1
Geschichte
des Altertums:
Bd. Geschichte
des Orients bis
zur ...
Eduard Meyer
I 1
I •
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GESCHICHTE
DES
ALTER THUMS
EDUARD ]I£Y£B.
£BST£E BAND.
QESCHIOHTE DS3 OBIENTS BIS ZUB BEaBOin>ÜNa DES
FEBSEBBBIGHS.
STÜTTOAKT.
VEBLAO DER J. G. OOTTA'SCHEN BUCHHAIIDLUKO.
1384.
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All»' Rechte vorbehalten.
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•nur
\
fSma UBBSK UIRIB UND TiTBKUOmil FIBORDa
DIRECTOR Dit JOHANNES CLASSEN
IN HAMBURG
IN DAKKBABER TREUE
GEWIDMET.
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Vorwort
Als vor mehr als vier Jahren die Verlagrsbuchhandlung
die Aufforderung an mich richtete, eine um lassende Darstel-
lung der Geschichte des Alterthiinis zu unternehmen, welche
zujrleich das historische Material in handbuchartip:er Form
enthalten sollte, hat mich, dieselbe anzunehmen, in erster
lAme der Umstand bestimmt, dass es mir durch den Ganc^
niMDer Studien vergdnnt war, auch auf orientalischem Ge-
biete fast durchweg aus den Originalquellen zu schöpfen. Für
den ersten Tbeil^ die Geschichte des alten Orients, musste
es meine n&chste Aufgabe sein, die Eigenart der einzelnen
V51ker möglichst bestimmt hervortreten zu lassen und der kritik-
losen Vermengung alles »Orientalischen«, welche die ältere
Auffassung von der Geschichte, dem Leben und dem Denken
der pranz verschiedenartig veranlaprten Nationen beherrscht hat
und auch jetzt noch in weiten Kreisen die Herrschaft be-
hauptet, nach Kräften entgegenzuwirken. Erst im Verlaufe
Arbeit erkannte ich, dass es wissenschaftlich zulässig
nnd damit zugleich geboten war, Qber dieses Ziel hinauszu-
gehen, die internationalen Beziehungen, welche schliesslich zu
der grossen Vdlkerverschmelzüng geführt haben, in der Politik
wie im Gulturiehen nicht nur m den allgemeinsten Umrissen,
sondern vielfach auch im einzelnen zu zeichnen und damit
den einzelnen Völkern ihre Stellung in dem grossen Ganzen
des historischen Lebens anzuweisen. So ist die Anlage des
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»
VI Vorwort.
vorliegenden Werkes entstanden. Es wurde dadurch ein
freierer, umfassender Standpunkt gewonnen, der hofifentlich
auch der Geschichte der einzehien Völker zu gute gekommen
ist. Gar manche auf den ersten Blick isolirt dastehende
Notit hat sich einem grösseren Zusammenhange .eingefügt, die
Wechselwirkung der ftusseren und der inneren Zustftnde konnte
vielfach in ein noucs Lirht ^^erückt werden. Wie umfang-
reich die Lüi kell sind, \vel( lie in der Geschichte der einzelnen
A Iker ebensogut wie auf dem eben berührten universaleren
Gebiet klaffen, wie vielfach wir nur tastend auf wankendem
Boden vordringen können, habe ich auf Schritt und Tritt
empfunden. Gar manche Frage, die sich uns aufdrängt, wird
das uns erhaltene Material nie zu beantworten gestatten ; doch
hoffe ich, dass in Tiden F&llen gerade die von mir gewagte
zusammenfossende Behandlung die Anregung zu weiteren
Untersuchungen geben wird, deren Resultate weit über das
hier Gebotene hinausführen.
Bis zu welchem Umfange es erstrebt worden ist, das
Material vollständig zu geben, wird der Leser leiclit erkennen;
dass dies Ziel iiucii nur annfiliernd erreiebl worden sei, wage
ich nicht zu hoilen. Dagegen ist es nie ineine Absicht ge-
wesen, die neuere Literatur über emen Gegenstand in biblio-
graphischer VoUst&ndigkeit zusammenzustellen; mit wenigen
Ausnahmen habe ich nur Schriften citirt , die ich seihst in
Hftnden gehabt, und die mir eine Förderung der Wissenschaft
zu enthalten schienen. Gar manche werthvolle Werke und
Aufsätze, die ich gern benutzt hätte, sind mir freilich hier
unzu^^in^'lieb geblieben, manches andere werde ich übersehen
Iiaben. Was mir von n(»uentdeckteni Material während der
Ausarbeitung l)ekannt gevvordi ij ]<[, habe ich möglichst nach-
getragen; dagegen wird man mir verzeihen, dass ich um-
fEissendere Werke über die hier behandelten Gegenstände, die
mir erst während oder nach der Vollendung der betreffenden
Abschnitte zu H&nden gekommen sind, nicht mehr berück-
sichtigt habe, z. B. Hommel's Semiten, 1882, Rcuss* Geschichte
der heil. Schriften^ Alten Testamentes,' 1881, MiLcaaöRR's
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Vonfort.
TU
Anf&Dge der Kunst in Griechenland, 1888; Degegoi bedaure
icb| DcHif*s Theologie der Propheten, 1875, denen Aufiusnng
sich mit der meinigoi in vielen Ponkten berOhrt, nidit recht-
zeitig eingesehen zu hah«n.
Nur liul grossen Bedenken habe ich den Abschnitt über
das Avesta und die Eni Wickelung der iranischen Religion ge-
schrieben, da ich mich mit dem Zend nie näher beschäftigt
habe. Ein Eingehen auf die äusserst verwickelten Fragen,
die hier ihrer Beantwortung harren, war durch den Plan des
Werkes geboten, nnd wie wenig es möglich ist, sich hier den
gangbaren Ansichten einfach anzuschllessen, weiss jeder, der
sich auch nur oberflächlich mit diesen Dingen befasst hat
Wenn zukünfüge Forschungen ergeben sollten, dass das Avesta
doch in weiterem Umfange als Quelle für die ältere Zeit be-
nutzt werden darf, als ich es thnn zu dürfen geglaubt habe,
so wird die hier gegebene Darstellung dadurch insofern nicht
gesiliädigt werden, als sie nicht umgestossen, sondern nur
weiter ins Detail nusgeführt und lobondigcr gestaltet wird.
In der Geschichte ist überall, wo wir keinen festen Boden
unter den Füssen haben, ein zu wenig besser als ein zu viel.
Von sonstigen Einzelheiten will ich nur noch erwähnen,
dass ich bedaure, bei der Darstellung der a^gyptischen Re-
ligion nicht, wie bei den übrigen Religiotten, von der Volks-
religion, sondern vom Cnlt der Lichtgottheiteii ausgegangen
za sein.
Der zweite Band dieses Werkes soll die griechische Ge-
schichte und die Zeiten des Perserreichs, der dritte die helle-
nistische Zeit behandeln ; ich hoffe dieselben in nicht allzu
grossen Pausen folgen lassen zu können. Ob es mir möglich
sein wird, auch noch die römische Geschichte zur Darstellung
zu bringen, muss der Zukunft überlassen bleiben.
Allen, die mir mit Rath und That bei dieser Arbeit geholfen
haben, sage Ich hier meinen besten Dank. £ine Reihe werth-
voller Bemerkungen verdanke ich den Herren CaR^BARTHOLOiufi,
Fbbdrigh Diutzsgh, Gbobo Ebers, H. HUiPfocBT, Tb. Sgrrsiber,
Ganz besonders verpflichtet aber bin ich meinen lieben Freunden
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vin
VutWOIl.
