefe ihn nnb fagfe: 
„Sille Hoffnung ifl noch nicht eetloren; ich will (Such eine ©eletfg* 
ftau geben, bie führt Such jut Sönigin bet fliegenben Siete, 
welche einen ©tab göger fleh t alg ich. SEBemt bie ei auch nicht 
weiß, bann fann Such niemanb auf bet ganjen ©eit helfe»*" 
©amit winffe fle einem Säglein unb gab bieg bem Sönige mit 
alg ©eleitgfrau. St bebanfte fleh herzlich bei bet Sönigin unb 
folgte bem Säglein. 

Racgbem fle fegon mannen ©egritt unb Stift getan hoffen, 
tarnen fle enblich jum ©cgloffe bet Sönigin bet fliegenben Siete. 
SDag Säglein miaute, unb ein fegönet weißet ©cgwan fam, 
öffnete bag Sot unb führte ben Sönig in bog ©egloß unb eor bie 
Sönigin. 

©iefe faß auf einem prächtigen Sgron, bet mit fegönen gebern 
eon allen gatben eetjietf wat, unb eine Stone eon noeg fegö# 
neten Gebern ptunfte auf igtem Raupte. Runb um ben Sgron 
getum flanb igt $} of, bag waten Sögel aug aßen ©egenben bet 
©elf: Sfbler, Pfauen, ^arabiegoögel, ©cgwäne, Sauben unb 
Racgtigaßen, welche liebliche ©eifen fangen. SDer Sönig neigte 
fleg göflicg eor igt unb fptaeg: „Sieg, Sönigin, icg gäbe mteg eer* 
irrt unb weiß nicht mehr, wie icg ja bem golbenen ©cgloffe fom* 
men f oll." — „Sag golbene ©egloß ?" fragte fle eerwunbett, „ ba * 
eon gaben meine Siete mit nie gefptoegen, unb bie fliegen boeg 
bureg bie ganje ©elf. Slber wartet, icg miß fle noch einmal 
fragen." 3Rif ben ©orten pfiff fle unb eine SRenge Sögel aßet 
9lrt etfüßfen ben ©aal. ©amt fragte bie Sönigin : „©et eon euch 
fennf bag golbene ©egloß?" Slbet feinet eon aß ben Sögeln anu 
wotfefe. Run pfiff fle jum jweifen SRale unb eine noeg eiel größer 

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3abl eon S3ögeln fam berbelge flogen, aber auch eon biefen 
fannfe feinet bag gotbene ©chloß. ©a pfiff fie jum brüten ©ale 
unb ble frembarftgfien SOögel bet ©elf öetfammelfen fleh nm 
fie. ©teimal fragte fie biefe: „©er öon euch fennt bag golbene 
Schloß?" 2lber äße fchwiegen füll unb faben einanbet »etwun* 
betf an, benn baeon batten fie nie etwag gehört, ©et atme £önig 
meinte ju eerjweifeln. ©a fab einet eon ben SSögeln ganj, ganj 
weit in bet £uft ein SPünftchen, welcheg immer nähet fam unb 
immer größer würbe, unb alg eg enblicb ganj nabe war, fab 
man, baß eg ein ©torch war. ©ie Sönigin würbe böfe, baß et 
nicht gleich auf ihren SRuf gefommen war, unb fragte ihn: „ffio 
bifi bu benn fofange geblieben?" ©et ©totcb antwortete: „©ag 
müßt 3bt mit nicht übelnebmen, ich fomme fo weither. 3<b 
fab auf bem golbenen Schlöffe, alg 3h« bag etfiemal pfiffet." 
©a hüpfte bemtfönig bag^etj im Selbe cot lautergteuben unb 
et bebanfte fich mit eiel fchönen ©orten bei bet Äönigin. ©iefe 
gab ihm ben ©totcb alg ©eleifgmann mit, et fehle fich rittlings 
auf ihn unb flog alfo butch bie Suff bahin, fo hoch, baff ihm bie 
allergrößten ©täbfe bet ©eit nur wie Slmeifennefler erfchienen. 
SJiichf weit eom golbenen ©chlojfe enblicb fenfte bet ©totcb fich 
immer mehr unb mehr unb ließ fleh enblicb an bemfelbennieber-. 
©an fann fleh leicht benfen, wag bie Sönigin füt eine greube 
hatte, all fie ben £önig wiebet fab, naebbem fie ihn feit fo langet 
Seit füt tot gehalten holte, unb bet ßönig war nicht weniger 
froh, enblicb wiebet ju $aufe unb bei feinet lieben grau ju fein. 
Diacbbem fie fich nun recht fattgefüfjt unb geweint hatten, fprach 
bet Äönig ju bem ©totcb: 

,,©it banfen bhr hunberttaufenbrnal, liebfter ©totcb, baß bu 
mich bierbingebracht hafi. ©age ung nun, wie wir bit bag eer* 
gelten fönnen. SlUeg wag bu oetlangfi, will ich bit geben." 
©et ©torch antwortete : „3<h »erlange nichfg anbeteg, alg beinen 
eingeborenen ©ohn; ben hole ich mit nach ©erlauf eon jieben 
3ahten." Unb alg et bag gefagf hafte, »etfcbwanb er. ©a fianb 
nun bet Äönig unb fab bie Äönigin fiumm unb fieif an; benn 
obgleich fie noch lein Äinb hatten, fonnten fie hoch binnen fieben 
3ahren noch eing Wegen. 

s« 35 




Unb alfo eg auch; eg war noch fein 3af>c »erlaufen, al4 
bie Königin fchon einen ©ofm gebar, ein über bie Slafjen fc^5»eö 
Äinb. 3e älter eg würbe, um fo mehr nahm eg an ©chönheif unb 
an Älugheif l«/ boch hatte ber Äönig nnb bie Äönigin wenig 
greube barübet, benn fle bauten immer nur an tag flebenfe 3a&t 
unb an ben ©torch- 

gnblich farn baö fiebenfe 2faf>t unb im ganzen ©chlofj war 
Stauer; boch lief ber Äönig aHetf wobt unb fchön Juristen, um 
ben Storch auf eine gejiemenbe SBeife tu empfangen. 5(aum tau 
ten fie aUeg bereif, alä ber Storch auch angeflogen fam. SDttf 
Sränen in ben Singen führten ber Äönig unb bie Äönigtn ihr 
Söhnlein ju ihm unb bafen ihn nur, bafj er eg boch nicht tot* 
machen möchte. 911$ ber ©forch ba$ fah, fchlug er freubig mit 
ben glügeln unb fiapperfe ihnen |u: „behaltet euer ©öhntein 
nur, bie Königin ber fliegenben Siete iff jufriebengeflellt ba* 
butch, bafj ihr euer ffiorf fo freu habt hülfen wollen." 3Ba$ ba 
für ein ©ejubel in bem ©chlojfe war, tag fann man mif feiner 
gebet betreiben, ©et Äönig lief ein grofje$ ©aflmahl anrtch* 
ten, wo ber Storch mif am Sifche fafj unb oor fleh eine grofje 
©chüffel mit ben fchönflen unb feffeflen gtöfchen flehen hafte, 
bie man nur flnben fonnte. 3lach bem ©aflmahl tanjfe man, 
unb ber Storch fanjte juerjl mif ber Königin, er blieb auch noch 
oerfchiebene Sage in bem ©chloffe; bann aber nahm er eine* 
borgend oom Könige Slbfchieb unb flog weg. 

©er Äönig unb bie Königin unb ihr ©öhnfein aber lebten »on ba 
ab in 0(ücf unb greube, unb wenn ba$ goibene Schloff nicht ju* 
fammengefaHen ifl, bann fleht eg noch. — benn? — ©a$ 
muff bu ben ©forch fragen. 


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£an$ Sffiuttberttd) 


i wat einmal ein Äönig, bet lebte mit 
feinet grau glücflich unb jufrieben. 
©a ffarb if>m bie Königin unb lief 
ihm ein fleineö «Prinjeic^en jurflcf. 
©a$ war fo fc^ön, baß ber Äöntg feine 
£erjen$freube baran fyatte; um fo 
mehr tat ihm leib, baß ba$ Äinb ohne 
SKutfer groß »erben follte. (5t bei * 
ratete barum jurn jweiten SJRale. 
©oeh bet Stiefmutter war bie Äleine ein rechter ©orn im 
2luge, unb jumeifl ärgerte fle fleh, baß bet Äönlg ba$ Äinb fo 
Heb hatte; benn fo burffe flc ihm niemals etwas anhaben. 
2H3 ba$ SRäbcben nun fechsehn 3abre alt geworben unb bet 
Äönig getabe im Äriege war, tonnte fle ei nimmet au$h<»lfen 
unb rief alle #epenmeifier unb $e;en beö ganzen ÄönigreichS tu 
ficb aufs ©(bloß, unb jle berieten miteinanber, wie fle bie $rin* 
ieffln oerberben fönnfen. ©er eine fagte bieö, ber anbere baS; am 
meiflen gefiel aber ber Äönight ber SRat eine* alten 3ägeri, 
welket bet größte §epenmeifler im Sanbe war. ©er ging in 
ben ffialb unb fing bort eon feber 5lrt Jiere eins unb nahm 
jebem brei ^Blutstropfen auS bem ieibe unb gab ihm bann bie 
greifet sutücf. ©ie 53lutS tropfen tat er in ein glichen unb 
brachte baS ber Königin unb hieß fl«/ eS ber Stieftochter am 
anbern borgen in bie Suppe fchfltten. Unb fo tat bie Königin 
auch. 

SRachbem brei Monate oergangen waren, mochte bie fßtin&effin 
nicht mehr fingen unb fpringen, wie fie früher getan hatte, fon# 
bem blieb |u $aufe unb fpann. ©ie alte Äönigln aber fchrieb 
ihrem STOann ins gelb : „9BaS foll ich mit belner lochtet machen ? 
Sie ift lieberlich geworben unb treibt (ich mit leichtfertigem @e* 
finbel herum." — ,,©aS fchrelbt fie, weil ei nicht ihr Äinb ifi," 
bachte ber Äönig unb ließ ihr burch einen Soten melben, fie 
möge hübfch achtgeben auf feine Jochtet; wenn er jutücflomme, 
wolle et fie beflrafen. ©a oetfitichen wieber brei SDionafe, unb 



37 



bie Iptinseffin »urbe gans flitl unb »einte nur manchmal gans 
leife eor fleh bi«; bie Königin aber fcbtieb einen neuen ©tief an 
ben Äönig, batin jlanb: „SEBiUfl bu eor beinern Sanbe jum @e# 
fpött »erben? ©eine Soccer iff bie liebertic^ffe ©irne im ganzen 
Weich." 2Uö ber Sönig ba$ Schreiben gelefen batte, rief er feinen 
treuflen ©ienet herbei, gab ibm einen oerftegetfen ©rief unb 
fptacb: „<5ile, mein ©ob«/ »»b gebe auf ba$ ©cblofj, unb wenn 
eS »abt ifl, baf? bie Ißrinseffln, meine ©ocbter, mir ©cbanbe 
macht »ot alter ©elf, fo gib bet Königin biefen ©rief; iff e$ aber 
nicht »abr, fo bebalte ben ©tief unb bring’ ibn mit eilenbö ju# 
rud." ©et ©ofe tat, »ie ibm ber Söntg befohlen batte, unb als 
et auf bem Schlöffe »ar, fab er, baff bie Äönigtn recht gefcbrieben 
batte, gab ihr ben ©rief unb eilte »ieber baeon. ©ie Königin 
aber erbrach ba$ ©iegel, öffnete ben ©rief unb laS: „SRacb’ mit 
meiner ©ochfet, »a$ bu »iUfl, unb beffrafe fle, »ie fle e$ oetbienf 
bat." ©a lachte ber alten £e?e ba$ £>etj im Selbe, unb ffe tief 
ihren £of füget herbei unb befahl ib«t, bie iprinjeffln im ©albe 
SU erfchiefen, unb als ©ahtjeichen, baff er ben ©efebl eollföbrf 
habe, folle er ihr baS £erj unb bie 2tugen auSfchneiben unb mit 
auf baS ©cblob bringen. 

©er Säger nahm bie ^rinjefjln bei ber #anb unb führte fle in 
ben ©alb hinauf. 511$ fle ein (Snbcben gegangen »aren, fpracö 
er: „3e§f fleh flill," unb legte bie ©üchfe an, um baS arme Sinb 
SU erfchiefen. „Sich, liebet 2füger, »a$ b «&’ ich benn getan, bafj 
bu mich töten »illfl?" fchtie bie ÄönigStocbfer. ,,©a$ »eifj ich 
nicht," antwortete bet Säger, „bie Königin bat e$ mir fo be# 
fohlen." ©a bat ihn bie iptinsefftn »om Fimmel sur Stbe, unb 
enbUcb fagte ber Säger: ,,©enn ich btch eerfchone, fo fomme ich 
um mein Seben, benn ich foQ ber Königin, beiner Sföutter, beine 
Slugen unb baS £er$ als ©abrseichen bringen, baff ich btch er# 
fchoffen habe." — „Srfchiefj boch ben #unb, unb nimm eon ihm 
3lugen unb £ers," bat bie iprinjeffln; „unb ich f<b»bte btr einen 
teuren Sib, bafj ich niemals »ieber meines ©atetS Weich betreten 
»erbe." ©aS »at ber Säger sufrieben, unb nachbem ihm bie 
iprtnsefiln gefchworen buffe, tötete er feinen $unb, fchnitt ihm 
bie Slugen unb baS $erj aus unb braute beibeS ber Königin. 

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©a freute (leb Me alte £eye, benn nun backte jle, ihre ©tief# 
tobtet wäre tot. 

©ie ^rirtjeffm war aber nicht tot, fouberu lief im »Üben ©albe 
herum, «ob al$ e$ Slbenb geworben war, fanb fte ein @rblod), 
au$ bem bet ©tutmwlnb einen gtofen Gicbbaum gerifien butte, 
©abtneln trug fle trocfneö Saub nnb 5&oo$ unb machte (leb ein 
»atmeä Saget jureebt, baf fle ble Slacbt übet nicht ftieten butfte. 
9lm anbetn ©orgen fuebte fle ©urjeln unb Äräutet, pflücfte 
ßtbbeeten unb Himbeeren, unb bei 2lbenb$ ftoeb fle »ieber in 
baä »eiche Sßeficben hinein, ©o lebte fle btei Sföonbe lang. €ine$ 
Slacbtö »at ihr im ©eblaf fo recht »arm geworben, unb alä fle 
mit Sonnenaufgang nach ihrer ©ewohnheit auffieben wollte, 
fprang ein bunter 3«nge oor ihr herum, ber batte Gebern unb 
#aa re, febwarj unb weif, grieö unb grau, rot unb grün, gelb 
unb blau. „Puffer," tief ber nättifebe Schelm, „bu bafl lange 
genug im ©alb Äräutet gegeffen, jefst lomm mit an be$ Äönigä 
$o f." ©er iprinjeffln fam e$ »unberlicb eor, baf ber bunte 
3unge fle ©utter nannte, aber ba er e$ fo fagte, glaubte fle thm 
auch unb folgte ihm nach, wohin et fle führte. €$ bauerte nicht 
lange, fo waren fle au* bem ©alb berauä, unb noch ein Hein 
©eileben, fo jlanben fle oot einem prächtigen ÄönigSfcblof. 
„SKutfer, hirt ifl ble ©teile bet Äficbenmagb frei," fagte ber 
bunte 3unge, „ba oermlefe bicb nur. ©a$ gute Sfien wirb Mt 
beffer munben, al$ ba$ Äräutet# unb ©eerenwefen im ©albe." 
— „©o bleibfl aber bu?" fragte bie iprin&effln. ,,©a$ laf meine 
©otge fein, SKuttet," antwortete bet bunte 3u«ge unb fprang 
baoon. ©ie Äönigötochfet aber tat, wie ihr bet bunte 3unge ge# 
beifen batte, unb würbe auch fogleich ate Äüchenmagb ange# 
nommen. 

3nbed fpielte ber bunte 3«nge mit ben Äinbern ber ©tabt »ot 
bem £ote unb balgte fleh mit ihnen herum, wie Änaben ju tun 
pflegen, ©a fam be$ Äbntgä ©ohn eon ber 3agb jurücf, unb al$ 
er ben bunten 3ungen fah mit Gebern unb paaren, f^warj unb 
weif, gtieä unb grau, rot unb grün, gelb unb blau, fchlug er bie 
J&änbe übet bem Äopf jufammen unb rief: „©unter 3unge, wo 
lommfl bu benn her?" — ,,©a$ weif ich nicht." — „©et ifl bein 


89 



58«ter?" — • ,,©«i glaubfl bu mit boch nicht." — „©et ifl beine 
SRufter ?" — „©ai fage ich nicht." — ,,©o »obnf! btt beim?" — 
„®o Uh will." —,,göt’ einmal, bunter 3unge," fagte barauf bet 
fprinj, bem bet Scheint gefiel, „ich »IQ bich in meinen SDienff 
nehmen." — „©enn bu mit gut fufl, geh’ ich batanf ein," «nt# 
»ortete et, „btt barffi mich «bet niemals »tebet btmtet 3ttnge 
rufen." — ,,©ie bei ft bu benn?" fragte bet Äbnigifoljn. „3<h 
feife £>ani ©unbetlich !" — „3lun, fo fomm mit mit, £ani 
©unbetlich," fprach bet fprinj, unb bet bunte 3unge lief neben 
bem Stoffe bet, fcbneüer ali ein ©inbfpiet $u laufen eermag. 9luf 
bem ©chloffe belam et oon bet ©peife, »eicbe bem fprinjen auf# 
getragen »utbe, unb »o biefet »ar, ba »at et auch; unb bei 
SRachti froch et unter bie SBettfleHe unb fcblief botf, bii bet 
Äönigifobn erwarte. 

(Sinei Sagei fagte bet Äbnigifohn: „£ani ©unbetlich, ich b<t^e 
eine grobe Steife eor, b« barffi bu nicht mltfommen !" — „©o bu 
bifi, bleibe ich auch," eerfefste bet bunte 3unge. „©enn ich bich 
nun aber nicht in ben ©«gen nehme?" — ,,©ann fege ich mich 
$u bem Äutfchet auf ben 95ocf." — „Unb »enn ich bich bort nicht 
figen laffe?" — ,,©o lauf’ ich nebetthet." — „Unb »enn ich bich 
iurödtteiben laffe?" — ,,©o bin ich boch bei bit, benn »o bu 
bifi, bleibe ich auch." ©ptach bet sprinj: „©enn ei fo fleht, »ill 
ich bich boch nut mitnehmen." — „3fi auch helfet," fagte gani 
©unbetlich, unb et burfte in ben ©agen hinein, ali bet Äetoigi* 
fohn öon feinei SSaferi ©chlof fuhr, ©et fprtnj wollte abet einen 
Äönig befugen, beffen eine Sochtet für ihn $ur ©emahlin be# 
(Umrnt war. ©ie ©ache »at fchon Ifingfl abgemacht, nut »uffe 
bet Äönig nicht, welche Sochtet et »eggeben foHfe. ©a muffe 
nun bet sptinj felbet fommen unb bie fptinjeffln auifuchen, bie 
ihm am meiflen gefiel. 

Stuf bet Steife farnen fle butch einen gtof en ©alb, unb ali ei 
Slbenb »utbe, fafen fle ein ©irtihaui eot fleh, bai »at h«H er* 
leuchtet unb fchien oollet SDtenfchen. ©otf muffe bet Äutfchet 
halten, unb nachbem fie gegeffen unb getarnten hatten, lief fleh 
bet iprtnj ein Staunet geben unb ging mit £«ni ©unbetlich 
hinauf, „fptins," fagte bet bunte 3unge, ali bet Äbnigifohn fleh 

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enffleibet batte, „beute fannff bu einmal unter bem ©effe fcbla* 
fen, ic^i habe e$ lange genug getan." — „SRicbf bocb, #an$ 
©unbetlicb," antwortete ber sprinj, „fo haben wir nicht gewettet : 
ber $etr gehört in$ ©eft unb ber ©lener barunfer." £an$ ©un* 
betlicb blieb aber babel, unb ettblicb frocb ber $rin$ um be$ (leben 
Stiebend wißen unter ble ©ettfleße unb lag auf ber ©leie, w<Sb* 
renb flcb ber bunte 3unge ln bem weiten ©eff jiredfe. 2Uö CKlf# 
fetnacbf eotübet war, tat ficb mit einem €D?aIc ble ©Öre auf unb 
jwölf Äerle (amen mit langen fcbarfen SDieffern bereingefcblicben, 
fielen über bad ©eff bet unb flauen hinein. 3 « bem 3lugenblid 
war aber auch $and ©unbetlicb fc^on aufgefprungen, batte ben 
etflen bei ben ©einen gepadt unb fcblug auf ble elf anbern ein, 
bid et f!e famt unb fonbetd getötet buffe. ©ann warf et ble 
Seichen jum genfler blnaud unb fagte ium fprlnjen: „3e&f leg’ 
bu bt<b wiebet in bad ©eft unb lag mich unter ble ©etffieße 
frieren." ©er fprini bebanffe flcb bei bem bunten 3«ngen, benn 
nun metfte er, warum et burcbaud mit auf ble (Reife gewoßf 
batte, ©atauf legte et flcb in bad ©eft unb fcblief bid an ben lieb* 
ten ©orgen. ©ann fliegen fle wieber in ben ©agen unb fuhren 
ln bed SSönigd (Stabt, mit bejfen ©ocbfer bet fprinj $ocbjelf 
halten foßte. 

®be bet $tinj aber auf bad ©cblof ging, nahm ihn £and ©un# 
berlic^ beifeite unb fpracb $u ihm: „$öre, «prinj, eergif mein 
»lebt, fonjl werbe ich bein auch bergeffen. ©ring’ mir jebenSRiftag 
©pelfe unb ©tanf ln ben ©arten unb flefl’ ed mir unter einen 
©aum, baf ich baeon leben fann." ©er ^trlnj oerfpracb bem 
bunten 3ungen, baf et Ihn nicht bergeffen Wörbe unb ging auf 
bad ©cblof. ©et Äbnig freute fleh febt, baf fein ©chwlegetfobn 
gefommen fei, unb befahl feinen beiben ©örtern, baf fle bot ihn 
treten foßten, bamif erfleh» biejenlge audwöblen foßte, welche ihm 
um beflen gefiel, ©ie fptittjefflnnen waren belbe bon fhönet @e* 
flalt, aber ble jängfle gefiel ihm boeb beffet old ble öltefle, unb er 
erbat flcb biefelbe bom Äönig jut grau, ©et war bamif einbetflan* 
ben, unb ed würbe ©erlobung unb ^ocbjelf gefeiert, unb bet 
?tittj oetgaf über bem gefle^jubel ganj unb gar feinen £and 
©unberlicb nnb brachte Ihm fein Sffen in ben ©arten bi»ub. 

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* 

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9lig nun am 91benb baS junge ipaat ju ©effe ging, Uff eg Me 
älfege ftinjefgn nicht länget not Söuf unb Sielt», nag igre jön# 
gete ©cgweget not igt einen SDlann befommen gaffe. ©ie etgtijf 
ein langeg fegarfeg SJleger, fcglicg geh barnif in nie ©cglaffammer 
hinein unn gaeg eg tgrer ©cgweget buregg #er$, nag ge lauflog 
unn ogne nag net iprinj baröbet erwaegfe, ihren ©eig aufgab. 
Sag blutige lieget aber (egte ge jut ©eite beg sptinjen niebet. 
Socg einet tnat babei, bet nie SDlotMaf mit angefegen gaffe, bag 
tnat §ang SBunberlicg. Unb aig nie älfege ^rinjegln in igte 
©cglaffammer jutöcfgelegrf unb eingefcglafen tnat, fcgrteb et igt 
mif Sogle auf Me bloge ©rüg: „3cg &i« fcgulb am Jobe meinet 
©cgweget." Sann liefet tnleber in ben ©atfen jutöcf. 

91m aubetn SRorgen tnoUfe bet Äönig tniffen, tnie ben jungen 
Leuten nie j?ochjeif befommen fei. 91ig et aber bie Jüt auffaf, 
fegtoamm fein jfinggeg Jbcgfetlein in ihrem ©lufe, unb bet 
iPrtnj lag rugig neben igt unb gaffe bag Solch meget noch an 
feinet ©eite. „SKörbet ! S&Srber!" fegtie bet alfe Sönig unb rang 
bie £änbe; unb aig bet iprinj non bem ©freien ettnaegfe, gaffen 
ign fegon beg Sbnigg Slenet gepaeff unb warfen ign in ben tief# 
gen Setfer, unb am oietfen Jage follfe et geriegfef werben. Sa 
fag et nun im äugergen Seilet unb rang bie jjättbe unb wugfe 
niegf wo aug unb ein. SJlut ein ganj fieineg ©ueffengetegen war 
goeg oben in bet SRauer, bamif efwag ffifege £uff ginein Wme 
unb et niegt in bem ©efängnig etgietfe. SBie et nun feine ©liefe 
ju bem ©ucflocg etgob, fag et ben bunten 3«ngen eot bem gen# 
get lugig auf unb abfptingen, aig ging’ eg jut jjocgjetf. „£ang 
SBunberlicg, $ang SBunberlicg !" rief bet iprinj, „gllf mir, ober 
icg gerbe!" — „Su gag mein »ergeben, fo werbe ich bein oet# 
gegen," anfwotfefe bet bunte 3unge unb fptang baeon. Sen 
jtoeifen Jag fptang et wiebet eot bem Setferfenger getum, big 
bet iprinj feinet gewagt würbe unb tief: „§ang SBunberlicg, 
$ang SBunberlicg, reffe mich aug bet Dlof!" Ser bunte 3««8e 
gab igm jeboeg biefelbe 9lntwotf wie fagg jueor unb war eet# 
fegwunben. 9lm btiffen Jag war bet $tin& fegon ganj am geben 
eerjagf, unb aig et biegmal ben bunten 3«ngen etblicffe, gegfe 
unb bat er fo flägllcg, bag £ang SBunberlicg mitleibig würbe unb 

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ju ihm fprach: „SRun gut, ich »erbe 5it Reifen, wenn t>u bafür 
meine Sftutter heiraten witlfl." — ,,©aS »in ich gern tun," anf# 
»ortete bet ^rinj, „rette mir nur baS £eben!" — „3<h habe dein 
©Ott, bag bu meine Butter heiratefl, unb bo hafl meinS, bag flc 
blr fein £aar frümmen. ©arte nur ab, »ie alles gefchehen 
wirb!" 

9tm anbetn Sage flanb bet fptinj fchon auf bet Leiter, «nb ber 
Äbnig «nb bie ältefie iprinsefftn «nb bie Herren oom $ofe unb 
oiel 533olfS flanb um ben ©algen herum, baf fie fäfjen, »ie ber 
SKann fein £eben eerliert, ber feine grau in ber erflen Ülachf er# 
flach. 2US nun ber genfer bem sprtnjen eben bie Schlinge um ben 
Slacfen legen wollte, fam ber bunte 3unge herbetgelaufen unb 
rief: „#ert Sättig, oergiegt nicht unfchulbig Slut unb fchaut 
nach, »aS Suter Softer auf ber biogen Srufl gefchtieben fleht !" 
©a fchtie auch ber fprinj eon ber Seifet herab: „3$ »finfehe mit 
als lebte ©nabe, bag eS fo gefchiehf, »ie £anS ©unberlich gefagt 
hat." ©ie lebte Sitte burffe ber Sönig bem fprinjen nicht ab# 
fchlagen; er nahm barum bie ^tinjefftn beifeite, öffnete ihr 5bleib, 
unb ba laS er benn auf bet biogen Srufl: „3# bin fchulb am 
Sobe meinet Schweflet !" — „©et hat baS gefchtieben ?" fragte er 
jornig. ,,©aS habe ich getan," eerfebfe £anS ©unberlich unb er# 
wählte genau, »ie alles gefommen fei. ©a tonnte auch bie fßtin# 
jeffln nicht mehr leugnen unb fle geflanb, fle hübe eS nicht er# 
tragen fönnen, bag ihre jüngere Schweflet eot ihr einen SDlann 
befomme. Sobalb bet Sönig baS eernahm, mugte ber fprinj eon 
bet Leiter herab, unb an feiner Statt flieg bie fprinjeffln hinauf, 
unb ber genfer legte ihr bie Schlinge um ben $a(S; bann jog er 
bie £eifet fort, unb ba hing fle am beH lichten ©algen, ben 
Stäben unb ben Stäben jur Speife. 

©et iprlnj aber flieg mit £anS ©unberlich in ben ©agen, unb fle 
fuhren in ihr Sönigteich jutücf. 2US fle im ©albe waren, fprang 
ber bunte 3unge aus bem ©agen heraus unb fam halb barauf 
mit einem grogen ©olfe an. „fprinj," rief er, „hier ifl meine 
Stof ter l" — „®enn eS beine ©utter ifl," antwortete bet SönigS# 
fohn, „fo »iQ ich ben ©olf heiraten, unb er fod meine grau 
»erben." — „Stein, eS ifl meine SRuttet nicht," lachte #anS 

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©unberlich, „meine «Kutter fchaut anbetg aug, ic^> »oßte blch 
nur eerfuchen." Sg bauerte gar nic^t lange, fo fd^Ieppfe er einen 
alten gotfelbät gerbet : „iptinj, f>iet ifl meine «Kutter." — „SEBenn 
ber Softelbät beine «Kutter ifl, fo »iß ich ihn heiraten, unb er foß 
meine liebe grau »erben." — „Kein, au<$ bet 3oftelbdr iß 
meine «Kutter nicht," lachte ber bunte 3unge, „meine «Kutter 
fchaut anbetg aug." Unb »lebet nach einet Keinen SBetle fam er 
mit einem »üben Söwen angefprungen. ©em «Prinzen ßiegen bie 
#aare ju Serge oor gurchf, aber aig £ang ©unberlich fprach: 
„§iet, bieö Iß meine «Kutter," antwortete er bennoch »le jueot: 
„SBenn bet £ö»e beine «Kutter iß, fo foß er meine grau »erben." 
— „2luch ber £b»e iß meine «Kutter nicht," lachte ber bunte 
2funge, „wie foßfe ich wohl folch eine «Kutter haben?" ©ann lief 
er ben Sbwen laufen, fptang »lebet in bem iprinjen in ben 
SBagen hinein unb ße fuhren jufammen auf ba$ fbnigliche 
©chlof. ©orf ßanb gerabe bie iprinjefßn am Srunnen, um 
©affet für ben Äoch in bie Äüche ju tragen. ,,©a$ iß meine 
«Kutter," tief £an$ ©unbetlich, fptang aug bem ©agen, ergriff 
bie iprinjefßn am Sitme unb führte ße bem Äöniggfohne ju. 
„Sich, bie hat mir ßhonlfingß gefaßen!" rief bet «prinj, unb alg 
ijang ©unbetlich ihm bie #anb barauf gegeben hafte, baf er 
bie^mal bie ©ahrbeit fage, gab bet «Prins ber «Kutter beg bunten 
jungen einen Äufj , unb ße oerlobten fleh mifeinanber. ©en Slbenb 
würbe bie #ochjeif gefeiert, unb fo war bie iprinjefßn »lebet §u 
fbniglichen (Shren gelangt wie ße eg auch nicht anberg oerbienf 
hafte. 

2ßg ße am anbern «Korgen aufgeßanben waten, fprach bet 
iprini : „3ß benn £ang ©unbetlich wir flieh bein ©oljn ?" — „er 
fagt eg ja," antwortete bie ^rinjefßn, „eg muh aber burch 3au# 
betei gesehen fein, mit rechten ©Ingen iß eg nicht jugegangeu." 
©ie ße noch fo mifeinanber fprachen, tat ßch bie $üt beg ©chlaf# 
fdmmerlelng auf unb bet bunte 3unge fam hereingefpr ungen: 
„Safer," riefet unb jupffe ben «prinjen am Kode, „fomm mit 
mir in ben ©arten hinab; aber eergijj nicht, bein ©ch»etf um# 
jugürfen." ©et $rinj tat fo, »le ihm £ang ©unbetlich gefagf 
hatte; unb aig ße unten im ©arten waren, fprach bet bunte 

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Sange ju ihm: „3«$ jüde t>ein Schwert unt) fcijlage mir bas 
£aupf ab." — „Sag werbe ich nicht tun," eetfe&te bet iptmj, 
„wie werbe ich bem bag $aupf abfchlagen, ber mir jwelmal mein 
geben gerettet bat!" — „©ebotcbemit, ober ei gebt bir fcbiecbfi" 
rief bet bunte Sunge. Sa befam bet^rinj gutcbf, benn er wugfe, 
wag $ang ffiunberltcb eermocbte, wenn et bbfe war. St jog 
barum bog ©cbwerf aug ber Scheibe, boite weit aus, unb ratfcb! 
batte bag fcbatfe Slfen ben Äopfabgefcbniften, bag er ju ©oben 
fiel Äaum butte bag £aupf {ebocb ben Stbboben berührt, fo 
fprang ei wiebet in bie £öbe, unb ebe ber iprinj ei (leb eerjab, 
jag ei wieber jwifeben ben Schultern, unb aug $ang SBunberlich 
war ein fiatflicher tföntgSfob» geworben, wie man ibn fleh nicht 
febbner benfen fomtfe. „Kun bin icb etlöfl," riefet freubtg; unb 
naebbem er bem ^rinjen atleg erjäblf butte, wie ei mit feiner 
SRutter gefommen fei, febrfen fie beibe auf bag ©ebtog jutfief. 
Sa war bie greube einmal gtog, aig bie iprinjeffln fab, wag aug 
ihrem bunten Sungen für ein ffoljer 5}5rinj geworben war. ©ie 
lebten barauf alle btei noch eiele Sabre lang in ©lüd unb grie* 
ben, unb wenn fie nicht gefiorben finb, fo leben fie beute noch. 


‘Som bummen ^>eter 

g war einmal eine grau, bie mit jwei 
Äinbern in einem fleinen $5ugchen 
wobnte: bag eine »on ben Äinbern 
war ein SJtöbcben unb bie grau batte 
ei mehr aig ju lieb; bag anbere 
war ein Sunge unb ber würbe gef 
halten, aig gehörte er nicht ium 
#aufe. Sr butte ei fchlimmer aig 
ein £unb, benn ein £unb befommt 
bo<h noch frifch ©froh, um barauf ju fchlafen, ber bumme IjJeter 
«ber, benn fo biegen fie ihn, mugte fleh mit troefnen ©lüttem be* 
gnßgen, unb babei war bag Sach beS Stallchen*, worin et fchlief, 
»och fo unbichf, bag ei überall tropfte, wenn ein Kegen fam. 



y 


gle 


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Sie fagfctt immer, et märe ja gebrauchen, unb hoch mar 
er eg fufi, bet alte grobe 2lrbeif tun muffe: er fchälfe bie Äar* 
toffeln, muffe £olj raffen geben, bie Äübe auf bie 2Beibe fretben, 
bag Haug fcbeuetn, bie Seilet fpülen, ju SKarfte geben, fürs, er 
mar für alle# gut genug, unb frofcbem fonnten fle ihn nicht leiben, 
unb gab feine Puffer ibm ein ©utferbrot, bann muffe er fiefä 
noch böten: ,,©u fauleö Sier, bu Saugenicbftf, bu Sagebieb, jur 
Strbeif faugtf bu nie, aber beim Sffen bffl bu immer bet etffe." 
Snblich mürbe ber bumme (ßefet beg mfibe unb bacbfe bei (Ich: 
,,©ag (ann bocb nl<bf emig fo forfgeben, leb arbeite mie ein $ferb, 
unb fiaff baf fle mich gerne baffit feben, Wege ich noch Schläge 
unb merbe gefcholfen ohne Slufbören; ich mach’ mich auf unb 
gebe meg." 

2lig er nun einmal mieber bie Haut ood Silage befam, ohne baf 
er eg »erbienf baffe, fprach et ju feinet SDluffet: „SRuffer, ich 
gebe meg in bie QBelf, benn ich feb« boch, baf ich f)iet bet 95er* 
fiofene bin."— „@uf, 3«nge," fprach bie SKuffer, „geh’ nur, bafl 
recht barin, unb fleh, mie bu beine Äofl anberlmo geminnfi, benn 
mir (önnen nicht immer jufammen bleiben, bag gebt nicht, ©a 
baff bu ein Hämmerchen, anbereä (ann ich bir nichts mitgeben, 
unb nun geh’." ©er bumme fßeter nahm bat Hämmerchen unb 
machte fleh auf ben 2Beg. 3lig et fchon febt meif gegangen mar, 
etbUcfte er eon meitem ein feböneg grofeg ©chlof, unb aig et 
nähet barauf jufarn, fab er brei feböne Stäbchen burch^ Speicher* 
fenfler flauen. Sr Hopfte anä Sot unb bie Räbchen machten ihm 
auf unb fragten ihn, mag fein ©egebren märe. „3$ bin eon 
Haufe meggegangen, mell meine SKuffer (ein ©rot mehr für mich 
batte," antmorfete bumme ^Jefer. „SSBie beiff bu benn unb 
mag für ein Hanbmerf eerfiebfi bu?" fragten bie brei Stäbchen 
barauf, unb et fprach: „3$ fyi$e bet bumme (petet unb bin 
eigentlich ein Äubbitt meineg Hanbmet(g." — „Sich, bag ifl fa 
gut," riefen bie Stäbchen ade brei jugleich, „mir haben getabe 
einen Äubbitfen nötig, unb menn bu midfi, (annfi bu bei ung in 
©ienfl (ommen." ©ag mar bumme (Peter febr jufrieben, unb 
bie Stäbchen festen ihm für ben Anfang einmal red^f gut Sffen 
unb Stinten eor; bag febmeefte ihm fo gemalfig gut, baf er be* 

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fcblof, ewig ln bem neuen ©lenfl ju bleiben, ©ad war nun gut. 
3lm anbetn CRorgen machte fleh mein bummer ipefer früh and 
bem Sette, befam ein tüchtig Sufferbrot unb &og mit feinen 
Stäben nach ber ©eibe. ©a blieb er benn ben ganzen Sag, bid ed 
begann bunfel ju werben; ba blied er bie Stäb« sufammen unb 
wollte na<b Haufe jutäd. 3n bem SHugenblicf aber fab er eou 
weitem einen $errn ju ipferbe fornmen, ber war ganj in Silber 
geSeibef unb fatn fpornfireicbd auf ibn &u geritten unb fragte ibn 
mit einem ©eflcbf, ald wenn er ben $efer hätte freffen wollen: 
„©ad batf bu hier &u tun?" ©umme tyetet fab ibu einmal 
äberfelfd an unb antwortete: „©ad gebt Such nichts an!" ©a 
würbe bet Herr erflbltbbbfe unbfcbrie: „©ad fagjl bu ba? ©ad 
gebt mich niebtd an?SBatf, ich will bicb lebten’, fo frech fein;" unb 
mit ben ©orten jog er einen groben Säbel, um ^Jefet fotju# 
fragen, ©umme $eter war aber nicht linfd, benn faum metfte 
er, baf ber Steifer eom Sebet sieben wollte, old et fcbneU fein 
Hämmerchen paefte unb ihm ben Äopf einfeblug, baf er eom 
ipferbe berunterfiel. ,,©a, nun bafl bu wad," fptacb et unb lachte 
babei recht belieb/ banb aldbann bad ipferb an fein Hirtenbäud# 
eben unb sog bem £oten feine fHbemen Kleiber aud; unb old er 
bie wohl eetborgen buffe, warf et ben Seicbnam ind ©affet unb 
trieb feine Sähe nach Haufe, ©ie brei ©äbeben lagen wieber im 
Sdöetfenfler unb waren höchlich eerwunberf, ald fte ißefer mit 
ben Stäben fornmen faben; unb bad ifl auch leicht benfbat, benn 
bid babin batten fle noch feinen Hiffeu hülfen fönnen, unb wie 
off fle morgend einen mit ben Stäben auf bie ©eibe gefebieft bat# 
fen, waren bie Stäbe abenbd boeb immer allein nach Hand ge# 
fornmen. „Sich, bet bumme ipefer ifl ba!" riefen fle alle brei laut 
auf unb fprangen bieSreppe biuunfer, gleich Hädcben, unb mach# 
fen ihm auf. 6t fagfe aber niebtd unb febwieg, baf ber Schweif 
ihm berunfertropfte. Stacbbem et feine Stäbe im Stalle baffe, 
muffe er bereiufommen unb befam wiebet prächtig Sjfen unb 
Srinfen. ©ad gefiel ihm äbet bie $Raf en unb er war fo gläeflieb, 
wie ein Äönig, fagfe aber niebtd. 

3lm anbern SRorgen befam et wieber fein Sufferbrot unb jog 
mit ben Sähen nach ber ©eibe. ©ie Räbchen flanben unb faben 

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tfjm mit Sr^nen ht £>en Slugen nach, benn ffc tagten, er würbe 
bielmd gewiß nicht wieberfommen. St blieb ben ganjen Jag 
auf bet ffietbe unb all el anfing, bunfel ju werben, Mied er feine 
Äübe wiebet jufammen unb wollte nach £aufe jurücf. 3n bem 
9lugenblicfe aber fab er einen §ettn ju ipferbe angeriffen fom* 
men, bet ganj unb gar in @olb gefleibet war; ber ritt recht auf 
ihn ju unb fragte ihn mit einem grimmigen ©efiebt: „2Bal b«fi 
bu hier ju tun?" $efer febaufe ibn einmal eon ber ©eite an unb 
antwortete: ,,©al fann Such nicht fümmern." — „SDBaö fagf! 
bu ba?" febtie ber $ert. „SBatt’, icb will bicb lebten, frech fein," 
unb mit ben SBorten jog er oom fiebet; aber ipefer gab wobl acht 
unb griff febnell nach feinem ^dmmereben unb ftbiug ibm ben 
ffopf ein. ©a fiel ber £ert eom ipfetbe unb ipeter jog ibm feine 
golbenen Sletber aul unb oerbarg bie ju ben anbern; bal spferb 
banb er ju bem erfien an fein $itfenb5ulcben, warf ben Seich* 
nam inl QBaffet unb jog nach £aufe juröcf. ©te brei «Dtöbcben 
lagen wieber im ©öHerfenfler unb waren febon unruhig ; batten 
aber um fo größere gteube, dl fie $Pefet faben. „Sieb, bet bumme 
ipetet ifl ba!" febtien fie alle brei unb fprangen wie §älcben bie 
Steppe hinunter unb machten ihm auf. Sr brachte bie Silbe ju 
©falle unb fam in bal ©ebloß. ©a fianb febon feine Soff für ihn 
bereit unb bie SJläbcben warteten ihm auf. St febwieg aber, baß 
ber ©cbwetß ibnt oon ber Slafe lief, aß nur unb fagfe ni^fö. 
SRun fam ber britte Sag. ©umme «Peter erhielt wieber fein 
©ufterbrof unb jog mit feinen Suben nach bet 5Beibe aul. ©ie 
brei S&abcben faben ihm mit najfen Slugen nach, benn fie bauten : 
bielmd feben wir ihn ficberlicb nicht mehr wieber. fpeter blieb auf 
ber SBelbe, folange bie ©onne brauf blieb; dl bie aber biufcc 
ben ©etgen fcblafen geben wollte, bltel er feine Äübe jufammen 
unb wollte auch nach £aufe. ©a fab et, wie oon ferne in einet 
anbern SSBeibe fleh eine gaHtfir auffat unb ein $ert aul bet Stbe 
flieg, ber auf einem «Pfetbe faß unb ganj in ©iamanten gefleibet 
war. ©umme «Peter merfte wohl, wo bie Falltür lag unb 
machte ficb bann bereif, bie Äunfi bei #etrn abjuwatfen. ©et 
fam gerabe auf ihn ju geritten unb febtie ihn wie ganj wötenb 
an: „5Bal maebfi bu ba?" — „@ebf Such nicbfl an," fpracb 

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tmmme qjefet ruhig unb faf te, ehe bet £>ett noch weltetfprecben 
«nb nach bem Säbel greifen formte, fein $ämmetcben unb febiug 
lfm ben Äopf ein. ©unn jog ec ihm bie biamanfenen bleibet 
«u$ unb petbatg bie, banb ba$ «Pfetb $u ben jwei anbern nnb 
warf ben £eicbnam in$ ©affet. 

©a$ war nun gut, aber mein bummer ißefet buffe boeb gern g e# 
muff, wa$ noch unter ber gallffir ffeefe, lief bie Äübe liefen unb 
ging reebf anf bie ©feile |u, wo er fie ficb öffnen gefeben buffe. Sr 
fanb fie uueb glMicb, b»b fie auf unb fab eine Steppe unb bie 
fiieg er binab. ©a fam er in einen gtofen ©aal, ber bing ganj 
eoü ber allerpr debfigfien Äleiber. ,,©ie fönnen mit nicbf bienen; 
i(b bub’ auf betSBeibe noch breiSKöde, bie ifb boeb nieeerfcbleife," 
fpracb er in ficb bißein, unb ging bureb eine SSt in einen anbern 
©aal; ba flanb eine Safel mit au^gefuebfen ©peifen. „3lba, 
baä tfi, wa$ teb buben muf ," fpracb bumrne Ijkfer, febob feinen 
©fub( bei unb bieb toaefer ein. 2ltö er ficb ßßß reebf cunbfaff ge# 
geffen unb gefrunfen b«ffe, flaute ec einmal um ficb »ßb er# 
büeffe in einer Scfe ein Kein eifern Sfircben. ©a ging et brauftu 
nnb perfuebte, e$ &u öffnen; aber baä ging nicbf, benn ti war 
webet ©cblflffel noch ©cblüffellocb baran ju fefen; er febuppfe 
einmal mit bem gufe bagegen, aber ba$ wollte auch nicbf bei# 
fen. 3lun würbe ec böfe, paeffe fein Hämmerchen unb feblug ber# 
mafen auf bie Süre, baf fie in ©fäcfen an&inanberfiog; ju# 
gleich rollte ibm eine folcbe Sföenge @olb entgegen, baf er übern 
Raufen fiel, ©cbnell raffte et ficb «bet wieber jufammen unb rieb 
ficb bie Slugen recht fücbfig mit beiben Rauben, benn ec meinte ju 
träumen, aber halb überzeugte er ficb, baf ba£ nicbf war, unb in 
feiner ©eelenfreube wäljte er ficb riß puarmol runb herum in 
bem Selbe unb fprang bann lufiig wieber auf. „Sfucbbei, nun 
weif ich genug," rief er, fprang wieber bie Steppe biß««f «»b 
lief bie gailtüt fiiß zufallen. 211$ et wiebet auf bie SGBeibe fam, 
fiel er all ben £üben um ben $al$ unb lief bann runb, al$ wäre 
et felbfi eine tolle Äuf gewefen; er fprang gegen bie Säume, warf 
ficb iß$ @ra$, lief nun aufrecht, bann auf Hänben unb güfen, 
unb fchrie unb jauchzte babei, baf ihn lein Sbrifienmenfcb für 
gefebetf hätte hülfen fönnen. ipiöfclicb fiel ihm etwa* ein unb er 


4 Ständen fett (trimm 


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öffnete Öen ©cehbaum unb blie$ unb ließ t>ie Äühe allein nach 
$aufe gehen. 

Die brei SRdbchen lagen »ieöec im ©bllerfenfier uni) fahen flc^ 
öatt> 5te 2tugen au$, ob bumrne fpeter noch nicht fäme, aber et 
fam nicht unb (am nicht, nnb al$ e$ anfing, bunfel ja »erben, 
ba blöften bie £üf>e unb trampelten allein in ben §of hinein. 
Sinn würben bie SRdbchen ganj traurig unb waren gar nicht ju 
trbfien, fchluchjten immer: „2lch, bumrne fpeter ifi tot! ©umme 
$eter if? tot!" 

211$ e$ nun 2!benb geworben war, ba fchellte e$ mit einem SRale : 
Älingeling, Älingeling! am ©chlofle, unb al$ bie brei SRdbchen 
bie täte aufmachten, ba fianb ein $ett baoor, bet war gan& in 
diamanten gedeihet. Sie (üben ihn höflich ein, fterein ju (om# 
men unb fich ein wenig fcu rafien, unb festen ihm fein Sflen unb 
trinfen eot. ©ie waren fo eerwunbett über feine foftbaren 
biamantenen Äleibet, baß fie fich halb blinb an ihm geflaut hdf# 
fen. 3ulefct, al$ fie fchon eiet jufammen gefprochen Ratten, er# 
fugten fie ben fernen $errn, et möge ihnen bann nun auch ein# 
mal fagen, wie er Reifte unb wo er ju £aufe fei. ©a fing bet ijert 
laut an ju lachen unb rief: „5?aha, (ennt ihr mich benn nicht 
mehr? 3<b bin bumrne ^Jefer." — „(Sott unb #ert! ©umme 
ipeter?" tiefen bie S&dbcheu äße brei, unb et befrdftigte ba$ mit 
einem lufligen Sprung unb fchrie noch einmal: „3a, gewiß, ich 
bin bumrne ipeter," unb babei lachte er, baß ihm fein ©dudhlein 
»adelte. ©ie brei SSRdbchen (onnfen nicht $u fleh (ommen oot 
lautet 93er»unberung, unb fchlugen immerfort bie §dnbe ju# 
fammen unb fprachen: „Sott unb £ett! ©umme ^efer!" 211$ 
fie fich nun genug gewunbert hatten, fragten fie ihn au$, »ie er 
benn ju ben fchönen Leibern gefommen wäre; unb er erjdhlte 
ihnen alle$ auf ein ^drehen, »a$ er in ben brei tagen auf bet 
Sßeibe erlebt h«t tc; unb al$ et ba$ alle$ erjdhlt hatte, b« »ab*« 
er fich ein J?et& unb frug ba$ dltefie bon ben brei SKdbchen, ob e$ 
ihn nicht junt SKanne haben »oHfe. ©a bumrne ipeter ein fo 
reichet SRann war, (ann man (ich leicht benfen, baß ba$ SRdb# 
chett ba$ nicht abfehlug, unb ein paar tage barauf war bie $och# 
jeif; unb al$ bie getan war, ba holte fich ber bumrne ipetet all 

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bag 0elb <x\xi bet dtbe unb bai mt fo t»ieC, baß et fleben Nächte 
baran fuhr, unb bag muß man wiffen, et fuhr ei mit einem 
jwetfpännigen SEBagen unb hafte jebegmat fo öiel gefaben, aig bie 
opferte liefen konnten. 

Nachbem nun burnrne $etet eine Seiiiang mit feiner grau unb 
ben jtoei anbern CNäbchen auf bem ©Stoffe gewohnt hatte, 
würbe et neugierig, ju wiffen, wie ei eigentlich mit feinet gamilie 
flänbe, fprach alfo }u feiner grau: „grau, ich muß einmal nach 
#au$, will fle aber einmal recht anfühten. geh geh’ mit meinen 
alten fehleren Kleibern bahin; bu fommfl hinterher in einer 
fchbnen Äutfche, tuft am £aufe, atg ob etwag am Stab gebrochen 
wäre, unb fragfl bit ein Nachtlager." — „0ut," fprach bie grau, 
unb bumme $eter jog feine alten flechten Kleiber an unb 
ging nach $aug. ©eine Butter unb Schweflet hotten ihn aber 
faurn gefehen, atg fle fchon bat alte Sieblein wieber anfingen unb 
fchrien: „£>u faulet ©enget »on gunge, bifl bu wieber ba? SBit 
haben fein Sffen für bich, batum mach’ bich nur fchnell fort ober 
wir werfen bich aug bet Züte." — „Sich, nehmt mich boch um 
©otteä willen auf," fprach $etet mit einem Jämmerlichen 0e* 
flehte, „ich ffetbe öot junger unb fann nirgenbwo mein ©rot 
oerbienen; ich will ja gern arbeiten unb alleg tun." £>a3 ging bet 
Sillen an3 £erj, unb fle ließ ihn hereinfommen unb flellte ihm 
einen Äorb eoö Srbäpfet hin, bie follte er fchälen, unb bumme 
ipeter nahm ein SNeffet unb begann rüjlig. gnbem laut eine 
prachtoolle Äutfcfje eor bie Züt gerollt unb baraul flieg eine 
grau, bie fo fojlbat geöeibet war, baß man nie etwag ©thbneteO 
gefehen h«i* ©urnrne tpeterg SRutter unb Schweflet fprangen 
aigbalb an bie Z&t unb fragten bie grau unter oielen finden 
unb ©ficHingen, ob fle ihr mit nichts aufwarten ibnnten. ©ie 
grau fprach: „geh wollte nur fragen, ob ich h^ nicht ein bißchen 
bleiben lönnte; ei ifl mit ein Nab an bet Äutfche jetbroehen unb 
ich ton» nicht weiterteifen." — „Sott, gewiß, gnäbige grau," 
fprachen bie &wei, „fommt nur herein, gnäbige grau, unb fefct 
Such »ag, gnäbige grau." Slig bie grau nun in bie ©tube trat, 
nahm bie Sllte ben bummen tpefer beim fragen unb warf ihn 
burch bie Äßchenfftre, inbem fle brummte: „SEBeg mit beiner 


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©auetei, Pu ©chmietlapp, Paß Me gndPige Stau Piep nicht fiept." 
Summe (Peter ließ ft cp PaS alles (tili gefallen. 

„6S ift fcpon fpdt," fptacp Me Stau, „unt> ich glaube nicht, Paß 
meine Äutfdpe beute fettig werPen fann; fönnte ich wopl Pie 
Kacpt hier PleiPen?"— „Sott, gewiß, mit allem ipidfler, gndPige 
Stau," fptach Pie Stlfe, „wenn 3bt nut ootlieP nehmen wollt, 
gndPige Stau; wit finP atm, gndPige Stau, unP haben nicht Mel 
|um SSeften, gndPige Stau." 

SaS wat nun gut, Pie gndPige Stau PlieP Pa. StlS PaS 6ffen 
fettig wat, fefcfen (Ich alte ju Sifcp, ausgenommen Pumme 
ip efet, Pet mußte in Pet Äücpe allein pocfen unP Pefam nut ein 
tcocfen 95utfetProf, unP nichts Paju. 6t ließ (ich PaS fcpon wiePet 
gefallen; als (ie aPet recht am ©chmaufen waten, fötich et (iille 
hetein unP pactfe (ich mit feinet Ploßen, fchmupigen 5?anP einen 
StPapfel eon Pem Seilet Pet gndPigen Stau. Sa wutPe Pie Sitte 
techt Pöfe, nahm einen gtoßen böljernen Schöpflöffel unP wollte 
Pumme ijJefet auf Pie Singet fchlagen, inPem (ie tief: „£at Pie 
SBelt je einen fo unerzogenen SSengel gefepen! (Pacffi Pu Pich weg 
eon Pet gndPigen Stau! Sich, nepmf’S Poch nicht fiPel, gndPige 
Stau, ich patt’ ihn nicht gefepen, gndPige Stau." — „SaS tut 
nichts," fptacp Pie Stau, aPet Pamif wat Pie Sitte nicht juftie* 
Pen; im ©egenteil, (ie faßte Pumme ißetet am Strmel, gaP ipm 
einige tpüffe in Pen (Rüden unP hieß ipn $u 95etf gepen. Summe 
tpetec ließ (ich PaS auch noch gefallen unP legte (ich auf feine 
SBldftet, Pie injwifchen palP oetfault waten. 

Slm anPetn (Kotgen in aHet Stüpe tief Pie ©chwejiet fcpon an 
PeS Pummen Meters ©tdücpen: „£e, pe, Pumme Ißetet! ©tep 
auf unP mapr Pen Äaffee." 3a, wet aPet Pa feine Slntwotf gaP, 
PaS wat Pumme (Peter. Sie ©cpwejiet öffnete PaS Süthen oon 
Pem ©tddcpen ein Pißcpen unP fcpaute einmal hinein; aPet 
wet nicpt Pa wat, PaS wat mein Pummer (Peter. Kun PlieP ipt 
natürlich nicpfS anPeteS übrig, als Pen Äaffee felPji ju macpen, 
unP als (ie Pen fettig patte, ging (ie jum ©tplaftimmet Pet gnd# 
Pigen Stau, um Pie aufouwecfen. ©ie flopfte einmal an Pie Sür, 
aPet Pie gndPige Stau gaP feine Slntwort. ©ie flopfte noch ein* 
mal unP noch einmal, unP Pie gndPige Stau gaP noch feine Slnf# 

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frort. (Snbtich machte f!c 5tc Süte ganj leife mit einem SKifcchen 
auf, fc^raf aber alöbatt* jurfid, tief ja i^rer hattet unb fd^rie: 
„Sich ©oft, (Kutter ! Summe $etet hat (Ich bei bie gnäbige grau 
Ing 95eft gelegt." (Run (am bie Sitte mit einem grogen $olj* 
fchelt, unb fie hätte fi^etüc^ ben bummen (Peter totgefchlagen, 
wäre bie gnäbige grau nicht bajwtfchen gefommen unb hätte 
bie (Kutfet jurficfgehalten. Sflg bie Sitte ihn bennoch »enigDettg 
tüchtig augfchirapfen tooDfe, lachte ec unb fprach: „ty, bog ifl 
meine Stau unb ich bin ihr (Kann." 

Sa flanb bet (Kutter unb bet ©chtoeDer bet SJerflanb (HD unb fie 
(onnten not lautet Sertounberung (ein (Sott betaulbthtgen. 
Sitg nun abet bumme (Peter unb feine grau ihnen atteg erjähU 
ten, ba »neben fie aOe jtoei tot big hinter bie Ohren, weit Dt 
bumme tpefer fo fehlest behanbett hatten. Set hatte abet ein 
gat guteg $etj unb (achte barübet, fptach: bag täte nich ti, et 
hätte boch aD feinen (Reichtum einjig bem Hämmerchen ju »er? 
ban(en, unb bag hätte feine (Kutter ihm gegeben. St Uef ihnen 
atöbann ein prachtooDeg Hang bauen, gab ihnen fo riet ©etb, 
bag De gut (eben (onnten, unb jog toieber mit feinet grau nach 
bem ©chtofTe jutöcf, unb toenn De nicht auggejogen Dnb, bann 
wohnen De noch ba. 


©e§ bomjräcfye, be§ uff bie $od)jeit i§ ginge 

g »dt emät e Stäche (Stauchen), 
unn bie hät e ©äuche gefjät ; unnbeg 
Stäche, beg tooDf uff bie Hochjeit 
gehn, unn befj ©äuche foDt behäm 
bteitoe. Stower beg ©äuche, beg tooDt 
ääch mit. Sä iflfe bei’g Hunbelche 
gänge unn hät gefächt: „Hunbche, 
bufoDD ©äuche beige; ’g ©äuche toiO 
net häme gehn, unn ’g Stäche »iD 
boch uff bie Hochjeif gehn." Sä hät ätotoet beg Hunbelche gefächt: 
«’g ©äuche hät mit nic(g gebaan, bmtchem toibbet nic(g." 

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©d iffe bei’u ©fede ginge unn bif gefixt: „©fede, btt follfl ’« 
£unbtbe febmeige; £unbcbe will n et ©duebe beige, ©iuebe will 
net bime geb«, tag ’« gtde^e fann uff bie £ocbjetf gef>n!" Unn 
bi Ijit bet ©te<fe gefixt: „’« £unb<be bif mit niefö gebaan, 
bu*icf)em wibbet nid«." 

@g iffe bei’« geuet ginge nnb bif wibberfö geuet gefixt: 
„Seuer, bn follft ’n ©tede brenne; ©fede will net £unb#e 
febmeige, $unbcbe will net ©iuebe beige, ©iuebe will net bim e 
gehn, bag ’« §ti<be fann «ff bie £ocbjeif gehn !" ©i bif ’« Seuet 
geficbf: »©et ©tede bif mir nid« gebaan, buHcbem wibbet 
nid«" 

©i iffe bei’« ©affet ginge unn bi bitfe gefixt: „©affet, bu follfl 
’« geuet lifebe, geuet will net ©fede brenne, ©tede will net ’« 
^unbebe febmeige, £unbcbe will net ©duebe beige, ©duebe will 
net bi« w gehn, «nn ’« Stiebe will uff bie $ocbjelf gehn." ©i 
bif ’« ©affet gefickt: „’« Seuer bit mit nid« gebaan, bu?icbem 
wibbet nid«." 

@g iffe bei’n £><b« ginge, unn bif iwwetn Dcb« geficbf : „Oeb«, 
bu follfl ’« ©affet labbe; ©affet will n ef Seuet lifebe, Seuer 
will net ©fede btenne, ©fede will nef #unbcbe febmeige, £unbcbe 
will net ©iuebe beige, unn ©iuebe will net bime gehn, bafj ’« 
Stiebe lann uff bie £o«bself gehn!" (Sg bif bet Dcb« gefiebf: 
,,j?m!—’« ©affet bat mit nid« gebaan, bu4ebem wibbet nid«." 
©d iffe bei’n ©egget ginge unn bif geficbf: „©egget, bu follfl 
Debfe beffe; Deb« will nef ©affet labbe, ©affet will nef Seuer 
lifebe, Seuer »Ul nef ©fede brenne, ©fede will nef £unbcbe 
febmeifje, $unbcbe will net ©iuebe beige, ©iuebe will net bime 
gehn, bafj ’« Stiche fann uff bie #ocb&elf gehn, ©i bif bet 
©egget gefiebf: „©et £><b« b<*f mit nid« gebaan, bu*lcbem wib* 
bet nid«." 

©i iffe bei’n ©ginnet ginge, unn bi bitfe gefiebf: „Scanner, 
bu follfl ©egget bengge; ©egget will nef Dcb« beffe, Dcb« will 
nef ©affet labbe, ©affet will nef Seuer lifebe, Seuet will nef 
©fede btenne, ©fede will nef $unbcbe febmeifje, §unbcbe will nef 
©iuebe beige, ©duebe will net bime gehn, bag ’« Strebe fann 
uff bie #ocbielf gehn!" 

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©d W bet ©ginnet gefaxt: „3a, ’fj gut!" giftet gefdebt, „leg 
»iß fomme." — Sg fyät d»»et bet ©egget gefdebt: „$m ! befj 
tfj fo e ©aeg ! Set icg will gemengt fern, liewet »iflifbOtbfe fceffe !" 
©d gdf ber Dcgg gefdegt : „Set icf) tt>iä ge&efft fein, Itewet »ißieg 
©affet lab&e !" Sg gdt bag ©affet gefdebt: „Set teg »Ul gelabbf 
feht, lie»er »ißieb geuer Idfcge!" ©d gdt ’g geuer gefdegf : „Set 
leg »Ul geläfcgt fein, lietoet »ißieb ©feefe brenne!" ©d gdt bet 
©teefe gefd^t: „Set icf) »iß gebtennt fein, lie»er »ißieg ’g 
fyunbdp fegmeifje!" Unn beß j&unbelegen, beß gdt gefdegf: „Set 
leg »iß gefegmiffe fein, liewet »iß fcg’g ©duebe beiße!" Unn ’g 
©duege bdf gefdebt: „Set i(b »iß geblffe fein, (ie»et »ißieb gdrne 
gehn, unn ’g grdebe raddeg uff ble $ocgjett gehn!" 

SRon, eg »dtfcb bang/guf. Sg gaffe flcg dngebdn, en babbietetne 
9lnbetjeng(andrienne),utttt e ©rdtwärfegfege um be£aig; unn 
e 93ubber»eggelcbe uff be Jfobb, unn e pddt gleefetne ©ogle, 
unn fo iffe bann futf. 3eg iffe in ’n ©alb fomme, unn bd iß e 
©olf fomme, unn bet bdffet ibt ©tdtodtfegfege gefteffe. Qev 
ndcb iffe boreb bie £egge, bd bdtfe igren babbietetne Slnberieng 
»erriffe. 3eg iffe ind gtele fomme, ln bie Sonn, ijfet ibt ©ubber* 
weggelcbe gefcgntolje. 3eg fdmfe in bie ©tdbf, uffg ^laflet, bd 
finnet ibte gleefetne ©oble fabutt gdnge, unn fo fdmfe uff bie 
£o<gjeif. 

Sg, »ie’g bann bd dn’g ©anje iß gdnge, bd fdebt bet Slän junt 
Stnnere (eine |um anbetn): „SRemm bufe, i<b mddcbfe net!" ©d 
fdebt bet Sinnet: „3<b mddcbfe dd(b net!" — „Sion, wann icbfe 
net mddtb, unn bufe net mddcgfl, »et ©ai»eig mddcbfe bann ? — 
©et leebfe inne Äanon unn fcgießtfe ndcb Slmffetbam!" — $)u, 
pu! bott ßiet fe! 

(Die legten SBorte fptltgf bet Stjdglet, attffagrenb uttb mit bem ginger 
beutenb, mit laufet Stimme ani, wobei bann bie jugbrenben Äinber 
erflaunt bie JWpfe gerumbregen unb bem grausen naegfegen wollen.) 


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* 

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©ree to 5öett 


a toeet mael tonen ©dtp en ote rpfe 
gtu, £>c batt edel Seit «nn @uef, 
unn fe toeet babp In ©etoep, bat fe 
aßen$ toujj unn bat der ntf$ »et * 
baten blptoen tonn. ®o floef toeet 
fe. Sto toeeren ba atoet$ btee junge 
Mb int ©ötp, be toußen bat nicb 
foer oufl glöben. 

©o mafen fe bat unnec gf af, bat fe 
ben neeggen Slbenb bp det toten toußen, unn toußen gf bat 
mael mit det oetfbfen. ©e ole gtu ^acc fif nu angetoenf, '& 
«&enb$ wenn fe bp’t fpinnen bat eetfie SRael bobjaen (gdpnte), 
fo fd fe: „©af toeet een to ©eff;" unn b»bi«en febenn tom 
ttoeten SRael, fo fd fe: ,,©at toeten ttoee to ©ett;" bat brötte 
3Rael atoet fett fe bat ©pinntab bp fpb unn fd: „©at toeten btee, 
nu faem if," unn göng to ©eff. 

obenb^, bo fernen nu be btee jungen Mb, unn be eetge göng 
ant ginget unn feef in, bo feef be Oelfcbe achtern SItoen (Offen), 
be Samp gunn oppen ©ifcfj, unn fe fpunn. ©a fung fe an fo 
bohjanen unn fö : „Oha ! bat toeet een." ©e, be fot’f ginget gunn, 
meen (meinte), fe hott em meent unn toujj, toaf fe aß btee 
toußen. ©o leep be, toaf be funn, bat be foetf feem, unn oetteß 
be annetn, too (toie) em bat gaen toeet. SRu göng be ttoefe ben 
unn feef int ginget, bo feef be Oelfcbe noch bp det ©pinntab unn 
fpunn. ©o bobjaen fe tom ftoefen SDtoel unn fd: „Ob«, bat toeten 
ttoee!" ©o eerfcbrof gf be ant ginget oef unn maef bat be toeg 
feem, ©e bröfte fd: „gö fönt man aß betb’ bumme gungentf, 
laef mp man to$ (einmal) ben." 31$ be nu ant ginget feem, bo 
bobjaen be Oelfcbe tom btötten SJfael unn fd: ,,©af toeten btee," 
unn götf bat ©pinntab oun gf, gunn op unb fd: „3to faem if !" 
©o funn gf oef be btötte nicb länget boßen unn leep foet Slngg 
toeg unn ben to be annetn, be ole gtu atoet ging to ©ett; unn 
oun be £pb an toeet baet feen Sfölnfcb int beete ©dtp, be nicb fd, 
bat be ote gtu aßen$ toujj unn bat je en ganjen Älofen toeet. 

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£)cf)fe 


in Sauer Ejaffe ein«» Ockfen, ein gar 
fc^öncö unt) flugel Siet. Sr uni) feine 
grau 1>atte n ihn fo lieb unb Steifen fo 
oict eon ihm, 5af fie befchloffen, ihn 
jiubieren $u lajfen. ©er Sauer ging 
jurn Kaufmann in t>ie ©tabf, ihn 
um feine» SKat ju fragen, ©et bachte 
im fTitten, eon bet ©ummhelf bei 
Säuern feinen Sotteil $u siehe», unb 
rebete ihm ju. St »uf fe ihm auch gleich einen STOann, bei bem 
et »ot bie rechte ©chmiebe förne, nämlich feinen gteunb, ben 
Dlbeofaten, bet werbe ben Dchfen (ehren, ©ann ging ber Sauf; 
mann, all ber Sauer el fo jufrleben war, jurn Dlboofafen hi»/ 
unb fie eerabrebefen, (ich jtoeihunbert Saler fahlen ju laffen, bie 
wollten fie teilen, unb ebenfo ben Dchfen, ben fie fchlachten »öd; 
fe». ©et Sauet »ar hocherfreut unb feine grau nicht minbet, baf 
fie für ihren Dchfen fo halb einen £ehrer gefunben hatten, unb fie 
trieb ih», ben Dchfen fo halb all möglich J«m aibeofaten &u brin; 
gen. 5lm anbern Sage führte et ben Dchfen jum 21boo(afen, ber 
ihn aul einem jinnernen ©efäf £afet (reffen lief, »al bem 
Sauer» feht wohl gefiel. ,,©o, ml» lei» Dfjing," fagte er, „bit 
fchal bi betet btfamen, al bat ^al’nfchub’n." ©arntf sahlte et 
feine jweihunbert Saler unb lief fleh nur noch besprechen, baf 
ber Slboofat ben Dchfen nicht grob behanbeln »öde. Saum »at 
et fort, all ber 2lboofat bem Saufmann Dlachricht gab; fie teilten 
bal ©elb, pachteten ben Dchfen unb (achten beglich über ben 
bummen Säuern. 

flach einiger Seit ging bet Sauet sunt 2lbeo(afen unb fragte, ob 
et feinen Dchfen nicht mal fehen fönnfe. Diel», bal ginge nicht, 
bol »ürbe ben Dchfen ju fehr flöte», fagte bet Dlbeofaf; hoch oer; 
fichette et ihm, baf et gute gortfchrltte mache. $Q3ie bet Sauer jum 
jweifen unb britten DRale tarn, half er fich mit berfelben Slulrebe. 
ßnbllch, ba et beforgte, ber Sauet möchte Serbachf fchöpfen, fagte 
et ihm, fein Dchfe fei ipapfi in (Rom geworben, ©arübet eerwun; 

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berfe fleh bet Stauet höchlich uni) fragte, feie »elf e$ nach SRom 
fei. 3a, ba mAffe et ein ganje$3ahf reifen, ©et Stauet aber fagfe, 
»enn’3 auch noch weitet wäre, fo »olle et hoch hin* @t ding nach 
£aufe unb fagte feinet Stau, et »olle nach SKont unb ihren Dchfen 
holen. Slrn anbetn ©tergen nahm et einen ©tritt, »icfelte ihn um 
ben Selb unb machte fleh auf bie Steife nach Stern, ba$ et auch 
nach langet Seif erteilte. <5t erfunbigte fich gleich nach bet 
QBohnung be$ ipapfTeS. ©Tan zeigte ihm einen fchönen $atafl, 
unb ate et ihn anfah, freute et fleh Aber feinet Dchfen ©lücf. ®c 
ging {Tratte nach bem ^JalafT unb wollte hinein, aber eine SBathe 
»etfperrfe ihm ben SBeg. ©et Stauer fagfe : „Sla »te’n (weif’ ihn) 
mi man, wut te hei? 3? toifl’n mitnem’n, un ©laubr fthal’ nof 
fethn (©Tutter foll ihn auch fehen)." ©a et fo »ilb au$fah — et hatte 
flth auf bet ganjen Steife nicht gefdmmt unb gewafthen — unb 
Dom ©Titnehmen fptach, fo glaubte bie ffiache nicht anbete, ate 
baf et bet ©eufel wäre, unb lief ihn ein. ©et Stauer ging in bie 
Stube be$ fpapfleä, wo et feinen oermeintlichen Dchfen fthteiben 
fah» „£etrje," tief et, „min lei» £>ffTng, »ur ftiegf’n bie eUte 
»ebbet tau feihn ?"3nbem et hetanttat unb ihn jTteichelfe, »Weite 
et unoetmetft ben Sttid oom Selbe, tat ihm ben um ben £ate 
unb fagfe: „Sla, nu lumm man mit, min lei» Dfftng, ©Tauber 
fthal bi ol feihn," unb jettfe ihn burch bie Stube, ©et $pap{T »ar 
fprachlotf not Sntfegen, auch er glaubte, baf bet Seufel ihn hole. 
3njwifchen hatte bie SBache Särm gemacht, bie Seute lamen ju* 
fammengelaufen unb erfchrafen, ate {Te ben Stauern mit bem 
ipapfTe lommen fahen. STur ein paat hatten ben ©Tut, ben ©eufel 
ju bitten, et möge ihren ißapfT fteilaffen. „9?e, mitmöf hei(muf 
et), un ©Tauber fthal’n ol feihn." ©a boten {Te ihm eiet Selb, unb 
immet mehr Selb, bteetihnenblichfteigab. 3Tun fragte et, »a$ 
bet Stapft benn eigentlich &u tun habe, unb et erhielt jut Slnf# 
»otf, baf et Aber alle Äöntge, gütften unb iptebiget befehle, ©a$ 
freute ben alten Stauern, baf fein Dchfe eine fo hohe StnfTellung 
hafte; et lief ftch eon ben Seuten ba$ Stetfprechen geben, baf {Te 
feinem Dchfen nichte juleibe tun »ollfen, unb machte fleh auf bie 
SlAtfreife. 3u £aufe erjagte et feinet grau oon ben hohen ®hten, 
»ie$ ihr ba$ Selb, ba$ fle ihm gegeben hatten, unb fagte ihr, bie 

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£eufe hätten ihn bort fa feht lieb, bafi fie lfm gar nicht wieber 
fortlaffen wollten, ©te Sitte freute fleh nicht mtnber, unb belbe 
prahlten noch lange mit l^rem Augen Dchfen. 


<B ifl fcf>on gut 


in Steuer hafte eine Äuh unb eine 
Siege; eg würbe ihm aber bie Sötte# 
tung ju fchwach unb et fagfe ju feiner 
grau: ,,©ir wollen bie Äuh eerfau* 
fen, ich bringe fie auf ben SRarft." 
6t nahm alfo bie Äuh unb jog mit 
ihr ab. ©a fahen ihn brei ©tubenten 
mit feinem ©ler nach bet ©fabf 
treiben, bie oerabrebefen fich, ihm 
einen ©freic^ $u fpielen. Sllg bet 95auer ungefähr h<»l&»egg 
war, ba fam ihm einet ber brei Kumpane entgegen unb 
fprach: „Steuer, wo wilfjt bumif ber Siege hin?"— „Sich/ 7 fagte 
er, „biff bu benn nicht gefchelf, meine Siege ifl fa ju #aufe, 
ich habe bie Äuh am ©triefe." 6i, fagte bet ©fubent, ba 
hätte er fleh oergriffen unb bie Stege genommen, ©amit ging 
er fort, unb an bet nächflen SBegbiegung fam wleber einer 
unb fagte: „Steuer, wo witlfl bu mit bet oerbammfen Siege 
hin?" 

Sich, fagfe bet wieber, ob er benn nicht gefchelf wäre, eg wäre ihm 
ba fchon mal ein ©tubent begegnet, ber hätte auch fa gefprochen; 
eg wäre aber feine Siege, eg wäre feine Äuh. 

„£iebet SJlann," fagte ber anbere, „ba hat 6t fich »ergriffen unb 
bie Siege genommen; wenn 6t ein anbetmal feine Äuh eer* 
faufen will, fo feh’ 6t bejfet $u." 

SUg bet Steuer fchon nicht mehr weit jur ©tabf hatte, begegnete 
ihm bet britfe ©fubent. 

„Steuer," fagte ber, „wo willfl bu mit bet Siege hin?" 

9iun, fagte bet Steuer, eg feien ihm fchon jwei ©tubenfen 
begegnet, bie hoffen auch fa gefprochen; eg wäre fa aber feine 

59 





Äuh, — et m üf fe fleh benn »ergriffen unb bie 3**9* för bie Jtuh 
genommen haben. 

<5t, fagfe bet ©fubenf, ba$ fähe er hoch wohl, baf e$ eine 3«ge 
wäre, gewif fiänbe bie Äuf baheirn im ©falle; ob er berat bie 
3iege nicht »erlaufen toolle? 

6i nun, fagfe et, wenn er fleh »ergriffen unb bie Siege genommen 
hälfe, fo wolle er fie auch »erlaufen. 3Ba$ bet ©fubenf benn ba* 
für geben wollte? 

et wolle ihm fünf ©aler geben, fagfe bet. ©a$ gefiel bem Säuern 
gan& wohl unb ber £anbel warb gefchloffen. ©et ©fubenf gab 
ihm fünf ©aler, nahm bie Äuh unb jog ab. 

©er Sauer ging heim unb fagfe ju feinet grau: ,,©a hab’ ich bie 
eetbammfe 3iege »erlauft." Sich, fagfe bie grau, bie Siege fiänbe 
ja im ©falle, er hälfe bie Äuh mifgehabf. ei, fagfe er, ob fie benn 
nicht bei Serfianbe fei? ©relmal feien ©fubenfen bahergelom* 
men unb hätten gefragt, wo er mif ber Siege hinwolle. ©ie grau 
aber führte ihn in ben ©fall ju ber Siege unb nun fagfe er: 
,,©ann hetben bie brei jufammen unter einer ©eefe gefiedf unb 
mich |um Ularren gehabt, icf werbe ihnen aber auch Wo« wieber 
eine Stafe brehen." 

Stan machte bet Sauet feinen ipian, unb ein guter greunb muffe 
ihm auf fein ©runbjiücl httnberfunbfünftig ©aler leihen, ©ann 
fehle et einen runben £uf auf unb ging fort in bie ©fabt, lehrte 
in bemffiirftfböufe ein, wo bie meifien ©fubenfen fief auf hielten, 
unb gab bem ©irf fünfzig ©aler, ging nach bem anbern 9Birt$* 
häufe, hänbigfe auch borf bem SSBirf fünfzig ©aler ein unb ebenfo 
im briffen SBirf^haufe. ©affit machte et mif ben ©irfen au$, 
baf fie an ©peifen unb ©eftänlen fo eiel aufftagen follten, al$ 
er »erlangte, unb baf fie antworten follfen: ifi jehon gut", 

wenn er nach ber Seche frage. 

2lm anbern ©age fehle ber Sauer fleh in$ erfie SGBirföhauö unb 
lief fich ©ffen unb ©rinlen bringen, baf bie £eibe wacfelfe, wie 
man ju fagen pflegt. Salb tarnen auch bie brei ©fubenfen au$ 
bem Äoflegienfaufe gegenüber, lannfen aber ben Säuern in fei* 
nem ©oratfaghfiaafe unb in bem Hütchen nicht wieber. ©et 
nbfigfe fie jum €ffen unb ©rinlen, unb ber 2Birf trug immerfort 

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auf. Snblicb fragte bet ©auet nach bet ©ebutbigfeif unb griff ba* 
bei fo ei« bißchen an fein Hütchen. ©a faßte bet SBitf: „6$ ifl 
febon gut." ©ie btei ©tubenten faben eitumbet an, bet ©auet 
«bet flanb auf, al$ wat’ i$ gans in bet Dehnung, baß ibm bet 
SBitf biefe 3lnfworf gegeben hätte, unb ging feinet 3Bege. 

3tm anbetn borgen fab man ben ©auern febon wiebet in feinet 
©onnfagäHeibung burcb$ ©otf nach bet ©tabf su geben, wie 
eben erfl bet ©ag graute, ©et ©orwärter butte ba$ ©or noch 
nicht lange aufgefcbloffen unb fab noch gans oerfcblafen au$, al$ 
et bort einsog. <5r ging beute in$ s»eite SEBitf^^att^, ba war et 
febon ftfib auf feinem Sofien, unb al$ e$ gegen Sföiffag war, ließ 
et ficb wieber aufttagen eom ©cbönften unb ©eflen. <5$ bauerte 
nicht lange, fo tarnen bie btei ©tubenfett; bet ©auet lub fle 
wiebet ein, mit ibm su fpeifen unb su trinlen, unb bewirte reffe 
noch oiel febbner al$ am etffen ©age in bem Äollegtenwirt^buufe. 
SBie’ö an$ ©esablen ging, griff bet ©auet an fein Bötchen unb 
fragte nach bet Seche, ©et SEBitf fagte wiebet : iff febon gut," 

unb bamif fianb bet ©auet auf unb ging feinet ©ege. 

©ie ©acbe ging ben ©tubenten gar febt im Sopf betum unb fle 
fptacben unfeteinanbet: ,,©a$ muß ein ©ünfcbbätcbeu fein, wa$ 
bet ©auet trägt, benn fowie et baran btebf, ifl bie Seche besagt. 
©itmöffenfeben,baß wir’ä ihm abfaufen. ©enn wenn wir aüe$, 
wa$ wir effen unb ftinlen, ba$ ganse 3abt biubutcb besablen 
foHen, fo reicht unfet Selb lange nicht au$, fefjt abet hüben wir 
noch Sföuf terpfennige, ba fönnen wir ba$$ßtcben wohl besohlen", 
©et ©auet aber war am anbetn ©age wiebet mit bem §au$b«b« 
betauä unb auf bem ©ege nach bet ©tabt. 6t ging in baä brüte 
SBitf$bou$ unb auch ba traf et be$ Sföittagä bie ©tubenten. ©a$ 
effen unb ©tinfen in bem sweiten SCBirtdf>aufe war noch nichts 
gewefen gegen ba$, wa$ bet ©auet beute auftifeben ließ. 2H$ fle 
aber gegeffen unb geftunlen hotten, fragte et wiebet: ,,©a$ ifl 
bie Seche?" unb brebte bobei on feinem $ufe. ©o fptoch bet 
QBirt: „<£$ ifl febon gut." 

3efcf, fragten bie ©tubenten, ob benn bet £uf nicht S» »erlaufen 
fei? ©et ©auet abet antwortete : 91ein, bet fei ihm lieber, al$ oiel 
Selb. ©enn et im ©irt$b««fe noch fooiel äße unb ttänle, fo fei 

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bocb at le$ immer gleich befahlt, fobalb et an ba$ £ötchen griffe, 
uni) b«$ fei oiet wert. Sie hätten e$ Ja felbfl erfahren, wa$ 
£fifcben aHe$ bejahen fönne, ©ilbfcbwein$braten, ©änfebraten, 
ScbeUfifcb unb «He ©eine, t>ie e$ nur gäbe. 

©ur<b biefe SKebe mürben aber bte Stubenten noch eiel begieriger 
nach bem ffiünfcbbtttcbeu, unb fle boten ihm fegt gleich fönfbun; 
berf ©aler bafür. 

„<Si, wie wirb mit ba$ Hütchen für fünfbunbert ©aler feil fein?" 
erwiberfe bet Sauer. ©ie Stubenten boten ibm enblicb acht* 
bunbert ©aler. 211$ ber Sauet bieö 0ebof hörte, antwortete et: 
„9luri, fo mag e$ baturn fein/' gab e$ bi»/ faefte feine acf>t; 
bunbert ©aler ein, ging beim unb fagte ju feinet grau: „@rft 
haben mit bie Stubenten bie ffub abgetauft al$ Siege unb nun 
haben fie auch noch mein alte$ £ßfcben ba&u genommen för acht# 
bunbert ©aler." ©er Sauer war mit ben ^anbel^gefcbäften, bie 
et feit acht ©agen gemacht hatte, gan| juftieben, aber bie Stn; 
benten? 

Sie nahmen ba$ Hütchen unb gingen in ba$ ©itt$bau$, wo fie 
jum erfienmal ben Säuern getroffen batten, ©er SGBirf muffe ju 
ejfen unb ju trinfen bringen unb fie liefen e$ ftcb alle brei gar 
wohl fein im ©ein unb anbern £errlicbfeiten. ©er älteffe Stu; 
bent batte ba$ Hütchen aufgefegf, unb «1$ fle gegeffen unb ge; 
trunfen batten, fragte er fo reibt »erwegen: „£ert ©itf, wa$ ifl 
bie Seche?" ©a fam bet ffiirt mit bet ffteibe unb regnete unb 
rechnete, unb fie muffen «He$ bejahten. 

2lm anbern ©age fegte bet j weite Stubenf b«$ #äfcben auf, 
benn fte meinten, bet Sfttteffe oerfiebe mit bem Bötchen nicht recht 
umjugeben unb fönne e$ nicht orbentlicb breben. So gingen fie 
in ba$ wo fie am jweifen ©age mit bem Säuern ge; 

wefen waren. 211$ «ber bet jweite Stubent nun fragte: „§etr 
©irf, wa$ iff bie Seche?" ba fam auch ber herbei mit ber Äreibe 
unb machte ihnen bie Rechnung. 

©er jüngfle Stubent behauptete ffeif unb feft, bie anbern beiben 
wftf ten ba$ Hütchen nur nicht ju breben. St fegte alfo am britfen 
©age b«$ Bötchen auf unb fle gingen in$ briffe ©irt$b«u$. 2(1$ 
fte gegeffen unb getrunfen baffen, brebte et ba$ Hütchen auf 

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feinem Jtopfe beinahe in ©tücfen unt> babei fragte ec nach bet 
Seche. 9lbet ba (am er bei bem SEBirt fchön an! ©et machte bie 
Seche nach ber ©chwierigfeit unb fchenfte ihnen nicht einen fetter, 
©amit war bie ©efchichtc au$, — bie ©tnbenten hoffe» aber 
trofcbem noch immer einmal an ein Hütchen |u fomnten, ba$ bie 
SBirtärechnungen für fie befahlen fann. 


Der fleißige unb ber faule Jifdjer 

i war einmal ein gifchec unb ber 
war fo fleißig, baß ei feinem SDlen; 
fchen ju fagen i(l; er fifchte oont 
frühflen STOorgen bi$ in bie tiefeDlacht, 
aber bat Olücf woßte ihm nimmer 
wohl, unb er blieb ein armer Sföann; 
mi noch mehr war, feine grau unb 
fein einjig Äinb flachen ihm in Seit 
eon einem gahre, unb et fühlte fleh fo 
aßein, baß er meinte, er hätte oerjweifeln müffen. ©arurn ließ ec 
aber ba$ Söertrauen auf Sott ben £etrn nicht fahren unb buchte 
immer: „SEBaä ®ott tut, ijl wohlgetan," unb trug alki mit ®et 
bulb unb Ergebung. 9lm 93orabenb eon ©f. Slnbread — ber 
heilige war nämlich fein Patron — ging er einmal ganj aßein 
fpaiieren unb buchte feinem argen ©chidfale fo recht nach, auch, 
wie er gar nichts ©effereä noch twt Singen fähe; unb batübec 
würbe er fo betrübt, baß er anfing, laut aufeuweinen. ©arübec 
würbe ei bunfler unb bunfler unb er war fo oerloren in feiner 
©raurigfeit, baß er ei gar nicht merfte. @rfl alä ei recht fünfter 
war, fianb et auf unb woßte nach $aufe gehen; aber ba fah ec 
pldfclich ein Fteineö glämmchen, welche^ auf bem ©leere tanjte, 
bann anä £anb fchneßte unb an ben Dießen einer alten gifcher/ 
hütte hetumfuhr, unb wieber in$ ©leer fchoß, wo ei an einer 
©fefle heß aufleuchtete unb fchneß wieber an$ £anb fuhr. 9lun 
hatte ber gifcher jwat häufig fagen gehört, baß folche gläntm/ 
chen im €Keec oerfunfene ©chäfee anjeigten, aber er war hoch &u 



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furch tfam, ald baß et hätte bleiben mögen; barum brebte et bem 
glämmcben ben Stücfen uttb wollte nach £aufe geben. Sa tief 
abet plöf}licb femanb feinen Staaten unb bet giftet lehrte fleh 
um nnb fab bittet ben £fitfentrümmern einen blaffen alten 
3Rann in gan& frembartigen Kleibern (leben, bet ibn mit einem 
fo flebenben 9tuge anfab, baß e$ bem brauen giftet gan$ leib 
tat. „£abf 3bt mich getufen, §ert?" fragte et, „bann fagt mit, 
wa$ 3bt wfinfchf." — Sa antwortete bet SDtann: „3lnbrea$, bn 
bafl bidb fo febr übet bein llnglücf beflagt; icb t»iH bich ju einem 
reichen SRanne machen, wenn bn tun wirft, wa$ ich Mt fage." 
Stun würbe bem giftet erft recht ängftlicb jumute, benn et glaub; 
te, bet SDtann wäre bet leibhaftige Seufel, unb et fchlug fchnell 
ein Äteuj unb fptach: „Slein, ich b«M Sure ijilfe nicht nötig; ich 
will liebet arm fein, al$ @elb oon Such nehmen." Socß lächelte 
bet SRann unb fptach: „Su meinft, ich »fite bet Seufel, aber ba 
irrft bu bich; bu fannft nur ooUeö SSettrauen in mich haben unb 
e$ wirb bir gewiß jum ©Uten auöfchlagen. SBittft bu, bann nimm 
ben Siing hier unb lomrn übet btei Sage wiebet; gebe bann um 
SRitternachf fuft einen SBüchfenfchuß weif in$ SReer, ba finbefl bu 
btei umgeflülpte Söpfe, baeon mußt bu ben mittleren aufbeben, 
bann tfl bie batin eingefchloffene ©eele eineä atmen Srfrunlenen 
erlöft; gebe abet fchnell wiebet &urficf, fümmere bich auch um 
nichts, wa$ bu auch feben unb böten magft; ich werbe btch reich# 
lieh bafür belohnen unb bu wirft fo glficöich fein wie ein SRenfcb 
in bet SEBelf." SRif ben SSBotten eetfchwanb bet SRann unb im 
felben Slugenblic! ftel ein alfet eerrofteter Diing eot bie güße be$ 
gifchetö; abet et hatte nicht SRuf genug, ba$ älbenfeuer ju be# 
flehen, unb fptach ta ft<b fclbft : „SSBaö fümmetn mich bie ©eelen 
bet Srtrunfenen, unb warum ftnb fte fo nätrifch, fich unter einem 
Sopf fangen &u laffen;" unb et ging nach £aufe unb buchte gat 
nicht weifet an bie ©efchichft. Saran tat et in&wifchen nicht recht 
unb ba$ zeigte {Ich auch balb;benn in ben er ften Sagen nachher uet; 
lotet aHe$ ©elb, wa$ er ftch feit mebreren3abren (ümmerlidh abge# 
fparf baffe, unb gleich batauf würbe et ftanf unb blieb neun ganje 
SRonate im ©pifal liegen. 511$ et barau$ fam, war et fo arm wie 
ein 3ob unb e$ blieb ihm faft nichts anbeteö übrig al$ iu betteln. 



Ctyn e baß et fclfefl wußte, »ie, befanb er ftc^ am Sotabenb oott 
©f. Slnbtea« »ieber am Meere unb an betreiben ©teile »ie Im 
notigen gahre. ©a« CDJeet toat aber nicht fo ruhig wie barnal«, 
fonbetn warf große ©eilen nnb toat recht »ilb. Ülföt lange flanb 
er alfo ba, nnb buchte an bie grföeinung unb wie er hätte glücf# 
lieh »erben fönnen, al« er ba« glämmchen »ieber fah nnb halb 
auch feinen tarnen toieber rufen hörte; halb batauf flanb, hufch, 
»ie hergeblafen, ba« deine alte Männchen not ihm unb »ieber# 
holte feinen alten SSorfölag. 311« e« oerföwunben war, guefte 
ber giföet auf bie Srbe unb ba lag ber alte oertojlefeSRing ba, 
unb er nahm ihn fchnell auf unb ffeefte ihn ln bie Saföe; benn et 
hafte nun fefl beföloffen, einmal Mut |u faffen unb in« Meer 
tu gehen. Slm britten Sage um Mitternacht fam er »ieber an bie 
alte #üffe unb ging mutig auf« ©affet lo«, aber je tiefer er 
meinte, hinabiufleigen, beflo weniger ©affet fanb et; im ©egen# 
feil, et fam auf bie föhnfle ©iefe, bie man nur mit Hingen fehen 
fann; batauf waren hunberfe oon günglingen beföäftigf, ba« 
@ra« abjumdhen unb in große SSflnbel tu binben, unb ba# 
iwiföen fangen fle luftige lieber, ©et giftet lehrte fleh baran 
aber nicht, obgleich er in nieten betfelben feit lange ertrunfene 
SSefann fe unb greunbe erfannfe, unb fchriff rüflig weifet, ©a 
fam er an ein föhne« $au«, unb au« bem $aufe flürjfe ihm eine 
föhne grau entgegen unb rief mit einet gar ffifjen Stimme: 
„Sich, fo fommfl bu benn enblfö unb heicatefl mich 1 2fö »ie lang 
habe ich bich erwartet!" ©a hätte ber giföet halb ber ©arnung 
be« Mannten« eergeffen, nämlich baß er auf nicht« achten foUe, 
»a« er auch hhren ober fehen möchte ; aber et faßte fleh balb »ieber, 
lief fönell weiter nach ben brei umgeflülpfen Shpfen, toeföe et 
einige jwanjig Stritt weifet erblicfte, unb faßte tapp ben mit# 
telfien unb warf ihn um. 3» gleichet Seif fließ bie föhne grau 
einen graufamen Schrei au« unb alle bie ^ünalingc oon ber 
©iefe flütifen über ben giföet her, aber et würbe oon einer mäch# 
figen £anb gefaßt unb fo fönelt nach oben geriffen, baß ihm 
£ören unb ©eben oerging unb et ganj unb gar oon fleh felbfl 
fam. Sil« er fleh enblfö »ieber erholte, lag er am ©eflabe im 
©anbe unb fühlte eine fo gräßliche Mübigfeit in allen ©liebem, 

ß Dlördjtn f«U ©rtmm 65 


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all wenn ec leinen Änochen am 2eibe mehr gan$ gehabt bitte. 
5Bal ihn aber babei ttöflefe, bol wat ein lebetnel ©Melden 
eoü golbenet SMnjen unb foflbatet 6belfleine, welchel neben 
ibm lag ; bal flecfte et Dotier greube &u fleh nnb ging nach feinet 
§ütte jutficf; bie tief et halb nieberrelfjen unb fegte ein fchönel 
£aul an ihre ©teile. SRicht lange nacgger nahm et fleh eine neue 
grau nnb lebte mit bet fo glücflich unb iuftieben wie ein gifch im 
SBaffet; allel wal et anfing, gelang ihm prächtig, unb in Seit 
t>on fünf jagten war et ein fleinteichet «Kann unb iog in bie 
©tabf, »o et oon feinen Stenten lebte. 

Sinn lebte in bet Slachbatfchaff non Slnbteal ein anbetet giftet, 
bet gieß spetec unb toat ebenfo faul, all Slnbteal fleifjlg toar; 
man brauchte ihn auch nur anjufehen, um ju erfennen, toal bin; 
tet ihm flecfte. ©ein ©eflcht toat fo runzlig wie eine alte Pflaume; 
et batte Singen wie eine Äafce unb einen ©art, bet einem ©toppek 
felbe ähnlich fab; babei waten feine ©eine nicht bicfet wie ein 
©efenjltel unb noch nicht fo getabe all eine ©ichet. 6t war nur 
einmal am Sage bettunfett, nämlich oom frühen borgen bil 
&um fpäten Slbenb, fo bag et feiten obet gat nie arbeiten fonnte 
unb flehet hätte betteln müffen, wenn et nicht fo eine fletfjige nnb 
btaoe grau gehabt hätte. 6t hielt aber tcogbem nicht oiel auf fo 
unb bal iff nicht fchwec ju begreifen; benn wenn bie atme gtau 
ben ganzen Sag gefifcht hatte unb abenbl meinte, fleh etwal ju/ 
gute tun ju Wunen, bann fam ihr SKann bettunfen nach $aufe 
nnb oerlangte ©oft weif wal ju effen unb ja ttinfen, nnb hatte 
auch nicht eher Sluhe, bil fle ihn ju Sßctfe prügelte, wo et fle bann 
jum ©anfe in bie Siefe bei SReerel oetwünfehte, bamit et unb 
bie gifche Sluhe oot ihr befämen. JDal ging lange fo fort; einel 
Slbenbl aber fanb et feine gtau nicht ju #aufe, unb halb batauf 
erzählten ihm heimfehtenbe giftet, bafj fle etttunfen fei. £>a 
war nun feinet ftohet all bet faule $etet, benn nun brauchte et 
fleh nicht mehr ju janfen unb befam auch nicht jeben Slbenb 
©chläge; hoch flieg halb bie ©otge in ihm auf, wooon et benn 
fünftig leben werbe, ©elbfl wiebet flfehen wollte et nicht unb 
anbete Slrbeit fannte et nicht. 9111 et fo barfibet nachbachte, ging 
et (angfam aul feinem $aufe hinaul unb gegen bal SJleet ju; ba 

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fiel ihm auf einmal bei, wag fein Ü^ac^bac Slnbceag ihm ersäblt 
batte eon ben Seelen bet ßrttunfenen, welche auf bem Stoben 
beä SReereg nntet umgeflülpfen köpfen fäfjen, unb et backte: 
„So gut toie bet eine folgte Seele ertöffe, fann ich etf auch; auf 
biefe SEBeife befomrn’ ich ein artig Sümmletn unb braune nichts 
mehr ju tun unb fann trinfen oom borgen big Slbenb, 3uch# 
bell" unb bamit fprang et flublboch ta bie Suff, fchwenffe luftig 
breimal feinen $ut unb ging nach bet alten $ütfe su, too et ftcb 
auf einen alten halfen nieberfefjte. (5c faf noch nicht lange ba, 
aig ba3 Keine glämmcben fchon erfchien unb bin unb wieber lief, 
unb halb batauf jlanb auch bag alte S&ännchen ba. „$e, @e# 
paffet," f(brie ipefet, „feib 3b* ba? ©ag bin leb gat sufeieben, 
benn icb möchte auch gern eine Seele etlöfen unb mit bie ©afchen 
bei bet ©elegenbeif mit 0olb füllen. Schnell, fchnell, Seoaffet, 
jeigt mit ben 3Beg, benn ich bin ein Äetl, bet Stuf bat unb 
nicht mit fleh fpafjen (äff!" ©ag Männchen gab feine Slntwotf, 
fonbetn warf ihm nur ben (King bot bie güfje unb oerfebtoanb. 
ipetet nahm ben Sting fchnell auf unb lief bem Sfteere su, unb bag 
©affet mich immer weitet bot ihm surücf, unb aig et einige 
fünftig Stritte getan batte, ba ftanb et auf bet SBiefe, wo bie 
3ünglinge noch immer mähten unb fangen. „Sich," baebfe et, 
„fäme nun hoch auch bie fchöne grau, ich würbe mich gans an# 
betg gegen flc benehmen wie bet bumrne Slnbteag; ich heiratete 
fle auf bet Stelle." Saum baffe et bie SBotfe aug bem Sftunbe, 
aig bie ©fit beg naben fchönen $aufeg fleh öffnete unb ein ©eib 
betaugfam, weicheg biefet war aig bie gtöfte Siettonne; fle batte 
einen SNunb, bet ging nicht weifet aig oon einem Ob* sum an# 
betn, Slugen fo gtof wie biefe Slabelföpfe, gans futje Seineben 
unb gans breite unb lange güfj e. „Sich, gnäbige grau," flottette 
$efe t etfehtoden, „wolltet 3bt mit wohl fagen, wo benn eigenf# 
lieh bie btei $öpfe flehen?"— „SUfo bu fommfl nicht hierher, um 
mich SU heiraten," fehrie bie ©iefe, „bann foll bich bet ©aufenb 
holen," unb bamit fehtie fle, fo (auf fle fonnte, unb flütjfe auf 
ben armen faulen $etet log. ©lefet befann fleh aber nicht lange, 
fonbetn lief weg, big su ben köpfen, wäbrenb bie günglinge mit 
bet©Ufen hinter ihm btein eilten. UnglücKicbetweife hatte et aber 


nie non Slnbread gehört, welken non ben brel $5pfen bet auf# 
gehoben h«ftt ; in feinet #afl unb Slot unb Slngfl griff et barum 
aufd ©etafewohl nach bem mittelfien unb hob ihn auf; ba btang 
aber ein fo graufamed ©equaf unb ©efrähe uutet bero £opf 
beroor, baß $e(et not ©chreden in Ohnmacht fiel. Stld et »lebet 
aufwachfe, fanb et fleh im ©anbc tnieber; et raffte fleh jufammen 
unb fuchte ringd nach bem lebetnen ©ade, mit ©olb unb 6bel# 
(leinen gefßöt, aber et mochte fuchen wie et wollte, et fanb nichtd. 
„£alf ba," buchte et enblich, „nielleicht finbe ich ihn ju £nufe; 
»et fennt bad Xteiben bet ©eifler, ober weiß ©oft, »et fle finb, 
bie ba im ©affet fpufen;" unb et machte fleh auf ben ©eg nach 
feinet pfiffe, ©chon non ferne rnetffe et, baß bie Keinen gettfler# 
lein heK fchiutmetten, ald wenn Sicht in bet Sammet gebrannt 
hätte, unb bad »at ihm gar netbächtig; batum fchlich ct ganj, 
ganj fachte heran unb gudte einmal butch eine Sörtifce, abet ba 
rät nun feinet, »ad er ba fah; man fann ed nicht taten, ed i(l um 
möglich, barum »itl ich ed nur fagen: er fah feine grau, bie mit# 
fen ln bet Sammet faß unb ihre gifche jählfe unb auf ihren 
Xaugenichfd oon ©ann fch impfte. <5d fehlte wenig unb ipefet 
wate eon neuem in Ohnmacht gefallen; et faßte aber Sftuf unb 
fchlotferfe bebenb an allen ©liebem tu bie Sammet hinein unb 
»atf fleh, ohne ein ©ort $u fprechen, aufd SSeff, hör» gat auf 
nichts, »ad feine gtau ihm auch uorwerfen unb nachtufen rnoch# 
fe. „3ch bin an meinem Unglfid felbfl fchulb," buchte et, „hätte 
ich ben £opf jur Spechten ober ben jur Stufen aufgehoben, ich 
wäre fonbet Zweifel ein reichet SKann, abet »et fonnfe auch 
benfen, baß meine böfe grau gerabe in bem mittelfien faß?" 


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Die betben ftfeifcbbauer in ber JpöKe 

ß waren einmal jwei trübet, Betbe 
gleifcbbauet, 6er eine reich, bet atu 
bete arm, t>et reiche böfen ®inne$, 
6er arme gutmütig, ©eil a6et 6er 
arme nicht fctbff fcblacbten fonnte, 
fo hälfet feinem $8rubet un6 empfing 
bafür immer einen (leinen £obn. 
einmal batte 6et reiche wie6et ge> 
fcblacbtet un6 jwat feljt eiel, un6 6er 
arme Sbrubet hatte fleh mu6e gearbeitet; bocb 6er reiche gab ihm 
wiebet nur eine (leine ©urfl. ,,©ib mir noch ein ©ürjtcben, ich 
habe eß wohl uerblent!" fptacb bet 9lrme. „9lu fo nimm," tief 
ber Reiche unwillig unb warf ihm ein$ ^in, „unb gef) bamit jum 
Jeufel!" ©et Slrme ging ruhig nach ipaufe unb fcfrtief bi3 jum 
anbern borgen, bann briet er eine ffiutfl, um fle auf ben ©eg 
ju nehmen, hing bie anbete an einen ©fab, fo wie e$ ble Sigeunet 
machen, wenn fle ft cf) oom ÜRarfte gleifcb ^olen, nahm biefen auf 
ben Rüden unb ging getabe3weg$ jum Jeufel. 3lbet weil bie 
#ööe, wie ihr euch benfen fönnf, fef>r weif ifl, fo langte er erjl am 
anbern SRorgen an; bie Jeufel waren gerabe jut Slrbeif tn$ £olj 
gefahren, nur bie Jeufelägtoßmuffet war ju #aufe geblieben 
unb biefe flaute eben jum genjler beraub. ©a grüßte bet gletfcb* 
bauet fteunblicb : „@ufen borgen, alte ©roßmuffet, na, wie 
gebt e$ Such noch?" — „@uf, mein ©obn, aber mß tyit benn 
bicb ^etgcfü^ct ; fonfl (ommt (ein ©enfebenfinb au$ freien 
©tücfen hierher!" — „Slucb icb wäre nicht gefommen!" fptacb 
ber glelfcbbauer, „allein mein SSrubet febiefte mich mit biefet 
©urfir ©amit langte er mit feinem Stabe bin, unb bie Jeufeig# 
großmutfee nahm bie ©urfl jum genjlet hinein unb ban(te bat 
für unb rief ibn hinein in ble £bKe. „0 wie gerne," fptacb bet 
Slrme, „will ich baß tun; bei eurem großen geuet (ann ich mich 
unb meine ©urfl erwärmen, benn hier btaußen ifl eß oer# 
feufelf (alt!" 

©ie Jeufeiggtoßmuffet tat ihm aüeß mögliche ju ©efaden, unb 

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gegen Slbenb eerbarg f!e ihn unter* ©ett, bamlt Me hungrigen 
Xeufel, wenn fie hetmfämen, ihn nicht ßnben foflten. ©alb U* 
men biefe unb fetten: „<5ffen her, Gfien her! &h »eh, welch’ eine 
$ein iß boc^ ber junger! — S?a, hier riecht e* nach üRenßhen* 
ßeifch, nic^t?" Dabei fchnupperten aße imSimmet herum. Die 
alte ©roßmutter beßhwichtigte fie aber gleich, benn fie ßeflte bie 
bampfenbe ©cbüflel auf ben Xifch unb fagte, e* fei wohl ein 
SPenßh bagewefen, aßein ber fei entwifcßf, baeon rieche e* noch. 
Damit toaren fie jufr leben. ©ie aßen fleh nun fatt, torfeiten 
barauf nach ihren ©etten unb fehliefen bl* an ben SRorgen unb 
fuhren bann »lebet in* $olj. 3e(}t rief bie alte ©roßmutter ben 
5leifchh«uet unterm ©ett heteot unb fprach: „3ton tannß bu 
unbeforgf nach §aufe gehen !" Dann nahm fie ein $aar, ba* in ber 
Stacht pon einem ber Xeufel auf ba* ^elfter gefaßen war, fchentte 
e* ihrem ©aß unb fprach : „ÖBenn bu ju #aufe biß, »itß bu erß 
fehen, wa* für einen ©c$ah bu baran haß!" ©ec gleifchhauet 
bantfe für bie fteunbUche Aufnahme unb ba* ©efchenf, fagte in 
feinet ©ufmötigfeit noch Jur guten Seht: „©oft fegne bich, alte 
©roßmutter!" unb &og bann heim. Sil* er &u §au fe anlangte, 
würbe ba* $aat plbhltch fo geoß wie ein ijeubaum unb war eon 
purem ©olbe. Dabutch würbe er ein reifer SRann, eiel, oiel 
reifer al* fein ©ruber, fehlachtete eon nun an für ßch unb hielt 
noch eiele ©efeßen. 

Da würbe fein ©ruber neibißh unb tonnte e* nicht tanger eer* 
»inben, baß et ärmer fein foßte. 6t hatte aber erfahren, wie fein 
©ruber reich geworben; unb eine* Sage* nahm er eine große, 
große ©urß unb &og bamit in bie §bße; er langte auch erß am 
anbern (borgen an unb fah bie £eufel*großmuftet im genßet. 
„5 5k* machß bu benn hier, bu alte £epe?" riefet fpöttifcß, ohne 
ihr einen guten SKorgen ju bieten. „3$ warte auf beine ffiurß, 
her bamit!" — „Daran »irß bu beine grünen SBacfeltafme nicht 
»eften, bie bringe ich für bie Xeufel unb ich »Iß baffit einen 
golbnen £eubaum." — „@ut benn, fo tomme herein unb »arte 
hier; auf ben Slbenb tommen bie Xeufel au* bem £olj nach 
$aufe." Der gletfchhauer ging hiuein unb fehle ßch auf einen 
Stußl hinter bie Xüre. SU* am Sibenb bie Xenfel wieber hungrig 

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nacb^aufefamen, fetten flc: „Sffettber, €ffenbetl 0 web, welch’ 
eine ipein ift fcot^ t>cr junget!" ©alb aber witterten fle ben grein/ 
ben nnb tiefen: „<5* riecht nach SDfenfcbenfletfcb!" — Eintet bet 
£ßr ifl bet ©raten!" fpracb bie £eufel*grofmutter. SDa fielen bie 
hungrigen Xeufel fibet ben gleifcbbanet btt nnb jerrtffen ibn auf 
einmal in tanfenb ©tfiefe. 

Set früher fe atme, iefct abet reiche gleifcbb«uer erbte nun auch 
ba* Vermögen feinet geizigen nnb babfäcbtigen ©ruber*. ©o 
gebt ei oft in ber ©eit; wenn e* nur immer fo ginge l 


©er ©rafenfofjn. 

* war einmal ein ©raf, bet hätte 
brei ©öbne; bie betben dlteflen bien/ 
ten bem Äbnig, ber eine al* $aupt/ 
mann, ber anbere al* gäbnricb, unb 
ber ©ater ^atfe eine rechte greube 
an ihnen; um fo gtbfer war fein 
Äumtner übet §an*, ben jfingjien, 
ber war &u nichts etwa* nu&e; et 
wollte nicht ©olbaf unb nicht 2anbz 
wirf werben. Snblicb tif bem Sllten bie ©ebulb, et rief ihn ju ficb 
unb fpracb $u ihm: „geh b<*b’* W lange genug getragen; etwa* 
rnuf t bu lernen, unb ba bu fonji nichts witlfl, fo magjl bu bie 
©cbweine böten." £an* befam feinen flehten ©ebteef, al* et 
feinen ©ater fo fpteeben hörte; boeb hoffte et, ei fei nur ©paß. 
2lber am anbern borgen um oiet Uhr warb £an* au* bem ©ett 
getrieben, befam ein Xutbom umgeböngt unb eine $eitfcbe in 
bie #anb, unb bann muffe er bie ©cbweine in ben ©ucbenwalb 
treiben. 

£>a* war ein faute* ©töcf Arbeit, unb ba&u wiefen bie Seute mit 
gingem auf ihn unb lachten ihn au*. @be noch bie ©onne brei/ 
mal aufgegangen war, lief er barum ju bem alten ©tafen unb 
fagte ju ihm: „©ater, ich b«&’ mich befonnen; ich will Such fort/ 
an feine ©ebanbe mehr machen, unb will werben, wa* meine 

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©tßbet flnb." £5« wac bet ©raf aßet greuben eofl, benn 5c» 
©olbafenflanb fchä&fe ec am hälfen. £an$ befam nun aße 
Saften eoß guter ©peifen unb @eträn(e unb breihunbetf Salet 
obenbeein, baf ec (eine £Rot litte. Sann machte ec {Tc^ auf ben 
5Beg in bie ©tabt; unb al$ ec boct wac, mürbe ec eingefleibet. 
Sie ©oibaten (Inb aber iofe ©bgel; bie merften halb, baf bec 
neue 0te(ruf bei @elbe fei, unb fie gingen ibm um ben ©act unb 
foegten bafflr, baf ec (einen Stenjl mitjumacben brauchte, unb 
cebeten ibm ju, baf ec etwa$ btaufgefen liefe. Sa waren fie ge# 
cabe an ben Rechten gefommen, £an$ lief flcb nicht lange bitten 
unb verlebte mit ihnen einen Sag wie ben anbecn in ©au$ unb 
©tau$; unb al$ bie zweite SGBocfje &u ßnbe gegangen war, batte 
ec au<b (einen toten geller mefc in bec Safcbe. 

„ffiaä machen wie jefcf?" fagte £an$. „Su febi# einen ©oten an 
ben alten ©tafen," riefen bieSametaben, „unb läft ihm melben: 
©afec, mir ijl ti febc gut gegangen unter bec Sahne, unb mein 
$aupfmann h«t mich |um ©efeeifen gemacht !" — Sa$ tat benn 
£an$ auch; unb altf bec alte ©caf bie ©otfebaff oernommen 
baffe, (amen ihm febier eot gteuben bie Stänen in bie 2lugen, 
fo eeegnögt wac ec. Sann ging ec jum @elbfchran( unb holte 
»techunberf Salec herauf, gab fie bem ©oten unb fpeaeb: „Sa$ 
bring’ meinem ©ohne unb grfif ’ ihn mir fcb&n eon feinem alte» 
©ater. Unb ba$ fchidte ich ihm, benn ein ©efreifec muf ©elb 
haben, baf ec (eine 3tof leibet." 9ß$ bec ©ote mit bem ©elb in 
bec ©tabt angelommen wac, fing bal gute £eben non neuem an, 
bi$ auch bie eiechunbecf Salec bcaufgegangen waren. Sa beföc# 
beete fleh $an£ auf ben JKaf feiner ©efeßen jum gäbnricb unb 
erhielt fünfhunbeef Salec; bann wacb ec ein gelbwebel unb be# 
(am fecb^h«»bect Salec; ein paar ©Jochen fpäfet würbe ec ein 
Leutnant, unb bec ©ater fanbte flebenhunbect Salec; enblich 
(finbefe ec ihm fogae an, ec fei ^auptmann geworben. 

Sa hielt eä ben Sllten nicht länget ja £au$: „SDJuttet, ich muf 
meinen £an$ wiebeefehen," fpeaeb ec ju bec ©täfln, „bec macht 
mit mehr Steube, wie bie belben anbecn jufammen genom# 
men." Unb weil ein $auptmann reiten muf, fo nahm ec bie 
belben fcbönflen J&engfle au$ bem ©faß, unb weil ein $aupfs 

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matt« (Selb braucht, fo ftccffc et taufenb ©der in bie Safere; 
bann ritt et in bie Stabt unb fragte ben erflen befien auf 
bet ©fräße, wo fei» ©oh» £an$, bet $auptmann, »ohne. 
„Sine» folgen $auptmann gibt’ä hier gar »lebt," antwortete 
bet Slngerebefe, »ob ging »eitet. „©et SJlann wirb wohl hier 
nicht betannt fein/' buchte bet @raf unb fragte bie ©chilb* 
wache, bie rot bet» Schlöffe auf u»b ab ging: „2Bo wohnt mein 
©oh» £an$, bet £auptmann?" — „einen folgen $aupfmann 
gibt’6 hier nicht," anttoottete auch bet ©olbaf, (egte fein <3e* 
weht auf bie anbete Schultet unb ging »lebet auf unb ab. „©et 
©auernlämmel," fchalf bet @raf, „l ennt nicht einmal bie $aupf* 
(eute in bet ©tobt!" ©ann ging et ium ©enetal unb fragte ben, 
»o fein ©oh» #an$, bet ^aupfman», »ohne, ©et Oenetal ließ 
bie Elften nachfchlagen, bann fagte et: „©nen §aupfmann be$ 
9lamen$ gibt e$ hier nicht, wohl abet einen llebetlichen IReftufen, 
bet bie rneifie Seit im Eoche fi§t obet mit feinen ©efeßen Selb 
eerpraßf." ©a »atb bet alte @taf fu<h$teufel$»ilb unb tief: 
„$at mich bet ©chlingel fo an bet Olafe herumgefüh ft, fo »iß 
ich’3 ihnt gebenden !" ©amit liefet ium #au$ hinauf unb lehrte 
mit ben taufenb ©alern unb ben beiben $engjien, ohne feinen 
©oh» gefehe» ju haben, »iebet auf fein Schloß lurfid. 

211$ $an$ nun hörte, wa$ fich lugefragen hatte, ba wußte et, baß 
et nun lei» (Selb mehr eon $aufe belommen würbe, um e$ mit 
feinen Äametaben ju oerjubeln; batum fchloß et fich fech$ anbern 
©olbaten an, bie eben befettleten »oßten. 

211$ fie nun fchon eine Seitlang übet bie @re»ie waten, (amen fie 
eine* ©age$ an eine» gtünen sptafc, botf machten fie holt, um 
au^iutuhen. ©a fahen fie auf einmal, wie eine Älippe fich au$* 
einanbertat unb fieben »unberfchöne £ itfehe mit golbenen SRin^ 
gen um bie körnet hetau$lamen. Dlachbem fie (ich oon ihrem 
(Srjiaunen erholt hatten, fptangen fie auf unb logen in ben gef; 
fen hinein, unb fiehe, ba fanben fie ein oerwünfchte$ Schloß. 
2Jot ben ©oren fianbe» i»ei (Reihen ©olbaten, welche abet 
Seiftet waten, unb ptäfentietfen, al$ fie hereintraten, ©a$ gefiel 
ben befeetietten ©olbaten gat wohl, ©te 'gingen nun in bie 
3immet be$ Schlöffet, bort »at aße$ »üft unb öbe, unb bie 

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s 


Dk 


^jOC 



flehen, betten bet ©tagen gar fcfjief hing, fahen fleh eergebeng 
nach efwa$ Gfjbatem »m; al$ ober einer jum anbetn fprach: 
„©ruber, wie bin ich hungrig," ftanb fogleich eine grofje ©chfiffcl 
eoö ©peife anf bem Sifche unb bauchen fleben Sollet nnb 
fleben £öffel. Stach Xlfc^e fprachen fle jueinanber: gälten wir 
jehf bo<h auch SBein unb eine pfeife Sabal", unb fogleich 
waren fleben fjlafchen ©ein unb fleben pfeifen Sabal ba. 9lm 
Ufbenb larnen auch ble fleben #irfche mit golbenen Stingen um 
bie jjörner wleber herein, unb ble ÄUppe fchlofj fleh hinter ihnen 
ju. ©anach gingen bie fleben ©olbafen fchlafen, unb für {eben 
war eine foflbate Äarnmer mit einem prächtigen ©ett ln bem 
©<hlof. 

3n bet Stacht lam einer bet ©elfter, ble eot bem Schlöffe SSBache 
flanben, an ba$ ©ett be$ {ungen ©rafenfohneä unb fprach: 
„©chläffl bu ober wachft bn?" — „2fch fchlafe nicht, ich wache," 
antwortete $an$. ,,©o h&te benn," fprach ber ©eift weifet; „ble 
fleben $lrf<he, bie ihr gefehen habt, flnb fleben eetwünfehte $rin# 
jefflnnen. 3ht lönnt fle erlöfen, wenn iht fleben 3ahre in biefem 
©chloffe bleiben wollt; unb {ebet belommt bann eine ber iprin# 
jeffinnen jur Stau, unb alle ©chäfce beö Schlöffet flnb euer." 
Slm anbetn ©torgen erjählte $an$ feinen Äametaben, wa$ er 
eetnommen hatte; bie wollten aber nichts eon bem ©orfchlage 
hören; fle hatten ein ©unb ©chlüffel gefunben, ba$ bie ©chafc# 
lammet auffchlof, füllten fleh ih« ©iantelfäde mit ©olb, unb 
baffen baeon in bet ©elf luftiger ju leben, al$ baff fle fleben 
3af)te in folget (Stnfamleit auf bie Stlöfung ber iprinjefflnnen 
warteten. Srautig tat £an$ wie feine Äameraben unb nahm fleh 
auch feinen ©iantelfad eoH @olb; unb wie fle fahen, bah an 
biefem Sage bie fleben f ) irfche wieber auf bie ©eibe gingen, folg# 
ten fle ihnen nach butch bie offenjtehenbe ÄJippe. ©ie ©elfter 
aber, bie am ©chlofifor ©ache ftanben, fchfiffelfen eerbtlefjlich 
ihre bärtigen Äöpfe. 

Stachbem bie fleben Äameraben eine ©trede gewanbert waten, 
larnen fle in eine grofje ©fabf. ©ort nahmen fle fleh ©elber unb 
lauften fleh eon ihrem ©olbe prächtige häufet. Stur $an$ hei# 
ratete nicht unb jog noch weitet in ber ©eit umher. Unb al$ er 

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'pr 


ßa# einem gabte »lebet bur# Me ©fabf fam, 6a baffen feine 
©efetfen all #t ©elb oetfan unb fpra#en : „Äamerab, je$f jieben 
wie »lebet na# bem üerwünf#fen ©#loffe nnb holen ung ©olb 
aug ber ©#afcfammer." — „Suf, wie #r wollt," antwortete bet 
junge ©raf, „bo# wenn i# mifgebe, fo bleibe i# fieben 3fabre ba 
unb febe, ob i# ni#t bie eine ber fieben ^riniefflnnen erlöfen 
lann." JDarfibet fpoffefen bie anbern, et aber lief fl# ni#f irre 
ma#en. 2Uö fie nun auf ben grünen $la$ eot ber Klippe tarnen, 
grafie nur ein #lrf# mit golbenen Gingen um bag ©ewelb bort 
unb fab bie ©olbafen traurig an. SDie fieben ritten bur# bie 
offenjiebonbe Ältppe unb bur# bag ®#loftor; bort fianben bie 
©elfter no# immer ®a#e unb f#auten grimmig auf bie fe#g 
©efübrten beö jungen ©rafen. 2lig fie ihre ipfetbe in ben ©fall 
logen, fanben fie bort nur für ein fpferb £afet unb 5>eu. 9tig fie 
in ben ©peifefaal gingen unb fl# ju effen wünf#fen, tarn nur 
ein Seiler unb ein Löffel, unb wenn ein anberer aig $an$ mit 
bem Büffel effen wollte, f#napp, war er ibm »out SRunbe oer# 
f#wunben. ©ie wüuf#fen fi# ©ein, aber eg fam nur eine 
§laf#e, unb wenn ein anberer aig ber ©rafenfobn fl# an bem 
Wfüi#ett Sranf erlaben wollte, oerf#wanb ibm ber 95e#er eom 
SRunbe, et wuf te nt#f wie. ©#llefjli# wünfebfen fie fl# jebet eine 
pfeife Sabaf, aber eg fam nur eine pfeife für #ang. Sana# 
wollten fi# bie fe#g hungrig ju 95eff legen, aber ba waren au# bie 
fe#g 95effen fort unb nur beg jungen ©rafen 95 eff fianb no# ba 
unb fojtbarer aig jueor. ©eine Jtameraben muffen begbalb auf 
bem gufboben f#lafen, unb am anbem borgen fianben fie in 
aller grübe auf ber Bauer, um ju feben, ob ber $itf# mit golbenen 
Gingen um bag ©ewelb ni#t halb aug bet Älippe geben würbe. 
Slig fie aber meinten, eg fei Seit/ unb bie ©#af}fammet auf# 
f#loffen unb biueingingen, ihre üföanfelfücfe ju füllen, brebfen 
bie ©elfter ihnen ben #aig um. 

£ang aber blieb ln ber ©infamfeif unb ffir#fefe fi# ni#t eor ben 
©eifern im »erwfinf#ten ©#loffe. 5lig bie fieben gabre halb um 
waren, leigte fi# ihm bie iprinjeffin oft ln ihrer menf#li#en 
©efialt unb ermahnte ihn, bo# ja fianbbaft augjubalfen. ©ie 
war aber fo f#ön, baf bem jungen ©rafen, bem bie ©eile all# 

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gemach boch gewaltig lang geworben war, nun, feit er fte gefeiert 
hatte, bie Sage wie im Staunt bahingingen. Unb aig bie Seit 
nun enblich abgelaufen, ba war bet £irfch mit golbnen Gingen 
umg ©ewelh für immer erlöft unb reifte ihm all fchöne Äöulgg; 
fochtet bie 5?anb. ©a wagte fi<h $ang eot lauter ©lücffelig; 
feit nicht zu (affen. Stach alle bie ©elfter waren nun erlöft, unb 
luftig exerzierten eiele (Regimenter non ©olbaten umg ©chlog 
herum. 

$ang hatte nun fchon einige 3ahre lang in feinem (Reiche ge; 
hetrfchf, ba fprach eineg SRorgeng feine Stau, bie junge Königin : 
„$an g, hütteft bu nicht Suft, einmal beinen alten ©ater zu be; 
juchen?" — „£>ag hätte ich wohl/" antwortete £ang, „aber ich 
bachte, bu nühmft eg mir Übel unb bag (Reich fönnte folange ben 
Äöntg nicht entbehren."— ,,©ag hat nichtg auf fleh/" antwortete 
bie Äönigin, „ich lafie bt<h gern zieht» unb bag (Reich »ill ich 
gern berweile für bich oerwalten." ©a lief §ang eiet ©Sagen 
mit ©elb unb ©efchenten für feinen ©ater belaben, beflieg 
ein prächtigeg (Rog unb nahm fünfzig ©olbaten zur ©e; 
beefung mit. (Rach brei Sagen (amen fte in einen bichten (Salb, 
eetloren fleh barin unb erreichten am fpäfen Slbenb ein gtogeg 
hell erleuchteteg ©afthaug. ©atin waren an bie huubetf @<5fte, 
bie agen unb tränten, fangen unb jubelten, unb mit ihnen bie 
©ienet unb ©ienerinnen, bie gefchäftig zwifchen ihnen hi» unb 
her gingen, ©in alteg SJtfitfetcben fafj babei, bem gehörte bie 
©aftwirtfehaft. ©ag $aug war aber eine (Räubetherberge unb 
bie 3 Ute war bet SRäuberhauptmann. ©er JWnig unb feine 
Seute merlten bag jeboch nicht unb hatten ihre Steube baran, wie 
fte fo fünf eon ben eerfleibeten (Räubern beblent würben unb bie 
©äfte fo luftige Siebet fangen. 3iig fte nun alle recht guter ©inge 
waren, trat bie 3Ute zu bem jungen Äöntg unb fagte, bag bie 
©ornehmften eon ihren Säften jeben Slbenb in einem (oftbaren 
©emach Äarten zu fpielen pflegten, unb (ub ihn ein, baran teil; 
Zunehmen, ©ag gefiel $anfen gar wohl, unb in wenigen ©tun; 
ben hatte er feine eiet ©Sagen mit Selb unb zulefet felbft feine 
(öniglichen Äletber eerfpielf. Unterbeffen hatten bie (Räuber in 
ben anbern ©emächern bie ©olbaten beim Stunt umgebracht 

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nob Me Suhrleufe unb anbern Wiener bei Äönigl gefeffelt uob 
ihnen angefünbtgf, baff fle unter i^re Dtduberbanbe treten ober 
flerben foflfen. Dem Äönig jogen fle auch feine prächtigen Äleiber 
aul unb warfen if>n natff unb blofj in eine ®rube im ©albe, 
©on feinem Hilferuf würbe ein Sinfleblet hrfbeigejogen, bet 
burch ben ©alb ging; et half ihm aul bet ©cube unb befleibete 
ihn mttleibig mit einem blauen Sittel unb einer alten leinenen 
$ofe. Dafür gab ber Äöntg ihm einen golbenen Sting, ben bie 
Stäuber i£>m ab^iehen eergeffen batten. 

Sloch eor Dagelgrauen langte er oor feinel öaferl Schlöffe an 
unb pochte an bie Dür, aber niemanb öffnete ihm. Da rief er: 
„©ater, mach’ boch auf! $anl, bein füngflet ©ohn, ifl ba!" 3111 
ber alte ©raf ihn in feiner leinenen $ofe ba flehen fah, glaubte 
er, $anl fei nid hfl, all ein entlaufener gemeiner ©olbaf. „©ifl 
bu’l, bu ©algenflricf!" rief er |ornlg, rif} bie Steitpeitfche »on ber 
©anb unb trat hittaul. „©ater, bu wirfl mich hoch nicht f<hl<*' 
gen!" fugte $anl, „ich hin }a bein Äönig!" — „®o?" fprach ber 
SHte grimmig, „erfl ©efreifer, bann gähnrich, bann gelbwebel, 
bann Leutnant, bann #auptmann, unb je&f gar Äöntg! ©arte, 
©chlingel, ich werbe bir halfen!" Unb bamit nahm er bie Steif* 
peitfche beim anbern Snbe unb fchlug mit bem Stehfuf} auf ben 
armen $anl ein, bil bem £ören unb ©ehen »erging. 

Dann befahl er feinen Änechten, feinem ©ohn Dufhorn unb 
peitfche ju geben, unb nun muffe #anl, wie bamall, bie 
©chwetne in ben ©uchenwalb treiben, unb wenn er abenbl nach 
$aufe fam, fo fpettfe ihn fein ©ater in ben ©chweinlfoben nnb 
lief ihm auch bal Gffen bahin bringen. 

Slber ein guter, freunblicher ©fern wachte auch noch über bem 
unglücöichen unb in ®enb unb ©chmach lebenben Äönig. Denn 
all fein holbel ©ernahl erfah, baf er nicht lutücf lehrte, warb fle 
gar unruhig, lief acht ©agen mit ©olb belaben, nahm eiele 
£orniflen unb hunbert SKattn ©olbafen jur ©ebecfung mit fleh 
nnb machte fleh <»«f bir Steife $u ihrem ©chwiegeroafer. SRach 
brei Dagen gelangten fle in ben bichfen ©alb, »erirrten fleh «ßb 
famen in bal fchöne ©irflhaul. Da warb bie Äönigin mit ihrem 
©efolge t»on ben uetfleibeten Stäubern gar h ertlidh aufgenonu 

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men unP bewirtet. Allein Me »Dienet Peg Äönigg, welche unter 
£>ie StäuberbanPe Ratten treten müffen, faxten bet Königin heim# 
lieh, Paß fte in einer Stäuberhöhle fei/ unP warnten ffe, Paß fie ftch 
ia nic^f ittrn Spiele nlePerfepen foßte. 2lm 2lbenP fam Per Släu# 
bethauptmann, Per in Pie alte SBtrftn oetöeiPef war, unP fagte: 
„SEBir haben ein foftbareg Sanfett jugerichtef, unP ei ftnP oiel 
reiche Junge Herren unter mehren Säften, Pie gelüftet ei, mit Per 
Stönigin Äarten ju fpielen." — „3Kich aber," fpta<h Pa Pie Äöni# 
gtn, „gelüftet ei, juerft mit Pen Herren einen ©anj aufjuffihren, 
unP ei foKen aße Pie Herren, Pie hier im £aufe ftnP unP aße Pie 
Jungfern, Pie in Per Äüche lochen unP Praten, pereinfommen 
unP mit meinen SolPaten nach Per SRuftf tan&en, welche meine 
£omiften machen werben." ©en SolPaten war juoor 95e# 
fcheiP gefagf, unP alg Pie Stäuber meinten, ei würbe jura £anj 
aufgefpielf, bliefen Pie $orniften ein anPer Signal unP Pie Sol# 
Paten ergriffen Pie Pargebotene #anP Per Stäuber unP töteten fte 
aße big auf Pie früheren Wiener Peg Äönigg unP Pie alte SSBirtin, 
Pie fleh noch iu rechter Seit oerjtecff hatte. 3lm anPern borgen 
befahl Pie Königin, Pag fyaui nach ihr &u Purchfuchen, unP weil 
fte Pa^ gehört hatte/ fo tarn fte fteiwißig Pie Steppe herunter, 
übergab Per Königin aße Schlüffel bei $aufeg unP bat, Paß 
fte Poch eine alte $rau oetfehonen möchte, ©a fprach Pie Äö# 
nigin: „So wahr Pu ein alt SBeib bift, foßft Pu auch leben!" 
ergriff Pie Schlüffel ju aß Pen Schäden, welche Pem Äönig unP 
anPern StetfenPen im Spiel abgenommen waren, unP ließ Pie 
9llte an einen Vaurn auf hängen, Penn fte hatte fchon gehört, Paß 
Pie alte ffiittin Per Stäuberhauptmannunb feine alte Stau wüte, 
©anach jog Pie Königin weiter, fam ju Pem SinfiePler unP fah 
Peg Äönigg Sting an feinem Singer. Von ihm erfuhr fte, Paß ihr 
©emahl nicht tot, fonPern in fchlechter ÄleiPung ju feinen ©fern 
gereift fei. Vor SreuPen über Piefe Slachtichf unP aug ©anfbar# 
feit übergab Pie Königin Pem ©nfiePler Pie Schlüffel Peg 
Stüuberhaufeg, hieß ihn eon Pen Port aufgehäuften Schäden 
nehmen fooiel er möchte unP Pag Übrige an Pie Firmen oerteilen, 
©ann eilte fte mit ihren Steifem Pem ©rafenfchloffe $u. ©ag 
waren einmal Verbeugungen, Pie Per alte ©raf machte, aig 

78 



et ben b<>b«n Sefuch befam; er &ielf bet Königin felbfi ben Steig/ 
bügel nnb ^atf i^c t>om Stofe unb bat fie, in fein $au* jn treten 
nnb bamit fürlieb ju neunten, wa* et ihr ju bieten oermöge. ©et 
Königin abet (ag nichts an €ffen unb Stinten, unb fie fragte ibn 
fogleich, ob er benn feine Kinber habe, „©ewifj, grau Königin," 
antwortete bet ©taf, „unb ba* finb jwei 3ungen, an benen i eh 
meine #erjen*ftettbe habe; fie flehen beibe in be* König* $eer, 
bet eine ifi ein ^aupfmann unb bet anbete ein gäbnrich !" — 
„Sinb ba* gute einzigen Kinbet?" forfc^te bie Königin. „Sletn," 
fagte bet alte ©taf, „leibet Softe* nic^t : ich habe noch einen ®rj/ 
fchelm unb Saugenicbt*, einen Sagebieb unb Sunichtgut; ach, 
wenn ich ihn hoch erfi lo* wäre, bann hätte ich Stube unb grie/ 
ben !" — „Schäm’ & fich hoch," terfefcte bie Königin, „toet witb 
benn fo oon feinem eigenen Kinbe fprechen! ®o iji benn Suet 
Sohn? #abt 3h« ihn bei Such, obet ifl et in bet grernbe?" — 
„©er bätet bie Schweine," fagte bet 2Ilfe giftig, „febf, bort treibt 
er fie getabe in ben £of hinein." ©a fchaute bie Königin au* bem 
genfier unb etbüefte ihren lieben «Kann in fchiechten bnmpen, 
ba* Suthotn auf bem Sucfel, hinter ben Schweinen einher/ 
fchteitenb. ©a* tat ihr in tieffiet Seele weh, «bet fie bejwang fich 
nnb fagte: „SRag et auch noch fo fchiecht fein, jum Schweine/ 
bitten follte ein ©taffeinen Sohn benn bo<b nicht machen." ©at/ 
auf gingen fie jut Safel. 9la<h bem Sffen bat bie Königin ben 
©tafen, bafj fie feine geibet befichtigen bärfe. ©a* war ihm eine 
grof e unb et wollte fie felbfl hinau*fahten, abet bie Köni/ 

gin wehrte ihm unb fagte, et habe wobt wichtigere Sachen ju 
tun; bann flieg fie in ben SBagen, nnb bet Kutfcbet muffe fie 
hinau* in ben SEBalb fahren, wo £an* bie Schweine hütete, ©orf 
fptang fie au* bem Schlage betau* unb fchtiff getabe*weg* auf 
ihn ju. „$an*, fennji bu mich nicht mehr?" rief fie unb Hopfte 
ihm auf bie Schultern, ©a fchaute §an* in bie $öbe, unb al* er 
feine grau, bie Königin, etbüefte, (achte ihm ba* $etj im Seibe, 
unb et fptach : „grau, wie hafi bn’* angefangen, bafj bu mich ge/ 
funben hafi?" Sie etjählfe ihm batauf, wie alte* gefommen war, 
unb necftelhn, wie fie al* waffenunfunbige grau bie (Räuber übet/ 
wälfigf habe, wähtenb et ihrer nicht habe $err werben fönnen. 


79 



„3a, tu bifl Böget alg ich," entgegnen $an$, „uut batum hilf 
mtt auch legt au$ meiuem eienb." ©eine grau eerfpracb ibm 
ba$ unt *>ecttöffcfe ibn auf ten Slbenb, wenn et fleh bei feinen 
Schweinen im ©tafle &um ©Olafen niebetgelegt b«^< ©arauf 
fagte fle ihm Sebewobl, flieg in ben SBagen unb fuhr wieber auf 
ba$ ©rafenflhlofl jutücf. 

£an$ abet batte brauflen feine Stube mebt, feit et wuflte, bafl 
feine liebe grau auf bem Schlöffe bei feinem ©ater war. Qi war 
etfl bie fünfte ©tunbe, ba t ebtfe et fchon mit ben ©chweinen 
eom ©ufche beim, unb bet alte ©taf fdbalt ibn, bafl et fcbon fo 
früh jurücfgefommen fei. ©or ©flögen rettete ibn jwar bie 
Königin, abet ba$ fonnte fle nicht eetbinbern, bafl er ohne Slbenb* 
brof ju ben Schweinen in ben ©tafl gefpettf toutbe, unb bet 
©taf jog felbfl ben ©cbififfel ab, 

Sll$ am Slbenb aUei tu ©effe gegangen war, gab bie Königin 
iflren Steifem ©efebl, ben ©tafl ja erbrechen unb $anä 
berauöiubolen; bann jog fle ihm feine fbniglichen Sleibet an, bie 
fle im Stduber häufe gefunben batte, unb fle bliebenbieSlaebt übet 
beifammen. £>b fle geflhlafen haben, ich glaub’ e$ nicht; fle batten, 
einanbet gat eiel ju erjShlen. Stoch not Sag ging bie Äöntgin 
mit ibtem Sföann b«ab boti ©chlofl unb liefl ihre £orniflen 
blafen. ©a fprangen bet ©taf unb feine ©ienet aug ben ©etten 
unb alle tieben fleh öetfchlafen bie Slugen, abet bie Äbnigin 
fpracb : „greuef euch mit mit! ©enn mitten in bet Stacht tfl mein 
£err unb ©emabl mir nachgefommen!" ©et ©taf unb feine 
©ienet fchauten gan$ geblenbet auf ben jungen Äbnig, ben fle 
nicht ernannten, unb machten ohne Unterlafl tiefe ©üeflinge 
oot ihm, bauten auch ben ganzen folgenben SOtotgen nicht baran, 
ben anbem aug bem ©chweintffoben beraub julaflen. ei halb 
SJtiftag wat, feuftte bet Äbnig tief, ©a fragte fein ©ater, ob 
benn Könige auch i« feufjen Utfache bitten? Unb bet Äöntg 
fagte: „0 ja!" Unb jum ©ewei$ erjSblfe et: „3$ b«^ «i»en 
©atet, bet fpertt mich immer in ben @<hwein$foben unb fchlügf 
mich, unb glaubt jefcf au<h, ich fÄfle noch btin, unb bat mit an 
biefem Sage nicht einmal mein ärmliche^ gattet babin gefebieft." 
©a weinte bet alte ©taf laut mit allen feinen ©ienern, benn et 




80 



erfannte feilte» ®ofjn. ©et Äönlg aber oeriieh feinem Safer, unb 
aig bet ©taf fptach: *£aß mich mif bir gehen, mein ©oljn, baß 
Ich aß belne herrlich feit mifgenieße," erlaubte bet Junge Äönig eg 
gern. SWein bie Äönigin fptach: „SRichf anbetg tarnt bag ge# 
fchehen, aig wenn 2föt Such einet ©träfe bafflr unterwerft, baß 
2ftt meinen j?errn unb ©ernafjl in ben ©chweineflafl geworfen 
ßabt." ©et Äönig wollte freilich nicht bulben, baß fein Safer bie 
©träfe leiben foKfe, aber ber ©taf fptach : „Jch lieh« nicht anbetg 
mif euch, ti fei benn, baß ich luerfl bie ©fraßt leiben muß." 
©arauf »erteilte ber junge Äönig bie ©chäfce, welche auf bie acht 
SEBagen gelaben waren, in bem©orfe, unb bann nahmen fie ben 
©rafen mit ff<h unb jogen juröd nach bem Äöniggfchloffe. ©orf 
beßimmfe bie Äftnigin, baß ber ©raf fech$ ©ochen lang bie ipu# 
fer föttetn mußte, wag bem Jüngften Serwalfet jufommf, weg# 
halb auch bie, welche bie ©irtfehaft erlernen, bie ipuferjungen 
genannt werben. Sin biefer ©träfe aber ließ bie Äönigtn fleh de# 
nfigen, bewirtete unb oerpflegte auch ben alten ©rafen in biefer 
Seit fchon aufg fch&njle unb befle, unb aig bie ©frafteif ootöbet 
war, lebten fie alle miteinanber in £errllchfeit unb in greuben 
big ang @nbe. 


