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Full text of "Volkssagen, erzählungen, aberglauben, gebräuche und märchen aus dem östlichen Hinterpommern"

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Volkssagen, 
erzählungen, 
aberglauben, 

gebrauche und 
märchen aus ... 



: 



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Uoltofap, t^lmm 



Sl&ergfoit&eit, ©eMudje unb Wätäim 



Qü9 bent 

ö/WtdJen ^tttterpomntent. 



©efammeft 

Otto Sfnooii, 

®ijmnafiaUe$rer in Sofern 



SPofe» 1885. 

Verlag toon 3ofep& 3ototoic§. 



*4 -\ 



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tooriiegenbe (Sammlung enthält SSotfefagcn, (Srjä&Iungen, 5Ibcr= 
glauben, ©ebräudje unb 3Jtär$en aus bem öPUdt>en Steile §inter* 
pommernS, bem SftegierungSbejirf GMin, ben £emme in feinen 
SBolfSfagen au$ Bommern unb 9tügen (Berlin 1840) 
toeniger, als er es fcerbient, berü<fftd;ttgt $at, benn es ift ber öft* 
lid)e S&eil beffelben, bte Greife ©tolp, Sauenburg unb öütoto, 
grabe baS ©ebtet, in bem fi$ Ueberrefte ber einfügen flamfdjen 
SBe&öfterung SßommernS nod) bis jefet erhalten £aben. Setnnte 
beftagt fid), bag es i$m nid)t $at gelingen tooHen, fcon ben bamalS 
ttod) in mittelalterlicher @igent$ümli$feit abge* 
fdjloffen lebenben Äaffuben me$r@agen ju erhalten, toeil 
bei ü)nen bte innere $8erfd)loffenheit, jumal aud) in 2fafe£ung ü)rer 
©agen, ganj i^rer äußeren 2lbgefd)loffen^eit entfprodjen habe, unb 
fo üermag er aus jenem ©ebiet, tt)enn nur baS in ben SB o IIS* 
fagen DftpreufjenS, SttthauenS unb SBeflpreu&enS 
(©erlin 1837) aus ben einft mit 28eftpreuf?en üerbunbenen Sanben 
ßauenburg unb 93ütom 9JUtget^ei(te einf daliegen, nod; nid)t 15 (Sagen 
$u bringen, tiefer Langel öeranla&te mid) toor mehreren Sagten, 
baS mir aus meiner $eimath, bem Greife Stolp, befannte 2Jtatertal 
ju fammeln, unb ein längerer Aufenthalt in einem in ber 3töu> 
bei SebamooreS gelegenen $orfe gab mir (Gelegenheit, aud) bem 
Greife £auenburg meine SKufmerffamfeit jujutoenben. SRad) unb 
na<h tourbe i$ genötigt, meine Sammlung auf baS ganje Sanb 
öfHich bom ©oflenberg auSjubehnen, unb ein weiteres gortfa)reiten 



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IV 



na<$ Söeften ergab ftd& bann Don felbft, boa) fo, bafj ein perfonlid&eS 
Sammeln $ier in golge meiner Ueberfiebelung in eine anbere Sßro« 
fcinj nid&t metyr möglid& tuar. ©leid&tootyl bietet bte Sammlung 
aua) für bie fieben toeftlia>n Greife beS 9legierungSbe$trf$ ga$Irei$e 
unb intereffante Sagen unb ©rjä^Inngen. gür bie fünf öftli^en 
Äreife ift ein retd^attigeS Material sufammengebrad&t toorben; 
abfolute SBoUftänbigfeit §u erzielen ift felbftoerfiänblta; ntd&t möglid&. 
3$ felbft fyabe noa) manage Sage anbeuten fyören, bie auSfü^rltd) 
ju erfahren trofc mannigfadfjen 9to$forfa)enS nia)t gelingen tooHte. 
So foE es bei SBartin, flreis Gummelsburg, ein üerttnmfd&teS Sa)lof$ 
geben, unb an bie ßömgSgräbcr bei Sßoflin (Sg. 129) ^at ft# eine 
längere (grjäflfong gefnüpft; aua) Don mehreren ber faffubif^cn 
gelbernamen ju ©iefebtß*) fyat es alte ©r^lungen gegeben. D&ne 
3toeifel §aben aud; bie jafylretdjcn Saplojjberge, bie es auger ben 
in ber Sammlung genannten in «ginterpommem nodj) giebt, ifyre be= 
fonberen Sagen gehabt, bod& ift feit bem ©rfdjjeinen ber £emme'fd&en 
Sammlung ein gut £(jeil toon Sagen unb (srsäfylungeu bereits 
oerloren gegangen. ®er alte £ul$irt aus Äufyn^of l;atte freiließ 
nid)t ganjDlecfyt, als er mir ernnberte: „2Si teette nifd&t me&r, bei 
uUe Sieb', bei no<$ toat nriefbe, finb aü alle bot." %lo$ lebt bte 
*Sage unter ben 2llten fort, ja fie finb — toofür auä} biefe Samm* 
lung Seiftnele bietet — t>on ü)rer 2Bat)r^eit feft überjeugt, aber 
eS foftet 9ftütye, ettoaS aus iftnen l;erauS$ubefommen; fie freuen 
ftd& meift ju er§äfylen, aus gurd&t oerlad&t §u derben. $ie jüngere 
©eneration glaubt nur feiten an bie Sagen, bie fie noa) fennt, bie 
3ungen Dagegen hriffen faum no<$ ermaS SInbereS 5U erjagen 
als — S^ufgef^ten, öon benen urir mehrere aufzunehmen und 
nia)t gefönt haben. 



*) 2>ie gelbernamen ju ©iefebife ftnb tta# einer Htftttyetfuttg ?efr«* 
«Rhnj bafelbft: SBijelaroa, ©ilctoa, ©trNgeffagnrfa, ©uttatt), Sjeffa, $obrowfa, 
©outatfö, ffamftötfö, fflina, Änupvott), 2Ri$f, ißajante, ©aborra, ©amuejefta. 



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V 



Wt größerer gä^feit hat baä 93olf an feinen abergläubifä)cn 
Gebräuchen festgehalten, obroohl grabe hier bie ßtraje, unb mit 
fcefonberem Erfolg bie (Schule aufgeräumt haben. @3 giebt Dörfer, 
in benen fu$ nur wenig berartige ©ebräuche ftnben, unb bie aud) 
nur, o&ne baß man ihnen irgenb meldte Sebeutung beilegte, 3n 
anberen aflerbingä treibt ber Slberglaube nod) tyeute munberbare 
SBiütben. ©anj befonberä — toenn auch nicht au3fd}ließlich — 
ift baS ber gatt in Dörfern, too bie faffubifche 33et)ölferung erft 
in neuejler fyit üööig germantjtrt ift, ober mo ft<h noch jefct fpär* 
liehe Ueberrefte ber Jfaffuben pnben. 

Söir in §interpommem nennen Äaffuben nur bie eöanges 
lifdjen 23emohner flamfa^cr 3lbftammung in ben Greifen Stolp unb 
Sauenburg; bie fatyoUfa)en ©laüen im SBütomer Greife unb in 
Söeftpreußen bezeichnen mir aU Sßollacfen, toie fie ja auch in 
ber Ztyat ba3 Stecht verloren haben, fta) Äaffuben ju nennen. (Sie 
finb im Saufe ber £eit bermajjen poloniftrt, baß fie fi<h »on echten 
$oleu faum unterfd)eiben. £)te 3ahl ber ettangelifchen Äaffuben 
hat feit bem Slnfang biefcS Sö^^nbertö fd^neU abgenommen. 
SButftracf nennt in feiner 23ef$reibung t>on $or= unb §interpom* 
mem (&ktiin 1793) @. 188 allein im ©tolper ßreife noch 12 
$ir<hfpiele, nämlia) ©arbe, 9lott>e, 6a)molfin, ©lonrifc, Sejenom, 
(gtojentin, (Schurom, Hammen, Supom, 3tticfroro, Sftoffm unb Su* 
bom, in meldten bie meiften (Sinfoohner faffubifd) fprad)en, h)e£* 
toegen bie Sßrebiger in biefen $irchfpielen i^re Sßrebigten unb übri= 
gen Sfteligionäüorträge fotoohl in beutfä)er aU faffubifä)er (refp. 
polnifcher) (spraye galten mußten, allerbmgs fo, baß fa)on bamate 
in einigen Jttrchen nur noch alle Vierteljahr bei Gelegenheit ber 
Kommunion, ben alten ^affuben ju ©efaßen, in il;rer 8prad)e ge= 
prebigt tourbe, roährenb bie jüngere ©encration bereits ber beutfehen 
6pra<he mächtig mar. SDaher ^örtc in mehreren ßird&en bie faf= 
fubif<$e prebigt balb ganj auf, fo in ©tojentin 1816. Sänger 
tourbe fie in ©arbe unb 6ä)molftn beibehalten, unb in beiben 



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VI 



$ird&fpielen ftnb no<$ je$t einige ältere Seilte toorfyanben, bie lafs 
fubifdfc fpted&en. 3" Sejenott) f an & no $ am Änfang beS vorigen 
Sa^r^niS jeben ©onntag laffubifd&e ^rebigt obct Stbenbmapfeier 
©tatt, bo<$ betrug föon 1874 bie 3a$l ber S^eilnc^mer nur 20, 
unb 1876 nur no<$ 8 big 10, fo bafc feit biefem 3a$r bie laffu* 
bifd&e Sßrebigt ganj aufhörte unb jefct nur no<$ einige alte grauen 
ba8 Slbenbma^l in laffubif^er ©prad&e empfangen. 3n ©lotoifc 
ttrirb no$ jefct alle 8 bis 10 2Bo<$en faffubifd&er ©otteSbienft ab* 
gehalten, unb jtoar Slbenbrna^läfeier ror, Sßrebigt na<$ ber beutföen 
sßrebigt; bo$ fmb baju $ö<$ften$ einige jtoanjig Äaffuben toerfams 
melt, alte Seute, bie, obwohl faft alle be3 S)eutfd&en mäd&Hg, bodfj 
an laffubifd^er ©prad&e unb faff ubtf<$ em Söefen feftyalien. 3fc ßaupt* 
fi$ ift (Sief ebifc, im ©üben be3 SebafeeS unb gettriffermafjen auf einet 
3nfel im Sebamoor gelegen. SDieS $orf jä^lt über 950 (ghttoofyter, 
unter benen fu$ einige jtoanjtg beutfd&e gamilien befinben. Slbgefe^eit 
Don biefen fpred&en alle ©iefebifcer no$ jefct für gett>itynli$ !ajfubifd&, 
unb na$ einer 2ttttt$etlung, bie mir #r. ße^rer 9tf inj t>or fe$8 Streit 
mad&te, toaren unter tynen fünf gamilien, potter, SBogabtfe, ©d&t* 
manfe unb jtoei ®refen3, bie ber beutfd&en ©pta$e überhaupt nid&t 
mäd&tig toaren. $>oc§ toon 3a§* ju %<ti)t verliert bie lajjubtfd&e 
Sprache au<$ §ier an »oben, unb faffubif<$e ©igent^ümlid&feitett 
f<$ttrinben immer me^r. Sfoir bie älteren ßeute (©taremtaffuben) 
tragen no$ i&re frühere eigentyümlid&e ßleibung,*) toä&renb fte 
bei ber jüngeren (Generation fd&on aufjer 8rau<§ ifi. — S)en §afi . 
gegen bie S>eutf<$en feilen bie ßaffuben mit ben übrigen ©la&en, 
unb h)0 e3 gilt, einem $)eutfd&en einen ©trei$ gu fpielen, ba fle^t 
bie ganje ©efeflfdjaH sufammen. — Ueber bie f<§nelle 3lbna&me 
ber faffubtfd&en »efcölferung im Äird&fpiel <§$arbroto, Ärete Sauen* 
bürg, Dgl. »alt. ©tubien 1883, ©. 368 — 370. 2lud& im 

*) 3tyneu unb befonbet« ben ©afferfcoHaden im »ütotof<$en gilt ber 
©pottoece: 2Ser feine Stopp rcd&t betooa&rt, 

Sredjt be Äla^mifc bat £hmneifoa$rt. 



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vn 



totoffyn foirb bic taffubtföe öeüötferwig immer me$r toon ben 
S)eutfä;en toerbrangt. SSon einem Spanenabel ift ni$t me&r bie 
9tebe; mannet faffubif$e Sßan bient al3 $ne$t, unb „fleie Sßa^nf " 
gilt jefct nur no$ als ©<$im*>ftt>ort. 2luä) „ßaföub"' ift ein fe&r 
fcaufigea 6<$impftoort unb bebeutet meiflenä fo tricl ttrie „®ietf<$* 
toerbartoer." 2le$nltä) Reifet es in ber SBütotoer ©egenb: „§ei räbt, 
toenn bat ma Dorn 3M bullert, feggt be SßoEac!." 

93eifpiele ro&en 2lberglauben3 bietet bie (Sammlung in 3Äenge. 
üRodj im %afyxt 1883 öffnete ein Erbeiter in SBoblanfe (Är. Lum* 
meteburg) ba3 ©rab feiner öerftorbenen <3<$tt>iegermutter, bie er 
für einen Leuntöbter fcielt; bo$ fam e3 jum 2lb|ie<$en be$ ÄopfeS 
tti<$t, ba ber Leuntöbter fiä) nid^t metyr rührte. 2lu<$ ber ©laube 
an ben 2Uf ift, ttrie bie ©agen 159—164, 255, 288 tu a. geigen, 
über ben ganjen LegterungSbeatrf üerbreitet. $ier fei nur no$ 
ertoäfcnt, bafj man in ©ublife bei ©tolp toon einem Sauer erjäpe, 
er §abe ein 2Jlänn$en in feinem S3cftft. 211^ nun ber SBauer3fo£n 
fi$ bor einiger Seit üer^eirat^en tooHte, fragte bie Sraut erft ben 
Sßaftor, ob fie e3 au<$ t&un bürfe. 2113 (Suriofum fei no<$ ange* 
fü^rt, ba§ t>or mehreren Sauren eine ganje 2faja$l öon ebange* 
liföen 33ett>o^nern aus Dörfern am ßebamoor eine 2Mfcu)rt §u 
fcer SßunberaueHe in ©uUencjin unternahm, um bort Teilung toon 
förperlidjen Seiben ju fu$en. 92atürli<$ !amen fie eben fo (ran! 
»riebet jurütf, unb au$ all ba3 mitgebrachte SBaffer Wollte ni$t 
Reifen. 

9ftan<$er $8olföglaube unb man$e alte ©rjctylung Jaben fi$ 
nur no<$ in ©prüd&toörtern, forü$toörtlt<$en Lebensarten unb Lei« 
men erhalten. 3n 2Buffefen fagt man: „2)em $>ob' $e $oar ©ä)au& 
föenfe," b. i am Sebeu bleiben, toon einer Äranf&eit genefen, unb 
öon einem fiangfamen §etfjt e3: „2)ei gaut nam ®ob* tau 
föufen." 3n beiben Lebensarten ift ber £ob aU perfönft$eS 
Söefen gebaut. 2ln bie £obtentän$e erinnert ba* folgenbe Lätyfel: 
„ßam ein 3Jtonn öon (Slfenbein, rifc ben SKüIIcr &on bem ©tein, 



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vm 

ben bitter oom ÜHog, ben ßonig bom ©ä)lofj, ben 8auet uom 
Pflug, fri^t' nimmer genug." 3n 9himmeteburg fagt man: „£>a3 
ifl audj einer oon ben ©ieben, bie ben ©Gimmel Derart $aben," 
ein Ueberreft ber noä) jefct &ier unb ba befte^enben <Sitte be8 
6$immelumftu;ren3 gu 2Betyna$ten unb gaftnadjt. gerner $eifct 
e8 in SBuffefen : „$at bi ma niä) ne Hl paffire Warb," b. baf$ 
£)u nur feinen Düffel befommft, Weil bie (Me ber UnglMätoogel 
ift. 5Dcu>r ftammt au<§ bie 3faben3art : „Stöbt, räbt, be Ul i3 uef 
e SBagel!" 2lu<$ frä^enbe §ityner bebeuten Ungliitf, b<u)er ber in 
Söuffefen unb auä; fonft verbreitete Sfteim: „®eie 3Me3, bei piepe, 
u beie feiner, bei freige, mutt ma bat ©nid imbreige." S)ie ßrä&e 
als bämomfä>3 SBefen erfä)eint in bem Steint; „2Bi nri wauer, 
bu uH §auer, toi nri Wey, bu uff £er," mit bem bie fleinen Birten 
jene SBöget ton ü)ren Pflegebefohlenen fortfä>u<$en.*) 2luf bem 
Jlinbergtauben, ba& ber Storä; bie ßinber bringe, beruht bie SRe* 
benSart: „2Bi finb a $oar $irl3, fon' fingt (= finbet) ma ntöfj 
im 2tbboar£ne[t" SSon franHidJen unb bleiben Seuten unb £in= 
bern fagt man: „$ei fie^t uta3 c§iemf, bat e red)t uH §temf," 
fcgl. Äu^n 4 6agen, ©ebräua;e unb 2Jtöra>n auä SBeftfalen II. @. 
80. SSon einer lärmenben $tnberfä;aar fagt man: „$)at gefyt 
a3 be tmttSagb/' unb inSBuffefcn ^eißt : „3nne Witte 3agb fmne," 
fo toiet al§ entbunben Werben. 3m Selgarber Greife giebt eä baä 
©prüäjwort: „2öenn be 2Mf3ftaart haa^t (b. i. bie $aut abftreift), 
bift bu SMfäbreä wi§ naug." toirb gebraust, wenn fiä) je* 
manb in tiner fritifdjen Sage befinbet, unb eS fott barin auSge* 
fproä)en werben, baß e3 i^ni eben fo fdjltmm ergeben fönne, als 
iemanbem, ber einer Sßölfin bie 3 un 9 en wegnehmen wollte unb 
babei t>on bem allere betroffen Würbe. 60 na<$ einer mir ge* 
Worbenen ÜKittyeilung. (Sollte nid;t c^cr an ben 2BerWolf ju 
benfen fein?— -3lud) mandjer anbere im ^weiten &&eil ber 6amm- 



*) %ü$ fonjt teirb bie &xtyt „utl $ej" ßenonnt. 



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IX 



lung mitgeteilte 2lberglaube befielt jefct nur nod; als bloge Sie« 

3u ben Lebensarten: „3# f$la bi bi be D§re, bat bu neigen 
Sag' toom $itoel breemft" (SBuffelen) unb „®e gc^t, a3 toenn §e 
na bem nägben $ag' föd&t" (Selgarb) fcergleia;e man, toaS ©im* 
rotf 3Jtytty. ©. 80 &on ber neuntägigen S5toä)e fagt.*) Qn bem 
folgenben, bei einem ^inberfpiel gefungenen Leim wirb bie ©teben* 
$a$l rm;t&ifä) fein: 

3$ trete auf bie Äette, ba& bie Äette Hingt; 

Äennft $u einen Sögel, ber fo §errli$ fingt? 

©ingt fo Har 

2öie ein £aar, 

§at gefungen fteben S^*- 

©teben 3a^r ftnb um unb um, 

Sungfer (Siegten) bre^t ftä; um. 

2foa) ben folgenben Lätyfelu unb Slb^lreimen liegen toofcl m^ 
tyologiföe SSorfteßungen ju ©runbe: 

@3 fte^t ein SBaum am ©raben feft, 

$er &at nur 52 Left, 

@in jebeä Left ^at fieben 3unge 

Unb jebeS 3unge feinen Stamen (3^r, SBodjen, Sage). 

< 

fam ein Sögel geberlog 
Unb fefct fi<$ auf ben Saum blätterlos ; 
$)a fam ber S^nfer £Snbelo3 
Unb na&m ben Sögel geberloä 
SSon bem Saum SBlcttterloS (©d&nee, @rbe, ©onnenföetn). 



*) 2>od& Begegnet bie 92eunga$I au$ fonfl in @£rüc$roortern; fo au« SDSuf- 
feten: 2>e erf$te nSgen (nämlid) ©etbel) ftnb be f$(itninfte. giero u brei i9 
fatoen, be 93u<f boartau ifl nagen, bat i$ ne tidjjtig' ©c^eperrfifnung. 2)i mutte 
ttföt nagen fteüt afftrude wäre. flu« Söetgarb : S)ei t« oof nagnen to Häuf. 



Di 



X 



eins neun 

2Bie fyoty ijl unfre ©djeun, 

2öie ift imfer £auS? 

S)a Juden brei 3ungfern fceraus. 

S)ie eine ftrinnt ©eibe, 

Sie anbre foäjt treibe, 

®ie britte tuü;t £emben, 

SDtfr ein», bir eins, bem alten 3afob aua) eins. 



eins neun 

2öie $oä) fle^t bie ©ä>un 

SSofl Joggen unb SBeijen? 

2Bie foH baS liebe Äinblein feigen? 

ene mene toeifje S3a$n, 

ene mene fäjmarje 99<u)n. 

engeHanb ift jugefä;loffen, 

2)er ©<pffet ift en^toei gebroä)en. 

£anS, id) ober bu, öier Sßferbe muffen jagen. 

2luf bem ©lauben, bafc bie ©eelen ungetaufter Äinber als 
Srrlityer ^erumirren muffen, bis fie erlöft »erben, beruht baS 
fotgenbe, von einem @ä)ulmäbä)en in Söujfefen niebergeföriebene 
SMfSiteb. es lautet: 

@S trieb ein ©a;äfer mit ßämmlein raus, 
®r trieb too^l in ben SBalb hinein, 
begegnet ü;m auf bem Sßegelein 
ein Keines Äinb fo Wo) unb fein. 
,,2lä) ©ä)äfer, nehmen ©ie miä) mit ins Sorf, 
£eut toirb meiner 9Rutter tyre ßocfoett fein!" 
er fafet baS Äinb toofcl an bie £anb 
llnb ging mit u)m »orS ©odfoettSfriuS. 
w @uten Sag, guten Sag, ü/r £oä)$eitSgäft, 



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XI 



3Mne 3Jtutter fi^t Unterm Zi\ä) fo fefl!" 

„SBie !ann i# 2>eine 3Äutter fein? 

3# trag ein grünes $ränjelein." 

„2ßie Jannft S)u tragen ein grünes $rän$elein? 

2)enn $)u (aß erzeugt brei Äinbelein, 

3mei $aft $u im SBaffer erfäuft unb mi$ in ben &o$len 

33aum oerftetft, 
mt dornen unb SDifteln jugebedt." 
„2Bie fann u$ ©eine 2Kutter fein? 
3$ trag ein grünes Äränjelein. 
Unb wenn i<$ ©eine Sflutter (fottt) fein, f o mödjt i$, bafj 

ber ßutfud Um 
Unb mir ben grünen Äranj abnffl&m." 
$)er ßutfutf aus ber $öUe tarn 
Unb tyr ben grünen $ran$ abnahm. 

Stuf £eufelsfagen unb £eufelSgfouben, §eibnif<$em unb Grifts 
Iid?em, berufen bie ©prü^njörter unb Lebensarten, in benen ber 
Teufel genannt ttnrb, beffen Sftamen man auSjuft»re$en ft$ oielfa$ 
f$eut unb ber beS&alb oft nur mit „£ei" (= @r) ober ,,2)ief' u 
jenn" bejei^net toirb. 3$ $abe in #inierpommern folgenbe ge* 
fammelt: 

ßtnfyot,*) föla be SHtoet bot. 

Sflett (mifj), toenn udE Bat bem $)itt)el in't (Stterbrauf.**) 

2Bet oäre £ett toa^ntj, mutt be fcitoel tum SBabberftofrten 

nebige. 

2Bo ©itb iS, iS be $itoel, too feige is, boar tS $ei ttoeimaL 
2ßenn be 2Bietoer toaföe u bade, $ebbe fei be $)itoel im 9to<fe. 
2Benn ma be SDitoel bat gan$ 3oa$r fcubbatf bre$t u fett 
em eige 2M unätoen $en, benn iS alles oergätoS. 

*) S>. einer, bet bie Knie $«nb (flfote) flatt ber redfrten gebraust. 
**) «Bett matt fid) im <5Üerbrai$ ben ffio$nort befi Scufete ba$te, bgt. 
eaflcn 165. 



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xn 



$e leih) ©Ott [traft ucf mal eis be Sittel. 

§ei fann läfe a3 $e (Sfel u fd)rietoe a3 $e $)itoel. 

3<f fd)la bi bt bc D^re, bat bu nagen $ag' toom ©hoel breemft. 

§ci boartynger aS bc $ta)el tyingerre Subefeel'. 

<3<$mu<i u rief f$itt be 3)imel nid) toglief. 

3<f bring ©Otts SBoort inne ©dpmung, fäb be Sittel u fä)meet 

be S3ibel ätoerre Sun. 
©rot ©efd;rei u toenig 2SulI, feggt be ®itoel u f<$eert be 

ull 6äg. 

£)at t£ bat £e&t (be ^eig), fab be $)ta>el u fä)eet bat §art ut. 
©$la, SBaber, fd)la! 6a)leeft te§n Littels ut, jtoanjtg toebs 

ber in. 

2So be £>üoel Sförmibbag in fttt, boar fttt frei u<f 3fa&= 

mibbag in. 

SBat be $ttoel fär 6<$au$ breast!*) (SBuffefen). 
3n be Dgen „©Ott griefj bi!" ^ingerm fötgge „be Sittel 

$at bt!" 

S)at ßrot fenn icf, fär be Sittel u ferr fttf in be bettet. 
SDu bift ete ttungerli<$e ©S>rift, fär be Sittel u faut bem 

Sure inne 33oart. 
Soa föla ©ort be Sittel bot (Jtr. ©tolp). 
6on' §err, fon' ßarät, feggt be Süttel un fö&rt irpp be 

Srettföttty) **) (ßr. 33elgarb). 
Se Sittel fettle (fifceln), fagt man in einigen Dörfern be3 

Stofyer Greifes, ttenn ber £ofmeifter burd; bie ßlaflper 

bie Sagelö^ner jum <sd;artterf ruft. 
Sftätyfel: SBoarim f<$laug be Sittel ftn ©rofjmutter? 
Mal fe fein Uträb' ttiefb'. 

3n ber SBublifcer ©egenb unb aud) fonft fagt man: „Sat getyt, 

*J ©o fagt man in ©uffefen ju jemanb, ber an anbern ßolj borbetge&t. 

**) ©gl- Correfoonbenjblait bc« SJcrcinö für nieberbeutföe @pra<$for- 
fönng VA. 53 f., VIII. 78. 



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XUI 



a$ mett $ümel $red paspelt," eine Lebensart, bie auf bem oon 
ntir in §tnterpommcm nid)t metyr toa^rgenommenen (Slauben be* 
rw;t, bafj am 6onnabenb 2lbenb abgewonnen fein müffe, fonft 
$a$pele ber SEeufel am ©onntag. 

2luf ein 23olf$märä)en fd>int fid; ber folgenbe, aus SBuffefen 
mitgeteilte Sföjctylreim ju begießen : 

£)at fatt mal ne ßrety am 2Beg', 

$>ei nmH geem 93ibel läfe. 

Sibel läfe funn fei nid); 

ßamm be $o& unb u breef fei toeg, 

$>reef fei in be Äenigäfamer. 

(5ßtjf, paff, pu, äff bift bu!) 
©ulenfpiegel, ber audj in Bommern geroefen fein fott 
(£emme, 5lr. 79), nrirb je&t nur nod) in ©prüdjtoörtern genannt. 
Qnt Söelgarber Greife Jagt man: „23äl ©efd)rei un toenig 2BuH, 
feggt Ulenfpegel u fdjeert upp be uH Sög log." 3m ©tolper Greife 
^eißt e3: „9tu finb tt)i batoen upp, feggt bc Ulefpegel u fatt ungre 
£ag'/' unb: „SSäl Äepp, fcäl (Sinn, feggt bei Ulefpegel, a3 §et ne 
©ad t)ull Äumftfepp uppem SBarg utfdjütt un aä fei na alle ©iere 
runge leipe; bei ete letp nam $raug' u bem leip £ei na." 2tu<$ 

ift Ulefpegel ein gebräu<$lid)e3 ©d)impfn)ort — eben für einen 
(Menfpiegel. 

£ie Neigung ju 6pott unb ÜRetferei liegt im ß^arafter be3 
£interpommer3; ein 2Bort, eine bumme £tyat giebt ü)m balb ®e* 
legen&eit, feinem -Jtadjbarn einen (Sfelnamen anhängen, ber ü)m 
oft für fein ganjeä fieben bleibt, ober feinen tarnen in einen ©pru<$ 
gu toerfledjten, ber balb bie SRuube burd) bie umliegenben Dörfer 
mad}t. 3$ tyabe eine große 9Jtenge fold)er 6prüd)e gefammelt unb 
toerbe fie in einer fpäter erfdjemenben ©ammlung toon ©prüä> 
Wörtern bringen. 2lud) bie pommerfd> ©efd)id;te ift reid) an &u* 
moriftifd^en Momenten. SBefannt finb bie Spottnamen, mit benen 
man bie (SöSlmer beehrt (Xemme $r. 123). Sftoä) me^t §aben 



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XIV 



bic 93ewo^ner oon 3anoro unter bem Spott i&rer Sfadjbatn ju leu 
ben (togl. Sagen 196 — 204). Stuf tyre Soften toerben aUerfyanb 
Streike cr^lt, bie aber au$ bon ben 3«tof««nt unb 2)ar|ifo»em 
gelten, — aHerbingS finb fte aud) fonft nid)t unbefannt. 3n be* 
fonberem Sßerruf fielen bie SDarfttotoer, unb tyr 2)orf toirb toom 
$olt taum anbete als „bumme £)oarfd)!" genannt SBonben 
Sebaem unb ftotoern ereilt man äfrnUä> Streia> .*) 38aS i$ 
äuget bem in ben Sagen unb Gelungen 3Äitget$eilten nod; an 
topograp|if$em £8olfö$umor gefammelt fcabe, mag ^ier feine Stelle 
ftnben. Stolp ift als Äafd)uben^auptftabt oerfajrieen, hrie es benn 
aud) eine Jtoffuberftra&e aufjutoetfen fcat, unb ber Spottoerä auf 
Stolp ift begannt. 2Iu$ fagt man, in Stolp foHe man m$t tan« 
§en, weil man ba mit Stolpern tan je. S3on 3 ano *° W# es 
aud), bort banfe ber ^ad)ta>äd)ter be$ 2Rorgen3 in GMin ab. S3on 
Sd)ioelbetn Reifet e& : „3n Sd)ioelbein ^etotoeirö be 2)tta)el fetyn." 
3n föafceb u£r toeiben bie Bürger tyreÄitye auf bemSMarft, unb 
in <£a Iii es jiefct ber ^Bürgermeister nur am ©onntag bie Stiefel 
an; aud; ift biefer Ort toegen feiner Äartoffelbubbler berfpottet 
3m Sütower Äreife fagt man öon einem Orobian: „$ei ut 
SRabbajin, too bereuter med**) toare." 9tabbajin ift Gröben-- 
jin. 93on jemanb, ber, tote man ju fagen pflegt, eine fd)dne £anb* 
fa)rift fingt, ^eiftt e3: „$)ei fingt a$ be Sijmbotofd)' Hefter." 
SBon bemfelben Lüfter fagt man: „3n Symbol» friggt be Äefter 
ttoelf Sd)äpel ^d)tfd)ufd)fe tum £o$n, amer $ei mutt fe fid udC 
nod) allein plule; boartau tyett $ei fri 3agb inne gtdjtjewe." (Sine 

•) ©on einem ftiföer aud 9tou>e erjagt man, et fei einmal mit $ifä)cn 
auf ben Dörfern herumgegangen; in einem $aufe &aöe er feine 5iföfe auf einen 
$erb gefefct, unb alfl er jte toieber auf feinen 9tü<fen genommen, fei i$m eine 
©ratyfanne baran fangen geblieben, föie er nun fo ge^t, fölägt bie Pfanne 
auf tte 8ifd)fe auf; er lauft, aber immer fönefler flotft ef auf feinem Stücfen, 
fo bafj er glaubt, ber Teufel fifce i&m hinten auf ber Stf$te. 3t pernio« tommt 
er in 9tome an unb ISuft fogtcic$ jutn ^ajtor, bamit ber ben Seufel bertretbe. 

•*) %t\n\\äf ^ttft «• im 8autnbnrgifc$en: „<5t e« fo gant oft c frefö- 
raeltb' $ean." 



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XV 



ä^nlidje gigur fü^rt baS liebe sjtommerlanb III. 6. 309 cm. (Sin 
$etr bittet eilten Sauer um geuer, unb ber etttribert: „geuer follft 
3)u fcaben, Kernt $u auc$ ber $aflor aus S^oto &ift" Sott 
ttbebet bei »ublifc $ei§t «8, ba6 bort bie ßuttbe mit bem ©efroanje 
betten, unb toon einem anbem 2)orf, bajjj bort bie ®änfe barfufj 
laufen. 3n OuiSbernott ftött be Jütott beDffebot 3n$u$; 
lar ätenS bei (Sriitt mit bem 6ugeL 3n SßribSlato neuntens 
be 3Kü$ äff, in 9Soper3noti> tt't ätoen fo. 3n 3uä)e le^rt 
ma juä;e, unb ®r. £ij$oto ift ba3 3)orf, too^in man jum gran* 
gen cje^t. Scfannt burd) feine ©tgenfcit ift ba3S)rett$ta,fa)e 
geriet: „£ei i3 fo eigen a3 bem 2>ienfeyfä> ©ä)tt>ten$eire (te garfe, 
bat namm fiel u$> u ging allein fcom gitt na £ueV' Unb tt>a> 
renb bie SRiigentoalber ©änfe toegen ifcrer $>icfföpfigleit in 
Verruf finb, Reifet e3 in SBuffefen: ,M ©aus $ett 3Rhrfä> 
fcerftaub; fei {log tippe ©ee u lamm allein toebber runge." — 

©imroef (at 9Jtytf>. 6. 370 angenommen, ba& in ber glud)= 
forme! S5unnerfajenbie tarnen ber ©ötter £)onar unb <5ap 
not fcerbunben feien. fdjeint unjtoeifel^aft fein, unb bie 
gormel ift bann fe^r alt. @tn eben fo $o$e$ SHter beanforudjen 
bann aber auc$ bie übrigen gluä)formeln. 3>a ift junäd)(l ju er* 
toä^nen $etlefaye, ober ttne man getoötynlta)er fagt, gelles 
fayinl. £)ie räumliche (ä)riftli$e) $ölle fann nid)t gemeint fem, 
mir ^aben ^ter tnelme^r eine 3ufammenftellung bet ©öttin £el 
unb beS 6arnot. gerner ftnb in ben gormein JDunnertnetter*) 
unb §eUe» etter $)onar unb SBoban et nerfeits, Qd unb SBoban 
anbrerfeits toerbunben, benn Söoban, ber SSettergott, ber ttnlbe 

*) «uffauenb tf», ba§ in tiefen $fa$»Sitern nur bie ftorm „©etter" 
erföetnt, t»%enb fonfi Setter )>tattb. ©ebber (©erre) ift. SU« tyrfomflfatton 
be« ©ettergotte«.erfd}eütt ©etter aud^ in folgenben 83erroünfänmg«fonne!n: *®i 
fttff bo$ güel bat ©etter fcale! ©oa fall bo<$ gttef bat ©etter rin fötane! 
©etter m<$ et«! £>at bi bat ©etter! 2>at bt bat! 91« Mo§er an«ruf : Sa«* 
tt$ta«, Xattibat! 3n ©ufiefen: Eatti bat grufnige, too ging $<i! fctt« ber 
»ublifcer Oegenb: 2>t fc^abbat ©inb un ©are $ate! 



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XVI 



Säger, unb ni<$t fconar, ift gleiä? SBetter gefefct, toä$ren& inSÖun* 
nerbitoel naä) ©rimm 2)tyt&. 4. 3fofl ©. 151 beibemal $onar 
genannt ift. ©5 bleiben noä; jtoei gormein übt% bie noa) nidjt 
befannt ju fein fä)einen, nämli$ §innefayin! unb $tnne* 
toetter, alfo eine SufammenfteHung &on£inne unb©aynot unb 
Don $inne unb Söoban. 38er ift nun §inne? %üt £eHe lamt 
§inne nid^t fteftm, ba §. SB. in meinem ©eburtSorte (Sarjin (#r. 
©tolp) beibe gormen neben einanber gebraust »erben;*) auä) mit 
ben £ttnen $at ber 3ßame nic^td ju #un, biefe Reiften bei un£ 
£eine. Unb toenn in SBuffefen, Är. 93ütoto, ^iennertoetter unb 
^iennerfaying gefproä>n ttnrb, fo erflart ftdj ber lange SBoIal ein* 
faä; aus ber Neigung beS 3)iülefte3, furje SSoIaie ju längen, unb 
ba3 r ift au£ ber gorm $)unnertoetter $eceinge!ommen, tme man 
benn in ©arjin ganj beutliä) £inne ftmd)t. 

9iun nurb in ben norbbeutfä)en ©agen Don ßu&n unb ©<$toar& 
(Seipjig 1848) unter 5Rr. 190 folgenbe ©age mitgeteilt: „2lm 
2Bege bon SBeftertyaufen naä) Styale (bei §alberftabt) liegt glei$ 
fytntevm SDorf an einem mit ©anbfteinllippen überbecften Serg bie 
Jpinnemutterftube, eine £ityle im ©tein. 3)arin jtfct bie 
£innemutter, ein toilbe3 Söeib, aber tote fie ^ineingefommen, toeifj 
fein 3Keufä). ©inige fagen jtoar, fie fei nidjt me^r brin, aber bie 
flinber nriffen ba8 beffer, benn toenn fie niä)t artig finb, fo fagt 
man: „Söart, bie £mnemutter toirb gleid) lornmen unbbtä)$olen!" 
unb fie mögen nod; fo unartig fein, baS tylft getoi&." $aju be* 
merft 5hü)n ©.489: ®er 9lame ßinnemutter erinnert an bie 
^aulemutter. Sie nun biefe »o^l leine anbere ift als grau 
# olle, ba ja bie §aulemännerd)en ben norbif^en #ulbumen gleid) 
flehen, fo bürfen nur au$ ber £innemutter auf eine grau^inne 

*) SUerbtng« Kirnen bie Siquiben »etffetn. 3n Sariin finbet $inne 
no$ einmal, nämlic&m $tnnenettel, bie einjährige Weffet, anbertoärW $irre* 
nettel, b. i. $ibbernettet, bei Sörlin $iimeaettel, im »ütower «reife ^nnenettely 
$emienettet ne&en $irrentttet, $ibb«nettet. 



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XVII 



fölie&en, unb jroar wirb bieg leine anbere als bie als 9Äutter unb 
Königin ber $eim$en auftretenbc Ser^ta fein* 

$)ie Sbentität mit ©erfya, alfo au<$ mit §oHe, ge^t au$ aus 
anbeten toon Äu£n unb ©<$toar& mitgeteilten ©ebräudjjen beroor. 
3n XiHeba am 5fyfftäufer, fotoie in ber gangen Umgegenb, lögt 
man, nad&bem ber Joggen abgemäht tft, eine ©arbe unabgemäfyt 
fte^en; bie 2le$ren berfelbcn »erben barauf umgefnidft mit bunten 
SSänbern untermärtS gebunben, fo bafe baS ©anje bie ©eftalt einer 
$uppe mit einem Äopfe belommt, unb nad&bem biefe fertig ift, 
f prin^en alle ber Steide na<$ barüber fort; baS nennt man über 
fd&ainid&eu fprtngen. SBer anftö&t, muß ©träfe jaulen. 3n 
§ofylfiäbt fagt man: über fd&tnnetfyen fprtngen. Qn S3utt= 
ftäbt fcotte man folgenben 33rau<$: 2öar ber gla<$3 ausgerauft, 
fo lieg man nod& ein SSünbel fielen, banb bie ßnoteu oben JU* 
fammen unb fprang barüber; baS nannte man ein f$aini$en 
mad&en ober über f$aini$en fprtngen. 3m 2lltenburgi= 
f#en fagt man eine ©d&eune bauen, mit 9fc$t glaubt 
ßiu)n in ben genannten Slu^brüden ben Flamen §inne Biebers 
gefunben gu $aben, benn im tbüringiföen ©ialeft tmrb f na$ r 
im Slnlaut $u fd&, feie burdfc Seifpiele aus 93ed&fteinS tbüringifdjjen 
©agen bargetfrm toirb. Heber fd&inned&en fpringen ift ba* 
tyer fo triel nrie überS $inne$en fpringen, unb erft fpäter, 
als man ben SHuSbrucf ni$t me$r berftanb, bitbete man bie 2to 
brü<fe fd&ainid&en mad&en unb ©d&eune bauen. $)af$ aber an eine 
©d&eune ntd&t ju beulen ift, geigt fotoo&l bie ©eftalt ber $uppe 
als bie üRebenform fd&innid&en« 

Söie nun ber „Sitte", bie $uppe, bie man aus ber tefcten 
©arbe mafyt, ber ©Ott felbfi iß, fo ftellt au$ in ben angeführten 
©ebräud^en bie Sßuppe, über bie man ^intoegfprang, bie ©öttin bar, 
bie über ber (Srnte toaltet. S)aS bemeift aud& ein anberer ©ebtaudfc 
aus SButtftäbt @&e ber gla<$S ins SBaffer tarn, tourbe in einem 
SBiifd&el ein 3$eil gla$S mit ber ©pifce na$ oben, ber anbere mit 



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XVIII 



ber ©pifce nod) unten gebunden unb ju ben übrigen Sunbefo. ge< 
legt; wenn bann alles toieber aus bem SJkiffcr herausgeholt würbe, 
hiefj es öon ber -Dtagb, Weld)e Jenes SBünbel hewuSjog, fie habe 
bie glad)Sfröte gefriegt. $iefe glad;S!röte ift bie glaa)Sgöttm 
felbft, bie blonbhaarige SBerhta, unb baS §inne<hen, grau 
«Spinne, ift nur eine anbere SBejeidjnung berfelben. SBenn bie 
#innemutter Wteber als wilbeS SBeib erfd&eint, mit bem man 
bie ßinber erfd^redt, fo betft fie fid) aua) hierin mit S3erhta unb 
grau ßotte. 2lu<h in ber pommerfchen ©age erfd)eint ein altes 
fpinnenbeS 2Beib unb erfd)re(ft bie SBorübergehenben (©age 31); 
benn bafj baS ©ummen ihres SftabeS öon ben s &srftänbigen ritftia, 
als baS §erunterfi<fem beS ©djneeS ober Wegen* gebeutet wirb, 
hebt bie ©age felbft nicht auf. Unb nod) einmal erfchemt ein 
fola>S 2Betb. SBenn in Söuffefen bie ßinber am 2lbenb nidht tritt 
unb artig fein mollen, fo broht man ihnen, baS Söetb (ober baS 
$>ing) mit ben langen, fpillbaumeuen 3^^ nen Werbe 
fommen. @S ift eben grau §ofle, bie ja aua; mit langen Styntn 
erfcheint. Ob ber Warnt §inne aus §ilbe ober §oUe ($ulle, #ütte) 
corrumpirt ober noch anberS ju erflären fei, mag bahingeftellt 
bleiben, {ebenfalls bezeichnet er biefelbe ©öttin. 

3ft nun bie gegebene Deutung ber glud;formeln richtig, fo 
fyaben ttrir in ihnen biefelben brei ©ötternamen, bie roir fd)on in 
einer altfää)fifä;en 2lbfd)tt)örungSformel jufammen ftnben, nämlich 
2)onar, Söoban unb ©arnot. S9ei ben ©öttinnen fehlt aHerbtngS 
bie ©reijahl, boch war vielleicht greia felbft bie britte, Wie man 
aus ber gormel $)unnerSbag ugribag fchlte&en !cmnte, benn 
bie Warnen ber Sage werben erft fpäter für bie Warnen ber©ott= 
heiten felbft eingefefct fein. Anbere gormein mögen bereits verloren 
fein. §8on noch gebräuchlichen führe ich an: $)unnerWettftocf, 
$>unnerjuchtinf, £)unnerlichtinf, ©unnermafftnf, $)unnermifrmt, 
$)ucfemniffntf, — Korruptionen ber früher genannten. 



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XIX 



Site aus gatfcnburg mitgeteilten SRamen ber 3 tocr Ö c 
ftat)ifd)ett UrfprungS; ü)re Deutung mufj id) anbern überlaffen.— 

$ie 3lnorbrtung ber (Sammlung gefd)a$ in ber 2Beife, bafc 
ber erfle S^eil bie ©agen unb ©rjä&lungen, na<$ ben einzelnen 
Greifen geörbnet, enthält benn ein mptyologtfdjeS 3«^reffe £at ben 
6atnmler bei feiner Arbeit sundd)ft ntd)t geleitet; menn jebod^ aud) 
bie äJtytyologte fcier unb ba etwas ftnbet, toaS fie für fid) Der* 
toertyen fann, foH'S tyn freuen. 93iel mistiger erfcjien eS, aHeS 
baä fd)riftltd) ju ftyiren unb baburd) Dor bem Untergang ju fdjii&en, 
toaS baS SBoK fid) erjä&lte unb nod; er^ä^lt. Sluf bem Sanbe auf* 
getöad)fen unb mit ben ©itten beS SSolfcö &on S^Ö^nb auf befannt, 
$atte ber (Sammler frityjeitig ©elegen&eit, aud; feine ©agen fennen 
31t lernen, unb fo fonnte er, burd) bie ^emme'f^e Sammlung baju 
angeregt, in furjer 3eit e ^ nc 9 r °6 e Slnjatyl bon Sagen aufjeid)nen. 
$en ©tamm bilben bie ©agen beS ©tolper ÄreifeS, bie ber ©amm* 
ler u)eil0 aus früherer Seit fannte, t$eils tocu)renb feiner ©tellung 
als §auSlef?rer in ©tojenttn im SSerfetyr mit ben Sanbleuten auf* 
jeid)nete. (Sbenfo finb bie meiften ©agen beS ßauenburget £retfeS 
nad) münblid>r @r§ä&lung aufge jetdjnet ; einige 9ßad)träge lieferte 
foäter #r. Se&rer SRabiöf e in 93elgarb. ©e$r eifrig betyek 
Raten fid) bann biedrer £)affon> in ©ulfom (Är. ©totp) unb 
8ra)ut in ©uffefen (Är. SBiltoro) an ber ©ammlung; bem 
elfteren öerbanfe td) eine große Stotel oon ©agen aus ben #rei* 
fen Stolp unb ©ä)lawe, ber anbere braute triele ©agen aus ©ü* 
toto unb Gummelsburg. 39eibe 3Äänner, aus bem SSolfe ftommenb 
unb bura) u)re ©teuung unb tyren S3erfe^r im SBolfe jum ©am* 
mein too&l befähigt, tyaben, too fie nta)t i^nen fdjon 99e!amiteS res 
ferirten, ityre 2luf jeid)nungen meift nad) ber @t#ü)lung älterer Seute 
gemalt, bie Dollen ©lauben üerbienen, fo baß ein Stoeifel an ber 
Söa^it tyrer »eridjte auSgefd)loffen ift. ermahnen uriH id), bog 
§r. 3)affott) bie $runnenfagen 97 unb 100 nad) bem 3Bertd)t feiner 
in ßabu&n oerfterbenen ©Kern, ßr. 2lr$ttt bi< Srtmnenfagett 15 



Di 



XX 



unb 220 mti) bem Script t»erfdjiebener alter Seutc aufgezeichnet 
hat. S)ie 6agen 63 unb 221 fmb in ber mitgeteilten gorm toofyl 
ma?t t-olfethümluh getoefen, bod& ift mir 63 ohne ben 6o}lu(? au$ 
Don anberer ©eite erjäfolt roorben. (Stählung 142 ift fia)er oolfös 
tbümltch unb erft fpäter im Äirchenbuch aufgezeichnet roorben. SBon 
ben ©agen ber übrigen ßreije ift nur ein geringer £heil oon mir 
perfönlich gefammelt roorben. 3ahlreia> Beiträge lieferten bic 
Herren ©eminarlehrer Daring in (S ö 3 1 i n , Dberpfarrer l a t o 
in galfenburg, Sehrer Stabe in SBoiffin, eine au£ $er* 
fanjig ftammenbe $)ame u. a. Sttllen fei hiermit gebü^renber $aitf 
abgeftattet. 2öaä oon fchriftlic&en Quellen benufct ift, ift bei ben 
einzelnen 6agen angegeben. 3n juoorfommenber SBeife geftattete 
§r. SJtittergutebefiger £reia)el in £och = $alefchf en ben 216= 
bruef einiger t)on u)m in ber 3eitfa)rift beä ^iflorifajen SBereinS für 
ben 9tegierung£be$irf 3Jtarienroerber öeröffeutlichter 6agen, tt)ie er 
mia) aua) fonft burch [einen 9tath freunblia)ft unterftüfcte. 

2)er zweite SC^eil ber «Sammlung enthält Aberglauben unb 
(SJebräuche, jumeift aus ben Greifen <5tolp unb ©ütoro, toon meinem 
©d&roager 2)afforo, #rn. Slrchut unb mir felbft perfönlia) gefam= 
melt. ©intge Beiträge mürben t)on greunben geliefert. (S8 fei 
baran erinnert, bafc iu Qt^noro, baS öftere ermahnt wirb, noa> 
jefct ßaffuben üorhanben finb, unb Sönffefen unb bie umliegenben 
. Dörfer früher ebenfalls üou Äaffuben beroohnt roaren. 2öa3 baher 
in biefem XtytiU gebracht ttrirb, ift gröfjtentheite faffubifa>$ ©igen* 
t^um. 

2)er britte Ktyil ber Sammlung enthält eine Anja^ oon 
3Härchen, grö&tentheite mm £rn. 2lra)ut gefammelt. Ueber bie 
Seife feinet Sammelnd ftt)reibt er: ,,30; ^abe jumeift ältere Seute 
$u einem ^lauberftünbchen in meine Söohnung gelaben ober bin 
§u ihnen gegangen, unb nadjbem ia) ihr Vertrauen erroeeft, &abe 
ich ihnen meine Sitte vorgelegt unb mir bie Saasen erjagen laf- 
fen, bie ia) entroeber fogleia) ober fpäter aus bem ®ebädjtttif$ auf- 



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XXI 



fa)rteb. Äeiner ber ©rjähler, bic fämmtliä; bcr nicbcrcn 33oll8* 
f$ia)t angehören, bat naa; feiner 2lu3fage au8 einem 33ua)e ge* 
fa)öpft, jeber toollte bie ÜRärdjen trielmehr in feiner Qugenb oon 
alten fieuten gehört, ja öfter gehört unb fo bem ©ebächtnife ein« 
geprägt tya&en. $>iefe Angaben &abe i$ um fo toeniger ©runb 
ju bejlr-eifeln, als in früherer $tit berartige Unterhaltungen, be* 
fonberS an ben langen SSinterabenben, an ©onntagen unb in ben 
©pinnftuben, mehr unb beffer gepflegt hmrben al$ heutzutage, too 
bie jüngere ©eneration fta) lieber bie 3eit bura) flartenfpielen unb 
©ä)nap3trinfen fürjt, nrie benn audj faft bei feinem ber jungen 
©emeinbemitglieber ber ©inn für folä)e ©rholung ju finben ift, 
toaS im Sfttereffe einer gefunben SBolföerjiehung nur beflagt toer= 
ben fann." 

£)en SSortourf, leia;tgläubig getoefen gu fein, muß ber ©ammler 
entf Rieben jurütfroeifen; er fennt feine fcmbsleute gut genug unb 
toeifi, hrie otel eS bort noch befonberS an @r$ä&lungen, attära)en 
unb (Gebräuchen ju fammeln giebt; unb toenn er feine ©ammlung 
f$on jefct ber Deffentlichfeit übergtebt, fo geflieht ba3 aus bem 
©runbe, toeil er jefct nicht mehr (Gelegenheit jum perfönltd&en ©am= 
mein fyat ©her möchte $u tabeln fein, bafc er ju viel aufgenom* 
men hat; aber barauf ernribert er, baß er eben alles bat aufnehmen 
to ollen, toaS e3 an ©agen unb boltetbümlid&en ©rjählungen im 
StegierungSbejir! (5ö3lin noch giebt; er hofft, feiner $eimath3prooin$ 
burch feine ©ammlung leinen fd)lea)ten $>ienft ju ertoeifen, unb 
bebauert nur, ba& er aus bem n)eftliä)en Sfytil be3 9tegierung3be* 
jirfeS nicht mehr hat beibringen fönnen. 3m Uebrigen fott baS 
Sud) toeiter nichts fein — afä eine ©ammlung, bie tt>iffenfchaft= 
lid)e SBertt)erthung be§ gebotenen ÜDtoterialS bleibt Slnberen über* 
laffen. £>aber ift — mit einer Ausnahme, ©. XIII ff. — aua) auf 
m^thologifa)e Erörterungen verjuxtet, obgleich fola)e vielen Sefern 
toohl ern)ünfa)t getoefen toären. 



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xxn 



<5o fei bcnn biefe Sammlung — mit freunbli<$em ©ruf* an 
alte Sefatmte unb alle, bic in bem 33uä)e &on bem 3&ri(jen toieber« 
finben, — gan§ befonbetä meinen ftntetyommerfdjen Sanbäleuten 
beftenä empfohlen. %üt toeitere Seiträße jur SßeröottPtanbiQung 
unferer Sammlung toerben toix banfbat fein. 

$ofen, am 20. 2lpril 1885. 



*** 



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I. tfreis 33ütoto. 

©eitt. 

1. 2)te !affubif$en fyinen 3 

2. Urfprung ber @tabt ©fitoto 4 

3. 3)ie S3flton>»9lummel8burgtf<$e Sierße 4 

4—8. 2>er ©<$Ioüberg bei SÖÜto» 4 

9. 2)ie geuerfageln 8 

10. SDie Sungfernmfi&le bei ©ütonj . . '. 8 

11. 2)er berteflnföte ©elbfafkn 9 

12. 2>er ©teinfrei« bei ©ttto» 9 

13. ©ott abföwören 10 

14. 2)a$ bertofinföte ©($lo{? in ben #eifö?u$Ien 10 

15. 2)er ©rannen bei SBuffefen 11 

16. 2)er fctyoarje 2Rann 12 

17. ©reibeinige $afen 12 

18. 2)a8 Srrlidbt unb bie toilbe 3agb 13 

19. 2)a0 toeinenbe 5ttnb 14 

20. 2)er betrogene ©ei$ale 14 

21-22. ©om ©elbluttern 15 

23. fieberte äRil$ 16 

24. mi$ abmelten 17 

25. #et fieft o« be $unb na 3afob' 17 

26. Der unfufctbare ^at&enjettel 18 

27. ©er Seufct unter bem Zifä 18 

28. fcobter fommt »ieber 18 

29. 3>ie toilbe 3agb 19 

3a $ie ölocfen im $io$enfee 19 



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I 



XX I V 

Gette. 

31. ©fctnnenbe grau 20 

32. ©bufenbcr Saum 20 

33. ttojjlafer im »rot 20 

34. 2) et $efenjee bei $r$ebiatfott> 20 

35. ©ie Orgel in Söerneborf 21 

36. ©ie betben ©een bei ©ern«borf 21 

37. ©a« ©erßeinerte (tyetoaar bei ©am«borf 22 

38—40. ©er bertoflnföte ©tein bei ©am«borf 22 

41. Änaben probieren ba« Äityfen 24 

42. HRaufe im «opl 25 

43. ©ie Saarnnntyen 25 

44. ©er ©iamant im Saffener See 26 

45. ©ie berborrte $anb 26 

46-50. 25er 3Ka$rt 26 

II. StxtU ßauenbiug. 

51. ©er Äonig bom ffaffubenlanbe 29 

52. ©er ©c$afc in Bonenburg . 29 

53. ©er große ©tein bei bem Sägerfcof 30 

54—61. ©er ©c$lofcberg gu »elgarb 30 

62- 67. ©ie fd&toarje 33gerin 38 

68. ©er gefrenfHfdje 2ei<$enjug 36 

69. ©a« geflogene SWeßgewonb 36 

70. ©ie ®lotfen ju ©etgarb 37 

71. ©er fömarje ©ee im Sebamoor 37 

72. ©er 2inb»urm im Cebamoor 38 

73. ©ie Siebenben am Sebamoor 38 

74. ©er tatyotiföe Sbefmann am Sebamoor 38 

75. ©ie bon $ir# 39 

76—78. ©ie SRttofaifird&e gu fiebamünbe 40 

79. ©er Ärieg jtoiföcn ben Sebaern unb Flingern 41 

80. ©ie fleben ?ebaer im Gimmel 41 

81. ©er Untergang bon GMennfe 42 

82. ffioiwob unb ©taroft 43 

83. ©er ©$afc in ©<$3ne$r 44 

84. ©er $u&rmanneßein ju Äo^toalm 45 

85. ©ie bezauberte Äa^eue 45 

86. ©er böfe ©ee 45 

87. ©ie jteinerne ©rant 46 

88—90. ©treibe ber 3elafeuer 46 

91, ©er TO<$graben 47 



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XXV 



92. ©er berttflnföte $eubaufen . 

93. ©er ©acfjtein bei <8t. ©ofctyol 

94. ©er berfieinerte SWeWacL . 



III. ßrcis ©tolp. 

95. ©a« $oljent$or in ®tolb 

96. ©er Cfcriftoblj in 6toq> 

97. ©er ©olbbrunnen 

9a ©er ret^e @<^äfec in öeffta 

99. ©a« etylof} in ber ©totye bei hoffte .... 

100. ©er ©rnnuen in Sabufcn 

101. ©er @$intmetreiter in gabuftn 

102—103. ©er @($to&berg bei 3irä)on> 

104. ©ie Unterirbifd&en in ber 1)o\)Un gufrt . . . 

105. ©ie S3ö$ns in Bommern 

106. ©ie »übe 3agb bei ffiulfon» 

107. ©o« Srrttyt 

108. ©ie große £ir$engtode in Ouafenburg .... 

109. ©ie ©nrg auf bem SÄnttrinberg 

110. ©er Sicfcberg bei ©ubero 

111. ©a« »er»finfc$te ©tfclofj bei ©uboto .... 

112. ©a« berroflnföte ©$lo& bei 2Bunbt<bo& . . . 

113. ©ie toitbe 3agb bei ©ubo» 

Iii. ©er @<$a$ in ffiunbu$ou> 

115. ©ie beraflnföte 3nngfran 

116. ©er ©d&tnoofyfa&l 

117. ©ie greünourer 

118. ©a« ga|taa<$t«pferb 

119. Heilmittel bur$ einen bräunt offenbart .... 

120—121. Steine bei &n>on> 

122. ©er ©<$afc gu ©rurabfoto 

128. ©er Xeufelfißeta in 9?eifcfon> 

124. ©ie berjauberte Sinbe 

125. ©er berroflnföte ®tein in öofyren 

126—128. ©er Sinbtourm unb bie ^Riefen int Sebamoor 

129. ©ie *8nig*gräber unb ber ©tcefönig in SSoflin . 

130. ©er gemeinte ©<branf 

131. ©er Teufel als SönÜe 

182. ©ie roitbe 3agb bei »ufdjifc 

133. ©er ©locMberg bei 3entntin 

134. ©ie 3»erge bei Hotoen 



XXVI 

135. ©ie Hfcfen bei Hotten 69 

136. ©er %t\$ bei Cirtfenjin 69 

137—139. ©er Heoefo&l 70 

140. ©er ©tetnfyaufen im ©arbefc^en ©ee 71 

141. ©er «Paftor unb ber Teufel 72 

142. ©uftab «bolf oon @#tteben in 8towe 72 

143. ©er Senfe! fangt eine grau ju Xobe 72 

144. ©er ©c$atj in ber ©iefebitj 73 

146. SDBaffer in ©ein oenoanbelt 73 

146. ©er ©eufefefiein bei @($oioto 73 

147. ©er ©#at} in ber $ofc(en <Su$e 73 

148. ©te ttilbe 3agb bei Cargin 73 

149. ©er Teufel unb ber SRüHer 74 

150. ©er ©<$afc in greift 74 

151. ©er Teufel butct) pfeifen Ijerbeigelocft 75 

152. ©er Ärötcngrunb bei ©ammen 75 

153. ©er fceufefoflein bei ©etoetfborf 75 

154. ©er ©$atj bei ©en>cr«borf 76 

155. ©er Cbetmann mit ber gotbenen ftette 76 

15a ©ie bei Hinge 76 

157—158. ©er ©eraolf 77 

159-164. ©te (grbtnänntfen 78 

165. ©er £eufet*banner 80 

166. ©er $erenmeißer oerra't& |W& felbft 81 

167. ©ie betrogene $eie 81 

16a ©er ©irbefttinb 82 

169-177. ©er aJto&rt 82 

178. ©er Heuntöbter 84 

179. ©aö Un&ier 85 

180. ©er Teufel auf bem jEanjboben 85 

181. Cierbtä'ttrige« Äleebfatt 86 

182. 93erbre$er rettet fi<$ bur$ ein »St^fel 86 

18a ©ie »iene 87 

184. ©ie ©ei&e 87 

IV. Äretä 6$Iatoe. 

185. ©er Hamen ber ©typer 89 

186. ©ad ©ojelgelb ht ©platte 89 

187. ©er ©obtengraben bei ©platte 90 

188. ©a8 öerttflnföte @<$lo& bei ©platte 90 

189. ©a« rot&e $u$ 91 



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xxvn 

©eite. 

190. Stefie eine« ftonnenflofier« 91 

191. ©tflofc Ätemmfe 91 

192. 2>ie lefcte ©(fclad&t 92 

193. 2>ie ©lotfe in 3er«bagen 93 

194. 2)ie geborgten tfirdfrenglocfen , 92 

195. (Seer färe ©egentinfdpe £>erre 93 

196—204. ©treibe ber 3anoroer 93 

205. 2)er fettige ©erg bei ^oHnoro 97 

206—207. 3)ie Herren ton «Pobetoil« in «rangen 98 

208 -209. 3>ie üßü^e bei Ouettoro 98 

210. 5>er ©Roßberg bei graben 100 

211. 2)er breibeinige $afe in graben 100 

212. ©ertoölfe in Hifeltn 100 

213. 2>er SRaffotofee bei $eefl 101 

V. ßteU SfrummelS&urg. 

214. 2)er Äm$t$urm in Gummelsburg 102 

215. 2>ie ©orten im ©abebufdjfee 102 

21 6. ©er 2Ra$rt 103 

217. 2>er ©toul in $w;benborf 103 

218. ©ennefen 104 

219. 2)cr $üi?nerberg bei ©r. 9tee$ 104 

220. Ouette bei ©r. ffleefc 105 

221. ©er ©teinfreis bei Sßenb. $ubbiger 106 

222. 2Kann o&ne ffobf 107 

223. 2>er febtoarje ©rannen 107 

224. 2>ie Untetirbifaeu 108 

225. ©om ©elbluttern 108 

226-243. ©treibe ber $arfi!on>er 108 

VI. ÄreiS 8uMi$. 

244. ©er Warne bon ©ublifc 117 

245. ©erge bei ©ublifc 117 

246. Sie gauulie Saube 117 

247. Untergegangene ftird&c in SHii^loro 118 

248—249. $ie ©aflbnrg im . ©ird&otofee 118 

250. 2>er ©<$afc im Stöterberg 119 

251. £>ie Waranen im gwfjen ©öljigfee 119 



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( 

xxvni 
VII. flteis GöSlin. 

252-253. ©er 2eufel«bamm im 2ü>towfee 122 

254. ©er ©amm im Sflanotefäen ©ee 123 

255. ©er Stobolb in 3u$en 124 

256. ©er gefyenfiiföe ftu&fütterer 124 

257. ©ie Sölten im Wittenberge (et 3amunb 125 

258. ©te $ünen bei 8ar$min 126 

vni. Äteis ßolbcrö^örlin. 

259. ©ie (Brfinbung oon Colberg 127 

260. ©er berfleinerte $eu&aufen 127 

261. ©er ©affon>f($e Äudud 128 

IX. ßreis Selgarb. 

262. Eauben&eim 129 

263. ©er betrogene Teufel ..." 130 

264. ©ie $crenbutter 130 

265-266. ©ie toilbc 3agb bei ©ieblom 131 

267. ©er ©eebteef * 131 

268. ©er große ©tein Bei @r. 2^0» 132 

269. 3n fimfö U\}xt ma fraure 132 

270-271. «erwfinföte ©teine bei $o$enttarbüt 133 

272. Sertottnföte« ©#tofj bei $oljin 133 

273. ©eflrafter ÜReineib 134 

X. ßreiS 9teufiettin. 

274. ©er Seulberg bei «Reufiettin 135 

275. ©a« »emfinföte @($loß auf bem SWito<$«beeg 135 

276. ftlofier SKarientbron 136 

277. ©er @tor<$ 137 

278. ©er ©edrfelbafg 138 

279. §ad uop 138 

280. ©te $ere ju «lingbetf 139 

281. ©er OMotfenberg 139 

282. ©ie ©eifler im SBanbfoinb 139 

283. ©er ©urgtoerber am föabbafcfee 140 

284. ©ie Ölocfen bon Sffiurcbo» 140 

285-286. ©teine bei ©urtforn 141 

287. ©jmfenber 2> 0 ($ m ©alfanj 141 

288. ©äwalbe 142 



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X XIX 

289—290. ©er »urgwaü* im 8eltowfet 142 

291. 3>er ©utfwaU im Äammerfee 143 

292. ©*lo§ bei Drabeim 144 

293. 2Renft$ttc&e $aut in ber Äirc^c öon ©aprenbufd& 144 

294. ®er «urgmatt bei 8flmj©to 144 

295. 2>er gcbje Stein 145 

XI. ÄretS 6<$ibelbetn. 

296. 3>er Warne bon €><$ibelbetn 146 

297. Die ©(fclacpt auf bet Sengenden $aibe 146 

298. $er ©öbrifcfee 147 

XII. Areiä ^ramburg. 

299. Die Gntftepuna, ber ©tobt gollenbutg 148 

300. 2>er Xxaum bom <8ber 149 

301. 2)er 2)reibaum 149 

302. 2>ie toitbe 3agb bei ^Ottenburg 149 

303. 3>ie bezauberte $rinjeffiu am Qatgenberge 150 

304. Die Unneteigfaö 150 

305. Die (Jattiefet @<$tcifmüb(e 151 

306. ©er 3uiigferofec bei (Saflie« 152 

307. Die Habbel auf bem Änufenberge 152 



B. Jl6etflfatt6ett mtb geBr&uQe. 

I. ©eburt. Saufe. Äinbbeit (1-31) 156 

II. flodfoeit (32- 63) 158 

III. Ärantpeiten (64-81) 161 

IV. QHUd. Unglücf (82-90) 163 

V. lob. ©egräbniß (91-122) 164 

VI. «flerfanb 3auberei (123-138) 167 

VII. Spiere (139-183) 170 

VIII. ^ftonjen (184-204) 175 

IX. Reiten (205 -235) 177 

X. ©etter (236-244) 181 

XL »ermifcbte« (245-266) 182 



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XXX 



1. 3o&antt €5<$ut| 187 

2. 2)er fromme @<$5fer 189 

3. S)er bumme ©an« unb ber SRiefe 190 

4. 2)er bumme ©an« 192 

5. 2)er bumme ©an« 194 

6. 25« bumme ©an« 19t 

7. 2)er bumme ©an* * . . . . 199 

8. SBie eine alte grau umgefömiebet reirb 203 

9. 2>ie fdjitae 2#erefe 204 

10. Sfermartin 208 

11. 2)a« ©unberbud) 216 

12. 3>ie Spinnerin 223 

13. ©er berrottnföte ©arten 224 

14. ©er $age unb bie $riiqe|ffo in ber Sonne 230 

15. dreierlei ffiaffer 236 



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■ 



> 



* 



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&nc$p. «eriffagnt. 



1 



I 



1. $)ie faffubif^en Raiten. 

ßöntg Siegmunb III. oon $oten rüftetc fi<$ §um Äriege gegen 
bie dürfen. 2lud> oiele faffubifcfye ^ßanen folgten u)m unb fämpf* 
ten unter gü^rung ©erfyarbt'ä oon 2)öm)of tapfer bei Gifora 1620 
unb ^;oqim 1621. mit s JM;m gefrönt teerten fie in u)re §ei« 
mat$ jurücf. 3 um SInbenfen an ben glorreichen getbgug nahmen 
»tele faffubifdje $anen in il;r SSappen SDtonb unb Sterne auf, 
bereu Stellung t»erfd)ieben finb. Sie ftnb bie eckten tan$ei<$en 
bc§ eingebornen fajfubifc^en ^anenabel». So bie 23ialfe, 23ri$t, 
Brünicfe, ßoroalfe, Gfyamier^irmnsfi, (garnier; ©liSqtnäfi, (Sfjmon), 
(S&melenj, ©ran, Santa, Qutrjenfa, $uifc=Stüb$tn$fi, Wlati), 
3Jlro§ef, s Jlübgif<$, Somni(j, Stotod^föeforosfi, Sßifcon, SBnuf, 
2Brt?3=9lefotoc^i, Söuffoiu, auä) bie ©oftomsfi, £ipmsfi, geromäft, 
ßiftotosfi, ©oftfom^fi. %laä) ber gemeinen Sage unb münblid^en 
Ueberlieferuug foU ber unten liegenbe #albmonb bie Stteberlage 
ber dürfen unb bie Siege ber $oIen, ber fte&enbe §albmonb bie 
grofje Erbitterung ber Streiter bc3 ©laubenS unb ber geinbe ber 
ßfyriftenfyeit, fonrie bie Unentfä)iebenf;cit bc» Kampfes, ber oben 
fä)roebenbe §albmonb bie -ttieberlage ber ^olen unb bie Siege ber 
dürfen anbeuten. 

(Jramer, ©ef$ic§te ber £anbc ?auenfoirg unb ©ütoro I. ©. 227. 

1* 



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2. Urfprung bcr Stabt ©ütoto. 

3118 ©rbaucr toon SBütoto toirb in bcr preufiifchen tyxtmit 
beS (Sagpar 6chüfc ein toenbifcber gürft S3uto aus SMlenburg 
genannt, ton bem Sanb, ©tabt unb glu6 SBütoh) ben tarnen er» 
galten tyaben f ollen. Ga<h (Sramer, ©efchtchte ber Sanbe Sauen* 
Burg unb Sütom (I. 6. 94 ff.), hat bie Stabt ihren Garnen fcon 
ben SStenen erhalten. (Sr ift &on ben S3üten (Suten, beuten) 
abgeleitet, aufgehauenen ober ausgehöhlten, jum Aufenthalt bet 
SBienen eingerichteten gichtenftämmen. 

2)er Game ift toenbtfchen UrfprungS, ber SBottSmunb erflärt 
ihn jebo<h a^ „bt— to" b. i. gleich bei &u, toeil bie ©tabt bcr 
SBurg gegenüber, ober gleich fei ber 5torg erbaut toorben ift 

3. 2)ie 33ütott>*GummelSburgifche £er<$e. 

2Benn man bie SBütotoer ober Gummelsburger neden toill, 
fagt man, 33üton> unb Gummelsburg hätten gufammen nur eine 
£er<he, Welche abtoechfelnb beS Borgens in 93ütott), beS Gachmit* 
tagS in Gummelsburg fange. — $on ben Sütomem fagt man 
auch, bei ihnen h<*fe Der 23ürgermei(ter ben §unben baS ^Betten 
verboten. 

3)er ©chlo&berg bei Sütoto. 
(4-8). 

(Stma eine hälfe ©tunbe SSegeS toon 33ütow gegen SRittaa, 
fo berichtet ßramer in feiner ©cfchichte ber Sanbe Sauenburg unb 
SButoto (S?b. I. Seilagen ©. 21), befinbet fid) ein ungefähr 100 
gufj h°h^ $ügel, ber fich burch feine nmnberbare ©eftalt aus* 
zeichnet, inbem er, gan$ merfetttg, bie gorm eines abgeplatteten 
2)acheS %at. Slugenfcheinlich ift er ein Söerf ber 5Genfchenhanb, 
Goch h* utc Wrt er ben Garnen „©chloßberg". $)ort h a * einft 
fo lautet bie Sage, bie S3urg beS 3JtorfchallS 93cer unb feiner 
©öhne geftanben, bie nun überfchüttet ift. S)ie leiten ftnb feht 
fteil unb meift mit ©eftrüpp bebecft; auf ber obern platte aber 
toirb geacfert. $)ort mar früher eine mannSbicfe Oeffnung öon 
unergrünblicher £iefe, bie ber befferen S3eacferung toegen öerfchüttet 
tourbe. @S f oH bieS ber Gauchfang ber alten S3urg getoefen fein. 
3toifchen biefer Oeffnung unb bem je$t noch toorhanbenen ©chlofr 
in ©ütott) führt eine unterirbifche Sßerbinbung. 9Sor Dielen 3ah* 



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— 5 - 

• 

ren tourbe ein £unb au3 bcm Sturme, ber an ber SBcftfcite beS 
€$loffe3 ftetyt, in ein JMerloä) geworfen unb fam na<$ einer 
falben ©tunbe burä) jene Deffnung im 6d&lo&berg lebenbig lieber 
ju £age. 3in 3^^e 1817 üerfudjte bcr ^rebiger SBilm, ber ju s 
gleia) Stteftor an ber 6tabtf$ule toar, mit einigen 6$iüem ber 
©pur beä $unbe3 ju folgen, t-om tt)eftlta>n 2#urm in bie £iefe 
$inab3uftcigen unb ben ©ang unter ber Cürbe naa) bem ©aplo&berg 
ju burdjroanbcrn. dr fam jebocty nur bte in bie ÜKä£e ber ©<$lo&= 
tnütyle, ^ier mußte er umfefjren, ba bie £uft fo bicf getoorben tt>ar, 
ba(j ba3 8iä)t in ben Laternen ber ©a)ülcr erlofa). darauf liefe 
ber bamalige Qntenbant bie Deffnung im Äeßer be$ rocfttic^en 
3$urme£, bie $u bem unterirbifd)en ©ange Innabfütyrt, jur 2lb= 
toenbung brotyenber ®cfal;ren |umauern. — SSon bem ©d&lo&berge 
toirb nod) manches SBunberbare erjagt 

4. ©inft träumte einem in SBütow ftetyenben #ufaren, ba& er 
auf einer i&m tt?of)Ibcfannten Stelle be3 $ügel£ fidt) befinbe, neben 
ü)m ein Raufen ©olb. ©in Äamerab, bem er ben £raum am 
anbern borgen er$äfylt, fapilt tfyn, bafc er fo roenig fein ©lücf $u 
benufcen oerftefye ; aber erft, al£ er jum britten 2ftal hinter einan* 
ber benfelben £raum gehabt, entföliefjt er fta), auf ben ©ä)lo6* 
berg ju ge&en. 2)a er aber erft feinen gutterfaä l;ert>orfua)t, 
»erfpätet er fia), unb e3 graut bereits ber Sag, als er auf bem 
©ajlo&berge anlangt. ©a)on fie^t er ben Raufen t)or fta), aU er 
aber herantritt, finbet er ftatt be3 ©olbeä — Jünger. 2lergerli<$ 
über biefe $äufa)ung ftöjjt er mit bem gu&e baran, ba toerfcfyuins 
bet ber Raufen plöfclia). — 3lnbere »ollen biefe 6age auf ben 
bei ber Sungfernmüfyle liegenben ©olbberg begießen. 

5. ©in $irtenfnabe oerlor einft auf bem Serge jroei D$fen. 
Seim 6uc§en an bie Deffnung gelangt, finbet er neben berfelben 
einen gebeerten £ifä;, auf bem ein 33unb ©djliiffel unb ein 
Heller mit br ei 33 utterf Quitten ftdj befinben. Obgleich i&n 
ber junger bie lederen ju oerjetyren reijt, ftetyt er bo$ an, ge&t 

feinem n\ö)t toeit entfernt too&uenben SBrotyerrn unb erjä&lt, 
toa£ i£m begegnet, tiefer fagt u)m, bafj, wenn er ftd> ber 
6d)lüffel unb ber S3utterfa)nitten bemächtigt fyätte, er reid) unb 
glücfltdj gemorben märe, unb feljrt gleid) mit tym um. 2lber fä)ou 
toar aäed t>erfa)umnben. Woty einmal fanb jener Änabc bort ben 



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mit bcn 33utterfa)nitten, bod^ mteberum wagte er nid)t, fie 
gii berühren; bie 6a)lüffel fehlten bieSmal. ©eitbem warb nid)t£ 
Wieber gefetyen. 

6. 2IuS bem ©djloftberge fprubclt ein burd) frpftallglei(§e£ 
SBajfcr au£ge$eta)neter >QueQ fyertwr unb mit fola)er 3JMä)ttgfeii, 
baft er fdfoon wenig unterhalb als 5Jtitylenbaa) bie Sungferns 
mü^le treibt, ©in Sauer, ber an jenem 53ad)e äderte, faty oft* 
mal£ 3U bemfelben eine Jungfrau fommen, bie mit einem gol- 
benen (Simer SBaffer fdfwpfte unb fidj wufa). (Sr faftte fia) enblid) 
ein §cr3, unb fragte fic, WcS&atb fic fola>£ tfyue. S)a erjagte 
fie, Wie fie eine $rin§effin unb bie ©ebieterin be£ (EdjloffeS, baä 
auf jenem §ügel geftanben, geWefen, aber mit biefein t>erwünfd?t 
Wäre, toeSfyalb benn baffclbe auä) in bie Grbe öerf unten fei. 
©ie tonne aber erlöft Werben, Wenn jemanb, ofme anhalten 
unb of;ne fia) umäufef;en, fie auf ben polnifa)eu Slira)fwf in Su- 
tern trage unb bort mit t>oHer ©ewalt ju Söoben werfe, ©ie 
forbert t;ierauf ben SltfcrSmann unter $erl;eifcung uon ©lud unb 
9teta)tl;um auf, il;re ©rlöfung ju Doflbringen, unb biefer unter= 
Winbet fia; beffen. ©0 mannigfaa)e ginberuiffe fia) aua) entgegen* 
ftellen, ift er boa) fa)on mit ifyr auf ben $ira)l;of gelangt; beüor 
er fie aber noa) r>on feinen ©dfmltern abgeworfen, greift u)m ^in* 
ten etwas in ben ©a)opf. darüber eria)rtcft er bermaften, baft 
er fia) umfielt unb feine Saft fallen läftt. SDa fä^rt bie 2>una, s 
frau ju ben Säften auf, Wirft il;m jammernb feinen Langel an 
©tanb&afttgfeit vot unb flagt, baft fie nun noa) met härtere dual 
erbutben muffe unb erft naa) 100 Sauren r>on einem, ber ftanb= 
tyafter als er baS SBerf t>otlfüfyrc, erlöft werben fönne. ©0 t>er* 
fd)wiubet fie unb ift feitbem noa) niä)t wieber gefcl;en. 

9lx. 4 — 6. au« bon Xeüan unb £emme, bie SSolfäfagen CRpreugend, 
?itt&aucn8 unb 2ße)lpreujjen0, 92r. 266, 267 ; fcergf. Gramer a. a. O. 

7. (Ein SBürger aus SütoW ging eines 3ftorgen3 in bem 
fd)önen £f>afe bei ber 3ungfernmül;le fpajieren. pöfcüd) taud)te 
in bem 23aa)c üor il;m eine weifte graueugeftalt auf. ®er ©pa* 
jiergänger glaubte, eS fei beS 9)tüHer3 £oa)ter, unb ging beSfyatb 
rufyig weiter. 2lber balb tarn biefelbe ©eftalt auf einer anbent 
©teHc jum SSorfa)cin, unb nun jWeifelte ber 2Rann nid)t me$c 



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batan, ba& er eg mit ber fcettoünfdjten ^ßrinjeffin be3 Sd&lofjber* 
geä tyun babe. ©eine Neugier rou<$3 mit jebem Slugenblid, 
unb er entfd&lofi ft<$ enblid), ju % heranzutreten unb ftc an= 
jureben. @r fd^ritt bem 93a$e ju. $a trat bie 3ungfrau aus 
bem SBaffcr heraus unb bat ü)n, er möchte ü)r bo<§ ben grölen 
5ßimfd^, ben fie auf ©rben hätte, erfüllen. 2ttö er fu$ baju bereit 
erftarte, forberte fie u)n auf, fie nach bem 6<hlojiberge ju tragen, 
tt)o ü)r ©eburtSort fei; bodj bürfe er ftch auf bem Sßege borthin 
xtid^t umfeben unb fein SBort fpre^en. $)er 3Jtonn fcerfprach, 
biefen Auftrag nach beften Gräften aufführen, nahm fie auf 
feine 6<$ultern unb ging fort. ßtroa bie #älfte be3 SBegeS mochte 
er jurücfgelegt haben, aU er ftch tobtmübe auf einen 6tein nieber* 
fegte unb ju fid) felbft murmelte: „D too metb!" ©in gettenber 
Schrei, bann lautet Steinen, — unb bie Qungfrau n>ar toer* 
fdjmunben. £)er EKann aber lehrte betrübt nach SBütoft) jurüd- 
8. Sßor langer tooHte fid) ber 3ftagiftrat toon SBütoto eins 
mal genaue Qnformatton über ben oon ber noch jejt beftebenben 
Ritterburg nach bem üertoünfchten ^d)lof[e auf bem ©chloßberg 
fübrenben ©ang, fottrie über ba3 €?d)Io§ felbft unb feine SBetoob* 
ner öerfd&affen. Mehrere 3Me finb audt) beträte ^erfonen mit 
Satemen in ben fcor^in ernannten %fyuxm ^inabgeftiegen, fottrie 
fie aber an bie Deffnung beS unterirbifd^en ©angeS lamen, tourbe 
ba3 Sicht oon einem großen, fdjtoarjen §unbe, ber »or bem 
©ingang 2Ba<$e hielt, burch 6d)tenfern feiner langen D^ren au& 
gebiafen, unb bie 33ortoi|jigen mußten unoerrichteter ©ache umfeh* 
ren. -Jiun befd)loffen bie 33äter ber 6tabt, einen „bienftbaren 
©eift" mit ber Ausführung gu beauftragen, benn befanntltdh ttrirb 
folgen SBoten t>on ben unfichtbaren dächten fein ^inbemig in ben 
2öeg gelegt. @S fanb fi<h balb ein 2ftann, ber fid) bereit erflärte, 
ben ©ang nach bem 6<$loffe ju unternehmen, (Sr tourbe mit einem 
»erfiegelten Briefe an ben ©ebieter beS 6<hloffe$ in ben S^urm 
binabgelaffen unb langte, ohne ba§ u)m ber $unb ba£ ßi<ht aus* 
blies, burd) einen geräumigen unb febr fauber gehaltenen ©ang 
glüdtlich bei bem oertoünfebten ©chloffe an, toor bem ein jtoeiter 
fchtoarjer £unb als 2Bäa)ter lag. S)iefer fah ben Soten gar ernfc 
baft an, ließ ü)n aber, toie ber erfte getrau, ungehinbert paffiren. 
Mn Liener erfa)ien, um fid^ na$ bem Sege^ren bc§ gremben ju 



Di 



erfunbigen, unb fo trat biefer bur$ bic crfte 2^ür in baS 3nnere 
be£ unheimlichen ©ebäubeS. SDann öffnete er eine jtoeite £bür 
unb nun ftanb er in einem $ett erleuchteten ©emad), in beffen 
Hftitte er an einem mächtigen, mit papieren bebedten £ifä)e einen 
fchroatjgefteibeten SJlann in emftger 2#ätigfeit erbüefte, ben dürfen 
ber &hür augetoanbt ®er ©rufe beS Soten blieb ohne (Srtoiberung, 
Ja ber SWann am £ifcb fcielt eS nicht einmal für nötyig, ftch nach 
bem ©inbringling umjufchauen. $a trat bicfer fchroeigenb an ben 
SEifch unb überreizte ben SBrief, weichen ber 5Kann öffnete, lad 
unb fofort beantwortete. $er SBote nah m baS toerfiegelte 2lnt* 
n)ortfd)reiben unb machte ftd) bann auf ben SRüdtoeg. O^ne ®e* 
fahr erreichte er ben 2luSgang toieber, warb hinaufgezogen unb 
erftattete ben #arrenben getreuen 93crid)t SßaS in bem ©riefe 
geftanben, erja^lt bie 6age nicht. 

9. £>ie geuerfugeln. 

©in ©<hufterlehrling ging eines SlbenbS auf ber ©trafie au 
SBüton) fpajteren, toä^renb ein altes 9Jtutter<hen hinter ü)m ^er 
trippelte. ÜKaä)bem fie ben S9urfd)cn eingeholt hatte, jog fie einen 
irbenen, mit Rapier jugebedten £opf unter ber ©chürje he^or 
unb bat ü)n, ben £opf nad) bem $au8flur 2lderbürgerS, 
ben fie ihm bezeichnete, ju tragen unb bort nieberjufe&en. 5)er 
Surfte war baju bereit. @r war aber noch nicht 50 ©abritt 
gegangen, als burd) baS beim fragen befchäbigte Rapier jtoei 
Zangfd)tt)eifige geuerfugeln brangen unb hoch in bie Suft 
ftiegen. $8or ©d)red lieft ber 8urfd)e ben £opf faden unb lief 
mit furchtbarem ©efchrei baoon. ßeute eilten h cr 3 u / f a & cn ober 
nur noch, ba§ bie beiben geuerfugeln in einem ©ä)ornftein oer* 
fa)roanben. Qeber glaubte, eS fei ber Teufel gemefen. 

10. £)te gungfernmühle bei Sütoto. 
2>ie 3ungfemmiu)le gehörte in früherer Seit einem 3RüUer, 
ber mit irbifd)etn ®ut reich gefegnet war. $)rei Achter führten 
ihm bie SBirthfchaft. 2Jtan erjählt, ba§ biefe ihren &ater ermor* 
bet hatten, weil fte t>on ihm nicht bie Einwilligung jum £eirathen 
erhielten. Rubere fagen, bie Töchter feien mit bem SBater in 
einen 6trett gerathen unb Ratten ihn, als er fchlief, in ben tiefen, 



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moraftigen 9Jhtf?tentei<$ geftürgt. Segen bicfcS gret-ete würben 
bie brei Xöa)Ux fcon einem ftaubtttt, ber ba3 S3öfc Raffte, in 
brei 93erge gebannt, meldte baä 3 un öfwnt^al unb bie -äJlüfyle in 
gönn eines $)reiecfö umgeben. 2113 Sebingung tyrer ©rlöfung 
ttmrbe golgenbeS beftimmt: (Sin junger SDtann fotte e3 freimiUig 
unternehmen, in ber -Jtod)t, in toelaper ber s JWorb gefd)a&, breimal 
jeben Serg im Sauf ju umfreifen. Oft foU man bort in ber 
9laö)t ein lautet Stufen fcon anfeuernben Stimmen üerne^men, 
aber fobalb es ein Ufir fd)lägt, ertönt ein lautet 2Be&gefd)rei unb 
bie brei S^attengeftalten t)erfa)tt)inben in ben brei Sergen, um 
bort ben £ag i^rer enblia;en (Srlöfung 5U ermarten. 

11. S)er uertoünfä;te ©elblaften. 

©in Arbeiter aus Sütott) ging einft mit einem Seile in ber 

£anb in bie Serge bei ber Qungfernmü^le, um Saumftöcfe ju 

^olen. Spiöjjlia) fiefyt er in bem ©efträud) einen länglid&en, mit 

eifemen Sänbem betragenen haften fielen, ber ganj mit (Stoib 

angefüllt mar. S)iefe3 (Mb mar für ben Arbeiter beftimmt; ^d'tte 

er ben haften nad) §aufe getragen, ober §ätte er i&n menigftenS 

mit bem Seile geöffnet, fo märe er jeitlebenä ein reifer Wann 

gemefen. Slber naa) einiger Ueberlegung eilte er naa) £aufe, um 

feinen armen 9toa)bar ju £ülfe ^erbetjurufen, meinenb, fie hätten 

beibe übergenug an bem Sdjafce. @r Derga& aber, ben gunb ju 

betreuten unb i^n baburd) an feinen Stanbort §u bannen. 21(3 

er nun mit feinem Scgleiter ju ber Stelle jurütffam, mar ber 

©lütfäfaften fpurloS t»erfd)munben; fte f ehrten jeben Sufdj um unb 

bura)fud)ten ba$ gange umliegenbe gelb. — 2lUe3 umfonft, ber 

haften blieb perfa)munben unb tyat ftd; feitbem ni$t mieber 
gegeigt. 

12. $)er SteinfreiS bei Sütom. 

!Ridt)t meit t»on Sütom liegen mehrere Steine im Äreife um 
einen größeren Stein hierum. 9Kan ergäbt, bafe bort einft eine 
@m$tät>erfammlung ftattgefunben fcabe; ba bie 3tia)ter aber fe$r 
unrea)t urteilten, §ätte ein Qaubmx, ber baS Unred)t tyafcte, fie 
alle in Steine toermanbelt $)er gro&e Stein fott ber oberfte Sfofc 
ter fein, bie fleineren bie niebergeftellten. 



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— 10 



13. ©ott abf$roören. 

(§ün ©eri^üottjie^er fam eines £age8 in einen Statin bei 
SütotD, um ben Öeuten fraft feinet 2lmte3 bie ©acfyen abgupfä'n* 
ben. Qn ber ©tube toar niemanb anroefenb, bagegen bemerfte er 
burc$ bie offene Äammerfyür golgenbeS: @ine grau bleut einem 
Knaben ttneber^olt ben SRücfen, giebt u)m bann einen irbenen £opf 
in bie §änbe unb befiehlt u)m, bamit breimal in ber Cammer 
einen Sfambgang ju machen unb bie Söorte jufpredjen: „3cf gloto 
an biffe $ott u fd?iet inne leiroe ©Ott" 2)er $nabe fträubt fiefy, 
bie SBorte ber unnatürlichen Mutter nad^ufpredjen, unb fagt triel* 
mefyr umgefefyrt. 33ei einem ber föunbgänge bemerft ber jfnabe 
ben ©erid^t^Dofljie^er, läßt t>or Jceuben baS ©efäfe fallen unb 
ftürjt hinauf. $)er £opf gerfpringt in taufenb ©tücfe, aber au£ 
ben am Soben liegenben ©darben fiel;t ber erftaunte 3 u fä)a uc * 
brei meifje 3Jläu f c tyerüotfried)en unb in einer Gdfe oer* 
fd)n>inben. 

14. S)a3 t»erroünfd)te ©djlofe in ben £eif d;f u^len. 

3^ifd)en SSuffefen unb S3orntud)en liegen bie bem gorftftSfuS 
gehörigen £eifd)fufytcn, ein ^errlid)e£ ßaubroälbctyen, ba£ oon ber 
Söütoroer S3ürger-9teffource mehrmals im Pommer befugt wirb. 
2)a3 2öälb$en £at bie ©cftalt eines oon Qften naa) ©üoroeften 
fidj auSbefynenben ftumpfen SÖinfeU, beffen Oeffnung nad) SJtittag 
3U liegt. 3n bem fübtoeftlicfyeu Steile ber $eifd)fut;len befinbet 
fid) ein fegelförmtger, oben platter 93erg, üom $olfe ber „&ä)lofc 
berg" genannt, unb $u feinen güfjen breitet fid) ein fleiner ©ee 
aus, ben bie SBütoroer „§ertl;afee" nennen. 3n biefem ©ee, fo 
toirb erjäfylt, l;at man triele Sa&re l;inburd) eine junge unb fcfyöne, 
fd^marjgefleibete Jungfrau fict) tt)afd)en fer)en, offenbar in ber 2lb* 
ftdjt, um oon ben $orübergcl;cnben bemerft unb angefprocfyen ju 
»erben. $o$ lange faub niemanb ben ÜJtut^ baju, bis fid) enbs 
lid) ein t>ierfa)rötiger Arbeiter, mit tarnen $ramp, erfü&nte, ber 
Sungfrau bie SageSjeit ju bieten unb fie in ein ©efpräd) ju oer« 
toicfeln. £>abei erfuhr er, baß fie eine ^rinjeffin fei, bie oor 
unbenfltdjer Seit mit tyrem (sdjloffe üermünföt fei unb nod> 
immer oergeblia) auf einen (Srlöfer fyarre. Sei i&ren klagen 
ttmrbe bem 9Jtonne baS £er$ toeid), unb er erbot ft<$, ba8 (Ste 



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11 — 



löfungSWert ju ooUbringen. $>ie Sungfrau War erfreut barüber; 
foüe aber baä 33orbaben gelingen, faa,te fie, fo müffe er fie f$Wei* 
geno auf ben $ird$of Don ©uffelcn tragen unb bort nieberfe$en; 
er bürfe fia) aber auf bem &?ege nia;t umfeben, eS möge oorgefyen, 
Wa3 ba wolle, bcnn Wirflidjen Schaben Werbe er ntd)t nebmen, 
felbft Wenn eä ibm fdjeinbar ben $opf abjureifien brobe; bagegen 
wolle fie tbn nad) glüdtia) oollbradjter (Mö)ung furftlid) belobnen. 
©ine gute ©trede l;atte ber 9)iaun bereit*, bie Jungfrau auf bem 
SlüdEen tragenb, surücf gelegt, o^ne fta) aucb nur im (Seringften 
um bie ©ajaaren ber ©cifter ju flimmern, bie ibn tierfolgten ; all 
er aber nabe au ben &ira)bof tarn, entftanb plöfclid) ein fo gros 
fcer «Sturm, ba{5 ibm bie 2){ü$e oom $opf geriffen tourbe. 3n 
biefem 2lugenblitf b a ^ c er fcw v 2>erfprca)en oeigeffen unb fa£ fidj 
um. 2)a fubr aber aua) fd;ou bie 3uugfrau in bie Suft empor 
unb rief weinenb, baß fie nun uimmermebr erlöft Werben fönne. 

SSenn bie Slnabzn früher 311 3of;aunte ü;r 2>ieb am ©cfylofc 
berge beteten unb in jugenblicbem llebcrmutb bie platte mit Staub 
unb anberen Singen üenirreinigten, fanben fie bie in ber 3Jiitte 
ber platte befiublidje, sicmlicb umfangreiche Oeffnung unb bereu 
Umgebung am £age barauf wieber auf£ 93efte abgefegt unb mit 
feinem, wcifjem ©anbe befireut 9iaa) bem mißlungenen (SilöfungS* 
toerfua) ift jebcd) bie platte mit Saub oerfebüttet unb felbft jene 
Oeffnung faum noa) 5U eutbcefen. 

15. £>er 23ruunen bei Söuffcfen. 

3n bem nabe bei 23uffcfen gelegenen §aine, ton bem je(jt 
nur noa) Wenige SBäume übrig finö, Wollten bie aWenf^en toor 
Reiten einen SSruunen graben. Sie Arbeit ging fcbnell t>on ©tat« 
ien, unb fa)ou war man an ba Quelle angelangt, als biefe jum 
größten ©d;recfen ber Arbeiter fo rteftg ftarf unb unaufbaltfam 
berüorfprubelte, bafj biefelbcn fia; nur mit fuapper SKotb auf ben 
feften SBobcn retten tonnten. 2luf bem Saffer aber fat) man eine 
Weifje ®an£ fa)wimmen. Sie am dlante be» §aineä liegenben 
Siefen Waren fa)on ganj unb gar überfc&wemmt, unb immer 
wollte e£ xioö) wityt gelingen, bie Quelle 311 oerftopfen, obwohl 
man ©rbe, ©teine unb £ol$ in ben ausgeworfenen ©d)ad)t beä 
SrunnenS warf. SBereiU war burd) ben reifjenben ©trom ein 



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— 12 — 

tiefet ©raben am Sergabbauge entftanben ; ba manbte man ft$ 
an einen toeifen üttaun unb bat um feinen Setftanb. @r rietb/ 
einen fa^toarjen SBuÜen in ben 3?runnenfa;aa?t ju ftürgen, ba 
nur baburä) baS ©affer ju ftiüen fei. $>aS gefa)al) benn aua). 
$aum mar baS %i)m bincingeroorfen, ba öerfiegte ber Ouell augens 
bli<flt($, unb baS £oa) tombe mieber üer)a)üttet; ber entftanbene 
©raben ift geblieben bis auf ben {feurigen £ag. 

16. ©er fa)roarje SDiann. 

