Volkssagen,
erzählungen,
aberglauben,
gebrauche und
märchen aus ...
:
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Uoltofap, t^lmm
Sl&ergfoit&eit, ©eMudje unb Wätäim
Qü9 bent
ö/WtdJen ^tttterpomntent.
©efammeft
Otto Sfnooii,
®ijmnafiaUe$rer in Sofern
SPofe» 1885.
Verlag toon 3ofep& 3ototoic§.
*4 -\
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tooriiegenbe (Sammlung enthält SSotfefagcn, (Srjä&Iungen, 5Ibcr=
glauben, ©ebräudje unb 3Jtär$en aus bem öPUdt>en Steile §inter*
pommernS, bem SftegierungSbejirf GMin, ben £emme in feinen
SBolfSfagen au$ Bommern unb 9tügen (Berlin 1840)
toeniger, als er es fcerbient, berü<fftd;ttgt $at, benn es ift ber öft*
lid)e S&eil beffelben, bte Greife ©tolp, Sauenburg unb öütoto,
grabe baS ©ebtet, in bem fi$ Ueberrefte ber einfügen flamfdjen
SBe&öfterung SßommernS nod) bis jefet erhalten £aben. Setnnte
beftagt fid), bag es i$m nid)t $at gelingen tooHen, fcon ben bamalS
ttod) in mittelalterlicher @igent$ümli$feit abge*
fdjloffen lebenben Äaffuben me$r@agen ju erhalten, toeil
bei ü)nen bte innere $8erfd)loffenheit, jumal aud) in 2fafe£ung ü)rer
©agen, ganj i^rer äußeren 2lbgefd)loffen^eit entfprodjen habe, unb
fo üermag er aus jenem ©ebiet, tt)enn nur baS in ben SB o IIS*
fagen DftpreufjenS, SttthauenS unb SBeflpreu&enS
(©erlin 1837) aus ben einft mit 28eftpreuf?en üerbunbenen Sanben
ßauenburg unb 93ütom 9JUtget^ei(te einf daliegen, nod; nid)t 15 (Sagen
$u bringen, tiefer Langel öeranla&te mid) toor mehreren Sagten,
baS mir aus meiner $eimath, bem Greife Stolp, befannte 2Jtatertal
ju fammeln, unb ein längerer Aufenthalt in einem in ber 3töu>
bei SebamooreS gelegenen $orfe gab mir (Gelegenheit, aud) bem
Greife £auenburg meine SKufmerffamfeit jujutoenben. SRad) unb
na<h tourbe i$ genötigt, meine Sammlung auf baS ganje Sanb
öfHich bom ©oflenberg auSjubehnen, unb ein weiteres gortfa)reiten
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IV
na<$ Söeften ergab ftd& bann Don felbft, boa) fo, bafj ein perfonlid&eS
Sammeln $ier in golge meiner Ueberfiebelung in eine anbere Sßro«
fcinj nid&t metyr möglid& tuar. ©leid&tootyl bietet bte Sammlung
aua) für bie fieben toeftlia>n Greife beS 9legierungSbe$trf$ ga$Irei$e
unb intereffante Sagen unb ©rjä^Inngen. gür bie fünf öftli^en
Äreife ift ein retd^attigeS Material sufammengebrad&t toorben;
abfolute SBoUftänbigfeit §u erzielen ift felbftoerfiänblta; ntd&t möglid&.
3$ felbft fyabe noa) manage Sage anbeuten fyören, bie auSfü^rltd)
ju erfahren trofc mannigfadfjen 9to$forfa)enS nia)t gelingen tooHte.
So foE es bei SBartin, flreis Gummelsburg, ein üerttnmfd&teS Sa)lof$
geben, unb an bie ßömgSgräbcr bei Sßoflin (Sg. 129) ^at ft# eine
längere (grjäflfong gefnüpft; aua) Don mehreren ber faffubif^cn
gelbernamen ju ©iefebtß*) fyat es alte ©r^lungen gegeben. D&ne
3toeifel §aben aud; bie jafylretdjcn Saplojjberge, bie es auger ben
in ber Sammlung genannten in «ginterpommem nodj) giebt, ifyre be=
fonberen Sagen gehabt, bod& ift feit bem ©rfdjjeinen ber £emme'fd&en
Sammlung ein gut £(jeil toon Sagen unb (srsäfylungeu bereits
oerloren gegangen. ®er alte £ul$irt aus Äufyn^of l;atte freiließ
nid)t ganjDlecfyt, als er mir ernnberte: „2Si teette nifd&t me&r, bei
uUe Sieb', bei no<$ toat nriefbe, finb aü alle bot." %lo$ lebt bte
*Sage unter ben 2llten fort, ja fie finb — toofür auä} biefe Samm*
lung Seiftnele bietet — t>on ü)rer 2Bat)r^eit feft überjeugt, aber
eS foftet 9ftütye, ettoaS aus iftnen l;erauS$ubefommen; fie freuen
ftd& meift ju er§äfylen, aus gurd&t oerlad&t §u derben. $ie jüngere
©eneration glaubt nur feiten an bie Sagen, bie fie noa) fennt, bie
3ungen Dagegen hriffen faum no<$ ermaS SInbereS 5U erjagen
als — S^ufgef^ten, öon benen urir mehrere aufzunehmen und
nia)t gefönt haben.
*) 2>ie gelbernamen ju ©iefebife ftnb tta# einer Htftttyetfuttg ?efr«*
«Rhnj bafelbft: SBijelaroa, ©ilctoa, ©trNgeffagnrfa, ©uttatt), Sjeffa, $obrowfa,
©outatfö, ffamftötfö, fflina, Änupvott), 2Ri$f, ißajante, ©aborra, ©amuejefta.
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V
Wt größerer gä^feit hat baä 93olf an feinen abergläubifä)cn
Gebräuchen festgehalten, obroohl grabe hier bie ßtraje, unb mit
fcefonberem Erfolg bie (Schule aufgeräumt haben. @3 giebt Dörfer,
in benen fu$ nur wenig berartige ©ebräuche ftnben, unb bie aud)
nur, o&ne baß man ihnen irgenb meldte Sebeutung beilegte, 3n
anberen aflerbingä treibt ber Slberglaube nod) tyeute munberbare
SBiütben. ©anj befonberä — toenn auch nicht au3fd}ließlich —
ift baS ber gatt in Dörfern, too bie faffubifche 33et)ölferung erft
in neuejler fyit üööig germantjtrt ift, ober mo ft<h noch jefct fpär*
liehe Ueberrefte ber Jfaffuben pnben.
Söir in §interpommem nennen Äaffuben nur bie eöanges
lifdjen 23emohner flamfa^cr 3lbftammung in ben Greifen Stolp unb
Sauenburg; bie fatyoUfa)en ©laüen im SBütomer Greife unb in
Söeftpreußen bezeichnen mir aU Sßollacfen, toie fie ja auch in
ber Ztyat ba3 Stecht verloren haben, fta) Äaffuben ju nennen. (Sie
finb im Saufe ber £eit bermajjen poloniftrt, baß fie fi<h »on echten
$oleu faum unterfd)eiben. £)te 3ahl ber ettangelifchen Äaffuben
hat feit bem Slnfang biefcS Sö^^nbertö fd^neU abgenommen.
SButftracf nennt in feiner 23ef$reibung t>on $or= unb §interpom*
mem (&ktiin 1793) @. 188 allein im ©tolper ßreife noch 12
$ir<hfpiele, nämlia) ©arbe, 9lott>e, 6a)molfin, ©lonrifc, Sejenom,
(gtojentin, (Schurom, Hammen, Supom, 3tticfroro, Sftoffm unb Su*
bom, in meldten bie meiften (Sinfoohner faffubifd) fprad)en, h)e£*
toegen bie Sßrebiger in biefen $irchfpielen i^re Sßrebigten unb übri=
gen Sfteligionäüorträge fotoohl in beutfä)er aU faffubifä)er (refp.
polnifcher) (spraye galten mußten, allerbmgs fo, baß fa)on bamate
in einigen Jttrchen nur noch alle Vierteljahr bei Gelegenheit ber
Kommunion, ben alten ^affuben ju ©efaßen, in il;rer 8prad)e ge=
prebigt tourbe, roährenb bie jüngere ©encration bereits ber beutfehen
6pra<he mächtig mar. SDaher ^örtc in mehreren ßird&en bie faf=
fubif<$e prebigt balb ganj auf, fo in ©tojentin 1816. Sänger
tourbe fie in ©arbe unb 6ä)molftn beibehalten, unb in beiben
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VI
$ird&fpielen ftnb no<$ je$t einige ältere Seilte toorfyanben, bie lafs
fubifdfc fpted&en. 3" Sejenott) f an & no $ am Änfang beS vorigen
Sa^r^niS jeben ©onntag laffubifd&e ^rebigt obct Stbenbmapfeier
©tatt, bo<$ betrug föon 1874 bie 3a$l ber S^eilnc^mer nur 20,
unb 1876 nur no<$ 8 big 10, fo bafc feit biefem 3a$r bie laffu*
bifd&e Sßrebigt ganj aufhörte unb jefct nur no<$ einige alte grauen
ba8 Slbenbma^l in laffubif^er ©prad&e empfangen. 3n ©lotoifc
ttrirb no$ jefct alle 8 bis 10 2Bo<$en faffubifd&er ©otteSbienft ab*
gehalten, unb jtoar Slbenbrna^läfeier ror, Sßrebigt na<$ ber beutföen
sßrebigt; bo$ fmb baju $ö<$ften$ einige jtoanjig Äaffuben toerfams
melt, alte Seute, bie, obwohl faft alle be3 S)eutfd&en mäd&Hg, bodfj
an laffubifd^er ©prad&e unb faff ubtf<$ em Söefen feftyalien. 3fc ßaupt*
fi$ ift (Sief ebifc, im ©üben be3 SebafeeS unb gettriffermafjen auf einet
3nfel im Sebamoor gelegen. SDieS $orf jä^lt über 950 (ghttoofyter,
unter benen fu$ einige jtoanjtg beutfd&e gamilien befinben. Slbgefe^eit
Don biefen fpred&en alle ©iefebifcer no$ jefct für gett>itynli$ !ajfubifd&,
unb na$ einer 2ttttt$etlung, bie mir #r. ße^rer 9tf inj t>or fe$8 Streit
mad&te, toaren unter tynen fünf gamilien, potter, SBogabtfe, ©d&t*
manfe unb jtoei ®refen3, bie ber beutfd&en ©pta$e überhaupt nid&t
mäd&tig toaren. $>oc§ toon 3a§* ju %<ti)t verliert bie lajjubtfd&e
Sprache au<$ §ier an »oben, unb faffubif<$e ©igent^ümlid&feitett
f<$ttrinben immer me^r. Sfoir bie älteren ßeute (©taremtaffuben)
tragen no$ i&re frühere eigentyümlid&e ßleibung,*) toä&renb fte
bei ber jüngeren (Generation fd&on aufjer 8rau<§ ifi. — S)en §afi .
gegen bie S>eutf<$en feilen bie ßaffuben mit ben übrigen ©la&en,
unb h)0 e3 gilt, einem $)eutfd&en einen ©trei$ gu fpielen, ba fle^t
bie ganje ©efeflfdjaH sufammen. — Ueber bie f<§nelle 3lbna&me
ber faffubtfd&en »efcölferung im Äird&fpiel <§$arbroto, Ärete Sauen*
bürg, Dgl. »alt. ©tubien 1883, ©. 368 — 370. 2lud& im
*) 3tyneu unb befonbet« ben ©afferfcoHaden im »ütotof<$en gilt ber
©pottoece: 2Ser feine Stopp rcd&t betooa&rt,
Sredjt be Äla^mifc bat £hmneifoa$rt.
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vn
totoffyn foirb bic taffubtföe öeüötferwig immer me$r toon ben
S)eutfä;en toerbrangt. SSon einem Spanenabel ift ni$t me&r bie
9tebe; mannet faffubif$e Sßan bient al3 $ne$t, unb „fleie Sßa^nf "
gilt jefct nur no$ als ©<$im*>ftt>ort. 2luä) „ßaföub"' ift ein fe&r
fcaufigea 6<$impftoort unb bebeutet meiflenä fo tricl ttrie „®ietf<$*
toerbartoer." 2le$nltä) Reifet es in ber SBütotoer ©egenb: „§ei räbt,
toenn bat ma Dorn 3M bullert, feggt be SßoEac!."
93eifpiele ro&en 2lberglauben3 bietet bie (Sammlung in 3Äenge.
üRodj im %afyxt 1883 öffnete ein Erbeiter in SBoblanfe (Är. Lum*
meteburg) ba3 ©rab feiner öerftorbenen <3<$tt>iegermutter, bie er
für einen Leuntöbter fcielt; bo$ fam e3 jum 2lb|ie<$en be$ ÄopfeS
tti<$t, ba ber Leuntöbter fiä) nid^t metyr rührte. 2lu<$ ber ©laube
an ben 2Uf ift, ttrie bie ©agen 159—164, 255, 288 tu a. geigen,
über ben ganjen LegterungSbeatrf üerbreitet. $ier fei nur no$
ertoäfcnt, bafj man in ©ublife bei ©tolp toon einem Sauer erjäpe,
er §abe ein 2Jlänn$en in feinem S3cftft. 211^ nun ber SBauer3fo£n
fi$ bor einiger Seit üer^eirat^en tooHte, fragte bie Sraut erft ben
Sßaftor, ob fie e3 au<$ t&un bürfe. 2113 (Suriofum fei no<$ ange*
fü^rt, ba§ t>or mehreren Sauren eine ganje 2faja$l öon ebange*
liföen 33ett>o^nern aus Dörfern am ßebamoor eine 2Mfcu)rt §u
fcer SßunberaueHe in ©uUencjin unternahm, um bort Teilung toon
förperlidjen Seiben ju fu$en. 92atürli<$ !amen fie eben fo (ran!
»riebet jurütf, unb au$ all ba3 mitgebrachte SBaffer Wollte ni$t
Reifen.
9ftan<$er $8olföglaube unb man$e alte ©rjctylung Jaben fi$
nur no<$ in ©prüd&toörtern, forü$toörtlt<$en Lebensarten unb Lei«
men erhalten. 3n 2Buffefen fagt man: „2)em $>ob' $e $oar ©ä)au&
föenfe," b. i am Sebeu bleiben, toon einer Äranf&eit genefen, unb
öon einem fiangfamen §etfjt e3: „2)ei gaut nam ®ob* tau
föufen." 3n beiben Lebensarten ift ber £ob aU perfönft$eS
Söefen gebaut. 2ln bie £obtentän$e erinnert ba* folgenbe Lätyfel:
„ßam ein 3Jtonn öon (Slfenbein, rifc ben SKüIIcr &on bem ©tein,
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ben bitter oom ÜHog, ben ßonig bom ©ä)lofj, ben 8auet uom
Pflug, fri^t' nimmer genug." 3n 9himmeteburg fagt man: „£>a3
ifl audj einer oon ben ©ieben, bie ben ©Gimmel Derart $aben,"
ein Ueberreft ber noä) jefct &ier unb ba befte^enben <Sitte be8
6$immelumftu;ren3 gu 2Betyna$ten unb gaftnadjt. gerner $eifct
e8 in SBuffefen : „$at bi ma niä) ne Hl paffire Warb," b. baf$
£)u nur feinen Düffel befommft, Weil bie (Me ber UnglMätoogel
ift. 5Dcu>r ftammt au<§ bie 3faben3art : „Stöbt, räbt, be Ul i3 uef
e SBagel!" 2lu<$ frä^enbe §ityner bebeuten Ungliitf, b<u)er ber in
Söuffefen unb auä; fonft verbreitete Sfteim: „®eie 3Me3, bei piepe,
u beie feiner, bei freige, mutt ma bat ©nid imbreige." S)ie ßrä&e
als bämomfä>3 SBefen erfä)eint in bem Steint; „2Bi nri wauer,
bu uH §auer, toi nri Wey, bu uff £er," mit bem bie fleinen Birten
jene SBöget ton ü)ren Pflegebefohlenen fortfä>u<$en.*) 2luf bem
Jlinbergtauben, ba& ber Storä; bie ßinber bringe, beruht bie SRe*
benSart: „2Bi finb a $oar $irl3, fon' fingt (= finbet) ma ntöfj
im 2tbboar£ne[t" SSon franHidJen unb bleiben Seuten unb £in=
bern fagt man: „$ei fie^t uta3 c§iemf, bat e red)t uH §temf,"
fcgl. Äu^n 4 6agen, ©ebräua;e unb 2Jtöra>n auä SBeftfalen II. @.
80. SSon einer lärmenben $tnberfä;aar fagt man: „$)at gefyt
a3 be tmttSagb/' unb inSBuffefcn ^eißt : „3nne Witte 3agb fmne,"
fo toiet al§ entbunben Werben. 3m Selgarber Greife giebt eä baä
©prüäjwort: „2öenn be 2Mf3ftaart haa^t (b. i. bie $aut abftreift),
bift bu SMfäbreä wi§ naug." toirb gebraust, wenn fiä) je*
manb in tiner fritifdjen Sage befinbet, unb eS fott barin auSge*
fproä)en werben, baß e3 i^ni eben fo fdjltmm ergeben fönne, als
iemanbem, ber einer Sßölfin bie 3 un 9 en wegnehmen wollte unb
babei t>on bem allere betroffen Würbe. 60 na<$ einer mir ge*
Worbenen ÜKittyeilung. (Sollte nid;t c^cr an ben 2BerWolf ju
benfen fein?— -3lud) mandjer anbere im ^weiten &&eil ber 6amm-
*) %ü$ fonjt teirb bie &xtyt „utl $ej" ßenonnt.
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IX
lung mitgeteilte 2lberglaube befielt jefct nur nod; als bloge Sie«
3u ben Lebensarten: „3# f$la bi bi be D§re, bat bu neigen
Sag' toom $itoel breemft" (SBuffelen) unb „®e gc^t, a3 toenn §e
na bem nägben $ag' föd&t" (Selgarb) fcergleia;e man, toaS ©im*
rotf 3Jtytty. ©. 80 &on ber neuntägigen S5toä)e fagt.*) Qn bem
folgenben, bei einem ^inberfpiel gefungenen Leim wirb bie ©teben*
$a$l rm;t&ifä) fein:
3$ trete auf bie Äette, ba& bie Äette Hingt;
Äennft $u einen Sögel, ber fo §errli$ fingt?
©ingt fo Har
2öie ein £aar,
§at gefungen fteben S^*-
©teben 3a^r ftnb um unb um,
Sungfer (Siegten) bre^t ftä; um.
2foa) ben folgenben Lätyfelu unb Slb^lreimen liegen toofcl m^
tyologiföe SSorfteßungen ju ©runbe:
@3 fte^t ein SBaum am ©raben feft,
$er &at nur 52 Left,
@in jebeä Left ^at fieben 3unge
Unb jebeS 3unge feinen Stamen (3^r, SBodjen, Sage).
<
fam ein Sögel geberlog
Unb fefct fi<$ auf ben Saum blätterlos ;
$)a fam ber S^nfer £Snbelo3
Unb na&m ben Sögel geberloä
SSon bem Saum SBlcttterloS (©d&nee, @rbe, ©onnenföetn).
*) 2>od& Begegnet bie 92eunga$I au$ fonfl in @£rüc$roortern; fo au« SDSuf-
feten: 2>e erf$te nSgen (nämlid) ©etbel) ftnb be f$(itninfte. giero u brei i9
fatoen, be 93u<f boartau ifl nagen, bat i$ ne tidjjtig' ©c^eperrfifnung. 2)i mutte
ttföt nagen fteüt afftrude wäre. flu« Söetgarb : S)ei t« oof nagnen to Häuf.
Di
X
eins neun
2Bie fyoty ijl unfre ©djeun,
2öie ift imfer £auS?
S)a Juden brei 3ungfern fceraus.
S)ie eine ftrinnt ©eibe,
Sie anbre foäjt treibe,
®ie britte tuü;t £emben,
SDtfr ein», bir eins, bem alten 3afob aua) eins.
eins neun
2öie $oä) fle^t bie ©ä>un
SSofl Joggen unb SBeijen?
2Bie foH baS liebe Äinblein feigen?
ene mene toeifje S3a$n,
ene mene fäjmarje 99<u)n.
engeHanb ift jugefä;loffen,
2)er ©<pffet ift en^toei gebroä)en.
£anS, id) ober bu, öier Sßferbe muffen jagen.
2luf bem ©lauben, bafc bie ©eelen ungetaufter Äinber als
Srrlityer ^erumirren muffen, bis fie erlöft »erben, beruht baS
fotgenbe, von einem @ä)ulmäbä)en in Söujfefen niebergeföriebene
SMfSiteb. es lautet:
@S trieb ein ©a;äfer mit ßämmlein raus,
®r trieb too^l in ben SBalb hinein,
begegnet ü;m auf bem Sßegelein
ein Keines Äinb fo Wo) unb fein.
,,2lä) ©ä)äfer, nehmen ©ie miä) mit ins Sorf,
£eut toirb meiner 9Rutter tyre ßocfoett fein!"
er fafet baS Äinb toofcl an bie £anb
llnb ging mit u)m »orS ©odfoettSfriuS.
w @uten Sag, guten Sag, ü/r £oä)$eitSgäft,
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XI
3Mne 3Jtutter fi^t Unterm Zi\ä) fo fefl!"
„SBie !ann i# 2>eine 3Äutter fein?
3# trag ein grünes $ränjelein."
„2ßie Jannft S)u tragen ein grünes $rän$elein?
2)enn $)u (aß erzeugt brei Äinbelein,
3mei $aft $u im SBaffer erfäuft unb mi$ in ben &o$len
33aum oerftetft,
mt dornen unb SDifteln jugebedt."
„2Bie fann u$ ©eine 2Kutter fein?
3$ trag ein grünes Äränjelein.
Unb wenn i<$ ©eine Sflutter (fottt) fein, f o mödjt i$, bafj
ber ßutfud Um
Unb mir ben grünen Äranj abnffl&m."
$)er ßutfutf aus ber $öUe tarn
Unb tyr ben grünen $ran$ abnahm.
Stuf £eufelsfagen unb £eufelSgfouben, §eibnif<$em unb Grifts
Iid?em, berufen bie ©prü^njörter unb Lebensarten, in benen ber
Teufel genannt ttnrb, beffen Sftamen man auSjuft»re$en ft$ oielfa$
f$eut unb ber beS&alb oft nur mit „£ei" (= @r) ober ,,2)ief' u
jenn" bejei^net toirb. 3$ $abe in #inierpommern folgenbe ge*
fammelt:
ßtnfyot,*) föla be SHtoet bot.
Sflett (mifj), toenn udE Bat bem $)itt)el in't (Stterbrauf.**)
2Bet oäre £ett toa^ntj, mutt be fcitoel tum SBabberftofrten
nebige.
2Bo ©itb iS, iS be $itoel, too feige is, boar tS $ei ttoeimaL
2ßenn be 2Bietoer toaföe u bade, $ebbe fei be $)itoel im 9to<fe.
2Benn ma be SDitoel bat gan$ 3oa$r fcubbatf bre$t u fett
em eige 2M unätoen $en, benn iS alles oergätoS.
*) S>. einer, bet bie Knie $«nb (flfote) flatt ber redfrten gebraust.
**) «Bett matt fid) im <5Üerbrai$ ben ffio$nort befi Scufete ba$te, bgt.
eaflcn 165.
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xn
$e leih) ©Ott [traft ucf mal eis be Sittel.
§ei fann läfe a3 $e (Sfel u fd)rietoe a3 $e $)itoel.
3<f fd)la bi bt bc D^re, bat bu nagen $ag' toom ©hoel breemft.
§ci boartynger aS bc $ta)el tyingerre Subefeel'.
<3<$mu<i u rief f$itt be 3)imel nid) toglief.
3<f bring ©Otts SBoort inne ©dpmung, fäb be Sittel u fä)meet
be S3ibel ätoerre Sun.
©rot ©efd;rei u toenig 2SulI, feggt be ®itoel u f<$eert be
ull 6äg.
£)at t£ bat £e&t (be ^eig), fab be $)ta>el u fä)eet bat §art ut.
©$la, SBaber, fd)la! 6a)leeft te§n Littels ut, jtoanjtg toebs
ber in.
2So be £>üoel Sförmibbag in fttt, boar fttt frei u<f 3fa&=
mibbag in.
SBat be $ttoel fär 6<$au$ breast!*) (SBuffefen).
3n be Dgen „©Ott griefj bi!" ^ingerm fötgge „be Sittel
$at bt!"
S)at ßrot fenn icf, fär be Sittel u ferr fttf in be bettet.
SDu bift ete ttungerli<$e ©S>rift, fär be Sittel u faut bem
Sure inne 33oart.
Soa föla ©ort be Sittel bot (Jtr. ©tolp).
6on' §err, fon' ßarät, feggt be Süttel un fö&rt irpp be
Srettföttty) **) (ßr. 33elgarb).
Se Sittel fettle (fifceln), fagt man in einigen Dörfern be3
Stofyer Greifes, ttenn ber £ofmeifter burd; bie ßlaflper
bie Sagelö^ner jum <sd;artterf ruft.
Sftätyfel: SBoarim f<$laug be Sittel ftn ©rofjmutter?
Mal fe fein Uträb' ttiefb'.
3n ber SBublifcer ©egenb unb aud) fonft fagt man: „Sat getyt,
*J ©o fagt man in ©uffefen ju jemanb, ber an anbern ßolj borbetge&t.
**) ©gl- Correfoonbenjblait bc« SJcrcinö für nieberbeutföe @pra<$for-
fönng VA. 53 f., VIII. 78.
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XUI
a$ mett $ümel $red paspelt," eine Lebensart, bie auf bem oon
ntir in §tnterpommcm nid)t metyr toa^rgenommenen (Slauben be*
rw;t, bafj am 6onnabenb 2lbenb abgewonnen fein müffe, fonft
$a$pele ber SEeufel am ©onntag.
2luf ein 23olf$märä)en fd>int fid; ber folgenbe, aus SBuffefen
mitgeteilte Sföjctylreim ju begießen :
£)at fatt mal ne ßrety am 2Beg',
$>ei nmH geem 93ibel läfe.
Sibel läfe funn fei nid);
ßamm be $o& unb u breef fei toeg,
$>reef fei in be Äenigäfamer.
(5ßtjf, paff, pu, äff bift bu!)
©ulenfpiegel, ber audj in Bommern geroefen fein fott
(£emme, 5lr. 79), nrirb je&t nur nod) in ©prüdjtoörtern genannt.
Qnt Söelgarber Greife Jagt man: „23äl ©efd)rei un toenig 2BuH,
feggt Ulenfpegel u fdjeert upp be uH Sög log." 3m ©tolper Greife
^eißt e3: „9tu finb tt)i batoen upp, feggt bc Ulefpegel u fatt ungre
£ag'/' unb: „SSäl Äepp, fcäl (Sinn, feggt bei Ulefpegel, a3 §et ne
©ad t)ull Äumftfepp uppem SBarg utfdjütt un aä fei na alle ©iere
runge leipe; bei ete letp nam $raug' u bem leip £ei na." 2tu<$
ift Ulefpegel ein gebräu<$lid)e3 ©d)impfn)ort — eben für einen
(Menfpiegel.
£ie Neigung ju 6pott unb ÜRetferei liegt im ß^arafter be3
£interpommer3; ein 2Bort, eine bumme £tyat giebt ü)m balb ®e*
legen&eit, feinem -Jtadjbarn einen (Sfelnamen anhängen, ber ü)m
oft für fein ganjeä fieben bleibt, ober feinen tarnen in einen ©pru<$
gu toerfledjten, ber balb bie SRuube burd) bie umliegenben Dörfer
mad}t. 3$ tyabe eine große 9Jtenge fold)er 6prüd)e gefammelt unb
toerbe fie in einer fpäter erfdjemenben ©ammlung toon ©prüä>
Wörtern bringen. 2lud) bie pommerfd> ©efd)id;te ift reid) an &u*
moriftifd^en Momenten. SBefannt finb bie Spottnamen, mit benen
man bie (SöSlmer beehrt (Xemme $r. 123). Sftoä) me^t §aben
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XIV
bic 93ewo^ner oon 3anoro unter bem Spott i&rer Sfadjbatn ju leu
ben (togl. Sagen 196 — 204). Stuf tyre Soften toerben aUerfyanb
Streike cr^lt, bie aber au$ bon ben 3«tof««nt unb 2)ar|ifo»em
gelten, — aHerbingS finb fte aud) fonft nid)t unbefannt. 3n be*
fonberem Sßerruf fielen bie SDarfttotoer, unb tyr 2)orf toirb toom
$olt taum anbete als „bumme £)oarfd)!" genannt SBonben
Sebaem unb ftotoern ereilt man äfrnUä> Streia> .*) 38aS i$
äuget bem in ben Sagen unb Gelungen 3Äitget$eilten nod; an
topograp|if$em £8olfö$umor gefammelt fcabe, mag ^ier feine Stelle
ftnben. Stolp ift als Äafd)uben^auptftabt oerfajrieen, hrie es benn
aud) eine Jtoffuberftra&e aufjutoetfen fcat, unb ber Spottoerä auf
Stolp ift begannt. 2Iu$ fagt man, in Stolp foHe man m$t tan«
§en, weil man ba mit Stolpern tan je. S3on 3 ano *° W# es
aud), bort banfe ber ^ad)ta>äd)ter be$ 2Rorgen3 in GMin ab. S3on
Sd)ioelbetn Reifet e& : „3n Sd)ioelbein ^etotoeirö be 2)tta)el fetyn."
3n föafceb u£r toeiben bie Bürger tyreÄitye auf bemSMarft, unb
in <£a Iii es jiefct ber ^Bürgermeister nur am ©onntag bie Stiefel
an; aud; ift biefer Ort toegen feiner Äartoffelbubbler berfpottet
3m Sütower Äreife fagt man öon einem Orobian: „$ei ut
SRabbajin, too bereuter med**) toare." 9tabbajin ift Gröben--
jin. 93on jemanb, ber, tote man ju fagen pflegt, eine fd)dne £anb*
fa)rift fingt, ^eiftt e3: „$)ei fingt a$ be Sijmbotofd)' Hefter."
SBon bemfelben Lüfter fagt man: „3n Symbol» friggt be Äefter
ttoelf Sd)äpel ^d)tfd)ufd)fe tum £o$n, amer $ei mutt fe fid udC
nod) allein plule; boartau tyett $ei fri 3agb inne gtdjtjewe." (Sine
•) ©on einem ftiföer aud 9tou>e erjagt man, et fei einmal mit $ifä)cn
auf ben Dörfern herumgegangen; in einem $aufe &aöe er feine 5iföfe auf einen
$erb gefefct, unb alfl er jte toieber auf feinen 9tü<fen genommen, fei i$m eine
©ratyfanne baran fangen geblieben, föie er nun fo ge^t, fölägt bie Pfanne
auf tte 8ifd)fe auf; er lauft, aber immer fönefler flotft ef auf feinem Stücfen,
fo bafj er glaubt, ber Teufel fifce i&m hinten auf ber Stf$te. 3t pernio« tommt
er in 9tome an unb ISuft fogtcic$ jutn ^ajtor, bamit ber ben Seufel bertretbe.
•*) %t\n\\äf ^ttft «• im 8autnbnrgifc$en: „<5t e« fo gant oft c frefö-
raeltb' $ean."
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XV
ä^nlidje gigur fü^rt baS liebe sjtommerlanb III. 6. 309 cm. (Sin
$etr bittet eilten Sauer um geuer, unb ber etttribert: „geuer follft
3)u fcaben, Kernt $u auc$ ber $aflor aus S^oto &ift" Sott
ttbebet bei »ublifc $ei§t «8, ba6 bort bie ßuttbe mit bem ©efroanje
betten, unb toon einem anbem 2)orf, bajjj bort bie ®änfe barfufj
laufen. 3n OuiSbernott ftött be Jütott beDffebot 3n$u$;
lar ätenS bei (Sriitt mit bem 6ugeL 3n SßribSlato neuntens
be 3Kü$ äff, in 9Soper3noti> tt't ätoen fo. 3n 3uä)e le^rt
ma juä;e, unb ®r. £ij$oto ift ba3 3)orf, too^in man jum gran*
gen cje^t. Scfannt burd) feine ©tgenfcit ift ba3S)rett$ta,fa)e
geriet: „£ei i3 fo eigen a3 bem 2>ienfeyfä> ©ä)tt>ten$eire (te garfe,
bat namm fiel u$> u ging allein fcom gitt na £ueV' Unb tt>a>
renb bie SRiigentoalber ©änfe toegen ifcrer $>icfföpfigleit in
Verruf finb, Reifet e3 in SBuffefen: ,M ©aus $ett 3Rhrfä>
fcerftaub; fei {log tippe ©ee u lamm allein toebber runge." —
©imroef (at 9Jtytf>. 6. 370 angenommen, ba& in ber glud)=
forme! S5unnerfajenbie tarnen ber ©ötter £)onar unb <5ap
not fcerbunben feien. fdjeint unjtoeifel^aft fein, unb bie
gormel ift bann fe^r alt. @tn eben fo $o$e$ SHter beanforudjen
bann aber auc$ bie übrigen gluä)formeln. 3>a ift junäd)(l ju er*
toä^nen $etlefaye, ober ttne man getoötynlta)er fagt, gelles
fayinl. £)ie räumliche (ä)riftli$e) $ölle fann nid)t gemeint fem,
mir ^aben ^ter tnelme^r eine 3ufammenftellung bet ©öttin £el
unb beS 6arnot. gerner ftnb in ben gormein JDunnertnetter*)
unb §eUe» etter $)onar unb SBoban et nerfeits, Qd unb SBoban
anbrerfeits toerbunben, benn Söoban, ber SSettergott, ber ttnlbe
*) «uffauenb tf», ba§ in tiefen $fa$»Sitern nur bie ftorm „©etter"
erföetnt, t»%enb fonfi Setter )>tattb. ©ebber (©erre) ift. SU« tyrfomflfatton
be« ©ettergotte«.erfd}eütt ©etter aud^ in folgenben 83erroünfänmg«fonne!n: *®i
fttff bo$ güel bat ©etter fcale! ©oa fall bo<$ gttef bat ©etter rin fötane!
©etter m<$ et«! £>at bi bat ©etter! 2>at bt bat! 91« Mo§er an«ruf : Sa«*
tt$ta«, Xattibat! 3n ©ufiefen: Eatti bat grufnige, too ging $<i! fctt« ber
»ublifcer Oegenb: 2>t fc^abbat ©inb un ©are $ate!
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XVI
Säger, unb ni<$t fconar, ift gleiä? SBetter gefefct, toä$ren& inSÖun*
nerbitoel naä) ©rimm 2)tyt&. 4. 3fofl ©. 151 beibemal $onar
genannt ift. ©5 bleiben noä; jtoei gormein übt% bie noa) nidjt
befannt ju fein fä)einen, nämli$ §innefayin! unb $tnne*
toetter, alfo eine SufammenfteHung &on£inne unb©aynot unb
Don $inne unb Söoban. 38er ift nun §inne? %üt £eHe lamt
§inne nid^t fteftm, ba §. SB. in meinem ©eburtSorte (Sarjin (#r.
©tolp) beibe gormen neben einanber gebraust »erben;*) auä) mit
ben £ttnen $at ber 3ßame nic^td ju #un, biefe Reiften bei un£
£eine. Unb toenn in SBuffefen, Är. 93ütoto, ^iennertoetter unb
^iennerfaying gefproä>n ttnrb, fo erflart ftdj ber lange SBoIal ein*
faä; aus ber Neigung beS 3)iülefte3, furje SSoIaie ju längen, unb
ba3 r ift au£ ber gorm $)unnertoetter $eceinge!ommen, tme man
benn in ©arjin ganj beutliä) £inne ftmd)t.
9iun nurb in ben norbbeutfä)en ©agen Don ßu&n unb ©<$toar&
(Seipjig 1848) unter 5Rr. 190 folgenbe ©age mitgeteilt: „2lm
2Bege bon SBeftertyaufen naä) Styale (bei §alberftabt) liegt glei$
fytntevm SDorf an einem mit ©anbfteinllippen überbecften Serg bie
Jpinnemutterftube, eine £ityle im ©tein. 3)arin jtfct bie
£innemutter, ein toilbe3 Söeib, aber tote fie ^ineingefommen, toeifj
fein 3Keufä). ©inige fagen jtoar, fie fei nidjt me^r brin, aber bie
flinber nriffen ba8 beffer, benn toenn fie niä)t artig finb, fo fagt
man: „Söart, bie £mnemutter toirb gleid) lornmen unbbtä)$olen!"
unb fie mögen nod; fo unartig fein, baS tylft getoi&." $aju be*
merft 5hü)n ©.489: ®er 9lame ßinnemutter erinnert an bie
^aulemutter. Sie nun biefe »o^l leine anbere ift als grau
# olle, ba ja bie §aulemännerd)en ben norbif^en #ulbumen gleid)
flehen, fo bürfen nur au$ ber £innemutter auf eine grau^inne
*) SUerbtng« Kirnen bie Siquiben »etffetn. 3n Sariin finbet $inne
no$ einmal, nämlic&m $tnnenettel, bie einjährige Weffet, anbertoärW $irre*
nettel, b. i. $ibbernettet, bei Sörlin $iimeaettel, im »ütower «reife ^nnenettely
$emienettet ne&en $irrentttet, $ibb«nettet.
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XVII
fölie&en, unb jroar wirb bieg leine anbere als bie als 9Äutter unb
Königin ber $eim$en auftretenbc Ser^ta fein*
$)ie Sbentität mit ©erfya, alfo au<$ mit §oHe, ge^t au$ aus
anbeten toon Äu£n unb ©<$toar& mitgeteilten ©ebräudjjen beroor.
3n XiHeba am 5fyfftäufer, fotoie in ber gangen Umgegenb, lögt
man, nad&bem ber Joggen abgemäht tft, eine ©arbe unabgemäfyt
fte^en; bie 2le$ren berfelbcn »erben barauf umgefnidft mit bunten
SSänbern untermärtS gebunben, fo bafe baS ©anje bie ©eftalt einer
$uppe mit einem Äopfe belommt, unb nad&bem biefe fertig ift,
f prin^en alle ber Steide na<$ barüber fort; baS nennt man über
fd&ainid&eu fprtngen. SBer anftö&t, muß ©träfe jaulen. 3n
§ofylfiäbt fagt man: über fd&tnnetfyen fprtngen. Qn S3utt=
ftäbt fcotte man folgenben 33rau<$: 2öar ber gla<$3 ausgerauft,
fo lieg man nod& ein SSünbel fielen, banb bie ßnoteu oben JU*
fammen unb fprang barüber; baS nannte man ein f$aini$en
mad&en ober über f$aini$en fprtngen. 3m 2lltenburgi=
f#en fagt man eine ©d&eune bauen, mit 9fc$t glaubt
ßiu)n in ben genannten Slu^brüden ben Flamen §inne Biebers
gefunben gu $aben, benn im tbüringiföen ©ialeft tmrb f na$ r
im Slnlaut $u fd&, feie burdfc Seifpiele aus 93ed&fteinS tbüringifdjjen
©agen bargetfrm toirb. Heber fd&inned&en fpringen ift ba*
tyer fo triel nrie überS $inne$en fpringen, unb erft fpäter,
als man ben SHuSbrucf ni$t me$r berftanb, bitbete man bie 2to
brü<fe fd&ainid&en mad&en unb ©d&eune bauen. $)af$ aber an eine
©d&eune ntd&t ju beulen ift, geigt fotoo&l bie ©eftalt ber $uppe
als bie üRebenform fd&innid&en«
Söie nun ber „Sitte", bie $uppe, bie man aus ber tefcten
©arbe mafyt, ber ©Ott felbfi iß, fo ftellt au$ in ben angeführten
©ebräud^en bie Sßuppe, über bie man ^intoegfprang, bie ©öttin bar,
bie über ber (Srnte toaltet. S)aS bemeift aud& ein anberer ©ebtaudfc
aus SButtftäbt @&e ber gla<$S ins SBaffer tarn, tourbe in einem
SBiifd&el ein 3$eil gla$S mit ber ©pifce na$ oben, ber anbere mit
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XVIII
ber ©pifce nod) unten gebunden unb ju ben übrigen Sunbefo. ge<
legt; wenn bann alles toieber aus bem SJkiffcr herausgeholt würbe,
hiefj es öon ber -Dtagb, Weld)e Jenes SBünbel hewuSjog, fie habe
bie glad)Sfröte gefriegt. $iefe glad;S!röte ift bie glaa)Sgöttm
felbft, bie blonbhaarige SBerhta, unb baS §inne<hen, grau
«Spinne, ift nur eine anbere SBejeidjnung berfelben. SBenn bie
#innemutter Wteber als wilbeS SBeib erfd&eint, mit bem man
bie ßinber erfd^redt, fo betft fie fid) aua) hierin mit S3erhta unb
grau ßotte. 2lu<h in ber pommerfchen ©age erfd)eint ein altes
fpinnenbeS 2Beib unb erfd)re(ft bie SBorübergehenben (©age 31);
benn bafj baS ©ummen ihres SftabeS öon ben s &srftänbigen ritftia,
als baS §erunterfi<fem beS ©djneeS ober Wegen* gebeutet wirb,
hebt bie ©age felbft nicht auf. Unb nod) einmal erfchemt ein
fola>S 2Betb. SBenn in Söuffefen bie ßinber am 2lbenb nidht tritt
unb artig fein mollen, fo broht man ihnen, baS Söetb (ober baS
$>ing) mit ben langen, fpillbaumeuen 3^^ nen Werbe
fommen. @S ift eben grau §ofle, bie ja aua; mit langen Styntn
erfcheint. Ob ber Warnt §inne aus §ilbe ober §oUe ($ulle, #ütte)
corrumpirt ober noch anberS ju erflären fei, mag bahingeftellt
bleiben, {ebenfalls bezeichnet er biefelbe ©öttin.
3ft nun bie gegebene Deutung ber glud;formeln richtig, fo
fyaben ttrir in ihnen biefelben brei ©ötternamen, bie roir fd)on in
einer altfää)fifä;en 2lbfd)tt)örungSformel jufammen ftnben, nämlich
2)onar, Söoban unb ©arnot. S9ei ben ©öttinnen fehlt aHerbtngS
bie ©reijahl, boch war vielleicht greia felbft bie britte, Wie man
aus ber gormel $)unnerSbag ugribag fchlte&en !cmnte, benn
bie Warnen ber Sage werben erft fpäter für bie Warnen ber©ott=
heiten felbft eingefefct fein. Anbere gormein mögen bereits verloren
fein. §8on noch gebräuchlichen führe ich an: $)unnerWettftocf,
$>unnerjuchtinf, £)unnerlichtinf, ©unnermafftnf, $)unnermifrmt,
$)ucfemniffntf, — Korruptionen ber früher genannten.
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XIX
Site aus gatfcnburg mitgeteilten SRamen ber 3 tocr Ö c
ftat)ifd)ett UrfprungS; ü)re Deutung mufj id) anbern überlaffen.—
$ie 3lnorbrtung ber (Sammlung gefd)a$ in ber 2Beife, bafc
ber erfle S^eil bie ©agen unb ©rjä&lungen, na<$ ben einzelnen
Greifen geörbnet, enthält benn ein mptyologtfdjeS 3«^reffe £at ben
6atnmler bei feiner Arbeit sundd)ft ntd)t geleitet; menn jebod^ aud)
bie äJtytyologte fcier unb ba etwas ftnbet, toaS fie für fid) Der*
toertyen fann, foH'S tyn freuen. 93iel mistiger erfcjien eS, aHeS
baä fd)riftltd) ju ftyiren unb baburd) Dor bem Untergang ju fdjii&en,
toaS baS SBoK fid) erjä<e unb nod; er^ä^lt. Sluf bem Sanbe auf*
getöad)fen unb mit ben ©itten beS SSolfcö &on S^Ö^nb auf befannt,
$atte ber (Sammler frityjeitig ©elegen&eit, aud; feine ©agen fennen
31t lernen, unb fo fonnte er, burd) bie ^emme'f^e Sammlung baju
angeregt, in furjer 3eit e ^ nc 9 r °6 e Slnjatyl bon Sagen aufjeid)nen.
$en ©tamm bilben bie ©agen beS ©tolper ÄreifeS, bie ber ©amm*
ler u)eil0 aus früherer Seit fannte, t$eils tocu)renb feiner ©tellung
als §auSlef?rer in ©tojenttn im SSerfetyr mit ben Sanbleuten auf*
jeid)nete. (Sbenfo finb bie meiften ©agen beS ßauenburget £retfeS
nad) münblid>r @r§ä&lung aufge jetdjnet ; einige 9ßad)träge lieferte
foäter #r. Se&rer SRabiöf e in 93elgarb. ©e$r eifrig betyek
Raten fid) bann biedrer £)affon> in ©ulfom (Är. ©totp) unb
8ra)ut in ©uffefen (Är. SBiltoro) an ber ©ammlung; bem
elfteren öerbanfe td) eine große Stotel oon ©agen aus ben #rei*
fen Stolp unb ©ä)lawe, ber anbere braute triele ©agen aus ©ü*
toto unb Gummelsburg. 39eibe 3Äänner, aus bem SSolfe ftommenb
unb bura) u)re ©teuung unb tyren S3erfe^r im SBolfe jum ©am*
mein too&l befähigt, tyaben, too fie nta)t i^nen fdjon 99e!amiteS res
ferirten, ityre 2luf jeid)nungen meift nad) ber @t#ü)lung älterer Seute
gemalt, bie Dollen ©lauben üerbienen, fo baß ein Stoeifel an ber
Söa^it tyrer »eridjte auSgefd)loffen ift. ermahnen uriH id), bog
§r. 3)affott) bie $runnenfagen 97 unb 100 nad) bem 3Bertd)t feiner
in ßabu&n oerfterbenen ©Kern, ßr. 2lr$ttt bi< Srtmnenfagett 15
Di
XX
unb 220 mti) bem Script t»erfdjiebener alter Seutc aufgezeichnet
hat. S)ie 6agen 63 unb 221 fmb in ber mitgeteilten gorm toofyl
ma?t t-olfethümluh getoefen, bod& ift mir 63 ohne ben 6o}lu(? au$
Don anberer ©eite erjäfolt roorben. (Stählung 142 ift fia)er oolfös
tbümltch unb erft fpäter im Äirchenbuch aufgezeichnet roorben. SBon
ben ©agen ber übrigen ßreije ift nur ein geringer £heil oon mir
perfönlich gefammelt roorben. 3ahlreia> Beiträge lieferten bic
Herren ©eminarlehrer Daring in (S ö 3 1 i n , Dberpfarrer l a t o
in galfenburg, Sehrer Stabe in SBoiffin, eine au£ $er*
fanjig ftammenbe $)ame u. a. Sttllen fei hiermit gebü^renber $aitf
abgeftattet. 2öaä oon fchriftlic&en Quellen benufct ift, ift bei ben
einzelnen 6agen angegeben. 3n juoorfommenber SBeife geftattete
§r. SJtittergutebefiger £reia)el in £och = $alefchf en ben 216=
bruef einiger t)on u)m in ber 3eitfa)rift beä ^iflorifajen SBereinS für
ben 9tegierung£be$irf 3Jtarienroerber öeröffeutlichter 6agen, tt)ie er
mia) aua) fonft burch [einen 9tath freunblia)ft unterftüfcte.
2)er zweite SC^eil ber «Sammlung enthält Aberglauben unb
(SJebräuche, jumeift aus ben Greifen <5tolp unb ©ütoro, toon meinem
©d&roager 2)afforo, #rn. Slrchut unb mir felbft perfönlia) gefam=
melt. ©intge Beiträge mürben t)on greunben geliefert. (S8 fei
baran erinnert, bafc iu Qt^noro, baS öftere ermahnt wirb, noa>
jefct ßaffuben üorhanben finb, unb Sönffefen unb bie umliegenben
. Dörfer früher ebenfalls üou Äaffuben beroohnt roaren. 2öa3 baher
in biefem XtytiU gebracht ttrirb, ift gröfjtentheite faffubifa>$ ©igen*
t^um.
2)er britte Ktyil ber Sammlung enthält eine Anja^ oon
3Härchen, grö&tentheite mm £rn. 2lra)ut gefammelt. Ueber bie
Seife feinet Sammelnd ftt)reibt er: ,,30; ^abe jumeift ältere Seute
$u einem ^lauberftünbchen in meine Söohnung gelaben ober bin
§u ihnen gegangen, unb nadjbem ia) ihr Vertrauen erroeeft, &abe
ich ihnen meine Sitte vorgelegt unb mir bie Saasen erjagen laf-
fen, bie ia) entroeber fogleia) ober fpäter aus bem ®ebädjtttif$ auf-
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XXI
fa)rteb. Äeiner ber ©rjähler, bic fämmtliä; bcr nicbcrcn 33oll8*
f$ia)t angehören, bat naa; feiner 2lu3fage au8 einem 33ua)e ge*
fa)öpft, jeber toollte bie ÜRärdjen trielmehr in feiner Qugenb oon
alten fieuten gehört, ja öfter gehört unb fo bem ©ebächtnife ein«
geprägt tya&en. $>iefe Angaben &abe i$ um fo toeniger ©runb
ju bejlr-eifeln, als in früherer $tit berartige Unterhaltungen, be*
fonberS an ben langen SSinterabenben, an ©onntagen unb in ben
©pinnftuben, mehr unb beffer gepflegt hmrben al$ heutzutage, too
bie jüngere ©eneration fta) lieber bie 3eit bura) flartenfpielen unb
©ä)nap3trinfen fürjt, nrie benn audj faft bei feinem ber jungen
©emeinbemitglieber ber ©inn für folä)e ©rholung ju finben ift,
toaS im Sfttereffe einer gefunben SBolföerjiehung nur beflagt toer=
ben fann."
£)en SSortourf, leia;tgläubig getoefen gu fein, muß ber ©ammler
entf Rieben jurütfroeifen; er fennt feine fcmbsleute gut genug unb
toeifi, hrie otel eS bort noch befonberS an @r$ä&lungen, attära)en
unb (Gebräuchen ju fammeln giebt; unb toenn er feine ©ammlung
f$on jefct ber Deffentlichfeit übergtebt, fo geflieht ba3 aus bem
©runbe, toeil er jefct nicht mehr (Gelegenheit jum perfönltd&en ©am=
mein fyat ©her möchte $u tabeln fein, bafc er ju viel aufgenom*
men hat; aber barauf ernribert er, baß er eben alles bat aufnehmen
to ollen, toaS e3 an ©agen unb boltetbümlid&en ©rjählungen im
StegierungSbejir! (5ö3lin noch giebt; er hofft, feiner $eimath3prooin$
burch feine ©ammlung leinen fd)lea)ten $>ienft ju ertoeifen, unb
bebauert nur, ba& er aus bem n)eftliä)en Sfytil be3 9tegierung3be*
jirfeS nicht mehr hat beibringen fönnen. 3m Uebrigen fott baS
Sud) toeiter nichts fein — afä eine ©ammlung, bie tt>iffenfchaft=
lid)e SBertt)erthung be§ gebotenen ÜDtoterialS bleibt Slnberen über*
laffen. £>aber ift — mit einer Ausnahme, ©. XIII ff. — aua) auf
m^thologifa)e Erörterungen verjuxtet, obgleich fola)e vielen Sefern
toohl ern)ünfa)t getoefen toären.
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xxn
<5o fei bcnn biefe Sammlung — mit freunbli<$em ©ruf* an
alte Sefatmte unb alle, bic in bem 33uä)e &on bem 3&ri(jen toieber«
finben, — gan§ befonbetä meinen ftntetyommerfdjen Sanbäleuten
beftenä empfohlen. %üt toeitere Seiträße jur SßeröottPtanbiQung
unferer Sammlung toerben toix banfbat fein.
$ofen, am 20. 2lpril 1885.
***
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I. tfreis 33ütoto.
©eitt.
1. 2)te !affubif$en fyinen 3
2. Urfprung ber @tabt ©fitoto 4
3. 3)ie S3flton>»9lummel8burgtf<$e Sierße 4
4—8. 2>er ©<$Ioüberg bei SÖÜto» 4
9. 2)ie geuerfageln 8
10. SDie Sungfernmfi&le bei ©ütonj . . '. 8
11. 2)er berteflnföte ©elbfafkn 9
12. 2>er ©teinfrei« bei ©ttto» 9
13. ©ott abföwören 10
14. 2)a$ bertofinföte ©($lo{? in ben #eifö?u$Ien 10
15. 2)er ©rannen bei SBuffefen 11
16. 2)er fctyoarje 2Rann 12
17. ©reibeinige $afen 12
18. 2)a8 Srrlidbt unb bie toilbe 3agb 13
19. 2)a0 toeinenbe 5ttnb 14
20. 2)er betrogene ©ei$ale 14
21-22. ©om ©elbluttern 15
23. fieberte äRil$ 16
24. mi$ abmelten 17
25. #et fieft o« be $unb na 3afob' 17
26. Der unfufctbare ^at&enjettel 18
27. ©er Seufct unter bem Zifä 18
28. fcobter fommt »ieber 18
29. 3>ie toilbe 3agb 19
3a $ie ölocfen im $io$enfee 19
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I
XX I V
Gette.
31. ©fctnnenbe grau 20
32. ©bufenbcr Saum 20
33. ttojjlafer im »rot 20
34. 2) et $efenjee bei $r$ebiatfott> 20
35. ©ie Orgel in Söerneborf 21
36. ©ie betben ©een bei ©ern«borf 21
37. ©a« ©erßeinerte (tyetoaar bei ©am«borf 22
38—40. ©er bertoflnföte ©tein bei ©am«borf 22
41. Änaben probieren ba« Äityfen 24
42. HRaufe im «opl 25
43. ©ie Saarnnntyen 25
44. ©er ©iamant im Saffener See 26
45. ©ie berborrte $anb 26
46-50. 25er 3Ka$rt 26
II. StxtU ßauenbiug.
51. ©er Äonig bom ffaffubenlanbe 29
52. ©er ©c$afc in Bonenburg . 29
53. ©er große ©tein bei bem Sägerfcof 30
54—61. ©er ©c$lofcberg gu »elgarb 30
62- 67. ©ie fd&toarje 33gerin 38
68. ©er gefrenfHfdje 2ei<$enjug 36
69. ©a« geflogene SWeßgewonb 36
70. ©ie ®lotfen ju ©etgarb 37
71. ©er fömarje ©ee im Sebamoor 37
72. ©er 2inb»urm im Cebamoor 38
73. ©ie Siebenben am Sebamoor 38
74. ©er tatyotiföe Sbefmann am Sebamoor 38
75. ©ie bon $ir# 39
76—78. ©ie SRttofaifird&e gu fiebamünbe 40
79. ©er Ärieg jtoiföcn ben Sebaern unb Flingern 41
80. ©ie fleben ?ebaer im Gimmel 41
81. ©er Untergang bon GMennfe 42
82. ffioiwob unb ©taroft 43
83. ©er ©$afc in ©<$3ne$r 44
84. ©er $u&rmanneßein ju Äo^toalm 45
85. ©ie bezauberte Äa^eue 45
86. ©er böfe ©ee 45
87. ©ie jteinerne ©rant 46
88—90. ©treibe ber 3elafeuer 46
91, ©er TO<$graben 47
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XXV
92. ©er berttflnföte $eubaufen .
93. ©er ©acfjtein bei <8t. ©ofctyol
94. ©er berfieinerte SWeWacL .
III. ßrcis ©tolp.
95. ©a« $oljent$or in ®tolb
96. ©er Cfcriftoblj in 6toq>
97. ©er ©olbbrunnen
9a ©er ret^e @<^äfec in öeffta
99. ©a« etylof} in ber ©totye bei hoffte ....
100. ©er ©rnnuen in Sabufcn
101. ©er @$intmetreiter in gabuftn
102—103. ©er @($to&berg bei 3irä)on>
104. ©ie Unterirbifd&en in ber 1)o\)Un gufrt . . .
105. ©ie S3ö$ns in Bommern
106. ©ie »übe 3agb bei ffiulfon»
107. ©o« Srrttyt
108. ©ie große £ir$engtode in Ouafenburg ....
109. ©ie ©nrg auf bem SÄnttrinberg
110. ©er Sicfcberg bei ©ubero
111. ©a« »er»finfc$te ©tfclofj bei ©uboto ....
112. ©a« berroflnföte ©$lo& bei 2Bunbt<bo& . . .
113. ©ie toitbe 3agb bei ©ubo»
Iii. ©er @<$a$ in ffiunbu$ou>
115. ©ie beraflnföte 3nngfran
116. ©er ©d&tnoofyfa&l
117. ©ie greünourer
118. ©a« ga|taa<$t«pferb
119. Heilmittel bur$ einen bräunt offenbart ....
120—121. Steine bei &n>on>
122. ©er ©<$afc gu ©rurabfoto
128. ©er Xeufelfißeta in 9?eifcfon>
124. ©ie berjauberte Sinbe
125. ©er berroflnföte ®tein in öofyren
126—128. ©er Sinbtourm unb bie ^Riefen int Sebamoor
129. ©ie *8nig*gräber unb ber ©tcefönig in SSoflin .
130. ©er gemeinte ©<branf
131. ©er Teufel als SönÜe
182. ©ie roitbe 3agb bei »ufdjifc
133. ©er ©locMberg bei 3entntin
134. ©ie 3»erge bei Hotoen
XXVI
135. ©ie Hfcfen bei Hotten 69
136. ©er %t\$ bei Cirtfenjin 69
137—139. ©er Heoefo&l 70
140. ©er ©tetnfyaufen im ©arbefc^en ©ee 71
141. ©er «Paftor unb ber Teufel 72
142. ©uftab «bolf oon @#tteben in 8towe 72
143. ©er Senfe! fangt eine grau ju Xobe 72
144. ©er ©c$atj in ber ©iefebitj 73
146. SDBaffer in ©ein oenoanbelt 73
146. ©er ©eufefefiein bei @($oioto 73
147. ©er ©#at} in ber $ofc(en <Su$e 73
148. ©te ttilbe 3agb bei Cargin 73
149. ©er Teufel unb ber SRüHer 74
150. ©er ©<$afc in greift 74
151. ©er Teufel butct) pfeifen Ijerbeigelocft 75
152. ©er Ärötcngrunb bei ©ammen 75
153. ©er fceufefoflein bei ©etoetfborf 75
154. ©er ©$atj bei ©en>cr«borf 76
155. ©er Cbetmann mit ber gotbenen ftette 76
15a ©ie bei Hinge 76
157—158. ©er ©eraolf 77
159-164. ©te (grbtnänntfen 78
165. ©er £eufet*banner 80
166. ©er $erenmeißer oerra't& |W& felbft 81
167. ©ie betrogene $eie 81
16a ©er ©irbefttinb 82
169-177. ©er aJto&rt 82
178. ©er Heuntöbter 84
179. ©aö Un&ier 85
180. ©er Teufel auf bem jEanjboben 85
181. Cierbtä'ttrige« Äleebfatt 86
182. 93erbre$er rettet fi<$ bur$ ein »St^fel 86
18a ©ie »iene 87
184. ©ie ©ei&e 87
IV. Äretä 6$Iatoe.
185. ©er Hamen ber ©typer 89
186. ©ad ©ojelgelb ht ©platte 89
187. ©er ©obtengraben bei ©platte 90
188. ©a8 öerttflnföte @<$lo& bei ©platte 90
189. ©a« rot&e $u$ 91
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xxvn
©eite.
190. Stefie eine« ftonnenflofier« 91
191. ©tflofc Ätemmfe 91
192. 2>ie lefcte ©(fclad&t 92
193. 2>ie ©lotfe in 3er«bagen 93
194. 2)ie geborgten tfirdfrenglocfen , 92
195. (Seer färe ©egentinfdpe £>erre 93
196—204. ©treibe ber 3anoroer 93
205. 2)er fettige ©erg bei ^oHnoro 97
206—207. 3)ie Herren ton «Pobetoil« in «rangen 98
208 -209. 3>ie üßü^e bei Ouettoro 98
210. 5>er ©Roßberg bei graben 100
211. 2)er breibeinige $afe in graben 100
212. ©ertoölfe in Hifeltn 100
213. 2>er SRaffotofee bei $eefl 101
V. ßteU SfrummelS&urg.
214. 2)er Äm$t$urm in Gummelsburg 102
215. 2>ie ©orten im ©abebufdjfee 102
21 6. ©er 2Ra$rt 103
217. 2>er ©toul in $w;benborf 103
218. ©ennefen 104
219. 2)cr $üi?nerberg bei ©r. 9tee$ 104
220. Ouette bei ©r. ffleefc 105
221. ©er ©teinfreis bei Sßenb. $ubbiger 106
222. 2Kann o&ne ffobf 107
223. 2>er febtoarje ©rannen 107
224. 2>ie Untetirbifaeu 108
225. ©om ©elbluttern 108
226-243. ©treibe ber $arfi!on>er 108
VI. ÄreiS 8uMi$.
244. ©er Warne bon ©ublifc 117
245. ©erge bei ©ublifc 117
246. Sie gauulie Saube 117
247. Untergegangene ftird&c in SHii^loro 118
248—249. $ie ©aflbnrg im . ©ird&otofee 118
250. 2>er ©<$afc im Stöterberg 119
251. £>ie Waranen im gwfjen ©öljigfee 119
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(
xxvni
VII. flteis GöSlin.
252-253. ©er 2eufel«bamm im 2ü>towfee 122
254. ©er ©amm im Sflanotefäen ©ee 123
255. ©er Stobolb in 3u$en 124
256. ©er gefyenfiiföe ftu&fütterer 124
257. ©ie Sölten im Wittenberge (et 3amunb 125
258. ©te $ünen bei 8ar$min 126
vni. Äteis ßolbcrö^örlin.
259. ©ie (Brfinbung oon Colberg 127
260. ©er berfleinerte $eu&aufen 127
261. ©er ©affon>f($e Äudud 128
IX. ßreis Selgarb.
262. Eauben&eim 129
263. ©er betrogene Teufel ..." 130
264. ©ie $crenbutter 130
265-266. ©ie toilbc 3agb bei ©ieblom 131
267. ©er ©eebteef * 131
268. ©er große ©tein Bei @r. 2^0» 132
269. 3n fimfö U\}xt ma fraure 132
270-271. «erwfinföte ©teine bei $o$enttarbüt 133
272. Sertottnföte« ©#tofj bei $oljin 133
273. ©eflrafter ÜReineib 134
X. ßreiS 9teufiettin.
274. ©er Seulberg bei «Reufiettin 135
275. ©a« »emfinföte @($loß auf bem SWito<$«beeg 135
276. ftlofier SKarientbron 136
277. ©er @tor<$ 137
278. ©er ©edrfelbafg 138
279. §ad uop 138
280. ©te $ere ju «lingbetf 139
281. ©er OMotfenberg 139
282. ©ie ©eifler im SBanbfoinb 139
283. ©er ©urgtoerber am föabbafcfee 140
284. ©ie Ölocfen bon Sffiurcbo» 140
285-286. ©teine bei ©urtforn 141
287. ©jmfenber 2> 0 ($ m ©alfanj 141
288. ©äwalbe 142
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X XIX
289—290. ©er »urgwaü* im 8eltowfet 142
291. 3>er ©utfwaU im Äammerfee 143
292. ©*lo§ bei Drabeim 144
293. 2Renft$ttc&e $aut in ber Äirc^c öon ©aprenbufd& 144
294. ®er «urgmatt bei 8flmj©to 144
295. 2>er gcbje Stein 145
XI. ÄretS 6<$ibelbetn.
296. 3>er Warne bon €><$ibelbetn 146
297. Die ©(fclacpt auf bet Sengenden $aibe 146
298. $er ©öbrifcfee 147
XII. Areiä ^ramburg.
299. Die Gntftepuna, ber ©tobt gollenbutg 148
300. 2>er Xxaum bom <8ber 149
301. 2)er 2)reibaum 149
302. 2>ie toitbe 3agb bei ^Ottenburg 149
303. 3>ie bezauberte $rinjeffiu am Qatgenberge 150
304. Die Unneteigfaö 150
305. Die (Jattiefet @<$tcifmüb(e 151
306. ©er 3uiigferofec bei (Saflie« 152
307. Die Habbel auf bem Änufenberge 152
B. Jl6etflfatt6ett mtb geBr&uQe.
I. ©eburt. Saufe. Äinbbeit (1-31) 156
II. flodfoeit (32- 63) 158
III. Ärantpeiten (64-81) 161
IV. QHUd. Unglücf (82-90) 163
V. lob. ©egräbniß (91-122) 164
VI. «flerfanb 3auberei (123-138) 167
VII. Spiere (139-183) 170
VIII. ^ftonjen (184-204) 175
IX. Reiten (205 -235) 177
X. ©etter (236-244) 181
XL »ermifcbte« (245-266) 182
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XXX
1. 3o&antt €5<$ut| 187
2. 2)er fromme @<$5fer 189
3. S)er bumme ©an« unb ber SRiefe 190
4. 2)er bumme ©an« 192
5. 2)er bumme ©an« 194
6. 25« bumme ©an« 19t
7. 2)er bumme ©an* * . . . . 199
8. SBie eine alte grau umgefömiebet reirb 203
9. 2>ie fdjitae 2#erefe 204
10. Sfermartin 208
11. 2)a« ©unberbud) 216
12. 3>ie Spinnerin 223
13. ©er berrottnföte ©arten 224
14. ©er $age unb bie $riiqe|ffo in ber Sonne 230
15. dreierlei ffiaffer 236
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■
>
*
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&nc$p. «eriffagnt.
1
I
1. $)ie faffubif^en Raiten.
ßöntg Siegmunb III. oon $oten rüftetc fi<$ §um Äriege gegen
bie dürfen. 2lud> oiele faffubifcfye ^ßanen folgten u)m unb fämpf*
ten unter gü^rung ©erfyarbt'ä oon 2)öm)of tapfer bei Gifora 1620
unb ^;oqim 1621. mit s JM;m gefrönt teerten fie in u)re §ei«
mat$ jurücf. 3 um SInbenfen an ben glorreichen getbgug nahmen
»tele faffubifdje $anen in il;r SSappen SDtonb unb Sterne auf,
bereu Stellung t»erfd)ieben finb. Sie ftnb bie eckten tan$ei<$en
bc§ eingebornen fajfubifc^en ^anenabel». So bie 23ialfe, 23ri$t,
Brünicfe, ßoroalfe, Gfyamier^irmnsfi, (garnier; ©liSqtnäfi, (Sfjmon),
(S&melenj, ©ran, Santa, Qutrjenfa, $uifc=Stüb$tn$fi, Wlati),
3Jlro§ef, s Jlübgif<$, Somni(j, Stotod^föeforosfi, Sßifcon, SBnuf,
2Brt?3=9lefotoc^i, Söuffoiu, auä) bie ©oftomsfi, £ipmsfi, geromäft,
ßiftotosfi, ©oftfom^fi. %laä) ber gemeinen Sage unb münblid^en
Ueberlieferuug foU ber unten liegenbe #albmonb bie Stteberlage
ber dürfen unb bie Siege ber $oIen, ber fte&enbe §albmonb bie
grofje Erbitterung ber Streiter bc3 ©laubenS unb ber geinbe ber
ßfyriftenfyeit, fonrie bie Unentfä)iebenf;cit bc» Kampfes, ber oben
fä)roebenbe §albmonb bie -ttieberlage ber ^olen unb bie Siege ber
dürfen anbeuten.
(Jramer, ©ef$ic§te ber £anbc ?auenfoirg unb ©ütoro I. ©. 227.
1*
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2. Urfprung bcr Stabt ©ütoto.
3118 ©rbaucr toon SBütoto toirb in bcr preufiifchen tyxtmit
beS (Sagpar 6chüfc ein toenbifcber gürft S3uto aus SMlenburg
genannt, ton bem Sanb, ©tabt unb glu6 SBütoh) ben tarnen er»
galten tyaben f ollen. Ga<h (Sramer, ©efchtchte ber Sanbe Sauen*
Burg unb Sütom (I. 6. 94 ff.), hat bie Stabt ihren Garnen fcon
ben SStenen erhalten. (Sr ift &on ben S3üten (Suten, beuten)
abgeleitet, aufgehauenen ober ausgehöhlten, jum Aufenthalt bet
SBienen eingerichteten gichtenftämmen.
2)er Game ift toenbtfchen UrfprungS, ber SBottSmunb erflärt
ihn jebo<h a^ „bt— to" b. i. gleich bei &u, toeil bie ©tabt bcr
SBurg gegenüber, ober gleich fei ber 5torg erbaut toorben ift
3. 2)ie 33ütott>*GummelSburgifche £er<$e.
2Benn man bie SBütotoer ober Gummelsburger neden toill,
fagt man, 33üton> unb Gummelsburg hätten gufammen nur eine
£er<he, Welche abtoechfelnb beS Borgens in 93ütott), beS Gachmit*
tagS in Gummelsburg fange. — $on ben Sütomem fagt man
auch, bei ihnen h<*fe Der 23ürgermei(ter ben §unben baS ^Betten
verboten.
3)er ©chlo&berg bei Sütoto.
(4-8).
(Stma eine hälfe ©tunbe SSegeS toon 33ütow gegen SRittaa,
fo berichtet ßramer in feiner ©cfchichte ber Sanbe Sauenburg unb
SButoto (S?b. I. Seilagen ©. 21), befinbet fid) ein ungefähr 100
gufj h°h^ $ügel, ber fich burch feine nmnberbare ©eftalt aus*
zeichnet, inbem er, gan$ merfetttg, bie gorm eines abgeplatteten
2)acheS %at. Slugenfcheinlich ift er ein Söerf ber 5Genfchenhanb,
Goch h* utc Wrt er ben Garnen „©chloßberg". $)ort h a * einft
fo lautet bie Sage, bie S3urg beS 3JtorfchallS 93cer unb feiner
©öhne geftanben, bie nun überfchüttet ift. S)ie leiten ftnb feht
fteil unb meift mit ©eftrüpp bebecft; auf ber obern platte aber
toirb geacfert. $)ort mar früher eine mannSbicfe Oeffnung öon
unergrünblicher £iefe, bie ber befferen S3eacferung toegen öerfchüttet
tourbe. @S f oH bieS ber Gauchfang ber alten S3urg getoefen fein.
3toifchen biefer Oeffnung unb bem je$t noch toorhanbenen ©chlofr
in ©ütott) führt eine unterirbifche Sßerbinbung. 9Sor Dielen 3ah*
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— 5 -
•
ren tourbe ein £unb au3 bcm Sturme, ber an ber SBcftfcite beS
€$loffe3 ftetyt, in ein JMerloä) geworfen unb fam na<$ einer
falben ©tunbe burä) jene Deffnung im 6d&lo&berg lebenbig lieber
ju £age. 3in 3^^e 1817 üerfudjte bcr ^rebiger SBilm, ber ju s
gleia) Stteftor an ber 6tabtf$ule toar, mit einigen 6$iüem ber
©pur beä $unbe3 ju folgen, t-om tt)eftlta>n 2#urm in bie £iefe
$inab3uftcigen unb ben ©ang unter ber Cürbe naa) bem ©aplo&berg
ju burdjroanbcrn. dr fam jebocty nur bte in bie ÜKä£e ber ©<$lo&=
tnütyle, ^ier mußte er umfefjren, ba bie £uft fo bicf getoorben tt>ar,
ba(j ba3 8iä)t in ben Laternen ber ©a)ülcr erlofa). darauf liefe
ber bamalige Qntenbant bie Deffnung im Äeßer be$ rocfttic^en
3$urme£, bie $u bem unterirbifd)en ©ange Innabfütyrt, jur 2lb=
toenbung brotyenber ®cfal;ren |umauern. — SSon bem ©d&lo&berge
toirb nod) manches SBunberbare erjagt
4. ©inft träumte einem in SBütow ftetyenben #ufaren, ba& er
auf einer i&m tt?of)Ibcfannten Stelle be3 $ügel£ fidt) befinbe, neben
ü)m ein Raufen ©olb. ©in Äamerab, bem er ben £raum am
anbern borgen er$äfylt, fapilt tfyn, bafc er fo roenig fein ©lücf $u
benufcen oerftefye ; aber erft, al£ er jum britten 2ftal hinter einan*
ber benfelben £raum gehabt, entföliefjt er fta), auf ben ©ä)lo6*
berg ju ge&en. 2)a er aber erft feinen gutterfaä l;ert>orfua)t,
»erfpätet er fia), unb e3 graut bereits ber Sag, als er auf bem
©ajlo&berge anlangt. ©a)on fie^t er ben Raufen t)or fta), aU er
aber herantritt, finbet er ftatt be3 ©olbeä — Jünger. 2lergerli<$
über biefe $äufa)ung ftöjjt er mit bem gu&e baran, ba toerfcfyuins
bet ber Raufen plöfclia). — 3lnbere »ollen biefe 6age auf ben
bei ber Sungfernmüfyle liegenben ©olbberg begießen.
5. ©in $irtenfnabe oerlor einft auf bem Serge jroei D$fen.
Seim 6uc§en an bie Deffnung gelangt, finbet er neben berfelben
einen gebeerten £ifä;, auf bem ein 33unb ©djliiffel unb ein
Heller mit br ei 33 utterf Quitten ftdj befinben. Obgleich i&n
ber junger bie lederen ju oerjetyren reijt, ftetyt er bo$ an, ge&t
feinem n\ö)t toeit entfernt too&uenben SBrotyerrn unb erjä<,
toa£ i£m begegnet, tiefer fagt u)m, bafj, wenn er ftd> ber
6d)lüffel unb ber S3utterfa)nitten bemächtigt fyätte, er reid) unb
glücfltdj gemorben märe, unb feljrt gleid) mit tym um. 2lber fä)ou
toar aäed t>erfa)umnben. Woty einmal fanb jener Änabc bort ben
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mit bcn 33utterfa)nitten, bod^ mteberum wagte er nid)t, fie
gii berühren; bie 6a)lüffel fehlten bieSmal. ©eitbem warb nid)t£
Wieber gefetyen.
6. 2IuS bem ©djloftberge fprubclt ein burd) frpftallglei(§e£
SBajfcr au£ge$eta)neter >QueQ fyertwr unb mit fola)er 3JMä)ttgfeii,
baft er fdfoon wenig unterhalb als 5Jtitylenbaa) bie Sungferns
mü^le treibt, ©in Sauer, ber an jenem 53ad)e äderte, faty oft*
mal£ 3U bemfelben eine Jungfrau fommen, bie mit einem gol-
benen (Simer SBaffer fdfwpfte unb fidj wufa). (Sr faftte fia) enblid)
ein §cr3, unb fragte fic, WcS&atb fic fola>£ tfyue. S)a erjagte
fie, Wie fie eine $rin§effin unb bie ©ebieterin be£ (EdjloffeS, baä
auf jenem §ügel geftanben, geWefen, aber mit biefein t>erwünfd?t
Wäre, toeSfyalb benn baffclbe auä) in bie Grbe öerf unten fei.
©ie tonne aber erlöft Werben, Wenn jemanb, ofme anhalten
unb of;ne fia) umäufef;en, fie auf ben polnifa)eu Slira)fwf in Su-
tern trage unb bort mit t>oHer ©ewalt ju Söoben werfe, ©ie
forbert t;ierauf ben SltfcrSmann unter $erl;eifcung uon ©lud unb
9teta)tl;um auf, il;re ©rlöfung ju Doflbringen, unb biefer unter=
Winbet fia; beffen. ©0 mannigfaa)e ginberuiffe fia) aua) entgegen*
ftellen, ift er boa) fa)on mit ifyr auf ben $ira)l;of gelangt; beüor
er fie aber noa) r>on feinen ©dfmltern abgeworfen, greift u)m ^in*
ten etwas in ben ©a)opf. darüber eria)rtcft er bermaften, baft
er fia) umfielt unb feine Saft fallen läftt. SDa fä^rt bie 2>una, s
frau ju ben Säften auf, Wirft il;m jammernb feinen Langel an
©tanb&afttgfeit vot unb flagt, baft fie nun noa) met härtere dual
erbutben muffe unb erft naa) 100 Sauren r>on einem, ber ftanb=
tyafter als er baS SBerf t>otlfüfyrc, erlöft werben fönne. ©0 t>er*
fd)wiubet fie unb ift feitbem noa) niä)t wieber gefcl;en.
9lx. 4 — 6. au« bon Xeüan unb £emme, bie SSolfäfagen CRpreugend,
?itt&aucn8 unb 2ße)lpreujjen0, 92r. 266, 267 ; fcergf. Gramer a. a. O.
7. (Ein SBürger aus SütoW ging eines 3ftorgen3 in bem
fd)önen £f>afe bei ber 3ungfernmül;le fpajieren. pöfcüd) taud)te
in bem 23aa)c üor il;m eine weifte graueugeftalt auf. ®er ©pa*
jiergänger glaubte, eS fei beS 9)tüHer3 £oa)ter, unb ging beSfyatb
rufyig weiter. 2lber balb tarn biefelbe ©eftalt auf einer anbent
©teHc jum SSorfa)cin, unb nun jWeifelte ber 2Rann nid)t me$c
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batan, ba& er eg mit ber fcettoünfdjten ^ßrinjeffin be3 Sd&lofjber*
geä tyun babe. ©eine Neugier rou<$3 mit jebem Slugenblid,
unb er entfd&lofi ft<$ enblid), ju % heranzutreten unb ftc an=
jureben. @r fd^ritt bem 93a$e ju. $a trat bie 3ungfrau aus
bem SBaffcr heraus unb bat ü)n, er möchte ü)r bo<§ ben grölen
5ßimfd^, ben fie auf ©rben hätte, erfüllen. 2ttö er fu$ baju bereit
erftarte, forberte fie u)n auf, fie nach bem 6<hlojiberge ju tragen,
tt)o ü)r ©eburtSort fei; bodj bürfe er ftch auf bem Sßege borthin
xtid^t umfeben unb fein SBort fpre^en. $)er 3Jtonn fcerfprach,
biefen Auftrag nach beften Gräften aufführen, nahm fie auf
feine 6<$ultern unb ging fort. ßtroa bie #älfte be3 SBegeS mochte
er jurücfgelegt haben, aU er ftch tobtmübe auf einen 6tein nieber*
fegte unb ju fid) felbft murmelte: „D too metb!" ©in gettenber
Schrei, bann lautet Steinen, — unb bie Qungfrau n>ar toer*
fdjmunben. £)er EKann aber lehrte betrübt nach SBütoft) jurüd-
8. Sßor langer tooHte fid) ber 3ftagiftrat toon SBütoto eins
mal genaue Qnformatton über ben oon ber noch jejt beftebenben
Ritterburg nach bem üertoünfchten ^d)lof[e auf bem ©chloßberg
fübrenben ©ang, fottrie über ba3 €?d)Io§ felbft unb feine SBetoob*
ner öerfd&affen. Mehrere 3Me finb audt) beträte ^erfonen mit
Satemen in ben fcor^in ernannten %fyuxm ^inabgeftiegen, fottrie
fie aber an bie Deffnung beS unterirbifd^en ©angeS lamen, tourbe
ba3 Sicht oon einem großen, fdjtoarjen §unbe, ber »or bem
©ingang 2Ba<$e hielt, burch 6d)tenfern feiner langen D^ren au&
gebiafen, unb bie 33ortoi|jigen mußten unoerrichteter ©ache umfeh*
ren. -Jiun befd)loffen bie 33äter ber 6tabt, einen „bienftbaren
©eift" mit ber Ausführung gu beauftragen, benn befanntltdh ttrirb
folgen SBoten t>on ben unfichtbaren dächten fein ^inbemig in ben
2öeg gelegt. @S fanb fi<h balb ein 2ftann, ber fid) bereit erflärte,
ben ©ang nach bem 6<$loffe ju unternehmen, (Sr tourbe mit einem
»erfiegelten Briefe an ben ©ebieter beS 6<hloffe$ in ben S^urm
binabgelaffen unb langte, ohne ba§ u)m ber $unb ba£ ßi<ht aus*
blies, burd) einen geräumigen unb febr fauber gehaltenen ©ang
glüdtlich bei bem oertoünfebten ©chloffe an, toor bem ein jtoeiter
fchtoarjer £unb als 2Bäa)ter lag. S)iefer fah ben Soten gar ernfc
baft an, ließ ü)n aber, toie ber erfte getrau, ungehinbert paffiren.
Mn Liener erfa)ien, um fid^ na$ bem Sege^ren bc§ gremben ju
Di
erfunbigen, unb fo trat biefer bur$ bic crfte 2^ür in baS 3nnere
be£ unheimlichen ©ebäubeS. SDann öffnete er eine jtoeite £bür
unb nun ftanb er in einem $ett erleuchteten ©emad), in beffen
Hftitte er an einem mächtigen, mit papieren bebedten £ifä)e einen
fchroatjgefteibeten SJlann in emftger 2#ätigfeit erbüefte, ben dürfen
ber &hür augetoanbt ®er ©rufe beS Soten blieb ohne (Srtoiberung,
Ja ber SWann am £ifcb fcielt eS nicht einmal für nötyig, ftch nach
bem ©inbringling umjufchauen. $a trat bicfer fchroeigenb an ben
SEifch unb überreizte ben SBrief, weichen ber 5Kann öffnete, lad
unb fofort beantwortete. $er SBote nah m baS toerfiegelte 2lnt*
n)ortfd)reiben unb machte ftd) bann auf ben SRüdtoeg. O^ne ®e*
fahr erreichte er ben 2luSgang toieber, warb hinaufgezogen unb
erftattete ben #arrenben getreuen 93crid)t SßaS in bem ©riefe
geftanben, erja^lt bie 6age nicht.
9. £>ie geuerfugeln.
©in ©<hufterlehrling ging eines SlbenbS auf ber ©trafie au
SBüton) fpajteren, toä^renb ein altes 9Jtutter<hen hinter ü)m ^er
trippelte. ÜKaä)bem fie ben S9urfd)cn eingeholt hatte, jog fie einen
irbenen, mit Rapier jugebedten £opf unter ber ©chürje he^or
unb bat ü)n, ben £opf nad) bem $au8flur 2lderbürgerS,
ben fie ihm bezeichnete, ju tragen unb bort nieberjufe&en. 5)er
Surfte war baju bereit. @r war aber noch nicht 50 ©abritt
gegangen, als burd) baS beim fragen befchäbigte Rapier jtoei
Zangfd)tt)eifige geuerfugeln brangen unb hoch in bie Suft
ftiegen. $8or ©d)red lieft ber 8urfd)e ben £opf faden unb lief
mit furchtbarem ©efchrei baoon. ßeute eilten h cr 3 u / f a & cn ober
nur noch, ba§ bie beiben geuerfugeln in einem ©ä)ornftein oer*
fa)roanben. Qeber glaubte, eS fei ber Teufel gemefen.
10. £)te gungfernmühle bei Sütoto.
2>ie 3ungfemmiu)le gehörte in früherer Seit einem 3RüUer,
ber mit irbifd)etn ®ut reich gefegnet war. $)rei Achter führten
ihm bie SBirthfchaft. 2Jtan erjählt, ba§ biefe ihren &ater ermor*
bet hatten, weil fte t>on ihm nicht bie Einwilligung jum £eirathen
erhielten. Rubere fagen, bie Töchter feien mit bem SBater in
einen 6trett gerathen unb Ratten ihn, als er fchlief, in ben tiefen,
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moraftigen 9Jhtf?tentei<$ geftürgt. Segen bicfcS gret-ete würben
bie brei Xöa)Ux fcon einem ftaubtttt, ber ba3 S3öfc Raffte, in
brei 93erge gebannt, meldte baä 3 un öfwnt^al unb bie -äJlüfyle in
gönn eines $)reiecfö umgeben. 2113 Sebingung tyrer ©rlöfung
ttmrbe golgenbeS beftimmt: (Sin junger SDtann fotte e3 freimiUig
unternehmen, in ber -Jtod)t, in toelaper ber s JWorb gefd)a&, breimal
jeben Serg im Sauf ju umfreifen. Oft foU man bort in ber
9laö)t ein lautet Stufen fcon anfeuernben Stimmen üerne^men,
aber fobalb es ein Ufir fd)lägt, ertönt ein lautet 2Be&gefd)rei unb
bie brei S^attengeftalten t)erfa)tt)inben in ben brei Sergen, um
bort ben £ag i^rer enblia;en (Srlöfung 5U ermarten.
11. S)er uertoünfä;te ©elblaften.
©in Arbeiter aus Sütott) ging einft mit einem Seile in ber
£anb in bie Serge bei ber Qungfernmü^le, um Saumftöcfe ju
^olen. Spiöjjlia) fiefyt er in bem ©efträud) einen länglid&en, mit
eifemen Sänbem betragenen haften fielen, ber ganj mit (Stoib
angefüllt mar. S)iefe3 (Mb mar für ben Arbeiter beftimmt; ^d'tte
er ben haften nad) §aufe getragen, ober §ätte er i&n menigftenS
mit bem Seile geöffnet, fo märe er jeitlebenä ein reifer Wann
gemefen. Slber naa) einiger Ueberlegung eilte er naa) £aufe, um
feinen armen 9toa)bar ju £ülfe ^erbetjurufen, meinenb, fie hätten
beibe übergenug an bem Sdjafce. @r Derga& aber, ben gunb ju
betreuten unb i^n baburd) an feinen Stanbort §u bannen. 21(3
er nun mit feinem Scgleiter ju ber Stelle jurütffam, mar ber
©lütfäfaften fpurloS t»erfd)munben; fte f ehrten jeben Sufdj um unb
bura)fud)ten ba$ gange umliegenbe gelb. — 2lUe3 umfonft, ber
haften blieb perfa)munben unb tyat ftd; feitbem ni$t mieber
gegeigt.
12. $)er SteinfreiS bei Sütom.
!Ridt)t meit t»on Sütom liegen mehrere Steine im Äreife um
einen größeren Stein hierum. 9Kan ergäbt, bafe bort einft eine
@m$tät>erfammlung ftattgefunben fcabe; ba bie 3tia)ter aber fe$r
unrea)t urteilten, §ätte ein Qaubmx, ber baS Unred)t tyafcte, fie
alle in Steine toermanbelt $)er gro&e Stein fott ber oberfte Sfofc
ter fein, bie fleineren bie niebergeftellten.
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— 10
13. ©ott abf$roören.
(§ün ©eri^üottjie^er fam eines £age8 in einen Statin bei
SütotD, um ben Öeuten fraft feinet 2lmte3 bie ©acfyen abgupfä'n*
ben. Qn ber ©tube toar niemanb anroefenb, bagegen bemerfte er
burc$ bie offene Äammerfyür golgenbeS: @ine grau bleut einem
Knaben ttneber^olt ben SRücfen, giebt u)m bann einen irbenen £opf
in bie §änbe unb befiehlt u)m, bamit breimal in ber Cammer
einen Sfambgang ju machen unb bie Söorte jufpredjen: „3cf gloto
an biffe $ott u fd?iet inne leiroe ©Ott" 2)er $nabe fträubt fiefy,
bie SBorte ber unnatürlichen Mutter nad^ufpredjen, unb fagt triel*
mefyr umgefefyrt. 33ei einem ber föunbgänge bemerft ber jfnabe
ben ©erid^t^Dofljie^er, läßt t>or Jceuben baS ©efäfe fallen unb
ftürjt hinauf. $)er £opf gerfpringt in taufenb ©tücfe, aber au£
ben am Soben liegenben ©darben fiel;t ber erftaunte 3 u fä)a uc *
brei meifje 3Jläu f c tyerüotfried)en unb in einer Gdfe oer*
fd)n>inben.
14. S)a3 t»erroünfd)te ©djlofe in ben £eif d;f u^len.
3^ifd)en SSuffefen unb S3orntud)en liegen bie bem gorftftSfuS
gehörigen £eifd)fufytcn, ein ^errlid)e£ ßaubroälbctyen, ba£ oon ber
Söütoroer S3ürger-9teffource mehrmals im Pommer befugt wirb.
2)a3 2öälb$en £at bie ©cftalt eines oon Qften naa) ©üoroeften
fidj auSbefynenben ftumpfen SÖinfeU, beffen Oeffnung nad) SJtittag
3U liegt. 3n bem fübtoeftlicfyeu Steile ber $eifd)fut;len befinbet
fid) ein fegelförmtger, oben platter 93erg, üom $olfe ber „&ä)lofc
berg" genannt, unb $u feinen güfjen breitet fid) ein fleiner ©ee
aus, ben bie SBütoroer „§ertl;afee" nennen. 3n biefem ©ee, fo
toirb erjäfylt, l;at man triele Sa&re l;inburd) eine junge unb fcfyöne,
fd^marjgefleibete Jungfrau fict) tt)afd)en fer)en, offenbar in ber 2lb*
ftdjt, um oon ben $orübergcl;cnben bemerft unb angefprocfyen ju
»erben. $o$ lange faub niemanb ben ÜJtut^ baju, bis fid) enbs
lid) ein t>ierfa)rötiger Arbeiter, mit tarnen $ramp, erfü&nte, ber
Sungfrau bie SageSjeit ju bieten unb fie in ein ©efpräd) ju oer«
toicfeln. £>abei erfuhr er, baß fie eine ^rinjeffin fei, bie oor
unbenfltdjer Seit mit tyrem (sdjloffe üermünföt fei unb nod>
immer oergeblia) auf einen (Srlöfer fyarre. Sei i&ren klagen
ttmrbe bem 9Jtonne baS £er$ toeid), unb er erbot ft<$, ba8 (Ste
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11 —
löfungSWert ju ooUbringen. $>ie Sungfrau War erfreut barüber;
foüe aber baä 33orbaben gelingen, faa,te fie, fo müffe er fie f$Wei*
geno auf ben $ird$of Don ©uffelcn tragen unb bort nieberfe$en;
er bürfe fia) aber auf bem &?ege nia;t umfeben, eS möge oorgefyen,
Wa3 ba wolle, bcnn Wirflidjen Schaben Werbe er ntd)t nebmen,
felbft Wenn eä ibm fdjeinbar ben $opf abjureifien brobe; bagegen
wolle fie tbn nad) glüdtia) oollbradjter (Mö)ung furftlid) belobnen.
©ine gute ©trede l;atte ber 9)iaun bereit*, bie Jungfrau auf bem
SlüdEen tragenb, surücf gelegt, o^ne fta) aucb nur im (Seringften
um bie ©ajaaren ber ©cifter ju flimmern, bie ibn tierfolgten ; all
er aber nabe au ben &ira)bof tarn, entftanb plöfclid) ein fo gros
fcer «Sturm, ba{5 ibm bie 2){ü$e oom $opf geriffen tourbe. 3n
biefem 2lugenblitf b a ^ c er fcw v 2>erfprca)en oeigeffen unb fa£ fidj
um. 2)a fubr aber aua) fd;ou bie 3uugfrau in bie Suft empor
unb rief weinenb, baß fie nun uimmermebr erlöft Werben fönne.
SSenn bie Slnabzn früher 311 3of;aunte ü;r 2>ieb am ©cfylofc
berge beteten unb in jugenblicbem llebcrmutb bie platte mit Staub
unb anberen Singen üenirreinigten, fanben fie bie in ber 3Jiitte
ber platte befiublidje, sicmlicb umfangreiche Oeffnung unb bereu
Umgebung am £age barauf wieber auf£ 93efte abgefegt unb mit
feinem, wcifjem ©anbe befireut 9iaa) bem mißlungenen (SilöfungS*
toerfua) ift jebcd) bie platte mit Saub oerfebüttet unb felbft jene
Oeffnung faum noa) 5U eutbcefen.
15. £>er 23ruunen bei Söuffcfen.
3n bem nabe bei 23uffcfen gelegenen §aine, ton bem je(jt
nur noa) Wenige SBäume übrig finö, Wollten bie aWenf^en toor
Reiten einen SSruunen graben. Sie Arbeit ging fcbnell t>on ©tat«
ien, unb fa)ou war man an ba Quelle angelangt, als biefe jum
größten ©d;recfen ber Arbeiter fo rteftg ftarf unb unaufbaltfam
berüorfprubelte, bafj biefelbcn fia; nur mit fuapper SKotb auf ben
feften SBobcn retten tonnten. 2luf bem Saffer aber fat) man eine
Weifje ®an£ fa)wimmen. Sie am dlante be» §aineä liegenben
Siefen Waren fa)on ganj unb gar überfc&wemmt, unb immer
wollte e£ xioö) wityt gelingen, bie Quelle 311 oerftopfen, obwohl
man ©rbe, ©teine unb £ol$ in ben ausgeworfenen ©d)ad)t beä
SrunnenS warf. SBereiU war burd) ben reifjenben ©trom ein
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— 12 —
tiefet ©raben am Sergabbauge entftanben ; ba manbte man ft$
an einen toeifen üttaun unb bat um feinen Setftanb. @r rietb/
einen fa^toarjen SBuÜen in ben 3?runnenfa;aa?t ju ftürgen, ba
nur baburä) baS ©affer ju ftiüen fei. $>aS gefa)al) benn aua).
$aum mar baS %i)m bincingeroorfen, ba öerfiegte ber Ouell augens
bli<flt($, unb baS £oa) tombe mieber üer)a)üttet; ber entftanbene
©raben ift geblieben bis auf ben {feurigen £ag.
16. ©er fa)roarje SDiann.