Adolf Erman und Hermann Guthe, von denen jener die auf
Aegypten bezüglichen Abschnitte revidirt und mir specieU be-
treffs der lYaiiscrfplion sehr wertbvolle Bemerkungen gegeben,
dieser eine Gorrectur des ganzen Bandes gelesen und mich
an zahlreicben Stellen m prägnanterer und klarerer Formn-
lirung meiner Ansieht Teranlasst hat.
Zum Schluss sage ich Hcriii l'iarrer G. Pleibel in Zazen-
lictü^en bti Cannstatt für die sorgfältige Ausarbeitung des Index
meinen besten Dank.
Leipzig, den 17. ^^ovember 1883.
Eduard Heyer*
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Inhalt.
Seite
Einleitung 1
Elemente der Anthropologif §, 1 — 10. Anthropologie und Ge«
schichte §. 11. 12. Inneres Wesen der Geschichte §. 13 — 16.
Aeussere Bedingungen der Geschifhte. Das historische Material
§. 17 — 19. Allgemeiner Charakter der Goschichtsschrcihutig §. 20.
Chronologie §. 21. 22. Geschichte des Alterthums §. 23 — 27.
Erstes Buch.
Geschichte Aegyptens l)is zum Ende der Hykgosteit.
Quellenkunde zur aegyptischen Geschichte 29
Die Hieroglyphenschrift §. 28. Denkmftler und Schriristeller
S. 29-32. Chronologie §. 83-41.
47
Die Aegypter und ihre Nachharn. Alter und Charakter der
aepvptischen Cultur §. 42—45. Anfinge des aegyptischen Staates
§. 40—49. Organisation des Staates §. 60—53. Religion der
Aegypter §.54— 69 (Der Todfendienst §. 61— 64. Moral. Priester-
ßchafl. Theologie luid Mysterien §. 65 — G9). Materielle Cullur.
Kunst und Literatur §. 70-74.
91
Vierte und fünfte Dynastie 75 — 79. Kunst und Literatur
§, 80. 81. Religiöse Entwickelung. AnfSnge der Osirisreligion
S. 82-85.
102
Sechste bis zehnte Dynastie §. 86 — 90. Culturentwickelung.
Aushildung der monotheistischen Geheimlehre §. 91 — 94.
118
Elfte Dynastie §. 05. 96. Zwölfte Dynastie §. 97—101. Literatur
und Kunst §. 102-104.
X Inhalt.-
V. Verfall des tbebanischen Reichs. Anarchie und Fremdherrschaft. 126
Dreizehnte Dynastie §. 105—107. Die Fremdherrschaft §. 108
bis 112. Culturentwickelung. Abschluss des Aegypterthums
§. 113-118.
Zweites Buch.
Altbabylonischc Goechichte.
Qiielleiikuiiile zur liahyloniscli-asgyrischen Gest^nciite . . . . . 145
Die Keilschrift §. 119. 120. Quellen und neuere Werke §. 121
bis 124. Chronoloeie §. 125-127.
I. Geschichte Babyloniens bis auf die Herrgchafl der Kossaeer . 156
Das Land und seine altfslen Bewohner §. 12-^ — 130. Semi"
tische Invasion. Die Chalciacer §. 131. 132. Aeiteste Staaten
§• 138. 134. Elamitische Eroberung §. 135-137. Einheimische
Köni^re §. i:^8. 139. Herrschaft der Kos<^aeer ^. 140. 141.
II. Die CuUur Altbahylouiens 172
Nationalität §. 142. 143. Religion 144-152. Literatur §. 153
bis 157. Kunst 158 -l'Jl.
Drittes Ruch.
Die Semiten. Geschichte Yorderasiens im Zeitalter der aegyp-
tischen Eroberongeu.
Quellenkunde zur Geschichte Syrietis 194
Die iieliraeiscbe Literatur ^. Dj2— 1<>9.
I. Die semitiscbeu Stämme 206
Syrien und Arabien. Charakter und Religion der Semiten
§. 170—175. Die Volksstämme Syriens §. 176-180. Anfänge
der Assyrer §. 181. 182.
II. Handel und ('ullur der syri>chen Latnier 221
Der Landhandel Syriens und Arabiens §. 183— 18'J. Seehandel
der Phoeniker §. 190—194. Politische Verbältnisse Syriens
§. 195. CuUur. Schrift. Industrie §. 190-108. Kunst §. 199
bis 204. Religion der syrischen Stämme §. 205—209.
III. Die aegyptischcn Eroberungen 253
Allgemeiner Ueberblick. Umgestaltunt< des Kriegsweijens §. 210
bis 212. Vertreibung der Hyksos §. 213. 214. Die achtzehnte
Dynastie §. 215—225. Reformationsversuch Chuenatens. Durch-
führung des solaren Monotheismus §. 22l» — 229.
IV. Das Reich der Gheta und die neunzehnte Dynastie .... 275
Aurrichtung des Chetareichs §. 230 232. Die Kriege Jer Ae-
gypter gegen die Cheta §. 2:33-238. Staat und Cultur der
Ramessidenzeit §. 239—243.
Inhalt. XI
Halt«
V. Die Kleinasiaten und die chetitischen Eroberungen . . . 292
Die Volksstilmme des kleinasiatisch -armenischen Hochlandes
§. 244-249. Die VVeslkleinasiaten §. 250— 2Ö4. Die Eroberungen
der Cheta §. 255 -258.
Viertes Buch.
Vom Ende des zwölften bis zur Mitte des neunten Jabrhnnderls.
Q1 1
RtMction der Hellenen gc^eu die Phoeniker. AngrifTe der See-
völker auf Syrien und Aegypten §. 259. 260. Wirren in Ae-
gypten, fiamses III. §. 2t!l. 262. Untorj^an^,' des (Ihetarcichs.
Die Philister §. 263—266, Die späteren Ramessiden. Aufrich-
tung der Priosterherrschufl in Aegypten §. 207 — 2» '»9.
825
Babylonien und Assyrien bis auf Tiglatpileser 1. §. 270 — 272.
Tiglatpücser I. und seine Nachfolger §. 273 — 27G. Innere Ver-
hältnisse und Cullur Assyriens §. 277. 278.
330
Zurückdrängung der Phoeniker durch die Hellenen §. 279. Die
Fahrten der Phoeniker nach Westen §. 280—282. Das Mutter-
land. Vormacht von Tyros §. 2><3-286.
346
Verhältnisse Syriens §. 287. Occupation Kana'ans durch die
Stämme der Hebraeer §. 288 — 292. Bedrüngniss durch die
Nachbarstämme. Anfänge des Köniythums §. 293. 294. Herr-
schaft der Philister. Die Kriege SauPs und David's §. 295-300.
Das Reich David's und Salomo's §. 301-305. Bürgerkriege
und Aunösnng des Reichs §. 306-308. Religion §. 309-314.
V. Aegypten unter der Herrschaft der Söldner 380
Die tanitischen Könige und die Oherpriester von Theben
§. 315. 31G. Die libyschen Söldner und die zweiund/wanzigste
Dynastie 317-320.
VI. Israel unter ih r Herrschaft des Hauses 'Qrnri 389
PnlitisrhP (Vsf hirhtft dpr Hnbraeer und ihrer Nachbarstaaten
§■ 321—325. Anfänge des israelitischen Monotheismus §. 326
bis 329. Literatur §. 330. 331.