©in 3Kann aus Pufferen ging einft in einer monb^eflen 9to$t, 
baS ©eroe&r auf beut SRücfen, naa) ber föniglidjen . gorft, um ju 
trübem, ©ein 2Beg führte am SÖuffefcr ©ee vorbei, üon mo er, 
rechte abbiegenb, über ben ©anbberg unb eine SBiefenfläd^e, ber 
©ief genannt, ju ben £errfa)aftlia)en giften unb bann auf ein 
freies gelb gelangte. £ier ftanb er füll. $piö|jliä) börte er in 
einiger Entfernung öon ber föniglidjen gorft fyer ©d&littengeläute, 
unb jugleia; fa& er einen mit 4 fd&marjen ^ferben bekannten 
©glitten bafcerfaufen, beffen Snfaffen, §err unb ßutfa>r, ebenfalls 
ganj fa>arj gefleibet maren. SSor bem 6a)litten lief ein mäcfc 
itger, fätoaxfiv Äöter in gro&en ©äfcen ^er. 9ttd&tS ©uteS a&nenb, 
jeid&nete ber SBilbbieb in aller ©ile einen ßreiS, befreujte biefen 
unb fid) felbft unb fteflte fidj in bie ÜDtitte. Sßenige SRinuten bar« 
auf Jagte ber ©glitten an ü)m ©orüber, immer einige gufj über 
ber 6rbe fia; ^altenb, bis er in ber gerne üerfdforoanb. ©em 
Mbbieb aber mar fo bange geroorben, bafj er umfe&rte. 

17. ©reibeinige #afen. 

(ginmal ging ber Säger aus SBuffefen an bie Söuffefer 
©renje bei ben £eifa)fu&len auf Slnftanb. 2llS er bort eine Söeile 
geftonben frrtte, fafc er einen $afen aus bem SBalbe ^erauSfom* 
men; er fd)lia) ftdj nä&er, um ü;n gu ©$ufj §u befommen, bo$ 
ber £afe ftellte fia) aufregt unb bliefte ü)n furd&tloS an. 
geroafyrte er, bafj eS ein bretfatmger §afe mar. 93alb barauf 
tarnen noa; jmei breibeinige £afen aus bem SBalbe tyerauS unb 
alle brei fpielten bort &erum, otyne fia) um ben Säger ju tum* 
mern. ©er 3äger maa;te nun, bafj er naa> §aufe fam, benn er 
toufjte, bafj er ben $afen nia)ts angaben fonnte. $ätte er ein 



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— 13 



filberneS Secfyepfennigftücf bei \iä) gelobt unb in ben 
Sauf gelaben, fo ^ättc er auf bie £afen fliegen fonnen; fte $ät« 
ten jia) bann in eine avo&e Sftaudjmolfe oermanbelt unb mären 
*erfd)rounben geroefen. 

18. SDaS 3rrlia^t unb bie mübe 3agb. 

@S ift ein allgemeiner ©laube, ba§ ungeborne unb ungetaufte 
Äinber nfd)t in ben #ttnmet aufgenommen metten, fonbern als 
3rrtia)ter fo lange roanbern muffen, bis fie erlöft werben. S)e3s 
fcalb mürben fie früher nid)t mitten auf bem gemeinten $trd$of 
beerbigt, fonbern mußten in einem SBintel an ber $trä)tyof$mauer 
eingefd)arrt roerben. $)ie ftitte iöeftattung ging in ber Siegel in 
ber Slbenbbämmerung oor ftdj. *8on ber (irlöfung eines folgen 
3rrlia)teS mirb in Suffefcn golgenbeS erjagt. 

Um feine gamilie ju ernähren, ging ein armer £agetityner 
ben ganzen 2iUnter ^inburd) in ben SBalb, um £olj ju fällen. 
3n einer Ütacfyt fdn'en ber 9ftonb gar fceüe; ber Wlann ermatte 
unb meinte, eS fei fcfyon borgen. (Sr tyieß beSfyalb feine grau 
auffielen, ba& fie ü;m baS mitjune^menbe ßjjen fertig mad)e. TO 
er i'id) bem Salbe näherte, fyörte er plöjjlid) bie toitoe Qagb £eran* 
nafyen, unb nun merfte er erft, baß er fid) nod) in ber ©eifter* 
ftunbe befhibe. 2ln llmfebrcn mar niä;t mefcr ju benfen. 3m 
SRu seidfcnete ber fromme 9)?ann einen großen ßreiS um ji<$, be* 
freute i^n unb ft<$ unb fteHte fia) bann in bie 3Kitte beffelben. 
9liä)t lange mährte eS, ba fam ü;m ein ßinblein jn)ifd)en bic 
güße gerannt unb bat ü)n, er folle eS boc^ nid)t ben ü;m na<$« 
eilenben milben 3 a 9 crn tyerauSgeben, benn toenn fie eS in biefer 
©tunbe befämen, fo märe es auf emig oerloren; liefere er e$ aber 
nid)t aus, bann fei eS erlöft unb merbe in ben $immel aufgenom* 
men. $)ann erjä^lte eS, baß feine Sftutter eine §ure fei unb e3 
gleid) naa) ber ©eburt erfäuft §abe. ßaum tyatte baS Äinb 
geenbet, ba ftanben aua; fa)on brei ftarle, fdjroarje Sägers 
$unbe mit bli&enbcn, feuerfprü^enben 2lugen &art am Äreife, 
Mann unb ßinb eine geraume Sßeile f<$toeigenb anblidenb unb 
bann weiter trabenb. ©leid) barauf erf$ienen brei 3&9 e ? unb 
oerlangten bie Verausgabe beS ÄinbeS, aber trofc aller $rofyun» 
gen lehnte ber 3ftann baS ab. ©a nahmen fie §u 93erfpred)ungen 



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Üjre 3uflud)t; einer oon beu Sägern fyielt eine fernere (Mbfafce! 
empor unb bot fie alf *ßreif für bie Auflieferung, $)0<$ um= 
fonft, ber Arbeiter blieb allen SBerlocfungen gegenüber ftanbbaft 
2)a fiel plöfclufc bem Verfolger bie ®clbfa|e auf ber §anb unb 
blieb in bem getoetl;ten Greife liegen. €ofort forberten bte 3äger 
nun enttoeber baf $inb ober bie ©elbfafcs; aber ber £agelör)ner 
antwortete, fte foflten tyr (Mb nur felber nehmen, Wenn fie c3 
£aben wollten, et ^atte fte ja gar nid^t barum gebeten. S)a3 
tonnten fie aber ni$t, unb naa)bem fte ft<fc noa) eine Söeile mit 
bent ÜDtonne fyerumgejanft Ratten, mar tfyre $dt auf unb fte mufj* 
ten meinen. $)af $inb war gerettet. 9ßaa)bem ef feinem $8e= 
fd&üfeer gebanft, bat ef ityn, bie Augen ju fd&lte&en, ba ef je|t 
fort muffe; aber ber 2ftann meinte, ba er ef gerettet ^abe, müffe 
er nun aua) fe{>en, wo ef bleibe. @rft naa) vielem drängen enU 
fa)lo§ ftdj ber -üftann, il;m nur mit einem Auge naä)juf deuten. 
Unb ftetye, ba tfyat ft$ ber Gimmel auf, unb baf #inb ging ein 
in bie §ütten bef ewigen griebenf. £er Stagelölmer aber erblm* 
bete oon bem ©lan$ ber gefcfiauten .gerrlidjfeit auf bem geöffneten 
Auge. gro&, ein gutef Söerf getrau 31t f;aben, Ijob er bie ©elb* 
fafce auf unb ging tycim. gortan toar er ein reia)er 9Jianu unb 
brauste ntä)t me&r junt .goljfcl^lagert ju gefjen. 

19. $af weinenbc $inb. 

3n ßrofjnow ^atte ein 5Menftmäbä;en ein #tnb befommen. 
Um ü)re 6<$anbe 311 oerbergen, erwürgte fte ef gleich nad> ber 
©eburt unb Derfdt)arrtc bie fleine £ei$e in einem Xorffa)auer. 
An bemfelben Abenb ging ein Wann an bem Xorfgelafc oorüber 
unb &Örte bort jämmerliches ©einen. Anberen, bie biefelbe ©teile 
pafftrten, erging ef ebenfo. 3)te ficute fagen, baf arme tfinb 
müffe fo lange weinen, bif ef aufgegraben unb auf einem getoeifc 
ten ©ottefaefer begraben Werbe. 

20. S)er betrogene ©eij^alf. 

@f §at früher (Mjfyälfe genug gegeben, bie nidjt nur beftän* 
big auf tfyren gefüllten (Mbfäcten lagen — baf tfmn fte aucr) jefct 
nod) — , fonbern bie fogar ben forgfältig gehüteten SJtommon oor 
ü)rem £obe bem Böfen felbft jur Aufbewahrung übergaben, um 



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15 



tyn bobur$ toor bcr SBerfdjjtoenbung burä) u)re lebensluftigen (Sr&en 
ju fä)ü|en. 

©üift lag ein foldfjer SJtonn auf bem Sterbebette; unter feinem 
Äopfftffen ru&te in deuteln unb ©trümpfen ber aufgefpeid&erte 
Steinum. Seinen Neffen tooHte er feinen 6a)afc niä)t Linters 
laffen. SeS^alb rid&tete er fid& mit Aufbietung aller feiner Äräfte 
im SBette empor, jog bie mit ©olb gefüllten Beutel unb Strümpfe 
unter bem Äijfen fyeroor, fdfjleppte fid& müfyfam jum ßamin unb 
öerfd&arrte bort baS ©elb mit ben SBorten: „$)a liege, bis bi$ 
meine §änbe herausfraßen." 2)ann legte er fid) nieber unb 
ftorb. (Siner ber Neffen aber fyatte ft<$ unterbeffen im Sterbe* 
jimmer beS Alten »erborgen gehalten unb oon feinem SBerftedfe 
au« alles beobaa)tet. Äaum toar ber alte ©ei^alS tobt, ba froä) 
aud& ber Jüngling aus bem SBtnfel fceröor unb ging jum Äamin, 
um ft<$ in ben 33efi(j ber §interlaffenfd)aft feines DnfelS ju fefcen. 
Aber fooiel er aud) in ber 2lfd)e fud)te, oon bem ©elbe toar nid)ts 
$u ftnben. $)a fielen tym enbliä) bie ©orte beS Alten ein. 
6<$neÜ entfcfyloffen trug er bie Seid)e na<$ bem Äamtn, fing mit 
beren £änbe an in ber Afd)e $u fd&arren, unb fte^e, ber ©<§afc 
lag gang oben, ©r behielt nun baS ©elb für fta) unb mar ein 
reifer 9flann, fo lange er lebte. 

3Som ©elbluttern. 
(21 — 22). 

21. 3u ben meiften gällen oerfd&arrten fold|)e ©eis£älfe u;r ©elb 
im ©arten, befonberS in ber 9tö$e oon SBacföfen, ober au<$ auf 
bem freien gelbe unb in SBälbern. §ier muft eS alle fi eben 
3a$re einmal oom 93 Öfen felbft geläutert unb fo oom SRoft 
gereinigt toerben, toaS ftetS in ber 2ftittemaä)tSjtunbe jhrifd&en 11 
unb 12 U&r gefä)ie£t. 

Einmal es toar in einer monbfyellen 9toä)t — ftetyt ein 
$ienftmäbdfjen auf unb mitt geuer anmaßen, meinenb, ba& eS 
f$on fpät am SDtorgen fei. 6te fann aber feinS anbelommen. 
3)a erblidft fie bur$ bas genfter ein gro&eS, bläulidfj flimmern« 
beS geuer bei tyrem Sadofen, oor roelä)em ein rief iget, 

*) 3>er in §inter£ommern bafür gebräuchliche 2lu«brucf lautet: „Xa\ 
luttert @ilö." 



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fd)toar$er SWann fte&t unb eifrig mit ber 6d)aufel fcantiff* 
!$5a§ eS ber leibhaftige ©ottfetbeiunS War, ber bort baS ü)m an* 
vertraute ©elb läuterte, toufjte fie nid)t, fie ge$t beS&alb fyn unb 
bittet um tfo&len. 2)er SÄann giebt i^r aud) toeld)e, aber als fie 
fie auf ben £erb toirft, finb Tie erlofd)en. 6ie ge&t $um jtoeitert 
unb britten 9M &in, ba aber fagt ü)r ber SRann, fte folle ni$t 
tüieber lommen, benn fonft toürbe eS u)r fd)led)t ge$en. S)a legt 
fie fid) toieber fd)lafen unb oerfd)läft bie 3 C ^ &m SHorgen aber 
fanb bie $auSfrau auf bem §erbe eine grofje 3Renge Zutaten, 
bie fie fid) aneignete. 2lud) baS 3M>d)en tyat nad)£er no# ettoaS 
gefunben. 

22. 3« SBuffefen $at man bisher brei fol<$e SäuterungS* 
fieHen entbetft, bod) ^at nodj feiner ber £eflfe$er getoagt, fein 
©lücf bei bem ©d)toarjen ju t>erfud)en. ©ine m'erte ©teile ifl feit 
öielen S^ren auf ber in ber 5Rctye beS ©artenS belegenen 2Burt& 
eines #albbauern aufgefunben, unb jtoar tyat eS $ier ftetS am 
3. 3anuar 2lbeubS gegen 9 lltyr geluttert. Sobalb bie Seute nadj 
bem (Srbltäen beS geuerS aber gefprod)en, ift biefeS augenblicfltd) 
t>erfd)tt>unben. 3" neuerer 3eit W ©elbluttern trofc alle* 
SlufpaffenS nid)t toieber bemerft toorben. 

23. Seifte 3Rild). 

©ine grau in Shtffefen erjä&lte, jemanb ^ättc einmal ü)ret 
Ätu) bie Mild) toerborben, fo ba& baS 2$ier, obtoo&l frifömil* 
<$enb, täglid) &öd)ftenS ein üuart SJUld) gegeben. $ie t>erf<$teben* 
ften Littel waren bereits angetoanbt, bod) o&ne Erfolg. 2>a raf£ 
tyr ein „fluger" Sftann, bie föu) an brei auf einanber folgenben 
greitagen t>or Sonnenaufgang $u melfen, in biefe SJtildj t£re 
SRot&burft ju t^un, baS ©anje gehörig burd)jurü^ren unb ber $ul) 
nod) in berfelben ©tunbe einzugeben. 6o gefd)a£ eS aud), unb 
baS Littel foirfte; benn t>on ba ab erhielt bie grau bie öoHe 
SDlild), to(ü)renb bie ßranf&eit auf baS 3Bie& beS TOffet&äterS 
(£e?enmei(terS) überging. $>od) räd)te fid) biefer auf eine anbere 
2lrt. $)enn als baS SJttttel am britten greitage ber Stuft einge* 
flögt toarb, blies ben bamit befd)äftigten üDtonn ein unfi<$tbareS 
(SttoaS fo f$re<fli<$ falt an, bafc er fid) $u 8ett legen mufcte unb 
au$ nid)t toieber genaS. 



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- 17 — 

24. 3Jtil<# abmclfcn. 

föttcm Zantic in 2Buffefen fiel e$ auf, bafi feine £u&, bte erft 
\)or Äurjem gefalbt fiatte, fo toenig Wlilfy gab. @r fragte $iet 
unb bort nadj ber Urfa^e unb erhielt cnbli(§ üon flugen Seuten 
jut Antwort, baf$ eine anbere $erfon im $orfe bie SJlildj üon 
feiner ßut) etnfyeimfe. $)er 3Jiann fonnte ftc§ aber nidjt benfen, 
bag bie£ mögliä) toäre, ba er ben Stall beftänbtg üerfd&loffen £ielt 
Salb barauf ging ei ju feinem -Jtodjbar, um ein Stücf §anb* 
toertejeug ju leiten. S)ie Stubent&ür ftanb offen, unb fo fonnte 
er beobachten, nrie bie 9ta$barefrau üor einem mit einer S<$ür$e 
bebeeften Sretterftu^le faß, einen 9JUlä>imer stt)ifa)en ben ©einen 
faltenb, unb an ben Stufylfü&en tyerumbantirte, afä §ätte |te eine 
tmrftiäje Ruf) üor fid;. Unb n>a£ ba3 SBunberlit^fte fear: bie 
3Ätlä) ffofj in bictem Strahl au$ ben Stutylfitfjen, bte ber (Sümet 
tott mar. llnbemerft f$lic§ fia) ber 3Äann baüon, er tou&te jefct 
&enug. 

25. §ei fieft a§ be $unb na QaEob*. 

So fagt man in Söuffefen, toemt jemanb fe§nfttd)tig nad) 
etumS auäfc&aut. 5Dic 3eit üon 3o&annte big 3afobi (24. 3uni 
bte 25. 3uli) ift eine hungrige 3eit auf bem Sanbe, benn bie 
alten SSorrät^c an Äorn unb Kartoffeln finb aufgebraust, unb ni<$t 
nur bie 9Kenfa>n, fonoern aua) bie £au£tbiere, unb unter tynen 
befonberä bie §unbe, friegen fctymal ju beigen, ba^er alles fidjj 
nadj Qafobi febnt, tt)o e$ ttrieber Dom „bleuen" giebt. So ift ba$ 
6prüa)tt)ort entftanben. Qu SBuffefen erjä^lt man aber: SSor 
bielen 3a^ren ^atte fyier einmal ein Sötrty, SRamenS Sa)ul$, f<$on 
toor Safobi Joggen gemäht. $ie Stiegen ftanben in nä^fter 
Stä&e beS S)orfe3 unb tpurben öon ben Sperlingen tyart mitge* 
nommen. 3u ü)rer Vertreibung banb Scfculj feinen £unb an 
eine ber Stiegen, o&ne ü)n jeboa} na$ bestimmter grift ju be= 
freien. S)em #unbe fing ber ÜDtagen enbli^ an f$ief ju Rängen, 
unb er er^ob ein fläglic^eS ©efyeul, ba3 einem langgezogenen 
/,3&fooob" ähnelte. S)ie £eute Nörten ba3 unb meinten: „£)e 
$unb feggt: 33 bat noa) nia) baß Söfooob?" daraus entftanb 
bann foater bie Lebensart: „£ei fieft aä be §unb na 3<rfob\" 

Änoop. 33oU8faflcn. 2 



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— 18 — 

26. $)er unfid&tbare ^at^cnjcttcL 

SDie Slblc^nung einet £aufpat$enftefle gilt &ier ju Sanbe al$ 
eine fo fä)were ©ünbe, baß bie ßeute glauben, jte fönne nid&t oet* 
geben »erben. $e3tyalb fommt e8 auä) nid&t t>or, ba§ eine fold&e 
Sitte abgelehnt wirb. @& wirb ferner geglaubt, baß man auf bem 
©ange jum ©eoattertie&en ft$ be$ SBafferS nid)t entlebigen bürfe, 
o^ne wäfcrenb ber &zit ben ^Pat^cngcttcl einem anbern ju überge* 
ben, benn fonft leibe ba$ Äinb an SBettnäffen. — (Sin aJtonn au$ 
tofmow, Ramend SWcfcdC, war einft ju einem in Söuffefen mofc 
nenben SBerWanbten jum ©eoatterftetyen eingelaben. 2llä er, ben 
$at$enjettel mit bem übli$en Sßatfyengelbe in ber &af$e, na<£ 
SBujfcfen ging, fam ti)m plö&liä) unterWega — e$ War in einem 
fleinen 93uä)entoälbä)en — ein ©ebürfnifj an. (5r legte beStyalb 
ben $ßa%njettel in geringer Entfernung oon fiä? nieber, aber als 
er weitergeben Wollte, War berfelbe fpurloS &erfa;Wunben unb trofc 
aUeS 6uä>n$ nid)t &u finben. 2Ktßmufyig ging er Weiter unb 
trat mit einem berben gtud) bei ben 33erwanbten ein , benen er 
fein SDti&gefäjidf er^lte. 3Jtit toter Männern maä)te er fi<$ nun 
gleid) wieber auf ben 2öeg, unb bie fanben baä Verlorene auf 
berfelben Stelle, wo ber 9Jtann e3 Eingelegt £atte. S)er ^at^en* 
Settel War feinen Slugen unfta)tbar geworben. 

27. $)er Teufel unter bem £tf$. 

Qn 93orntu<$en fagen einmal mehrere SJtänner am S&ielttfä), 
tranfen, fpielten unb flutten brei £age unb brei 9iäd&te tytnbura> 
o$ne Sluf^ören. (Snblta) fiel bem einen Spieler *ine $arte ^eran* 
ter, unb als er fi<$ büefte, um fte aufgeben, gewahrte er unter 
bem Xifä) ben Teufel in leibhaftiger ©eftalt. Sttit einem Sa)rei 
fprang er auf unb lief nad) ber Dfenbanf ; bort lag ein alter Äa* 
lenber, ben ergriff er unb fang in §ö<$fter 2lngft ben SieberoerS: 
3#r $öHengeifier, paefet eu<$ u. f. W. 2118 aud) ber S3öfe ba nedj) 
ni<§t weisen wollte, ftürmten bie (Spieler alle jum §aufe $in* 
au3. Seit ber Qt\t faben fie nie wieber eine ßarte berührt. 

28. £obter fommt wieber. 

3n bem ßird&borfe 93. bei SBütow lag ein 3Jtonn auf bem 
Sterbebette unb bat feine grau, ba& fte ü)m ben ^aftor fcolte, 



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bcr i&m ba$ 9taä)tma$l reiben fottte; benn er muffe batb 2lbf$teb 
nehmen oon biefer 2Selt. $ie grau eilte fogleid^ jum ©eiftlia)en 
unb bat tyn fletyentliä), ben legten Söunfä) tyreS fterbenben SJtott* 
ne3 ju erfüllen. $)ocb ber geiftltd&e §err erflärte u)r, er brande 
fein 2lbenbma§l, ba er nie tic $irä;e befugt §abe. ©o lieft et 
bie grau ^eimgefyen. 2)er Äranfe aber fkrb balb unb ttmrbe be* 
graben. SBenige £age barauf faß ber ^aftor in feinem ©<$laf* 
gimmer unb tDoüte fia) eben jur föu&e begeben, al§ ein letfeS ©es 
räufa) an fein D&r fa)lug. (Sr flaute um fi$ unb crbltcftc ben 
Verdorbenen, ber ü>t mit finfteren SBIidEcn betraa)tete* „Sitte gu* 
ten ©eifter loben ©Ott ben §errn!" ftammelte ber ©etfili<$e. „3$ 
au#!" tönte e3 bumpf jurüd. „2000 ift bein 53ege£r?" fragte 
ber Sßaftor. „$)u toeifet e3, folge mir!" befahl bet ©eift $>em 
^kiftor fäjttnnbelte eS oor ben Slugen, er mußte aber folgen. 
$)er ©eift führte i^n auf ben ©otteäader, unb jtoar an ba3 ©raB 
ber SSerftorbenen. $ier maajte er §alt unb befahl bem Sßaftor, 
ba« 2lbenbma^l au3$ut&eilen. 3itternb er^ob ber $aßor feine 
§änbe unb gab bem ©eifte ba8 2lbenbma&l. 2Uä bie ^eilige 
^anblung vorüber toax, oerfa)manb ber ©eift unb ift feitbem ni<$t 
toieber gefe^en. 

29. ®ie ttulbe 3agb. 

£ie alte 2lnna, eine Bettlerin aus HRorgenftern, §atte gehört, 
baf$ man oiel ©elb erhalte, toenn man ber ioilben 3agb bellen 
^elfe. (Sinmal ge^t fie auf einer SBetteltour ben 3ftia;tfteig bura; 
ben 2Batb, ba $ört fie bie £unbe ber toilben 3agb bellen, ©ie 
lägt ftays F gelüften unb bellt einmal mit. Söic fie aber aufhört, 
lommen bie jpunbe hinter i^r tyer unb finb i^r, fo fe^r fie ftdj 
au$ ängftet unb läuft, mit fura)tbarem ©eiläff ftetä auf ben ger« 
fen, bis fie erfä)ö>ft im nää)ften Orte anlangt. 9hm $at fie fta; 
üorgenommen, nie toieber mitjubellen, unb $at au4 SBort ge* 
balten. 

30. £)ie ©loden im $tod;enfee. 

3»if$en ©rofc£ua;en unb 3Hobbroto liegt ber $iodjenfee. 
S3on tym ergäbt man, ba§ jeben Dftermorgen jtoet Äira)engloden 
an feiner Dberflä$e erfa>men, beren ©eläute toeit&in fcörbar fein 

2* 



Di 



foBL $)iefe ©lotfen flogen toor m'elen Sauren, aU bie Äird;e ju 
©rofcSuc&en abbrannte, in ben ©ee, unb es ift nia)t gelungen, 
fie an ihren früheren $la| jurücfjuf^affen. Einmal ^atte man 
fie fa)on eingefangen unb toollte fie in bie $ttta)e gu $am$borf 
überführen. 2113 man aber auf ber ©renje anlangte, toerfanl ber 
SBagen in bem fonft troefenen unb feften ©rbboben, unb bie ©lodfen 
flogen tüieber gurüd in ben ©ee, too fic no<h jegt ruhen. 

31. ©pinnenbe grau. 

53ei ©rofc£uä>n ober 3enimen (ber (Srgähler nmßte ben Ort 
nicht genau anzugeben) befinbet fid) an einem Söege ein 2o<h, 
toel<$e$ bie Stäuberhöhle genannt toirb. 3n bemfelben foH um 12 
Uhr in ber 9iad)t eine alte grau ftfcen unb fpinnen. Slnbere 
meinen, ba8, totö man für ba3 ©knurren be£ ©pmnrabeä ^atte / 
fei bloS ba$ £erunterficfern toon Stegen ober ©chnee. 

32. ©pufenber Saum. 

S3ei bem Ätrchhofe $u £r$ebiatfoto ift e3 nicht recht richtig, 
benn Wenn man bort in ber SRacht gnrifchen 12 unb 1 ttyr t>ov* 
beigebt, hängt fi$ einem ein 3Kann in ©eftalt eines SBaumeS auf 
ben -Waden unb lägt fid) eine ©tretfe fortfchleppcn. 

33. SJtofcläfer im S3rot. 

@in ©efi^er in £rgebiatfott> toar in ber Sftoggenernte ; eine 
belannte gamilie fehtefte ihm bie Tochter jur $ülfe. 2113 man 
ftch jum SBeSpern nieberfefcte, unb bie #au8frau Mi 93rot aus* 
teilte, griff eine 2)irne tooreilig nach bem Tanten. S)te ©auerS* 
frau aber rief, ben foHe (Caroline — ■ fo ^ieg ba3 3)töbchen — 
haben. $)iefe nahm ben Tanten unb fagte: „9ta, benn )^elp leiro 
©Ott, £err Qefu ©hnft, bat id bat batt upfrieg' !" 3n bemfelben 
Slugenblicf flog ein SRofefäfer aus bem ©tüd 35rot, unb ba3 3Räb* 
chen toarf ber 33auer£frau ben Äanteu an ben Äopf, inbem e£ 
fagte, bei einer alten §ere roofile e$ nicht arbeiten. SDamit ging 
e$ nach ßaufe. 

34. $>er §ejenfee bei £rjebiat!ott>. 



3tüif(^cn ßrämerSbruch unb £r$e 





TT 


iTriii 


IM 



d, h^rt an ber ©ren$e 



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— 21 — 



toon SBeffyreufjen, liegt ein Heinet ©ee, ber ßerenfee genannt 
fßon i&m lüirb berietet, ba& bie, toeld&e fta) in i&m baben, 3 au * 
berfraft empfangen. @troa$ (5igent§ümlid)e£ fcat ber ©ee aller« 
btngS, benn trofc feiner fcotyen unb fa)roffen Ufer tft er ringä bon 
2floräfien umgeben. 3 n oer Witte ^ vorigen Qatyr&unbertS 
entftanben biefeS ©ee'3 toegen, ba mehrere Söeiber befd)ulbigt 
ttmrben, in u)m fi$ gebabet 311 fyaben unb 3 au & e * c i W treiben, 
fo unruhige Auftritte, baß bie 23e$örben einsufa)reiten ft$ genötigt 
fa&en. 

b. Settau unb £emme, bic ©otföjagen Oftyreujjcn« u. f. ». ©. 251. 
bergl. (Sramer, @ef$i<$te ©. 316. 

35. 2)ie Orgel in SBernöborf. 

IRaajbem am 20. Oftober 1640 ber SBtfajof SttattyiaS ßu- 
fcienSlt pon (Sujatnen bie ©tabt öütott) gum Äat^oliciSmuS jurüdf s 
geführt, menigftenS bie eoangelifa)e 5lirä)e aufä Sßeue jum fai^o* 
lifd)en ©otteSbtenfte gemeint tyatte, famen auä) bie Sanbfirä^en 
ju SBernSborf, ®am§borf, SDamerfon», $at$fott), ©tübnuj, ©rofc 
£uä>n unb 33orntua)en mit allen ibren ©ütern bura) gemaltfame 
Vertreibung ber ei>angelifa>n Sßrebiger in bie ©emalt be3 cujam*« 
fa)en ©ifa)ofä .*) SBon ber Äira> in SBernäborf unb ü)rer Orgel 
ge^t eine ©age, tt?ela> an bieS Unrecht erinnern foH. $>ie Äira)e 
mar nmfte unb nmrbe neu gebaut. $)ie baju beftimmte neue 
Orgel Derfanf bei ber ©infa^rt in ber 3fätye be§ $)orfe$ unb biU 
bete fortan einen grunblofen ©ee, au$ beffen £iefe Don Qtit ju 
ßeit toe^mütyige Orgeltöne erllangen. 2Bie ber Aberglaube be« 
ruhtet, follen, fo lange ber ©efang in ber #ira> toetyrt, fo lange 
bie Orgeltöne aus ber £tefe be3 ©ee'£ noa; beute erflingen. 

Sramer, @ef$ia)te ber fianbe Sauenbura, unb Süto» I. ©. 275. 

36. SDie beiben ©een bei SernSborf. 

Slußer biefem mufüalifa)en ©ee befinben fi$ in ber 9fc$e 
toon SBemSborf noä) jtoet ©een, bie bura) eine unter einem SDtoore 
tyinfliefjenbe ©trömung $ufammen$ängen. ©ttoa in ber D)ütte 
beffelben ift ein fleineS, fejfelförmfijeS So$, toelajeS nie auStrods 

*) Wur bie ablifle JCird^c ju ©r. «ßemeiefe unb tyre ^tUate ju Saffcn blie- 
ben etoaugeltf^. 



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nct unb beffen TOnber, obmo^l rmg8 Don bcn üppigften ©rfifern 

umgeben, nie betoa$fen. $>ie ©age berietet, bafj einft einige 

Sßaibmänner, bie fia; am ©onntage mit ber Qagb vergnügt, als 

fic an biefer ©teile geraftet, plijjjliä) oerfunfen mären. ÜRocb jefct 

toill man beä Sftad&tä ü)re ©eftalten bort fe^en unb ba£ Letten 

ber £unbe oeme^men. 

». Settau unb Xtmmt, bie S3clf«fagcn Dftyreußene u. f. t». ©. 254. 

37. 2)a3 oerfteinerte (Sbepaar bei S)am3borf. 

Sei £5am3borf befinben fiä) jmei Steine, faft ganj gletä), r»on 
9ftanne§ §ö$e unb etwa 2 ©eroenbe »on einanber entfernt, ©ie 
^aben faft ganj menfd)lid;e ©eftalt, Äopf unb ©ä)ultem jeiä^nen 
fiä) fennbar ab. <§ä mirb berietet, ba§ bie£ jroei Seeleute au£ 
ber ©egenb toaren, bie im §aber mit einanber ftä) gegenfeitig $u 
©teineu toertDünfd)t fcätlen, unb beren §ßermünfd;ung fofort in 
Erfüllung gegangen fei. $ie garbe ber ©teine ift grau, aber foetm 
man fte mit einem fä;arfen SBerf|euge rißt, erfa)eincn fte blut* 



ö. Settau unb Xtmmt, bie »oflsfagen Dftyreufjens u. f. ». ©. 251. 

$er üerroünfä;te'(5tein bei $am$borf. 



38. 2luf bem gelbe Don $>am$borf hüteten einmal jmei ©eftoe-- 
ftern bie ©cfyoeine; bie eine mottte nur ftttte fielen unb finden, 
mäfcrenb bie anbere beftänbig bie jügettofe beerbe fe^ren follte. 
Neffen tourbe |ie aber mit ber geit überbrüfftg unb öoH Unmuts 
rief fie ber ©ä)mefter ju: „©teb 2)u, baß £)u ben ©tein au3= 
ftebft !" ©ofort oertoanbelte fid) bie ©trief erm in einen ©tein, 
ber noä) ^eute auf bem 2)am3borfer gelbe, am 25ege oon Storni 
borf naä) S)amerfoto, fte^t. @3 mirb erjä^lt, man £abe ben ©tein 
forengeu motten, um ü)n beim SBau eine« §aufe3 ju oerroenben, 
aber fd)on bei bem erften gegen i$n geführten ©d&lag $abe er ge= 
blutet, me$balb man oon bem $or&aben 2lbftanb genommen, 
©pftter mottte man i&n ausgraben unb an eine anbere ©teile 
bringen, aber au<# ba3 gelang nid)t, benn je tiefer man ü;n 

*) $on btefen beiben ©teinen tonnte i<$ jefct nichts mtfft erfahren. 




(38-40.) 



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— 23 — 

untergrub, beflto tiefer fem! er in bie @rbe. S)er Stein ift mannS* 
$oa) unb an ber einen 6eite glatt, auf ber anbern befinben ftä) 
mehrere ©r^ungen, bie als Änie, Saud) unb S3ufen angefe^en 
toerben fönnen. 3fot gußenbe ift er runbltd) breit, nad) oben &in 
foifct er fid) ju. grüfyer f ollen fogar noä) bie Änittftödfe (©tritfc 
nabeln) $u fetyen getoefen fein. — (SS mu6 früher boä) re$t 
fdjlimm getoefen fein, fügte bie @r§ä&lertn fcinju, als bie Seute 
noa) fo oerwünfa)en fonnten. 

39. Slnbere ersten bie @efa)ia)te anbern. ©ine Butter 
hütete mit i&rer Softer auf bem gelbe bie ©änfe. &a bie 2fhit* 
ter fa>n fötoaa) mar, unb bie ©änfe immer ttrieber ins Äorn lie* 
fen, mußte bie £oä;ter beftänbig auf ben Seinen fein. 6ä)liefc 
lia) oerbroß eS fie unb fie toiberfefcte fia) bem 8efe£l ber 3Jhttter. 
darüber ergrimmte biefe unb rief: „3)aß £)u boä) ju ©tein 
tDürbcft !" ©ogleidj toarb baS unge^orfame Äinb in einen 6tein 
öertoanbelt unb ftefyt noä) jefct Ungetyorfamen jur SBarnung ba. 

40. 3m Softe 1804 foUte bie alte fat&oliföe Äira> ju 5Born* 
tuä>n wegen 2llterSiä)toätt> abgebroa>n unb ein neues ©otteS* 
$auS gebaut toerben. ®ie ©emeinbe beftanb bamatS fa>n jur 
§älfte aus eoangelifdjen SBetootynern, unb in golge beffen entfpann 
fid) über baS Sau- unb SBefigred^t ber neuen &ir$e ein heftiger 
6trett unter ben ©emeinbemitgliebern. (Snbliä; na§m ber 6d)ulje 
bie ©a$e in bie §anb unb lub fämmtliä)e DrtSange^örige ju 
einer 33erat$ung im ©aft^ofe beS S)orfeS ein. $aS Sftefultat ber* 
felben toar: „^Diejenige (Sonfeffion, toelä> guerft- ben ©runbftem 
ober baS gunbament ber neuen $ir<$e legen totrb, fofl au$ baS 
<SigentyumSrea;t an berfelben ertoorben ^aben." 3fom ging'S feitenS 
ber (Stoangelifajen an ein 6penbiren, fo baß balb alle Äatftltfen 
total betrunken unter bem tagen unb oorauSjufeftn toar, 
baß an ein ©floaten berfelben toor Slnbruä; beS näa)ften £age£ 
nta}t ju benfen fei. liefen Hmftanb benufcenb, begaben fiä) bie 
6oangelifd;en auf ben SBauplafc unb ooUenbeten noä) in berfelben 
9toa)t baS gunbament ber neuen $ira>. 2lm SRorgen famen auä) 
bie Äatyolifen jum SBauplafc, sogen aber unter gluajen unb 
©Wimpfen baöon, als fie fa^en, baß fie oon i&ren ©egnern übers 
liftet toaren; bie (&>angelifä;en aber freuten fia) beS CsrfolgeS unb 
arbeiteten rüftig weiter. 2lm nää)ften borgen mußten fie jeboa) 



» 

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— 24 — 

ju i$rem grb&ten Seibwefen bie SBafjmefymung ma<$en, ba& in ber 
Sflad^t grabe ber befte (Mftem auä bem gunbament t>erfd)wunben 
toar. @ine £au8fud;ung bei ben tfat&ottfen blieb refultatloS. 
©$on Dämmerte ber 2lbenb, unb no<$ War feine ©pur be$ t?er* 
mißten ©teineS gefunben. $)ie (ftxmgelifdjen waren ratfyloä. £>a 
tnelbete ein 93ote, bafe ber ©tein auf berfelben ©teile ftefye, oon 
Wo man i^n tyergefyolt &atte. ©ogleid) machte matt fid) auf/ um 
tyn ju 2Sagen toom 2)am§borfer gelbe wieber tyerbeijufd)affen. 
Öx tourbe aufs 9ßeue eingemauert, aber am näd)ften SJtorgen 
mar er jum jweiten 3Jtole r-erfa)wunben. 2lbermate eilt man na$ 
$)am$b6rf unb finbet ü;n auf feiner alten ©teile; nü&tS beutet 
an, bafc er jemals öon biefem glecf fortgewefen. $)a ergreift bie 
Arbeiter ^eilige ©djeu; toiele fürdjteten fid) unb meinten, in bem 
©teine fäfje nid)tö ®ute£. Rubere behaupteten, e3 fei ein t)er= 
wünf$ter ©tein ober gar eine »erwünfebte Sßrinjeffin, bie, toenn 
ber ©tein jum britten üütal eingemauert würbe, erlöft fein unb 
ba£ ®orf $Borntud)en jum Äönigreid) ergeben würbe, deiner aber 
fanb ben 9Jtut&, jum britten 2Jtal £anb anzulegen, unb fo blieb 
ber ©tein bis jum heutigen £age auf feiner ©teile, §um Sebauern 
meler 2Uten, bie nod? jefet in bem ©tein eine toerwünfd;te $rtm 
jeffin erbliden. 

41. Knaben probtren ba3 köpfen. 

3n $>amSborf hüteten »or melen Qa^ren mehrere Änaben 
baä $ie^ auf bem gelbe. 2ln einem ©onntagmorgen frül) über* 
fiel ben Sauer Sru^nfe plöfclid; eine unerflärli<$e Slngft, unb er 
eilte aufä gelb, um gu fe^en, wag bie Birten matten. Äaum 
War er au3 bem £>orf fyerauä, ba begegnete ü)m ein fleincS 
2Känndjen, baS erfunbigte fid), Wo&tn er wolle. Sru^nfe fagte 
e£ i&m, aber ba3 3Jiänna)en erwiberte, e3 fei eben an ben ßna* 
beft vorbeigegangen, bie fiä) bie $tit burd) ©pielen oertrieben. 
33ru^nfe beruhigte fid); atö er fid) aber oon bem 3Kännd)en 
trennte, bemerfte er, ba& bieg einen $ütynerfufj tyatte. ©o fd^nett 
al£ u)n feine güjje nur tragen wollten, eilte er na<$ bem §üte« 
plafe, bod) ju fpät, benn ber Äoüf beS einen Birten tanjte bereit« 
am Soben. SDte Knaben Ratten nämlia? toerfu<$en Wollen, wie ba3 
Äöpfcn ginge; baju Ratten fte eine regelre^te ©uülotine ^xba\^ 



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— 25 — 



unb als eigentliches gallbetl ein alteS ÜJceffer fcon einet $ädfel= 
labe eben am ©erüft befeftigt. Sitte Ratten nun probirt, als man 
aber ben legten auf bem 33locf befeftigt tyatte, fam ein breibeini« 
ger £afe bafyergefjumpelt, bem eilten bie Änaben na<$, Äameraben " 
unb Siefy fcoUftänbig oergeffenb. 2)er ©efeffelte fua)te fi<$ fetner 
Sanbe ju entlebigen, aber bur<$ baS heftige Rütteln hatte fia) 
baS Keffer gelöft, unb ber Unglücflia> büßte ben 6ä)er$ mit bem 
£obe. 

42. 3Käufe im Äot>l. 

3u einer SauerSfrau in 3). fam ein Setteltoeib unb fpracfc 
fte um eine ©abe an. 5Die Säuerin hatte Äo^l getobt unb 
nötigte bie grau freunblich, nur tüä)tig jujulangen. £)iefe liefe 
fia) baS mä)t gweimal fagen, fpraä) aber, beoor fte ben £öffel in 
bie ©d&üffel taua)te : „§elp, leitt) ©ort, £err Qefu Ghrift, tet fcebb 
in biffem 3oa^r ud noa) feine tfohl gäte!" 2llS fte baS fagte, 
liefen brei natfte 2Räufe aus ber 6a)üffel heraus, ©ofort toarf 
bie Settlertn bie ©djüffel \)in unb lief baoon. 

43. $)ie £aarflumpen. 

®in ßoloniftenhofsbeftfcer aus paffen fuhr mit feinem 
Äuechte S)ung nach feinem auf ber 3 cmm *ner gelbmarf Itegenben 
Siefer. ©etoitynliä) matten fie bann bei einem befreunbeten 
dauern in 3emmen föaft unb myfyxten bort ihr SJiittagSbrot ; 
auch benurthete ber Sauer aufteilen feine ©äfte, es burfte ftd) 
bann aber niemanb eher am £ifä)e niebcrlaffen, als bis er baS 
£ifchgebet gefprod)en unb baS 3 c ^ en ^ ÄreujeS über ben 
6äjüffeln gefchlagen hatte. $)er Sauer fyatte mehrere %ö$Ux, 
mit benen ber Unecht nach Slrt junger Seute oftmals Berums 
fdpäferte. 2llS ber Unecht nun einmal nrieber $)ung fuhr unb 
ber Sauer grabe nicht ju §aufe war, reifte bie grau bem Jhtechte, 
ber mit ben SJMbdjen feine Spä^c trieb, glinjen, bie er aber nicht 
gleich fcerjehrte, fonbern in bie £af#e fteeftc. ftraugen jeigte er 
fie feinem §errn, unb als fte eine glitte entjtoeibrachen, fanben 
fie in ber SDUtte einen klumpen feft jufammengebaHter $aare, bie 
Slehnlichfett mit einer Älatte (Söeichfeljopf) Ratten. deshalb nmrbe 
baS ©efd)enf fortgeroorfen. — ©päter faufte ber Sater beS $olo= 
niften baS ©runbftütf beS Sauern. 2lls baS alte SöohnhauS ab* 



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— 26 — 

gebrochen tourbe, fanb man in jeber SBanb be« g^toerl« bis gut 
©iebelftrije binauf folä> $aarflumpen. 

44. 25er Diamant im S^ffcncr ©ee. 
Huf bcm ©ee bei 3<*ffat ftföten einftmal« bie gifä^er über 
9ta$t 3^ 9^6 mu 6 t^o^I gefüht getoefen fein, benn alle tyre 
Gräfte reiften nia)t au«, e« üom ©eegrunbe ju beben. 2Rit ber 
legten SEnftrengung jebodj gelingt e« u)nen, unb oben auf ber 9tefc 
Pd^e erblüfen fie einen gro&en, blmfenben ©egenftanb, bejfen 
©<$ein fte bermafjen erfä)retft, bafj fie bie $anb öom Stege laffen, 
toel<$e« felbft mit allem, toa« barauf, fogleia) in ben ©runb jus 
riufftnlt, inbem fte be« ©tauben« ftnb, bafj fie e« mit bem Söfen 
ju tyun £aben. Später ^aben fte in (Srfafyrung gebraut, ba& 
jene« blinfenbe (Sttpa« nur ein Diamant tyabe fein fönnen, unb 
fu$ über tyre Slngft fe&r geärgert, tt)eld)e [fie &atte ©eifter fe^en 
lafjfen, tt>o feine maren. SBeitere 3Berfuä>, toemt nia)t normal« 
ben diamanten, fo boä) tüenigften« ba« Verlorene 9lcfe ju gettnn* 
nen, finb aber mi&lungen. 

$r. Xreitfel in ber 3ettförift be« ^tflor. ««ein« für ben ttegienragf« 
bejirf aHariemoerber. 

p 

45. $)te oerborrte §anb. 

2luf bem #ir$§ofe ju Qaffen ftetyt eine fe^r alte Äiefer. 3§r 
©ipfel ift toertroefnet unb trägt fünf ©pi($en, ä^nltd) ben fünf 
gingern einer §anb. ($« nrirb er3ätytt, biefe Äiefer fei auf ba« 
©rab eine« ©o&ne« gepflanzt toorben, ber feinen S3ater gefä)lagen 
babe, unb jur ©träfe fei bie #anb be« Äinbe«, bie fofort fteif 
unb ftarr blieb, bura) ben ©arg au« bem ©rabe gett>aä)fen. $)ie 
fünf t>erborrten 3weige ber Ätefer foHen bie gingg? ber üerborrten 
#anb barfteflen. 9ftan eqtylt aua), ba& bie tiefer, fobalb fie 
angefä)nitten tourbe, geblutet £abe, boä) gefdjne^t ba« jefct ntä)t 
me&r, ba fte burä) ba« Diele 2lnfä)neiben beteit« be« SBlute« be« 
raubt ift. 

$er 3Jla$rt. 
(46-50.) 

46. 3n 2Ht* Kütten bei Mein * äRaffotoifc lebte ein Söeftft^ 
Flamen« Äityler, ber oiel uom Sfttytt (9Jtoart) gebrüdt würbe. 



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— 27 — 

2HS e$ ü)n einmal in ber Sttad&t wieber fo plagte, griff er $u unb 
befam einen ßnäuel SBoIIe ju galten. 3)aS fa)lo6 er in feine 
Sabe, lieg aber ben 6ä)lüffel brin ftetfen. 2HS er am borgen 
ben haften öffnete, fanb er eine grauenSperfon barin; er lieg fte 
erft los, als fte ü;m baS 5Berfprea>n gegeben $atte, tyn nie Wieber 
ju belästigen, 

47. 3n ÄL 3Raffon)i| Wohnte oor me$r als 20 Sauren ein 
3Jlann, 6a;aä;t ge^eifeen. <$r ^atte als 6olbat in 3üli$ gefton* 
ben unb ft<§ bort mit einer reiben ÄaufmannSto<$ter t>erfpro<$en, 
WeW&er er oorgefd&Winbelt $atte, er fei ba^eim SBepfeer jWeter gros 
ßer ©üter. 9laa) Slbleifhing feiner SÄilitärjett tarn er naa) ^aufe, 
übernahm bie beiben falben Sauer^öfe, bie ü)m gehörten, unb ber« 
$eirat§ete ftä; balb mit einer anbem Sßerfon. SSon 3ttli$ aus 
fatnen Briefe an ü)n, bie er aber nia;t beantwortete. 9toa) unb 
na<$ Nörten jebo$ bie Briefe auf, bafür aber würbe ber mein« 
eibige üftann unauSgefefct oom 3Jto£rt geplagt, fobalb er ju f$la? 
fen t>erfu<$te. Qn golge baöon begann er ein WüfteS £eben, oer* 
braute bie beiben ©runbftütfe unb mußte ftdj julefct mit einer 
fleinen <Stube begnügen, in Welver er mit feiner gamilie unb 
einem ®ienftmäbd)en eingepferd&t war. S)teS 3Jtäba;en erjäpe, 
wie 6<$ad)t fofort fläglia; ju wimmern begann, wenn er fi$ tyn* 
legte, unb wie ein Stafenber um fid) fa)lug, wenn er Suft befam. 
8TCS er fta) eines SlbenbS wieber nieberlegte unb baS ®rü<fen be* 
gann, ermannte er fid), ergriff einen Änüppel unb fa;lug bamit in 
allen (Säen unb Sömfeln tyerum, fo baß ber bebrängte SJta^rt fi<$ 
fä)lie&lid) unter bie Äuglein üerftecfte. $)oa; aua; in biefeS SBer* 
ftecf faufte ber Änüppel, 3JJaf>rt unb $üa)letn jugleia) jerfd&met* 
ternb. 6eit ber Qtit §örte bie Sßlage auf. 

48. SBor etwa 12 Qaljren §atte ber SBeftfcer 3ftudMn fangen 
einen 6olbaten als (Smquartirung belommen. ©lei# in ber erften 
§Ra<$t fing biefer plöj>lid& an ju wimmern unb wimmerte fo lange, 
bis ber noa) waa>nbe Söirtfy ü;n bei feinem tarnen rief, ©ofort 
©erlief? tyn ber $lagegeift. 9toa)&er [teilte eS fia) ^erauS, bafj ber 
Solbat ftd) unterwegs in einem Quartier mit einem 3Jtäba)en ju 
tief eingelaffen £atte, baS ü;n nun als ÜDkfyrt verfolgte. 

49. ®er ^oftillon Äarl 3Raf$fe, ein bejahter 3Rann, lam 
einmal toon 93ütom naa) 33erent gefahren. 9toa)bem er bie Sßferbe 



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— 28 — 

untergebracht unb bic Spoftfa<$en abgegeben hatte, legte er ft<$ jur 
fHvfyt, würbe aber na$ Wenigen 2JUnuten bura) ben 2Ha&rt ge» 
ftört. SRorgenS um 4 Uhr trat er bie 9tü<ffa&rt na$ Sütow 
an. 8113 er an ben beWalbeten ©teinberg tarn, fab er einen 
6iebranb &or feinem Sagen herlaufen; er flieg ©om Söagen, banb 
bie $ferbe an einen ©aum unb ^icb mit ber $eitfä)e auf ben 
©iebranb loS. $>oä) baS S)ing Wollte nicht umfallen, S)a er- 
Sonnte ber ^oftiüon, baß es gewiß ber Wla\)ti fei, ber ihn oor* 
hin gebril(ft hatte; beShalb breite er bie Sßettfche um unb fing an, 
mit bem Sßeitfchenftocf $er$after auf ben Sfanb loSjubauen; ber 
breite ftch aber nur no<h fchneHer, bis er enblicb bura; einen traf* 
tigen ©eitenhieb ju gaH gebraut würbe. 3m 9ßu aber war er 
Wieber empor unb rannte mit SßinbeSeile querfelbein, bem Sßo» 
ftiHon jurufenb: „8icf mi im 5ft . . . .!" ©eitbem ^at er nie 
Wieber etwas oom 9Jtobrt gehört. 

50. (Sin ältlicher SBanbercr lehrte einmal jur SSinterSjeit bei 
einem Tagelöhner ein unb bat um SRaä^erberge, bie ü)m auch 
gewahrt würbe. Ungefähr um 1 Hb* in ber 5lad)t hörte ber 
SBanberer, Wie bie beiben jungen SCödjter beS Tagelöhners auf« 
Ranben unb aus bem §aufe fchlicben; nach etwa 2 6tunben to* 
men fie wieber jurüct. ®a fagte bie eine: „2ttein ©Ott, wie 
f$mer$en mid) boch alle ©lieber! 3$ mußte auf einem £aune 
reiten, Don bem ich jeben 2lugenblicf herunterfiel, unb babei habe 
ich mid) ganj unb gar aerftoßen." S)ie jweite fagte: „9Jhr 
erging eS ned^ fd)limmer; ich mußte einen $omfrrau<$ reiten, 
in ben i<$ immerfort hineinfiel, unb babei §abe ich mich gan$ 
unb gar 3erftoä>n !" $)ann jagten beibe: „könnte uns bo<h ein 
2Jlenf$ öon biefer Saft befreien!" (Sine ©tuube fpäter erwarte 
ber Tagelöhner unb wollte bie 2Häba)en meefen; aber ber SBam 
berer Wehrte ü)m unb fagte: „SBenn 3h* wüßtet, wie @ure Töchter 
ftch ^aben bie Watyt quälen miiffen, wa'hrenb 3^r fcbnard)tet, bann 
würbet 3fc fie nicht ftören." Unb nun erjagte er, was er gehört 
hatte, unb rieth bem Sßater, anbere Rathen ju nehmen unb bie 
beiben SWäbchen noch einmal taufen $u laffen, benn bie alten 
Rathen wären 6a)ulb baran. 6o gefchah es benn auch, unb bie 
3Häbchen waren bie Page los. 



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— 29 — 



H. $ret* ^attettßttra. 



51. $)er ßönig üom Äaff ubeulanbe. 

Stahe bei Sauenburg liegt ein 99erg, in welkem ji<h im %Qfyxt 
1596 eine gro&e 5lluft befanb. 5)er SRatb fyattt bamala' grabe 
jtüei 3Jiiffetbäier jum £obe toerurtbeilt. (Sr fchenfte ihnen baS 
Seben unter ber Sebingung, bafj fle ben Slbgrunb unterfaßten. 
§tnabgefabren erblichen fie auf bem ©ruub einen frönen ©arten, 
barinnen ein S5aum mit lieblich toeijjen 33lüthen ftanb ; boä) burf* 
ten fie baran nicht rubren, (Sin Äinb, ba$ im ©arten mar, 
führte fie über eine meite, blumige ÜJtotte ju einem ©chloffe, aus 
bem mancherlei Saitenfpiel ertönte. Qn bemfelben aber faß ein 
Äönig, — ba$ war ber alte Äönig Dom Äaffubenlanbe, — 
auf einem ^oben, filberuen Xbronfefjel, mit einem golbenen ©cep* 
ter in einer unb einem Briefe in ber anbern £anb. 3)a3 $inb 
mußte ben SBrief nehmen unb ben beiben 3JUffetbätern überreichen. 
2>iefe nabmen ben 8rief unb überbrachten tyn bem Ütath; fie er* 
langten ©nabe unb greibeit. 

b. fcettau unb Xemme, bie 8olf«fagen Oftpreufcen«, Jitt^auen« unb 
2Bejlpreuficn«, ©. 248; (Stamer, Ocföitfte bct Sanbe Sauenburg unb 
©üto», I. e. 238. 

52. 2)er ©cha& in Sauenburg. 
3n Sauenburg braute fiä) früher jeber fein SBier fetbft ; bie 
5)ienfrmdbchen hatten bann geroöhnlich bie traueret ju beforgen. 
ÜRun mar ba auch wie $errfchaft, bie fehr ftrenge mar, ein Äauf« 
mann unb feine $xau. £)a$ 9Jcab<hen mürbe fehr früh ö cn? ecft, 
aber ba£ geuer ift ausgegangen unb fie meifj nicht, »ohet fie 



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ftelc&eS nehmen fott, benn ü)ren £errn »iE fie ni$t werfen, ba 
fie tt>ei&, bag e3 bann triebet ©<$läge unb ©dielte gtebt. S)a 
fie^t fie auf bem 9Karft ein geuer, um ba$ $erum mehrere 
Männer fujen. ©te fafjt fid) ein Jperj, ge§t bin- unb bittet um 
geuer. @ie gaben i^r aud) eine ©t^aufel Doli Noblen, aber ate 
fte fie auf ben §erb mirft, finb fie erlofd&en. 3ßod) einmal ge$t 
fie ^in unb jum britten SUtol. $)a aber fagen ü)r bie Männer/ 
fie folle ntd&t n>ieber fommen. 9lun muf? fie bod) i^rc #errf<$aft 
»jeden, ber erjä^It fie in ü)rer Unfd)ulb, toaS vorgefallen ifc 
S&tefe merfen aber glei<$, loa« e3 mit bem geuer für eine S3c= 
toanbnifj fyxt, unb fagen tyr beg$alb, bafc fie ftdj nur toieber ju 
SBett legen foUe. €>te tounbert fidVjtoar barüber, ge$ord)t aber 
bod). $)er Kaufmann ge&t nun in bie Äüd)e unb flnbet auf bem 
§erbe oiel ©olb. 2113 ba3 9Häbd;en am borgen in ber 2lfa;e 
ttu)rt, ftnbct fie aud) no<$ etn>a8, aber toentg, oon bem anbertt 
$aben fie i^r ntc&tö gegeben. ©ie ergäbt bie @efä)i$te weitet 
unb erfährt nun, ba& bie ßo&len lauter ©olb getoefen feien. SBc^ 
gen ü;re3 PaubernS toirb fte aber fortgejagt. $)er Kaufmann ifl 
fo jtoar fe$r reid^ geworben, bod) $at er oon bem unred)t erwor* 
benen @ut feinen ©egen gehabt, benn fein ©<$Wiegerfo§n §at ba8 
ganje ©elb burd)gebrad)t, unb ber Kaufmann unb fein SBeib finb 
gur ©träfe als Settier geftorben. 

53. 2)er grofje ©tein bei bem Qägerbof. 
33eim fog. Säaerbof in ber Mty oon Semenburg liegt im 
23albe ein gro&er ©tein. SHe alten Seute behaupten, bafc fid) 
unter bemfelben ein oerwünfd;te3 ©d&lofi befinbe, unb nur alle 
100 Qatyre Werbe jemanb geboren, ber e£ erlöfen fönne. 

$r. £ret<$e( in ber 3«M^rift bc« herein« für ben ifteQierungSbqirt 
SWarientoerber. 

£>er ©d)lofjberg ju SBelgarb. 
(54—61.) 

$id;t oor Selgarb liegt, Wenn man bie (^auffee oon SBtefcig 
fommt, jur linfen §anb ber ©d&lofcberg, auf bem oor langen 
Sauren bie wetfce S3urg lag, einft ein£ ber mäd^tigften ©<£löffer 
in ^omerellen. 3efct ift oon berfelben ni$te me^c übrig, benn 



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— 31 — 

ber au« verwitterten 3iegelfteinen befte&enbe Sd>ttf>aufen toat 
fa;on t>or mehreren Sauren bis auf einen geringen SReft oon bem 
SBefifcer beS Sd)lof$bergeS, bem ©aftttnrtfc Qi^oxo, S ut ©ebüngung 
beS 2lder£ abgetragen. Huf ber nörblid^en Seite fäQt ber €;a?lofc 
berg jiemlid) ftarf jum 3Jftifylenbad)e unb gum 9Jtm;tentetd)e ab. 
grüner War er mit ©eftrtfua) bebest, unb in ber OTtte befanb 
jtd) eine roette Vertiefung, bie wofjl oon eingefallenen Äellerräu* 
tnen tyerrityrte. Von biefem Sd&lo&berge Werben mehrere Sagen 
-erjä^lt.*) 

54. 2luf bem Sa)lo&berge $at ein Sd)Iofj geftanben, ba3 fpä* 
ter t»erwünf$t worbeu ift 3Rit bemfelben finb aud) brei $rvn> 
jefftnnen oerwünfd&t worben.' 2lm 2lbenb tyat man öfter brei 
fd^warjgefleibete (nad) anbern wei&gefleibete) grauen aus bem 
Serge £ert»or?ommen unb- nad) bem am gu& beä Serge« ftd) be* 
finbenben 3Riu)lenbad) ge^en fe^en, wo fie fia) wufd)en unb ba* 
beten, ©ine grau ift ü)nen einmal begegnet, fte gingen aber 
fa)wetgenb Weiter, nur baS SRauföen it)rcr Jtleiber $at fie 
gehört. 

55. bitten auf bem Verge war ein Steig, obwohl ba nie* 
manb ging; ebenfo führte ein Steig nad) bem 3KüfyIenteid)e 
unter. $ier ift ben brei grauen einft ein 9ftann begegnet, ben 
tyat bie eine gebeten, er foHe fie fd)weigeno breimal um ben 
Scfylofcberg (ober um ben $ird)f?of) herumtragen, bann Würbe fie 
erlöft fein ; er folle fta) nur nia)t fürchten, ba tym nidjtS gefd)e$en 
Werbe. $)er 3Kann ift aud) baju bereit gewefen, aber als er ben 
brüten Sftunbgang mad&te, werben ifym oie Kleiber ausgesogen 
(naa) anoern Wirb i&m nur bie SKüfce abgeriffen), unb hinter ftd) 
tyört er ein fura)tbareS $aufa>n unb £raa>n unb oerfötebene 
Saute unb Stimmen. £)a befommt er 2lngft, fte^t fid) um unb 
alles ift oerfd)wunben, unb er befinbet fta) allein am Slb&ang beS 
Vergeh. 

56. ©in anberer ©rlöfungSoerfud), ben einer aus Velgarb 
unternommen £atte, ift aua) migglüdt. Stuf bem ©ange in« 

*) 93gt. fi&er ba« ©ä?loß ju ©efgarb (Sramer, ©ef<$i($te ber Canbe £auen* 
bürg unb ©üto», I. @. 142. 2>ie Sagen, naä) mttnMiä)em $eri<$t aufgejetä)* 
net, finb im „Urböbrunnen" ©b. II. @. 86 f. abgebrudt. Vtx. 56 unb 58 fügte 
$err Se&rer 9tobt«te in ©elgarb tfnju. 



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Scfylofe, beffen ©ingang auf ber roeftlidjen Seite be$ Sa)loffe3 toat, 
ba, too noä) üor mehreren fahren ein bitter ©ichbufa) ftanb, 
hatte ber 9Jtann feine Wlüfy verloren, unb im ©ange ^atte er 
tterföiebene hä&liche %i)kxt füffen muffen, aber §ule(jt weigerte er 
fia) vor gura;t unb ©a)recf, eine große, häßlidje ßröte 3U füffen. 
$>aS mar aber bie Veftfcerin be$ ©Joffes felbft, bie nun nid&t 
erlöft roerben tonnte. 

57. ©in Äneä)t, Sodann 6d»ma>nberg, träumte einft, er 
foffe auf ben Jürshof gehen; bort werbe er eine ©anlange fin* 
ben, bie ein Vunb ©äjlüffel im SJhmbe trage. S)a3 fofle er 
ihr mit feinem 3)lunbe fortnehmen unb fidj bann eiligft au3 bem 
©taube maa)en. $)er £raum ^at ftch noa) jmeimal hrieberholt. 
ßeute, benen er benfelben erzählt hat, fyaben ihm geraten, ba3 
©dhloß ju erlöfen, boa; au3 gura)t fyat er fia) ba$u niä)t ent» 
{^ließen fönnen. 

58. 9laa) anberer ©rjählung foll bie Vertiefung in ber 3Jfitte 
be3 VergeS ber ©ingang ju bem unterirbifa)en ©a)loffe gen>efen 
fein. 3^ berfelben fott fia) eine fehr große ©anlange (ein 
$)rad)e) aufgehalten haben, mela)e ben ©ingang jum ©a)loffe be* 
machte, ©in früherer fie^rer in Velgarb, George ©iemon, \)at 
fia; einmal in ©egenmart mehrerer Vauem aus bem $>orfe an 
einem £au in bie Deffnung hinabgelaffen, um bicfelbe ju unter* 
fuä)en. $>oä) mußte er fict) nach furjer ,3ett wieber in bie $öhe 
jie^en laffen, ba ihm bie ©anlange mit feurigen 2lugen unb auf- 
gefperrtem 9taa)en entgegenfroa). ©eitbem hat fia; niemanb mehr 
in bie Deffnung gewagt. 

59. 2lu3 jener Vertiefung fam jur 2ßcir)nact)t^cit ober ju 
anbern feftlidhen Gelegenheiten ein Reffet h*tüor, ganj blanf ge* 
f feuert, ©inige fagen, baß ein Ouaft barin lag. SöoHtc nun 
jemanb Vier brauen, fo holte er fict) baju ben ßeffel. $)a3 barin 
gebraute Vier mar t»on befferer ©tgenfdjaft al3 ba£ anbere. -Jtach 
ber Venufcung mußte er ihn fa>eigenb unb ohne fia) umjufehen, 
ttrieber jurütf tragen. 3um SDanf mürben in einer baju öorhan* 
benen Äanne einige Duart Vier in ben Äeffel gefteUt unb ein 
gutes Vrot ba$u gelegt. 5Dic^ gefa)ah regelmäßig unb mar jur 
©ttte gemorben. ©inft Würbe ein ü)iäbd)en hingefcfyicft, um* ben 
Äeffel ju holen. 5Da hört fie im Verge eine ©timme, bie ihr §u* 



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— 33 — 

tuft, bafj fie ben ßeffel balb nrieber $urü<f bringen foQe. Slbet aud 
3rurä)t fyxt fie e$ naä)$er nid^t $un wollen; ba $at e3 ber föie$t 
get^an; ber aber trinkt baä SBier aus unb verunreinigt ben ßeffeL 
S)a ift er mit einem grofien ÄnaK verfä)ttmnben nnb feitbem ni$t 
toieber gefommen» 

60. Sßon anbern — niajt in Selgarb — tüirb erjctylt, ein 
Sauer fribe aus ©eij verabfäumt, bie fonft üblta> 2)anfe3gabe 
in ben Äeffel §u legen, vielmehr in tt)afynh>i$tgem Uebermutb ben« 
felben verunreinigt. 3*6* tvar ba3 gute ©invemetymen mit bem 
Scrggeift geftört. Sei ber näapften 2tu8rtd)tuttg fehlte ber $effeL 
•ftun !am bie Untyat be3 93i}fennd)t3 an$ Sidjt. £)te ganje ©in* 
toofrterfä^aft rütfte vor fein $au3, unb er empfing als So&n eine 
tüd&tige %xa$t «ßrügel. 2)o$ ber Äeffel fam nidjt tvieber junt 
SBorföein, unb bie Säuern waren genötigt, felbft einen anju* 
Waffen.*) 

61. griu>r fagte man au<$, bafj man nt$t am Serge graben 
bärfe; toer e3 tyue, ber muffe gteia) fterben. 

2)ie fa)toar$e Sägerin. 
(62—67.) 

62. SRad) einer alten (Sfyronif $atte ber große Sudtttepoß 
eine 6<$toefter ober £od)ter 2Rargaretya, bie an ben bänifd&en 
ßönig <£&riftopb I. (feit 1252) verheiratet war. 6ie Raufte auf 
ber toei&en Surg, bem ©d&lojfe ju Selgarb an ber ßeba. ©ie 
liebte Ieibenfa)aftlia) bie Qagb. 2ß<u)renb ©uantepoll mit ben 
#erjögen von (Sujavien nnb 3Jtofovien, mit ben ^eibnifä^en Sßreu* 
jjen unb ben Äreujrittem heftige Kriege führte unb ben geinben 
feines £anbe£ gura)t unb ©d&reclen einjagte, jagten SJtorgaret&a 
unb tyr D&etm Statibor, ber S3ruber ©uantepolfö, im ©ebiet ber 
»eigen SBurg bie §afen unb SÄc^c. 2ln bem Slb^ange ber #ö&en= 



=*) £>r. 2e$rer SRabUfe tfailt mit: „'Die Stießen ?eute in ©elgarb Behaup- 
ten, bafj ba« SJorfcanbenfein be8 äeffelö auf 2Ba&r&eit Beru&e ; fie t>ermut&en aber, 
ba§ bie ganje ©ac$e ein ©etrug ber bamalä &ier njo^nenben tatfyolifdfyen tpric- 
fter getoefen fei, bie für ft$ einen SBortfyeit gewinnen nnb 3ugleid) bie 8eute int 
Aberglauben erhalten trollten." 2)te Seritttreimgiing be8 Äeffets gefd^a^ alfo 
teofy t>on einem ebangetiföen ©elgarber, ber ben betrug bur#fc&aut &atte. 

Ättoop. ©oKSföfloi. 3 



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Jüge bcf Scba nad) bem Sebabrud) bei krampe &atte jtc tyr S^S^ 
f$loß, ba3 nod) ^eute an ber UmtoaHung fcnnbar ift, unb be* 
luftigte fta) mit ber 3a9*> i« ten $ünen. SBegen i&rer £teblinaj&* 
befd;äfttgung fcief} 3Jtorgaret&a naa) bcm 3 cu 8 ni 6 polnifäen 
©a;riftftetter „bie fajtoarje Sägerin", unb na<$ ben bänden ©e* 
ruhten „bie roffetummelnbe 3Hargaret&", aud) „ 2Jtargaret$a 
©prengtyengft". !Jto<$ einer alten ©age, bie bur$ münblü^e 
Ueberlteferung fortgepflanzt ift, jagt nod) bis auf biefe ©tunbe 
in näa)tlid?er Söeile auf günenS Reiben bie pomerellifd&e fdjtoarje 
Qägerin, unb tyr nad) in ben tt)ei6flüd)tigen ©ünen ü)r ©efolge, 
ber roenbifdje unb beutf#e Slbel im ©ebiet ber roei&en Surg, bie 
(Sittel unb Urenfel ber roffetummelnben 3Jtargaret&. Unferen 
2)ünen ift jebeä Slnbenfen an jene fcu)ne Sägerin *>erfd)tounben 
nur im ©imelbad), ber au$ ben SBätten toon 9Jiargaret&3 3agb* 
fd;lo6 bei krampe quillt unb über geglättete (Steine jum Seba* 
ftrome riefelt unb rollte fcört man in ber 3ttitternad)t3ftunbe be# 
i^r geweiften £age3 ein Häglid) Söimmern, xoo flagenb fle&t um 
Sftu^e bie „roffetummelnbe Sttargaretb". 

Gramer, @ef$i$tt ber £anbe Sauetiburg unb 33ütoro I. ©. 20 f. 

63. $ie fa)waräe milbe Säger in, 3Kargaret£e g,e* 
feigen, lebte früher in ber mei&en SBurg ju Selgarö; auf bem 
©ramper Surgtoaff im je^igen Sauem^olj, unfern ber ©renje be8 
©orfeS ©anä, fcatte fie ein 3«9^f^o§. ©ie liebte bie Sagb 
leibenfa^aftlid), entn>eil)te bei berfelben ©onn* unb gefttage unb 
burdtfcfyofj einft in freolem ttebermuty ba3 §er§ ber ^eiligen 
Sungfrau, bereu Silb am Äreujtwge aufgeteilt roar. Qux 
©Irafe bafür mujjte fie nad) i^rem £obe immer jagen. ©<$red« 
lid) ift ba3 ©etöfe, toeldjeä ba§ ©efolge ber toilben 3 ä Ö c ^ 
urfad)t. 3n ber 9tod)t oor bem ©t. 3Rargaretyentage (18. Suli) 
jammert unb träufelt bie unglütfli^e Sägerin um ©rlöfung. @inft 
lam ein Sauer, ber im 9to&garten fto&gariS) ein ©efajäft $u 
beforgen $atte, §etm. $)a erblttfte er am ©imelbac^e eine toer* 
fa) leierte grauengeftalt. SDiefe bat ü)n jammemb, baß er flfc über 
ben öad) trage. 2)er Sauer, toeldjer SÖUtleib mit ber Sümmern 
ben $atte, büefte ftd), um fie auf feine ©d)ultern ju nehmen; ba 
erhielt er bie Sßarmmg, fia) nid)t umjufeben, menn aua) no<$ fo 
©d)retflia)e$ fia) hinter feinem 9tü<fen ereigne. $r t>erfpra<$, cd 



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35 — 

ttu$t §u t$un. üaum fcatte er jebo<$ feinen gufj ins Söaffer 
fefct, als ft$ hinter ibm ein ©etöfe er&ob, baS immer nrilber unb 
lauter imtrbe. @r toerna&m baS ©efd&ret ber Säger, baS (Seiläff 
ber toilben 3fleute, baS ©etmmmer be£ geängftigfen, »erfolgten 
SBtlbeS. $er 2fogftf$meif$ trat ü)m auf bie 6tirn, er blieb fielen 
unb fa$ fic& um, feinet $erfpred&en3 unb ber Söarnung öergeffenb. 
3ftit einem toerjttJeiflungStoolIen @<§ret glitt bie Saft &on feinen 
6ä)ultern unb tierf$toanb. $ftur allmä&lt<$ tonnte ftd& ber SBauet 
öon feinem 6<§redt erholen. 211$ baS ©etöfe ber ioilben 3agb fidj) 
in ber gerne Verloren $atte, unterfud&te er baä S3ett beS SBad&eS, 
too bie ©eftalt toerfdjtounben toar; aber er fanb leinen Slbgrunb, 
toie er gebaut $atte, baS SÖaffet befpülte iaum bie Äiefelfteine, 
bie im $a$e lagen. 3^mb unb bletä) fam er ju £aufe an 
unb erjä^lte feiner grau fein Abenteuer. ®ie aber rief erfd&reät 
unb jomig: „3)u tyaft bie toilbe fd&toarje 3*0^ getragen, bie 
€>onn* unb gefttage bur<$ tyre 3<*Qb enttoeu)t unb ba£ ^erj ber 
^eiligen Jungfrau burd&fd&offen l?at; ®u $aft bie ©ebannte auf 
Steinen ©dfjultern getragen, nun bift audj $)u Dom Söanne idte 
fangen." 2)o<$ fie toufcte 9ta$. ©ie 30g ü)ren jittemben Stftotttt 
unter baS 3Ruttergotte3bilb, baS in einer SRifd&e an ber SBanb 
$ing. 5Dort fniete fie nieber unb betete laut, ba ber 3Kann nid&t 
im ©tanbe toar, bie Sippen $u betoegen; bann befreiten fi$ 
beibe unb befprengten fid) mit 3Beü)maffer, beruhigt, bafj fie bett 
93atm Don ft$ abgefd&üttelt Ratten. 

HÄitgetfceUt »otti J>enf. Qürgermeifiei $ertn «Saffeufyigeh in &6a. 

64. 2tud(j nad) anberem 33crid^t betreibt bie toilbe fdjwarje 
Sägetin bie nrilbe 3agb. 3« toeifjen Kleibern unb auf fätoar* 
gern Sftojfe, begleitet r-on mehreren Sägern unb einer 2tnaä&l üon 
ßuriben, bie ein furd&tbdreS Oefläff fcören liegen, ift fie öon bem 
SSatet eines Sauern au« Selgarb unb öon anberen bes 9tod&t3 
gefe^en toörbert, toie fie üön ©rampe aus, wo ü)r Sagbfd^Iog ge* 
ftaitben, bur<$ baS 2$al t>on ©ans über baS SBelgarber Sßlebanie* 
moor ba^injog* Sludjj fteute no$ gilt bie ©teile auf ber ©renje 
tjon Selgarb unb Sand als ein befonberer ©pufort. 

65. 5Rad& einer anbem ©age ift bie nmfce ©cJ)lo§frau 
glei#fam ein ©d&ufcgeift für Selgarb getoefen unb &at ftd) nur 
gezeigt, toenn bem Orte ein befonbereS ereigm'6 beüorftanb. 

3* 



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— 36 - 

66. Sluf ber Strede t>om 93elgarb*r ^lebaniemoor bis juffl 
$ie$iger Söegtoetfer foH öfters eine oerfä?leierte grau ben bort 
©etyenben ben 28eg Derfaerren. $Bor einigen Sauren ging ein 
Sttann aus Selgarb nad) 33tefcig. 2llS er am 2lbenb §h>ifä>n 11 
unb 12 bort anfam, trat i§m an bem genannten Söegroeifer plöfc* 
ltdj eine grau in ben 2öeg. ®r rooflte ausweisen,, boä) pergebenS, 
fie liefe niä)t t)on ü)m ab. CsS blieb ü;m nichts weiter übrig, als 
umjule^ren. 8HS er mit einem ^Begleiter juriteffam, n>ar bie grau 
Derjtyrounben. — @inem SRanne aus ©ans ift früher baffel&c 
bort paffirt. 

67. ©benfo foH aud) am ©anfer SBegroeifer öfter eine grau 
otyne ßopf gefe^en roorben fein. 3)er ©o&n eines früheren 
5E&irt§fä)afterS in ©aus ?am bort einmal toorbei; ba trat ü;m bte 
©eftalt entgegen; er toollte tfyr auSroeicfyen unb oerliefj ben 2Seg, 
ben er, burä) ein plöfclidj erfdjeinenbcS £iä;t geblenbet, niä)t nrie* 
ber aufftnben fonnte. 6r irrte bie ganjc 9toä)t auf bem fjclbe 
untrer unb fpäter toar er niäjt mieber §u belegen , biefen SBeg 

ge$en. 

68. £>er gcfpcnftifa)e Seia^enjug. 

* 2lm Sßlebantemoor ift tu früherer Qtit fcon ben ^ferbe^titent 
oft ein £eid)enjug gefeiert U)orben. (Sin alter Söauer aus 
SBelgarb erjagte barüoer: 2ln bem Slb^ange jum ©anfer 3#al 
öcrfammelte ftä) §unäd)ft eine 2ln3atyl oon ©eftalten in fd&roarjen 
Kleibern, furj barauf brauten fc$S Männer, gleichfalls fa^toarj 
gefleibet, einen ©arg mit einer £etc$e aus bem 3Jtoore fübli$ fcon 
ber (S&auffee, unb um biefen ftettten ftd; bann bie auf ber Stolpe 
^arrenben fäjmarjen ©äfte. darauf fefcte ftd) ber ge^eimnifftolle 
3ug naä) bem 3?elgarber ^(ebaniemoor (nörblid^oon ber (S^auffee) 
tu Setuegung, einen unheimlichen, unoerftänblicfyen ©efang an* 
ftimmenb. 

69. $)aS gefto&lene 3tt eggeroanb. 

2tuS ber Qtxt f too ben etjangelifd^en ©intoo^nern Selgarb'3 
oon bem 93tfa)of 2JtattyiaS SubienSfi \>ott (Suiaüien Jtir$e unb 
$ir<$eneigent&um genommen rourbe, hat ftä) in Selgarb folgenbe 
©ttge erhalten. 2)em !attyolifa>n ^riefter toar fein 3Jfef?l)embt 



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— 37 — 

— er fcatte nur ba3 eine — , ba3 $um £ro<fnen ausgehängt 
toar, üerfchtounben. @r glaubte, e3 fei ü)m öon ben ©>angelifä>n 
geftohlen toorben, um ihn in Verlegenheit ju bringen, darauf 
liefe er befcmnt machen, bafe berjenige, ber e£ ü)m geflogen ^obe, 
burch ein geheimes Littel (3auberei) gelungen werben folle, eS 
ihm roieberjubringen; er muffe bann aber jugleiä) fterben. @S 
»erging ein falbes 3 a h r / o^ne ba& jemanb baS SJteßhembe braute. 
£>er SBufle im ©tatte beS SpriefterS aber tourbe t>on Xag ju SCag 
magerer unb franfer, unb man liefe ihn beShalb tn'S greie, bamit 
er fid^ vertreten foHte. Sr fdjtoanfte einer Sßfüfce auf bem #ofe 
ju unb ^ob mit ben Römern baS öermifete §em£>e empor, ftürjte 
aber babei um unb fcerenbete. 2)er Sülle, ber nod) oor einem 
falben Sofyx ftarf unb muthig getoefen mar, hatte baS SJtefehemb 
auf feinen Römern in bie Sßfüfce getragen unb mufete nun burch 
ben 3 a wberfpruä) beS sprtefterS bafür fterben. 

70. $ie ©locfen ju öelgarb. 

S5on ber früheren fatholifa)en Äird;e in Selgarb (inb nur nodj 
bie brei ©locfen übrig, bie an einem höljernen, mit 2)a<h oerfehe« 
nen ©efteff angebracht finb. ®te gröfete berfelben, tt>el<he in ber 
SWitte h^ngt, tragt bie QahreSjahl 1609. — Sllte Seute in Sei- 
garb ergaben, bie Äatholifd)en in Sauenburg hätten natt) ber 
(Sontrareformation bie gröfete ßirchenglocfe oon Selgarb nach 
£auenburg entführt. 2)ie ©locfe foU fid) n>ir!lid) in ber Sauen? 
burger fatholifd)en Äir^e bepnben. Sei ber Entführung beS 
fRachtS famen Tie jebod; |unäd)ft nicht toeiter, roie big außerhalb 
beS S)orfeS; bie ©locfe foU plö&Uch ein fol<$eS @ett)iä)t belommen 
haben, bafe 4 bis 6 $ferbe fte nicht oon ber ©teile bringen fonn* 
ten, bagegen hatte fie jurücf nach ber alten Äirche roieber ihr na* 
turlicheS ©ehricht! @rft nach oerfchtebenen ©ebetsformeln • eines 
$riefterS ift eS ben Sauenburgern gelungen, bie ©locfe ju ent* 
führen. 

71. $)er fchtoarje 6ee im Sebamoor. 

3n bem ju Sfattfetoifc gehörenben beS SebamooreS, 

toelcher baS fchmarje 3Jcoor genannt mirb, liegt ber fchtoarje 6ce 
(©eforfe). £>erfelbe ift, toie erjagt toirb, grunbloS. $aS fott 



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- 38 — 

ba^er fommen, ba& baS gange fiebomoor früher ein 3Reer getoefen 
ift, unb es wirb behauptet, ba§ nod) jefct bie 3Roorfd)i$t auf 
Söaffer rufc 

72. $er Stnbrourm im Sebamoor*) 

©ine S^rernjittme aus ©riimpof bei (S&ofcloto erjä^lte, ba& 
ber ßmbttmrm ben Seltnem t>on Sftettfetoiß, SBobcnfin, ©$ofclon> 
unb SSitcröfc befonberen Sdpaben zugefügt $abe; SBic^ aud) atten* 
fd;en fptt er geraubt fcaben. ©inmal $at er ein graulein aus 
bem SRcttfetpifter 6d)Iog auf i&rem Spaziergange ertt)tfd)t unb i(t 
mit i^r in bem na§en See Derfd)tounbett 3n bem See befinbet 
ftd) eine Keine SnfeL $)ort foH man nod) iefct in ber 9to$t öfter 
tyre ängftltd)e Stimme fcören. 

73. S)ie Siebenben am Sebamoor. 

©in Qüngling, ber auf ber Stolper Seite beS SebamooreS 
too^nte, $atte feine ©eliebte brüben im 2auenburgifd>n. geben 
2Ibenb toanberte er ju tyr hinüber, ©tue Sampe toor i&rem gen* 
per biente i&m als SSegtoeifer. Einmal erlifd^t bie Sampe unb 
ber Süngling finbet feinen %ot> in ben Untiefen beS 9KooreS. — 
Gs fott aud) eine 93aHabe bartiber gegeben fcaben, bo$ war 9^ä^e= 
res ni$t ju erfahren. 

74. 3)er lat^olif c^c ©beimann am Sebamoor. 

2HS nad) bem £obe beS legten pommerf<$en gürften baS 

Sanb Sauenburg ttrieber in ben Sd)o& ber latyolifdjen Äird)e au* 

rütfgefüljrt »erben foßte, tourbe aud) ein ©bejmann fatyottfö, 

beffen ®ut am Sebamoor, toeld&eS bamals nod) 9Keer toar, lag, 

£)em ©ut gegenüber lag eine 3nfel. $>er ©betmann rpolltc nun 

alle feine etoangelifäjen Untertanen töbten laffen, toemt fte nid)t 

baS jtoifdjen feinem ©ut unb ber Snfel liegenbe 9Keer auStroä% 

neten. Stuf i^r ©ebet »erlief (1(5 baS SBaffer, unb ber ©beimann 

fonnte fo fein #eftfct&um toergröfjern, ©in anbereS 3Jtol $at et 
■ 

*) 8cr0L 9fc 127, 



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— 39 — 



toon bat (Soangeltfäjen verlangt, ba& fic einen 93erg, ber i$m im 
Sßege fear, toerfefcen füllten. Stuf i^r ©ebet ifl ber 3$erg mit 
großem Äraren oerfunfen .*) 

75. SD tc oon $irä). 

S)aS alte ©efä)leä)t ber Prä), baS juerft 1340 auftritt, ift 
ans ©ö^men eingetoanbert. $>ie Prä), roeldje fiä; au$ poä) 
»on prä; ober Prä) t>on poä) nennen, führen afö Soppen im 
blauen ©a)ilbe eine fiXbernc £araufä)e, ring« um ben ©<$ilb 
Sftorgenftem, ©treitayt, gähnen, Sanken unb ©tanbarten, unb auf 
ber bretjatfigen ßrone brei 9teü)erbüf$el mit jtt)ei oerfä)lungenen 
©ä)lüffeln. S)ie Prä), toelä)e fiä) fä)leä)t$in »on pro) nennen, 
führen auf ber bretjatfigen $rone brei 3fteu)erbüfä)el mit jtoei 
oerfä)lungenen ©ä)lüifeln, bo<$ ben ©ä)ilb fenfre<$t gereift unb 
otyne SBaffen, nur mit bem $erolb3mantel umgeben, im regten 
blauen gelbe eine filbeme $araufä)e unb im linfen, filbernen 
gelbe eine purpurne, unbelleibete Jungfrau, bie ghrifäjen ü)ren 
©einen einen guä)$ beim ©äjtoanj fafjt, enbliä) am innern Sftanbe 
beS SBappenS bie Umfä)rift : „Pui Teufel feie rafen bie glöty." 
9toä) einer münbliä)en Ueberlieferung foll einft an einem fürfc 
lid&en £ofe ein Qunfer oon pro) ba£ §erj ber ßammerjungfrau, 
bie beim gürften in &o$er ©unft ftonb, gewonnen unb jur ©r* 
innerung an fein Abenteuer in ber Siebe Dom ßatfer ba$ $ftea)t 
erlangt $aben, jene purpurne 3ungfrau mit bem guä)3 unb ber 
toimberliä)en 3>et>ife in fein SBappen aufzunehmen. SHeS Söappen 
toirb noa) jefct geführt 9toä) einer anbern ©age foll einjl ein 
©eneral öon 5ßird& bei einem beutfä)en Äaifer, feinem Ärieg^errn, 
in Ungnabe gefallen fein, meil er eine in taiferliä)er ©unft fte^enbe 
Äammerjofe eine lieberlfc&e Sirne gejä)olten &abe, bemnää)ft aber 
toieber bie ©unft be3 ÄaiferS gewonnen unb fta) als befonbere 
©nabe ba3 tounberlia)e Stoppen erbeten $aben. 

(Sramer, <8eföt$te ber Sanbe Sauen&utg unb ©fitoto I. ©. 311 f. 



*) 3h biefet ©age $at ba« Sott bie SJiat^t ber ebangeKföen 8e&re übet 
ben Äat&oiictanu* gum «u«bru<f gebraut. «ßolniföe ©irt&föaft unb 
äat&oliäemu« M« 1 übrigen* in tfinterpomraevn in fötec&tem Snbenfcn. 



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- 40 - 

2)ie 9UIolai=Äir$e ju Äebamünbe. 

(76-78.) 

76. SHe ©turmfluth üom 11. bis 13. Januar 1558 harte 
baä toeftlich fcon bem jcftigcn Seba gelegene ©täbtehen Sebamiinbe 
vernichtet Sie tteberbltebenen fugten ba3 noch toorbanbene 33au= 
material $u ü)rer neuen 2lnfiebelung (Seba) ju oertoenben. 

mar befonberS bie höh** gelegene 9Ufolai=$ir<he, tveld^e ©teilte 
imb ^olj jum Neubau ber Sebaet $ir<he lieferte. 2luch bie 
©locfen follten nach ber neuen iftrehe gebraut toerben, boch bei 
ber gahrt oerfanfai fie in ben ©trom. ©onntagSfinber fönnen 
noch Jeftt ihren Älang toernehmen, foenn fte bie 33etftunbe 
läuten. 

77. kleben ber „alten 9Rauer," bem Ueberreft ber alten 
9H!olaU5ffr$e, befanb ftch noch t>or ettoa 20 3a^ren ein £o<h, 
toelcheä in ben ©oben binabfityrte, toietteid^t ein ©etoölbe. ift 
jefct oerfchtittet. SBarf man einen ©tein in ba3 Socb fynab, fo 
vernahm man ein foltern, alz ob er von ©rufe ju ©rufe fxetc # 
unb bann einen bumpfen ©chatt, alä fällige er auf einen metallenen 
Äaften auf. Einige behaupteten, e3 feien ©arge ba unten, anbere 
meinten, e3 fte&e ba ein metallener ©elbfaften. 3Jcanä)e follen e£ 
auch ^eimli^ getoagt ^aben, in ba3 £od) ^inabjufteigen. <&nft 
holte ein SJtonn ftch auch oon bort einen ©ad ooU ®elb, unb 
ber Sööfc half ü)m babei; bo<h gab er bem SKanne bie2öarnung, 
fta) ntc^t oon ihm irre leiten ju laffen unb ihm nid^t ju folgen; 
ttyue et ba$, fo motte er ü;n holen. $)er 2ttann begab ftch nach 
&aufe unb ermübet legte er fid) auf ben $euboben, um ju fchla* 
fen. Sßlö&ltch vernahm er ein Jochen an ber $hür unb bie 
Sitte, boch anspannen unb jum Softor ju fahren. £)er grembe 
[teilte fuf) al$ ein SWann vom ßanbe, beffen grau eben nieberge* 
lommen fei; es n>ar aber fein anberer als ber Teufel felbft. $)er 
9Kann fpannte auch an, unb ber Teufel hatte gewonnen. @r rifc 
ihn fammt bem ©elbe fort, unb am nächften borgen fanb man 
an allen (&fen S3lut, fo graufam toar ber Teufel mit feinem 
Dpfer umgegangen. 

78. <&nft tourbc bem unheimlichen gürften ber Teufel ein 



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— 41 



Jtaften mit ©elb au£ feinem bellet in ben Eanbbünen enttocn* 
bet. @r mar grabe abtoefenb getoefen; bafür abet faulte er nun 
einen feiner Liener, ber bie 9Jtenfa)en beunruhigte, tiefer jeigte 
ß$ oft in ©eftalt einer rotten grau, roela> bie &utc, bie 
fxd& auf ber Stelle befanben, mo bie alte Stabt geftanben, belä* 
ftigte ; ia fie »erfolgte bie com 93aben £eimte$renben. 2)o$ f onnte 
fie ni$t Leiter als bis gum Sebaftrom, bann fe^rte fie jurüd unb 
oerfd&roanb. 9Jtan fagte, baß fie ni$t an ben SRefcen vorbei fönnte, 
bie jum £rodfnen am Ufer bes Stromes aufgehängt maren, benn 
bie Änoten, mit benen bie 3ftaf$en beS 9te$e$ gefnüpft waren, 
waren fogenannte Äreujfnoten, unb baS Äreuj fttrd&tet ber 
8öfe. 

79. ©er Ärieg steiften ben Sebaern unb 

Flingern. 

3föif$en ben Sebaern unb ben Flingern bra<$ einmal ein 
fe^r harter föieg aus. 2luf beiben Seiten rourbe gerüfUt. S)ie 
Sebaer führte ber 33urgemeifter, ber auf einer £uh bem $uge 
ooranrttt 8eibe Parteien (ämpften tapfer. ®a plö&li<$ flog 
bem SBurgemeifter eine SJUftbunfe gegen bie Stirn, unb ohnmfkfc 
tig fiel er oon ber Äuh herunter, inbem er glaubte, er fei »ou 
einer feinblia>en ßugel getroffen toorben. 3n bemfelben Otogen* 
blid blieb aua) bie Äu$ fielen, um ein natürli<$eS Stebürfnifj ju 
befriebigen, unb babei überfa)üttete fie ben betäubt ju ihren §tns 
terfü&en Iiegenben SBurgemetfter. SDaoon ermatte er unb förie 
auS SeibeSfräften: „Ätnber, rettet müh, oerbütbet mich! 34 c * 3 
ftufe in meinem eigenen SBlut." 2lls nun bie ßebaer fa^en, bafi 
ü)r Anführer Dom ftobeSftrahl getroffen mar, ergriffen fte bie 
glud&t, unb bie U^linger gemannen bie Sä)lad)t. Seit ber geil 
aber ift es ni^t rathfam, einen Sebaer naa) feinem SBurgemeifier 
ju fragen. 

80. S)ie fieben £ebaer im Gimmel. 

Sieben (Sintoohner &baS lommen nach ihrem £obe an bie 
Himmelsthür; SßetruS, ber 3$ür$üter ift nicht aumefenb, unb 
feinen Vertreter miffen fie burch ihr unfct)ulbigeS Auftreten gu 
Mufd^en, fo bafj fie in ben Gimmel eingetoffen werben. Äaum 



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— 42 — 



finb fie Jebod) eingetreten, fo jeigen fie u)ren toasten Gtyarafter, 
fie ffanbaliren unb toben, fo bafj alle ^immelsbetooljnet barob in 
bie grö&te Aufregung geraten. $etru§ ifl nun in groger Sorge, 
lote er biefe toilben ©ef eilen ttneber lo3 toerben folL S)a melbet 
ft<$ bei tym einer au£ einem S)orfe in ber 9lä^e oon £eba, triefe 
lä$t aus U&üngen, unb bittet um (Einlaß; als aber $etru$ oon 
£eba §ört, oerrüetgert er ü)m unter £tntoei3 auf baS betragen 
ber fdjon bort oor^anbenen Sebaer ben Eintritt. ©er Söetreffenbe 
t>erfu$ert jeboa;, baß er anberen Sinnes fei, unb fagt, roenn 
^etruS ifyx ewlaffe, tooHe er ü)n oon ben groben Sebaern be* 
freien, darauf getjt $etru£ ein. 6r öffnet ein toenig bie 3$ür, 
ber 9Rann ftetft feinen ßopf hinein unb ruft mit lauter Stimme: 
„Sä)ep an Stranb, Sä)ep an <ötranb V S)ie fteben Sebaer ftür* 
jen auf biefen 9tuf fofort heraus, um na$ bem Stranbe ju 
laufen unb baS geftranbete Sä)iff ju berauben. 

81. S)er Untergang oon ©letoifc. 

S)a3 £orf ©letoifc fofl am öftliä)en (Snbe beS SarbSter SeeS 
in einiger Entfernung oon ber SMnbung beS (£§auftbaä)e$ in ben- 
felben gelegen ftiben. £)iefer Ort $at mit Sebamünbe bajfelbe 
S<$i<ffal gehabt, bod) fann tyeute niä)t meljir genau bie Stelle an* 
gegeben werben, tt>o er geftonben. Ueber feinen Untergang toirb 
golgenbeS er$cu)lt: 3n ©lettrifc too^nten oiele unb reiä> dauern, 
©hfö $eirat$ete ber So$n beS Sä>l$en bie einzige £oä)ter eines 
Säuern. 2>er Sitte gemäß ttmrbe eine grofjc <ood>$ett oeranftoltet, 
ttt ber alle gamilien beS Dorfes eingelaben toaren. 2tm borgen 
Des gefttageS oerfammelten ftd) alle dföfte in bem £oä)$ett3tyaufe 
unb fuhren bann naä) SarbSfe jur Jftrdje. 9toa)bem bie Trauung 
oorbei fear, begab fidt) ber ganje 3ug in ben Ärug, too fie bei 
£run! unb Xanj ben 3&aä)mittag gubrad^ten. 2ßäf?renb bie SHtcn 
tränten unb toürfelten, beluftxgte fiä) baS junge SBoH burä) £an$ 
unb ©e|ang. (Snbltä) mahnte ber geftotbner jum Slufbrudj. S#on 
toar bie Dämmerung eingebrochen, unb man fyatte niä^t bemerft, 
toie bie SBotten fiä) fä)toar$ am §immel auftürmten unb ber 
Sturm ju toben anfing. £)er 3ug orbnete fi<$, unb ba bie ©e* 
müt^er aufgeregt toaren, begann eine tolle SBettfa^rt ; jeber Stoffes 
lenfer toottte e$ bem anbern juoortyuu. Sä)on bei ber Hbfatyrt 



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— 43 — 

fyatte c8 geregnet, jefct fiel ein $ta(jregen, ber bie SBädje unb ©räben 
6aß> anfüllte unb über bie Ufer treten lieft. SBefonberS ber toilbe 
(^auflba^ ergoft fein Baffer freit über bie fumpfigen Söiefen unb 
fdjtoetmnte Srütfen unb ©tege fort Salb lam bie lärmenbe $<xfc 
äeüägefeflfdjaft bei bem 93a<$ an; bod) bei ber ginfternift unb bem 
ftrömenben föegen unb ber ftürtmföen gafcrt merfte memanb, baft 
ba3 SBaffer bie ©rüde fortgeriffen $atte. $ie $ferbe ftürjen in 
bie glutyen, oerttricfeln fid) in bie ©ef$irre unb reiften Söagen 
unb Snfaffen mit ft^ fort 60 gingen fafl alle §Betoo$ner beS 
Drteä unter; nur einige alte Seute unb $inber toaren ba^eim ge* 
blieben. ©iefe jogen aber fpäter toeiter in3 Sanb; bie 2Bo$nuugett 
jerftelen, bie gelber blieben unbebaut unb ber 2>ünenfanb bedte 
attmä$li$ atte* $u toie mit einem 2ei$entu$. 

Bergt, ba« lUbe tymunerlanb IV. €5. 217 f. 