©er ®cfmeiber unb ber 

iit ©chneiber, ber gern in ©amt unb 
©eibe pranglerfe, ben Jungfrauen 
fchön tat unb am liebffe» war, wo eg 
recht toll unbluflig herging, war ein# 
mal ju einem ©aufßhmaug über gelb 
gegangen, ang er nun um SRitfer# 
nacht (ich auf ben Heimweg machte, 
ba metffe et, baß er biegmal &u tief 
ing ©lag gegudf hafte, unb geriet 
aigbalb weif eon ber ©trage ab. SRicht lange, fo fah er rechtg 
unb linfg nut Saum an Saum, hinter fleh nichtg aig ©or# 
nen unb SRootlanb, unb eor fleh eine fenftechte geldwanb mit 



O HJardjtn fett ® rlmm 


81 


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einet Spalte, gerate weit genug, um einen SRenfchen turchju# 
laffen. „£alt!" tackte tet Schneitet, „hier fommjl tu ohne ein 
Sltenteuet nicht weg. Sllfo fWfch ttauflog!" Unt weit ihm tet 
Saufwein einen fiterfchßffigen 5Kut gegeten ^atfe, fo trat et te# 
herjt ln tie $öhle, tappte tatin Return unt fud^te eine Stelle, wo 
et fein $aupt Einlegen unt tie Sfta$t »erbringen tonnte. 315er 
taum wat et orbentlich trinnen, fo ^ufc^te ein #unt unter feinen 
gßfjen auf, unt tet Schneitet fiel, fo lang et wat, gegen eine 
eifetne Sfire, tie pltfclich auffprang. §ui! wat tag ater eine 
Fracht! 2Bag tet Schneitet je^t not ft cf) faf>, hatte ihn auf einmal 
nüchtern gemalt; et fiant unt gucfte mit offenem Sftaul in ein 
teil erleuchtetes (Semach: feine Äerje, feine Satnpe, nein, tag 
lautere @olt unt Siltee tet Sßänte unt un^tUge eingelegte 
Gbelfieitte wantelten tie ginflernig in fonnenhellen Sag um. 3ln 
ten SBänten flauten fofitate Schreine mit cprunfgefchitr unt 
mitten im Saal fiant eine offene Sifie eoll funfeintet @olt# 
münden. „SBarum nicht gar?" jagte tet Schneitet anfangg, alg 
et ten Stam ettlicfte; ater eg ging nicht lange, fo ttat aug einet 
Seitentüte eine wuntetliehliche Jungfrau in ten Saal; tie h«fl 
ihn mit fteunblichet Stimme wiUfommen. 0a gewann tet 
Schneitet erfl alle feine Sefinnung wietet unt ging ohne Um# 
fiänte auf tie Jungfrau &u, um ihren Stuf mit einem Sufi &u 
erwitetn. Sltet tie 3ungfrau titelte ihn fo fiteng an, tafj et wie 
angenagelt flehen tliet, unt fagte: „3<h h<tte tich freilich fchon 
lange erwartet; tenn für tich huf ich ulle Sch%, tie tu hi« 
fiehfl, aufgefpeichett. Sltet tu tefommfi fle nur unter tet Sebin# 
gung, bafj tu mich treimal füffefi, ohne |u wanfen." — „©, wet 
wollte tag nicht!" tieftet Schneitet unt fpifcfe ten SRunt; im 
gleiten Slugentlicf wat ater tie Jungfrau ü. ein atfcheulicheg 
JSrofobil umgewantelt, unt wäre tet Schneitet nicht fchon im 
3lnlauf gewefen, fo hStt’ et ten Äufj wohl Weiten laffen. Soatet 
»errichtete et tenfelten fafl witer SEBitlen unt fchfittelte fich h«' 
nach um ganzen £eit. 3m SRu fiant wietet tie 3ungftau ta unt 
fah ihn mit fo fteuntlichen ^liefen an, tafj et |um j weifenmal 
jum Äöffen augholte. 0a »erwanbelte fich tie 3 « 03 ff«« tut 
feinen Sippen in eine garfiige tiefe Ätöte; eg fchötfelte ten Schnei# 

82 





bet wfeber, ober et brädfe gleichwohl beberjf ben Äuß auf ba$ 
Ätbfenmaul. Unb fegt flanb wiebet bie Jungfrau ba unb lächelte 
ihm noch eiel lieblicher |u al$ ba$ erflemal, fo baß et noch mutt* 
ger jum brieten Äuß flcß anfehidte. 3ibet o web ! Sietfmal lieferte 
unb bebte bet ©chnetber bi$ inö SDtötl hinein, benn öor ißm flanb 
langbeßaarf unb raedetnb ein (oblfchwatjet Siegenbocfunb glofcte 
ibm entgegen; Slngfi unb @taud (am übet ibn unb et entfloh 
mit großen ©ptfingen au$ bem ©aal unb auO bet §5ble; eine 
5Binb€braut fubt hinter ihm brein, unb ed tofle unb (rächte ba# 
bei, baß ihm $bren unb ©eben oerging unb et tobmabe oot bem 
helfen nieberjlel. 91 1$ et fleh wiebet auftafffe, (onnte et bie £>ff# 
nung in bet Seilwanb nirgenbä mehr ßnben; et febiieb aifo trau# 
tig baoon unb (onnte fein Äebfag nimmer oon Siegenbbden 
teben hören, ohne in 3om i« geraten. 

I 


Der faule JpatiS 



in SReifenbet langte in bunflet Ülacht 
bei einet Verberge an unb eetlangfe, 
baß ihn bet$an$ ohne 23erjug beut 
abenb noch bureb ben SBalb fahre, 
bet gleich hinter bet Verberge an# 
fing; benn bet $anä war bet §au4# 
(necht unb ein Äutfchet froh einem, 
ßt griff ti aifo an unb fuhr mit bem 
SKeifenben baoon. 911$ fie an einet 
einfamen ©fette im SSBaibe aniangten, wo e$ auch mitten im Sag 
nie bett würbe, oerfparten bie ipfetbe eine befonbere Unruhe unb 
rannten al$ wenn bie Stöbet oon ben 9Ichfen fpringen fottten. 
Sa fielen ihnen btei Stöuber in bie Sögel unb forberten ben 
Sleifenben auf, ihnen gutwillig ©elb unb (3ep5d |u äbetgeben. 
Siefet bachte an ©egenweht unb rief ben Änechf jum ©eiflanb 
auf; aber i?<m$ blieb ruhig auf bem ©ode flfeen unb taufte fein 
Pfeifchen fo (lumm unb bumm fort, al$ foüte et bahetm eine 
©chaffel weißet Stöben miteffen helfen. Set Sleifenbe mußte au$# 


6 * 


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(feigen unb fotmte nic^fö tun, alg ben © traf enräubem $ab unt> 
©nt übcrtaffen. $Da (fe nun alleg auggeleerf j» haben glaub# 
ten nnb (ich fortmachen Wollfett, fptach bet Srembe: „erfüllt 
mit (egt eine Sitte, ihr fotlf eg nic^t umfonfl tun; tyet in bet 
Sutfche ifi euch ein Ätfichen mit etlichen SDufcenb Salem ent# 
gangen, nehmt f!e auch noch; aber nehmt mit bafür jefct auch ben 
Änethf ba btoben auf bem ©ocf hetuntet nnb prügelt ihn bntch 
ang Seibegfräften." JDie Stäubet waten bei 2aune; fle rtfien ben 
$ang httab nnb fchlugett erbärmlich auf ihn log. Sag lieg et 
(ich eine Steile gefallen; am Sttbe aber btummte et: „(Pofcfatt# 
fettbi" nnb ethob bie breiten Schultern, unb eben, ba (fe ihn ju 
werfen meinten, machte et feine et(fe Stenbung, ba füfte bet 
uotberffe bereifg ben Soben. Stun etgtiff et ben $ weiten beim 
Schopf, ben btitten beim fragen unb fchlug ihnen in angemeffe# 
nen Swlfchenpaufen mehtmalg fo tapfet bie Äöpfe jufammen, 
baf ihnen bie ©ngeweibe im Sauch {langen unb (fe hinfielen wie 
fliegen im Spätherbfi. 3e§t fniete et er(t noch eon einem auf 
ben anbetn hinüber unb gab ihnen bet Steihe nach alleg €mp# 
fangene mit Sinfen jucöcf. Ser gtembe, ber big Je&t oerwunberf 
iugefehen hatte, befam wieber Stuf, pacfte ©tücf für Stficl feiner 
oerjeftelfen Stare behenb in bie Äutfche, unb hatte jule# nur 
noch bie Stühe, ben $ang eon ben brei ©chlachfopfem logju# 
machen, in bie et wie ein ©tiet mit ben Römern feftgebohrt war. 
So machten (ich beibe fort unb liefen bie gerfchlagenen liegen. 
„9lbet fag’nut einmal," fprach bet gtembe hernach jnm Änechte, 
alg (ie wieber in ber Suffche fafen, „wag ffit ein fonbetbaret 
^eiliger bi(t bu! Starum ha(i bu mich nnb bich folange eon ben 
Schürfen mif hanbeln laffen, bie bu bann wie auf einen Schlag 
bejwungen ha(i?" — „3hr fragt eben auch," antwortete £ang, 
„wie einet, bet nichtg eerfTehf. 3« biefem Stalb t|i fchon mannet 
umgefommen, eben weil er (ich gewehrt hatte; unb 3hr wift 
wohl, baf ein folcher bann alg @efpen(i umgehen muf ; nun 
wfinfche ich mir erjfeng nach meinem Sobe eine belfere Slnffetfong 
alg eine folche; nnb jwetteng mfift 3hr wiffen: Statm muf ich 
hoch er(l werben, eh’ ich bteinfchlage." 

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Die beworbene ©erecfjtigfeit 


oc langet Seit lebte ein gewaltig 
teilet uni> mächtiges ©raf, bem alleg 
itacf; feinem Äopfe geben muffe. Sr 
fragte nicht nach Stecht unb Silltgfei f, 
fonbern fcf)altefe unt> waltete nach 
©illfür. Sa tarn et einmal auf einem 
'Spa&ietriff ju einem gtofen, fcbö* 
nen Sauernbaufe, tag ihm gat febt 
in Me aiugen flach. Sr beflcbtigte 
tegbalb bag ganje ©eböft unb ritt bann eot bog bang bi»/ 
wo eben bet Sauet, bem bag 2lnwefen gehörte, unter bet #aug* 
tute flanb. Ser ©raf grüffe ihn freunblicb, (lieg eom Stoffe unb 
fpracb: „@ufer greunb, möcbtefl bn mir nicht beinen $of ju 
taufen geben? 3<b würbe ihn febt gut bejablen." Ser Sauer aber 
bebaebfe fleh nicht lange unb antwortete: „Suet ©naben, nichts 
für ungut. 2lu3 bem $anbel wirb niebtg. 5luf biefem $ofe fafen 
meine Sorelfern febon, unb ich will auch barauf meine alten 
Sage jubringen. 3llfo nichts für ungut l" Sa fagfe bet ©raf: 
„3cb will bir big morgen Sebentjeif laffen. Öbetleg’ eg blr gut." 
Sann beflieg er fein ipferb unb fprengte baoon. Set Sauet blieb 
aber bei feinem Vorhaben, febüf feite ben Äopf unb baebfe bei fleh : 
Saraug wirb einmal niebtg. 

3tm folgenben Sage tarn ber ©raf febon in aller grübe habet* 
geritten unb fragte, ohne abiufleigen, ben dauern, wag et jef}t 
befcblofien f)ate. Sa antwortete ber Sauer: „3<b benfe wie 
gejlern, Suer ©naben. 3<b bleibe auf meinem $ofe, unb aug ble* 
fern $anbel wirb niebtg." Sa würbe ber ©raf wilb unb fpracb: 
„3cb frage bicb noch einmal, ob bu bein Slnwefen gutwillig brr* 
geben wiHfl. fflo nicht, fo befomme ich eg boeb l" Ser Sauet 
fcbüttelte ben Äopf unb erwiberfe: „Sabei bleibt’g, i<b »erlaufe 
meinen §of nicht." Sa fannfe fleh ber ©raf nicht mehr eot 9But, 
ritt fpornjirelcbg $u einem Stbeofafen, bejlacb ihn mit »leiem 
©olbe unb lief bem Säuern einen iprojef anbüngen. Sie Stiebtet 
wuften, baf ber ©raf ein fleinreicber Sßann fei unb bei bem 



#anbel ©elb h«au$fchaue. ©e$f>alb gelten fle ju bem ©rafen 
unb eerfprachen ihm, ba$ Säuetlein mürbe ju machen. ©ie 
liegen nun ben dauern burch ben @eri<hf$btener betbetbolen 
unb fragten ihn, ob et feinen #of »etfaufen t»oHe ober nicht. 211$ 
er ein entfchiebene$ Stein erwiberte, würbe ihm eine Älagefchriff 
eorgelefen, unb man fagte ihm, wenn et ben £of behalten wolle, 
fo müffe er mit bem §errn ©rafen einen iprojeg führen, ©er 
einfältige Sauer, bet (Ich nicht $u helfen wujjfe, ging barauf ein. 
©et ©raf hatte einen pfiffigen 2lbeofaten, ber Sauer aber hafte 
leinen, weil er fparen wollte, ©a würbe nun hin unb her pro# 
jefflert unb ber Sauet fo off in bie ©fabf gerufen unb über# 
tölpelf, bi$ er ganj oerfchulbet war. Unb fchliegllch entfehieben 
bie Stiebtet gegen ihn fo, bag er oom £ofe muffe unb ihm nur 
noch hunbett ©ulben blieben. Sr gab fleh barein, maehte aber 
ben Stichlern bittere Sotwütfe unb fprach: „SBenn auf Srben 
feine ©erechfigleif mehr iff, fo lebt broben noch ein Stiebtet, bet 
euch finben wirb." ©a lachten bie Herren unb einer fagte: „3a, 
bie ©ereehtigfeif ifi lange geworben ; bie fann bit nicht helfen 
©er betrogene Sauer ging fchweigenb au$ ber Äanjlei hinauf 
unb begab fleh getaben SBeg$ jum Sitcheneafer; ba$ war ein 
guter Sefannfet oon ihm. 211$ biefet ben Säuern fommen fah, 
rief er ihm freunblicb ju: „©rüg bich ©oft, $an$. Äommfi auch 
einmal in bie ©fabf, mich beimjufueben ?" — „3a," antwortete 
$an$, „aber e$ ifi mit eine febt traurige ©acbe, um bie ich S» 
bit fomrne." Unb bann erjählfe er bem Äitchenoafet bie ©efchichte 
unb fchlof: „3e§t hab’ ich noch h«ttberf ©ulben, unb bie geb’ ich 
bit. S$ ifi gerabe fo fiel ©elb, al$ man bei euch in bet ©tabt ba 
jaglen mug, wenn man bie gtofje ©lode für einen Serfiorbenen 
läuten lägt, ©a hafi ’$ ©elb unb fegt läute fchnell ber ©erechfig# 
feit, well fle gefiorben ifi, jut ©cheibung. 2lbet läute recht lang !" 
— ©et Äirchenoafet nahm ba$ ©elb, ging mit feinem Snechfe in 
ben £urm unb läutete bie groge ©lode unb &wat länget al$ ge# 
wöhttlich. ©a gab’g nun in ber ©tabt ein ©eftage unb ©crebe, 
wer gefiorben fei, für wen e$ fo lange läute, ©och niemanb wugfe 
Sefcheib barauf, unb bie Sieugierbe würbe immer gröger. 2luch 
ber Äbnig, ber in berfelben ©tabt feine Sieflbenj hatte, etfunbigte 

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fiep, »er gcfforBcn fei, tonnte aber feilte 3iuöfunft erhallen, ©a 
fcptdte er einen Säufer jum Äirepenoater unP ließ tpn fragen, für 
tteneä fo lange ©Leitung geläutet paPe. Sprach Per Äirepenoater : 
*§6r Pie ©ereeptigfeif." ©er Säufer eilte mit Ptefer Antwort tum 
ÄPnige jurücf. SEBie Per ÄPnig Pieä pPrte, warb et rot oot 3orn 
unP rief: ,,©ie ©ereeptigfeif ifi nic^t geflorPen. ©ie fcpläft nur, 
unP icp toia ipt neueö SePen elnpauepen." ©ann lieg er Pen 
Äitepeneafet polen unP fragte ipn, wer Pie gtoge ©lode für Pie 
oetflorPene ©etecptigfeit paPe läuten lajfen. ©pracp Piefer: 
„Sure SRajejlät, Per ©cpaufetle $an$, Per fröper ©cpaufetle* 
Pauer war." — SHfogleicp lief Per Äönig Pen ©cpaufetle %anß 
perPeipolen unP fragte ipn, warum et Pie ©lode paPe läuten 
lajfen. ©a etjäplfe $an$, toie et beß ©rafen »egen um i?au$ 
unP £of gefommen fei, »eil Pie ©ereeptigfeif nicpf mepr (ePe. 
©er Äftnig »arP üPer Pie Micpfet ganj ergrimmt, macpte für jen 
fProjeg unP gaP Pem dauern fein Eigentum jurüd. ©ann lieg er 
Pen ©rafen, Pen PurcptriePenen SlPoofaten unP Pie Pejtoepenen 
IRiepfer rufen, Pie ©acpe unterfucpen unP oerurteilfe aHejaraf tum 
£oPe. ©ie »utPen in ©eflalf einer ©lode aufgepängt unP in iprer 
S&itte tappelte Per ©raf. ©eitPemaPer fam Pie ©erecptigfeit mit* 
Per tu SePen unP Pie fieptet fpraepen IKecpt, »ie eß fiep gejiemt. 


©ofoig Söct^eli unb Jpar$ebabi 

ePte einfl, niemanP »eig oot »ie 
langer %e\t, eine grau, Pie Pem 
SSefpeli, iprem ©tieffinPe, teept PW 
war, Pagegen iprem eigenen, Pem 
93aPi, aüeß naepfap, felPjl baß ©töP* 
ffc. 95aPi patte immer teept, ©efpeli 
immer unreept; 95aPi Pepielt immer 
Pen 23ot|ug, Pefam Pie £aut eoK tu 
effen, wa$ eß nur wollte, unP ging 
poffärtig gefleiPet Paper, wäprenP ©efpelt oft pungerte, Pag 
ipm faff Pie Opren aPfielen unP eß in Sumpen armfelig PaflanP. 

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S5abi b affe immer fteiertag, ©etheli muf te SRfibfal tttrb b«tteg 
£eben erbauero. Sag unb SRac^t feilte ©etbelig ©pinnräbchen 
fchnutren, unb fo wohl ihm’g auch babel auggab, ©tiefmutter 
war nie, nie jufrieben. einmal fiel fein ©ittli ju ©oben, trollte 
unb trollte in ein SRaufelocb hinunter, ©tiefmutter be&artte 
butebaug barauf, ©etfell müffe fegt in bag dftaufelocb fyinah* 
fcbltefen unb bag UBitfli felber wiebetbolen. Slrm ©etheli weif 
nun nlcbfg anbereg alg $u geborgen; eg probiert, unb SBaug* 
löcblein macht ibm ipiab. Unb eg iji alg ob eg non unfiebtbaren 
$änben unaugfprecbltcb weit hinunter in eine gan& anbere ©eit 
getragen würbe, ©o gefebab eg. 0 wie herrlich fab eg ba unten 
aug, welch ein prächtiges ©chlof glifcerfe ihm entgegen! SSBic eS 
bemfelben nabefianb, fab ©etheli eor ben Pforten fpielenbe 
$ünbcben, gar liebe, gefreite Siethen, bie teben fonnten wie 
SRenfcben. ®ie grüften baS erfiaunte Räbchen freunblicb unb 
wuften fogat feinen Siamen, benn fie riefen: ,,©au wau, ’S 
golbtg ©etheli ebunnt !" ©alb erfchienen unb traten ©etheli ent# 
gegen mehrere Staber; fie waren fo bolb unb flug, ich tann nicht 
befchreiben wie. ©etheli machte grofe, Nüchterne 3lugen; aber 
eg fühlte ficb non ben wunberbaren Stabern fo wohltätig ange; 
blidf, baf ihm ganj heimelig unb wonnig würbe, jumal ba eg ficb 
wieber a(g bog golbig ©etheli begräfen hörte. SDie Sinberlein 
fafen ihm inbeffen wohl an, wie feft eg hungere, unb fragten 
gleich: „©olbig ©etheli, mit wem wtKfi bu effen, mit ung ober 
mit ben #finbcben?" — „©e&t mich nur ju ben $ünbcben, ’g iji 
lang gut genug für mich," fagte bemütig bag SRäbcben. „9lein, 
bu foHfl mit ung ju Sifche geben," riefen einjiimmig bie Kolben, 
unb hielten ihm fofort zweierlei ©ewänbet jur Rtugwafl eor, 
ein böliigeg unb ein golbeneg. ©etfeli langte nach bem höljigen, 
inbem eg fagte: „!Dag iji gut genug für mich." gg gefebab feboeb 
bem befebeibenen Stabe jum iofne bag beffere ©egenfell, fie 
jogen ihm bag ©olböelb an unb fübrten’g in einen glänjenben 
©aal beg ©ebtoffeg, wo ein golbener Slfcb mit ben aderbeflen unb 
füf e jlen ©peifen unb ©efränfen bebeef f jianb. hungrig ©etfeli be* 
tarn eg fegt einmal fo gut, fafi wie beg lteben$errgof tg feineSngel# 
chen bei ber bimmlifeben SRabUett. SDte lieblichen Stabet fpenbeten 

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©etßel i eon allen guten Sachen, lobten unt> fügten eg, fo baß 
ihm tour wie im ipatabieg. 3um aibfchteb fünften ße ißm oben# 
bcein eielen faßbaren Schmucf unb unter anberem ein golbe/ 
neg ©irtli. ©ann fcfjoben unb hoben ße’g wie bet burch jetteg 
SNauglöchlein hinauf in ber böfen Stiefmutter Stube, ©a ßanb 
©etheli wie ein lichtet Sngel ßtahlenb im ©olbflelb. Äaum hat/ 
ten ßch Butter unb ©abi »om größten Srßaunen erholt unb 
©etheli Aber alleg haatflein auggeftagf, alg befchloffen würbe, 
©abi mäße ebenfalls in bie anbere ©elf hinunter unb zum min/ 
beßen ebenfo fchöne Sachen alg ©etheli heraufholen. SKutter unb 
Softer zweifelten gar nicht baran, baß, wenn bem »erachteten 
einfältigen ©etheli folche Aufnahme zuteil warb, bem ©abi 
natürlich noch weit mehr Shre wiberfahren Wörbe. Unb ße ließen 
ein ©irtli burch bog S&augloch hta«& unb ©abi fe§fe ihm nach, 
©a wirflich bog iöchlein wieber ipiafc machte unb ©abi »er/ 
fchwanb, hoffte bie Butter oben unb hoffte bag SReitll unten 
währenb ber gahrt in bie anbere ©eit bag Sllletbeße. ©abi, bort 
angelangt, ging bie gleichen ©ege wie ©etheli fle betrieben 
hatte, big eg zu ben $önbchen unb bem Schloß gelangte. Schon 
lachte ihm bag #erz im 2eib. ©ie $ünbchen bedten fogteich: 
,,©au wau, ’g $arzebabi chunnt! ©au wau, ’g ^arjebabl 
chunnf!" Unb bag riefen fle in mörrifchem Sone, machten glanz 
Zenbe Slugen unb ließen bie Schwänzchen hangen, ©ohl eilten 
auch iene holben Äinber herbei, allein ihr ©lid leuchtete nicht fo 
fonnig in ©obig £erj wie in ©ethelig. Sie fragten bag ©abi, 
mit wem eg effen wolle. „SRif euch," fagte eg; „bag ©etheli hat 
auch mit euch gegeffen." ©ann legten fle ihm zwei $aar Äleiber 
»or, ein hölzigeg unb ein golbigeg. ©abi fprach, eg wolle bag 
golbige; ©etheli habe auch ein golbigeg; unb wolle ein golbi/ 
geg ©irtli unb anbem ©olbßhmucf. alllein ße ließen’g ihm nicht, 
eg mußte bog holzige anziehen, fofort mit ben £önbch en auf bem 
©oben zu ©aß effen: subfaö unb Steher. 3»m aibßhleb warb 
fein ^olzgewanb mit $ech unb §arz äberßrichen, unb eg würbe 
babei immer nur $arjebabi geheißen. Sin ©irtli belam eg, 
aber ein alteg, b&Wgeg. Sie waten froh, feinet halb log zu 
werben, unb malten, baß $atjebabi fchnell burch bag SRaugloch 

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in bie Oberwelt flieg. $ier oben blieb Setbeli jeitlebenö in <5&re 
unb 2lnfeben, unb b*eß immer ©olbig Setbelt, wübrenb Sabi 
»erachtet blieb unb oft böten mußte: 

,,©au wau, ’« #arjebabi cbumtf!" 


©er eiferne Mafien 


e war einmal ein armer Sauet, bet 
fuhr eine« STOorgen« früh, ebe bie 
©ontte aufging, in ben ©alb, um 
£ol& ju fcblagen. 25a traf er unter 
einer (Siebe ein fleinalfe« SRÜftetcben, 
ba« fianb tor einem großen, eifere 
nen Mafien unb fpracb ju ibm: „©u 
fannft mich erlöfen unb bicb glücf# 
lieb machen ! £ier biefer eiferne Saften 
ift bi« obenan mit barten Salem gefüllt. Stimm ibn mit bir naeb 
§au fe; fag aber feinem SRenfcben ein ©ferben«wörftben baeon, 
e« würbe bein Unglüef fein." ©ie ©orte gefielen bem Säuern 
eon $erjen wobl, unb ba« alte SRüftereben war noeb fo fteunb# 
lieb, mit anjufaffen, baß et bie Sijte auf ben ©agen befam. 
©ann bebanffe er ftcb febön unb fuhr wieber nach $au fe jurücf. 
„SRutfer," fagfe er, al« bet ©agen eot bet Sfire hielt, „icb folf« 
jwar niemanb fagen, aber bu biji meine liebe grau; für bt<b gilt 
ba« Setfprecben nicht." — ,,©a baff bu auch recht. Safer," er# 
wiberte bie Süuetin neugierig, „icb bin eerfcbwlegen wie ba« 
©rab. ©a« ift’« benn? ©arum fommft bu fo früh au« bem 
©albe jutücf?" — „3a, ba« tfT« eben!" antwortete bet Sauer. 
„3# b<*bc unter einer Siebe einen großen Saften eoH Selb ge# 
funben. 3tun bat all unfere Stof ein Snbe. — 2tber halt’ reinen 
SIRunb. Unb fefct beforg’ un« etwa« ©ute« ju effen, icb b«be feit 
acht Sagen fein glelfcb mehr gefeben." 6ie hoben barauf ben 
Saften eom ©agen unb trugen ihn in ben Seiler; bann nahm 
bie Säuerln einen Salet au« bet eifernen Sifie, faufte glelfcb ein 
unb briet am #erbe, baß e« eine greube war. ©ie SJiacbbarin 

90 



Digitiz 



roch jeboch faum ben lieblichen Seruch, al3 fle ^etbcigehufcn fam 
unb fchnfiffelte unb fagte : „Suten Jag, Seeafferitt, wa3 bat ©ie 
benn io ber Pfanne ?" — „2lcb, Slawetfcb (Dlacbbartn)," etwiberfe 
bie grau, „ich baefe^ jwat feinem fagen, aber Sie ifJ ja eetfehwie# 
gen. SKctn SWann bat im ©albe, al3 er #oljbauen fuhr, unter einer 
Siche einen großen eifernen Äa|ien eoH Selb gefunben." — „Si, 
ba3 ifl ja fch&n," antwortete bie Seeattetin, „unb bu btjl an bie 
Siechte gefommen, ich fag’3 niemanb nach!" ©ann lief fle wieber 
in ihr £au3 juräd. <54 bauerte gar nid^f lange, fo fam ibre3 
©rubere grau eorn $of nebenan ju ©efuch. „Schwägerin, weift 
bu fchon, wa3 gefebeben ifl?" rief fle ibr entgegen. ,,©u muff 
aber auch reinen SDJunb halten !" — „2113 ob icb ein Plappermaul 
wäre!" — „3ia, ba3 weif l<b ja, unb barum fag’ icb bit’3 eben, 
©et Slachbatin SDlann eon bröben, ber fleine ©auer, bat im 
©albe beim £o4baden unter einer Siebe eine gtofe Sifle mit 
Selb gefunben." ©ie Schwägerin hielt auch reinen SRunb unb 
trug bie Sache ju be3 Äüfler3 grau; unb ehe bie Sonne unter# 
gegangen war, fam bie Sache eor ben 2tmtmann. ©et lief ben 
©auer tot ftcb rufen unb fprach : „3ch weif ade3!©u baff einen 
Äaflen Selb geflogen, ber fleht unten in beinern ÄeHer. £erau3 
mit bem Selbe!" — „Slein, gnäbiget £ett," antwortete ber 
©auer, „ba3 iff bie ©abrbeif nicht. 3ch bin fo arm, wie eine 
Äircbenmau3, aber ein ehrlicher Äerl, unb habe nichts geflogen." 
—„©«3 wirb fleh ffnben, alter greunb," eetfebfe ber 2lmfmann, 
„beine grau bat e3 felbfl gefagt." — „2lch, gnäbiget #ett, meine 
grau iff eerrüdt." — „Seb Sr nur! über eierjebn Jage iff Se# 
richt3ffbung, ba wollen wir feben, ob Seine grau eerrüdt iff." 
©em ©auer war gar nicht wohl, al3 er eom Sbelgut ging, unb 
er buchte an bie ©orte, welche ba3 fieinalte SKötterchen unter ber 
Siche |u ihm gefptochen batte. 2lber er eetlor ben SKut nicht, 
machte, baf et nach £aufe fam unb nahm au3 bet Äifle eine gute 
§anbeoQ Jaler berau3; bann fpannte er an, flieg auf ben ©a# 
gen unb fuhr in bie Stabt, ©ott faufte et eon ben ©ädern alle 
Äringeln auf, bie fle eortätig batten, fo baf et wohl einen halben 
©ifpel baeon auf ben ©agen |u laben batte, ©amit fuhr er nach 
#aufe jurüd unb ftreufc bie Äringeln auf bem £ofe au3, berweile 

91 


Dk 



feine grau in ber Stücke (laut unb etwa$ ©ufe$ in bet Pfanne 
baue. Sin paar SNefcen warf et auf bat ©ach, unb auch t>or bat 
Sot legte et einige Stüde. ©ann lief er in bie Süche unb rief: 
„grau, bu bifl boch wie bie anbern aKe! Saum haben wir ein 
bißchen Selb in bet Safehe, fo wirtfehaftefl bu tn$ ©laue hinein 
unb läßt unfern Herrgott braußen Ätingeln regnen unb büdjl 
bich nicht einmal banach, fle aufoubeben!" — „SRann, bifl bn 
nicht flug?" gab ihm bie ©äuerin jurüd. „Ätlngeln bat’$ get 
regnet?" — „©ewiß hoch, fleh felbfl nach," etwlberfe bet SNann. 
©a flaute bie ©auer$frau jurn genflet hinauf, unb al$ fle bie 
uielen taufenb Ätingeln auf bem #of erbliche, war jTe aller 
greuben eoö, lief hinauf unb fammelte ein paar ©tunben lang 
unb füllte brei große gleifchtonnen eoH. Den anbern Sag fagte 
ber ©auer: „5?öte, grau, al$ ich neulich in ber ©tabt war, hob’ 
ich erfahren, unfer Sbnig habe fleh neue ©olbaten uerfchrieben 
mit langen, fpifjen, eifemen Schnäbeln, ©amif piden de eot* 
nehntlich auf bie grauen$leute unb (lechen fle tot. beute fotfen fle 
butch unfer ©orf fornmen. geh werbe ba$ große SBafcbfaß übet 
bich (lülpen, bann flnben fle bich nicht. SN ich fallen fle auch nicht 
bekommen, ich eerflede mich auf bem ©oben." ©a fe&fe (Ich bie 
©äuerin in großer Stngfl nieber, unb ber ©auer flülpte bat 
SBafcßfaß über fle. ©ann ging et in ben §ühnerflall, fing alle 
kühner unb trug fle auf ben glur, flreute ©etfle au$, um bat 
ffiafebfaß herum unb oben barauf, unb: $id, ptd, pidl fraßen 
bie Sühnet bie ©erfle auf, bi$ fein Äbtncßen mehr ju flnben war. 
©anaeß liefen fle auf ben §of jurüd, bet ©auer aber bedte ba$ 
gaß wiebet auf unb fptach ju feiner grau: „SNutter, fe|t finb fle 
au$ bem ©orfe herauf!" — „Sich, ©ater, wa$ fyabe ich Slngfl 
au$geflanben!" fptach bie ©äuerin. „bu l wie fle pochten: spid, 
pid, pid! mit ihren langen, eifernen Schnäbeln! Slber ich §abe 
mich nicht gemudfl, unb fle haben mich nicht gefnnben." — „Sott 
fei ©anf, auch tnich hoben fle nicht entbedtl" fagte ber ©auer, 
unb bamit war bie Sache abgemacht. 311$ nun bie oiet&ehn Sage 
»ergangen waren, würbe ber ©auer mit feinet grau oot ©erlebt 
gelaben. ©er ©auer leugnete attet runb ab. 311$ bie Herren aber 
feiner grau hart jufe&ten, oerfchwut fle fleh ho# unb teuer, e$ fei 

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fo gewefe», wte (ie ihrer Siacbbatin etjd^f habe." — „©laubt 
5cm SBelbe nicht, ihr fetten/' tief 5et ©auer, „(ie bat’g im 
Äopfe! — (Bann i(i’g benn gewefen, S&utfer, baj} ich 5te Äijte 
nach #aufe brachte?"— „heften’ btcb boeb, ©ater," antwortete 
5ie grau, „ben Sag eorbet, a(g unfer Herrgott Äringeln regnen 
lief i" ©ie ©cri^t^^erte» fc^öftelten mtf ben Äöpfen, un5 5ct 
hattet fagte: ,,$ab’ ich nic^t t echt? ©ie i|i öerrücft!"— „3cb fofl 
öerrücft fein?" fuhr 5ie ©fiuerin eifrig fort, „©efinn’ blcb boeb, 
©ater, eg war swet Sage notier, alg unferg Äönigg neue ©ol/ 
baten mit 5en langen, fpt&en, eifernen Schnäbeln bureb 5ag 
©otf sogen unb in unfern $of tarnen unb: iptct, pW, pW! an bag 
(Bafcbfafl fölugen, bag bu über mich gefiürsf baffefi „©auer, 
©r bat recht," fagfen bie Herren, „©eine grau tfi »ic^f bei ©innen. 
@eb’ ©t mit ihr nach £aufe unb frage ©t gut Sorge, baß f!e fein 
Unheil anriebfef." ©a war ber ©auer aug aßen 9lbfen unb sog 
mit feinem (Beibe in bag ©otf sutücf. ©ort gäbet ihtbenÄteuj# 
bornfioef su febmeefen, unb bag befarn ibr fo gut, bafj fle niemalg 
wiebet eftoag «uggeplauberf bat. ©ie tauften nach unb nacb»on 
bem ©elbe im eifetnen Äa(ien ein ©füd ianb nach bem anbern 
Su bem $ofe binsu unb würben enblicb fielnreicbe Seufe; unb 
wenn (ie nicht gefiorben (inb, fo leben (ie beute noch. 


Die Jpecfentür 

g war einmal eine Stau, bie batte 
swei Äinber, einen jungen unb ein 
Räbchen, ©ineg Sageg ging (ie auf 
bie (Reife unb fagte su ihnen: „§brt 
einmal, Äinber, ich reife nun fort 
unb ihr bleibt aßein babeirn, brurn 
pafjf mit ja bübfcb auf bie Reefen# 
für !" Unb bamlt meinte (ie, (ie foßfen 
forgen, baf (ich fein ©pifebube bi n* 
einfcbllcbe. ©ine (Beile war (ie febon fort, ba betauten bie Äletnen 
iange weile, unb ber ©ruber fagte jur ©cbwejier: „Äomm wir 





s 


oosle 


93 


»ollen ein wenig fjtttaug ln ben ©«15, unb bie^ecfentfit nehmen 
»ic mit, bann ifl’g gut!" Sag war fle jufrieben, unb fle gingen 
hinaug in ben ©alb; aber »ie fle ba hetumliefen, öeritrten fle 
pcb unb bie Stocht öberflel fle, fo bafj fle »obl fahen, fle würben 
boeb nicht mehr hetmfommen; unb oot Slngjl Kellerten fle auf 
einen Siebbaum, um bort big jum SKorgen ju bleiben, bamit fle 
nicht non ben wilben Sieten jettiffen würben. Sine Seitlang 
haben fle ba gefeffen, ba lammen @pi|buben, bie fcbleppen einen 
gtofen Raufen Selb jufammen, ben jühlen fl«, Sa bullen flcb 
bie kleinen ganj flid im Staunt, bamit fle nicht eon ben ©ünnetn 
bemerlt werben; aber enblich fann flcb ber Staubet boeb nicht 
mehr halten unb fagt jut ©chwejler: „3cb rnufj einmal wag 
Älelneg machen." — „Sto, fo tu’g." Sa tut er’g, bie ©plfchuben 
aber jühlen ruhig weiter unb fagen: „’g tfl ein wenig Siegen, ber 
füllt!" ©iebet nach einet ©eile fagt ber ©ruber jur ©cbwejler: 
„3<b lann’g nicht länger halten, ich muf wag ©rofjeg machen." 
— „Sto, fo tu’g." Sa tut er’g, aber bie ©pifcbuben jühlen ihr 
Selb ruhig weiter unb fagen; „’g ifl ein wenig SRtjl eon ben 
Sögeln, bie im Staunte flfcen." Slun ji&en fle wiebet lange füll, 
ba fagt auf einmal ber ©ruber: „3cb lann bie £edenffit nicht 
mehr länger holten!"— ,,©o wirf fle hinab !" fagt bie ©cbwejler. 
Sa wirft er fle hinab, unb fle fällt mitten unter bie ©pijjbuben, 
unb bie laufen eiligfi baeon unb rufen: ,,©ehn bie ©o— llen 
hier, gehn bie ©o— llen hier!" Slun »at’g aber üRorgen gewor# 
ben unb ba fliegen ©ruber unb ©cbwejler hinab eont ©aume 
unb nahmen bie §ecfenfüt unb bag Selb, bag bie ©pifcbuben 
im ©lieh gelajfen, baju, unb lauten glüdlich wieber nach §aufe. 
Sie Sftutfer ging ihnen febon entgegen unb jammerte unb fcbalt, 
bafj fle nicht auf bie §ecfenfür gepafjt hätten unb nun bie @pifc* 
buben bagewefen feien unb bag ganje £aug auggeräumt hätten. 
Sie kleinen aber erzählten alleg, »ie eg ihnen im ©albe ergan* 
gen war, unb ba war fle froh; «nb eon bem Selbe lauffe fle 
neue Kleiber unb neueg ©erüt baju, unb eg blieb noch fo eiel 
übrig, bafj fle ihr Sehen lang alle brei baran genug hatten. 


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<£i fo betg! 


in atmet $oljf>auer war baö gan&e 
Saht htabutch mit feiner Stau tm 
ffialbe unb machte £olj; bei jebem 
£i ebe aber, ben er mit ber 2Ijrf tat, 
fagte er feufjenb: „Si, fo beifj!" Sa 
fam ein ©ornehmet ©raf be$ 2Bege$ 
bähet unb hörte bem Sföanne eine 
©eile ju, unb fragte ihn enblich: 
we$ halb et benn immer „ei, fo beifj !" 
fage? „21$," antwortete er, „hätte @©a nicht in ben Stpfel ge# 
biffen, fo wären wir noch «nt ißarabiefe unb ich brauchte hier fein 
§©4 ju hauen. @o oft ich baran benfe, mujj ich feufoen unb werbe 
bö$ auf bie <5©a." 

Sa nahm bec ®raf bie atmen 2eufe mit auf fein ©chlofj unb 
gab ihnen (Effen unb Srtnfen fo gut al$ fle eö nur haben wollten. 
(Einmal gab er ihnen auch ein Sefl unb hatte atfeö mögliche für 
fle fochen unb auftragen laffen, barunter war auch eine »er# 
beefte ©Löffel, ©on bet fagte bet ©taf, bafj fle biefelbe ja nicht 
aufmachen foQten, fle bfirften fle b(of anfehen. Sann lief er fie 
allein in ihrem Simrner. — 3?un hätte bie Stau aber gar &u gern 
gewußt, wa$ ln ber ©erbeeften ©chüffel war, halb bachfe fle an 
bie$, halb an baä. (Enblich aber trieb fle bie SReugiet fo fehr, bafj 
fle nicht wiberflehen fonnte unb ben Sedet nur ein wenig aufhob. 
3(ber in bemfelben 91ugenblid fprang auch fchon eine 3Rau$ au$ 
bet ©chöffel, unb al$ bie Stau fle wieber fangen wollte, ba war 
fle (ängff in ihrem 2oche. 

211$ nachher bet ©taf fam unb fah, bafj bie 3Rau$ fort war, fo 
fprach et ju bem Sföanne: „3e§f beflage bich nicht mehr über bie 
<E©a! Seine Stau würbe e$ ebenfo gemacht haben!" Unb bann 
behielt er bie £eute nicht länger in feinem ©chloffe, unb fle rnufj# 
ten nun wieber im 8BaIbe burch £oljhauen fleh »hr 95rof ©er# 
bienen. 25ei febem £iebe, ben bet SJlann fe(}t tat, mufjfe er an ba$ 
gute 2eben auf bem ©chloffe unb an bie Sürwifeigfeit feinet 
5Beibe$ benfen unb fagte be$h«lb nicht mehr: „(St, fo beif !" 

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fonbett»: „©, fo gudl" Unb wenn er nicht aufgeb&rt bat ober 
geworben ifl, fo lamtfi bu tf>n wohl noch im ©albe batten unb 
flagen b&ten. 


Q3om 9 (ü<f(id>en 0d)u(tcr 

g war einmal ein ©cbufier, unb ber 
faf auf feinem ©reifufj unb jog luftig 
feinen ipecbbrabt unb pfiff unb fang 
ba&u. ©a fam ber $ert 3efu^ an 
feinem $aufe «orbel unb fab ben 
frbblitben SKann unb fefcte fl<b iu 
ibm bin unb fpracb: „Sott grfig 
Such, ©cbuftermetfier!" — „©cbbn 
©anl, $err ©anbergmann!" fpracb 
bet ©cbufier, benn er lannfe ben #errn3efug nicht. „3bt fc^eint 
mit ein recht glücflicber ©ann ju fein/ fuhr 3efu$ fort, unb 
ber ©cbufier enfgegnete: „©, wag foöfe mir auch fehlen? 
Seflern habe ich ein ißaar ©tlefel «erlauft unb oon bem Selbe 
neu Heber unb ftlfcb 95tof mitgebracbf, unb morgen finb bie © t ie# 
fei wleber fertig unb ba b«b’ i<b »lebet Serbienft; ifi bag fein 
glflcflicb Heben?" — ,,©o<b," antwortete 3efug, »aber b&tf 
einmal, ich mag beute noch fort oon hier unb bitte bocb gern 
etwag oon (Suter $anb gemalt; wollt 3 b* mir ben einen fertig 
gen ©cbub «erlaufen? 34> will (Such fo «iel bafür geben, bag3bt 
Heber für $wel unb ein halb ipaat laufen lönnf; feib 3b* bag ju> 
frieben?" — „3a, warum nicht?" fpracb ber ©cbufier, „ich bin 
Such «iel ©anl fcbulbig; aber wag wollt 3bc mit bem einen 
©cbub? 6g ifl ein gar wunberllcbet SinfaH «on Such." — ,,©ar# 
um lämmert Such nicht," entgegnete 3efug unb nahm ben 
©cbub unb gab bem ©cbufier bag Selb unb ging feineg ©egeg 
weiter. 

©rei ©ocben lam bet £ett 3efug begfelben ©egeg, um tu feben, 
wag ber ©cbufier mache; aber in bem ©cbufterbiugcben war eg 
fo (litte, fo fHUe, wie in einem SRiufelocbe. ©ag wunberte ben 




$ernt fefo unb et traf hinein unb fragte ben ©cbuflet, 
warum er nic^t mehr fange. „St," fpracb 5er ©cbuflet, „ich habe 
baS Selb 5a Hegen, waS mir Ü5rig 5Ue5 un5 waS ich bureb 5ic^ 
gewann, un5 febe nun, bajj meine Äinber feine ©ebube noch 
Strümpfe haben un5 ich möchte fle ihnen boeb fo gerne faufen; 
aber ich habe nicht genug, unb liegt baß Selb fo 5a, wie leicht 
fönnte eS mtr geflößten werben!" — „SBenn baß beine ganje 
Sorge ifl," fpracb 3efuö, „bann will ich bit febon helfen," unb 
gab bem ©cbufler Selb, um ©ebube unb©trömpfe für bie Äinber 
ju laufen, unb wflnfcbfe ibm einen guten Sag unb ging feines 
SBegeS weiter. 

SRacb btei 2Bocben fam bet £>etr abermals in bie Stäbe beS 
ScbufterbäuScbenS unb freute flcb febon, ben ©puffet nun recht 
luftig wieber fingen ju böten, aber barin betrog er flcb, benn eS 
war noch flißet in bem ^äuSlein als eotber. Srflaunf trat 3efuS 
hinein |« bem Spanne unb fragte, was benn nun noch fehle; er 
fange fa gar nicht mehr. „3a, baS banf’ bir bet ©ottfeibeiunS," 
fuhr ber ©cbuflet auf; „bein bummeS Selb h^ffeft bu nur be# 
halten fotten, baS hat mir nur SOtäufenefler in ben Sopf gefegt," 
unb bamif griff et unter baS Äopffiffen »on feinem ©eff unb 
nahm boS Selb unb warf eS bem £ettn 3*fuS twr bie güfje, 
unb 3ef«$ würbe böfe barübet unb ging weg. 

9lro anbern SRorgen buchte ber £>err, er müffe boeb einmal $u; 
fehen, ob bet ©cbuflet nun glücöicber wäre, unb flieg aus bem 
Fimmel nieber; aber er war gewifj noch fecbSmal fo hoch als ber 
böcbfle Äircbturm oon ber Srbe, ba hörte er ben ©cbuflet febon 
fingen unb fauebjen: „3ucbbei, Jucbbeifa, fuebhei!" ©a buchte bet 
£ett: „2lcb, waS wate eS fflr ein gutes £eben auf ber SBelt, wenn 
alle SRenfcben fo genögfam wären wie bet ©cbuflermeijlet!" 


1 ÜJtärdjen fett ffirlmm 


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2$on bem SBreifeffel 


ieben SKeüen hinter (Sulenpflngften 
lebten oor alter Seit ein SKanu unb 
eine grau, «gen unb tränten unb 
waren allezeit guter ©inge. ©et 
«Kann aber war ein Stößüer; nun 
täte, wag bie grau war. Unb fie 
batten eine einjige ©ocgter, wenn bie 
im ©ommet am 95acge faß unb ihre 
güßcgen fpütte, tarnen aüe gifege bet# 
bei unb fpnngen eor greuben au$ bem ©affer, fo fegön war fie. 
<5infl würbe eine teure Seif/ unb eg tarn nur wenig Äorn jur 
Sftügle; beölmlb gatten fte nlcgfS mebt ju elfen, ©a ging bie 
grau eineä Xageg bin, fcgüttelte aüe Giften unb Äaflen unb 
flopfte aüe ©äde au$, tat ba$ legte ©alj baran, foegte einen 
Stoggenbrei unb fagte: „Qieg wirb bie legte SKabljeif fein; wir 
fönnen un$ bann binlegen unb |terben." 211$ bet 95rei halb fertig 
war, fam bet S&ann in bie $ucge, nagm ben höljernen Löffel unb 
woüfe einmal fegmeden. ©ie grau verwehrte eg igm, unb al$ et 
©ewalt braunen woüte, nagm fie ben Äeffel auf ben Äopf unb 
lief batwn, baß ibt bie Staate um ben Uladen flogen; ber Sftann 
mit bem Stöffel in ber J?anb fegte hinter igr her, unb al$ bie 
©oegter ba$ jag, nahm fie ihre ©rhuge in bie i?anb unb lief hinter 
bem 23afer her. Unb fie tarnen in einen SBalb, ba eerlor ba$ 
SRäbcgen ben einen ©cgug, unb wägrenb fie ben fuegte, ohne ihn 
ftnben ju fönnen, eerfegwanben Später unb SKutter hinter ben 
Räumen; b« fegte fie fieg hinter einen 95ufcg unb tonnte wiegt 
megr weiter,fo mübe war fie, unb weinte unb wimmerte; unb al$ 
fie baran baegte, baß fie ihren einen ©cgug »ertöten gatte, weinte 
fie noeg üiel megr. ©en ©cgug aber gatte ber Saunfönig gefunben 
unb bie grau Saunfönidin wiegte igte gungen batin. 2Ü$ fie 
nun fo bafaß unb flagte, baß eg einen ©tein hätte erbarmen 
foüen, ba |lanb auf einmal eine alte grau bei igr, bie fagte : „2Ba$ 
fehlt bir, mein Äinb?" ©a$ SKabcgen antwortete: „ga, bie 5Kuf# 
ter nagm ba$ legte Sföegl unb foegte einen 95rci baoon, ba woüte 

98 



bet Watet fchmecfen, bie ©uffet wollte ei ater nicht fabelt; nun 
iff fle baeon gelaufen mit bem KefTel auf bem Kopf, unb bet 
Sätet läuft feintet tf)t bet, mit bem Söffet in bet $anb; unb als 
ich ihnen nachlief, ba öetlot ich beneinen ©chub, unb wie ich ben 
fuchte, oerfchwanben Sätet unb SRutfet hinter ben Räumen, ©aS 
foH ich nun anfangen? fyätte ich nut ben Schuf»!" — „£i et ba(l 
bu einen anbern," fagte bie grau, gtiff in bie ©afcbe, holte einen 
fnnfelnagelneuen heraus unb fegte bin&u: „9lun fei ruhig unb 
tu, was ich bit fage, fo witb atleö gut ! ©eh noch ein wenig tiefet 
in ben ©alb, ba fommff bn an ein gtofeS £auS, baS tfl ein 
KönigSfcblof, ba gef) hinein; unb wenn fle bit bann eiele bleibet 
potlegen, feibene, baumwollene unb leinene, unb bit fagen, bu 
follff bit baoon eins wählen, fo fucfje bit baS fc^önffe feibene aus, 
nnb wenn fle bieg fragen, warum bu bit baS wäbljl, fo antworte : 
3# bin in ©eibe erlogen." ©aS SKabchen bebanfte fleh unb ging 
nnb fam halb an baS ©chlofj, unb als fle fjineinfam, unb igt 
bie eielen Kleiber eorgelegt wutben, feibene, baumwollene unb 
leinene, fuchte fle fleh baS fchönjle feibene auS. ©a fragte fle bet 
König: „©aturn wäf)l(l bu bit benn gleich ein feibeneS?" ©ie 
antwortete: „3# hin in ©eibe erlogen." Eigentlich watflejabet 
in Beinen erlogen. Slun hatte bet König einen Ißrin&en, bet war 
jwölf 3abre «ti unb follte hdtaten, unb als bie SRütlerSfochtet 
in bem feibenen Kleibe bereinfam, lief eö ihm f>cig burchS £etj, 
unb et fagte: „Bieber Safer, wenn ich hoch nun einmal mit @e* 
walt heiraten foß, fo gebt mit bie; eine anbere nehme ich »un unb 
nimmermehr!" ©eS waren alle froh, unb bie £ochjeit wutbe an# 
gefegt. Eines ©ageS jlanb bie »raut oben im ©aale am genfler 
unb befah fich bie ©egenb, unb als fle eben noch hiuuntetfah, 
flehe, ba lief ihre ©uffet »otbei mit bem Keffel auf bem Kopf, 
baf ihr bie Staate um ben Dlacfen flogen, unb hinter ihr her lief 
bet Safer mit bem grofjen hölzernen Böjfel in bet ijanb; ba 
tonnte fle es nicht laffen, fle muffe lauf auflachen. ©aS hörte bet 
iprinj im fRebenjimmer unb fam herein unb fagte: „©cgägchen, 
was lachfl bu?" ©ie wollte bie ©efchichfe eon ihren Elfem nicht 
gerne etilen unb antwortete: „3ch lache batfibet, bafj wir in 
biefem fleinen ©chloffe §ochjeit halten follen; benn wo wollen 

»• 99 


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hier Me Melen unterfommen?" ©a eerfe&te bet «Prins : 
btt benn ein gtöfereg?" ©ie antwortete: „3a, eiet gröfer;" 
fle batte abet eigentlich gar fein ©chlof. „gl," fagte bet sprinj, 
„fo laf ung bie ^ochjeit noch acht Jage auffchieben! ©ir bejtellen 
bann alle auf bein ©chlof, fahren auch bahin unb feietn 
botf bie £och&eif." ©amif ging er weg, «m eg bem SSafer ju 
fagen; fle abet flieg in ben ^of hinab unb toat ttaurig, benn wo 
foQte bag grofe ©chlof herfommen? Unb alg fle bafaf unb 
weinte, ba wat auf einmal bie alte grau bei ihr unb fagte : „ffiag 
fehlt bir?" — „3ch flanb gerabe oben im ©aale am genfer unb 
befah mit bie ©egenb, unb flehe, ba liefen meine Sltern unten 
eotbei, unb ba muffe ich laut auflachen. ©ag hörte mein Sräuti# 
gam im SRebenjimmet, unb alg et fam unb (Ich fragte, wat# 
um ich gelacht habe, wanbfe ich oot, eg fei wegen btefeg Reinen 
©chloffeg geschehen; ich h^tfe ein Mel gröfereg. SRun foll bott bie 
$ocb$eit gefeiert werben, unb ich habe hoch gat fein ©chlof — 
,,©ag hafl bu hoch !" erwibette bie 3Ute; „fei nut ruhig unb fahre 
gefroft mit ihm hi»/ unb wenn ihr ein bifchen gefahren feib, 
fpringt ein weifet $ubel aug bem ©ebüfch, ben bu allein fehen 
fannfl ; wo et hinläuff, ba laf hinfahten." ©amit oerfchwanb bie 
alte grau, unb bag SRäbchen ging wieber in ben ©aal. 3Jlg bie 
acht Sage um waren, unb bie ©äffe jur £ochjeit famen, fuhren 
fle über bie Srücfe in ben ©alb, unb halb fprang ein weifet 
ipubel aug bem ©ebüfch, ben bag SRäbchen allein fehen fonnfe, 
unb wo bet hinlief, lief fle ihren ©agen fahren unb bie anberen 
©agen famen alle hinterbrein. 5llg fle eine Seitlang unterwegg 
waren unb eg ben ©äffen allgemach ju lange bauet fe, fragten 
fle: „®inb wir noch nicht halb ba?" ©ie antwortete: „©ogieich," 
unb in bemfelben Slugenblicf flanb ber $ubel flill unb oerfchwanb 
in bem ©ebüfch, unb wo et »erfchwunben war, flanb plö^tich ein 
grofeg ©chlof mit hohen ©firmen unb hellen genffern, unb 
luftig btängte fleh ber Stauch aug allen ©chornfteinen. ,,©ag ijl 
mein ©chlof," fagte bie Sraut, unb alle fliegen aug unb gingen 
hinein. Unb flehe, bie ©ifche waren gebeeft, bie Setten gemacht, 
unb bie Sebienten liefen ein unb aug. ©a hielten fle ein halbeg 
gabt Jjochjeif. Unb am lefcten Sage, alg fle fchon eingepaeft hat# 

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fett, um wiebet nach bem alten Schloß ju fahren unb eben jum 
lebtenmal bei Sifcbe fafen, ba plöfsltcb tannte etwa$ gegen bie 
Z&t, baf ffe ftacbenb auffptang. „Stau Königin! SrauÄönigin!" 
tief eine Stau, bie mit einem Äefiel auf bem Äopfe bereinfiürjte, 
„Stau Äönigin, fcbü&e mich; mein SÜiann will mich fragen!" 
Unb bet (Kann fam beteingefiürjf mit einem b&ljernen £öffel 
nnb wat ganj wfifenb unb wollte bie Sw« fragen; al$ et aber 
bie hoben 0äfie fab, lief et e$ bleiben. „£>aß (inb meine lieben 
©fernl" fagfe bie Junge Königin, unb bet Junge Äönfg freute 
ficb nnb bet alte auch, benn fie bitten bie feböne Stau übet bie 
SRafjen lieb; unb al$ biefe ibte ganje Sefcbicbfe etjÄblf batte, 
muffen bie ©ebienfen ben gtbfeten bbljernen £6jfel nehmen 
nnb Jebem bet ©äfie einen Söffel eoQ eon bem ©tei, bem äße ibt 
@lücf oetbanffen, auf ben Seiler geben, nnb alle afen baoon nnb 
lobten ibn; bet SRütler unb bie SföfiUertn abet befamen fo eiet 
SBein nnb ©taten, wie fTe nnt eflfen tonnten, unb ba$ war febt 
eiel, benn fie batten ficb ungemein hungrig gelaufen. 


QSon ben acf)t$efjn 0ofbaten 


(bfjebn ©olbaten, ndmlicb ein Selb# 
webel, ein Sergeant, ein Äorporal, 
ein Tambour unb eierjebn Sememe 
waten jufammen auf einet einfamen 
y<| ©acht. 

©eil nun bet SDienfl febt ba« unb 
ba$ Sraftamenf fehlest war, fo tat 
ficb bie ganje ©aebtmannfebaft ju# 
fammen unb befcblof, ju befetfieten; 
nur bet Selbwebel, bet ein öltet ©olbat wat unb jwei Selb# 
jüge mitgemaebt batte, wollte nichts eon bet ©acbe wiffen. 
®a et’S nicht anberS wollte, fo banben fie ihm $anbe unb Süfe 
jufammen, auf baf et nicht ln ©erantwortung unb ©träfe fäme, 
legten ihn untet bie iptitfcbe unb gingen alle fiebjebn mit ©act 
unb ipaef baeon. ©te waten abet faum ein paat bunbett Stritt 

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weit gegangen, fo fiel Pem Storporal ein, Pafj et feine pfeife auf 
Pem ©ifcb ^a«e liegen lajfen, unP et ging jurüd, um f!e &u holen. 
Unterteilen baffe fic^ Per gelPwebel unter Per iJJritfcbe Pie Sache 
noch einmal überlegt, unP »eil er Pachte, er fönnte Poch öleHeicbt 
in barte ©träfe fommen, fo warb er anPern ©inneS unP reute eS 
ihn, Pag er nicht mifgegangen war. 211S nun Per Äorporal toiePer 
beteintrat, fpracb er: ,,95inP’ mich loS, StameraP, eS liegt ficb un# 
ter Per «ptitfc^e noch f<bl echter, alSobenbatauf;" unP als et loS 
war, fcblof et Pie SBacbtfiube ju, flerfte Pen ©cblüffel ein unP 
Pefertierte mit. 

eine feböne Seit waren fie jufammen umbergesogen, — PaS 
©elP war alle, aber Per junger unP ©utff noch nicht unP fie 
Pachten mittags jutoeilen an Pen groben gleifcbfeffel in Per Äa# 
ferne, — Pa tarnen fle einmal an ein einfameS ÖBolPwirtSbauS. 
©ie gingen hinein. Per gelPtoebel flapperfe mit Pem ©cblüffel 
unP ein paar ©amafebenfnöpfen im ©ad, unP fie lieben fleh ein# 
febenfen unP auffragen, waS in Per Stücbe unP im Äeßer war. 
SllS eS Panacb ans ©ejablen ging, griff Per gelPtoebel in Pen 
©ad, als wenn er ein paar »on feinen Ätonenfalern wollte 
fptingen laffen, aber „PaS fann nicht fein, $ert gelPwebel!" rief 
Per ©ergeanf, „an mir ifi PaS SBejablen!" unP griff Pabei in 
feinen #ofenfad; Per gelPwebel aber ging einflweilen hinaus, 
„galtet ein, £ert ©ergeant !" rief fegt Per Äorporal, „wollt 3b* 
immer Pie Seche bejahen?" ©abei fuhr er eilig in Pie ©afebe, Per 
Sergeant aber ging einfiweilen hinaus, ©a fpracb bet ©ambour: 
„Ülu mir ifi heute bie 3ieihe, folt ich mich immer eonSucb füttern 
laffen?" — unP Per Äorporal folgte Pen anPern. 58on Pem ©am# 
bour wollte ficb über Per ülfefie ©emeine nicht lumpen laffen unP 
fo immer fort feiner oon Pem anPern, bis herunter &u Pem jüng# 
fien ©olPafen, Per noch ein Siefrut war. ©er aber fpracb, er 
wollte Pie anPern noch einmal alle heteinrufen, Pamif man genau 
naebreebnen fönnte, was jePet gegeffen unP getrunfen — fort 
war et unP lief Pen anPern fiebjehn nach. 

©et 2Birt hätte febwarj unP blau eot SÜrget werben mögen, als 
er ficb fo geprellt fab; Poch weil er ein böfer, heimtüdifeber SKann 
war, machte er PaS ^enflet auf unP rief feinen ©äfien mit 

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freunblichet Stimme nach: ,,©aS lauft ihr fo, ihr Tratten 
Söurfchen? Äommt zurfid, euer ©pah gefällt mit fo wohl, Pag 
ich euch noch eine 3^tung mit auf t>en ©eg geben will!" — 
911S fle nun wieberfamen, gab er noch einem {eben einen halben 
©ulben, unb fle foOfen boch ben ©eg rechtet $anb einfchlagen 
unb bann baS zweite ipfäbchen ItnfS gehen, fo mürben fle an einen 
SBerg mit einer offenen £üt fommen; wenn fle bahineingingen, 
fo möchten fle glüdltch »erben für all ihr Sebfag! 

SDaS leuchtete ben ©olbafen ein, fle banften für ble Sehrung unb 
ben guten 9taf, besprachen auch, nicht »ieberzufommen unb 
machten fleh fporoflteichS auf ben ©eg nach bem 93erge; ber ©irf 
aber freute fleh, bah ih™ fein fchllmmet 2lnfchlag fo »ohlgelun# 
gen war, benn in ben 35erg hinein war fchon gar mancher ge# 
gangen, aber feinet »ieber heraus. 

£>le achtjehn gingen ben ©eg rechter £anb unb an bem grofjen 
SSaum baS zweite ipfäbchen linfS unb bann burch bie offne £fit 
in ben Sberg hinein. Sabtinnen war eS ganz hell/ »ie braufjen 
auch, nnb eine fchöne breite ©träfe führte immer »eitet hinein. 
SDa fle ein gutes ©tfief batauf fortmarfchiert waren, famen fle 
bot eine aufgezogene Sugbrüde; bie lieh Ä<h «ber bon felber bot 
ihnen herab, bah fle barübergehen fonnten. 3lun waten fle in 
einem groben £of. ©ie wanbetfen »ieber eine Seitlang weiter, 
bann famen fle an eine zweite Sugbrüde, bie fleh nieberlieh »ie 
bie etfle unb übet welche fle in einen anbern £of gelangten, eben# 
fo ging eS noch einmal über eine brlffe SSrüde unb in einen brif# 
ten$of— baflanb aber mitten barinein »unberfchöneS Schloff. 
„SRangierf euch!" fommanbierte ber gelbwebel, lieh bie SOiann# 
fchaft in 9leih unb ©lieb hetanfteten unb bie Unteroffiziere auf 
bie fflügel; „©efehwinbfehritt €D?arfch !" hief rS bann, bet £am# 
bout fchlug ein, unb bie achtzehn marschierten zum ©chlohtor 
hinein, unb als fle barinnen waren, erflärfen fle baS ©chloh für 
erobert, ©ie hatten freilich 9 «t erobern, benn eS war ringsum 
nichts SebenbigeS zu fehen unb zu hören; wohl aber fanben fle 
einen groben ©aal, wo für achtzehn SÖlann gebedt unb aufge# 
tragen war, »aS ihnen gar wohl gefiel. Sieben bem ©aale waren 
achtzehn fchöne ©chlaffämmerchen, eines wie baS anbere, ein 



febeS mit einem prächtigen feibenen 95eft, unb baS gefiel ihnen 
auch. 

Üiun fegten fle fich ohne weiteres ju Sifcf, bamif eS nicht lalt 
werten foöte, unt> letten hoch in gteuben bis in Me Stacht hinein, 
Dann ftochen fte in bie weichen feibenen betten unb fchliefen wie 
Me ©rafen. ©et gelbwebel war bet erfie, bet beS anbern Borgens 
wleber aufwachte, @r wollte fleh anjiehen unb ben Sambout 
weden, bah er SKeoeiüe fchlüge, buch feine SRonfur war fort unb 
nirgenbS mehr 1 « fehen. ©r hing fleh baS S&etfuch um unb rief 
feine Äameraben — ba famen fie auch heraus, einet nach beut 
anbern, aber einer wie ber anbere im S&etfuch gleich bem gelb# 
webel, benn ihre Sleibet waren auch oerfchwunben, als wären 
fle niemals bagewefen. 311S fie fich iw ©aale umfehaufen, fahen 
fie mitten auf bem Sifch jwei grofe Stiften jiehen; fie machten 
beu ©edel auf, ba fanben fie in bem einen Saften eine gelb# 
webelSraonfur, eine Sergeanten#, eine SorporalS# unb eine 
£amboutS#SJlontur unb oierjehn Sfüd gemeine ©olbafen# 
^Konturen. aiUeS war funfelnagelneu, als wenn eS eben com 
Schneiber fäme, unb paffte wie angegoffen. — 

3n ber anberen Stifte waten fiebenjehn prächtige neue ©ewehre, 
Säbel unb fpatrontafchen unb eine nagelneue Srommel für 
ben Sambout! ©aS war eine ^errlichfeitl 
2HS bie erfie greube oorüber war, fagfe ber gelbwebel, weil 
fie fegt wieber baS aittfegen eon otbenflichen Solbaten hätten, 
fo wollten fie auch ihren ©ienfi tun wie eS fich gehöre. 

©arauf führte et einen Seil bet SJiannfchaft in bie SBachtflube 
am Schlofjfot, feilte fie |um Schilbwachffiehen in brei 3ium# 
mern ab, unb eon nun an muffen fie orbentlich auf Sofien 
ziehen unb alle jwei Stunben ablöfen, wie eS fidh gehörte. 
ailS fie eS fchon eine Seiflang fo getrieben hatten, ba fam eines 
SageS eine prächtige fechSfpännige Sutfche angefahren unb hielt 
cor bem Schlofftor. ©in SSebienter in einem golbnen Stod 
machte ben Schlag auf unb eine wunberfchöne ©ame flieg 
heraus. Sie lief fleh oon ber Schilbwache ben gelbwebel heraus# 
rufen, ging mit ihm hinauf in feine Schlaffammet unb fprach 
&n ihm: „2fch bin eine oetwünfehfe ^rinjeffln, bu aber foQfi 

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mich ertöfen unb mein ®r<Sutlgam fei». 23on morgen an wirb 
}ebe» £«9 eine anbete ^rinjeffln fommen, bie erfle jum ©er# 
geanten, bie s»eite jurn Äorporal unb fo immer fort, big ein 
lebet non euch bie (einige gefeben nnb mit ihr gesprochen bat. 
2 ßfo mug ei gegeben, bamit ihr un$ etlöfen fönnt." 

©a$ unb noch anbeteä rebete fle mit bem gelb»ebel, ebe fle 
eon bannen fuhr; unb wie fle gefagt, fo fam ei. 

©te itoeite iptinjeg fam beä anberen ©age$, ging mit bem ©er# 
geanfen hinauf in bie Kammer unb berebete flcb aßba mit ihm, 
unb fo ging ei immer weitet, {eben ©ag fam eine anbere unb 
eine immer noch fcb&uet al$ bie anbere. ©em jöngflen ©ol# 
baten blieb aber bie (einige gar &u lange aug, unb toeü er bacbte, 
»et »eig, »an» bie SKeibe an mich fommt, fo entfcblog er flcb 
fürs unb befertierte. 

211$ er aber »iebet an bie erfle 95rüde fam, fo flanb ba bet 
©eufei unb frag ibn: ,,©obinau3?" — „2iu$ bem 95erg bin* 
auöi" fpracb ber ©olbat, ba fagte ibn bet ©eufei unb brebte 
ibm ba$ @enid ab. 

Stlg bie anberen ©olbaten ihren Äaraeraben eermigten, (Riefte 
bet gelbaebel eine «Patrouille au$, um ihn su fuebe». 85alb 
fanben fle ib» benn auch tot am SSoben liegen; er batte feine 
alten $etriffenen£leibet »iebet an, bie er mifgebracbf,unb regte 
fei» ©lieb mehr. Slber noch beäfelbigen ©age$ fam bie ältejle 
fprinseffltt »iebet gefahren, ging mit ihrem gelbwebel hinauf 
unb fpracb l« ihm: ,,©ag euer Äamerab befertiert ifl, bai b«t 
bie gan&e Srlbfung oerborben; entweber mögt ihr | egt »lebet 
einen acbt&ebnten SDlann berbetfebaffen, bag aUei oon neuem 
beginnen fann, ober ihr feib bei ©obe$ äße ßebenjebn." ©o 
fpracb fle unb fuhr »iebet »eg. Sinn berief ber gelbtoebel bie 
ganje 9Rannfcbaff ju flcb, b^lf einen Olaf mit ihnen, »a$ fle 
tun foßten, unb fle »urben einig, bag ber Korporal mit $»ei 
©emeinen auf ©erbung autfjieben müffe nach bem achtzehnten 
«Kann. $11$ nun bie brei an bie erfle 95rßcfe famen, flanb bet 
©eufei baeor unb frug: ,,©obinau$?" — „$luf ©erbung," 
fpracb ber Äorporal. „«pafflecf !" rief ber ©eufei unb lieg fle bin# 
aui. ©o gelangten jle ungebinbert über bie brei SBröcfen bt$ 

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eor ben 95 erg, gingen biefelben ©ege, Me fle frönet getgefommen 
waten, wieget jurßd, unb fanben aucg baib baS ©albwirtSgäuS* 
lein eon bamalS wieber. ©ie fegten fiel? an ben ©ifeg $u bem ©itf, 
bet fie in ben 95erg gineingefegidt gatte; weil fle aber fo fanbet 
unb orbentlicg auSfagen, erfannfe et fie niegf megr unb fie taten 
al$ ob fie ign an<g niegf fennten. (SS bauette niegf lange, fo fant 
ein atmet $anbwerfSburfeg getein, fegte fieg ganj trautig an 
einen anbeten £ifcg unb lief fieg ein ©ffid froden 95tot geben 
unb ein <8laS ©affet baju. ©a tiefen ign bie btei ©Ölhafen ju 
fieg, gaben igm ©ein &u ttinfen unb 95taten ju effen. ©a et nun 
fatf wat unb gnfet ©inge wutbe, fragten fie ign: ob et niegf 
föt ein gutes $anbgelb fieg wolle anwetben laffen? ©aS gefiel 
bem £anbwerfSburfegen fcglecgt, beSgalb antwotfefe et im Spott, 
wenn fie igm gunbett ©ulben ^anbgelb geben wollten, fo w5t’ 
et’S juftieben. ©et Äotporal abet, bet fieg aus bet ©egagfam* 
met beS eerwßnfcgfen ©egloffeS einen ganjen ©orniflet eoH 
(Selb mifgebtaegf gatte, jäglfe igm auf bet ©teile jweigunbetf 
©ufafen auf ben ©ifeg unb bie ©aege wat abgemaegt. ©ie maeg# 
fen fieg nun auf ben Heimweg, bet ©eufel lieg fie ungeginbett 
einpaffieren unb im ©eglog gab eS eine gtoge greube, als fie 
mit bem SKeftuten anfamen. 

911S fie abet aus bem ©ittSgauS weg waren, fptaeg jum ©irf 
bie ©itfin: ,,©u bleibfi boeg ein (Sfel all bein Sebfag, fonfi gäf* 
fefi bu gemerft, bag bet Äorpotal unb bie jwei ©olbaten fegon 
einmal bei unS waten, untet ben aegfjegn lumpigen Kerlen, 
bie bieg fo fegmSglieg angeffigtf gaben. Unb jum 2ogn baföt 
gafi bu fie gtßdlieg gemaegt fßr all bein Sebfag!" ©ie fie baS 
meine? fragte bet ©irf. „Gü, bu Üiarr," fpraegfie, „gaflbubenn 
baS oiele @olb niegf gefegen? ©aS gaben fie nitgenbS anbetS 
gegolf, als in bem 93erg, in ben bu fie gefegidf gafi, bag fie niegf 
wiebetfommen feilten. 3egf abet will icg aueg feine 95effletin 
megt bleiben. 2luf bet ©teile paefjf bu ben ©ad ba auf unb 
fommfi mit niegf wieber, ogne bag et ootl ©ufaten ijt!" 
Stttteben galf bem ©irf niegf, et mugfe ogne Saubern ginauS 
in ben ©alb, ben ©eg teegtet £anb, baS j weife «Pfäbegen linfS 
unb ginein in ben eetjaubetten 93erg. ©et abet an bet etfie» 

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Sötöcfe fianb, war nfemanb anbereg aig bet ©eufel, bet ftug 
ihn: „SSBohtnaug mit beinern ©aef?" — „Selb holen für meine 
grau!" fptac^ bet SGBict; ba etwifchte ihn bet ©eufel am Äamb 
fol unb brach ihm bag ©enief ab. ©ag hatte et nun baoon. ©ie 
SEBitfin baheim fonnte ei aber nicht aughalfen oot Erwartung 
unb Ungebutb nach bem fernen ©elb; fie buchte, ei möchte ihm 
Zu fcfjwet wetben unterwegg, fie fönnte ihm ja entgegenlaufen 
unb ei ihm abnehmen. ©ie farn big oot ben 93erg unb wattefe 
etfi noch eine Seiflang oot bet ©ör; boeb aig bet 5Birt immet noch 
nicht erfchien, bac^fe fie: er bat zu febtoet gefaben unb fann ei 
nicht allein auf bie aitfjfel beben, bu wißfi hineingehen unb ibm 
helfen! 2llfo ging fie hinein unb farn ju bet etjien SBröcfe, too 
bet ©eufel fianb unb auf fie to artete. „SBohinaug, liebe Stau?" 
ftug er. „Sn meinem SDiattn!"— ,,©a fann ©ie hinfommen, 
liebe grau," fpracb bet ©eufel, griff fie bei ben paaren, btebte 
ibt ben £aig ab unb warf fie hinab ju ibtem SJlanne. 3efct waren 
fie beifammen. — 

©en achtzehn ©olbafen ging eg beffet. ©a bie Sabl bureb ben 
Diefruten ooH geworben wat, fo famen bie iptinjeffinnen wie* 
bet ungefähren, immet eine nach bet anbetn, jebe zu ihrem Sieb* 
fien, unb alte, big zum achtzehnten, hielten ei biegmal richtig 
aug. 90* bie lefsfe ^tinjeffin bagetoefen toat, ba famen fie beg 
anbeten Slbenbg alle achtzehn auf einmal, bie sflltefie abet 
fpracb: „£eufe nacht mögt ihr bte Stlbfung zu Snbe bringen; 
eine febe oon ung legt fich zn ifjtem SBräuftgam, abet ruhig 
unb jiitte mug ein febet bei feinet iptinzeffin liegen unb feinet 
teben ober fich röhren, big ei Die oeitle fchlägt." ©o gefchah’g. 
©ie legten fich alte feebgunbbreigig jufammen unb aße hielten 
tapfer aug, nur bet ©ambour hätte beinahe aßeg oetbotben. 
©enn gegen SKotgen fiel ei ihm plö&licb btöhheig ein: boßa! 
wer fann benn bie Dieoeiße fchlagen, wenn ich bei bet iptinzeffin 
liege? 9ltg et getabe hetaugfptingen woßfe, ba begann ei auf 
einmal Dieoeiße z« fchlagen, abet wag föt eine Dieoeiße! ©o 
hatte bet ©ambout noch feine gehört! <Si wat getabe aig ob 
Zehnmalhunbettfaufenb ©amboute im ©chloghof fiönben unb 
fchlögen! 3e§t wat aßeg Siebeg unb ©ufeg. ©ie älteffe iptin* 

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jeffln BlieB mit Bern gelBweBel ln Bern erlagen ©Stoffe »o Bnen, 
Ble anBern faxten mit IBren SRännetn fort, Bie einen Ba&in, 
Ble anBecn BottBin, wo eine }eBe iBr ÄönigreitB Butte, £>te 
©rüde war fe^t gut ju pafgeren, Benn Bet Jeufel Batte nnn 
anBete ©acBen ju tun, uld Bort ScBilBwacBf tu flehen. 


£)te fcf)öne St6nic$tod)ter im ©arten 

Ine atme grau Butte Btel ©ö^ne 
unB {einen 3J?ann, unB aucB nicijtd 
ju effen, unB Bad tat iBt fo »eB, fo 
tocB, Bag fle meinte, Bad #etj Im 
£eiBe mügte IBt serfpringen eotlau# 
ter Rammet unB 9iof, unB fle fefcfe 
gcB Bl» n»B meinte Bittere Jrdnen. 
2lld Bie Btel ©5Bne Bad faBen, tat 
ed iBnen leiB, unB Bet ältege fpracB 

geef mp’ne Äoed, 
iapp mp mpn S5toed, 

3f jal ult teilen gaen. 

Sa gaB IBm Bie Butter einen ÄucBen unB gldte IBm feine $ofe, 
unB et ging toeg unB (am in einen grogen ©alB; unB Batin 
ging et immer »eitet unB »eitet, Bid ed godBunfel geworBen 
»at. ©a fleffette et auf einen BoBe» ®aum unB faB, »ie »on 
fetn ein gan$ fleined SicBtlein fcBimmette, auf Bad £tcBflein 
ging et &u unB »anBette Bie ganje 9lacf)f; unB ald ed borgen 
geworBen »at, Ba ganB et eot einem »unBetfcBönen ©cBloge, 
Bad glfinite ald »enn ed oon lautet ©tamanten gewefen »dte. 
©eil Bad Jot nun offen ganB, ging et Binein unB {am in einen 
©arten; aBer Bet war fo fcBön, oB, fo fcBBn, »ie nocB fein ©enfcB 
in Bet ganzen ©elf einen gefeBen Butte, ©o et nur BinfcBaute, 
Ba ganBen SBlumen unB 955ume mit SÜpfeln unB ©itnen unB 
golBnen Slöjfen, unB et Butte fo groge greuBe Baran, Bag et 
immer »eitet Barin fortging, Bid et an Bad SnBe tarn; Ba faB 

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et eine SönlgSfochfer fl&en, bie wat öon fo gtofet Schönheit, 
bafj et im erlien iitugcnbücf glaubte, e3 wäre du (Snglein au3 
bem Fimmel. <St &og f>6flic^ fdu Säpplein unb fptach: „Soff 
grüf Such, fchöne Jungfrau!" — „Schön ©aut", antwortete 
bie Sönig3tochter. „2lber fagc mit nu« auch, wa3 bit am beflen 
gefällt ln meinem ©arten." ©atauf antwortete bet Sttltejle: 
„2lch, fchöne Jungfrau, ba3 flnb ble lieben SÖlfimelein." — „gl 
bu bummer Sölpel," fptach bie Sönig3tochfer, „weift btt nichts 
©chönere3, bann marfcp fort mit bir in ben Seiler!" unb mit 
bem nahm fle ihn beim Stagen unb fe&te iljn in ben Seiler. — 
2113 bet 2 Utejle nun nicht wiebetfehtte, ba fptaep bet jwelte &u 
feinet SRuftet: 

Sföoer, geef mp’ne Soecf, 

£app mp mpn ©roeef, 

2ff jal ult reijen gaen. 

©a gab Ihm bieSRutfer einen Suchen unb lappte ihm feine £ofe, 
unb et &og fort, immer weifet bi3 in ben großen SEBalb unb enb* 
lieh auch &i$ «n ba3 ©chlof ; ba ging er hinein unb tunbhetum 
in bem ©arten, bi3 et an bie Haube fam, wo bte fchöne Sönig3* 
fochtet fafj. „©off gtüf Such, fchöne Sungftau," fptach et. 
„©chön ©auf," antwortete bie Sönig3tochfet. „2lbet fage mit 
nun auch, wa3 bit in meinem ©atfen am beffen gefällt." ©ar* 
auf antwortete ber 3 weife: „Sich, fcf>önffe Jungfrau, ba3 ftnb 
bie toten $pfel unb bie gelben 25itnen unb bie golbenen 3lfifie." 
„<5l, bu bummer £ölpel", fptach ba bie Sönig3fochfer, „weift 
bu nichts 23ef[ere3, bann marfcp fort mit bit in ben Seilet." 
Unb fle faßte ihn am Stagen unb fegte ihn in ben Seilet. 

2113 bet Steife nun auch nicht jurudtehtfe, ba befcplof bet 
Süngjle, fein ©lücf auch einmal ju öerfuepen, unb et fptach 1 » 
feinet SRuttet: 

3Roer, geef mp’ne Soecf, 

Happ mp mpn SBtoecf, 

3f jal uit reijen gaen. 

©a gab ihm ble SRuttet einen Suchen unb lappte feine $ofe, unb 
et iog au3 unb fam gleichfalls in ben UBalb unb an ba3 fchöne 


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SMamaRtenfcblofi . 6r eertounberfe flcb übet bie SRafjen ob bet 
fcbbncn SBlßmelein unb bet lacbenben gtflcbfe, befam auch ttjofjl 
£uji, einmal baeon ju foffeR, boeb bejtoang et flcb RRb ging 
immer fort, bi$ et eon fern bie ÄöRtg^foc^ter erblidte. „Sftein," 
fptacb et b« ju flcb felbfi, „ein fo bilbfcbönetf Sföäbcben b«be icb 
boeb iR meiRem gansen £eben noch Riebt gefebe»," RRb et sog 
feiR Ääppletn RRb trat ibt Rdbet RRb grüfjte fie b&flicb : ,,@o tf 
gröfj 6ucb, febbne SuRgfcau!"— „©cb&n £>anf," enfgegnete bie 
Äbnigätocbfet; „aber fege mit boeb, toa$ bit iR meiRem ©arten 
am befien gefällt. — „Sieb baß feib 3bt, febbne SuRgftau, beRR 
RebeR 6ucb fiebt maR feiRe SBlömelein URb feine #pfel RRb 
ntytß," fptacb bet 3ÜRg|ie fcbnell. £)a fiel bie Äöniggfocbtet 
ibm am beR fyalß «Rb fptacb: „£>u bifi meiR URb icb biR beia 
URb bu bifl meiR liebet «Kann," RRb fie führte ibR iR baß ©cblofi 
URb am aRbetR Sage tourbe bie febbne Äbnigätocbtet feiRe grau, 
URb fie lebten sufrieben uub glüdlicb mifeinanbec. 


£)a$ $int> mit bem gofoenen Gipfel 

a toat einmal eine SBäuerin, bie 
baffe einen ©obn namentf Sföicbel; 
bet toat nie weitet alß oom Sifcb bi$ 
an ben Äacbelofen gefommen. Unb 
ba baebte fie enblicb, bu mufft ibn 
boeb einmal in bie ©eit febiden, 
fptacb habet ju ibm: „@eb, ©icbel, 
hinaus an ben Seich, unb bol’ ©af* 
fet."— „3atoobl," fagt SRicbel, „aber 
too iji benn bet Seicb?" — „©enn bu aus bet £au$tfic triftfi, 
bann mufj t bu ben ©teig im ©arten getabe hinunter gebe», 
bann wirft bu ibn jut £infen finben." — Cfticbel machte ficb 
auf ben ©eg, fanb auch wirtlich Qaußtüt, ©arten unb ©feig 
unb fam an ben Seicb; toie et ba ben Simet tytaußikfyt, fpringt 
ein gtofet £ec bt fyttanß, bet bittet ibn, et möge ibn boeb toiebec 
in$ ©affet werfen, et wolle eß ibm toobl eetgelten. ,,#ab’ icb 

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bich benn Reifen hetauSfpringen?" fugt (Ktchel; „fo fprlnge bn 
auch »Über hinein!" Slber bet $echt hat gar jö fegt «ob eer* 
fpraeg (Kicgeltt enblich, alles wag er wünfege, folle gelegen, 
nur fotle er ign toiebet inS ©affet werfen, ©a tat et’S benn, 
nagm feinen Sinter unb ging wieber nach #aufe. 

9hm gatte er aber, als er braußen am ©eich war, btüben in ber 
gerne ein £auS gefegen, baS gt5njfe prächtig wie lauter ©otb unb 
Silber; barum fragte er feine (Kutter: „«Kutter, waS ifl baS 
btüben für ein i?auS, baS man am ©eich flegt ?" — Sprach bie 
(Kutter: ,,©aS ifl beS ÄönigS £auS, ba wohnt et mit ber frönen 
(printeffln brin." ©ie (Kiesel baS gört, benft et : geh will boeg mal 
eerfuegen, ob bet $ecgf wahr gefptochen hat; ich möchte, baß bie 
(Printeffln noch cor Slbenb einen fleinen jungen friegt. 211S nun 
ber 3lbenb fam, fo hatte bie ÄönigStocgter einen fleinen jungen, 
mit einem golbnen Slpfel in bet £anb, unb wußte felbet nicht, 
warum unb woher, ©a fam ihr Sätet, bet Äönig, in einen 
großen 3orn, lieg aüe weifen (Kännet auS bem ganzen Sanb 
tufammenfommen unb befahl ihnen, gerauStubringen, wer beS 
SinbeS Safer wüte. Sie riefen lange hin unb her unb feiner wugte 
waS. ©a lieg eine alte 3ldeunetmuffer, bie auf ben ©ob ge# 
fangen fag, bem Könige fagen, wenn et ihr baS Sehen fchenfen 
wolle unb fo tiel ©elb, bag fte eon nun an fleh ehrlich ernähren 
fönne, fo wolle fle bie Sache tu einem guten Snbe bringen, ©a 
warb fle alSbalb loSgelaffen unb befam baS ©elb. Ob fle hernach 
nicht mehr geflöhten hat, weig ich nicht tu fagen, aber ihr Kat 
war ber: man folle baS Sinb mitten im Saal auf einen ©ifch 
fegen unb alle (ebige (Kannfchaff auS bem ganten Sanbe 
auf$ Schloß fommen unb im ÄreiS herum an bem Äinbe eor# 
beigehen (affen; bann würbe eS mit bem Slpfel nach feinem 
Safer werfen. 

©er Äönig tat wie ihm bie 2llte geraten hatte, er lieg überall 
in feinem (Reiche ein ©ebot auSgegen, bag alle unbeweibten 
(KannSleute fleh an feinem £ofe eerfammelfcn. Unb als nun 
ber beflimmfe ©ag fam unb baS Äinb mit bem Slpfel in bet 
#anb inmitten beS SaaleS auf bem ©tfche fag, ba traten tu# 
erfl all bie gürjlen, £erjöge unb ©tafen herein, aber baS Süb# 


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(ein blieb unbeweglicB unb warf nacB (einem Bett Otpfel, ©arauf 
(amen Bie STCiniflet unB alle Searnte unB ©iettet Be$ ÄönigS 
cot; Ben BöcBflen Bi$ auf Ben SRac^f»5c^tcc, abet Ba$ Sfiblein 
rührte flcB nic^t. ©atauf mußten au cf» Ble geifllicBen fetten unB 
Bie Äaufleute unB Ble Säuern unB £anb werfet unB Bie Sage# 
Id^ncc, Ble ©ienflfnecBte unB alle BW auf Ben ©cBinber Berein 
ln Ben ©aal unB gingen an Bern 3ungen »orfibet; aber Bet 
rüBrfe fl<$ ntcBf. 211$ fle alle eotübetgegangen waren unB Bet 
Äönig nicBt anbetS glaubte, als Bag alle (eBigen SSlünnet au$ 
feinem Sanbe bagewefen wären, (am nocB einet in Ben ©aal ge# 
flolpert, in einem alten fcBmufcigen Seerrod unB mit einem 
alten Bteitßfigen £ut; Ba$ wat SföicBel, Ben Batte feine SRuttet 
mit ©ewalt fjinauStreiben muffen unB Butte if>n jucec^f gejlu&t 
fo gut e$ ging. Saum Batte iBn Ba$ Süblein erbllcff, fo watf e$ 
Ben golBenen 2lpfel nacB iBm. 

[Run Batte ba$ Ätnb einen Safer unB Bie iptin&effln einen Sftann, 
aber Bet Äönig geriet ganj äuget flcB »or 3otn Batöbet, Bag 
SRicBel fein ©cBwiegetfoBn fein foHte unb fagfe, et wollte nun 
weBet Sätet nocB SRufter nocB ÄinB bei ficB BeBalten. St lieg 
fogleicB eine groge gläferne Äuget mit einet ©cBtaube gtegen, 
Bag man fle öffnen unb fcBliegen (onnfe, lieg Ben SSRicBel, feine 
SocBtet unB Ben Steinen Bineinbringen, unB Bie Äugel auf ba$ 
SBaffet fefjen, unB nun fcBwamm fle auf Bie weite ©ee Binau$. 
SQ3ie fle nun fo BaBinttieben unB Bie ÄönigStocBter traurig Ba# 
fag, bag fle einen folgen Sätet ju igtem Äinbe gefunben Babe 
unb nun Bi« etenb würbe um(ommen müffen, Ba wünfcBte 
SDlicBel, Bag fle BocB an eine 3nfel fommen möchten, unB äugen# 
BlidlicB gefcBaB e$; Bie Äugel fag auf Bern ©ftanbe fefl, fptang 
auSeinanber unb alle Brei traten woBlbeBalten BetauS. ©a 
wünfcBte fl<B SKicBel ein präcBtigeS ©cBlog mit Bet reicBflen Se# 
Bienung unB allen BajugeBörigen Käufern, unb gleicB wat 
alle$ Ba. 2 Run würbe Bie fprinjeffln aucB jufriebenet; SfötcBel 
wünfcBte flcB prächtige Äleibet unb faB fegt ganj flatflicB au$, 
unb fo lebte et Biet lange Seit mit feinet grau unb feinem 
Äinbe in gtoger §errlicBfeit. 2lbet enblicB »erlangte BocB bie 
ÄönigStocBtet meBt unb meBr nacB iBtem Sätet unb iBtet $ei# 

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maf, unb flc fagfe ba$ Intern ©ann; 6a »finfcbfe er fl# eine 
95rfi<fe nach i^rerö Safetä Siel#. ©ogleicb flanb eine ba, unb 
l»ar immer ein halfen eon @olb, bet anbete oon ©über; nun 
fliege» fle in eine prächtige golbene Äutfcbe, unt> fuhren öberö 
©affet jum ©cblofj be$ alten ÄbntgS. ©effen 3orn legte fiep fo # 
gleich, d$ er erfuhr, wie gut feine Xocbfet noch angefommen fei, 
unb nun lebten fle glficflicb unb jufrteben mifeinanber bte an 
i$r @nbe. 

£)&e unb be 0tang’ 

a weer enmael en ©ann, be ^atx 
bree ©bettet, unn be jüngfle be 
nömeben (nannten) fe Obe. enmael 
bo »ulb’ be to S&arft. ©o froeg fye 
fine ©bester, »af fye fe mitbringen 
full, ©o fS’ be Olbfle, fe »ull en gol# 
ben ©pinntab, be £»efe, fe »ull en 
golben £afpel (»ebben, Obe a»et fä’, 
fe »ull bat (»ebben, »at achter flnen 
©agen ^derleep, wenn &e »ebbet feem, ©o foff be 23aber benn 
op ben ©atft allenä in, en golben ©pinntab fbr fine blbflc 
©oebfer, unn en golben $afpel fbr be ftoefe, a$ a»er be SKarft 
uef 1$ unn be »ebbet to £ue$ faert, fo tbpf baer en ©lang’ aef»* 
fet ben ©agen; bo nimmt fye be fbr be Obe mit. fye fmit fe 
a^ter innen ©agen unn letf fe nbe$ (nacf»bet) foet be £ue$boet 
liggen. 31$ nu Obe oe»er be ©ael (©iele) geif, fo fangt be ©lang’ 
an to fpräfen unb tbpf: „Obe, le»e Obe, fcfiall if man op be 
©fiel?" — ,,©af," feggf fe, „mp 35aber (»ett bp bet an be £ue$# 
boer mitnamen, unn bu »ittfl oef noch op be ©äel?" Sl»et ba# 
mit letf fe fit boef» in. — 311$ fe nu na 5r Äamer geit, fo tbpf be 
©lang’ »ebbet: „Obe, lewe Obe, fcball if man foet bpn ©oet 
liggen?" — „6i »at," feggt fe, „mp SSabet betf bp bet an be 
$ue$boet broefjt, if (»eff bp op be ©ael laten, unn bu wiöfl noc(j 
fbt mpn Äamerboet liggen? ©oeb et mag barum fpn." SRu »ull 
fe in be Äamet gaen, unn mafb’ be Äamerboet apen, bo tbpf 

8 SBIärcfjen Jelt Stimm 113 



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be Slang* twbbet: „Och Obe, lewe Obe, fchatl if man in bpn 
Äamet?" — „Ku," (egg: fe, „heff rnpn ©aber bp nicht bet an 
be $ue$b oet mifnamen, heff if bp nicht op be ©5el laten unb 
bo för bet Äamerboer leggf, unn nu »tHji bn noch mit in be 
Äamet? Slwet wenn bn tofreben fpn »uHf, fo lumm man in, 
llgg na awet füll." ©amit fo leet fe be ©lang’ in um» fangt an 
fif uettotrecfen (au$&ujiehen). 311$ fe nu awet to ©ett gaen Wad, 
fo rbpf boch be ©lang’ »ebbet nnn feggf: „ 0 ch Obe, lewe Obe, 
fchall if man in bpn ©eff?" — „9lu watf et awet fo bull," feggf 
fe, „mpn ©aber h eft bp bet an be £ue$boet mifnamen, if heff 
bp eerfi op be ©5el brod^f, bo föt be Äametboet, bo ln be Äamet 
(iggen laten, unn nu »itlfi bu gaet noch bp mp int ©eff? Slwerfi 
bijlu oerfraren, atm ©inf, fo fumm man herln unn warm’ 
bp". Unn bo neem fe be ©lang’ bp fif int ©eff. 311$ be ©lang’ 
awetji eetff bp äet leeg, bo oerwanbelt fe fif mit enen «Kael unb 
wotb fo’n foernämen ^tinjen, unb Obe wotb’ fpn gtu. 


£>ie SBafferliffe 


$ ffacb einmal ein atmet «Kann, 
bet hinfetliefj eine SBtfwe mit jwei 
fleinen Räbchen, bie mußten ftch nun 
ben ©ommet über $u einem ©auet 
al$ ÄuhmSbchen oermieten ; bie Sföuf # 
fer abet oetbingfe (ich al$ SKagb ein 
paar «Keilen baeon weg, fo baß fte 
ben ganjen ©ommet lang nicht nach 
ihnen fehen fonnfe. 3?un »at getabe 
ein feht frocfene$ 3apr. ©ie liebe ©onne fehlen ohne Unterlaß, 
fo baß aße$ £aub unb bet ganje Kafen bi$ auf bie ©ohle oet# 
btannfe unb au$botrfe. ©a fonnfe nun auch ba$ ©ich nicht 
gut augfehen; e$ fanb ja nichts ju fteffen auf bet SBeibe. Slbet 
ben «Käbchen iht ©auet fragte banach nicht; et prügelte fie 
aüe Jage, wenn ihm ba$ ©ieh nicht fatt genug helmfam, benn 
bei bem fonnfe man freilich immer alle Kippen schien. St be# 

JL14 



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fagl ignen, an$ ©affet ju fceiBc«, naeg bem £iffenfeieg (JfJijren# 
feicg); ba wäc’ noeg oiel ©tüne$, meinte et; Me £iffe würbe fle 
fegon niegf {>ineittite^en. Slbet bie «föäbcgen tsuffen fegon, tag 
feine ©eele bott güten mocgte wegen bet ©affetUffe unb fürcg# 
teten ft cg beägalb aueg. ©ie ater tag «prügeln gar niegf bei 
ignen aufgötte unb fle flcg einetf ©age$ fcgon wiebet ju ©obe 
fürcgteten eot bem Sintteiben, weil fle geute ancg wiebet fo# 
eiet $lebe fliegen wütben, ba fagten fle jueinanbet: „Sieg, wenn 
un3 nnt liebet bie ©affetlijf’ gineinjög’, ba wüten wit bie «plage 
loä !" Unb in igret Sinfalf tiefen fle : „©affetUffe, iieg rnieg ’rein ! 
©afferliffe, jieg mteg ’rein!" wie fle beim ©afferliff’#@pielen 
off gefptoegen gatten, wenn’S aueg nic^f witflieg igr@rofl ba# 
mit war. Silber ba$ ©ort war einmal getaut auf bet £iff ’ igtem 
©ebief. Unb gleicg batauf gölten fle fegön fingen eom ©affet 
get, unb bann fagen fle eine fegöne, ootnegme grau, bie gatte 
ein ©etbenjweiglein in bet £anb unb fam auf fle $u. ©ie Äin# 
bet wollten baoonfptingen, fle fonnten aber niegf oon bet 
©feile, ©ie grau war abet gat fteunblicg unb fragte fle, wa3 
ignen benn feglfe, benn bie Singen waten ignen noeg nag, fo 
gaffen fle geweint, ©ie S&äbcgen etjäglten igr nun aCleö. ©a 
fagfe fle ju ignen: „Äommt mit mir, leg will eueg eine ©eibe 
jeigen, wie in ganj ©cgleflen feine zweite ju finben ifl." 

©en SOiübcgen wat’3, al3 $ög’ fle wet; fle mufften mit igr fort, 
flejtmfften felbet niegf wie; unb ba$ Sieg lief aueg oon felbfl 
mit. ©ie fle am ©affet waten, feglug bie grau mit bet ©eiben# 
tute ginein; ba ging ba$ ©affet auöeinanbet, unb e$ war auf 
einmal ein fegönet grünet Siegweg ba unb fegöne gtüne ©iefen 
mit ©ra$, ba$ ben Äügen bi$ an ben Saueg ging, ©atauf butffe 
ba$ Sieg gegen unb fteffen, wo e$ wollte, bie ©äbegen btaueg# 
fen e$ niegf ju güten, bie gingen mit bet £iff’ in ein fcgmucfeS 
#du$cgen ginein; barin wat’3 ganj wunbetfegön; aueg gab’$ 
gut gffen unb ©rinfen ba unb fegöne Cföuflf. Unb ti waten 
aueg noeg oiele folege ootnegme grauen ba, bie jogen ben bei# 
ben SKübegen neue Äleibet an — bie alten £umpen legten fle 
betweil beifeife — unb bebienfen fle ginfen unb ootn unb waten 
um fle getum wie bie Dgtwütmer. ©a$ gefiel ben beiben gat 

8 » 


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übet bieSKaßen gut, unb fle aßen unb ttanfen »ie auf bet Stab# 
taufe, uub ȟnfehten nicht mehr heim. 

©ie e$ aber Seit jum Gitttteiben war, ba liefen e$ bie ©affet# 
feauen nicht mef>t $u, baß fie noch oetweilfen; fle jogen ihnen 
bie neuen SKbdchen unb Häubchen, ©Pütjen unb Stövlein, 
©chubcben, ©ftümpfeben unb atteä au$ unb bie alten Slunfern 
»iebet an, gaben ihnen eine ©eibentute in bie §anb, unb bie 
©affetliffe fagte ju ihnen: ,,©enn iht mit bet Kufe hinterm 
Sßiehweg auf bie 6tbe fcblagt, bann felb iht »iebet ba, »o iht 
»att, »ie ich ta$ ©affet fchlug, ata ich juctf! ^u euch lam. ©arm 
treibt ein; oetwahtt euch aber ba$ Stoeiglein gut, baß eä nicht 
oerttoefnet; benn fowie bag oetborrf, fo oetborten auch bie Sühe 
»iebet, ob fie jefjt gleich noch fo gut auäfehen. ©oHf iht »iebet 
einmal &u mit, bann braucht iht nur mit bet Dlufe üta ©affet 
tu fchlagen, bott, »o ich htaeinfcblug, ba feib iht gleich bei mit. 
Slbet grün muß beta SKetalein fein, fonfi iflta nichts mehr nfifce 
unb hilft gar nichts, »enn iht auch bamit hineinfchlagt. ©teilte 
nur ja in$ ftifche ©affet; benn »enn iht tu mit »oHf unb müßt 
mich rufen, »eU bie Slute oerwelft ifl, bann fommt iht nicht fo 
leicht fort »ie h«ute, ba lofletta efwaö eon eurem Seibe; 
oiel wohl nicht, ti fchmetjt auch nicht unb obenbtein ftiegt iht 
noch oieie ©ufaten bafür. Slbet ich tat’ euch, iht Staber, feht euch 
oot ! Guet SSauet ifl ein alter ©chall. 3lun geht in Sottet Ülamen !" 
©ie ©abchen fchlagen mit bet ©ette auf bie Stbe, ata fle auf 
bem S3ieh»eg waren, unb e$ gefchah alleä fo, »ie ti bie £iffe 
gefagt hatte. 

Sita fle nun in ben $of einftieben, ba »unbetfen fleh bie ©itta# 
leute nicht wenig, baß ba$ 23ieb fo fatt gehütet »at. Unb erft 
beim helfen, ba tiffen fle noch oiel mehr bie Slugen auf, ata 
bie Sähe fo feht oiel Sföilch gaben, unb lobten bie ©äbeben 
gat feht; unb bie fugten auch, baß fle beim Sißfeich gehütet 
hätten. 2Bie fle abet ja Sifch famen, unb nur wenig effen fonn# 
ten, weil fle noch fatt »aten oon bet guten ©ahljeit bei bet 
£iff’, unb »ie fle bie ©eibengette fo fleißig in ein SJläpfcben mit 
©affet festen, ba trieb fle bet SSauet fo lange aufg ©ewiffen, 
bta fle ihm alleä haarflein erzählten oom Slnfang bta ju ©nbe. 

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©a$ ©ing war gut, ©ie 3Rdbchen legten fleh fchlafen; bet Stauet 
«bet na^m ben 3»eig au$ bem ©affet Im Sßapf beraub nnb 
legte ihn auf ben Ofen; nnb be$ SftorgenS, ehe bie SRübchen 
aufflauben, tat et if>u wohl wieber in baä Sftöpfchen, et war «bet 
fchon ganj eetbottf; unb baju gofj et bai ©affet auch noch 
auä, bah ft cf) bet 3»ei0 nicht mehr erholen tonnte, ©ie ©ufaten 
flauen ihn h>alf gat ju feht, eon benen bie «Bübchen ctjdhlt 
hatten. 

Sltö bie Äinbet in bet grübe ben eerweUfen 3»elg fah*n, wein# 
fen fle fo bitterlich, baff fie nur immer fo einmal fibetä anbere 
ba$ 955dlein (lief, nnb fle toollfen bte £iff’ nicht mebt tufen, 
benn ei toat ihnen boch ein bif eben unheimlich babei, wenn ei 
ihnen auch gefletn gefallen hafte, ©et Stauet prügelte fle aber 
fo lange, bi$ fle fagten, fle wollten bie £iff’ »lebet tufen. ©ie 
Sübe fahen triebet au$ wie bie ©erippe, unb bet Stauer brobfe 
ihnen noch einmal: >,3ht ^laujen ihr! ich fchlage euch halbtot, 
wenn bie £übe nicht wiebet fo bief unb fatt htteintommen wie 
gefletn." ©ie Sinbet geeinten ben ganzen ©eg unb auch noch 
btaufjen auf bet £ufung. 3«l«hf fagten fle jueinanbet: „Sich, 
tufen wir nut wiebet bie £iff’, ei hilft fa boch nichts! ©o ein 
Heben hab’ ich fatt!" Unb fle tiefen halt wiebet alle beibe: 
„©afferliffe, jieh mich ’tein! ©affetliffe, jieh mich 'rein!" — 
©ie £iff’ fam auch gleich, unb ei wat alleö wiebet wie gefletn. 
Slbet al$ fle wiebet fort wollten unb mit bem eben erft ab# 
gebrochenen ©eibenretö auf bem 93iehweg auf bie Stbe fchlugen, 
ba half ’i bieömal nicht, ©a fürchteten fle fleh feht, weil ei nun 
wa$ eon ihrem £eibe foflete. ©ie baten aber bie £tfT’ jueot noch 
einmal: „©affetliffe. Iah un$ fort! ©affetliffe, Iah un$ fort!" 
— „SRein", fagtebie, „fo gleich geht’3 nicht, iht müht etfl wa$ 
»on eurem Selbe hiet laffen. Sine }ebe muh ein ©lieb eom Hei# 
nen ginget geben, ober iht müht Hihiungfetn werben, wie bie 
hier, bie euch bebient haben, ba$ finb alleö folche £ütemäbchen 
gewefen wie iht." — „Bein, nein," gaben fie jut Slntworf, 
„liebet ein gingetglieb weniger"! ©« fam eine Hihjungfet mit 
bet ©chere unb fchnitt ba$ ©lieb nut fo ©oft »ergebt ab. ,,©a$ 
tut fa nicht weher, als wenn mir ein ©petling btauf fch— ", 


117 



Tagten Mc SDläbchen unb tagten; unb eS war auch gleich gesellt 
unb bet Fingernagel btauf, bet Finger war halt nur ein biß; 
eben fürjet; eS blutete gleichwohl ein wenig, hoch aus einem 
feben Stopfen SlutS würbe ein feböner blanfer, funfetnagel; 
neuer ©ufaten. „£eff fie euch auf unb nehmt fle euch mit," fagfe 
bie £ifp, „unb wictelf fie euch jufammen in ein üäpplein; folange 
fle alle bübfcb jufammenbleiben, fönnt ibt baS Fingetglieb 
wieberftiegen, wenn ibt fle auf einmal ins Fiief waffer werft. 
2lber baß fa feinet fehlt, unb gerabe biefelben mfiffen’S fein, bie 
ihr für baS ©lieb gefriegt habt. Fehlt nur ein allereitt&tgfiet, 
ober ifl auch nur einet ein anbrer, bann fängt bet Finger an &u 
bluten unb blutet unb blutet immerfort, unb bbrt nicht mehr 
auf, unb auS jebem St&pflein Sluf wirb ein ganjet 3ubet eoU 
SBaffet, ber immer im SEBirbel berumgebt unb alles mit fleh 
iiebt unb oerfcblingf. Sergeßf’S nicht unb gebt nun in ©otfeS 
Slarnen." 

©aS ©ing war gut. ©ie Äinber gingen, bie Sfibe waren fatf 
unb batten Säuche wie bie Sonnen. ©aS Dlütcben oerfagte bieS; 
mal nicht, unb guten SDluteS trieben bie Äinber ein. SEBie fie beim; 
famen unb bet Sauet baS faffe Sieb fab/ war et ganj fa&en; 
freunblich gegen fle; aber als et fle nun fragte, wo fle ben fti; 
feben SBeibenjweig her hätten, ba ging bie Slot wieber bei ihnen 
an. 6t ließ aber nicht eher nach, bis fle ihm alles baatflein er; 
jäblf hatten unb. bis fie ihm auch bie ©ufaten gegeben hatten. 
Unb mit bem heutigen SleiSlein machte er’S gerabe wiebet fo 
wie geffem, unb am anbetn borgen ftiegfen bie SJläbchen wie; 
ber £iebe wie geflem, eher noch mehr als weniger. Unb fle tiefen 
bie Siff wieber wie geflem, unb bie £iff’ fam wiebet wie geflem, 
unb eS war half alles grab fo wie geflem. 3um Schluß foflete 
eS auch wieber ein Ftoserglieb bei einer feben, baS jweife am 
Keinen Finget. Unb fle nahmen wiebet oiele ©ufaten baför mit 
beim, bie mußten fle bem Sauer wieber geben, unb ber tat fie 
ju ben anberen unb eerfchloß fle wieber ins Seifäflchen in bet 
üabe, wie geflem. Unb baß wir’S nur fut$ machen, baS ging nun 
feben Sag fo fort, einen Sag unb alle Sage, bis bie Äinberchen 
nur noch an jeber £anb einen ©aumen unb einen 3eigefinget 

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batten, bog fie grobe noch einen £öffel jum Suppen unb 
©ffen unb bie ipeitfcbe beim Jjfiten polten unb fleh felbet an; 
Sieben fonnten, unb bte fie or ben gügen nur noch bie gtoge 
unb bie zweite 3ef>e bemalte« Rotten, bag fie noch fo eben fort# 
Kumpeln fonnten. ©er SBitt b« tte ober ba$ ganje Seifägcben 
ooQ ©ufaten, einen immer frönet al$ ben onbetn. ©och et 
würbe nur immer geiziger, unb benft nur, et prügelte bie atmen 
SBütmcben, bag fie fleh auch bie Obren fiüdwetö eon bet £ig 
obfcbneiben laffen foHten, bomif fie lf)m }o nut immet mebt 
©nfaten bereinb tönten; unb trieb fie mit «prügeln jum #aufe 
binattä bi$ $um £ig reich bi»/ u»b toottete botf bi$ fie bet £iff’ 
gerufen haben würben. 

©o gab’3 ben guten Sföübcben ein ©ngel ein, bog fie biegmal 
tiefen: „SBaffetliffe, jieb unö ’rein! ©offerliffe, jieb ung rein!" 
Sie fagten’g witflkb in ihrer Unfcbulb. ffiie fegt ber Sauer $u# 
rficfwollte, ba fonnte et nicht mehr oon bet Stelle; benn et war 
burcb bag ® Örtchen „ung" fcbon fefigebonnt oon bet £iff’. 
©ie £iff’ fong unb fom unb fob ben Sauet; bet wollte mit 
oder ©ewalt fort, abet eg wot nicht möglich, bet Sonn wot 
ihm ju jiotf; etfi wie bie £iff wiebet auf ben ©eich i«ging, 
fonnte et bie Seine wiebet heben unb laufen, abet nicht etwa 
heimwärts gtng’g, nein, mit bi» aufba^ SBaffet ju. ©a et nun 
fab, eg war einmal nicht attbetg, ba bachfe et: „3 nu, auf ein 
gingetglieb foll rnit’g nicht anfommen; ich gebe abet ein anbet# 
mal nicht wiebet mit big bietbet." @g fam aber gat anbetg. 
,,©u geijiget ©eufel," fagte bie £iffe ju ihm, alg et auf bem 
Siebweg wat, „bit fotlte bag ©enief gebrochen werben unb follteff 
juoot mit glübenben Sengen gejwicft werben; abet bie £iffen finb 
nicht fo unbarmherzig. ©eine ginget abet unb beine Sehe» 
mufft bu oerlieren, bag bie «Wäbcben ihre wiebetftiegen, benn 
baeon machen wit ge benen nun." ©a fanf bem Sauet bet 
SRut, unb er oetlot alle Ätaft; et wat augejauberf an bem gled, 
wo er ffanb unb fonnte fein ©lieb mehr nach feinem SßiHen 
tübren. ©ie £igjungfetu fchnitfen ihm nun mtt bet Schere brei 
ginger oon iebet £anb ab unb brei Seht» oon jebem gug, unb 
obwohl oiel Slut bttumttöpfelte, würben feine ©ufafen bar# 

119 


* 

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au$, foßbern blof ^Rechenpfennige, Me muffe et f!c$ aufiefen, 
fo böfe wie’ä auch ging, benn il>m fchraetjten Me ©türnpfe hoch 
ein wenig. 

2lu3 iebem ginget bei Säuern aber machten Me gungfern Pen 
Äinbetn immet jwei ginget, unb au3 lebet 3eM jwei 3etyn. 
©ie fchnitfen fie nut entzwei, hämmerten ein Hein bificheß 
mit einem hölzernen Rammet batauf Return, unb ba waten 
fie fettig; bann feilten fie bie neugemachten ginget gefchwinb 
an, unb fie waren fo gut wie bie glieberweitf abgefchnittenen. 
Unb nun fagte bie £iff’ jum Säuern: „Su «Wenfthenfchinbet 
fannfi bich nun fottpacfen; unfetwegä wicfl bu beinen Sahlauö 
Wegen. Unb wenn bu beine ©tiebmafen wieberhaben wiltfi, bu 
weift fa, wa3 bu mit ben Sufaten machen muff; bie laf bich 
nicht etwa teuen, fonfi bifi bu eerloten; unb weift bu wa$ 
nicht mehr recht, bann frag’ etfi f iet bei mit, wenn’tf bich auch 
beine paat ginget oollenbtf fofiet. — 3ft Äinbet aber," fagte 
fie, „if>t bleibt noch ein paar Sage Met bei mir, bi$ ich euch wiebet 
$u eurer Buffet fchide." Stauf fchlug fie mit bem SRutchen auf 
bie Stbe, unb gleich war bet Sauet mit feinem Sieh auf bem 
Heimwege; bet war aber nun gat motWböfe. 

Slbet ei bauerte gat nicht lange, ba pfiff ihm ein ^Rechenpfennig 
oot bet SRafe eotbei, unb ehe er fich’ä eerfah, würbe auö 
bem «Rechenpfennig ein «Prügel, unb bet Prügel btofeh ihm 
fo lange auf bem Sudel herum, biä er entjwei ging, 
war aber niemanb ju fehen, bet ben Prügel in bet §anb 
hatte; ei fam halt oon bet £iff her. Unb bie anbetn Diesen# 
Pfennige würben auch $u prügeln unb brofehen getab fo auf 
ihm Return, bi$ fie alle entjwei waten, einmal griff et in bie 
Safere unb warf eine ganje hanbeoll hinauf, abet ba würben 
ebenfoeiel «Prügel unb ©feden brau$ unb fcf)lugen alle auf ein# 
mal auf ihn ein. Sa fchrie et, al3 wenn et am ©pief fiäfe, abet 
et fiatb nicM baoon, et fonnte alle Prügel unb hiebe au$h«lten, 
baf et fie ja recht fühlen follte; fo war’ä fefon eingerichtet eon 
bet SBaffetUffe. Sie £eute fahen ba$ atleö, hörten ihn fchreten 
unb liefen ju ifm M»* Slbet wer nahe ju ihm hetanfam, bet 
friegte tüchtig wa$ ab, unb ba$ getwalfen hörte nicht eher auf, 

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big auch fein etn&iget Slechenpfennig mehr in feiner Safche war, 
unb big auch jebet oon Pen faufeni) ©tbefen — fo eiel mögend 
wof>l gewefen fein — in laufet Heine ©tücfe jerfchlagen war. 
Unb alg er nach £aufe farn, war bag 58teh fchon lange in ben 
©fällen angebunben. 

©ie SRachricht baeon, wie eg bem dauern ergangen, war fchon 
lange eother bei feinem ©eibe angefommen. ©ie lief ihm ein 
paar SHcfetjlücfe entgegen unb fchalt unb fc^anbierfe mächtig 
über ihn unb fagfe, bog wäre nun bie ©frafe bafüt, baß er bie 
armen unfchulbigen SRäbchen gar fo fchtnbetmäßig fehlest be* 
banbelf ^äffe, unb fo eine himmelfchreienbe ©flnbe fönne et 
big jum jüngjlen ©ericht nicht eerbüßen, unb er habe (Ie fclbff 
unb feine eigenen Äinbet baju unglücflich gemalt, ©te ßätt’g 
ihm ja immer gefagf, er hätte ihr aber nicht folgen wollen; 
nun brächte ihn bie (Ster nach ben elenben ©ufaten ing Um 
gtücf; er wäre ein Slabeneatet — unb noch eiel anbere folche 
Sieben fchöffete (Ie über ihn aug, fo baß er wohl h>äftc jut Gr; 
fennfnig foromen fönnen. Silber eg fam noch feine Sleue in fein 
böfeg §etj; et buchte noch immer: auf ein paar ginget unb 
Sehen foll rnir’g nicht anfommen; wenn bie auch fehlen, beg* 
wegen geht’gboch, ein paar werbe ich mir fchon wiebeteerfchaffen. 
3ch muß half eine gan&e SDbenge ©ufaten opfern, bag hilft fchon 
ntchfg; unb bet SBucfel, unb wo’g fonff noch blau tfl (bet ganje 
£etl war blifcblau), bag wirb wohl in eiet, fünf Sßochen nicht 
mehr fchmerjen. ©enn ich anbete SRäbchen jum ipüten habe, 
werbe ich wohl ein gut Seit flöget fein, gütg erffe muß ich mir 
wieber ein paar gingerglieber eerfchaffen, bie braune ich J« not* 
wenbig, fo buchte er. Unb bet ©atan hätte am Gnbe feine eigenen 
Sinber nicht gefront, wenn ihn unfer Herrgott nicht jueor ge* 
ffraft hätte. 

©ie er nun weiter nachfann, wie et noch ein paar ginger ju ben 
jweien an ieber £anb friegen fönnte, ba wußte er nicht mehr, 
wleoiel ©ufaten bie Äinbet för jebeg ©lieb hereingebracht hat# 
fen, unb er wußte auch fchon gar nicht mehr, welche eg gerabe 
gewefen waren. Seicht fonnte er nun juoiet ober juwenig ing 
©aßet werfen, unb banach war’g bann bdg. ©ag überlegte et 

121 


Dia 


Jf 

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aber in feiner £afl nicht. SKit fchwerem ^etjen überwanb er 
fleh unb na^m fo öiel Selb aug bem Setfa|lchett h«aug, aig 
wie et backte, baß bie 2D?5bcf>en für bie beiben fleinen ginget 
bemngebracbf bitten, unb warf fle ing gließwaffet. Sr fab bie 
j?5nbe nun an, unb bag £erj lachte ibm int beibe, benn bie 
ginget fingen an &u warfen, unb er lief, wag bag 3eug bielf, 
nach $aufe ju. 2lbet tß war bie rechte 3afjl ©ufaten nicht, unb 
eß waren auch nicht bie, welche er gerabe für bie ginger geftiegf 
hafte. 2lig er wieber |u £aug war, hörten beöhatb bie ginget 
wiebet auf ju wachfen unb fingen an &u bluten, unb aug jebern 
Stopfen 95lut würbe ein ganjer 3uber eoH ©affet, baß bie 
Stube halb fchwantm unb bag ©affet $u Süren unb genflem 
hinau^lief, unb ba ju ging eß immer imäteig h«um, aig wenn’g 
föchte, unb jog alleg, wag in bet Stube war, Sifch, Schemel, 
Spitttttäbet, Seft, ©iege, Dfenbanf, Sügelfäge, Sabe, Sirner, 
half alleg, mit in ben Strubel hinein, unb ben Sauet baju, 
unb bie ginger bluteten immerju, fo baß eiel mehr ©affer baju* 
fam, aig hinaugiief, unb bie Sachen, bie in bem ©ajferwitbel 
herumfehwammen, fließen immer an ben Säuern an, fo baß 
et immer einen ipuff nach bem anbern ftiegfe; babel war er mit# 
ten im Strubel brin unb (onnfe nicht eon ber Stelle, et war 
eon ben Sachen, bie ba fchwammen, wie eingemauetf. 3«le§f 
fam bie Sügelfäge an ihn b«angefchwommen; unb anbere 
Stücfe, bef Sifch ober wag eg fonfl fein mochte, brfieffen bie 
Säge immer fefler an ben Sauer an, baß ihm bie Sägejähne 
big ing gleifch fchniften. Reifen fonnte er fleh nicht felbjl; ba 
fchrie et nun wohl unfern Herrgott um £ilfe an, aber ber half 
ihm nicht mehr; er fitaffe ihn. Unb auch fein SDlenfch fonnte 
ihn reffen, bag ©affet wirbelte immer höhet «nb wilber um 
ihn her, « mußte elenb in bem Strubel ertrinfen. 

©ie et tot war, ba »erlief fleh bag ©affer. ©ie ©ufafett waren 
aber nicht mehr &u finben, bie hatte bie £iff, weil fle einmal ing 
©affer gefommen waren, wiebergefriegt. ©ie behielt fle aber 
nicht; fle gab fle ben beiben Sföäbchen, bie fonnten fle ju ihrer 
SKutfet heimtragen unb waren nun mit ihr jufammen jei u 
lebeng glucflich. 


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3Ste ber datier ein ©oftor toarb 

8 war einmal ein ©auer, bet ritt 
auf feinem braunen jur SKÖ^le, 
unb bamif et e8 bem guten £ler 
nicf>f ju feintet machte, nähmet felbfl 
ben SKoggenfad auf ben ©udel. Äam 
ein £anb»erf$burfcf) be$ 5£Beg$ ba* 
l>et unb fagfe: „£e, ©auer, bet ©ad 
i|t ohnehin fcfiwer genug. 2t fönnte 
&öbfd> nebenher laufen, bann fjätte 

,,©u fpcic^fl »ie bu e8 oetflefofl," antwortete bet ©auer, ,,©a$ 
Äotn ttdgt nicht mein ©raunet, ba$ trage ich." 

©a merfte bet ^anbwerteburfd), »ieeiel bie ©lode gefcblagen 
habe; unb nachbem et fleh erfunbigt ^atfe, wo bet Säuern $of 
läge, machte et, bafj et in ba8 © otf fam. 211$ et auf ben jjjof 
trat, ftanb bie ©äuetin getabe eot bet ©ät unb fütterte bie 
kühner. 

„SRutter," fagfe bet #anbwerf$butfch, „bein SRann lägt bich 
fcf)ön grüßen, unb ihm wäre e$ übet, noch länget ben ©auetn 
ju fpielen unb mit Ältesten unb ÜRägben ftch ^etumjuärgetn. 
6t »Ul in bie »eite ©elf hi»tau$ unb fein @lüd oerfuthen. ©a/ 
mit bu abet nicht lebig bleibff unb bet £of einen £erro h«f, 
foH ich bein SRann »erben." 

©ie grau faf) ben £anbwetf$burfchen an, bet jung an fahren 
unb fchbn eon ©ejlalf »at; bann backte fie an ben alten, gtieä; 
gtämigen ©auetn, unb fie befann fleh nicht lange, reichte bem 
©urfchen bie #anb unb führte ihn in bie ©tube. 

„SRuffer," fagfe bet fchlaue guch$, al$ fie btinnen waren, „ich 
»iQ bic^ nehmen, ba icf>’$ bem ©auet nun einmal oerfprochen 
habe; abet fo »ie et jefcf ifl, heirate ich nicht auf ben §of hinein, 
©ie beiben grofen £inbenbäume jut Siechten unb jur £infen 
be$ £ore$ müffen umgehauen werben, unb ba$ noch heute." 
,,©a$ fyabe ich längfl gerne gewollt," antwortete bie ©äuetin; 
benn fie fürstete, bem £anb»erf$burfchen möchte am 6nbe 



123 


£>le © a<be wiebet leib werbe«, wenn fle «ei« fagfe. ©a febidfe 
bet jjanbwerfgburfcb bie Änecbte bi*wug, baß fie bie ©äurne 
umfeblügen; u«b e$ bauerte gar nicht lange, fo war bie Arbeit 
getan. 

3n|wtfcben batte ber Böller bog Äorn gemablen, nnb ber 
©auer nahm ben ©ad wieber auf ben Sßaden, fegte ficb auf 
feinen ©raunen unb ritt nach £aufe. ©g war febon bunfel ge# 
worben, aig er bag ©orf erreichte; aber fo oiel fab er boeb, baß 
ber ©aul in einen fallen £of einbog, benn eor feinem Sore 
fianben jwei große SinbenbÄume. 6t warf alfo bag ipferb ber# 
um unb fpracb |u ibm: „5?eba, ©raunet, aufgepaßt J ©u lennß 
wobl beinen eigenen ©faß nicht mehr?" 

©et ©raune fab noch einmal febnffichtig nach bem ©faß biu# 
übet, bann mußte er bem Sögel folgen unb feinen £ertn bie 
©orfßraße betuntertragen. ©er fchaute rechte unb linfg, ba 
waten ©auernböfe genug, aber einer mit jwei £inbenbäumen 
pot bem Sore war nirgenbg &u etblicfen. (Sr wanbte um, ritt 
bie ©orfßtaße noch einmal entlang, unb enblicb gar ein britteg 
SRal; aig et aber auch ba feinen £of nicht enfbeefen fonnte, 
fpracb er bei (Ich: „<Sg iß ein ©otf wie unfetg, unb hoch iß’g 
nicht unferg. 3cb bin in bie 3tte gegangen, ich t»eiß nicht wie." 
Unb bann machte et, baß er bag ©orf hinter fleh befam. 
er ritt unb ritt bie gan&e SRacht biuburcb; unb aig bet borgen 
anbrach, langte et in einem ©orfe an, bag er noch gar nicht 
fannfe. ©orf lehrte er in bem Sruge ein, brachte ben ©raunen 
in ben ©faß unb ließ ficb oon bem ®itt ©peife unb Stauf eor# 
fegen. Unb nachdem et fatt gegejfen unb getrunfen baffe, biug 
et feinen ©ebanfen nadh, wie eg gefommen fei, baß er feinen 
£of nicht b«&e wieberßnben fönnen. 

3«bem er fo »or fleh bi» fab unb grübelte, trat ein Sföann in ben 
Ätug unb fpracb ju bem trüget: „©eeatter, weißt bu mit nicht 
SRaf unb £ilfe? 35?ein junget guchgwaßach liegt im ©faße unb 
bat aße eiere eon (Ich gefiredf." 

„®ag eerßeb’ ich eon «Pfetben?" antwortete bet Ätüget. „3$ 
habe bag ©öfter« nicht gelernt; aber ber alte Sföann ba am 
Sifcbe, ber fiebt fo aug, aig wenn er etwag fbnnte." 

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„Sätet," fprach batauf bet SRann unb wanbfe fleh ju ihm, 
„fornmf mit mit in ben ©faß unb ^elft meinem Ißfetbe!" 
©et Sauet Uef fleh ba$ nicht zweimal fagen unb folgte ihm 
nach. 211$ fle in bem ©falle waten, ergriff et ben SBallach beim 
Obre unb taunte hinein: „SBenn bu nicht Sufi hafl, &u leben, 
fo ftnb $unbe genug, bich ju fteffen; hafl bu aber £ufl, $u 
leben, fo wach fl auch wohl @ra$ füt bich, baf bu faft wirft." 
©a$ Sohlen wat abet nut faulftanf; unb al$ e$ »etnahm, 
baf e$ gepachtet unb fein Sleifch ben £unben gegeben wer# 
ben folle, fprang e$ gefchwinb auf unb war gefunb unb munter, 
wie juoot. ©ein £ert feboch fperrte S&unb unb Ülafe auf unb 
tief: „SB a$ i|t ba$ für ein SJJann, baf et bie fpferbe allein burch 
Sieben heilen fann!" Unb weil ihm ba$ Sohlen fo lieb unb 
wett wat, gab et bem Säuern swanjig hatte, blanle Xalet jur 
Selohnung. ©amit ging biefet in ben Stag jurßcf unb lief 
bort etwa« btaufgehen. 

(5$ bauerte gar nicht lange, fo würbe bem Sbelmann non bem 
©oftot erjählf/ bet allein butch Sieben einen halbtoten S«<h^ 
Wallach wiebet gefunb gemacht habe. 3lun waren ihm ein paar 
Sage eorhet jwei fchöne Äutfchpferbe geflöhten, unb niemanb 
wuf fe, wer bet ©leb wat. 211$ bet §ert oon bem SButtbetmanne 
oetnahm, fchi dte et barum gleich i» ihm herab unb lief ihn ju 
fleh holen. 

„SBörbet 3ht mit wohl meine ipferbe wiebet fchaffen fonnen?" 
fragte et höflich, al$ bet Sauer eot ihm flanb. 

„SBatum nicht?" antwortete bet Sauet. 

©a wat bet Sbelmann feht froh unb lief ihn auf ba$ befle be# 
wirten mit ©peife uub Xtanf. ©et Sauet abet war ba$ gute 
Beben nicht gewöhnt, ©o fam’$, baf et in bet Stacht oft herauf# 
muffe. Unb al$ et eot Xage$anbruch noch einmal ben @ang 
machte, ba flanben bie beiben tpferbe eot bet Xüte; benn fle 
waren ben ©ieben entlaufen unb hatten ben ©eg nach £aufe 
allein gefunben. 211$ bet Sauer fle fah, fchlug et einen gewal# 
tigen Bätm, baf bet Sbelmann au$ bem Sette fprang, ba$ 
Senflet auftif unb in bet ©chlafmüfce betauäfafj. 

„5Ba$ ifl euch benn?" rief er eetwunbetf. 

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„$ter (tob t»le «pfetbc !" erwiberfe bet Stauer. „3ef bin fo oft 
eetgebiief braufett gewefen, aber fomrnen muffen fle, ba$ (lanb 
fefl. ©ie finb fpöt gefommen, benn bet ©eg war weif." 

©et Sbelmann fiel eot Stflautten fafi auf ben Slüefen unb fielt 
ben Stauer foef in Sften al$ einen ©unberboftor, unb gab 
ifm funbert ©aler au$ bet Äifle, weil et feine ©aefe fo gut ge# 
maeff fatfe. 

©a$ ©erüc^f eon bem Stauern erfefolt nun im ganzen Üanbe, 
unb auef bet Äönig förte baeon. ©et fonnte aber gerabe 
einen ©unbetboffot gebrauefen, benn feine Stau lag fefwet 
franf banieber. ©ie follfe ifm einen £eibe$etben fefenfen, bet 
naef feinem ©obe im £anbe bie Ätone tröge; aber ifre ©funbe 
wollte unb wollte nieff fomrnen, unb bie 9tr$fe eer&weifelten 
an if rem lieben. St fanbte batum einen Stafen au$, bet muffe 
ben Stauer ju ifm bringen. 

911$ berfelbe eot ifm flanb, fragte et ifn: „©et bifi btt?" 
„3cf bin bet ©oftot Slllwiffenb, antwortete bet Stauer, „ief 
fann alle Äranffeifen feilen, unb nteff$ ifl mit eetbotgen." 

©a$ freute ben Äönig, baf et fo sueerjicftlicf fptaef, unb et 
fagte i u ifm: „£ert ©oftot, wenn 3fr alle Äranffeifen feilen 
fönnt, fo föttttf 3ft auef meine Stau wiebet gefunb maefen; 
unb wenn3ft e$ nieff tun wollt, fo f abt 3fr jum legten SDfale 
geboftetf, unb icf laffe Sucf ba$ &aupt abfeflagen." 

911$ bet Stauet biefe ©orte oetnafm, wat ifm nieff wofl ju* 
mute; abet wa$ falf’$, et fatte ft$f bie ©uppe eingebroeff unb 
muffe fle fegt au$effen. ©et Äbnig föftte ifn an ba$ S5eff bet 
Äönigin unb lief ifn allein, baf et bie Äut beginne, ©a faf 
et nun in feinet 9l»gff unb brummte immet cot fief fin: 
„Äommff bu nieff, bann fomm’ ief ; fommff bu nieff, bann 
fomm’ ief!" 

©et ftanfen Äönigin fam bie ©aefe löcf erlief eot, unb fle laef fe 
unb laeffe unb fef enfte unter üaefen einem fleinen iprinjen ba$ 
Sehen. ©a$ wat einmal grofe S«ube im ganzen £anb, unb 
bet ©unbetboffot würbe geef tf, al$ wenn et ein reichet Sürjl 
wäre, unb wofnfe im ©efloffe unb af an bet Ädnig$tafel. 
Sinmal ging et in bem ©arten eot bem ©eflof auf unb ab, 

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unb ba ei ein Reifet, fcfjwfifet tag trat unb ein @ewiffec am 
^immet flanb, fo fummfen bie fleinen SRücfen unb ©fecb# 
fliegen in Cföaffe Return unb festen flcb ibm auf SRafe unb ©ficn, 
unb ec b«ffe ju fun, baß ec fe mit bec #anb abwebcfe. ©ag 
fab bec Äöntg, bec nicbf weif bauen in bec £aube faß; unb ba 
ec glaubfe, bec ©offoe Slllwtffenb wolle ibm einen guten SRaf 
geben unb winfe ibn ju (icb tytan, fo flanb ec auf unb ging 
aug bec £aube betaut. 

3nbem fubc ein ©lf& eom Fimmel becab gecabe auf ben ©fubl 
niebec, auf bem bec Äönig foeben gefeffen baffe unb jeefebmef# 
feefe ibn in faufenb ©fücte. 

„$ab f 3bc mic bacum gewinff, 3b* gnfec $ecc?" cief bec 
Äönig eefeeuf unb erfcbcoclen jugletcb. 

„©aturn benn fonft?" anfwoefefe bec 95auec. 3<b tonnte euch 
boeb unmöglich eom ©effec ecfcblagen laffen!" 

©a wuebe bec SKubm bei ©unbeeboffoeg ecfi cecbf geoß, unb 
bec Äönig bielf ibn wie feinen 23afec unb cäumfe ibm bag ^atbe 
©ebloß ein, baß ec bacin wobnen tonne. ©a fyat ec noch eiele 
3«bte in ©lücf unb in geieben gelebt; unb wenn ec noch nicbf 
gejlocben ifi, fo lebt ec beufe noch. 


£)en (Seinen gibt’ö ©ott im @cf)faf 

a ijl einmal ein Änecbf gewefen, bec 
wac fo faul, baß ec gecn ben ganzen 
tag im 95eff gelegen büffe, unb im# 
mec noch lange lag, wenn bie anbecn 
längfi bcaußen bei bec atcbelf wacen. 
©o gefebab ei benn einmal eineg 
tageg, baß bie anbecn auch früh 
binaug aufg gelb gingen, unb alg 
fie eine Heine ©feeefe eom $ofe wa> 
een, einen eifecnen topf fanöen, bec ganj mit SJtolcben an# 
gefüllt wac. ©a nahmen fie ben topf, febefen jucüc! unb fefc# 
fen ibn bem ©cblafenöen ing 95etf, baebfen, wenn ibm bie fal# 

127 



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fett SDlolche auf ben £eib frieren, tolrb et fd)on hetautffpringen. 
©anach gingen fle in$ gelt», aber bet faule Snecht farn nicht unb 
farn nicht. ©a ging einet &utücf, ihn ju holen; abet al$ et in 
bie Äarnmet tritt, traut et feinen 2lugen faurn: bet £opf mit 
ben 9M eben ift &u lauterem ©olbe geworben unb bet anbete tuff 
ihm jubelnb entgegen: „ben ©einen gibt’ä Sott im ©cblaf!" 


Der Däumling unb ber ÜKenfcfjenfrefletr 

$ war einmal ein atmet Äorbmacber, 
bet ijafte mit feinet grau (leben 3un* 
gen, ba war irnmet einet Seiner al$ 
bet anbete, unb bet jöngfle war bei 
feinet ©ebutf nicht gröfet al$ ein 
©aumen, bähet nannte man ibn 
©äumling. ©ocb toat e$ ein Suget 
unb pfiffiger £nirp$, bet an ©e? 
wanbffjeif unb Schlauheit feine Stö* 

bet in ben ©acf flecfte. 

©en eitern ging tß gat übel, benn Äorbmachen unb ©froh* 
flecbfen iff feine fo nabrbaffe iprofefflon, wie ©emmelbacfen 
unb Äälbetfchlachfen, unb alö eollenbä eine teure Seif farn, 
wuf fen fle nicht mebt, wie fle ihre (leben ©ötrnet faff machen 
follten. ©a beratfchlagfen (le eineö 3lbenb$, al3 bie Äinbet ju 
Sette waten, mifeinanbet, mß (le anfangen wollten, unb 
würben einig, bie Sinbet mit in ben ©alb ju nehmen, wo bie 
©eiben wachfen, auö benen man Äötbe flicht, unb (le heimlich 
ju eerlaffen. ©aS alleä hörte aber bet ©äumling an, bet nicht 
fcblief, wie feine Stöbet, unb (Imuliette bie ganje SRachf, wie et 
(Ich unb feinen Stübern helfen fönnte. 
grühmotgenö lief er an ben Sach, fttchfe bie ©afchen eoH Seiner 
weifet Äiefel unb ging wiebet heim, ©einen Stöbern fagte et 
oort bem, wa$ et erhorcht hafte, fein Sterbenswörtchen. 3lun 
machten (ich bie eifern auf in ben ©alb, hiefen bie Äinber fol* 
gen, unb bet ©äumling lief ein ßiefelfleinchen nach bem anbetn 

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auf ben ©eg faßen; baS fah ntemanb, wett er als t>er föngfle 
nab fieinffe fletS &infennac$ trottelte. 

3m ©alb rauchten fleh Me ©fern uneermetlt eon ben Äinbern 
fott, nnl) auf einmal waren fle weg. ÜllS baS Me Singer metften, 
erhoben fle atljumal, Säumling ausgenommen, ein %tttu 
gefchtei. Säumling lachte unb fprac^ ju feinen Stöbern: „£eulf 
unb fchteit nicht fo jämmerlich! ©ollen ben ©eg fchon allein 
flnben." Unb nun ging Säumling ooran unb nicht hittterbrein, 
unb richtete fleh genau nach ben weifen Ätefelfleinchen, fanb 
auch ben ©eg ohne alle SRühe. 

SllS bie ©fern heimfamen, bewerte ihnen ©ott ©elb ins £auS; 
eine alte ©chulb, auf bie fle nicht mehr gehofft haften, würbe 
öon einem Machbar an fle abbejahlt, unb nun würben Gfiroaren 
gefauft, bah fl<h bet Sifch bog. Slbet nun fam auch bie Diene, 
bah bie Äinber uetflohen worben waren, unb bie Statt begann 
erbärmlich 1 « lamentieren: „Sich bu lieber aderliebfler ©ott! 
©enn wir hoch bie Äinber nicht im ©alb gelaffen hätten! Sich, 
je&t Wnnfen fle fleh bteffatt effen, unb fo haben bie ©ölfe fle 
eieileicht fchon im ©agen! Sich, wären nur unfere liebflen Äin# 
ber ba!" — „©uffer, ba flnb wir ja!" fprach ba ein ©timmchen, 
bie £öt ging auf unb herein trippelten bie fleinen Korbmacher 
— eins, jwei, brei, eiet, fünf, fechS, fieben. 3h«a guten Sippe# 
tit haften fle wieber mifgebracht, unb fle tonnten fleh gleich an 
ben reichlich gebeetfen Sifch fefeen unb faff effen nach $ersenS# 
lufl. Sie ^etrlichleit war gtofj, bah bie Äinber wieber ba waren, 
unb eS würbe, folange baS ©elb reifte, in Sreuben gelebt. 
Sßichf gar lange aber währte eS, fo war in beS Korbmachers 
#öfte©chmalhanSwiebetÄÜ<henmeiflet, unb bie ©fern nahmen 
fleh wiebet uor, bie Äinber im ©albe ihrem ©chicffal ju öbetlaffen. 
Set Keine Säumling hafte auch MeSrnal baS gauje ©efpräch ge# 
hört unb wollte am anbern borgen auS bem Räuschen fchlöpfen, 
Äiefelfleine auftulefen,abet o weh,ba wat’S eettiegelf, unb Säum# 
Ung war Mel ju Kein, als bah et ben SÄiegel hätte erreichen fönnen; 
boch et blieb guten SRufeS unb gebuchte fleh fchon anberS ju hei# 
fen. ©ie eS fort ging jum ©albe, formte er ben ganzen ©eg lang 
Keine ©anbhäufchen unb meinte, ihn babutch wiebet ju flnben. 


» ÜJIärcfeen feit ©rtmm 


129 



3We* begab (leb wie ba* etjle 9Ral, out batte bet SEBinb Me Sanb# 
häuften eetwehf, fo baß ffe halb ben ffieg eetloren. ©ne Seit# 
lang tappten fle im SEÖalb herum, bi* ei gan| findet würbe, 
unb fürchteten ficb übet bie SRaßen; nur bet Säumling febtie 
nicht unb hatte (eine 9lngfl. Untee bem fchiemenben £aubbacb 
eine* Saunte*, auf welchem SRoo*, fchliefen bie flehen Stüber, 
unb al* ei Sag wat, (lieg Säumling auf einen Saum, bie 
©egenb tu erfunben. Stfl et Micfte et nicht* al* eitel 5Balb* 
bäume, bann aber fab et nicht gar weit Stauch auffleigen, bet 
au* einet $ütte (am, et met (te fl<b bie Stiftung, tutfehte eom 
Saunte hetab unb ging feinen Stübern uoran tapfer auf ba* 
£5u*chen tu, (topfte auch 0«ßi befchelbentlich an bet Xfire an. 
(Da trat eine grau betau*, unb (Däumling bat gat fchbn, fle 
boch etnjulaffen, fle bitten fleh uetittt unb wüßten nicht wohin 
unb hätten gat fo großen junget. Sie Stau ließ ben Säum# 
(ing mit feinen Stübern eintreten unb gab febent ein Stück 
eben Stot, fagte ihnen aber auch gleich, baß fle im §aufe be* 
SRenfchenfteffet* wäten, bet befonbet* gern bie (leinen Äinbet 
fräße. Sann oetbarg fle eilig bie ilttetnben Äinbet unter bem 
Ofen, unb halb batauf hbtte man dritte, unb ei (lopfte flat( an 
bet Süte, ba* war bet SRenfchenfreffer, bet eon feinem Staubt ug 
beintfant. Sowie et in bie Stube getreten war, tiefet: „3cb 
wtttte SRenfchenfleifch !" Sie grau wollte e* ihm au*teben unb 
briet ihm ein £amm; al* et aber bamit fettig war, fchnobette 
et wiebet in bet Stube herum, et ging feinem ©etuch nach unb 
fanb bie Äinbet. Sie waten ganj hin eot €ntfefcen. Schon 
wehte et fein lange* SReffer, bie Äinbet ju fchlachten, gab aber 
fchließlich feinet grau nach, bie meinte, man müffe fle noch ein 
wenig am £eben (affen unb auffüttern, weil fle boch d<*t &u bürt 
feien, befonbet* bet Heine Säumling. Sie Äinbet würben |u 
Sette gebracht, unb jwar in betfelben Äamtnet, wo ebenfall* 
in einem großen Sette SRenfchenfteffet* flehen Sbchtetlein 
fchliefen, bie fo alt waten, wie bie flehen Stüber. Sie waten 
oon (Hngeflcht fehr häßlich/ iebe* hotte aber ein golbene* Ätbn* 
lein auf bem Raupte. Sa* ade* war bet Säumling gewahr 
worben, machte fleh g«»J fliö ou* bem Sette, nahm feine unb 


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130 



feinet Stöbet Sipfelmfigen, fc^tc biefe ben Söchfetn beg 3Ren# 
fchenfreffetg auf, unb beten Stönlein fich unb feinen Stöbet». 
Sem SRenfchenfreffet aber fiel eg mitten in bet SRac^f ein, bie 
Sinbet Knuten big morgen weggelaufen fein, btum nafjm et 
fein SKcffet unb fchlich ftcf) in bie Sammet, um ihnen bie £älfe 
abjufchneiben. @g war aber fiocfbunfel in bet Sammet, nnb 9Ren/ 
fchenfreffet tappte biinb urnhet, big et an ein Seit fiief, nnb 
taflete nach ben Sbpfen bet batin ©chlafenben. JDa fällte et 
bie Ständen unb fprach: „$alt! Sag ftnb beine Xöc^tet. Salb 
häfteji bu einen Gfelgfiteich gemalt!" 