Ffinftes Buch.
Die Zeiten der aBsyrlschen Grossmscht.
I. Die Begründung des grossen Assyrerreichs 405
Ueberblick §. 332. Die Ernbcrnngen Assurnäsirpars und Sal-
managsar's II. §. 333—339. Die Nachfolger Salmanassar^s II.
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XII Inhalt.
Das armenische Reich S. 340—343. Staat und Cultur der As-
svrer 5. 344-:^49.
II. Aegypten und Syrien bis auf flie Erohenmpen Tip-Iatpileser^s II. 425
Das Reich von Napata und die Eroberung A^t^yptens durch die
Aethiopen §. 350—353. Damaskus. Israel. Phoenikien §. 354
bis 357. Israelitische Cullurenlwirkelunfr. Ausbildung des jah-
wistisch-prophelischen Monotheismus §. 358—364.
III. Die Eroberung Syriens und Babyloniens durch die Assyrer . . 446
Tiglatpileser II. §. 365 — 371. Salninnassar IV. §. 372. S;irgon's
FeldzüRe §. 373 - 376.
460
Das Hoicb Sargon's §. ;i77— viSO. Saiiherih und Assarliadiion
§. 381—389. Die Assyrt'r in A» tfy[)tPti. Ahzu^f der Adbiopen
§. 390—392, Assyrien unter Assurbanipal §. 393—395.
483
Die Nachbarstaaten Assyriens: Elnni , ArituMiier) , Kleinasien
P.9(i — 400. Handfl uiiJ Verkehr. Das Sabaeorreich 401
bis 403. nie Seeherrsi-baft. Piioeniker und Hellenen ^. 404
bis 407. Kunst §. 408. 409.
Sechstes Buch.
Die iranischen Stimme, die Rcstanrationszcit Tind die Be-
gründung des PerserreichB.
Quellenkunde zum sechsten Buch 497
Denkmfller. Schriftsfeller. Clironolopio 410 — 413. Die reli-
giöse Literatur der iranier. Das Avesla §. 414—420.
I. Die Stämme der Arier
511
Das iranische Hochland. Die nirbtarisrhRn Stflmmp WpsliranR
5. 421. 422. Die Arier §. 423-427. Religion der arischen
Stämme 4'28-434.
II.
526
Die iranischen Stämme §. 435—438. Die Ahuramazdareligion
§. 439 — 447. Die Verbreilun«: rler IVligion und die (iollheiten
des Volk^^'lanbens §. 448-451.
III.
Die Invasionen der Xordvölker und die letzten Z»^ilen der as-
543
Die Kimmerier in Kleinasien §. 4.')2 — 4."i-'>. AssurbanipaTs spatere
Zeit. Kriet?e mit Elatn §. 45ii--4t)0. I>ie Skytheninvasion und
das Vordrin^ren der Iranier 461 — 4»36.
IV.
Die Restauration irj Ae^'vplen und Juda und der Untergang
Aegypten unter Psammeticb und seinen Nachfolgern §. 467—471.
xm
Das r,e<.-izl.Lioh von Jii.la §. 472—479. Pfv F:ill As>yritMi^.
Necho in Syrien §. 480—483.
V. Die Zeiten (ies tieuhaliylonischeii Reichs . 579
Das inedische uinl tl.is lydisr-ln- Heich §. 484 — 489. D;ts [{eich
Nehukadaezar'a II. §. 490 — 493. Nehuka'inezar und Aegypten.
Der Fall Jeru<;alems § 494 — 497. Nelnjkarhiezar'a Naclil'nlt^er.
Amasis §. 498—500.
VT. Die Rpgründuny de;? Perserreichs 601
Kyrus 501-506. Kamhyses §. .^07-510. Dariiis §. 511-515.
Scliluss ^. 51»;.
KOnigslisten.
A e y p t e n.
Vierte und füntte Dynastie S. 95. Sechste \m zehnte Dyna^^tie 107.
Zwölfte Dynastie S. 122» Dreizehnte Dynastie S. 129. Achtzehnte
Dynastie S. 274. Neunzehnte Dynastie S. 315. Die tanitischen Kö-
nige und die Oberpriester des Amon S. H83. Zweiundzwanzigste
Dynastie S. 389. Uehersicht der KleiciizeiliKen Dynastien der Ae-
thiopenzeit S. 479. Sechsundzwanzij^ste Dynastie S. 601.
Bahylonien und Assyrien.
Die älteren Könige S. 329. Bis auf Tiglatpiieser II. S. 419. Bis auf
Assurbanipal S. 472. Die Könige Neubabyloniens .S. 598.
Igrnf^l, Tyros, Dama«kos.
Von .Salüuio iiia Jehu S. 397. Bis zur Zerstörung Samaria's S. 434.
Die leUten Könige von Juda S. 595. Die spateren Könige von Tyros
S. 596.
AbkOrzimgen.
AZ. = Zeitschrift für aegyptiscbe Sprache und Alterthumskunde.
Ak. = Akademie.
Ber. = Berichte (Monatsberichte).
Deutzsch, Par. = Delitzsch, Wo lag das FaradieüV 18S1.
h SS Journal.
J. As, SS Jouroal AaiaUqae. J. Ar. Vn, 15 =s Jooro. Asiat 7^ 96ne,
tome 15.
JRAs» Soc. = Journal of the Royal Aaiatie Society of Great Britain >anil
Irelaud.
liBpanis, D. — Lepsius, DenkmBler aus Aegypten» Kubien und Aetbiopien,
in 6 Abth.
I R.» II R. u. 9. w. s RAWURBCHt, Guoeiform Inscriptions of Western
Asia, 5 Bde.
RA. = Revue arcb^^olnrrique. RAn. = Revue arcb., nouv. sdrie.
RP. = [;* rords of ihr Püst, 12 Hdp.
ScHRADKK, KAT. = SciiHAiiEH, Die keUinschriften und das alle Testamentt
2. Aufl. 1883.
DEH, KGF. = ScHRADEH, Keilinschrtflen und Geächicbtsforbchung, 1878.
Tr. — TransacUons.
TtSBA. = Transaetions of the Society of Biblical Areheology. (Proe. SBA.
= Proceedinga of the Soc. ol Bibl. Areb.)
s= Zeitsebritt.
ZDM, SS Zeitschrift der Deutseben Morgenländiscben Gesellsehaft»
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I
i
Traiiscription.
Die Grundla<.'e der in dem vorliegenden Werk befolgicn
Transcription bildet naturgemäss das semitisch- aegyptische
Alphabet. Ueber die Laute des aegyptischen Alphabets ist
man noch Decennien nach dem Abschluss der eigentUchen
EntzüSenmgr dör Hieroglyphenschrift im Unklaren gewesen,
da die Tranacriptionen griechischer Namen, von denen man
ausging, aus einer Zdt stammen, in der der LautbestaDd der
aKen Sprache längst völlig umgewandelt und überdies das
Schriftsystem in eine rebusartige Spielerei ausgeartet war. Es
ist das Verdienst von H. Brügsch, in seinen geographischen In-
schriften (1 857) zur rst den Lautwerth der Zeichen in allem wesent-
lichen richtig bestimmt und zugleich die fast vollige Identität
des aitaegyptischen mit dem s-emitischen Lautbestande dar-
gelegt zu haben. Nach vielfachem Widerspruch hat sich jetzt
die £rkenntni8s des richtigen Sachverhalts ziemlich allgemein
Bahn gebrochen and es steht zu hoffen, dass auch die wenigen
noch helbehaltenen und den Laien anfe äigste verwirrenden
Ueberreste der alten Sehreibung, namentlich der Gebrauch
von t und k für d und g und von ä für 'ain, bald völlig
verschwinden werden. Ich lasse jetzt zunächst eine Ueber-
sicht des von mir angewandten TiaiKscriptionsalphabetes folgen,
wobei ich von dem bebraeischcn Alphabet ausgehe.