82. SBoitoob unb ©taroft 

3n -Jteu^of, na$e am ©arbsfer ©ee, ftanb Dor Seiten ein 
9taub[$loft, in bem ein ©taroft mit feinem Liener SBoitoob Raufte. 
£)er ©tarofl befaft aber nod) ein anbereS ©d)loft in bem $orfe 
Stoföüfc. ®ie3 $orf foU toon bem ,,9toubfd)üfcen'', plattbcutfd^ 
3tooffd)üfc, feinen Atomen erhalten ^aben. 3« SRcu^of tonn man 
nod) beutlia) ben Wallgraben ernennen, unb ebenf 0 toeift man in 9tof d)ü|, 
loo bog alte ©d)loft geftanben fcat 37ton behauptet nun, baft beibe ©$löf* 
fer burdfr einen unterirbifd)en ©ang tjerbunben toaren, ba man beim 
Abräumen beä alten ©$lojfe3 in -iJtatt)of auf einen ausgemauerten 
®ang ftieft. SKuf biefen beiben ©d)löffern Raufte ber ©taroft 2113 
im Sanbe bie Räuber verfolgt würben, tourbe er in feinem 3tof$ü$ 
aufgejagt unb flo$ mit feinem Liener na$ ÜKeu^of 2lu<$ $ier 
»erfolgte man i&n. <5r flofc auf feinem Stoffe, ba3 ifcn über ben 
©arbsfer ©ee trug, ©ein Liener 2Boitoob oermod&te ni<$t fo fdfonell 
ju folgen, ba man t&m ba3 eine Sein abgesoffen fcatte; bo$ er« 
reifte er baä Sanb, legte fid) feinem £errn ju güften unb oer* 
f$ieb. SDer ©tarofl rettete fid) in bie $)ünen fiDifätn bem ©arbsf er 
©ee unb ber Dftfee unb entkam fpäter na$ Söeftpreuften. 3n ber 
&ir$e ju 9faf$u§ ift ein alteä ©emälbe, tücld&eö ben Xob 2Bota>ob$ 
batfWfft — ©0 berichtete ©eminarift ©o$Cjefd;fe aus ©d)öne$r. 



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83. Ser ©<$afc in ©cfjönefcr. 



3n ©$öne$r lebte auf einem 53auer^ofe bie gamitie Wlavt* 
fäjenfe. J$n tyrer ©$eune Nörten bie £eute einft beim ®ref$en 
unter ber £enne einen bumpfen £on. 2lu*mä&liä; würbe ber %on 
fetter unb beutlicfcer, unb naä) einigen Sauren erflang eS ganj 
bi<$t unter ber £enne. 3)a ber £on 2tefmltd&feit mit bem Ältn* 
gen eines ÄeffelS unb bem ßlappern beS ©elbeS Ratten, tarnen bie 
2)ref$er auf ben ©ebanfen, eS muffe bort ©elb fein, weld&eS an 
bie Dbcrflad}e lommen unb „luttern" wollte, unb eS würbe be* 
f<§loffen, ben 6$afc ju fceben. SBetm bem ßeben beS ©elbeS barf 
nun fein SBort gefproäjen »erben, ber 93öfe aber, ber immer bei 
folgen ©ad&en betätigt ift, toerfud&t alles, um ben ©d&afcgräber 
jum ©pred&en ju bewegen. SBctyrenb bie Seute fid; alfo abmühten, 
bie £enne aufeubreä)en, fam ber Teufel ; er fyitte »ier $fu)ne öor 
einen $ffag gefpannt unb riß bie £enne mit Sei^tigfeit auf. 
Brögbern bie §ebenben eS fiä) feft vorgenommen Ratten, nid)t ju 
fpredfcen, fonnte ber ©otyn beS 2Jtortfä)enfe eS bo$ nid)t unters 
laffen, feine SSerwunberung über biefe @rf<§einung auS5ubrü<fen, 
unb ft<$ üergeffenb rief er aus : „$ief, SSaber, toi quäle uns, bat 
uns be ©<$wifc längs be Sftügge leppt, unb bei ritt be $>äl mit 
fine poar £a$nS upp." S)ieS r)atte ber Teufel nur gewollt, unb 
fofort flog er mit bem fleffel bur$ bie ßuft unb berfenfte ü)n am 
$ra$erbuf<$, einem fleinen ©d&bufä)e, ber am ©teige x>om 
£)orf na$ bem SSortoerf liegt. 2>te £eute fa^en es aber unb 
matten ftdjj fofort baran, ben ©d&a| £ter ju tyeben. 2llS fte ben 
Steffel baß) oben Ratten, fatyen fie ein altes SBeib lommen, unb 
ba rief einer auS: „2Bo fü&rt be $)üwel fin ©ro&mutter tyier 
tyer!" ©ofort flog ber Äeffel ben So^anntSWiefen ju unb Der* 
fötoanb bort unter einem ©tein, ber in ber fogenannten £ütung 
liegt 2HS man ü;n bort ^eben wollte, erfd&oU eine ©timme unter 
bem ©tein $eroor, bie rietl) ben Seuten, ben ©ä)afc bort nu>n 
ju laffen, benn fonft würbe tyx SSic^ in ber £ütung ftets in ©es 
fa§r fd&Weben. S)arum gab man weitere S3erfud;e auf. $)er 
©tein liegt no<$ bort unb barf Weber gefprengt nod) fonft fort- 
gcf^afft werben. SJtan nennt ü;n ben „$üwelftein." 



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45 — 



84. $er rmannäftein ju Äoppalin. 

3m ©emenge mit anberen, mc^r ober minber großen ©teilten 
in ber 9Rd&e beä $obmafeinica genannten ©ee3 $u Äoppalin, Be* 
finbet fidj ein umfangreid&er, atte anbern an ©röfje iiberragenber 
©tein, offenbar ein erratifa>r 33loa\ SHItc ßeute behaupten, eS 
liege unter biefem Stein ein &erroünfd>te$ ©ä;lofj, unb nur atte 
100 3a$re iemanb geboren, ber e£ erlöfen fönne. Slnbere 
ergäben: (Sin 93auer, ber fura)tbar gottlos fear, fu<$te ben Ue« 
ben ®ott auf jebe 2lrt fyerauäjuforbern. ©neS ©onntag3 2$or* 
mittags futyr er #cu ein, blieb aber bamit im ©umpfe Reden unb 
ftiefj barob bie fura)tbarften 9Sertt)ünfa)ungen unb ©otteäläfterutt* 
gen aus, anftatt ru&ig ju bleiben unb in ©elaffen^eit fta) jtt 
beraten, auf mela> SSeife er am beften baS gu^irmerf triebet 
^erauSbefäme. (Sott ift ^mar barmOerjig, aber aua) fur$tbar in 
feinem geregten Qom. 2lugenbli(fUdj mürbe ba&er ber 93auer, 
tt>ie aua) ba3 ganje guijrmer! in einen großen ©tein oertoanbclt, 
ber nod) §eute jum roarnenben 33eifpiel an ber ©teile fie^t, too 
ba3 gu&rroerf im ©umpf ju ertrtnfen bro^te. $opf unb $ä'nbe 
beS gu&rmannä, fclbft bie $eitfa>, f ollen noa) ganj beutliä) auf 
bem ©tein ju fefyen fein. 

$r. Xxtifyl in ber 3eitf.&rift be« &tft. Vereine für ben »eg.-©ej. ätta- 
rienmerber. 

85. Sie oerjauberte Äapelle. 

23eftlt<§ oon Säbeln liegt ein fleiner, beroalbeter §ügel, $oü* 
toerf genannt. Sluf bemfelben foll in früherer Qdt eine Capelle * 
geftanben tyaben, bie naä)fyer oerjaubert morben ift 3Äit biefer 
Äapelle mürben gletc&jeitig au$ brei Qungfrauen oer^aubert, bie 
fta) no<$ jefct in ber 9?eujafyr3na$t in bem na^en £ei<$e baben 
folleu. 

86. 3)er böfe ©ee. 

3n>ifä)en ©arjigar unb ßabe^n liegt ein flehtet ©ee, ber 
böfe ©ee genannt. 9la$ 2lu3fage be3 SSolfeS bepnbet fia) $iet 
ber (gingang jur ßölle. 3n einer S&atfe fott ber Teufel 
in ber 9laä)t um 12 U&r auf bem SBege jttrifa)en ©arjigat unb 
Säbeln fahren unb biejenigen, bie er ju fo fpäter 3*t antrifft, 
in fein fteidj fapteppen. 



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8*. $ie fteinerne ©raut. 

■Wa$e an ber ßtyauffee, toeld?e fcon 3elafen na<$ Uteuftabt ttt 
Söeftyreufeen fityrt, fte^t auf Sflerfiner ©runbe ein Stein, ettoa 
2 SReter £oä), bcm tocrf^iebcneßinf^nitteunbSÄuSfpriinge Sle^nlid^- 
fett mit einer grau oerletyen. Sin biefen Stein fnüpft fic^ folgenbe 
Sage : ©in $o^3eit^jug befanb fid^ auf bem SBege gut ßir$e< S<$on 
ju nrieber^olten-iRalentoar bie SBrautuon ber Seite i$re$$räutigam£ 
fortgeeilt, um ein Sebürfnife ju befriebigen. 2113 fie ü)n nun bei 
SDterfin ftrieber öerlaffen &atte, rief er ungebulbig au$: „3$ wollte/ 
bafj bu ein Stein toürbeft." Sofort mürbe fie in einen Stein toer* 
toanbelt unb fte&t nun fo ba $ur Tarnung unb fyxrrt auf t&r« 
(Srlöfung.*) 

&trei$e ber 3«^fetter, 
(88-90.) 

88. SDie 3elafener fa&en einft einen Storä} in u)rem $taäjä, urifc 
ba fie füra)teten, er roerbe benfelben jertreten, toottten fie ü)n herauf 
treiben. S)er aber, roelä)er ben Stor$ verjagen fottte, burfte aucty 
niä)t hinein. SDeStyalb festen fte ü)n auf eine 8atyre, jtoei nahmen 
fte auf unb gingen in ben glaä)3. 2)a trieb er mit einer langen 
$eitfä)e ben Storä) heraus. $ftaä)&er nmnberten (tä) bie 3clafener/ 
bafj ber glaä)3 bea) vertreten mar* 

89. ©in anbereS 3M behauten bie 3elafener einen WtifyU 
ftein auf einem Serge. 8113 er fertig mar, tou&ten fie nt#t, wie" 
fte ü)n herunterbringen foHten. ®a f$lug „S#ul tmafcfe", bet 
iluge Sa)ul$enfofyn, oor, er rootte ben Äopf in ba8 £oä) fteden 
unb bann ben Stein langfam hinunterrollen. 2H8 ber (Stein abcf 
ins Sollen tarn, flog er pfeilfä)neK ben S3erg $erab, riß S$ult* 
mafcfen ben Äopf ab unb fiel in ben 9Jtttylentei#. SSertounbert 
betrad&teten bie Seute ben fopflofen 2ei#nam unb fonntwi ft$ nWfa 



*) Hwf) öon §errn £rei$el mitcjct^eilt in ber ß^itf^cift be« fciflor. SBer« 
ein« für l>en »ea,terun0«bejtrl SKarientDerber. ©ort wirb no<$ ergäbt, bag ist 
größerer ©ntfernunfl ring« um ben @tein ni$t ba« minbefte $ftonaeittt>ad)öt&u!rf 
Jerrföe; ba« fott »onbem nä<$tti$en fcanje b««©efo(geS um bie fUwerne ©rauV 
ein« ^rinjeffirt, &erritt)ren. 



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— 47 — 

Kar ma$en, töo ber ßopf geblieben märe. (Snblt$ tief einer: 
„®e Äopp toarb en fin ©ünbagSmefc f ernte!" 3fefct fugten fte ben 
Äopf in ©d)ultma§fen feiner SonntagSmüfce. 

90. 2115 @$ultma|fe nod) lebte, moflten bie 3elafener einft 
bie Slefte einer @i$e behauen. SCUe gölten fid) upre Seile unb 
gingen baran, ben Saum ju bepu|en. S)abei fingen fie üon unten 
an unb bauten nad) oben. 2113 fie alle oben maren, mar ber Saum 
fabl, unb fie fonnten nid)t herunter. $)a fagte ©d)ultmafcle: „&olt 
ma ftitt, e<f mar bamen anfate un ju fate mi an be geit um fo 
einer bem anbre." 2lfe fie nun alle fo b^gen, rief 6<$ultmafcfe: 
„2Bad)t ma bat, ed mar mt en be £änb fpte!" @r liefe lo$, um 
fid) in bie £änbe ju fpuden, unb — bauj — lagen alle auf ein 
3Ral unten unb frabbelten im ©rafe. 9ton fonnten fie jebo$ ü)re 
Seine nid)t berauäfinben; fie riefen beSbalb einen grabe oorüber* 
rreibenben Birten an , er fotte . ibnen bod) ibre Seine du$fu$en 
belfen. $)er niö)t faul, fd)lug mit ber Sßeitfdje unter fie; ba fan« 
ben fie ibre Seine mieber. ^ 

91. ®er 3flil$graben. 

9ia$e bei ber 3elafener Sflüble befinbet ft# ein tiefer ©raben, 
ber fcom SKegenmaffer auägertffen ift. <S3 mirb aber erjäblt, ba£ 
SMcbmäbcben fei einft, alä eS mit ber 3Jttld) nad) §aufe ging, 
geftolpert unb gefallen; bie 3Jlil$ flog ben Serg fymb unb ri§ 
ben ©raben, ber beS^alb no<$ &eute 3Jlild;graben ober 9Wletf<$narom 
b«6t. 

92. $>er oerroünf<bte £eu£aufen. 

9to$e bei ÄI. Sorfom befinbet ftd) am Slanbe einer ffiiefe im 
2öalt>e ein Stein, toon bem golgenbeS erjagt mirb: einmal ging 
ein üftann au« bem SDorfe mit feiner grau auf bie Sßiefe, um ba* 
§eu in Raufen gu bringen. Spiöfcliä) bebedte fic^ ber Gimmel mit 
SSolfen, unb ber SBinb fing an, bie trodenen #alme emporjutreiben. 
(£$ mar alfo grofce @ile nötbig, aber bod) moQte bem Spanne bie 
Arbeit nid)t re$toon ben^änben geben; befonberS ber emeßöb$ 
mad)te ibm oiele SJlübe, e£ rutfd)te immer mieber ettoaS ab. ttn* 
gebulbig rief ber 3Jtonn be^alb au«: „3d toünföb', bat bu eie 



d by GÄgle 



- 4* - 

Stein mügft Ware." Unb fogletd) ging ber SBunfd) in (SrfMurtg; 
ber §eu^aufcn würbe in einen Stein Derwanbelt, unb bog fcrabs 
gerutfa)te §eu liegt als Steinplatte baneben. 

93. $)er Sadftein bei ©r. ©of<$pol. 

Unweit ber Station @r. $Bofd)pot befinbet ftd) ein Stein in 
aufredetet Stellung, ctynlid) einem Sade, ber oben jugebunben ift* 
Sin biefen Stein fnüpft fta) bie (Sage, irgenb ein SRann $abe 
einen Sad mit Äorn tragen muffen]; ba er ü)m aber ju f$wet 
geworben, babe er gewünfdjt, baß ber Sad ju Stein werben möge. 
SDtefet SStonfö ift fofort in (Erfüllung gegangen. 

$r. £rei<$et in ber 3eitförtft be« Gift, ©nein« für ben ^eg.=©ej. äRarten*. 
werber. 

94. $er öerfteinerte 9tte&lfad. 

Unmittelbar am Söege, Welver oon Offefen nad) ber Söitten* 
berger 3Rütyle fü^rt, liegt ein Stein fon ber ©rößc unb gorm 
eines gefüllten 3Jicr)Ifa(feS. 3)erfelbe foll auf folgenbe SBeife ent* 
ftanben fein, ©in 9JtülIerfned;t fufcr einen mit gefüttten 9Re&l* 
fäden belabenen SBagen r-on ber 2Rü&le fort. Söieber^olt war 
i$m ein Sad t-om 3öagen gefallen, unb mit SJtitye &atte er ü)n 
wieber an feinen Sßlafc gebraut. 2113 er nun wieber herunter* 
fiel, fagte ber $ned;t, ben Sad &ertoünfa>nb: „3$ möchte wün* 
fdjen, baß bu ein Stein Würbeft!'' Sogleid) ging ber 2Bunf<$ in 
Erfüllung, unb ber $nedjt mußte ofyte tyn weiterfahren. 



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— 49 — 



HI. ^rete #fofp. 



95. ®a$ £oljent$or in ©tolp. 

&aä §oljenttyor, toelä)eä 1610 mitten in bcr -Jto<$t abbrannte, 
aber toieber aufgebaut unb nun for mehreren Sauren abgeriffen 
hmrbe, foft feinen tarnen oon einem geigigen Bürger, 9tomen3 
$ol$ ober §olft gehabt £aben, toelä)er jmei Steffel ^attc, einen 
großen jum Csmfauf unb einen fleinen jum SBerfauf. S)e3fyalb 
mußte er jur ©träfe ben 3^eil ber Stabtmauer toom S^or bis an 
ben bamaligen ©efangenentyurm bauen. 33et biefem 2$urm f ollen 
aber auf ber üDlauer in ben beiben SRunbungen bie beiben ©$effel 
&um Slnbenfen eingemauert toorben fein. 

SButftracf, ©eföretbung öon SBor* unb ^htterfcommern. ©. 684. 

96. SDer <S$riftop$ in ©tolp. 

2lm 9Rü#ent&or in (Stolp befinbet fid& ein groger, fe$r büfer 
unb uttfämietiger*) Äerl, ber (Styriftop^ genannt. @r ift ber 
6djre<fen aller Ätnber, bie $um erften 9Kal r»om Sanbe in bie 
6tabt fommen. 2UIe £age, fo erjä&len untertoegS bie Altern 
tyren $inbew, nrirb er mit (Srbfen unb frifä)em ©<$toeinefkifdj 
gefüttert, unb fioav gebraust er ju jeber -Uto^tjeit eine grofje 
3Mbe ooU. 3)a er oon bem oielen unb fetten @ffen ftetä ben 
$urä)fall $at, ift er forttoätyrenb oon oben bis unten bef$mu|t. 
liefen fd&mufctgen ©efellen nun müffen bie Äinber auf eine ge* 
toiffe ©teile lüffen ober gar ganj rein letfen. ©inb fie aber erft 
über bie 9Jlü§tenbrücfe gekommen, otyne ba& ber (£&riftopty fie be* 
merlt, fo ift alle ©efa^r worüber, benn bann Ijat ber ß^riftoplj 
ni$t me^r be8 Sfed&t, jene 2trbeit oon tyneu ju ©erlangen. 2fa<$ 
in ber 8ütotoer (Segenb &at man einen (S^riftopfc. 

*) b. fömufctg, fl<$ fcefömu&enb, &e|onber* toen JKnbern. 
Jtnoop. Soßftfagcn. 4 



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— 50 — 

97. $er ©olbbruunen. 

€>üblt$ toon ©tolp, ettoa eine fyalbe Sföeile wm ber €>tabt, 
liegt bie 2öalfmtu)le. 3)iefe 9Jtü&le befommt ben größten 3$eil 
ü)re£ 2ßaffer<S aus bem fogenannten „©ulbborn", einem großen 
üuell, ber in ftarfen Stößen ben fünften, toeißen Sanb naa) 
oben bringt.*) Qn bemfelben lagen noa) oor ettoa 20 Sauren 
große steine, bie toon bem bort too^nenben Füller — benn 
früher toar bie 2Salfmiü;le no<§ eine einfaa> ÜWüt)le — ^inem* 
geroorfen fein follen. ©anj oben brauf lag bamate ein alter ab* 
genufcter 2ftiu)lftein. Später ließ ber Söalfmütter Steingräber jene 
Steine $um S^eil mit großen 3 an 9 cn auSfifa^en, nm metyr SBaffer 
jum TOtylenbetrieb §u erhalten, unb um Unglüd oer&üten, 
ließ er über bem üueH einen großen, quabratförmigen haften 
bauen, grüner fott einmal, fo toirb erjä^lt, ein ÜHann mit jtoei 
Sßferben oor bem 3Bagen barin ertrunfen fein. 

Stfefer Brunnen foll früher oiel größer geföefen fein, ja ba3 
SBaffer foll fo ftarf aus bem großen Äeffel gefodjt fyaben, als n>enn 
[xa) in bemfelben ein großes, fajtoarjeS $ferb toäljte. S)ie* 
feS $oa>n unb Süthen beS SBafferS tourbc immer ftärfer, unb 
eines £ageS tarn aus ber Unterwelt — benn anberS, als baß 
bieS SBaffer aus bec Untertoelt foinme, fönnen bie alten Seute eS 
fta) n\a)t benfen, unb barum mirb aua) bas golgenbe für gemiffe 
SBa^eit gehalten — ein S er) it> an gefdjtoommen, glei^eitig quoll 
baS SBaffer mit toller 9)taa;t aus bem Brunnen, baß bie 5ftu£le 
balb fortgefa)n)emmt morben märe. 3)er 3ftüUer unb bie 3ßa<$baro 
eilten fyerbei unb toarfen §ol$, 33ufd) unb Steine hinein, aber 
aHe$ tooUte nid&tS oerfa)lagen, unb erft naa; langem 33emü£en 
gelang eS, baS Söaffer $u bänbigen. 3ene toor^tn ertoä&nten 
Steine follen bamals tyinetngetoorfen fein. 

98. ®er reia^e Sdjäfer in Seffin. 

grüner toaren bie S$äfer bis fpät in ben Slbenb hinein mit 
ben Sd&afen braußen auf ber Söeibe. £)er Schäfer aus SBeffin 
fa& nun einmal, roic es auf bem gelbe ©elb lutter te. (§r 

*) 2Ran nennt folt$e Ouetten Bei un« ftoc&bninnen ($af&orn.) 



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- 51 - 



ging $in$u tmb rührte mit bem ©tod barin, ba fott e$ auf cht* 
mal oerfchmunben gemefen [ein. £)er €>chäfer ift aber barauf ein 
too^abenber 3Jtonn gemorben unb $at immer ©elb gehabt. $)te 
Seute erzählen fid> beähalb, baS (Mb fei nicht üerfdjmMiben, fon* 
bern er habe eS fid) nachher geholt, Csr §at ber $tr$e aud) 
jtt>ci Seudjter gefchenft, bie oon bem gehobenen ©<ha& bejaht fein 
(otten. 

« 

99. £)a3 <5<hlo{$ in ber 6tolpe bei Soffin. 

S3ei Soffin führt eine 33rücfe über bie ©tolpe. Oberhalb ber* 
fclben liegt auf bem rechten Ufer be£ ©tromeS ein tyo&er, flippet 
förmiger 93erg, auf tueldjem in früherer 3eit ein ©chlog geftanben 
haben foH, baS megen einer greoelthat feiner 33emohner in bie 
©tolpe Dermünfcht Horben ift» ^oljfCögcr »ollen jumeilen ba8 
eiferne ©itterthor, baS jum ©d)loffe führt, am ©runbe beS ©tro* 
meS gefeiert haben, ja einer foll eS fogar einmal mit einem #ej* 
hafen an bie Oberfläche be£ SBafferS gebogen haben; als er aber 
feine ©enoffen jur §ülfe rief, ocrfdjmanb es plöfelid) in bie £iefe 
unb mar feitbem nicht mel;r 31t ftnben. 

$)a£ ©chlofc fann aber erlöft merben. Einmal fam ein Qüng« 
ling bort vorbei, bem trat eine Qungfrau entgegen unb bat ihn, 
ü)r aus ©totp ein Sßaar ©äjuhe mitzubringen, ba i^r einer 
fe^le ; bo$ fotte er oon bem geforberten greife nichts abhanbeln, 
fonbern baS ©elbftücf bellen, meldjeS fie ihm gab. @r hanbelte 
jeboa) etwas ab, unb bie 3ungfrau tterfchroaub, iubem fie fagte, 
baß fie nun nod) 100 3ahre auf ihre (Möfung märten müffe. 

100. $)er ©ruunen in Sabuhn. 

$)er $albbauer SSegner in fiabuhn, ber öor oielen fahren 
ben jefct Älir/fchen §of befaß, mottte auf feinem £ofe einen 23run* 
neu graben laffen. Sange aber mar fein Söaffer ju befommen. 
9toa)bem ber Srunnenmacher fef;r tief eingeorungen mar, fam er 
auf einen [ehr fefteu Untergruno, unb menn er mit bem ©paten 
barauf ftiefj, flang eS fo t>ot)l, als ob er auf eine £onne ftiejje. 
aber Söaffer fam nicht. $)a t^at er' nodj einen ©patenftich unb 
— baS SBaffer quoll mit fola)er ®emalt heroor, ba& ber 93runnen* 
gröber fid) nicht $u retten oermochte. SKuf ber Oberfläche be$ 

4* 



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— 52 — 

SSafferS ober fdjtoamm eine toeifje 6nte. ©$on ftanb ber 
gan&e $of unter Söaffer, unb alle SRad&baräleute mufften tominen 
unb ©teine, §ol$ u. f. ro. ^beibringen, um ba£ Söajfer $u be* 
ruhigen. Stber e3 tyalf alles nichts. $)a mürbe bem Sauer gefagt, 
bafj man fold? unterirbifd)e8 SBBaffcr nur beruhigen fömte, toenn 
man ein ganj f$h>arje3 £&ier tyineintoerfe. SDer Sauer 
$atte grabe ein fd^raarjea ßalb, baStoarf er in ben Srunnen, 
unb ba3 SBSaffcr fanf tmeber jurüd. 

101. ®er ©a)immelretter in Sabu^n. 

grüner toar e3 eitte, ba& baä junge SBolf tu ber 6&riftnaa)t 
mit bem ©d)immel bura)3 3)orf 30g. $abei ging e§ benn oft toU 
genug tyer. ©in ©ajimmelreiter in Sabubn ift *>or längerer 3eit 
für fein böfeä treiben babei gar §art beftraft toorben. 2)erfelbe 
$atte ft<$ tücbtig 3Jhttfy getrunfen unb betrug fia; nun toetyrenb 
be3 UmjugeS bei ben Seuten, too eingeteert mürbe, fefyr unjiemlia;. 
Site er gegen 12 U^r nad) §aufe fam unb fid) naa) feinem ©tall 
jur 9tm;e begeben tüoQte, fa& er ju feinem grofeen ©djretf cor ber 
©taUt^ür einen Leiter, ber fta? eben fo toU geberbete, mie er felbft 
es getrau, unb ilm trog aller Slnftrengung nia)t in ben ©taH lieg. 
2)a ging er burd) eine Sftebentfjür hinein, aber faum tyatte er fid^ 
auf fein S3ett gelegt, als ber Leiter lieber cor il;m ftanb, um tyn 
pon Beuern ju plagen. 2tm näd;ften SDtorgen blieb ber Hnedjt 
franl ju Sett liegen unb am brüten Sage mar er eine Seicfye, 
nad)bem er no<$ Dörfer bie 3Jla^nung au3gefproä)en tyatte, e£ möge 
ja niemanb mefyr ben ©d)immel reiten, ©eitbem fyat biefer SBraua; 
in fiabu^n aufgehört. 3n anberen Dörfern befielt er noa). 

$er ©d?lofjberg bei gixfyoto. 
(102—103). 

102. Smifdjen 3ird;om unb (Sunfom befinbet fid) ein Heine« 
2öälbä>n oon etma 10— 15 borgen, meld>§ ba8 ©d&lofjmälb* 
eben ober 53 er gel genannt ttnrb; in bemfelben liegt ein Serg, 
ber ©djlofjberg genannt. 3n bem ©a)loperg follen cor oielen 
tyunbert 3 a $ rc K S^w SWtter geläutt $aben, unb jroar in ber Gsrbe, 
bamit fte nid;t oon ben Räubern ergriffen mürben. Sftonb um 



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— 53 — 



tiefen ©d&lofjberg toax tiefe« S3rud; unb toiel ©umpf. Sttefe bei* 
ben bittet Gaben ba« ©orf 3i r $ ott> erbaut unb bie Äird)e an« 
gelegt. ®amt jogen fie nad) ©tolp unb legten bie ©tabt ©tolp an. 

103. $)er frühere ^ßaflor Hertel in 3it$oto §atte ein$ienft* 
mfibdjen au« (Eunfoto, SRamen« £opel. Srtefelbe fa& längere 3«* 
itnburd^ in bem Sergel be« 2lbenb« ein Sia)t brennen. (Sine 3ett* 
lang fa^hneg fie, bann aber erjagte fie e« ben £ö$tern be« $aftor«, 
unb biefe fagten e« bem Sater. 2>er fagte nun ju bem 3Jtäbd>n, 
er tooHe ityr ein Siidjlein geben unb fie ein ©ebet lehren. SBenn 
fie ba« Sid)t nrieber bemerfe, fotte fie nad) bem Sergel ge^en, ba« 
23üd)eld)en in« geuer legen unb ben Ser« ^erbeten, bann toerbe 
fie alle ©<$ä|e, bie bort »erborgen lägen, ^eben fömten; fie foHe 
(id) nur toon ü;rem Sor&aben burä) nid)t« abgalten laffen, benn 
e§ toerbe tyr nid)t« gefdjefcn, toeber an Seib nod) an ©eele. Sil« 
fie ba« Si^t toieber erblicfte, ging fie $in. 2lm gu&e be« Serge« 
angekommen, rief u)r eine ©timme ju: ,,©e$ ni<$t!" ©ie ging 
aber bodj, unb bie ©timme fagte immer öfter unb immer bitten* 
ber jene Sßorte. ßnbliä) liefe fid) ba« 9Ääbd)en betoegen umjulefcren, 
aber fie $at feit jenem £age nie toieber ettoa« gefe^en. 

104. ©ie Unterirbifd^en in ber §o§len gu^rt 

3nrif$en (Sunfoto unb Sebbin befinbet fid) ein %f)al, toeld>« 
Don einem Sad> bur#offen wirb. @&e man t-on (Sunfoto au« 
in baffelbe gelangt, fommt man burd) einen §o$ltoeg, „bei fcoH 
5u$rt" genannt. $ier foHen früher S toer 9 e (Ungerirbfd)fe«) ge? 
too&nt $aben, unb fciete tooHen fte bort beobachtet ^aben. ©inft 
fom ein $o$$eit«bitter burd) bie l;oftfe gutyrt geritten. Sil« er in 
bie 9tö$e berfelben lam, fa£ er, ba& ba« fleine SBoH bort ganj 
bergnägt unu)erfprang, alle in feftlidjen ©etoänbern; fie feierten 
eine §oä)jeit. Se^utfam ritt er netyer, unb ba $örte er, ba& ber 
§o%it«bitter ber 3toerge bie fleinen ©äfte sur Safel nötigte. 
Dbgleid) er fid) »erborgen galten toollte, platte er bod; mit ber 
Srage tyerau«: „$>ie 9teitenben aud;?" unb fofort maren nid)t nur 
£ifd)e unb Sanfe unb ©d)üffeln, fonbern au$ ba« fleine Soll 
t>erfä;tt)unben, unb niemanb tyxt fie feitbem bort toieber gefetyen. 



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— 54 — 

105. S)ic 8ö$nS in Bommern. 

2)ie gamilie ber öon Söfm ftommt n>a&rfd)einlid) aus 2Befh 
falcn. 2ßann fie nad) Bommern eingetoanbert, barüber jtnb fidlere 
9tod)rid)ten mö)t fcor&anben, bod) nrirb fd;on 1279 So^anneä bc 
33one als 3 CU 8 C * n e ™ er Urfunbe genannt. S)ic pommerfetye gas 
tnilie (auf (Sulfoto unb 6agerfe) füfyrt als Etappen im rotten 
©ä}ilbe brei fcon linfs na$ red&ts über einanber laufenbe filberne 
Sracfen. $)aran fnüpft fiap folgenbe (non ©. §efefiel poetifa) be* 
arbeitete) gamilienfage : ©in alter £err &on $ö&n in Söeftfalen 
entlägt feinen jungen 6o§n nad; $olen; er giebt ü)m ntd&ts toeU 
ter als ein ©dfjtoert, ein 9tof3 unb brei roeijse £unbe, flüchtiger 
nod) als ber flüdjttgfte SBinb. 2>er SSater trägj bem ©otyn auf, 
biefe £unbe ganj befonberS in @l)ren gu galten. ©r gelangt nad) 
$olen. 3" einem Sßalbe trifft er ben $er$og auf ber Sagb, ber 
nufemuttytg barüber, ba& er ned; nichts gefangen, bereits öon ber Saab 
abfielen toitt ; bod) mit"§ülfe feiner §unbe gelingt eS bem 3üngs 
Hng, einen £irfd) x>on 16 (Snben aufzutreiben, ben ber £erjog 
erlegt, tiefem gefättt ber fd)mucfe Jüngling, unb er nimmt itm 
gum Säger an. 

93alb barauf gelingt eS ben geinben beS ^ergogS, biefen burd) 
fiift ju fangen unb fortjufapleppcn. 6eine £od)ter, bie fd)öne 
6iegelinb, für bie ber Süngling in Siebe entbrannt tft, entbietet 
baS gan§e §ofgeftnDe jur Befreiung beS SSaterS. Slber niemanb 
lüeiß, root)in bie geinbe ftd) gemanbt haben. $)a naht fid) ber 
Säger ber £eräogStoä)ter unb fchtoört iljr, ba§ nod) t>or beginn 
ber -Jcacht ber $ater frei fein folle. 9ftit ben beften Streitern beS 
$er$ogS gietyt er auS; balb haben bie £unbe ben geinb erfpürt; 
eS entbrennt ein harter ßampf, unb obgleich ber Süngling mandje 
SBunbe empfängt, gelingt eS tym boa), ben ^erjog gu befreien. 
3um Sohn für feine ritterliche Xa^ferfeit erteilt ber .gerjog am 
nächften £age bem Säugling ben 9titterfd)lag; in baS Stoppen 
aber, baS ü)m jugleid; oerliehen ttrirb, nimmt er bie brei treiben 
$unbe auf, unb eubliä) nrirb aud; ©iegelinb beS jungen gelben 
SBeib. 6ie ift bie 6tammmutter ber pommerfd)en 236l;nS. 

%. t>on SBB&n, ©tubien ju einer ©cj^i^tc be$ ©cföletfts berec wn 
©"^n. 1875. 



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— 55 — 

106. $ie tüilbe 3agb bei (Sulfoh). 

3m 2Mbe gütigen Gulfom unb Gunforo treibt ber nnlbe 
Säger fein SBefen. ©etoö&ntia; jagt er in ber 2lbenb* unb fölor* 
genbämmerung, too man baS Sellen feiner §unbe unb baS £aHo& 
feines ©efoIgeS työren fann. Qn früherer Qdt würben in bem 
SBalbe oft flogen gefajtoält 6o lag einfi ein Wann — er foU 
Sftoftn gebeifeen fyaben — neben bem fcbtoälenben Raufen; ba fa& 
er gtoci 9Jtäb$en, im Sllter ton enoa 20 Sauren, bafyerfommen. 
£>ie eine fagte jur anbern: „,§eut' befommt er uns nify, benn 
er Ijat fta; noa) ni$t getoafdjen." 6a>ell eilten fie bann 
bem 3floore ^u, baS ft<$ öftiia; Dom 2öalbe ausbreitet. 9taa? 
ettoa 20 Minuten fam in berfelben Stiftung ein fa^marjer Leiter, 
angetrabt, unb gtoei jufammengefoppelte £unbe liefen oor ü)m. 
©r fragte ben ßöfyler, ob er nia)t jtt)ei 3Jläba)en gefe^en $ätte. 
$)et bejahte eS unb ber Leiter fragte bann, toaS fie gefproa)en 
Ratten. S)er BJlann gab ifym S3ef<$eib, unb ber Detter jagte fort. 
9la$ nrieber 20 SJtinuten fam er jurütf unb tyatte bie beiben 3Mb* 
<$en mit ben gü&en gufammengefnüpft unb überS Sßferb geroor* 
fen, fo bafj bie ßöpfe faft gur (Srbe reiften. 3ene beiben 9M>* 
$en foCfen fola> getoefen fein, bie tyce unef>elta>n ßinber ermors 
bet Ratten unb hinter benen ber ftnlbe Säger beSfyatb bis an ben 
jüngften £ag jagt. — (Sin Stfenftmäbd&en erjäbtte, ber Leiter 
tyätte nidjt ben £ö£ter, fonbern jtoei 3 un 9 cn getroffen, bie ^abe 
er gefragt, ob fie nia;t jioei £afen gefe^en Ratten. 2)ie Qungen 
fagten: „3^ei £afen nia;t, aber gtoei 3Mbdjen", unb fie ergäbt* 
ten aua), toaS bie 2fläba>n gefproajen. $a 50g ber Leiter fdjnett 
einen S3ea>r ^ert?or unb fa)tcfte bie SwQen n<*$ SBaffer; barin 
toufa) er fta) unb jagte nun ben 2Jtäba>n naa?. Mb fam er 
toieber gurücf unb ^attc bie SDfäbdjen mit ben paaren gufammens 
gebunben unb über ba» $ferb getoorfen. — 2lu$ am 3Äittag &at 
man im Söalbe bie jufammengefetteten £unbe gefetyen. 

107. SDaS Srrlid&t. 

6übli$ oon ©ulfoto liegt bie (Sulfotoer 9flü§le, früber eine 
SBaffermityle, jefct nur noa? eine <ßa$tung, bie ben tarnen fityrt. 
3u ber 3*ü, als bie 3Jlü^le noä? im ©ange mar, fw;r ein 2Jtonn 
aus ßunfoto no<$ fpät naa) ber 3Kityle, um 9Re&l ju $olen.. 



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— 56 — 

er na<$ £aufe aurüdfe^rte, ging plö|lid) ein 9tab toom SBagen, 
unb als er nä&er ^ufa^, bemerke er, baß er einen Sinfeftangen 
toerloren $atte. (Sr lieg ben SBagen fte^en unb ging bem ©eleife 
na<$. ®a ging toom Söagen ab ein £id)t ba3 ©eleife entlang, 
big ba$in, too bcr ßinfeftangen lag; bort ftanb e£ ftiH. S)er 
3flann na^m baS Verlorene unb fagte : „®at betal bi be lein> 
©Ott!" $a flatfd)t fidj ettoaS in bie §änbe unb fagt: „©Ott 
fei Stauf, baß id) enbltd? erlöft bin. 3$ & a & c f° öiele 3<^ re 
als 3rrlid)t umherirren müffen, enblid) £aft $)u mi$ ju ©naben 
gebraut." 

108. $ie große #ird)englode ju Quafenburg. 

S)ie große £ird>nglode in Quafenburg ift bie fd&önfte ber 
Umgegenb, ja fie flingt nod) fd)öner als bie ©tofyer großen 
©loden. $)a$er tooUten bie $ird)enbe£örben in ©tolp biefelbe 
mit ber großen ©lode in ber Slltftäbter $ird)e oertaufdjen. 6ie 
ttjurbe auf einen 3Bagen gelaben unb foflte auf ber G&auffee na$ 
Stolp gefahren toerben. 53i3 an bie ©renje ließ fie fia) aud) 
bringen; jtoet $ferbe gogen fie mit £eta?tigfeit. Sluf ber ©reuge 
aber fanfen bie föäber be3 SBagenS in ben ©runb; man fpannte 
4, 8, ja 12 ^ferbe toor, aber je me^ir $ferbe toorgefoannt tourben, 
befto tiefer fanfen bie SRäber ein. (gg blieb ba&er nia)tä toeüer 
übrig, als bie ©lode foieber nad) üuafenburg jurüdjubringen. 
$)ie Urfad^e ift nad) ber DMnung bcr alten Seute bie: S)ie 
©lode ift in ber $trd?e ju üuafenburg getauft, unb barum 
»ottte fie aud) nur bort jur (S&re be3 $errn flingen. 

109. S)ie SBurg auf bem SWuttrinberg. 

2luf bem 2Jluttrinberge ftanb in alter &it eine S3urg. 3« 
berfelben befanb ftd) ein großer, eiferner Stier. ®er SBe* 
fifeer ber SBurg £ielt ft<$ mehrere Änea)te, mit benen er ben $an* 
bedeuten, bie bie Sanbftraße pafjtrten, auflauerte. (5r natym 
aud) ben Seuten baS SBiefc toeg unb führte bie Seftfcer gefangen 
mit auf ba£ ©d)loß. Söiberfejten ftd) bie ©efangenen, fo tourben 
fie auf bem eifemen ©tier, ber innen tyofyl mar, befeftigt; bann 
mürbe geuer in ben 6tier gelegt, unb bie ©efangenen mußten fo 
eines elenben SobeS fterben. 211$ ber Burgherr fein @nbe $eran* 



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— 57 — 

nahen füllte, liefe er fu$ euw« filbernen ©arg ma^en unb befaßt, 
bafe man ü)n nad) feinem £obe in benfelben hineinlege, kernet 
follten ü)m aud) ade feine ©a)äfce mitgegeben toerben. Sluf feinen 
Sßunfd) tourbe ber ©arg im ©cfjloffe in bie @rbe oerfenft. Wlan 
hat üerfud)t, ben ©arg an bie Dberflää)e ju beförbern, bod) ift 
bog big jeftt nod) nia)t gelungen. 

110. 2)er ©id&berg bei öuboto. 

5liä)t weit üon ^Buborn liegt ein £ügel, ber mit niebrigem 
33uf<$toer! bett>aa)fen ift unb „(Hapberg" genannt wirb. Hebet 
biefen §ügel jieht (ta) oon ber einen ©eite jur anbern eine ©teile 
hin, bie nie mit gaibefraut ober ©traud) jutoächft. £>er Sage 
nad) fott tyter an einem ©onntag SBormittag ein ©Iternpaar mit 
feinen Ätnbern nadj Hüffen gegangen fein, fie würben aber jur 
©träfe in ©teine oermanbelt. später liefe ber SSefifcer üon 5Bu* 
bot» bie ©teine auf feinen §of holen, too fie oon einem ©tein* 
mefcen in Äegel umgeftaltet mürben, bie eine §ttye oon mehreren 
gufe ^aben. ®iefe ßegel liefe er bann oor ben ©ingang feines 
§aufe£ ftellen. Söie man erzählt, fotten fie bei ber ^Bearbeitung 
geblutet haben. 

111. 2)a3 oermünfd&te ©d&lofe bei Buborn. 

3n ber 3ßähe ber iefetgen SBubomer 3Mhle fott früher ein 
©ä)lofe geftanben haben, mela>3 fcon einem mäßigen 3auberer 
in bie ©rbe oermünfd&t morben ift. 2)er ©age naa) führte fcon 
biefem ©d&loffe ein unterirbtfa)er (Sang naa) bem eine SDieile ent* 
fernt liegenben 9litterfd)loffe in SJhtttrin. 2ll£ ben ©ingang $u 
bem ©djloffe bei 33ubom bejeidjnet man eine ©rböffnung, meldte 
fo grofe ift, bafe ein SDtann in biefelbe ^incin^urteigen öermag. 
9JMt bem ©djloffe fott gleidfoeitig audj eine ^rin^effin bermünfd)t 
toorben fein. SDiefer mar e£ oergönnt, breimal bie (Srbe §u be* 
treten, bamit fia) ihr ©elegenheit gur (Möfung biete; bod? tonnte 
fie nur bura? eine unoerheirathete, männUdje Sßerfon erlöft mer* 
ben, meld)e bie Jungfrau ftittfchmeigenb unb ohne fi<$ umjufehen 
um bie ßird)e tragen mürbe. Slber bie Oeifter, meldte bie 
Sungfrau gebannt hielten, fugten bie ©rlöfung $u hintertreiben; 
auf unfu&tbare SBeife umfötoebten fr ben, ber ben @rlöfung^oer= 



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- 58 — 

fu$ unternahm, unb traten ü?m überall ftnbernb in ben SBeg. 
@3 Wirb er^lt, bie 3ungfrau fcabe, als fie jum legten 3Jtol bie 
©rbe Betrat, einen Süngling gebeten, boa) ja alle straft §u i^rcr 
Grlöfung aufewoenben. tiefer üerfprad) eS; ^Deimal lam er aua) 
glü(fli$ um bie Äira)e &erum, als er aber gum britten 2ftal ging 
unb balb am QitU mar, ba ftiefj i&m ein 3^cig an ben £ut, fo 
bafe er Dorn ßopfe fiel. Qnbem erbarnaa? griff, fa$ er ftd) um; 
bie 3ungfrau berfa>anb unter .lautem SBe^ftagen unb tyat fia) 
feitbem nid&t mieber gejeigt. 

3n fpäterer fyit ift ein £unb w Deffnung beS SBergeS 
gelaffen unb nid)t nrieber jum 33orfa)ein gefommen. üftun fagt 
man, ba& bie unterirbtfa>n ©eifter jebeS lebenbe SBefen, bas tyr 
6$lo& betritt, bannen. ®ie £eute fürchten fta) beS^alb, in bie 
Deffnung ^inabaufteigen. 

112. $a3 oertoünfa;te ©a)lofj bei 2Bunbi<$oto. 

Ginige tyunbert 6d)ritt öftlid^er liegt ein Äamp, too ftd) eben« 
falls ein oerroünfa)teS ©d)lo§ befunben tyaben fofl. $)ie 6teHe 
!ann man nia)t mefyr angeben, bod) foU eS auf 2Bunbid)oroer 
©runbe geftanben tyaben. S)ie 6a)lofjben>ofyner berfe^rten mit ben 
©utsbefi&ern oon Äl. -ftoffin unb 2Bunbia)om. 3 U Samtlienfeften 
liefen fta) bie ©utsbefifcer von 2Bunbia)on> 5?üa;engefa)irr öon 
tynen, boa) mufjte baffelbe immer &ur beftimmten ©tuube prüd* 
gebraut werben. Unter ben ©ebamiten befanben fta) aud) jtoei 
Qungfrauen; biefe gaben ben tarnen aus Äl. 92offm öfter baS 
(Mette; boa) burften fie nur bis ju einer beftimmten ©teile getyen, 
Don too aus fie beibe ©a)löffer fefyen fonnten. S ur beftimmten 
Seit mußten fie nrieber im ©a)loffe fein. 

113. $ie milbe gagb bei Subom. 

3n bem £&ale, n?ela)eS bie beiben 6a)lo&frcmlein bura)ftretfen 
mufjten, na&e am 3M;lenteta)e, fott bie ioilbe 3agb gekauft fcaben. 
Unter berfelben fteHen fia) bie abergtdubifa)en Seute ben Teufel 
öor, ber mit feinen ©efeßen auf oerfa)iebenen toilben gieren 
bcu)inreitet SllS bie gebräua)lia)ften 9tetttyiere »erben 3* e 9 cw ' 



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— 59 — 



bocf unb (Sber*) ongefehen. S)ie Seute glauben ft$ nur baburä> 
tor ber ttnlben 3^ f$ü$en ju fönnen, baß fie ftä) ein 9M unb 
in baffelbe ein Äreuj machen, bann !ann fie ihnen nichts anthun. 
£a&t fich aber jemanb au3 bem 3ttale locfen, fo nrirb er toon ben 
©eiftern ju £obe geritten. SStele finb auch ber Meinung, baß beim 
herumziehen ber Silben 3agb günftige ©elegenheit fei, bie ©eifter 
$x befa)tüören. 

114. £)er ©chafc in SBunbichoro. 

S3or einigen Sauren !am nad) Söunbkhoro ein 3ftann, um 
ben ßeuten bie Äarten ju legen. Einern 3Käbd)en prophezeite er, 
fie toerbe am 3°H n nistage unter einem SÖirnbaum, ben er 
ü)r näher bezeichnete, einen Sopf mit (Mb ausgraben. $)ie Altern 
unb ba3 SJMbdjen freuten ftdt), toie man ju fagen pflegt, ein £o<$ 
in ben $opf, unb als ber SotyanniStag fem, jog baS 2ttäbä;en 
feine ©onntagäfleiber an unb begann gu graben, unb jmar in 
ber @tunbe &on 11 — 12. S)o<$ ba fie roährenb be£ ©rabenS ge* 
fprodjen ^attc, tonnte fie ben 6chag nicht finben. SRa<# einiger 
3cit fam ber Äartenlegcr nneber unb erfunbigte fich, ob ba3 (Selb 
gefunben fei; bann erbot er fich, 50 XfyaUx 3 U ja&fen, toetw man 
ihm geftatte, nachzugraben. $te Seute gingen aber nicht barauf 
ein. SSiele glauben be£l;alb feft, baß ber 6chafc bort noch oer* 
borgen liege. 

115. ®ie öertüünfchte 3ungfrau. 

©inft ging ein Sauer tton ©aflenforo nach Söunbichom. 6ein 
2öcg führte ihn über bie ©chottoro, bie bort au3 einem ©ee her« 
auSfommt unb bann unmittelbar am guße eine3 Sergej hinfließt. 
£ier fah er eine Jungfrau einen $effel fcheuern; er trat ju 
ihr unb fagte ihr, baß ihm ber ßeffcl gut zur ^ochjeit paffen 
ttnirbe; fie möchte ihm benfelben boch leihen. £>ie Qungfrau mar 
baju bereit, trug ihm aber auf, ben ßeffcl pünftlich zur ©tunbe 
mieberjubringen. £>aS h at er aoer nachher nicht gethan, unb 

*) #crr Streut fcemerft baju, baß biefe liiere gewo&nltc$ la&m ftnb, 
unb baß avidf #afen unb langen genannt werben, ferner, baß bie votl* 
ben Säger i&re Sagben nur iu Saubroälbern aufteilen, unb jroar jur grü> 
lingö- unb £erbfaett, »eun bie 3 u fl öö fl«l kommen unb ge&en. 



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— 60 — 

beä^alb ift ber ööfc gefommen unb $at ü)n felbft geholt 
SIHe 3uugfrau mujj nun nod) weiter auf (Srlöfung warten. 

116. $er ©d)moolpfaH 

3n ber 5Ra^c toon ©affert ftanb in früherer 3eit ein $fa$I, 
an bem Sßerbreajer oerbrannt worben fein follen. ®a ber 
$fa$l jefct niä)t metyr oortyanben ift, wirb bte ©teile, wo er ge* 
ftanben, nod) jefct in plattbeutfa;er ©prad> ,,©d;moofpa$l" 
genannt*) 

117. 2)ie Freimaurer. 

3n bem SDorfe #lefd)in$ lebte früher ein ©utsbefifcer, ber 
war ein greimaurer. 3 ur ß°9 c fa&r & Ret« in einer mit uier 
Wappen bekannten Äutfa)e. einmal, als er mteber nad) ©tolp 
gereift unb bie SMenerfd)aft ba^eim guter Dinge fear, $örte man 
auf bem #ofe ein furchtbares ©eraffel; man glaubte, ber £err 
fa^re oor, unb alles ftürjte heraus. Slber es war niemanb ju 
erblicfen, nur ein gewaltiges 9taufä)en in ben SBipfeln ber Söäume 
lieft fiä) bernefcmen. ©o mürbe bie SHenerfd&aft öfter mä&renb 
ber Slbwefen^eit tyreS £errn aufgefajrecft, unb e$ entftonb ber 
©laube, bafj ber £err ein Doppelgänger fei. 

Die Soge ift, wie ft<$ bie ßeute er^len, ein ©ebäube mit 
lauter fd^marjtapejirten ©tuben. 9^ur @ingeweu;te $aben gutritt 
3« ber 3Jlitte ber einen ©tube ftetyt ein fd)mar&er ©arg, in wel* 
<$en fid) berjenige legen mu&, ber in ben Orben aufgenommen 
Werben Witt; bann Werben i^m mehrere Heller toorgefe|t, in wek 
d>n ftd) ©elbftüde befinben, unb er mufe nun mit oerbunbenen Slugen 
jugreifen. Saftet er in ben Setter mit ben ©olbftiufen, fo $at 
er alle borgen bie berührte 2Mn$e unter feinem ÄopfüRen, bie 
tym natürlia) ber SBöfe felbft borten fd)afft, unb er ift ein reifer 

*) Cgi. ba« ©c&ntootfcbaat ober @<$mau<$baat bei ffrummenfltejj, Är. 
glatoto. %ud> bier fottte ein ber $ererei bef(bulbtgte$ EBetb toerbrannt »erben, 
©et b. Settau unb £emme, $reuß. ©agen @. 233 toirb angegeben, baß ber 
SRame toenbiffyn UrfpvungS fei; ber erfle Xfyil fofl ©ranbflatte, ber gweite 
einen Abgott bebeuten. 3n ba« liebe ^omnterlanb III. @. 20 toirb ein fol* 
tfer $fa$I „®ranbtfa&l" genannt; bort foflen $ejren berbrannt ,toorben fem» 
<S« toirb as$ bie Äebenflart angeführt : „2)at toaat e &eit £)ag »arn, $&bb be 
feggt, a* f fcar f<$ub brennt warn." 



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— 61 — 

SJtonn. £at er aber in ben Detter mit ben Pfennigen gegriffen, 
fo bleibt er jeitlebenS arm. Sei ber Stufna&me mufe er ft<$ bem 
Teufel mit feinem eigenen SBlute toerfd&reiben, welkem Qtoeä 
ein ginger geriet unb bie geber in baS ^eroorqueHenbe SBlut ge* 
tau<$t wirb. So ein greimaurer weife ganj genau, wie lange er 
ju leben &at, bo<$ erinnert ü)n ber Teufel no$ öfter baran. 
UebrigenS !ann ba$ Seben babur$ verlängert »erben, bafj ber 
greimaurer ein Äinb lauft unb an feiner Stelle bem SBöfen bar* 
bringt. $ie SebenSja^re beä tfinbeä Werben bann bem greimau* 
rer felbft ^ugegä^lt. 3ft aber lein fold^eö Äinb aufzutreiben, fo 
muB ber Freimaurer na$ abgelaufener grift unwiberrufli<$ fetbfl 
$eran. Seber greimaurer mujj ein £anbwerf erlernen, ba^er fte 
au(§ j. 33. ein Sdfjurjfefl, golbene ßette unb golbenen Jammer 
tyaben. 2Rit Uneingeweihten bilrfen fte nie über ben Drben 
fpre($en; fte erfennen fi$ gegenfeitig, inbem fte ft$ beim ©rufe 
unb £änbebrud nur jWei ginger reiben. gauHenjen bürfen bie 
©ienftboten bei einem folgen £errn ni$t, ba ü)m ber Teufel ba3 
fofort hinterbringt. 

3n Söuffefen lebte bis toor Äurjem ein 3Rann, ber au$ ein 
greimaurer gemefen fein fott, ber fyat aber feinen guten ©riff ge« 
tfyan, ba er arm war. Söenn biefer 9Jtonn auf feinen einfamen 
Spaziergängen ju fi<$ felbft fpra$, bann fagten bie Seute: „@r 
fpricfct mit bem Teufel." Unb Wenn er $u £aufe allein harten 
fpielte unb babei ein fol$e3 SBort hatte, als fäßen minbeftenS 
trier 2Rann am £if$, fo ^ic& e3: „(£r fpielt mit bem £eufeL" 

Qn Stolp haben fid^ einige 3flaurer einmal wollen einen 
©inbluf in ba3 3nnere ber Soge tterföaffen ; faum aber Ratten 
fie am Spätabenb einen Stein au$ ber ÜfJlauer gebrochen, al$ 
audh fdhon fämmtliche greimaurer au3 Stolp erfd^ienen, bie Seute 
betrunfen matten unb bann währenb ber -Jtod&t alle ©egenftänbe 
in einem anbern ©ebäube unterbrachten. 

118. $a3 gaftna$t3pferb. 

3n früheren Sauren war e$ Sitte, ein gaftnadhtäpferb aus* 
jupufcen. 33or längerer fy\t hatten au<$ in Älefd^inj einmal brei 
Jünglinge, 93aa8fe, 3flifdhle unb §elb, ein fold^eS $ferb auSge* 
pufct, um bamit nach bem nä^ften $)orf ju sieben unb ihre 



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— 63 — 

Äünfte §u §eigen. SDer eine üon iljnen machte ben gü&ter, 
Reiben anbern toaren ba3 ^ßfcvb. 2113 fie nun am Hbenb übet 
bie ©renjc be3 9Za$barborfe3 fa^ritten, Hagten plöjltc^ bie beiben, 
toela^e ba£ ^ferb barftclltcn, baß fia; etwa* lüie eine fa)toere &tfl 
tbnen auf ben binden gelegt tyabe unb fie am 23eiterge$en fymbere. 
£)a bliefte aud) ber gityrer um unb fa£ einen gro&en,f<$toar* 
jen §unb mit bli&enben 2htgen toor fia). 3m -Hu fear bie 
SBermummung abgeroorfen, aber ber #unb toar toerfd&tounben. 
Sie festen um, aber auf ber ©renjs begegnete i^nen ein ganj 
fd&toarj gcfleibeter "iftann, ber ü)nen un^örbar genagt 
toar. Sie grüßten i^n, aber er banfte ntd&t, unb fie glaubten 
be^alb, ba& e£ ber Teufel felbft mar. $abei brütft fie bie fdjre<fc 
lia> Saft, bte Tie ba$ Sorf erreicht ^aben. Sode 14 Sage feffelte 
bie auSgeftanbene 2(ttgft fie an« 93ett, unb aud& &eute noa) 
fttjüttelt fie jebeSmal ba3 gieber, toenn fie ton bem gaftna$t$* 
pferbe jjören. 

119. Heilmittel burefc einen £raum offenbart. 

3« ©arnat trieben einmal bie bortigen SBetootyner i$r 2Me& 
auf bie SBeibe, aber e3 tourbe franf, unb fie mujjten e$ toieber 
im Stalle behalten. 3)a träumte einer grau in ber SRadjt, fie 
f oHe beim erften Austreiben be3 SBie^e^ fpreä)en : „©eil unb mager 
aud bem Stall, biä unb butyn in ben Stall. 3 m Dörnen be3 
S8ater£ beS Sol;ne§ unb be3 ^eiligen ©eifteä;" bann toerbe baS 
Hebel gehoben fein. So tyat (ie benn aua), unb baS Littel $at 
ftd^ trefffofr betoä&rt. 

Steine bei Supoto. 
(120—121.) 

120. Sei Supoto befinben [u$ »«t &on einanber ent* 
fernt mehrere Steine, ba§ tollen toertoünfdjte $oa)jcit8leute fein. 
$)er SBcfi^cr öon £upoto lieg einft ein ©ebäube aufführen; jum 
93au tourben aud) biefe Steine fyerbeigefcfyafft. SSon jefct ab £örte 
man immer 9Jluftl auf bem $ofe beS ©utäbeftgerä, bis biefer 
enblia) befaßt, bie Steine toieber an üpren alten Sßlafc $u 
bringen. 



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— 63 — 

121. 5tn bcr Gbauffee befinbet ft<$ ein ©tein, ber unter bem 
tarnen tadlet" allgemein befannt ift. $)erfelbe foll ein Der* 
fteinerter @belmann fein. 2Jton erjählt, er b a be fein #ab unb 
©ut burebgebraebt, unb von feinem ©cblojfe vertrieben, fyxbt er 
muffen in bie 2öelt hinzuziehen unb betteln (pradjern). S)a too 
ber ©tein ftebt, fei er vor $unger umgeftürjt unb geftorben unb 
barauf in einen (Stein üertoanbelt. ©eine grau unb Äinber finb 
noch etroa eine fyalbt -Beeile toetter gegangen, bann ftnb au<$ fie 
fcor junger geftorben unb in ©teine vertuanbelt. $)ie ©teilte finb 
na$ber aufgeartet toorben. 

122. S)er ©d)a$ §u ©rumbfoto. 

Sei bem Orumbfoto'fcben Sortoerf ©chönfelb ift ein ©erg. 
2ll£ ba einmal ein ©tein berabgeroHt ift, t;at man in bem Serge 
ein furchtbares ©etöfe gehört. deshalb fyat man an bem Serge 
nachgegraben, unb e3 ift auch gelungen, ben bort verborgenen 
©<ba|j mit 2Bünfd)elrutben hewor^aubern. 3)ie ©rumbfomer 
Sauern sollten ilm nun auf einem Söagen ins $)orf holen, aber 
ber Söie fyat alle möglichen SHänfe angeroanbt, um ihn nrieber in 
feine ©eroalt ju befommen $>ie ©rumbloroer rotberftanben ihm 
jebo<$, felbft ba noeb, aU er ba£ &orf anfteefte; e3 gelang u)m 
nicht, fie vom Söagen ju locfen. 3^6* fefet er fid) auf be§ einen 
Sauern SWutter unb reitet auf ihr im ©alopp bauon. $)a§ toar 
aber bem Sauer ju Viel; er läuft binteü)er, unb bie ganje ©efeH= 
febaft ihm nach. ift benn ber Teufel mit einem ©afc auf ben 
SBagen gefahren unb unter furchtbarem ©eraffel mit bem ©ä;a$ 
toerfebrounben. $a<S ®orf war nun gtoar abgebrannt unb ber 
©cbafc fort, aber bie ©rumbfotoer haben fich nod) lange nachher 
über ben föftlicben ©pa& gefreut. — £)a$ £oa) am gu§e be8 
SergeS ift' noeb lange ju fehen geroefen; man burfte aber in 
baffelbe feinen ©anb werfen, toer eS that, mufjte balb barauf 
Perben. 

123. $er £eufel$ftein in fteifefoto. 

9ceifcfon> liegt an einem ©ee, ber jefct grö&tentbeilS abgelaffen 
iß. ©in früherer Seftfcer toottte einmal einen Stamm bureb ben* 
felben aufgefchüttet haben, ©er Teufel übernahm bie Arbeit, 



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— 64 — 

tourbe jebo<$ um feinen Sotyn, bte Seele beS ©eftfcerS, geprellt. 
2lu$ 9taa> wollte er einen grofjen Stein auf ba3 #au3 toerfeit, 
ber Stein fiel aber neben bem #aufe nieber, too er als $)enf* 
jeid>n noä) bis in bie jüngfte 3eit gelegen &at. 

124. $te oer&auberte Sinbe. 

2luf ber gelbmarf oon ©otyren fte&t an einem gelbtoege 
($toifd)en ©o&ren unb 9tei|foto) eine etwa 25 gu§ ^o^c £inbe. 
$ie älteften £eute be§ S)orfe3 rönnen fta; nidjt beftnnen, ba& bte* 
fer Saum größer geworben fei; toie man fagt, toäa;ft er be^alb 
nifyt, toetl er früher einmal oerjaubert toorben tft. 

125. $)er oertoünf d) te Stein in ©otyren. 

3n ©otyren ift oor ber tyerrfd;aftlid;en Sdjmiebe ein fleiner 
an beffen Gsnbe, nad) bem ^errfd&aftlid&en £aufe ju, ein 
ettoa 2 gu& $o$er Stein fte^t. tiefer Stein foH einmal oerjau* 
bert toorben fein. 3Jton fagt, er fei in eine ©artenmauer gefügt 
getoefen, biefelbe tyabe aber immer ba, too er gelegen, einen Sftifj 
befommen. darauf ^at er feinen $la| an biefem £eid) erhalten. 
2lud) foH er, wenn er umgetoorfen tourbe, fia) immer oon fel&ft 
toieber aufgmd)tet §aben. 

$>er fiinbtourm unb bie liefen im Sebamoor. 

(126—128.) 

126. 3 U Reiben Seiten ber Seba jic^t fid), oon Sauenburg 
bis ju i^rem @tnflu§ in ben Sebafee, ein breitet ÜÖloor fyin, ba$ 
fiebamoor. 2)ort tyat einft ein gro§er SSalb geftanben. 3 n öcm * 
felben machte ein fd)re<fli$e§ Ungeheuer ben 2ßeg un[id;er, bis fia) 
julefct alle ßajfuben oerbanben unb ben 3Balb gu gleicher 3 c ü <*u 
allen (Snben anjünbeten. $a fyat ba3 Ungeheuer fo fürd;terlid) 
ba§ Söaffer ber Seba unb be3 ßebafee'3 aufgeregt, bafj jüle&t bie 
SBaffer SBalb unb Ungeheuer oerfa)langen unb fo ba$ beuttge 3ttoor 
entftanb. 

3ettung für fcmtetyommern Dorn 3. 3um 1884. 

127. SBor langen ga^ren Raufte im Sebamoor ein Sinb* 
ttmrm, ber bie Sanbftrafje nadj ßauenburg unfnfcer ma$te unb 



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— 65 — 

bie SJcttJO^ner SauenburgS unb aller am ÜRoor liegenben Dörfer 
fe$r ängfUgte. 3äbrliä) mußte ü;m ein junges 2Ääbä)en afö Opfer 
bargebraä)t »erben. Stuf ber lutfen ©eite be3 (£olie3ni6ba$e$, 
auf ber gelbmarf beS S)orfeS ®r. ^ßobel, liegt ba, too bie (SolieS* 
ni& in baä Äebatfcal eintritt, ein ettoa 50 35teter $o$er Serg, ber 
große 3Jlo<fer* liefen {Heg ber Sinbtourm tynan, toenn er feine 
Einfälle in bad Sanb maä)en wollte, unb noä) jefct toä<$ft ber 
©teig, ben ba$ Ungeheuer babei austrat, nie ju, tüä^renb ber 
SB oben ju beiben ©etten beffelben mit niebrigem §atbefraut bebedt 
ift. 3fam $errfo)ten bamals am Sebamoor bie fieben SRoor* 
löntge, toilbe ©efetten, bie niemanbem ge$orä)en »outen. Suf 
tyrem ©ebiet riä)tete ber ßinbnmrm befonberS großen 6<$aben an. 
6ie batten ein großem £eer. ®inft fcatte fia) einer tyrer ßufaren, 
mit tarnen ©eorge — bamalä trugen bie £ufaren noä) ßanjen — 
eines fä)ti>eren 58erge$en3 fä)ulbig gemalt 2>ie Könige gelten 
töatb unb befä)loifen, ibm ba$ Äeben $u fä)enfen, »enn er ba$ 
ßanb oon bem Ungeheuer befreie» £)er #ufar, ein fur$tlofer 
§elb, reitet aus, um ben 6$lupfnnnfel be$ ßinbtt>urin$ ju er* 
fpd^en. SCuf bem großen 2Roder fott er mit tyttt gekämpft unb 
tyn bann ben ernannten ©teig herunter geworfen (oben. (Sine 
anbere SBerfton läßt i£n bei $)arfon> baS fä)lafenbe Ungeheuer an* 
treffen, -äfttt ber Sange ftößt er tym in ben offenen ©ä)lunb; 
ber oom ©<$laf emporgefa;re<fte fiinbtourm fprityt geuer au$ fei* 
nem SRad&en, fd)lägt mit bem ©d)manje um ftä) unb jerbrtä)t bem 
Sterbe ba£ $reuj. $)er ßufar fyaltet u)m ieboä) mit bem @a)toerte 
ben ©d)äbel unb fliegt, Don bem oertounbeten Unt&ier no$ oer* 
folgt, big e3 fterbenb $ufammenbriä)t. ©S »irb binjugefügt, baß 
ber £ufar baä 3Äoor in Sranb geftecft f)abe, um ben Äinbiourm 
au« bemfelbenberauSjulotfen; anbere fagen, ber fimbtourm felbft 
$abe burä) feinen glübenben Sltyem ba$ geuer veranlaßt*) — 

*) Sgl. meinen 2luffa& „2)er ^eilige ©eorg in bei feommerföcn ©oll** 
tage" in $alt. ©tubien, 3<U)ra. 1864, 6. 248—253. $err Sekret SRabirte Ut 
©elgarb berietet mit über bie jtebcn 2Roortönige : *®ie follen, nrie mit (Jede- 
gen in ber Umgegenb mitgeteilt baben, bie fieben SBeftfeer am 9knbe be$ 8eba* 
tbaleä fein. 2)iefelben »erben and) fyeute noc^ f^erjweife ober fpottroetfe fo 
genannt fotten folgenbe fein: b. @eltbo» in Äettfemift, ». $irn) in 2öo- 
Benfin, b. b. Oflen in 3anne»i(j, b» ©omnife in (S^arbrow, b. ©eifoer in 
»tefeig, b. ^uttfammer in ©ottin (jeftt in anberem ©efifc), b. BMjemi^ in 
. Knoop. 8oUlfaaen. 5 



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— 66 — 

Sieben Safere foß ba3 3Äoor gebrannt höben, unb ei rügten ba* 
her bie Dielen fcerfohlten Söaumüberrejte, bie ftch allenthalben im 
Wloox finben. — SBon anbern wirb erjäblt, ber Steig toachfe be3* 
halb niä)t ju, weil auf bemfelben ber Teufel feine ©rofjmuitcc 
h eruntergeführt habe. 

128. ©inft höhlten im Sebamoor aua) hrilbe Seute, bie 
Siefen Waren unb #ünen genannt mürben. Sie waren Reiben 
unb thaten beS^alb ben christlichen Bewohnern großen Schaben, 
©in 93auer aus bem SBorWert ©olie^nifc, ber feinen Slder pflügte/ 
foll einft t>on ihnen angegriffen fein; er h a * fcboch burä) 
fchleumge glucht gerettet. Unter ben Angreifern befanb ftdh ein 
Sßeib, beffen Prüfte fo groß tcaren, baß e3 biefelben über bie 
©futtern jurü<ffa)lagen fonnte. ®ie £ünen Waren arge Sfäuber 
unb hatten ifaen Schlupfwütfel befonberä in bem Sftäuberberg bei 
S)arfow. $)ie öornehmften unter ü)nen bauten fich Gräber, ba$ 
jtnb bie fogenannten £ünenbrinfe. 3 u l c 6* würben fic in einem 
großen Äriege, ber in bieten ©egenben wüthete, vertilgt. Rubere 
fagen, baß fie burä) ben ertoähirten großen Söranb gelungen tour« 
ben, ba$ 3Roor ju oerlafjen. 

129. £>te ÄönigSgräber unb ber SBicefönig 

inSBollin. 

33ei Sßoßin liegen am 9ftanbe eines SSalbeS, nicht h>eit Dom 
Söege nach Sßrembbow, jtoei burch ihre ©röfec ausgezeichnete §ünen» 
gröber, bie gewöhnlich bie Äönigägräber genannt werben. 
3Jtan fagt, baß bort Äönige begraben feien. @3 fyai auch eine 

3eaenott. 2lu(jerbem ift am Sebamoor, 3. SB. in SSie^iß, ber 2üiÄbrml „SHoor* 
IBnigin" geläufig, unb mag tiefer Dfame au$ mit bec ©age in 3uf<immen* 
bang flehen, Gsr roirb afä ©efcimbfname für eine grauen&berfon gebraust, bie 
fcintcrlifiig unb getoalttyätig gegen i&ren (Seemann ift." 3<$ füge fcinju, bafj 
ü$ auf ©toller ©ehe bon biefer Deutung ber üKoerf önige ni<$tt gefunben fcabe . 
©ie !ann nur einer fbäteren 3«* angehören. bon ben Miefen weif man 
im 2auenburgt)(ben nichts me$r. #err 91. bemerf t noä) : „grfi&er fort ni$t ba* 
ganje SMoor unb befonber« bie Siefen am ©trom ben angrenaenben ©eftfcern 
gehört, fonbern bem ©taate, unb e« würben auf tiefen ffiiefen jum grefjen 
93erbru§ ber Öeftfcer $ferbe bon ©ufaren gehütet. ©0 ersähen bie alten 
Seute. «ieUetty fte&t bie ©age bom $ufaren auch hiermit in »erbtnbnng." 
SS3I. no<$ «Thr. 72. 



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67 



Sage batübet gegeben, bod& ift ber 9Rann, bct fte no<$ mu&te, 
gcftorben. 

2lu<$ fagt man, ba& in SBoHin früher ein SSkelönig regiert 
§at, ber ben üBaQ im iefcigen $arf $at aufaerf en laffen ; bie baju 
nötige ®rbe ift t)on ber Stelle genommen, too fi<$ jefct ber 3&<$ 
beftnbet. 3n biefem foHen bei einer Steinigung menf$li<$e ©felette 
gefunben fein.*) 

130. 3) er geheime ©<$ranf. 

3n SBoHin erjagen bie Seute, ba& jtd& im bortigen ©d&Ioffe 
ein geheimer ©<§ranf beftnbe, in bem ba3 SBttb eines rounber* 
frönen gräuleinS öon Sßuttlammer aufbewahrt »erbe. 2>tefelbe 
fott mit ü)rem Siebften burd&gegangen fein. 

131. $er Teufel als SBulle. 

2ln ber ©übfeite be$ SebafeeS liegt baä $>orf ®iefebifc. (53 
bilbet getoiffermagen eine 3nfel im Sebamoor, unb bie ©iefebüjet 
nennen bafjer bie ©emo^ner anberer Dörfer „bie auf bem Sanbe". 
SRur ein pafftrbarer gatyrtoeg fü^rt öon ©üben bur<$ baä 9ftoor 
na$ ©iefebifc. 33e&or man biefen erreicht, fommt man bur$ einen 
Sßalb. 3n biefem Söalbe, fo wirb erjitylt, toerirrte fi$ einflt ein 
faffubifdjer Sauer, SRamena ©<$imanfe, ber in ber 9to$t \>on 
©lottrig jiemlt<$ angetrunfen na$ $aufe ging. S)a fa$ er ein 
Äo^lenfeuer, mertte aber in feiner 93etrunfen£eit nid&t, bafj e3 bort 
©elb lutterte, toielmc^r $ielt er e$ für rin gett>ö$nli#e$ geuer. 
@r legte ft$ ba^er bei bemfelben nieber, um ft$ ju märmen, unb 
um bie ©luty no<$ me^r anjufadjen, ftaferte er mit feinem Ä reu j* 
bomflodf in ben $ofylen $erum. S)a erfc^ien ein grofierSuUe, 
ber brummenb um u)n herumging. S)aä mar ber SBöfc felbft, ber 
ben ©<$afc betoad&te. S)o<$ ber Äaffube lieg fidj burdfr baS ©rum* 
men ni$t einf<tyüc$tern, fonbern bro^te bem 3$ier mit bem ©toef, 
unb ba er biefen nid^t auä ber $anb lieg, tyatte ber SBöfc feine 
SKad&t über ü;n. @nbU<$ n>ar bie 3eit ba, too- ber Teufel Der« 

*) Sßoflin gehörte bt« bor einigen 3atyren bet gamilie »on Stottfamraer. 
©er Stynberr berfelben foÜ ein SWaurer geroefen fein (eine Crjaftung, JU bet 
ba« ©aW>ett SJeraitfaffung gegeben $at). 

5* 



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— 68 — 

fd)tt)inben mußte. £)er Äaffube überließ fiä) bem ©<$laf, unb all 
er am 3ftorgen ertoadjte, fa£ er einen großen Raufen (Mb vor 
fiä), benn bte SBerübrung mit bem #reu$bornfto<f fcotte bewirft, 
baß bte ßo&len t§re urfprüngltd;e ©eftalt ttrieber annahmen unb 
nid)t in bie £iefe verfanfen. £)te Äaffuben trugen bamala no$ 
furje $ofen unb lange Strümpfe ; biefe fußte Sd)imanfe mit ©olb 
an unb ift ein reifer 3Jtonn geworben. 

132. 2>ie toilbe 3agb bei föufd&ifc. 

©nmal in ber 9tod)t hüteten bie ßnedjte aus 9htf$iJ bie 
$ferbe braußen. S)a fam bie urilbe 3agb ba£erge$ogen, unb bie 
5hteä)te ahmten baä £unbegebell unb ba3 ©efc^rei na<$. Sßä^renb 
fie ba3 noä) traten, fam ber toilbe %fytx mit feinem ©efolge 
tynen unb bat um bie (Maubniß, einen traten an bem geuer, 
ba£ fie angemaßt Ratten, bereiten ju bürfen. 6ie gematteten e3, 
aber Von nun an fam bie toilbe Qagb j[ebe 9lad)t nrieber, fo baß 
fie fte nid)t lo3 toerben f onnten. 3" ty*** toanbten fie fi<^ 
an ben Sßaftor um £ülfe, unb bem gelang es na# vielem 93eten, 
bie toilbe ju vertreiben. 

133. $er $Blo<f3berg bei 3emmin. 

Sei 3 emm to liegt ber SBlodföberg, auf bem bie §eyen öfter 
tyre 3 u f ammc wfünfte galten foHen. @in 3Jtonn aus SBarbelin 
erjagte, baß ein 6$äfer bort auf eigentümliche SBeife eine foldje 
SSerfammlung angefe^en &abe. Serfelbe fanb nämlid; einige Änorren 
oon einem jiemlid; verfaulten ©arge, bie er ju einem ©eftett au* 
fammenfteßte. 2)amit ging er in ber SReuja^rä na$t jttufdjren 
11 unb 12 U&r auf ben SBloc&berg unb fe&te fi# unter eine 
(Sgge. 3)urä) baö ©eftett &inbura) fonnte er bie #eren tanpn 
fetyen, au<$ bemerfte er, baß auf verfd)iebenen SBlaSinftrumentcn 
jum £anj aufgefpielt tourbe. ®iner von ben SWufifanten fpielte 
bie Klarinette, ba3 toar ber <5<$toan§ einer lebenbigen ßafce. 

134. $)ie 3tt>erge bei Sftotoen. 

93ei Kotten gab e$ in früherer 3eit viele 3tt>erge, vom SSolf 
Unbere C rbfd)^cn (anbertoärtä Ungerirbfd)fe3) genannt. 6ie 
tootynten bort unter Steinen auf bem gelbe, unb Äinber, bie bort 



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— 69 — 



bie ©<$n>eine hüteten, fcaben fte öfter 3Ruftf maa>n fcören. ©e* 
h)itynli<§ hinten fte ober in ©täHen unter ber ©typefle. 3§re 
SSo&nungen galten fie fetyr rein, ebenfo bie ©täHe unb Sßferbe. 
2)en Sßferben flechten fie gern bie SKä^nen^aare ju gleiten gus 
fammen, bie baS Solt „3ÄorbHatten" nennt; auä) glauben bie 
Seute, bafe bie Sßferbe franf toerben ober gar fterben, toenn biefe 
gled&ten abgefa)mtten ober bie Sfläfcne orbentliaj burdjgefömmt 
ttrirb, trielme&r Hopfen fie biefelben an einem beftimmten £ag beä 
Saures auf ber ©renje mit Steinen ab. <Die garbe ber ttnber* 
eerbfd)fen ift toeif?. ©ern follen fie Heine Jtinber auStaufa>n. 
©in aus Soften flammenber Slltfijjer erjagte, bafj einmal einer 
grau aus Sftotoen ü)r Äinb toerfäjnmnben getoefen fei. ©ie unb 
anbere grauen fugten barnaä) unb fanben im na^en SBalbe ein 
Rint>, baS trar aber nia;t tyr toerfajtounbeneS. ®ie 3Jlutter tooEte 
es nehmen unb fangen, aber eine anbere grau fagte, fie fotte eS 
liegen laffen. ?lm anbern £age gingen fie toieber $tn, ba lag baS 
richtige Äinb auf berfelben ©teile. 

135. $>ie liefen bei dornen. 

$)erfelbe Sftann erjä&lte, baß in ben Sergen bei Stotoen einjt 
liefen gehont Ratten, ©ie toaren fo grofc, baß fie ftä) über ben 
$uftienfesSaä) bie £anb $um ©rüge reiben tonnten. @iner bie« 
fer Siefen fa£ eines £ageS einen Sftotoener Sauer auf bem gelbe 
pflügen. <§r bertounberte fi$ fe&r über bie Keine ©eftalt, ging ju 
tym $in, fteäte ü)n fammt feinen $ferben in ben £anbf<(u$ unb 
trug i&n nadj §aufe ju feiner grau, ber er erjä&lte, bafc baS 
Heine SBefen ben 2l<f er oerbürbe. ©eine grau aber fagte : „Saß 
bo<$ ben SRarren laufen, er fä)abet 3)ir ja nia;t!" S)er Sföefe 
fd&üttelte nun ben S^^alt feines £anbfa;u&eS aus, unb ber Sauer 
begab fta) nrieber auf fein gelb. 

136, $>er bei Sirajenjin. 

Sei Sirttjenjui befxnbet fia) am SBege na$ ©lotm|, in ber 
3fcä£e beS SBalbeS, ein fcon Sergen umgebener $eta), ber nie jus 
friert unb nia)t ju ergrünben fein foH. (Surft, fo ersäht man, 
ging ein SJialer, ber in ber Äiraje bon ©lonrifc einige Silber $u 
malen $atte, an biefem $eia; vorbei. $)a erf^ien ü;m ber Teufel 



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unb bat ihn, bafj er ihn bod? m$t fo fäfjlidft walte, hrie e* fonft 
immer gefa)ä'he. 2>er 3)ialer aber ertoriberte ihm, ermoUe ihntuxfc 
biel greulicher barftetten. S)a fährt ber Teufel in ben £eia) unb 
toerfdhnnnbet, unb baher foll e$ au$ lommen, ba& ba3 Skffer noch 
jefct ftinfenb ift. £)er SUlaler aber fällt in ber £irä)e öom ©eritft 
unb bricht baä ©enief. — (Sin Slltfifcer aus Sßarbelin er&ähfte, ber 
Teufel habe einen furchtbaren SBinb gelajfen, ber fei in ben £eia) 
gefahren, unb baoon fei ba£ SBajfer noch jefct ftmlenb. 

$er ftetoefohl 
(137—139.) 

137. $a too ftä) ber SBeg na$ ber ^öä^ften ©pifce be$ 
©äjmolfin'fchen Herges, beg Sftebefohl, »om gahrtoege abzweigt, be* 
finbet pa) eine, am ©oben etwa 25 ©abritt breite, feffelförmige 
Vertiefung, bie jefct mit giften beftanben ift. ®ort foUen oor 
Sauren SRäuber ihren ©ä)lupfttrinfel gehabt haben, unb man nannte 
fie beS&alb „ftäuberfuhle", plattbeutfdj „Stoerfuhl". $aher hat 
ber 33erg fpäter feinen tarnen erhalten. 3 n jener Vertiefung fott 
jc|t jeben ©onntag toährenb be3 ©otteäbtenfteä ber Teufel fein 
SBefen treiben. 

138. ©in üötonn aus ©r. ©atbe erzählte: 3« ganier 2to* s 
jeit fam an ben ©tranb oon Sflotoe ein ©eeräuberfdhiff ; e$ ttmrbe 
üon ben SMen jerfcblagen unb bie ganje 3ftannfa)aft ertrattf. 
9hir stoei Änaben retteten ft<h unb mürben Don ben ©tranbbe* 
Wohnern, bie nur in £ütten motten, liebeüoll aufgenommen. 
2tlö bie beiben Knaben Männer geworben waren, bauten fle fia) 
auf bem Sfteoelohl eine Söo^nung, unb t>on hier aus unterjochten 
fie fidj ben ganzen ©tranb. ©te unterhielten mehrere ©$iffe, bie 
mit ©eeräubern bemannt waren. 3)ie erbeuteten SBaaren mürben 
theite in 9tome, fytiU im Sftct>cfo^l aufbewahrt. Von biefen beiben 
Knaben, bie fid) Vanbemer, b. h- ®anbe am aReer, nannten, foß 
baä »eitoerjmeigte ©efd)leä)t ber noch je&t in Bommern anfäfftgen 
öon SBanbemer abftammen. 

139. 2luf bem 9ta>efohl ftanb früher eine ÄapeHe. 3ß$ 
biefelbe abgebrochen mürbe, rollte bie ©locfe ben Verg hinunter in 



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— 71 — 

bie Supow, bie bort am guße beS Berget bahinfliefjt. Sin biefer 
Stelle ift früher {ebeS Qabr ein SWenfä) ertrunfen, unb auä) jeftt 
geflieht es noa; öfter, grüner ^örte man bort auä) noa) bie 
$öne ber ©lotfe, baS hat aber jefct aufgehört. 

140. $er Steinhaufen am ©arbefä)en See. 

gaft in ber 3Ritte beS ©arbefä>n SeeS beftnbet ftä) eine 
fleine 3^}el aus lauter ©ranitblöcfen (gelbftetnen) beftebenb, unb 
am Ufer beS SeeS liegt $wifä)en ÄL unb ©r. ©arbe inmitten 
anberer groger Steine ein gewaltiger gelsblocf, mit einer 2 goß 
tiefen, einem Sßferbefuß ä^nlia)en Höhlung. Sin bie 3nfel unb 
biefen Stein fnüpft fia) folgenbe Sage. (Sin gifa)er f<hloß mit 
bem Teufel eine 2Bette, biefer folle feine Seele $aben, Wenn er 
mitten im See, an feiner tiefften Stelle, in einer 9toa)t bor bem 
§a$nenf$rei eine £irä)e aus lauter gelbfteinen ^erfteQe. $)a ber 
gifdjer biefe 2lrbeit für unmögltä) hielt, fo legte er fid) ruhig jum 
Sa)laf hin. 3« ber Stacht aber waa)te er auf unb hört* e ^ 
furchtbares ©efaufe in ber £uft, unb als er aufftanb, fah er mit 
ßntfefcen, wie ber Teufel alle feine bienftbaren ©eifter in Setoes 
gung gebraut hatte. $>ie ßirche mar fa)on bis jur Spifce beS 
Sturmes fertig. S)er Teufel ftanb am Ufer beS SeeS, mit bem 
^ferbefufc auf bem ermähnten (Stein unb fommanbirte, unb bur$ 
bie £uft flogen halfen unb Steine, oon unftchtbaren Äräften ge* 
tragen. 3Son ber Sanftere beS Satans mürbe baS £o$ in ben 
Stein gebrücft. 2llS nun ber gifa)er feine Gefahr merfte, fing er 
in ber Slngft f elber an ju fräben; bie $&hn* frästen auä), unb 
ber Teufel hatte bie SBette oerloren. 2luS Söuth baruber rig er 
bie ganje ßira>e in einem Slugenbluf herunter unb warf bie Steine 
in ben See, woraus bie 3nfel entftanb. 

Wafy einer anbern ©rjählung befanb fta) im See eine 3nfel, 
auf ber ein reifes fa)toebifa)eS gräulein eine Äapefle wollte er* 
bauen laffen. £)a ber SBaumeifter bis ju bem beftimmten £age ni$t 
fertig werben fonnte, fä)lofj er ben fßaft mit bem Teufel. @S 
Wirb auch erzählt, baß ber Teufel, als er bie SBette verloren fah, 
ein folcheS Unwetter erregte, baß bie SBogen ber Dftfee burä) bie 
ßupow, Welche ben See burdpe&t, einbrangen unb baS ©ebäube 
§erftörten. 



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— 72 — 

141. $er Sßaftor unb bcr Teufel. 
3n ©r. ©arbe lebte einft ein Sßaftor, bei bem Äartenfipiel 
Mbenfthaftlid) ergeben toar. 3Reiften$ fuhr er baju auf bie be* 
na^barten Dörfer unb lehrte getoöfynlich erft fpät in ber Üftatfyt 
heim. 211$ er einmal, früher als fonft, #mfa)en 11 unb 12 Uhr, 
nad) ^aufe tarn unb grabe burd) einen Söalb fuhr, ersten ihm 
plö|li<h ber Teufel, ber ^atte in ber ^anb einen Keinen £ifch, 
auf bem fiä) ein ßid)t unb ein ©piel Äarten befanb. 2)a forberte 
er nun ben Sßaftor auf, mit ihm eine !partie §u maä)en. 2)er 
$afior ift jtoar burd) biefe @rfä)einung fehr erfd)re<ft toorben, hat 
fid) aber gleid)toohl nid)t fcon feinem 2öaubel abbringen laffen. 

142. ©ufiab Slbolf üon Sdjtoebeu in Stotoe. 

SRach einer SRittheilung be3 &hrer3 Toffee in greift befinbet 
fid) in ber ßirdjendjroml &on SKome folgenbe ©rj&^lung: 3 ur 
3eit beS breifcigjährigen Kriege« lam in einer 9to<ht ein JfriegSs 
fa)iff nach 9lott>e. $)ie ÜRannfdjaft beffelben tarn in bie ßir<$e 
unb beleuchtete biefelbe. $amt fturbe ein 3Jlann ju bem fä)on 
fa)lafenben Spaftor gefeiert, um ü)n im Xdlax in bie Äircfce ju 
holen. £)er $aftor folgte ihm. Site er bie Äird)e betrat, gebot 
eine 3)onnerftimme „Sftuhe!" $er Sßaftor tourbe r»or ben Slltar 
geführt, ioo eine J)ame im ©rautanjuge ftanb; ein Bräutigam 
trat an ihre 6eite unb ber Sßaftor mu&te fie trauen, ©leid) na<$ 
ber Trauung aber erftad) ber Bräutigam feine junge grau, 
darauf entfernten fuh alle auf ihr 6<htff. 3Kan fagt, ber Söräu* 
tigam fei ber flönig ©uftao Slbolf toon hieben ge* 
toefen. 

143. $)er Teufel tanjt eine grau ju £obe. 

Sn>ifd)en ©<hönn>albe unb Sftotoe geht, roie bie £eute er&ä> 
len, ein SJtann ohne &opf umher, ba3 fott ber Teufel fclbft 
fein. Einmal lam eine grau aus SRotoe Don ©djöntoalbe jurüd, 
»o fie i^ren 3Rann gefugt, aber nicht gefunben hatte. $a traf 
fie auf bem SBege bie ©eftalt ohne Äotf, unb »eil fie in ber 
SDunlelheit glaubte, e$ fei ihr SÄann, rebete fie biefelbe an. £)er 
Teufel aber ergriff fie unb tanjte fo lange mit ü)r, bis ihr ber 
Slthem ausging; bann toarf er fie in bie BJUtte ber %<xx\$äfy 



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- 



— 73 — 

unb fagte: „$a lieg*, alte« 2laS!" £ätte bie grau i&n ttity an* 
gerebet, fo §ätte er tyr niäjtS get^an. 

144. ®er ©$afc in ber ©iefebifc. 

3n 2Benb. 93u<foto rourbe früher ersäht, bafe e8 unten bei 
ber ©iefebifc, einem am 2öalbe3faum gelegenen gelbe, (Mb lüttere, 
ba3 oon einem fd&toarjen Äalbe betoaä)t »erbe, ©inmal §at 
ein SWann es bort luttern fe^en unb ift mit einem Seile tyinge* 
gangen, um ben ©ä)afc ju $eben. @r marf ba3 Seil in baä 
geuer hinein, aber ba$ Mb ergriff ba$ Seil, unb toarf e$ bem 
3Kanne in« ©erntf, fo bafe er fofort tobt mar. 2ö&re e8 ein 
ßreujbeil getoefen, fo ^ätte er ben ©ä)afc $eben fönnen. 

145. SBaffer in SBein oertoanbelt. 

S3ei SBenb. Shicfoto ift eine Duelle mit fä)önem, Harem 
SBaffer, ©ammiftron genannt, aus toelä)er früher immer ba3 
Dftertoaffer geholt tourbe. eine alte grau erjä^lte, in ber Öfter* 
na$t oon 11—12 U&r fei bog SBaffer in biefer Quelle in SBein 
oertoanbelt getoefen. 

146. S)er SEeufelSftein bei ©<$ojoto. 

2lm SBege oon ©orä)oto nad? ©ä)ojoto (plattb. 3 c $ au i c ) liegt 
ein ©tetn, ben ber Teufel borttyin gebraut ^aben fott. Sluf bem« 
felben finb ein ^ßferbefug unb ein §ü$nerfufj ju fe&en, ebenfo eine 
©trieme oon ber $eitfä)e beS Teufel«. 

147. £)er ©<$afc in ber $o$len @idje. 

Sei (Sarjin ftanb früher eine (Siä)e, bie bis auf ben ©tamm 
abgeftorben mar. $er ©tamm felbft toar bis jum Soben hinunter 
$o$L 3n biefer §ö£lung lutterte e$ öfter ©elb, baä oon einem 
greuli<$en £unbe betoaä)t mürbe. $)a$ mar ber Teufel felbft- 
Einmal &at jjemanb feinen Pantoffel ^ineingetoorfen, ber 3Ba<$ter be3 
©d&afceS toarf ü;n jeboa) toteber jurüd 

148. $te toilbe 3agb bei Garzin. 

Stoifä)en (Sarjtn unb ©ambin liegt re<$& oon ber ©&auffee 
ein fleiner £eiä), ber früher otel größer getoefen ift, ber $om« 



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tei$. SBor langer 3eit foU in bemfelben ein (Sbelmann mit triet 
Perben ertrunfen fein, unb feitbem ift eS bort nity re$t rü&tig, 
ba ber Jeimann bort als milber 3äger fein SBefen treibt. 9Kein 
Dniel, fo erjagte jemanb, ift einmal toon ©ambin gelommen ; als 
er eben aus bem Sßalbe heraustrat, hörte er ganj beutlich bie 
toiÖ>e 3agb hinter ftd) unb bor Slngft ift er in eine SRergelfuhle 
gefallen. &nbere fagen, ber ©beimann fomme jutoeilen aus bem 
deiche ^eraug unb fahre auf bem 2Bege, aber bie milbe Sagb fei 
etoaS Ruberes. 

149. 2>er Teufel unb ber 3Mller. 

SSor totelen Sauren, fo $örte ich in meiner Sugenb oft er= 
läfyUn, ^atte fich ber Xeufel in einer HJhi^te — man nannte bie 
@ar$in'f$e — etnquarttrt, boch ber fchlaue 2MHer mar balb ba* 
hinter gekommen, toaS er für einen ®aft beherberge, unb er fud?te 
ihn toieber loSjutoerben. $ur<h £ift gelang eS ihm, ben Teufel 
Steiften jtoei 3Jtühlfteine §u flemmen. Sange bat ber Teufel, ihn 
loSsulajfen, aber bergebenS ; erft als er berforach, fich nie mehr in 
ber 9Kühle bliefen ju laffen, befreite ihn ber MUer. Site längere 
3 C ^ Vergangen mar, fuhr ber 2Rüßer einmal mit feiner grau über 
£anb jum SBefuch; foät am Slbenb erft t ehrten fie jurücf, in ber 
©tunbe, too ber Teufel fein SBefen treibt, tiefer $atte ben 
Mütter auch balb erfpäht unb ttrie ein rotier ©chein fam et 
burch bie ßuft bahergefahren, um fid^ auf ben 2MHer ju ftürjen. 
£)er aber befahl fc^neU feiner grau, bie ßletber aufgeben unb 
bem £eufel ben Planten ju aeigen; er felbft ahmte mit bem $ete 
fchenlett baS ®eflapper ber 2JWtyle nach, unb als ber Teufel gan§ 
nahe mar, rief er, auf ben SBIanfen jeigenb : „-Jca, ©ruber, tooE'n 
tirir no$ emal?" ®ie ßift gelingt; ber bumme Teufel ^ält ben 
SÖIanfen ber grau für einen Stiftern unb macht fich fchleuntgft 
aus bem ©taube. 

150. £>er 6$a& in greift. 

3n greift foH in früherer Seit einmal ein Sßaftor fein ©efo 
unter einem #afelbuf<h (ober beim ©aefofen) bergraben ^aben. 
S)en ©djlüffel übergab er bem Teufel mit ber SBeifung, benfelben 
nicht eher ^erau^ugeben, als bis einer auf einer alten ©au 



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— 75 — 

(meine SRutter fagte: auf einem ȟben @ber) angeritten 
tomme. 2)er Änea)t be3 $aftor3 $atte fid) in ber üfttye öerfteeft 
unb foQ ftd) naä)$er ben 6dja$ geholt $aben. 

151. $er Teufel bura? pfeifen ^erbeigelocf t 

S)a8 pfeifen in ber ©eifterftunbe locft ben Teufel gerbet. 
3n ftibjoto foU et einft einem Äned)t, ber ju biefer Seit pfeifeub 
auf ber ©tra&e ging, als grofjer, fd)roaraer #unb mit 
feurigen Slugen erfd)ienen fein unb fid) oor tyn ^ingefejt 
&aben. 

152. $)er Ärötengrunb bei Hammen.. 

Sei Hammen ift ein Serg, ber ©cfytofjberg, ber je|t beatfert 
toirb. 2luf bemfelben bat früher ein ©ajlofj geftanben, unb no<£ 
jefet fie$t man aus bem fogenannten ©d)lof$garten eiferne ©<$toel* 
Ien in ben Supotoftrom hineinragen. SBci btefem ©djlofeberge be* 
finbet fid; ber Ärötengrunb, in bem e3 niä;t rea)t rid)tig fein fott. 
Seneä ©$Iof$ i(t einmal oertoünfa^t »orben. ®inft fä&rt ein Sauer 
bort vorbei nad) ©tolp. S)a tritt ibm au£ bem Ärötengrunbe eine 
Jungfrau entgegen, bie i$m einen Xfyaltx giebt unb tyn bittet, i^r 
für benfelben ein ^3 aar ©d&u&e mitzubringen. S)er Sauer ift 
baju bereit, fyutbelt aber bem ©d)ufter jttjei ©rofa)en ab. 2118 
er jurüdfommt, erwartet tyn bie 3»*ugfrau fa)on; er giebt i$r 
bie ©a)u$e unb bie abge&anbelten stoei ®rofa>u. $a maä)t fie 
i$m Sottoürfe barüber, ba& er nid)t ben Döllen 2#aler bejaht 
$abe; neun^unbert 3^re, ftagt fie, $abe fie fa)on auf ©rlöfung 
gekartet, unb neunbunbert Qa^re müffe fie nun nod) »arten, e^e 
fie erlöft »erben fbnne. 