Slun tappelte et nach bem anbetn Sette, füllte ba bie Stacht/ 
mögen unb fchnitf feinen fieben Söchfetn bie #älfe ab, einet 
nach bet anbetn. Sann legte er fich niebet fchlief halb toiebet 
ganj fefi. Sßie bet Säumling ihn fchnarchen götte, wecfte et 
feine Stöbet, fchlich fich mit ihnen aug bem §aufe unb fuchfe 
bag SSJeife. Slbet wie fet>t fie auch eilten, fo mußten ffe boch webet 
9Beg noch <5 feg unb irrten wiebet »oll 2 lngfi unb ©orge umher. 
9llg bet SRotgen fam, erwachte bet SRenfchenfrefTet unb fptach 
ju feinet grau: „©eg unb richte bie Ärabben ju, bie geftrigen!" 
©ie meinte, fie follfe bie Sinbet nun werfen unb ging »oll 
Slngfl um fie hinauf in bie Sammet, ©ie etfehtarf fie, alg fie 
bie fieben SRäbcgen in ihrem Slut baliegen jag; fie fam eon 
©innen batöbet unb flätjte ju Sobe». 3llg fie nun bem 9Ren; 
fchenfreffet ju lange blieb, ging et felbfi hinauf/ unb ba fah et, 
wag et angetichfef hatte. @anj rafenb eot ffiuf, &og et feine ©ie/ 
benmeilenfiiefeln an, unb nicht lange, fo fahen bie fieben Stöbet 
ihn »on weitem öbet Setg unb Sälet fchteifen unb waten feht 
in Slngff, boch Säumling »etfierffe fich mit ihnen in bie j&öhlung 
etneg gtofjen gelfeng. 9flg bet SRenfcgenfreffet an biefen Reifen 
fam, fegte et fich batauf, um ein wenig &u tuhen, weil et möbe 
geworben war, unb balb fehlief et ein unb fchnatchte, bah t* war, 
alg btaufe ein ©tutmwinb. Sa fchlich fich Däumling geroor 
wie ein SSRäugcgen aug feinem 2ocg, jog ihm bie ©iebenmeilen; 
fliefeln aug unb 50 g fie felbet an. 3 um ©lörf hatten biefe ©tie/ 
fein bie Stgenfcgaft, an {eben §ufj ju paffen wie angemeffen 
unb angegoffen. SRun nahm et an febe $anb einen feinet Stö; 

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Ie 



bet, biefe faxten wieber einanbet an ben $änben, unb fo ging 
e£, ^afl t>o gefehlt, mit Siebenmetlenfchritfen nach £aufe. 
Sa Ratten bie ©fern eine grofie ftteube unb tonnten fleh nicht 
genug eerwunbern übet bie golbenen Ätönlein unb bie Sieben# 
metlenftiefel; aug ben Ätbnlein Ibften fie eiel Selb/ nnb bet 
Säumling fyat mit feinen Stiefeln fein 0lücf gemalt unb elele 
gtofje unb weife Steifen getan, bat eielen fetten gebient, unb 
wenn eä i§m wo nicht gefallen bot, ift et fpotnftreichg weitet# 
gegangen. Äein Verfolget ju guf noch ju ipferb fonnfe ibn 
einbolen, unb feine 2lbenfeuer, bie et mit #tlfe feinet Stiefeln 
beftanb, (tob nicht ju betreiben. 


löte bie Stegen nad) Jpeflen gefommen finfc 

n alten, alten Seiten wat bag $ef# 
fenlanb mit grofj en ©albungen um# 
geben, in welchen ölele©5lfe häuften. 
Manche Stegenfamilie h«f *4 »et# 
fuchf, in bog £anb einjubtingen, 
aber alle flnb eon ben blutgietigen 
SSeftien jerriffen wotben. Sa jiehf 
eineg Sageg auch wiebet ein fcbwa# 
cheg SicHein beg ©egg gen Reffen. 
Äaum ift eg im ©albe, fo tritt ihm ein ©olf entgegen unb 
will eg freffen. Sa fagt bag Sidlein in bet Slngft: „«Keine 
«Kutter fommf auch noch." Set ©olf benft : bu witlft bit ben 
Slppefit nicht oerberben; bie «Kutter ift ein befferet gtafj f&t 
beinen hungrigen «Kagen. <5t läjjt bag Stet in gtieben jie# 
hen. 93alb nachhet erfcheint auch wirtlich bie Stegenrauffet. 
Schon will fich bet ©olf flbet fte h^twetfen, ba fpticht fie in 
ihrer Slngft: „Sich, mein «Kann fommf auch nochl" — „$alf!" 
benft bet ©olf, „bet «Kann ift gröfer unb ein beffetet graf? föt 
bich; wiUft mtUtt mit bet «Kahljeif, big bet fommf." Snblich 
fommf auch ber Stegertbocf angejogen. Sem ©olfe lacht bag 
$et& im Seibe, aig et ben ftafflichen Äurnpan ftehf. Schon macht 

\32 



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er fleh jum ©ptunge bereit, um ihn bei fcct Äeble ju fafien, Pa 
faden ihm jwei merlwürPlge ©(öde am Sode auf: Pie Körner 
unP Pet Seutel. ,,©ag' mit Poc^ einmal, Sod," fpric^t et, „wa$ 
trägfl Pu Pa für gtoge 3<»<fen auf Pem Äopfe unP woju Pien( 
Pit Pet Seutel swifeben Pen Seinen?" — „3b nun," eerfept 
Pet Sod, „Pie 3<*<fen ftnP «in $aat ipiftolen unP in Pem Seutel 
(tage ich ipuleet unP Slei." — ,,©o!" fag( Pet SEBolf ein wenig 
betroffen. 3n PemfelPen Slugenblid reibt Pet Sod, wie ei feinet# 
gleiten wohl ju (un pflegen, Pa$ linte $orn an Pen Reichen. 
©« glaubt Pet BBolf, et laPet, unP ergreift Pie gluckt, Sllfo ijl 
Pie etfle 3iegenfamüie glödlii^ in$ JgejfenlanP gelommen unP 
ipte Stacblommenfcbaft pat fleh Permafen au^gebteitet, Pag 
Reffen mit feinem Öbetflufle aßföbtlicb Pie SiacbbarlänPet eer/ 
fotgt. 

©ct 309er tmb bte @cf)toanetijimgfrau 

$ ijt fchon lange bet, Pa lebte einmal 
tief in einem ffialPe eine ^tau mit 
ihrem ©opn, Pet gPrfier war unP 
(leb auf$ SBeiPwetf otPentlicb eet/ 
flanP. (5ine$ £age$ ging Pet Dörfler 
auf Pie 3<*db wtP fc^of £trfcbe unP 
Siebe jufammen, ate ob aüei 9BilP 
nut Pa wüte, um oon ibm gefcbojfen 
ju wetPen. 6r wollte eben beim/ 
lebten, Pa lieg fi<b ein wunPerfdjöneä Sieb feben, Pa$ wollte 
et noch fliegen, beeot er nach £aufe ging, ©a3 Sieb lief im/ 
met weitet unP wenn et getaPe anfcblagen wollte, fo war ei 
hinter seb» Säumen oetfcbwunPen. ec abet gab auch nicht 
nach unP Pachte: „Slachlaufen tu’ ich, folange mich bie Seine 
tragen." 2luf einmal fab et einen gtogen fpiegelbeHen ©ee eor 
fleh, Patin Piegifche luftig aufbüpften, al$ ob ibt©onntag war’, 
©et funge 3äget flaute fleh »etwunPett um, Penn et entfann 
fleh »iebl/ nuf nß feinen ©treifeteien \e Pen ©ee gefunPen sn 
b«ben. SEBie et noch PaflanP, lamen Ptei fchneeweige ©chwäne 

133 



Diai 


1 


angeflogen unb liefen fleh am Ufet niebet. Sann fab bet 3<Sger 
plö&licb fiatt ihrer beei 3ungfrauen in ben @ee geben unb batin 
baben, unb bie waren fo »unbetfebön, baf et febiet etfebraf 
oot bem Silnblicf. Jftacb einet SBeile tarnen fie »lebet att6 bem 
SBaffer nnb flogen als ©cb»äne auf unb fott. Stoßet Stot* 
»unbetung ging bet junge götfiet beim unb mettte ficb ben 
3Beg genau. 2lm näcbflen Sage tarn et um biefelbe ©tunbe 
»iebet $u bem See, unb ba gefebab baS Üiämlicbe. ©ie btei 
©ebwanenjungfeauen tarnen ihm nicht mehr auS bem Sinn, 
unb »eil et eben ans heiraten backte, fo fefte et (leb in ben 
Äopf, niemanb anbetS als bie Süngfle unb ©cbönfie eon ben 
©teien fottfe feine 3rau »etben. 2116 et fie am btitten Sage 
wiebet iu betfelben Beit im ©ee baben fab, fcblicb et ficb faebt 
betan, nahm bet 3üngften ibt ©cbwanengewanb »eg unb 
machte ficb bamit fott. SBie ficb nun bie beiben anbetn juc SRÜdt 
tebt anfebieften, tarn bie 3üngfie ihm nacbgelaufen unb bat 
unb jammecte um ibt Öbetfleib. ©et 3äget abet tat, als ob 
et gat nichts hätte, blicfte nicht ein einziges 3Ral jurüd unb 
lief bie biftenbe unb »einenbe ©cbwanenjungfrau binfet ficb 
betlaufen, bis et $tt §aufe »at. ©ott gab et ibt ein Äletb oon 
feinet SKuffet unb b«f fie bamif juftieben fein. ©aS Schwanen* 
gewanb abet legte et heimlich in ein Äöflcben unb perfl edte eS. 
3iutt raufte baS SRäbcben bei ben götfletSleuten bleiben, unb 
bie taten ibt jultebe, »aS fie ibt an ben 2lugen abfeben fonnten. 
Unb »eil ibt bet junge 2föget auch »obl gefiel, fo befann fie 
ficb nicht lange, als et fie ftagfe, ob fie ihn heiraten möge, unb 
fagte „3a." ©a fcbmüdfe bet götfiet fein feines Räuschen mit 
allen $itfcbge»eiben, bie et erjagt batte, ging in bie ©tabt unb 
taufte feinet 3rau baS febönffe ©ewanb, baS et nut aufbtingen 
tonnte, unb balb »utbe bie $ocbjeit gefeiert, unb eS »at ein 
©ingen unb 3ubeln, als wate bet Fimmel eoß Safgeigen. 
gtiebfam unb fröhlich lebte nun bet 35get mit feinet Stau 
unb feinet alten SNuffec im götfietbäuScben, 3«bf auf 3«bt 
oetging. 3e§f batten bie 3<Sgeröleufe febon ein paat Äinbet. 
©a ging eines Sage# bet 3<Sger »iebet auf bie 3agb, »dbrenb 
feine gtau unb feine SRutfet im $aufe betumfehäffetten (wirf/ 

134 


"V 


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fcbafteten). (Kit etng fanb bie (Kutter jeneg Ääjlcben unb öffnete 
eg; 5a fab fle bag ©cbwanengefiebee liegen. „Sich," faßte fle, 
„fleh boeb nut! $ier liegt betn ©cbwanenfleib — fo föön rein 
unb unberührt!" JDie junge grau faf> f>in unb griff battacb. 
©an n flteifte fle flc^ tafcb bag Äleib ab unb warf fleh bag ©cbwa# 
nengewanb über; „(Kutter," faßte fle, „wer mich wiebetfeben 
will, muff in ben gläfernen ©erg fornmen, bet auf einem blan# 
fen gelbe fleht. 3# bin eine »erwünfebte (prinjeffln unb muff 
bottbin jutüd. ©rügt mir meinen lieben (Kann unb meine 
lieben Sinbercben unb lebt wobl!" ©amit febwang fle fleh auf 
— unb fort war fle. ©ie alte (Kutter wufjfe faurn, wie afleg 
fo rafcb gegeben fei. 

9llg bie (prinjeffln überm (ffialb babinflog, fuebfe fle, ob fle nicht 
jwifeben aö ben oielen ©äumen noch einmal ihren (Kann feben 
Münte unb fanb ibn auch. ,,£eb’ wobl, mein liebet (Kann!" 
tief fle, wäbrenb fle übet ihm wegjog, »leb’ wobl unb grüß’ mit 
meine lieben Äinbetcben !" ©et3äger erfebraf ; „foKicb febiegen?" 
baebfe er. „(Kein ©oft, wag wfirb’g mir helfen! ©ebieg’ ich fle 
tot, bann bab’ ich ebenfolcbeg £eib, alg wenn ich fle nimmer 
wieberfeb’. (Kein ©oft, warum bat fle mit bag boeb angetan!" 
2llg er traurig nach $aufe fam, erjäblte bie (Kutter ihm tom 
gläfernen ©erg auf blanfem gelbe. „(Kutter," faßte er, „nun 
bab’ ich leine Stube mehr; ich will meine grau fueben. geh b«f>’ 
fle ja fo lieb gehabt, wie ich gar nicht fagen fann; tch mug feben, 
ob ich fle nicht augfpfite." Unb bamit ging er fort. 

©alb fam et auf eine £eibe, bie jog fleh weit ing £anb hinein; 
unb in bet wohnten ganj oerflreut btei alte ©rüber, bie 3 in# 
flebler waren unb mit feiner (Kenfchenfeele »etfebtfen. 

9llg betrüget ’ne Seitlang gewanbert war, fam er ju bemerken 
Sinfleblet. „©oft fei mit gnäbig!" faßte bet alte (Kann, „ich 
wohn’ hier febon feit Urgebenfen unb bab’ aß lang’, lang’ fei# 
nen (Kenfcben gefebn; wie fommfl bu hierher?" ©er 3<Sget er# 
fühlte ihm alleg unb fragte, ob er nicht ben gläfernen ©erg auf 
einem blanfen gelbe fenne. „£öre," fagte bet ßinflebler, „ich 
bin in meiner 3»genb oiet berumgefommen unb bab’ fo man# 
(heg gefebn; aber oon einem gläfernen ©erg unb oon einem 


135 



blaufen Seit) ich nie gehört. ©anbte tubig »eitet! ©u 
trifffJ eiellelcbf noch einen ©tutet non mit am £eben; ei fann 
fein, baff bet ©efebeib weiß. 2llg »it ©tötet ung »ot langet 
Seit trennten, befielt ieter ein ©fficfc^en ©elb tei fi<b, jum St# 
fennunggjeicbett, wenn mit ung mal »iebetfeben foflten. $iet 
baff tu mein ©tüdeben! @tb ei meinem ©tutet!" 

©atauf »anberte bet 3dget »eitet unt »at febt traurig in 
feinem £etjen. „2lber," tackte et, „foß f ie fo in tet ©elf herum/ 
irren, tann iff ei mit auch febon teebf, wenn icb’g gerate fo hob’." 
Sftacbbem et eine lange ©tteefe butcb tie £eibe gegangen »ar, 
fam et ju tem jweifen Stoffehler. „©oft fei mit gnätig !" fagte 
tet, „leb fann tie Seit nicht tenfen, tag icb iule§t einen SRen> 
feben gefebn hob’; »ie fommff tu hierher?" ©et Söget etjöblte 
ihm aßeg unt gab ihm tag ©tüdeben ©eit ton tem erften 
Stoffehler. „2lIfo mein liebet ©tutet lebt noch!" fagte tet 
3llfe. 㤚t* mal, ich bin in meinet 2fugent tiel berumgefom/ 
men unt hob’ tiel erlebt; abet ton einem glöfetnen ©etg unt 
ton einem blanfen gelt hob’ ich nie gehört, ffiantre ruhig »ei; 
tet! ©u ttiffff tießeicbf noch unfern jöngfien ©tutet am Sehen; 
ei fann fein, tag tet ©efebeit »eiff. £ier hoff tu mein ©tüdeben 
©eit! @ib ihm tag!" 

©atauf wanterfe tet Söget »eitet. SBie et fo in feinen ©etam 
fen tahinglng, fam et an einen ©ufeb, ta lag ein toter jDcbfe, 
an tem faffen ein Hm, ein 3Binthunt, ein Sltlet unt eine 
£omgf (Slmeife). 6t woUte totbeigehen, ta hielten ihn tie tiet 
an unt baten ihn, et möchte ihnen boeb ben toten Dcbfen jettel; 
len. ©ag tat tenn tet Söget auch. 3unt £ö»en fpracb et : ,,©u baff 
ein gtoffeg Sföaul unt mufft eg immer eoß hoben; tu ftiegff tag 
gleifcb!" Unt et »atf ihm aßeg gleifcb hi«* 3«nt ffiinthunt 
fpracb et: ,,©u fcbleppff ticb gern mit Knochen herum unt 
fnabbetff trän; tu foßff tein gufeg ©eil hoben." Unt et »atf 
ihm aße Änocben hi». 3um Sltlet fpracb et: ,,©u tatterff gern 
ln beinern greifen herum;" unt et »atf ihm aße Singetoeibe 
hin. 3»r #omgf fpracb er: ,,©u »ohnff am Uebffen gleich in 
©einem greifen; tu fannff hier in ten Äopf ftieeben!" ©anacb 
ging et »eitet. 3llg et febon eine ©trede »elf »eg »at, fam ihm 

136 



5er ©inbbunb na#gefebt unb bat #n, er möchte bo# umfebten, 
fie »oUten ft# ihm banfbat beweifen. ©et Saget glaubte ni#t 
re#t buran, aber ging bo# mit bem ©inbbunb ju ben anbertt. 
„Sa, ja," fagte et, „i# fann’9 mit benfen; i# bub’ eu# ben 
0#fen ni#t &u ©anf geteilt." ©a tifj fl# bet £ö»c ein £aur au9, 
gab e9 ibttt unb fagte: „©enn bu einmal in 31ot fommji, fo 
bieg’ ba9 $aat ftumm, bann bifE ba ein £ö»e unb bufi bteimal 
mehr Äraff ul9 i#." ©et £unb rifj fi# au# ein $aat au9 unb 
fagte : ,,©enn bu einmal in Slot fommji, fo bieg’ bu9 $aat ftumm, 
bann wirf? bu jurn ©inbbunb unb famtfi breimal fo gef#toinb 
laufen wie i#." Unb bet SHblet tijj fi# eine gebet au9, bie gab 
et #m unb fagte: „©enn bn einmal inülot fommff, fo bieg’ 
bie gebet ftumm, bann »itji bu ein 2151er unb fiiegji bteimal 
fo f#nett wie i#." Unb bie £om9f tif fi# einen gufj au9, gab 
ibn bem Söget unb fagte: „©enn bu mal in Slot fommji, fo 
bieg’ ben gujj ftumm, bann bifi bu breimal fo flein toie i#." 
©et S^get bebanfte fi# unb ging »eitet. Unb e9 bauerte ni#t 
mehr lange, fo fam et ju bem btitfen <5infiebler. „@ott fei mit 
gnäbig!" fagte bet. „(59 ifi f#on ni#t mebt ju benfen, wann i# 
ben lebten SDfenf#en gefetjen bube; »ie fommji bu bierbet?" 
©et Söget ets^blte unb übergab ihm ba9 ©tücf#en Selb eon 
bem jweiten Ginfieblet. „3llfo mein lieben Stüber finb no# am 
£eben!" fagte bet @rei9. ,,#ör’ mal, mein ©obn, i# mö#fe bit 
gern helfen. (59 tji j»at f#on lang’ btt, bafj i# oom glüfernen 
Setg auf einem blanfen gelbe etwa9 gehört bube; abet ba$u* 
mul »at et eer»finf#f, unb nur einer, bet ungeheure Ätdftc 
butte, fo bieg e9, butte ihn erlöfen fönnen. (59 foH f#»et fein, 
bu betauf&ufommen, unb oben iji nur ein 9üh#en, but# ba9 
’ne £omöf ftie#en funn." ,,©#ön," fagte bet Söget, banfte bem 
2Hten unb ma#te fi# »iebet auf ben ©eg. 

91un fam et au9 bet £eibe berau9 unb geriet auf ein weife9, 
blanfe9 gelb; unb »ie et ba fo immet juging, fab et oon fetne 
ben gläfernen' Serg. 9iaf# holte et bie gebet betoot, bog fie, 
unb flog at9 2lblet binuuf. 9ii#tig! ba oben »at ein einjigfle9 
fleine9 9U&#en ju finben. 3Rein Söget eewanbelte fi# taf# 
in ’ne $om9f unb fto# hinunter unb bi9 an bu9 $au9, bu9 bu 

137 


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unten ftanb. i }\ et faß ein ©teil am genfer unt> gucfte binaud; 
bad war ein eetwunfcbener Äönig. Unb fein ganjed äönigteicb, 
bie SKeflbeuifiabt, feine brei Sinter, feine ©olbaten unb feine 
©ienetfcbaff unb atled »ad fonfi noch ba »ar — alled »ar »et# 
»finfcbf. 

©er Säget ftocfj ald £omdfchen an bem @reid »orbet, burch bie 
ctfie ©tube, »o bie ätfefie tptinjeffin faß, burch bie zweite (Stube, 
wo bie jwetfe iprinjeffin faß, bid in bie btitte ©tube, wo er feine 
grau fanb. ©ie ^rinjeffin merfte nicht, wie bad #omdf<ben 
auf ihrem Äteib herumfroch; fie faf recht traurig ba. SIber ald 
je^f |u SRittag gerufen würbe, flanb fie auf unb trat eot ben 
©piegel, ba »erwanbelte fleh ber Säger in feine richtige ©efialt 
unb fab auch in ben ©piegel. 2fld bie ^rinjeffin bad ©eficht bort 
erblicfte, erfchraf fie unb btebte fleh rafch um. 2lbet ba war nichtd 
tu feben, benn ber Säget batte (ich febon »iebet in eine $omdf 
oerwanbelf. ©ie fchaute abermald in ben ©piegel unb ber Säget 
machte ed »iebet fo. „SRein lieber SRann," fprach ba bie $rtn# 
jefjin, „bi|i bu bi«, fo jctg’ bich hoch I" ©a trat bet Säget in 
feiner rechten ©efialt eor, unb fie fiel ihm um ben $ald unb 
lief fich atled eon ihm etjählen. „3t<h," fagte fie bann, wenn 
ich ttut wüßte, wie wir ertöfi werben fönnen! fyiet ifi atted »et# 
wunfehen. S<h muß hoch mal meinen 23afer fragen. SJerwanbte 
bich »irber in ein ^omdfchen!— Sch »iff bich an meinem Ära# 
gen btaftagen." 

©er Säg« tat wie fie ihn geheißen hotte, unb atd alte beim 
Sffen faßen, fagte bie tprinteffin: „SRein @otf, wann »erben 
wir boch enbUch ertöfi werben!" — „D," riefen bie ©chwefiem, 
„wer weiß, ob wir nicht febon tängfi ertöfi wären, wenn bu bich 
nicht bätteji greifen (affen, ©amatd würben wir noch »iet ärger 
»erwönfeht." 

„SRein Jtinb," fagte ber alte Äönig, „wir fönnfen wobt ertöfi 
»erben, aber ed ifi fchwer. 93ot alten ©ingen müßte ber ©rache 
mit ben jwötf Äöpfen, bem bet Sbelmann hier in ber SRäbe täg# 
(ich i»an$ig Schweine liefern muß, umgebracht »erben, Stber 
wenn ihn auch einer bezwungen unb ihm ben testen Äopf ab# 
gefchtagen bat, bann wirb aud biefem Äopf ein $afe fpringen, 


138 



ben mug er greife»; unb wenn er ben £afen getötet hat, wirb 
bern au$ bem Äopfe eine Daube fliegen. Da mug et hurtig fein 
unb bie Daube hafchen nnb untbringen; in ihrem Äopf wirb ein 
Steineben fein, ba$ mug hier über unä bureb bag Heine SRife; 
chen in ben Serg geworfen werben. SBie fott aber einet, bet unä 
erlögen will, ba$ atteg wiffen?— mügte febon ein £om$lcbett 
fein «nb juhören, wie i<b ba$ fo fpreebe." 

Die (prinjeffin fagte nichts. Sie nahm etwa$ (Sffen eom 9Rit# 
tagätifcb mit in ihre Stube, um eä ihrem 3Rann &u geben. Unb 
ber hielt ficb einige Dage (ang bott eerflecft. Dann aber fagte 
er, et wolle fith i« bem (Sbelmann begeben unb fleh bei ihm all 
Schweinehirt eetmieten. @1 war aber nicht (eicht, anä bem 
gläfetnen 95erg herauf jufommen. Der Säget oetwanbelte fleh 
wohl in ein $omäfchen unb (roch an bet 9Banb hinauf, aber 
bie war fo glatt unb hoch; nein, wahrhaftig, ba£ war nicht (eicht. 
CEnblicb war et braugen unb fuchte ben €be(mann auf, bem 
et (ich ate Schweinehirt anbof. „@uf," fagte ber gbelmann, 
„ich witt bich nehmen ; aber ei ifi eigentlich febab’ um einen fo net# 
ten, jungen SRenfchen. ÖBenn bu nicht oetfiehfi, bie Schweine 
auf einen Rümpel jufammeniu jagen, bann geht’ä bit fehlest; ge# 
wöhnlicb ifi bet Schweinehirt ba$ etfie gtühflficf oom Drachen." 
Der Säger lieg fleh aber nicht abfehreefen, fonbern ging am an# 
bern borgen mit jwanjig Schweinen auf ba$ gelb, wo ber 
Drache immer bie Sftahljeiten hielt- Slnflatt aber bie Schweine 
lufammenjuhalten, um ben Drachen nicht &u ärgern, fchucherte 
er fie in bie DUtnbe: hier einä unb ba ein$. 9iun fam bet Drache 
wfitenb auf ihn lo$gefahten. Da nahm betSäger baö Söwenhaat 
unb bog ei ftumrn unb fiel al$ 2öwe ben Drachen an. (Rach langem 
Äampfe hatte er ihm jweiÄöpfe abgertjfen; ba fagte ber Drache: 
,,£ätt’ ich nur ein paar Dröpfchen SSluf eon meinen Schweinen, 
bann hätte ich »»ehr Äraft." — „3«, unb hätf’ ich nur ’n Srfift# 
eben 35tof," fprach ber Säger. 9lun liegen fie eoneinanbet ab, 
unb ber Säger trieb bie Schweine jufammen unb ging mit 
ihnen nach $aufe. Der Sbelmann fianb am genfiet unb wollte 
feinen klugen nicht trauen, al$ er ihn mit allen jwan&ig Schwei# 
nen anfommen fah. 


139 



3lm anbetn borgen trieb bet 3<5get »lebet aub, unb atleb ge# 
febab wie geflern; boeb rifj bet 2öwe beute bem ©tackelt eiet 
Äbpfe ab. Qätt’ lc$ »nt ein paar tröpfeben 95Iut eon meinen 
Schweinen," fagte bet ©rache, „bann fyätt’ leb mebt Ätaft." 
—„3a, unb bätt’ ich nur ’n Ätüflcben ©tot!" fagfe bet 3äger. 
©amacb ging et nach £aufe mitfamt ben swanjig Schweinen, 
„^bt* mal, "fagfe betSbet manttjufeinem©ienet,„icb möchte gern 
wiffen, wie’b morgen fein wirb. Schleich’ bu blnfer bem Schweine# 
bitten bet unb fleh ju, wab et angibf. 9ümm abet SBein unb 
Stof mit für ben gall, baf ibn bie Ätaft eerläft!" 

So nahm bet ©iener benn eine gTafcbe SBein unb baubbadeneb 
Stof unb folgte bem 3<Sget, alb bet am anbern SRorgen aub# 
trieb. Sb waten bem ©rachen beinahe febon alle Äöpfe abge# 
riffen, ba fagfe bet wiebet : ,,$äft’ ich jefcf nur ein paar Stöpfcben 
Slut eon meinen Schweinen, bann bätt’ leb mehr Ätaft." — 
„3a, unb bätt’ leb nur ’n Ätüflcben Stof," fagfe betrüget, ©ofotf 
fptang bet ©iener eor, fcblug bet glafcbe ben £alb ab unb 
reichte fie, famf bem Stof, bem 3<*ger. ©et ftanf ben SBein fo 
quanfbwetfe aub unb ab fleh am Stof fatf. Unb bann warf et 
fleh wiebet bem ©rachen entgegen unb tifj ihm bie lebten Äöpfe 
ab. 3lub bem aflerlefcfen Äopf wifebfe ein jjafe. Silber ba war bet 
3äger febon ein SBinbbunb, fptang baju unb big ben £afen tot, 
©a fam aub bem §afen eine ©aube; fofort war bet 3äget ein 
3lblet unb etwütgfe fie. Unb nun nahm et aub bem tauben# 
fopf ben Stein unb ging eetgnügf jum Sbelmann. 

©et war eon £er&en frob unb behielt ben 3äget einige tage 
bei fleh, um ihn recht |u pflegen, ©anacb matfebietfe mein 3äger 
ab, um ben gläfernen Setg, bab eerwunfebene Äönigreicb, ju 
etlöfen. St flog auf bie Spifce beb Sergeb unb watf bab Stein# 
eben bi»et»; bann eilte et, wob et fonnte, fort. Silber et war noch 
nicht weit gefommen, fo gab eb einen fürchterlichen Änall. SRun 
wat aKeb tunbum etlöfl. 

ffiie eb wiebet füll geworben wat, wanbette bet 3äget nach bem 
etlbjlen Schlöffe. Seine Stau flanb am genffet unb etfannfe 
ihn fofort. Sllb fie binaublief, um ihn $u begrüben, tiefen bie 
Scbwefletn: „2Bab fällt bit ein? ©ab witlfl bu )e|t febon wiebet 

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tun? ©Ir flnb fnapp etlöfl, unb nun wißfl bu uns wohl aufß 
neue eerberben?" 9lber bie ^Jrmjcff!» ^örfc nicht batauf, fon# 
bern tief intern 5Bafet unb ihren ©chweflern tu: „©aß t|t ja 
unfer (Stlöfer!" — tief ihrem SRann entgegen unb fiel ihm um 
ben £ai$. 

Stun fann man fleh benfen, tote glücffelig alle waren! ©te alte 
SRutfer unb bie Äinbet würben geholt; ber König gab bie Die# 
gierung an feinen ©chwtegerfahn ab, unb afle lebten mifetn# 
anber glücöich unb in greuben biß an ibr Snbe. 


Die betoen ©olbfmber 

or oteleu, »ielen 3ahten gefchah e$ 
einmal, bafj jwei SKägbe im gelb 
nicht weif öon bet £anb ftrafie arbeite# 
ten; bie eine tupfte £anf, bie anbere 
fchnitt Korn; fle fpracben aber mit# 
einanber »on mancherlei unb waren 
luftig unb guter ©inge. Sluf einmal 
fam auf einem flattlichen Dlof ber 
junge König b^außetitten. £>ie 
SDtägbe liefen eon ihrer Arbeit, flanben unb flaunfen. 2tlß ber 
König ganj nahe war, grüfjte er bie Jungfern freunblich, unb 
ba rief bie jüngere gleich ber Altern tu: „ffienn mich ber König 
tum ©eibe nähme, würbe ich ihn unb feinen ganten $of mit 
meinem £anf beHeiben !" „Unb ich," faßte bie Altere, „würbe, 
wenn er mich tu feiner Köchin machte, ihn unb fein ganjeß 
$auß mit meinem Korn ernähren!" 

©iefe Dieben hatte ber König gehört, unb ba fle ihm wohl# 
gefielen, fchldte er am folgenben Jage nach ben beiben ©Agben 
unb wählte fleh bie jüngere tu feiner ©emahlin, bie ältere 
aber machte et tu feinet Obertöchin unb gab ihr bie Stufflcht 
über äße ©äefer unb Köche beß JKeicheß. Slnfangß fühlten fleh 
beibe SDlägbe feht glficflich, halb aber erwarte in ber älteren 
bet gelbe 9leib: fle wäre felbjl gerne in bet ©teile ihrer jüngetn 

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greunbin gewefen. ©aturn erbaute flc bei fl# einen ipian, wie 
fle biefelbe eetbetben foHte. ©ie pellte fl# gegen Me Junge 
Königin fc§c untertänig uub treu, unb biefe in intern arglofen 
£erjen liebte fle »ie juöor, al$ fle no# ©efpielinnen waren. Sinn 
fant aber bie %eit, baf bie junge Äbnigin gebären follfe; bie 
Äb#in batte unter gutem ©orwanbe aQe £eute au$ ber Sftäbe 
entfernt; bie Äbnigtn gebar i»ei »unberlieblt#e Staber, einen 
Snaben unb ein 3Räb#en mit golbenen paaren, ©ie arge 
Sb#in nahm nun biefe f#nell, ohne baf ei bie franfe Äönigin 
merfen tonnte, eilte mit ihnen in ben £of unb begrub fle in ben 
SDMfl, lief bann »lebet bittein unb legte ein £ünb#en unb ein 
Säfc#en an bie ©teile ber Staber unb fe&te fl# neben ba$ ©ett. 
©alb barauf bat bie Sönigin ihre greunbin, fle m5#te ibr bie 
Staber jetgen. ©a fing biefe an ju jammern unb &u (lagen: 
„D Sott, »ünf#e bir ba$ ni#f; ei Ifl ein grofe$ Unglöd ge# 
f#eben." ©amif flanb fle auf unb lief »ebflagenb hinauf unb 
et|5blte ei ben Röfleuten, unb biefe erjäblfen ei »eitet unb 
halb (am e$ an ben Sbnig. 211$ biefer b&tte, baf fein SBeib 
einen $unb unb eine Sa&e geboren bitte, warb er febt jornig 
unb lief glei# bie beiben Siete erfäufen unb fein SBeib lebenbig 
begraben. 3H#t lange bana# heiratete er bie Sb#in. Sind bem 
SKifl aber, worin bie beiben Stabet begraben worben, »u#fen 
i»ei golbene £annenbäum#en beroor, fo f#5n, baf e$ eine 
£ufl war, fle anjuf#auen, unb bet Sönig befonber$ fyatte gtof e 
greube baran. ©o# ber Königin po#te immer bai #et$, wenn 
fle bie ©äum#en fab, unb am @nbe (onnte fle ihren Slnblitf 
ni#t mehr ertragen; fle flellte fl# habet (ran( unb fpra# jum 
Sättig: fle (bnne ni#t eher genefen, bi$ fle ni#t auf ©teftern 
ruhe, bie au$ ben beibenSannenbäum#en gema#t worben wären, 
©o leib ti bem Sänig um bie ©äum#en tat, fo lief et e$ bo# 
gef#eben, baf man fle fällte unb barauä jwei ©rettet für ba$ 
(önigli#e Gbebeff ma#fe. 3n ber 9la#t aber, al$ bet Sättig 
unb bie Sänigin juerfl barauf ruhten, fingen beibe ©rettet auf 
einmal an ju reben. ,,©rfiber#en," fpra# ba$ eine, „wie brüdf 
e$mi#fof#»er, aufmitliegt bie böfe Stiefmutter l" ,,©#wefler# 
#en," fagte ba$ anbere, „wie ifl mir fo lei#f, auf mit liegt ber 

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gute ©ater!" ©et Staig fchltef fefi unb ^örfe nicht*; Me Statgin 
jeboch hatte afle* wohl oernommen unb war eoßet Unruhe 
Die gan|e Jßachf. 

211* e* Sag würbe unb bet Staig erwarte, fprach fie: „2lch lie/ 
bet Sföann, bie ©rettet taugen gat uic hf*, mein Übel ifl nur 
Arget geworben, laf un* fie oetbrennen!" ©et Staig wiber; 
rebete nicht, benn et wänfchte ia, fein ©eib foße gefunb werben. 
2tt*balb wutbe bet Ofen geteilt, unb al* bie ©lut grof ge/ 
nug war, lief bie Staigin bie iwet ©rettet hintittwetfen unb 
fab tu, wie fie oerbrannten. 3wei Reine Junten aber waten 
hetau*gefptttngen unb in bie ©erfie gefaflen, ba* batte bie 
Staigin nicht bemerft. ©alb Darauf gab bie SRagb Die ©erfie 
ben Schafen, unb ein ©utferfchaf af bie beiben Junten mit 
unb nach einiget Beit brachte ei |wei Wramletn mit golbnet 
©oße $ut ©eit. ©et Staig batte grofe gteube baräber, aber 
al* bie Statgin fie fab, gab’* ihr einen Stich in* $et|, baf 
fie gleich tränt wutbe. $D?an oetorbnete ihr aßetlei, aßein fie 
tonnte nicht gefunb werben; ba fagte fie enbiich, wenn fie bie 
Werten bet beiben £<5mmlein Afe, müfte ihr ba* wohl helfen, 
©a* foßte nun bet Staig tun; et muffe julaffen, baf fie gefchlach/ 
fef würben, ©ie £erjen briet man unb brachte fie bet Staigin; 
bie ©ebätme aber würben in ben $lnf geworfen; iwei Stätte 
nun würben weithin oom ©affet fottgefäbtt unb enbiich an* 
Ufer au*geworfen. £iet würben batau* wiebet bie jwel Sin/ 
bet mit ben goibnen paaren unb waten gleich fo gtof, al* 
wären fie feit ihrer ©eburt immer gewachfen; nur blieben fie 
nactt, benn noch teine SRutter hatte ihnen fa ein £>embchen an/ 
gelegt. Sie waren aber fo lieblich nab fchta, baf bie Sonne 
auf ihrem Sage*gange flehen blieb, fleh nicht fatt fehen tonnte 
unb Reben Sage nicht unferging. 

©a e* nun fo lange nicht macht werben woßte, fo wunberfe fich 
De* unfer Herrgott unb Dachte: „ba* hafi bu Doch nicht alfo ge/ 
orbttet!" St tarn baher jut Sonne unb fragte fie, warum fie 
fo lange am Fimmel oetweile unb nicht untergehe? ©a leigte 
fie ihm unten auf bet Srbe bie beiben fchtaen Sinber, wie fie 
an bem fjlaffe fpielten. Unfer Herrgott war enfjüctf unb ge/ 

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eüfjrt Bei Bern Slnblid Bet kleinen, welche fo mutterfeelenaöein 
unb »«di waren unb fprach: ,,3^ wiH mich ihrer aunehmett* 
©a flieg et auf Bie StBe all ein alter guter Sfcann, unB Bie 5ein# 
Bet liefen, fobalb fle if>n fafjen, gleich ju ihm unB waren froh. 
SDa gab er febem ein £embchen unB ein golbnel $5mmer<hen 
unB fprac^ : „Sehet nur immer anf Ber ©träfe fort, Ba wetBet 
if>r in Bie gtofe ©taBt fommen; Köpfet an Bie täten an, unB 
wo man euch aufmacht, Ba tretet ein. ©enn nun ein freunblichet 
(Kann euch fragt, wer ifjr feib, fo erjählt ihm Biefeö C&ätchen." 
Slun erj^BUe ihnen unfer Herrgott ihre ganje Sebenlgefchtchte, 
ging Bann fort unB flieg wieBer in feinen Fimmel hinauf. ©ie 
Älelnen aber wanBeften weiter unB (amen enblich in Bie gtofe 
©taBt; fle Köpften an oiele Säten, aber feine würbe ihnen auf# 
getan; iulegt tarnen fit auch an Ben fßalafl Bel Äönigl. ©o# 
wie fle hier anHopften, öffneten fleh ßltich eon felbfl Bie grofen 
glägelturen. ©ie traten ein, unB el faf Ber Sättig gerabe in 
tiefem SlachBenfen unB härmte fleh, Baf er feine Äinber hatte; 
inBem fiel fein 93lid auf Bie Keinen hintmiifch fchönen Äinber 
mit Ben golbnen paaren. „Sommt htc," rief er, „wal fät ein 
Sngel hat eneh in mit gefenbef? etjdhlf mir’l!" ©ie Äleinen 
gingen hin, fegten fleh ihm eertraulich auf Bie beiben Änie unB 
liebfoflen ihn; Ber Änabe fing Barauf an ju erzählen, wie ihn 
unfer Herrgott gelehrt hatte «nb wenn et etwal aullief ober 
nicht gut erzählte, oetbefferte ihn fein ©chweflerchen. 

„©oft, o ©off I" feufjte Bet Äönig, all Bie (Stählung ju @nbe 
war, unB in Bern atugenblide trat auch Bie Äönigin ein. 91(1 
fle Bie Äinber erblidfe, erfafte fle ein grauflgel Sntfegen; fle 
fehtfe um, fchlug Bie Säte hinter fleh 1« unB lief wie wahnfinnig 
fort, ©ie Äinber aber faf en Bern Äönig auf Bern ©chof e ruhig 
unB üoüet UnfchulB unB wuffen nicht, warum er fo fchwer ge# 
feuftt unB Bie grau fle fo entfeglich angefehen hatte. 

@nblich fagte er: „0 ihr meine lieben Äinber, Bai ifl fein SOlär# 
chen, wal euch ber alte SOlann erzählt h af, fonbern euere unB 
meine wahrhaftige ©efchichte. ©er alte gute SDlann aber ifl Bet 
liebe ©off, Bet aßel fo wunbetbarlich geleitet unB nun offen# 
Bart h«t. ©ehe, wehe Ber böfen Äönigin!" ©amif ging et hin# 

144 


\ 



au$ «nt> gab ©efehl, bofj man fein ©eib fogteic^ lebenbig btt 
graben fotle. Slbet man tonnte fle lange nicht ftoben; enblich 
traf man fle am Ufer be$ gluffeä, wie fle fleh bte $aate jerrauffe. 
©ie hotte fleh erhängen wollen, allein ber ©trief war jertiffen, 
baranf hotte fle fleh in$ ©affet geflötet; allein bet gluf! hotte fle 
wieber herauf geworfen ; nun würbe fle ergriffen unb lebenbtg t>er# 
fchorrf ; bießrbe behielt fle nun «nb bebedte ihre grofe©önbe mit. 
©er Äftnig ober fehiefte nun fogleieh in ba$ £anb bet fleben 
Swerge um ©affet be$ Sebent, lieh feitre reehte ©emahlin ati$t 
graben unb machte fle lebenbig. 95eibe lebten nun froh ttnb 
eergnügt unb hotten gtofje gteube an ihren Äinbern. ©er 
Änabe würbe ein flattlicher güngling unb fftachfolget im Reiche 
feined Satert, ba$ 3R5bchen eine wunberfchöne «prinjeffln. Sich, 
bie war fo fchön, fo fchbn, baf e$ nicht ju befchreiben ifl; ich will 
nur biefed fagen: wenn fle auäging, neigten fleh olle 95lumen 
oor ihr bemüfig, unb alle jungen Äalfer unb Könige warben 
um ihre #anb. ©a fle aber gelobt hotte, nur ben ju ^eltoten, 
ber ba$ befle £etj höbe, fo nohm fle julefcf einen armen Äohlen* 
brennet, benn bamald hotte ber ba$ befle $er& in ber Ghnflenheit. 

Sluch bu häffefl fle wahrlich gerne befommen; 

Sillein bich hätte fle nicht genommen! 


©rogmutterefjen Smmergrün 

$ war einmal eine franfe SKutfer, bie 
hafte $erjweh nach Stbbeeren unb 
fehiefte be^halb ihre beiben Äinber 
in3 jpolj, bah fl« ih* welche fugten. 
211$ ba$ Äbrbchen eoK war — feind 
aber hotte eine gegeffen, fo lieb 
hoffen fle bie SNuffer — , ba fam 
ein alted SRöfterchen bähet, ba$ war 
ganj grün angejogen unb fprach &u 
unb fann mich nicht mehr bilden, 
fo alt bin ich; fc^enft mit ein paar Stbbeeren." Unb fle erbarm# 

145 



ihnen: „geh bin hungrig 


* 


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10 SUfCSt J)en [tit ffirlmm 



tett ffch bet alten grau unb fetteten iht ba$ Äörbcpett in be» 
€4of. m fle hierauf forteilten, um anbete jn pfföcfen, tief ba$ 
SRütte tchen fle jutäcf, nahm fle bei bet £anb unb fagte: „Sßehmt 
ble €tbbeeren nnt »iebet, ich finbe boch Won welche; nnb 
»eil iht ein fo guteä £et| habt, fchenfe ich bit eine »eiffe nnb 
blt eine blaue ©tarne. JÜebmt fle wohl in acht, bringt ihnen 
ade SRotgen frifcheS ©affet, unb lauft nicht miteinanbet!" 
Sie banffen unb eilten nach fjaufe. Sita bie SRuftec bte erffe 
©rbbeere an bie Sippen brachte, ba »at ffe gefunb, unb ba$ 
hatte ©toffmüttetchen 3mmetgrün getan; unb ata bie Äinbet 
bie ©efchi^te erjählten, ba banfte fle bet holten grau unb 
fteute fleh bet Sinbet, unb fo oft biefe bie ©tarnen anfahen, 
bie immet frifch unb lieblich waren, gebachten ffe an ba$ ©ott: 
„Sanft nicht miteinanbet!" ©ine$ Slbeubä jeboch ent|»eiten 
ffe ffch unb gingen fciebloö |u ©etfe; unb ata ffe am borgen 
bie ©tarnen ttänfen wollten, flehe, ba waten ffe fohltaben* 
fchwatj. ©a erfchtafen ffe, nahmen ffe ftautig in bie£anb unb 
»einten »tele, eiele Stätten auf bie ©tarnen; unb ffehe, bie 
»eiffe »utbe »iebet weif, bie blaue »iebet blau, ©eit bem Sage 
haben ffe immet Stieben miteinanbet gehalten; unb ble ©tat* 
tet hat ffe gefegnet Im lieben unb im Sobe. ©o ffnb alfo bie ©lu* 
men ein groffer ©chafc für ffe geworben unb haben ffe ©roff* 
mütterchen Smmetgtftn lieb gehabt bW in ihren Sob. 


@iebenfd)ön 

n einem ©orfe wohnten ein paat 
atme £eute in einem fleinen fyäufr 
chen, bie hatten eine einige Sottet. 
©a$ Räbchen befotgte ihuen ben 
§attaffanb, ffe »ufch, fegte, föchte 
unb fchaffte aße$, wa$ |n tun wat; 
ba$ ©ärtchen oot bem £aufe »at 
immet wohl beffeKt, im $aufe »at 
alles fo blanf unb reinlich, baff e$ 



146 



ein Sufi <mjttfef>en war. <&& gab auch fein SRäbchen in ber gan# 
jen ©egenb, t>ic gefettet im SRäben uni) ©tiefen gewefen wäre, 
n nt» bamit oerbienfe fle ihren armen eitern bai ©rot; benn 
feine Arbeit wirb immer gut befahlt. SBeil baä SRäbcfen aber 
jebbnet war, all (leben anbere jufamnten, fo nannten bie Senfe 
fle ©iebenfchbn. ©ie toar babei fo flttfam, baß, wenn fle ©ontt# 
t« g$ int Äitche ging, wa$ fle fleißig tat, fle immer einen Schleier 
not bem ©eflchte trug, bamit bie Seufe fle nicht angaffen foHfeu. 
©a fab fle nun einmal bei Jtbnigä ©obn, unb fle war fo fchlanf 
wie eine Sfche, ba oerliebte et (leb in fle unb hätte beglich gerne 
auch einmal ibr ©efiebt gefeben, aber bai fonnte er nicht eor 
bem ©cbleiet. Sr fprach ju feinen Wienern: „QBarum trägt 
©iebenfebön immer einen ©cbleiet, baß man ihr ©eflcbt nicht 
feben fann?" ©ie ©lener antworteten: ,,©a$ tut fle, weil fle 
fo flttfam ifl." ©a fanbfe bet Äönigäfobn einen ©iener mit 
einem golbenen gingerreif ju ©iebenfcbön unb ließ fle gar febr 
bitten, beute abenb bei bet großen Siche $u fein, er hätte wo« 
mit ihr in fptechen. ©iebenfchbn ging bin, benn fle bachfe, ge# 
wiß will bet $rin& bei bir ein ©tfief feine Arbeit be (leiten. 2114 
aber bet $rin& fle nun fab, ba betliebte er fleh noch oiel mehr unb 
berlangte fle |ut grau, ©och ©iebenfcb&n fprach: ,,©u bifl fo 
reich unb ich nur fo arm; bein ©ater wirb febr bbfe werben, 
wenn er bbtt, baß bu mich &ut grau genommen." 2lber bet 
$rin& bat fo oiel unb fagte, wie lieb er fle hätte; ba fagte Sieben# 
fchbn enbllch: „SBenn bu noch ein paar Sage warten wiQfl, fo 
will ich mich barauf bebenfen." — Silber fchon am anbem Sage 
fehiefte bet Äönig^fobn feinen ©iener $u ©iebcnfchbn, bet brachte 
ihr ein paar filberne ©chnbe unb bat fle, fleh beut abenb wieber 
bei ber Siche einjuftnben, benn ber $5tinj wollte mit ihr fptechen. 
©iebenfchbn ging bin, unb al4 ber iptinj fle fab, fo fragte et, ob 
fle fleh f<hon befonnen hätte. 

©a antwortete ©iebenfehön: „geh bube mich noch nicht beben# 
len lönnen, benn meine Sauben unb $ßbner wollten gefüttert, 
ber Sohl mußte gefchnitten unb bie $emben fodten genäht 
werben; aber wa4 ich bir fagte, ich bin fo arm unb bu fo reich, 
bein ©ater wirb bbfe werben, barum lann ich nicht beine grau 


10 » 


147 



wetben." Da bat fle aber bet $rlnj »lebet fo öle!, baß fle 
enbltch fagte, fle wollte gan& gewiß bebenfen unb mit ibtett 
Sltern fprechen wollte. 3lm anberett Sage fehiefte et bntcb 
feinen ©teuer ein präcbtigeg golbeneg Äleib unb ließ fle 
bitten, beute abenb »iebet in bet Siebe §u fommen. ©leben# 
fcfjörr ging abenbg auch wiebet bin unb bet $tin& fragte, wie 
fle (leb benn nun befonnen b^fte. „Sich," fagte ©iebenfehön, 
„icb bube mich nicht bebenfen Wunen unb meine eitern bube 
ich uueb noeb nicht gefragt, eg gab ben ganzen Sag wiebet fo 
t>iel |u fchaffen in unb außer bem $aufe, baß ich nicht baju forn# 
men fonnte; aber wag ich immer gefagt bube, babei muß ich 
bleiben, ich bin etel ju arm unb bu ju reich unb bein S3afet wirb 
febt böje wetben." SRun ließ bet iptinj gat nicht mit Bitten nach 
unb fleUfe ibt oot, baß fle enbltch Äönigin wetben follte, et 
wätbe ibt auch ganj gewiß treu bleiben unb feine anbete bei# 
taten, wag ba auch fommen möchte. ©a ©iebenfehön nun fab, 
wie lieb et fle butte, fo fagte fle enbltch fa. 

S3on nun an trafen fle fleh leben Slbenb bei bet Siche unb waten 
ganj glücflich, benn fle liebten einanbet techf eon $erjeu. ©et 
Äönig follte eg nicht wiffen; aber eg war ba eine alte garflige 
©irne, bie fagte eg ihm enbltch hoch, baß fein ©obn mit ©ieben# 
fchön ieben 3lbenb fpät jufammenfäme. ©a warb bet Äönig ganj 
grimmig unb fehiefte feine £eufe bin, ©iebenfcböng£aug in ©raub 
iu ffeefen, bamit fle batin eetbtenne. ©iebenfehön faß am gen# 
fler unb flidfe; alg fle abet metfte, baß bag £aug brenne, fptang 
fle gefchwinb binaug unb getabe biuein in einen leeren ©tun# 
nen ; ihre armen Sltetn abet eetbtannten beibe mit bem §aufe. 
©a war eg ibt erjf gewaltig gram unb fo traurig umg £e t|, 
baß fle tagelang im ©runnen faß unb »einte. Slachbem fle 
aber auggeweint, arbeitete fle fleh allmählich hinauf unb grub 
fleh bann mit ihren feinen £änben etwag Selb aug bem ©ebutf 
ibteg oerbtannten §aufeg. 

©aföt fauffe fle fleh ©lanngfleiber. ©ann ging fle jum Äönige 
an ben £of unb bat, et möge fle hoch alg ©ebienfen annebmen, 
fle beif e Unglücf. ©em Äönige gefiel bet bübfebe Junge SRenfch 
unb et nahm ihn jurn ©ebienten an. ©ie war nun immer treu 


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148 



uttb fleifjig, u»b balb mochte bet alte Äönig Unglücf oon allen 
feine» Sebienfen am liebflen (eiben unb lief ficb eon (einem 
anbecn bebienen. 

Der Äö»ig$fob» «bet, al$ et hörte, ©iebenfcbön$ £au$ fei 
niebergebtannt, trauerte fehr, benn et meinte nicht a»ber$, al$ 
baf ©iebenfcbön auch mit »etbrannt fei. SRacbhet aber tooüfe 
fein Safer, baf et fleh eine grau nehmen fo0te; bet alte Äönig 
tooüfe feinem ©ob» ba$ (Reich übetgeben, aber bann muffe 
biefet auch eine Königin haben. 2llfo freite bet sptinj um eineö 
anbetn £önig$ Sottet unb warb mit ihr »etlobf. 2(1$ nun 
bie $ocbjeit fein fottfe, toatb b«$ ganje £anb baju eingelaben, 
unb al$ bet Äönig mit feinem ©ob« ^tnrcifle, bie Stauf ju 
holen, muf ten aüe Schienten mit. Da$ toat eine traurige (Reife 
för Unglücf unb e$ lag ihm fo b«tf auf bem ^erjen tote ein 
©fein. 6t hielt ficb immer hinten im 3 « 30 , bamif bie £eute nicht 
feine Srautigfeit fähen; al$ fle «bet in bie Stöbe be$ @cblofTe$ 
bet Staut (amen, bub et an &u fingen mit (laret ©timme: 
©iebenfcbön bin ich genannt, 

Unglücf ifl mit toohl befannt. 

Da fagfe bet ^Jtinj $u feinem Safer, neben bem et ootnean im 
3uge ritt: „SEBet fingt boeb b« fo febön?" — „®et foOfe e$ toohl 
anbet$ fein," anttootfete bet 2llfe, „al$ Unglücf, mein Schiene 
fet?" ©«tauf fang et jutn itoeifen 9Me: 

©iebenfcbön bin ich genannt, 

Unglücf iff mit toohl be(«nnf. 

Da fragte bet ÄÖ»tg$fob» toieber: „Sßer fingt boebba? ©oOte 
e$ toitdicb Unglücf, bei» Sebienfet fein, liebet Sätet?" — ,,3«, 
getoif," fagfe bet alte Äönig, „toet anber$ foKfe toohl fo febön 
fingen, al$ Unglücf, mein Sebienfet?" (Run toaten fle ganj 
nahe eot ba$ Sot be$ ©cbloffe$ bet Stauf angefommen, ba 
fang Unglücf jum btitten SKale: 

©iebenfcbön bin icb genannt, 

Unglücf ifl mit toohl befannt. 

211$ bet iprinj ba$ nun toiebet hörte, toanbfe et fcbnell fein ipfetb 
um unb ritt hintenhin ju Unglücf unb fah ihm einmal febarf 

149 

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•I 


tob ©eßc ßt; ba etfannfe et ©iebenfcßött unb nidfe if>t gartj 
freunblicß &u, bann aber ritt er »lebet weg. 

2llb fie nun aße betfammen waren auf bem ©cßloffe bet ©raut 
unb warb eine große ©efeflfcßaft ba, fo fagfe ber Äbnig, bet 
©ater bet ©raut: „SBit wollen SKfitfel fpiele», unb bet ©tüu# 
figam foß attfangeit." ©a fing bet Äbnigbfoßn an: „3cß habe 
einen ©cßranf, unb eot einiger Seit eetlor leb ben ©cßläßel ba# 
ju; ba ging ich gleich bin unb taufte mir einen neuen; alb icb 
aber nach #au fe tarn, fanb icb meinen alten »ieber; nun frage 
icb bicb, £ert Äönig, welchen ©cblüffel foß ich juerß gebrauchen, 
ben alten ober ben neuen?" ©er Äbnig antwortete fogleicb: 
„fRatütlicß ben alten!" ©a fagfe bet Äbnigbfoßn: „So behalte 
bu nur beine Xocßfer, hier iß mein alter ©cblüffel." ©a griff et 
©iebenßbön bei ber $anb unb führte ße mitten unter fie; ber 
alte JWitig aber, fein ©ater, rief: „9lein, bab iß }a Unglfid, mein 
©iener!" ©och ber Äönigbfoßn antwortete: „Siebet ©ater, eb 
iß ©iebenfcbbn, meine Sfrau!" ©a gingen aßen bie Singen auf, 
unb ße faßen nun erß, wie febbn ße war. 


Die biebifd>e 0pitm|hibe 

b war einmal ein ©orf, wenn ba bie 
Siebebl eute in ben ©pinnßuben bei# 
fammen faßen, fo war eb eon alten 
Seiten bet ©iffe, baß Jeben Slbenb 
ein ipaar in bie JDbßgürfen elnbrecben 
unb für bie ganje ©efeßfebaft Sßpfel 
unb ©irnen ßehlen mußte, ©a tarn 
bie Steiße benn auch einmal an ein 
Spürchen, bab foßte oon ben febönen 
©arten holen, bie waren fo mürbe 
wie Xaffent. ©ie ©rauf woßfe bureßaub nicht mit in ben 
©arten hinein unb blieb bcaußen am Saune ßeßen, ber ©räu# 
figam aber ßieg mit einem ©ade, ben et mifgebraebt hotte, auf 
ben ©aum unb ßng an, ißn öoßjupßüden. 

150 



©irnen aub beb ©farterb 


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Sftuit war bet (Pfatter, obgleich et nicht batte ^eitafett bflrfe» 
uttb feine Äinbet batte, hoch ein recket @ei&bal$; feine blanfen 
©ufaten liefen ihn manc^eö 3Bal nicf)t fchlafen, unb auch in 
biefet 92a<^>t war et noch auf ben Seinen. Unb alä bet junge 
Sauet eben mit ten im befien Sinfaden war, fab et ein Siebt eom 
(Pfartbaufe ficb bet bewegen; bet (Pfarrer fam mit einet Seucbte 
unb ttug einen Äefiel »oll Selb unb batte ben Teufel bei f!<b. @e# 
rabe unter bem Sirnbaum machte et halt, fing an, ein Socb ju 
graben unb merfte nicht, baf bet Stäutigam oben im @eäfl fafj . 
©et Seufel febtie immer ju: „£ei fuefef! bei fudet!" (et gudt); 
aber bet Pfarrer batte fein Sltg barautf unb lief fleh nicht (löten, 
(ünblicb fefete et ben ©elbfeflel in bie Stube hinein unb machte 
mit bem Seufel au£: ben Schab foOe niemanb beben fönnen, 
ei fei benn, baf ein junget Sbepaat in bet Srautnacbt fplifter* 
fafelnadt angetitten fäme, bie (Pferbe an ben Saun banbe unb 
ben Äeffel unter bem Sirnbaum aulgtfibe. St befebwot auch 
ben Teufel bei aOen £ößen(lrafen, baf et baä Selb unter feinet 
anbetn Sebingung betgeben foHe, unb baebfe: ba$ geliebt in 
alle Swlgfeit nicht. ©atauf ging et mit bem Seufel fort, unb 
bet Stäutigam (Heg »om Sirnbaum herunter unb erjählte fo* 
gleich feinet Stauf, t»a$ et gefeben unb gehört baffe. 

©tei (Soeben batauf batte ba$ (paar fchon #och&eif. 3n bet 
Srautnacht aber ritt et jufammen fplttterfafelnadf butch bie 
©atfenföt bi$ unter ben Sirnbaum, banb bie (pfetbe an ben 
Saun unb hob bet (pfarrettf ©cha§. 

Sbenfo ungebinbert unb »oller greube brachten fle ben Selb# 
feffel nach #aufe unb (üben noch nachträglich bie gan&e Spinne 
(lube jut §och|eit ein; ba foflen fle »iebet eon bet (Pfattetö 
Sirnen gefchmaujl haben. 



2S ie bet teufet ba3 ©eigenfpief temte 

\ 

ia ©olbaf, bet feine Seit abgebient 
hafte unb öon feinet» IKegimenfe 
entiaffen wat, teilte auf feinet £>eim# 
reife fpäf abettbg ganj etntübef ln 
einem ffiittghaufe etn unb bat um 
Verberge, ©et ©itf entgeguefe, baß 
et ihm biefe Sitte bei bem beflen 
©Ulen nicht geragten fönne, weil alle 
Sintmer bergeflalt befefcf feien, baß et 
auch nicht eine einige ^etfon meht untetjubtittgen öermöge. 
©et ©olbaf fiberjeugte fleh «l$balb baeon, bah bet ©irt bie 
©ahrheif gefprochen höbe, fagte aber auch: „©elfer fann ich 
nun heute einmal nicht; ifl benn gar fein JKat in fchaffen, £ert 
©itf?" — „3a," fagte bet ©itf, wenn bu ben 3Ruf hafl, ba 
unten in bem frönen ©chioffe ju fchiafen. (Sffen unb Jtinfen 
fannjl bu bei mit fo elel befommen, aig bu wlllfl, aber ich muh 
bit nur fagen, eg ifl mehr aig einet hinunfetgegangen, jeboch 
feinet wiebergefommen. ©leg ©chlofj mit einem herrlichen 
Slittergute gehörte einem meinet Serwanbfen, bet ei aui Sog# 
heit bem Jeufei eetfchtleben hot; biefet treibt nun ba unten, 
hauptfdchlich beg Slachtg jtoifchen elf unb jtsoölf Uht fein©efen, 
unb webet ich noch anbte, bie ei eerfucht hoben, fbnnen fleh 
botf aufhalten. £afl bu aber SRut, bajubleiben unb gelingt ei 
bit, ben Sbfetoichf ju »etfreiben, fo foUfi bie©ahl untet meinen 
btei Jbchfetn hoben unb bag ©chlof) unb ÖUffetguf baju." — 
©tll’g eerfuchen," fagte bet ©olbaf, ah unb ttanf fleh etfl faff, 
nahm bann jwei gefabene ipiflolen, fdjnallfe fleh einen gtohen 
©übel um unb toanbette mit jtoei©achgfetjen hinabing©chlofj. 
§iet fuchfe et fleh bag befle Simmet aug, in bem ein prächfigeg 
Seff, ©ofa, Jtfche unb ©fühle eom feinfle» $olje unb blanf 
poliett flanben, unb ba lieh et fleh niebet. ©atauf fafj et fleh ouch 
noch anbettoeifig im ©chioffe um unb fanb eine ooKflünbig ein# 
gerichtete ©chreinetwerffla« mit einet #obelbanf unb allem 
baju gehörigen @etdf; auch waten oiele ©chloffetwetfjeuge 

152 



barin, »ie geilet», ©chtaubflöde unb anbeteg betart. 9lig et 
fleh a\kß im «Schlöffe angegudt batte, (ehrte et »ieber auf fein 
gimmet jutüd, unb ba ihm bie Seit lange »utbe, nahm et 
eine ©eige, bie neben bet SBanbubt hing, ^ecuntcc unb fing 
btanf an ju fpielen, naebbem et ben blanfen ©übel unb bie ge; 
(abenen «piflolcn auf ben Jifch neben bie ©achgferjen gelegt 
batte. Äaum aber batte bie @lo de elf gefchlagen, alg übet ibm 
auf ben» ©oben ein fotc^eö ©etöfe entflanb, bafl baß ganje 
©chlo& erbebte; et borgte einen Slugenblid auf, Uef ficb aber 
nicht »eitet Übten unb fplelte »adet feine ©ioline. ©ag ©etöfe 
aber (am immer näbet unb näher unb mit einem SRale »utbe 
bie Säte fperrangelweif aufgetiffen unb bet Jeufel mit fpfetbe* 
m unb ©odgbörnetn jlanb not ibm unb fchnaujfe ibn an, wag 
et biet mache. „3«h logiere biet," fagte lachenb bet ©olbat, „bag 
flebfl bu ia »obl „2lbet bag iff ja mein ©gentum," fchnaubfe 
bet ©öfe »eitet, „unb ich »erbe bit ben £aig brechen." — „9hm, 
nun, nun, fo tafch tfl bag nicht getan," fagte bet ©olbat, „unb 
wenn tß bein ©gentum ifl, fo ift’g mit auch gleichgültig; mein 
©cblafgelb bejahte ich bem Sffiitf, bet bat mich biet bingewiefen, 
unb ttlUj! bu’g bit oon bem boten, fo ifl bit bag unbenommen." 
©lefe Unetfchtocfenbeit gefiel bem Jeufel fo febt, bafj fleh fein 
3orn nicht nut ganj legte, fonbetn baff et ben ©olbaten fogat 
bat, et möge boch noch einige feinet luftigen ©tfiefe fpielen, bie 
et öorbet febon gehört. ,,©ag (ann »obl gefcheben," fagte bet 
©olbat; „bafl bu aber folch Vergnügen am Spiel, fo gib genau 
acht, »ie ich’g mache, bann letnfl bu’g auch unb fannfl bit nach* 
bet felbet »ag eorfpielen." 9tachbem et ihm barauf eing feinet 
beflen Stüde »otgefplelt hatte, gab et ihm bie ©eige in bie 
£anb unb fagte: „9lun rnacb’g nach!" ©et Jeufel nahm bie 
©eige, »at abet fo ungefchidt, baf et bei jebem ©tiffe eine 
Saite jetbrüdfe. ©a tief bet ©olbat: „§alt,fo gtaufambatfjl bu 
nicht btüden, ba letnfl bu’g tm Sehen nicht." ©er Jeufel abet 
fagte: „2fcb btüde ja gat nicht, fleh boch nur bet, ich fühle ja 
(aum etwag untet ben ginget«." — ,,©ag ifl’g eben," fagte 
bet ©olbat, „bn bafl Schwielen untet betnen Ärallen, fo bld »ie 
ein ©tett, bamlf foHfl bu etwag fühlen! ©och »eil ich febe, bag 


153 



bu wirflich £öfl hafl, baß ©eigenfptel j« lernen, fo »in ich mir 
bie SJJÖfje nicht eetbriefjen (affen unb btef) tüchtig baju oorbe* 
reiten. SSomm mit in bie ©chtetnetei, ba ftnb OJafpeln unb gei* 
len, mit betten ich btt bie Schwielen tttoaß eon ben gingem 
nehmen fann, bann bn bie Saiten unb foOf! wohl noch 
ein tüchtiger Spielmann werten." ©arfibet wat bet Jeufel un; 
gemein erfreut, unb fogleich gingen f?e in bie Schreinerei, wo bet 
©olbaf eine Heine geile nahm unb an ben Schmielen etwas ju 
feilen begann, bann aber jum Jeufel fagte: „So gc^f’ö nicht 
recht, fo haben bie ginget feinen rechten $alf, unb wenn ich mit 
bet geile brauf btfiefe, geben fie immer nach, bu muff f!e hier 
in ben Schtaubflocf flecfen, junächfl bie beiben 3eigeftnget, auf 
bie fommt tß beim Spielen am meiflen an." 3luth baß tat bet 
Jeufel gern unb bet Solbat fchraubte nun in, unb wie et erfl 
metfte, baff fie fefl fafjen, ba btehfe et aus SeibeSftäffen, bafj 
bet Jeufe( (aut aufbtftKfe oor ©chmerj unb tief: „Schraub’ loS, 
fchtaub’ loS, ich habe mich anberS befonnen, baS ©eigenfpiel tfl 
mit leib, will’Sgat nicht lernen." 3lbet je mehr et fchtie, je fefier 
fchraubte bet ©olbaf ju unb fagte enblich : ,,©u Söfewtcht! SRun 
unb nimmer foHfl bu hier wiebet loSfommen; bieS Schloff 
mit allem Subehöt befi|f bu mit Unrecht, unb ehe bu eS nicht 
gutwillig wiebetgibfi, (affe ich bich nicht frei!" ©a fchtie unb 
heulte bet Jeufel gan& jämmerlich, »erfprach Sefferung unb 
fchenfte bem Solbaten baß Schlofj famt Subehbr unb gelobte, 
fleh auch ln Bufunft fo wenig als möglich auf bet €tbe fehen |u 
laffen, unb auch nur bann, wenn et gerufen wetbe. ©a erbarmte 
(ich bet ©olbaf enblich feinet unb fchraubte loS; fo tt wat et 
unb h«f fleh »te im Schlöffe wiebet fehen laffen. ©et Solbat 
aber heiratete beS SEBit tß jfingfle Jochtet unb fie lebten noch 
lange »ergnflgt in bem Schlöffe. 


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!t)er $6nig$foI)n unb btc XeufelStodjter 

S war einmal ein Äönig, bet batte 
in einem grofen Ärieg alle ©cblacb* 
fen nacbeinanber eerloren; feine 
£eere waren alle eerniebfet, unb jefct 
wat et in bet Söetiweiflung baran, 
fic^ ein Seib anjutun. ©a, in bem 
Slugenblicfe erfebien »or ibm ein 
SRann, bet fptacb jurn Äönig : „3<b 
weif, waS bit fehlt; faffe 9Ruf, icb 
will bit Reifen, wenn bu mit ,en noa ©il’ aus beinern $aufe 
»etfpti(^(i. SRacb bteimal flehen 3afjren will i<b bann fom< 
men «nb mit baS S3erfprocbene ab^olen." ©et Äönig wufte 
nicht, wie ibm gefebab; et backte, bet ftembe SRann meine ein 
neues ©eil (en noa ©il = eine neue ©eele, unb e noa ©il = 
ein neueg ©eil, Hingt im ©iebenbütgifeben gleich), unb einen fo 
geringfügigen <PreiS eetfpracb et ohne weiteres. ,,©u ^afl ja," 
backte er, „folcbe ©acben in beinet ©etätefammer in SRenge!" 
©et Äönig aber fcatfe lange feine Äinbet gehabt unb in bet 
3eit, baf er im Ätiege war, warb ibm ein ©obn geboren, ba# 
öon wufte er nichts; bet ftembe 9Rann aber wufte eS, benn eS 
wat bet Oberffe bet Teufel, ©owie bet Äönig baS 23etfptecben 
gegeben butte, entfernte fleh bet grembe ein wenig aus feinen 
Slugen, nahm eine eifetne ©eifei mit »ier ©cbwättjen unb fnallte 
bantit nach ben öiet SBinben. ©iefe, ba flrömfe auf einmal eon 
allen ©eiten jablreicbeS ÄriegSüolf herbei. 9Rif beffen £filfe 
gewann bet Äönig halb eine ©c^lacfjf nach bet anbetn, fo baf 
in furjem fein geinb um grieben bitten muffe. 

©atauf $og er beim in fein SKeicf) unb feine ^reube übet ben 
©ieg warb noch gtöfet, als et ^>örfc, baf ibm ein ©obn unb 
SRacbfolger geboren fei. 3e<3f hielt et ftcfj für ben glüdlicbffen 9Ren* 
feben bet SEBelf, benn et wat erflenS ein flatfer unb gefürchteter 
Äönig unb würbe auch eon feinen Untertanen geliebt ; unb bann 
batte et einen ©obn, bet wat an 5eib unb ©eele ohne gebl unb 
nahm immer mehr ju an Ätaft unb ©cbönbeit. ©teimal fleben 



155 




3abte waten balb ju <5nbe feit bem großen Äriege unb bet 
Xönig fyatte feinet Setfprecbenö febon ganj eergeffen; ba er# 
festen plb|ltcb eine$ Saged bet ftembe (Kann in bet nämlichen 
©eflalf wie ebemaltf unb fotberfe nach bem Serttage „en noa 
©il". ©erÄönig wodte fic^ recht banfbar bejeigen unb lief au$ 
feinet ©etäfelammet baö längfle neue ©eil holen. ©et ftembe 
aber wtetf e^boNScbetnb jutäd unb tief: „(Sine neue ©eeie habe 
icb gemeint, unb ba$ ifl bein ©obn, bet bamalä geboten wat; 
bet ifl nun mit »erfaden unb muf mit fogleicb mitfolgen in 
mein Sletch!" ©« entfette flcb bet Xönig, jettaufte fein £aar, 
jerrifj feine Xieibet, tang bie $änbe unb wollte not ©cbmetj 
fa|l vergeben, ©a$ b«lf «bet ade$ nichts. ©et Äönigöfobn mit 
feinem unfebuibigen, finblicben #erjen ttbflete ben Sätet unb 
jptatb: „£a|jt ti gut fetn, Sätet, biefet abfcbeuücbe $ödenfflrfl 
wirb mit boeb nichts tun fönnen!" ©et Teufel fubt jornig auf: 
„©arte, bu junget Sugenbfpiegel, baäfodfibu mit febwet bfifjen !" 
bamif fafj te et ibn unb föbrfe ibn butcb bie Buff auf einmal in 
bie #ö de. 

©a wat gtofje Stauet im ganjen Xönigteicb: ade Käufer wut# 
ben mit febwatjem §Iot behängen unb bet Sönig »erfcblofj flcb 
in feinem ©tarn in ben ißaiafl unb wat wie ein Sofer untet 
Bebenbigen. 

211$ bet £ödenfütjl mit bem Xbnigäfobn in feinem Sieicbe an# 
gelangt wat, fo geigte et ibm baö b^difebe $euet unb fagte, man 
wetbe jefcf noch flebenmal ätget beijett, unb in biefet geuet fode 
et morgen ftflb geworfen werben, wenn et ln bet fommenben 
SRacbt nicht tun fbnne, wa$ et ibm aufftage. <S$ wat abet in 
bet 9Wbe et« ungebeutet Seich. ©iefen follte er, fo »erlangte bet 
Seufel, in bet SRacbt troden legen, in SBtefe eerwanbeln, bie 
SBieje mähen, £eu machen, ba$ £eu in ©cbobet bringen, bafj 
man’$ am SRorgen nut gleich einfabten fönne. ©atduf febtofj 
bet Seufel ben £önig$fobn in ein einfame$ (Semacb ein. ©a 
warb biefet febt traurig unb »erjagt unb nahm 2lbfcbieb »om 
Beben; benn bafj et feinen Bluftrag auäfübrcn fbnne, batan 
butfte et nicht einmal benfen. 2tuf einmal öffnete flcb bie Säte 
unb betein trat bie Senfeiätocbtet unb brachte ju effen. 211$ fle 

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Pen feinen Äöntg«fopn fap mit Pen verweinten Singen/ Pa 
regte fiep etwa« in iprem $erjen unP fie erbarmte fiep feiner 
unP fpraep: „3fi uni) frint unP fei gutenSRute«, icp will fepon 
Paföt forgen, Paf Sitte« gefepiept, wa« mein Sater i)ir aufge# 
tragen pat; beige nur morgen fröp ein fettere« Slntlifc!" ©a# 
mit ging fie fort. ©et £önig«fopn aPer PlieP traurig. 3n Per 
Stacht, al« atte«fcpllef, fianP Pie£eufel«foepfet leife auf, ging an 
ipre« Safer« Seft, vetfiopfte ipm Pie Dpren, napm Pann Pefien 
eifeme Seidel mit Pen vier ©cpwänben unP ging pinau« vor 
Pen ipalajf unP peitfepfe naep allen vier Steltecfen, Paf e« tau# 
fenPfacp wiePerpattte unP Pa« gan&e Sötten reiep erbitterte. ©a 
faufie unP Ptaufie e« in Per Suff unP e« farnen von allen ©eiten 
Pie $fittengetjier petPei unP fragten: ,,2Ba« fiept Su Sefepl?" 
JDfc Seufel«tocptet gaP ipnen Pen Sluffrag: Pen Seicp gefcpwinP 
au«btttro<fnen, in SEBiefc &u verwanPeln, £eu ju maepen unP Pa«# 
felPe in ©cpoPer ju legen. 9Ran pörte einige Seif ein peffige« 
©aufen, wie wenn Per ©turmwinP einpetfdprt unP einige pef# 
tige ©cplfige, Pann aPer wurPe e« füll. 

Sil« am frfipen SRorgen Per Äönig«fopn juro genjiet pinau«# 
Plicfte, fo fap er ju feiner SerwunPerung unP greuPe an Per 
©fette Pe« ®ee« eine SRenge £eufepoPer; er fafte nun 3Rut unP 
fein ©efiepf wurPe peifer. ©ie £eufel«focpfer patte, foPalP alle« 
vottenPet war, iprem Safer Pie ©topfen wiePet au« Pen Opren 
genommen unP Pie ©eifei nePen ipn gelegt. Sil« Per am SRorgen 
erwaepfe, fo freute et fiep in feinet S3o«peif, wie et Pen Äönig«# 
fopn nun PalP im pPtttfcpen geuer fepen fotte. ®ie etfiaunfe et 
aPer, al« er pinau« farn unP fap, Paf fein Sluffrag vollzogen war ! 
©a wurPe ernoep grimmiger unP ging turn £önig«fopn unP 
fpraep: *©ie«mal ifi e« Pir gelungen, aPer morgen wirff Pu mir 
Pennotp Pie peife ®iut fepmeefen! ©iep Pen gtofenSBalP Pa oPen 
an Pem ©ePtrge; Pen fottfi Pu in Per Sftaept pauen, Pa« £olj in 
Slaftera legen, Paf man e« morgen ftßp einföpren fann. Sin 
Pie ©fette, wo Per SBalP war, fottfi Pu einen Steingarten pin# 
fepen unP Pie Staupen fotten gleicp fo reif fein, Paf man morgen 
ftfip Steinlefe palten fann!" ©ie Sßre wurPe ParaufwiePer 
gefcploffen, unP Pet£Pnlg«fopn öPetlief fiep aPermal«Pem£um# 


157 



met, beim bag, glaubte et, (dune unmdglieb gegeben. iDa (aut 
bie Seufelgtocbiet mit bem Sßen, erfuubigte ß<b um ben neuen 
Sluffrag unb ttößefe ihn wiebet; et fafte (Kat unb warb ruhig. 
Sie Seufelgtocbfer abet tat in bet (Rächt ebenfo, wie in bet 
»origen; fie »etßopfte ihrem (Batet bie Dfyten, (näßte mit bet 
speitfcfe »ietmal in aße ©eiferten, gab ben Teufeln ben Auftrag, 
unb man bbtte nur einigemal (näßen unb (narren unb aßeg 
wat fettig. 

Slm üRotgen wat bet Seufelgffitß neugierig, ob bog einfältige 
SRenfcbenfinb auch ben jweiten Slufftag wohl auggefübtf habe, 
unb et fab ju feinem Stßaunen, baf aßeg fo wat, wie et be* 
foblen butte, ©ein 3orn flieg }e|t aufg bdcbfle. „Stoch biegmal 
iß eg bir gelungen: aßein icb wiß nun feben, ob beht SRenfcben# 
wi& jum brittenmal bicb retten wirb! Slug purem ©anbe foßjl 
bu in bet (ommenben (Rächt eine Äirche bauen, mit Kuppel unb 
Äreuj, bie feßßeft unb jufammenbält." ©erSeufelgfürß fcblof 
hierauf bie $üte unb ging fort, bet Äßniggfobn aber warb be* 
trübt unb ßng an ju »erjagen. Sßg bie Seufelgtocbfet ihm wiebet 
ju effen brachte, fo fragte fie ihn gleich wieber, warum et fo traurig 
fei, unb et (lagfe ihr fein £eU> unb erjäblte ihr »on bem neuen 
Stuftrag. „Sag iß," fptacb ße, „eine fcbwete ©acbe, unb ich 
fürchte, bag werbe ich nicht jußanbe bringen; inbeg ich toiß cg 
oerfuchen; aßein fchliefe bu (ein Sluge ju in bet (Rocht, bamit 
bu mich b&fß, »enn ich bicb rufe." Äaum wat eg SRittetnacht, 
fo nahm bie Jeufelgfocbter, nachbem ße ihrem (Batet bie Dbten 
eetßopf f butte, wiebet bie mächtige ©eifei unb (näßte nach 
aßen oiet Seien bet ©eit. IDa (amen bie ©ienet gleich gefchäftig 
betbei unb fragten, wag ju (Befehl ßebe. Sßg abet bie Jeufelg# 
tochtet ben Slufttag ihnen mitteilte, fchta(en aße jufammen 
unb riefen: „Sine Äitcbe bauen! £>ag (dnnen wir nie unb nim# 
met, felbß nicht uug ©feinen obet Sifen, gefchweige benn aug 
purem ©anb!" Slßein bie Seufelgfochtet befahl ihnen ßrenge, 
gleich ang ©erf ju geben, ©a eilten ße fort unb ßngen an ju 
arbeiten, baf ihnen bet Schweif rann unb bet ©unb ßcb in 
Älumpen baßfe, abet bag ©et( woßte nicht fotffebteiten; mehr# 
malg beachten ße bie Äitcbe big jut Hälfte, bu ßürjte ße wiebet 

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jufammen; einmal war fie fafl ganj fettig, bie Jtuppel gew Wbt, 
eg fehlte nut bat Äreuj an bet Spi&e, allein alg bie Jeufel bie t 
feg auffefcen wollten, fanf bie gan&e Sirene wiebet jufammen. 
®ie bie Jeufel gtoebter fab, baß aBeg eetgeblicb unb bie Seit 
halb cotübet fei, ba entlief fle bie Jeufel unb ging ungefäumt 
ium Äbntggfobn ang genfiet unb tief: „Stuf, auf! noch fann icf? 
bief) teften, wenn bu gerettet fein willfl! 3 cf) oetwanble mich in 
ein weifet $fetb, fl$e bn fcfinell auf unb icb ttage btef) beim!" 
Äaum batte fle’ö gefagt, fo jianb ba ein weifegipferb, unb bet 
Äbniggfobn föwang auf, unb fott ging et im Ärgfien 
Salopp. 

9Ug am SRorgen bet alte Jeufel erwachte, festen ihm a( leg 
fo füll; et getff nach bet Ißeitfcbe, um fein SSolf aufouweefen, 
allein fie lag nicht an ihrer Stelle. ©a tat et feinen SRunb auf 
unb fötie, baf bie ganje #ßHe erjitfetfe; babutcb fielen ihm 
auch bieStbpfel aug benDbten, unb nun bbtte et, baf btaufen 
alleg £auggefinbe febon an bet Sltbeit wat. St baebte je$t an 
ben Ä&niggfobn unb ging ju befien gimmet; allein alg et bin/ 
tarn, fab et bie Jäte offen, unb bet Äbntggfobn wat nicht ba; et 
fuebte nun fchneU feine ©eifei, enblicb fanb et fie in einet Scfe 
liegen. St fnallte bamit nach ben eiet ©inben, unb alle Jeufel 
aut feinem Steicb tarnen gerbet unb fragten: „$ett, wag ben 
fieblf 1 bu wiebet? ©it haben ang bie gan&e 3lacbt rnübe geat/ 
beitet, gönnfi bu ung benn gat leine 9 tobe?" — „©et bat’g euch 
benn geheißen?"— „©eine Jo ebtet tat et auf beinen S5efef>l!"— 
„SRehte Jochtet!" febrie bet $öflenffirfi wötenb, „ba, bie 
SRenfcbengeföblige! 3efct iff mit aüet Hat; fie bat mit bie Pfren 
wtflopft, fie bat bie aufgettagenen ©efebäfte mittelfi meinet 
©acht oerri ebtet um bei Slenben willen unb ifi fegt mit ibm 
fott! $a wartet, i<b will euch noch beibe gleich gutftctbolen!" 
©amit erhob et fich getabeauf in bie £uff unb fab ben gliebenben 
nach unb etblicfte fogleicb bog weife $fetb unb ben Kelter. St 
febof fogleicb wiebet hinab unb tief feinen Jeufein }u : „Stuf, eilet 
fott bott hinang, bag weife ipfetb, bag ibt anttefft, unb feinen 
SKeitet bringt mit tot ober lebenbig bietbet!" Sügbalb wutbe bet 
Fimmel febwatj oon ben Scharen, bie babinfiogen. 9Ug man 

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bat Saufen »ob Seme oeraahm, rief bat »eibe ?Pfct5 feinem 
Steifer ju: „®#aue jurüd, »a$ fief>jl ba?" — „©Be f#»arje 
SBolle." — „£>at Ifl ba$ £eet meinet S3afer$, bat uu$ »ec# 
folgt. (Sir ftnb »ertöten, wenn btt nic^f gen«« erfüllfi, »a$ i# 
bic fage. 3 cf) »etwanble mich in eine grobe £it#e ttnb bi# in 
einen ^Pfarrer; (feile bi# an ben 2lltat ttnb (Inge immer fort 
unb gib feine Slnttoort, wenn man bi# fragt." ©et Äbnigtffohn 
»erfpra#, alleö fo &u ma#en. ©a$ $eer nabte heran ttnb tonn/ 
bette fi# über bie grobe Äit#e; bie ©Ören fiattben alle offen; 
et fonnte Jebo# niemanb öber bie ©#»etle, fo »iele et att# 
»etfu#fen. 

©erßönigäfohnfianb al$ (Pfarrer am Sllfar unb fang immerfort: 
„£ert, fei mit un$ ! £ert, f#itme un$ !" ©ie ©eufel hörten lange 
ben totmberfamen ©efang, ttnb al$ ber Pfarrer ni#f aufhörte, 
fo riefen fie, et foKe ihnen 2lu$funft geben, ob er ni#t ein »eibe$ 
iPfetb unb einen Keifer barauf gefehen? ©o# ber (ptinj hörte 
ni#t$, ttnb ba gingen fie toeifet unb logen biä an ba$ Gnbe bet $öl* 
lenrei#e$, ohne etrnt eon einem toeifen ipferb unb bem Keifer 
ju fehen. 2113 fie unoerri#feter ©a#e am 2lbenb heimlehrten, 
ba fpröhfe ber alte ©eufel 3ome3ftommen. 3lm anbetn (Kot* 
gen erhob er fi# »lebet gerabe aufwärts in bie Suff unb fab 
ben gliehenben na#; er erblidte in weiter Seme bie £it#e unb 
hörte (eife ben ©efang, baf et ihm bur# bie Seele f#nitt. ,,©a$ 
finb fiel" fpra# er bei fi#; „nun »artet, ihr »erbet mi# ni#t 
öberlifien!" Sr f#ob eiligfi ^inunfer^ oerfammelfe no# eine 
größere ©#ar al$ bie frühere unb rief: „Slug$ auf, eilet hin jut 
Äir#e, lerfiört fie »on @runb aut unb bringt mir einen ©fein 
mit unb ben (Pfarrer tot ober lebenbig." 3m £ui flogen bie 
fort; allein unterbeffen hatte bie ©eufel$to#tet fi# »ieber in baä 
»eife^ferb »erwanbeltunbbenipfatretin benteifenben£önig3* 
fohlt unb eilte au# weiter; halb aber hörten fie hinter fi# »ieber 
ein Traufen unb3if#en. ©a$ ipferb rief bem Keifet: ,,©#aue 
luvüd; nat fiehfi bu?" — „Gine f#»arie (Solle wie bie »orige, 
nur no# gröber unb f#redü#er!" — ,,©a$ ifi ein neues £eet 
meinet (Safeco, ©ue »ieber genau, »a$ i# bir fage, fonfi finb 
»ir »erloren. 3 # »erwanble ml# in einen groben Grien* 

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bäum unb bicb in ein golbneg töögleln; finge nue immer fort 
unb tafle bicb bureb nicbtg beirren unb fcbrecfenl" ©er Sönigg* 
fob« oerfpracb, attcö genau fo ju tun. ©ag ©eufel^beet war 
halb angetangf, flebenbunberf SRetten weifet atg ba, wo bie 
Strebe geflanben, aber et fanb feine ©pur, webet eon bet Strebe 
unb bero Pfarrer, noch oon bem weiten 9tof unb bem Sönigg* 
fobn. Stlö fle an ben hoben Srlenbaum farnen, oerwunberfen 
fle fleb febr unb flanben flitt unb faben auf ben 95aum unb bag 
gotbne SBöglein; bag fang in einem fort: „gütebt’ mieb niebt!" 
•— „Sütcbt’ mich niebt 1" — „SBenn boeb nur bag Sögletn einmal 
aufbörfe," fpracben fle, „baf wir et fragen fönnfen naeb ber 
Sircbe unb bem Pfarrer, bem weifen 9tofl unb bem Sönigg# 
fobn;" aber bag SBögtein fang in einem fort, ©a jogen fle 
weitet big ang @nbe bet £öHenreicb$ unb febrten bann abenbg 
wieber unoerriebteter ©acbe iurfief. 

©er alte Seufet fpr übte abermals 3ornegflammen; am anbem 
borgen erhob er fleb wiebet gerabeauf in bieSuft unb fab naeb 
ben gllebenbett. ©a erbli effe er jweimat flebenbunberf Seiten 
weit nur batb beuttieb ben hoben Srtenbaum unb bag gotbne 
93ögtein, unb bet ©efang fönte teife ju ibm, baf et ibm bureb 
bie ©eete febnift. „£a, ibt fottf mit boeb niebt entfommenl" 
©ogteieb febof et niebet,»erfammelte eine noeb öielgtöfere©cbat 
alt früher unb rief: „Stuf, eilt fort unb baut ben Srtenbaum, 
ben ihr gefeben habt, um, unb bringt mir einen ©pan baoon, 
bag gotbne 23ögtetn aber fangt unb bringt et tot ober lebenblg !" 
glugg jog bag #eet fort; ber ßrtenbaum unb bag gotbne S3ög/ 
lein barauf waren iabet wieber tu SKof unb Sieltet geworben 
nnb waren batb abermals flebenbunberf Seiten eon ber ©fette 
fort, wo ber ßrtenbaum geflanben; ba eernabmen fle ein 95rau# 
fen unb Siflben. „©ebaue jutüd," fpracb bat weife 9tof, „wag 
flebfl bu?"— „eine febwatje SBotfe, aber noch gröf et unb febted* 
lieber atg bie frühere." — ,,©a$ ifl bag £eet meineg SJafetg; 
tue wieber genau, wag leb bit fage, fonfl flnb wir eertoren. 3<b 
eerwanbte mich in ein tReigfetb unb bicb in eine Machtet; taufe 
nur immerfort bureb bag gelb unb finge, aber in einem fort unb 
laf bicb bureb feine Stagen beirren t" ©er Söniggfobn oer* 

11 STCät$«n [eit «Stimm 161 


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fpracb et genau fo ju machen, ©a$ feuflifcbe £eet tarn mif ©rau# 
fen näher, unb tt>at febon breimal ftebenbunbetf teilen »cif 
gezogen unb fab unb fpäf )te nach aßen Seiten, fanb aber webet 
Strebe unb Pfarrer, noch Srlenbaum unb ©olbtöglein, noch 
Stof unb Reifer. 211$ fie ba$ grofe Sieiöfelb erbltdfen, (ianben 
f!e jlaunenb f?iß unb fafjen bie QBac^tel int Sotn bin# unb bet# 
taufen unb bitten ihren wunberfamen Stuf: „Sott mit un$! 
©off mif un$!" — ,,©enn boeb bet Sogei nur einmal i?iß jiänbe 
unb aufbörfe ju rufen, bafj toit ibn fragten!" 2lßein ba$ faf ec 
ntcbf, unb fo sogen fie bi$ an ba$ ®nbe be$ #ößenreicbe$ unb 
lehrten am 2lbenb unterrichteter Sache jurüd. 

©a foebte in bem alten Seufel bie SSBuf: et fuhr am anbern 
SRorgen wiebet gerabeauf in bie £uff, fab ba$ grofe 9tei$felb 
wie einen grauen Streifen unb tetnabm leife ben Stuf ber ©ach# 
fei, unb e$ ging ibm bureb tftarf unb Sein. „£a, noch feib ibt 
tn meiner ©ewalf; ibr, meine ©ienet, äße auf, eilt bin unb 
mäb< ba$ 9tei$felb unb bringt mit eine ©arbe mif unb fangt 
bie ©achtel! —©oeb halt! bleibt ! 3e(jt muß ich felbfi ihnen nach; 
benn fornmen fie über bie tiermal flebenbunberf SReilen bi»# 
au$, fo f Annen fie meiner fpotten; ba meine SDfacbt ein 
©nbe!" ©amif erhob er fleh in bie £uft unb fuhr ihnen nach, 
©ie ©eufel&ocbter unb bet Sönig$fobn waten al$ Stof unb 
Steifer febon wieber ein gufe$ Stfid fortgefloben, noch fehlten 
ihnen nur fieben SKeilen bl$ s» bem irbifeben Königreich; ba 
hörten fie hinter fleh ein fo heftigem Stürmen unb Traufen, wie 
noch nie bi fytt. ©a$ weife Stof fpracb s« feinem Steifer: „Schaue 
surfid; wa$ fiebl? bu?" — „einen febwarjen ipunft am Fimmel, 
noch febwätjet al$ bie SRacbf, barau$ Juden feurige 95li§e !" — 
„©ehe, webe! ©a$ tf? mein Safer; wenn bu Je&f nicht getreu 
befolg!?, wa$ ich bir fage, fo flnb wir terloren. 2fcb terwanble 
mich in einen grofenSRilcbweibet unb bicb in eine <Snte. Scbwirn# 
me immer nur in ber SKifte herum unb halte ba$ #aupf ter# 
fledt; laf bicb »uc ja butcb feine Rodungen tetleiten, ba$ £aupt 
au$ ber SJJilcb berauäjttjieben ober an$ Ufer s« febwimmen!" 
©er Äönigäfobn terfpracb e$ genau fo su machen. ©alb f?anb 
bet alte ©eufel am Ufer; aber ben Setwanbelten fonnfe et nichts 

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anhaben, wenn er nicht jueot Me Gnte in feine ©ewalt bet 
fam; allein Me fchwamm in bet SRiffe bei ©elherl; erteilen 
tonnte et (le nicht; bal mt in weil; ^i»j«f<^t»tmmc« getraute 
et fleh nicht; benn in bet reinen SRilch möffen Me Jeufel et# 
itinfen. ©o blieb ihm benn ntc^tö übtig, all butch ©chmeichel# 
wotte bie Gute an fleh j« loden: „Stebel Entlein, toatnm irtfi bn 
tmmet in bet SRttte Return, fchaue um bich; hier, wo ich bin, wie 
wunbetfchön ifl el!" ©al Gntlein fab unb hätte lange nicht; 
aber in feinem Innern regte fleh allmählich bie Sufi, wenig# 
fienö einmal binauä&ublicfen. 

SW bet iDerfuchet fortfubt ju loden, blidte ei benn einmal rafcb 
auf; ba batte ihm bet 95öfc fogleicb bal ©eflc bt geraubt, baff ei 
flodblinb war. ©et SRtlchweiher würbe gleich etwal ttüb unb 
fing an $u gären, unb eine flagenbe ©timme btang ju bet Gnte: 
„©ehe, webe! wal bafi bu getan!" ©ie gelobte, (ich fe&t butcb 
nichts »erführen *u lafjen. ©et Teufel aber fanjte am Ufet eot 
boshafter greube unb tief: „Slha, halb habe ich euch!" unb »et# 
fucbfe nun auch, in bet getrübten SRüchjut Gute jufchwimmen, 
um ffe ju paden; allein ba et noch unferfanf, lehrte et gleich 
um. Sange lodfe unb teilte et wiebet bie Gute, fie möchte boch 
anl Ufet lommen; fle aber blieb ruhig unb hielt bal $aupt 
tmmet in bet SSRilchfluf unb fpottefe jule&f bei 95öfen. ©a würbe 
bet Jeufel jotnig unb ungebutbig; er »etwanbelte fleh auf ein# 
mal in eine gtofje Stopfganl unb fchlütffe ben ganjen SRilch# 
weihet famt bet Gnte ein; bann wadelte et langfam helmwärtl. 
„3fe§t tfl allel gut!" fptach eine Stimme aul bet SRilch jut 
Gute, unb bie SRilch fing an ju güten unb ju (leben, ©em 
Jeufel wutbe immer fchwület unb banget; nur mit SRüfje fonnfe 
et fleh fottbewegen. „SBäre ich nur bahetm!" feuftte er; aber 
bal war umfonjl; fchon hatte ihn bie flebenbe SRilch ganj auf# 
geblafen. SRoch einige ©ebtitfe wanffe et fort; plö&ltch dab el 
ein laufei Stachen; et war $etpla§f unb jerfloben unb el flan# 
ben ba in fugenbUchet ©chänheif unb $ettlichfeif bet Äönigl# 
fohn unb bie Jeufelltochter. 

SJlutt $og bet Äöniglfohn mit bet Jeufellfochfer in feinel 5öafetl 
Sieich; el wat gerabe bet flebenfe Jag, feitbem bet Jeufel ben 

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Äönlggfobn entführt batte, aig fle anlangfen. ©a war gro* 
fer 3 übel im danken Sanb; bie fcbwatjen glotgebänge würben 
abgenommen, ©rfinteig unb SBlumen auf ben ©eg gejfreut, 
unb bet alte Äönig fam unter Raufen? unb ©rompetenfcbaK ben 
©injiebenben entgegen. @g würbe eine glänjenbe £ocbieit ge# 
feiert, unb ber alte Äönig übertrug feinem ©ohne bie ^Regierung, 
unb et berrfcbfe weife unb geregt wie fein 93atet unb ^errft^t 
beute noch, wenn er nic^t geworben ijf. 


£)ie 0d)(ange 


or alter Seif/ a(ä noch bag ©cblojj 
auf bem £ügel ba broben flanb, lebte 
barin ein ©raf mit feiner £augfrau. 
Sie batten ©üter in £ülle unb gfiße 
unb batten bag glörflic^fle ipaat fein 
fönnen, wenn ihnen nicht ein ßinb 
unb ber beliebe Stiebe gefehlt f)&t* 
ten. 23om früheren Sföotgen big fpdf 
abenbg janften unb buberten ©raf 
feine grau nie anberä aig bie bale 

©o war eg eiele 3abre gegangen unb bet ©raf war feblim* 
mer aig je, aig feine grau enblicb wibet Erwarten in bie ^off* 
nung fam. ©a warb ber fcblimme £ert freunblicbet unb freute 
ficb über ben fünftigen Srben. ©o blieb eg eiele ©oeben lang, 
unb man meinte, eg fei ber Stiebe für immer in bag ©cblofjj 
eingefebrt, ba würbe eg ärger aig je; benn bie ©täftn würbe, 
aig ihre Seif um war, eon einer Schlange entbunben. Sllg ber 
©raf fleh in feiner Hoffnung fo bitter getäufebt fab, war et noch 
erhoffet aig früher in feiner fcblimmjlen Seif, tobte wie ein wil* 
heg Xier, fcbalf feine grau eine böfe £epe, bie mit bem Seufel im 
95unbe (lebe, unb wollte bie Schlange ohne weitereg töten. 2lber 
bie ©rüftn bat fo innig, baf? et ihr Äinb am Sehen laffe, bamtt 
fle wenigjfenö febe, wag baraug werbe; ba gab et enblicb nach. 

164 



unb ©täfttt, unb er biefi 
(glatte) Schlange. 



©ocb blieb er feitbem immer Wfe unb fflmmerte (leb webet um 
SEBeib noch um Ätnb unb ging feine 5Bege. 5Die ©täfln fjatfe aber 
bie ©Klange fo lieb, alg ob ei bet fcbönjle Änabe wäre, unb flanb 
©ag unb SRacbf an bet SBiege. Unb bet Sßurrn wucbg unb wucbg, 
unb bie ©täfln batte ihn immet liebet unb pflegte ihn alg ibt 
eigen Äinb. ©0 ging ei elele gabre binbutcb unb bie ©erlange 
toar noch nie aug ihrer Äamrnet gelommen. 2tlg fle jmanjig 
3af)t alt getootben trat unb bie ©täfln eineg Slbenbg bei ibt 
faf, öffnete bie ©Klange plö§licb if>t SKaul unb fing an tu 
fpteeben. 

„Siebe grau SRuffet," fpracb fle, „ich bin nun jwanjlg gabre alt 
unb möchte heiraten; begbalb bitte ich Such, febt Such nach einet 
©raut für mich um." ©te ©täfln wat nicht wenig erjiaunf, alg 
fle ibt Äinb fpteeben hörte, unb noch mehr Aber bag, w ag ei g et 
fproeben baffe. @ie oetfpracb ihm, feinen SEBunfcp tu erfüllen, 
unb juchte für ibte Schlange eine ©taut. Sillein bag toat ein 
febweteg Äappeln, benn ei mochte eine ©irne noch fo beträte 
luftig fein, fo wollte fle oon einet folgen ©etforgung bo<b nichts 
wiffen. ©te ©ebtange wiebetbolte tagtäglich ihre ©iffe, unb bie 
©täfln fab fleh immet ängjilicbet nach einet ©taut für ibt Äinb 
um, tonnte abet feine auftteiben. ©a tarn ibt bag i^ennenmäbel, 
bag ein gat lieber folgfameg'Äinb wat, in ben ©inn, unb fle baebfe, 
biefeg wetbe gewifj batauf eingeben unb ei für ein ©lücf febä^en, 
wenn ei grau ©täfln werben fönne. ©atin batte fleh abet bie 
SRnftet »errechnet, benn bag $ennenmäbel wollte, alg ihm bie 
§eirat mit bet Schlange angettagen würbe, ganj unb gat nichts 
baoon wiffen. ©ag SRäbcben meinte, ei wetbe, wenn ei btao 
fei, wohl auch fonfl butcb bie 5Belf fommen, unb ei fönne bie 
Schlange boeb nicht gern haben. Siebet wolle ei ein atrneg $en* 
nenmäbel bleiben unb febwarjeg ©tot effen, alg an bet ©eite 
eineg fo unheimlichen ©iereg bag teichfle Seben führen, ffiie bie 
©täfln bieg hörte, warb fle böfe auf bag atme SKäbcben unb 
fpracb: „SBenn bu bein ©lücf oerfcbmäbfl, wetbe ich febon eine 
anbete finben." — ©ag hafte abet feine Seif, unb bie ©täfln 
muffe überall, wo fle ffit ihr Äinb warb, mit langet ülafe 
abjieben. ©a wanbfe fle fleh wiebet an bag liebe fromme $en; 


r 


165 



nenmäbel unb gab lfm »iele fcfjöne, füfe ©orte. „©ei boch 
nicht fo bumrn unb fleh mc^f fct&fl beinern ©lücf im ©ege," 
rebefe fie ihr &u. „©enn bn mein Sinb heirafeji, wirfl bu ©räftn 
unb biji für bein £ebfag gut aufgehoben, ©o aber muff bu immer 
bie Rennen füttern unb bleibff bie getingffe ©irne, toäbrenb 
bit, wenn bu meinem JKate folgfi, <5fre unb ^Reichtum lachen." 
©o lag ihr bie ©räftn an unb fprach ihr ju, baf eg bem armen 
Sfinbe im Stopf wie ein Sföühltab h«um ging unb eg nicht 
wuf fe, wag eg tun foöte. ©te ©räftn brang, wie fie bie SKatloflg# 
feit beg «Diäbcheng fah, noch heftiger in fie, big bag Äinb enblich, 
um ber ©tfifin log ju werben unb fich fammeln ju fönnen, brei 
Jage 3eit »erlangte, um fich batüber ju bebenfen. ©ie ©räftn 
war bamif jufrieben unb »erlief bag Äinb. 2lm folgenben Jage 
fam fie aber fchon wieber unb fragte nach bem Sntfchluf unb 
rebefe bem SRäbchen wieber ju. ©o machte fie eg auch «nt &wet# 
len. ©a wuffe fich bag Stinb nicht $u helfen unb bachfe: „©enn 
mir ber §immel nicht guten SKaf gibt, weif ich nicht, wag $u tun 
ifl. ©enn ich bie Schlange nicht heirate, bann h«be ich feine 
SKuhe mehr, benn bie grau ifi gar fo mühelicf; unb fie ju hei# 
taten h«be ich auch feine £uji." 3« biefen Sweifeln ging eg hin# 
auf in ben ©ang beg ©chloffeg, wo in einer Scfe ein gar fchöneg 
SKuttergottegbib fianb. ©ag SKäbchen hatte baju eine bejbnbere 
2lnbachf, unb hntte in »erfchiebenen 3lnltegen fchon oft Gtletch# 
terung babei gefunben. 

©o oft eg baran eorbeiging, fprach eg beghalb ein 2lee SKarla, 
unb bann fühlte eg fich beffer unb wohler; eg fniete auch bieg# 
mal eor ber Sftuffetgotteg niebet unb betete recht anbächfig 
um Diät, wag eg tun folle. 3llg bag Sföäbchen fchon lange ge# 
betet hotte unb eg meinte, bie Sföuffergofteg müffe „3a" winfen 
ober „9iein" fchütfeln, fing bag wunberbare 95ilb auf einmal 
an ju fptechen: „©ein ©ebet ifi erhört; heirate ber ©räftn Stinb; 
benn bu biji berufen, eg ju erlöfen. Sg ifl wegen beg fünb# 
haften £ebeng feiner ©fern swat eine Schlange, bu fannfi ihm 
aber bie menfcfliche @e|ialt wiebetgeben. ©o höre benn: ©enn 
bu in bet #och&eifnachf bei bet Schlange allein in bet 95raut# 
fammer fein wirft, wirb fie fagen: ,3W bich ««g!‘ ©a muff 



btt ertttbern: ,3teh’ btt bl# suerfl au*/ unb bic ©#lange wirb 
fl# einmal häuten. ©ann wirb fle »iebet fagen: ,3ieh’ bi# au$,‘ 
unb bann mußt bu »lebet entgegnen: ,3ieh’ bu bi# |uerfl au$.‘ 
©ie ©#lange wirb fl# bann »iebet Raufen, ©o mufl eg fieben 
3Rale gef#efjen, unb wenn bu |um flebenfen €D?ale gefagf haben 
»itfl: |ieh’ bi# juetff au«, »Itb bie ©#lange bie flebente i?auf 
abflreifen unb bet ©tafenfohn »itb erlöfl fein unb al$ f#önet 
Jüngling t>or bit flehen." — 9la#bem ba$ 95itb fo gefpto#en / 
wutbe eg wiebet fluram. (Sin ©fein »at eom £erjen beg be; 
brängfen ?K5b#enö genommen, unb eg fühlte ff# nun (ei#t unb 
betuhigf. Qg banfte bet 3ungfrau füt ihte §ilfe unb ging bann 
|ut ©täfln unb fagfe ihr, bah e$ bie ©#lange heiraten »olle. ©a 
»at biefe ho# erfreut unb nannte baä ^ennenmäbel ihte liebe 
£o#tet unb fofle eg; bann ging fle mit ihm |u ihrem Äinbe unb 
fagfe ihm, hier fei bie ©tauf. SSBeil abet bie ©täfln für#tefe, ba$ 
3Räb#en fönnte feinen ©inn »iebet änbern, wollte fle am näm* 
li#en £age no# ba$ (paar getraut fehen. ©ie hiefl be^holb bie 
©rauf fl# feflli# pu&ett unb gab ihr ©#mucf unb bleibet 
9fl$ biefe fl# gewaf#en, gefleibet unb gef#mücft hatte unb 
»iebet in ba$ Signier getreten »at, lieh bie ©täfln ben Äap* 
lan holen, bet bag (paar traute, ©a »at bie ©täfln guter ©inge 
unb »ünf#fe bem ©raufpaat @lü<f. ©ie ©#lange leigte fl# 
au# munfet unb bie ©tauf liebfofle fle, bafl man fl# barübet 
wunbetn muffe. 3nbeffen »at eg Stbenb geworben unb am 
j?immel logen bie ©ferne herauf, ©a nahm bie ©täfln 2lb* 
f#ieb eon ihren Äinbern unb ging hinauf. — 211$ bie ©#lange 
mit ihret ©raut nun allein im 3immet war, fpra# fle: „Sieh’ 
bi# au$." ©a etwiberte bie ©rauf: „Sieh’ bu bi# |uerfl au$." 
©ie ©#lange f#ien übet biefe 2lnf»otf froh |u fein unb f#älte 
fl# alfoglei# eine^auf ab. ©ann fpra# fle »iebet: „Sieh’ bi# 
mg" ©ie ©tauf enfgegnefe: „Sieh’ bu bi# |uerfl mg," unb 
bie ©#lange flteiffe »iebet eine £aut ab. ©atauf fpta# fle |um 
btiffen3Rale: „Sieh’ bi# mg," unb »iebet ant»otfefebie©rauf 
»ie oorher. ©o gef#ah eg flebenmal, unb al$ bie ©tauf jurn 
flebenfen SRale gefpto#en hatte: ,,3ieh’ bu bi# |uerflau$," ba 
log bie ©#lange bie le|fe £aut ab unb flehe — anflatt beg 

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©iereä flanb ein 3ängling eot ibt, fo fcbön, tote fie noch feinen 
gefeben batte. St flog auf fie ju, b«jfe fie unb nannte fie feine 
liebe, liebe ©tauf unb feine Stlöferin. ©ann befliegen fie baä 
hohe ©tautbeft unb fcbliefen gat felig, biä bet Slotgen gtaufe 
unb eä im ©cblofbof lauf würbe. — 

5Jllö bet Sag angebrochen toat unb baä feböne $aat and bet 
lammet ftaf, fianb bie ©täfln febon an bet Säte; benn eä 
wunbetfe fie febr, wie bie ©raufnacbf eotäbergegangen fei. 
SBie gtofj toat ba ibt ©faunen, alä fie anjiaff bet bäfjli<be» 
©cblange ben febönfien Siann fab! — ©ie fonnfe anfangs fafl 
ibten Slugen nicbf trauen. 2Uä bet feböne Stiftet fie aber Stuf* 
fet nannte unb ihre $anb füfjte, ba fab fie ein, bafj et witf* 
lieb ibt enfjaubetfet ©obn fei, unb fannfe feine ©tenjen bet 
Steube. 

Sä würbe nun bie $ocbjeif gefeiert, bei bet eä fo lauf unb luftig 
juging, wie im ewigen £eben. ©oeb bauerte baä ©läd nicht 
immer. SSBenn bie alte ©täfin ibten ©obn betrachtete unb fab, 
wie febön et war, fo febien ibt, et fei fät baä #ennenmäbel ju 
febabe, unb fie gönnte ihrer Schwiegertochter ihren Staun nicht, 
©ie würbe immer oetbroffenet unb neibifeber, fo bafj fie ihrem 
©ohne jutebefe, et folle feine ©emablin eetflofen. ©et iunge 
©taf aber batte feine Obren fät bie Slatfcbläge feinet Stufte t 
unb blieb feinet Stau treu. 3Hä bie alte ©täfln ihm wiebet 
anlag unb ihn burebauä bewegen wollte, ficb eon feinet Stau 
ju trennen, fpracb et: „@ie bat mich etlöfi, ibt bleibe ich 
immer banfbat unb treu." — ©elf biefet gelt fab bie ©täfln 
ein, bafj all ihre Sieben umfonfl feien unb fanb ficb batein. 
©aä junge Sbepaat aber lebte noch lange, lange Seit recht 
gläcflicb. 


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Die alte ftittelFittelFarre 

rübercben unb ©cbweflercben gingen 
in ben ©alb, ©eeten ju fuc^c». ©a 
tarn aber ein fcblimmeg ©etter, ti 
fing an ju bonnern anb ju bitten, 
ber Siegen flog in ©tränten unb halb 
warb e$ 3?ac$f; bie Äinbet »ertrr# 
fen fleh uttb famett immer weiter 
itt ben ©alb hinein. Süd bag ©etter 
ftcb enblicb gelegt $afte nnb ti febon 
ganj bunfel war, flieg bag ©rübercben anf einen ©aum unb 
flaute um ftcb, ob »ic^t ein Stcbfleitt ju erfpfi^en wäre. Unb 
wirKicb, eg fanb einö, flieg fcfmell eom ©aume getunter unb 
ging mit bem ©cbweflercben barauf ja. ©ag £icbf fam »on 
einem Keinen #<Sugcben, bag noch mitten im ©albe lag. ©a 
Köpften fie leife an unb eine Stimme rief »on innen: „©er 
ifl ba?" ©ie Äinbet antworteten: „aicb, wir flnb eg, ©rüber# 
eben unb ©cbweflercben, unb flnb beibe burebnag eon bem 
fcbltmmen ©etter unb bitten um ein Unterfommen für bie 
SRacbf." ©a fam ein alfeg SJlfif ferchen an bie Züte unb fpracb: 
„Ätnbercben, macht nur bag ibt fortfommt, icb fann eudb nicht 
behalfen, benn mein SOlann ifl ein SNenfcbenfteffer, unb wenn 
er nach J&aufe fommf unb euch finbet, feib ihr gleich beg 
Sobeg." albet bie Äinbet baten fo »fei, bag bag SRüffercben fle 
boeb enblicb ^ercinlieg unb ein wenig beim geuet fpiafc neb# 
men bieg, um ihre Äleiber ju ftoefnen; gab ihnen auch ein big# 
eben ©rot unb ©alj unb einen Xrunf ©afTer. „albet behalten 
fann ich euch nicht," fagte fle, „ln einer ©funbe mug mein ©ann 
fommen, unb ber wirb euch treffen." 3Hg nun bie ©funbe bei# 
nabe um war unb bie Äinbet fleh etguldt unb gewärmt batten, 
fpracb bie grau: „Olun macht, bag ihr fortfommt." ©a fingen 
bie Äinbet an &u weinen unb fpracben: „®o foöen wir bemt bie 
Dlacbf bleiben? ©taugen ifl eg bunfel, unb wir fännen nicht mehr 
ben ©eg nach $aufe finben;" unb fie liegen gar nicht nach mit 
©itten. ©a fpracb bie 3llfe: ,,©enn ibt’g benn wagen wollt, 



169 


fierjubleiben, fo »iß ich euch in ben fohlen ©aurn hinter unferm 
£aufe »erfiecfen uni> euch morgen auch ben reifen SBeg jeigen; 
aber »enn er euch finbet, »iß ich feine ©cfulb haben." 9lun 
führte fie bie beiben in ben fohlen ©aum, unb halb batauf fam 
ber SRenfcfenftefTet nach 5?aufe unb fing gleich an ju fcfnubbetn 
unb $u brummen: „9lott, nott, hier iff SRenfcfenfleifch!" — 
„2lcf mß," fagfe bie Sllte, ich habe eben ein Äalb gefchlacftet, 
fomm her unb if bich faft." ©er SRenfchenfreffet gab (ich erfl 
jufrleben unb af ba$ Äalb auf, ba$ bie grau ihm eorfefte; 
aber al$ et bamif fettig war, fing er gleich »ieber an $u fcfnub* 
betn unb ju brummen: „Starr, nort, hier 1(1 SRenfchenfieifch!" 
unb fuchte bie ganje ©fube burcf, unter bet ©eftjleße, im Uhr# 
gefäufe, ohne ef»a$ ju finben, aber immer rief et: „Statt, 
nort, hier i(i SRenfcfenfleifch!" ©ie Stau fprach: „SQ3aö »ißff bu 
fuefen, hier ifl nichts, bu foßtefi bich fcflafen legen." ©et SRen* 
fc^enfreffct aber hörte ni<ht barauf unb fuchte noch ba$ ganje 
£au$ burcf, unb ata et ba$ getan hatte, öffnete et auch bie hinter# 
tör unb »oßte in ben ©arten; ba fagte bie grau: „©leib’ hoch 
hier, ich habe braufen nur ben Äalbäfopf hangen unb bie Äalbä* 
ffife unb ba$ ftifche geß; ba ifl niefta für bich." 2lber ber SRem 
fchenfreffer ging in ben ©arten unb „notr, nott, hier ifl SRen; 
fcfenfleifch," rief et, ba fanb et ©rftberchen unb ©ehwefietefen 
im hehlen ©aume. 3lun waren fie in gtofet 3lof, unb bet 
Sliefe fpraef: „geh »ufte wohl, baf eß für mich noch einen ©ra* 
ten gäbe; nun »iß ich euch in ben Äeßer fpetten, unb morgen 
toiß ich euch aufhängen, ohne baf ba$ ©lut fließt, unb bann 
»iß ich euch auffteffen." Sie Äinbetcfen »einten feft, aber ber 
Sliefe fperrte fie in ben Äeßer, ba muffen fie bie Stacht fifcen unb 
taten fein 9luge ju eor lautet Slngß unb ©tßbfal. 

2lm SRorgen fam bet Sliefe unb holte fie herauf, ©a hafte et 
fchon jwei ©chlingen unter bem £afnho4 gemacht, batin foß* 
ten fte aufgehängt »erben, ohne baf ©lut fiof . ©a$ ©ch»efler* 
efen flieg juetfi auf bie ©obenleifet hinauf; »ie tß aber an bie 
Schlinge fam, tat eß, al$ »enn eß ben Äopf nicht hineinfriegen 
fönnte unb jog immer mit ben £änben bie Schlinge $u unb 
fpraef: „3cf »eif eß nicht ju machen, lieber SRenfchenfreffet; 

170 



fletg’ bocb einmal herauf unb seig’ ti uni" ©a flieg bet STOenfcben* 
fteffet hinauf, btelt bie Schlinge auäeinanber unb legte ben 
Äopf bmem unb fpracb : ,,©o möfjt l^c’ö machen!" 211$ bub bet 
SRenfcbenfteffer ben Äopf Ib bet ©cglinge batte, ba jog ba$ 
©röbercben unten bie £eifet »eg unb bet SKenfc^enfteffet hing 
untet bem £abnenbalfen. ,,©o, SKenfcbenfteffer, ba fannfl bu 
hängen bleiben/' fagten bie Äinbet unb »oilten forfgeben. 2lber 
ba fing et an ju bitten unb &u betteln, fle foHfen ibn ba bocb nicht 
hängen laffen unb ihn »iebet lo$macben, et »oöfe ihnen auch 
nichts juletbe tun unb befcb»ot fle hoch unb teuer; ba fpracben 
bie Äinbet: „Unb »a$ gibfl bu un$ benn, wenn »it bicb lo$* 
machen?" ©ptacb bet Sflenfcbenfteffet: 

„3Rtn ole Äittelfittelfaet 

9Rit t»e ©öd baetfaet 

Unb foeben ©ad Selb acbfetbaet." 

©a machten bie Äinbet ihn lo$, unb bet SKenfchenfteffet gab 
ihnen bie Äittelfittelfarre mit j»et ©öden baeot unb fleben 
©ad ©elb hintethet. ©ie Äinbet fegten fleh nun batauf unb 
fuhren baeon, unb bie ©öde liefen fo fcbnell, bafj fle halb eine 
»eite ©ttede jurödgelegf hoffen. Sflun ftafen fle einen SRann, 
bet »at auf feinem £anbe beim Äartoffelau$ftiegen. ©a 
gaben fle ihm eine gtojje £anbooll Selb unb fptachen: „5Benn 
baet een fummt unn bi ftaegt na fln ol’ Äiffelfitfellaet mit t»e 
©öd baetfaet unn feeben ©ad ©elb achferhaet, fo h«fle nif$ 
feen." — „3 lä," fagfe bet «Kann, „if »all iu nich eettaben." 
9?un famen fle »eitet, unb ba ftafen fle einen 3ftann, bet 
»at auf feinem Sanbe beim ©urjetauf Wegen; bem gaben fle 
S»ei grofje £änbe ooll ©elb unb fptachen: „SSBenn baet een 
fummt, unn bi ftaegt na fin ol’ Äittelfittelfaet mit f»e ©öd 
baetfaet unn foeben ©ad ©elb acbfetbaet, fo h«fle niW feen." 
„9 lä," fagfe bet Sföann, „if »ull }u nich eettaben." 9lun famen 
fie »eitet unb ba fanben fle einen SRann, bet »at in feinem 
Satten beim Slpfelabftiegen; bem gaben fle brei gtofje £änbe 
ooH ©elb unb jagten ju ihm: „ÖBenn baet een fummt unn bi 
ftaegt na fln ol’ Äittelfittelfaet, mit t»e ©öd baetfaet unn 


171 



foeben ©ad Seife acfetetfeaet, fo fee fle nl($ fee»." 2lucfe blefet 
(Kann oerfpracfe ihnen, bafj ec nicfefä fagen woßte, wofein fle 
gefaxten »fiten. 

(Run hatte e$ feem (Riefen afeet gleicfe teife getan, al$ feie Sinbet 
fort waten, bafj et ihnen feine Satte mit feen ©öden unfe (leben 
©ad Seife gegeben hatte. ©a (am ec ihnen nachgelaufen nnfe 
wollte feine Satte wiefeet holen. SBte et nun ju feem Spanne (am, 
feet feie Sattoffeln attfftlegfe, fo fragte et ihn: „$efl fen oef feen 
min of SittelfitteKaet mit twe ©öd feaetfaet unn foeben ©ad 
Seife a<htethaet?" 2Intwottefe ihm feet (Kann: „©fit 3aet flaet 
fee Sattuffeln noch billig noeg." ©a wat feet (Riefe fcfetedlicfe 
böfe unfe lief eilig weitet. 211$ et nun &u feem 5öutjelauf(tieget 
(am, fo fragte et auch feen: „£e|l feu oe( feen min ol’ Siftettittel# 
(aet mit twe ©öd feaetfaet unn foeben ©ad Seife achtethaet?" 
©a antwortete ihm auch feet (Kann: ,,©e SSBorfeln flaet feöf 3aet 
noch billig noeg." (Run warb feet (Riefe noch feiel weniger, unfe 
flötmte fotf, fo fcfenell et laufen tonnte; unfe fo (am et bei feem 
(Kanne an, bet feie Äpfel in feinem Satten abfriegfe, unfe 
fragte ihn: „#efl feu oe( feen min of SittelfttteKaet mit twe 
©öd feaetfaet unn foeben ©ad Seife aefeterhaet?" ©a etfehta? 
feet (Kann fo eor feem (Riefen, bafj et geflanfe, wo feie Sinfeet hin# 
gefahren wfiten. (Run eilte feet (Riefe ihnen nach, unfe balfe hörten 
(ie e$ hinter (ich prüften unfe fchnauben. ©a fprach ©töfeet# 
efeen jn ©chwefletcfeen: ,,©ieh feich mal um, gewifj ift feet (Riefe 
hinter un$." ©a$ ©cfewefletcfeen fah fleh um unfe tief: „3a, feet 
(Riefe ifl feintet un$, fchon ganj nahe." Sfeen waten fle auf 
einen ©etg hinauf gefahren unfe e$ wat fchon 2lbenfe. ©a fuhren 
fle noch feen ©etg hinunter unfe fcfenell in eine ^öfele hinein: 
„@o," jagte ©röbetefeen, „hier wollen wit feie (Racfet bleiben unfe 
morgen weitetfahten, unfe feet (Riefe foU un$ nicht flnben." 
(Run (am feet (Riefe auch auf feen ©etg unfe fah fleh aßerwfirtä 
noefe einmal um unfe fonttte nirgenbä feie Sinfeet mit feet Satte 
unfe feen ©öden ftnfeen. ©a flieg et noefe feen ©etg hinunter, 
(egte flcfe niefeet unfe feaefete, morgen wirfi feu fle fefeon einholen, 
feu feaft heute einen weiten 3Beg gemacht, unfe feacauf fchlief et 
ein. 2lbet nun halte et fleh getafee auf feie £öfele gelegt, worin 

172 



tie Ätttbet mit ben Stelen waten, fo baf fein £eib ganj ben 
Eingang »erbedfe. £)a wuf ten fle’ö nicff anberg anjufangen, aig 
baf fle ben SKiefen, intern et fcflief, feimticf »nt ofne baf et’g 
met fte, totmacffen. 2lber nun fonnten fle ten toten liefen 
nic^f öon tet ©teile wäljen »nt tarnen in gtofje SRot unt 
litten junget »nt JDutfl, »nt tie Söde aucf, »nt fle wuf# 
ten gat nicht, wie fle wietet aug tet hbfle fornmen Tollten. £>a 
atet entflant in tet Stacht ein gtof ©efcftel »nt glügel# 
f^lagen wie eon einem SXanbeogel, »nt fle metften, taf tet 
Sogei eon tem liefen fteffe. 9l»n wntten fle rnflg »nt warteten 
big j» tet näcffien 3tocff. Unt tet Sögel fam wietet, machte 
ein gtofeg ©efcftei »nt fcflug mit ten klügeln »nt fraf eon 
tem liefen, taf am antetn «Norgen fcfon tet Sag butef fcfim# 
mette. 3» tet ttitten Kacft tarn tet Sogei »ocf einmal wie# 
tet »nt fadte tag £ocf nocf gröf et, »nt fätte et tag nicht ge# 
tan, fo wären Stfibercf en »nt ©cf weflercf en nirnmet fetaugge# 
lommen unt wären eot junger in tet höfle geflorten, unt 
tie Sbde a»cf. SRnn atet wart tag £oef fo gtof, taf fle ftn# 
tutcf fonnten, »nt fo fufren fle tenn nacf häufe mit tet alten 
Äarte mit ten jwei Stelen taeot »nt ten flehe» ©ad Seit f intet# 
fer, unt ihr f tnnt euch tenfen, wag Sätet unt (Kutte t fleh gefreut 
f aben, aig fle entlief ifte liefen Äinbercf en wietet f atten. 


£)a$ JjMrfeforti 



g war einmal ein atmet, atmet 
3unge, ter f atte eon feinet «Kutter, 
aig fle flart, ein fleinwinjigeg hirfe# 
forn geerbt, »nt tag war all fein 
Keicftum. £)a et nun weter Sätet 
noef SKutfet ju eerlaffen hafte, fo 
meinte et, tie ©elf fei gtof »nt 
fefön, et wolle flef ein wenig tatin 
umfefauen. Sllfo naf m et fein hitfe# 
fotn »nt wanterfe fott. Kleff lange, fo begegnete et einem alten 


173 


Spanne mit breitem $uf unb grauem SDtanfel, bet fab fo freunb# 
lieb au$. „Sott gtßfj (Such, alter ©rofwafer !" fpracb bet 3unge. 
„Schönen ©auf!" etwiberte bet SJtann, „wo gebfl bu bemt 
bin?" — «Stuf Steifen!" fpracb bet 3unge, „unb ich trage all 
mein @ut mit mit, ba$ iff ein #itfelorn, wirb e$ mir nicht ge# 
fohlen werben?" ©a jammerte ben «Kann bet armen Snabe, 
unb er fpracb : „95eforge nichts, mein Äinb; bu wirf e$ jwar eer# 
lieten, aber babureb gewinnen !" 9lbenb$ febrte bet 3unge in einem 
©orfe ein, Hopfte bei einem 95auet an unb bat am Verberge. 311$ 
er fcblafen ging, legte et fein #irfelotn auf$ genfer unb fpracb 
jurn QBirfe: ,,©a$ if all mein Steicbfum, wirb et mit nicht ge# 
fohlen werben?" — „Schlafe ruhig, mein Sohn, e$ foö bir in 
meinem £aufe lein Schaben gegeben!" Slrn borgen, al$ bie 
Sonne in$ genfer febien, glänjfe ba$ ^irfetorn, unb ber £au$# 
bahn, ber im £ofe berumfieg unb Äörnet fuebte, fab e$, flog bin 
unb picCfe e$ auf. eben war ber Änabe erwart unb etblicf fe ben 
$abn auf bem genfer, wie er fein ^irfeforn oerfcbludte. ©a fnget 
an |u weinen unb ju Hagen, ©et 95auet ftöflefe ihn unb fpracb: 

„©er $abn if bein, 

£at er geftefien ba$ #itfelein." 

Stun war ber Änabe froh, nahm ben $abn unb wanberte wei# 
tet. 3tbenb$ lam er wiebet in einem anbern ©orfe ju einem 
93auet unb bat um Verberge unb fpracb: „©er £abn if all mein 
Steicbfum, wirb er mit nicht gefoblen werben?" — „Schlafe 
ruhig, mein Sohn," fpracb bet SSBitt, „auf meinem £ of batf 
bir lein Schaben gegeben." gtüb morgend aber ging bet £abn 
im £ofe herum unb fuebfe feb Äötner, unb wie et einige ge# 
funben f)atte, fab biefeS ba$ Schwein be$ dauern, paffe ben 
£abn unb etbifj ihn, bie tfötner aber frag e$ felbf. 311$ ber 
Änabe am borgen nach feinem £abn fab, fo lag et tot ba. Stun f ng 
ber 3unge an ju jammern unb $u Hagen : „O web mir, ba$ Schwein 
bat meinen $abn erbiffen !" ©a tröfete ihn ber S5auet unb fpracb : 

„Stimm bin ba$ Schwein, 

<S$ fei nun bein, 

§at’$ ben $abn bir erbiffen!" 

174 


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unb banb bem ©chwein ein ©eil an ben gufj; unb bet 3unge 
jog mit bem Siete weitet. 2tbenb$ gelangte et wiebet in ein 
Sotf unb fptach abermals bei einem dauern an, unb ba nahm 
man ihn fteunbUch auf. St fagte abet jum 2Birfe: „SNein 
ganjet SKeichfum ifl bieö ©chwein, witb e$ mit nicht geflößten 
werben?" — ,,©<hlafe ruhig, mein ©ohn, auf meinem #of 
batf bit fein ©chabe gefchehen." 211$ abet am SRorgen eine 
mutige Äuh be$ dauern ba$ ftembe ©chwein im £of fah, lief 
fle batauf lo$ unb etffieg e$ mit ihren Römern. Set Änabe 
erwachte halb, ging hinauf unb fah fein Unglücf; ba fing et 
an ju jammern; hoch bet 25auer ttöflete ihn unb fptach: 

„Sie Äuh ifl bein, 

i?at fle ba$ ©chwein 

Sit etjlofjen!" 

banb ihr ein ©eil um ben £al$ unb übergab fle bem Änaben; 
bet wanbette je&f fröhlich weitet unb gelangte abenbä auf 
einen Sbelhof unb bat um Verberge; bie würbe ihm auch ö«ne 
gewährt. Set Änabe aber fptach gans untertänig jum §ettn 
be$ $ ofe$, all et fchlafen ging: „21H mein Reichtum iff biefe 
Äuh, witb fle mit nicht geflöhten werben?" — „©chtafe ruhig, 
atmet 3unge, auf meinem Jjofe foll bit fein Schaben gefchehen!" 
211$ am borgen bieipfetbe jutStänfe geführt würben, fprang 
ein mutwUliget #engji im £ of herum, ©owie et bie ftembe 
Äuh etblicfte, lief et auf fle ju unb fchlug fle tot. 211$ bet 
3unge feine Äuh tot fah, fing et an ju flagen unb ju jammern; 
bet Sbelmann abet ftöflctc ihn unb fptach: 

„Olimm ben #engfl für bie Äuh 

Unb ben 3«««* ba$u!" 

Sa fe&te fleh bet 3unge auf ba$ flattlic^e SKojj unb tiff fort ln 
bie weite, weite SBelt unb »errichtete oiele £elbentafen; julegt 
ifl et noch auf ben @la$berg geritten, h«t bie Äönig$tochtet 
etlbjl unb ifl Äönig geworben, ©eht iht’$, wa$ au$ einem atmen 
3ungen werben fann, wenn et ©lücf hat! 


175 


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Qßom bieten fetten ^fanttefudjen 


$ waten einmal btei alte SEBetBec, 
welche gern ^fannefueben eflen wotl/ 
fen; ba gab Bie erfle ein @i baju bet, 
Bte jweife SDlilcb unb Bie Brtffe §eff 
unb SDlebl. 31W bet Bicfelfette Pfanne# 
fueben fettig war, richtete et ficb i» 
bet Pfanne in bie £öb« «nb lief 
ben btei alten SSBeibern weg unb lief 
immetju unb lief fantappet fanfap# 
pet in ben SSBalb hinein, ©a begegnete ihm ein £ä$cbeu, baö 
tief: „Siele fette spannefaufen, blief jlabn, ec! will bi ftä> 
fen l" ©et SPfannefucben antwortete: „<5d bin btee ölen 2Bie* 
wem entlopen, un fcbölle bi £ä$cben SSBippfleerf ni<b entto# 
pen?" unb lief fantappet fantappet in ben SSBalb hinein. ©<* 
fam ein SEBolf bemngelaufen unb tief: „©ide fette spannefau* 
fen, blief flahn, ec! will bi ftäfen!" ©et SPfannefucben antwot# 
tefe: „Sd bin btee ölen SSBiewetn entlopen un £ «Weben SSBipp* 
fleetf, un fcb&lle bi SSBulf ©idfleett nicb entlopen?" unb lief 
fantappet fantappet in ben SSBalb hinein, ©a fam ein SReh 
betjugefprungen unb tief: „©ide fette spannefaufen, blief flabn, 
ed will bi ftäfen!" ©et SPfannefucben antwortete: „@d bin btee 
ölen SSBiewetn entlopen, £ä$cben SSBippfleerf, SEBulf ©idffeetf, u» 
fcbbtle bi SRid SBlipfleert nicb entlopen?" unb lief fantappet fan* 
tappet in ben SSBalb hinein, ©a fam eine Äub betbeigetannf 
unb rief : „©ide fette spannefaufen, blief (tabu, ed will bitten!" 
©et SPfannefucben antwortete: „Sd bin btee ölen SSBiewetn ent* 
lopen, £> «Weben SSBippffeetf, SEBulf ©idfleett, SRid 95lijcfleett, un 
fc^ölle bi, Äo ©wippjleerf nicb entlopen?" unb lief fantappet 
fantappet in ben SSBalb hinein, ©a fam eine ©au babetgefegf 
unb rief: „©ide fette spannefaufen blief flabn, ed will bi fräfen l" 
©et SPfannefucben antwortete: „@d bin btee ölen SSBiewetn ent# 
lopen, $ägcben SSBippffeetf, SEBulf ©idfleett, 9tid Sßlipfleett, Äo 
©wippffeetf, un fcbölle bi, ©u §aff, nicb entlopen?" unb lief 
fantappet fantappet in ben SSBalb hinein, ©a famen btei Äin* 



176 



bet baber, Me Raffen feinen ©ater unb feine SSRuttec mehr unb 
fptacben: „Siebet ipfannefucben, bleib’ (leben! ffiit haben noch 
nichts gegeifen ben ganzen Jag!" ©a (prang bet bitte fette 
ipfannefucben ben Äinbetn in ben Äorb unb lieg (leb t>on ihnen 
effen. 


ntebt ©olb alg ibt unb hält (l<b boeb eiel befler in feinet Sftontur." 
— »3«/" fagten bie ©olbaten, „bet fann auch beyen; wenn wit 
bag fönnfen, bann fönnfen toit ung auch eiel beffet unb ptopetet 
ballen." ©a würbe bet Äönig neugietig unb bacbie: ,,©u wtHfl 
buch einmal feben, ob bag wahr i(l." Sineg Slbenbg eetfleibefe et 
(leb in einen ©ettlet, ging ju bem ©olbaien unb fptaeh ihn an, 
ob et niebf bei ihm übernacbien fönne. ©a fagie bet: bag fönne 
et teobl, et mfi(fe (leb abet aufg ©ftob legen, ©er Äönig 
wat’g jufrteben unb legfe (leb bin, blieb abet toaeb. 3» bet 
Slaebl trat bet ©olbaf ju ihm unb fagie: „Äomm, »it »oHen 
einmal bieÄramettöben flöhen." 3lun gingen bie beiben auf ben 
SKatflplab, too bie releben Äaufleufe ihre Sfiben haben, ©ei 
bem gtöß len blieb bet ©olbat (leben unb jog eine ©pringwutjel 
unlet bem 9to<! beteot, bie batte et in bet Sfobannignacbt in» 
©albe jwifeben garnftaut weggeboll, unb alg et bamil bie 
Jöte betöbtie, fptangen bie feilen ©otlegefcblöifet eon felb(l 
auf, unb (le gingen in ben Saben. ©ie ©pringwutjel öffnete auch 
ben eifernen Äaflen beg Äaufmanng, unb bet ©olbat nahm 
alleg Selb beraug. ©a fagie bet Äönig: „9lun mach’ nut, baß 


Die 0pringtt)ur$e( 



in Äönig batte einen ©olbaien, bet 
fonnte mehr alg ©tot effen unb war 
bet pfinftlicbfle beim ganjen Siegt* 
mente, ffienn nun bet Äönig Urfacfe 
batte, einem ©olbaien eine Olafe ju 
geben, weil bet feine Reibung obet 
fein Sebetjeug nicht im ©tanb batte, 
fo wieg et immer auf biefen ©olbafen 
bin unb fagfe: „©et befommf nicht 


12 anfir^tn feit (trimm 


177 



wit fotffommen, fonf? faffen fle ung noch." — „ipag," fagfe 
bet ©olbat, „tag nur, ich witl’g auch erzählen unb nacbrecbneR." 
Unb er machte oon bem Selbe btei Seite, bann fptacg et: „Sie/ 
fet Raufen ift bag Selb, welcgeg bet Krämet jum (Slnfauf bet 
SBaren abgegeben bat; biefet jweite ift fein recgtmägiget @e* 
winn, bet btitte abet gehöre if>m |u Unrecht, weit et ihn buteg 
fcglecgteg 9Rag unb falfcgeg ©ewiegf erworben gaf; bag ©elb 
wollen wit ihm nehmen." ©pracg’g unb machte batan$ jwei 
gleiche Seite, baeon fchob et ben einen bem König in bie Safche, 
ben anbetn fteefte et felbfl ein. ©o machten fte eg noch in jtoei 
Kaufiäbert; beim legten aber wollte bet König alteg nehmen, 
ba gab ihm bet ©olbaf eine berbe Ohrfeige. 

©ann fagte et: „Stüber, nun wollen wit noch t» heg Äönigg 
©egagfammet gehen." 2Bie nun bie beiben jum ©cglog tarnen, 
ba fegnarebfen bie ©olbaten auf ihren tpoflen alle wie bie Säten, 
unb bie Säten taten fleh wiebet alle fogleich auf, alg bet ©olbat 
fie mit feinet ©ptingwurjel berührte, unb fte fahen bag ©olb 
fcgeffelwetfe in bet ©chagfammet aufgehäuft liegen, ©et König 
tat wiebet begehrlich unb wollte ohne weiterem jugreifen. @o; 
gleich h^tte et abet auch toiebet eine Ohrfeige, bag ihm bet 
Stopf brummte. „93on bem Selbe," fagte bet ©olbat, „mug 
bet König bag S&ilität ernähren; bag tührjt bu mit nicht an. 
S3on bem Raufen borf abet", fuhr et fort unb wieg nach einet 
anbetn ©eite, „baoon wollen wit etwag nehmen, bag ift bag 
©elb, wooon et feinen #offtaaf erhält." ©o taten fte unb 
gingen bann ebenfo ungeginbert wiebet hinaug, unb btaugen 
trennten fte fleh eoneinanbet. 