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XVI Traxueriptioii.
aeg. ^ ^) Spiritus lenis, nur wo Irrlhümcr zu befürcliteii
waren, durch ' oder - bezeichnet.
J
b.
d.
n ,
ra
h.
w
7 tehlt
aeg. »)
z
n a) = arab. ^ aeg. X h (starkes Ii).
b) = 9 ^ 9 • ch (rauhes ch des oberen Gaumens).
^ fehlt aeg. t (emphatisches t).
•» aeg. j (unser j), I.
'»p fehlt ao^. P).
□ aeg. _h>^ m.
j 9 '^'•^^ II.
D g — „_ s (immer scharf)*).
y d * ('ain, ein dem Semitischen und Aegyptischen
eigentliünilicher Kehllaut)
') Ob das aegyptische Zcir linn sich wirklieb mit ^ genau deirki
oder vocaJische BedeuliiDg Uat, ist nicht sicher*
*) s. unten bei j*.
•) Das aegyptische das man gewöhnlich mit 1 umschreibt,
i-' »las Silbrrizf'ichf'n ru. \^a< Zeiclien r vertritt im Hieropl. zugleich das
1 fremder Sprarlicn. Nur ein paar mal, ?. B. in Sapaiel §. 232, i*?t die
alle SchreihiiriK (iurrh VersrluMi stt-hen geblieben. Richtig wäre Saparum
= ass. Sapalulrui [sprich Supalulini].
*) In Transcriplionen entspricht aeg. s manchmal auch dem sein.
tS?, z. B. in Aslarta = nlnC^J?» Tainsqu = pt2?D1, Asqaruna
') Den Unterschied zwischen ain und ghairi habe ich nicht be-
rQcksichligl. obwohl er auch in Paiaestina in der Aussprache vorhanden
war, vgl. niyi Ta;«» aeg. Ga^atu u. s. w.
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IVanseription.
XVH
" I . ^ r.
s (empliatlsches scharfes s) i).
p fi / ^ (emphatisches k).
1 „ r (vertritt ira Aeg. auch 1, s. o.;.
t!* 9 r-TT-i s (unser sch).
Dazu kommen die kurzen, von der semitischen Schrift gar
nicht, hieroglyphisch nur in einzelnen Fällen bezcK hneh n Vorale
a, i, u, ferner e und o. In der Regel müssen dieselben beim
Lesen nach unserer Kenntniss der Sprache ergänzt werden,
UDd es ist daher auf aegyptischem Gebiete sehr häufig und
mitaoter auch auf semitischem fraglich, ob wir den richtigen
Voeal eingesetzt haben. Es hat sich in vielen Fällen sogar
zweifellos eine Hüsche Transcriptionsweise herausgebildet; z. B.
hat man sich in Folge der falschen Umsehreibung des ^ o
durch a gewöhnt, in allen Wörtern, die dieses Zeichen ent-
halten, ein a zu sprechen, obwohl die griechischen Insciiriften
und das Koptische vielfach ganz andere Voeale aufweisen, z. B.
Ameoemha't 'A(ji(isvd(ii]<;, Keferkara' Ns^spy^pr^^ u. a. Im all-
gemeben war es daher, zumal da gründliche Vorarbeiten noch
ganz fehlen, unmöglich, eine correcte Schreibung auch nur
zu erstreben, und ich habe meist an der alten und am
wenigsten verwirrenden Gewohnheit festgehalten ; da wo ein
Vocal nicht geschrieben oder, wie in den mit Har beginnenden
Compüsitis, sicher überliefert ist, einfach e zu setzen.
*) Das Zeichen ^ entspricht in Trai)>^(Ti[)liunen gewöhnlich i* tu
1^, z. B. Siduna, ?arii, Samar. Sarpta, !;;>a^)U (Tanis), aber gelegent-
lich, 1. b. in Casatii ~ Gaza, -vtrh dem Der correcte Werth des
aifiryptischen Zeichens scheint weder § noch z, sunderu ein dem d näher
stehendtr Laut gewesen zu sein.
') Den Buchstaben l >, der schon früh mit l zubainmeogefallen ist,
habe ich von diesem nieht geschieden ; in TraiucriptiontD TertHtt er
ein — Mehrfach entspricht ein aegyptisohes t dem semitischen *| d,
z. B. MakU Tamsqu pii»öl. Maklar bXÖ-
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XVUI Tnuucriptton.
Bei der Transcription des Assyrischen umschreibe ich
den etymologisch dem hebraeischen ^ ent^rechenden
Laut mit &, den dem D entsprechenden mit s. Sghradbr
(Ber. Berl. Ak. 1877, 79. ff.) hat erwiesen, und seine Aus-
führungen sind durch die zuversichtlichen Behauptungen Haüpt's
(65tt. Nachr. 1883, 85 ff.) in nichts erschüttert worden, dass
diese Aussprache arsprfinglich in Assyrien (daher AäSur
= T)t!*J<) und zu allen Zeiten in Babylonien geherrscht hat.
Dagegen li iben die beiden Zeichen im Laufe der Zeit in Assyrien
ihre Bedeutiuig gewechselt, das alte s ist s, das alte s als s
gesprochen worden. Daher schreiben die späteren Assyrer Same-
rina, Asdudu, Kusu (Kus, rb^rgen bahyl. Küsu NR. 19) u. s. w.,
die Hebraeer prnD«? tU")D u. s« w. Es entsteht dadurch
für uns ein unangenehmes Dilemma, sobald es sieh um die
Umschreibung fremder Namen handelt Wenn «. B. die
snnenischen Inschriften Upuhud, Tui^e) und ebenso die
Assyrer Turudpä oder z* B. Parsua u. fl. schreiben [nach
unserm lYanscrIptlonssystem] , so kann kein Zweifel sem,
dass sie damit Ispuinis, (Tuspä Turuspä)^ Parsua ausdrücken
wollen. Wo assyrische Texte vorlieEren, habe ich trotzdem
durchweg die etymologisciie i^mschreibung beibehalten, da-
gegen die Namen der armenischen Inschriften nach der Aus-
spractie umsciiriebcn. Sollte gelegentlich ein Versehen vor-
kommen, so bitte ich dasselbe nachsichtig zu beurtheilen
Im übrigen ist zu bemerken, dass das assyrische m zugleich
das w etymologisch vertritt. Wenigstens in ]3aby1onien ist das-
selbe im Inlaut jedenfalls als w gesprochen wordeUi tgl. amyq
Same, oomc damas, Vi« simil, aber Tn& Marduk u. s. w.