153. 2)er £eufelsftein bei Setoeräborf. 

Sei Setoeraborf lag früher ein fefcr großer ©tein, ber nadlet 
jerfprengt »urbe unb mit bem ein Siunnen oon ca. 7Q gu& £iefe 
ausgemauert ift Stuf btefem ©tein fear ein spferbefufj unb ein 
£ü$nerfu& ju fetyen. £>er Teufel, fo erjä&lt man, &atte einft mit 
einem Sauer au$ SetoerSborf eine SBette gemad)t, er tooße bis 
jum $atynenfd)ret einen 3>amm bur<§ ben©ee bauen, toenn jener 
t§m feine ©cele oerfa^reibe. 3^oc§ toar aber ber Teufel ni$t fer* 



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— 76 — 

tig, als ber $atyn fräste. Qencn großen ©tein tooute er grabe 
Eintragen, mußte ifrt aber jefct fallen laffen, unb na<$bem er 
no$ feine gußftmren barin abgebrütft ^attc, fcerfd&manb er. 

154. $)er ©d)afc bei SBetoerSborf. 

ßine ©änfe&irtin hütete tyre £eerbe auf bem Selbe bei $e* 
tterSborf. <&nfi f<pgt fte mit i&rer föutye fpielenb auf eine ©renj* 
fa>ibe, ba fpringt mit einem 3M eine ©Rüffel heraus. @r* 
}a)re(ft läuft bie §irtin fort unb erjä^lt eS einem $auer, ben fte 
auf bem gelbe trifft S)er ge^t mit tyr junid, gtebt ü)r bie ©puffet 
unb fagt, eS märe roeiter nid)ts. 3 n ber SRadjt aber ift ber SBauer 
Eingegangen unb fcat ftd) ben bort verborgenen ©d)afc geholt. 

155. S)er ©belmann mit ber golbenen Äette. 

Söenn ein ©beimann ettoaS öerbroa)en fcatte, fo burfte er 
früher, nad) bem ©lauben ber Seute, nia)t ins ©efängniß getoor* 
fen toerben, oielmetyr befam er als ©träfe oom Äönig eine golbene 
$ette jugef<$t<ft, bie mußte er um ben £alS tragen. $)er ©d&arf* 
ridjter lam juioeilen, um nad)$ufe$en. 3m @tolper Greife lebte 
nod) oor einigen Sauren ein (Sbelmann, ber eine fold)e Äette trug. 

156. $)te brei Slinge. 

©inflt faßen brei gräulein oon ^uttlammer auf ü)rem ©tamm* 
fötofc in ©d&lafoto,*) als plöfclia) ein fä^ioarser bitter eintrat 
unb bie ältefte ber ©d^toeftern aufforberte, tym ju folgen. S)a ü/r 
ber 9Jtut£ baju fehlte, forberte er bie jn>eite auf; aber auä) biefe 
tonnte fiä) nidjt entfd)ließen mitjugetyen. S)ie Süngfte enblid) faßte 
3ftuty unb ging mit. S)er ©d)toarje- führte fie burd) ben ©arten 
in einen büftem £atn, too er fte bie ©a)ürje aufhalten ließ unb 
bann ettoaS ^ineintoarf. $ann oerbot er u)r, fid) beim föütfgange 
umjufe^en. ©ie tonnte jebod) ü)re SReugterbe nid?t be$errfä>n unb 
fa$ ft<$ um. $a erblitfte fie ein §eer fleiner ©eftalten, bie mit 
fa;redlid)en Änfitteln auf fie jufamen. 95or ©$re<f ließ fte ben 
3tu)alt tyrer ©a)ürje fallen unb floty. 3 m ©aal* angelangt, fanb 

*) (SS tft bie« bie bon £emme (9?r. 206) mitgeteilte ^uttlammerföe 
ftamtlienfage. ©ie »urbe mir in biefer gorm toon einem ©ijmnaftajten au« 
6$att>e etja^tt 



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— 77 — 

fic im ©aum tyreg ßleibea brei golbene 9tinge, bic bort Höngen 
geblieben toaren. 2lm anbem Stöenb, als baä iüngfte gräulein 
allein im ©arten fafj, trat toieber ber fömarje bitter ju i&r unb 
fagte: „2ln biefen brei fingen fcängt ba$ ©$t<ffal S)eine3 ®e* 
f$le<$t3; gefyt ber erfte öerloren, fo totrb bas ©<$lof$ einen 9üg 
Befommen, ber ft<$ nidt)t roieber jumauem lägt; ge&t ber jtoeite 
verloren, fo toerben nur no$ jtpei Herren am ßeben bleiben; gefyt 
au<$ ber britte oerloren, fo nrirb baä ganje §avß toerarmen." 
hierauf toerfd&manb er. 3^ R no nun ^^reitö verloren; 

na$ bem Sßcrluft be$ erften &at ba£ ©<$lo& nrirtti<$ einen 3fü& 
befommen, unb au$ bie SBer^ei&ung auf ben SSerluft be3 Reiten 
SthtgeS f$emt in (Erfüllung ge&en ju foUen. 2>er britte 9ttng ift 
no<$ toor^anben unb nrirb forgfältig aufbetoa&rt. 

2)er Söertoolf. 
(157—158.) 

157. $ie 2Bertt>ölfe finb 9Jlenf<$en, tr-eldje fi$ in SBölfe »er* 
toanbeln fönnen. ^piattbeutfd^ nennt man einen folgen „Söoar* 
hmlf". Sßenn bie 3ett fommt, too ein folc&er 3flenf<$ 2Bolfggeftalt 
annehmen mu§, fo fd&lüpft er aus feiner ßleibung $erau$, biefe 
aber bleibt t>olIftänbig in ber gorm beS 9Henf$en Wen. SBirft 
man biefelbe um, fo mufj ber 9ttenf<$ immer ein Sßolf bleiben. 

158. 3n Sßeeft biente einmal ein Äne<$t, ber au3 3)lü6enon> 
ftammte. (£r fjatte eine Sraut. SJtit berfelben ging er einmal 
na$ SRüfeenoto, um feine Altern ju befugen. Unterwegs famen 
fie bur<$ einen Söalb. SDort ging ber Äned&t ab]üt%, tote er ans 
gab, um feine ÜRotyburft ju t>erri<$ten, aber in bemfelben 2fogen* 
blüf ftanb t»or ber SBraut ein SBolf, ber auf fie jufprang unb tyr 
ü)ren neuen grieäroä in lauter gefcen rift. 2)a$ 2Räb#en rief 
unb f<$rie bor 2lngft; enbli$ rief fie ü)ren ^Bräutigam mit bem 
^aufnamen, unb im felben Slugenblicf ftanb er t>or ü)r. S)a be* 
merfte fie jmif^en feinen 3ä& ncn tt0 $ ein ©tüd von üprem 9to<f, 
unb fie nmfjte nun, bafe ü)r ^Bräutigam felbft ber SBolf getoefen 
toar. darüber ängfttgte fie ft# fo fe$r, bafe fte na<$ brei $agen 
eine &i#e toar. 



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— 78 — 

SHe ($rbmänn<$en. 
(159—164.) 

159. SBicIc Familien ftnb im »eftfc be3 fogenannten 
# ,9Ränn$en3'', toeld)e3 au<$ „genrid)" ober „3Jttd)el" genannt 
ttrirb. SHefeS 9Jtönnd)en ift ber Seufel felbjt ©3 erbt ftd) in 
ber gamilie fort, unb jtoar fyat e3 ber jebeämalige 33eft$er bed 
$ofe£; bod) muß ber (Srbe ober bie ©rbin e3 freiwillig übeme^ 
men; tooHen fie nid)t, fo !ann e3 aud) an anbere SBertoanbte ober 
an einen greunb übergeben, toenn ber e3 freitütHig nimmt. 6o* 
fcalb ftd) ein 2ftäbd)en mit bem 8eft|er be$ #ofe3 oerbetratbet, 
ift e$ oerpfltd)tet, ba3 Wl&mtyn in Pflege ju nehmen, unb bie 
grau, »el^e ein 2Jtömtd)en in Pflege b<*t, lann nid)t eber fterben, 
als bis fte toeiß, toer nad) tyr baS 3Hännd)en befommt; bod) 
muß fte bafür forgen, baß e3 in gute £änbe fommt. 3M muß 
in einer (&fe ein guter troefener $la$ angetoiefen toerben, e3 
muffen ibm gute ®erid)te oorgefejt toerben, aud) oon ben ßcrftlin* 
gen ber grüßte muf* e$ erhalten, unb $toar immer ba£ 23efte. 
2)afür forgt e8 bann aber aud) für aHe3, toaS in ber gamtlie 
ftotb t&ut, für ßinber, ©elb, Äorn, Seinewanb u. f. to. 2Btrb e0 
ntd)t gut gepflegt, fo räa)t e3 fid) burd) aflerbanb Unglüc&fäße in 
ber gamilie. ®etoöbnltd) fterben 2Renfd)en unb Sieb, ober gas 
milienmitglieber toerben burd) ftets offene ©efd)müre geplagt. @in> 
mal foH ba3 ÜJtönnd)en fogar eine grau, bie tym eine fd)led)te 
2Birttyin getoefen toar, mit ,,©d)infen bod)!" in einen 2Roraft ge* 
fteeft baben. 3n mand)en gamilten giebt e8 aud) mebr fold)er 
Sflchmcben; eine grau in 3Jtebberftn (Är. Söütoto) fyattt fogar 
neun. (Segen bie 93o$bett be£ 9Jlännd)en$ !ann man fid) babutd? 
fd)üfcen, baß man jtets ein ßräuterfä<Id)en mit allerlei ©etuürjen 
auf ber bloßen Sruft trägt. 

160. 2öa3 baS 3Jtömtd)en feinem £errn bringt, trägt e3 als 
„2Hf anberen fort. 3n Söenb. ©udfoto fagte man oon einem 
SBauem, ber fid) ganj gut ftanb: „$oa trucl be 2Kf rinne, 
boarim ^etotoe bei immer fo oäl." 3lu<$ in ©r. 3Jlad)mtn lebte 
ein 3Äann, oon bem man fagte, ba& ibm ber 9llf ©arben oon 
fremben gelbern gutrage. (Einem Steuern in EDZebberfLn \)at er 
einmal am &eHlid)ten Sage jtoei (Snben Seintoanb t>on ber ©letd)e 



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— 79 — 

genommen, ©eroftynltdb aber jieht er in ber SRad&t aus. (St er* 
fchexnt bann als ein gro&eS, ^eUed £iä)t am Gimmel, ber naa^fol* 
genbe ©trahl ift fein ©dhtoanj. SBenn er fo jieht (tredt), ift er 
tnit ©elb, Rom, ©troh, Grbfen u. f. tt>. belaben, toomit er 
plöfcliä) hinter einem ©ebäube ober in einem ©$ornftein Der- 
f^toinbet 

161. 2Benn man ben 2Hf auf feinem SBege trifft, fann man 
ihm leicht einen %fyt\l feiner Seute abjagen; bod> gehört gro&e 
Sßorftc^t baju. SDton muß fä)neH unter baS naä)fte $a<$ fprin» 
gen, ober toenn man auf bem gelbe ift, unter eine @gge, unb ihm 
laut nachrufen: „£alf $art!" SKsbalb toirft er ettoaS herunter, 
meift ettoaS recht ©HtgeS, Unreines ober frauenhaftes, toaS man 
ni$t anrühren mag, mie 2öeiberfa)infen unb ^ferbefüfje. 
5DaS ßerabgetoorfene mufc man unter $aä) jiehen, mit einem 
©toef e einen ÄreiS ^erumjie^en unb bef reujen ; bann lägt man es 
bis jum anbem £age liegen, too eS in (Mb üertoanbelt ifi 
$at man Shtgft unb lägt eS brausen liegen, fo ift eS am anbern 
borgen toerfchnmnben. ©prtngt man beim 3fatfen nicht unter ein 
$aa) ober unter eine ®gge, fo befchüttet ber 2Uf einen fo 
mit Saufen, baf* man fte in feinem ganjen Seben niä)t wieber loS 
toirb. 

162. ©inft fam ein 2Banberburfä)e in einer fetten fftacht in 
ein £)orf; er ging in bie ©cheune eines Sauern, um bort ju 
fchlafen. 2luf einem halfen fah er einen $eHer flehen, auf bem 
fia) ein (Sffen befanb. $a er junger hatte, na&m er baffelbe §u 
fta), boch nicht, ohne eS Dörfer befreujt unb ein $tf<hgebet gefpro* 
$en ju ^aben. Äaum hatte er fia) niebergelegt, fo fam ein rie- 
figer ßerl in bie ©a)eune mit einer gewaltigen Saft ©troh auf 
bem Sftüden. Ohne ben 2öanberburfd)en ju bemerfen, toarf er 
baS ©troh in baS ga<h unb ging bann jum Detter. $a er ben« 
felben leer fanb, rief er toüthenb: „60 HMlen marf^irt, 60 @<hod 
©troh auf bem $ucfel geführt, unb no<h fein grühftücl?'' darauf 
fteefte er bie ©cheune in SBranb unb üerfa>anb. 

* 

16S. 3n öefel war einmal geuer. SDie ßeute fagten, eS 
fei bei einem Sauern auSgefommen, ber aua; einen folä)en Teufel 



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- so — 

fyxtte. liefet foU beim (Sinken bo* £au$ aud Serfe&en ange* 
jünbet tyaben» 211s ba$ $au£ in glammen ftanb, l)aben bie ficutc 
gefefjen, ba§ fi<^ ein blanfer Sögel über bemfelben tyerum* 
freifeite. 

164. 3n (Srampe lebte ein Sauer, ber immer reidfoernmrbe, 
unb bie Seute fonnten ftä) ba3 lange niä)t erklären. Sie Bauers* 
frau fcielt aber bie eine ßammer immer oerfd&loffen unb £atte audj 
bem $)ienftmäb$en verboten, ba ^ineinjuge^en. ©inmal fcat ba3 
2Räbä>n boa? burä? ba3 ©djlüffeßoä) geblicft, ba fafc ftc in ber 
Cammer fieben meifce 3Käufe, bie von einem Detter 9Jlil$ 
unb 6tuten afjen. 

165. SDer £eufe\sbanner. 

2öie mein Sater mitteilte, lebte ^u Anfang biefeä 3a$rftm* 
bertä in 9R. ein fie&rer, ber aU SBunberboftor befannt unb be* 
rü^mt tt)ar. Son allen Seiten famen bie ßeute, benen oon 
glimmen Seuten" irgenb eine Ärantyeit angefcert war, um fi# 
oon itym feilen ober ben $erenmeifter jeigen §u laffen, ft>a$ i^m 
mit #ülfe gefyetmnt&oofler Süä)er, einet fogenannten ©rbbtbel unb 
einer ©lüdSrutye (6ommerfä)öf3linge bom §afelbufä), mel$e am 
3o$anm8tage ju einer gemiffen ßeü gebrochen werben müffen) ge= 
lang. 2lu$ Sefeffcne gab e£ in bamatiger &it fe$r fcoufig, be* 
fonbetö in ber ©egenb am Sebamoor. §ier£in mürbe ber Sekret 
fltete geholt, unb eS gelang tym meift immer, ben Teufel aud 
folgen (Sienben ju verbannen, toenn auä) oft mit oieler 2ftitye 
unb nüfyt oljne ßebenägefatyr. Einmal mürbe er $u einem Se=» 
feffeneu geholt; e3 gelang ifym, ben Teufel in irgenb einer ©eftalt 
(meifienä in ©eftalt eines ^rof$e$ ober einer ßröte) auä bem 
Sefeffenen ju loden unb ins ßebamoor ju banmn ©ern toerlief* 
ber SCeufel aber feine alte 9Bo$nung nia)t, um nun bei Äröten 
unb gröfä>n im fa)toarjen 3Jloorgrunbe ju t»ermeilen, unb auf 
bem 2Sege jum SerbanmmgSorte fefetc er fiä) jur SBefcr, um fi$ 
oon feinem Sanner ju befreien, ©in heftiges fingen begann, 
unb fo tapfer ber ÜDtonn au<$ fämpfte, bieämal mar i&m ber £eu* 
fei bo<$ ju ftarf; er befreite fu$ unb |og mieber in ben armen 
Sefeffenen ein. SDer £eufel$banner fcatte fi$ aber beim Sangen 



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- 81 — 

ba3 ctttc Sein fo üerrentt, baß er nad& #aufe gefahren Werben 
mußte unb feit ber S&X ^ m bltö. % m f c i ne 3 &ben$ bat 
i(m einer feiner Neffen, i&m bie Süa)er §u laffen; er t§at e3 aber 
ntäjt, fonbern fagte: „9ftein So^tj, wer üicl tocig, i)at totel $u 
Verantworten»" S)ie Sü$er würben verbrannt» 

166. 3)er §ejenmeijler t>errät$ fi<$ felbft 

3n 3K. mar eine grau oom Teufel befeffen, ber fie furä> 
bar quälte, SefonberS mußte ber Teufel m'elen Sranntwein 
ben. $)em 9Jtonne, Welver ben Teufel eingegeben £atte, traten 
bie Oualen ber armen grau leib, unb er fagte ü)r felbft ba$ Littel, 
toelcijeS fte gebraudben müßte/ um toom Xeufel befreit ju Werben; 
flugleiä) tterfünbete er auä), baß ber, weld&er u)r ben Teufel eins 
gegeben, binnen 3a^rcöfrift fterben müßte. 2)a3 3ftittel beflanb 
barin, baß bie grau brei Stopfen Slut öon einer ganj fd&war* 
$en Äafce einnahm. $er 3Jtonn aber ftarb, wie er gefagt 
$atte. 

167. $>te betrogene §e$e. 

3n ber 2ßalpurgtena$t (2Mbre$t) muffen alle StaHt&üren 
befreujt fein, fonft fefyren bie §eyen, wenn fie bom Slodföberg 
fommen, in ben (Ställen ein unb t^un bem $ie§ Sdfjaben an ; 
befonberS gern nehmen fie ben ßütyen 3Jtil<$ unb Sutter fort, 
©mmol lam auä) eine §eje in einen Stall, ber nid&t befreit 
War, unb fagte: 

§ier bau i<f ne fd)ene Sä)nitt, 
2MJ u Sotter ne&m xd mit. 

3m Stalle aber faß ber Sauer unb $atte ft$ — mit Se* 
fpeft ju fagen — ein Sßaar £ofen abgezogen. SDie $epe &atte 
tyn nü$t bemerft, unb afö er bie Söorte ^örte, fagte er fa)nell ; 

4?ier bau xd ne fä>ne Sa;ät, 
$er f$lat juä) int grät. 

Seit ber Qtxt fä)me<ften SDUlä) unb Sutter bet $e£e nadji 
flou). später flagte fie ba$ einmal i&rer 9lad)barin, unb bet 
©auer erjagte nun, Wie fie bagu gefommen fei. 

ftnoop< ColWfoflcn. 6 



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— 82 — 

168. S)er Söirbeltoinb. 

3m Sommer entftefjt sutoeilen bei gau$ ruhigem SBetler eitt 
SBirbelroinb, ber nic^t feiten fo fyeftig ift, baß er #ol$ftücfdjen mit 
fia) fü&rt, ja fogar bie 3«gel yn ben $)äd>rn reifet. ®er (Srre* 
ger biefeS 2ötrbeltoinbe3 ift ber Teufel felbft. ©ie&t man bur<$ 
ben linfen Slermel bcö ^ 3lo<f eö ober ber Qatfe, fo erblwft 
man ü)n in ©eftalt eines rotten $a$ne£. ©tefjt man tyier* 
bei unter einem 5)ad)e, fo gewahrt er ben $Beobaa)ter niä)t, unb 
man fann nun fe^en, nrie er mit ben güfeen ©anb unb ©taub 
um fid) mirft. ©tetyt man bagegen im greien, fo bemerft er 
ben 5Beobad)ter fofort unb Bettt feine Strbeit ein; babei lauert 
er ftd) auf bie @rbe, als fä^äme er fi$ ober toofle fta> nid^t fefyen 
laffen. 

$er 2Ra$rt*) 
(169—177.) 

169. SBenn man fd;läfi, fütylt man'ofr, bag fid) einem ettoaä quer 
über ben fieib legt, getoitynlid) ein Xtyier, #unb ober $a&e, unb 
man &at ein ©efityl babei, als toolle ba3 %i)kt einen tobtbrütfen. 
2)ie ßeute fagen bann, ba& ber Wlcfyxt fte reite. 3)er -äfta&rt ift 
aber ein ÜDlenfä); namentltd) finb e$ aud) Siebenbe, bie fonft 
ityrem SBunfctye niä)t naa)fommen fönnen unb bie fia) auf biefe 
2Beife bem (SJegenftanb tyrer £iebe nähern. Wlan erfennt ßeute, 
bie aU SDlafyrt reiten, baran, baß fie feine Augenbrauen (Srane) 
fcaben. ©er 9Jta$rt fdjlüpft burd; baä ©dpffeHoa) ober buräj 
ein anbereä £od; in ba§ ©ebäube unb quält fein Opfer fa)liefj* 
liö) ju Stöbe, toemt uia)t Abhülfe gefa>fft wirb. 2Ran fefce be$* 
tyalb bie Pantoffeln tterfetyrt fcor'S $ett, bann fann ber 9Jia$rt 
nid^t beran; ober man ne&mc ben ©d)mu(j, ben man jtt)ifd)en 
ben 3 c ^ ctl fyü/ un ^ ma $ c bamit ein Äreuj üor bie ©tirn; 
bann fpuefet ber SRa^rt aus, fagt »Pfui!" unb toerfönnnbet. 
2lua) ttrirft man ben 3Jtafcrt herunter, toenn man fta) im ©a)laf 
umbrebt. 

*) SHeine SWutter jagte ßetft „bic SWa^rt"; auä; anbere, bie i$ babon er* 
jaulen &8rte, gebrannten bat ©ort afc Femininum, toofcl »eif e« immer ein 
roetMitfe« SBefen ift, ba« a(* 2Ra&rt reitet SWan nennt ben SKa&rt im ©toi» 
}tx Äveife aud? fta$tmoor unb 2U p (em brieft be Hty). 



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— 83 — 

170« 3ftan tarn ben SDto^rt fangen/ wenn man f<$neH ba8 
<S$Iüffeflo<$ tierftopft, bur<§ Weltes er fyeretngefommen ift; er 
tnufj bann bleiben, bis e3 Don einem anbem Wieber geöffnet 
ttrirb, benn er fclbft fann eS ni$t t^un. ©in Äneä)t ma$te e8 
fo, unb am 3florgen war ein £übfä)e3 3ttäbc$en bei ü)m im 
6taH. ©pä'ter ^cirat^etc er fie nnb ijatte aua) fa)on jmet ßinber 
mit tyr, als er, o^ne baran gu benfen, baS ©d^lüffettoa; öffnete, 
worauf feine grau auf 9itmmerwieber)e&en öerfä)wanb. 

171. 9ftan fann ben SRa&rt burä) einen 6pru<$ auä) auf 
ein anbereä £)ing oerweifen, 5. 18. auf ein Sßferb, auf bem er 
bann in ®eftalt eines SÄpfelS u* f. w. ju fe&en ift. (Sin $ncä;t 
fal) mal auf feinem $ferbe, ba3 fetyr unruhig ftanb, einen SÄpfel 
(Sr ging bin, na^m ben Slpfel unb bif$ hinein, in ber Meinung, 
bafj eS ein wirflia)er 2lpfel fei. £)er fa)me<f te [aber fdjeu§li<$ fauer, 
unb er warf u)n be3l)alb auf ben üttiftOaufen. 2(m 3Korgen lag 
ba ein &ä&lta;e3 SBeibSbilb, bem fyatte er in ber 9toa)t ein fo 
großes ©tü<f auä ber Senbe gebtjfen, bafi e3 nu$t ^atte nad) 
£aufe ge$en fönnen. 

172. häufig ift ber 2fla&rt aud) ein Stro^atm. Stann 
muß man e$ ma$en wie jener ©a)äfer!ned)t, ber na&m ben ©trofc 
fcalm, fteefte ein (Snbe in ba§ anbere unb hängte tyn auf einen 
S^agcL 2)eä 3Jlorgen3 Inng ba ein ^fißlUfc* SBeib, ba$ ^atte ben 
Hopf im — na, bu wei&t ja! 

173. Sflein SSater, fo erjctylte jemanb, biente als Änabe »Ott 
15 Qa^ren bei bem ©ut$pää)ter in Kotten als $hu)junge. (£r 
f$ltef im Äubftatt, wo er toom TOa^rt fetyr triel geplagt mürbe. 
<£rft ritt er bie brttte $u!) toom Hutten unb bann fam er ju tym. 
Oft ftanb ber Qunge auf unb ging in ben ^ferbeftall, Wo fein 
©ruber mitanberen Änecfcten fa)lief; bie wollten ü)n ba aber nu$t 
leiben, unb er mugte wieber jurütf. £atte er ben 2Ra$rt abge* 
werfen, bann fro<$ berfelbe unter baS SBett unb wollte baS S3ett 
umfd&meifjen. Einmal fyat ber 3unge gehört, Wie er biä^t t>oc 
ü)m ftanb unb mit ben 3^ ncn läpperte. $a rief er: „$u 11Q 
§ef, maf, bat bu Wegfimmft !" 5Da ift es gana li$t im Stall 

G* 



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— 84 — 

geroorben unb ber SJtofyrt roax üerfd^rounben. — £er ©ut3päd;ter 
f>at bcn jungen nod? einmal wollen conftrmiren laffen, cS ift aber 
nid^tö barauS geworben. 

174. 3n $1 Sfladjmin lebte eine grau, bie als 3Jto$rt ritt 
unb befonbetö eine anbete grau au$ bem $orfe fe^r peinigte. 

2) iefe $at jid& be^alb einen neuen SSefen gefauft unb jeben Slbenb 
bie ganje Stube unb befonberS unter bem 53ett bamit burd)ge* 
fliegen. 2lm näd)ften 3Jlorgen ift bann ber grau immer anju* 
fetyen gewefen, wie fie gerfd)lagen toax. 

175. 3n 2Bobe3be war einmal in ber -iRad;t geuet. $er 
§err aus SSeitenfyagen fd&icfte feinen $fteitfnca)t borten, um ftdj 
ju erlunbtgen. Unterwegs begegnete Ü)m eine grau, bie aua) als 
Wlcfyxt ritt, ber münfa;te er einen guten borgen. 2113 er 
Wieber naä} §aufe lam unb fid) ju 8ett legte, fcat fte au$ auf 
ü)m geritten. 

17C. 3n SBittftod war eine grau, bie oft toom 3Jto$rt ge* 
ritten Würbe. (£inc£ SftorgenS ftanb fie ganj friil; auf, Weil fie 
e3 ni<$t mefyr aushalten fonnte, unb ging nad) Söajfer. 2113 fie 
am Brunnen toax, tarn eine grau üorbei, bie fyatte fid) bie 9tö<fe 
über ben $opf gef dalagen; biefer rief fie ju: „Sebridsen!"*) ©in 
SBcg ging ba niajt. 

177. 3n 2)ominfe würbe ber &neä)t emc3 dauern einmal 
toom 9Jto^>rt gebrüeft; er ergriff ü)n aber unb warf i^n auf bcn 
£)ung&aufen. 2lm borgen lag ba eine ßafce. 

178. $er ^euntöbter. 

Äinber, bie mit Stynzn geboren werben, finb ^Reuntöbter 
(SRägebere). Sie werben nia)t alt. 2Benn fie geftorben finb, mufj 
tynen ber Äopf abgefd;nitten werben, fonft ^olen fie bie näa)ften 
neun SBerwanbten naa). SSor furjer 3eit ift in SBenb. qßlaffo» 
ein Äinb mit einem Qa\)n geboren unb balb barauf geftorben. 

3) ie eitern beS Äinbeä unb bie SBerwanbten, bie na$ tyrer 3Äei* 

*) Äafiu&ifdj = guten 3Kcrgen. 



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85 — 



nung ber £ob nun auct) balb treffen mu&, finb in grojjer 2lngft. 
211S man tynen niä)t erlauben wollte, bem Äinbe ben $opf abju* 
fct)neiben, baten fie um bie ßrlaubnifj, it)m roenigftenS ben galm 
ausbrechen ju bürfen. 

179. 2)aS Untier. 

2)ie fogenannten ßapujenfinber, meiere mit einer $apu$e 
geboren roerben, finb „Untier" (b. b- Ungeheuer), roenn ü)nen 
nicht gleich nact) ber ©eburt ihre böfen ©igenfehaften genommen 
toerbeu. S)ie §ebamme muß bie Äapuje nehmen, fie, ot)ne je* 
manb ein Söort §u fagen, ju $ufoer tierbrennen unb bem Äinbe 
eingeben. ©efct)iefyt baS nicht, fo roirb ein foldjer SJlenfd) ber 
Untergang ber ganjen gamilie, inbem er jebeS 3at)r einen Ser* 
roanbten ins ©rab jiebt. £)em fann aber gefteuert roerben, roenn 
man bem Untier ein ©elbftücf (ein altes Sierpfennigftücf) in ben 
SKunb fteeft. 2luä) ftreut man, roenn baS Äarmjenfmb Dom S)orf 
jum Kirchhof getragen roirb, Äohlfamen, ober auch (Srbfen, hinter 
bem 6arg t)er; jebeS 3at)r fommt ber £obte unb hebt ein $om 
auf; erft roenn er bamit ju (Snbe ift, barf er fict) an feine 23ers 
roanbten machen, unb bie finb bann f<t)on alle tobt. §at man 
baS aber fcergeffen, fo muß bem lobten in tiefer 3fttrtemacbt ber 
$opf abgeftoeben unb jroifcr)en bie Seine gelegt roerben. 6old}e 
Untier oertoefen nicht er)er im ©rabe, als bis alle SSerroanbten 
geftorben finb.*) 

180. $)er Teufel auf bem £an$boben. 

3n einem 5)orfe lebte ein junges 3Jläbcr)en, bie £oä)ter eine* 
Sauern, bie eine flotte Sängerin roar. 2ln einem (Sonntage mar 
fxe pm t)eiligen 2lbenbmar)l gegangen, tro^bem aber fonnte fie eS fid) 
nid)t »erfagen, ein ^anjfrängd^en, baS Nachmittags im $ruge ftatt= 
fanb, ju befud)en. Unermüblicr) roirbelte fie im ©aale r)erum. 
£a, in einer 3roifchenöaufe, tritt ein elegant gefleibeter gerr h« s 
ein unb forbert fie jum Sange auf. ®er %an$ beginnt, aber ber 

*) SMefl ot« Wac&trag Kemme, SSolf «Jagen 9Zr. 258. 3n ber 3?otf8* 
Rettung toav bor längerer £tit ein §aÜ auö bem ©<$loc$auer Sreife mitgeteilt 
unb hinzugefügt, man $abe bon ber Cei^e ein ©tüd abgefönitten unb einem 
anbern Sinbe eingegeben. 



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- 86 — 

Sßnjer $ört nity auf unb, julefct nur no<$ Iinfeum tan$enb, 
breft et ft$ mit bem 3JJäbd)en im Greife fcerum, immer föueUer 
unb föneHer. S)a bemerft einer von ben 3ftu(tfanten, bem ber 
frembc £err von vornherein »erbä<$tig vorgefommen mar, ba& ber* 
felbe einen ^Pfcrbefuß fcatte; bie 3Rufif &ält plöfelt^ ein unb ftimmt 
gleich barauf ein geiftlid)e§ Sieb an. 3 n bemfelben Slugcnbltcf 
aber fu^r ber Teufel — benn ba3 mar ber ^änjer — mit bem 
9Jiäb<§en jum ©cale hinaus unb fltiefe fie babei fo $art gegen bie 
£prpfoften, bafj bie 2Banb mit SBIut befprifct rourbe. Stefe 
Sluiflecfe tonnten trog aller £ün<$e nt$t von ber Söanb Vertilgt 
»erben. — SRerfe: 2Ran fott vom £if$e be3 §errn nic^t glei($ 
jum SEanjboben ge$en. 

181. SBierblättrigeS Äleeblatt. 

ginbet man ein vierblättriges Kleeblatt, fo $at man fieser 
©IM; trägt man ben SBierflee bei fidj, bann fann man verborgene 
SHnge fe$en. — ©ine grau fcatte einft für ityre £u$ eine <Sd^ürje 
Äraut Vom gelbe geholt. 211$ fie in ba3 $orf jurütffam, amürtrte 
ft$ 2Ht unb 3ung eben über bie Äunftftüdfe eines ©auflers. 3n* 
mitten beS SufäautxtxtiUä lag ein Blodf, unb ber ßünftler er= 
Hätte ber 2ftenge, bafj er jefct bur<$ benfclben ^inbur($frie<$en 
»erbe. Unb richtig ! alle fa^en ben 3Jtonn roieberfcolt bur<$ ben 
(Stamm f<$lüpfen, nur bie grau mit bem ftraute fanb, bafj er 
jebeSmal an bem SBlocfe entlang fro<$, bis er am anbern @nbe 
anlangte. £)ie grau hatte, otyne bafj fie felbft c3 mußte, einen 
SSierllee getflütft unb in bie eprge gelegt. 6o ma$te fie ba3 
Slugenverblenbnifj bes ©auflerä ju ©Rauben. 

182. SSerbre^er rettet fi$ bur<$ ein Rftt^feL 

©in $erbre<$er mar jum £obe verurteilt unb foUte Ringes 
richtet werben; bo<$ moOte man i^m ba3 Sieben f$enfen, roenn er 
feinen 9H$tern ein Sftätyfel aufgäbe, ba3 fie nic&t löfen fönnten. 
S5pU ©orge ging ber 9Jtonn von bannen. £)a fa$ er in einem 
abgeworbenen JBaumftomme ein SSogelneft, in meinem 6 Sunge 
lagen; er näherte fi$ bem -ftefte unb na&m bie jungen $erau3, 



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— 87 — 



toa^renb ber alte SBogel entfa)lüpfte. $LU nun ber feftgefefcte £er* 
min gefommen toar, gab er ben 9fci$tern folgenbeä Sftät&fel auf: 
„£en ging, toebber ?amm, feg Sebenbtge ut einem £>obe natrim, 
be fätoenb' ging no<$ in be Quiet 3JHn leime $errfe£, rab't, nu 
te't SCiet !" $ie SRid^ter fonnten ba3 föätyfel md)t löfen, unb bet 
Sftann $atte fein Seben gerettet.*) 

183. 2)ie Siene. 

Sil« bie Spiere alle erraffen toaren, befahl ifcnen (Sott, ba§ 
fie au<$ ben geiertag ^eiligen füllten. 5)ie SBtene aber flimmerte 
ftd) niä)t um bieS ©ebot, benn fie flog auä) am 6abbat^ au£, 
um £onig ju fu<$en. £>afür beftrafte fie ®ott, inbem er i§r nic&t 
gemattete, Dom rotten ßlee #onig einjufammeln, obgleta) grabe 
ber ben beften £onig fcat. 

184. 2)ie 2öei$e. 

2lls ber liebe ©ort bie 93ögel erföaffen fatte, liefe er fie alle 
jufammenfommen unb befahl tynen, einen $ei<$ ju reinigen, ba* 

*) Cgi. ju biefen SBerbredjerr&tyfeln (Eorretyotiben36latt beS SBereinS für 
nb. ©praetforfdiung VIII. ©.23, UrbSbrunnen 1. ©. 37, II. @. 172 ff. 8u« 
bei ©ütonoer ®egenb t^ettt $r. Srd^ut uod& anbeie Watzel mit, fagt jebo^ ni$t, 
baß burc^ fie J&eroredjer gerettet feien, ©te mögen tyer $Iafc finben. 

1. 3<$ aß (auf einem ©aum ftfcenb Ätrfd&en), bon mir aß (mein Ähtb an 
ber ©ruft), Über mir aß (ein ©perling jtirfcr)en), unter mir aß (ein ©c&trcin 
bte $eruntergetoorfenen Äirf^ferne); meine Heben Herren, erraten fie bafl? 

2. Upp eine greine fflieb' i<J fatt, ungeboren $£teif$ icf att, fc^ene robe 
Sien icf brunf, bat mi bat $art fo flunt (Sin ju frttb geborenes giitten fn'ng 
auf ber SBeibe, eine Ärä&e fraß babon unb tränt ba$ 83(ut). 

3. &wti fa& i$ ben britten tragen, jufammen brei ©$n>5nje unb bier 
$üß\ SReine lieben Herren, u>a« ijl benn bie«? (3»« ©tönfce tragen eine 
©Klange). 

4. (Sine ©ante fratte fi<$ au« ber $aut i&re« Süe&linge&unbe«, ber $ul>e* 
nennen fjieß, ©#u&e machen (äffen unb legte nun folgenbe« föät&fet bor: 

Suf $upeneU$en ge& i<$, 

«uf $upeneH(ien fte$ iäf, 

Huf $uj>enefl<$en bin i$ l)ttbfd) unb fein, 

2Keine lieben Herren, wa* mag baß wofct fein? 

Bnberttärt* in Bommern fceißt ber $unb ginette. 



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— 88 - 

mit fte gutes unb ftare$ £rinftoaffet Ratten, üRur bie 2öetye tocigcrte 
ft<§ Reifen, um $r f$öne£ ©efteber unb tyre güfje ni$t ju be* 
f<$mufcen. £)afür aber legte tyr ber liebe ©ott als ©träfe auf, 
ba§ fie ^infort ni$t me^r aus 83ä<$en unb £ei<$en tyren £>urft 
ftitten burfte; unb toenn nun bei einer £)ürre atte anbem SSögel 
jum £rutfen ben $ä<$en unb Seiten aufliegen, mufj bie burftige 
2M$e „2Be$! 2Be&!" fd&reienb in ber Suft freifen, toeil fte in 
$o§len Räumen unb ©teinen fein 3Baffer pnbet 



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— 89 — 



185. £)er fRame ber SHHpper. 

3)er SRame ber 2ötyper, toeld)e nü$t toeit uon ber toeftyreu* 
6tfd)en ®renje aus bem SBiattetifee ^erauSfommt, bebeutet ein toib 
be$ ©<$tt>ein, polnifd; wieprz, benn ein fold)e3 foH bie Quelle 
btefeS gUiffcS eröffnet $aben.*) 

Söutjftad, ©eförei&unfl &on Cor* unb Sinterfcontmeru, 6. 203. 

186. 5DaS SBojetgelb in S^Iatoe. 

SDie bon klemme ©. 176 ff. mitgeteilte ©age Dorn JBojek 
gelb tourbe mir in ©<§latoe in folgen&er 2Beife erjäp: 3n ber 
Seit be3 9Uttert&um8 $errfd)te auf ber Surg ju 2ttts©d)latoe ein 
fügtet unb mächtiger ^Raubritter, ber bie Äaufteute unb dauern 
beraubte, einferferte unb aufs ©raufamfte mifftanbelte. SHuf einem 
©treifjuge tmtrbe er wm bem Iräftigen S3auernftamme ber SReifcel 
gefangen genommen unb gcfeffelt. 9Jton fd)i<fte nad) ©<$latoe unb 
lieg fragen, totö man mit bem SDtorbs unb ^Raubritter anfangen 
folle. S)er -Utogiftrat antwortete: „ßopp äff nia) lat lätoe!" 
JDfe Säuern beuteten bie SBorte fo, baß fie bem 9Htter ba$ $aupt 
abplagen follten. ©ie traten es aud) unb bojelten ba3 #aupt 
ben Söerg tyinab nad) ©d)latoe. £)er 9Jtogiftrat fcatte aber ge- 
meint, fie foHten tym baS £aupt md)t abfd&lagen, fonbern tyn 
leben laffen. 3 ur ©ttafe mufften nun bie Sauern jene Slbgabe 
nad) ©äjlatoe jaulen, bie nod; heutigen £age3 befte^t 



*) ber 2öobfdjtoine'©ee foO, nrie bie falte erjagten, feinen Manien 
bafjer $aben, bafj ein ©cfcüjein bie OueUe beffelben au« bei (frbe aufgemü^It &at. 



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— 90 — 

187. $>er £obtengraben bei ©ajlatoe. 

9U<^t toeit Don ©d)latoe ift ber £obtengraben, an bcn fid) 
folgenbe ©age fnüpft. @inft gingen brei 3ungfraueu be£ ;Jto$t3 
über einen Keinen ©teg, ber über ben ©raben füjjrt. ©te fyra- 
a>n baoon, baß ber 9för biefeS ©rabenS einen Knaben, ber auf 
t$n gefd&olten, ju fi$ ins Söajfer gejogen tyabe. ©ie ladeten unb 
Rotteten unb forberten ben SRif auf, fid) bod) einmal ju jeigen. 
2113 fie auf ber 3Jlttte be3 ©tegeS Waren, tauä)te plöfclid) ber 9Uy, 
ber oben SKenfd), unten §ifä) fear, auf unb jog fie alle brei ju 
ft$ ins SBaffer fcerab. 3«be 9tad)t um 12 U&r erfd&einen nun 
brei ©eftolten unb toarnen in f$re<ftt<$em ©efange, fid) niä)t bem 
graufamen SRiy $u nähern, fonbern fern uon biefem Orte ju 
bleiben, bis fie ber erfte ©lotfenfd&lag tmeber in ü)r naffeS ©rab 
treibt. 

188. 5Da3 cerh)ünf$te ©<$lofj bei ©djlatoe*) 

3n ber Umgegenb öon ©d)latt>e ging einft ein ßanbtoerte* 
burfd)e fed)ten. pö|li$ fte^t er ein ea)lo6 »or ftd) fte^en, ba3 
er bis ba$in nod) niajt bemerft tyatte. 2luf ber treppe, bie jur 
@ingang3t$ür fü^rt, fte^t eine Jungfrau, bie i§m nrinft, nctyer ju 
treten. @r folgt bem SHnfe. $)te treppe ift fo fe^r mit ©taub 
bebedft, aU fei fie in 3a Wunberten nid)t abgefegt loorben, ebenfo bie 
%fypiä)t im ©aal, in ben er eintritt. £ter nun bietet ü;m bie 
Sungfrau ein ©lag SBein. 2US er baffelbe gu leeren im begriff 
fte&t, fte^t er in bem an ber gegenüberliegenben Söanb ^dngenben 
©piegel bie ©eitalt eines ganj abfd)eulia)en Cannes auftauten, 
ber ü)m mit bro^enb erhobener gauft »erbietet, ben SBein ju trin= 
!en. (Srfdjretft fe|t ber SBanberer ba3 fa;on erhobene ©laä nieber 
unb ma$t ftd) ba&on. SUIS er ftd) aber nad) einigen 50 (Stritten 
toieber umfd;aut, ift ba3 ©djlog toerfd)tounben. £ätte er ben 
Sedier, ben tym bie Sungfrau reifte, geleert, fo toäre baä ©<$log 
erlöft unb er felbft ein reifer 3flann gefoefen. 3)od? ber SBöfc 
felbjt fcatte tyn baran ge^inbert, toaS er iefet ju feinem Sebauem 
einfa^. 

*) S>ie @oae begießt fty »o$( auf ben @$loi*er0 (ffioriel) bei Sit* 
©cfctatoe. 



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- 91 — 

189. $a3 rot^e 8u$. 

3n 2llt=©$lan>e nä&te ein ©a)netber mit feinem Surften 
bei einem ©$mieb. SMefer mar einmal auf bie 3<*gb gegangen, 
unb als ber ©$neiber fi$ in ber ©tube umfa^aute, fa$ er ein 
rotyeS §8ua) auf bem ©ptnbe liegen. @r na$m e3 unb las barin, 
aber toetyrenb er las, würbe in ber ©tube mit einem 3Jtol ein 
fol<$er Söinb, baß fidj alle ©egenftänbe bewegten. $er ©dmeiber 
trollte anhalten, aber er fonnte ni<$t, fonbern mußte immer Weiter 
lefen, unb je länger er la£, befto größer mürbe ber 2Binb, unb 
alle ©a$en flogen burdj einanber. S)a fam ber ©$mieb atem- 
los na$ £aufe gelaufen unb riß bem ©<$netber baS Suo} fort, 
inbem er fagte, wenn er noa; länger gelefen &ätte, märe er fammt 
feinem Surften gum genfer geflogen. 2113 ber ©$neiber na$ 
£aufe ging, gab tym ber <S$mieb fein ©emetyr, spufoer&orn unb 
©Brotbeutel, bamit foHe er fließen, was ü;m begegne, ©r traf 
juerft einen §afen, aber als er ü)n aufgeben wollte, mar er Der* 
fd&munben. (Sbenfo ging e3 tym mit einem 9teb&u§n. 5Dann 
fam er an einen 2)ornbufa), auf bem mehrere ©perlinge faßen. 
@r fdjoß barunter unb faty, hrie einige fielen; boa) au$ fie waren 
toerfd&wunben, als er fie aufgeben wollte. ®a warf er alles $tn 
unb ging jum ©$mieb gurüo!, aber als er eintrat, mar baS gange 
Qagbgerätb, baS er fortgeworfen, fa^on ba. ©$leunigft ma<$te 
er fia) baoon unb $at feit ber 3eit nu$t me$r bei bem ©<$mteb 
genäht. 

190. fRcfte eines SRonnenf lofterS. 

3n ben SBiefcfer ©ee ergießt fi$ ein 99a<§, ber Älofterba<$ 
genannt. 3n bemfelben beftnbet fi$ an einer etwas feilten ©teile 
ein Heiner Raufen t>on ©teinen; baS follen bie Ueberrefte uon 
einem SRonnenllofter fein. 

191. ©djloß Älemnifc. 

Qn SerStyoft erjä^len bie Seute Don ffoei ©a^löffern, fcon 
benen baS eine Öftita) von 3erS$öft, *>cß anbere fübweftlia), an 
ber nörbltä>n ©de beS SSitter SCiefeS na$e an ber Dftfee geftanben 
$at. 2)ieS ledere foH Älemnift geheißen $aben unb wirb in »er* 
binbung gebraut mit einem Wfe, meines benfelben tarnen 



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— 92 — 

führte imb gtotf$en Scrg^öft unb SBittc lag. Stuf biefem <5<$lojfe 
fottcn eitift Staubritter ifcr Sßefen getrieben &aben. Später ift es 
toon ben 2Men t>erfä)lungen, unb noä) jc^t fieljt man bei Harem 
SBetter bie 6teine auf bem ©runbe be3 8ee§ liegen. 

192. SDie legte @$la$t. 

3n)if^en ©acES^ö^e (9ieu=3i50to) unb $öpni| befinbet ftd) 
eine 6<$lu<$t, toel<$e ftdj jur Sßtpper $tn in ein beträä;tliä)e3 
£l;al, ba3 Sftubent^al genannt, erweitert. £ier nrirb beretnft, 
fo behauptet bie ©age, bie legte aller ©#la<$ten gefa)lagen 
toerben. 

25a« liebe «ßotmnerlanb III. @. 309. 

193. $ie ©locfe in 3er$fcagen. 

2luf ber großen ©lotfe in Ser^agen ftnb brei männliche 
gtguren abgebilbet, t>on benen bie eine eine $)unggabel, bie anbere 
eine ©enfe, bie Dritte einen $)ref$flegel — bie €fymbole be£ 
2lcferbaue3 — trägt $)ie Sage behauptet, baß fie einen $aftor 
in SerS^agen toorftellen. 2113 nämliä; Bommern nod) feine 
eigenen dürften fcatte, reifte einer berfelben, SogiSlat), einft toon 
Sftügenroalbe über Serä&agen nad; ©<$latoe. ©in 3ftänn$en im 
„33auber$embe" begegnet ü)m, ein guber 2)ung fcinauäfü&renb. 
2luf befragen erfährt ber gürft, baß er in bem betriebfamen 
&mbnrirt& ben spaftor beS Orte§ öor fi$ $at. 2113 ber gürft bem 
©eelen^irten eine folä)e 93efd)äftigung toertoeift, beflagt fiä) biefer, 
baß er um be3 lieben Grotes nnden ba$u gelungen fei, tooburä) 
fl<§ ber gürft bewogen finbet, ba3 Spfarretnfommen um ein Sauer* 
l?ufe gu vergrößern. 3)a^er lommt e£, baß bie ^farrerfteUe toon 

2l&3er3$agen f° 8«* ÖOtirt * •*) 

SDa« liebe ^ommerlanb IV. ©. 88. 

194. $te geborgten ßird&englod en. 

Äartöig unb Sföftoto finb jmei ßträjbörfer. £>ie eine biefer 
beiben ©emeinben befaß feine $ir<$englo<fen unb ^atte fid& be3bal& 
einmal bie ©loden toon ber anbern geliehen. 2113 aber bie ©lotfen 

*) S)ie <§>Udt ifl erfi 1727 gefloffen, bo<$ bie erjagte £&atfa$e babutefr 
nod) nt$t aitfgefd&loffen. 



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— 93 — 

ju bcr beftimmten 3^ jurütfgebra^t nmrben, tooHten ftc 
na^er überhaupt nia)t me^r jurütfbringen lajfen. S3i8 jur 
©renje ging e£, bann aber fanf ber SBagen fo fe&r ein, baß e3 
nidjt möglich war, i&n öon ber 6teHe ju fc&affen. 5Die ©lotfen 
mußten be^lb ttrieber äurüdfgebracfet »erben, unb ba3 ging fefyc 
leidet. 

195. (Seer färe <5egenttnf$e §erre.*) 

3n ©egentin bi Sd&lag' lämb' ete e §err, bem miefbe be Sieb' 
im $)erp all be @eer bringe, be är feiner leggt tyerre. S)at paßb* 
atoer be fiiere nid), ttriel $ei är ntefa)t betalb'. 213 nu be #err 
ete upp't gilb rare \va$, namm ein SDaglenerSfru ne ßorf »uH 
©eer u ging fcäYt $)erp, wo be §err toerre fcerbt miefb, tt>enn tyei 
na §u3 famm. ©ei tär be @eer upp be 3^ wpp eine $upe u 
ferr fid mit be fRecfc ätoer. 213 nu be £err anräre famm, bunn 
fafelb' fe lo3 a(fe §aun, bat ätoent e @e leggt l)ett, faut mitte 
£anb ungre Sftocf, fyaltf e @e rute u fär: „2111 toerre e @efe färe 
©cgentinfa;e #erre." 213 be §err bia)t bi är toa3 u bat faa), ^eit 
bei ftiU u fraug be gru, tt)at fe boa meif. 2troer fei tafelt me 
blo3, leggt eie @e nam angre inne Äorf u feggt: „2111 toerre e @efe 
färe 6egentinfa)e §erre." S)ei mauf, bat $ei na #u£ famm, u 
&on bunn an fyett em fo oäre @ere äfelt, bat £ei fin Stög* feie 
mel;r gäte ^ett. 

Streike ber 3^ no ^ ei: - 
(19G— 204). 

196. 2113 bie 3^otüer tyre 6tabt bauen tt?oHten, bauten 
fie juerft bie 2ftauer unb ließen ju Sporen große Söd^er barin. 
£>ann fegten fie bie £l)ore ein unb ftetften fie in Ermangelung 
eines ©djlojfeä mit einer SRübe ju. £)atyer netft man noa? je&t 
bie 3anoloer, inbem man i&nen juruft : „3n 3anott> ftäf en£ £>oor 
mit be mto tau!" $)ann bauten fie ba3 SHat^uS. 2113 fie nun 
ba3 £olj t)om Gollenberg in bie ©tabt brauten, tonnten jie bi* 
langen halfen nid)t bura) ba3 Xfyox befommen, weil fie biefetben 
in bie breite trugen. S)a fab einer, toie ein Sperling, ber in 

*) SWir mitgeteilt tu (Sarjin bei ^totp. 



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— 94 — 

einem üftauerloch fein SReft baute, ben Stto^alm, ben er eben 
htnjutrug, bcr Sänge nach hineinjog, — unb nun matten bie 
3anon>er e3 ebenfo. SKnbere erzählen, eine $rähe $abc ihnen $u* 
gerufen: „Sangft, langft!" S)e^alb fagt man in bcr Umgcgenb 
noch jefct: „Sangft, langft! fagte bie ürä^e ju ben äanotoem." 

197. 2113 ba*3 9totfy&au§ fertig fear, bemerken bie 3anotoer 
ju intern ©Breden, ba& baffelbe ganj bunfel toar. 3)0$ ging aber 
nid):, benn ber Sftath fonnte boä) nicht im 3)unfeln feine ©jungen 
abgalten. ütfton rieth hin unb her. nrie £iä)t ju befd)affen fei. 3Jcan 
&erfu$te in einer 3ttulbe Sicht hereinzutragen, aber e£ gelang nicht 
£)a bemerfte eine« Slbenbä ber 93ürgermei[ter ben 2Ronb im 8run* 
neu unb fä}neH lieg er bie Sftat^errn jufammenfommen, bamit 
fie ben 2Ronb herausholten unb bamit ihr bunflea 3tathhau$ er* 
leuchteten. (Sine Stange tuurbe über ben SBrunnen gelegt, baran 
hängte ftdj ber SBürgermeifter, bie SRat^^errn foflten immer einer 
bem anbern an bie güfje faffen, unb ber legte foUte ben 3Jlonb 
greifen. Site fie nun alle hingen, tourbe bem Sürgermeifter bie 
Saft ju fc^toer unb er rief ben Stothsherm ju, fte follten ftch nur 
gut f efthalten, er toolle fich in bie £änbe fpuefen. Äaum aber 
that er ba$, ba lagen fie auch f$on im Brunnen. 

198. GS& gelang ihnen gtuar, aus bem ^Brunnen herauSjufommen, 
aber Sicht hatten fie noch nicht. 2)a hörten fte einmal, bog man 
in Göllin „ginftre" unb „3)äre" (genftern unb Spüren) hätte, 
unb ber hohe SRath befäjlog, auch n)eld)e anschaffen. 2lm nächften 
3Korgen tourbe ein SKann abgefapidft, ber fie holen follte. Um bie 
beiben Söorte nicht ju toergejfcn, fprach er fortmährenb laut toor 
fich hin: „gm(tre, $är! ginftre, SDär!" 2>a plöfelich ftolperte er 
über einen ©tem, unb toeg toaren fie. £ro& alles ©u<hen3 fonnte 
er fie nicht nneberftnben; er lief beöhalb nach 3 a noto jurücf, um 
fich einen ©paten ju holen, unb nun grub unb grub er, inbem 
er babei fagte: „£ier henno ieft üerloare, hier mutt ieft toebber* 
feife." (Schon mar e3 ganj bunfel getoorben, ba fam ein 9Jtonn 
oorbei, ber fragte ihn, toaS er benn ba im gtnftern mache, ©o* 
balb er baS 2Bort hörte, eilte er fpornftreichS nach <5Min, um 
feinen Auftrag aufzuführen. 



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— 95 — 

199. 9ta$bem ber Sürgermeifter unb ad;t $lat1)$tyxzeti ge* 
wählt worben waren, fam ber 9toth jur erften ©ifcung jufammen. 
Um jtch ju überzeugen, ob berfelbe ooßjählig fei, zählte ber Bürger* 
meifter bei fid^ anfangenb: „3* &in c ^t, tWei, bret, oeir, fief, 
feß, fäwen, acht." <£S mußte alfo einer festen, unb ba eS ihm 
boer) fo oorfam, als ob (ie alle ba Wären, fo zählte er nod) ein* 
mal unb zum britten 9JtoL 2lber eS tarnen immer nur acht h^auS. 
5Da trieb ber ©emeinbehtrte mit ben Äühen vorbei, ber half ihnen 
aus ber Verlegenheit. 

200. Rubere erzählen, fiebert 3anower gärten einmal in ihrem 
Sorban gebabet. 2lls fie fid) angefleibet hatten, a&^lte einer nad), 
ob aud) alle ba Wären. (Sr adelte aber ebenfo ttne ber Bürger* 
metfter unb belam ba^er nur fechS herauf, darüber großes klagen 
unb 3ammem. ®nblidj fam ein 2ßanberer beS SßegeS baher, ber 
fragte fie, Was ihnen fehlte, €>ie fagten, fie Wären ihrer fteben 
gemefen, einer müßte alfo im SBache ertrunfen fein. S)er SBanberer 
rieth ihnen nun, ihre 3Rafen in ben ©anb ju ftecten unb bie Söcher 
nachzählen. ®a fanb eS ftd) benn, baß fie wirtlich fieben Waren, 
unb freubig festen fie nad) £aufe jurüdt. 

201. $te folgenbe ©efd)id)te erjagt ba« (iebe Sßommerlanb 
(TT. 6. 20). Vor bem SHathhaufe in 3anow ftanb einft eine ßinbe, 
Welche ihre 3 tt>e ^9 e auSbehnte, baß eS allmählich in einigen ßim* 
mern ganj buntel würbe. S)er Sftath befdjloß beShalb, bie Sinbe 
ZU oertaufen. Unter berfelben würbe bie Slultton abgehalten, wo« 
ju fid) auch ein auswärtiger guhrmann einfanb, Welver bort grabe 
hielt. SDiefer bot eifrig mit, erftanb bie ßinbe unb bezahlte fie, 
ließ aber ben SBaum ruhig fteben- 2llS eS im nächften Frühjahr 
im SRathhaufe wieber finfter warb, forfd)te man nadh, Wer benn 
eigentlid) bie Sinbe gefauft habe unb Weshalb fie nicht abgehauen 
fei. SllS man ermittelte, baß ein auswärtiger guhrmann ber ©igen* 
thümer fei, erhielten bie SftathSbiener gemefienen SBefehl, genau Sicht 
ZU geben, Wenn ber guhrmann Wieber burd) Sanom fäme unb 
ihn fogleid) auf baS föathhauS zu bringen. $ieS gefd)ah. SJton 
fteOte nun ben guhrmann ernftlid) zur föebe, warum er bie Sinbe 
noch nicht fortgenommen habe, tiefer erwiberte, er halte auf feiner 



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— 96 — 

Steife immer in 3<mow SRittag, $abe ftetä feinen Stoßen unter bie 
&tnbe gefahren unb -bort feine Sßferbe gefuttert, toeil fte fo fronen 
Statten bort hätten; beätyalb fyxfo er fia; aud) ben prächtigen 
S3aum gefauft. $afc bie Stnbe abgehauen »erben fotte, batoon fei 
ni<$t$ belannt gemalt toorben, unb er fr*be aua; gar feine Sufl 
baju, ba er bann feinen föattigen pafc verlieren mürbe. $abei 
blieb er fur& unb bünbig. SRun mar guter Sftatb fe^r treuer, benn 
man $atte gar ni$t an ben gatt gebaut, bafj jemanb ben 8aum 
laufen fönnte, um tyn fte^en $u laffen. 3ßad) toielen unb langen 
Sßer^anblungen laufte man enblid^ um tyotyen sprete bem gu^rmann 
bie £inbe mieber ab, um fie abbauen ju laffen unb bem Sftat^aufe 
)8iä)t au fajaffen. 

202. (Sinft tom ein gürft na<$ Sanom, unb bie Sanomer 
bef<$loffen, i&n feterlid; gu empfangen. Unter bem (Mäute ber 
®lo<ien fottte er feinen ©tnjug galten, unb eine üttufiffapette fottte 
t>om 9tat$au$t^urm bie 9totionalbtymne fielen. (53 galt nun junäcfyft, 
bie SRufil 311 bekommen, aber o totfy ! e3 war in ßanoxo meber ein SJlufif * 
inftrument nod) ein 3Jluftfdnt aufzutreiben« ©nblid) entbedte man bei 
bem Äüfter be£ Drteä ein alteSßlaöter, unb ber SRaty befd>lo&, baflelbe 
auf ben 9tat^au£t$urm ju fajaffen, naa)bem fi$ ber ßüfter nadj üielem 
3ureben bereit erflärt §atte, bie 2Jtufi! $u maa>n. £)o$ maren 
nodj anbere Vorbereitungen nötyig. $)ie £au3befifcer mottten au$ 
tum bem dürften bemerft fein, unb fo fanb ein 33orf<$lag be3 
SöürgermeifterS Setfatt, ber bafyin ging, ba§ ein jeber §au3beji|jer 
ftd) dot feinem §aufe aufftetten fottte, um ifyn Ijerum feine ga* 
milienange^örigen unb fonftigen Snquilinen. SKber toie fottte ber 
gürft nun miffen, toer grabe ber §au3beftfcer märe? ©er^ürger* 
meifler fa;lug beätyalb üor, bafe jeber £au3befi(jer ftä; auf einen 
ersten ©tanbpunft ftetten foffe, um bem prften fogleidj 
aufzufallen. 93on Steuern jerbrad) man fidj bie Äötfe barüber, 
toie biefer erböte ©tanbpunft b^ufteflen fei, bis man enblid) 
ba^in überemtam, oor ben Käufern grofje ©anbfywfen auffahren 
ju laffen unb barauf ftebenb ben gttrfien §u empfangen. ®od) 
ba£ lieg ft<$ fo fd^nett nid)t bemerfftettigen, unb man faty fidj f<$liefc 
lid) genötigt, ftatt be§ 6anbe3 grofje SDung^aufen fcor bie Käufer 
ju bringen; man meinte, bie mürbe ber gürft nufct fe&en, ba fie 



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- 97 - 

ja bön ben Umftefcenben üerbedt »ürbeu. Stugerbem tyatte ber 
©ürgermetfter angeorbnet, baf* bie §auSbefifcer eS bei ber &e* 
grüjjung fo machen foHten roie er. SRun fam ber gürfl S)ie 
©locfen ertönten unb baS fllataer fpicltc bie SRattonalfyjmne; am 
Eingänge ber ©tabt würbe ber gürft üom SBürgermeifter, ber auf 
einem $>ungfymfen ftanb, empfangen unb begrüßt; bod; tiefer 
fyitte baS Unglücf, bei einer Verbeugung auszugleiten unb mit ber 
9tofe ben ersten ©tanbpunft ju berühren. $>ie £auSbeft|cr 
glaubten aber, baS gehöre mit jur SBegrüfjung, unb fo oft ber gürft 
bei einem tiorbeifam, maä)te biefer eine fo tiefe Verbeugung, bafc 
er ebenfalls mit ber 5Rafc ben Raufen berührte. S)er gürft aber 
50g erfreut üon bannen. 

203. ©mrnal Ratten bie 3^otoer einen gering in ben See 
gefe|t, als fie aber fpäter ben 6ee abliegen, fear ber gering Der* 
fttjtounben, unb nur ein grofjer 2lal fanb fid> in bemfelben. SDer 
$atte ben gering aufgefreffen unb foßte nun bafür beftraft »er* 
ben. 5Ra<$ langem Ueberlegen fagte ein Banomer, er $alte baS 
(Srfaufen für bie fa)tuerfie XobeSftrafe, ba er felbft einmal beinahe 
ertrunfen fei unb SobeSangft auSgeftanben &abe. @r fd)lug beS* 
tyalb t)or, bett 2lal ju erfäufen, unb fein Sftaty tourbe benn aua; 
ausgeführt. 

204. 3m £erbfte follen ftd) äße gliegen in Qanoto auf bem 
SDlarfte tterfammeln, fco fie »erfauft »erben; bann finb fie mit 
einem SM üeria)munben. 

205. 5Der ^eilige Berg bei $ollno». 

5Bci $oHnon> liegt ber beilige SBerg. (Sr $at feinen SRamert 
toon einer Capelle,*) bie auf tym geftanben. grüner fear auf bie* 
fem SBerge aud) eine Quelle, bie jeben feilte, ber aus ü)r tranf* 
Sange ßett behielt fie biefe SBunberlraft ; als aber einft eine grau 
ü)re Iranle 3^ c 9 e barauS tränfte, berfiegte fie unb fltof} fpäter 
nie toieber. — 3n früherer 3 e ^ 1 bem ^eiligen Verg nadj 

bem Sa?loffe in ^oflnoro ein unterirbtfdjer ®ang geführt &aben, 
ber aber jefct jerfaHen ift. 

*) »gt. $annde, fy>mmerfö« Sftjjeii, 6. 43. 



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— 98 — 

$>ie Herren r»on $oben>tU in ©rangen, 

(206—207.) 

206. ©rangen ift ba$ ©tamnu)au$ betet üon $ßobetoil&« 
©iner t>on biefen Herren mar ein ro^er, gottlofer 2Renf<$, bem 
ni<$tö ^eiltg toax. (Sinft tourbe i&m tum einem alten 3^9 eunets 
toetbe fein na&eä (£nbe angefiinbtgt, toenn er nify toon feinem 
f$änbHd)en Seben&oanbel ablaffen würbe. $a er fe&r abergläu* 
bifd) toar, fo biclt er biefe Sßrop^ejeiung für nxü;r unb rief au3; 
„2$ bin ein fo üerborbener 3Kenfcb, bafj t$ nid}t feiig roerben 
!ann ; foHte e3 aber bod) fein, fo nrirb an meinem ©rabe ein 3 e i* 
d)en gefd)e£en, bamit bie 5Rad)n)elt ftetyt, bafj felbft ber gröfete 
Sünber r»ou ©Ott angenommen nrirb." SBalb barauf ftorb er. 
ÜRaä) feinem £obe n>ud)3 auf feinem ©rabe ein SBaum grabe 
burdj ba$ $>ad) ber $trd)e. $)erfelbe ttmrbe einmal abgehauen, 
aber er tou<$3 jum feiten 9Ral bur<$ ba3 5Urd>nbad), unb fo 
ift er nod) jefct au fefcen. 

207. yiaö) anberer ©rjäfylung ru^en in bem ©etoölbe ber 
an bie $tr<$e angebauten Äapette jtuei ©rafen fcon $obeh)il3. 
S)iefe fotten bei ßebjetten fe^r roo^lt^ätig getuefen fein, ©o bau* 
ten fte in ©rangen ein 2lrmcn&au3 mit 12 (Stuben, toon benen 
bie legte jum SBetfaal eingerttfctet mürbe. 2)aju ftifteten fie einen 
gonb, oon beffen Qin^n bie Dteparaturfoften fotoo^l ber Capelle 
aU auö) beS Slrmenfyaufeä nod) fyeute bestritten roerben. $ef 
Saum (eine S3irfe) fte^t in einer ©de, roo Äird> unb SBegräbnifj* 
fapefle jufammenftofjen unb ift aus einer ©palte an ber Äapefie 
berr»orgeroad)fen ; man fd)lie§t barauS, ba& bie beiben Jerxen ju 
©naben angenommen finb. 

SD ie 9M$le bei üue^boto, 
(208—209.) 

208. 3»ifd)en QueSboro unb ©d)latoe liegt ein 3Roor, in 
welkem früher grabe in ber Sflitte eine 2ftü$le ftanb. lieber bie 
Wlifylt ging ber Söeg toon üueäboto na<§ 6d)laroe. $en 9Beg 
burd)'3 Sftoor tyatte ber ÜUtülIer in Orbnung gu galten. $)a ba& 
aber fe&r fdjroierig toar, fo oerbanb er fid) mit bem Teufel unb 
toerfyrad) u;m feine ©eele, toenn er ü)m in einer !Jta$t t»or bem 

* 



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— 99 — 

£a$nenträ§ einen ©teinbamm bur<§ baS SRoor baue. &er$ööfe 
ging barauf ein. 3n ber fommenben Sftad&t arbeitete er mit feinen 
©efeEen |o gewaltig, baß bem SRüUer bo<$ Slngft um fein ©eelen- 
$eil würbe. <£r $atte bie Arbeit für unmögli<$ gehalten, ba bie 
Sänge beS ®ammeS über 3 Kilometer betrug. Aber balb na$ 
SJUtternad&t war ber S)amm fd&on big auf etwa 100 ©dritte fer* 
tig, unb wä^renb ber Mer betete unb wmfelte, fd&rüt' bie 2te 
beit immer f^neUer toorwärfS. ©<§on fam wieber eine große 
gra<$t Steine unb ©anb, was baju beftimmt war, ein fe$r tiefes, 
fd&roarjeS 2o$, in bem baS Söaffer glei$ einem f<$ Wdrjen 
Sßferbe wogte unb emporfod&te, auszufüllen, ba fräste in 
einem na^en ®ebüf$ ein $atyn, unb als bie $ä$ne beS 3ttüller3 
baS Nörten, fingen fie aud& ju fräßen an. 3)en #a$n im ©ebüf$ 
Ijatte eine grau am £age toorljer auf bem 2öege jur ©tabt »er« 
lören, unb als er baS ©eräuf<$ ber Arbeit fcörte, erwarte er unb 
fräste. AIS ber S3öfe nun fab, baß er bie SBette toerloren fcotte, 
Warf er bie legte gra$t ©teilte ni$t in baS unergrünblicfye 
2öafferlo<$, fonbern eine ©trede batoon auf ben $)amm. 3fa><$ 
heutigen Flages finb ©anb unb (Steine gu fe^en, ebenfo baS SBajfer* 
loa), bie 3Hü$le aber ift fcerfd&wunben. 

209. 9to<$ einer anbern @r$a$lung $atte ber 3JtöHer bem 
Teufel feinen ©o&n toerforoc^en; als er aber fa£, wie fd&nell bie 
Arbeit t>on ©tatten ging, jog er ein $aar Seber^ofen an, ftecft* 
einen Qofyn in einen ©ad unb giug in bie SNä&e beS Arbeitsortes} 
bann fd^lug er mit ber §anb auf bie Seber^ofen, baß eS etil 
©eräufcfc gab, als f<$lüge ein §a&n, ber ftdfj jum ßrctyen bereit 
madjt, mit ben glügeln. Als ber £a^n im ©ad bas &flrte, fing 
er au# an &u fräßen, unb ber £eufel fcatte oerloren. ©päter fott 
er mit bem Mütter einen $aft ba^in abgesoffen $aben, baß er 
ben erften befäme, ber über ben Stamm ginge, unb nun jagte 
man eine alte ©au über ben $)amm. 3)iefe na^m ber S&ufel 
in feiner SButb &odf) in bie £uft unb warf fie bann üon öben in 
ba£ unergrünblidje 2öajferlod&. — ©o erjctylte ein Sauer, ber 
aus jener ©egenb ftammte. 



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— 100 — 

210. 2)er ©$loßbetg bei Stangen« 

Steiften granjen unb Styptit befinbet fich ein Serg, melier 
ber ©cbloßberg genannt wirb, toeil bort früher ein ©<hloß gejton* 
ben haben fofl. Oben auf bem Serge befinbet fich eine große, 
leffelförmige Sertiefung, unb um biefelbe ^erum führt ein 2Beg. 
2luf btefemSBege geht t>on3«t jn3 c tt «in großer, fchmatjer 
§unb mit einer golbenen Äette am $alfe. Siele fieute 
motten ihn gefehen haben, fogar in ber UebermittagSftunbe. 2ludj 
fott man bort eine ©Düffel unb ein gaß mit Söetn gefunben 
haben. Son bem ©einfaß, fo erjähft man, mar ba$ $ol$ uoH> 
ftanbtg oerfault unb um ben SBein befanb fich eine bicfe £aut. 

211. 2)er breibeinige #afe in granjen. 

$>a8 &orf granjen brannte fcor mehreren Sauren ab. 3n 
ber bamaligen Qtxt foUen auf mehreren Sauerböfen breibeinige 
§afen herumgelaufen fein. SefonberS oft fott fi<h ein fol$er auf 
bem £ofe be$ Sauern 3i haben fehen Iaffeit. ©ern fütterte er 
bie Sßferbe, unb wenn ihnen auch niemanb ftutter oorgelegt hatte, 
fo fraßen fte boch fortroährenb. £äuftg hatten fte reine ©rbfen 
in ber Grippe, obgleich 9t gar feine gebaut hatte, ©ogar am 
fetten 3Äittag lief ber £afe auf bem #ofe umber. Einmal maren 
bie ßne$te am 3lbenb nach 11 Uhr auf ber ©traße unb trieben 
ihre Gottheiten ; ba fam ber breibeinige $afe in ihre 9lfyt. @iuer 
fcon ben Äned^ten rief ihm ju: „9H$te SDtch unb mach 3H<h 
groß." £)a mürbe ber #afe noch größer als ber Unecht, unb bie 
Änechte machten fleh fchleunigft aus bem ©taube. Oft ift au£ 
bem £afen auch ein ßerl ohne ßopf geworben. 

212. SBermölfe in 5Ri|ltn. 

3Bie anbermärte, fo mürben auch fo 9ttfclin früher bie 5ßfcrbc 
gehütet unb blieben be£ Stacht« braußen. $a !amen bemt öfter 
bie SBÖlfc unb biffen fie. 2lm metften Stefpeft Ratten bie Birten 
aber oor ben SBerroölfen. Sefonberä loaren e3 brei, jroei Söölfe 
unb eine alte 2Bölftn. S)ie beiben 2öölfe jagten ju unb bie 2öölfm 
biß. $er eine t>on ben SBölfen mar ber Äitecht eines Sauern. 
@inc3 SageS lag biefer Änecht auf ber Ofenban! unb fchlief. ®a 
fam ber ©obn be$ Sauem, noch ein ßnabe, unb rief ben Sater: 



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— 101 — 

„@ie$ nur, Sater, toa& unfer Sodann für einen raupen, langen 
unb fc^tüarjen 6$toan$ \)<\L" S)em $ne<$t toaren namli$ an 
einer ©teile bie $ofen $erriffen unb ba ftetfte toon bem 2öolf& 
f^roanj ein (Snbe heraus. 2118 ber Sauer ba3 fa$, $olte er f<$neH 
ein Seil unb ein ©temmeifen unb im 9tu ftemmte er ben 2Mf8* 
föroanj ab. $er &ne<$t ertoa<$te, fyrang auf unb rig bem Sauern 
bie fämmtli$en Äleiber bom Seibe. Staunt $atte aber bie 2Mf$« 
natur be3 Äne<$te3 aufgehört unb er toar feinem #erm leben«« 
lang für biefe $#at banlbar. 

213. 5Der 3Raffotofee bei $eefc*) 

3n ber üRä$e öon fßeeft liegt ein 6ee, toelc^er ber ÜDtaffoto« 
fee genannt toirb; an feinem Ufer foH eine Sftaubritterburg, mit 
tarnen fDlaffott?, geftanben fyxben, auf ber ein £erjog Sogtölab (?) 
gekauft $at unb bie fpäter jerftört toorben ifi 2öo je^t ba$ SBaffer 
fäaumt, foHen früher bie Sänbereien be3 ^er^ogS gelegen ^aben. 



*) 3«pn, SRfiflenttal&er Hmt, im ©fofcu« 1885, 9h. 11, 6. 169. 



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— 102 — 



. 214. $er Äird)t$urm in Gummelsburg. 

$8on Gummelsburg toel<beS, tute Gafcebu^r unb ©<§roelbein, 

na<$ bem SolfSglauben in ber $unbetürfet liegt, fagte man, bog 

bie $rebfe*) ben Ätrdtfburm abgefrejfen ^ätten r jebo$ ift für bie 

bortige ßträ)e bereits feit mehreren S^^en ein neuer ßird&t&urm 

erbaut ftorben, 

©$roibt, bie ©ebeutnna, ber $pmmerfä)en ©täbtenamen. 

215. $ie ©lotfeu im ® abebufd)fee. 

2luf bem SßoUadSberge, am Sßege }n>if$en SSalboto unb 
SPuppenborf, fott früher eine fatbolifa> $irä)e geftanben baben, bie 
fpater nieberbrannte. Sßä^renb beS SBranbeS flogen bie beiben 
©lotfen in ben unterhalb beS SBergeS gelegenen ©abcbufd)fee. 
2We Dftermorgen ramen fic aus ber SHefe ans Ufer. (Sin bort 
oorüberfabrenber Sauer, ber fie juerft fab, tooHte fie ibrer frühes 
ren SBeftimmung nnebergeben. (5r griff beSbalb naä) ber größeren, 
aber in bemfelben 2lugeubli<f fanfen beibe jurüd in bie SCtefe, unb 
eine grimme erfa)ott aus bem SSajfer: „2Ser baS Äleine oer* 
aaltet, wirb bes ©rp&en nie §err!" einige 3abre fpäter fanb ein 
anberer Sauer bie beiben ©lotfen am Ufer. S)a i&m bie vorige 

*) SJon ben SWrenbergern fogt man, ber Strebs Ijabe itjnen bie ®tabt- 
tjjauer abgefrejfen. %n ber ©ttbfeite be9 <See«, etwa 10 Minuten toon ber 
^tafrt iji ein ffiafTerfaflen, in beffen SKitte ein $fat)l fle&t, nnb an biefesi foll 
t>et ffreb« mit einer «fernen Stette anaefötoffen fein. 



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— 103 — 

©ef<$t<$te befatmt fear, tyaföte er juerft nad) ber Heineren, rocld^e 
er au$ erhielt, toährenb bie größere toerfanf unb feitbem nie tote* 
ber gefeiert tourbe. SHe gerettete fleine ©lodfe, 9tamen3 2lnna, 
hängt nod) fcute im Kird&thurme ju Söalboh). Offenbar fehr alt, 
ohne 3nfd)rtft unb mehrfach befä;äbigt, ift fte t>or einigen Sauren 
in Söütoto umgegoffen toorben. ©in etnfaa>3, eifernd ©a)ilb 
mit ber 3nfä)rift: „anno 1412" ift am Sailen neben bec ©locfe 
befeftigt. 

216. 2>er SKahrt. 

&er ©ohn beä SMflerä Dorath in Söalboto tourbe lange toom 
2Äahrt geritten. $a§ S)tng tourbe fchliefjlid) fo breift, bafj eS jtä) 
förmig melbete, fo ba& ber ©eplagte an ber ©timme eine ihm 
toohlbefannte grauenSperfon erfannte. ©päter begegnete er ihr 
einmal jufäflig auf bem Söege &on ©aben nad; SBalboto. @r bat 
fie, ihn ntä)t roetter ju quälen, anbernfaflä würbe er fte beim 
nä<$ften 3 u f ammc ^reffen ohne Erbarmen nieberf<htefcen. ©ie »er« 
fptadh e3, unb er hatte feitbem SRuhe. 

217. 2)er ©puf in Sßuppenborf. 

2luf einem £au§boben in ^uppenborf fd&ltefen jwei SHenft* 
mäb^en. ©leid; in ber erften 9ta$t tourbe ba3 Sett unter ihnen 
emporgehoben, unb bie eine, beren Sater erft oor Kurjem gefror* 
ben toar, rief: „Sater, toenn S)u e$ bift, bann melbe S)ich, i<$ 
toitt feine Slngft ^aben, wenn £)u mid) au<h au§ bem Sett toirffr." 
$)o<h ber ©eift melbete fid) nicht. S)a fprangen beibe auf unb 
eilten bie treppe hinunter; fie erjagten bem dauern, toa$ paf jtrt 
fei, ber aber erflärte ba3 ©an^e für Unftnn unb fabelte bie beiben 
9Jcabchen toieber ju Seite. Kaum Ratten fte fleh Eingelegt, ba 
begann bie Settftefle bon SReuem ju madfein, unb ber Sauer war 
genötigt, bie 3JMb$en in ber ©tube f^lafen ju laffen. 3Rit 
£ageäanbrud) ftieg ba3 eine ber beiben 3Jläbd)en in ben Heller, 
um Kartoffeln ju holen, aber faum war fie unten, ba fauften ü)r 
au$ allen (Scfen bie Knollen entgegen; e£ ^alf nichts, ba§ fte 
fortlief unb &u ihrem ©dju&e bie anbere 2Jtagb unb bie £ocr)ter 
be$ Sauern herbeiholte, fie tourbe auch iefct mit Kartoffeln bom* 
barbirt. Salb barauf ging fie in ben ßolaftaH, unb hier toarf 



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— 104 — 

e$ mit £ol$!loben hinter ü;r tyer. So ging es tägü$ fort, 
allenthalben tmtrbe.fie toon bem unfi^tbaren geinbe verfolgt, fo 
ba§ iticmanb me$r mit tyr in einem Limmer fd)lafen tooHte. ©ie 
©efc&td&te toarb rud&bar unb follte unterfudjt »erben. SllleS 
flrömte §u bem Sauer unb alle Nörten ba3 ©epolter, aber nie* 
manb fonnte fagen, too^er eS !äme. SJtan meinte, baS ÜMbd?en 
fclbft tfyätc es, aber eS rumorte au<$ weiter, als man baS Sftäbs 
<$en an $änben unb Süßen gebunben tyatte. 60 ging es tner 
2Bo<§cn tyinburdjj. Selbft bie Semü^ungen eines jiibifd&en Äaufs 
mannS, ber baS ©efaenft fortbeten unb ttertoeifen toollte, ttxiren 
erfolglos. 9a mürbe baS 3JMbd&en enbltd& entlaffen, unb baS 
ganje £au$ fcotte nun Xufc 

218. ©emiefen. 

3ti früherer 3eit, als uodjj bie £etbeigenf<$aft beftanb, lebte 
in (Setoiefen (plattbeutf<$ ©fies) ein ©beimann, ber unüer^eirat^et 
mar. SOßoHten bie jungen 9Räb<$en fi$ t>er$eiratyen, fo mußten 
fie erft ju ü;m ge^en, um fi<$ einen ©rlaubnifjfdfjein ju tyolen; 
ben gab er aber m$t e$er, als bis er ft<$ t>on tyrer 93rau$bar* 
!eit überzeugt fyxtte. 2llS er alt getoorben mar, fdjrieb er in baS 
Sitteft, meld&eS er ben 2TCäbd&en auSjuftettcn tyatte, nur baS eine 
Söort: „©eroiefen", unb baöon &at baS $orf bann fpäter 
feinen -Warnen befommen. 

219. $)er #ü§nerberg bei ©r. 9ieefc. 

9ti$t foeit öon ©r. Sfteefc liegt ber £itbnerberg, an beffen 
guße fid& ein fleiner See bepubet. SSon biefem <2ee unb bem 
SBerge toirb golgenbeS berichtet : ©in unverheirateter QägerSmamt 
faty einft bei feinem Sftunbgange bur$ ben SBalb eine Sungfrau 
fidjj im See baben. Qn bem ©lauben, baß eS ein 9Jtöbd&en aus 
bem SDorfe fei, f$lt$ er ftd& leife heran unb nahm ihr bie ßlei* 
ber mit bem §embe fort. SllS bie Jungfrau baS fah, verließ fie 
baS 5Ba(fer unb eilte bem Säger nach, ben fie bat, ihr bie ßlei* 
ber, ober bo<h menigftenS baS £embe jurüd^ugeben. $odh ber 
Säger ließ fich nicht erbitten. $a erjählte fie ihm, baß fie eine 
ücrtoünfchte $rin§efftn fei unb ohne baS geraubte ßembe ni$t 
jurüeffehren lönne. Scfct aber wollte ber Säger baS ^embe erft 



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— 105 — 

rea)t nidjt fcerauSgeben, unb bic Sungfrau toar nun genötigt, tym 
in baä 3äger&äu3ä)en ju folgen, too feine 3Äutter bie #au3$afc 
tung führte. $er Säger fd^Iog baä £embe fofort in ben Äaften, 
beffen €>d?lüffel er beftänbig bei ftä) trug, ©o tonnte bie 3 un 8* 
frau nun niä)t me&r entrinnen, unb naä) einiger fyit willigte fie 
fogar ein, bie ©attin be§ jungen 3äg cr 3 $u Werben. Einige Qa^re 
fpäter — e3 waren fd&on einige Äinber au$ biefer <5&e ent= 
forojfen — ging ber Säger einmal fort, fcatte aber ben 6ä)liiffel 
$u £aufe jurüdgelajfen. 2113 bie junge grau ba3 bemerfte, brang 
fie mit Sitten unb ßiebfofungen fo lange in tyre ©äjwtegermutter, 
big biefe ben Äaften öffnete unb tyr ba8 £emb jeigte; benn bie 
t>ertPünf<$te ^rinjeffin fonnte felbft bie $nu)e nia)t öffnen. %m 
9lu fcatte fie ba£ £embe ergriffen unb übergeworfen, unb bann 
toar fie fpurloä toerfd&wunben. Site ber Säger $eimfe&rte, erjä^lte 
tym bie ERutter, Wag vorgefallen mar. <5r fa)alt jwar, maä)te 
fi<$ aber gleiä) auf, um feine grau ju fuä>n. <£r fam auf ben 
Auerberg unb lieft fu$ in bie auf bem ©ipfel beftnbliä)e Deff* 
nung hinunter. Salb langte er vor bem unterirbifa>n ©ä;loffe 
an, toela)eg von einem fyofyen unb ftarfen eifernen ©itter umgeben 
war, unb vor beffen verfdjloffenem £#or ein gr oft er, fä)Wars 
$er #unb lag. Sin feinem #alfe tytng ein befäjriebeneS Rapier, 
Weld&eS bie 2lnroeifung erhielt, wie ber 3äg* r ungefä&rbet in bog 
©<$lo& gelangen fönne. Salb ftanb er vor ber ^rinjeffin, bie tyn 
^erjlid^ begrufete unb i&m ein ©lag SB ein reidjte, aug bem er 
fi$ Äraft §ur Ueberwinbung ber ü)m bevorftefcenben ferneren 2lr* 
beit trinlen foHte ; benn um 2Ritteraad>t werbe ber Söfe tommen, 
um tyn aus bem 6$loffe §u vertreiben unb i&re (Srlöfung ju 
Vereiteln. — Sßorin bie Aufgabe beftanb, Wufjte bie @rjä$lerta/ 
eine alte grau in SBuffefen bei Sütow, niä)t me$r anjugebeu. 
2><x$ gelang bie (Möfung, unb ber 3äger erhielt, nad)bem ba* 
Bäjlob auf bie ©rbe gerüelt war, feine geliebte grau wteber. 

220. Quelle bei ©r. föeefc. 

Sei ©r. SKeefc liegt ein fy^er Serg, an beffen 3u§ früher 
ein fe$r ftarfer Quellbrunnen geWefen iß. S^ben borgen fä)wamm 
auf bemfelben eine weiße ©ans, unb mit jebem £age wua)g 
bie Sßaffermcnge fo fe$r,. bafj bie ßeute Sfaflft fcatten, ber ganje 



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— 106 — 

Ort tmlrbe fiberf$toemmt werben. Äluge ßeute gaben beSfaft 
ben Sftath, man fottc ein ßinb hineinwerfen. 2)a3 gefd)ah, unb 
baä Söaffer fanf. — 2tnbere erjä^len, man ^abe eine toeifce 
©ans hineingeworfen, unb baä Sßaffer fei in golge bejfen ge« 
funfen. 

221. 2)er ©teinlreU bei 2Benbifä>$ubbiger. 

•Jttd)t weit t>on 2öenbifd>$ubbiger, bid)t an ber Sanbftrafie, 
fah man no$ im britten gahrjehnt biefeä 3ahrhunbert$ elf grofce 
©teine — erratifd)e Slöcfe — in einem Äreife öon ca. 2 Ruthen 
2)ur<$meffer ; mitten im Greife lag ein größerer ©tein, neben bie* 
fem ein Heinere?. 3)ie ©tetne in ber Kreislinie waren in gleicher 
Entfernung »on einanber gefegt, unb ber ÄreiS bilbete eine rieh* 
tige mathematifd)e gigur. $iefe ©tätte, ohne $(o?\fel eine alte 
flatrifd)e Dpferftätte, fear toon jeher unbeacfert unb unbenufct geblie* 
ben, unb nur bem ©d)äfer, ber bort feine ©d)afe hütete, bienten 
bie ©teine jum ©i|en. £eute ftnb fie »erfa)wunben unb bie 
gläche wirb beadert. $)ie ©teine foHen toerwünfdjte 3Renfd)en 
gewefen fein. 3n Sßubbiger unb Umgegenb, fo erjählte man, 
herrfd)te ju Wenbifd)er 3 c ü c ^ n ÄnäS, ber f)axt unb graufam 
war, bie Sauern fd)ütbete unb ihnen Saften auferlegte, bie fie JU* 
legt nid)t mehr tragen fonnten. Setäulommen war ihm nid^t, 
benn feine Äned)te unb £unbe fd)üfcten ü)n, unb e3 blieb ben 
Säuern nur ein Littel, fid) mit bem fchwarjen ® Ott gegen 
ben ^rannen ju fcerbünben. ©ie riefen ben ©ort an unb biefer 
citirte bie 12 dlteften unb angefe^enften Säuern in einer ©ommer« 
nad)t auf eine ©teile im SBalbe, um tytc mit ihnen ben Vertrag 
$u fd)lte(3en. S)ie Sauern erfd)ienen unb ftettten fid) im Greife 
auf, ber ©d)ulj in ihrer 2JHtte, unb neben ü)m ftanb ber f<§toar$e 
©Ott unb hörte ü)re Sitte an. ©ie »erlangten Sefeitigung be3 
graufamen ©runbherrn, unb ber fd)warje ©ott oerfyrad) ihnen 
Erfüllung biefer Sitte, Wenn fte fid) ihm §u eigen ergäben. $)te3 
würbe i^m jugefagt, bod) unter ber Sebtngung, bafj oor bem 
$ahnenfd)rei ber %\)xann entfernt unb fie baoon unterrichtet 
wären. 2öcu)renb ber ©chwarje fid) nun burd) bie ßuft baoon 
machte, festen fid) bie Sauern im Äreife tyn unb beriefen, wie 
fte ben Söfen M »erben fönnten. ©ie befchloffen, bie £cü)ne im 



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— 107 — 

$)orf jum Äraren ju bringen, unb ben fötoarjen ©Ott, toenn er 
jurücffäme, mit Sobgefängen auf ben toeifeen, guten ©Ott ju 
empfangen, benn biefer fei ber obetfte ©Ott, bem alles untertfym 
fei. einer ber dauern eilt naa) £aufe unb trägt feiner grau 
auf, ben §a$n jum Ärä&en ju bringen, unb faum ift er lieber 
an feinen $lafc jurüdfgefefyrt, ba fräßen f$on bie §ätyne im £)orf. 
Unterbeffen $atte ber fd&toarje ©Ott ben #nä£ umgebrad)t, unb 
fä)on toar er bem Greife natye, als er bie $cü)ne fräßen unb bie 
Sauern einen Sobgefang auf ben guten ©ort anftimmen fyörte. 
@r £atte verloren unb nmt$f<$naubenb fufcr er um ben ÄreiS 
$erum, berührte bie Sauern mit ber 2Bünf$elrut$e unb ber* 
toanbelte iie in Steine, ebenfo ben Sd&uljen in ü;rer SWitte. 35oä) " 
aud) i&n r-erttanbelte ber gute ©Ott in einen Stein, neben bem 
Sd)uljen flur^te er nieber. 

madf einer föriftlid&en SKitt^eilung beö penitonirten ©ürgerraeifter« £errn 
©affen&aflen in Ee&a. 

222. Sftann o^ne Äopf. 
(Sin 9Jlamt aus Sartin ging früher oft nad) einem benams 
hattm $)orfe, um bort Harten ju fpielen. SKIS er eines 2lbenb3 
na<$ 11 U&r nad) §aufe gurüdfe^rte, gefeilte ft$ im SBalbe eine 
große ©eftolt o^ne Äopf ju ü)m. 3)em 9Jtonne ttmrbe fe&r angft, 
fo bafj ü;m ber Sd)wet& aus aßen ©liebern brad). (Snblid) tarn 
er an einen ßreujtoeg; ba blieb bie ©eftalt flehen, unb eS er^ob 
fi<$ ein furd)tbareS ©efaufe in ber Suft, fo bafj ber SDlann glaubte, 
ber SÖalb ftärge über tym jufammen. (Sine Stimme aber rief tym 
&u : „Stäben fann id) ®ir jioar nid)t, aber ängftigen toitt id) 
$id) gehörig." Seitbem ift ber Sftann nid)t toieber jum Äarten* 
fpielen gegangen. 

223. 2)er f$tt>ar§e Srunnen. 

Söenn man oon ßulfoh) nad) Sartin ge^t, fie^t man, ettoaS 
jenfeitS ber $älfte, jur redeten §anb, ein 3ttoor. Qn bemfelben be« 
finbet ftd) ber fogenannte fdjtoarje Srunnen (fd)toart Sorn), ein tiefes 
SBafferloä), toon ft)eld)em folgenbe Sage getyt : 3tt)ifd)en öcr ^ ars 
tiner unb ber Stolper Äird)engemeinbe toar einmal Streit über 
bie Äir^englotfen ausgebrochen. @S follten nun bie ©lotfen &on 



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— 108 — 

bem einen Orte jum anbern gehabt »erben; aber als fte bt* 
jum fä)mar$en Brunnen gefommen toaren, ba fingen fie plöfelic^ 
an jn läuten, fanfen t>om Sßagen herunter unb üerfd)toanben in 
bet $iefe beS 93runnen3. Sin allen großen geften aber lommen 
fie beS 9tad)tS aus ber £iefe unb Hingen. Birten unb aud) an» 
bere ßeute tooHen fte öfter gehört fytben. 2lud) erjä^lt man, baß 
ju getoiffen 3^en eine 5hitfä> mit 4 Sßferben aus bem SBaffer* 
loa) frerauslomme. 

224. <Die Unt erirbifd)en. 

<5tn 6d)äfer treibt einmal mit feinen ©ä)afen burd) einen 
#o§lföeg, in bem fid) eine (Srbfpalte beftnbet einem 9M 
fte^t er §tt>et Keine Äinber mit rot ^n 2M|en oor ber $eerbe 
ge^en, bie fid) mit ben Rauben gefaßt fcaben unb beren ßöpfe 
faum über bie 6a?afe reid)en. @r ging fcinju, als er aber nad) 
»orn tarn, toaren fie t-erfd)tt)unben. @r $at beS&alb geglaubt, baß 
eS toela)e toon ben Unterirbifd>n getoefen finb. 

225. SBom ©elbluttern. 

Qn einem S)orf im 9htmmelSburgifd)en wirb einmal gebralt. 
Sitte finb beim SBadofen unb Reifen, nur eine grau ift jurüdge« 
blieben, um baS Slbenbbrob ju bereiten. 2öie fte nun geuer an* 
mad)en tottt, fe$lt tyr baS geuerjeug. $a fte^t fte braußen ein 
geuer brennen, fte läuft $in unb fcolt bie 6d)ürje tooU ßo&len ; 
als fte fte jebod) auf ben £erb toerfen toiU, finb fie erlofd>n, 
toorauf fte fte hinter bie Xffix bei ben S3efen toirft -Rod) 
jtoeimal läuft fte fctn, aber immer ge^t eS i&r ebenfo. 2HS 
fie am 3Jtorgen bie ©tube ausfegen tmtt, finb bie Äofclen §u ©olb 
geworben. 

6treid)e ber £)arfiIon>er.*) 
(226—243.) 

226. 2HS ber alte 6d)ul§e in fcarfifoto geftorben toar, Oers 
blieb fein 6ofcn £anS im 2lmte beS SBaterS, um ber ©emeinbe 

*) Da« 2>orf ifl wegen ber ©treibe feiner ©cao^net betü^tigt unb tyeißt 
bee^alb nodf» jefct im SBolf«munbe „buutme SDoarW Die beiben ^lattbeut* 
föen ©tücfe »utben mitgeteilt bom ©eminorifien Shmoto au« töeinfelb. 



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- 109 — 

mit 9toth unb Styat beijuflehen. Sebermann mußte ft<$ fehler 
2lnorbmmg fügen. Slam etwas toor, fo liefe $anS bie Seute ju 
einer Sefpredjuug jufammenfommen. Sonntag ober gefttag mar 
bann, menn £anS bie rothe £ofe an hatte. 

227. <$inft f$Ia$teten bie Sarftfomer ein ©äjmein. 9a fte 
baS SBurftmaa^en niajt oerftanben, matten fte aus bem ganzen 
£)arm beS Stieres nur eine SBurft. 95eim Äoa)en berfelben famen 
fie aber in Sgroße Verlegenheit, benn obgleiä) fte ben größten 
ßejfel, ber ftd) im ©orfe oorfanb, herbeiholten, mar bie SBurft 
boä) lang, um ihrer ganjen Sänge na<$ in bemfelben ^ßlaß 

ftnben. ®ie mußten fia; meber ju ratzen no$ ju Reifen. 
$a plö|lt<h hörten ^ ^ ntcr f x ^ baS ®efa)rei eines ©änfericbs, 
unb ber $lügfte t>on ihnen rief: „§ört nur, smiefa<h fottenmir 
bie Söurft in ben Mel thun!" ®er föath beS <Weri<hS mürbe 
alfo befolgt, man bradjte bie SBurft in eine gemunbene £age unb 
föchte fte. 2113 fie gar mar, lamen bie Säuern in neue Verlegen* 
heit, benn alle Verfudje, bie Sßurft ju theilen, erliefen fi<h als 
unpraftifd). @nbli<$ fam ©djuljen §anS auf einen guten ®e* 
banfen: Seber Sauer mu§te bie 2Burft, an bem einen @nbe an« 
fangenb, breimal um ber $alS micfeln unb bann bura^betßen; baS 
a&gebiffeue <3tücf gehörte ihm. ©o ging eS fort, unb jeber be* 
fam feinen Sintbert. 