5llg bet König am anbetn SRorgen aufgewaegt wat, lieg et ben 
©olbaten tommen unb fagte igm auf ben Kopf |u, bag ec 
geftetn JRacgf auggegangen fei ju flegle», unb in feinet ©egag/ 
fammet gewefen fei. 3lnfangg legte fteg bet ©olbat aufg £eu g* 
nen; alg et abet bem König fegatf ing ©eftegf fag, etfannte et, 
wet fein ©efägtte gewefen wat. ©a bat et flehentlich um ©nabe 
unb fagte, et gäbe }a nicht gewugt, mit wem et ginge, ©et König 
lachte, rieb fteg bie Sacfe, bie »on bet Ohrfeige bict gefcgwoöen 
war, unb fagte: ,,©u gaft mit freilich übel mitgefpielt, boeg icg 

178 


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»in bit öerjeigett unb bic ben ©algen fegenlen. ©ie ©pting# 
»urjel abet lag mit ^icr, btt fotlfl niegt rnegt nötig gaben, mit 
bem ©elbe, ba$ bic teilen Äaufleute eetuntreuen ober mein 
fcofflaat ittöicl eersegtf, bclttem large« ©olbe aufougelfen; — 
btt biji eon geute ab ©enetal." 


t« SKamt gatte eine« ©ogn, bet 
fpraeg i« fclttcm ©ater, et wollte in 
bie 2Belt gegen «nb fieg itgenbwo 
einen ©ienjl fuegen, «m fein ©lüd 
&u rnaegen. ©et ©afet gab igm St# 
laubniä, ttnb bet 3unge ging fott. 
9?ttn lam et halb in einen gtofjen 
SBalb, tmb naegbem et lange batin 
getoanbett »at, fegte et lieg einmal 
niebet «Riet einen gtofjen ©aum, um fieg autfjutugen «nb 
fein gtfigflüd S« eetiegren. 2Bie et nun fo bafafj, lamen ba 
brei Seute auf ign &u, bie gatten jufammen mit ein 9luge, «nb 
»et öon ignen ba$ eine 2Iuge trug, bet rnufjfe ffit bie beiben 
anberen fegen unb fie fügten, ©a etfegtaf bet 3unge fo oot 
ignen, bafj et fegnea auf ben ©aum Heuerte. Slbet bie btei 
lamen getan unb fehlen fieg unfet ben ©aum, »o bet 3«nge 
gefeffen gatte. ©a fptaeg einet ju bem anbetn: „9Ba$ tafcgelt ba 
immet fo im ©aum?" ©et jweife fptaeg : „3eg göre ba aueg 
immet »a$, »ir fodten einmal jufegen, »a$ ba oben im ©aume 
ifl." ©a flieg bet, bet ba$ 2luge gatte, juerfl in ben ©aum, fag 
(leg «m unb fptaeg : „3eg fege niegfö." ©a flieg aueg bet jweite gin# 
«ttf, unb bet etfle teiegte igm ba$ 2luge gin, unb et fag fieg wm 
unb fagte: „3cg fege aueg niegt$." 3lun lam aueg noeg bet briffe 
getauf; »ie abet bet eine igm ba$ 9luge ginlangen »oUfe, griff 
e$ igm bet 3funge au$ bet £anb »eg, ba tonnten fie niegt megt 
fegen. 3lun fingen fie an, ign $u bitten, unb bet eine fptaeg : 
„SBenn bu un$ unfet SJuge »iebergibfl, fo »id leg bieg ein @e* 

i2* 179 



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bet festen, wenn btt bag fjerfagfi, fo (ann Mt nlemanb eine 
©iffe abfchlagen." Unb bet anbete jagte: „3# will bit ein Schiff 
geben, bag fegelf tu ©affet unb tu £anbe, unb wenn bu eg aug 
bet Stofehe nimmß unb bicb hineinfefcf, fannß bu bich aflewärfg 
bamit binwünfcben." Unb bet brifte jptach: „3<h »iß bit einen 
Stod geben, wen bu bantif antfihrß, bet muß jogieich ßetben. 
Unb bag foßß bu afleg fogleich ^aben, wenn bu ung unfet 
Dluge »iebergeben toiflß." ©a jagte bet 3«nge mit gteuben 
Ja, gab ihnen bag Dinge »ieber, unb bie brei £eute gaben ihm 
bie btei Äunßßüde; bet eine lehrte ihn bag Sehet, baß niemanb 
tßm eine ©itfe »eigern tonnte, bet anbete gab ihm bag Schiff, 
bag tu ©affet unb tu £anbe fegeite, unb bet btitte gab ihm ben 
Stod, bet {eben tötete, ben et nut bamit antühtte. 

Kun ging bet 3«nge »eitet unb (am an beg Äönigg $of. ©a 
ging et }u bem Äoch in bie Äüche unb bat ihn, et möchte ihn 
aig Äucbenjungen annehmen. 

©er Stoch fagte nein, fie hätten fchon einen Äßchenjungen; 
ba fagte et fein Sehet fyet, unb fie nahmen ihn gleich in 
©lenß. 

9hm »at ba ein alter Kiefe, bet hatte t»ei große Söhne. Sineg 
Sageg (am bet älteße Kiefenfohn tum Äönige unb fptach, et 
foQe ihm feine Stochtet tut grau geben, fonß »erbe et ihm 
jein ganjeg Äönigtelch fpolieren. ©et Äönig wrf äramelte aße 
jeine ©inißet unb fragte fie, »ag nun tu tun »äte, unb ob nicht 
einet ba wäre, bet eg mit bem Kiefen aufnehmen »oßte. ©a 
»at ba einet, bet hieß Kinroth, bet fagte, et »oßte »ohl mit 
bem Kiefen («impfen, »enn bet Äönig ihm feine Stochtet tut 
grau gäbe, ©ag fagte ihm bet Äönig ju, unb Kinroth machte 
fleh &um Äampfe fettig. 3tlg aber bet Äüchenjunge baoon hörte, 
bat et feinen Äoch, ob et nicht einmal bahin bütfte, et »oßte ßch 
getne aßeg mit anfehen. ©a fagte bet Äoch: ,,©u barfß »ohl hin, 
bu h<*ß nng aber ©efcheib tu bringen, »ie eg abläuff." ©a 
fagte bet Äücbenjunge ja, nahm fein Schiff aug bet Stojche unb 
jegelte tu ©affet unb tu Sanbe getabeju, big et tu bem Kiefen 
(am. ©a fragte ihn bet Kiefe: „©iß bu eg, bet bie Äönigg* 
tochfet erlöfen »iß?" — „3a," jagte bet 3«ngc. ©a tief bet 

180 


X 



Riefe auf ihn ju unb wollte ihn foffc^tagcR; aber bet 3«nge 
fptang beifeite unb fcblug mit feinem ©tod nach bem Riefen; 
ba fiel bet fogletcb niebet nnb wat tot. Sinn ging et bin, nahm fein 
«Reffet au$ bet Safcbe unb fcbnitt bem Riefen bie Bunge au$ 
unb fegte ficb bann «riebet in fein ©cbiff unb fabt nach £aufe 
unb fagte, bafj et nichts gefeben hätte. 211$ nun aber Rintotb bei 
bem Riefen anfam unb ibn tot ba liegen fab, fcblug et ibm 
ben Stopf ab unb nahm ben mit in feinet Äutfche jum Äönig 
unb fagte, et hätte ben Riefen totgef<blagen, unb bet Äönig 
follfe ihm nun feine Mochtet geben. ©a tarn aber gleich bet 
anbete Riefenfobn an unb fagte jum Äönig, fie hätten ihm fei# 
nen 25tuber erfragen, nun follfe et ihm feine Mochtet geben 
unb ba$ b«lhc Äönigteich baju, fonfl würbe et e$ ganj fpolieren. 
©a buchte Rintotb, et hätte ben einen Äopf ja fchon, et würbe 
ben anbetn auch wohl telegen, fagte batum jum Äönig, et fode 
nut ganj tuhig fein, et wollte auch fchon mit biefem Riefen 
fettig wetben, wenn et ihm nut feine Sottet unb ba$ halbe 
Äönigteich eetfptechen wolle. ©a$ fagte bet Äönig ihm mit 
greuben ju. ©a fragte bet Äücbeniunge feinen Äoch, ob et 
wiebet babin bürfte, um fleh alles anjufeben. ©et Äoch 
fagte: „Rein, btt baff fa oom etflenmal feinen Söefcbeib ge# 
beacht." ©a fpraeg bet Äfichenjunge fein @ebef, unb gleich gab 
ihm bet Äoch Erlaubnis, ©taufen eorm ©cblofj langte et bann 
fein ©cgiff au$ bet Safche, fegte fleh hinein unb fuht übet Sffiaffet 
unb £anb ju bem Riefen hinüber, ©a fagte bet Riefe ju ihm: 
„®iff bu e$, bet bie ÄönigStocbfet unb ba$ halbe Äönigteich 
etlöjen will?" — „3a," antwortete bet Äücgeniunge. „Run, 
fo foKff bu hier auf bet ©teile fietben," rief bet Riefe unb fcblug 
ju mit feinet ©fange; abet bet3unge fptang beifeite unb be# 
tührte ihn mit feinem ©foef, ba fiel et niebet unb war tot. ©et 
3unge nahm nun fein SKeffcr au$ bet ©afege unb fcbnitt ihm bie 
Bunge au$ bem $alfe, unb als er nach $aufe fam, fagte et 
wiebet ju bem Äocg, et hätte nichts baeon gefehen noch gehört, 
ba$ fei fchon alles eotbei gewefen. ©a wollte Rintotb auch hi» 
unb mit bem Riefen fämpfen, abet et fanb ihn wiebet tot ba# 
liegen; ba hieb et ihm ben Äopf ab unb nahm ben in feinet 




181 



Kutfcbe mit nach £aufe unb fagfe, er hätte ben jweifen liefen 
auch totgcfc^Irtgc«, unb ber König foöte ihm nun feine Socket 
geben unb bag fyalbe Königreich ba*u. Sa aber fam ber alte 
(Riefe unb fpracb, feine beiben ©öbne wären tot, bet König müjfe 
ihm feine Soccer geben unb bag ganje Königreich baju, fonfl 
würbe et eg ihm ganj fpolieren. (Rintofb backte unb fagfe |um 
König: „3$ bin febon mit jwei (Riefen fettig geworben; $ert 
König, lagt mich nur bin, icb toiß ben wobl auch noch bet 
(leben, wenn 3bf nt« nachher eure Socbtet unb bag Königreich 
geben wollt." Sag eerfptacb if)m bet König auch in feinet Slot. 
Sa bat ber Küchenjunge feinen Koch wieber, er möchte ihn 
boeb auch btnlaffen; aber ber fagte: „(Rein, btt foßf! nicht bto, 
bu b<tfl ung eon beiben (Kalen feinen SBefcbeib gebracht." Sa 
fagte ber Küchenjunge fein ©ebet unb bet Koch fpracb: „3a, 
benn fannfl bu biegmal noch geben, aber btingfl bu feinen 93e* 
febeib, fommjl bu nicht wieber weg." 9tig ber3unge nunbinaug# 
fam, fegte et fleh in fein Schiff unb fuhr ju £anbe unb ju ©affet 
gerabegwegg nach bem (Riefenlanbe. Sa fpracb öet SRiefe ju 
ihm: „35ifl bu bag, ber meine beiben ©öbne totgefcblagen bat 
unb bie (Prittjeffln unb bag ganje Königreich erlöfen will?" 
— „3<t/' faste bet 3unge. „Senn foß(l bu nun auch feinen 
mehr totmacben," fpracb ber (Riefe. Sa antwortete ber 3unge: 
„Sag wollen wir feben, wir wollen ung erjl noch barum flteU 
ten." Set (Riefe wollte nun jufcblagen, aber bet 3unge fprang 
beifeife unb feblug ben (Riefen mit bem ©toef tot, unb barauf 
nahm er fein (Keffer beraug unb febnitt ihm bie 3«nge aug 
bem ijaig; jubaufe aber fagfe et wieber, er hätte niebtg gefeben 
unb niebtg gehört. 3lig (Rinrotb aber babinfam, feblug er 
wiebet bem (Riefen ben Kopf ab unb brachte ihn eot ben König 
unb fpracb, nun hätte et alle brei (Riefen totgefcblagen, barum 
faßte ihm ber König gleich feine Socbfer geben unb bag ganje 
Königreich baju. 

Sa warb bet alte König ganj traurig unb nacbbenflicb unb 
fpracb: „Sag ung boeb erfl einmal bie Köpfe ein wenig genauer 
befeben;" unb aig ber König unb feine (Kiniflet bie Köpfe nun 
genauer befaben, ba fanben fle, bag in aßen bie 3ungett 

182 



fehlten. ©pracb bet Äönig: ,,©a$ ifi boeb fonberbar, bafj bie 
guagen fehlen, ein jebet SRenfcb fyat boeb wohl eine Stmge, wo 
finb benn bie geblieben?" 

Ölintotb antwortete: „©ie liefen Ratten feine Bungen." ©a 
fagfen bie SKinitfet su bem Äänig, ffe baffen gebärt, ba$ b« ein 
3unge bei feinem Socb wate, ber fei jeöeö 9Ral bingewefen, um 
jujufeben; et foHe ben jungen boeb einmal rufen laffen. ©a 
febiefte bet Sättig in bie Sücbe hinunter, unb bet Socb fptacb ju 
bem jungen; „SBir mfiffen bicb boeb erjf ein bijjcben anberä 
anjieben, bu fotlfT eor ben Sättig fommen." 3hm jog bet Socb 
ibn ein bifjeben anbettf an; aber bie brei liefen jungen ffeeffe 
ber 3unge in bie ©afebe unb ging nun eot ben Sättig. ©a fragte 
ibn bet Sättig: „£aff bu nichts baeon gefeben, bafj bie btei 
Siiefen totgemacbf würben?" — „3a," antwortete er, „ba$ 
fab icb mit meinen eigenen Stugen." — „£af SRinrofb i^ttett 
benn bie Säpfe abgefcblagen?" — „3a," ba$ bat et getan, aber 
totgefcblagen bat « bie liefen nicht." — „2Bet bat ba$ benn 
getan?" — ,,©a$ habe icb unb fein anberer getan," fagte bet 
3unge. ©a wollte SRinrotb auf ibn lo$ unb ibm ba$ Beben neb* 
men, aber bet 3unge warf bie Bungen auf ben Xifcb unb fptacb: 
,,©a$ ifl bet SSeweiS; febt ju, ob bie Bungen nicht paffen," unb 
bie Bungen pafjten alle, ©a fagten alle SRinifier, bafj et bie 
SKiefen müjjfe erfragen haben, unb bet Sönig fptacb: bafj et 
fein ©oebtetmann wetben unb fein ganjeS Sänigreicb haben 
follfe, ben 3?intotb aber fotlfen fie an ben Oalgen bange«* Unb 
fo gefebab e$ auch unb batauf gab’S eine ftbblicbe £ocbjeit, unb 
bet Äücbenfunge heiratete bie SönigStocbter unb warb Sättig, 
unb 

Soeben 3aer unn enen ©ag 
gpetn fe bat SStuetgelag: 

©a fteeg if een paat glafetn ©cbo, 

©a banj if op na £ueS bettto; 

©a ffätt if an en ©feen: 

Sling! fäen mpn ©cbo unn güngen ean een. 


183 


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State r 0tro{)tDtfd) 



d war einmal eine alle grau, Me 
hatte feinen SRann, hätte aber gerne 
einen gehabt. ©a fagfe fle: „©ad 
ecflc ©unb ©froh, bad eom ©oben 
fät It, foll mein CDlann fein;" ald* 
halb fiel ein ©unb ©froh eom 
©oben, nun balle fte einen 3Jfann. 
©ie grau hatte Meie ©oKe, btum 


BdliT w^MJ faate fte ju ihrem «Kann : „Cftann, bu 
foüfi mit ©olle &u SOlarft." ©prach bet SDlann: „©ad foH ich 
benn bafür nehmen?" — „©ad ber Sftatft gibt," fagfe bie gram 
©ater ©ttohwifd) ging auf ben 3Rarff, mit ber ©olle in feinem 
©ad. Äamen ba brei ©rüber ju ihm unb fragten: „©ater, tead 
hat Sr ba in feinem ©ad?" — „©olle hab’ ich ba brin."— „©ad 
will St bafür haben?" — „©ad ber Sftatff gibt." — „©et 
SRarft gibt brei Stacht Prügel." ©ater ©trobtoifcb fagfe; 
„©enn ich benn nicht mehr für meine ©olle befommen fann, 
fo muß ich i« sufrieben fein," ba gab ihm jebet ber brei ©rüber 
eine Stacht Prügel, ©ater ©trohwifch fam nach $auf e; fprach 
feine grau: „©ad haff bu für bie ©olle befommen?" — „©rei 
Stacht Prügel habe ich bafür befommen." — „«Kann, ba haben 
fle bich angeführt !" — „Suf nichfd, fann fle toieber anfühten." 
©ater ©trohtoifch sing ju £ol je, griff fleh einen ©olf, unb ging 
mit bem ©olf ju SKarff. Äamen bie brei ©rüber toieber unb 
fragten: „©ater »ad hat Sr ba?" — „fyab’ ba einen fehlten 
großen ©od, er hat fid; nur bie Körner abgefloßen." — „©ad 
will <5r bafür haben?"— „güt meinem ©od muß ich jehnSaler 
haben." @aben ihm bie ©rüber jehn Salet, benn fle fanben 
ed gar nicht unbillig, nur (Triften fle fleh, wer ihn juerfi ju feinen 
©chafen fefsen follfe. ©ater ©trohwifch fagfe : „©et filtefle muß 
ihn juerfl haben." Sllfo nahm ihn juerfT bet altefle unb braute 
ihn in feinen ©fall, aber am ©orgen waren alle feine ©chafe 
tot. ©a fefjte ihn bet zweite abenbd ju ben feinen, aber bem 
ging’d ebenfo, unb bem britten ging’d auch nicht anberd. 


184 


d by Googl 


Da würben t>ie Stüber fcbtedlicb böfe unb befcbtoffen, Safer 
©trobwifcb fotjufcblagen, well er fle fo betrogen batte. Safer 
©trobwifcb befam aber früh genug SEBinb baoon, waS fle int 
©inne batten. Da &og et fein befiel ipferb auS bem ©falle, 
banb eS auf bet Diele an, flecfte ein SwblffcbiWngSflütl blttfen 
ein unb breitete fcböne Settücber batunfet auS. SRorgenS (amen 
bie btei Stüber, faben baS ipferb auf ben Settücbern flehen 
unb Safer ©trobwifcb .int SJttfl fcbatten; ba fragten fle: „Safer 
waS fntbt €t ba?" — „3cb fuc^e mit mein 3wblffcbilliagS# 
flücf betauS, {eben borgen bat mein ipferb eins bittfer fleh." 
Sprachen bie Stüber: „DaS ipferb flebt unS an; wieoiel folTS 
foflen?" — „Unter bunberf Salem fann icb eS euch nicht laffen," 
fagfe Safer ©trobwifcb. Da fauften ibm bie Stüber baS ipferb 
fogleicb ab. Unb bet älfefle nahm eS juerfl mit nach $aufe unb 
beefte ibm feböne Settücber unter, unb morgens lief et eoHet 
gteuben bin, um baS @elb &u holen, aber et fanb nichts als 
S&ifl, unb fein Setfieug war oerborben. Da fpracb er ju feinen 
Stübern: „Safer ©trobwifcb bat uns wieber betrogen." Ülber 
bie Stüber antworteten: „Du b«fl fein ®lücf, lafj unS eS nur 
eetfueben", nahmen alfo baS ipfetb, etfi bet zweite, bann auch 
bet btiffe, unb Jebet breitete baS Settjeug unter unb bac bte, 
baS ipferb foQfe ibm Selb bringen; aber baS ipferb brachte 
fein Selb, fonbetn befcbntufjfe nur baS Settjeug. Da warben 
bie Stüber noch grimmiger unb fugten: „9lun wollen wir ihn 
ganj gewijj totfcblagen", nahmen Drefcbflegel unb Heugabeln 
in bie £anb unb gingen nach bem £aufe, wo Safer ©trob# 
wifcb wohnte. Der batte aber ein ©cbwein gepachtet unb war 
beim Sßutflflopfen. 311S er nun bie Srßber fommen fab, bi«8 
et feinet grau eine ftifebe Slutwurjl um ben £alS unb eet# 
abrebete alles fcbnell mit ihr; unb als bie Stüber einftafen, 
rief er ihr ju: „glinf, fege ©fühle bet «ab bringe pfeifen 
herein, meine Äaufleufe flnb ba." Das woKfe bie grau nicht. 
Slbet Safer ©trobwifcb fprang mit feinem SKeffer binju unb 
fagte: /,2fcb febneibe bir ben £alS ab, wenn bu nicht geborfam 
bifll" unb febnitf ihr bie ÖBurfl entjwei, bafi baS Stuf heraus# 
flrbmfe. Da fiel bie grau um, als wenn fle tot wüte, aber Safer 


185 



©ttobwifcb nahm eine flehte pfeife auS bet Safere unb pfiff 
barauf breimal ganj ffatf, ba jianb bie grau wieber auf, fe&te 
©fäble i>in unb bolle pfeifen, Stagten bie Stöbet: „Sätet, 
wie macbfi btt ba$?" Sätet ©ttobwifcb antwortete: „3cb bal* 
ba eine fleine pfeife; wenn meiite Statt nicht b^tett »Ul, teife 
leb ibt bie Sebte auS; pfeife icb abet auf nteittet gibfe, fo wirb 
jie toiebet lebenbtg unb tut alles was icb will." — ,,©ie pfeife 
muff bu un$ eetfaufen," fagten bie Stöbet, „unfere Stauen 
tun feiten, was wir ihnen fagen; was foll bie pfeife fofien?" 

— „£unbetf ©alet möf f ibt mir geben," unb bie gaben ibnt 
bie Stöbet gern. 211S bet ölteffe nun nach $aufe fam, wollte 
et eS gleich bamif eerfueben. „£ole mit ben ©tiefelfnecbf," fagte 
et ju feinet Sn»»- ,,©u baff ihn bit alle beine tage felbji geholt, 
warum foll ich eS je&t tun?" fagte bie Sw«* ©a fprang et fo t 
gleich auf unb tif ibt bie Äeble auS, unb batauf fing et an ju 
pfeifen unb pfiff bie ganje Stacht binbutcb, abet ba war fein 
Sieben wiebet in bie Stau bineiniubtingen. ©arauf eerfucbfe eS 
auch bet zweite unb bet briffe unb febnitfen ihren Stauen bie 
Seb^n bureb, aber ins Sieben pfeifen tonnten b«be fie nicht, 
©a gingen bie Stöbet &um btitten SJtale ju Sätet ©ttobwifcb 
unb wollten ihn nun ganj gewif totfcblagen. 211S fie inS £auS 
tarnen, fagten fie &u bet Sw«: «SB» baff bu beinen 3Jtann?" 

— „©et bat ficb aufgeböngf." — „9Bo benn?" — „©taufen 
im ©arten." ©ie Stöbet liefen in ben ©arten hinaus unb 
baebfen, Safer ©ttobwifcb wollte fie wiebet anföhren; aber ba 
faben fie ba ein Sunb ©ttob in einem Saum bangen, mit Seng 
angetan, unb febreeflieb jappeln. ©a erfebtafen fie unb liefen, 
baf fie fottfamen, unb follen feit bet Seit noch wiebet fomrnen. 


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3$ie Der Dumme bie ^rinjejTm ertöjl 

g iß einmal ein Sagelößnet gewefen, 
t>ec ßat btei ©ößne geßabf, oon 
benen t>cc jfingße immet fc^tec^f ge* 
Ralfen würbe, ba et etwag bumrn 
war. 9hm ßaffe ber ®ann eine ein# 
&ige Äuß, welche bie beiben Älugen 
immet ßinaugfüßren mußten, baß 
ße ßcß an bem bürren @rafe, welcßeg 
an bet Sanbßraße wueßg, fattfrüße. 
©a fagte bet ©umrne einmal ju feinem 23ater, et möge ißn 
boeß aueß einmal bie Äuß auf bie ©eibe fußten laffen, fo fett, 
wie bie SSröbet, wolle et fie aueß jurüef bringen; bie anberen 
beiben laufen ißn jwar auö, abet ber 23afet fagte: ,,©ir wol* 
len eg boeß einmal wenigßeng eerfueßen, baju wirb et ja woßl 
aueß noeß braueßbar fein." 2tm anberen borgen etßielf et nun 
fein 93tof, naßm feine Äuß beim ©trief unb füßrte ße ßinaug 
t>or$ ©otf; aber ba gab’g wenig $u freßen, meßt ©ißeln aig 
©tag, unb baß moeßte bet Äuß wenig beßagen, barum jettte 
ße ißn an bem ©trief immet weitet unb weitet naeß, unb et ließ 
eß ßcß aueß gefallen, benn et baeßfe, fcßlecßfet fann’g ja woßl 
nlcßf werben, ©o famen ße enblicß an ein großeg ßießenbeg 
©aßet, in bag trat bie Äuß mit ben Söorbetfüßen ßinein. ©et 
©umrne baeßfe abet, ße witb einmal faufen wollen, unb ließ 
ißt ben ©trief naeß; ba trat ße aueß mit ben Hinterfüßen ßin* 
ein unb &og ben ©ummen naeß, unb fo ging ße immet weifet 
ßinab, baß bem ©ummen bag ©aßet feßon big jum Hälfe f<xm. 
©et baeßfe: ,,©o beineÄuß bleibt, bleibß bu aueß," paefte ße 
»orn beim ©ftief unb ßinfen beim ©eßwanj, unb fo feßwantnten 
bie beiben ang anbete Ufer. 

9Jl$ ße brüben angefommen waren, $og ißn bie Äuß immer weiter 
unb weifet, big ße ju einem ptäcßfigen ©eßloffe famen, befien 
Sot weit offen ßanb. 3n bag ging bie Äuß gerabe ßinein, unb 
innen waten weite, ptüeßfige ©fülle mit ßetrlicßen golbenen 
Ätippen unb ßlbetnen Kaufen, batin ßetfte bag fcßönße He» 

187 



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bie $ölie unb bie göfle, unb bie Äub ging fogleicb ju einet 
bin unb frag ficb fo bkf unb tunb, wie fie noch nie gewefen 
war. 2Uö fie ficb abet fattgefreffen fyaüt, legte fle ficb bin unb 
föuete toieber, unb bann ftanb fle abetmaig auf, frag noch ein# 
mal unb jog bann ben ©umrnen wiebet au3 bem ©cblojfe. 
91« fie an3 ©affet famen, padfe et fie wiebet öotne beim ©ttid 
unb hinten beim Schwans, unb fo febwammen fie beibe binbureb 
ang anbete Ufet, unb oon ba ging eg getaben ©egg nach #aufe. 
91« fie ba anfamen, malten bet Sätet unb bie beiben Stöbet 
gtofi e 9lugen, bie Äub fo bief unb tunb ju feben, wie fie no<b nie 
gewefen wat, unb bet Sätet fagte ju ben beiben anbeten: „©et 
©umrne eetflebt’g beffet aig ibt alle beibe, bet foll morgen 
wiebet mit binaug." 

9lm anbeten CKotgen ging’g wiebet wie am etfien Sage; aig 
fie eotg ©otf famen, jog bie Äub ben ©ummen am ©ttid fort 
big jum grogen ©affer, ba padfe et fie oorn beim ©ttid unb 
hinten beim Schwans, unb fo febwammen fie binöbet, famen 
ing ©cblof, wo fie ficb b'.d unb tunb ftaf unb ficb bann binlegfe, 
um wiebetjuföuen. 9t« fie nun aber fo balag, fam ein fleineg 
febwarjeg ^ünbeben betbei, bag etbob ein fcbaKenbeg ©ebetl; 
bet ©umme aber baebfe, eg wolle bie Äub beigen, nahm feine 
ipeitfebe betoot unb wollte eg fcblagen, ba fing abet bag £önb* 
(ben an &u fpteeben unb fagte: „©cblage mich nicht, bu tufi öbel 
baran; fomm morgen wiebet unb tue, wag icb blt beige." ©a 
fragte bet ©umme: ,,©ag benn?" Unb bag £änbcben anf# 
wottete: „2fcb wetbe meinen Äopf auf einen Älo| legen, ba 
muff bu ein Seil nehmen unb wader jubauen, bag et abfliegt; 
aber förebfen batffi bu bicb nicht." ©ag oerfpracb bet ©umme. 
Unb aig ficb bie Äub abetmaig fattgefreffen b«tte, ging’g 
wiebet beim, 

91« et nun ju£aufe angefommen war unb fagte, bag et anbeten 
Sagg wiebet fotf wolle, machten bie anbeten ein bbfeg ©ejicbt. 
9lber bet Safet fagte: „@o gut wie et ©erfleht ibt’ä boeb nicht, 
batum lagt ihm nut feinen ©illen." ©a ging et bin, ficb ein 
Seil ju leiben, benn im £aufe wat ein folget ©ebafc nicht, unb 
aig bag bie beiben anbeten Stöbet faben, bahnten fie ihn unb 

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f agfen, et foKc fleh nur Ja feinen ©traben tun, benn ba$ ©Ing 
fc^iteibe, unb fügten noch anbece fpbftifcbe SKeben. €r aber 
lief ficb’ä nic^t fümmern, nahm am anbeten Morgen fein ©eil 
unter ben 2lrm unb bie Äub beim ©trief unb jog jum ©orfe 
hinauf, ©alb waten fle im ©cbloffe, bie Äub fraf fleh tunb unb 
bief wie ba$ etffe Mal unb (egte ficb bann bin um wieberjufäuen. 
Äaum lag fle ba, fo fam auch bag Keine £>ünbcben wiebet unb 
fagte jurn ©ummen: „3lun folge mir, aber fürchten barffl bu 
bicb nicht." ©a nahm et fein ©eil unb folgte ihm in einen weifen 
@ang bi$ fle ju einem Älo&e famen; auf ben legte 

ei feinen Äopf unb fprach: „9lun \)<\ne jul" ©a febwang er 
fein ©eil, unb mit einem £iebe fprang ber Äopf weit weg. 9Jbet 
wa$ machte er für Slugen, al$ et wieber auffab unb bie fchbnfle 
iprinjefftn oot ibm flanb; unb nun würbe ei auf einmal im 
ganzen ©chloffe lebenbig; ©rafen unb Herren unb »on ©olb# 
treffen flartenbeSienet unb in ©amt unb ©eibegefleibefe©amen 
famen b^cbei unb gtüffen bie sprinjefftn ebrerbiefig, unb biefe 
fei ibm um ben $al£ unb fagte ibm, baf er ibt Mann werben 
folle. St fagte auch ohne langes ©eflnnen 3a, unb bie $ocb# 
jeit würbe noch an bemfelben Sage gefeiert. Ob er aber auch 
bie Äub web jurüefgebraebt b«f, banach müf t ihr euch im ©orfe 
bei feinem ©ater erfunbigen. 


!Der @oIi>at unb bie fd)toar$e ^rfajefjm 

i iff ntemanb fo glücöicb, baf er 
baS SBünfchen »erlernte. ©aS er# 
fuhren auch ein Äbnig unb eine 
Äönigin. ©ie lebten in aller gteube 
unb £errlicbfeit bet QBelf unb fafen 
hoch oft traurig beieinanber, benn 
fle b«tten feine Äinbet. SineS £a# 
Sei, als ber Äönig gattj »erjagt 
unb »erjweifelt im ©albe herum# 
lief, begegnete ihm ein alfeö Mütterchen, baS fragte ihn, mi 



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igm fehle. „£ag mich jufrie5c»," ctttdegn ete bet Sönig, „tu 
fattnfT mit boch nic^t Reifen." — „©er weig," antwortete ba$ 
©öttetchen, „eon alten runzligen ©eibetn jlnb off bic fchierflen 
Stotfchläge gefommen!" ©a bacfyte bet Sättig: eg nicht, 

fo fc^abef eg auch nicht," unb offenbarte bet Sitten feinen Sunt# 
met. ©agfe ba$ ®üf ferchen: „©enn’3 weifet nic^fö ifl, Such 
foC balb geholfen werben, ©artet ein ©eileben, ich tomme 
halb jutüd!" ©arnit Rumpelte eg in ben ©alb hinein unb 
pflüefte Sräuter unb Slumen, bie ganje ©chörje ooll, braute 
fie bem Könige unb fagfe, baeon folle feine Stau einen See 
lochen. ,,©en müg f ihr in ®offe$ SRamen beibe trinfen, ehe ihr 
ju SBetfe geht, unb euer ©unfeh witb erfüllt werben." — ©et 
Sättig glaubte jwat nicht an bie Sieben bet Sitten, aber er trug 
bie Stäufer bofh h«itn Königin, unb fie lochte auch wirtlich 
See baeon. ©ie fie nun beibe eot bem Schlafengehen baeon 
tränten, fibertam eg ben S5nig wieber wie ©ahn unb Ser# 
iweiflung, unb et tief: „Stint’, grau, in Sottet Siamen mit 
bem Seufel immer ju!" 

©a$ alte ©eib hatte ben Sättig nicht betrogen. Übet neun SKo# 
nafe gena$ bie Sänigin eineä 3R<Sbchen$, ba$ war gefunb an 
allen ©liebem; aber eg war tohlfchwarj eon gatbe. ©a bathfe bet 
alte Sänig an feinen läjletlichen gluch, unb glaubte, ©oft habe 
bem Sinbe jur ©träfe für bie fchwere ©önbe feinet Saterä bie 
fchwatje £aut gegeben. Slber eg foHte noch fchlimmet tommen. 
©a$ SRabchen ag nicht unb tränt nicht, eg lachte nicht unb weinte 
nicht, eg fhrie nicht unb fprach nicht, unb babei wuch$ eg fo 
fchnell, bag eg mit einem gahre fchon fo grog wie ein fünf# 
jägrigetf Sinb war. 

Sll$ nun fein etfiet ©eburföfag tarn, tat eg um bie zwölfte 
©tunbe bet SKachf, ju welcher Seit eg geboten war, pläfclich ben 
Sföunb auf unb rief: „Safer!" — ,,©a$ wiHft bu, mein Sinb?" 
antwortete erfchroden bet Sänig. — „geht fpreche ich jum 
erften SDtole," eerfefcfe bie f^warje tprinjeffln, bann tat fie ben 
SJhtnb ju unb war wiebet fo flumm wie jueor. gm jweifen 
gahre wuch$ ba$ SÖtobchen fo grog, bag eg auäfag wie eine 
Sehnjährige. Um bie SRiffernacbtäftunbe beg jweiten ©ebutfä# 

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tageg rief fie wieber: „Safer!" — „SBag wiöji bu, mein Ätnb?" 
fragte bet Äönig noch Sngfilicher alg bag erfie SSlal. — „3efcf 
fpreche ich jurn jweifen «Kaie," erwiderte feine Sochfet, „aber 
wuntem wirff tu bich, wenn ich jurn briffen 9Mal ben SKunb 
auffue." ©amif fchlof fie bie Sippen unb eerlebfe bag btiffe 
Saht, wie fie bie beiben etfien »erbrachf bau*', nur baf fie am 
Snbe beg briffen 3af>reg fo grof unb fiarf geworben war wie 
eine mannbare Jungfrau. Sot bem briffen ©eburfgfag über# 
fam ben Sönig ein ©rauen, unb et hätte fich lieber hunberf 
Älaffer unter bie Srbe gewünfchf alg ju feinem Äinbe. ©och 
eg lief ihn nicht fort, er muffe augf>alfen. 9llg bie ©locfe jwölf 
fchlug, öffnete bag SDläbchen, wie eg eorfergefagt batte, feinen 
Sföunb unb fpracb: „Safer!" — „5öag witljl bu, mein Äinb?" 
enfgegnete jitternb bet Äönig. „Saft mit einen eifernen ©arg 
machen," fagte bie «Prinjefftn, „legt mich Mitteln unb fiellt bann 
ben ©arg oor ben Stlfar in bie grofe ©omfirche. 3ebe 9lachf 
muf ein ©olbaf an meinem ©arge Seichenwachf halten; gefchiehf 
bag nicht, fo bringe ich Unglücf auf Unglücf übet (Suet Dieich." 
©ann öerjiummfe fie wieber, unb ber Äönig gehorchte »oll ütngfi 
bem Sefehle. 

Sin eiferner ©arg würbe gefchmiebef; in ben legte man bie 
fchwarje iprinjeffin wie eine Seiche hinein unb trug fie auf einer 
Sabre ln bie Äitche. ©otf würbe bet ©arg eot bem 3llfar auf# 
gefeilt unb ein ©olbaf würbe baju fommanbierf, bie Sßachf 
öbefbei ber iptinjeffin ©cbilbwacbe iu flehen. 2flg er aber am 
anbetn borgen abgelöfi werben fotlfe, war et eerfchwunben. 
SRan flellfe einen jweifen auf ben Slachfpofien, boch auch oon 
biefem war am folgenbett Jage feine ©pur ju finben. Unb fo ging 
eg Jag für Sag. 

©a fam einmal bie SReihe an einen ©olbafen, bet war ein fchlauet 
©efell unb bachfe: ,,©u fannjl wohl efwag ©efcheifereg fun, 
alg bich eon ber fchwar&en Seufelgptinjeffin »erklingen laffen. 
2Bie wäre eg, wenn bu bich auf unb baoon machfefi?" Unb 
alg eg ülbenb würbe, (fahl et fich fort, lief übet Serge unb gel* 
bet unb fam auf eine fchöne SBiefe. ©a jlanb plö&Uch ein fleineg 
SKännchen mit langem grauen Sarf eot ihm, bag war aber 


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unfet liebet $ertgoff, bet wollte ben Sammet, welken bet Ztu* 
fei aHnficbtlicb anricbtefe, Riebt länget mit anfeben. „©ogin 
be$ ©eg$?" fpracb ba$ ©raumänucbeR, „barf maR Riebt mit?" 
tlRb weil ba$ SlltetcbeR fo tteugerjig auäfab, ecjä^lfe ibm bet 
©olbat, bag et forfgelaufen fei URb warum er bal getan gäbe. 
©a$ graue ©äuuebeu aber fptacb: „©enn’tf weitet nichts ig, 
fo fegte gettog wiebet um uub geb auf beiueu ipogen. 6b« «$ 
elf feblägt, eergeefe bicb iu bet Orgel, ©pricb aber }a fein ©ter# 
benäwötfcben, weuu bie fegwarje iptinjefgu bicb tufen wltb." 
©et ©olbat tat, wie ibm gebeigeu war; URb faum fag et iR 
feiRem 5öetfJetf, fo etbob geg bie ÄöRigötocbfet URb febaufe 
Racb bem ipogen; URb al$ fie ibu Riebt erblicfte, ftRg fie aR, ibu 
ju fuegen URb mit flßglicger ©timme fcu rufeR: „©cgilbwacg! 
©ebilbwaeb! ©o big btt? Sieg, ©ebilbwacb, etbatme bicb boegl" 
Slbet bet ©olbat rftefte uub tübtte geg Riebt. Snblicg fleffetfe 
bie fegwatje ^ßcin&effin iR bie Orgel, watb ibR gewabt URb wollte 
geg gerabe auf ibu gßrjen, al$ bie ©locfe jwölf fcglug uub bie 
^tiujefgR wiebet iu bett ©arg jurßcflegreR mugfe. 

911$ am SRorgen bie Süt geöffnet würbe uub bie Reue ©acbe 
fam, um beu $ogeu abiulöfeu, ba wollte ge ibteu Slugen Riebt 
ttaueu, al$ ge beR ©olbafeR lebeRbig bagebeR fab. ©et alte 
ÄöRig aber war äuget geb eor gteube, wie e$ ibm gemelbet 
würbe, uub et bot bem ©olbateR fogleicb bteibuRbett Xaler 
jut ©elognung, wenn et auch bie näcgge SRacgt wiebet ben 
igogen iR bet Äircge bezöge. 

©et ©urfeg willigte eiR; al$ et aber abenb$ allein iR bet Äitcge 
war, ba ßbetfara ibR eiR ©tauen beim atnblief bet fegwatien 
iptinjefgR, URb et gob jut Sßr. 9lucg ie&f aber etfebieR wiebet 
ba$ ©raumaRRebeR URb rebete ibm Sföut eiR URb gab ibm guten 
Olaf, ©ietfmal mugte et geb unter bem 9lltat eergeefen. Um elf 
Ubt ganb bie £önig$tocgtet wiebet auf uub »erlieg beu ©arg, unb 
tief, wie beu Sag juoot, mit bctjjetteigeRber Stimme: „©cgilb* 
waeg! ©cgilbwacg! ©o big btt? Sieb, ©ebilbwaeb, etbatme bicb 
bocg!" Uub al$ niemaub ibt antwotfete, tief ge: „ipfui, icg bin 
wiebet betrogen unb gäbe boeb folcben junget, ©ebilbwaeb! 
©ebilbwaeb! ftiege icb bicb, fo fteffe ieb bieg!" ©ann fuegte ge 

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fuetfl bie Orgel unb batauf bie ganje übrige Äirc^c ab, biä fle 
auch an ben 2tlfar fam. 211$ fle aber ben (Burfegen erblicfte, 
fcglug bie Ugt in bemfetben 2lugenblicfe jwölf, unb fle mochte 
»ollen ober nicgt, fle mußte »ieber in ben ©arg &urficf; benn 
mit bern ©cglage jwblf war alle ihre SDlacgf gebroden. 

3lm folgenben SKorgen lobte bet Sbnig ben ©olbaten über bie 
SRaßen unb fegte igm fo lange ju, bi$ er aucg noch bie britte 
Slacgf dBacge jn galten oerfpracg, wiebet um ben Jogn oon 
breigunbert Salem, ©a$ ©taumänncgett gatte igm aber in ber 
Sßacgf ootget ben 9?at gegeben, wenn er aucg nocg bie britte 
Slacgf wacgen würbe, fo folle er ficg 95tot unb (Bein unb traten 
mit in bie Äircge negmen. ©a$ tat ber ©olbat aucg unb (feilt* 
bie ©peifen unb ©ettänfe auf eine 95anf bei bem 2llfate. 

bauerte gar nicgt lange, fo trat ba$ graue Männlein auf 
ign ju unb fpracg : ,,©ie$mal ftiecge unter ben ©arg, unb wenn 
bie fprittjeffln getau$ge(iiegen ifl unb bieg in ber Äircge fuegt, 
fo lege bitg flatt igrer in ben ©arg ginein; unb wenn fle bann 
autg nocg fo fegt jammert unb bieg ju erwürgen brogf, fo rügte 
bieg nicgt unb fprieg fein (Bort, bi$ fte bieg um ber brei (Bunben 
Ggtifli willen bittet, aufeuflegen; bann (leg auf, bann ifl fle er# 
löfi." — ©er ©olbat banfte bem SKünnlein für ben guten (Kat 
unb tat, wie e$ igm gegeißen. Äaum gatte bie (ptinjeffin ben 
©arg oetlaffen, fo froeg et geroor unb legte (leg flatt igrer gin# 
ein, unb e$ fümmerte ign wenig, baß fle lauf ftagenb bureg bie 
Äircge rief: „©cgilbwacg! ©cgilbwaeg! (Bo biflbu? 2lcg, ©cgilb# 
waeg, erbarme bieg boeg! 3cg bin ungücQieg! Ärieg’ ieg bieg, icg 
freß bieg lebenbigl" 

(Beil bie fegwarje Jungfer ben ©olbaten aber nirgenbä flnben 
fonnte, traf fle an ben ©arg, um ficg mit bem ©cglage jwölf 
wieber gineinjulegen. ©a fag fl*/ baß ber (plag fegon befegf 
war. 3egt tobte unb fegrie fle fürcgterlicg unb brogfe, ben ©ol# 
baten in ©tücfe &u jerreißen, wenn er nicgt rnaege, baß er au$ 
bem ©arge fäme; aber er baegfe an bie (Borte be$ 3Rännlein$ 
unb tfigtte fein ©lieb. 3* megt fle aber fcgalf unb brogfe, beflo 
weißer würbe igt ©efiegt; unb al$ all igt (Büten ni^fö galf, 
fing fle julegt an ju bitten unb fagte: „©feg auf, (leg auf! i<g 


IS XRar^tn (eit (Stimm 


193 



bitte btcb um bet brei SBunben S^tifH willen." Unb wie fte b«$ 
gefpto^en f>atte, würbe (I e weif eom Äopf big jut ©oble unb 
wunberf^ön. ©an« reichte flc bem ©olbaten freunbltcb bie 
J&anb unb fagte : ,,©u b afl mich eclöft ; ich bi» tefcf aug beg ©eufeig 
Älauen befreit u»b nicht anbetg, aig bie übrigen SRenfcben/ 
Höbet, ©feb auf, wir woßen effen, ben» ich habe junget." ©a 
fianb ber ©olbaf auf, unb fie afen oon bem ©rot unb ©raten 
unb tranfen oon bem SEBein, ben et auf bei ©raumannleing ©e/ 
fehl mit in bie Sirene genommen batte. 

3lig mit ©onnenaufgang bie 2Ba<be tarn, um ben Sofien ab/ 
fculöfen, fiu&te fie, machte lehrt, lief jum Äönig unb melbete, 
ber ©oibat habe feinen ©ebafc bei ficb in ber Äircbe, unb fie 
füfen am 3ßtate unb breiten unb lüften ficb. ©oeb ber Äönig 
merfte, wag gegeben war; et Uef fogleicb feine befie Staate/ 
latoffe oorfabren unb holte bie beiben aug ber Äircbe ab. ©rei 
tage barauf würbe $ocb&eit gefeiert. Unb ba bet Äönig febon 
alt war, fo übergab et bie Regierung feinem ©cbwiegerfobn, unb 
biefer berrfebte nun mit feiner fungen Stau über bag ganje £anb. 


©ie fünf Jpanbtoerftburfcfyen auf Reifen * 

a logen einflmaig fünf ^anbwetW/ 
burfeben aug einem Orte lufammen 
auf bie ©anberfebaff unb batten 
ficb gegenfeitig eerfprocben, baf fie 
ficb »*i«bt trennen wollten eonein/ 
anber. 2Bie fie nun febon ein gut 
©tfief ©egg gegangen waren, fiel’g 
bem einen plb&licb ein, ob fie auch 
wobl noch äße fünf beifammen wfi/ 
ren unb er machte feine Äamerabe» aufmetffam barauf. ©a 
jianben fie aigbalb fiiß unb ber eine fing an &u &äblen : ,,©ag bin icb, 
eing, i,wel, brei, oier!" Sich ©ott, wie etfcbralen fie ba, aig einer 
fehlte! Sie Ahlten nun einer nach bem anbern unb brauten 
immer nur eiet beraub, weil ber Säblet ficb felbji überging, ©a 

194 



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fam ein grembet babet unb fragte, roa$ fie Wtten. ®ie fagten’a 
ibm unb baten, et folle boeb fügten Reifen. ©er «Rann aber riet, 
f!e fotlten ade ihre SRafen einmal in bem Äot abbrüefen unb bann 
bie £öcber jäblen. ©a$ taten fle unb ba famen richtig fünf SRafen 
betaut, unb nun wußten fle gewiß, baß fle noch feinen Äametaben 
oerloten Ratten, unb fegten oergnügt iljre SReife wiebet fort. 


Die 9?übe im 0d)mar5tt)albe 

in ©amenbünblet reifle einfl übet 
ben SKbein, ließ aber ootbet auf bem 
©cbwatjwalbe ein ©amenfotn fal* 
len. Unb al$ et toiebet jutücffam, 
fanb et, baß auä bem Äörnlein eine 
gewaltige Dlübe gewaebfen war, mit 
bet fonnte et jwet große ©cblacbt* 
oebfen fett machen, ©iefe Ockfen 
batten abet wäbtenb bet gütterung 
fo ungeheuer lange Körner befommen, benf’ bit nut, baß, wenn 
man &u Martini in ein$ buteinblieä, bet £on erfl ju ©eorgi wie# 
bet barauä betoorfam, unb alfo ein ganje$ Salbei 3«f)t nötig 
batte, bitf et bureb ba$ lange lange £ otn binbutebfabren fonnte. 



Der fKat^öerr unb ba$ dübele 

SR. 95üble, toai greinfi? 

95. §a, lacbe tourb i nit. 

SR. £at bit bet SEBolf bein ©cbüfle g’nomme? 

95. @ebe ban i’3 em nit. 

SR. 3(1 et mit übet be 95acb? 

95. $a, unne bureb »rtf 

SR. 95üble, fei nit fo grob, i bin a SRat$b«t! 

95. SRa, fo rat mal, wa$ i in meinet £afcb b«t»! 

SR. #a, wa$ wirft bu brin ban! a ©tücfle 95rot? 

95. 3«/ ©recHe! meine $änfcbicb! 

!*• 195 


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©er @d)äfer$fof)n uttb bie $auberifd)e Stönig& 
tocbter 

4 mat einmal ein ®cb<5fer, bet bß* 
teu feine Schafe Sag für Sag auf 
einet ©iefe not einem eerbeyten 
©albe, in ben et ficb nie &u geben 
getraute. Sine3 Sagö mar ihm feine 
«Pfeife angegangen, unb ba et 
geuet fcblagen mollte, merfte et, 
baß et feinen ©tabl oetloren fcatte. 
Sugleicb fab et, baß not ihm bet 
flanb. £Racf) fpaufe laufen tonnte et 
nic^t unb geuer mußte et haben, alfo faßte et fleh ein £erj unb 
ging auf ben ©raub ju, um fleh feine pfeife annulierten. Gr 
trat aber faum batan, fo f>öt te et (leb ganj an bet 915b* bei 
SHamen rufen. St blieb fielen unb fab fleh um, ba tief e$ noch 
einmal, ei mar aber niemanb ba. Gnbllcb, alrt e3 jum britten 
SRale tief, fab et oot fl<b auf bet Gtbe eine große ©cblange, bie 
fam au$ bem geuer bergefroc ben unb fagte, fle moOe ibn glört* 
lieb machen auf fein Sebtag, menn et mit ibt in ben ©alb geben 
motle. £>et ©cbäfer mat ein atmet Äetl unb fagte ia. 9lun ftoeb 
ba$ ©emürm öot ibm 1>et, getabe in ben ©alb hinein; bn 
geuer mat fort, benn e3 mat nur ein ©lenbmerf gemefen, um 
ihn anjulorten. ©ie lauten immer tiefet in ben gotfl hinein; 
enblicb hielt bie ©cblange bei einem $afetbufcb unb hieß ihn eine 
©ette brechen. 2113 et e$ getan batte, ftoeb fk toiebet eormättä, 
unb bet ©alb matb immer biebfer unb bunflet. ©ie famen 
noch an &mei anbete ^afelbüfcbe: bei jebern hieß ihn bie ©cblange 
fliU halten unb eine ©ette brechen, unb an iebe ©ette mußte 
er fleh ein befonbereä Seichen machen, um fle nicht mit ben anbetn 
ju eetmecbfeln. @nblicb, al$ bet ©alb fo bichf mat, baß man fafl 
nicht mehr binbureb fonnte, unb bet ©cbäfet fo m&b, baß ihn 
bie ©eine nicht mehr tragen mollten, flanben fle not einem 
hoben Schloß mit einem großen jtarfen Sot. ©a bteß lb» bi« 
©cblange mit bet etilen ©ette bamibetfcblagen, unb al3balb 

196 



ganje ©alb in glammen 


\ 


fprang ei auf. Sie faßten buref einen langen bunflen ®ang 
in einen £of, barin fianb ein anbereg ©eflof mit einem noef 
ffötferen Sor. 6t muffe mit ber jweiten ©ette bawiberfeflagen, 
unb ei ging triebet buref einen bunflen ©ang in einen frönen 
$of, worin ein ©eflof mit einem noef eiel fiärferen Sor fianb. 
©ag muffe et mit bet briffen ©erfe aufmacfett. 2fe§f füfrte 
ifn ble ©Stange treppauf, treppab, big in ein wunberfeföneg 
Simmet. „©ein ©lücf ifi falb eoübraeft," fpraef fie, „um ei 
ganj iu ooHbringen, muff bu (leben Saft lang fter in blefet 
Sammet bleiben unb nieft rot bie Sät gefen. 3luf beinern 
Sifcf witfi bu immet all ei ftnben, wag bu nut brauchen unb 
wünfefen fannjl. ©ag ©efefirt eon beinern 6ffen unb aViei, 
wag bu nieft bei bir befalten wiHfl, muff bu $um tjenflcr fin* 
attftoerfen, nie abet barfff bu naef fefn, wo ei finfäHt." 2tig fit 
ba$ gefagf faffe, maeffe fie fief fort jut Sfit finaug ; unb bet 
©cfäfet wünfefte fief gleiff einen ganjen Sifcf eoH 6ffen unb 
Stinten. 6t af unb ftanf fief faff unb warf bann bag ©efefirt 
jum ftenflet fittaug, fümmetfe fief? auef fefr wenig batum, wo 
eg finfiel. 

®o lebte et fort an bie btei Safte, ba wat bie Sangeweile fo grof 
geworben, baf et gar nieft meft wuffe, wag et nut tun folle. 
6t fing an, fief ©ebanfen batöbet ju maefen, wag für ein gtofet 
Raufen eon jetbroefnem ©efef itt wofl jeff unfet feinem $enjiet 
liegen mßffe. 3«lefi fonnfe et fief uieff meft entfalten, unb 
aig et wiebet einen ipaef Seilet finunfergewotfen fatte, legte 
et fief finaug unb fef aute finab. ©a faf et fteilief feinen @e* 
fefittfaufen, wofl abet leinen ganzen # of eoU gtofet Siete, 
eineg immet feltfamet unb etfefreefliefet anjufefen aig bag 
anbete, bie fingen bie Seilet unb ©cf Affeln mit ben SJtöuletn 
auf unb fefleppten fie fotf. 6t rnaeffe fefnett bai ftenfiet ju, 
boef ba flopfte ei fef on an bet Sür, unb ob er glelcf nieft „fet; 
ein" f agfe, fo fam bie ©ef lange boef unb wat fefr bög unb fugte, 
fe&t fatte et bie ®afl, ob et gleief auf bet ©feile fietben obet 
bie fieben 3afre noef einmal eon eotn anfangen wolle. 3« 
feinet 9lngfi eerfpraef et’g gern unb wat nut ftof, baf et bag 
Sehen bef alten foßfe. ©a et jeft wuffe, wo bag ©efef itt blieb, 

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tont er in feine 93erfucbung mehr, jum $enfier binattS&ufebn, 
unb fo hielt er benn Me fiebert 3abre richtig auS 
9115 Me $elt um war, flopffe eS wieber. ©ieSrnal rief et berj* 
baff: „&teln\" ©ie ©fit ging auf, unb Beteln fam ein Äbnig 
mit einer golbnen Ärone unb fjittfer ihm fein ganjer $offlaaf. 
©aS waten alle Me belieben ©iete, bie feine ©eilet forfgefragen 
baffen unb febf etlöff waren. ©ie bebanffen ficb gar febt bei ihm; 
ber Äönig aber fpracb : „9iun fannfl bu unter brei ©ffiden bir 
eines wäb'en, baS bu witlft. 3BiHfi bu ein golbneS £emb, ober 
ein eiferneS ©cbwerf ober eine gotbne Ärone?" — ,,©aS eiferne 
©cbwerf!" rief ber ©cbfifer, unb ber Sfbnig fagfe: ,,©u bafl i» 
meinem unb $u beinern ©otfeil gewühlt* ijütfefl bu bie Ärone 
»erlangt, fo wütfl bu jiatf meiner Äöntg geworben; b^ffefi bu 
baS £emb »erlangt, fo b^tfe eS mit unb bir nichts genügt, 
©o aber bifl bu bureb baS ©cbwerf unöbetwinblicb gemacht, 
unb icb ernenne bicb |u meinem obetfien ©eneral " 

©er 5£5nig fonnte auch einen guten ©eneral brauchen, benn 
fein SRacbbarfbnig fab faum, baf er wieber erlöfi war, fo fing 
er auch febon Ärieg mit ihm an. ©aS war aber fein eigner ©eba* 
ben, benn er burffe fo »iel ©Ölhafen binauSfcbicfen, als et nur 
wollte, ber ©cbüfer mit feinem Sauberfcbwerf febtug fle äße tot. 
©er ftembe Äönig baffe aber eine gar fluge ©oebfer, bet flagte 
er feine Slot, unbbaSÜRfigblein fagfe, er folle fie nur gehn laffen, 
fie wolle eS febon machen. 9US eS bunfei würbe, lief fie hinüber 
in baS felnblicbe Saget unb lief ficb fangen, unb als fie »or ben 
obetfien ©eneral gebracht würbe, »erliebte ficb ber gleich fo in 
fie, baf et fie nicht mehr »on ficb lief unb fie mit ficb i« fein Seit 
nahm, ©ie 3?acbf aber, als er fcbltef, fianb bie falfcbe ^rinjeffin 
auf, nahm fein ©cbwerf, baS an bet 3dftt>anb hing, unb lief 
bamif hinüber ju ihrem 23afer. ©eS anbern ©ageS würbe baS 
ganje ipeer beS ©cbäferS totgefcblagen unb er felber gefangen 
»or ben feinblicben Äönig gebraut, ©er lief ihn mit bem 95eil 
jerbaefen unb padte bie ©tüde in eine ©cbacbfel; bie febidte er 
feinem SJiacbbar unb lief ihm einen febönen ©ruf fagen: ba 
baffe er feinen ©eneral! 

©a gab eS grofeS SBebflagen im ganzen Sanbe; ber Äönig aber 
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gab Me Hoffnung nicht auf, et lief Me gange Sauberergunff gu# 
fammenfommen unb befahl ihnen, bettSeneral wiebet gufam# 
mengufefcen. ©a legten bie Saubergefeden bie Sfflcfe auf einem 
Sifch gurecht, fegten fle aneinanbet unb beßtichen ße mit dßunber# 
falbe, baf fle »lebet gufammenwuchfen. 9?un war bet ©eneral 
fettig big auf bag Sehen, unb bag gab ihm bet 3«ubermeißer. 
Sugletch fcfjenfte et ihm bie ©abe, ßch gu eerwanbeln in wag 
et wollte, ©ag wat bem Schäfer recht. Sr eetwanbelfe ßch in 
ein wunberfchötteg weif eg ißferb unb lief ßch eon einem 3ubett 
in bag feinbliche Sanb gu SSRarffe bringen, ©et $5nblet muffe 
bem ©Fimmel aber oetfptechen, wenn ihn iemanb laufen 
wolle, ben gaum nicht mit gu eetfaufen. 9llg ße nun auf bem 
SRarffe ßanben, locfte bag herrliche Siet fogleich Äauflußtge her# 
bei, aber bet 2fube »erlangte gehntaufenb Salet, unb bie mochte 
boch feiner baran wagen, ©a fam bet Äöttig mit gwei ©ienetn 
über ben SRarft gegangen, etblidfe ben ©chimmel unb fragte 
nach feinem ipteig. Unb alg et gehört hotte, wag bag ißfetb 
foßen fode, bfinffe ihm bie ©umme ni<ht gu hoch. St fanbfe 
fogleich ben einen ©lenet nach bem Schlöffe, bag «Selb gu holen, 
unb bet anbete follte bag Siet in ben fönigUchen SRatßad 
föhten. ©a bachfe bet 3ube an fein Serfprechen unb fagte: 
„Sönig SRajeßät, hülfet gu ©naben, bet ©chimmel iß Suet, 
aber bet gaum iß mein!" — „Si, 2fube," antwortete bet Äönig, 
„©et Saum gehört gum ipferbe. ©a St aber nicht anberg will, 
fo wetbe ich 3hnt für ben 3oum noch hundert Salet obenbrein 
geben." ©ie hunbert Salet taten eg bem 3uben an unb et wil# 
ligte ein, unb bet Schimmel würbe in ben Sftarßad beg Äönigg 
gebracht. 

9i:g aber bag Siet im ©fade ßanb unb beg Sönigg fluge Soch# 
tet eg befehen hotte, fprach ße gu ihrem Safer: ,,©ag ipferb 
fann ich nicht bulben, bet ©chinbet muf ihm ben Äopfabhacfen! 
©ag hörte beg Äönigg Äöchin, bie wat bem ßhönen Schimmel 
gut unb ging gu ihm in ben Stad unb ßreichelte ihn unb fprach 
babei: „SBie bauetß bu mich, baf bu ßetben muff, bet ©chinbet 
wirb fomrnen unb bit ben Äopf abhacfen." ©a hob bag $ferb 
feinen Äopf in bie £öhe unb fprach: „SBenn mit bet ©chinbet 

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ben Äopf fo fotle» brei ©topfen SBIut an beine ©cbflrje 
fprtngen, t>ic muff bu mit juliebe uufec bie ©acbftaufe eet# 
gl aben, eß fotl bic nicht eergeffen fein." 

©ie ba$ ipferb gefproeben, fo gefebab eS; bie Äbcbfn begrub 
bie ©cbfirje mit ben btei ©lufStropfen unter bet ©acbftaufe, 
unb teß anbern aRotgenS tont ein wunberfebbnet ©eiffirfcb# 
bäum »oQ bet fc^önfien Ättfcben barauS beroorgewaebfen. 211$ 
bie iptinjeffln au$ intern ©cblafgemacb betunferfam, fab fle 
ben ©aum. ©a ging fie ju ihrem 5Batet unb fpracb. ,,©en 
©aum im £ofe leib’ ich nicht, bet 3immetmann muf fommen 
unb ihn mit bem Steil umbauen." ©ie Äbcbin baffe e$ abet 
wiebet gehört unb ging fiuab unb fpracb: „2lcb, atmet ©aum, 
bu fufl mit leib, bet Simmermann foK fommen unb btcb mif 
bem ©eil umbauen." ©a fpracb bet ©aum: „Unb wenn bet 
Simmetmann fommf unb mich mif bem ©eil umbaut, fo muff 
bu mit julieb btei ©päne eon mit nehmen unb fle nach ©onnen# 
Untergang in ben ©eich bet iprinjeffln werfen." ©ie bet ©aum 
gefproeben, fo gefebab cß ; bie Äöcbtn warf bie btei ©päne in 
ben ©eich bet «prinjeffin, unb be$ anbern aRorgenS febwammen 
btei golbene ßnfen batauf. Sltö bie finge Äönigöfoc^fet in ben 
©arten fam unb bie Guten fab, fo fpracb fl«: „©ie Gnfen leib’ 
icb niebf." ©ie nahm ihren ©ogen unb febof jwei baeon fof, 
bie btiffe abet gefiel ibt fo gut, baf fle fleh in einen Sahn fe&fe 
unb ihr naebtuberfe, bis fle fle gefangen baffe, ©cd 2lbenb$ 
nahm fle bie Gnfe mit in ihre ©cblaffammet, wo auch ba$ ge# 
floblene ©cbwerf an bet ©anb hing, ©a$ tat gut bis um aRitfer# 
nacht, ba paeffe bie Gnfe ba$ ©cbwerf auf unb flog bamit fort 
bi$ in ba$ SRacbbatlanb. £ier würbe fle wiebet jum ©eneral, 
bet ging ju feinem Äönig unb zeigte ihm ba$ wiebetgefunbene 
©cbwerf. ©a gab e$ grofe greube im ©cblof, unb be$ anbetn 
©ag$ sog bet ©cbäfer wiebet gegen ben fjeinb. 2US bie felnb# 
lieben ©olbafen fof waren, eroberte et bie £aupfflabf unb machte 
ben Äönig mif feinet ganjen Samilie niebet, bie gute Söcbin 
abet nahm et sur Stau unb fle waten Äönig unb Äönigin unb 
hielten gute SRacbbarfcbaff mit bem anbern Äönig, unb wenn 
fte nicht geflorben ftnb, leben fle heute noch. 

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Die br ei träume 


tef wanbernbe ©efeHen tonten Aber# 
ein, fle wollfen alle ©tage gemein 
^abett; ©pet$ unb Stauf, Stufen 
unb Schaben wotlfen fle mifeinan* 
bet teilen. 3wei baeon ^atten’ö 
aber hinter bett Ohren unb Reifen 
heimlich jufammen, bafj fle bett 
©riffett, bet ein einfältiger ©efelle 
war, über bett Söffel halbierten. 211$ 
fle ein paar Sage mifeittattbet gegangen waren, tonten fle in 
eine einfante ©egenb nnb eecloren ben QBeg. ©a Uffen fle grofe 
SJlof; alle Stahrung war ihnen au$gegangen, unb ei war nur 
noch etwa$ 9Ref)l ba, baeon befchloffen fle einen Suchen ju 
baden. ©ähtenb aber bet Einfältige baifieuet baju anjönbefe, 
ratfchlagfen bie jwei ©chälfe, wie fle e$ eorfehren möchten, bafj 
fle ben Suchen unter fleh allein teilen unb ben Einfältigen um 
fein Seil betrügen föttnfen. ©a fagfe ber eine: „SBeifjt bu wa$, 
©ruberbetj? ffiir machen ihm ben SDorfchlag, bafj wir alle brei 
fchlafen wollen, bi$ ber Suchen gebaden ifl; wenn wir aufwachen, 
fo foH ein feber erzählen, wa$ ihm geträumt h<*f; unb wer 
bann ben wunberlichflen Sraum erzählen tonn, bem foH ber 
Suchen gehören." ©efagf, getan, ©ie 3»eie fchliefen alfogleich 
ein; ben Einfältigen hielt bagegen ber junget wach, unb faum 
fah er, baf ber Suchen gebaden war, fo machte er fleh herju unb 
af? ihn auf; ei ifl fein SSrofamlein übrig blieben. $etnach legte 
et fleh «uf$ Ohe* SU^balb wachte bet eine ber ©chälfe auf unb 
rief feinem Sameraben ju: „greue bich, 93ruberher$, mir h«f 
®unberliche$ geträumt; benfe bir: e$ war mir, al$ ob ein Engel 
mit golbenen klügeln mich eot @otfe$ Shron mitten in$ fyimt 
melteich geführt hätte." ©a fprach ber anbere: „Ei! unb mir 
hat geträumt, ber Seufel hübe mich in bie $öKe hinabgeführf, 
unb mir ba ber atmen Seelen ipein gejeigf. 2Ba$ tonn einem 
SBunberlichereä träumen? ©er Suchen ifl unfer !" hierauf toedte 
et ben Einfältigen mit bem Ellenbogen auf unb fagfe: „5Bie 



201 



langt »iflfl bu noch fcblafen? ©ag’ her, wag f)at bit geträumt?" 

— „#e ba," rief bet Einfältige unb ffrcctfe (Ich, „»et ruft mich?" 

— „Ei, »er fonft al$ beine ©efeflen?" — „31 bet," fragte ec 
»ieber, „»te feib i^c betm »ieber bergefommen?" — „®o foll# 
fen »ir gewefen fein?" fagfe ber anbere; „ich glaube, guter 
greunb, e$ ijt nicht ganj richtig in beinern Oberflfibcben." — 
„gteilicb ijfi," antwortete bet einfältige; „aber ba b<»t’ä mit 
fo furios geträumt; icb habe bie bcden Stänen um euch ge# 
weint, »eil icb meinte, icb b^fte euch fcbon oerloren; e$ träumte 
mir, einer eon euch fei in$ ijimmelreicb gefahren unb ber anbere 
in$ Seufelä SReeier; bieweil man aber noch feiten eon einem 
gehört fyat, baf er eon biefen ©egenben »lebet beimgefommen 
fei, fo bab’ icb mich be$ getrö|let fo gut icb tonnte unb in ©offeö 
Sßamen ben Äucben atttf bem geuer genommen unb gegeffea. 
SJlebmt nichts für ungut." 


@trom fefig 


in Sauet fyattt einen alten #unb, 
SftamencS ©trom, ber war fcbongrau 
unb beinahe blinb. ©le er ihn ein# 
mal im ©albe bei ficb fyatte, lief 
ber ipunb gegen einen morfcben 
Saumflamm unb (lief ficb f0/ baf 
et tot liegen blieb, ©ern Säuern 
ging ba3 nabe, unb ba er ben £unb 
nicht borf liegen laffen wollte, fo 
bficffe er ficb, um ihn auftubeben. ©a fab er unter bem Saum# 
flamm etwatf glan&en unb fanb, bafi c$ ein £opf mit ©olbe 
war. ©a nahm er traurig unb froh £unb unb ©olb mit (leb nach 
£>aufe. ©eil er nun fo diel auf ©trom f)kU, fo befcblofj et 
mit feiner grau, ihn auf bem Kirchhofe ju begraben, ©a$ tat 
er benn auch in ber nacbflen 9lacbt unb machte bem £unbe auch 
einen künftigen ©rabbfigel. 

©a$ faben ber Saflor unb bet Äüfier am anbern borgen, unb 
202 



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Ber spaffor f agfe, er wolle ei im ©orfe Befannt machen lagen, 
©er £<5fet folle gcg Bei ignt metBen, fong wette er ei Beim 
Slmte «njeigen. ©a fant Ben Sattem Bie gurcgf an, er ging 
l«m Stetiger, flopfte ignt atif Bie ©cgulfet nnB fpradB : „£err 
Stoging, mafen’g matt »i di eon Bie ©efötcgf, i f geww miß’« 
rfTn Strom felig Ba Blgraw’n, gei geff ©ei of ’n fcgön’n ©cgafc 
ginterlaf’n." UttB Bamit legte et Bie Hälfte bei gefunBetten 
©olBeg auf Bett ©if<g. ©ent spagor war Bag ©olB lieB, ttttB er 
eerfpratg Bern Sattem, Bie ©acge ju eerfcgweigen, ja er wolle 
©front felig aucg eitte SeicgenpreBigt Ralfen, ©o tat et aucg 
am näcggen ©ottttfage, tmB fo rfigrenB machte er’g, Bag Bie 
ieute alle weinten. ©er aBer ©trom felig war, Bag wugte nie# 
manB auger Bern ipagot ttnB Bern Sattem ttnB feiner grau. 


©d)uf$e Jpoppe 


i war etnmal ein ©cg ul je, Bet Bieg 
£oppe, Bern tonnte eg Bet lieBe 
©oft nie tecgf macgen mit Bern 
SBeffer; BalB wat’g iBm ju troffen, 
BalB regnete ei ju wenig, ©a fagte 
Ber lieBe ©off enBlicB: „3m n5cg# 
gen 3«gr fotlg Bu Bag ©etter felBg 
ntacgen." ©o gefcBaB ei Benn aucB, 

nnB Ber ©cgulje £oppe lieg mm aB# 

toecgfelnB regnen unB Bie ©onne fcBeinen, unB Bag ©efreiBe 
»tuBg, Bag ei nur fo eine greuBe war, mannggocg. 9llg eg nun 
«Ber jut ernte fam, waren alle sagten tauB, Benn ©cgulje 
^oppe gaffe Ben ©inB eergegen, ttnB Ber mug Bocg wegen, 
wenn Bag ©efreiBe gcg otBenflicg Befamen unB grucgf fragen 
fotl. ©eit Ber Seit gaf ©cgulje £oppe tticgf ntegr üBerg ©etter 
gefptocgen unB ig juftieBen Bamit gewefen, wie ei unfet £err# 
öott gemacgf gaf. 



\ 

203 


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©er bumme SSoff 


er SEBolf unb ber Such* wohnten 
einmal in einer £bfjle jufammen, 
uni) ba wachte eine* SRorgen* bet 
©olf auf unb füllte flc^ gar nicht 
cecht wohl, unb rief foeot flc^ hin, 
inbem et bie Pfoten recfte: „$eut 
mufj ich noch etwa* 3»»8«* ^aben, 
bann wirb mit too^I helfet werben!" 
£)a* bbrie ber S»<h* unb hätte auch 
gern etne Sföahljeit gehabt, aber et mochte fich nicht t>iel tfih* 
ren, batum fagte et: „3Rir geht’* auch fo, hoch ich bin (eibet 
(ahm unb lann nicht oon ber ©teile." ©ptach bet ©olf: „(Run, 
batum forge nicht, fefc’ bich nur auf meinen (Rüden, bann will 
ich bich tragen!" ©a* war bet S»<h* gleich juftieben, froch ihm 
auf ben (Raden unb nun ging’* auf unb baoon. ©ie fie fo eine 
Heine ©eile im ©albe gegangen waren, fprach bet S»<h* leife 
öot fleh hi»* «©a trügt bet Äranfe ben @efunben!"©a* hörte 
aber ber ©olf unb fragte fchnell: „®a* jagfl bu?" ©och bet 
Such* antwortete traurig: „Sich, an meine (Rebe mufjt bu bich 
nicht lehren, ich rafe nur fo!" ©iebet gingen (Te barauf eine 
©eile fort, unb ba* wieberholte fich fo tum j weifen unb jutn 
britten 3Rale, aber ber ©olf lief fich jebe*mal wiebet eom 
Such* betören, baff et wirHich meinte, bet fei im Siebet unb 
tafe nur fo. ©a famen fie an einen ©eg, auf bem fah bet Such* 
eine ©pedfeite liegen, unb flugö fprang et herunter eom (Rüden 
be* ©olf* unb barauf ju, unb fragte ihn, ob er mit ihm feilen 
wolle; allein ber ©olf begehrte nichts baeon unb ging ruhig 
feiner ©ege. (Rachbem et fo eine ©eile weiter getrottet war, lam 
er an eine ©iefe, auf ber eine ©tute mit ihrem Sohlen weibefe; 
bie erfah ihn erji, al* et gar nicht mehr weif oon ihr war, unb 
ging ihm batum entgegen, unb fprach: „©Uten Sag, ©olf! 
2fch habe ba ein Sohle»/ mit bem geht’* mit gat fehlest, ich 
lann e* nicht mehr ernähre«; batum fäh’ ich’* wohl gern, wenn 
bu e* fchlachteteff!" — „3h/ ba* Win ich wohl tun," fagte bet 

204 



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QBolf unb ging gleich mit iht. Unferwegg fytiitt aber bie ©tute 
gut fehr, fo baß eg bem SEBotf nicht fc^neü genug ging, unb et 
fie fragte: „2Bie fommt’g, baß bu hinffi?" — „Sieb/ fagte fie, 
„ich muß mit etwag in ben guf getreten bnben, möchtefl bu 
nicht einmal nachfehen, mag eg wohl fei, unb eg hrraugjiehen?" 
—„Sine Siebe ifl bet anbern wett," fptach bet SQ3olf, fie hob ben 
#uf empot unb et büefte (ich, ben ©(haben recht genau &u be# 
fehen; aber ba fchlug fie ihm plö&itcb an ben Äopf, baß ihm 
£öten unb ©ehen »erging unb et für tot nieberfiütjfe. darauf 
eilte fie fchnetl mit ihrem Sohlen baeon, unb a(g bet SEBolf aug 
feinet Setfiubung erwachte, waren beibe lattgff übet alle Serge. 
Sa ging et benn traurig weitet unb (am nach einiget Seit an 
ben 9tanb eineg ffiklbeg, wo et jwei giegenböefe etblicfte, bie 
fleh gewaltig mit ben Römern fließen. St trat heran unb fragte 
nach bet Utfache ihreg ©tteiteg, unb ba erfühlten fie ihm, fie 
feien »on ihren Herren hier angebunben, um $u grafen, unb 
nun wiffe (einet »on beiben, wo bie ©rettje fei, unb febet glaube, 
einet tue bem anbern jueiel. Sa fptach bet 5Bolf: „Sag (ann 
ich leichi fchUchten; ich werbe mich hierherjieQen, unb ihr geht 
beibe big }» bem Snbe bet ©rafung, bann tauft ihr um bie 
SBetfe auf mich i»/ »nb wer juetfi bei mit ifi, bet friegt bag 
größere ©tüd bet SBeibe!" ©o buchte et etfi ben einen unb 
bann ben anbern ju fangen unb &u freffen. Sie Swgenböcfe 
taten auch, wie et ihnen gefagt hotte; aber aig et nun fo in bet 
SKitte fianb, liefen beibe mit fo gtoßet $afi unb Sile auf ihn ju, 
baß fie iu gleichet Seit bei ihm eintrafen unb ihm mit folget 
©ewalt in bie ©eiten fließen, baß et fjolb tot nieberfiütjte; 
batauf liefen fie eilig bauon, unb eg bauerte lange, ehe et 
wiebet |u fich (am. Slbet er gab hoch feinen 23otfafc noch nicht 
auf, unb ba et immer noch häufet würbe, fptach er ju fich : „3<h 
muß heute noch etwag 3ungeg hoben, bonn wirb mir wohl 
beffet werben." Satauf ging et wiebet weitet unb (am in ein 
fchöneg gtüneg Sol, wo ein rofeheg Sächlein eine «Kühle ttieb; 
nicht weit baeon ging eine ©au mit neun Setfein. „£al" 
fauchjte bet ffiolf, „iwölf Serlel finb feine magere Äofi; ba 
(annfi bu bich einmal für alle Kot entfehobigen." St lief im 

205 


/ 



©turnt auf bi* ©au loS unb fcfjrie: „91 tja! Ijabe ich Such einmal J 
3h* feil» eS mit Suret ©ippfchaff, 3ht habt mein Äartoffelfelb 
jettoühlt; euere Äinbet als ipfanb bet!" ©ie ©au fiu&te; an# 
fangS backte fie, ben SEBolf gleich ju pacfen; als fie aber feine 
grimmigen ^uttgerjähne fab, fürchtete fie, eS fönne beim 
Äampf ein$ ibret Äinbet in ©efafjt fornmen; btum fptacb fie: 
„So? ich entfinne mich nicht, bafj ich mit meinen Äinbern te auf 
Sutern Äattojfelfelbe gewefen bin; hoch nehmt fie bin, wenn 3b® 
unS butcbauS für firafbat haltet; um eins nur bitte ich euch: 
bie atmen finb noch Reiben; ich fanb bis je(}t noch feinen ipriefier, 
um fie taufen $u laffen; hoch febe ich an eurem SKocf, bafj 3br 
ein »ürbiget §err fein müßt; brum tauft fie mir, bamit fie in 
ben Fimmel fornmen." ©ern ©olf fchmeichelte eS, bafj man 
ihn für einen Pfarrer hielt, unb er fprach: „3a, }a, gleich will 
ich fie taufen."— ,,©o fefc’ bich auf ben ©teg, bet übet ben ©ach 
führt, bann toiü ich fie bir biaeinbringen, eins nach bem an# 
betn, bafj bu bie Saufe oerrichtefi." ©öS war benn auch bet 
©olf gern juftieben unb ging mit ihr hinab &um ©ach; nun 
war freilich bet ©teg, bet oberhalb bet SDiühle übet baS SBaffer 
führte, gar fchmal unb eS fofiefe ihm grofje SKühe, einen fefien 
©i§ iu faffen, allein et bachfe: „©er nicht toagf, ber nicht ge# 
winnt!" Unb fo gelang’S ihm enblich. 2US bie ©au fab, bafj 
alles in Dehnung toar, nahm fie ein geriet ins SRaul, um eS 
ihm hinab &u bringen; allein plb&lich änberte fie ihren Sauf, 
liürjte auf ben ©teg unb gerabe gegen ben SEBoXf mit einet fol# 
eben SBuchf (öS, baf er fopfüber in ben ©ach fiel unb fich in bem 
reifenben ©affet nicht halfen fonnte, fonbern unter baS 
SRüijlrab fam unb jämmerlich terfchunben unb jerquetfeht auf 
ber anberen ©eite toieber heroottauchte. 3iut mit 3Jiühe ar# 
beitete er fich heraus, froch ganj traurig ans £anb unb fchtich 
matt auf einen ©itnbaum |u, ber einfam im gelbe flaut». 
Unter bem fafj aber gerabe ein ©auer, bet hatte fich $ol& ge# 
hauen, um Sggenpflbcfe ju fchneiben, unb toie et ben SEBolf er# 
bliefte, fletterte et eilig auf ben ©aum unb eetbatg fich i» ben 
Stoeigen. ©et SEBolf aber fefcte fich unten nieber unb fann nun 
nach über all baS Ungtücf, baS ihn heute betroffen hatte. ©a 

206 


■v 


Dk 



fpracf) er tu f!c^ felbet: „©er bat bicb nun wohl tum ©oltor ge* 
macht, baß bu bie ©tute furieren »olltefi? Ober tuet fyat bicb 
tum £anbmeffer gemacht, ober »ec b«t bicb gac tum Stieflet 
gemacht, um gerfel tu taufen? @g »äre bit boch »abtlich bag 
aßetbefie, baß unfec £ert ©oft ein Seil eom Fimmel auf bicb 
becunterwütfe, bann »äre all beinern £eiben ein ©nbe gemacht !" 
Unb faura b«ffe et bag auggefprocben, fo »acf bet Sauet fein 
Seil aug bemSaum herunter unb traf ihn getabe in bie ©eichen, 
baß et fogleich tufammenflüttfe; ba tief et noch: „3iun, nun, 
fo etnfilicb »at’g ja nicht gemeint!" Ülbet j e$t »ar’g tu fpät unb 
et bat »ebet mehr futiecf, noch Sanbrneffung gehalten, noch 
^rieflet gefpielf, fonbetn ifl ba unter bem Sitnbaum geflorben, 
unb bet Sauet bot ftch einen $elt aug feinem Saig gemacht. 


Die ©efd)id)te Don ber 9tte$elfuppe 

n einem ©otfe buffen bie Suuecn 
ihren Pfarrer fo gern, büß fle ihm 
beinub alle, fo oft fle ein ©ch»ein 
fcblachteten, et»ag eon bet SKefeel* 
fuppe fchicften. ©a gefchab eg, baß 
bet ipfarret felbfl einmal ein @ch»ein 
gemäfiet batte; alg eg aber gefcblacb* 
fef »erben follte, fiel ihm mit 
©cbreden ein, baß et allen Sam 
etn, bie ihm fonfl etwag gefcbidf, nun ebenfalls ein ©tüd 
Sleifcb unb ein paat ©ütfle fchiden mfiffe. „©atu »itb bag 
eine ©ch»ein faum binteicben, unb für mich behalte ich gut 
nichts," buchte et unb begab fich tu feinem SKeßnet unb fragte 
ben um Diät, »ie et eg boch machen folle, baß ec ben Sauetn 
leine Sföefcelfuppe tu geben brauche, ©a riet ihm bet SKeßnet: 
»enn et bag @ch»ein gefchlachtef bube, fo folle et eg nut 
t>ot bem $aufe büngen laffen big eg Stacht fei, eg bann 
fiill beifeite fcbaffen unb am anbetn Sage ben Sauetn fagen: 
bag ©ch»ein fei ihm geflogen »otben, fo »etbe nientanb eine 



207 



SRefcelfuppe oo» ihm erwarten. ©lefer 2tat gefiel bem Warnt 
fo gut, baß et ihn fogleich in 3iuöführung brachte unb bat 
©ch»ein f flachten unb ooc bem £aufe auffjöngen Heß. 
ailö et nun bunfle SRac^t war, fam bet SiReßnet ganj heimlich, 
nahm baö ©chwein hetunfer unb ging bamit fort in feine SBo h* 
nung. ©arauf begab (ich betörter am anbero borgen ju bem 
SReßnct nnb fptach : ,,©a ifl mit boch geilem abenb ein atget 
Streich gefpielt worben, man bat mit mein Schwein geflogen !" 
«3«/ i«," fptacb bet SReßnet, „fo muß man fagen, bann glau* 
ben’ö bie Senfe!" — „Slein, in bet ©at, eö ifl fein ©paß, man 
bat mit ganj eigentlich mein Schwein geflohlen!" fagte bet 
^fartet. „©o tfl’ö tecbt/ fo muß man fagen," fptacb bet SReßner, 
„unb icb toill fcbon helfen, bafj et unfet bie Seufe fommf." 31 tö 
abet bet ^fattet gat nicht nachgab, fagte enblich bet dehnet: 
„3tch $ett ipfatter, ich toeif ja afletf, ich habe 3h«en ja felbjl 
biefen Dlaf gegeben, bei mit bebarf’ö feinet Serflellung!" ©a 
toutbe bet gartet nut immer ungebulbiget, unb »eil baö 95e# 
fragen bet SReßnetö ihm eetbächtig eorfam, fo bat et ihn |u> 
legt, ob er nicht eine Sifle, bie et im 3lugenbUcf nicht gut untere 
bringen föune, ihm einige Sage lang in feinet ©tube aufbe* 
wahren »olle. 3a, bat wollte et recht gern tun. 3» bie Äijle 
abet jlecffe bet Pfarrer feine Schwiegermutter, bie foUfe horchen 
unb auöfpüten, ob nicht bet SReßnet baö ©chwein weggenom* 
men habe; benn bet ipfatret meinte gewiß, baß et fleh mit feinet 
grau baeon unterhalten würbe, ©em SReßnet abet fagte et 
noch, baß et bie Äifie ja nicht öffnen folle. 

Slm nüchflen ©onntag nun föchte bie gtau beö SSReßnerö ©auet# 
fraut unb baju ein ©füd eon bem frifchen ©chweinefleifche; 
unb alö fle bei ©ifch faßen unb aßen, fagte bie Mochtet bet 
SReßnerö: „3lch, wie feßmedt beö £etm <Pfatretö gleifch gut!" 
©aö hörte nun bie alte Schwiegermutter in bet Sifle unb fonnfe 
baö Sachen nicht »erhalten, fo baß et bet SReßnet merfte. 
©a bachfe et: wart’, ich will bir boch für beine^orcherei ein 3ln# 
benfen geben, unb nahm eine ©chwefelfchnitte, jönbete fie an 
unb fledte fie burch eine Oli&e in bie Sifle hinein. 

©ie grau abet »erhielt fleh ganj ruhig in bet Sifle unb tief 

208 


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nicht um $ilfe, wie et erwartet batte. ©eö^alb brach er nach 
einet ©eile felbfl bie Äi|le auf. 2ll(ein wie erfc^raf et ba, alg 
bie grau, eon bem ©cb»efelbampfe erflidt, tot balag. Sieben 
ibt lag gleifch uub ©tot, baeon fle gegeffen baffe. ©a nahm 
bet SRef net fcbneU ein SReffet, fc^ttift ein ©töcf eon bem gleite 
ab unb (lecfte ibt bag in ben £alg unb machte bann bie Äiffe 
wiebet |u. 

9lig nun am folgenben Jage bet Pfarrer bie ÄifTe jurüefboten 
lief unb ffe aufmaebte, ba feblug et bie £<5nbe übet fleh infam# 
men unb rief: „Sieb bu Hebet ©oft, meine Schwiegermutter 
ifl etfficft, wag foH ich atmet SRann nun anfangenl" ©ann 
lief et ben SRef net lommen unb fagfe ibm: bie ©cbwiegermut# 
fet fei fo plö&lich geflorben, baf et fürchte, man »erbe ihm SSor# 
»ßtfe machen, »eil et feinen 9lt|t |ut $ilfe gerufen habe, ©eg# 
halb möge et jle boch begraben, et wolle ibm auch gern 
baffit einen ©cbeffel ©infei geben, et bütfe ficb ihn felbfi ein# 
meffen. ©er SRef net »at eg |uftieben, nahm bie Sofe unb ttug 
fle mit auf ben Äornboben, »o et fleh ben ©cbeffel gtucbf ein# 
maf ; unb atg et bamif fettig »at, (teilte et bie grau mitten in 
ben Äornbaufen unb ging ^cim. Stuf bet Steppe aber eet# 
lettelte et eine ganie £anbeoll oon bem Äorn. Unb alg nun 
am anbern borgen bie SRagb bie Steppe abfebten wollte unb 
bag Äotn fab, flticb fle eg |ufammen unb ttug eg »iebet in bie 
gruebffammer. Kaum abet fjatte fle bie Sßr aufgemacbf, fo 
fab fle bie alte tote grau in bem Äornbaufen (leben unb ent# 
fefcfe {leb barßbet fo febr, baf fle faum bie Steppe btnabfleigen 
unb |u bem Pfarrer geben unb ibm fagen fonnte, wag fle auf 
bem gtucbfboben erblicft batte, ©et $farret abet eilte |um 
SRef net unb fragte ibn: ob et benn feine ©cbwiegetmuffet 
nicht begraben b<*&e? „<Si, freilich bab’ ich fle begraben!" — 
„Stiebt möglich," fptach bet Pfarrer, „fle fleht }a auf meinem 
gtuchtboben!" — ,,©ie »itb eine fyepe fein," fagfe bet SRefnet, 
„fonfl wäre fle »obl nicht wiebergefommen!" 

©a bat bet Pfarrer ben SRefnet fo bringenb unb bot ihm bun# 
bett ©ulben alg Belohnung an, wenn et fle noch einmal be# 
graben »öde, fo baf et fleh enblich baju eetjlanb unb bie Seiche 

14 SMtcQen ftit (Stimm 209 


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mitnahm unb ße in bcn ©alb ftuß. Sn bern ©albe aber traf 
et utxtet einem Saume einen Ätümer, bet war eingeßhlafen unb 
hatte eine gtoße Äiße neben ßch fielen, ©a tief ihn bet SReßnet 
an unb fcfjötfetfe if>n; aßein bet SSRann ßhltef fo feff, baß et 
baeon nicht aufwachfe. 

©arauf öffnete bet SReßnet bie Äiße unb nahm aße ©aten, 
bie fi<h batin befanben, heraus, eetßedfe fle in einem hohlen 
Saume unb legte bafür bie tote grau hinein unb fehle# bie 
Äiße wiebet ju. ©ann hielt et fleh in bet 3*% bis gegen Slbenb 
auf, wo bet Ärämet enblich wach wutbe, unb ging ju ihm unb 
fragte, was et ba ju oetfaufen habe? ©a fptach bet Ätämer: 
„3ch habe aßetlei ©aren, befonberS feht ßhöneS fchwarjeS 
3eug; wißt iht mit niemanb, bet etwas lauft?" — „D ja," 
fagfe bet 3Reß net, „geht nut ba inS nüchße ©otf jum ipfartet, 
bet hat ©rauerfleibet nötig, weil ihm feine Schwiegermutter 
geworben iß." 

©a begab ßch bet Stdmet InS Pfarrhaus, bot feine ffiare an, 
unb als er ße fehen (affen woßte unb bie Äiße aufmachte, ba 
roßte eine tote gtau heraus. „Um ©otfeS wißen!" tief bet 
Pfarrer, „ba iß Ja meine Schwiegermutter wieberl" ©erÄrümet 
aber ßel »ot Schteclen in £>h»macht. 

SRun ließ bet Pfarrer fogleich wiebet ben SReßnet holen unb 
fagfe: ob er benn feine Schwiegetmuttet nicht begraben habe? 
„(Si freilich, faßte et, fchon jweimal: ich habe ße bieSmal noch 
baju in ben ©alb hinauSgetragen; aber batan, baß ße immer 
wieberfommf, fann man recht beuflich fehen, baß ße eine §ejee 
gewefen fein muß." 

©et Pfarrer bat ihn, hoch noch einmal bie Schwiegetmuttet 
&u begraben, unb bet SReßner eerfptach eS benn auch «»blich 
für sweihunberf ©ulben unb führte eS bieSmal wirtlich auS. 
,,©aS befomme ich benn für meine ©ate?" fptach bet Ärümet, 
bet ßch aßmählich wiebet erholte. 

„Sch fann (Such nichts geben," fagfe bet ipfattet; „ich habe oon 
©uch i« nichts bekommen!" 

„©ann eetflage ich Such," faßt« betÄtümet, „unb (SureSchwte* 
ßetmutfet baju; benn bie hat mit meine Sachen geßohlen, bie 

210 


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wenigflenS jwelhunbert ©ulten wett waren." — „9lun, fo h«k 
fef nur reinen CTOunb unb bringt meine Schwiegermutter nicht 
in baS ©erebe ber Seufe," fprach bet Pfarrer, „ich »iß Such bi« 
jweihunberf ©ulben geben!" 

©aS ifl bie wahrhafte ©efchic hte eon ber SRe&elfuppe, bie bet 
Pfarrer für fleh aCTeitt ju berühren gebachte. 


$)te 0eifc>enfpmnerin 

$ war einmal ein Sauer, ber fuhr 
ins #ol& unb nahm feine ältejle 
Jochtet mit, bafj fle ihm hülfe bei 
ber 2(rbeif; ba eS nun aber fehr hetfi 
war, er feinen Stocf auSg a 
jogen unb ihn aufs ©raS gelegt; 
als et nun fettig war, fagte et feinet 
Jochtet, fle folle ihn holen. SBie fle 
hinfommt, liegt auf bem JRod ein 
©ütmehen, unb ba mag fle ihn nicht aufheben, fonbern läuft 
jutücf jum Safer unb fragt ihn, was fle tun folle; aber bet Safer 
jagt, waS fle fleh boch eot einem fleinen SBürmchen fürchte, fle 
folle eS nur hetunterwerfen unb ben 9lod bringen. So tut fle 
benn auch unb fle fahren barauf heim. 2lnbetn JagS fährt bet 
Sauet wiebet inS £ols unb nimmt feine jweife Jochtet mit, 
ba geht alles ebenfo, fle wirft julefct baS SBÜrmchen eon bem 
9lod herunter, unb bann fahren fle heim. 

Slm btiffen Jag follte bie erfle wieber mitfahren, ba bat bie 
brifte, ber Safer möge fle boch mifnehmen, fle woße fa aßeS 
ebenfo gut machen wie bie anbern; bie aber lachten fle aus 
unb fagten, was fle boch wohl helfen woße ; benn fle achteten 
fle immer fehr gering unb hielten fle im £auS als 2lfchenbrö# 
bei; aber fle bat ben Sätet boch fo fehr, baf er enbtich fagte, 
fle foße mitfahren. 2ßS fle nun wieber heim woßfen, fagte ihr 
Safer, fle foße ihm ben 0lod holen; ba geht fle hi« ««b finbef 
baS SBürmchen wieber ba; fle aber fagt ju ihm: „Siebes 5Bütm* 

211 



14 » 


eben, bu möcbtefi too^t ein wetcbeg Saget ^aben?" Unb bag 
ffiätmcben f lebt fle mit fo betten unb freunblicben Slugen an, 
alg wollte eg jal fagen. ©tum trägt fle SRoog jufammen unb 
bereitet ihm ein febötteg weicbeg Uleft, unb alg fie eg barauflegf, 
fängt bog ©örmcben an sn fprechen unb fragt fit: „Sfööcbfefi 
bu mit wohl bienen? ©u brauebfi mich nur alle Zage ein paar 
©tunben berumsutragen, unb bafi weitet niebtg s» tun, aber 
bu befommf? baföt guten Sohn unb Sfjen unb Stinten eottauf, 
unb wenn bu eg btei 3abte bintereinanbet getan bafi, bann bin 
i(b erldfT, benn icb bin ein eerwfinfcbtet $rins, unb bann will 
ich bi<b heiraten !" ©a fagte bag Sftäbcben, bag woße fie tun, unb 
barauf fpra<b bag ©firmeben: ,,©o fomrn morgen wiebet um 
biefelbe Seit bittbet." ©atauf fuhr bag SRäbcben mit ibtem 
Safer nach £aufe, unb alg fie bort anfam, fagte fie : „3cb bin nun 
lange genug babeim gewefen, nun will icb mich auch einmal in 
bet ©elf oerfueben." ©a lachten fie bie anbetn aug unb fagfen: 
,,©u Slfcbenbröbel, wer fann bicb wobt braunen?" 3lbet bag 
SRäbcben fagte: „3$ fyabe febon einen ©ienfi," unb bat ibten 
Safer, baff et fie möge sieben laffen; bet wollte swat feine Sin# 
wittigung nicht geben, benn wenn fie auch nicht eiel eerflanb, 
fo tonnte fie boeb gut arbeiten; abet entlieh gab et ihren Sitten 
boeb nach, unb fie machte fleh am anbetn Sage auf. 

SUg fie nun in ben ©alb tarn, fanb fie auch halb bag ©firmeben 
wiebet, unb bag freute ficb gar su febr, bafj fie gefommen war, 
unb fagte ibr, nun fotte fie eg nur noch etwag betumttagen. ©ag 
tat fie benn auch, unb wie bie Seit um ifi, ba fiebt auf einmal 
ein präcbtigeg Schloff ba, unb in bem Schlöffe ifi ein gtofet 
©aal, batin fiebt eine gtofe Safel, unb Sffen unb Stinten bat# 
auf, fo fchön wie fie eg in ihrem gansen Sehen noch nicht gehabt 
bat, unb ba i fit unb träft fie ficb recht faff unb gebt bann sn 
Sette. Unb fo ging eg nun alle Sage, fie trug bag ©örmeben 
ein fßaat ©tunben herum unb nachher ging fie ing ©cblofj , wo 
ihr atteg aufwartete unb fie prächtig bewirtet würbe. 2llg nun 
ein 2fabt um war, bat fie bag ©fitmeben, ihren Sätet befugen 
Su bärfett, unb ba erlaubte eg ihr bag ©firmeben, fagte aber, fie 
fotte ja sur rechten Seit wieber ba fein, ©a nahm fie benn otel 

212 


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unb anbere fofibate ©Inge für ihren Safer unb i^cc ©e# 
f#wljtet mit unb ging tut# $aufe; cM f!c «bet 5a mit ihren 
®#dfcen antorn, wodten bie @#weflern wiffctt, too flc ba$ ade$ 
her habe tttt5 bei toem flc Mette; aber fte fagfe ti ihnen nicht, 5emt 
baö hafte ihr ba$ 5Bürm#en oerboten, unb fooiel fie an# ©#elfe 
unb ®#tdge befam, fie oerriet e$ nt#f. 3tm anbern Sage ging 
fle batauf toieber sutücf in ben ©alb jum ©örm#en unb trug 
eä toieber adtdgli# ein paar ©funben h««nt; al$ aber ba$ 
itoeite 3<tf>r oetflri#en war, befu#te fie toieber ihren ©ater unb 
ihre ©#wefiern, unb ebenfo im britfen 2tobte; al$ fle ba aber 
oom QBürm#ett f#teb, befahl e$ ihr, nur ja au# biefeä lefcte 
SDlal |ur re#ten Seit toieberjufommen, unb ba$ oerfpra# fie 
ihm au#, ©er Sßater unb bte ©#wefiern aber oerlangten wie# 
5er tu toiffen, too fie biene, unb wollten fie gar ni#t fortlaffen, 
fo bah fie fl# enbli# mit ©ewalf lo$ma#te; unb al$ fie nun 
in ben Söalb tommt, 5a ifi ti 5o# etwa$ ju fpdt geworben unb 
(ein ©ürm#en mehr ba. Sraurig fleht fie fi# na# aden ©eiten 
um, aber ba$ ©#lof} ifi oerf#wunben unb baä ffiürm#en au#, 
benn baä war unterbeö etlbji unb wieber Äönig geworben, 
nnb war f#on wieber baheim in feinem äbnigrei#. 

©a bef#(of baä 3Rdb#en, in bie weite ©elf ju gehen unb eä ju 
fu#en; unb wie fie fo fottging, (am fle im ©albe ju einer £>üffe, 
in ber wohnte eine alte grau, bie bat fie um ein 3la#tlaget. ©ie 
9dte nahm fie fceunbli# auf, unb al$ fie be$ anbern SRotgena 
wieber aufbra#, f#en fte fie #t no# brei Sttpfel unb fagfe ihr, 
in bem einen wäre eine goibene ©pinbel, in bem jtoeiten ein gol# 
bener $afpel, in bem britten ein goibened ©pimtrab, unb oer# 
fönbete ihr, waö ihr begegnen würbe, unb wal fie bann tun fo de. 
©a bebanfte fi# baö 33?db#en f#ön bei ber freunbü#en Sllten 
nnb jog weiter; unb al$ fie nun f#on Meie Sage unb eine 
weite, weite ©fretfe gegangen war, (am fie an ben ©ia^berg. 3lun 
wufjte fie gar ni#t, wie fie hinübetfommen fode, benn et war fo 
glatt, bah fte immer wiebet hinabrutf#te ; aber enbli# fab fie ni#t 
weit baoon eine @#miebe, babinein ging fie, lieh fi# an belben 
$dnben unb Änien bef#(agen unb (am nun glöcfli# über ben 
©erg. ©arauf gelangte fte in eine gtofje ©tabt, ba wohnte ber 


213 



König, bet baS ©ütmchen gewefen war, welches fl e alle Sage 
hernrngefragen gatte, aber er war fegon verheiratet unb hatte eine 
fegt fegöne (SemagliB, unb hatte baS SKäbcgen lange vergejfen. 
Sa machte fie fleh unkenntlich unb ging ins ©chloh unb vet# 
mietete fleh borf als ©eibenfpinnerin. 2lm etflen Sage öffnete 
fle nun ben etflen 2lpfel, »eich«« igt bie Sllte im ©albe ge# 
fchenft hotte, unb nahm bie gofbene ©pinbel herauf; als bie 
Königin bie fah, gefiel fle ihr Ober bie SRafjen, unb fle wollte 
fle bem SDldbcgen abfaufen. „SJlein," fagfe baS ©dbchen, „ju 
verlaufen ifl fle nicht, aber &u verbleuen: lafj mich eine SRacgf 
bei bem Könige fchlafen, fo ifl fle bein." SaS wirb fegon gehen, 
buchte bie Königin unb verfpraeg eS ihr. 911S nun ber Slbenb 
heranfam, gab fle bem Könige einen ©chlaftrunf ein, unb als 
er nun ganj fefl fchUef, holte fle bie ©eibenfpinnerin unb führte 
fle in beS Königs Kammer, Stefe aber fegte fleh «» fein 95eff unb 
jammerte unb flagte: „9lun fehe ich boeg, baf? Unbanf bet ©eit 
£ohn ifl, brei Sagte lang höbe ich bich als ©Armeen herum# 
getragen, höbe beinetholb vom Safer unb ben ©chtvejlern böfe 
©chelttvorfe unb Schlüge auSgegalfen, höbe mich on #dnben 
unb Knien befchlogen loffen, um übet ben ©laSberg ju lom# 
men, unb nun ifl hoch alles vergeffen, unb bu hofl eine anbere 
©emagltn." Slbet ber König fchltef fo fefl, baf er fein ©ott von 
aHebem vernahm, unb als eS borgen würbe, fam bie Königin 
unb führte bie ©eibenfpinnerin wiebet hinaus. Sa war fle 
gar betrübt unb nahm ben ^weiten Sfpfel, brach ihn auf unb 
holte ben golbenen £afpel hervor; als ben bie Königin fah, 
gefiel er ihr wiebet fo über alle ©ajjen, bah fle baS ©dbegen 
fragte, ob fle ihn verlaufen wollte; aber fle fagfe wieber, ju vet# 
laufen fei et nicht, aber wohl ju verbienen: wenn fle noch eine 
9lacgt bei bem Könige fchlafen bütfe, follte fle ben £afpel hoben. 
Sa verfprach’S ihr bie Königin, unb eS ging alles wie in bet 
etflen Slacgt: ber König lag in Inietiefem Schlaf unb war burch 
lein jammern unb Klagen aufju werfen; aber einer von beS 
Königs Sienern hoffe gefehen, wie bie Königin bie Spinnerin 
in beS Königs ©chloffammer gebracht hoffe, unb ba war et 
neugierig geworben unb hotte gehorcht unb alles gehört, waS 


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214 



bie ©eibenfpinnetin gefprocben, unb ba$ tttftyte et am anbern 
Jage bem Könige. 

©ie Königin fjatte bfe ©eibenfpinnetin aber am anbetn borgen 
wiebet au$ bei Königs ©cblaflammet gefügt unb ba$ 3Räb* 
eben batte ganj oer&agt ihren lebten Slpfel mit bem golbenen 
©pinnrabe geöffnet, unb als ble Königin baS gefeben, batte fle 
ibt etlaubf, noch eine SRacbt bei bem Könige ju febtafen, wenn 
fle ibt ba$ golbene ©pimttab fcbenlen wolle. ©aS tat fle gern, 
unb als ei Sibenb würbe, ging bie Königin tötetet bin unb 
brachte ibtem ©emabl ben ©cblaftrunf, bet tat aber nur, als 
tränfe et baoon unb gofj ihn heimlich aus, legte flcb batauf 
uiebet unb (teilte flcb, als fcbliefe et. ©arauf ging bie Königin 
bin, bolfe bie ©eibenfpinnetin unb führte fle in beS Könige 
©cblaflammet; ba fegte flcb baS SJtäbcben traurig an beS Kö# 
uigS ©ett unb fammette unb flagte: „3tun febe icb boeb, baff 
Hnbanf bet SBelt Sohn ifi; icb bube bicb als ffiütmcben btei 
Sabre lang berumgettagen, §ale beinetbalb eom S5afet unb 
ben ©cb»e(tetn böfe ©cbeltworte unb ©ebläge auSgebalfen, 
habe mich an Rauben unb Knien befcblagen laffen, um übet ben 
©laSberg ju lammen, unb nun ijt boeb aßeS eergejfen unb bu 
baft eine anbete ©emablin." ©aS hörte bet König aßeS fliß mit 
an unb tat, als wenn et weiterfcbliefe; am anbern Sage aber 
ließ er ein grobem ©afimabl anriebfen, unb bie ©eibenfpinnetin 
mubte auch berbetlommen unb flcb ibm jut Siechten fegen. 311^ nun 
aßeS bei Safel fab, fagte et: „2fcb »iß euch eine Stage eorlegen, 
batauf gebt mit frei unb offen Slntworf. 33ot Sabten habe icb ben 
©cblüffel ju meinem ©pinbe oerloren unb lieb mir beöbalb einen 
neuen machen; fegt aber gäbe icb ben alten toiebergefunben, wel; 
eben fofl icb nun gebrauchen?" — ,,©en alten!" fagten alle töte 
aus einem SDtunbe, „benn bet pabt boeb immer beffet."— „9tun," 
fagte bet König, „bie ©eibenfpinnetin, welche hier ju meinet Stecb* 
ten flgt, bie bat mich, als ich oertoünfebt unb ein Söütmcben 
war, btei Sabte lang täglich gewartet unb gepflegt unb oiel Mb 
unb Slenb um mich etbulbef, btum will ich mich eon meinet @e* 
mablin fo lange febeiben, als fene lebt, unb fle betraten." Unb 
baS tat et benn auch, unb fo warb bie ©eibenfpinnetin Königin. 


215 



£)ie ruffifcfye g-inetee unb btc ruffTfcfje ©afetbee 


4 war einmal in Sommern ein $etjog, 
bet wat gut gteunb mtf bem rnfflfcben 
Äaifer, unb fle fatnen oft sufammen 
unb tränten ficb &u, bl$ fle ferner bez 
trunfen waten. Sineö Sage3 malten 
fle mifeinanbet ab, baß be$ $ersog$ 
beibe Söhne bei Stuften jwei Söcbtet 
beitaten fo Ilten, nnb swat fodte tprtns 
gtiebticb bie ginetee, «Ptinj Äatl abet 
bie ©alefhee jnt gtau befommen. ©et $erjog eon tpommetn 
febtieb ba$ alöbalb im Seflamenfe niebet; weil et abet bettnnlen 
wat, eetfebtieb et ficb unb fefjfe flaff bet ©orte : „tprins Äatl foH bie 
tuffifebe ©alefhee frtegen", „St fotl ficb ben rufflfcben ©algen eetz 
bienen". 3fl$ et nun flatb, watb bab Seflament eröffnet nnb ben 
iptin sen eerlefen. ,,©a$ unfet 35af et beflimmt bat,bab möffen wit 
tun," fagfen fle, nnb iprins gtiebticb sog mit großem ©eptünge 
nach Stußlanb, wo et mit bet tufflfcben ginetee eetbeitatef 
würbe; iprtns Äatl bagegen säumte fein ffetb nnb eernäbfe 
ein gut Seil ©olbflücfe in ben Sattel, bann febwang et ficb auf 
ba$ Siet unb ritt ebenfalls über bie ©tense, um fleh ben rufz 
flfcben ©algen su eerbienen. 

St sog eon einet ©tabt jut anbetn unb eon einem ©otf sunt 
anbem, et ritt übet ©erg unb Sol, übet ©tod unb ©teln, 
bi$ et enblicb in einen großen bunflen ©alb gelangte, bet 
fein Snbe nebmen wollte. Sluf ben 3lbenb tarn et obenbreln 
eon bet ©ttafje ab, unb ei bauerte gat nicht lange, fo hielt et 
eot einem großen tiefen ©euch, unb ©eg unb Steg batten ein 
Snbe. ©ie et fo ba flanb unb wußte nicht auä noch ein, ftaf 
au$ bet ©iefung ein febwarset SKann auf ihn su unb fpracb: 
,,©a$ fujl bu hier?" — antwortete xptins Äatl: „geh habe mich 
eerirrf." — ©agte bet SKann: „©enn bu mit bie $älffe eon bem 
Selbe gibfl, ba$ bu in ben Sattel genäht baft, fo will ich bicb 
wiebet auf ben tintigen ©eg letten." ©ie Siebe gefiel bem «Prinz 
Sen Äatl fo Übel nicht, benn wa$ nü§fe ihm baä ©elb, wenn 

216 



et itt Pem Sumpfe etttanf; et trennte Parum Pen Sattel auf 
nnP gaP Pem Staun Pie £älffe non Pen ©olbjtßden. JDet er# 
griff Parauf Pag $fetP Peim Sögel unP fftprte eg Put# Oeffröpp 
unP 95nf#wer(, Pig fle wiePet auf Pem SBege waten. SDann net# 
aPf#lePete et fi# non Pem $tin$en; Po# epe et ging, f#enffe 
et tpm no# eine Äugel nnP fagte PaPei: „SBenn Pu Pie in Pen 
StunP nimmjl, fo Piff Pu unfl#tPat." iprinj Äarl fl erfte Pie 
Äugel $u fl# unP $og feinet Strafe. 

JDen anPetn Sag (am et toiePet nom ©ege aP, nnP na#Pent 
et eine Seiftang umpetgeitrf toat, flanP et not PemfelPen 95ru#e 
tnie gefletn. JDu pältfl ja no# immer pter," tief eine Stimme, 
unP Per f#toar$e Staun trat aug Pet Nietung petaug. „3a, eg 
ifl f#limm mit Piefem ©albe," fagte $rin$ Sari, „toet Patin 
nl#f S5ef#eiP »elf, oerirrt ff# unP ertrlnft am €nPe im 
Sumpfe. Äannjt Pu mi# ni#t no# einmal auf Pen te#ten 
SBeg Pringen?" — „Stit Pem größten Vergnügen," antwortete 
Pet f#war$e Stann, „wenn Pu mit wiePetum Pie Hälfte non 
Pem Selbe giPfl, bag Pu no# pajl." JDann Pepielt fprin$ Äarl 
$wat nur no# ein ffiiertel non Pem gan$en S#ape; aPet wo$u 
Prau#te et au# Pag tote ©olP, um Pen tuffif#en ©algen $u 
ner bienen? @t gaP Patum Pem f#war$en Stanne Pen ge# 
forPetten iprelg, unP Piefet ffiptte ipn Pur# Pag 2M<ft#t auf 
Pie te#te Strafe $urücf unP f#en(te ipm $um 3lPf#ieb eine 
deine Stute. „SBag Pu Pamit f#lfigfl, fei eg Stauet oPet §elg, 
Pag öffnet fl#, unP woran Pu mit Per Stute po#fl, Pag giPt Pit 
SHntwott," fagte et unP netf#wanP. $rin$ Äarl aPet fepte feine 
Steife fort unP (am no# not SlPenP in eine große Stabt unP 
flieg PafelPfl in einem guten ©ajlpaufe aP. 

SDem ffiirte gefiel Pet f#mu<fe Steitergmann, nnP alg et ge# 
geffen unP getrunlett patte, napra et ipn Peifeite unP fagte: 
„3# paPe Prei f#öne £ö#ter. ffiie wäre eg, wenn Pu mein 
S#wiegetfopn wfitbefl?" — „SDag wäre fo f#le#t no# ni#t," 
antwortete iprtn$ Äarl, „laß mi# peute naeßf mit Pet gftteflett 
Pen 23erfu# ma#en." ©atauf würbe Pie ältefle So#fet Peg 
©aflwittg in eine PefonPete Äamraet gePettet, unP Pana# $rin$ 
Äarl $u ipt gefüprt. SDet wartete, Plg fle eingef#lafen war; 

217 


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bann jog et Me flelne Stufe fjetüot, Hopfte tiamit auf ihr totes 
«Käulchen unb fragte: „95ei wem fchon genafcht?" — „55etm 
93örgermeiflee, Slmtmann, SPajlot unb Stiftet," antwortete 
baS Heine tote «Käulchen. ©a warb bem sptinjen angfl unb 
bange, et ffecfte bie Stute toiebet ju fleh, breite bem «Käbchen 
ben Stüden ju unb blieb liegen wie ein ©füd #olj, bis bet Sag 
anbrach. ©ann ging et tum SBitfe unb fprach tu ihm: „©eine 
Sottet mag ich nicht, ffe bat anbete liebet wie mich!" — „©o 
»ollen »it eS tynte abenb mit ber Seiten eetfuchen," fagte 
bet SEBirf; unb baS gefcbab auch. — 2fn bet nächflen Stacht ging 
sprinj ftarl mit bet t»eifen Sottet in bie lammet; aber hatten 
bei bet »origen eiet genafcht, fo jählfe bei biefet baS «Käulchen 
ein gante «Kanbel auf, bah Sprint Sari nur fchneö bie Stufe »eg# 
ftecfen muffe, um nicht einen tu großen ©chreden tu befommen. 
St brebte ihr ebenfalls ben Stfiden tu, unb mit ©onnenauf# 
gang »ecfte et benSBitf unb fagte tu ihm: ©eine j»eite£och# 
fet gefüllt mir etff recht nicht, bie hält’S mit bet halben ©tabt; 
ich «tag betn ©cb»iegetfobn nicht fein." ©pracb bet SEBirt: „Sticht 
fo bW Setfuch’S hoch noch einmal mit bet Süngflen, bie ifl 
erfl fechtebn 2fahre alt unb »itb bit gewiß Wohlgefallen." ©ie 
SBitte mochte Sprint Äarl bem SEBirt nicht abfchlagen, unb in bet 
brüten Stacht ging et tu bet jüngften ©och fet. 9US fle einge# 
fchlafen war unb et mit bet Stufe Hopfte unb fragte, flehe, ba 
jählte baS Heine tote «Käulchen foeiel Stäfchet auf, »ie bie bei# 
ben anbetn jufammen gehabt hatten. Stun hatte et’S mit ben 
btei Söchfem »erfuchf, unb als bet britte «Korgen fam, fagte 
er jum SEBirt : „©eine britte Sochfet ijl etff recht nichts wett, bie 
iff fo fcblimm, »ie bie beiben anbetn jufammen genommen." 
©amif wollte et Slbfchieb nehmen; bem SSafet lief aber bei 
biefen SEBorfen bie ©alle über. ,,©u ha(l fle unehrlich gemacht!" 
tief et »oll 3otn; „will folch httgelaufenet ianbflteichet an# 
flänbige «Käbchen inS ©erebe bringen?" ©prach’S unb fchleppte 
ihn »or ben Stiftet. 

©ajumal waten bie ©etichte noch ©chneKgerichte; beS 23ot# 
mittags würbe baS Stecht gefprochen, unb nachmittags hing 
bet ©finbet fchon am ©algen. 2HS bet SEBirt nun mit SPrinj Äarl 

218 


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cot bem Stiftet fianb uttb blefer bcn ganzen §anbel gehört 
hatte, foltfc sprinj Äatl fleh eerteibigen. „3cß wlH nicht fprechen," 
fagte er, „bie SRöbcßen follen e$ felbet fagen," «nb auf bat 
{Richters SScfc^t würben blc 3«»dfrrn ßerbelgeholt. 9Jlfobalb 
nahm Sptinj Äarl bie Keine SHute unb floppe unb fragte: „3Röul* 
chen, wie oft feßon genafcht?" — 9lntworfete ba$ SJWulcßen: 
„©eint $etrn ©ürgetmeifler, beim £ettn 9lmfmann, beim 
$ertn Spaftoc, beim $etrn {Rieß—!" — „$alf," feßrie bet iRicß* 
tet, „bie etfie ifl öberfühtt; man feßaffe bie jwelfe herbei!" 
©ei bet banette et auch nicht lange, fo fianb {le neben bet erjlen 
nnb bntfte bie Qlugen nicht mehr betumgeben laßen. Sinn 
blieb nutnocßbie3öngfle fibtig; bie batte gefebtoinb ißt©cßnupf* 
tueb jwifeßen bie 3<5ßne geflectf, unb als $tin& Äarl anflopfte unb 
fragte, antwortete fie: „ÖBu, wu, wu, wu, wul" — „ÖBaS 
i{l benn bat?" rief bet {Richtet; aber «Prinj Äarl wußte fleh 5Rat, 
fchlug ihr auf baS {RiSchen unb fragte: „IRäScßen, fag’ einmal, 
waS ijl 3RSulcßen?" — „#at fleh ei« ©afeßentueß jwifeßen bie 
3äßne geflectf," antwortete baS {Rachen, unb baS SKöbcßen 
mußte baS £ucß ßetauSjiehen. ©a fchnattette baS 9Räulcßen 
aber loS, baß bet {Richtet nur fchneQ baS Serie bf aufbeben 
mußte, et hätte fonfl feiner oon ben Herren bet © tobt feine 
@bte behalfen, ©arntf waren beS ©irteS ©öeßtet abgetan, 
$rinj Äarl aber faftelte fein ipfetb unb ritt feinet ©fräße. 

9113 er eine Stiftung geritten war, tarn er wiebet in einen großen 
©alb unb oetirrfe fleh batin. ©or einet SKetei machte et half, 
unb ba et mit bem ipfetb nicht butcb ben ©ufeß tommen tonnte, 
trennte et mit bem ©ch wette ben ©attel auf unb nahm bat 
lebte Solb fyetaut unb flecfte et ju fleh in bie ©afeße; bann ließ 
er baS {Roß laufen unb ging ju §uß weitet unb fptang oon 
einem ©ölten jum anbern, bis bie ©onne unferging uub eS 
flnflet würbe am Fimmel, ©a flieg er auf einen ßobtn eifern* 
bufcß unb hielt 9luSfcßau, unb fleh/ nicht weit pon ihm feßirn* 
merte ein £icßt buteß bie ©öume. SilenbS flieg et wiebet herab 
unb fe&te feine ffianberung fott, bis er oot bem $aufe fianb. 
Sr öffnete bie ©Öre unb ging hinein; ba faß ein alter grauet 
S&ann auf ber Ofenbant, bet fragte ihn, waS er wolle. $rin| 



Äarl mer fte »obl, bab er inelneSläuberböbfe geraten war; ba t* 
«ro fprach er gefch»inb: „@utett Slbenbl Äenufi bn mich nicht? 
3$ gehöre jum fcb»arjen Äarl unb habe mich aOein gerettet 
nnb »10 fegt bei Such »ebnen unb (Such helfen." Ober biefe 
Siebe eerfdebte ficb ber 9Ute, benn bet febwarje Äarl batte eine 
Srufi »ie ©fen, nnb bie Äugeln prallten ab non feinem £eibe 
nnb konnten ibn nicht butebbobten; feine Sanbe aber »ar alg 
bie fcblimmfie nerfebrien »eit nnb breit. JDarum hieb et ben 
@afi freunblicb »iOfommen nnb trug ibm Spetfe unb Sranf 
auf unb bat ibn |u »arten, big bie anbetn nach §aufe färnen. 
Um CRltternacht traten elf große jlarfe Äerle herein; aber $rlnj 
Äarl fürstete ficb nicht, ging auf fie ja unb brüefte einem feben 
bie §anb, bab eg feuchte. „SBet ifi bag?" fragten bie elf nerwun# 
bert ben Sitten; ber aber fagte: „€g ifi einer non ben geuten bei 
fch»arjen Äarl. © ifi bei bet groben (Schlacht banongefommen 
nnb bat bog geben geborgen. 3e§t »tO er bei euch bleiben unb 
euch helfen." Sprachen bie elf: „Sei nng »lOfomroen! Stber 
bag fagen »ir bir eon eor »herein: gemorbef »irb nicht, »it 
ooObrlngen alleg mit gt|i; nur »enn eg fleh nicht anbetg tun 
läbt, geben »Ir ben geuten ang geben." — „So hob’ ich’g beim 
fch»at|en Äarl auch gehalten," gab et jur Stnt»ort, unb bann 
festen fie ficb aOefamt |u Sifcbe nieber, unb nachbem fie fatt ge# 
gejfen nnb gettunfen batten, legten fie ficb in Sette nnb fehlte# 
fen, big ber Sag anbrach. 

2lm anbern borgen fprach bet alte grane SNann, »eichet ber 
jjanptmann ber Sanbe »ar, ju tprinj Äarl: „SEBir haben eine 
Sitte: »er bei nng eintrete» »iO, mufj ein $robe{ifict machen." 
— „JDie Sitte lobe ich mit," fagte $rtnj Äarl nnb ging jnm 
£aufe binang. Uber ein SBeilchen et bUcfte et einen Schlechter, 
ber |»ei jDchfe» oor ficb bet trieb. „SDie »iO ich (fehlen, ohne 
Slut ju eergiefen," buchte et bei ficb; bann lief ec bucch bag 
Sebfifch bem Schlächter norang nnb »arf feine Säbelfcheibe 
auf bie Strafe. 30g ber Schlächter »orbeifam, fagte er: „Sieb 
ba, eine fchbne Scheibe! ©ag nfi^t fie bir aber ohne Säbel?" 
SDamit lieb et bie Scheibe liegen unb &og feiner Sfrabe »eitet. 
SDag batte $rin& Äarl nur gewollt, nnb fchneO hob er bie Scheibe 

220 





auf unb lief, wag et tonnte, guer burcg ben ©alb unb übet ben 
©etg getübet, um beu flcg bie ©(tage jog. ©oft warf ec ben 
©übel ln ben ©anb unb wattefe gintet bem ©ufcge, big bet 
©cglücgtet (am. Sßg biefec ben blauten ©übel erblidte, fpracg 
et bei flcg: „fy&ttejl bu bocg eotgin ble ©cgeibe mitgenommen, 
giet liegt bec ©übel baju!" unb gefcgwlnb banb ec ble Dcgfen 
an einen ©aumflamm unb lief bie ©(tage jutücf, um bie ©treibe 
tu fucgen. Slbec et fanb fie nicht, unb alg ec jutücHam, toac auch 
bec ©übel »etfcgwunben unb ble Ocgfen mit ihm, bie halte 
SPtinj Äatl übet ben Stafen in bie Diüubetg&gle geführt, fo bag 
man bie ©puren nicht fegen tonnte. 

,,©ag h«ft bu gut gemacht," fptach bet#auptmann, „unb wenn 
bu ung morgen noch einen ©allen Such' aug bec ©tobt ohne 
Selb laufen fannjl, fo tooßen wir bich halte«, »ie bec unfecn 
einen, unb bu foHfi unfec ©pieggefeH werben." ©ag lieg fleh 
$rin& Äatl nicht jweimal fagen. £>en anbern Sag nahm ec 
$fetb unb Sagen, einet ton ben elfen mugte alg Äutfcget auf 
ben ©oef, wührenb et wie ein tornegmet§err, auf {ebern ginget 
einen Sting, in bem Dlücfflg fag. Slugerbem gatte ec bei fieg eine 
Senge, bie flipperte unb flappetfe, fobalb man bacanfiieg, wie 
wenn eitel @o(b unb ©ilbec bacinnen wüte. 2llg ec nun mit 
feinem ©efügrt in bec ©tabt angelangt wac, gieg et ben Äut* 
feget poc bem beflen 2aben galten, ©orf (Heg et aug unb lieg 
flcg bag fetnfle Such unb bag teuer jte ©eibenjeug torlegen, 
©er Kaufmann fag nur auf bie gtogen Diinge mit ben glänjen/ 
ben ©(einen unb freute flcg, einen fo telegen Äunben bekommen 
iu gaben, unb tonnte nicht genug ©allen gecbeifcgleppen. „3cg 
negme eg, wie eg ba iff, ungefegen," fagte $tin$ Äarl, „unb 
übet bie ©ejaglung werben wie naegget einig wetben. ©egafft 
nuc bag 3eug auf ben Sagen herauf unb negmt beeweile bie 
Stuge an €ucg." — ,,©ag tfl fein ©elbfaflen," baegte bet Äauf* 
mann bei flcg unb flieg ben Sabenbiettet heimlich in bie DUppen, 
unb bann cecgneten fle beibe im totaug jufammen, wietiel 
fle bei bem $anbel tetbienen wütben. $Jrinj Äarl abet ging 
aug bem 2aben, alg ob et flcg in bec ©tabt erluftigen wollte; 
bag tat et feboeg nuc fo, in Sagcgeit lief et torg Soc, unb alg 

221 


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bet Stäubet mit bem ©agen an ihm eocbeifubr, fprang ec ge# 
fcbwinb ju ihm auf ben 95ocf, unb uuu beamten fle bie Sabung 
in ben ©alb bittaug in bie Stäuberböble. ©a wat ei 3eug genug, 
bah flcb bie ganje 95anbe neu bamit fleiben fonnte, unb fprittj 
Äatl würbe in alle Sbtett eineg Stäuberg eon bem £aupfmanne 
eittgefefct. ©et Kaufmann wartete injwifc^e» swei fuej unb 
btei lang, bafl bet üornefjme fyett sutüdlommen feilte. 3tlg ec 
intmet noch nicht bei ihm eorfptacb, wollte ec flc^ an bet (Selb* 
fifte febablog Ralfen; boeb wie et ben ©edel bet Sabe erbrach, 
wat niebfg batin alg Äiefeljleine unb ©lagfcberben, bag f>atte 
geflungen wie (Selb, wenn man mit bem §u§e baranflieh. 
©et Kaufmann fluchte übet ben argen ©ieb, bie Stäubet aber 
lobten ihn; boc^ Tritts Äatl wollte eon allebem niebfg wiffen 
unb noch eine btitte iprobe befielen, obwohl et fle gat nicht mebt 
nbtig batte. „Äinbet," fagfe et, „aller guten ©inge finb btei; beut 
nacht will ich mit euch beg Äaifetg ©cba&fammet beliebten." — 
„Slul" tiefen bie Stäuber, „bag tun wit nicht, bag bringt ung an 
Stab unb@algen."— „3cb gebe eotan," fagfe SptinsÄatl, „unb 
wet ein jjers b<*t, bet folge mit," ©a mosten (leb bie Stäubet 
nicht lumpen (affen unb taten wie et ihnen befahl. St hieb fle 
aber ben ©agen eott ©froh laben, unb alg fle mit Sinbrucb 
bet Stacht eot bet ©tabf angelangf waten, muhten fle bie Stäber 
unb bie $ufe bet ipferbe mit ©ftob bewicfeln, bah uiemanb bag 
Älappen bet Sifen unb bag Änatten bet Stabet gewahr würbe. 
2llg fle nun eot bem faifetlicben ©ebloh halfen, sog fprins Äatl 
bie Heine Stufe aug bem Sbufen beteot unb feblug bamit an bie 
«Kauern, ©ogleicb taten fle flcb augeinanbet. ©ie ©ächtet auf 
bem $ofe fcbliefen, wie ©ächtet gemeiniglich S» tun pflegen, 
unb fo gelangten fle ungeflötf big an bie ©ebabfammet. Sin 
©cblag mit bet Stufe unb bie febwete Sifentüc fptang auf, unb 
lebet Stäubet fledte fo oiel ©olb unb ©ilbet su flcb, alg ec in 
feinem ©ade nut irgenb baeonfcbleppen fonnte. Snblicb waten 
fle fertig, unb naebbem fle alleg auf ben ©agen geloben baffen, 
fuhren fle ebenfo lautlog wiebet sut ©tabf binaug unb in ben 
©alb jutüd, wie fle geloramen waten. 

3lm anbeten Sage wat gtoheg Summeen unb ©ebflagen auf 

222 


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bem ©Stoffe/ benn bet Äaifet lief «Oe SStäcfter burcfprügeln 
«ab {«die fle mit ©cfirnpf unb ©cfanbe au$ bem ©cfloffe, »eil 
fie bie ©cf agfammet nidff beffer gef fifet fatten; in bet Släu&et* 
föfle ieboef »utbe gefangen unb gefptungen, getankt unb ge* 
lacft, beim fo eiel @olb unb ©ilbet fatten fle noef niemals 
Sufammengebracf f, al$ fle auf bem legten 3uge geraubt fatten. 
Slun foHte iptinj Äatl auef bet £auptmann werben, unb bet 
alte Stäubeteatet bot e$ if m felbfl an, abet et wollte nief f. „3cf 
bin noef su Jung," fagfe er, „unb bem ölfeflen gebüftf biefe 
Sfre." ©a gaben flcf bie anbeten enbllcf juftieben, unb fie 
lebten einige Seit lufflg in ©au$ unb S5rau$. albet bie »leien 
©cfüge, »elcfe fle gewonnen fatten, maeften fle lüfletn auf noef 
größeren Steicftum, unb fle baten ben neuen ©ruber, baf} et 
fle noef einmal jum ©cflofj ffifren möge. „3cf »iH e$ tun, abet 
e$ ifl euet Unglüef," fagte $rins Äatl; benn er afnte wofl, baff 
bet Äaifet fo fürs naef bet £at hoppelte ©aefen auäfleflen 
würbe, ©oef bie Stäubet liefen flcf nief t baoon abbtingen. ©a 
befafl et, ben SBagen sum sweiten 3Rale mit ©trof su belaben, 
unb bann fuf ten fle s«r ©tabf, unb ber Stäubetoafer blieb aUein 
in bet $öf(e sutüef. 

2lm ©ore wutben »iebetum bie Stäbet unb bie Sifen bet ipfetbe 
mit ©trofbänbetn bewicfelt, unb afa fle auf biefe ÖBeife lauf* 
lo$ bfa an bie ©cflofjmauern gelangt waten, feflug sptins Äatl 
mit bet Stute gegen ba$ ©ernäuer, unb flefe ba, e$ Raffte au$* 
einanbet. ©ietig feftief einet naef bem anbetn butef bie £>ff* 
nung finein; aber fobaib fle btinnen waten, würben fle eon 
ben ©cfilbwacfen »arm beim SSBicfel genommen, ln geffeln 
gelegt unb in ben Äetfet geworfen. SJlut $tins Äatl ging frei 
au$, benn et fatte feine Äugel in ben SDlunb genommen, unb 
et förfe wie bie anberen fagfen: ©er feflt benn? ffiit waten 
boef jwölfunb flnbfiet nur elf? Slicftig, betiüngfle ifl nieft ba; 
bet ifl boef Rüget, wie wir anbeten sufammen genommen!" 
Slm anbetn SDlorgen würben bie Stäubet eot ben Äaifet ge* 
braeff, unb naefbem febet fünfsig aufgesaflf erfaßen fatte, 
fragte et fle, wo fle ifte £öfle f äffen unb wie grof ifte ©anbe 
wüte. <2tfl wollten fle nieft mit bet ©ptaefe ferauS; aW fle abet 



noch fünfzig erhalten Raffen, faxten fEc einmütig, fie feien ein 
$auptmann unb jtrölf 3Rann, unb ihre $öf)(e hätten fie kaufen 
im SEBolt>e bei bem großen (Sßetnbruch. ©a fchidte bet Äaifet 
feine Soldaten Mn, Me nahmen ben SKäubettatet gefangen, 
unb laben baä @otb unb Silber, bag fie in bet #5hk fanben, 
in gtofe Äarten nnb führten eä in bie Stabt jucöcf, tro eg bet 
Äaifet triebet in bie Schaf}(ammet fchüften lief. Sinn trat 
alleg ba, nnt bet ©teiiehnfe fehlte. „3M foHt nicht leben unb 
nicht fletben," tief bet Äaifet, „ehe ihr ihn nicht rertafen habt." 
— „SEBit triffen fafelbfi nicht, trie et helft," fammerte bet Jhanpt# 
mann, „et fagte, et fei rom fch traten Äatl, unb rier&ehn Sage 
trat et nnt bei ung, ba hat et all bag Unglüd angetlch tef." 
©et Äaifet glaubte aber ben Sieben nicht, nnb jeben Sag Ui 
(amen bie Stäuber Prügel, baf fie gefiehen faßten, tro bet ©teU 
lehnte fei. 

3nbeffen fchlenbette iprütj Äatl ln ben Strafen nmhet. Unb trie 
et einmal jttflefianb nnb befah feine Stiefel, merfte et, baf eg 
mit ben Sohlen nicht sunt befien beließt trat. Sinn hatte an* 
treit baron ein glidfchufiet feinen Saben. „©et fofl ben Schaben 
triebet gut machen," bachte et bei fich unb trat ju ihm in bie 
SBerfflatt herein. „SReifier Schuftet," fagte et, „hier ifi elnSolb* 
jiüd; geh hin unb (auf* guteg Sehet ein unb befohl’ mit bie Stie; 
fei." ©et Sßf fiidet nahm bag ©olbftüd unb lief trag et laufen 
mochte, benn folch rotnehmen #ertn hatte et noch niemaig 
lum Äunben gehabt. SBährenb et fort trat, jog $cinj Äatl ein 
itreiteg ©olbfiüd aug bet Safche unb gab eg bet grau, baf fie 
ein guteg SRtttageflen beforge für btei SRann mit Stofen unb 
SBJein. ©a ging nun ein fchbneg Sehen bei ben Slltflidetgieuten 
an, bet SReifiet befohlte mit neuem Sebet unb bte gtau btief unb 
fchmorte, unb bann festen fie (ich aße btei ju Sifche unb afen 
unb ttanfen, big fie nicht mehr truften, tro fie traten, unb fron* 
(en &u Sette gingen, ©ie Stiefel trutben auf biefe SBeife ben 
etjien Sag nicht fettig, bag nimmt (ein SBunber; unb am itreb 
ten auch benn ba trieben fie eg nicht anberg; aig fie aber 
enblich hoch fettig traten, log fie $rin& Äatl auf feine §üfe, 
lobte ben SReijtet tregen bet guten Arbeit unb fptach: „SBatum 

224 


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gebf’3 bei bet guten ülrbeit fo fehlest?" Slntworfete ber 
SHtflidet: „Sich, liebet §err, ich bin ein atmet Wann unb (ann 
(ein gufe$ Sebet laufen. ©et bei mit einmal befohlen lief/ bet 
(am bal jtoeife 3Ral nicht totebet. Unb mit ©olbfifiden befahlt 
fonjl niemanb, ba feib 3h* bet erfte."— „ffienn’$3bnt an Selb 
fehlt, fo geh 6t hoch in bei Äaiferä ©cha&lammer," fagte *prin$ 
Äarl, ba ifl ©olb unbSilbet mieten." — „3a, »et ba$ bütfle!" 
fagte bet SRetfler. — „Sa$ ifl nicht fo fchlimm," fprach ?tinj 
Äarl; unb al$ ei bun(el »utbe, hief et ben 2lltflidet einen ©ad 
auf ben Sudel nehmen unb ging mit thm jum Schlöffe, 
©obalb ipritti Äarl ba$ ©ernäuer mit bet SRute berührte, »ich 
ei au&inanber, unb fie hatten freien ©ang, benn bie ©achen 
waren fchon »iebet forgloä geworben unb fchnarchten um bie 
©ette. SRoch ein ©chiag an bie ©fentür, unb fle flanben in bet 
©chafclammet, unb bet ©chufiet füllte feinen ©ad mit ©olb 
an, fo fchwet et nur itgenb tragen (onnte, unb bann (ehrten 
beibe burch ben SDJauettifHn bie ©etfffätte jutüd. Sem ©ch u# 
flet erging ei abet nicht anber$, wie ben Stäubern. 211$ et oiel 
©elb h«ue, »at ei ihm nicht Selb genug, unb et fprach 1« 
feinem ©ajie: ,,©ie 3h* e$ macht, (ann einet leicht ju ©elbe 
(ommen. 2lbet bie Seiten finb fchlechf, unb bie greife flnb hoch, 
»a$ meint 3he, wir gehen heut abenb noch einmal in bie ©chafe; 
lammet." — „Sum jweitenmal ifl’d gefährlich," warnte iptinj 
Äarl; aber ba fleh bet glicffcbufier nicht raten lieg, ging et mit 
ihm, unb al$ fie an ba$ alte Soch gefommen waren, (leffetfe bet 
©chufiet gefchwinb hinein. Soch et (am nicht weif, benn (attm 
hatte et bie Seine auf bet anbeten ©eite bet SJlauer, fo griffen 
bie ©chilbwachen, welche bie$mal beffet aufpafjten, ju unb jogen 
nnb sogen, bamif fie ihn ganj hineinbefdmen. SjJrins Äarl hatte 
ba$ wohl bemetft, unb ba et ben SDJelfier nicht &u ben ©olbaten 
laffen wollte, jog et am Äopfenbe. Soch brinnen waten ölet 
unb- braufjen nur einet. „Setloren ifl et hoch," fprach $tin& 
Äarl bei fleh, unb ra§! fchnitf et ihm mit feinem langen SOleffet 
ben Äopf ab, bamit et »enigfien$ nic^t noch fagen fönnte, wo bet 
breijehnte Stäubet geblieben fei. 

Sen anbeten ©otgen »at bie greube gtof im ©chloffe, benn 

16 SBUltdjen [tlt Stimm 225 



fle glaubten adefamt, fefct habe man ben ©teljehnten etwiflhf. 
3fl« bie £cid;c aber bem SRaubereater gleißt würbe, fchüttelte 
berfelbe ben Äopf unb fagfe: ,,©a« ifl bet ©reijehnfe nicht, 
©ie« ifl eine Heiner fchmachtiget Äetl, aber nufer ©ruber war 
gtog unb ffar!; er ifl’« gewefen, bet biefem SRann ben Äopf 
abflhnitf." Um fein Sehen &u retten, gab er bem Äaifer ben 
SKaf, et fode bie Seltne, bie güge nach eotn, auf einen Äarren 
(egen unb &um ©chinbanget fahren (affen, aber im Umwege 
butch ade ©tragen ber ©fabf. (Ser bann flhteie bei bem 8tn# 
blicf bet Seiche, ber fei ein ©erwanbtet be« ©eföpften unb Wnne 
wogl angeben, wo bet ©tetjehnfe fei. Unb fo tat ber Äaifer auch. 
SBSbtenb nun iprinj Äat( bei ber aflffliderin in bet ©etfflatt 
fag unb ihr erjäf)lte, wie ihrem Spanne bie ©elbglet ba« Sehen 
gefoflet habe, unb babei fleigig ju feinem Sei toettteib mit (Pech# 
braht unb Sflabel hantierte, führte bet Scharfrichter ben ©(bin# 
berfatten mit bet Seiche be« SReiflet« an bem genflet eorbei. 
,,©u meine« Seben«!" fchrie bie grau auf unb fiel eon einer 
Ohnmacht in bie anbere. (Prinj Äatl aber war nicht faul unb 
hieb fich ba« ©chufleteifen in ba« Änie, bag ba« ©lut jur Stbe 
flog. SK« nun bie #enfet«lnechte berbeifamen unb Nachfrage 
hielten, we«galb bie grau fo gefcbrien höbe, wie« er auf ba« 
fltbmenbe ©lut. ©a waren bie 5R5nnet juftiebengefledf unb 
iogen mit ihrem Äarren weiter, aber ben ©reijehnfen fanben 
de nicht. 

iprini Äarl Ärgerte fich jeboch, bag bet Äaifer fo fcharf hinter 
ihm her war, unb etbeflhlog, ihm einen rechten ©freich ju fpie# 
len. Unb ba« fledte er fo an: Sr nahm bie Äugel in ben SRunb 
unb ging unfichfbat in ba« ©chlog hinein, bie Steppen hinauf, 
bi« er in be« Äaifer« Sintmet gelangte, ©otf lagen auf bem 
Sifch bie Sage«befehle, welche ber Äaifer an ben gelbmarfchad 
unb an ben ©ütgermeiflet &u flhicfen pflegte. Sin« flp btei butte 
(Prinj Äarl ben erflen ©tief erbrochen, unb flatt be« ©efehl«/ 
ber batin flanb, fchrieb et hinein: „©eil bie ©olbaten geflem 
fo gut ejceriietf unb gefchoffen hüben, foden fle beute mittag 
ein jeber jwei ipfunb gleifch ju effen bekommen," benn bei 
ben Staffen lagen bajumal ade ©olbaten in ©ürgerguarfieren. 

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3« ben anbern ©rief aber fcgrieb er: „5Beil bie ©olbaten 
fo fcglecgfeg ©efinbel finb unb aHefamf ntc^tö tauge», foHen 
ihnen bie ©ärger heute mittag nur trocfene Äartoffel eorfe&en." 
•Dann »etfag er bie fallen ©riefe mit beg Äaiferg eigenem 
Siegel unb ging wieber feine SBege \n bet ©cgufiergfrau. 