Die Umschreibung der arischen Laute sehHesst sich der
der semitischen an. Den sog. lingualen Zischlaut, unser scli, um-
schreibe ich mit s, die palaiale Tenuis mit ts. Leider bai}e ich
*) Vielleicht wäre es auch ralhsam gewesen, bei den hahyloniscben
tnid a«yrlfldien Niiiini die «imeliiea Giltder der Gomposita durchweg
doreh Bindeetiiehe sa trennen. Leider halie ich mioh dureb Haüpt
?erleitm tanen» des A-A geecfaridtene Zeiebm mit 4 ni umaehniben,
obwohl es» s. B. in Na*na-a-a » N^m« eieher den Lantweiih ai hkt.
Tlnuiacriptioii. XIX
aber Tersäumt, für die entsprechenden tönenden Laute recht-
zeitig ein eigenes Zeichen einzuf uhreo, und habe daher tönendes
ach (das franz. j) mit zh, die palatale Media (das engl, j) mit
dsch [gelegentlich auch mit dj] timscbrieben. Die Epenthese im
Zend,die lediglich auf dem litmgischen Vortragder religi()sen Texte
tn beruhen scheint, habe ich bei der Transcription weggelassen,
ebenso die durch Svarabhakti entstandenen Vokale.
Eine Frage, die übeilianpf tlieoretiscb nicht m lösen ist,
wohl aber jeden, der ein wisstnscliaftlichcs Werk über fren)de
lind namentlich orientalisclie Geschichte schreibt, einiger-
maassen zur Verzweiflung bringen kann, ist die, wie weit die
wisf^cnschaftUch genaue Transcription durchgeführt werden
darf. DaflB man ohne arge Geschmacklosigkeit nicht Sa'ül,
Dawtd, Sl6mö schreibea darf, liegt auf der Hand, wfthreod
kein Grund vorliegt, seltene und wenig bekannte Namen nkht
auch correct zu transcribiren. Im einzdnen habe ich mk
hier mandie Tnconseqnenzen zu Schulden kommen lassen.
Die Bezeichnung des uiii habe ieh als für niemanden störend
fast nirgends weggelassen. Jeden Assyriologen niuss es
schmerzen, wenn er die von den Masorethen geschalTenen
ünformen Tiglatpilcser, Sanherib, Assarliaddon oder gar Ne-
bukadnezar (neben Bclkudurnufur) schreiben muss, zumal wo
so schöne griechische Transeriptionen wie Ssvoxiipcßoc und
NoßooxodpöQopoc Torliegen; aber hier wird man Ton dem
Usus nicht abweichen dürfen Auf der anderen Seite wäre
es Tielleicht passender gewesen, wie bei Remses für Ra'moestt,
so auch bei Tbutmosis fSr Dhutmes die grieehische Form
beizubehalten. Die von den Modernen geschaffene ünform
Tutmes ireilich bat gar keine Berechtigung.
■) Die nwBoratbiMhe YoeaU«Uoii sehr vieler nielit gans gelftullger
fremder und zum Tbeil aoeb der einheimiechen Namen ist rein willkOhrlieh
and ohne iigend welchen Werth. Vielfach bewehrt LXX noch die cor-
recien Pornien. Ueberbaapt würde eine nnfn- »nule Bearbeltong der Tran-
seriptionen in LXX, die meines Wissens noch nie unternommen ist, nach
mehr alf^ oiner Seile hin» i. B. euch für die Sprachgeschichte, intereeseote
Resultate ergeben.
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Nachträge und Bericlitigimgen*
S. 54» ZI. 19 ft 8er findet sich bleroglyphiseh nar als einhelinischer
Adi^lstitel; das Tielbcb für ser gehaltene Zeichen, welches fremde Dy-
nasten und die Forsten der Ha ($. 317) beieiebnet, ist immer nr so lesen.
8. 64. ZI. 14 lies: Umit fllr Unnot
S. 69, ZI. 2 V. u. lies: des O^lrh.
S. 138, ZI. 1. Ra^agenen Apepi findet sich auch auf der Opfer-
tafel Mr (Un Sutech von Auaris bei Mariette, Hun. div. 38.
S. 12^). ZI. 5. Die Angaben Ober die babylonische Schal-
tung beruhen auf einem Vprsehen. Der zweite Elul findet sich als Schalt-
monat neben dem Veadar vielfach Rnf den Contractlafein des sechsten
Jahrhunderte. — Zu der in der Anmerkung erwähnten Tafel aus Kyros'
Regierung s. § 498 Anm.
S. 160. ZI. 17 lies: der Nante Chaldaeer ist vor den assyrischen
Inschriften des neunten Jahrbonderts his jetst nicht nachweisbar n. s. w.
8. 168, ZI. 7 V. n. Ein Siegel Gkmllsin's hat Schrasbr» Ber. Berl.
Ak. 1879. 888 ff. publidrt.
8. 169. Die Tbontafeln aus Warica aus den Regierungen des Nur-
ramftn, RImsin, Gbammurabi und Samsttüuna sind jetst von Strassmaueb,
Abb. Berl. Or. Congr. I, publidrt.
S. 214, ZI. 12 lies: §. 281 für 2^1?.
S. 278. ZI. 6 lies : Ruka für Buka. — Die Bemerkung über Ka^en
ist zu streichen. Das Wort findet sich als aegjptiscber Titel unter
Rannses II. bei Sharpe; E/^. Inscr. II, 31
S. 31"^, ZI. 7 V. u. lies: die auch geographisch unmögliche Ansicht.
S. 339. ZI. 8 V. u. lie^ : das Zinn.
S. 4.S3_ Dass Salroanassar IV. ein Sohn Tiglatpileser's II, war, ist
lediglich Verrauthung.
8. 506. Zur Literatur Qber den avestiscben Kalender ist nachsu-
tragen de Uarlb, Abb. Berl. Orient. Gongr. n, 838 ff.
a 582. ZI. 21 lies sullssige fOr luverliwige.
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Einleitung.
Elemente der Anfhropologia.
§. 1. Die Wissenschaft von der Entwickelung des Menschen
(Anthropologie) hat durch die Forschungen der neueren Zeit
eine festere Geetaltung erhalten und ist aus dem Bereiche
logischer Deductionen hinweg anf den Bbden sicherer That-
eachen gestellt worden. Die Sprachwissenschaft föhrt uns
nicht nur in Zeiten hinauf, in denen die ethnographischen
Verhältnisse in ganz anderer Welse gestaltet waren, als in
den ältesten historisclion Epochen, und lässt gclegentliclie Schlag-
lichter fallen auf die Völkerbewegungen und Gulturverhältnisse
weit früherer Zeiten , sie ermöglicht uns auch, zwar nicht bis
zum Ursprung der Sprache vorzudringen — denn dies ist ein
rein psychologisches, keiner historischen Forschung zugänorliches
Problem — , aber doch zu erkennen, wie mit und in der
Sprache zugleich die menschliche Vernunft wächst nnd sich
bewegt, immer freier sich ausbildet und für jede neue Wahr-
nehmung imd fOr jeden neuen Gedanken sich neue Formen
schafft. Die prähistorischen Funde gewähren uns einen Ein-
blick m die langsam fortschreitende Geschichte der Werkzeuge,
der Wohnungen und Lebensmittel. Die vergleichende Eth-
nologie sucht die primitivsten Formen des Lebens, der Stlteti
und Bräuche zu • lüiitteln und die Gesetze aufzuzeigen, denen
ihre Entwickelung unterliegt. Die allgemeine Entwickelungs-
theorie endlich gibt uns zwar Über die geistigen Anfange des
Menschen keinen Aufschluss — denn indem sie denselben sich
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2
Einleitung,
aus den niichstverwaiidlLii organischen Wesen herausbilden
lässt, postulirl sie ein Geschöpf, dessen inneres Loben —
auf dns es der historischen Erkennlniss aliein ankommt —
uns aiemals erschlosseo werden kann. Aber indem sie den
Menschen in den grossen Zusammenhang der organischen
Wesen einordnet, lässt sie auch in seiner Entwickelung die*
selben Bedingungen erkennen, welche diese beherrschen: eine
fbrtwfthrende Differenzirnng und eine fortwährende Anpassung.