©in 3Kann aus Pufferen ging einft in einer monb^eflen 9to$t,
baS ©eroe&r auf beut SRücfen, naa) ber föniglidjen . gorft, um ju
trübem, ©ein 2Beg führte am SÖuffefcr ©ee vorbei, üon mo er,
rechte abbiegenb, über ben ©anbberg unb eine SBiefenfläd^e, ber
©ief genannt, ju ben £errfa)aftlia)en giften unb bann auf ein
freies gelb gelangte. £ier ftanb er füll. $piö|jliä) börte er in
einiger Entfernung öon ber föniglidjen gorft fyer ©d&littengeläute,
unb jugleia; fa& er einen mit 4 fd&marjen ^ferben bekannten
©glitten bafcerfaufen, beffen Snfaffen, §err unb ßutfa>r, ebenfalls
ganj fa>arj gefleibet maren. SSor bem 6a)litten lief ein mäcfc
itger, fätoaxfiv Äöter in gro&en ©äfcen ^er. 9ttd&tS ©uteS a&nenb,
jeid&nete ber SBilbbieb in aller ©ile einen ßreiS, befreujte biefen
unb fid) felbft unb fteflte fidj in bie ÜDtitte. Sßenige SRinuten bar«
auf Jagte ber ©glitten an ü)m ©orüber, immer einige gufj über
ber 6rbe fia; ^altenb, bis er in ber gerne üerfdforoanb. ©em
Mbbieb aber mar fo bange geroorben, bafj er umfe&rte.
17. ©reibeinige #afen.
(ginmal ging ber Säger aus SBuffefen an bie Söuffefer
©renje bei ben £eifa)fu&len auf Slnftanb. 2llS er bort eine Söeile
geftonben frrtte, fafc er einen $afen aus bem SBalbe ^erauSfom*
men; er fd)lia) ftdj nä&er, um ü;n gu ©$ufj §u befommen, bo$
ber £afe ftellte fia) aufregt unb bliefte ü)n furd&tloS an.
geroafyrte er, bafj eS ein bretfatmger §afe mar. 93alb barauf
tarnen noa; jmei breibeinige £afen aus bem SBalbe tyerauS unb
alle brei fpielten bort &erum, otyne fia) um ben Säger ju tum*
mern. ©er 3äger maa;te nun, bafj er naa> §aufe fam, benn er
toufjte, bafj er ben $afen nia)ts angaben fonnte. $ätte er ein
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— 13
filberneS Secfyepfennigftücf bei \iä) gelobt unb in ben
Sauf gelaben, fo ^ättc er auf bie £afen fliegen fonnen; fte $ät«
ten jia) bann in eine avo&e Sftaudjmolfe oermanbelt unb mären
*erfd)rounben geroefen.
18. SDaS 3rrlia^t unb bie mübe 3agb.
@S ift ein allgemeiner ©laube, ba§ ungeborne unb ungetaufte
Äinber nfd)t in ben #ttnmet aufgenommen metten, fonbern als
3rrtia)ter fo lange roanbern muffen, bis fie erlöft werben. S)e3s
fcalb mürben fie früher nid)t mitten auf bem gemeinten $trd$of
beerbigt, fonbern mußten in einem SBintel an ber $trä)tyof$mauer
eingefd)arrt roerben. $)ie ftitte iöeftattung ging in ber Siegel in
ber Slbenbbämmerung oor ftdj. *8on ber (irlöfung eines folgen
3rrlia)teS mirb in Suffefcn golgenbeS erjagt.
Um feine gamilie ju ernähren, ging ein armer £agetityner
ben ganzen 2iUnter ^inburd) in ben SBalb, um £olj ju fällen.
3n einer Ütacfyt fdn'en ber 9ftonb gar fceüe; ber Wlann ermatte
unb meinte, eS fei fcfyon borgen. (Sr tyieß beSfyalb feine grau
auffielen, ba& fie ü;m baS mitjune^menbe ßjjen fertig mad)e. TO
er i'id) bem Salbe näherte, fyörte er plöjjlid) bie toitoe Qagb £eran*
nafyen, unb nun merfte er erft, baß er fid) nod) in ber ©eifter*
ftunbe befhibe. 2ln llmfebrcn mar niä;t mefcr ju benfen. 3m
SRu seidfcnete ber fromme 9)?ann einen großen ßreiS um ji<$, be*
freute i^n unb ft<$ unb fteHte fia) bann in bie 3Kitte beffelben.
9liä)t lange mährte eS, ba fam ü;m ein ßinblein jn)ifd)en bic
güße gerannt unb bat ü)n, er folle eS boc^ nid)t ben ü;m na<$«
eilenben milben 3 a 9 crn tyerauSgeben, benn toenn fie eS in biefer
©tunbe befämen, fo märe es auf emig oerloren; liefere er e$ aber
nid)t aus, bann fei eS erlöft unb merbe in ben $immel aufgenom*
men. $)ann erjä^lte eS, baß feine Sftutter eine §ure fei unb e3
gleid) naa) ber ©eburt erfäuft §abe. ßaum tyatte baS Äinb
geenbet, ba ftanben aua; fa)on brei ftarle, fdjroarje Sägers
$unbe mit bli&enbcn, feuerfprü^enben 2lugen &art am Äreife,
Mann unb ßinb eine geraume Sßeile f<$toeigenb anblidenb unb
bann weiter trabenb. ©leid) barauf erf$ienen brei 3&9 e ? unb
oerlangten bie Verausgabe beS ÄinbeS, aber trofc aller $rofyun»
gen lehnte ber 3ftann baS ab. ©a nahmen fie §u 93erfpred)ungen
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Üjre 3uflud)t; einer oon beu Sägern fyielt eine fernere (Mbfafce!
empor unb bot fie alf *ßreif für bie Auflieferung, $)0<$ um=
fonft, ber Arbeiter blieb allen SBerlocfungen gegenüber ftanbbaft
2)a fiel plöfclufc bem Verfolger bie ®clbfa|e auf ber §anb unb
blieb in bem getoetl;ten Greife liegen. €ofort forberten bte 3äger
nun enttoeber baf $inb ober bie ©elbfafcs; aber ber £agelör)ner
antwortete, fte foflten tyr (Mb nur felber nehmen, Wenn fie c3
£aben wollten, et ^atte fte ja gar nid^t barum gebeten. S)a3
tonnten fie aber ni$t, unb naa)bem fte ft<fc noa) eine Söeile mit
bent ÜDtonne fyerumgejanft Ratten, mar tfyre $dt auf unb fte mufj*
ten meinen. $)af $inb war gerettet. 9ßaa)bem ef feinem $8e=
fd&üfeer gebanft, bat ef ityn, bie Augen ju fd<e&en, ba ef je|t
fort muffe; aber ber 2ftann meinte, ba er ef gerettet ^abe, müffe
er nun aua) fe{>en, wo ef bleibe. @rft naa) vielem drängen enU
fa)lo§ ftdj ber -üftann, il;m nur mit einem Auge naä)juf deuten.
Unb ftetye, ba tfyat ft$ ber Gimmel auf, unb baf #inb ging ein
in bie §ütten bef ewigen griebenf. £er Stagelölmer aber erblm*
bete oon bem ©lan$ ber gefcfiauten .gerrlidjfeit auf bem geöffneten
Auge. gro&, ein gutef Söerf getrau 31t f;aben, Ijob er bie ©elb*
fafce auf unb ging tycim. gortan toar er ein reia)er 9Jianu unb
brauste ntä)t me&r junt .goljfcl^lagert ju gefjen.
19. $af weinenbc $inb.
3n ßrofjnow ^atte ein 5Menftmäbä;en ein #tnb befommen.
Um ü)re 6<$anbe 311 oerbergen, erwürgte fte ef gleich nad> ber
©eburt unb Derfdt)arrtc bie fleine £ei$e in einem Xorffa)auer.
An bemfelben Abenb ging ein Wann an bem Xorfgelafc oorüber
unb &Örte bort jämmerliches ©einen. Anberen, bie biefelbe ©teile
pafftrten, erging ef ebenfo. 3)te ficute fagen, baf arme tfinb
müffe fo lange weinen, bif ef aufgegraben unb auf einem getoeifc
ten ©ottefaefer begraben Werbe.
20. S)er betrogene ©eij^alf.
@f §at früher (Mjfyälfe genug gegeben, bie nidjt nur beftän*
big auf tfyren gefüllten (Mbfäcten lagen — baf tfmn fte aucr) jefct
nod) — , fonbern bie fogar ben forgfältig gehüteten SJtommon oor
ü)rem £obe bem Böfen felbft jur Aufbewahrung übergaben, um
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15
tyn bobur$ toor bcr SBerfdjjtoenbung burä) u)re lebensluftigen (Sr&en
ju fä)ü|en.
©üift lag ein foldfjer SJtonn auf bem Sterbebette; unter feinem
Äopfftffen ru&te in deuteln unb ©trümpfen ber aufgefpeid&erte
Steinum. Seinen Neffen tooHte er feinen 6a)afc niä)t Linters
laffen. SeS^alb rid&tete er fid& mit Aufbietung aller feiner Äräfte
im SBette empor, jog bie mit ©olb gefüllten Beutel unb Strümpfe
unter bem Äijfen fyeroor, fdfjleppte fid& müfyfam jum ßamin unb
öerfd&arrte bort baS ©elb mit ben SBorten: „$)a liege, bis bi$
meine §änbe herausfraßen." 2)ann legte er fid) nieber unb
ftorb. (Siner ber Neffen aber fyatte ft<$ unterbeffen im Sterbe*
jimmer beS Alten »erborgen gehalten unb oon feinem SBerftedfe
au« alles beobaa)tet. Äaum toar ber alte ©ei^alS tobt, ba froä)
aud& ber Jüngling aus bem SBtnfel fceröor unb ging jum Äamin,
um ft<$ in ben 33efi(j ber §interlaffenfd)aft feines DnfelS ju fefcen.
Aber fooiel er aud) in ber 2lfd)e fud)te, oon bem ©elbe toar nid)ts
$u ftnben. $)a fielen tym enbliä) bie ©orte beS Alten ein.
6<$neÜ entfcfyloffen trug er bie Seid)e na<$ bem Äamtn, fing mit
beren £änbe an in ber Afd)e $u fd&arren, unb fte^e, ber ©<§afc
lag gang oben, ©r behielt nun baS ©elb für fta) unb mar ein
reifer 9flann, fo lange er lebte.
3Som ©elbluttern.
(21 — 22).
21. 3u ben meiften gällen oerfd&arrten fold|)e ©eis£älfe u;r ©elb
im ©arten, befonberS in ber 9tö$e oon SBacföfen, ober au<$ auf
bem freien gelbe unb in SBälbern. §ier muft eS alle fi eben
3a$re einmal oom 93 Öfen felbft geläutert unb fo oom SRoft
gereinigt toerben, toaS ftetS in ber 2ftittemaä)tSjtunbe jhrifd&en 11
unb 12 U&r gefä)ie£t.
Einmal es toar in einer monbfyellen 9toä)t — ftetyt ein
$ienftmäbdfjen auf unb mitt geuer anmaßen, meinenb, ba& eS
f$on fpät am SDtorgen fei. 6te fann aber feinS anbelommen.
3)a erblidft fie bur$ bas genfter ein gro&eS, bläulidfj flimmern«
beS geuer bei tyrem Sadofen, oor roelä)em ein rief iget,
*) 3>er in §inter£ommern bafür gebräuchliche 2lu«brucf lautet: „Xa\
luttert @ilö."
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fd)toar$er SWann fte&t unb eifrig mit ber 6d)aufel fcantiff*
!$5a§ eS ber leibhaftige ©ottfetbeiunS War, ber bort baS ü)m an*
vertraute ©elb läuterte, toufjte fie nid)t, fie ge$t beS&alb fyn unb
bittet um tfo&len. 2)er SÄann giebt i^r aud) toeld)e, aber als fie
fie auf ben £erb toirft, finb Tie erlofd)en. 6ie ge&t $um jtoeitert
unb britten 9M &in, ba aber fagt ü)r ber SRann, fte folle ni$t
tüieber lommen, benn fonft toürbe eS u)r fd)led)t ge$en. S)a legt
fie fid) toieber fd)lafen unb oerfd)läft bie 3 C ^ &m SHorgen aber
fanb bie $auSfrau auf bem §erbe eine grofje 3Renge Zutaten,
bie fie fid) aneignete. 2lud) baS 3M>d)en tyat nad)£er no# ettoaS
gefunben.
22. 3« SBuffefen $at man bisher brei fol<$e SäuterungS*
fieHen entbetft, bod) ^at nodj feiner ber £eflfe$er getoagt, fein
©lücf bei bem ©d)toarjen ju t>erfud)en. ©ine m'erte ©teile ifl feit
öielen S^ren auf ber in ber 5Rctye beS ©artenS belegenen 2Burt&
eines #albbauern aufgefunben, unb jtoar tyat eS $ier ftetS am
3. 3anuar 2lbeubS gegen 9 lltyr geluttert. Sobalb bie Seute nadj
bem (Srbltäen beS geuerS aber gefprod)en, ift biefeS augenblicfltd)
t>erfd)tt>unben. 3" neuerer 3eit W ©elbluttern trofc alle*
SlufpaffenS nid)t toieber bemerft toorben.
23. Seifte 3Rild).
©ine grau in Shtffefen erjä<e, jemanb ^ättc einmal ü)ret
Ätu) bie Mild) toerborben, fo ba& baS 2$ier, obtoo&l frifömil*
<$enb, täglid) &öd)ftenS ein üuart SJUld) gegeben. $ie t>erf<$teben*
ften Littel waren bereits angetoanbt, bod) o&ne Erfolg. 2>a raf£
tyr ein „fluger" Sftann, bie föu) an brei auf einanber folgenben
greitagen t>or Sonnenaufgang $u melfen, in biefe SJtildj t£re
SRot&burft ju t^un, baS ©anje gehörig burd)jurü^ren unb ber $ul)
nod) in berfelben ©tunbe einzugeben. 6o gefd)a£ eS aud), unb
baS Littel foirfte; benn t>on ba ab erhielt bie grau bie öoHe
SDlild), to(ü)renb bie ßranf&eit auf baS 3Bie& beS TOffet&äterS
(£e?enmei(terS) überging. $>od) räd)te fid) biefer auf eine anbere
2lrt. $)enn als baS SJttttel am britten greitage ber Stuft einge*
flögt toarb, blies ben bamit befd)äftigten üDtonn ein unfi<$tbareS
(SttoaS fo f$re<fli<$ falt an, bafc er fid) $u 8ett legen mufcte unb
au$ nid)t toieber genaS.
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- 17 —
24. 3Jtil<# abmclfcn.
föttcm Zantic in 2Buffefen fiel e$ auf, bafi feine £u&, bte erft
\)or Äurjem gefalbt fiatte, fo toenig Wlilfy gab. @r fragte $iet
unb bort nadj ber Urfa^e unb erhielt cnbli(§ üon flugen Seuten
jut Antwort, baf$ eine anbere $erfon im $orfe bie SJlildj üon
feiner ßut) etnfyeimfe. $)er 3Jiann fonnte ftc§ aber nidjt benfen,
bag bie£ mögliä) toäre, ba er ben Stall beftänbtg üerfd&loffen £ielt
Salb barauf ging ei ju feinem -Jtodjbar, um ein Stücf §anb*
toertejeug ju leiten. S)ie Stubent&ür ftanb offen, unb fo fonnte
er beobachten, nrie bie 9ta$barefrau üor einem mit einer S<$ür$e
bebeeften Sretterftu^le faß, einen 9JUlä>imer stt)ifa)en ben ©einen
faltenb, unb an ben Stufylfü&en tyerumbantirte, afä §ätte |te eine
tmrftiäje Ruf) üor fid;. Unb n>a£ ba3 SBunberlit^fte fear: bie
3Ätlä) ffofj in bictem Strahl au$ ben Stutylfitfjen, bte ber (Sümet
tott mar. llnbemerft f$lic§ fia) ber 3Äann baüon, er tou&te jefct
&enug.
25. §ei fieft a§ be $unb na QaEob*.
So fagt man in Söuffefen, toemt jemanb fe§nfttd)tig nad)
etumS auäfc&aut. 5Dic 3eit üon 3o&annte big 3afobi (24. 3uni
bte 25. 3uli) ift eine hungrige 3eit auf bem Sanbe, benn bie
alten SSorrät^c an Äorn unb Kartoffeln finb aufgebraust, unb ni<$t
nur bie 9Kenfa>n, fonoern aua) bie £au£tbiere, unb unter tynen
befonberä bie §unbe, friegen fctymal ju beigen, ba^er alles fidjj
nadj Qafobi febnt, tt)o e$ ttrieber Dom „bleuen" giebt. So ift ba$
6prüa)tt)ort entftanben. Qu SBuffefen erjä^lt man aber: SSor
bielen 3a^ren ^atte fyier einmal ein Sötrty, SRamenS Sa)ul$, f<$on
toor Safobi Joggen gemäht. $ie Stiegen ftanben in nä^fter
Stä&e beS S)orfe3 unb tpurben öon ben Sperlingen tyart mitge*
nommen. 3u ü)rer Vertreibung banb Scfculj feinen £unb an
eine ber Stiegen, o&ne ü)n jeboa} na$ bestimmter grift ju be=
freien. S)em #unbe fing ber ÜDtagen enbli^ an f$ief ju Rängen,
unb er er^ob ein fläglic^eS ©efyeul, ba3 einem langgezogenen
/,3&fooob" ähnelte. S)ie £eute Nörten ba3 unb meinten: „£)e
$unb feggt: 33 bat noa) nia) baß Söfooob?" daraus entftanb
bann foater bie Lebensart: „£ei fieft aä be §unb na 3<rfob\"
Änoop. 33oU8faflcn. 2
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— 18 —
26. $)er unfid&tbare ^at^cnjcttcL
SDie Slblc^nung einet £aufpat$enftefle gilt &ier ju Sanbe al$
eine fo fä)were ©ünbe, baß bie ßeute glauben, jte fönne nid&t oet*
geben »erben. $e3tyalb fommt e8 auä) nid&t t>or, ba§ eine fold&e
Sitte abgelehnt wirb. @& wirb ferner geglaubt, baß man auf bem
©ange jum ©eoattertie&en ft$ be$ SBafferS nid)t entlebigen bürfe,
o^ne wäfcrenb ber &zit ben ^Pat^cngcttcl einem anbern ju überge*
ben, benn fonft leibe ba$ Äinb an SBettnäffen. — (Sin aJtonn au$
tofmow, Ramend SWcfcdC, war einft ju einem in Söuffefen mofc
nenben SBerWanbten jum ©eoatterftetyen eingelaben. 2llä er, ben
$at$enjettel mit bem übli$en Sßatfyengelbe in ber &af$e, na<£
SBujfcfen ging, fam ti)m plö&liä) unterWega — e$ War in einem
fleinen 93uä)entoälbä)en — ein ©ebürfnifj an. (5r legte beStyalb
ben $ßa%njettel in geringer Entfernung oon fiä? nieber, aber als
er weitergeben Wollte, War berfelbe fpurloS &erfa;Wunben unb trofc
aUeS 6uä>n$ nid)t &u finben. 2Ktßmufyig ging er Weiter unb
trat mit einem berben gtud) bei ben 33erwanbten ein , benen er
fein SDti&gefäjidf er^lte. 3Jtit toter Männern maä)te er fi<$ nun
gleid) wieber auf ben 2öeg, unb bie fanben baä Verlorene auf
berfelben Stelle, wo ber 9Jtann e3 Eingelegt £atte. S)er ^at^en*
Settel War feinen Slugen unfta)tbar geworben.
27. $)er Teufel unter bem £tf$.
Qn 93orntu<$en fagen einmal mehrere SJtänner am S&ielttfä),
tranfen, fpielten unb flutten brei £age unb brei 9iäd&te tytnbura>
o$ne Sluf^ören. (Snblta) fiel bem einen Spieler *ine $arte ^eran*
ter, unb als er fi<$ büefte, um fte aufgeben, gewahrte er unter
bem Xifä) ben Teufel in leibhaftiger ©eftalt. Sttit einem Sa)rei
fprang er auf unb lief nad) ber Dfenbanf ; bort lag ein alter Äa*
lenber, ben ergriff er unb fang in §ö<$fter 2lngft ben SieberoerS:
3#r $öHengeifier, paefet eu<$ u. f. W. 2118 aud) ber S3öfe ba nedj)
ni<§t weisen wollte, ftürmten bie (Spieler alle jum §aufe $in*
au3. Seit ber Qt\t faben fie nie wieber eine ßarte berührt.
28. £obter fommt wieber.
3n bem ßird&borfe 93. bei SBütow lag ein 3Jtonn auf bem
Sterbebette unb bat feine grau, ba& fte ü)m ben ^aftor fcolte,
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bcr i&m ba$ 9taä)tma$l reiben fottte; benn er muffe batb 2lbf$teb
nehmen oon biefer 2Selt. $ie grau eilte fogleid^ jum ©eiftlia)en
unb bat tyn fletyentliä), ben legten Söunfä) tyreS fterbenben SJtott*
ne3 ju erfüllen. $)ocb ber geiftltd&e §err erflärte u)r, er brande
fein 2lbenbma§l, ba er nie tic $irä;e befugt §abe. ©o lieft et
bie grau ^eimgefyen. 2)er Äranfe aber fkrb balb unb ttmrbe be*
graben. SBenige £age barauf faß ber ^aftor in feinem ©<$laf*
gimmer unb tDoüte fia) eben jur föu&e begeben, al§ ein letfeS ©es
räufa) an fein D&r fa)lug. (Sr flaute um fi$ unb crbltcftc ben
Verdorbenen, ber ü>t mit finfteren SBIidEcn betraa)tete* „Sitte gu*
ten ©eifter loben ©Ott ben §errn!" ftammelte ber ©etfili<$e. „3$
au#!" tönte e3 bumpf jurüd. „2000 ift bein 53ege£r?" fragte
ber Sßaftor. „$)u toeifet e3, folge mir!" befahl bet ©eift $>em
^kiftor fäjttnnbelte eS oor ben Slugen, er mußte aber folgen.
$)er ©eift führte i^n auf ben ©otteäader, unb jtoar an ba3 ©raB
ber SSerftorbenen. $ier maajte er §alt unb befahl bem Sßaftor,
ba« 2lbenbma^l au3$ut&eilen. 3itternb er^ob ber $aßor feine
§änbe unb gab bem ©eifte ba8 2lbenbma&l. 2Uä bie ^eilige
^anblung vorüber toax, oerfa)manb ber ©eift unb ift feitbem ni<$t
toieber gefe^en.
29. ®ie ttulbe 3agb.
£ie alte 2lnna, eine Bettlerin aus HRorgenftern, §atte gehört,
baf$ man oiel ©elb erhalte, toenn man ber ioilben 3agb bellen
^elfe. (Sinmal ge^t fie auf einer SBetteltour ben 3ftia;tfteig bura;
ben 2Batb, ba $ört fie bie £unbe ber toilben 3agb bellen, ©ie
lägt ftays F gelüften unb bellt einmal mit. Söic fie aber aufhört,
lommen bie jpunbe hinter i^r tyer unb finb i^r, fo fe^r fie ftdj
au$ ängftet unb läuft, mit fura)tbarem ©eiläff ftetä auf ben ger«
fen, bis fie erfä)ö>ft im nää)ften Orte anlangt. 9hm $at fie fta;
üorgenommen, nie toieber mitjubellen, unb $at au4 SBort ge*
balten.
30. £)ie ©loden im $tod;enfee.
3»if$en ©rofc£ua;en unb 3Hobbroto liegt ber $iodjenfee.
S3on tym ergäbt man, ba§ jeben Dftermorgen jtoet Äira)engloden
an feiner Dberflä$e erfa>men, beren ©eläute toeit&in fcörbar fein
2*
Di
foBL $)iefe ©lotfen flogen toor m'elen Sauren, aU bie Äird;e ju
©rofcSuc&en abbrannte, in ben ©ee, unb es ift nia)t gelungen,
fie an ihren früheren $la| jurücfjuf^affen. Einmal ^atte man
fie fa)on eingefangen unb toollte fie in bie $ttta)e gu $am$borf
überführen. 2113 man aber auf ber ©renje anlangte, toerfanl ber
SBagen in bem fonft troefenen unb feften ©rbboben, unb bie ©lodfen
flogen tüieber gurüd in ben ©ee, too fic no<h jegt ruhen.
31. ©pinnenbe grau.
53ei ©rofc£uä>n ober 3enimen (ber (Srgähler nmßte ben Ort
nicht genau anzugeben) befinbet fid) an einem Söege ein 2o<h,
toel<$e$ bie Stäuberhöhle genannt toirb. 3n bemfelben foH um 12
Uhr in ber 9iad)t eine alte grau ftfcen unb fpinnen. Slnbere
meinen, ba8, totö man für ba3 ©knurren be£ ©pmnrabeä ^atte /
fei bloS ba$ £erunterficfern toon Stegen ober ©chnee.
32. ©pufenber Saum.
S3ei bem Ätrchhofe $u £r$ebiatfoto ift e3 nicht recht richtig,
benn Wenn man bort in ber SRacht gnrifchen 12 unb 1 ttyr t>ov*
beigebt, hängt fi$ einem ein 3Kann in ©eftalt eines SBaumeS auf
ben -Waden unb lägt fid) eine ©tretfe fortfchleppcn.
33. SJtofcläfer im S3rot.
@in ©efi^er in £rgebiatfott> toar in ber Sftoggenernte ; eine
belannte gamilie fehtefte ihm bie Tochter jur $ülfe. 2113 man
ftch jum SBeSpern nieberfefcte, unb bie #au8frau Mi 93rot aus*
teilte, griff eine 2)irne tooreilig nach bem Tanten. S)te ©auerS*
frau aber rief, ben foHe (Caroline — ■ fo ^ieg ba3 3)töbchen —
haben. $)iefe nahm ben Tanten unb fagte: „9ta, benn )^elp leiro
©Ott, £err Qefu ©hnft, bat id bat batt upfrieg' !" 3n bemfelben
Slugenblicf flog ein SRofefäfer aus bem ©tüd 35rot, unb ba3 3Räb*
chen toarf ber 33auer£frau ben Äanteu an ben Äopf, inbem e£
fagte, bei einer alten §ere roofile e$ nicht arbeiten. SDamit ging
e$ nach ßaufe.
34. $>er §ejenfee bei £rjebiat!ott>.
3tüif(^cn ßrämerSbruch unb £r$e
TT
iTriii
IM
d, h^rt an ber ©ren$e
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— 21 —
toon SBeffyreufjen, liegt ein Heinet ©ee, ber ßerenfee genannt
fßon i&m lüirb berietet, ba& bie, toeld&e fta) in i&m baben, 3 au *
berfraft empfangen. @troa$ (5igent§ümlid)e£ fcat ber ©ee aller«
btngS, benn trofc feiner fcotyen unb fa)roffen Ufer tft er ringä bon
2floräfien umgeben. 3 n oer Witte ^ vorigen Qatyr&unbertS
entftanben biefeS ©ee'3 toegen, ba mehrere Söeiber befd)ulbigt
ttmrben, in u)m fi$ gebabet 311 fyaben unb 3 au & e * c i W treiben,
fo unruhige Auftritte, baß bie 23e$örben einsufa)reiten ft$ genötigt
fa&en.
b. Settau unb £emme, bic ©otföjagen Oftyreujjcn« u. f. ». ©. 251.
bergl. (Sramer, @ef$i<$te ©. 316.
35. 2)ie Orgel in SBernöborf.
IRaajbem am 20. Oftober 1640 ber SBtfajof SttattyiaS ßu-
fcienSlt pon (Sujatnen bie ©tabt öütott) gum Äat^oliciSmuS jurüdf s
geführt, menigftenS bie eoangelifa)e 5lirä)e aufä Sßeue jum fai^o*
lifd)en ©otteSbtenfte gemeint tyatte, famen auä) bie Sanbfirä^en
ju SBernSborf, ®am§borf, SDamerfon», $at$fott), ©tübnuj, ©rofc
£uä>n unb 33orntua)en mit allen ibren ©ütern bura) gemaltfame
Vertreibung ber ei>angelifa>n Sßrebiger in bie ©emalt be3 cujam*«
fa)en ©ifa)ofä .*) SBon ber Äira> in SBernäborf unb ü)rer Orgel
ge^t eine ©age, tt?ela> an bieS Unrecht erinnern foH. $>ie Äira)e
mar nmfte unb nmrbe neu gebaut. $)ie baju beftimmte neue
Orgel Derfanf bei ber ©infa^rt in ber 3fätye be§ $)orfe$ unb biU
bete fortan einen grunblofen ©ee, au$ beffen £iefe Don Qtit ju
ßeit toe^mütyige Orgeltöne erllangen. 2Bie ber Aberglaube be«
ruhtet, follen, fo lange ber ©efang in ber #ira> toetyrt, fo lange
bie Orgeltöne aus ber £tefe be3 ©ee'£ noa; beute erflingen.
Sramer, @ef$ia)te ber fianbe Sauenbura, unb Süto» I. ©. 275.
36. SDie beiben ©een bei SernSborf.
Slußer biefem mufüalifa)en ©ee befinben fi$ in ber 9fc$e
toon SBemSborf noä) jtoet ©een, bie bura) eine unter einem SDtoore
tyinfliefjenbe ©trömung $ufammen$ängen. ©ttoa in ber D)ütte
beffelben ift ein fleineS, fejfelförmfijeS So$, toelajeS nie auStrods
*) Wur bie ablifle JCird^c ju ©r. «ßemeiefe unb tyre ^tUate ju Saffcn blie-
ben etoaugeltf^.
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nct unb beffen TOnber, obmo^l rmg8 Don bcn üppigften ©rfifern
umgeben, nie betoa$fen. $>ie ©age berietet, bafj einft einige
Sßaibmänner, bie fia; am ©onntage mit ber Qagb vergnügt, als
fic an biefer ©teile geraftet, plijjjliä) oerfunfen mären. ÜRocb jefct
toill man beä Sftad&tä ü)re ©eftalten bort fe^en unb ba£ Letten
ber £unbe oeme^men.
». Settau unb Xtmmt, bie S3clf«fagcn Dftyreußene u. f. t». ©. 254.
37. 2)a3 oerfteinerte (Sbepaar bei S)am3borf.
Sei £5am3borf befinben fiä) jmei Steine, faft ganj gletä), r»on
9ftanne§ §ö$e unb etwa 2 ©eroenbe »on einanber entfernt, ©ie
^aben faft ganj menfd)lid;e ©eftalt, Äopf unb ©ä)ultem jeiä^nen
fiä) fennbar ab. <§ä mirb berietet, ba§ bie£ jroei Seeleute au£
ber ©egenb toaren, bie im §aber mit einanber ftä) gegenfeitig $u
©teineu toertDünfd)t fcätlen, unb beren §ßermünfd;ung fofort in
Erfüllung gegangen fei. $ie garbe ber ©teine ift grau, aber foetm
man fte mit einem fä;arfen SBerf|euge rißt, erfa)eincn fte blut*
ö. Settau unb Xtmmt, bie »oflsfagen Dftyreufjens u. f. ». ©. 251.
$er üerroünfä;te'(5tein bei $am$borf.
38. 2luf bem gelbe Don $>am$borf hüteten einmal jmei ©eftoe--
ftern bie ©cfyoeine; bie eine mottte nur ftttte fielen unb finden,
mäfcrenb bie anbere beftänbig bie jügettofe beerbe fe^ren follte.
Neffen tourbe |ie aber mit ber geit überbrüfftg unb öoH Unmuts
rief fie ber ©ä)mefter ju: „©teb 2)u, baß £)u ben ©tein au3=
ftebft !" ©ofort oertoanbelte fid) bie ©trief erm in einen ©tein,
ber noä) ^eute auf bem 2)am3borfer gelbe, am 25ege oon Storni
borf naä) S)amerfoto, fte^t. @3 mirb erjä^lt, man £abe ben ©tein
forengeu motten, um ü)n beim SBau eine« §aufe3 ju oerroenben,
aber fd)on bei bem erften gegen i$n geführten ©d&lag $abe er ge=
blutet, me$balb man oon bem $or&aben 2lbftanb genommen,
©pftter mottte man i&n ausgraben unb an eine anbere ©teile
bringen, aber au<# ba3 gelang nid)t, benn je tiefer man ü;n
*) $on btefen beiben ©teinen tonnte i<$ jefct nichts mtfft erfahren.
(38-40.)
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— 23 —
untergrub, beflto tiefer fem! er in bie @rbe. S)er Stein ift mannS*
$oa) unb an ber einen 6eite glatt, auf ber anbern befinben ftä)
mehrere ©r^ungen, bie als Änie, Saud) unb S3ufen angefe^en
toerben fönnen. 3fot gußenbe ift er runbltd) breit, nad) oben &in
foifct er fid) ju. grüfyer f ollen fogar noä) bie Änittftödfe (©tritfc
nabeln) $u fetyen getoefen fein. — (SS mu6 früher boä) re$t
fdjlimm getoefen fein, fügte bie @r§ä&lertn fcinju, als bie Seute
noa) fo oerwünfa)en fonnten.
39. Slnbere ersten bie @efa)ia)te anbern. ©ine Butter
hütete mit i&rer Softer auf bem gelbe bie ©änfe. &a bie 2fhit*
ter fa>n fötoaa) mar, unb bie ©änfe immer ttrieber ins Äorn lie*
fen, mußte bie £oä;ter beftänbig auf ben Seinen fein. 6ä)liefc
lia) oerbroß eS fie unb fie toiberfefcte fia) bem 8efe£l ber 3Jhttter.
darüber ergrimmte biefe unb rief: „3)aß £)u boä) ju ©tein
tDürbcft !" ©ogleidj toarb baS unge^orfame Äinb in einen 6tein
öertoanbelt unb ftefyt noä) jefct Ungetyorfamen jur SBarnung ba.
40. 3m Softe 1804 foUte bie alte fat&oliföe Äira> ju 5Born*
tuä>n wegen 2llterSiä)toätt> abgebroa>n unb ein neues ©otteS*
$auS gebaut toerben. ®ie ©emeinbe beftanb bamatS fa>n jur
§älfte aus eoangelifdjen SBetootynern, unb in golge beffen entfpann
fid) über baS Sau- unb SBefigred^t ber neuen &ir$e ein heftiger
6trett unter ben ©emeinbemitgliebern. (Snbliä; na§m ber 6d)ulje
bie ©a$e in bie §anb unb lub fämmtliä)e DrtSange^örige ju
einer 33erat$ung im ©aft^ofe beS S)orfeS ein. $aS Sftefultat ber*
felben toar: „^Diejenige (Sonfeffion, toelä> guerft- ben ©runbftem
ober baS gunbament ber neuen $ir<$e legen totrb, fofl au$ baS
<SigentyumSrea;t an berfelben ertoorben ^aben." 3fom ging'S feitenS
ber (Stoangelifajen an ein 6penbiren, fo baß balb alle Äatftltfen
total betrunken unter bem tagen unb oorauSjufeftn toar,
baß an ein ©floaten berfelben toor Slnbruä; beS näa)ften £age£
nta}t ju benfen fei. liefen Hmftanb benufcenb, begaben fiä) bie
6oangelifd;en auf ben SBauplafc unb ooUenbeten noä) in berfelben
9toa)t baS gunbament ber neuen $ira>. 2lm SRorgen famen auä)
bie Äatyolifen jum SBauplafc, sogen aber unter gluajen unb
©Wimpfen baöon, als fie fa^en, baß fie oon i&ren ©egnern übers
liftet toaren; bie (&>angelifä;en aber freuten fia) beS CsrfolgeS unb
arbeiteten rüftig weiter. 2lm nää)ften borgen mußten fie jeboa)
»
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— 24 —
ju i$rem grb&ten Seibwefen bie SBafjmefymung ma<$en, ba& in ber
Sflad^t grabe ber befte (Mftem auä bem gunbament t>erfd)wunben
toar. @ine £au8fud;ung bei ben tfat&ottfen blieb refultatloS.
©$on Dämmerte ber 2lbenb, unb no<$ War feine ©pur be$ t?er*
mißten ©teineS gefunben. $)ie (ftxmgelifdjen waren ratfyloä. £>a
tnelbete ein 93ote, bafe ber ©tein auf berfelben ©teile ftefye, oon
Wo man i^n tyergefyolt &atte. ©ogleid) machte matt fid) auf/ um
tyn ju 2Sagen toom 2)am§borfer gelbe wieber tyerbeijufd)affen.
Öx tourbe aufs 9ßeue eingemauert, aber am näd)ften SJtorgen
mar er jum jweiten 3Jtole r-erfa)wunben. 2lbermate eilt man na$
$)am$b6rf unb finbet ü;n auf feiner alten ©teile; nü&tS beutet
an, bafc er jemals öon biefem glecf fortgewefen. $)a ergreift bie
Arbeiter ^eilige ©djeu; toiele fürdjteten fid) unb meinten, in bem
©teine fäfje nid)tö ®ute£. Rubere behaupteten, e3 fei ein t)er=
wünf$ter ©tein ober gar eine »erwünfebte Sßrinjeffin, bie, toenn
ber ©tein jum britten üütal eingemauert würbe, erlöft fein unb
ba£ ®orf $Borntud)en jum Äönigreid) ergeben würbe, deiner aber
fanb ben 9Jtut&, jum britten 2Jtal £anb anzulegen, unb fo blieb
ber ©tein bis jum heutigen £age auf feiner ©teile, §um Sebauern
meler 2Uten, bie nod? jefet in bem ©tein eine toerwünfd;te $rtm
jeffin erbliden.
41. Knaben probtren ba3 köpfen.
3n $>amSborf hüteten »or melen Qa^ren mehrere Änaben
baä $ie^ auf bem gelbe. 2ln einem ©onntagmorgen frül) über*
fiel ben Sauer Sru^nfe plöfclid; eine unerflärli<$e Slngft, unb er
eilte aufä gelb, um gu fe^en, wag bie Birten matten. Äaum
War er au3 bem £>orf fyerauä, ba begegnete ü)m ein fleincS
2Känndjen, baS erfunbigte fid), Wo&tn er wolle. Sru^nfe fagte
e£ i&m, aber ba3 3Jiänna)en erwiberte, e3 fei eben an ben ßna*
beft vorbeigegangen, bie fiä) bie $tit burd) ©pielen oertrieben.
33ru^nfe beruhigte fid); atö er fid) aber oon bem 3Kännd)en
trennte, bemerfte er, ba& bieg einen $ütynerfufj tyatte. ©o fd^nett
al£ u)n feine güjje nur tragen wollten, eilte er na<$ bem §üte«
plafe, bod) ju fpät, benn ber Äoüf beS einen Birten tanjte bereit«
am Soben. SDte Knaben Ratten nämlia? toerfu<$en Wollen, wie ba3
Äöpfcn ginge; baju Ratten fte eine regelre^te ©uülotine ^xba\^
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unb als eigentliches gallbetl ein alteS ÜJceffer fcon einet $ädfel=
labe eben am ©erüft befeftigt. Sitte Ratten nun probirt, als man
aber ben legten auf bem 33locf befeftigt tyatte, fam ein breibeini«
ger £afe bafyergefjumpelt, bem eilten bie Änaben na<$, Äameraben "
unb Siefy fcoUftänbig oergeffenb. 2)er ©efeffelte fua)te fi<$ fetner
Sanbe ju entlebigen, aber bur<$ baS heftige Rütteln hatte fia)
baS Keffer gelöft, unb ber Unglücflia> büßte ben 6ä)er$ mit bem
£obe.
42. 3Käufe im Äot>l.
3u einer SauerSfrau in 3). fam ein Setteltoeib unb fpracfc
fte um eine ©abe an. 5Die Säuerin hatte Äo^l getobt unb
nötigte bie grau freunblich, nur tüä)tig jujulangen. £)iefe liefe
fia) baS mä)t gweimal fagen, fpraä) aber, beoor fte ben £öffel in
bie ©d&üffel taua)te : „§elp, leitt) ©ort, £err Qefu Ghrift, tet fcebb
in biffem 3oa^r ud noa) feine tfohl gäte!" 2llS fte baS fagte,
liefen brei natfte 2Räufe aus ber 6a)üffel heraus, ©ofort toarf
bie Settlertn bie ©djüffel \)in unb lief baoon.
43. $)ie £aarflumpen.
®in ßoloniftenhofsbeftfcer aus paffen fuhr mit feinem
Äuechte S)ung nach feinem auf ber 3 cmm *ner gelbmarf Itegenben
Siefer. ©etoitynliä) matten fie bann bei einem befreunbeten
dauern in 3emmen föaft unb myfyxten bort ihr SJiittagSbrot ;
auch benurthete ber Sauer aufteilen feine ©äfte, es burfte ftd)
bann aber niemanb eher am £ifä)e niebcrlaffen, als bis er baS
£ifchgebet gefprod)en unb baS 3 c ^ en ^ ÄreujeS über ben
6äjüffeln gefchlagen hatte. $)er Sauer fyatte mehrere %ö$Ux,
mit benen ber Unecht nach Slrt junger Seute oftmals Berums
fdpäferte. 2llS ber Unecht nun einmal nrieber $)ung fuhr unb
ber Sauer grabe nicht ju §aufe war, reifte bie grau bem Jhtechte,
ber mit ben SJMbdjen feine Spä^c trieb, glinjen, bie er aber nicht
gleich fcerjehrte, fonbern in bie £af#e fteeftc. ftraugen jeigte er
fie feinem §errn, unb als fte eine glitte entjtoeibrachen, fanben
fie in ber SDUtte einen klumpen feft jufammengebaHter $aare, bie
Slehnlichfett mit einer Älatte (Söeichfeljopf) Ratten. deshalb nmrbe
baS ©efd)enf fortgeroorfen. — ©päter faufte ber Sater beS $olo=
niften baS ©runbftütf beS Sauern. 2lls baS alte SöohnhauS ab*
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gebrochen tourbe, fanb man in jeber SBanb be« g^toerl« bis gut
©iebelftrije binauf folä> $aarflumpen.
44. 25er Diamant im S^ffcncr ©ee.
Huf bcm ©ee bei 3<*ffat ftföten einftmal« bie gifä^er über
9ta$t 3^ 9^6 mu 6 t^o^I gefüht getoefen fein, benn alle tyre
Gräfte reiften nia)t au«, e« üom ©eegrunbe ju beben. 2Rit ber
legten SEnftrengung jebodj gelingt e« u)nen, unb oben auf ber 9tefc
Pd^e erblüfen fie einen gro&en, blmfenben ©egenftanb, bejfen
©<$ein fte bermafjen erfä)retft, bafj fie bie $anb öom Stege laffen,
toel<$e« felbft mit allem, toa« barauf, fogleia) in ben ©runb jus
riufftnlt, inbem fte be« ©tauben« ftnb, bafj fie e« mit bem Söfen
ju tyun £aben. Später ^aben fte in (Srfafyrung gebraut, ba&
jene« blinfenbe (Sttpa« nur ein Diamant tyabe fein fönnen, unb
fu$ über tyre Slngft fe&r geärgert, tt)eld)e [fie &atte ©eifter fe^en
lafjfen, tt>o feine maren. SBeitere 3Berfuä>, toemt nia)t normal«
ben diamanten, fo boä) tüenigften« ba« Verlorene 9lcfe ju gettnn*
nen, finb aber mi&lungen.
$r. Xreitfel in ber 3ettförift be« ^tflor. ««ein« für ben ttegienragf«
bejirf aHariemoerber.
p
45. $)te oerborrte §anb.
2luf bem #ir$§ofe ju Qaffen ftetyt eine fe^r alte Äiefer. 3§r
©ipfel ift toertroefnet unb trägt fünf ©pi($en, ä^nltd) ben fünf
gingern einer §anb. ($« nrirb er3ätytt, biefe Äiefer fei auf ba«
©rab eine« ©o&ne« gepflanzt toorben, ber feinen S3ater gefä)lagen
babe, unb jur ©träfe fei bie #anb be« Äinbe«, bie fofort fteif
unb ftarr blieb, bura) ben ©arg au« bem ©rabe gett>aä)fen. $)ie
fünf t>erborrten 3weige ber Ätefer foHen bie gingg? ber üerborrten
#anb barfteflen. 9ftan eqtylt aua), ba& bie tiefer, fobalb fie
angefä)nitten tourbe, geblutet £abe, boä) gefdjne^t ba« jefct ntä)t
me&r, ba fte burä) ba« Diele 2lnfä)neiben beteit« be« SBlute« be«
raubt ift.
$er 3Jla$rt.
(46-50.)
46. 3n 2Ht* Kütten bei Mein * äRaffotoifc lebte ein Söeftft^
Flamen« Äityler, ber oiel uom Sfttytt (9Jtoart) gebrüdt würbe.
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2HS e$ ü)n einmal in ber Sttad&t wieber fo plagte, griff er $u unb
befam einen ßnäuel SBoIIe ju galten. 3)aS fa)lo6 er in feine
Sabe, lieg aber ben 6ä)lüffel brin ftetfen. 2HS er am borgen
ben haften öffnete, fanb er eine grauenSperfon barin; er lieg fte
erft los, als fte ü;m baS 5Berfprea>n gegeben $atte, tyn nie Wieber
ju belästigen,
47. 3n ÄL 3Raffon)i| Wohnte oor me$r als 20 Sauren ein
3Jlann, 6a;aä;t ge^eifeen. <$r ^atte als 6olbat in 3üli$ gefton*
ben unb ft<§ bort mit einer reiben ÄaufmannSto<$ter t>erfpro<$en,
WeW&er er oorgefd&Winbelt $atte, er fei ba^eim SBepfeer jWeter gros
ßer ©üter. 9laa) Slbleifhing feiner SÄilitärjett tarn er naa) ^aufe,
übernahm bie beiben falben Sauer^öfe, bie ü)m gehörten, unb ber«
$eirat§ete ftä; balb mit einer anbem Sßerfon. SSon 3ttli$ aus
fatnen Briefe an ü)n, bie er aber nia;t beantwortete. 9toa) unb
na<$ Nörten jebo$ bie Briefe auf, bafür aber würbe ber mein«
eibige üftann unauSgefefct oom 3Jto£rt geplagt, fobalb er ju f$la?
fen t>erfu<$te. Qn golge baöon begann er ein WüfteS £eben, oer*
braute bie beiben ©runbftütfe unb mußte ftdj julefct mit einer
fleinen <Stube begnügen, in Welver er mit feiner gamilie unb
einem ®ienftmäbd)en eingepferd&t war. S)teS 3Jtäba;en erjäpe,
wie 6<$ad)t fofort fläglia; ju wimmern begann, wenn er fi$ tyn*
legte, unb wie ein Stafenber um fid) fa)lug, wenn er Suft befam.
8TCS er fta) eines SlbenbS wieber nieberlegte unb baS ®rü<fen be*
gann, ermannte er fid), ergriff einen Änüppel unb fa;lug bamit in
allen (Säen unb Sömfeln tyerum, fo baß ber bebrängte SJta^rt fi<$
fä)lie&lid) unter bie Äuglein üerftecfte. $)oa; aua; in biefeS SBer*
ftecf faufte ber Änüppel, 3JJaf>rt unb $üa)letn jugleia) jerfd&met*
ternb. 6eit ber Qtit §örte bie Sßlage auf.
48. SBor etwa 12 Qaljren §atte ber SBeftfcer 3ftudMn fangen
einen 6olbaten als (Smquartirung belommen. ©lei# in ber erften
§Ra<$t fing biefer plöj>lid& an ju wimmern unb wimmerte fo lange,
bis ber noa) waa>nbe Söirtfy ü;n bei feinem tarnen rief, ©ofort
©erlief? tyn ber $lagegeift. 9toa)&er [teilte eS fia) ^erauS, bafj ber
Solbat ftd) unterwegs in einem Quartier mit einem 3Jtäba)en ju
tief eingelaffen £atte, baS ü;n nun als ÜDkfyrt verfolgte.
49. ®er ^oftillon Äarl 3Raf$fe, ein bejahter 3Rann, lam
einmal toon 93ütom naa) 33erent gefahren. 9toa)bem er bie Sßferbe
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untergebracht unb bic Spoftfa<$en abgegeben hatte, legte er ft<$ jur
fHvfyt, würbe aber na$ Wenigen 2JUnuten bura) ben 2Ha&rt ge»
ftört. SRorgenS um 4 Uhr trat er bie 9tü<ffa&rt na$ Sütow
an. 8113 er an ben beWalbeten ©teinberg tarn, fab er einen
6iebranb &or feinem Sagen herlaufen; er flieg ©om Söagen, banb
bie $ferbe an einen ©aum unb ^icb mit ber $eitfä)e auf ben
©iebranb loS. $>oä) baS S)ing Wollte nicht umfallen, S)a er-
Sonnte ber ^oftiüon, baß es gewiß ber Wla\)ti fei, ber ihn oor*
hin gebril(ft hatte; beShalb breite er bie Sßettfche um unb fing an,
mit bem Sßeitfchenftocf $er$after auf ben Sfanb loSjubauen; ber
breite ftch aber nur no<h fchneHer, bis er enblicb bura; einen traf*
tigen ©eitenhieb ju gaH gebraut würbe. 3m 9ßu aber war er
Wieber empor unb rannte mit SßinbeSeile querfelbein, bem Sßo»
ftiHon jurufenb: „8icf mi im 5ft . . . .!" ©eitbem ^at er nie
Wieber etwas oom 9Jtobrt gehört.
50. (Sin ältlicher SBanbercr lehrte einmal jur SSinterSjeit bei
einem Tagelöhner ein unb bat um SRaä^erberge, bie ü)m auch
gewahrt würbe. Ungefähr um 1 Hb* in ber 5lad)t hörte ber
SBanberer, Wie bie beiben jungen SCödjter beS Tagelöhners auf«
Ranben unb aus bem §aufe fchlicben; nach etwa 2 6tunben to*
men fie wieber jurüct. ®a fagte bie eine: „2ttein ©Ott, wie
f$mer$en mid) boch alle ©lieber! 3$ mußte auf einem £aune
reiten, Don bem ich jeben 2lugenblicf herunterfiel, unb babei habe
ich mid) ganj unb gar aerftoßen." S)ie jweite fagte: „9Jhr
erging eS ned^ fd)limmer; ich mußte einen $omfrrau<$ reiten,
in ben i<$ immerfort hineinfiel, unb babei §abe ich mich gan$
unb gar 3erftoä>n !" $)ann jagten beibe: „könnte uns bo<h ein
2Jlenf$ öon biefer Saft befreien!" (Sine ©tuube fpäter erwarte
ber Tagelöhner unb wollte bie 2Häba)en meefen; aber ber SBam
berer Wehrte ü)m unb fagte: „SBenn 3h* wüßtet, wie @ure Töchter
ftch ^aben bie Watyt quälen miiffen, wa'hrenb 3^r fcbnard)tet, bann
würbet 3fc fie nicht ftören." Unb nun erjagte er, was er gehört
hatte, unb rieth bem Sßater, anbere Rathen ju nehmen unb bie
beiben SWäbchen noch einmal taufen $u laffen, benn bie alten
Rathen wären 6a)ulb baran. 6o gefchah es benn auch, unb bie
3Häbchen waren bie Page los.
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H. $ret* ^attettßttra.
51. $)er ßönig üom Äaff ubeulanbe.
Stahe bei Sauenburg liegt ein 99erg, in welkem ji<h im %Qfyxt
1596 eine gro&e 5lluft befanb. 5)er SRatb fyattt bamala' grabe
jtüei 3Jiiffetbäier jum £obe toerurtbeilt. (Sr fchenfte ihnen baS
Seben unter ber Sebingung, bafj fle ben Slbgrunb unterfaßten.
§tnabgefabren erblichen fie auf bem ©ruub einen frönen ©arten,
barinnen ein S5aum mit lieblich toeijjen 33lüthen ftanb ; boä) burf*
ten fie baran nicht rubren, (Sin Äinb, ba$ im ©arten mar,
führte fie über eine meite, blumige ÜJtotte ju einem ©chloffe, aus
bem mancherlei Saitenfpiel ertönte. Qn bemfelben aber faß ein
Äönig, — ba$ war ber alte Äönig Dom Äaffubenlanbe, —
auf einem ^oben, filberuen Xbronfefjel, mit einem golbenen ©cep*
ter in einer unb einem Briefe in ber anbern £anb. 3)a3 $inb
mußte ben SBrief nehmen unb ben beiben 3JUffetbätern überreichen.
2>iefe nabmen ben 8rief unb überbrachten tyn bem Ütath; fie er*
langten ©nabe unb greibeit.
b. fcettau unb Xemme, bie 8olf«fagen Oftpreufcen«, Jitt^auen« unb
2Bejlpreuficn«, ©. 248; (Stamer, Ocföitfte bct Sanbe Sauenburg unb
©üto», I. e. 238.
52. 2)er ©cha& in Sauenburg.
3n Sauenburg braute fiä) früher jeber fein SBier fetbft ; bie
5)ienfrmdbchen hatten bann geroöhnlich bie traueret ju beforgen.
ÜRun mar ba auch wie $errfchaft, bie fehr ftrenge mar, ein Äauf«
mann unb feine $xau. £)a$ 9Jcab<hen mürbe fehr früh ö cn? ecft,
aber ba£ geuer ift ausgegangen unb fie meifj nicht, »ohet fie
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ftelc&eS nehmen fott, benn ü)ren £errn »iE fie ni$t werfen, ba
fie tt>ei&, bag e3 bann triebet ©<$läge unb ©dielte gtebt. S)a
fie^t fie auf bem 9Karft ein geuer, um ba$ $erum mehrere
Männer fujen. ©te fafjt fid) ein Jperj, ge§t bin- unb bittet um
geuer. @ie gaben i^r aud) eine ©t^aufel Doli Noblen, aber ate
fte fie auf ben §erb mirft, finb fie erlofd&en. 3ßod) einmal ge$t
fie ^in unb jum britten SUtol. $)a aber fagen ü)r bie Männer/
fie folle ntd&t n>ieber fommen. 9lun muf? fie bod) i^rc #errf<$aft
»jeden, ber erjä^It fie in ü)rer Unfd)ulb, toaS vorgefallen ifc
S&tefe merfen aber glei<$, loa« e3 mit bem geuer für eine S3c=
toanbnifj fyxt, unb fagen tyr beg$alb, bafc fie ftdj nur toieber ju
SBett legen foUe. €>te tounbert fidVjtoar barüber, ge$ord)t aber
bod). $)er Kaufmann ge&t nun in bie Äüd)e unb flnbet auf bem
§erbe oiel ©olb. 2113 ba3 9Häbd;en am borgen in ber 2lfa;e
ttu)rt, ftnbct fie aud) no<$ etn>a8, aber toentg, oon bem anbertt
$aben fie i^r ntc&tö gegeben. ©ie ergäbt bie @efä)i$te weitet
unb erfährt nun, ba& bie ßo&len lauter ©olb getoefen feien. SBc^
gen ü;re3 PaubernS toirb fte aber fortgejagt. $)er Kaufmann ifl
fo jtoar fe$r reid^ geworben, bod) $at er oon bem unred)t erwor*
benen @ut feinen ©egen gehabt, benn fein ©<$Wiegerfo§n §at ba8
ganje ©elb burd)gebrad)t, unb ber Kaufmann unb fein SBeib finb
gur ©träfe als Settier geftorben.
53. 2)er grofje ©tein bei bem Qägerbof.
33eim fog. Säaerbof in ber Mty oon Semenburg liegt im
23albe ein gro&er ©tein. SHe alten Seute behaupten, bafc fid)
unter bemfelben ein oerwünfd;te3 ©d&lofi befinbe, unb nur alle
100 Qatyre Werbe jemanb geboren, ber e£ erlöfen fönne.
$r. £ret<$e( in ber 3«M^rift bc« herein« für ben ifteQierungSbqirt
SWarientoerber.
£>er ©d)lofjberg ju SBelgarb.
(54—61.)
$id;t oor Selgarb liegt, Wenn man bie (^auffee oon SBtefcig
fommt, jur linfen §anb ber ©d&lofcberg, auf bem oor langen
Sauren bie wetfce S3urg lag, einft ein£ ber mäd^tigften ©<£löffer
in ^omerellen. 3efct ift oon berfelben ni$te me^c übrig, benn
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— 31 —
ber au« verwitterten 3iegelfteinen befte&enbe Sd>ttf>aufen toat
fa;on t>or mehreren Sauren bis auf einen geringen SReft oon bem
SBefifcer beS Sd)lof$bergeS, bem ©aftttnrtfc Qi^oxo, S ut ©ebüngung
beS 2lder£ abgetragen. Huf ber nörblid^en Seite fäQt ber €;a?lofc
berg jiemlid) ftarf jum 3Jftifylenbad)e unb gum 9Jtm;tentetd)e ab.
grüner War er mit ©eftrtfua) bebest, unb in ber OTtte befanb
jtd) eine roette Vertiefung, bie wofjl oon eingefallenen Äellerräu*
tnen tyerrityrte. Von biefem Sd&lo&berge Werben mehrere Sagen
-erjä^lt.*)
54. 2luf bem Sa)lo&berge $at ein Sd)Iofj geftanben, ba3 fpä*
ter t»erwünf$t worbeu ift 3Rit bemfelben finb aud) brei $rvn>
jefftnnen oerwünfd&t worben.' 2lm 2lbenb tyat man öfter brei
fd^warjgefleibete (nad) anbern wei&gefleibete) grauen aus bem
Serge £ert»or?ommen unb- nad) bem am gu& beä Serge« ftd) be*
finbenben 3Riu)lenbad) ge^en fe^en, wo fie fia) wufd)en unb ba*
beten, ©ine grau ift ü)nen einmal begegnet, fte gingen aber
fa)wetgenb Weiter, nur baS SRauföen it)rcr Jtleiber $at fie
gehört.
55. bitten auf bem Verge war ein Steig, obwohl ba nie*
manb ging; ebenfo führte ein Steig nad) bem 3KüfyIenteid)e
unter. $ier ift ben brei grauen einft ein 9ftann begegnet, ben
tyat bie eine gebeten, er foHe fie fd)weigeno breimal um ben
Scfylofcberg (ober um ben $ird)f?of) herumtragen, bann Würbe fie
erlöft fein ; er folle fta) nur nia)t fürchten, ba tym nidjtS gefd)e$en
Werbe. $)er 3Kann ift aud) baju bereit gewefen, aber als er ben
brüten Sftunbgang mad&te, werben ifym oie Kleiber ausgesogen
(naa) anoern Wirb i&m nur bie SKüfce abgeriffen), unb hinter ftd)
tyört er ein fura)tbareS $aufa>n unb £raa>n unb oerfötebene
Saute unb Stimmen. £)a befommt er 2lngft, fte^t fid) um unb
alles ift oerfd)wunben, unb er befinbet fta) allein am Slb&ang beS
Vergeh.
56. ©in anberer ©rlöfungSoerfud), ben einer aus Velgarb
unternommen £atte, ift aua) migglüdt. Stuf bem ©ange in«
*) 93gt. fi&er ba« ©ä?loß ju ©efgarb (Sramer, ©ef<$i($te ber Canbe £auen*
bürg unb ©üto», I. @. 142. 2>ie Sagen, naä) mttnMiä)em $eri<$t aufgejetä)*
net, finb im „Urböbrunnen" ©b. II. @. 86 f. abgebrudt. Vtx. 56 unb 58 fügte
$err Se&rer 9tobt«te in ©elgarb tfnju.
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Scfylofe, beffen ©ingang auf ber roeftlidjen Seite be$ Sa)loffe3 toat,
ba, too noä) üor mehreren fahren ein bitter ©ichbufa) ftanb,
hatte ber 9Jtann feine Wlüfy verloren, unb im ©ange ^atte er
tterföiebene hä&liche %i)kxt füffen muffen, aber §ule(jt weigerte er
fia) vor gura;t unb ©a)recf, eine große, häßlidje ßröte 3U füffen.
$>aS mar aber bie Veftfcerin be$ ©Joffes felbft, bie nun nid&t
erlöft roerben tonnte.
57. ©in Äneä)t, Sodann 6d»ma>nberg, träumte einft, er
foffe auf ben Jürshof gehen; bort werbe er eine ©anlange fin*
ben, bie ein Vunb ©äjlüffel im SJhmbe trage. S)a3 fofle er
ihr mit feinem 3)lunbe fortnehmen unb fidj bann eiligft au3 bem
©taube maa)en. $)er £raum ^at ftch noa) jmeimal hrieberholt.
ßeute, benen er benfelben erzählt hat, fyaben ihm geraten, ba3
©dhloß ju erlöfen, boa; au3 gura)t fyat er fia) ba$u niä)t ent»
{^ließen fönnen.
58. 9laa) anberer ©rjählung foll bie Vertiefung in ber 3Jfitte
be3 VergeS ber ©ingang ju bem unterirbifa)en ©a)loffe gen>efen
fein. 3^ berfelben fott fia) eine fehr große ©anlange (ein
$)rad)e) aufgehalten haben, mela)e ben ©ingang jum ©a)loffe be*
machte, ©in früherer fie^rer in Velgarb, George ©iemon, \)at
fia; einmal in ©egenmart mehrerer Vauem aus bem $>orfe an
einem £au in bie Deffnung hinabgelaffen, um bicfelbe ju unter*
fuä)en. $>oä) mußte er fict) nach furjer ,3ett wieber in bie $öhe
jie^en laffen, ba ihm bie ©anlange mit feurigen 2lugen unb auf-
gefperrtem 9taa)en entgegenfroa). ©eitbem hat fia; niemanb mehr
in bie Deffnung gewagt.
59. 2lu3 jener Vertiefung fam jur 2ßcir)nact)t^cit ober ju
anbern feftlidhen Gelegenheiten ein Reffet h*tüor, ganj blanf ge*
f feuert, ©inige fagen, baß ein Ouaft barin lag. SöoHtc nun
jemanb Vier brauen, fo holte er fict) baju ben ßeffel. $)a3 barin
gebraute Vier mar t»on befferer ©tgenfdjaft al3 ba£ anbere. -Jtach
ber Venufcung mußte er ihn fa>eigenb unb ohne fia) umjufehen,
ttrieber jurütf tragen. 3um SDanf mürben in einer baju öorhan*
benen Äanne einige Duart Vier in ben Äeffel gefteUt unb ein
gutes Vrot ba$u gelegt. 5Dic^ gefa)ah regelmäßig unb mar jur
©ttte gemorben. ©inft Würbe ein ü)iäbd)en hingefcfyicft, um* ben
Äeffel ju holen. 5Da hört fie im Verge eine ©timme, bie ihr §u*
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— 33 —
tuft, bafj fie ben ßeffel balb nrieber $urü<f bringen foQe. Slbet aud
3rurä)t fyxt fie e$ naä)$er nid^t $un wollen; ba $at e3 ber föie$t
get^an; ber aber trinkt baä SBier aus unb verunreinigt ben ßeffeL
S)a ift er mit einem grofien ÄnaK verfä)ttmnben nnb feitbem ni$t
toieber gefommen»
60. Sßon anbern — niajt in Selgarb — tüirb erjctylt, ein
Sauer fribe aus ©eij verabfäumt, bie fonft üblta> 2)anfe3gabe
in ben Äeffel §u legen, vielmehr in tt)afynh>i$tgem Uebermutb ben«
felben verunreinigt. 3*6* tvar ba3 gute ©invemetymen mit bem
Scrggeift geftört. Sei ber näapften 2tu8rtd)tuttg fehlte ber $effeL
•ftun !am bie Untyat be3 93i}fennd)t3 an$ Sidjt. £)te ganje ©in*
toofrterfä^aft rütfte vor fein $au3, unb er empfing als So&n eine
tüd&tige %xa$t «ßrügel. 2)o$ ber Äeffel fam nidjt tvieber junt
SBorföein, unb bie Säuern waren genötigt, felbft einen anju*
Waffen.*)
61. griu>r fagte man au<$, bafj man nt$t am Serge graben
bärfe; toer e3 tyue, ber muffe gteia) fterben.
2)ie fa)toar$e Sägerin.
(62—67.)
62. SRad) einer alten (Sfyronif $atte ber große Sudtttepoß
eine 6<$toefter ober £od)ter 2Rargaretya, bie an ben bänifd&en
ßönig <£&riftopb I. (feit 1252) verheiratet war. 6ie Raufte auf
ber toei&en Surg, bem ©d&lojfe ju Selgarb an ber ßeba. ©ie
liebte Ieibenfa)aftlia) bie Qagb. 2ß<u)renb ©uantepoll mit ben
#erjögen von (Sujavien nnb 3Jtofovien, mit ben ^eibnifä^en Sßreu*
jjen unb ben Äreujrittem heftige Kriege führte unb ben geinben
feines £anbe£ gura)t unb ©d&reclen einjagte, jagten SJtorgaret&a
unb tyr D&etm Statibor, ber S3ruber ©uantepolfö, im ©ebiet ber
»eigen SBurg bie §afen unb SÄc^c. 2ln bem Slb^ange ber #ö&en=
=*) £>r. 2e$rer SRabUfe tfailt mit: „'Die Stießen ?eute in ©elgarb Behaup-
ten, bafj ba« SJorfcanbenfein be8 äeffelö auf 2Ba&r&eit Beru&e ; fie t>ermut&en aber,
ba§ bie ganje ©ac$e ein ©etrug ber bamalä &ier njo^nenben tatfyolifdfyen tpric-
fter getoefen fei, bie für ft$ einen SBortfyeit gewinnen nnb 3ugleid) bie 8eute int
Aberglauben erhalten trollten." 2)te Seritttreimgiing be8 Äeffets gefd^a^ alfo
teofy t>on einem ebangetiföen ©elgarber, ber ben betrug bur#fc&aut &atte.
Ättoop. ©oKSföfloi. 3
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Jüge bcf Scba nad) bem Sebabrud) bei krampe &atte jtc tyr S^S^
f$loß, ba3 nod) ^eute an ber UmtoaHung fcnnbar ift, unb be*
luftigte fta) mit ber 3a9*> i« ten $ünen. SBegen i&rer £teblinaj&*
befd;äfttgung fcief} 3Jtorgaret&a naa) bcm 3 cu 8 ni 6 polnifäen
©a;riftftetter „bie fajtoarje Sägerin", unb na<$ ben bänden ©e*
ruhten „bie roffetummelnbe 3Hargaret&", aud) „ 2Jtargaret$a
©prengtyengft". !Jto<$ einer alten ©age, bie bur$ münblü^e
Ueberlteferung fortgepflanzt ift, jagt nod) bis auf biefe ©tunbe
in näa)tlid?er Söeile auf günenS Reiben bie pomerellifd&e fdjtoarje
Qägerin, unb tyr nad) in ben tt)ei6flüd)tigen ©ünen ü)r ©efolge,
ber roenbifdje unb beutf#e Slbel im ©ebiet ber roei&en Surg, bie
(Sittel unb Urenfel ber roffetummelnben 3Jtargaret&. Unferen
2)ünen ift jebeä Slnbenfen an jene fcu)ne Sägerin *>erfd)tounben
nur im ©imelbad), ber au$ ben SBätten toon 9Jiargaret&3 3agb*
fd;lo6 bei krampe quillt unb über geglättete (Steine jum Seba*
ftrome riefelt unb rollte fcört man in ber 3ttitternad)t3ftunbe be#
i^r geweiften £age3 ein Häglid) Söimmern, xoo flagenb fle&t um
Sftu^e bie „roffetummelnbe Sttargaretb".
Gramer, @ef$i$tt ber £anbe Sauetiburg unb 33ütoro I. ©. 20 f.
63. $ie fa)waräe milbe Säger in, 3Kargaret£e g,e*
feigen, lebte früher in ber mei&en SBurg ju Selgarö; auf bem
©ramper Surgtoaff im je^igen Sauem^olj, unfern ber ©renje be8
©orfeS ©anä, fcatte fie ein 3«9^f^o§. ©ie liebte bie Sagb
leibenfa^aftlid), entn>eil)te bei berfelben ©onn* unb gefttage unb
burdtfcfyofj einft in freolem ttebermuty ba3 §er§ ber ^eiligen
Sungfrau, bereu Silb am Äreujtwge aufgeteilt roar. Qux
©Irafe bafür mujjte fie nad) i^rem £obe immer jagen. ©<$red«
lid) ift ba3 ©etöfe, toeldjeä ba§ ©efolge ber toilben 3 ä Ö c ^
urfad)t. 3n ber 9tod)t oor bem ©t. 3Rargaretyentage (18. Suli)
jammert unb träufelt bie unglütfli^e Sägerin um ©rlöfung. @inft
lam ein Sauer, ber im 9to&garten fto&gariS) ein ©efajäft $u
beforgen $atte, §etm. $)a erblttfte er am ©imelbac^e eine toer*
fa) leierte grauengeftalt. SDiefe bat ü)n jammemb, baß er flfc über
ben öad) trage. 2)er Sauer, toeldjer SÖUtleib mit ber Sümmern
ben $atte, büefte ftd), um fie auf feine ©d)ultern ju nehmen; ba
erhielt er bie Sßarmmg, fia) nid)t umjufeben, menn aua) no<$ fo
©d)retflia)e$ fia) hinter feinem 9tü<fen ereigne. $r t>erfpra<$, cd
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35 —
ttu$t §u t$un. üaum fcatte er jebo<$ feinen gufj ins Söaffer
fefct, als ft$ hinter ibm ein ©etöfe er&ob, baS immer nrilber unb
lauter imtrbe. @r toerna&m baS ©efd&ret ber Säger, baS (Seiläff
ber toilben 3fleute, baS ©etmmmer be£ geängftigfen, »erfolgten
SBtlbeS. $er 2fogftf$meif$ trat ü)m auf bie 6tirn, er blieb fielen
unb fa$ fic& um, feinet $erfpred&en3 unb ber Söarnung öergeffenb.
3ftit einem toerjttJeiflungStoolIen @<§ret glitt bie Saft &on feinen
6ä)ultern unb tierf$toanb. $ftur allmä<<$ tonnte ftd& ber SBauet
öon feinem 6<§redt erholen. 211$ baS ©etöfe ber ioilben 3agb fidj)
in ber gerne Verloren $atte, unterfud&te er baä S3ett beS SBad&eS,
too bie ©eftalt toerfdjtounben toar; aber er fanb leinen Slbgrunb,
toie er gebaut $atte, baS SÖaffet befpülte iaum bie Äiefelfteine,
bie im $a$e lagen. 3^mb unb bletä) fam er ju £aufe an
unb erjä^lte feiner grau fein Abenteuer. ®ie aber rief erfd&reät
unb jomig: „3)u tyaft bie toilbe fd&toarje 3*0^ getragen, bie
€>onn* unb gefttage bur<$ tyre 3<*Qb enttoeu)t unb ba£ ^erj ber
^eiligen Jungfrau burd&fd&offen l?at; ®u $aft bie ©ebannte auf
Steinen ©dfjultern getragen, nun bift audj $)u Dom Söanne idte
fangen." 2)o<$ fie toufcte 9ta$. ©ie 30g ü)ren jittemben Stftotttt
unter baS 3Ruttergotte3bilb, baS in einer SRifd&e an ber SBanb
$ing. 5Dort fniete fie nieber unb betete laut, ba ber 3Kann nid&t
im ©tanbe toar, bie Sippen $u betoegen; bann befreiten fi$
beibe unb befprengten fid) mit 3Beü)maffer, beruhigt, bafj fie bett
93atm Don ft$ abgefd&üttelt Ratten.
HÄitgetfceUt »otti J>enf. Qürgermeifiei $ertn «Saffeufyigeh in &6a.
64. 2tud(j nad) anberem 33crid^t betreibt bie toilbe fdjwarje
Sägetin bie nrilbe 3agb. 3« toeifjen Kleibern unb auf fätoar*
gern Sftojfe, begleitet r-on mehreren Sägern unb einer 2tnaä&l üon
ßuriben, bie ein furd&tbdreS Oefläff fcören liegen, ift fie öon bem
SSatet eines Sauern au« Selgarb unb öon anberen bes 9tod&t3
gefe^en toörbert, toie fie üön ©rampe aus, wo ü)r Sagbfd^Iog ge*
ftaitben, bur<$ baS 2$al t>on ©ans über baS SBelgarber Sßlebanie*
moor ba^injog* Sludjj fteute no$ gilt bie ©teile auf ber ©renje
tjon Selgarb unb Sand als ein befonberer ©pufort.
65. 5Rad& einer anbem ©age ift bie nmfce ©cJ)lo§frau
glei#fam ein ©d&ufcgeift für Selgarb getoefen unb &at ftd) nur
gezeigt, toenn bem Orte ein befonbereS ereigm'6 beüorftanb.
3*
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66. Sluf ber Strede t>om 93elgarb*r ^lebaniemoor bis juffl
$ie$iger Söegtoetfer foH öfters eine oerfä?leierte grau ben bort
©etyenben ben 28eg Derfaerren. $Bor einigen Sauren ging ein
Sttann aus Selgarb nad) 33tefcig. 2llS er am 2lbenb §h>ifä>n 11
unb 12 bort anfam, trat i§m an bem genannten Söegroeifer plöfc*
ltdj eine grau in ben 2öeg. ®r rooflte ausweisen,, boä) pergebenS,
fie liefe niä)t t)on ü)m ab. CsS blieb ü;m nichts weiter übrig, als
umjule^ren. 8HS er mit einem ^Begleiter juriteffam, n>ar bie grau
Derjtyrounben. — @inem SRanne aus ©ans ift früher baffel&c
bort paffirt.
67. ©benfo foH aud) am ©anfer SBegroeifer öfter eine grau
otyne ßopf gefe^en roorben fein. 3)er ©o&n eines früheren
5E&irt§fä)afterS in ©aus ?am bort einmal toorbei; ba trat ü;m bte
©eftalt entgegen; er toollte tfyr auSroeicfyen unb oerliefj ben 2Seg,
ben er, burä) ein plöfclidj erfdjeinenbcS £iä;t geblenbet, niä)t nrie*
ber aufftnben fonnte. 6r irrte bie ganjc 9toä)t auf bem fjclbe
untrer unb fpäter toar er niäjt mieber §u belegen , biefen SBeg
ge$en.
68. £>er gcfpcnftifa)e Seia^enjug.
* 2lm Sßlebantemoor ift tu früherer Qtit fcon ben ^ferbe^titent
oft ein £eid)enjug gefeiert U)orben. (Sin alter Söauer aus
SBelgarb erjagte barüoer: 2ln bem Slb^ange jum ©anfer 3#al
öcrfammelte ftä) §unäd)ft eine 2ln3atyl oon ©eftalten in fd&roarjen
Kleibern, furj barauf brauten fc$S Männer, gleichfalls fa^toarj
gefleibet, einen ©arg mit einer £etc$e aus bem 3Jtoore fübli$ fcon
ber (S&auffee, unb um biefen ftettten ftd; bann bie auf ber Stolpe
^arrenben fäjmarjen ©äfte. darauf fefcte ftd) ber ge^eimnifftolle
3ug naä) bem 3?elgarber ^(ebaniemoor (nörblid^oon ber (S^auffee)
tu Setuegung, einen unheimlichen, unoerftänblicfyen ©efang an*
ftimmenb.
69. $)aS gefto&lene 3tt eggeroanb.
2tuS ber Qtxt f too ben etjangelifd^en ©intoo^nern Selgarb'3
oon bem 93tfa)of 2JtattyiaS SubienSfi \>ott (Suiaüien Jtir$e unb
$ir<$eneigent&um genommen rourbe, hat ftä) in Selgarb folgenbe
©ttge erhalten. 2)em !attyolifa>n ^riefter toar fein 3Jfef?l)embt
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— 37 —
— er fcatte nur ba3 eine — , ba3 $um £ro<fnen ausgehängt
toar, üerfchtounben. @r glaubte, e3 fei ü)m öon ben ©>angelifä>n
geftohlen toorben, um ihn in Verlegenheit ju bringen, darauf
liefe er befcmnt machen, bafe berjenige, ber e£ ü)m geflogen ^obe,
burch ein geheimes Littel (3auberei) gelungen werben folle, eS
ihm roieberjubringen; er muffe bann aber jugleiä) fterben. @S
»erging ein falbes 3 a h r / o^ne ba& jemanb baS SJteßhembe braute.
£>er SBufle im ©tatte beS SpriefterS aber tourbe t>on Xag ju SCag
magerer unb franfer, unb man liefe ihn beShalb tn'S greie, bamit
er fid^ vertreten foHte. Sr fdjtoanfte einer Sßfüfce auf bem #ofe
ju unb ^ob mit ben Römern baS öermifete §em£>e empor, ftürjte
aber babei um unb fcerenbete. 2)er Sülle, ber nod) oor einem
falben Sofyx ftarf unb muthig getoefen mar, hatte baS SJtefehemb
auf feinen Römern in bie Sßfüfce getragen unb mufete nun burch
ben 3 a wberfpruä) beS sprtefterS bafür fterben.
70. $ie ©locfen ju öelgarb.
S5on ber früheren fatholifa)en Äird;e in Selgarb (inb nur nodj
bie brei ©locfen übrig, bie an einem höljernen, mit 2)a<h oerfehe«
nen ©efteff angebracht finb. ®te gröfete berfelben, tt>el<he in ber
SWitte h^ngt, tragt bie QahreSjahl 1609. — Sllte Seute in Sei-
garb ergaben, bie Äatholifd)en in Sauenburg hätten natt) ber
(Sontrareformation bie gröfete ßirchenglocfe oon Selgarb nach
£auenburg entführt. 2)ie ©locfe foU fid) n>ir!lid) in ber Sauen?
burger fatholifd)en Äir^e bepnben. Sei ber Entführung beS
fRachtS famen Tie jebod; |unäd)ft nicht toeiter, roie big außerhalb
beS S)orfeS; bie ©locfe foU plö&Uch ein fol<$eS @ett)iä)t belommen
haben, bafe 4 bis 6 $ferbe fte nicht oon ber ©teile bringen fonn*
ten, bagegen hatte fie jurücf nach ber alten Äirche roieber ihr na*
turlicheS ©ehricht! @rft nach oerfchtebenen ©ebetsformeln • eines
$riefterS ift eS ben Sauenburgern gelungen, bie ©locfe ju ent*
führen.
71. $)er fchtoarje 6ee im Sebamoor.
3n bem ju Sfattfetoifc gehörenben beS SebamooreS,
toelcher baS fchmarje 3Jcoor genannt mirb, liegt ber fchtoarje 6ce
(©eforfe). £>erfelbe ift, toie erjagt toirb, grunbloS. $aS fott
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ba^er fommen, ba& baS gange fiebomoor früher ein 3Reer getoefen
ift, unb es wirb behauptet, ba§ nod) jefct bie 3Roorfd)i$t auf
Söaffer rufc
72. $er Stnbrourm im Sebamoor*)
©ine S^rernjittme aus ©riimpof bei (S&ofcloto erjä^lte, ba&
ber ßmbttmrm ben Seltnem t>on Sftettfetoiß, SBobcnfin, ©$ofclon>
unb SSitcröfc befonberen Sdpaben zugefügt $abe; SBic^ aud) atten*
fd;en fptt er geraubt fcaben. ©inmal $at er ein graulein aus
bem SRcttfetpifter 6d)Iog auf i&rem Spaziergange ertt)tfd)t unb i(t
mit i^r in bem na§en See Derfd)tounbett 3n bem See befinbet
ftd) eine Keine SnfeL $)ort foH man nod) iefct in ber 9to$t öfter
tyre ängftltd)e Stimme fcören.
73. S)ie Siebenben am Sebamoor.
©in Qüngling, ber auf ber Stolper Seite beS SebamooreS
too^nte, $atte feine ©eliebte brüben im 2auenburgifd>n. geben
2Ibenb toanberte er ju tyr hinüber, ©tue Sampe toor i&rem gen*
per biente i&m als SSegtoeifer. Einmal erlifd^t bie Sampe unb
ber Süngling finbet feinen %ot> in ben Untiefen beS 9KooreS. —
Gs fott aud) eine 93aHabe bartiber gegeben fcaben, bo$ war 9^ä^e=
res ni$t ju erfahren.
74. 3)er lat^olif c^c ©beimann am Sebamoor.
2HS nad) bem £obe beS legten pommerf<$en gürften baS
Sanb Sauenburg ttrieber in ben Sd)o& ber latyolifdjen Äird)e au*
rütfgefüljrt »erben foßte, tourbe aud) ein ©bejmann fatyottfö,
beffen ®ut am Sebamoor, toeld&eS bamals nod) 9Keer toar, lag,
£)em ©ut gegenüber lag eine 3nfel. $>er ©betmann rpolltc nun
alle feine etoangelifäjen Untertanen töbten laffen, toemt fte nid)t
baS jtoifdjen feinem ©ut unb ber Snfel liegenbe 9Keer auStroä%
neten. Stuf i^r ©ebet »erlief (1(5 baS SBaffer, unb ber ©beimann
fonnte fo fein #eftfct&um toergröfjern, ©in anbereS 3Jtol $at et
■
*) 8cr0L 9fc 127,
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toon bat (Soangeltfäjen verlangt, ba& fic einen 93erg, ber i$m im
Sßege fear, toerfefcen füllten. Stuf i^r ©ebet ifl ber 3$erg mit
großem Äraren oerfunfen .*)
75. SD tc oon $irä).
S)aS alte ©efä)leä)t ber Prä), baS juerft 1340 auftritt, ift
ans ©ö^men eingetoanbert. $>ie Prä), roeldje fiä; au$ poä)
»on prä; ober Prä) t>on poä) nennen, führen afö Soppen im
blauen ©a)ilbe eine fiXbernc £araufä)e, ring« um ben ©<$ilb
Sftorgenftem, ©treitayt, gähnen, Sanken unb ©tanbarten, unb auf
ber bretjatfigen ßrone brei 9teü)erbüf$el mit jtt)ei oerfä)lungenen
©ä)lüffeln. S)ie Prä), toelä)e fiä) fä)leä)t$in »on pro) nennen,
führen auf ber bretjatfigen $rone brei 3fteu)erbüfä)el mit jtoei
oerfä)lungenen ©ä)lüifeln, bo<$ ben ©ä)ilb fenfre<$t gereift unb
otyne SBaffen, nur mit bem $erolb3mantel umgeben, im regten
blauen gelbe eine filbeme $araufä)e unb im linfen, filbernen
gelbe eine purpurne, unbelleibete Jungfrau, bie ghrifäjen ü)ren
©einen einen guä)$ beim ©äjtoanj fafjt, enbliä) am innern Sftanbe
beS SBappenS bie Umfä)rift : „Pui Teufel feie rafen bie glöty."
9toä) einer münbliä)en Ueberlieferung foll einft an einem fürfc
lid&en £ofe ein Qunfer oon pro) ba£ §erj ber ßammerjungfrau,
bie beim gürften in &o$er ©unft ftonb, gewonnen unb jur ©r*
innerung an fein Abenteuer in ber Siebe Dom ßatfer ba$ $ftea)t
erlangt $aben, jene purpurne 3ungfrau mit bem guä)3 unb ber
toimberliä)en 3>et>ife in fein SBappen aufzunehmen. SHeS Söappen
toirb noa) jefct geführt 9toä) einer anbern ©age foll einjl ein
©eneral öon 5ßird& bei einem beutfä)en Äaifer, feinem Ärieg^errn,
in Ungnabe gefallen fein, meil er eine in taiferliä)er ©unft fte^enbe
Äammerjofe eine lieberlfc&e Sirne gejä)olten &abe, bemnää)ft aber
toieber bie ©unft be3 ÄaiferS gewonnen unb fta) als befonbere
©nabe ba3 tounberlia)e Stoppen erbeten $aben.
(Sramer, <8eföt$te ber Sanbe Sauen&utg unb ©fitoto I. ©. 311 f.
*) 3h biefet ©age $at ba« Sott bie SJiat^t ber ebangeKföen 8e&re übet
ben Äat&oiictanu* gum «u«bru<f gebraut. «ßolniföe ©irt&föaft unb
äat&oliäemu« M« 1 übrigen* in tfinterpomraevn in fötec&tem Snbenfcn.
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2)ie 9UIolai=Äir$e ju Äebamünbe.
(76-78.)
76. SHe ©turmfluth üom 11. bis 13. Januar 1558 harte
baä toeftlich fcon bem jcftigcn Seba gelegene ©täbtehen Sebamiinbe
vernichtet Sie tteberbltebenen fugten ba3 noch toorbanbene 33au=
material $u ü)rer neuen 2lnfiebelung (Seba) ju oertoenben.
mar befonberS bie höh** gelegene 9Ufolai=$ir<he, tveld^e ©teilte
imb ^olj jum Neubau ber Sebaet $ir<he lieferte. 2luch bie
©locfen follten nach ber neuen iftrehe gebraut toerben, boch bei
ber gahrt oerfanfai fie in ben ©trom. ©onntagSfinber fönnen
noch Jeftt ihren Älang toernehmen, foenn fte bie 33etftunbe
läuten.
77. kleben ber „alten 9Rauer," bem Ueberreft ber alten
9H!olaU5ffr$e, befanb ftch noch t>or ettoa 20 3a^ren ein £o<h,
toelcheä in ben ©oben binabfityrte, toietteid^t ein ©etoölbe. ift
jefct oerfchtittet. SBarf man einen ©tein in ba3 Socb fynab, fo
vernahm man ein foltern, alz ob er von ©rufe ju ©rufe fxetc #
unb bann einen bumpfen ©chatt, alä fällige er auf einen metallenen
Äaften auf. Einige behaupteten, e3 feien ©arge ba unten, anbere
meinten, e3 fte&e ba ein metallener ©elbfaften. 3Jcanä)e follen e£
auch ^eimli^ getoagt ^aben, in ba3 £od) ^inabjufteigen. <&nft
holte ein SJtonn ftch auch oon bort einen ©ad ooU ®elb, unb
ber Sööfc half ü)m babei; bo<h gab er bem SKanne bie2öarnung,
fta) ntc^t oon ihm irre leiten ju laffen unb ihm nid^t ju folgen;
ttyue et ba$, fo motte er ü;n holen. $)er 2ttann begab ftch nach
&aufe unb ermübet legte er fid) auf ben $euboben, um ju fchla*
fen. Sßlö<ch vernahm er ein Jochen an ber $hür unb bie
Sitte, boch anspannen unb jum Softor ju fahren. £)er grembe
[teilte fuf) al$ ein SWann vom ßanbe, beffen grau eben nieberge*
lommen fei; es n>ar aber fein anberer als ber Teufel felbft. $)er
9Kann fpannte auch an, unb ber Teufel hatte gewonnen. @r rifc
ihn fammt bem ©elbe fort, unb am nächften borgen fanb man
an allen (&fen S3lut, fo graufam toar ber Teufel mit feinem
Dpfer umgegangen.
78. <&nft tourbc bem unheimlichen gürften ber Teufel ein
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Jtaften mit ©elb au£ feinem bellet in ben Eanbbünen enttocn*
bet. @r mar grabe abtoefenb getoefen; bafür abet faulte er nun
einen feiner Liener, ber bie 9Jtenfa)en beunruhigte, tiefer jeigte
ß$ oft in ©eftalt einer rotten grau, roela> bie &utc, bie
fxd& auf ber Stelle befanben, mo bie alte Stabt geftanben, belä*
ftigte ; ia fie »erfolgte bie com 93aben £eimte$renben. 2)o$ f onnte
fie ni$t Leiter als bis gum Sebaftrom, bann fe^rte fie jurüd unb
oerfd&roanb. 9Jtan fagte, baß fie ni$t an ben SRefcen vorbei fönnte,
bie jum £rodfnen am Ufer bes Stromes aufgehängt maren, benn
bie Änoten, mit benen bie 3ftaf$en beS 9te$e$ gefnüpft waren,
waren fogenannte Äreujfnoten, unb baS Äreuj fttrd&tet ber
8öfe.
79. ©er Ärieg steiften ben Sebaern unb
Flingern.
3föif$en ben Sebaern unb ben Flingern bra<$ einmal ein
fe^r harter föieg aus. 2luf beiben Seiten rourbe gerüfUt. S)ie
Sebaer führte ber 33urgemeifter, ber auf einer £uh bem $uge
ooranrttt 8eibe Parteien (ämpften tapfer. ®a plö&li<$ flog
bem SBurgemeifter eine SJUftbunfe gegen bie Stirn, unb ohnmfkfc
tig fiel er oon ber Äuh herunter, inbem er glaubte, er fei »ou
einer feinblia>en ßugel getroffen toorben. 3n bemfelben Otogen*
blid blieb aua) bie Äu$ fielen, um ein natürli<$eS Stebürfnifj ju
befriebigen, unb babei überfa)üttete fie ben betäubt ju ihren §tns
terfü&en Iiegenben SBurgemetfter. SDaoon ermatte er unb förie
auS SeibeSfräften: „Ätnber, rettet müh, oerbütbet mich! 34 c * 3
ftufe in meinem eigenen SBlut." 2lls nun bie ßebaer fa^en, bafi
ü)r Anführer Dom ftobeSftrahl getroffen mar, ergriffen fte bie
glud&t, unb bie U^linger gemannen bie Sä)lad)t. Seit ber geil
aber ift es ni^t rathfam, einen Sebaer naa) feinem SBurgemeifier
ju fragen.
80. S)ie fieben £ebaer im Gimmel.
Sieben (Sintoohner &baS lommen nach ihrem £obe an bie
Himmelsthür; SßetruS, ber 3$ür$üter ift nicht aumefenb, unb
feinen Vertreter miffen fie burch ihr unfct)ulbigeS Auftreten gu
Mufd^en, fo bafj fie in ben Gimmel eingetoffen werben. Äaum
Digitized b;
— 42 —
finb fie Jebod) eingetreten, fo jeigen fie u)ren toasten Gtyarafter,
fie ffanbaliren unb toben, fo bafj alle ^immelsbetooljnet barob in
bie grö&te Aufregung geraten. $etru§ ifl nun in groger Sorge,
lote er biefe toilben ©ef eilen ttneber lo3 toerben folL S)a melbet
ft<$ bei tym einer au£ einem S)orfe in ber 9lä^e oon £eba, triefe
lä$t aus U&üngen, unb bittet um (Einlaß; als aber $etru$ oon
£eba §ört, oerrüetgert er ü)m unter £tntoei3 auf baS betragen
ber fdjon bort oor^anbenen Sebaer ben Eintritt. ©er Söetreffenbe
t>erfu$ert jeboa;, baß er anberen Sinnes fei, unb fagt, roenn
^etruS ifyx ewlaffe, tooHe er ü)n oon ben groben Sebaern be*
freien, darauf getjt $etru£ ein. 6r öffnet ein toenig bie 3$ür,
ber 9Rann ftetft feinen ßopf hinein unb ruft mit lauter Stimme:
„Sä)ep an Stranb, Sä)ep an <ötranb V S)ie fteben Sebaer ftür*
jen auf biefen 9tuf fofort heraus, um na$ bem Stranbe ju
laufen unb baS geftranbete Sä)iff ju berauben.
81. S)er Untergang oon ©letoifc.
S)a3 £orf ©letoifc fofl am öftliä)en (Snbe beS SarbSter SeeS
in einiger Entfernung oon ber SMnbung beS (£§auftbaä)e$ in ben-
felben gelegen ftiben. £)iefer Ort $at mit Sebamünbe bajfelbe
S<$i<ffal gehabt, bod) fann tyeute niä)t meljir genau bie Stelle an*
gegeben werben, tt>o er geftonben. Ueber feinen Untergang toirb
golgenbeS er$cu)lt: 3n ©lettrifc too^nten oiele unb reiä> dauern,
©hfö $eirat$ete ber So$n beS Sä>l$en bie einzige £oä)ter eines
Säuern. 2>er Sitte gemäß ttmrbe eine grofjc <ood>$ett oeranftoltet,
ttt ber alle gamilien beS Dorfes eingelaben toaren. 2tm borgen
Des gefttageS oerfammelten ftd) alle dföfte in bem £oä)$ett3tyaufe
unb fuhren bann naä) SarbSfe jur Jftrdje. 9toa)bem bie Trauung
oorbei fear, begab fidt) ber ganje 3ug in ben Ärug, too fie bei
£run! unb Xanj ben 3&aä)mittag gubrad^ten. 2ßäf?renb bie SHtcn
tränten unb toürfelten, beluftxgte fiä) baS junge SBoH burä) £an$
unb ©e|ang. (Snbltä) mahnte ber geftotbner jum Slufbrudj. S#on
toar bie Dämmerung eingebrochen, unb man fyatte niä^t bemerft,
toie bie SBotten fiä) fä)toar$ am §immel auftürmten unb ber
Sturm ju toben anfing. £)er 3ug orbnete fi<$, unb ba bie ©e*
müt^er aufgeregt toaren, begann eine tolle SBettfa^rt ; jeber Stoffes
lenfer toottte e$ bem anbern juoortyuu. Sä)on bei ber Hbfatyrt
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— 43 —
fyatte c8 geregnet, jefct fiel ein $ta(jregen, ber bie SBädje unb ©räben
6aß> anfüllte unb über bie Ufer treten lieft. SBefonberS ber toilbe
(^auflba^ ergoft fein Baffer freit über bie fumpfigen Söiefen unb
fdjtoetmnte Srütfen unb ©tege fort Salb lam bie lärmenbe $<xfc
äeüägefeflfdjaft bei bem 93a<$ an; bod) bei ber ginfternift unb bem
ftrömenben föegen unb ber ftürtmföen gafcrt merfte memanb, baft
ba3 SBaffer bie ©rüde fortgeriffen $atte. $ie $ferbe ftürjen in
bie glutyen, oerttricfeln fid) in bie ©ef$irre unb reiften Söagen
unb Snfaffen mit ft^ fort 60 gingen fafl alle §Betoo$ner beS
Drteä unter; nur einige alte Seute unb $inber toaren ba^eim ge*
blieben. ©iefe jogen aber fpäter toeiter in3 Sanb; bie 2Bo$nuugett
jerftelen, bie gelber blieben unbebaut unb ber 2>ünenfanb bedte
attmä$li$ atte* $u toie mit einem 2ei$entu$.
Bergt, ba« lUbe tymunerlanb IV. €5. 217 f.
82. SBoitoob unb ©taroft
3n -Jteu^of, na$e am ©arbsfer ©ee, ftanb Dor Seiten ein
9taub[$loft, in bem ein ©taroft mit feinem Liener SBoitoob Raufte.