9lm ©otmittag »erlag ber gelbmatfcgaU ben ©olbaten unb ber 
©ärgermeifier ben ©ärgern ben Sagegbefegl; unb bie ©olbaten 
freuten fleh, bag fie fo »iel gleifcg befommen feilten, unb bie 
©ärger freuten fleh, bag fie heute lein gleifcg ju geben brauch# 
fen. 3flg nun aber bie ©olbaten mäbe »out ©ienfl geimtamen 
unb eg nicht fanben, wie ihnen burch Sagegbefegl »ergeigen 
war, würben fie fegr joroig unb gegolten bie ©ärger ©iebeg# 
gefinbel unb fcglugen auf fie ein, unb eg war ein beulen unb 
©egöagen in bet ©fabf, wie noeg niemalg gegärt worben war. 
Snbllcg lieg bet gelbmatfcgaU ©eneralmarfcg fcglagen, unb alg 
bie Stommeln gingen: £am#me#tab— lumm! Äam/me#rab— 
lumm! ba mugten bie ©olbaten freilieg eom ©plagen ab# 
fiegen unb jut gagne eilen, ©et Äatfer war fegr bäfe, alg er 
tton bet ©aege gärte, unb fonnte niegf begreifen, wie bie falfcgen 
©efegle aug feinem Siromer gefommen waren; ber siäuber# 
»ater aber fagfe ju igm: ,,©ag iji niemanb anberg gewefen, wie 
ber ©reijegnfe; unb wenn igr feiner nicht gabgaff werbet, fo 
bringt er noeg Such unb bag ganje 2anb in Unglädt" ©ag fagte 
er aber nur, bamit er alle ©cgulb auf ben grinsen Äatl fliehen 
mäcgfe unb mit bem Seben baeontöme. „SSBie fofl i(g ign aber 
fangen?" fragte ber Äaifet. ©a gab igm bet SWuberoater fol# 
genben Stof: „©er ©reijegnfe ifl ein großer fiarfer S&ann unb 
babei noeg jung an Sagten. Sagt äße fungen Seufe ju Such auf 
bag ©cglog tommen, bag fie mit ber ^rinjeffin ©alefgee unb 
mit ben £ofbamen tanjen; unb bie 2tocgt äber mäffen fie in bem 
©aale bleiben unb auf einet ©treu fcglafen. ffiie icg ben ©rei# 
jegnten lenne, wirb er bei bem gefie niegt fehlen unb ln ber 
ütoegt Suter Socgter nicht fchonen. ©ann mug igm bie f rin# 
jeffin mit fegwarjet garbe einen ©ftieg auf bie SBange malen, 
unb am anbetn S&orgen lännt 3gt fegen, wer Such all bag Un# 
geil angericgtet gat." 

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„Da* iß ein gütet Kat," bacbte bet Äaifet unb tat, wie t»et 
Slüuberuafer gefagt ijatfe. Slße jungen 2eute würben ju einem 
großen geße auf* ©cblofj geiaben unb butften mit bet Äaifet*# 
tobtet unb mit ben £>ofbamen tanzen, unb ^tinj Äatl war wirf# 
lief? mitten unter ihnen unb tankte ßelfjig mit. Um ©Htternacbf 
war bet Sanj ju Snbe, unb ben Sänzern würbe auf einet ©treu 
gebettet; bie Sptinjeflltt aber belarn uon bem Äaifet etn Söpfcben 
mit garbe in bie £anb gebtücff, bamif foflte fle bemjenlgen, 
bet fle bei 3iac$f (löten würbe, einen ©trieb auf bie ©ade maien. 
— Unb bet SXüubetoatet batte ß<b nicht »errechnet. 3(1* aße* 
ßblief, (onnfe ipttnj Äati aßein (einen ©ebiaf in bie 3(ugen be# 
fommen; bie Äaifer*tocbter batte e* ibm angetan, unb et ßanb 
auf Unb fcbllcb in ihre Äarnmer unb lüfte fle. ©et iprtnzefßn 
tat ba* fanft; boeb ai* et fettig war, gebaute fle be* ©ebote*, 
ba* ibt bet Äaifet gegeben, unb ße malte bem SRanne einen 
febwarjen ©trieb auf bie ©ade; bann brebfe fle flcb um unb 
fcblief ein. (Prinj Äatl abet wat auf feinet £ut unb batte bie 
£iß wohl gemetlt. ©obalb bie fjJrinjeffln febiief, ßabl et ibt ba* 
Söpfcben unb malte mit bet garbe jebem ©eblüfer einen ßbwat# 
jen ©trieb auf bie ©ade, eom Äaifet herab bl* jurn jüngßen 
Äücbenjungen. 

3fm anbetn borgen ßanb bet Äaifet früh auf unb ging in feinet 
©oebfer Äarnmer. „Slbet pfui, $apa," fagte bie fprinjefßn, al* 
ße bie 3(ugen aufßblug; unb al* bet Äaifet nicht wufjte, warum 
jie ba* fage, wie* ße ibm ben febwarjen ©trieb auf bet ©ade. 
©a lief bet Äaifet in ben ©aal, unb ßebe ba, aße jungen ©tön# 
uet waten in betfelben SBeife gezeichnet. 3efct würbe bet Äaifet 
gat zornig unb brobte, ben ßtöubereatet (ebenbig braten zu 
laßen, wenn et ibm nicht ben ©reizebnfen febaffe. „3<b (ann 
e* nicht unb wenn ich ßerben muß." tief bet ^aupfmann, „nur 
ein ©Uttel gibt’* noch. @eb in ben ©aal unb »etfpticb bem, 
bet 6ute Socbfer im ©cblafe gefügt unb bie falfcben Sage*# 
befehle geßbtieben bat, bie sprinjefßn ©aletbee z«t grau, bann 
wirb et ßcb wohl melben." Slnfang* woßte biefet Slat bem 
Äaifet gat nicht in ben Äopf, enblicb abet bebaute et ßcb, bafj 
et bem SKeicb (einen ©efieren binterlaßen (önne, al* folcb (lugen 

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©cbwiegetfobn, unb er ging 1« ben ©aal jutücf unb fpracb mit 
lautet Stimme: „2Ber gcflcc« nacht meine Softer gefügt unb 
ben ©paf gemalt b<»t mit ben Sagegbefeblen, ber rnelbe ftcb, 
er fotl mein ©cbwiegetfobn werben." Silber flehe ba, niemanb 
melbefe fleh. 25er Äaifer fpracb ei jum jwetfen SRale, eg ^alf 
wieberum ntcbtg. 25a fefcfe er bie golbene Äaifetfrone auf unb 
warf ben Spurpurmantel um unb febwur bei Ätone unb gepter, 
er wolle galten, wag er gefagt habe. 3e&t traf sprinj Äarl not 
unb fagte: „3<b bin bet 25reiiebnte, leb bin eg gewefen."— „SBte 
beiff bu benn?" fragte ber Äaifer oerwunbetf. „sprinjÄatl oon 
Sommern," gab er jur Antwort. „25u blfl sprinj Äarl?" rief ber 
alte Äaifer eoll greuben, „ba foHtefl bu Ja febon längjl meine 
©aletbee jur grau befommen."— „25aoon flanb nichts imtej lat 
mente," antwortete Sprinj Äarl, „ben rufflfcben ©algen foHte ich 
mir eerbienen."— „3lcb, ©cbnacf/'fagfe bet Äaifer, „bag farnba/ 
malg fo, ba bat ftcb bein SSater eetfebrieben! 25 ag foHfe beifen: 
iprinj Äarl foll bie ruffifebe ©aletbee Wegen." Run war bie greube 
grof?, unb eg würbe fogleicb ijoebieit gefeiert, unb all bie jungen 
Scannet im ©aale nahmen baran feil. Unb wenn bie SPrinjeffin 
bem springen bei jebem Äufj, ben er ibr an biefem Slbenb gab, 
einen ©trieb ing ©eftebt gemacht hätte, fo wäre er lulefcf fo 
febwarj im ©eftebf gewefen wie ein ©cbotnfleinfeger. 25ie elf 
Räuber aber unb ber alte £>auptmann würben in greibeif ge/ 
fefct, fcenn eigentlich war’g }a nur sprinj Äarl gewefen, ber fle ja 
ben fcblimmen 25ingen angejliffet fyatte. 

Unb wag bag bejle an bet ganjen ©efebiebte ift, ei ging bäbfcb 
alleg ohne SSlutoergiegen ab. Rur ber ülltfllder! 25u mein ©ott, 
ein glicffcbujlet, bag fprtcbt boeb nicht mit, unb babei war er 
felbjl ing Unglücf gerannt. SBäre et bübfcb jufrieben gewefen, 
fo fäfe er noch in feinem Baben unb machte ben Leuten bie ©fie/ 
fei. ©o aber führte feine grau ohne ihn bag ©efebäft fort unb 
heiratete fleh einen bübfeben jungen Sftann, unb wenn jle nicht 
gejlorben (!nb, leben jle beute noch. 


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©er @tiegli$ 


in atmet Vergmann oerbienfe fTc^ 
mit Vogelfängen mannen ©reffen, 
©ein fleinet ©ogn, ein 3«nge 
eon elf Sagten, fani) aueg olel @e* 
fallen batan unt> machte (leg oft mit 
bem ©teübufeg adeln fort unb fing 
auch öfter »aö. ©nmal, als et 
fegon ben ganjen SKorgen eergeb* 
lieg aufgeffedt gaffe, tarn ein ©tleg* 
lig, fegte (leg ganj gemütlich auf bie Seimrute unb lief fieg fan# 
gen. 6r juefte noeg niegt einmal, alö bet Änabe glnfam unb tgn 
abnagm. ©arauf ging bet 3unge nach £au$, flecfte ben Vogel 
in ein $dul$en unb ging ign an bie 2Banb, Sttogn unb Raffet 
tat et natüriieg erft ein. 3lm anbern SRorgen, als bet Änabe 
ben Vögeln allen guftet gibt unb an ben ©tieglig fornmf, 
liegt auf bem Voben be$ Vogelbauer ein golbeneS Si, fo groß 
wie ein ge»ögnlicge$ ©tiegdgei. 6t nagrn’S getaut unb gab 
eö am Dlbenb bem Vatet; ba war benn gtofje gteube. ©en 
anbeten Slbenb ging bet Vergmann mit bem Si, ba$ puteS 
©olb toat, jum ©olbfegmieb unb befam tiefigeö ©elb bafftt. 
@o ging’S einen Sag unb alle Sage ein Vtetfelfagt lang, ©a* 
naeg fängt bet ©ftegltg plöglicg an $u teben unb fagt: „3cg 
gäbe eueg ein Viertelet lang Stet gelegt, babureg feib igt fegt 
relcg geworben; jegt rnufj leg aber toiebet fort. £Run lagt mieg 
»lebet gtnauS unb ffedt feine Vögel »iebet, fonfl öerf<g»inbet 
bet SKetcgfum »iebet »ie bet Sag." ©ie (affen ign »iebet gin * 
au$ unb, gufeg iff et fort, ©ie Familie abet blieb reieg, »eil 
fle bie SBotte, bie bet ©tieglig gefptoegen, tteulieg befolgte unb 
niegt »eitet Vögel (Teilte* 






2öafommd)en 


$ war einmal ein fleinetf SDläbchen, 
ba$ hatte feinen 33ruber unb feine 
©chmefler unb machte feinen eifern 
eielen Kummer uni> SSerbrufj; benn 
fo t)üb\% e$ war, fo unartig mar 
e$ aud). mar jänfifch unb eigen# 
finnig, unb ©mahttungen unb ©fra# 
fen mollfen bei ihm nicht anfchlagen. 
©neä 2lbenb$ fummelte e$ fich 
braufjen mit ben ©trafjenjungen umher, unb al$ e$ jurn ©fen 
gerufen mürbe, ba mollfe e$ nic^f fommen; unb ald e$ mit @e# 
malt geholt mürbe, ba mollfe e$ nichts effen. ©o muffe e$ benn 
hungrig in$ 95eft gehen, unb alö e$ nun be$ 9lachf$ aufmachte, 
ba riefet nach einem 93ufferbrof, unb al$ bie Puffer nicht auf# 
flehen mollfe, ba lärmte unb fcfrie e$. „ei," rief enblich bie 3)lut# 
ter ärgerlich, „ich mollfe, SSklbminchen fänte unb holte bich." 
Unb faum hatte fte ba$ gefagf, ba ging bie Äamnterfür auf, 
unb SBalbminchen mar ba. SSoran aber gingen jmei £afen, 
oon benen jeher ein langet Sicht auf bem SKücfen hafte, unb 
hinterher gingen auch Jtoei #afen, bie trugen 2Balbminchen$ 
ungeheure ©chleppe Unb bie Sffialbfrau fchriff auf ba$ Söcft# 
chett &u, in melchem ba$ fleine SRäbchen lag, jog bie ©eefe, unter 
bie e$ oor Slngfl gefroren mar, meg unb nahm e$ in ihren 
2lrm, unb bie ©fern mochten bitten unb ba$ ßittb fchreien, fooiel 
fte mollfen, fle trug ba$ fleine SKäbchen hinauf in bie Slacht 
ttnb in ben ©alb unb braute e$ in ihre lange #öhle. SSBie e$ nun 
c$ am anbern borgen bie 3lugen auftaf, ba lag e$ auf bürrern 
Saub, unb al$ e$ nun umherfah unb 5Bafer unb SQlutfer nicht 
fanb, fing e$ bitterlich an $u meinen, ©ie SBalbfrau aber hatte, 
fo ffreng fie fein fonnte, ein gufe$ £erj; be^halb ging fle auch 
je&t an ba$ Säger bc$ Reinen SKäbchenä unb fagte: „SBärfl 
bu artig gemefen, fo märfl bu immer bei beinen ©fern geblie# 
ben; fobalb bu artig mir fl, fommfl bu miebet &u ihnen. SMeibfl 
bu aber fo eigenfinnig, fo geht bit’tf fchlecht!" hierauf famett 



231 


SBalbmlnchen* Wienerinnen, jogen e* h&&fch an unb fügten 
eS ju einem Seinen #aufe hinten in bet £5hle. Wa waren eiele 
öiele Seine Äinber, mU benen lief e* auf eine SEBiefc. Wort 
pflüeffen fie ©lumen unb »anben Ätfinje «nb fpielten unb 
tanken jufammen. Unb wenn fie hungrig nnb burflig waren, 
famen Wienerinnen unb brauten ihnen ba* ©efte ju effen unb 
ju trinfen. ©o ging e* mehrere Jage gut; bann fing ba* (K5b# 
<hen aber auch 3«nf mit ben Seinen freunblichen Äinbern an. 
Wlefe erfchrafen barüber, benn fie Ratten ba* bi*het nie ge# 
fannt, unb fie wollten ba* frembe Räbchen lieber freunblich 
haben, unb brachten ihm bie fünften ©lumen unb bie bun# 
tefien Ärünje; e* blieb aber mürrifch unb eerbroffen unb wollte 
nicht mehr mtffptelen. Wa gingen bie Seinen Äinber jut SBalb# 
frau unb ersäufen ihr alle*. Unb bie fah fo böfe au*, bafi 
e* »ieber freunblich würbe unb mit auf bie SBiefe lief. £ange 
inbe* bauerte e* nicht, ba fchalt unb fchimpfte e* »ieber. Wafür 
fam e* in einen bunSen SBinfel unb muffe ba ben ganzen Jag 
allein fifsen. 311* aber auch ba* nicht mehr helfen wollte unb e*ble 
Seinen Äinber fogat gefniffen unb gefragt hafte, fagte SBalb# 
minien: „SBarfe nur, J efst fommt e* bejferl" Unb ba* (Küb# 
chen mochte fchreien unb toben foeiel e* wollte, bie QBalbftau 
nahm e* in ihren 3trm unb trug e* tief in ben QBalb hinein, 
©ie ging einen ganzen Jag lang, bie ©5ume würben immer 
gtbfjer, bie ©üf$e immer bichfer, julefct hatten fie in ber 
gerne ein fürchterliche* ©raufen, unb al* fie nahe htnju famen, 
fahen fie ein große* SBaffer, unb an bem großen SBaffet brei 
fonberbare (Kühlen. Wie SBalbfrau ging mit bem unartigen 
Sföäbchen grabe auf bie erfie (Kühle lo*, unb inbem fie fagte: 

„QBa* Jung ifi, wirb alt, 

SBa* alt ifi, wirb Jung!" 

fefcfe fie e* auf ba* (Kühlrab, unb ba* (Kühltab brehte (ich 
fiinfer unb immer flinfet. Unb fo oft ba* (Kdbchen mit herum 
war, war e* brei Jage älter, ©o fehr e* auch hat unb bettelte, 
hoch ber (Kühle Einhalt ju gebieten, SBalbmlnchen fümmerte 
fleh «ichi barum unb ging an bie anbere ©elfe be* SBaffet*, 

232 


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»o Me bette« anbern (Kühlen flanben, eon bene« war bie erfle 
eine (Seiber#, ble anbere eine CKännermfif)le. Unb al$ fle tu 
bec erflen fam, fagte fle ju ben beiben (Kännern, ble ba flanben: 

„ÖBa$ Jung ifl, wirb alt, 

®a$ alt ifl, wirb jung!" 

Unb bie Scannet warfen fle ln ben (Kahlfaflen, unb al$ fle 
unten hetauäfam, war fle bie fchönfle 3ungftau; aQe$ aber 
war fo rafch gegangen, bafj fle ba$ SBort „jung" erfl auäfprach, 
al$ fle eß fchon war. So fchön unb jung eilte fle ju bent Seinen 
(Köbchen, ba$ aber untetbeffen ein alteä runjligeö SBeiblein 
geworben war, unb nun eolt tiefer Keue einfab, um welch fc^öne 
3eif eß fleh burch feinen ©genfinn gebracht h «Me. „SDad hat 
geholfen", bachfe bie SBalbftau unb gebot ben beiben (Kän# 
nern, eß in ben Saften |u werfen, unb wührenb ©albminchen 
fagte: 

„ffiaä jung ifl, wirb alt, 

5Ba$ alt ifl, wirb jung!" 

war ba$ (Käbchen fchon wiebet fo jung wie oother unb noch 
hunbertmal frönet geworben. 211$ ©albminchen unb ba$ 
(Kabchen nun eben fort wollten, fam ein alter (Kamt burch bie 
SBöfche gegangen; eß war bet Sßafer, bet bie entfehwunbene 
Sottet überall gefugt hatte unb eot ©tarn alt unb grau ge# 
worben war. ID a führte ihn bie SBalbftau $u ber britten (Kühle 
unb winfte; jwei SBeiber warfen ihn oben in ben Äaflen, unb 
wähtenb SBalbminchen ben Spruch fagte, fam et unten fchon 
wieber al$ ein 3üngling jum SSorf^eln. Kun nahm er fein 
Äinb bei ber $anb unb braute eß nach #<tu$; feit ber Seit aber 
ifl eß eine gehorfame lobtet gewefen. Unb at$ fle fpdfer ein 
SBtfibetlein befam, h«f fl« eß gar treulich gewartet unb ju altem 
@ufen ungehalten; unb ein paar 3<*$?e batauf, al$ fle felbfl 
einen waeferen 35get heiratete, hat SBalbminchen ihr foflbate 
©efchenfe gerieft. 


233 




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Otäuber JpctyM 


in bemann wollte einmal mit 
einem febwet belabenen ffiagen einen 
anjleigenben 2Beg ^inauffa^ten, ba 
jtanb plö&ltcb ba$ ganje gubrwerl 
ffttl, al$ ob’3 eerbept wäre, unl> lein 
ipferb wollte mehr «njieben. ©er 
gubrmann »erfuchte e$ nun erfl 
mit bet ipeitföe unb fcblug auf bie 
ipfetbe lo$; abet ti wat umfonfl. 
©ann betete et füll; abet ba$ ^alf auch nichts. (Snblich fing et 
an $u fluchen unb wettetn, fo arg er’ä nut tonnte, ©a trat ein 
bttdUger Sfäger ju ihm bin unb fagfe: „5Ba$ gibfl bu mit, wenn 
leb bir b^fe?" — „2af mal bbten, wa3 bn oerlangfl!" fptacb 
her Sauer. ©er Säger antwortete: ,,©u muft mit eetfprecbon, 
wa$ bn babeim befifcefl, ohne e$ ju wiffen." 

3iun befann fleh bet gubtmann eine SSBeile unb bautet „Sllleä 
watf SEBetf bat in meinem $aufe, ba$ tenne icb ja; lernte leb eg 
abet nicht, fo iff attcb nichts bran," barum fptacb et ju bem 
Säger: „©« magfl eg meinetwegen nehmen, hilf mit \e%t nur, 
baf ich weitetfabten lann." ©a lief ficb bet Säget mit einem 
Slutgtropfen biefe 3ufage eerfebreiben, unb bann lonnfen bie 
ipfetbe ganj beguem ben SBagen bmaufoleben. I 

3113 bet Sauer nun wiffen wollte, wa$ bet Säget gemeint batte, 
fo fptacb bet: „©eine grau trägt ein Äinblein unter ihrem Qeu 
jen, baeon bu noch nichts weift, unb wenn baS geboten ifl, fo 
gehört^ mein." ©a erfchral bet Sauer unb »erlangte bie Unter/ 
fcbrlft|utficf; aber bet^äget lachte unb machte, baf et fortlam. 

©eit bet gelt batte bet Sauet leine tubige ©tunbe mebt ln 
feinem $aufe; et feuftfe unb weinte, mochte webet ejfen noch 
ttinlen, unb tonnte bei Stacht lein Singe jufun. ©a btang feine 
grau fo lange in ihn, bis et ihr enblicb geffanb, baf et baSÄinb, 
welches fie belommen werbe, bem Seufel »erfproeben unb »er/ 
fchtieben habe. 

©a betete bie grau bei Sag unb Stacht unb weinte unb {am/ 

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imtte, uni) al$ Mc Seif fam, wo (ie tf)r Äinb gebären foHte, 
ging fie tu einem geifftic^en #ettn in$ Slofier unb Sagte bem 
ihre 9iof. Sa behelf ber ©eiffliche bie grau im Slojler nnb 
trbjlete fie; unb ol$ fie hier einen 6of>n geboren baffe, weihte 
fie ihn bem Sienfie ©offe$ nnb feiner Äircbe nnb tief ihn tu# 
rüd ln bem Slofier. 

$ier würbe ber Änabe nun frfifj jn allem ©uten angebalfen, 
nnb war fo fromm unb brat), bafj ber ©5fe feine ©ewalt über 
ihn baffe, ©o wucb$ er betau unb würbe fcbliefjlicb tum iprie# 
fter geweiht. @be er aber feine erfle heilige SReffe la$, muffe 
et ben ©cbeln holen, auf weichem ihn fein SSafer bem Seufel ber# 
fchrieben baffe. St machte fleh alfo auf ben fffieg tut £>ölle. SBie 
er nun mufterfeelenalleln burch einen grofen 5S3atb ging, fam 
er tu einer pfiffe, babor faf ein SKann bon fürchterlichem 2Ju$# 
feben. Ser fprimi&ianf ging beberjf auf ihn tu unb fragte ihn 
um ben 2Beg tut £öüe. „Su biff fchon recht," anfworfefe ber 
SRann, „aber wenn bu binfommfi, fchau’ bich auch nach bem 
fptafc um, ben bet £öpbl botf befommen foü — ba$ bin ich — 
unb frag’, ob mir noch tu helfen fei; wenn nicht, will ich ju guter 
iefjf fo biele SRenfchen erfchlagen, al$ ich in blefe$ 2lpfeläfitben 
noch Äerben einfcbnelben fann; fo bielÄerben hier finb, fo biel 
SRenfchen bab’ ich fchon gemorbef;" unb babei wie$ er ihm ein 
Sachen, welche^ auf allen hier ©eifen eingefetbf war. 

Sa ging ber iunge ^rieflet feinet SBege$ weifet unb fam enb# 
lieh an eine allmächtig grofe eiferne £ür, ba$ war bo$ erfle 
^öllenfor. St feblug mif feinem Äreuje baran unb läufefe mit 
ber geweihten ©lode, ba fprang e$ auf, unb Sujifer, bet £>berjle 
ber böfen ©eifler, trat hetbor unb fragte ihn, wa$ er wolle. 
211$ ber fprlefier ihm fein 95egebren gefagf batte, pfiff £ujtfet, 
unb al$balb erfchien ein grofer Raufen fchwarjer SRännlein, 
bie fragte er, ob einer unter ihnen bie SBetfcbreibung habe. 
Sflein, ba war feiner, ber fie hafte. 

Sa tog ber ^rieflet weiter bi$ an ein jweife$ £öKentor, flopffe 
mit bem Äreute an unb läutete, baf$ e$ auffprang, unb al$balb 
erfchien £utifer auch hier unb fragte nach feinem Begehren. 
Unb naebbem er e$ ihm gefagf batte, pfiff ber Cberteufel aber# 

235 


A 


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maW eine» Raufen fchwarjet SRännlein tufammen unb hieß 
flc einen nach bem anbetn Siebe fielen; aber «He flauten hoch 
unb teuer, fie fennten ben SRenfcben nicht unb wüßten nic^tö 
eon einer folgen Unterfchrift. 

©o mußte er tum britten 5?öKentot elngeben, unb nacbbem 
£njlfer hier einen britten Raufen armer Seufel berbelgepfijfen 
unb fchon faft burchgefragf butte, tarn jule&t noch einer {um 
©orfcbein, ein bucfliger 3figet, bet batte bie SSerfchteibung. 
Sllübalb befahl ifjnt bet Oberteufel, fie berau^u geben; er aber 
fptacb: „€bet foß mich eine Ärott (Äcöfe) fteffen, eb’ icb ba$ 
tue." ©a brobfe ibm Sujifet unb fagte: „@ibfi bu nicht auf bet 
©teile ben Slamen betaut, fo wirf? bu in ba$ 93ett gelegt, bad 
föt ben Räuber $öt)bl baflebt!" Unb babei zeigte et auf ein 
leeret ©eff, baö beftanb au$ lauter geuer unb flammen. 
3e|t gab ber bucöige 3äger fcbneU bie Unterfcbrift b«, unb ber 
«Primijiant nahm fie an (ich; ehe er aber ging, fragte er noch 
ben oberjien bet Seufel: „Äann benn ber arme ©finber, für 
ben ba$ SBetf befiimmt i|i, nicht hoch noch felig werben?" ©arauf 
erwiberte bet Seufel: „3a, bem wäre wohl noch ju helfen, baß 
er ju ©naben angenommen würbe." 

©er ^rieflet machte fleh nun auf ben Rficfweg unb tarn wieber 
in ben ©ulb tu bem SNötbet. SUlö er tbm erjählte, me er in 
ber £5He gebürt unb gefeben butte, ba traten bem argen ©fitu 
bet bie ©ränen in bie Slugen unb er fprach feufjenb: „Olafe mit, 
wa$ foQ ich tun, baß mit ber §ett meine ferneren ©ünben tim 
gibt?" ©er ^rieftet ergriff baü 3Jpfelä|i<ben, fledte ee in bie 
grüne SBtefe eor ber pfiffe unb fagfe: „Änte baoor nlebet unb 
bete fo lange, bW ich meine etfie heilige 3Reffe gelefen bube unb 
wieberfomme." ©er Räuber entließ alübalb feine ©efeOeu unb 
tat wie ber ipriefier ihm befohlen butte, ©er ipriejier aber ging 
beim, hielt feine iprlmij unb oetgaß ben SKann im ÖBalbe. 
©leben gubte »ergingen, ba träumte er eineü Siachtü oon ihm, 
unb am nächfien Sage wanberfe et wieber hinauf in ben ©alb, 
ben Räuber £öpbl aufjufuchen. ©a fanb er ihn bi$ an ben 
ielb in bie <Srbe oerfunlen, $aate unb 95arf bebeeften fafl fein 
ganteü ©efichf, unb fein ©ewunb flatterte in geben, ©u$ Äfl# 

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eben abet war ju einem ©üumcben etwacbfen unb ttug golbene 
«Äpfel. SKun ^öcte ec bem armen Sünber ©eicht unb teilte ihm 
t>en Selb be$ £ertn, nnt> fogleich fanf bet Slüubet jufammen 
nnb war cot; feine ertöfle Seele trennte (ich eom ieibe nnb fttbt 
gen Fimmel. Unb non bem ©dummen fielen bie golbenen 
«Apfel, febet mit einem „©etgeltfgoft", betab unb flogen aW 
weife Sdubcfien baeon; e$ waren bie Seelen betet, bie bet 
§bs>bl erfragen fyatte. 


Die fcerttmnfcfyte 

i wac einmal ein ©afet, bet 1)atte 
einen Sohn, «pefet biefj et, bem ge# 
fiel e$ nicht ju £aug, et fotbette 
beö^alb fein erbfeil, ba$ waren 
jwanjig £aler, unb ging bamit in 
bie weife ©elf. ©ec ©urfebe fyatte 
aber ein mitleibigeä £ers unb fühlte, 
wa$ teebf unb unteebf war unb half, 
wo et bdfen fonnte. einmal tarn 
et eor einem ©otfe an, ba fanb et einen toten Sftenfcben, unb ni<bf 
weif baeon pflügte ein ©auet. ipefet ging ju bem ©auern 
unb fragte, watum bet Sftenfcb nicht begraben wütbe. ©ec 
©auet antwortete, bet £ofe fei atm, unb ba$ ©orf bube ibn 
nicht begraben laffen, weil baä wa$ fofie; be^hutb wüte et 
babin gebracht, unb bie ©bgel unb gfichfe bitten ihn übet futj 
ober lang hoch geftejfen, bafj et wegfüme. ©a$ bauerte ijJetet 
in bet Seele, unb et fragte fogleich, wa$ bie ©eetbigung wobl 
fofie? ©et ©auet antwortete: „So gegen jwanjig ©aler." 
©a ging ipefet jum Schulen, gab ibm jwanjig Salet unb 
befahl, man folleben Soten baeon begraben, bet eot bem ©otfe 
lüge; unb ba$ gefchab auch. St felbfl blieb fo lange im ©otfe, 
begleitete bie £ei<be, unb bann reifte et weitet. 9Bie et jum 
©otfe hinauf unb eine furje Stcecfe fotfgegangen war, fam 
ein ©ann hinter ihm her, fing ein Sefptüch mit ihm an unb 

237 



Die 



fagte, et wolle mit lf>m wanbetn. SDag lieg ft cf) «Peter wohl 
gefallen, benn bet SJJann fab fo gut unb brao aus, bag et ihn 
gleich liebgetoann unb flcb freute, bag et einen fo waderen Weife# 
gefäbrfen gefunben butte, ©cbon waren fle mehrere SBocben mit# 
einanbet gereift unb batten flcb atleg etjäblt, wag fle auf bem £erjen 
batten, ba tarnen fle in eine ©tabt, batin waten aOe Käufer 
fcbwarj behängt, unb oben im Schlöffe webte eine fcbwatje 
gabne, &um Seicben bet Stauet, ipefer fragte, warum bag wäre. 
SDie beute antworteten: Sie liebe gute iprlnjeffln wäre eon 
einem Serggeifte eetjaubett, wäre ben Sag übet ftiQ unb in 
flcb gefebrf, bisweilen aber fo b&fe, bag fle alleg jetfcblfige unb 
umbräcbfe, wag ibt Ing ©ebege fäme; unb iumal wäre bet ein 
Jtinb begSobeg, bet eg wage, fle ju erlbfen, wenn et bag Wätfel, 
bag fle ibm aufgebe, nicht erraten fbnne. SJtele böbfcbe fptinjen 
hätten butcb fle fcbon ihren Sob gefunben, unb auch mancher 
' anbere btaoe 2funge wäre burcb fle umg beben gefommen, fo 
bag flcb feit einem 3abr feiner gefunben hätte, bet fle hätte et# 
löfen wollen, unb hoch wäre eg fo ein föftneg unb guteg ©läb# 
eben gewefen unb fei eg auch noch, ©a fagfe ipefet ju feinem 
Äametaben : „©oll ich einmal mein £ell oetfueben, wag meinfl btt, 
foH icb’g, wagen? ©ferbe icb, fo fletbe leb für eine gute ©acbe; 
geling t’g, fo fönnfe ihr unb mir fein grftgereg ©löd wiber# 
fahren." ©ein Samerab fagfe: „Su’g nur, icb will bir beifleben; 
unb bamit bu glaubfl, bag icb oermag, fo will icb bir fagen, 
bag icb nicht ein SRenfcb bin, fonbern bet ©elf! oon bem, ben 
bu botf imSDorfe bafi beerbigen laffen; ich weig SKittel genug, 
bag bu bebt SBorbaben gtöcüic^ augfübten fannfl. @eb alfo 
jum Äbnig unb fage, bu wotlefl bie ^rinjeffln etlbfen. St 
wirb eg recht gerne feben unb blcb reich befebenfen, wenn bu 
eg eoHbringfl." $eter ging alfo jum Äönig, lieg flcb anmelben 
unb würbe oorgelaffen. 9llg et nun fagfe, wag er woKe, fpracb 
bet Äönig: „«Kein lieber junger SDJann, ba bafl bu bir etwag 
©cbwereg oorgenommen. SBebenfe, eg foflet beln Heben, wenn 
eg bir nicht gelingt, meine Socbfer ju retten, ©ie bringt bicb 
auf ber ©feile um, wenn bu nicht bag Wätfei ertätfl, bag fle 
bir aufgibf." — ,,©ag tut niebtg," fagfe fpetet, ich wiU’g eer# 

2S8 


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fucfcen, ei mag mir gegen, »ie’i will." — ,,©o fomm morgen 
wiebet," fprac^ bet Äönig, „tcg »ItPi meiner Joegter fagen." 
0tauf ging $efer »ieber jurfiel naeg feinem SBirtigaufe, wo 
fein Äamerab anf ign »artete. StB er tgm t>ie Stnftoorf bei 
Äönigi erjäglfe, fpracg fein Äamerab: „Sag ei nur Slbenb 
unb jegn Ugt »erben, bann »itt icg’i fcgon machen. ©ii bagtn 
fag’ feinem, »ai bu eotgafl nnb fei nur guten Sföufei. 0u er# 
Ibfl ble SJtinjeffln, baför tag mtcg forgen." ©ie liegen ficg’i nun 
wogt fein, gingen miteinanber aui unb befagen fieg bie ©tabt 
unb aöei SRerftoürbige barte, erfunbigten flcg aueg, »o flcg ble 
tprtajeffin aufgielt unb »elegei bie genfier oon igrem ©cglaf# 
jimmer wären, gingen bann ttieber nacg igrem SBirtigaui, 
agen ju Stbenb unb befpraegen ft cf), bii ei jegn feglug. 0a gölte 
tpeteri Dleifegefägrte eine Äcufe unb ein paar groge gitf lege aui 
feinem getteifen unb eine recgt fegtanfe, eiferne SKute. ?efer 
mugte flcg nun auijiegen, ber Seift beftrieg igm feine ©egultern 
mit ber ©atbe, ble in ber Ärufe war, unb fegte igm bie gitficge an. 
0ann fagte er: „Sfton flieg’ gin naeg ber «prinieffln igrem Äam# 
merfenfler unb pag auf, wenn fle getauifommt; bann gaue 
fle mit betüKufe immerju, flieg’bagin, wogin fle fliegt unb fcgteicg’ 
ba mit gineln, »o fle gineingegf. 0ann oerfrieeg’ bieg unb göre 
ju, »ai ber ©erggeift fagt. ©ie wirb tgm aßei fagen unb ign 
bann aueg fragen, »ai fle bir ju raten aufgeben fott. 0ann gib 
genau Steg t unb fei ffiCt." Stti bem ißetet bie flöget angewaegfen 
waren, maegte ber Seift bai genfler auf unb fagte: „Dtücfwärti 
mugt bn ber fßrinieffte ebenfo folgen, bii fle »ieber in igt genfler 
gineingeftogen ifi"3lun friegte^eter bieeiferneütutein bie^anb, 
flog jum genfler ginaui, öber bie ©tobt »eg naeg bem genfler 
ber ^rtaieffte. 0a fag et fle, »ie fle aueg gtöget angatte unb 
im Sintmer gin unb ger rannte, ati wenn fle niegt reegt ftug 
wäre. €r lieg flcg aufi Sefimfe nieber unb wartete bii fle ger# 
auifam. ©owie ei elf fegtug, maegte fle bai genfler auf unb 
flog fort, tpeter ginterger unb gölte fle aueg halb ein, unb fing 
an fle gan$ erbärmlicg ju prügeln, bag ei ign fetbfl bauerte. 
0oeg ging’i niegt anberi, er mugte gegoregen, wenn igm aueg 
fein #er& blutete. Snbtieg tarnen fle an einen gogen gtogen ©erg, 

239 


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bet tat fl<$ auf, unb bette flogen hinein. „Sßun muf ich «bet eor# 
flchtig fein/' bachte ipeter unb fchlich fleh mit in ben großen ©aal, 
»o an bet löte ein grofer ailtat toat. Eintet bem üiltat eer# 
fletfte et fleh, bamif et alles hbten nnb auch gleich (ReifauS neh# 
men lonnfe, wenn’S fchlimm würbe, obet wenn’S Seit war. ©ie 
^tinjeffln lief auf ben ©erggeifl ju unb et nahm fle in ben 9lrm. 
€S wat ein alter SRann mit flhneeweifem 95arf, hatte Slugen 
im Äopf, bie glühten wie geuerlohlen, babei wat fein ganjeS 
SEBefen fo grimmig unb gefährlich, baf liefet otbentlich gurcht 
befam unb eS ihn anflng ju gereuen, ©och burfte et fleh nicht 
röhren, et tonnte fo nicht wiebet hinauf, ©ie £ür wat wiebet 
weg unb ein grofet Reifen lag ba, wo fle gewefen wat. Gnblich 
fagte bet ©ergeifl ju bet iprinjeffln: „©ifl lange nicht bage# 
wefen, hafl lange leinen umgebrachf, hafl bich lange nicht Ihn# 
nen am ©lute beinet Grlöfer freuen. 3fl alfo wiebet ein SBogel 
ins @atn gegangen?" — „3a," antwortete fle. „@S ifl wieber 
einet ba, aber nur ein gewöhnlicher SDlenfch, lein $rinj, @raf 
obet 9fbUger. ©taufen ifl aber ein gewaltig flarleS Hagelwetter, 
fleh het, mein hoher @eifl, wie ich jertlffen unb jerfchlagen bin 
oon ben £agelflücfen," unb baS ©lut flof an ihr nieber. „£ut 
nichts," fagte bet ©erggeifl, beflo mehr muff bu beinen üRen# 
fchen peinigen, beflo mehr greube muff bu an feinem ©lute 
haben, beflo mehr muff bu baeon ftinfen, beflo eher wirfl bu 
für mich fein unb mein eigen." — „ÖBaS foH ich ihn» abet föt 
ein Dlätfel aufgeben, wotan foH ich benten?" fagte bie iptln# 
leffln. „©enfe an beineS ©aterS welfeS Slof," antwortete bet 
©erggeifl. „3fl gut," fagte bie iprinjeffln unb bat: „£af mich 
hinaus, benn eS ifl bteioiertel auf jwölf, ich habe noch weit ju 
fliegen, bu weift, bie jwölf tommt bolb heran." ©et ©erggeifl 
öffnete, bie (prinjeffln machte fleh wiebet fort, unb ip etet hinter# 
brein, unb braufen in bet £uft ging baS ©chlagen wiebet (öS, 
bis jum Äammerfenfler, ©ie iprinjeffln flog hinein, ipetet nach 
£auS unb (egte feine Sittiche ab unb ging $u ©etf. ©ein Äame# 
tab fchlief fchon, hatte ihm abet »orhet gefagf, et folle bie gif# 
tiche ootflehtig abnehmen unb fle wieber in baS geOetfen (egen, 
abet jufehen, baf et leine gebet Inicfe. ©aS tat ?eter auch, 


240 



ttnb banacb fcblief er biö jurn «Morgen. 3lm «Morgen (taub et 
auf, jog ficb bö&ftb an, frü^flöcfte bann auch gehörig mit 
feinem Äameraben URb ging barauf nach bem ©cbloffe. Dorf 
würbe er ju bet «ptiRjefflR geführt; f!e faß iR eiRCRt fcbönen 
3immet auf eincRt fleinen ©ofa unb fab rec^f betrübt «u$, war 
«bet ein attecliebffe^ «M5bcben. 3bt Sluge war fo f«Rft ur 5 gut, 
fie fetbfl war Riebt grob uub fiarf, foRbetR feiR URb fcietlicb ge# 
baut; man ttrtRte ihr gar Riebt *u, bafj fie feboR jemanben 
«mgebtöcbt bitte, URb boeb waren feboR ReuR «Mannsleute bureb 
fie um$ Sehen gelommen. 2HS ipefer beteiRtrat iR ihre ©tube, 
fianb fie gleich auf unb farn auf ibR ju unb fagfe iR einem 
freuRbliebeR ©one: „2llfo bu willfi mich etlöfeR. Silber weift bu 
aaeb, baf e$ beiR Sehen fofiet, toeRR bu mein Stätfel Riebt er# 
rätfi?" — „3a," fagfe er, „icb will eS eetfueben, muf icb b«RR 
fierben, fo »Ul icb getRe für bicb fierbeR. ©enn bu bifl fo febön 
URb gut uub fo lieb, baf icb getRe für bicb beR ©ob leibe, ©ag’ 
mit alfo beiR Staffel." — „2flfo folf $ feiR, «Rttoortete fie ganj 
traurig uub bie Sräueu trateu ibt iR bie Slugen. ©ie fam Räber 
URb fagfe: „©ubauerfi mich, ©oeb ba bue$ nic^t anbetS willfi, 
fo höre: ©ag’ mir, woran icb iefcf benfe."— ,,©a$ ifl Riebt febwer 
ju fageu," antwortete ipetet; „iptinjeffin, 3bt benft je&f an 
@ure$ SSafet weifet ipfetb." ©ie sprinjeffin würbe leicbenblaf 
unb fagfe: ,,©u bafi e$ erraten. ©a$ @lücf möge bir ferner 
günfiig fein. Äomm ntorgen wieber. SBenn bu mich etlöfefi, 
follfi bu löniglicb belohnt werben." ipeter oerbeugte ficb unb 
ging, ©eu ©ag ©erbrachte et wieber mit feinem Steifegefäbtten 
unb war guter ©inge unb abenbS ging t& ebenfo, wie ba$ erfie 
SMal, nur baf «Peter bleömal jwei eiferne Stuten, in }ebe £«nb 
eine, befam, womit et bie armeSPrinieffin prügeln muffe, ©oeb 
als fie &u bem $erge famen unb in ben ©aal ^incinftafen, 
ba war ber Staunt bellet erleuchtet alö am ülbenb juoor, unb 
in ber SDHffe war bet «Monb, ber alleö mit feinem Sicht über# 
gof, unb auf bem Stlfar lag ein gtofet flächiger gifeb. Slm 
Slbenb oorber fianben blof einige ©ferne an ber ©eefe, unb bet 
Slltar war leer. 311$ bie sprinjefftn wiebet binelntraf unb blutet 
ibr ipefer ficb bineingefcblicbcn batte, fcblof ficb öie ©ür; bie 

10 äRAtdjen feit (Brimm 241 


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fPrinjeffln ging auf bem 8erggelft ju, bet auf einet 9lrf Jhton 
faß, unb fagte: „£>ohec @ctff, unfer etfJeö Diätfel §at bet 9Rann 
erraten. 2Bag fagfl bu baju?" — „©ag gebt nicht mit rechten 
©ingen ju. Sine geheime DRachf waltet ^Icc, bie mit unb bit 
juwiber ifl. ©iegmal foß et’g aber nicht erraten. ©iegmal foHfl 
bu an beineg Sßaterg ©chlachtfchwert benfen." — „®uf," fagte 
bie «prinjeffitt; „bet Slug hat »icber eiel ©lut gefoflet, eg h Adelte 
biefe Sßacht fthlimmet noch alg bie »orige, fieh, wie ich Mute, 
albet wenn et bag Staffel nicht errät, fo fofl er burch meinet 
SBaferö ©chlachtfchwert ff erben, bar auf »erlab bich-"— „Jue alfo, 
meine Xochfer; nun geh unb mach’ beine ©ache gut, fag’ aber 
feinem bag Diätfel," unb bamif ging fle fort, unb ipefer hinter# 
her; auf bem 3Bege befam fte »lebet ihre regelrechten ©chläge, 
big fie jum Scnffer hinein »ar, unb unfer ipeter flog nach $aug, 
tat feine Sittiche ab unb legte fleh Ing 95eff. Slm anbern 9Ror# 
gen ging er »lebet ju ber ^rtnjeffin, unb fle empfing ihn ebenfo, 
»ie am »origen Jage, ©iegmal aber lag fchon bag ©flacht# 
fthwerf ihteö Safere auf bem Jifche unb hatte noch SBlutffecfen. 
9Hg et hereintrat, fragte fle gleich: „2ln wag benfe ich?" — //3t» 
bag ©chlachtfchwert Sureg 23aterg, gnäbige ^rinjeffln." ©a 
fanf fle jurücf auf bag ©ofa unb flammelte: „Srraten! SRorgen 
fomm »lebet. ©ag ©lücf rnbge bir noch einmal beiflehen, bann 
»irb alle# gut." ©amit ging IjJeter »ieber »eg unb braute 
feinem Äameraben bie Dlachrichf, bah er bag jweite Diätfel auch 
erraten hätte. 33eibe machten fleh einen eergnögfen Jag, big eg 
bunfel »urbe, afjen bann jufammen, unb ipetetg Äamerab fagte, 
»ie eg gegen jehn hinfam: „©iefe Dlacht hafl bu noch ein fchweteg 
©tuet »or bir. ©iegmal befommfl bu jwei eiferne Dluten, womit 
bu biefprinjeffln prügeln muff, unb ein jwetfchneibigeä ©chwerf, 
mit bem muht bu bem 85erggeifl ben Äopf abhauen. Dlimm bich 
aber in acht, wenn bu in feinen ©aal fommff, bah er bich nicht 
fleht, benn eg wirb biegmal fo h«ö barin fein »ie am Jage, unb 
bu »irfl DRühe haben, bich Mt ihm ju »erbergen. 2fch werbe bich 
aber begleiten, unb, wenn bu in Slot biff, fchfifcen. #ab’ nur 
guten SDluf. Sule^t wirb er mit hetauggehen, fowie er aber 9lb# 
fchieb eom bet iprinieffln genommen i)at »nb in ben SSerg ju# 

242 


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rüdgeben »iß, fo baue if)m ben Äopf ab unb nimm ben mit." 
Sillen gef#ab fo. liefet bin nach bet fprtnieffln ihrem Staat* 
merfenfler; um elf Uhr farn fle beraub; er bahntet ber uub 
peitf #te fle ganj erbärmli# bi$ in ben ©erg hinein. 911$ fle mit# 
einanber in ben großen ©aal bineintrafen, ba flanb bie ©onne 
an ber Seele nnb aße$ toar fo bell wie am Zage; auf bem 9tlfare 
tag bet flacbtige gif# unb flanb ein feurige$ Stab, boeb hinter 
bem 9ttfar toar aße$ bunfel, bort eerjledte fl# ipefet gleich. 
Sie Ißrin&effin ging eilig $u bem ©erggeijl, warf fl# ihm an 
ben Hul$ unb fagte wie in ©erjweiflung: „QBieber erraten!" — 
„Sa$ ijl f#limm / " fagte ber; „fo bente bie$mat an mein Huupt. 
Saran fann fein ©terbli#er benfen, am wenigjlen ein SRenf#." 
— «Ob/" fugte fle, „wie bin i# bie$mal |erfleif#f eon bem 
für#terli#en Hagelwetter, ©ieb meinen SXÖcten, meine 9ltme* 
mein fyaupt, i# triefe oon ©lut." — „Su bauerfl mi#, atme$ 
Äinb," fagte ber ©erggeijl. „Sie$ ijl eine hurte iprobe. 3e§f 
geh’ unb habe bi# in bem ©lute be$ ©#änbli#en. 3# »erbe 
mit blr fein, re#ne uuf ml#; morgen bin i# unfl#tbat bei bir. 
Sie$mal foß’$ ihm nl#t gelingen, baß er ba$ Süffel errät," 
unb fo begleitete er fle hinauf. 911$ er jurüd wollte, f#lug ihm 
«Peter mit einem Hiebe ba$ Haupt ub, faßte e$ an ben Huuren 
unb flog ber iprin^effln na# unb walfte au# bie no# einmal 
gefäbtli# bur#, bi$ oor ihr genfler. Sann ma#fe et fl# na# 
Hau$ unb legte fl# in bie gebet« unb freute fl# im oorau$, baß 
er feinen SBitlen friegte. St f#lief wieber prä#fig, unb am 
anbetn SRorgen ma#fe er fl# wieber jute#t, nahm ben Äopf 
be$ ©erggetjle$, »idelte ihn in fein ©#nupftu# unb ging auf$ 
@#loß. 911$ er bie$mal ju ber fprinjefftn in ba$ Simmet trat, 
war bie iprin^effln ganj blaß oor ©#teden unb wußte ni#t, 
ob fle ihm ba$ Sätfel fagen foHte ober ni#f. Sa fpra# ipefer: 
„©näbige tprinjeffln, fyeate fomm’ i# jum lebten «Wale, fagt 
mir Suer Sätfel, bumit i# e$ errate ober jlerbe." Unb bie SPrin# 
jefjln fragte mit jiftember ©timme, al$ wenn #t Sob ober 
ieben baoon abbing: „SBoran benfe i#?" Ohne ju antworten 
fnüpffe er ba$ Saf#entu# auf unb fegte ba$ Huupt be$ ©erg# 
geijie$ auf ihren Sif#. Sa rief bie iprinjeffln: „SReln ßrlbfet!" 



unb jUc|te igm ohnmächtig in Me 9ltme. St legte fte aufS 
(Sofa unb fllngelte. StflSbalb famen JBebiente, unb bet Sönig 
»utbe geholt unb bie SHrjte, unb all bie iptinjeffln »lebet ju flcg 
fam, gab bet Äönig feine Sottet bem ipeter |ut grau. ©arauf 
fagte ipeter, et mfiffe abet erji einmal nach feinem ©irtSgaufe. 
Sä »utbe nun gleich Mn großer ©agen mit fecgS prächtigen 
gerben angefpannt, unb bet IjJetec »utbe ^ittdefa^cen. -Da 
fam ihm fein Äametab ln bet £ür fcgon entgegen, half auS 
bem ©agen, unb fit dingen miteinanbet oben auf ihre (Stube, 
unb bort fagte bet SKeifegefägtte ju ?p eter: „®enn bu nun mit 
beiner grau ju Sßette geben »iüff, fo laß, ohne baß fie etwas 
baoon »elf, eine große ©anne mit ©affet bot euer 95ett fegen, 
unb »enn fie biefe 9lacgt auffptingt unb fort »iH, fo fptingf 
fie in bie ©anne mit ©affet, bann taucbe fie gleich nnter, bann 
»itb ein 9tabe batan^ fommen unb fottfliegen, bann tauche 
fie nochmals unter, fo »itb eine £aube heraus fommen unb 
fleh auf beine (Schultet fegen, bann fauche fie nochmals unter 
baS ©affet, bann »itb bie ißrin$effin in ihrer porigen Gagels* 
fegönheit unb gtömmigfeif batauS hetauffleigen, bann fäffe 
fie breimal unb fei glficflich mit ihr, bu »itfl bann nach bem 
©obe beS alten ÄönigS Äönig »erben. 9hm leb »ohl, fegt gafl 
bu mich nicht mehr nötig; ich oetlaffe bieg fegt unb bie ©eit. 
©eine ©cgulb, glaube ich, gab* ich bit be&aglf. ieb »ogl unb 
fei glöcöichl" ©anaeg »atet oerfegwunben, ipefer fegte fleh i» 
feinen ©agen unb »at fegt traurig über ben Slbfcgteb pon 
feinem Äameraben, unb fugt bann iutfief nach bem fönig* 
liegen ipalafl. $ iet befolgte er aKeS getreulich, »öS igm fein 
©efägrte gefagt gatte, unb eS fam auch alles fo; et »utbe fo 
glMicg mit feiner grau »ie ein Äönig, unb fpätet ifl er auch 
Äönig geworben unb gat fein $anb gut regiert bis an fein feligeS 
Snbe. 


244 


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©e$ £oten ©an! 


t war einmal ein teilet Äaufmann, 
bet butte einen einzigen ®obn unb 
bunbelfe über ©ee. 211$ ec nun ein 
alter SRann geworben war unb ihm 
ba$ Keifen ju befcbwerlicb eorfam, 
baebfe er, ec fbnne e$ bo<^ wohl mit 
feinem ©obn probieren unb ihn ein# 
mal flaff feiner fortfebiefen. 

Ser junge Saufmann$fobn befam 
ein fcb&ne$ ©ebiff eoll ©aren unb feilte bamif in Snglanb 
fein ©lücf oerfueben; al$ et aber bie Keife antreten follfe, fpra<b 
er: „23afer, icb förebfe mich aber »or ben ©eeraubern." — „23or 
benen braucbfl bu feine 2lngfl ju buben," ertoiberfe ber alte 
Kaufmann, ich fenne fle alle, benn ich bin febon oft auf bem 
©ujfer bei ihnen gewefen unb bube ihnen jebe$mal ein gufe$ 
Srinfgelb gegeben; ich gebe bir einen 95rief mit, ben braucbfl 
bu ihnen blojj ju jeigen, ba toetben fle bir nichts tun." 

©et ©ohn fuhr nun nach Snglanb unb hutfe halb feine £abung 
mit gutem ©ewinn eerfauft. 211$ er eine$ 2lbenb$ in einem 
@aflbau$ in Sonbon einfehrte, gab e$ einen gtofjen 21uflauf; 
ba fragte er, wa$ benn ba$ fei; jo fpracb ber ©aflwirt: „6$ ifl 
ein Kaufmann geflorben, ber hut fehc eiele ©ebutben hi nfer* 
laffen, unb toirb nun, wie e$ \)kt ber brauch ifl, ln ber ©fabt 
herumgefcbleiff." ©a$ tat bem jungen Saufmann in ber ©eele 
leib unb et fragte, ob ber atme SKenfch nicht etlöfl werben fönne. 
„2fa," antwortete ber ©irt, „wenn jemanb feine ©cbulben be* 
jahlf." ©a fagfe ber Saufmann$fobn: ,,©o will ich e$ tun," 
ging hin, erfunbigfe fleh nach ber ©röfje ber ©cfjulb unb be* 
jahlfe fle unb lieh ben ©ofen al$ einen (Shriflenmenfcben be# 
graben; fein ©elb aber ging all barauf. 

211$ er nach £aufe fam unb bem SSafer erzählte, wo er ba$ ©elb 
gelaffen hätte, machte ber S3afet ein lange$ ©eflcbf unb fagfe: 
,,©ie$mal wiH icb’$ bir noch bingeben laffen, aber maebff bu 
mtr’$ noch einmal fo, fo fomm mir nicht wieber unter bie 

245 





Digitiz 



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Siugcit." SHg ein 3«bt Return war, fliehe et ihn wieget mit 
einem eoO ffiaten na# (England 3llg bet junge Äanf* 
mann auf bag ©affet fam, geriet et unter bie ©eeräubet. ©a 
et abet fein Schreiben eorwteg, würben ffe ganj fteunblicb, unb 
baten ihn, et möchte mit ihnen in ihr ©ebiff geben unb ffcb ba 
augfueben, mag et nut wolle. 

2Ug et nun in bem ©cbtffe alleg befebaut batte, gefiel ibm niebfg, 
alg ein wunbetfeböneg (Käbcben, bag batin wat. ©a fpracben 
bie Seeräuber, bie getabe fönne et nl(bt haben, bie bitten ffe 
geraubt unb bähten ffe um einen hoben $reig |u eerfaufen. 
©twlbetfe bet Saufmann, ffe müfften boeb ibr (Besprechen bal# 
fen. „3a," fagten ffe, „fo war’g nicht gemeint; wenn bu ung 
abet bein ©ebiff mit ©aten laffen wiHff, fo foKff bu ffe haben." 
©a befann ffcb bet Saufmanngfobn nicht lange unb willigte 
ein. ©ag ©äbeben wufte nicht ©orte tu ffnben oot lautet 
©lücffellgfeit unb ©anfbarfeit, baff ffe aug bet ©flaoerei er# 
teftet wat, unb alg bet junge Kaufmann ffe fragte, ob ffe feine 
grau werben möge, fagte ffe mit greuben ja, unb ffe teiffen 
miteinanbet in feine Heimat. 9llg ffe abet bott angeiangt waten, 
getraute et ffcb nicht, in feineg (Bafetg £aug ju geben. 

6t mietete ffcb ein ginunet bei einem SBefannten unb lieff nur 
feinet ©uffer heimlich fagen, et wäre ba. ©ie (Kutter war halb 
wiebet gut unb febiefte ben jungen (Eheleuten (Effen unb Selb, 
unb in einet guten ©tunbe trug ffe auch ihrem (Kann bie ©ache 
bot. ©et abet wollte niebfg mebt oon feinem ©ohne wlffen. 
©a gab bie junge grau ihrem (Kanne jebn ©ulben, et foQe bag 
unb jetteg bafür taufen, bemach fcbloff ffe ffcb mit ben Sachen, 
bie et geholt hafte, ein unb fagte, jefct müffe et ffe acht Jage lang 
allein laffen. 9Hg bie acht Jage herum waten, hatte ffe eine 
wunberfeböne ©ebabraefe geffieft, mit bet febiefte ffe ihn auf ben 
(Katff, et bürfe jle aber nicht anbetg geben alg für fünfbunbett 
©ulben. 

Sllg et auf bem (Karffe faff, blieb SHUeg ffeben unb betrachtete 
bie feböne ©ebabtaefe. Slucb bet alte Kaufmann fam, unb bie 
©ticferel gefiel ihm fo gut, baff et feinem ©obn gleich feebg# 
bunbetf ©ulben bafür bot; bet abet fagte: „©illff bu mich nicht, 

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fo follff tu auch Me ©cbabrade nicht haben," unb 6« auf 
Immer oorbei mit bet greunbfebaft. 2lig er nutt Me ©cbabrade 
an einen anbetn »erlauft batte, braute er feiner grau ba$ Selb 
unb er^lte ibr, wie iefjt alleg aud fei jtMfcben ibm unb feinem 
93afer. ©a mußte er ibr für jwanjig ©ulben ©acben holen unb 
fie eierjebnSage adeln (affen. SKäaber bie 3eif herum war, fagte 
fie ju ibm: „SHJat ich mit bir bei beinen Leuten, fo gebe jefct mit 
mit jn meinen Leuten." ©ie mieteten ficb auf ein ©ebiff ein, 
bie Junge grau aber holte eine gabne herbei, bie fle in ben eier# 
jebn Sagen gemacht unb toorein fle gefitdf butte, toer fle war 
unb n>ie eg ibr gegangen, ©ie gabne lief fle oben an ben SRafi 
nageln, bamit Jeber gleich feben linne, toer ba lomme. 

©ie Junge grau toar aber eigentlich eine Äbniggtocbtet. 3b* 
Säte r batte brei tounberfchSne Söcbfer gehabt, bie waren ihm 
alle brei gejloblen worben, unb feit brei 3abten feßon fegelten 
bed Äönigg ©ebiffe in ber ©eit umher unb fuchfen. ©olch ein 
©ebiff fam nun berangefebwommen unb fab bie gabne. @(eicß 
war ti ba. Unter großem Sieaftufen flieg bie iprinjeffin mit 
ihrem «Kann hinein unb rafch ging eg fort nach £au$ ju. 

©ie SBefeßigßabet beg ©cßiffg waren aber brei große ©bfewieß# 
ter, bie baffen ben £oßn für bie Srlöfung bet iprlnjefjin oiel 
lieber felber gehabt, unb fo würben fle eing, baß fle, aig eg bun# 
lei würbe, ben Jungen Kaufmann im ©chlafe beim SSopf nab# 
men nnb binuntertoarfen in bie ©ee. 2luf bem ©chiffe aber 
hieß eg, et fei eerunglüdt. 2lig bie (prinjeffin bag bitte, wollte 
fle ihm nachfpringen unb tief: ,,©enn bie ©ee meinen lieben 
SRann oerfchlungen bat, fo foH fle mich auch haben." ©ie ©chiffg# 
(eute aber hielten fle fefl, unb brachten fle $u bem alten Äönig. 
©er batte eine gar ju große greube unb fragte, wer benn feine 
Socßter erlbft habe? ,,©ag haben wir getan!" fagten bie SKörber, 
unb weil fle ber äbniggtoeßtet einen ©eßwur abgenommen 
batten, baß fie nichtg fagen burfte, fo würben fle große SRünnet 
irnSanb, unb bet reichfle oon ihnen folltebie^rinjeffln heiraten, 
©a fle fab, baß eg nicht anberg ging, bat fle fleh gäbe unb Sag 
gtlji aug, unb aig blegrifi um war, fagte fle, Jefjf wolle fle bet# 
raten, oorber aber müßte ißt Bräutigam bie brei SBrautjimmer 

247 


Digitizec 



nach ihren <3eban(en auSmalen (affen. <5S würben nun aus bet 
ganzen ®elt bte beften Scaler betbelgetufen, aber (einer tonnte 
eS t|c recht machen, immer fagte fte, iß fei nic^f nach ihren @e* 
banfen. 

©et ÄaufmannSfobn aber war nicht ertrunfen, fonbern hatte 
ba et ein rüfltger Schwimmet war, eine gute ©ftede über 
SBaffet gehalten. 211S et aber julefcf hoch ermattete unb am 23er* 
flnfen war, fab er plöblich einen groben weifen Schwan oot 
fleh; bet lief flcb an ben glügeln faffen unb brachte ibn auf eine 
3nfel. ©ann war et im Stu eerfchwunben. ©a lag nun ber junge 
Äanfmann unb batte junger unb ©urfl unb baebte : aeb wenn bu 
nur ein gufeä ©tücf ©raten unb einen ©Joppen SBein bäffeft! 
Unb noch batte et’S nicht fertig gebucht, ba flanb’S febon ba. 2US 
et ö^deffen unb geftunfen batte, wünfebte er ficb eine pfeife Saba(, 
unb gleich batte et (ie im «Kunbe. ©o lebte er fort, 2fabt unb 
Sag, unb af unb tranf, was et £uf batte, unb betrachtete 
bie weite SluSflcbf. Stach langer Seit enblicb fab er eines Borgens 
einen Aachen berantreiben, barin faf ein deines graues «Känn* 
eben. ©aS (am anS £anb unb tat febt oerwunbett, baf eS ihn 
fo mutterfeelenatleln auf ber Sfnfel antraf. ©er Kaufmann er* 
jäblte ihm fein ©cbidfal. ©a fagte baS «Kännchen: „SQBaS gibff 
bu mir, wenn ich bir helfe?" ©et Äaufmann gelobte ihm ju, 
er wolle ihm geben, was er unb feine grau im erften 3abre $u* 
fammen gewännen. „Stein," fagte baS «Kännchen, „ich will eS 
nicht gans haben, waS ift gewinnt, ich bin mit bet ^albfcheib 
juftieben." ©ann fragte eS ihn, ob er wohl £ufi buhe, £eb(ucben* 
bäcfer &u werben in einer grofen föhnen ©fabf ? ©er Junge 
Äaufmann oerftonb (ich jwar nicht auf bie ©ädetei, weil et (ich 
nie bamif abgegeben batte, hoch um nur einmal fortjufommen 
eon ber langweiligen Snfel, fagte er Ja. ©aS «Kännchen lief ihn 
nun in ben Stachen feigen unb brachte ihn weit weit fort in 
bie grofe föhne ©fabf unb führte ihn bis ju einem Sebfucben* 
bäder eor bie Sür, bet gerabe einen ©efellen nhtig hatte unb 
ben ÄaufmannSfobn beSwegen mit greuben annabm. ©et 
machte fleh gleich an bie 2lrbeif, unb bie Sache ging ihm fo gut 
eon ber §anb, baf man halb in ber ganzen ©fabt pon bem 

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gefehlten Mfuchenbäcfet fpcac^. S* fam auch oot ben Äönig, 
ber ließ ihn fornmen, unb ba et große* ©ohlgefaöen an ihm 
unb feinen Säcfereien fanb, fo fagte et: wenn er bie Mfuchen 
fo fc^ön malen fbnne mir SSilPer» unb 23er*lein, fo Wtrae er 
eielleichf auch feiner Sochter Me 3immer anomalen, wie fie e* 
haben wolle nach ihren ©ebanfen. 

<£t war gern bajn bereif unb malte bie brei Simmer, ein* 
frönet al* ba* anbete, unb in ba* britfe malte er an bie Seele, 
wie er bie Äönig*fochter erlöfl hatte unb wie er betrafen wot# 
ben war. 911* er fertig unb wieber nach $au* gegangen war, 
fam bie fprinjeffin mit bem ganjen £ofjiaate &ut 23eflchtigung. 
3m erffen Simmet (lugte fie, im jweiten fagte fie, e* wäre recht 
fo, aber al* fie im britten bie Silber fah, flürjte fie hin wie tot. 
2U* fie wieber tu fleh fam, fiel fie mit großem ©einen ihrem 
25ate t |u güßen unb fagte, ba* habe fein anberer gemalt, al* 
ihr wahrhaftiger Srlbfer unb rechter ©ernahl, unb länger fönne 
fie ben Schwur nicht halfen, unb fomif geflanb fie alle*. 
Zugleich aber fah ber Sönig, wie bie gan&e Sache in bem £im; 
mer abgemalt war, — fam in großen 3orn unb ließ bie falfchen 
©iener rabbrechen eon unten herauf. 3m Schloß aber gab 
e* ein große* ge|l, unb ba* ganje £anb mußte (ich miffreuen; 
ber Äaufmann*fohn hatte feine liebe grau wieber nnb ba* 
Äbnigreich baju. 

6r lebte non bem Sage an glMich unb in greuben; feine 
©fern würben auch heegeholf, unb feine gran gena* eine* 
Änäblein*, bei bem flanb ber alte Kaufmann ja ©eeaffer, unb 
e* wuch* heran ju einem wunberfchbnen fprinjlein. Sinfi an 
einem föhnen Sommertage gingen fie jufammen au*, unb 
eine «Kagb trug ihnen ba* Sinb; ba fam ihnen auf einmal ein 
fleine* graue* «Kännchen entgegen. „Äennji bn mich noch?" 
fragte ber Siebe. „®ewiß," fagte bet junge Äönig, „joHfe ich 
meinen Retter nicht mehr fennen! £)u fommfi flehet unb wlKfi 
beinen £ohn holen. 3a, alle* ®elb unb @uf foöfi bu haben, ba* 
wir in biefem 3ahre gewonnen haben." — „$abt ihr benn 
anber* nicht* gewonnen?" fragte ba* «Kännchen nnb wie* 
ingleich mit bem ginger auf ba* Sinb. 2H* er fo fprach, ba 

249 


X 


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(Hegen bem jungen Könige Me £aare ju 95erge bot ©Freden, 
©och bag «Kännchen nahm ihm algbatb ben ©fein bom^erjen 
unb fagte: ,,©el nut gefroff, ich »erlange webet bein (Selb ganj 
ober h«tb, noch bein Äinb. Slber weißt bu, wer ich bin? 3$ bin 
bet weiße Schwan, bet btch aug bet @ee ang Sanb gerettet bat, 
ich bin auch bet @eiß eon bem ©anne, beflen Seichnam btt frei* 
getauft unb ehrlich begraben haß* 9Hm fann ich fchlafen big 
jum jüngßen ©erichf." ©o fprach bag Heine graue «Kännchen 
unb »erfchwanb. 


bfaue 93anfc> 


g war einmal ein «Kann, bet war 
fef>r arm unb franf baju. 3llg er nun 
fühlte, baß er ßerben foKte, rief er 
feine grau an (ein 95 ett unb fprach 
$u ihr: „Siebe grau, ich fühle, baß 
eg mit mir $u (Snbe geht; nun würbe 
ich ruhig unb ohne ©orge ßerben, 
wenn ich t*»t wüßte, baß eg bir unb 
unferm §ang nach meinem ©obe 
gut ginge, geh euch nichts ^infcrtafTen, wag euch eor Slot 
frühen fönnte, aber wenn ich geworben bin, fo geh bu mit 
unfetm ©ohn ju meinem ©ruber, ber jenfeltg beg großen ©al* 
beg in einem SDotfe wohnt, ©ag iß ein wohlhabenbet «Kann, 
unb et iß immer brüberlich gegen mich geßnnt gewefen; bet 
wirb für euch forgen." ©arauf ßarb ber «Kamt; unb alg et be# 
graben war, begab bie grau ßch mit ihrem ©ohn auf ben ©eg 
ju bem ©ruber, wie ihr öerßorbenet «Kann ihr befohlen hatte* 
3tlg ße nun eine gute ©fteße gegangen waren, lag ba ein blaueg 
©anb am ©ege. $ang büßte ßch unb wollte eg aufnehmen, 
aber bie «Kutter fprach: „Saß boch bag alte ©anb liegen, wag 
wiKß bu bamif?" ©oth £ang bachte: „©er weiß, woju eg gut 
iß. 6$ wäre boch wirllich fchabe, wenn bag fchmuße ©anb f>ier 
liegen bliebe/ nahm eg alfo mit unb banb eg heimlich, bamit 

250 



oogie 


feine SKutfet e$ nicht gewagt würbe, unter feiner gacte um ben 
3ltm. ©a würbe er fo flart, baf niemanb, folange er ba$ 
SBanb trug, ihm etwa$ anijaben tonnte, unb alle ign fürchten 
muffen. 

SRun gingen fle weiter unb tarnen in ben gtofen SBalb, unb 
naebbem fle lange barin betumgewanberf waren, gelangten fle 
an eine $öfle. ©a flanb ein gebeefter Sifcb, befegf mit herrlichen 
©pelfen ln fübernen ©cbüffeln. $an$ fpradj: ,,©a fommen 
wir }ufl jut rechten Seit, mich hungerte febon lange; ich wiQ mich 
etfl einmal hier faff effen, ba$ gffen fefeinf gut ju fein." 9lun 
fegten fle fld) nieber unb afen unb tränten nach £erien$lufl. 
311$ fle eben fertig waren, tarn ber grofe Stiefe, bem ble $öble 
gehörte, nach #aufe; er war ganj freunblicb unb fpraef): ,,©a$ 
ifl recht, baf ihr febon jugelangt unb nicht erfl auf mich gewar# 
fet gabt; wenn’$ euch gier gefSUf, fo Want ihr gerne für immer 
bei mir in ber £öf>le bleiben; unb bu," fagfe er ja £anfen$ SRut# 
ter, fannjl meine grau werben." ©te grau fab bem Kiefen in$ 
©eflcgf, unb ba et ein gtofer, bübfeber SRann war, fo gewann 
fle ibn lieb, unb jagte Ja baju, unb fle blieben bei bem Stiefen 
in ber fytyte unb batten’ä gut bei tbm. 

$Bei ber Arbeit fab aber bet SRiefe halb, baf $an$ mefr Äraft 
batte al$ er; feitbem fürchtete unb baffe er ibn, unb eine$ 
£age$ fpracb er ju feiner grau: „Siebll bu wobl, wie flart #an$ 
ifl? St tann für un$ gefährlich werben, je älter et wirb unb fe 
mebt er an Äräften junimmf. ©ann tann e$ leicht fo weif fom* 
men, baf et un$ fotfcflägf, bamif er bie #öble allein bat, ober 
baf et un$ auch binau$iagf. SSBir müffen ibn beizeiten übet bie 
©eite febaffen." ©ie grau, ble gan| ln ben liefen eernarrt war, 
lief ficb bereben unb fagte : „ga, aber wie fangen wir e$ an, 
baf wir ibn lo$ werben?" — ,,©a$ ifl leicbf gemacht," anf# 
worfete ber Stiefe, „bu legjl bicb auf$ 35etf unb flellfl bicb tränt. 
SBenn bann 5?an$ fommf, fpricbfl bu $ u ibm, bu füblfefl bicb fo 
elenb, baf bu gewif jlerben würbefl, wenn er blr nicht einen 
Stunt brächte oon ber SDlilcb ber £bwin, bie hier nicht weit eon 
und ihre bat. Seht er bafin, fo werben ibn bie Bwen 
jerreifen." ©ie grau tat, wie ber Sliefe fle gebeifen batte, unb 

251 


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als $anS »ott bet 3«gb heimfam, lag ffe Im ©eff uttb ächfcte 
uttb wimmerte turn ©tdnerbatmen. „SRufter, waS iff bir?" 
fragte er erfchrocfen, „bu wirft mir bod) nicht fferben mtb mich 
hier in ber SBilbnlS bei bem Sfiefen tutficöaffen?" — „Sich mit 
mit ift’« aus," ffbhnte ffe, „nur etnS lann mit noch Reifen. SRir 
bat geträumt, wenn ich »on ber SRilch ber £öwln, bie bort brß# 
ben an bem ©erg Ihre fyöfyle hat, «ine« Srunl beläme, fo wßrbe 
ich wieber gefunb werben. SBenn bn mi<b Heb baff, fo hilf mir, 
bu biff fa fo ffarf unb fßrthfeff bich ni<bt." — „3a, liebe SRuffer," 
antwortete #anS, „itb will bir gern eon ber BRilch holt«, wenn 
icb bir bamit helfen lann." gr nahm alfo einen Stapf unb ging 
in bie $dbl* ber 2bwtn. ©ie lag ba mit ihren 3«ngen unb 
fSugte ffe. £anS legte bie 3»ngen beifeite tmb fing an tu mellen, 
baS litt bie Ebwin ganj ruhig. ©a aber (am ber alte £5we mit 
©ebrßO unb fiel #anS »on hinten an. Doch fchnefl wanbte 
£anS fleh um, nahm ben $alS beS £bwen unter ben Slrm unb 
brßefte ihn fo feff an f!<b, baß er jämmerlich tu winfeln anftng 
unb gant tahm würbe. ©a ließ £attS ihn loS. ©et £öwe legte 
fleh in bie Qde unb $anS moll weiter, bis bie ©chale eoB war. 
2ltö et nun bie £&hl* octließ, ftrang bie £öwin hinter ihm het 
mit ihren 3nngen, unb halb folgte ihnen auch ber alte Sbwe. 
©o lam et $u feiner SRutfer unb braute ihr bie SRBch; ffe et# 
fchral aber fo eor ben 25wen, baß ffe rief: „£attS, bringe boch bie 
wilben Siete hinauf, fonff ffetbe ich »or Slngff." ©a gingen bie 
Siere »on felbff hinauf, aber ffe legten ffch »or bie Sßr, unb wenn 
#anS hinaullam, fo prangen ffe auf ihn tu unb freuten ffch. 
©er DUefe unb feine Stau ärgerten ffch gewaltig, baß ihnen ihr 
Slnfchlag fo mißlungen war, ffe ließen ffch jeboch nichts merten 
unb taten freunblich gegen $anS. 3nSgeheim aber berat# 
fchlagten ffe, waS ffe nun tun fönnten, um ihn aus bem SBege 
tu räumen, ©er Stiefe hatte balb wieber etwas auSgehedt unb 
fagfe tu feiner Stau: ,,©u mußt bich wieber Iranf (feilen unb 
tu ihm fagen, bu wßrbeff ffetben, wenn bu nicht ein paar Sltpfel 
aus bem ©arten bet brei SKiefen belämff. SBenn er bahin geht, 
fo wirb er gant gewiß nicht wieberlommen." 

©efagt, getan, bie Stau legte fleh aufs ©ett unb gab wieber »or, 

-y 252 



fie fei (tan(, tief ihren Sof>n ju ft# unP fpra#: „dfcit hat ge# 
träumt: wenn i# ein paar eon Pen SÜpfeln effen Wnnte, Pie ln 
Pem Satten Pet Ptei (Kiefen warfen, fo wötPe l# »lePet ge# 
funP toetPen ; fonfi fßhle t#, muß i# jietPen." #ang fagte : „Siebe 
«Kutter, »eil Pit fo große (Rot Ptum ifi, fo will i# »ohl |u Pen 
(Riefen geben nnP Pit ein paar (Spfel bolen." 6t nahm einen 
Sad nnP machte fi# foglei# auf Pen ©eg, nnP Pie föwen fptan# 
gen ade hinter ihm Ptein. 6t ging geraPegwegg in Pen Satten 
unP pfifidte feinen ©ad eoll «Äpfel ; unP alg et Pag getan hatte, 
af et felbet auch einige, abet Panach oerfiel et fogleich in einen 
tiefen S#laf nnP fanf unter Pem Saume niePer. Sag {am 
allein non Pen Äpfeln, Pie Piefe Sraft hatten, ©äten nun nicht 
Pie treuen fhwen bei ihm gewefen, fo »at eg »Ohl um ihn ge# 
fchehn, Penn fogleich fißtmte ein großer (Riefe Pur# Pen Satten 
Pahet unP tief: „©et hat hier unfete (Spfel geflohlen?" #ang 
fchlief noch unP antwortete nicht. 2llg ihn Pet (Riefe fah, lief 
et iotnig auf ihn ju unP wollte ihm Pen (Kefi geben; abet Pa 
(prangen Pie Sftwen auf, fielen Pen (Kiefen an, unP in fur&et Seit 
hatten fie ihn jetrlffen. (Run (am gleich b« Streite (Riefe unP 
tief au#: „©et h«t hi« unfete (Äpfel geflohlen?" UnP Pa et 
auf $ang log wollte, flürjfen (ich &i* wen auf ihn unP jer# 
tiffen ihn. Sonach (am Pet Pritte (Riefe unP tief: „©et füehlt 
hier unfete (Äpfel?" £ang fchlief noch immer; aber Pie föwen 
pacften au# Piefen (Riefen unP machten ihn tot. (Run fcplug 
£ang Pie Slugen auf unP ging im Satten umher. Sa (am et 
balP in Pie (Rähe Peg S#loffeg, wo Pie (Riefen gewohnt hatten, 
unP Pott hätte et aug einet tiefen Stellerfammer eine (tägliche 
Stimme. £ang ftieg hinab; Pa fanP et Pa eine »unPerf#bne 
(Prin&efiin, Pie hatten Pie (Riefen ihrem Sätet geraubt unP hier 
eingefpertt unP mit Piefen eifetnen Stetten angefchloffen. #ang 
aber faßte faum Pie Stetten an, fo fprangen fie ent&wei, unP et 
f&htte Pi« f#äne ^tinjeffin hinauf in Pie prä#ttgflen Sintmet 
Peg Schtoffeg. Sa foQte fie (ich erguiden unP fo lange warten, 
big et wiePetWme. Sie aber bat ihn, fie &u begleiten an ihteg 
Saterg #of. So# $ang fagfe: ,,©it (Pnnen eg hi« erfi no# 
aughalten, jefct muß i# hin unP meinet (Kutter Pie (Äpfel btin# 

253 


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gen, 5etm Me ifl flerbentffranf." (St lief Me tytinjeffln auf 
bem Schlöffe, nahm feinen ©ad mit ben Äpfeln unb ging nach 
bet £bhle juröd ju feinet SRuttet unb bem Kiefen. 31 U bie ihn 
fommen fahen, wollten fle fiep faft tot tounbetn, baß igm nic^tö 
gefchehen war unb et bie 3tpfel brächte; bie grau fragte gleich, 
wie et hoch alle$ habe burchmachen l&nnen? „3a, liebe SRutter," 
fagte et, „feit ich ba$ blaue 95anb trage, ba$ ich nicht mit# 
nehmen fo Ute, feit bet Seit bin ich fo ffarf, baß niemanb mit 
wa$ anhaben lann; blegmal haben meine £5wen aUe bie Kiefen 
tot gemacht. 3lun abet foUt ihr mit mit fommen unb bieje 
alte #fthk oetlaffen. 5Bir wollen iegf auf bem ©chloffe in £etr* 
(ichfeit unb gteuben leben, ich habe ba auch eine wunberfchöne 
iptinseffln gefunben, bie foU noch bei utt$ bleiben." SDie SRutter 
unb bet Kiefe jogen nun mit £an$ auf baß Schloß ; abet al$ 
fle aUe bie $ertlichfeit getoaht würben unb fahen, wie fch&n bie 
fprinieffin war, ba plagten fle fajf not Üleib unb lauerten beflänbtg 
auf eine ©elegenhelf, #an$ beljufommen. ©enn nun wußten fle 
fa, woher et feine Kraft hatte. 3U$ bähet £an$ eineö £age$ in 
feinem Simmet auf bem (Sette lag, fleh $u ruhen, unb fein SBanb 
hing auf einem Slagel an bet SEBanb Über ihm, fo fehlt# fleh 
bet Kiefe fachte herein unb flach ihm, ehe et erwachte, mit einem 
©oppelfpieß beibe Slugen aug; bann nahm et ihm baä S5anb, 
unb ba ijang nun blinb unb hilflos war, fließ et ihn jum Schlöffe 
hinauf unb fagte, oon nun an woUe er aUein barin £ert fein, 
©et atme $an$ wäre balb oerfchmachtet, wenn nicht bie treuen 
£öwen bie iptinjeffln ju ihm geführt hatten. SGBie etfehtaf fle, 
al$ fle fein blutige* unb entflellte* Slntlig fah. „Sich toätfl bn 
hoch gleich mit mit gefommen an meinet 93ate r* £of, ich halle 
öon eornherein ein ©tauen baeot, noch länger auf bem um 
heimlichen Kiefenfchloß &u bleiben," fammerle fle; „boch nun 
fomm, t# führe bich auf meine* SSater* Schloß, unb botf 
machen wit £ochjeif; benn wenn btt auch blinb bijl, fo will ich 
boch leinen anbern jum 9Ranne haben al* bich allein." Unb 
fle nahm ihn bei bet £anb unb leitete ihn butch ben QBalb. Slbet 
bet 2ßeg wat weit unb lange irrten fle umher. Snbltch waten 
fle mübe unb matt oom Dielen SEBanbern, unb bie SPtinjeffln 

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fegte kaufen auf gal gtüne (&ool niebet, baß et feinen (Rücfen 
gegen einen 95aum(lamm lernen tonnte, fte felbft aber blieb 
gm gegenüber (leben nnb flattte igm ttautig inl ©ejlchf. SDlif 
einem SRal tarn ein #afe bagetgelaufen, bet (Heß mit bem 
Äopfe halb an biefen, halb an Jenen ©famm nnb gatte (leb int 
©eflrüpp febon ganj »unb geriffen. St toat (latblinb, bal fab 
(le »ogl. spil&lich plumpfle bal ^alcgen jeboeb in ben 95acf> 
ginab, bet gart an ihren güßen ootüberfloß, tauchte breimal 
unter unb lief febenb »ieber fort. Sa führte (le oollet greube 
£anl an bal ©affet unb wie et (leb breimal untergefauebt 
batte, tonnte et »ieber fegen »ie ootget. 9lun »anbetten (le 
fröhlichen £er&enl »eitet unb tarnen in bie (Stabt, ln »eichet 
bet alte Äönig fein Schloß gatte, unb all bet erfuhr, baß £anl 
feine Socgfet befreit hätte, ba tonnte et igm nicht genug ban# 
fen unb »at el gern jufrieben, baß feine Mochtet (leg ign jum 
(Wann etȊglt gatte. 

Samtt aber bet alte Äöntg felbfl fäge, »o feine Sottet in Set# 
ten gelegen gatte, unb bamit £anl SRacge negmen fbnnte an bem 
tüctifcgenJRiefen, jogen fieaHefamt mit einem großen $eere unb 
oielen ©agen in ben ©alb ginaul. 3dl (le ju bem (Rtefenfcgloß 
getommen »aten, fegiette $anl $»ei ©Ölhafen hinein, baß (le 
ben (Riefen auffotberfen, bol blaue 93anb getauljugeben. ©ie 
bet (Riefe bie oielen ©olbaten unb bie beiben Sö»en fab, ba et# 
fegtat et unb fag, baß et jefcf nicgfl megt gegen $anl »ütbe 
aulricgfen (Innen; benn bal blaue 33anb gatte bei bem (Riefen 
feine ©itfung oetloten. 3itfetnb eot Slngfl (am et aul bem 
©cgloffe getaul unb übergab bem jungen bal 95anb. Set tat el 
um feinen 3trm, unb bie gewaltige&raft übettam ign »iebet,unb 
et fügtte ben (Riefen in ben ©alb hinein. Sott fptaeg et ju igm; 
„Su ga(l mit nicht bal Sehen genommen, fo »etbe icg bit aueg 
niegt bal Sehen negmen; bu gaff mit aber bie Singen aulge# 
floegen, fo »etbe icg bit auch bie Singen aul(lecgen." Unb ege 
bet (Riefe um ©nabe bitten tonnte, gatte et igm fein Slugenlicgt 
genommen, unb et mußte oon nun an blinb im ©albe gernm# 
tappen, bil et üergungerte. 

Sill #anl ium alten Älnig lutücttegrte, gatte biefet getabe 

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6U (Rabenmutter aug bem Schlöffe betaugffibren unb 
richten lafifen. © ai war bem jungen leib, benn ei war immer 
feine SRutter, aber fle batte ei nic^e beffer »erbienf. ©arauf 
fragen bie ©Ölhafen aüei ©olb unb ©Über, bag bie Kiefen $u# 
fammengefcbleppf baffen, betaut unb luben eg anf bie ©agen, 
nnb bann würbe bag Kiefenfcblofl jerflbrf, bag fein ©fein auf 
bem anbero blieb. 

Kacbbem fle wleber ln bie ©fabf jurücfgefebrt waren, wnrbe 
#o(bielf gefeiert; nnb aig ber alfe Äönig geflotben war, wnrbe 
$ang Äönig an feiner ©faff. Unb er lebte lange 3abre mif fei# 
ner Jungen grau, bet Äönigin, in ©lücf unb ^rieben, nnb wenn 
fie ni<bf geflotben jinb, fo leben fle beufe noch. 


£)ie brei fragen i>e$ ^eufefö 

g war einmal ein armer ©agelbbner, 
ber hatte »leie Äinber unb wenig 
95rof für fle. einmal aig bie Kot gar 
biffer über ibn fam, ging er in ben 
©alb binaug nnb fefcfe fleh auf einen 
©toef unb weinte belfje ©rfinen. ©a 
trat ein SRann gu ihm heran unb 
fragte ibn, wag ibm fehle; unb 
wie er bb«e, bafj er niebtg gu effen 
Äinber, erbot er ficb, ibm gu ge# 
ben, bag er genug baran fyabe für ficb unb ©eib unb Äinb, 
wenn er ibm eing feiner SRäbcben überlaffen wolle; fle foKe ei 
gut bei ibm haben, ©et arme »ater war beg £anbeig froh unb 
jeiebnefe feinen Kamen in bag bargebotene Such. 9Rit einem 
grofen©adeoll ©elb ging er beim, unb bie Kot batte ein 6nbe. 

3« bemSRäbcben aber fptacb er: ,,@eb’ mif mir in ben ©alb." 
©ie gingen, unb aig fle gu bem @to<fe gefommen waren, auf 
bem er am Sage gueor gefeffen batte, bieg et feine Mochtet borf 
»ieberflfcen unb warfen, big ein $err fomme, ber fle mitnebmen 
werbe; fle fotle eg gut bei ihm haben. 

256 




§0 Hieb bu$ SKäbcben flben unb wartete, ©a fam eine fchöne, 
große, mitte grau in blauem «Kantel, — e$ war Unfere Siebe 
grau — ttttb fagte &u ihr: „Äinb, e$ wirb iernanb fommen »nb 
bicb mitnebmen wotten; erft aber wirb er brei fragen an bicb 
(letten: ©ie Antworten baranf wid ich bir fagen. ©u fönntefi e$ 
nicht wlffett. 3«m erften wirb er bicb fragen: wa$ ifl fußet al3 
Snder? ©arauf antworte: ©ie 95rfi|?e meiner Puffer, an benen 
ich getrunfen. ©ie zweite gtage wirb fein: SBa$ i|i Unter al$ 
geberfiaum? ©arauf fage ihm: ©er ©cßoß meiner «Kutter, auf 
bem ich gefeffen. ©a$ britfe «Kat fottfi tu ihm aSefcbeib geben, 
wa$ bitter fei al$ ©tabl unb eifett? ©ie Stntworf ifl: ©a$ 
£er& meincö 58ater$, bet mich bem böfen geinte eerfaufen 
witt." 

©amit oerfebwanb Unfere Siebe grau, unb gleich barauf erfchien 
ber frembe £err unb tat bie brei gragen an ba$ Äinb, unb er t 
hielt oon ihm bie Slntworten, wie e$ fte gelernt batte. 

,,©a$ b«t bir bie blaue grau geraten, baß bu mir fo antwor# 
tcfl!" fchrie bet £err, „fottfi wärfl bu mein eigen gewefen;" 
unb altfbalb war er »etfehwunben. 

©er fd>neUe @otöat 

in £anbwertebutfch, ber in bet 
grembe war, befarn Kachri^f, feine 
eitern wären geworben, er fotte nach 
£au3 fommen unb fein erbteil bin# 
nehmen. 2tl$ er jurfleffehrfe, butten 
feine ©efchroifier bie^interlaffenfcbaft 
febon gefeilt, unb er befarn im ganzen 
einen «Pfennig alä erbteil. 3*»ur war 
er nicht recht juftieben bamit, baß 
ißn feine ©efchwißer fo befchuppt butten, boeb er mochte nicht 
janfen unb flagen; unb fo nahm erben Äur&en uufben Sungen 
unb ging wieber fort; ber Slbfcbieb würbe ihm nicht fchwer. Äaurn 
wur er uu$ feinem Ort beruu$, fo binfte ein urmer @rei$ uuf 


17 9R3r<i)cn feit ffirimm 




257 



bem ©ege habet, bet fab <*ttg wie bie Wüte Sei f. ©cbon oon 
weitem nahm ber alte ©ann feinen $ttf ab unb bat um eine 
Beine ©abe. ©et #anbwerfgbttrfcb griff in ble ©afche, faßte ben 
geerbten Pfennig unb reichte ihn bem Bettler mit ben ©orten 
bin: „$ier, Sllter, 3br fotft mein ganjeg Stbfeil haben." ©et 
©teig bebanffe ficb recht herzlich unb fprach : ,,©tt baß mir nie! 
gegeben, bn foßß ölet bafür wieberbaben. ffion fegt an fannß 
bn btcb {eberjeif, wenn btt wißß, in einen £afen, gifch ober in 
eine ©attbe oertoanbeln. Seb wohl ttnb werbe glücBich, wir feben 
ttng noch einmal, ©einen ©efebwißetn toirb ber SBefrttg, ben fle 
an bit begangen haben, toenlg nüfcen." ©ann war er petfchwttn# 
ben, ttnb ber ©efchenfte tonnte ihm nicht einmal banfen. Sßg er 
eine b<*lbe ©fttnbe gegangen toar, hörte et ßürmen, bliefte (Ich 
nm ttnb etfehraf nicht wenig: fein©orf, bag er ebenerff oerlaffen 
baffe, brannte an aßen eiet Seien, ttnb ehe er wieber jutücffam, 
ßanb ber ganje Ott in lichten flammen, ©eine ©efchwißet 
waren äße abgebrannt ttnb Ratten aß ihr £>ab ttnb ©ttf ein# 
gebüßt. ©a er felbß arm war ttnb nicht helfen fonnte, fo ging et 
toieber fort, hörte aber noch, wie bie Senfe fagten : wenn fle mtr ben 
alten ©pi&bttben erteifchen fönnten. ©a würbe ihm erfl Bar, wag 
ber ante mit ben ©orten batte fagen woßen: eg würbe feinen 
©efchwißern nichfg nüfcen; Je&t waren ße Ärmer alg oorber. 
3n tiefen ©ebanfen $og er feine ©träfe ttnb ffanb plöglich, ec 
wußte nicht wie, oor einem breitem gluf, über ben bie SBrflcfe 
abgebrochen war. 3, benft er, ber 9ßte bat fa gefagt, btt fönn# 
fefl bich in einen Sißb oetwanbeln, wie wäre eg, wenn btt einen 
Sßerfttch machteß. Sr tritt mit ben Süßen ing ©affet ttnb wünfehf 
ßcb, ein Sifch jtt fein, ©leich iß er einer, ttnb fchwimmt bttreh 
ben glttf ttnb fommt an bag anbete Ufer, ©a wünfehf er ßcb 
wieber ein ©enfeb jtt fein, ©leich ßebt er mit ben Süßen im 
©affer ttnb iß ganj bet porige. 

Slicht weit oon bem Sluffe ßanb ein ©ttfgbattg, ba ging et bin# 
ein, troefnefe feine Süße ttnb blieb gleich ba. ©eg Slbenbg fam 
ein ©erber jttgereiß; ba er beg £anbwetfgbttrfcben anßchtig 
wttrbe, fragte et ihn gleich, ob er nicht Sttß hätte, ©olbaf &u 
werben, an gutem £anbgelb foßf’g nicht fehlen, ©et #anbwerfg* 

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butfche wat’3 jufrieben, fEc tränten mifcinanber eine gtafc^e 
©ein, unb et nahm fein $anbgelb unb war ben Slbenb noch 
©olbat. 211$ et nun jurn Regiment (am, ba war et bet größte 
nnb bübfcbefle Keftuf, unb bet Äönig fetbf? unb alle Offiziere 
freuten flc^ übet ben neuen ©olbaten. (2$ bauerte nic^t lange, 
ba gab’$ Stieg. Katürlich, unfet ©olbat mußte etff recht mit; 
benn et ijl ein Flügelmann gewefen. SBalb ffanben fle bem Ftinb 
gegenüber, unb ba btefi e$ benn: morgen gebf’$ in bie ©cblacbf! 
©a Hopfte »obl männern ba$ #erj wie ein Jammer, wenn et 
baran bachte, baß et öielleicht morgen abenb nicht mehr lebte 
obet ein Srfippel war. ©elbff bet Sönig (am in Kot, »eil et 
ju feinem großen ©greifen feinen Saubetting mifjunel;men 
»ergeffen fiatte, mit bem et jebe ©cblacbf gewann. 3» feinet 
Slngfl »anbte et fleh an feine ©olbaten unb fpracb: „©er mit 
meinen King bi$ morgen berbeifc^affen (ann, bet foH meine 
Sottet iut Frau haben." <2$ (tat abet (einet »or; benn eon 
ba biö jurn ©(bloß be$ Söntg$ wüte ju »eit gewefen, babin 
- unb jutücf bütte (einet in fo (utjet Seit reiten, laufen obet 
geben (önnen. ©a ttaf bet neue Flügelmann eot unb fagfe: 
et »oHe e$ tun. ©et Sönig fpraib JU ibm: ,,©age meinet 
©ochfer, baß fle bit ben King gibt. €Ue, baß bu »iebetfommfl, 
fonfl finb »it eerloren. 95ifl bn früh genug jur ©feite, fo weißt 
bu, wa$ icb eerfprochen habe." ©et ©olbat lief fort. ©n anberet 
abet oon feinem Kegimenf, bet ibm ben ^Jreiö nicht gönnte, eilte 
ibm nach. 3Kif einem Sföale oetwanbelfe (leb bet Flügelmann in 
einen £afen, unb nun mußte bet Ketbifche jurücfbleiben; et batte 
feboch gefeben, »a$ mit bem Flügelmann eorgegangen war, unb 
blieb an bet ©teile, um feinen Sametaben ba ju Überfällen, wenn 
et jurüeffam. ©et S5ote abet oetwanbelfe fleh halb batauf in 
eine £aube unb flog $u bem ©cbloffe be$ Äöntg$ unb gleich i» 
bie ©tube hinein, in welket bie fptinjeffin wohnte. ©a$ liebe 
SRdbchen fteute fleh übet bie btoeittgefommene Saube unb 
locfte fle ju fleh* £>« flog ba$ Stübchen auf bie $anb bet Äönigö* 
fochtet unb fptach: 

„Siebe fprinjeffln mein, 

Kupf mir au$ btei Ftbetlein." 

17 * 259 




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©a$ tat bie sprinjeffin unb freute fi# no# mebt barübet, baf 
bie Saube fpre#en tonnte. Saum f}atte aber bie Sönig$to#ter 
bie brei Gebern in bet $anb, fo war bie Saube in einen gif# 
eerwanbelt. iDiefer {prang auf bet erbe bin unb bet unb 
fpra#: 

„Siebeg ^tinjeffelein, 

Stupf’ aug mir brei ©#üppeleitt." 

Slu# bag tat bie sprittjeffin, ba war ber gif# in einen #afen 
eerwanbelt unb fpra#: 

„#olbe iptiniefjin fein, 

@#neib’ mir ab mein ©#»5n$elein." 

Oa er fo gutmütig unb ffitt fifcen blieb, fo nahm bie iprinjeffin 
bie ©#ere unb f#nitt bem £afen ein fieineg ©tüd eon feinem 
©#»ünslein ab. 2Hg fie fi# in bie £öb« ri#fef, fo fiept eor Ipr 
ein $übf#et junger ©olbat unb bringt #r einen freunb(i#en 
©ruf öon iijrem 23afer, ber ipt fagen laffe, fie möge fo gut fein 
unb ipm ben Sauberting geben, mit bem bet Sönig jebe ©#la#f 
gewönne, er pabe ihn eergeffen, fie aber toiffe, too er fei. IDie 
iprinjeffin gab bem ©olbaten ben Sling, ber ©olbat eerwan# 
beite fi# »iebet in bie Saube, bie ben Siing im ©#nabel trug, 
unb flog na# bem Saget iurficf ; ba, »o fi# bet ©olbat eorpet 
in einen §afen eerwanbelt butte, nahm bie Saube bie ©efialf 
beg £afen »iebet an. Saum »ar biefer aber ein paar bunberf 
©#ritfe gelaufen, fo »urbe er eon bem auflauernben ©olbaten 
etf#lagen. SDer nahm bem $afen ben Siing aug bem ®aul 
unb bra#te ibn bem Sönig, bet fi# über alle SOiafen freute, baf 
er fein Sleinob batte, £abei »ieberbolte er fein 93etfpre#en unb 
fagfe, ber ©olbat fotle bafüt fein ©#»iegerfobn werben. 

SRo# an bemfelben Sage, an bem ber Sönig feinen Siing er# 
halfen batte, fam’g &u einer fur#tbaren ©#la#t, in ber bieSDien# 
f#en umberlagen wie bingemäpt. Dbglei# ber Sönig Diele eon 
feinen braeen ©olbaten eerlor, fo blieb er bo# ©ieger, unb bie 
getnbe muffen bag gelb raumen. SDana# »urbe »iebet griebe 
im Sanbe; ber Äönig jog mit feinen ©olbaten na# £aug unb 
»otlfe nun feine So#ter bem ©olbaten geben, ber ipm ben 

2G0 


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SUng geholt hatte. Site er ba$ feinet Sottet faßte, fo war flc 
jufrteben bamif, ia fogat eoller greube batfiber; benn bet ®ol# 
bat, bet ben SUng geholt hatte, wat ein feht Ijfibfcher Sftann nnb 
babei fo freunblicf) nnb lieb gewefen, bafj fle ihm gleich eon£er# 
jen gut getootben war. ©ie tonnte beöhalb f Ättm t>ie Seit ab# 
Watten, bte et gernfen toutbe unb anfarn. Site fle abet ben fal# 
fchen ©Ölhafen fah, bet ben £afen erfragen batte, ba »enbete 
fie fleh gleich oon ibm, ging $um Safer unb fptach, ba$ »fite 
bet nicht, bet ben SUng geholt hätte, bet wäre eiel höhfehet, 
freunbUchet unb feinet gewefen, ate biefet grobe SKenfch. Sftit 
bern möge fle ihr Sätet oerfchonen, ben nähme fle nimmetmeht. 
Soterfl möge bet Äönig bejlimmen, bafj fle noch *iu3ahr toatten 
foHe, bte fle fleh eetheitate, bann fänbe flehte »eitet, ©amit »at 
berÄöntg eineerflanben. SBähtenb berSeit burffe aber bet falfche 
©olbat ihr nicht unter ble Slugen tornmen. 

SBa$ ifl abet atte bem etfchlagenen #afen geworben? ©er lag 
ba auf bem gelbe, unb fein SRenfch fömmette fleh um ihn; 
benn ein iebet war in bet Segenb bei bem ftrieglfpeftafel um 
fein bifjehen Eeben felbfl bange. 

©a fam abet an bem Sfbenb, wie ble ©chlachf gefchlagen war, 
ein alter ©eftelmann ju bet ©feile, wo beträfe lag unb fptach 
ju ihm: 

„3«h fage Mt, #ä$letn, flehe auf, 

beginne wiebet beinen £auf." 

©a würbe bet $afe »iebet lebenbig unb oerwanbelte fleh in 
ben ©olbaten, bet hetfcte unb brüeffe ben Stete oor laufet 
©anfbatfeif, unb biefet fptacb gan$ fteunblich: „Senug, genug 
be$ ©antotf, fegt mach’ bich auf unb flieg’ ate Xaube ju beinet 
©tauf, gliege neun jage »or iht genfler, bamit bu erfl gewaht 
wirf!, wie eö bort fleht, unb bah fle bich fleht; bann geh bureb 
ba$ geöffnete genflet in ihre ©tube unb mache bie Serwanb# 
lungen burch. ©ie »itb alle$ noch hüben, wa$ fle bit au$ge# 
tupft unb abgefchnitfen hat, unb batan wirb fle bich »iebet et# 
tonnen, ebenfo an beinet jefcigen ©eflalf. 3lun leb wohl!" ©araif 
»at bet 9flte »etfehwunben* 



©er ©olbaf öertoattbclfc fleh fogleicb ln Me Saube unb toar halb 
eot beut genflet bet fptittjeffln, unb »erging oor Ungebulb, big 
et fie $u feben betont, fo fcbön unb fo gut ifl fie getoefen. 9leun 
Sage flog et ju ihrem genffer unb bann totebet fotf. ©abei 
tat’g ihm ln bet ©eele toeb, bag et ficb nicht früh« &u erfennen 
geben foHfe. ©enn jebe^mal fab unb rief bie ^rinjeffln bag 
Säub<b*n. 3lbet et blieb feinem greunbe geborfam unb toicb 
fein £aat bteit oon beffen SßeifUng ab. 2tm neunten Sage tom 
et toiebet jum genfler, bie Äöniggtocbter erblicffe bag Säub* 
eben, unb fing aigbalb toiebet ju loden an, ba ging eg ing genffet 
hinein, fegte flcb bet iprinjeffln auf ben 3lrm unb fpracb: 

„Siebe iprinjeffln mein, 

©eg’ ein mit meine geberlein." 

93oQ greube falte bie Äöniggtocbfet ein feibneg SBeufelcben 
berbei, nahm bie auggetupften gebern fataut unb fegte fie bet 
Saube ein. SUg fie ibt bie legte einfegte, oettoanbelte (leb bie 
Saube fcbon in einen gifcb, bet fpracb: 

„Siebeg iprittiefielein, 

©eg’ ein mit meine ©cbüppeleln." 

Slucb bag tat fie. ©a toutbe aug bem gifcb ein £afe, bet fagfe 
fo recht bittenb unb jutraulicb: 

„$olbe «ptittjeffln fein, 

©eg’ mit ein mein ©cbtoSnjelein." 

SUg bie «ptinjefflR auch bag getan baffe, ba flanb toiebet bet 
frühere ©olbaf oot ibt, bet fab fie freunblicb unb lieb an unb bat, 
bag et ibt feine ©cbidfale etilen bürfe, bamif fleetfabte, toie eg 
ibm ergangen unb toie et beinahe umg Seben gefommen toäre. 
©a hörte fie ihn recht gnäbig an, unb aig et mit bet Stählung 
babin tom, bag ihm ihre £anb oon ihrem SSater oerfptocben 
toare, ba reifte fie ihm beibe £5nbe unb fpracb: ,,©u toirfl 
mein SDtonn unb ich beine grau," unb fo ifl’g au$ gefommen. 
©er falfcbe ©olbaf aber toutbe aufgebängf. 

262 


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Die feftfame Beirat 

or langer 3etf patte ein 93auer Prel 
©ä^ne, »on Penen Per dltefie ein 
reifer £app war. «föan moepte iprn 
auftragen, wag man wollte, alleg 
tat et eerfeprf. (Sineg Sageg war ec 
ganj betrübt, Penn feine SBrüber 
wollten iprn Me h<*uMMttfcpaft ntept 
üPerlaffen, weil er gar fo Pumm war; 
er wufte flcb »or «Ärger unP 93er# 
Prüf gar nicht ju taffen, unP ging in Pen ©alP pinaug, «m 
nur feine SSrüPer nicht mept ju fepeu. 2ltg er fo Putcp Pen Piep# 
ten Punflen 3orff PapinwanPerte, hörte er pld^lich in Per 9 töpe 
feinen tarnen rufen, „he, wer tff etwa Pag?" Pachte er unP ging 
Per Stiftung naep, aug Per Pie ©fimme ju fomnten fehlen. €c 
war niept weit gegangen, fo gelangte er ju einem fernen Plauen 
©ee unP erPlidfe am OeftaPe eine Seite, Pie iprn immer $u# 
rief: „hanM, hungi!"— ,,©ag wiK(l Pu Penn?" fagfehunMganj 
erjtaunf. „Slicptg fonfl," antwortete fle. „2fch Pin fo mutter# 
feelenalleln unP Pa möchte icp Piep jur ©efeKfcpaft paPen." 

©er hangt patte SDMfleiP mit Pem armen Siete, fepte fiep auf 
einen ©fein unP planierte Pie lüngffe Seit mit Per Seite. SnP# 
lieh wollte ti 2lPenP wetPen, unP ein föpler £uftpaucp ftiep fepon 
über Pag SBaffcc; Pa Pacpfe fiep hanM, icp muß Pocp peimgepen, 
unP napm »on Per Seite SiPfcpieP. ©ie fagte aPer: „Somm 
PalP wlePer in helmgarf, unP Pann fannjl Pn »erlangen, wag 
Pu wiHff, icp werPe eg Pir gePen. ©ie gaP ipm auep ein ©täP# 
tpen unP fupr fort : „SRimrn Piefeg ©fdPcpen, unP wenn Pu Pamif 
ln Pen ©ee pineinfcpldgff, weif icp fepon, Paf Pu Pa Piff." — 
Slacp Piefen ©orten püpffe ffe ing ©affte, Paf eg einen laufen 
ißlatfcp tat, unP Per hangt ging freuPig mit feinem ©fäPcpen 
naep h<tufe. 3» Per SRacpf fonnfe et nlcpf jcplafen. Penn immer 
Paepfe er an Pie Seife unP Pag ©fdPcpen, unP ti wunPerte ipn 
gar fepr, oPwopl Pag, wag Pie Seife gefagt, wapr fei. 3n alter 
grßpe, aig Pie hennen noep anf einem guf e (fanPen unP feplie# 

263 



fett, flanb et fcbon auf, nahm baS Stäbchen unb wanbetfe Iti ben 
bunflen ©alb hinaus uitt» glttg, bis et jurn ©ee fam. Hob wie 
et ba war, tat et mit bem Stäbchen einen $leb inö ©affet, baf} 
eS weite ©eilen fcfjlug, unb fogleich ^ötfe et bie Äröte fragen: 
„£anSl,waSwitlfibu?" Geantwortete: ,,©rei ©chneujtüchlein." 
Saum b«tfe et cS gefaßt, fo flogen btei fehlte Sücher auS bem 
©affet betaut, uttb £anSl ging bamif eoH greube nach £aufe. 
SltS et bort war, baebte er bei fi<b, ich habe fo fcb&ne ©ebneuj# 
fücber unb meine ©rüber haben fo fehlere, ich muh ihnen fcbon 
audb jwei batwn geben, ©ebacfif, getan! ©aS fünfte Such btt 
hielt er für fleh, bie beiben anbeten gab et feinen ©rübera. 2lm 
anbetn borgen ging £anSl wiebet, beeor bet Sag grante, in 
ben ©alb $um ©ee hinauf unb feblug mit bem Stübchen ins 
©affet, ©a fragte bie Sröte wiebet : ,,©aS wiHfl bu?" Unb £anSl 
antwortete: ,,©tei feböne ©ebnupftabafbüebfen." Saum hatte 
et eS gefagt, fo fam bie Sr&te auS bem ©affet berauSgepaffcbetf 
unb fptacb: „Siebet £anSl, bie fann ich bit nicht geben, benn 
ich habe feine eottütig. Su’ abet einen anbetn ©unfeb, unb 
ich werbe ihn erfüllen." ©a befann fleh bet Sapp nicht lange unb 
fptacb: ,,©aS liebfle wüte mir, wenn ich heiraten fönnte unb 
bütfte." 

©et Srbfe fehlen biefet ffiunfeh ju gefallen, unb fle etwibetfe: 
,,©enn bu heiraten wlllfl, fo foll bit halb geholfen fein, ©u hei# 
tateff mich unb bann ift atleö abgetan." 311S £anSl baS hörte, 
hatte et bie grftfjte Steube, benn et hatte fe|t ia auch eine ©raut, 
unb eS fonnten fegt bie ©orfmäbeben fehen, bah et boeb eine 
gefriegf habe. Gt fefcte fleh nun auf ben ©tein niebet, unb bie 
Sröte froeb auf fein Snie herauf, unb f!e fafjen ben ganjen 
Sag beifammen unb befptachen alleö, waS bei folgen ©eiegen# 
heiten befptoeben wirb. Unb als fle noch nicht alles abgetebet 
hatten, fing eS fcbon an ju bunfeln, bie Sr btt nahm eon ihrem 
£anSl Slbfcbieb unb fptang in ben ©ee hinein, unb £anSl eilte 
eotl greube nach £auS. 2lm folgenben S&otgen, eS wat getabe 
ein ©amSfag, ging £anSl, ohne bem ©ater obet ben ©rübern 
etwas baoon ju fagen, in ben ©ittum unb fagte bem Pfarrer, et 
wolle {efct heiraten unb habe mit feiner ©taut alles in Orb# 

264 


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nung. 6c bat bann, bet £ert «Pfattet möchte ben Äünbiettel 
fchteiben unb ihn morgen nach bet ipteblgf »erfünben. 

©ec Pfarrer glaubte anfangs, $anSl fei nicht bei ©innen, unb 
woöte ihm nicht willfahren. 2US biefet aber auf feinem 23ot# 
haben beffanb, gab bet ©eiftlicbe nach, unb fchtieb, waS ihm 
$anSl anfagfe, ftaunfe abet nicht wenig, als bet Junge Sauet 
feine Staut nannte, ©ie $u nennen, hafte ihm nämlich bie 
Ätöte »erboten. ©et Pfarrer mochte fragen unb tun, waS et 
wollte, £anS etwibette immer: „3$ batf meine Staut nicht 
nennen." 2lm ©onntage würbe $anSl oerfönbef, unb alle 
£eufe laufen hell auf, baf? bet bapp, ohne eine Staut &u haben, 
heitaten wollte. 211S ec aus bet Äitche nach £>aufe fam, waten 
Sätet unb Stüber übet ihn böfe unb »erfochten ihn auch. 6t 
fehrte fleh jeboch nicht batan unb ging oft jum ©ee ju feinet 
Ätöte hinaus. 

Snblich fam bet #ochjeitStag, unb ba häffefl bu bie Srreube beS 
£anSl fehen foHen! — ©ie eS noch nicht 2l»e SRatia geläutet 
hatte, fuht et fchon in einet prächtigen Äutfche in ben ©alb 
hinaus, um feine Stauf ju holen. 311S et am ©ee anfain, war# 
tete bie Ätöte fchon am ©eflabe, watb eom £anSl in bie Äutfche 
gehoben, unb bann ging eS im fchnellflen Stab übet ©toef unb 
©fein, ©taS unb ©tief, bet Äitche ju. Sot bet Ältchtüre watb 
f!e wiebet aus bem ©agen gehoben unb patfehfe an bet ©ei fe 
IhteS SräufigamS jum 3llfare, wo bet ©eiftlicbe auf baS Stauf# 
paar fchon harrte, ©iefet machte feine Seinen 3lugen, als et bie 
gatjtige Stauf fah, nahm abet feinen Stnffonb, baS feltfame ipaat 
tu trauen. Ütacb bem ©otteSbienfle watfchelte bie Ätöte wiebet jut 
Äicchentfite, watb eon £anSl wiebet in ben ©agen gehoben unb 
fuhr bann mit ihrem Spanne »on bannen jum ©ee. ©ie fie boct 
angefommen waren, hob fle $anSl wiebet auS bem ©agen, 
unb fle fprang gat luflig in ben ©ee hinein, ©a war £anSl 
gar ftautig unb wuffe nicht, waS et tun follfe. 6t nahm enbUch 
fein ©täbchen unb fchlug ln baS ©affet, unb flehe ba — eine 
wunbetfehöne grau flieg auS bem ©ee unb eilte auf ben £anSt 
loS unb hälfte »ub hetjte ihn, baf et fafl etbrüdf würbe, ©ann 
fliegen beibe in bie Äutfche unb fuhren in baS ©otf jutücf. ©a 

265 


Die 


3 Ie 



flaunte jung unb alt Me ©raut an, benn fo eine fcböne grau 
batte man noch nie gefeben. ®g gab nun eine luftige $ocb&etf, 
bei bet bet Fimmel eod ©eigen unb bet ©ifcb eod ©pelfen war, 
unbbie ©taut war glücffelig, bafj fie ctlöfl war. £anM unb feine 
reiche fcböne grau lebten lange, lange Seit glficSicb unb jufrleben 
beifammen unb (brachen noch im 2dtet eon ihrer feltfamen^elrat. 


SSatum ba§ SReertoaffer fafeig ifl 

ß war einmal ein liebet, wadret 
Änabe, bet butte weitet niebtg auf 
@rben alb eine blinbe ©tojjmufter 
unb ein bedeg ©ewiffen. 2dg et nun 
aug bet©cbulewar, würbe er ©cbiffg# 
junge unb fodte feine erfle Steife an# 
treten, ©a fab et, wie ade feine neue« 
Äameraben mit blanfem ©elbe fpiel# 
ten, unb et batte nie btg, auch nicht 
ben geringen SRutterpfennig. ©arüber war et traurig unb 
Sagte eg bet ©rofnwfter. ©ie befann {leb etfl ein ©eilten, 
bann humpelte fle in ibte Äarnmer, bolte eine Seine alte SRüble 
betaug, febenfte fle bem Änaben unb fttacb: „©enn bu &u bie# 
fet SRflbI« fagfl: 

„«Küble, «Küble, mable mit 
Stote ©ufaten gleich aßb letl" 

fo mablt fle bit lautet ©ufaten, foeiel bu begebtfl; unb wenn 
bu fpticbfl: 

„«Küble, «Küble, (lebe füll, 

©eil i<b niebtg mehr haben »iß," 

fo hört fle auf ju mahlen; unb fo fannfl bu bit ade ©Inge, bie 
bu nut wfinfcbefl, eon bet «Küble mahlen laffen. ©ag’ aber 
niebtg baeon, fonfl ijl eg beln Unglücf!" ©et 3unge bebanffe 
flcb, nahm 2Ibfcbieb unb ging aufg ©ebiff. 2dg nun bie Äante# 
taben wiebet mit ihrem Manien Selbe fpielten, fledte et fleh 
mit feinet «Küble i« einen büflern ©infei unb fptacb: 

266 



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„SRüfjle, Sföftyle, mahle mit 
Slote ©ufafen gleich aßhterl" 

©a mahlte Me SJJöfjle laufet rote ©ufafen, Me fielen Slngenb in 
feine lebetne 3Rü|e. Unb ai$ Me 3Rü§e eoß wat, fprach et nur: 

„SRöhle, ©iühle fiehe ftiß, 

©eil ich ttic^fö mehr haben will!" 

©a hörte fie auf &u malten. 9hm war et eon a0eu Äameraben 
bet teichfle; unb wenn ei ihnen an ©peife fehlte, wie ei wohl 
manchmal gefchab, ba bet ©chiff^bauptmann febr geizig tont, 
fprach et nur: 

„SRßble, ÜRßble, mahle mit 
griffe ©emmeln gleich aßbier!" 

fo mahlte fie fo lauge, bi$ et ba$ anbete Sprüchlein auffagfe; 
unb wa$ er auch fonff noch begehrte, aßetf mahlte bie Seine 
SRftble. SRun ftagfen ihn bie Äameraben wohl off, woher et bie 
frönen Sachen befomme; boef) ba et fagfe, er bürfe ei nicht 
jagen, btangen fie nicht weifet in ihn, jumai et aUei entlief) mit 
ihnen feilte. 

€$ bauetfe abet nicht lange, ba befam bet böfe ©c^iffö^aupf/ 
mann SBlnb baoon, unb eines SibenbS tiefer ben ©^tpjungen 
ln bie Äa}flfe unb fprach: „§ole beine 9Rßble unb mahle mit 
ftifche föhnet!" ©et Änabe ging unb brachte einen Äorb ftifchet 
Qtynet. ©amtf }eboch wat bet goffiofe SRenfch nicht juftleben: 
et fchlug ben atmen 3ungen fo lange, bis biefet ihm bie SRßhle 
hohe unb ihm fagfe, was et fptechen mfifte, wenn fie mahlen 
foße; ben anbern ©pruch abet, ben man fagen muffe, wenn 
fie aufhören feilte, lehrte et ihn nicht, unb bet ©cbtfFSbauptmann 
buchte auch nicht batan,ihn banach ju fragen. 2ßS bet 3unge nach# 
het aßein auf bem SSetbecf flanb, ging bet £aupfmann ju ihm 
unb fiief ihn inS SReet unb buchte nicht baran, wieoiel ©otge 
unb SRßbe etSBater unbüRuftet gemacht hatte, unb wie bie blinbe 
@rof mutter auf feine SKßcffeht hoffte. Sin aß bieS buchte et nicht, 
fonbern fiief ihn inS SReet unb fagfe, et fei oerunglöcif, unb 
meinte, bamif fei aßeS abgetan, hierauf ging et ln feine Äafßfe, 
unb ba ei eben an ©alj fehlte, fügte et &u bet Seinen SRübie: 

267 

S 


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„«Küble, SRfible, mahle mit 
©elfe ©aljförnet gleich aü^iet!" 

25a mahlte fle lautet weife ©aljförnet. 2llg aber bet Stopf eoO 
war, fpracb bet ©cbtffgbauptmann: „SJlun ifl’g genug!" 25ocb 
fle mahlte immerju, uub et mochte fageu wag et wollte, fle 
mahlte immerju, big bie gauje Äajfite ooH »at. 25a fafte et ble 
Sföü&le au, um fie öbet ©orb ju »etfen, erhielt aber einen fok 
eben Schlag, baf et betäubt ju ©oben fiel. Unb nun mahlte fie 
immerju, big bag ganje ©ebiff ooH »at unb ju finfen begann, 
unb nie tfi gtöfere SRot auf einem ©ebiff getoefen. Sulefct faf te 
bet ©cbtffgbauptmann fein gufeg ©cbwert unb hieb bie SRüble 
in lautet flehte ©tücfe; aber fiebe! aug jebem fleineu ©tfle! 
»utbe eine Keine SRÜble, getabe »ie bie alte gewefen »at, unb 
alle SMüblen mablten lautet weife ©aljförnet. 25a »at’g halb 
um bag ©ebiff gefc^e^eit : eg fanf untet mit «Kann unb SDtoug 
unb allen (Kühlen. ©ie übet mablten unten am ©runbe noch 
immerju lautet weife ©aljförnet, unb wenn bu ihnen nun 
aueb ben rechten Spruch jutiefefi, fie flehen fo tief, baf fle eg nicht 
böten würben, ©ieb, baoon ifi bag Sfteerwaffet fo faljlg. 


Der SRitt auf ben ©faSberg 

in ©auer baffe btei ©öbne, bet 
dltefie bief Srlfc, bet jweite Johann 
unb bet iängfie ftrifeban; bet galt 
bei feinem ©afet unb feinen ©rü# 
betn föt ein bifeben bämltcb unb 
bief begbalb nut bet 25umme. Sllg 
nun bet ©auet ju flerben tarn, rief 
et feine ©öbne an fein ©ett unbfagfe : 
„Siebe Äinbet, wenn ich tot bin, bann 
foH mein ©arg offen in bet Äircbe bingefiellt »etben, unb febe 
Stocht foll einet eon euch bei mit wachen, juerfi gtlfc, bann 
3obann, bann Ärifcban." ©ie et nun geflotben »at unb bet 
erfle Ülbenb betanfam, fagfe gti| ju Ärifcban: „Ätifcban, mit 

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graut baeor, kt Safern ju wachen, geh btt bi« unb wach’ für 
mich." £>a$ tat benn Ärifcban auch« 211$ bic ©lode jwblf feblug, 
ba tic^fefc ftcb ber Zote auf uub fagfe: „gri&, mein ©obn, biff 
bu biet?" — „Stein, Safer/' antwortete Ärtfcban, „gtifjen 
graute eor blr, ich bin Ärifchan." — „$ter, Ätifchan," fagte ber 
Stete, „baft bu ’ne fchwarje glöte. SBenn bu be$ SDtorgentf 1)\et 
weggeblibann flöt’ auf beibenSnben unb wart’ab,wa$ fommt." 
£>a$ tat Stifchan unb blie$ am SJiorgen erfi auf bem rechten 
(Snbe, ba ftanb ein frönet Stoppen mit reichem ©atteljeug, unb 
prächtigen Kleibern auf bem Störten, not ihm. £>ie Äleiber jog 
er an, fegte fleh auf ba$ ipferb unb ritt eine Steile herum, £>ann 
(lieg et ab, jog feine alten Äleiber toieber an unb btieä auf bem 
anbern Snbe, ba war ber Stoppen mitfamt bem prächtigen ©taaf 
weg, Ätifchan aber ftertte bie glöfe in bie Äirchbof$mauer unb 
ging nach §aufe. 

Slm jweifen Slbenb fam bie Steibe an Johann; bet fagte ju Äti* 
fchan: „3Rir graut baeor, in ber Stacht bei Safern ju wachen; 
geh bu bi« unb wach’ für mich." Unb Ärifchan tat fo, unb ei 
ging bie Stacht, wie bie erfie, nur befam er bieämai eine braune 
glöte. Unb wie et am borgen barauf blie$, jianb ba ein fchönet 
Staunet, auf bem ritt er ein wenig herum, bann blieö er am 
anbern @nbe, unb bet Staune war eerfebwunben. (Sr ftertte 
auch biefe glöte in bie Stauer unb ging nach #aufe. 

Slm britten Slbenb tarn an ihn bie Steibe, unb bieömal gab ihm 
ter Safer eine weife glöte unb fagte, nun brauche feiner mehr 
bei ihm ju wachen. Slm Storgen pfiffet fleh einen ©cbimmel bet, 
bet war noch frönet al$ bie belben anbern ipferbe; unb nachbem 
er auch barauf geritten butte, lief er ihn wieber uerfchwinben, 
legte bie weife glöte ju ben anbern unb ging beim. 

©eit feine Stöber bie beiben erfien Städte hinter fleh buffen, 
war er wieber bei ihnen ba$ fönfte Stab am Stegen, ©ie wod* 
fen in ber SBirtfchaff adeln bie Herren fein unb gingen ganj 
nieberträebtig mit ihm um, gaben ihm fcblecbfeö (Sffenunbbabei 
fo wenig, baf et nie fatt würbe; aber mit Stößeln fnaufetfen 
fte nicht. 3n bet ©tube burfte er fleh faum feben laffen, bie 
meifte Seif muf te er im ©fade leben. Unb bet bumme Ärifchan 

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lief atleg übet (Id) ergebe«, fagfe aber feine» Stübern fein SBort 
eon bem, wag in ben brei Stochten gefc^e^en war. 

Slicbt lange banach würbe eon einer febönen Prinseffln ersäblt, 
bie auf einem hoben (teilen ©lagberge wobne. Oer Äönig, ibr 
Safer, lieft befannt machen, werben Serg ju spfetbebinaufreUen 
nnb feiner Mochtet ben Sling eom ginger sieben nnb ibr Saften# 
tncb nehmen fönne, ber folle fle jut grau haben, ©aran eer# 
faxten eiele ihr ©lücf, aber feinem gelang eg. Slucb grig nnb 
gobann wollten eg wagen; alg Ärifcban bag hörte, fagte er, fle 
möchten ibnbocbmitnebmen. „Sich," fpracbenbleSrüber, „bas« 
blfl bn ölet su bumm; bn bleibjl s« £aufe," nnb baeffen ihm bie 
Pantoffeln an bie Strümpfe fefl, bamif er ihnen nicht naebfom# 
men fönnte. ffiie fle weg waren, sog Ärifcban bie Strümpfe 
famt ben Pantoffeln aug, wufch fleh gefcbwtnb am Srunnen, 
ging barfufü nach bem Äirchbof, nahm bie fchwarje glöfe nnb 
flötete, nnb alg ber Stoppen eor ihm flanb, sog er bie febönen 
Leiber an nnb ritt flracfg nach bem ©lagberg. Sllg er bortbin 
fam, war er febon eon weitem su hören, eg öingelte unb flirrte 
alleg an ihm eon ©olb unb Silber; nnb ein Senaten war, bafj 
alle £eufe nach ihm binfaben. ©er Stoppen fam big an bie «Kitte 
beg SSergeg, fo weit war noch feinet gefommen; aber ba tonnte 
er auch nicht weiter. Ärifcban machte febrt unb Jagte im Salopp 
baeon, unb alle, bie sufaben, setbracben fleh ben Äopf, wer wohl 
ber feine Prins gewefen fein möchte. Slbenbg, wie bie beiben 
älteren Stüber nach #aufe famen, war Ärifcban all ba unb 
batte feine böljemen Pantoffeln an. ©ie Stüber fprachen ein 
£angeg unb Sreiteg eon bem fchönen $errn, bet big sur Hälfte 
beraufgeritten war, unb Ärifcban hörte ihnen ffumrn su; su# 
legt aber tonnte et fleh nicht mehr halten unb plagte beraug: 
„3bt gefeben, ich gewefen." ©a würben fle fuchtig, fielen übet 
ihn bet unb eerptügelten ihn, baft er grün unb blau würbe. 
Slm anbem Sage ritten bie Stüber wieber bin, unb Ärifcban 
hinter ihnen, biegmal auf feinem Staunen, unb fab noch prä<b# 
figet aug a(g am erfien Sage. Unb alg er nun gar beinahe big 
an bie Spige beg ©lagbergg fam, ba waren alle aufjet fleh 
eor Serwunberung. Slbenbg festen bie Stüber nach £aufe 

270 


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V 



jutücf unb fanben Ärifcban febon oor; fTe erzählten t»ict>ct eon 
bem fremben §ettn, unb Ärifcban faß lange habet ohne ein 
ffiott in fagen; zulefcf aber fonnte er boeb benSRnnb nicht ntebt 
Ratten unb fpracb: „3bt gefe^en, leb gewefen." 0a würben feine 
©rüber fucb$wllb unb feblugen ihn, baß er faum mehr geben 
fonnte. 

9tm britten Sage ritt Ärifcban auf bem ©cbitnrael ln ben fcb&n* 
fien Äleibetn nach bem ©laSberg unb ffra^Ife tote ble ©onne 
am Fimmel. 0ie$mal fam et bt$ auf ben ©ipfel, nahm bet 
iptinzeffin Düng unb Safcbentucb, ritt tafcf> toieber blnab unb 
fagte im Salopp baoon. ©ar jn gern bitten nun ber Äönig 
unb ade anberen Seute gewußt, wer eigentlich gewefen fei; 
aber feiner fannfe ben fremben grinsen. 

911$ bie betben fitteffen ©rüber nach $aufe tarnen, riefen fie 
ebenfalls bin unb btt unb meinten baU> bie$, halb ba$; unb ber 
bumme Ärifcban, bet wieber feine Holzpantoffeln anbaffe, b&tfe 
ihnen in unb febwieg. Sulefct ieboeb fuhr e$ ibm beraub: „3bt 
gefeben, leb gewefen." 0a faltigen fie ibn beinahe fürs unb Sein, 
baß er liegen blieb; unb buffe er e$ oorber febon fcbltmm genug 
bei ihnen gehabt, fo befam et’$ fe^t noch alle Sage fcblecbfer. 
0er Äbntg aber lieb ba$ ganje £anb butebfueben nach bem, ber 
feiner Soffer SRing unb Safcbentucb hätte. Schließlich famen 
bie ©ofen auch iu ben ©rübern. 9H$ fie bei biefen oetgeblicb 
naebgefeben buffen unb febon wiebet forfgeben wollten, fagfe 
iemanb: „3m ©fall ifi noch einer!" — „3b!" tiefen bie ©rüber, 
„ob ihr ben oerrüeften Äetl unterfuebf ober feinen! 0er ifl’$ 
gewiß nicht gewefen." 0ocb bie ©ofen ruhten nicht eher, bi$ 
auch ber bumme ärifcban fieb butebfueben ließ; ba famen Sttng 
unb Safebenfueb jum ©orfebein, et buffe beibe$ unter bet ©efie 
auf ber ©rufi oerwabrf. ©ie nahmen ihn nun mit jum Äönig 
unb führten ihn ber ^rittjeffin oor. „2ßa$?" rief bie entfett, 
„0er febmublge ©effler foH mein ©emabl werben?" 3tueb bie 
Hofleute gerieten außer ficb, unb halb wäre e$ bem bumrnen 
Ärifcban fcblecbt ergangen. 9lbet er befann ficb noch rechtzeitig 
auf feine glöfe unb blie$ au$ Seibeßfr äffen ; ba famen bie brei 
fPferbe herbei, mit ben prächtigen Äleibera auf bem SKÜcfen. 


271 



Slun würbe ein 95ab jurecht gemacht, unb t>cc bumme Ärifchan 
würbe ganj rein abgewafchen; bann würben ißm bie £aare 
lurechf gekniffen, unb juleßf jog er fleh bie allerfoflbarflen Slei* 
ber an. SDa ftanb er wiebet por bet Äöniggtochter alg ber wun/ 
berfchöne fretnbe iprinj, unb (iß naßm ißn mit gteuben jurn 
SRann. 

£)a$ Men am feibenen Joben 

wel Söauernmübchen gruben einmal 
in ihrem ©arten, alg bie Stttere 
plö&licß eine bitte, unförmliche Äröte 
heraugfchaufelte; Por ber entfette 
fte (Ich f<>/ baß fle ihr fogleicß mit 
ihrem ©paten ben Äopf abftoßen 
wollte; bie anbere aber hielt fle jux 
rüd unb fagte: „Saß boeß bag atme 
Siet leben, bag hat unfet Herrgott 
auch gefchaffen, unb ber ihm bag Sehen Perliehen hat, fotl eg 
ihm auch allein wieber nehmen." Söie S&lfefle war ein gottlofeg 
©ing unb perlachte fle, aber bie anbere lief nicht nach mit 3ux 
reben unb ©itten, big ihre ©chwefler enblich nachgab unb bag 
Siet leben ließ. 

©neg Sageg, nicht lange banach, waren bie 3R5b<hen beim 3tuf# 
wafchen in ber Äficße, ba ftanb auf einmal ein fleineg Männchen 
bei ihnen, bag trug einen braunen SKocf mit großen Salerfnöpx 
fen unb einen £ut mit einer breiten Ärämpe; eg Perneigte 
fleh fteunblich unb gab ihnen einen ©epatterbrief, in welchem 
fle jur Äinbtaufe bei ben Unteritbijchen eingelaben würben; 
zugleich fagte eg ihnen, hier unter bem geuerßerbe fei eine 
Öffnung, bie würbe fleh am näcßflen ©onntag auffun, ba follten 
fle nur ßinunterfleigen; unb alg eg bag gefagt hatte, war eg 
perfchwunben. (Run wußten bie beiben Sftäbcßen nicht, follten fle 
gehen ober bleiben, unb gingen barum jum Saflor, um ftch Pon 
bem (Rat ju erbitten, ©iefet fanb buteßaug nießtg babet, ermahnte 
fle im ©egenteil, einen folcßen Siebegbienft niemanbem ju perwetx 

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gern. ©o fam benn bet ©onrtfag heran, unbal$e$iwölfefchlug, 
öffnete flc^ eine Süt unter bem geuetherb, Me beiten SRäbchen 
traten in intern ©onnfagöpufc mit frönen weißen ©c^ör jen hinein 
uni) würben fogleich eon jtoei braunen SRännchen empfangen, 
mit benen f!e eine prächtige breite Steppe hitwbßiegen. (Snblich 
gelangten ße in einen großen, hell erleuchteten©aal, inbembie 
Unteritblfcben bereite äße oerfammelt waren; unb al$ ße aße 
begräßt hatten, trat bet Raffet hereor unb »oßjog an bem neu# 
geborenen Jtinbe, ba$ faum eine §anb groß war, bie Saufe. 
JDarauf ging man $um SRahle, unb aße nahmen an bet reich 
beferen Safel ipiafc, bie beiben SRäbchen mußten ß<h neben bie 
SBöchnerin fefcen, unb ba ließen ße ßch’$ benn auch techt gut 
fehmeefen. 211$ ße eine ©eile fo gefeffen haften, fchlug bie 2Hteße 
oon ungefähr bie Slugen auf unb befam feinen Seinen ©chrecfen, 
al$ ße gerabe über ihrem Sopfe einen SRühlßein an einem fei# 
benen gaben hängen fah. £>a fprang ße auf unb woßte weg# 
laufen, bie SBöchnerin aber hieß ße wieber niebetßfcen unb faßte: 
„gürchfe bich nicht, bit foß fein £eib gefchehen! ©ieh, al$ bu 
mich neulich im ©arten mit bem ©paten töten woßteß, ba 
hing mein £eben an einem feibenen gaben, unb fo hängt auch 
ba$ beine jefcf baran; aber ba bu mir ba$ £eben gelaffen heiß, 
fofoß bir jefct ein gleichet gefchehen, unb bet SRöhlßein foß bich 
nicht töten!" ©o beruhigte ße ba$ SRäbchen, unb ße aßen unb 
tranfen fröhlich weiter, unb eine ©cbüffel nach ber anberen fam 
auf ben Sifch. 

211$ nun ba$ SRahl iu ©nbe war unb bie beiben SRäbchen eon 
ben Unferirbifchen sübfchieb nahmen, banften ihnen bie Sööch# 
nerin unb ihr SRann für bie £iebe, bie ße ihnen erwiefen hätten, 
unb bie grau gab noch jebem ein paar £änbeeoß £obelfpäne, 
unb fagte, bie joßfen ße forgfam bewahren, ©atauf gingen ße, 
unb bie beiben braunen SRännchen brauten ße biefelbe prächtige 
Steppe wieber hinauf, auf bet ße hinnhgeßiegen waren. 211$ 
ße aber oben ln ber Suche waten, warf bie Öilteße fogleich bie 
empfangenen £obelfpäne ln$ geuer, inbem ße fagte: „SBenn 
mit bie Unferirbifchen fein beflere$2tnbenfen oonihterSinbtaufe 
geben woßten, fo hätten ße’$ nur gleich behalfen foßen!" Unten 

273 


18 9^tSrd)tn f«U Stimm 



hatte fl«’* aber nlc^t fagen mbgen, well fle flc^ noch Immer eor 
l»em (Küblfleltt gefürchtet hatte. ©ie anbere erwiberfe: „@ie 
haben un$ hoch gefagf, wir foKen fle bewahren; wer weiß woju 
e$ gnt ifl," ging &u ihrer 2abe unb fchüttete bort ble £obelfp<Sne 
au& 211$ beibe barauf Ihren ÄinbtaufSpufc ablegten, fiel auf 
einmal bet SHteflen etwa$ flingenb jut Srbe; fle fah jn unb fanb 
ein blanfeä ©olbflüd. ,,©a$ flnb bie £obelfp<Sne," fagte bie 
Süngfle, ging fcf)nell ju ihrer £abe nnb fanb einen großen ©chafc; 
ba war fle auf einmal au$ einer armen (Dlagb ein reichet (Käb* 
chen geworben, unb hat gefreit unb ihr £ebenlang feine Slot 
gehabt; bie SHfefie aber hat e$ nie &u etwa$ Siebtem bringen 
fbnnen unb mußte eon bem leben, wa$ ihre Schweflet ihr su* 
fommen ließ. 



©et 3<ro6ertopf unb bie 3<mf>erfugel 

n einem ©orfe lebte oorjeifen ein 
armer Äitchenbiener, bet brachte ftch 
unb feiner gamilie gar fümmerlich 
mit einem fargen Söecbienft burch. 
©eine grau hanbelfe mit Stern, 
bie fle nach ber nahegelegenen 
©fabt trug; bort faufte fle für ben 
Srlö$ bann 3lahrung$mittef. 3lber 

plö^lich flarben ihr fafl alle kühner, 

unb auch ba$ leiste mußte fle noch »erlaufen. 2lm nachflen borgen 
ging fle nach ber ©fabt, mit einen Äorbe auf bem Stücfen, 
barin hatte fle bie £>enne. ©ie mußte über einen (feilen ©erg 
gehen, unb fefc te fleh unterwegs nieber, um ein wenig au$ju< 
ruhen, (piöfclich fprang au$ bem ©ebüfehe ein (Kännchen tyu 
t>or, ba$ hatte einen großmütigen weißen ©art. S$ traf ja 
ber erfchtocfenen grau unb fragte, wohin fle gehe, ©ie auf# 
wertete: „Slach ber ©fabt, um meine emsige $enne ju »er# 
laufen." ©a fagte ba$ (Kännchen: „SBenn bu wiKfl, fo gebe 
ich bir einen Sopf für bie Senne." ©ie grau lachte über biefen 

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Öorfcbtag unb fpracb: ,,©u 5en?fT wohl, ich tt>üffc nicht, wag 
ein Sopf unb eine £emte wert i(i?" ©ag Wännchen aber ent* 
gegnefe : „Sache nicht z« früh; eg wirb (ich erfl zeigen, obbie$enne 
ober bet Sopf wertooKet ifl; wenn btt übrigeng nicht »Ulf?, 
zwingen (ann leb bleb nicht." ©ie grau befann (leb noch eine 
©eile unb willigte enblicb ln ben Saufch ein. ©ag Männchen 
eetfcbwanb nnb (am nicht lange bemach mit einem rugigen Xopf 
ZUtüd nnb fptacb: „€Kif biefem Sopfe (annfl b« alleö herbei* 
febaffen, wag bu nur wünfcbefl. SBenn bo ibn gebrauchen willfi, 
fo (leite Ihn in ben ©chatten, bebeefe ihn unb fpticb: gölte bicb, 
Sopf! unb bu wir(l feben, bag bet Sopf geborgt. 3lur böte bicb, 
ihn ie jtt reinigen obet oon bet ©omte befebeinen zu taffen." ©ie 
grau nahm ben Sopf, oerfpracb, ihn genau fo wie bag Wänn* 
lein ihr gefagt batte, $u gebrauchen unb machte (ich auf ben 
SKüdweg. ©obatb fle nach #aufe gefommen war, wollte (le (leb 
überzeugen, ob bet Sopf auch wirflicb biefe ©genfehaft beflfce. 
©ie ging mit ihm in ben ©chatten, bebedte ihn unb fpracb: 
„gölte bicb, Sopf, mit Wilcb." ©ie nahm ben ©edel weg, unb 
bet Sopf war big an ben (Raub mit Wilcb gefällt. — ©a lief 
(le fogleicb, ganz äuget (leb oor gteube, zu ihrem «Kann, um 
ihm igt ©lüd zu etjählen. 

Sange Seif batte bet Sopf bet gamilie gute ©len(le geleitet, 
abet (ebegmal, wenn et gebraucht war, würbe et febwärzer unb 
glänzte wie (Sbenbotz. ©ie grau rieb ihn habet eineg Sageg 
btanf unb (teilte ihn an bie ©onne. 9flg er ttoden war, glänzte er 
wie pureg ©olb. ©ie grau freute (leb febt barüber unb wollte 
ben Sopf in bag 3intmer fragen, aber (aum batte (le bie £anb 
banacb augge(lredf, ba erhielt (le auch (cbon einen fo berben 
©cblag, bag (le ohnmächtig nieber(lötzfe. 3llg (le wieber zu (leb 
(am, war bet Sopf eerfebwunben. gebt er(l erinnerte (le (leb, 
bag (le bag ©ebof beg Wänntetng äbertreten habe, unb würbe 
febt traurig barübet, benn an bie ©teile beg Überfluffeg trat 
in ihrem ^auggalt nun wieberum bie Slot, ©egbalb fagfe bie 
grau zu ihrem Wanne, er foüe einmal in bie ©tabt geben, ei el* 
leicht begegne er auch bem Wännchen. 