228. 3n $)arftfom oerftarb ber 6a)neibermeifter unb bte 
©emehtbe fam in große Verlegenheit, benn fte mußten nitt)t, mos 
her fte einen neuen nehmen fottten. @ineS £ageS lam ©djul^en 
§anS Dom gelbe, rief feine Sefümmerten jufammen unb ei^ä^lte 
ihnen t>oH greuben, baß er einen neuen Sdjneiber müßte. 6oglet$ 
mürbe angefpannt, unb £anS fuhr mit ben Sauern naa; bem 
Sippfebannfee, mo er ihnen einen großen ÄrebS mit feinen ©chee= 
ren geigte. 3)er ÄrebS mürbe ins $orf gebraut unb als £)orf= 
fä)netbermeifter angeftellt; bann holte man ein ©tü<f 3 eu 9/ f^fetc 
ben ÄrebS barauf unb fchnitt, mie er froä). $>ie ©d)neiberei moflte 
aber feinem gefallen, unb als baS ganje 6tü<f 3 CU 9 oerborben 
mar, maren fie über ben 6$neiber fo erjürnt, baß fte etnfttmmig 
betroffen, ihn §u töbten. $aS Urteil lautete: „Verfa^en*" 



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— 110 — 

Slber ni$t in feiner £eimat&, bem ßippfebannfee, fottte er erfäuft 
Serben, fonbern in einer Sorffu&le. Qx mürbe gebunben unb auf 
einem &a$n na<$ ber be§eiä)neten ©teile im -ättoor gebraut; bort 
würben tym bie geffeln abgenommen, unb auf £anfen3 SBefe^l 
Würbe er tn3 2Baf[er geworfen. ®ie dauern aber ftanben ant 
Sftanbe ber Sorffu&Ie unb erwarteten feinen Sob. 211$ er nun in 
feinem gewohnten Clement mit bem ©ä)wan$e Hatzte, ba riefen 
fie $o$erfreut au8: „©efct, wie bitter ift ber £ob!" darauf fufc 
ren fie nad) §aufe unb oeranftalteten ein SBegräbmfjma^l. 

229. 3)er ©ä)äfer in £)atftfoW wollte ©a^uljen Srine £eu 
ratyen, aber ^an§ wollte e$ niä)t kiben. Gr lieg bie SBauern 
jufammenfommen, unb man befä)lofj, ben ©ä)äfer &u erfäufen. 
tiefer würbe nun in eine Sonne gefperrt, in beren ©oben ein 
Soä) gebohrt War, unb fort ging'3 mit ü)m ins SKoor. Site fie 
ma}t mefjr weit öom 3Jloor Waren, rief bie Älapper jum SRittag ; 
beä^alb fetyrten bie SBauern um unb ließen bie Sonne mit bem 
©$äfer auf bem SBerge fte&en. S)a fam ber ©ä)äfer aus Sßobe* 
WtlS^aufen, unb aU er työrte, baß ber $)arfifower ©ä)äfer in ber 
Sonne fei, fragte er, Wa£ er oerbrod;en tyätte. S)er SDarfifoioer 
fagte, er foHe ©$uljen Srine ^eirat^en unb wolle niä)t, unb be^ 
$alb wollten ü;n bie dauern erfäufen. $er au3 ^obewil^^aufen 
erwibert baraufi „Sa& mtdj in bie dornte, iö) werb' ©$ul$en 
Srine fceiratyen!" <§r lägt ftä) nun in bie Sonne fperren unb 
ber $)arftfower ©<$äfer mac&t fia) batoon. 9tad) bem -Dlittageffen 
famen bie SBauern wieber, um ben ©ä)äfer $u erfäufen, ber aber 
f dbteit: „3$ Will gern ©ä)ut$en Srtn fyeirat^en." $>o<$ bie 
dauern würben baburä) nur no$ bö[er gemalt unb warfen i&n 
tn3 Söaffer. 2lm Slbenb fam tyr ©ä)äfer, ben fie erfäuft ju f)a* 
ben glaubten, mit feiner beerbe in3 £>orf, unb alle matten grojje 
2lugen unb fragten ü;n, Wie er ju ben oielen ©<$afen gefommen 
fei @r fagte ben Säuern oor, er fyätte fie aus bem 3Jloor ge* 
tyolt. 2lm anbem Sage trieb er bie ©ä)afe ans Sftoor, unb jwar 
oon ber ©onnenfeite $er, unb bie SBauern glaubten bie ©ä)afe 
auf bem SBaffer ge&en $u fe^en. ®a fragte #an£ ben ©<§äfer, 
auf weld)e SBeife er bie ©ä)afe au« bem Söaffer befommen &ätte, 
unb ber ma$t bem £an$ Weife, er fcätte fie öom ©runbe herauf* 



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— 111 — 

(je^olt, fic fönten ftd) aua) nur auf ben ©runb $erablaffen, bann 
fönnten fie fta) auä) Welche herausholen; aber baS SSaffer fei fefcr 
tief, unb beSfyilb müßten fie einer bem anbern an bie güfje 
faffen. §anS toar fofort bereit, er forang hinein, unb als baS 
SSaffer über i$m jufammenfa)lug unb er anfing §u blubbern, ba 
rief ber ©djäfer: „9Ju hat er ben Älotfenhammel!" $>ie Säuern 
forangen naä) unb ertranfen alle. 3)aS 3Äoor aber Reifet no$ 
bis auf ben heutigen £ag baS ©a)äfermoor. 

230. 3m ©arten beS Säuern 9fti? ftanb an einem Keinen 
Dümpel eine Sßeibe, bie ftä) über baS SOBaffer gelernt hatte. $anS 
rief bie ©emeinbe jufammen unb fragte, toaS wohl ber SBetbe 
festen möäjte. £)ie einftimmige 2tntn>ort tt)ar: „<5ie hat $urft" 
£anfen leistete baS ein, unb er fc&lug t>or, ben Saum trinlen 
ju laffen. $a$u motte er felbft auf ben Saum flettem, oben an 
ber ©pifce anfaffen unb fia) bann herunterhängen laffen; bann 
foHte immer einer bem anbern an bie güfje faffen, bis ber legte 
auf ber (Srbe ftänbe. ©o gefä;ah eS auä). 2lber ba eS §anfen 
§u fä)toer rourbe, wollte er fia) in bie Jpänbe fpufen. 3Jftt einem 
ÜJlal tagen fie alle auf ber (Srbe unb nun fonnten fie ü)re güße 
nia)t mieber aus einanber finben. 2öie fie fie aber boa) fa)iief$üa) 
fanben, ift befannt. 

231. (SineS 6onntagS gingen bie $)arfifotoer Sauern naä) 
Serfin in ben ßrug. 2luf bem SRücfroege famen fie an ein gelb 
glaa)S, ber grabe in ootter Slüthe ftanb. @S würbe Sftath gehak 
ten, was baS wohl fein mö$te. #anS fagte: „$ieS ift baS blaue 
DJieer, tyev fönnen wir ma?t buräjgehen, wir müffen burä)fd&witm 
men." @S Waren ihrer jwölf. 2llle legten fia) auf ben Saud) 
unb ampelten ftä) burä) baS glad^Sfelb hittburä). 2luf ber anbern 
6eite angefommen, gählt £anS: „31 bin icf, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 
8, 9, 10, 11 !" (Siner fehlte alfo. 2flS fie nun im blauen aReer 
na$ bem Serlorenen fugten, fam ber Äu^irt aus SßobewilShaus 
fen unb fragte, was ba los wäre. £anS erflärte ihm, baß fie 
burd) baS blaue Sfteer gefd&toommen wären unb baf? einer babei 
ertrunfen wäre. $er £irt führte fie nun §u einem frifä)en £au* 
fen ßuhbung, ba mußten fie ihre SRafen hineinftetfen, unb als §anS 
nun bie Söa)er nächste, Waren eS jwölf. 



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— 112 — 

232. fönmal fam $an$ auf ben ©ebanfen, 6al§ 3U fäetu 
(§& mürbe ein 6tüdt Sanb oon 10 borgen grabe oor bem iefcigen 
6djul§aufe baju auäerfe&en unb mit ©alj befät 6ine3 $age3 
fam ber Sutte 00m ^errfä)aftlid)en £ofe unb verirrte fu$ im ©alj* 
garten. §an$, böfc barüber, rief bie ©emeinbemitglieber jufam* 
men, unb man beriet^, ob ber ^unb be3 Äu^irten ober biefer 
felbft ben Sutten aus bem ©arten treiben foHte- 3Wan befäjloö, 
baß ber $irt felbft es tyun folle, aber bamit er nid)t ben Salj* 
garten jertrampele, fofle er oon 4 3flann auf einer 3JHftberge 
hineingetragen werben. ©0 gefa>u).e3 benn au<$. 2)er6aljgar«* 
ten ift jefct 6a)ula<fer. 

233. $a$ 6ä;utyau3 in ftarfifom mußte gebebt toerben- 
$a e3 aber im grityja^r an ©tro& fehlte, fottte eä bis $ur ßrnte 
bleiben. üRi$t lange, naä^bem ba3 3)ad) mit bem frifä)gebrofd)e» 
neu ©tro^ gebeät mar, feimten bie jurüdgebliebenen Horner, fe 
baß ba$ ganje 3)aä) einem Äornfelbe gliä). @3 mürbe nun bor* 
gefd)lagen, baß man ba3 ßornfelb abmäßen fottte, £an8 öber 
fürchtete, e£ möd&te ein Unglüd babei gefa)e&en, unb fa)lug beS* 
^alb bor, ben Sutten aufs S)adj ju jiefcn, bamit er baS Äorn 
abfrejfe. tiefer Sorfajlag mürbe angenommen. 3Ran legte bem 
Sutten eine Äette um ben §al£ unb jog u)n herauf. 2113 er btö 
ans $)aä) gejogen mar, fte(fte er bie 3 un 9 c fcwtuS, unb oott 
greuben riefen bie 3uf$auer : ,,©e$t, mie er fa)on mit ber 
leeft!" man ü;n aber herunterließ, mar er tobt! 

234. £an8 unb feine 9Rutter befugten einmal Sermanbte 
in Älein ©anfen. 2luf bem 9lü(imege trafen fie einen SRann, ber 
in einem Äorbe etmaS SerbecfteS trug. £an3 fragte, ma§ in bem 
Äorbe märe, unb ber HJtonn fägte: „(Sin ÜJtau$tyunb!" $an3 be* 
fam Sufl, ben -iföauSfyunb ju £aben, unb erftanb ü;n für einen 
SCtyaler. 2113 er eine ©treefe gegangen mar, fiel ü)m ein, baß er 
ni$t barna<$ gefragt £abe, ma£ ber 9Jtou8£unb f reffe; er fe^rte 
beS^alb um unb eilte bem Serföufer naä). tiefer aber meinte, 
§an8 motte feinen XfyaUx mieber fyaben, unb lief, ma3 er lau* 
fen tonnte. #an3 rief: ,,©a$ frißt ber 9Hau$&unb?" unb ber 
fa)rie in feiner 9lngft: „HtteSl" Span* fam jurüdt unb erjäfrft* 



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— 113 — 

H feiner HÄutter, „§err @ott", ruft biefe au3, „bann frißt er 
audj HRenfä>n." ÜRit ber größten ©orfidjt mirb nun baS Untier 
itaä) £aufe gebraut unb vorläufig in ba$ ©efängmß gefperrt. 
Dann beruft §an$ eine ©erfammlung, erjä&lt ben Vorgang unb 
räty bann, ba£ ©efängniß anjufteden unb ben 97tou£&unb gu 
oerbrennen. 6eit jenem £age giebt e3 in .Darfifoto fein (Ste 
fängnifj. 

235. De ©iure in Doarfa)fe finge eis eie 6ä>inägel im 
ripe SRoage. 21$ [ei bit Ding feige, fdjleige fei in be $mg' un 
fäbe: „2Bat bat? 6o h>at fyebb toi goar niä) feie." €>ei 
leipe na 4>iu3, reipe be utte ©aber§ un fäbe tau ät: „2öie tyebbe 
eie nmngerlia) Ding funge; famt unb befieft juä) bat!" Dei 
finge bat oof nia) un ginge na £iu£. 3^iu £albe be ©iure be 
flaufe Sieb' iutm Därp, be 6$mitt, be ©d)eper un be Detter. 
Dei finge bat Ding oof nid). 9Uu fäbe be junge ©iure: „2Bi 
mutte 6d&ulte §afe $ale." Denn bäre I)eÜe fei fär be aller* 
fleiffte im Därp. UngermägS fäb' ©djulte §a(': „Söenn if bat 
Ding feity, mar if bat oof naug fenne." §ei fam, feef bat Ding 
an un mauf gteot Dgen. #ei fäb', tyei fing' bat Ding nia) genau, 
aber na fine üHteining' toeer bat enttoeber eie jung SBulf ober ne 
utt Sftapp^enn. 9üu ging £ei oof na §iu3 un leit be ©iure 
fta&e. Dei §albe fif ne lange, greote 2Sage, foarbe bat <5ä)nrins 
äget na £iu$ un fa)mäte bat in ne lebbig ©<$ien. Dei ftefbe fei 
an un »erbringe bat <Sa)nrinäge( un be <5a)ien< Doa laagbe fei 
un fäbe: „3ftu fän nri ru^ig fa)lape." 

236. m be ©iure in Doarf^fe to be 3rnt eie ga§ SÖeier 
fetobe, bregbe jie bat tau <5d)ulte §afe; bei fuH boarna feie, bat 
biem ©erbeilen atteä regelred&t tauging*. Dat toaS am ©inamenb. 
2lm Sirtrtbag mutte be ©iure alle in be $irä) gafye, (Sie fd)uH 
aber biem ga& blieroe, Äeie toutt boa blietoe, ©ä)ulte §af oof 
nid). Dei ^ebb aber ne greote §unb, bäre bingbe fei anne £appe* 
2te niu ftemb' Sieb* oärbi feime, muH be £unb fei biete. §ä reet 
be $app« iut, un all bat ©eicr leip iut un mauf ne greote 
®rah>e, bei foart no<$ tyet be ©eiergran)' nennt. 



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- 114 - 

237. $on anbcrn toirb bic ©efd?idjte anber« erjä^lt. 211« 
6$ul$en dritte ^odjgeit ma<$te, blieb £an« ju §aufe, um na$ 
Drbnung ju fe&en. Sein #unb fd&nüffelte in ber #üä)e unu)er, 
unb tpcil £an« glaubte, er fönne ftä) bei ben traten maä>n, 
banb er ü;n in ber Cammer an ben Ärafcn eine« Söierfaffe«. 
Slber ber £unb reißt ben Ära^n au«, unb ba« SSier läuft in bie 
Cammer, bann auf bie 6tra§e unb nadj bem StDpfebannfee unb 
reißt einen tiefen ©raben au«, ber nod) jefct SBiergraben $eißt. 
Um Cammer uub 6tube toieber troden ju maä)en, na$m #an« 
ein $aar ©äffe mit Wltfjl unb ftreute Äammer unb ©tube ba* 
mit au«. 

238. (Sine« Sage« !ommt $an« t>om gelbe. 3« ©tube 
fifct in einer Sonne bie ©an« auf (Siern unb brütet. £)a fie 
grabe ein SBebürfnifj bat, fagt fie in ber Sonne: „Sott, tott!" 
£an« gebietet tyr tftube, aber bie ©an« fümmert ftd) ro$t barum; 
ba nimmt er ba« Seil unb $aut tyr ben Äopf ab. 2lu3 Slngß 
bor ber SKutter &erfrie<$t er fiä) in eine Styeertonne, unb bann, 
»eil er jid) fax niä)t »obl füllte, in eine gebertonne; julefct 
ttrirft er bie tobte ©an« au« iljrer Sonne &erau« unb fefct fia) 
auf bie ©änfeeier. (Sr toiH nun feine Butter glauben mad&en, er 
fei eine ©an« getoorben, benn auf äße«, mag fie i&n fragt, ani* 
»ortet er nur in ber ©änfefpraä>: „Sott, tott!" 

239. Einmal fu^r #an« naä) ©tolp jum 2öoä>nmarft. 
«ort fab er einen Söagen mit ftürbiffen fielen. ,,2öa« ift baS?" 
fragt £an«, ,,®a« fmb ^ferbeeier," toirb ü;m geantwortet 2Bei* 
ter toirb #an« belehrt, er muffe fid) auf einen $o£en iöerg bege* 
ben unb auf ba« (Si fe|en, unb naä) 4 2Bo<$en »erbe ba« güQen 
au«frie$en. SU« &an« fä)on längere &it auf bem @t gefeffen, 
roill er e« um!ebren, nrie auä) bie ©an« bie @ier umle^rt; babei 
war er aber ungefä)itft, unb ba« 6i lief ben 8erg herunter unb 
fä)lug auf einen 2Baä)bolberftraua), hinter bem ein £afe fafj. 
(Srföretft lief biefer ba&on, unb #an« eilte hinter ü)m $er unb 
rief: „£if<$, $if<$! £if<$, (if$! Äennft £)u benn Steine 3Äutter 
niä)t?" #an« glaubte, er fcätte ba« pflen au«gefeffen. 



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— 115 — 

240. 6 Pütjen §an$ brauste ©elb uitb fagte ju feiner 
Sötutter : ,,3d) toerbe eine ßu§ nad) ^Briefen jum SWarft bringen/' 
S)ie 9Äutter mar bamit ctoerftanben unb gab £anfen bie ße^re, 
bie Rvfi) md)t an einen folgen ju Verläufen, ber toiet rebe, benn 
baä feien alle« fd)led)te §anbel$leute. £an3 lam na<$ ^Briefen, 
unb menn ein Ääufer fam unb fragte: „Sßieüiel foll bie 
loften?" fo fagte £an3: ,,©e$, $u mirft bie $u$ nid^t laufen, 
S)u rebeft ju toiel." $>abei blieb er. 93eim $Rad)$aufetretben traf 
er am 2Bege nad) ©lobbom ein Äreuj, moran ein Heiner 3unge 
genagelt mar. #an3 fragte: „2ßiHft ®u bie Äu$ laufen?" (Sr 
erhielt leine Sintmort. „$)u bift ein vernünftiger Äerl, $)u foUft 
bie Jtul? fyaben," fagte £an$. darauf binbet er bie an ben 
Pa^l unb ge&t nad) &aufe, inbem er fagt: „Sonntag »erbe idj 
ba« ©elb abholen." Site bie 3tod)barin ben ^an§ o$ne 
lommen fa&, fragte fie: „Söiemel fcaft 2>u für bie ßufc belom* 
tnen?" „*Ren redeten Sdjät," fagt $an3. 9tun lommt er &ur 
SOfcutter, ber fagt er, er fyabe 50 S^aler belommen unb Sonntag 
fotte er baä ©elb abholen. 2lm Sonntag <ge^t $an$ ju feinem 
Käufer unb fagte: „3a&l ©elb!" (Sc erhält aber leine Antwort. 
£>a pacft er ben $fa&l unb fagt : „Sieb' bod) I" $a$ Äreui mar 
aber unten abgefault unb ftür&te um. $an3 ma<$te gtofje 2lugen, 
als ber Ääufer i§m bie 50 S^aler rid)tig auSja^lte, unb frttylid) 
ging er feine« SSegeS. (@r fanb baä ©elb in bem am Äreuje 
(S$rifht*ftttb) befeftigten ßaften.) 

241. $er SluSbrud „ein re^ter Sd)ftt" foU ba^er lommen. 
Raufen« Butter &atte lein Sieb unb mußte fid) toon tyrer SRad)* 
barin ein« borgen, menn fie Äorn fieben wollte. 2)er SRa^barut 
mürbe bie« mit ber 3eit über unb fie fagte: galtet (Sud) euren 
Sd)ät allein !" $a laufte Raufen« SDlutter felbft ein Sieb unb 
fagte: »Sa* ift man red)t gut, nun $aben mir bod) unfern Sd)ät 
allein." 

242. $an£ ging auf bie #eirat§, na^m ftd) aber einen 
§etra$3öermittler mit. UntermegS erteilte biefer bem $an3 3« s 
ftrultion : „Söenn mir ^inlommen, giebt eä juerft (Sier, bie pulft 
5Du ab, fd)neibeft fie in öier 2$eile, fteäft jebe» Stüd auf bie 

8* 



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— 116 — 

©abel unb igt. &um 9Rittag gicbt e8 ©rbfen, bic igt Ä)u mit 
bcm Söffel, unb toenn $)u anhalten foEft, tpcrbc i<$ $)ir auf bcn 
ftufi treten." $enn #an3 toar au<$ ein SBielfreffer. @te t*t* 
fpäteten aber unb famen erft furj üor SWtttag an; beäfjalb bela* 
tnen fie fein jroeiteS grityftücf me&r. 3 um SWittag gab e$ ©rfe 
fen. #an3 nimmt eine (Srbfe aus ber ©djüffel, pult fie ab, fd&net« 
bet fte in toier (Stüde, ftetft jebea auf bte ©abel unb i&t. 211$ 
er mit einer (Srbfe fertig toar, trat itym ber §unb unter bcm 
%tfä) auf ben gufj, unb #an3 toar niä)t ju betoegen, noä) me$r 
$u effen. 5Ra<$mittag3 gab e3 ftatt be$ ßaffeeS ©er. #an3 
nimmt ben Söffel, füCt fta) eine Portion auf ben Detter, 
unb mit £ofe unb SDammS muffen bie @ier in ben Untergrunb. 

243. 2lu$ foH ft<$ ber 6age nad? in ber SJfttye Don $ar* 
ftfoto ein Stnbtourm aufgehalten ^aben. 2>ie 33etoo£ner be$ 
$)orfe£ sogen lütcber^olt mit ©enfen, Heugabeln unb Siebten be* 
toaffnet in ba3 SRoor jtoifä)en S>arji!oto unb SftebbieS, too ba$ 
Ungeheuer fiä) getoötynliä) auffielt, um e$ ju tobten; fobalb fie 
beffelben jebo<§ anftä)tig tourben, friegten fie Slngft unb liefen 
ba&on. (Snblia) fott e3 6d)ul$en ßanfen gelungen fein, baä Un* 
t&ier iu befömpfen unb ju Verbrennen. 



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117 — 



VI. £xtx* $u6fii 



244. Der 9tame fcon Sublifc. 

6d)mtbt, bte SBebeutung bcr pommerfä)en ©täbtenamen, er* 
toä$nt eine Deutung be3 SRamenS, bie er toegen tyrer 28foftö&tg* 
feit ni^t mitteilt, dagegen ergä^tte eine alte grau, bie aus ber 
©ubli&er ©egenb flammte, Sublifc $abe in früherer Seit einem 
dürften, mitkamen SBubli*) (SBubbel), gehört, unb fcon i&m fcabe 
bie ©tobt ben tarnen erhalten. 

245. Serge bei Sublifc. 

$>er Äu$fteä)er$berg foH ba£er feinen ÜRamen fcaben, 
bajj an i$m bie granjofen 1806 bie Äitye tobtgefioä)en $aben. 
Sfof bem ©algenberg tear früher ber 9Uä)tyla6 unb ©algen. 
2luf bem Mittersberg, bem 3afob$berg, bem großen 
unb (leinen SBurgtoall tyaben früher Raubritter gekauft, bie 
unter fi$ in SSerbinbung ftanben unb fiä) aud) gegenfeitig $ülfe 
leisteten. 

246. S)ie gamilie Saube. 

SBon Simon ßobe, ber öon ben (Solbergern um 1512 tragen 
©trafjenraubeS gefangen genommen unb Eingerichtet tourbe, leben 
iwfr icfct 9to$tommen in Bommern. $ie Soben fotten, toie man 
fiä) je^t erjä&lt, gürften auf ©uft getoefen fein. 5£)ie legten 
Don tynen toaren jtoei SBriiber unb eine 6a)toefter. 2Bä&renb eine* 

•) tum »artirtoto? fegt ffiutfttad ©. 206. 



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— 118 — 

Äriegeä f ollen ityct ©iiter confiScirt toorben fein, toeil fte ettvad Oer* 
föulbet Ratten. $)er eine Don ben trübem ging naä) ©targarb, 
too no$ jejt ein ©ä>utymaä)er Saube lebt, ber onbere tourbe ©<$uU 
meißer. ©eine 3taä)tommen leben im 9htmmelSburgifä;en. 

247. Untergegangene Äirä)e in föü^loto. 

©ei SRü^Iott), ba8 in einer toafferarmen ©egenb liegt, befinben 
ftä) jtoei Heine ^eid^e , bie ftets Söaffer galten, aua) toenn fonft 
im ©ommer ba3 SBaffer aus SBrunnen unb ©räben gefä)tt>unben 
ift. Sin ber ©teile beS einen £eiä)e8, ber etliä)e 100 Ouabrat* 
meter umfajjt, foll in früherer geit, el;e bie Äirä)e $u ©uft ge= 
baut ttmrbe, eine Äirä)e geftanben fcaben, unb noä) jefct &ört man 
am Karfreitag bie ©lotfen aus ber $iefe beffelben ^eroorfltngen. 

$ie SBallburg im S8irä)on)fee. , 
(248—249). 

SDie SBaÜburg, aud) ba3 ©<§toebenlager genannt, liegt eine 
$albe 3)teile öftlid) oon 2öurä)oto auf einer urfprüngltä)en fytfd 
be$ $8irä)on)fee3. 3£r gegenüber liegt auf bem öftlidpen Ufer, etroa 
eine $albe 3tteile oon ©affenburg entfernt, bie Söurtburg, ein ©ante 
berg, auf tt>elä>m einft ein ©a)lo& geftanben ^at. 2lua) auf ber 
SßaUburg foll früher ein ©$lofe geftanben tyaben. SSon biefen bei« 
ben Burgen ttrirb folgenbe ©age erjagt. 

248. @m $eibmf$er *ßriit$ oon flannfd&er Slbf unft be* 
too^nte bie SBaEburg unb eine a?riftliä>, beutfä)e ^rinjeffin 
bie Söurtburg. Seibe liebten fta). 2>a aber bie böfe ©tfefmutter 
ber Sßrinjefftn, toeld&e biefe tyafjte, ba8 93ertyältni& niä;t bulben 
tooHte, }o fa^ ftä) ber $ri% um bie ^ßrinjeffin ju fpreä)en, ge« 
nötigt, be§ 3fcää)t3 burd) ben ©ee auf einem ©ä)immel $u reiten. 
5£5er ©ee $at gtoifä^en ben Surgen oiele flaä)e ©teilen, too ba£ 
5ßferb ©runb faffen fonnte unb fo ben weiten 2öeg nur tyeiltoeife 
fä^nrimmenb jurüdlegen burfte. (Sine Sampe, toel<$e bie ?ßrin$effm 
auf ber Söurtburg beö SlbenbS anjünbete, jeigte bem ^rinjen ben 
SBeg, toelä)en er §u nehmen fcatte. $ie ©tiefmutter, n>elä)e ba$ 
Sfojünben ber Sampe bemerft unb 3Serbaä)t gefd)öpft $atte, löföte 



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— 119 — 

in einer 9to$t bicfelbc tyeimlia) aus, als bcr $rin$ ben 9Htt unter- 
nommen tyatte; ber£euä;te beraubt, oerfeblte er bie flauen ©teilen 
im ©ee unb ertranf mit bem Sßferbe. 211$ am anbem borgen 
fein Sei^nam unb bas tobte ^ßferb ton ben 2Men an ba3 Ufer 
bet SBurtburg geworfen würben, ftürjte ftä) bie ^rinjeffin in ben 
©ee unb ertranf gleiäjfalte. 

SMe ©teile im ©ee, roo ber $rinj ertrunfen ift, friert feiten 
ju unb wenn e$ gefd&ie&t, fo entfielt fogleia) ein 9ftß in bem <5ife, 
xotltyv bon ber SBallburg bis naä) ber SBurtburg ge$t unb ben 
28ea, anzeigt, ben ber $rinj genommen ^atte; im ©ommer be* 
jeid^net ein geller ©treifen in bem ©ee biefen SBeg.*) 

©alt. ©tubten 25. ©. 32. 

249. 9to$ einer anberen (Sr^lung mißbilligte ber SSater 
beS beutfä)en gräulehtö felbft bie Siebe feiner £o$ter ju bem 
bitter auf ber SBallburg; bod) n>ar e3 ber Sßtnb, ber ba£ ßidjt 
ausblies; ber Stüter oerfeblte bie gu^rt, oernricfelte fi$ in bem 
©etoirre ber ©ä)Ungpflan$en unb ertranf. 2ll£ ba£ graulein bie 
£ei<$e am Ufer fanb, toarf fie fiä; über ben ©eliebten unb gab 
ben ©eift auf. S)er Vater ©erließ bie SBurtburg, b. b- bie ©äffen* 
bürg; too&in er ftä) getoenbet ^attc, erfuhr niemanb. SDie Vurg 
Serftel, unb bie Angehörigen berfelben ftebelten ftä) am Ufer beS 
©ee« an unb grünbeten baS heutige ©affenburg. 

250. ®er ©$afc im Äöterberg. 

Von bem großen ßöterberge bei ©affenburg erjffl&lt man, baß 
bort in einer Vertiefung, bem fog. ßeffel, ein ©djafc »ergraben 
liege, toel^er in ber 3o§anni3naä)t gehoben toerben fömte. SBeim 
§eben barf aber fein 2Bort geft>roä)en loerben, fonft uerfötoinbet 
ber ©ä)afc. 

251. <Die SJlaränen im großen ööljigfee. 
2In ben betoalbeten Ufern beS großen SBöljigfeeS, auf ber gelb* 



*) 2>er <8runb biefer gu&rt ifl ttttfjer äaHmergcl, welker bem Xßaffer 
bie «Deife gaibe fliebt 



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tnarf be* bübfäen ©uteS JH. 2&ittfelbe, er&ob fi<$ cinft ftol§ imb 
grofj bcr ©ifc eines polmfa?en ©taroften, um beffen bilbfdjöne 
%Q$ttt, ber „©tern Don $olen" genannt, greier in unabfebbaren 
©paaren marben. Unter tbnen mar ein ftattlia>r 3Jtonn, ber aber 
einen Derunftalteten gufe fyatte, meSbalb ifym bie junge Sßolin, uns 
geartet aller feiner fonftigen 33orjüge, einen Äorb gab. 3)ennoä) 
moflte berfelbe burebauä jum 3^ gelangen unb Derfuä)te bieg 
bureb eine SBette, bei ber er barauf baute, ba& i£r Sßater als ein 
getnfebmeefer unb £ecfermaul allgemein befannt mar. Sei einem 
fa)melgerifcben ©aftma^l fa)lug er bem ©taroften bie $robe Dor, 
toela> ßücbe ba$ f$ma<Qaftefte ©eridjt liefern lönne. Sil« $rei3 
mürbe t>on ber einen ©eite bie £anb ber£o$ter, von ber anbern 
fein ganjeS, brüben überm SBaffer liegenbeä S3efi^um feftgeftellt. 
$>iefer greier mar aber ber £eufet felbft, ber angelocft Don ben 
Sfteijen be£ frönen 3Jtenfcbenfinbe£ fyier meilte unb unerfannt gar 
arg fein Sßefen trieb. 3n ber na'cbften $laü)t 50g er mmnaa) einem 
fernen ©ee — DieHeictyt in ©aDopen, unb fyoltt ftä) Don bort 
Sötoranen. 2luf ber weiten Steife mar jeboeb fein gifajbeutel bur<$* 
gefa>uert, unb fo fielen, als er grabe über ben Sölgigfee flog, eine 
3ftenge Waranen beraub unb in ba§ fa)öne, flare Söaffer. Slufjer* 
bem §atte ber Teufel aua? noeb ein anbereS Unglücf; ber gef<$itfte 
$o$, auf ben er fia) bei ber SBette Derlaffen, mar nämlia), feine Stbs 
toefenbeit bcnufcenb, gefloben, unb fo blieb ü)m nun nichts roeitet 
übrig, al3biegifa)e felbft ju bereiten. 2Benn aua) in Dielen anbern, 
fo mar ber 93öfe boä) nidjt in berßodjfunft febr bemanbert; ftatt 
bie 2Jtoränen baber ju braten ober ju räubern, foebte er eine 
feineSmegS moblfa)mec!enbe ©peife barauS. $>er ©taroft mar 
inbeffen Don feinen £euten beffer bebient, benn gleia) am nä^flen 
borgen fing fein gifajer einige Don ben Derlorenen SJtoränen, 
melä)e fo ^bereitet unb geräuchert mürben, baf? bem betrogenen 
Teufel feine eigenen gifa> als ba§ belifatefte ©eria^t ber SBelt 
Dorgefefct merben tonnten. 

$)er arme Teufel batte feine SBette alfoöerloren; umfiebaber 
bafür ju rächen, flog er hinunter jur §öHe unb bolte einen gemaltigen 
©aef Doli ©teine berauf, um bamit ben SBöIjigfee gu Derfa)ütten. 
Siber aua) bieg foUte i$m nia)t gelingen, benn in feiner £aft jer« 



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— 121 - 

ttfc bet Sad, unb bic ©teine fielen in buntem fftegen über bie ganje 
©egenb. 3n fltögter 2But£ fluttete er ben ganjen SReft avß bem 
ßatf über fein Verlorenes SBefifctyum unb vertoanbelte no<$ baju 
alle frönen Apfelbäume beffelben in SBilblinge mit ungenießbaren 
grüßten*), toovon bieg am meiften mit Steinen gefegnete ©ut no$ 
bis auf ben heutigen &ag ben tarnen £ößenriefe trägt. £ie übrig» 
gebliebenen Waranen vermehrten fiä) im^ölgigfee unb verpflanzen 
fid& bura) gKiffe unb 93äd)e aua) in bie übrigen ©een ber Um* 
flegenb. 

Kotfegarten 1864. ©. 671. (<£. »ufj, bie ARarSnen). 



*) Wölfen, b. §öltf«n, üu$ Sitten, §iltfen. 



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— 122 - 



VII. £tets go$ft!t. 



2)er £eufel3bamm im ßüptorofee. 
(252—253). 

252. 3n unmittelbarer W&fp be3 @ute£ $onin er&ob ft<$ 
in alter 3ett bic Surg eineä SHitter^. Seine öeftfcungen lagen 
tyeilS auf biefer, tyeite auf jener Seite be£ SüptotofeeS, unb um 
Don ber einen jur anbem ju gelangen, muffte er ftetö ben befd)tt>ers 
lidjen ttmtoeg um ben ganzen <5ee machen. Sine Ueberfa^rt toar 
toegen ber fielen Untiefen, bie fid) grabe an biefer Stelle be§ See§ 
befanben, ebenfalls fe&r befdjioerlid), ja faft unmöglid). SRun ge« 
fä)a& e§ einmal in einem najfen grü^a^r, ba| bem bitter bei ber 
ga&rt um ben ©ee bie gu^rtoerfe in ben aufgeteilten unb auf* 
getriebenen SEBegen ftefen blieben unb mehrere *ßferbe fid) babei fo 
toerlefcten, baß fic getöbtet »erben mußten. Stergerlid) über biefen 
Sßerluft rief ber Stüter au3: ,,3d) möd)te meine Seele barum ge= 
ben, toenn id) ftatt biefeä Umtoegeä einen näheren, befferen mitten 
burd) ben See &aben fönnte." Äaum fcatte er ba$ 2Bort gefpro* 
d)en, fo [teilte fü$ aud) fd)on SReifter Uriel ein. ,,3d) ne^me SDü$ 
beim SBorte," fprad) er; „toenn £)u mir ®etne Seele üerfd)reibjt, 
fo toill id) ®ir bte §um £a$nenfd)rei ben gen>ünfd)ten 2Beg fd)af* 
fen." 3n feinem 2lerger nabm ber bitter ben $Borfd)lag an, unb 
fobalb e$ 9toä)t nmrbe, fpannte ftd) ber Teufel in bie ßarre unb 
begann fein SBerf. Stber ba3 Sd)t<ffal mattete ü)m boc^ einen 
Stria) burd) bie 9ted)nung. (Sine alte grau tooHte am näd)ften 
£age junge ^ü^ner auf bem SDtorft ju (SMin Verläufen, unb um 
rechtzeitig einzutreffen, mad)te fic fid) twr %age3grauen auf ben 



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— 125 — 

SSeg. Site fte an bic ©teile tarn, blieb fic öertounbert über ba3 
feltfame ©ä)aufpiel fielen. 5Dem Stüter mar tnbefj aua) bei feinem 
£anbel gar nia)t too^l; ruhelos toäljte er fi$ auf feinem Sager 
um&er unb toon Slngft gepeinigt ma$te er fia) auf ben Söeg, um 
gu fe^en, tone tocit ber Xeufel mit feiner Arbeit fei ®r traf $u 
berfelben 3*ü am ©ee an, wie bie alte grau. Site er ba3 Söer! 
be3 Teufels f$on fo weit t>orgefa)ritten fa£, fä)lug er &or ©^red 
bie $änbe über bem £opf jufammen. 6in fyeHe£ „ßilerifi" aus 
bem Äorbe ber grau toar bie Antwort, — unb ©atan mußte mit 
langer Sttafe rib$ie&en.*) 

253. Slnbere ergäben: ©in #irte mußte mit feiner beerbe 
immer um ben ßnptofofee jur SBetbe treiben. S8oll Slerger barüber 
rief er einmal au$: „SBenn boä) ein Teufel ^ier moQte einen 
SDamm bur$bauen!" $>a erfaßten i&m ber Teufel unbfagte: „3$ 
tüifl $ir ben $amm bauen, toenn S)u mein eigen fein toittft" 
$)er £trt toar baju bereit, menn ber Stamm toor bem erften §a§nen* 
f$rei beenbigt toäre. $)er Teufel maä)te fidt) an bie Arbeit unb 
toar faft mit berfelben fertig, ate tyn ber §irt burä) eine Sift um 
ben ber^eigenen Äo^n braute. (5r üerfteefte ft$ mit feiner grau 
hinter einem ©traud)e am ©ee, unb inbem bie grau in bie #anbe 
flatfa;te, a^mte ber Wann ben £a$nenf<$rö na$. 3)er Teufel 
ließ fid) täufa)en unb maajte fia) aus bem ©taube. — 2)a too ber 
Sfcamm gebaut ift, tonn man noä) freute ben ©ee burd)n>aten. 

254. ®er S)amm im 2Ranotof<$en ©ee. 

S)iefer $)amm, ber niä)t ganj über ben ©ee gefrt, fott baburd; 
entftanben fein, baß ein $err mit bem Teufel eine SBette einging, 
er roolle fein eigen fein, toemt ber Teufel öor bem erflen ^afrnen« 
fc&rei einen $amm bura) ben ©ee baue. Site ber Teufel balb 
fertig fear, befam ber #err Slngft; ein altes Söeib gab ü;m ben 
Sfcatfr, in bie #änbe ju Ilatfa;en unb ju fräßen, ©o tourbe ber 
Teufel um feinen £ofrn betrogen. 

•) Cor bem Xeufeftbamtn frat »or 3etten t»a$rf$ctnK$ eine ©urg je* 
fianben, benn im 3af)re 1870 bat man bort &erf$iebene Ueberrefie toon ©auli^- 
leitest, fotDte SRüngen unb aUertpmli$e ©erä'tljijd&aften aufgefunben. 2>ie ©age 
unb biefe 92oH| tourben mir bon bem ©eminariften Steimel aus 2)drfentin (am 
2üpU»fee) aud ber 2)örfentmer ©c$uI($ronif mitgeteilt. 



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— 124 — 

255. £)er Äobolb in 3ud)en. 

3n Sutyn fott ftd) toor nid)t langer 3eit ein äobolb gezeigt 

^aben. SlbenbS pflegte et burd) bie £uft ju jte&en, einen langen, 

feurigen ©trafcl hinter fia) laffenb. &ute, meldte tyn bann fa&en, 

tiefen i§m btStoetlen „§alf $art!" nad), morauf er tynen bie £älfte 

beS (Selbes, baS er bei ftd) führte, jutuarf. 2öurben tym bie Beute 

aber ju aufbrmgltd), fo bewarf er fte bermafjen mit Unrats bafj 

fte i^re Leiber »ergraben mußten, ©einen 2öofmft$ fcotte er in 

einem Sauer&ofc SDfamdjmal fott er, ein ® olbfäppd)eu auf 

bem Äopfe, bie girft ber 6d)eune entlang gegangen fein. 23ei 

3fau$t ^atte er mitunter im Sadofen ein £eHeS geuer, fobalb man 

aber ^injufam, bemerke man nia)ts. ©etoö&nlia) erhielt er täglid) 

eine ©d)ale 2Äila). 2llS t&m eines £ageS ber Änea)t bie 3)tild) 

ausgetrunken $atte, $örte man tyn toor bem £aufe laut nad) feiner 

3JUIa) rufen, (£r ging aud) nid)t efyer, als bis tym eine neue 

Sportion toerabfolgt toorben mar. S)er ßned)t aber befam 4n ber 

Sbuntel^eit eine fo berbe Ohrfeige toon unftd)tbarer §anb, ba& feine 

SBade nod) lange batoon jeugen fonnte. 2US einft ber 2MIer beS 

Drtes fpät am Slbenb nad) ber etmaS abgelegenen 2Rm)le ge^en 

tooOte, erfd)ien plö|ltd) ber ilobolb unb fteUte fia) tym in ben SBeg. 
$er 3MIer ge&t nad; ber anberen ©eite, mieber ift ber ßoboto 

ba, unb es bleibt bem SDtonn fa)lte&lia) nid)ts meiter übrig, als 

ins $orf jurüd^ufe^ren unb bort ju übernachten. 

256. S)er gefpenftif^e ßu^fütteret. 

SSor mehreren befag ein #err, ber fetyr iä^jornig mar, 
6d)lo& unb @ut &u<f)tn. $er ßu^fütteter batte ftd) einmal einer 
f leinen Veruntreuung fd)ulbig gemad)t, unb ber£err prügelte tyn 
bermafjen burd), baß er furje $iit barauf toerftorb. $er ©djulje 
beS DrteS, toon toielen ©eiten baju aufgeforbert, mad)te fid) mit 
einer anbern Sferfon auf ben 2Beg nad) ©öslin, um toon bem 58or* 
fall 2tn$eige ju mad)en. 2Hs beibe auf bem (Gollenberg roaren, 
erfd)ten i^nen plöfclid) ber Äm)fütterer in feiner getoö£nlid)en Älei* 
bung unb $atte bie §dnbe über ber S3ruft gefaltet. SllS fie neben 
ber @rfd)etnung maren, toerfd)n>anb fte. Salb barauf maä)te eine 
neue ©efpenftergefa)ta)te t>iel toon ftd) reben. 5Jtan &atte nämli$ 



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— 125 — 

im flinber$tmmer be$ ©d)loffe$ ein (Silagen an bie genfterfc|ei&ert 
gehört, ba3 t>on £ag ju %clq ftdrfer würbe. $er Seftfcer geriet^ 
fc&Iiefelid; in SBeforgntfj unb liefe oor bem ©a)loffe 2Bad)en auffiel* 
len. 3n ben 3tmmern waren &u gleidjer 3*it Jlnedjte pofürt Sei 
Eintritt ber $un!elbeit begann ba$ ©ablagen wieber; brei furje 
©a)läge folgten aufeinanber, bann eine f leine $aufe unb toiebet 
brei ©d)läge, o^ne ba& irgenb etwas ju fetyen War. 2118 man einft 
^eHfartoffeln gum 2lbenbbrot ^atte, würben biefe Don unftd)tbaren 
«fpänben im3wttner umbergeworfen. 2)iefe dsreigniffe bewogen ben 
■öeftjer, ben SjSaftor aus 3 anotD au f einige 2lbenbe nad) 3 u $ cn 
rufen. 9Jton blieb in bem ^immvc, betete unb ^ielt 2faba$ten, 
aber ber ©pu! trieb fein 2öefen Weiter. (Snblid) würbe ber ©<$arf« 
rid&ter aus ©d)laWe nad) 3 u $<m berufen. 2)iefer na&m einen ßorb, 
ging um baS #aus §erum, mit einem fyammerartigen Snftrumentc 
an bie @a>foften beffelben fd;lagenb, wobei $eHe3 geuer au« ben« 
felben ^eroorfam, bann brachte er ben oerbunbenen $orb einem 
baju beftimmten Äneä)te. tiefer trug ben ßorb an bie ßleifter 
©renje, Wo ityn ber ©d)arfrid)ter auSfdjüttete. SSCuf bie grage, Was 
in bem $orb gewefen, erwiberte ber $ned;t, baS Wiffe er nu$t 
aber er fei fetyr fa)Wer gewefen, unb als fie fortgegangen feien, 
baue eS entfefclid) hinter tynen gebrüllt. Seute, Weld> fpäter bort 
vorübergingen, wollen ein @efd)rei wie öon einem f leinen Äinbe 
gehört baben. 9Jton meint aber, ba& ber Äwpfütterer all jenen 
©pul getrieben babe. 



257. $)ie 3ül!en im Sw^cnberge bei Samunb. 

■Worböftlid) t>on Samunb war eine Keine Sln^ö^e, mannigfad) 
naa) weigern ©anbe burd)wüblt %n biefen fleinen §öblen Wohnte 
ein ©efajlec^t von QmtXQtn, welä)e Qüllen genannt würben, unb 
ber SBerg bie& nad) tynen ber ^ülfenberg. $)tefe 3to**9 c toaren 
redete 2flufterleute, unb tyre flehten 2Btrtbfd)aften waren ftet3retd> 
li$ mit frifa>m 93rot unb guter 9Mdj oerforgt, wooon fie oft 
armen, aber guten unb frommen Seuten in 3«t c « &x 9tot& un* 
erwartet unb ungefeben mitteilten. 3b* 2Baffer fd)ö>ften fie 
Wabrfa^einlid) aus einem Xeia)e, ber am Söege lag unb an einer 



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©eite mit gewaltigen Steinen eingefaßt toat. — Sdjon ^eute ijl 
33erg, £ei$ unb tt>o$l au$ ber üRame üerfd&tounben.*) 

258. $ie £ünen bei Satemin. 

»ei $Bar$mm liegt in ber eines fceicM ein Burgtoall. 
25ort lägt bie ©age no$ jefrt bie §ünen bei nä$tU$er Söeile tyr 
Sßefen treiben, 6$äfce anzeigen unb auSt^eilen. 

»alt. ©Uibiea 1845. $eft 2. @. 3. 

*) SWitflet^cilt »on $rn. &$rcr SJMow in ©uffefcn bei CWIin. Sfcrfetbe, 
ein gefcorner 3amunb«, föreibt, ba§ tym btefc 6agc aat ftinet Sfoabtnjcit bc • 



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— 127 — 



VIII. £rets güfßera-görfltt. 



259. S)ie ©rünbung toon Dolberg. 

5Dic ©egenb, too jefct (Solberg liegt, toar, fo erjäfclt man, 

einft nur 2Balb unb 9Jtoraft, too manßo&len brannte unb3agben 

abhielt. 211S nun eines £ageS bie 9to<$barn ein gro&eS Sreibjagen 

auf bie §afylrei$en SBölfe, bie gefd^rltd^en geinbe ifcrer beerben, 

aufteilten, ftürjte einer ber §unbe auf bem &iUtnbtt$i*) in eine 

$fii$e. Sin auf fein ©e^eul ^erbeietlenber 3^9 ct }°8 tyn heraus 

unb bemerf te babet, als er ft<$, üon ber Arbeit erfctfct, bur<$ einen 

füllen £runf aus bem Sßaffer laben toollte, an bem SBaffer, ba& 

fter eine ©aljqueHe aus ber (Srbe fprubele. @r benxu)rte fein 

@e$eimni&, bis ber gürft beS SanbeS tyn, ber bur<$ bie Offen« 

barung beS ©rbfegenS f$on t)on ben ©öttern begnabet toar, audj 

mit ber gretyeit begnabet fcatte, bie Quelle für ft$ unb feine greunbe 

unb SSertoanbten auSnuften ju bürfen. 6ie bauten jufammen $üts 

ten in ber 9tä$e beS ©aljbergeS unb nannten ben Ort §um ©es 

bä^tnifc, bafc einft an ber ©teile, too fu$ foäter JHrd&e unb Statfc 

&aus er&ob, bie SReiler ber Äo&lenbrenner gefötoätt Rattert/ flogen* 

berg ober (Solberg. 

Ktemann, ®ef$t<$te ber ©tobt Cotberg. @. 116. 

260. $er üerfieinerte £eu$aufen. 

Suf einem gelbe in ber (Solberger ©egenb fle$t ein ©tein, 
ber große 3le$nli$feit mit einem ^eu^aufen befifct. 3fo ben #aus 

*) 2>a« flanje Ufergebtet auf ber regten @eite ber^erfante, in besitz 
bie brei neben emonber (tegenben QneUen beflnben (wenb. seloy = fatyg). 



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— 128 — 

fcn ift eine fteinejne £arte angelehnt. ©3 wirb er^lt, baß einfl 
ein 33auer feiner üttagb befa&I, am ©onntage #eu aufammenju- 
fefeen. $ie SDtogb, bie an biefem $age jum ^eiligen 2lbenbma&l 
gelten tuotttc, bat, tyr bie Arbeit ju erlaffen, boä) tourbe ü;re SBittc 
ni$t erfüllt, ©ie ging beäfyalb aufs gelb unb mad)te ftd) and 
Sffierf. SCXd ber #eu£aufen aufgeriä)tet mar, legte fte tyre §arle 
an benfelbcn unb fpraä): „60 möä)te iä), baß bu jum ©tetn toür* 
befl !" Unb fogleiä) ging tyr Söunfa; in (Erfüllung. 

261. £>er $affon>f$e Äucfutf. 

Sßon ben 2)affotofä)en fagt man, fie Ratten ben Äutfud; barauf 
fagen fic, baß ber <£ott>anjfä)e Steuer tynen benfelben abgelauft 
£abe. $)a$u er^lt man folgenbe ©ef$i$te: 3rt Steffo» toar 
früher ein ße^rer, ber nidjt bie gefekUä)en ©tunben fcielt, unb 
bie ©emeinbe bef<$toß beS^alb, eine ©$u(u$r ju taufen. (Einige 
meinten aber, ber Se^rer toürbe bie U&r balb ruiniren, toenn bie 
©emeinbe fie laufte, unb e$ mürbe bafcer ba8 jufammengebra^te 
©elb bem Se^rer übergeben, mit ber SBetfung, felbft bie ttyr ju 
beforgen. Um fid) ju räd>n, faufte er eine ßuefudäu^r, — unb 
üon nun an fcieß e$: „$ei $affotofä)e fcemtoe be Äucfucf!" Site 
einfl ein Steuer au$ (Somanj in einem ©aftyaufe bie $affottf$en 
Säuern unauSgefefct mit biefer SRebenäart beläftigte, fcerflagten 
biefe ben (Eotoanjer, ber für feine SBeleibigung eine fernere ©träfe 
jaulen mußte. SBenn nun bie Steuern aus S)afforo nrieber bamit 
genetft tourben, fagten fie: „9tee, be (Sotuanfö Stoer $ett'n 118 
affföfft," worauf e$ bann fcieß: „$>ei 2)affotofä)e fcenrtPe leine 
Äutfutf!" 



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129 — 



262. Xauben^eim. 

(Strte in ber SBelgarber ©egenb no<$ oft befpröä)ene SßerfÖn* 
liä)fett ift bcr berüchtigte SEauben^eint @r mirb ftetä als ein 
Grjfoifcbube gefäjitbert; meber 2lä;tfamfett no<$ ©etpalt fd^äftte bor 
i&m, unb bic ftä>rften unb ftärfften 6ä;löffer fonnten ü;n nid^t 
^nbem, ftä) ju bolen, mas i&m beliebte* äfaä; bie $irä;engerät$< 
fä)aften maren öor ifym unb feinen ©efeUen, beren tyeruorragenb* 
fter ein gemiffer % e d) getoefen fein foll, nid^t fidler. (Sinft maren 
fte au$ in eine $tra)e eingebrochen, unb naa)bem fte biefelbe ge* 
plünbert Ratten, ftieg £eä) auf ben SCttar unb toerunreinigte ü)n. 
Sur ©träfe !onnte er aber ni$t mieber ^erunterfteigen, unb Sau* 
bem>im mußte u;n burä; Slnmenbung toon Sauberei befreien; boä) 
erteilte er i^m ben Scfe^l, folä>3 niä)t mieber ju tyun. 

(Sinft fam £aubenfyeim aU fein gefleibeter §err ju einem 
©eiftli<$en, ber jur 8etoad)ung feinet Jpaufe^ jmei große Letten* 
$unbe ^atte. £auben£eim mürbe freunbliä) aufgenommen. Sdtf 
feine grage, meS^alb ber $aftor jtoei fo große §unbe halte, er* 
jä^lte berfelbe, baß er 300 S^aler (Mb liegen habe, ba3 fte ihm 
bemaäjen fottten. SEaubenheim unterhielt ben Sßaftor aufä SSeffe. 
Site aber aHe3 fd)lief, fcerlteß er fein Sager unb eignete ftä) 200 
2$aler an; bann fegte er bie beiben $unbe auf ©tityle unb f$rieb 
auf ben £ifä): 

Sauben^eim ift ^ter gemefen; 

Sa$ er fä)reibt, fönnen bie $unbe lefen. 

Smei^unbert ^aler nehm td) mit, 

6in£ laß iä) ^ier 

gür b<tö fä)öne 9lad)tquartier- 

Änoop. SolWfagetu 9 



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— 130 — 

SBenn bie $olt$ei feiner au<$ ^ab^aft tourbe, fo entging et 
i^r boä) ftets toiebcr, modele er auch noa) fo ferner gefeffelt fein. 
3)can erjählt, baß er bis jum ©efängniß ben ^äfd^ern ohne 
SSiberflanb folgte, fobalb er aber feftgefefct Serben follte, h aDC er 
bie Letten abgefdjüttelt unb fei entflogen, ©inft tourbe er toieber 
f eftgenommen unb auf ben föath eines üugen 9flanneS mit brei 
Äreujfchlöffern gefeffelt. 211S er ftch nun in ber früheren 
SDBeife ttneber befreien lüoflte , gelang u)m baS nicht. @S tourben 
ihm mehrere Staubmorbe jur Saft gelegt, unb er rourbe Eingerichtet. 

263. $)er betrogene Teufel. 

3n einem SDorfe untoett Selgarb lebte ein Sauer, ber als 
bienftbaren ©etft einen Teufel befaß. 9)Zit ber &\t h^ann ihm 
aber bod) für fein ©eelenheil bange ju »erben, unb er fuchte ben 
' Teufel loS ju »erben. SDtefer »ollte batoon jeboa) nichts ttnffeu. 
(Snbltch berebete ihn ber Sauer ju einer SBette; getoönne er biefelbe, 
fo toottte er ihm für immer angehören. $>ie SBette follte bartn 
befielen, baß ber Teufel bis §utn crften §a^nenfd)rei einen ©tiefet 
mit (Mbftüäeu füllte. S)er Sauer fa}nitt nun ben guß t>om ©tie= 
fei ab unb hängte ben ©cbajt über ein gacfy in ber 6ä)eune. 35er 
Teufel fing an ju tragen, aber bie ©olbftüde fielen ftets unten 
heraus, fo baß ber Teufel bis jur gefegten grift ben ©tiefei nicht 
tjott befam. Sefct erft bemerfte er ben Setrug, aber ber Sauer 
fagte laä;enb, eS fei jefct ju fpät, er hätte bie Slugen früher auf* 
tfyun follen. $>amit nun ber Sauer t>on bem (Mbe feinen ®e* 
nrinn hätte, fcertoanbelte ber Teufel x>ox feinem 2lb$uge baS ©elb 
in einen ©teinhaufen, ber trofc aller fUcü^c nicht fortjufchaffen toar. 

264. $)te £eyenbutter. 

3n Süflftt* arbeitete in früherer fttit einmal ein ©chneiber 
bei einem Sauern. S)a bemerfte er, baß bie SauerSfrau beim 
Suttern einen rothen Sappen unter bem Sutterfaß liegen hatte 
unb baß fte fehr toiele Sutter befam; auch n> a * nur toenig 3^ 
jum 2lbbuttern nöthig getoefeu. 2)em ©chneiber gefiel bie Diele, 
fchöne Sutter, unb heimlich fdt)uitt er r»on bem rothen Sappen einen 
glecf ab unb nahm ihn mit nach §aufe. ©eine grau mußte noch 
am felben Slbenb ©ahne jufammenfuchen unb buttern, roobei fte 



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- ial - 

beft rotten f?lcct aud) unter ba3 gaf? legte. Hub jie$e, fte befamen 
eine große 2Renge SButter. Em ncu$ften borgen fam ber Aigens 
t^iimet be8 rotten gleäs unb braute ein großeä 33u$ mit itt bem 
foflte ftd; ber ©d)neiber eintreiben. $er geängfiete ©<$neiber 
ging bamit jum $aftor unb bat um Sftaty, unb biefer rtety ifyn, 
ben ©prud) einzutreiben: „$)a£ SBlut Qefu (grifft mad)t uns rein 
toott aller ©iinbe." 211$ nun ber Sauer lam, um ba$ Sud; ah 
p^olen, ba fonnte er e3 ni$t galten, fonbern mußte eä fallen 
laffen. Sitte Bauern be3 Dorfes £aben ftdj auf bie Söa^r^eit biefer 
©ef$iä)te $in unterfd)rie6en, unb toerS niä)t glauben toiS/ ber mag 
fi$ ba3 Sud) anfe^en, e£ liegt auf bem Sßati^aufe ju Selgarb. 
SHte Seute fimnen ftd) jefct noa) erinnern, baß bie Sutter ber ßütt* 
fi&er Sauern auf bem 3to!t ju Selgarb a& ßejenbutter Der* 
jc^rieen toar. 

&te töilbe 3agb bei ©tebfötö- 
(265—266). 

265. $ie ftdj öftlid) &on ©iebfom au8be§nenb£ große gorft 
tohrb als Sfletoier be3 toilben %äatxä angefe&en. @inft ging ein 
3ttann burd) ben Söalb. Sluf einmal $örte er ßunbegebett, unb 
balb fam in faufenbem (Mopp ein Leiter in 3dgertrad)t auf einem 
©Gimmel angefprengt. @ine@timme rief bem tauberer ju: „£rett 
wpx> ben 3Jlitteltoeg, benn gafcen be$unn bitoeg!" @r leitete ber 
Tarnung golge, unb bie $unbe, benen eine bläuliche ©luffc aus 
bem Slawen fa)lug, gingen an ibm worüber 

266. @in aftäbajen, mela)e3 in bem SBalbe tyr Äinb auf eine 
graufame SBeife umgebrad)t ^atte, tourbe öon bem milben Säger 
»erfolgt. -Jtod)bem er fic eine 3«t lang uim)ergejagt fyitte, fiel 
ein ©d)uß; bog TObdjen ftürjtc ju ©oben, toorauf ber toilbe 
gäger fie toor ft# über baä Sßferb iuarf unb unter ttrilbem Stufen 
batoonjagte. 

267. $er ©eebleel. 

Deftli$ öon föoggoto liegt ein ©etoftffer, toeld?e3 Seeblee! ge* 
nannt toirb. ift jcfet btö auf einen f leinen, faß jirfelrunben 
2$eil $ugetoad)fen. tiefer aber mitt fid) bem SRaturproceß in fetoer 

9* 



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— 132 — 

SBeife unterbieten. $)afür giebt man folgenbe (Srflärung: (Sin 
£err, beffen 5hitfd> mit 4 gerben befpannt War, hatte fi<$ bort 
einmal oerirrt; er geriet^ in baS ©ewäffer unb ertranf barin mit 
feinen Perben. 3lIIe 3a^re foH bie Äutfdje in ber betreffenben 
Utoäjt jum 33orfa>in fommen unb, not^bem fte eine 3«it lang um« 
hergefahren, toteber in ihr naffeS ©rab äurücflehren. 

268. ®er große Stein bei @r. X^ct)otD. 

Sei bem $)orfe Sabfoto lag früher ein großer ©tetn, bei Wels 

$em ber SBeftfcer oon ©r. 2ty$oW, ein $err oon Äleift, einmal 

mit bem Teufel ein ^ßaft gefc&loffen $at, wobei er ihm feine ©eele 

toerpfänbete. 3n einer 2BatpurgiSna<ht befä)ieb nun einmal ber 

Teufel ben $errn oon Äleift borten, tiefer aber hatte ben ab* 

gefajloffenen $aft injWifdjen bereut unb fä)icfte beS^alb ben $rebiger 

aus ©r. Stydpow, bamtt er ihn wieber befreie. 2110 ber Teufel 

ben^ßaftor erbltdte, war er fel)r erzürnt über baS Ausbleiben beä 

£errn oon $leift, unb um ftä) an ihm ju rä<hen, nahm er ftdj 

oor, ben großen Stein, bei Weldjem er mit bem ^rebtger 5ufammen= 

getroffen war, auf beS $erm oon Ileift §auS §u werfen. (Sr 

fteefte beShalb ben ©tetn in einen ©aef unb fuhr mit bemfelbeu 

burd) bie £uft über baS $orf SBurjtaff ^in. 2lber fa)on in ber 

•ftctye oon SBurjlaff l;atte ber ©atf ein £oä) befommen, unb ein 

©tü<f beS ©tetneS, Welä)eS unterwegs abgebrochen War, fiel jur 

(Srbe. 2)affelbe bepnbet ftch je|t in ber ©d)eune eines ^Bauern. 

S)aS größte ©tücf bettelt ber Teufel noa) im ©acf. 2llS er jebocl) 

in bie -Jlähe oon ©r. Sfychow fam, ^rte er bie Turmuhr jtoölf 

fä}lagen unb mußte ben ©tein fallen laffen. ©o war ber £err 

oon $leift gerettet. $er ©tein befinbet ftch auf bem neuen Ätrcfc 

hofe oon ©r. Sfychow. 2luf ber einen ©eite ergebt er ftch unge* 

fähr 5 SReter über bie @rboberfläd)e, unb wie Nachgrabungen er« 

geben fyabtn, liegt er bort noer) etwa 6 SDteter unter ber ®rbe. 

©ein Perimeter beträgt ungefähr 50 ©abritt. 2luf bem ©tein x\t 

jejjt ein ©rueifir. errietet. 

«erat. Stemme, Solföfagen iRr. 187. 

269. 3n Sutfd) lehrt ma fraure. 
&tfcig (plattb. Sutfä)) liegt an einem ©ee unb i(t ein fog. 



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— 133 — 

33ubbs(§;nbe, b. bie ©trafje fityrt bis an beit See unb $ört bann 
auf. Äommt nun ein grember ins £)orf unb geräty bis an ben 
See, fo mu§ er „frauben" (= erraten), too ber 2Beg toeitcr ge$t; 
natürli^ muß er umfe^ren. 9ftan fagt in Sufeig aber, er müffe 
unter bem großen Stubben binbur$, ber im See liege, bann 
fyibe er f rauben gelernt. (Sin fol$er (Stubben ifl in 2öirl* 
lüfcfeit nid&t oor&anben. 

SBertoünfdjte Steine bei #o$entoarbiit. 

(270—371). 

270. 2luf bem gelbe beS ©uteS §ofyentoarbin fie&t man üon 
ber (S&auffee aus brei Steine, jtoei größere unb einen fletneren, 
an bie fid& folgenbe Sage fnüpft: $\oü ®d&äferfne$te hüteten $ier 
tyre beerben. Um fi$ bie 3ett ju vertreiben, toarfen fie ü)ren 
ßäfe auf ber Gsrbe untrer unb fugten u)n gegenfeitig ju er^af^en. 
3ur Strafe bafür tourben fie in Steine üertoanbelt ©er Heinere 
Stein ift ber ebenfalls fcertuanbelte #unb beS einen S<$äferfne<$teS, 
ber bem Spiel jugefe&en &atte. 

271. SRad^ anberer (Srjä&lung finb bie Steine, bie biegorm 
Don gefüllten ßartoffelfääen baben, brei oerroünfcbte Sttüflergefellen. 
Einmal b^ben fie foHen ju SBaujtoeden üertoenbet »erben; man 
braute fie fort, aber am anbern borgen ftanben fie nrieber an 
ber alten ©teile unb waren nid&t me^r fortjufd&affen. So fte^en 
fie no<$ ba unb Marren auf (Srlöfung. 

272. $8ertoünf$teS Sd&lofi bei Spoljin. 

Ungefähr eine SBiertelmeile üon Spoljin, in ber ftäbtifd&en gorft, 
befinbet fi<$ ein SBurgwaH, auf bem Dor3eiten eine$8urg geftanben 
tyat. £ier erfd&eint ber Sage na<§ alle 100 3a§re am 2Wtttag beS 
So^anniStageS eine fcertoünfd&te ^ringeffin in ©eftalt einer Äu& 
unb §arrt auf ßrlöfung. 2öer bie $ub jur redeten 3eit trifft, fie 
umarmt unb baS richtige Saubertoort fpridjjt, fyd bie Sßrinjeffin 
erlöft. 

SRitgetyritt Don $rn. Äaufmann «Wtetarbt in $oljin. 



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273. »eftraftet SKeincib. 

Stüif^cn bcm S8eft|jer toon Stebel unb ber ©emeinbe $Reu* 
©anäfoto braä) einmal ein ©renjftreit aus. $er SBefifeer Don 9tebel 
berief ft<$ auf ba8 3 eu 9 n i& c ™e8 ß^en Cannes, ber toorgab, bie 
©renje genau ju lennen; boä) toax berfelbe toon bem Sftebeler #erm 
iiberrebet toorben, fo au$8ufagen unb au<$ fo ju fä)tt)ören. 9dd 
nun bie ©aa)e an Ort unb ©teile unterfuä)t toerben foHtc, $atte 
fu$ ber 3^ge bie ©riefeln $atb mit fftebeler ®rbe ausgefüllt, bann 
fMte er auf $Reu*©anSfon)fä)ett ©runb unb ©oben unb fagte, 
et ftetye auf Wiebeler Grrbe, ba£ tonne er befa)toören. $)ie 9leus 
©anSfotoer verloren baburä) ein ganjeS ©tüd Sanb. $fta$ fur^er 
Seit ftarb ber 2Jtann unb pr ©träfe für feinen 3Keineib fritte er 
im ©rabe feine 9tu$e; auf ber ©teile, too er falfa; gefroren, 
mufj er jebe 3faa)t utmpertoanbeln unb ben SBegtoeifer umtoerfen, 
ber bort, too ber 9ku5©an3fon>fa)e Don bem SBege naä; 3ud>n 
fiä) abjtoeigt, aufgeteilt ift 



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135 — 



274. $>er SBeinberg bei SReufietttn. 

33ei ERcuflcttin ift ein 6anbberg, ber SSeinberg genannt, ©er 
foH in alten Seiten f o f rudjtbar geroefen fein, baß man Steingärten 
pflanzte, bis bort eine graufige Slutttyat gefd;a&. ®a ift er benn 
ganj fceröbet. -Woä) ^cute ttrirb an ber 6teHe aUjä&rlid) in ber 
3o$anni3nad)t ber %$au in Sötut üertoanbelt, aud) ge^en bie . 
©eifter ber •äJUffetfyäter am SBetnberg um bei £ag unb 3?ad)t, unb 
e$ leben Diele ßeute, bie fie gefetyen fabelt. 

275. S)a3 toerroünfd^te 6d)lof$ auf bem 3Jlönd)Sberg. 

2luf bem fog. 9ttönd)äberge bei üDtorientfyron fott ein 6d)loß 
geftanben $aben, toetd&eS fpäter &ertt)ünfd)t roorben ift. 2lm gujüe 
beS 93erge3 fließt ein SBad), über ben eine SBrüde fiu)rt. 2ln bem 
Serge ging einft ein ©olbat vorbei. 21(3 er ju ber Srüäe fam, 
erbtidte er auf einmal eine grauengeftallt, toeld)e ü;m er^lte, 
baß in bem Serge ein @$loß t?ertt)ünfd}t fei, unb fie fei gefommen, 
baffelbe ju erlöfen. Qn *> c w 8®*$* foHe er fie über bie Srüde 
tragen, fid) jebod) tt)ä&renb ber $eit nid)t umfetyen. 2H3 er aber 
auf bie ÜRitte ber Srüde gefommen toar, riß ü)m ein Söinbftoß 
bteHMfce meg. 3)a fa$ er ftd) um, bie grau fcerfd;tt>anb unb er 
öema^m nur nod; bie SBorte: „Sefct muß bag @d)toß nod) öiele 
Safjre öertoünföt bleiben; e3 wirb aber auf bem Serge eine ßinbe 
toaä)fen, au$ ü)rem £ol§ ttrirb eine Söiege gemad)t »erben, unb 
bas erfte Äinb, roel$e3 in biefe SBiege gelegt wirb, wirb ba$ ©d;loß 
einft erlöfen." 



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— 136 — 

276. Älofter 2Äartenthron. 

Jefcige ©ut SMarienthron am fübltchen <£nbe be$ (Streif 
feeä war ehemals ein ßlofter, Welches im Sahre 1356 gegrünbet 
Würbe. @3 ^attc biet reiche £ufen unb fette Seiben, baju ba$ 
SBilb im ßlofterwalb unb bie gtfd)e im 6ee. $aher bauten benn 
btc 2Wim<he nur an SQBotylleben; fie afjen unb iranfen oom 
SBeften unb öergafeen 2foes£äuten unb ©ingen. 2)afür 'aber be* 
ftrafte fic ©Ott. SDenn bog Söaffer beS 6ee3, ba3 big bahin ruhig 
ju ben güfcen ber Äirche gefpielt platte, braufte in einer iflafyt auf 
unb umfpülte enblich gar bie ganje ßirche, ba& fie Wie auf einer 
3nfel ftonb. Einige aber Ratten es noä) ihren (Spott unb fagten 
in freülem Seichtfinn, baß bie $ir$e ein Sab nehmen Wolle. ©a$ 
SBaffer aber ftieg immer ^ö^er, währenb bie beiben ©loden bie 
fiüfte mit feierlichen £önen erfüllten. S)a toollte man nod) Wenig* 
fienS bie ©loden retten. 5£)ic geföidteften unb ftärfften gif$er 
aus ber Umgegenb Würben herbeigeholt 211*8 nur nod) bie £h urms 
fpt§e herüortauchte, ba ^örtc man, wie bie ©loden in ber £iefe einen 
SBettgefang anftimmten. £>ie eine fang mit voller, tiefer 6timme: 

©ufanne, fumm mit to Sanne, 
©ufanne, fumm mit to Sanne! 
$ie anbere antwortete mit ftlberheHer ©timme; 

©rete, ma immer beepe, 

©rete, ma immer beepe! 
£)en gtfehern gelang eS au<h, £aue in bie £iefe ju fenfen unb fie 
um bie ©lode ju Clingen ; allmählich lamen btefe immer tytfytx 
unb fchon tauchte bie Ärone ber einen aus bem SBaffer tyrüox. 
Stirn war ba aber unter ben gifchern ein ruchlofer 3flenfch, eüi 
arger glucher unb Betrüger, bem Würbe baS Stehen am £au jehn* 
mal fehlerer als ben anbern, »eil bie ©loden fia) toon fo ruifc 
lofen £anben nicht wollten jiehen laffen. (£r bot alle feine Jfträfte 
auf, um nicht felbft fcon ber ©lode hinabgehen ju Werben, aber 
mit ber fyit tourbe eS ihm boch ju fauer, unb er ftiefj einen ge* 
Wältigen gluch aus, 3n bemfelben Slugenbltde aber fanden bie 
©loden in bie Siefe unb riffen ben glucher mit hinab. — $ie 
©loden aber läuten feitbem ju Marien unb SQSeihnachten no$ aus 
ber $tefe beS ©tretjigfeeS (etauS. 

S)a« liebe ^ommcrlanb I. @. 167 ff. 



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— 137 — 

277. 2>et 6ior$. 

6ol$e SSögeC barf man ja ntdjjt fd&äbtgen; bcnn oiele bon ü)nen 
finb in Slegppten, wo&in fic alle Safcre wanbern, 2Jtenf$en unb $aben 
tounberbare Äräfte. $)a$ fcat cinft ein Sauer erfahren, toon bem 
man in ^erfanjig erjctylt. $)er &atte auf feinem ©d&eunenbac&e 
ein 6torä)neft, unb Weil ber eine Sögel fi<$ einmal ben glügel 
gebrochen $atte, na&m tyn ber Sauer in£ §atö unb pflegte i§n, 
bis er im £erbft wieber wanbern tonnte. S)e3 Sauern grau unb 
£o<$ter waren aber jwei red&te Ärafcbürften, bie gönnten bem ©tordjj 
nid&t ba$ gutter, fonbern ftießen u)n fcerum unb fd&altcn auf ben 
3Jtonn, bem Jie au$ fonft ba3 Seben fauer matten. $a$ nä$fte 
3a$r fam ber ©tor# nid&t lieber. 2U3 fd&on lange 3eit toergan* 
gen unb bie grau uidjt mc^r am Seben War, fam eine große 
§unger3not& in ba$ £anb, [o baß weit unb breit lein ©aatfom 
$u befommen war. 2)er Sauer aber, ber ein reifer 3Jtonn War, 
madjjte ft<$ auf bie Steife, um $orn ju tyoten, unb ging jule^t §u 
6djnff nad) 2)änemarf. @r würbe aber oom ©turnt oerfd&lagen, 
fleriet^ in große ©efafcr unb warb enbliä) friegSgefangen ua$ 
afrifa gebraut. £)a wäre er wo&l gar umgefommen, Wenn nid&t 
ein feiner &err fid& feiner angenommen fcätte. <5r trug ben 2lrm 
in einer feibenen Sinbe unb fa& fe&r blaß aus, fonft aber war fein 
gefyl an #ra ju fe&en. Qx fanb ben Sauer elenb auf ber ©traße, 
grüßte i&n wie einen alten Sefannten, natym tyn mit ft<$ in ein 
©aft^auS unb pflegte unb erquitfte ü)n. ®er Sauer Wunberte \iä), 
baß er u)n fannte, unb fragte au$ julefct barna$. $)a fagte ber 
grembe, baß er i&m einfi fciel ©uteS getyan fcabe, unb ber Sauer 
mo$te nun nid&t weiter fragen. „SKafen 3ug gru un £)o$ter 
3i benn nodjj batSäwen fo fuer?" fagte ber §err, unb ber Sauer 
erjagte, baß feine grau tobt fei. „S)e ®o<$ter no<$ unoerfrigt; 
awer aS be leiw ©ott Witt." £)er grembe braute tyn nun auf 
ein ©<$tff unb fd)enfte ü)m beim 2lbfd)ieb ein rotyfeibeneä Sanb, 
ba3 foUte er an ben üütaft binben unb §u #aufe feiner £o<$ter 
fd&enfen, ba fte fidfj ja fo gern pufce. $)a3* Sötmpei braute bem 
Sauer [guten 2Binb, fo baß er o$ne Unfall unb UmWeg Wieber 
na<$ Bommern fam. Site aber feine Softer ba3 Sanb um ben 
§al3 legte, warb e3 jurglamme unb oerbrannte fte ganj unb gar. 



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278. $er 2Bed?f elbalg. 

23Cuf einem Slbbau bei ^erfanjig lebten fromme unb fleißige 
^Bauersleute, bie toaren in gutem Söotylftanbe, fyatttn aber leine 
tfinber. (£nblid& befamen fte ein fleineS 9Häbä>n ; baS »urbeaber 
balb na<$ feiner ©eburt abföredenb tyäfjltdb, lernte aud& roebet 
gefyen noefy fpre<$en, toarb aber gro§ unb bief, befonberS fein Äopf , 
unb afj unb tranf für bret, ja jule&t lonnte es niemanb me^r fatt 
friegen. $)a$u toerbarb unb bef$mufcte es alles unb jeigte fid) 
gegen jebermann böfe unb fiörrig, fo bafe SSater unb 5Öhitter oft 
hittm tränen toeinten. Utur gegen einen ßneä?t mar es jutrau* 
lid&er, ber tym benn au$ fe&r freunblia) begegnete unb oft ettoaä 
toom gelbe mitbra<$te. ©inmal fam er mit einem guber £eu ge* 
fahren unb fanb baS ©d&eunentbor gu; ba fagte er ju bem Keinen 
3)iäb$en, ba£ in ber ©onne lag : „3a, toenu bu mi ma upmaf en 
fünnft!" Sluf einmal fing baS $)ing an ju fpred&en unb fagte: 
„3df fitott bat gauber toott ganj allein rinne bringen", ftanb 
auf unb öffnete baS Styor. S)a nun ber ßnedjt fetyr erf<$rocfen 
toar, fpra<$ es weiter: „$ör 3)u, icf mein bat gaut mit®i, boa* 
rüm toitt idE $i't feggen, atoer S)u börtoft bat feinen 9Kinf$en 
feggen, füg geit't SDi an't ßdmen. Slif ®u biet nid; länger. SDenn 
id &ör md& upp ben £of ; id bin en ttnnerirbfä)fen un blieto fcier 
fo lang un frät, bet be S3uerfru er ©löiel toerfett un fi(f Pon be 
ÜRatoerfä) en ©$öttel 6olt borgen möt." 

$)er Äned)t fear aber treu unb rebli<$. @r toartete nur fa 
lange, btö ber Sauer unb feine grau com gelbe famen. S)ann 
ftedte er bie §arfe aufredet in bie ©<$eunentenne unb fagte : „$arf, 
£arf! 3d£ börto bat feinen 3ftinfä;en feggen, atoer bi, £arf, toitt 
id 't verteilen", unb nun erjagte er alles, roaS baS JUnb ü)m ge* 
fagt $atte. $)ie SBauerfrau aber, bie baS työrte, lief fofort ins 
$)orf, üerfefcte i^re ©d&lüffet beim 3ubcn unb borgte ftd& üon einer 
3to<$baritt eine ©Rüffel ©alj. 2US fie nrieber na<$ £aufe fam, 
toar baS Äinb toerfd&tounben. 

279. §ad upp! 

3toif<$en Sßerfanjig unb ßlmgbeä ge§t ber 2Beg bur<$ eine 
enge ©djjlud&t. $)a ge$t ein ©efpenft um, baS niemanb fe^en lann. 
2öer aber fpät Sibenbs Pon ber ©tobt fommt, bem $ängt es fidj 



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— 139 — 

-plöfclid) auf bcrt Ahlden unb fagt: „£ad upp! $ann wirb e3 
fa)werer unb fdjwerer, unb ber 5Äenf<$ fann tym Weber entlaufen, 
no<$ e$ abf<$ütteln, fonbern muß e3 tragen, bis er ni$t weiter 
fann. Slud) lann er fiä) nur befreien, wenn er toerfpri<$t, ba£ 
©efangbu<$3lieb ju lernen, Wel<$e3 ba3©efpenft i$m mit ber 
Staimer bejeid&net. $ie8ßieb muß er bannfobalb atemöglid) an 
ber stelle beten, Wo baS ©efoenft tym auftaue, unb fo §u feiner 
(Srlöfung tmtwirfen. 

280. $>ie £e?e ju ßlingbed. 

@in ©$äfer weibete feine #eetbe in ber SRcfye be3 großen, 
jefct jerftörten pnengrabeS bei Sßerfangig. (Sr lieg bie ©<$afe in 
bog (betreibe ge^en, tueld^eS einer £eye in ßlingbed gehörte. ©te 
fam baju unb ftettte ben ©ä)äfer barüber jur 9tebe. SHefer gab 
eine grobe Slntwort, loorauf bie ßeye tyn unb feine ganje £eerbe 
jur ©träfe in ©teine fcerwanbelte. 2)er §o^e, große ©tein bejei<$* 
«et ben ©<$äfer, ber Heine, fä)wäräUdje baneben ben #unb, alle 
großen ©teine finb bie ©<$afe unb bie Keinen bie Sämmer. ®er 
fußgroße (Jinbrud auf bem anbem flauen ©teine neben bem ©<$äfer 
ift babur^ entftanben, baß biefer, wie er mit ber§ejeft>ra& mit 
einem guß auf biefem ©teine ftanb. $)er £unb als ber am toc 
nigften ©$ulbtge — er mar nur Wenige ©abritte Dom SBege ab? 
gegangen — genießt baS 33orre<$t, baß er in jeber 9to<$t, fobalb 
ber tQcfyn frä&t, als £unb lebenbig wirb, ftd) einmal im Greife 
na<$ feinem ©<$wanj $erumbre$t unb bann wieber ju ©tein Wirb. 
3n ber 3Korgenbämmerung $ört man tyn nod> jefct oft furj auf* 
bellen. 

©gl. ffafisri, ©eföretbung ber baterlänbtföen SUtert&fimer im teuftet* 
traer unb ©($lo$<rocr Sretfe, ©. 75. 

281. 5Der ©lodenberg. 
2)er ©lodenberg jwifd^en ^erfanjig unb Sftabbafc fott batyer 
feinen -Kamen fcaben, baß in i&m eine ©lode öetfuufen ift ®ie 
fcört man aber nur feiten. 

28?. $ie ©eifter im 2Banbfpinb. 
3n Stobbai lebte uoefc »or $wölf Sauren ein 3Rann, ber *er* 



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— 140 — 

ftonb fi$ auf bie $eyenfunft @r fonnte ©eifter rufen, toel<$e 
tym fegen unb geuer anmachen unb bie ©tiefein pugen mußten. 
SBenn fie aber tyren $>ienft getrau Ratten, bannte er fic in ba& 
Söanbfpinb. 2113 er einmal fortgegangen fear, moUte fein ©o&n, 
ber tyn babei belauft fcatte, bie ©eifter au$ für fi<$ arbeiten 
Iaffen. @r f$lo& bie £$ür ab unb rief ba3 3aubertoort. 3)ie 
(Seifter erf dienen. 2ß3 aber Seute an bie Xtyix flopften, wollte 
er bie ©eifter in ba$ ©pinb treiben. S)a merfte er, ba§ er ba3 
Söort baju nid^t toufjte. ®r berf udjte bieä unb ba3, aber bie ©elfter, 
bie nun erfannten, ba& er feine Wlaty über fie (Kitte, brauten i^n 
um, fuhren bann fcinauS unb famen aud> auf ben. 3luf beä Sitten 
nid&t me&r toieber. * 

283. $er 93urgtt>erber am föabbafcfee. 

Huf ber öftli<$eu @eite be3 SftabbafcfeeS liegt, üom ©ee unb 
Siefen umgrenjt, einS3urgtoerber; bie Siefen ftanben früher unter 
SBaffer, unb e$ ttakn nur bie $ämme fceroor, toeld&e ben SBerber 
tyeilS umgaben, tyeils mit bem feften Sanbe oerbanben. 2luf bie* 
fem SBurgtoerber tyat ber ©age nadfj ein 9toubf<$lofj geftanben A 
toeld&tö bur$ einen unterirbifd&en ©ang, ber unter bem See ^uu 
ging, mit bem $)orfe Sftabbafc in SSerbinbung ftanb. 

©alt. ©tubten 25, 6. 36. 

284. £)ie ©lodfen toon 2Sur$oh>. 

3n 2öurd&oto toaren fo fd&öne ©locfen, baß alle *fta$barbörfer 
neibif<§ toaren, unb bie 2Bur<$omer Sauern toaren um fo ftoljet 
barauf. $a famen einmal in ber 9to$t bie ©affenburger, fta^lcn 
bie ©lodfen unb führten fie in einem Äa&n über ben »ird&otofee. 
2113 baä gegen ben 9Jtorgen rudpbar toarb, jagten bie Sßurd&otoer 
ifynen mit mehreren Ääfynen nad&, polten fie ein unb fperrten i^neu 
ben 2öeg. 3)ie ©affenburger aber tooßten bie ©lodfen ni<$t &erau3« 
geben ; fie »ehrten fid^, unb e3 entftanb ein großer ©treit darüber 
towrbe feiner getoa^r, bafe ein fd&toereS Sßetter ^eraufeog, unb toie 
ba nun um ber ©lodfen toißen $lut flog, fu$r ber Slifc $toif$en 
tynen nieber, ba& fie alle, fammt ben ©lodfen, oerfanfen. S)ie 
©locfen aber §ört man nodfr jefct in ber 3o$anni3uad&t. 



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- 141 - 

Steine bei Söurdjoro. 
(285—286). 

285. $ei 2Bur<$ott) finbet man an einer ©teile einen großen ttnb 
mehrere fletne ©teilte jufammen. S)te3 füllen ber (Sage nadj ein 
öerftetnerter £irt unb feine ©äjtoeine fein; ber große ©tein ifl ber 
§irt, bie Meinen finb bie ©djtoetne. 2Ran nennt biefe ©tein« 
gruppe ben ,,©a;toinatt>er", ttrie ein 33ütoroer ©emmarift mir 
mitteilte. 

286. S)ie Salt, ©tubien 1846, $eft I. 6. 88 berieten: M$t 
toeit toon bet 2Beftfette beS SBird&otofeeS im gorfte bei 2Sur$on> 
liegt ettoa 80 bis 100 ©c&rttte jnr SRedjten beS SBegeS üon $orft 
unb ©rumSborf auf einer mäßigen £ö> unter ^ofcen @id)en ein 
©teinfelb auffallenber SXrt. (Sin ©ranitblotf toon ■iÖtonnS&ö&e, unten 
bief, na<$ oben aHmä^Itd) jugefpifct, mit bem Sfteißel bearbeitet, 
ftel;t aufredet in ber 3JMtte, Daneben ein fleiner toon ä^nlid^er ©e* 
ftalt, um beibe ber mehrere Sagen größerer unb Reinerer ©teine, 
£unberte an ber Qaf)l f länglid) runb. 2lu<# fte ^aben ü)re gorm 
unter bem Geißel ober ber^paue erhalten; nia)t weniger jeigt bie 
regelmäßige 2lnorbnung beS ©anjen, ja bie Sage jebeä einzelnen 
©teineä, baß 3ttenfa>n&änbe ü)m btefe ©tellung gegeben. 2lm guße 
be$ f djrägen 2lbf)ange3, etwa 80 ©abritte oon ben ©teinen entfernt, 
rinnt in ber £tefe ein fleiner 53aa?, ber aus bem Üßalbe fommt 
unb in ben SBurdjotoer ©ee fließt $)te ©age erfennt in bem 
©teinfelbe bie toerftetnerte £eerbe eines ©<$äfer8, roeld)er am ©onn« 
tage fefc geflutt unb gelogen unb feine Süge mit ber ©tHärung 
befräftigt ^abe, er wolle jum ©tein werben, wenn, was er fage, 
ni$t wa^r fei. S)ie beiben aufgerichteten ©teine foHen er felbft 
unb fein^unb fein; feine #eerbe ift fe^r ja^lreid) unb bebedtben 
Stamm t>on einigen üütorgen. 

287. ©pufenber 2)old) in 83alfan$. 

3n Walfang führte t>or Dielen SaWunberten ein 9taubrittet 
t>on ©lafenaw fein wüfteS Seben. ©r $atte ffö aus einem na^en 
Softer eine ftonne geraubt, bie er jur Gfyt mit fid) fingen 
wollte; bodj ermorbete er fie, ba fie fiä) nia)t baju entfä)ließen 
fonnte, unb »ermauerte ben Seia)nam. 3n c wem 3immer be$ 



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— 142 — 



alten <Sä)loffc3 jeigte man eine kirnte, in ber baS Slut bei ge* 
morbeteu Spönne gefloffen unb beffen ©put trofc toieberholten Sin* 
ftretdjenS ni^t $u oernrifchen toar. SSor je§t ettoa 30 Sauren tourbe 
an ©teile beS alten ©äjloffeS ein neues aufgebaut Sei bem 2fl>* 
bruä) fanb man unter mannen alterthümlühen Söaffen einen großen 
SDola) unb tief in ber 3ttauer in einer SRiföe ein ©felett. Unb 
toie man ba£ ©felett für ba£ ber ermorbeten 9tonne hielt, f o nahm 
man aua) ben S)oId) als $zu§tn jener fagenhaften Unthat, um fo 
met)r, als fcorhanbener 9toft auf bie ehemaligen 33lutfpuren $u 
beuten fcfyien. $>ie gefunbenen Söaffen h at ber bamalige öeft^er 
in einem feften ®artenbäuSä)en ju einer Sammlung bereinigt. 
(5^e fie jebod) bahin überführt ttmrben, toaren fie in ein 3^^^ 
beS neuen $aufeS gebraa)t toorben, au$ ber ermahnte $)ol$. 3n 
ber folgenben 9taä)t nun erhob fid) ein Särmen unb £oben, ate 
toenn alle genfter im £aufe jerbräd&en unb flirrenb jufammens 
fälligen. Sitte ©d)läfer ttmrben toaä) unb liefen jufammen, als 
man aber naä)fah, fanb man alle genfter gefchloffen unb unüerfehrt 
@S entfianb beSt)alb in ber golge bie Siebe, eS fei baS gefthefyen, 
toeil ber mit bem glu$e ber 9Jlorbthat behaftete $)ofch aus feiner 
9tuhe gefd)eud)t unb hinüber in baS neu tvbaxdt #auS gebraut 
toorben fei. 

aRttgetyeUt »ort $rn. £rci<$el. 

288. Ȋrroalbe. 

SBärtüalbe ift tüa^rfd)einlia) in einem großen Söalbe, in bem 
fiefy ehemals üiele 93ären aufhielten, erbaut toorben unb ^tba^er 
tarnen unb 2Bappen erhalten, ©inige aber n>otlen behaupten, baß 
es Don einem SBernb oon SBolbe, toel$er vornehmlich viel 
jur 2lu$rottung ber $5ären unb Urbarmachung biefer ©egenb bei- 
getragen, feinen tarnen erhalten habe unb bur<h eine Slbfürjuncj 
SBertoolbe, fpäter Särroalbe genannt toorben fei. 

2öutftracf ( Schreibung ©oti SSox» uub £>tnter£ommern, @. 640. 

SDer Surgtoall im SSeltotofee. 
(289—290). 

289. Qn ben SBeltotofee hinein erfltreeft ft<h eine Sanbjunge/ 
auf beren ©pifce fiä) ein ettoa 30 gufj ^o^er, fietter §ügel erhebt. 



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— 143 — 

ein 93urgtoau\ 3m 3nnern beffclben ftnb brci jiemlid; große £öd)er 
ausgegraben. @3 wirb erjagt, bafj üor längerer Qtit b^i Sdjafc* 
gräber, otyne $u fpred&en, in ber 9fad)t gruben, Sie trafen ben 
Sd)afe audj, aber ber Teufel, melier benfelben betoad)te, fud)te fie 
pm (sprechen ober bod) jum 2lu$ftofeen eines &wte$ gu belegen. 
60 tarn eine 3flau3 toorbet, tt)ela> ein großeä guber £eu jog — 
aber bie Sd;afegräber blieben friß. 9lun befanb fia? unter tynen 
ein Sd)äfer mit rotten paaren, unb ber Teufel fd)rie mit einem 
3Me: „®en Stötten muß id) tyaben!" S)a erfa)raf ber Sd)äfer 
unb rief: „3JU ni (mia) nid)t)!" Sogleid) toar ber Sd)a& Der* 
fdpnmnben. 

©alt etubten 25, @. 33 f. 

290. $lati) einer anbern (Srjctylung tyat auf bem ermähnten 
£ügel einft eine 33urg geftanben. SDort&in fommen nod) jefct in 
jeber 3of>amüSnaa;t brei Jungfrauen über ben See gefdjtoom* 
men unb fingen rounberfa;ön. 3öer fte aber belauften toill, 
föläft allemal gegen TOternadjt ein, toäre er aud) nod) fo toaä)- 
fam, unb tyört "Dann nur im £raum ein leife$ Clingen. 

291. $)er SBudjmall im $ämmerfee. 

3n bem Äämmerfee liegt, V* SJictlc toeftlid^ Don Sfanfofo, ber 
$u$h)att, ber aus einer £albinfel unb einer fianbjunge t»on ganj 
eigentümlicher gorm befteljt unb füblidj mit bem feften fianbe 
bura; eine fd)male, niebrige Sanbjunge toerbunben ift. ®er 93urg* 
toall liegt auf ber eigentlia>en £albin)el auf einem ettt>a 60 gu§ 
£ol)en, eirunben §ügel toon 280 Schritt Sänge. £)ie Sanbjunge, 
tt)eld)e fid) oon ber norböftlid;cn Seite beä $ügel3 in öftlid)er 9tid)s 
tung erftreeft, ift niebrig; auf ü)rem@inbe liegen §tt)ei 30 guß ^ol;e 
unb 50 «Stritt lange Qucrtodöe, toela)e 40 Sd&ritt t>on einanber 
entfernt finb unb mit beiben (£nbcn bis an ben See reiben. 5luf 
bem ermähnten £ügel, fo hrirb erjctytt, &at einft eine Söurg ge* 
jtonben, unb jttrifa>n ben beiben Duertoällen foUen fia; bie Stal* 
lungen für bie *Pferbe ber SBurgbetoofcner befunben §aben. 2lu<$ 
führte toon tyier eine eiferne ßettenbrüäe nad; bem erma 150 Sdpritt 
entfernten nörblidjen Ufer bc3See£; einen £f;eil ber ftarfen, eifere 
neu ßette, tt)ela;e ju ber ©rüde gehörte, foll ber Urgrojfaater eines 



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— 144 — 

tti zjtacioiD roormenoen tfiiqjer* gcninoen paoen, oer größere xt;eu 
aber liegt no<$ &eute auf bcm ®runbe b«S 6eeS unb ift bei ru$u 
gern Söetter $u fefcn. 2lud; foH auf bem £ugel ein großer Gd)a£ 
vergraben fein. 

©alt Labien 25, 0. 41. 

292. Schloß bei S)ra$etm. 

Sei £ra$eim, jttrif<$en ben «Seen ©areben unb Shrajig, be* 
fmbet ft<$ auf einer 8iu)öfc eine Burgruine. 2)ori fotten noa) 
gro&e 6$ä> liegen, bie auf ©rlöfung »arten. 

293. 3Jlenfd)li<$e $aut in ber ßir$e oon ©a$renbuf<$. 

S)aS ©ut 23a&renbufä) gehört feit alten Qtittn ber gamilie 
tton £erjberg. 2(13 irgenb ein 2leltert>ater beS 93eftfcerS ftarb, gab 
er bie 33eftimmung, bafj feine Seiche brei Sage unb 9tä$te im 
offenen ©arge in ber Äir$e auSgeftellt toerben unb fein dienet 
Sodann baneben 28a<$e galten foUte. 2)erfelbe übernimmt gern 
bie 2öaä)e bei feinem tterftorbenen $errn unb fölägt jur mehreren 
©iä)ertyeit mit feinem Äreujbegen einen ßreis um ben ©arg. 2lEeS 
ging au$ gut/ als bis in ber britten 9tod)t 3^ berfetben {am 
ber Teufel unb mottte bie £ei$e £abeu. £)a itym bieg öom ge* 
treuen Sodann öermetyrt hurt), fymbelt er fä;lie&li<$ um bereu £aut 
fo lange, bis ber £>tencr eS erlaubt. glugS ge&t ber teufet an 
fein 28er! unb faum ift er bamit fertig, als ber Liener mit feinem 
Äreujbegen unter freujtoeifen Rieben in bie Suft Teufel, §aut, 
£eid)e unb ©arg umgebt, fo ba6 ber Teufel nun feine 3Jtoä)t me$r 
$atte. 3)ie Qaut aber nmr Dom Äörper getrennt unb mürbe, mä$* 
renb ber testete jur ©rbe beftattet tourbe, jum ©ebäcfjnifj in ber 
bortigen $tr$e hinter bem Slltare aufgehängt, n>o fte lange 3a§xe 
$inbur<# ju fe^en toar. 3 C # ^ber ift fie fortgenommen. 

$r. Xreic^ct in ber 3citjcfyr. bc« ^ifior. Serem« für ben «eöierungftej. 
2ftarienn>erbef. 

294. $er Surgtoall bei ßümjow. 