£)er ©tarofl befaft aber nod) ein anbereS ©d)loft in bem $orfe
Stoföüfc. ®ie3 $orf foU toon bem ,,9toubfd)üfcen'', plattbcutfd^
3tooffd)üfc, feinen Atomen erhalten ^aben. 3« SRcu^of tonn man
nod) beutlia) ben Wallgraben ernennen, unb ebenf 0 toeift man in 9tof d)ü|,
loo bog alte ©d)loft geftanben fcat 37ton behauptet nun, baft beibe ©$löf*
fer burdfr einen unterirbifd)en ©ang tjerbunben toaren, ba man beim
Abräumen beä alten ©$lojfe3 in -iJtatt)of auf einen ausgemauerten
®ang ftieft. SKuf biefen beiben ©d)löffern Raufte ber ©taroft 2113
im Sanbe bie Räuber verfolgt würben, tourbe er in feinem 3tof$ü$
aufgejagt unb flo$ mit feinem Liener na$ ÜKeu^of 2lu<$ $ier
»erfolgte man i&n. <5r flofc auf feinem Stoffe, ba3 ifcn über ben
©arbsfer ©ee trug, ©ein Liener 2Boitoob oermod&te ni<$t fo fdfonell
ju folgen, ba man t&m ba3 eine Sein abgesoffen fcatte; bo$ er«
reifte er baä Sanb, legte fid) feinem £errn ju güften unb oer*
f$ieb. SDer ©tarofl rettete fid) in bie $)ünen fiDifätn bem ©arbsf er
©ee unb ber Dftfee unb entkam fpäter na$ Söeftpreuften. 3n ber
&ir$e ju 9faf$u§ ift ein alteä ©emälbe, tücld&eö ben Xob 2Bota>ob$
batfWfft — ©0 berichtete ©eminarift ©o$Cjefd;fe aus ©d)öne$r.
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83. Ser ©<$afc in ©cfjönefcr.
3n ©$öne$r lebte auf einem 53auer^ofe bie gamitie Wlavt*
fäjenfe. J$n tyrer ©$eune Nörten bie £eute einft beim ®ref$en
unter ber £enne einen bumpfen £on. 2lu*mä&liä; würbe ber %on
fetter unb beutlicfcer, unb naä) einigen Sauren erflang eS ganj
bi<$t unter ber £enne. 3)a ber £on 2tefmltd&feit mit bem Ältn*
gen eines ÄeffelS unb bem ßlappern beS ©elbeS Ratten, tarnen bie
2)ref$er auf ben ©ebanfen, eS muffe bort ©elb fein, weld&eS an
bie Dbcrflad}e lommen unb „luttern" wollte, unb eS würbe be*
f<§loffen, ben 6$afc ju fceben. SBetm bem ßeben beS ©elbeS barf
nun fein SBort gefproäjen »erben, ber 93öfe aber, ber immer bei
folgen ©ad&en betätigt ift, toerfud&t alles, um ben ©d&afcgräber
jum ©pred&en ju bewegen. SBctyrenb bie Seute fid; alfo abmühten,
bie £enne aufeubreä)en, fam ber Teufel ; er fyitte »ier $fu)ne öor
einen $ffag gefpannt unb riß bie £enne mit Sei^tigfeit auf.
Brögbern bie §ebenben eS fiä) feft vorgenommen Ratten, nid)t ju
fpredfcen, fonnte ber ©otyn beS 2Jtortfä)enfe eS bo$ nid)t unters
laffen, feine SSerwunberung über biefe @rf<§einung auS5ubrü<fen,
unb ft<$ üergeffenb rief er aus : „$ief, SSaber, toi quäle uns, bat
uns be ©<$wifc längs be Sftügge leppt, unb bei ritt be $>äl mit
fine poar £a$nS upp." S)ieS r)atte ber Teufel nur gewollt, unb
fofort flog er mit bem fleffel bur$ bie ßuft unb berfenfte ü)n am
$ra$erbuf<$, einem fleinen ©d&bufä)e, ber am ©teige x>om
£)orf na$ bem SSortoerf liegt. 2>te £eute fa^en es aber unb
matten ftdjj fofort baran, ben ©d&a| £ter ju tyeben. 2llS fte ben
Steffel baß) oben Ratten, fatyen fie ein altes SBeib lommen, unb
ba rief einer auS: „2Bo fü&rt be $)üwel fin ©ro&mutter tyier
tyer!" ©ofort flog ber Äeffel ben So^anntSWiefen ju unb Der*
fötoanb bort unter einem ©tein, ber in ber fogenannten £ütung
liegt 2HS man ü;n bort ^eben wollte, erfd&oU eine ©timme unter
bem ©tein $eroor, bie rietl) ben Seuten, ben ©ä)afc bort nu>n
ju laffen, benn fonft würbe tyx SSic^ in ber £ütung ftets in ©es
fa§r fd&Weben. S)arum gab man weitere S3erfud;e auf. $)er
©tein liegt no<$ bort unb barf Weber gefprengt nod) fonft fort-
gcf^afft werben. SJtan nennt ü;n ben „$üwelftein."
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45 —
84. $er rmannäftein ju Äoppalin.
3m ©emenge mit anberen, mc^r ober minber großen ©teilten
in ber 9Rd&e beä $obmafeinica genannten ©ee3 $u Äoppalin, Be*
finbet fidj ein umfangreid&er, atte anbern an ©röfje iiberragenber
©tein, offenbar ein erratifa>r 33loa\ SHItc ßeute behaupten, eS
liege unter biefem Stein ein &erroünfd>te$ ©ä;lofj, unb nur atte
100 3a$re iemanb geboren, ber e£ erlöfen fönne. Slnbere
ergäben: (Sin 93auer, ber fura)tbar gottlos fear, fu<$te ben Ue«
ben ®ott auf jebe 2lrt fyerauäjuforbern. ©neS ©onntag3 2$or*
mittags futyr er #cu ein, blieb aber bamit im ©umpfe Reden unb
ftiefj barob bie fura)tbarften 9Sertt)ünfa)ungen unb ©otteäläfterutt*
gen aus, anftatt ru&ig ju bleiben unb in ©elaffen^eit fta) jtt
beraten, auf mela> SSeife er am beften baS gu^irmerf triebet
^erauSbefäme. (Sott ift ^mar barmOerjig, aber aua) fur$tbar in
feinem geregten Qom. 2lugenbli(fUdj mürbe ba&er ber 93auer,
tt>ie aua) ba3 ganje guijrmer! in einen großen ©tein oertoanbclt,
ber nod) §eute jum roarnenben 33eifpiel an ber ©teile fie^t, too
ba3 gu&rroerf im ©umpf ju ertrtnfen bro^te. $opf unb $ä'nbe
beS gu&rmannä, fclbft bie $eitfa>, f ollen noa) ganj beutliä) auf
bem ©tein ju fefyen fein.
$r. Xxtifyl in ber 3eitf.&rift be« &tft. Vereine für ben »eg.-©ej. ätta-
rienmerber.
85. Sie oerjauberte Äapelle.
23eftlt<§ oon Säbeln liegt ein fleiner, beroalbeter §ügel, $oü*
toerf genannt. Sluf bemfelben foll in früherer Qdt eine Capelle *
geftanben tyaben, bie naä)fyer oerjaubert morben ift 3Äit biefer
Äapelle mürben gletc&jeitig au$ brei Qungfrauen oer^aubert, bie
fta) no<$ jefct in ber 9?eujafyr3na$t in bem na^en £ei<$e baben
folleu.
86. 3)er böfe ©ee.
3n>ifä)en ©arjigar unb ßabe^n liegt ein flehtet ©ee, ber
böfe ©ee genannt. 9la$ 2lu3fage be3 SSolfeS bepnbet fia) $iet
ber (gingang jur ßölle. 3n einer S&atfe fott ber Teufel
in ber 9laä)t um 12 U&r auf bem SBege jttrifa)en ©arjigat unb
Säbeln fahren unb biejenigen, bie er ju fo fpäter 3*t antrifft,
in fein fteidj fapteppen.
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8*. $ie fteinerne ©raut.
■Wa$e an ber ßtyauffee, toeld?e fcon 3elafen na<$ Uteuftabt ttt
Söeftyreufeen fityrt, fte^t auf Sflerfiner ©runbe ein Stein, ettoa
2 SReter £oä), bcm tocrf^iebcneßinf^nitteunbSÄuSfpriinge Sle^nlid^-
fett mit einer grau oerletyen. Sin biefen Stein fnüpft fic^ folgenbe
Sage : ©in $o^3eit^jug befanb fid^ auf bem SBege gut ßir$e< S<$on
ju nrieber^olten-iRalentoar bie SBrautuon ber Seite i$re$$räutigam£
fortgeeilt, um ein Sebürfnife ju befriebigen. 2113 fie ü)n nun bei
SDterfin ftrieber öerlaffen &atte, rief er ungebulbig au$: „3$ wollte/
bafj bu ein Stein toürbeft." Sofort mürbe fie in einen Stein toer*
toanbelt unb fte&t nun fo ba $ur Tarnung unb fyxrrt auf t&r«
(Srlöfung.*)
&trei$e ber 3«^fetter,
(88-90.)
88. SDie 3elafener fa&en einft einen Storä} in u)rem $taäjä, urifc
ba fie füra)teten, er roerbe benfelben jertreten, toottten fie ü)n herauf
treiben. S)er aber, roelä)er ben Stor$ verjagen fottte, burfte aucty
niä)t hinein. SDeStyalb festen fte ü)n auf eine 8atyre, jtoei nahmen
fte auf unb gingen in ben glaä)3. 2)a trieb er mit einer langen
$eitfä)e ben Storä) heraus. $ftaä)&er nmnberten (tä) bie 3clafener/
bafj ber glaä)3 bea) vertreten mar*
89. ©in anbereS 3M behauten bie 3elafener einen WtifyU
ftein auf einem Serge. 8113 er fertig mar, tou&ten fie nt#t, wie"
fte ü)n herunterbringen foHten. ®a f$lug „S#ul tmafcfe", bet
iluge Sa)ul$enfofyn, oor, er rootte ben Äopf in ba8 £oä) fteden
unb bann ben Stein langfam hinunterrollen. 2H8 ber (Stein abcf
ins Sollen tarn, flog er pfeilfä)neK ben S3erg $erab, riß S$ult*
mafcfen ben Äopf ab unb fiel in ben 9Jtttylentei#. SSertounbert
betrad&teten bie Seute ben fopflofen 2ei#nam unb fonntwi ft$ nWfa
*) Hwf) öon §errn £rei$el mitcjct^eilt in ber ß^itf^cift be« fciflor. SBer«
ein« für l>en »ea,terun0«bejtrl SKarientDerber. ©ort wirb no<$ ergäbt, bag ist
größerer ©ntfernunfl ring« um ben @tein ni$t ba« minbefte $ftonaeittt>ad)öt&u!rf
Jerrföe; ba« fott »onbem nä<$tti$en fcanje b««©efo(geS um bie fUwerne ©rauV
ein« ^rinjeffirt, &erritt)ren.
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— 47 —
Kar ma$en, töo ber ßopf geblieben märe. (Snblt$ tief einer:
„®e Äopp toarb en fin ©ünbagSmefc f ernte!" 3fefct fugten fte ben
Äopf in ©d)ultma§fen feiner SonntagSmüfce.
90. 2115 @$ultma|fe nod) lebte, moflten bie 3elafener einft
bie Slefte einer @i$e behauen. SCUe gölten fid) upre Seile unb
gingen baran, ben Saum ju bepu|en. S)abei fingen fie üon unten
an unb bauten nad) oben. 2113 fie alle oben maren, mar ber Saum
fabl, unb fie fonnten nid)t herunter. $)a fagte ©d)ultmafcle: „&olt
ma ftitt, e<f mar bamen anfate un ju fate mi an be geit um fo
einer bem anbre." 2lfe fie nun alle fo b^gen, rief 6<$ultmafcfe:
„2Bad)t ma bat, ed mar mt en be £änb fpte!" @r liefe lo$, um
fid) in bie £änbe ju fpuden, unb — bauj — lagen alle auf ein
3Ral unten unb frabbelten im ©rafe. 9ton fonnten fie jebo$ ü)re
Seine nid)t berauäfinben; fie riefen beSbalb einen grabe oorüber*
rreibenben Birten an , er fotte . ibnen bod) ibre Seine du$fu$en
belfen. $)er niö)t faul, fd)lug mit ber Sßeitfdje unter fie; ba fan«
ben fie ibre Seine mieber. ^
91. ®er 3flil$graben.
9ia$e bei ber 3elafener Sflüble befinbet ft# ein tiefer ©raben,
ber fcom SKegenmaffer auägertffen ift. <S3 mirb aber erjäblt, ba£
SMcbmäbcben fei einft, alä eS mit ber 3Jttld) nad) §aufe ging,
geftolpert unb gefallen; bie 3Jlil$ flog ben Serg fymb unb ri§
ben ©raben, ber beS^alb no<$ &eute 3Jlild;graben ober 9Wletf<$narom
b«6t.
92. $>er oerroünf<bte £eu£aufen.
9to$e bei ÄI. Sorfom befinbet ftd) am Slanbe einer ffiiefe im
2öalt>e ein Stein, toon bem golgenbeS erjagt mirb: einmal ging
ein üftann au« bem SDorfe mit feiner grau auf bie Sßiefe, um ba*
§eu in Raufen gu bringen. Spiöfcliä) bebedte fic^ ber Gimmel mit
SSolfen, unb ber SBinb fing an, bie trodenen #alme emporjutreiben.
(£$ mar alfo grofce @ile nötbig, aber bod) moQte bem Spanne bie
Arbeit nid)t re$toon ben^änben geben; befonberS ber emeßöb$
mad)te ibm oiele SJlübe, e£ rutfd)te immer mieber ettoaS ab. ttn*
gebulbig rief ber 3Jtonn be^alb au«: „3d toünföb', bat bu eie
d by GÄgle
- 4* -
Stein mügft Ware." Unb fogletd) ging ber SBunfd) in (SrfMurtg;
ber §eu^aufcn würbe in einen Stein Derwanbelt, unb bog fcrabs
gerutfa)te §eu liegt als Steinplatte baneben.
93. $)er Sadftein bei ©r. ©of<$pol.
Unweit ber Station @r. $Bofd)pot befinbet ftd) ein Stein in
aufredetet Stellung, ctynlid) einem Sade, ber oben jugebunben ift*
Sin biefen Stein fnüpft fta) bie (Sage, irgenb ein SRann $abe
einen Sad mit Äorn tragen muffen]; ba er ü)m aber ju f$wet
geworben, babe er gewünfdjt, baß ber Sad ju Stein werben möge.
SDtefet SStonfö ift fofort in (Erfüllung gegangen.
$r. £rei<$et in ber 3eitförtft be« Gift, ©nein« für ben ^eg.=©ej. äRarten*.
werber.
94. $er öerfteinerte 9tte&lfad.
Unmittelbar am Söege, Welver oon Offefen nad) ber Söitten*
berger 3Rütyle fü^rt, liegt ein Stein fon ber ©rößc unb gorm
eines gefüllten 3Jicr)Ifa(feS. 3)erfelbe foll auf folgenbe SBeife ent*
ftanben fein, ©in 9JtülIerfned;t fufcr einen mit gefüttten 9Re&l*
fäden belabenen SBagen r-on ber 2Rü&le fort. Söieber^olt war
i$m ein Sad t-om 3öagen gefallen, unb mit SJtitye &atte er ü)n
wieber an feinen Sßlafc gebraut. 2113 er nun wieber herunter*
fiel, fagte ber $ned;t, ben Sad &ertoünfa>nb: „3$ möchte wün*
fdjen, baß bu ein Stein Würbeft!'' Sogleid) ging ber 2Bunf<$ in
Erfüllung, unb ber $nedjt mußte ofyte tyn weiterfahren.
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— 49 —
HI. ^rete #fofp.
95. ®a$ £oljent$or in ©tolp.
&aä §oljenttyor, toelä)eä 1610 mitten in bcr -Jto<$t abbrannte,
aber toieber aufgebaut unb nun for mehreren Sauren abgeriffen
hmrbe, foft feinen tarnen oon einem geigigen Bürger, 9tomen3
$ol$ ober §olft gehabt £aben, toelä)er jmei Steffel ^attc, einen
großen jum Csmfauf unb einen fleinen jum SBerfauf. S)e3fyalb
mußte er jur ©träfe ben 3^eil ber Stabtmauer toom S^or bis an
ben bamaligen ©efangenentyurm bauen. 33et biefem 2$urm f ollen
aber auf ber üDlauer in ben beiben SRunbungen bie beiben ©$effel
&um Slnbenfen eingemauert toorben fein.
SButftracf, ©eföretbung öon SBor* unb ^htterfcommern. ©. 684.
96. SDer <S$riftop$ in ©tolp.
2lm 9Rü#ent&or in (Stolp befinbet fid& ein groger, fe$r büfer
unb uttfämietiger*) Äerl, ber (Styriftop^ genannt. @r ift ber
6djre<fen aller Ätnber, bie $um erften 9Kal r»om Sanbe in bie
6tabt fommen. 2UIe £age, fo erjä&len untertoegS bie Altern
tyren $inbew, nrirb er mit (Srbfen unb frifä)em ©<$toeinefkifdj
gefüttert, unb fioav gebraust er ju jeber -Uto^tjeit eine grofje
3Mbe ooU. 3)a er oon bem oielen unb fetten @ffen ftetä ben
$urä)fall $at, ift er forttoätyrenb oon oben bis unten bef$mu|t.
liefen fd&mufctgen ©efellen nun müffen bie Äinber auf eine ge*
toiffe ©teile lüffen ober gar ganj rein letfen. ©inb fie aber erft
über bie 9Jlü§tenbrücfe gekommen, otyne ba& ber (£&riftopty fie be*
merlt, fo ift alle ©efa^r worüber, benn bann Ijat ber ß^riftoplj
ni$t me^r be8 Sfed&t, jene 2trbeit oon tyneu ju ©erlangen. 2fa<$
in ber 8ütotoer (Segenb &at man einen (S^riftopfc.
*) b. fömufctg, fl<$ fcefömu&enb, &e|onber* toen JKnbern.
Jtnoop. Soßftfagcn. 4
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— 50 —
97. $er ©olbbruunen.
€>üblt$ toon ©tolp, ettoa eine fyalbe Sföeile wm ber €>tabt,
liegt bie 2öalfmtu)le. 3)iefe 9Jtü&le befommt ben größten 3$eil
ü)re£ 2ßaffer<S aus bem fogenannten „©ulbborn", einem großen
üuell, ber in ftarfen Stößen ben fünften, toeißen Sanb naa)
oben bringt.*) Qn bemfelben lagen noa) oor ettoa 20 Sauren
große steine, bie toon bem bort too^nenben Füller — benn
früher toar bie 2Salfmiü;le no<§ eine einfaa> ÜWüt)le — ^inem*
geroorfen fein follen. ©anj oben brauf lag bamate ein alter ab*
genufcter 2ftiu)lftein. Später ließ ber Söalfmütter Steingräber jene
Steine $um S^eil mit großen 3 an 9 cn auSfifa^en, nm metyr SBaffer
jum TOtylenbetrieb §u erhalten, unb um Unglüd oer&üten,
ließ er über bem üueH einen großen, quabratförmigen haften
bauen, grüner fott einmal, fo toirb erjä^lt, ein ÜHann mit jtoei
Sßferben oor bem 3Bagen barin ertrunfen fein.
Stfefer Brunnen foll früher oiel größer geföefen fein, ja ba3
SBaffer foll fo ftarf aus bem großen Äeffel gefodjt fyaben, als n>enn
[xa) in bemfelben ein großes, fajtoarjeS $ferb toäljte. S)ie*
feS $oa>n unb Süthen beS SBafferS tourbc immer ftärfer, unb
eines £ageS tarn aus ber Unterwelt — benn anberS, als baß
bieS SBaffer aus bec Untertoelt foinme, fönnen bie alten Seute eS
fta) n\a)t benfen, unb barum mirb aua) bas golgenbe für gemiffe
SBa^eit gehalten — ein S er) it> an gefdjtoommen, glei^eitig quoll
baS SBaffer mit toller 9)taa;t aus bem Brunnen, baß bie 5ftu£le
balb fortgefa)n)emmt morben märe. 3)er 3ftüUer unb bie 3ßa<$baro
eilten fyerbei unb toarfen §ol$, 33ufd) unb Steine hinein, aber
aHe$ tooUte nid&tS oerfa)lagen, unb erft naa; langem 33emü£en
gelang eS, baS Söaffer $u bänbigen. 3ene toor^tn ertoä&nten
Steine follen bamals tyinetngetoorfen fein.
98. ®er reia^e Sdjäfer in Seffin.
grüner toaren bie S$äfer bis fpät in ben Slbenb hinein mit
ben Sd&afen braußen auf ber Söeibe. £)er Schäfer aus SBeffin
fa& nun einmal, roic es auf bem gelbe ©elb lutter te. (§r
*) 2Ran nennt folt$e Ouetten Bei un« ftoc&bninnen ($af&orn.)
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- 51 -
ging $in$u tmb rührte mit bem ©tod barin, ba fott e$ auf cht*
mal oerfchmunben gemefen [ein. £)er €>chäfer ift aber barauf ein
too^abenber 3Jtonn gemorben unb $at immer ©elb gehabt. $)te
Seute erzählen fid> beähalb, baS (Mb fei nicht üerfdjmMiben, fon*
bern er habe eS fid) nachher geholt, Csr §at ber $tr$e aud)
jtt>ci Seudjter gefchenft, bie oon bem gehobenen ©<ha& bejaht fein
(otten.
«
99. £)a3 <5<hlo{$ in ber 6tolpe bei Soffin.
S3ei Soffin führt eine 33rücfe über bie ©tolpe. Oberhalb ber*
fclben liegt auf bem rechten Ufer be£ ©tromeS ein tyo&er, flippet
förmiger 93erg, auf tueldjem in früherer 3eit ein ©chlog geftanben
haben foH, baS megen einer greoelthat feiner 33emohner in bie
©tolpe Dermünfcht Horben ift» ^oljfCögcr »ollen jumeilen ba8
eiferne ©itterthor, baS jum ©d)loffe führt, am ©runbe beS ©tro*
meS gefeiert haben, ja einer foll eS fogar einmal mit einem #ej*
hafen an bie Oberfläche be£ SBafferS gebogen haben; als er aber
feine ©enoffen jur §ülfe rief, ocrfdjmanb es plöfelid) in bie £iefe
unb mar feitbem nicht mel;r 31t ftnben.
$)a£ ©chlofc fann aber erlöft merben. Einmal fam ein Qüng«
ling bort vorbei, bem trat eine Qungfrau entgegen unb bat ihn,
ü)r aus ©totp ein Sßaar ©äjuhe mitzubringen, ba i^r einer
fe^le ; bo$ fotte er oon bem geforberten greife nichts abhanbeln,
fonbern baS ©elbftücf bellen, meldjeS fie ihm gab. @r hanbelte
jeboa) etwas ab, unb bie 3ungfrau tterfchroaub, iubem fie fagte,
baß fie nun nod) 100 3ahre auf ihre (Möfung märten müffe.
100. $)er ©ruunen in Sabuhn.
$)er $albbauer SSegner in fiabuhn, ber öor oielen fahren
ben jefct Älir/fchen §of befaß, mottte auf feinem £ofe einen 23run*
neu graben laffen. Sange aber mar fein Söaffer ju befommen.
9toa)bem ber Srunnenmacher fef;r tief eingeorungen mar, fam er
auf einen [ehr fefteu Untergruno, unb menn er mit bem ©paten
barauf ftiefj, flang eS fo t>ot)l, als ob er auf eine £onne ftiejje.
aber Söaffer fam nicht. $)a t^at er' nodj einen ©patenftich unb
— baS SBaffer quoll mit fola)er ®emalt heroor, ba& ber 93runnen*
gröber fid) nicht $u retten oermochte. SKuf ber Oberfläche be$
4*
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— 52 —
SSafferS ober fdjtoamm eine toeifje 6nte. ©$on ftanb ber
gan&e $of unter Söaffer, unb alle SRad&baräleute mufften tominen
unb ©teine, §ol$ u. f. ro. ^beibringen, um ba£ Söajfer $u be*
ruhigen. Stber e3 tyalf alles nichts. $)a mürbe bem Sauer gefagt,
bafj man fold? unterirbifd)e8 SBBaffcr nur beruhigen fömte, toenn
man ein ganj f$h>arje3 £&ier tyineintoerfe. SDer Sauer
$atte grabe ein fd^raarjea ßalb, baStoarf er in ben Srunnen,
unb ba3 SBSaffcr fanf tmeber jurüd.
101. ®er ©a)immelretter in Sabu^n.
grüner toar e3 eitte, ba& baä junge SBolf tu ber 6&riftnaa)t
mit bem ©d)immel bura)3 3)orf 30g. $abei ging e§ benn oft toU
genug tyer. ©in ©ajimmelreiter in Sabubn ift *>or längerer 3eit
für fein böfeä treiben babei gar §art beftraft toorben. 2)erfelbe
$atte ft<$ tücbtig 3Jhttfy getrunfen unb betrug fia; nun toetyrenb
be3 UmjugeS bei ben Seuten, too eingeteert mürbe, fefyr unjiemlia;.
Site er gegen 12 U^r nad) §aufe fam unb fid) naa) feinem ©tall
jur 9tm;e begeben tüoQte, fa& er ju feinem grofeen ©djretf cor ber
©taUt^ür einen Leiter, ber fta? eben fo toU geberbete, mie er felbft
es getrau, unb ilm trog aller Slnftrengung nia)t in ben ©taH lieg.
2)a ging er burd) eine Sftebentfjür hinein, aber faum tyatte er fid^
auf fein S3ett gelegt, als ber Leiter lieber cor il;m ftanb, um tyn
pon Beuern ju plagen. 2tm näd;ften SDtorgen blieb ber Hnedjt
franl ju Sett liegen unb am brüten Sage mar er eine Seicfye,
nad)bem er no<$ Dörfer bie 3Jla^nung au3gefproä)en tyatte, e£ möge
ja niemanb mefyr ben ©d)immel reiten, ©eitbem fyat biefer SBraua;
in fiabu^n aufgehört. 3n anberen Dörfern befielt er noa).
$er ©d?lofjberg bei gixfyoto.
(102—103).
102. Smifdjen 3ird;om unb (Sunfom befinbet fid) ein Heine«
2öälbä>n oon etma 10— 15 borgen, meld>§ ba8 ©d&lofjmälb*
eben ober 53 er gel genannt ttnrb; in bemfelben liegt ein Serg,
ber ©djlofjberg genannt. 3n bem ©a)loperg follen cor oielen
tyunbert 3 a $ rc K S^w SWtter geläutt $aben, unb jroar in ber Gsrbe,
bamit fte nid;t oon ben Räubern ergriffen mürben. Sftonb um
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— 53 —
tiefen ©d&lofjberg toax tiefe« S3rud; unb toiel ©umpf. Sttefe bei*
ben bittet Gaben ba« ©orf 3i r $ ott> erbaut unb bie Äird)e an«
gelegt. ®amt jogen fie nad) ©tolp unb legten bie ©tabt ©tolp an.
103. $)er frühere ^ßaflor Hertel in 3it$oto §atte ein$ienft*
mfibdjen au« (Eunfoto, SRamen« £opel. Srtefelbe fa& längere 3«*
itnburd^ in bem Sergel be« 2lbenb« ein Sia)t brennen. (Sine 3ett*
lang fa^hneg fie, bann aber erjagte fie e« ben £ö$tern be« $aftor«,
unb biefe fagten e« bem Sater. 2>er fagte nun ju bem 3Jtäbd>n,
er tooHe ityr ein Siidjlein geben unb fie ein ©ebet lehren. SBenn
fie ba« Sid)t nrieber bemerfe, fotte fie nad) bem Sergel ge^en, ba«
23üd)eld)en in« geuer legen unb ben Ser« ^erbeten, bann toerbe
fie alle ©<$ä|e, bie bort »erborgen lägen, ^eben fömten; fie foHe
(id) nur toon ü;rem Sor&aben burä) nid)t« abgalten laffen, benn
e§ toerbe tyr nid)t« gefdjefcn, toeber an Seib nod) an ©eele. Sil«
fie ba« Si^t toieber erblicfte, ging fie $in. 2lm gu&e be« Serge«
angekommen, rief u)r eine ©timme ju: ,,©e$ ni<$t!" ©ie ging
aber bodj, unb bie ©timme fagte immer öfter unb immer bitten*
ber jene Sßorte. ßnbliä) liefe fid) ba« 9Ääbd)en betoegen umjulefcren,
aber fie $at feit jenem £age nie toieber ettoa« gefe^en.
104. ©ie Unterirbifd^en in ber §o§len gu^rt
3nrif$en (Sunfoto unb Sebbin befinbet fid) ein %f)al, toeld>«
Don einem Sad> bur#offen wirb. @&e man t-on (Sunfoto au«
in baffelbe gelangt, fommt man burd) einen §o$ltoeg, „bei fcoH
5u$rt" genannt. $ier foHen früher S toer 9 e (Ungerirbfd)fe«) ge?
too&nt $aben, unb fciete tooHen fte bort beobachtet ^aben. ©inft
fom ein $o$$eit«bitter burd) bie l;oftfe gutyrt geritten. Sil« er in
bie 9tö$e berfelben lam, fa£ er, ba& ba« fleine SBoH bort ganj
bergnägt unu)erfprang, alle in feftlidjen ©etoänbern; fie feierten
eine §oä)jeit. Se^utfam ritt er netyer, unb ba $örte er, ba& ber
§o%it«bitter ber 3toerge bie fleinen ©äfte sur Safel nötigte.
Dbgleid) er fid) »erborgen galten toollte, platte er bod; mit ber
Srage tyerau«: „$>ie 9teitenben aud;?" unb fofort maren nid)t nur
£ifd)e unb Sanfe unb ©d)üffeln, fonbern au$ ba« fleine Soll
t>erfä;tt)unben, unb niemanb tyxt fie feitbem bort toieber gefetyen.
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105. S)ic 8ö$nS in Bommern.
2)ie gamilie ber öon Söfm ftommt n>a&rfd)einlid) aus 2Befh
falcn. 2ßann fie nad) Bommern eingetoanbert, barüber jtnb fidlere
9tod)rid)ten mö)t fcor&anben, bod) nrirb fd;on 1279 So^anneä bc
33one als 3 CU 8 C * n e ™ er Urfunbe genannt. S)ic pommerfetye gas
tnilie (auf (Sulfoto unb 6agerfe) füfyrt als Etappen im rotten
©ä}ilbe brei fcon linfs na$ red&ts über einanber laufenbe filberne
Sracfen. $)aran fnüpft fiap folgenbe (non ©. §efefiel poetifa) be*
arbeitete) gamilienfage : ©in alter £err &on $ö&n in Söeftfalen
entlägt feinen jungen 6o§n nad; $olen; er giebt ü)m ntd&ts toeU
ter als ein ©dfjtoert, ein 9tof3 unb brei roeijse £unbe, flüchtiger
nod) als ber flüdjttgfte SBinb. 2>er SSater trägj bem ©otyn auf,
biefe £unbe ganj befonberS in @l)ren gu galten. ©r gelangt nad)
$olen. 3" einem Sßalbe trifft er ben $er$og auf ber Sagb, ber
nufemuttytg barüber, ba& er ned; nichts gefangen, bereits öon ber Saab
abfielen toitt ; bod) mit"§ülfe feiner §unbe gelingt eS bem 3üngs
Hng, einen £irfd) x>on 16 (Snben aufzutreiben, ben ber £erjog
erlegt, tiefem gefättt ber fd)mucfe Jüngling, unb er nimmt itm
gum Säger an.
93alb barauf gelingt eS ben geinben beS ^ergogS, biefen burd)
fiift ju fangen unb fortjufapleppcn. 6eine £od)ter, bie fd)öne
6iegelinb, für bie ber Süngling in Siebe entbrannt tft, entbietet
baS gan§e §ofgeftnDe jur Befreiung beS SSaterS. Slber niemanb
lüeiß, root)in bie geinbe ftd) gemanbt haben. $)a naht fid) ber
Säger ber £eräogStoä)ter unb fchtoört iljr, ba§ nod) t>or beginn
ber -Jcacht ber $ater frei fein folle. 9ftit ben beften Streitern beS
$er$ogS gietyt er auS; balb haben bie £unbe ben geinb erfpürt;
eS entbrennt ein harter ßampf, unb obgleich ber Süngling mandje
SBunbe empfängt, gelingt eS tym boa), ben ^erjog gu befreien.
3um Sohn für feine ritterliche Xa^ferfeit erteilt ber .gerjog am
nächften £age bem Säugling ben 9titterfd)lag; in baS Stoppen
aber, baS ü)m jugleid; oerliehen ttrirb, nimmt er bie brei treiben
$unbe auf, unb eubliä) nrirb aud; ©iegelinb beS jungen gelben
SBeib. 6ie ift bie 6tammmutter ber pommerfd)en 236l;nS.
%. t>on SBB&n, ©tubien ju einer ©cj^i^tc be$ ©cföletfts berec wn
©"^n. 1875.
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106. $ie tüilbe 3agb bei (Sulfoh).
3m 2Mbe gütigen Gulfom unb Gunforo treibt ber nnlbe
Säger fein SBefen. ©etoö&ntia; jagt er in ber 2lbenb* unb fölor*
genbämmerung, too man baS Sellen feiner §unbe unb baS £aHo&
feines ©efoIgeS työren fann. Qn früherer Qdt würben in bem
SBalbe oft flogen gefajtoält 6o lag einfi ein Wann — er foU
Sftoftn gebeifeen fyaben — neben bem fcbtoälenben Raufen; ba fa&
er gtoci 9Jtäb$en, im Sllter ton enoa 20 Sauren, bafyerfommen.
£>ie eine fagte jur anbern: „,§eut' befommt er uns nify, benn
er Ijat fta; noa) ni$t getoafdjen." 6a>ell eilten fie bann
bem 3floore ^u, baS ft<$ öftiia; Dom 2öalbe ausbreitet. 9taa?
ettoa 20 Minuten fam in berfelben Stiftung ein fa^marjer Leiter,
angetrabt, unb gtoei jufammengefoppelte £unbe liefen oor ü)m.
©r fragte ben ßöfyler, ob er nia)t jtt)ei 3Jläba)en gefe^en $ätte.
$)et bejahte eS unb ber Leiter fragte bann, toaS fie gefproa)en
Ratten. S)er BJlann gab ifym S3ef<$eib, unb ber Detter jagte fort.
9la$ nrieber 20 SJtinuten fam er jurütf unb tyatte bie beiben 3Mb*
<$en mit ben gü&en gufammengefnüpft unb überS Sßferb geroor*
fen, fo bafj bie ßöpfe faft gur (Srbe reiften. 3ene beiben 9M>*
$en foCfen fola> getoefen fein, bie tyce unef>elta>n ßinber ermors
bet Ratten unb hinter benen ber ftnlbe Säger beSfyatb bis an ben
jüngften £ag jagt. — (Sin Stfenftmäbd&en erjäbtte, ber Leiter
tyätte nidjt ben £ö£ter, fonbern jtoei 3 un 9 cn getroffen, bie ^abe
er gefragt, ob fie nia;t jioei £afen gefe^en Ratten. 2)ie Qungen
fagten: „3^ei £afen nia;t, aber gtoei 3Mbdjen", unb fie ergäbt*
ten aua), toaS bie 2fläba>n gefproajen. $a 50g ber Leiter fdjnett
einen S3ea>r ^ert?or unb fa)tcfte bie SwQen n<*$ SBaffer; barin
toufa) er fta) unb jagte nun ben 2Jtäba>n naa?. Mb fam er
toieber gurücf unb ^attc bie SDfäbdjen mit ben paaren gufammens
gebunben unb über ba» $ferb getoorfen. — 2lu$ am 3Äittag &at
man im Söalbe bie jufammengefetteten £unbe gefetyen.
107. SDaS Srrlid&t.
6übli$ oon ©ulfoto liegt bie (Sulfotoer 9flü§le, früber eine
SBaffermityle, jefct nur noa? eine <ßa$tung, bie ben tarnen fityrt.
3u ber 3*ü, als bie 3Jlü^le noä? im ©ange mar, fw;r ein 2Jtonn
aus ßunfoto no<$ fpät naa) ber 3Kityle, um 9Re&l ju $olen..
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— 56 —
er na<$ £aufe aurüdfe^rte, ging plö|lid) ein 9tab toom SBagen,
unb als er nä&er ^ufa^, bemerke er, baß er einen Sinfeftangen
toerloren $atte. (Sr lieg ben SBagen fte^en unb ging bem ©eleife
na<$. ®a ging toom Söagen ab ein £id)t ba3 ©eleife entlang,
big ba$in, too bcr ßinfeftangen lag; bort ftanb e£ ftiH. S)er
3flann na^m baS Verlorene unb fagte : „®at betal bi be lein>
©Ott!" $a flatfd)t fidj ettoaS in bie §änbe unb fagt: „©Ott
fei Stauf, baß id) enbltd? erlöft bin. 3$ & a & c f° öiele 3<^ re
als 3rrlid)t umherirren müffen, enblid) £aft $)u mi$ ju ©naben
gebraut."
108. $ie große #ird)englode ju Quafenburg.
S)ie große £ird>nglode in Quafenburg ift bie fd&önfte ber
Umgegenb, ja fie flingt nod) fd)öner als bie ©tofyer großen
©loden. $)a$er tooUten bie $ird)enbe£örben in ©tolp biefelbe
mit ber großen ©lode in ber Slltftäbter $ird)e oertaufdjen. 6ie
ttjurbe auf einen 3Bagen gelaben unb foflte auf ber G&auffee na$
Stolp gefahren toerben. 53i3 an bie ©renje ließ fie fia) aud)
bringen; jtoet $ferbe gogen fie mit £eta?tigfeit. Sluf ber ©reuge
aber fanfen bie föäber be3 SBagenS in ben ©runb; man fpannte
4, 8, ja 12 ^ferbe toor, aber je me^ir $ferbe toorgefoannt tourben,
befto tiefer fanfen bie SRäber ein. (gg blieb ba&er nia)tä toeüer
übrig, als bie ©lode foieber nad) üuafenburg jurüdjubringen.
$)ie Urfad^e ift nad) ber DMnung bcr alten Seute bie: S)ie
©lode ift in ber $trd?e ju üuafenburg getauft, unb barum
»ottte fie aud) nur bort jur (S&re be3 $errn flingen.
109. S)ie SBurg auf bem SWuttrinberg.
2luf bem 2Jluttrinberge ftanb in alter &it eine S3urg. 3«
berfelben befanb ftd) ein großer, eiferner Stier. ®er SBe*
fifeer ber SBurg £ielt ft<$ mehrere Änea)te, mit benen er ben $an*
bedeuten, bie bie Sanbftraße pafjtrten, auflauerte. (5r natym
aud) ben Seuten baS SBiefc toeg unb führte bie Seftfcer gefangen
mit auf ba£ ©d)loß. Söiberfejten ftd) bie ©efangenen, fo tourben
fie auf bem eifemen ©tier, ber innen tyofyl mar, befeftigt; bann
mürbe geuer in ben 6tier gelegt, unb bie ©efangenen mußten fo
eines elenben SobeS fterben. 211$ ber Burgherr fein @nbe $eran*
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— 57 —
nahen füllte, liefe er fu$ euw« filbernen ©arg ma^en unb befaßt,
bafe man ü)n nad) feinem £obe in benfelben hineinlege, kernet
follten ü)m aud) ade feine ©a)äfce mitgegeben toerben. Sluf feinen
Sßunfd) tourbe ber ©arg im ©cfjloffe in bie @rbe oerfenft. Wlan
hat üerfud)t, ben ©arg an bie Dberflää)e ju beförbern, bod) ift
bog big jeftt nod) nia)t gelungen.
110. 2)er ©id&berg bei öuboto.
5liä)t weit üon ^Buborn liegt ein £ügel, ber mit niebrigem
33uf<$toer! bett>aa)fen ift unb „(Hapberg" genannt wirb. Hebet
biefen §ügel jieht (ta) oon ber einen ©eite jur anbern eine ©teile
hin, bie nie mit gaibefraut ober ©traud) jutoächft. £>er Sage
nad) fott tyter an einem ©onntag SBormittag ein ©Iternpaar mit
feinen Ätnbern nadj Hüffen gegangen fein, fie würben aber jur
©träfe in ©teine oermanbelt. später liefe ber SSefifcer üon 5Bu*
bot» bie ©teine auf feinen §of holen, too fie oon einem ©tein*
mefcen in Äegel umgeftaltet mürben, bie eine §ttye oon mehreren
gufe ^aben. ®iefe ßegel liefe er bann oor ben ©ingang feines
§aufe£ ftellen. Söie man erzählt, fotten fie bei ber ^Bearbeitung
geblutet haben.
111. 2)a3 oermünfd&te ©d&lofe bei Buborn.
3n ber 3ßähe ber iefetgen SBubomer 3Mhle fott früher ein
©ä)lofe geftanben haben, mela>3 fcon einem mäßigen 3auberer
in bie ©rbe oermünfd&t morben ift. 2)er ©age naa) führte fcon
biefem ©d&loffe ein unterirbtfa)er (Sang naa) bem eine SDieile ent*
fernt liegenben 9litterfd)loffe in SJhtttrin. 2ll£ ben ©ingang $u
bem ©djloffe bei 33ubom bejeidjnet man eine ©rböffnung, meldte
fo grofe ift, bafe ein SDtann in biefelbe ^incin^urteigen öermag.
9JMt bem ©djloffe fott gleidfoeitig audj eine ^rin^effin bermünfd)t
toorben fein. SDiefer mar e£ oergönnt, breimal bie (Srbe §u be*
treten, bamit fia) ihr ©elegenheit gur (Möfung biete; bod? tonnte
fie nur bura? eine unoerheirathete, männUdje Sßerfon erlöft mer*
ben, meld)e bie Jungfrau ftittfchmeigenb unb ohne fi<$ umjufehen
um bie ßird)e tragen mürbe. Slber bie Oeifter, meldte bie
Sungfrau gebannt hielten, fugten bie ©rlöfung $u hintertreiben;
auf unfu&tbare SBeife umfötoebten fr ben, ber ben @rlöfung^oer=
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- 58 —
fu$ unternahm, unb traten ü?m überall ftnbernb in ben SBeg.
@3 Wirb er^lt, bie 3ungfrau fcabe, als fie jum legten 3Jtol bie
©rbe Betrat, einen Süngling gebeten, boa) ja alle straft §u i^rcr
Grlöfung aufewoenben. tiefer üerfprad) eS; ^Deimal lam er aua)
glü(fli$ um bie Äira)e &erum, als er aber gum britten 2ftal ging
unb balb am QitU mar, ba ftiefj i&m ein 3^cig an ben £ut, fo
bafe er Dorn ßopfe fiel. Qnbem erbarnaa? griff, fa$ er ftd) um;
bie 3ungfrau berfa>anb unter .lautem SBe^ftagen unb tyat fia)
feitbem nid&t mieber gejeigt.
3n fpäterer fyit ift ein £unb w Deffnung beS SBergeS
gelaffen unb nid)t nrieber jum 33orfa)ein gefommen. üftun fagt
man, ba& bie unterirbtfa>n ©eifter jebeS lebenbe SBefen, bas tyr
6$lo& betritt, bannen. ®ie £eute fürchten fta) beS^alb, in bie
Deffnung ^inabaufteigen.
112. $a3 oertoünfa;te ©a)lofj bei 2Bunbi<$oto.
Ginige tyunbert 6d)ritt öftlid^er liegt ein Äamp, too ftd) eben«
falls ein oerroünfa)teS ©d)lo§ befunben tyaben fofl. $)ie 6teHe
!ann man nia)t mefyr angeben, bod) foU eS auf 2Bunbid)oroer
©runbe geftanben tyaben. S)ie 6a)lofjben>ofyner berfe^rten mit ben
©utsbefi&ern oon Äl. -ftoffin unb 2Bunbia)om. 3 U Samtlienfeften
liefen fta) bie ©utsbefifcer von 2Bunbia)on> 5?üa;engefa)irr öon
tynen, boa) mufjte baffelbe immer &ur beftimmten ©tuube prüd*
gebraut werben. Unter ben ©ebamiten befanben fta) aud) jtoei
Qungfrauen; biefe gaben ben tarnen aus Äl. 92offm öfter baS
(Mette; boa) burften fie nur bis ju einer beftimmten ©teile getyen,
Don too aus fie beibe ©a)löffer fefyen fonnten. S ur beftimmten
Seit mußten fie nrieber im ©a)loffe fein.
113. $ie milbe gagb bei Subom.
3n bem £&ale, n?ela)eS bie beiben 6a)lo&frcmlein bura)ftretfen
mufjten, na&e am 3M;lenteta)e, fott bie ioilbe 3agb gekauft fcaben.
Unter berfelben fteHen fia) bie abergtdubifa)en Seute ben Teufel
öor, ber mit feinen ©efeßen auf oerfa)iebenen toilben gieren
bcu)inreitet SllS bie gebräua)lia)ften 9tetttyiere »erben 3* e 9 cw '
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— 59 —
bocf unb (Sber*) ongefehen. S)ie Seute glauben ft$ nur baburä>
tor ber ttnlben 3^ f$ü$en ju fönnen, baß fie ftä) ein 9M unb
in baffelbe ein Äreuj machen, bann !ann fie ihnen nichts anthun.
£a&t fich aber jemanb au3 bem 3ttale locfen, fo nrirb er toon ben
©eiftern ju £obe geritten. SStele finb auch ber Meinung, baß beim
herumziehen ber Silben 3agb günftige ©elegenheit fei, bie ©eifter
$x befa)tüören.
114. £)er ©chafc in SBunbichoro.
S3or einigen Sauren !am nad) Söunbkhoro ein 3ftann, um
ben ßeuten bie Äarten ju legen. Einern 3Käbd)en prophezeite er,
fie toerbe am 3°H n nistage unter einem SÖirnbaum, ben er
ü)r näher bezeichnete, einen Sopf mit (Mb ausgraben. $)ie Altern
unb ba3 SJMbdjen freuten ftdt), toie man ju fagen pflegt, ein £o<$
in ben $opf, unb als ber SotyanniStag fem, jog baS 2ttäbä;en
feine ©onntagäfleiber an unb begann gu graben, unb jmar in
ber @tunbe &on 11 — 12. S)o<$ ba fie roährenb be£ ©rabenS ge*
fprodjen ^attc, tonnte fie ben 6chag nicht finben. SRa<# einiger
3cit fam ber Äartenlegcr nneber unb erfunbigte fich, ob ba3 (Selb
gefunben fei; bann erbot er fich, 50 XfyaUx 3 U ja&fen, toetw man
ihm geftatte, nachzugraben. $te Seute gingen aber nicht barauf
ein. SSiele glauben be£l;alb feft, baß ber 6chafc bort noch oer*
borgen liege.
115. ®ie öertüünfchte 3ungfrau.
©inft ging ein Sauer tton ©aflenforo nach Söunbichom. 6ein
2öcg führte ihn über bie ©chottoro, bie bort au3 einem ©ee her«
auSfommt unb bann unmittelbar am guße eine3 Sergej hinfließt.
£ier fah er eine Jungfrau einen $effel fcheuern; er trat ju
ihr unb fagte ihr, baß ihm ber ßeffcl gut zur ^ochjeit paffen
ttnirbe; fie möchte ihm benfelben boch leihen. £>ie Qungfrau mar
baju bereit, trug ihm aber auf, ben ßeffcl pünftlich zur ©tunbe
mieberjubringen. £>aS h at er aoer nachher nicht gethan, unb
*) #crr Streut fcemerft baju, baß biefe liiere gewo&nltc$ la&m ftnb,
unb baß avidf #afen unb langen genannt werben, ferner, baß bie votl*
ben Säger i&re Sagben nur iu Saubroälbern aufteilen, unb jroar jur grü>
lingö- unb £erbfaett, »eun bie 3 u fl öö fl«l kommen unb ge&en.
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— 60 —
beä^alb ift ber ööfc gefommen unb $at ü)n felbft geholt
SIHe 3uugfrau mujj nun nod) weiter auf (Srlöfung warten.
116. $er ©d)moolpfaH
3n ber 5Ra^c toon ©affert ftanb in früherer 3eit ein $fa$I,
an bem Sßerbreajer oerbrannt worben fein follen. ®a ber
$fa$l jefct niä)t metyr oortyanben ift, wirb bte ©teile, wo er ge*
ftanben, nod) jefct in plattbeutfa;er ©prad> ,,©d;moofpa$l"
genannt*)
117. 2)ie Freimaurer.
3n bem SDorfe #lefd)in$ lebte früher ein ©utsbefifcer, ber
war ein greimaurer. 3 ur ß°9 c fa&r & Ret« in einer mit uier
Wappen bekannten Äutfa)e. einmal, als er mteber nad) ©tolp
gereift unb bie SMenerfd)aft ba^eim guter Dinge fear, $örte man
auf bem #ofe ein furchtbares ©eraffel; man glaubte, ber £err
fa^re oor, unb alles ftürjte heraus. Slber es war niemanb ju
erblicfen, nur ein gewaltiges 9taufä)en in ben SBipfeln ber Söäume
lieft fiä) bernefcmen. ©o mürbe bie SHenerfd&aft öfter mä&renb
ber Slbwefen^eit tyreS £errn aufgefajrecft, unb e$ entftonb ber
©laube, bafj ber £err ein Doppelgänger fei.
Die Soge ift, wie ft<$ bie ßeute er^len, ein ©ebäube mit
lauter fd^marjtapejirten ©tuben. 9^ur @ingeweu;te $aben gutritt
3« ber 3Jlitte ber einen ©tube ftetyt ein fd)mar&er ©arg, in wel*
<$en fid) berjenige legen mu&, ber in ben Orben aufgenommen
Werben Witt; bann Werben i^m mehrere Heller toorgefe|t, in wek
d>n ftd) ©elbftüde befinben, unb er mufe nun mit oerbunbenen Slugen
jugreifen. Saftet er in ben Setter mit ben ©olbftiufen, fo $at
er alle borgen bie berührte 2Mn$e unter feinem ÄopfüRen, bie
tym natürlia) ber SBöfe felbft borten fd)afft, unb er ift ein reifer
*) Cgi. ba« ©c&ntootfcbaat ober @<$mau<$baat bei ffrummenfltejj, Är.
glatoto. %ud> bier fottte ein ber $ererei bef(bulbtgte$ EBetb toerbrannt »erben,
©et b. Settau unb £emme, $reuß. ©agen @. 233 toirb angegeben, baß ber
SRame toenbiffyn UrfpvungS fei; ber erfle Xfyil fofl ©ranbflatte, ber gweite
einen Abgott bebeuten. 3n ba« liebe ^omnterlanb III. @. 20 toirb ein fol*
tfer $fa$I „®ranbtfa&l" genannt; bort foflen $ejren berbrannt ,toorben fem»
<S« toirb as$ bie Äebenflart angeführt : „2)at toaat e &eit £)ag »arn, $&bb be
feggt, a* f fcar f<$ub brennt warn."
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SJtonn. £at er aber in ben Detter mit ben Pfennigen gegriffen,
fo bleibt er jeitlebenS arm. Sei ber Stufna&me mufe er ft<$ bem
Teufel mit feinem eigenen SBlute toerfd&reiben, welkem Qtoeä
ein ginger geriet unb bie geber in baS ^eroorqueHenbe SBlut ge*
tau<$t wirb. So ein greimaurer weife ganj genau, wie lange er
ju leben &at, bo<$ erinnert ü)n ber Teufel no$ öfter baran.
UebrigenS !ann ba$ Seben babur$ verlängert »erben, bafj ber
greimaurer ein Äinb lauft unb an feiner Stelle bem SBöfen bar*
bringt. $ie SebenSja^re beä tfinbeä Werben bann bem greimau*
rer felbft ^ugegä^lt. 3ft aber lein fold^eö Äinb aufzutreiben, fo
muB ber Freimaurer na$ abgelaufener grift unwiberrufli<$ fetbfl
$eran. Seber greimaurer mujj ein £anbwerf erlernen, ba^er fte
au(§ j. 33. ein Sdfjurjfefl, golbene ßette unb golbenen Jammer
tyaben. 2Rit Uneingeweihten bilrfen fte nie über ben Drben
fpre($en; fte erfennen fi$ gegenfeitig, inbem fte ft$ beim ©rufe
unb £änbebrud nur jWei ginger reiben. gauHenjen bürfen bie
©ienftboten bei einem folgen £errn ni$t, ba ü)m ber Teufel ba3
fofort hinterbringt.
3n Söuffefen lebte bis toor Äurjem ein 3Rann, ber au$ ein
greimaurer gemefen fein fott, ber fyat aber feinen guten ©riff ge«
tfyan, ba er arm war. Söenn biefer 9Jtonn auf feinen einfamen
Spaziergängen ju fi<$ felbft fpra$, bann fagten bie Seute: „@r
fpricfct mit bem Teufel." Unb Wenn er $u £aufe allein harten
fpielte unb babei ein fol$e3 SBort hatte, als fäßen minbeftenS
trier 2Rann am £if$, fo ^ic& e3: „(£r fpielt mit bem £eufeL"
Qn Stolp haben fid^ einige 3flaurer einmal wollen einen
©inbluf in ba3 3nnere ber Soge tterföaffen ; faum aber Ratten
fie am Spätabenb einen Stein au$ ber ÜfJlauer gebrochen, al$
audh fdhon fämmtliche greimaurer au3 Stolp erfd^ienen, bie Seute
betrunfen matten unb bann währenb ber -Jtod&t alle ©egenftänbe
in einem anbern ©ebäube unterbrachten.
118. $a3 gaftna$t3pferb.
3n früheren Sauren war e$ Sitte, ein gaftnadhtäpferb aus*
jupufcen. 33or längerer fy\t hatten au<$ in Älefd^inj einmal brei
Jünglinge, 93aa8fe, 3flifdhle unb §elb, ein fold^eS $ferb auSge*
pufct, um bamit nach bem nä^ften $)orf ju sieben unb ihre
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Äünfte §u §eigen. SDer eine üon iljnen machte ben gü&ter,
Reiben anbern toaren ba3 ^ßfcvb. 2113 fie nun am Hbenb übet
bie ©renjc be3 9Za$barborfe3 fa^ritten, Hagten plöjltc^ bie beiben,
toela^e ba£ ^ferb barftclltcn, baß fia; etwa* lüie eine fa)toere &tfl
tbnen auf ben binden gelegt tyabe unb fie am 23eiterge$en fymbere.
£)a bliefte aud) ber gityrer um unb fa£ einen gro&en,f<$toar*
jen §unb mit bli&enben 2htgen toor fia). 3m -Hu fear bie
SBermummung abgeroorfen, aber ber #unb toar toerfd&tounben.
Sie festen um, aber auf ber ©renjs begegnete i^nen ein ganj
fd&toarj gcfleibeter "iftann, ber ü)nen un^örbar genagt
toar. Sie grüßten i^n, aber er banfte ntd&t, unb fie glaubten
be^alb, ba& e£ ber Teufel felbft mar. $abei brütft fie bie fdjre<fc
lia> Saft, bte Tie ba$ Sorf erreicht ^aben. Sode 14 Sage feffelte
bie auSgeftanbene 2(ttgft fie an« 93ett, unb aud& &eute noa)
fttjüttelt fie jebeSmal ba3 gieber, toenn fie ton bem gaftna$t$*
pferbe jjören.
119. Heilmittel burefc einen £raum offenbart.
3« ©arnat trieben einmal bie bortigen SBetootyner i$r 2Me&
auf bie SBeibe, aber e3 tourbe franf, unb fie mujjten e$ toieber
im Stalle behalten. 3)a träumte einer grau in ber SRadjt, fie
f oHe beim erften Austreiben be3 SBie^e^ fpreä)en : „©eil unb mager
aud bem Stall, biä unb butyn in ben Stall. 3 m Dörnen be3
S8ater£ beS Sol;ne§ unb be3 ^eiligen ©eifteä;" bann toerbe baS
Hebel gehoben fein. So tyat (ie benn aua), unb baS Littel $at
ftd^ trefffofr betoä&rt.
Steine bei Supoto.
(120—121.)
120. Sei Supoto befinben [u$ »«t &on einanber ent*
fernt mehrere Steine, ba§ tollen toertoünfdjte $oa)jcit8leute fein.
$)er SBcfi^cr öon £upoto lieg einft ein ©ebäube aufführen; jum
93au tourben aud) biefe Steine fyerbeigefcfyafft. SSon jefct ab £örte
man immer 9Jluftl auf bem $ofe beS ©utäbeftgerä, bis biefer
enblia) befaßt, bie Steine toieber an üpren alten Sßlafc $u
bringen.
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121. 5tn bcr Gbauffee befinbet ft<$ ein ©tein, ber unter bem
tarnen tadlet" allgemein befannt ift. $)erfelbe foll ein Der*
fteinerter @belmann fein. 2Jton erjählt, er b a be fein #ab unb
©ut burebgebraebt, unb von feinem ©cblojfe vertrieben, fyxbt er
muffen in bie 2öelt hinzuziehen unb betteln (pradjern). S)a too
ber ©tein ftebt, fei er vor $unger umgeftürjt unb geftorben unb
barauf in einen (Stein üertoanbelt. ©eine grau unb Äinber finb
noch etroa eine fyalbt -Beeile toetter gegangen, bann ftnb au<$ fie
fcor junger geftorben unb in ©teine vertuanbelt. $)ie ©teilte finb
na$ber aufgeartet toorben.
122. S)er ©d)a$ §u ©rumbfoto.
Sei bem Orumbfoto'fcben Sortoerf ©chönfelb ift ein ©erg.
2ll£ ba einmal ein ©tein berabgeroHt ift, t;at man in bem Serge
ein furchtbares ©etöfe gehört. deshalb fyat man an bem Serge
nachgegraben, unb e3 ift auch gelungen, ben bort verborgenen
©<ba|j mit 2Bünfd)elrutben hewor^aubern. 3)ie ©rumbfomer
Sauern sollten ilm nun auf einem Söagen ins $)orf holen, aber
ber Söie fyat alle möglichen SHänfe angeroanbt, um ihn nrieber in
feine ©eroalt ju befommen $>ie ©rumbloroer rotberftanben ihm
jebo<$, felbft ba noeb, aU er ba£ &orf anfteefte; e3 gelang u)m
nicht, fie vom Söagen ju locfen. 3^6* fefet er fid) auf be§ einen
Sauern SWutter unb reitet auf ihr im ©alopp bauon. $)a§ toar
aber bem Sauer ju Viel; er läuft binteü)er, unb bie ganje ©efeH=
febaft ihm nach. ift benn ber Teufel mit einem ©afc auf ben
SBagen gefahren unb unter furchtbarem ©eraffel mit bem ©ä;a$
toerfebrounben. $a<S ®orf war nun gtoar abgebrannt unb ber
©cbafc fort, aber bie ©rumbfotoer haben fich nod) lange nachher
über ben föftlicben ©pa& gefreut. — £)a$ £oa) am gu§e be8
SergeS ift' noeb lange ju fehen geroefen; man burfte aber in
baffelbe feinen ©anb werfen, toer eS that, mufjte balb barauf
Perben.
123. $er £eufel$ftein in fteifefoto.
9ceifcfon> liegt an einem ©ee, ber jefct grö&tentbeilS abgelaffen
iß. ©in früherer Seftfcer toottte einmal einen Stamm bureb ben*
felben aufgefchüttet haben, ©er Teufel übernahm bie Arbeit,
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tourbe jebo<$ um feinen Sotyn, bte Seele beS ©eftfcerS, geprellt.
2lu$ 9taa> wollte er einen grofjen Stein auf ba3 #au3 toerfeit,
ber Stein fiel aber neben bem #aufe nieber, too er als $)enf*
jeid>n noä) bis in bie jüngfte 3eit gelegen &at.
124. $te oer&auberte Sinbe.
2luf ber gelbmarf oon ©otyren fte&t an einem gelbtoege
($toifd)en ©o&ren unb 9tei|foto) eine etwa 25 gu§ ^o^c £inbe.
$ie älteften £eute be§ S)orfe3 rönnen fta; nidjt beftnnen, ba& bte*
fer Saum größer geworben fei; toie man fagt, toäa;ft er be^alb
nifyt, toetl er früher einmal oerjaubert toorben tft.
125. $)er oertoünf d) te Stein in ©otyren.
3n ©otyren ift oor ber tyerrfd;aftlid;en Sdjmiebe ein fleiner
an beffen Gsnbe, nad) bem ^errfd&aftlid&en £aufe ju, ein
ettoa 2 gu& $o$er Stein fte^t. tiefer Stein foH einmal oerjau*
bert toorben fein. 3Jton fagt, er fei in eine ©artenmauer gefügt
getoefen, biefelbe tyabe aber immer ba, too er gelegen, einen Sftifj
befommen. darauf ^at er feinen $la| an biefem £eid) erhalten.
2lud) foH er, wenn er umgetoorfen tourbe, fia) immer oon fel&ft
toieber aufgmd)tet §aben.
$>er fiinbtourm unb bie liefen im Sebamoor.
(126—128.)
126. 3 U Reiben Seiten ber Seba jic^t fid), oon Sauenburg
bis ju i^rem @tnflu§ in ben Sebafee, ein breitet ÜÖloor fyin, ba$
fiebamoor. 2)ort tyat einft ein gro§er SSalb geftanben. 3 n öcm *
felben machte ein fd)re<fli$e§ Ungeheuer ben 2ßeg un[id;er, bis fia)
julefct alle ßajfuben oerbanben unb ben 3Balb gu gleicher 3 c ü <*u
allen (Snben anjünbeten. $a fyat ba3 Ungeheuer fo fürd;terlid)
ba§ Söaffer ber Seba unb be3 ßebafee'3 aufgeregt, bafj jüle&t bie
SBaffer SBalb unb Ungeheuer oerfa)langen unb fo ba$ beuttge 3ttoor
entftanb.
3ettung für fcmtetyommern Dorn 3. 3um 1884.
127. SBor langen ga^ren Raufte im Sebamoor ein Sinb*
ttmrm, ber bie Sanbftrafje nadj ßauenburg unfnfcer ma$te unb
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bie SJcttJO^ner SauenburgS unb aller am ÜRoor liegenben Dörfer
fe$r ängfUgte. 3äbrliä) mußte ü;m ein junges 2Ääbä)en afö Opfer
bargebraä)t »erben. Stuf ber lutfen ©eite be3 (£olie3ni6ba$e$,
auf ber gelbmarf beS S)orfeS ®r. ^ßobel, liegt ba, too bie (SolieS*
ni& in baä Äebatfcal eintritt, ein ettoa 50 35teter $o$er Serg, ber
große 3Jlo<fer* liefen {Heg ber Sinbtourm tynan, toenn er feine
Einfälle in bad Sanb maä)en wollte, unb noä) jefct toä<$ft ber
©teig, ben ba$ Ungeheuer babei austrat, nie ju, tüä^renb ber
SB oben ju beiben ©etten beffelben mit niebrigem §atbefraut bebedt
ift. 3fam $errfo)ten bamals am Sebamoor bie fieben SRoor*
löntge, toilbe ©efetten, bie niemanbem ge$orä)en »outen. Suf
tyrem ©ebiet riä)tete ber ßinbnmrm befonberS großen 6<$aben an.
6ie batten ein großem £eer. ®inft fcatte fia) einer tyrer ßufaren,
mit tarnen ©eorge — bamalä trugen bie £ufaren noä) ßanjen —
eines fä)ti>eren 58erge$en3 fä)ulbig gemalt 2>ie Könige gelten
töatb unb befä)loifen, ibm ba$ Äeben $u fä)enfen, »enn er ba$
ßanb oon bem Ungeheuer befreie» £)er #ufar, ein fur$tlofer
§elb, reitet aus, um ben 6$lupfnnnfel be$ ßinbtt>urin$ ju er*
fpd^en. SCuf bem großen 2Roder fott er mit tyttt gekämpft unb
tyn bann ben ernannten ©teig herunter geworfen (oben. (Sine
anbere SBerfton läßt i£n bei $)arfon> baS fä)lafenbe Ungeheuer an*
treffen, -äfttt ber Sange ftößt er tym in ben offenen ©ä)lunb;
ber oom ©<$laf emporgefa;re<fte fiinbtourm fprityt geuer au$ fei*
nem SRad&en, fd)lägt mit bem ©d)manje um ftä) unb jerbrtä)t bem
Sterbe ba£ $reuj. $)er ßufar fyaltet u)m ieboä) mit bem @a)toerte
ben ©d)äbel unb fliegt, Don bem oertounbeten Unt&ier no$ oer*
folgt, big e3 fterbenb $ufammenbriä)t. ©S »irb binjugefügt, baß
ber £ufar baä 3Äoor in Sranb geftecft f)abe, um ben Äinbiourm
au« bemfelbenberauSjulotfen; anbere fagen, ber fimbtourm felbft
$abe burä) feinen glübenben Sltyem ba$ geuer veranlaßt*) —
*) Sgl. meinen 2luffa& „2)er ^eilige ©eorg in bei feommerföcn ©oll**
tage" in $alt. ©tubien, 3<U)ra. 1864, 6. 248—253. $err Sekret SRabirte Ut
©elgarb berietet mit über bie jtebcn 2Roortönige : *®ie follen, nrie mit (Jede-
gen in ber Umgegenb mitgeteilt baben, bie fieben SBeftfeer am 9knbe be$ 8eba*
tbaleä fein. 2)iefelben »erben and) fyeute noc^ f^erjweife ober fpottroetfe fo
genannt fotten folgenbe fein: b. @eltbo» in Äettfemift, ». $irn) in 2öo-
Benfin, b. b. Oflen in 3anne»i(j, b» ©omnife in (S^arbrow, b. ©eifoer in
»tefeig, b. ^uttfammer in ©ottin (jeftt in anberem ©efifc), b. BMjemi^ in
. Knoop. 8oUlfaaen. 5
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Sieben Safere foß ba3 3Äoor gebrannt höben, unb ei rügten ba*
her bie Dielen fcerfohlten Söaumüberrejte, bie ftch allenthalben im
Wloox finben. — SBon anbern wirb erjäblt, ber Steig toachfe be3*
halb niä)t ju, weil auf bemfelben ber Teufel feine ©rofjmuitcc
h eruntergeführt habe.
128. ©inft höhlten im Sebamoor aua) hrilbe Seute, bie
Siefen Waren unb #ünen genannt mürben. Sie waren Reiben
unb thaten beS^alb ben christlichen Bewohnern großen Schaben,
©in 93auer aus bem SBorWert ©olie^nifc, ber feinen Slder pflügte/
foll einft t>on ihnen angegriffen fein; er h a * fcboch burä)
fchleumge glucht gerettet. Unter ben Angreifern befanb ftdh ein
Sßeib, beffen Prüfte fo groß tcaren, baß e3 biefelben über bie
©futtern jurü<ffa)lagen fonnte. ®ie £ünen Waren arge Sfäuber
unb hatten ifaen Schlupfwütfel befonberä in bem Sftäuberberg bei
S)arfow. $)ie öornehmften unter ü)nen bauten fich Gräber, ba$
jtnb bie fogenannten £ünenbrinfe. 3 u l c 6* würben fic in einem
großen Äriege, ber in bieten ©egenben wüthete, vertilgt. Rubere
fagen, baß fie burä) ben ertoähirten großen Söranb gelungen tour«
ben, ba$ 3Roor ju oerlafjen.
129. £>te ÄönigSgräber unb ber SBicefönig
inSBollin.
33ei Sßoßin liegen am 9ftanbe eines SSalbeS, nicht h>eit Dom
Söege nach Sßrembbow, jtoei burch ihre ©röfec ausgezeichnete §ünen»
gröber, bie gewöhnlich bie Äönigägräber genannt werben.
3Jtan fagt, baß bort Äönige begraben feien. @3 fyai auch eine
3eaenott. 2lu(jerbem ift am Sebamoor, 3. SB. in SSie^iß, ber 2üiÄbrml „SHoor*
IBnigin" geläufig, unb mag tiefer Dfame au$ mit bec ©age in 3uf<immen*
bang flehen, Gsr roirb afä ©efcimbfname für eine grauen&berfon gebraust, bie
fcintcrlifiig unb getoalttyätig gegen i&ren (Seemann ift." 3<$ füge fcinju, bafj
ü$ auf ©toller ©ehe bon biefer Deutung ber üKoerf önige ni<$tt gefunben fcabe .
©ie !ann nur einer fbäteren 3«* angehören. bon ben Miefen weif man
im 2auenburgt)(ben nichts me$r. #err 91. bemerf t noä) : „grfi&er fort ni$t ba*
ganje SMoor unb befonber« bie Siefen am ©trom ben angrenaenben ©eftfcern
gehört, fonbern bem ©taate, unb e« würben auf tiefen ffiiefen jum grefjen
93erbru§ ber Öeftfcer $ferbe bon ©ufaren gehütet. ©0 ersähen bie alten
Seute. «ieUetty fte&t bie ©age bom $ufaren auch hiermit in »erbtnbnng."
SS3I. no<$ «Thr. 72.
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Sage batübet gegeben, bod& ift ber 9Rann, bct fte no<$ mu&te,
gcftorben.
2lu<$ fagt man, ba& in SBoHin früher ein SSkelönig regiert
§at, ber ben üBaQ im iefcigen $arf $at aufaerf en laffen ; bie baju
nötige ®rbe ift t)on ber Stelle genommen, too fi<$ jefct ber 3&<$
beftnbet. 3n biefem foHen bei einer Steinigung menf$li<$e ©felette
gefunben fein.*)
130. 3) er geheime ©<$ranf.
3n SBoHin erjagen bie Seute, ba& jtd& im bortigen ©d&Ioffe
ein geheimer ©<§ranf beftnbe, in bem ba3 SBttb eines rounber*
frönen gräuleinS öon Sßuttlammer aufbewahrt »erbe. 2>tefelbe
fott mit ü)rem Siebften burd&gegangen fein.
131. $er Teufel als SBulle.
2ln ber ©übfeite be$ SebafeeS liegt baä $>orf ®iefebifc. (53
bilbet getoiffermagen eine 3nfel im Sebamoor, unb bie ©iefebüjet
nennen bafjer bie ©emo^ner anberer Dörfer „bie auf bem Sanbe".
SRur ein pafftrbarer gatyrtoeg fü^rt öon ©üben bur<$ baä 9ftoor
na$ ©iefebifc. 33e&or man biefen erreicht, fommt man bur$ einen
Sßalb. 3n biefem Söalbe, fo wirb erjitylt, toerirrte fi$ einflt ein
faffubifdjer Sauer, SRamena ©<$imanfe, ber in ber 9to$t \>on
©lottrig jiemlt<$ angetrunfen na$ $aufe ging. S)a fa$ er ein
Äo^lenfeuer, mertte aber in feiner 93etrunfen£eit nid&t, bafj e3 bort
©elb lutterte, toielmc^r $ielt er e$ für rin gett>ö$nli#e$ geuer.
@r legte ft$ ba^er bei bemfelben nieber, um ft$ ju märmen, unb
um bie ©luty no<$ me^r anjufadjen, ftaferte er mit feinem Ä reu j*
bomflodf in ben $ofylen $erum. S)a erfc^ien ein grofierSuUe,
ber brummenb um u)n herumging. S)aä mar ber SBöfc felbft, ber
ben ©<$afc betoad&te. S)o<$ ber Äaffube lieg fidj burdfr baS ©rum*
men ni$t einf<tyüc$tern, fonbern bro^te bem 3$ier mit bem ©toef,
unb ba er biefen nid^t auä ber $anb lieg, tyatte ber SBöfc feine
SKad&t über ü;n. @nbU<$ n>ar bie 3eit ba, too- ber Teufel Der«
*) Sßoflin gehörte bt« bor einigen 3atyren bet gamilie »on Stottfamraer.
©er Stynberr berfelben foÜ ein SWaurer geroefen fein (eine Crjaftung, JU bet
ba« ©aW>ett SJeraitfaffung gegeben $at).
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fd)tt)inben mußte. £)er Äaffube überließ fiä) bem ©<$laf, unb all
er am 3ftorgen ertoadjte, fa£ er einen großen Raufen (Mb vor
fiä), benn bte SBerübrung mit bem #reu$bornfto<f fcotte bewirft,
baß bte ßo&len t§re urfprüngltd;e ©eftalt ttrieber annahmen unb
nid)t in bie £iefe verfanfen. £)te Äaffuben trugen bamala no$
furje $ofen unb lange Strümpfe ; biefe fußte Sd)imanfe mit ©olb
an unb ift ein reifer 3Jtonn geworben.
132. 2>ie toilbe 3agb bei föufd&ifc.
©nmal in ber 9tod)t hüteten bie ßnedjte aus 9htf$iJ bie
$ferbe braußen. S)a fam bie urilbe 3agb ba£erge$ogen, unb bie
5hteä)te ahmten baä £unbegebell unb ba3 ©efc^rei na<$. Sßä^renb
fie ba3 noä) traten, fam ber toilbe %fytx mit feinem ©efolge
tynen unb bat um bie (Maubniß, einen traten an bem geuer,
ba£ fie angemaßt Ratten, bereiten ju bürfen. 6ie gematteten e3,
aber Von nun an fam bie toilbe Qagb j[ebe 9lad)t nrieber, fo baß
fie fte nid)t lo3 toerben f onnten. 3" ty*** toanbten fie fi<^
an ben Sßaftor um £ülfe, unb bem gelang es na# vielem 93eten,
bie toilbe ju vertreiben.
133. $er $Blo<f3berg bei 3emmin.
Sei 3 emm to liegt ber SBlodföberg, auf bem bie §eyen öfter
tyre 3 u f ammc wfünfte galten foHen. @in 3Jtonn aus SBarbelin
erjagte, baß ein 6$äfer bort auf eigentümliche SBeife eine foldje
SSerfammlung angefe^en &abe. Serfelbe fanb nämlid; einige Änorren
oon einem jiemlid; verfaulten ©arge, bie er ju einem ©eftett au*
fammenfteßte. 2)amit ging er in ber SReuja^rä na$t jttufdjren
11 unb 12 U&r auf ben SBloc&berg unb fe&te fi# unter eine
(Sgge. 3)urä) baö ©eftett &inbura) fonnte er bie #eren tanpn
fetyen, au<$ bemerfte er, baß auf verfd)iebenen SBlaSinftrumentcn
jum £anj aufgefpielt tourbe. ®iner von ben SWufifanten fpielte
bie Klarinette, ba3 toar ber <5<$toan§ einer lebenbigen ßafce.
134. $)ie 3tt>erge bei Sftotoen.
93ei Kotten gab e$ in früherer 3eit viele 3tt>erge, vom SSolf
Unbere C rbfd)^cn (anbertoärtä Ungerirbfd)fe3) genannt. 6ie
tootynten bort unter Steinen auf bem gelbe, unb Äinber, bie bort
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bie ©<$n>eine hüteten, fcaben fte öfter 3Ruftf maa>n fcören. ©e*
h)itynli<§ hinten fte ober in ©täHen unter ber ©typefle. 3§re
SSo&nungen galten fie fetyr rein, ebenfo bie ©täHe unb Sßferbe.
2)en Sßferben flechten fie gern bie SKä^nen^aare ju gleiten gus
fammen, bie baS Solt „3ÄorbHatten" nennt; auä) glauben bie
Seute, bafe bie Sßferbe franf toerben ober gar fterben, toenn biefe
gled&ten abgefa)mtten ober bie Sfläfcne orbentliaj burdjgefömmt
ttrirb, trielme&r Hopfen fie biefelben an einem beftimmten £ag beä
Saures auf ber ©renje mit Steinen ab. <Die garbe ber ttnber*
eerbfd)fen ift toeif?. ©ern follen fie Heine Jtinber auStaufa>n.
©in aus Soften flammenber Slltfijjer erjagte, bafj einmal einer
grau aus Sftotoen ü)r Äinb toerfäjnmnben getoefen fei. ©ie unb
anbere grauen fugten barnaä) unb fanben im na^en SBalbe ein
Rint>, baS trar aber nia;t tyr toerfajtounbeneS. ®ie 3Jlutter tooEte
es nehmen unb fangen, aber eine anbere grau fagte, fie fotte eS
liegen laffen. ?lm anbern £age gingen fie toieber $tn, ba lag baS
richtige Äinb auf berfelben ©teile.
135. $>ie liefen bei dornen.
$)erfelbe Sftann erjä<e, baß in ben Sergen bei Stotoen einjt
liefen gehont Ratten, ©ie toaren fo grofc, baß fie ftä) über ben
$uftienfesSaä) bie £anb $um ©rüge reiben tonnten. @iner bie«
fer Siefen fa£ eines £ageS einen Sftotoener Sauer auf bem gelbe
pflügen. <§r bertounberte fi$ fe&r über bie Keine ©eftalt, ging ju
tym $in, fteäte ü)n fammt feinen $ferben in ben £anbf<(u$ unb
trug i&n nadj §aufe ju feiner grau, ber er erjä<e, bafc baS
Heine SBefen ben 2l<f er oerbürbe. ©eine grau aber fagte : „Saß
bo<$ ben SRarren laufen, er fä)abet 3)ir ja nia;t!" S)er Sföefe
fd&üttelte nun ben S^^alt feines £anbfa;u&eS aus, unb ber Sauer
begab fta) nrieber auf fein gelb.
136, $>er bei Sirajenjin.
Sei Sirttjenjui befxnbet fia) am SBege na$ ©lotm|, in ber
3fcä£e beS SBalbeS, ein fcon Sergen umgebener $eta), ber nie jus
friert unb nia)t ju ergrünben fein foH. (Surft, fo ersäht man,
ging ein SJialer, ber in ber Äiraje bon ©lonrifc einige Silber $u
malen $atte, an biefem $eia; vorbei. $)a erf^ien ü;m ber Teufel
Google
unb bat ihn, bafj er ihn bod? m$t fo fäfjlidft walte, hrie e* fonft
immer gefa)ä'he. 2>er 3)ialer aber ertoriberte ihm, ermoUe ihntuxfc
biel greulicher barftetten. S)a fährt ber Teufel in ben £eia) unb
toerfdhnnnbet, unb baher foll e$ au$ lommen, ba& ba3 Skffer noch
jefct ftinfenb ift. £)er SUlaler aber fällt in ber £irä)e öom ©eritft
unb bricht baä ©enief. — (Sin Slltfifcer aus Sßarbelin er&ähfte, ber
Teufel habe einen furchtbaren SBinb gelajfen, ber fei in ben £eia)
gefahren, unb baoon fei ba£ SBajfer noch jefct ftmlenb.
$er ftetoefohl
(137—139.)
137. $a too ftä) ber SBeg na$ ber ^öä^ften ©pifce be$
©äjmolfin'fchen Herges, beg Sftebefohl, »om gahrtoege abzweigt, be*
finbet pa) eine, am ©oben etwa 25 ©abritt breite, feffelförmige
Vertiefung, bie jefct mit giften beftanben ift. ®ort foUen oor
Sauren SRäuber ihren ©ä)lupfttrinfel gehabt haben, unb man nannte
fie beS&alb „ftäuberfuhle", plattbeutfdj „Stoerfuhl". $aher hat
ber 33erg fpäter feinen tarnen erhalten. 3 n jener Vertiefung fott
jc|t jeben ©onntag toährenb be3 ©otteäbtenfteä ber Teufel fein
SBefen treiben.
138. ©in üötonn aus ©r. ©atbe erzählte: 3« ganier 2to* s
jeit fam an ben ©tranb oon Sflotoe ein ©eeräuberfdhiff ; e$ ttmrbe
üon ben SMen jerfcblagen unb bie ganje 3ftannfa)aft ertrattf.
9hir stoei Änaben retteten ft<h unb mürben Don ben ©tranbbe*
Wohnern, bie nur in £ütten motten, liebeüoll aufgenommen.
2tlö bie beiben Knaben Männer geworben waren, bauten fle fia)
auf bem Sfteoelohl eine Söo^nung, unb t>on hier aus unterjochten
fie fidj ben ganzen ©tranb. ©te unterhielten mehrere ©$iffe, bie
mit ©eeräubern bemannt waren. 3)ie erbeuteten SBaaren mürben
theite in 9tome, fytiU im Sftct>cfo^l aufbewahrt. Von biefen beiben
Knaben, bie fid) Vanbemer, b. h- ®anbe am aReer, nannten, foß
baä »eitoerjmeigte ©efd)leä)t ber noch je&t in Bommern anfäfftgen
öon SBanbemer abftammen.
139. 2luf bem 9ta>efohl ftanb früher eine ÄapeHe. 3ß$
biefelbe abgebrochen mürbe, rollte bie ©locfe ben Verg hinunter in
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bie Supow, bie bort am guße beS Berget bahinfliefjt. Sin biefer
Stelle ift früher {ebeS Qabr ein SWenfä) ertrunfen, unb auä) jeftt
geflieht es noa; öfter, grüner ^örte man bort auä) noa) bie
$öne ber ©lotfe, baS hat aber jefct aufgehört.
140. $er Steinhaufen am ©arbefä)en See.
gaft in ber 3Ritte beS ©arbefä>n SeeS beftnbet ftä) eine
fleine 3^}el aus lauter ©ranitblöcfen (gelbftetnen) beftebenb, unb
am Ufer beS SeeS liegt $wifä)en ÄL unb ©r. ©arbe inmitten
anberer groger Steine ein gewaltiger gelsblocf, mit einer 2 goß
tiefen, einem Sßferbefuß ä^nlia)en Höhlung. Sin bie 3nfel unb
biefen Stein fnüpft fia) folgenbe Sage. (Sin gifa)er f<hloß mit
bem Teufel eine 2Bette, biefer folle feine Seele $aben, Wenn er
mitten im See, an feiner tiefften Stelle, in einer 9toa)t bor bem
§a$nenf$rei eine £irä)e aus lauter gelbfteinen ^erfteQe. $)a ber
gifdjer biefe 2lrbeit für unmögltä) hielt, fo legte er fid) ruhig jum
Sa)laf hin. 3« ber Stacht aber waa)te er auf unb hört* e ^
furchtbares ©efaufe in ber £uft, unb als er aufftanb, fah er mit
ßntfefcen, wie ber Teufel alle feine bienftbaren ©eifter in Setoes
gung gebraut hatte. $>ie ßirche mar fa)on bis jur Spifce beS
Sturmes fertig. S)er Teufel ftanb am Ufer beS SeeS, mit bem
^ferbefufc auf bem ermähnten (Stein unb fommanbirte, unb bur$
bie £uft flogen halfen unb Steine, oon unftchtbaren Äräften ge*
tragen. 3Son ber Sanftere beS Satans mürbe baS £o$ in ben
Stein gebrücft. 2llS nun ber gifa)er feine Gefahr merfte, fing er
in ber Slngft f elber an ju fräben; bie $&hn* frästen auä), unb
ber Teufel hatte bie SBette oerloren. 2luS Söuth baruber rig er
bie ganje ßira>e in einem Slugenbluf herunter unb warf bie Steine
in ben See, woraus bie 3nfel entftanb.
Wafy einer anbern ©rjählung befanb fta) im See eine 3nfel,
auf ber ein reifes fa)toebifa)eS gräulein eine Äapefle wollte er*
bauen laffen. £)a ber SBaumeifter bis ju bem beftimmten £age ni$t
fertig werben fonnte, fä)lofj er ben fßaft mit bem Teufel. @S
Wirb auch erzählt, baß ber Teufel, als er bie SBette verloren fah,
ein folcheS Unwetter erregte, baß bie SBogen ber Dftfee burä) bie
ßupow, Welche ben See burdpe&t, einbrangen unb baS ©ebäube
§erftörten.
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141. $er Sßaftor unb bcr Teufel.
3n ©r. ©arbe lebte einft ein Sßaftor, bei bem Äartenfipiel
Mbenfthaftlid) ergeben toar. 3Reiften$ fuhr er baju auf bie be*
na^barten Dörfer unb lehrte getoöfynlich erft fpät in ber Üftatfyt
heim. 211$ er einmal, früher als fonft, #mfa)en 11 unb 12 Uhr,
nad) ^aufe tarn unb grabe burd) einen Söalb fuhr, ersten ihm
plö|li<h ber Teufel, ber ^atte in ber ^anb einen Keinen £ifch,
auf bem fiä) ein ßid)t unb ein ©piel Äarten befanb. 2)a forberte
er nun ben Sßaftor auf, mit ihm eine !partie §u maä)en. 2)er
$afior ift jtoar burd) biefe @rfä)einung fehr erfd)re<ft toorben, hat
fid) aber gleid)toohl nid)t fcon feinem 2öaubel abbringen laffen.
142. ©ufiab Slbolf üon Sdjtoebeu in Stotoe.
SRach einer SRittheilung be3 &hrer3 Toffee in greift befinbet
fid) in ber ßirdjendjroml &on SKome folgenbe ©rj&^lung: 3 ur
3eit beS breifcigjährigen Kriege« lam in einer 9to<ht ein JfriegSs
fa)iff nach 9lott>e. $)ie ÜRannfdjaft beffelben tarn in bie ßir<$e
unb beleuchtete biefelbe. $amt fturbe ein 3Jlann ju bem fä)on
fa)lafenben Spaftor gefeiert, um ü)n im Xdlax in bie Äircfce ju
holen. £)er $aftor folgte ihm. Site er bie Äird)e betrat, gebot
eine 3)onnerftimme „Sftuhe!" $er Sßaftor tourbe r»or ben Slltar
geführt, ioo eine J)ame im ©rautanjuge ftanb; ein Bräutigam
trat an ihre 6eite unb ber Sßaftor mu&te fie trauen, ©leid) na<$
ber Trauung aber erftad) ber Bräutigam feine junge grau,
darauf entfernten fuh alle auf ihr 6<htff. 3Kan fagt, ber Söräu*
tigam fei ber flönig ©uftao Slbolf toon hieben ge*
toefen.
143. $)er Teufel tanjt eine grau ju £obe.
Sn>ifd)en ©<hönn>albe unb Sftotoe geht, roie bie £eute er&ä>
len, ein SJtann ohne &opf umher, ba3 fott ber Teufel fclbft
fein. Einmal lam eine grau aus SRotoe Don ©djöntoalbe jurüd,
»o fie i^ren 3Rann gefugt, aber nicht gefunben hatte. $a traf
fie auf bem SBege bie ©eftalt ohne Äotf, unb »eil fie in ber
SDunlelheit glaubte, e$ fei ihr SÄann, rebete fie biefelbe an. £)er
Teufel aber ergriff fie unb tanjte fo lange mit ü)r, bis ihr ber
Slthem ausging; bann toarf er fie in bie BJUtte ber %<xx\$äfy
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unb fagte: „$a lieg*, alte« 2laS!" £ätte bie grau i&n ttity an*
gerebet, fo §ätte er tyr niäjtS get^an.
144. ®er ©$afc in ber ©iefebifc.
3n 2Benb. 93u<foto rourbe früher ersäht, bafe e8 unten bei
ber ©iefebifc, einem am 2öalbe3faum gelegenen gelbe, (Mb lüttere,
ba3 oon einem fd&toarjen Äalbe betoaä)t »erbe, ©inmal §at
ein SWann es bort luttern fe^en unb ift mit einem Seile tyinge*
gangen, um ben ©ä)afc ju $eben. @r marf ba3 Seil in baä
geuer hinein, aber ba$ Mb ergriff ba$ Seil, unb toarf e$ bem
3Kanne in« ©erntf, fo bafe er fofort tobt mar. 2ö&re e8 ein
ßreujbeil getoefen, fo ^ätte er ben ©ä)afc $eben fönnen.
145. SBaffer in SBein oertoanbelt.
S3ei SBenb. Shicfoto ift eine Duelle mit fä)önem, Harem
SBaffer, ©ammiftron genannt, aus toelä)er früher immer ba3
Dftertoaffer geholt tourbe. eine alte grau erjä^lte, in ber Öfter*
na$t oon 11—12 U&r fei bog SBaffer in biefer Quelle in SBein
oertoanbelt getoefen.
146. S)er SEeufelSftein bei ©<$ojoto.
2lm SBege oon ©orä)oto nad? ©ä)ojoto (plattb. 3 c $ au i c ) liegt
ein ©tetn, ben ber Teufel borttyin gebraut ^aben fott. Sluf bem«
felben finb ein ^ßferbefug unb ein §ü$nerfufj ju fe&en, ebenfo eine
©trieme oon ber $eitfä)e beS Teufel«.
147. £)er ©<$afc in ber $o$len @idje.
Sei (Sarjin ftanb früher eine (Siä)e, bie bis auf ben ©tamm
abgeftorben mar. $er ©tamm felbft toar bis jum Soben hinunter
$o$L 3n biefer §ö£lung lutterte e$ öfter ©elb, baä oon einem
greuli<$en £unbe betoaä)t mürbe. $)a$ mar ber Teufel felbft-
Einmal &at jjemanb feinen Pantoffel ^ineingetoorfen, ber 3Ba<$ter be3
©d&afceS toarf ü;n jeboa) toteber jurüd
148. $te toilbe 3agb bei Garzin.
Stoifä)en (Sarjtn unb ©ambin liegt re<$& oon ber ©&auffee
ein fleiner £eiä), ber früher otel größer getoefen ift, ber $om«
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tei$. SBor langer 3eit foU in bemfelben ein (Sbelmann mit triet
Perben ertrunfen fein, unb feitbem ift eS bort nity re$t rü&tig,
ba ber Jeimann bort als milber 3äger fein SBefen treibt. 9Kein
Dniel, fo erjagte jemanb, ift einmal toon ©ambin gelommen ; als
er eben aus bem Sßalbe heraustrat, hörte er ganj beutlich bie
toiÖ>e 3agb hinter ftd) unb bor Slngft ift er in eine SRergelfuhle
gefallen. &nbere fagen, ber ©beimann fomme jutoeilen aus bem
deiche ^eraug unb fahre auf bem 2Bege, aber bie milbe Sagb fei
etoaS Ruberes.
149. 2>er Teufel unb ber 3Mller.
SSor totelen Sauren, fo $örte ich in meiner Sugenb oft er=
läfyUn, ^atte fich ber Xeufel in einer HJhi^te — man nannte bie
@ar$in'f$e — etnquarttrt, boch ber fchlaue 2MHer mar balb ba*
hinter gekommen, toaS er für einen ®aft beherberge, unb er fud?te
ihn toieber loSjutoerben. $ur<h £ift gelang eS ihm, ben Teufel
Steiften jtoei 3Jtühlfteine §u flemmen. Sange bat ber Teufel, ihn
loSsulajfen, aber bergebenS ; erft als er berforach, fich nie mehr in
ber 9Kühle bliefen ju laffen, befreite ihn ber MUer. Site längere
3 C ^ Vergangen mar, fuhr ber 2Rüßer einmal mit feiner grau über
£anb jum SBefuch; foät am Slbenb erft t ehrten fie jurücf, in ber
©tunbe, too ber Teufel fein SBefen treibt, tiefer $atte ben
Mütter auch balb erfpäht unb ttrie ein rotier ©chein fam et
burch bie ßuft bahergefahren, um fid^ auf ben 2MHer ju ftürjen.
£)er aber befahl fc^neU feiner grau, bie ßletber aufgeben unb
bem £eufel ben Planten ju aeigen; er felbft ahmte mit bem $ete
fchenlett baS ®eflapper ber 2JWtyle nach, unb als ber Teufel gan§
nahe mar, rief er, auf ben SBIanfen jeigenb : „-Jca, ©ruber, tooE'n
tirir no$ emal?" ®ie ßift gelingt; ber bumme Teufel ^ält ben
SÖIanfen ber grau für einen Stiftern unb macht fich fchleuntgft
aus bem ©taube.
150. £>er 6$a& in greift.
3n greift foH in früherer Seit einmal ein Sßaftor fein ©efo
unter einem #afelbuf<h (ober beim ©aefofen) bergraben ^aben.
S)en ©djlüffel übergab er bem Teufel mit ber SBeifung, benfelben
nicht eher ^erau^ugeben, als bis einer auf einer alten ©au
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(meine SRutter fagte: auf einem ȟben @ber) angeritten
tomme. 2)er Änea)t be3 $aftor3 $atte fid) in ber üfttye öerfteeft
unb foQ ftd) naä)$er ben 6dja$ geholt $aben.
151. $er Teufel bura? pfeifen ^erbeigelocf t
S)a8 pfeifen in ber ©eifterftunbe locft ben Teufel gerbet.
3n ftibjoto foU et einft einem Äned)t, ber ju biefer Seit pfeifeub
auf ber ©tra&e ging, als grofjer, fd)roaraer #unb mit
feurigen Slugen erfd)ienen fein unb fid) oor tyn ^ingefejt
&aben.
152. $)er Ärötengrunb bei Hammen..
Sei Hammen ift ein Serg, ber ©cfytofjberg, ber je|t beatfert
toirb. 2luf bemfelben bat früher ein ©ajlofj geftanben, unb no<£
jefet fie$t man aus bem fogenannten ©d)lof$garten eiferne ©<$toel*
Ien in ben Supotoftrom hineinragen. SBci btefem ©djlofeberge be*
finbet fid; ber Ärötengrunb, in bem e3 niä;t rea)t rid)tig fein fott.
Seneä ©$Iof$ i(t einmal oertoünfa^t »orben. ®inft fä&rt ein Sauer
bort vorbei nad) ©tolp. S)a tritt ibm au£ bem Ärötengrunbe eine
Jungfrau entgegen, bie i$m einen Xfyaltx giebt unb tyn bittet, i^r
für benfelben ein ^3 aar ©d&u&e mitzubringen. S)er Sauer ift
baju bereit, fyutbelt aber bem ©d)ufter jttjei ©rofa)en ab. 2118
er jurüdfommt, erwartet tyn bie 3»*ugfrau fa)on; er giebt i$r
bie ©a)u$e unb bie abge&anbelten stoei ®rofa>u. $a maä)t fie
i$m Sottoürfe barüber, ba& er nid)t ben Döllen 2#aler bejaht
$abe; neun^unbert 3^re, ftagt fie, $abe fie fa)on auf ©rlöfung
gekartet, unb neunbunbert Qa^re müffe fie nun nod) »arten, e^e
fie erlöft »erben fbnne.