©er Äircbenbienet ging zn feinem Slacbbar, (aufte oon ihm ein 



2amm unb fr leb ei nach bet ©fabt. 5fl$ er auf bem 95erge an# 
(am, fe^te et (ich auf berfelben ©feüe nietet, wo bamal$ feine 
grau au$getuf)f Safte. St blieb einige Seif fiSen, aber e$ wollte 
(leb (ein ^Kännchen jeigen. Snblicb (lanb et anf nnb ging weifet, 
©a plöSlicS taufebfe ei im ©ebßfcbe, nnb baö 3R5nncben (lanb 
sor ihm. „2Bobin wtHjl bn?" ©er Äitcbenbienet machte fcbnetl 
ba$ Äteuj nnb antworfefe mif jiffetnbet ©timme: „geh treibe 
biefeä £amm nach bet ©tabt, nm ei ju serlaufen." JDaö 3R5nn# 
eben fagfe hierauf: „©eine SRßbe iff sergeben$, benn beufe (Inb 
fo siele ©ebafe auf bem Tarife, baf bai beinige ganj unbeaebfef 
bleiben wirb, aber wenn bn willjl, fo gebe icb blt eine Äugel ba# 
fßr." — „2lu$ biefem ©aufebe (ann nichts werben," fagfe bet 
Äitcbenbienet, „benn wenn leb mein £amm setlaufe, (ann icb 
mit genug Äugeln laufen." ©arauf fagfe baS S&änncben ju bem 
Äitcbenbienet, bet (leb inbeS ein wenig gefaßt Satte: „©pricb 
nicbf fo ooteilig; leb weif nicht, ob bu bit folcbe Äugeln laufen 
lannfl, wie i<S fle befi§e; wenn bu aber nicbf willjl, fo bebalfe 
bein iamm, icb braune ei nicht." ©et Äitcbenbienet bachte an 
ben ©opf unb ging ben ©aufcb ein. ©aS SJtönncben setfebwanb 
unb (am nach einet ©eile jurüd mif einet Äugel, bie auS $otj 
$u fein febien. „QBenn bu biefe Äugel gebrauchen willjl," fpracb 
ei jum Äitcbenbienet, „fo lege (le auf bie Stbe unb fpticb: 
„Äugel, fei b&flicb »mb nimm bie SRfiSe ab!" unb bu witjl bie 
SBirluttg bann febon feben. £ßfe blcb jeboeb, wenn bu bie Äugel 
gebraucht, genfler obet ©fiten offen $u lajfen." ©et Äircben# 
bienet nahm bie Äugel in bie £anb, abet er lonnfe (le laum 
Salten, fo febwet wat (le. St banb (le nun in ein ©ueb unb 
eilte sollet gteube nach £aufe. ©otf fcblof et alSbatb alle genfler 
unb ©fiten, legte bie Äugel auf bie Stbe unb (ptacb: „Äugel, 
fei höflich ttnb nimm bie €D?ööe ab!" ©ie Äugel fing an ju toi# 
ien, unb jwar immet flärler unb (lärlet, unb enbUcb tat (le (leb 
auäeinanber in jwei ©eile, unb eine 3Renge deiner 3Rfinn<Sen 
Sfipffen betaut unb bebedten ben ©ifcb mif golbenem ©efebirt 
unb löjfltcben ©peifen; fobann setfebwanben (le wieber in bie 
Äugel. Ulutt feste (leb bie gamilie jum SRable unb lief ei (leb 
recht woblfcbmeden. Äaum batten (le abgegeffen, fo feilte (leb bie 

276 



Sugel, unb biefelben «Kännchen, Me ben ©ifcb gebecff Ratten, 
räumten ab unb eerfebwanben mit bem golbenen ©efebirt ln 
ble Sugel, unb aig alle barin waren, fcblof fle ftcb wieber. 
Hange befaf ble Familie bie Sugel, unb ging ootfiebtiger 
mit ibr um, aig mit bem ©opfe. Slßein nach unb nach würbe e$ 
im Orte befannf, baf ber Sircbenbiener eine Sauberfugel bei 
fi|e, unb eg fam auch ju ben Obren beö Slofleroorffeberg. 
©iefer lief ben Sircbenbiener eor (Ich fornmen unb fragte ibn, 
ob bag wahr fei, wag man non ibm fpreebe. Stnfangg wollte ber 
Sircbenbiener ni<bt garbe befennen, aig ibm aber bet 93or* 
(lebet mit GntlaffUng brobfe, gefianb er ibm bie »oße SBabr* 
bei t. ©a befahl bet SSorfleber bem Sircbenbiener, bie Sugel ju 
bringen. Gr gehorchte, unb naebbem er erflärf batte, wie man 
mit bet Sugel ju SBetfe geben müffe, entlief ibn bet SSorjiebet 
mit bem ©erfpreeben, ibm eine einträglicbere ©feile ju »er# 
febaffen. Slßein biefe lief febr lange auf (ich warten, unb ber 
Sircbenbiener, bem bog farge Heben (e|t noch härter anfam aig 
früher, entfcblof (leb, noch einmal auf ben 93erg ju geben unb 
tag «Kännchen um eine anbere Sugel ju bitten. Gr taufte beg* 
halb jwei Ocbfen unb trieb (le nach ber ©tabt. SBJie er auf bem 
95erge anfam, ruhte er aug. Sfber faum hafte er (ich nieber* 
gefe|t, fo war auch febon bag «Kännchen ba. G£ fragte ihn: 
„Sommfi bu wieber eine Sugel holen?" „3a," war bie Antwort 
beg Sircbenbienerg. „3cb möchte aber gern eine noch befere 
Sugel haben, begbalb habe ich jwei Ocbfen mitgenommen." 
,,©u foßf (!e haben," antwortete bag SKänncben, oerfebwanb 
unb braute eine etwag gtöfere Sugel, aig bag eorige «Kal. 
©iefe gab eg bem Sircbenbiener mit ben S® orten: „8Bag bu zu 
tun baff, weift bu." ©er Sircbenbiener bejahte eg unb ging fort, 
sag et ju £aufe anfam, fcblof et affe ©Ören unb genfer, legte 
bie Sugel auf ben 35oben unb fagfe: „Sugel, fei höflich «nb 
nimm bie «Kü|e ab!" ©ie fing an ju roßen, unb zwar immer 
febneßet unb febnefler, unb teilte (ich enbUcb, aber welcher ©ebteef ! 
— fiatt bet fleinen «Kännchen mit golbenen ©(büffeln famen 
zwei Kiefen mit ungeheuren Snöfteln aug ber Sugel unb ffblu* 
gen fo unbarmherzig auf bie ganze gamilie log, baf halb aße 

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ohnmächtig auf bem S5o5ctt umberlagen. ©amt festen fle 
wteber {» Me Äuget jurücf. ©et ecffe, bet {leb eon bet Dbnmadbt 
ctbolt fyatte, war bet Ätrcbenbiener, unb biefet befcblof, ftc^> 
an feinem 23orgefebfen furchtbar ju rächen. 6t naf)tn bie Äuget 
unb ging &u ibrn, allein et erhielt feinen Gintaf, »eil ©äfle ba 
wären. ©a$ war bem Älrcbenbicner noch etwönfcbtet; et tief 
bem SSorfleber bet Äloflerä melben, baf et nun eine weit befere 
Äuget befl&e. ©iefet tief Um fogleicb rufen unb fotbette ibn auf, 
ba$ Äunjiflüc! eot bet ganzen ©efeßfcbaft &u jelgen. ©et Äircbem 
bienet legte bie Äuget auf ben ©oben unb fpracb: „Äuget, fei 
b&flicb unb nimm bie JMfce ab!" ©ie Äuget teilte {ich in jwei 
©eite, unb bie jwel SRiefcn fielen mit ibten Änöffetn übet bie 
webrlofen ©äfte bet unb fcbtugen fle fo berb, baf fle wie SRficfen 
am ©oben betum tagen. 9lut bet 93otffeber batte bie ©eflnnung 
nicht ganj eertoren unb fcbrie bem Äitcbenbienet fortwäbrenb ju, 
etfotlebie iwei©eufet jutJKube btingen. 2lßelnber Äitcbenbienet 
enfgegnete: „Stiebt ebet, al$ bi$ leb meine alte Äuget habe." 
— ,,©a ift bet Schlöffet ju Jenem Äaflen, barin ift bie Äuget," 
foracb bet öotflebet, unb bie beiben JRiefen jogen ficb in bie 
Äuget jurßcf, ©et Äitebenbienet ging $u bem Äaflen, fperrte ibn 
auf, nahm bie Äuget unb ging mit beiben nach £aufe. 

Siocb lange gelt benu&fe er bie fteinere Äuget. Gine$ Sageä 
batte et feine gteunbe ju fieb getaben, unb als alle beifammen 
waten, nahm et bie Äuget, legte fie auf ben ©oben bin unb 
fpracb: „Äuget, fei bbfticb unb nimm bie SRü&e ab!" ©ie Äuget 
fing an &u tollen. Stbet wäbrenb fle roßte, traf femanb ln bie 
©tube, unb bie Äuget flog bureb bie offene ©fit ln$ greie. 9lße fiär$* 
ten hinaus unb tiefen bet Äuget nach, bie aber ro ßfe immer febneßet 
unb febneßet unb teilte ficb enblicb, worauf ein Unjabt fleinet 
9Ränn<ben betauSfamen unb mit aßertei ©otbfacben baooneßten. 
tlnb swat tiefen biefeSRänncben auf MeSerge, wo fle iefjt noch baS 
©otb bßten.Stucb bie anbete Äuget wat bureb bie offene ©fit hinaus* 
geflogen unb batte ficb ebenfalls geteilt. Slßein aus biefet (amen 
feine SRänncben, fonbetn eine ©ebar JRiefen, welche ebenfalls in bie 
©ebirge flüchteten, tlnb bort batten fle ficb noch aßeweite auf. 

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Der Teufel atö ^DTüUergcfeUe 

in ©inbmüllet batte einen ©efeßen, 
mit feem tarn ee fe^c gut and. ©ei 
tem kaufte (einet non ten 9Rabl* 
gaffen auch nnt eine SRinufe über 
tie fefigefehfe Seit auf ba$ 3Rebl |u 
warten. Sinmal ging nun ter 3Rfil* 
ter in tie ©cbenfe, nnt im ©efptäcb 
mit tem 5Birf firicb et feinen @e* 
feßen gewaltig beraub, et habe noch 
(einen gehabt, fagte er, mit tem er fo jufrieten gewefen fei. ©ar* 
übet wunterte ficb ter ©irt ; „wie gebt ba$ ju," fragte et „bet fi$t 
ja IRacbt für Sfacbt bei mir hinterm ©lafe nnt jeebt unt fplelf, 
bi$ ter borgen (ommf." — ,,©a$ glaube i<b nicht," entgegnete 
bet ©inbmfitler, „tenn bie 3Rüble ifl ffetö im ©ange; e$ müßte 
benn febon fein, baß gerate (ein ©inb gebt." — „©ißt 3bt 
waö?" fagte bet ©irt, „übermorgen fcblacbte ich; et ifl auch lut 
großen ©urjl gefaben. 3$ wette, et (ommt, nnb wenn auch bet 
beffe ©inb ifl." ©er SRÜßer wlberfpracb fo lange, bi$ fle eine 
©efte entgingen. 

©et ©ag (am, wo bet ©irt fein Schwein flecken ließ, ©et 3Rül> 
let paßte auf feine SRfible wohl auf; unt richtig, fle (läpperte 
luffig fort. ,,©ie ©ette bab’ icb febon halb gewonnen," baebte er, 
nnb batte (eine Stabe rnebt, nnb ging, eä bem SOBirf anjufagen. 
Sbe er in bie Scheute trat, fab et burcb$ Senfler. ©a faß fein @e* 
feil leibhaftig mitten unter ten ©äffen. ,,©te (ommt ba$ ?" fpracb 
bet SRüßer ju ficb felbff, „bieSKüble gebt, wit haben guten ©int, 
nnb mein ©urfcb flfcf hier i» bet ©cbenfe? ©et mag terweile für 
ihn bie Sltbeit tun?" St ging jut 3Rüble jurüd unb fab nach, 
nnb fanb einen ©tbwatm ©eufel, bie emfig bie SRüble bebiem 
ten. ©a überlief ben SRÜßer eine ©änfebaut, et fcbllcb in feine 
©<blaf(ammer unb legte (ich in$ SBetf, (onnte aber (ein 3luge 
jutun. St fann bin unb btt unb (am jule&t |u bem Schluß, 
baß er wohl gute SRiene jum b&fen ©piel machen unb bie ©ette 
befahlen müffe. 

279 



(einen gehabt, fagte er, mit 


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Slicbt lange banacb war 3abrmat(t in bet näcbflen ©fabf. SD« 
fagte bet Sftölfcbet ju feinem 3Reijler, et hätte £ufl, auch $in/ 
jugeben, ob et ei wohl bütfe. ©et SRßßer baffe nicbt$ bagegen; 
„bann mufjt bu abet $u ftufj ^InQC^ctt/' fefcte et btnju, „benn 
icb wiß felbfl nach bet ©fabt reiten." — ,,©a$ (ann leb ja auch," 
ettolbetfe bet ©efefl. „ffiobet abet ba$ fjjferb nehmen?" meinte 
bet SDlüßer. ©et SRÜlfcber anttoorfefe: „3$ werbe ml<b nrnjufun 
wißen." 

211$ nun bet 3abrmarff$fag (am, ba tltf bet ®üßet auf feinem 
©aul nach bet ©fabf, unb halb öanacb fab man auch ben ©e* 
feilen auf einem gefigetfen ©Reefen binteifen. Set einem Saft* 
bof in bet ©fabf flieg et ab unb brachte fein ipfetb in ben ©fall, 
©an« ging er auf ben SDlatff. 3njtoifcben febrfe auch ein 2fube 
in bemfelben 5Btrt$baufe ein, bet hatte btei fpfetbe »on bet 
gleichen Sarbe bei fleh. 211$ et ben ©cbeden bei Sföüßergefeßen im 
©faß erblicffe, fragte et ben ffiitf fogleicb, toem ba$ Siet ge# 
böte, unb fagfe: ,,©en ©aul muß ich haben, bann befomme ich 
itoei gleiche 3Ö3C." Unterbeffen war auch bet SDlfißerburfcb ju# 
rßdgefebtt. 211$ ihn aber bet 3ube fragte, ob et ihm fein Sßfetb 
»erlaufen woße, tat er, al$ ob ihm nicbf$ batan gelegen wäre, 
©och bet 3ube lief nicht lodet unb fpracb, et woße e$ ihm auch 
gut befahlen, ©a fcblug bet Sföablbutfcb enblicb ein unb empfing 
fogleicb ba$ ©elb füt ba$ ipferb; „aber," fagfe et babei, „nehmt 
ba$ £iet in acht, wenn 3b* ju einem SGBaffer (ommf, laßt e$ 
nicht faufen, ich bin febarf geritten." ©et 3ube meinte, er woße 
febon oorftebfig fein, unb jog al$balb mit feinen fpferben ab; 
bet ©efeße aber ffeedte flcb auf eine Sanf in bet ©aflflube unb 
fcblief ein. 

2ß$ bet 3»be an ein SBaffet (am, wollte et auf bem neuge# 
(auffen ©cbeden binburebreiten. SOlitten in bet gfurf aber fing 
er an, immer tiefet ju ftnfen, unb al$ et (napp ba$ anbete Ufet 
etteiebfe, baffe et flaff be$ ipfetbe$ eine ©cbüfte ©ftob jwifeben 
ben Seinen. „2lu weil" febrie et erfebroden, „wie b«f mich be# 
trogen bet SDlfißer!" Äebtte fogleicb wiebet um unb fttad$ iit 
bie ©tabt jum ©aflbau$ jurüd. Äaum ju 2lfem gefommen, 
fragte et ben Sßirf nach bem ©efeßen, bet ihm ben ©cbedet» 

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perfauft fa&e. „©ort fc^tdff ct auf 6er 95a nf," fagfe 6er QEBirt. 
„#eba!" rief 6er 3ube 6en Schläfer an, „aufgepanben!" ©ocb 
6er fcbnatcbte fort, ©a pacfte ign 6er 3u6e an einem ©ein nn6 
jog, nn6 — o ©cbred! — bag 95ein 6lie6 ihm in 6en £änben. 
©er StöfiHergefell aber fcblief weiter, ohne ju Juden, ©a tourte 
6em 3»6en angfi un6 bange, er lief bag 95ein fallen unb 
nahm Sieifaug. ©er attüHergefetl aber fcblief noch immer fort 
unb erwarte erff fpät. 3Ug er aufpegen wollte, merfte er, 6af 
ifm ein ©ein fehlte, unb fragte, wag mit ihm gegeben fei. ©ie 
©äpeetjäbltenibm, wie eg jugegangen war. „Si, eil" fagte er, 
„unb wo ip benn bag 95ein?" — ,,©a liegt eg, unterm £ifc$." 
gt lief eg fiep geben, fegte eg an ben Stumpf, panb auf unb 
ging fort, alg ob nic$tg paffte« wäre, ©a fagfen ble 2eute, bie 
in bet ©tube waren, unferelnanber: bag ift niemanb anbereg 
alg bet Jeufel getoefen. 


Q5om $önig$fol)n, ber (liegen gelernt fjatte 


g war einmal ein Äönig, bet faffe 
jwei ©öfne, eon benen jeber ein 
£anbwerf lernen follte. ©et eine 
würbe ©ilberfömieb unb bet anbere 
fam ju einem ©ebreiner, ber auch 
etwag eon bet febwarjen Jtunp eet# 
panb. ©iefer lehrte ben Äöniggfobn 
feine Äünfie ebenfowobl alg fein £anb/ 
| werf. 2llg beibe ©rüber nun augg u 
lernt hatten, jogen pe wieber nach #aufe, um ihrem ©ater ifr 
ffiteiperpäd oorjulegen. Unterwegg fragte bet gelernte ©ebreinet 
feinen ©ruber: „Statt, wag bap bu für ein «Ketperpfid gearbek 
tet?" ©a jelgfe tbm biefet einen pbernen gifeb. „©er ip bir 
ganj gut geraten, fo baf niebtg batan fehlt; aber fann et auch 
febwimmen?"— „2Bie follfe er bag?"— „©eg’ ibn einmal ing 
SBafier; wenn leb n«n machte, baf er febwimmen fbnnte, wäre 
tag nicht beffer?" ©ie fegten ben gifeb ing ©affet, unb richtig. 



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t>ft fchwantm ec. „2BaS £>afi tu beim gemäße?" ft agte bet anbei*. 
„Sich, nur ein ißaar bötjerne glügel." — „JDie rauf ich auch 
einmal feben." 2US jener fie igm jeigfe »etwunbette et ficb unb 
fptac^: „SDie baft bn ja gar nicht fchön gemacht!"— „2luf bie 
Schönheit fod’S auch nicht flarf anfommen, fonbern auf baS, 
mt batin »erborgen liegt, unb bat fodfl bu feben, «nenn wir 
^n unferem ©ater fommen." 

SllS fie nun &u bem ©ater {amen, jelgte bet ©tlberfchmieb feinen 
gifeg. „©en bafl bu ganj gut gemacht," fagte bet ©ater, 
„baS fann beflebn." „3a," anttoortete bet ©obn, „baS iji noch 
nicht alle$, et fann ancb f^toimmen." Sie fegten ibn inS SEBaffet 
unb ba febtoamm et bin, unb bet ©ater wollte fi<b fotwunbetn. 
„9iun was bafl bu benn gemacht?" fagte et ju bem filteren. 
„Sich," ettoiberfe bet, „nut ein $aat b&Uerne glügel." 3KS bet 
©atet bie jn feben befam, fcbfttfelte et ben Äopf. ©er ©ebreinet 
fab baS unb fpracb : „©ie finb wohl nicht fchön, aber waS barin 
jieeft! ©Jet fie ficb anfpannt, bet fann fliegen." — ,,©aS will 
ich einmal feben." ©et ÄönlgSfobn machte baS genflet auf, 
fpannte ficb bie glügel an unb flehe ba! flog bamif fotf. 

3lun batte bet SlacbbarSfönig auStufen (affen unb jurn ©efege 
gemacht, baf ade SRÄbcben, welche ein Äinb beffimen unb feU 
nen SRann bitten, lebenbig eerbrannf werben foHten. 911S et 
abet baS ©efeg gegeben batte, erfchtaf et, benn es fiel ihm 
plöglicb ein, bafj et ja felbfi eine Mochtet habe. ffiJenn nun ihr 
baS einmal wibetfabten foHte, waS IKateS bann? Sßun bfitte 
et baS ©efeg gern jurüefgenommen, aber et butfte nicht, eS 
mufjte babei bleiben. 2lber bamit feine Sottet niemals baton 
betroffen werben fönnte, lief et gefchwinbe ein ©cglofj in bet 
©ee bauen; babin brachte et fie unb gab iht eine SKagb mit, 
fo baf nicht ©fann noch SRauS ju ihr fommen fonnte; fo war 
fie wobloecwabrf. 

Sluch bet ÄöntgSfohn b&tfe ton bet febönen «prinjeffin auf 
bem ©chlog im 9Reet unb bachte bei fleh: „SBarte nut, ich 
fomtne boeb fchon hinein unb wenn auch adeS eerfpetrf ifl unb 
eS unmöglich etfebeint." 6t fpannte feine glügel an, flecfte 
feine glöte ln bie Jafcge unb flog getaben ©JegS auf ben 

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Sutm 5 «. ©ort fefcfe et fiel) eot Senget t>« ©tube, ln wel# 
eher bie iprin&efgn war, unb blieg auf feinet glöfe fo übet ble 
Sföagen fchön, aig wenn et ein Sngel aug bem £lmmel wäre, 
©anj entjücft laufchte Me fprin&efgn ben £önen; ge öffnete bag 
Senget unb aig ge ifjrt erbliclte, etjehraf fie juerff; hoch erholte 
fle flcb halb unb fragte, wer et fei. „ 3 $ bin bet Sngel ©abtiel, 
unb ©ott hat mich gefanbt, bir bie Seit $u oettörjen," fagte bet 
Äöniggfohn. „©ag foöte man fafl glauben; fo fomrn nut Beteln 
unb fpiele mit wag eot." St fptang burchg genfler ln ble Stube, 
unb bet fprinjefgn, »eichet big bahin bie Sage auf bem ein# 
famen Scblog oft enblog lang getoefen waren, ging nun bei 
feinen fügen SBeifen bie Seit fo tafh bahin, bag ge eg gat nic^f 
gewagt wutbe, wie eg fchon bunfelte. 3lun mugte et wiebet nach 
£aufe, benn fein Sßafer wollte t& nicht leiben, bag et übet Slachf 
augblieb. Slbet aig et wegflog, bat fle ihn gar fegt, ben anbetn 
Sag wiebetjufommen unb if>r etwag eor&ufpielen. ©ag tat 
er gern unb fam nun alte Sage, unb ge gewannen geh balb fo 
lieb, bag ge nicht mehr eoneinanbet lagen tonnten, ©o lebten 
ge eine QBeile heimlich eermäf)lt miteinanbet unb ge trug fchon 
ein JSinb eon ihm unfet bem £er&en, währenb iht SSafet nicht 
ahnte, in weichet ©efaht feine Sochtet fchwebte. 

Sinn wollte bet Sönig auch einmal fehen, wag feine Sochtet 
mache unb fuhr nach bem Sutme hiu, aber wie erfchraf et, atg 
er fah, bag feine Sottet unb ihre Sftagb nicht meht allein waten. 
„Slber wie ig bag möglich?" fragte et im höchgen Sotn; „wer 
war benn bei bit?" — „©et Sngel ©abtiel/' antwortete ge. 
„SEBag ©abtiel, bu foHg eetbrannt wetben, foguf wie iebe anbere." 
So mugte ge eom Sutme wiebet in bie Stabt, ©ott wutbe ein 
gtoger Raufen $ols unb Stroh jufammengefahren, auf bem follfe 
ge eetbrannt werben. 3lig nun bet Sag heranfam, war ber Äö# 
uiggfoh«, bet eon allem, wie eg jugegangen wat, Äunbe befom# 
men hatte, auch auf bem S&arftplafc unb hatte feine Flügel eet# 
borgen bei geh. SBie ge nun auf bem Scheiterhaufen fag unb biefet 
angeiünbef wetben foöte, trat bet Äöniggfohn eot unb fprach: 
„Sie ig unfchulbig, ich habe ge eerführf; ich bin ber ÖJIann, bet 
eetbrannt werben mug, eetbtennf mich !" — „Sich »ag, Socheif!" 


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f agte bet Äönig, bet bag gehört hatte, „batöber habe ich fein @e# 
feg gegeben ;fle foQ unb mufj eerbrannf werben."©et£öttiggfobn 
lief nach bem Scheiterhaufen unb ffettfe fleh ju ihr bin anb tief: 
„Slun jünbef nut an!" ©ie mochten fagen, wog fie wollten, fie 
fonnten eg ihm nicht augteben, fo bafj bet Äönig fprac^ : „QBenn 
bag fo ifi, fo ifi bet eine auch nicht beffet alg bie anbere; 
iönbef nut an." 

©ähtenb fie bag geuer anfachten, fpannfe bet $rinj feine glftgel 
an, unb alg bag geuet fiärfer toat unb bet Stauch toolfenbief 
auffiieg, nahm bet iprinj bie Äöniggfochtet auf ben Stficfen uub 
flog mit ihr im bief jien Stauche baeon, fo bafj niemanb fah, too fie 
blieben, unb flog nach feineg Söaferg #aufe. ©et SSatet war 
bamit iuftieben, bafj feine ©ohn ihm eine ©chtoiegetfochfet 
ing £aug brachte; unb alg nun bie #ochjelf gegeben toetben 
feilte, fchtieb bet 5Prin& an ben Äönig, bet fein Schwiegervater 
»erben foHte, er möge boch auf feine $ochjeit fommen, benn er 
wolle heiraten. ölbet ber Äönig entfchulbigte fleh, er fei ln fernerer 
©rauer unb fönne ntcht fommen. ©a fchtieb bet Äöniggfohn »ie# 
ber, »enn et nicht fomrne, fo möffe er bag anfehen, alg juche er 
©freit mit ihm, unb fünbigte ihm ben Äriegan. ©et Äönig woöfe 
lieber hingehen alg Ärieg haben unb entfchlofj fleh, mit feiner 
grau jut j?och&elt ju sieben. 2ög fie nun auf bie £och&eif famen, 
fahen fie wohl ben ^Bräutigam, aber nicht bie SÖraut. ©ag mt 
btofj fie unb fie »önfehfen auch bie 95rauf ju fehen. ©ie fie 
ihnen nun eorgefieHt »urbe, fragte bet SBräutigam bie beiben 
©fern, ob fie bie »ohl auch fennten. ©ag eernetnfen fie, fagten 
aber: „©enn »it nicht gewifj wüßten, bafj unfete ©ochtet tot ifi, 
fo »örben wir wohl fagen, bafj eg unfere ©ochfer fei; aber barum 
flnb »it fa gerabe in fo fchweret ©rauer, fie ifi ja verbrannt." 
©et Äöniggfohn fpraef): ,,©eht einmal reiht ju, ob fie’g nicht 
ifi," unb gut unb wohl, fie war eg. Siun ging eg an ein Äöffen 
unb iiebhaben, unb bet ^rinj erjagte ihnen, »ie fich bag ju# 
getragen hätte, unb fie freuten fleh, bafj eg fo gegangen, unb 
war bie jjochieit noch nicht gut gewefen, fo »urbe fie fegt gut. 


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£)ie bummen Viertem 

4 Ifcb ernol e dibbele g’flnn, biß ifcb 
ujf m gelb fpasiccc gange. Uff ein& 
moW fangt’g an je laufe, bi$ tm 
önbele juern fummt. ’4 ©nbele bet 
g’faib: „dibbele, wa$ lauffcb fo?" 
— „61, bet Fimmel »ill j’famme* 
falle!" — „dibbele, »et bet bit’g 
g’faib?" — „’4 ifcb mett e ©tadele 
uff’g ©fabele g’falle." 

Serno ifd)’3 (Snbele au mitgeloffe. 3« e ’te SGBpl fumme fle juern e 
©änfele, biß f>et g’faib : „©erum laufem^ett jo ?" — „Snbele bet 
g’faib: „Qi, bet Fimmel will j’fammefatle!" — „Snbele, »et bet 
bir’g g’faib ?"— ,/4 dibbele bet metr’3 g’faib."— „dibbele, »er bet 
bit’g g’faib ?" — „’4 ifcb ntert e ©tädele uff’ä ©fabele g’falle." 
Setno ijcb’S ©anfeie au mit geloffe. 3n e’re ©t)l fumme fle 
juern e £unbele, biß bet g’faib: „©erum laufem^ett fo?" — 
’4 ©änfele bet g’fatb: „Qi, bet Fimmel »ill j’fammefaHe!" — 
„©änfele, »er bet bir’ö g’faib ?"— ,/4 Snbele bet metr’ä g’faib." 

— „Snbele, »et bet bic’ö g’faib?" — „’4 95ibbele bet mert’ä 
g’faib." — „SÖibbele, »et bet bit’ö g’faib?" — „'4 ifcb nterr e 
©tadele uff’d ©fabele g’falle." 

Setno ifcb ’$ £unbele au mit geloffe. 3« e ’te ©pl fumme fie 
juern e £aijel, biß bet g’faib: „©erum laufem^etr fo?" — 
’ä £unbele bet g’faib: „6i bet Fimmel »iQ j’fammefaHe!" — 
„§unbele, »er bet bit’$ g’faib ?"—„’$ ©änfele bet metr’3 g’faib." 

— „©änfele, »et bet bit’$ g’faib?" — „'4 Snbele bet mett’d 
g’faib." — „Snbele, »et bet bit’d g’faib?" — "’ö dibbele bet 
mert’3 g’faib." — „dibbele, »et bet blt’ö g’faib?" — 4 ifcb 
mett e ©tadele uff’ä ©äbbele g’falle!" 

Setno ifcb ’4 £aijel au mit geloffe. 3« e’re©t)l fumme fie juern 
e Sälwel, biß bet g’faib: „©erum laufem^ert fo?" — ’4 £aijel 
bet g’faib: „6i bet Fimmel »ill j’fammefalle." — „#aijele, 
»er bet bit’g g’faib?" — „'4 §unbele bet mert’S g’faib!" — 
*£unbele, »et bet bir’ä g’faib?" — “’4 ©änfele bet merr’d 



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g’fait." — „©änfete, »et $ef bit’$ g’falb?" — ,/ö gnbcle bet 
mert’$ g’faib." — „Gnbele, »er ()et bir’$ g’faib?" — „’$ 
SSibbetc bet merr’$ d’falM" — „SBibbclc, »erbefbit’iJ g’fatb?" 

— ifcb metr e ©tädele uff$ SEBäbbcle g’fafle!" 

©emo ifcb ’$ M»el au mit geloffe. 3« e’re 2Bt)l lumme fle juem 
e 95te»ele, big bet g’falb : „3ebt ©ietle, »erum lauffem*err fo?" 

— ©emo bänn fle aQi geruefe: „<5i, ber Fimmel »iß &’famme> 
falle!" — „©o bemt ?"—„’$ ifcg im SBibbete fcbunn e ©fädele 
uff* ©äbbele g’faüe!" 

©emo bet fle’$95ie»ele mitgenumme mut bet fle unter e Äirfcb* 
bäum g’flebrt unn f>ef anfange je fcbibble, berno flnn Äitfcbe* 
(Hel etabg’faüe, aflemmff b’ ©äbbele, unn’$ ®ie»ele bet g’fatb: 
,,©ef)n, lebe bumml ©ierle, ’$ SBlbbele ifcb unterm Sirfcbbaum 
butebgange, terno tfcb em e ©fiel uff$ ©ättele g’faQe, teroo 
bef’^ gemeint, Je§ »IQ ter Fimmel j’fammefaOe." ©o benn ficb 
tie ©ierle fo g’föämmt, tag fei aQi ufe’nanter geloffe flnn. 
®le laufe noch/ »er ein$ teroon fangt, berf’$ b’batte! 


£>a$ Söorftenfmb 


ine Königin fag eor intern fpalafle 
unter einer grogen Hnbe unt febälfe 
fltb 2tpfel; if)t treijäf)ttger ©ofm 
(Vielte um fle herum unt hätte au# 
gerne ein Studien gehabt, ©eil ihm 
ater feine SKutfer nichts geben 
woüfe, l» t et tie Skalen auf unt 
ag fle. 2(1$ tie Königin ta$ fab, oew 
gag fle flcb unt rief im «Ärger: „®, 
tag tu ein ©cb»eincben »atefl!" ©iebe, ta »at ter Ätnig$# 
fnabe plöblicb ein ©cb»eincben unt quieffe unt lief ^inau$ jur 
#etbe. 

Siun lebten an tem Saume be$ QBalte$ jwel arme Seufzen, 
tie fjatten leine Sinter unt ba$ f^merjte fle febr; fle fafjen aber 
gerate eor tem $aufe, al$ am 2lbent tie ©cb»eine beimlebr/ 

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fen. ©a fpracf) bie grau ju intern SRamte: „ffienn unS @o tf 
boch ein Äinb befeuerte, unb wäre eS auch fo rauh unb borkig 
wie eitt Schwein!" unb fleh, ba tarn gleich auS bet $etbe ein 
JmtgeS ©chweinchen herangelaufen unb fchmeichelfe unb flrei# 
(beite fleh an bie Sitten unb wollte nicht eon ihnen, fo baf fle 
fahen, ihr SBunfch wat erfüllt, Sinn nahmen fle eS ju fleh In 
bie ©tube wie ihr Äinb, pflegten eS fein, gaben ihm ju freffen 
(Semmeln unb 9RiIch unb machten ihm auch ein weites 93ett# 
(hen. grühmorgenS, wenn man bie $etbe trieb unb baS £orn 
ertönte, tonnte eS baS ©chweinchen baheim nicht auöhalfen, unb 
man lief eS hinaus, unb eS lief mit; abenbS lehrte eS immer 
wieber heim unb bann llebtoften eS ber 3Rann unb bie grau unb 
es grunjte eor gteuben; aber was merfwörblg war, eS tonnte 
auch fprechen wie ein orbentUcher SNenfch ; eS wuchs febt langfam, 
unb erjl nach flebsehngahren war eS enbUch ein ganj grof eS Sber# 
fchwein. ©a gefchah eS, baf eines StbenbS bie beiben Sheleute 
untereinanber fprachen: ber Äönig habe auSgefchrieben, er wolle 
feine einige Mochtet nur bem jumSBeibe geben,berbrel3tufgaben 
löfc; aber noch habe fein ÄönigSfohn bie Aufgaben löfen tön# 
nen. ©a richtete fleh auf einmal ihr ©orflenfinb pfeilgerabe em# 
por unb fprach: „Söater, führt mich jum Äönig unb »erlangt für 
mich feine Sochfet!" -Der SNann erfchrat über blefe Äühnheit 
fo fehr, baf ihm bet Slfem eine Seitlang flehen blieb. „SBo 
bentfl bu hin, mein ©ohn, was würbe mir ber Äönig tun, wenn 
ich eS wagte, fo ein Verlangen ju fleHen!" Stber baS ©orflen# 
tinb lief nicht ab unb fchrie unb grunzte bem Sftanne tagtäglich 
in bie Ohren: „S3ater, tommt jum Äönig, ich tann baS nicht 
länger auShalten, tommf nur, eS wirb Such nichts gesehen!" 
Snblich gab ber 3Rann nach, nahm Slbfchieb oon feiner grau 
unb wanberte ber ÄönigSjlabt ja. ©ie tarnen anS ©chlof; eS 
würbe baS £or geöffnet, baS ©chweln aber wollte man nicht 
hineinlajjtn; hoch brängte eS fleh burch alle Aachen hinburch 
bis in baS 23orjimmet beS ÄönigS; hier blieb eS jarfict. ©et 
COJann trat jiffeent» t>or ben Äönig unb bat für feinen ©ohn um 
bie £anb ber iprinjeffin. ,,©o bringt ihn herein, baf ich if» fehe!" 
911S nun ber SBauer bie Süre öffnete, flfirjte bet Sber mit einem 

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Digi 



„(Kob, rof)!" „SOBaö ifl £>aä ?" fcbr lebet Äönig wütenb, „{fl 

ba3 bein©obn?"— -„3a!" flammelte ber (Kann. „SB ic famtfl 
bu bicb unterffeben, mit bem garffigen Siet j« rate ju fomrnen?" 
»Da tief et fchned feine ©iener trab lieg ben (Kann farat bera 
©ch wein in ben tiefffen Äerfet werfen. (Run Sagte unbjaramerfe 
bet alte (Kann unb fprach ju feinem SBorffenfobn: „©iebff bn 
e3 jefct, wohin bu mich gebracht baff!" — „Sagt ba3 nnt gut fein, 
e3 wirb febon anber3 wetben!" 2lra anbetn S&orgen foßfe bet 
2llte gehängt nnb ba3 Schwein erfcblagenwerben. »Da bebaute ftc$ 
bet Äönig unb fprach: „SBoblan, ich will ©nabe ergeben laffen; 
wenn bein ©obn, ob et nun auch ein gatffige3 Siet iff, bie btei 
Slufgaben (Öfen fann, fo foH et meine Sottet $ut ©emablin 
befommen, unb icb will bi<b ba$u noch mit reichen ©efebenfen ent# 
(affen; lö ff et ffe aber nicht, fo bat bein nnb fein Sehen ein Snbe !"— 
„3e§t haben wie gewonnen!" fprach ba3 95orffenfinb |« feinem 
(Batet unb ttöffete ibn. 2lbenb3 lieg bet Äönig fagen: 2$i3 jura 
anbetn Sage folle t>a3 ©chlog, in bem et wobne, eon purem 
©ilber fein, fonff nichts mebt. ©a hörte man in bet (Rächt nut 
einigemale ein Unarten unb Äracben; bann war e3 ffill. 

2113 am SRorgen bet Äönig erwachte nnb bie ©onne burch3 
genffet fchien, blenbefe ibn ba3 Sicht fo febt, bag et bie 2lugen 
fchliegen mugte; et ffanb auf unb fab, bag alle3üon ©ilber wat. 
„!Da3 iff gelungen," fprach et, „aber bie jweite 2lufgabe wltb et 
nicht löfen !" 2lbenb3 lieg bet Äönig fagen : 9513 jum anbetn (Kot# 
gen folle feinem ©chloffe gegenüber ffeben (Keilen weit ein ebenfo 
groge3 ©chlog au3 purem ©olbe gebaut fein. (Kan hörte in bet 
(Rächt wiebet nut einigemal ein brachen unb Traufen, unb e3 
warb ffill. 2113 am (Korgen bet Äönig erwachte, ffrablfe ein fo 
teilet ©lanj auf ihn bureb bie genffet, bag et faff etblinbefe; 
et fptang au3 bem Sbetfe, unb fo wie (ich feine 2lugen ein wenig 
gewöhnt bitten, fab et auf einmal in bet gerne ba3 golbene 
©chlog. „j?a, auch ba3 iff gelungen!" tief et unb etffaunte nicht 
wenig ; „bie britte 2lufgabe fann et mit bennoch unmöglich löfen !" 
2lbenb3 lieg bet Äönig fagen: 9513 jum anbern SRotgen foHe 
eon bem einen ©chloffe bi3 jum anbern eine 95tficfe gebaut fein 
au3 lautet ©iamantfriffad, fo bag bet Äönig gleich barauf 

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pinfiPer fpajieren IPnne. 5ÖJan bitte wtePer tn Per !Rac^t einigemal 
flirren uni) flappern, Pamt »at eg giß. 60 »at aPet noep lange 
niept Sag, alg Pet ÄPnig er»acpte, unP eg festen fo peß Purcp Pie 
Senget, alg fle^e Pie ©onne fepon lange am Fimmel; et (prang 
aug Pem ©ett unP fap neugierig pinaug. ©a fonnte et gep cot 
€rgaunen niept faßen, alg et fap, Pag aQet ©lanj eon Per »un# 
Perooßen ©rücfe fam, Penn Pie ©onne »at noep niept auf# 
gegangen. 

6 t lieg nun feine Socptet eot gep tufen unP fptaep: ,,©u gepg, 
Pie Ptei SlufgaPen gnP gelög; Pu mugf nun Pag SQJeiP Peffen 
»etPen, Per ge gelög pat!"— „3a, mein ©ater!" fpracpPieÄönigg# 
tobtet, „Pag »iß lep auep gerne tun, Pa 3Pt’$ geloPt paPt!" 
SIPer PieÄönigin »at untröglicp, »oßte niept unP fpracp:„SBag, 
foß meine Socptet einen »ilPen 6 Per jurn ©emapl paPen unP 
eon Pen fpipen©orgen jerßoepen »etPen ?" — ,,©ag lägt gep ein# 
mal niept änPetn!" fptaep Pet Äönig, „tep paPe mein SBort ge# 
gePen," unP lieg algpalP Pen SKann aug Pem ©efängntg polen 
mit feinem ©opne, unP Pie £ocpjeit »utPe gefeiert; Pann 50 g 
Pet Sllte teiep Pefcpenff naep §aufe. 2 ßg aPer am 2lPenP Pie 
Äönlggtocpter in Pag ©cplafoimmer ging, jitterte unP jagte ge, 
unP ipte SRuffet »einte immerfort unP napm julept 21P# 
fcpieP, alg fäpe fle ipte Socptet jum leptenmale lePenPig. 
Sflg ePen aßeg giß »at, »arf Pag SPetfcpwein plöplicp fein 
raupeg ÄlciP aP, unP eg lag nePen Pet Äöniggfocpter ein 3öng# 
ling eon »unPerfcpöner ©egalt unP mit golPenen paaren, ©ie 
Söniggfocpter oetlor algPalP aße gutept aug ipremijetjen, unP 
etwag anPeteg jog Patin ein. ©a etjäplte ipt Pet 3öngling, et 
fei ein eetwönfepfer Äöniggfopn, et »etPe aPet PalP ganj er# 
lög fein, nut foße ge ©ePulP paPen unP fcpweigen. 2lm frfipen 
SKotgen, alg eg faurn Pämmette, ertönte Pag #orn Peg Ritten; 
Per 3öngling fprang auf, »atf fein ©orgenfletP um unP lief 
grunjenP jur $etPe. 

©ie alte Sönigin patte Pie 9?acpt niept gefcplafen; ge tarn ganj 
ftüp pin, um ju fepen, oP ipte Socpter noep lePe; »eil aPet aße 
Sitten offen ßanPen, ging ge immer näpet unP näper, Pig ge 
ipre Socptet aßein im ©ett erPliefte; ge fcplief noep, allein ipt 

19 3ftfir$cn (eit ffirimnt 289 


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<Scfi<^( war fo eerlfart, al$ f>abe fie einen lieblichen ©raum. 
„£ebfi bu, mein liebetf Äinb?" rief enblich t>ic Königin. ©a er# 
machte fie uni) »nt munter unb frö^>Iic^. ©ie SKufter hätte nun 
gern gleich «Heg gewufjt; allein fie tonnte 6er ©ochtet lange 
nichts entladen; zulefjt aber fagfe 6iefe boch ganz leife un6 im 
Vertrauen: „dufter, mein ©emahl ifi fein Sbetfchwem, fon6ern 
ein wunbetfehöner £önig$fohn mit gol6enen paaren; ba$ 35or* 
fienflei6 legt er ab, wenn er in$ 95eff tommf." ©a war Me 3ftut* 
ter aber ganz neugierig unb pafjte ln bet fommenben Sßachf 
unb fah burch eine SRauetrifce in$ Schlafgemach. ©a überzeugte 
fie fich, bafj if>re ©ochter bie ©ahrheit gefprochen. 211$ ba$ £orn 
be$ Ritten am frühen «Morgen wieber ertönte unb bet ©emahl 
ber Äönigätochter fein 25orfienfleib urnwatf unb jur £e rbe 
eilte, ba lam bie Königin auch fogleich zu i^rer ©ochter mit fro* 
hem ©eficht unb fprach: „SBarte nur, bu follfi halb immerfort, 
auch am ©age, beinen «Kann in feiner Schönheit fehen. 5Benn 
er heute abenb ^eimfefjrf unb im 95etfe fchlüft, laffe ich ben 
Ofen ^eijen unb ba$ 93orflenfleib hineinwerfen; bann mufj er fo 
bleiben, toie er ifil" ©er Äönigötoc^fer pochte ba$ £erz oot 
greube unb 2lngfl, fie wollte unb wollte auch nicht unb backte 
an ba$ Verbot ifjte$ @emahl$; allein ihre SMutter tebete ihr fo 
t>iel zu, bafj fie fich beruhigte. Unb in bet Macht, al$ ber ©emahl 
bet £önig$tochter fthlief, würbe ihm ba$ 95orfienfleib heimlich 
fortgenommen unb ln bem Ofen »erkannt. 211$ am anbern 
(Morgen ba$ $orn be$ Ritten wieber ertönte, fprang er auf, 
fuchte fein Äleib, aber »ergebend; enblich merfte er, wa$ oor# 
gegangen war, ba würbe et auf einmal ganz traurig unb flagte: 
„©ehe, bu hafi nicht gefchwiegen, meine Gtlöfung f)aff bu »er* 
eifelf; jefjf bin ich eetwünfchf weit weg an$ Snbe ber SBelt, unb 
leine fierbliche Seele lann baf)in gelangen, um mich zu erretten!" 
©amit ging et ^inau^ unb war auf einmal »erfchwunben. 
9lun fing aber bie £önig$tochter an zu jammern unb zu Hagen, 
bafj e$ einen Stein hätte erbarmen müffen, unb ba$ ganze 
Schlojj war halb auf unb ihre (Mutter lief zu ihr hin unb fragte; 
„2Ba$ fehlt bit benn, liebet Äinb?"— „0 (Kutter, (Kutter, wie 
habt 3f>t fo fehlest getan; mein Siebfier ifi nun eerwünföt 

290 


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an# SnBe Ber SBelf, unb feine ©eele fann ign erretten !" Stiegt# 
fonnte (ie tröffen, wa# man igr immer fagen mochte. Siacg 
einigen Jagen fpraeg fit* „Später unb SJtutfer, lebt wogl! 3cg 
fann niegt länger gier Bleiben; ieg mug gingegen an# @nBe Bet 
SBelt unb meinen Sieöffen fucgen." — „0 mein ÄinB," fagfe Bet 
©ater, „Ba# @nBe Ber SEBelf ijf gar weif, bi# Bagin fannfl Bu 
nie unB nimmer gelangen!" — „3$ mug gin, Safer, icg fann 
gier fo niegt au#galfen!" Sa gab man igr lieben ÄleiBet unB 
fieben ipaar ©eguge nnB einen ©ad mU SBrof auf Ben SBeg, unB 
al# Ile SlbfegieB genommen gatte, ging fte in einem fort, ogne ju 
rügen unB $u raffen, Benn fie wollte feinen Stugenblid oerlieten. 
GnBlieg fag fie feine SRenfcgenwognungett megt; Ba ging fie 
nocg fcgleuniger, Benn fie Backte, Ba# SnBe Bet SSBelf rnfiffe jegt 
balB Ba fein; aber e# zeigte fid^ noeg lange niegt; enBUcg erblidte 
fie in weiter, weiter gerne wieBer ein einfame# £äu#egen; fie 
eilte, wie fie nur fonnte, Barauflo#, unB al# fie ei erreicht gatte, 
fegrte (ie ein; ei wohnte aber Ba Bet SBinB. ©ie fragte in bit# 
tenBem Jone, ob ei nocg weit fei bi# jum 6nBe Bet SEBelf. Ser 
SBinB fag gleicg, Bag ei eine Unglüdltcge war, unB fpracg: „Dg, 
mein gute# ÄinB, Ba# fann icg Bit niegt fagen; aber lieg, 
fcgwinge Bieg gier auf mein glügelrog unB reife $um STOonB; 
Dielleicgt fann Ber Bit 2lu#f unff geben. SBenn Bu Ba bifl, fo fpr inge 
nur ab, Bann fommt mein SKog fegon allein jurfid; aber fieg, 
icg fegenfe Bit ein ?Otäu#cgen, eietleicgf fannff Bu ei einmal brau# 
egen!" Sie Ä5nig#tocgfer Banfte Bafur, fegte lieg auf Ba# 9log 
Be# 8BinBe# unB flog fort jum SDtonB. 

311# Biefer eon weitem Bie traurige ©eff alt fommen fag, er# 
barmte et (feg unb Bacgte gleicg: „Sie BrfidteinUnglüd!" unB 
fam igr freunblicg entgegen, ©ie fprang ab, unBfogleicgliefBa# 
9fog bei 2BinBe# juröd. ©ie trug nun igre Sitte oor, aber Ber 
SJfonB wugte leiBer aueg feine reegte 3lntworf; „beffeige," fagfe 
er, „mein Stog unB rette jur ©onne, Bie wirB gewig Ba# SnBe Ber 
SEBelf fennen, Benn fie ifi fegt weit gereift iff ! 3cg fdgenfe Bit aber 
gier eine fHbetne 9fug, eetwagre fie wogi, (ie wirb Bit einmal 
gute Sienffe tun!" ©ie Banfte, fegte fieg auf Ba# 0log bei SDton# 
Be# unb flog $ur ©onne; ei war fegon SlbenB, al# fie gingelangte 


19 * 


291 



mtb Me liebe ©onne war eon ihrer £age$arbetf eben nach $au fe 
gefommen. SDie Sbnig$tocbter grüfjfe wie eine Unglüdlicbe unb 
foracf): „Siebe ©onne, fannfl btt mir nicht fagen, wo unb wie 
»eit noch ba$ Snbe ber SBelt ifl?" ©a fah bie liebe ©onne gleich, 
bafj bie grembe Mn fcbwerer Äummet btüde, unb fpracb mit# 
leibig: „£>b, mein atme$ Äinb, ba$ weif ich wohl, aber ba$ ifi 
febt weif! SBenn bu bl$ morgen »arten fannfl, fo »iß i<b bicb 
binffibren !" 3lber bie ÄönigStocbfer bat fo flebentücb nnb fpracb : 
fie bfirfe feinen Slugenblid ruhen, bi$ f!e binfomme. ©a fagfe 
bie ©onne; ,,©enn bat? fo ifi, fo »iß icb bir meinen ©ageu unb 
meine Stoffe geben; fahre nur bicc anf ber Sßad&tbabn fort, 
meine Äinber, bie ©terne, »erben bir ben regten ©eg jetgen! 
©enn bn beim afbenbfiern bifi, fo h«ü bu «icb* mehr toeit jum 
Siele, bann fpringe nur ab, unb meine Stoffe fornmen mit bem 
SBagen fcbon jurüd. ©ieb, ich fcbenfe bie eine golbene Slujj, Mel# 
leicht fannfi bu fie einmal braueben!" 

©ie Äönigötocbfet banfte fteunblieb ber milben grau, fegte ficb 
auf ben ©onnenwagen unb fuhr in einem fort ben Fimmel ent# 
lang, ©ie fam juerfi jum SKorgenftern ; ber fam gleich bienfifetfig 
heran unb jeigte ber Äönigötocbter ben rechten ©eg unb nun 
fam fie &u aßen ©fernen, bie »ir am Fimmel feben, unb jeber war 
»ißfäbrig unb behilflich; enblicb gelangte fie jum Stbenbfiern; 
ber wohnte in einem einfamen £<Su£cben am SReere; et war 
eben eingefcblafen unb »unberte ficb nicht wenig, alB er ben 
glättjenben ©onnenwagen fab, ber boeb eot furjem bagewefen 
war. ©ogleicb fprang er au$ bem S5ett unb ging hinauf; ba 
flieg eben bie -Königstochter aus bem©agen, unb alSbalb flogen 
bie ©onnenroffe auf bem Slacbtwege jutüd, bamit bie liebe 
©onne am SKotgen ihre gabtf jur rechten Seit antreten fönne. 
Slun erjäblfe bie Königstochter bem Slbenbflern ihre ganje 
©efchichfe unb er fpracb eoß SKitleib: „§a rre nur aus, bu bifl 
halb am Siel! ©iebfl bu borf in ber gerne jene gnfel, ba »eilt 
bein ©emabl, unb morgen gerabe foß er mit bet ©oebfet beS 
Königs eom ©elfenbe £ocb&eit halten! 3$ führe bicb fegt gleich 
hinüber, ffeße bicb bann nur als Bettlerin eot ben KönigSpalafi; 
baS aber bifl bu in ©ahrheif, benn eon ber »eiten Steife finb 

292 


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teilte ©cbuhe unb Äleibet, wie ich fe^e, abgeriffen. 5Benn bann 
am borgen bet 3«9 i« bie Ältere geht, fo öfftte nut bie 9luft, 
bie bit bet SSRonb gegeben hat, ba ffnbefl bu ein fllbetne$ Äteib, lege 
e$ an unb gehe mit jur Äirche, ba$ ßbtige wirb fich eon fclbfl 
ergeben!" SRun fünfte bet 2tbenbfiern bet Äßnig$tochter auch 
eine fferngeflctfte 9iu§ unb führte fie auf feinem golbenen Äafjne 
hinüber, unb fle fiel Ife fich in ihrer ierriffenen Äleibung an bie 
«Pforte bet Äönig$burg. 211$ nun bie junge grau in oollem 
©chmud jur Äirche ging unb bie 2ltme erblicfle, tief fle jortiig: 
„gagt mir fort bie zerlumpte 25eftletin!" ©iefe lief auf bie ©eile, 
nahm abet fcbnell ifjre filberneSftufj ^ereot, öffnete fle, unb al$# 
halb erhob fic^ barau$ ein wunberfchöne$ fitberne$ Äteib; fle jog 
e$ eilig an unb ging jut Äirche. 

211$ bie Heute ben »unberbaren ©lanj faljen, fo etflaunten fle, 
unb aQe$ blidte bin auf bie grembe im ©ilberfleib. Sie S5tauf 
flanb eben eot bem 2fitate neben ihrem 95t5ufigam unb fab 
auch ba$ wunbereotle Älelb. ©a rief fie ihrem Bräutigam ju: 
*3lein, bi$ icb nicht ein folcbe$ Äteib habe, toiU ich nicht bein 2Beib 
»erben!" ©ie ging eom 2llfare »eg unb nach £aufe. ©ie gtembe 
in ihrem ©ilberfleib »ar aber juetfl au$ bet Äirche h»nau$# 
gegangen, hatte fernen ihr Äleib abgelegt unb fleh aieber in ihre 
Humpen gehüllt. 9iun fragte man fogteich im ganzen ÄönigreicJ 
nach, aber ein folche$ Äleib war nigenb$ $u ftnben; ba ließ bie 
Bettlerin bet Äönig$tochfer fagen, wenn fie ihr erlaube, eine 
SJiacht in bem ©ch'afgemach ihre$ 25r5ufigam$ ju wachen, fo 
wolle fle ihr ba$ Äleib oerfchaffen. ©ie Äönig$tochter bewiHigfe 
ba$ gern, fie lieh aber ihrem Bräutigam bie Ohren eetflopfen unb 
einen ©chlaftrunf geben. 2fn ber 9lacbt nun fniete bie ^Bettlerin 
an ber Hagerfiaft ibre$ @emaht$ unb erzählte ihm wehflagenb 
ihre €DJühen unbHeiben: „©iehe ich bin bir gefolgt bi$ an$@nbe 
ber 2Belt, fieben Äleiber unb lieben «paar ©cfmhe h«be ich &et# 
rifTen, fo höre bod) unb erbarme bich meiner SRot um be$ Äinbe$ 
willen, ba$ ich unter bem Serien trage!" 2lbet ber Äönig$fohn 
fchlief einen eifetnen ©chlaf unb hörte nicf)t$. 

2lm folgenben Sag, al$ bie Äönig$braut ba$ filberne Äteib an# 
getan hafte, war fie fröhlich, nnb nun ging fie wieberjurÄirche, 



um fich frauctt $u laffen. Sa nahm Me 25ettlerin ihre golbene 
Sluf hereor, unb barin lag ein Äleib au3 lauter @olb; fie legte 
e3 an unt ging auch jut SUtche. Sben feilte über i>aö neue $aat 
ber ©egen gefprochen teerten, ba fah tie grau Me gtembe im 
goltnen Äleibe. ©ogleicf) rief fie : „Slein, bi3 ich nicht ein folc^eö 
Äleib habe, fann ich nicht bein SBeib fein!" unb ging au3 bet 
Äirche mietet ffradö nach £aufe. Sie grembe mar wieber ju# 
etfl Mnau^gegangen, hafte fogleich ihr golbeneä Äleib in tie 
Sluffchale gelegt unt fleh in ihre Surnpen gefüllt. SDlan fragte 
im ganzen Sleiche umfonjl nach einem folgen Äleibe; ta lief 
tie «Bettlerin ber Äönig3braut fagen: wenn fie ihr erlaube, wie# 
bet eine Slacht im ©chlafoimmet ihre3 93räutigam3 ju wachen, 
fo wolle fie ihr ba3 Äleib oetfehaffen. Sie Äönig3fochtet willigte 
ein, lief jeboch abermals ihrem Bräutigam tie Ohren eetflopfen 
unt einen ©chlaftrunf reichen. 2113 nun in ter Slacht tie Unglück 
liehe mietet an ter üagerflütte ihte3 @emahl3 fniete unt ihm ihre 
Slot flagte, fo war aße3 umfonjl, er fchlief feft unt hörte nichts. 
Sen folgenten Sag ging e3 mietet jur Äitche; bie 95rauf hafte 
ba3 goltene Äleib angelegt, unt ©chönere3 fonnte man fleh 
nicht tenfen. Sie «Bettlerin nahm fegt ihre flerngefledte Sluf 
eom 2tbentflern hereor unt tarau3 jog fie ein Äleib, tarauf 
war bet ganje ©ternenhimmel ter Slacht ju fehen. 2113 fie in 
tie Äitche traf, fptach eben ter ©eiflliche ten ©egen; faum hatte 
tie 95rauf aber tie gremte im ©fernenSeit erblicft, fo rief fie 
tem ^rieflet ju: „§alt, bi3 ich nicht ein folche3 Äleib habe, miß 
ich nicht ba3 2Beib tiefe3 3Jlanne3 fein!" ©ie eilte ffta<f3 nach 
£aufe, unt man fragte im ganzen Sleich nach einem folgen Äleib; 
ba3 war aber noch weniger ju flnten, aI3 ta3 goltene unt fH# 
berne. Sa lief tie «Bettlerin ter Äönig3fochter mietet fagen, 
wenn fie ihr erlaube, tie Slacht im ©chlafgemach be3 25raufi# 
gam3 jujubtingen, fo würbe fie e3 ihr eerfchaffen. Sie 95tauf 
war ba3 jufrieten, fie lief aber ihrem SSräutigam auch tie3mal 
tie Ohren wohl eetflopfen unt ihm einen ©chlaftrunf reichen. 
2113 in ter Slacht tie 2Jrme $um trittenmal eot tem «Bett ihr e3 
@emahl3 fniete, fing fie an bitter ju weinen unt juflagen: „2lch, 
er wirb mietet fchlafen unt nicht hören, unt nun habe ich nich<3 


294 



mehr, baS mich ju ihm führen famt !" ©a nahm fie baS SKaus# 
eben aus ihrem 35ufen unb fpcac^ : „Siebes SftäuScben, farnifl bu 
mit rtic^t Reifen?" 

©aS SttäuScben fprang fogleicb auf baS 35 eff, froeb bem ©cbla# 
fenben tu bk £>b«n unb nagte bk ©töpfel bureb, abet bet 3 «nge 
jcblief noch feji, benn bet ©cblafttunf tat feine SBitfung; ba bifj 
baS SBlauScben ihm in bie Obren, bafj baS 35lut rann; enbücb 
feblug et bie Singen auf unb tief: „Oweb, was ijl baS?" Bugleicb 
jab et bie unglücftic^e ©efialf eot feinem 95ette. „Sieber @e# 
mabl, wacbli bu enblicb? ©ieb, baS iji bie btitte Siacbf, bafj 
icb bei bit war!" unb erjfiblk ihm mtn ih« 0 <m&e ©efebiebte: 
„3cb bin bit gefolgt bis anS Snbe bet SEBelt, flebe» Kleiber unb 
Heben $aat ©ebube habe icb jettiffen, erbarme bicb boeb meinet 
SRot um beSKinbeS toilleu, baS icb unter bem £erjen frage!" 
©a fiel ibt ©emabl ibt um ben £alS unb tief:„Dbu mein treues 
SBeib, fo toar eS fein©raumbilb, baS mir bie beiben »ergangenen 
SRäcbte wäbrenb beS ©cblafeS fo lieblich eorfebwebte, bu bifl eS 
felbfi, bie icb fo lange eermift habe. SRun bin leb bureb beine 
©reue eoöenbS erlöjf. $abte wohl, bu fiolje Königstochter »om 
SGBeltenbe, bicb brauche icb nicht, icb habe mein treues ffieib wie# 
bet!" ©arauf machten fie ficb auf ber ©feile fort unb flohen 
aus berKönigSbutg ans STOeer. ©a war eben berStbenbfiernmit 
feinem Kahn unb fyatte einen SBelfpilger beeübetgefebafff. Sr 
nahm bie beiben freunblicb auf unb führte fie btnüber. SS würbe 
gerabe ©ag unb bie ©onne traf auf ber anbern ©eite ber SBelf 
Ihre airbeit an. ©a fpracb ber Slbenbfiern: „35leibef in meinet 
£üfte ben beiden ©ag über, wenn bie ©onne abenbS mit ihrem 
SBagen fommt, fo wirb fie euch bann mifnebmen." ©aS taten 
fie auch, iurnal bie Königstochter gern, benn fie bafk ficb bisher 
ja feine SRube gegönnt. 

9HS aber am S&orgen bie Königstochter ba brfiben auf bet 3nfel 
baS pracbfooKe ©ternenfleib angelegt hatte unb jur Kirche geben 
wollte, fo fanb man ihren Bräutigam nicht; man fagte ihr aber: 
in ber Sßacbf fei fo unb fo ein 3 üngling mit einet Bettlerin jum 
©leere geflohen unb beibe feien eom Slbenbfiern im Kahne bin# 
fibergefebifft worben. „$a, bk PtFWftttfcbk Bettlerin unb ber 

295 


* 

oogle 


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falfche aibenbflern!" ©ie tobte unb wütete noch lange fort, allein 
eg half bag SUleg ntchte; benn über bag SReet hinaug fyatte fle 
ferne SRacht. ©äljrenb aber bie belben glüchtlinge in ber fyütte 
beg 2lb nbjletneg eerweilten, ging gerabe bag 3a^t ju Snbe 
feit ihrer £ochieit, unb bie junge grau gebar einen »mtber* 
fernen Änaben, ber hatte ein 2lntlifc fllberweifj »ie ber 3Ronö 
unb £ocfen eon ©olb »ie bie ©onne unb Stegen »ie ber 3Ror> 
gen# unb Slbenbflern. Site bie ©onne am Slbenb anlangte, fo 
hafte fle grofje greube übet bag glücfliche ipaar unb bag fchöne 
Ätnb; fle nahm fle willig in ihren SEBagen auf unb fuhr auf bem 
SRachtwege fchnell ju ihrer ffiohnung, »o fle am fpfiten Slbenb 
anlangte; hier »ar fchon ber SRonb, ber Aufträge eon ber ©onne 
erwartete. Sr freute fleh auch, ate et bie ©tödlichen fah. ©ie 
©onne befahl ihm, er folle bie guten Seute big $u feiner ©oh* 
nung mifnehmen unb bann bem ©inbe auftragen, fle bte $u 
ben SRenfchenwohnungen $u begleiten, ©er SRonb nahm fle 
atebalb auf fein 9to§ unb ritt heim, ©a war auch fchon ber ©mb 
unb »artete auf ben SRonb, um ©efehle fcu empfangen, ©ec 
©inb freute fleh auch über alle SRajjen, ate er bie Äbniggtochtec 
»ieber fah unb ihren ©emahl unb bag fchöne Äinb, unb btt 
fonbetg ate er hörte, bafj fein SRäugchen fo gute ©ienfle g tt 
tan. ©er SRonb jagte ihm, wag er ju tun habe, unb ber ©inb 
nahm bie ©tödlichen auf fein SRofj unb führte fle in einem fort, 
biö in bie Sftähe ber SRenfchenwohnungen. ©a fefcte er fle nieber, 
nahm h>et^(ich>en Slbfchieb unb ritt f)cim. ©ie aber »anberten 
jefct iuguge fort unb trugen ihr Äinb abwechfelnb aufbenStrmen 
unb waren felig. Snblich gelangten fle in bag Sbnigreich, »o ber 
SSater ber Äöniggtochtet betrete. Sg ijl nicht ju befchreiben, 
welch ein 9 tofjer 3«bel im ganzen £anbe entflanb unb »ie alle 
©ege mit ©lumen bejlreut unb alle ©ore fejtlich gefchmfidt 
waren, ate fle einigen! ©er alte Äönig gab halb bie Ärone 
feinem ©chwiegerfohne, unb biefer lebte mit feiner ©emahlin 
noch lange glüdlich unb jufriebett. 


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©er 55ütte( im Jjptmmel 


iu ganjer ©emeinberat war nacfi uttl) 
nadj mit ©obe abgegangen unb in 
ben Fimmel gelajfen worben; $u/ 
lefct fam aueß ber 33üttel noeß an unb 
wollte hinein. SIKein ipettuä wieö 
ißn ab unb fagte: ,,©a$ wirb mir &u 
oiel! ©a ft^f fefjon ber ganje @e> 
meinberat brin; für bicf> ifi fein ipiaö 
meßr!" ©praeß ber SÖüttel: ,,©atf 
Id; hinein, wenn icf) ben ©enteinberaf ßeraugf cßaffe ?" — „3a, ba$ 
barfff bu," fagte ipetrutf, „wenn bu ed fannff." — „£)ß, fo öffne 
mir nur ein fleht wenig bie ©ür!" bat ber SBüttel. ©a mad;te 
ipetruä bie £immelätüt fo weit auf, baß ber Büttel nur gerate 
mit einem 2luge l;inburcf)fef)en unb mit einem ginget eine 
QBinf geben fonnte, wobeierrief: „*Pff! pfl! ißr Herren! ßaußen 
gibt’d anffieinfauf." Unb wie berQttifc eilte ber gan&e@emeinbe* 
rat fogleicß &um Fimmel ßinautf, unb ald er nun braußen war, 
ging ber SSüttel l;inein, unbipetruö fcf)lo$ hinter ißm bie©üre &u. 


$ waren einmal ein ißaar arme Senfe 
auf bem gelb unb Ratten aueß ißr 
fleineö Äinb mit, bad lag in einet 
Schaufel, bie war au$ SEBinbeltt unb 
l;ing an oier ©teefen. 2luf einmal 
fam eine wilbe ßalje au$ bem 5Balb, 
naßrn bad Äinb unb trug ed fort in 
ihre £öl)le; fte tat ißrn aber nid;t$ 
juleibe, fonbern pflegte e$, brachte 
Ißm Äräuter, ffiuricln unb (Srbbeeren, fo baß eä feine SKot 
litt. 9ilfo wucßS ed ba auf in ber £öf;le; cd war aber ein Änabe, 
unb wie ber groß war, fpraeß bie Äafce ju ißm: „9hm follfi 


©er Jebcrfomg 






bu bie Äönigötoc^tcc heiraten!" — „9lber ich bin Ja n acft," 
(brach bet Knabe, „töte fotl ich cot ben König gefeit!"— „Sflacbe 
t>tc feine ©orgen, leb wlH Mt gleich ein Kleib fcbaffen." ©a lief 
bie Kafec in ben ©alb unb batte ein filbetneä «Pfeifchen, fie blie$ 
einmal unb jifcbelte unb raffelte bann, unb al$balb famen üiele 
93ögel unb töilbe Siete jufammen. ©ie nahm eon jebem SÖoget 
eine gebet, machte barau$ ein Äleib unb braute eöbemÄnaben; 
bann führte fte ihn ju ben Sieten unb (brach: „gebt gebe jum 
König, biefe Siete müjfen bit nacbfolgen, bann fage beim Sin# 
tritt: „£err König, bet geberfönig f^iclt g U( ^ 5 ^ ©efcbenf!" 
Üllfo ging bet Knabe in bie 55urg unb jagte fo, »ie ihn bie Kabe 
gelehrt batte. 

911$ bet König bie eielen Siete fab, freute et ficbunbfpracb: ,,©a$ 
muff ein teilet König fein!" Sen fotgenben Sag fcbicffe bie Kabe 
ben Knaben töieber mit öielen Sieten bin unb befcbieb ihn, et folle 
fagen: ,,©a$ ifi töieber ein ©efcbenf 00 m geberfönig," unb wen» 
bet König ficb eettöunbere unb fage: ,,©ie lieb wäre e$ mir, 
töenn ein fo reicher König meine Socbfet jur grau nähme," 
ba folle et nur fprecben: „3a, ba$ werbe bet geberfönig gerne 
tun unb nach brei Sagen werbe et fommen unb jjocbjeit ballen." 
©0 gefcbab eg, wie bet Knabe in bie 95urg fam. ©et König 
freute ficb ßbet ba$ neue ©efcbenf unb öerwunbetfe ficb febt «nt> 
jagte, wie et fo febt wfinfcbe, bafj ein fo reichet König feine Socb# 
tet $ur Stau nähme. ©a antwortete bet Knabe, wie Um bie Kabe 
gelehrt batte, bet geberfönig werbe ba$ gerne tun unb nach brei 
Sagen fommen unb §ocbjeif halten. 911$ bie Seit um war, lief 
bie Kabe wiebet in ben ©alb unb blie$ auf bem filbetnen (Pfeif# 
eben bteimal unb jifcbelte unb rafcbelte breimal nach Kagenarf. 
©a famen alle 93ögel unb wilben Siete jufammen, unb bie Kabe 
wählte febt bie febönfien unb farbigfien gebern unb machte 
barau$ einen SKanfel, bet glifcerfe unb glänjte wie bet ©fernen# 
bimmel, unb gab ihn bem Knaben. ©ie$mal ging auch bie Kabe 
mit nach £ofe. 9W fie nicht weit eom ©cbloffe waten, fptacb 
fie jum Knaben: „gebt wirf bein alte$ geberöeib fort, ich bringe 
bit gleich feböttt Kleibet au$ bem ©cbloffe; benn ben gebet# 
mantel follff bu nur jum ©chmud gebrauchen." ©amit lief fie 

298 



fernen ing @#lof unb rief: „9?ur f#nett föniglic^c Sleiber her, 
bet geberfbnig fommt unb ifl in einen ©urnpf gefallen, er 
brauch frif#e Sleibet!" ©a gab bet Äbnig feine befien Äleiber 
bin, unb bie Äa&e Uef bamlt unb brachte fle bem Änaben nnb 
Heibete ibn an. 

Sllfo fam er je&f in bie ©urg, unb ihm folgten alle Siete nach. 
Söie er aber einfrat ing ®#lof, legte er ben gebermantel um, 
ber glifjetfe unb glänzte, baf man eg faurn augbalten fonnte. 
©a freuten fleh ber Äbnig unb bie £aniggfo#ter über ben reifen 
©räutigam. 2llg aber bie £o#jeit ootüber war, fpra# ber Äbnig: 
„3# mbebte hoch gerne bein Sanb unb beinen ipolafl fehen, ich 
fahre mit!" 2Bie nun ber geberfbnig mit feiner jungen grau 
im SBagen faf, fah er immer auf jeine f#bnen Äleiber unb nicht 
auf feine grau. ©ag merfte bie Äafce, fprang ihm in ben Olacfen 
unb tfehaef ! fragte fle ihn einmal. „Sieh hoch auf beine grau!" 
fTöfferfe fle, „wenn bu aber bi# toieber eergijfefl unb man bi# 
fragt, warum bu immer auf beine f#anen Äleibet f#aueff, fo 
fage, bu babefl baheim oiel f#anere." ©amit lief bie Äa&e fort 
unb war immer eoraug. ©er geberfanig fah balb toieber auf 
feine f#bnen Äleiber. ©a fragte #n bie junge grau: „SBarum 
bag?" €r antwortete: „3# habe baheim oielj#anere." 9lun fam 
bie Äafce $u einer grofen @#afherbe; fle lief jurn ijitfen, fprang 
ihm in ben Ulacfen unb tf#acf ! fragte fle ihn einmal, baf ihm 
bag ©lut flof. „SBenn man bi# fragt, wem biefe £erbe ge# 
bare, fo fpti#: ,©em geberfanig!* fonjf fomme i# wieber unb 
jerfrafce bi# ganj." 2llg nun ber Äbnig unb bag junge fpaat 
hinfamen, fragte ber Äbnig ben Bitten: „QBem gebart benn 
biefe f#ane £etbe?" ©er £irt fpra#: ,,©ie gebart bem gebet# 
fbntg," benn er wollte ni#t no# einmal fo gefragt werben. 
„3a, bie ifi mein," fagfe gtei# ber Änabe, benn et merfte, bag 
hatte bie Äafce fo angefleUf. 

©alb barauf famen fle ju einer grofen ©ßffelherbe; bie Äafce 
war aber f#on bagewefen unb hatte ben Ritten au# einmal ge# 
frafct unb #m gejagt, wenn er ni#t fpre#e, bie #erbe gebäre bem 
geberfbnig, fo werbe fle ihn ganj jerfrafcen. 2llg nun ber Äbnig 
fragte: „8Bem gebart benn bie f#ane $erbe?" fo fpra# bet 

299 


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$irfe: „Sta, bie gehört bem Seberfbnig," benn et wollte nl<G* 
noeG einmal jerfralt werben. „3a, bie ifl mein," fügte bet 3unge 
im ©agen, unb berÄönig wnnbette ßcG feGr utt£> fprac^ : „3# 
Gätte bocG nie geglaubt, baß bu fo reicG wäreß!" ©anacG fametr 
ße aucG &u einet StoßGerbe; aucG ba war bie £a|e ßGon gewefett 
unb Gatte ben Ritten gefragt unb ü>m gefugt, wie et fprecGet» 
müfie; unb als ber Ä&nig fragte: ,,©em gehört benn bie große 
StoßGerbe?" fo fotacG et: „Sla, bem geberfönig!" benn et wollte 
nicGt nod) einmal gefragt wetben. ,,3<», bie ifl auch mein!" jagte 
bet 3«nge im ©agen. „3e|t glaube icG, baß bu oiel reichet bij? 
unb aucG baGeim alles oiel frönet Gaben wirft, als icG!" fpracG 
bet Äönig. 

(SnblicG gelangten fle in ein ©cGloß, baSgeGbrteeinem mäßigen 
Sauberer; ba war alles oon ©olb unb ©übet, ÄrißaK unb ©bei# 
(leinen, auf baS fcGönße geotbnet, unb berSifcGßanb gebeeft; fle 
festen ßcG gleich unb aßen. ©ie£a|e aber blieb oor ber Süreunb 
Gielt ©acGe. SlicGt lange, fo fam bet Sauberer unb polterte unb 
lärmte: „Stäubet in meinem ©cGloß, an meinem SifcG ! 2lGa! weGe 
eucG !" ©ie £a|e aber flanb in ber Süre unb ließ iGn nicGt ein unb 
fpracG: ,,©o fage mirnurerfl, biß buwirflicG bet große Sauberer, 
für ben man bicG Galt? SDtan erjäGlt, bu fbnnteß bicG in waS 
immer, in große unb fleine Siete eerwanbeln !"— „3a, baS ifl mir 
eine Äleinigfeit!" fpracG er unb eetwanbelte ßcG gleich in einen 
£öwen. ©a fürchtete ßcG bie Äa|e unb fprang aufS ©acG. ,,©aS 
iß woGl gegangen!" rief bie £a|e; „nun aber mbcGte icG feGen, 
ob bu bicG in ein Seines Siet, in eine SOlauS, oerwaubelnfannß, 
baS iß gewiß fcGwer unb bir nicGt möglicG!" ©ogleicG oerwan# 
beite ßcG ber Sauberer in eine SJlauS, unb im Slu fprang bie 
Äa|e oom ©ac|e Getunter auf bie SDlauS unb jerriß ße. 

Slun rief ße ben 3ungen aus bem ©aal GinauS unb fpracG: 
„deiner £ilfe bebatfß bu nicGt weitet, baS ©cGloß unb alles, 
waS barin unb barum iß, unb bie großen gerben, biebugefeGen 
Gaß, ßnb nun wirflicG bein, benn icG Gabe ben Sauberer, bem 
baS alles gehörte, umgebracGt! 3«&t ober oerlange icG oon bir 
einen ©ienß; nimm bein ©cGwert unb ßGlage mir baS £aupt 
ab." Slbet bet3unge wollte nicGt unb fpracG: ,,©ie Ibnnte icG fo 

300 


■V 


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unbanfbar fein!"— „SBenn bu e$ nicht gleich fufl, fo frage leg Mt 
Die Slugen au$ !" ©a nahm et ein ©cuttert, uni) auf einen £teb 
flog ba$ $aupt fort; aber fleh, ba flanb auf einmal eine wun* 
berfchöne Stau, ©er 3unge nahm fle gleich an ben Slrm unb 
führte fle hinein an Die £afel unb fprach: ,,©a$ ifl meine ?föut* 
teil" ©ie Stau aber gefiel bem alten Sönig fehr, unb tuet feine 
erfle ©emahlin geflorben war, fo nahm er ihre £anb unb fprach: 
„©ollen toir nicht auch £ochjeit feiern?" ©ie toar nicht bawiber, 
unb fo bauerte ba$ Sefl noch acht Sage. ©arauf 50 g ber alte Äönig 
mit feiner neuen Stau heim; ber 3unge aber mit ber £önig$* 
fochter blieb im 3 auberfchlofj unb war reicher al$ fleben Könige. 


©er 3tt>crgcnbcrg 


ln SDJüllcr hatte Drei ©öhne, unb bie 
fonnte et in ber ©eele nicht att$* 
flehen, unb eine Tochter, unb bie 
war fein Slugapfel. 311$ bie ©öf>ne 
nun fooiel oon ihrem 23afer leiben 
mußten, ba fprach bet SHtefle &u 
feinen SSrübern: „ 3 ch gehe nach 
bem Swergenberg, unb wenn ich ba 
ein Swergenmügchen erwifchen fann, 
bann flnb wir alle glücflich unb brauchen unfern 93ater nicht 
mehr." ©a fprachen bie beiben anbern: ,,£u’ ba$, SSrüberchen;" 
unb er machte fleh auf bie flleife unb ging weif, weit fort bi$ an 
ben Swergenbetg, wo er faf>, wie bie 3 »trge eben ihre 9&üg* 
chen in bie ^>öhe warfen unb fle wieber erfchnappten. @an$ 
flille legte er fleh auf ben SSaucf) unb fchlich burch ba$ @ra$ bi$ 
an ben 93erg, unb faum war er ba, al$ ein Sföügchen neben ihn 
hinflel; fchnell griff er banach, aber bet 3 wctg, bem be$ ®üg* 
chen gehörte, war noch fchneller al$ et unb befam fein SJlügchen 
Wieber, unb rief zugleich alle bie anbern 3 werge herbei; ba fielen 
bie über ben Sllteflen her unb machten ihn tot. 

511$ ber SUfefle nun nicht wieberfehtte, fprach Dcc Mittlere jum 

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Sünden: „3cb gebe nach bern 3tt>«genberge, unb wenn ich 6a 
ein 3 »« 9 etunü&c$ett erwifeben fann, bann finb wir glficflicb unb 
brauchen unfern Skier nicht mehr." ©afpracbber3üngfie: „Za* 
bag, 93röbetcben," nn6 et machte ficb auf 6ie Sieife un6 ging 
»cif, »eit fort, big er jum 3wergett6erg fam, too bie 3»erge 
e6en wiebet mal ihre 3Ru|cben ln bie £uff warfen. Stuf £anb 
unb guf froeb er bureb bag ©rag, unb atg er am 95erge war, 
ba fiel ein SRü&cben neben ihn bin unb er griff banacb; aber bet 
3werg war fcfmelier unb befarn fein SRühcben wiebet unb fc^rie 
bie anbern sufammen, unb fie machen auch ben SRittleren tot. 
2«g ber nun auch nic^f wieberfebtte, ba fpracb bet Söngfie i« 
ficb: „3cb will nach beut 3tt>etgenberg geben unb feben, ob ich 
ein Swcrgenmö^en erwifeben fann; bann bin ich gläcHicb unb 
braune meinen S3a(er nic^f mehr." £>ag tat er auch unb fcblicb 
gan§, ganj leifc &um 95erge unb legte fleh ba flitlc bin. Saum 
lag er ba, alg einSRühcben neben ibm jutörbe fiel; er hütete flcb 
aber, banacb ju greifen unb lief ben 3werg eg wiebernebmen, 
(Sinen Stugenbtief nach brr fiel ein jweifeg &u feiner ©ei fe nieber, 
aber er lief eg wieber liegen unb ben 3»erg eg nehmen, ©leicb 
barauf fiel ein britteg, bag faffe er fcbnetl, ebe ber 3»erg noch 
binjugefeboffen war, unb fieefte eg in bie Safcbe. ©a famen bie 
3werge alle biffenb unb jammernb ju ibm unb weinten unb 
jiebten: „Sieb, gib ung bag 3Röfccben wieber, ach gib ung boeb 
bag 9Rü&cben wieber!" ©ag tat er aber nicht, fonbern er befahl 
ben 3t»ergen, baf fic ibn in ben 95erg fügten, unb fie gehorch* 
ten ibm algbalb unb brachten ibn in ben 95erg unb in einen 
febönen ©aal, beffen SEBänbe glänjten eon lauter Äarfunfel* 
flein unb in bet SRitte fianb ein prächtiger feuchter, aug einem 
einjigen Sbelfiein gemacht, ©a fpracb er: „SBenn ihr mit 
ben feuchter febenft unb brei Satten ©olbeg gebt, bann will 
ich euch euer SRü&cben wiebergeben." Sag muffen bie 3»erge 
iufrieben fein unb fie gruben ibm brei Satten ©olbeg unb 
trugen ben Seucbter »or ben 95erg, unb ba gab er ihnen bag 
9Rübchen wieber. ©ag ©olb unb ben Seucbfer fuhr et mit ficb 
unb würbe ein reicher SRann unb baute ficb ein feböneg £aug unb 
war ber glüefliebfie SRenfcb auf ber 2Belt. 

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©otömarifen unb ©ofbfeber 


$ war einmal ein Sbelmann, bet 
hatte eine wunberfchöne Sochfer, bie 
f>i eg ©olbmarifen. @infi wollten ihre 
eitern auäfahren unb ba woßte 
©olbmarifen gerne mit, aber bie 
eifern wollten e$ nicht haben, ©a 
blieb ©olbmarifen allein $u £aufe. 
SlachB aber, aB fle wieber nach£aufe 
wollten, verirrten fie fich in einem 
grofjen SSBalbe unb fonnfen fich gar nicht wieber jurechtfinben. 
ßnblich begegnete ihnen ein großer ipubel. „geh will euch wohl 
auf ben rechten SBeg bringen," fagfe bet fßubel, „wenn ihr mir 
ba$ geben wollt, wa$ au$ eurem £aufe euch ju erfi begegnet." 
©a bauten bie eitern gleich an ihr lieber ©olbmarifen unb 
fürchteten, fle möchte ihnen juerfl enfgegenfommen; aber ba 
ba$ SEBetter immer (chlimmet warb unb fie ben 5Beg ganj eer* 
loten hatten, fo willigten fle enblich ein unb eerfprachen bem 
ipubel, wa$ er verlangt hafte; benn fle baffen, vielleicht fommf 
auch unfer #ofhunb juerjl an unfern SBJagen. 9htn waten fle 
halb ju £aufe; aber bie erfle, bie ihnen entgegenfam, war rieh# 
tig hoch niemanb anberä aB ©olbmarifen. ©a fptach bet 
ipubel: „gegt gehört fie mir unb nicht mehr euch" Unbfofehr 
bie eitern nun auch baten, er möge fich aöeö anbere nehmen 
unb ihnen nur ihr liebet ©olbmarifen laffen, bem ipubel war 
ti gerabe recht, bafj er ©olbmarifen haben fotlfe; barum half 
all ihr Bitten nichB. 9lur brei Sage wollte er griff geben, bann 
würbe er wieberfommen unb fie abholen. 

©olbmarifen benugte nun bie Seif/ «nt von allen SSetwanbfen 
unb 95efannfen aibfcgieb &u nehmen; ba gab e$ unter biefen ein 
grofietf gammern unb SBegflagen, fie felbff aber blieb gan& ruhig 
unb jufrieben. 3lm legten Slbenb fagfe ©olbmarifen $u ihrer 
SKufter: „9lun will ich unferet alten Ülachbarin auch noch Slbieu 
fagen."— „SKeine Sochfer," antwortete bie SDfutter, „wa$ witljl 
bu hoch bei ber alten grau tun?" — „ga," fagfe ©olbmarifen. 



303 


„ich n>iU unb muß ttnb als fle ju ber Sitten fam, fagfe 
biefe: „gfirchte bich nicht, mein ftinb, ich will bich heute altenb, 
wenn bu Mcfc Kacht bei mir fchlafen wiHfl, baS ©ßnfchen lehren, 
batan fottfl bu bein ganjeS Sehen benfen, unb baS wirb bit öiel 
nßfcen." ©oibmarifen warb ganj froh unb ging &u ifjccr «Kutter, 
um ju fugen, (Ie wolle blefe Kachf hei bet Kachbatin fchlafen. 
©a fügte bie «Kutter: ,,©aS miüft bu hoch hei ber Sitten fchla* 
fen?" Slher ©oibmarifen hörte nicht barauf, fonbern ging be$ 
StbenbS hoch ^in. 

©ie gingen nun mifeinanber jn 95 etfe, unb als ©oibmarifen 
am anbern «Korgen aufflanb, fonnte (Ie aCfeö jauhern, was (Ie 
wollte, ©ie banfte bet Sitten eon §erjen unb hoffte nun burch 
ihre Äunfl if>re ©fern feljen ju fönnen, (o oft (Ie wollte. 

SÜS (Ie nun nach §aufe fam, war ber $ubel auch frhou ba, (Ie 
ahjuholen. ©oibmarifen nahm Slbfchieb oon ihren hefömmerten 
©fern, fagfe aber nichts baeon, baß (Ie baS ©ßnfchen gelernt 
hatte, ©ie (Ie aufs gelb famen, fptach bet fßubel: „©ege bich 
auf meinen Kßcfen, fo will ich bich wohl jur ©teile bringen." 
©oibmarifen tat baS, unb eS bauerte nicht lange, fo machten 
(Ie h«lt eor einem §aufe, bar in wohnten jwei SKäbchen; ba 
gingen (Ie hin«»/ unb bet «Pubel uetwanbelte (Ich gleich in ein 
altes ©eib, baS war bie «Kutter eon ben beiben «Kabchen. „Kun, 
fprach (Ie, „habe ich brei «Kßbchen, baran ich wich etgöfcen fann. 
©u, ©oibmarifen, follfl eS recht gut bei mir haben, wenn bu 
immer gehotfam bijl." ©oibmarifen oerfprach baS, unb wenn 
bie Sllte fagfe: ©oibmarifen tue bieS ober baS, fo fonnte (Ie 
immer leicht barnit fertig werben, benn (Ie wfinfchte (Ich nur 
immer alles jurechf. ©njl ging bie Sitte wieber als «pubel in ben 
©alb, ba fanb (Ie einen iungen hßbfchen SKann, ber hatte (Ich 
eerirrt, unb hieß ©olbfeber. ©et fpubel fptach i« ‘hw: „3ch will 
bich hinuuSffihren, wenn bu mir eetfptichji, nachher $u mir ju 
fommen unb bei mir &u bleiben." ©olbfeber antwortete, baß 
er nichts ba&u fagen fönnte, benn er fei eines ÄönigS ©ohn unb 
mßffe jueot erfl mit feinem fßater fprechen. ©iblich aber, ba er (Ich 
gar nicht iutechtfinben fonnte, mußte er hoch ia fagen unb bem 
ipubel besprechen, ihm ju gehören; ba brachte ber fpubel ©olb* 

304 


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fcbec attg bem Sßalb an ben £of fernem S3afcrö. Slber na# brei 
Jagen fam et wieber, nm ©olbfebet abjuholen. ©er Sätet 
wollte e$ nicht jugeben, muffe aber hoch barein willigen, tenn 
bet Spubel fprach: „©olbfeber hat eg felber jugefagt, unb et mug 
QBort galten." ©a mug te ©olbfebet mit, unb er fam bahin, wo 
©olbmatifen war. ©olbmatifen fprach ju ©olbfebet: „SRimm 
bich in acht oot bet Sitten, benn bag ifl feine ©ute, unb fie fann 
mehr alg Stof effen. SRorgen fotlji bu gewig ©tag mähen." — 
„3a," fagte ©olbfebet, „bag fann ich nicht, ich weif nicht, wie 
ich bag machen fotl." 

3lm Slbenb fagte auch bie Stlfe ju ihm: „©olbfebet, bu fönntcfl 
eilte ©enfe iurechtmachen, benn morgen fotlfl bu ©rag mähen." 
©a ging ©olbfebet &u ©olbmatifen unb fagte: „3# foll eine 
©enfe $urech tmachen unb oerflehe eg nicht." — „0," fagte fie, 
„flopfe nur ein big egen auf bie ©enfe, bann wirb fie halb fertig 
werben." ©ag tat ©olbfebet, unb bie ©enfe warb gleich jureefjt. 
9lm anbetn borgen fagte bie Sitte: „©olbfebet, gehe hin unb 
mäh* bag ©tag!" ©r ging aber erfl &u ©olbmatifen unb fragte 
fie: „SBJie fange ich bag an? 3<h oerflehe nichfg baoon." ©olb# 
ntatifen antwortete: „©treiche bu nut bie ©enfe, bag eg Hingt, 
gegen bie Seif, wenn bit bie Sitte ©ffen bringt." SRun ging ©olb# 
febet auf bie SBiefe unb legte fleh etfl niebet unb fchlief; ju bet 
Seif aber, alg ihm bag ©ffen gebracht werben foUte, fltich et bie 
©enfe, bag eg Hang; ba fiel alleg ©rag mit einemmal um. 3lun 
(am bie Sitte, unb ba fie fah, bag alleg getan war, lobte fte ihn 
wegen feineg gleigeg unb eerfptach ihnt, bag er eg gut bafüt 
haben foöte. 

Slm anbetn Jage fprach bie Sitte wiebet ju ©olbfebet: „£eufe, 
mein ©ohn, geh’ hin. unb mache ein Seil fchatf, bann fotlfl bu 
£ol& hn«en!" ©t abet wugte wiebet nicht, wie et ein Seil fegarf 
machen foUte, ging barum wiebet &u ©olbmatifen, um fleh 9lat 
holen, ©olbmatifen fagte: „SRimm einen ©fein unb fiteich’ bag 
Seil nur jwei, bteimai batauf her unb hin, bann wirb eg wohl fchatf 
fein." ©olbfebet fltich bag Seil auf einem ©fein jwei, bretmai 
het unb hin unb in einem Slugenblicfe hatte et eg fchatf. Salb 
batauf fagte bie Sitte; „SRungeh’inben2Balbunbhau’rair£olj!" 


20 2Jiflrc|)tn [*il $rimm 


305 



(?r ging, ober et tonnte gar nichts abfrtegen. (Snblich fam ©olb# 
marifen unb braute ihm ^rü^ftötf. „2lch," fagtc er, „bu muff 
mir both wleber belfert, benn ich eerßehe ba$ #o4bauen nicht!" — 
»3«/" faste fle, „ich fall bit immer helfen unb bu hilffi mit nie!" — 
„0, füfje$ ©olbmarifen," antwortete ©olbfeber, „glaube mir, 
ich will bich auch immer Heb haben nnb nie üerlafien, fo lange 
nur noch ein Stopfen warntet Sölut in mit tjl. £ilf mir nur auch 
bie$mal au$ bet Stof!" — „Stau benn," fagfe flc, „fo fehte 
nur ba$ 23eü um unb fchlage an ben 25aum!" ©r tat e$, unb ba 
lag in einem 2lugenbUd alles £otj umgehauen. 

9Ritfag$, al$ bieSRufter fam, wunberte fte fleh, ba§ er fo fleißig 
gewefen fei, lobte ihn unb oerfprach ihm, baf er e$ auch ferner 
gut haben faßte. 211$ ©olbfeber nun abenb$ nach £aufe fam, 
legte er fleh auf fein 95efte unb buchte oicl an feine ©fern, aber 
mehr noch an ©olbmarifen. 

2lm anbern SRorgen fprach bie 2ßte: ,,©u fannjl wohl ein $aat 
Warfen jurechtmachen, benn heute faßt ihr ba$ i?eu fehren unb 
eintragen." — „SRuftet," fügten bie Söchter, „wie faßen wir ba$ 
#en eintragen? £>a$ geht hoch wohl nicht an."— „3a," fagfe 
fle, „ba$ faß gefchehen unb ihr müjjt e$ tun!" ©a ging ©olb# 
feber hin, nnb nachbem ©olbmarifen ihm geholfen, waren bie 
Warfen fertig. 211$ nun bie beiben Sbchter mit ©olbfeber hin# 
au$ auf bie ©iefe gingen unb auch ©olbmarifen fam, fagfe 
©olbfeber leife &u ihr: „SBie faßen wir nun ba$ §eu eintragen?" 
— „Slimm bu nur," fprach fle, „wie ich *$ mache, einen ©tod 
auf ben Staden; bann wirb ba$ £eu fchon einfommen." 211$ 
nun bie beiben Söchter mit einet Stacht £eu ooraufgingen, 
fo nahmen ©olbmarifen unb ©olbfeber ihre ©töde auf ben 
Staden, unb aße$ £eu fam hinter ihnen het/ nnb halb hatten 
fie e$ ba jufammen, wo e$ liegen faßte. £>a fam bie 2llte unb 
lobte ©olbfeber nnb bie anberen, bah fw aße fo fieifig ge# 
wefen waren. 

Stun faßte et am Sage batauf ba$ £ol& nach £aufe fragen. 211$ 
er aber hinging, fonnte er gar wenig forfbringen unb war gleich 
tnübe; ba öagfe er e$ wieber ©olbmarifen. £>ie aber fprach: 
„SRache e$ nur fo wie beim £eu," unb al$ ©olbfeber ba$ tat, 

306 


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war gleich aöe$ $ot& ju £aufe. Sftun fptacb Me 3ttfe: „SBJacbe \t%t 
auch ein tpaar ©paten jucec^t, benn morgen fottfl t>« £ebm 
graben, nnb mache auch formen ju aRauetfleinen, benn bu 
folljl mir £ebmfleine flreicben." — ©olbmarifen muffe if>m 
toieber helfen, ba waren ©paten unb formen halb fertig, 
nnb al$ et nun Sebrn graben fotlfe unb nicbf$ betau$btingen 
fonnfe, fam ©olbmarifen unb fagfe ihm, er fotlfe nur tüchtig 
mit bem ©paten flofen, bann würbe £ebm genug beraub fliegen. 
311$ ©olbfeber nun mit bet 3lrbeif fertig war, ba fam bie ältefle 
Socbter unb lobte ibn gar febr; aber ©olbmarifen fptacb: „3be 
lobt mir ibn attjuMel, icb habe bocb auch mit gearbeitet." Slber bie 
£o<bfer meinte, ©olbfeber eerbienfe noch Mel mehr £ob. ,,©a$ 
bebeutet nicbf$ @ute$ für mich," fagfe ©olbmarifen ju ©olb# 
feber, al$ bie Soffer nachher toeggegangen war, „baf fle bicb 
fo febr lobte," aber ©olbfeber antwortete: „3fcb will bir ganj 
gewif freu bleiben, liebes ©olbmarifen, fo lange icb lebe." 311$ 
fe&f bie 3llte fam, fagfe fle, er foQe Sebmfleine jlreicben. ©olb# 
feber tat ba$, unb al$ fle troffen waren, fotlfe et fle nacb £aufe 
fcbaffen, aber fle waren ihm Mel ju fcbwer. ©a ging er wiebet &u 
©olbmarifen, flcb 9lat$ ju boten. ,,©u bifl bocb recht ein ©um# 
merjan," fagfe fle, „icb b<*&’ e$ bir ja fo off gefagf, bufoKteflnur 
einen ©tocf auf ben Sßacfen nehmen, bann würbe atle$ wohl 
nacbfommen." ©olbfeber nahm einen ©tocf auf ben SRacfen, 
unb alle ©feine folgten ihm. 9lun fptacb bie 3ttfe: „23erftebfl 
bu auch einen Ofen ju bauen ?" — „9lein," fagfe er, „aber icb wiö 
mit Sföübe geben." ©olbfeber machte flcb <*n$ SD3etf, fonnfe aber 
webet £ebm iutecbtmacben, noch bie ©feine legen; er ging alfo 
wieber ju ©olbmarifen, baf fle ihm au$ bet Slot hülfe. „0, bu 
eerftebft auch nie bt$," antwortete fle, „nimm einen ©tocf unb 
fcblage in ben £ebm, bann wirb er wohl wa$ taugen, unb beim 
dauern fannfl bu ja nur ein bifeben auf einen ©fein pinfen, 
bann wirb ber Ofen wohl fertig!" SBäbrenb ber airbeit fam 
nun bie 3llfe, um nacbjufeben, unb at$ er fragte, ob fle juftie# 
ben fei, bejahte fle e$. 3lber al$ er fertig war, fam ©olbmarifen 
$u ihm unb fptacb: „ffiit müffen un$ nun batb teifefertig ma# 
eben, benn ich hohe bie 3llte fitgen büren, baf wir ihr ju flug 


? Ie 


20 » 


807 



würben, unb wenn ber Dfctt fertig fei, faßten wir batin gebraten 
werben. ©arurn fage ich bir, ©otbfeber, wenn bir bein Sehen lieb 
fff, fo oerlaffe mich nicht, benn bu allein eermagff nichts gegen 
ffe. borgen will fie bich ruhen taffen, am bich übermorgen in 
braten, barum fei auf beiner £uf." 

©olbfebet würbe ganj bange; e$ fam aber fo, wie ©olbmarifen 
gefagt hotte, „borgen," fagte bie Sitte ju ihm, „fannff bn 
autfruffen." Slber ganj frühe, ba e$ eben lag würbe, ffanb 
©olbmarifen auf unb weefte ©otbfeber. ©ie machten fleh fchnetl 
reifefertig, unb al$ fie baeongeffen wollten, fpuefte ©olbmari# 
fen ihre Äammertür zweimal an auf beiben ©eiten unb fprach: 
„ffienn bie Sllte mich &um erffen SRale ruft, bann antwortet 
bu: ,ich fomme‘, unb ruft fie jum jweiten 9Me, fo antworte^ 
bn! ,lch fomme gleich“." SDtorgenä fchrie bie Sllte nach @ol b# 
ntarifen; ba antwortete bie £ürau$berÄammer: „2fch fomme!" 
911$ ffe aber &um ^weiten totale rief, antwortete bie £fir au$ 
bet Äfiche: „3<h fomme gleich!" Slber niemanb fam. ©affanb 
bie Sllte enblich auf, fah in bet Äaramet unb in ber Sfiche nach; 
ba waren ©olbmarifen unb ©olbfebet fort. Sinn wetffe fie 
fchnetl ihre beiben Jöchter unb fprach: „©teht auf, ©otbfeber 
unb ©olbmarifen ftnb fort, unb ihr müfff ihnen nach, ©eh bu 
juerff," fprach fie ju ber ffingflen, „am Slbhange eor bem blauen 
©erge ffehf ein Stofenbufch mit einet eerborrten SKofe, bie mufft 
bu auf feben Faß abpfifiefen unb mir bringen." IDie Mochtet 
ging unb eilte ben Flüchtlingen nach, ©ie waren fchon eine 
gute ©freefe gegangen, enblich aber fatach ©olbmarifen $u 
©otbfeber: „Sritt mit auf ben linfen Fuff unb fieh mir über 
bie rechte ©chutfer, ob jemanb fommt. ,,©a fprach ©olbfebet: 
„©ie Jüngffe Tochter ber Sllfen fommt un$ nachgelaufen!" — 
,,©o will ich mich ju einem Stofenbuffh unb bich ju einer eer # 
borrten SKofc machen," fagte ©olbmarifen, „aber taff bich ja nicht 
abbrechen unb ffich tüchtig; benn bricht ffe bich ab, fo ffnb wir beibe 
oerloren!" 911$ nun ba$ SOlabchen an ben ©ufch fam, woKte 
ffe bie Stofe abpfifiefen, aber bie flach fo fehr, baff ffe baeon ab# 
flehen muffte, ©a ging ffe wieber nach £aufe, aber eon ihrer 
SRntter befam ffe oiel Slutffchelte, baff ffe fo bummgewefen wäre. 

308 



©ann fprach bie S&utter ju ber ältefien Xoc^fec: „9iun geh bu 
au$, unb wenn bu über ben blauen 93erg fommfi, fo ffc^t ba 
eine weife ßirche, barin fieht ein iprebiget auf ber Hansel, ben 
faffe bei ber £anb an unb bring’ ihn mir!" 

©olbmarifen unb ©olbfeber waren unterbe$ weitergegangen. 
SSalb aber fprach Tarifen wieber : „Stift mir auf ben linfen §uf 
unb fleh mit übet bie rechte «Schultet, ob un$ auch femanb nach# 
fommt!"— „3a," fage @olbfeber,„bie alteffe Softer fommt!"— 
„©o will ich," fptac^ ©olbmarifen, „mich in eine Äitche, unb 
bich in einen iprebiger oerwanbeln, aber laf bich }« nic^t anfajfen, 
benn fonfi flnb wir eerloren!" 3hm Jam bie ältefie Softer unb 
ging in bie Äirche, aber ju ber Äan&el tonnte fte nicht Jommen 
unb muffe fo wieber nach £aufe. Shtn aber warb bie 3llte fehreef# 
lieh böfe unb lief gleich felbfi fort, ©a fprach ©olbmarifen wie# 
ber su ©olbfeber: „Sri« mir auf ben Unten guf unb fieh mir 
über meine rechte Schultet, ob un$ auch jemanb nachtommf!" 
„3a," fagte ©olbfeber, „nun fommt bie 3Ute felbff l" — ,,©o wiO 
ich midh s« einem Seiche unb bich s« einer (Snte machen; aber 
ich fage bir, ©olbfeber, laf bich nicht an ba$ Ufer locfen, baf 
fie bich raffen Jann, ihre golbnen Dünge aber, bie fie hinwerfen 
wirb, bich S« fangen, bie nimm, wenn bu fie ohne ©efahr frie# 
gen fannff!" Slun Jam bie Sllfe sumSeiche unb lodte bie Snfe, 
bie immer barauf hetumfehwamm. ©ie warf ihre golbnen 
Sünge einen nach bem anbern hinein, aber bie Snte lief fleh 
nicht baburch »erführen, bi$ bie alte £epe julehf feinen Düng 
mehr hatte; ba würbe (ie fo b&fe, baf fte ben Seich au$trinfen 
wollte, unb ba legte fie ft cf niebet unb tranf fo lange, bi$ fie jer# 
plante. 9lun nahmen ©olbmarifen unb ©olbfeber ihre wahre 
©efialf wiebet an unb fchwuren einanber ewige Sreue unb baf 
fie fleh nie eetlaffen wollten; »on berSllfen aber hatten fie nun 
nichts mehr s u fürsten. 

SRach langet ©anberung tarnen fie enblich in bie ©tabt, wo 
©olbfeberö Söater wohnte unb Äbnig war. 311$ fie nun eor ba$ 
©chlof tarnen unb ©olbfeber hinein wollte, fagte ©olbmarifen 
Su ihm: „$öte, ©olbfeber, ich bitte bich nur um ein$, bamif bu 
mich nicht, wenn bu in beine$ S3atet$ £au$ fommfi, »ergift 


309 



unb mich nicht hier braugen auf bem breiten ©teilt fielen lägt: 
böte bicb baeor, bag bir fernanb einen Äug gibt; bann b«t’$ 
feine Slot, bag bu mich fobalb oergigt." 

©olbfeber oerfpracb ba$ nnb gebaute bet ©arnung, al$ er in$ 
£au$ fam, unb wie ©ater unb SKutfet ihm enfgegeneilten unb 
lfm begrüßten wollten, fügte er fie nicht. 211$ er aber in bie 
©tube trat, war ba feine alte ©raut, bie b«f Sföenne; fo* 
halb fie ibn fab, fprang (ie eoll greuben auf ibn ju unb batte 
ibn gefügt, ebe et gcb’$ oerfab. ©a war ibm in einem 2tugen* 
bliefe fein liebe$ ©olbmarifen au$ bem ©inne. ©a$ ffanb lange 
braugen auf bem breiten ©tein unb wartete, bag er (Ie bolen 
fottfe; al$ aber niemanb fam, ba weinte fie erg lange Seit; 
unb al$ fie ficb au$geweint batte, ging ge fort, mietete ein fleineö 
bübfcbe$ £au$, bem ©cbloffe gegenüber, unb gab ficb für eine 
SMberin au$. ©a wohnte ge oon nun an gan$ allein, nur ein 
paar Sauben waren get$ &ur ©efellfcbaft bei ihr in bet ©tube, 
unb auf bem @ra$plag bmterm £aufe hielt ge geb ein fleine$ Äalb, 
ba$ fütterte ge tagtäglich unb batte ibre$teubebaran,e$grogiu* 
jieben. ©eil ge aber fo gefebieft im SRäben war, fo befam ge halb 
2lrbeit eollauf; fein SKäbcben, fagte man, in bet ganjen ©tabf 
wfigte e$ feiner unb ^etlicher ju machen, al$ ©olbmarifen. 
Sflun batten bie fungen Metren oom ©cblofile unb in bet ©tabf 
e$ aber auch baib berauSgebracbt, wa$ ©olbmarifen für ein 
bübfcbe$ SRäbcben fei, unb ge wären gern mit ibr genauer 
befannt geworben. 2lber ©olbmarifen lieg geh nicht gören unb 
fab gar nicht auf oon ber 2lrbeif, wenn ge immer eor ihrem 
genger auf unb nieber gingen, ©a waren nun brei ©rüber 
unter ben Röfleuten auf bem ©chtoffe, bie waren oot allen 
anbern in ©olbmarifen oetliebt. ©ie baten enbUcb ihre SRutter 
um etwa$ feine £einwanb, ©olbmarifen mache fo niebliche 
2lrbeifen, ge wollten geh oon igr Äragen nähen lagen, ©er 
ältege ging juerg bin, fagte ©olbmarifen guten Sag unb fe&te 
geh nieber unb fprach mit ihr. „borgen abenb fönnt ihr eure 
Äragen holen," fagte ©olbmarifen. 211$ er nun am anbern 
2tbenb wieberfam, um bie Äragen ju hole«, ba bat ge ihn, 
noch ein wenig ju bleiben; unb fo blieb er auch bi$ ©eftjeit. 

310 


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SD« wollte er wteBer fort; ©olBmarifen aBet fagfe: „3Bt »nnl 
aucB gerne Mefe SRacBf Bei mir BleiBen." ©arnit war Ber junge 
SRann ganj jufrleBen. 2lld ©olBmarifen «Bet ju SSeffe wollte, 
Bi ef f!e Um BiugeBen uni> Bie £audfüt jufc^Iicfen, unB ald et 
Bad ©cBlof anfaffe, rief fie: 

„Sföann an ©cBlof unB ©cBlof an SBfann, 

©af icB geruhig fcBiafen fann." 

©a faf et an Ber £ür fefl unB muffe Bie ganje SRatBf Ba ffeBen 
BleiBen. borgend aBet, ald ©olBmarifen aufgejianBen war, fiel 
ed iBt ein, Baf er Ba nocB fieBe, unB jle fagfe: 

„SRann eom ©cBlof unB ©cBlof eom 50?ann, 

©af er Beteinfomme unB ficB für ruBigen ©cBlaf BeBanf’." 

©a farn er Beeilt, Banffe für Ben ruBigen ©cBlaf, naBm feine 
Äragen, mit Benen er feBr jufrieBen war, unB ging. 3« £aufe 
aBer fagfe er nicBfd. ©arnacB fptacB Ber jweife ®ruBer: „$euf 
aBenB muf tcB Bin*" 

SlBenBd ging Ber nun ju ©olBmarifen unB fagfe*. „3cB möcBfe 
gerne Äragen genäBf BaBen, wie mein SruBer fie Befommen 
Baf." — „©ad fann gefcBeBen," fagfe ©olBmarifen, „fi&f nur 
ein wenig nieBet unB eerweilf (Sud;." ©er SlBenB ging nun fo 
Bin, ©olBmarifen näBfe unB fie fpracBen mifeinanBet; aBet 
um 95effjeif wollte er forfgeBen. ©a fagfe fie aucB $u iB m, Baf 
et Biefe SRacBt gerne Bei iBt BleiBen fBnnfe. 2lld fie aBet ju SBeffe 
wollte, fptacB fie: „3cB B«Be ganj eergefjen, Bie ©artentüt ju# 
jumacBen; wollt 3B* iti<Bf fo gut fein unB ed für micB tun?"— 
„SRecBf gern," fagfe Ber junge SJfann unB lief fcBnell Bin. Slld er 
aBer Ben SKing an Ber ©fit angefaff Balte/ rief fie: 

„SSRann an SKing unB SRing an SRann, 

©af icB geruBig fcBiafen fann." 

©a fonnfe er nicBf lodfommen unB muffe Bie ganje SßacBf Ba 
fieBen BleiBen, Bid morgend ©olBmarifen auffianB unB fagfe: 

„Sföann eom IRing unB 9üng eom SKann, 

©af er Becetnfomme unB ficB für ruBigen ©cBlaf BeBanf’." 

311 


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©ann lief betSRing lo$, unb et fam herein unb bebanfte ftch für 
ruhigen ©chlaf. 

3ltö et nun mit feinen Ära gen nach £>aufe fam, fragte ihn fein 
ültefler Stüber gleich : „2Bo f>ajl bu biefe Ulacht gejianben?" — 
„5BaS," antwortete et, „leb habe gefchlafen." 

,,©a$ ifl nicht wahr," fagte bet SHtefle, „fage mit, wo bu ge# 
flanben &aft, fo fage ich bir, wo ich geflanben habe." ©a fagte 
er: »3$ habe an bet ©artenfür geflanben." — „Unb ich bei bet 
£auStür," fagte bet anbere; nun aber machten fle eS unterein# 
anbet ab, ihrem jüngjlen Srubet nichts baoon ju fagen, bamit 
et auch angeführt würbe. 

©et jüngfle Sruber ging nun an blefem Stbenb hi«* /,@uten 
Slbenb, ©olbmatifen," fptach er, „willfl bu mir nicht ein paar 
Äragen nähen, wie meine Srüber fle befommen haben, aber 
womöglich noch hübfeher?" — „^erjlicb gern," antwortete ©olb# 
marifen, „fefce bic^ nur ein wenig niebet unb warte." nun 
ber Slbenb ju 6nbe war, bat fie ihn auch, biefe Ulacht bei ihr 
ju bleiben. ©aS wollte er gar gerne tun. Slbet als ©olbmatifen 
ju Sette wollte, fo fptach fle wieber: „Sich, mein Äalb ifl noch 
nicht gefüttert, eS geht auf bem £ofe, tu’ mit ben ©efallen !" — 
„UJlit greuben," fagte er unb lief hinaus. SllS er aber baS Sau 
anfafte, fptach fte: 

„SDlann an ©au unb ©au an SKann, 

©afj ich geruhig fchlafen fann." 

©a lief baS Äalb mit ihm über ©toef unb Slocf, burch bief unb 
bünn, bie ganje Ulacht hinburch. Slm anbern SJlorgen erinnerte 
©olbmatifen fleh, bajj ber junge SDlann noch mit bem Äalb 
herum liefe, unb fagte: 

„UJlann oom ©au unb ©au eom UJlann, 

©afj er hereinfomme unb ftch für ruhigen ©chlaf bebanf’." 

Ulun fam et herein, banfte für ruhigen ©chlaf unb freute fleh feht 
übet feine Äragen, bie noch oiei fchbner waren als bie feinet 
Stüber. SllS er nach £auje fam unb feine Stüber ihn fragten, 
gefianb er nicht, bafj er bie ganje Ulacht mit bem Äalbe herum# 
gelaufen wäre. 

312 


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BBäbtenb bicfer Seit war e$ fo weif gefommen, baf ©olbfebet 
mit «Kenne ^oebjeit geben joHte. 211$ nun bet SBagen mit bem 
Brautpaar eom ©cblof getunter tarn unb bei ©olbmarifen$ 
genper eorbeifaijren wollte, ba wünfebte fie, baf et fogleicb 
por ihrer ©ür in einen tiefen «Korap eerpnfen follfe. ©et ffiagen 
blieb peefen, unb ipferbe unb «Kennen fomtten if>n nicht eon 
ber ©teile bringen. ©a warb ber ölte Äönig fef)t eerbriefUcb 
unb befahl, e$ follten mehr ipferbe eorgefpannt »erben unb 
mehr «Kenfcben anfafien; ober e$ half aöe$ ni<bt$. 

Unter ben £opeuten, bie ben ©räutigam jur Äitcbe begleiten 
foKten, waren nun auch bie brei ©rüber, ©a fpracb ber ältepe 
eon ihnen ju bem Äönig: „§err£öntg, hier in bem fleinen 
#aufe »obnt ein «Käbcben, bie fann wünfeben, wa$ Pe »iH; 
gewif bat Pc ben SBagen hier fepgewfinfcbt!" — „©ober weift 
bu ba$ benn, baf pe ba$ fann?" fagte ber alte Äönig. @r ant* 
»ortete: ,,©ie bat mich einmal an bie ©ür gewfinfebt, unb ba 
habe icb eine ganje SRacbt baran peben müffen!"— „3a," fpracb 
ber jweite ©ruber, „aber wenn pe einen fepgewünfebt bat, fo 
»finfebf Pe ibn auch »iebet lo$." — „Unb »ober weift bu ba$?" 
fragte ber Äönlg. „3cb habe einmal eine ganje Kacbf an ihrer 
©artentür peben müfien, aber am «Korgen bat pe mich »ieber 
frei gemacht." ©a wollte ber alte Äönig febon ju ©olbmarifen 
bineinfebiefen, aber bet jüngpe ©ruber fprac^: „§etr Äönig, 
ba$ «Käbcben bat auch ein Äalb, ba$ bat Äräfte für jebn SPfetbe; 
laft ben ©räutigam nur bineingeben unb Pe bitten, e$ un$ ju 
leiben; fo wirb ber SBagen febon lo$fommen."— „3a," fagte ber 
©räutigam, „ba$ will ich febon tun," pieg au$ bem SBagen 
unb ging ju ©olbmarifen, unb bat pe ganj freunblicb, ihm ihr 
Äalb ju leiben; benn er butte gehört, e$ hätte fo eiele Kräfte, 
©a antwortete Pe: ,,©a$ Äalb fönnt ihr gerne nehmen, aber 
ihr müft mir eerfprecben, baf i<b noch mit jur £ocbietf geloben 
»erbe unb meine beiben ©auben auch." ©er ©räutigam eer* 
frracb ihr ba$, unb at$ nun ba$ Äalb eorgefpannt würbe, jog 
e$ ben SBagen ganj leicht betau$. 

911$ bie beiben Jungen Seute nun nach ber ©rauung nach £aufe 
famen unb eiele ©äpe pcb eerfammelt batten, ba fam auch 

313 


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/- • 


©olbmarifen mit ihren beiben ©auben. (Sie würbe freutib* 
lieb empfangen nub in ben ©aal geführt; ihre ©auben aber 
blieben immer bei ihr unb faßen ihr auf beiben ©chulfetn. Slun 
ging eö &u ©ifche, unb föjTlic^e ©erichte würben aufge tragen; 
man fefcte auch ©olbmarifen baoon oot, aber fie aß feinen 
©iffen unb faß ganj (lumm unb traurig. ©a wunberfen ftch 
bie Jeute barfibet, baß bag fchbne SDlabchen fo betrübt fei unb 
nichtg oon ben ©peifen anrfihrte; alg man (le barum fragte, 
ba antworteten bie ©auben: 

„©üubchen, ©äubchen mag nicht effen, 

©olbfeber h<*t ©olbmarifen auf bem ©fein oergeffen." 

©ag hätte ber©rfiufigam, unb et befahl ben©ienern, ihr noch 
einmal, unb $wat noch föfllichere ©peifen oorjufefsen; aber 
©olbmarifen rührte nichtg an, unb bie ©auben fagten: 

„©üubchen, Säuberen mag nicht effen, 

©olbfeber f>at ©olbmarifen auf bem ©fein »ergeben." 

©a würbe ber ©rüutigam ganj nachbenflicfj, fah ©olbmarifen 
einmal recht genau an unb erfannfe fie. ©ann fprac^ et ju feiner 
©taut: „Siebe ©raut, bu fannjl boch eine grage beantworten. 
3# f>abe einen ©d)ranf, baju fml>e ich jwei ©chlüfiel, einen 
alten, ben ich einmal oerloten, nun aber wiebergefunben habe, 
unb einen neuen, ben ich für ben alten, alg er oerloren war, 
anfehaffte. ©age mir nun, welchen icb juerff nehmen unb g tt 
braunen foll, ben alten ober ben neuen?" ©a antwortete fie: 
,,©en alten mußt bu etfl brauchen!" — „9lun," fagfe er, „fo h«fl 
bu bein eigen Urteil gefprochen, benn bieg ifl mein Uebeg ©olb# 
marifen, mit ber ich greub unb Seib bei ber alten £eje im 2Balbe 
geteilt buhe, bie mir allzeit half unb mich gerettet hat, unb ber 
ich ewige ©reue gefchworen." ©a mußte SRenne eon ©olbfeber 
abflehen, unb alle Seute, ihre unb feine ©Item fagten, baß feine 
eg auch mehr oerbient fyätte, feine grau ju werben, alg ©olb* 
marifen. ©o gaben fie benn $och$eit unb lebten oiele, oiele 
2fabte glücflich. 


314 


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Die getreue $rau 


in ftönig fyattt eine Sochter, Me »nt 
überaus fchbn uni) Rar t>on 2lngeficht 
unb hatte eine gar feine unb jatie 
fyaut; »enn fie roten ©ein ttanf, 
tonnte man fehen, wie et ihr burch ben 
fyati herunterlief. ©ie ©eit war fo er# 
füllt mit bemStuf eon i^rcr<Sc^ön^elt, 
bafj felbft be$ ©ultanä ©ofm au$ bet 
£ fitfei fam unb um ihre£anb anhielf. 
©ie wollte jeboch nic^tö oon ihm »iffen unb fprach, jle wolle feinen 
Reiben heiraten, ber fei if)t ju fehlest, nur i^rc ©chuhe ju pu&en. 
3u gleichet 3eit lebte in einem anbetn Äömgreich ein Äbnlg, 
bet hatte btei ©bfme. SD« et nicht »ufjte, wem oon ihnen et 
nach feinem Sobe ba$ Königreich fibergeben folle, fo fprach et: 
„©el)t auf Steifen, unb »er eon euch mit ba$ ©chönfie mit# 
bringt, ber wirb König." ©ie sogen fofort au$, boch gereute e$ 
fie fchon am britten Sage, unb bie beiben 3üngflen fprachen 
jum KUteffen: „Siebet 95ruber, gehe bu nach £aufe jurfitf unb 
tritt bie Regierung an, wir wollen in bie ©eit hinauäjiehen unb 
fehen, wo unfet ©Ificf blfi^f." Sprach ber Ötltefie: „2fch fann euch 
nicht jiehen laffen, wenn ihr mir nicht eerfprecht, treu sufammen# 
suhalten in greub unb Seib unb euch nicht oon einanber su 
trennen, auch fobalb ihr euer ©lud gefunben habt, surfiefsu# 
fommen, bamit ich mich mit euch barfiber freue." ©arauf gaben 
fie fleh bie £änbe unb fchieben eoneinanber. 

Stach langem Steifen famen fie in ba$ Königreich, wo bie fchöne 
iprinseffin wohnte. ©a gefiel e$ ihnen fo gut, bafj fie befchloffen, 
bort su bleiben, ber eine wollte ben ©eebien(i lernen, ber an# 
bete unter bie Sanbatmee treten. ©a fie fo fchöne Seute waren, 
nahm bet König fie aläbalban, unb fie waren fo gewanbf unb ge# 
fehieff, baf? in furser 3dl bet SMtete Kapitän unb ber 3fingere 
£)berfi würbe, ©ie hatten fo eiel©elb eon£aufe mitgenommen, 
baf fie nicht s« fnaufern brauchten unb ein herrliche^ Seben füh# 
ren fonnten. ©a war fein Mangel an ©ienerfchaft unb gerben 



315 


unb SSBagen; feben Jag fugten ffe um SRiffag au$, unb jcben 
Jag bet SBocbe in einem anbetn SBagen mit fec^ö anbern SPfer# 
ben unb anbern ©ebienten. ©ie tarnen babei fietS an bem 
©cbloffe beS ÄbntgS oorübet, unb ba würbe bie fcbbne fprinjef# 
(in aufmetffam auf fie unb farn jebeSmal an baS genjiet. SDet 
jüngffe bet beiben Eprinjen, bet auch bet fchbnfie war, gefiel 
ibt gat febr, unb fle gewann ihn mit jebem Jage liebet, fo baf 
(ie &ule|t meinte, nicht ohne ihn leben $u tönnen; fie mochte eS 
aber niemanb fagen, benn fie war gat fiol&, unb ba fie adeS fo 
in (ich oerbetgen muffe, fiel fie jule&t in eine fchwere Äranfbeit. 
Sille Sfttite im Sanbe muffen herbei, bocb if>re Signeten halfen 
nichts, unb eS toutbe eon Jag ju Jage fcblimmer mit ihr. -Da 
lief fich enblich ein uralter Sföann am £ofe melben, bet batte 
fein ganjeS Heben binbntcb bie ÖBelt bereift unb fannte alie 
Ärduter; er batte einen Jranf auSgefunben, bet febe Äranfbeif 
auf ber ©teile heilte, toenn fie auch noch fo gefährlich war. JDec 
Sänig führte ihn $u bet tptinjeffin, unb faum batte bet Sllte fie 
gefeben, fo fprach et: „3ch fann ihr helfen, aber ich muf mit ihr 
adeln fein." 2US bet Äbnig fortgegangen war, gab ihr bet Sllte 
einen fiärfenben Jranf, bann fagte et: „3bt habt fein fötper# 
licheS Seiten, fonbern eine herjenSfranfbeif, unb ich fann (Euch 
nur helfen, wenn 3bf tnit aufrichtig befennf, waS (Such btfieft." 
SlnfangS wodfe bie fprinjeffin nicht mit bet ©prache beraub, 
aber bet Sllte touf fe ihr Vertrauen fo ju gewinnen, baf fle ihm 
enblicb adeS befannte, hoch baf fie ihn, et fode ficb nur nichts 
baeon merfen laffen. 

25a ging bet Sllte jum Äbnig unb fptach: „3$ habe bie &ranf# 
beit wohl übetwunben, aber eS bleibt noch eine ©cbwäcbe jurücf. 
SBenn bie Eprinjefjln jef5f oiel Seute fiebf unb bie rechten Heute, 
bie ihr fchbn ju erjählen unb fie |u unterhalten wiffen, bann ifi 
bie ©chwäche auch halb gehoben, benn bann benft fie nicht bar# 
übet nach."— „3Ben wid fie benn feben?" fragte ber £5nig. „S5on 
ad meinen £ofbetren wid fie nichts wiffen." — „2Ben, baS weif 
ich nicht," fpracb ber Sllte, „aber eS ftnb $wei eornebme Herren in 
ber©tabt, einer ifi JSapitän unb bet anbete Dberft; bie fönnfef 3b* 
einlaben." £>er Äbnig freute (ich übet ben guten JKaf unb fanbfe 

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fogleich einen ©ebienfen &u ben beiben Linien, um fle $um 
SRittageffen einjulaben. 211$ bec ©ebiente feinen Auftrag au$# 
richtete, gaben bie fprinjen ihm feine 2lntwort; fle fagten ju bem 
SBirf, ec fotle ihnen ba$ (Sffcn wie feben Sag bereithalten. ©ie 
afjen wie immer ju SRittag, bann fuhren ffc nach ©ewohnheif 
au$ unb an bem ©chloffe be$ £önig$ eorbet. 2U$ bet Äönig ba$ 
fah, fuhr er ben ©eblenten an, er h aE>e wohl bie ©nlabung nicht 
gehörig au$gerichtet, hoch bet fagte, ba$ fei gefchehen, bie Herren 
hätten ihm aber feine Slntwort gegeben. £>a fefcte fleh bet Äönig 
be$ anbern 3Rorgen$ in feinen ©Sagen unb fuhr felber ju ben 
$Prin&en, lub fle ju (ich ju Sifche unb fragte auch, warum fle am 
eorigen Sage nicht gefommen feien. „9Ran fann auf anberet 
Seute Sieben nicht gehen," fprachen fle. „©Senn wir fo etwa$ 
au^urichten haben, tnn wir e$ felbff." SDa$ freute ben Äönig, 
benn er bachfe, ba fle fo flo4 waren, müh ten fle wohl eon eotneh# 
mer^erfunft fein, unb et fragte fte, wer fle benn eigentlich feien? 
311$ er nun ihre 3lb(lammung ecrnahm, ba war er gar auffer 
fleh eot Sreube unb fprach, fle bürften nicht mehr in bem ©Sirt$# 
hau$ wohnen, fonbern mühten in feinen ipalafl jiehen. ©a$ 
taten fle, unb al$ fle hinfamen, ba war fchon bie Safel gebeeft 
unb aHe$ auf$ fchönfle bereitet, ©eibe mufften bem Äönig bei 
Sifche gegenüberflfcen. 2fe^t fam bie fprinjeffln, unb al$ fle bie 
beiben Äaealiere fah, jeigte fle ben Slugenblicf auf ben jüngeren 
unb fagte: „Siebet ©ater, blefen Jüngling erbitte ich mir $um 
©emahl." 311$ ber Süngfle fle nun fo in ihrer ganjen £olbfelig# 
fei t fah, erwachte auch in feinem £er$en bie Siebe ju ihr unb bie 
©ermählung lieh nicht lange warten; alfo würben bie beiben 
ba$ glücfüchfle fpaar auf ©ofte$ Srbboben. 

©in paar 3ahre hatten fle alfo beifammen gelebt, ba fprach ber 
Ötltere: „Siebet ©ruber, ich habe ben ©eebienfl nicht umfonfl 
gelernt unb fann e$ auf bem Sanbe nicht länger au$halten. 3«* 
bem flnbe ich hier mein ©lücf nicht, barum muh i<h c$ anber$wo 
fuchen unb will nächflen$ mit einem ©chiffe gegen bie ©eeräuber 
jiehen." — „Su ba$ nicht," fprach ber 3üngfle, „bu weiht hoch 
wohl, bah wir unferm ©ruber eerfprochen haben, nicht eonein# 
anber ju weichen in greub unb Seib, Iah un$ barum ©Jort hal# * 

317 


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fett unb fteu jufamntenbleiben. Sßenn b« beht ©lüd ftnben foUfT, 
batttt fannff b« e$ hier fo aut finben, wie itt einem anbern ©elf* 
feil." ©ec eifere beffanb aber batnnf, et wolle fort, ba fptach 
bet jüngere: „©enn bn gehfl, bann fann ich nicht BleiBen, benn 
ich halte mein 23erfprechen, wie f>arf e$ mit auch anfommt," 
Unb et ging ju feinet Stau unb fprach: „3n acht Sagen eet# 
reife ich mit meinem SBtubet, um ein wenig bie ©eit $u fefjen; 
in 3ahrc$frifl flnb wir aber wiebet jurüd." 2lch wie ba bie arme 
iprin&effltt weinte unb jammetfe; eS brach ihm faff ba$ £er$, 
hoch et lief fich in feinem ©ntfchluf nicht irre machen, benn fein 
©orf war ihm heilig. 2US nnn bie Schiffe $ur 2lbfahrt getüffef 
balagen, &og bet^Ptinj fein©chwert unb gab eSfeinet lieben grau, 
inbem et fprach: „95ehalte bieS ©chwerf als ein Seichen oon mit; 
folange eS blanf bleibf, gehfeSmirgut, unbfolangebufeinenSRofi 
ober Sieden batanf fiehff, Bin ich bir gefteu unb baS bleibe ich bit 
bis in ben Sob." ©a gab ib>m bie ^riniefftn ein BlütweifeS £emb 
unb fprach: ,,©aS nimm als ein 3etchen pon mit; folange eS weif 
Bleibf, folange bleibf meine Steue unoerle&t." ©a lüften unb 
umarmten fie fich unter Pielen Stauen, unb bie beiben 95rübet 
gingen ju ©chiffe. ©ie ^rinjeffin aber flaute ihnen noch lange 
nach, bis bie weifen ©egel fern auf bem 50?eer »erfchwanben. 
2llö fie etwa acht ©ochen auf bem SBleere waren, ba lamen eines 
SftorgenS btei ©chiffe mit Seeräubern gefahren, ©ie um&ingel* 
fen baS ©c^iff, worauf bie beiben 95rübet fleh befanben, unb 
machten fie unb alle anbetn, welche mit ihnen fuhren, ju ©e* 
fangenen. ©ann fuhren fie mif ihnen nach bet Sürlei unb eer* 
lauffen fie borf als ©flauen. ©a würbe ihnen eine fchwere, fchiet 
unmögliche 2lrbeif aufgegeben; fie muffen aus einem ©fein# 
Bruch einen ©arten machen. 2US aber eines SageS bet türlifche 
iptinj ben ©flaeen jufah, fragte er, warum beS einen 95ruberS 
£emb fo fchmu&ig unb jerriffen, baS beS anbern aber fo weif 
unb Blanf fei. ©a etjählfe ihm ber mif bem weifen £emb, wer 
fie feien unb baf ihm feine Stau baS £emb gegeben hätte. SJBie 
nun bet ©ohn beS ©ulfanS hörte, baf einer oon ihnen ber @e* 
mahl ber iptin&effin fei, bie ihn fo fchimpfUcf) abgewiefen hatte, 
ba war feine Steube grof, unb er fprach: „3ch gäbe euch nicht 

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um aHeS ©olb auf ber ganjcn ©elf, benn ich will mich an euch 
bafür rächen, bah Mc «ptittscffin meinen Xfjron »erfchmaht h<*t; 
\ef}t witt) fle aber wohl jahm werben. 3h* feib £unbe unb fotlf 
bei ben anbern £unben fifjen unb mit ihnen fteffen unb fhla# 
fen." ©a ging ein noch traurigeres £eben für bie Gröber an unb 
bunbettmai beöagfe bet ältere, bah er feinem ©rnber nicht ge# 
folgt unb ihn auch taS Unglüd geflür&t hätte. S5ei ben härtefien 
unb fchimpflichflen Arbeiten aber blieb an bem $embe, baS bet 
jüngere trug, fein Stäubchen hängen, unb eS war immer fehle# 
fjentoeifj, wie ber frifchgefallene Schnee; baS war fein einziger 
unb größter Sroff in biefen fchweren Sagen. 

©ie iprinjeffln hülfe unferbejfen fleifig nach bem Schwerte ge# 
fchaut unb war »on £er&en froh, bah ffet$ fo h*tt «ob blanf 
blieb, eines ©orgenS aber, als fle eS, erfreut barübet, in bet 
£anb hielt unb betrachtete, lief ein trüber £auch barüber, unb 
wie fle auch pufcte unb wifchfe, et wollte nicht weichen, ©a er# 
griff ein fchwerer Äumrnet ihr £erj, benn fle etfannte nun, bah 
ihrem lieben ©emahl ein Unglücf begegnet fein mfiffe, unb fle be# 
fchloh ihm nachjureifen, um ihn ju retten, fofle eS, waS eS wolle. 
311S fle fleh eben jut Slbfahrt rüflete, tarnen S5oten in baS Schlof, 
unb melbefen ihr, bah beS Sultans Sohn auS ber Sürfei an# 
gefommen fei, ber wolle &u ihr, ba et eiel mit ihr jufprechenhabe, 
unb wolle gegen Slbenb fommen. Sie lieh ihm wieber fagen, er 
fönne fommen, jeboch nicht ju einer anbern Seif, als jwei Stun# 
ben »or ©ittag unb fecl;S Stunben nach ©iftag. SS bauerte 
nicht lange, ba war et fchon im Schlöffe, trat mit heimtücfifchet 
gteube in ihr Simmet unb fprach: „23or Seifen habt 3h* meine 
j?anb eerfchmäht, unb einen armen ÄönigSfohn jum ©emahl 
genommen, ©er ifl fefct mein Sflaee unb fchläft bei ben £unben 
im Stall. 3ch h«be Such <*&er immer noch lieb unb frage Such, 
ob 3hr jefcf meine f$rau werben wollt unb bie mächtigfle gürftin 
auf bet ©elf. SSebenff, bah 3h* ein folcfjeS ©lücf Suer £eben 
lang nicht wieber flnbef, benn 3hc befommt bie gedf fen Schäfce, 
bie je 3lugen fahen, unb eS ifl fein ©unfeh, ber Such nicht fofort 
erfüllt würbe." ©ie ^rin&effln meinte »or Schmer^ &u »ergehen, 
als fle hhtte, wie ber Sultan »on ihrem lieben ©anne fprach. 


319 



©i e f affe fieg jeboeg unb fagte: „Sure ©emaglin fann leg nie 
»erben, unb wäret 3&r felbft ber Saifer bet ganzen 5Belt," unb 
fie ging fcgnell in igr Äämmertein unt> lieg ign (legen. ©ort 
»einte fie (leg reegt aug, bann aber »atf fle fldg auf igte Snie 
niebet unb betete ju ©otf, er möge igr Äraft unb 3Rut in igren 
Seiben geben unb igr Sßorgaben fegnen, bamit fie igren lieben 
©ernagl au$ feiner fcgmäglicgen ©efangenfegaft befreie, ©oft 
ergörte igr ©ebet unb fiärfte fle fo »unberbar, bag fte bie Äraft 
füglfe, alletS ju wagen unb $u untetnegmen. 

S5or ber ©tabt lag eine Äapetle unb babel ein £äu$cgen, ba fegrfen 
bie ipilger ein, bie naeg 3erufalem gingen, ©agin fegiefte fte 
igre treuefie ©ienerin unb lieg einem ber Pilger feine Äleiber 
abfaufen. ©te jog fie an, nagm igre £atfe, bie fie meifterlicg 
fpielfe, unb ging abenb$ an ben ©tranb, wo be$ türfifegen iprin# 
jen ©cgiffe lagen, ©a fegte fie fieg gin, feglug igre £arfe unb fang: 

„SBa$ fegtet bir, mein £er$, 

©ag bu in mir fo feglägefi? 

QBie fommt e$, bag bu bieg 
©o geftig in mir regefi? 
ffiarum bewegfi bu bieg 
SOMt folget fiarfen SRacgt 
Unb fiörefi meine Slug, 

©en fügen ©cglaf bei Slacgf?" 

©et ©ultan$fogn, ber gerabe auf feinem ©cgiffe flanb, goregte 
auf unb lieg ben Harfner &u fieg rufen unb fpraeg: „ffiie fommfi 
bu $u biefen Siebern?" — ,,©a$ finb fo meine träume," antt 
»ortete ber #arfnet unb fang weiter: 

„3cg »eig bie Urfacg’ »ogl, 

©arf felbfl rnieg nur befragen; 

©er Fimmel gat fegt Sufi, 

©ein £e rje fo ju plagen. 

S3 feglagen übet tnieg 
©ie Unglfic&wellen ger, 

3eg fegwebe ooüer Slngfl 
Stuf einem »ilben SReer." 

320 


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©ann fuhr et fort unb fang in frönen ©erfen alleg, wag bem 
©obn bet ©ultang mit bet iprin&effin begegnet war. ©a fragte 
beriptittj abetmaig:„$EBie lommff btt |u biefen Siebern ?"— ,,©ag 
flnb fo meine Sräurne," fpracb bet Harfner. ©a rief ber ©obn 
beg ©nltanö erflannf : ,,©u muff mit mir sieben, rnagjf btt bau 
für fotbern, wag btt wiöjf." — „£ier tann ich nic^fö fotbern," 
fpracb ber Harfner; „ich will aber mit Stieb jieben unb ein 2fabt 
bei Such bleiben. flßenn et mir bann bei Such gefättt, bleibe ich, 
gefällt et mir nicht, fo gebe ich, boeb müff 3br mit iuoot febwö# 
ren, baf 3br mit brel ffiünfche erfüllen ttnb micb iieben laffen 
wollt." ©a fpracb ber ©ultangfobn: „3$ gebe blt alleg, wag 
bein £erj begehrt, bag febwöre icb bir beim U^ucc ttnb meinem 
33arf," ttnb bag ifi bet böcbffe ©cbwur, ben bie dürfen tun. ©o 
blieb ber Harfner auf bem Schiffe unb fuhr am folgenben Jage 
fröbmorgeng mit bem ffirtifeben «prinjen ab. ©iefer gewann ibn 
immer liebet wegen feiner wunbetfcb&nen Siebet, fo baf ber 
£arftter ibn enblitb, wie man ju fagen pflegt, um einen Singet 
wicfeln tonnte unb niebtg begehrte, wag nicht fogleicb erfüllt 
würbe. 

Slig fie in ber ©ürfei angelangt waten, lam ihnen ber ©ulfan 
mit feinem ©eleif big an ben $afen entgegen. St fragte ben 
Sronprlnjen, wag bag für ein S&enfcb wate. St butte nämlich 
in feinem Sehen noch leinen tilget gefeben. ©er Ätonprinj aber 
fagfe: bieg fei ein gan$ heiliger SRann, ben beife man in Sng# 
lanb einen ipilger, ben bube et bem Äaifer mifgebracbf, weil et 
bie $arfe fo meiflerlicb fpiele. ©a muffe ber Harfner gleich bei 
ber ©afel muftjieren unb alle ©äffe waren batüber auf er fleh eor 
Sntjücfen. 3lig bag ©fahl fafi ju Snbe war, lamen bie beiben 
©flauen, an jebem Suf mit einer Äeffe gefeffelf, herein, muf# 
ten unter ben ©ifch Iriechen unb bie 95rocfen effen, bie herab# 
geworfen würben. 3«m etffenmal feit langer Seit belam \ef}t bet 
Pilger bie beiben grinsen ju feben unb muffe fich ©ewalf an# 
tun, baf er fleh bei bem fammetooUen Slnblid nicht »erriet. Sr 
febnift aber tüchtige 95roclen Sleifcb unb 93rof ab unb reichte fte 
unter ben ©ifeb. ©a fagfe ber Sultan: ,,©u muff bag nicht fo 
übertreiben; bie werben hier aig #unbe gehalten, et flnb ©fla# 

21 SRStgtn feit Stimm 321 


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een, teie tu wohl noch feine fennen wirji." ©et tilget aber 
antwortete: „S$ ifl fo in meinem ©efefe, baß ich auch ben £un# 
ben geben muß." — „5Benn e$ fo in beinern ©efefc ifi," aut# 
»ortete ber Sultan, „bann foll e$ blt nicht eerwehrt fein." Unb 
bet tilget fcpnitt ihnen nun noch größere Stüde ab. 
ginn gefcpah e$ einmal, baß bet SultanSfohn nach £ifche in 
bem ©arten lufttoanbelfe, in bem bie Söaeen arbeiteten, unb 
ben «Pilger fommen ließ, baß er eor ihm fpiele. ©a rührte er 
feine #arfc unb fang: 

„3ch farn eor furjer Seit 
3n einen fchbnen ©arten, 

©arin etbiidte ich 

Siel Slumen mancher mitten; 

Unb unter ihnen fah 
3ch eine 9lofe blüfm, 

SRichtö mehr eetlangfe ich, 

211$ fie ju mir &u &iehn." 

,,©a$ ifl ein wunberliched Sieb," fprach ber Sultan, „aber fage 
mir nur, »eiche Dtofe bu rneinfl, ich »iß fie blr gleich fchenfen." 
„Sich ba$ finb fo meine ©efänge, ich höbe feine eon Suren Stofen 
gemeint," fprach ber Harfner unb fuhr fort: 

„3 efjt muß ich 8«ns betrübt 
2lu$ biefem ©arten gehn; 

Sliemanb fommt fragen mich, 

SBie e$ mir »itb ergehn. 

©er meinen 3ufianb toetß, 

©er fpottet meinet nicht, 

Sonfi wollte ȟnfchen ich, 

©aß ihm wie mit gefehlt." 