Sluf bem SurgtoaH bei Sürnjoto, einem Don fumjpfigeu Söiefen 
umgebenen, flauen #ügel, fott früher ein 9taubf<$lo& geftanben 
laben, in weld)em SRäuber Rauften, bie öon bem ©d&tofj bis auf 



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— 145 — 

bie bort üoriibergefyenbe £anbelsffraße toon Berlin na$ 9Jtos!au 
eine Seine gebogen unb biefelbe fo fünfttta) angebraä)t Ratten, baß 
fie üon ben mit Söaaren fommenben äaufleuten berührt werben 
mußte; batoon läutete eine ©locfe im ©ä)loß, unb bie fH&uber, 
t>on bem £eranna&en ber ßaufleute benaä;ria)rigt, überfielen bte* 
felben unb plünberten fie aus. 

©alt. @mbten 25, ©. 45. 

295. 2)er §o$le ©tein. 

Steiften Sfleuftettm unb Stanjig, fo er$ä#te ein SBauer aus 
Ulriä)Sfelbe bei 6tolp, befinbet ftä) irgenbtoo (ben Drt fonnte er 
ntdjt angeben) ein großer Stein, ber in ber ÜUMtte auSge&ö&lt ifi. 
2>iefe £ö&lung ifi ftetS mit ©affer angefüllt. Schöpft man baffelbe 
aus unb reibt bie £itylung mit einem SCud) troden, fo füllt fie 
fia) allmä&liä) toon Beuern bis jum SRanbe, aber nie läuft baS SBaf* 
fer über. Sei einem SDtonitoer &at ber SBauer baS felbft auSpro* 
birt unb fiä) toon ber Söa^r^cit überzeugt. 



— ~ 



An 00p. BoßfifaciCT. 10 



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XI. <£rm £djfoef6ettt. 



296. ©er üftame oon ©<$ioelbein. 

S)ie ©tabt ©ä)toelbcin fott ba^er tyrcn tarnen fabelt, bafc 
bcr erjte Anfänger berfelben einen ©<§önbeit3febler am Sein gehabt 
^aben foH. 2lu<$ giebt e«3 in ©<$toelbein feine graben, fonbern 
nur fd^iefc ©tragen, ba3 alte ©d&lo& ift ebenfalls f$ief, unb ben 
Käufern unb £öfen toirb berfclbe Sornmrf gemad&t. 

©<$mibt ( ©ebeutung ber pomm. ©täbtenatnen. 

297. 2)te ©<$la$t auf ber £angenfc$en §eibe. 
2tm 15. Suti 1469 fanb auf ber 2angenf<$en $etbe, $ttrifd?en 
6$lage unb 3^ cnc ff/ €mc offene gelbfd&ladjt jnrifa^en ben <B(fywtU 
beinern unb Seigarbern ftatt. 2)ie Selgarber tourben befiegt, 300 
nmrben getöbtet, 100 gefangen, 1 gatyne unb 50 SBagen toott Rxk%& 
gerate na<$ ©<§toelbein gebraut. SDic befangenen tourben in einen 
alten 2Bartttyurm geworfen, ber in ber Stiftung na$ SBelaarb au& 
flaute unb ben man „Äie! in Bommern" nannte. Siele ftarben 
bort .ftungerS. — ÜKo$ je|t (1847) befmbet fi<$ im ©teint^or ju 
©d&toelbem ein großer eiferner Sling, oon bem bie ©age 
behauptet, ba& ber SBelgarber S3ürgermeifter einen Dä)fen, auf bem 
er geritten, bamit gelenft babe, unb ber na<$ feiner 9Ueberlage als 
©iegeSjet^en §m aufgehängt fei. 2lu<§ foHen bie SBelgarber fpater* 
$in öon biefer SBegebenbeit „53lenbltnge" genannt toorben fein. — 
2)ie gütigen Selgarber fd&reiben fid& ebenfalls ben©ieg ju; ja jte 
pflegten fogar einen rief igen ©teigbügel, ber unter bem (Site* 
liner $$or in S3elgarb £ing, als 3ei<$en be$ ©iegeS mit benfelbcn 



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ftetaifc, wie Wir ftc bei bem ©<$toelbetner üHnge erwähnt haben, 
§eigen. 

©alt. ©tnbien XIII. $cft II. 6. 15 ff. 

298. $er SD öbrifefec. 

Swifa^en 6$toelbctn unb ßlü&iom liegt linfa oom SBege ber 

©öbri&fee. Jftaä) ber alten SBolkfage fotl ^ier etnft eine Stabt, 

$öbri&, gelegen ^aben unb im SBaffcr oerfunfen fein, baä nun 

ü)ren Hainen trägt. S)te (Sdjfoelbetner 2lnnalen er$äl;len, ba& ber 

Sanboogt (5l)riftoph tion $olen$ (geft. 1497) ^äuftg feinen ©pajier- 

ritt borten rid&tete. (Sinftmalä meinte er au3 bem (See aufzeigen* 

be3 ©lodfengetöute $u hören; er hielt be^alb bie Stelle für heilig 

unb grünbete auf bem §ügel bie $öbri&=$apeHe jum heiligen Äreuj, 

in Welver ein ©tüd Dom ßreuj (Shrifti aufbewahrt würbe. ®er 

Sftuf Don bem wunbertbätigen ftreu* verbreitete fiä) balb burä) ba$ 

umliegenbe ßanb, unb e§ wirb eraä&lt, bafj attba viel Slblajj er» 

tf;eilt Würbe. Sßaä) Einführung ber Deformation lieft ber neue 

S$lof$auptmann ©eorg »onftrufewifc 1540 bie Äreuafapelle ab* 

bred^en, boa) erhielt fiä) noä) lange bie Erinnerung an biefelbe unb 

nodj in biefem 3ahrhunbert ift ber ©oben naä) <3a}ä&en burd&Wühlt 

toorben, bie bafelbft oerborgen fein fottten. 

mt @tubicn Xin. $eft II. 6. 31 ff. 



XII. £teis JhramDttrg. 



299. $ie (Sntfte&ung ber ©tabt galfenburg. 

SmSa^rc 1333 »erliefen bic33eft&er be3 bereite um bie SJcitte 
be$ toorfjergefyenben 3<*Wunbert3 erbauten unb no<$ jefct fte^enben, 
mittelalterlich befefttgten ©djloffeS galfenburg ber üor bem ©djloffe 
entftanbenen S)Drffc^aft ba£ ©tabtred&t nebft Sänbereten. $>iefe 
$iftorif$e 3#atfa$e ift, ttrie £r. Dberpfarrer Pato in galfenburg 
mitteilt, naa) ber (S^ronif beä genannten ©a)loffe3 später in fol* 
genbe Sage gefleibet luorben. 

@3 r)atte im 3al)re 1333 ein galf auf bem SBurgtbore beS 
©djloffeS galfenburg fein Dleft gebaut, ©tue» 5florgen3 tourbe an 
biefern S^ore ein toeifteä ^ßferb angebuubeu gefunben, beffen 93c= 
fifcer unbefannt toar. Um benfelben $u entbeefen, tourbe eine SSac^c 
geftellt, meiere auä) balb einen 3flenfd;en ergriff, ber ftd) bei bem 
Sßferbe einfanb unb e£ loSbinben wollte. Wati) gef ebenem Sertyör 
unb Stnbrolmng tton ©träfe geftaub berfelbe, bafj er ju einer Iftaubers 
banbe gehöre, bie fid> in bem nafyen SBalbe (bem Sftafotofd&en 
33erge) »erborgen Ijalte. @3 tourbe u)m baä Seben gef^enft, toenn 
er ben 2luf enthalt ber Sftauber anzeigen toerbe, toa£ er au<§ t&at, 
3)ie §errn fcon SöebeH boten nun alle i&re Seeleute unb Unter* 
tyanen auf unb nahmen ntd^t allein bie Räuber gefangen, fonbern 
bemäd)tigten ft<§ auefc i^reS großen ©<$a£e3. 25on biefern Sfteid)* 
tfyum erbauten fie bie ©tabt unb nannten fie, ba ber galf unb 
ba$ 8urgtyor Gelegenheit baju gab, galfenburg unb ließen fie mit 
boppelten ©allen unb ©räben too^l befeftigen unb mit einer ftarfen, 
mit Stürmen toerfe&enen SUlauer umgeben. — ©etoitynli^er ift bie 
Ableitung be3 SRamenä toon ben galfen ber früher fe^r fumpft- 
gen Umgegenb, ober üon einem Erbauer, 9tamen$ galf. 



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- 149 — 



300. 2)er £raum oom @ber. 

3m £u$3iagbf$loß bei galfenburg fott toor &fan ein gräfs 
lidjjer görfter, -JtomenS Älüjle, gemefen fein. £>em $at einmal 
in ber -Jlaäjt öor einer (Sbeqagb geträumt, baß er einen großen 
(5 ber erlegen, aber oon if)tn toerrounbet toerben würbe. $)urä; 
ben £raum gewarnt ift er ju §aufe geblieben, aber na<$ ber Qagb 
üom ©äjloffe ^erabgefornmen, too er unter bem erlegten Sßilbe 
grabe einen folgen ©ber, tt)ie ben im %xaum gefe^enen fanb. Site 
er nun benfelben Dom SBagen §ob, um i&n gu befetyen, glitt er 
i$m aus ber £anb, unb ber £auer fu&r u;m ins Sein, fo baß er 
lange 3«ü barnieberlicgen mußte, aber enbtia) bo$ hrieber gena$. 

ßu&n, ©Qgcn, ©ebrawfa unb SWartfen au« SEßeflfaten, I. ©.363. 

301. $)er ©reibaum. 

Qn ber ©egenb be3 gorft&aufeä 2llcranbert£al untoeit galfett* 
bürg ftanb noä) oor 50 3a$ren ein aus brei gufammengemad^fenen 
liefern befte^enber Saum, ber 3)reibaum ($)reebotym) genannt. 
S3ei biefem Saume foUte ber Teufel Raufen, unb ba3 mar in fo 
toeitem Umgreife befannt, baß einmal ein 3Jtonn au§ weiter <£nfc 
fernung fcter&er fam unb naa) bem $)reebo&m fragte, um ftd& 
bort, toott Serjmeiflung über feine böfe grau, bem Teufel ju er* 
geben. 

302. $ie milbe Sagb bei gaUenburg. 

6ie jeigt fidj in ber Dämmerung ober in ber -Jto^t 3)cr 
roilbe Qöger ift otyne $opf, ifym folgen anbere 3^ger mit $eitfd)ens 
fnall unb bellenbe #unbe. $en Sägern [trafen lange geuerföeine 
aus t&ren Süd&fen, toenn fte fließen, unb ben #unben fprü^en 
beim S3ellen geuerflammen aus bem 3Jtoul. 3Kit furä;tbarem ®e* 
fdjrei jie^t bie milbe 3<*9^ &dü> i» größeren, balb in fleineren 
©nippen über SBälber unb Seen batyin, unb ein langer geuerftreif 
bejeid&net i^ren SBeg. £)ie fyieftgen (Smroo^ner fefyen bie roilbe Sagb 
befonberS im 6tabttt>albe ober aud) über ben S)emifefec reiten. 
$)iefer 6ee liegt unweit beS ©tabttoalbeS in einem weiten, öben 
2$albe<fen, toelä;eg toon §ügeln umgeben ift, bie burä) bie garbe 
tyreS SobenS einen büfteren Slnbliä bieten. Qtoä gifä)er fa^en 
bei 9ta$t jwei große ßunbe ber wilben Sagb bettenb über ben 



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6ec laufen, toä&rcnb eine ferne ©timme i&nen gurief : „^Bringt'* 
ma &ie$e $är!" — SBenn man ben terilben 359 er ausfeilt, 
fo hrirft er einen Sßferbefufj herunter ober er anttDortet: „£efte 
mit jud)a fcelpa, fd)afi u<f mit joga $elpa." 

303. 2)te bezauberte ^ßrinjcf fin am ®algenberge. 

3n einer abgefd)loffenen, einfamen ©egenb be$ $ragetyale3, 
welä)e auf jtoei Seiten t>on &o£en §ügeln unb auf ber britten t)on 
einem büfteren Söalbranbe begrenjt tirirb, untoeit be$ jum @<$lo§ 
galfenburg gehörigen SBortoerfS SBübboto, lennt ba3*8olf einen am 
§u§ be£ @algenberge3, auf tt)eld)em im 3a$te 1618 bie lefcte §ere 
bei galfenburg verbrannt tourbe, auf SBiefengrunb gelegenen, ganj 
ifolirtcn, länglichen unb niebrtgen grabctynlid)en §ügel, ber mit 
©efträud) bett)ad}fen ift. §8on bemfelben erjä&lt man fi$, bafe 
eine $rm3ef[in barin fdjlummere. 9tod)t3 toirb fte oon ben 
auf ber $rage $Borbeifa$renben auf bem ©rabe gefe&en, gleid) ber 
ßorelei ü)r $aar fämmenb, fid) toafd&enb unb ü;re £rinf* unb 
SBafctygejäjse reinigenb. 2Ber e$ oerfud)t, fid) i^r ju nähern, ber 
$at e3 ju büßen.*) 

304. £He UnneretjfaS. 

Äobolbe unb #au3geifter, fo fd;reibt §r. Dberpfarrer Spiato, 
fä>men $ter unter bem tarnen „UnnereijfaS" (Unterirbifd» $m 
fammengefa&t ju »erben, obgletd) (ie unter fid; üerfd&ieben finb. 
6ie too&nen unter ben §öfen unb §aben biefe ßöpfe unb lange 
SBärte. $>ie Äinber muß man oor i&nen in 2ld)t nehmen. (Sfat* 
mal ^at ein fold;er $au3geiffc, tt)eld)er flein, alt unb langbartig 

*) £r. Oberpfarrer $Iato in galfenburg, bem i<$ bie ©age berbanle, t$etlt 
übet biefen $flgel mit: Sir gruben im Safcre 1881 biefen $üget, totl^er 3 
Steter long eine ettiptifc$e gorm $at nnb in feinem toeflltd)en, Vieren Steile 
V/i ÜHeter breit unb 0,30 üßeter fcodj, in feinem ftfHtyen nieberen 1,25 SKeter 
breit unb 0,25 Sfteter f)oc^ iß, auf unb fanben in einer Xiefe toon 0,27 SWetet 
einen aus 5 (Struppen ton Keinen ©teinen befiefyenben, efliptifc&en ftreis, an 
beffen toeftttd&cm fünfte ein fajarffantiger geuerficin (baS ©tücf ift fein@erätt)) 
lag. ©d^on in einer £tefe uon 0,40 SWeter erreichten wir ben gen>a<$fenen So« 
ben unb fomit bie ®runbflädt)e ber übrigens o&longtfdjen rät^fet^aften ©tatte, 
oljne irgenb einen Ueberrefi eines Körpers ober etwaige fonfl 6emertenSn>ert$e 
(§>egenßänbe gefunben gu Gaben, 



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— 151 — 

toar, in ©üntyerafyigen ein ßinb in 2Cbmcfcn^ctt ber ©ftern mit 
einem anbeten öertaufd)t. (Sin gaßenburger erjagte: Söenn mir 
al3 $naben auf ben Sftei&erbrüdjern gegen Slbenb ©d;littfd;u$ liefen 
unb fa^en ettoa im SRebel in ber gerne einzelne $fä&le ober ber* 
gleiten, fo fagten totr: „$)a fommen f$on bie UnnereijfaS Sßi = 
göri, Sßijacfi, Sromaci." S)iefe tarnen bejeid)nen brei 
unter fia) toerfdjiebene UnnereijfaS. 2Bir Ratten ftc toon unfern 
©Item gehört. 

305. 2)ie ©alliefer ©d)leifmü$U 

S)ie Greife S)ramburg unb ©d)toelbein gehörten früher $ut 
Heumar!. (SattieS toar im 29cfi$ ber ©ünteräberge, bie auf bem 
©d;loffe in (SaflieS too^nten. $)ie ©üntetöberge waren, ttrie anbere 
£tmaftenfamtlien, bem Äurfürften oon Sranbenburg jur SefynSfolge 
öerpflid)tet, entjogen fid) aber biefer $fliä)t. S)er große Äurfürft 
fam Don Sfteutoebel nad) (MieS unb begehrte, oor ber ©tabt fid) 
lagernb, fein 9ted;t. <S$ toarb i§m aber toermeigert ®a erbot fid) 
SBerner toon ©d)ulenburg, ben ©ünterSberg ins Sager $u fcolen. 
@in GaUiefer Bürger geigte i&m, ba er ben 2öeg ju guß mit einem 
Segleiter maä>n wollte, ben nädjften 2öeg gum ©<$lojfe, toeld)er 
über einen jiemlid) tiefen Slbgrunb, in beffen ©runbe ein luftige* 
SSäfferletn ftrömte, über bie fog. ©<$afbrü<fe führte. $)iefe ijt 
ettoa 60 guß lang unb 6 guß breit uon Brettern, toeld;e in ber 
Sänge liegenb auf Querriegeln mit Nägeln befeftigt toaten. @r 
fam rid;tig im ©djloffe an unb betoog ben „ungefd)liffenen" 9titter 
ju bem SBerfpredjen, am anbern borgen bem Äurfürften in feinem 
ßager fid; ju fteHen, toenn ©djulenburg ü)n abholen mollte. S)iefer 
ging su feinem £errn jurü(f unb ma$te tym SMbung. 3n btt 
5Raä)t liefe er nun aus ben beiben 2Rittelbrettern auf ber (Safliefer 
®eite bie SRägel aussen, bann biefelben auf bem anbern Cmbe 
abfägen unb ging beS 3florgen3 mit einem §anbfeften Begleiter &ur 
Slb^olung be3 ©Untermberg. SBeibe nahmen u;n in bie 3Jiittc unb 
führten ü)n; als fie aber auf bie ominöfe ©teile tarnen, ließen fie 
ü;n loS, baS Srett toippte auf unb ©Untermberg fiel tnä SBaffer. 
S)a rief ü;m ©d;ulenburg nad): ,,©o muß man ben un* 
gefd)liffenen ©alliefern ben gläfc abfd;leifen!" Unb 
bie 23tü<fe fceißt bie 6$letfmiu)le bis auf ben heutigen Sag. — 



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— 153 — 

$<$e* fogt man auä? jefct noä; tion einem ®robian, er muffe nad& 
GattieS, um (t# bort ben gläfc abfdjleifen ju Iaffen. 

3)a9 liebe $ommerlanb, IL @. 231. 

306. 2>er Sungfernfee bei (SallieS. 

©ine SSiertelftunbe toon (SattieS entfernt liegt ber SBurgtoall, 
ein $ügel, auf bem fid) n>a^rfd)einlid) einft eine SBurg er^ob. 2tm 
gu&e bejfelben ifl ein] Keiner £ei<$, ber Sungfernfee genannt, 
^icf unter bem ©runbe beffelben foH ein gro&er 6ä)afc »ergraben 
liegen, ber toon jtoet bezauberten, tomnberfd&önen 3ungfrauen be* 
toaä;t toirb. Stuf 3o$ann*3Rittag baben Tie im See. SBer nun 
an biefem Sage toom galliefer 3Jtorft um 12 Vfyx 3JlittagS mit bem 
erften @$lage ber £&urmu$r, mit Seife toerfetyen, losläuft unb 
beim jtoölften <&ä)lage am Sungfernfee eintrifft, erlöft bie 3ung« 
frauen unb erhält ben 6ä)a6, 

307. 2)ie pappet auf bem Änidenberge. 

2fof bem Änidten&erge bei Gallteg fte&t eine Rappel, bie gro&e 
3W&nli$feit mit einem mit bem 6tiel in bie @rbe geftetften SBefen 
\)dt 3k alter 3eit, fo toirb erjctylt, tourbe einft ein 6$ornfteins 
fegergefelle auä (Sallie3 jum £obe üerurtyeilt, toeil er einen 3Äenfd)en 
erfragen Ijaben foEte. Sluf bem Änlcfenberge füllte er gerietet 
toerben, $a na$m er feinen SBefen, ftedte i^n in bie (Srbe unb 
rief au8: „€>otoa$r id) unfd&ulbtg bin, toirb biefer SBefen au$« 
grünen!" darauf erlitt er ben £ob. ®er Söefen aber grünte au* 
unb fourbe aum »aum, ein 3eia>n feiner Unföulb. 



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— 155 — 



L $e6itrt. taufe. <£tabl)eit. 

1. Neugeborenen ßmbern muf? ein 8t<$t angeftecft »erben, 
ober e£ mufj ein ©efangbuä) ober ein Stüä batoon in bie SBiege 
gelegt werben, bann fönnen fie niä)t öon ben Unterirbifä)en toer* 
taufet werben. 2luä) fdjü&t man fie baüor, wenn man ein Skter* 
unfer betet. ($affuben). 

2. SBenn bei einem £agelityner ein Äinb geboren wirb, fo 
legen alte SBeiber e3 unter bie Dfenbanf. S)a$ foH ein gute« 
2RitteI fein, ben Ileinen SBeltbürger toor #o<$mut$ ju betrafen, 
tceld^er in bem ©tanbe niä)t taugt. (SBuffefen, 3 e ä enolD )« 

3. SDa£ SKuttermal lann bie Hebamme gleia) bei ber ©nfc 
binbung bertiigen; fie muß bie ©teile, nod) e$e es fonft jemanb 
gefe^en £at, mit ber Nachgeburt bebrüden ober beftrei^en. 

4. SBenn Altern Slngft haben, baß ba3 neugeborne $inb 
fterben fönnte, fo geben fie ü)m, wenn e$ ein änabe tft, bei ber 
$aufe ben Namen ©rbmann ; ift e3 ein 3Jtöbä>n, fo muß e3 ®oa 
genannt »erben. 

5. (Sine 6$toangere barf nie bur$ ein genfter ober bur<$ 
eine anbere Deffnung in ein üerfä)loffene$ 3* mmcr feigen, fonft 
wirb baS Ätnb unfehlbar ein ®ieb. (3«jenom). 

6. 3n 3 c J cn °w f* C( ft man ^ c £änbe ber neugebomen Rin* 
ber in lalteS Söaffer, bann frieren fie fpäter nü$t. 

7. Neugeborene Jftnber legt man hinter ben Dfen, bann 
bleiben fie ftete ruhig. 

8. ©en ßinbern fagt man bor, baß ber 6tor$ ihnen ein 
S3rüber$en ober 6ä>efterä>n bur<h ben ©d^ornftein geworfen 
^abe, ober auch, baß bie Äiu) e3 unter bem ftumm ^wuggelraöt 
habe. 



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9. Söenn ein Ätnb geboren ift, barf mit i^m fein junger 
£unb ober feine 5lafee aufgejogen werben, baS eine bat bann nia)t 
2lrt. 

10. 3« ßinbtaufen labet bie §ebamme ein, wofür fie ein 
©efa>nf befomml. ®ie $atben Kütten ibr ©cfdjenf in einen fünft* 
lid) gebogenen Spatbenjettel, ber ftetS mit rotier «Sajnur umWttfelt 
Wirb, $äuftg legen abergläubifä;e Seute ben Knaben noa) Stabl» 
febem, ben SDtäbdjen Nabeln mit hinein. SSor ber Saufe müffen 
fia; bie Sßatyen aller ©peilen enthalten, fommen fie aber jurütf, 
fo greifen fie fdjnell na<$ SÜieffer unb ©abel, um etwas ju effen, 
bamit ba$ ßinb fd&nell ftarf werbe. 3ft niemanb ba, ber ibuen 
ba$ ßinb abnimmt, fo legen fie c3 unter bie Dfenbanf. (^lö^ig 
bei *poHnoto). 

11. 3n ben $atl)enbrief wirb 33rot, 2BolIe, glad&S u. a. ge= 
legt; bie^atben wünfdjen babei, baß baSßinb ba$ einft alles im 
Ueberflug l;at. $)er ^Bat^enbricf Wirb nia;t jugefiegelt, fonbem 
nur mit einer rotten €>$nur umfdjlungen; biefelbe barf ni<$t ge^ 
fnüpft Werben, fonft wirb ber SBerftanb be£ Täuflings »erfnüpft, 
b. er bleibt bumm. (Sandig). 

12. SBer ton ben Saufpatfyen am Sauftage juerft in bie 
Sfcür tritt, beffen Gtyarafter befommt ba£ $inb. 

13. 2Benn ein Änabe unb ein 2Käba>n ju gleicher 3eit ge* 
tauft Werben, fo tyat bie §ebamme barauf ju aalten, ba& juerfl 
ba3 3Jtöba>n getauft wirb. SSirb guerft ber Änabe getauft, fo be= 
fommt ba3 3Jtäbd)en männlid&e @igenfd)aften, 3. $8. 33artmu<$S. 
(SBuffefen, 3 e S c n 0tü u. a.) 

14. kleiner Sante, fo ergäblte jemanb, ftarben bie erften 
Äinber balb naä) ber ©eburt. Um weitere Unfälle ju toerbüten, 
Würben auf ben Sftatfc fluger Seute bei ber Saufe be3 na'tyften 
ÄinbeS nur altefieute ju^atben genommen; aua) würbe baaßinb 
toerfe^rt, b. mit bem ßopfe woran burd) ein Sengftfenfter 
na$ ber Äirä> getragen unb ebenfo wieber jurüd in baä £au8 
gebraut. 2)a3 ßinb lebt noa) beute. (SSuffefen). 

15. SBenn man auf bem ©ange jum ©eüatterfte^en einSBe* 
bürfnifc »errieten will, fo barf man ben ^attyenbrief ni$t bei fia) 
behalten, fonbern muß ü;n fo lange einem anbern übergeben, fonft 
leibet ba$ flinb an Settnäffen. (Sgl ©agen 26). 



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- 157 — 

16. $ie $atyen bürfcn baä @efa>n! nia)t borgen, fonft ^at 
baS ßinb nie ®elb. 

17. 6inb bic s }ktyen unorbentlia) gefleibet, fo unrb au$ 
baä $inb lieberlici). 

18. ©a^toangere bürfen bei Üftäbd&en nta)t ©etoatter fte^en, 
fonft bleibt baS 2fläba>n fpäter nta)t etyrlta). (3eäenott>). 

19. ®er 5ßat^c , toela>r baä ßinb roä&renb be3 Stauf alte« 
$ält, barf e3 nia;t fd&ütteln, um e£ ju berubigen, fonft jerreifjt e3 
alle Äleiber. (3esenon)). 

20. 2Böä)nerinnen binben fify, fo lange fie nodj nidjt jur 
$irä)e gemefen finb, einen rotten SSoüfaben um ba3 §anbgelenl, 
um gegen §er. crei gefdjüfct j$u fein. 2lucf) bürfen fie fia) nia)t außer« 
§alb be£ §aufe3 blitfen laffen, toeil ifjnen leidet ein 6a)abematf 
getrau toerben tonnte. 

21. Ätnber, bie fi$ fel;r an ben SBater fdDmiegen, leben nia)t 
lange; ebenfo ergebt es benen, bie.fetyr flug finb, unb benen, bie 
einen blauen ©triä) über ber ^afeniourjel bia^t unter ben brauen 
^aben. 

22. 3n feinem erften ßeben^jatyr barf ba3 Äinb ni$t in 
einen Spiegel fcl)en, fonft lernt e3 ntd)t fprea^en. 

23. 3m erften £eben3jat;r bürfen bie ßtnber ni$t gelämmt 
toerben, au$ bürfen itynen uia)t bie 9Mgel abgefa;nitten »erben, 
fonft tyaben fie Unglücf. 

24. ®er erfte 3afyn, toela)er bem $inbe gebogen roirb, muß 
»erbrannt unb al3 2lfa?e bem $inbe eingegeben toerben, bann be* 
fommt e<S nie 3 a ^ n Wmerjen. 

25. 2Benn ba3 $inb ein 3afyr alt ift, legt man ü;m (an 
feinem ©eburtätag) einen Xfjaler, ein ©cfangbua) unb ein 6tüä 33rot 
cor; greift e3 juerft naa) bem Styaler, fo nnrb e§ fpäter genau ober 
g#9, greift e3 na$ bem (Sefangbudjj, fo wirb e3 gelehrt ober 
fromm ober ein Sü^errourm, greift e3 nad& bem ©tütf SBrot, fo 
ttrirb e3 ein SBielfrafe. 

26. $inber bürfen nid&t mit geuer fpielen, fonft werben fie 
ba3 S5ett näffen. 

27. SBenn man öon fleinen Äinbern träumt, belommt man 
Sterger. 



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28. 2Benn ma fleine Jftngerre S$nap3 gifft, bat t§ ätoent 
fo fa?limm, aä toenn upp Äo^lplante fatmg SBater gate toarb (#r- 
Streut). 

29. kleine Ätnbct erfä)re<ft man mit bem ©aubau, bem 
2Bolf, bem ©a)ornfteinfeger iinb bem 3ubm (bc 3ub toarb bi innc 
©ad ftöfe), ferner mit bem ©toffel, bem liefen ber <$riftliä)en 
Segenbe, unb mit bem SDtummatfa) (aua> 3Jlurmaj); in 2Suffefen 
bei Sütoto bro^t man ben Äinbern, toenn fie am Slfrenb unartig 
Iinb, e§ fomme ba3 Söeib ober ba3 2)ing mit „be lange, fpiUbo* 
mene £äne." 

30. SBei ©onnenregen muffen Äinber bie Äopfbebeäung ab» 
nehmen, bann toaäjfen fie gut. 

31. Ätnber bürfen nia;t am 3Rontag juerfi in bie ©äjule 
gefyen, fonft bauert ü;nen bie 3«* §u lang. 



II. ^odfoeit. 

32. 2Benn man im Traume ein fcelleS geuer brennen fte&t, 
toirb man balb $u einer $od;jeit eingelaben. 

33. SBenn jemanb fein £af<$entuä; lang aus ber £afc§e 
bammeln läfjt, fo fagt man fä^erjenb: £ei gefyt upp be gri. 

34. (Sin $eiraty§fä$tge3 2JMbä)en barf nia)t an ber Xifa>cf e 
ftfcen, fonft belommt e3 einen budligen Sftamt. 

35. diejenige S9raut, toeId)e oor ber ^oäjjeit bie $a(3e gut 
gefüttert $at, toirb an ü)rem #oä)seUgtage gute3 Söetter fyxben. 

36. Sei ben Äaffuben bürfen Mbajen nia)t ben obersten 
flauten oom SBrot effen, fonft befommen fie in ber @$e 3millinge. 
3)e^alb bürfen fie auä) nidjt boppeltc 9lüffe ober 2lepfel effen. 

37. Söenn e3 in einem 3a&r 9täffe fo es 
au<$ viele £uren. 

38. SBenn ein 33är beim Slnblidt eines 2Wäbä)en3 fe&r brummt, 
fo ifit e3 nia)t me$r e&rüä), fonbern eine &eimliä)e £ure. 

39. S3on einem Wläbtytn, ba3 bie 9foüur mit einem fyäfjli<$en 
®eftä)te bebad)t &at, ober baS trofc einiger <Sä)öm)eit bod) arm an 
@efi> ifl, fagt man in SBuffefen: $et &ett bat $tbfa) gell ud txir« 
Darfä) fräge. 



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— 159 — 

40. ginbet ein gräulein ein me&r als breiblättrige* Äleeblatt, 
fo ftede fie baS hinter ben SBufen; begegnet ü)r auf bem ^eimtoege 
ein STOann, fo t>er$eirat$et fie fid; balb, wenn eine grau, fo gety 
no<& längere 3 C ^ barüber fcin. 

41. 2Ber im 33ottmonb «fpod^eit mad)t, ber tyat in ber G$e 
alle irbifä>n ©üter im Ueberfiufj, mer im ÄrebSjeidjen £od)$ett 
mad)t, ber fcat Unglüd in ber 

42. Sraut unb Bräutigam bürfen nid)t in bemf elben SBagen 
jur $ird> fahren, (ßarjin). 

43. Söenn e3 ber »raut in ben £ran§ f$neit, bann $at fle 
in ber ß&e ©lud, regnet e3 aber hinein, fo $at flc Unglild. 

44. SBenn bie 93raut jur Trauung ge$t, mufj fie ein 8fln* 
bellen mit Äreujfümmcl (6ame oon ©tea)apfel) auf ber SBruft 
tragen, bann tonn fie nid)t oerrufen toerben (6ublt|). 2lnbertoärtö 
fledft bie SBraut eine Seflerietourjel in bie £afd)c S3ci ben ßaffu* 
ben tourbe ba3 Brautpaar toor bem ßirä)gange in eine Cammer 
eingefperrt, bamit e$ nid;t oerrufen toerben fonnte. 

45. SBirft jemanb jtoifdjen ein $aar, ba3 §ur Trauung ge$t, 
eine £anb oofl ©anb, fo $aben fie ßäufe unb glitye ooüauf. 
(Gublifc). 

46. Sßenn bie ©rautleute jur Trauung fahren, barf fid) oon 
benfelben beim SoSfa^ren niemanb nad) bem §ofe umfe&en; toer 
fidj umfielt, fietyt fid) nad) einem jtoetten ÜDtonn ober nad) einer 
Reiten grau um unb mu§ jum jtoeiten 2M ^eirat&en. 

47. 3n SKeuenborf bei £auenburg toar es früher 6itte, ba§ 
fi$ bie Sraut in bie 2$ür fteHte unb niemanb e$er tyntin lieg, 
als big fie oon ü)m einen $u& befommen $atte. 

48. Söenn eine Söitftoe ober ein Söitttoer fid) ioieber üerl)ei= 
ratzet, fo mufj ba3 $aar fid) am Slltar btd)t an etnanber brängen, 
benn fonfl brängt |ia) ber öerftorbene ©atte ober ©atttn steiften 
fie. (GuMifc). 

49. Steffen §anb beim ©egenSfprud) oben ift, ber behält baS 
Regiment im §aufe. SBei ber Trauung muß bie $raut fud)en, 
bem ^Bräutigam auf ben gufj ju treten, bamit fie ba3 Regiment 
behält. 2lud) behält flc es, toenn fie auf bem ©ange jur Äird)e 
ba$ £afd)entud) ^intoirft unb oom ^Bräutigam aufgeben lägt 

50. 2Ber bei ber £rauung juerft nieberfniet, fitrbt perft. 



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— 160 — 

51. SBetm in (Sorbin bei ©tolp früher ein $0(^eit^ug au3 
ber Jttrche nach $aufe tarn, tourbe ein 6eil (ober ©uirlanbe) que* 
über bie Strafe gejogen unb nid^t eher heruntergeladen , als btö 
bie ©raut ©tuten ober auch Heine ©elbftücle unter bie Jtinber ge* 
toorfen hatte. 

52. 2Benn ber §o<$jeitg$ug t>on ber Äird&e jurüclfehrt, fo 
toirb (befonberä in faffubifa>n Dörfern) noch öfter auf ber ©renje 
eine glafche 6<hnap8 geleert unb bie glafa> zertrümmert, ätoifchen 
©tojentin unb ©ohren gefchah ba3 an einer ©che, bie be$halb no<£ 
je&t bie S3rautei^e heißt. 

53. 3k mannen ©Örfern, befonberS am ßebamoor, fpringen 
Sraut unb Bräutigam vor bem §ochjeit3haufe oom SBagen unb 
eilen in ba3 §au£, bie Xfyüx hinter fia) oerfchließenb, unb fd^meden 
erft alle ©erichte, toährenb bie ©äfte fo lange fcraußen toarten 
müffen. 

54. 3n ber ©chtoelbeiner ©egenb ifl e3 brauch, baß bell 
©rautleuten, toenn fie oon ber Trauung fommen, beim Eingänge 
in ba8 §ochjeit3hau3 ein ©rot hingehalten toirb, too&on fie ab* 
beißen müffen. $)ann toirb ihnen in ihrer SBirthfd&aft ^cß Srot 
nia)t fehlen. 

55. Sluch toerben hie* ^tim $och$eit8mahl jtoei fö^en an* 
gebrannt, eine für bie S3raut, bie anbere für ben ^Bräutigam; 
toeffen Sicht juerft erlifcht, ber ftirbt juerft. 

56. Qm ßtrchfpiel 3 c 5enoto (3 e ienoto unD ?oblofc) toerben 
bie §ochjeiten möglichft an bemfelben Sage gefeiert. S)ie ©äfte, 
bie auf alle $o<haeiten gelaben finb, jtehen mit 3ttu|t! öon einem 
SBrauthaufe jum anbem. Söenn bie 93raut auch *eme SJlitgift be* 
fommt, fo bebingt fia) ber Bräutigam boa) eine große $ochjett aus. 

57. S)ie $o<hjeit finbet, toie überhaupt gewöhnlich, bei ben 
Äaffuben am Freitag ftatt. SBeim §o<h$eit8mahl fi^en ^Bräutigam 
unb ^ochjeitsbitter (plattb. $eftebirre) in hohem £ut am £ifch. 2lm 
folgenbeu ©onntag holen fich bie leiblichen ©äfte oon ber jungen 
grau baS 3unge=grauen=9Brot, bie 3Ränner toom Bräutigam einen 
feinen ©chnapä, benn an ben anbem Sagen toirb nur getoöhn* 
liehet 93rot unb gufel berührt, (©iefebtfc). 

58. 2lm fconnerftag barf feine ^ochjeit fein, fonft leben bie 
(Seeleute ftetS in Streit. C8ejenoto). 



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— 161 — 

§9. $er Staut muß balb na$ ber Trauung ber ©<$leier 
jcrriffcn toerben, fonft $at jte Unglüd in ber @&e. 

60. SBci bcn Äaffuben barf bic SBraut fid& ni$t am Sette 
aussen, aud; mufe fic juerft inä SBett fteigen. 

61. Qu mannen Dörfern fear e$ früher Sitte, baß bem 
neu&ermctylten $aar eine 6a;üffel mit ßofylen unter baä $ett ge= 
fegt mürbe. 

62. 2Ser ben SBrauttanj ni<$t tanjen fann, fefct fid^ auf einen 
©tutyl unb giebt ein <Spiet an, ba3 ausgeführt wirb (bei Söublifc). 

63. 3n ber 23elgarbcr ©egenb wirb in ber 9tod}t um 12 U()r 
ber 33raut ber ßranj abgetanjt. 3)ann legt bie 33raut ifyre Söraut* 
fleiber ab unb erfd)etnt in einer anbern Reibung unb oljne Äranj 
mieber, trägt aber eine jierliaje, eigene bagu angefertigte §aube 
auf bem ßopf. 3&r folgen Sßerfonen, bie mit glafd)en unb ©la* 
fern belabeu finb, unb es mirb jefct ber fogenannte Rauben- 
wein getrunfen. 

III. <£rattftljritett. 

64. SBenn jemanb SSarjen tyat, fo fann ein anberer fie tym 
abjä^len; er muß bann fcormärtS bis jur lefeten unb rücfmärtS bis 
jur erften jäfclen, bann fcerfdjttnnben fic, bafür befommt fie aber 
ber Slbjä&lenbe. 

65. Ober man beftreid&e fte mit einer <Spe<ffa)tt)arte unb »er* 
grabe biefe unter bem Sdjmeinetrog ; foroie bie Sd)marte üerfault, 
vergeben aud) bie SBarjen. 

66. Ober man gefye im 3toteti<$t ju einem fyofylen, mit Sftegen* 
toaffer gefüllten SBaumftumpf, roafdje bie betreffenbe ©teile unb 
ge£e roieber jurücf, otyne fid) urnjuie^cn unb ju fpredjen. 

67. Söenn man ein ©erftenforn am 2tuge &at, mufi man eS 
mit einem Sappen beftreid&en unb biefen bann auf einen ßreuj- 
meg werfen, bann »ergebt eS unb fommt nid)t mieber. 

68. §at ein ßinb ein ©erftenforn am Sluge, fo muß ber 
SBater ober bie 9Jlutter baffelbe ^eimlid) breimal über treuj mit 
bem Trauringe beftreid>n unb babei fpred>n: 3m tarnen be£ 
33ater£ u. f. m. ftann öerfajmmbet es. 

69. Sefommt man 3^"^^/ f° nxan ju beliebiger 3eit 
auf ben $trd#of ge$en, aus einem Renten ßreu$ einen SRagei 

Xnoop. Bommen. 11 



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— 162 — 

gießen unb bamit ft$ fo lange am >}atyi pöfeln, bi« ber 9togel 
mit SBlut benefct wirb; bann mufj man bcn 3fagel triebet $urü& 
ftetfen. $)a3 alles mu& aber fd>n>eigenb gef$e§en. 

70. SBenn man an 3atyntt)e& leibet, fo lege man einen SBijfen 
Srot auf ben fran!en 3 a ^ n / 9 c § e tonn <*n c ^ cm ©onntag oor 
Sonnenaufgang ju einem Slmeifen^aufen unb fpeie bort baSSBrot 
au£; bann gefye man ftitt unb o^ne fi$ umjufe^en na<$ §aufe, 
unb bie 3a$nf$merjen finb fort, fobalb bie Slmeifen bog S3rot oer* 
je^rt fcaben. 

71. SBenn man fi$ alle greitage bie 9Mgel an ben gingem 
befd&neibet, fo befommt man nie 3<^ntoe$. 

72. 3m ©tolper Greife pflegen ßinber im grü&jatyr bie brei 
erften 2Binbrö3d)en (Anemonen, (Sefdjfen), bie (te auf ber 2Biefe 
finben, ju effen; fie glauben, bajj fie bann baS ganje Qa^r $in* 
bur$ nt<§t ba§ gieber belommen. 3m 9tummel£burgtf<$en unb 
58ütott>f<$en fc$reibt man bem ©enu6 ber brei erften Sftoggenbliityen 
biefetbe SBirhing ju. 2lu$ ein 2lpfel am Dftermorgen auf nüfy 
temen 3Jtogen genoffen, fd&üfct gegen bete gieber. 

73. 2öirb jemanb üom gieber geplagt, f o neunte er ein Heine«, 
leinenes 33euteldjen, ge^e auf ben ÄircWof unb t^ue fcon brei ©ras 
bern je eine ^ßrifc <5anb hinein, fyänge bann ba$ SBeutel^en fo 
an einen Änopf be£ 9lo<fe£ auf, baß er eS auf bem £eimtoege »er* 
liert, unb baS gieber oergetyt; natürlich mu& man es jttrifc^en 11 
unb 12 Utyr, fcfyoeigenb unb ofyne fid& umjufe^en i^un. (§err 
2lr$ut.) 

74. 93efpru$ gegen bie ®idjt: £)ie @id^t unb bie Bieren, 
bie in meinem gleifdfc regieren, bie foffcn ftd& bur<$ baS JSreuj 
3efu (S&rifti perlieren. 3« Mamtn ©otteS beS SBaterS f u. f . ». 
Slmen. (dreimal gefprod&en). 

75. (Sin anberer: 2Jton ge^e an einen ÄreujWeg unb fprec^e : 
5treu$toeg, i<$ flage bir, meine reifjenbe ©i<$t bie plaget mir; ber 
erfte SBogel, ber überfliegt, benehme mir meine ©i<$t. 3m Tanten 
u. f. id. (£r. 9Crd>ut). 

76. Stenn man üon einem #unbe gebiffen i% mufj man 
toon bemfelben §unbe brei §aare auf bie Sßunbe legen, bann 
fdfaiOt fie ni$t an, fonbem &eilt fd&nell. 

77. 28af$e bi<$ am 1. 3Jtörj im 6<$nee, bann befommft 



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— 163 — 

bu feine Sommerfproffen; auaj nrirb bir bie ßifce ben&tnt ni^t 
bräunen lönnen. 

78. 2Senn jemanb Icant ift, unb man tüitt ttriffen, ob bie 
ßrantyeit eine natürliche ober burä) Verrufen §eroorgebra<$t ift, 
fo fyxtte man eine ©Düffel mit 2Baffer über ben Äopf be3 äranlen 
unb giege einen Söffet öoll gefä)mo^enen 33leie3 in baä SBaffer; 
jerftiebt ba3 33lci in lauter feine Nabeln,, fo ift ber Äranfe toer$ert 

79. SBenn jemanbem bie #änbe fd&foi&en, muß er mit ben* 
felben einen 9Jtoufororf tobtbrüden. 

80. 3ttuttermal (£)obeplacfe) barf man ni<$t fortbringen, 
benn fonft mu& man fterben. 

81. gittern jemanbem bie §änbe, fo tfi ba$ ein fiä) {t$ered 
Seiten, bafe er früher junge $afcen unb £unbe erfäuft fcat. 

82. Söenn jemanbem ein £afe über ben 2Seg lauft, fo $at 
er lein ©lüd, ebenfo Wenn u)m beim gortgange t>on £aufe eine 
grauenSperfon über ben SBeg ge^t ober begegnet 2Äanä> lehren 
bann fogar um unb ge&en noa; einmal ober gar nta)t fort 

83. (Sin gefunbeneS #ufeifen mufj man auf bie ^ürfä)n>eHe 
nageln, ba$ bringt ©lüd. 

84. SSenn jemanb bie Unterhofen ober ©trümpfe oerfefyrt 
(ausgeleert) ansieht, fo &at er in allen $roce§faa;en ©lud; igt aber 
jemanb bie kernte oon befeffenen ©änfeeiern, fo öerliert er ben 
$roce&. 

85. SSem bie gingernägel blühen, ber $at ©lüd. 

86. Säuft jemanbem beim gortreifen ein Sfte& über ben 5öeg, 
fo tyxt er ©lud, ebenfo, toenn u)m ein -iütonn juerft begegnet 

87. gäHt einem auf ber Steife ber ©tod fort, fo fcat er 
UnglüA 

88. SSon cttoaS S^önem träumen, bebeutet ©lüd, öon £äfc 
lidjem, Unglüd; ebenfo Don Säufen träumen, bebeutet ©lüd, »on 
Ärebfen, Unglüd. 

89. ©ie&t ber ßnabe ber SJtotter ä&nliä), fo $at er ©lüd, 
ba3 3Wäbtt>en muß bem Sßater äfrtliä) fefcen. 

90. 3e arger $auer ($ure), befto me$r ©lud. (2Suffe!en). 

u* 



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— 164 — 

V. fob. $f0tf6»ili. 

91. 2Benn am 2lbenb ober in ber 9tod)t bie £unbe beulen, 
fo ftirbt balb jemanb im $orf. 

92. S)em lobten nrirb ein ©efangbud) unter ba§ Äinn ge* 
legt, um ü;m ben SJiunb ju fliegen; in 3*$«u>tt> 8 ic &t «kw tym 
ein ©efangbud; mit, bamit er fingen fann. 

93. 2Bemt jemanb oerfd)eibet, mu& man toom 93ctte jurüdE- 
treten, benn bie ©elfter fommen unb §olen bie ©eele. (3«8cnoto). 

94. ©terbenben Äinbern mujj man i&re liebften ©ad;en, 
befonberS ©pieljeug, mitgeben, fonft £aben fie im ©rabe feine föu^e. 

95. 3n 3 c 3 cnon) fliebt man bem lobten aud; ein gifa;erne& 
mit, bamit er ßeitücrtretb ^abe, benn er befommt alle Satyr nur 
einen Jhtoten auf. 

96. S)em Xobten roirb ein £id)t in bie §anb gegeben, bamit 
bie Seele ben 2Beg jum §immel finbet. grauen, bie im 2Sod;ens 
bett fterben, ift ein ©efangbud) ober Dpfergelb mitzugeben. 

97. §at man bei ber £eid>nrebe »ergeffen, bie Sid)ter an- 
juftetfen, fo fann nad) bem ©lauben ber Äaffuben ber Sobte nia>t 
feiig toerben. 

98. ©in SSerfpredjen, ba3 man einem ©terbenben giebt, mu§ 
man galten, fonft tyat ber SBerftorbene im ©rabe feine Sfhi&e. 

99. SBeim 2öeinen barf feine Styräne auf ben lobten fallen, 
fonft liegt er naß. 

100. $er $obte barf nid)t mit bem tfopf juerft tyinauäge* 
tragen toerben, fonbern mit bengü&en, fonft gie^t er bie Uebrigen 
nadj ftd;. 2lud) einen tobten §unb mufj man fo heraustragen. 
(Sinem in ©tolp ift mal ein §unb tobt geblieben; ba3 3Jiäb<$en 
trug ü)u falfd) tyerauS, unb balb ftarb aud) ber jtoeite #unb. 

101. 2ßenn ber ©efang beim Sluöfiugen einer £eid)e fe$r 
tyeH unb toeit flingt, fo ftirbt gleidj nrieber jemanb. 

102. 3« mannen 2)örf«tn, bie feinen eigenen #trd)tyof Ratten, 
tourben bie lobten nad) bem ßird)tyofe be3 Äird)borfe3 ($• & ©fo* 
roi^) gebraut. SBei ber Sftüdfetyr toon ber SBeerbigung mufjte auf 
ber ©renje ©troty Eingelegt werben, bamit ber £obte, toenn er gu* 
rüdfam, fi$ bort ausrufen fonnte. 



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— 165 — 

103. 3)aS Strolj, auf bcm eine &id)e bor ber »eerbigung 
liegt, barf nid)t in ©ebraud) genommen unb befonbetS bem 93ie^ 
ntcfct untergeftreut toerben, toeil fonft baS Sieh fleif wirb. 2)aS 
Sobtenlager mu& au$ nod) eine 9tad)t nad) ber SBeerbigung an 
Drt unb ©teile bleiben, ba ber £obte in ber üftad&t na<$ feinem 
Sager jurücffefyrt unb barauf ru^t. (Är. ©tolp). 

104. £egt man einer £eid)e ein geberfiffen unter ben Äopf, 
fo $at ber £obte im ©rabe feine Sftuhe. 

105. Söeim hinaustreten beS £eid)engefolgeS aus bem §aufe 
mufj man fe^en, »er julefct hinaustritt; ift eS eine $erfon mann* 
lidjen ©efd)led)ts, fo fttrbt juerft eine 3ftannSperfon, unb umgele^rt. 

106. ßeute, toeld)e in ber 12. ©tunbe (SRittagS unb 9tad)tS) 
an einem 2>onnerftag ober ©onntag geboren finb, fönnen ©eifter 
fe^en. S3ei einem £eid)ensuge fönneu fte fe^en, wer ber näd)fte 
SCobte fein toirb, benn ber ©etft beReiben folgt fd)on bem ©arge. 
2Iud) fann man eS fetyen, toenn man burd) ben linfen Slugenring 
beS linfen SßferbeS fd)aut 

107. 3Äan ad)te barauf, nad) tt>eld)er ©eite ber Strafe unb 
nad) tt)elä)em §ofe fid) bie Sßferbe am Seid)entuagen umfe^en; bort 
giebt'S bie näd)fte £ei<$e. 

108. ®er Äird)enbiener in (Sulfoto roei& aus bem ©eläute 
ber ©lotfen, ob ber nää)fte Sobte eine grofje ober Keine Sßerfon ift. 

109. 93et ber öeerbigung einer Seid)e barf niemanb ju bid)t 
hinter bem ©arge hergeben, benn ber (Seift beS Verdorbenen folgt bem 
©arge unmittelbar, unb toer gu btä)t hinterher geht, tritt ftetS auf 
ben ©eift. 

110. SBenn jemanb im §aufe ftirbt, fo mu§ baS Sieh in 
ben ©tällen aufgejagt unb angerührt werben, ebenfo aud) bie ©ienen ; 
gefä)ie$t baS nid)t, fo befominen 3Jtenfä)en unb $htere einen fehr 
feiten ©ä)laf, ben fog. £obtenfa)laf. (Är. ©tolp). 

111. 2öenn in ©d)menjin unb anbern Dörfern beS Sublimer 
ßreifeS ber Sötrt^ einer Haushaltung geftorben ift, fo roirb aßeS 
SBieh auf ben £of getrieben unb verbleibt tytx fo lange, bis bie 
£ei<$e t?on ber §oflage entfernt ift (SS gefd)ieht baS ju bem ßtoedf, 
bamit baS Sieh ben £ob feines £errn erfahre. Söenn bie 2öitterung3= 
toerhältniffe nid)t geftotten, bafj baS Sieh aus bem ©tatte gebracht 



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toirb, fo ifl e3 Aufgabe ber Äned&te, immer jtoif^cn $toei ©tütf 
}U ge$en unb fagen: „*Ru breegen fe jugen £erren toeeg!" 

112. SBenn man Don einem lobten träumt, fo foß man 
ben &raum binnen 24 ©tunben niä;t heiter erjagten. 

113. (Sinem 93auern im 33ütotofä)en ftarben biegtauen balb 
naä; ber ©ntbinbung; bie trierte tooflte biefem <Sd)idfal entgegen, 
barum lagerte fie tagtägliä) einen tobten fä)toarjen§afyt unb eine eben 
folä> £enne ju u)ren gü&en in« SBctt. $a8 bittet Ijalf, fic blieb am 
Seben, obglei<$ ftc f$toä<$er toar als bie üerftorbenen grauen. 

114. 303er ba$ 33.3a$r, ba$ SKlter (S&riftt, glö<fli$ erreid&t 
ftrt, lebt lange. 

115. SBirb ein 3Hörber geföpft unb ein Kaufmann fann 
einige Kröpfen SBXut mit feinem £afa>ntuä> auffangen, fo t>cr- 
me&rt ftd) feine Jhmbfäaft. 

116. 2lm Slbenb be£ £age3, too ber £obte berfajieb, toirb 
an feinem Sager lange gebetet unb gefungen. S)ie fog. lobten* 
toa$e toirb am Slbenb oor bem 33egräbntfjtage gehalten. ®aju 
öerfammeln fid) biejenigen, bie aus bem Drtc jur geier gelaben 
finb. ©$on am Slbenb Dörfer totrb ber £obte DoOftänbig an* 
gelleibet. 3tttt ©efang toirb er auf ben grieb^of gebraut Pfarrer 
unb £e$rer ge^en bem 3uge toorauf, bie ©äfte folgen. ®er lobten» 
gräber legt ba$ £anbtoerf Sjeug, toomit er baS Orab gegraben, freuj* 
toeife über ba3 ®rab; ben 2tte&ftab toirft er mit hinein. SBirb 
ber £obte au3 bem $aufe gebraut, fo toirb ba£ SBie^ angerührt 
$)ie ©tityle, auf toeld&en ber ©arg geftanben, toerben umgeftofjen, 
toeil man glaubt, ber £obte fe^re bann nia?t jurfitf (aud; bei ben 
Äaffuben in ©tefebifc). SBenn ber ©arg toon ber Safyre gehoben 
ift, toirb foglei<$ ba3 toeifee £afen abgenommen unb $u#aufe auf 
bie ©teile gelegt, too ber Sobte gejtorben ifl. (Pöfcig bei $ofo 
noto). 

117. 3m 3lummel3burgif$en toirb bie £obtentoa<$e am SEbenb 
beä £obe$tage3 gehalten, unb pm jtoeiten 3Ral am Slbenb bot 
bem SBegräbnifi. 

118. SBom £eid)enf<$maufe (na$bem 8egräbmfj) fagt man in 
SBuffefen bei öütoto: „5Dat gifft all toebber fce gell to toerfupen." 

119. 5to$ bem ©lauben berSeute toeranbert beraubte feute 



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— 167 — 

garbe erftbann, toenn ba8 ©loäengeläut toerfünbet, bafe ba3 ©rab 
fertig i(t. (Pöfcig). 

120. 3n S3runoto (Är. ©ä)toelbein) toerben naä) erfolgter 
93eerbtgung bie©paten unb ©a)aufeln über ba8©rab gelegt; liegt 
ein Spaten oben, fo ftirbt eine mcmnliä;e ^erfon, liegt eine ©a)aufel 
oben, eine toeibliä>. 

121. ©elbftmörber muffen fo lange als ©puf untergeben, 
big bie $ät gefommen, roo ü)nen oon ©Ott ü;r ®nbe beftimmt 
n>ar. 2luf ü)ren ©räbern fie^t man ben Teufel in ©eftalt eines 
£abne3 fifcen. (3^ettom). 

122. Sßeineibige fmben im ©rabe feine föube, fonbern geben 
als f^toarje £unbe umber. (3ejenon)). 

VI. JUTttQattt» §ait0mt. 

123. (gineSperfon, bie ben Teufel $at, nnrb geräubert; ba* 
burä) bilbet fiä) in ibren paaren eine Älatte. Etefe nrirb ab- 
gefd&nitten unb ju^uloer gebrannt; bieg mu§ man bem S3efeffenen 
eingeben, bann gebt ber Teufel fort. 

124. ©iebt bir eine alte grau $u trinfen, fo barfft bu niä)t 
ben lefcten tropfen auätrinfen, toeit ba leid)t ber Teufel brin ftfcen 
fönnte. 2luf biete 2trt toirb er nämlia) eingegeben. 

125. SBenn ein ©tutf SBieb oerrufen ift, fo wirb es, nrie 
folgt, befproä>n : „gtoei böfe SKugen b^ben Dia; gefe^en, jtoei gute 
feben bia) toieber. 3m tarnen u. f. h>." gaUS bog betreffenbe SBteb 
bodjj oerenbet, fo nimmt man, um fiä) an ber böfen Sßerfon ju 
rad)en, baS $erj beS tobten SBiebeS, ftedt eS oott oon ungebrannten 
©tecfnabeln, legt es bann in einen ungebrauebten £opf unb lögt 
e£ 10 Limiten fod&en, toorauf eS in ben Sftaucb gebangt wirb. 
IJlun bat man eä bem SBerrufer beforgt ; er toirb unfehlbar franf, 
leibet unfägliä;e ©ä)mer$en unb fann nid)t eber genefen, als bis 
baS £erj aus bem ©äjornftein entfernt ift. 2Mft fommt ber £ejen* 
meifter felbft unb bittet ab. ($r. Slraput). 

126. Verborgene 3)inge fann man fefcen, roenn man ein 
tnerblättrigeS Kleeblatt ober baS Äreu$ aus einem $e<$tfopf bei 
fia) trägt; ebenfo, toenn man einen ©trumpf ober baS^embe oer* 
fe^rt anjie^t; boä) barf niemanb barum nriffen. 

127. Seoor man oom ßofe fetyrt, muß man mit ber.^eüf^e 



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— 168 — 

brci Äreuje t>or bcn güfcen ber ?ßfcrbe ma$en, bann fann man 
ntdEjt befyeyt werben. 

128. SBcnn Ätnber alte Sappen auf bcr ©rbe fmben, fo 
f ollen fie bie liegen laffen, benn fic fönnten betyert fein, unb fLc 
Würben fi$ babur<§ bie angefyerte Äranf&eit jiijie^en. 

129. 3n bie ©cfytoelle beä Stallet muß man brei £ß<$er 
^meinbotyren unb Äreusfümmel barein t&un, bann fann feine £e? e 
in ben ©taH. 

130. ©änferi<$en unb 3unggefeu*en fönnen flugeSeute einen 
gaubertranf eingeben, bafe fie ben ©änfen unb Söeibäbilbern na$* 
laufen, unb foUtcn fie babei über bie Käufer getyen. 

131. ©efättt bir ein $übföeS 2Räbd&en unb fie Witt bi$ ni$t 
^aben, bann nimm eine glebermauS, üerbrenne ü)r£er$ juSßufoer 
unb gieb e3 ü)r ein, bann fann fie ni<$t me^r r»on bir laffen. 

132. 3n Söenb. (Sarftnifc war ein SBrenner, ber alles toortyep 
fe^en fonnte; baju flellte er ftety einen ©arg auf ben ©cfyornftem 
feinet $aufe3. ©o roatyrfagte er einmal einem ftinbe mit gefunben 
deinen, baß tym am nützten £age bie gü&e rütftoärtö gerietet 
fein Würben, ©o geföaty e3 aud). 

133. 2Ber am 2Sei$feljopf leibet ober befeffen ift ober wem 
fölimme ßeute ba3 3Sie§ bel)eyt §aben, bem ift bringenb $u ratzen, 
bie §ülfe ber §o<$berü£inten grau ©$etoe in 5?r. in 2lnfpruc$ gu 
nehmen. §ier ein 93rief unb ein Sftecept, bie fie einem Summen 
aus SSuffefen gefd&rieben. — 2lbl. Sr. ben 23. 1. 79. ©ee^rter 
§err. Qf;r geehrtes ©^reiben toom 18. b. §abe iti) erhalten 
unb beeile mi<$ Sfoxtm 2Bunf$ na<$ p fommen, i<$ überfenbe 
3^n bafc netige ba$u, gebrauten £ie c3 genau na<$ ber borfc&rift 
ban Wirt e§ Reifen fo lange bie ßufyr bauert »erborgen fie ni#t 
ba& geringfte, faufen unb fcerfaufen f ernten Sie aber ni$t r*r= 
borgen mag fein Wer er ift. 2l$tung§»ott ergebenft SBittrce 
©d)ewe. — SDaä Slecept lautet: 3 U cr ft nehmen ©ie ein Äirf<$- 
bäumten bafj tyeifjt ein ©tem$en nt<$t ein QmtiQ ma<$en baöon 
tforfcfyen nadj bem Unter ßnbe angefpifct fo Wie ber ©tarn geftan* 
ben §at bie Äorfen einen 3°^ kn(J/ fiub bie fertig ban ge£t e3 
an ba§ toerbo^ren. 3 uer ft Bohren <5ie auf jebeS Gsnbe ber Ärtpe 
ein Soci) ftedfen ein Sßulüer barein (oon ben bie jufammen gebun* 
ben (in* in ben $apier<$en) nehmen bann ein Äorfen r-on ben bie 



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— 169 — 

6ie gemalt $aben unb nagel bag ju ban Sohren fic ein £0$ 
in ben Sutten ©äjtocu* ftetfen hriber ein spuloer barcin unb na* 
geln eS ttriber $u, tyaben ©ie bicö fertig ban graben ©ie ein 80$ 
unb fegen bag ©lag in ein alten £opf beefen benfelben ju unb 
fegen bag ©la£ tyin ein u fprcä)en bie SBorte (im Üftamen ©otteS 
beS SBaterS u. f. to.) unb ©ä)meiffen ban @rbe barauf, auä) bie 
$ult>er werben befegnet etyer ©ie oernagelt Werben grabe ©o Der- 
bohren ©te audj ben anberen ©raff ift ba£ berbot)ren fertig ban 
teurem ©ie mit bem Sßufoer im ©lau ^ßapier nehmen ein ©$art 
mit glityenben Äo^lfeuer galten es unter bie Äu$ frreuen ettoaS 
$ulöer barauf bag eS gut bampft fo brei 2lbcnbe hinter ein an- 
ber, ban in brei Slbenbe ttrirt nidfot gereu^ert, ban in 3«>ei Slbenbe 
gereuäjert ban in 2 Slbenbe nia)t, unb ben (Sin £ag gereu<$ert 
ban ift gut. Sitte genau fo ju folgen ttrie getrieben ift. ne§* 
men ©ie eine y 4 Quart glafd&e unb ba gi&en ©ie bie 9Jlebicin 
herein ban gigen <Eie §alb ©ä)nap£ t)alb SBaffer bis bie glafdje 
foll ift. (SaS foff bem 33ie& nämliä) eingegeben toerben). 

134. §at bir ein Sieb ÄleibungSftiitfe entioenbet, fo nimm 
einige glicfen toon bem gefto&lenen 3«uge unb fra|e fie auf einem 
©rabe ein; fonrte biefe Sappen langfam oerfaulen, fo quient au<$ 
ber Sieb, fo lange bis er frirbt, toaS unfehlbar gefaxt, fobalb 
bie Sappen oerfault fmb. 

135. Seufelbeu ©rfolg t)aft bu, toenn bu eine §anb ooff 
©anb tton einem ©rabe unter bie Sctfe ber £irä)e legft; jobalb 
biefer oon ben SBaffertropfen toeggefpült ift, muß au<$ ber Sieb 
fterben, toenn er nid)t oortyer fommt unb feine %f)at befennt. 

136. Sag ber Sieb geftotylen ©ut toieberbringen 
muß. SKimm 3 »rötflein »rot, 3 ©prätlein (ßörn$en) ©alj unb 
3 tropfen ©d&malj, mad&e eine ftarfe ©lut&, lege alle ©tüdfe barauf 
unb fpria? biefe SBorte breimal baju unb bleibe allein: 3d) lege 
bir, Sieb ober Siebin, »rot, ©alj, unb ©d&malj auf bie ©lutfc 
toegen beiner ©ünb unb Uebermuty; iä) lege es bir auf bie £ung', 
Sebcr unb $erjen, bag bi<§ anfommt ein groger ©<$mer$en. ß3 
f off bi$ anflogen eine groge Sßotty, als toenn eS bir t£ät ber bittere 
£ob; e£ follen bir alle 2lbern !rad)en unb £obesf$mer$en matten, 
bag bu feine !Ru$ ni$t $aft, bis bu baS ©eftoblene toieberbrtagfl 
unb $int$uft, too bu e3 gefto^len $aft 3m SRamen u. f. to. 



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— 170 — 

137. ©dfrreib auf 2 3ettel$en folgenbe SBorte: JXbtafyam f 
$atS gebunben, 3faaf f ^tö erlöft, Safob t M$ heimgeführt; 
es ift fo feft gebunben als ©ta$l unb @ifen, Letten unb SBattben," 
lege ba$ eine unter bie £&ürfd&toette, ba$ anbere über bie Styür, 
fo tommt ber $ieb am britten £age unb bringt ba£ ©efto&lene. 

138. $)iebe3fegen. $)röunbbrei§ig (Shtgel fagten, ftetpottten 
ber Butter 5Jtoria tyr lieber ßiublein ftetylen. $>a3 toottte ÜJlaria 
nt<$t toafyr $aben. SDa fpra<$ SRarta |U 6t Sßetro : Sieber $etro / 
binbe! (5r fprad&: 3$ &abe gebunben mit etfcrnen 33anben unb 
mit (StotteS §Änben unb mit feinen fünf SBunben bemalet, 
baß ber SDieb, ber fold&eS angerid&tet, muß flehen tote ein ©todf, 
mu& fe&en h)ic ein ©od, feine Stugen müffen toerf^warjen, er mufc 
anheben §u jaulen alle ©terne, bie am £immel finb, alles Saub, 
ba$ auf ben Säumen ift, allen ©anb, ber am 3Äeere tfc 2>a& 
toer&clfe mir bie Siebe ©t. Sßetro! 3)er müjfe ftiHe ftetyn unb 
nid&t weiter ge$n, bis i$ tyn mit meinen leiblichen äfagen anfd&aue 
unb mit meinem 3Runbe (Srlaubnifj gebe. Soöfpruä): $)a 3efu& 
getaufet fear im 3orban, ba ging er ^ut; alfo ge^e bu $)ieb au$ 
$in. (9la<$ einem alten ©d&rtftftücf ton 1837 mitgeteilt üon£m. 
8r$ut). 

VII. t $txt. 

139. SBenn früher ben ßeuten mehrere ©tü(f SBtefc hinter 
einanber tobt blieben, bann bxafym fie ein tobteS ©tüdC über bie 
©reii3e bes Dorfes unb banben e8 an einem S3ufä) feft. S)ann 
ftarb tynen (ein SBiefc me£r. 

140. öefpruä) gegen ben Verfang, $)iefe3 ©tücf SSie^at 
fi$ verfangen, SefuS (S^riftuS l;at gegangen; QefuS (S^riftuS hängt 
nid&t me$r, biefeS ©tüdf $ie$ verfängt fid& nid^t me$r. 3m 9Ra* 
men u. f. to. 

141. $erfelbe ©prud& toirb aus ber ©$toelbetner ®egenb 
mitgeteilt: $ie3 £aupt 33ieh hat flc^ fcerfangen, unfer £err 
<£hnftu$ tyd gegangen. 3ft unfer §err ©htiftuS t>om fangen er* 
löft, fo ift bie$ $aupt SBieh öon Verfangen erlöft. 3m üftamen 
u. f. tt>. SDiefer ©prudh tvirb breimal gefprod&en unb ba3 ©tüd 
Sßie^ mit ber ©dhürfe ber grau ober bem Sfodfjipfel be$ SRanneS 
befinden. 



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- 171 - 

142. SBenn fi$ eine Äu& ober ein $ferb oerfangen &at (bie 
£rommelfu$t &at), fo mufc man, otyne ba§ eä jemanb flc^t, bem 
%f)kt ein ©tü<f Mrot eingeben, in baS man oon feinen 6<$am* 
paaren geftetft fcat. 5DaS fctlft. 

143. SBenn eine 6d)toalbe unter bem Maua) einer Rvfy fjin* 
fliegt, fo gtebt bie Äuty fortan Mlut ftatt ber 2Rilä). £$ut man 
nun fd^neU biefe oerborbene ÜDlilä) in einen alten irbenen £opf 
unb fegt ba$ auf einen 3aunpfa(l, fo ift bie SJtildj triebet gut 

144. SBenn eine Äu§, nadjbem fie gefalbt £at, ben «ftamen 
ni<$t berlieren fann, fo muß man benfelben mit einer ^arfe brei< 
mal in Äreujform bura)$ie&en. 

145. S)ie Äu^e bürfen niä;t an einem Muttertage (9Ritttooä; 
ober ©onnabenb) juerft auf bie SBeibe getrieben toerben, bann 
geben fte feine Mutter. 

146. SBenn ba3 Mutterfafc beim Muttern unter einem Maßen 
ftef?t, fo friegt man fä)Ieä)t abgebuttert. 

147. SBenn bieSöttlä) be^eyt ift unb man beS^alb niä)t ab* 
gebuttert friegt, mu& man baS Mutterfafj auf bie Äarre fe(jen, ba* 
mit bis über ben nääjften ßreujtoeg torren unb bann toieber naä) 
$aufe; babei barf aber lein SBort geforoajen toerben. Ober man 
lege eine ÜRannS^ofe ober einen Mefen unter, ober einen 2$aler 
in baS Mutterfafc, fo buttert e3 balb. 3n Gulfoto fagt man: 
„SBenn't nu$ bottre f#afl, bottert ni#, o toenn ma bi ^ofe aftretft 
o rinne fä)itt." 

148. SBenn bie ÜJttlä) oerborben (be&eyt) ift, fann man fie 
baburdj toieber gut machen, bafc man fie burä) ein Stütf §ol$ 
feü)t, in bem fta) ein £oä) oon einem aufgefallenen Änurren 
befinbet. 

149. SBenn eine §e?e eine #au3frau beim Muttern antrifft 
unb bie Steifen beS ©ef%3 jä^tt, bann gerätfc ba3 Muttern ni$t; 
fott e3 aber toieber gut gemaä)t toerben, fo mufj ein rotier Sappen 
^eimlid) unter ba$ Mutterfaß gelegt toerben (bei ©d&ioelbem). 

150. 3 U 2B°^ W ^ mu 6 matt ocm ÖOn neun ©ä)etben 
neunerlei Äraut geben, bann !ann es niä)t oerrufen toerben. 

151. Um junges Mie$, befonberS Sßferbe, 3iegen uno ©#afe 
oor bem Merrufen au föüfcen, binbe man tynen ein rotyes §al«s 
banb um. 



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— 172 — 

152. $en Äityeit tüirb ein 4?ed)tfreuj mit 2$eer in bie 
©d^wanaquaffe ober ins ©enuf gcflcbt, bann fönnen fic ni$t oer* 
rufen werben. 

153. Äatbt eine $ufy, fo wirb i§r in ben erften Sränfeimer 
ein ßreujfdjlüffel gelegt, bann fann fie ni<$t be^eyt »erben. 

154. S)en $iu)en wirb SBennutb ober ein gering, au<$ ein 
Qx ober ein ©tfid S3rot mit S^eer bcfd)mtert eingegeben, bamit 
fie nia)t bie $age be!ommen. 

155. Äauft jemanb ein ©tfi<! SBiety, fo fott er eS ja rücf= 
wärtS in ben eigenen ©tatt bringen, fonft artet eS ntd}t gut. (Sin 
Sauer in 2Buffefen bei Sütow fa;neibet aua) ben geblatteten 
gieren bie ©augWar^tt ab unb wirft fte rütfwärtS in ben ©taü\ 

156. ©d)Weme foH man nur bei abnefrnenbem 2Ronbe fd)lad> 
ten, bann roa^rt baS gleifa) beffer unb befommt aud) ni$t fo 
Ieid)t ÜÄaben, als Wenn eS bei junetymenbem 3Wonbe gefäjlad;* 
tet wirb. 

157. derjenige, ber 8luk unb fieberwurfit fo$t, barf wcü> 
renb beS ÄodjenS niapt reben, fonft fo$t bie 2Burft aus. 

158. £ragenben ©tuten mufj man ein rotyeS, wollenes SBanb 
in ben ©d&Wanj binben, bamit fie ni<$t befceyt Werben fönnen, 
ebenfo anberem S3ic&, wenn eS im grü^Iing juerft auf bie SBeibe 
getrieben Wirb. 2luä) binbe man ben SC&ieren eine 3JUf$ung ton 
$ea), XeufelSbrecf unb Äreujfttmmel unter bie ©d}WanjwurjeL 

159. 3n üftebberfin (Är. SBütow) nehmen bie ^Bauern niä)t 
gern eine $a&e (ober einen S3efen) auf ben SBagen, Weit fie gtau* 
ben, bann ermüben bie Sßferbe. 

160. ©änfe, ®nten unb $ü$ner pflegen beim dritten ge* 
wb^nlid) einen Sßlafc in ber ©tube ju tyaben. ©ollen nun bie 
jungen Spiere jum erften 2M an bie frifd> £uft gelaffen Werben, 
bann muffen fie gegen baS SBe^eren gefa)üfet Werben. 3Jton nimmt 
etwas ©agelftern (assa foetida), aud) blos $ufoer, eine §anb toott 
(gierföalen, bie im Uieft jurüdfgeblieben finb, unb ©trob unb ge* 
bern aus bem Üfteft unb legt bieS unter ein ©ieb, nadjbem man 
es juöor angeftedt $at; bann ftettt man bie jungen Spiere aufs 
©ieb ober fteHt fie aud) in einem Äorbe barauf unb räubert fie. 
3ft bod) no$ ©efa^r oorftmben, fo mu& man fie burä; ein f<$roat> 
jes $rauKetb ober bura) baS linle ©ein einer §ofe ober jtoifdjen 



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- 173 — 

bcr brüten unb öierten £rame einer Seiter bur$jte$en. @o bei 
ben Äaffuben unb anbertoärtS. 2lu$ bur$ ein ©tfitf ®arn tonn 
man bie Spiere ^inburaftte^en, aber mit bem ©<$toan$e tooran. 

161. 3n mannen Dörfern toerben ben jungen (Sänfen bie 
Sla'tter oon bem Äraut 9Jtate (pyretrum) eingegeben, oft baju audj 
noa; ©pe<f unb 33rot, bann treffen fie nad;&er gut. 

162. ©ollen ßrctyen ftd; nid)t an jungem ©eflügel »ergreif 
fen, fo jte^e man e$ unter einer grofe burd). 

163. Söenn einem £m;n (®an§) bie @ier jum SfuSbrütcn 
untergelegt toerben, fo nimmt bie grau ein ©tü<f SBrot in bie 
§anb unb toerje^rt e3 mit grofjer ®ier, gleid^Diel ob fie junger 
tyat ober nia;t; fo, fagt man, f reffen bann au<$ bie aus ben @iern 
fa)lüpfenben £iu)ner ober ©änfe. 

164. 2Öemt bie p^nereier in einem ÜHonat gelegt unbauS* 
gebrütet toerben, fo legen bie barauS ^ertoorfrieäpenben #iu;ner fe§r 
fiei&ig. 

165. SSenn bie @ier ben ©lutfen am ÜDUtttood) untergelegt 
toerben, fo giebt e3 oiele £enn$cn. 

166. Siegt bie leere ©teile in einem @i f<$räge, fo ift ein 
tueiblia>3 S^ier bann, liegt bie Seere nad; oben unb jtoar toage* 
rea)t, ein $a$n ober ©anferia). 

167. Söenn man im grüfta&r ben Äudud §um erften 2M 
rufen $ört, muß man bie Söörfe Rütteln, ba[j ba3 ©el> Hingt, 
bann toirb einem ba3©elb im ganjenSa^r nid;t fna$>; $at man 
aber fein (Selb bei fid;, fo fe^lt e3 baä ganje Qa^r. #ört man 
i^n nüd&tew, b. t>or bem griü;frü<f, fo toirb einem ba£ ganje 
Qabr binburdj ba3 S3rot Inapp jugemeffen. 2lud} fann bir ber 
Aucftuf fagen, toic siele 3a$re bu nod) leben foßft. 

168. ©e&t fu$ eine Alfter auf beinern ®e$öfte nieber, fo 
befornrnft bu (Säfte; ebenfo, trenn fid& bie ßafee toäföt 

169. 2öenn man ben ©tord) juerjt nad) 3fau)rung fud^m 
ftetyt, fo toirb man baSganjeSa^r £inbur<$ fe$r fletfjig fein, ebenfo, 
toenn man tyn am SReft bauen fte&t; Hanert er, fo $at man Uns 
glütf, namentlid) jerfd^lagen bie grauen bann toiel £opfgef<$irr; 
fliegt er einem entgegen, fo toe$t er ©ä)laf in bie Slugen, unb 
man toirb ba$ ganje 3a$r tyinburdfr fe$r fd^Ufrifl fein. 



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- 174 - 

170. SBenn ber 6tor$ im grufta&r fömu|ig au$fie$t, giebfa 
einen naffen Sommer, wenn wei& unb flar, einen troefenen. 

171. 3tt ©arjin bei ©tolp rufen bieHinber bem@tor<$e jus 

Slbboar 2lure, bring mi ne Söraure, 
2lbboar (Sfte, bring mi ne S$rc efter, 
2tbboar Ut, bring mi ne $rut. 
173. $>em $rcmi$3$uge rufen fie na#: „2)e #ngerfte na toar !" 
$ann Wed&feln bie J?ranid&e. 

173. 3n Stoff elen bei Bütow rufen bie Keinen ©crof Birten 
ber ßrctye ju: 

2Bi toi wauer, bu uH §auer (#ure), 
2öi toi Wey, bu uU #ejr. 

174. 3 U lücinenben ßinbe fagt man: „$i fjetptoe woU 
be Äre&e (ober: be feiner) bat SBrot Wegname?" 

175. SSon fränfltd&en unb bleiben Seuten unb ßinbern fagt 
man: „£)at i3 e re$t utt£iemf", ober: „£ei fte^t ut affe^iemf." 

176. 9Benn man jemanbem bur<$ eine gebetyofe Saufe auf* 
bläß, fo wirb er fie fein ßeben lang nid&t wieber lo& (Sbenfo er« 
getyt e3 bir, wenn bir ein $ra$er Saufe auffe|t; bodj fannft bu 
fie los Werben, wenn bu einem anbern brei auffefceft. 

177. garrenfraut in bie SBetten gelegt, ifl ein gute« SRittel 
$ur Vertreibung ber glitye. 

178. 2öenn im gritylmg bie gröfd&e juerft quafen, fo eilen 
bie grauen in 2öuf[e!en bei Sftitow an ba3 genfter ber SRad&barin 
unb rufen: „#eft bu bige fömart SBeu; tu$?" $)ie 9tod&barin 
antwortet : „9fc!" „2Bo bat?" „3m fd&warte (SHerbrauü" 
„$enn lat batbliwe, wo bat !" Stamit entfernt jt<$ bie gragenbe. 
55>ic ©efragte $at nun baS ganje 3a$r feine glö&e. (§r. 3fo$ut). 

179. Slm Dftermorgen fegten früher bie Seute bie ©tuben 
auä unb trugen ba3 ©emütt (Rulles) über bie ©<$eibe auf ba* 
bebtet beS -ftac&barn. S)amit trugen fie ü)m bie glitye §u, fitfu)re*& 
fie felbft txrf<$ont blieben. 

180. 3n <&ar#n nehmen bie Äinber ba3 aRarienwurmdfcn 
auf bie £anb unb rufen: „33eifwermfe, fleig$o$uw, bieÄingetfe* 
fitte am ginfter unb Weine, fe finb inne »ottermelt aerbrunfe." 
2>a3 rufen fie fo lange, big e§ fortfliegt. 



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175 



181. 3Jton$e glauben, bafc bie Stetten beffere SCrt haben, 
toenn fie mit einem anbern auf bie ßälfte gehalten werben ; bo$ 
barf man ftd? ja nu$t barum janfen, fonft gebeten fte nid^t. (Sben 
be^^alb barf man aud) ntd)t um Söienen ^anbeln. 

182. SBer be Söein gaut mit #oar betouffe hett, bem hebbe 
be 3mme gaut Dart. (§r. 2lrd)ut). 

183. 3emanben, ber ben 2lmeifenfönig (©emtefcntg) nod) ni$t 
gefe^en hat, führt man ju einem Slmeifenhaufen; in bemfelben 
ftalert man mit einem ©tocfe ^erum unb mirft bem ahnungslos 
&abetftehenben plö|li<h Slmeifen auf ben £eib. $)ann hat er ben 
Slmeifenfönig gefehen. 

VHl. ^attjetu 

184. §ol$ unb Kraut, ba$ an einem gegriffen £age im 3ahre 
(im Kalenber Slbbon genannt) angerührt ober leid)t angehauen 
ttrirb, toertrocfnet unb ftirbt ab. 

185. Sau^olj mujj bei abne^mcnbem 9Jtonbe gef<$lagen Wer* 
ben, bann freffen e§ bie SBürmer nicht. 

186. 2ßirb im ©ommer ba3 erfte guber $oru in bie ©<heune 
gebracht, fo mujj beim Slblaben beffelben feine ©ilbe gebrochen 
werben ; fo ftiH unb ohne ba3 Korn ober ©troh ju fchneiben, toer* 
galten ftch im Saufe be3 SahreS bie TOufe. (2lu3 Kro&nom, Kr. 
33üton?). 

187. ®ie grauen fyred;en beim tfinfchteben be3 SBroteS in 
bertSBacfofen: „§erm a3 he Sofblatt, ^erut a3 h* Söagerab !" $>ann 
geht ba3 SBrot tüchtig auf. (2Buffe!en). 

188. ©breitet beim 93acfen jemanb über bie ©erftel, fo ge* 
räth bas »rot nid)t. 

189. $)ie blauen Kornblumen foH man nicht ins §au3 
bringen, fonft berfchtmmelt bag 33rot. ©ie feigen beShalb auch 
©chimmelblumen. 

190. (Serfte mufj nach Sonnenuntergang gefät unb eingeeggt 
toerben, bann wirb fte nicht öon ben Sögeln gefreffen. 

191. Kartoffeln mu§ man im äunehmenben Sftonb pflanzen, 
bann foachfen fte gut. 2örudenfamen ift am 2. , Seinfamen am 
19. 9Rai ju fäen. 3tt)iebeln legt man im ©teinbodf, bann »erben 
fte gut hart. 



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176 



192. Äartoffeln in ber 3cit Dom 1 — 12. SÄai gepjlan$t, 
»erben »urmittd&ig. 

193. 2öenn ft$ beim SPffonjen ber Kartoffeln grofje SBolfen 
am Gimmel geigen, »erben aud& bie Kartoffeln fe$r groß. 

194. Söenn be SBur biem 2lrftefeigen r.rjt, »are be Slrfte 
»ormabig. (SBuffefen). 

195. £>er ßo&l muß an brei greitagen hinter einanber be= 
fyadt »erben/ bann »trb er gut. 

196. 23enn ber gla<$3 gefät mar, gingen früher bie grauen 
gegen 2lbenb aufägelb unb riefen: „£ufc, Änutt, betan be^..t! - 
©o f)Q$ würbe bann ber gla<$3. 

197. SSirb beim gaftnad&tsbau* bergla$3 betaust, fo muffen 
bie $än§er babei red&t frü;e ©priinge ma$en, bann »trb au<$ ber 
glad&ä 1)0$. 

198. SBenn $tinf$en 2Beifcnad&ten unb 3Reuja&r bie ©tejapfen 
an ben genflem gut lang finb, fo gerate au<§ ber gla#3 im 
näd&ften 3afcr fe&r. 

199. £)er Seinfamen mu& aus ben Knoten au3gebrof$en 
»erben, .beöor bie gröf<$e quafen, fonft geräty ber gla$3 nid&t 

200. 2lu3 ben 2Burjeln be3 93rombeerftrau<$e3 lod&t man 
einen 2#ee, ber gegen ben Ruften fe^r bienlt$ fein foDL 

201. $a£ im ©pätyerbft auf ben @i$en no$ ftfcenbe Saub 
»irbau3gefo$t; in ba$ $ei§e2Baffer ftetft man angefrorene £anbe 
unb güfje, »oburdjj ber groft ausgesogen »irb. 

202. SBenn bie £opfge»ä<$fe gut »a$fen foDien, mufj man 
bie Ableger ((Snfen) [testen. 

203. Qu ©arjin bei ©tolp gebrauten bie Knaben beim S8aft« 
löfen folgenbe SBorte: „gruppuppfe, ga$ glatt äff, bat ©aftfe fall 
bie, bat pepfe fall mie." 3n Sßuffe!en gilt folgenber 3feim: 

SPtepfe, gerab' mi, 
Ober id f$la bi 
Stopp äff, Kopp äff, 
SSenn be SRogge riepe, 
Sßeun be ^Sogge piepe, 
SBenn be ulle 2Bi»er 
Mit be $)äre fnare, 
■äftutt mige pepfe lo$ ftnne. 

204. $ur<$ eine pfeife fofl man nid&t $inbur<$fe$en, fonft ge^ 
fie ni$t. 



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— 177 — 

IX. Seitat. 

205. 3n 8efel unb anberen Dörfern würbe früher ftatt be* 
©Rimmels ein ©tor<$ auSgepufct unb am $1. Stbenb herumgeführt. 
£)iefe ©ittc ift jefct ganj abgefommen. 

206. 2lm erften 2öei&na<$t3tage muß man fämmtlu$em 33ie$ 
Srot geben, bann befommt e3 leine £äufe. 

207. 3toif$en 2öetyna$ten unb 5tteuja$r batf fein £>ung 
aus ben SSie^ftäflen gebraut Werben; Wer e3 benno<$ t^ut, wirb 
nad) bem £obe jur ©träfe auf ben falten 9)1 onb beriefet 2lu<$ 
foU ba3 betreffenbe Sßie^ fe$r Diele Ääufe befommen. (£r. ©tolp). 

208. 2lu<$ barf in biefer &\t fein gla$ä gefeit werben, 
benn fo biet ©$äwe babei t>om gla<$$ fällt, fo m'el Hufe befom* 
men bie he<$elnben ?ßerfonen. 

209. SBenn ßeute jwiföen 2Bei§na<$ten unb SReuJa^r ftinnen, 
fo befommt i$r SSic^ Saufe. 

210. 3« ber ©tyfoefternad&t muß bafür geforgt werben, baß 
bie 93äume im nädjften 3 a $ r Ö^t tragen. S)ie3 erreicht man ba* 
bur<$, baß man i^nen in biefer 9to<$t etwas f^enft. 2tm SKbenb 
na$ ber Dämmerung werben fie mit einem ©trohfeil umbunben 
(in SBuffefen fagt man: SHe ©djurrbad Warb anne Soom bunge), 
unb in bie Äronen ber Säume ober audj brüber hinweg müffen 
rüstige Sabungen ©<$rot ober Sßufoer gef<$ojfen Werben. SBenn 
man bieS ni$t toerfäumt, fo finb bie SBäume im fünftigen ©ommer 
fejr fleißig. 

211. 2fa$ bie §au3tbiere müffen -fteuja^r mitfeiern. 3n 
ber ©pfoeftewacht erhält beähalb jebeS %^kt ein ©<$neibeWerfjeug 
in bie Ärippe, j. 33. bie ßü^e Sfct ober 23etl, bie 6d?afe ©<$eere 
ober 2Reffer. 2lm -JteujahrSmorgen Werben ihnen biefe (Segenftänbe 
wieber fortgenommen, unb fie erhalten nun ein ©tütf SBrot, baS 
mit ©<hnapS angefeud&tet ift. &en §ü^nern Wirb ba3 33rot flein 
gebrotft Unb mit ©$nap3 angefeuchtet ^tngefefet. 2lu<h Werben 
Heine ©röteren — 93a<fen — gebaefen unb bem SBieh ohne ©<hnap3 
hingefefct. (£S artet ft$ bann beffer. 

212. Qn ber ©pfoefternad&t jwiföen 11 unb 12 Uhr muß 
man ben Ofen tüchtig ^eijen, benn bann fommen bie SSerftorbenen 
unb wärmen fi<$; hat man ©anb auf bie Dfenbanf geftreut, fo 



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— 178 — 

tonn man fe^en, too fie gefeffen fyiben. 2lu<$ rnufc man bic beften 
<Speifen auf bcn ^ifd^ ftcEen. £ängt man Sßäfdje heraus, fo 
fornmen fte ni$t herein. (ßaffuben). 

213. diejenigen 3Renf$en, meldte in ber 12. ©tunbe an 
einem ©onntage geboren finb, fönnen (Seifter fe$en. SBenn fie 
in ber <Spfoefterna$t jtoif^en 11 unb 12 Xtyr cor bie 2#üre 
ge&en unb über ba3 #au3 fetyen, fo fönnen fie fe&en, ma3 für 
toi^tige Greigniffe baä nä$fte %afyx bringen totrb. ©tirbt jemanb, 
fo f<$toebt ein ©arg über bem £aufe, toirb jemanb geboren/ eine 
SBiege, fmbet eine £o($$eit ftatt, giebel unb Sag. 

214. 2lm ©tpfoefterabenb fülle man ginger^üte mit ©anb, 
für jeben ber Sfamefenben einen; bann ftülpt jeber feinen um, unb 
bei »em ber ©anb umfällt, nadjbem ber gingest fortgenommen, 
ber ftirbt im folgenben Sa^re. 

215. Ober ber, toetdjer baä @$i(ffal befragen miß, fege ft$ 
platt auf ben gufjboben, mit bem fRütfen na$ ber 2$ür, unb 
toerfe fi<§ mit ben güfcen ben Pantoffel über ben Äopf. gäßt ber 
Sßantoffel aufs SKaul, b. auf 3 ßeber, fo ftirbt ber gragenbe in 
bem 3a$r; ift ber üorbere Xt;eil na$ ber %\)üt gefe^rt, fo gefyt 
er im folgenben 3a^re für immer aus bem #aufe, fonft bleibt er 
in bemfelben. 

216. SBenn am ©yfoefterabenb bie Sampe angejünbet toirb, 
fo muß man na$ bem Statten fefcen; toeffeu ©Ratten feinen 
ßopf $at, ber ftirbt im folgenben s4«- 

217. 3n ber ©yfoeftemacfjt mufc man fu$ ein ©efangbu$ 
unter ba$ Äopffiffen legen unb, wenn man aufmalt, auffd&Iagen ; 
bie ©teile muf? man bur<$ Umbiegen beä 93Iatte£ merfen. 
2lm SßeujafyrSmorgeu roirb ba£ ßieb gelefen. 3ft e $ ein ©terbe« 
lieb, fo ftirbt bie betreffenbe Sßerfon, ift eä ein 2)anflieb, fo tirirb 
tyr m'el @ute3 roiberfa&ren, toobur$ fte gu ^äuftgem Soben unb 
S)anfen oeranla&t wirb. . . 

218. $er £erb beg £aufe$ toirb in ber 3eit toon 11-12 
U&r mit £eig belegt, unb jtoar für jebeS gamiltenmitglieb ein 
33röt$en; roeffen SSrötd&en ni$t aufgebt, ber ftirbt im 3<*&*e. 2lu$ 
foH foI$e§ S3rot fid) ba3 ganje %afyx £inbur$ galten. 

219. Sunge 2Räb$en fteHen 6 Setter oerfe&rt auf ben£if<$; 
darunter befinben fi$ bie ©innbilber für Verlobung (TOng), §o$« 



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*eit (Ätona), Geburt (?ßuwe)/ Steuern (®elbfhlcf) / tteberflu& 
(8rot) unb £ob (@rbe). (Sin anbete« 3Jtäb<$en $ebt einen be* 
liebtgen Setter auf, unb ber 3ubel ift gro&, toenn ft<$ bie *puflpe 
unter bem gehobenen Setter befinbet 

220. 2lm SReuja&rSabenb Wirb §toif$en 11 unb 12 Vfyx 
geuer im Ofen gemaä)t; bie Untoer$eirat$eten fletten fta) baoor 
uub fe^en fiä) jnnfä)en ben Seinen burd) in« geuer; Werben 
fte fiä) noä) in bem 3a£r oer$eirat£en, fo fe$en fie öraut ober 
SBtäuttgam; fe^en fte niä)t$, fo bleiben fie noä) lebig. 

221. 3n ber ©ä)toelbetner ©egenb $ält in ber fReuia^rä* 
naä)t bie „2lfä)enmutter" tyren 9tunbgang bur<$ ba3 £>orf. 
©ewö&nltä; ift e$ ein als grau oerfteibeter junger 2Jtonn, ber 
einen Beutel mit 2lfä)e trägt. $te Äinber Werben juin Seten aufs 
geforbert, unb roelä>£ ßtnb fä;leä)t ober gar niä)t betet, belommt 
einige #tebe mit bem 2lfa)cnfacl. glei&ige ßinber betommen ©e* 
fajenle, meiftenä felbfigebatfene Peffernüife. SBtel föenlt aber bie 
2lfä)enmutter mä)t, benn fte ift uut arm. 

222. Söer am 9leuja$r$tage fällt, ftirbt in bemfelben Sa&te 
(bei ©d)ioelbein). 

223. $ängt man am ©riinbonnerstag bie2Bäfä> jum£ro<I« 
nen fcinauS, fo ftirbt jemanb aus ber gamilte; wirb aber bie 2Bäf<$e 
auf ben Soben gelängt, fo fä)abet e3 nid&tä. 

224. 2lm ©rünbonnerStag fott man £opfgetoää)fe unb Saume 
p flanjen, bann ft>aä)fen fte gut. 

225. 303er am Karfreitag gleifä; ift, ben beigen im ©ommer 
bie ütttüden fetyr. 

226. Qn 6tojentin motten mehrere Seute bemerft &aben, toie 
bie ©onne am Öftermorgen fpringt. 3Äan nennt baä ba§ Öfters 
lammfartngen. 

227. 2lm Oftermorgen mu& man aus einem flie§enben @e* 
to&ffer oor Sonnenaufgang baä Dfiertoaffer fcolen, bo$ barf fein 
SBort babei gefprod)en »erben. mäid&t reiner al$ SBrunnen= 
waffer, unb man belommt barnad) befonbers leine ©ommerfprojjen. 
3n einer glaf$e gut jugelorlt behält e3 au$ fpäter feine Äraft. 
3n ©tojentin geben e3 manä)e ben flehten ©effeln gu trtnfen; 
au$ bie Sienenlörbe werben bamit befprengt, bamit bie Bienen 
gute Slrt fcaben. 

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228. £)aS ©täupcn ju Oflem gefönt faft nur in htt 2öetfe, 
baß Äinber ben Altern bie mit SBänbern unb buntem Sßapier ge* 
fa;mtt<fte Ofterrut^c aufs 33ctt legen. SöfabertoärtS ifl bie ©itte 
ganj ausgeartet. 9Wan nimmt Ruthen Don 93irfenreifern ober 2Baä)* 
holberbufdj unb prägelt bamit, fo baß es tüäpttg auf ben SBaben 
brennt (6$mu<foftre, oftrepietfd&e). 

229. 5DaS liebe sßommerlanb I. ©. 108 er$ä$lt: ©ine 9taä> 
barin toerfi$ert, t$r Sater ^abe aUjährliä) im Dfterroaffer gleia) 
am 3Jlorgen ©ier loä)en laffen unb mit bem (Sterroaffer feinen 
D($fen bie §älfe getoafd&en, unb bann habe baS 3od) ihnen nie 
eine SBunbe gefä)euert. (Sin anbrer 92aä)bar in ihrem £eimathS* 
borf ^abe feine mit ber 6$abe ober ßra&e behafteten Sßferbe am 
Dftermorgen in bie 6<$tüemme geritten, unb alsbalb fei bie ßran!* 
heit toerf$rounben. 

230. 3n ber 33ütomer ©egenb burfte früher ju Sßfmgften 
ber fogenannte „^tfajf" nidjt fehlen. 3n einen großen, ^öljernen 
Dörfer, aus einem SBaumftamm ^ergefteflt, mürben ca. 4 3Ke|en 
©erfte gef<hüttet, mit feigem — aber nia;t foajenbem — SBaffer 
übergoffen unb bann mit großen Ijöljemcn Lämmern fo lange 
bearbeitet, bis aud) baS legte flörmhen ton ber $ülfe befreit mar. 
©ehörig gereinigt roarb bann bie ©erfte bid eingelocht unb als 
2ieblingSgeri<ht am •tDfcittage beS erften SpfingfttageS mit ober ohne 
9Jlild) berfpeifi #eute fä)i<ft man bie ©erfte nad) ber 9ftühle unb 
lägt bort bie eben fo beliebten ©raupen (©rubegritt) machen. 