153. 2)er £eufelsftein bei Setoeräborf.
Sei Setoeraborf lag früher ein fefcr großer ©tein, ber nadlet
jerfprengt »urbe unb mit bem ein Siunnen oon ca. 7Q gu& £iefe
ausgemauert ift Stuf btefem ©tein fear ein spferbefufj unb ein
£ü$nerfu& ju fetyen. £>er Teufel, fo erjä< man, &atte einft mit
einem Sauer au$ SetoerSborf eine SBette gemad)t, er tooße bis
jum $atynenfd)ret einen 3>amm bur<§ ben©ee bauen, toenn jener
t§m feine ©cele oerfa^reibe. 3^oc§ toar aber ber Teufel ni$t fer*
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tig, als ber $atyn fräste. Qencn großen ©tein tooute er grabe
Eintragen, mußte ifrt aber jefct fallen laffen, unb na<$bem er
no$ feine gußftmren barin abgebrütft ^attc, fcerfd&manb er.
154. $)er ©d)afc bei SBetoerSborf.
ßine ©änfe&irtin hütete tyre £eerbe auf bem Selbe bei $e*
tterSborf. <&nfi f<pgt fte mit i&rer föutye fpielenb auf eine ©renj*
fa>ibe, ba fpringt mit einem 3M eine ©Rüffel heraus. @r*
}a)re(ft läuft bie §irtin fort unb erjä^lt eS einem $auer, ben fte
auf bem gelbe trifft S)er ge^t mit tyr junid, gtebt ü)r bie ©puffet
unb fagt, eS märe roeiter nid)ts. 3 n ber SRadjt aber ift ber SBauer
Eingegangen unb fcat ftd) ben bort verborgenen ©d)afc geholt.
155. S)er ©belmann mit ber golbenen Äette.
Söenn ein ©beimann ettoaS öerbroa)en fcatte, fo burfte er
früher, nad) bem ©lauben ber Seute, nia)t ins ©efängniß getoor*
fen toerben, oielmetyr befam er als ©träfe oom Äönig eine golbene
$ette jugef<$t<ft, bie mußte er um ben £alS tragen. $)er ©d&arf*
ridjter lam juioeilen, um nad)$ufe$en. 3m @tolper Greife lebte
nod) oor einigen Sauren ein (Sbelmann, ber eine fold)e Äette trug.
156. $)te brei Slinge.
©inflt faßen brei gräulein oon ^uttlammer auf ü)rem ©tamm*
fötofc in ©d&lafoto,*) als plöfclia) ein fä^ioarser bitter eintrat
unb bie ältefte ber ©d^toeftern aufforberte, tym ju folgen. S)a ü/r
ber 9Jtut£ baju fehlte, forberte er bie jn>eite auf; aber auä) biefe
tonnte fiä) nidjt entfd)ließen mitjugetyen. S)ie Süngfte enblid) faßte
3ftuty unb ging mit. S)er ©d)toarje- führte fie burd) ben ©arten
in einen büftem £atn, too er fte bie ©a)ürje aufhalten ließ unb
bann ettoaS ^ineintoarf. $ann oerbot er u)r, fid) beim föütfgange
umjufe^en. ©ie tonnte jebod) ü)re SReugterbe nid?t be$errfä>n unb
fa$ ft<$ um. $a erblitfte fie ein §eer fleiner ©eftalten, bie mit
fa;redlid)en Änfitteln auf fie jufamen. 95or ©$re<f ließ fte ben
3tu)alt tyrer ©a)ürje fallen unb floty. 3 m ©aal* angelangt, fanb
*) (SS tft bie« bie bon £emme (9?r. 206) mitgeteilte ^uttlammerföe
ftamtlienfage. ©ie »urbe mir in biefer gorm toon einem ©ijmnaftajten au«
6$att>e etja^tt
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fic im ©aum tyreg ßleibea brei golbene 9tinge, bic bort Höngen
geblieben toaren. 2lm anbem Stöenb, als baä iüngfte gräulein
allein im ©arten fafj, trat toieber ber fömarje bitter ju i&r unb
fagte: „2ln biefen brei fingen fcängt ba$ ©$t<ffal S)eine3 ®e*
f$le<$t3; gefyt ber erfte öerloren, fo totrb bas ©<$lof$ einen 9üg
Befommen, ber ft<$ nidt)t roieber jumauem lägt; ge&t ber jtoeite
verloren, fo toerben nur no$ jtpei Herren am ßeben bleiben; gefyt
au<$ ber britte oerloren, fo nrirb baä ganje §avß toerarmen."
hierauf toerfd&manb er. 3^ R no nun ^^reitö verloren;
na$ bem Sßcrluft be$ erften &at ba£ ©<$lo& nrirtti<$ einen 3fü&
befommen, unb au$ bie SBer^ei&ung auf ben SSerluft be3 Reiten
SthtgeS f$emt in (Erfüllung ge&en ju foUen. 2>er britte 9ttng ift
no<$ toor^anben unb nrirb forgfältig aufbetoa&rt.
2)er Söertoolf.
(157—158.)
157. $ie 2Bertt>ölfe finb 9Jlenf<$en, tr-eldje fi$ in SBölfe »er*
toanbeln fönnen. ^piattbeutfd^ nennt man einen folgen „Söoar*
hmlf". Sßenn bie 3ett fommt, too ein folc&er 3flenf<$ 2Bolfggeftalt
annehmen mu§, fo fd&lüpft er aus feiner ßleibung $erau$, biefe
aber bleibt t>olIftänbig in ber gorm beS 9Henf$en Wen. SBirft
man biefelbe um, fo mufj ber 9ttenf<$ immer ein Sßolf bleiben.
158. 3n Sßeeft biente einmal ein Äne<$t, ber au3 3)lü6enon>
ftammte. (£r fjatte eine Sraut. SJtit berfelben ging er einmal
na$ SRüfeenoto, um feine Altern ju befugen. Unterwegs famen
fie bur<$ einen Söalb. SDort ging ber Äned&t ab]üt%, tote er ans
gab, um feine ÜRotyburft ju t>erri<$ten, aber in bemfelben 2fogen*
blüf ftanb t»or ber SBraut ein SBolf, ber auf fie jufprang unb tyr
ü)ren neuen grieäroä in lauter gefcen rift. 2)a$ 2Räb#en rief
unb f<$rie bor 2lngft; enbli$ rief fie ü)ren ^Bräutigam mit bem
^aufnamen, unb im felben Slugenblicf ftanb er t>or ü)r. S)a be*
merfte fie jmif^en feinen 3ä& ncn tt0 $ ein ©tüd von üprem 9to<f,
unb fie nmfjte nun, bafe ü)r ^Bräutigam felbft ber SBolf getoefen
toar. darüber ängfttgte fie ft# fo fe$r, bafe fte na<$ brei $agen
eine &i#e toar.
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SHe ($rbmänn<$en.
(159—164.)
159. SBicIc Familien ftnb im »eftfc be3 fogenannten
# ,9Ränn$en3'', toeld)e3 au<$ „genrid)" ober „3Jttd)el" genannt
ttrirb. SHefeS 9Jtönnd)en ift ber Seufel felbjt ©3 erbt ftd) in
ber gamilie fort, unb jtoar fyat e3 ber jebeämalige 33eft$er bed
$ofe£; bod) muß ber (Srbe ober bie ©rbin e3 freiwillig übeme^
men; tooHen fie nid)t, fo !ann e3 aud) an anbere SBertoanbte ober
an einen greunb übergeben, toenn ber e3 freitütHig nimmt. 6o*
fcalb ftd) ein 2ftäbd)en mit bem 8eft|er be$ #ofe3 oerbetratbet,
ift e$ oerpfltd)tet, ba3 Wl&mtyn in Pflege ju nehmen, unb bie
grau, »el^e ein 2Jtömtd)en in Pflege b<*t, lann nid)t eber fterben,
als bis fte toeiß, toer nad) tyr baS 3Hännd)en befommt; bod)
muß fte bafür forgen, baß e3 in gute £änbe fommt. 3M muß
in einer (&fe ein guter troefener $la$ angetoiefen toerben, e3
muffen ibm gute ®erid)te oorgefejt toerben, aud) oon ben ßcrftlin*
gen ber grüßte muf* e$ erhalten, unb $toar immer ba£ 23efte.
2)afür forgt e8 bann aber aud) für aHe3, toaS in ber gamtlie
ftotb t&ut, für ßinber, ©elb, Äorn, Seinewanb u. f. to. 2Btrb e0
ntd)t gut gepflegt, fo räa)t e3 fid) burd) aflerbanb Unglüc&fäße in
ber gamilie. ®etoöbnltd) fterben 2Renfd)en unb Sieb, ober gas
milienmitglieber toerben burd) ftets offene ©efd)müre geplagt. @in>
mal foH ba3 ÜJtönnd)en fogar eine grau, bie tym eine fd)led)te
2Birttyin getoefen toar, mit ,,©d)infen bod)!" in einen 2Roraft ge*
fteeft baben. 3n mand)en gamilten giebt e8 aud) mebr fold)er
Sflchmcben; eine grau in 3Jtebberftn (Är. Söütoto) fyattt fogar
neun. (Segen bie 93o$bett be£ 9Jlännd)en$ !ann man fid) babutd?
fd)üfcen, baß man jtets ein ßräuterfä<Id)en mit allerlei ©etuürjen
auf ber bloßen Sruft trägt.
160. 2öa3 baS 3Jtömtd)en feinem £errn bringt, trägt e3 als
„2Hf anberen fort. 3n Söenb. ©udfoto fagte man oon einem
SBauem, ber fid) ganj gut ftanb: „$oa trucl be 2Kf rinne,
boarim ^etotoe bei immer fo oäl." 3lu<$ in ©r. 3Jlad)mtn lebte
ein 3Äann, oon bem man fagte, ba& ibm ber 9llf ©arben oon
fremben gelbern gutrage. (Einem Steuern in EDZebberfLn \)at er
einmal am &eHlid)ten Sage jtoei (Snben Seintoanb t>on ber ©letd)e
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— 79 —
genommen, ©eroftynltdb aber jieht er in ber SRad&t aus. (St er*
fchexnt bann als ein gro&eS, ^eUed £iä)t am Gimmel, ber naa^fol*
genbe ©trahl ift fein ©dhtoanj. SBenn er fo jieht (tredt), ift er
tnit ©elb, Rom, ©troh, Grbfen u. f. tt>. belaben, toomit er
plöfcliä) hinter einem ©ebäube ober in einem ©$ornftein Der-
f^toinbet
161. 2Benn man ben 2Hf auf feinem SBege trifft, fann man
ihm leicht einen %fyt\l feiner Seute abjagen; bod> gehört gro&e
Sßorftc^t baju. SDton muß fä)neH unter baS naä)fte $a<$ fprin»
gen, ober toenn man auf bem gelbe ift, unter eine @gge, unb ihm
laut nachrufen: „£alf $art!" SKsbalb toirft er ettoaS herunter,
meift ettoaS recht ©HtgeS, Unreines ober frauenhaftes, toaS man
ni$t anrühren mag, mie 2öeiberfa)infen unb ^ferbefüfje.
5DaS ßerabgetoorfene mufc man unter $aä) jiehen, mit einem
©toef e einen ÄreiS ^erumjie^en unb bef reujen ; bann lägt man es
bis jum anbem £age liegen, too eS in (Mb üertoanbelt ifi
$at man Shtgft unb lägt eS brausen liegen, fo ift eS am anbern
borgen toerfchnmnben. ©prtngt man beim 3fatfen nicht unter ein
$aa) ober unter eine ®gge, fo befchüttet ber 2Uf einen fo
mit Saufen, baf* man fte in feinem ganjen Seben niä)t wieber loS
toirb.
162. ©inft fam ein 2Banberburfä)e in einer fetten fftacht in
ein £)orf; er ging in bie ©cheune eines Sauern, um bort ju
fchlafen. 2luf einem halfen fah er einen $eHer flehen, auf bem
fia) ein (Sffen befanb. $a er junger hatte, na&m er baffelbe §u
fta), boch nicht, ohne eS Dörfer befreujt unb ein $tf<hgebet gefpro*
$en ju ^aben. Äaum hatte er fia) niebergelegt, fo fam ein rie-
figer ßerl in bie ©a)eune mit einer gewaltigen Saft ©troh auf
bem Sftüden. Ohne ben 2öanberburfd)en ju bemerfen, toarf er
baS ©troh in baS ga<h unb ging bann jum Detter. $a er ben«
felben leer fanb, rief er toüthenb: „60 HMlen marf^irt, 60 @<hod
©troh auf bem $ucfel geführt, unb no<h fein grühftücl?'' darauf
fteefte er bie ©cheune in SBranb unb üerfa>anb.
*
16S. 3n öefel war einmal geuer. SDie ßeute fagten, eS
fei bei einem Sauern auSgefommen, ber aua; einen folä)en Teufel
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- so —
fyxtte. liefet foU beim (Sinken bo* £au$ aud Serfe&en ange*
jünbet tyaben» 211s ba$ $au£ in glammen ftanb, l)aben bie ficutc
gefefjen, ba§ fi<^ ein blanfer Sögel über bemfelben tyerum*
freifeite.
164. 3n (Srampe lebte ein Sauer, ber immer reidfoernmrbe,
unb bie Seute fonnten ftä) ba3 lange niä)t erklären. Sie Bauers*
frau fcielt aber bie eine ßammer immer oerfd&loffen unb £atte audj
bem $)ienftmäb$en verboten, ba ^ineinjuge^en. ©inmal fcat ba3
2Räbä>n boa? burä? ba3 ©djlüffeßoä) geblicft, ba fafc ftc in ber
Cammer fieben meifce 3Käufe, bie von einem Detter 9Jlil$
unb 6tuten afjen.
165. SDer £eufe\sbanner.
2öie mein Sater mitteilte, lebte ^u Anfang biefeä 3a$rftm*
bertä in 9R. ein fie&rer, ber aU SBunberboftor befannt unb be*
rü^mt tt)ar. Son allen Seiten famen bie ßeute, benen oon
glimmen Seuten" irgenb eine Ärantyeit angefcert war, um fi#
oon itym feilen ober ben $erenmeifter jeigen §u laffen, ft>a$ i^m
mit #ülfe gefyetmnt&oofler Süä)er, einet fogenannten ©rbbtbel unb
einer ©lüdSrutye (6ommerfä)öf3linge bom §afelbufä), mel$e am
3o$anm8tage ju einer gemiffen ßeü gebrochen werben müffen) ge=
lang. 2lu$ Sefeffcne gab e£ in bamatiger &it fe$r fcoufig, be*
fonbetö in ber ©egenb am Sebamoor. §ier£in mürbe ber Sekret
fltete geholt, unb eS gelang tym meift immer, ben Teufel aud
folgen (Sienben ju verbannen, toenn auä) oft mit oieler 2ftitye
unb nüfyt oljne ßebenägefatyr. Einmal mürbe er $u einem Se=»
feffeneu geholt; e3 gelang ifym, ben Teufel in irgenb einer ©eftalt
(meifienä in ©eftalt eines ^rof$e$ ober einer ßröte) auä bem
Sefeffenen ju loden unb ins ßebamoor ju banmn ©ern toerlief*
ber SCeufel aber feine alte 9Bo$nung nia)t, um nun bei Äröten
unb gröfä>n im fa)toarjen 3Jloorgrunbe ju t»ermeilen, unb auf
bem 2Sege jum SerbanmmgSorte fefetc er fiä) jur SBefcr, um fi$
oon feinem Sanner ju befreien, ©in heftiges fingen begann,
unb fo tapfer ber ÜDtonn au<$ fämpfte, bieämal mar i&m ber £eu*
fei bo<$ ju ftarf; er befreite fu$ unb |og mieber in ben armen
Sefeffenen ein. SDer £eufel$banner fcatte fi$ aber beim Sangen
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- 81 —
ba3 ctttc Sein fo üerrentt, baß er nad& #aufe gefahren Werben
mußte unb feit ber S&X ^ m bltö. % m f c i ne 3 &ben$ bat
i(m einer feiner Neffen, i&m bie Süa)er §u laffen; er t§at e3 aber
ntäjt, fonbern fagte: „9ftein So^tj, wer üicl tocig, i)at totel $u
Verantworten»" S)ie Sü$er würben verbrannt»
166. 3)er §ejenmeijler t>errät$ fi<$ felbft
3n 3K. mar eine grau oom Teufel befeffen, ber fie furä>
bar quälte, SefonberS mußte ber Teufel m'elen Sranntwein
ben. $)em 9Jtonne, Welver ben Teufel eingegeben £atte, traten
bie Oualen ber armen grau leib, unb er fagte ü)r felbft ba$ Littel,
toelcijeS fte gebraudben müßte/ um toom Xeufel befreit ju Werben;
flugleiä) tterfünbete er auä), baß ber, weld&er u)r ben Teufel eins
gegeben, binnen 3a^rcöfrift fterben müßte. 2)a3 3ftittel beflanb
barin, baß bie grau brei Stopfen Slut öon einer ganj fd&war*
$en Äafce einnahm. $er 3Jtonn aber ftarb, wie er gefagt
$atte.
167. $>te betrogene §e$e.
3n ber 2ßalpurgtena$t (2Mbre$t) muffen alle StaHt&üren
befreujt fein, fonft fefyren bie §eyen, wenn fie bom Slodföberg
fommen, in ben (Ställen ein unb t^un bem $ie§ Sdfjaben an ;
befonberS gern nehmen fie ben ßütyen 3Jtil<$ unb Sutter fort,
©mmol lam auä) eine §eje in einen Stall, ber nid&t befreit
War, unb fagte:
§ier bau i<f ne fd)ene Sä)nitt,
2MJ u Sotter ne&m xd mit.
3m Stalle aber faß ber Sauer unb $atte ft$ — mit Se*
fpeft ju fagen — ein Sßaar £ofen abgezogen. SDie $epe &atte
tyn nü$t bemerft, unb afö er bie Söorte ^örte, fagte er fa)nell ;
4?ier bau xd ne fä>ne Sa;ät,
$er f$lat juä) int grät.
Seit ber Qtxt fä)me<ften SDUlä) unb Sutter bet $e£e nadji
flou). später flagte fie ba$ einmal i&rer 9lad)barin, unb bet
©auer erjagte nun, Wie fie bagu gefommen fei.
ftnoop< ColWfoflcn. 6
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— 82 —
168. S)er Söirbeltoinb.
3m Sommer entftefjt sutoeilen bei gau$ ruhigem SBetler eitt
SBirbelroinb, ber nic^t feiten fo fyeftig ift, baß er #ol$ftücfdjen mit
fia) fü&rt, ja fogar bie 3«gel yn ben $)äd>rn reifet. ®er (Srre*
ger biefeS 2ötrbeltoinbe3 ift ber Teufel felbft. ©ie&t man bur<$
ben linfen Slermel bcö ^ 3lo<f eö ober ber Qatfe, fo erblwft
man ü)n in ©eftalt eines rotten $a$ne£. ©tefjt man tyier*
bei unter einem 5)ad)e, fo gewahrt er ben $Beobaa)ter niä)t, unb
man fann nun fe^en, nrie er mit ben güfeen ©anb unb ©taub
um fid) mirft. ©tetyt man bagegen im greien, fo bemerft er
ben 5Beobad)ter fofort unb Bettt feine Strbeit ein; babei lauert
er ftd) auf bie @rbe, als fä^äme er fi$ ober toofle fta> nid^t fefyen
laffen.
$er 2Ra$rt*)
(169—177.)
169. SBenn man fd;läfi, fütylt man'ofr, bag fid) einem ettoaä quer
über ben fieib legt, getoitynlid) ein Xtyier, #unb ober $a&e, unb
man &at ein ©efityl babei, als toolle ba3 %i)kt einen tobtbrütfen.
2)ie ßeute fagen bann, ba& ber Wlcfyxt fte reite. 3)er -äfta&rt ift
aber ein ÜDlenfä); namentltd) finb e$ aud) Siebenbe, bie fonft
ityrem SBunfctye niä)t naa)fommen fönnen unb bie fia) auf biefe
2Beife bem (SJegenftanb tyrer £iebe nähern. Wlan erfennt ßeute,
bie aU SDlafyrt reiten, baran, baß fie feine Augenbrauen (Srane)
fcaben. ©er 9Jta$rt fdjlüpft burd; baä ©dpffeHoa) ober buräj
ein anbereä £od; in ba§ ©ebäube unb quält fein Opfer fa)liefj*
liö) ju Stöbe, toemt uia)t Abhülfe gefa>fft wirb. 2Ran fefce be$*
tyalb bie Pantoffeln tterfetyrt fcor'S $ett, bann fann ber 9Jia$rt
nid^t beran; ober man ne&mc ben ©d)mu(j, ben man jtt)ifd)en
ben 3 c ^ ctl fyü/ un ^ ma $ c bamit ein Äreuj üor bie ©tirn;
bann fpuefet ber SRa^rt aus, fagt »Pfui!" unb toerfönnnbet.
2lua) ttrirft man ben 3Jtafcrt herunter, toenn man fta) im ©a)laf
umbrebt.
*) SHeine SWutter jagte ßetft „bic SWa^rt"; auä; anbere, bie i$ babon er*
jaulen &8rte, gebrannten bat ©ort afc Femininum, toofcl »eif e« immer ein
roetMitfe« SBefen ift, ba« a(* 2Ra&rt reitet SWan nennt ben SKa&rt im ©toi»
}tx Äveife aud? fta$tmoor unb 2U p (em brieft be Hty).
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— 83 —
170« 3ftan tarn ben SDto^rt fangen/ wenn man f<$neH ba8
<S$Iüffeflo<$ tierftopft, bur<§ Weltes er fyeretngefommen ift; er
tnufj bann bleiben, bis e3 Don einem anbem Wieber geöffnet
ttrirb, benn er fclbft fann eS ni$t t^un. ©in Äneä)t ma$te e8
fo, unb am 3florgen war ein £übfä)e3 3ttäbc$en bei ü)m im
6taH. ©pä'ter ^cirat^etc er fie nnb ijatte aua) fa)on jmet ßinber
mit tyr, als er, o^ne baran gu benfen, baS ©d^lüffettoa; öffnete,
worauf feine grau auf 9itmmerwieber)e&en öerfä)wanb.
171. 9ftan fann ben SRa&rt burä) einen 6pru<$ auä) auf
ein anbereä £)ing oerweifen, 5. 18. auf ein Sßferb, auf bem er
bann in ®eftalt eines SÄpfelS u* f. w. ju fe&en ift. (Sin $ncä;t
fal) mal auf feinem $ferbe, ba3 fetyr unruhig ftanb, einen SÄpfel
(Sr ging bin, na^m ben Slpfel unb bif$ hinein, in ber Meinung,
bafj eS ein wirflia)er 2lpfel fei. £)er fa)me<f te [aber fdjeu§li<$ fauer,
unb er warf u)n be3l)alb auf ben üttiftOaufen. 2(m 3Korgen lag
ba ein &ä<a;e3 SBeibSbilb, bem fyatte er in ber 9toa)t ein fo
großes ©tü<f auä ber Senbe gebtjfen, bafi e3 nu$t ^atte nad)
£aufe ge$en fönnen.
172. häufig ift ber 2fla&rt aud) ein Stro^atm. Stann
muß man e$ ma$en wie jener ©a)äfer!ned)t, ber na&m ben ©trofc
fcalm, fteefte ein (Snbe in ba§ anbere unb hängte tyn auf einen
S^agcL 2)eä 3Jlorgen3 Inng ba ein ^fißlUfc* SBeib, ba$ ^atte ben
Hopf im — na, bu wei&t ja!
173. Sflein SSater, fo erjctylte jemanb, biente als Änabe »Ott
15 Qa^ren bei bem ©ut$pää)ter in Kotten als $hu)junge. (£r
f$ltef im Äubftatt, wo er toom TOa^rt fetyr triel geplagt mürbe.
<£rft ritt er bie brttte $u!) toom Hutten unb bann fam er ju tym.
Oft ftanb ber Qunge auf unb ging in ben ^ferbeftall, Wo fein
©ruber mitanberen Änecfcten fa)lief; bie wollten ü)n ba aber nu$t
leiben, unb er mugte wieber jurütf. £atte er ben 2Ra$rt abge*
werfen, bann fro<$ berfelbe unter baS SBett unb wollte baS S3ett
umfd&meifjen. Einmal fyat ber 3unge gehört, Wie er biä^t t>oc
ü)m ftanb unb mit ben 3^ ncn läpperte. $a rief er: „$u 11Q
§ef, maf, bat bu Wegfimmft !" 5Da ift es gana li$t im Stall
G*
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— 84 —
geroorben unb ber SJtofyrt roax üerfd^rounben. — £er ©ut3päd;ter
f>at bcn jungen nod? einmal wollen conftrmiren laffen, cS ift aber
nid^tö barauS geworben.
174. 3n $1 Sfladjmin lebte eine grau, bie als 3Jto$rt ritt
unb befonbetö eine anbete grau au$ bem $orfe fe^r peinigte.
2) iefe $at jid& be^alb einen neuen SSefen gefauft unb jeben Slbenb
bie ganje Stube unb befonberS unter bem 53ett bamit burd)ge*
fliegen. 2lm näd)ften 3Jlorgen ift bann ber grau immer anju*
fetyen gewefen, wie fie gerfd)lagen toax.
175. 3n 2Bobe3be war einmal in ber -iRad;t geuet. $er
§err aus SSeitenfyagen fd&icfte feinen $fteitfnca)t borten, um ftdj
ju erlunbtgen. Unterwegs begegnete Ü)m eine grau, bie aua) als
Wlcfyxt ritt, ber münfa;te er einen guten borgen. 2113 er
Wieber naä} §aufe lam unb fid) ju 8ett legte, fcat fte au$ auf
ü)m geritten.
17C. 3n SBittftod war eine grau, bie oft toom 3Jto$rt ge*
ritten Würbe. (£inc£ SftorgenS ftanb fie ganj friil; auf, Weil fie
e3 ni<$t mefyr aushalten fonnte, unb ging nad) Söajfer. 2113 fie
am Brunnen toax, tarn eine grau üorbei, bie fyatte fid) bie 9tö<fe
über ben $opf gef dalagen; biefer rief fie ju: „Sebridsen!"*) ©in
SBcg ging ba niajt.
177. 3n 2)ominfe würbe ber &neä)t emc3 dauern einmal
toom 9Jto^>rt gebrüeft; er ergriff ü)n aber unb warf i^n auf bcn
£)ung&aufen. 2lm borgen lag ba eine ßafce.
178. $er ^euntöbter.
Äinber, bie mit Stynzn geboren werben, finb ^Reuntöbter
(SRägebere). Sie werben nia)t alt. 2Benn fie geftorben finb, mufj
tynen ber Äopf abgefd;nitten werben, fonft ^olen fie bie näa)ften
neun SBerwanbten naa). SSor furjer 3eit ift in SBenb. qßlaffo»
ein Äinb mit einem Qa\)n geboren unb balb barauf geftorben.
3) ie eitern beS Äinbeä unb bie SBerwanbten, bie na$ tyrer 3Äei*
*) Äafiu&ifdj = guten 3Kcrgen.
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85 —
nung ber £ob nun auct) balb treffen mu&, finb in grojjer 2lngft.
211S man tynen niä)t erlauben wollte, bem Äinbe ben $opf abju*
fct)neiben, baten fie um bie ßrlaubnifj, it)m roenigftenS ben galm
ausbrechen ju bürfen.
179. 2)aS Untier.
2)ie fogenannten ßapujenfinber, meiere mit einer $apu$e
geboren roerben, finb „Untier" (b. b- Ungeheuer), roenn ü)nen
nicht gleich nact) ber ©eburt ihre böfen ©igenfehaften genommen
toerbeu. S)ie §ebamme muß bie Äapuje nehmen, fie, ot)ne je*
manb ein Söort §u fagen, ju $ufoer tierbrennen unb bem Äinbe
eingeben. ©efct)iefyt baS nicht, fo roirb ein foldjer SJlenfd) ber
Untergang ber ganjen gamilie, inbem er jebeS 3at)r einen Ser*
roanbten ins ©rab jiebt. £)em fann aber gefteuert roerben, roenn
man bem Untier ein ©elbftücf (ein altes Sierpfennigftücf) in ben
SKunb fteeft. 2luä) ftreut man, roenn baS Äarmjenfmb Dom S)orf
jum Kirchhof getragen roirb, Äohlfamen, ober auch (Srbfen, hinter
bem 6arg t)er; jebeS 3at)r fommt ber £obte unb hebt ein $om
auf; erft roenn er bamit ju (Snbe ift, barf er fict) an feine 23ers
roanbten machen, unb bie finb bann f<t)on alle tobt. §at man
baS aber fcergeffen, fo muß bem lobten in tiefer 3fttrtemacbt ber
$opf abgeftoeben unb jroifcr)en bie Seine gelegt roerben. 6old}e
Untier oertoefen nicht er)er im ©rabe, als bis alle SSerroanbten
geftorben finb.*)
180. $)er Teufel auf bem £an$boben.
3n einem 5)orfe lebte ein junges 3Jläbcr)en, bie £oä)ter eine*
Sauern, bie eine flotte Sängerin roar. 2ln einem (Sonntage mar
fxe pm t)eiligen 2lbenbmar)l gegangen, tro^bem aber fonnte fie eS fid)
nid)t »erfagen, ein ^anjfrängd^en, baS Nachmittags im $ruge ftatt=
fanb, ju befud)en. Unermüblicr) roirbelte fie im ©aale r)erum.
£a, in einer 3roifchenöaufe, tritt ein elegant gefleibeter gerr h« s
ein unb forbert fie jum Sange auf. ®er %an$ beginnt, aber ber
*) SMefl ot« Wac&trag Kemme, SSolf «Jagen 9Zr. 258. 3n ber 3?otf8*
Rettung toav bor längerer £tit ein §aÜ auö bem ©<$loc$auer Sreife mitgeteilt
unb hinzugefügt, man $abe bon ber Cei^e ein ©tüd abgefönitten unb einem
anbern Sinbe eingegeben.
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- 86 —
Sßnjer $ört nity auf unb, julefct nur no<$ Iinfeum tan$enb,
breft et ft$ mit bem 3JJäbd)en im Greife fcerum, immer föueUer
unb föneHer. S)a bemerft einer von ben 3ftu(tfanten, bem ber
frembc £err von vornherein »erbä<$tig vorgefommen mar, ba& ber*
felbe einen ^Pfcrbefuß fcatte; bie 3Rufif &ält plöfelt^ ein unb ftimmt
gleich barauf ein geiftlid)e§ Sieb an. 3 n bemfelben Slugcnbltcf
aber fu^r ber Teufel — benn ba3 mar ber ^änjer — mit bem
9Jiäb<§en jum ©cale hinaus unb fltiefe fie babei fo $art gegen bie
£prpfoften, bafj bie 2Banb mit SBIut befprifct rourbe. Stefe
Sluiflecfe tonnten trog aller £ün<$e nt$t von ber Söanb Vertilgt
»erben. — SRerfe: 2Ran fott vom £if$e be3 §errn nic^t glei($
jum SEanjboben ge$en.
181. SBierblättrigeS Äleeblatt.
ginbet man ein vierblättriges Kleeblatt, fo $at man fieser
©IM; trägt man ben SBierflee bei fidj, bann fann man verborgene
SHnge fe$en. — ©ine grau fcatte einft für ityre £u$ eine <Sd^ürje
Äraut Vom gelbe geholt. 211$ fie in ba3 $orf jurütffam, amürtrte
ft$ 2Ht unb 3ung eben über bie Äunftftüdfe eines ©auflers. 3n*
mitten beS SufäautxtxtiUä lag ein Blodf, unb ber ßünftler er=
Hätte ber 2ftenge, bafj er jefct bur<$ benfclben ^inbur($frie<$en
»erbe. Unb richtig ! alle fa^en ben 3Jtonn roieberfcolt bur<$ ben
(Stamm f<$lüpfen, nur bie grau mit bem ftraute fanb, bafj er
jebeSmal an bem SBlocfe entlang fro<$, bis er am anbern @nbe
anlangte. £)ie grau hatte, otyne bafj fie felbft c3 mußte, einen
SSierllee getflütft unb in bie eprge gelegt. 6o ma$te fie ba3
Slugenverblenbnifj bes ©auflerä ju ©Rauben.
182. SSerbre^er rettet fi$ bur<$ ein Rftt^feL
©in $erbre<$er mar jum £obe verurteilt unb foUte Ringes
richtet werben; bo<$ moOte man i^m ba3 Sieben f$enfen, roenn er
feinen 9H$tern ein Sftätyfel aufgäbe, ba3 fie nic&t löfen fönnten.
S5pU ©orge ging ber 9Jtonn von bannen. £)a fa$ er in einem
abgeworbenen JBaumftomme ein SSogelneft, in meinem 6 Sunge
lagen; er näherte fi$ bem -ftefte unb na&m bie jungen $erau3,
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— 87 —
toa^renb ber alte SBogel entfa)lüpfte. $LU nun ber feftgefefcte £er*
min gefommen toar, gab er ben 9fci$tern folgenbeä Sftät&fel auf:
„£en ging, toebber ?amm, feg Sebenbtge ut einem £>obe natrim,
be fätoenb' ging no<$ in be Quiet 3JHn leime $errfe£, rab't, nu
te't SCiet !" $ie SRid^ter fonnten ba3 föätyfel md)t löfen, unb bet
Sftann $atte fein Seben gerettet.*)
183. 2)ie Siene.
Sil« bie Spiere alle erraffen toaren, befahl ifcnen (Sott, ba§
fie au<$ ben geiertag ^eiligen füllten. 5)ie SBtene aber flimmerte
ftd) niä)t um bieS ©ebot, benn fie flog auä) am 6abbat^ au£,
um £onig ju fu<$en. £>afür beftrafte fie ®ott, inbem er i§r nic&t
gemattete, Dom rotten ßlee #onig einjufammeln, obgleta) grabe
ber ben beften £onig fcat.
184. 2)ie 2öei$e.
2lls ber liebe ©ort bie 93ögel erföaffen fatte, liefe er fie alle
jufammenfommen unb befahl tynen, einen $ei<$ ju reinigen, ba*
*) Cgi. ju biefen SBerbredjerr&tyfeln (Eorretyotiben36latt beS SBereinS für
nb. ©praetforfdiung VIII. ©.23, UrbSbrunnen 1. ©. 37, II. @. 172 ff. 8u«
bei ©ütonoer ®egenb t^ettt $r. Srd^ut uod& anbeie Watzel mit, fagt jebo^ ni$t,
baß burc^ fie J&eroredjer gerettet feien, ©te mögen tyer $Iafc finben.
1. 3<$ aß (auf einem ©aum ftfcenb Ätrfd&en), bon mir aß (mein Ähtb an
ber ©ruft), Über mir aß (ein ©perling jtirfcr)en), unter mir aß (ein ©c&trcin
bte $eruntergetoorfenen Äirf^ferne); meine Heben Herren, erraten fie bafl?
2. Upp eine greine fflieb' i<J fatt, ungeboren $£teif$ icf att, fc^ene robe
Sien icf brunf, bat mi bat $art fo flunt (Sin ju frttb geborenes giitten fn'ng
auf ber SBeibe, eine Ärä&e fraß babon unb tränt ba$ 83(ut).
3. &wti fa& i$ ben britten tragen, jufammen brei ©$n>5nje unb bier
$üß\ SReine lieben Herren, u>a« ijl benn bie«? (3»« ©tönfce tragen eine
©Klange).
4. (Sine ©ante fratte fi<$ au« ber $aut i&re« Süe&linge&unbe«, ber $ul>e*
nennen fjieß, ©#u&e machen (äffen unb legte nun folgenbe« föät&fet bor:
Suf $upeneU$en ge& i<$,
«uf $upeneH(ien fte$ iäf,
Huf $uj>enefl<$en bin i$ l)ttbfd) unb fein,
2Keine lieben Herren, wa* mag baß wofct fein?
Bnberttärt* in Bommern fceißt ber $unb ginette.
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— 88 -
mit fte gutes unb ftare$ £rinftoaffet Ratten, üRur bie 2öetye tocigcrte
ft<§ Reifen, um $r f$öne£ ©efteber unb tyre güfje ni$t ju be*
f<$mufcen. £)afür aber legte tyr ber liebe ©ott als ©träfe auf,
ba§ fie ^infort ni$t me^r aus 83ä<$en unb £ei<$en tyren £>urft
ftitten burfte; unb toenn nun bei einer £)ürre atte anbem SSögel
jum £rutfen ben $ä<$en unb Seiten aufliegen, mufj bie burftige
2M$e „2Be$! 2Be&!" fd&reienb in ber Suft freifen, toeil fte in
$o§len Räumen unb ©teinen fein 3Baffer pnbet
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— 89 —
185. £)er fRame ber SHHpper.
3)er SRame ber 2ötyper, toeld)e nü$t toeit uon ber toeftyreu*
6tfd)en ®renje aus bem SBiattetifee ^erauSfommt, bebeutet ein toib
be$ ©<$tt>ein, polnifd; wieprz, benn ein fold)e3 foH bie Quelle
btefeS gUiffcS eröffnet $aben.*)
Söutjftad, ©eförei&unfl &on Cor* unb Sinterfcontmeru, 6. 203.
186. 5DaS SBojetgelb in S^Iatoe.
SDie bon klemme ©. 176 ff. mitgeteilte ©age Dorn JBojek
gelb tourbe mir in ©<§latoe in folgen&er 2Beife erjäp: 3n ber
Seit be3 9Uttert&um8 $errfd)te auf ber Surg ju 2ttts©d)latoe ein
fügtet unb mächtiger ^Raubritter, ber bie Äaufteute unb dauern
beraubte, einferferte unb aufs ©raufamfte mifftanbelte. SHuf einem
©treifjuge tmtrbe er wm bem Iräftigen S3auernftamme ber SReifcel
gefangen genommen unb gcfeffelt. 9Jton fd)i<fte nad) ©<$latoe unb
lieg fragen, totö man mit bem SDtorbs unb ^Raubritter anfangen
folle. S)er -Utogiftrat antwortete: „ßopp äff nia) lat lätoe!"
JDfe Säuern beuteten bie SBorte fo, baß fie bem 9Htter ba$ $aupt
abplagen follten. ©ie traten es aud) unb bojelten ba3 #aupt
ben Söerg tyinab nad) ©d)latoe. £)er 9Jtogiftrat fcatte aber ge-
meint, fie foHten tym baS £aupt md)t abfd&lagen, fonbern tyn
leben laffen. 3 ur ©ttafe mufften nun bie Sauern jene Slbgabe
nad) ©äjlatoe jaulen, bie nod; heutigen £age3 befte^t
*) ber 2öobfdjtoine'©ee foO, nrie bie falte erjagten, feinen Manien
bafjer $aben, bafj ein ©cfcüjein bie OueUe beffelben au« bei (frbe aufgemü^It &at.
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187. $>er £obtengraben bei ©ajlatoe.
9U<^t toeit Don ©d)latoe ift ber £obtengraben, an bcn fid)
folgenbe ©age fnüpft. @inft gingen brei 3ungfraueu be£ ;Jto$t3
über einen Keinen ©teg, ber über ben ©raben füjjrt. ©te fyra-
a>n baoon, baß ber 9för biefeS ©rabenS einen Knaben, ber auf
t$n gefd&olten, ju fi$ ins Söajfer gejogen tyabe. ©ie ladeten unb
Rotteten unb forberten ben SRif auf, fid) bod) einmal ju jeigen.
2113 fie auf ber 3Jlttte be3 ©tegeS Waren, tauä)te plöfclid) ber 9Uy,
ber oben SKenfd), unten §ifä) fear, auf unb jog fie alle brei ju
ft$ ins SBaffer fcerab. 3«be 9tad)t um 12 U&r erfd&einen nun
brei ©eftolten unb toarnen in f$re<ftt<$em ©efange, fid) niä)t bem
graufamen SRiy $u nähern, fonbern fern uon biefem Orte ju
bleiben, bis fie ber erfte ©lotfenfd&lag tmeber in ü)r naffeS ©rab
treibt.
188. 5Da3 cerh)ünf$te ©<$lofj bei ©djlatoe*)
3n ber Umgegenb öon ©d)latt>e ging einft ein ßanbtoerte*
burfd)e fed)ten. pö|li$ fte^t er ein ea)lo6 »or ftd) fte^en, ba3
er bis ba$in nod) niajt bemerft tyatte. 2luf ber treppe, bie jur
@ingang3t$ür fü^rt, fte^t eine Jungfrau, bie i§m nrinft, nctyer ju
treten. @r folgt bem SHnfe. $)te treppe ift fo fe^r mit ©taub
bebedft, aU fei fie in 3a Wunberten nid)t abgefegt loorben, ebenfo bie
%fypiä)t im ©aal, in ben er eintritt. £ter nun bietet ü;m bie
Sungfrau ein ©lag SBein. 2US er baffelbe gu leeren im begriff
fte&t, fte^t er in bem an ber gegenüberliegenben Söanb ^dngenben
©piegel bie ©eitalt eines ganj abfd)eulia)en Cannes auftauten,
ber ü)m mit bro^enb erhobener gauft »erbietet, ben SBein ju trin=
!en. (Srfdjretft fe|t ber SBanberer ba3 fa;on erhobene ©laä nieber
unb ma$t ftd) ba&on. SUIS er ftd) aber nad) einigen 50 (Stritten
toieber umfd;aut, ift ba3 ©djlog toerfd)tounben. £ätte er ben
Sedier, ben tym bie Sungfrau reifte, geleert, fo toäre baä ©<$log
erlöft unb er felbft ein reifer 3flann gefoefen. 3)od? ber SBöfc
felbjt fcatte tyn baran ge^inbert, toaS er iefet ju feinem Sebauem
einfa^.
*) S>ie @oae begießt fty »o$( auf ben @$loi*er0 (ffioriel) bei Sit*
©cfctatoe.
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- 91 —
189. $a3 rot^e 8u$.
3n 2llt=©$lan>e nä&te ein ©a)netber mit feinem Surften
bei einem ©$mieb. SMefer mar einmal auf bie 3<*gb gegangen,
unb als ber ©$neiber fi$ in ber ©tube umfa^aute, fa$ er ein
rotyeS §8ua) auf bem ©ptnbe liegen. @r na$m e3 unb las barin,
aber toetyrenb er las, würbe in ber ©tube mit einem 3Jtol ein
fol<$er Söinb, baß fidj alle ©egenftänbe bewegten. $er ©dmeiber
trollte anhalten, aber er fonnte ni<$t, fonbern mußte immer Weiter
lefen, unb je länger er la£, befto größer mürbe ber 2Binb, unb
alle ©a$en flogen burdj einanber. S)a fam ber ©$mieb atem-
los na$ £aufe gelaufen unb riß bem ©<$netber baS Suo} fort,
inbem er fagte, wenn er noa; länger gelefen &ätte, märe er fammt
feinem Surften gum genfer geflogen. 2113 ber ©$neiber na$
£aufe ging, gab tym ber <S$mieb fein ©emetyr, spufoer&orn unb
©Brotbeutel, bamit foHe er fließen, was ü;m begegne, ©r traf
juerft einen §afen, aber als er ü)n aufgeben wollte, mar er Der*
fd&munben. (Sbenfo ging e3 tym mit einem 9teb&u§n. 5Dann
fam er an einen 2)ornbufa), auf bem mehrere ©perlinge faßen.
@r fdjoß barunter unb faty, hrie einige fielen; boa) au$ fie waren
toerfd&wunben, als er fie aufgeben wollte. ®a warf er alles $tn
unb ging jum ©$mieb gurüo!, aber als er eintrat, mar baS gange
Qagbgerätb, baS er fortgeworfen, fa^on ba. ©$leunigft ma<$te
er fia) baoon unb $at feit ber 3eit nu$t me$r bei bem ©<$mteb
genäht.
190. fRcfte eines SRonnenf lofterS.
3n ben SBiefcfer ©ee ergießt fi$ ein 99a<§, ber Älofterba<$
genannt. 3n bemfelben beftnbet fi$ an einer etwas feilten ©teile
ein Heiner Raufen t>on ©teinen; baS follen bie Ueberrefte uon
einem SRonnenllofter fein.
191. ©djloß Älemnifc.
Qn SerStyoft erjä^len bie Seute Don ffoei ©a^löffern, fcon
benen baS eine Öftita) von 3erS$öft, *>cß anbere fübweftlia), an
ber nörbltä>n ©de beS SSitter SCiefeS na$e an ber Dftfee geftanben
$at. 2)ieS ledere foH Älemnift geheißen $aben unb wirb in »er*
binbung gebraut mit einem Wfe, meines benfelben tarnen
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führte imb gtotf$en Scrg^öft unb SBittc lag. Stuf biefem <5<$lojfe
fottcn eitift Staubritter ifcr Sßefen getrieben &aben. Später ift es
toon ben 2Men t>erfä)lungen, unb noä) jc^t fieljt man bei Harem
SBetter bie 6teine auf bem ©runbe be3 8ee§ liegen.
192. SDie legte @$la$t.
3n)if^en ©acES^ö^e (9ieu=3i50to) unb $öpni| befinbet ftd)
eine 6<$lu<$t, toel<$e ftdj jur Sßtpper $tn in ein beträä;tliä)e3
£l;al, ba3 Sftubent^al genannt, erweitert. £ier nrirb beretnft,
fo behauptet bie ©age, bie legte aller ©#la<$ten gefa)lagen
toerben.
25a« liebe «ßotmnerlanb III. @. 309.
193. $ie ©locfe in 3er$fcagen.
2luf ber großen ©lotfe in Ser^agen ftnb brei männliche
gtguren abgebilbet, t>on benen bie eine eine $)unggabel, bie anbere
eine ©enfe, bie Dritte einen $)ref$flegel — bie €fymbole be£
2lcferbaue3 — trägt $)ie Sage behauptet, baß fie einen $aftor
in SerS^agen toorftellen. 2113 nämliä; Bommern nod) feine
eigenen dürften fcatte, reifte einer berfelben, SogiSlat), einft toon
Sftügenroalbe über Serä&agen nad; ©<$latoe. ©in 3ftänn$en im
„33auber$embe" begegnet ü)m, ein guber 2)ung fcinauäfü&renb.
2luf befragen erfährt ber gürft, baß er in bem betriebfamen
&mbnrirt& ben spaftor beS Orte§ öor fi$ $at. 2113 ber gürft bem
©eelen^irten eine folä)e 93efd)äftigung toertoeift, beflagt fiä) biefer,
baß er um be3 lieben Grotes nnden ba$u gelungen fei, tooburä)
fl<§ ber gürft bewogen finbet, ba3 Spfarretnfommen um ein Sauer*
l?ufe gu vergrößern. 3)a^er lommt e£, baß bie ^farrerfteUe toon
2l&3er3$agen f° 8«* ÖOtirt * •*)
SDa« liebe ^ommerlanb IV. ©. 88.
194. $te geborgten ßird&englod en.
Äartöig unb Sföftoto finb jmei ßträjbörfer. £>ie eine biefer
beiben ©emeinben befaß feine $ir<$englo<fen unb ^atte fid& be3bal&
einmal bie ©loden toon ber anbern geliehen. 2113 aber bie ©lotfen
*) S)ie <§>Udt ifl erfi 1727 gefloffen, bo<$ bie erjagte £&atfa$e babutefr
nod) nt$t aitfgefd&loffen.
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ju bcr beftimmten 3^ jurütfgebra^t nmrben, tooHten ftc
na^er überhaupt nia)t me^r jurütfbringen lajfen. S3i8 jur
©renje ging e£, bann aber fanf ber SBagen fo fe&r ein, baß e3
nidjt möglich war, i&n öon ber 6teHe ju fc&affen. 5Die ©lotfen
mußten be^lb ttrieber äurüdfgebracfet »erben, unb ba3 ging fefyc
leidet.
195. (Seer färe <5egenttnf$e §erre.*)
3n ©egentin bi Sd&lag' lämb' ete e §err, bem miefbe be Sieb'
im $)erp all be @eer bringe, be är feiner leggt tyerre. S)at paßb*
atoer be fiiere nid), ttriel $ei är ntefa)t betalb'. 213 nu be #err
ete upp't gilb rare \va$, namm ein SDaglenerSfru ne ßorf »uH
©eer u ging fcäYt $)erp, wo be §err toerre fcerbt miefb, tt>enn tyei
na §u3 famm. ©ei tär be @eer upp be 3^ wpp eine $upe u
ferr fid mit be fRecfc ätoer. 213 nu be £err anräre famm, bunn
fafelb' fe lo3 a(fe §aun, bat ätoent e @e leggt l)ett, faut mitte
£anb ungre Sftocf, fyaltf e @e rute u fär: „2111 toerre e @efe färe
©cgentinfa;e #erre." 213 be §err bia)t bi är toa3 u bat faa), ^eit
bei ftiU u fraug be gru, tt)at fe boa meif. 2troer fei tafelt me
blo3, leggt eie @e nam angre inne Äorf u feggt: „2111 toerre e @efe
färe 6egentinfa)e §erre." S)ei mauf, bat $ei na #u£ famm, u
&on bunn an fyett em fo oäre @ere äfelt, bat £ei fin Stög* feie
mel;r gäte ^ett.
Streike ber 3^ no ^ ei: -
(19G— 204).
196. 2113 bie 3^otüer tyre 6tabt bauen tt?oHten, bauten
fie juerft bie 2ftauer unb ließen ju Sporen große Söd^er barin.
£>ann fegten fie bie £l)ore ein unb ftetften fie in Ermangelung
eines ©djlojfeä mit einer SRübe ju. £)atyer netft man noa? je&t
bie 3anoloer, inbem man i&nen juruft : „3n 3anott> ftäf en£ £>oor
mit be mto tau!" $)ann bauten fie ba3 SHat^uS. 2113 fie nun
ba3 £olj t)om Gollenberg in bie ©tabt brauten, tonnten jie bi*
langen halfen nid)t bura) ba3 Xfyox befommen, weil fie biefetben
in bie breite trugen. S)a fab einer, toie ein Sperling, ber in
*) SWir mitgeteilt tu (Sarjin bei ^totp.
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einem üftauerloch fein SReft baute, ben Stto^alm, ben er eben
htnjutrug, bcr Sänge nach hineinjog, — unb nun matten bie
3anon>er e3 ebenfo. SKnbere erzählen, eine $rähe $abc ihnen $u*
gerufen: „Sangft, langft!" S)e^alb fagt man in bcr Umgcgenb
noch jefct: „Sangft, langft! fagte bie ürä^e ju ben äanotoem."
197. 2113 ba*3 9totfy&au§ fertig fear, bemerken bie 3anotoer
ju intern ©Breden, ba& baffelbe ganj bunfel toar. 3)0$ ging aber
nid):, benn ber Sftath fonnte boä) nicht im 3)unfeln feine ©jungen
abgalten. ütfton rieth hin unb her. nrie £iä)t ju befd)affen fei. 3Jcan
&erfu$te in einer 3ttulbe Sicht hereinzutragen, aber e£ gelang nicht
£)a bemerfte eine« Slbenbä ber 93ürgermei[ter ben 2Ronb im 8run*
neu unb fä}neH lieg er bie Sftat^errn jufammenfommen, bamit
fie ben 2Ronb herausholten unb bamit ihr bunflea 3tathhau$ er*
leuchteten. (Sine Stange tuurbe über ben SBrunnen gelegt, baran
hängte ftdj ber SBürgermeifter, bie SRat^^errn foflten immer einer
bem anbern an bie güfje faffen, unb ber legte foUte ben 3Jlonb
greifen. Site fie nun alle hingen, tourbe bem Sürgermeifter bie
Saft ju fc^toer unb er rief ben Stothsherm ju, fte follten ftch nur
gut f efthalten, er toolle fich in bie £änbe fpuefen. Äaum aber
that er ba$, ba lagen fie auch f$on im Brunnen.
198. GS& gelang ihnen gtuar, aus bem ^Brunnen herauSjufommen,
aber Sicht hatten fie noch nicht. 2)a hörten fte einmal, bog man
in Göllin „ginftre" unb „3)äre" (genftern unb Spüren) hätte,
unb ber hohe SRath befäjlog, auch n)eld)e anschaffen. 2lm nächften
3Korgen tourbe ein SKann abgefapidft, ber fie holen follte. Um bie
beiben Söorte nicht ju toergejfcn, fprach er fortmährenb laut toor
fich hin: „gm(tre, $är! ginftre, SDär!" 2>a plöfelich ftolperte er
über einen ©tem, unb toeg toaren fie. £ro& alles ©u<hen3 fonnte
er fie nicht nneberftnben; er lief beöhalb nach 3 a noto jurücf, um
fich einen ©paten ju holen, unb nun grub unb grub er, inbem
er babei fagte: „£ier henno ieft üerloare, hier mutt ieft toebber*
feife." (Schon mar e3 ganj bunfel getoorben, ba fam ein 9Jtonn
oorbei, ber fragte ihn, toaS er benn ba im gtnftern mache, ©o*
balb er baS 2Bort hörte, eilte er fpornftreichS nach <5Min, um
feinen Auftrag aufzuführen.
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199. 9ta$bem ber Sürgermeifter unb ad;t $lat1)$tyxzeti ge*
wählt worben waren, fam ber 9toth jur erften ©ifcung jufammen.
Um jtch ju überzeugen, ob berfelbe ooßjählig fei, zählte ber Bürger*
meifter bei fid^ anfangenb: „3* &in c ^t, tWei, bret, oeir, fief,
feß, fäwen, acht." <£S mußte alfo einer festen, unb ba eS ihm
boer) fo oorfam, als ob (ie alle ba Wären, fo zählte er nod) ein*
mal unb zum britten 9JtoL 2lber eS tarnen immer nur acht h^auS.
5Da trieb ber ©emeinbehtrte mit ben Äühen vorbei, ber half ihnen
aus ber Verlegenheit.
200. Rubere erzählen, fiebert 3anower gärten einmal in ihrem
Sorban gebabet. 2lls fie fid) angefleibet hatten, a&^lte einer nad),
ob aud) alle ba Wären. (Sr adelte aber ebenfo ttne ber Bürger*
metfter unb belam ba^er nur fechS herauf, darüber großes klagen
unb 3ammem. ®nblidj fam ein 2ßanberer beS SßegeS baher, ber
fragte fie, Was ihnen fehlte, €>ie fagten, fie Wären ihrer fteben
gemefen, einer müßte alfo im SBache ertrunfen fein. S)er SBanberer
rieth ihnen nun, ihre 3Rafen in ben ©anb ju ftecten unb bie Söcher
nachzählen. ®a fanb eS ftd) benn, baß fie wirtlich fieben Waren,
unb freubig festen fie nad) £aufe jurüdt.
201. $te folgenbe ©efd)id)te erjagt ba« (iebe Sßommerlanb
(TT. 6. 20). Vor bem SHathhaufe in 3anow ftanb einft eine ßinbe,
Welche ihre 3 tt>e ^9 e auSbehnte, baß eS allmählich in einigen ßim*
mern ganj buntel würbe. S)er Sftath befdjloß beShalb, bie Sinbe
ZU oertaufen. Unter berfelben würbe bie Slultton abgehalten, wo«
ju fid) auch ein auswärtiger guhrmann einfanb, Welver bort grabe
hielt. SDiefer bot eifrig mit, erftanb bie ßinbe unb bezahlte fie,
ließ aber ben SBaum ruhig fteben- 2llS eS im nächften Frühjahr
im SRathhaufe wieber finfter warb, forfd)te man nadh, Wer benn
eigentlid) bie Sinbe gefauft habe unb Weshalb fie nicht abgehauen
fei. SllS man ermittelte, baß ein auswärtiger guhrmann ber ©igen*
thümer fei, erhielten bie SftathSbiener gemefienen SBefehl, genau Sicht
ZU geben, Wenn ber guhrmann Wieber burd) Sanom fäme unb
ihn fogleid) auf baS föathhauS zu bringen. $ieS gefd)ah. SJton
fteOte nun ben guhrmann ernftlid) zur föebe, warum er bie Sinbe
noch nicht fortgenommen habe, tiefer erwiberte, er halte auf feiner
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Steife immer in 3<mow SRittag, $abe ftetä feinen Stoßen unter bie
&tnbe gefahren unb -bort feine Sßferbe gefuttert, toeil fte fo fronen
Statten bort hätten; beätyalb fyxfo er fia; aud) ben prächtigen
S3aum gefauft. $afc bie Stnbe abgehauen »erben fotte, batoon fei
ni<$t$ belannt gemalt toorben, unb er fr*be aua; gar feine Sufl
baju, ba er bann feinen föattigen pafc verlieren mürbe. $abei
blieb er fur& unb bünbig. SRun mar guter Sftatb fe^r treuer, benn
man $atte gar ni$t an ben gatt gebaut, bafj jemanb ben 8aum
laufen fönnte, um tyn fte^en $u laffen. 3ßad) toielen unb langen
Sßer^anblungen laufte man enblid^ um tyotyen sprete bem gu^rmann
bie £inbe mieber ab, um fie abbauen ju laffen unb bem Sftat^aufe
)8iä)t au fajaffen.
202. (Sinft tom ein gürft na<$ Sanom, unb bie Sanomer
bef<$loffen, i&n feterlid; gu empfangen. Unter bem (Mäute ber
®lo<ien fottte er feinen ©tnjug galten, unb eine üttufiffapette fottte
t>om 9tat$au$t^urm bie 9totionalbtymne fielen. (53 galt nun junäcfyft,
bie SRufil 311 bekommen, aber o totfy ! e3 war in ßanoxo meber ein SJlufif *
inftrument nod) ein 3Jluftfdnt aufzutreiben« ©nblid) entbedte man bei
bem Äüfter be£ Drteä ein alteSßlaöter, unb ber SRaty befd>lo&, baflelbe
auf ben 9tat^au£t$urm ju fajaffen, naa)bem fi$ ber ßüfter nadj üielem
3ureben bereit erflärt §atte, bie 2Jtufi! $u maa>n. £)o$ maren
nodj anbere Vorbereitungen nötyig. $)ie £au3befifcer mottten au$
tum bem dürften bemerft fein, unb fo fanb ein 33orf<$lag be3
SöürgermeifterS Setfatt, ber bafyin ging, ba§ ein jeber §au3beji|jer
ftd) dot feinem §aufe aufftetten fottte, um ifyn Ijerum feine ga*
milienange^örigen unb fonftigen Snquilinen. SKber toie fottte ber
gürft nun miffen, toer grabe ber §au3beftfcer märe? ©er^ürger*
meifler fa;lug beätyalb üor, bafe jeber £au3befi(jer ftä; auf einen
ersten ©tanbpunft ftetten foffe, um bem prften fogleidj
aufzufallen. 93on Steuern jerbrad) man fidj bie Äötfe barüber,
toie biefer erböte ©tanbpunft b^ufteflen fei, bis man enblid)
ba^in überemtam, oor ben Käufern grofje ©anbfywfen auffahren
ju laffen unb barauf ftebenb ben gttrfien §u empfangen. ®od)
ba£ lieg ft<$ fo fd^nett nid)t bemerfftettigen, unb man faty fidj f<$liefc
lid) genötigt, ftatt be§ 6anbe3 grofje SDung^aufen fcor bie Käufer
ju bringen; man meinte, bie mürbe ber gürft nufct fe&en, ba fie
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ja bön ben Umftefcenben üerbedt »ürbeu. Stugerbem tyatte ber
©ürgermetfter angeorbnet, baf* bie §auSbefifcer eS bei ber &e*
grüjjung fo machen foHten roie er. SRun fam ber gürfl S)ie
©locfen ertönten unb baS fllataer fpicltc bie SRattonalfyjmne; am
Eingänge ber ©tabt würbe ber gürft üom SBürgermeifter, ber auf
einem $>ungfymfen ftanb, empfangen unb begrüßt; bod; tiefer
fyitte baS Unglücf, bei einer Verbeugung auszugleiten unb mit ber
9tofe ben ersten ©tanbpunft ju berühren. $>ie £auSbeft|cr
glaubten aber, baS gehöre mit jur SBegrüfjung, unb fo oft ber gürft
bei einem tiorbeifam, maä)te biefer eine fo tiefe Verbeugung, bafc
er ebenfalls mit ber 5Rafc ben Raufen berührte. S)er gürft aber
50g erfreut üon bannen.
203. ©mrnal Ratten bie 3^otoer einen gering in ben See
gefe|t, als fie aber fpäter ben 6ee abliegen, fear ber gering Der*
fttjtounben, unb nur ein grofjer 2lal fanb fid> in bemfelben. SDer
$atte ben gering aufgefreffen unb foßte nun bafür beftraft »er*
ben. 5Ra<$ langem Ueberlegen fagte ein Banomer, er $alte baS
(Srfaufen für bie fa)tuerfie XobeSftrafe, ba er felbft einmal beinahe
ertrunfen fei unb SobeSangft auSgeftanben &abe. @r fd)lug beS*
tyalb t)or, bett 2lal ju erfäufen, unb fein Sftaty tourbe benn aua;
ausgeführt.
204. 3m £erbfte follen ftd) äße gliegen in Qanoto auf bem
SDlarfte tterfammeln, fco fie »erfauft »erben; bann finb fie mit
einem SM üeria)munben.
205. 5Der ^eilige Berg bei $ollno».
5Bci $oHnon> liegt ber beilige SBerg. (Sr $at feinen SRamert
toon einer Capelle,*) bie auf tym geftanben. grüner fear auf bie*
fem SBerge aud) eine Quelle, bie jeben feilte, ber aus ü)r tranf*
Sange ßett behielt fie biefe SBunberlraft ; als aber einft eine grau
ü)re Iranle 3^ c 9 e barauS tränfte, berfiegte fie unb fltof} fpäter
nie toieber. — 3n früherer 3 e ^ 1 bem ^eiligen Verg nadj
bem Sa?loffe in ^oflnoro ein unterirbtfdjer ®ang geführt &aben,
ber aber jefct jerfaHen ift.
*) »gt. $annde, fy>mmerfö« Sftjjeii, 6. 43.
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$>ie Herren r»on $oben>tU in ©rangen,
(206—207.)
206. ©rangen ift ba$ ©tamnu)au$ betet üon $ßobetoil&«
©iner t>on biefen Herren mar ein ro^er, gottlofer 2Renf<$, bem
ni<$tö ^eiltg toax. (Sinft tourbe i&m tum einem alten 3^9 eunets
toetbe fein na&eä (£nbe angefiinbtgt, toenn er nify toon feinem
f$änbHd)en Seben&oanbel ablaffen würbe. $a er fe&r abergläu*
bifd) toar, fo biclt er biefe Sßrop^ejeiung für nxü;r unb rief au3;
„2$ bin ein fo üerborbener 3Kenfcb, bafj t$ nid}t feiig roerben
!ann ; foHte e3 aber bod) fein, fo nrirb an meinem ©rabe ein 3 e i*
d)en gefd)e£en, bamit bie 5Rad)n)elt ftetyt, bafj felbft ber gröfete
Sünber r»ou ©Ott angenommen nrirb." SBalb barauf ftorb er.
ÜRaä) feinem £obe n>ud)3 auf feinem ©rabe ein SBaum grabe
burdj ba$ $>ad) ber $trd)e. $)erfelbe ttmrbe einmal abgehauen,
aber er tou<$3 jum feiten 9Ral bur<$ ba3 5Urd>nbad), unb fo
ift er nod) jefct au fefcen.
207. yiaö) anberer ©rjäfylung ru^en in bem ©etoölbe ber
an bie $tr<$e angebauten Äapette jtuei ©rafen fcon $obeh)il3.
S)iefe fotten bei ßebjetten fe^r roo^lt^ätig getuefen fein, ©o bau*
ten fte in ©rangen ein 2lrmcn&au3 mit 12 (Stuben, toon benen
bie legte jum SBetfaal eingerttfctet mürbe. 2)aju ftifteten fie einen
gonb, oon beffen Qin^n bie Dteparaturfoften fotoo^l ber Capelle
aU auö) beS Slrmenfyaufeä nod) fyeute bestritten roerben. $ef
Saum (eine S3irfe) fte^t in einer ©de, roo Äird> unb SBegräbnifj*
fapefle jufammenftofjen unb ift aus einer ©palte an ber Äapefie
berr»orgeroad)fen ; man fd)lie§t barauS, ba& bie beiben Jerxen ju
©naben angenommen finb.
SD ie 9M$le bei üue^boto,
(208—209.)
208. 3»ifd)en QueSboro unb ©d)latoe liegt ein 3Roor, in
welkem früher grabe in ber Sflitte eine 2ftü$le ftanb. lieber bie
Wlifylt ging ber Söeg toon üueäboto na<§ 6d)laroe. $en 9Beg
burd)'3 Sftoor tyatte ber ÜUtülIer in Orbnung gu galten. $)a ba&
aber fe&r fdjroierig toar, fo oerbanb er fid) mit bem Teufel unb
toerfyrad) u;m feine ©eele, toenn er ü)m in einer !Jta$t t»or bem
*
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£a$nenträ§ einen ©teinbamm bur<§ baS SRoor baue. &er$ööfe
ging barauf ein. 3n ber fommenben Sftad&t arbeitete er mit feinen
©efeEen |o gewaltig, baß bem SRüUer bo<$ Slngft um fein ©eelen-
$eil würbe. <£r $atte bie Arbeit für unmögli<$ gehalten, ba bie
Sänge beS ®ammeS über 3 Kilometer betrug. Aber balb na$
SJUtternad&t war ber S)amm fd&on big auf etwa 100 ©dritte fer*
tig, unb wä^renb ber Mer betete unb wmfelte, fd&rüt' bie 2te
beit immer f^neUer toorwärfS. ©<§on fam wieber eine große
gra<$t Steine unb ©anb, was baju beftimmt war, ein fe$r tiefes,
fd&roarjeS 2o$, in bem baS Söaffer glei$ einem f<$ Wdrjen
Sßferbe wogte unb emporfod&te, auszufüllen, ba fräste in
einem na^en ®ebüf$ ein $atyn, unb als bie $ä$ne beS 3ttüller3
baS Nörten, fingen fie aud& ju fräßen an. 3)en #a$n im ©ebüf$
Ijatte eine grau am £age toorljer auf bem 2öege jur ©tabt »er«
lören, unb als er baS ©eräuf<$ ber Arbeit fcörte, erwarte er unb
fräste. AIS ber S3öfe nun fab, baß er bie SBette toerloren fcotte,
Warf er bie legte gra$t ©teilte ni$t in baS unergrünblicfye
2öafferlo<$, fonbern eine ©trede batoon auf ben $)amm. 3fa><$
heutigen Flages finb ©anb unb (Steine gu fe^en, ebenfo baS SBajfer*
loa), bie 3Hü$le aber ift fcerfd&wunben.
209. 9to<$ einer anbern @r$a$lung $atte ber 3JtöHer bem
Teufel feinen ©o&n toerforoc^en; als er aber fa£, wie fd&nell bie
Arbeit t>on ©tatten ging, jog er ein $aar Seber^ofen an, ftecft*
einen Qofyn in einen ©ad unb giug in bie SNä&e beS Arbeitsortes}
bann fd^lug er mit ber §anb auf bie Seber^ofen, baß eS etil
©eräufcfc gab, als f<$lüge ein §a&n, ber ftdfj jum ßrctyen bereit
madjt, mit ben glügeln. Als ber £a^n im ©ad bas &flrte, fing
er au# an &u fräßen, unb ber £eufel fcatte oerloren. ©päter fott
er mit bem Mütter einen $aft ba^in abgesoffen $aben, baß er
ben erften befäme, ber über ben Stamm ginge, unb nun jagte
man eine alte ©au über ben $)amm. 3)iefe na^m ber S&ufel
in feiner SButb &odf) in bie £uft unb warf fie bann üon öben in
ba£ unergrünblidje 2öajferlod&. — ©o erjctylte ein Sauer, ber
aus jener ©egenb ftammte.
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— 100 —
210. 2)er ©$loßbetg bei Stangen«
Steiften granjen unb Styptit befinbet fich ein Serg, melier
ber ©cbloßberg genannt wirb, toeil bort früher ein ©<hloß gejton*
ben haben fofl. Oben auf bem Serge befinbet fich eine große,
leffelförmige Sertiefung, unb um biefelbe ^erum führt ein 2Beg.
2luf btefemSBege geht t>on3«t jn3 c tt «in großer, fchmatjer
§unb mit einer golbenen Äette am $alfe. Siele fieute
motten ihn gefehen haben, fogar in ber UebermittagSftunbe. 2ludj
fott man bort eine ©Düffel unb ein gaß mit Söetn gefunben
haben. Son bem ©einfaß, fo erjähft man, mar ba$ $ol$ uoH>
ftanbtg oerfault unb um ben SBein befanb fich eine bicfe £aut.
211. 2)er breibeinige #afe in granjen.
$>a8 &orf granjen brannte fcor mehreren Sauren ab. 3n
ber bamaligen Qtxt foUen auf mehreren Sauerböfen breibeinige
§afen herumgelaufen fein. SefonberS oft fott fi<h ein fol$er auf
bem £ofe be$ Sauern 3i haben fehen Iaffeit. ©ern fütterte er
bie Sßferbe, unb wenn ihnen auch niemanb ftutter oorgelegt hatte,
fo fraßen fte boch fortroährenb. £äuftg hatten fte reine ©rbfen
in ber Grippe, obgleich 9t gar feine gebaut hatte, ©ogar am
fetten 3Äittag lief ber £afe auf bem #ofe umber. Einmal maren
bie ßne$te am 3lbenb nach 11 Uhr auf ber ©traße unb trieben
ihre Gottheiten ; ba fam ber breibeinige $afe in ihre 9lfyt. @iuer
fcon ben Äned^ten rief ihm ju: „9H$te SDtch unb mach 3H<h
groß." £)a mürbe ber #afe noch größer als ber Unecht, unb bie
Änechte machten fleh fchleunigft aus bem ©taube. Oft ift au£
bem £afen auch ein ßerl ohne ßopf geworben.
212. SBermölfe in 5Ri|ltn.
3Bie anbermärte, fo mürben auch fo 9ttfclin früher bie 5ßfcrbc
gehütet unb blieben be£ Stacht« braußen. $a !amen bemt öfter
bie SBÖlfc unb biffen fie. 2lm metften Stefpeft Ratten bie Birten
aber oor ben SBerroölfen. Sefonberä loaren e3 brei, jroei Söölfe
unb eine alte 2Bölftn. S)ie beiben 2öölfe jagten ju unb bie 2öölfm
biß. $er eine t>on ben SBölfen mar ber Äitecht eines Sauern.
@inc3 SageS lag biefer Änecht auf ber Ofenban! unb fchlief. ®a
fam ber ©obn be$ Sauem, noch ein ßnabe, unb rief ben Sater:
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„@ie$ nur, Sater, toa& unfer Sodann für einen raupen, langen
unb fc^tüarjen 6$toan$ \)<\L" S)em $ne<$t toaren namli$ an
einer ©teile bie $ofen $erriffen unb ba ftetfte toon bem 2öolf&
f^roanj ein (Snbe heraus. 2118 ber Sauer ba3 fa$, $olte er f<$neH
ein Seil unb ein ©temmeifen unb im 9tu ftemmte er ben 2Mf8*
föroanj ab. $er &ne<$t ertoa<$te, fyrang auf unb rig bem Sauern
bie fämmtli$en Äleiber bom Seibe. Staunt $atte aber bie 2Mf$«
natur be3 Äne<$te3 aufgehört unb er toar feinem #erm leben««
lang für biefe $#at banlbar.
213. 5Der 3Raffotofee bei $eefc*)
3n ber üRä$e öon fßeeft liegt ein 6ee, toelc^er ber ÜDtaffoto«
fee genannt toirb; an feinem Ufer foH eine Sftaubritterburg, mit
tarnen fDlaffott?, geftanben fyxben, auf ber ein £erjog Sogtölab (?)
gekauft $at unb bie fpäter jerftört toorben ifi 2öo je^t ba$ SBaffer
fäaumt, foHen früher bie Sänbereien be3 ^er^ogS gelegen ^aben.
*) 3«pn, SRfiflenttal&er Hmt, im ©fofcu« 1885, 9h. 11, 6. 169.
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. 214. $er Äird)t$urm in Gummelsburg.
$8on Gummelsburg toel<beS, tute Gafcebu^r unb ©<§roelbein,
na<$ bem SolfSglauben in ber $unbetürfet liegt, fagte man, bog
bie $rebfe*) ben Ätrdtfburm abgefrejfen ^ätten r jebo$ ift für bie
bortige ßträ)e bereits feit mehreren S^^en ein neuer ßird&t&urm
erbaut ftorben,
©$roibt, bie ©ebeutnna, ber $pmmerfä)en ©täbtenamen.
215. $ie ©lotfeu im ® abebufd)fee.
2luf bem SßoUadSberge, am Sßege }n>if$en SSalboto unb
SPuppenborf, fott früher eine fatbolifa> $irä)e geftanben baben, bie
fpater nieberbrannte. Sßä^renb beS SBranbeS flogen bie beiben
©lotfen in ben unterhalb beS SBergeS gelegenen ©abcbufd)fee.
2We Dftermorgen ramen fic aus ber SHefe ans Ufer. (Sin bort
oorüberfabrenber Sauer, ber fie juerft fab, tooHte fie ibrer frühes
ren SBeftimmung nnebergeben. (5r griff beSbalb naä) ber größeren,
aber in bemfelben 2lugeubli<f fanfen beibe jurüd in bie SCtefe, unb
eine grimme erfa)ott aus bem SSajfer: „2Ser baS Äleine oer*
aaltet, wirb bes ©rp&en nie §err!" einige 3abre fpäter fanb ein
anberer Sauer bie beiben ©lotfen am Ufer. S)a i&m bie vorige
*) SJon ben SWrenbergern fogt man, ber Strebs Ijabe itjnen bie ®tabt-
tjjauer abgefrejfen. %n ber ©ttbfeite be9 <See«, etwa 10 Minuten toon ber
^tafrt iji ein ffiafTerfaflen, in beffen SKitte ein $fat)l fle&t, nnb an biefesi foll
t>et ffreb« mit einer «fernen Stette anaefötoffen fein.
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©ef<$t<$te befatmt fear, tyaföte er juerft nad) ber Heineren, rocld^e
er au$ erhielt, toährenb bie größere toerfanf unb feitbem nie tote*
ber gefeiert tourbe. SHe gerettete fleine ©lodfe, 9tamen3 2lnna,
hängt nod) fcute im Kird&thurme ju Söalboh). Offenbar fehr alt,
ohne 3nfd)rtft unb mehrfach befä;äbigt, ift fte t>or einigen Sauren
in Söütoto umgegoffen toorben. ©in etnfaa>3, eifernd ©a)ilb
mit ber 3nfä)rift: „anno 1412" ift am Sailen neben bec ©locfe
befeftigt.
216. 2>er SKahrt.
&er ©ohn beä SMflerä Dorath in Söalboto tourbe lange toom
2Äahrt geritten. $a§ S)tng tourbe fchliefjlid) fo breift, bafj eS jtä)
förmig melbete, fo ba& ber ©eplagte an ber ©timme eine ihm
toohlbefannte grauenSperfon erfannte. ©päter begegnete er ihr
einmal jufäflig auf bem Söege &on ©aben nad; SBalboto. @r bat
fie, ihn ntä)t roetter ju quälen, anbernfaflä würbe er fte beim
nä<$ften 3 u f ammc ^reffen ohne Erbarmen nieberf<htefcen. ©ie »er«
fptadh e3, unb er hatte feitbem SRuhe.
217. 2)er ©puf in Sßuppenborf.
2luf einem £au§boben in ^uppenborf fd<efen jwei SHenft*
mäb^en. ©leid; in ber erften 9ta$t tourbe ba3 Sett unter ihnen
emporgehoben, unb bie eine, beren Sater erft oor Kurjem gefror*
ben toar, rief: „Sater, toenn S)u e$ bift, bann melbe S)ich, i<$
toitt feine Slngft ^aben, wenn £)u mid) au<h au§ bem Sett toirffr."
$)o<h ber ©eift melbete fid) nicht. S)a fprangen beibe auf unb
eilten bie treppe hinunter; fie erjagten bem dauern, toa$ paf jtrt
fei, ber aber erflärte ba3 ©an^e für Unftnn unb fabelte bie beiben
9Jcabchen toieber ju Seite. Kaum Ratten fte fleh Eingelegt, ba
begann bie Settftefle bon SReuem ju madfein, unb ber Sauer war
genötigt, bie 3JMb$en in ber ©tube f^lafen ju laffen. 3Rit
£ageäanbrud) ftieg ba3 eine ber beiben 3Jläbd)en in ben Heller,
um Kartoffeln ju holen, aber faum war fie unten, ba fauften ü)r
au$ allen (Scfen bie Knollen entgegen; e£ ^alf nichts, ba§ fte
fortlief unb &u ihrem ©dju&e bie anbere 2Jtagb unb bie £ocr)ter
be$ Sauern herbeiholte, fie tourbe auch iefct mit Kartoffeln bom*
barbirt. Salb barauf ging fie in ben ßolaftaH, unb hier toarf
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e$ mit £ol$!loben hinter ü;r tyer. So ging es tägü$ fort,
allenthalben tmtrbe.fie toon bem unfi^tbaren geinbe verfolgt, fo
ba§ iticmanb me$r mit tyr in einem Limmer fd)lafen tooHte. ©ie
©efc&td&te toarb rud&bar unb follte unterfudjt »erben. SllleS
flrömte §u bem Sauer unb alle Nörten ba3 ©epolter, aber nie*
manb fonnte fagen, too^er eS !äme. SJtan meinte, baS ÜMbd?en
fclbft tfyätc es, aber eS rumorte au<$ weiter, als man baS Sftäbs
<$en an $änben unb Süßen gebunben tyatte. 60 ging es tner
2Bo<§cn tyinburdjj. Selbft bie Semü^ungen eines jiibifd&en Äaufs
mannS, ber baS ©efaenft fortbeten unb ttertoeifen toollte, ttxiren
erfolglos. 9a mürbe baS 3JMbd&en enbltd& entlaffen, unb baS
ganje £au$ fcotte nun Xufc
218. ©emiefen.
3ti früherer 3eit, als uodjj bie £etbeigenf<$aft beftanb, lebte
in (Setoiefen (plattbeutf<$ ©fies) ein ©beimann, ber unüer^eirat^et
mar. SOßoHten bie jungen 9Räb<$en fi$ t>er$eiratyen, fo mußten
fie erft ju ü;m ge^en, um fi<$ einen ©rlaubnifjfdfjein ju tyolen;
ben gab er aber m$t e$er, als bis er ft<$ t>on tyrer 93rau$bar*
!eit überzeugt fyxtte. 2llS er alt getoorben mar, fdjrieb er in baS
Sitteft, meld&eS er ben 2TCäbd&en auSjuftettcn tyatte, nur baS eine
Söort: „©eroiefen", unb baöon &at baS $orf bann fpäter
feinen -Warnen befommen.
219. $)er #ü§nerberg bei ©r. 9ieefc.
9ti$t foeit öon ©r. Sfteefc liegt ber £itbnerberg, an beffen
guße fid& ein fleiner See bepubet. SSon biefem <2ee unb bem
SBerge toirb golgenbeS berichtet : ©in unverheirateter QägerSmamt
faty einft bei feinem Sftunbgange bur$ ben SBalb eine Sungfrau
fidjj im See baben. Qn bem ©lauben, baß eS ein 9Jtöbd&en aus
bem SDorfe fei, f$lt$ er ftd& leife heran unb nahm ihr bie ßlei*
ber mit bem §embe fort. SllS bie Jungfrau baS fah, verließ fie
baS 5Ba(fer unb eilte bem Säger nach, ben fie bat, ihr bie ßlei*
ber, ober bo<h menigftenS baS £embe jurüd^ugeben. $odh ber
Säger ließ fich nicht erbitten. $a erjählte fie ihm, baß fie eine
ücrtoünfchte $rin§efftn fei unb ohne baS geraubte ßembe ni$t
jurüeffehren lönne. Scfct aber wollte ber Säger baS ^embe erft
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rea)t nidjt fcerauSgeben, unb bic Sungfrau toar nun genötigt, tym
in baä 3äger&äu3ä)en ju folgen, too feine 3Äutter bie #au3$afc
tung führte. $er Säger fd^Iog baä £embe fofort in ben Äaften,
beffen €>d?lüffel er beftänbig bei ftä) trug, ©o tonnte bie 3 un 8*
frau nun niä)t me&r entrinnen, unb naä) einiger fyit willigte fie
fogar ein, bie ©attin be§ jungen 3äg cr 3 $u Werben. Einige Qa^re
fpäter — e3 waren fd&on einige Äinber au$ biefer <5&e ent=
forojfen — ging ber Säger einmal fort, fcatte aber ben 6ä)liiffel
$u £aufe jurüdgelajfen. 2113 bie junge grau ba3 bemerfte, brang
fie mit Sitten unb ßiebfofungen fo lange in tyre ©äjwtegermutter,
big biefe ben Äaften öffnete unb tyr ba8 £emb jeigte; benn bie
t>ertPünf<$te ^rinjeffin fonnte felbft bie $nu)e nia)t öffnen. %m
9lu fcatte fie ba£ £embe ergriffen unb übergeworfen, unb bann
toar fie fpurloä toerfd&wunben. Site ber Säger $eimfe&rte, erjä^lte
tym bie ERutter, Wag vorgefallen mar. <5r fa)alt jwar, maä)te
fi<$ aber gleiä) auf, um feine grau ju fuä>n. <£r fam auf ben
Auerberg unb lieft fu$ in bie auf bem ©ipfel beftnbliä)e Deff*
nung hinunter. Salb langte er vor bem unterirbifa>n ©ä;loffe
an, toela)eg von einem fyofyen unb ftarfen eifernen ©itter umgeben
war, unb vor beffen verfdjloffenem £#or ein gr oft er, fä)Wars
$er #unb lag. Sin feinem #alfe tytng ein befäjriebeneS Rapier,
Weld&eS bie 2lnroeifung erhielt, wie ber 3äg* r ungefä&rbet in bog
©<$lo& gelangen fönne. Salb ftanb er vor ber ^rinjeffin, bie tyn
^erjlid^ begrufete unb i&m ein ©lag SB ein reidjte, aug bem er
fi$ Äraft §ur Ueberwinbung ber ü)m bevorftefcenben ferneren 2lr*
beit trinlen foHte ; benn um 2Ritteraad>t werbe ber Söfe tommen,
um tyn aus bem 6$loffe §u vertreiben unb i&re (Srlöfung ju
Vereiteln. — Sßorin bie Aufgabe beftanb, Wufjte bie @rjä$lerta/
eine alte grau in SBuffefen bei Sütow, niä)t me$r anjugebeu.
2><x$ gelang bie (Möfung, unb ber 3äger erhielt, nad)bem ba*
Bäjlob auf bie ©rbe gerüelt war, feine geliebte grau wteber.
220. Quelle bei ©r. föeefc.
Sei ©r. SKeefc liegt ein fy^er Serg, an beffen 3u§ früher
ein fe$r ftarfer Quellbrunnen geWefen iß. S^ben borgen fä)wamm
auf bemfelben eine weiße ©ans, unb mit jebem £age wua)g
bie Sßaffermcnge fo fe$r,. bafj bie ßeute Sfaflft fcatten, ber ganje
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Ort tmlrbe fiberf$toemmt werben. Äluge ßeute gaben beSfaft
ben Sftath, man fottc ein ßinb hineinwerfen. 2)a3 gefd)ah, unb
baä Söaffer fanf. — 2tnbere erjä^len, man ^abe eine toeifce
©ans hineingeworfen, unb baä Sßaffer fei in golge bejfen ge«
funfen.
221. 2)er ©teinlreU bei 2Benbifä>$ubbiger.
•Jttd)t weit t>on 2öenbifd>$ubbiger, bid)t an ber Sanbftrafie,
fah man no$ im britten gahrjehnt biefeä 3ahrhunbert$ elf grofce
©teine — erratifd)e Slöcfe — in einem Äreife öon ca. 2 Ruthen
2)ur<$meffer ; mitten im Greife lag ein größerer ©tein, neben bie*
fem ein Heinere?. 3)ie ©tetne in ber Kreislinie waren in gleicher
Entfernung »on einanber gefegt, unb ber ÄreiS bilbete eine rieh*
tige mathematifd)e gigur. $iefe ©tätte, ohne $(o?\fel eine alte
flatrifd)e Dpferftätte, fear toon jeher unbeacfert unb unbenufct geblie*
ben, unb nur bem ©d)äfer, ber bort feine ©d)afe hütete, bienten
bie ©teine jum ©i|en. £eute ftnb fie »erfa)wunben unb bie
gläche wirb beadert. $)ie ©teine foHen toerwünfdjte 3Renfd)en
gewefen fein. 3n Sßubbiger unb Umgegenb, fo erjählte man,
herrfd)te ju Wenbifd)er 3 c ü c ^ n ÄnäS, ber f)axt unb graufam
war, bie Sauern fd)ütbete unb ihnen Saften auferlegte, bie fie JU*
legt nid)t mehr tragen fonnten. Setäulommen war ihm nid^t,
benn feine Äned)te unb £unbe fd)üfcten ü)n, unb e3 blieb ben
Säuern nur ein Littel, fid) mit bem fchwarjen ® Ott gegen
ben ^rannen ju fcerbünben. ©ie riefen ben ©ort an unb biefer
citirte bie 12 dlteften unb angefe^enften Säuern in einer ©ommer«
nad)t auf eine ©teile im SBalbe, um tytc mit ihnen ben Vertrag
$u fd)lte(3en. S)ie Sauern erfd)ienen unb ftettten fid) im Greife
auf, ber ©d)ulj in ihrer 2JHtte, unb neben ü)m ftanb ber f<§toar$e
©Ott unb hörte ü)re Sitte an. ©ie »erlangten Sefeitigung be3
graufamen ©runbherrn, unb ber fd)warje ©ott oerfyrad) ihnen
Erfüllung biefer Sitte, Wenn fte fid) ihm §u eigen ergäben. $)te3
würbe i^m jugefagt, bod) unter ber Sebtngung, bafj oor bem
$ahnenfd)rei ber %\)xann entfernt unb fie baoon unterrichtet
wären. 2öcu)renb ber ©chwarje fid) nun burd) bie ßuft baoon
machte, festen fid) bie Sauern im Äreife tyn unb beriefen, wie
fte ben Söfen M »erben fönnten. ©ie befchloffen, bie £cü)ne im
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$)orf jum Äraren ju bringen, unb ben fötoarjen ©Ott, toenn er
jurücffäme, mit Sobgefängen auf ben toeifeen, guten ©Ott ju
empfangen, benn biefer fei ber obetfte ©Ott, bem alles untertfym
fei. einer ber dauern eilt naa) £aufe unb trägt feiner grau
auf, ben §a$n jum Ärä&en ju bringen, unb faum ift er lieber
an feinen $lafc jurüdfgefefyrt, ba fräßen f$on bie §ätyne im £)orf.
Unterbeffen $atte ber fd&toarje ©Ott ben #nä£ umgebrad)t, unb
fä)on toar er bem Greife natye, als er bie $cü)ne fräßen unb bie
Sauern einen Sobgefang auf ben guten ©ort anftimmen fyörte.
@r £atte verloren unb nmt$f<$naubenb fufcr er um ben ÄreiS
$erum, berührte bie Sauern mit ber 2Bünf$elrut$e unb ber*
toanbelte iie in Steine, ebenfo ben Sd&uljen in ü;rer SWitte. 35oä) "
aud) i&n r-erttanbelte ber gute ©Ott in einen Stein, neben bem
Sd)uljen flur^te er nieber.
madf einer föriftlid&en SKitt^eilung beö penitonirten ©ürgerraeifter« £errn
©affen&aflen in Ee&a.
222. Sftann o^ne Äopf.
(Sin 9Jlamt aus Sartin ging früher oft nad) einem benams
hattm $)orfe, um bort Harten ju fpielen. SKIS er eines 2lbenb3
na<$ 11 U&r nad) §aufe gurüdfe^rte, gefeilte ft$ im SBalbe eine
große ©eftolt o^ne Äopf ju ü)m. 3)em 9Jtonne ttmrbe fe&r angft,
fo bafj ü;m ber Sd)wet& aus aßen ©liebern brad). (Snblid) tarn
er an einen ßreujtoeg; ba blieb bie ©eftalt flehen, unb eS er^ob
fi<$ ein furd)tbareS ©efaufe in ber Suft, fo bafj ber SDlann glaubte,
ber SÖalb ftärge über tym jufammen. (Sine Stimme aber rief tym
&u : „Stäben fann id) ®ir jioar nid)t, aber ängftigen toitt id)
$id) gehörig." Seitbem ift ber Sftann nid)t toieber jum Äarten*
fpielen gegangen.
223. 2)er f$tt>ar§e Srunnen.
Söenn man oon ßulfoh) nad) Sartin ge^t, fie^t man, ettoaS
jenfeitS ber $älfte, jur redeten §anb, ein 3ttoor. Qn bemfelben be«
finbet ftd) ber fogenannte fdjtoarje Srunnen (fd)toart Sorn), ein tiefes
SBafferloä), toon ft)eld)em folgenbe Sage getyt : 3tt)ifd)en öcr ^ ars
tiner unb ber Stolper Äird)engemeinbe toar einmal Streit über
bie Äir^englotfen ausgebrochen. @S follten nun bie ©lotfen &on
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bem einen Orte jum anbern gehabt »erben; aber als fte bt*
jum fä)mar$en Brunnen gefommen toaren, ba fingen fie plöfelic^
an jn läuten, fanfen t>om Sßagen herunter unb üerfd)toanben in
bet $iefe beS 93runnen3. Sin allen großen geften aber lommen
fie beS 9tad)tS aus ber £iefe unb Hingen. Birten unb aud) an»
bere ßeute tooHen fte öfter gehört fytben. 2lud) erjä^lt man, baß
ju getoiffen 3^en eine 5hitfä> mit 4 Sßferben aus bem SBaffer*
loa) frerauslomme.
224. <Die Unt erirbifd)en.
<5tn 6d)äfer treibt einmal mit feinen ©ä)afen burd) einen
#o§lföeg, in bem fid) eine (Srbfpalte beftnbet einem 9M
fte^t er §tt>et Keine Äinber mit rot ^n 2M|en oor ber $eerbe
ge^en, bie fid) mit ben Rauben gefaßt fcaben unb beren ßöpfe
faum über bie 6a?afe reid)en. @r ging fcinju, als er aber nad)
»orn tarn, toaren fie t-erfd)tt)unben. @r $at beS&alb geglaubt, baß
eS toela)e toon ben Unterirbifd>n getoefen finb.
225. SBom ©elbluttern.
Qn einem S)orf im 9htmmelSburgifd)en wirb einmal gebralt.
Sitte finb beim SBadofen unb Reifen, nur eine grau ift jurüdge«
blieben, um baS Slbenbbrob ju bereiten. 2öie fte nun geuer an*
mad)en tottt, fe$lt tyr baS geuerjeug. $a fte^t fte braußen ein
geuer brennen, fte läuft $in unb fcolt bie 6d)ürje tooU ßo&len ;
als fte fte jebod) auf ben £erb toerfen toiU, finb fie erlofd>n,
toorauf fte fte hinter bie Xffix bei ben S3efen toirft -Rod)
jtoeimal läuft fte fctn, aber immer ge^t eS i&r ebenfo. 2HS
fie am 3Jtorgen bie ©tube ausfegen tmtt, finb bie Äofclen §u ©olb
geworben.
6treid)e ber £)arfiIon>er.*)
(226—243.)
226. 2HS ber alte 6d)ul§e in fcarfifoto geftorben toar, Oers
blieb fein 6ofcn £anS im 2lmte beS SBaterS, um ber ©emeinbe
*) Da« 2>orf ifl wegen ber ©treibe feiner ©cao^net betü^tigt unb tyeißt
bee^alb nodf» jefct im SBolf«munbe „buutme SDoarW Die beiben ^lattbeut*
föen ©tücfe »utben mitgeteilt bom ©eminorifien Shmoto au« töeinfelb.
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mit 9toth unb Styat beijuflehen. Sebermann mußte ft<$ fehler
2lnorbmmg fügen. Slam etwas toor, fo liefe $anS bie Seute ju
einer Sefpredjuug jufammenfommen. Sonntag ober gefttag mar
bann, menn £anS bie rothe £ofe an hatte.
227. <$inft f$Ia$teten bie Sarftfomer ein ©äjmein. 9a fte
baS SBurftmaa^en niajt oerftanben, matten fte aus bem ganzen
£)arm beS Stieres nur eine SBurft. 95eim Äoa)en berfelben famen
fie aber in Sgroße Verlegenheit, benn obgleiä) fte ben größten
ßejfel, ber ftd) im ©orfe oorfanb, herbeiholten, mar bie SBurft
boä) lang, um ihrer ganjen Sänge na<$ in bemfelben ^ßlaß
ftnben. ®ie mußten fia; meber ju ratzen no$ ju Reifen.