„5Ba$ meinfi bu benn bamif ? ©a$ betrübt bich benn?" fragte bet 
Sultan unb ber Harfner antwortete: „Sich ba$ finb fo meine Sie# 
ber." ©a fprach ber Sultan unb »ie$ babei auf biebeibeniprinjen 
hin, bie im Schweiß ihre$ Slngeftc^fö graben mußten: „Äennff 
bu bie #unbe bort? ©ie finb au$ beinern Sanbe, gehe unb fptich 
mit ihnen."— „3$ fenne fie nicht," erwiberte bet Harfner, „aber 

322 


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ich bin auch nic^t au$ bem Sanbe, wo bu mich gefunben hafl, 
Ich bin eiel weitet her, will aber bodj mit ihnen fprechen, ob fie 
meine SRuffetfprache »erflehen." Sa ging et &u ihnen unb machte 
allerlei ffiifchi wafchi burcheinanbet habet, al$ ob et eine gans 
frembe Spraye tebe, boeb bie grinsen fpracben: „5Bir »erflehen 
bi<b nicht," unb ba$ wat ihnen nicht &u »erbenfen, benn ba$ 
hätte fein £eibenfinb »erlauben. Set Harfner tarn jum ©ulfan 
jutöd unb fptach : „@ie »erflehen meine Sprache nicht, aber au$ 
welchem Sanbe flnb fle benn?" „Siefe #unbe flnb jwei fprinjen, 
welche ich gefangen halte, weil bie grau bei einen meine Siebe 
eerfcbmäbf hat." — „Sa gefchiehf ihnen recht " fptach bet #arf/ 
net, „wenn f!e aber mein wären, liefe ich fle feine Arbeiten ma# 
eben, wa$ bie anbem ©flauen nicht fönnen. ©ie müften mit 
fchbne Äörbe flechten, Ääftge fchni&en unb folche Singe, womit 
ich mein £au$ unb meinen ©arten uer&ierfe." Sa3 fagte et 
aber, weil et wufte, baf bie fptin&en biefe Äünfle in ihrer 3ugenb 
gelernt hatten unb bamit fle nicht mehr fo hatte altbeit tun müf< 
fen. „Sa$ ifl ein gütet ©ebanfe," fptach bet ©ulfan, „aber fle 
fönnen ei fchwetlich." „S3 fommf auf eine iprobe an," erwiberfe 
bet Harfner. Sa würben ihnen 2Beiben unb SDleffer unb £olj 
gegeben unb fle flochten unb fchnifcfen fo fchön, baf bet ©ulfan 
aufer fleh »ot gteube war. 

911$ nun ein 2faht herum wat, fptadh bet Hafner: „3<h bin e$ 
nun hietjulanbe möbe unb möchte fort. Sorbet aber mfift 
3hr mit Suer Setfptechen löfen unb mit meine btei StBünfche 
gewähten." Sa antwortete be$ ©ulfan$ ©ohn: ,,©ag mit, 
wa$ bu bit für btei Singe wünfchefl unb ich will fle blr gewähr 
ren." Sa tat bet Harfner, al$ ob et fleh befänne unb fptach «l* 
bann: „gür$ etfle wünfehe ich utit ben weifen £unb (bai wat 
nämlich i>cr fPtinj, weichet ba$ weife £entb trug), fötö jweite 
ben anbem £unb, weichet immer bei ihm ifl, unb für$ btitte 
ein ©chiff mit ©elb unb SKannfchaft, um in mein Safetlanb ju 
fahren." 

Sa machte bet ©ohn bei ©ulfattä ein faure$ ©eflchf, bet #atf* 
net aber fptach: „Sebenff Suren ©chwur, ich »erlange nur, 
wa$ mit jufommf." Ser Ätonprinj etwibetfe: „Su fotberfl 

ei» 328 




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bag ©röfjte, wag icg gäbe, aber ba bu mein 23erfptecgen gafl, 
fotlfl bu alleg belomnten," unb er lieg ben iprtnjen bie Äetfen 
abnegmen unb f!e auf bag ©cgiffbeg $arfnerg fügten. Ser £arf* 
ner fiel igrn ju güfjen unb banfte igrn für bag ©efegenf, boeg 
ber ©ultangfogn wollte niegtg eon Sanf wiffen unb ging jor> 
nig weg. 

©er ba glficüicger war, bie iprinjeffln, ober bie beiben iptinjen, 
bag ifl feg wer ja fagen. ©ern gfitten fle igr für igre Kettung 
gebanft, aber fle ging auf bem ©cgiffe niegf aug igrer Äammet, 
lieg aueg niemanben ju fl cg gerein, auger einem SDläbcgen, bag 
igr bag Sffen braegte. ©ie lag Sag unb Kaegf auf ben Änien 
unb banfte @o tf für alle ©naben, bie er igr erwiefen gatte, 
unb bat ign, igr ferner aueg beijuflegen unb fle niegt ju eer# 
laffbn in Selb unb greube. Sag ©cgiff flog fegneH über bag 
STOeer bagin unb lanbete halb in einem #afen tgreg Äönigreiegeg. 
Sa ging fle aug igrer Äammer geroor unb lieg bie beiben iprin* 
jen $u fieg fommen. ©ie wollten flcg oot igr auf bie Änie werfen, 
aber fle fpraeg: „3gt brauegt mir niegt ju banfen, banft ©otf 
bem £errn. 3cg fegenfe eueg eure greigeif unb alleg wag im 
©cgiffe ifl; aber beeor igr ang £anb tretet, fottf igr gier niebet* 
fnien unb ©ott bie Sgre geben." Sa fnieten bie fprinjen unb 
beteten inbrünflig, fle aber fcglicg fieg unterbeffen in igren £arf* 
netfleibetn leife fort unb ging auf geimlicgen ©egen ber £aupt* 
(labt ju. 

Unterwegg traf fle einen ipilger, ber ging begfelben ©egg. ©ie 
fragte ign, wag man flcg alleg in ber ©tabt erjagle unb wie eg 
ber fprtnseffln ergege. Set Pilger antwortete: „SDlan weif niegtg 
non igr, fle ifl weggegangen, feitbem ber türfifege fptinj ba war, 
unb fein CDlenfcg fann fagen wogin. Sie SKinifler gaben igrem 
SSater aber gefagt, fle gege auf fcglecgten ©egen, unb igm fo lange 
jugerebef, big er an allen ©trageneefen gat befannt maegen 
laffen, wer fle einliefere, ber ergalfe eine grofje 95elognung. 
SJlan will nämlicg ©eriegt über fle galten, unb bann fbnnte eg 
leicgf ein fcglecgfeg @nbe mit igr negmen." Sie iprinjeffln fpraeg : 
„Su fannfl bir biefe SBelognung eerbienen, wenn bu aHeg fufl, 
wag icg bir fage, unb bu befommfi noeg eiel megr baju."— ,,©ie 

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foQ te baS möglich fein?" fragte ber Pilger. „geh Bin Me iptinjef# 
fin/' fprach fie twi> oerabtebete fleh mit if>ro, waSerjutunhabe. 
■Dann ging fie mit ihm in baS £auS eor ber ©tabt, wo bie tyiU 
ger einjufehren pflegten, unb wechfelte bort bie Äleibet; batauf 
banb et fie unb fßfjrte fie in baS ©efängniS. 

2tm feiben 2lbenb langten bie beiben iptinjen gleichfalls in bet 
#auptfiabt an unb würben mit großen greuben empfangen. 
SDaS erfie, was bet gßngfie aber fprach, war : „SBo ifi meine liebe, 
getreue grau?" ©a traten bie Sftinlfier &u ihm unb antworteten: 
„SOBir möchten lieber »on ihr fchweigen, aber ba wir reben mfif# 
fen, fo mßffen wir auch bie ©ahrheit fagen. ©ie ifi als eine feile 
©irne im £anbe hetumgefahren unb erfi heute eingefangen unb 
inS ©efängniS gebracht worben." ©a nahm ber SPrinj baS 
£emb, welches et in bet ©efangenfehaft getragen hatte, unb 
flecfte eS in ben Äof, unb als er eS wiebet herauSjog, ba war eS 
noch fo weif wie frifcher Schnee. 9iun brauten bie SRinifier 3eu# 
gen, welche auSfagten, baf bie iprinjeffin jur Seit, wo ber ©ofjn 
beS ©ultanS bagewefen, plöfjlich oerfchwunben fei, unb baf nie# 
manb fie feit bem Sage gefehen habe, unb fprachen ju ihm : ,,©aS 
£emb fann Such ttögen, benn ba fie fo lange hetumfireichen 
tonnte, eerffeht fie fleh gewif auch auf Sauberfünfie, barum 
barf man bem £embe nicht trauen, unb bem SRecht muf fein 
iauf gelaffen werben." ©er ijJrinj meinte, baS £erj mßffe ihm 
oot 2eib jerfpringen, als er baS hörte, ach et hätte alles fo gern 
nicht geglaubt, unb er tonnte hoch am Snbe nicht anbetS. 

9lm folgenben Sage würbe ©erichf gehalten, unb ba fich bie 
SPrinjeffin gar nicht öetteibigte unb fein SEBorf fptach, fo würbe 
fie jurn Sobe am ©algen oerurteilt. SOS ber Sag hetanfam, wo 
baS Urteil follte eollfitecff werben unb man bie fchöne iptinjef# 
fin in groben Kleibern auf ben fRichtplafc fßhrte, ba war Stauer 
in ber ganzen ©tabt unb würbe mehr geweint als gelacht. 2luf 
bem Siichtplah war ein fchwarjer Sfron aufgefchlagen, worauf 
ber $rinj faf, benn eS war ©itte im Sanbe, baf niemanb hin# 
gerietet werben burfte, als in ©egenwart beS ÄönigS ober 
eines grinsen. 2US er feine grau fah, ba brach er in Sränen aus, 
benn er glaubte immer noch, fie mßffe unfchulbig fein unb hielt 

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flty beibe $änbe ootg @ef ityf, bamlf bag 93oll nityt f af>e, wie 
bitterlity et »einte. ©ie bat aber, man mbge tyr nur eine ©nabe 
ftyenfen, beoor fle ffcrbe. Sag »utbe tyr jugefagt, unb fle fpraty: 
„Sann lafjt mlty einen Slugenblltf mit bem frommen Pilger, 
ber bort jlef>f, ln bem Äapelltyen allein beten unb mity jum £ob 
oorbereiten." Sa ftylofj man tyt bieg Äapelltyen auf unb fle 
trat mit bem (Pilger hinein. Ser f>affe aber tyre £arfe unter fei# 
nem Hantel oerborgen unb auty bie Älelber, in »eltyen fle oor 
bem ©ultan getyielf unb bie beiben iprinien erlöfl l)atfe. Siefe 
jog fle in ber ©aftiflei rafty an, färbte tyr ©efltyt unb naf>m bie 
$arfe in bie £anb. ©o traf fle ^etaug unb oor ben (prinjen; 
ber f<ty fle aber nityt, »eil et fo fefcr »einte, ©ie fang: 

„Äennjl bu ben $arfher nityt, 

Safj bu tyn fo oerflbfefl, 

Ser oiel an bity gewagt, 

Sag bu nun bifl erlöfet? 

S3om ©flaoen frei gematyf, 

©ebratyt in oor’gen ©tanb? 

3(1 bag für meine 3Mb’, 

Sie ity an bity gewanbt?" 

sag ber ipritti bie ©timme ftyrte unb bie ^arfenfbne baju, f>ob 
er erflaunt fein £aupf, ba erfannte er ben Harfner unb fprang 
oon feinem Styron, fiel tym iu güfen unb fang mit flefjenber 
©timme: 

„3 e&t brltyt mein ijeri entiwei, 

©ie f)ab’ ity mity oergangen 
Sin bit, bu ©eelenbilb ! 

©ie foK ity bity empfangen! 

Sluf meine matten Änie, 

Sa faO’ ity nun oor bit 
Unb füfie beine fffif 1 ’, 

Slty Äinb, oerietye mit! 

Unb ob tym bie iunge Königin oerjleb? ©ie f>ob tyn ln bie #itye 
unb iog tyn an tyt £>erj. ©ag bag für greube unb ©lücf# 
feligfeit war, bag fönnfen taufenb ©tyreiber in gunberf 3<tyt*u 

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nicht augfchreiben. ©et ^5tinj etjÄhlfe eor altem ©ölte, baß et 
fein £eben einjtg unb aßein feinet lieben Stau eerbanfe, unb ba 
ging erß bet 3ubel recht log. ©elbe würben im Sriumph burd; 
bie ©tragen bet ©fabt geführt, nnb bie Seßlichfeifen wollten 
gat (ein Snbe nehmen. 


un @tembööf 

ot wit mal eng en «Kann, bei wit in 
gtote Kot un rep ben ©Öfen, bat hei 
em helpen füll. ©e ©öf bei fern un 
btöcht em »ei, t>el Selb, ©orför muß t 
be «Kann em ßn ©eef eerßhriben : — 
belfüßben©üwel gehüren, hoch benn 
irß, wenn be ©öm all fal ßunnen. ©e 
«Kann freg bat @elb un lewt herrlich 
nn in Sreuben bat 3ot htntau. 9ig 
aewer be ©ommet fo Snn gung, un he bat trße Sowblaff faßen fag, 
bann freg he ’t mit be 2lngß, un ßn ©ünn wöt em leb. Un he gung 
fo Satten nn fei eör unfen Herrgott nppe Änie, nn beb, he füß 
em ßn©ünn »ergeben nn ßn atmeSeeltebben. ©nnnetbatmf 
ßf ung leiw Herrgott aewer ben atmen ©ünnet nn feb to em: 
„3f wlß bin ©eel bem©üwel uten$ald riten! ©enn ot be 
annetn ©öm aß ehr £ow affmifen, an twelfa ’f ßtfen bllben." 
Un be Herrgott matt’ nt ne Sit un ne ©ööf ne annet 3lrt, bat 
fe bat £ow nich fmefen in $arwßßorm nn SBinterffiß un faß 
holen, bet aß’ be annetn ©öm Webber gröön wütren. 

2ig nn fo £arwßtlben be ©üwel tarn un woß bem «Kann ßn 
©eel h<»len, bunn fo feb hei : „Koch fünb nich aße ©öm fal. Sunt 
mit to #olt; it wlß bi wec! wifen, bei et £ow noch feßßtt," un 
wiß em ©teineif un ©teinbööf. ©e ©üwel fung wol an be ©öm 
to fchubben un ag ©fotmwinb manf to fufen, awetß bat £ow fet 
feß, un aß ßnSoben un «Karaten hulp em fo ntefg. ©unnfott he 
af uttfeg:„3:o’nStühioht tarn it webbet, bennbüßbufefet min!" 
©e «Kann aewer feb : „3f eerlaf mi up unfen £etr gott ßn ffiutt !" 



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Un a$ be ©ftwel fo grfifjio&r&iben »ebbet tarn, tun« jaf man 
noch »af So» an ©(einet* un ©feinbbö*, un be ©ü»el feb : „£ööf 
man noch ’n por ©ag’, benn büß bu fe*er min." ©e 3Rann 
aewerßen feb »ebbet: „3* oertaf mi up mien #errgoff fl» 
ßßutf." Un a$ be ß* um*e*, bunn fecb be all ne 2ar* un ne 3Bib 
gröbn fcbemern; bei »iß be bem ©bfen. 

Un en pat ©ag »Iber, bunn »it aßen$ grbbn, un bunn fernen 
o* an ©felnei* un ©feinböö* be Jungen ©tafffouppen rufet 
un ßöbben baf oße brbge £o» af; — un unf’ £ertgoff b«bb be 
arme ©eel tebbf, baf be 95öfe et niete mibr anbebben tunn. ©fein# 
ei* un ©feinböb* laf unf £errgoff aewet beßan, baf fe3ot fbt 
3ot et £o» feßboßen in £ar»ßßotm unb 9Binfer*öfl, bet aßenä 
»ebbet in ©röönen un ©läubn ßeif. 


’S ^üfefS (ErfämueS 

im ßärcbße ©cbnegbubel (funnfe at# 
me S5ut bei unb fe|f ß uf en ©an* |um 
»atme Ofe |ue. „5Ble iß bet gange i 
bet ©fabt, a3 b’ efo brüuegß (brein* 
fcfauß)?" ftogf en b’grau. „©cbläcbf 
gnueg," feif bet beftüebf 3Ra; „lo$ }e& 
nume, i »iß bet alte erjeße; aber jerß 
rnuef i g»üf no e$ Sibeli ffiärmi ba, 
benn i bi fcbier halb oerftore. S5i Sß3inb 
unb SEBäffet, — be, be weiß Jo »oß »tete bftf abegmacbf bef, »o#n 
i futf bi — cbum i benn i b’©fabf ju eufem £eet unb füg em, baf 1 ’& 
met unmügli fei, biebrübunbetf granle bte am ©unnfig ufobringe. 
3 b«n e bittet unb bfiffef, et rnöcbf met boeb au no 3if ge bte im 
©ummer; benn bte befbi »erbif met b’£öf mi ©(bmibfearbef wol 
labte. 6t aber feif, et cbön e tei Sftinufe länget »atfe a$ bte am 
©unnfig; unb wenn i bte benn ©alb nib bring, fo Ibf et met 
te #u$ unb £el fammf miner cbline ©cbmibfe am SRenbig m* 
^aufe unb mi unb bi unb aßi Sbinb |um £u$ u$ Jage. 3e& »a$ 
meinß, grau? <te iß unmßgli, baf mit bte fibermorn brity««' 

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berf gtanfe jäme bringe. 3»or bet met bo eufe 2RocE>bcc fäcb&g 
gtanfe ge, aber eg blibit mer bocb no immer bie anbete j»ei# 
bunbert unb oierjg übrig. SBenn mer jletfcbt bocb nur ber jfifel 
’g ©äib ig £ug brung ! SEBenn i em fcbo mfiegt e paar gobt biene, 
fo »er i bocb benn enfem £>eer ab, unb ber leibig ©fifel i ber £ell 
cba jo au ntb ärger fl ag ©e bet i ber ©tabt !" 

(Sfmm bet ber 9Ra bag gfeif, fo E>ef’g fcbo buffe afof) (angefangen) 
brufe unb ffürme, bag ’g bem arme ©ur freier ffg £ügli um# 
grüert bet, unb ber ffiinb bet bur’g £ug uf uub ab gcbufet (ge# 
toff) unb pfiffe, bag eg e ©tug gfl ifi. SBo bag no e paar SRinute 
ufgbbrt bet, fo gb&rt be ©ur unb ff grau, bag bpper a ber ©fite 
«blopfet. @fcb»inb gobt ber ©ur ufe, macht uf, unb ba ffobt e 
fcbwatje 9Ra im ene rote SRantel oor ber £üt unb feit: „3iu, 
©ur, be beff oorig g»eufcbf (gewännt), »enn ber bo<b be ©üfel 
uume ©äib brung; je&e lueg, bo ffnb jweibunberf unb eietjg 
gtanfe funfelneu; ’g fehlt ff feURappe bra, jell’g nu; aber bolla— 
ebä ber’g gi be, mueff mer eerfpräcbe, mit mer j’cbo unb fäcbg 
gobt bl mer i ber £e(l i’biene. Unberbeffe werbe b’gtau unb 
bini Gbtab nie JRangel bn." 

©e ©ur, oerfcbrocfe, »eher öo 2Rot brunge, feit go unb gbeigt be 
©fifel ie cbo unb ff am £>fe »erme, big et au ffni pat £ömli 
(£emben) &äme pacft beig, um mit em i b’#eU &’gob. SBäreb bem 
gfebt er, ag beSüfel am einte SKogfueg eggfe eetlore bet unb feit: 
„@uete gtfinb, luegib e cbii eueg guegwätcb a, er bäub glaub uf 
em 8Bäg eg gfe eerbeit. 2Benn et »änb, fo cbbmib mit mer i 
b’Scbmibfe fe, i »Ul ecb eg neug ufmatbe." ©e ©üfel bet be 9Ra 
fcbo lang ag e guete £ueffcbmib fänut, gobt mit em unb $iebt no 
fälber be ©logbalg. SBo ’g gfe räcbt gff iff, fo feit be ©ur : „$änb 
je§ be gueg äne unb bo t bie Sblemme ie, bamit i ’g gfe beffet 
ufmacbe cba; benn i »eig »ol, räcbti £üt müenb au guet bebient 
ff." ©e ©fifel bänft bo nüb ©öfeg, bet be gueg i b’Sblemme ie, 
unb be ©ur fcbrubet em e i, nimmt aber be ©cbrubefcblüffel f 
©ad unb feit: ,,©o ©öatter ©cb»ar&, jefj »ämmer erff luege, 
»ie lang i ber für bie jweibunbert unb eierjg granfe biene »Ul l" 

Uf bag iff halt be £btnblima bög »orbe unb bet f o (getan) »ie e 
SBüetige; bocb bet er jletfcbf nobge(nacbgegeben) unbifcb mit em 



©ut fibetelg cbo, bafj er em »tu bru 3<>be biene möefj. ©obalb be 
©ut be Söfel wiber loggWeubef bet, fo bet etmüefe mit em ib’^ell 
fahre. ©o fi mitenanb bet hi c^o finb, fo ffetlf be Söfel be ©ut 
grab ag götWörgler a. 3lm sweute Sag goht bet ©<bwars mit 
bet (Söermuetet furt unb feit juen em: „©enn b’frinfe obet 
äffe wift, o bet wenn b’öppe (Salb bruchff für en atme Sfta, bet 
bi brum bittet, fo gang nur bet jum Ghtßli unb fdg: 

ShiiSi/ Shiflli mi, 

@imm mer ©rot unb ©i, 

Slllg uf ’g Söfelg ©heiß, 

3 bet^eU IW heiß! 

Unb wag big #et& nur wönWl feil wirb enanberiggno (fofort) i 
golbige ©lafte unb gläfche $u bitte göefe fl" ffio bet Söfel furt 
goht, fo ifl eufeg ©örli no elei i bet $ell gfl unb hef benft: 3efc 
toitt au emol luege, toag acht (wohl) i bene große Shefiene i»ne 
i(l,won i allitoil brunbet mueß fööte. ©im letfchte, toon et ufbecft, 
gfeht et au ne fone Solberg (Släubiger, bet e oor e paat3ahre 
bröcft unb btängt hef, unb eoll 3orn leit be ©ut gfchtoinb no föchg 
©cbiter a unb feit ju bem alte ©chölm: ,,©arf, i toill bet }efc 
’g ©ab Wo heiß mache; be befi mi au möngifl j’Wwifce gmacht 1" 
9lm btiffe Sag chunnt benn bet Söfel toiber hei. So feit be ©ut 
iuen em: „£ofef, mi liebe Slotmantel, i euet©urg bo inne rücht’g, 
eg iff e @tug; b’Sluge ban i bet ganj Sag eoll ©affet gha; unb 
i fött gwöß no einiW (einmaO hei/ mig fjasenetli (Schnupftuch) 
go reiche (holen gehen), bamif i au cha b’2tuge ugtoüWe unb ’g 
?Kul eetbha, toenn’g efo galgetäß(galgenmaf ig beißenb) rüchf." 
So hef be Söfel b’©tirne grunjelf unb gfeif : 

„£og, ©ut, i fänn bi, bu bifi en Sltige (Sltger); elei cha l bi nib 
beiloh, fujf chönntiff mer öppe nömrne ume cho; webet eg ga# 
senetli fottiff ha, bag gfehn i, fufl chönntiff met bllnb wetbe; 
brum IW eg am beffe, mer gönb mitenanb." 

9lo ne paat ©tunb chunnt benn be ©ut mit em Stotmanfel wibet 
SU firn alte £Mi jtugg, too b’grau unb b’Sbinb no tturef unb 
briegget (geweint) hänb um ihren Steffi. Se lang ©eg unb bag 
gWwißb Saufe hänb abet be ©ut unb be Söfel hungrig gmachf, 

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brum fyet ber gfeit: ,,@59 au feinet grau, fi fön eu$ 

Smeene ei Grb3mue$ fifeertue nnfe eboebe, «feer oo Inter febmarjen 
grbfe." ©er 35ur feit’3, feefHt ere aber, au oo feene SBiß#Stbfe 
feri j’tue, monem einijt um graufafle im ©cblof uf ’i SBeft 
grfiert morbe flge mit feene ©orte: „SOo bef<b e Slotpfenig." ©ie 
llgge bet ofee, feit er e — uf feer Hlmlejji (Himmelbett) tm ene 
fPaplerli. 

©o’ö ßtfegmueö (infe gebotet gfi ifl, fo flbib feenn feie jmee SKeifebe 
jue, unfe fee S5ut feböpft feem Sfifel ufe unfe git em mit §llß fee 
miß ßrb$ feemit. SEBic fee Slotmantel fee miß 6tfe$ gfebt, fo fyet er 
erfebröefeli gfluecbt unfe gfebmote. 2fbet maö gfebebt? £>e miß 
Gtbb mirfe e I5nger e größer unfe eerfpringt tfetfebt, unfe ei fab# 
refe e ganje Hufe mißi mit filbetige JDörnblene bfebti Srfeöli feem 
£ßfel 1$ ©fteei unfe ß5nfe ne fo j5mmerli »erjlocbe, aß er öor 
©cfe lut ufferfielet bet. £>e S5ut bfinnt fl nife lang unfe feit: 
„SEBenn fe’mer aKi mini ferß 3obr erlobjf, unfe mer 'i ©eufcb# 
CbifUi (©unfcbfijlcben) gifl unfe eerfpricbll, mit unfe fee SRinige 
nie nßfe aj’tue, fo mil i fei erlöfe." 

93o feer Slot jmunge, febreif fee Iflfel: „3o ftili!" Unfe mie’ö 
€bi(üi ufem £if<b flobt, fo feit fee 95ur: 

„Grfefl, SrfejI groß unfe cbU 

£önb feaö ®t5cbe nume fl; 

Sufe HbrnfeUma feit 3o, 

2fe§e menn (mollen) mer ne au lo gob." 

Unfe mo feenn bie@rfe$li mlfeer in ihre ^Ultfcbe binenanfegflflttfe, 
fo fpringt fee Sfifel mit eim ©ab jum fpfeijler (genjler) ui unfe 
bet fl mol gbßetet, l Suefunft mifeer &u f5lem £u$ jue j’cbo. 


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£)ei toertDünffebe 3fe( 

t »a$ mal en}ungen©Mgenit (tau# 
geniebte), bei »a$ aüet ©uiweletigge 
(Seufelel) mtt an ^attc fein £ea»en 
nau niete bden, dt wat ©oeb un alle 
gube Müe t>etbrauf(ate »a$ ©oft unl> 
alle guten Seufe oetbtofj). Slnt lefie 
(jule&t) tonn t>ci ’t unnet beaneetlifen 
£üüen nit met iutbollen, »eilen bat 
eamete SRenffe (»eil ibm lein Sföenfcb) 
rnebt ftuggebe, un mit earne »oll fe benen be»»en. ©d namm be fil 
obbet, unnet be©pitebiu»en fe gdben. #el lamm in einen ©alb, 
»o ne SKeuwetbanne »a$, un ef buetbe nit lange, bd btap fje be 
SReu»et$an un faebte, bei tennanf eareiptofeffigeun(iprofeffion) 
un fe fbtlen eane annifjmen. ©ei faxten: jd, db»»et bei möchte 
(mfifite) eifi feintpreuwejiüfle malen, ©d lamm {njl en 95uet mit 
’nern 3fel bbbt bat £olt, bei taug ben 3fel deutet fil bet. ©d fäc 
ten be 9len»er$: „@db bemte un nim beam95uet ben3fel »eag, 
d5»»et bat bbi bet nite ean meatlet." ©d genl be fachte deutet 
ben 93uet bet un fitipebe beam 3fel ben ^alfernfitanl (Halfter/ 
jaurn) be»er ben Äopp un bdb en fil f&lwet ftmme, un ben 
3fcl leit bei int £olt laupen. — „3Reatfebe benn be 93uet nite?" 
Äen ©pietlen. sät bei en 6nne ©ege$ debfetm 95uet betgdben 
»ab, blei» be fidben un facfjte: „0 mein lei»e £eer, gii»et mei 
be greibeif! ©bi 95uet fdb fil fimme, un wot fen eetjageb, bat 
bei balle betbat (baniebet) flagen »bbr, »o b^i fdb, bat bei en 
SRenflen amme Saunte b<*bb. „©atjünfeip! (SSRatia 3»fepb) il 
meente, biu wdötfi en 3fel/" faebte bet, »iu lüntmef et, bat bin 
np etrndl en SRenfle bifi?" — „£) £eer, meine Iddge SRoirne 
(fcblimme SRutfer) beat mit up fei 3db* in en 3fel eerwünffeb," 
fadste be ©aubetf, bdtömme bat il föuoil in Ädrten fpilet be»»e, 
un »oll eat nit bbbren; gi»et mei boeb be §tbibeif!" ©d faebte 
be SSuet: ,,©af fall il mit bei malen, il lann bil boacb nit föt 
en 3fel btiulen, un ol nit eetlaupen," un leit en gdben. ©a 
genl bei benne nn brdebte ben 3fel ben annetn ©pitebiuwen. 



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Sttöwet fe »dbren nau ntt fefteen (jufrieben); b?i foO ne »ier 
ben gfei up Dem ©arfebe eerfaupen. ©d bedeute bei ne benne 
un banb ne rnanf be annern gfet$, »» genf an be ©eit 
»eit bei ean feetinge$ (gerne) bemgfel feinen 55uer turnen fdb. 
©ei »oll fit en annetn gfel »ier faupen. #jfe dö»»er be 95uer 
feinen gfel »i’et fdb, fenf 1)U an te fmiuffern (fcfjmunjetn) un 
baebfe bei fit: ©d! bd »erb oanbage(beute) »i’er einer mie (mit) 
bebtogen. #?i »ei$ mir gingera bdrup: ,,©ei (©er) bean fennt, 
bei fbjft ne ntt." Un $üi gafte (gab) bem gfel einen öe»er ben 
Slüggeflranf (SKücfen) un reip eame int Dfjr: „©egg, beaf 1 biu 
»i’er fddrffet?" (baft bu »ieber harten gefpiett?). 


3«uberro§ 


er SBater »ar gefforben nnb batte fett 
nemgungen nicbt$ btnfetlaffen al$ ein 
©cb»ert ; bamtt jog ber ©obn fort unb 
»otlte bienen geben.©abegegnete ihm 
ein atferSKann, ber»ar auf einem Slu* 
ge btinb unb fab auch mit bem anbern 
nicht recht, bet fragte ihn: ,,»o ge^ff 
bubin, gunge?"— „©ienen!" fprad^ 
ber gunge. „geh braune gerabe fo ett 
nen; »ttljt bu meine ©c^afc »eiben?" <5$ »ar bem gungen 
recht, unb ber Sitte nahm Um mit (leb. 211$ er Ujm bie #etbe 
übergeben, fptacb er: „hüte bicb nur, in ben ©alb botf ju geben, 
benn feiner meiner Snecbte ifl lebenbig berau$gefommen." ©er 
gunge hielt fleh einige Seif batan; aber halb baebfe er bei flcb : 
bu muff boeb einmal feben, »a$ bort tff; »a$ fönnte bir feba* 
ben, bu baft Ja bein gufe$ ©cbwertl S?aum batte et ben ©alb 
betreten unb bie grofe £errlicbfett barin angefeben, fo tarn ein 
breibdupfiger ©racbe auf ibn unb febtie: „SKenfcbenfinb, »ie 
fommjt bu herein; fein SSöglein »agf e$, meinen ©alb ju eer* 
unteinigen, »illff bu ihn mit beinen ©ebafen eerd&en? ©u muht 
mit mir fragen ober ringen, wa$ »itlfl bu lieber ?"— „Gingen !" 



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fpracb bet 3unge. SD« pacfte ihn bet ©rache unb feblug ihn bi$ 
ju ben Änien in ben ßrbboben. ©et 3unge faßte batauf fein 
©cbwert unb hieb bem ©tacken bie btei Häupter ab unb trug 
fie nach $aufe unb hing fie auf bie 3<mnpf5bie. ,,©«£ bafi bu 
ba?" fragte bet 3Hte; benn et tonnte et nicht feben. „©tei $5up# 
ter von einem ©ocf, ben icb im ©albe erfragen !"— „©u,3unge, 
bat mag bit fcbiecbt frommen; gebe nicht mehr ln ben ©alb!" 
9ibet am anbern ©age trieb bie £ufi ben Änaben noch tiefet bin# 
ein; ba »at et noch füllet unb bettlicbet; auf einmal fam ein 
fecb^b5uptiget©tacbe: „ba, ©enfcbenfinb, fein Sßöglein fornmf 
ln unfern ©alb, bu b<»fi ihn mit beinen ©cbafen verunreinigt 
unb mit meinen ©ruber umgebracbt; bu mußt mit mit fehl«# 
gen ober ringen; mt tviHfl bu liebet?" — „Olingen!" ©a faßte 
ihn bet ©rache unb feblug ihn biä an ben Oiabel in ben dtbt 
boben. ©et 3unge ergriff fein ©cbtvetf unb hieb bem ©rachen 
alle Häupter ab unb trug fie nach $aufe unb fieefte fie auf bie 
Saunpföble. ,,©a$ bofl bu ba?" fragte bet 3Hfe. „<5ecb3 $5up# 
tet eon einem ©ocf, ben ich im ©alb erfragen 1"—,,©«$ mag 
bit fcbiecbt frommen, gebe nicht mehr in ben ©alb!" ©ag$ bat# 
auf batte bet Änabe noch viel größere Sufi unb ging tiefet in 
ben ©alb, unb et war ba noch füllet unb herrlicher. 3luf einmal 
fam ein neunbüuptiger ©rache; „ba, SRenfcbenfinb, fein ©üg# 
(ein fommt in unfern ©alb, bu bafi ihn verunreinigt unb meine 
©rüber umgebracht; bu mußt mit mit fchlagen ober ringen; toaä 
tvißfi bu liebet?" — „Olingen!" ©a faßte ihn bet ©rache unb 
feblug ihn bi$ unter bie Slchfeln in ben Srbboben. ©et Änabe 
fonnfe fein ©chtoert noch fchtoingen unb hieb bem ©rachen alle 
Häupter ab, trug fie nach £«ufe unb fieefte fie &u ben anbern auf 
bie 3«unpfäble. ,,©a$ b*fi bu ba toiebet?" fragte bet 3ttte. 
„Oleunijüupter von einem ©oef, ben ich im ©alb erfragen!"— 
,,©a$ mag bit fcbiecbt frommen, gebe nicht mehr in ben ©alb!" 
2lbet am folgenben ©ag brang bet 3unge noch tiefer hinein, 
unb et toar ba noch viel füllet unb herrlicher. 2luf einmal fam 
ein jtvölfbäuptiget ©rache betangefabren; „ba, SRenfebenfinb, 
fein ©ögleln fommt in unfern ©alb, bu bafi ihn verunreinigt 
unb meine ©rüber umgebracht; bu mußt mit mir fchlagen ober 

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ringen; wa$ willfl bu lieber?"— „©plagen!" fpracb betgunge; 
benn et fürchtete, ber ©rache »»erbe U>n bi$ über ben Äopf ln ben 
Srbboben flogen unb bann fönne er fein ©cuttert nicht brau# 
eben, ©a feblug ber ©rache ihn mit feinem ©cbweif, bag er 
jwölf Älaftern »eit fortflog. gebt fam aber ber gunge mit feü 
nem ©c^tverf berbeigelaufen unb hieb bem ©rachen elf Häupter 
auf einmal ab; bi$ er ba$ jwölfte abfeblug, waren bie elf anbern 
toiebet gewaebfen nnb wenn er bie elf abfeblug, wucb$ ba$ 
zwölfte wieber. ©o ging e$ bt$ gegen 2lbenb. 

211$ aber bie ©onne unterging, oerlot ber ©racbe aßeÄraft, unb 
bie be$ Änaben wucb$, unb fo f<blug er bie jtoblf Häupter auf 
einmal ab. 211$ er nach £aufe fam, flecfte et fte ju ben anbern 
auf bie 3<wnpfäbfe‘ unb alle pfähle um ben $of waren je^t 
befe^t. ©a fragte ber 2llfe : ,,©a$ baff bu ba?"— „3w5lf Rauptet 
eon einem 95ocf, ben icb im ©alb erfcblagen!" — ,,©a$ wirb bir 
fehlest frommen, gebe nicht mehr in ben ©alb!" 2lHein fefct 
war bie Sufi unb 95egierbe be$ Änaben gerabe auf ba$ bbtbfl« 
gefliegen; wa$ wirb ba noch fein? baebfe er unb ging am fol* 
genben Sage noch tiefer hinein, ©a war e$ oiel fliller unb febö* 
ner. 2luf einmal fab er in ber gerne ein £5u$cben, unb baoor 
flanb eine fleinalte grau, ba$ war bie 25ufcbmutter. Sr ging &u 
ibr unb grügte fle freunblicb. „Äomm herein!" fpracb bie 2llte. 
©a führte fte ihn in ein 3immer, barin lag ein ©oter. ,,©a$ ifl 
mein jüngflet ©obn, ben bu mir &uetfi erfcblagen bnfü" ©ann 
famen fle in ein anbere$ 3intmer: iet liegt fein älterer 33ru* 

ber, ben bu jum zweitenmal erfcblugfl!" ©ie gingen in ba$ fol# 
genbe 3 »unter: „£ter liegt beffen alteret SSruber, ben bu jum 
britfenmal erfcblugfl!" ©ie famen in ein anbere$: „#iet liegt 
mein ältefler ©obn, ben bu julebf erfcblugfl!" ©ie öffnete eine 
anbere ©ür unb rief: „Unb babin fommfl bu!" unb wollte ihn 
paefen, aber bet Änabe erhob fein ©cbwert unb feblug fle gleich 
&u 25oben; boeb fonnte er fle, wie febr et auch feblug, nicht oer* 
wunben, unb bie 2llte eerlacbfe unb oerböbnfe ihn. ©ie aber 
feine reihte £anb ermfibef war, nahm et ba$ ©cbwert in bie 
Sinfe: „0 web! o web!" febrie fogleicb bie 2tlfe, „baue nicht; ich 
will bir wa$ £eilfame$ fagen !"— ,,©o fpricbfl bu gleich !" rief bet 

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gunge unb ^iett ba$ ©cbwett geißelt übet ihr. ©ie alte £ejre 
iittecte unb fpracb: „hinter tiefem #aufe fleht ein ©«um, unter 
beffen ©ur$ei ifl ein mächtiger ©fein unb batauf liegt eine Äröfe; 
bie nimm unb beflreicbe bamit breimal bem Sllten bie Siugen 
unb fcbleubre fie ihm julegt wiber bie ©time, bag fie jerpla&f; 
fo wirb er triebet feben!"— „3fl aße$?" fpracb beegunge. 
„3a!" fpraef bie #epe. Saum batte fie e$ gefagt, fo lieg er ba$ 
©cbwetf auf fie niebetfabren, unb ibr Sopf lag gleich auf bera 
EBoben. 

SRun grub et unter bem 35aum bi$ auf ben mächtigen ©fein, 
fanb bie Sröte, nahm fie unb eilte nach £aufe, bejlticb bem 
Sllten bteimal bie Stegen unb fcbleuberfe fie ibm bann an bie 
©time, bag fie in faufenb ©töcfe serfebmefferf würbe, unb alfc 
halb waren feine Stegen heil unb er fab wie bie ©onne. 3lu$ ber 
ietfebmefferfen Sröte aber war auch eine Seine ©eflalf fyewou 
gedrungen; bie rief: „3cb banfe bir, bag bu mich etlöfl b<»fl; 
bie alte £epe b<*i nicht atleö gefagt, icb mugte, in bie garflige 
Sröte eerfcbloffen, auf bem ©ebafj ber ©racbenbrßbet liegen unb 
ibn bewachen!" ©amif febtöpffe fie in eine SSergfpalfe. ERun fab 
ber 3«nge gleich nach unb fanb richtig unter bem mächtigen 
©fein ben unermegHcben ©ebafc. „Sag ben ©cba& ba," fpracb ber 
Sflte, „ben fannfl bu feberjeit beben; bu foHfl eon mir eine 15 fl# 
liebere @abe bafßr haben, bag bu mir ba$ Sicht ber Slugen jurßcfr 
gegeben, baS mir bie alte £epe genommen fyattel ERimrn ba$ 
ERog au$ meinem ©faß, bamit reite in bie ©eit, benn bu bifl 
noch jung." ©a$ ERog aber war fein gewöhnliche^; e$ baffe acht 
gßge unb war wunbetfebön, aber baS EBefle an ihm war, bag 
eö fpreeben tonnte unb groge ©etebeif befag. ©et 3«n9« war 
febr froh, fefcte fleh gtei cb auf unb ritt in bie ©elf. ©ie er ein 
©töcf geritten war, fab et auf ber Srbe eine fupferne gebet 
Hegen, „©ie mugf bu aufbeben!" fpracb ba$ ERog; ber 3««8C 
tat e$; ein wenig weiter lag eine filberne gebet unb noch ein 
wenig weiter eine golbene. Stucb biefe hob er auf, wie ihn ba$ 
ERog gebeigen fyatte. 

ERun gelangte er halb in bie groge ©fabf, wo ber Sönig wohnte; 
er ging an ben £of unb fragte, ob man feinen Unecht brauche, 

33fi 


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er »olle gerne bienen mit feinem SKof}. ©er Äönig nahm ihn 
an. 9lach einiger Seit »ar eine grofe 2fagt>; i>a erjagte feer 
3unge eine Sföenge SBilb, benn mit feinem SRof fonnte er allcö 
ereilen, ©aS gefiel nun bem Äöntg fo fehr, baf er ben Sangen 
lieb gewann oor ben anbern Änechten; biefe aber fiberfam bet 
Sleib, unbfle bauten barauf, wie fle ihren Äameraben eerberben 
fönnten. ©er 3«nge batte bem Äönig bie fupferne, filberne unb 
golbene gebet gefchenff. ©a gingen eines SageS bie anbern 
Änechte $u ihrem j?ertn unb fagten: „©et 3ungfnecbf hat flcb 
gerühmt, eS wüte ihm ein leichtes, auch bie brei Sögel ju be# 
fommen, eon benen bie gebern ftnb." ©en Äönig überfam 
fogleich bie Segierbe, bie Sögel ju befi&en; et lief ben jungen 
rufen unb fagte: „SBenn bu mit in brei Sagen bie Söget nicht 
iur ©teile fchafffl, fo ifl eS auS mit beinern Men!" ©a war 
bet 3unge traurig unb »ufjte fleh nicht $u helfen. SEBie er in ben 
©fall traf, fragte ihn fein SRojj: „SEBarum bift bu fo traurig?" 
©a erzählte eS ber gunge. „@eh jum Äönig," fprach baS 9tof, 
„unb »erlange eon ihm einen fupfernen, fübernen unb golbenen 
Sogelfotb." 

311S et bie brei Äaflge hatte, fprach baS IKofj weiter: „3e&t fefc 
bich auf mich unb reit inS gelb," unb wie fle borf angelangt 
waren, fprach eS »ieber: „9lun ruf einmal nach alten eier SBelt# 
gegenben : Sögel her!" Äaum »ar baS gesehen; fo famen eine 
STOenge SSögel eon aßen ©eiten herbei unb auch ber Sogelfönig 
etfehien unb fragte ben 3ungen, waS er befehle. „Äannfl bu mir 
nicht fagen, wo ich bie brei Sögel finbe, eon benen biefe gebetn 
finb?"— ,,©ie gehören nicht meinem Reiche an!" fprach berSogel# 
fönig, „gleich »iß ich «Öer bei meinem Solfe fragen, ob nie# 
manb 95efc^eib weif." Silber fein Sogei fonnte SluSfunft geben, 
„gehlt niemanb?" fragte bet Äönig. 9tis man jefct nachjahlfe, 
fo fehlten brei Sögel, bie famen eben herbeigeflogen unb waren 
feht mübe. „SEBit hörten wohl ben 9luf, aber wir fonnten nicht 
fo fchnell fommen; benn wir waren am SEBeltenbe!" fprachenfle 
unb erfühlten nun eon benSEBunberbingen, bie fle gefehen hatten, 
bet eine eom fupfernen ©rachen unb fupfernen Sogei, ber anbere 
eom fßbernen ©rachen unb fßbernen Sogei unb ber briffe eom 

22 SDJäid)«n feit (Stimm 337 


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gottmen ©rachen unb oom golbnen Sogei, tote bie ©rachen fleh 
gefonnt unb wie bie btei Sögel flc in ben ©Plummer gelungen 
hätten. 

311« bet 3unge ba« hörte, war et ^rjcfro^, unb bet Sogei# 
fönig befahl/ ba|j bie btei ihm ben ©eg feigen follfen. 3luf fei# 
neu» fcbnetlen Olofl toat et halb an Ort unb ©teile, unb mit fei# 
nem ©chwett erflhlug et bie ©rachen al«balb, unb bet fupferne 
unb füberne unb golbene Sogei liefen fleh leicht fangen, ©et 
Äönig freute fleh fefr, al« ber 3unge ihm auf einmal bie Sögel 
brachte, unb oon ba an liebte et ihn noch öiel mehr; aber bie 
anbetn Unechte tourben um fo neibifchet unb falfchet unb fuch# 
ten immer, wie fle ihn eetbetben fönnten. ©a fptachen fle 
eine« Sage« toieber jum Äönig: «©et 3ungfnecht hat fl# 0 t# 
rühmt, e« fei ihm ein (eichtet, bit bie flhöne SReerjungfrau ju 
oetflhaffen." ©en Äönig ergriff fogleich ein unenbliche« Set# 
langen, ba« fchöne ffieib ju beflfcen; et lief ben Änaben eot fleh 
fommen unb fprach: „®enn bu in btei Sagen mit nicht bie 
flhöne SReerjungfrau brtngfl, fo hat bein £eben ein Snbe; brlngfl 
bu fle aber, fo foßfl bu mein halbe« Äönigreich unb meine 
©chtoefler jum ©eibe befommenl" ©et 3 «K 0 « freute fleh übet 
ba« lefcfe, tole et aber an ba« erfle, an ben fchtoeten Auftrag 
bachte, toutbe er feht betrübt, ©a fragte ihn toieber fein Slof, 
toatum et fo traurig fei, unb al« et e« ihm etjählte, ba fugte e«: 
„@eh hin jum Äönig unb »erlange oon ihm ein gans weife« 
Stof unb eine glaflhe oom beflen ©ein." 3U« bet 3unge ba« 
Stof unb ben ©ein braute, fprach ba« SKofl wiebet: „Üiun fefce 
bich auf mich unb reite jum SReere!" SU« fle ba anlangfen, fugte 
e« weifet: „3efcf lege Stof unb ©ein an« Ufer; fobatb ba« 
SSReet bann anfüngf j» fleigen, wirb bie 5Reere«jungfratt fom# 
men unb oom Srof effen unb oom ©ein ftinfen. ©owie ba« 
geflhehen ifl, rufe gleich au« bem Serfled: „Sefehen, gefangen!" 
abet ja nicht eher, al« bi« fle gegeffen unb geftunfen hat, benn 
e« wäre bann umfonfl unb fle oerflhwünbe flhnell in bet gluf; 
abet ja früher, al« bi« ihren guf wiebet bie ©eile genefct hat 
©ann ifl fle gebannt unb muf un« ju #ofe nachfolgen." 

©et Änabe tat, wie ihn ba« weife 9lof gelehrt hatte, ©ie 3 «ttg# 

338 



fr au fam langfam, fab flc^ juerfl nach allen Seifen um unbborcbte, 
enblicb traf fle au3 bemSEBaffer an3 Ufer, nahm öon bem SSrof unb 
tranf »on bem 2Betn; uub föon wollte fle jurücf, ba erfc^oü bet 
9tuf:„@efeben, gefangen!" unb fle flanbal3balb bleich unbfeflge* 
bannt ; unb ber 3unge mü bem 9tof fptang fernen beroor, grüffe fle 
fc^ön unb bat fle &u folgen, benn fle folle bie ©emablin feinet £ö* 
ntg3 »erben, ©ie Jungfrau folgte, »eil fle muffe, aber fle trug 
mit fleh großen 3orn. 9113 ber Äbnig fle fab, grüfjte er fle fein unb 
freute flcb febe unb hätte gerne halb £ocb&elt gebalten; allein bie 
SReerfungfrau bliefte flnjler unb fptacb: „Suerfl muff bu mir 
noch meinen ftoblenbengfl unb mein ©eflüfe bierberfebaffen." 
©a ging ber Äbnig »ieber &um Änaben unb fagfe: „§afl bu mir 
bie SReerfungfrau gebracht, fo muff bu mir auch ihren Noblen/ 
bengfl unb ibt ©eflüfe bietbetfübten, fonfl b<*f bein £eben ein 
Snbe; ifl ba3 aber eoCbracbf, fo will icb nicbt3 mehr oon bir 
»erlangen unb bann follfl bu ben öetfprocbenen £obn haben!" 
©erÄnabe »urbe »ieber ganj betrübt, unb »ie er fo in ben ©fall 
fam, fragte ihn »ieber fein SKof, »a3 ihm fehle. St etjäblfe ihm 
oon bem neuen 9luftrag. ,,©eb &um Äönig unb »erlange eon ihm 
i»ölf asüffelbüute unb &»ölf ipfunb £arj, bann Hebe fle bamif 
jufammen unb überlebe mich bamif." 9113 ba3 gefebeben »ar, 
fptacb ba3 Stof weifet: „3e&f fl&’ auf mich unb jleb an3 3Reet!" 
9113 fle ba angefommen waren, fptacb ba3 Stof »ieber: „3efcf 
nimm meinen Halfter unb »erfrieebe bicb; bann »IQ i<b ben 
$engf! berbeilocfen unb mit ihm ffimpfen; wenn bu flebfl, baf 
er jut Srbe fallt, fo fomrne unb lege ihm ben Halfter an." Saum 
batte flcb ber 3unge »etjlecft, fo flampffe ba3 Stof unb wieherte. 
9luf einmal fam ber goblenbengft berbeigerannt unb febnaubfe 
Setter unb flammen; ba fing bet Äampf an; er burebbif ein 
95üffelfeU nach bem anbetn, al3 er aber ba3 jwblfte burebbiffen 
batte, fanf er »or Srmaffung nieber; fegt lief ber 3unge btnju 
unb legte ihm ben Halfter an. „Stun fcbnell auf unb baoon!" 
raunte ihm fein Stof |u. ©er 3unge febwang flcb auf unb ber 
goblenbengfl muffe auffleben unb nacbfolgen. ©a flampfte et 
einmal gewaltig unb wieherte fo lauf, baf e3 bem 3«ngen butcb 
SRatf unb 95ein ging. Stach einiger Seit fptacb ba3 SKof: „Sieb 


22 * 


339 



jurücl, merfß bu nicbfg?"— „3# fc^e eine ßßolfe aufflctgcn." 
,,©ag iß bag ©eßfif, wenn bag ung erteilt, fo ßnb wir eer; 
loten, benn wir »erben oon ihm ierfreten!" ©a flampffe bet 
gof)lenf>eng|? noch einmal nnb wieherte. ,,©ieb jurüd!" fptacb 
bag SRojl. „3<b febe febon bie eielen ißferbebäupfer!" ©a rannten 
fie aug aßen Äräffen, nnb alg fle burchg ©chloßfor jogen, fo 
ßampfte bet goblenbengß jum brittenmal nnb »lederte. 9flg* 
halb waren auch bie ©tuten ba unb farnen in ben ©ebloßbof. 
©er 3unge aber batte fein SKoß febneß in ben ©faß gebunben 
unb butte bem Äbnig bie ÜTCacbricbt gebraut, bet Auftrag fei eoß* 
führt; ber freute ßcb febr; bie SReerJungfrau jeboeb fab noch »iel 
»Uber unb entfestiget aug alg frßber unb fpracb ium Äbnig: 
„95ig bu nicht aße ©tuten gemolfen unb in ber ffebenben SRilch 
bicb gebabet büß, »erbe ich bein SBeib nicht!" ©a tarn ber Äbnig 
»ieber jum Knaben unb fpracb: „SKelfe bie ©tuten fogteicb in 
einen groben Äeffel, unb wenn bu eg nicht fuß, fo buf bein Men 
ein Snbe." — „0 Äönig," fpracb bet Sunge, „bältß bu fo bein 
5Betfprechen?" traurig ging er in ben ©taß $u feinem Stof. 
„SBag gibt eg benn »ieber?" fragte biefeg. Sr fagfe ihm t>on bem 
neuen Sluftrag. „gübre mich m ben £of, fo wirß bu gleich mek 
fen fönnen!" Äaum »at bag gegeben, fo blieg bag 3iof aug 
feinem ttnfen Sßafenßügel folche Mte betaug, baß bie gßße ber 
©tuten an bie Stbe anfroren; fo molf ber Änabe leicht, benn bie 
©tuten ßanben ruhig »ie bie Sdmmer. 

9ßg ber Seifet ooß war, machte man gfeuet barunter unb alg bie 
SRilcb ßebete, jifterfe bet Sönig, benn er merfte, eg fbnne fein 
ßeben foßen. ©a rief bie Meerjungfrau: „©er Änechf foßjuerß 
haben, ber mich unb meinen goblenbengß unb mein ©eßöt 
hierher gebracht but!" ©enn ße bub» ihn begbulb unb woßfe 
ihn juerß oetberben. „3a," tief bet Sbnig, „nur febneß, ßeige 
hinein." ©er3uttge baebfe: „9Jun iß eg aug mitbir," unb war 
ganj niebergeßhlagen; „laß mich nur einmal noch mein Stoß fe* 
ben," bat er. ©ag würbe ihm gewährt. Sßg er binfam, fagte ihm 
bag Stoß: „göbre mich twt jum Sianbe beg Sefielg unb fürste 
bich bann nicht." ©o tat ber Änabe, unb fowie er in ben Seffel ßieg, 
blieg bag SKoß auf einmal fo »iel Saite hinein, baß bie SSRilcb 

340 


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lauwarm würbe; ba war ihm baö Sab feft behaglich unb er rief: 
„SBie fuf baö fo wohl l" 2llö ber Äönig fah, baf fein Änechf unoer# 
fehrt blieb, befam er Mut unb fpracf : „j?etauö mit bit, baf ich fe^f 
einjleige." Äaum war ber 3unge beraub, fo war auch ber Äönig 
Won brinnen, unb baö Sab Wien ihm angenehm. Silber nun 
blieä ba$ JKof auä bem rechten Ülafenflügel auf einmal fo oiel 
©lut in ben Äefiel, baf bie Milch öleich hoch aufflebete unb ber 
Äönig »erkannte. 

©a lächelte bie Meerjungfrau unb bachte, ber 3«nge werbe nun 
ihr ©ernabl werben, boch er ging hin uub nahm bie ©chwefler 
beö Äönigö; bie (lolje Meerjungfrau aber, bie ihn fyattt »er# 
berben wollen, machte er ju ihrer ©ienjlmagb. 211$ er nun £etr 
unb Äönig war, fagte ba$ SKof jum jungen: „SRoch einen ©ienfl 
fann ich bir tun, fefce bich auf mich »nb nimm ben gohlenhengfl 
unb alle ©tuten unb bringe bir ben ©chafc fat" ©a jog ber 
Änabe hin unb brachte ben unermeßlichen ©cha($, ber unter bem 
Saum lag. 2(1$ ba$ gefch«h«n war, fprach ba$ JKof: „Sonnun 
an bebarffi bu meiner nicht," unb »etfchwanb eor ben 2lugen 
be$ 3ungen. QBahrfcbeinlich jog e$ wiebet &u jenem alten Mann, 
feinem £>errn; bie Meerjungfrau aber, ihren gohlenhengjl unb 
ihre ©tuten behielt ber neue Äönig immerfort in feinem ©ienfl 
unb war reich unb mächtig, glfidlich unb jttfrieben. 


UnbanF ift bei* < 3Bett Mw 

inem dauern la g einmal beim Widern 
ein ©fein im ®ege, unb al$ er ihn 
auf hob, ba tiWte eine ©chlange bar# 
unter heteot, bie unter bem ©feine 
eingeflemmt gelegen hafte, ©ie fuhr 
fogleicf auf ihren (Retter lo$ unb 
wollte ihn umbringen, unb fagte, baf 
Unbanf bet ffielt Sohn wäre, ©er 
Sauer fagte aber: ©anf fei bet 2Belt 
Sohn, unb fo befchloffen (Ie, brei ©timmen barßbet ju hken, 

341 



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unb wc tut alle fagen würben, bafj Unbanf ber SEBelt John fei, fo 

fotle bie Schlange ben Sauer$mann töten. 

©a fle noch fo fptachen, fam ei« alte$ iPferb baher, ba$ hotte 

feinem jpetrn lange 3ahre gebient unb war »on ihm oerflofjen, 

unb fagte, Unbanf fei ber SEBelt John. ©arauf fam ein alter 

blinber £unb in ber gurche hetabgegangen, ber war auch eon 

feinem ^errn fort gejagt unb fagte wieber, Unbanf fei ber SEBelt 

John. ©a triumphierte bie ©Klange fchon, aber e$ fam jefct ein 

guch$, ber fagte, e$ fäme auf bie Uraflanbe an, ob ©anf ober 

Unbanf ber SEBelt Sohn fei, unb ehe et barübet urteilen fönne, 

ob für bie$mal bie ©erlange bem Sauer ©anf fchulbig fei, rnüfjfe 

blefe fich nochmals unter ben ©fein legen, ben ber Sauer eon 

ihr abgewüljf höbe. tat bie Schlange auch, unb ot$ fte 

wiebet unter bem ©feine lag, brüeften ihr ber Sauet unb ber 

guch$ fogleich mit bem ©feine ben Äopf ein. 

©a war ber Sauer übet feine SRettung hoch erfreut, banffe bem 

guch$ oielmal$ unb fprach, er folfe (ich »on ihm einen Sohn 

au$bitten. ©a fprach ber guch$ : „3lun benn, fo erlaube, bafj ich 

einmal auf beinen ^ühnerhof fornme unb borf ein paar Sühnet, 

tauben unb ©änfe eerjehre." ©a$ war ber Sauet jufrieben, 

unb ber guch$ jiellfe (ich richtig ein. 

911$ nun aber bie ©öhne be$ Säuern fahett, wie ber §uch$ unter 

ihrem ftebereieh wirtfehaftete, fprachcn fte nach einer SEBeiie : ,,©a$ 

geht boch nicht an, bafj ber guch$ unfere ganjen kühner, tau# 

ben unb ©anfe totbeifjt, unb wir flehen ruhig babei unb fehen ihm 

ju." SEBahrenb ber $uch$ feine 3agb auf bem Sauernhofe fort# 

fefcte unb oon bem taubenfehtage nach bem £üljnerfiall rannte, 

gingen fte in ben ©änfeflalt, flccften eine fette @an$ in einen 

©aef unb banben fle barin fefi. 911$ ber guch$ in ben ©änfeflall 

fam unb in bem ©ade recht oerlocfenb bie fette @an$ ihr „spile ! 

spile !" rufen hätte, ftoch er ju ihr in ben ©ad, fogleich ober 

brangen bie ©öhne be$ Säuern herein, banben ben ©ad ju, 

worin eben ber guch$ etfl ber @an$ ben Äopf abgebiffen hotte, 

fchlugen ben 3u<h$ in bem ©ade tot, eerjehrfen bie fette @an$ 

felbfl jum 9lbenbbrofe; unb fo hoffe ber guch$ jute^t boch er# 

fahren, bafj Unbanf ber SEBelt John fei. 

• 

342 


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Die fd)öti|te 93raut 


oc oielen fahren leite ein Sauer, ber 
hatte t>rci ©öfjne; ber ccflc hief 
jlopb, t>cr jweite Philipp unb t>cc britte 
©ottfchalf. SJflf t>en $wei älteren war 
ber Safer recht jufrieben, bennfle wa* 
cen fleißig unt> Ralfen ihm ln ber ©irt* 
fc^aft, »o fle nur fonnfen; aber ber 
jüngfle war auch ber blfimfle (bürnm* 
fle). Sen ganjen Heben Sag fEecfte er 
hinter i>em Ofen, unb niemanb tonnte ihn recht leiben, obgleicher 
feinem wa$ juletbe tat. Sr war olelleicht gar nicht fo bumm; 
aber wa$ er angtiff, machte et ben Stübern ju fehlest, unb fo 
tat er halt gar nichts mehr. 

911$ ber 23afer alt würbe, wollte er feine ganje ©irtfehaft unter 
feine ©ohne teilen. Sa fonnte et e$ aber feinem recht machen. 
Ser wollte bie$, ber anbere ba$, ber britte lamentierte unb fagte, 
et pfeife bem Sater auf feine gan&e ©irtfehaft. „SRun, wartet 
nur," fagte ber Safer, „ich werbe euch fcf)on btanfriegen; wenn’S 
euch fo nicht gebaefen war, fo muf e$ anberS fein, ©er mir," 
fuhr er fort, „bie fchönfle unb reichte Staut bringt, ber be* 
fommf bie ganje ©irtfehaft, bie anbern Sidfchäbel friegen gar 
ntcht$, unb bamit bafla." 

911$ ba$ ber jüngfle hörte, fam et hinterm Ofen hetoor, wufch 
fleh fein ©efichf fauber unb fchnürte fein Sünbel. ©eine Srüber 
lasten hellauf unb fagten: „Su bummer, einfältiger Slefl* 
hodfer, bu wiHff e$ mit un$ aufnehmen? Sleib nur lieber gleich 
bahelm unb fchlag bie ©chaben hinterm Ofen tot, baf fle beinen 
ftaulpelj nicht auffreffen." 

Ser lief fleh aber nicht abfehreefen, fonbern wanberte mutig in 
bie ©eit hinaus, unb bie belben anbern folgten ihm. ©ottfchalf 
hatte nichts in feinem ©äcfel als ein ©tücf ©chwati&rof, Siegern 
fäfe unb fein ©onntagSgewanb. ©o wanberte et nun immerju 
unb fam nach einer ©eile in einen grof en ©alb, in bem allerlei 
fchöne Slumen unb Äräuter waren. Sr fegte fleh an einem 



343 



JSrünbl (©runnen) niebet unb a$. ©a tarn ein Seinem SRännleln 
ju ihm, tag batte einenlangen grauen Äapottrod an unb ein grüne$ 
Süppchen auf, unb bat ben ©ottfcbalf, baf? et eg mit effen liefe. 
„3a," fagte ber, „fefc bicb nur her, wenn bit’$ nicht ju fehlest ift." 

311$ jle gegeffen batten, fragte ibn ba$ graue SRanbl, »o et bin 
»olle, unb ©ottfcbalf erjüblte, wa$ fein SBafer gefagt habe, unb 
baf eg ibm $u $aufe belieb febl ec^f gegangen fei, ba ibn nie# 
manb habe au$|leben fönnen. ,,©a$ tut mit aber leib," fagte bet 
©raurod unb fing an, mit einem Äamrn bem armen ©ottfcbalf 
ba$ £aar ju lammen, unb eg träufle (leb in allerlei febönen 2oden 
um ben Sopf. ©ann bief ibn ba$ SKanbl fein ®onntag$gewanb 
anjieben, unb ©ottfcbalf war je§f ein bübfeber 3unge. 311$ er fo 
berauögepubf war, jeigte ibm ba$ Sftanbi einen SBeg, ben foüe 
er geben, fagte e$, unb »erlief ibn. ©ottfcbalf flapfte nun »ader 
auf bem Sßege »eitet, &i$ bet Slbenb lam. Stuf einmal hörte et 
einen ©efang; ber Hang ibm fo lieblich, baf et nicht »ufte, »ie . 
ibm gefebab; et ging fcbneller unb fab einen herrlichen ©arten, 
beffen Züt fperrangelweit aufflanb. Gr überlegte nicht lange 
unb ging fcbnutfirad$ hinein; aber »ie fiaunte er, al$ er ln einet 
Saube be$ ©artend, au$ »elcber ber ©efang tarn, ein »unber# 
fcböne$ 9R5bcben fab. Gr näherte (leb ber Saube unb gudte bureb 
eine Heine Öffnung jwifeben ben ©lättern hinein, aber ba$ Sföäb# 
eben batte ba$ ©etäufcb gehört unb fab nach, »er ba fei. 311$ (Te 
ben 3ungen erblidte, erfebrat fie gatfebt, aber ©ottfcbalf ging freu# 
betjig auf fie ju unb erjählfc ihr wie er bierbergetommen fei. ©alb 
»urbe fle jufraulicber, unb fie tarnen in$ Klaubern mifeinanbet; 
unb nicht lange, fo eröffnete er ihr auch, bafj fle ihm gar fo gut 
gefalle, unb fragte fle, ob fle nicht feine ©rauf fein möchte, er 
»olle seitlebenä bei ihr bleiben, ©a tarn aber bie SRuffer be$ 
59läbcben$, eine mächtige $ee, binju, unb al$ fle einen fremben 
©urfeben bei ihrer Tochter fab, »ar fle recht fuebtig. ^nbeffen ber 
bübfebe Sunge gefiel ihr boeb, unb »ie er ihr fagte, bafj er ihr 
6cb»iegerfobn »erben »olle, willigte fle ein, unb frifebweg 
»urbe #ocbseit gehalten, ©ie ganje greunbfebaft »urbe ba&u 
eingelaben, unb auch ber £ob unb bie £obin waren jugegen. 
3b« Kleiber flimmerten oon ©olb unb Gbelgeflein, fo baß ©o tu 



ßhalf nicht wußte, wohin er bie 3lugen wenben foOfe. Unb ba$ 
gute Gffen, ba$ f chmecfte ihm erfi ! ©o gute SSBuchteln hatte feine 
SRutfer freilich nicht baefen fönnen; et hieb aber auch ein, wie 
wenn et fieben SBochen faßen follte, unb faß hätte et fein fchöne$ 
SBeib batöbet öernachläfßgt. 

©och nicht umfonß fügt ein atfeö ©ptichworf: „SBenn bern Sfel 
l« wohl iß/ geht er auf$ @i$ tanjen." ©chon lange war ©off# 
ßhalf neugierig, wa$ feine Stau alle acht Sage in bet bunflen 
Sammet mache, in bie fie (ich bann einßhlof. ©ie Sleugiet 
plagte ihn fo fehr, baf et iht feine 9tohe lief unb ihr Sag für 
Sag anlag, ße möge e$ ihm hoch fagen. ©och ße tat e$ nicht unb 
ettoi bette, ihre ©lücffeligfeit würbe ein €nbe haben, wenn et e$ 
erführe, ©inige Seif gab et Stieb, aber e$ baue rfe nicht lange. 
311$ ße ßch wiebet einmal einßhtof, ba fchlich et ßch nach unb 
fchaufe jum ©chlüfiefloch hinein; abet wa$ fah et ba! ©ein SBeib 
war eom ©chenfel bi$ &u ben gehen mit paaren bewachfen unb 
hatte ßatt bet Seine bütte Socf$füfe. Siöfalt lief $ ihm übern 
Sudel, al$ er gewahr würbe, baf et ein folche$ Ungeheuer jut 
grau habe, ©och ttöfletc et ßch batb wieber unb buchte: e$ bau# 
etf ja nicht lange unb bann iß ße wiebet fo fchön wie früher. 
©ie$mal hatte ßch unfet ©ottfchalf aber »errechnet. ©ie ©funbe, 
ba ße gewöhnlich au$ bet Sammet traf, war fchon lange cot# 
über, unb wet nicht fam, ba$ war feine $rau. (St ging nun an 
bie Süt horchen, ba hörte et ein ©chluch&en unb Summern, ba$ 
wohl einen ©fein hätte erweichen fönnen. 

& fonnte ßch nicht länget hülfen «nb rif bie Süt auf. „Sa, 
fomm nut jefcf |u mir," fptach ße ju ihm, „unb fchau’, wa$ bu 
gemacht h«ß- 3$ ntuf nun in biefet ©eßalt öetbleiben, unb mit 
uttfetm ©lücf iß’$ au$, tein au$; unb ba$ atle$ nut bcöhatb, 
weil bu mich in biefet ©eßalt gefehen h«ß. Seht muff bu fotf 
eon hier, unb nur burch wahre Siebe unb Sreue fannß bu wiebet 
gut machen, wa$ bu mit angetan h<*ß ©ottfchalf ßanb ganj 
beßfirjt ba, al$ et ba$ oetnahm. ©ann wollte et feine Stau noch 
einmal umarmen, hoch al$ et feine £änbe nach iht au$ßrecfte, 
fühlte er ßch &urücfgeßofen, unb alle$ war »etßhwunben: ©chlof, 
©arten, Saube, alle$ war »etßhwunben. 9iun ßng er an iu {am# 


345 



mern, aber ei palf nüpfg, et patte ß# ble ©uppe felPß eingeProdt. 
©ie @ottf#alf ß# mm rattoö umf#aute, Pa ßanP auf einmal 
Pa$ graue SftanPl »iePer oot ipm. „Du paß Pit eine f#öne @e* 
fc^ic^te auf Pen £al$ gePunPen Put# Peine Sßeugier, aPet i# 
»iß Pit au$ Per Slot Reifen; nur pßpf# lange »trP ei Pauern. Du 
mußt eor aßen Dingen Parauf auögepen, Pag Pu Pa$ ©#lofj 
Peines SSBeiPe^ finPeff unP Pur# SluäPauer Peine geiler »iePer 
gut ma#ß; jeigen Patf i# Pit Pen ©eg Papin ni#t, aPet fu#e 
Pie ©onne auf, Pie weiß Pit eießei#t ef»a$ ParfiPet $u fagen." 
UnP wie Per Sßte gefommen »ar, fo oetf#»anP et au# »iePer. 
@ottf#alf aPet ma#te ß# mit ftif#em ©ufe auf Pen ©eg, 
Penn et hoffte, PalP werPe »iePer aliei gut fein, ©o »ankerte et 
fort, immer »etter unP »eitet, PalP pin, PalP per, aber Pie ©onne 
fonnte et ni#f ßnPen. Sin 3apt toat er f#on umpergejogen, opne 
ju feinem 3icle ju gelangen, unP patte toePer ©peif’ no# Dran! 
ju ß# genommen — Penn Pie ganje ©’f#i#t tß funPer* unP 
tounPetPat. — ßincd £age$, al£ ipn Pa$ eergePUcpe ©anPern 
aßgema# oerPtoß unP et eben ju ß# felPß fpta# : „€i @ottf#alf, 
Pa$ ©änttlcln toirP Pi# »opl $um Starren paPen," Pa toatP 
ipm auf einmal immer »ärmer unP »ärmer, ei ßimmetfe unP 
Pli&te Pur# Pen ©alP, in Pem er geraPe ging, unP je »eiter er 
fam, Peßo mepr näpette et ß# Pem 2i#te, Peßo peifjer »utPe ei 
ipm. Da$ fann »opl Pie ©onne fein, Pa#te er. 9li#fig, ße »ar 
ei. 3n einem Pttr#ß#tigen £äu$#en oou peßern ©lafe faß Pie 
SRutter ©onne unP Prepfe ein SKäPcpen, mit Pem ße Pie f#5nßen 
©olPfäPen fpann. 3pr Äopf glifcerte unP Prannfe U#terlop, 
»ie Pa$ größte Dfenfeuer, unP ße tat Po# ni#t$ Pctglei#en. 
©ie patte einen putpurroten feiPencn Slocf, Per gegen unten 
immer Punfler »urPe, unP an Pen Pßen foplf#»arje ©#upe. 
@ottf#alf päffe gern Pie ©onne gefragt, aber er fonnte ni#f 
ju ipr pingepen, Penn ei »ar Port unerträgli# peiß. Da ßeßte 
et ß#, fo nape et fonnte, pinter einen ©trau# unP f#rie pin* 
fiPer &ut ©onne, oP ße ipm ni#t fagen fönne, wo bai ©#loß 
feiner grau fei, ei liege mitten im ©alPe in einem gar f#5ncn 
©arten, Peßen 95äume trflgen golPene $pfel unP ßlPerne 3Mß* 
ten, unP Pa$ Da# bei @#loße$ fei au$ purem ©olPe. 



£>ie Sonne fpracb &u lfm: „Sege bicb nur unter einen ©aum 
unb fcblafe auS, bieweil will ich überall bittfeheinen uni) Mt 
bann faßen, wo bu binjugeben ^afi." £)ie Sonne fing nun an 
ju fprüben unb ju flammen, wie wenn man frifcbeS £olj tn 
einen Ofen wirft; fle leuchtete in {eben SJBinfeX, aber fle fab fein 
Scblof mit golbenem ©acfi. 311$ fle nun bem ©ottfcbalf fagte, 
baf fle nic^tö gefunben hätte, war er febt traurig unb eetjwei# 
fette fehler. „©och f>alt," fpracb ba bie Sonne, „ich febeine nur bei 
Sag, mein Setter, ber SDionb, febeint bei SRacbt, oieKeic^t weif 
eS ber. @eb’ nur auf bem ©eg rec^t^ immer fort, bu wirft febon 
binfommen." 

(SS verging manche ©oebe, unb er muffe mancherlei SRübfal er# 
bulben, beoor et babin gelangte. SineS SlbenbS bemetfte er ein 
weif eS Silberlicbf in ber gerne, unb als er näher fam, fab er ein 
©laSbäuScben, bartn faf ein alter 3Rann, ber butte ftlberweife 
£aare unb einen ©art oon gleicher garbe, einen grauen Äapott# 
roef mit ftlber.ten Änöpfen unb Schube mit ftlbernen Schnallen, 
gn ber fleinen Stube waren eine SRenge fllberne gliegen, bie 
fchöner als gobanniSwürmcbeu leuchteten unb bann unb wann in 
bie Suff hinauf fchwirrten unb flimmerten. 2lber falt war’S borf, 
baf ©ottfcbalf am ganjen Seibe flapperte wie eine SRüble. 2JIS 
ibn ber ©raubarf erblicfte, fragte er ibn »ermuntert, waS er 
benn wolle. £>a erjäblte ibm ©ottfcbalf alles unb bat ihn, er 
möge hoch feben, wo baS Schloff fei, in bem fein liebes ©eib 
wohne, unb er beflagte unb »erwönfehfe babei feine frühere 
©ummbeif unb SJteugier. „Sei nur ftiH," fagte ber SRonb, „ich 
will alleä tun, waS ich «ut fann. $ege bicb fcblafen, ich »iß unter# 
beffen überall binfeheinen." 

SRun leuchtete ber 9Ronb, waS et fonnte, unb leuchtete in {eben 
©infei hinein, unb bie Ääferchen flimmerten frifch btaufloS, 
wie wenn’S bie ©eit gelten follfe. 3lber unfer lieber QRonb fanb 
halt auch feine Spur eon bem ©’f^lof. 311S er baS bem armen 
©ottfcbalf fagte, würbe ber febr traurig unb fing bitterlich «n I« 
weinen. „Sei nur ftiH," fagte bet SRonb, „ich will bir einen 9?at 
geben: @eb’ in meinem ©eeatfer, bem©inbe, richte ihm einen 
©ruf aus unb erjäble ihm beinen Äummer; et pfeift bureb alle 

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Söcber, fo wirb er wohl fc^on auch borf geblafen haben. @eb’ nur 
Immeti« bortbtn, woher bet ©inb bläff, ©u wirft ihn febon an# 
treffen." ©o muffe bet arme ©oftfcbalt nun abermals auf bie 
©uebe ge^n. 6t wanberte immer bera ©inbe entgegen, aber er 
brauche oicle Sage, big et jur ©obnung be$ ©eoatferg fam. 
Snblicb gelangte et an einen 35erg, ber batte oiet grofe £öcber, 
einö oben, eing unten, eing rechte unb eing linfg, unb inwenbig 
mar ber©inb, ber blieg halb au$ biefem Socb, halb aug Jenem, 
©oftfcbalt wollte in bag untere £ocb bineingeben, ba blieg aber 
ber ©tnb gerabe beraug unb fcbleuberte ibn weit weg, fo baf 
bem armen 3ungen alle Änocben web taten unb er laut febrie. 
©a guefte ber ©inb beraug unb fab ibn borf liegen unb fragte 
ibn, wag er ba ju fueben habe, ©oftfcbalt richtete ben ©ruf 
oom ©onbe aug, barauf würbe ber ©inb freunblicber unb 
nötigte ihn, in bie ©tube bereinjulommen. ©ie gingen mitein# 
anber bureb einen finffern ©ang unb tarnen in eine ©tube, in 
ber ein Ollämpcben brannte. 3egt tonnte ©ottfcbalf ben £etrn 
©eoatter erfl näher befrachten; er batte ein gtßneg ©äntelcben 
an, bag ihm big an bie gerfen reichte, unb ein ebenfolcbeg Ääpp# 
eben auf. ©fatt beg SSaucbeg batte er einen Sölafebalg, mit bem 
et halb ju biefem, balb ju Jenem ioebe beraug blieg. ©oftfcbalt 
fegte ff cb auf eine SBanf, bie in ber ©tube jlanb, unb erjäblte bem 
©inbe alleg; er bat ihn, er möchte fleh bo<b feiner annebmen unb 
ihm balb wieber &u feinem ©eibe oetbelfen. ,,©enn jfe wirtlich 
auf bet ©elf iff," fagte bet ©inb, „fo werbe ich ffe febon ju fin# 
ben wijfen; ich barf nur meine ©efellen rufen, bie blafen in alle 
©eltgegenben ; einer oon ihnen wirb fie boeb f cbon gefeben haben." 
6r pfiff nun ju einem £ocbe bittaug, baf bem ©oftfcbalt bie 
Obren gellten. Söalb fam ein gantet Älubb oon folgen Äetlcn 
baber, aber feiner wufte etwag oon einem ©cbloffe mit golb# 
nem©acb. ©a fpracb ber ©inb: „3egt bab’ ich nur noch einen 
einzigen bucfeligen ©efellen auf ber ©anberfebaff, wenn’g ber 
nicht weif, fo fann ich bir nicht helfen", unb noch einmal pfiffet 
&u allen Söcbern binaug. ©oftfcbalt glaubte, eg fei nun aug, unb 
gab fleh febon barein, oon feinen Kröbern auggelacbt unb ocr# 
höhnt ju werben, ba fam ber SSucflige an. ©et SKeijter fragte 

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ihn, ob er ein mit ©olb gebecffel ©cblof gefeben habe, bal 
in einem wunberfcbbnen ©arten liege unb worin eine eer# 
jauberte Stau fei. „3cb fomtne foeben habet," fagte her buck 
Uge ©efelle, „unb habe bort ©äfcbe getrocfnef. ©I war ein 
bfibfcbel «Btöbcben im ©arten, aber f!e batte gräuliche 93ocfl# 
ffife." ©ottfcbalf fprang oor Steube wie ein junger ©för, all et 
bal hätte, unb bat ben ©inb, er möge ibn bureb feinen ©efetlen 
binföbren laffen, bamif er bocb halb ju feiner Stau fomme. Ser 
©mb befahl nun bem ©ucfligen, ben jungen 25urfcben binju# 
bringen, unb bet ©efelle tat el auch gern. „3a," fagte er, all ffe 
aul bem 95erge beraulgegangen waren, „wirf! bu mir auch nach* 
fomrnen f Innen? Senn ei ifl eiele teilen weit." 

SDal wäre nun freilich fehler gewefen, aber ber SBucHige wuf fe 
gleich Kat, et nahm ben ©ottfcbalf, ohne ihn etel barum ju 
fragen, bucfelfrapen unb lief ficb fo eon feinem Sfteifier fort# 
btafen. 3»ci £090 febwebte ©ottfcbalf auf bem Kücfen feinet 
©efäbrten jwifeben €rbe unb Fimmel, unb erfl am britten Sage 
liefen fie fleh nieber. ©ottfcbalf wollte ficb bei feinem Srager be# 
banfen, benn er erfannte, baf er an £>rt unb ©feile war; bocb 
all er ficb nach ihm umfebauen wollte, erblicfte er ffatt bei ©ittb# 
gefeHen fein ©eib, bal mit StSnen in ben 2tugen eor ihm jianb. 
©ie jlaunte er, all et fie näher betrachtete unb fab, baf ffe ganj 
fo wie anbete ©enfeben gewachfen war unb webet ©ocflföfe 
noch irgenbeine anbere Ungefialt batte, ©ie umarmte unb ffifte 
ihn unb fpraef: „©ebau, wal bu bureb beineKeugierbe eetbotben 
batfeji, bal baff bu bureb beine Siebe unb ülulbauet wieber gut 
gemacht; wir jinb nun glüeflieb unb werben wieber froh unb 
felig leben." 

Sa erinnerte ficb ©ottfcbalf auch feinel SSaferl unb feiner 95rü* 
bet unb bei ©runbel, warum er aul feinem ßlternbaufe gewan# 
berf war, unb bat feine Stau, baf fie mit ihm nach feiner Heimat 
reijie, unb fie willigte gerne ein. ©ie fleibete nun ihn unb ficb 
aufl ptäcbtigfie, unb bie SKutfer, bie injwifcben auch betbeb 
gefommen war, oetfpracb einen ©agen betbetjufebaffen. 3n we# 
nigen 2lugenblicfen fam auch einer bureb bie Suff geflogen, bet 
war ganj aul ©olb unb mit feebl milebweifen ©cbimmeln be# 


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fpannt. ®ie fiiegen nun ein, naebbem flc eon bet SRuttet 21b# 
fcbleb genommen Ratten, unb fort gtng’S im ©alopp. ©alb 
waten fie in bet Heimat ©ottfcbalfä angelangt; ba liefen fie ben 
SBagen eot bem £aufe be$ S3afetö Ralfen. ©ie Seute flauten 
ade ju ben Senftem f>inauö unb gafften fTe an; baf eß bet @otf# 
fc^alf eon ehebern fei, fiel ihnen freilich nicht ein. 2lucb bet ©afet 
unb bie ©töber flauten herauf unb ecfc^tafen nicht wenig, a& 
bet fcb&ne SBJagen bei intern £aufe hielt unb fie ben ©ottfcbalf 
ernannten. ©et alte ©auer traute fleh faum, lfm anjureben, hoch 
©ottfcbalf eilte auf ben Söatet ju, umarmte ihn beglich unb jetgfe 
ihm bann feine febbne Stau, ©et 2Ufe freute fleh über ade SRafjen. 
3c£t hafte bet ©ömmfie bie fcbbnfie unb reiebfie ©tauf, unb 
fodte nun bie ganje SBittfcbaff erhalten, fo glaubten bie ©rüber, 
©ottfcbalf aber fagte: „3br habt jwar febt übel an mit getan 
unb mich befebimpft unb eet&bfmf, abet ich »erjeibe eß euch; 
bie SBirtfcbaff febenfe ich euch ganj unb gar, benn ich habe genug 
unb bebarf beffen nicht." ©arübet freuten fleh bie ©rßbet unb 
banften ihm. ©ein SBeib blieb auch nicht jutücf unb fchenfte 
ihren Schwägerinnen Piele fchbne Äleibet unb adetlei ®bel# 
fieine. 

©ottfcbalf teifie bann wiebet mit feinet St«» ab, naebbem et 
feinen ©töbetn feine Srlebniffe erjäblt unb ihnen eerfprocben 
hatte, fie ade fünf 3ahte ju befuchen; ben ©ater aber nahm et 
mit, unb nun lebten fie ade eergnügf. 

2lug ifi ba$ Siebl, au$ ifi bet ©ans, 

SRabl, bring’ ©lumen, winb’ mit ’nen Äranj. 


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£)a$ 0cf)neibcrtem unb bic brei Jpunbe 


in arme$ ©cbneiberlein baffe ju £aufe 
nicbt$ j« eetlieren uni) ging aufSieU 
fen. @$ war fcbon lange markiert, 
i>a f am e$ eine$ £age$ in einen großen 
bunfeln ©annenwalb uni) e$ pftffunt» 
fang uni) war öon£et$en oecgnügf. 
211$ e$ eine furje ©frede in bem 
©alte gegangen war, fam ein großer 
£unb babergelaufen, ber bot bem 
©cbneiberlein bie Seit unb fragte, ob e$ ihn mitnebmen »olle? 
„3cb will bicb fcbon mitnebmen, toenn bu hinter mit betlaufen 
unb mir untertänig fein willff." — ,,©a$ will ich," fpracb ber 
#unb unb lief hinter ibm brein. 

211$ ba$ ©cbneiberlein ein©tücf ©eg$ weiter gegangen war, fam 
ein i weiter $unb gelaufen, bot ibm bie 3elt unb fragte, ob e$ ibn 
mitnebmen wolle ? „Eigentlich habe icb mit einem £unbe fcbon 
ju oiel", fpracb ba$ Siitferlein eon bet (Stle, „wenn bu mir aber 
untertänig fein willff unb gebotfam, fo magjf bu hinter mir her# 
laufen, bem anbern fcut ©efeUfcbaft." — ,,©a$ will ich," fpracb 
ber £unb. 

©o ging’$ weiter unb weiter, unb at$ bie brei SReifenben wiebet 
ein ©f öd ©eg$ hinter ficb bitten, fam ein britfer £unb, ber fragte 
auch, ob ihn ba$ ©cbneiberlein mitnebmen wolle? ©a ffu^te e$ 
aber, benn e$ wußte fcbon nicht, woher e$ ba$ gutter für bie 
jwei anbern £unbe bernebmen follte, bocb bacbte e$ iulefct: 
„2töer guten ©tage finb brei" unb fpracb &u bem £unbe: ,,©enn 
bu mir treu unb untertänig fein willff, rnagff bu in ©otfe$ 9la* 
men hinter mir betlaufen, wie bie beiben anbern." 

©egen 2lbenb famen fle au$ bem ©albe unb faben ein ©orf eot 
(leb, «nb ba$ erfle £au$ wat ein ©irt$bau$. ©pracb ba$ ©ebnei# 
betlein: „junger haben wir alle eier, aber wie ein ©ecb$fteujer* 
(löd au$ftebf, b«&e icb feil lange eergejfen."— „9licbf$ weitet al$ 
ba$?" fagte ber erffe £unb. „@eb bu nur hinein unb befleHe föt 
Pier SKann @ffen unb ©tinfen unb fümmere bicb nicht um ba$ 

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fahlen; bafür lag bu uit$ forgen." Sem ©chneibetlein »uefjä 
bet SJluf, al$ t$ baö tjßrfe, e$ fcbwaitg feine Slle breimal luftig 
überm Äopf, ging in ba$ ©irt$hau$, fchlug mit bet gaufl auf 
ben Sifch nnb beffellfe Pier ©ebeefe nnb ©ffen, footel ba$ £au$ 
oermbchfe, ©efotteneä unb ©ebtafenetf nebft ©ein nnb 95ier. 
Sann warf eä fein gelleifen unb feinen £uf auf bie S5anf, bie 
(5 Ile in bie Gcfe nnb fleh felbfi in einen bequemen Sehnftuhl. 

311$ nun ba$ @ffen aufgefragen war, ging bie Süt auf unb bie 
brei £unbe flü^ten betein, fptangen }ebet auf einen ©fühl unb 
fingen an ju effen unb ju trinfen, wie bie SRenfchen, fo baf bie 
©ittin öbet folgen SSerftanb bie £<Snbe flbetm Äopf jufammen# 
fchlug. Stach bem ©ffen fprach bet eine $unb: „Slimm ben ©eg 
jwifchen bie 95eine, lafj abet atle$ 1)\tt Hegen, e$ fommt bit nicht* 
fort." Sa ging ba* ©cbneiberlein mit nicht*, bit nicht* »eg unb 
bie ©irtin lieg ibn geben, »eil et fein gelleifen, feinen §ut unb 
feine <5He jurücfgelaffen; er »itb gleich »iebetfommen, baebfe 
fle, unb »iH ficb »nt im Ott umfeben. ©obalb bie ©irtin.aber 
ben SRütfen gewanbt hatte, paefte jeber bet £unbe ein* bet brei 
©tücfe, fptangen jnt Ißt hinauf unb brachten fle ihrem £errn; 
ba b«tfe bie ©irrt» ba* Stachfehen. 

©ufen SDtute* jog ba* ©cbneiberlein »eitet; einet bet £unbe 
lief ootau* unb jeigte ben ©eg. 95alb tarnen fle wiebet in ben 
©alb, unb nachbem fle fchon manchen ©ebtitt unb Stift batin 
getan batten, an einen freien ©albplafj, worauf ein grofje* 
©chlof flanb. Sa blieb bet £unb flehen. „ijafl bu SDtut?" fragte 
er ba* ©cbneiberlein. „€D?cbt al$@elb," »at bie Slntworf. „Sann 
binbe un* an ein ©eil, führe un* in ba* ©chlofj unb eetfaufe 
un* ben Stiefen, bie ba wohnen. Srau ihnen abet nicht, benn fle 
flnb töcfifch unb argliflig. Samif bu eot ihnen flehet biff, wollen 
»it bit jebet etwa* fchenfen, ba* »enbe wohl unb flug an unb 
bein ©lücf ifl gemacht." ©prach’* unb gab ihm ein ©albentöpf# 
eben, ©enn man mit bet ©albe einen ©fühl beflrich, bann blieb 
jebet batan hangen, bet fleh barauf fehle. Set jweite £unb gab 
ihm ein ©töcfTein, wen man bamlt auf* £aupf fchlug, bet tat 
feinen ipiep* mehr. Set briffe gab ihm ein £>bmlein: „©enn 
bu in Slot fommen folltefl, blafe nur barauf unb wir werben 

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litt helfen." — „3# muß crff öerfuchen, ob ich auch Hafen fann," 
fagfe ba$ ©cbneiberlein, „wenn man fo barte Strbeif tut tote ich, 
bann wirb einem bet altem furj," fe§fe ba$ £drnlein an ben 
SRunb unb blie$ hinein. 2lcb »a$ ba$ für einen Älang Rattel 
<5$ war aber nicht be$ ©cbneiberlein$ altem, bet ihm ben Älang 
gab, benn bet war fo bönn wie eine Käbnabel. 

63 fiecffe iegt geftofi bie btei ©tücfe ein, banb bie £unbe an 
nnb ging mit ihnen in bad ©chlofj. ©a tarn ed oben an bet £rep# 
pe in einen »eiten unb hoben ©aal, too bie liefen an einet 
langen Safel fafien unb au$ 9?eci>etn tränten, beten ieber toobl 
ein Sßiettelobm faßte. ©ad ©cbneiberlein jog ^>öflicf> feinen #ut 
unb fragte, ob bie fetten Kiefen nicht btei fcböne £unbe taufen 
wollten? ©ie belaufen bie£unbe recbfd unb linfd unbfpracben: 
„5Bit besaiten fle unb »otien f!e gleich in ben ©fall fperren, 
»atte bu berweil, bid »ir »ieberfommen, bann befommft bu 
beln Selb." ©abei laufen fie bodfmft einanbet ju unb warfen 
SBUcfe auf bad ©cbneiberlein, oon benen ed ftcb nicbfd ©uted 
oerfpracb. „pfeift bet SBinb aud bem 2ocbe," backte bet Kiffet 
eon bet ®lle, „bann will ich euch fcbon ben ©pafj oetbetben," 
unb et öetfette an allen ©füllen hinauf unb furnierte fie mit 
feinet ©albe ein, oben unb unten, eotn unb Ernten« ©ad »at 
fein ©lüd, benn braufüen gelten bie Kiefen Kat, »ie fie bad 
©c^neiberlein mit @f>ren tofmacben unb fteffen fönnten; ed fei 
i»at ein mageret SMffen, aber SKettfcbenfleifcb »at ifmen ctwad 
Keued, unb fie wollten eorliebnebmen, bid fie etwad SBeffered 
betömen. 

3tld fie »iebet beteinfamen, fpracben fiet bad ©cbneiberlein habe 
fie im £anbel betrogen, bie £unbe feien nic^f fooiel wert unb 
ed mfiffe gefteffen »erben, ©pracb bad ©cbneiberlein: „3$ »iH 
gern fietben, wenn icb ed »etbienf habe, aber nicht ohne Urteil 
unb Kecbf. galtet jueor orbentlicb ©eticbt übet mich, bann will 
ich mich eerteibigen." ©ie Kiefen lachten, rücften bie ©fühle in 
einen #albfreid unb fpracben: „Kun fang an, bu @rb»urm." 
„©egt euch alle juoot, »ie ed einem orbenflichen ©etichf ge# 
bfibtt." 3lld fie bied getan batten, nahm bad ©chneibetlein einen 
©cbemel, fegte fleh oor fie fiopffe fich eine pfeife unb blied 

28 anat^cn t«u ©rfmm 853 


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t>ie bicfenSEBotten fo oot ficb fcltt. r/ 2Birt>’ö halb?" fragten bie9lie# 
feit. „(St, ich bin fcbon fertig, nun mögt ihr euch oerteibigen, benn 
icb eerurfeile euch alle $um Sobe." ©ie liefen tackten anfangs, 
alb ihnen bie ©acfje aber ju lange bauerte, wollten fie aufllebn 
nnb bab ©cbneiberlein faffen, ba (lebten fte alle fefi uttb (einet 
(onnte ein ©lieb tönten. „9iun, wirb’bbalb?" ftug bab ©cbnei# 
betlein unb lachte, naf>m fein ©tbcfcben unb fcblug fie alle auf 
bie Äbpfe, einen nach bem anbetn, ba fielen fie f>in unb waten 
tot. 

„3e§t will icb oon bet ültbeif aubruben," fpracb bab ©cbtteiber# 
lein $u ficb felbfi, aber batin betrog eb ficb gewaltig. 3m felben 
9tugenblic( f)öttc eb, wie einet mit ferneren dritten bie Steppe 
berauffam, bie Süt flog auf unb betein fcbritf ein SKiefe, noch 
einmal fo grofj alb bie anbetn. ©ab wat aber bet SKiefenlönig, 
bet eben oon bet 3«gb nach $aufe (am. 9llb biefet fab, wob öor# 
gegangen wat, fragte et bab ©cbneiberlein, wer bie liefen er# 
motbef habe? „©ab bab’ icb getan."— „£afl bu bab getan, bann 
befommji bu beine ©träfe baför. 3um greifen biji bu ju fehlest, 
abet alb ©pafccnfcbeucbe (annfi bu allenfallb bienen, barum will 
icb bi«b i» ben ©arten aufbängen." ©pracb’b, bob bab©cbneiber# 
lein bei ben ©einen auf unb trug eb in ben ©arten, wo ein höbet 
©algen fianb. (St fefste eb oben brauf unb fing an, bie ©cblinge 
ju breben. ©a befann eb ficb lurj, jog fein £6rnlein aub bem 
©atf unb blieb aub Seibebltaffen biuein, bab *b &ebn Steilen in 
bie fHunbe fcboll. SJlif einemmal jianben bie brei £unbe ba unb 
batten ihre jerrijfenen heften am £>alfe. „©cbneiberlein, fieig’ 
herab!" fpracb bet etfie. „3cb barf nicht, bet ba will mich fyäti', 
gen." ©a fielen bie btei #unbe übet ben 0tiefen(önig bet «»b 
jerriffcn ibn in taufenb ©tucfe. 

©ab ©cbneiberlein warf ficb *>or laufet greube ben £unben an 
bie £älfe unb tanjte wie befeffen auf einem ©ein herum, ©er 
etfie oon ben £unben abet fpracb: „3 e&t ifi bab ©cblofj oon 
ben Diiefen befreit unb erlbjt, nun muff bu unb bteien noch bie 
Äbpfe abbauen." — „©ab tue ich nun unb nimmermehr," fpracb 
bab ©cbneiberlein. ,,©ann jerreifjen wir bicb wie ben Sttcfen." — 
„3a, wenn ihr burcbaub nicht anberb wollt, bann tue ich euch 

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ben ©efatlen." 6c fyoltt ein Schwert, faftc ti mit beiben £än* 
ben unb fcfjlug ben #unben bie £älfe ab, btehte fleh bann aber 
fc^ned Return, benn et tonnte fein 95luf fehen. ©a riefet hinter 
ihm feinen 9lamen, erfchrotfen ful)t ba$ ©chneibetlein auf, unb 
ffe^e ba flanb ein Äönig eor ihm mit zwei wunbetfehönen iprin* 
jefflnnen. ©et fptach: ,,©u bifl unfec 6rl5fet, benn wie waren 
bie btei £unbe unb waten oetwünfehf. 3u»n ©anfe bafüt gebe 
ich bit eine »on meinen Züchtern $ut grau." ©a griff ba$ 
©chneibetlein rafch nach ber Sltejien unb fle gingen zum Schlöffe. 
2lllet 3<*ubet, welken bie Stiefen batüber gefprochen, wat geldfl 
unb bie 3intmet wimmelten oon £ofhetten unb ©ienern. 911$ 
fle abet burch bie genflet flauten, wat bet ganze 2Balb ju einet 
prächtigen Stabt geworben, bie flehten 95äume zu Raufern, bie 
gtofjen ju Äirchen unb Sirchfürmen, bie SJögel zu alietlei fleu 
fügen SRenfchen, unb^ubei unb gceubewat, wohin manfehaufe. 
9tmfolgenben£ag würbe bie£ochjeh gehalten, unbwätenbu unb 
ich baju gefommen, benf’ mal, wa$ wäre ba$ ffirgreube gewefen ! 


Die ^rinjeffm üon Diefentaf 

ur 3eif al$ e$ noch fchöner in ber SSBelt 
wat wie heutzutage, gefchah e$, bafj 
ein SBachtmeiflet be$ ©olbafenlebenä 
rnübe wutbe unb befetfierte. 3m etflen 
3Bitf$h<*tt$ über bet ©tenje machte et 
halt, benn et wat fcharf geritten unb 
rnübe, ba$ wat fein ipferb auch, faß 

nicht lange im 3immer, ba trabte tu 
wa$ übet bie Sanbflrafje bähet unb 
hielt eot bem 8Birt$h<*«$: al$ et heraucJfchaufe, waten e$ zwei 
£ufaten. 9?un wat guter 3tat teuer, benn er glaubte, bie fämen ihn 
einzufangen;etfagte rafch bemSBirt, bafj et ©efccteuc fei, unb bet 
gute SEBirt oerflecfte ihn in bie SRebenfammer. ©ie zwei £ufaren 
ttaten herein unb fragten: „3fl nicht ein ffiachtmeiflet eon ben 
£ufaren hiet eingefehtt ,,©afj ich nicht wüf te," etwibette bet 




©irf. „$ier ^Uff fein leugnen," fptachen öic $ufaren, „wir haben 
fein ipfetb im ©faße gefehen, unb et muh ^icr fein, aber er mag 
nur ijeroorfommen, benn wir finb auch beferfiert." 211$ bet©acht* 
meijier ba$ ^örte, fprang er au$ ber Äammet herauf unb rief: 
,,©ann feib wißfommen, ihr SBrüber," unb ftc waren alte brei 
luftig unb guter ©inge. (Snblich fprach bet ©achfmeifiet: „<Sä ifl 
nicht gut, baff wir brei jufammen weiterteiten, geht ihr eorau$, 
ich fomme nach." ©a$ gefchah, bie £ufaren machten fich auf ben 
©eg, unb eine S3iertelfiunbe nachher folgte bet ©achfmeifter. 

<5r war fchon eine©tunbe weit geritten, ba traf er aufiwei^otj# 
badet unb fragte fie, ob niefjt jwei ^ufaren ootbeigeritten wären ? 
„Sawobt, »or einer ©funbe" war bie 2lntworf. ©er ©acht* 
meifier ritt noch fchärfer ju, unb al$ er wieberum eine gute©trecfe 
weiter war, fanb er ein paar Seute am ©ege, welche ©teine 
flopften. ,,©inb nicht &wei ^ufaren hier oorbeigeriften?" fragte 
et. „jawohl, eor etwa jwei ©tunben," fprachen bie Seute. ©a 
ritt er noch beffer ju unb fah halb einen ©reiweg eor ftch. ffia$ 
nun machen? „3ch wiß meinSPferb gehen laffen," bachfeer, „eiel* 
(eicht weih ba$ Keffer ben regten ©eg wie ich" iPferb lenfte 
eben rech# in ben ©alb ein unb ging immer unb immer ju, 
unb e$ würbe immer bunfler unb bunfler, fo bah wem feine 
§anb eor ben Slugen fah. ipiö&lich fiufcte ba$ ipferb unb woßfe 
nicht weifet, ©er ©achfmeifter ffieg ab unb unterfuchfe ben 93o* 
ben, ba fanb et, bah er am Dtanbe eines tiefen @raben$ fianb. 
<5r ging juruef, banb ben ©aul an ben nüchfien 25aum unb legte 
fleh nieber, um ben Jag abjuwarfen unb bann ju fehen, wa$ ba$ 
fei. Stach einiget Seit ging ber SKottb hinter ben fchwarjen ©ol* 
fen heroor, unb fiehe, ba lag ein groheS fchwatjeS ©chlofj oor 
ihm, unb an einem genfer brannte ein heßeS Sicht. Sr fefcfe fich 
wiebet ju Stoff unb ritt um ba$ Schloff herum. 2ß$ er an bie 
SBrücfe fam, würbe fie niebergelaffen, unb er trabte in ben 
©chlohhof hinein. Sßfobalb trafen oiele fchwarje ©iener auf ihn 
&u, nahmen fein Stoff unb führten e$ in ben ©faß; ihn aber 
führten fie in ba$ ©chloh unb in einen ©aal, bet war ganj 
fchwarj auSgefcflagen. ©a war eine prächtige Jafel gebeeff unb 
©peifen aßet 2trf jianben barauf, nur waren bie ©chüffeln unb 

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©eßer, Sabeln unb SDleffer äße fcfwarj. 5Daö fümmerte ben 
SBacbtmeißet nicht, benn er war müb unb batte argen junger, 
unb fo lief et eg ßcb ganj vortrefflich fcbmecfen. 

Segen elf Ufr ging bie ©üre auf, nnb herein traf eine fchöne 
Jungfrau in föniglicben Äleibern; fie war aber ganj ßbwarj unb 
batte jweiSammerjungfern ju ihrer ©eite, eine jttt Siechten, bie 
anbete jut Stofen. ©ie grüfte ihn freunblich unb fpracb: „2luf 
bicb habe ich ßhon viele bunbert 3abre gewartet, benn bu foßß 
mein Srlöfet fein. SBißß bu brei Mächte biet fcblafen unb fhwei# 
gen unb bicb nicht fürchten, wag auch um bicb »ergeben mag, 
bann baß bu bag ©cbwetße eoßbraebt unb wir werben glüeflieb 
fein auf ewige 3eif." — „<£i, bag wiß ich febon," fpracb bet 3Bac f>u 
meißer. „ßßer fo lange gebient unb fo viel ipuloer geroeben bat, 
wie ich, brr bat »erlernt, wag görebfen beiff."— „SKübrne bicb nicht 
|u früh," fpracb bieiprinjefßtt, lächelte ihm bolbfeligju unb ging 
mit ihren Äammerjungfern fort, ©et ffiacbtmeißer war aber im 
neunten htotmel, benn bie «prinjefftn war gar ju febön unb fein 
$erj in fallet Siebe ju ihr entbrannt. Sr warf ftch ganj glücf# 
felig auf bag fhwarje Sett, weicheg nebenan in einer prächtigen 
febwarjen ©chlaffammer ßanb; ang ©chlafen aber baebte er 

nicht. 

2llg eg jwölf Uhr fchlug, tat eg einen ©chlag, alg foßte bie 2Belf 
untergebn. Sugleüh ßog bie ©ßte auf unb brei febwarje Männer 
traten betein nnb festen ßcb an ben Sifch. ©net eon ihnen jog 
Äarten aug bem ©aef, mifebfe ße unb fpracb: ,,©tei ftnb wir, 
aber jurn ©piel gehören »ter."— „©er »ierte iß bet SBacbtmeißer, 
ber borf in bet Äamrnet auf bem Sette liegt," fpracb bet anbere. 
«3h »iß ihn holen, er muß mitfpielen," fagte ber britfe, ging 
ju bem Sette unb lub ben SBacbtmeißer jurn ©piele ein. ©er 
ßanb auf, fe&fe ftcb ju ihnen unb fpielte mit, feblug fräftig mit 
bet gauß auf ben ©ißb, wenn et aufttumpfte, gewann unb »et# 
lor, aber er fpracb fein 2Bort. ©ie anbern gaben (Ich jwar aße 
Sölübe, ihn jum Sprechen ju bringen, ße fragten ihn aßerbanb, 
fhimpften ihn, taten alg ob ße ihn ßblagen woßten, er aber hielt 
ftcb ganj tubtg unb fhwieg. ©a fchlug eg ein Uhr, bie brei 
Scannet rafften in aßet Sile ihre Äarten jufammen, unb fort 



waren fie. ©er SBacbfmeifler aßet legte fTc^ ju 95ett unb fcblief 
bi$ jum bellen Jage, ©ie ©iener brauten ihm, fobalb er auf# 
jianb, fein grübflücf ; fie butten fe©t alle ©eficbter weif unb rot, 
wie anbere «Kenfcben, bie ©(büffeln unb ©affen butten weife 3iän# 
ber unb bie «Keffer unb Söffet weife ©fiele; auch bie ©ecfe feinet 
3immer$ war weif geworben unb bie £ufen unb Äiffen auf fei# 
nem SSette. ©u öffnete fi(b bie ©ät, unb bie fprinjeffin trat ein unb 
grüffe ib» noch »iel fteunblicber al$ ba$ erflemal, unb er be# 
merfte, baf auch fie einen weifen ©cbleier trug, ber wuKfe ibt 
bi$ auf bie SSrufi herab. „Kun bulfe nur noch iwei Mächte au$, 
mein Srlöfer," fpracb fte, „unb alle$ ifl gut. £af bi(b nichts un# 
fecbfen, wa$ auch um bicb betum »otgeben mag, e$ gefcbiebf bir 
nichts juleibe." Sitebann reichte fie ibm bolbfelig Wchelnb ihre 
$anb unb »erfcbwanb wieber mit ihren beiben Äammerjung# 
fern. 

©em ffiacbttneiffer hüpfte ba$ £>erj im Seibe wie ein ©cbbbm# 
eben unb et eergaf Fimmel unb <5tbe über ber wunberfcbbnen 
fprinjeffin. „5Bo mag bie nur ihren SJufentbalt buben?" bacbfe 
er, unb ba ihm obnebieä nichts ate ba$ ©preßen bei ber Kacbf 
»erboten war, fo ging er einmal im ©cbloffe herum, eon einem 
Simmet inb unbere. Kein, wa$ ba$ eine fpracbt unb £errlicbfeit 
war! ©olb unb ©Uber unb ©amt unb ©eibe überall, wohin 
man blieffe, fo baf man fleh gar nicht fatt feben fonnte. ©emt 
ber SEBacbtmeifler mit bem lebten Simmer fertig war, fing er 
wieber mit bem erflen an unb tat nichts anbeteS ate feben unb 
feben. «KitfagS flanb fein föfilicheö «Kahl auf bem ©ifch unb 
abenbd wieberum. ©egen jroblf Uhr tut e$ wieberum einen 
©cblag, baf bie ©cbinbeln auf bem ©ach raffelten unb bie gen# 
fiet unb ©fiten faft au$ ben Singeln flogen, ©er ©aebtmeifier, 
welcher fich fchon ju SSette gelegt batte, richtete fleh auf unbfehaute 
auf bie ©üre bin. ©a fam einer bet «Kämtet eom »origen Slbenb 
unb brachte eine lange, blutrote ©ifchplatte, bie beiben anbern 
batten «Keffer, £acfmeffer unb ©cblacbfbeile unb waren, wie auch 
ber erfle, übet unb über mit ©lut befptifct. ©ie legten bie glatte 
über ein paar ©ifche unb fingen an ihre SKeffer ju weben unb bie 
£acfmeffet unb SBeite ju fchleifen. ©ajwifchen unterrebefen fie 

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(leb, tt»ic fle ben ©aebtmeifier fcblacbten wollten, ©et eine foßte 
ihn mit t>em 95eil oor bie ©tim fragen, wie einen Ockfen, bet 
anbere iijn mit t>em ©cblacbtmefTer $erfcbneiben unb ber brifte 
bag gleifcb jerbaden. ©a würbe eg bem ©aebtmeifier jwar ein 
wenig fcbwfil, aber et bifj fic^ t>ie Smtge unb hielt aug, er gab 
auch feinen Saut eon fleh, alg fle famen, ihn |u paden. @b« ffc 
abet noch an feinem SSetfe waten, fc^tug eg eing, unb ba tiefen 
fle, wag gibff btt, wag baß bu, padten if>te Siebenfachen jufarn# 
men unb waren weg, ehe man eine £anb umbrebt. ©et ©acht# 
meißer atmete frifcb anf unb fcblief auf ben auggeßanbenen 
©ebreden wie ein tptinj. 2llg et wiebet aufwaebfe, ba war eg gat 
frennbticb unb beß um ibn her, bag ganje Simmet war weiß 
geworben unb nur bag ©cblofj an bet £ür noch febwarj. 2ßg bic 
©ienet ibm bag gtübßüd brachten, tragen fle weife Äteiber unb 
batten nut noch febwarje Stagen unb $anbfcbube. Gbenfo bie 
qjtinicfftn unb ihre Äammetfungfetn. ©ie wat bie {eff fo febön 
unb wie wat fie erf? fe|f fo freunblicb! ©ie fprang otbentlieb ing 
Simmet betein oot lautet greube unb brüdte bem ©acbtmelßet 
bie #anb unb fprad): „3efct batte nut noch eine Stacbt aug, mein 
Srlöfer, unb fürchte bicb nicht; bit fann nichts gegeben; bann 
iß bag ©cbwerße überßanben unb wit ftnb glüdlicb auf ewig." 
©er ©aebtmeifier war ganj außer ficb eot @tüd unb febwur ihr 
hoch unb teuer, et wotte fle etlöfen, unb fotlfe et auch in ©tüde 
fcerbadt werben. 

SRacbbem bie tprinjeffln fort wat, ging bet ©aebtmeifier wiebet# 
um bureb bie Simmet beg ©ebtoffeg unb betrachtete fie eing nach 
bem anbern. 6t wußte bie Seit nicht beffet tof|ufcbtagen, alg 
baß et fle alte abmalte, benn fein 23afer wat ein Sunßmaler 
gewefen unb batte ihn in bet Sföaletei gehörig unterrichtet, fo 
baß et alleg malen tonnte, wag et nut fab. Sttg eg faum jwdtf 
Ubt in bet SRacbt gefebtagen batte, ba fragte eg wiebet, baß ihm 
fafi £ören unb ©eben Berging. Sugleicb fprang bie Süt auf unb 
einet eon ben Männern tarn herein unb trug einen ungeheuren 
Äeffet auf ben Schultern, bet anbete roßte ein gaß öl herein 
unb bet btitte trug eine febwere Saß $04. ©ie hingen ben Steffel 
in bet SDiitte beg Simmerg auf, goffen bag öl hinein unb mach# 


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fett fettet barunfer an. ©äbrenbbeffen fptacben fie zueinander : 
beute würben fie (5rnjT machen «nb ben ©acbfmeifiet lebeitbig 
in bem öl (leben; bi$ je^f Raffen fie ihn nur fcprecfen wollen; 
unb (ie dürfen ba$ geuet immer ärger, fo baf e$ ihm in fei# 
nem SBette beif würbe nnb er meinte, ba$ ganje ©dfiof müffe 
in Stammen aufgeben. <5r bac^fe aber bei fic£>: 33angemacben 
gilt nicht, unb lag ruhig ba unb fc^wteg, wie bet gu<h$, wenn 
er ben ©eifi anfgegeben bat. 311$ ba$ öl nun recht focfjfe unb 
grofe Olafen warf, ba ffreiffen bie brei Serie bie Jpembärmel in 
bie £öbe, rieben bie £änbe unb tiefen: „3e(3t rauf er hinein !" 
Stlfo liefen (ie auf ihn ju, aber ba fcblug e$ ein Uhr, unb e$ faf 
einen ©onnerfchlag, baf bie genfer unb ©üren au$ ben Singeln 
fuhren, ©ie brei Sette, ba$ geuer unb ber ölfeffel eerfchwanben 
in einem Slugenbtid, bagegen enfjünbeten (Ich faufenb Sinter 
wie eon fetbfl in bem ©aal, unb war ba eine Fracht, baf e$ 
nicht iu fagen ifi. ©taufen erfchotl eine fröhliche SDfufif, bie ©fit 
flog auf unb eine gan$e9teihe »on boben$erren unb ©amen fam 
herein, &ule£t bie iprinjeffin, unb alle waren fchneefchlofenweif 
unb in ©olb unb ©über geflcibet. ©ie aber flog auf ben ©acht# 
meifier ju, füfte ihn unb fchtof ihn in ihre 3trme unb rief: ,,©ei 
willfommen, mein herzliebfEer Srlöfet unb ©emabl!" Unb al$ 
fie ba$ gefagt hatte, (ieef te fie ihm ihren gotbnen (Ring an ben 
ginger unb hing ihm ihre golbne Sette um ben £al$; ba neig# 
ten (ich bie hohen Herren unb ©amen breimal uor ihm unb alle$ 
war gubel unb greube. 

©prach bie (prinjeffin: „3e§f bleibt un$ nur noch ein$ übrig, 
wir möffen au$ bem ©dflof unb in meine$ 23ater$ Sönigreüh. 
©it bfirfen aber nicht jufammen betau$gebn, auch muff bu e$ 
in beiner alten Sleibung oerlaffen. Oieite oorau$, ich folge bir 
mit meinem £ofgefinbe nach, aber laf bich burch nichts auf# 
halten unb laf niemanb bich mit £änben berühren, e$ würbe 
un$ beiben grof en Summet bringen." — ,,£ab’ ich bi$ je^f a(le$ 
fertig gebracht, bann fann ich e$ auch ferner," fprach ber ©acht# 
meifier, fchwang (ich auf fein SRof unb ritt weg. 311$ er über bie 
aSrficfe fam, fab et am ©allenbe ein fleine$ £au$, unb unter 
bet ©ür faf ein alfe$ ©eibchen, welche$ fpann. S$ bot ihm bie 

360 


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Seif unb fpcac^ : „Si, 2ff)r feit mit ein feiltet: $err, baf? 3bt fo 
guren 3<>Pf Rängen taff unb ntc^f auffiecff, wie e$ einem or# 
bentlicben ©olbatett iiernt," ©amal$ trugen nämlich bie ©ol# 
baten noch 3^pfe. 2ttö ber StBac^tmeiffee an ben feinen griff, ba 
hing er ln ber Saf ^erab unb er gab {leb »ergebend äße SNübe, 
ihn lieber aufeufleden. 3nbem roßte ti an bet ©rüde, alä 
wenn öiele ©agen tönten, unb ba$ ©eibebett fpracb: ,,©o eilt 
Such boeb, ba fommt bie fprinjeffin angefabren, wa$ wirb bie 
t>on Such benfen." Sr tonnte aber mit bem Jopfe nicht fertig 
werben, (prang eom (Hoffe unb bat baö ©eibeben, ti möge ibm 
ben Bopf auffleden. „Sou £erjen gern," fpracb e$, tief fein 
©pinnrdbeben (leben unb febtieb $u ibm. Kaum aber hatte ti 
ben 3opf berührt, ba fanf er ju ©oben unb lag in einem feflen 
Saubetfcblaf. ©leicb naebber tönt bie (prinjeffin mit ihrem $of# 
fiaaf angefabren. Sieb, wie war fte fo untrßfHicb über ihr trau# 
rigeö ©cbidfal; aber wa$ war ba ju machen? ©ie febtieb auf ein 

„©enn bu mich wißfi wiebetfeben, 

SDhtjjf bu in$ Königreich Siefental geben" 

unb gab e$ ihm in bie $anb, (ledfe eine ©unfebbörfe, welche nie 
leer würbe, in feinen ©ad unb fuhr weiter, benn hier war if>reö 
©leibend nicht mehr; weiter fonnte fie nichts für ihn tun. 

9ßfo lag ber©acbtmei(ler3abr unb Sag in tiefem ©cblafe, biö 
bie 3eit ^crunt war; ba erwachte er, fanb baö Rapier in feinet 
£anb unb erfannte nun wobl, wie er »on bem alten ©eibebett 
betrogen worben war. Sr &og alöbalb feinen ©übel, lief in$ 
^äu^cben unb griff bie böfe ipejre bei ben paaren, wäbtenb er 
febrie: ,,©iß(l bu mir fegt ben ©eg nach bem Königreich Siefen# 
tal geigen, ober foß ich bicb in gegen bauen?" JDa fammerte bie 
2Ute unb oerfptacb ihm aße$ mögliche, wenn et fie nur geben 
liefe, heimlich aber fann fie wieberum auf fcblimmen ©errat. 
SRacbbem er fie lotfgetaffen batte, wie$ fie ihm einen ©eg, ben 
fofle er geben, unb er würbe unfehlbar nach Siefenfal gelangen, 
©er ©acbtmeifler nahm ihr noch ein paarmal mit ber flachen 
Klinge auf bem Stüden ba$ 3Rafj, bann febwang er (ich iuipferbe, 
unb fort ging’tf wie ber ©turmwinb. 


361 



Mach 5rel Sagen tarn ec in einen ©alt»; al$ et hinbutch war, faf> 
ec abenbä eon feen ein Sicht. 6t ritt barauf ju nni» Jam an ein 
£auö, ba$ fah juff »ie ein (Sinfieblethauöchen au& 911$ et 
eintraf, faß ba eine alte grau, bie bat et um Siachfherbetge. 
„9lch guter gteunb," fptach fie, „»et @ucb ju mit ge»iefen bat, 
bet bat Such nicht »ohlgewoHt, benn meine Söhne f!nb SKen# 
fchenfteffer unb fie eerfchonen niemanben. Such abet fotten fie 
nichts juleibe tun, benn 3b* h«bf fchon genug autfgeftanben, 
leb weiß aUeö. 23erfiecft Such nur eor bet £anb, bamit fle nicht 
fo auf Such loäfaüen fönnen." ©a$ tat berSEBachtmeifiet, unb e$ 
»at auch bie bbcbfle 3«tf. ©enn faum »at et in Sicherheit ge# 
bracht, ba braujfe e$ in bet Snft »ie eorn größten Sfutm; bann 
fuhr bie Sür auf unb bet ältefie eon ben Söhnen polterte herein. 

„SRenfchenfleifch riech’ ich/ 

SKenfchenfleifch genieß’ ich!" 

febrie et unb tobte in bet Äammer umbet, abet bie alte grau 
paefte ihn bei ben Schultern unb »atf ihn auf eine 95anf niebet, 
baß e$ fragte. ,,©a feb bich bi« unb rühre bich nicht, bu be# 
fommfi fchon faft," fptachfie. 3«bem raufchte e$ abermals brau# 
ßen, al$ »enn bet 23ogel Steif berangeflogen fäme, bie Süt 
fuhr auf, unb bet &»eife eon ben Söhnen fiütjfe herein, fchnüffelte 
in bet Äammet herum unb febrie: 

„Sföenfcbenfieifcb riech’ ich, 

Sföenfchenfleifcb genieß’ ich!" 

©a paefte bie alte Stau ihn auch «nb febte ihn unfanft neben ben 
etffen auf bie 95anf niebet. ,,©a bleibt ihr febt ftben, iht langen 
Schlingel," fptach fle, „unb b&rf »a$ ich euch fage." 9lnfang$ 
brummten fte »obl noch, «bet ba hob bie 3llfe ihren Singet unb 
fle »utben mau$chenfiill. ©ann holte fle ben SBacbtmeiffet au$ 
feinem 93etffe<f hereor. 911$ bet öltefle eon ben Söhnen ihn fah, 
tief et: „«Kutter, »a$ iff ba$ für ein frembe$ Siet?" — ,,©a$ ijf 
ein ©achtmeifier, mein Sohn," fptach bie St««/ „unb iht foQf 
ihn in ba$ Sönigreich Siefental tragen." ©a brummten fle »ie# 
bet, fptachen, ba$ »üte gat ju weit unb et »5re ihnen ju fchwet; 

362 


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abet Me atltc gab ihnen gute ©orte, erzählte i^nett feine @e# 
fc^ic^te uni) plauberte ihnen fo Mel not, bah fie enblich eerfpra# 
<hen, ihn mit feinem ipfetbe nach Stefenfal ju (tagen; bet jüngfie 
wollte ihn nehmen unb bet ältefle, bet auch bet jiürfjie war, 
ba$ ipferb. ©et ©achtmeifier banfte ihnen unb bet grau hun# 
betttaufenbmal. Slachbem fie nun alle gegeffen unb gettunfen 
Ratten, (am e$ wie ein tiefet ©chlaf übet ihn, unb als et wiebet 
erwachte, lag er neben feinem «Pferb im hoben @ra$, unb eot 
ihm glänjfe unb leuchtete eine ffolje Stabt mit hunbett Sürmen. 
6r ffieg ju SKoh, ritt auf bie ©tabt ju unb fragte bie Seute, wie 
bie ©tabt helfe ? ©a$ fei bie £auptflabf eom Sönigteich Siefen# 
tal, fagten fie, gröblichen «Kufeä trabte et hinein unb nahm 
noch am felben Sage SDienft untet ben ©olbafen ate Sieftut. 
911$ e$ am folgenben SRorgen an$ e^etjieten ging, hei/ ba t>et# 
jlanb et ba$ eiel beffer al$ bie Äorporale unb gelbwebel, fo bah 
bet Sönig ihn fogleich jum $auptmann machte. ©ie «Kann# 
fchaft, welche et fommanbierte, fah aber fehlest au$, fie hatte 
«Konturen allet 9ltt unb baju noch jerriffene. ©a$ (onnte et 
nicht fehen unb lief fie fofott neu au$(leiben unb bie alten Äleü 
bet ben Sinnen geben, ©a$ ba bet Äönig für Slugen machte, 
al$ bei bet Sleoue bet neue £>auptmann hetanmatfehiett (am! <5t 
(annte feine eigenen ©olbafen nicht rneht wiebet, unb furjum, 
et war fo entsfieft batübet, bah et ben £auptmann mit an feinet 
Safel fpeifen lieh nnb btei Sage batauf ihn $um ©eneral bet 
ganzen Äaoalletie ernannte, geht würbe bie ©unfehbörfe noch 
ärget angejapft; alle «Pfcrbe eom ganzen Regiment würben »er# 
lauft unb neue fiattliche Siete bafür angefchafft. £unbett ©chnei# 
bet muhten h«be i unb Sag unb Kacht ntyen, bi$ ba$ ganje 
^Regiment neu auögefleibet war. ©abutch (am bet ©eneral fo 
in ©nabe bei bem Äönig, bah biefet ihm ein ©tücf £anb getabe 
neben bem ©chloh fünfte unb ihm erlaubte, fleh bafelbfi ein 
©chloh ju bauen. 

SRun fegte fleh mein ©eneral hin unb macht felbfi benipian oon 
bem ©chloh, unb macht ihn genau fo, wie ba$ ©chloh gewefen 
war, worin et bie «ptinjeffin erlöji hatte, ©ann lieh al$ aüeö 
fettig bafianb, ein ©ugenb «Kalet (ommen, bie muhten ba$ 



©chlof gerate fo malen, wie et e3 ihnen fagte nnt> jeigte, benn 
er hafte bie Slbjeichnungen ber 3immet au3 bem eerwünfehten 
©chlof mifgebraebf. @nbltcb würben Wiener angefchafft unb fo 
gefleibet, wie bie ©iener ber ^rinjeffln am Sage ihrer ©tlöfuttg 
gefleibet gewefen waten. 2Xc^ ba war oiel nicht genug, unb baö 
©elb flog nur fo weg. @ben war fein ©chlof fertig, ba fam eine 
©taffette an ben Äönig, bie melbete, in 3dt eon jwei Sagen 
würbe bie fprinjeffln aniangen, unb gab einen 95tief ab, worin 
flanb, fle fei eon einem ©achfmeifler erlöff worben, aber ihr 
Srlöfet liege im 3auberfcblaf oor bem oetwünfehfen ©chlof. ©o; 
gleich lief ber Äönig ben ©eneral fornmen unb erjäfUe ihm alles, 
befahl ihm auch, an ber ©pifce beS £eere3 ber iprinjeffln ent# 
gegen ju jiefen unb fle feierlich ju empfangen, ©er ©eneral fagte 
blof : „<5uet SKajeflät befehlen," unb lief fiel) gar nichts merfen. 
Sin bem befümmten Sage holte er bie iprinjeffln an ber ©renje 
ab unb führte fle unter grofem 3ubel beS 23olfe3 in bie £aupf# 
flabt. ©ie erfannte ihn nic^f; wie hätte fle auch barauf fornmen 
follen, baf ber eon ©olb unb DrbenSjeichen jfrofcenbe ©enetal 
ift ©rlöfet fei, öon bem fle nicht anberS wufte, als baf er noch 
am ©all beS ©chloffeS im Sauberfchlaf liege. SflS fle aber an 
ihres S3afer3 ©chlof fam unb baS beS ©eneralS baneben neu 
erbaut fah, ba erflaunte fle nicht wenig, unb ihre etfle gtage bei 
Sifche war an ihren Sßafet, wem hoch baS prächtige, flolje 
©chlof gehöre? ,,©aS gehört unferm ©eneral," fagte berÄönig 
unb fonnte ihr nicht genug oon ihm erjählen. „@i baS ©chlof 
muf ich fehen," fprach fle, unb nach Sifche führte bet Äönig fle 
bahin. 2113 ihr bie ©iener entgegen famen, fprach fle: „SSater baS 
wunbert mich." — ,,©aS, mein Äinb?" — „<5i, bie SBebienfen, 
bie hat öer ©eneral nicht nach feinem Äopf fo gefleibet." 9113 
fle in baS erfle 3immer traf, rief fle : „SSafer, baS erflaunf mich !"— 
,,©aS, mein Äinb?" — „€i, baS 3immer hat bet ©eneral nicht 
nach feinem Äopf fo gemalt." 2113 fle in baS zweite 3immet fam, 
fprach ffe gar nichts mehr, in bem brüten würbe fle totenblaf, 
unb im eierten wäre fle in Ohnmacht gefallen, wenn bet ©ene# 
ral nicht in feiner ©achtmeifler&Uniform hetöeigefprungen 
wäre unb fle gehalten hätte. ,,©aS ijl baS, mein Äinb?" rief ber 

364 


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Äönig erflaunf. Sie aber fpracb: „!Dag ifl mein Srlöfer unP 
Suer ©eneral," unP Pa mufjfe er ihren SKing unP ihre Seife 
leigen. 3e&t war Peg 3uPet$ fein GnPe, unP eine folcbe £o<bieit 
wie Pie war, iff im ganjen DPenwalP nocf> nicht gehalten worPen. 


Jpafmcfjeti uitb Jpenncfyett 

g war einmal ein £abncben unP ein 
£enncben, unP wie Pie fo auf Per 
Straffe fpa&ieren gingen, fanP Pag 
ftenneben ein ©etflenforn unP Pag 
£abncben einen ©rief. Sftein #enn* 
eben frag eing, &wei, Prei Pag ©erflen* 
forn auf, aber mein £>ai)n$en oer# 
wahrte ficb feinen ©rief. 

„§öre, £enncben," fagie Pag £abn* 
eben, „ln meinem ©riefe (lebt, ich fotl nach SKom fommen unP 
Port ipapfl werPen!" — „Sann gebe icb mit!" fagie Pag^enn# 
(ben, „unP werPe grau fpapflin!" UnP fo wanPerien fle binaug 
in Pie QBelt, um nach 9lom iu fommen. 

9!ig fle ein SnPcben gegangen waren, trafen fle einen £>eigfler 
((Elfter); Per fragte wobin fle wanPerten. „3cb b<*&e einen ©rief 
gefunPen," fagte Pag ijabneben, „unP Patin flebt, icb foö nach 
SKorn fommen unP Port ipapft werPen!" — „UnP icb gebe mit!" 
fagte Pag £enncben, „unP werPe grau «Papflin !" — „3cb gebe 
auch mit!" fagte Per ijeigfter, „unP werPe Port £eigflet, feifler 
Sellermeifler!" — UnP fo ging er auch wirfücb mit. 

9latb einer ©eile trafen fle einen Sperling, Per fragte, wobin 
fle wanPerten. „3cb b<*&e einen ©tief gefunPen," fagte Pag 
$abncben, „unP Parin flebt, icb fall nach 9lom fommen unP Port 
tyapfl werPen!" — „UnP icb gebe mit," fagte Pag j?enncben, 
»unP werPe grau fpapflin!" — „UnP icb gebe auch mit," fagte 
Per $eigfler, „unP werPe Port £eigfter, feifler Seßermeifler!" — 
«3cb gebe auch mit!" fagte Per Sperling, „unP werPe Port 
©cbäffer aller JDing’!" — UnP fo ging er auch wirflicb mit. 

365 



C 


r 

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SBieber nach einet ©eile trafen fie einen gucb3; bet fragte, wo* 
bin fie »anberten. „3$ ^abe einen 23rief gefunben," fagte ba$ 
ijabneben, „unb batin ffe^f, ich foll nach SKom fornmen nnb bort 
«Papfi »erben!" — „Unb leb gebe mit!" fagte ba$ £entt<ben, 
„unb »erbe grau «Papflin!" — „Unb ich gebe auch mit!" fagte 
ber #eigfier, „unb »ere bort $eig|?er, feifier Äeflermeiffer!" — 
„Unb icb gebe ebenfalls mit!" fagte ber Sperling, „unb »erbe 
bort ©cbäffet aller ©ing’!" 

„Äinber," fagte ber gucb3, „ibt wollt nach 9tom? Unb fennt 
boeb nicht ben ©eg babin! 3<b freilich fenne ihn, fbnnfe ihn 
auch seigen; — aber für beute ifl’3 febon jn fpäf, e3 wirb Ja 
bereite bunfel. 3# fcblagc euch oot, fommt mit mir in meine 
©obnung unb rubf euch bie SRacbt übet au3. Unb morgen &eige 
ich euch ben ©eg, unb ibt fbnnf mit ftifeben Äräften »eitet 
»anbern." 

©ie eiere waren e$ jufrieben unb folgten bem gucb$ in feine 
©obnung. 211$ fie bort angefommen waren, fcblofj ber gucb$ 
alle gugänge unb genfiet, fo baff fie im gtnfiern fafjen. „Unb 
nun, ^abneben," fagte er, „fing’ mir ein Sieb!" 2lber ba$ £abn* 
eben antwortete: „SRein ©oft, gucb$cben, wie follte ich »obl ba* 
iu fornmen, ein Sieb ju fingen! — Slber eielleicbt lern’ icb’$, 
wenn bu mir ein$ eotfingfi." — „3cb »iH bir ein Sieb fingen!" 
fagte ber gucb$ unb fing an: „2113 ich einfl eine 9Ragb war unb 
bei einer bbfen grau biente, ba bafi bu mich febt geärgert, ©ie 
grau »erlangte »iel 2lrbeit, unb ich fam immer fo fpäf in$ 95etf ; 
unb boeb follt’ ich febon »ieber auffieben, fobalb bet £abn 
fräbfe! Unb bu fräbtefi immer fo früh unb btacbfefi mich um . 
meine Siube. ©afüt beiff ich bir je^f ben Sopf ab." 

©efagf, getan! ©er gucb$ bifj bem £abncben ben Äopf ab unb 
febrfe ficb barauf jum £enncben unb fagte: „9iun fing bu mir 
ein Sieb!" — „2lcb ©oft, ach ©oft!" fagte ba$ £enncben, unb 
war febon gan$ oerängfügt unb jitferte am ganjen Seibe, „lie# 
be$ gucb$cben, »ie follt’ ich »erfieben, ein Sieb ju fingen? ©abr* 
baftig, ich fann fein$!" — „3ia, bann b&te ju," fagte bet gucb$, 
„ich werbe bir etn$ oorfingen!" Unb bamit fing er an: „2U$ 
ich einji eine 3Ragb war unb bei einer böfen grau biente, b«tf 

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bn mtcg fc^c öcStgcct. ©ie grau »erlangte »iele Stet, unb leg 
brachte it>c boeg fegon gewiffengaft jebe$ €i au$ bem ©faß! 
Slbet tu fc^iticfl immer: ,©cgod! ©egod! ©cgod!‘ ©a$ braute 
t>ie grau fo auf, bafj ße nocg immer mehr Siet, ein ganje$ 
©egod, gaben woßte. ©afät beifje icg bit jegt ben Äopf ab!" 
©efagf, getan! ©er gucg$ bifj bem #enncgen ben Äopf ab unb 
fegrte ßcg bann jum£eigßer unb fagfe: „3Iun, ^eigffer, ßng’ 
bu!" — „3cg foß fingen?" tief ber £eigßer. „©ein ©oft, gucg$* 
eben, ba$ gab’ id> f« nie getonnt."— „©ann »iß icb bir efwa$ 
eorßngen!" fagfe bet gucg$ unb ßng an: „311$ icb cinfl eine 
SRagb war unb bei einer böfen grau biente, gaß bu mich febr 
geärgert, ©ie grau »erlangte fo »iele ©ienße unb fegidfe mich 
oft in bie ©tabf bei gutem unb bei fcblecbtem ©etter; unb icb 
tarn manchmal ganj befteeferf nach #aufe. Unb bu fegrieß 
mir ba$ noch auf ber ©träfe naeg. ©afüt beiße icb bir fegt ben 
Äopf ab." 

©efagf, getan! ©er gucg$ biß bem £eigßet ben Stopf ab unb 
fegrfe ßcg batauf jum ©perling unb fagfe: „9la, ©perling, nun 
fing’ bu mir ein Sieb!" — „§erßicg gern, lieber gu^c^cit !" 
fagfe ber ©perling; „aber icb fann nur fingen, wenn e$ geß iß; 
im ginßern ^iev »ergebt mir aße Suff. 9Rad/ bo<b ein SKigcgen 
»on einem genffet auf!" ©a$ tat ber gucg$ aueg; et fragte fo »iel 
©anb weg, baß e$ ein ganj nettem fleine$ Socg gab. 311$ er 
aber bamif fettig war, flog mein ©perling binbureb unb fegte 
ßcg braußen auf einen bogen 35aum. Unb »on borf au$ fang er; 

„©perling iß ein fleine$ £ier, 

£at ein furje$ ©cgwänjcgen, 

©igt »or gucgfen$ Äammerför, 

SRacgt ein SKeüeren&cgen." 

©a$ gatf e$ bent gucg$, baß er ßcg fd;wer batüber ärgerte? 
©oeg er gatte Ja nocg bie brei ©eföpften neben ßcg, bamif frbßete 
er ßcg julegt unb fraß bie auf. 


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©er ©eufef unfc> ber ^efutor 


d ei tndß £>cc ©diroel op SKaife toldfl, 
öciepcf (trifft) ’n Gpefiuter, utt — 
leite Sföfinfe (gleiche ©bnebe), leite 
Äappen — fe mafeb ©efedfe^op. 
©e fuiert (fpratben) niu »an bßef 
«« bat, et leff flef (jule&f fagf) be 
©ditoel: „®i gdft baibe op 3anf, 
jdibet nd (inet ©üfe; man bat 
(aber t»a$) gelt be ©ebbe, if trüge 
dir (eher) min ©dil ai biu." — ,,©af frdget ftf," mainf 
fln Äamerdf, „bd (wo) if fueme, bd fteig’f of toudf (wag), un 
»eit ei et nit, bd if pdnbett toeß." ©e gaff niu bßdr’n ©udrp, 
bd faibf f’en ffieif, bai fldtf idr Äinf un flef : „3t tooß, bat 
bi be ©ditoel b&ß!" — „3*5, niu faß »udl rdc^t betotoen," flef 
be ßpefiuter tau feinen Äatniuten. „Stocb nit," anttodrf be 
©ditoel, „bidrn ©eitoe ei et nit bebaut." ©eau m$ et of. 31$ 
bai bat Äinb trügen toeß, tuibf bat ©cif et int #iu$ (£au$) un 
fldtf ben ©ditoel be ©fiät oßdt be SRafe tau. ©e treffet toibbet 
un fuernf intiefte (&ule&t) an bat £>iu$, bd be Gpefiuter pdnben 
toeß. #ai gdtt ’rin, födberf un triff fain ©elf. 3tiu toeß ’e be 
©rudpen oppaden, ba raüpef bat ©cif, bidrn fe b«ert: „3f toofl, 
ba ber ©ditoel bi bbß!" Op bat ©drf trief ber ©ditoel tßfebett 
fe un flef: „©ßem ©eitoe ei et beäufcdirnft (fofcernft). Äuero 
mef, Äumpdn." Un feau ai b<*t bat flef, redet ’e (Ute Äraflen 
lut, padef ben Gpefiuter un tuibf ntet’ me af. 



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£)ie faule ftatl 


! ifl fcßon üiel ©affet feitbem in ben 
3nn binuntergelaufen, ba batte ein# 
mal ein ©irt brei Söffet, ©ie &wei 
älteren waren brat) unb fleißig unb 
arbeiteten ju^aufe unb aufbemSelbe, 
bie jungffe Socbter aber, bie Äatl hieß, 
war erjfaul, fcblief, bi! if>r bie ©onne 
in bie 9lugen festen unb fümmerte (leb 
weber um Äücbe noch Äeller. @ine! 
£age! mußte fte auf! gelb geben, um bottju arbeiten. Äatlwat 
aber wieber faul wie immer, legte ftcb, al! fte auf ben 2lcfcr gefotm 
men war, unter ben Äirfcbbaum unb tat ftcb im ©ebaffen gütlich. 
95alb war fte eingefcblafen, boeb bauerte ihre Slube nicht lange, 
©enn eine große Äröte froeb ihr über ba! ©eftebf. ©a! 9Käb* 
eben fuhr erfebteeft auf unb jifterte an allen ©liebem, al! fie 
ba! garflige £ier fab. ©ie Sröte faßte (ich halb, boefte ruhig auf 
bent grünen 95oben, fab bie faule ©irne mit ihren bunflen 
Äuglein an unb fpracb enblicb : „®uigg guagg. Äatl, geb’mit 
mit! guigg, guagg!" — ©a baebte (ich bie Äatl, bei biefem 
febmubigen ©iere wirb e! nicht Diel Arbeit geben, unb fagte: 
//3a!" 

Slun patfebfe bie Äröfe bureb! Selb bi»/ unb bie febläfrige Äatl 
folgte ihr nach unb gähnte, ©o ging e! eine 3eitlang, bann 
tarnen fie in ben ©alb, ber an be! ©irte! ©üfer grenzte, ©ie 
Ätöte patfebte eine ©eile bureb bief unb bünn unb Äatl folgte 
ihr. ©ie waren etfl eine Heine ©treefe gegangen, ba ftanb ein 
große!, begliche! ©ebloß eor ihnen, ba! Äatl noch nie gefeben 
batte, obwohl fie ben ©alb gut fannte. ©ie Äröte watfcbelte in 
bie fdböne ©urg hinein, unb Äatl ging nach unb baebte bei (leb: 
ba IfT! feinet al! in meine! Sßater! ©irt!bau!, wo einem bie 
©äffe »iel Arbeit machen. 211! beibe im ©aale waren, fing bie 
Ärbfe, bie auf bem ©ege fein ©terben!wörtcben eetloren batte, 
wiebet ju reben an unb fpracb: „@uigg, guagg! Äatl, fegt mußt 
bu (leben 3ab*e bei mit bleiben, ©uigg, guagg, ja, (leben 3ab« 

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24 Sflärdjen [eit (Eiimm 




barffl btt t>ic^ nicht mehr »afchen, nic^t mehr lammen, unb 
nichtg ffiarmeg mehr effen." — „3e," backte Äatl, „bag if? eilt 
©Reeden! ©ag »iß ich gerne tun," beim bie faule ©inte fjatte 
bie gröfte $teube an biefem ©efehl bet Äröte. Unb Äatl »ufch 
ßch nie, lämrnte flc^ nie tmb aß nie »arme ©peife. ©ie lag Sag 
uttb Stacht nab Stacht uttb Sag in ihrem SSette tmb ßanb höch* 
ßeng auf, »enn bet junget ße nötigte; aber auch bann tränt 
ße nur lühleg ©affer unb aß harteg ®tof. ©o eerging ihr bie 
Seit fchneß, unb ehe ße »ünfcbfe, »aren bie ßeben 3ahre jum 
©taube aug. ©et 3ahregfag ihrer Sßnfunft im ©albfchloffe »ac 
eor bet Süre. Qi »oßte 9lbenb »erben unb bie ©onne fanl 
febon hinter bie 95erge, ba begann eg fürchterlich |u bonnern; 
bie Äröte patfehte in ben ©aal, wo Äatl faulende, unb fprach: 
«©uigg, guagg, Äatl, heute mußt wachen, heut barffl tein Sluge 
jufaßen laßen." 