231. £er SJJfingftftraua;, ber juerft auSgeftecft toirb, ift ber 
befte; er toirb aufbewahrt unb feine 93lätter fotten fd)limme 2Bun* 
ben, bie fonft nü^t feilen motten, beftimmt feilen. 

232. 3n Suboto (Är. ^euftettin) finbet aQja^rlic^ baS Sßftngft* 
Söettreiten ftatt. S)ie jungen 33auerburf$en mahlen ftä) baju bie 
beften Üftenner unb ein ebenes gelb. 3 eDcr 33urfd)e toirb Don fei* 
nem Äranjmäb^en auSgepu|t; auä) baS Sßferb toirb befränjt. $ann 
toirb eine $)iftanj abgefteef t unb ein ©egenftanb an bem beftimmten 
Wale aufgehängt. 3)aS SBettreiten beginnt, toobei 3ung unb Hit 
äufieht. SBer juerft baS 9M erreicht unb ben aufgeteilten ©egen* 
ftanb ergreift, ift ber Äönig. $aa) bem SBettreiten finbet ein 
$au#>ergnügen ftatt, bei bem jeber Surfte mit feinem Ärana* 
mäbä)eu tanjen muß. 3*&eS junge SRäbchen toählt |W& feinw 



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- 181 — 

Surften felbft unb giebt ihm feine Hinneigung burd& beffereä ober 
fd^Ied^tereS 2lu3pufcen ju erfennen. 

233. 2Cm Sohanntetage, Wittag« 3ttrifä)en 11 unb 12 Ufa 
werfen junge 3Jtöbä;en einen Äranj brcimal auf einen Saum; fo* 
bann laufen fie breimal um3 £au3. Segegnen fie babei einer 
3Jtonn3perfon, ober fehen fte eine am $aufe vorbeigehen, fo be* 
fommen fie balb einen SJtonn aus bem ©tanbe, bem jener ange- 
hört gättt ber Äranj alle brei 9Jtole &om Saum ^runter, fo 
miiffen fie noch lange auf einen greter warten. (2Buffefen). 

234. Qn ber 3o$anni§na<$t unb am 3°5 a wni§tage Werben 
in einigen Käufern bie Spüren unb Stuben mit 2tyom (Älohn) 
ober auch mit Äreujborn gefchmüdt. 

235. 3n ber gohannisnacht, ober, wie anbere fagen, am 
gohanniätage, SKittagS jwifchen 11 unb 12 Ufa fxnbct man unter 
jeber alten Seifu&jtoube flogen in ber <£rbe; biefelben fetten ge- 
gen Ärampfe Reifen. 

236. SBenn bie Äranid)e fchreien, ober Wenn bie §unbe Oral 
treffen, ober Wenn bie §üfaer an einem £age viel fräßen, fo giebt 
e3 Stegen. 

237. SBenn ftcf be ©prein (Staare) fo toptreefe u an to 
fingen fange, gifft't Siegen. (£r. 2fr<hut). 

238. SBenn e8 im grühjahr, währenb bie Säume noch un* 
belaubt ftnb, gewittert, fo giebt e3 wenig ober gar fein Db(t. 

239. SBenn bat t>äl Srumbeere gifft, foieg toi ne harbe 2ötn* 
ter. (#r. Streut). 

240. SBenn große ©d)neefloden fallen, fo fagt man in (Sar* 
jin bei ©tolp: „$)e 3Merburf<he fd&lane (fchlagen) fuf". 

241. SBenn ein SBlift herunterfchlagt, fo fä^rt bamit jugleich 
ber $onnerfeil ($unnerpil) herunter unb bringt in bie @rbe; erfi 
na<h neun 3afan fommt er wieber an bie Oberfläche. $er Bonner- 
feil hilft gegen ben ©«haben. 3Jian mu& etwa* ba&on abfärben, 
bagu fcon bem Trauring ber SWutter bei erlranften ÄinbeS fyxqa* 
fcha&en unb bem Äinbe eingeben. 

242. 3ft am 3Äi<haeH$tage fülle* Söetter, fo giebt e3 billige 
ßornpreife. 



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— i8a — 

243. 2öemt man oon giften träumt fo rotrb e* balb reg« 
neu. 3n (Stohren fear eine grau, bie barna$ ben Siegen auf btei 
Xage oorauSfagen tonnte. 

244. SBenn fiä) roä&renb be* Siegend auf £eiä>n unb $füfceu 
grofje 2Baf[erblafen bilben, rufen bie Äinber in Sarjüt: „Siegen, 
regen bk&tig, bat be Slubbre im Sßater ftafyte." $ann toirb ber 
Siegen noa) ftärler. 

II. tytvmifäU*. 

245. SBenn jtoei ftd) in einem SBaffer roafä)en ober mit einem 
£anbtuä) abtrodnen, fo janfen fte |tä) balb. 

246. Söeffen ßaupfl&aar weiä) ift, ber ift fanften ß^araftetS, 
toeffen §aar ftä) aber beim 2tu3jie$en träufelt, ber ift ein leidet 
reizbarer 3Jlenfä), 

247. SBirb bir an ben Äleibern genagt, u>ä$renb bu fte an» 
$aft, fo toerben bir bie ßeute falfö. 

248. 2Sen bteJto|e, naa;bem fte ftä) getoafä>n §at, anfielt, 
ber befommt an bem £age noä; trüget 

249. SBitt man öor böfen träumen betca^rt bleiben, fo fteige 
man rüdtuärtö ins 23ett. 

250. SBenn man toon gerben ober Keinen Äinbern träumt, 
fo belommt man 2lerger. 

251. #aft bu ben ©ä;tu<fauf (toemt bi fä)lu<fu»pt), fo rebet 
jemanb uon bir, ebenfo, wenn bu SBlafen auf ber S U ^Ö C befommfl. 
©rennt bir ba3 ©eft$t ober flingt bir baS Dfcr, fo toirft bu oon 
jemanb fd)ted)t gemalt. 

252. ^rttt in ber Unterhaltung eine $aufe ein, fo fagt man 
(in Söujfelen): $at i3 $e gaub' ^eifc tum ßatoetfeigen. 

253. ©eben ftä) oier Sßerfonen über Äreuj bie $anb, fo fagt 
man, ftirbt ein 3ube. 

254. Surft bir bie Iinle £anb, fo foiegft bu (Selb, Jiwft aber 
bie reä)te, fo nnrft bu ©elb loa. 

255. gür eine Stabel f oH man fi# ui$t bebauten, fonfl toirb 
bie greunbf<$aft jerftoä)en. 



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— 183 — 

256. SBon einem f$le$ten, fhtmpfen Keffer fogt man, es 
fei fo fhimpf, ba§ man barauf na$ Sftom (ober au$ na$ S)an§ig) 
reiten fönne. 9Ran nennt ein fol<$e3 Keffer $oggepuu&. 

257. Sßenn ein Sunge mit einem aufgefrempten #ofenbetn 
in bie@tube tritt, fo fragt man tyn: „SBembiflbu imÄo^Itoäfl?" 

258. 6iefyt man eine €>ternf$nuppe fatfen unb benlt fu$ 
toä^renb be$ gallenS ettoaS, fo ge^t baS in (Erfüllung. 

259. 3m Ärebgjct^en miiffen bie Letten geftotft toerben, 
bamit bie gebern nt<$t bur<§--, fonbern immer rfitftoärts ge^en, 

260. SZBenn man unter bie SBettfebem Pfeffer ftreut, fo tuer* 
ben biefelben ni$t üon ben 2Rotten (SKieten) gefreffen, au<$ finb 
bie gebern fiet3 gut luftig. 

261. Sine $atfe fott man m$t fo legen, bafj bie Qinltn na<$ 
oben fielen, fonft fted&en ft$ bie fötgel bie Äugen baran aus. 

262. SBenn man ben £efen ins Sier toirft, mu& babei fefc 
gefreiföt »erben, bann gä$rt baS SBier fe&r. 

263. Einern gremben fott man ni$t ben oberfien Tanten 
öon einem Brote &orfe$en. 

264. SBenn na<$ bem Ausfegen no$ ein groger ©tro^alm 
in ber ©tube liegt, bekommt man feinen SBefu<$, liegt ein fleiner 
$atm ba, fo befommt man geringen 39efu<$. SXud^ erhält man 
©äfte, Wenn bie gunfen aus bem flamin in bie €>tube fliegen. 

265. gängt ein @$lafer im Traume gu fpre<$en an, fo er« 
faffe man feine grofje ge^e, unb frage t$n, toona<$ man toill, er 
giebt bann auf alle gragen SluSfunft unb toerräty felbfl feine ge* 
&etmftot Angelegenheiten. $o$ barf man ifyt niifct bei feinem 
Saufnamen nennen, benn baöon ertoad&t er 



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C. SMrdjetu 



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187 



1. Jgo&ann 6$ulj. 

3n (Solberg toar einmal ein ©olbat, ber $ie& Sodann ©<$ulj 
ttnb fear ein Ȇber SRenfa). @r Iran! gern SBrannttoein, unb 
feine Xraftaraente nmrben ü)m fä)on bor ber Seit ade. @inft ftanb 
er im SBinter bei jrrenger ßälte auf ber 6$anje Soften, unb jtoar 
in ber -Jtoäjt bon 11 bis 1 lX^r. 5Da badete er bei fu$: „Söenn 
jefct ber Teufel fäme unb $ir aus ber 3ßot& fyiilfe, $u tooHteflt 
aUeS t&un, toaS er oon ®ir verlangte." SBie er fo baa)te, näherte 
|iä) i$m eine 3Jtenf<$engeftalt 3o$ann ©ä)ulj rief: Jfralt, toer 
ba?" 216er feine Slnttoort. <Sr rief jum Reiten 2Jtal, ba fagte 
bte ©eftalt: „$)u fagteft eben, Wenn $)ir ber Teufel aus ber $Rot^ 
§ülfe, fo tüoQtefl 5Du atteS ityun, toaS er verlangte. $)eS$alb bin 
i<§ ba/' ©djulj fagte: „S)aS t&uiäV' 3fam reid)te Ü)m ber Teufel 
eine 6ä)rift, bie mugte er mit feinem eigenen SBlut untertreiben; 
bann gab er ü)m einen SBeutel, ben brauste er nur ju fä)ütteln, 
unb es fiel fo oiel ©elb fcerauS, als er nur fcaben tooflte. 2llä 
Sc$ul$ ben Beutel $atte, fagte er jum Teufel: „*Run nimm meine 
©eftalt an unb ftefce für mi$ fo lange Soften, bis iä; £>ü$ ab* 
löfe, benn iä) null in bie ©<$änfe ge^en unb mid) ftärfen." S)a 
fpraä) ber teufet: „6o nimm erft baS 6<$lo& bom ©etoe^r ab, 
benn fonft ift es mir ju fdjtoer." 6ä)ul$ f<$rob baS 6ä)lo§ los, 
legte bem Teufel baS ©etoe^r in ben Slrm unb ging fort. 
bie U§r 1 fa)lug, fam bie 2lblöfung, aber ber Teufel tooHte fiä) 
bon u)r niä)t ablöfen laffen, toeil er ©a)ulj berfpro$en $atte, fo 
lange ju fielen, bis er felbft fönte. S)ie Slblöfung melbete bem 
Unteroffizier, ©djulj toofle ft$ nid&t ablöfen laffen; ber fd&ufte fte 
mit einem Oef reiten jurüdC, aber au$ jefct tooHte ftä) ber Teufel 
m$t ablöfen laffen. $et (befreite berichtete bas, aber ber Unter* 
offaier meinte, fte toären gar tti$t bagetyefen, unb fo ging er felbft 



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§in unb fagte: „©cfjulj, lagt @ud) ablöfen!" S)er Xeufel anttoors 
tctc: „93on (£ud& laffc id) mid) nid&t ablöfen." $)er Unteroffijier 
ertoiberte: „60 fle^t in ®reiteufel$ Sßamen!" ,,3d) bin nur einer/' 
fagte ber Teufel <£<$ulj fafj unterbeffen im 2Birt$3$aufe unb 
tyat fid; gütlia). 2H3 er bort einige £age pgebrad&t $atte, baä)te 
er, man toerbe ü;n fmben ; beS&alb faufte er ftd) Sßferbe unb 2Ba* 
gen, mietete ftd& einen äutfd)er unb fu$r baaon. <£r $atte ftd) 
bem Teufel auf 7 3^te oerfd&rieben, unb e$ toar au<$ ausgemalt 
toorben, bafj er fi<$ in biefer 3 e ^ w<$* Waffen, ni$t bie #aare 
unb bie ?Räget befd)netben foHte. Site nun bie 7 Sa^re balb um 
toaren, fe^rte er na$ (Solberg jurüd, benn er gebadete, ba& ber 
Teufel i$n batb tyolen toürbe. Qfyt er no<$ ba^in tarn, lehrte er 
in einem ©afit&aufe ein, too er freunblicty aufgenommen nmrbe. 
JDer 2Birt$ $atte brei $öd&ter. 2H$ 3o$ann 6d&ulj fte gefefren, 
ging er jum SSater unb bat tyn, u;m eine Don feinen Södfc 
tern jur grau ju geben. $er Sttrtfc billigte ein, unb 6<$ul$ 
fragte bie ältefte, ob fte feine grau »erben tooHe. S)ie aber fagte: 
„60II id) benn ben Teufel tyeirat^en?" (Sbenfo fagte bie jtoeite. 
S)a fragte er bie iüngfte, unb biefe fagte: „@3 !ann ja nod? toaS 
barauS toerben." 6d;ul$ lief* nun einen Äaflten mad&en, ben fluttete 
er üott (Mb unb fagte $u feiner SBraut: „SBenn id) über ein 3<$r 
nid&t jurüdt bin, fo gehört ba8 ©elb 2)ir; aber e$er barfft$)u ben 
haften nid)t öffnen." ©ie gab ü)m tyrenScing, unb er nafrnSfö* 
fd)ieb. §r lam nad) Dolberg unb ging in bie 9tö$e be3 OrteS, 
wo er oor 7 Sauren Sofien geftonben fyxtte. 2)a rief ü)m ber 
Teufel, ber nod) immer Sßoften ftanb, ju: *3o$atm, Wfe mtd& ab, 
id& toitt 2)ir alle* geben, toaS $u toiEft." ©djulj fagte: „@iebft 
2)u mir bie 6$rift juriidf, fo toiU i$ 2>i$ ablöfen." 5Der Seufel 
fagte: „®em, mad) mi<$ nur Io$!" 2)a gab er bie ©d&rift §urüdf, 
eS gab einen grofjen ÄnaH, unb ber Teufel fcerfd&toanb. Scfyxm 
©d)ul$ übergab baS @e»e$r einem anbem ©olbaten unb ging bann 
jtt einem ©arbier, um ftd) fd)eeren gu laffen. $er aber fagte: 
„Sieber toitt i<$ ben S^ufel rafiren!" 2HS er ein @nbe »eiter ge* 
gangen toar, begepete i^m ein Tambour, ben bat er, i^n bo$ $u 
rafiren. 5Der 6oIbat fagte: „£)a£ öerfte^ id^ red^t gut, bo<$ ^abe 
id) nid;t bas ^anbtoerföjeug." „SSßa^ foftet e« benn?" fragte 
©d&ulj. $Der SCambour fagte: „gunfo^n SC^aler." ©d^ula reid)te 



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— 189 — 

ü)m bo$ (Selb, unb fagte: „$a nimm unb laufe es." £)ann 
ging er in ein <8aft$att3, wofctn er ben Tambour naa)fommen lieg. 
$ort befteßte er einen Äejfel ooH SBaffer, unb ber Tambour be* 
fa)nitt i&m ba3 £aar unb bie üftägel an £änben unb güfjen; bann 
wufa; er ft<$ unb legte neue Kleiber an. ÜRun fragte er ben ©ol« 
baten, Wa3 er i^m fa)ulbig fei; ber aber antwortete, er folle i§m 
baS ^afirjeug laffen, benn baS fönne er ja boä; ni$t gebrauten. 
©a;ul$ fagte: „3)08 behalte unb nun reta> beine gelbmüfce $er!" 
$te fluttete er tym ganj oofli (Mb. 3nbef$ fam ber öarbier 
fyerein, unb als er fa£, wie ber Tambour belohnt würbe, ärgerte 
er ftd; fo, bajj er fiä; in ben ©trom [türmte unb ertranf. 2lm 
anbern Xage futyr ©<$ul& $u feiner S3raut unb ma<$te mit u)r 
§oa)jeit. S)ie beiben ©ä)weftern aber gingen in beS SßaterS (SJar* 
ten, bort war ein £eta), in bem fie fidj beibe erfäuftetu 

2. $)er fromme ©ä)äfer. 

@3 war einmal ein ©ä)äfer, ber feine §eetbe getreulta; hütete, 
aber niemals bte Äird;e befugte. 3fn ber 3?ä$e feines SBeibepIa|e^ 
befanb ein ©raben, ben er tägUä; überfprang, unb jWar t&at 
er einen ©prung für ftd; unb jWei für ben lieben ©Ott. 9hm 
gingen bie Seute ftetS an tym oorbei, Wenn fie jur Äirä)e wollten, 
unb öfter fragten fie ifyn, weshalb er niä;t au<# jur &irä)e ge$e. 
$)er ©djäfer aber fagte, er fyabe feine <Sä)afe ju öerfe^en unb fönne 
aua) bie $btere feinem anbern anvertrauen, ba fie leidet ©<$aben 
nehmen fönnten. 3)a aber bie ßträ)engcmger immer metyr in i&n 
brangen, entfa^lofc er fia) enbliä;, bie £eerbe auf einigen ©tunben 
einem anbern ju überlaffen unb bie ßira)e ju befuäjen. Sluf bem 
SBege jur Äira> mu&te man einen ©ee umgeben, unb wäfcrenb 
bie übrigen biefen SSeg gingen, föritt ber ©ajäfer grabeauä über 
ben ©ee herüber, o^ne aud) nur einen 3ott tief ins Söaffer ju 
fürten, ©o rein War er öon ©ünben. Qn ber Äir<$e työrte er 
gar anbäa)tig ber Sßrebigt ju; wie er aber einmal einen SBliä na<$ 
ber Äanjel Warf, fab er hinter berfelben einen ÜJtonn, ber eine 
grofje Äu^b^ut in ben £änben $ielt, auf weld&e er alle ©a)läfer 
unb ©<bwä|er notirte. 21(3 nun baS Seber ooH unb boä) fiets 
noa) me$r tarnen ju oeraetajnen Waren, faßte ber 9Jtonn bie £aut 
mit ben Qtyrwi, um fie ein wenig ju redfen. fcabei entglitt tym 



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aber baS Seber, unb er fttej? mit bem Äopf gegen bie Äanjel. $)er 
©djäfer mufjte (a$en, tourbe aber bafür fofort felbft aufgefchrieben. 
2luf bem SRüflroege wollte er toieber über ben ©ee flehen, aber 
ba3 Söaffer ging u)m jej&t fd)on in bie ©(huhe, fo tief toar er in 
©ünben gefunfen. @r fehrte um uub ging mit ben anbern ben 
SSeg um ben ©ee tyerum. ©eitbem hat er ftd) nie toieber $um 
Sefud) ber fltrd> betoegen lajfen. 

3. S)er bumme £an3 unb ber ÜHefe. 

©in reifer Sauer hatte brei ©öhne, &on benen ber jüngfte 
ber bumme §an£ #e&. 2ll£ bie Änaben ^etangetoaä^fen toaren, 
fdjidte ber Sater fie aufs gelb, bie 6ä)afe ju hüten. 2)er ättejie 
©ohn mu&te bie£ Slmt juerft übernehmen. Suftig unb guter 2)ina,e 
trieb er au$, als er aber am Slbenb heimfe^rte, fehlte u)m ein 
©d)af. (Sbenfo erging eS am folgenben £age bem jtoeiten ©ohn. 
$)a fprad) $an3: „Sater, morgen toerbe id^ bie ©d)afe hüten, mir 
foH niemanb ein ©ä)af nehmen." £)er Sater aber brummte ärger« 
lid): „$u thäteft beffer, toenn $u £)td) auf bie Dfenbanf legteft; 
benn toenn id) $ir ba£ Sieh überliefe, toäre am Slbenb too mög* 
lid) alles oerfd)tounben." §ans jebod) bat fo lange, bis ber 2llte 
enblid) einwilligte. 2lm nächften SKorgen trieb er bie ©<$afe au& 
unb überwachte fie fehr forgfam. ©egen bie SJlittagSjeit ersten 
ein mächtiger Sftiefe, um ftd), tote an ben früheren £agen, ein ©d)af 
ju holen. 2lber £anS fprang auf u)n los unb rief: „§anb bom 
©aef! 3<h föfofe iwht unb$)u foHft mir baS %f)itx niä>t nehmen." 
$)er Sftiefe befam einen gewaltigen SRefpeft toor bem Birten unb 
lieg t>on feinem Vorhaben ab, ja er berebete §anS, fid) bei ihm 
ju toermiethen, benn einen folgen Surften tonne er gebrauten. 
$ans war'S juf rieben unb fcerfprad), am nächften £age jup^hen. 
S)er Sater ftounte nicht wenig, als grabe §anS bie $eerbe tooQs 
Sättig jurücf brachte; ber aber fagte ruhig: „34 h^be mid) an ben 
liefen vermietet, ber bie anbern ©ä)afe geholt hat ; morgen fliehe 
id) $u ihm, unb nun fönnen bie Srüber ruhig bie <2<hafe hüten, 
eS fott ihnen nichts mehr entwenbet werben." ®r paefte feine ©ad&en 
jufammen unb machte fi$ bei Tagesanbruch auf ben 2öeg. greunb* 
lu$ empfing ihn ber 9Uefe. 2llS bie 3eit beS SlbenbbroteS f)tt<m* 
tarn, fagte ber föiefe: „5iun ftärfe 2>idh §u morgen, ba tootten totr 

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— 191 — 

bref$en." £au3 Wollte feinen Heller füllen, ober bieÄeHe war fo 
fdfjWer, baß er fte faum rühren fonnte; er be^alf ftd), fo gut eä 
ging, Wäbrenb ber Sftiefe mit einem großen £oljlöffel ungeheure 
Waffen Don ©peifen ^runterftürjte. $em §anä fing nun ber 
©paß an ungemütblia) s u Werben, unb wä^renb er fia) in ber 
9k$t auf feinem Sager bentmwäljte, überlegte er, Wie er ben 
liefen übertölpeln fönnte. 2tXö ber £ag anbraa;, begab er fta) in 
bie ©d&eune, ftieg in bie ßabnenbänbe unb fing bort au$ allen 
Gräften gu Emmern an. $)er Sfttefe eilte berbei unb fragte : ,,2000 
madjrft $)u bort oben?" „@i," antwortete £am3, „wir wollen bo$ 
brefd^en, unb ba mir ©eine 2)refd)flegel fo Winjig oorfommen, 
wollte ta) mir bter einen gured&tbauen." „Aber $)u fd;läg|t mir 
ja bic gange ©a;eune jufammen," flagte ber Sftiefe; „fteig nur herunter 
unb wirf mir bie ©arben ju, i$ Witt lieber allein brefa>n." §ans 
lachte ob be8 gelungenen ©treia>3 unb tyat, wie il;m geheißen; 
aber bie neue Arbeit war wegen ber ©röße ber ©arben au$ nt<$t 
leidet, bodfj gelang e3 i^m mit Aufbietung aller Äräfte, bic ©arben 
berunter$uf<$affen, unb ber 9Uefe brafa), baß tbm ber ©d&Weiß 
über*3 Angefleht lief. 33eim 3fltttag3mabl fagte §an§ ju ber Riefln: 
„3^r müßt (Surem Sftann nid&t fo Diel ju effen geben, benn ba* 
»on wirb er immer fa)Wäd)er." 2lm -Jtad&mittag würbe ba§ ßorn 
gereinigt, unb als e3 an baS 2Begf$affen ging, fagte £ane: „Sei 
meinem Sater War eä fo ©Ute, baß jjeber auf ben €peia>r trug, 
waä er toer^rte." $>amtt ftedftc er bie £afd)en tooH unb ging, 
ba§ Uebrtge mußte ber fötefe allein fortfd)affen. 2lm folgenben 
£age follte gemahlen Werben. $an3 War nid)t im ©tanbe, bie 
riefige #anbmm;le in SeWegung ju fegen, aber fdjneU flopfte er 
einige 3Äefcen Äorn flein unb fagte bann: „3u $aufe War e3 fo 
9ftobe, baß jeber ftd; fein 3Jtebl felbft mahlen mußte." ®er Sftiefe 
war wieber ber ©eleimte. Sftun follte aud) gebatfen Werben, unb 
$an3 ging mit bem liefen $um 2Balbe, um £olj ju bolen. @r fafc 
ft$ mehrere Saume an, aber alle waren fie i^m ju fä>ad&. (Snbs 
li$ erfaßte ber föiefe einen gewaltigen Stamm, jog tyn mit einem 
SRutf fammt ben Söurgeln au§ ber (Srbe unb fagte: „2)a£ Wirb 
wo^l ausreißen." ©a)einbar bolf i&m $an8 ba$ ©tammenbe auf 
bie ©djulter unb fagte; „3ejt wartet, bis iä) baS anbere (Snbe 
auf ber ©a)ulter babe." Stnftatt beffen aber fegte er fid) auf einen ber 



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— 192 - 

Sweige unb rief: „3»hm los!" $er Sftiefe 30g mit aller Äraft, 
§an3 aber pfiff. dreimal mu&teßalt gemalt werben, unb Wenn 
ber Sföefe f<$toeifjtriefenb fragte: „2Bie lannft S)u Bei fol<$er Saft 
noä) pfeifen?" fo erwtberte £an§: „S)a3 fommt toon (£urem Dielen 
föffen, baß 3fc fo f$toa$ feib." Äaum waren fte auf bem $ofe, 
ba fro$ $ an * aus be* 3^ e ^ en ^ unb **r SÄiefe warf ben Saum 
ju Sobcn. SKun Wäre er ben ^and gern loägeWefen, aber £an$ 
Wollte ni<$t ge$en, bis tym ber 9Hefe eine £onne (Stoib als @m> 
fd&äbigung anbot. $arait War #an3 einüerftanben, bo<$ mufete 
ber SHiefc fte tym na$ §aufe tragen. St3 jum ©arten be$ SaterS 
famen fie o$ne Qtox\^tn\oXL, bort aber Büdte ft<$ #an3, tote Wenn 
er einen Stein aufgeben Wollte, unb ber Stiefe, ber fürd^tete, §attö 
wollte tyn tobtwerfen, Warf bie £otrae Don feinen ©$ultern, baß 
bie Sänber platten, unb lief ciligft batoon. $ an $ aber eilte Der* 
gnitgt ju feinem Sater, betn er feine ©ef$i<$te erjäfylte. $)a3 ©olb 
würbe in baä ßauä geföafft, unb alle lebten gtttöli$ bid an i^r 
(Snbe. 

4. $er bumme £an$. 

War einmal ein Sauer, ber ftttte brei ©ö$ne, öon benen 
ber jüngfte, Weil er fo bumm War, ber bumme £an3 §iefj. 2118 
ber Sauer alt würbe, lieg er bem älteften 6o^n ben §of Der- 
(treiben; bem jWetten foEte fein (Srbt&ett auSgeja^lt Werben, unb 
§an£ fottte auf bem ^ofe bleiben, fo lange er lebte. 2lu$ fegte 
er feft, baß jeber üon ben Srübern eine SKad&t bei i$m toa$en 
follte, wenn er geftorben wäre. Salb barauf ftarb er. 211$ nun ber 
Slbenb ^eranlam, rief ber ältefte Sruber ben £an3 unb fagte: 
„£an3, 2)u lannft für mi<$ wa$en, t<$ gebe $ir fcunbert S^aler." 
#an3 willigte ein unb ging in bie 6<$eune, wo bie ßei$e feines 
Saters ftanb, bie er fortwä&renb UtöatyttU. ©egen 2Ritterna<$t 
fiel bem Sater ber 2lrm auä bem ©arge, unb er rüstete fu$ auf 
unb fpra$: „#an8, fiefcft $)u fceut 2öa$e?" §anS fagte: „3a, 
$eut fte&e i<$ für ben Sauer, er $at mir 100 3$aler gegeben." 
2)er$ater fagte: „©0 will i<$2)ir au<$ etwas geben; ba $aftS)u 
eine ftlbeme pfeife, wenn 2)u barauf pfeift, bift 3)u ganj in 6ilber 
gelleibet unb fi|eft auf einem ftlbernen «Pferbe." 2)ann legte er 
fi$ &in unb war wieber tobt. 2lm borgen fragte ber Sauer: 



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- 1Ö3 — 

,,©ie ift e$ 3)it ergangen ?" §an$ fagte: „$u Warf* batoon* 
gelaufen." 2lm 2lbcnb fagte ber jweite ©ruber: „§an8, $)u mußt 
au$ für mid) wad&en." §an3 fagte: „Söadje nur felbff, td) Witt 
Stein (Selb gar nid;t." 2)a bot er u)m 200 Styaler, unb #an£ 
übernahm bie 2öaa;e. 3 n richtete ftd; ber Sßater wieber 

auf unb fpra$: „§anS, fte^ft $)u fjeute wieber?" £an3 fagte: 
„§eute fte^e i<$ für ben anbern ©ruber, er giebt mir 200 2#aler." 
S)er SBater entgegnete: „<So Will ia) ®tr aua; etwas geben; ba 
$aft %yx eine golbene pfeife, wenn $)u barauf pfeifft, bift $u 
ganj in ©olb gefteibet unb fifeeft auf einem golbenen ^ferbe." 
S)ann legte er fid) §in unb War wieber tobt. 3n ber britten -Jladjt 
wad&te er für fta) felbft Um 9Jlittemaa)t richtete ber SSatcr fta) 
wieber auf unb fagte: „3)a £aft2)u eine biamantene pfeife ; Wenn 
S)u barauf pfeifft, bi£ 3)u ganj in Diamant gef leibet unb ftfceft 
auf einem biamantenen $ferbe." S)ann natym er 2lbfa)ieb öon 
£an£, legte fta) gurücf unb blieb tobt. 2lm nä<$jten £age würbe 
er begraben, aber §an§ mußte §u §aufe bleiben unb ben 35rübern 
baS ©ffen foa?en. 

3u berfelben 3eü ^atie ber $önig einen ©Imberg bauen laffen 
unb feine £od;ter barauf gefegt, unb jugleidj tyatte er üerfünbtgen 
laffen, baß berjenige bie ^rtnjeffin jur grau ^aben folle, ber auf 
ben S3erg hinauf reite. (5& famen öiele &er§u, um baä Sßageftüdi 
ju unternehmen, unb audj §anfen3 23rübcr jogen ft$ feine Äleis 
ber an, befttegen bie beften $ferbe unb ritten jum ©laSberge. 
§an3 aber mußte gu §aufe bleiben unb ba3 33te& beforgen. $)oa) 
ate bie ©ruber fort waren, ging er in ben ©arten, &olte bie füberne 
pfeife ^eröor unb pfiff barauf; atebalb faß er auf einem fitbernen 
Sßferbe unb &atte eine fil6erne Lüftung an. 2113 er noa) ein 6tüd 
Dom ©erge entfernt war, faty tyn bie sprinjeffto, unb alle mußten 
ü)m Sßlafc ^tnaajen ; aber als er an ben ©erg fam, fetyrte er um 
unb ritt jurücC. 2lm anbern £age pfiff er auf ber golbenen pfeife, 
ba faß er auf einem golbenen ^ferbe unb $atte eine golbene SRüftung 
an. ÜKun ritt er ben ©erg bis jur^älfte $tnan, lehrte bann aber 
um unb jagte bation; babei 50g er ben ©rübern eins mit ber 
$eitfa> über. SDer ßönig befahl nun, baß man i&n m#t bura> 
Iafjcn fottte, Wenn er am anbern Sage wieberfäme. 2113 ber brittc 
£ag fam, na^m er bie biamantene pfeife unb pfiff barauf, ba 

Änoop. 9oRlfag«n. 13 



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I 



— 194 — 

fafj er fogteiö) auf einem biamantenen ^ferbe unb tyatte eine bia* 
mantenc Lüftung an; mie er aber an ben Berg Farn, fear berfelbe 
ringsum mit 6oloaten umftellt, unb ber äöntg rief ü)nen 511, fie 
füllten tyn nidjt burdjlaffen; er aber fprengte mitten burd) fie l;in* 
burdj, ritt ben Berg I;inau unb fefjte fiä) $u ber $riu3efi*in , bie 
ü)m tyren 9Ung gab. Scr ßönig aber lief il;m 31t, über einSa^r 
foffc er miebcrFommeu, bann foüe bie ^oefoeit fein. Sann na&m 
§au3 Hb)a)ieb üon ber ^rinseffin unb jagte juriia*. 3u $«"fc 
beforgte er alles, unb aU feine Brüber 3urü<fFel;rten, erjablten fte 
ifym Don bem fdjmudeu Stttter, ber bie ^vinjeffiu t>om ©laSberge 
crlöft fyabe. Sa fagte ,§an8: „3$ war in b:u Balb gegangen, 
ba ftieg iä) auf einen Baum unb faf;, mie ü;r beioc eins mit ber 
Speitfd&e beFamt." Sie Brüber fajmiegen. 

$IU nun ba3 ^ai)X um mar, ba Farn ber Bräutigam nt$t 
Se3l;alb fapufte ber tföuig aus unb liefe alle 9Jiänuer itad^ bem 
SRmgc ber Sßrinaefftit burd;?ud;en, aber fie fanten il;u nia)t. Sie 
Boten Fanten aua) in ba3 Sorf, mo §an3 unb feine Brüber wohnten, 
unb bur^fuc&ten bie Männer. 211$ ber Stiug fia) nid;t fani*, fragte 
berSdjufye, ob fdjon alle Männer ba gemefen mären, unb einer üon 
ben Brübem fagte: „Uufer $an3 ued) nicfyt" §an3 ^ am / uu0 
man fanb ben Sltug l;iuter feiner SRüfcenFiappc. Sie Boten nahmen 
tyn mit an ben touiglidjen §of, als aber bie Sßrinjcfim ü)n fa&, 
jagte fie il;n mit §ol;n foit. Sa nal;m er feine pfeifen l;crt>or 
unb in ber filbemcu Lüftung jagte er üor ba3 6d;lofj, ebeufo in 
ber golbeuen, bcioemal ab:r Fel;rte er um. 3 um britteu fDIal 
fpreugte er in ber biamantenen Lüftung uor ba§ £a)log unb machte 
§alt ; bie Siener nahmen tym ba3 ^ferb ab, unb freunblia) U)urbc 
er uun Don ber $riH3efjui empfangen. 3)ttt gro&er $ra$t muröe 
bie §o$3eit gefeiert, unb aU ber alte Äönig geftorben mar, mürbe 
er ßönig: Um feine Brüber aber flimmerte er fu$ uidjt mefyr. 

5. Ser bumme §an3. 

mar einmal ein Bauer, ber fyatte brei €ö§ne, toon benen 
ber jüngfte ber bumme $an3 mar. Sa c3 bem Bauer fetyr Fnapp 
ging, fdjiäte er fie fort, fid> einen Sieuft 3U fuä>n, unb üerfpracfc 
Demjenigen ben 33auer&of, ber ba3 meifte ©clb na<$ £aufe bringen 
mürbe. 8ie gingen fort, bie beiben älteften öoran unb ber butnmt 



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- 195 - 

$<m$ ihnen tta<$. S)a8 gefiel ihnen aber auf bte 5Dauet nicht, 
unb Tic bleuten ben #an$ be^^alb im SSalbe tüchtig bur<$. 9tun 
ging £an$ feinen 33:g allein unb fam 311 einem einfamen Äatf;en. 
S)ort trat er ein, traf aber niemanb metter barin aU eine Jtafje, 
bie auf ber Dfenbanf lag. §an$ grüßte fie freunblidj, unb bie 
Äaftc fragte um, U)ol;er er fei unb roaä er toolle. §an$ crjä^lte 
aüe£ unb fagte auch, baß er fid) einen ® teuft filmen tuolle. darauf 
fagte bie &n)e: „Söenn $11 Stift ^aft, fo bleibe bei mir. S)u tya\t 
toeiter nichts 311 tlmn, als midj be§ 9Worgen3 au§ bem Söett $u 
bolcir unb auf bie Dfenbanf 31t fegen unb be3 9lbenb3 lieber in* 
Sett ju tragen; in ber übrigen 3eit fannft ®u tlnm, tuaä ©u 
loiUft, unb wenn 2)u junger l;aft, — in ber SRebenftube fte^t 
allerlei $u effen." $;m$ fragte nun nach bem 2o(;n, unb bicÄafce 
fagte: „$a* laß 5Did? nur nicht flimmern, 2>u foHft fo Diel be* 
fontmen, aU ©eine 93riiber jufammen nicht tyabtn." 5>a mar §an3 
jufrteben unb blieb. 5U$ ba3 3al;r 311 ßnbc mar, fagte er: „9hm 
mitfe ich aber nach $aufe." 5)ie $aße fagte: „3a, ich weiß e$; 
gel} nur in bie Cammer unb nimm 2>ir Seinen 2o(m felbft." S)a 
ftanben brei Säcfe mit ©elb, einer mit ©olbgelb, ber anbere mit 
©ilbergelö unb ber britte mit Sßapiergolb, unb §an$, bem baS 
gtäit3cnbe ©olb am ineiften QefieF, [tiefte ftd> alte £afa>u f off. 
Site er nach §aufe fam, unweit bie beibcu öfteren 93rübcr fchoit 
ba, unb jeber ^atte 50 £l;alcr mitgebracht. „58o habt 3^r ©uer 
©elb?" fragte ,§au3. „^icr liegt'ö ja auf bem Xtfcb!" fagten fie; 
„unb U)o ^aft $>u Seilte?" $anS griff in bie £afche unb warf 
bie blanfen ©olbftücfc auf bieGrbe, baü fie nur fo flogen. „9Reui 
©ort/' rief ba ber SSatcr au3, „$an3 h a * einen 6a)n)einefäufer 
tobtgefchlagen, unb ein SWörbcr foll ben £of nicht b.fommen." @r 
fd;icfte fie be^f)atb noch einmal au?, unb 3\oar follte ber beu §of 
befommen, ber ba§ fööufte £afd)entuch mitbrächte. Sic beiben 
älteren trüber famen fchon naa) einiger 3 eit nnt frönen feibenen 
$üd)eru surüi; §an$ aber toar nrieber 3ur ßafce gegangen. 211-3 
er naa) Verlauf be3 3a^re^ jurüeffam, fragte er: „9ca, habt 35* 
^übfcr)e £üd)er mitgebracht?" „$ier!" riefen fie unb jeigten it>re 
Sücber. ,$16), ba3 ift gar nichts gegen meinä," fagte #an3 unb 
holte f än3 h eröür - »SRem ©Ott, ber 3unge t)at einen 3uben tobt* 
gefchlaam/' rief ber SSater, „ber fann ben $of nicht befommen." 

13» 



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— 196 — 



3um brüten 9Jtol mußten ftc nun auSjie&en, unb ber SSatcr Der* 
fpraä;, baß bcr beftimmt ben §of £aben foHte, bcr bie fd^önftc 
33raut mitbrää;te. §anö fam wieber $ur Äafce, unb fagte, bieSmal 
fei eS fe$r fa^limm ; aber bie $a$e tröftete i§n unb fagtc, er foHe 
nur aHeS tfcun, Was fie ü;m fagen würbe, bann brauche er feine 
Sange gu tyaben. 2113 baS Qa^r ju ©nbe ging, gab fie ü)m eine 
$i%rne Slrt unb fa;i<fte ü)n auf einen mit Sufa; unb ©trauet 
bewad&fenen SBerg, bort foHte er ben^ufa) abbauen unb auf einen 
Raufen Warfen. Sßenngleia; £anS bie Slrt fetyr leia;t unb ftumpf 
fanb, ging bo# alles wiber (Erwarten, unb balb &atte er ben 33erg 
gefäubett SKun folltc er ben Stofa; anfteden, ber Äa&e ben $opf 
atyadzn unb ü)n ins geuer werfen. §anS fträubte [iä) jwar ba* 
gegen, als bie ßajse ü)m aber fagte, baß eS ü)m niä;t gut ge^en 
würbe, wenn er eS niä;tttyäte, ba faßte er ftä) ein^erj; er §a<fte 
ben Äopf ab unb warf i&n in bie ©lutty. Slber alfobalb fam aus 
bem geuer eine fo fd&öne ^rtnjeffin, wie eS feine mefyr auf ber 
Söelt gab, unb ber S3erg toerwanbelte fu$ in ein föniglia>S 6a)loS, 
toor Welkem ein ganjeS Dtegimeut ©olbaten 2öa<$e &ielt. £)te 
^ßrinjeffin fagte nun §um erftaunten £anS, er fofle nad) <paufe 
ge^cn unb bem SSater fagen, baß am näajften £agc ber Äönig unb 
bie Königin ju u)m ju ©afte fommen würben; bann foüe er auf 
bem £auSflur eine lange £afel §erria;ten unb für bie ©olbaten 
toiele ©uppe fod)en. SBenn bann bie ©uppe aufgetragen, foüe er 
Wie aus Untoorfid&tigfett alles auf ben glur ftürjen; fein SBater 
Werbe ü)n fa)lagen Wollen, er fofie aber rafä; in bie ©ä)eune laufen 
unb fia; feine fönigliä>n Kleiber anjiefyen, unb in bemfelben 2lugen= 
blidC Werbe fie erfa)einen. §anS fam naä; §aufe. ©eine fönig* 
liefen ßleiber üerftedte er in ber ©a>une. 3n ber <£tube faßen 
fa>n bie beiben S3rüber mit tyren Bräuten, unb als §anS fie fa&, 
fagte er, fo tyäßliä) fei niä)t einmal bie ©a)Weinemagb feiner SBraut. 
$a fielen bie SBrüber über tlin $er unb wollten i^n burd&prügeln, 
würben jebo<$ burä) ifyre Bräute bation abgehalten, Söeiter t^at 
$anS nun, Wie ifym bie Sprinjeffm befohlen. 2)er S3ater wollte 
ü;n prügeln, er lief in bie ©<§eune unb faum war er fertig, fo 
War aua) feine SBraut mit ben <S olbaten ba. S3eibe gingen nun 
in baS §auS, bis über bie (Snfel in ber Suppe watenb. 2llS ber 
Sllte fie fa&, fagte er, fie mieten boa; braußen bleiben, ba fein 



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— 197 — 

©o^n, ber bummc £an3, bic ©uppe im glur oerf$iittet tyitte. 
2)ie ^rinjcffin fragte, ob er benn feinen ©o$n aud) femte, unb ber 
Sitte entgegnete: „2Bte foHte id) ba3 alte ©djtoein nid)t fennen, 
unb toenn an weiter ntd)t3, fo mürbe id) ü;n an einem Muttermal 
erfennen, ba3 er auf ber SBruft £at." 9hm fnöpfte £anä bieSBefte 
auf unb jeigte ba§ Muttermal, ©a fa)lug ber 2Utc bic £dnbe gu= 
fammen unb rief: „*D*ein <So$n, bift S)u fo I?o$geboren?" £an3 
aber fagte: „SNun begehre id; (Suren §of gar nia)t. &bt tootyU" 
$)amit na§m er bie %fyüx in bie £anb unb fu$r mit feiner ^ßxin= 
jeffin jurütf naa) bem erlöften ©$lofj, tt>o fie eine prächtige #od> 
Seit gelten. 

6. $>er bumme #an$. 

@S waren einmal arme £eute, bie Ratten brei ©ö£ne; jtoei 
batoon waren flug, ber brüte &ieg ber bumme §an3. @me£ £age3 
fprad) ber SSater ju u;nen: „3e|t §abe id) @u<$ lange genug er* 
nd{>rt, nun fönnt 3^r @ud) (frier 33rot felbft öerbienen." ©ie 
gingen fort. SSor ber Slbreife baefte bie 3Rutter jebem eine Söatfe, 
ben beiben Älugen oon feinem 3fte$l, bem $an3 aber toon Älete, 
benn fie bad)te: „£)er wirb fie fd)on effen." UntertoegS bauten 
bießlugen: „Qfe mafy uns fd)le<$t, toenn wir ben bummen$an3 
bei uns §aben." £)arum liefen fie tym fort, #anö aber fefcrte fi<$ 
nid;t baran, fonbern ging ru^ig weiter. SJKtten im SBalbe, bur$ 
ben er fam, fefcte er fid) auf einen Stubben, um feine SBade ju 
effen. 3)a trat ein 9Jtännd)en ju tym unb bat um einige S3iffen; 
$an3 fagte, e$ foDe fid) nur nehmen, aber gut Werbe ü)m bie grobe 
SadEe nid)t befommen. 2)a3 2Mnnd;en fragte nun, tootyin §an3 
Wolle, unb biefer erjagte, bafc ber SSater ü)n unb feine Sörüber fort- 
gefd)itft §abe, bamit fie ftd) einen $)ienft fu$en foHten ; nun feien 
ü;m feine SBrüber fortgelaufen, unb fo werbe er faum einen £)ienft 
finben. S)er 3ttamt aber fagte: „ßomm nur mit, id) werbe $>ir 
jeigen, ioo^in $u ge^en foflft." ©ie famen auf einen Serg, auf 
beffen ©pifce eine £$ür fear. #ier lieg ber 3Wann — es war ber 
liebe ©ort felbft — ben §an3 anllopfen unb fagte ü)m, $ier toerbe 
er eine ©teile befommen, ba fyabe er nur brei gröfd)e ju oerfetyen, 
aber er foUe ja alles fyun, was man oon ü)m oerlange. $an3 
flopfte an, toarb eingelaffen unb in £>tenft genommen. „£>u ^aft 



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— 193 — 

Weiter ni$t* 311 tymt," faßte fein $err $u tym, „als tiefe brei 
gröfd> 311 t>erfe$en unb fie gut rein 51t galten." £anS t^at feine 
ga)ulbigfeit, ja er nafym bie gröfdje fogar auf ben 2lrm unb glitte 
fie. 211$ bad 3a(>r 31t Gnbe war, fpraa; fein £err 511 u)m: „£an$, 
ba3 3 a ^ r ift um ^cine Shübcr finb fd;ou 311 £aufc; Su 
mußt alfo auefy gefyen. Sort in jener <2tnbe l;ängen allerlei Äleibcr, 
aber fud&e Sir bie älteften unb fa)leä)tefteu au*." 211$ nun §an$ 
mit biefm Sumpft beim 2>atcr anlangte, ba fprad) biefer: „Sa$ 
wußte ia) (cljon, baß Sit niä)t$ 53effere$ üeibieuen Würbeft; ba fiel;, 
Wa$ Seine trüber heimgebracht haben!" #au$ tterrieth jeboa) 
wifyt, wo er geWcfen War, unb nach einigen Sagen jogen bie trüber 
Wieber au$. 2Bicber liefen bie klugen bem §an$ fort, aber £an$ 
Wanberte auf feine alle Stelle jurücf unb tterfah lieber bie brei 
gröfd)e wie im erften 3abr. 3 U feiner greube bemerfte er, baß 
bie gvöfc^e anfingen, fich in 3)teufchen 51t uerwanbeln, unb als ba$ 
Sa^r fia) neigte, waren fie bereite l;alb 511 3Jtenfd}en geworben. 
2lbcrmal$ 30g #an£, in Summen gerTeiber, jum §au(e feine» SBaterä, 
unb 311m britteu 9flal 3ogcn bie trüber au$. £au$ ging lieber 
31t (einem 23erge juriief unb toerfah bie grbfäe tute üor(;in. 9^aa) 
2lblauf be$ 3al;re$ waren fie fdjon ganj 31t 3J?enfa)en geworben. 
Sa fprad) ber 3Rann 3U £an$: „§ole Sir eine 6a)aufel au$ bem 
6tall, gehe 3u ber nahen ©renje §olj unb 3ünbe fie an. Sann 
Werben au$ bem .ßoljc &;ele (schlangen l;iuter einauber h^or* 
frieden, bie wirfft Su mit ber <Ed)aufel in$ geuer 3urücf, fo baß 
feine burd;fommt." $an$ gehorchte, mußte fid; aber fe^v fputen, 
ba bic 3lu3a{>l ber ©drangen groß war. 211$ nun ber §ol$ftoj3 
toerbrannt war, cntftanb ein großer $nafl, beim baö «Schloß war 
crlöfr, unb ber König mit allen $riu$en unb ben brei ^rinjeiftns 
nen brauten $an$ ben San! für ihre Rettung bar. Saranf fagte 
ber flömg: ,.3e|}t mußt Sn wieber nach .gaufe. Sie fchönfte toon 
meinen Fechtern ift Sein, aber fudje Sir ba$ ältefle Söeib au0 
unb ftefle Sich bamit toor Seinen ^ater." 211$ bie Sörüber ben 
£an$ fommen fahen, flatfd^ten fie laut in bie^änbe unb labten, 
ber 2>ater aber fchalt unb fdn'mpfte auf ben #an3. Sa aber fam 
eine ßutfdje mit ttier Sterben Torgefahren; £au$ eilte hinaus, man 
reifte ihm feine prin^lic^eu illeiber, unb nun fprang au$ feine 
$raut aus bem SGBageu unb umarmte unb lügte u)n. Sann gingen 



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— 199 - 



fie jutn SSater hinein. 2110 ba8 bie f lugen 33rüber fahen, »erfroren 
fie ft$ mit ihren SBräuten hinter ben Dfen, unb bie ^rinacfim 
jaulte bem SSatcr i^re^ §an3 ben ganzen Eifa) fcoH (Mbftücfe, 
bamit er nicht mehr barben bürfte. 2)ann fehrte ^an§ mit ber 
frönen ^ßrinjeffin wieber auf baä Schloß jurücf, wo fie ihre §q$* 
Seit feierten. 

7. 2) er bumme $an$. 

Gä War einmal ein Sauer, ber hatte brei Söhne; gtt>ci Don 
ü)ncn waren fing, ber britte war ein buinmer $an& 2lls5 fie groß 
waren, »erlangten fie bie Teilung be3 toäterltdjcn GJrunbftücfeS. 
£och ber SSatcr fud;te bicfelbe hinzuhalten, Weil er fürd;tete, ber 
bumme $au3 werbe mit ber 2Sirtl;)d;aft nia>3 anzufangen Wiffcn 
unb ;balb fopfüber gel;en. Gr fd;itfte fic be^alb alle brei auf 
Steifen unb ücrfprach bemjenigen ben 23auert;cf, Welver nad; 2lb« 
lauf eines 3a&re$ bie fdjönfte Säuwanb heimbringen würbe. Sie 
reiften ab. 211» fie au einen 5tren$Weg Famen, ftedte jeber fein 
£afa;enmeffcr in einen SBaum, unb fic ücrabrebeten, baß ber al3 
geftorben betrautet werben fotte, beffen Keffer nad; 3al;re*frift Der? 
roftet aufgefunben würbe. Sann trennten Tic fid;, #an3 trollte 
grabcauä, bie beiben ßlugen gingen red;f» unb linfe ab. 9M; 
f uqcr SBanberung gelangte #au3 in einen Salb. S)ort fal; er ein 
$äu3$cn ftel;en, in bem er $u raften be(d;loß. Gr trat ein, fanb 
aber fein leb-mbeS Söefen Weiter barin al» eine $a|j?, Weld;e auf 
ber Dfcnban! lag. 2luf bem Sifche fal; er ein gutes Gffen bereit, 
unb ba er hungrig war, laugte er olme 2lufforberung 511; bann 
ftreefte er fid; auf einen £cr)uftul;t unb War balb ciugefa)lafen. 
21(5 er erwachte, war cö bereite 2lbcnb. SBMe erftaunte er, ati er 
ben £ifd; bereite gebedt fanb! Gr ließ ftch uid;t nötigen, unb 
aU er fich im 3immer umfehaute, fal; er auch Won ein SBctt für 
fich aufgeteilt; nur munberte er ftch/ baß außer ber Jfcnje niemanb 
ba War. Gr legte fich uieber unb lag balb in feftem Schlaf- 
Grft fpät erwachte er, unb wieber war von uufichtbareu $ünbju 
ber grühftüdtetiich gebedt. Gr ftaub auf, um fich umjnfehen, unb 
fanb in einem jierlicl;en Schraube 3agbgerät(;e fcor. Um fia) bie 
Seit ju Vertreiben, nahm er bie §liutc auf bie Schulter unb ging 
in benSBalb, obwohl er öon bem eblen SBaibwerf nichts toerfiaub, 



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— 200 — 

uttb Wieber fanb er, als er jurüeffam, ben %tfä) gebeeft. ©o lebte 
et faft ein ganjeS Sa^r bei ber $afce im 33ufd)fat§en, o$ne baß er 
etwas anbereS t^at als effen, trinfen, jagen unb fdjlafen. ©egen 
baS (Snbe beS 3 a ^ rc ^ bemäd^tigte ft$ feiner tiefe ©c&Wermuty unb 
fhmbenlang faß er ba^etm, in ©ebanfen tterfunfeu, fo baß felbft 
feine §auSgenoffm, bie Äafce, 3ÄitIeib mit u;m empfanb. S)a rebete 
fte ü)n eines £ageS an: „2Kein lieber §anS, warum bift S)u fo 
traurig?" „21$" fprad) §anS, „$u fannft mir bod) nü$t $el* 
fen!" „2ßer Weiß," erwiberte bietfafce; „fage mir nur, WaS 3)i<$ 
bebrütt, btelleid)t läßt fid) bod) 2lb£ülfe fcfcaffen!" §anS erjagte 
nun, wie eS um i^n fte&e, unb betrübt fügte er §inju, baß feine 
Srüber ü)m ben §of wegfänappen würben, ba er ni^t wiffe, wo 
er bie SetnWanb tyerneljmen folle. 2)od) bie 5^a^c tröftete ü)n, eS 
»erbe f<$on aHeS gut werben. 2110 er am nä<$ften borgen aufs 
wa<$te, trat bie flafce ju i&m unb legte tym brei Sollen SeinWanb 
bor, eine immer feiner als bieanbere; bann üerpatfte fte bie grobe 
in eine ßifte, bie mittlere ©orte in eine ©<$ad}tel, bie feinfte in 
eine 2Salnußf$ale, unb fagte bem §anS, baß er juerft bie grobe 
unb julefct bie feinfte oorjetgen foße. 3)ann mad)te fid) £ans auf 
ben 2Beg. 2luf bem ©<$etbeWege angekommen fanb er bie Keffer 
feiner SBrüber bereits oerfcfywunben, fie mußten alfo fd)on jurücfc 
gefetyrt fein. (Sr fd)ritt beSfyalb rüftig Weiter unb fam balb ju 
#aufe an. SDte beiben SBrüber ftanben am genfter unb ladeten 
i^n aus, als fie ü;n mit ber großen Sftfte fa^en; aber £ans lieg 
fi<$ ni<$t beirren. 9to$bem er ben $ater begrüßt ^atte, geigte er 
juerft bie grobe Seinwanb, worüber bie SBrüber fpotteten, unb au$ 
ber SBater fagte; „3$ fcab' eS ja gewußt, baß ber^anS nid)ts üer* 
bienen lann!" SDod) jefet tyolte ber $anS bie ©d)ad}tel aus ber 
£af$e, unb nun fiel ber SSergleid) fd)on fefyr jum Üftad)$etl ber 
SBrüber auS. 2lber#anS fagte: „5Rur fa<$te, baS ift nod) gar ni$t 
bie belle!" $)ann loltt er bie SBalnußfdjale auS ber 2öeftentaf$e 
unb jeigte bie Seinwanb, bie barin war. (StwaS fo ©d)önes war 
nod? gar ni<$t gefe^en worben. 5Die 33rüber würben blei$ unb 
mußten gefte&en, baß §anS fie übertroffen &abe. 

2)od) ber $ater wußte bem £anS borjureben, bie trüber 
würben ü)n aus -Weib erwürgen, Wenn er ben £of erhielte, obgleich 
tym ja oou9te$ts wegen aßeS gebühre; es fei ba^er beffer, wenn 



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— 201 — 



fic fid) alle brei nod) einer $robe unterwürfen. ,öan3 willigte ein, 
unb fo würbe ausgemalt, ba& Derjenige ©rbe be3 öäterli<$en SBer« 
mögend »erben foHte, ber naä) Verlauf eines Qa^reS ben fleinften 
£unb mitbrächte. 6ie gc^en fort. £an£ fctylägt wieber benSBeg 
gum ßafcenljäu&fcen ein unb »erbringt bort baä jweite 3a$r fo wie 
ba£ erfte. 2U§ c3 ju @nbe fear, überf ommt ü;n Wteber tiefe ©$wer* 
mut^, unb aud) bieSmal fcilft ü;m bie Äafce. 2Jtit Slnbrud) be3 
£a<je3 bringt fie i^m brei §unbe, üerfd)ieben in i^rer Schönheit 
unb ©röße. $an£ na^m nun bie große S)ogge an bie Seine, 
fteefte ba3 jweite %fym in bie Sftocftafä)e, baä britte in eine SBal* 
nußfdjale, unb fd&ritt ber &eimaty gu. 2(ud) bieSmal Waren i£m 
bie SBrüber juoorgc-fommen, unb als fie i$n mit feinem großen 
$öter b(ü;erfommen fafcen, fpotteten fie laut über ben bummen 
Sblpel. $od; aud) jefct mußten fie i$m baS gelb räumen, als 
er bie beiben anbem £unbe toorjeigte. 

2luä) jefct war ber 33ater no<$ ni<$t geWiHt, ben £o? 
bem §a\\$ ju übergeben. S)e3§alb $ub er an: „Siebe ßinber, 
£an£ ^at freilid) gweimal gefiegt unb baburd) §au3 unb §of ge« 
Wonnen; ic$ möchte e3 aber in meinem Sllter nid)t erleben, baß 
3$r unter @ud) in 3wietrad)t gerietet, golgt barum meinem 
SKat^c unb jte^t nod) einmal auf ein Qa^r fynatö in bie SBelt. 
28er öon @ud) bann bie fünfte SBraut mitbringt, ber ift unb 
bleibt ber SBefi&er be3 £ofe3." 60 jogen benn bie trüber jum 
britten 3Äal fort. $an3 ging toieber jum ßafcenhäu3$en unb fegte 
bort fein früheres Sebeu fort. 2ll£ aber baS 3a^r ju @nbe ging, 
ba warb er trauriger als jubor. 2We SrofieSworte feiner #au3« 
genoffin Wollten nichts me^r fruchten. „2)rei 3^re," fo flagteer, 
„bin i$ jefct fytx, unb trog aUeS gorfä;en3 ift e£ mir nt<$t ge* 
hingen, irgenb ein menfd;lid)e3 SBefen ju entbeefen; Wo^er toiHft 
2)u mir benn bie fd)öne Söraut holen?" Slber bie ßafce erflärte 
i$m, er fei jefct ju aufgeregt, er foße fiä) nur erft burd) einen gu* 
ten Schlaf ftärfen, unb bann wollten fie weiter barüber reben. 
2113 fid) §an$ nun am näd;ften borgen erhob, fam bie Äafce ju 
ihm, ein Seil äWiföen ben SBorberpfoten tragenb, unb befahl ihm, 
ihr mit bemfelben ben $opf abjufd)lagen; weigere er fidj, fo fei 
fie gelungen, i$n ju enthaupten. Sange jögerte ber §an$, bo$ 
bie ^age rebete i^m gut ju, unb auä) ber ©elbfterhaltungStrieb 



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- 203 — 

(legte in Ü)m. ÜJttt einem ©treibe fyattt et ber Äafce ben ftopf 
toom Stumpfe getrennt, aber — ba gefä)ah ein gewaltiger ßnatt, 
fo baß £an3 in O^nma^t fiel. 211$ er toieber gu fich fam, fah 
er eine engetegleiche Sungfrau über fich gebüeft, bie fiel ihm um 
ben#al3, fügte ü)n unb erjagte, baß fie bie enthauptete tfa&e fei 
unb baß fie nun erlöft fei, nacfybem fie fo lange üeriüüufdjt ge* 
loefen; bafür motte fie ihm nun aber auch angehören, fo lange fie 
lebe. £an$ fonnte ftd) t>or Staunen noch gar nicht f äffen ; aber 
ba traten fchon goldbetreßte Liener ein, bie fta; nad) feinen S3e» 
fehlen erfunbtgten, unb bie junge $rin$ef|ut befaßt, ein prächtiges 
£ochjeit3mahl anzurichten, unb #an3, in föftUa> ©ewänber ge* 
Ileibet, tourbe fcon it>r jur £afel geführt. SDa erft fieht er, baß 
er fich in einem prächtigen Sßalafte beftnbet, ber rings toon ben 
reijenbften ©arten umgeben ift, unb mie Bezaubert ftfct er an ber 
Seite ber fchönen ^rinjeffin. 

yiati) einigen Sagen fällt ihm ein, baß bie t»on feinem SSater 
Befiimmte grift abgelaufen fei, unb er überrebet feine junge ®e* 
mahlin, ü)m ju feiner gamilie ju folgen. £oä) fie beftimmt ihn, 
baß er juerft mit ber ^ägli^ften 2)ame be3 £ofe£ unb in feiner 
früheren Reibung fich ben ©einigen jeigen fotte, fte fclbft wolle 
i^m nachfolgen. 3n einer mit m'er Wappen bespannten ßutfehe 
fährt er mit einer häßlichen #ofbame Dor bem väterlichen £aufe 
toor; als ber Sßater ihn aber am Sinn eines fo häßlichen SBeibeS 
erblicft, geräth er fo in 3orn, baß er einen Stocf ergreift unb ben 
armen £an3 burchbleut. Verfolgt oou bem $ohngeiächter feiner 
SBrüber unb Schwägerinnen eilt §an$ mit feiner Begleiterin fcor 
ba£ $)orf, tt)o ihn feine ©emahlin bereits erwartet. $)ort fleibet 
er fich eilenbs um unb fährt nun Wieber bei bem §aufe feinet 
SBaterS oor, unerfannt »on ben Seiuigen. 60 hohe §errfa;aften 
hat ber 93auer nod) nicht gefehen, unb alle eilen hinauf, um fich 
ju erfunbigen, Wer es fei. £anS lägt bur<h einen Siener an* 
fragen, ob man ihn nicht bie üRacht beherbergen motte, aber ber 
Sauer betheuert, baß er nicht $la|j genug habe. $a ftetgt £anS 
mit feiner ©emablin aus, fte umarmen ben Sllten unb offenbaren 
ihm, baß fie feine ßinber feien. Slber ber SBauer will baS nicht 
glauben, bis £anS feine SBefte aufreißt unb ihm baS Muttermal 
auf feiner ©ruft jetgt 92un hiUtt ber Sllte um SSerjeihung, bit 



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— 203 — 

tym au$ gewährt wirb, unb ebenfo toergiebt bet junge Äönig aucb 
feinen Srübern, benen er ba3 t>äterlia> (Srbe überlägt. £)en alten 
SSater aber nimmt er mit fidj auf fein Sa)loß, unb bort leben fie 
noa) fceute, wenn fie niajt geftorben finb. 

8. 2Bie eine alte grau umgefa)miebet wirb. 

Gin no$ im bcftcn 3Jtonne£altcr ftcfyenber Sorffctymieb fcatte 
eine alte unb tyä&liaje grau. ©ern wäre er fie loS gewefen, aber 
ftcrbeu wollte fie nia)t unb toerfaufen fonnte er fie aua) nia)t, um 
ju einem jungen SBeibe ju fommen. GS blieb t&m bafcer ni$t$ 
übrig, als fid) in ©ebulb ju fügen unb fein £au&frcu$, baä übri* 
genS fo böfe uid)t mar, als e§ auäfaty, rutytg Weiter &u tragen. 
5Da begab e3 fi#, baß ber ©efelle grembe madjte unb ber Sföeifter 
einen anberu ©efeflen anfteflen mußte. 3)a3 war ein gar gefdnefter 
unb fluger SNenfdj, ber metyr ücrftanb als ©rot offen; unb ba 
er febr bienftfertig unb treu war, fo faßte ber 3Mfter SBertrauen 
.ju if)u\ unb flagte tl;m feine 9iotf;. „25emt (Sud) weiter nichts 
brürft/' fpraa) ber ©efelle, „&on bem Uebel möa)te ia) (5u(b fa)on 
criöfen unb aus ber alten, bäßlidjen grau ein junges, bilt>bübfa;eS 
Scib maa)en; fdneft fie nur uäa)ften3 mit bem Sttittageffen b«r* 
ber, bann will ia) feljen, was fia) mad&en läßt." £>er 2Reifter war 
barüber feelenoergnügt unb fonnte &or Ungebulb faum ben nää^ften 
£ag erwarten, an weitem er unter trgenb welcher SluSrebe &on 
ber Serfftätte fem blieb. $unft 12 U&r fcfctcn fidj bie beiben 
(Seeleute jum Wittag, aber ber ©efelle fam nia?t, unb fo mußte 
fia) bie grau entfließen, i^m baS ßffen naa) ber 6dnniebe gu 
traaen. ßaum aber ^atte fie bie %t)iit hinter fia) gefcbloffen, ba 
^adftc fie ber ©efcüc unb mit §ülfe großer 3 a «9 cn braute er fie 
in bie Gjfe. 2Sol;l eine SSiertelftunbe lang fa)naufte ber SBlafe* 
balg mit aller Äraft; bann jog ber ©efelle ben ©raten beraub 
legte tyn auf ben 2lmboß unb bearbeitete ü)n mit bem großen 
Jammer fo lange, bis aus bem alten SBcibc eine fa)öne junge grau 
eutftanben War, 

Einige SSodjen fpäter griff ber gcfä>ibte ©efelle jum SBanber* 
ftobe. ©r war aber faum bis an bie ©re^e beS näa)ften £)orfed 
Sctominen, als t$n eine unerflärliaje 2lngft ergriff. 6pornfteeia)4 



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eilte er jurütf imb traf feinen 9tteifter mit bcr Umarbeitung ber 
gleidjfaUS grunbbä&lidjen ©^efrau be3 DrtSfd&neiberS befä;äftigt. 
3)er ©ä)mieb ^atte nämlia) bem ©efeHen bura) ba3 ©ä)lüffettoa) 
3ugefa;aut unb meinte, U;m nun aua; bae Äunftftüd abgelernt $u 
fcaben. „23a3 maa)t 3(>r ba?" rief ber@efcöe beftürjt; „idj Ijabe 
(Suaj bo$ ftrenge öerboten, einen äf;nlia>n Serfua) ju mad>n. 
©ofort jurütf toom 2lmbo&! 3a) Witt toerfua>n, (Sure Unbefonuen* 
$eit gut ju maa>n." $er ©efelle bämmerte fräftig brauf lo$, 
aber balb erflärte er: „(Sure $fufd;erei lägt jta) nid)t mteber gut 
maü)en; 3^r ^abt bie ©efa)id)te fa;on fo üerborben, bafj fia? aus 
bem SBeibe nur nod) ein Slffe maa)en lägt." ©pradys unb ging 
baüon. 3)em SKeifter aber erging eg nad) bem (Sprüa^toort: „2Ber 
ben ©<$aben $at, barf für ©pott niajt forgen." 

9. 3)ie fd)öne 5C^erefe. 

©0 mar einmal ein ßönig unb eine Königin, bie Ratten feine 
Äinber, wollten aber gern Welape ^aben. 2)a fam eines SCageä 
ein SBettelweib gur Königin, bem flagte fie ü;r Seib. 5Die SBettlerm 
toerfprad), ü;r ju einem ©obn gu fcertyelfen. -iftaa; einiger Seit 
braute fie ber Königin jWei gifa)e unb befahl ityr, biefclben ju toer« 
jetyren, bodj fottte fein anbereS SSefen batoon genießen, 2ll£ bie 
2Bunberftfd)e gar waren, fam bie Äage unb fta^l ber Königin einen 
ba&on. 9lun mürben bie Königin unb bie ßajje ju gleicher 3 c ü 
fd;wangcr unb genafen gefunber ^i$ne. Seibe Knaben Waren fe&r 
flug, boa) übertraf $rmj 5?aJ — fo mürbe ber toon berflafce ge* 
borne $rinj genannt — an ©d)laubeit feinen SBruber in allen 
©tüden. $)ie eitern freuten fia) fetyr über bie beiben ßnaben, 
fleibeten fie ftetä gleid;, befa)afften u;nen gleite 83üa)er, als fie 
fa;ulpflia;tig Waren, unb liegen i&nen in allen ©ingen freien 2öitten. 
(Sinmal famen bie ^rinjen öon einem ©pajiergange beim, auf bem 
fie ber Stegen überrafd)t fyrtte; ba baten fie ben SSater, i^nen am 
SBege ein §au3 ju bauen, bamit fie bort in 3 u ^ un f^ ©<$ufc toor 
bem Söetter pnben fönnten. (&3 gefd&ab. (Sin ÜDlaler fa;mü<fte ba$ 
neue ©d&loß mit ©emälben. 2ln bie %f)üx aber malte er ein fe$r 
fdjöneS 3Jtöbd>n in ScbenSgröfje; ba3 mar bie fa;öne £$erefe. 
3n biefeS 33ilb öerliebte ft<§ ber redete $rinj berart, ba§ er nid&t 
e$er jufrieben fein wollte, afö bis er ba$ Original befäpe. ®r be- 



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- 205 — 

fiürmte ben Detter mit SBittcn, bis er ityn enblid) reifen lieg. C£r 
faufte jebem grinsen ein prä^tigeSSfaityferb; bann ritten fie toon 
Mannen, um bie fchöne JEherefc gu fud)en. 5Ra<h furgem Stitt famen 
fie in einen .gohlmeg, ber in einen unterirbifd>n ©ang münbete. 
3)ur<$ biefen famen fie in ein toermünfchteS ©ajlog. SDariu toareu 
(Btubtn unb Kammern unb ©täfle genug, aber fein menf<hltd?e3 
SBefen lieg fid) fe^en. $)er redete ^rinj luollte bie ^ferbe braugen 
fielen laffen, Sßrinj $a|3 jebod) beroog ihn, fie im ©tafle unterju* 
bringen. Sann beftd;tigten fie bie Stallungen, mo fie lauter oer* 
münfd)te Sßfcrbe antrafen, unb begaben ftd) barauf ins ©$log. 
<S$ mar 2lbenb. 211$ fie in ba§ eine hell erleud)tete 3intmer traten, 
bemerf ten fie ju ihrem (Srftaunen einen grogen ©tein in ber 3flitte 
toffelben. £)er £ifdj mar für jmei $erfonen gebetft, unb bei je* 
bem ©ebetf lag ein 3«ttel, auf bem angegeben mar, für men oon 
beiben ber $la| beftimmt fei. ©ie liegen ft<h ba£ föftltä> SJtohl 
fchmeden unb gingen bann in ben ©tafl, mo fie bie $ferbe reid> 
lid) mit gutter üerfehen fanben. 3n3VDifd^en maren in ber ©tube 
$mei Letten aufgeftellt, unb mieber miefen 3 e ^el jebem feine ©d)lafs 
ftefle an. 3)er red)te Sftrinj mar balb etngefd&Iafen, ber fd&laue 
$Prtn$ $a& aber blieb road), benn er mar neugierig, mal in ber 
9tod)t £affiren mürbe. 2ll£ bie 3Jtttternaa;t5ftunbe fd)lug, öffneten 
fid) bie genfter unb brei Rauben famen hereingeflogen. „©Uten 
&benb, 9Jiüttera>n!" fpradjen fie §u bem ©tein. „©a)bnen Sauf, 
liebe £bdjterd>n! // entgegnete ber ©tein. „3ft ^ter aud) etmaä 
SKeueS pafftrt?" fragten bie Xauben. „0 ja," antmortete ber ©tein, 
„e£ finb gmei Sßrinjen angefommen, Die motten bie fdjöne ^erefe 
^aben." Rauben: „SBerbcn fie fte aud) befommen?" ©tein: „Dja r 
fie merben fie befommen, aber nid)t mit ihren Sßferben. 3 n un* 
ferm ©tatte fte^n brei eble %tyim, baoon foll ber ÄönigSfohn ben 
Traunen, $rin$ $a|j ben ©d)immel nehmen, meld?e beibe in bie 
Suft ge^eu. Sie ^ringen müjfen bann über baS rothe ÜJteer; bort 
merben fie ein §auS ftnben, in meinem bie fchöne ^erefe mo^nt 
(SS ift aber Sebingung, bag bie $rinäen um Mitternacht jenfette 
be£ 3Jteere3 eintreffen, meil bann noch all bie milben Spiere fd)las 
fen, roeldje bte Sungfrau bemalen. 3)er SRitt mug über alle Spiere 
hinroeg gehen; bie ^rinjen muffen fofort nad) ihrer Slnfunft baS 
3Käbd)en in bie Slrme nehmen unb fd)leunigft ben 9tü<fmeg antre* 



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ten, bebor bie Seftien ermaßen, beim fonft finb fte toerloren. 23enn 
aber $rinj Äafc je&t föläft unb unferc ttntcrrebung nid^t $ört, 
befommen fie bic fcfcöne X&erefe nid&t. 2lu$ barf er unfere Unters 
rebung ni^t meitererjctylen, menn er nia)t fofort ju Stein toerben 

9toä)bem bie Rauben fi$ fcerabfa^iebet Ratten, f$lief $rmj 
fla| ein. 2113 ftc am nädjftcn üRorgen ertt>aä)ten unb fiä) ange« 
{leibet Ratten, fugten fie ben ^f^beftaU auf. S>cr redete ^rtnj 
wollte fein eigene^ Sßferb befteigen, aber $rin$ 5ta§ beftieg ben 
Sa^immel unb beroog feinen ©ruber, ben ©raunen ju nehmen, 
ßaum aufgefeffen flogen Tie aud) fajon burd) bie Suft bafyin. ®e* 
nau jur 3flitternaa)t famen fie bei bem §aufe jenfeitS bc3 rotten 
StfeereS an. GS mar toon erlangen, Söroen, tigern unb anberen 
gieren betoadjt, bie aber alle {abliefen. Sie fd)öne Stl;erefe lag 
in einem ©ette, ba3 ganj in einer ©efe ftanb. 3m Üftu fyatte ber 
redjte Sßrinj bie3ungfrau ergriffen unb ju fu$ aufä^ofc gehoben, 
unb in SturmeSeile ging e$ burd) bie Süfte jurücf. 3 n fur^er 
3eit errcid)ten fic ba£ bermünfa;tc Sdjlofc ttrieber, fliegen mit tyrer 
fd)önen 93eute toon ben fd)naubcnben Spieren unb begaben fi$ in 
ba0 3 immcr / toetyrenb bie Stoffe fcon unftdjtbaren §änben in ben 
Statt geführt mürben. 3n bem Sdjloffe mar bieSmal für brei 
Sßerfonen gebedt, ebenfo toaren brei ©etten aufgeftettt. ©ic be* 
gaben fid) jur 9tu^e, aber $rinj Haft blieb maa). 3« *>er 3)?ttter- 
nad)t3)lunbe famen bie brei Rauben nrieber unb nad)bem fie ben 
Stein bcgrü&t Ratten, fragten fie: „3ft fyier aud) etroaä SReueä 
pafjtrt, 9Jiüttcr$cn?" Stein: „0 ja, bie beiben $rin$en finb mit 
ber fd)önen Styerefe angefommen." Rauben: „$aben fie fie be* 
lommen?" Stein: „S*-" Rauben: „2lber werben fie benn aua) 
glücfliä) mit tyx naä) £aufe fommen?" Stein: „0 ja; n>enn 
Sßrina Äafc nia;t fa)läft, fonbern unfere Unterrebung wieber anhört, 
»erben fie alle glütflid) unb mo&lauf ba&cim anlangen. 2lber je&t 
bleiben unfere g5ferbe im Stalle unb bie Sßrinpt muffen auf tyren 
eigenen Spieren fyeimreiten." Rauben: „2lber SJciittcrc&en, wirb 
ü)nen aua) noa) ettt>a$ nriberfafyren, wenn fie $u Jpaufe finb?" 
Stein: ,,3*; bie Spiere werben erwägen unb bie fdjöne S^crefe 
nia)t pnben. $ann werben fte ft$ aflefammt in eine einzige grofje 
Solange t>ertoaubeln, unb biefe wirb in ber brüten 9ta$t im tönia* 



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— 207 — 

Itdjen ©<$loffe erlernen, tim bic (beraubte jurüdfju^olcn. 3n bct 
SRad^t mu& $rinj $ta§ ni<ht fdjlafen, fonbcrn mit einem föarfeit 
©abel in beut ©djlafgemach ber frönen ^erefe auf* unb nieber« 
gehen, ©obalb bie ©d;(ange anfommt unb ben äopf bur$S genfter 
fteefen miß, muß W™t Stauen, bann ift SCherefe gerettet. 
$ie Solange wirb suriiefweichen, babei aber fo großen fiarm ma« 
<hen, als follte baS ganje ©a)lof? umfallen." Rauben: „2tber, 
aWüttcrdjcn, fanu er aua) uns erlofen?" ©tein: „0 ja, er fann'S 
unb wiro'S." Rauben: „2lber wie f oU er eS mad)en?" ©tein: 
„3n bem einen 5>ferbeftaü"e fte^en triele Spaten; mit bem älteften 
unb fa)led>teften muß er braufjen graben, unb eS wirb eine fa)were 
Sljt $um 2Sorfd)cin Fommen, bie er aus eigener Üraft nt#t heben 
fanu. Senn er aber bie Ijier im ©pinbe ftehenbe glaf<he SBein 
trinft, Wirb bie 2lyt leidet werben, unb er wirb ben SBaum bort 
mit einem Streiche fällen." 3ßun berabf gebeten fia) bie Rauben, 
unb Sßrinj $ajj fa)Iief bis jum borgen. 

Ülm uäa)ftcn borgen ritten bie ^rinjen ^eim. 3n ber britten 
•flacht fam bie 9tiefenfa)lange an; ?rin$ #a& jeboa) war auf bem 
Soften unb verwehrte ber ©anlange baS (Einbringen in baS 3immer. 
darauf t»erurjachte baS Ungeheuer einen folgen £ärm, baß alle 
©djloßbewohuer erwarten. S)a nun bie ©anlange fort War, glaubte 
man, ^rinj ßafc (;abe ben Särm uerurfadjt unb wolle afle umbringen. 
S)e^^alb follte er fofort hingerietet werben. 2llS man mit ihm 
auf ber Dttc^tftärte angelangt war, erbat *prin$ ßafc bie ©rlaubnife, 
§u erzählen, wie eS u)m auf ber Steife nach ber frönen ^erefe 
ergangen fei. 2llS er I;alb $u 6nbe war, War er aua) fdjon ^alb 
in Stein nerwanbelt. S)er 53ruber bat nun bringenb inneju^alten, 
aber ^ßrinj $afe fagte, nun wolle er auch ganj $u ©tein werben, 
unb erjagte bis jum 6d)lu§. (Srid^üttert Nörten alle ben Bericht 
S)er ^rinj aber fam atte Sage gu bem toerfteiuerten ©ruber, um 
bort 511 weinen unb um Vergebung ju bitten. ©0 ging eS bis 
jur 9tteberfunft ber fdjönen %f)mU, bie ihren ©ema^I öfter auf 
bem traurigen ©ange begleitet hatte, ©ie gebar jWei Knaben, aber 
trofjbem fonnte ber $rinj nicht froh toerben. S)a erfreuen 
i^m eines £ageS jene brei Rauben unb fagten ihm, $rinj $afc 
lönne noch gerettet werben, wenn er feine beiben ©öhnä)eu über 
bem ©tein jerreifje unb mit ihrem S3lut ben ©tein benefce. ©0» 



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- 208 - 

fort tyeitte ber $rin$ baS feiner ©ema^lin mit, unb fie willigte 
ein, Äaum war ber erfte ^Blutstropfen auf ben 6tein gefallen, fo 
ftanb $rinj ßa& als 9ftcnf$ toor tynen unb fe^rtc mit ben (5r* 
freuten ins 6d)lofj jurücf. 9Jad) einer Söette fetyrte ber^ater um, 
bamit er nad) ben ßinbern fätye, ba lagen beibe im rubigften Schlafe« 
SBoHer greube na^m er fie auf feine Slrme unb braute fie ber 
3ftutter ^eim. 

9tun wollten bie überglütflid&en (Sltern äffe ü)re £abe mit 
^rinj #a| feilen; biefer aber fdjlug baS Anerbieten aus, inbem 
er fagte, er Werbe f$on anberwärts fein ®lücf finben. (Sr »erliefe 
baS ©d^loji unb jog t>on bannen. SBalb tyatte er baS bertufinföte 
6d)lof$ erreicht. 2)ort grub er mit bem älteften Spaten bie Jdjwere 
2lpt heraus, um fo fdjmeU als möglid) ben bejetdmeten S3aum $u 
fällen; aber er fonnte fie niä)t rühren. $a fud)te er bie Söeiu* 
fCafd^e unb natym einen fräfttgen ©d)lu<f unb no<$ einen; jefct 
fonnte er bie 2lyt fd)on fyeben, als er aber ben britten £a;tu<f ge* 
nommen fyatte, war fie fo leiä)t geworben wie ein %abal Sbeutel, 
unb mit einem ©treibe fa^lug er ben gewaltigen SBaum um. S)a 
entftanb ein furd&tbareS ©etöfe, fo bafe $rinj ßa£ bewußtlos 
nieberfiel. 2llS er erwarte, brängten ft$ alle um iljm, um ü)n ju 
begrüben unb tym als ibrem Könige ju Milbigen ; bie alte Königin, 
bie toortyin (Stein gewefen, unb bie brei reijeuben $rin$efiimteit, bie 
ü;re frühere £aubengeftalt abgelegt Ratten, fielen ü)m umben^als 
unb unter trompeten* unb $aufenfa)aH brauten fie ü;m i^ren 
$anf für bie (Srretlung bar. 9Ud)t lange bamaa) Dermalste fi$ 
$rin$ $a| mit ber fd&önften unter ben brei £d)weftern, übernahm 
bie £errfa)aft unb lebte glüeflid) bis an fein @nbe. 

10. gfermartin. 

3n einem £orfe lebte ein ©robfdjmteb mit feiner grau, bie 
Ratten feine Äinber. 3)ie fieute waren wofjlfyabenb unb bitten 
©elb unb $8rot 2llS fie eines £ageS beim Wittag fafcen, fagte bie 
grau fä>r$aft: »® u ftß S^ar tüd&tiger $erl, aber Äinbcr 
baben Wir boeb nidjt." 9iad) bem Csjfen eilte ber <5d)mieb in bie 
©d;miebe, na^m ein 6tü<f (Sifen unb jammerte einen S^gen 
barauS, wie er nid)t beffer fein fonnte ; ben braute er feiner grau, 
inbem er fagte: „©iefyft S)u, bafc xä) bo$ einen jungen fertig 



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— 209 — 

o,efriegt $abe?" fagte bic grau, „fo $atte ia? eS rii$t ge* 

meint, e$ ift ja nur ein eifemer unb fm)lt ftä; fo Salt an." $)er 
6ä)mieb aber fagte: „3bm ift in ber SBerfftott falt geworben; 
fteHe tyn nur hinter ben Dfen, ba wirb er fa)on auftauen." 
mit ging er wieber an [eine Arbeit. (Sine SStertelftunbe fpäter, als 
bie grau eifrig mit 2tbtoafa>n befd&äftigt War, työrte fte plögliä) 
hinter fia; rufen: „9Wutter!" (§rfa)recft brebte fie ftä) um unb fa$ 
ben eifernen Surften hinter ft<$ fielen. „§abt 3^ nichts $u effen?" 
fragte er, „mitt) hungert." 3)ie grau gab itym, was toom 9Kittag 
übrig geblieben War, unb ber 3unge aß brauf log wie ein ©Neunen* 
breföer. $>odj woflte eS mit bem fleinen 93leä)löffel nid)t fc&affen, 
unb er bat beSbatb bie 3Kutter, ü;m eine ßelle ju bolen. Qm 9to 
War bie ©d&üjfel leer, unb erft als er noä) ein falbes Srot baju 
toerje^rt £atte, erflärte er, baß er beinahe fatt fei. @o ging'S baS 
ganje 3<*fc ^inbura; ; je älter unb größer Qfermartin — fo nannten 
fie i^n — Würbe, befto mefyr Vertilgte er, unb als baS 3a^r $u 
(Shtbe ging, war ber frühere Söoblftanb ber (Sltem ba^in; 3fer^ 
martin tyatte fie arm gefreffen. darüber waren fie fe^r h^txübt, 
aber 3f*tniartin fagte: „3$ fyabe (Sud) jtoar arm gemalt, bafür 
Will i$ mia) je|t aber aua? ttermiet^en unb fe^en, bag 3fyr affeS 
Wieber befommt." $>er SBater ma^te ibm nun einen eifernen Ärüdt- 
ftotf, ber war 15 *ßfunb fa>er, unb 3f er martin jog fort. Untere 
WegS ^örte er toon einem fetyr böfen ©utsbeftfcer unb befä;loß, bie* 
fem feine ®tenfte anzubieten. (5r erhielt aua) fogleid) (Stellung, 
unb eS würbe ausgemalt, baß Qf er m artirt für baS bloße @ffen 
arbeiten, alle 93efe$le beS #erm genau ausführen unb uad) Ablauf 
beS 3 a $ rc * ^ em Qwm breimal mit brei gtngern auf eine geWiffe 
©teile fä)lagen follte. 

31m anbern £age fpradj ber £err: „Sftarttn, &u wirft $eute 
mit ben anbern *Änea)ten aufs gelb gießen unb pflügen, unb ba 
£)u ben 2Beg ntä)t fennft, foUft SDh meinem großen £unbe folgen 
unb aua? nia)t e^er ju Wittag auSfpannen, als bis ber #unb nad) 
£aufe getyt." SJiartin pflügte rea)t wader, aber balb plagte ü)n 
ber junger, unb er fragte bie anbern ßneä)te, ob es noc$ nicfyt 
balb SJttttag fei. S)te fagten tym: ,,©e£ nur auf ben SBerg unb 
frag* ben Äöter, ber Wirb eS am beften wiffen." SJtartin ließ ben 
Sßflug fielen unb ging &in. „3ft es noa) nia)t Wittag?" fragte 



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— 210 — 

er. $er $unb er^ob ben Äopf, fa$ SRartin grog an unb legte 
fi<$ lieber nieber. Sil* 3Jtartin nrieber eine Söetle gepflügt Ijatte 
unb ber ßöter immer noa; nia)t beimge^en wollte, würbe er un= 
mut^tg unb fagte: „Söenn unfer 3nfpeftor fid) jefct ni$t balb er» 
$ebt, werbe ta; ein ernfteS 2Bort mit ü)m reben." @r ging £in 
unb wteberfyolte feine frühere grage, aber ber £unb rührte fta) 
nidjt. $a padte ityn SDtortin am 6$wanj unb legte ü)m einige 
günf$el;npfünber über ben Sftüäen. $)a§ nrirfte. 5Rit lautem ©es 
^eul eilte ber Mer über Serg unb gelb na$ bem ©ute&ofe, SDtor* 
tin mit $flug unb gerben fyinterbrein; unb als ber #unb über 
ben ©artensaun fe|te, ergriff 2Jtortin baä ©efpann unb warf e$ 
über ben Saun, fo ba& bie $ferbe tobt liegen blieben. 3n ber 
Stedten ben jtrüdftotf, fa)leppte er nun ba3 ©efpann mit ber fiinfen 
bis gum Söolmtyaufe unb fragte ben verblüfften ©utsbcfijjer, ob er 
mit u)m aufrieben fei. „3a"/ fagte ber, unb bie anbern $nea)te 
freuten fta), ba§ ü;r §err jc|t an ben 9tea)ten gefommen mar. 

9toa)mittag3 blieben bie $ferbe im Statt. 2113 3Jlartin nun 
auf bem §ofe £erumfa)lenberte, famen bie Sagelityner, um mit 
u)ren ©a>iufeln ben §of ju reinigen. $)a tyebt 9Jtortin ein ©d&eu s 
nentyor IjerauS, fa)aufelt bamit einmal um ben £of fcerum unb 
alles ift in Orbnung. 

2lm anbern borgen fpraa) ber^err: „Martin, tyeut foUft 5)u 
Wtebcr pflügen, barfft aber nia)t e^r 3JUttag mad)en, als bis bie 
$ferbe laa>n." Martin benft: „$a tonn balb 9tot§ Werben." 
Salb naa) ber SSeSperjeit f^neibet er ben gieren beibe Sippen 
ab, fo baß ba§ ©ebifj fxd&tbar wirb; bann fommt er auf ben§of 
unb fragt ben ©utsbefifcer, ob er aufrieben fei. „3a!" lautet bie 
Slntwort. 3m Stillen aber grübelte ber barü6er naa>, wie er ben 
3Jtortin aus bem 3)ienfte jagen fönnte. $e$&qlb fagte er eine* 
SageS su tym: „$u mußt mit ben dauern in ben SBalb, Äien 
roben. $a& ®u mir aber was Drbentlia>S fajaffft." $>as fott 
gefa>efyen," erwiberte SJlartin, ,,boa) mufr ia) 1 £onne ©a)napS, 
2 Tonnen Ster, 12 Sörotc unb 2 Kütten Butter mitgaben; bann 
»erben wir fa)on fo oiel roben, ba& ©ie minbeftens oier 2öoa)en 
fahren fönnen." 9Jlartin erhielt baS Verlangte unb maa)te fia) 
mit ben dauern auf bie Seine. @S war ein warmer £ag. $ttä 
fie im Söalbe anfamen, fagte 9Harrm: „21$, Was Werben wir un* 



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quälen; lagt uns erft tü^tig cffcn unb trinfett, baS ttebrige Wirb 
ji$ fdjon fmben." Salb waren alle Säuern bef offen. 3Jtortin 
legte ftdj abfeitS auf ben Saud) unb liefe ftd) bie ©onne auf ben 
SJtüden föeinert. Wafy einiger 3eit erwad&te einer ber Sauern unb 
ging ju ÜJtartin, um u)n fid) genauer anjufeflen, benn er glaubte 
tyn fölafenb. $>a fie^t er, baß i&m bie Unau8frre<pa>n weit 
offen flehen? er ftedt ben 3fofe tyinein, fann aber bie Deffnung ni<$t 
ausfüllen. %lu$ finb bie anbern dauern gewedt, unb fte^e, alle 
fyaben mit tyren gü§cn be<juem in ber Deffnung pa$, ba fie fidj 
immer metyt erweitert. Splöfelufc aber jie^t 3Wartin baS ©efröfe 
jufammen, unb alle Sauern ftfcen feft; SRun ergebt er fia) unb 
fpajiert mit ben tyeulenben Sauem im SBalbe um^er, wobei er 
grabe fold> Stellen Wä&lt, wo bie ©tubben am bia;teften fte&en. 
$)ie Sauern flammern ft<$ an biefen feft unb entwurjeln fie, fo* 
balb 2Jtortin Weiter [freitet. 2llS enbli<# ber 5tiem;aufen grofe 
genug War, entliefe 3ttartin bie ©efäunbenen. 

Martin fpajterte ffeifeig auf bem §ofc um^er. i)a fa£ er 
eineä &ageS, Wie fid) bie £ageli$ner abmühten, mit tyren flehten 
^)refä)flegeln baS Jtom aus bem ©tro§ ju bringen. „SBaS feib 
3$r bo<$ für 2BM&te!" rief ü)nen Martin $u. „3Jto#S beffer, 
Wenn $5u fannft," fagten fte. ÜRartin liefe fi<$ baS nidjt jWeimal 
fagen; er trieb alle S)refdjer auf baS ©$eunenfa<$, rife ben jtärfs 
ften Saften aus beni ©ebäube unb fteEte fid) bamit in bie ©d>unens 
t&ür. $ann liefe er bie ©arben fcerunterwerfen, unb fowie eine 
Sabung fam, tyeb er einmal ju, unb bie ©arben waren nid)t nur 
ganj leer, fonbern aud) gleid) ju ßrurnrnftrofc geworben. ©o War 
in furjer Sei* bie ganje (Srnte auSgebrof<$en. /,91un lönnt 3$r 
baS Äorn rein machen", fagte Sftarrtn. Slber bie &agelö$ner er* 
Wiberten: „§aft 2)u es allein auSgebröf<$en, fo fannft 3)u e$ au<§ 
allein rein madjen." ®a blies SJlartin einige 9Me mit üoHen Saden 
in ben Raufen, unb bie Arbeit war get&an. Unb als bie Seute 
nun aud; nt<$rt aufmeffen wollten, fd^idte fte Sftartm jum §erm, 
um einen" Sad ju holen, in ben alles Äorn hineinginge. Slber 
ein fold>r ©ad War nia)t aufzutreiben, unb eS mußten nun alle Sett= 
bejüge unb Safen aus bem ganjen $orfe jufammengenctyt werben. 
2)ann rife Martin eine ©<$eunentyür aus, f<$aufelte bas ^orn in 
ben ©ad unb Warf ü)u über ben $üden, um i^n $um ©peilet 

14* 



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ju tragen. 6t mu&te aber unter einem 2#or burdj. 9)tt ©utS* 
bcfi&er, toeld&er nichts ©uteS ahnte, liefe fernen feinen f^limmften 
Sutten Iosg, ber fid& brüttenb auf Martin ftürjte. Martin fudjte 
baS Xfykx erft burch Söorte ju befänftigen, als baS aber nitt)tö 
Reifen wollte, ergriff er eS am Sarnaus unb warf es mit einem 
knd auf ben Sacf. So ging er unter bem Xf)ox burch, wobei 
ber Sülle tooHftänbig jermalmt würbe. „Smb Sie mit mir gu* 
trieben?" fragte 3Jtorttu ben ©utsbefifcer. „3a" antwortet biefer. 
3n feinem 3nncrn aber föchte es, unb er fudjte fiä) feiner auf jeben 
%aü ju cntlebigen. 

9Zun h)ar im §ofe ein oerfchütteter Srunnen, unb ber £err 
trug 3Jtortin auf, biefen ju reinigen. 2lrgloS fteigt SWartin mit 
einer 3Mefenfa>aufeI in ben Schacht hinab, unb als er beim beften 
Arbeiten ift, fauft mit einem Wtal ein gewaltiger SMhlftein herab, 
beftimmt, SÄartin ju 3ermalmen. ©lüdtidjerweife aber trifft baS 
2oa) beS Steines grabe auf feineu Stopi biefer fä^rt hmburch unb 
ber Stein bleibt Martin auf ben Schultern ft|en. „Schönen S)anf 
für bic neue £alsbiube!" ruft Martin unb arbeitet Weiter. S)a 
läßt ber §err bie größte ßirchenglocfe herbeifchaffen unb auf 3Jcartm 
ftürjen ; boa) fic fällt bem Martin auf ben $opf, unb laa)enb ruft 
er: „Schönen Sauf für bie neue 9iachtmüfce." QnjWifchen war 
ber Brunnen gereinigt, unb 9ttartin fteigt in feinem neuen Samuel 
aus bem SBrunnen unb fagt, er wolle bie geteuften Sachen nun 
immer tragen. 