$a plö|lt<h hörten ^ ^ ntcr f x ^ baS ®efa)rei eines ©änfericbs,
unb ber $lügfte t>on ihnen rief: „§ört nur, smiefa<h fottenmir
bie Söurft in ben Mel thun!" ®er föath beS <Weri<hS mürbe
alfo befolgt, man bradjte bie SBurft in eine gemunbene £age unb
föchte fte. 2113 fie gar mar, lamen bie Säuern in neue Verlegen*
heit, benn alle Verfudje, bie Sßurft ju theilen, erliefen fi<h als
unpraftifd). @nbli<$ fam ©djuljen §anS auf einen guten ®e*
banfen: Seber Sauer mu§te bie 2Burft, an bem einen @nbe an«
fangenb, breimal um ber $alS micfeln unb bann bura^betßen; baS
a&gebiffeue <3tücf gehörte ihm. ©o ging eS fort, unb jeber be*
fam feinen Sintbert.
228. 3n $)arftfom oerftarb ber 6a)neibermeifter unb bte
©emehtbe fam in große Verlegenheit, benn fte mußten nitt)t, mos
her fte einen neuen nehmen fottten. @ineS £ageS lam ©djul^en
§anS Dom gelbe, rief feine Sefümmerten jufammen unb ei^ä^lte
ihnen t>oH greuben, baß er einen neuen Sdjneiber müßte. 6oglet$
mürbe angefpannt, unb £anS fuhr mit ben Sauern naa; bem
Sippfebannfee, mo er ihnen einen großen ÄrebS mit feinen ©chee=
ren geigte. 3)er ÄrebS mürbe ins $orf gebraut unb als £)orf=
fä)netbermeifter angeftellt; bann holte man ein ©tü<f 3 eu 9/ f^fetc
ben ÄrebS barauf unb fchnitt, mie er froä). $>ie ©d)neiberei moflte
aber feinem gefallen, unb als baS ganje 6tü<f 3 CU 9 oerborben
mar, maren fie über ben 6$neiber fo erjürnt, baß fte etnfttmmig
betroffen, ihn §u töbten. $aS Urteil lautete: „Verfa^en*"
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Slber ni$t in feiner £eimat&, bem ßippfebannfee, fottte er erfäuft
Serben, fonbern in einer Sorffu&le. Qx mürbe gebunben unb auf
einem &a$n na<$ ber be§eiä)neten ©teile im -ättoor gebraut; bort
würben tym bie geffeln abgenommen, unb auf £anfen3 SBefe^l
Würbe er tn3 2Baf[er geworfen. ®ie dauern aber ftanben ant
Sftanbe ber Sorffu&Ie unb erwarteten feinen Sob. 211$ er nun in
feinem gewohnten Clement mit bem ©ä)wan$e Hatzte, ba riefen
fie $o$erfreut au8: „©efct, wie bitter ift ber £ob!" darauf fufc
ren fie nad) §aufe unb oeranftalteten ein SBegräbmfjma^l.
229. 3)er ©ä)äfer in £)atftfoW wollte ©a^uljen Srine £eu
ratyen, aber ^an§ wollte e$ niä)t kiben. Gr lieg bie SBauern
jufammenfommen, unb man befä)lofj, ben ©ä)äfer &u erfäufen.
tiefer würbe nun in eine Sonne gefperrt, in beren ©oben ein
Soä) gebohrt War, unb fort ging'3 mit ü)m ins SKoor. Site fie
ma}t mefjr weit öom 3Jloor Waren, rief bie Älapper jum SRittag ;
beä^alb fetyrten bie SBauern um unb ließen bie Sonne mit bem
©$äfer auf bem SBerge fte&en. S)a fam ber ©ä)äfer aus Sßobe*
WtlS^aufen, unb aU er työrte, baß ber $)arfifower ©ä)äfer in ber
Sonne fei, fragte er, Wa£ er oerbrod;en tyätte. S)er SDarfifoioer
fagte, er foHe ©$uljen Srine ^eirat^en unb wolle niä)t, unb be^
$alb wollten ü;n bie dauern erfäufen. $er au3 ^obewil^^aufen
erwibert baraufi „Sa& mtdj in bie dornte, iö) werb' ©$ul$en
Srine fceiratyen!" <§r lägt ftä) nun in bie Sonne fperren unb
ber $)arftfower ©<$äfer mac&t fia) batoon. 9tad) bem -Dlittageffen
famen bie SBauern wieber, um ben ©ä)äfer $u erfäufen, ber aber
f dbteit: „3$ Will gern ©ä)ut$en Srtn fyeirat^en." $>o<$ bie
dauern würben baburä) nur no$ bö[er gemalt unb warfen i&n
tn3 Söaffer. 2lm Slbenb fam tyr ©ä)äfer, ben fie erfäuft ju f)a*
ben glaubten, mit feiner beerbe in3 £>orf, unb alle matten grojje
2lugen unb fragten ü;n, Wie er ju ben oielen ©<$afen gefommen
fei @r fagte ben Säuern oor, er fyätte fie aus bem 3Jloor ge*
tyolt. 2lm anbem Sage trieb er bie ©ä)afe ans Sftoor, unb jwar
oon ber ©onnenfeite $er, unb bie SBauern glaubten bie ©ä)afe
auf bem SBaffer ge&en $u fe^en. ®a fragte #an£ ben ©<§äfer,
auf weld)e SBeife er bie ©ä)afe au« bem Söaffer befommen &ätte,
unb ber ma$t bem £an$ Weife, er fcätte fie öom ©runbe herauf*
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(je^olt, fic fönten ftd) aua) nur auf ben ©runb $erablaffen, bann
fönnten fie fta) auä) Welche herausholen; aber baS SSaffer fei fefcr
tief, unb beSfyilb müßten fie einer bem anbern an bie güfje
faffen. §anS toar fofort bereit, er forang hinein, unb als baS
SSaffer über i$m jufammenfa)lug unb er anfing §u blubbern, ba
rief ber ©djäfer: „9Ju hat er ben Älotfenhammel!" $>ie Säuern
forangen naä) unb ertranfen alle. 3)aS 3Äoor aber Reifet no$
bis auf ben heutigen £ag baS ©a)äfermoor.
230. 3m ©arten beS Säuern 9fti? ftanb an einem Keinen
Dümpel eine Sßeibe, bie ftä) über baS SOBaffer gelernt hatte. $anS
rief bie ©emeinbe jufammen unb fragte, toaS wohl ber SBetbe
festen möäjte. £)ie einftimmige 2tntn>ort tt)ar: „<5ie hat $urft"
£anfen leistete baS ein, unb er fc&lug t>or, ben Saum trinlen
ju laffen. $a$u motte er felbft auf ben Saum flettem, oben an
ber ©pifce anfaffen unb fia) bann herunterhängen laffen; bann
foHte immer einer bem anbern an bie güfje faffen, bis ber legte
auf ber (Srbe ftänbe. ©o gefä;ah eS auä). 2lber ba eS §anfen
§u fä)toer rourbe, wollte er fia) in bie Jpänbe fpufen. 3Jftt einem
ÜJlal tagen fie alle auf ber (Srbe unb nun fonnten fie ü)re güße
nia)t mieber aus einanber finben. 2öie fie fie aber boa) fa)iief$üa)
fanben, ift befannt.
231. (SineS 6onntagS gingen bie $)arfifotoer Sauern naä)
Serfin in ben ßrug. 2luf bem SRücfroege famen fie an ein gelb
glaa)S, ber grabe in ootter Slüthe ftanb. @S würbe Sftath gehak
ten, was baS wohl fein mö$te. #anS fagte: „$ieS ift baS blaue
DJieer, tyev fönnen wir ma?t buräjgehen, wir müffen burä)fd&witm
men." @S Waren ihrer jwölf. 2llle legten fia) auf ben Saud)
unb ampelten ftä) burä) baS glad^Sfelb hittburä). 2luf ber anbern
6eite angefommen, gählt £anS: „31 bin icf, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
8, 9, 10, 11 !" (Siner fehlte alfo. 2flS fie nun im blauen aReer
na$ bem Serlorenen fugten, fam ber Äu^irt aus SßobewilShaus
fen unb fragte, was ba los wäre. £anS erflärte ihm, baß fie
burd) baS blaue Sfteer gefd&toommen wären unb baf? einer babei
ertrunfen wäre. $er £irt führte fie nun §u einem frifä)en £au*
fen ßuhbung, ba mußten fie ihre SRafen hineinftetfen, unb als §anS
nun bie Söa)er nächste, Waren eS jwölf.
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232. fönmal fam $an$ auf ben ©ebanfen, 6al§ 3U fäetu
(§& mürbe ein 6tüdt Sanb oon 10 borgen grabe oor bem iefcigen
6djul§aufe baju auäerfe&en unb mit ©alj befät 6ine3 $age3
fam ber Sutte 00m ^errfä)aftlid)en £ofe unb verirrte fu$ im ©alj*
garten. §an$, böfc barüber, rief bie ©emeinbemitglieber jufam*
men, unb man beriet^, ob ber ^unb be3 Äu^irten ober biefer
felbft ben Sutten aus bem ©arten treiben foHte- 3Wan befäjloö,
baß ber $irt felbft es tyun folle, aber bamit er nid)t ben Salj*
garten jertrampele, fofle er oon 4 3flann auf einer 3JHftberge
hineingetragen werben. ©0 gefa>u).e3 benn au<$. 2)er6aljgar«*
ten ift jefct 6a)ula<fer.
233. $a$ 6ä;utyau3 in ftarfifom mußte gebebt toerben-
$a e3 aber im grityja^r an ©tro& fehlte, fottte eä bis $ur ßrnte
bleiben. üRi$t lange, naä^bem ba3 3)ad) mit bem frifä)gebrofd)e»
neu ©tro^ gebeät mar, feimten bie jurüdgebliebenen Horner, fe
baß ba$ ganje 3)aä) einem Äornfelbe gliä). @3 mürbe nun bor*
gefd)lagen, baß man ba3 ßornfelb abmäßen fottte, £an8 öber
fürchtete, e£ möd&te ein Unglüd babei gefa)e&en, unb fa)lug beS*
^alb bor, ben Sutten aufs S)adj ju jiefcn, bamit er baS Äorn
abfrejfe. tiefer Sorfajlag mürbe angenommen. 3Ran legte bem
Sutten eine Äette um ben §al£ unb jog u)n herauf. 2113 er btö
ans $)aä) gejogen mar, fte(fte er bie 3 un 9 c fcwtuS, unb oott
greuben riefen bie 3uf$auer : ,,©e$t, mie er fa)on mit ber
leeft!" man ü;n aber herunterließ, mar er tobt!
234. £an8 unb feine 9Rutter befugten einmal Sermanbte
in Älein ©anfen. 2luf bem 9lü(imege trafen fie einen SRann, ber
in einem Äorbe etmaS SerbecfteS trug. £an3 fragte, ma§ in bem
Äorbe märe, unb ber HJtonn fägte: „(Sin ÜJtau$tyunb!" $an3 be*
fam Sufl, ben -iföauSfyunb ju £aben, unb erftanb ü;n für einen
SCtyaler. 2113 er eine ©treefe gegangen mar, fiel ü)m ein, baß er
ni$t barna<$ gefragt £abe, ma£ ber 9Jtou8£unb f reffe; er fe^rte
beS^alb um unb eilte bem Serföufer naä). tiefer aber meinte,
§an8 motte feinen XfyaUx mieber fyaben, unb lief, ma3 er lau*
fen tonnte. #an3 rief: ,,©a$ frißt ber 9Hau$&unb?" unb ber
fa)rie in feiner 9lngft: „HtteSl" Span* fam jurüdt unb erjäfrft*
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— 113 —
H feiner HÄutter, „§err @ott", ruft biefe au3, „bann frißt er
audj HRenfä>n." ÜRit ber größten ©orfidjt mirb nun baS Untier
itaä) £aufe gebraut unb vorläufig in ba$ ©efängmß gefperrt.
Dann beruft §an$ eine ©erfammlung, erjä< ben Vorgang unb
räty bann, ba£ ©efängniß anjufteden unb ben 97tou£&unb gu
oerbrennen. 6eit jenem £age giebt e3 in .Darfifoto fein (Ste
fängnifj.
235. De ©iure in Doarfa)fe finge eis eie 6ä>inägel im
ripe SRoage. 21$ [ei bit Ding feige, fdjleige fei in be $mg' un
fäbe: „2Bat bat? 6o h>at fyebb toi goar niä) feie." €>ei
leipe na 4>iu3, reipe be utte ©aber§ un fäbe tau ät: „2öie tyebbe
eie nmngerlia) Ding funge; famt unb befieft juä) bat!" Dei
finge bat oof nia) un ginge na £iu£. 3^iu £albe be ©iure be
flaufe Sieb' iutm Därp, be 6$mitt, be ©d)eper un be Detter.
Dei finge bat Ding oof nid). 9Uu fäbe be junge ©iure: „2Bi
mutte 6d&ulte §afe $ale." Denn bäre I)eÜe fei fär be aller*
fleiffte im Därp. UngermägS fäb' ©djulte §a(': „Söenn if bat
Ding feity, mar if bat oof naug fenne." §ei fam, feef bat Ding
an un mauf gteot Dgen. #ei fäb', tyei fing' bat Ding nia) genau,
aber na fine üHteining' toeer bat enttoeber eie jung SBulf ober ne
utt Sftapp^enn. 9üu ging £ei oof na §iu3 un leit be ©iure
fta&e. Dei §albe fif ne lange, greote 2Sage, foarbe bat <5ä)nrins
äget na £iu$ un fa)mäte bat in ne lebbig ©<$ien. Dei ftefbe fei
an un »erbringe bat <Sa)nrinäge( un be <5a)ien< Doa laagbe fei
un fäbe: „3ftu fän nri ru^ig fa)lape."
236. m be ©iure in Doarf^fe to be 3rnt eie ga§ SÖeier
fetobe, bregbe jie bat tau <5d)ulte §afe; bei fuH boarna feie, bat
biem ©erbeilen atteä regelred&t tauging*. Dat toaS am ©inamenb.
2lm Sirtrtbag mutte be ©iure alle in be $irä) gafye, (Sie fd)uH
aber biem ga& blieroe, Äeie toutt boa blietoe, ©ä)ulte §af oof
nid). Dei ^ebb aber ne greote §unb, bäre bingbe fei anne £appe*
2te niu ftemb' Sieb* oärbi feime, muH be £unb fei biete. §ä reet
be $app« iut, un all bat ©eicr leip iut un mauf ne greote
®rah>e, bei foart no<$ tyet be ©eiergran)' nennt.
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237. $on anbcrn toirb bic ©efd?idjte anber« erjä^lt. 211«
6$ul$en dritte ^odjgeit ma<$te, blieb £an« ju §aufe, um na$
Drbnung ju fe&en. Sein #unb fd&nüffelte in ber #üä)e unu)er,
unb tpcil £an« glaubte, er fönne ftä) bei ben traten maä>n,
banb er ü;n in ber Cammer an ben Ärafcn eine« Söierfaffe«.
Slber ber £unb reißt ben Ära^n au«, unb ba« SSier läuft in bie
Cammer, bann auf bie 6tra§e unb nadj bem StDpfebannfee unb
reißt einen tiefen ©raben au«, ber nod) jefct SBiergraben $eißt.
Um Cammer uub 6tube toieber troden ju maä)en, na$m #an«
ein $aar ©äffe mit Wltfjl unb ftreute Äammer unb ©tube ba*
mit au«.
238. (Sine« Sage« !ommt $an« t>om gelbe. 3« ©tube
fifct in einer Sonne bie ©an« auf (Siern unb brütet. £)a fie
grabe ein SBebürfnifj bat, fagt fie in ber Sonne: „Sott, tott!"
£an« gebietet tyr tftube, aber bie ©an« fümmert ftd) ro$t barum;
ba nimmt er ba« Seil unb $aut tyr ben Äopf ab. 2lu3 Slngß
bor ber SKutter &erfrie<$t er fiä) in eine Styeertonne, unb bann,
»eil er jid) fax niä)t »obl füllte, in eine gebertonne; julefct
ttrirft er bie tobte ©an« au« iljrer Sonne &erau« unb fefct fia)
auf bie ©änfeeier. (Sr toiH nun feine Butter glauben mad&en, er
fei eine ©an« getoorben, benn auf äße«, mag fie i&n fragt, ani*
»ortet er nur in ber ©änfefpraä>: „Sott, tott!"
239. Einmal fu^r #an« naä) ©tolp jum 2öoä>nmarft.
«ort fab er einen Söagen mit ftürbiffen fielen. ,,2öa« ift baS?"
fragt £an«, ,,®a« fmb ^ferbeeier," toirb ü;m geantwortet 2Bei*
ter toirb #an« belehrt, er muffe fid) auf einen $o£en iöerg bege*
ben unb auf ba« (Si fe|en, unb naä) 4 2Bo<$en »erbe ba« güQen
au«frie$en. SU« &an« fä)on längere &it auf bem @t gefeffen,
roill er e« um!ebren, nrie auä) bie ©an« bie @ier umle^rt; babei
war er aber ungefä)itft, unb ba« 6i lief ben 8erg herunter unb
fä)lug auf einen 2Baä)bolberftraua), hinter bem ein £afe fafj.
(Srföretft lief biefer ba&on, unb #an« eilte hinter ü)m $er unb
rief: „£if<$, $if<$! £if<$, (if$! Äennft £)u benn Steine 3Äutter
niä)t?" #an« glaubte, er fcätte ba« pflen au«gefeffen.
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— 115 —
240. 6 Pütjen §an$ brauste ©elb uitb fagte ju feiner
Sötutter : ,,3d) toerbe eine ßu§ nad) ^Briefen jum SWarft bringen/'
S)ie 9Äutter mar bamit ctoerftanben unb gab £anfen bie ße^re,
bie Rvfi) md)t an einen folgen ju Verläufen, ber toiet rebe, benn
baä feien alle« fd)led)te §anbel$leute. £an3 lam na<$ ^Briefen,
unb menn ein Ääufer fam unb fragte: „Sßieüiel foll bie
loften?" fo fagte £an3: ,,©e$, $u mirft bie $u$ nid^t laufen,
S)u rebeft ju toiel." $>abei blieb er. 93eim $Rad)$aufetretben traf
er am 2Bege nad) ©lobbom ein Äreuj, moran ein Heiner 3unge
genagelt mar. #an3 fragte: „2ßiHft ®u bie Äu$ laufen?" (Sr
erhielt leine Sintmort. „$)u bift ein vernünftiger Äerl, $)u foUft
bie Jtul? fyaben," fagte £an$. darauf binbet er bie an ben
Pa^l unb ge&t nad) &aufe, inbem er fagt: „Sonntag »erbe idj
ba« ©elb abholen." Site bie 3tod)barin ben ^an§ o$ne
lommen fa&, fragte fie: „Söiemel fcaft 2>u für bie ßufc belom*
tnen?" „*Ren redeten Sdjät," fagt $an3. 9tun lommt er &ur
SOfcutter, ber fagt er, er fyabe 50 S^aler belommen unb Sonntag
fotte er baä ©elb abholen. 2lm Sonntag <ge^t $an$ ju feinem
Käufer unb fagte: „3a&l ©elb!" (Sc erhält aber leine Antwort.
£>a pacft er ben $fa&l unb fagt : „Sieb' bod) I" $a$ Äreui mar
aber unten abgefault unb ftür&te um. $an3 ma<$te gtofje 2lugen,
als ber Ääufer i§m bie 50 S^aler rid)tig auSja^lte, unb frttylid)
ging er feine« SSegeS. (@r fanb baä ©elb in bem am Äreuje
(S$rifht*ftttb) befeftigten ßaften.)
241. $er SluSbrud „ein re^ter Sd)ftt" foU ba^er lommen.
Raufen« Butter &atte lein Sieb unb mußte fid) toon tyrer SRad)*
barin ein« borgen, menn fie Äorn fieben wollte. 2)er SRa^barut
mürbe bie« mit ber 3eit über unb fie fagte: galtet (Sud) euren
Sd)ät allein !" $a laufte Raufen« SDlutter felbft ein Sieb unb
fagte: »Sa* ift man red)t gut, nun $aben mir bod) unfern Sd)ät
allein."
242. $an£ ging auf bie #eirat§, na^m ftd) aber einen
§etra$3öermittler mit. UntermegS erteilte biefer bem $an3 3« s
ftrultion : „Söenn mir ^inlommen, giebt eä juerft (Sier, bie pulft
5Du ab, fd)neibeft fie in öier 2$eile, fteäft jebe» Stüd auf bie
8*
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— 116 —
©abel unb igt. &um 9Rittag gicbt e8 ©rbfen, bic igt Ä)u mit
bcm Söffel, unb toenn $)u anhalten foEft, tpcrbc i<$ $)ir auf bcn
ftufi treten." $enn #an3 toar au<$ ein SBielfreffer. @te t*t*
fpäteten aber unb famen erft furj üor SWtttag an; beäfjalb bela*
tnen fie fein jroeiteS grityftücf me&r. 3 um SWittag gab e$ ©rfe
fen. #an3 nimmt eine (Srbfe aus ber ©djüffel, pult fie ab, fd&net«
bet fte in toier (Stüde, ftetft jebea auf bte ©abel unb i&t. 211$
er mit einer (Srbfe fertig toar, trat itym ber §unb unter bcm
%tfä) auf ben gufj, unb #an3 toar niä)t ju betoegen, noä) me$r
$u effen. 5Ra<$mittag3 gab e3 ftatt be$ ßaffeeS ©er. #an3
nimmt ben Söffel, füCt fta) eine Portion auf ben Detter,
unb mit £ofe unb SDammS muffen bie @ier in ben Untergrunb.
243. 2lu$ foH ft<$ ber 6age nad? in ber SJfttye Don $ar*
ftfoto ein Stnbtourm aufgehalten ^aben. 2>ie 33etoo£ner be$
$)orfe£ sogen lütcber^olt mit ©enfen, Heugabeln unb Siebten be*
toaffnet in ba3 SRoor jtoifä)en S>arji!oto unb SftebbieS, too ba$
Ungeheuer fiä) getoötynliä) auffielt, um e$ ju tobten; fobalb fie
beffelben jebo<§ anftä)tig tourben, friegten fie Slngft unb liefen
ba&on. (Snblia) fott e3 6d)ul$en ßanfen gelungen fein, baä Un*
t&ier iu befömpfen unb ju Verbrennen.
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117 —
VI. £xtx* $u6fii
244. Der 9tame fcon Sublifc.
6d)mtbt, bte SBebeutung bcr pommerfä)en ©täbtenamen, er*
toä$nt eine Deutung be3 SRamenS, bie er toegen tyrer 28foftö&tg*
feit ni^t mitteilt, dagegen ergä^tte eine alte grau, bie aus ber
©ubli&er ©egenb flammte, Sublifc $abe in früherer Seit einem
dürften, mitkamen SBubli*) (SBubbel), gehört, unb fcon i&m fcabe
bie ©tobt ben tarnen erhalten.
245. Serge bei Sublifc.
$>er Äu$fteä)er$berg foH ba£er feinen ÜRamen fcaben,
bajj an i$m bie granjofen 1806 bie Äitye tobtgefioä)en $aben.
Sfof bem ©algenberg tear früher ber 9Uä)tyla6 unb ©algen.
2luf bem Mittersberg, bem 3afob$berg, bem großen
unb (leinen SBurgtoall tyaben früher Raubritter gekauft, bie
unter fi$ in SSerbinbung ftanben unb fiä) aud) gegenfeitig $ülfe
leisteten.
246. S)ie gamilie Saube.
SBon Simon ßobe, ber öon ben (Solbergern um 1512 tragen
©trafjenraubeS gefangen genommen unb Eingerichtet tourbe, leben
iwfr icfct 9to$tommen in Bommern. $ie Soben fotten, toie man
fiä) je^t erjä<, gürften auf ©uft getoefen fein. 5£)ie legten
Don tynen toaren jtoei SBriiber unb eine 6a)toefter. 2Bä&renb eine*
•) tum »artirtoto? fegt ffiutfttad ©. 206.
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— 118 —
Äriegeä f ollen ityct ©iiter confiScirt toorben fein, toeil fte ettvad Oer*
föulbet Ratten. $)er eine Don ben trübem ging naä) ©targarb,
too no$ jejt ein ©ä>utymaä)er Saube lebt, ber onbere tourbe ©<$uU
meißer. ©eine 3taä)tommen leben im 9htmmelSburgifä;en.
247. Untergegangene Äirä)e in föü^loto.
©ei SRü^Iott), ba8 in einer toafferarmen ©egenb liegt, befinben
ftä) jtoei Heine ^eid^e , bie ftets Söaffer galten, aua) toenn fonft
im ©ommer ba3 SBaffer aus SBrunnen unb ©räben gefä)tt>unben
ift. Sin ber ©teile beS einen £eiä)e8, ber etliä)e 100 Ouabrat*
meter umfajjt, foll in früherer geit, el;e bie Äirä)e $u ©uft ge=
baut ttmrbe, eine Äirä)e geftanben fcaben, unb noä) jefct &ört man
am Karfreitag bie ©lotfen aus ber $iefe beffelben ^eroorfltngen.
$ie SBallburg im S8irä)on)fee. ,
(248—249).
SDie SBaÜburg, aud) ba3 ©<§toebenlager genannt, liegt eine
$albe 3)teile öftlid) oon 2öurä)oto auf einer urfprüngltä)en fytfd
be$ $8irä)on)fee3. 3£r gegenüber liegt auf bem öftlidpen Ufer, etroa
eine $albe 3tteile oon ©affenburg entfernt, bie Söurtburg, ein ©ante
berg, auf tt>elä>m einft ein ©a)lo& geftanben ^at. 2lua) auf ber
SßaUburg foll früher ein ©$lofe geftanben tyaben. SSon biefen bei«
ben Burgen ttrirb folgenbe ©age erjagt.
248. @m $eibmf$er *ßriit$ oon flannfd&er Slbf unft be*
too^nte bie SBaEburg unb eine a?riftliä>, beutfä)e ^rinjeffin
bie Söurtburg. Seibe liebten fta). 2>a aber bie böfe ©tfefmutter
ber Sßrinjefftn, toeld&e biefe tyafjte, ba8 93ertyältni& niä;t bulben
tooHte, }o fa^ ftä) ber $ri% um bie ^ßrinjeffin ju fpreä)en, ge«
nötigt, be§ 3fcää)t3 burd) ben ©ee auf einem ©ä)immel $u reiten.
5£5er ©ee $at gtoifä^en ben Surgen oiele flaä)e ©teilen, too ba£
5ßferb ©runb faffen fonnte unb fo ben weiten 2öeg nur tyeiltoeife
fä^nrimmenb jurüdlegen burfte. (Sine Sampe, toel<$e bie ?ßrin$effm
auf ber Söurtburg beö SlbenbS anjünbete, jeigte bem ^rinjen ben
SBeg, toelä)en er §u nehmen fcatte. $ie ©tiefmutter, n>elä)e ba$
Sfojünben ber Sampe bemerft unb 3Serbaä)t gefd)öpft $atte, löföte
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in einer 9to$t bicfelbc tyeimlia) aus, als bcr $rin$ ben 9Htt unter-
nommen tyatte; ber£euä;te beraubt, oerfeblte er bie flauen ©teilen
im ©ee unb ertranf mit bem Sßferbe. 211$ am anbem borgen
fein Sei^nam unb bas tobte ^ßferb ton ben 2Men an ba3 Ufer
bet SBurtburg geworfen würben, ftürjte ftä) bie ^rinjeffin in ben
©ee unb ertranf gleiäjfalte.
SMe ©teile im ©ee, roo ber $rinj ertrunfen ift, friert feiten
ju unb wenn e$ gefd&ie&t, fo entfielt fogleia) ein 9ftß in bem <5ife,
xotltyv bon ber SBallburg bis naä) ber SBurtburg ge$t unb ben
28ea, anzeigt, ben ber $rinj genommen ^atte; im ©ommer be*
jeid^net ein geller ©treifen in bem ©ee biefen SBeg.*)
©alt. ©tubten 25. ©. 32.
249. 9to$ einer anberen (Sr^lung mißbilligte ber SSater
beS beutfä)en gräulehtö felbft bie Siebe feiner £o$ter ju bem
bitter auf ber SBallburg; bod) n>ar e3 ber Sßtnb, ber ba£ ßidjt
ausblies; ber Stüter oerfeblte bie gu^rt, oernricfelte fi$ in bem
©etoirre ber ©ä)Ungpflan$en unb ertranf. 2ll£ ba£ graulein bie
£ei<$e am Ufer fanb, toarf fie fiä; über ben ©eliebten unb gab
ben ©eift auf. S)er Vater ©erließ bie SBurtburg, b. b- bie ©äffen*
bürg; too&in er ftä) getoenbet ^attc, erfuhr niemanb. SDie Vurg
Serftel, unb bie Angehörigen berfelben ftebelten ftä) am Ufer beS
©ee« an unb grünbeten baS heutige ©affenburg.
250. ®er ©$afc im Äöterberg.
Von bem großen ßöterberge bei ©affenburg erjffl< man, baß
bort in einer Vertiefung, bem fog. ßeffel, ein ©djafc »ergraben
liege, toel^er in ber 3o§anni3naä)t gehoben toerben fömte. SBeim
§eben barf aber fein 2Bort geft>roä)en loerben, fonft uerfötoinbet
ber ©ä)afc.
251. <Die SJlaränen im großen ööljigfee.
2In ben betoalbeten Ufern beS großen SBöljigfeeS, auf ber gelb*
*) 2>er <8runb biefer gu&rt ifl ttttfjer äaHmergcl, welker bem Xßaffer
bie «Deife gaibe fliebt
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tnarf be* bübfäen ©uteS JH. 2&ittfelbe, er&ob fi<$ cinft ftol§ imb
grofj bcr ©ifc eines polmfa?en ©taroften, um beffen bilbfdjöne
%Q$ttt, ber „©tern Don $olen" genannt, greier in unabfebbaren
©paaren marben. Unter tbnen mar ein ftattlia>r 3Jtonn, ber aber
einen Derunftalteten gufe fyatte, meSbalb ifym bie junge Sßolin, uns
geartet aller feiner fonftigen 33orjüge, einen Äorb gab. 3)ennoä)
moflte berfelbe burebauä jum 3^ gelangen unb Derfuä)te bieg
bureb eine SBette, bei ber er barauf baute, ba& i£r Sßater als ein
getnfebmeefer unb £ecfermaul allgemein befannt mar. Sei einem
fa)melgerifcben ©aftma^l fa)lug er bem ©taroften bie $robe Dor,
toela> ßücbe ba$ f$ma<Qaftefte ©eridjt liefern lönne. Sil« $rei3
mürbe t>on ber einen ©eite bie £anb ber£o$ter, von ber anbern
fein ganjeS, brüben überm SBaffer liegenbeä S3efi^um feftgeftellt.
$>iefer greier mar aber ber £eufet felbft, ber angelocft Don ben
Sfteijen be£ frönen 3Jtenfcbenfinbe£ fyier meilte unb unerfannt gar
arg fein Sßefen trieb. 3n ber na'cbften $laü)t 50g er mmnaa) einem
fernen ©ee — DieHeictyt in ©aDopen, unb fyoltt ftä) Don bort
Sötoranen. 2luf ber weiten Steife mar jeboeb fein gifajbeutel bur<$*
gefa>uert, unb fo fielen, als er grabe über ben Sölgigfee flog, eine
3ftenge Waranen beraub unb in ba§ fa)öne, flare Söaffer. Slufjer*
bem §atte ber Teufel aua? noeb ein anbereS Unglücf; ber gef<$itfte
$o$, auf ben er fia) bei ber SBette Derlaffen, mar nämlia), feine Stbs
toefenbeit bcnufcenb, gefloben, unb fo blieb ü)m nun nichts roeitet
übrig, al3biegifa)e felbft ju bereiten. 2Benn aua) in Dielen anbern,
fo mar ber 93öfe boä) nidjt in berßodjfunft febr bemanbert; ftatt
bie 2Jtoränen baber ju braten ober ju räubern, foebte er eine
feineSmegS moblfa)mec!enbe ©peife barauS. $>er ©taroft mar
inbeffen Don feinen £euten beffer bebient, benn gleia) am nä^flen
borgen fing fein gifajer einige Don ben Derlorenen SJtoränen,
melä)e fo ^bereitet unb geräuchert mürben, baf? bem betrogenen
Teufel feine eigenen gifa> als ba§ belifatefte ©eria^t ber SBelt
Dorgefefct merben tonnten.
$)er arme Teufel batte feine SBette alfoöerloren; umfiebaber
bafür ju rächen, flog er hinunter jur §öHe unb bolte einen gemaltigen
©aef Doli ©teine berauf, um bamit ben SBöIjigfee gu Derfa)ütten.
Siber aua) bieg foUte i$m nia)t gelingen, benn in feiner £aft jer«
uigitizeo uy
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ttfc bet Sad, unb bic ©teine fielen in buntem fftegen über bie ganje
©egenb. 3n fltögter 2But£ fluttete er ben ganjen SReft avß bem
ßatf über fein Verlorenes SBefifctyum unb vertoanbelte no<$ baju
alle frönen Apfelbäume beffelben in SBilblinge mit ungenießbaren
grüßten*), toovon bieg am meiften mit Steinen gefegnete ©ut no$
bis auf ben heutigen &ag ben tarnen £ößenriefe trägt. £ie übrig»
gebliebenen Waranen vermehrten fiä) im^ölgigfee unb verpflanzen
fid& bura) gKiffe unb 93äd)e aua) in bie übrigen ©een ber Um*
flegenb.
Kotfegarten 1864. ©. 671. (<£. »ufj, bie ARarSnen).
*) Wölfen, b. §öltf«n, üu$ Sitten, §iltfen.
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VII. £tets go$ft!t.
2)er £eufel3bamm im ßüptorofee.
(252—253).
252. 3n unmittelbarer W&fp be3 @ute£ $onin er&ob ft<$
in alter 3ett bic Surg eineä SHitter^. Seine öeftfcungen lagen
tyeilS auf biefer, tyeite auf jener Seite be£ SüptotofeeS, unb um
Don ber einen jur anbem ju gelangen, muffte er ftetö ben befd)tt>ers
lidjen ttmtoeg um ben ganzen <5ee machen. Sine Ueberfa^rt toar
toegen ber fielen Untiefen, bie fid) grabe an biefer Stelle be§ See§
befanben, ebenfalls fe&r befdjioerlid), ja faft unmöglid). SRun ge«
fä)a& e§ einmal in einem najfen grü^a^r, ba| bem bitter bei ber
ga&rt um ben ©ee bie gu^rtoerfe in ben aufgeteilten unb auf*
getriebenen SEBegen ftefen blieben unb mehrere *ßferbe fid) babei fo
toerlefcten, baß fic getöbtet »erben mußten. Stergerlid) über biefen
Sßerluft rief ber Stüter au3: ,,3d) möd)te meine Seele barum ge=
ben, toenn id) ftatt biefeä Umtoegeä einen näheren, befferen mitten
burd) ben See &aben fönnte." Äaum fcatte er ba$ 2Bort gefpro*
d)en, fo [teilte fü$ aud) fd)on SReifter Uriel ein. ,,3d) ne^me SDü$
beim SBorte," fprad) er; „toenn £)u mir ®etne Seele üerfd)reibjt,
fo toill id) ®ir bte §um £a$nenfd)rei ben gen>ünfd)ten 2Beg fd)af*
fen." 3n feinem 2lerger nabm ber bitter ben $Borfd)lag an, unb
fobalb e$ 9toä)t nmrbe, fpannte ftd) ber Teufel in bie ßarre unb
begann fein SBerf. Stber ba3 Sd)t<ffal mattete ü)m boc^ einen
Stria) burd) bie 9ted)nung. (Sine alte grau tooHte am näd)ften
£age junge ^ü^ner auf bem SDtorft ju (SMin Verläufen, unb um
rechtzeitig einzutreffen, mad)te fic fid) twr %age3grauen auf ben
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SSeg. Site fte an bic ©teile tarn, blieb fic öertounbert über ba3
feltfame ©ä)aufpiel fielen. 5Dem Stüter mar tnbefj aua) bei feinem
£anbel gar nia)t too^l; ruhelos toäljte er fi$ auf feinem Sager
um&er unb toon Slngft gepeinigt ma$te er fia) auf ben Söeg, um
gu fe^en, tone tocit ber Xeufel mit feiner Arbeit fei ®r traf $u
berfelben 3*ü am ©ee an, wie bie alte grau. Site er ba3 Söer!
be3 Teufels f$on fo weit t>orgefa)ritten fa£, fä)lug er &or ©^red
bie $änbe über bem £opf jufammen. 6in fyeHe£ „ßilerifi" aus
bem Äorbe ber grau toar bie Antwort, — unb ©atan mußte mit
langer Sttafe rib$ie&en.*)
253. Slnbere ergäben: ©in #irte mußte mit feiner beerbe
immer um ben ßnptofofee jur SBetbe treiben. S8oll Slerger barüber
rief er einmal au$: „SBenn boä) ein Teufel ^ier moQte einen
SDamm bur$bauen!" $>a erfaßten i&m ber Teufel unbfagte: „3$
tüifl $ir ben $amm bauen, toenn S)u mein eigen fein toittft"
$)er £trt toar baju bereit, menn ber Stamm toor bem erften §a§nen*
f$rei beenbigt toäre. $)er Teufel maä)te fidt) an bie Arbeit unb
toar faft mit berfelben fertig, ate tyn ber §irt burä) eine Sift um
ben ber^eigenen Äo^n braute. (5r üerfteefte ft$ mit feiner grau
hinter einem ©traud)e am ©ee, unb inbem bie grau in bie #anbe
flatfa;te, a^mte ber Wann ben £a$nenf<$rö na$. 3)er Teufel
ließ fid) täufa)en unb maajte fia) aus bem ©taube. — 2)a too ber
Sfcamm gebaut ift, tonn man noä) freute ben ©ee burd)n>aten.
254. ®er S)amm im 2Ranotof<$en ©ee.
S)iefer $)amm, ber niä)t ganj über ben ©ee gefrt, fott baburd;
entftanben fein, baß ein $err mit bem Teufel eine SBette einging,
er roolle fein eigen fein, toemt ber Teufel öor bem erflen ^afrnen«
fc&rei einen $amm bura) ben ©ee baue. Site ber Teufel balb
fertig fear, befam ber #err Slngft; ein altes Söeib gab ü;m ben
Sfcatfr, in bie #änbe ju Ilatfa;en unb ju fräßen, ©o tourbe ber
Teufel um feinen £ofrn betrogen.
•) Cor bem Xeufeftbamtn frat »or 3etten t»a$rf$ctnK$ eine ©urg je*
fianben, benn im 3af)re 1870 bat man bort &erf$iebene Ueberrefie toon ©auli^-
leitest, fotDte SRüngen unb aUertpmli$e ©erä'tljijd&aften aufgefunben. 2>ie ©age
unb biefe 92oH| tourben mir bon bem ©eminariften Steimel aus 2)drfentin (am
2üpU»fee) aud ber 2)örfentmer ©c$uI($ronif mitgeteilt.
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255. £)er Äobolb in 3ud)en.
3n Sutyn fott ftd) toor nid)t langer 3eit ein äobolb gezeigt
^aben. SlbenbS pflegte et burd) bie £uft ju jte&en, einen langen,
feurigen ©trafcl hinter fia) laffenb. &ute, meldte tyn bann fa&en,
tiefen i§m btStoetlen „§alf $art!" nad), morauf er tynen bie £älfte
beS (Selbes, baS er bei ftd) führte, jutuarf. 2öurben tym bie Beute
aber ju aufbrmgltd), fo bewarf er fte bermafjen mit Unrats bafj
fte i^re Leiber »ergraben mußten, ©einen 2öofmft$ fcotte er in
einem Sauer&ofc SDfamdjmal fott er, ein ® olbfäppd)eu auf
bem Äopfe, bie girft ber 6d)eune entlang gegangen fein. 23ei
3fau$t ^atte er mitunter im Sadofen ein £eHeS geuer, fobalb man
aber ^injufam, bemerke man nia)ts. ©etoö&nlia) erhielt er täglid)
eine ©d)ale 2Äila). 2llS t&m eines £ageS ber Änea)t bie 3)tild)
ausgetrunken $atte, $örte man tyn toor bem £aufe laut nad) feiner
3JUIa) rufen, (£r ging aud) nid)t efyer, als bis tym eine neue
Sportion toerabfolgt toorben mar. S)er ßned)t aber befam 4n ber
Sbuntel^eit eine fo berbe Ohrfeige toon unftd)tbarer §anb, ba& feine
SBade nod) lange batoon jeugen fonnte. 2US einft ber 2MIer beS
Drtes fpät am Slbenb nad) ber etmaS abgelegenen 2Rm)le ge^en
tooOte, erfd)ien plö|ltd) ber ilobolb unb fteUte fia) tym in ben SBeg.
$er 3MIer ge&t nad; ber anberen ©eite, mieber ift ber ßoboto
ba, unb es bleibt bem SDtonn fa)lte&lia) nid)ts meiter übrig, als
ins $orf jurüd^ufe^ren unb bort ju übernachten.
256. S)er gefpenftif^e ßu^fütteret.
SSor mehreren befag ein #err, ber fetyr iä^jornig mar,
6d)lo& unb @ut &u<f)tn. $er ßu^fütteter batte ftd) einmal einer
f leinen Veruntreuung fd)ulbig gemad)t, unb ber£err prügelte tyn
bermafjen burd), baß er furje $iit barauf toerftorb. $er ©djulje
beS DrteS, toon toielen ©eiten baju aufgeforbert, mad)te fid) mit
einer anbern Sferfon auf ben 2Beg nad) ©öslin, um toon bem 58or*
fall 2tn$eige ju mad)en. 2Hs beibe auf bem (Gollenberg roaren,
erfd)ten i^nen plöfclid) ber Äm)fütterer in feiner getoö£nlid)en Älei*
bung unb $atte bie §dnbe über ber S3ruft gefaltet. SllS fie neben
ber @rfd)etnung maren, toerfd)n>anb fte. Salb barauf maä)te eine
neue ©efpenftergefa)ta)te t>iel toon ftd) reben. 5Jtan &atte nämli$
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im flinber$tmmer be$ ©d)loffe$ ein (Silagen an bie genfterfc|ei&ert
gehört, ba3 t>on £ag ju %clq ftdrfer würbe. $er Seftfcer geriet^
fc&Iiefelid; in SBeforgntfj unb liefe oor bem ©a)loffe 2Bad)en auffiel*
len. 3n ben 3tmmern waren &u gleidjer 3*it Jlnedjte pofürt Sei
Eintritt ber $un!elbeit begann ba$ ©ablagen wieber; brei furje
©a)läge folgten aufeinanber, bann eine f leine $aufe unb toiebet
brei ©d)läge, o^ne ba& irgenb etwas ju fetyen War. 2118 man einft
^eHfartoffeln gum 2lbenbbrot ^atte, würben biefe Don unftd)tbaren
«fpänben im3wttner umbergeworfen. 2)iefe dsreigniffe bewogen ben
■öeftjer, ben SjSaftor aus 3 anotD au f einige 2lbenbe nad) 3 u $ cn
rufen. 9Jton blieb in bem ^immvc, betete unb ^ielt 2faba$ten,
aber ber ©pu! trieb fein 2öefen Weiter. (Snblid) würbe ber ©<$arf«
rid&ter aus ©d)laWe nad) 3 u $<m berufen. 2)iefer na&m einen ßorb,
ging um baS #aus §erum, mit einem fyammerartigen Snftrumentc
an bie @a>foften beffelben fd;lagenb, wobei $eHe3 geuer au« ben«
felben ^eroorfam, bann brachte er ben oerbunbenen $orb einem
baju beftimmten Äneä)te. tiefer trug ben ßorb an bie ßleifter
©renje, Wo ityn ber ©d)arfrid)ter auSfdjüttete. SSCuf bie grage, Was
in bem $orb gewefen, erwiberte ber $ned;t, baS Wiffe er nu$t
aber er fei fetyr fa)Wer gewefen, unb als fie fortgegangen feien,
baue eS entfefclid) hinter tynen gebrüllt. Seute, Weld> fpäter bort
vorübergingen, wollen ein @efd)rei wie öon einem f leinen Äinbe
gehört baben. 9Jton meint aber, ba& ber Äwpfütterer all jenen
©pul getrieben babe.
257. $)ie 3ül!en im Sw^cnberge bei Samunb.
■Worböftlid) t>on Samunb war eine Keine Sln^ö^e, mannigfad)
naa) weigern ©anbe burd)wüblt %n biefen fleinen §öblen Wohnte
ein ©efajlec^t von QmtXQtn, welä)e Qüllen genannt würben, unb
ber SBerg bie& nad) tynen ber ^ülfenberg. $)tefe 3to**9 c toaren
redete 2flufterleute, unb tyre flehten 2Btrtbfd)aften waren ftet3retd>
li$ mit frifa>m 93rot unb guter 9Mdj oerforgt, wooon fie oft
armen, aber guten unb frommen Seuten in 3«t c « &x 9tot& un*
erwartet unb ungefeben mitteilten. 3b* 2Baffer fd)ö>ften fie
Wabrfa^einlid) aus einem Xeia)e, ber am Söege lag unb an einer
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©eite mit gewaltigen Steinen eingefaßt toat. — Sdjon ^eute ijl
33erg, £ei$ unb tt>o$l au$ ber üRame üerfd&tounben.*)
258. $ie £ünen bei Satemin.
»ei $Bar$mm liegt in ber eines fceicM ein Burgtoall.
25ort lägt bie ©age no$ jefrt bie §ünen bei nä$tU$er Söeile tyr
Sßefen treiben, 6$äfce anzeigen unb auSt^eilen.
»alt. ©Uibiea 1845. $eft 2. @. 3.
*) SWitflet^cilt »on $rn. &$rcr SJMow in ©uffefcn bei CWIin. Sfcrfetbe,
ein gefcorner 3amunb«, föreibt, ba§ tym btefc 6agc aat ftinet Sfoabtnjcit bc •
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VIII. £rets güfßera-görfltt.
259. S)ie ©rünbung toon Dolberg.
5Dic ©egenb, too jefct (Solberg liegt, toar, fo erjäfclt man,
einft nur 2Balb unb 9Jtoraft, too manßo&len brannte unb3agben
abhielt. 211S nun eines £ageS bie 9to<$barn ein gro&eS Sreibjagen
auf bie §afylrei$en SBölfe, bie gefd^rltd^en geinbe ifcrer beerben,
aufteilten, ftürjte einer ber §unbe auf bem &iUtnbtt$i*) in eine
$fii$e. Sin auf fein ©e^eul ^erbeietlenber 3^9 ct }°8 tyn heraus
unb bemerf te babet, als er ft<$, üon ber Arbeit erfctfct, bur<$ einen
füllen £runf aus bem Sßaffer laben toollte, an bem SBaffer, ba&
fter eine ©aljqueHe aus ber (Srbe fprubele. @r benxu)rte fein
@e$eimni&, bis ber gürft beS SanbeS tyn, ber bur<$ bie Offen«
barung beS ©rbfegenS f$on t)on ben ©öttern begnabet toar, audj
mit ber gretyeit begnabet fcatte, bie Quelle für ft$ unb feine greunbe
unb SSertoanbten auSnuften ju bürfen. 6ie bauten jufammen $üts
ten in ber 9tä$e beS ©aljbergeS unb nannten ben Ort §um ©es
bä^tnifc, bafc einft an ber ©teile, too fu$ foäter JHrd&e unb Statfc
&aus er&ob, bie SReiler ber Äo&lenbrenner gefötoätt Rattert/ flogen*
berg ober (Solberg.
Ktemann, ®ef$t<$te ber ©tobt Cotberg. @. 116.
260. $er üerfieinerte £eu$aufen.
Suf einem gelbe in ber (Solberger ©egenb fle$t ein ©tein,
ber große 3le$nli$feit mit einem ^eu^aufen befifct. 3fo ben #aus
*) 2>a« flanje Ufergebtet auf ber regten @eite ber^erfante, in besitz
bie brei neben emonber (tegenben QneUen beflnben (wenb. seloy = fatyg).
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fcn ift eine fteinejne £arte angelehnt. ©3 wirb er^lt, baß einfl
ein 33auer feiner üttagb befa&I, am ©onntage #eu aufammenju-
fefeen. $ie SDtogb, bie an biefem $age jum ^eiligen 2lbenbma&l
gelten tuotttc, bat, tyr bie Arbeit ju erlaffen, boä) tourbe ü;re SBittc
ni$t erfüllt, ©ie ging beäfyalb aufs gelb unb mad)te ftd) and
Sffierf. SCXd ber #eu£aufen aufgeriä)tet mar, legte fte tyre §arle
an benfelbcn unb fpraä): „60 möä)te iä), baß bu jum ©tetn toür*
befl !" Unb fogleiä) ging tyr Söunfa; in (Erfüllung.
261. £>er $affon>f$e Äucfutf.
Sßon ben 2)affotofä)en fagt man, fie Ratten ben Äutfud; barauf
fagen fic, baß ber <£ott>anjfä)e Steuer tynen benfelben abgelauft
£abe. $)a$u er^lt man folgenbe ©ef$i$te: 3rt Steffo» toar
früher ein ße^rer, ber nidjt bie gefekUä)en ©tunben fcielt, unb
bie ©emeinbe bef<$toß beS^alb, eine ©$u(u$r ju taufen. (Einige
meinten aber, ber Se^rer toürbe bie U&r balb ruiniren, toenn bie
©emeinbe fie laufte, unb e$ mürbe bafcer ba8 jufammengebra^te
©elb bem Se^rer übergeben, mit ber SBetfung, felbft bie ttyr ju
beforgen. Um fid) ju räd>n, faufte er eine ßuefudäu^r, — unb
üon nun an fcieß e$: „$ei $affotofä)e fcemtoe be Äucfucf!" Site
einfl ein Steuer au$ (Somanj in einem ©aftyaufe bie $affottf$en
Säuern unauSgefefct mit biefer SRebenäart beläftigte, fcerflagten
biefe ben (Eotoanjer, ber für feine SBeleibigung eine fernere ©träfe
jaulen mußte. SBenn nun bie Steuern aus S)afforo nrieber bamit
genetft tourben, fagten fie: „9tee, be (Sotuanfö Stoer $ett'n 118
affföfft," worauf e$ bann fcieß: „$>ei 2)affotofä)e fcenrtPe leine
Äutfutf!"
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129 —
262. Xauben^eim.
(Strte in ber SBelgarber ©egenb no<$ oft befpröä)ene SßerfÖn*
liä)fett ift bcr berüchtigte SEauben^eint @r mirb ftetä als ein
Grjfoifcbube gefäjitbert; meber 2lä;tfamfett no<$ ©etpalt fd^äftte bor
i&m, unb bic ftä>rften unb ftärfften 6ä;löffer fonnten ü;n nid^t
^nbem, ftä) ju bolen, mas i&m beliebte* äfaä; bie $irä;engerät$<
fä)aften maren öor ifym unb feinen ©efeUen, beren tyeruorragenb*
fter ein gemiffer % e d) getoefen fein foll, nid^t fidler. (Sinft maren
fte au$ in eine $tra)e eingebrochen, unb naa)bem fte biefelbe ge*
plünbert Ratten, ftieg £eä) auf ben SCttar unb toerunreinigte ü)n.
Sur ©träfe !onnte er aber ni$t mieber ^erunterfteigen, unb Sau*
bem>im mußte u;n burä; Slnmenbung toon Sauberei befreien; boä)
erteilte er i^m ben Scfe^l, folä>3 niä)t mieber ju tyun.
(Sinft fam £aubenfyeim aU fein gefleibeter §err ju einem
©eiftli<$en, ber jur 8etoad)ung feinet Jpaufe^ jmei große Letten*
$unbe ^atte. £auben£eim mürbe freunbliä) aufgenommen. Sdtf
feine grage, meS^alb ber $aftor jtoei fo große §unbe halte, er*
jä^lte berfelbe, baß er 300 S^aler (Mb liegen habe, ba3 fte ihm
bemaäjen fottten. SEaubenheim unterhielt ben Sßaftor aufä SSeffe.
Site aber aHe3 fd)lief, fcerlteß er fein Sager unb eignete ftä) 200
2$aler an; bann fegte er bie beiben $unbe auf ©tityle unb f$rieb
auf ben £ifä):
Sauben^eim ift ^ter gemefen;
Sa$ er fä)reibt, fönnen bie $unbe lefen.
Smei^unbert ^aler nehm td) mit,
6in£ laß iä) ^ier
gür b<tö fä)öne 9lad)tquartier-
Änoop. SolWfagetu 9
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— 130 —
SBenn bie $olt$ei feiner au<$ ^ab^aft tourbe, fo entging et
i^r boä) ftets toiebcr, modele er auch noa) fo ferner gefeffelt fein.
3)can erjählt, baß er bis jum ©efängniß ben ^äfd^ern ohne
SSiberflanb folgte, fobalb er aber feftgefefct Serben follte, h aDC er
bie Letten abgefdjüttelt unb fei entflogen, ©inft tourbe er toieber
f eftgenommen unb auf ben föath eines üugen 9flanneS mit brei
Äreujfchlöffern gefeffelt. 211S er ftch nun in ber früheren
SDBeife ttneber befreien lüoflte , gelang u)m baS nicht. @S tourben
ihm mehrere Staubmorbe jur Saft gelegt, unb er rourbe Eingerichtet.
263. $)er betrogene Teufel.
3n einem SDorfe untoett Selgarb lebte ein Sauer, ber als
bienftbaren ©etft einen Teufel befaß. 9)Zit ber &\t h^ann ihm
aber bod) für fein ©eelenheil bange ju »erben, unb er fuchte ben
' Teufel loS ju »erben. SDtefer »ollte batoon jeboa) nichts ttnffeu.
(Snbltch berebete ihn ber Sauer ju einer SBette; getoönne er biefelbe,
fo toottte er ihm für immer angehören. $>ie SBette follte bartn
befielen, baß ber Teufel bis §utn crften §a^nenfd)rei einen ©tiefet
mit (Mbftüäeu füllte. S)er Sauer fa}nitt nun ben guß t>om ©tie=
fei ab unb hängte ben ©cbajt über ein gacfy in ber 6ä)eune. 35er
Teufel fing an ju tragen, aber bie ©olbftüde fielen ftets unten
heraus, fo baß ber Teufel bis jur gefegten grift ben ©tiefei nicht
tjott befam. Sefct erft bemerfte er ben Setrug, aber ber Sauer
fagte laä;enb, eS fei jefct ju fpät, er hätte bie Slugen früher auf*
tfyun follen. $>amit nun ber Sauer t>on bem (Mbe feinen ®e*
nrinn hätte, fcertoanbelte ber Teufel x>ox feinem 2lb$uge baS ©elb
in einen ©teinhaufen, ber trofc aller fUcü^c nicht fortjufchaffen toar.
264. $)te £eyenbutter.
3n Süflftt* arbeitete in früherer fttit einmal ein ©chneiber
bei einem Sauern. S)a bemerfte er, baß bie SauerSfrau beim
Suttern einen rothen Sappen unter bem Sutterfaß liegen hatte
unb baß fte fehr toiele Sutter befam; auch n> a * nur toenig 3^
jum 2lbbuttern nöthig getoefeu. 2)em ©chneiber gefiel bie Diele,
fchöne Sutter, unb heimlich fdt)uitt er r»on bem rothen Sappen einen
glecf ab unb nahm ihn mit nach §aufe. ©eine grau mußte noch
am felben Slbenb ©ahne jufammenfuchen unb buttern, roobei fte
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- ial -
beft rotten f?lcct aud) unter ba3 gaf? legte. Hub jie$e, fte befamen
eine große 2Renge SButter. Em ncu$ften borgen fam ber Aigens
t^iimet be8 rotten gleäs unb braute ein großeä 33u$ mit itt bem
foflte ftd; ber ©d)neiber eintreiben. $er geängfiete ©<$neiber
ging bamit jum $aftor unb bat um Sftaty, unb biefer rtety ifyn,
ben ©prud) einzutreiben: „$)a£ SBlut Qefu (grifft mad)t uns rein
toott aller ©iinbe." 211$ nun ber Sauer lam, um ba$ Sud; ah
p^olen, ba fonnte er e3 ni$t galten, fonbern mußte eä fallen
laffen. Sitte Bauern be3 Dorfes £aben ftdj auf bie Söa^r^eit biefer
©ef$iä)te $in unterfd)rie6en, unb toerS niä)t glauben toiS/ ber mag
fi$ ba3 Sud) anfe^en, e£ liegt auf bem Sßati^aufe ju Selgarb.
SHte Seute fimnen ftd) jefct noa) erinnern, baß bie Sutter ber ßütt*
fi&er Sauern auf bem 3to!t ju Selgarb a& ßejenbutter Der*
jc^rieen toar.
&te töilbe 3agb bei ©tebfötö-
(265—266).
265. $ie ftdj öftlid) &on ©iebfom au8be§nenb£ große gorft
tohrb als Sfletoier be3 toilben %äatxä angefe&en. @inft ging ein
3ttann burd) ben Söalb. Sluf einmal $örte er ßunbegebett, unb
balb fam in faufenbem (Mopp ein Leiter in 3dgertrad)t auf einem
©Gimmel angefprengt. @ine@timme rief bem tauberer ju: „£rett
wpx> ben 3Jlitteltoeg, benn gafcen be$unn bitoeg!" @r leitete ber
Tarnung golge, unb bie $unbe, benen eine bläuliche ©luffc aus
bem Slawen fa)lug, gingen an ibm worüber
266. @in aftäbajen, mela)e3 in bem SBalbe tyr Äinb auf eine
graufame SBeife umgebrad)t ^atte, tourbe öon bem milben Säger
»erfolgt. -Jtod)bem er fic eine 3«t lang uim)ergejagt fyitte, fiel
ein ©d)uß; bog TObdjen ftürjtc ju ©oben, toorauf ber toilbe
gäger fie toor ft# über baä Sßferb iuarf unb unter ttrilbem Stufen
batoonjagte.
267. $er ©eebleel.
Deftli$ öon föoggoto liegt ein ©etoftffer, toeld?e3 Seeblee! ge*
nannt toirb. ift jcfet btö auf einen f leinen, faß jirfelrunben
2$eil $ugetoad)fen. tiefer aber mitt fid) bem SRaturproceß in fetoer
9*
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— 132 —
SBeife unterbieten. $)afür giebt man folgenbe (Srflärung: (Sin
£err, beffen 5hitfd> mit 4 gerben befpannt War, hatte fi<$ bort
einmal oerirrt; er geriet^ in baS ©ewäffer unb ertranf barin mit
feinen Perben. 3lIIe 3a^re foH bie Äutfdje in ber betreffenben
Utoäjt jum 33orfa>in fommen unb, not^bem fte eine 3«it lang um«
hergefahren, toteber in ihr naffeS ©rab äurücflehren.
268. ®er große Stein bei @r. X^ct)otD.
Sei bem $)orfe Sabfoto lag früher ein großer ©tetn, bei Wels
$em ber SBeftfcer oon ©r. 2ty$oW, ein $err oon Äleift, einmal
mit bem Teufel ein ^ßaft gefc&loffen $at, wobei er ihm feine ©eele
toerpfänbete. 3n einer 2BatpurgiSna<ht befä)ieb nun einmal ber
Teufel ben $errn oon Äleift borten, tiefer aber hatte ben ab*
gefajloffenen $aft injWifdjen bereut unb fä)icfte beS^alb ben $rebiger
aus ©r. Stydpow, bamtt er ihn wieber befreie. 2110 ber Teufel
ben^ßaftor erbltdte, war er fel)r erzürnt über baS Ausbleiben beä
£errn oon $leift, unb um ftä) an ihm ju rä<hen, nahm er ftdj
oor, ben großen Stein, bei Weldjem er mit bem ^rebtger 5ufammen=
getroffen war, auf beS $erm oon Ileift §auS §u werfen. (Sr
fteefte beShalb ben ©tetn in einen ©aef unb fuhr mit bemfelbeu
burd) bie £uft über baS $orf SBurjtaff ^in. 2lber fa)on in ber
•ftctye oon SBurjlaff l;atte ber ©atf ein £oä) befommen, unb ein
©tü<f beS ©tetneS, Welä)eS unterwegs abgebrochen War, fiel jur
(Srbe. 2)affelbe bepnbet ftch je|t in ber ©d)eune eines ^Bauern.
S)aS größte ©tücf bettelt ber Teufel noa) im ©acf. 2llS er jebocl)
in bie -Jlähe oon ©r. Sfychow fam, ^rte er bie Turmuhr jtoölf
fä}lagen unb mußte ben ©tein fallen laffen. ©o war ber £err
oon $leift gerettet. $er ©tein befinbet ftch auf bem neuen Ätrcfc
hofe oon ©r. Sfychow. 2luf ber einen ©eite ergebt er ftch unge*
fähr 5 SReter über bie @rboberfläd)e, unb wie Nachgrabungen er«
geben fyabtn, liegt er bort noer) etwa 6 SDteter unter ber ®rbe.
©ein Perimeter beträgt ungefähr 50 ©abritt. 2luf bem ©tein x\t
jejjt ein ©rueifir. errietet.
«erat. Stemme, Solföfagen iRr. 187.
269. 3n Sutfd) lehrt ma fraure.
&tfcig (plattb. Sutfä)) liegt an einem ©ee unb i(t ein fog.
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33ubbs(§;nbe, b. bie ©trafje fityrt bis an beit See unb $ört bann
auf. Äommt nun ein grember ins £)orf unb geräty bis an ben
See, fo mu§ er „frauben" (= erraten), too ber 2Beg toeitcr ge$t;
natürli^ muß er umfe^ren. 9ftan fagt in Sufeig aber, er müffe
unter bem großen Stubben binbur$, ber im See liege, bann
fyibe er f rauben gelernt. (Sin fol$er (Stubben ifl in 2öirl*
lüfcfeit nid&t oor&anben.
SBertoünfdjte Steine bei #o$entoarbiit.
(270—371).
270. 2luf bem gelbe beS ©uteS §ofyentoarbin fie&t man üon
ber (S&auffee aus brei Steine, jtoei größere unb einen fletneren,
an bie fid& folgenbe Sage fnüpft: $\oü ®d&äferfne$te hüteten $ier
tyre beerben. Um fi$ bie 3ett ju vertreiben, toarfen fie ü)ren
ßäfe auf ber Gsrbe untrer unb fugten u)n gegenfeitig ju er^af^en.
3ur Strafe bafür tourben fie in Steine üertoanbelt ©er Heinere
Stein ift ber ebenfalls fcertuanbelte #unb beS einen S<$äferfne<$teS,
ber bem Spiel jugefe&en &atte.
271. SRad^ anberer (Srjä&lung finb bie Steine, bie biegorm
Don gefüllten ßartoffelfääen baben, brei oerroünfcbte Sttüflergefellen.
Einmal b^ben fie foHen ju SBaujtoeden üertoenbet »erben; man
braute fie fort, aber am anbern borgen ftanben fie nrieber an
ber alten ©teile unb waren nid&t me^r fortjufd&affen. So fte^en
fie no<$ ba unb Marren auf (Srlöfung.
272. $8ertoünf$teS Sd&lofi bei Spoljin.
Ungefähr eine SBiertelmeile üon Spoljin, in ber ftäbtifd&en gorft,
befinbet fi<$ ein SBurgwaH, auf bem Dor3eiten eine$8urg geftanben
tyat. £ier erfd&eint ber Sage na<§ alle 100 3a§re am 2Wtttag beS
So^anniStageS eine fcertoünfd&te ^ringeffin in ©eftalt einer Äu&
unb §arrt auf ßrlöfung. 2öer bie $ub jur redeten 3eit trifft, fie
umarmt unb baS richtige Saubertoort fpridjjt, fyd bie Sßrinjeffin
erlöft.
SRitgetyritt Don $rn. Äaufmann «Wtetarbt in $oljin.
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273. »eftraftet SKeincib.
Stüif^cn bcm S8eft|jer toon Stebel unb ber ©emeinbe $Reu*
©anäfoto braä) einmal ein ©renjftreit aus. $er SBefifeer Don 9tebel
berief ft<$ auf ba8 3 eu 9 n i& c ™e8 ß^en Cannes, ber toorgab, bie
©renje genau ju lennen; boä) toax berfelbe toon bem Sftebeler #erm
iiberrebet toorben, fo au$8ufagen unb au<$ fo ju fä)tt)ören. 9dd
nun bie ©aa)e an Ort unb ©teile unterfuä)t toerben foHtc, $atte
fu$ ber 3^ge bie ©riefeln $atb mit fftebeler ®rbe ausgefüllt, bann
fMte er auf $Reu*©anSfon)fä)ett ©runb unb ©oben unb fagte,
et ftetye auf Wiebeler Grrbe, ba£ tonne er befa)toören. $)ie 9leus
©anSfotoer verloren baburä) ein ganjeS ©tüd Sanb. $fta$ fur^er
Seit ftarb ber 2Jtann unb pr ©träfe für feinen 3Keineib fritte er
im ©rabe feine 9tu$e; auf ber ©teile, too er falfa; gefroren,
mufj er jebe 3faa)t utmpertoanbeln unb ben SBegtoeifer umtoerfen,
ber bort, too ber 9ku5©an3fon>fa)e Don bem SBege naä; 3ud>n
fiä) abjtoeigt, aufgeteilt ift
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135 —
274. $>er SBeinberg bei SReufietttn.
33ei ERcuflcttin ift ein 6anbberg, ber SSeinberg genannt, ©er
foH in alten Seiten f o f rudjtbar geroefen fein, baß man Steingärten
pflanzte, bis bort eine graufige Slutttyat gefd;a&. ®a ift er benn
ganj fceröbet. -Woä) ^cute ttrirb an ber 6teHe aUjä&rlid) in ber
3o$anni3nad)t ber %$au in Sötut üertoanbelt, aud) ge^en bie .
©eifter ber •äJUffetfyäter am SBetnberg um bei £ag unb 3?ad)t, unb
e$ leben Diele ßeute, bie fie gefetyen fabelt.
275. S)a3 toerroünfd^te 6d)lof$ auf bem 3Jlönd)Sberg.
2luf bem fog. 9ttönd)äberge bei üDtorientfyron fott ein 6d)loß
geftanben $aben, toetd&eS fpäter &ertt)ünfd)t roorben ift. 2lm gujüe
beS 93erge3 fließt ein SBad), über ben eine SBrüde fiu)rt. 2ln bem
Serge ging einft ein ©olbat vorbei. 21(3 er ju ber Srüäe fam,
erbtidte er auf einmal eine grauengeftallt, toeld)e ü;m er^lte,
baß in bem Serge ein @$loß t?ertt)ünfd}t fei, unb fie fei gefommen,
baffelbe ju erlöfen. Qn *> c w 8®*$* foHe er fie über bie Srüde
tragen, fid) jebod) tt)ä&renb ber $eit nid)t umfetyen. 2H3 er aber
auf bie ÜRitte ber Srüde gefommen toar, riß ü)m ein Söinbftoß
bteHMfce meg. 3)a fa$ er ftd) um, bie grau fcerfd;tt>anb unb er
öema^m nur nod; bie SBorte: „Sefct muß bag @d)toß nod) öiele
Safjre öertoünföt bleiben; e3 wirb aber auf bem Serge eine ßinbe
toaä)fen, au$ ü)rem £ol§ ttrirb eine Söiege gemad)t »erben, unb
bas erfte Äinb, roel$e3 in biefe SBiege gelegt wirb, wirb ba$ ©d;loß
einft erlöfen."
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— 136 —
276. Älofter 2Äartenthron.
Jefcige ©ut SMarienthron am fübltchen <£nbe be$ (Streif
feeä war ehemals ein ßlofter, Welches im Sahre 1356 gegrünbet
Würbe. @3 ^attc biet reiche £ufen unb fette Seiben, baju ba$
SBilb im ßlofterwalb unb bie gtfd)e im 6ee. $aher bauten benn
btc 2Wim<he nur an SQBotylleben; fie afjen unb iranfen oom
SBeften unb öergafeen 2foes£äuten unb ©ingen. 2)afür 'aber be*
ftrafte fic ©Ott. SDenn bog Söaffer beS 6ee3, ba3 big bahin ruhig
ju ben güfcen ber Äirche gefpielt platte, braufte in einer iflafyt auf
unb umfpülte enblich gar bie ganje ßirche, ba& fie Wie auf einer
3nfel ftonb. Einige aber Ratten es noä) ihren (Spott unb fagten
in freülem Seichtfinn, baß bie $ir$e ein Sab nehmen Wolle. ©a$
SBaffer aber ftieg immer ^ö^er, währenb bie beiben ©loden bie
fiüfte mit feierlichen £önen erfüllten. S)a toollte man nod) Wenig*
fienS bie ©loden retten. 5£)ic geföidteften unb ftärfften gif$er
aus ber Umgegenb Würben herbeigeholt 211*8 nur nod) bie £h urms
fpt§e herüortauchte, ba ^örtc man, wie bie ©loden in ber £iefe einen
SBettgefang anftimmten. £>ie eine fang mit voller, tiefer 6timme:
©ufanne, fumm mit to Sanne,
©ufanne, fumm mit to Sanne!
$ie anbere antwortete mit ftlberheHer ©timme;
©rete, ma immer beepe,
©rete, ma immer beepe!
£)en gtfehern gelang eS au<h, £aue in bie £iefe ju fenfen unb fie
um bie ©lode ju Clingen ; allmählich lamen btefe immer tytfytx
unb fchon tauchte bie Ärone ber einen aus bem SBaffer tyrüox.
Stirn war ba aber unter ben gifchern ein ruchlofer 3flenfch, eüi
arger glucher unb Betrüger, bem Würbe baS Stehen am £au jehn*
mal fehlerer als ben anbern, »eil bie ©loden fia) toon fo ruifc
lofen £anben nicht wollten jiehen laffen. (£r bot alle feine Jfträfte
auf, um nicht felbft fcon ber ©lode hinabgehen ju Werben, aber
mit ber fyit tourbe eS ihm boch ju fauer, unb er ftiefj einen ge*
Wältigen gluch aus, 3n bemfelben Slugenbltde aber fanden bie
©loden in bie Siefe unb riffen ben glucher mit hinab. — $ie
©loden aber läuten feitbem ju Marien unb SQSeihnachten no$ aus
ber $tefe beS ©tretjigfeeS (etauS.
S)a« liebe ^ommcrlanb I. @. 167 ff.
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— 137 —
277. 2>et 6ior$.
6ol$e SSögeC barf man ja ntdjjt fd&äbtgen; bcnn oiele bon ü)nen
finb in Slegppten, wo&in fic alle Safcre wanbern, 2Jtenf$en unb $aben
tounberbare Äräfte. $)a$ fcat cinft ein Sauer erfahren, toon bem
man in ^erfanjig erjctylt. $)er &atte auf feinem ©d&eunenbac&e
ein 6torä)neft, unb Weil ber eine Sögel fi<$ einmal ben glügel
gebrochen $atte, na&m tyn ber Sauer in£ §atö unb pflegte i§n,
bis er im £erbft wieber wanbern tonnte. S)e3 Sauern grau unb
£o<$ter waren aber jwei red&te Ärafcbürften, bie gönnten bem ©tordjj
nid&t ba$ gutter, fonbern ftießen u)n fcerum unb fd&altcn auf ben
3Jtonn, bem Jie au$ fonft ba3 Seben fauer matten. $a$ nä$fte
3a$r fam ber ©tor# nid&t lieber. 2U3 fd&on lange 3eit toergan*
gen unb bie grau uidjt mc^r am Seben War, fam eine große
§unger3not& in ba$ £anb, [o baß weit unb breit lein ©aatfom
$u befommen war. 2)er Sauer aber, ber ein reifer 3Jtonn War,
madjjte ft<$ auf bie Steife, um $orn ju tyoten, unb ging jule^t §u
6djnff nad) 2)änemarf. @r würbe aber oom ©turnt oerfd&lagen,
fleriet^ in große ©efafcr unb warb enbliä) friegSgefangen ua$
afrifa gebraut. £)a wäre er wo&l gar umgefommen, Wenn nid&t
ein feiner &err fid& feiner angenommen fcätte. <5r trug ben 2lrm
in einer feibenen Sinbe unb fa& fe&r blaß aus, fonft aber war fein
gefyl an #ra ju fe&en. Qx fanb ben Sauer elenb auf ber ©traße,
grüßte i&n wie einen alten Sefannten, natym tyn mit ft<$ in ein
©aft^auS unb pflegte unb erquitfte ü)n. ®er Sauer Wunberte \iä),
baß er u)n fannte, unb fragte au$ julefct barna$. $)a fagte ber
grembe, baß er i&m einfi fciel ©uteS getyan fcabe, unb ber Sauer
mo$te nun nid&t weiter fragen. „SKafen 3ug gru un £)o$ter
3i benn nodjj batSäwen fo fuer?" fagte ber §err, unb ber Sauer
erjagte, baß feine grau tobt fei. „S)e ®o<$ter no<$ unoerfrigt;
awer aS be leiw ©ott Witt." £)er grembe braute tyn nun auf
ein ©<$tff unb fd)enfte ü)m beim 2lbfd)ieb ein rotyfeibeneä Sanb,
ba3 foUte er an ben üütaft binben unb §u #aufe feiner £o<$ter
fd&enfen, ba fte fidfj ja fo gern pufce. $)a3* Sötmpei braute bem
Sauer [guten 2Binb, fo baß er o$ne Unfall unb UmWeg Wieber
na<$ Bommern fam. Site aber feine Softer ba3 Sanb um ben
§al3 legte, warb e3 jurglamme unb oerbrannte fte ganj unb gar.
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278. $er 2Bed?f elbalg.
23Cuf einem Slbbau bei ^erfanjig lebten fromme unb fleißige
^Bauersleute, bie toaren in gutem Söotylftanbe, fyatttn aber leine
tfinber. (£nblid& befamen fte ein fleineS 9Häbä>n ; baS »urbeaber
balb na<$ feiner ©eburt abföredenb tyäfjltdb, lernte aud& roebet
gefyen noefy fpre<$en, toarb aber gro§ unb bief, befonberS fein Äopf ,
unb afj unb tranf für bret, ja jule&t lonnte es niemanb me^r fatt
friegen. $)a$u toerbarb unb bef$mufcte es alles unb jeigte fid)
gegen jebermann böfe unb fiörrig, fo bafe SSater unb 5Öhitter oft
hittm tränen toeinten. Utur gegen einen ßneä?t mar es jutrau*
lid&er, ber tym benn au$ fe&r freunblia) begegnete unb oft ettoaä
toom gelbe mitbra<$te. ©inmal fam er mit einem guber £eu ge*
fahren unb fanb baS ©d&eunentbor gu; ba fagte er ju bem Keinen
3)iäb$en, ba£ in ber ©onne lag : „3a, toenu bu mi ma upmaf en
fünnft!" Sluf einmal fing baS $)ing an ju fpred&en unb fagte:
„3df fitott bat gauber toott ganj allein rinne bringen", ftanb
auf unb öffnete baS Styor. S)a nun ber ßnedjt fetyr erf<$rocfen
toar, fpra<$ es weiter: „$ör 3)u, icf mein bat gaut mit®i, boa*
rüm toitt idE $i't feggen, atoer S)u börtoft bat feinen 9Kinf$en
feggen, füg geit't SDi an't ßdmen. Slif ®u biet nid; länger. SDenn
id &ör md& upp ben £of ; id bin en ttnnerirbfä)fen un blieto fcier
fo lang un frät, bet be S3uerfru er ©löiel toerfett un fi(f Pon be
ÜRatoerfä) en ©$öttel 6olt borgen möt."
$)er Äned)t fear aber treu unb rebli<$. @r toartete nur fa
lange, btö ber Sauer unb feine grau com gelbe famen. S)ann
ftedte er bie §arfe aufredet in bie ©<$eunentenne unb fagte : „$arf,
£arf! 3d£ börto bat feinen 3ftinfä;en feggen, atoer bi, £arf, toitt
id 't verteilen", unb nun erjagte er alles, roaS baS JUnb ü)m ge*
fagt $atte. $)ie SBauerfrau aber, bie baS työrte, lief fofort ins
$)orf, üerfefcte i^re ©d&lüffet beim 3ubcn unb borgte ftd& üon einer
3to<$baritt eine ©Rüffel ©alj. 2US fie nrieber na<$ £aufe fam,
toar baS Äinb toerfd&tounben.
279. §ad upp!
3toif<$en Sßerfanjig unb ßlmgbeä ge§t ber 2Beg bur<$ eine
enge ©djjlud&t. $)a ge$t ein ©efpenft um, baS niemanb fe^en lann.
2öer aber fpät Sibenbs Pon ber ©tobt fommt, bem $ängt es fidj
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— 139 —
-plöfclid) auf bcrt Ahlden unb fagt: „£ad upp! $ann wirb e3
fa)werer unb fdjwerer, unb ber 5Äenf<$ fann tym Weber entlaufen,
no<$ e$ abf<$ütteln, fonbern muß e3 tragen, bis er ni$t weiter
fann. Slud) lann er fiä) nur befreien, wenn er toerfpri<$t, ba£
©efangbu<$3lieb ju lernen, Wel<$e3 ba3©efpenft i$m mit ber
Staimer bejeid&net. $ie8ßieb muß er bannfobalb atemöglid) an
ber stelle beten, Wo baS ©efoenft tym auftaue, unb fo §u feiner
(Srlöfung tmtwirfen.
280. $>ie £e?e ju ßlingbed.
@in ©$äfer weibete feine #eetbe in ber SRcfye be3 großen,
jefct jerftörten pnengrabeS bei Sßerfangig. (Sr lieg bie ©<$afe in
bog (betreibe ge^en, tueld^eS einer £eye in ßlingbed gehörte. ©te
fam baju unb ftettte ben ©ä)äfer barüber jur 9tebe. SHefer gab
eine grobe Slntwort, loorauf bie ßeye tyn unb feine ganje £eerbe
jur ©träfe in ©teine fcerwanbelte. 2)er §o^e, große ©tein bejei<$*
«et ben ©<$äfer, ber Heine, fä)wäräUdje baneben ben #unb, alle
großen ©teine finb bie ©<$afe unb bie Keinen bie Sämmer. ®er
fußgroße (Jinbrud auf bem anbem flauen ©teine neben bem ©<$äfer
ift babur^ entftanben, baß biefer, wie er mit ber§ejeft>ra& mit
einem guß auf biefem ©teine ftanb. $)er £unb als ber am toc
nigften ©$ulbtge — er mar nur Wenige ©abritte Dom SBege ab?
gegangen — genießt baS 33orre<$t, baß er in jeber 9to<$t, fobalb
ber tQcfyn frä&t, als £unb lebenbig wirb, ftd) einmal im Greife
na<$ feinem ©<$wanj $erumbre$t unb bann wieber ju ©tein Wirb.
3n ber 3Korgenbämmerung $ört man tyn nod> jefct oft furj auf*
bellen.
©gl. ffafisri, ©eföretbung ber baterlänbtföen SUtert&fimer im teuftet*
traer unb ©($lo$<rocr Sretfe, ©. 75.
281. 5Der ©lodenberg.
2)er ©lodenberg jwifd^en ^erfanjig unb Sftabbafc fott batyer
feinen -Kamen fcaben, baß in i&m eine ©lode öetfuufen ift ®ie
fcört man aber nur feiten.
28?. $ie ©eifter im 2Banbfpinb.
3n Stobbai lebte uoefc »or $wölf Sauren ein 3Rann, ber *er*
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ftonb fi$ auf bie $eyenfunft @r fonnte ©eifter rufen, toel<$e
tym fegen unb geuer anmachen unb bie ©tiefein pugen mußten.
SBenn fie aber tyren $>ienft getrau Ratten, bannte er fic in ba&
Söanbfpinb. 2113 er einmal fortgegangen fear, moUte fein ©o&n,
ber tyn babei belauft fcatte, bie ©eifter au$ für fi<$ arbeiten
Iaffen. @r f$lo& bie £$ür ab unb rief ba3 3aubertoort. 3)ie
(Seifter erf dienen. 2ß3 aber Seute an bie Xtyix flopften, wollte
er bie ©eifter in ba$ ©pinb treiben. S)a merfte er, ba§ er ba3
Söort baju nid^t toufjte. ®r berf udjte bieä unb ba3, aber bie ©elfter,
bie nun erfannten, ba& er feine Wlaty über fie (Kitte, brauten i^n
um, fuhren bann fcinauS unb famen aud> auf ben. 3luf beä Sitten
nid&t me&r toieber. *
283. $er 93urgtt>erber am föabbafcfee.
Huf ber öftli<$eu @eite be3 SftabbafcfeeS liegt, üom ©ee unb
Siefen umgrenjt, einS3urgtoerber; bie Siefen ftanben früher unter
SBaffer, unb e$ ttakn nur bie $ämme fceroor, toeld&e ben SBerber
tyeilS umgaben, tyeils mit bem feften Sanbe oerbanben. 2luf bie*
fem SBurgtoerber tyat ber ©age nadfj ein 9toubf<$lofj geftanben A
toeld&tö bur$ einen unterirbifd&en ©ang, ber unter bem See ^uu
ging, mit bem $)orfe Sftabbafc in SSerbinbung ftanb.
©alt. ©tubten 25, 6. 36.
284. £)ie ©lodfen toon 2Sur$oh>.
3n 2öurd&oto toaren fo fd&öne ©locfen, baß alle *fta$barbörfer
neibif<§ toaren, unb bie 2Bur<$omer Sauern toaren um fo ftoljet
barauf. $a famen einmal in ber 9to$t bie ©affenburger, fta^lcn
bie ©lodfen unb führten fie in einem Äa&n über ben »ird&otofee.
2113 baä gegen ben 9Jtorgen rudpbar toarb, jagten bie Sßurd&otoer
ifynen mit mehreren Ääfynen nad&, polten fie ein unb fperrten i^neu
ben 2öeg. 3)ie ©affenburger aber tooßten bie ©lodfen ni<$t &erau3«
geben ; fie »ehrten fid^, unb e3 entftanb ein großer ©treit darüber
towrbe feiner getoa^r, bafe ein fd&toereS Sßetter ^eraufeog, unb toie
ba nun um ber ©lodfen toißen $lut flog, fu$r ber Slifc $toif$en
tynen nieber, ba& fie alle, fammt ben ©lodfen, oerfanfen. S)ie
©locfen aber §ört man nodfr jefct in ber 3o$anni3uad&t.
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- 141 -
Steine bei Söurdjoro.
(285—286).
285. $ei 2Bur<$ott) finbet man an einer ©teile einen großen ttnb
mehrere fletne ©teilte jufammen. S)te3 füllen ber (Sage nadj ein
öerftetnerter £irt unb feine ©äjtoeine fein; ber große ©tein ifl ber
§irt, bie Meinen finb bie ©djtoetne. 2Ran nennt biefe ©tein«
gruppe ben ,,©a;toinatt>er", ttrie ein 33ütoroer ©emmarift mir
mitteilte.
286. S)ie Salt, ©tubien 1846, $eft I. 6. 88 berieten: M$t
toeit toon bet 2Beftfette beS SBird&otofeeS im gorfte bei 2Sur$on>
liegt ettoa 80 bis 100 ©c&rttte jnr SRedjten beS SBegeS üon $orft
unb ©rumSborf auf einer mäßigen £ö> unter ^ofcen @id)en ein
©teinfelb auffallenber SXrt. (Sin ©ranitblotf toon ■iÖtonnS&ö&e, unten
bief, na<$ oben aHmä^Itd) jugefpifct, mit bem Sfteißel bearbeitet,
ftel;t aufredet in ber 3JMtte, Daneben ein fleiner toon ä^nlid^er ©e*
ftalt, um beibe ber mehrere Sagen größerer unb Reinerer ©teine,
£unberte an ber Qaf)l f länglid) runb. 2lu<# fte ^aben ü)re gorm
unter bem Geißel ober ber^paue erhalten; nia)t weniger jeigt bie
regelmäßige 2lnorbnung beS ©anjen, ja bie Sage jebeä einzelnen
©teineä, baß 3ttenfa>n&änbe ü)m btefe ©tellung gegeben. 2lm guße
be$ f djrägen 2lbf)ange3, etwa 80 ©abritte oon ben ©teinen entfernt,
rinnt in ber £tefe ein fleiner 53aa?, ber aus bem Üßalbe fommt
unb in ben SBurdjotoer ©ee fließt $)te ©age erfennt in bem
©teinfelbe bie toerftetnerte £eerbe eines ©<$äfer8, roeld)er am ©onn«
tage fefc geflutt unb gelogen unb feine Süge mit ber ©tHärung
befräftigt ^abe, er wolle jum ©tein werben, wenn, was er fage,
ni$t wa^r fei. S)ie beiben aufgerichteten ©teine foHen er felbft
unb fein^unb fein; feine #eerbe ift fe^r ja^lreid) unb bebedtben
Stamm t>on einigen üütorgen.
287. ©pufenber 2)old) in 83alfan$.
3n Walfang führte t>or Dielen SaWunberten ein 9taubrittet
t>on ©lafenaw fein wüfteS Seben. ©r $atte ffö aus einem na^en
Softer eine ftonne geraubt, bie er jur Gfyt mit fid) fingen
wollte; bodj ermorbete er fie, ba fie fiä) nia)t baju entfä)ließen
fonnte, unb »ermauerte ben Seia)nam. 3n c wem 3immer be$
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alten <Sä)loffc3 jeigte man eine kirnte, in ber baS Slut bei ge*
morbeteu Spönne gefloffen unb beffen ©put trofc toieberholten Sin*
ftretdjenS ni^t $u oernrifchen toar. SSor je§t ettoa 30 Sauren tourbe
an ©teile beS alten ©äjloffeS ein neues aufgebaut Sei bem 2fl>*
bruä) fanb man unter mannen alterthümlühen Söaffen einen großen
SDola) unb tief in ber 3ttauer in einer SRiföe ein ©felett. Unb
toie man ba£ ©felett für ba£ ber ermorbeten 9tonne hielt, f o nahm
man aua) ben S)oId) als $zu§tn jener fagenhaften Unthat, um fo
met)r, als fcorhanbener 9toft auf bie ehemaligen 33lutfpuren $u
beuten fcfyien. $>ie gefunbenen Söaffen h at ber bamalige öeft^er
in einem feften ®artenbäuSä)en ju einer Sammlung bereinigt.
(5^e fie jebod) bahin überführt ttmrben, toaren fie in ein 3^^^
beS neuen $aufeS gebraa)t toorben, au$ ber ermahnte $)ol$. 3n
ber folgenben 9taä)t nun erhob fid) ein Särmen unb £oben, ate
toenn alle genfter im £aufe jerbräd&en unb flirrenb jufammens
fälligen. Sitte ©d)läfer ttmrben toaä) unb liefen jufammen, als
man aber naä)fah, fanb man alle genfter gefchloffen unb unüerfehrt
@S entfianb beSt)alb in ber golge bie Siebe, eS fei baS gefthefyen,
toeil ber mit bem glu$e ber 9Jlorbthat behaftete $)ofch aus feiner
9tuhe gefd)eud)t unb hinüber in baS neu tvbaxdt #auS gebraut
toorben fei.
aRttgetyeUt »ort $rn. £rci<$el.
288. Ȋrroalbe.
SBärtüalbe ift tüa^rfd)einlia) in einem großen Söalbe, in bem
fiefy ehemals üiele 93ären aufhielten, erbaut toorben unb ^tba^er
tarnen unb 2Bappen erhalten, ©inige aber n>otlen behaupten, baß
es Don einem SBernb oon SBolbe, toel$er vornehmlich viel
jur 2lu$rottung ber $5ären unb Urbarmachung biefer ©egenb bei-
getragen, feinen tarnen erhalten habe unb bur<h eine Slbfürjuncj
SBertoolbe, fpäter Särroalbe genannt toorben fei.
2öutftracf ( Schreibung ©oti SSox» uub £>tnter£ommern, @. 640.
SDer Surgtoall im SSeltotofee.
(289—290).
289. Qn ben SBeltotofee hinein erfltreeft ft<h eine Sanbjunge/
auf beren ©pifce fiä) ein ettoa 30 gufj ^o^er, fietter §ügel erhebt.
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ein 93urgtoau\ 3m 3nnern beffclben ftnb brci jiemlid; große £öd)er
ausgegraben. @3 wirb erjagt, bafj üor längerer Qtit b^i Sdjafc*
gräber, otyne $u fpred&en, in ber 9fad)t gruben, Sie trafen ben
Sd)afe audj, aber ber Teufel, melier benfelben betoad)te, fud)te fie
pm (sprechen ober bod) jum 2lu$ftofeen eines &wte$ gu belegen.
60 tarn eine 3flau3 toorbet, tt)ela> ein großeä guber £eu jog —
aber bie Sd;afegräber blieben friß. 9lun befanb fia? unter tynen
ein Sd)äfer mit rotten paaren, unb ber Teufel fd)rie mit einem
3Me: „®en Stötten muß id) tyaben!" S)a erfa)raf ber Sd)äfer
unb rief: „3JU ni (mia) nid)t)!" Sogleid) toar ber Sd)a& Der*
fdpnmnben.
©alt etubten 25, @. 33 f.
290. $lati) einer anbern (Srjctylung tyat auf bem ermähnten
£ügel einft eine 33urg geftanben. SDort&in fommen nod) jefct in
jeber 3of>amüSnaa;t brei Jungfrauen über ben See gefdjtoom*
men unb fingen rounberfa;ön. 3öer fte aber belauften toill,
föläft allemal gegen TOternadjt ein, toäre er aud) nod) fo toaä)-
fam, unb tyört "Dann nur im £raum ein leife$ Clingen.
291. $)er SBudjmall im $ämmerfee.
3n bem Äämmerfee liegt, V* SJictlc toeftlid^ Don Sfanfofo, ber
$u$h)att, ber aus einer £albinfel unb einer fianbjunge t»on ganj
eigentümlicher gorm befteljt unb füblidj mit bem feften fianbe
bura; eine fd)male, niebrige Sanbjunge toerbunben ift. ®er 93urg*
toall liegt auf ber eigentlia>en £albin)el auf einem ettt>a 60 gu§
£ol)en, eirunben §ügel toon 280 Schritt Sänge. £)ie Sanbjunge,
tt)eld)e fid) oon ber norböftlid;cn Seite beä $ügel3 in öftlid)er 9tid)s
tung erftreeft, ift niebrig; auf ü)rem@inbe liegen §tt)ei 30 guß ^ol;e
unb 50 «Stritt lange Qucrtodöe, toela)e 40 Sd&ritt t>on einanber
entfernt finb unb mit beiben (£nbcn bis an ben See reiben. 5luf
bem ermähnten £ügel, fo hrirb erjctytt, &at einft eine Söurg ge*
jtonben, unb jttrifa>n ben beiben Duertoällen foUen fia; bie Stal*
lungen für bie *Pferbe ber SBurgbetoofcner befunben §aben. 2lu<$
führte toon tyier eine eiferne ßettenbrüäe nad; bem erma 150 Sdpritt
entfernten nörblidjen Ufer bc3See£; einen £f;eil ber ftarfen, eifere
neu ßette, tt)ela;e ju ber ©rüde gehörte, foll ber Urgrojfaater eines
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tti zjtacioiD roormenoen tfiiqjer* gcninoen paoen, oer größere xt;eu
aber liegt no<$ &eute auf bcm ®runbe b«S 6eeS unb ift bei ru$u
gern Söetter $u fefcn. 2lud; foH auf bem £ugel ein großer Gd)a£
vergraben fein.
©alt Labien 25, 0. 41.
292. Schloß bei S)ra$etm.
Sei £ra$eim, jttrif<$en ben «Seen ©areben unb Shrajig, be*
fmbet ft<$ auf einer 8iu)öfc eine Burgruine. 2)ori fotten noa)
gro&e 6$ä> liegen, bie auf ©rlöfung »arten.
293. 3Jlenfd)li<$e $aut in ber ßir$e oon ©a$renbuf<$.
S)aS ©ut 23a&renbufä) gehört feit alten Qtittn ber gamilie
tton £erjberg. 2(13 irgenb ein 2leltert>ater beS 93eftfcerS ftarb, gab
er bie 33eftimmung, bafj feine Seiche brei Sage unb 9tä$te im
offenen ©arge in ber Äir$e auSgeftellt toerben unb fein dienet
Sodann baneben 28a<$e galten foUte. 2)erfelbe übernimmt gern
bie 2öaä)e bei feinem tterftorbenen $errn unb fölägt jur mehreren
©iä)ertyeit mit feinem Äreujbegen einen ßreis um ben ©arg. 2lEeS
ging au$ gut/ als bis in ber britten 9tod)t 3^ berfetben {am
ber Teufel unb mottte bie £ei$e £abeu. £)a itym bieg öom ge*
treuen Sodann öermetyrt hurt), fymbelt er fä;lie&li<$ um bereu £aut
fo lange, bis ber £>tencr eS erlaubt. glugS ge&t ber teufet an
fein 28er! unb faum ift er bamit fertig, als ber Liener mit feinem
Äreujbegen unter freujtoeifen Rieben in bie Suft Teufel, §aut,
£eid)e unb ©arg umgebt, fo ba6 ber Teufel nun feine 3Jtoä)t me$r
$atte. 3)ie Qaut aber nmr Dom Äörper getrennt unb mürbe, mä$*
renb ber testete jur ©rbe beftattet tourbe, jum ©ebäcfjnifj in ber
bortigen $tr$e hinter bem Slltare aufgehängt, n>o fte lange 3a§xe
$inbur<# ju fe^en toar. 3 C # ^ber ift fie fortgenommen.
$r. Xreic^ct in ber 3citjcfyr. bc« ^ifior. Serem« für ben «eöierungftej.
2ftarienn>erbef.
294. $er Surgtoall bei ßümjow.