„3a," bachte Saß, „jefct haß ßeben 3ahre gefchlafen, jebt famtß 
wohl auch eine Stacht wachen," (Heg aug bem ©ette unb febte 
fleh in «inen feibenen £ehnfeffel. 3nbeffen bunfelte eg mehr unb 
mehr unb ein fürchterliche^ ©ewifter jog am Fimmel herauf. 
5bein ©fern ließ fleh fehen, nur QMifje judten burch bie fchwarjett 
©olfen, unb ber ©turmwinb heulte »ie ein hungeriger ©olf 
burch ben ©alb. ©ie eg fchon fpät »ar unb bet ©türm am 
ürgßen lärmte, lautete eg am ©chloßtore. Sßg bag bie Äröte 
gehört hatte, fagte ße jut Äatl: „@uigg, guagg, laß eg ein!" 
Äatl ließ fleh bag gefaßen, nahm bie £ampe, ßieg in ben Schloß* 
hof hinab unb öffnete bag Sor. ©aoot ßanb ein »unberfchönet 
JKitfergmdnn, ber für bie gaßliche Aufnahme banfte unb ber 
Äatl in ben ©aal folgte, ©ie bie Äröte ben fchönen SKitter fah, 
bet öom Ungewittet hart mitgenommen »ar, hüpfte ße auf 
unb quälte: „Ouigg, guagg! Äatl, etwag ©armeg lochen unb 
bann auch effen baeon! Söorhet mußt bu bich aber wafchen, 
lammen unb bag ©ewanb anjiehen." ©ei ben lebten ©orten 
langte bie Äröte aug einem Äaßen ein fo prachtooßeg Äleib 
heroor, baß eg Äatlg Slugen beinahe bienbete, ©ie ©irne »ar’g 
jufrieben unb bachte bei ßch: in ßeben 3ahren lannß bu wohl 
einmal lochen unb eine Heine Strbeif tun, befonbetg »enn bu 

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I 


ein fo fc^öncö Äleib bafüt befommfi. ©ie ging nun in bie Äücbe, 
feuerte an nnb gab einen £afen, bet auf ber Slnricbfe lag, an$ 
geuer. ©ann tammfe unb »ufeb ffe f!c^ unb tat ficb ba$ »unber* 
feböne Äleib an. ©obalb bet £afe gebraten war, legte fie ihn 
auf ben Seiler unb trug ihn in ben ©aal. ©ie ftaunte aber 
Äatl, al$ fie bineintrat! ©awaranflatf ber garftigen Äröfe eine 
ftatfUcbe grau in »eifern Äletbe an ber ©eite be$ SKiffer^ unb 
fpracb jur Äatl freunblicb: ,,©u b«fi mtc^ au$ meinem Sauber 
gelöjl, liebeö Äinb. 3# bin bureb bicb befreit »orben. ©c^balb 
nimm jum Sohne biefen ©cblüffel, ber bir alle ©cbäfce meinet 
©cbloffeä öffnet, unb meinen ©obn jum ©emabl." 23ei biefen 
©orten gab ibt bie ©räfin einen golbenen ©cblüffel unb legte 
bie Siechte be$ febönen SKitfer^ in bie £anb ber Äatl. ©ann war 
bie ©täftn oerfebwunben unb »urbe nie mehr gefeben. Äatl 
lebte aber mit ihrem febönen Stitter eiele 3abre glücHicb auf bem 
flogen ©cbloffe. Ob fie noch bort b«ufi, ifi mit nicht gefagt 
»orben. 

£>ie fd)toar$en Männlein 

ine £au$frau batte einmal eine grofj e 
©äfebe eor unb wollte febon frübmor* 
gen$ bamit anfangen unb fagfe bet 
SOtagb, fie follte ja bie Seit nicht »er# 
fcblafen. Olein, fagfe bie 9)lagb, ba$ 
wollte fie gewiß nicht, unb nahm ficb, 
ehe fie einfcblief, recht feji eor, baß fie 
beizeiten aufwacben wollte; unb ba 
wachte fie auch febon mitten in ber 
9iacbt »ieber auf, meinte aber,e$ fei fd)on ganj fpäf, fprang beöbalb 
flinf au$ bem 95eft beraub unb jog ficb an unb ging in bie ©afcb* 
fücbe. 3lber wie erfebraf fie ba, al$ fie bie Sfir aufmaebfe! ©a war 
ei in ber Äücbe ganj bell, unb am geuetberbe fab fie mehrere Heine 
febwarje Männlein, bie batten hohe £äfen(£öpfe) auf bem £erbe 
fieben unb winften ihr, baß fie ju ihnen fommen möchte, ©a ging 
fie auch in bie Äücbe, unb nun gaben ihr bie Reinen SOtannleln 



24 » 


871 


>ogle 




butch Scic^ctt uni) SEBinfc ju »erflehen, bafs fle mit bet ©chaufel 
bie brennenben Äohlen, bie ba lagen, nehmen unb in bie £öfen 
werfen follte. ©a warf fle einige ©Räufeln 00U hinein, unb nun 
waren bie fchwarjen Männlein plö&lich eetfchwunben. ©ie SDlagb 
hatte aber einen folgen ©Freden befommen, bafj fle laum noch 
ihren ^auöhertn werfen unb ihm erjählen tonnte, wag fle gefehen 
hatte ; bann mufjte fle fleh wieber inä ©ett (egen unb war mehrere 
Sage lang recht franf. 9 lm anbern ÜRorgen, aig ber £aughert 
bie SBafchlftche unterfuchte, fah er, bafj bie geuetlohlen in ben 
£<Sfen in helfet blanfcg @olb oerwanbelt waren; ba$ wagte et 
jeboch nicht an&urähren, fonbern lief tß big &um folgenbenSag in 
ben §äfen flehen ; aig eß aber auch ba noch ebenfo btin lag, glaubte 
er tß nehmen ju börfen unb brachte eß ber S&agb, bie nun mit 
einem SKale unermeßlich reich geworben war. Unb weil fle fchon 
lange ben ©ohn ifjteg §auähetrn ganj flill lieb gehabt hatte unb 
er fle, fo hat bet ©ater jefct nichts mehr bagegen gehabt, bafj bie 
bie beiben fleh geh^i tatet haben. 


£)ie ftrönlnatter 


ie Ärönlnaffer ifl eine Siatter, fo ge# 
feherft, friechenb unb jfingelnb wie bie 
anbern ihre$ ©efchlechtg, aber auf 
bemäopf trägt fleein feineg Ätönlein, 
unb baeon hat fle ihren SRamen. ©ag 
ÄrJnlein glänzt wie ©olb, unb feine 
©pifeen funtoln wieSbelfleine.Äommf 
bie Ärönlnaftet ju bit unb bifl bu lieb 
ju ihr, fo ifl bein ©lüd gemacht, benn 
früher ober fpäter fchenlt fle bit bag Ärbnlein, unb bag Ärön# 
lein macht alle#, mß bu immer wiHfl, uneerfieglich. Segft bu eß 
ju beinern ©chafcfaler, ben bit bie SKutter aufbewahrf, fo fannfl 
bu bit nun hunbert ©ulben, ©olbaten, fpferbe unb ©Uber ober 
wag bu fonfl willfl, laufen, unb bein ©aler bleibt boch aig £ed# 
tatet im ©eutelchen. Segfl bu bag Ärbnlein ju ben ©olbaten, fo 

372 



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befommfi tm ©Ölhafen bie ganje ©fube oofl, fo baß bu nicht 
mehr einen guß auffefcen fönnfefi. 

Einmal »ot alten Seiten war ein atmeö SSauernmübel, ba$ 
batte tß bei feinet bdfen Stiefmutter betrieb fehlest. mußte 
in allet grübe aufjleben unb in ben ©fall geben unb fo fort at; 
beiten ben lieben langen Sag, unb batte tß am Slbenb aUtß ge; 
tan unb brachte einen teebtfebaffenen junger mit $u Sifcb, fo 
befam tß b&<bfien$ ein wenig ©rüfce, unb ©erläge unb ©cbelf; 
Worte non bet «Kutter noch obenbrein. ©a$ «Käbcben war aber 
immer wohlgemut, benn fo oft fie in ben ©faß ging, fam eine 
Kaffer mit einem Ärönlein baber unb büeffe bem ftinbe fo lieb 
in bie Slugen, baß tß 2lcb unb SEBeb oergaß unb btß 2cbeaß froh 
würbe, einmal gab ba$ «Kübcben bem jutraulicben Tierchen, 
weil tß in bie 95ufte äugelte, ein wenig «Kilcb, unb tß tranf unb 
tranf unb fab bie Heine ©irne fo lieb an, alß ob tß ißt bauten 
woßfe. ©a$ «Käbcben braute aber bie frifcbgemolfene «Kilcb ooll 
95angen bet ©tiefmuffer, benn bie jäblte {eben Stopfen unb 
forberfe über jeben, bet fehlte, Kecbenfcbaft. ©ie oerwunberte 
ftcb aber bie «Keiferin, ba &wei ©cbüjfeln mehr al$ fonfl oofl 
würben, unb felbfl bie betbe «Kutter ein fteunblicbeS ©eficbf 
machte. 

©eitbem fam bie Kaffer tagtäglich morgen^ unb abenb$, unb 
ba$ «Käbcben gab ißm febetfmal eon bet «Kilcb, unb ba$ Siet# 
eben blidte fie immer mit feinen Augen febwarjen «Äuglein fo 
lieb an, al$ ob tß fyättt fagen wollen: „«Kaibeli, ich will bir 
banfbar fein!" 

©o ging tß oiele gabre, unb ba$ «Käbcben wucb$ her«« unb 
warb immer febbner unb lieber, fo baß tß bie fcbbnffe ©irne 
im ©orfe war unb oon aßen gern gefeben würbe. (Snblicb 
würbe fie SStauf unb hielt eine luftige £ocb&eif. ©ie ©cbüffeln 
bampffen, bie Böhmen muftjierfen, unb bie 23ößet fraebfen, 
baß tß eine £ujl war, unb alie$ war lauf unb frbbltcb* ba$ 
gefi flcb bem 6nbe juneigfe, würbe tß plö^lic^ fiiße, fiiße, benn 
bie Ärbnlnaffer fcblangelfe ftcb bureb ben ©aal unb ju bem 
©ifce btß ^Brautpaares biu* £ter froeb fie an bet ©effeßebne 
empor auf bie rechte ©cbulfet ber 93rauf, fab ihr in$ freuben; 



«affe 2luge, fc^üttctfc ba$ golbene Äcönlcin oom Äopfe auf ben 
blanfen Zettet unb eerfchwanb, ohne je wiebetjufommen. Sie 
©raut aber nahm baö funlelnbe Stnbenfen ju (Ich uni) legte e$ 
ju intern ©elbe. ©eifbem würbe ba$ nie weniger, fie mochte 
batwn nehmen foeiel fie wollte, unb fie würbe bie reichfie unb 
jiattlichfie Bäuerin im ganjen ©orfe. 


©refct)flegel unb Jeuerbranb 

16 einmal ber#er r nach feinerSewohn# 
heit mit bem hl. ^Jctruö bie SBelf burch# 
wanberfe, famen fie bei finfenber ©on# 
ne bor ein £au6, wo fpetrutf fülle fianb 
unb Verberge nehmen wollte, ©er 
£crr meinte jwar, hier wohne ein fat# 
ger SBirt, bei bem würben fie e6 nicht 
gut haben ; aber betrug befianb auffei# 
nein $opf unb fagte, er fei tobmübe 
unb fönne nicht weiter. „Sine ©iettelflunbe eon hier," fagte ber 
£err, „wartet unfer ein treffliche^ Nachtlager unb gute pflege." — 
„pflege hin, pflege her," fagte ipetrutf, „ich geh« nicht einen ©chritf 
weiter." Unb fchon war er in bem£aufe. ©et£err muß fe ihm wohl 
folgen, „ginben wir hier Nachfloft unb Verberge?" fragte e# 
tru6 bett ffiirt. „23on ^erjen gern," war bie Slntworf, „wenn 
ihc’ö bejahten fönnf." — „@elb haben wir nic^f," fagte *Peftu6, 
„aber ©otfe6 £ohn." — „©amit ifi mir nicht gebient," oerfefcfe 
bet ©auer; „feib fo gut uhb geht ein £au6 weiter." — „SEBeifer 
tragen un6 bie ©eine nicht," fagte betrug, „wir oetjichten aber 
auf bie Nachtfofl unb nehmen mit einer ©treu eorlieb, wenn 
ihr un6 au6 95armherjigfeif behalfen wollt." — „3lu6 ©arm# 
herjigfeif tue ich nichts," fagte ber ©auer, „ihr fotlf aber Nacht# 
fojt unb Verberge tyet finben, wenn ihr mir morgen bafttr 
brefchen helft, ©et nicht arbeitet, foll auch nicht effen." ©e6 
£anbe!6 würben fie ein6. ©er ©irf f>tef fie eintreten, fegte ihnen 
einen Haferbrei oot unb wie6 fie ju einem ©trohlager. 

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9lm anbern SRotgen «Bet wat et fchon in aller £errgott$frühe 
auf i>en ©einen unb weite Me ©affe, unt> ba t>iefe nicht gleich 
aufjlanben, ging et in Me ©treuer, warf ba$ ©froh ^etab auf 
bie Senne, ba$ et gebroden haben wollte, unb al$ bie ©äfle 
noch immer nicht farnen, nahm et ben ©refchflegel unb wecfte 
flc barnif nachbrücflichet. $etru$ (ag »otn, unb fo trafen ihn bie 
©chläge. 911$ bet ©auet hinauf toat, meinte ipettu$, aufjte^en 
fönne et noch nicht, et bebörfe noch ein ©tfinbchen bet Kühe, 
aber bet ipia§ ba »otn im ©ett fei nicht gut, et wolle nun auch 
einmal an bet ©anb liegen, ©a faufchfe bet J?etr ben ipiafc mit 
ihm, unb fpetru$ fftecfte fich wiebet jufchlafen. 9iach einet ©eile 
fam bet ©auet wiebet, bie @ä(le jum brittenmal ju wecfen. 
©eil abet bet £etr nicht fchtief, backte bet ©irf : „©et ba »owe 
liegt, ifl wacfer genug, hat auch »othet fein belieben Seil be# 
fommen, jefct ifl bet ©chläfer an bet ©anb bahnten an bet 
Keibe." ©a weite et ihn fo berb mit bem ©refchfiegel, baf et, 
»on allet©chlaflujl geheilt, (Ich erhob, unb beibe folgten nun bem 
©auet in bie ©cheuer. ©a fprach bet £err: ,,©o i(l nun ba$ 
©froh, ba$ wir au$btefchen fotlen." — ,,©orf liegt ei auf bem 
Raufen," fagte bet ©irf. ©a fprach bet £e tt: ,,©a$ ©tefchen ifl 
ju untflänblich, ich weif einen fürsten ©eg, ba$ Äotn au$ ben 
SÜfjren &u bringen." <5t ging in bie Äöche, $og ein brennenbeä 
©cheit au$ bet glamrne unb hielt e$ unten an ben ©arm. ©et 
©auet fchtie unb wollte ihm wehren, benn ba$ ©froh müfie ja 
geuet fangen; al$ et abet fah, baf ei nicht brannte unb bie 
Äötner f!tomwei$ au$ bem Raufen quollen, lief et ei gut fein 
unb wunbetfe (Ich nur im füllen über ben unerhörten ©tauch ; bet 
bewahrte (Ich gleichwohl, benn bet ©auet öberjeugfe (Ich halb, baf 
fein Äotn im ©froh ßeblieben war; fo rein hätte et ei nicht au$# 
brefchen fönnen. ©a nun bie 9lrbeif eoKbtachf war, bie et ben 
©äflen jugemufef hatte, lief et (le ihteö ©ege$ jiehen, gebachte 
aber, al$balb »on bet £ehte auf eigene £>anb ©ebtauch ju ma# 
chen. 311$ nun bet £err mit bem9lpo(Iel ben©anbet(lab weitet# 
gefefcf hatte, farnen (le unterwegs auf eine Slnhöhe unb blicften 
jutßcf nach bet ©egenb, »on bet (le gefommen waten, ©a fahen 
ffe bie ©cheuet be$ fargen ©auew in lichten flammen flehen. 

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jOctm ba$ geuet hatte ihm unterbeffen bie ©arben nicht auit 
gebrofchen, fonbern in ©raub gefiecf t. ©a fpcac^ bet £>err ju bem 
Slpotfel: „SBomit glaubf? bu nun wohl, ipetrutf, baß bet ©auer 
biefe ©träfe oerbient habe?"— „Si, mit feinem SBecfen," meinte 
ipetruä, nnb „ben Schlägen, bie ich noch in aßen ©liebem fühle." 
9lber bet $ert fprach: „Siicht alfo, *petru$, bie ©cf>läge baff bu 
blt butch ©iberfpenfligfeif felbet jugejogen, al$ bu toibet mei# 
nen SRat nnb ©itlen in ba$ £au$ be$ fargen ©irfeö gingfi, bem 
©auern aber toarb biefe ©träfe für feine Ungafflichfeit juteil. St 
wollte in fchnell reich werben, bafür wirb et nun arm; et wollte 
ba$ anoertraute ©ut nicht $um ©effen feinet Slächfien anwen# 
ben, batum watb ei ihm nun genommen. 


Die eifernen 0tiefe( 

in Äönig batte ein großem Schloß, bat# 
in wobttfe et mit feiner grau. 6ie wa# 
ten aber gar nicht glßcflich barin, benn 
fie butten wobl SHeichtümer genug, 
©ienerfchaft bie Sföenge unb große 
©tälle ooll ipferbe, aber ba$ ©efie unb 
©chßnfie fehlte ihnen, fie batten feine 
ßinber. ©a$ machte ihnen ba^crj oft 
fo febtoer, baß fie weinen mußten. 3lber 
ei fchien ihnen noch oiel mehr ©rßbfal unb £eib befümmf, benn 
£age$ brach ein ßtoße$ geuer au$ unb jerflörfe ba$ gan$e einetf 
©chloß. ©er Äßnig unb bie Äßnigin famen jwat mit bem £e# 
ben baoon, aber oon all ihren ©ebafcen unb all ihrer £abe rette# 
ten fie nur eine eiferoe Äijie ooll ©olb. ©amif bauten fie ba$ 
fchßne ©chloß wieber auf, hoch bie greube währte nicht lange. 
Sin jweifer ©ranb oerfchlang ba$ neue ©chloß unb ei würbe 
nichts gerettet, als bie eiferne Äiffe, unb bie war leer, ©o war 
bet Äönig plbfclich fo arm geworben, wie ber ärrnfie $D?ann in 
feinem £anbe, unb noch ärmer, benn ein armer Sftann fann 
wenigfienS arbeiten unb fich fein ©rot eerbienen, baS fonnte aber 

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ber Äönig nicht. ©eine ©iener uni) §ofherren waren im 9lu tute 
fortgeblafen, benn inS Ädntgö #auS geht nicht eiet Xreue ein 
uni» au$, unt> ein Äönig fann noch »iel eher fagen als unfereinS: 
ber greunbe in bet Slot gehen hunberf auf ein 2of. ©a nahm er 
feine grau an ber £anb unb bie beiben gingen tiefbe trübt in 
ben ©alb. ©ort jianb ein eerlaffeneS £ittenhäuSchen, baS be* 
*ogen ft e unb wirtfehafteten barin wie geringe ieute. ©er Äönig 
trug felbj! fein S5rennhol& nach £aufe unb bie Königin machte 
felbet geuer an unb föchte Suppe unb Äartoffeln. ©aS war febt 
ungewohnte Arbeit für jle, barum würbe eS ihnen anfangs recht 
fauer, aber nach unb nach ging’S immer beffer, unb jle hatten 
fleh mit jebem Sage liebet, t>iel lieber als bamalS, wo fle noch auf 
bem ©htone fafen unb alles uollauf hatten. 
etneS XageS, als ber Äönig im ©albe £ olj faßte, trat ein frem* 
bet, unbefannter «Kann &u ihm, ber fragte ihn, wie eS ihm gehe? 
„Slieht aßjugut", fprach ber Äönig. „SS wiU immer noch nicht fo 
recht »orwärtS mit ber Slrbeit." ©ptach ber grembe: „3ht habt 
nicht nötig ju arbeiten, ihr fönnt eS beffer haben, baS liegt nur 
an Such." — ,,©ie meint 3h* baS?" — ,,©enn 3hc mir fchtif u 
lieh oerfprecht, was 3h* nicht wift, bann füße ich Such Sure 
eiferne Ätffe mit @olb." ©er Äönig bachte: ©aS i<h nicht weif, 
macht mich nicht heif, unb gab bem gremben baS S3erfprechen 
auf ein ©tüct «Papier, ©er aber (achte boshaft unb fprach: ,,©ann 
laf t ®eil unb $olj nur hier liegen unb geht nach £aufe." 

9ßS ber Äönig nach £aufe farn, fprang feine grau ihm fchon 
eon weitem entgegen unb rief: „ein @lücf fomrnt feiten aßein, 
benfe bir, bie eiferne Äijle iß eoß @olb, unb waS wir unS feit 
3ahren fchon gewünfeht haben, unfer gtöfteS @lüd, baS faßen 
wir auch befommen." ©ie war ber Äönig ba fo froh! Sr lief 
alSbalb aße möglichen £anbwerfer fommen, Sföaurer unb 3im# 
merntann, Schlöffet, unb ©chreiner unb eS bauerte nicht lange, 
ta flanb an ©teile beS #üttchenS baS fchönfle ©chlof oon bet 
©eit im ©albe. 9loch wohnte er feine btei ©ochen barin, ba 
erfüßte fleh auch baS anbere @lüd, benn bieÄönigin genas eines 
fchönen ©öhnchenS; fo baf bemÄönige nichts su wünfehen übrig 
blieb. 


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2lm folgenbett Sage lief fich ein fcentbet Sföonn bei bem Äö# 
nig melben. 2HS et hereintraf, begrüfte t^n bet Äönig mit 
eieler greube unb wollte ihm oott feinem Olücf erjählen, aber 
bet grembe fprach: „2fch weif fchon aüeö, bein ©ohn ijf ja baS, 
waS bu mit oerfptochen haft, ohne eS jtt wiffen. ©obalb et fünf# 
jehn 3ah« alt tfl, muf et in ben ©alb fornmen, ba wo ich bi# 
gefttttben habe, ba will i# ihn fjolett unb mit mit nehmen." ©it 
bet» ©orten wat bet grembe oerfchwunben, bet Äönig aber fianb 
ba, wie oom Sonnet gerührt. Sa lagen nun alle feine £offnun# 
gen, unb eiet liebet wäre er wiebet im ©atbh äuSchen gewefen, 
als in feinem grof en unb prächtigen ©chtof, benn um ben ipreiS 
hatte et ja feinen ©ohn eetfauft. 2fn bet erften Seit fagte et bet 
Äönigin nic^tö baeon; als fte eS aber fpäter erfuhr, ba weinte 
fie Sag unb 9iac$f unb wollte fi# nicht tröffen taffen. Ser Äönig 
fuchte fie ju beruhigen unb fagte: „©er weif, ob eS nicht beffet 
geht, als wir glauben. SS wirb fich wohl ein ©ittel finben, 
unfer Äinb ju retten, ©arum follen wir unS je&t fchon barübet 
quälen unb unS alle greube oerbittetn; ©off wirb fchon helfen, 
wenn wir baS Unfrige tun." ©ine Seittang fchlugen biefe Die# 
ben wenig an, fpäfer aber würbe bic Äönigin immer ruhiger unb 
enblich gan$ heiter, benn fie hotte ©oft atleS anheimgefiellf. 

2US baS Äinb gröfer würbe, gaben eS bic ©Item einem front# 
men tpriefier jur ©rjiehung, baf er eS in allem unterrichte, waS 
ein tprin& wiffen muf. ©ie oerfchwiegen ihm swar, waS eS mit 
bem Änaben für eine gefährliche SSewanbtniS hotte, benn ber 
Äönig fchämte fich, fogen, bof er fich mit bem Seufel einge# 
taffen höbe unb »on ihm betrogen fei, hoch ber ^rieflet merffe 
eS bem Äinbe alSboib an, baf eS bem 93öfen oetfchricben 
unb oetfauft war. Saturn erjog et ben Änaben eot allem in 
ber ©ofteSfurchf, lief eS aber babei an anbern Äünfien unb ge# 
lehrten Singen nicht fehlen. 211S ber Änobe baS eicrjehnfe gabt 
erreicht hatte, fprach er $u ihm: „@eh ju beinen ©Item unb 
frage fie, an welchem Sage bu in bem ©albe fein muft, ba wo 
bein 23ater fianb, als ihm ber ftembe Sföann juerji etfchienen ifi, 
unb bringe mir 2lntworf um jeben «Preis." Ser Änabe ging in 
baS ©chlof unb fragte juerfi feine Sföutter, bann feinen Sßafer, 


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boch beibe ttjodfc» eS ihm nicht fagen, bis er fle bebrohfe; t>a ge# 
fianb ber Äbnig alles, wie eS war, unb bafj er an feinem fünf# 
Zehnten ©eburfSfage auf ber ffialbwiefe fein müffe. ©etrofl 
fehrte ber ^prinj zurücf, benn er fürchtete fleh eor nic^fö; er blieb 
nun bei feinem Sehrer, bem er alles nrieber erzählte, unb »äh# 
renb beS ganzen Wahres war nicht einmal bie Diebe eon bem 
Abenteuer, baS ihm beeorflanb. 

9lm borgen feines fünfzehnten ©eburfSfageS trat ber iprinj 
jn bem sprieflet unb fprach: „3ch fomme, um atbfc^ieb eon euch 
Zu nehmen unb Such für alles zu banfen, was ich hier gelernt 
habe. 3Rit ©otteS £ilfe »erbe ich »»hl beS JeufelS SReiflet »er# 
ben." — „SaS geht nicht fo leicht/' fagte ber ^rieflet; „wenn bu 
mir aber felgen wiKff, fann eS bit nicht fehlen." 6t gab ihm 
einen ©fab unb unterrichtete ihn in allem, »aS er zu tun hatte, 
begleitete ihn noch bis jum Dianbe beS SBalbeS unb fchieb eon 
ihm mit feinem ©egen unb eielen guten ©ünfehen. 

Ser «Prinz »aefet zu unb fam halb an ben ipiah, wo er 
ben SJöfen erwarten follte. @r flaute fleh nach allen ©eiten um, 
aber ba war nichts zn hören noch zu fehen. Ser ©alb lag toten# 
flill ba, lein Söogel fang barin, nur manchmal rafchelte ein ©ich# 
hörnchen burd; bie Swetge, ober ein 9?eh lief fcheu eorüber. Sa 
fing ihm wohl baS £etz an zu pochen, hoch fafjte er all feinen 
SKuf zufammen unb fang ein frifcheS frommes Sieb. Sa fchoUen 
plbhlich helle Jöne, wie eon eielet SSRufif auS ber Suff, Jrom# 
mein unb pfeifen, Körner unb ©eigen. 6r flaute empor, ba 
fuhr ein ©$iff bnreh bie Suff baher unb auf ihn zu, barin fafj 
eine ©enge eon Jeufein, bie mutierten unb fangen unb fchrien 
bajwifchen : ^ 3df ^ @tunt)e Me i(T aug/ 

gerbinanb, gerbinanb lomm herauf!" 

Sabel ffreeften fle bleßlauen nach ihtu ««$, um ihn zu greifen; 
aber er, nicht faul, fchlug ihnen mit bem ©fabe brauf; ba heul# 
ten fle ganz erbärmlich unb fuhren weiter, als ob ein ©ewitfet 
hinter ihnen btein gewefen wäre. 

Ser iprlnz atmete frifch auf, hoch nicht lange, benn ba fam ein 
zweites ©chiff gefahren, barin fafen noch etel ärgere unb 

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größere Teufel al$ ln bem erften; fle machten eine fo burcb# 
bringenbe Sftuftf, baß er fleh fafi bie Dfjren jubalten mußte, unb 
freien. g e { f unl) ®( Utt () C t)j c ij| 

gerbinanb, fjerbinanb fomm herauf!" 

griffen auch mit ihrem Älauen unb Äralien nach ihm. Sr teilte 
ifjnen aber fo grünbliche ©erläge au$, baß fle beulenb jutüd* 
fuhren unb ba$ (Schiff fchoß weiter, wie ein ipfeü oom Sogen. 
3e&t war be$ Sprinjen Sföuf gewachfen, benn ba er bie $»ei Schiffe 
eoll Xeufel beflanben batte, meinte er, auch mit bem britfen 
noch fertig ju »erben, wenn }a ein folcf>e3 noch fornmen follte. 
9lun farn jwat fein ©cf)iff weiter, hoch fein SKut litt eine noch 
härtere iprobe. S3 fuhr ein golbenet ©agen heran, ber mit feu* 
rigen spferbett befpannt war, barau$ erfcholl eine fo finneer* 
»irrenbe 3Rußf, baß gerbinanb feiner Sefinnung nur fchwer 
Sfleifter blieb. ©ie in ben ©chiffen, fo faßen auch in bem ©agen 
£eufel bie Sftenge, ju oberfl aber ber Silitteufel, ber lehnte ftch 
»eit au$ bem ©agen herauf unb rief mit gräulicher ©timme: 

,,©ie Seit unb ©tunbe bie ift au$, 
gerbinanb, gerbinanb fomm herauf!" 

©abei hielt er bem Sprinjen ba$ «Papier oor, welche^ ber Äönig 
unterfchtieben hatte. gerbinanb nahm aber all feine Äraff $u* 
fammen unb fchlug ben Slltteufel, al$ ber nach ihm greifen 
wollte, mit bem Stabe tüchtig auf feine ipfote. ©a ließ er bie 
£anbfchriff fallen unb fchtie, baß ber ganje ©alb »ibethallte; 
bie ipferbe fchnaubten geuer, unb ber ©agen fcifchte burch bie 
Suff babin fchneller wie ber Slifc. 

9lun fianb gerbinanb allein im ©albe ba, aber fein £erj war 
leicht unb fröhlich, unb auch bet ©alb würbe fefct lebenbig; wie 
nach einem ferneren ©ewifter, fo famen bie SBöglein allerorten 
heroor unb fangen unb jubilierten, bie #itfche unb Siehe fpran* 
gen munter bähet, al$ hätten fle gar feine Scheu eor ihm, unb 
ba$ SBachlein hüpfte frifch übet bie weißen Äiefel. ©er iptinj 
eilte &u feinem Siebter jutücf, welker ihn mit banger ©pannung 
erwartete unb (ich gar febt freute, ihn »ieberjufeben. ,,©u bifl 

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$u großen unb fc^5iten ©Ingen berufen," fprach bet ^rieflet ba, 
„barum fannfl bu nicht langer bei mit bleiben unb mufft nun 
fort in bie ©eit." ©er iprinj etwibette: „9iun ich mit bem £eu* 
fei fertig geworben bin, bube ich eine wahre ©ehnfuchf in mit 
nach bem Himmelreich, barum bitte ich Such, baf 3ht mit fer# 
ner helft unb fagt, wie ich bahin gelangen fann." — „©aeon 
fann ich bi* wenig fagen," fprach ber «prieffer. ,,©eh aber im 
©albe fort, bi$ er ju <Snbe iff unb bu an ba$ grofje ©ajfer 
fommft; ba wohnt ein ©nflebel, ber fann bir mehr baeon fagen 
alg ich." 

©a nahm Serbinanb g(fcfchieb »on bem ?Priefler unb wanberte 
in ben ©alb hinein. 6t hatte fchon mannen ©chtitt unb Stift 
getan, ba würbe e$ eineö £age$ littet unb immer lichter, ber 
©alb öffnete fleh eor ihm unb et fam an ein gtofjeä ©affer, 
beffen ©nbe er gar nicht abfehen fonnte. 3lm Ufer lag ein H5u& 
eben »on Hol& «nb ©oog mit einem Äteujchen barauf, ba Hopfte 
er an. ©ie Sftr ging auf unb ber ©nflebel mit feinem langen 
grauen SSarf unb ber braunen Äutfe trat herauf, ©er iprinj 
größte ihn befcheiben unb fragte ihn: „Äönnt 3h« mir fagen, 
wie Uh ben ©eg jurn Himmelreich ftnbe?" ©er ©nflebel anU 
wertete : „3<h fann bir ba$ nicht fagen, ich toohne fchon breü 
hunbert 3ahre hier unb fah in all ber Seit feinen ©enfehen;. 
aber mein 95rubet weif eö wohl, ber wohnt breihunbert ©eilen 
»on hier, jenfeitg beg ©affetg, wenn bu ihn fragen wißft, wirb 
et e$ bir fagen." — ,,©ie foö ich aber über bag ©affet fommen?" 
fragte bet iprinj weifet, unb bet ©nflebel ging mit ihm jum 
Ufer, wo ein Sahn lag unb fprach: „©ehe bich hinein unb bu 
wirft ben ©eg balb gemacht haben." gerbinanb banfte bem 
SHten, fehte fleh in ben Äahn, unb fogleich begann bie Steife, ©et 
Äahn fthof leicht unb fchnelt über bie ©eilen baher, al$ ob ihn 
fech$ Stuberer geruberf hätten, ©he er flcf>’ö oetfah, war ber iprini 
am anbern Ufer unb ftjrang an$ Sanb. Sr fchritt heitern @e* 
mfitetf weiter, bi$ er abermals an ein gtofjeä ©affer fam. ©a 
flanb am Ufer wiebetum ein Häubchen oon Holj unb ©oo$ mit 
einem Äreujchen barauf, unb brinnen faf ber ©nflebell mit 
weitem ®art unb brauner Äufte unb laä in einem großen 93ucf>; 

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eot ihm fianb cttt ©otenfopf unb fein SEBaffcrfrügtcin. gerbt# 
nanb grüßte ihn unb fragte: „Äönnt 2ff>c mir nic^f fagen, wie 
ich ben ©eg tng Himmelreich ftabe?" ©et ©nfiebel antwortete: 
„3ch ton« eg bir nicht fagen, ich wohne fchon bteihunbett 3ahre 
hier unb habe in all bet Seit leinen ©enfchen gefehen; aber mein 
S5ruber, ber jenfeitg beg ffiafferg wohnt, ifi Älter unb Höger alg 
ich, ber fann eg bir wohl fagen, wenn bu ihn fragen wiHfi." 
„ÖBie foll ich «ber öber bag ©affet fornmen?" frug bet tprinj. 
,,©aju wiö ich bir cerhelfen," fptach bet ©nfiebel unb ging mit 
ihm jum Ufer, wo ein Äahn lag: „®e§e bich nur in biefen Äahn 
unb bu wirfl halb bort fein." gerblnanb banfte ihm, flieg in ben 
Äahn, unb fort ging’g wie ber ©inb. Salb (anbete ber Äahn, unb 
er fprang ang Ufer. 3n bet gerne fah er fchon bag Hau^ beg 
britten ©nfiebelg, eg war aber eiel höher unb größer, wie bag 
ber beiben anbetn. ©er tprinj trat $ur ©ör unb Hopfte, ba (am 
ber (Sinflebel heraug. gerbinanb größte ihn befcheibentlich unb 
fragte: „Äönnt 3ßt mir nicht fagen, wie ich ben ©eg &um Htm# 
melreich finbe?" ©er ©nfiebel fprach: „3$ wohne bereits feit 
breihunbert 3ahren hier, aber noch h«t mich feiner nach bem 
Himmelreich gefragt; ich fann eg bir nicht fagen, aber broben 
im anbent ©tocf beg H«ttfeS wohnen allerlei Sögel, bie fönnen 
eg bir jebenfallg fagen." ©er $rinj banfte bem ©nfiebel för 
feinen SKat, flieg in ben obern ©tocf, wo bie Sögel waten, unb 
fragte jle: „©ißt ihr nicht, wie ich ben ©eg ing Himmelreich 
finbe?" ©a fchrien alle bie Sögel burcheinanber: ,,©ir wiffen eg 
nicht, wir wiffen eg nicht, aber wir flnb nicht alle beifammen. 
©et Sogei ©reif ifi auSgeßogen, wenn ber wieberfommt, fann 
er eg bir fagen, er ifi eben im himmlifchen fpatabieS." SS bauerte 
bem $rin&en gar lange, big ber Sogei ©reif fam, auch war ba 
ein £ärm unb ©efchtei eon ben Sögeln, baß er (ich bie Ohren 
juhalten mußte. Snblich fchrien fie: ,,©a fommt er! ba fommt 
et!" ©er fprinj trat ang genfiet unb fah, wie eon fernher eine 
große ©olfe heranflog, als fie nähet f«m, würbe fie immer 
größer, unb babei raufchte eg wie ein flatfer ©inb. ©ag war ber 
Sogei ©reif, et flog auf bog H««g ju unb ließ fleh baeor nieber. 
gerbinanb trat ju ihm unb fragte: „Äannfi bu mir fagen, wie 

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ich in baS Himmelreich fomrne?" — „Sagen fann ich eS t>ir 
wohl," fprach t)cc ©reif, „aber taö Sagen allein hilft t>ir nic^tö, 
benn btt fannfl webet ju Sffiajfet noch in £anbe hinein. 2fch will 
bir aber Reifen unb btch hineintragen." gerbinanb wollte ihm 
banfen, aber ebe er noch fptechen fonnfe, faßte ber ©reif if>n 
fchon mit feinen ungeheuren Älauen unb flog mit ihm auf, im# 
met höbet unb höher, bis er ihn im Himmelreich nieberfehte. 
©er ^Jrins flaute fleh erfreut um. Sr flanb in einem herrlichen 
©arten ooll ber prächtigen Blumen unb Sbäume; in ber SRitte 
erhob fleh ein hohe$ unb fiol&eS Schloß, baS leuchtete in bet 
Sonne wie oon purem ©olb. 93or bem Schlöffe lag ein großer, 
großer ©eich unb in bem ©eich eine große furchtbare Solange, 
©ie hätte manchen anbern in Schreien oetfefcf, ber iprinj aber 
hafte lÄngfl oerlernt, waS eS hei^e, furcht haben. Sr ging feef 
auf ben ©eich loS unb befrachtete fie, ba hob fie ihr Haupt aus 
bem SEBaffet empor, fab ihn mit Augen Stugen an unb fprach : 
„Serbinanb, ich habe fchon lange auf bich gehofft unb geharrt, 
benn bu foltfl mich erlöfen, unb fein anberer fann eS, als bu 
allein." ©er iprinj fragte: „5Bie fotl ich benn anfangen?" 
©ie Schlange antwortete: ,,©u mußt brei Mächte im Schlöffe 
fchlafen. ©a wirb bir allerhanb begegnen, aber bu barfjt bich 
nichts anfechten laffen, waS auch fornme. 95effehff bu biefe Seif/ 
bann bin ich cclöfl, unb wir finb beibe glücAich, bu unb ich." ©er 
iprinj oerfprach ihr gerne baS SSeffe, benn er buchte, wenn er 
fo oiel auSgehalfen habe, bann fönne er auch noch bie brei Machte 
aushalfen, ©a gab ihm bie Schlange noch allerlei SKatfchläge, 
wie er fleh ju oerhalfen habe, bann tauchte fie ihr Haupt wieber 
unter baS SQJaffer unb war oerfchwunben. 

Serbinanb ging in bem ©arten umher, biewunberbaren935ume 
unb Blumen ju befchauen, unb betraf julefcf auch baS Schloß, ©a 
flanb ein reich gebeefter ©ifch im fchönjlen Saale, ben man mit 3lu# 
gen fehen fann. Sr fefete ft<h hinju unb ließ eS (ich woßlfchmecfen, 
nnb je mehr er aß unb tranf, um fo mehr neue unb f bflUchete Spei# 
fen würben oon unfehlbaren Hänben hotbeigeftagen. ©egen 
Slbenb legte er fleh i» 95ett, aber et fonnfe nicht fchlafen, benn er 
Wat allju neugierig, was wohl in bet 31achf ootgehen werbe. 


383 



©egen jtoötf U^)t fuhr bie £ör auf, unb eine grofje ©efellfchaft 
»on prächtig gefleibeten ^errett unb Stauen fam herein. 93iele 
Dienet mit £erjen gingen ihnen jur ©eite, unb hinterher tarn eine 
jahlteiehe 95anbe oon SRuflfanten, bie luftige Dänje fpielfen. 
$ei, war baS ein £eben! gerbinanb fab ihnen eerwunbert ju, 
wie fle fanjfen unb fprangen, aber et Rötete fleh wohl, mit ihnen 
betumjufpringen. Da famen fie alle nach bet Steife an fein 
S5ett unb luben ihn ein, mifjufanjen unb fleh mit ihnen ju 
freuen, aber et tat, als f>bt te unb fabe et nichts, unb blieb un# 
beweglich baliegen wie ein ©tod. DaS bauerte fo fort, bis bie 
©lode eins fchlug, ba »erfebwanb bet ganje ©puf. 3ugtcic^ 
ringelte fleh bie grofje ©Klange betein unb fprach: „getbinanb, 
mein Stlbfet, eine 9 lacht baff bu au^gebalfen, unb jwei flehen 
bit noch beoor; fötchte bicb aber nicht, eS gefebiebt bit nichts, 
unb niemanb fann bit am Sehen fchaben." 

3n bet jtueifen Stacht batte eS wiebetum faurn jwötf gefchlagen, 
als biefelbe ©efellfchaft mit Dienern unb SDluflfanten ln baS 
3immer trat unb ibte Dänje begann, ©ie famen an fein 33etf 
unb tiefen, et folle betauS fommen unb mit ihnen tanjen, hoch 
et blieb liegen unb b^rte nicht auf fle. Da btobfen fle ihm, unb 
als et auch ba noch liegen blieb, jerrten fle ihn heraus, fchlugen 
ihn unb traten ihn mit Söffen, hoch et lief eS fleh ruhig gefallen, 
unb baS tourbe ihm nicht fchwer, benn et fühlte nichts baoon. 
2llfo ging eS fort, bis eS eins fchlug, ba eerfchwanb bie ganje 
©ippfchaft. Die ©chlange fam wieber herein unb fptach: „Set# 
binanb, mein Srlbfer, jwei Stächte bafl bu glödüch auSgebalten, 
unb eine fleht bit noch beoor; baS ifl bie härtefle eon allen. 
Sfircbfe bich abet nicht, eS gefchiebt bit nichts, unb niemanb fann 
bit am Sehen fchaben." 

Det iptins erwartete mutig in bet britfen Slacht bie jteölfte 
©tunbe. 2US eS fchlug, etfehien auch baS gefpenflifche SSolf wie# 
bet unb begann feine alten ©treiche. 3uerfl fanjte eS allein, 
bann wollte eS ihn Perioden mifjutanjen. 3US et flanbhaff blieb 
unb fleh nicht röhrte, ba riffen fle ihn auS bem SSette heraus unb 
fchlugen ihn, unb als auch baS nicht helfen wollte, ba fchnitten 
fle ihn in ©töde unb tanjfen barauf im 3immer herum, bis eS 

384 


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eins fcblug. Sa oerfloben fie wie ein Siaucb. Sugleicb öffnete ficb 
aber bie Süt unb fjetein tarn — nic^t bie ©Klange, fonbern bte 
aHerfcbönffe ÄönigStocbter. Sie ging im Sintmec umher, laS bie 
©tücfe jufamnten unb fügte fie aneinanber. 311S baS legte ©tücf# 
eben babei war, ba fptang bet iptinj auf unb war fo fttfcb unb 
gefunb wie notier unb flaute bie ÄönigSfocbter mit erfiaun# 
ten Slugen an. Sa fpracb fie: „getbinanb, mein ©löfer, j egt 
bafi bu bein SBerf oollbracbt unb ich bin bein auf ewig; wir blet# 
ben nun beifammen, unb bu baff alles, was bein £erj begehet." 
Sa umarmte fie ber iptinj unb fügte fie, unb beibe waren froh 
unb glficffelig. ©ie führte ihn in bem ganzen ©eblog umher, 
unb ba wimmelte eS eon Söebienfen unb ^ofherren, überall 
war ein neues Men eingefehrt. SRachbem fle ihm bol ©eblog 
gezeigt hatte, führte fie ihn auch in ben wunberherrlicben ©arten, 
wo iegt alles noch oiel feböner als eother fianb; nur an einem 
deinen ©artenbäuScben ging fie vorüber unb feblog eS nicht auf. 
Sa fragte ber iprinj, waS in bem tauschen fei, aber fie fpracb: 
„Sanacb frage nicht unb fcbliege eS auch nie auf, wenn bu mich lieb 
bafi, benn wenn bu bieS tufi, ifi eS bein Unglücf." Sa brang er 
nicht weiter in fie unb oerfptacb ihr, et wolle nie binelnfcbauen. 
©ne 3eitlang lebte bet fprinj mit ber febönen SönigStocbfet in 
©lücf unb greube; nach unb nach aber mugte er ffefS, wenn et 
in bem ©arten war, auf baS ©attenbüuScben fd;auen, unb et 
würbe mit jebem Sage neugieriger, $u wiffen, waS wohl batin 
fein möge. St fagte bet äönigStocbfer ni^tS baoon, benn et 
fcbämfe ficb, wiebet baoon anjufangen, naebbem et ihr boeb 
baS 93erfprecben gegeben hatte, nicht bineinfebauen iu wollen. 
SBenn er allein im ©arten war, ging er um baS Räuschen herum, 
ob er eine SKige fänbe, bureb bie er hineinguefen fönnfe, aber bie 
genjler unb bie Süre waten ganj biebf. Sulegt aber fonnte et 
feine Uleugier nicht mehr bänbigen, trat hinju unb feblog futj 
unb gut bie Süre auf. Sa fab er tief, tief hinab unb unter ficb 
bie SBelt, auf ber SEBelt aber feines 33aterS ©cblog. 2USbalb über# 
fiel ihn ein fcbmerjlicbeS Heimweh unb er mugte immer benfen: 
„Sieb wäre ich boeb nur einmal wieber $u £aufe, fäbe ich meine 
©tern boeb nur einmal wieber." SlnfangS lieg er fidh nichts ba# 

25 3JJdlrd)en [eit (Stimm 385 


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oon inerten, benn ec fchämte fein öecfpcechen gebrochen ju 
haben, aber ec wucbe eon Sag ju Sag ftitlec unb betcAbtec. ©a 
bat ihn feine Stau eines SRocgenS, ec fotle iht hoch fagen, waS 
ihm fehle, unb fofoct wolle fie ei ihm gewehten. „3ch möchte 
meine lieben (Sltecn einmal toiebecfehen, ich habe fie fo lange 
nicht gefehen," fpcach ec. ©a fettfite fie tief auf unb fagte: „So 
hafi bu bein fBecfprechen nicht gehalten, ©a e$ nun abec nicht 
anbecS fein fann, fo fahce hin unb befuche fie, nuc merte bic ba$ 
eine: SBenn bu in 9iot gecafen folltefl, bann cufe mich bei mei# 
nem SRamen Äathacina SRagbalena, fo bin ich altfbalb bei bic, 
£Ate bich ieboch, ei ohne 3iof ju tun, benn bann wAcbefi bu 
mein unb bein UnglAcf eollenben unb un$ beibe in bitfeceS Selb 
bcingen." ©ec $cini oecfpca<h ihr in feinec Steube alles, was 
fie wollte, unb wie halb ec wiebec jucücffehcen wecbe. ©ann nahm 
ec Slbfchieb »on Ihc, fe|te fich in einen prächtigen SBagen mit 
fecfjS Schimmeln befpannt unb fuhc hinab iut @cbe unb ge# 
caben SEBegS nach feinet Safeco Schloß. 

Sich, ba fanb ec untecbeffen gac öiel ei öecdnbecf. Seine liebe 
Sföuttec wac geflocben unb fein SSatec hatte eine anbece St«» 
genommen, welche noch fehc jung unb babei überaus fchön wac. 
©ec alte Äönig wac Abec alle SRafjen gtücflich, als ec feinen Sohn 
nach f» langec Seit wiebecfah unb oecanfialtete ein Sefi Abec 
baS anbece &uc geiec feinec SJtArtfehc. 2US nun alle ©äffe bei 
Sifc^e fafjen unb bie junge Äönigin gac fo fchön in ihcem 
Schmucl glänjfe, ba fpcach bec Äönig: ,,©u bifi nun eiel in bec 
5Belt hetumgefommen unb hafi manche fchöne Stau gefehen, 
gib abec einmal bec ©ahcheif bie @hce «»b fage mic, ob bu je 
ein fo fchöneS Sffieib gefehen hafi, wie meine ©emahlin ifi." ©ec 
ipcini fpcach: „©ecen gibt ei wohl wenige, abec ich t»eifj boch 
eine, bie noch taufenbmal fchönec ifi." — ,,©aS ifi nicht mög# 
lieh!" cief bec Äönig, „unb baS glaubt bic fein SRenfch, beeoc ec 
fie fleht. 3ch möchte abec wiffen, wo fie benn ju finben wäce." — 
,,©aS will ich bic fagen," fpcach bec ipcinj, „ei ifi meine St««/ 
unb bie hat ihceSgleichen nicht unb neben if>t fann feine anbece 
auffommen." ©aS äcgecte ben Äönig, unb ec befianb bacauf, ei 
fei unmöglich, unb wenn ei wahe wäce, bann hätte Sttbinanb 

386 


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fle wol;l mltgebracbt. Stlfo flcitten fle unb erbeten ftc^ immer 
mehr, bi$ bet Tritts rief: „Sftun fo mug ffe herbei, unb mag e$ 
geben wie e$ »ili. Äafbarina SiRagbalena!" ©a traf bie »unber* 
feböne grau herein, unb alte »erflummfen, »eil fle fo überfebön 
war, bag ibr nichts »erglicben werben fonnte; aber fle fab gar 
blag unb franrig au$. ©ie fam febweigenb an ben Sifcb nnb 
febrieb mit ihrem feinen febneewetgen ginget baranf; ba$ gab 
golbene ©ucbflaben nnb lautete alfo: 

ifl bir unmöglich, ein fpaar eiferne (Stiefel ja lerreigen 
Unb ebenfo unmöglich, »iebetlnöbimmlifcbe^arabie^ittreifen." 

Unb al$ fle ba$ getrieben hatte, feuftte fle tief auf unb »er i 
febwanb. ©er $tinj war febon erfebroefen, al$ fle fo blag unb 
traurig bereintraf, unb feine ©ebulb lag ihm febon in bem Slugen* 
blief febwet auf bem $er$en. gebt aber, al$ er fab, bag er bureb 
feinen Seicbtfinn fein ganjeö ©(fiel »erfeberjt unb feine liebe grau 
»etloren batte, war er ganj trof!lo$. Snblicb aber fagte er fleh 
einen Sftut unb fpracb ju flcb felber: 9Ba$ ich »erbrochen habe, 
bafßr will ich auch 95uge tun, unb ging au$ bem ©aal, ohne 
einem ber ©äffe Lebewohl ju fagen. ©lefe waten alle fo febr eon 
ber Srfcbeinung betroffen, bag ihnen bie 2ufl jum (SfTen unb 
Stinten ganj »ergangen war unb einer nach bem anbern flcb 
leife fortfcblicb. 

gerbinanb ging aber ju einem ©cbmieb, ber muffe ihm ein paar 
eiferne ©tiefel an bie gßge febmieben, bamlf »anberfe er in 
bie »eite SQJelf hinauf, gabtauö fabretn jog et fo herum, eon 
8anb ju Sanb, eon ©tabf ju ©fabf unb gönnte fleh faum bie 
aßernötigfle SKube. ©a war ihm fein ©ommer ju beig unb fein 
SBinfer ju falf, fein 25etg ju (teil unb fein 5Beg ju fehlest, er 
»anberfe immer unb immerju, unb war ba fein galten an 
ihm. 

511$ nun einmal nach einem gar barten unb falten ffitnfer, wor; 
in er »iel SRübfal au$geflanben batte, ber liebe ©off bie groge 
»atme ©fube »lebet auffeblog, flaute er eineö 3Rorgen$ nach 
feiner ©ewobnbeit nach ben ©tiefein, ob et fle nicht halb ju* 
febanben gelaufen habe. ©a fab er, bag bie ©oblen fo bfinn wa* 


21 » 


387 



reit, tag fle feine acht Jade mehr fallen fonnten. ©a$ war Me 
erfle frohe ©tunte. Me et feit etelen Sagten tutetet hatte, 
unb et fcanfte ©ott auf feinen Snien bafüt. ©ein erflet ©eg 
war nach tem ©alte ju, an beffen Snbe tet Ginfletel am grogen 
©affet wohnte. St bat ihn, tag et ihm nut einmal noch ten 
Sahn gebe, tet ihn übet ba$ groge ©affet tröge, unb tet gute 
Stnflebel führte ihn jum Ufer unt Ijteg ihn einfleigen. Sbenfo 
fernen wie ba$ erflemal war et am antern Ufer, ©et j weite (Sin; 
fletel half »hm totf in ten antern Sah», unt fo fam et $u 
tem Mitten Sinflebel, tet fehiefte ihn ju ten S3ögeln. So tauette 
ni<hf lange, ta flog tet 93ogel ©reif mietet heran, unt getbi; 
nant bat ihn flehentlich, et möge ihn noch einmal in baö £im; 
meltelch tragen, ©a faßte tet ©reif ihn mit feinen fiatfett flauen 
unt erhob fich ln bie £uft unt flog immer höher unt höher, 
bta et ten iprinjen in ten wunberfchönen iparabieägarten nie# 
berfe&fe. Unterwegs fragte gertinant, wie ei tet fchönen Ißrtn; 
jeffln ergehe? ©a fptach tet ©reif: „©eittem tu fort warfl, ifl 
fle feht traurig gewefen, nun aber feiert fle ihre £ochjeif mit 
ihrem neuen ©ernahl." ©a$ fchnitt tem armen iprinjen turch 
ba$ $er$, unt et bat ten ©reif, hoch nut fchneU $u fliegen, beeor 
tie iprinjeffln mit ihrem neuen ©ernahl in ihre Sammet gehe. 
Sita tet ijJrinj an ba$ ©chlog fam, ta erftholl ihm herrliche 
SJluflf entgegen unt aHed war freute unt £ufl. £elfe fchlich et 
tutdh ba$ Jot unt tie Jreppen hinan t u tet Sammertöt feinet 
lieben grau, ©a jog er feine jefsf ganj jerrijfenen ©tiefel au$ 
unt (Teilte fle hi»; an tie Jöre fchtieb er: 

„Qi iff möglich, ein Staat eiferne ©tiefel ju jetzigen, 

Unt ifl auch möglich, in$ ipatabie$ $u reifen." 

6t felbet aber (feilte fleh nebenan in eine tunfle Sde. 

Slbenbä ata tie Sönig&ochter mit ihrem neuen ©ernahl in ihre 
Sammet eingehen wollte, flieg fle an tie eifetnen ©tiefel. ©a 
erfchraf fle fteublg, aber noch mehr, ata fle ba$ fyaupt erhob 
unt auf tet Jöt lad, wad ter $rin$ gefchrieben hatte, ©ie et; 
fannte tarau^, tag ihr erflet ©ernahl wieter jurüefgefehrt 
fei, hieg ihren neuen Söröutigam auf ten antern 3lbent war; 

388 


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fett unb ging allein ln ihre ffammer. ©ie war t>cr iptinj fo 
glücflidj, afö ec fie in ihrer gatten Schönheit wieberfah unb nun 
wuf te, baf fie ihn boc^ lieber habe, al$ ihren neuen ©emahl. 6c 
regte fleh abec nicht in feiner 6cfe, bi$ fie in ihrem gimmet war, 
bann ging er unb offenbarte fleh ben Gebienten, befahl ihnen \tt 
hoch, feinem ©enfehen etwaö eon feiner Slütffeht |u fagen. 6r 
würbe nun in feine prächtige Äammer geführt, wo er bie Stocht 
blieb, er fchlief aber nicht eor lautet gteube. 

2lm folgenben Sage würbe auf «Befehl bet ^tinjeffln ein herr# 
liehet SÖtohl bereitet unb alle #ochieit$gäjie baju gelaben. 211$ 
nun bie ©peifen aufgetragen waren, erhob fleh bie ^tinjefftn 
unb ft)rach: „3$ habe eine eiferne Äijie, worin ich meine Sperlen 
unb ©belfieine eerfchloffen halte, ©urch Unoorfichtigfeit oerlor 
ich ben ©chlüffel baju. 2fch juchte ihn lange eergeben$, unb al$ 
ich ihn nicht ffaben fonnte, lief ich ben ©chtoffer fommen unb 
befleiße einen neuen ©chlüffel. Slun habe ich plöfclich ben alten 
©chlüffel wiebetgefunben unb möchte euren Stof hüten, wel* 
chen bet beiben ich nehmen foU, ben alten ober ben neuen?" — 
„Stotfirlich ben alten!" riefen alle ©afle einfümmig. ©a öff* 
nefe fleh bie ©üre, unb bet $rin& trat in ben ©aal, unb alle ©äjle 
eilten ihm entgegen, ihn witlfommen ju helfen, nur bet neue 
Bräutigam nicht, ©et fchlich fleh leife fort, unb niemanb hörte 
noch fah jemals wieber etwa$ eon ihm. Snerjl eor aßen aber 
flog bie iprin&effln ihrem geliebten ©emahl an bie SÖtufl, unb 
ein glüdlichereS ipaat mag wohl nie gewefen fein, al$ bie beiben 
nun waten. 


880 


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Drei gute £eben$fef)ren 

$ waren einmal ein ©urfch unb ein 
Cföcibchen, bte heirateten fleh, »eil fle 
(Ich lieb hotten. 2lbet fle waren arm, 
unb wenn fte nichts »erbienten, hot# 
ten fte nichts Unb faurn eine ©oche 
nach ihrer £och&elt (lanb ber junge 
Wann fchon am ©ege auf bem 2lu$# 
guef, ob (ich wo$ für ihn &u eerbienen 
fänbe, betttt er hotte feine Sltbeif. Sa 
fam eine prächtige Äutfche gefahren, worin ein feiner $ett faf. 
Saö ©efähtt hielt neben bem jungen ©erfmonn (HU, unb ber 
£err rief ihm ju: „£a(I bu nichts ju tun, greunb?" — „SJlein, 
gnäbtger £err," antwortete er.— „©illfl bu benn mein Steuer 
fein unb überall mit mit hinreifen? Sann fannfl bu taufenb @ul# 
ben imgahr eerbienen."— „Sa$ nehme ich gleich an," fagte ber 
junge SRann, „ich »itt nur eben noch nach £au$ gehen, unb 
Slbfchieb eon meiner grau nehmen." — „Sarauf mag ich nicht 
warten," fagte ber £err, „bu muff auf ber ©teile mitgehen, 
ober bleiben." — „Sann nur gleich mit," fagte ber SOiann. St 
fegte fleh mit in ben ©agen unb biefer fuhr weiter. 3« $aufe 
aber erwartete ihn feine junge grau mit ©chmerjen, unb ba 
er auäblieb, war fle in taufenb SÜngflen unb Slöten. 

©owie bet neue Steuer mit feinem $errn in eine grofe ©tabt 
fam, würbe er gefletbef, wie e$ (Ich füc einen ©ebienfen einer 
oomehmen §errfchaft gehört, ©ein £ert war (Iet$ aufS beffe 
mit ihm jufrieben, unb e$ gefiel bem ©urfchen in feinem Sienfl 
gar fefr. ©ie reifen miteinanber nach allerlei fremben £5nbern 
unb famen in ber ganjen ©elf herum. 3lber al$ ba$ fechjefn 
gohre in einem ©tfief fo gegangen war, ba befam e$ hoch ber 
©utfehe allgemach fatt. St »erlangte nach feinem Sorf jurfief, 
unb wollte fehen, ob feine grau noch lebte unb wie e$ ihr ginge. 
Ser £ert bezahlte ihm feinen £ohn, jufammen fechjehntaufenb 
©ulben, unb gab ihm noch brei gute Sebenölehren mit. Sie erfle 
war: „©erlaf auf Steifen nie bie£onb(Irafe." Sie jweite: „grag’ 



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390 




nicht nach Dingen, bie nichts angehen." Unb bie britte: 
,,©enn bu einmal fef>c böfe wirft, bejwinge beinen 3orn bis auf 
ben anbetn Dag, unb bann benfe nach, waS bu am beften fuft." 
Der Snecht banfte feinem #erm für ben £ohn unb bie guten 
Sehren, unb trat bie #eimreife an. (Sr war ttocb nicht lange ge# 
wanbett, ba traf er ein paar Saufleute, bie reiften nach bet 
nächften ©tabt. ©ie famen ju einem großen ©albe, um ben ftch 
bie Sattbftraße in einem großen Sogen i>erum&og. Slbet mitten 
burch ben ©alb lief ein gußweg, unb bie Saufleute fagten: 
,,©enn wir ben geben, ftteefen wir ju." Der Dienet folgte ihnen, 
aber er war noch nicht weit in ben ©alb hineingegangen, ba 
fiel ihm bie etfte Sehre feines £etrn ein, unb et lehrte um. Die 
anbern lachten ihn auS, aber er machte ftcb nichts batauS, unb 
ging wiebet auf bie Sanbftraße jutücf. (SS war fchon fpät abenbS, 
als er in bet ©fabt anlangte. Da war alles in großer Stufregung, 
benn es war bie fftachricht gefommen, baß im nahe gelegenen 
©albe reifenbe Saufleute »on Stäubern überfallen unb etmor# 
bet feien. 

Den folgenben ©orgen ging er weitet unb wanbette ben gan# 
jen Sag, bis et abenbS ju bera ©chloß eines (SbelmanneS fam. 
Dort Hopfte er an unb bat um Sfachtguartier. Der ©chloßhert 
fchlug eS ihm nicht ab, fonbern ließ ben ©anberer in ben ©peife# 
jaal fommen unb tub ihn gleich mit jum Slbenbeften ein. <She bie 
©ahljeit begann, öffnete ber #err eine Sifte, auS ber fam eine 
Junge grau jum Sorfchein, bie ftch an bie Safel fe^te unb mitaß, 
ohne ein ©orf ju fptechen. 9HS baS ©ahl &u (Snbe war, ging fte 
wieber in bie Sifte, unb bet §etr eetfehloß ben Decfel. „©er mag 
nur biefe grau fein?" backte bet (Saft, aber er getraute ftch nicht 
banach ju fragen, ihm fam bie jweife Sehre feines £ettn in ben 
Sinn. DeS anbern ©orgenS beim gmbiß ging eS ebenfo. Da# 
nach wollte bet ©anberer wieber weiterjiehen, aber Jefct fragte 
ihn bet ©chloßhert: „©arft bu nicht neugierig, wer bie britte 
war, bie mit unS aß unb tranf?" — „Sich," entgegnete ber an# 
bete, „banach h«b’ ich nicht fragen wollen, well eS mich nichts 
anging." — „DaS war gefcheit oon bir unb war bein ©lücf, 
häfteft bu’S getan, fo hätteft bu bieS ©chloß nicht lebenbig oer# 


391 



I 


taffen. 2tber t>a bu beine SReugler bejwungen baff- fo will Ich bit 
ersähen, welche 35e»anbtni$ e$ bamit bat. öle junge grau iff 
meine ©emabtin; ffe iff mit einj! untreu gewefen, unb feitbem 
halte ich ffe fletö in ber Stube »erfchloffen, benn ba$ tonn ich ihr 
nimmermehr »ergeben." — „©nabiger^etr," fagte ber SSutfch, 
„fo tagt un$ hoch, ehe ich fortgebe, miteinanber ein 33ater> 
unfer für fie beten." — ©«gegen hatte bet £err nichts, bodh 
fagte er: „geh habe ba$ feit langet Seit nicht getan, fage bu e$ 
mir »or." ©a$ gefchah, unb e$ ging gut, aber al$ bet SReifenbe 
bie ©orte: „tßergib un$ unfere ©ebutb, wie »Ir »ergeben un# 
feren ©chulbigern" auägefptochen batte, »ar ber £ert eine SEBeile 
ffiH, bann fagte et: ,,©u baff »ahrtich recht, ©oft mag mit meine 
©önben »ergeben, unb ich »ergebe ffe auch meiner grau." (St 
lieg ffe au$ ber ©ruhe herauf unb »ersieh ihr. £>a »nt ffe Otter 
greube, unb ber SReifenbe erhielt eon bem §etrn ein hßbfcheS 
©ßmmchen ©etb. 

3hm farn er »ieber nach £au$, aber er fannfe fein ©orf nicht 
mehr, atleö »ar ba gans eerdnbert. (St ging in bie Verberge, unb 
al$ er fragte, ob et ba ein paar SBochen »ohnen fönne, bejahte 
e$ ber 2Birf. 3!un waren aber feine Äteiber »on ber »eiten SReife 
fchmu^ig unb et fragte nach einer ffBaffhfrau. ©et SSBirt fagte: 
„$ier in bet Släbe »ohnt eine grau, bie iff basu gefebieft unb mug 
ffch mßhfelig burchfchtagen. 23ot fechsehn gahren hnt ffe ihr 9Rann 
eetlaffen, al$ ffe faum eine SBoche getraut waren. 3lber ffe iff 
ihm atleseit freu geblieben, ©ich, ba fommt ffe gerabe het." 
— 3«, bie ba hereinfam, ba$ war feine grau; er erfannte ffe, 
obwohl ffe »iel Älter au$fah. ©ä foffete ihn SMbe, ff«h S» be* 
swingen, aber et »erriet ffch nicht unb fprach mit ihr wie ein 
frember £etr. 3n, fagte ffe, feine Äleiber wollte ffe ihm gern 
wafchen, unb ffe beforgte e$ ihm auch nach SEBunfch. 
mach einigen Sagen ging ber gternbe nach ber SBohnung bet 
armen SBittoe unb gebaute, ffch iht nun s« etfennen su geben 
unb ffe »ieber su ffch su nehmen. (She er eintraf, lugte er burch 
ba$ genffer — unb fleh! ba fag ffe bei einem jungen SRatrofen 
unb liebfoffe ihn sittlich, ©a würbe ber SNann am genffer fuch& 
»llb unb raffte einen (Stein eon ber (Srbe, um ben jungen S5ur/ 

392 


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feiert bamlt ju werfen. ©och al$ er jum SButf au^fjoUe, backte 
er an bie britfe £ebre, bie ihm fetn $ert mitgegeben batte; et 
lief ben ©rein faßen unb lehrte nach ber Verberge jutüd. ©ott 
erjäblte ihm bet SCBirt; „©er ©of)n ber armen grau, bie Sure 
Äleiber gewafeben bat, ifi foeben eon einer langen ©eereife beim# 
gefommen." ©er {unge Eföaftofe, ben et mit bem ©fein batte 
to (werfen wollen, war ibr unb fein ©obn. 2lm liebffen wäre er 
nun auf ber ©teile wleber bingeeilf, boeb et jwang flcb jut ERube 
unb fagte: „£afjf boeb bie grau mit ihrem ©obn beute abenb 
mal bekommen!" ©a$ gefebab. ©ie grau erjäblte aufgeräumt, 
baf ibr ©obn, ibr einjigeä Äinb, jurüdgelommen wäre. Unb 
ber frembe Steifenbe fagte ju bem iungen ©eemann: „SUfo, 
bu bifl bet ©obn biefer grau? Verlangt e$ bi(b benn nie nach 
beinern Steter?" — „Elftem Steter?" antwortete bet ESftatrofe, 
„bet meine SRutfer fo fcbänblicb oetlaffen bat? ®enn ich ibm 
begegnete, icb wäre tmjlanbe, ibn totjufchlagen." — „Epful, 
ba$ wäte ju hart!" fagte ber grernbe, „unb wenn bein Steter 
nun al$ reicher Elftann jurüdtäme unb er wollte atle$ wiebet gut 
machen, wa$ er an beinet SRufter gefünbigt bat?" — ,,©a$ 
bliebe flcb gleich," fagte betgüngling, „ich würbe ihm nicht oer# 
jeiben." — „Slbet bu lennfl beinen Steter |a nicht einmal; wenn 
ich nun bein Skater wäre, würbejl bu mir bann auch Ju Seibe 
wollen?" — ©a lachte ber Sftatrofe unb fagte: „Eftein, gewifj 
nicht, benn gbt feit> fo freunblich unb fo gut; wenn mein Ste# 
ter fo wenn „ffiobl, gunge, ich bin bein Steter ; befle, liebe 
grau, ich bin Suet ESftann, bet Such oor fechjebn gabren »er# 
lief, geh bab’ Such eiel Selb unb ERot bereitet, aber nun bin ich 
imffanbe. Such ölöcEttch ju machen, unb hoffe, ti gelingt mir 
auch noch." 


893 


jr 

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fööfe toerben 


S waten einmal ein Sauet unb eine 
Säurin, bie waren fefr reich unb geü 
jig unb Ratten boc^ nicht einmal ein 
5?inb. ©eil eö nun ben dauern immer 
gereute, feinem Unecht ben £ohn ju 
geben, fo fprach er ju feinem armen 
Sruber: „Eaf einen oon beinen brei 
Söhnen bei mir bienen, unb wer ju* 
erft böfe wirb, fei eö nun bet £etr ober 
ber Unecht, ber foll bie 3ed;e bejahen, ©erbe ich juerfl böfe mit bem 
Unecht, fo foll ber ben ganzen £of befommen unb mir noch baju 
bie Ohren abfehneiben. ffiirb aber betÄnecht juerff böfe, fo fchneibe 
ich ihm bie Obren ab unb er friegt auch feinen £ofn. (SS tfi mir nur 
barum, baf icb mit beinen Äinbern in Triebe unb gretmbfchaff 
bleibe unb mich nicht mit ihnen erjötne." 3m $erjen aber baebte 
et nur feinet SruberS ©öhne fo um ben £obn $u betrögen. 

©er älteffe ber brei Srüber, ber §anS hief, trat juerff bei fei# 
nem Oheim in ©ienff, befam aber Sag für Sag nur fcbmale &ofl 
unb batte grofe 3lot, fleh nicht baröber ju etjörnen. 311S baS 
3abt fafl herum war, wollte ihn bet reiche Sauer hoch noch um 
ben Sohn prellen unb fpracb: „Sreibe einmal bie Äöhe auf bie 
©eibe, meine grau foH bir ju Mittag baS (Sffen bringen." £anS 
tat wie ihm geheifen war, aber baS Sffen fam bteSmal gar nicht, 
benn ber Sauer meinte, baf er baröber jornig nach £aufe fotm 
men fottte. 211S nun bie 3Riftag$jeit »otöber unb Änechf £anS 
fehr hungrig war, rief er einen eoröbergehenben gleifchet an, 
oerfaufte ihm bie Äöhe, fchnitf ihnen aber bie ©chwönje ab unb 
fledfe fie in ein nahes Sföoor. ©arauf lief et jum reichen dauern 
unb fprach: „©efchwinb, Setter, fommt mit auf bie ©eibe, eure 
Äöfe finb im SOloraff eerfunfen, unb nur bie ©chwän&e flehen 
noch heraus." ©a ging ber Sauer mit ihm, fafte einen Äuf)> 
fchwanj unb wollte bie Äuh baran herauSjiehen. Slber wie et jog, 
fiel er röcflingS auf bie (Erbe, unb bie anbern Suhfchttänj jog er 
ganj fleinlaut heraus, benn er merfte wohl, baf §anS bie Äöhe 



'Sie 


394 


»erlauft hatte, würbe aber batum nur beßo freunbltcher gegen ihn, 
»eil er »uffe, baf er ben 5?of noch obenbrein verlieren würbe, 
»enn er ftch erzürnte. 60 gingen fie benn mifeinanber nach 
£aufe, ba braute bie SauerSfrau ihrem Spanne in effen, bent 
Änecht £anS aber gaben fie noch immer nichts. Sa rif bem 
Änecht£anS hoch bie ©ebulb, benn wiewohl eS fc^on Slbenb war, 
hatte er noch feinen Riffen genojfen unb tonnte fleh hoch nicht 
hungrig 1« Sett legen. SeShalb befchimpfte er ben Säuern unb 
bie Säuerin, bet Sauer aber fchnitf ihm fogleich bie Ohren ab. 
Sa ging ber Änechf £anS mit bem ©elbe, baS er für bie Äühc 
erhalten hatte, aber ohne feinen Sohn, nach §aufe, unb am an# 
bem SRorgen fam ber jweite Sruber unb melbefe fleh als Änecht 
bei bem reichen Säuern. Ser ©eifchalS nahm ihn freunblich auf, 
hielt ihn ebenfalls fehr fnapp, unb als faß baS 3ahr herum war, 
wollte er auch lh« nm ben Sohn betrögen unb fprach: „Üttmm 
ipferbe unb ©agen unb fahre in ben ©alb, mir^olj ju holen. Sie 
©teile, wo bu eS auflabeff, ift »eit im ©albe brinnen, unb oor 
Slbenb wirft bu nicht intücf fein, barum »erbe ich blt baS SDlit# 
tagSeffen felbft bringen." 2US nun ber Mittag längß »orüber 
war unb ber Sauer baS ©ffen nicht gebraut hafte, bachfe bet 
Änechf : Stuf einen groben Älo| gehört ein grober Äeil, tief einen 
ooröbergehenben 0 tann an, »erfaufte ihm iPferb unb ©agen 
unb fprach suhaufe $u feinem Oheim, ein Söwe fei gefommen 
unb hätte bie ipfetbe famt bem ©agen aufgefreffen. Set 
Sauet tat, als glaubte er’S, benn ihm war angft, bah er böfe 
werben unb £auS unb £of batöbet oerlteren möchte. SllS ihm 
aber feine grau baS Slbenbeffen brachte unb bem Änecht nicht, 
ba lief bem bie ©äße öber, unb er wollte eoH gorn bem Sauer 
bie ©dhöffel wegnehmen, benn er war ganj »erhungert. Sa holte 
bet Sauer gelaffen baS SReffet herbei, fchnitf auch bem jweifen 
Sruber bie Ohren ab, unb ber muffe wieber ohne Sohn mit bem 
Selb, baS et für ipferbe unb ©agen gelöft hatte, ab^iehen. 
Slm anbetn borgen melbefe ftch bet jöngfte Sruber, ber ein 
Summling war, als Änechf bei bem Sauer, ©eil eS nun feine 
©chweftern feiner^ugenb halben {ammerte, baf er auch hungern 
foßfe, fo brachten fie ihm täglich, f» »ff « Selb/ im 2 Balb ober 


395 



auf benSBiefen arbeitete, |u effen. Der reiche Sauet oerwunbette 
fleh febr, baf fein Änecht immer fo fteunblich au$fah, wie farg 
Me Soft ihm auch geboten würbe, hielt ihn betffjalb für einen 
©(blautopf unb fürchtete, ber werbe ihn burch einen Augen 
Slnfchlag gewif noch erjütnen, ehe ba$ 3aht herum fei. ©arum 
fprad? er ju feiner grau: „23er0eibe bich al$ Äudud, geh’ in 
ben SBalb unb rufe breimal Äudud, bann wirb unfet Änechf 
glauben, fein SMenftjahr fei herum, wirb feinen Sohn nehmen 
unb aus bem ©ienfl gehen." 3« bem Änecht aber fprach er: 
„§öre einmal, ©efeü, wenn ber Äudud breimal gerufen hat, ijl 
bein ©ienftjahr um, benn bu weift, baf eben bet Äudud tief, 
al$ bu farnejl." ©a war bet Änecht hoch erfreut, benn er hatte 
nicht ble ©chelmenflreiche feiner Srübet im Äopfe unb wollte 
nichts als ehrlich feinen £ohn »erbienen, bat beShalb auch, 
baf fein Setter ihm fein ©eweht leihen möchte, bamif et einen 
greubenfehuf tun fönnte, fobalb bet Äudud junt erflen ®ale 
gerufen hätte- ©aS tat ber geijige Sauet gern, weil noch ei» 
alter ©chuf in feinem ©eweht fledte, ber heraus muffe. 

(SS war aber erft UBinfer unb lag hoher Schnee, ba fchleppte ber 
Änecht fchon überall baS ©ewehr mit umher, baf et nur ben 
greubenfehuf nicht oerfäumte. (SineS ©ageS Wülste (Ich bie 
SauetSftau in ©irup unb bann in geben», unb als ber ftneebt 
im SEBalbe arbeitete, fprang fle in einem ©annenbaum herum, 
baf ber ©chnee eon ben SÜfien su Soben fiel, unb rief babei 
„Äudud!" Äaum aber hatte fle jum erflenmal gerufen, ba griff 
ber Änecht fchon nach feinem ©eweht, tat feinen greubenfehuf, 
traf aber aus Serfehen ben Äudud im Saum, unb bet fiel tot 
ju Soben. ©a fprang ber Sauet auch hetsu, benn er hatte fleh 1» 
ber Slühe gehalten, unb sütnte unb fchatf auf feinen Unecht. 
„Setter, feib 3h* böfe?" fragte ber Änechf. ©et Sauer fuhr 
ihn an: ,,©a foHte bet ©eufel nicht böfe fein, wenn bu meine 
grau totfehieft!" ©a erhielt ber briffe Änechf $auö unb £of 
unb burfte bem reichen Säuern noch basu bie Ohren abfehneiben. 


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Der Sube trnb M ^ortegefcfyfog 

0 »areinmaleinftarfer3üngling, 5er 
ging auf Steifen, unb a!0 et eine Seit# 
lang um^ergejogen war, (am et in 
eine SBilbnW. ©Ott begegnete ihm ein 
Sube, bet fragte ihn, wo et bin wolle. 
„3$ »in in bie ©elf binau0 unb rnei# 
ne0gleichen fueben in bet ©tärfe."— 
„©ann geh mit mir/ fagte bet 3ube, 
„ich »Ul btcb glüeflieb machen." ©et 
Söngling ging mit ihm, nnb f!e (amen tot eine alte 95urg, um bie 
herum ein großer, alter Saun »ar. ©ie blieben eine ©eile batot 
peben, ba tat fUb plöglicb ein unterirbifebet Sang tot ihnen auf. 
911$ bet 3ube ba0 fab, febiefte er ben3üngling hinein nach einem 
©ebtoß, ba0 btinnen im SSurggebäube an einet alten ©ür hing, 
©ie bet ©tar(e btinnen »ar, fab et eine 3«ngfrau, bie fragte 
ihn, »ie et bineingefommen wäre. 6t antwortete, e0 hätte ihn 
ein SD?ann betgefebi*, um ein ©ebloß betan^jubolen. ,,©enn 
bu mich erlbfen wiH(V' fpracb ba bie Jungfrau, „fo follfi bu e0 
haben." ©a0 terfpracb et ihr fogleicb unb fragte f!e, »«$ et 
tun müffe, um f!e ju erlöfen. ,,©tei StScbte lang batfjl bu nicht 
fcblafen unb mußt bu an betfelben ©teile figen bleiben, »o ich 
bicb binweife. 3n bet erffen STlac^f (ommen ©eifler, in bet jwel# 
ten ©cblangen, in bet britten »iebet ©cblangen. 9ltle »erben 
fleh bemühen, bicb tom ©tuble ju werfen; boeb ba0 barf ihnen 
nicht gelingen, fontf bin ich für ewig terloren. ©enn bu abet 
ihrer ©ewalt »iberffebfl, fo bin ich etlbfl." 

©atauf terfpracb ihr bet Jüngling, au0 £elbe0fräffen aßen 2ln# 
griffen ju »iberfieben, unb bie 3ungftau jeigte ihm am etflen 
Slbenb fein Stotmer, in bem nichts al0 bet ©tubl jianb. Stuf 
ben mußte et fleh fegen, unb bann terließ ihn bie 3ungfrau. 
9110 e0 elf Ubt fchiug, füllte fleh ba0 ganje Siutmer mit ©ei# 
fiern, unb ein ©eifl wollte ihn immer noch fchnetler tom ©tubl 
werfen al0 bet anbte. 6t abet »an(te unb »ich nicht, unb fo 
terging bie erffe 3?acf>f. 9lm folgenben ©age etfehien bie 3ung# 




397 



frau, brachte ihm ©peife, lobte ihn, bafj ec fo tapfer auögehalten 
hätte unb fpracb ihm Sföuf für bie ein. 3» bet jweifen 
SRae^t erfebienen nun bie ©cblangen unb toanben (leb um bie ©fühl* 
beine, «1$ wollten ffe ben ©fühl umwerfen, boeb bet 3üngliug 
fafj feff auf feinem (plage unb lief (leb nicb>e beirren. Um brei* 
eierfei auf jwölf Uhr (lieg plöglicb nicht »eit eon ihm ein ©arg 
auf; ba fronen bie ©^langen alle unb waren eer* 
febwunben. 311$ ibm am anbern Jage bie Jungfrau »ieber 
©peife unb Jranf braute, fptacb fle ibm »lebet 9J?uf ein unb 
fügte bin$u : er foßfe in bet lebten 3lacbf, wenn bie legte ©ebiange 
im ©arge wäre, gefebwinb ben ©edel aufbeben unb ba$, »a$ 
barin lüge, umarmen unb breimal Kiffen. 2fn ber britfen Ütacbf 
waten bie ©^langen noch eiel wilbet unb ungefHtmer äl$ in 
ber jweifen, boeb mit bem @(oc!enfcb(ag jwölf eerfebwanben (ie 
alle in bem ©arg. 311$ er nun ben ©edel aufbob, erbtidfe er 
ein Ungeheuer im ©arge, ba$ umarmte unb lüfte er breimal, 
unb nach bem britfen Äuf erfcbotl ein lautet greubengefebrei; 
ba$ Ungeheuer war »eg unb e$ ftanb ffatt beffen bie 3ungfrau 
eor ihm, bie ihm in bie 35urg gewinK baffe, unb ba$ war eine 
(Ptinjeffln eon ©eblüt; ber gehörte bie ganje eerwünfcbfe 95urg, 
unb bie 95urg war ein Äönig$fcbtof, unb bie Schlangen waren 
ihre ©ienerfebaft unb waren nun auch erlöfl. ©a$ febäferfe at$* 
balb in fluche unb ©peifefammer umbet, unb auf bem £>erbe 
erhob (leb ein tufKgeö geuet, ba$ briet einen traten gar be* 
bäc^tig auf beiben ©eiten braun. 3luf bem Jurme blie$ ber 
Jürmec feine luftigfien ©ffidtein, benn ec war nun auch mit 
erlöfl. 

3egf hätte ber Jüngling ba$ ©cblof eon ber alten Jfir nehmen 
unb ju fleh fleden foHen, allein er oetgaf e$ in feinem ©lüde 
unb tief e$ hängen, ©er 3ube aber »artete braufjen nicht mehr, 
fonbern war längfl fortgegangen, benn et glaubte, ber ©tarfe 
fei umgefommen, »ie bie anbern, bie er eor ihm febon in bie 
©urg gefebiefc hatte. 

Slm anbern Jage hielten bie (prinjeffln unb ihr Srlöfer § oeb* 
Seit, unb lebten nun mifeinanber al$ Söntg unb Äönigin. Unb 
bet Söuig herrfebfe über bie ganje 8Bilbni$, bureb bie er einfl 

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gejogen war, ba$ war je&t ein weitet, reiches Sanb mit üppigen 
©iefen eoH gerben unb Rieten unb herrlichen ©älbetn, in 
benen fic^ ftirfche unb SKehe unb Säget tummelten. Sa jog et 
oftmals $«<*«$ auf bie Sagb, benn ba$ ©urgfot, ba$ früher 
oerfchloffen gewefen war, flanb jefct weif offen, wie eS bem Slot 
einet ÄönigSburg gejiemt. 

©ne$ SageS, als et auch einmal wiebet braufett im ©albe feine 
gteube am ©eibwetf hatte, laut bet Sube beS ©egS gegangen, 
blieb eot bet ©urg (leben unb fpratb ja fleh felbfl : „@o bin ich 
hoch fcbon fo oft gefommen beS ©egS unb fabe noch nimmet 
gefeben ben Siauch auffteigen aus bem ©chornftein, unb hohe 
noch nimmet gefeben offen baS Slot, unb habe noch nimmet 
gehört, baf bet Sürmet auf bem Slutme hier bläfl fein £ieb." 
SReugietig ging et in bie ©urg hinein unb bat um (Erlaubnis, 
fle fleh anfeben ju bßtfen. SaS wutbe ibm gewährt/ unb nun 
lief er feine Slugen überall herumwanbetn, ba bauerte eS nicht 
lange, fo gewahrte et baS ©chlof, baS noch an bet alten £fie 
hing; unb weil getabe niemanb auf ihn achtete, fo nahm er’S 
herab. ©ie et an bem ©chlof nur ein wenig fricfetfe — benn et 
fannfe feine Sigenfchaffen gat wohl — , tarnen fogleich eine 
©enge Seiftet an unb fragten nach feinen befehlen. Sa fpracb 
et: „Sch will, baf biefe ©urg fofort hinter bem ©erge fleht, wo 
webet ©onne noch ©onb hinfcheint, unb baf ich ba mit bet 
jungen Sönigtn allein bin. Sh* ©eiflet follt uns bebienen, 
wenn ich euch niit bem ©chlof hetbeijaubete; bie ganje Siener# 
fchaff auf bet ©urg aber follt ihr bei ©affet unb ©tot in ben 
Slurrn fpetten. Sch werbe bie fch&ne Königin heiraten unb werbe 
mit ihr wohnen hinter bem ©erge, wo webet ©onne noch ©onb 
hinfcheint. SaS witb eine infl werben." 

Sie Seiftet eerneigfen fleh tief, unb eins, iwei, btei, ba flanb bie 
©utg auch fchon hinter bem ©erge, wo webet ©onne noch 
SRonb hinfcheint. Sie Sienerfchaft abet war bei ©affet unb 
©rot ins ©urgeerlieS gefpertf. Sie Königin faf mit bangem 
SRufe in ihrem Simmet bei Äerjenfchein, ba trat bet 3«be &u 
ihr unb oerfünbete ihr, baf fle ihren Sernahl nimmet wiebet 
fehen werbe, unb baf et felbfl fle heiraten wolle. Sa weinte bie 

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Äönigin bittere Jtänen unb weigerte flcb ftanbbafi, bem 3uben 
bie £anb $u reichen. ®o »erging Jag auf Jag unb ber 3ube 
lieg nicht nach, fle mit feinen Anträgen ju beflürnten. ©arübet 
weinte fle immerfort »or ©cbarn unb 3orn unb ihr Slntlib war 
ganj »on Jtänen gerötet. 

Riebt lange nacbbem ba$ ©cblog hinter ben ©erg öerfefct war, 
wo webet Sonne noch SRonb binfcbeint, fegrte bet junge Äönig 
»on ber 3agb iurücf. 311$ er fab, bag bie ©urg mit ber Äönigin 
oerfcbwunben war, warf er flcb auf ben ©oben unb flagte unb 
weinte wie ein Äinb. Gnblicb ermannte er flcb unb ging auf gut 
©lücf in bie ffielt binau$, um nacbsuforfcben, wo feine grau unb 
ferne ©urg feien. Sr war noch nic^t weit gegangen, ba fab er 
einen Riefen, ©er fragte ifjn, wobin et wolle, unb ber Äönig 
erjäblte, er habe nic^t weit baeon eine fprinjeffin unb eine ©urg 
crlöfT, unb bie feien jefct beibe mifeinanber »etfcbwunben. ©er 
Riefe erwiberfe: „So wiQ ich feben, ob ich bit nicht ©efcbeib 
geben fann, wo bie ©urg geblieben ift." ©pracb’$ unb pfiff auf 
bem ginger, ba tarnen alle Jiere (jerbei, ber £unb, ber £itfcb, 
ba$ Reb, bet £afe unb wa$ ba läuft unb friert, unb auch alle 
©ögel hüpften unb flogen herbei, ber 3lbler, ba$ Rotfeblcben, bet 
ginf unb wie fle alle Reifen, ©er Riefe fragte fle, ob fle nicht 
wägten, wo bie ©urg geblieben fei; nein, ba»on wägten fle alle 
nicbt$. Sulefct fam noch eine wilbe Äafce binferbrein, bie fragte 
bet Riefe auch noch, unb bie war gerabe in einen ©aum ber 
©urg gegenüber gefletfert, al$ bet 3ube tarn, unb fle fagte: 
,,©ie ©urg (lebt ^infer bem ©erge, wo webet ©onne noch 
Cftonb btofcbemt; ber 3ube b«t fle »on ©elftem babin oerfe^en 
laffen; er ift auch bort unb will bie Äönigin boitaten; ba$ @e# 
flnbe aber liegt gefangen im Jurrn." ©a fpracb ber Riefe jum 
jungen Äönig: „5Bir flnb unfer brei Riefenbräber; ich bin bet 
jüngfte. SQJenn bu |u bem ©erge bintoillft, wo webet ©onne 
noch SRonb binfcbeint, fo fommjl bu juerjt ju meinem ^weiten 
©ruber, unb »on ba au$ $u bem älteflen; ber wobnt biebt eor 
bem ©erge." Sin ben ^weiten ©ruber gab bet Riefe bem Äönig 
einen ©rief mit, unb bann ging er feiner SBege. 

311$ ber Äönig noch ein (Snbe »on ber SSSobnung be$ jweifen 

400 


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Öttefenbruberb entfernt tone, fam bet fcbon auf ihn lob unb 
wollte ihn jerreigen. SBie et aber ben ©rief ju lefen befarn, 
tourbe ec ganj freunblich, jeigfe ihm ben ©eg ju bern älteflen 
©ruber unb gab ihm wieber einen SBrief an ben mit. @b war 
getabe Slbenb, alb ec ju bet $5l)le beb bcitten Stiefen fam; auch 
bet na^m ihn freunblich auf, alb et ben ©rief gelefen batte, 
beherbergte ihn unb befc^ticb ihm am anbetn borgen, wie ec 
über ben ©erg fäme, hinter bem toeber ©onne noch SKonb 
fcbeint. (St gab ibm baju noch ipilgetfleibung unb ein ©latf, 
unb fagfe ibm, wenn et bab in ben Sttunb nähme, bann wäre er 
unftcbtbar. SRun traf ber Äönig feine Steife nach bem ©erge an, 
unb alb er hinüber war unb oor ber ©urg flanb, traf ber 3ube 
beraub unb fragte ihn: „5Bcr bifl bu, unb mg führt bicb her?" 
dt fagfe: „3$ bin ein armer Pilger unb habe mich oerirrf, unb 
bitte (Such um ©offebwiKen, nehmt (Such meiner an!" Slun 
hatte ben 3uben bort im ©unfein hinter bem ©erge unb bei ber 
Ädnigin, bie immerfort weinte, fcf>on bie Sangeweile geplagt, 
er nahm baher ben IJMlger mit in bie ©urg, brachte ihm ju eflfcn 
unb ju feinten, unb lieh fich oon ihm etwab ctjählen aub bem 
Sanbe jenfeifö beb ©ergeb, unb fonnte nicht fatt friegen, unb 
erfunbigfe fleh nach bem SDlann im S&onbe, alb ob’b fein befler 
greunb gewefen wäre, unb nach ber ©onne fragte er fo genau, 
alb ob fie eigentlich aub ber 3ubengaffe flammte unb mit ihm 
ln bie 3«benfchule gegangen wäre. 

©er Pilgrim fianb ihm über atleb Siebe unb Stnfworf unb fragte 
ihn fdhlieflic^, wie benn hier eine fo fcf>öne ©urg hinfäme hinter 
ben ©erg, wo webet ©onne noch Sföonb hinfehiene, unb ob er 
benn ganj alleine barin wohne, ©a nahm ber 3ube fogleich 
wieber eine fehr ernflhafte SDiiene an unb fagfe, ja, er fei hier 
allein, aber er habe eine unfichtbare ©ienerfebar, bie fei fehr 
flarf ; et foHe fein SKahl oerjehren, bab oor ihm flehe, unb machen, 
bag er fortfäme. St fei gern immer allein, unb wen er jum 
$aufe hinaubwerfen liege, bem täte fein ginger mehr weh. ©a 
(teilte fleh ber Äönig, alb ob er jefcf weiter wanbern wolle, nahm 
aber bab ©latt in ben SJlunb, fo bag ber 3«be ihn nicht mehr 
fah unb meinte, ber Pilgrim fei witflich fortgegangen, ©er junge 


20 Btättfjen feit Stimm 


401 



König aber muffe bie gan$e Warft in bet ©urg b^nntfleben, 
unb eg gelang ihm nicht, ju feinet grau ju fommen. 

3lm anbern Sföorgen, aig bet 3ube noch fcblief, ble grau Kö* 
nigin aber in ihrer Kammer lauf über ihr ©chicffal weinte, ftaf 
ihr «Kann plöfclicb &u ihr unb fagfe: „©off bat mich ^iet^erge# 
fcbicff, bicb abermals $u erlöfen," unb nahm bag ©laff aug bem 
«Dtunbe, fo baf et ihr fic^fbar toutbe. ©a fiel ihm bie Königin 
um ben$aig, füffe ihn unb waroollergreube. SBie fle nun noch 
beratfcblagfen, auf welche ©elfe ffe fleh beg 3«ben enflebigen 
fönnfen, fam bet getabe in bie Kämmet, benn et Ijaffe gehört, 
wie ffe mifeinanbet fpracben; unb weil et fo fcbnell fam, baffe 
bet König nicbf gleich fein ©laff in bem SBunbe. 2flg ibn nun 
bet 3«be fab, würbe er febt jotnig; bo<b ebe et nach bem ©cblofi 
in feinet ©afcbe greifen fonnfe, um bie ©eiffet bamif betbeu 
jurufen, baffe ibm bet ©fatfe mit feinem ©cbwetfe fcbon bag 
§aupt gefpalfen. 3lun nahm bet König bag ©cblofj, brebfe eg, 
unb bie ©eiffet etfcbienen. Sie fragten, wag et begehe, unb et 
befahl ihnen, juetfl bie ©ienerfcbaff aug bem £urme ju befreien 
unb bann bie ©urg wiebet auf ben ipiaf} ju eerfefcen, wo et ffe 
erlöff habe, ©amt gab et ihnen noch auf, ben 3»ben hinter bem 
©erge ju oerftbarren, wo webet Sonne noch SDfonb binfcbeinf, 
wag auch gefcbab. ©arauf fielen alle, bie in bet ©utg waten in 
einen fanften Schlummer, unb unferbeffen brachten bie ©eiffet 
bie ©urg in wenigen giugenblicfen wiebet an bie alte ©teile, ©a 
hat bet König noch lange Seif mit ©egen regiert unb in grofjem 
ainfeben geffanben. 


402 


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Jpunb unb 


ur Seit/ al$ bie Sliefen noch auf Geben 
wohnten, gab e$ erfl wenig SRenfchen. 
Sie würben oon ben liefen nicht »tel 
beachtet; aber $unb unb Äa&e merf# 
fen, bafj bie SOJenfchen einft Herren bet 
Srbe fein würben, unb fchloffen fleh 
ihnen an. Ser£unb ging mit auf bie 
3a gb, um ba$ SEBilb heranjufretben, 
unb bewachte feinen £ettn, wenn 
biefer fchlief. Sie ßafce hütete Äüche unb gelb unb oertrieb ba$ 
fleine ©etier, ba$ bort feine Siahrung fuchte. Sie SRenfchen 
waren bantbar unb freunblich unb teilten ihre ©peifen mit 
ihren eierffifHgen Sienern. 211$ aber bie SRenfchen fleh »ermehr# 
ten unb mit mehr SRüfje fich ernähren mußten, »ergaben fie bie 
treuen Sienffe ber beiben Siete, unb gaben ihnen ffatt be$ 
gleifche$ balb nur noch bie Knochen. 

©nblich gingen Sage unb £unb eor ©erich t unb fuchten bort ihr 
Siecht. Sie Stiftet aber getrauten fleh nicht, biejen fchweten 
£anbel allein &u entfeheiben, unb befchicften einen alten, wegen 
feinet 5Bei$hrit weltberühmten SRann, bet follte ihnen Slat er# 
teilen. Ser 2l(te befah fowohl ben SRenfchen wie ben Sieten bie 
Sühne unb fprach: „$unb unb Sa§e flnb mehr jurn gleifcheffen 
gefchaffen, al$ ber SRenfch; ber foll auch ©ernüfe effen, er muf 
ben £unben unb Äa&en ein genügenb Seil glelfch abgeben." 
Sa$ Urteil warb auf Pergament gefchrieben unb ben Älfigern 
eingehänbigt, bamit fie fogleich iht IRecht beweifen fbnnten, 
wenn ber SRenfch e$ ihnen weigern follte. groh gingen bie Siete 
nach $aufe. 2lber nun galt e$, bie wichtige Urfunbe fo aufiu# 
bewahren, baf fie ber SRenfch nicht flnben unb uernichten fonnte. 
Ser #unb riet, fie unter einen gtofjen Stein ju legen. „9lein," 
fagte bie Äa&e, „ba$ geht nicht, wie leicht lann fie bet SRenfch bort 
flnben, unb wenn et fie nicht flnbet, fo jerflbrt fie bie geuchftg# 
teil. 3ch will fie in ben #ahnenbalfen tragen, ba ijl e$ höbfeh 
ttoefen, unb bahin fommt auch Irin SRenfch." war ber #unb 

*«• 403 



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lufrieben, unb Me Sage fletferte auf$ ©ach unb »erbarg baö 
^Pergament unter einer Satte. 

etliche waren bie SDtonfcgen bem Urteil gegotfam unb 
gaben ben Sieten non allem gleifcg ab, baä auf ihren Sifcg fam. 
©ann aber würben (le nacgläfflger, unb nicht lange, fo hatten 
fle ben Stiehterfprueh »ergeben, unb £unbe unb Sagen befamen 
wieber nur Snochen. ©a befchloffen bie beiben, bie SRenfcgen an 
ihre Pflicht ju erinnern, unb bie Sage fletferte ba$ ©ach hinauf, 
um bie Urfunbe ju holen. 211$ fle aber oben hin fam, ba hatten 
bie SRäufe ba$ Pergament ganj jernagt, fo bajj e$ nicht mehr 
tn gebrauchen war. ©ie beiben fonnten alfo bem SRenfcgen ihr 
Stecgt nicht beweifen unb mfifien fleh feitbem immer mit Snochen 
abfpeifen laffen. ©et §nnb aber würbe jorotg auf bie Sage, 
beten £Hat ba$ Unglficf »eranlafjt hatte, unb iff ihr drgfler geinb 
geworben, unb bie Sage fuegt ihre Stoche an ben SRdufen unb 
»erfolgt fle unabläfflg, weil fle ba$ ©ofument vernichtet hatten. 


Q5un ’n $?atin( ©ponnclang 

mo(l) (einmal) wor 5 orrneä 3Ree(b)l 
(SRäbcgen), bar fein Sottet unb SRut* 
ter geflorbn gewafn, unb wie fe halt 
fenn SRenfcgn narnb$ (nitgenb$) nich 
meh’ (mehr) hotte, bo wullte fe eun 
brheeme furtgign anbetfehwuhin in 
©ienfl. ©o muffe fe botch eun grufju 
2Balb gihn, unb wie fe brinne wore, 
hot fe ’n ÖBag eerlorn unb hot fleh 
a nich meh’ juraegfe gefun’n. 3gt hot fleh halt ba$ 3Ree(b)l rächt 
gefaeregt, unb bo i$ uu a finit (ffafler) unb SRochf wurn. 3»»» 
gtfifjfen ©liefe (©lücfe) got’$ 9Ree(b)l bo noch a fleen$ £eift 
($4ufel) gefahn, bo i$ fe nei’gangn unb hot gebucht, bofj fe bo 
werb »erleicgt übernoegt bleiben fönn. Sn bau £eifl wor fee 
SRenfcg nich brheeme unb ’$ hot fo tieber(l)ich olleö brinne rum 
gelahn. ©o hot halt ’$ 9Ree(b)l ongefange, ä biffl Drbnung je 





mocgn, bernoj got fe f!cg in enn ©tnfl gefegt uttfc gof getoorf, 
toare fco fumm toarfc. Uff eemo(l) tut fce ©ite aufgiegn unfc 
fürnmt & ganj fteeneö SKannl tein mit en langmacgtign Sorte, 
ban '$ ginfennocg ge&ogn f;ot, fuf ficg itoerol ümgucfn unfc fogf : 

„£m, gm!" ©ie ’i owet ’$ SKce(fc)l in ’n ©tnfl fign flgt, fängt 
’$ SRannl mit erntet tiefen, flotftt Stimme on: 

„3$ fci(n) bo$ ©annl ©ponnelang, 

$o’ (gab) ett Sott fcrei (Sglen (Sflen) lang. 

SKce(fc)r, wo* i»Wffe?" 

!Do got ’ä $föee(fc)l gefcatn, ’$ SRannl full fe og ßgernocgt begaln. 

©o gof ’$ SNannl tolefcet ongefangn: 

„3<g E>i(n) fco$ ©anal ©ponnelang, 

£o’ en Sott fcrei (Sglen lang. 

3Rce(fc)l, rnocg rnet’i Sette!" 

3gf i$ galt ’$ 2D?ee(fc)l gangn unfc gof ’n SRannl’ä Sette ge# 
mocgf. ©tnoj fo^t ’& SJfannl roiefcer: 

„3cg fct(n) fcoä SRannl ©ponnelang, 

$o’ en Sott fcrei Sglen lang. 

9Ree(fc)l, tic^f met 5 Sofcl" 

©o got ’$ 9Ree(fc)l Seiet gemocht unfc gof enn Supfl ($opf eoll 
©offer non gefegt unfc eene ©onne (©anne) gepult, unfc toie 
’$ ©offer »orm toor, gof fe ’S ’neinguffn unfc got ’$ SOiannl 
’neingefegt, unfc ^>of ’$ galt gefcofcf, unfc notger got fe ’$ in$ 

Sette gelegt. Unfc fco fogf’S Sttee(fc)l : „SDtif fcan alten langn Sorte, 
fco fäöfie jn fctitot (fcröfcer), Sftannl ©ponnelang," unb tut eene 
©cgare namm unfc tut ’n SDJannl ’n Sott morfcä toagfcgneifcn. 

©o i$ fco$ «Kanal uff eemol immer gtßfjer unfc fcginner (ftgß# 
net) »um unb gof gefogf: „$Kee(fc)l, fcu goß ntlcg fcerliefl (etlöfl 
unfc fußfi a fcgien fcerfßr fcefcanlt fein! Stimm fcet og mann Sott 
mit |un Dnfcenfen, unfc fpinn ’tt fcergeeme." ©o »orfcg «Kannl 
oerfcgttmnfcn. 

’n anfccrn £og i$ '$ $Kee(fc)l »iefcer gemm gangn unfc got’n Sott 
mitgenumm, unfc fcergeeme got fe ’n uff’n JKutfn gefiatft unfc gof 
angefangn je fpinn. Unfc fco got bat Sorf faltoet Immt »etter 

405 yr 


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(weiter) gefpunn unP ’g ®om ig »um, wie pafleg GulP, 
unP ig a gotnicp »Inge (weniger) »um. UnP Po pon olle Sette 
fltteö @om »uUn pon unP ’g 3)?ee(P)l pof got niep genmtg t>et> 
feefn fünn. ©o ig fe fepr reiep »um unP pof gepeltf (gepei t 
tatet), unP »etm fe niep gefiotPn ig, fu laPt fe feinte noep. 

£)a$ SRätfef 


lu Sauer paffe eine# Sageg SrPfen ge* 
fdf, uuP »ie et mit Pem ©den fertig 
war, guefte et fiep noc^ einmal Pag 
ganje Pefäfe gelp an, u«P alg et auf 
Pie ©eite ging, um Pag ©delafen aP* 
julegen, fagfe et fo oor fiep pin : „SBen 
fe foamen, Pdn foamen fe niep, un»en 
fe niep foamen, Pdn foamen fe." ©ag 
p&rte Pet £6nig, Pet jufdllig eot> 
Pel fam. ©et wußte nun gat niepf, wag Pet Sauer Pamit meinte, 
unP tonnte eg fiep auep gat niept Penfen. UnP fo fragte et 
Pen Sauer, wag et Pamit fagen wollte. „3," fagfe Pet Sauer, 
„Pdf ig ganj eenfaep; wen Pie! ©ouen (SauPen) foamen un 
fredten Pie fefdPe ©treffen up, Pdn todn fe niep tuet foamen un 
upgoan; wen Piü ©ouen dPet niep foamen, Pdn »dm oef »ol 
mine ©treffen upgoan, wen füg guet QBedPet lg." — ©a gaP 
ipm Pet ÄPnig ein guteg ©efepenf unP oetPof ipm ffreng, eg 
irgenPeinem SKenfcpen ju fagen, Pig et fünfelgmal Pen ÄPnig 
gefepen pdffe. UnP Pet Sauer petfptacp eg ipm auep. 

9Bie nun Pet Jtontg naep £aufe fam, gaP et Pag SKdffet Pei Pet 
Safel auf; aPer Pag fonnfe fein einiger taten, ©oep einet funP# 
fepaftete eg fo unter Pet £anP aug, wie Pet ÄPnlg ju Pem SRdtfel 
gefommen »at, unP alg et Pag eeff wußte, Pa reifte et rafcp ju 
Pem Säuern pin unP gaP ipm Pie pimmelgpejien SEBotfe, et foKe 
Pocp fagen, wag eg »dte. ©et Sauer aPet fagfe: „3f Petref et niep 
eer feien, Peg if fufttgmoal Pen Äönig fefien pePPe." ©a faßte Per 
gremPe ln Pie Safcpe unP gaP ipm fünfzig Planfe Saler unP 

406 




fagte: ,,©a Ifl ffinfelgmal bet Äbnlß," unb nun follfe er ti ihm 
auch faßen. — Unb ba faßte e$ bet ©auet ihm auch. 
iDen anbetn Saß, wie nun bet Äbnlg wiebet ba$ Staffel auf# 
gab, ba »uff’ e$ fa n» bet auch unb faßte: ;/ ©a$ flnb bie 
grbfen unb bie Sauben." ©a würbe bet Äönig abet böfe auf 
ben ©auet, baf et’$ boeb ßefaßf baffe; wellet al$ Äbnig boeb 
rnebt wlfien muffe al$ bie anbetn. 6t lief nun alfo gleich ben 
©auet fornmen unb fab ibn ganj borflig an eom Äopf bi$ ju 
ben Pfen unb fragte ibn bann, wie et baju färne, ba$ Staffel 
boeb ju faßen; et hätte ibn ia wäbtenb bet Seif noch nicht fänfiiß# 
mal ßefeb«»* ©ct ©auet abet fürchtete fleh ßat ni<bf, fonbetn 
fcbmunjelte fo’n blf eben unb faßte fein SEBotf, faf fe blof fliö in 
bieSafcbe unb jelßfe bem Äönig bie fünfeigSaletunb ftaßfe ibn 
bann, ob et ba nlcbf ffinftigmal braufflänbe. ©a tonnte ibm bet 
Sönlß nun ßat nichts anfaben, abet geärgert unb gebofl baf et 
(leb furchtbar, unb ßewif bat eS bann bet anbere, ber’S fleh 
febon fünftiß Saler hatte foflen laffen, auSbaben müfien. 


trüber unb @d)toejter 

$ war einmal ein $ett, bet baffe 
jwei Äinbcr, einen Änaben unb ein 
Sftäbcben. ©ie haben ftcb niemals »et; 
fragen, ©ie ©cbweflet aber war jän* 
fifebet al$ bet ©ruber unb fing fletS 
©freit mit ihm an. ©a fpracb bet©a* 
fet einmal iu bem Sföäbcben, als bet 
©ruber ftcb über ffc beftaßfe : ,,©o 
wollte ich boeb, baf bu &ut Saube 
wfirbefl unb jum genflet binauSflögfl." Unb fogleicb watb bie 
Sotbfet jur Saube unb flog &um genfler hinaus unb wat mt 
febwunben. ©a teufe eS ben ©ater, was et gefügt baffe, unb 
auch bet ©tubet wat traurig unb baebfe: „2lcb, wenn boeb 
meine ©cbwefler wiebet ba wäre! 3<b bin fo allein, unb bie 
anbetn Jtinbet oetfpoffen unb fcblagen mich; meine ©cbwefler 

407 



würbe nttt Reifen, unb mit mit fplelen." Unb als et groß ge/ 
worben war, ging et &u feinen ©fern unb fagfe: „3$ »iß in Me 
©elf btnauSgeben, ob ich oießeicbf meine Schweflet wieberftnbe." 
©a fagfe bet Safer: ,,©o wißfl bu fle finben? ©ie ifl eine Sanfte 
geworben unb forfgeflogen; bie finbefl bu nimmermehr." ©et 
ßobn aber lief eS fleh nicht auSreben unb lag bem Safer 
immer wiebet an. ©a lieg ihm ber Safer ein neues ftöcbfeneS 
$embe nähe« unb ben Kamen bet ©cbwefler bineinflicfen; unb 
baS nahm ber Stüber mif auf bie Steife, ©ie et nun fo ging, 
fam er in einen großen, großen ©alb unb ging immer barin 
fort. 2ßS eS febon 2lbenb würbe, fam et ju einem Räuschen. Sr 
flopffe an, ba fam eine alfe «Kutter heraus, bie baf er um ein 
Kacbtlager. „Sieb," fagfe bie, „icb woßfe bieft febon übernachten, 
aber ich fann nicbf; wenn mein ©obn ©inb beimfommt, ber 
jerreißf bicb wie ein Ärautbaupf." 2lbet ber 3««8« buf gefagf, 
er woße fleh auch gut oerflecfen, unb fo lange gebeten, bis fle iftn 
aufnabm. Unb nicbf lange, ba b&rte man ein furchtbares Stau# 
fen, unb aße Säume neigten fleh: ba fam bet ©inb. Unb als er 
in baS £auS trat, fptacb er: „«Kuftet, 3br fyabt einen fremben 
SKenfcben hier; bringt ibn oor, icb jerreiß’ ibn wie ein Ätaut/ 
baupf." ©ie «Kuffer aber anfworfefe: „Sewabre, hier ifl nie/ 
manb; wer foßfe bierberfommen in biefe ©ilbei ?" 6t blieb aber 
babei unb fagfe: „Stingf ibn beteor, icb wiß nichts tun." 
©ie SKuffer aber leugnete, bis er baS breimal eetfptocben baffe, 
©a holte fle ben 3uugen tythei ,,©o fommfl bu her?" fragte 
ibn ber ©inb, „bu wirjl hungrig fein, fefc’ bicb bet unb iß." 
2ßS bet 3unge gegeffen baffe, erzählte er fein Slnliegen. ©a fagfe 
ber ©inb: ,,©a mußt bu febon bis morgen abenb hier bleiben; 
morgen geh’ ich aus, ba wiß leb feben, ob icb beine ©cbwefler 
auSfagen fann." 3lm anbetn Sage wartete bet 3«ngc; aber als 
ber ©inb abenbS nach £aufe fam, buffe er nichts gefunben. 
©eS anbern SßorgenS wanbetfe ber Slöngting weifet unb ging 
ben ganjen Sag; gegen Slbenb fam et an ein £5uScben. Sr 
flopffe an, ba fam eine alfe SKuffer heraus, bie baf er um ein 
Slacbtlager. „3cb fann bicb nicht übernachten," fagfe fle, „benn 
mein ©obn Stabe wirb halb beimfommen, bet barf bicb nicht 

408 


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ßnben." SDer3unge bat unb bettelte «bet fo lange, big ße ihn 
t>ocb babeblelf. Unb halb ifl bet Stobe nach £aufe gefommen unb 
$af gefagt:„S&utter,3bt habt einen frembenSRenfcben biet; gebt 
ihn beraug, ich »Ul Ibm nlc^tg tun." Sie SRutter leugnete erß; 
alg et abet btelntal oetfproeben batte, bem gremben niebfg ju 
tun, fam blefet beroor. ©ie et bem Stäben feine ©efebiebte tu 
jäblf batte, fpracb blefet: ,,©u mugt big morgen blet bleiben; 
wenn leb morgen fortfilege, »Iß leb feben, ob leb belne ©<b»eßer 
augßlegen tonn." 3lbet am anbern Slbenb fam bet Stobe »iebet, 
unb batte bie 6cb»eßer nicht gefunben. betrübt ging bet 3üng* 
Itng »eitet, big et »iebet jn einem $5ug<ben fam. Sllg et an# 
floppe, machte ibnt eine feböne grau auf, bag wat ble ©onne. 
£>te »at nicht fo »ilb, fonbetn f!e nahm ihn fteunblicb auf, gab 
ibm $u effen unb oerfptaeb ibnt, am anbetn Sage &u feben, ob 
ße feine ®cb»eßet augfebeinen tonnte. Unb am anbetn Sage bat 
bie ©onne gefebienen fo bell nnb fo helft, bag bie ©lätter unb 
bag ©tag oerbotrf ßnb, unb alg fle abenbg nach $aufe fam, ba 
batte ße beg Änaben ©cbweßet auggefebienen. „®g iß," fpracb 
ße, „ein grogeg ©affet, übet bag nlemanb fahren fann, unb 
mitten batin liegt auf einet 3«fel bo<b oben ein bet tlicbeg ©eblog, 
barin iß beine ©cb»eßet, aber bu fannß ße befreien. $aß bu 
©elb?" — „3a," fagte bet3unge. ,,©a bleibe big morgen bei 
mir; bann geh unb faufe bit eine ßb»ar&e $enne; bie foßß bu 
foeben unb eerjebten; aber bie ©ebeine bebe fotgfältig auf. Unb 
faufe bit ein Sbpfcben ©itup unb gebe bin, big bu an bag ©aßet 
fomrnß. ©a »itß bu eine glaferne ©rücfe feben, bie gebt ßeil 
hinauf ju bem ©ebtoffe unb iß fo glatt, bag ße niemanb tu 
ßeigen fann; nimm abet immer ein ©eineben »on bet £enne 
unb tauche eg in ©itup unb lege eg auf bie ©rßefe, fo »itß bu 
batauf treten tonnen unb »itß fo hinauf fommen." 2lm anbetn 
SRorgeu ging bet 3öngling fort unb tat, »ie ihm bie ©onne 
gefagt batte. 2llg et an bag ©affet fam, fab et bie gläferne 
©tflefe; ble gtonjte fo, bag man eg faum augbielt. Slbet et 
tauchte ein ©eineben in ben ©itup unb legte eg auf bie ©töcfe 
unb trat batauf, unb bann noch eing unb fo »eitet, big nur noch 
ein ©ebtitt fehlte. 2lbet er batte ein ©eineben eerloren (benn bie 


409 



Sonne hatte eS fchon gewufjf, baff Me Scheine gerabe aus# 
reichen faßten) unb lonnfe nicht biuauflommen. 0 a nahm ec 
ein ©effer, fchnitf f!c^ ben Keinen ginget ab, faulte ihn ein, 
tcat barauf unb wat nun oben. 0 a fah et ein fch&neS Schloff; 
ec trat hinein unb fanb in einem Sirnmet eine ©ahljeif ange# 
eichtet; gleich fegte et {Ich hin unb afj, benn et wat hungrig oon 
bem ©ege; bann ging et toeiter inS zweite Simmet, ba lagen in 
oieejehn SSetfen oiec&ehn ©äbchen fchlafenb, unb eins baeon toat 
feine Schweflet; benn an ihrem 95ette (lanben ihre Pantoffeln, 
in bie ihr (Käme gefüdf toat. 0a (egte et iht baS flächfene 
$embe aufS Äopftiffen unb ging hinauf in baß btitte jjimmer, 
baS toat gani himmelblau unb herrlich glänjenb; unb oon ba 
(am ec in ben ©arten. 2 fnbeflen erwachten bie Räbchen, unb als 
bie eine aus bem SBeffc flieg unb babei an baß Äopftiffen flief?, 
fiel baS $embe hinunter, ©ie fle baS fah unb ihren (Kamen 
hineingeflidt fanb, ba tief fle: „Sich, mein SStubet ifl hier! Slber 
hätte et nut noch baS eine getan, eine ©anbei (15 ©tüd) SBefen 
ju Slfcge ju lehren, ba wäre ich etlbfl; aber fo bin ich oetwünfeht 
bis in bie finftere ©eit." Unb fle ging hinauf in ben Satten, 
wo er wat, fle butfte ihn abet nicht begtöfen unb nicht mit ihm 
fpcechen — , ging bei ihm ootbei unb wanbelfe bie SSrüde hinab 
unb weitet bis in bie flnjlere ©eit. Unb als et in baS jweite 
Simmec jur&d ging, ba fanb et baS #embe, baS hafte fle hin# 
gelegt unb baju gefchtieben, bafj ec fle hätte etlbfen fbnnen, 
wenn et eine ©anbei S5efen |u purer Slfche gelehrt hätte, abet 
nun fei fle oerwünfehf bis in bie flnflete ©eit. 0a nahm et baS 
£erobe unb ging trauclg fort, immer bet Schweflet nach. Snb# 
lieh (um et &u einet ©üijle, bie flanb an einem weiten, wei# 
ten ©eet, unb an bem anbern Ufet lag bie flnflete ©eit. Unb 
et etiähltc bem ©üßer, baff et feine Schweflet juche, bie bis in 
bie flnflete ©eit oetwönfehf fei. 0a fagte bet ©äßet: „SlUe Sage 
lommt ein (Rabe hierher geflogen, bet holt btei Sonnen ©ef>l 
nach bet finfleren ©eit; 0a lannfl bu bich in eine Sonne fegen, 
unb bet (Rabe wirb bich hiufi&erbtingen. ©t hat «bet bie @e> 
wohnheit: wenn ihm eine Sonne $u leicht ifl, fo Wfjf et fle ins 
©eet faßen, unb wenn fle ihm $u fchwet ijl,ebenfo; unb lommt 

410 


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jucflcf, eine anbece ju Wen, fo lange, bis eine baS rechte ©etoicbf 
baf." 3lm anbetn borgen fam bet Slabe uni) nahm eine Sonne, 
ln bie flcb bet 3üngling geflecft fatte, unb flog bamlf übetS 
SReec. 2tbec als ec fajl beüben toat, fpeaeb ec: „2lcb, bie ifl boeb 
ju teic^f," unb lief fle faßen. 2lbec bec ©inb unb bie ©eilen 
trieben bie Sonne auf$ Ufec ju, unb als bec Jüngling füllte, 
baf fle bie 6tbe becübtfe, fcbntff ec mit einem COleffec ein 2bcb* 
lein ln baS $af, baf ec binbuccbfeben tonnte, unb als ec @caS 
fab, feblug ec mU einem ^ammec, ben ec bei flcb batte, baS £ocb 
gebfee unb gclff mit bec £anb binbuccb, um {leb am ©cafe fejl# 
jubalfen, unb bann bieb ec baS £ocb fo geof , baf ec binauS unb 
ben ©feanb binanßeffecn tonnte. ©a toac ec am Ufec bec flnfle* 
een ©elf. 6c ging eocwdcfS; halb toac eS fo bunfel, baf ec auf 
allen oiecen feieren muffe, abee ec fanb ben ©eg. 6c fam ju 
einec ©tabf, ba (lanben am Soce jtoei ©ebtoeine; bie ciefen: 
„2Jcb je, acb }e, ein ^btiflenmenfcb, tole fommf benn bec bet’" 
unb cannfen foef. Unb halb fam ec an ein anbeceS Soc, ba (tan* 
ben jtoei $55cen, bie ciefen: „9lcb je, acb & ei« Sbtiflenmenfcb, 
toie fommf benn bec bec?" unb cannfen foef; unb ec fcocb toeifec 
bis jum beiffen Soc, ba flanben jtoei 6fel, bie ciefen ebenfo unb 
cannfen auch foef. Ülun fam ec ju einem ©allgcaben, öbec ben 
eine SStfitfe fäbrie; öbec bie fcocb ec binfibec unb fam inS ©cblof . 
©a bbete ec, toie jtoei flcb befpcacben; bie eine fagfe: „9lcb, toann 
toeeben toie einmal eclbjl toecben?"©ie anbece ectoibecfe: ,,©a 
muf eef! einec fornmen unb eine ©anbei Sefen, bie oben auf 
bemSaale liegen, ju pucecSlfcbe febcen unb muf bie 2Ifcf>e jum 
©all feagen unb inS ©affet toeefen; ec baef flcb abec beileibe 
nicbf umfeben, toenn ’S ibn auch cuft unb jucßcfbalten toiH. ©a 
toicb’S einen geofen ÄnaH geben, unb toie flnb eclbfl. Slbec baS 
toicb ja felnec fbnnen." ©ie bec 3unge baS gebbef buffe, fcocb ec 
hinauf auf ben Saal unb fanb bie SBefen; ec baebfe abec: „toie 
lange bauecf’S, toenn man einen 95efen oecbcennf, ebe ec ju 
2lf<be toicb: nun foll leb fle gac ju Slfcbe febcen." ©oeb nahm ec 
einen, unb als ec ben jtoeifen ©feieb getan, ba jecflel bec SSefen 
ju geuecafcbe; unb ebenfo glng’S mit ben anbecn. ©a baebfe ec, 
toie ec toobl bie Slfcbe jum ©affet binfcöge. 6c nahm fein §alS* 

411 


Die 



tucb, fel)rfe fle hinein unb trug fle fort. ©a rief ei hinter ihm 
unb pacfte ihn an unb brobte, ei gäbe ein grofjeä Uttglüd; aber 
er ging eorwärftf, ohne fleh umjufeben. Unb al$ er ble Slfcbe ln$ 
©affet warf, gab ei einen furchtbaren Änaö. ©a ging et jurüd 
unb nun warb’$ liefet unb Ilster unb halb geller Sag. St 
ging ln$ ©cblofi nnb fanb bie tnerjeb« gRäbcben fcblafenb; ba 
legte er feinet Schweflet bai £embe auf$ Äljfen unb ging hinauf. 
3iun erwachten ble SKäbcben unb waren erlbfl. ©ie Schweflet 
aber fab ba$ Qembe nnb fanb Ihren 95r«ber; unb Im Schlöffe, 
wo ei fehl f<bön unb örtlich war, lebten fle froh unb glücflicb 
jufammen. 


412 


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3nlja(t&>erjeicf>ni4 &iu 

SJorwort IX 

*Sie jpria&effla aaf t>em s&auro i i' ' 

S8otn gRaaa o&ite fern 15 

£>ie 3t»ecftmäaa($ea 21 

£ec luftige fferMaaafr ober free ©olfrbitfäi 2^ 

SDag SPoftfrotn 30 

£>a$ ftäfrcftea uafr frte ©fridaafrela 31 

g)gg golfreae ®<frto§ 32 

*6aa$ gBuafretiicfr 37 

S?oai fruroatea iPetet 4S 

&e6 Pont fträcfre, frefj aff frie flocfaeit if? gdnge .... 53 

£>tee tc SBett s6 

ffapft Ptfrfe 57 

6$ ift fcfroa gut 59 

£>et fleißige uafr t>ec faule giftet 63 

£»ie freifreu ffleifcfrfrauec ia 5er ftfrfte 69 

**£)et Qtafeafofra 71 

■Det ©cfraeifree uafr free ©cfrafl 81 

Set faule 6aa$ 83 

SDie oetftorfreae ©etecfriigleit 85 

©olbtg SSeifreli uab fiatAefrafri 87 

IDer eifetae ftaftea 90 

•Die ftecfeaffit 93 

gifofreig! 95 

%om alfttflitfrea ©cfruftet 96 

%oa bero %reifeffel 98 

Soa bea acfrt&efru ©olfratea iox 

£)ie ftfrfrae ftaniggfaxfrlet im ©atteu 108 

iDal ftiab mit t>em golfreaea Slpfel 110 

Ot>c uafr fre ©lang* 113 

iDie gBaffetlifie 114 

SBie free ©auer eia £)oftot ttatfr 123 

Pea ©eiaeu gifrt’3 ©oft int ©(frlaf ........ 127 

Der iDdttroüaft uafr bet gReafcfreafteffec 128 

9Bie Me 3tegea uacfr fiefiea gefommea finfr 132 

413 


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Oec ffiaec unb feie (Stfrwattepiapflfcqu 133 


Oie Eeifren ©olbfipfrec 141 j 

0 co§rottttec($en 3 mmecflcftn 14s 

Siei>enfcfr 5 n 146 

Oie friebifröe ©pippftube iso 

SEBic t>ec Seufei frag 0 eiflepfpiei lernte 152 

Oec ftaniflgfofrp ppfr frle Seufeig(o<fttec 155 

Oie ©tfetottfte 164 

Oie alte SitteifitteUacce 169 

Pag fttcfefocp 173 

gow Eiden fetten 9 >frtppefp(frep 176 

Oie ®ptinfltiwc&ei 177 

SKlPCOfl) 179 

%aiec ©tcofrtpifcfr 184 

SBie bec Oupune frie ffcin&effip ec(fl|? 187 

**Oec ©olfrai uttfr t)ie fcfrtpacje iPcip&effiq 189 

Oie fünf £apbtperfgfrucf(frep auf SKetfen 194 

Oie SKfl&e im ©cfrwacitpatb 195 

Oec Sftatgfrecc upfr frag SSSfrele 195 

Oec ©cftäfecgfoftp ppfr Me jaufrecifcfre fffraiflgtocfrier . . 196 

Oie frcei Ocämne . . 201 

©fcoro fetig 202 

©iftpUe fioppe 203 

Sec frpmme SBoif 204 

Oie 0 efcfri<frfe oon free 3 Refrelfuppe 20 7 

Oie ©eifrepfptppeetp 211 

*Oie cuffifcfre giwetee ppb t>ie cttfflft^e 0aletfree ... 2x6 

Oec ©fieftltfe 230 

ffBalfrmlptfrep 231 

EKflpfrec ffipbt 234 

Oie pemfipftfre 9 )cimef(fa 217 

Oeg Oofett Oant 24s 

Pag frlape 93 apfr aso 

Oie frcei gcaaep freg Oepfeig 256 

Oec fcfrpeKe ©olfraf 2^7 

Oie feitfqme $eicat 263 

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I 

I 

, SBarom bag gftee mq ffer fat&ig ift &6 6 

t £>ec SKtft auf freu ©tagfrerg 268 

SDag geben am feibenett gaben 272 

1 iDet gou^tfopf mtb bte Sattbetfagel 274 

£)et Seitfel alg gRflKetgefefle 279 

&om Ä5tttggfo&n, £>ec fliegen gelernt batte 281 

iDie Summen Sietleitt 28*; 

£>qg gotflenfinb 286 

IDet gfiffel tot ftltnmel . vt7 

£>et gebettöttlg 297 

iDet gtpetgen Beta 301 

©olbmatifett mtb ®ott>febet 303 

SMe getreue Stau 31s 

®fetn;(SU «nb (Sfeinfrbbf 327 

*g £ßfelg @tbgro«eg 328 

£ei ftettpfittflebe 3fel 332 

jpqg gauBeccog 333 

Unbattf iß bet gBelf &>frn 341 

g>ie f(C>5nfle graut 343 

•Dag ©cftnetberteiu unb bie bret fiunbe 351 

&le SPtinitefßn cou Stefental 3SS 

£aftncfreu unb ßenntfren 365 

iDet Seufel unb bet grefutor 368 

£)ie faule flafl 369 

iDle fcfrwat&en gftännlein 3 7* 

SDie Xtbnlnattet 372 

iDtefcfrflegel unb geuetfrtanb 374 

£>ie eifetnen ©tiefel 376 

SDtei gute £efrengleftten 390 

gbfe werben 394 

iDet 3ube unb bag gotlegeftfrloE 397 

ftunb «ab Safee 403 

%un *n Scannt tgponnelang 404 

iDag SKätfel 40 6 

|, grober unb ®<frweßet 407 


* SRadfr ftoftn „gRättfren aag $o»roerttttKb SRftgen*, mit @enet;mtflmia 
t>c$ gfenagg. — ** 3mu £eü ttat$ bmfelben ggett. 


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@et>ru<ft frei 0$car fcrönbflemr in Seipjtg 

j 

. 




i 


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£ugen ©tebcricM Verlag in ^cna 


2>te UÄär^cn b er 205 eltliteratur 

^etauggegeben bon §tiebric& bon bet Sepen unb 5paul Saunert 
Seutfcbet $&5t$enfc§afc: 

$ttufäuö, Sßolftfmärcben ber üDcutfc^en, 2 93be. £r$g. 
bon 5p. 3 a u n e r t, 5Mt £olifcbnitten bon £ub»tg Siicbter. 1 9 . £f b. 

Äinber* unb ^)auömärcben. ©efommelt burcb bie 95tübet 
©rtmm. 2 35be. 3ubiläum$au$ga&e. £r$g. bon 5 r t e b r i cf> b 0 n 
ber fiepen. 20 . £aufenb. 

2 )eutfcbc Wremen feitÖrimm. £c$g.bon5paul3aunett. 
27, Saufenb. 

3>lattbeutfd;eQ3ol^märcbcn.^0.bonSBi^elmSßtffer. 
14» Soufenb. 

Snropdifcbe Sföärcben: 

^orbifcbeQ$olftfmärci>en .2 95be.£tgg.bon$lara@ftoe&e 
95b. I: £Mnemarfunb@cbtbeben.95b.ll: SRottoegen. i4.£aufenb. 

$innifcf>e unb eftnifc^c Sßolftfmärcben. £r$g.bon 2l.oon 
fibtoig of gftenor. io.Soufenb. 

SSufftfcbe SÖolftfmärcben. £c$g. bon 3t. bon £ön>l$ of 
50?enot. i 9 .£oufenb. 

^Satfanmärcben. £t$g.bon3tugujt£e$fien. i 4 .£aufenb. 

^Reugriecbifcbe Härchen. £r$g. bon 5p. $ r e t f $ m 0 c. 10 . £fb. 

.3« SBorbereitung: 

Seutf^e SKär^en feit Stimm. 2 .©b. $r$g. eon Spaul 3<*unetf. 
€0?5rcbcn auö bem alten unb neuen Stanfreit^. #r$g. eon Srnfl 
£eget$off. 

3$länbif$e ©dreien. £rög. eon £an$ Ülaumann. 

Set tifc^e unb litauif^e Sftdrtfyen. £rög. eon S&. #. ©öljm unb 
&tiebri($ ©pec^f. 

3cifc$e «Kdrc^en. £r$g. eon 3uliu$ fotorni) unb Sdte 3RüHer#£ifo»9fi. 
3igeunet#3Rdtdjen. £r$g. eon Sari ©lod unb 3ofef Stichele. 
3talienifc$e STOdrcben. £t$g.eon ©alter Seiler. 


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2luj3murop<Sifc$e Sttärc^en: 

£l)ineftfcf>e 33olftfmärd?en. Übcrfc§f unb eingcletfcf t>on 
Siic^acb 2Bil()elm. €0?it 23 Slbbilbungen chmeftfchet Qofy 
fchnltte. 29. £aufent>. 

$an$ 95c t ^gc in ber ©iener 2tbcnbpoff : <?$ fint> ©(öde barunter, 
fo blumenfaft fcfjön unb lieblich, tag man fte al$ perlen bet Stürchenpoeftc 
überhaupt be^ichnen mujj. 3lic^arb ©ilfjeim, bem wir bad eerbienfleolle, 
an forgfamer unb liebeeotler Arbeit reiche ®uch ju banfen haben, fyat bie 
bunten glichen Störchen in ein auggejeichneteg ©eutfch gefaxt. 

£$ut>Df)iflifd>e $?ärcf>en auö bcm alten ^nbien. #r$g. 
öon (S.£üi>et$. SRtf 8 tafeln. io.Saufenb. 

Siefe Störchen lehren und bag ieben unb Treiben in ben ©föbten unb 
©ötfern beö ©angeglanbeg fennen ; fte führen und an bie £öfe bet gürflett, 
in bie @inf!ebeleien bet Slgfeten unb bie Slöfter bet bubbhtffifchcn Stöncfe. 
©ie alte inbifhe Stürchcnwelt mit ihren ©öftern unb Sömonen, ihren 
SRiefett unb Sienfhenfreffern tut (Ich cot unferen ®licfen auf; bie Siete beg 
gelbeg unb beg SEBalbeg, Söroen unb ©chafale, Stühe« unb Papageien, 
erfcheinen unb gebürben (tch wie Stenfchen unb teben mit ben Stenfchen, 
fo einfach unb natütlich, alg ob eg gat nicht anbei# fein fbnnte. 

^ynbifdf>e SQWrdpßn. £r$g. eon 2fof>anne$ Zettel €D?tt 
7$afeln. i5.£aufent>. 

<Preufifche3ahrbüchet: ein reicher f ulturgefchicht liehet Stoff, bet bie 
(jfgenart beg 23olfeg beutlich etfennen löfjf, i(l in biefen tjrjüfjlungen ge# 
borgen. Oie ganje garbenpracht bet inbifchen ©orflellunggwelt tritt in ihnen 
jutage, toit etfennen alle jene 2Jorjfige, bie bem inbifchen Störchen bag ihm 
eigene ©epröge geben: bie SunfI beg Slufbaug, bie bewufte Steigerung in bet 
2Bahl berSarflellunggmittel unb ihre wirffame gegenföfsliche SBerwenbung. 

Äaufaftfcbc^ärc^en.3lu^geö)(5^lfu.ü0erf.oon2l.Sirr.6.Xfö. 

Stfinchener Uleuefle 3tachri<hten: 3m Saufafug mit feinem bunten 
236lfer# unb ©prachgemifch (Inb auch bie Srjöhlungen buntfeheefig unb eiel# 
geflalfig: neben reinen Störchen werben gelben unb 9tiefenfagen, Siet# 
fabeln, luftige Schelmen# unb ©chilbbfirgerftreiche mitgeteilt. £te unb ba 
Hingen alfeertraut beutfehe Störchen an, wir (inben neue SSarianfen eon 
Solpphem# unb ipromethcugfagen unb treffen auf grjöhlnngen 00 m weifen 
Salomo ober eom grofjen illlepanber. (Smil©ulger#@ebing 

3» 58orbereitung: 

Slltügpptifche Störchen. £rgg. eon @. SKoeber. 

2lrabifche Störchen. ( 1001 Stacht in ältefler ©efialt) $rdg.PonS.©proff. 
Sürflfche unb Surfeflanifche Störchen. $rgg. oon g. ©iefe unb 
©uflae 3ungbauer. 

Soreanifche Störchen, £rgg. eon grifc Stumpf. 

3a panifche Störchen, £rgg. eon Sari glorenj. 

Steuarabifche Störchen. #rgg.eon Gnno Jittmann. 





£>ie ?ÖJ 5 rc$en t>er primitiven Söifer: 

* ^alaiifcfre ^ärdf>en. £r$g. von ipaul $am&tuc§. SfRit 

( 8 £<jfeln. io. Xanfenö. 

Ser ©ral: Sie malaiifchen «Käthen ßeigen auf eon Siergefchichten, 
Soßmogonien, moralißerenben <5rjäf)lttngen, W«l&ringer;Sagen, «Parabeln 
f' biß jur jKahmenerjäblung unb {um Spoß. 2iuffallenb lebenbig tfl in ihnen 

* ber SRafurßnn. Saß ßiatßrliche wirb weitergegeben ohne fünßltcb gezogene 

f' ober auch fulturbebingte Schranfen, oft berb, off auch unter ^Betonung 
“ einer fomifchen Seife. SRartin Stodenbach 

j ©üt>fecmärcf>en. 3 lu$ ^ujlrölien, 3 leu*@uinea, glbji, Äaro; 

tinen, ©amoa, £onga, Wavaii, 9 ieu*®eelanö u. a. Wrtfg. von 
5 $Paul £am&ruch. 9 Rit 16 £afeltt. i6.Xaufeni>. 
j, «proppläett: Sie Sföärchen biefer primitiven Sßölfer ßnb Piel mehr mit ber 

i SEBirflicbfeit oerfnßpft alß bie Sföärchen ber Äulturnationen. Sin ßarfeß 

n §eimatgefüf)i macht fleh bemerfbar, eine Siebe $u ber 3nfel ober bet 3nfel? 

i weif, aber auch bie ©chattenfeffen werben nicht »erborgen: Verfchlagenheit, 

t, fHachfucht unb ©raufamfeit, 2Bit genießen biefe fchlichten Stählungen, alß 

i, | hatten wir Siteraturbentmale auß Urzeiten cot unß. 

Slfrifanifcfre «Olärcfren. £r$g. von €<trl Sföein&of. €0?it 
it 16 Safeln unb einer ©prac^enfarte von Stfrifa. is.Xaufenb. 

Sägliche fRunbfchau: 2Ber biefe afrttanifchen 3Rärchen ju lefen beginnt, 
it ber h«t halb ben Stieben unb bie Weiterleit, baß hoffen unb bie Srgebung, 

tc bie auß eerfrauter unb liebenbet SRafurbeobachtung, auß Shrfurcht oor 

u unbefannten unb boch gewljfen Sebenßmächfen, auß Welbenoerehrung unb 

n Welb#®ein, auß bem SKing von ©chulb unb ©fihne, Sffifihe unb Sohn immer 

i 1 jußrßmen, wenn eben baß ^erj bereif iß. 

: . 3nbianer*OTrdf>en au$ @üt>amerifa. £r$g. »on 

£f)eoi>or £oci);@rünt>erg. einer Äarte unb 8 Safeln. 
! i2.£aufenb. 

, Weibelberger fßeueße «Nachrichten: Sß iß ungemein reijöoß, in bie 

i Sabel; unb Sagenwelt ber 3nbianer einjubringen unb biefe SRärchen unb 

Sierfabeln ju lefen, bie juwellen »on einem wunberöoßen W«mor um; 

1 1 leuchtet ßnb unb manchmal auch eine braßifch#fomifche 3lofe aufweifen. 
SNatur; unb ©eißerßaffeß ßehf bunt nebeneinanber, unb eine reiche «Phanfaße, 
bie bie Sabeln umranft, beutet beffet alß Betreibungen baß Seelenleben 

biefer primitiven «ftaturlinber. 

Äßlnifche Seitung: Sreißig Stämme unb Utbevßlfetungßgruppen 
ßnb in biefer Sammlung burch ©chöpfungß; unb Weroenfagen, «ftärchen, 
Sierfabeln unb fomifche Stählungen oertrefen, bie alle oon einer eigen; 
tßmlichen, urwflchßgen Schönheit ßnb. 

3n Vorbereitung: 

«Kärchen auß SJiorbamerifa unb «Nepifo. W^ß* »on 28. Srideberg. 

| 


/ 


'Sie 


I 


Suqcn X)iebcricM .Verlag *n 3ena 


Sftlantiö 

93oIf$märcf>en unb Sßolfabidjtungen 5lfrifa$ 
©efammelt eon ßco g'ro&eniug 

Sßeröffentlichungen beg gotfchungginjlitutg für £ulturmorphologie,®üncben 

33t>. I— III. Q3o(fömärc^en Der Äabplen 
< 2Bciöf>ctt / Ungeheuerliche / £)aS fabelhafte 

Hermann #effe: SRit biefen Söeröffentlichungen eongrobeniug tat fich 
für ung baä rieflge Slfrifa auf, unt) eg ift feine Sleinigfeit unb Spielerei, 
»ag ba heraugfommt. (Sine neue £iferatur, ein neueg ©tücf SRenfchentum 
iff ung erfchloffen, eine üuelie eon ungeheurer Stifte unb Urfraft. @3 ftnb 
Elefanten, „Slffen unb ©iraffen", Urtoalb unb SBüffe, eg iff ein flrobenbet 
©chöpfunggtraum eon ergeifenber güBe unb Seugunggfraft, an ©eifi um 
nichtg ärmer, aig tca$ europäifche iprimiflee je gefchaffen haben, an ©lut 
unb prallet 95tlblichfeit unferen SRätchen überlegen, Sie Strebe beg SJloah 
geht auf, unb teer unfern müben, flugen unb big ing Sinnlofe auggefräu# 
feiten Sichtung mübe iff, bem fleigt hier eine neue, reifete Süfie empor. 

35&.vi.@pielmann$gefd)idf>ten Der @al>c(. 

©cb»äbifcher ÜRetfur: Sie ©ahel iff ber ©chauplafc eineg einfl hoth* 
jlehenben Äulturreicheg mit einem higher in mpflifchem Sunfel liegenben 
(lautlichen £eben. £ier erfcheint nun im Sichte eineg auf innetafrifanifchem 
SBoben ficberlicb nicht erwarteten 95arbengefangeg, ber eon ritterlichen 
Sitten, eon charaftereoBen grauen, eon gelben unb £elbcnfaten }u fagen 
»eijj, bieg aüeg in einer anberen unb tieferen 95eleuchtung. Sabei ergeben 
fich wie bei ben Äabplen bet erffen 95änbe manche interejfante SSerbinbungg* 
iinien ju ben ung befannten Sulturfreifen. 

35t>. VIII. Srjäblungcn auä bem SSefh^uban. 

(Sine rechte gubelfiimmung h«rf<h< I« btefen ©cfchichten, bie ihren fchöpfe* 
rifchen Slugbruch in Übertreibungen unb Un»ahrf4einli<hfeiten ftnbet unb 
beren naiee Spöttereien über £ppochonbrie, ©efräfjigfeit unb ©ei} big 
}ur SSerherrltchung bet Überlegenheit burch £i(f unb Klugheit auftfeigen. 
3n ben tierfabeln ftnb SKeinefe unb ©ierfchlung bie $aupthelben, währenb 
bie fchwächer auggebilbeten SRärchen eon ihrer fogmogonifchen i?ö he halb 
»iebet in bag fröhliche SlBtaggleben }urflcffinfen. 

Sem ©efamtplan entfprechenb folgen fobann: 

35b. IV. CKärchen aug Sorbofan. 95b. V. Sagen unb SRpthen beg ©uban. 
95b. VII. SieSämonen begSuban. 95b. IX. (Stählungen aug bemSenfral* 
fuban. S5b.X. Sceatlantifche ©ötterlehre. 95b. XI. (Stählungen aug Ober# 
guinea. 95b. XII. SRpthen ber Saffaiben. 95b. XIII. SRärchen ber Äaflaiben. 
95b. XIV. Sierfabeln bet Sajfaiben. 95b. XV. föegeflen. 


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