5Raa) einiger &it $ n 0€ r $*rr mit ben la<$enben 
^ferben in ben SBalb, um ein guber §ol$ ju ^oleu. -äftartm 
toergi&t aber, eine 2lyt mitzunehmen. Qm äßalbe hörte er jjemanb 
§olj ^auen unb ging hin& u / um eine 5 U tetyen; boch 
wollte ber ^anu, ber ihn fannte, fie ihm nicht geben, roeit er für<h 5 
tete, 9Jcartin möchte fie ihm in taufenb Stüde jcrfchlagen. 2ftartin 
ging jurücf unb ba fah er, bafj ein SöWenpaar feine Sßferbe getöbtet 
hatte unb ihnen baS 93lut ausfog. „9ta, faugt eua> nur red)t fatt," 
fagte Martin, entwurzelte eine Slnjahl oon Säumen unb paefte fie 
auf ben Sagen. S)ann warf er bie ©efa)irre über bie £öwen unb 
fpannte fie toor ben SBagcn; bie getöbteten $ferbe legte er auf baS 
.ftolj. 2lber bie Söwen wollten nicht gießen, bis ihnen Martin eine 
^ottion langen §afer aus feinem günf$ehnpfünber &erfa)rieb. 3e£t 



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— 213 — 

ging'S in ©turmeäeile burd) bo3 falben 33erg fyinan. Dben 
ma<$te Sftarttn §alt unb lieg bic Spiere ftd; öerfd&naufen; er felbft 
fe$te fi$ fyn, um ein SBebürfnig $u toerrid)ten, was er trofc feine« 
Dielen ©jfenS jctyrlid) nur einmal tyat. Samit aber füllte er baS 
ganje 2$a(, bura) roela>S ber 2öeg ging, unb als ber Sauer mit 
feinem SBagen fam, !onnte er nia;t bura). 9Jtortin ladete unb rief 
tym }u: „3)03 mar für bie 210." — $u §aufe führte er bie Söroen 
in ben ©tall unb legte ifynen ein SBünbel $eu fcor, aber fie wollten 
ni<$t freffen. 2X1^ fie e£ aud) nad) einigen ©tunben no<$ niä)t an« 
gerührt Ratten, gerbte er ifynen berart ba3 £eber, bag fie tobt 
liegen blieben. 

gern Dom ©Ute in einem SBalbe mar eine SBaffermü&le, bie 
aber feit langer Seit nityt me^r benufct mürbe, roetf ber Teufel 
barin Raufte, §ierljm fdjüfte eines £age§ ber ©utöbeftfeer ben 
SJlartin mit einer großen gu^re ßaff, woraus baS fd;önfte SSei^en* 
metyl gemahlen werben foOte. $)er2Bagen mar aber fo fd)wer be* 
laben, bag bie Sßferbe ü)n ni<$t gießen fonnten. £)a paäte er bie 
Spiere auf ben SBagen unb 50g ü)n allein fort. SSor ber 3JMu)le 
$ielt er, braute bie $ferbe in ben Stall unb rief nad) bem 3Jtütter; 
es lieg fi<$ aber niemanb fe^en. 2)a fegte er felbft bie 2M§le in 
Bewegung unb fd)üttete bie ©preu auf. Pöglid) ftanb ein ftarfer 
SJtonn neben i&m unb fragte, was er fcter ju fuä>n $abe. 3Jtortin 
gab ü)m Antwort, lieg fia) aber nidjt ftören. „SBer bift ®u?" 
fragte SHartin ben Unbekannten. „3a) bin ber £eufel," anttoortete 
biefer, „unb wenn 2>u ®ia) md)t gleia) f ortfd? eerft, foll SDir** übel 
ergeben." „greut mid), Steine 33efanntfä)aft ju mad)en," fagte 
ÜDtortin unb nun fragte er, ob er mahlen motte, aber bas fd)önfte 
2öei$enme$l muffe er §aben. S)er Teufel wollte nid)t; ba pacfte 
tyn SJlartin am Äragen, fegte u)n auf ben 9ftü&lfteüt unb lieg u)m 
ben Slßermert&eften tüd)tig abfd)leifen. „2BiHji ®u jefct?" fragte er 
bann; aber ber Teufel wollte nod) nid)t. $a brücfte ü)n Martin 
no$ fefter auf ben ©tein, big er unter gräglid>m Srütten alles 
ju t$un toerfpra<$, Was Martin wollte. „®ut," fprad; Martin, 
„aber $)u mugt $iä) aud) obenbrein nod) mit ^Deinem SBlut fa)rift= 
lia) Derpflid&ten, bag SDu bie 2ttül)le fortan in 9hu> laffen unb 
2>id) nia)t me^r blitfen laffen toittft." 3)er Teufel wollte nid)t, 
unb SRartin pregte i^n mieber auf ben ©tein, fo bag if?m bic 



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— 214 — 



$no$en ftuuften. SRun erft gab er na$, er mahlte ba« Wltyl, 
unb 3Jtortin mad)te fid) auf ben £eim)t>eg. ©o feine« SBeijenmeljl 
fcatte man nod) gar nü$t gefe^en. SJtartin überreizte bem ©utö* 
beftfcer bie Urfunbe be« Teufels unb fragte: ,,©inb ©ie mit mi? 
aufrieben?" „3a !" lautete bie Antwort. 9Ka)t« befto weniger ba^t« 
er nur baran, i&n ft$ Dom £alfe ju fa)affen. 

5De«$alb fagte ber ©ut«befißer eine« Sage« ju feiner grau; 
„9to$ ber SBerabrebung ift Martins 3<i&* wft ju (Snbe, foenn ber 
ßuefud f$reit, aber fo lange mag i$ uu$t roarfen. ?>e«tyalb ber- 
fteefe morgen in ber flrone eine« ©aume« unb rufe; bann 
mujj er ge^en." $tU nun 3Jtarün beim Wittag faß, lam ber ©ut«= 
befifcer herein unb fagte: „SRartin, ber Äucfutf ruft, SDein 3^ 
ift au«!" „ftaS muß ein tpunberli#er «Bogel fein/' fora$ 2Jtortin, 
„ben mufe id) erft fe^en/' $>amit eilte er fcinau«}, tuupm eine 
glinte, — unb bie grau lag tobt ju feinen giften, Einige 2Bo<$eit 
fpäter lam ber re#te Bndud, unb Martin fagte: „3e&t mufc ü$ 
gelten." @r ging in bie ©tube be« @ut«befü)er« unb fagte, bafj 
er i$m jum 5Kbja)iebe bie brei aufgemalten 6d?läge geben toolle. 
5)er ©ut«befü}er legte fi# auf einen ©tubl, mit bem Äopf nad) 
bem offenen genfter; 3Jtortin fd)Jug ju unb ber @ut«beft$er flog 
jum genfter tynau«. 2)ie au«gefa;to!ten XageHtyner fanben tyn 
auf ber ©renje feines gelbe« mit arg jugerufctetem Körper. ÜRun 
mu&te er fi# noa) einmal auf ben ©hu)l legen unb nneber flog 
er jum genfter fcinau« bi« jur äu&erften ©renje be« ©ute«, tt>o 
er feinen ©eift aufgab. 211« feine £eu$e auf ben #of gebraut 
mürbe, fagte SQtotin }u ben Arbeitern: „@r $at Sud) lange genug 
gefd)unben, id) &abe (Sud) erldflt; unb nun t^eilt ba« Out unter 
@ua) unb feib oemiinftigep, bann hrirb e« <$u<& beffer ergeben." 
S)amt]t ging er fort 

3Hartin« näa)fte« Sfteifejiel mar bie #ÖlIe, too ep feinen alten 
#e!annten au« ber SWityle »ieberjupuben hoffte. @r oerirrte ft$ 
Aber unb fam an bie £immel«tyür, bod) jetgte $m $etru« ben 
redtfen 2Beg, unb balb ftanb er oor ber £öHe unb Köpfte mit 
(einem ©ifenftode an. Sil« ber £$örbüter ü)n epblufte, flo$ er 
mit großem @efa)rei in ben dußerften Söinfel ber ^ölle unb be* 
fcfytuor bie ©enoffen, ben 3Jtenfd)en ja nid;t ^ereingulaffen. Huf 
$cfe£l ^eefyebub« marb aber bie £&ür bo<$ geöffnet, unb Martin 



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— 215 — 

trat ein. ®ort fafy er 93eeljebub in bcr 3ttitte ber «£>ölle an einer 
großen, eifemen Äette liegen; er trat ju ü)m §eran unb fagte : 
„2lrmer Äcrl, £)u mu&t in deinem Sebeu too^t toieXc bumme 8treid)c 
gemalt tyaben, baß 2)u $ier in fo ferneren Letten liegft." 2)er 
aber gebot u)m <Sd)meigen unb brofyte, ü)n fd)on firre $u mad)en. 
3n einer @cfe ftanb nämUd) eine S3cttfteUe, beren Unterlage aus 
lauter Sftafiermejfern beftanb, bie mit ber 6d)neibe nad) oben ge- 
feiert toaren; barauf foflte 3Jtortin gepeinigt merben. 2>er aber 
nafym ba3 S)ing oerfefyrt, pa(fte SBeeljebub mit gewaltigem ©riff, 
fo ba§ bie Äette nrie ©las jerbrad), unb brüdte ben Dberften ber 
Teufel mit fold)er 2öud)t auf bie SSettfteHe nieber, baß bie 2öänbe 
üon feinem 33lut befprifct mürben. Seeljebub brüttte fürdjtertid), 
aber 3Jtortin brühte nur nod; fefter unb erflärte, ü)n nta)t e^er 
loSjulaffen, als bis er üerfyreaX bie 3flenfd)en auf @rben fortan 
ungefdjoren ju laffen unb ü)n felbft für feine SBemü^ungen mit 
einer dornte ©olb ju bejahen. SBeeljebub wollte juerft nid)t, aber 
ba breite ÜDlartin ü)n in ber SBettftefle um, fo baß aud) bie anbere 
(Seite bie Keffer ju fd)me(fen befam. S)a3 tyalf. (£3 mürbe nun 
feftaefefct, baß bemjenigen ber Sftu^m ber ©tärfe gebühren foHe, 
ber eine 2lyt am toeiteften roerfen fönne. Seeljebub roarf bie 2ljt 
äuerft in ben Söeltenraum $inab, unb erft nad) 2 6tunben fam 
fie gurütf. 3twt na^m Martin bie 2lyt unb fcolte aus, inbem er 
toerfidjerte, er motte burd) ben SBurf ba3 gange 2öeItaU fammt ber 
#ötte jertrümmern. $)a bat u)n SBeeljebub, ben Söurf nidjt $u 
tt;un. 3Jtartin liefe fid) aud) beroegen, natym feine £onne unb 50g 
ton bannen. Sftad) langer Sfteife fam er roieber §u feinen (Sltew, 
übergab tynen ba3 ©olb unb fagte: ,,3d) tyabe @ud) einmal arm 
gemad):, nun feib 3&r mieber reid). £ebet roo^l!" £)ann Irod) 
er hinter ben Dfen unb — warb ttrieber in (Stfen öermanbelt. 

11. 2)a8 SBunberbud;. 

3n einem ®orfe lebte ein alter ©d)mein^irte mit feiner grau, 
bie Ratten nur einen 6o£n. 5ll£ ber 2llte geftorben mar, tonnte 
bie grau mit bem m'erae^njä^rigen Sungen baS ©efd)äft nid)t fort= 
fegen unb fafc ft$ genötigt, ü)ren 6otyn ju toermtet&en. 6ie natym 
ben Sangen bei ber §anb unb ging mit u)m fort. Salb famen 
fte in einen großen Söalb; bort begegnete u;nen ein feiner $err, 



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ber in einer <£ßaife, mit trier Stoppen befpannt, angefaßten tarn, 
„2Bo tooHt 3fc mit bem flnaben ßin?" fragte er. „3$ miH ißn 
öermietßen," fagte bie grau, „benn ia) bin arm unb fann tßn niä)t 
ernähren." $a erroiberte ber^err: „3a; gebraute jefct grabe einen 
fola)en 93urfa)en, unb toenn 3ß* tpollt, mietße ia; ißn; gut @ffen 
unb Stinten unb guten Soßn foH er bei mir ßaben, unb bie 2te 
beit ift aua) nia)t fa)roer." $ie grau mar bamit einoerftanben, 
2I(fo naßm ber $err ben Sangen ju fta) in ben 2Bagen unb inbem 
er toerfpraä), bafj er ü)n über 3 a §* unb JEag an berfelben Stelle 
ber grau roieber übergeben motte, jagte er baoon. 9toa) langem 
gaßren famen fic an einen ftodfmftern Ort; ber 2Bagen ßielt, fte 
ftiegen aus unb gingen in ein $au$ hinein, in bem e$ fo bunfel 
mar, mie in ber 5ftaa)t. 3"i feiten 3immer ftanb auf einem £tfa) 
eine brennenbe Sampe, unb biefe Stube roieS ber #err bem Sungen 
jur SBoßnung an. „9lun mirft 3)u moßl junger ßaben," fagte 
er bann; „mag möä)teft S)u benn gern effen?" 2)er 3unge ant* 
mortete : „SBenn ia) jefct SßeHfartoffeln unb $äring, ober ein tüa)* 
tigeS Stütf SBrot ßätte, fo märe ia) fa)on juf rieben." „$a$ ifl 
nia)t oiel," entgegnete ber £err, „roei&t 3)u niä)tö Seffereä?" 5Run 
münfa)te ber 3«nge fia) Sratfartoffeln unb ein Stüä Spetf, unb 
ber 4>err fagte: „$a3 laffe ia; mir fa)on eßer gefallen, ©ieß 3)ta) 
nur um, bort in ber §tfe fteßt fa)on, maä SDu 2>ir gemünfa)t ßaft" 
$er Sange faß fia) um unb erblitfte in ber @de beä 3immerä 
ein £ifa)a)en, bas oorßer bort nia)t geftanben unb auf bem ba3 
gett>ünfa)te 3Jlaßl fia) befanb. 211$ er fia; gefättigt ßatte, fpraä) ber 
§err«* „S^fet nrifl ia) $)tr aua) fagen, mag $)u ju tßun ßaft. $)ie$ 
£au3 ßat 12 Stuben, oon benen 2)u täglia) 11 reinigen mufft, 
bie jroölfte aber barfft 3)u nia)t betreten. SBtttft ®u effen, fo 
braua)ft 2)u nur ju münfa)eu, unb alsbalb mirft $u ba3 ®e* 
münfä)te auf bem £tfa)a)eu finben, unb Kleiber ßängen bort in 
jenem Sa)ranJ, maßte gauj naa) Seiteben. > 3a) perreife jefct unb 
feßre erft naa) SaßreSfrift jurüd. £a& ®ir aber bie 3eit nia)t 
lang merben." £>amit ging er. 2)er 3"nge öffnete ben Sa)ranf, 
in bem fia) bie fa)önftcn Äleiber befanben, unb im 3^u öertoanbeltc 
er fia) in einen ^rinjen unb ßmg feine alten Kleiber an ben 
9tagel. täglia) feßrte er feine Stuben unb lebte ba3 ganje S^ßs 
ßiubura) toic ein gürft. 3faa) Ablauf beffelben fam ber #crr §u? 



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— 217 — 

jrütf imb fanb alles in bcr fdjönften Drbmtng. „3efct toillfi ® u 
aud> roofyl deinen £o§n §aben?" rebcte er ben Sangen an; bort 
in jener (&fe ftefyt ein Äaften, ber mirb fidj t>on felbft öffnen, foenn 
©u fommft, au§ bem nimm, fo tn'el ©u magft." ©er Sunge tyat 
«S, unbber^err fagte bann: „2Benn ©u ©i$ entfa)lie&en fannft, 
no$ ein Satyr tyier ju bleiben, fo behalte id) ©id)." ©er 3unge 
«rfldrte, er möd?t« gern für immer bleiben, aber ber §err erttriberte 
t$m: „9Üein, mein ©otyn, immer fann td;i©id) nid)t gebrauten, 
aber auf ein 3<*ty* wollen mir eS nod) terfudjen." ©ann reifte 
er toieber ab. ©er 3unge t>errid)tete feine Arbeit mit ber größten 
©orgfalt, unb als ber $err nad) QatyreSfrift jurüäfefyrte, lobte er 
ityn fetyr unb mietete ityn nod) auf ein Satyr. SBieber reifte ber 
$err ab, unb alles ging feinen gerootynteu ©ang; aber gegen baS 
@nbe beS SatyreS regte in bem jungen ^ c Neugier, unb et 
befctylog ju ergrünben, toaS es mit bem jtoölften 3immer für eine 
33eh)anbmfj tyabe. (SineS Borgens öffnete er baffelbe unb tt)ie er* 
ftaunte er, als itym tyier baS tyeHe £ageSltd)t entgegenftratylte; er 
trat ans genfter unb erblitfte «inen fo tyerrlictyen ©arten, wie er 
nod) feinen gefetyen tyatte. ©a jplö$liä) fam ein ©peetyt tyetanges 
flogen unb flatterte cor bem genfter auf unb nieber. ©er 3 un 9 c 
ergriff ein ©etoetyr, baS an ber SSanb tying, um ben SSogel $u fdjte* 
gen; babei aber ftiefj er öon bem nebenan ftetyenben ©pinbe ein $udty 
herunter, baS futy im gaflen öffnete, unb fogleid; fyrang jtoifa^en 
ben blättern ein fttyroarjer 9Äann tyertoor unb fragte, fia) toor bem 
Sungen tterbeugenb: „Äöntglia)e 2Jtojeftät, ioaS befetylen ©ie?" ©er 
3unge mußte nid)t, wie itym gefd)aty. 9tofd) fd)lo§ er baS 33ud) 
unb legte eS an feinen Ort; aber immer mieber fiel eS herunter, 
bis er eS enbtia) in bie £afd)e feines alten SfcoäeS ftedte, too eS 
aud) blieb. 2llS nad) Slblauf beS 3^reS ber §err mieber erfd)ien, 
fagte er §u bem Sungen: „Sefit nimm ©ir aus bem haften ©einen 
Sotyn unb Kleiber, fo mel ©u toiHft, unb bann mad)e, ba& ©u 
fortf ommft !" ©er Sunge, ber fein gutes ©eroiffen tyatte, padtt fo 
fetynett als möglia) feine 6aa)en pfammen unb maa)te fta) auf ben 
2öeg. Unerfannt fam er ju feinem #cimattySborfe unb fragte nad) 
ber alten ©(tyroeintyirtm. SWan bejeietynete itym bie SBotynung, unb 
er fragte bie £agelötynerfrau, bei ber feine SKutter tyauSein rootynte, 
ft)p biefclbe fei. ©ie alte grau würbe gerufen, aber fi* erfannte 



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— 218 — 

tyren ©o&n nu$t ttrieber unb fagte: „2Bemt i<$ einen folgen ©o$n 
bätte, toaS fehlte mir bann?" „#abt 3&r benn fein 3eiä)en," fragte 
ba ber Sünfiling, „an bem 3&* @uren ©o£n toiebererfennen ttmr* 
bet?" „3a," fagte fte, „auf ber Sruft fyitte er einen glecf." 2)a 
entblößte er feine ©ruft, unb &or greuben toetnenb umarmte bie 
3Jiutter tyren ©o&n. 

Salb ^attc fid) im $orf bie $Ra$riä)t verbreitet, baß ber ©o$n 
beS €><$toetm)trten fefyr ret<$ nuebergefornmeu fei unb baß er fo 
feine Kleiber trage, als felbft ber ©utS^err nkfot. 2lu$ bie einjige 
£o<$ter beS ©uts&errn fcörte von bem ftattli^en 3üngling unb 
toarb neugierig, ü)n lennen ju lernen. 2luf u)ren SBunfcfc mürbe 
eine große ©efeUfcfcaft gegeben, ju ber au<$ ber ©otyn beS ©$toetns 
Birten eine ©inlabung erhielt. @r erfc&ien, unb'balb fcatte fi$ 
baS graulein fo in u)n oerli^bt, baß fte ü)rem Sater erflärte, nur 
ben tooBe fte jutn 3Jtann tyaben, ober fonft feinen. $)er Sater 
fu$te eS u)r auSjureben, aber fte blieb babei, fie toolle nur ifyt 
i)aben, toenn er au<$ nur eines ©<$toein$irten ©o$n fei. ©o faßte 
ftä) ber ©utsfcerr, feiner £oä)ter ju Siebe, enblicfc ein £erj unb 
trug bem jungen 2Jlanne bie $anb feiner £o<$ter an. $o# ber 
Säugling ertoiberte, er fei jum #etrat$en no$ $u jung, darüber 
aber grämte fi$ bie Sungfrau fo fe£r, baß fte in eine fä)toere 
Äranffyeü oerftel. 2llS fte genefen, beftürmte fte ben Sater oon 
Beuern mit Sitten, unb ber toteber^olte feinen Antrag. S)cr Süng- 
ling aber enoiberte, er motte feine £o$ter überhaupt nid)t ^eiratyen. 

Son nun ab ma$te er tägli$ ©pajiergänge in bie Umgegenb. 
©ine« £ageS fam er an ein großes 2floor, in beffen SKitte ein 
©tiuf trocfeneS ftmb lag. £aS ©tiuf @rbe gefiel u;m fo fe$r, 
baß er befäjloß, eS bem ©uts&errn abzulaufen. <5r ging §u u)m 
unb trug fein Anliegen bor; ber©ut$&err toollte eS u)m föenfen, 
baS toollte ber junge Sföann aber ni<$t, fonbern brang auf einen 
orbentli$en Serlauf, ber benn au$ ju staubt fam. UntcrtoegS 
erinnerte er fi<$ jenes 2Buuberbu<§e3 ttrieber; $u £aufe angefommen 
floppte er eS auf, unb fofort ftanb ber fäjtoarje Sodann cor tym 
unb fragte: „Äömgli<$e aRajeftat, toaS befehlen ©ie?" „Sa, So- 
dann," fagte ber Süngling, „ba k$ $ir nun bo<$ einmal au be* 
fehlen fribe, fo toill i<$, baß ®u mir [auf bem getauften 3Jloor 
binnen 48 ©tunben ein fo prächtiges ©a)loß erbauft, urie es felbft 



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— 219 — 

ber Äönifl ton #oHanb ntd)t &at, unb um ba$ ©#lo& §erum follft 
S)u einen £errlid)en ©arten anlegen unb Säume mit golbenen unb 
fitbemen SBIättcm pflanzen." SßünftUd) toar ber SBefebl au^gefü^rt, 
unb ber junge 3Kann na^m feine 9Äutter bei ber $anb unb fprad): 
„Sefct tooHen toir unfere eigene Söp&nung bejtefcen!" S)ort lebte 
nun bie alte grau fo glücfltdj tote im Sßarabiefe. 

9la$ einiger 3eit borte ber ßirtenfobn, bafj ber ßönig toon 
§ollanb eine pilbfcböne £oa?ter &abe, unb bicfe wollte er um jeben 
^ßreiä befifcen. @r [teilte fta) be3$alb {ran! unb fagte jur beforgten 
ÜDiutter: „©terben toerbe ic$ ni<$t, aber toenn i# nur ber£oc$ter 
bcä Königs Don £oUanb in bie Slugen fefcen f önnte, fo toürbe td) 
gefunb." $)ie SRutter fpra$: „SBenn e£ nu&t attju toeit toäre, 
möchte u$ f<$on hingegen." Üftun fdjrieb ber ©obn ein ©rieflein 
an ben Äönig, baS gab er feiner Söhitter unb fagte: „SBenn @ua; 
bie 2Baä}e nt$t burd)laf[en toill, brauet 3fc nur ben ©rief in bie 
$itye ju $eben." @8 fam, tt)ie ber ©ofcn gefagt fcatte; bie 2Saa)e 
»erbot tyr ben Eintritt in ba3 föniglia)e 6c&lo§. Sil« aber ber 
Äönig, ber grabe im genfter lag, ben emporgetyalteneu ©rief er« 
blicfte, rief er bem Soften $u; „ßa&t bod) bie alte grau bur$!" 
$te grau trat ein unb überreichte bem ßöntg ben ©rief i^reS 
€>o$ne& S)er ßönig las u)n unb fagte: „34 Werbe mit meiner 
Xotytx fpre$en." ©ogletcfc toar bie ^rinjefftn bereit, ben 2Bunfa> 
beä Äranfen ju erfüllen, unb fagte: „28enn meine Slugen u)n ge* 
funb machen fönnen, fo tpiS id; gern binreifen." 

D^ne Unfall fam man bei bem ©d)Ioffe be$ £irtenfo$ne3 an. 
(Sine glänjenbe £)ienerfd)aar empfing bie ^rinjeffin, bie erftaunt 
toar über att bie $raa)t, bie fie hier erblicfte. SRan führte fte ju 
bem Äranfen, ber fc$on fefynfucfyiig naa) ihr ausgebaut hatte, unb 
als er u)r fo rec^t tief in bie 2lugen gefehen, ba äußerte er auch 
fogleid) ben Söunfä) aufjuftehen unb topfite fid) burch nichts mehr 
im ©ett jurücfbalten laffen. @r toar ganj gefunb unb bat bie 
Sßrinjefftn, mit ihm einen ©pajiergang bura) ben ©arten ju ma* 
eben, ©te toar entjüd t über bie fapönen ©lumen unb bie herrlichen 
©äume mit ben golbenen ©lattern, aber ber ©chlojiherr fagte trau* 
rig: „3a, f$ön ift ber ©arten, aber bo$ Dermiffe ich eine©lume, 
bie in 3h**m ©arten fo tounber&oH blüht." „Sagt fich jene SBlume 
nic^t hierher öerpflanjen?" entgegnete bie ^rinjeffin, unb ber $fin%* 
ling ertoiberte: „3a, toenn 6ie felbft & tooHen." 



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— 220 — 



£>ie 5ßrin3cffin fe&rte nad) ^aufe jurüä unb crjä^ttc ifyrem 
SSater alles. &ber nod) ^atte fic nid^t geenbet, ba mar fd)on ein 
©d^neÜTaufer toon jenem ©d)loffe eingetroffen unb lub bie $oUän* 
bifa)en üttajeftaten ju einem geftc borten ein. 2)anfbar mürbe 
bie (Sintabung angenommen, benn ber Äönig moUte felbft ben jun* 
gen <Ed)lof#errn fennen lernen, ben feine Softer gefunb gemalt 
fcatte. ©ie mürben mit fold&er $raa)t empfangen, mie fie an tyrem 
#ofe nod) nia)t gefe&en mar, unb aU ber ßönig bie rei<$e %afel 
unb bie prädjtigen ©emäd>r unb ben &errlia>n ©arten auf§ £öa;fte 
rühmte, ba fagte ber ©djlo&berr: ,,©d)ön ift j[a alles, nur fetylt 
mir bie ©turne, bie allein Öftren ©arten jiert." S)er Äonig toer* 
ftanb ben SSinf; er ergriff bie #anb feiner £o<$ter, legte fie in 
bie £anb be3 3ttngting8 unb fagte: „®a ^aft 3)u bie 33lume, 
mein ©o$n!" 9tun marb eine prächtige Verlobung gefeiert, unb 
aU ber §o$jeit3tag tyeranrütfte, ba jagte ber ©a)lofj§err ju feinem 
3o$ann: „!Run forge bafür, ba& auf ben Sßagen ein ©aef Doli 
©olbfrüele fommt, unb menn mir in bie &oHanbifä> Sftefibenj ein* 
jie^en, öffneft 3)u ben ©aef unb lagt bie ©olbftütfe auf bie ©trage 
fallen; bod) ad;te barauf, bafj fein Sfteid^er etmaS aufgebt, ba£ ©e« 
fä)enl ift nur für bie Slrmen beftimmt." 5Dann marb bie §oä)jeit 
gefeiert, unb bie Sfteuoermctylten lehrten jurücf ju bem SBunber* 

2>er Äönig Don $ottanb $atte aber einen fd)lauen 3Ämifter, 
ber ftd) früher felbft um bie §anb ber ^rinjeffin bemorben fcatte 
unb aud) jefct häufig jum Söefua) naa) bem 2ßunberfa)Ioffe fam. 
SU* ber ©a;lof#err nun einmal auf ber Sagb mar, fragte er bie 
^rinjeffin, mo^er benn all bie Sßradjt ftamme. SlrgtoS antmortete 
fie: „3Mn ©ema^l &at ein SBud), bort über ber Styür auf bem 
33rette liegt e§, menn er ba£ in bie §anb nimmt, fo mirb u)m 
jeber SBunfä) erfüllt/' begierig griff ber 2Jttnifter bamaa), unb 
!aum £atte er e3 geöffnet, ba ftanb Qotyann &or i^m unb fragte 
na$ feinen Sefe^len. „Söenn id) 5Dir §u befehlen fcabe," fagte ber 
9Rütifter, „fo forbere ia), ba& ®u deinen beengen £errn 24 
©tunben in einem ©umpfe feft&ältft, bieg ©d)lo& aber mit all 
feiner §errlid)leit in eine ©rube bringft, mo^in meber ©onne no$ 
SJtonb fa)eint." ©o gef<$a$ e3. ®er ©d)lof$err geriet^ in einen 
©umpf, au$ bem er ftd) erfl na$ 24 ©tunben fcerauSjuarbeften 



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— 221 — 



■ 



t)ermo$te, unb ba et wußte, ba& fein ©$lo& nun nic^t me$r auf 
berfelben ©teile ftef;e, fo machte er ftdj auf unb wanberte ju feinem 
^5d)tt>iegervater nadj $oü*anb, bem er feine Üftotty fragte. $)er Äöntg 
aber tief jornig auS: „S)aS &at ber nid)tSWttrbtge 2Jtfnifter ge^ 
t£an." 9hm ftreifte bet Säugling in ben föniglid>n ©albern 
um&er, unb 12 3äget mufjten i§n begleiten, bamit tym fein Un= 
glütf juftiefje. Slbet fd&on am ^Weiten Sage Verirrte er ftd). 3m 
£)i<Jid;t beS SSalbeS traf er auf jtoei liefen, bte einen heftigen 
SöortWedtfel mit einanber führten. 2)er Süngting — burd) feine 
SBer&eiratyung mit ber ^rinjeffin War er ein Sßrinj geworben — 
fragte fie: „Söarum janft Q^r (Sud)?" S)a ertt)iberten fie: „2öir 
$aben §ter ju gleid)er Qdt einen 3Jiantel gefunben, ben nun jeber 
beansprucht; er Wäre ja nidjt beS ©treiteS Wertfy, aber er befifct 
bie @igenf<$aft, bafe er ben unftd^tbdr mad)t, ber t&n ansieht.'' 
^Söigt 3br was," fagte ber ^rinj, „gebt mir ben 2Kantel, ia) fann 
if)ti gut gebrauten, 3^r aber fetb ben ©treit los." ©te Waren 
eS aufrieben, er na^m ben Hantel unb ging weiter. 2lm näd)ften 
£age traf er abermals jVüci liefen in heftigem ©treit um einen 
©tiefei, ben fie gefunben Ratten, unb auä) biefe Wu&te er ju übers 
reben, i^m ben ©tiefei ju la(fen. ®er ©tiefei befa§ aber bie ©igen* 
f$aft, ba§ ber, Welver ifyn anfyattt, jebeSmal 100 teilen vor* 
toärts machte, Wenn er fagte: „©tiefei fa)reit!" 9Jttt £ülfe beffel« 
ben fam er balb $u §aufe an, Wo man feiner fa)on ängftlid; ge* 
l;arrt batte. 2lm folgenben £age eröffnete er bem ßönig, bafj er 
ftä; auf bie Steife nad) bem verlorenen ©a;loffe begeben wolle unb 
nid)t cfyer wieberfe^ren Werbe, als bis er fein (Sigentyum gefunben. 
Dbgleia) ungern, liefe u)n ber Äönig gießen. %m SGÖalbe gongte er 
ben 3Jtontel um unb fragte feine Segleiter, ob fie ü)n noä) fct&en; 
fie verneinten eS, unb nun Verabfdjiebete er fta) von tynen, gog 
bann ben ©tiefei an unb fort ging'S, ber SReftbeng beS föiefenfönigS 
entgegen, too er freunblid) aufgenommen Würbe. 9toa)bem ber 
$rin$ bem Äönig fein Seib geflagt, fagte biefer: „3a) bin bet £err 
ber gtfd>, Sögel unb 9Käufe; wenn fie nichts von bem ©$loffe 
wiffen, werbe id> $>ir fd)werlid) Reifen fönnen." 5Run 50g er eine 
pfeife aus ber £afä)e unb blies hinein. 3n futjet 3eit Waten 
alle gifa)e um ben Äönig verfammelt, unb er fragte fie, ob tynen 
von bem ©ä)loffe etwas befannt fei. Sitte verneinten. (Sin furjer 



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— m — 

$fiff aus elfter anbeten pfeife braä)te bann alle Sögel vor ben 
Äönig, abe* auä) fle fagten, baß fie t>on bem 6a)loffe nia)tS toü&ten. 
„Hlfo $afi $u im SBaffer unb in ber ßuft ©ein ©gentium nia;t 
jn fuä>n," fpraä) ber ßönig §u bem betrübt baremfä)auenben 
gägerSmann. @nbli$ braa> ein «Pfiff aus einer britten pfeife 
alle 3Räufe t)or ben ßönig. ,/©eib 3b* alle tytxV fragte er. 
Sitte Waren erfä)ienett bis auf ein bufeS, fettes SRäuSajen, baS fo 
fa;neH niä)t batte toormärts tommen fönnen. @nbliä) langte es 
fc^weigtriefettb an. „2Bo bift S)u fo lange gemefen?" fragte ber 
flöitig freuribliä). S)ie 9JtouS beriä)tete, bag fie fetyr weit weg in 
einem unterirbifäjen 6$loffc toobne, baS Weber &on ©onne nocb 
fcon 3Ronb befäjienen werbe, unb ntajt e$er babe $ut Stelle fein 
f önneu* /,©ut," fpra<$ ber jfönig, „baS ©d?lo$ gehört biefem §errn 
^ier, nnb wtllft $u fceine Untert^anentreue bewtifen, fo fiü)re 
tyn borten, er wirb SWS 2)anf wiffen/' SUfo maä)te ft$ ber 
Sßrinj mit ber -SRanS auf ben 2Beg. @S ging aber gewaltig lang= 
fam, unb ber Sßrinj fagte beStyalb gu feiner ^Begleiterin: „£)aS ©eben 
toirb $Hr fä)wer; fefe %\§ befyalb auf meinen ^»ut unb gieb mir 
bie 9tt$tung an, fe Werben wir fd)nefler DorWärtS fommen." ©o 
gef<$aty es, unb trttt #unbertmeilenfä/ritten eilten ße totiter. Salb 
famen fte in bie tiefftc gtnftermg, unb bie 2Jtou* erftörte, bafj fte 
in ber 9ME(e beS unterirbifdjen ®ä;loffeS wären, unb rietb pgki($, 
ibr einen gaben an ben gufj ju binben, bann ttrotfe fie toorangeben 
unb ber $rinj f olle tyr folgen. @ie gelangten bis bi^t ans ©ajtoß. 
$)er $rin$ f Riefte nun bie 2JSau3 in baS Snnere beffelben, um $u» 
erfahren/ was bie ©ewo^ner trieben; naa; $ur$em lam fte jurttcf 
unb brachte ben Stefcbeib, bafc ber Söftnifter mit feiner ©etnabUtt 
im SBette fäjlafe. ,>©inb niä)t bie ©dpffel $x fmbeu," forf$te 
ber sprutf, „unb fattnft $)u fie niä)t bur$ $)em £o# mir bringen?" 
„3<*/" f«gte bie 3JtouS unb t>erfa)wanb wieber; bann na<$ wenig 
Minuten braute fie bie ©ajluffel angefölew*, unb ber Sßrinj öffnete* 
bie S^ür, blieb aber auf ber ©aufteile beS @a)lafgemaä)eS flehen. 
„2öo mag baS ©uä) fein?" fragte er, unb bie 9JteuS erwiberte: 
„©aS ^at ber 3Rinifter unter bem Äopffiffen Kegen." $oU 
imVs!" bat ber Sßrinj. 3)ie SJlauS toerfrod) ft^ im 58*tt unb fing; 
an bem$hu$e ju jerren an. ©nblid) fiel e$ au$ bem 33ette bcfauä, 
nnb bie 3JlauS fä)lew>te eS nun bis ju ben gü^en be^ ^rin^en,r 



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— 223 — 

$)er ergriff ea $ed)erfreut unb öffnete e3, unb fogleid) fprattg 3o* 
bann fceroor. ,,3d) Verlange/' fagte nun ber $rm$, „bafc bie 
beiben fd)lafen, bis id) e$ für gut ftabe, fie ju tuedfen, unb bann 
$aft $)tt fd&leunigft baS ©d)lo& wieber an feine alte ©teile ju fd)af« 
fen." Unb &u ber 9Jtou§ fagte er: „ttnb ®u, mein 2Räu3d>n, 
fefce $>id) bort auf ben Xtfd) unb !omm mit mir, ü$ will 3)ir 
wo&ltyun, fo lange $u lebft" ©obalb bog ©d&lofj wieber an 
feiner früheren ©teile ftanb, ließ ber $rinj burd) einen ©$nett* 
läufer feinen ©d&wiegeroater ju [i<$ bitten, unb als er anfam, führte 
er i$n in baä ©djlafgemad). S)er $önig ergriff ben Stegen unb 
wollte bie Sd)läfer burd)bo$ren, aber ber $rinj &telt ü)n jurüd unb 
fagte: „®ie ©träfe wäre für ben fd)änblid)en SRinifter totel ju 
geünbe, er fott fid; fein Urtyeil felbft frredjen." Ufo wetfte er 
t&n, unb als ber 3Jtinifter bie ©efafcr fafy, in ber er ft$ befanb, 
fpra<$ er: ,,3d) fcabe toerbient, toon m'er Sutten auäeinanber ge* 
riffen su werben." ©ofort würbe So&ann beauftragt, irier fd&warje 
Sutten $erbeijufä)affen; ber ©a)urfe würbe mitSlrmen unb Seinen 
an ben gieren befeftigt unb fo jerriffen. ©eine ©ema^lin aber 
begnabigte ber Sßrinj unb lebte glütflid) mit ü;r biä an fein @nbe. 

12. SDie ©pinnerin. 

(Sine grau fcatte eine $oa)ter, bie weiter nufcte tfym Wollte 
als fpinnen; ba aber bie grau arm War) tonnte fie ityc feinen 
glad)£ £erbeifd)affen, unb Weil bie %o$Ux jeben £ag oon Beuern 
quälte, fo würbe fie enbliä) ärgerlia) unb prügelte ba$ 2ftäba)en 
burd). (Bineä £age3 ritt ein $rinj bei ber §ütte ber grau Dor* 
bei unb fcörte baä laute @efa)rei; er trat ein unb ba er ba3 
9)Mba)en Weinen fa&, fragte er bie 3Rutter, Warum fie u)re 2to$tet 
gef dfjlagen tyabe. S)ie erwiberte ü)m: „$a£ ®mg plagt mid) frü£ 
unb fpät, i$ fott ü)r ju fpinnen geben; ba id) tyr aber wegen 
meiner Slrmutfc biefen 2Bunf$ ntd)t erfüllen fann, muß t<$ $um 
Änitypel greifen, wenn ia) SRufce fcaben Witt." „3ft fie eine rüd> 
tige ©pinnerin," fagte ber Sßrinj, „fo Witt t# fie ju meiner SHutter 
mitnehmen." SKutter unb SCoa)ter waren bamit ehwerftonben, unb 
ber $rinj na&m ba3 3M>a)en mit. 2)a fam fie nun in eine ©tube, 
bie war bis oben oott glaa)3, ben fottte fie auffpinnen. 2lber 
o we$ ! fie uerftanb bie Arbeit gar niä)t, unb obgleich bie Königin 



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— 224 — 



leben 3ttorgen !am, um nad)jufeben, fä)affte fie bo$'m$tö. 2)rei 
£age bwbura) fd^rieb man biefe gaulbeit bcm £etmwe$ ju, bann 
aber üerlünbete bie Königin bem 2Jläbä)en, ba& fte es ftrenge be- 
ftrafen würbe, Wenn es nid;t vorwärts fäme. darüber erfä)raf es 
gar fe^r unb weinte ben ganzen £ag in einem fort bis in bie 
SRaä)t Gmein. £>a um 3JUtterna$t öffnete ftä) bie $bür ber ©tube, 
unb berein traten brei alte grauen, bie fragten bog 9ttäba>n, 
warum eS fo traurig fei. $>aS ÜJtäbä)en erjagte, unb bie brei 
grauen üerfpraä>n, nod) alles jum S3eften ju Wenben, Wenn es 
am £age feiner $oä)$eit mit bem $rtn$en fie nid)t fcergeffen wolle. 
SBon nun ab famen bie brei grauen jebc 9taä)t unb fpannen ben 
aufgehäuften Storratty auf. 2llS bie Königin bie Arbeit fo fort* 
f abreiten fa$, gewann fte bie Sungfrau balb lieb, unb audj ber 
$rin$ verliebte fia; in baS &übfä)e 3ftäbä)en unb bat feine 9Rutter, 
fie i&m jur grau 31t geben. 9to(b vier 9Boä)en foHte bie ^odfoeit 
fein. SÄlS nun. baS junge «paar getraut War unb bie ®äfte alle 
bei $ifa) fa&en, ba ließen fia) brei grauen melben, Welä> ben 
Sßrinjen unb feine ©ema^lin ju fprea>n wünfajten. 93eibe gingen 
^inau3 in baS Empfangszimmer; bort ftanben brei grauen, bie 
eine mit btcfer 9tofe unb bidem 3ftunbe, bie anbere mit geftfwolles 
nen, jerplafcten gtngern, bie britte mit fe£r ptarfen gü&en, unb 
baten um ein Oefd&enf. ®anj verwunberi fragte ber sprinj, wie 
fte &u fo verunstalteten ©liebmagen ge!ommen wären, unb bie eine 
fagte: „S)aS Spinnen bat uns fo verunziert, benn bura) baS 
£)re£en beS Rodens finb bie btden gü&e, burdj baS ©treiben beS 
gaben« bie jerplafcten ginger, burd) baS *Kefcen beS ©arneS bie 
angef^woOcnen Sippen unb bie bide ÜRafe eutftanben; unb Wenn 
©ie 3^re ©emablin noä) Weiter mit biefer nnfeligen Arbeit be=> 
läftigen, fo wirb fie uns balb äbnltä) fein." £)er $rtnj erföraf, 
als er biefe Siebe börte, unb gelobte, bafc feine grau nie mebr baS 
©pinnrab berufen foHe. 3JUt reidjen ®efd)enfen würben bie brei 
grauen entlaffen, unb am £age na# ber £odföeit übergab ber 
$rin$ baS gefä&rlid> SBertjeug ben glammen. 

13. ©er Verwünfd&te ©arten. 

(Sin Äönig von gtalicn &atte brei ©ityne, bet erfte ^ic§ ©uftov, 
ber jweite griebrid), ber britte Subwig. 5lun war ber ßönig 



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— 225 — 

immer franf unb tonnte nia)t geseilt »erben; ba träumte i^m 
einft brei 9lä'd)te hinter einanber, er Würbe gefunb Werben, menn 
er einen Äpfel aus bem toerwünfdjten ©arten fjätte. <5r rief feine 
<5ö§ne unb erjä^lte tynen ben %vaum, unb bemienigen, ber ü)m 
ben Äpfel bringen mürbe, üerfpraa) er baS 9teid) unb bie Ärone. 
$>er Äeltefte machte fid; fogleid) auf; ber SSater gab i^m einen 
Äuctyen, eine glafctye Sein unb Sßapiergelb, bafj er ju jetyren bätte. 
ÄlS er eine ©tretfe geritten war, begegnete ifym ein alter 9ftann, 
ber bat ifm um ein ©tücfdjen 33rot, aber ber $rin§ fd)impfte ifyn 
tü<$rig aus. -ftad) einigen £agen gingen i^m bie SebenSmittel aus 
unb er fa$ fid) genötigt, naa? §aufe jurütfjufefyren. 9fom machte 
\iä) *ßrin$ griebrid) auf, aber es ging tym ganj ebenfo; er 
lehrte betrübt unb mübe jum 3Sater jurüdf. 5Da fagte *Prinj Sub= 
Wig: „Saß mid) fcie^en, SSater, id; will $>ir ben Äpfel bringen." 
®er Sßater wollte juerft nid;t, aber $rinj ßubwig bat fo lange, 
bis er eS ifym erlaubte; er gab i^m aber bloS eine Äfdjenbade unb 
eine $lafd)e Uöaffer, Weil er glaubte, er würbe nid)t Weit fommen, 
baju ein altes, abgenujjteS Sßferb. Äudj ttym begegnete ber SRann 
unb fprad) it)n um eine ©abe an, unb Sßrin$ ßubwig fagte: „2BaS 
id; §abe, will id) gern mit @u<& feilen, bod; wirb'S (Sud) nidjt 
fd)mecfen." @r reifte i^m bie glafd)e SSaffer, unb fogleid) War 
aus bem SBaffer ber befte Stein geworben, unb bie Äfd)enba<fe 
Würbe jum fd)önften ßud)en. ®a öerfd)wanb ber 9flann. ©egen 
Äbenb fam $rin$ ßubwig in einen großen SBalb; bort banb er 
fein $ferb feft unb ftieg auf einen tyofyen 33aum, um Umfd)au $u 
galten, ©a fafy er toon Sßeitem ein £td)t flimmern ; er ftieg herunter 
unb ritt ber ©teile ju. (5r fanb ein altes Sretter^auS, baS fcon 
einem Qaunt umgeben War; an ben banb er fein $f erb unb ging 
ins £auS hinein. %m $aufe fa§ ein alter SDtann am geuer&erb, 
bem War ber SBart bis über bie Sruft gewadjfen, unb als ber 
^rinj eintrat, rief tym ber Älte entgegen: „©Uten Äbenb, Sßrinj 
SubWig, Wie fommjtftu Inerter?" „30r fennt mia)?" fragte biefer 
jurütf. „$)a $)u nod) ein Äinb warft, rannte ia) SDid)," fagte ber 
Älte. 9hm erjagte $rinj Subwig, bafe er jum t>erwünfd)ten ©arten 
wolle, um für feinen franfen Später einen Äpfel ju £olen. ÄlS er 
feine ©rjetylung beenbet Oatte, fegte ü)m ber Älte ©ffen ttor unb 
Wies i&m bann ein 93ett an, unb ba ber Sßrtnj mübe war, legte 

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— 226 — 



er fu$ fd)lafen. äm HRorgen fagte bct Sitte: „Stein $ferb fannfl 
S)u $ier laffen, id; toerbe S)ir ein anbereS geben, ba£ braud)ft 35u 
ntd)t ju lenfen; bas wirb $i<$ ju meinem ©ruber bringen, ber 
450 3a^re alt ift, 50 3atyre älter als i$, unb menn 2)u $u ü;m 
fommft, fo grüße ü)n toon mir; aud} in bem t>ermünfd)ten ©arten 
gebenfe meiner unb bringe mir einen 2lpfet mit" $rinj Subroig 
na&m 2lbfa?ieb &on bem Sitten unb am Slbenb fam er ju einer 
^ütte, bie ganj toie bie oorige auSfaty. @r trat ein unb fa$ einen 
3Jtonn barin fifcen, bem ging ber Sßart bis über bie ßniee. 2)iefer 
rebete u)n ebenfo an rote fein ©ruber, unb als er am 9Jtorgen 
aufftanb, fprad) er: „Sag Stein ^ßferb §ier unb nimm baS, toeldjeS 
ufy $>ir geben toerbe. S)aS wirb bid) ju meinem ©ruber bringen, bec 
500 3a^re alt ift; ber &at brei Sterbe im ©tall, einen Stappen, einen 
©raunen unb einen ©dummel. Söenn er £>id) fragt, meldjeS %\)itx 
3)u fcaben miflft, fo toä&le ben ©dämmet, menn er aud) taub, blinb 
unb la&in ift. Sötern ©ruber toirb tyn £)ir jtoar nia)t laffen wollen, 
aber beftetye nur barauf, benn ber ©cfctmmel toirb £)idj jum t>er= 
toünfa)ten ©arten bringen, bo<$ barfftfcu tym feinen Sattel auf* 
legen, fonbern nur deinen SJtantel. 9lber benfe an mid) unb 
bringe mir einen 2lpfel mit." 2tm Slbenb lam Sßrinj ßubtoig tt)ieber 
ju einer ©retter^ütte, in berfelben faß ein 9Jtann, beffen ©art f<$on 
in bie (Srbe getoad^fen toar. @r begrüßte ben $rin$en, toie feine 
©rüber, unb als ber Sßrinj am borgen aufgeftanben mar, fragte 
er ü)n, toeld>S <ßferb er fcaben motte. Ster $rinj mahlte ben 
©d)immel, aber ber Stltc tooHte ben nid)t laffen, bis ber spring 
toerfprad;, ü)m einen Slpfel mitzubringen. 2Bie nun ber Sßrinj fia) 
barauf fefcte, fonnie baS 3#ier faum getyen, fo la^m mar es, unb 
er badete bei ft$, baß fie auf biefe SBeife faum jum toertoünfd)ten 
©arten gelangen mürben. 2tlS er einige Rimbert ©abritte geritten 
mar, ba fagte ber ©djtmmel: „2öir tyaben nur nod) eine ©tunbe 
3eit, unb eS finb no<$ fcunbert ÜDteiten bis jum toermünfd)ten ©ar= 
ten; fo midete nun Steinen ßopf in ben ütftantet, baß £>u nia)t oon 
ber £uft erftidft" SBie ber SBinb flog nun ber ©Gimmel mit 
iljm burd) bie ßuft ba^in. SRaä) einer Söeile fagte ber ©<$immel 
mieber: „3e|t ftaben mir nur no<$ eine tyalbe ©tunbe fyit, unb 
es finb nod) fünfzig teilen bis sum ©arten, ©o toufele nun 
deinen Äopf nod) fefter in ben Sötontel, unb menn mir $inf ommen, 



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— 227 — 

fo gebe tymin, aber bleibe nid)t länger als eine fcalbe 6tunbe bartn, 
f onft finb mir oerloren." Unb mieber ging eS babin mie ber Söinb. 
2llS fie am ©arten angelangt maren, fagte bas^ferb: „3efct finb 
toix ba; nun geb tyntin unb fomm balb mieber!" 2llS ber Sprtoj 
feine Slugen auftrat, fab er in ber fteinemen 3Jtauer, bie ben ©ar* 
ten umgab, eine Xfyüv, bie mar offen, unb bei ber £bür ftanben 
als 3öaa)e &mei Sömen, jtuei S5ären unb jmei fd)marje Jungfrauen, 
bie batten fid) aufgerid)tet unb bilbeten ein Xfyot, burd) meld)e$ 
er binburä) mußte. Sie er nun im ©arten ging, fab er ein £auS, 
baS war fo fd)ön unb fein, ba§ er bineintrat, obgleid) ber 6d)tmmel 
ibm @tle geboten ^atte. (5r ging burd) ein leeres ©emad) unb trat 
bann in eine ©tube, in ber fia) nur ein £ifd) unb ein SBett be* 
fanben. 3« bem 33ette aber fd)Iief eine munberfd)öne ^rinjefftn, 
$u ber er fid) einen 2lugenbltä nieberlegte; auf bem £ifd)e lag ein 
SBrot, barauf ftanb gefd)rieben, bafj eS nid)t alle »erbe, unb eine 
glafdje SBein, bie bie gleid)e 3nfd)rift trug, unb ein §orn mit ber 
3nfd)rift, bafj, mer ^ineinftoßc, alle feine geinbe übertoinbe. $aS 
nabm er an fid) unb eilte bann, aus bem ©arten berauSjufommen, 
unb aud) bie Slepfel pfltötfte er auf bem 9lü<f gange ab. S)er 6d)im* 
mel ftonb fd)on oor bem $bor unb melbete fid). Gstligft fd)mang 
ftd) ber Britta barauf unb fort ging'S in faufenbem ©alofl). 
Pöfeliä) börte er 6d)üjfe unb ein grofjeS gelbgefd)cei binter 
fid), aber balb mürbe es nrieber füll, unb nun ging baS !ßferb 
langfamer unb fagte: „3efct fannft S)u $tr ben 2Jtantel oom 
5topf nebmen unb bie 2ßelt befeben." Salb famen fie jum ältefien 
ber brei SBrüber, ber fragte ben springen, ob er ibm aud) einen 
2lüfel mitgebrad)t b^be. $er $rin$ retd)te ibm ben Sfyfel, unb 
faum batte ber 5Hte ibn gegeffen, ba gab eS einen furd)tbaren 
$naK unb im 9to mar alles öeränbert $)er Sllte mar ein fünfzig* 
jdbtiger $rin§ gemorben, unb baS SretterbauS mürbe ein fä)öneS 
@a)lo&. $>a fagte ber (SrlbTte: „Submig, alles maS mein ift, baS 
tft je|t aud) ®ein." Slber $ßrin$ Submig fd)lug baS freunblid&e 
Stnerbieten aus unb ritt meiter, um aud) ben beiben anberen Sllten 
bie oerfprod)enen Slepfel gu bringen. Unb aud) fie mürben bur$ 
ben ©enu§ ber 2lepfel erlöft unb ^rinjen oon 45 unb 40 3ab*en. 
S)amacb lam er in eine Siefiben}, mo er gut aufgenommen mürbe, 
aber eS gab ba fein ©rot, obmobl SBein im UcberfCufe üorbanben 

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— 228 — 

war, felbft bcr ßönig ^atte fein*. ®a legte ber $rinj fein $rot 
auf ben £ifä), unb obwobl triele batoon aßen, nabm e£ bod) fein 
(Shtbe. $)er ßönig bat beSfyrib ben Sßrinjen, ü)m 'ba$ ©rot §u 
t»erpa<bten, unb bcr Sßrinj überliefe es ü)m auf 5 3^**» darauf 
fam er in eine zweite fHefibenj, bort gab cS 39rot in glitte unb 
glitte, aber feinen SBein. $rinj Subwig mürbe öom ßönig gut 
aufgenommen, unb ba er feinen kummer merfte, oerpaä)tete er ü)m 
bie glaftt> 2Bein. 2luf feiner SBeiterreife fam er in eine brüte 
föeftbenj. $>ort gebraa) eS jWar an niäjtS, aber ber ßönig, mußte 
in ben ßrieg Rieben, obgteid) fein £eer nur Hein unb fa>waa> war. 
$rinj Submig erbot fiä) mitjujie^en, unb ba er bie 9totb beS ßö* 
nigS fab/ ftieß er in fein $om, unb fogleiä) maren fo Diele €ol; 
baten ba, baf$ man fte niä)t gäblen fonnte; ü)r Slnfübrer aber trat 
jum ^ringen unb fragte: „2BaS befehlen ßw. SJtojeftät?" £)er 
$rin$ fpraä): „2)a§ 3$r bie geinbc in krümmer fraget" 3m 
Slugenblicf maren bie geinbe befiegt, unb ba $rinj # ßubmig ben 
ßönig lieb gewonnen batte, üerpaa)tete er ibm baS§orn auf fünf 
3abre. Nun reifte $rinj Subwig naa; §aufe. &ls er auf bem 
Söege war, föraä) ber ©Gimmel ju u>n: „Sßenn wir in ber !Rä^e 
deiner $eimatb fein »erben, bann werben 5)ir Seine trüber be* 
gegnen; fie werben 55)icr) tobten unb $)ir ben Slpfel nebmen, Seine 
ßeidje aber Werben fie oerfebarren. Söenn £)u fie nun bwutfonis 
men fiebft, fo reiße aus meiner 9JMbne brei £aare unb lege fie 
Sir unter bie 3 un 9 c / bann wirft 2)u wieber aufleben, ©ebe bann 
in bie ©tabt ju einem SECpot^efer unb frage u)n, ob $u niä)t fein 
£anbwerf lernen fannft; fünf Satyre fottft $)u bei i^m bleiben, 
bann wirb fid^ etwas ©ro&eS ereignen, unb $>u gebe bann jum 
äönig unb bitte um midj. $aS Uebrige laß meine ©orge fein.'' 
Sßrinj ßubwig ritt ber §eimatb P> unb eS fam fo, wie ber 6d)ims 
mel gefagt batte. 2llS feine ©ruber borten, baß er ben 2tyfel, 
bätte, fa)lugen fie ü)n tobt unb raubten ibm ben 2fyfel; ben alten 
6ä;immel nahmen fte auä) mit. Sem Sßater rebeten fie toor, fie 
Rotten ben oerwünfebten ©arten gefunben unb ben 2lpfel gebraut, 
unb als ber ßöuig benfelben aufgegeffen b&tte, fptang er fofort 
aus bem SBette unb war ganj gefunb. 

$rinj Subwtg mar aber wteber lebenbig geworben unb tbat, 
wie ber ©ä)immel ibm befohlen batte. @r trat bei einem 3fyo* 



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— 229 — 

tiefer in bie ße^re unb mürbe na$ brei Sohren ^rom'for. 3n* 
fttnföen fyxtte bic $rin$efftn im oermünfd&ten ©arten einen ©o$n 
geboren, ber mar glet$ bei feiner ©eburt 5 3a$re alt. Einmal 
fpielte ber ßnabe Satt in ber Stube; ber SBatt tief unter ben£if$, 
unb ba er i&n nrieber fcolen wollte, flieg er mit bem Äopf heftig 
gegen ben ftifä). Unter bemfelben tyatte Sßrinj Subtotg mit Äreibe 
eine $uppe gemalt, baju tyatte er feinen -Kamen unb Qa&r unb 
SDatum feiner 9lnmefen&eit getrieben. 2113 nun ber Keine $rin& 
bie Stoppe erblicfte, ba fd;rie er: „Siefer böfe 23ube fcat mid& ge- 
fto&en." Sie Sßrinjefjtn eilte §inju, unb als jie bie ©ä)rift ge= 
lefen, fagte fte: „(& ift gut, mein ©o$n!" SBalb mattete fte ft<$ 
auf bie SKeife na$ Stalten, ©ie fam in bie Slefibenj, mo Sßrinj 
fcubtaig baä $rot oerpad&tet $atte; bort fragte fte ben Äönig, ob 
^Prinj Subarig au$ Stalten niä)t bagemefen fei. Ser Äönig fagte, 
er fei oor fünf Sohren bei ifym geroefen unb §abe u)m ein 33rot 
ttcrpa$tet, ba3 niemals alle mürbe. Sie ^rinjefftn erfannte baS 
SBrot als ba§ irrige, unbba bie $paä)tjett nun abgelaufen unb im 
£anbe SBrot bie güfle mar, gab ber Äönig e3 ft)r jurüdf. 
©benfo befam fte auä; bie glafä)e s iöetn unb baS §orn nrieber. 
%lm bra$ fte nadjj ber §auptftabt gtalien^ auf. ©ort angefom* 
wen lagerte fte W DOr oer uno Kc 6 bem Jlönig fagen, menn 
*prin$ Submig nia)t fofort etfd&eine, motte fte bie ©tabt mit geuer 
verbrennen. Sa befamen bie (Sintoo&ner große Slngft, benn fte 
toufften, baß ber Sßrinj nia)t ba mar; aber $rmj ©uftao $og ßub* 
nrigä Äteiber an, fegte ftd) auf beS $önig3 befteS $ferb unb ritt 
$u ber Sßrinjefftn. ©ie fragte ü)n, ob er $rin$ Subrotg fei unb 
ob er im oermünfd&ten ©arten gemefen. @r fagte: „3a." Sa 
fragte fte, roie benn ber toermünfä)te ©arten befä)affen geroefen fei. 
@r ermiberte, e3 fei ein großer Sßalb gemefen, ringsum oon einem 
breiten ©raben umgeben, über ben niemanb hinüber fönnte. SBeiter 
fragte fie, ob er au$ eine 2öaä> bemerft ^ätte. 3a, fagte er, 
jmei Saufe, jmei 3Jtäufe unb jmei hatten. Sefct mußte bie $rin* 
jefftn genug unb brotyte u)n ju erfd&icßen, menn er fiä; ntä)t eiltgft 
bafconmaä)e. (Sbenfo erging e3 bem Sßrtnjen griebrid), meiner 
fagte, ber ocrmünfd&te ©arten fei ein großer SBerg gemefen. 9hm 
nrieber^olte bie Sßrinjeffm il;re Srotyung, baß fte bie ©tabt oer* 
brennen motte, Wenn ni$t ^rtnj ßubroig erfreute. Sa befamen 



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— 23% — 

bic Seute no$ größere Slngft unb bie ganje ©tobt toeinte, nur 
einer, be§ SCpot^eferö Sßromfor, wufjte toon niä;t3; unb als er ba3 
@efa)ret ber £eute $örte unb bie ©tra&en mit ©ä)arla$ bebetft 
faty, fragte er ben Sfyotfyefer, toaS ba3 ju bebeuten tyabe. 2) er fagte 
e$ tym, unb ber Sßrotoifor bat nun feinen §errn, jum Hönig ju 
ge^en unb ityn um ben alten ©djimmel ju bitten, ben feine beiben 
©ityne auf ber 3agb gefunben Ratten, benn er »olle bie ©tabt er* 
läfen. Ser Stpotyeter braute ben ©Gimmel unb ber spromfor 
fegte ftä) barauf unb ritt jur ^rinjeffin. 2113 er angekommen mar, 
fragte fte tyn, ob er $rinj Subttrig fei. @r fagte: „3$ unb fein 
anberer." Sann fragte fie: „5Hft Su im üermün(d)ten ©arten 
getoefen?" @r fagte: „3a. mar ein feiner ©arten, ringsum 
i>on einer $o$en ©teinmauer umgeben; au<$ mar eine 2Ba$e ba, 
baS waren jtoei Sömen, jroei SBären unb jmei fä)mar$e Sungfrauen." 
Sa umarmte tyn bie sprinjeffin unb jeigte tym feinen ©o^n; bann 
jogen fie auf ba$ fömgliäje ©ä)lo&, unb ber alte Äönig, fro$ feinen 
©ofm toieber ju fcaben, beranftaltete ein grofceg geft ©einen ShrtU 
bern bergab Submig, was fie an tym berfc&ulbet Ratten. Ser 
©Gimmel aber foraa) $u £ubwig: „Sßun {iaue mir mit deinem 
Segen ben 5topf ab!" Sodj Submtg toottte nia)t, aber ber ©$im* 
mel rebete tym fo lange $u, bis er fi# boä) bajuentfölojj; unter 
2$ränen f$lug er mit feinem Segen in gorm eines ÄreujeS über 
baS £aupt beS StytereS, unb öor ifjm ftanb eine $rinjef(xn. Siefe 
$eirat$ete ^ßrinj ©uftab, unb $rinj Submig rjermä&lte fi<$ mit ber 
^rinjeffin aus bem t»ertoünfa}ten ©arten. Sann teilten fie ba3 
$Reia> unter fta), unb ber ££eil, Welmen $rinj ©uftaö erhielt, 
würbe ©panien genannt, SubwigS Äeia) aber &ie& Statten. 

41 

14. Ser $age unb bie Sßrtnjefftn in ber £onne. 

(Sin SBerWalter fcattc brei ©ö&ne, oon benen $Wei f$on er- 
waä)fen waren, wctyrenb ber britte nod) bie €>a)ule befugte. Sie 
beiben älteften gingen in bie SBelt unb tarnen an ben fönigliä)en 
£of, wofelbft fie fiä) für junge ©belleute ausgaben, unb fo mürbe 
ber eine königlicher Csifenfrämer, ber anbere königlicher Sßein^änbler. 
2ll£ beibe bura) tyr ©efä;äft motytyabenb geworben waren, fagte 
ber SBein^änbler ju feinem trüber: „Mt motten bo<$ einmal 



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— 231 — 

imfere eitern befud)en unb fefcen, tote e« tynen ge$t." „$en!ft £>u 
noä) an bie eitern?" ermiberte ber ©fenfrämer; /r bic lag bleiben, 
too fte ftnb, wir $aben ja unfer 8rot." 2)a aber ber 2Bein$anbler 
nw$t nadfoliefj mit drängen unb erflärte, allein reifen ju »ollen, 
roenn ber (Sifenfrämer ibn ntd^t begleite, ba toiUigte biefer enbli$ 
ein. ©ie fauften ftä) Sßferbe unb ritten tyrem $eimat$lt<$en S)orfe 
ju. 211« fte auf bie gelbmat! beffelben tarnen, trafen fte einen 
jungen Surften ba« 33te& Ritten, ber rief i&nen naa): „leitet 
nur! 3$ fe$e roo&l, bafe 3£r meine Srüber feib, aber ber liebe 
©Ott hrirb mir au<$ no$ einmal Reifen." £)ie ©ruber famen in« 
$orf unb lehrten tm©aft&aufe ein; bort erfunbigten fte ftä) na$ 
ben SBer&ältntffen unb erfuhren, bag t>or mehreren Sauren im $)orfe 
ein bejahrter SSerroalter gemo&nt $ätte, bem fei an einem ©onntag, 
als er mit feiner grau in ber förä;e mar, alle« abgebrannt unb 
er fei in 2lrmut& geftorben. Qtoti fcon feinen ©ö&nen feien f$on 
früher in bie SGBelt gegangen unb niemanb l;abe feitbem oon ü)nen 
gehört, ber britte aber fcüte im $orf ba« 33ic^. 2)em 2öeiiu)änbler 
mar über biefe Sftebe ba« $erj ferner gemorben, bem (Stfenfrämer 
aber mar e« lieb, bafj bie (Sltern tobt maren, unb er brängte ben 
SBruber jum Slufbrud). Sil« fie mieber bor« ®orf famen, trieb ber 
$trte, ü;r ©ruber, feine beerbe an ben SBeg unb fagte gu üpnen: 
„3fc feib meine ©ruber, aber reitet nur roeiter, ber liebe (Sott 
ttrirb mir aud) noä) ju ©rot oertyelfen." £>a fpraä) ber SBein- 
$änbler: „<§;« ift gehrijj unfer ©ruber, mir wollen ü)n mitnehmen." 
$>er ©ifenlrämer aber rooUte niä)t, meil er fürdjtete, toon ü)m Oer« 
ratzen gu merben; enblia; aber lieg er ft$ bod& betoegen, jebod; 
mufjte ber Süngling tynen fömören, fte nid)t ju »erraten, tiefer 
trieb nun feine £eerbe in« 2>orf unb folgte feinen ©rübern. 3n 
ber näa)ften ©tabt fleibeten fie ü;n neu ein, bamit fte ftd) feiner 
ni<$t $u fa)amen brausten, unb ritten bann ber Stefibenj ju. 
Unterbeffen mar e« aber bem Gsifenfrämer leib geworben, bafj er 
ben ©ruber mitgenommen, unb er überlegte, nrie er fid) feiner ent= 
lebigen fönnte. Sil« fte ba&er ju ber ©rüde gefommen maren, 
ttela> über ben glufj führte, an bem bie föntglid&e Sfteftbenj lag, 
ba brängte er ben Süngling an ba« ©elänber unb fließ i&n plöfc* 
lidj in ben ©trom fcinab. 2)er 2Behu;änbIer fd&alt, aber ber @ifen= 
^änbler fagte: „©et nur ftitte unb lafj ü)n in ©otte« SRamen 



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— 232 — 

fcfyotmmen!" £)ie beiben festen tyren 2Beg fort, aber ber #trte 
liefe fiefc Dom 6trom treiben unb fapmamm grabe an ben fönigliä>n 
Tiergarten fcran. 

Sin bemfelben $age befam ber Äönig große ßuft, auf bie 3agb 
gu geben. (5r liefe feine §unbe loa unb biefe fanben ben ermattes 
ten Surften am Ufer liegen. $a trat auä) bcr Äönig tyerju unb 
in leutfeligfter SGÖeife fragte er: „3HeinSobn, roie bift $)u ^ier^er 
gekommen?" $)er Qüngling ernriberte: „3$ mar am jenfettigen 
Ufer mit Slngeln befdjäftigt, ba erfaßte miä) plöfcliö) ber ©ajroinbel, 
va) fiel in ben ©trom unb tourbe ^ier ans 2anb getrieben; nun 
Will iä) mir blo3 bie Äleiber troänen." §ulbreia; fpraa) ber Äönig : 
„Äomm mit mir, mein So&n!" ©r na$m tyn nun mit fia) auf 
fein ©ajlofe unb liefe tym ju effen unb trinfen toorfefeen. ®ann 
ging bie SJtojeftät ju i^rer £o$ter unb fpraa): „®a$ SBilb, Wel= 
<$e3 id> I;cute gef hoffen b<*be, foll $i<$ Wobl erfreuen." S)ie Xofyttv 
jubelte unb bat, tyr ba3 Söilb ju jeigen. £)er Äönig führte ftc 
in ba& ©emaa), wo ber 3ungling mar, unb bie ^rinjeffin ftürjtc 
fofort auf i&n ju, umarmte unb füfete tyn unb rief: „$apad?en, 
$Papaa;en, bieS fofl mein $age werben!" 2)er Äönig fagte: „$)a3 
babe ia) mir aua) fo gebaut" $>er 3üngling befam nun bie 
fünften ^agenfleiber unb ging tägli$ mit ber ^rinjeffin fpajieren ; 
aua) gehörte e3 ju feinen bienftlia>n Obliegenheiten, bafe er täglich 
ju bem SBetn^änbler geben unb eine Slaföe SBein tyolen mufete. 
$>abei münfd)te er jebeämal feinem ©ruber einen guten £ag, jaulte 
ba$ ©elb unb na^m bafür bie glafa)e in (Smpfang. S)ann fe|te 
bie Sßrmjeffin fi$ mit i^m im Suftgarten in einer Saube nieber, 
Wo fie ben SSein auStranfen. SRaa) eiuiger 3 e ^ f am öcr ©fcn« 
främer ju feinem ©ruber unb fagte: „$öre, ©ruber, jefctt&uebaS, 
wa§ ia) £)ir fagen werbe. SBenn ber Sßage am näd&ften 2Rorgen 
wieberfommt, mifa>ft $u tym ben Sein mit einem ftarfen ®$lafc 
trunf." $)er Söetnbänbler aber fpra<$: „2l<b ©ruber, gönne bod) 
bem kleinen fein Btixd ©rot, er wirb uns nidjt toerratben." 2)0$ 
ber ©ifenfrämer erwiberte: „-Kein, e§ ge&t nia)t, ber Sunge mufe 
fort. 3)u t^uft, wie iä) $>tr fage, ba£ Uebrige ift bann meine 
Sadje." 2HS nun bie ^rinjeffin am näcbften Jorgen mit bem 
^Pagen bie glafdje SBcin geleert batte, ba tbat ber 6ä;laftrunf feine 
Sßitfung, unb fte fielen in einen feften ©ajlaf. 2)er ßifenftämer 



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— 233 — 

f$li$ ft$ in bie Saube, brad&te ben Otogen unb bie ^rinjcffin in 
eine f<$mä&lt$e Sage unb eilte bann jum Äönig. „@w. 9Jtajeftät," 
fagte er, „muß i$ enblid) erflären, tüic eS ber $age mit ber $rius 
jefftn treibt." Unb nun führte er t$n in bie ßaube, wo bie beiben 
lagen. 211$ ber ßönig fie erblitfte, jog er ben $)egen unb Wollte 
fte bur$bo$ren, aber ber (Sifenfrämer fprang &inju unb fagte: 
„2)a3 t&ue fDlajcftät ni$t, bie ©träfe tt)ürbe nia^t £art genug fein. 
SBejfer wäre es, Wenn fie in einen Äaften gefperrt unb ber »Üben 
©ee übergeben würben." 60 gefd)a£ eS benn auä). 2Bte man 
fte gefunben, würben fte in eine £onne geftedt unb ins 3Jleer ge* 
fc^t, Wo fie üon SBtnb unb Spellen immer Wetter unb weiter getrieben 
Würben. 2flit einem 3Me blieb bie £omte fielen, unb ber Sßage 
erwarte; er fing an in ber £onne ju rumoren unb erwedte ba* 
bura; aua) bie *ßrtn$efftn. „$age, wo ftnb wir?" rief fie. „3a 
$age," antwortete er, „wir fteefen in einer Sonne unb beftnben un$ 
auf bem Wilben 3Jieer; fomm mir ju &ülfe, baß Wir ben Sobeu 
fprengen unb ^erauSfornmen." $er 33oben Würbe aUerbingS mit 
ieiniger Stnftrengung gefprengt, unb fte froren ^erauS unb jogen 
bie Spönne ans fianb. „2öer £at ba£ gettyan?" fragte bie Sßrins 
^effin. „ÜDtetne trüber," entgegnete er, „benn nun brause ia) 
weinen 6$wur ntd&t länger ju galten." „2Ber ftnb $>eine SBrü* 
ber?" „$)er SBein^änbler unb ber ©ifenfrämer." „SBarum £aft 
£u ba3 nu$t früher gefagt?" „Sffieil iä) meinen (§Hb nia)t brec&en 
Wollte." „SBie wirb'S jefet mit bem @ff?n Werben?" „2Bir muffen 
uns etwas fua>n." 2113 fte fta; umfa^en, merften fte, baß fte fta) 
auf einer Snfel befanben; fte gingen Weiter unb fugten überall 
baS abgefallene Obft üon ben Säumen, um i^ren junger ju ftil= 
len, ja fte toerf$mä§ten felbft SBurjeln nia)t. -ftirgenba aber war 
ein menfa)lia)e£ SBefen ju entbeden. 2lm anbern &age bura)ftreifte 
ber $age aHein bie Snfel; ba faty er Don SBettem einen alten, 
f^warjen Äatyen fte^en, auf ben er juging. 2ll£ er näfcer lam, 
fa& er toor bem ßatfcen einen gluß, über wela)en eine SBrütfe führte 
2luf berfelben ftanb ein mäßiger 3liefe mit einer großen flanone 
auf bem föücfen, ber rief ü)m ju: „Äomm nur tyer, $age! SSenn 
S)u fcinge&ft, fann i$ 2>ir ni$ts t&un, fommft 2)u aber surüd, 
fo will t$ Stfr^ beforgen." $>er Sßage ging unb trat ins ©aus. 
JJn bemfelben faß eine fa)toar$e$rinjefftn, bie fagte: „2öo fommft 



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- 234 — 

S)u h«V Sßage? $u bift ber einjige geborene, bcr mich erldfen 
tonn; paffe nur gut auf, bann toirb'3 für mich gut Werben unb 
für S)ich aua). $ier ftnb brei Stuben; in ber legten ^ängt ein 
Heines ©ptnb. Sßenn 3)u nun gegen bie Spüren get)ft, fo wer* 
ben fte fta) öffnen, ot)ne bafj 2)u fie anrührft, unb auch ba3 
©pinb tpirb fta) öffnen; in bemfelben fte^t eine glafa)e SBetn, 
barauf fteht getrieben: 2Ber biefe glafape Söein fann trin* 
len, Wirb aua) bieg Schwert wohl führen. SDiefe 3nfchrift foflft 
£)u lefen unb ben SBein trinfen. 6iehft £)u ®iä) bann um, fo 
Wirft $>u bad 6a)wert finben; bas nimmft $>u, unb wenn $)u 
jurüdge^ft, ttrirb ber Sliefe fchlafen; ©u aber häuft ihm ben äopf 
ab, fo bafe er tnS SBaffer faßt unb üerfchwinbet. fein £aft $)u 
auch ein ©tricfjeug unb 93rot unb SSein für bie ^rinjefftn, bo<h 
bringe fie ja nicht hierher. S)enn wenn $u morgen wicberfommft, 
fte^t noch ein ftärferer SRiefe auf ber 33rücfe." $)er $age t^at, 
Wie ü)m bie ^rinjejftn geheißen; er töbtete ben liefen unb f ehrte 
ju feiner ^ßrinjcffin gurücf, bie fchr erfreut war über baS, was er 
mitgebracht hatte. 2lm anbern £age machte er fi<^ ttrieber auf jum 
Äathen. $a ftanb wteber ein Sliefe auf ber SBrücfe unb rebete 
ihn an Wie ber vorige; aber ber $age baa)te: „®u fannft mir 
recht Wa$!" unb wie er ^ineinfam, fanb er, baß bie $rin$effin 
fdjon ^alb weifj fear. ©te nahm ihn freunblia) auf, ermutigte 
i^n unb bat, ja recht aufzuraffen unb ju thun, was fte ihm fage. 
6r befolgte bie gegebene SGBeifung, unb als er jurüdf ehrte, trennte 
er aua) ^m jWetten liefen baS §aupt Dom Sftumpf. ©einer $rin* 
geffin brachte er aua) bieSmal etwas mit unbfagte, bag er es ge= 
funben h<*te- 2U3 er am nächften Sage ausging, wollte bie 9kin* 
jeffin ihn begleiten, unb e3 foftete alle SJcühe, fie in ber £onne 
jurücf juhalten. Sßieber traf er einen liefen auf ber ©rüde, ber 
ihm jurief: „Äomm nur! 3$ toetbc nicht fa)lafen wie meine SBrik 
bec unb £)ir heimjahlen, was S)u ihnen gethan haft." Stoa) ber 
Sßage ging ruhig in ba£ $au3 hinein unb fah, ba& bie ^rinjeffin 
fa)on bis über bie SBruft Weijj war. ^eilne^menb erlunbigte fte 
fich nach ber ^rinjeffin unb fagte bann: „•ftun fdttige unb jtörfe 
S)ich erft, benn biefer 9ttefe wirb nicht fchlafen wie bie vorigen." 
2)er $age ging jurücf unb ate er in bie 3faü> be$ liefen lam, 
fa)lug biefer mit ber Äanone nach ihm, fo bajj fte tief in bie Grbe 



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— 235 — 



fuhr. $)er Sßage mar bem Silage gefchicft auägetoidjen, unb aU 
nun ber 9Uefe ft<h abquälte, bie Kanone nrieber ^crau^jujic^cn, 
$ieb ber Sßage §u, unb auch bec Äopf bicfcö liefen rollte in ben 
©trom. 2lm oierten Sage fam ber $age roieber unb fanb bie 
toertminföte ^rinjefftn fd&on gan$ meiß. 6ie fagte ju ü)m: „£eute 
^aft $u Sater unb 9Rutter ber vorigen liefen aus ber 2öelt ju 
fchaffen. S)er 2flte nurb ®ict> ^fear bitten, ihm baä ßeben &u fapen* 
fen, unb 2)ir fogar ein ©c^nä>Sä>n anbieten, aber lag fcia) ja 
nicht mit ü)m ein unb fteh ©ich toor, baß ©ich nia)t einige tropfen 
beä <s<hnapfe3 berühren, benn eg ift föarfeä ©ift, unb $)u märfi 
Verloren. $aue melmehr ohne Umftänbe gu unb bann achte barauf, 
baß 2)u ja nid)t Dom ©teige toeicheft, benn e£ »irb einen großen 
Änatt geben, fo baß $u umfä'Uft; auch »erben $eine güße im 
Wten geuer brennen. 216er fiira)te Sich nid)t" $en Reifungen 
ber ^rinaeffin gebord&enb töbtete er bie beiben Ungeheuer, bann gab 
e3 einen großen ^nafl, ber $age fiel um unb fing lichterloh ju 
brennen an. 2113 er nrieber ju fich fam, hörte er rufen: „SSbat! 
SBtoat! (58 lebe unfer (Möfer unb Äönig!" ÜJJton richtete ü)n auf 
unb fragte nach feinen ^Befehlen. (§& toar ihm aber wie im £raum. 
23alb fam bie Sßriujeffin angefahren unb erjagte ü)m, baß er fie 
unb ihr Äönigrekh erlöji ^abe. „2öie nrirb'3 nun aber mit bem 
$eürathen merben?" fragte fie bann ; „toillft S)u mi<h ^aben ober 
bie, mit ber 2)u fo Diel burd&gemad&t ^aft?" „2lm liebften möchte 

oie behalten, bie 9tot& unb ©efahr mit mir geteilt bat," fagte 
ber Sßage. „2)a3 h a & c toon ®fr erwartet/ entgegnete bie ^rin« 
icffin; „$>u mußt S)eine ^rinjeffin heiratben, ich aber Witt bei (Such 
bleiben, fo lange id) lebe." 9hm tourie bie ^rinjef fin herbeigeholt; 
bie $o%it ft)urbe mit ber größten bracht gefeiert, unb alle lebten 
fröhlich unb glüdliä) jufammen. 

•Jtoch einiger 3cit bad)te ber junge Äönig baran, feinen ©churieger= 
toater unb feine ©ruber §u befugen. ©r ließ fich ein ßriegafchtff 
Bauen, in bejfen 3Äaften eine golbene £onne befefti^t mar, gleia) 
jener, in ber er einft mit feiner ©emahlin auägefefct »orben mar, 
unb auch jene nahm er mit Site er an bie Orenje beS Meiches 
feines ©chnriegeroaterä gefommen mar, fanbte er einöoot ab unb 
ließ ben ßönig bitten, ihn auf feinem Schiff §u befugen. $et 
aber ließ u)m fagen, er fömte eben fo gut ju ihm fommen. 3fom 



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— 236 — 

fanbte er einen jtoeiten ©oten unb lieg fagen, toenn bet &0nig 
nid)t fäme, toürbe feine ©tobt iu geuer aufgeben. Slber aud) jegt 
toollte bei ßönig nicht fommen. $)a tourben Dom Schiffe einige 
©omben in bie ©tabt gefchleubert, unb mehrere Käufer gingen 
in gtamtnen auf. ©ofort rücfte ber ßönig mit feinem #eere ^eran 
unb liefe baS ©chtff befd)iefeen, aber ohne Erfolg, toährenb Dom 
6d)iffe aus im 9to ein ©tabroiertel in ©runb unb ©oben gefd>offett 
tourbe. S)er 6d)toiegert>ater bat um Karbon unb begab fi<h auf 
baS ©djiff. $)er junge Äönig fragte, ob er ihn fenne, ber #önig 
Verneinte. 3hm legte er mit feiner ©emahlin bie früheren Äleiber 
toieber an, unb als ber alte flöntg fie barin erbltdfte, fiel er ihnen 
p güfeen unb bat um ©erjeihung. 9to<hbem fie ftch »erfö^nt 
Ratten, bat ber junge flönig feinen ©a;toiegett>ater, ben SBeinbanbler 
fommen ju laffen. £>er erfannte ben ©ruber fofort, fiel ihm $u 
güfeen unb bat um ©erjeihung. „$ich trifft feine ©cbulb," fagte 
ber junge ßönig, „aber ber ©ifenfrämer f oll fommen!" S)iefer tourbe 
herbeigeholt; auch er erfannte ben ©ruber fofort unb bat tyn um 
©erjethung. 2lber ber junge ÄÖnig {Hefe ihn oon fid) unb liefe bie 
dornte herbeiholen, in biefelbe ben (Sifenfrämer hineinfteefen unb 
ins 3Reer toerfen, inbem er fagte: „9hm fchtotmme ®u fo lange 
auf bem teilten Stteer als ich, bann toirft $)u aud) Äönig »erben." 
darauf begaben ftch ade in bie Sleftbenj bes Königs, too noä) eins 
mal §o<hjeit gefeiert würbe, unb als ber £ag ber SKbreife fam, 
nahm ber junge Äönig feinen ©ruber mit fid) in bie neue£eimath. 

15. 2)teierlet SBaffer. 

GS toar einmal ein Äönig, ber hatte brei ©öhne. 2ÖS er alt 
tourbe, hörte er, bafe es in einem fernen Sanbe SBaffer ber ©d)ött* 
heit, 2ßaffer ber ©efunbheit unb SBaffer jum langen Seben gebe, 
unb toeil er nod) nicht gern fterben tooilte, fo rilftete er feinen 
älteflen <Sohn aus, gab ihm ein $ferb, triet ©elb unb 3ehrung 
unb fd)i(fte ihn nach bem 2Baffer. $er ^rinj fam nad) einiger 
3eit in einen großen 2Balb unb ba er hungrig toar, ftieg er t>om 
^ßferbe, fegte ftd) auf einen ©aumftubben unb fing an ju effen. 
5Da fam ein fleineS, graues 3Jtönn<hen beS SBegeS baher unb bat 
ben Äönigsfohn um ein ©tücfchen ©rot. tiefer aber fagte, er habe 



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— 287 — 

allein nur Wenig unb baju habe er no$ einen Weiten 2ßeg cor 
fia), er fönne i^m niä)tö abgeben. £>a$ 2Rännä)en bat noä) brin* 
genber, aber ba warb ber ÄömgSfofcn wüttyenb, fä)impfte gewaltig 
unb fagte, wenn es i^n ni$t in 9tufce laffe / Wolle er tym balb 
aeigen, Wa$ tym für feine Prellerei gehöre. $)a$ aRännä)en würbe 
betrübt unb aing fort, inbem eä faßte, weil er fo unbarmherzig 
flewefen fei, folle i^m fein Sßor^aben nia)t gelingen. $er Äönig«* 
fofcn la<$te barüber unb ritt weiter, ©egen Hbenb tarn er in eine 
fe&r grojje ©tabt. $)ort hörte er in einem $aufe, an bem er oor* 
bei mufjte, eine fetyr fd)öne 3ßuftt unb fah bie &anjenben burä) 
einen prächtigen ©aal bahinfliegen. @r felbft war ein flotter ftänjer, 
unb fo (Heg er öom Sßferbe, lieg e3 öon einem Liener in ben Stoß 
führen unb mifa)te fiä) unter bie £än$er. ?laä)bem er fiä) mübe 
-getankt, fefcte er ftä) an ben ßartentifa) unb in furjer $t\t hatte 
er all fein ©elb, fein $ferb unb julcfet fi<h felbft oerfpielt. <£r 
mufjte nun als §au3fneä)t in bem £aufe bienen. 

9tod& einem 3ahr rüftete ber ßömg ben jWeiten ©ohn aus, 
unb biefem erging e$ ganj wie bem erften. Sßieber naa) einem 
3a^re fanbte ber Äönig ben jüngften au«, um ba§ SBaffer ju h*> s 
len unb jugleia) bie trüber ju fuchen. 2luä) er fam in ben Sßalb, 
unb ba3 3Äännä)en bat ihn, fein HftittagSbrot mit tym ju teilen. 
£)a fagte ber ßönigSfohn: „SBtel habe ich $war nia)t übrig, aber 
einem hungrigen mufe man boä) abgeben." (£r feilte alfo mit bem 
•Kannten, unb al£ e$ gegeffen hatte, erzählte e3 ihm, wie feine 
Sörüber fo hartherzig gewefen feien unb bafür je$t in ber 5tnea> 
fä>aft bienen mufften; Weil er aber ein gute3§er$ fyabt, Werbe ihm 
fein Vorhaben gelingen, boa) müffe er gan$ genau befolgen, Was 
baä 3Hännd)en ihm je^t fagen werbe. Unb nun fagte e$: „3<h toerbe 
jefct eine Äugel oor S)ir ^ertoerfen, unb Wo bie Einlauft, ba fottfl 
S)u mit deinem Sßferbe folgen. 3 ue *ft roirft S)u in bie ©tabt 
fommen, wo $)eme SBrüber bienen; bie werben fd)on naä) $)ir aufs 
paffen unb 3)ia) in ba« §au^ jie^en wollen; aber gieb bem Sßferbe 
bie ©poren unb folge ber ÄugeL 2)ann wirft $u an brei Slbenben 
hinter einanber auf brei Serge fommen, wo S)u übernaa)ten foUft, 
unb am vierten £age gegen 11 Uhr wirft $)u an einen ©arten 
fommen, ber mit eifernen ©tafeten umgeben ifl, unb in biefem 
©arten Wirft £>u S)ein ©lü(f mad)en. Slber erft ^hinft 11 lX^r 



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— 238 — 

barfft ©u in ben ©arten eintreten." 2)a* SWänndfren marf bie 
Äugel, ber $rin$ folgte tyr unb batb toar er in ber ©tabt. ©eine 
33rüber fa^en fc^on nadfr tym aus unb als fie i&n erbltdtten, liefen 
fte ü)m entgegen unb forberten i^n auf, bo<$ au<$ ju ber frönen 
SÄufif $u fommen, unb als er nid&t sollte, baten unb julejt fd&impf« 
ten fie. 3)0$ unbelümmert barum folgte ber $rinj ber ßugel. 
2lm Slbenb fam er an einen ^otyen $erg, bie flugel lief hinauf unb 
ber ^rinj fefcte ü)r na<$. Oben befanb ftd& ein Sod&. 2lu$ bem* 
felben trat ein Liener fyeroor, führte i^n tyinab in eine fd&bne SBofc 
nung unb braute ba£ $ferb in ben ©tau*. 2lm borgen fattelte 
ber Liener tym ein anbereS $ferb, einen frönen ©raunen. S)en 
gangen £ag rollte bie Äugel oor tc)m Ijer tote ber Söinb, unb am 
Slbcnb famen fie toieber auf einen ^o^en 93erg. Söieber trat ein 
Liener aus ber Oeffnung fyeroor, na^m i$m ben ©raunen ab unb 
geleitete ü)n Ijinab. 2lm näd&ften borgen fattelte ber Liener if?m 
einen Etappen, unb nun ging'3 toeiter, oiel fdfrneller no$ als am 
£age oori&er. 2lm britten £age famen fie abermal« an einen fcoljeit 
S3erg. «Jpier nrieberfjolte fi<f) baffelbe tote friifjer. 2lm borgen nmrbe 
u)m ein ganj loeifeeä Sßferb oorgefüfjrt, unb bie föeife ging nodj 
oiel f (^netter als an ben oorl;ergel?enben klagen. Um V 2 11 Ulpr 
befanb jid& ber ?rinj an bem ©tafetenjaun, hinter tücld^cm ein 
ttmnberfc&öner ©arten lag. Iber in bem ©arten mar ein ©ebrütt 
oon allerlei toilben, rei&enben Spieren, befonberS Sötten, öären 
unb$tjänen, fo bafe bem^rinjen bange tourbe; bo<$ ^ßunft 11 ttf?r 
fear äße« mäuäd&enftiH, baä %f)ot tf?at fid^ oon felbft auf, unb ber 
sprinj trat unge&inbert ein. S)a faf; er bie pradproollffen Äpfel* 
bäume, tynlid) toie fie einft im *ßarabtefe getoefen roaren; er trat 
jum erften, um ftd? 2lepfel ju pflüefen, aber er befam nur einen, 
bie anbern fonnte er nid&t langen. $>ann trat er jum Reiten, 
jum britten unb oierten, aber immer lonnte er nur einen Äpfel 
befommen. Sil« er bie grüßte in bie £af#e geftedft fjatte, erblidfte 
er eine prad&toofle Saube, unb in berfelben ftanben auf einem £if<f) 
brei ©läfer mit bem gefugten Söaffer. @r go& nun aus jebem 
einen £&eil in feine ©läfer, bie er mttgebra<§t r)atte, unb faum 
war er bamit fertig, ba faf) er in ber &fe ber Saube ein Sfett 
flehen, unb all er c3 aufbeefte, lag eine ttmnberfd&öne ^ßrinjeffin 
barin. ®r legte ftdt) $u tyr, aber bie ^rinjeffm fd&ltef meitet unb 



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— 239 — 

erfragte nicht SeShalb fd&rieb et auf ein SBlatt Sßapier, Wer er 
fei unb Wo er Wohne, faltete eS jufammen unb ftecfte eS unter bie 
£ifchplatte, fo bafc eS nicht gleich ju finben war. 9hm ging er 
jurücf ju feinem Sßferbe, unb faum hatte er baS £t)or jugeWorfen, 
ba erhob fta) hinter ihm auch fd)on baS Oebriiff ber Ȇben Spiere; 
hätte er fia) noch einen Slugenblicf länger aufgehalten, fo Wäre er 
von ben Seftien griffen worben, ba bie jWötfte ©tunbe vorüber 
tt>ar, bie ihm baS 9Ränna)en als ©lücfsftunbe bezeichnet hatte. 3n 
faufenbem ©alopp ging'S nun ber §eimath ju. So wie er aber 
$u jagen anfängt, greift er einen Hpfel, ba er i(m beim leiten 
brücfte, unb Wirft i(jn auf bie ©rbe; ba entftonb ein furchtbarer 
$naH, fo gewaltig, als foQte bie Söelt untergeben, unb hinter ihm 
erhob fid) ein prächtiges ßimigSfchlofe, — baS Verwünfä)te tfönig« 
rcidh toar burch ben 2Burf beS 2lpfelS erlöft worben. S)ie ßugel 
aber rollte Weiter unb ber $rtnj folgte ihr. Slm Slbenb fam er 
auf ben britten 93erg; ber Liener nahm ihm ben 6ä)immel ab unb 
führte i^m am anbern borgen ben Wappen vor. Äaum hatte er 
ihn beftiegen, fo warf er ben jtoeiten Slpfel jur (£rbe, unb aus bem 
Serge würbe ein herrliches gürftenfdjlofj. -Kun fam er $um jwetten 
unb crften SBerge, unb cS würbe ihm am üftorgen immer ein an* 
bereS $ferb vorgeführt, bis er baS feinige wieber hatte, unb foWte 
er (ich üm 3Rorgeu aufgefe|t hatte, Warf er einen Slpfel unb erlöfte fo 
auch bie beiben anbern 6a)löffer, Welche fo lange SBerge getoefen waren. 

3)ann fam er wieber ju ber ©tabt, Wo feine beiben 33rüber 
bienten; er faufte fte loS unb nahm fte mit nach #aufe. Untere 
ttegS erjählte er ihnen von feinem ©lüä unb jeigte ihnen auch 
baS SBaffer. $)a würben fte eifertüchtig, unb als er beS -JtochtS 
f ablief, go(fen (ie baS SGÖajfer in ihre 3lafä)en unb in bie ihres SBru* 
berS machten fte ihr eigenes hinein. 2llS fte naa) §aufe famen, 
freute fta) ber Äönig fehr unb lobte ben jüngften ©ohn; als er 
aber von feinem SBaffer nahm, fd)mecfte eS nicht unb helfen wollte 
eS aua) nicht. ®a fagten bie anbern ©ohne, er foHc bem Süngften 
nicht glauben, ber hätte ihm bloS etwas vorgelogen, er fotte nur 
Don ihrem SBaffer nehmen. @r that eS, unb baS h*lf foglciä). 
$>a überrebeten fie ben Äönig, er fotte ben ßügner unb ©ä)Wtnbler 
in ben ©thlo&tt)urm mauern laffen. $er Äöntg gehorchte ihnen, 
unb fo fag nun ber junge sprinj im &hurm, wohin Weber ©onnc 
itoa; 9Ronb fa)ien, fieben 3abre lang. 



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$ie crlöftc ßönigStocfytcr befam einen fe$r fcübfdjen $rin$en, 
ber mar aufeerotbentlu} flug. ©ä)on Don fe<§3 3a^en tonnte er 
lefen unb (abreiben, ©ine« £age8 fpielte er am $ifd&, auf melä>m 
bei ber 2lnmefen&eit beS grinsen bie brei ©läfer mit bem Söaffer 
geftanben Ratten , unb fanb bort ben juf ammengefalteten fettet, 
fer lief jur ^rinjeffin unb rief: „3Jiama, liebe 3Sama, nun meife 
ia) auä), mie mein Sater Reifet unb mo er wo^nt." 2lua) bie Sttutfet 
las ba3 Slatt unb fagte: ,,©u ^aft SRcd^t, unb nun motten tttr 
ityi befugen !" ©ie rüftete ein ganjed Regiment ©olbaten au£ unb 
braä) auf. 211$ fic t>or bie ©tabt gefommett war, lieg fie ein 
großem 3 e ^ a 9 er auffä)lagen unb vom Sager bte ju ber ©tabt 
ben ganjen 2öeg mit rot&em ©ä)arlaä) bebecfen. ©ann fanbtc 
fie einen Soten ntm ßönig unb liefe u)n bitten, bafe er tyr i&ren 
Bräutigam ins Säger fdjicfte. 3)er Äönig liefe ben älteften ©ofcn 
juerft Einreiten, unb als ber f leine $rin$ i£n ftolj ju SHofe ans 
fprengen fa&, rief er freubigauS: „<5ie&, Sföama, bort fommt mein 
$apa!" 2lber bie ^rinjefftn fagte: „Win, ba$ ift er ni$t, benn 
$at er miä) niä)t t>erfa>nt, fo mirb er auä> ben ©<$arla<$ niajt 
toerfd&onen." $)er $rinj mürbe ^ö^nif<^ abgenuefen. 9ton fam ber 
peite, aber aua) er üermieb e$, ben fa)imen ©a;arlaa> ju berühren, 
fonbern ritt jur Seite, unb fo mürbe au$ er abgewiefen. ®a 
brofyte bie Sßrinjeffin, fie motte bie ganje ©tobt in ©runb unb 
Soben fliegen laffen, roenn nid)t ber redete Sräutiaam fomme, 
9hm mürbe ber jüngfte $rinj au$ bem ©efängnife geholt, unb in 
faufenbem ©alopp fprengte er mitten auf bem ©a)arla$ bem ßager 
ju. 2)a rief ber f leine ^Srinj: ,,©ie&, SJtoma, nun fommt mein 
Sater!" Unb bie ^rinjeffin fagte: „3a, ba3 ift er." 6r eilte auf 
fie ju, umarmte unb fügte fie unb feinen ©o^n, unb fie roaren 
iibergliuflid). S)a fragte bie Sßrinjeffin, marum er fo elenb au& 
fetye, unb er erjä&lte u)r nun, mie e3 ü;m ergangen fei. Starauf 
ertüiberte fie: „2Benn ©ein Sater fo fa)Ied?t ift, motten mir gar 
ni$t ju tym." 2lber ber $rin$ meinte, fein Sater £abe Weniger 
©a)ulb baran als feine Srüber, unb nun jogen fte in bie ©tabt 
unb ersten bem ßönig bie gange Segebenfyeit. S)ie beiben Sruber 
Waren injtDifc^en entflogen, aber fie mürben eingeholt, unb nun 
liefe ber Äönig fie in ben %\)um mauern, in bem blieben fie bis 
an tyren £ob. ©er jüngfte $rmj aber jog mit ber ^rinjeffin unb 
feinem ©otyn naa) bem erlöften ^önigreid), unb bort mürbe eine 
gldnjenbe |)oä)jeit gefeiert. ®ab es ba aber ju effen! 34 ^>^^ n 
meinem gangen Seben nia)t fola)e ^oa)jeit mitgemaä)t 




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