Sluf bem SurgtoaH bei Sürnjoto, einem Don fumjpfigeu Söiefen
umgebenen, flauen #ügel, fott früher ein 9taubf<$lo& geftanben
laben, in weld)em SRäuber Rauften, bie öon bem ©d&tofj bis auf
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bie bort üoriibergefyenbe £anbelsffraße toon Berlin na$ 9Jtos!au
eine Seine gebogen unb biefelbe fo fünfttta) angebraä)t Ratten, baß
fie üon ben mit Söaaren fommenben äaufleuten berührt werben
mußte; batoon läutete eine ©locfe im ©ä)loß, unb bie fH&uber,
t>on bem £eranna&en ber ßaufleute benaä;ria)rigt, überfielen bte*
felben unb plünberten fie aus.
©alt. @mbten 25, ©. 45.
295. 2)er §o$le ©tein.
Steiften Sfleuftettm unb Stanjig, fo er$ä#te ein SBauer aus
Ulriä)Sfelbe bei 6tolp, befinbet ftä) irgenbtoo (ben Drt fonnte er
ntdjt angeben) ein großer Stein, ber in ber ÜUMtte auSge&ö< ifi.
2>iefe £ö&lung ifi ftetS mit ©affer angefüllt. Schöpft man baffelbe
aus unb reibt bie £itylung mit einem SCud) troden, fo füllt fie
fia) allmä&liä) toon Beuern bis jum SRanbe, aber nie läuft baS SBaf*
fer über. Sei einem SDtonitoer &at ber SBauer baS felbft auSpro*
birt unb fiä) toon ber Söa^r^cit überzeugt.
— ~
An 00p. BoßfifaciCT. 10
Google
XI. <£rm £djfoef6ettt.
296. ©er üftame oon ©<$ioelbein.
S)ie ©tabt ©ä)toelbcin fott ba^er tyrcn tarnen fabelt, bafc
bcr erjte Anfänger berfelben einen ©<§önbeit3febler am Sein gehabt
^aben foH. 2lu<$ giebt e«3 in ©<$toelbein feine graben, fonbern
nur fd^iefc ©tragen, ba3 alte ©d&lo& ift ebenfalls f$ief, unb ben
Käufern unb £öfen toirb berfclbe Sornmrf gemad&t.
©<$mibt ( ©ebeutung ber pomm. ©täbtenatnen.
297. 2)te ©<$la$t auf ber £angenfc$en §eibe.
2tm 15. Suti 1469 fanb auf ber 2angenf<$en $etbe, $ttrifd?en
6$lage unb 3^ cnc ff/ €mc offene gelbfd&ladjt jnrifa^en ben <B(fywtU
beinern unb Seigarbern ftatt. 2)ie Selgarber tourben befiegt, 300
nmrben getöbtet, 100 gefangen, 1 gatyne unb 50 SBagen toott Rxk%&
gerate na<$ ©<§toelbein gebraut. SDic befangenen tourben in einen
alten 2Bartttyurm geworfen, ber in ber Stiftung na$ SBelaarb au&
flaute unb ben man „Äie! in Bommern" nannte. Siele ftarben
bort .ftungerS. — ÜKo$ je|t (1847) befmbet fi<$ im ©teint^or ju
©d&toelbem ein großer eiferner Sling, oon bem bie ©age
behauptet, ba& ber SBelgarber S3ürgermeifter einen Dä)fen, auf bem
er geritten, bamit gelenft babe, unb ber na<$ feiner 9Ueberlage als
©iegeSjet^en §m aufgehängt fei. 2lu<§ foHen bie SBelgarber fpater*
$in öon biefer SBegebenbeit „53lenbltnge" genannt toorben fein. —
2)ie gütigen Selgarber fd&reiben fid& ebenfalls ben©ieg ju; ja jte
pflegten fogar einen rief igen ©teigbügel, ber unter bem (Site*
liner $$or in S3elgarb £ing, als 3ei<$en be$ ©iegeS mit benfelbcn
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ftetaifc, wie Wir ftc bei bem ©<$toelbetner üHnge erwähnt haben,
§eigen.
©alt. ©tnbien XIII. $cft II. 6. 15 ff.
298. $er SD öbrifefec.
Swifa^en 6$toelbctn unb ßlü&iom liegt linfa oom SBege ber
©öbri&fee. Jftaä) ber alten SBolkfage fotl ^ier etnft eine Stabt,
$öbri&, gelegen ^aben unb im SBaffcr oerfunfen fein, baä nun
ü)ren Hainen trägt. S)te (Sdjfoelbetner 2lnnalen er$äl;len, ba& ber
Sanboogt (5l)riftoph tion $olen$ (geft. 1497) ^äuftg feinen ©pajier-
ritt borten rid&tete. (Sinftmalä meinte er au3 bem (See aufzeigen*
be3 ©lodfengetöute $u hören; er hielt be^alb bie Stelle für heilig
unb grünbete auf bem §ügel bie $öbri&=$apeHe jum heiligen Äreuj,
in Welver ein ©tüd Dom ßreuj (Shrifti aufbewahrt würbe. ®er
Sftuf Don bem wunbertbätigen ftreu* verbreitete fiä) balb burä) ba$
umliegenbe ßanb, unb e§ wirb eraä<, bafj attba viel Slblajj er»
tf;eilt Würbe. Sßaä) Einführung ber Deformation lieft ber neue
S$lof$auptmann ©eorg »onftrufewifc 1540 bie Äreuafapelle ab*
bred^en, boa) erhielt fiä) noä) lange bie Erinnerung an biefelbe unb
nodj in biefem 3ahrhunbert ift ber ©oben naä) <3a}ä&en burd&Wühlt
toorben, bie bafelbft oerborgen fein fottten.
mt @tubicn Xin. $eft II. 6. 31 ff.
XII. £teis JhramDttrg.
299. $ie (Sntfte&ung ber ©tabt galfenburg.
SmSa^rc 1333 »erliefen bic33eft&er be3 bereite um bie SJcitte
be$ toorfjergefyenben 3<*Wunbert3 erbauten unb no<$ jefct fte^enben,
mittelalterlich befefttgten ©djloffeS galfenburg ber üor bem ©djloffe
entftanbenen S)Drffc^aft ba£ ©tabtred&t nebft Sänbereten. $>iefe
$iftorif$e 3#atfa$e ift, ttrie £r. Dberpfarrer Pato in galfenburg
mitteilt, naa) ber (S^ronif beä genannten ©a)loffe3 später in fol*
genbe Sage gefleibet luorben.
@3 r)atte im 3al)re 1333 ein galf auf bem SBurgtbore beS
©djloffeS galfenburg fein Dleft gebaut, ©tue» 5florgen3 tourbe an
biefern S^ore ein toeifteä ^ßferb angebuubeu gefunben, beffen 93c=
fifcer unbefannt toar. Um benfelben $u entbeefen, tourbe eine SSac^c
geftellt, meiere auä) balb einen 3flenfd;en ergriff, ber ftd) bei bem
Sßferbe einfanb unb e£ loSbinben wollte. Wati) gef ebenem Sertyör
unb Stnbrolmng tton ©träfe geftaub berfelbe, bafj er ju einer Iftaubers
banbe gehöre, bie fid> in bem nafyen SBalbe (bem Sftafotofd&en
33erge) »erborgen Ijalte. @3 tourbe u)m baä Seben gef^enft, toenn
er ben 2luf enthalt ber Sftauber anzeigen toerbe, toa£ er au<§ t&at,
3)ie §errn fcon SöebeH boten nun alle i&re Seeleute unb Unter*
tyanen auf unb nahmen ntd^t allein bie Räuber gefangen, fonbern
bemäd)tigten ft<§ auefc i^reS großen ©<$a£e3. 25on biefern Sfteid)*
tfyum erbauten fie bie ©tabt unb nannten fie, ba ber galf unb
ba$ 8urgtyor Gelegenheit baju gab, galfenburg unb ließen fie mit
boppelten ©allen unb ©räben too^l befeftigen unb mit einer ftarfen,
mit Stürmen toerfe&enen SUlauer umgeben. — ©etoitynli^er ift bie
Ableitung be3 SRamenä toon ben galfen ber früher fe^r fumpft-
gen Umgegenb, ober üon einem Erbauer, 9tamen$ galf.
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- 149 —
300. 2)er £raum oom @ber.
3m £u$3iagbf$loß bei galfenburg fott toor &fan ein gräfs
lidjjer görfter, -JtomenS Älüjle, gemefen fein. £>em $at einmal
in ber -Jlaäjt öor einer (Sbeqagb geträumt, baß er einen großen
(5 ber erlegen, aber oon if)tn toerrounbet toerben würbe. $)urä;
ben £raum gewarnt ift er ju §aufe geblieben, aber na<$ ber Qagb
üom ©äjloffe ^erabgefornmen, too er unter bem erlegten Sßilbe
grabe einen folgen ©ber, tt)ie ben im %xaum gefe^enen fanb. Site
er nun benfelben Dom SBagen §ob, um i&n gu befetyen, glitt er
i$m aus ber £anb, unb ber £auer fu&r u;m ins Sein, fo baß er
lange 3«ü barnieberlicgen mußte, aber enbtia) bo$ hrieber gena$.
ßu&n, ©Qgcn, ©ebrawfa unb SWartfen au« SEßeflfaten, I. ©.363.
301. $)er ©reibaum.
Qn ber ©egenb be3 gorft&aufeä 2llcranbert£al untoeit galfett*
bürg ftanb noä) oor 50 3a$ren ein aus brei gufammengemad^fenen
liefern befte^enber Saum, ber 3)reibaum ($)reebotym) genannt.
S3ei biefem Saume foUte ber Teufel Raufen, unb ba3 mar in fo
toeitem Umgreife befannt, baß einmal ein 3Jtonn au§ weiter <£nfc
fernung fcter&er fam unb naa) bem $)reebo&m fragte, um ftd&
bort, toott Serjmeiflung über feine böfe grau, bem Teufel ju er*
geben.
302. $ie milbe Sagb bei gaUenburg.
6ie jeigt fidj in ber Dämmerung ober in ber -Jto^t 3)cr
roilbe Qöger ift otyne $opf, ifym folgen anbere 3^ger mit $eitfd)ens
fnall unb bellenbe #unbe. $en Sägern [trafen lange geuerföeine
aus t&ren Süd&fen, toenn fte fließen, unb ben #unben fprü^en
beim S3ellen geuerflammen aus bem 3Jtoul. 3Kit furä;tbarem ®e*
fdjrei jie^t bie milbe 3<*9^ &dü> i» größeren, balb in fleineren
©nippen über SBälber unb Seen batyin, unb ein langer geuerftreif
bejeid&net i^ren SBeg. £)ie fyieftgen (Smroo^ner fefyen bie roilbe Sagb
befonberS im 6tabttt>albe ober aud) über ben S)emifefec reiten.
$)iefer 6ee liegt unweit beS ©tabttoalbeS in einem weiten, öben
2$albe<fen, toelä;eg toon §ügeln umgeben ift, bie burä) bie garbe
tyreS SobenS einen büfteren Slnbliä bieten. Qtoä gifä)er fa^en
bei 9ta$t jwei große ßunbe ber wilben Sagb bettenb über ben
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6ec laufen, toä&rcnb eine ferne ©timme i&nen gurief : „^Bringt'*
ma &ie$e $är!" — SBenn man ben terilben 359 er ausfeilt,
fo hrirft er einen Sßferbefufj herunter ober er anttDortet: „£efte
mit jud)a fcelpa, fd)afi u<f mit joga $elpa."
303. 2)te bezauberte ^ßrinjcf fin am ®algenberge.
3n einer abgefd)loffenen, einfamen ©egenb be$ $ragetyale3,
welä)e auf jtoei Seiten t>on &o£en §ügeln unb auf ber britten t)on
einem büfteren Söalbranbe begrenjt tirirb, untoeit be$ jum @<$lo§
galfenburg gehörigen SBortoerfS SBübboto, lennt ba3*8olf einen am
§u§ be£ @algenberge3, auf tt)eld)em im 3a$te 1618 bie lefcte §ere
bei galfenburg verbrannt tourbe, auf SBiefengrunb gelegenen, ganj
ifolirtcn, länglichen unb niebrtgen grabctynlid)en §ügel, ber mit
©efträud) bett)ad}fen ift. §8on bemfelben erjä< man fi$, bafe
eine $rm3ef[in barin fdjlummere. 9tod)t3 toirb fte oon ben
auf ber $rage $Borbeifa$renben auf bem ©rabe gefe&en, gleid) ber
ßorelei ü)r $aar fämmenb, fid) toafd&enb unb ü;re £rinf* unb
SBafctygejäjse reinigenb. 2Ber e$ oerfud)t, fid) i^r ju nähern, ber
$at e3 ju büßen.*)
304. £He UnneretjfaS.
Äobolbe unb #au3geifter, fo fd;reibt §r. Dberpfarrer Spiato,
fä>men $ter unter bem tarnen „UnnereijfaS" (Unterirbifd» $m
fammengefa&t ju »erben, obgletd) (ie unter fid; üerfd&ieben finb.
6ie too&nen unter ben §öfen unb §aben biefe ßöpfe unb lange
SBärte. $>ie Äinber muß man oor i&nen in 2ld)t nehmen. (Sfat*
mal ^at ein fold;er $au3geiffc, tt)eld)er flein, alt unb langbartig
*) £r. Oberpfarrer $Iato in galfenburg, bem i<$ bie ©age berbanle, t$etlt
übet biefen $flgel mit: Sir gruben im Safcre 1881 biefen $üget, totl^er 3
Steter long eine ettiptifc$e gorm $at nnb in feinem toeflltd)en, Vieren Steile
V/i ÜHeter breit unb 0,30 üßeter fcodj, in feinem ftfHtyen nieberen 1,25 SKeter
breit unb 0,25 Sfteter f)oc^ iß, auf unb fanben in einer Xiefe toon 0,27 SWetet
einen aus 5 (Struppen ton Keinen ©teinen befiefyenben, efliptifc&en ftreis, an
beffen toeftttd&cm fünfte ein fajarffantiger geuerficin (baS ©tücf ift fein@erätt))
lag. ©d^on in einer £tefe uon 0,40 SWeter erreichten wir ben gen>a<$fenen So«
ben unb fomit bie ®runbflädt)e ber übrigens o&longtfdjen rät^fet^aften ©tatte,
oljne irgenb einen Ueberrefi eines Körpers ober etwaige fonfl 6emertenSn>ert$e
(§>egenßänbe gefunben gu Gaben,
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toar, in ©üntyerafyigen ein ßinb in 2Cbmcfcn^ctt ber ©ftern mit
einem anbeten öertaufd)t. (Sin gaßenburger erjagte: Söenn mir
al3 $naben auf ben Sftei&erbrüdjern gegen Slbenb ©d;littfd;u$ liefen
unb fa^en ettoa im SRebel in ber gerne einzelne $fä&le ober ber*
gleiten, fo fagten totr: „$)a fommen f$on bie UnnereijfaS Sßi =
göri, Sßijacfi, Sromaci." S)iefe tarnen bejeid)nen brei
unter fia) toerfdjiebene UnnereijfaS. 2Bir Ratten ftc toon unfern
©Item gehört.
305. 2)ie ©alliefer ©d)leifmü$U
S)ie Greife S)ramburg unb ©d)toelbein gehörten früher $ut
Heumar!. (SattieS toar im 29cfi$ ber ©ünteräberge, bie auf bem
©d;loffe in (SaflieS too^nten. $)ie ©üntetöberge waren, ttrie anbere
£tmaftenfamtlien, bem Äurfürften oon Sranbenburg jur SefynSfolge
öerpflid)tet, entjogen fid) aber biefer $fliä)t. S)er große Äurfürft
fam Don Sfteutoebel nad) (MieS unb begehrte, oor ber ©tabt fid)
lagernb, fein 9ted;t. <S$ toarb i§m aber toermeigert ®a erbot fid)
SBerner toon ©d)ulenburg, ben ©ünterSberg ins Sager $u fcolen.
@in GaUiefer Bürger geigte i&m, ba er ben 2öeg ju guß mit einem
Segleiter maä>n wollte, ben nädjften 2öeg gum ©<$lojfe, toeld)er
über einen jiemlid) tiefen Slbgrunb, in beffen ©runbe ein luftige*
SSäfferletn ftrömte, über bie fog. ©<$afbrü<fe führte. $)iefe ijt
ettoa 60 guß lang unb 6 guß breit uon Brettern, toeld;e in ber
Sänge liegenb auf Querriegeln mit Nägeln befeftigt toaten. @r
fam rid;tig im ©djloffe an unb betoog ben „ungefd)liffenen" 9titter
ju bem SBerfpredjen, am anbern borgen bem Äurfürften in feinem
ßager fid; ju fteHen, toenn ©djulenburg ü)n abholen mollte. S)iefer
ging su feinem £errn jurü(f unb ma$te tym SMbung. 3n btt
5Raä)t liefe er nun aus ben beiben 2Rittelbrettern auf ber (Safliefer
®eite bie SRägel aussen, bann biefelben auf bem anbern Cmbe
abfägen unb ging beS 3florgen3 mit einem §anbfeften Begleiter &ur
Slb^olung be3 ©Untermberg. SBeibe nahmen u;n in bie 3Jiittc unb
führten ü)n; als fie aber auf bie ominöfe ©teile tarnen, ließen fie
ü;n loS, baS Srett toippte auf unb ©Untermberg fiel tnä SBaffer.
S)a rief ü;m ©d;ulenburg nad): ,,©o muß man ben un*
gefd)liffenen ©alliefern ben gläfc abfd;leifen!" Unb
bie 23tü<fe fceißt bie 6$letfmiu)le bis auf ben heutigen Sag. —
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— 153 —
$<$e* fogt man auä? jefct noä; tion einem ®robian, er muffe nad&
GattieS, um (t# bort ben gläfc abfdjleifen ju Iaffen.
3)a9 liebe $ommerlanb, IL @. 231.
306. 2>er Sungfernfee bei (SallieS.
©ine SSiertelftunbe toon (SattieS entfernt liegt ber SBurgtoall,
ein $ügel, auf bem fid) n>a^rfd)einlid) einft eine SBurg er^ob. 2tm
gu&e bejfelben ifl ein] Keiner £ei<$, ber Sungfernfee genannt,
^icf unter bem ©runbe beffelben foH ein gro&er 6ä)afc »ergraben
liegen, ber toon jtoet bezauberten, tomnberfd&önen 3ungfrauen be*
toaä;t toirb. Stuf 3o$ann*3Rittag baben Tie im See. SBer nun
an biefem Sage toom galliefer 3Jtorft um 12 Vfyx 3JlittagS mit bem
erften @$lage ber £&urmu$r, mit Seife toerfetyen, losläuft unb
beim jtoölften <&ä)lage am Sungfernfee eintrifft, erlöft bie 3ung«
frauen unb erhält ben 6ä)a6,
307. 2)ie pappet auf bem Änidenberge.
2fof bem Änidten&erge bei Gallteg fte&t eine Rappel, bie gro&e
3W&nli$feit mit einem mit bem 6tiel in bie @rbe geftetften SBefen
\)dt 3k alter 3eit, fo toirb erjctylt, tourbe einft ein 6$ornfteins
fegergefelle auä (Sallie3 jum £obe üerurtyeilt, toeil er einen 3Äenfd)en
erfragen Ijaben foEte. Sluf bem Änlcfenberge füllte er gerietet
toerben, $a na$m er feinen SBefen, ftedte i^n in bie (Srbe unb
rief au8: „€>otoa$r id) unfd&ulbtg bin, toirb biefer SBefen au$«
grünen!" darauf erlitt er ben £ob. ®er Söefen aber grünte au*
unb fourbe aum »aum, ein 3eia>n feiner Unföulb.
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— 155 —
L $e6itrt. taufe. <£tabl)eit.
1. Neugeborenen ßmbern muf? ein 8t<$t angeftecft »erben,
ober e£ mufj ein ©efangbuä) ober ein Stüä batoon in bie SBiege
gelegt werben, bann fönnen fie niä)t öon ben Unterirbifä)en toer*
taufet werben. 2luä) fdjü&t man fie baüor, wenn man ein Skter*
unfer betet. ($affuben).
2. SBenn bei einem £agelityner ein Äinb geboren wirb, fo
legen alte SBeiber e3 unter bie Dfenbanf. S)a$ foH ein gute«
2RitteI fein, ben Ileinen SBeltbürger toor #o<$mut$ ju betrafen,
tceld^er in bem ©tanbe niä)t taugt. (SBuffefen, 3 e ä enolD )«
3. SDa£ SKuttermal lann bie Hebamme gleia) bei ber ©nfc
binbung bertiigen; fie muß bie ©teile, nod) e$e es fonft jemanb
gefe^en £at, mit ber Nachgeburt bebrüden ober beftrei^en.
4. SBenn Altern Slngft haben, baß ba3 neugeborne $inb
fterben fönnte, fo geben fie ü)m, wenn e$ ein änabe tft, bei ber
$aufe ben Namen ©rbmann ; ift e3 ein 3Jtöbä>n, fo muß e3 ®oa
genannt »erben.
5. (Sine 6$toangere barf nie bur$ ein genfter ober bur<$
eine anbere Deffnung in ein üerfä)loffene$ 3* mmcr feigen, fonft
wirb baS Ätnb unfehlbar ein ®ieb. (3«jenom).
6. 3n 3 c J cn °w f* C( ft man ^ c £änbe ber neugebomen Rin*
ber in lalteS Söaffer, bann frieren fie fpäter nü$t.
7. Neugeborene Jftnber legt man hinter ben Dfen, bann
bleiben fie ftete ruhig.
8. ©en ßinbern fagt man bor, baß ber 6tor$ ihnen ein
S3rüber$en ober 6ä>efterä>n bur<h ben ©d^ornftein geworfen
^abe, ober auch, baß bie Äiu) e3 unter bem ftumm ^wuggelraöt
habe.
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9. Söenn ein Ätnb geboren ift, barf mit i^m fein junger
£unb ober feine 5lafee aufgejogen werben, baS eine bat bann nia)t
2lrt.
10. 3« ßinbtaufen labet bie §ebamme ein, wofür fie ein
©efa>nf befomml. ®ie $atben Kütten ibr ©cfdjenf in einen fünft*
lid) gebogenen Spatbenjettel, ber ftetS mit rotier «Sajnur umWttfelt
Wirb, $äuftg legen abergläubifä;e Seute ben Knaben noa) Stabl»
febem, ben SDtäbdjen Nabeln mit hinein. SSor ber Saufe müffen
fia; bie Sßatyen aller ©peilen enthalten, fommen fie aber jurütf,
fo greifen fie fdjnell na<$ SÜieffer unb ©abel, um etwas ju effen,
bamit ba$ ßinb fd&nell ftarf werbe. 3ft niemanb ba, ber ibuen
ba$ ßinb abnimmt, fo legen fie c3 unter bie Dfenbanf. (^lö^ig
bei *poHnoto).
11. 3n ben $atl)enbrief wirb 33rot, 2BolIe, glad&S u. a. ge=
legt; bie^atben wünfdjen babei, baß baSßinb ba$ einft alles im
Ueberflug l;at. $)er ^Bat^enbricf Wirb nia;t jugefiegelt, fonbem
nur mit einer rotten €>$nur umfdjlungen; biefelbe barf ni<$t ge^
fnüpft Werben, fonft wirb ber SBerftanb be£ Täuflings »erfnüpft,
b. er bleibt bumm. (Sandig).
12. SBer ton ben Saufpatfyen am Sauftage juerft in bie
Sfcür tritt, beffen Gtyarafter befommt ba£ $inb.
13. 2Benn ein Änabe unb ein 2Käba>n ju gleicher 3eit ge*
tauft Werben, fo tyat bie §ebamme barauf ju aalten, ba& juerfl
ba3 3Jtöba>n getauft wirb. SSirb guerft ber Änabe getauft, fo be=
fommt ba3 3Jtäbd)en männlid&e @igenfd)aften, 3. $8. 33artmu<$S.
(SBuffefen, 3 e S c n 0tü u. a.)
14. kleiner Sante, fo ergäblte jemanb, ftarben bie erften
Äinber balb naä) ber ©eburt. Um weitere Unfälle ju toerbüten,
Würben auf ben Sftatfc fluger Seute bei ber Saufe be3 na'tyften
ÄinbeS nur altefieute ju^atben genommen; aua) würbe baaßinb
toerfe^rt, b. mit bem ßopfe woran burd) ein Sengftfenfter
na$ ber Äirä> getragen unb ebenfo wieber jurüd in baä £au8
gebraut. 2)a3 ßinb lebt noa) beute. (SSuffefen).
15. SBenn man auf bem ©ange jum ©eüatterfte^en einSBe*
bürfnifc »errieten will, fo barf man ben ^attyenbrief ni$t bei fia)
behalten, fonbern muß ü;n fo lange einem anbern übergeben, fonft
leibet ba$ flinb an Settnäffen. (Sgl ©agen 26).
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- 157 —
16. $ie $atyen bürfcn baä @efa>n! nia)t borgen, fonft ^at
baS ßinb nie ®elb.
17. 6inb bic s }ktyen unorbentlia) gefleibet, fo unrb au$
baä $inb lieberlici).
18. ©a^toangere bürfen bei Üftäbd&en nta)t ©etoatter fte^en,
fonft bleibt baS 2fläba>n fpäter nta)t etyrlta). (3eäenott>).
19. ®er 5ßat^c , toela>r baä ßinb roä&renb be3 Stauf alte«
$ält, barf e3 nia;t fd&ütteln, um e£ ju berubigen, fonft jerreifjt e3
alle Äleiber. (3esenon)).
20. 2Böä)nerinnen binben fify, fo lange fie nodj nidjt jur
$irä)e gemefen finb, einen rotten SSoüfaben um ba3 §anbgelenl,
um gegen §er. crei gefdjüfct j$u fein. 2lucf) bürfen fie fia) nia)t außer«
§alb be£ §aufe3 blitfen laffen, toeil ifjnen leidet ein 6a)abematf
getrau toerben tonnte.
21. Ätnber, bie fi$ fel;r an ben SBater fdDmiegen, leben nia)t
lange; ebenfo ergebt es benen, bie.fetyr flug finb, unb benen, bie
einen blauen ©triä) über ber ^afeniourjel bia^t unter ben brauen
^aben.
22. 3n feinem erften ßeben^jatyr barf ba3 Äinb ni$t in
einen Spiegel fcl)en, fonft lernt e3 ntd)t fprea^en.
23. 3m erften £eben3jat;r bürfen bie ßtnber ni$t gelämmt
toerben, au$ bürfen itynen uia)t bie 9Mgel abgefa;nitten »erben,
fonft tyaben fie Unglücf.
24. ®er erfte 3afyn, toela)er bem $inbe gebogen roirb, muß
»erbrannt unb al3 2lfa?e bem $inbe eingegeben toerben, bann be*
fommt e<S nie 3 a ^ n Wmerjen.
25. 2Benn ba3 $inb ein 3afyr alt ift, legt man ü;m (an
feinem ©eburtätag) einen Xfjaler, ein ©cfangbua) unb ein 6tüä 33rot
cor; greift e3 juerft naa) bem Styaler, fo nnrb e§ fpäter genau ober
g#9, greift e3 na$ bem (Sefangbudjj, fo wirb e3 gelehrt ober
fromm ober ein Sü^errourm, greift e3 nad& bem ©tütf SBrot, fo
ttrirb e3 ein SBielfrafe.
26. $inber bürfen nid&t mit geuer fpielen, fonft werben fie
ba3 S5ett näffen.
27. SBenn man öon fleinen Äinbern träumt, belommt man
Sterger.
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28. 2Benn ma fleine Jftngerre S$nap3 gifft, bat t§ ätoent
fo fa?limm, aä toenn upp Äo^lplante fatmg SBater gate toarb (#r-
Streut).
29. kleine Ätnbct erfä)re<ft man mit bem ©aubau, bem
2Bolf, bem ©a)ornfteinfeger iinb bem 3ubm (bc 3ub toarb bi innc
©ad ftöfe), ferner mit bem ©toffel, bem liefen ber <$riftliä)en
Segenbe, unb mit bem SDtummatfa) (aua> 3Jlurmaj); in 2Suffefen
bei Sütoto bro^t man ben Äinbern, toenn fie am Slfrenb unartig
Iinb, e§ fomme ba3 Söeib ober ba3 2)ing mit „be lange, fpiUbo*
mene £äne."
30. SBei ©onnenregen muffen Äinber bie Äopfbebeäung ab»
nehmen, bann toaäjfen fie gut.
31. Ätnber bürfen nia;t am 3Rontag juerfi in bie ©äjule
gefyen, fonft bauert ü;nen bie 3«* §u lang.
II. ^odfoeit.
32. 2Benn man im Traume ein fcelleS geuer brennen fte&t,
toirb man balb $u einer $od;jeit eingelaben.
33. SBenn jemanb fein £af<$entuä; lang aus ber £afc§e
bammeln läfjt, fo fagt man fä^erjenb: £ei gefyt upp be gri.
34. (Sin $eiraty§fä$tge3 2JMbä)en barf nia)t an ber Xifa>cf e
ftfcen, fonft belommt e3 einen budligen Sftamt.
35. diejenige S9raut, toeId)e oor ber ^oäjjeit bie $a(3e gut
gefüttert $at, toirb an ü)rem #oä)seUgtage gute3 Söetter fyxben.
36. Sei ben Äaffuben bürfen Mbajen nia)t ben obersten
flauten oom SBrot effen, fonft befommen fie in ber @$e 3millinge.
3)e^alb bürfen fie auä) nidjt boppeltc 9lüffe ober 2lepfel effen.
37. Söenn e3 in einem 3a&r 9täffe fo es
au<$ viele £uren.
38. SBenn ein 33är beim Slnblidt eines 2Wäbä)en3 fe&r brummt,
fo ifit e3 nia)t me$r e&rüä), fonbern eine &eimliä)e £ure.
39. S3on einem Wläbtytn, ba3 bie 9foüur mit einem fyäfjli<$en
®eftä)te bebad)t &at, ober baS trofc einiger <Sä)öm)eit bod) arm an
@efi> ifl, fagt man in SBuffefen: $et &ett bat $tbfa) gell ud txir«
Darfä) fräge.
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40. ginbet ein gräulein ein me&r als breiblättrige* Äleeblatt,
fo ftede fie baS hinter ben SBufen; begegnet ü)r auf bem ^eimtoege
ein STOann, fo t>er$eirat$et fie fid; balb, wenn eine grau, fo gety
no<& längere 3 C ^ barüber fcin.
41. 2Ber im 33ottmonb «fpod^eit mad)t, ber tyat in ber G$e
alle irbifä>n ©üter im Ueberfiufj, mer im ÄrebSjeidjen £od)$ett
mad)t, ber fcat Unglüd in ber
42. Sraut unb Bräutigam bürfen nid)t in bemf elben SBagen
jur $ird> fahren, (ßarjin).
43. Söenn e3 ber »raut in ben £ran§ f$neit, bann $at fle
in ber ß&e ©lud, regnet e3 aber hinein, fo $at flc Unglild.
44. SBenn bie 93raut jur Trauung ge$t, mufj fie ein 8fln*
bellen mit Äreujfümmcl (6ame oon ©tea)apfel) auf ber SBruft
tragen, bann tonn fie nid)t oerrufen toerben (6ublt|). 2lnbertoärtö
fledft bie SBraut eine Seflerietourjel in bie £afd)c S3ci ben ßaffu*
ben tourbe ba3 Brautpaar toor bem ßirä)gange in eine Cammer
eingefperrt, bamit e$ nid;t oerrufen toerben fonnte.
45. SBirft jemanb jtoifdjen ein $aar, ba3 §ur Trauung ge$t,
eine £anb oofl ©anb, fo $aben fie ßäufe unb glitye ooüauf.
(Gublifc).
46. Sßenn bie ©rautleute jur Trauung fahren, barf fid) oon
benfelben beim SoSfa^ren niemanb nad) bem §ofe umfe&en; toer
fidj umfielt, fietyt fid) nad) einem jtoetten ÜDtonn ober nad) einer
Reiten grau um unb mu§ jum jtoeiten 2M ^eirat&en.
47. 3n SKeuenborf bei £auenburg toar es früher 6itte, ba§
fi$ bie Sraut in bie 2$ür fteHte unb niemanb e$er tyntin lieg,
als big fie oon ü)m einen $u& befommen $atte.
48. Söenn eine Söitftoe ober ein Söitttoer fid) ioieber üerl)ei=
ratzet, fo mufj ba3 $aar fid) am Slltar btd)t an etnanber brängen,
benn fonfl brängt |ia) ber öerftorbene ©atte ober ©atttn steiften
fie. (GuMifc).
49. Steffen §anb beim ©egenSfprud) oben ift, ber behält baS
Regiment im §aufe. SBei ber Trauung muß bie $raut fud)en,
bem ^Bräutigam auf ben gufj ju treten, bamit fie ba3 Regiment
behält. 2lud) behält flc es, toenn fie auf bem ©ange jur Äird)e
ba$ £afd)entud) ^intoirft unb oom ^Bräutigam aufgeben lägt
50. 2Ber bei ber £rauung juerft nieberfniet, fitrbt perft.
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— 160 —
51. SBetm in (Sorbin bei ©tolp früher ein $0(^eit^ug au3
ber Jttrche nach $aufe tarn, tourbe ein 6eil (ober ©uirlanbe) que*
über bie Strafe gejogen unb nid^t eher heruntergeladen , als btö
bie ©raut ©tuten ober auch Heine ©elbftücle unter bie Jtinber ge*
toorfen hatte.
52. 2Benn ber §o<$jeitg$ug t>on ber Äird&e jurüclfehrt, fo
toirb (befonberä in faffubifa>n Dörfern) noch öfter auf ber ©renje
eine glafche 6<hnap8 geleert unb bie glafa> zertrümmert, ätoifchen
©tojentin unb ©ohren gefchah ba3 an einer ©che, bie be$halb no<£
je&t bie S3rautei^e heißt.
53. 3k mannen ©Örfern, befonberS am ßebamoor, fpringen
Sraut unb Bräutigam vor bem §ochjeit3haufe oom SBagen unb
eilen in ba3 §au£, bie Xfyüx hinter fia) oerfchließenb, unb fd^meden
erft alle ©erichte, toährenb bie ©äfte fo lange fcraußen toarten
müffen.
54. 3n ber ©chtoelbeiner ©egenb ifl e3 brauch, baß bell
©rautleuten, toenn fie oon ber Trauung fommen, beim Eingänge
in ba8 §ochjeit3hau3 ein ©rot hingehalten toirb, too&on fie ab*
beißen müffen. $)ann toirb ihnen in ihrer SBirthfd&aft ^cß Srot
nia)t fehlen.
55. Sluch toerben hie* ^tim $och$eit8mahl jtoei fö^en an*
gebrannt, eine für bie S3raut, bie anbere für ben ^Bräutigam;
toeffen Sicht juerft erlifcht, ber ftirbt juerft.
56. Qm ßtrchfpiel 3 c 5enoto (3 e ienoto unD ?oblofc) toerben
bie §ochjeiten möglichft an bemfelben Sage gefeiert. S)ie ©äfte,
bie auf alle $o<haeiten gelaben finb, jtehen mit 3ttu|t! öon einem
SBrauthaufe jum anbem. Söenn bie 93raut auch *eme SJlitgift be*
fommt, fo bebingt fia) ber Bräutigam boa) eine große $ochjett aus.
57. S)ie $o<hjeit finbet, toie überhaupt gewöhnlich, bei ben
Äaffuben am Freitag ftatt. SBeim §o<h$eit8mahl fi^en ^Bräutigam
unb ^ochjeitsbitter (plattb. $eftebirre) in hohem £ut am £ifch. 2lm
folgenbeu ©onntag holen fich bie leiblichen ©äfte oon ber jungen
grau baS 3unge=grauen=9Brot, bie 3Ränner toom Bräutigam einen
feinen ©chnapä, benn an ben anbem Sagen toirb nur getoöhn*
liehet 93rot unb gufel berührt, (©iefebtfc).
58. 2lm fconnerftag barf feine ^ochjeit fein, fonft leben bie
(Seeleute ftetS in Streit. C8ejenoto).
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— 161 —
§9. $er Staut muß balb na$ ber Trauung ber ©<$leier
jcrriffcn toerben, fonft $at jte Unglüd in ber @&e.
60. SBci bcn Äaffuben barf bic SBraut fid& ni$t am Sette
aussen, aud; mufe fic juerft inä SBett fteigen.
61. Qu mannen Dörfern fear e$ früher Sitte, baß bem
neu&ermctylten $aar eine 6a;üffel mit ßofylen unter baä $ett ge=
fegt mürbe.
62. 2Ser ben SBrauttanj ni<$t tanjen fann, fefct fid^ auf einen
©tutyl unb giebt ein <Spiet an, ba3 ausgeführt wirb (bei Söublifc).
63. 3n ber 23elgarbcr ©egenb wirb in ber 9tod}t um 12 U()r
ber 33raut ber ßranj abgetanjt. 3)ann legt bie 33raut ifyre Söraut*
fleiber ab unb erfd)etnt in einer anbern Reibung unb oljne Äranj
mieber, trägt aber eine jierliaje, eigene bagu angefertigte §aube
auf bem ßopf. 3&r folgen Sßerfonen, bie mit glafd)en unb ©la*
fern belabeu finb, unb es mirb jefct ber fogenannte Rauben-
wein getrunfen.
III. <£rattftljritett.
64. SBenn jemanb SSarjen tyat, fo fann ein anberer fie tym
abjä^len; er muß bann fcormärtS bis jur lefeten unb rücfmärtS bis
jur erften jäfclen, bann fcerfdjttnnben fic, bafür befommt fie aber
ber Slbjä&lenbe.
65. Ober man beftreid&e fte mit einer <Spe<ffa)tt)arte unb »er*
grabe biefe unter bem Sdjmeinetrog ; foroie bie Sd)marte üerfault,
vergeben aud) bie SBarjen.
66. Ober man gefye im 3toteti<$t ju einem fyofylen, mit Sftegen*
toaffer gefüllten SBaumftumpf, roafdje bie betreffenbe ©teile unb
ge£e roieber jurücf, otyne fid) urnjuie^cn unb ju fpredjen.
67. Söenn man ein ©erftenforn am 2tuge &at, mufi man eS
mit einem Sappen beftreid&en unb biefen bann auf einen ßreuj-
meg werfen, bann »ergebt eS unb fommt nid)t mieber.
68. §at ein ßinb ein ©erftenforn am Sluge, fo muß ber
SBater ober bie 9Jlutter baffelbe ^eimlid) breimal über treuj mit
bem Trauringe beftreid>n unb babei fpred>n: 3m tarnen be£
33ater£ u. f. m. ftann öerfajmmbet es.
69. Sefommt man 3^"^^/ f° nxan ju beliebiger 3eit
auf ben $trd#of ge$en, aus einem Renten ßreu$ einen SRagei
Xnoop. Bommen. 11
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gießen unb bamit ft$ fo lange am >}atyi pöfeln, bi« ber 9togel
mit SBlut benefct wirb; bann mufj man bcn 3fagel triebet $urü&
ftetfen. $)a3 alles mu& aber fd>n>eigenb gef$e§en.
70. SBenn man an 3atyntt)e& leibet, fo lege man einen SBijfen
Srot auf ben fran!en 3 a ^ n / 9 c § e tonn <*n c ^ cm ©onntag oor
Sonnenaufgang ju einem Slmeifen^aufen unb fpeie bort baSSBrot
au£; bann gefye man ftitt unb o^ne fi$ umjufe^en na<$ §aufe,
unb bie 3a$nf$merjen finb fort, fobalb bie Slmeifen bog S3rot oer*
je^rt fcaben.
71. SBenn man fi$ alle greitage bie 9Mgel an ben gingem
befd&neibet, fo befommt man nie 3<^ntoe$.
72. 3m ©tolper Greife pflegen ßinber im grü&jatyr bie brei
erften 2Binbrö3d)en (Anemonen, (Sefdjfen), bie (te auf ber 2Biefe
finben, ju effen; fie glauben, bajj fie bann baS ganje Qa^r $in*
bur$ nt<§t ba§ gieber belommen. 3m 9tummel£burgtf<$en unb
58ütott>f<$en fc$reibt man bem ©enu6 ber brei erften Sftoggenbliityen
biefetbe SBirhing ju. 2lu$ ein 2lpfel am Dftermorgen auf nüfy
temen 3Jtogen genoffen, fd&üfct gegen bete gieber.
73. 2öirb jemanb üom gieber geplagt, f o neunte er ein Heine«,
leinenes 33euteldjen, ge^e auf ben ÄircWof unb t^ue fcon brei ©ras
bern je eine ^ßrifc <5anb hinein, fyänge bann ba$ SBeutel^en fo
an einen Änopf be£ 9lo<fe£ auf, baß er eS auf bem £eimtoege »er*
liert, unb baS gieber oergetyt; natürlich mu& man es jttrifc^en 11
unb 12 Utyr, fcfyoeigenb unb ofyne fid& umjufe^en i^un. (§err
2lr$ut.)
74. 93efpru$ gegen bie ®idjt: £)ie @id^t unb bie Bieren,
bie in meinem gleifdfc regieren, bie foffcn ftd& bur<$ baS JSreuj
3efu (S&rifti perlieren. 3« Mamtn ©otteS beS SBaterS f u. f . ».
Slmen. (dreimal gefprod&en).
75. (Sin anberer: 2Jton ge^e an einen ÄreujWeg unb fprec^e :
5treu$toeg, i<$ flage bir, meine reifjenbe ©i<$t bie plaget mir; ber
erfte SBogel, ber überfliegt, benehme mir meine ©i<$t. 3m Tanten
u. f. id. (£r. 9Crd>ut).
76. Stenn man üon einem #unbe gebiffen i% mufj man
toon bemfelben §unbe brei §aare auf bie Sßunbe legen, bann
fdfaiOt fie ni$t an, fonbem &eilt fd&nell.
77. 28af$e bi<$ am 1. 3Jtörj im 6<$nee, bann befommft
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bu feine Sommerfproffen; auaj nrirb bir bie ßifce ben&tnt ni^t
bräunen lönnen.
78. 2Senn jemanb Icant ift, unb man tüitt ttriffen, ob bie
ßrantyeit eine natürliche ober burä) Verrufen §eroorgebra<$t ift,
fo fyxtte man eine ©Düffel mit 2Baffer über ben Äopf be3 äranlen
unb giege einen Söffet öoll gefä)mo^enen 33leie3 in baä SBaffer;
jerftiebt ba3 33lci in lauter feine Nabeln,, fo ift ber Äranfe toer$ert
79. SBenn jemanbem bie #änbe fd&foi&en, muß er mit ben*
felben einen 9Jtoufororf tobtbrüden.
80. 3ttuttermal (£)obeplacfe) barf man ni<$t fortbringen,
benn fonft mu& man fterben.
81. gittern jemanbem bie §änbe, fo tfi ba$ ein fiä) {t$ered
Seiten, bafe er früher junge $afcen unb £unbe erfäuft fcat.
82. Söenn jemanbem ein £afe über ben 2Seg lauft, fo $at
er lein ©lüd, ebenfo Wenn u)m beim gortgange t>on £aufe eine
grauenSperfon über ben SBeg ge^t ober begegnet 2Äanä> lehren
bann fogar um unb ge&en noa; einmal ober gar nta)t fort
83. (Sin gefunbeneS #ufeifen mufj man auf bie ^ürfä)n>eHe
nageln, ba$ bringt ©lüd.
84. SSenn jemanb bie Unterhofen ober ©trümpfe oerfefyrt
(ausgeleert) ansieht, fo &at er in allen $roce§faa;en ©lud; igt aber
jemanb bie kernte oon befeffenen ©änfeeiern, fo öerliert er ben
$roce&.
85. SSem bie gingernägel blühen, ber $at ©lüd.
86. Säuft jemanbem beim gortreifen ein Sfte& über ben 5öeg,
fo tyxt er ©lud, ebenfo, toenn u)m ein -iütonn juerft begegnet
87. gäHt einem auf ber Steife ber ©tod fort, fo fcat er
UnglüA
88. SSon cttoaS S^önem träumen, bebeutet ©lüd, öon £äfc
lidjem, Unglüd; ebenfo Don Säufen träumen, bebeutet ©lüd, »on
Ärebfen, Unglüd.
89. ©ie&t ber ßnabe ber SJtotter ä&nliä), fo $at er ©lüd,
ba3 3Wäbtt>en muß bem Sßater äfrtliä) fefcen.
90. 3e arger $auer ($ure), befto me$r ©lud. (2Suffe!en).
u*
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V. fob. $f0tf6»ili.
91. 2Benn am 2lbenb ober in ber 9tod)t bie £unbe beulen,
fo ftirbt balb jemanb im $orf.
92. S)em lobten nrirb ein ©efangbud) unter ba§ Äinn ge*
legt, um ü;m ben SJiunb ju fliegen; in 3*$«u>tt> 8 ic &t «kw tym
ein ©efangbud; mit, bamit er fingen fann.
93. 2Bemt jemanb oerfd)eibet, mu& man toom 93ctte jurüdE-
treten, benn bie ©elfter fommen unb §olen bie ©eele. (3«8cnoto).
94. ©terbenben Äinbern mujj man i&re liebften ©ad;en,
befonberS ©pieljeug, mitgeben, fonft £aben fie im ©rabe feine föu^e.
95. 3n 3 c 3 cnon) fliebt man bem lobten aud; ein gifa;erne&
mit, bamit er ßeitücrtretb ^abe, benn er befommt alle Satyr nur
einen Jhtoten auf.
96. S)em Xobten roirb ein £id)t in bie §anb gegeben, bamit
bie Seele ben 2Beg jum §immel finbet. grauen, bie im 2Sod;ens
bett fterben, ift ein ©efangbud) ober Dpfergelb mitzugeben.
97. §at man bei ber £eid>nrebe »ergeffen, bie Sid)ter an-
juftetfen, fo fann nad) bem ©lauben ber Äaffuben ber Sobte nia>t
feiig toerben.
98. ©in SSerfpredjen, ba3 man einem ©terbenben giebt, mu§
man galten, fonft tyat ber SBerftorbene im ©rabe feine Sfhi&e.
99. SBeim 2öeinen barf feine Styräne auf ben lobten fallen,
fonft liegt er naß.
100. $er $obte barf nid)t mit bem tfopf juerft tyinauäge*
tragen toerben, fonbern mit bengü&en, fonft gie^t er bie Uebrigen
nadj ftd;. 2lud) einen tobten §unb mufj man fo heraustragen.
(Sinem in ©tolp ift mal ein §unb tobt geblieben; ba3 3Jiäb<$en
trug ü)u falfd) tyerauS, unb balb ftarb aud) ber jtoeite #unb.
101. 2ßenn ber ©efang beim Sluöfiugen einer £eid)e fe$r
tyeH unb toeit flingt, fo ftirbt gleidj nrieber jemanb.
102. 3« mannen 2)örf«tn, bie feinen eigenen #trd)tyof Ratten,
tourben bie lobten nad) bem ßird)tyofe be3 Äird)borfe3 ($• & ©fo*
roi^) gebraut. SBei ber Sftüdfetyr toon ber SBeerbigung mufjte auf
ber ©renje ©troty Eingelegt werben, bamit ber £obte, toenn er gu*
rüdfam, fi$ bort ausrufen fonnte.
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103. 3)aS Strolj, auf bcm eine &id)e bor ber »eerbigung
liegt, barf nid)t in ©ebraud) genommen unb befonbetS bem 93ie^
ntcfct untergeftreut toerben, toeil fonft baS Sieh fleif wirb. 2)aS
Sobtenlager mu& au$ nod) eine 9tad)t nad) ber SBeerbigung an
Drt unb ©teile bleiben, ba ber £obte in ber üftad&t na<$ feinem
Sager jurücffefyrt unb barauf ru^t. (Är. ©tolp).
104. £egt man einer £eid)e ein geberfiffen unter ben Äopf,
fo $at ber £obte im ©rabe feine Sftuhe.
105. Söeim hinaustreten beS £eid)engefolgeS aus bem §aufe
mufj man fe^en, »er julefct hinaustritt; ift eS eine $erfon mann*
lidjen ©efd)led)ts, fo fttrbt juerft eine 3ftannSperfon, unb umgele^rt.
106. ßeute, toeld)e in ber 12. ©tunbe (SRittagS unb 9tad)tS)
an einem 2>onnerftag ober ©onntag geboren finb, fönnen ©eifter
fe^en. S3ei einem £eid)ensuge fönneu fte fe^en, wer ber näd)fte
SCobte fein toirb, benn ber ©etft beReiben folgt fd)on bem ©arge.
2Iud) fann man eS fetyen, toenn man burd) ben linfen Slugenring
beS linfen SßferbeS fd)aut
107. 3Äan ad)te barauf, nad) tt>eld)er ©eite ber Strafe unb
nad) tt)elä)em §ofe fid) bie Sßferbe am Seid)entuagen umfe^en; bort
giebt'S bie näd)fte £ei<$e.
108. ®er Äird)enbiener in (Sulfoto roei& aus bem ©eläute
ber ©lotfen, ob ber nää)fte Sobte eine grofje ober Keine Sßerfon ift.
109. 93et ber öeerbigung einer Seid)e barf niemanb ju bid)t
hinter bem ©arge hergeben, benn ber (Seift beS Verdorbenen folgt bem
©arge unmittelbar, unb toer gu btä)t hinterher geht, tritt ftetS auf
ben ©eift.
110. SBenn jemanb im §aufe ftirbt, fo mu§ baS Sieh in
ben ©tällen aufgejagt unb angerührt werben, ebenfo aud) bie ©ienen ;
gefä)ie$t baS nid)t, fo befominen 3Jtenfä)en unb $htere einen fehr
feiten ©ä)laf, ben fog. £obtenfa)laf. (Är. ©tolp).
111. 2öenn in ©d)menjin unb anbern Dörfern beS Sublimer
ßreifeS ber Sötrt^ einer Haushaltung geftorben ift, fo roirb aßeS
SBieh auf ben £of getrieben unb verbleibt tytx fo lange, bis bie
£ei<$e t?on ber §oflage entfernt ift (SS gefd)ieht baS ju bem ßtoedf,
bamit baS Sieh ben £ob feines £errn erfahre. Söenn bie 2öitterung3=
toerhältniffe nid)t geftotten, bafj baS Sieh aus bem ©tatte gebracht
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toirb, fo ifl e3 Aufgabe ber Äned&te, immer jtoif^cn $toei ©tütf
}U ge$en unb fagen: „*Ru breegen fe jugen £erren toeeg!"
112. SBenn man Don einem lobten träumt, fo foß man
ben &raum binnen 24 ©tunben niä;t heiter erjagten.
113. (Sinem 93auern im 33ütotofä)en ftarben biegtauen balb
naä; ber ©ntbinbung; bie trierte tooflte biefem <Sd)idfal entgegen,
barum lagerte fie tagtägliä) einen tobten fä)toarjen§afyt unb eine eben
folä> £enne ju u)ren gü&en in« SBctt. $a8 bittet Ijalf, fic blieb am
Seben, obglei<$ ftc f$toä<$er toar als bie üerftorbenen grauen.
114. 303er ba$ 33.3a$r, ba$ SKlter (S&riftt, glö<fli$ erreid&t
ftrt, lebt lange.
115. SBirb ein 3Hörber geföpft unb ein Kaufmann fann
einige Kröpfen SBXut mit feinem £afa>ntuä> auffangen, fo t>cr-
me&rt ftd) feine Jhmbfäaft.
116. 2lm Slbenb be£ £age3, too ber £obte berfajieb, toirb
an feinem Sager lange gebetet unb gefungen. S)ie fog. lobten*
toa$e toirb am Slbenb oor bem 33egräbntfjtage gehalten. ®aju
öerfammeln fid) biejenigen, bie aus bem Drtc jur geier gelaben
finb. ©$on am Slbenb Dörfer totrb ber £obte DoOftänbig an*
gelleibet. 3tttt ©efang toirb er auf ben grieb^of gebraut Pfarrer
unb £e$rer ge^en bem 3uge toorauf, bie ©äfte folgen. ®er lobten»
gräber legt ba$ £anbtoerf Sjeug, toomit er baS Orab gegraben, freuj*
toeife über ba3 ®rab; ben 2tte&ftab toirft er mit hinein. SBirb
ber £obte au3 bem $aufe gebraut, fo toirb ba£ SBie^ angerührt
$)ie ©tityle, auf toeld&en ber ©arg geftanben, toerben umgeftofjen,
toeil man glaubt, ber £obte fe^re bann nia?t jurfitf (aud; bei ben
Äaffuben in ©tefebifc). SBenn ber ©arg toon ber Safyre gehoben
ift, toirb foglei<$ ba3 toeifee £afen abgenommen unb $u#aufe auf
bie ©teile gelegt, too ber Sobte gejtorben ifl. (Pöfcig bei $ofo
noto).
117. 3m 3lummel3burgif$en toirb bie £obtentoa<$e am SEbenb
beä £obe$tage3 gehalten, unb pm jtoeiten 3Ral am Slbenb bot
bem SBegräbnifi.
118. SBom £eid)enf<$maufe (na$bem 8egräbmfj) fagt man in
SBuffefen bei öütoto: „5Dat gifft all toebber fce gell to toerfupen."
119. 5to$ bem ©lauben berSeute toeranbert beraubte feute
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garbe erftbann, toenn ba8 ©loäengeläut toerfünbet, bafe ba3 ©rab
fertig i(t. (Pöfcig).
120. 3n S3runoto (Är. ©ä)toelbein) toerben naä) erfolgter
93eerbtgung bie©paten unb ©a)aufeln über ba8©rab gelegt; liegt
ein Spaten oben, fo ftirbt eine mcmnliä;e ^erfon, liegt eine ©a)aufel
oben, eine toeibliä>.
121. ©elbftmörber muffen fo lange als ©puf untergeben,
big bie $ät gefommen, roo ü)nen oon ©Ott ü;r ®nbe beftimmt
n>ar. 2luf ü)ren ©räbern fie^t man ben Teufel in ©eftalt eines
£abne3 fifcen. (3^ettom).
122. Sßeineibige fmben im ©rabe feine föube, fonbern geben
als f^toarje £unbe umber. (3ejenon)).
VI. JUTttQattt» §ait0mt.
123. (gineSperfon, bie ben Teufel $at, nnrb geräubert; ba*
burä) bilbet fiä) in ibren paaren eine Älatte. Etefe nrirb ab-
gefd&nitten unb ju^uloer gebrannt; bieg mu§ man bem S3efeffenen
eingeben, bann gebt ber Teufel fort.
124. ©iebt bir eine alte grau $u trinfen, fo barfft bu niä)t
ben lefcten tropfen auätrinfen, toeit ba leid)t ber Teufel brin ftfcen
fönnte. 2luf biete 2trt toirb er nämlia) eingegeben.
125. SBenn ein ©tutf SBieb oerrufen ift, fo wirb es, nrie
folgt, befproä>n : „gtoei böfe SKugen b^ben Dia; gefe^en, jtoei gute
feben bia) toieber. 3m tarnen u. f. h>." gaUS bog betreffenbe SBteb
bodjj oerenbet, fo nimmt man, um fiä) an ber böfen Sßerfon ju
rad)en, baS $erj beS tobten SBiebeS, ftedt eS oott oon ungebrannten
©tecfnabeln, legt es bann in einen ungebrauebten £opf unb lögt
e£ 10 Limiten fod&en, toorauf eS in ben Sftaucb gebangt wirb.
IJlun bat man eä bem SBerrufer beforgt ; er toirb unfehlbar franf,
leibet unfägliä;e ©ä)mer$en unb fann nid)t eber genefen, als bis
baS £erj aus bem ©äjornftein entfernt ift. 2Mft fommt ber £ejen*
meifter felbft unb bittet ab. ($r. Slraput).
126. Verborgene 3)inge fann man fefcen, roenn man ein
tnerblättrigeS Kleeblatt ober baS Äreu$ aus einem $e<$tfopf bei
fia) trägt; ebenfo, toenn man einen ©trumpf ober baS^embe oer*
fe^rt anjie^t; boä) barf niemanb barum nriffen.
127. Seoor man oom ßofe fetyrt, muß man mit ber.^eüf^e
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brci Äreuje t>or bcn güfcen ber ?ßfcrbe ma$en, bann fann man
ntdEjt befyeyt werben.
128. SBcnn Ätnber alte Sappen auf bcr ©rbe fmben, fo
f ollen fie bie liegen laffen, benn fic fönnten betyert fein, unb fLc
Würben fi$ babur<§ bie angefyerte Äranf&eit jiijie^en.
129. 3n bie ©cfytoelle beä Stallet muß man brei £ß<$er
^meinbotyren unb Äreusfümmel barein t&un, bann fann feine £e? e
in ben ©taH.
130. ©änferi<$en unb 3unggefeu*en fönnen flugeSeute einen
gaubertranf eingeben, bafe fie ben ©änfen unb Söeibäbilbern na$*
laufen, unb foUtcn fie babei über bie Käufer getyen.
131. ©efättt bir ein $übföeS 2Räbd&en unb fie Witt bi$ ni$t
^aben, bann nimm eine glebermauS, üerbrenne ü)r£er$ juSßufoer
unb gieb e3 ü)r ein, bann fann fie ni<$t me^r r»on bir laffen.
132. 3n Söenb. (Sarftnifc war ein SBrenner, ber alles toortyep
fe^en fonnte; baju flellte er ftety einen ©arg auf ben ©cfyornftem
feinet $aufe3. ©o roatyrfagte er einmal einem ftinbe mit gefunben
deinen, baß tym am nützten £age bie gü&e rütftoärtö gerietet
fein Würben, ©o geföaty e3 aud).
133. 2Ber am 2Sei$feljopf leibet ober befeffen ift ober wem
fölimme ßeute ba3 3Sie§ bel)eyt §aben, bem ift bringenb $u ratzen,
bie §ülfe ber §o<$berü£inten grau ©$etoe in 5?r. in 2lnfpruc$ gu
nehmen. §ier ein 93rief unb ein Sftecept, bie fie einem Summen
aus SSuffefen gefd&rieben. — 2lbl. Sr. ben 23. 1. 79. ©ee^rter
§err. Qf;r geehrtes ©^reiben toom 18. b. §abe iti) erhalten
unb beeile mi<$ Sfoxtm 2Bunf$ na<$ p fommen, i<$ überfenbe
3^n bafc netige ba$u, gebrauten £ie c3 genau na<$ ber borfc&rift
ban Wirt e§ Reifen fo lange bie ßufyr bauert »erborgen fie ni#t
ba& geringfte, faufen unb fcerfaufen f ernten Sie aber ni$t r*r=
borgen mag fein Wer er ift. 2l$tung§»ott ergebenft SBittrce
©d)ewe. — SDaä Slecept lautet: 3 U cr ft nehmen ©ie ein Äirf<$-
bäumten bafj tyeifjt ein ©tem$en nt<$t ein QmtiQ ma<$en baöon
tforfcfyen nadj bem Unter ßnbe angefpifct fo Wie ber ©tarn geftan*
ben §at bie Äorfen einen 3°^ kn(J/ fiub bie fertig ban ge£t e3
an ba§ toerbo^ren. 3 uer ft Bohren <5ie auf jebeS Gsnbe ber Ärtpe
ein Soci) ftedfen ein Sßulüer barein (oon ben bie jufammen gebun*
ben (in* in ben $apier<$en) nehmen bann ein Äorfen r-on ben bie
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6ie gemalt $aben unb nagel bag ju ban Sohren fic ein £0$
in ben Sutten ©äjtocu* ftetfen hriber ein spuloer barcin unb na*
geln eS ttriber $u, tyaben ©ie bicö fertig ban graben ©ie ein 80$
unb fegen bag ©lag in ein alten £opf beefen benfelben ju unb
fegen bag ©la£ tyin ein u fprcä)en bie SBorte (im Üftamen ©otteS
beS SBaterS u. f. to.) unb ©ä)meiffen ban @rbe barauf, auä) bie
$ult>er werben befegnet etyer ©ie oernagelt Werben grabe ©o Der-
bohren ©te audj ben anberen ©raff ift ba£ berbot)ren fertig ban
teurem ©ie mit bem Sßufoer im ©lau ^ßapier nehmen ein ©$art
mit glityenben Äo^lfeuer galten es unter bie Äu$ frreuen ettoaS
$ulöer barauf bag eS gut bampft fo brei 2lbcnbe hinter ein an-
ber, ban in brei Slbenbe ttrirt nidfot gereu^ert, ban in 3«>ei Slbenbe
gereuäjert ban in 2 Slbenbe nia)t, unb ben (Sin £ag gereu<$ert
ban ift gut. Sitte genau fo ju folgen ttrie getrieben ift. ne§*
men ©ie eine y 4 Quart glafd&e unb ba gi&en ©ie bie 9Jlebicin
herein ban gigen <Eie §alb ©ä)nap£ t)alb SBaffer bis bie glafdje
foll ift. (SaS foff bem 33ie& nämliä) eingegeben toerben).
134. §at bir ein Sieb ÄleibungSftiitfe entioenbet, fo nimm
einige glicfen toon bem gefto&lenen 3«uge unb fra|e fie auf einem
©rabe ein; fonrte biefe Sappen langfam oerfaulen, fo quient au<$
ber Sieb, fo lange bis er frirbt, toaS unfehlbar gefaxt, fobalb
bie Sappen oerfault fmb.
135. Seufelbeu ©rfolg t)aft bu, toenn bu eine §anb ooff
©anb tton einem ©rabe unter bie Sctfe ber £irä)e legft; jobalb
biefer oon ben SBaffertropfen toeggefpült ift, muß au<$ ber Sieb
fterben, toenn er nid)t oortyer fommt unb feine %f)at befennt.
136. Sag ber Sieb geftotylen ©ut toieberbringen
muß. SKimm 3 »rötflein »rot, 3 ©prätlein (ßörn$en) ©alj unb
3 tropfen ©d&malj, mad&e eine ftarfe ©lut&, lege alle ©tüdfe barauf
unb fpria? biefe SBorte breimal baju unb bleibe allein: 3d) lege
bir, Sieb ober Siebin, »rot, ©alj, unb ©d&malj auf bie ©lutfc
toegen beiner ©ünb unb Uebermuty; iä) lege es bir auf bie £ung',
Sebcr unb $erjen, bag bi<§ anfommt ein groger ©<$mer$en. ß3
f off bi$ anflogen eine groge Sßotty, als toenn eS bir t£ät ber bittere
£ob; e£ follen bir alle 2lbern !rad)en unb £obesf$mer$en matten,
bag bu feine !Ru$ ni$t $aft, bis bu baS ©eftoblene toieberbrtagfl
unb $int$uft, too bu e3 gefto^len $aft 3m SRamen u. f. to.
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137. ©dfrreib auf 2 3ettel$en folgenbe SBorte: JXbtafyam f
$atS gebunben, 3faaf f ^tö erlöft, Safob t M$ heimgeführt;
es ift fo feft gebunben als ©ta$l unb @ifen, Letten unb SBattben,"
lege ba$ eine unter bie £&ürfd&toette, ba$ anbere über bie Styür,
fo tommt ber $ieb am britten £age unb bringt ba£ ©efto&lene.
138. $)iebe3fegen. $)röunbbrei§ig (Shtgel fagten, ftetpottten
ber Butter 5Jtoria tyr lieber ßiublein ftetylen. $>a3 toottte ÜJlaria
nt<$t toafyr $aben. SDa fpra<$ SRarta |U 6t Sßetro : Sieber $etro /
binbe! (5r fprad&: 3$ &abe gebunben mit etfcrnen 33anben unb
mit (StotteS §Änben unb mit feinen fünf SBunben bemalet,
baß ber SDieb, ber fold&eS angerid&tet, muß flehen tote ein ©todf,
mu& fe&en h)ic ein ©od, feine Stugen müffen toerf^warjen, er mufc
anheben §u jaulen alle ©terne, bie am £immel finb, alles Saub,
ba$ auf ben Säumen ift, allen ©anb, ber am 3Äeere tfc 2>a&
toer&clfe mir bie Siebe ©t. Sßetro! 3)er müjfe ftiHe ftetyn unb
nid&t weiter ge$n, bis i$ tyn mit meinen leiblichen äfagen anfd&aue
unb mit meinem 3Runbe (Srlaubnifj gebe. Soöfpruä): $)a 3efu&
getaufet fear im 3orban, ba ging er ^ut; alfo ge^e bu $)ieb au$
$in. (9la<$ einem alten ©d&rtftftücf ton 1837 mitgeteilt üon£m.
8r$ut).
VII. t $txt.
139. SBenn früher ben ßeuten mehrere ©tü(f SBtefc hinter
einanber tobt blieben, bann bxafym fie ein tobteS ©tüdC über bie
©reii3e bes Dorfes unb banben e8 an einem S3ufä) feft. S)ann
ftarb tynen (ein SBiefc me£r.
140. öefpruä) gegen ben Verfang, $)iefe3 ©tücf SSie^at
fi$ verfangen, SefuS (S^riftuS l;at gegangen; QefuS (S^riftuS hängt
nid&t me$r, biefeS ©tüdf $ie$ verfängt fid& nid^t me$r. 3m 9Ra*
men u. f. to.
141. $erfelbe ©prud& toirb aus ber ©$toelbetner ®egenb
mitgeteilt: $ie3 £aupt 33ieh hat flc^ fcerfangen, unfer £err
<£hnftu$ tyd gegangen. 3ft unfer §err ©htiftuS t>om fangen er*
löft, fo ift bie$ $aupt SBieh öon Verfangen erlöft. 3m üftamen
u. f. tt>. SDiefer ©prudh tvirb breimal gefprod&en unb ba3 ©tüd
Sßie^ mit ber ©dhürfe ber grau ober bem Sfodfjipfel be$ SRanneS
befinden.
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142. SBenn fi$ eine Äu& ober ein $ferb oerfangen &at (bie
£rommelfu$t &at), fo mufc man, otyne ba§ eä jemanb flc^t, bem
%f)kt ein ©tü<f Mrot eingeben, in baS man oon feinen 6<$am*
paaren geftetft fcat. 5DaS fctlft.
143. SBenn eine 6d)toalbe unter bem Maua) einer Rvfy fjin*
fliegt, fo gtebt bie Äuty fortan Mlut ftatt ber 2Rilä). £$ut man
nun fd^neU biefe oerborbene ÜDlilä) in einen alten irbenen £opf
unb fegt ba$ auf einen 3aunpfa(l, fo ift bie SJtildj triebet gut
144. SBenn eine Äu§, nadjbem fie gefalbt £at, ben «ftamen
ni<$t berlieren fann, fo muß man benfelben mit einer ^arfe brei<
mal in Äreujform bura)$ie&en.
145. S)ie Äu^e bürfen niä;t an einem Muttertage (9Ritttooä;
ober ©onnabenb) juerft auf bie SBeibe getrieben toerben, bann
geben fte feine Mutter.
146. SBenn ba3 Mutterfafc beim Muttern unter einem Maßen
ftef?t, fo friegt man fä)Ieä)t abgebuttert.
147. SBenn bieSöttlä) be^eyt ift unb man beS^alb niä)t ab*
gebuttert friegt, mu& man baS Mutterfafj auf bie Äarre fe(jen, ba*
mit bis über ben nääjften ßreujtoeg torren unb bann toieber naä)
$aufe; babei barf aber lein SBort geforoajen toerben. Ober man
lege eine ÜRannS^ofe ober einen Mefen unter, ober einen 2$aler
in baS Mutterfafc, fo buttert e3 balb. 3n Gulfoto fagt man:
„SBenn't nu$ bottre f#afl, bottert ni#, o toenn ma bi ^ofe aftretft
o rinne fä)itt."
148. SBenn bie ÜJttlä) oerborben (be&eyt) ift, fann man fie
baburdj toieber gut machen, bafc man fie burä) ein Stütf §ol$
feü)t, in bem fta) ein £oä) oon einem aufgefallenen Änurren
befinbet.
149. SBenn eine §e?e eine #au3frau beim Muttern antrifft
unb bie Steifen beS ©ef%3 jä^tt, bann gerätfc ba3 Muttern ni$t;
fott e3 aber toieber gut gemaä)t toerben, fo mufj ein rotier Sappen
^eimlid) unter ba$ Mutterfaß gelegt toerben (bei ©d&ioelbem).
150. 3 U 2B°^ W ^ mu 6 matt ocm ÖOn neun ©ä)etben
neunerlei Äraut geben, bann !ann es niä)t oerrufen toerben.
151. Um junges Mie$, befonberS Sßferbe, 3iegen uno ©#afe
oor bem Merrufen au föüfcen, binbe man tynen ein rotyes §al«s
banb um.
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152. $en Äityeit tüirb ein 4?ed)tfreuj mit 2$eer in bie
©d^wanaquaffe ober ins ©enuf gcflcbt, bann fönnen fic ni$t oer*
rufen werben.
153. Äatbt eine $ufy, fo wirb i§r in ben erften Sränfeimer
ein ßreujfdjlüffel gelegt, bann fann fie ni<$t be^eyt »erben.
154. S)en $iu)en wirb SBennutb ober ein gering, au<$ ein
Qx ober ein ©tfid S3rot mit S^eer bcfd)mtert eingegeben, bamit
fie nia)t bie $age be!ommen.
155. Äauft jemanb ein ©tfi<! SBiety, fo fott er eS ja rücf=
wärtS in ben eigenen ©tatt bringen, fonft artet eS ntd}t gut. (Sin
Sauer in 2Buffefen bei Sütow fa;neibet aua) ben geblatteten
gieren bie ©augWar^tt ab unb wirft fte rütfwärtS in ben ©taü\
156. ©d)Weme foH man nur bei abnefrnenbem 2Ronbe fd)lad>
ten, bann roa^rt baS gleifa) beffer unb befommt aud) ni$t fo
Ieid)t ÜÄaben, als Wenn eS bei junetymenbem 3Wonbe gefäjlad;*
tet wirb.
157. derjenige, ber 8luk unb fieberwurfit fo$t, barf wcü>
renb beS ÄodjenS niapt reben, fonft fo$t bie 2Burft aus.
158. £ragenben ©tuten mufj man ein rotyeS, wollenes SBanb
in ben ©d&Wanj binben, bamit fie ni<$t befceyt Werben fönnen,
ebenfo anberem S3ic&, wenn eS im grü^Iing juerft auf bie SBeibe
getrieben Wirb. 2luä) binbe man ben SC&ieren eine 3JUf$ung ton
$ea), XeufelSbrecf unb Äreujfttmmel unter bie ©d}WanjwurjeL
159. 3n üftebberfin (Är. SBütow) nehmen bie ^Bauern niä)t
gern eine $a&e (ober einen S3efen) auf ben SBagen, Weit fie gtau*
ben, bann ermüben bie Sßferbe.
160. ©änfe, ®nten unb $ü$ner pflegen beim dritten ge*
wb^nlid) einen Sßlafc in ber ©tube ju tyaben. ©ollen nun bie
jungen Spiere jum erften 2M an bie frifd> £uft gelaffen Werben,
bann muffen fie gegen baS SBe^eren gefa)üfet Werben. 3Jton nimmt
etwas ©agelftern (assa foetida), aud) blos $ufoer, eine §anb toott
(gierföalen, bie im Uieft jurüdfgeblieben finb, unb ©trob unb ge*
bern aus bem Üfteft unb legt bieS unter ein ©ieb, nadjbem man
es juöor angeftedt $at; bann ftettt man bie jungen Spiere aufs
©ieb ober fteHt fie aud) in einem Äorbe barauf unb räubert fie.
3ft bod) no$ ©efa^r oorftmben, fo mu& man fie burä; ein f<$roat>
jes $rauKetb ober bura) baS linle ©ein einer §ofe ober jtoifdjen
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bcr brüten unb öierten £rame einer Seiter bur$jte$en. @o bei
ben Äaffuben unb anbertoärtS. 2lu$ bur$ ein ©tfitf ®arn tonn
man bie Spiere ^inburaftte^en, aber mit bem ©<$toan$e tooran.
161. 3n mannen Dörfern toerben ben jungen (Sänfen bie
Sla'tter oon bem Äraut 9Jtate (pyretrum) eingegeben, oft baju audj
noa; ©pe<f unb 33rot, bann treffen fie nad;&er gut.
162. ©ollen ßrctyen ftd; nid)t an jungem ©eflügel »ergreif
fen, fo jte^e man e$ unter einer grofe burd).
163. Söenn einem £m;n (®an§) bie @ier jum SfuSbrütcn
untergelegt toerben, fo nimmt bie grau ein ©tü<f SBrot in bie
§anb unb toerje^rt e3 mit grofjer ®ier, gleid^Diel ob fie junger
tyat ober nia;t; fo, fagt man, f reffen bann au<$ bie aus ben @iern
fa)lüpfenben £iu)ner ober ©änfe.
164. 2Öemt bie p^nereier in einem ÜHonat gelegt unbauS*
gebrütet toerben, fo legen bie barauS ^ertoorfrieäpenben #iu;ner fe§r
fiei&ig.
165. SSenn bie @ier ben ©lutfen am ÜDUtttood) untergelegt
toerben, fo giebt e3 oiele £enn$cn.
166. Siegt bie leere ©teile in einem @i f<$räge, fo ift ein
tueiblia>3 S^ier bann, liegt bie Seere nad; oben unb jtoar toage*
rea)t, ein $a$n ober ©anferia).
167. Söenn man im grüfta&r ben Äudud §um erften 2M
rufen $ört, muß man bie Söörfe Rütteln, ba[j ba3 ©el> Hingt,
bann toirb einem ba3©elb im ganjenSa^r nid;t fna$>; $at man
aber fein (Selb bei fid;, fo fe^lt e3 baä ganje Qa^r. #ört man
i^n nüd&tew, b. t>or bem griü;frü<f, fo toirb einem ba£ ganje
Qabr binburdj ba3 S3rot Inapp jugemeffen. 2lud} fann bir ber
Aucftuf fagen, toic siele 3a$re bu nod) leben foßft.
168. ©e&t fu$ eine Alfter auf beinern ®e$öfte nieber, fo
befornrnft bu (Säfte; ebenfo, trenn fid& bie ßafee toäföt
169. 2öenn man ben ©tord) juerjt nad) 3fau)rung fud^m
ftetyt, fo toirb man baSganjeSa^r £inbur<$ fe$r fletfjig fein, ebenfo,
toenn man tyn am SReft bauen fte&t; Hanert er, fo $at man Uns
glütf, namentlid) jerfd^lagen bie grauen bann toiel £opfgef<$irr;
fliegt er einem entgegen, fo toe$t er ©ä)laf in bie Slugen, unb
man toirb ba$ ganje 3a$r tyinburdfr fe$r fd^Ufrifl fein.
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170. SBenn ber 6tor$ im grufta&r fömu|ig au$fie$t, giebfa
einen naffen Sommer, wenn wei& unb flar, einen troefenen.
171. 3tt ©arjin bei ©tolp rufen bieHinber bem@tor<$e jus
Slbboar 2lure, bring mi ne Söraure,
2lbboar (Sfte, bring mi ne S$rc efter,
2tbboar Ut, bring mi ne $rut.
173. $>em $rcmi$3$uge rufen fie na#: „2)e #ngerfte na toar !"
$ann Wed&feln bie J?ranid&e.
173. 3n Stoff elen bei Bütow rufen bie Keinen ©crof Birten
ber ßrctye ju:
2Bi toi wauer, bu uH §auer (#ure),
2öi toi Wey, bu uU #ejr.
174. 3 U lücinenben ßinbe fagt man: „$i fjetptoe woU
be Äre&e (ober: be feiner) bat SBrot Wegname?"
175. SSon fränfltd&en unb bleiben Seuten unb ßinbern fagt
man: „£)at i3 e re$t utt£iemf", ober: „£ei fte^t ut affe^iemf."
176. 9Benn man jemanbem bur<$ eine gebetyofe Saufe auf*
bläß, fo wirb er fie fein ßeben lang nid&t wieber lo& (Sbenfo er«
getyt e3 bir, wenn bir ein $ra$er Saufe auffe|t; bodj fannft bu
fie los Werben, wenn bu einem anbern brei auffefceft.
177. garrenfraut in bie SBetten gelegt, ifl ein gute« SRittel
$ur Vertreibung ber glitye.
178. 2öenn im gritylmg bie gröfd&e juerft quafen, fo eilen
bie grauen in 2öuf[e!en bei Sftitow an ba3 genfter ber SRad&barin
unb rufen: „#eft bu bige fömart SBeu; tu$?" $)ie 9tod&barin
antwortet : „9fc!" „2Bo bat?" „3m fd&warte (SHerbrauü"
„$enn lat batbliwe, wo bat !" Stamit entfernt jt<$ bie gragenbe.
55>ic ©efragte $at nun baS ganje 3a$r feine glö&e. (§r. 3fo$ut).
179. Slm Dftermorgen fegten früher bie Seute bie ©tuben
auä unb trugen ba3 ©emütt (Rulles) über bie ©<$eibe auf ba*
bebtet beS -ftac&barn. S)amit trugen fie ü)m bie glitye §u, fitfu)re*&
fie felbft txrf<$ont blieben.
180. 3n <&ar#n nehmen bie Äinber ba3 aRarienwurmdfcn
auf bie £anb unb rufen: „33eifwermfe, fleig$o$uw, bieÄingetfe*
fitte am ginfter unb Weine, fe finb inne »ottermelt aerbrunfe."
2>a3 rufen fie fo lange, big e§ fortfliegt.
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175
181. 3Jton$e glauben, bafc bie Stetten beffere SCrt haben,
toenn fie mit einem anbern auf bie ßälfte gehalten werben ; bo$
barf man ftd? ja nu$t barum janfen, fonft gebeten fte nid^t. (Sben
be^^alb barf man aud) ntd)t um Söienen ^anbeln.
182. SBer be Söein gaut mit #oar betouffe hett, bem hebbe
be 3mme gaut Dart. (§r. 2lrd)ut).
183. 3emanben, ber ben 2lmeifenfönig (©emtefcntg) nod) ni$t
gefe^en hat, führt man ju einem Slmeifenhaufen; in bemfelben
ftalert man mit einem ©tocfe ^erum unb mirft bem ahnungslos
&abetftehenben plö|li<h Slmeifen auf ben £eib. $)ann hat er ben
Slmeifenfönig gefehen.
VHl. ^attjetu
184. §ol$ unb Kraut, ba$ an einem gegriffen £age im 3ahre
(im Kalenber Slbbon genannt) angerührt ober leid)t angehauen
ttrirb, toertrocfnet unb ftirbt ab.
185. Sau^olj mujj bei abne^mcnbem 9Jtonbe gef<$lagen Wer*
ben, bann freffen e§ bie SBürmer nicht.
186. 2ßirb im ©ommer ba3 erfte guber $oru in bie ©<heune
gebracht, fo mujj beim Slblaben beffelben feine ©ilbe gebrochen
werben ; fo ftiH unb ohne ba3 Korn ober ©troh ju fchneiben, toer*
galten ftch im Saufe be3 SahreS bie TOufe. (2lu3 Kro&nom, Kr.
33üton?).
187. ®ie grauen fyred;en beim tfinfchteben be3 SBroteS in
bertSBacfofen: „§erm a3 he Sofblatt, ^erut a3 h* Söagerab !" $>ann
geht ba3 SBrot tüchtig auf. (2Buffe!en).
188. ©breitet beim 93acfen jemanb über bie ©erftel, fo ge*
räth bas »rot nid)t.
189. $)ie blauen Kornblumen foH man nicht ins §au3
bringen, fonft berfchtmmelt bag 33rot. ©ie feigen beShalb auch
©chimmelblumen.
190. (Serfte mufj nach Sonnenuntergang gefät unb eingeeggt
toerben, bann wirb fte nicht öon ben Sögeln gefreffen.
191. Kartoffeln mu§ man im äunehmenben Sftonb pflanzen,
bann foachfen fte gut. 2örudenfamen ift am 2. , Seinfamen am
19. 9Rai ju fäen. 3tt)iebeln legt man im ©teinbodf, bann »erben
fte gut hart.
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192. Äartoffeln in ber 3cit Dom 1 — 12. SÄai gepjlan$t,
»erben »urmittd&ig.
193. 2öenn ft$ beim SPffonjen ber Kartoffeln grofje SBolfen
am Gimmel geigen, »erben aud& bie Kartoffeln fe$r groß.
194. Söenn be SBur biem 2lrftefeigen r.rjt, »are be Slrfte
»ormabig. (SBuffefen).
195. £>er ßo&l muß an brei greitagen hinter einanber be=
fyadt »erben/ bann »trb er gut.
196. 23enn ber gla<$3 gefät mar, gingen früher bie grauen
gegen 2lbenb aufägelb unb riefen: „£ufc, Änutt, betan be^..t! -
©o f)Q$ würbe bann ber gla<$3.
197. SSirb beim gaftnad&tsbau* bergla$3 betaust, fo muffen
bie $än§er babei red&t frü;e ©priinge ma$en, bann »trb au<$ ber
glad&ä 1)0$.
198. SBenn $tinf$en 2Beifcnad&ten unb 3Reuja&r bie ©tejapfen
an ben genflem gut lang finb, fo gerate au<§ ber gla#3 im
näd&ften 3afcr fe&r.
199. £)er Seinfamen mu& aus ben Knoten au3gebrof$en
»erben, .beöor bie gröf<$e quafen, fonft geräty ber gla$3 nid&t
200. 2lu3 ben 2Burjeln be3 93rombeerftrau<$e3 lod&t man
einen 2#ee, ber gegen ben Ruften fe^r bienlt$ fein foDL
201. $a£ im ©pätyerbft auf ben @i$en no$ ftfcenbe Saub
»irbau3gefo$t; in ba$ $ei§e2Baffer ftetft man angefrorene £anbe
unb güfje, »oburdjj ber groft ausgesogen »irb.
202. SBenn bie £opfge»ä<$fe gut »a$fen foDien, mufj man
bie Ableger ((Snfen) [testen.
203. Qu ©arjin bei ©tolp gebrauten bie Knaben beim S8aft«
löfen folgenbe SBorte: „gruppuppfe, ga$ glatt äff, bat ©aftfe fall
bie, bat pepfe fall mie." 3n Sßuffe!en gilt folgenber 3feim:
SPtepfe, gerab' mi,
Ober id f$la bi
Stopp äff, Kopp äff,
SSenn be SRogge riepe,
Sßeun be ^Sogge piepe,
SBenn be ulle 2Bi»er
Mit be $)äre fnare,
■äftutt mige pepfe lo$ ftnne.
204. $ur<$ eine pfeife fofl man nid&t $inbur<$fe$en, fonft ge^
fie ni$t.
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IX. Seitat.
205. 3n 8efel unb anberen Dörfern würbe früher ftatt be*
©Rimmels ein ©tor<$ auSgepufct unb am $1. Stbenb herumgeführt.
£)iefe ©ittc ift jefct ganj abgefommen.
206. 2lm erften 2öei&na<$t3tage muß man fämmtlu$em 33ie$
Srot geben, bann befommt e3 leine £äufe.
207. 3toif$en 2öetyna$ten unb 5tteuja$r batf fein £>ung
aus ben SSie^ftäflen gebraut Werben; Wer e3 benno<$ t^ut, wirb
nad) bem £obe jur ©träfe auf ben falten 9)1 onb beriefet 2lu<$
foU ba3 betreffenbe Sßie^ fe$r Diele Ääufe befommen. (£r. ©tolp).
208. 2lu<$ barf in biefer &\t fein gla$ä gefeit werben,
benn fo biet ©$äwe babei t>om gla<$$ fällt, fo m'el Hufe befom*
men bie he<$elnben ?ßerfonen.
209. SBenn ßeute jwiföen 2Bei§na<$ten unb SReuJa^r ftinnen,
fo befommt i$r SSic^ Saufe.
210. 3« ber ©tyfoefternad&t muß bafür geforgt werben, baß
bie 93äume im nädjften 3 a $ r Ö^t tragen. S)ie3 erreicht man ba*
bur<$, baß man i^nen in biefer 9to<$t etwas f^enft. 2tm SKbenb
na$ ber Dämmerung werben fie mit einem ©trohfeil umbunben
(in SBuffefen fagt man: SHe ©djurrbad Warb anne Soom bunge),
unb in bie Äronen ber Säume ober audj brüber hinweg müffen
rüstige Sabungen ©<$rot ober Sßufoer gef<$ojfen Werben. SBenn
man bieS ni$t toerfäumt, fo finb bie SBäume im fünftigen ©ommer
fejr fleißig.
211. 2fa$ bie §au3tbiere müffen -fteuja^r mitfeiern. 3n
ber ©pfoeftewacht erhält beähalb jebeS %^kt ein ©<$neibeWerfjeug
in bie Ärippe, j. 33. bie ßü^e Sfct ober 23etl, bie 6d?afe ©<$eere
ober 2Reffer. 2lm -JteujahrSmorgen Werben ihnen biefe (Segenftänbe
wieber fortgenommen, unb fie erhalten nun ein ©tütf SBrot, baS
mit ©<hnapS angefeud&tet ift. &en §ü^nern Wirb ba3 33rot flein
gebrotft Unb mit ©$nap3 angefeuchtet ^tngefefet. 2lu<h Werben
Heine ©röteren — 93a<fen — gebaefen unb bem SBieh ohne ©<hnap3
hingefefct. (£S artet ft$ bann beffer.
212. Qn ber ©pfoefternad&t jwiföen 11 unb 12 Uhr muß
man ben Ofen tüchtig ^eijen, benn bann fommen bie SSerftorbenen
unb wärmen fi<$; hat man ©anb auf bie Dfenbanf geftreut, fo
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tonn man fe^en, too fie gefeffen fyiben. 2lu<$ rnufc man bic beften
<Speifen auf bcn ^ifd^ ftcEen. £ängt man Sßäfdje heraus, fo
fornmen fte ni$t herein. (ßaffuben).
213. diejenigen 3Renf$en, meldte in ber 12. ©tunbe an
einem ©onntage geboren finb, fönnen (Seifter fe$en. SBenn fie
in ber <Spfoefterna$t jtoif^en 11 unb 12 Xtyr cor bie 2#üre
ge&en unb über ba3 #au3 fetyen, fo fönnen fie fe&en, ma3 für
toi^tige Greigniffe baä nä$fte %afyx bringen totrb. ©tirbt jemanb,
fo f<$toebt ein ©arg über bem £aufe, toirb jemanb geboren/ eine
SBiege, fmbet eine £o($$eit ftatt, giebel unb Sag.
214. 2lm ©tpfoefterabenb fülle man ginger^üte mit ©anb,
für jeben ber Sfamefenben einen; bann ftülpt jeber feinen um, unb
bei »em ber ©anb umfällt, nadjbem ber gingest fortgenommen,
ber ftirbt im folgenben Sa^re.
215. Ober ber, toetdjer baä @$i(ffal befragen miß, fege ft$
platt auf ben gufjboben, mit bem fRütfen na$ ber 2$ür, unb
toerfe fi<§ mit ben güfcen ben Pantoffel über ben Äopf. gäßt ber
Sßantoffel aufs SKaul, b. auf 3 ßeber, fo ftirbt ber gragenbe in
bem 3a$r; ift ber üorbere Xt;eil na$ ber %\)üt gefe^rt, fo gefyt
er im folgenben 3a^re für immer aus bem #aufe, fonft bleibt er
in bemfelben.
216. SBenn am ©yfoefterabenb bie Sampe angejünbet toirb,
fo muß man na$ bem Statten fefcen; toeffeu ©Ratten feinen
ßopf $at, ber ftirbt im folgenben s4«-
217. 3n ber ©yfoeftemacfjt mufc man fu$ ein ©efangbu$
unter ba$ Äopffiffen legen unb, wenn man aufmalt, auffd&Iagen ;
bie ©teile muf? man bur<$ Umbiegen beä 93Iatte£ merfen.
2lm SßeujafyrSmorgeu roirb ba£ ßieb gelefen. 3ft e $ ein ©terbe«
lieb, fo ftirbt bie betreffenbe Sßerfon, ift eä ein 2)anflieb, fo tirirb
tyr m'el @ute3 roiberfa&ren, toobur$ fte gu ^äuftgem Soben unb
S)anfen oeranla&t wirb. . .
218. $er £erb beg £aufe$ toirb in ber 3eit toon 11-12
U&r mit £eig belegt, unb jtoar für jebeS gamiltenmitglieb ein
33röt$en; roeffen SSrötd&en ni$t aufgebt, ber ftirbt im 3<*&*e. 2lu$
foH foI$e§ S3rot fid) ba3 ganje %afyx £inbur$ galten.
219. Sunge 2Räb$en fteHen 6 Setter oerfe&rt auf ben£if<$;
darunter befinben fi$ bie ©innbilber für Verlobung (TOng), §o$«
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*eit (Ätona), Geburt (?ßuwe)/ Steuern (®elbfhlcf) / tteberflu&
(8rot) unb £ob (@rbe). (Sin anbete« 3Jtäb<$en $ebt einen be*
liebtgen Setter auf, unb ber 3ubel ift gro&, toenn ft<$ bie *puflpe
unter bem gehobenen Setter befinbet
220. 2lm SReuja&rSabenb Wirb §toif$en 11 unb 12 Vfyx
geuer im Ofen gemaä)t; bie Untoer$eirat$eten fletten fta) baoor
uub fe^en fiä) jnnfä)en ben Seinen burd) in« geuer; Werben
fte fiä) noä) in bem 3a£r oer$eirat£en, fo fe$en fie öraut ober
SBtäuttgam; fe^en fte niä)t$, fo bleiben fie noä) lebig.
221. 3n ber ©ä)toelbetner ©egenb $ält in ber fReuia^rä*
naä)t bie „2lfä)enmutter" tyren 9tunbgang bur<$ ba3 £>orf.
©ewö&nltä; ift e$ ein als grau oerfteibeter junger 2Jtonn, ber
einen Beutel mit 2lfä)e trägt. $te Äinber Werben juin Seten aufs
geforbert, unb roelä>£ ßtnb fä;leä)t ober gar niä)t betet, belommt
einige #tebe mit bem 2lfa)cnfacl. glei&ige ßinber betommen ©e*
fajenle, meiftenä felbfigebatfene Peffernüife. SBtel föenlt aber bie
2lfä)enmutter mä)t, benn fte ift uut arm.
222. Söer am 9leuja$r$tage fällt, ftirbt in bemfelben Sa&te
(bei ©d)ioelbein).
223. $ängt man am ©riinbonnerstag bie2Bäfä> jum£ro<I«
nen fcinauS, fo ftirbt jemanb aus ber gamilte; wirb aber bie 2Bäf<$e
auf ben Soben gelängt, fo fä)abet e3 nid&tä.
224. 2lm ©rünbonnerStag fott man £opfgetoää)fe unb Saume
p flanjen, bann ft>aä)fen fte gut.
225. 303er am Karfreitag gleifä; ift, ben beigen im ©ommer
bie ütttüden fetyr.
226. Qn 6tojentin motten mehrere Seute bemerft &aben, toie
bie ©onne am Öftermorgen fpringt. 3Äan nennt baä ba§ Öfters
lammfartngen.
227. 2lm Oftermorgen mu& man aus einem flie§enben @e*
to&ffer oor Sonnenaufgang baä Dfiertoaffer fcolen, bo$ barf fein
SBort babei gefprod)en »erben. mäid&t reiner al$ SBrunnen=
waffer, unb man belommt barnad) befonbers leine ©ommerfprojjen.
3n einer glaf$e gut jugelorlt behält e3 au$ fpäter feine Äraft.
3n ©tojentin geben e3 manä)e ben flehten ©effeln gu trtnfen;
au$ bie Sienenlörbe werben bamit befprengt, bamit bie Bienen
gute Slrt fcaben.
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228. £)aS ©täupcn ju Oflem gefönt faft nur in htt 2öetfe,
baß Äinber ben Altern bie mit SBänbern unb buntem Sßapier ge*
fa;mtt<fte Ofterrut^c aufs 33ctt legen. SöfabertoärtS ifl bie ©itte
ganj ausgeartet. 9Wan nimmt Ruthen Don 93irfenreifern ober 2Baä)*
holberbufdj unb prägelt bamit, fo baß es tüäpttg auf ben SBaben
brennt (6$mu<foftre, oftrepietfd&e).
229. 5DaS liebe sßommerlanb I. ©. 108 er$ä$lt: ©ine 9taä>
barin toerfi$ert, t$r Sater ^abe aUjährliä) im Dfterroaffer gleia)
am 3Jlorgen ©ier loä)en laffen unb mit bem (Sterroaffer feinen
D($fen bie §älfe getoafd&en, unb bann habe baS 3od) ihnen nie
eine SBunbe gefä)euert. (Sin anbrer 92aä)bar in ihrem £eimathS*
borf ^abe feine mit ber 6$abe ober ßra&e behafteten Sßferbe am
Dftermorgen in bie 6<$tüemme geritten, unb alsbalb fei bie ßran!*
heit toerf$rounben.
230. 3n ber 33ütomer ©egenb burfte früher ju Sßfmgften
ber fogenannte „^tfajf" nidjt fehlen. 3n einen großen, ^öljernen
Dörfer, aus einem SBaumftamm ^ergefteflt, mürben ca. 4 3Ke|en
©erfte gef<hüttet, mit feigem — aber nia;t foajenbem — SBaffer
übergoffen unb bann mit großen Ijöljemcn Lämmern fo lange
bearbeitet, bis aud) baS legte flörmhen ton ber $ülfe befreit mar.
©ehörig gereinigt roarb bann bie ©erfte bid eingelocht unb als
2ieblingSgeri<ht am •tDfcittage beS erften SpfingfttageS mit ober ohne
9Jlild) berfpeifi #eute fä)i<ft man bie ©erfte nad) ber 9ftühle unb
lägt bort bie eben fo beliebten ©raupen (©rubegritt) machen.
231. £er SJJfingftftraua;, ber juerft auSgeftecft toirb, ift ber
befte; er toirb aufbewahrt unb feine 93lätter fotten fd)limme 2Bun*
ben, bie fonft nü^t feilen motten, beftimmt feilen.