Die »Periode der Sprachhilduii^r« oder wie man sie sonst lU'iuu'n
will (VVurzelperiüde u. a.) ist kritiHclier (d. b. historischei) Forschung
niemals erreichbar; diese hat es immer, auch wenn sie eine um ungezählte
Jahrtausende zurückliegende Sprache construireu könnte, mit einer fer«
tigeti, in flieh vOlIig abgeichloMtii«! und sich fteli iweh deiuelben Qe-
Belsen weiter entwidceloden Sprache la thuo. — Die BeluLuptnngen
ScnLticinii*B» dus Sprtchblldting und Geeciiichte eich ablOeende Thfttig-
Iceiten des meosehlicben Geietee eeien ood dase die Sprache in geechieht-
iicfaen Zeiten mfialle, eind Tielleicbt das Verkehrteste, was je Ober
Sprache po?agt isf, und beruhen auf der sehr gewöhnlichen Verwechselung
der Sprach wissenscb&fl mit der rein mecbaniscben Wissenschaft vom
Lautwandel.
§. 2. Der Mensch, d. h. nicht der abstracte »Ur-
mensch«, sondern der concrete, ethnologisch und geschichtlich
gegebene, steht niemals isolirt da. Er ist tpnas: roXittxöv
Ccj)OV und kiuiii nur cxistiren in einem grüsseicn ;i ,i Mirheii
Verbände, d. h. in einem auf interessengemeinschalt beruiien-
den festbegründeten Verhaltniss zu anderen. Ein seiner Natiu:
nach — nicht durch zufällige Schicksale — staatloses Wesen
ist, wie Aristoteles richtig sagt, entweder mehr oder weniger
als em Henscb, d. i. ein Gott oder eni Thier. Die landlänflge
Anschauung, welche die Familie logisch und historiaeli dem
Staate vorangehen lässt, ist falsch. Denn sie fasst die Familie
ja nicht als physische Gemeinschaft von Mann, Weib und
Kind, sondern als eine ethische Institution: aus der patriarcha-
^ üsclicn Familie, in der das Haupt über Sühne und Enkel
und über die Scliaaron der Knechte gebietet, Ifi^^st sie duich
den Zusammentritt mehrerer zu einem Ganzen den Staat her-
vorgehen. Eine solche Familie aber kann nur ezistiren, wenn
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EUemente der Anthropologie.
3
sie nach aussen und innen anerkannt ist, ueiin sie als ge-
heiligle und unverletzliche Institution ^ilt und ein Element
eines grösseren, sie respectirenden und sciiülzenden Verbandes
ist; sie setzt also das Bestehen staatlicher Gemeinschaft voraus.
£ln gleiches gilt von der Sprache; denn diese entwickelt sich
Qidit etwa aus dem Verh<niss der Eltern zu den Kindern
— wie man wohl gemeint bat, aus dem Lallen der Kinder,
das lediglich ein Versuch Ist, die gehörte Sprache sich anzu-
eignen — , sondern sie beruht auf dem llittheilungsbedörfnlss
Gleichstehender und durch gemeinsame Interessen Verbundener.
Ebenso ist alle Enlwickelui^ij^ der religiöstin Anschauungen, der
Werkzeuge, jeder Fortschritt des Lebens nur niödich durch
die Wechselwirkung der Individuen in einer gesclilu.-senen, in
fortwährendem Verkehr sich unterstützenden und fördernden
Gesammtbeit.
Jede Theorie Ober den Ursprung staatlicher Verbältnisse — dies
Wort ist hier durchweg in dem oben deflnirten umfauenden Sinne
tu rentebeo — ist falsch, da wir einen Menschen ohne Staat nicht
denken kOtuien. Auch hier kOnnen wir nur eine Sntwickelnogsreifae von
primitiren zu immer complicirteren Formen anfkeigeii. Noch seltsamer
fretUch ist es, wenn neuere Forscher Ober den Ursprung eines historisch
gegebenen Staates Theorien aufstellen und den römischen z. B. aus einer
freien Voreinigung von FamiHenhäuptern sich in logischer Folge ent-
wickeln la«!«?en, dabei sich über die alten Gelehrten weit erhaben düni^ead,
die viel correcler, wenn denn einmal von einem Ursprimg die Rede sein
sollte, den Ursprung der Staatsordnung auf einen W'illensact seine:^ Be-
gründers zurückführten.
§. 3, Jeder Mensch betrachtet sich als den Mittelpunkt
der ihn umgebenden Welt Alle Erscheinungen interessiren
ihn zunächst nur so weit, als sie ihn berühren, und umgekehrt,
in jeder Wahrnehmung, die sich ihm aufdrängt, sudit er eine
persönliche Beziehung zu sich selbst. Wie er in sich den
Gegensatz, des inneren und äusseren Menschen empfindet, jenen
als Triebfeder, als Ursache der Handlungen des letzteren
walirninimt, so denkt er auch in jedem Din^e und als Ursache
jeder jBewegung der Aussenwelt ein inneres Agen«, das er
sich dem eigenen Wesen möglichst conform vorstellt. Auf
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4
BloleUatig.
dieBer Grandlage beraht die priniili?e Denkweise des Menschen^
die man nach ihrem prägnantesten Aasdnick als die mythische
bezeichnet. Erst allmählich und schwankend bildet sich der
Betriff dG-> I.^nbelebten, der immer und immer wieder durch
die alte Vor.steilun^s\vei?e zAirückgedrfm^d wird. Da nun die
Menschen überall von der Aussen weit abhängig sind, suchen sie
diese in ihr herrschenden Mächte zu beeinflussen, sich günstig
zu sUmmeni behandeln sie wie sie ihre Mitmensclien behandeln.
So entstehen die Anfänge des religiösen Gultus, Zauberformeln,
Opfer, Gebete, Ihre individnelle Gestaltung erhalten diese An-
schauungen in der Gemeinschaft, welche Wirkungsart und Namen
der 9aC(fc0V8c und die Formen des Cultus bestimmt« Je weiter sich
aber diese Vorstell unj^en ausbilden, je complicirter und detaillirter
das Ritual wird, desto weni^'er ist der Einzelne im Stande,
CS zu bt'litMT.sciicn, den richtigen Verkehr mit den G<Mstern zu
fuhren. Nur diejenigen, welche sich pranz dit-.-er Aufpal>e
wiiimen, das Detail ihres Berufs von den Vätern lernen und
ihren Kindern und Schülern überliefern, und welche nament-
lich im Besitze der geheimnissvollen; der Masse verborgenen
Formeln und Riten sind, welche die Herrschaft über die
Dftmonen gewähren, sind dazu befähigt. So entstehen zu-
gleich die Anfinge eines mehr oder weniger gesclüossenen
Priesterstandes.