232. 3n Suboto (Är. ^euftettin) finbet aQja^rlic^ baS Sßftngft*
Söettreiten ftatt. S)ie jungen 33auerburf$en mahlen ftä) baju bie
beften Üftenner unb ein ebenes gelb. 3 eDcr 33urfd)e toirb Don fei*
nem Äranjmäb^en auSgepu|t; auä) baS Sßferb toirb befränjt. $ann
toirb eine $)iftanj abgefteef t unb ein ©egenftanb an bem beftimmten
Wale aufgehängt. 3)aS SBettreiten beginnt, toobei 3ung unb Hit
äufieht. SBer juerft baS 9M erreicht unb ben aufgeteilten ©egen*
ftanb ergreift, ift ber Äönig. $aa) bem SBettreiten finbet ein
$au#>ergnügen ftatt, bei bem jeber Surfte mit feinem Ärana*
mäbä)eu tanjen muß. 3*&eS junge SRäbchen toählt |W& feinw
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- 181 —
Surften felbft unb giebt ihm feine Hinneigung burd& beffereä ober
fd^Ied^tereS 2lu3pufcen ju erfennen.
233. 2Cm Sohanntetage, Wittag« 3ttrifä)en 11 unb 12 Ufa
werfen junge 3Jtöbä;en einen Äranj brcimal auf einen Saum; fo*
bann laufen fie breimal um3 £au3. Segegnen fie babei einer
3Jtonn3perfon, ober fehen fte eine am $aufe vorbeigehen, fo be*
fommen fie balb einen SJtonn aus bem ©tanbe, bem jener ange-
hört gättt ber Äranj alle brei 9Jtole &om Saum ^runter, fo
miiffen fie noch lange auf einen greter warten. (2Buffefen).
234. Qn ber 3o$anni§na<$t unb am 3°5 a wni§tage Werben
in einigen Käufern bie Spüren unb Stuben mit 2tyom (Älohn)
ober auch mit Äreujborn gefchmüdt.
235. 3n ber gohannisnacht, ober, wie anbere fagen, am
gohanniätage, SKittagS jwifchen 11 unb 12 Ufa fxnbct man unter
jeber alten Seifu&jtoube flogen in ber <£rbe; biefelben fetten ge-
gen Ärampfe Reifen.
236. SBenn bie Äranid)e fchreien, ober Wenn bie §unbe Oral
treffen, ober Wenn bie §üfaer an einem £age viel fräßen, fo giebt
e3 Stegen.
237. SBenn ftcf be ©prein (Staare) fo toptreefe u an to
fingen fange, gifft't Siegen. (£r. 2fr<hut).
238. SBenn e8 im grühjahr, währenb bie Säume noch un*
belaubt ftnb, gewittert, fo giebt e3 wenig ober gar fein Db(t.
239. SBenn bat t>äl Srumbeere gifft, foieg toi ne harbe 2ötn*
ter. (#r. Streut).
240. SBenn große ©d)neefloden fallen, fo fagt man in (Sar*
jin bei ©tolp: „$)e 3Merburf<he fd&lane (fchlagen) fuf".
241. SBenn ein SBlift herunterfchlagt, fo fä^rt bamit jugleich
ber $onnerfeil ($unnerpil) herunter unb bringt in bie @rbe; erfi
na<h neun 3afan fommt er wieber an bie Oberfläche. $er Bonner-
feil hilft gegen ben ©«haben. 3Jian mu& etwa* ba&on abfärben,
bagu fcon bem Trauring ber SWutter bei erlranften ÄinbeS fyxqa*
fcha&en unb bem Äinbe eingeben.
242. 3ft am 3Äi<haeH$tage fülle* Söetter, fo giebt e3 billige
ßornpreife.
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— i8a —
243. 2öemt man oon giften träumt fo rotrb e* balb reg«
neu. 3n (Stohren fear eine grau, bie barna$ ben Siegen auf btei
Xage oorauSfagen tonnte.
244. SBenn fiä) roä&renb be* Siegend auf £eiä>n unb $füfceu
grofje 2Baf[erblafen bilben, rufen bie Äinber in Sarjüt: „Siegen,
regen bk&tig, bat be Slubbre im Sßater ftafyte." $ann toirb ber
Siegen noa) ftärler.
II. tytvmifäU*.
245. SBenn jtoei ftd) in einem SBaffer roafä)en ober mit einem
£anbtuä) abtrodnen, fo janfen fte |tä) balb.
246. Söeffen ßaupfl&aar weiä) ift, ber ift fanften ß^araftetS,
toeffen §aar ftä) aber beim 2tu3jie$en träufelt, ber ift ein leidet
reizbarer 3Jlenfä),
247. SBirb bir an ben Äleibern genagt, u>ä$renb bu fte an»
$aft, fo toerben bir bie ßeute falfö.
248. 2Sen bteJto|e, naa;bem fte ftä) getoafä>n §at, anfielt,
ber befommt an bem £age noä; trüget
249. SBitt man öor böfen träumen betca^rt bleiben, fo fteige
man rüdtuärtö ins 23ett.
250. SBenn man toon gerben ober Keinen Äinbern träumt,
fo belommt man 2lerger.
251. #aft bu ben ©ä;tu<fauf (toemt bi fä)lu<fu»pt), fo rebet
jemanb uon bir, ebenfo, wenn bu SBlafen auf ber S U ^Ö C befommfl.
©rennt bir ba3 ©eft$t ober flingt bir baS Dfcr, fo toirft bu oon
jemanb fd)ted)t gemalt.
252. ^rttt in ber Unterhaltung eine $aufe ein, fo fagt man
(in Söujfelen): $at i3 $e gaub' ^eifc tum ßatoetfeigen.
253. ©eben ftä) oier Sßerfonen über Äreuj bie $anb, fo fagt
man, ftirbt ein 3ube.
254. Surft bir bie Iinle £anb, fo foiegft bu (Selb, Jiwft aber
bie reä)te, fo nnrft bu ©elb loa.
255. gür eine Stabel f oH man fi# ui$t bebauten, fonfl toirb
bie greunbf<$aft jerftoä)en.
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— 183 —
256. SBon einem f$le$ten, fhtmpfen Keffer fogt man, es
fei fo fhimpf, ba§ man barauf na$ Sftom (ober au$ na$ S)an§ig)
reiten fönne. 9Ran nennt ein fol<$e3 Keffer $oggepuu&.
257. Sßenn ein Sunge mit einem aufgefrempten #ofenbetn
in bie@tube tritt, fo fragt man tyn: „SBembiflbu imÄo^Itoäfl?"
258. 6iefyt man eine €>ternf$nuppe fatfen unb benlt fu$
toä^renb be$ gallenS ettoaS, fo ge^t baS in (Erfüllung.
259. 3m Ärebgjct^en miiffen bie Letten geftotft toerben,
bamit bie gebern nt<$t bur<§--, fonbern immer rfitftoärts ge^en,
260. SZBenn man unter bie SBettfebem Pfeffer ftreut, fo tuer*
ben biefelben ni$t üon ben 2Rotten (SKieten) gefreffen, au<$ finb
bie gebern fiet3 gut luftig.
261. Sine $atfe fott man m$t fo legen, bafj bie Qinltn na<$
oben fielen, fonft fted&en ft$ bie fötgel bie Äugen baran aus.
262. SBenn man ben £efen ins Sier toirft, mu& babei fefc
gefreiföt »erben, bann gä$rt baS SBier fe&r.
263. Einern gremben fott man ni$t ben oberfien Tanten
öon einem Brote &orfe$en.
264. SBenn na<$ bem Ausfegen no$ ein groger ©tro^alm
in ber ©tube liegt, bekommt man feinen SBefu<$, liegt ein fleiner
$atm ba, fo befommt man geringen 39efu<$. SXud^ erhält man
©äfte, Wenn bie gunfen aus bem flamin in bie €>tube fliegen.
265. gängt ein @$lafer im Traume gu fpre<$en an, fo er«
faffe man feine grofje ge^e, unb frage t$n, toona<$ man toill, er
giebt bann auf alle gragen SluSfunft unb toerräty felbfl feine ge*
&etmftot Angelegenheiten. $o$ barf man ifyt niifct bei feinem
Saufnamen nennen, benn baöon ertoad&t er
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C. SMrdjetu
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1. Jgo&ann 6$ulj.
3n (Solberg toar einmal ein ©olbat, ber $ie& Sodann ©<$ulj
ttnb fear ein Ȇber SRenfa). @r Iran! gern SBrannttoein, unb
feine Xraftaraente nmrben ü)m fä)on bor ber Seit ade. @inft ftanb
er im SBinter bei jrrenger ßälte auf ber 6$anje Soften, unb jtoar
in ber -Jtoäjt bon 11 bis 1 lX^r. 5Da badete er bei fu$: „Söenn
jefct ber Teufel fäme unb $ir aus ber 3ßot& fyiilfe, $u tooHteflt
aUeS t&un, toaS er oon ®ir verlangte." SBie er fo baa)te, näherte
|iä) i$m eine 3Jtenf<$engeftalt 3o$ann ©ä)ulj rief: Jfralt, toer
ba?" 216er feine Slnttoort. <Sr rief jum Reiten 2Jtal, ba fagte
bte ©eftalt: „$)u fagteft eben, Wenn $)ir ber Teufel aus ber $Rot^
§ülfe, fo tüoQtefl 5Du atteS ityun, toaS er verlangte. $)eS$alb bin
i<§ ba/' ©djulj fagte: „S)aS t&uiäV' 3fam reid)te Ü)m ber Teufel
eine 6ä)rift, bie mugte er mit feinem eigenen SBlut untertreiben;
bann gab er ü)m einen SBeutel, ben brauste er nur ju fä)ütteln,
unb es fiel fo oiel ©elb fcerauS, als er nur fcaben tooflte. 2llä
Sc$ul$ ben Beutel $atte, fagte er jum Teufel: „*Run nimm meine
©eftalt an unb ftefce für mi$ fo lange Soften, bis iä; £>ü$ ab*
löfe, benn iä) null in bie ©<$änfe ge^en unb mid) ftärfen." S)a
fpraä) ber teufet: „6o nimm erft baS 6<$lo& bom ©etoe^r ab,
benn fonft ift es mir ju fdjtoer." 6ä)ul$ f<$rob baS 6ä)lo§ los,
legte bem Teufel baS ©etoe^r in ben Slrm unb ging fort.
bie U§r 1 fa)lug, fam bie 2lblöfung, aber ber Teufel tooHte fiä)
bon u)r niä)t ablöfen laffen, toeil er ©a)ulj berfpro$en $atte, fo
lange ju fielen, bis er felbft fönte. S)ie Slblöfung melbete bem
Unteroffizier, ©djulj toofle ft$ nid&t ablöfen laffen; ber fd&ufte fte
mit einem Oef reiten jurüdC, aber au$ jefct tooHte ftä) ber Teufel
m$t ablöfen laffen. $et (befreite berichtete bas, aber ber Unter*
offaier meinte, fte toären gar tti$t bagetyefen, unb fo ging er felbft
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§in unb fagte: „©cfjulj, lagt @ud) ablöfen!" S)er Xeufel anttoors
tctc: „93on (£ud& laffc id) mid) nid&t ablöfen." $)er Unteroffijier
ertoiberte: „60 fle^t in ®reiteufel$ Sßamen!" ,,3d) bin nur einer/'
fagte ber Teufel <£<$ulj fafj unterbeffen im 2Birt$3$aufe unb
tyat fid; gütlia). 2H3 er bort einige £age pgebrad&t $atte, baä)te
er, man toerbe ü;n fmben ; beS&alb faufte er ftd) Sßferbe unb 2Ba*
gen, mietete ftd& einen äutfd)er unb fu$r baaon. <£r $atte ftd)
bem Teufel auf 7 3^te oerfd&rieben, unb e$ toar au<$ ausgemalt
toorben, bafj er fi<$ in biefer 3 e ^ w<$* Waffen, ni$t bie #aare
unb bie ?Räget befd)netben foHte. Site nun bie 7 Sa^re balb um
toaren, fe^rte er na$ (Solberg jurüd, benn er gebadete, ba& ber
Teufel i$n batb tyolen toürbe. Qfyt er no<$ ba^in tarn, lehrte er
in einem ©afit&aufe ein, too er freunblicty aufgenommen nmrbe.
JDer 2Birt$ $atte brei $öd&ter. 2H$ 3o$ann 6d&ulj fte gefefren,
ging er jum SSater unb bat tyn, u;m eine Don feinen Södfc
tern jur grau ju geben. $er Sttrtfc billigte ein, unb 6<$ul$
fragte bie ältefte, ob fte feine grau »erben tooHe. S)ie aber fagte:
„60II id) benn ben Teufel tyeirat^en?" (Sbenfo fagte bie jtoeite.
S)a fragte er bie iüngfte, unb biefe fagte: „@3 !ann ja nod? toaS
barauS toerben." 6d;ul$ lief* nun einen Äaflten mad&en, ben fluttete
er üott (Mb unb fagte $u feiner SBraut: „SBenn id) über ein 3<$r
nid&t jurüdt bin, fo gehört ba8 ©elb 2)ir; aber e$er barfft$)u ben
haften nid)t öffnen." ©ie gab ü)m tyrenScing, unb er nafrnSfö*
fd)ieb. §r lam nad) Dolberg unb ging in bie 9tö$e be3 OrteS,
wo er oor 7 Sauren Sofien geftonben fyxtte. 2)a rief ü)m ber
Teufel, ber nod) immer Sßoften ftanb, ju: *3o$atm, Wfe mtd& ab,
id& toitt 2)ir alle* geben, toaS $u toiEft." ©djulj fagte: „@iebft
2)u mir bie 6$rift juriidf, fo toiU i$ 2>i$ ablöfen." 5Der Seufel
fagte: „®em, mad) mi<$ nur Io$!" 2)a gab er bie ©d&rift §urüdf,
eS gab einen grofjen ÄnaH, unb ber Teufel fcerfd&toanb. Scfyxm
©d)ul$ übergab baS @e»e$r einem anbem ©olbaten unb ging bann
jtt einem ©arbier, um ftd) fd)eeren gu laffen. $er aber fagte:
„Sieber toitt i<$ ben S^ufel rafiren!" 2HS er ein @nbe »eiter ge*
gangen toar, begepete i^m ein Tambour, ben bat er, i^n bo$ $u
rafiren. 5Der 6oIbat fagte: „£)a£ öerfte^ id^ red^t gut, bo<$ ^abe
id) nid;t bas ^anbtoerföjeug." „SSßa^ foftet e« benn?" fragte
©d&ulj. $Der SCambour fagte: „gunfo^n SC^aler." ©d^ula reid)te
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ü)m bo$ (Selb, unb fagte: „$a nimm unb laufe es." £)ann
ging er in ein <8aft$att3, wofctn er ben Tambour naa)fommen lieg.
$ort befteßte er einen Äejfel ooH SBaffer, unb ber Tambour be*
fa)nitt i&m ba3 £aar unb bie üftägel an £änben unb güfjen; bann
wufa; er ft<$ unb legte neue Kleiber an. ÜRun fragte er ben ©ol«
baten, Wa3 er i^m fa)ulbig fei; ber aber antwortete, er folle i§m
baS ^afirjeug laffen, benn baS fönne er ja boä; ni$t gebrauten.
©a;ul$ fagte: „3)08 behalte unb nun reta> beine gelbmüfce $er!"
$te fluttete er tym ganj oofli (Mb. 3nbef$ fam ber öarbier
fyerein, unb als er fa£, wie ber Tambour belohnt würbe, ärgerte
er ftd; fo, bajj er fiä; in ben ©trom [türmte unb ertranf. 2lm
anbern Xage futyr ©<$ul& $u feiner S3raut unb ma<$te mit u)r
§oa)jeit. S)ie beiben ©ä)weftern aber gingen in beS SßaterS (SJar*
ten, bort war ein £eta), in bem fie fidj beibe erfäuftetu
2. $)er fromme ©ä)äfer.
@3 war einmal ein ©ä)äfer, ber feine §eetbe getreulta; hütete,
aber niemals bte Äird;e befugte. 3fn ber 3?ä$e feines SBeibepIa|e^
befanb ein ©raben, ben er tägUä; überfprang, unb jWar t&at
er einen ©prung für ftd; unb jWei für ben lieben ©Ott. 9hm
gingen bie Seute ftetS an tym oorbei, Wenn fie jur Äirä)e wollten,
unb öfter fragten fie ifyn, weshalb er niä;t au<# jur &irä)e ge$e.
$)er ©djäfer aber fagte, er fyabe feine <Sä)afe ju öerfe^en unb fönne
aua) bie $btere feinem anbern anvertrauen, ba fie leidet ©<$aben
nehmen fönnten. 3)a aber bie ßträ)engcmger immer metyr in i&n
brangen, entfa^lofc er fia) enbliä;, bie £eerbe auf einigen ©tunben
einem anbern ju überlaffen unb bie ßira)e ju befuäjen. Sluf bem
SBege jur Äira> mu&te man einen ©ee umgeben, unb wäfcrenb
bie übrigen biefen SSeg gingen, föritt ber ©ajäfer grabeauä über
ben ©ee herüber, o^ne aud) nur einen 3ott tief ins Söaffer ju
fürten, ©o rein War er öon ©ünben. Qn ber Äir<$e työrte er
gar anbäa)tig ber Sßrebigt ju; wie er aber einmal einen SBliä na<$
ber Äanjel Warf, fab er hinter berfelben einen ÜJtonn, ber eine
grofje Äu^b^ut in ben £änben $ielt, auf weld&e er alle ©a)läfer
unb ©<bwä|er notirte. 21(3 nun baS Seber ooH unb boä) fiets
noa) me$r tarnen ju oeraetajnen Waren, faßte ber 9Jtonn bie £aut
mit ben Qtyrwi, um fie ein wenig ju redfen. fcabei entglitt tym
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aber baS Seber, unb er fttej? mit bem Äopf gegen bie Äanjel. $)er
©djäfer mufjte (a$en, tourbe aber bafür fofort felbft aufgefchrieben.
2luf bem SRüflroege wollte er toieber über ben ©ee flehen, aber
ba3 Söaffer ging u)m jej&t fd)on in bie ©(huhe, fo tief toar er in
©ünben gefunfen. @r fehrte um uub ging mit ben anbern ben
SSeg um ben ©ee tyerum. ©eitbem hat er ftd) nie toieber $um
Sefud) ber fltrd> betoegen lajfen.
3. S)er bumme £an3 unb ber ÜHefe.
©in reifer Sauer hatte brei ©öhne, &on benen ber jüngfte
ber bumme §an£ #e&. 2ll£ bie Änaben ^etangetoaä^fen toaren,
fdjidte ber Sater fie aufs gelb, bie 6ä)afe ju hüten. 2)er ättejie
©ohn mu&te bie£ Slmt juerft übernehmen. Suftig unb guter 2)ina,e
trieb er au$, als er aber am Slbenb heimfe^rte, fehlte u)m ein
©d)af. (Sbenfo erging eS am folgenben £age bem jtoeiten ©ohn.
$)a fprad) $an3: „Sater, morgen toerbe id^ bie ©d)afe hüten, mir
foH niemanb ein ©ä)af nehmen." £)er Sater aber brummte ärger«
lid): „$u thäteft beffer, toenn $u £)td) auf bie Dfenbanf legteft;
benn toenn id) $ir ba£ Sieh überliefe, toäre am Slbenb too mög*
lid) alles oerfd)tounben." §ans jebod) bat fo lange, bis ber 2llte
enblid) einwilligte. 2lm nächften SKorgen trieb er bie ©<$afe au&
unb überwachte fie fehr forgfam. ©egen bie SJlittagSjeit ersten
ein mächtiger Sftiefe, um ftd), tote an ben früheren £agen, ein ©d)af
ju holen. 2lber £anS fprang auf u)n los unb rief: „§anb bom
©aef! 3<h föfofe iwht unb$)u foHft mir baS %f)itx niä>t nehmen."
$)er Sftiefe befam einen gewaltigen SRefpeft toor bem Birten unb
lieg t>on feinem Vorhaben ab, ja er berebete §anS, fid) bei ihm
ju toermiethen, benn einen folgen Surften tonne er gebrauten.
$ans war'S juf rieben unb fcerfprad), am nächften £age jup^hen.
S)er Sater ftounte nicht wenig, als grabe §anS bie $eerbe tooQs
Sättig jurücf brachte; ber aber fagte ruhig: „34 h^be mid) an ben
liefen vermietet, ber bie anbern ©ä)afe geholt hat ; morgen fliehe
id) $u ihm, unb nun fönnen bie Srüber ruhig bie <2<hafe hüten,
eS fott ihnen nichts mehr entwenbet werben." ®r paefte feine ©ad&en
jufammen unb machte fi$ bei Tagesanbruch auf ben 2öeg. greunb*
lu$ empfing ihn ber 9Uefe. 2llS bie 3eit beS SlbenbbroteS f)tt<m*
tarn, fagte ber föiefe: „5iun ftärfe 2>idh §u morgen, ba tootten totr
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— 191 —
bref$en." £au3 Wollte feinen Heller füllen, ober bieÄeHe war fo
fdfjWer, baß er fte faum rühren fonnte; er be^alf ftd), fo gut eä
ging, Wäbrenb ber Sftiefe mit einem großen £oljlöffel ungeheure
Waffen Don ©peifen ^runterftürjte. $em §anä fing nun ber
©paß an ungemütblia) s u Werben, unb wä^renb er fia) in ber
9k$t auf feinem Sager bentmwäljte, überlegte er, Wie er ben
liefen übertölpeln fönnte. 2tXö ber £ag anbraa;, begab er fta) in
bie ©d&eune, ftieg in bie ßabnenbänbe unb fing bort au$ allen
Gräften gu Emmern an. $)er Sfttefe eilte berbei unb fragte : ,,2000
madjrft $)u bort oben?" „@i," antwortete £am3, „wir wollen bo$
brefd^en, unb ba mir ©eine 2)refd)flegel fo Winjig oorfommen,
wollte ta) mir bter einen gured&tbauen." „Aber $)u fd;läg|t mir
ja bic gange ©a;eune jufammen," flagte ber Sftiefe; „fteig nur herunter
unb wirf mir bie ©arben ju, i$ Witt lieber allein brefa>n." §ans
lachte ob be8 gelungenen ©treia>3 unb tyat, wie il;m geheißen;
aber bie neue Arbeit war wegen ber ©röße ber ©arben au$ nt<$t
leidet, bodfj gelang e3 i^m mit Aufbietung aller Äräfte, bic ©arben
berunter$uf<$affen, unb ber 9Uefe brafa), baß tbm ber ©d&Weiß
über*3 Angefleht lief. 33eim 3fltttag3mabl fagte §an§ ju ber Riefln:
„3^r müßt (Surem Sftann nid&t fo Diel ju effen geben, benn ba*
»on wirb er immer fa)Wäd)er." 2lm -Jtad&mittag würbe ba§ ßorn
gereinigt, unb als e3 an baS 2Begf$affen ging, fagte £ane: „Sei
meinem Sater War eä fo ©Ute, baß jjeber auf ben €peia>r trug,
waä er toer^rte." $>amtt ftedftc er bie £afd)en tooH unb ging,
ba§ Uebrtge mußte ber fötefe allein fortfd)affen. 2lm folgenben
£age follte gemahlen Werben. $an3 War nid)t im ©tanbe, bie
riefige #anbmm;le in SeWegung ju fegen, aber fdjneU flopfte er
einige 3Äefcen Äorn flein unb fagte bann: „3u $aufe War e3 fo
9ftobe, baß jeber ftd; fein 3Jtebl felbft mahlen mußte." ®er Sftiefe
war wieber ber ©eleimte. Sftun follte aud) gebatfen Werben, unb
$an3 ging mit bem liefen $um 2Balbe, um £olj ju bolen. @r fafc
ft$ mehrere Saume an, aber alle waren fie i^m ju fä>ad&. (Snbs
li$ erfaßte ber föiefe einen gewaltigen Stamm, jog tyn mit einem
SRutf fammt ben Söurgeln au§ ber (Srbe unb fagte: „2)a£ Wirb
wo^l ausreißen." ©a)einbar bolf i&m $an8 ba$ ©tammenbe auf
bie ©djulter unb fagte; „3ejt wartet, bis iä) baS anbere (Snbe
auf ber ©a)ulter babe." Stnftatt beffen aber fegte er fid) auf einen ber
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Sweige unb rief: „3»hm los!" $er Sftiefe 30g mit aller Äraft,
§an3 aber pfiff. dreimal mu&teßalt gemalt werben, unb Wenn
ber Sföefe f<$toeifjtriefenb fragte: „2Bie lannft S)u Bei fol<$er Saft
noä) pfeifen?" fo erwtberte £an§: „S)a3 fommt toon (£urem Dielen
föffen, baß 3fc fo f$toa$ feib." Äaum waren fte auf bem $ofe,
ba fro$ $ an * aus be* 3^ e ^ en ^ unb **r SÄiefe warf ben Saum
ju Sobcn. SKun Wäre er ben ^and gern loägeWefen, aber £an$
Wollte ni<$t ge$en, bis tym ber 9Hefe eine £onne (Stoib als @m>
fd&äbigung anbot. $arait War #an3 einüerftanben, bo<$ mufete
ber SHiefc fte tym na$ §aufe tragen. St3 jum ©arten be$ SaterS
famen fie o$ne Qtox\^tn\oXL, bort aber Büdte ft<$ #an3, tote Wenn
er einen Stein aufgeben Wollte, unb ber Stiefe, ber fürd^tete, §attö
wollte tyn tobtwerfen, Warf bie £otrae Don feinen ©$ultern, baß
bie Sänber platten, unb lief ciligft batoon. $ an $ aber eilte Der*
gnitgt ju feinem Sater, betn er feine ©ef$i<$te erjäfylte. $)a3 ©olb
würbe in baä ßauä geföafft, unb alle lebten gtttöli$ bid an i^r
(Snbe.
4. $er bumme £an$.
War einmal ein Sauer, ber ftttte brei ©ö$ne, öon benen
ber jüngfte, Weil er fo bumm War, ber bumme £an3 §iefj. 2118
ber Sauer alt würbe, lieg er bem älteften 6o^n ben §of Der-
(treiben; bem jWetten foEte fein (Srbt&ett auSgeja^lt Werben, unb
§an£ fottte auf bem ^ofe bleiben, fo lange er lebte. 2lu$ fegte
er feft, baß jeber üon ben Srübern eine SKad&t bei i$m toa$en
follte, wenn er geftorben wäre. Salb barauf ftarb er. 211$ nun ber
Slbenb ^eranlam, rief ber ältefte Sruber ben £an3 unb fagte:
„£an3, 2)u lannft für mi<$ wa$en, t<$ gebe $ir fcunbert S^aler."
#an3 willigte ein unb ging in bie 6<$eune, wo bie ßei$e feines
Saters ftanb, bie er fortwä&renb UtöatyttU. ©egen 2Ritterna<$t
fiel bem Sater ber 2lrm auä bem ©arge, unb er rüstete fu$ auf
unb fpra$: „#an8, fiefcft $)u fceut 2öa$e?" §anS fagte: „3a,
$eut fte&e i<$ für ben Sauer, er $at mir 100 3$aler gegeben."
2)er$ater fagte: „©0 will i<$2)ir au<$ etwas geben; ba $aftS)u
eine ftlbeme pfeife, wenn 2)u barauf pfeift, bift 3)u ganj in 6ilber
gelleibet unb fi|eft auf einem ftlbernen «Pferbe." 2)ann legte er
fi$ &in unb war wieber tobt. 2lm borgen fragte ber Sauer:
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,,©ie ift e$ 3)it ergangen ?" §an$ fagte: „$u Warf* batoon*
gelaufen." 2lm 2lbcnb fagte ber jweite ©ruber: „§an8, $)u mußt
au$ für mid) wad&en." §an3 fagte: „Söadje nur felbff, td) Witt
Stein (Selb gar nid;t." 2)a bot er u)m 200 Styaler, unb #an£
übernahm bie 2öaa;e. 3 n richtete ftd; ber Sßater wieber
auf unb fpra$: „§anS, fte^ft $)u fjeute wieber?" £an3 fagte:
„§eute fte^e i<$ für ben anbern ©ruber, er giebt mir 200 2#aler."
S)er SBater entgegnete: „<So Will ia) ®tr aua; etwas geben; ba
$aft %yx eine golbene pfeife, wenn $)u barauf pfeifft, bift $u
ganj in ©olb gefteibet unb fifeeft auf einem golbenen ^ferbe."
S)ann legte er fid) §in unb War wieber tobt. 3n ber britten -Jladjt
wad&te er für fta) felbft Um 9Jlittemaa)t richtete ber SSatcr fta)
wieber auf unb fagte: „3)a £aft2)u eine biamantene pfeife ; Wenn
S)u barauf pfeifft, bi£ 3)u ganj in Diamant gef leibet unb ftfceft
auf einem biamantenen $ferbe." S)ann natym er 2lbfa)ieb öon
£an£, legte fta) gurücf unb blieb tobt. 2lm nä<$jten £age würbe
er begraben, aber §an§ mußte §u §aufe bleiben unb ben 35rübern
baS ©ffen foa?en.
3u berfelben 3eü ^atie ber $önig einen ©Imberg bauen laffen
unb feine £od;ter barauf gefegt, unb jugleidj tyatte er üerfünbtgen
laffen, baß berjenige bie ^rtnjeffin jur grau ^aben folle, ber auf
ben S3erg hinauf reite. (5& famen öiele &er§u, um baä Sßageftüdi
ju unternehmen, unb audj §anfen3 23rübcr jogen ft$ feine Äleis
ber an, befttegen bie beften $ferbe unb ritten jum ©laSberge.
§an3 aber mußte gu §aufe bleiben unb ba3 33te& beforgen. $)oa)
ate bie ©ruber fort waren, ging er in ben ©arten, &olte bie füberne
pfeife ^eröor unb pfiff barauf; atebalb faß er auf einem fitbernen
Sßferbe unb &atte eine fil6erne Lüftung an. 2113 er noa) ein 6tüd
Dom ©erge entfernt war, faty tyn bie sprinjeffto, unb alle mußten
ü)m Sßlafc ^tnaajen ; aber als er an ben ©erg fam, fetyrte er um
unb ritt jurücC. 2lm anbern £age pfiff er auf ber golbenen pfeife,
ba faß er auf einem golbenen ^ferbe unb $atte eine golbene SRüftung
an. ÜKun ritt er ben ©erg bis jur^älfte $tnan, lehrte bann aber
um unb jagte bation; babei 50g er ben ©rübern eins mit ber
$eitfa> über. SDer ßönig befahl nun, baß man i&n m#t bura>
Iafjcn fottte, Wenn er am anbern Sage wieberfäme. 2113 ber brittc
£ag fam, na^m er bie biamantene pfeife unb pfiff barauf, ba
Änoop. 9oRlfag«n. 13
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I
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fafj er fogteiö) auf einem biamantenen ^ferbe unb tyatte eine bia*
mantenc Lüftung an; mie er aber an ben Berg Farn, fear berfelbe
ringsum mit 6oloaten umftellt, unb ber äöntg rief ü)nen 511, fie
füllten tyn nidjt burdjlaffen; er aber fprengte mitten burd) fie l;in*
burdj, ritt ben Berg I;inau unb fefjte fiä) $u ber $riu3efi*in , bie
ü)m tyren 9Ung gab. Scr ßönig aber lief il;m 31t, über einSa^r
foffc er miebcrFommeu, bann foüe bie ^oefoeit fein. Sann na&m
§au3 Hb)a)ieb üon ber ^rinseffin unb jagte juriia*. 3u $«"fc
beforgte er alles, unb aU feine Brüber 3urü<fFel;rten, erjablten fte
ifym Don bem fdjmudeu Stttter, ber bie ^vinjeffiu t>om ©laSberge
crlöft fyabe. Sa fagte ,§an8: „3$ war in b:u Balb gegangen,
ba ftieg iä) auf einen Baum unb faf;, mie ü;r beioc eins mit ber
Speitfd&e beFamt." Sie Brüber fajmiegen.
$IU nun ba3 ^ai)X um mar, ba Farn ber Bräutigam nt$t
Se3l;alb fapufte ber tföuig aus unb liefe alle 9Jiänuer itad^ bem
SRmgc ber Sßrinaefftit burd;?ud;en, aber fie fanten il;u nia)t. Sie
Boten Fanten aua) in ba3 Sorf, mo §an3 unb feine Brüber wohnten,
unb bur^fuc&ten bie Männer. 211$ ber Stiug fia) nid;t fani*, fragte
berSdjufye, ob fdjon alle Männer ba gemefen mären, unb einer üon
ben Brübem fagte: „Uufer $an3 ued) nicfyt" §an3 ^ am / uu0
man fanb ben Sltug l;iuter feiner SRüfcenFiappc. Sie Boten nahmen
tyn mit an ben touiglidjen §of, als aber bie Sßrinjcfim ü)n fa&,
jagte fie il;n mit §ol;n foit. Sa nal;m er feine pfeifen l;crt>or
unb in ber filbemcu Lüftung jagte er üor ba3 6d;lofj, ebeufo in
ber golbeuen, bcioemal ab:r Fel;rte er um. 3 um britteu fDIal
fpreugte er in ber biamantenen Lüftung uor ba§ £a)log unb machte
§alt ; bie Siener nahmen tym ba3 ^ferb ab, unb freunblia) U)urbc
er uun Don ber $riH3efjui empfangen. 3)ttt gro&er $ra$t muröe
bie §o$3eit gefeiert, unb aU ber alte Äönig geftorben mar, mürbe
er ßönig: Um feine Brüber aber flimmerte er fu$ uidjt mefyr.
5. Ser bumme §an3.
mar einmal ein Bauer, ber fyatte brei €ö§ne, toon benen
ber jüngfte ber bumme $an3 mar. Sa c3 bem Bauer fetyr Fnapp
ging, fdjiäte er fie fort, fid> einen Sieuft 3U fuä>n, unb üerfpracfc
Demjenigen ben 33auer&of, ber ba3 meifte ©clb na<$ £aufe bringen
mürbe. 8ie gingen fort, bie beiben älteften öoran unb ber butnmt
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$<m$ ihnen tta<$. S)a8 gefiel ihnen aber auf bte 5Dauet nicht,
unb Tic bleuten ben #an$ be^^alb im SSalbe tüchtig bur<$. 9tun
ging £an$ feinen 33:g allein unb fam 311 einem einfamen Äatf;en.
S)ort trat er ein, traf aber niemanb metter barin aU eine Jtafje,
bie auf ber Dfenbanf lag. §an$ grüßte fie freunblidj, unb bie
Äaftc fragte um, U)ol;er er fei unb roaä er toolle. §an$ crjä^lte
aüe£ unb fagte auch, baß er fid) einen ® teuft filmen tuolle. darauf
fagte bie &n)e: „Söenn $11 Stift ^aft, fo bleibe bei mir. S)u tya\t
toeiter nichts 311 tlmn, als midj be§ 9Worgen3 au§ bem Söett $u
bolcir unb auf bie Dfenbanf 31t fegen unb be3 9lbenb3 lieber in*
Sett ju tragen; in ber übrigen 3eit fannft ®u tlnm, tuaä ©u
loiUft, unb wenn 2)u junger l;aft, — in ber SRebenftube fte^t
allerlei $u effen." $;m$ fragte nun nach bem 2o(;n, unb bicÄafce
fagte: „$a* laß 5Did? nur nicht flimmern, 2>u foHft fo Diel be*
fontmen, aU ©eine 93riiber jufammen nicht tyabtn." 5>a mar §an3
jufrteben unb blieb. 5U$ ba3 3al;r 311 ßnbc mar, fagte er: „9hm
mitfe ich aber nach $aufe." 5)ie $aße fagte: „3a, ich weiß e$;
gel} nur in bie Cammer unb nimm 2>ir Seinen 2o(m felbft." S)a
ftanben brei Säcfe mit ©elb, einer mit ©olbgelb, ber anbere mit
©ilbergelö unb ber britte mit Sßapiergolb, unb §an$, bem baS
gtäit3cnbe ©olb am ineiften QefieF, [tiefte ftd> alte £afa>u f off.
Site er nach §aufe fam, unweit bie beibcu öfteren 93rübcr fchoit
ba, unb jeber ^atte 50 £l;alcr mitgebracht. „58o habt 3^r ©uer
©elb?" fragte ,§au3. „^icr liegt'ö ja auf bem Xtfcb!" fagten fie;
„unb U)o ^aft $>u Seilte?" $anS griff in bie £afche unb warf
bie blanfen ©olbftücfc auf bieGrbe, baü fie nur fo flogen. „9Reui
©ort/' rief ba ber SSatcr au3, „$an3 h a * einen 6a)n)einefäufer
tobtgefchlagen, unb ein SWörbcr foll ben £of nicht b.fommen." @r
fd;icfte fie be^f)atb noch einmal au?, unb 3\oar follte ber beu §of
befommen, ber ba§ fööufte £afd)entuch mitbrächte. Sic beiben
älteren trüber famen fchon naa) einiger 3 eit nnt frönen feibenen
$üd)eru surüi; §an$ aber toar nrieber 3ur ßafce gegangen. 211-3
er naa) Verlauf be3 3a^re^ jurüeffam, fragte er: „9ca, habt 35*
^übfcr)e £üd)er mitgebracht?" „$ier!" riefen fie unb jeigten it>re
Sücber. ,$16), ba3 ift gar nichts gegen meinä," fagte #an3 unb
holte f än3 h eröür - »SRem ©Ott, ber 3unge t)at einen 3uben tobt*
gefchlaam/' rief ber SSater, „ber fann ben $of nicht befommen."
13»
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3um brüten 9Jtol mußten ftc nun auSjie&en, unb ber SSatcr Der*
fpraä;, baß bcr beftimmt ben §of £aben foHte, bcr bie fd^önftc
33raut mitbrää;te. §anö fam wieber $ur Äafce, unb fagte, bieSmal
fei eS fe$r fa^limm ; aber bie $a$e tröftete i§n unb fagtc, er foHe
nur aHeS tfcun, Was fie ü;m fagen würbe, bann brauche er feine
Sange gu tyaben. 2113 baS Qa^r ju ©nbe ging, gab fie ü)m eine
$i%rne Slrt unb fa;i<fte ü)n auf einen mit Sufa; unb ©trauet
bewad&fenen SBerg, bort foHte er ben^ufa) abbauen unb auf einen
Raufen Warfen. Sßenngleia; £anS bie Slrt fetyr leia;t unb ftumpf
fanb, ging bo# alles wiber (Erwarten, unb balb &atte er ben 33erg
gefäubett SKun folltc er ben Stofa; anfteden, ber Äa&e ben $opf
atyadzn unb ü)n ins geuer werfen. §anS fträubte [iä) jwar ba*
gegen, als bie ßajse ü)m aber fagte, baß eS ü)m niä;t gut ge^en
würbe, wenn er eS niä;tttyäte, ba faßte er ftä) ein^erj; er §a<fte
ben Äopf ab unb warf i&n in bie ©lutty. Slber alfobalb fam aus
bem geuer eine fo fd&öne ^rtnjeffin, wie eS feine mefyr auf ber
Söelt gab, unb ber S3erg toerwanbelte fu$ in ein föniglia>S 6a)loS,
toor Welkem ein ganjeS Dtegimeut ©olbaten 2öa<$e &ielt. £)te
^ßrinjeffin fagte nun §um erftaunten £anS, er fofle nad) <paufe
ge^cn unb bem SSater fagen, baß am näajften £agc ber Äönig unb
bie Königin ju u)m ju ©afte fommen würben; bann foüe er auf
bem £auSflur eine lange £afel §erria;ten unb für bie ©olbaten
toiele ©uppe fod)en. SBenn bann bie ©uppe aufgetragen, foüe er
Wie aus Untoorfid&tigfett alles auf ben glur ftürjen; fein SBater
Werbe ü)n fa)lagen Wollen, er fofie aber rafä; in bie ©ä)eune laufen
unb fia; feine fönigliä>n Kleiber anjiefyen, unb in bemfelben 2lugen=
blidC Werbe fie erfa)einen. §anS fam naä; §aufe. ©eine fönig*
liefen ßleiber üerftedte er in ber ©a>une. 3n ber <£tube faßen
fa>n bie beiben S3rüber mit tyren Bräuten, unb als §anS fie fa&,
fagte er, fo tyäßliä) fei niä)t einmal bie ©a)Weinemagb feiner SBraut.
$a fielen bie SBrüber über tlin $er unb wollten i^n burd&prügeln,
würben jebo<$ burä) ifyre Bräute bation abgehalten, Söeiter t^at
$anS nun, Wie ifym bie Sprinjeffm befohlen. 2)er S3ater wollte
ü;n prügeln, er lief in bie ©<§eune unb faum war er fertig, fo
War aua) feine SBraut mit ben <S olbaten ba. S3eibe gingen nun
in baS §auS, bis über bie (Snfel in ber Suppe watenb. 2llS ber
Sllte fie fa&, fagte er, fie mieten boa; braußen bleiben, ba fein
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©o^n, ber bummc £an3, bic ©uppe im glur oerf$iittet tyitte.
2)ie ^rinjcffin fragte, ob er benn feinen ©o$n aud) femte, unb ber
Sitte entgegnete: „2Bte foHte id) ba3 alte ©djtoein nid)t fennen,
unb toenn an weiter ntd)t3, fo mürbe id) ü;n an einem Muttermal
erfennen, ba3 er auf ber SBruft £at." 9hm fnöpfte £anä bieSBefte
auf unb jeigte ba§ Muttermal, ©a fa)lug ber 2Utc bic £dnbe gu=
fammen unb rief: „*D*ein <So$n, bift S)u fo I?o$geboren?" £an3
aber fagte: „SNun begehre id; (Suren §of gar nia)t. &bt tootyU"
$)amit na§m er bie %fyüx in bie £anb unb fu$r mit feiner ^ßxin=
jeffin jurütf naa) bem erlöften ©$lofj, tt>o fie eine prächtige #od>
Seit gelten.
6. $>er bumme #an$.
@S waren einmal arme £eute, bie Ratten brei ©ö£ne; jtoei
batoon waren flug, ber brüte &ieg ber bumme §an3. @me£ £age3
fprad) ber SSater ju u;nen: „3e|t §abe id) @u<$ lange genug er*
nd{>rt, nun fönnt 3^r @ud) (frier 33rot felbft öerbienen." ©ie
gingen fort. SSor ber Slbreife baefte bie 3Rutter jebem eine Söatfe,
ben beiben Älugen oon feinem 3fte$l, bem $an3 aber toon Älete,
benn fie bad)te: „£)er wirb fie fd)on effen." UntertoegS bauten
bießlugen: „Qfe mafy uns fd)le<$t, toenn wir ben bummen$an3
bei uns §aben." £)arum liefen fie tym fort, #anö aber fefcrte fi<$
nid;t baran, fonbern ging ru^ig weiter. SJKtten im SBalbe, bur$
ben er fam, fefcte er fid) auf einen Stubben, um feine SBade ju
effen. 3)a trat ein 9Jtännd)en ju tym unb bat um einige S3iffen;
$an3 fagte, e$ foDe fid) nur nehmen, aber gut Werbe ü)m bie grobe
SadEe nid)t befommen. 2)a3 2Mnnd;en fragte nun, tootyin §an3
Wolle, unb biefer erjagte, bafc ber SSater ü)n unb feine Sörüber fort-
gefd)itft §abe, bamit fie ftd) einen $)ienft fu$en foHten ; nun feien
ü;m feine SBrüber fortgelaufen, unb fo werbe er faum einen £)ienft
finben. S)er 3ttamt aber fagte: „ßomm nur mit, id) werbe $>ir
jeigen, ioo^in $u ge^en foflft." ©ie famen auf einen Serg, auf
beffen ©pifce eine £$ür fear. #ier lieg ber 3Wann — es war ber
liebe ©ort felbft — ben §an3 anllopfen unb fagte ü)m, $ier toerbe
er eine ©teile befommen, ba fyabe er nur brei gröfd)e ju oerfetyen,
aber er foUe ja alles fyun, was man oon ü)m oerlange. $an3
flopfte an, toarb eingelaffen unb in £>tenft genommen. „£>u ^aft
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Weiter ni$t* 311 tymt," faßte fein $err $u tym, „als tiefe brei
gröfd> 311 t>erfe$en unb fie gut rein 51t galten." £anS t^at feine
ga)ulbigfeit, ja er nafym bie gröfdje fogar auf ben 2lrm unb glitte
fie. 211$ bad 3a(>r 31t Gnbe war, fpraa; fein £err 511 u)m: „£an$,
ba3 3 a ^ r ift um ^cine Shübcr finb fd;ou 311 £aufc; Su
mußt alfo auefy gefyen. Sort in jener <2tnbe l;ängen allerlei Äleibcr,
aber fud&e Sir bie älteften unb fa)leä)tefteu au*." 211$ nun §an$
mit biefm Sumpft beim 2>atcr anlangte, ba fprad) biefer: „Sa$
wußte ia) (cljon, baß Sit niä)t$ 53effere$ üeibieuen Würbeft; ba fiel;,
Wa$ Seine trüber heimgebracht haben!" #au$ tterrieth jeboa)
wifyt, wo er geWcfen War, unb nach einigen Sagen jogen bie trüber
Wieber au$. 2Bicber liefen bie klugen bem §an$ fort, aber £an$
Wanberte auf feine alle Stelle jurücf unb tterfah lieber bie brei
gröfd)e wie im erften 3abr. 3 U feiner greube bemerfte er, baß
bie gvöfc^e anfingen, fich in 3)teufchen 51t uerwanbeln, unb als ba$
Sa^r fia) neigte, waren fie bereite l;alb 511 3Jtenfd}en geworben.
2lbcrmal$ 30g #an£, in Summen gerTeiber, jum §au(e feine» SBaterä,
unb 311m britteu 9flal 3ogcn bie trüber au$. £au$ ging lieber
31t (einem 23erge juriief unb toerfah bie grbfäe tute üor(;in. 9^aa)
2lblauf be$ 3al;re$ waren fie fdjon ganj 31t 3J?enfa)en geworben.
Sa fprad) ber 3Rann 3U £an$: „§ole Sir eine 6a)aufel au$ bem
6tall, gehe 3u ber nahen ©renje §olj unb 3ünbe fie an. Sann
Werben au$ bem .ßoljc &;ele (schlangen l;iuter einauber h^or*
frieden, bie wirfft Su mit ber <Ed)aufel in$ geuer 3urücf, fo baß
feine burd;fommt." $an$ gehorchte, mußte fid; aber fe^v fputen,
ba bic 3lu3a{>l ber ©drangen groß war. 211$ nun ber §ol$ftoj3
toerbrannt war, cntftanb ein großer $nafl, beim baö «Schloß war
crlöfr, unb ber König mit allen $riu$en unb ben brei ^rinjeiftns
nen brauten $an$ ben San! für ihre Rettung bar. Saranf fagte
ber flömg: ,.3e|}t mußt Sn wieber nach .gaufe. Sie fchönfte toon
meinen Fechtern ift Sein, aber fudje Sir ba$ ältefle Söeib au0
unb ftefle Sich bamit toor Seinen ^ater." 211$ bie Sörüber ben
£an$ fommen fahen, flatfd^ten fie laut in bie^änbe unb labten,
ber 2>ater aber fchalt unb fdn'mpfte auf ben #an3. Sa aber fam
eine ßutfdje mit ttier Sterben Torgefahren; £au$ eilte hinaus, man
reifte ihm feine prin^lic^eu illeiber, unb nun fprang au$ feine
$raut aus bem SGBageu unb umarmte unb lügte u)n. Sann gingen
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fie jutn SSater hinein. 2110 ba8 bie f lugen 33rüber fahen, »erfroren
fie ft$ mit ihren SBräuten hinter ben Dfen, unb bie ^rinacfim
jaulte bem SSatcr i^re^ §an3 ben ganzen Eifa) fcoH (Mbftücfe,
bamit er nicht mehr barben bürfte. 2)ann fehrte ^an§ mit ber
frönen ^ßrinjeffin wieber auf baä Schloß jurücf, wo fie ihre §q$*
Seit feierten.
7. 2) er bumme $an$.
Gä War einmal ein Sauer, ber hatte brei Söhne; gtt>ci Don
ü)ncn waren fing, ber britte war ein buinmer $an& 2lls5 fie groß
waren, »erlangten fie bie Teilung be3 toäterltdjcn GJrunbftücfeS.
£och ber SSatcr fud;te bicfelbe hinzuhalten, Weil er fürd;tete, ber
bumme $au3 werbe mit ber 2Sirtl;)d;aft nia>3 anzufangen Wiffcn
unb ;balb fopfüber gel;en. Gr fd;itfte fic be^alb alle brei auf
Steifen unb ücrfprach bemjenigen ben 23auert;cf, Welver nad; 2lb«
lauf eines 3a&re$ bie fdjönfte Säuwanb heimbringen würbe. Sie
reiften ab. 211» fie au einen 5tren$Weg Famen, ftedte jeber fein
£afa;enmeffcr in einen SBaum, unb fic ücrabrebeten, baß ber al3
geftorben betrautet werben fotte, beffen Keffer nad; 3al;re*frift Der?
roftet aufgefunben würbe. Sann trennten Tic fid;, #an3 trollte
grabcauä, bie beiben ßlugen gingen red;f» unb linfe ab. 9M;
f uqcr SBanberung gelangte #au3 in einen Salb. S)ort fal; er ein
$äu3$cn ftel;en, in bem er $u raften be(d;loß. Gr trat ein, fanb
aber fein leb-mbeS Söefen Weiter barin al» eine $a|j?, Weld;e auf
ber Dfcnban! lag. 2luf bem Sifche fal; er ein gutes Gffen bereit,
unb ba er hungrig war, laugte er olme 2lufforberung 511; bann
ftreefte er fid; auf einen £cr)uftul;t unb War balb ciugefa)lafen.
21(5 er erwachte, war cö bereite 2lbcnb. SBMe erftaunte er, ati er
ben £ifd; bereite gebedt fanb! Gr ließ ftch uid;t nötigen, unb
aU er fich im 3immer umfehaute, fal; er auch Won ein SBctt für
fich aufgeteilt; nur munberte er ftch/ baß außer ber Jfcnje niemanb
ba War. Gr legte fich uieber unb lag balb in feftem Schlaf-
Grft fpät erwachte er, unb wieber war von uufichtbareu $ünbju
ber grühftüdtetiich gebedt. Gr ftaub auf, um fich umjnfehen, unb
fanb in einem jierlicl;en Schraube 3agbgerät(;e fcor. Um fia) bie
Seit ju Vertreiben, nahm er bie §liutc auf bie Schulter unb ging
in benSBalb, obwohl er öon bem eblen SBaibwerf nichts toerfiaub,
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uttb Wieber fanb er, als er jurüeffam, ben %tfä) gebeeft. ©o lebte
et faft ein ganjeS Sa^r bei ber $afce im 33ufd)fat§en, o$ne baß er
etwas anbereS t^at als effen, trinfen, jagen unb fdjlafen. ©egen
baS (Snbe beS 3 a ^ rc ^ bemäd^tigte ft$ feiner tiefe ©c&Wermuty unb
fhmbenlang faß er ba^etm, in ©ebanfen tterfunfeu, fo baß felbft
feine §auSgenoffm, bie Äafce, 3ÄitIeib mit u;m empfanb. S)a rebete
fte ü)n eines £ageS an: „2Kein lieber §anS, warum bift S)u fo
traurig?" „21$" fprad) §anS, „$u fannft mir bod) nü$t $el*
fen!" „2ßer Weiß," erwiberte bietfafce; „fage mir nur, WaS 3)i<$
bebrütt, btelleid)t läßt fid) bod) 2lb£ülfe fcfcaffen!" §anS erjagte
nun, wie eS um i^n fte&e, unb betrübt fügte er §inju, baß feine
Srüber ü)m ben §of wegfänappen würben, ba er ni^t wiffe, wo
er bie SetnWanb tyerneljmen folle. 2)od) bie 5^a^c tröftete ü)n, eS
»erbe f<$on aHeS gut werben. 2110 er am nä<$ften borgen aufs
wa<$te, trat bie flafce ju i&m unb legte tym brei Sollen SeinWanb
bor, eine immer feiner als bieanbere; bann üerpatfte fte bie grobe
in eine ßifte, bie mittlere ©orte in eine ©<$ad}tel, bie feinfte in
eine 2Salnußf$ale, unb fagte bem §anS, baß er juerft bie grobe
unb julefct bie feinfte oorjetgen foße. 3)ann mad)te fid) £ans auf
ben 2Beg. 2luf bem ©<$etbeWege angekommen fanb er bie Keffer
feiner SBrüber bereits oerfcfywunben, fie mußten alfo fd)on jurücfc
gefetyrt fein. (Sr fd)ritt beSfyalb rüftig Weiter unb fam balb ju
#aufe an. SDte beiben SBrüber ftanben am genfter unb ladeten
i^n aus, als fie ü;n mit ber großen Sftfte fa^en; aber £ans lieg
fi<$ ni<$t beirren. 9to$bem er ben $ater begrüßt ^atte, geigte er
juerft bie grobe Seinwanb, worüber bie SBrüber fpotteten, unb au$
ber SBater fagte; „3$ fcab' eS ja gewußt, baß ber^anS nid)ts üer*
bienen lann!" SDod) jefet tyolte ber $anS bie ©d)ad}tel aus ber
£af$e, unb nun fiel ber SSergleid) fd)on fefyr jum Üftad)$etl ber
SBrüber auS. 2lber#anS fagte: „5Rur fa<$te, baS ift nod) gar ni$t
bie belle!" $)ann loltt er bie SBalnußfdjale auS ber 2öeftentaf$e
unb jeigte bie Seinwanb, bie barin war. (StwaS fo ©d)önes war
nod? gar ni<$t gefe^en worben. 5Die 33rüber würben blei$ unb
mußten gefte&en, baß §anS fie übertroffen &abe.
2)od) ber $ater wußte bem £anS borjureben, bie trüber
würben ü)n aus -Weib erwürgen, Wenn er ben £of erhielte, obgleich
tym ja oou9te$ts wegen aßeS gebühre; es fei ba^er beffer, wenn
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fic fid) alle brei nod) einer $robe unterwürfen. ,öan3 willigte ein,
unb fo würbe ausgemalt, ba& Derjenige ©rbe be3 öäterli<$en SBer«
mögend »erben foHte, ber naä) Verlauf eines Qa^reS ben fleinften
£unb mitbrächte. 6ie gc^en fort. £an£ fctylägt wieber benSBeg
gum ßafcenljäu&fcen ein unb »erbringt bort baä jweite 3a$r fo wie
ba£ erfte. 2U§ c3 ju @nbe fear, überf ommt ü;n Wteber tiefe ©$wer*
mut^, unb aud) bieSmal fcilft ü;m bie Äafce. 2Jtit Slnbrud) be3
£a<je3 bringt fie i^m brei §unbe, üerfd)ieben in i^rer Schönheit
unb ©röße. $an£ na^m nun bie große S)ogge an bie Seine,
fteefte ba3 jweite %fym in bie Sftocftafä)e, baä britte in eine SBal*
nußfdjale, unb fd&ritt ber &eimaty gu. 2(ud) bieSmal Waren i£m
bie SBrüber juoorgc-fommen, unb als fie i$n mit feinem großen
$öter b(ü;erfommen fafcen, fpotteten fie laut über ben bummen
Sblpel. $od; aud) jefct mußten fie i$m baS gelb räumen, als
er bie beiben anbem £unbe toorjeigte.
2luä) jefct war ber 33ater no<$ ni<$t geWiHt, ben £o?
bem §a\\$ ju übergeben. S)e3§alb $ub er an: „Siebe ßinber,
£an£ ^at freilid) gweimal gefiegt unb baburd) §au3 unb §of ge«
Wonnen; ic$ möchte e3 aber in meinem Sllter nid)t erleben, baß
3$r unter @ud) in 3wietrad)t gerietet, golgt barum meinem
SKat^c unb jte^t nod) einmal auf ein Qa^r fynatö in bie SBelt.
28er öon @ud) bann bie fünfte SBraut mitbringt, ber ift unb
bleibt ber SBefi&er be3 £ofe3." 60 jogen benn bie trüber jum
britten 3Äal fort. $an3 ging toieber jum ßafcenhäu3$en unb fegte
bort fein früheres Sebeu fort. 2ll£ aber baS 3a^r ju @nbe ging,
ba warb er trauriger als jubor. 2We SrofieSworte feiner #au3«
genoffin Wollten nichts me^r fruchten. „2)rei 3^re," fo flagteer,
„bin i$ jefct fytx, unb trog aUeS gorfä;en3 ift e£ mir nt<$t ge*
hingen, irgenb ein menfd;lid)e3 SBefen ju entbeefen; Wo^er toiHft
2)u mir benn bie fd)öne Söraut holen?" Slber bie ßafce erflärte
i$m, er fei jefct ju aufgeregt, er foße fiä) nur erft burd) einen gu*
ten Schlaf ftärfen, unb bann wollten fie weiter barüber reben.
2113 fid) §an$ nun am näd;ften borgen erhob, fam bie Äafce ju
ihm, ein Seil äWiföen ben SBorberpfoten tragenb, unb befahl ihm,
ihr mit bemfelben ben $opf abjufd)lagen; weigere er fidj, fo fei
fie gelungen, i$n ju enthaupten. Sange jögerte ber §an$, bo$
bie ^age rebete i^m gut ju, unb auä) ber ©elbfterhaltungStrieb
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(legte in Ü)m. ÜJttt einem ©treibe fyattt et ber Äafce ben ftopf
toom Stumpfe getrennt, aber — ba gefä)ah ein gewaltiger ßnatt,
fo baß £an3 in O^nma^t fiel. 211$ er toieber gu fich fam, fah
er eine engetegleiche Sungfrau über fich gebüeft, bie fiel ihm um
ben#al3, fügte ü)n unb erjagte, baß fie bie enthauptete tfa&e fei
unb baß fie nun erlöft fei, nacfybem fie fo lange üeriüüufdjt ge*
loefen; bafür motte fie ihm nun aber auch angehören, fo lange fie
lebe. £an$ fonnte ftd) t>or Staunen noch gar nicht f äffen ; aber
ba traten fchon goldbetreßte Liener ein, bie fta; nad) feinen S3e»
fehlen erfunbtgten, unb bie junge $rin$ef|ut befaßt, ein prächtiges
£ochjeit3mahl anzurichten, unb #an3, in föftUa> ©ewänber ge*
Ileibet, tourbe fcon it>r jur £afel geführt. SDa erft fieht er, baß
er fich in einem prächtigen Sßalafte beftnbet, ber rings toon ben
reijenbften ©arten umgeben ift, unb mie Bezaubert ftfct er an ber
Seite ber fchönen ^rinjeffin.
yiati) einigen Sagen fällt ihm ein, baß bie t»on feinem SSater
Befiimmte grift abgelaufen fei, unb er überrebet feine junge ®e*
mahlin, ü)m ju feiner gamilie ju folgen. £oä) fie beftimmt ihn,
baß er juerft mit ber ^ägli^ften 2)ame be3 £ofe£ unb in feiner
früheren Reibung fich ben ©einigen jeigen fotte, fte fclbft wolle
i^m nachfolgen. 3n einer mit m'er Wappen bespannten ßutfehe
fährt er mit einer häßlichen #ofbame Dor bem väterlichen £aufe
toor; als ber Sßater ihn aber am Sinn eines fo häßlichen SBeibeS
erblicft, geräth er fo in 3orn, baß er einen Stocf ergreift unb ben
armen £an3 burchbleut. Verfolgt oou bem $ohngeiächter feiner
SBrüber unb Schwägerinnen eilt §an$ mit feiner Begleiterin fcor
ba£ $)orf, tt)o ihn feine ©emahlin bereits erwartet. $)ort fleibet
er fich eilenbs um unb fährt nun Wieber bei bem §aufe feinet
SBaterS oor, unerfannt »on ben Seiuigen. 60 hohe §errfa;aften
hat ber 93auer nod) nicht gefehen, unb alle eilen hinauf, um fich
ju erfunbigen, Wer es fei. £anS lägt bur<h einen Siener an*
fragen, ob man ihn nicht bie üRacht beherbergen motte, aber ber
Sauer betheuert, baß er nicht $la|j genug habe. $a ftetgt £anS
mit feiner ©emablin aus, fte umarmen ben Sllten unb offenbaren
ihm, baß fie feine ßinber feien. Slber ber SBauer will baS nicht
glauben, bis £anS feine SBefte aufreißt unb ihm baS Muttermal
auf feiner ©ruft jetgt 92un hiUtt ber Sllte um SSerjeihung, bit
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tym au$ gewährt wirb, unb ebenfo toergiebt bet junge Äönig aucb
feinen Srübern, benen er ba3 t>äterlia> (Srbe überlägt. £)en alten
SSater aber nimmt er mit fidj auf fein Sa)loß, unb bort leben fie
noa) fceute, wenn fie niajt geftorben finb.
8. 2Bie eine alte grau umgefa)miebet wirb.
Gin no$ im bcftcn 3Jtonne£altcr ftcfyenber Sorffctymieb fcatte
eine alte unb tyä&liaje grau. ©ern wäre er fie loS gewefen, aber
ftcrbeu wollte fie nia)t unb toerfaufen fonnte er fie aua) nia)t, um
ju einem jungen SBeibe ju fommen. GS blieb t&m bafcer ni$t$
übrig, als fid) in ©ebulb ju fügen unb fein £au&frcu$, baä übri*
genS fo böfe uid)t mar, als e§ auäfaty, rutytg Weiter &u tragen.
5Da begab e3 fi#, baß ber ©efelle grembe madjte unb ber Sföeifter
einen anberu ©efeflen anfteflen mußte. 3)a3 war ein gar gefdnefter
unb fluger SNenfdj, ber metyr ücrftanb als ©rot offen; unb ba
er febr bienftfertig unb treu war, fo faßte ber 3Mfter SBertrauen
.ju if)u\ unb flagte tl;m feine 9iotf;. „25emt (Sud) weiter nichts
brürft/' fpraa) ber ©efelle, „&on bem Uebel möa)te ia) (5u(b fa)on
criöfen unb aus ber alten, bäßlidjen grau ein junges, bilt>bübfa;eS
Scib maa)en; fdneft fie nur uäa)ften3 mit bem Sttittageffen b«r*
ber, bann will ia) feljen, was fia) mad&en läßt." £>er 2Reifter war
barüber feelenoergnügt unb fonnte &or Ungebulb faum ben nää^ften
£ag erwarten, an weitem er unter trgenb welcher SluSrebe &on
ber Serfftätte fem blieb. $unft 12 U&r fcfctcn fidj bie beiben
(Seeleute jum Wittag, aber ber ©efelle fam nia?t, unb fo mußte
fia) bie grau entfließen, i^m baS ßffen naa) ber 6dnniebe gu
traaen. ßaum aber ^atte fie bie %t)iit hinter fia) gefcbloffen, ba
^adftc fie ber ©efcüc unb mit §ülfe großer 3 a «9 cn braute er fie
in bie Gjfe. 2Sol;l eine SSiertelftunbe lang fa)naufte ber SBlafe*
balg mit aller Äraft; bann jog ber ©efelle ben ©raten beraub
legte tyn auf ben 2lmboß unb bearbeitete ü)n mit bem großen
Jammer fo lange, bis aus bem alten SBcibc eine fa)öne junge grau
eutftanben War,
Einige SSodjen fpäter griff ber gcfä>ibte ©efelle jum SBanber*
ftobe. ©r war aber faum bis an bie ©re^e beS näa)ften £)orfed
Sctominen, als t$n eine unerflärliaje 2lngft ergriff. 6pornfteeia)4
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eilte er jurütf imb traf feinen 9tteifter mit bcr Umarbeitung ber
gleidjfaUS grunbbä&lidjen ©^efrau be3 DrtSfd&neiberS befä;äftigt.
3)er ©ä)mieb ^atte nämlia) bem ©efeHen bura) ba3 ©ä)lüffettoa)
3ugefa;aut unb meinte, U;m nun aua; bae Äunftftüd abgelernt $u
fcaben. „23a3 maa)t 3(>r ba?" rief ber@efcöe beftürjt; „idj Ijabe
(Suaj bo$ ftrenge öerboten, einen äf;nlia>n Serfua) ju mad>n.
©ofort jurütf toom 2lmbo&! 3a) Witt toerfua>n, (Sure Unbefonuen*
$eit gut ju maa>n." $er ©efelle bämmerte fräftig brauf lo$,
aber balb erflärte er: „(Sure $fufd;erei lägt jta) nid)t mteber gut
maü)en; 3^r ^abt bie ©efa)id)te fa;on fo üerborben, bafj fia? aus
bem SBeibe nur nod) ein Slffe maa)en lägt." ©pradys unb ging
baüon. 3)em SKeifter aber erging eg nad) bem (Sprüa^toort: „2Ber
ben ©<$aben $at, barf für ©pott niajt forgen."
9. 3)ie fd)öne 5C^erefe.
©0 mar einmal ein ßönig unb eine Königin, bie Ratten feine
Äinber, wollten aber gern Welape ^aben. 2)a fam eines SCageä
ein SBettelweib gur Königin, bem flagte fie ü;r Seib. 5Die SBettlerm
toerfprad), ü;r ju einem ©obn gu fcertyelfen. -iftaa; einiger Seit
braute fie ber Königin jWei gifa)e unb befahl ityr, biefclben ju toer«
jetyren, bodj fottte fein anbereS SSefen batoon genießen, 2ll£ bie
2Bunberftfd)e gar waren, fam bie Äage unb fta^l ber Königin einen
ba&on. 9lun mürben bie Königin unb bie ßajje ju gleicher 3 c ü
fd;wangcr unb genafen gefunber ^i$ne. Seibe Knaben Waren fe&r
flug, boa) übertraf $rmj 5?aJ — fo mürbe ber toon berflafce ge*
borne $rinj genannt — an ©d)laubeit feinen SBruber in allen
©tüden. $)ie eitern freuten fia) fetyr über bie beiben ßnaben,
fleibeten fie ftetä gleid;, befa)afften u;nen gleite 83üa)er, als fie
fa;ulpflia;tig Waren, unb liegen i&nen in allen ©ingen freien 2öitten.
(Sinmal famen bie ^rinjen öon einem ©pajiergange beim, auf bem
fie ber Stegen überrafd)t fyrtte; ba baten fie ben SSater, i^nen am
SBege ein §au3 ju bauen, bamit fie bort in 3 u ^ un f^ ©<$ufc toor
bem Söetter pnben fönnten. (&3 gefd&ab. (Sin ÜDlaler fa;mü<fte ba$
neue ©d&loß mit ©emälben. 2ln bie %f)üx aber malte er ein fe$r
fdjöneS 3Jtöbd>n in ScbenSgröfje; ba3 mar bie fa;öne £$erefe.
3n biefeS 33ilb öerliebte ft<§ ber redete $rinj berart, ba§ er nid&t
e$er jufrieben fein wollte, afö bis er ba$ Original befäpe. ®r be-
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fiürmte ben Detter mit SBittcn, bis er ityn enblid) reifen lieg. C£r
faufte jebem grinsen ein prä^tigeSSfaityferb; bann ritten fie toon
Mannen, um bie fchöne JEherefc gu fud)en. 5Ra<h furgem Stitt famen
fie in einen .gohlmeg, ber in einen unterirbifd>n ©ang münbete.
3)ur<$ biefen famen fie in ein toermünfchteS ©ajlog. SDariu toareu
(Btubtn unb Kammern unb ©täfle genug, aber fein menf<hltd?e3
SBefen lieg fid) fe^en. $)er redete ^rinj luollte bie ^ferbe braugen
fielen laffen, Sßrinj $a|3 jebod) beroog ihn, fie im ©tafle unterju*
bringen. Sann beftd;tigten fie bie Stallungen, mo fie lauter oer*
münfd)te Sßfcrbe antrafen, unb begaben ftd) barauf ins ©$log.
<S$ mar 2lbenb. 211$ fie in ba§ eine hell erleud)tete 3intmer traten,
bemerf ten fie ju ihrem (Srftaunen einen grogen ©tein in ber 3flitte
toffelben. £)er £ifdj mar für jmei $erfonen gebetft, unb bei je*
bem ©ebetf lag ein 3«ttel, auf bem angegeben mar, für men oon
beiben ber $la| beftimmt fei. ©ie liegen ft<h ba£ föftltä> SJtohl
fchmeden unb gingen bann in ben ©tafl, mo fie bie $ferbe reid>
lid) mit gutter üerfehen fanben. 3n3VDifd^en maren in ber ©tube
$mei Letten aufgeftellt, unb mieber miefen 3 e ^el jebem feine ©d)lafs
ftefle an. 3)er red)te Sftrinj mar balb etngefd&Iafen, ber fd&laue
$Prtn$ $a& aber blieb road), benn er mar neugierig, mal in ber
9tod)t £affiren mürbe. 2ll£ bie 3Jtttternaa;t5ftunbe fd)lug, öffneten
fid) bie genfter unb brei Rauben famen hereingeflogen. „©Uten
&benb, 9Jiüttera>n!" fpradjen fie §u bem ©tein. „©a)bnen Sauf,
liebe £bdjterd>n! // entgegnete ber ©tein. „3ft ^ter aud) etmaä
SKeueS pafftrt?" fragten bie Xauben. „0 ja," antmortete ber ©tein,
„e£ finb gmei Sßrinjen angefommen, Die motten bie fdjöne ^erefe
^aben." Rauben: „SBerbcn fie fte aud) befommen?" ©tein: „Dja r
fie merben fie befommen, aber nid)t mit ihren Sßferben. 3 n un*
ferm ©tatte fte^n brei eble %tyim, baoon foll ber ÄönigSfohn ben
Traunen, $rin$ $a|j ben ©d)immel nehmen, meld?e beibe in bie
Suft ge^eu. Sie ^ringen müjfen bann über baS rothe ÜJteer; bort
merben fie ein §auS ftnben, in meinem bie fchöne ^erefe mo^nt
(SS ift aber Sebingung, bag bie $rinäen um Mitternacht jenfette
be£ 3Jteere3 eintreffen, meil bann noch all bie milben Spiere fd)las
fen, roeldje bte Sungfrau bemalen. 3)er SRitt mug über alle Spiere
hinroeg gehen; bie ^rinjen muffen fofort nad) ihrer Slnfunft baS
3Käbd)en in bie Slrme nehmen unb fd)leunigft ben 9tü<fmeg antre*
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ten, bebor bie Seftien ermaßen, beim fonft finb fte toerloren. 23enn
aber $rinj Äafc je&t föläft unb unferc ttntcrrebung nid^t $ört,
befommen fie bic fcfcöne X&erefe nid&t. 2lu$ barf er unfere Unters
rebung ni^t meitererjctylen, menn er nia)t fofort ju Stein toerben
9toä)bem bie Rauben fi$ fcerabfa^iebet Ratten, f$lief $rmj
fla| ein. 2113 ftc am nädjftcn üRorgen ertt>aä)ten unb fiä) ange«
{leibet Ratten, fugten fie ben ^f^beftaU auf. S>cr redete ^rtnj
wollte fein eigene^ Sßferb befteigen, aber $rin$ 5ta§ beftieg ben
Sa^immel unb beroog feinen ©ruber, ben ©raunen ju nehmen,
ßaum aufgefeffen flogen Tie aud) fajon burd) bie Suft bafyin. ®e*
nau jur 3flitternaa)t famen fie bei bem §aufe jenfeitS bc3 rotten
StfeereS an. GS mar toon erlangen, Söroen, tigern unb anberen
gieren betoadjt, bie aber alle {abliefen. Sie fd)öne Stl;erefe lag
in einem ©ette, ba3 ganj in einer ©efe ftanb. 3m Üftu fyatte ber
redjte Sßrinj bie3ungfrau ergriffen unb ju fu$ aufä^ofc gehoben,
unb in SturmeSeile ging e$ burd) bie Süfte jurücf. 3 n fur^er
3eit errcid)ten fic ba£ bermünfa;tc Sdjlofc ttrieber, fliegen mit tyrer
fd)önen 93eute toon ben fd)naubcnben Spieren unb begaben fi$ in
ba0 3 immcr / toetyrenb bie Stoffe fcon unftdjtbaren §änben in ben
Statt geführt mürben. 3n bem Sdjloffe mar bieSmal für brei
Sßerfonen gebedt, ebenfo toaren brei ©etten aufgeftettt. ©ic be*
gaben fid) jur 9tu^e, aber $rinj Haft blieb maa). 3« *>er 3)?ttter-
nad)t3)lunbe famen bie brei Rauben nrieber unb nad)bem fie ben
Stein bcgrü&t Ratten, fragten fie: „3ft fyier aud) etroaä SReueä
pafjtrt, 9Jiüttcr$cn?" Stein: „0 ja, bie beiben $rin$en finb mit
ber fd)önen Styerefe angefommen." Rauben: „$aben fie fie be*
lommen?" Stein: „S*-" Rauben: „2lber werben fie benn aua)
glücfliä) mit tyx naä) £aufe fommen?" Stein: „0 ja; n>enn
Sßrina Äafc nia;t fa)läft, fonbern unfere Unterrebung wieber anhört,
»erben fie alle glütflid) unb mo&lauf ba&cim anlangen. 2lber je&t
bleiben unfere g5ferbe im Stalle unb bie Sßrinpt muffen auf tyren
eigenen Spieren fyeimreiten." Rauben: „2lber SJciittcrc&en, wirb
ü)nen aua) noa) ettt>a$ nriberfafyren, wenn fie $u Jpaufe finb?"
Stein: ,,3*; bie Spiere werben erwägen unb bie fdjöne S^crefe
nia)t pnben. $ann werben fte ft$ aflefammt in eine einzige grofje
Solange t>ertoaubeln, unb biefe wirb in ber brüten 9ta$t im tönia*
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Itdjen ©<$loffe erlernen, tim bic (beraubte jurüdfju^olcn. 3n bct
SRad^t mu& $rinj $ta§ ni<ht fdjlafen, fonbcrn mit einem föarfeit
©abel in beut ©djlafgemach ber frönen ^erefe auf* unb nieber«
gehen, ©obalb bie ©d;(ange anfommt unb ben äopf bur$S genfter
fteefen miß, muß W™t Stauen, bann ift SCherefe gerettet.
$ie Solange wirb suriiefweichen, babei aber fo großen fiarm ma«
<hen, als follte baS ganje ©a)lof? umfallen." Rauben: „2tber,
aWüttcrdjcn, fanu er aua) uns erlofen?" ©tein: „0 ja, er fann'S
unb wiro'S." Rauben: „2lber wie f oU er eS mad)en?" ©tein:
„3n bem einen 5>ferbeftaü"e fte^en triele Spaten; mit bem älteften
unb fa)led>teften muß er braufjen graben, unb eS wirb eine fa)were
Sljt $um 2Sorfd)cin Fommen, bie er aus eigener Üraft nt#t heben
fanu. Senn er aber bie Ijier im ©pinbe ftehenbe glaf<he SBein
trinft, Wirb bie 2lyt leidet werben, unb er wirb ben SBaum bort
mit einem Streiche fällen." 3ßun berabf gebeten fia) bie Rauben,
unb Sßrinj $ajj fa)Iief bis jum borgen.
Ülm uäa)ftcn borgen ritten bie ^rinjen ^eim. 3n ber britten
•flacht fam bie 9tiefenfa)lange an; ?rin$ #a& jeboa) war auf bem
Soften unb verwehrte ber ©anlange baS (Einbringen in baS 3immer.
darauf t»erurjachte baS Ungeheuer einen folgen £ärm, baß alle
©djloßbewohuer erwarten. S)a nun bie ©anlange fort War, glaubte
man, ^rinj ßafc (;abe ben Särm uerurfadjt unb wolle afle umbringen.
S)e^^alb follte er fofort hingerietet werben. 2llS man mit ihm
auf ber Dttc^tftärte angelangt war, erbat *prin$ ßafc bie ©rlaubnife,
§u erzählen, wie eS u)m auf ber Steife nach ber frönen ^erefe
ergangen fei. 2llS er I;alb $u 6nbe war, War er aua) fdjon ^alb
in Stein nerwanbelt. S)er 53ruber bat nun bringenb inneju^alten,
aber ^ßrinj $afe fagte, nun wolle er auch ganj $u ©tein werben,
unb erjagte bis jum 6d)lu§. (Srid^üttert Nörten alle ben Bericht
S)er ^rinj aber fam atte Sage gu bem toerfteiuerten ©ruber, um
bort 511 weinen unb um Vergebung ju bitten. ©0 ging eS bis
jur 9tteberfunft ber fdjönen %f)mU, bie ihren ©ema^I öfter auf
bem traurigen ©ange begleitet hatte, ©ie gebar jWei Knaben, aber
trofjbem fonnte ber $rinj nicht froh toerben. S)a erfreuen
i^m eines £ageS jene brei Rauben unb fagten ihm, $rinj $afc
lönne noch gerettet werben, wenn er feine beiben ©öhnä)eu über
bem ©tein jerreifje unb mit ihrem S3lut ben ©tein benefce. ©0»
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fort tyeitte ber $rin$ baS feiner ©ema^lin mit, unb fie willigte
ein, Äaum war ber erfte ^Blutstropfen auf ben 6tein gefallen, fo
ftanb $rinj ßa& als 9ftcnf$ toor tynen unb fe^rtc mit ben (5r*
freuten ins 6d)lofj jurücf. 9Jad) einer Söette fetyrte ber^ater um,
bamit er nad) ben ßinbern fätye, ba lagen beibe im rubigften Schlafe«
SBoHer greube na^m er fie auf feine Slrme unb braute fie ber
3ftutter ^eim.
9tun wollten bie überglütflid&en (Sltern äffe ü)re £abe mit
^rinj #a| feilen; biefer aber fdjlug baS Anerbieten aus, inbem
er fagte, er Werbe f$on anberwärts fein ®lücf finben. (Sr »erliefe
baS ©d^loji unb jog t>on bannen. SBalb tyatte er baS bertufinföte
6d)lof$ erreicht. 2)ort grub er mit bem älteften Spaten bie Jdjwere
2lpt heraus, um fo fdjmeU als möglid) ben bejetdmeten S3aum $u
fällen; aber er fonnte fie niä)t rühren. $a fud)te er bie Söeiu*
fCafd^e unb natym einen fräfttgen ©d)lu<f unb no<$ einen; jefct
fonnte er bie 2lyt fd)on fyeben, als er aber ben britten £a;tu<f ge*
nommen fyatte, war fie fo leiä)t geworben wie ein %abal Sbeutel,
unb mit einem ©treibe fa^lug er ben gewaltigen SBaum um. S)a
entftanb ein furd&tbareS ©etöfe, fo bafe $rinj ßa£ bewußtlos
nieberfiel. 2llS er erwarte, brängten ft$ alle um iljm, um ü)n ju
begrüben unb tym als ibrem Könige ju Milbigen ; bie alte Königin,
bie toortyin (Stein gewefen, unb bie brei reijeuben $rin$efiimteit, bie
ü;re frühere £aubengeftalt abgelegt Ratten, fielen ü)m umben^als
unb unter trompeten* unb $aufenfa)aH brauten fie ü;m i^ren
$anf für bie (Srretlung bar. 9Ud)t lange bamaa) Dermalste fi$
$rin$ $a| mit ber fd&önften unter ben brei £d)weftern, übernahm
bie £errfa)aft unb lebte glüeflid) bis an fein @nbe.
10. gfermartin.
3n einem £orfe lebte ein ©robfdjmteb mit feiner grau, bie
Ratten feine Äinber. 3)ie fieute waren wofjlfyabenb unb bitten
©elb unb $8rot 2llS fie eines £ageS beim Wittag fafcen, fagte bie
grau fä>r$aft: »® u ftß S^ar tüd&tiger $erl, aber Äinbcr
baben Wir boeb nidjt." 9iad) bem Csjfen eilte ber <5d)mieb in bie
©d;miebe, na^m ein 6tü<f (Sifen unb jammerte einen S^gen
barauS, wie er nid)t beffer fein fonnte ; ben braute er feiner grau,
inbem er fagte: „©iefyft S)u, bafc xä) bo$ einen jungen fertig
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— 209 —
o,efriegt $abe?" fagte bic grau, „fo $atte ia? eS rii$t ge*
meint, e$ ift ja nur ein eifemer unb fm)lt ftä; fo Salt an." $)er
6ä)mieb aber fagte: „3bm ift in ber SBerfftott falt geworben;
fteHe tyn nur hinter ben Dfen, ba wirb er fa)on auftauen."
mit ging er wieber an [eine Arbeit. (Sine SStertelftunbe fpäter, als
bie grau eifrig mit 2tbtoafa>n befd&äftigt War, työrte fte plögliä)
hinter fia; rufen: „9Wutter!" (§rfa)recft brebte fie ftä) um unb fa$
ben eifernen Surften hinter ft<$ fielen. „§abt 3^ nichts $u effen?"
fragte er, „mitt) hungert." 3)ie grau gab itym, was toom 9Kittag
übrig geblieben War, unb ber 3unge aß brauf log wie ein ©Neunen*
breföer. $>odj woflte eS mit bem fleinen 93leä)löffel nid)t fc&affen,
unb er bat beSbatb bie 3Kutter, ü;m eine ßelle ju bolen. Qm 9to
War bie ©d&üjfel leer, unb erft als er noä) ein falbes Srot baju
toerje^rt £atte, erflärte er, baß er beinahe fatt fei. @o ging'S baS
ganje 3<*fc ^inbura; ; je älter unb größer Qfermartin — fo nannten
fie i^n — Würbe, befto mefyr Vertilgte er, unb als baS 3a^r $u
(Shtbe ging, war ber frühere Söoblftanb ber (Sltem ba^in; 3fer^
martin tyatte fie arm gefreffen. darüber waren fie fe^r h^txübt,
aber 3f*tniartin fagte: „3$ fyabe (Sud) jtoar arm gemalt, bafür
Will i$ mia) je|t aber aua? ttermiet^en unb fe^en, bag 3fyr affeS
Wieber befommt." $>er SBater ma^te ibm nun einen eifernen Ärüdt-
ftotf, ber war 15 *ßfunb fa>er, unb 3f er martin jog fort. Untere
WegS ^örte er toon einem fetyr böfen ©utsbeftfcer unb befä;loß, bie*
fem feine ®tenfte anzubieten. (5r erhielt aua) fogleid) (Stellung,
unb eS würbe ausgemalt, baß Qf er m artirt für baS bloße @ffen
arbeiten, alle 93efe$le beS #erm genau ausführen unb uad) Ablauf
beS 3 a $ rc * ^ em Qwm breimal mit brei gtngern auf eine geWiffe
©teile fä)lagen follte.
31m anbern £age fpradj ber £err: „Sftarttn, &u wirft $eute
mit ben anbern *Änea)ten aufs gelb gießen unb pflügen, unb ba
£)u ben 2Beg ntä)t fennft, foUft SDh meinem großen £unbe folgen
unb aua? nia)t e^er ju Wittag auSfpannen, als bis ber #unb nad)
£aufe getyt." SJiartin pflügte rea)t wader, aber balb plagte ü)n
ber junger, unb er fragte bie anbern ßneä)te, ob es noc$ nicfyt
balb SJttttag fei. S)te fagten tym: ,,©e£ nur auf ben SBerg unb
frag* ben Äöter, ber Wirb eS am beften wiffen." SJtartin ließ ben
Sßflug fielen unb ging &in. „3ft es noa) nia)t Wittag?" fragte
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— 210 —
er. $er $unb er^ob ben Äopf, fa$ SRartin grog an unb legte
fi<$ lieber nieber. Sil* 3Jtartin nrieber eine Söetle gepflügt Ijatte
unb ber ßöter immer noa; nia)t beimge^en wollte, würbe er un=
mut^tg unb fagte: „Söenn unfer 3nfpeftor fid) jefct ni$t balb er»
$ebt, werbe ta; ein ernfteS 2Bort mit ü)m reben." @r ging £in
unb wteberfyolte feine frühere grage, aber ber £unb rührte fta)
nidjt. $a padte ityn SDtortin am 6$wanj unb legte ü)m einige
günf$el;npfünber über ben Sftüäen. $)a§ nrirfte. 5Rit lautem ©es
^eul eilte ber Mer über Serg unb gelb na$ bem ©ute&ofe, SDtor*
tin mit $flug unb gerben fyinterbrein; unb als ber #unb über
ben ©artensaun fe|te, ergriff 2Jtortin baä ©efpann unb warf e$
über ben Saun, fo ba& bie $ferbe tobt liegen blieben. 3n ber
Stedten ben jtrüdftotf, fa)leppte er nun ba3 ©efpann mit ber fiinfen
bis gum Söolmtyaufe unb fragte ben verblüfften ©utsbcfijjer, ob er
mit u)m aufrieben fei. „3a"/ fagte ber, unb bie anbern $nea)te
freuten fta), ba§ ü;r §err jc|t an ben 9tea)ten gefommen mar.
9toa)mittag3 blieben bie $ferbe im Statt. 2113 3Jlartin nun
auf bem §ofe £erumfa)lenberte, famen bie Sagelityner, um mit
u)ren ©a>iufeln ben §of ju reinigen. $)a tyebt 9Jtortin ein ©d&eu s
nentyor IjerauS, fa)aufelt bamit einmal um ben £of fcerum unb
alles ift in Orbnung.
2lm anbern borgen fpraa) ber^err: „Martin, tyeut foUft 5)u
Wtebcr pflügen, barfft aber nia)t e^r 3JUttag mad)en, als bis bie
$ferbe laa>n." Martin benft: „$a tonn balb 9tot§ Werben."
Salb naa) ber SSeSperjeit f^neibet er ben gieren beibe Sippen
ab, fo baß ba§ ©ebifj fxd&tbar wirb; bann fommt er auf ben§of
unb fragt ben ©utsbefifcer, ob er aufrieben fei. „3a!" lautet bie
Slntwort. 3m Stillen aber grübelte ber barü6er naa>, wie er ben
3Jtortin aus bem 3)ienfte jagen fönnte. $e$&qlb fagte er eine*
SageS su tym: „$u mußt mit ben dauern in ben SBalb, Äien
roben. $a& ®u mir aber was Drbentlia>S fajaffft." $>as fott
gefa>efyen," erwiberte SJlartin, ,,boa) mufr ia) 1 £onne ©a)napS,
2 Tonnen Ster, 12 Sörotc unb 2 Kütten Butter mitgaben; bann
»erben wir fa)on fo oiel roben, ba& ©ie minbeftens oier 2öoa)en
fahren fönnen." 9Jlartin erhielt baS Verlangte unb maa)te fia)
mit ben dauern auf bie Seine. @S war ein warmer £ag. $ttä
fie im Söalbe anfamen, fagte 9Harrm: „21$, Was Werben wir un*
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quälen; lagt uns erft tü^tig cffcn unb trinfett, baS ttebrige Wirb
ji$ fdjon fmben." Salb waren alle Säuern bef offen. 3Jtortin
legte ftdj abfeitS auf ben Saud) unb liefe ftd) bie ©onne auf ben
SJtüden föeinert. Wafy einiger 3eit erwad&te einer ber Sauern unb
ging ju ÜJtartin, um u)n fid) genauer anjufeflen, benn er glaubte
tyn fölafenb. $>a fie^t er, baß i&m bie Unau8frre<pa>n weit
offen flehen? er ftedt ben 3fofe tyinein, fann aber bie Deffnung ni<$t
ausfüllen. %lu$ finb bie anbern dauern gewedt, unb fte^e, alle
fyaben mit tyren gü§cn be<juem in ber Deffnung pa$, ba fie fidj
immer metyt erweitert. Splöfelufc aber jie^t 3Wartin baS ©efröfe
jufammen, unb alle Sauern ftfcen feft; SRun ergebt er fia) unb
fpajiert mit ben tyeulenben Sauem im SBalbe um^er, wobei er
grabe fold> Stellen Wä<, wo bie ©tubben am bia;teften fte&en.
$)ie Sauern flammern ft<$ an biefen feft unb entwurjeln fie, fo*
balb 2Jtortin Weiter [freitet. 2llS enbli<# ber 5tiem;aufen grofe
genug War, entliefe 3ttartin bie ©efäunbenen.
Martin fpajterte ffeifeig auf bem §ofc um^er. i)a fa£ er
eineä &ageS, Wie fid) bie £ageli$ner abmühten, mit tyren flehten
^)refä)flegeln baS Jtom aus bem ©tro§ ju bringen. „SBaS feib
3$r bo<$ für 2BM&te!" rief ü)nen Martin $u. „3Jto#S beffer,
Wenn $5u fannft," fagten fte. ÜRartin liefe fi<$ baS nidjt jWeimal
fagen; er trieb alle S)refdjer auf baS ©$eunenfa<$, rife ben jtärfs
ften Saften aus beni ©ebäube unb fteEte fid) bamit in bie ©d>unens
t&ür. $ann liefe er bie ©arben fcerunterwerfen, unb fowie eine
Sabung fam, tyeb er einmal ju, unb bie ©arben waren nid)t nur
ganj leer, fonbern aud) gleid) ju ßrurnrnftrofc geworben. ©o War
in furjer Sei* bie ganje (Srnte auSgebrof<$en. /,91un lönnt 3$r
baS Äorn rein machen", fagte Sftarrtn. Slber bie &agelö$ner er*
Wiberten: „§aft 2)u es allein auSgebröf<$en, fo fannft 3)u e$ au<§
allein rein madjen." ®a blies SJlartin einige 9Me mit üoHen Saden
in ben Raufen, unb bie Arbeit war get&an. Unb als bie Seute
nun aud; nt<$rt aufmeffen wollten, fd^idte fte Sftartm jum §erm,
um einen" Sad ju holen, in ben alles Äorn hineinginge. Slber
ein fold>r ©ad War nia)t aufzutreiben, unb eS mußten nun alle Sett=
bejüge unb Safen aus bem ganjen $orfe jufammengenctyt werben.
2)ann rife Martin eine ©<$eunentyür aus, f<$aufelte bas ^orn in
ben ©ad unb Warf ü)u über ben $üden, um i^n $um ©peilet
14*
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ju tragen. 6t mu&te aber unter einem 2#or burdj. 9)tt ©utS*
bcfi&er, toeld&er nichts ©uteS ahnte, liefe fernen feinen f^limmften
Sutten Iosg, ber fid& brüttenb auf Martin ftürjte. Martin fudjte
baS Xfykx erft burch Söorte ju befänftigen, als baS aber nitt)tö
Reifen wollte, ergriff er eS am Sarnaus unb warf es mit einem
knd auf ben Sacf. So ging er unter bem Xf)ox burch, wobei
ber Sülle tooHftänbig jermalmt würbe. „Smb Sie mit mir gu*
trieben?" fragte 3Jtorttu ben ©utsbefifcer. „3a" antwortet biefer.
3n feinem 3nncrn aber föchte es, unb er fudjte fiä) feiner auf jeben
%aü ju cntlebigen.
9Zun h)ar im §ofe ein oerfchütteter Srunnen, unb ber £err
trug 3Jtortin auf, biefen ju reinigen. 2lrgloS fteigt SWartin mit
einer 3Mefenfa>aufeI in ben Schacht hinab, unb als er beim beften
Arbeiten ift, fauft mit einem Wtal ein gewaltiger SMhlftein herab,
beftimmt, SÄartin ju 3ermalmen. ©lüdtidjerweife aber trifft baS
2oa) beS Steines grabe auf feineu Stopi biefer fä^rt hmburch unb
ber Stein bleibt Martin auf ben Schultern ft|en. „Schönen S)anf
für bic neue £alsbiube!" ruft Martin unb arbeitet Weiter. S)a
läßt ber §err bie größte ßirchenglocfe herbeifchaffen unb auf 3Jcartm
ftürjen ; boa) fic fällt bem Martin auf ben $opf, unb laa)enb ruft
er: „Schönen Sauf für bie neue 9iachtmüfce." QnjWifchen war
ber Brunnen gereinigt, unb 9ttartin fteigt in feinem neuen Samuel
aus bem SBrunnen unb fagt, er wolle bie geteuften Sachen nun
immer tragen.
5Raa) einiger &it $ n 0€ r $*rr mit ben la<$enben
^ferben in ben SBalb, um ein guber §ol$ ju ^oleu. -äftartm
toergi&t aber, eine 2lyt mitzunehmen. Qm äßalbe hörte er jjemanb
§olj ^auen unb ging hin& u / um eine 5 U tetyen; boch
wollte ber ^anu, ber ihn fannte, fie ihm nicht geben, roeit er für<h 5
tete, 9Jcartin möchte fie ihm in taufenb Stüde jcrfchlagen. 2ftartin
ging jurücf unb ba fah er, bafj ein SöWenpaar feine Sßferbe getöbtet
hatte unb ihnen baS 93lut ausfog. „9ta, faugt eua> nur red)t fatt,"
fagte Martin, entwurzelte eine Slnjahl oon Säumen unb paefte fie
auf ben Sagen. S)ann warf er bie ©efa)irre über bie £öwen unb
fpannte fie toor ben SBagcn; bie getöbteten $ferbe legte er auf baS
.ftolj. 2lber bie Söwen wollten nicht gießen, bis ihnen Martin eine
^ottion langen §afer aus feinem günf$ehnpfünber &erfa)rieb. 3e£t
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— 213 —
ging'S in ©turmeäeile burd) bo3 falben 33erg fyinan. Dben
ma<$te Sftarttn §alt unb lieg bic Spiere ftd; öerfd&naufen; er felbft
fe$te fi$ fyn, um ein SBebürfnig $u toerrid)ten, was er trofc feine«
Dielen ©jfenS jctyrlid) nur einmal tyat. Samit aber füllte er baS
ganje 2$a(, bura) roela>S ber 2öeg ging, unb als ber Sauer mit
feinem SBagen fam, !onnte er nia;t bura). 9Jtortin ladete unb rief
tym }u: „3)03 mar für bie 210." — $u §aufe führte er bie Söroen
in ben ©tall unb legte ifynen ein SBünbel $eu fcor, aber fie wollten
ni<$t freffen. 2X1^ fie e£ aud) nad) einigen ©tunben no<$ niä)t an«
gerührt Ratten, gerbte er ifynen berart ba3 £eber, bag fie tobt
liegen blieben.
gern Dom ©Ute in einem SBalbe mar eine SBaffermü&le, bie
aber feit langer Seit nityt me^r benufct mürbe, roetf ber Teufel
barin Raufte, §ierljm fdjüfte eines £age§ ber ©utöbeftfeer ben
SJlartin mit einer großen gu^re ßaff, woraus baS fd;önfte SSei^en*
metyl gemahlen werben foOte. $)er2Bagen mar aber fo fd)wer be*
laben, bag bie Sßferbe ü)n ni<$t gießen fonnten. £)a paäte er bie
Spiere auf ben SBagen unb 50g ü)n allein fort. SSor ber 3JMu)le
$ielt er, braute bie $ferbe in ben Stall unb rief nad) bem 3Jtütter;
es lieg fi<$ aber niemanb fe^en. 2)a fegte er felbft bie 2M§le in
Bewegung unb fd)üttete bie ©preu auf. Pöglid) ftanb ein ftarfer
SJtonn neben i&m unb fragte, was er fcter ju fuä>n $abe. 3Jtortin
gab ü)m Antwort, lieg fia) aber nidjt ftören. „SBer bift ®u?"
fragte SHartin ben Unbekannten. „3a) bin ber £eufel," anttoortete
biefer, „unb wenn 2>u ®ia) md)t gleia) f ortfd? eerft, foll SDir** übel
ergeben." „greut mid), Steine 33efanntfä)aft ju mad)en," fagte
ÜDtortin unb nun fragte er, ob er mahlen motte, aber bas fd)önfte
2öei$enme$l muffe er §aben. S)er Teufel wollte nid)t; ba pacfte
tyn SJlartin am Äragen, fegte u)n auf ben 9ftü&lfteüt unb lieg u)m
ben Slßermert&eften tüd)tig abfd)leifen. „2BiHji ®u jefct?" fragte er
bann; aber ber Teufel wollte nod) nid)t. $a brücfte ü)n Martin
no$ fefter auf ben ©tein, big er unter gräglid>m Srütten alles
ju t$un toerfpra<$, Was Martin wollte. „®ut," fprad; Martin,
„aber $)u mugt $iä) aud) obenbrein nod) mit ^Deinem SBlut fa)rift=
lia) Derpflid&ten, bag SDu bie 2ttül)le fortan in 9hu> laffen unb
2>id) nia)t me^r blitfen laffen toittft." 3)er Teufel wollte nid)t,
unb SRartin pregte i^n mieber auf ben ©tein, fo bag if?m bic
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— 214 —
$no$en ftuuften. SRun erft gab er na$, er mahlte ba« Wltyl,
unb 3Jtortin mad)te fid) auf ben £eim)t>eg. ©o feine« SBeijenmeljl
fcatte man nod) gar nü$t gefe^en. SJtartin überreizte bem ©utö*
beftfcer bie Urfunbe be« Teufels unb fragte: ,,©inb ©ie mit mi?
aufrieben?" „3a !" lautete bie Antwort. 9Ka)t« befto weniger ba^t«
er nur baran, i&n ft$ Dom £alfe ju fa)affen.
5De«$alb fagte ber ©ut«befißer eine« Sage« ju feiner grau;
„9to$ ber SBerabrebung ift Martins 3<i&* wft ju (Snbe, foenn ber
ßuefud f$reit, aber fo lange mag i$ uu$t roarfen. ?>e«tyalb ber-
fteefe morgen in ber flrone eine« ©aume« unb rufe; bann
mujj er ge^en." $tU nun 3Jtarün beim Wittag faß, lam ber ©ut«=
befifcer herein unb fagte: „SRartin, ber Äucfutf ruft, SDein 3^
ift au«!" „ftaS muß ein tpunberli#er «Bogel fein/' fora$ 2Jtortin,
„ben mufe id) erft fe^en/' $>amit eilte er fcinau«}, tuupm eine
glinte, — unb bie grau lag tobt ju feinen giften, Einige 2Bo<$eit
fpäter lam ber re#te Bndud, unb Martin fagte: „3e&t mufc ü$
gelten." @r ging in bie ©tube be« @ut«befü)er« unb fagte, bafj
er i$m jum 5Kbja)iebe bie brei aufgemalten 6d?läge geben toolle.
5)er ©ut«befü}er legte fi# auf einen ©tubl, mit bem Äopf nad)
bem offenen genfter; 3Jtortin fd)Jug ju unb ber @ut«beft$er flog
jum genfter tynau«. 2)ie au«gefa;to!ten XageHtyner fanben tyn
auf ber ©renje feines gelbe« mit arg jugerufctetem Körper. ÜRun
mu&te er fi# noa) einmal auf ben ©hu)l legen unb nneber flog
er jum genfter fcinau« bi« jur äu&erften ©renje be« ©ute«, tt>o
er feinen ©eift aufgab. 211« feine £eu$e auf ben #of gebraut
mürbe, fagte SQtotin }u ben Arbeitern: „@r $at Sud) lange genug
gefd)unben, id) &abe (Sud) erldflt; unb nun t^eilt ba« Out unter
@ua) unb feib oemiinftigep, bann hrirb e« <$u<& beffer ergeben."
S)amt]t ging er fort
3Hartin« näa)fte« Sfteifejiel mar bie #ÖlIe, too ep feinen alten
#e!annten au« ber SWityle »ieberjupuben hoffte. @r oerirrte ft$
Aber unb fam an bie £immel«tyür, bod) jetgte $m $etru« ben
redtfen 2Beg, unb balb ftanb er oor ber £öHe unb Köpfte mit
(einem ©ifenftode an. Sil« ber £$örbüter ü)n epblufte, flo$ er
mit großem @efa)rei in ben dußerften Söinfel ber ^ölle unb be*
fcfytuor bie ©enoffen, ben 3Jtenfd)en ja nid;t ^ereingulaffen. Huf
$cfe£l ^eefyebub« marb aber bie £&ür bo<$ geöffnet, unb Martin
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— 215 —
trat ein. ®ort fafy er 93eeljebub in bcr 3ttitte ber «£>ölle an einer
großen, eifemen Äette liegen; er trat ju ü)m §eran unb fagte :
„2lrmer Äcrl, £)u mu&t in deinem Sebeu too^t toieXc bumme 8treid)c
gemalt tyaben, baß 2)u $ier in fo ferneren Letten liegft." 2)er
aber gebot u)m <Sd)meigen unb brofyte, ü)n fd)on firre $u mad)en.
3n einer @cfe ftanb nämUd) eine S3cttfteUe, beren Unterlage aus
lauter Sftafiermejfern beftanb, bie mit ber 6d)neibe nad) oben ge-
feiert toaren; barauf foflte 3Jtortin gepeinigt merben. 2>er aber
nafym ba3 S)ing oerfefyrt, pa(fte SBeeljebub mit gewaltigem ©riff,
fo ba§ bie Äette nrie ©las jerbrad), unb brüdte ben Dberften ber
Teufel mit fold)er 2öud)t auf bie SSettfteHe nieber, baß bie 2öänbe
üon feinem 33lut befprifct mürben. Seeljebub brüttte fürdjtertid),
aber 3Jtortin brühte nur nod; fefter unb erflärte, ü)n nta)t e^er
loSjulaffen, als bis er üerfyreaX bie 3flenfd)en auf @rben fortan
ungefdjoren ju laffen unb ü)n felbft für feine SBemü^ungen mit
einer dornte ©olb ju bejahen. SBeeljebub wollte juerft nid)t, aber
ba breite ÜDlartin ü)n in ber SBettftefle um, fo baß aud) bie anbere
(Seite bie Keffer ju fd)me(fen befam. S)a3 tyalf. (£3 mürbe nun
feftaefefct, baß bemjenigen ber Sftu^m ber ©tärfe gebühren foHe,
ber eine 2lyt am toeiteften roerfen fönne. Seeljebub roarf bie 2ljt
äuerft in ben Söeltenraum $inab, unb erft nad) 2 6tunben fam
fie gurütf. 3twt na^m Martin bie 2lyt unb fcolte aus, inbem er
toerfidjerte, er motte burd) ben SBurf ba3 gange 2öeItaU fammt ber
#ötte jertrümmern. $)a bat u)n SBeeljebub, ben Söurf nidjt $u
tt;un. 3Jtartin liefe fid) aud) beroegen, natym feine £onne unb 50g
ton bannen. Sftad) langer Sfteife fam er roieber §u feinen (Sltew,
übergab tynen ba3 ©olb unb fagte: ,,3d) tyabe @ud) einmal arm
gemad):, nun feib 3&r mieber reid). £ebet roo^l!" £)ann Irod)
er hinter ben Dfen unb — warb ttrieber in (Stfen öermanbelt.
11. 2)a8 SBunberbud;.
3n einem ®orfe lebte ein alter ©d)mein^irte mit feiner grau,
bie Ratten nur einen 6o£n. 5ll£ ber 2llte geftorben mar, tonnte
bie grau mit bem m'erae^njä^rigen Sungen baS ©efd)äft nid)t fort=
fegen unb fafc ft$ genötigt, ü)ren 6otyn ju toermtet&en. 6ie natym
ben Sangen bei ber §anb unb ging mit u)m fort. Salb famen
fte in einen großen Söalb; bort begegnete u;nen ein feiner $err,
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ber in einer <£ßaife, mit trier Stoppen befpannt, angefaßten tarn,
„2Bo tooHt 3fc mit bem flnaben ßin?" fragte er. „3$ miH ißn
öermietßen," fagte bie grau, „benn ia) bin arm unb fann tßn niä)t
ernähren." $a erroiberte ber^err: „3a; gebraute jefct grabe einen
fola)en 93urfa)en, unb toenn 3ß* tpollt, mietße ia; ißn; gut @ffen
unb Stinten unb guten Soßn foH er bei mir ßaben, unb bie 2te
beit ift aua) nia)t fa)roer." $ie grau mar bamit einoerftanben,
2I(fo naßm ber $err ben Sangen ju fta) in ben 2Bagen unb inbem
er toerfpraä), bafj er ü)n über 3 a §* unb JEag an berfelben Stelle
ber grau roieber übergeben motte, jagte er baoon. 9toa) langem
gaßren famen fic an einen ftodfmftern Ort; ber 2Bagen ßielt, fte
ftiegen aus unb gingen in ein $au$ hinein, in bem e$ fo bunfel
mar, mie in ber 5ftaa)t. 3"i feiten 3immer ftanb auf einem £tfa)
eine brennenbe Sampe, unb biefe Stube roieS ber #err bem Sungen
jur SBoßnung an. „9lun mirft 3)u moßl junger ßaben," fagte
er bann; „mag möä)teft S)u benn gern effen?" 2)er 3unge ant*
mortete : „SBenn ia) jefct SßeHfartoffeln unb $äring, ober ein tüa)*
tigeS Stütf SBrot ßätte, fo märe ia) fa)on juf rieben." „$a$ ifl
nia)t oiel," entgegnete ber £err, „roei&t 3)u niä)tö Seffereä?" 5Run
münfa)te ber 3«nge fia) Sratfartoffeln unb ein Stüä Spetf, unb
ber 4>err fagte: „$a3 laffe ia; mir fa)on eßer gefallen, ©ieß 3)ta)
nur um, bort in ber §tfe fteßt fa)on, maä SDu 2>ir gemünfa)t ßaft"
$er Sange faß fia) um unb erblitfte in ber @de beä 3immerä
ein £ifa)a)en, bas oorßer bort nia)t geftanben unb auf bem ba3
gett>ünfa)te 3Jlaßl fia) befanb. 211$ er fia; gefättigt ßatte, fpraä) ber
§err«* „S^fet nrifl ia) $)tr aua) fagen, mag $)u ju tßun ßaft. $)ie$
£au3 ßat 12 Stuben, oon benen 2)u täglia) 11 reinigen mufft,
bie jroölfte aber barfft 3)u nia)t betreten. SBtttft ®u effen, fo
braua)ft 2)u nur ju münfa)eu, unb alsbalb mirft $u ba3 ®e*
münfä)te auf bem £tfa)a)eu finben, unb Kleiber ßängen bort in
jenem Sa)ranJ, maßte gauj naa) Seiteben. > 3a) perreife jefct unb
feßre erft naa) SaßreSfrift jurüd. £a& ®ir aber bie 3eit nia)t
lang merben." £>amit ging er. 2)er 3"nge öffnete ben Sa)ranf,
in bem fia) bie fa)önftcn Äleiber befanben, unb im 3^u öertoanbeltc
er fia) in einen ^rinjen unb ßmg feine alten Kleiber an ben
9tagel. täglia) feßrte er feine Stuben unb lebte ba3 ganje S^ßs
ßiubura) toic ein gürft. 3faa) Ablauf beffelben fam ber #crr §u?
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— 217 —
jrütf imb fanb alles in bcr fdjönften Drbmtng. „3efct toillfi ® u
aud> roofyl deinen £o§n §aben?" rebcte er ben Sangen an; bort
in jener (&fe ftefyt ein Äaften, ber mirb fidj t>on felbft öffnen, foenn
©u fommft, au§ bem nimm, fo tn'el ©u magft." ©er Sunge tyat
«S, unbber^err fagte bann: „2Benn ©u ©i$ entfa)lie&en fannft,
no$ ein Satyr tyier ju bleiben, fo behalte id) ©id)." ©er 3unge
«rfldrte, er möd?t« gern für immer bleiben, aber ber §err erttriberte
t$m: „9Üein, mein ©otyn, immer fann td;i©id) nid)t gebrauten,
aber auf ein 3<*ty* wollen mir eS nod) terfudjen." ©ann reifte
er toieber ab. ©er 3unge t>errid)tete feine Arbeit mit ber größten
©orgfalt, unb als ber $err nad) QatyreSfrift jurüäfefyrte, lobte er
ityn fetyr unb mietete ityn nod) auf ein Satyr. SBieber reifte ber
$err ab, unb alles ging feinen gerootynteu ©ang; aber gegen baS
@nbe beS SatyreS regte in bem jungen ^ c Neugier, unb et
befctylog ju ergrünben, toaS es mit bem jtoölften 3immer für eine
33eh)anbmfj tyabe. (SineS Borgens öffnete er baffelbe unb tt)ie er*
ftaunte er, als itym tyier baS tyeHe £ageSltd)t entgegenftratylte; er
trat ans genfter unb erblitfte «inen fo tyerrlictyen ©arten, wie er
nod) feinen gefetyen tyatte. ©a jplö$liä) fam ein ©peetyt tyetanges
flogen unb flatterte cor bem genfter auf unb nieber. ©er 3 un 9 c
ergriff ein ©etoetyr, baS an ber SSanb tying, um ben SSogel $u fdjte*
gen; babei aber ftiefj er öon bem nebenan ftetyenben ©pinbe ein $udty
herunter, baS futy im gaflen öffnete, unb fogleid; fyrang jtoifa^en
ben blättern ein fttyroarjer 9Äann tyertoor unb fragte, fia) toor bem
Sungen tterbeugenb: „Äöntglia)e 2Jtojeftät, ioaS befetylen ©ie?" ©er
3unge mußte nid)t, wie itym gefd)aty. 9tofd) fd)lo§ er baS 33ud)
unb legte eS an feinen Ort; aber immer mieber fiel eS herunter,
bis er eS enbtia) in bie £afd)e feines alten SfcoäeS ftedte, too eS
aud) blieb. 2llS nad) Slblauf beS 3^reS ber §err mieber erfd)ien,
fagte er §u bem Sungen: „Sefit nimm ©ir aus bem haften ©einen
Sotyn unb Kleiber, fo mel ©u toiHft, unb bann mad)e, ba& ©u
fortf ommft !" ©er Sunge, ber fein gutes ©eroiffen tyatte, padtt fo
fetynett als möglia) feine 6aa)en pfammen unb maa)te fta) auf ben
2öeg. Unerfannt fam er ju feinem #cimattySborfe unb fragte nad)
ber alten ©(tyroeintyirtm. SWan bejeietynete itym bie SBotynung, unb
er fragte bie £agelötynerfrau, bei ber feine SKutter tyauSein rootynte,
ft)p biefclbe fei. ©ie alte grau würbe gerufen, aber fi* erfannte
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— 218 —
tyren ©o&n nu$t ttrieber unb fagte: „2Bemt i<$ einen folgen ©o$n
bätte, toaS fehlte mir bann?" „#abt 3&r benn fein 3eiä)en," fragte
ba ber Sünfiling, „an bem 3&* @uren ©o£n toiebererfennen ttmr*
bet?" „3a," fagte fte, „auf ber Sruft fyitte er einen glecf." 2)a
entblößte er feine ©ruft, unb &or greuben toetnenb umarmte bie
3Jiutter tyren ©o&n.
Salb ^attc fid) im $orf bie $Ra$riä)t verbreitet, baß ber ©o$n
beS €><$toetm)trten fefyr ret<$ nuebergefornmeu fei unb baß er fo
feine Kleiber trage, als felbft ber ©utS^err nkfot. 2lu$ bie einjige
£o<$ter beS ©uts&errn fcörte von bem ftattli^en 3üngling unb
toarb neugierig, ü)n lennen ju lernen. 2luf u)ren SBunfcfc mürbe
eine große ©efeUfcfcaft gegeben, ju ber au<$ ber ©otyn beS ©$toetns
Birten eine ©inlabung erhielt. @r erfc&ien, unb'balb fcatte fi$
baS graulein fo in u)n oerli^bt, baß fte ü)rem Sater erflärte, nur
ben tooBe fte jutn 3Jtann tyaben, ober fonft feinen. $)er Sater
fu$te eS u)r auSjureben, aber fte blieb babei, fie toolle nur ifyt
i)aben, toenn er au<$ nur eines ©<$toein$irten ©o$n fei. ©o faßte
ftä) ber ©utsfcerr, feiner £oä)ter ju Siebe, enblicfc ein £erj unb
trug bem jungen 2Jlanne bie $anb feiner £o<$ter an. $o# ber
Säugling ertoiberte, er fei jum #etrat$en no$ $u jung, darüber
aber grämte fi$ bie Sungfrau fo fe£r, baß fte in eine fä)toere
Äranffyeü oerftel. 2llS fte genefen, beftürmte fte ben Sater oon
Beuern mit Sitten, unb ber toteber^olte feinen Antrag. S)cr Süng-
ling aber enoiberte, er motte feine £o$ter überhaupt nid)t ^eiratyen.
Son nun ab ma$te er tägli$ ©pajiergänge in bie Umgegenb.
©ine« £ageS fam er an ein großes 2floor, in beffen SKitte ein
©tiuf trocfeneS ftmb lag. £aS ©tiuf @rbe gefiel u;m fo fe$r,
baß er befäjloß, eS bem ©uts&errn abzulaufen. <5r ging §u u)m
unb trug fein Anliegen bor; ber©ut$&err toollte eS u)m föenfen,
baS toollte ber junge Sföann aber ni<$t, fonbern brang auf einen
orbentli$en Serlauf, ber benn au$ ju staubt fam. UntcrtoegS
erinnerte er fi<$ jenes 2Buuberbu<§e3 ttrieber; $u £aufe angefommen
floppte er eS auf, unb fofort ftanb ber fäjtoarje Sodann cor tym
unb fragte: „Äömgli<$e aRajeftat, toaS befehlen ©ie?" „Sa, So-
dann," fagte ber Süngling, „ba k$ $ir nun bo<$ einmal au be*
fehlen fribe, fo toill i<$, baß ®u mir [auf bem getauften 3Jloor
binnen 48 ©tunben ein fo prächtiges ©a)loß erbauft, urie es felbft
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— 219 —
ber Äönifl ton #oHanb ntd)t &at, unb um ba$ ©#lo& §erum follft
S)u einen £errlid)en ©arten anlegen unb Säume mit golbenen unb
fitbemen SBIättcm pflanzen." SßünftUd) toar ber SBefebl au^gefü^rt,
unb ber junge 3Kann na^m feine 9Äutter bei ber $anb unb fprad):
„Sefct tooHen toir unfere eigene Söp&nung bejtefcen!" S)ort lebte
nun bie alte grau fo glücfltdj tote im Sßarabiefe.
9la$ einiger 3eit borte ber ßirtenfobn, bafj ber ßönig toon
§ollanb eine pilbfcböne £oa?ter &abe, unb bicfe wollte er um jeben
^ßreiä befifcen. @r [teilte fta) be3$alb {ran! unb fagte jur beforgten
ÜDiutter: „©terben toerbe ic$ ni<$t, aber toenn i# nur ber£oc$ter
bcä Königs Don £oUanb in bie Slugen fefcen f önnte, fo toürbe td)
gefunb." $)ie SRutter fpra$: „SBenn e£ nu&t attju toeit toäre,
möchte u$ f<$on hingegen." Üftun fdjrieb ber ©obn ein ©rieflein
an ben Äönig, baS gab er feiner Söhitter unb fagte: „SBenn @ua;
bie 2Baä}e nt$t burd)laf[en toill, brauet 3fc nur ben ©rief in bie
$itye ju $eben." @8 fam, tt)ie ber ©ofcn gefagt fcatte; bie 2Saa)e
»erbot tyr ben Eintritt in ba3 föniglia)e 6c&lo§. Sil« aber ber
Äönig, ber grabe im genfter lag, ben emporgetyalteneu ©rief er«
blicfte, rief er bem Soften $u; „ßa&t bod) bie alte grau bur$!"
$te grau trat ein unb überreichte bem ßöntg ben ©rief i^reS
€>o$ne& S)er ßönig las u)n unb fagte: „34 Werbe mit meiner
Xotytx fpre$en." ©ogletcfc toar bie ^rinjefftn bereit, ben 2Bunfa>
beä Äranfen ju erfüllen, unb fagte: „28enn meine Slugen u)n ge*
funb machen fönnen, fo tpiS id; gern binreifen."
D^ne Unfall fam man bei bem ©d)Ioffe be$ £irtenfo$ne3 an.
(Sine glänjenbe £)ienerfd)aar empfing bie ^rinjeffin, bie erftaunt
toar über att bie $raa)t, bie fie hier erblicfte. SRan führte fte ju
bem Äranfen, ber fc$on fefynfucfyiig naa) ihr ausgebaut hatte, unb
als er u)r fo rec^t tief in bie 2lugen gefehen, ba äußerte er auch
fogleid) ben Söunfä) aufjuftehen unb topfite fid) burch nichts mehr
im ©ett jurücfbalten laffen. @r toar ganj gefunb unb bat bie
Sßrinjefftn, mit ihm einen ©pajiergang bura) ben ©arten ju ma*
eben, ©te toar entjüd t über bie fapönen ©lumen unb bie herrlichen
©äume mit ben golbenen ©lattern, aber ber ©chlojiherr fagte trau*
rig: „3a, f$ön ift ber ©arten, aber bo$ Dermiffe ich eine©lume,
bie in 3h**m ©arten fo tounber&oH blüht." „Sagt fich jene SBlume
nic^t hierher öerpflanjen?" entgegnete bie ^rinjeffin, unb ber $fin%*
ling ertoiberte: „3a, toenn 6ie felbft & tooHen."
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— 220 —
£>ie 5ßrin3cffin fe&rte nad) ^aufe jurüä unb crjä^ttc ifyrem
SSater alles. &ber nod) ^atte fic nid^t geenbet, ba mar fd)on ein
©d^neÜTaufer toon jenem ©d)loffe eingetroffen unb lub bie $oUän*
bifa)en üttajeftaten ju einem geftc borten ein. 2)anfbar mürbe
bie (Sintabung angenommen, benn ber Äönig moUte felbft ben jun*
gen <Ed)lof#errn fennen lernen, ben feine Softer gefunb gemalt
fcatte. ©ie mürben mit fold&er $raa)t empfangen, mie fie an tyrem
#ofe nod) nia)t gefe&en mar, unb aU ber ßönig bie rei<$e %afel
unb bie prädjtigen ©emäd>r unb ben &errlia>n ©arten auf§ £öa;fte
rühmte, ba fagte ber ©djlo&berr: ,,©d)ön ift j[a alles, nur fetylt
mir bie ©turne, bie allein Öftren ©arten jiert." S)er Äonig toer*
ftanb ben SSinf; er ergriff bie #anb feiner £o<$ter, legte fie in
bie £anb be3 3ttngting8 unb fagte: „®a ^aft 3)u bie 33lume,
mein ©o$n!" 9tun marb eine prächtige Verlobung gefeiert, unb
aU ber §o$jeit3tag tyeranrütfte, ba jagte ber ©a)lofj§err ju feinem
3o$ann: „!Run forge bafür, ba& auf ben Sßagen ein ©aef Doli
©olbfrüele fommt, unb menn mir in bie &oHanbifä> Sftefibenj ein*
jie^en, öffneft 3)u ben ©aef unb lagt bie ©olbftütfe auf bie ©trage
fallen; bod) ad;te barauf, bafj fein Sfteid^er etmaS aufgebt, ba£ ©e«
fä)enl ift nur für bie Slrmen beftimmt." 5Dann marb bie §oä)jeit
gefeiert, unb bie Sfteuoermctylten lehrten jurücf ju bem SBunber*
2>er Äönig Don $ottanb $atte aber einen fd)lauen 3Ämifter,
ber ftd) früher felbft um bie §anb ber ^rinjeffin bemorben fcatte
unb aud) jefct häufig jum Söefua) naa) bem 2ßunberfa)Ioffe fam.
SU* ber ©a;lof#err nun einmal auf ber Sagb mar, fragte er bie
^rinjeffin, mo^er benn all bie Sßradjt ftamme. SlrgtoS antmortete
fie: „3Mn ©ema^l &at ein SBud), bort über ber Styür auf bem
33rette liegt e§, menn er ba£ in bie §anb nimmt, fo mirb u)m
jeber SBunfä) erfüllt/' begierig griff ber 2Jttnifter bamaa), unb
!aum £atte er e3 geöffnet, ba ftanb Qotyann &or i^m unb fragte
na$ feinen Sefe^len. „Söenn id) 5Dir §u befehlen fcabe," fagte ber
9Rütifter, „fo forbere ia), ba& ®u deinen beengen £errn 24
©tunben in einem ©umpfe feft&ältft, bieg ©d)lo& aber mit all
feiner §errlid)leit in eine ©rube bringft, mo^in meber ©onne no$
SJtonb fa)eint." ©o gef<$a$ e3. ®er ©d)lof$err geriet^ in einen
©umpf, au$ bem er ftd) erfl na$ 24 ©tunben fcerauSjuarbeften
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— 221 —
■
t)ermo$te, unb ba et wußte, ba& fein ©$lo& nun nic^t me$r auf
berfelben ©teile ftef;e, fo machte er ftdj auf unb wanberte ju feinem
^5d)tt>iegervater nadj $oü*anb, bem er feine Üftotty fragte. $)er Äöntg
aber tief jornig auS: „S)aS &at ber nid)tSWttrbtge 2Jtfnifter ge^
t£an." 9hm ftreifte bet Säugling in ben föniglid>n ©albern
um&er, unb 12 3äget mufjten i§n begleiten, bamit tym fein Un=
glütf juftiefje. Slbet fd&on am ^Weiten Sage Verirrte er ftd). 3m
£)i<Jid;t beS SSalbeS traf er auf jtoei liefen, bte einen heftigen
SöortWedtfel mit einanber führten. 2)er Süngting — burd) feine
SBer&eiratyung mit ber ^rinjeffin War er ein Sßrinj geworben —
fragte fie: „Söarum janft Q^r (Sud)?" S)a ertt)iberten fie: „2öir
$aben §ter ju gleid)er Qdt einen 3Jiantel gefunben, ben nun jeber
beansprucht; er Wäre ja nidjt beS ©treiteS Wertfy, aber er befifct
bie @igenf<$aft, bafe er ben unftd^tbdr mad)t, ber t&n ansieht.''
^Söigt 3br was," fagte ber ^rinj, „gebt mir ben 2Kantel, ia) fann
if)ti gut gebrauten, 3^r aber fetb ben ©treit los." ©te Waren
eS aufrieben, er na^m ben Hantel unb ging weiter. 2lm näd)ften
£age traf er abermals jVüci liefen in heftigem ©treit um einen
©tiefei, ben fie gefunben Ratten, unb auä) biefe Wu&te er ju übers
reben, i^m ben ©tiefei ju la(fen. ®er ©tiefei befa§ aber bie ©igen*
f$aft, ba§ ber, Welver ifyn anfyattt, jebeSmal 100 teilen vor*
toärts machte, Wenn er fagte: „©tiefei fa)reit!" 9Jttt £ülfe beffel«
ben fam er balb $u §aufe an, Wo man feiner fa)on ängftlid; ge*
l;arrt batte. 2lm folgenben £age eröffnete er bem ßönig, bafj er
ftä; auf bie Steife nad) bem verlorenen ©a;loffe begeben wolle unb
nid)t cfyer wieberfe^ren Werbe, als bis er fein (Sigentyum gefunben.
Dbgleia) ungern, liefe u)n ber Äönig gießen. %m SGÖalbe gongte er
ben 3Jtontel um unb fragte feine Segleiter, ob fie ü)n noä) fct&en;
fie verneinten eS, unb nun Verabfdjiebete er fta) von tynen, gog
bann ben ©tiefei an unb fort ging'S, ber SReftbeng beS föiefenfönigS
entgegen, too er freunblid) aufgenommen Würbe. 9toa)bem ber
$rin$ bem Äönig fein Seib geflagt, fagte biefer: „3a) bin bet £err
ber gtfd>, Sögel unb 9Käufe; wenn fie nichts von bem ©$loffe
wiffen, werbe id> $>ir fd)werlid) Reifen fönnen." 5Run 50g er eine
pfeife aus ber £afä)e unb blies hinein. 3n futjet 3eit Waten
alle gifa)e um ben Äönig verfammelt, unb er fragte fie, ob tynen
von bem ©ä)loffe etwas befannt fei. Sitte verneinten. (Sin furjer
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— m —
$fiff aus elfter anbeten pfeife braä)te bann alle Sögel vor ben
Äönig, abe* auä) fle fagten, baß fie t>on bem 6a)loffe nia)tS toü&ten.
„Hlfo $afi $u im SBaffer unb in ber ßuft ©ein ©gentium nia;t
jn fuä>n," fpraä) ber ßönig §u bem betrübt baremfä)auenben
gägerSmann. @nbli$ braa> ein «Pfiff aus einer britten pfeife
alle 3Räufe t)or ben ßönig. ,/©eib 3b* alle tytxV fragte er.
Sitte Waren erfä)ienett bis auf ein bufeS, fettes SRäuSajen, baS fo
fa;neH niä)t batte toormärts tommen fönnen. @nbliä) langte es
fc^weigtriefettb an. „2Bo bift S)u fo lange gemefen?" fragte ber
flöitig freuribliä). S)ie 9JtouS beriä)tete, bag fie fetyr weit weg in
einem unterirbifäjen 6$loffc toobne, baS Weber &on ©onne nocb
fcon 3Ronb befäjienen werbe, unb ntajt e$er babe $ut Stelle fein
f önneu* /,©ut," fpra<$ ber jfönig, „baS ©d?lo$ gehört biefem §errn
^ier, nnb wtllft $u fceine Untert^anentreue bewtifen, fo fiü)re
tyn borten, er wirb SWS 2)anf wiffen/' SUfo maä)te ft$ ber
Sßrinj mit ber -SRanS auf ben 2Beg. @S ging aber gewaltig lang=
fam, unb ber Sßrinj fagte beStyalb gu feiner ^Begleiterin: „£)aS ©eben
toirb $Hr fä)wer; fefe %\§ befyalb auf meinen ^»ut unb gieb mir
bie 9tt$tung an, fe Werben wir fd)nefler DorWärtS fommen." ©o
gef<$aty es, unb trttt #unbertmeilenfä/ritten eilten ße totiter. Salb
famen fte in bie tiefftc gtnftermg, unb bie 2Jtou* erftörte, bafj fte
in ber 9ME(e beS unterirbifdjen ®ä;loffeS wären, unb rietb pgki($,
ibr einen gaben an ben gufj ju binben, bann ttrotfe fie toorangeben
unb ber $rinj f olle tyr folgen. @ie gelangten bis bi^t ans ©ajtoß.
$)er $rin$ f Riefte nun bie 2JSau3 in baS Snnere beffelben, um $u»
erfahren/ was bie ©ewo^ner trieben; naa; $ur$em lam fte jurttcf
unb brachte ben Stefcbeib, bafc ber Söftnifter mit feiner ©etnabUtt
im SBette fäjlafe. ,>©inb niä)t bie ©dpffel $x fmbeu," forf$te
ber sprutf, „unb fattnft $)u fie niä)t bur$ $)em £o# mir bringen?"
„3<*/" f«gte bie 3JtouS unb t>erfa)wanb wieber; bann na<$ wenig
Minuten braute fie bie ©ajluffel angefölew*, unb ber Sßrinj öffnete*
bie S^ür, blieb aber auf ber ©aufteile beS @a)lafgemaä)eS flehen.
„2öo mag baS ©uä) fein?" fragte er, unb bie 9JteuS erwiberte:
„©aS ^at ber 3Rinifter unter bem Äopffiffen Kegen." $oU
imVs!" bat ber Sßrinj. 3)ie SJlauS toerfrod) ft^ im 58*tt unb fing;
an bem$hu$e ju jerren an. ©nblid) fiel e$ au$ bem 33ette bcfauä,
nnb bie 3JlauS fä)lew>te eS nun bis ju ben gü^en be^ ^rin^en,r
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— 223 —
$)er ergriff ea $ed)erfreut unb öffnete e3, unb fogleid) fprattg 3o*
bann fceroor. ,,3d) Verlange/' fagte nun ber $rm$, „bafc bie
beiben fd)lafen, bis id) e$ für gut ftabe, fie ju tuedfen, unb bann
$aft $)tt fd&leunigft baS ©d)lo& wieber an feine alte ©teile ju fd)af«
fen." Unb &u ber 9Jtou§ fagte er: „ttnb ®u, mein 2Räu3d>n,
fefce $>id) bort auf ben Xtfd) unb !omm mit mir, ü$ will 3)ir
wo<yun, fo lange $u lebft" ©obalb bog ©d&lofj wieber an
feiner früheren ©teile ftanb, ließ ber $rinj burd) einen ©$nett*
läufer feinen ©d&wiegeroater ju [i<$ bitten, unb als er anfam, führte
er i$n in baä ©djlafgemad). S)er $önig ergriff ben Stegen unb
wollte bie Sd)läfer burd)bo$ren, aber ber $rinj &telt ü)n jurüd unb
fagte: „®ie ©träfe wäre für ben fd)änblid)en SRinifter totel ju
geünbe, er fott fid; fein Urtyeil felbft frredjen." Ufo wetfte er
t&n, unb als ber 3Jtinifter bie ©efafcr fafy, in ber er ft$ befanb,
fpra<$ er: ,,3d) fcabe toerbient, toon m'er Sutten auäeinanber ge*
riffen su werben." ©ofort würbe So&ann beauftragt, irier fd&warje
Sutten $erbeijufä)affen; ber ©a)urfe würbe mitSlrmen unb Seinen
an ben gieren befeftigt unb fo jerriffen. ©eine ©ema^lin aber
begnabigte ber Sßrinj unb lebte glütflid) mit ü;r biä an fein @nbe.
12. SDie ©pinnerin.
(Sine grau fcatte eine $oa)ter, bie weiter nufcte tfym Wollte
als fpinnen; ba aber bie grau arm War) tonnte fie ityc feinen
glad)£ £erbeifd)affen, unb Weil bie %o$Ux jeben £ag oon Beuern
quälte, fo würbe fie enbliä) ärgerlia) unb prügelte ba$ 2ftäba)en
burd). (Bineä £age3 ritt ein $rinj bei ber §ütte ber grau Dor*
bei unb fcörte baä laute @efa)rei; er trat ein unb ba er ba3
9)Mba)en Weinen fa&, fragte er bie 3Rutter, Warum fie u)re 2to$tet
gef dfjlagen tyabe. S)ie erwiberte ü)m: „$a£ ®mg plagt mid) frü£
unb fpät, i$ fott ü)r ju fpinnen geben; ba id) tyr aber wegen
meiner Slrmutfc biefen 2Bunf$ ntd)t erfüllen fann, muß t<$ $um
Änitypel greifen, wenn ia) SRufce fcaben Witt." „3ft fie eine rüd>
tige ©pinnerin," fagte ber Sßrinj, „fo Witt t# fie ju meiner SHutter
mitnehmen." SKutter unb SCoa)ter waren bamit ehwerftonben, unb
ber $rinj na&m ba3 3M>a)en mit. 2)a fam fie nun in eine ©tube,
bie war bis oben oott glaa)3, ben fottte fie auffpinnen. 2lber
o we$ ! fie uerftanb bie Arbeit gar niä)t, unb obgleich bie Königin
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— 224 —
leben 3ttorgen !am, um nad)jufeben, fä)affte fie bo$'m$tö. 2)rei
£age bwbura) fd^rieb man biefe gaulbeit bcm £etmwe$ ju, bann
aber üerlünbete bie Königin bem 2Jläbä)en, ba& fte es ftrenge be-
ftrafen würbe, Wenn es nid;t vorwärts fäme. darüber erfä)raf es
gar fe^r unb weinte ben ganzen £ag in einem fort bis in bie
SRaä)t Gmein. £>a um 3JUtterna$t öffnete ftä) bie $bür ber ©tube,
unb berein traten brei alte grauen, bie fragten bog 9ttäba>n,
warum eS fo traurig fei. $>aS ÜJtäbä)en erjagte, unb bie brei
grauen üerfpraä>n, nod) alles jum S3eften ju Wenben, Wenn es
am £age feiner $oä)$eit mit bem $rtn$en fie nid)t fcergeffen wolle.
SBon nun ab famen bie brei grauen jebc 9taä)t unb fpannen ben
aufgehäuften Storratty auf. 2llS bie Königin bie Arbeit fo fort*
f abreiten fa$, gewann fte bie Sungfrau balb lieb, unb audj ber
$rin$ verliebte fia; in baS &übfä)e 3ftäbä)en unb bat feine 9Rutter,
fie i&m jur grau 31t geben. 9to(b vier 9Boä)en foHte bie ^odfoeit
fein. SÄlS nun. baS junge «paar getraut War unb bie ®äfte alle
bei $ifa) fa&en, ba ließen fia) brei grauen melben, Welä> ben
Sßrinjen unb feine ©ema^lin ju fprea>n wünfajten. 93eibe gingen
^inau3 in baS Empfangszimmer; bort ftanben brei grauen, bie
eine mit btcfer 9tofe unb bidem 3ftunbe, bie anbere mit geftfwolles
nen, jerplafcten gtngern, bie britte mit fe£r ptarfen gü&en, unb
baten um ein Oefd&enf. ®anj verwunberi fragte ber sprinj, wie
fte &u fo verunstalteten ©liebmagen ge!ommen wären, unb bie eine
fagte: „S)aS Spinnen bat uns fo verunziert, benn bura) baS
£)re£en beS Rodens finb bie btden gü&e, burdj baS ©treiben beS
gaben« bie jerplafcten ginger, burd) baS *Kefcen beS ©arneS bie
angef^woOcnen Sippen unb bie bide ÜRafe eutftanben; unb Wenn
©ie 3^re ©emablin noä) Weiter mit biefer nnfeligen Arbeit be=>
läftigen, fo wirb fie uns balb äbnltä) fein." £)er $rtnj erföraf,
als er biefe Siebe börte, unb gelobte, bafc feine grau nie mebr baS
©pinnrab berufen foHe. 3JUt reidjen ®efd)enfen würben bie brei
grauen entlaffen, unb am £age na# ber £odföeit übergab ber
$rin$ baS gefä&rlid> SBertjeug ben glammen.
13. ©er Verwünfd&te ©arten.
(Sin Äönig von gtalicn &atte brei ©ityne, bet erfte ^ic§ ©uftov,
ber jweite griebrid), ber britte Subwig. 5lun war ber ßönig
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immer franf unb tonnte nia)t geseilt »erben; ba träumte i^m
einft brei 9lä'd)te hinter einanber, er Würbe gefunb Werben, menn
er einen Äpfel aus bem toerwünfdjten ©arten fjätte. <5r rief feine
<5ö§ne unb erjä^lte tynen ben %vaum, unb bemienigen, ber ü)m
ben Äpfel bringen mürbe, üerfpraa) er baS 9teid) unb bie Ärone.
$>er Äeltefte machte fid; fogleid) auf; ber SSater gab i^m einen
Äuctyen, eine glafctye Sein unb Sßapiergelb, bafj er ju jetyren bätte.
ÄlS er eine ©tretfe geritten war, begegnete ifym ein alter 9ftann,
ber bat ifm um ein ©tücfdjen 33rot, aber ber $rin§ fd)impfte ifyn
tü<$rig aus. -ftad) einigen £agen gingen i^m bie SebenSmittel aus
unb er fa$ fid) genötigt, naa? §aufe jurütfjufefyren. 9fom machte
\iä) *ßrin$ griebrid) auf, aber es ging tym ganj ebenfo; er
lehrte betrübt unb mübe jum 3Sater jurüdf. 5Da fagte *Prinj Sub=
Wig: „Saß mid) fcie^en, SSater, id; will $>ir ben Äpfel bringen."
®er Sßater wollte juerft nid;t, aber $rinj ßubwig bat fo lange,
bis er eS ifym erlaubte; er gab i^m aber bloS eine Äfdjenbade unb
eine $lafd)e Uöaffer, Weil er glaubte, er würbe nid)t Weit fommen,
baju ein altes, abgenujjteS Sßferb. Äudj ttym begegnete ber SRann
unb fprad) it)n um eine ©abe an, unb Sßrin$ ßubwig fagte: „2BaS
id; §abe, will id) gern mit @u<& feilen, bod; wirb'S (Sud) nidjt
fd)mecfen." @r reifte i^m bie glafd)e SSaffer, unb fogleid) War
aus bem SBaffer ber befte Stein geworben, unb bie Äfd)enba<fe
Würbe jum fd)önften ßud)en. ®a öerfd)wanb ber 9flann. ©egen
Äbenb fam $rin$ ßubwig in einen großen SBalb; bort banb er
fein $ferb feft unb ftieg auf einen tyofyen 33aum, um Umfd)au $u
galten, ©a fafy er toon Sßeitem ein £td)t flimmern ; er ftieg herunter
unb ritt ber ©teile ju. (5r fanb ein altes Sretter^auS, baS fcon
einem Qaunt umgeben War; an ben banb er fein $f erb unb ging
ins £auS hinein. %m $aufe fa§ ein alter SDtann am geuer&erb,
bem War ber SBart bis über bie Sruft gewadjfen, unb als ber
^rinj eintrat, rief tym ber Älte entgegen: „©Uten Äbenb, Sßrinj
SubWig, Wie fommjtftu Inerter?" „30r fennt mia)?" fragte biefer
jurütf. „$)a $)u nod) ein Äinb warft, rannte ia) SDid)," fagte ber
Älte. 9hm erjagte $rinj Subwig, bafe er jum t>erwünfd)ten ©arten
wolle, um für feinen franfen Später einen Äpfel ju £olen. ÄlS er
feine ©rjetylung beenbet Oatte, fegte ü)m ber Älte ©ffen ttor unb
Wies i&m bann ein 93ett an, unb ba ber Sßrtnj mübe war, legte
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er fu$ fd)lafen. äm HRorgen fagte bct Sitte: „Stein $ferb fannfl
S)u $ier laffen, id; toerbe S)ir ein anbereS geben, ba£ braud)ft 35u
ntd)t ju lenfen; bas wirb $i<$ ju meinem ©ruber bringen, ber
450 3a^re alt ift, 50 3atyre älter als i$, unb menn 2)u $u ü;m
fommft, fo grüße ü)n toon mir; aud} in bem t>ermünfd)ten ©arten
gebenfe meiner unb bringe mir einen 2lpfet mit" $rinj Subroig
na&m 2lbfa?ieb &on bem Sitten unb am Slbenb fam er ju einer
^ütte, bie ganj toie bie oorige auSfaty. @r trat ein unb fa$ einen
3Jtonn barin fifcen, bem ging ber Sßart bis über bie ßniee. 2)iefer
rebete u)n ebenfo an rote fein ©ruber, unb als er am 9Jtorgen
aufftanb, fprad) er: „Sag Stein ^ßferb §ier unb nimm baS, toeldjeS
ufy $>ir geben toerbe. S)aS wirb bid) ju meinem ©ruber bringen, bec
500 3a^re alt ift; ber &at brei Sterbe im ©tall, einen Stappen, einen
©raunen unb einen ©dummel. Söenn er £>id) fragt, meldjeS %\)itx
3)u fcaben miflft, fo toä&le ben ©dämmet, menn er aud) taub, blinb
unb la&in ift. Sötern ©ruber toirb tyn £)ir jtoar nia)t laffen wollen,
aber beftetye nur barauf, benn ber ©cfctmmel toirb £)idj jum t>er=
toünfa)ten ©arten bringen, bo<$ barfftfcu tym feinen Sattel auf*
legen, fonbern nur deinen SJtantel. 9lber benfe an mid) unb
bringe mir einen 2lpfel mit." 2tm Slbenb lam Sßrinj ßubtoig tt)ieber
ju einer ©retter^ütte, in berfelben faß ein 9Jtann, beffen ©art f<$on
in bie (Srbe getoad^fen toar. @r begrüßte ben $rin$en, toie feine
©rüber, unb als ber Sßrinj am borgen aufgeftanben mar, fragte
er ü)n, toeld>S <ßferb er fcaben motte. Ster $rinj mahlte ben
©d)immel, aber ber Stltc tooHte ben nid)t laffen, bis ber spring
toerfprad;, ü)m einen Slpfel mitzubringen. 2Bie nun ber Sßrinj fia)
barauf fefcte, fonnie baS 3#ier faum getyen, fo la^m mar es, unb
er badete bei ft$, baß fie auf biefe SBeife faum jum toertoünfd)ten
©arten gelangen mürben. 2tlS er einige Rimbert ©abritte geritten
mar, ba fagte ber ©djtmmel: „2öir tyaben nur nod) eine ©tunbe
3eit, unb eS finb no<$ fcunbert ÜDteiten bis jum toermünfd)ten ©ar=
ten; fo midete nun Steinen ßopf in ben ütftantet, baß £>u nia)t oon
ber £uft erftidft" SBie ber SBinb flog nun ber ©Gimmel mit
iljm burd) bie ßuft ba^in. SRaä) einer Söeile fagte ber ©<$immel
mieber: „3e|t ftaben mir nur no<$ eine tyalbe ©tunbe fyit, unb
es finb nod) fünfzig teilen bis sum ©arten, ©o toufele nun
deinen Äopf nod) fefter in ben Sötontel, unb menn mir $inf ommen,
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fo gebe tymin, aber bleibe nid)t länger als eine fcalbe 6tunbe bartn,
f onft finb mir oerloren." Unb mieber ging eS babin mie ber Söinb.
2llS fie am ©arten angelangt maren, fagte bas^ferb: „3efct finb
toix ba; nun geb tyntin unb fomm balb mieber!" 2llS ber Sprtoj
feine Slugen auftrat, fab er in ber fteinemen 3Jtauer, bie ben ©ar*
ten umgab, eine Xfyüv, bie mar offen, unb bei ber £bür ftanben
als 3öaa)e &mei Sömen, jtuei S5ären unb jmei fd)marje Jungfrauen,
bie batten fid) aufgerid)tet unb bilbeten ein Xfyot, burd) meld)e$
er binburä) mußte. Sie er nun im ©arten ging, fab er ein £auS,
baS war fo fd)ön unb fein, ba§ er bineintrat, obgleid) ber 6d)tmmel
ibm @tle geboten ^atte. (5r ging burd) ein leeres ©emad) unb trat
bann in eine ©tube, in ber fia) nur ein £ifd) unb ein SBett be*
fanben. 3« bem 33ette aber fd)Iief eine munberfd)öne ^rinjefftn,
$u ber er fid) einen 2lugenbltä nieberlegte; auf bem £ifd)e lag ein
SBrot, barauf ftanb gefd)rieben, bafj eS nid)t alle »erbe, unb eine
glafdje SBein, bie bie gleid)e 3nfd)rift trug, unb ein §orn mit ber
3nfd)rift, bafj, mer ^ineinftoßc, alle feine geinbe übertoinbe. $aS
nabm er an fid) unb eilte bann, aus bem ©arten berauSjufommen,
unb aud) bie Slepfel pfltötfte er auf bem 9lü<f gange ab. S)er 6d)im*
mel ftonb fd)on oor bem $bor unb melbete fid). Gstligft fd)mang
ftd) ber Britta barauf unb fort ging'S in faufenbem ©alofl).
Pöfeliä) börte er 6d)üjfe unb ein grofjeS gelbgefd)cei binter
fid), aber balb mürbe es nrieber füll, unb nun ging baS !ßferb
langfamer unb fagte: „3efct fannft S)u $tr ben 2Jtantel oom
5topf nebmen unb bie 2ßelt befeben." Salb famen fie jum ältefien
ber brei SBrüber, ber fragte ben springen, ob er ibm aud) einen
2lüfel mitgebrad)t b^be. $er $rin$ retd)te ibm ben Sfyfel, unb
faum batte ber 5Hte ibn gegeffen, ba gab eS einen furd)tbaren
$naK unb im 9to mar alles öeränbert $)er Sllte mar ein fünfzig*
jdbtiger $rin§ gemorben, unb baS SretterbauS mürbe ein fä)öneS
@a)lo&. $>a fagte ber (SrlbTte: „Submig, alles maS mein ift, baS
tft je|t aud) ®ein." Slber $ßrin$ Submig fd)lug baS freunblid&e
Stnerbieten aus unb ritt meiter, um aud) ben beiben anberen Sllten
bie oerfprod)enen Slepfel gu bringen. Unb aud) fie mürben bur$
ben ©enu§ ber 2lepfel erlöft unb ^rinjen oon 45 unb 40 3ab*en.
S)amacb lam er in eine Siefiben}, mo er gut aufgenommen mürbe,
aber eS gab ba fein ©rot, obmobl SBein im UcberfCufe üorbanben
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war, felbft bcr ßönig ^atte fein*. ®a legte ber $rinj fein $rot
auf ben £ifä), unb obwobl triele batoon aßen, nabm e£ bod) fein
(Shtbe. $)er ßönig bat beSfyrib ben Sßrinjen, ü)m 'ba$ ©rot §u
t»erpa<bten, unb bcr Sßrinj überliefe es ü)m auf 5 3^**» darauf
fam er in eine zweite fHefibenj, bort gab cS 39rot in glitte unb
glitte, aber feinen SBein. $rinj Subwig mürbe öom ßönig gut
aufgenommen, unb ba er feinen kummer merfte, oerpaä)tete er ü)m
bie glaftt> 2Bein. 2luf feiner SBeiterreife fam er in eine brüte
föeftbenj. $>ort gebraa) eS jWar an niäjtS, aber ber ßönig, mußte
in ben ßrieg Rieben, obgteid) fein £eer nur Hein unb fa>waa> war.
$rinj Submig erbot fiä) mitjujie^en, unb ba er bie 9totb beS ßö*
nigS fab/ ftieß er in fein $om, unb fogleiä) maren fo Diele €ol;
baten ba, baf$ man fte niä)t gäblen fonnte; ü)r Slnfübrer aber trat
jum ^ringen unb fragte: „2BaS befehlen ßw. SJtojeftät?" £)er
$rin$ fpraä): „2)a§ 3$r bie geinbc in krümmer fraget" 3m
Slugenblicf maren bie geinbe befiegt, unb ba $rinj # ßubmig ben
ßönig lieb gewonnen batte, üerpaa)tete er ibm baS§orn auf fünf
3abre. Nun reifte $rinj Subwig naa; §aufe. &ls er auf bem
Söege war, föraä) ber ©Gimmel ju u>n: „Sßenn wir in ber !Rä^e
deiner $eimatb fein »erben, bann werben 5)ir Seine trüber be*
gegnen; fie werben 55)icr) tobten unb $)ir ben Slpfel nebmen, Seine
ßeidje aber Werben fie oerfebarren. Söenn £)u fie nun bwutfonis
men fiebft, fo reiße aus meiner 9JMbne brei £aare unb lege fie
Sir unter bie 3 un 9 c / bann wirft 2)u wieber aufleben, ©ebe bann
in bie ©tabt ju einem SECpot^efer unb frage u)n, ob $u niä)t fein
£anbwerf lernen fannft; fünf Satyre fottft $)u bei i^m bleiben,
bann wirb fid^ etwas ©ro&eS ereignen, unb $>u gebe bann jum
äönig unb bitte um midj. $aS Uebrige laß meine ©orge fein.''
Sßrinj ßubwig ritt ber §eimatb P> unb eS fam fo, wie ber 6d)ims
mel gefagt batte. 2llS feine ©ruber borten, baß er ben 2tyfel,
bätte, fa)lugen fie ü)n tobt unb raubten ibm ben 2fyfel; ben alten
6ä;immel nahmen fte auä) mit. Sem Sßater rebeten fie toor, fie
Rotten ben oerwünfebten ©arten gefunben unb ben 2lpfel gebraut,
unb als ber ßöuig benfelben aufgegeffen b&tte, fptang er fofort
aus bem SBette unb war ganj gefunb.
$rinj Subwtg mar aber wteber lebenbig geworben unb tbat,
wie ber ©ä)immel ibm befohlen batte. @r trat bei einem 3fyo*
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tiefer in bie ße^re unb mürbe na$ brei Sohren ^rom'for. 3n*
fttnföen fyxtte bic $rin$efftn im oermünfd&ten ©arten einen ©o$n
geboren, ber mar glet$ bei feiner ©eburt 5 3a$re alt. Einmal
fpielte ber ßnabe Satt in ber Stube; ber SBatt tief unter ben£if$,
unb ba er i&n nrieber fcolen wollte, flieg er mit bem Äopf heftig
gegen ben ftifä). Unter bemfelben tyatte Sßrinj Subtotg mit Äreibe
eine $uppe gemalt, baju tyatte er feinen -Kamen unb Qa&r unb
SDatum feiner 9lnmefen&eit getrieben. 2113 nun ber Keine $rin&
bie Stoppe erblicfte, ba fd;rie er: „Siefer böfe 23ube fcat mid& ge-
fto&en." Sie Sßrinjefjtn eilte §inju, unb als jie bie ©ä)rift ge=
lefen, fagte fte: „(& ift gut, mein ©o$n!" SBalb mattete fte ft<$
auf bie SKeife na$ Stalten, ©ie fam in bie Slefibenj, mo Sßrinj
fcubtaig baä $rot oerpad&tet $atte; bort fragte fte ben Äönig, ob
^Prinj Subarig au$ Stalten niä)t bagemefen fei. Ser Äönig fagte,
er fei oor fünf Sohren bei ifym geroefen unb §abe u)m ein 33rot
ttcrpa$tet, ba3 niemals alle mürbe. Sie ^rinjefftn erfannte baS
SBrot als ba§ irrige, unbba bie $paä)tjett nun abgelaufen unb im
£anbe SBrot bie güfle mar, gab ber Äönig e3 ft)r jurüdf.
©benfo befam fte auä; bie glafä)e s iöetn unb baS §orn nrieber.
%lm bra$ fte nadjj ber §auptftabt gtalien^ auf. ©ort angefom*
wen lagerte fte W DOr oer uno Kc 6 bem Jlönig fagen, menn
*prin$ Submig nia)t fofort etfd&eine, motte fte bie ©tabt mit geuer
verbrennen. Sa befamen bie (Sintoo&ner große Slngft, benn fte
toufften, baß ber Sßrinj nia)t ba mar; aber $rmj ©uftao $og ßub*
nrigä Äteiber an, fegte ftd) auf beS $önig3 befteS $ferb unb ritt
$u ber Sßrinjefftn. ©ie fragte ü)n, ob er $rin$ Subrotg fei unb
ob er im oermünfd&ten ©arten gemefen. @r fagte: „3a." Sa
fragte fte, roie benn ber toermünfä)te ©arten befä)affen geroefen fei.
@r ermiberte, e3 fei ein großer Sßalb gemefen, ringsum oon einem
breiten ©raben umgeben, über ben niemanb hinüber fönnte. SBeiter
fragte fie, ob er au$ eine 2öaä> bemerft ^ätte. 3a, fagte er,
jmei Saufe, jmei 3Jtäufe unb jmei hatten. Sefct mußte bie $rin*
jefftn genug unb brotyte u)n ju erfd&icßen, menn er fiä; ntä)t eiltgft
bafconmaä)e. (Sbenfo erging e3 bem Sßrtnjen griebrid), meiner
fagte, ber ocrmünfd&te ©arten fei ein großer SBerg gemefen. 9hm
nrieber^olte bie Sßrinjeffm il;re Srotyung, baß fte bie ©tabt oer*
brennen motte, Wenn ni$t ^rtnj ßubroig erfreute. Sa befamen
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bic Seute no$ größere Slngft unb bie ganje ©tobt toeinte, nur
einer, be§ SCpot^eferö Sßromfor, wufjte toon niä;t3; unb als er ba3
@efa)ret ber £eute $örte unb bie ©tra&en mit ©ä)arla$ bebetft
faty, fragte er ben Sfyotfyefer, toaS ba3 ju bebeuten tyabe. 2) er fagte
e$ tym, unb ber Sßrotoifor bat nun feinen §errn, jum Hönig ju
ge^en unb ityn um ben alten ©djimmel ju bitten, ben feine beiben
©ityne auf ber 3agb gefunben Ratten, benn er »olle bie ©tabt er*
läfen. Ser Stpotyeter braute ben ©Gimmel unb ber spromfor
fegte ftä) barauf unb ritt jur ^rinjeffin. 2113 er angekommen mar,
fragte fte tyn, ob er $rinj Subttrig fei. @r fagte: „3$ unb fein
anberer." Sann fragte fie: „5Hft Su im üermün(d)ten ©arten
getoefen?" @r fagte: „3a. mar ein feiner ©arten, ringsum
i>on einer $o$en ©teinmauer umgeben; au<$ mar eine 2Ba$e ba,
baS waren jtoei Sömen, jroei SBären unb jmei fä)mar$e Sungfrauen."
Sa umarmte tyn bie sprinjeffin unb jeigte tym feinen ©o^n; bann
jogen fie auf ba$ fömgliäje ©ä)lo&, unb ber alte Äönig, fro$ feinen
©ofm toieber ju fcaben, beranftaltete ein grofceg geft ©einen ShrtU
bern bergab Submig, was fie an tym berfc&ulbet Ratten. Ser
©Gimmel aber foraa) $u £ubwig: „Sßun {iaue mir mit deinem
Segen ben 5topf ab!" Sodj Submtg toottte nia)t, aber ber ©$im*
mel rebete tym fo lange $u, bis er fi# boä) bajuentfölojj; unter
2$ränen f$lug er mit feinem Segen in gorm eines ÄreujeS über
baS £aupt beS StytereS, unb öor ifjm ftanb eine $rinjef(xn. Siefe
$eirat$ete ^ßrinj ©uftab, unb $rinj Submig rjermä<e fi<$ mit ber
^rinjeffin aus bem t»ertoünfa}ten ©arten. Sann teilten fie ba3
$Reia> unter fta), unb ber ££eil, Welmen $rinj ©uftaö erhielt,
würbe ©panien genannt, SubwigS Äeia) aber &ie& Statten.
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14. Ser $age unb bie Sßrtnjefftn in ber £onne.
(Sin SBerWalter fcattc brei ©ö&ne, oon benen $Wei f$on er-
waä)fen waren, wctyrenb ber britte nod) bie €>a)ule befugte. Sie
beiben älteften gingen in bie SBelt unb tarnen an ben fönigliä)en
£of, wofelbft fie fiä) für junge ©belleute ausgaben, unb fo mürbe
ber eine königlicher Csifenfrämer, ber anbere königlicher Sßein^änbler.
2ll£ beibe bura) tyr ©efä;äft motytyabenb geworben waren, fagte
ber SBein^änbler ju feinem trüber: „Mt motten bo<$ einmal
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imfere eitern befud)en unb fefcen, tote e« tynen ge$t." „$en!ft £>u
noä) an bie eitern?" ermiberte ber ©fenfrämer; /r bic lag bleiben,
too fte ftnb, wir $aben ja unfer 8rot." 2)a aber ber 2Bein$anbler
nw$t nadfoliefj mit drängen unb erflärte, allein reifen ju »ollen,
roenn ber (Sifenfrämer ibn ntd^t begleite, ba toiUigte biefer enbli$
ein. ©ie fauften ftä) Sßferbe unb ritten tyrem $eimat$lt<$en S)orfe
ju. 211« fte auf bie gelbmat! beffelben tarnen, trafen fte einen
jungen Surften ba« 33te& Ritten, ber rief i&nen naa): „leitet
nur! 3$ fe$e roo&l, bafe 3£r meine Srüber feib, aber ber liebe
©Ott hrirb mir au<$ no$ einmal Reifen." £)ie ©ruber famen in«
$orf unb lehrten tm©aft&aufe ein; bort erfunbigten fte ftä) na$
ben SBer&ältntffen unb erfuhren, bag t>or mehreren Sauren im $)orfe
ein bejahrter SSerroalter gemo&nt $ätte, bem fei an einem ©onntag,
als er mit feiner grau in ber förä;e mar, alle« abgebrannt unb
er fei in 2lrmut& geftorben. Qtoti fcon feinen ©ö&nen feien f$on
früher in bie SGBelt gegangen unb niemanb l;abe feitbem oon ü)nen
gehört, ber britte aber fcüte im $orf ba« 33ic^. 2)em 2öeiiu)änbler
mar über biefe Sftebe ba« $erj ferner gemorben, bem (Stfenfrämer
aber mar e« lieb, bafj bie (Sltern tobt maren, unb er brängte ben
SBruber jum Slufbrud). Sil« fie mieber bor« ®orf famen, trieb ber
$trte, ü;r ©ruber, feine beerbe an ben SBeg unb fagte gu üpnen:
„3fc feib meine ©ruber, aber reitet nur roeiter, ber liebe (Sott
ttrirb mir aud) noä) ju ©rot oertyelfen." £>a fpraä) ber SBein-
$änbler: „<§;« ift gehrijj unfer ©ruber, mir wollen ü)n mitnehmen."
$>er ©ifenlrämer aber rooUte niä)t, meil er fürdjtete, toon ü)m Oer«
ratzen gu merben; enblia; aber lieg er ft$ bod& betoegen, jebod;
mufjte ber Süngling tynen fömören, fte nid)t ju »erraten, tiefer
trieb nun feine £eerbe in« 2>orf unb folgte feinen ©rübern. 3n
ber näa)ften ©tabt fleibeten fie ü;n neu ein, bamit fte ftd) feiner
ni<$t $u fa)amen brausten, unb ritten bann ber Stefibenj ju.
Unterbeffen mar e« aber bem Gsifenfrämer leib geworben, bafj er
ben ©ruber mitgenommen, unb er überlegte, nrie er fid) feiner ent=
lebigen fönnte. Sil« fte ba&er ju ber ©rüde gefommen maren,
ttela> über ben glufj führte, an bem bie föntglid&e Sfteftbenj lag,
ba brängte er ben Süngling an ba« ©elänber unb fließ i&n plöfc*
lidj in ben ©trom fcinab. 2)er 2Behu;änbIer fd&alt, aber ber @ifen=
^änbler fagte: „©et nur ftitte unb lafj ü)n in ©otte« SRamen
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fcfyotmmen!" £)ie beiben festen tyren 2Beg fort, aber ber #trte
liefe fiefc Dom 6trom treiben unb fapmamm grabe an ben fönigliä>n
Tiergarten fcran.
Sin bemfelben $age befam ber Äönig große ßuft, auf bie 3agb
gu geben. (5r liefe feine §unbe loa unb biefe fanben ben ermattes
ten Surften am Ufer liegen. $a trat auä) bcr Äönig tyerju unb
in leutfeligfter SGÖeife fragte er: „3HeinSobn, roie bift $)u ^ier^er
gekommen?" $)er Qüngling ernriberte: „3$ mar am jenfettigen
Ufer mit Slngeln befdjäftigt, ba erfaßte miä) plöfcliö) ber ©ajroinbel,
va) fiel in ben ©trom unb tourbe ^ier ans 2anb getrieben; nun
Will iä) mir blo3 bie Äleiber troänen." §ulbreia; fpraa) ber Äönig :
„Äomm mit mir, mein So&n!" ©r na$m tyn nun mit fia) auf
fein ©ajlofe unb liefe tym ju effen unb trinfen toorfefeen. ®ann
ging bie SJtojeftät ju i^rer £o$ter unb fpraa): „®a$ SBilb, Wel=
<$e3 id> I;cute gef hoffen b<*be, foll $i<$ Wobl erfreuen." S)ie Xofyttv
jubelte unb bat, tyr ba3 Söilb ju jeigen. £)er Äönig führte ftc
in ba& ©emaa), wo ber 3ungling mar, unb bie ^rinjeffin ftürjtc
fofort auf i&n ju, umarmte unb füfete tyn unb rief: „$apad?en,
$Papaa;en, bieS fofl mein $age werben!" 2)er Äönig fagte: „$)a3
babe ia) mir aua) fo gebaut" $>er 3üngling befam nun bie
fünften ^agenfleiber unb ging tägli$ mit ber ^rinjeffin fpajieren ;
aua) gehörte e3 ju feinen bienftlia>n Obliegenheiten, bafe er täglich
ju bem SBetn^änbler geben unb eine Slaföe SBein tyolen mufete.
$>abei münfd)te er jebeämal feinem ©ruber einen guten £ag, jaulte
ba$ ©elb unb na^m bafür bie glafa)e in (Smpfang. S)ann fe|te
bie Sßrmjeffin fi$ mit i^m im Suftgarten in einer Saube nieber,
Wo fie ben SSein auStranfen. SRaa) eiuiger 3 e ^ f am öcr ©fcn«
främer ju feinem ©ruber unb fagte: „$öre, ©ruber, jefctt&uebaS,
wa§ ia) £)ir fagen werbe. SBenn ber Sßage am näd&ften 2Rorgen
wieberfommt, mifa>ft $u tym ben Sein mit einem ftarfen ®$lafc
trunf." $)er Söetnbänbler aber fpra<$: „2l<b ©ruber, gönne bod)
bem kleinen fein Btixd ©rot, er wirb uns nidjt toerratben." 2)0$
ber ©ifenfrämer erwiberte: „-Kein, e§ ge&t nia)t, ber Sunge mufe
fort. 3)u t^uft, wie iä) $>tr fage, ba£ Uebrige ift bann meine
Sadje." 2HS nun bie ^rinjeffin am näcbften Jorgen mit bem
^Pagen bie glafdje SBcin geleert batte, ba tbat ber 6ä;laftrunf feine
Sßitfung, unb fte fielen in einen feften ©ajlaf. 2)er ßifenftämer
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f$li$ ft$ in bie Saube, brad&te ben Otogen unb bie ^rinjcffin in
eine f<$mä<$e Sage unb eilte bann jum Äönig. „@w. 9Jtajeftät,"
fagte er, „muß i$ enblid) erflären, tüic eS ber $age mit ber $rius
jefftn treibt." Unb nun führte er t$n in bie ßaube, wo bie beiben
lagen. 211$ ber ßönig fie erblitfte, jog er ben $)egen unb Wollte
fte bur$bo$ren, aber ber (Sifenfrämer fprang &inju unb fagte:
„2)a3 t&ue fDlajcftät ni$t, bie ©träfe tt)ürbe nia^t £art genug fein.
SBejfer wäre es, Wenn fie in einen Äaften gefperrt unb ber »Üben
©ee übergeben würben." 60 gefd)a£ eS benn auä). 2Bte man
fte gefunben, würben fte in eine £onne geftedt unb ins 3Jleer ge*
fc^t, Wo fie üon SBtnb unb Spellen immer Wetter unb weiter getrieben
Würben. 2flit einem 3Me blieb bie £omte fielen, unb ber Sßage
erwarte; er fing an in ber £onne ju rumoren unb erwedte ba*
bura; aua) bie *ßrtn$efftn. „$age, wo ftnb wir?" rief fie. „3a
$age," antwortete er, „wir fteefen in einer Sonne unb beftnben un$
auf bem Wilben 3Jieer; fomm mir ju &ülfe, baß Wir ben Sobeu
fprengen unb ^erauSfornmen." $er 33oben Würbe aUerbingS mit
ieiniger Stnftrengung gefprengt, unb fte froren ^erauS unb jogen
bie Spönne ans fianb. „2öer £at ba£ gettyan?" fragte bie Sßrins
^effin. „ÜDtetne trüber," entgegnete er, „benn nun brause ia)
weinen 6$wur ntd&t länger ju galten." „2Ber ftnb $>eine SBrü*
ber?" „$)er SBein^änbler unb ber ©ifenfrämer." „SBarum £aft
£u ba3 nu$t früher gefagt?" „Sffieil iä) meinen (§Hb nia)t brec&en
Wollte." „SBie wirb'S jefet mit bem @ff?n Werben?" „2Bir muffen
uns etwas fua>n." 2113 fte fta; umfa^en, merften fte, baß fte fta)
auf einer Snfel befanben; fte gingen Weiter unb fugten überall
baS abgefallene Obft üon ben Säumen, um i^ren junger ju ftil=
len, ja fte toerf$mä§ten felbft SBurjeln nia)t. -ftirgenba aber war
ein menfa)lia)e£ SBefen ju entbeden. 2lm anbern &age bura)ftreifte
ber $age aHein bie Snfel; ba faty er Don SBettem einen alten,
f^warjen Äatyen fte^en, auf ben er juging. 2ll£ er näfcer lam,
fa& er toor bem ßatfcen einen gluß, über wela)en eine SBrütfe führte
2luf berfelben ftanb ein mäßiger 3liefe mit einer großen flanone
auf bem föücfen, ber rief ü)m ju: „Äomm nur tyer, $age! SSenn
S)u fcinge&ft, fann i$ 2>ir ni$ts t&un, fommft 2)u aber surüd,
fo will t$ Stfr^ beforgen." $>er Sßage ging unb trat ins ©aus.
JJn bemfelben faß eine fa)toar$e$rinjefftn, bie fagte: „2öo fommft
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- 234 —
S)u h«V Sßage? $u bift ber einjige geborene, bcr mich erldfen
tonn; paffe nur gut auf, bann toirb'3 für mich gut Werben unb
für S)ich aua). $ier ftnb brei Stuben; in ber legten ^ängt ein
Heines ©ptnb. Sßenn 3)u nun gegen bie Spüren get)ft, fo wer*
ben fte fta) öffnen, ot)ne bafj 2)u fie anrührft, unb auch ba3
©pinb tpirb fta) öffnen; in bemfelben fte^t eine glafa)e SBetn,
barauf fteht getrieben: 2Ber biefe glafape Söein fann trin*
len, Wirb aua) bieg Schwert wohl führen. SDiefe 3nfchrift foflft
£)u lefen unb ben SBein trinfen. 6iehft £)u ®iä) bann um, fo
Wirft $>u bad 6a)wert finben; bas nimmft $>u, unb wenn $)u
jurüdge^ft, ttrirb ber Sliefe fchlafen; ©u aber häuft ihm ben äopf
ab, fo bafe er tnS SBaffer faßt unb üerfchwinbet. fein £aft $)u
auch ein ©tricfjeug unb 93rot unb SSein für bie ^rinjefftn, bo<h
bringe fie ja nicht hierher. S)enn wenn $u morgen wicberfommft,
fte^t noch ein ftärferer SRiefe auf ber 33rücfe." $)er $age t^at,
Wie ü)m bie ^rinjejftn geheißen; er töbtete ben liefen unb f ehrte
ju feiner ^ßrinjcffin gurücf, bie fchr erfreut war über baS, was er
mitgebracht hatte. 2lm anbern £age machte er fi<^ ttrieber auf jum
Äathen. $a ftanb wteber ein Sliefe auf ber SBrücfe unb rebete
ihn an Wie ber vorige; aber ber $age baa)te: „®u fannft mir
recht Wa$!" unb wie er ^ineinfam, fanb er, baß bie $rin$effin
fdjon ^alb weifj fear. ©te nahm ihn freunblia) auf, ermutigte
i^n unb bat, ja recht aufzuraffen unb ju thun, was fte ihm fage.
6r befolgte bie gegebene SGBeifung, unb als er jurüdf ehrte, trennte
er aua) ^m jWetten liefen baS §aupt Dom Sftumpf. ©einer $rin*
geffin brachte er aua) bieSmal etwas mit unbfagte, bag er es ge=
funben h<*te- 2U3 er am nächften Sage ausging, wollte bie 9kin*
jeffin ihn begleiten, unb e3 foftete alle SJcühe, fie in ber £onne
jurücf juhalten. Sßieber traf er einen liefen auf ber ©rüde, ber
ihm jurief: „Äomm nur! 3$ toetbc nicht fa)lafen wie meine SBrik
bec unb £)ir heimjahlen, was S)u ihnen gethan haft." Stoa) ber
Sßage ging ruhig in ba£ $au3 hinein unb fah, ba& bie ^rinjeffin
fa)on bis über bie SBruft Weijj war. ^eilne^menb erlunbigte fte
fich nach ber ^rinjeffin unb fagte bann: „•ftun fdttige unb jtörfe
S)ich erft, benn biefer 9ttefe wirb nicht fchlafen wie bie vorigen."
2)er $age ging jurücf unb ate er in bie 3faü> be$ liefen lam,
fa)lug biefer mit ber Äanone nach ihm, fo bajj fte tief in bie Grbe
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fuhr. $)er Sßage mar bem Silage gefchicft auägetoidjen, unb aU
nun ber 9Uefe ft<h abquälte, bie Kanone nrieber ^crau^jujic^cn,
$ieb ber Sßage §u, unb auch bec Äopf bicfcö liefen rollte in ben
©trom. 2lm oierten Sage fam ber $age roieber unb fanb bie
toertminföte ^rinjefftn fd&on gan$ meiß. 6ie fagte ju ü)m: „£eute
^aft $u Sater unb 9Rutter ber vorigen liefen aus ber 2öelt ju
fchaffen. S)er 2flte nurb ®ict> ^fear bitten, ihm baä ßeben &u fapen*
fen, unb 2)ir fogar ein ©c^nä>Sä>n anbieten, aber lag fcia) ja
nicht mit ü)m ein unb fteh ©ich toor, baß ©ich nia)t einige tropfen
beä <s<hnapfe3 berühren, benn eg ift föarfeä ©ift, unb $)u märfi
Verloren. $aue melmehr ohne Umftänbe gu unb bann achte barauf,
baß 2)u ja nid)t Dom ©teige toeicheft, benn e£ »irb einen großen
Änatt geben, fo baß $u umfä'Uft; auch »erben $eine güße im
Wten geuer brennen. 216er fiira)te Sich nid)t" $en Reifungen
ber ^rinaeffin gebord&enb töbtete er bie beiben Ungeheuer, bann gab
e3 einen großen ^nafl, ber $age fiel um unb fing lichterloh ju
brennen an. 2113 er nrieber ju fich fam, hörte er rufen: „SSbat!
SBtoat! (58 lebe unfer (Möfer unb Äönig!" ÜJJton richtete ü)n auf
unb fragte nach feinen ^Befehlen. (§& toar ihm aber wie im £raum.
23alb fam bie Sßriujeffin angefahren unb erjagte ü)m, baß er fie
unb ihr Äönigrekh erlöji ^abe. „2öie nrirb'3 nun aber mit bem
$eürathen merben?" fragte fie bann ; „toillft S)u mi<h ^aben ober
bie, mit ber 2)u fo Diel burd&gemad&t ^aft?" „2lm liebften möchte
oie behalten, bie 9tot& unb ©efahr mit mir geteilt bat," fagte
ber Sßage. „2)a3 h a & c toon ®fr erwartet/ entgegnete bie ^rin«
icffin; „$>u mußt S)eine ^rinjeffin heiratben, ich aber Witt bei (Such
bleiben, fo lange id) lebe." 9hm tourie bie ^rinjef fin herbeigeholt;
bie $o%it ft)urbe mit ber größten bracht gefeiert, unb alle lebten
fröhlich unb glüdliä) jufammen.
•Jtoch einiger 3cit bad)te ber junge Äönig baran, feinen ©churieger=
toater unb feine ©ruber §u befugen. ©r ließ fich ein ßriegafchtff
Bauen, in bejfen 3Äaften eine golbene £onne befefti^t mar, gleia)
jener, in ber er einft mit feiner ©emahlin auägefefct »orben mar,
unb auch jene nahm er mit Site er an bie Orenje beS Meiches
feines ©chnriegeroaterä gefommen mar, fanbte er einöoot ab unb
ließ ben ßönig bitten, ihn auf feinem Schiff §u befugen. $et
aber ließ u)m fagen, er fömte eben fo gut ju ihm fommen. 3fom
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fanbte er einen jtoeiten ©oten unb lieg fagen, toenn bet &0nig
nid)t fäme, toürbe feine ©tobt iu geuer aufgeben. Slber aud) jegt
toollte bei ßönig nicht fommen. $)a tourben Dom Schiffe einige
©omben in bie ©tabt gefchleubert, unb mehrere Käufer gingen
in gtamtnen auf. ©ofort rücfte ber ßönig mit feinem #eere ^eran
unb liefe baS ©chtff befd)iefeen, aber ohne Erfolg, toährenb Dom
6d)iffe aus im 9to ein ©tabroiertel in ©runb unb ©oben gefd>offett
tourbe. S)er 6d)toiegert>ater bat um Karbon unb begab fi<h auf
baS ©djiff. $)er junge Äönig fragte, ob er ihn fenne, ber #önig
Verneinte. 3hm legte er mit feiner ©emahlin bie früheren Äleiber
toieber an, unb als ber alte flöntg fie barin erbltdfte, fiel er ihnen
p güfeen unb bat um ©erjeihung. 9to<hbem fie ftch »erfö^nt
Ratten, bat ber junge flönig feinen ©a;toiegett>ater, ben SBeinbanbler
fommen ju laffen. £>er erfannte ben ©ruber fofort, fiel ihm $u
güfeen unb bat um ©erjeihung. „$ich trifft feine ©cbulb," fagte
ber junge ßönig, „aber ber ©ifenfrämer f oll fommen!" S)iefer tourbe
herbeigeholt; auch er erfannte ben ©ruber fofort unb bat tyn um
©erjethung. 2lber ber junge ÄÖnig {Hefe ihn oon fid) unb liefe bie
dornte herbeiholen, in biefelbe ben (Sifenfrämer hineinfteefen unb
ins 3Reer toerfen, inbem er fagte: „9hm fchtotmme ®u fo lange
auf bem teilten Stteer als ich, bann toirft $)u aud) Äönig »erben."
darauf begaben ftch ade in bie Sleftbenj bes Königs, too noä) eins
mal §o<hjeit gefeiert würbe, unb als ber £ag ber SKbreife fam,
nahm ber junge Äönig feinen ©ruber mit fid) in bie neue£eimath.
15. 2)teierlet SBaffer.
GS toar einmal ein Äönig, ber hatte brei ©öhne. 2ÖS er alt
tourbe, hörte er, bafe es in einem fernen Sanbe SBaffer ber ©d)ött*
heit, 2ßaffer ber ©efunbheit unb SBaffer jum langen Seben gebe,
unb toeil er nod) nicht gern fterben tooilte, fo rilftete er feinen
älteflen <Sohn aus, gab ihm ein $ferb, triet ©elb unb 3ehrung
unb fd)i(fte ihn nach bem 2Baffer. $er ^rinj fam nad) einiger
3eit in einen großen 2Balb unb ba er hungrig toar, ftieg er t>om
^ßferbe, fegte ftd) auf einen ©aumftubben unb fing an ju effen.
5Da fam ein fleineS, graues 3Jtönn<hen beS SBegeS baher unb bat
ben Äönigsfohn um ein ©tücfchen ©rot. tiefer aber fagte, er habe
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allein nur Wenig unb baju habe er no$ einen Weiten 2ßeg cor
fia), er fönne i^m niä)tö abgeben. £>a$ 2Rännä)en bat noä) brin*
genber, aber ba warb ber ÄömgSfofcn wüttyenb, fä)impfte gewaltig
unb fagte, wenn es i^n ni$t in 9tufce laffe / Wolle er tym balb
aeigen, Wa$ tym für feine Prellerei gehöre. $)a$ aRännä)en würbe
betrübt unb aing fort, inbem eä faßte, weil er fo unbarmherzig
flewefen fei, folle i^m fein Sßor^aben nia)t gelingen. $er Äönig«*
fofcn la<$te barüber unb ritt weiter, ©egen Hbenb tarn er in eine
fe&r grojje ©tabt. $)ort hörte er in einem $aufe, an bem er oor*
bei mufjte, eine fetyr fd)öne 3ßuftt unb fah bie &anjenben burä)
einen prächtigen ©aal bahinfliegen. @r felbft war ein flotter ftänjer,
unb fo (Heg er öom Sßferbe, lieg e3 öon einem Liener in ben Stoß
führen unb mifa)te fiä) unter bie £än$er. ?laä)bem er fiä) mübe
-getankt, fefcte er ftä) an ben ßartentifa) unb in furjer $t\t hatte
er all fein ©elb, fein $ferb unb julcfet fi<h felbft oerfpielt. <£r
mufjte nun als §au3fneä)t in bem £aufe bienen.
9tod& einem 3ahr rüftete ber ßömg ben jWeiten ©ohn aus,
unb biefem erging e$ ganj wie bem erften. Sßieber naa) einem
3a^re fanbte ber Äönig ben jüngften au«, um ba§ SBaffer ju h*> s
len unb jugleia) bie trüber ju fuchen. 2luä) er fam in ben Sßalb,
unb ba3 3Äännä)en bat ihn, fein HftittagSbrot mit tym ju teilen.
£)a fagte ber ßönigSfohn: „SBtel habe ich $war nia)t übrig, aber
einem hungrigen mufe man boä) abgeben." (£r feilte alfo mit bem
•Kannten, unb al£ e$ gegeffen hatte, erzählte e3 ihm, wie feine
Sörüber fo hartherzig gewefen feien unb bafür je$t in ber 5tnea>
fä>aft bienen mufften; Weil er aber ein gute3§er$ fyabt, Werbe ihm
fein Vorhaben gelingen, boa) müffe er gan$ genau befolgen, Was
baä 3Hännd)en ihm je^t fagen werbe. Unb nun fagte e$: „3<h toerbe
jefct eine Äugel oor S)ir ^ertoerfen, unb Wo bie Einlauft, ba fottfl
S)u mit deinem Sßferbe folgen. 3 ue *ft roirft S)u in bie ©tabt
fommen, wo $)eme SBrüber bienen; bie werben fd)on naä) $)ir aufs
paffen unb 3)ia) in ba« §au^ jie^en wollen; aber gieb bem Sßferbe
bie ©poren unb folge ber ÄugeL 2)ann wirft $u an brei Slbenben
hinter einanber auf brei Serge fommen, wo S)u übernaa)ten foUft,
unb am vierten £age gegen 11 Uhr wirft $)u an einen ©arten
fommen, ber mit eifernen ©tafeten umgeben ifl, unb in biefem
©arten Wirft £>u S)ein ©lü(f mad)en. Slber erft ^hinft 11 lX^r
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barfft ©u in ben ©arten eintreten." 2)a* SWänndfren marf bie
Äugel, ber $rin$ folgte tyr unb batb toar er in ber ©tabt. ©eine
33rüber fa^en fc^on nadfr tym aus unb als fie i&n erbltdtten, liefen
fte ü)m entgegen unb forberten i^n auf, bo<$ au<$ ju ber frönen
SÄufif $u fommen, unb als er nid&t sollte, baten unb julejt fd&impf«
ten fie. 3)0$ unbelümmert barum folgte ber $rinj ber ßugel.
2lm Slbenb fam er an einen ^otyen $erg, bie flugel lief hinauf unb
ber ^rinj fefcte ü)r na<$. Oben befanb ftd& ein Sod&. 2lu$ bem*
felben trat ein Liener fyeroor, führte i^n tyinab in eine fd&bne SBofc
nung unb braute ba£ $ferb in ben ©tau*. 2lm borgen fattelte
ber Liener tym ein anbereS $ferb, einen frönen ©raunen. S)en
gangen £ag rollte bie Äugel oor tc)m Ijer tote ber Söinb, unb am
Slbcnb famen fie toieber auf einen ^o^en 93erg. Söieber trat ein
Liener aus ber Oeffnung fyeroor, na^m i$m ben ©raunen ab unb
geleitete ü)n Ijinab. 2lm näd&ften borgen fattelte ber Liener if?m
einen Etappen, unb nun ging'3 toeiter, oiel fdfrneller no$ als am
£age oori&er. 2lm britten £age famen fie abermal« an einen fcoljeit
S3erg. «Jpier nrieberfjolte fi<f) baffelbe tote friifjer. 2lm borgen nmrbe
u)m ein ganj loeifeeä Sßferb oorgefüfjrt, unb bie föeife ging nodj
oiel f (^netter als an ben oorl;ergel?enben klagen. Um V 2 11 Ulpr
befanb jid& ber ?rinj an bem ©tafetenjaun, hinter tücld^cm ein
ttmnberfc&öner ©arten lag. Iber in bem ©arten mar ein ©ebrütt
oon allerlei toilben, rei&enben Spieren, befonberS Sötten, öären
unb$tjänen, fo bafe bem^rinjen bange tourbe; bo<$ ^ßunft 11 ttf?r
fear äße« mäuäd&enftiH, baä %f)ot tf?at fid^ oon felbft auf, unb ber
sprinj trat unge&inbert ein. S)a faf; er bie pradproollffen Äpfel*
bäume, tynlid) toie fie einft im *ßarabtefe getoefen roaren; er trat
jum erften, um ftd? 2lepfel ju pflüefen, aber er befam nur einen,
bie anbern fonnte er nid&t langen. $>ann trat er jum Reiten,
jum britten unb oierten, aber immer lonnte er nur einen Äpfel
befommen. Sil« er bie grüßte in bie £af#e geftedft fjatte, erblidfte
er eine prad&toofle Saube, unb in berfelben ftanben auf einem £if<f)
brei ©läfer mit bem gefugten Söaffer. @r go& nun aus jebem
einen £&eil in feine ©läfer, bie er mttgebra<§t r)atte, unb faum
war er bamit fertig, ba faf) er in ber &fe ber Saube ein Sfett
flehen, unb all er c3 aufbeefte, lag eine ttmnberfd&öne ^ßrinjeffin
barin. ®r legte ftdt) $u tyr, aber bie ^rinjeffm fd<ef meitet unb
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erfragte nicht SeShalb fd&rieb et auf ein SBlatt Sßapier, Wer er
fei unb Wo er Wohne, faltete eS jufammen unb ftecfte eS unter bie
£ifchplatte, fo bafc eS nicht gleich ju finben war. 9hm ging er
jurücf ju feinem Sßferbe, unb faum hatte er baS £t)or jugeWorfen,
ba erhob fta) hinter ihm auch fd)on baS Oebriiff ber Ȇben Spiere;
hätte er fia) noch einen Slugenblicf länger aufgehalten, fo Wäre er
von ben Seftien griffen worben, ba bie jWötfte ©tunbe vorüber
tt>ar, bie ihm baS 9Ränna)en als ©lücfsftunbe bezeichnet hatte. 3n
faufenbem ©alopp ging'S nun ber §eimath ju. So wie er aber
$u jagen anfängt, greift er einen Hpfel, ba er i(m beim leiten
brücfte, unb Wirft i(jn auf bie ©rbe; ba entftonb ein furchtbarer
$naH, fo gewaltig, als foQte bie Söelt untergeben, unb hinter ihm
erhob fid) ein prächtiges ßimigSfchlofe, — baS Verwünfä)te tfönig«
rcidh toar burch ben 2Burf beS 2lpfelS erlöft worben. S)ie ßugel
aber rollte Weiter unb ber $rtnj folgte ihr. Slm Slbenb fam er
auf ben britten 93erg; ber Liener nahm ihm ben 6ä)immel ab unb
führte i^m am anbern borgen ben Wappen vor. Äaum hatte er
ihn beftiegen, fo warf er ben jtoeiten Slpfel jur (£rbe, unb aus bem
Serge würbe ein herrliches gürftenfdjlofj. -Kun fam er $um jwetten
unb crften SBerge, unb cS würbe ihm am üftorgen immer ein an*
bereS $ferb vorgeführt, bis er baS feinige wieber hatte, unb foWte
er (ich üm 3Rorgeu aufgefe|t hatte, Warf er einen Slpfel unb erlöfte fo
auch bie beiben anbern 6a)löffer, Welche fo lange SBerge getoefen waren.
3)ann fam er wieber ju ber ©tabt, Wo feine beiben 33rüber
bienten; er faufte fte loS unb nahm fte mit nach #aufe. Untere
ttegS erjählte er ihnen von feinem ©lüä unb jeigte ihnen auch
baS SBaffer. $)a würben fte eifertüchtig, unb als er beS -JtochtS
f ablief, go(fen (ie baS SGÖajfer in ihre 3lafä)en unb in bie ihres SBru*
berS machten fte ihr eigenes hinein. 2llS fte naa) §aufe famen,
freute fta) ber Äönig fehr unb lobte ben jüngften ©ohn; als er
aber von feinem SBaffer nahm, fd)mecfte eS nicht unb helfen wollte
eS aua) nicht. ®a fagten bie anbern ©ohne, er foHc bem Süngften
nicht glauben, ber hätte ihm bloS etwas vorgelogen, er fotte nur
Don ihrem SBaffer nehmen. @r that eS, unb baS h*lf foglciä).
$>a überrebeten fie ben Äönig, er fotte ben ßügner unb ©ä)Wtnbler
in ben ©thlo&tt)urm mauern laffen. $er Äöntg gehorchte ihnen,
unb fo fag nun ber junge sprinj im &hurm, wohin Weber ©onnc
itoa; 9Ronb fa)ien, fieben 3abre lang.
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$ie crlöftc ßönigStocfytcr befam einen fe$r fcübfdjen $rin$en,
ber mar aufeerotbentlu} flug. ©ä)on Don fe<§3 3a^en tonnte er
lefen unb (abreiben, ©ine« £age8 fpielte er am $ifd&, auf melä>m
bei ber 2lnmefen&eit beS grinsen bie brei ©läfer mit bem Söaffer
geftanben Ratten , unb fanb bort ben juf ammengefalteten fettet,
fer lief jur ^rinjeffin unb rief: „3Jiama, liebe 3Sama, nun meife
ia) auä), mie mein Sater Reifet unb mo er wo^nt." 2lua) bie Sttutfet
las ba3 Slatt unb fagte: ,,©u ^aft SRcd^t, unb nun motten tttr
ityi befugen !" ©ie rüftete ein ganjed Regiment ©olbaten au£ unb
braä) auf. 211$ fic t>or bie ©tabt gefommett war, lieg fie ein
großem 3 e ^ a 9 er auffä)lagen unb vom Sager bte ju ber ©tabt
ben ganjen 2öeg mit rot&em ©ä)arlaä) bebecfen. ©ann fanbtc
fie einen Soten ntm ßönig unb liefe u)n bitten, bafe er tyr i&ren
Bräutigam ins Säger fdjicfte. 3)er Äönig liefe ben älteften ©ofcn
juerft Einreiten, unb als ber f leine $rin$ i£n ftolj ju SHofe ans
fprengen fa&, rief er freubigauS: „<5ie&, Sföama, bort fommt mein
$apa!" 2lber bie ^rinjefftn fagte: „Win, ba$ ift er ni$t, benn
$at er miä) niä)t t>erfa>nt, fo mirb er auä> ben ©<$arla<$ niajt
toerfd&onen." $)er $rinj mürbe ^ö^nif<^ abgenuefen. 9ton fam ber
peite, aber aua) er üermieb e$, ben fa)imen ©a;arlaa> ju berühren,
fonbern ritt jur Seite, unb fo mürbe au$ er abgewiefen. ®a
brofyte bie Sßrinjeffin, fie motte bie ganje ©tobt in ©runb unb
Soben fliegen laffen, roenn nid)t ber redete Sräutiaam fomme,
9hm mürbe ber jüngfte $rinj au$ bem ©efängnife geholt, unb in
faufenbem ©alopp fprengte er mitten auf bem ©a)arla$ bem ßager
ju. 2)a rief ber f leine ^Srinj: ,,©ie&, SJtoma, nun fommt mein
Sater!" Unb bie ^rinjeffin fagte: „3a, ba3 ift er." 6r eilte auf
fie ju, umarmte unb fügte fie unb feinen ©o^n, unb fie roaren
iibergliuflid). S)a fragte bie Sßrinjeffin, marum er fo elenb au&
fetye, unb er erjä<e u)r nun, mie e3 ü;m ergangen fei. Starauf
ertüiberte fie: „2Benn ©ein Sater fo fa)Ied?t ift, motten mir gar
ni$t ju tym." 2lber ber $rin$ meinte, fein Sater £abe Weniger
©a)ulb baran als feine Srüber, unb nun jogen fte in bie ©tabt
unb ersten bem ßönig bie gange Segebenfyeit. S)ie beiben Sruber
Waren injtDifc^en entflogen, aber fie mürben eingeholt, unb nun
liefe ber Äönig fie in ben %\)um mauern, in bem blieben fie bis
an tyren £ob. ©er jüngfte $rmj aber jog mit ber ^rinjeffin unb
feinem ©otyn naa) bem erlöften ^önigreid), unb bort mürbe eine
gldnjenbe |)oä)jeit gefeiert. ®ab es ba aber ju effen! 34 ^>^^ n
meinem gangen Seben nia)t fola)e ^oa)jeit mitgemaä)t
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