Nähere Ausfähriingen (Iber die GrunüzQgc der religiösen Enlwicke-
lung ful^-'f II in tler anjyypti^ctien Geschichte. Dort ist auch Ober den »pri«
riiilivfn Henotlieisinus« das Nöthige bemerkt (§. f»;)). — Najn^n wie
Fflisehismus, Aiiiniisntus u. R. bahp ich durchwt'^' inil Absiclit vermieden.
Im übrigen bedarf es wohl kaum der BeiiiHtkuiig, üass die liier vor-
getragenen Ansichten Ober die Entwickelaog der Religion in erster Uni«
«uf den gratitllegenden Arheiteii Stbuitbal*« berahen.
•
§. 4. Jede Generation steht auf den Schultern ihrer
Vorfahren, sie ut)emimmt von diesen Anschauungen, Lebens-
weise, Sitten. Wenn nun auch Jedes Geschlecht Neues schafft,
so ist doch die Summe des I'eberkonuiieneii bei weitem grösser
als alles was neu hinzutritt. So steht jeder Mons(»li unter
dem Banne der Tradition, und je bedeutender ihr inbait ist,
£leiiienU der Anthropologie.
5
namenllicli jo mehr materielle Leistungen (in (ie\vorb(\ Kiuisf,
Wisseoscbaft) sie enthält, desto grösser niuss das Bealreben
sein, sie unverfälscht durch willkürliche Aenderungen Einzeloor
fest zu halten, sie rein von allen neuen Zusätzen zu bewahren.
Sie erscheint als etwas Heiliges, Uebermenschliches, von den
ansserirdischen Mächten Ueberkommenes, und die Ahnherren,
welche ae gelernt oder geschaffen haben, als weit weiser und
glückh'cher ate die gegenwärtige Generation, die etwas Der-
artiges aus sich selbst nie zu leisten vermöchte. In Wirklich-
keit ist diese überall herrschende Anscliauung nur der niy-
thische Ausdruck des Satzes, da«s der Inhalt der Tradition
(dies Wort im weitesten Sinne genommen), eben weil sie das
Werk zahlloser Individuen und Geschieohter ist und sich all-
mählich den sich ändernden Verbältnissen angepasst hat, nie-
mals von dem Einzelnen oder der neuen Generation, die selbst
fiberall unter ihrem Einfiuss steht, nmgestossen, durch etwas
Neues ersetzt werden kann, oder m anderen Worten, dass es
nnmOglich ist, die Ckmtinuität der historischen Entwickelung
zu durchbrechen. Je mehr man nun aber die Tradition be-
stimmt zu fixiren, rein zu erhalten sucht, desLu niehr verliert
sie die Fähi<^keit, das zu leisten, was sie leisten soll. Da die
äusseren Bedin^nn^^en des Lebens sich zwar liäuüg sehr lang^-
sam aber doch stetig ändern , muss die Tradition sicli den-
selben anpassen; und das kann <;e nicht mehr, sobald sie
unabänderlich geworden ist. Entweder also entsteht hier ein
Gonflict, der in die tiefsten Letiensbedingungen eingreift, oder
die Tradition erlangt den völligen Si^ und führt dann za
fester, undurchreissbarer £inschnfi{ung des gesammten Lebens,
zum Aufhören aller Entwickelung, d. h. zu Stillstand und Tod.
§. 5. Die nächste Aufgabe des staatlichen Verbandes Ist
der Schutz des Lebens und Eigenthums seiner Anc^ehörigen
gegen äussere Feinde, d. h. die Kriegführung, und die autori-
tative Entscheidung über Mein und Dein im Falle eines
Streites unter den Angeiiürigen selber, d. h. die Rechtspre-
chung. Weitere Aufgaben können hinzutreten; wird Viehzucht
oder Ackerbau nicht von den Einzelnen^ sondern von der Ge-
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6
Einleitung.
sanimtheit l)olrieben, sind WanUerzüge zu unternehmen u. a.,
so liegt aucli hier die Leitung dem Staute ob. Die Gestalt nn?
desselben kann mannigfach verschieden sein. Zwar die Krieg-
führung erfordert immer eine einheitliche Leitung, aber ob
der Häuptling auch im Frieden die herrschende Stellung ein-
nimmt, oder ob der Staat im wesentlichen auf einer Eini-
gung freier, gleichberechtigter Elemente beruht, ob die »Ael«
testen« der Geschlechter zusammentreten, um Recht zu sprechen
and 2U berathen, oder ob sie lediglich den Beirath des Fürsten
bilden, das beruht auf den zahllosen Bedingungen, welche
durch Wohnsitz und Lebensart, durch Grösse und Geschichte
des Staiiiui* s gegeben öind. Im allgemeinen herrscht bei no-
inatlisciien Völkern, wo jeder die \\ allen führt und sofurt zur
Verllieiiligung bereit i?t, wo man den Wohnsitz leichten Her-
zens aufgüjt, die freiere Organisation, während leste Ansiede-
lungen und Ackerbau auch eine weniger schwankende und
stärkere Staatsform erfordern.
Da» iir«|Krlliig1ieh tadiglich die Givi)jaritdleÜoa Attljgcahf des Staates
ist, wfthrend er die Verfolgniig von yerbreefaen — atnaer wenn sie diieet
gegen den Staat gerichtet siad — Überall erst sehr tpit vor aetn Forum
steht, ist bekannt.
§. 6. Mit dem Uebergang zum festen Wohnsitz und zum
Ackerbau vollzielit sich überhaupt eine lief einsehneidende
Umjresfaltung aller Lebens verliältnisse. Mit dem Eigenlhum
seilest ist auch dessen unclcidie Verlheilung nothwendig pro-
geben, und überall finden wir Wohlhabende und Arme, Herren
und Knechte. Die Ungleichheit des Grundbesitzes aber, die
lll)erall da eintreten muss^ wo nicht das Ackerland in be-
stimmten Fristen immer wieder gleiehmässig unter die Ge»
meinde vertheilt wird, schafft den neuen Gegensatz der grossen
Orundbesitseer, welche ihre Felder dorch Knechte und Tage-
löhner bestellen lassen und sich ganz dem Krieg, dem Staats-
leben oder der Müsse widmen können, und dem kleinen Bauern,
der sein Land selbst lillügen muss und lür andere Din?e wenig
Zeit hat. Von Generation zu Geneiation erweitert sicli die
Klutt. Die Herrensöhne selieii sich durch einen weiten Ab-
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Elemevle d«r Anthropologie.
7
stand getrennt von den Bauernkindem , die ihren Vfttern bei
der Arbeit helfen, sie fühlen sich zu einem anderen, edleren
l^eruf ^'ohoren; es enlsleht der Unterschied der Stündo. —
Andererseits vermehren sich die materiellen iiedui fnisse ; wnv
deni^flu? zu führen verstellt, kann ihn noch nicht schmieden, noch
nicht sein Haus bauen. Das sesshafte Leben, das Zusammen-
schliessen in Dörfern und Städten bietet die Gelegenheit zur
weiteren, WgfälÜgeren Ausbildung der Plandwerke und Künste.
Auch kann man jetzt daran denken, den Göttern ein wurdigee
Haus zu bauen, die Priest^ können ihre Wissenschaft weiter
ausbilden, andere wie Medicin, Sternkunde, Geometrie beginnen
sich van derselben abzuzweigen. Genug, fiberall tritt Arbeits-
theiiung ein. Neben die Adligen, Priester und Bauern tritt
der neue Stand der Gewerl»treibenden und seine nolhwendige
Ergänzung, die Händler und Kaufleule.
§. 7. Jede ^Tüssere staatliche Genos unschaft zerfällt in
Unterabt heilungen, die je nach der Lebensweise als Geschlech-
ter, als Gauverbände, als Dörfer erscheinen, und durch be-
sondere Institutionen, namentlich specielle religiöse Culte, ver^
einigt sind. Das Ganze aber wird durch das Gefühl der engen
Zusammengehörigkeit in Sprache und Sitte, durch die Gemein-
samkeit der Tradition zusammengehalten; die Einzefaien be-
trachten sich meist als Nachkommen eines Ahnherrn. Der
Stamm selbst aber gehört immer einem grösseren Verbände
an. Seine Nachbarn sprechen im wesentlichen die gleiche,
nur dialektisch abweichende Spracht , sie liaben dieselbe Le-
bensweise, fast gleiche Anschauungen und Culte. Häufig hat
sieh ein alter Stamm in mehrere neue au%eiöst, mehrere sind
zu emem politischen Bande vereinigt worden. So weit diese
Gleichartigkeit reicht^ herrscht auch trotz aller Kfimpfe und
GegensUze ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, des gemein-
gamen Ursprungs; erst wo andere Sprache und Sitte beginnt,
ist die Grenze des Volkes. Ursprünglieh ist dies Nationalge-
fflhl nur äusserst schwach, oft fehlt sogar ein Name för die
grosse Gesammtheit. Aber namentlich in sesshaflen Zu-tänden,
wo Handel und Verkehr sich entwickeln, wo das Bedürfhiss
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8
Einleitung^
eines friedUchen Verkehrs mit den Nachbarn weit stärker au<^
tritt, und andererKtts die festere Ausblldubg der staatlieheo
Formen — in vielen Ffiilen specieli die fintwiekelunfp des Adels
zu einem besonderen Kriegerslande — Eroberungen erieichtert»
tritt das Streben nach Einigunff, nach Aufrichtung eines geschlos-
senen nationalen Slaattja iiiiiucr stärker hervor. Roi rrianchen
Völlcern, wie denAegypteni, den Persern u. a., i?l (ieiseJbe beim
Beginne historischer Kunde schon im wesi iitliehen vollendet ;
bei anderen, wie den Griechen, den Hebräern, den Germanen»
bildet er den Hauptinhalt der geschichtlichen Entwickelung.
Me Sprachforscher operiren in der Regel mit den Begriffen eines
ürfolkes und einer einheitlichen, erst späier in Dialekte Mrikllenilen
Ursprtebe. OeschiehUieli sind beide Begriffe fiJech; eine einh«ttielie
Unfkraelie gibt es niigende, mindern fibenll nur nhlreiebe, eich immer
gegenseitig beeinflussende Dialekte, von den«! die geographisch sich
berührenden sich auch sprachlich am nächsten etdien. Wie der Natio*
nalstaat das letzte Rosultat der politischen, so ist die Einbeitsspracbe
(Schriftsprache) das letzte Ziel, nicht der Ausgangspunkt der sprachlichen
Entvvirk >^Uu)g. Im übrigen vergleiche man die trotz vieler nnrif-hliger
Einzellieiloii für die rieht iun're Auffassung der s[)raclilicheu Verwand Lschaft
bahnbrechende Schnit von Juu. .Schmidt Die VerwandtsctiafLsverhäitmsse
der indogermanischen Sprachen, 1874.
g. 8. Ueberau denkt sich der Mensch die Übernatürliche
Welt als Abbild seiner Umgebung; dieselben Formen, welche
sein Verhflltniss zu seinen Mitmenschen regeln, walten daher
auch unter seinen Gottheiten (Arist. Pol. I, 2). Ueber die
Masse der Dämonen erheben sich eine oder mehrere grdssere
Mächte, welche unter ihiiLii Ordnung halten, ihre Uebergriffe
zurückweisen, jedem seinen Wirl^unprskreis zuschreiben, welche
nltprlKmpt die einmal beshdiende Geslaltung der Dinge hervor-
geruien hüben und erhalten; sie sind die Urheber und Schirmer
der Tradition. Denn wie für jede Erscheinung, deren Ursache
nicht unmittelbar auf der Hand liegt, der Grund in einer
übernatürlichen, verborgenen Einwirkung gesucht wird — auch
wir reden in solchen Fftllen je nach der Wichti^it des
Gegenstandes entweder vom ZufaH oder von göttlicher Fügung — ,
so auch für die Gesainmtheit der Erschdnungen. Zuniehst
Elemente der Anthropologie.
9
werden in der Regel diese bfichsten Wesen sehr unbestimmt
gedacht ; eben weil sie in der Gesammtheit wirken, treten sie
im einzelnen wenig hervor, berühren das Individuum kaum — ■
so der grosse Geist der Indianer, der 11 der Semiten u. s. w.
Speciellere Gestalt und mächtigere Wirkung erhalten sie erst
da, wo die LichtgoUheiten in den Vordergrund der religiösen
Anschauungen treten, wo man m Sonne und Mond, im
Licbthimmel den Urgrund, das bewegende und belebende
Element aller Dinge zu erkennen glaubt und Ihnen vorwiegend
die Verdimng zuwendet. Ueberall bezeichnet das Henror-
frelen der Lichtgottheiten, neben denen die älteren Anschauungen
namentlich für die Masse des Volices durchweg bestehen bleiben,
schon eine höhere Stufe religiöser uinl luUllrclueller Ent-
wickrlung. Natürlic'h aber ist. dass hier die jii:inttigfachsten
An ' hauungen neben einander auftreten und sich zunäclist
vertragen, dass femer in demselben Volke an dem einen Orte
diese, an dem anderen eine andere Gottheit oder dieselbe mit
sehr verschiedenen Attiiboten versehen — verehrt, und wenn
die Richtung der Religion monarchisch ist, als die herrschende,
die einzige betrachtet wird. Daraus ergibt sich mit der Zeit
die Nothwendigkeit einer Ausgleichung, der Versuch, dn System
aufzustellen, imd damit gelangen wir in das dritte, das theo-
logtselie Stadium der Religionsentwickelung,
u ' §. 9. Die moralischen Anschauungen 1)' ruhen auf den
Fonierungen und Bedingungen des socialen Zusammenlebens,
die sich mit zwingender Nothwendis?keit uberall geltend machen.
Nach den Formen des Lebens ist auch iiu* Inhalt verschieden ;
die Moral eines Ackerbauvolkes ist eine andere als die eines
Wüslcnstaromes, von der Höhe der religiösen und intellectuellen
Anschauungen ist auch die Höhe der Moral abhängig. Ueberall
aber bildet sie einen Hauptbestandtheil der geheiligten, ererMen
Tradition und steht wie diese unter göttlicher SancUon. Denn
ihre Sätze beruhen ja auf dem GefOhl der durch die Gesammt-
heit der Leiwens Verhältnisse gegebenen Noth wendigkeit; dies
Gefühl aber findet seinen Ausdruck in dem Glaubtii an die
weltordnende Gottheit (§. 8). Dagegen in dem Verhäitniss
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10
EiolciUuig.
der einzelnen Götter und Dämonen zum Menschen haben
moralische Anschauungen ursprünrrlich gar keine Stelle. Eine
Aenderung tritt hier erst ein mit der £niwickelung einer Lieht-
rel^ioQ. Die Licbigdtier sind vorwiegend eegenspendende,
den Menschen wohlwollende Mächte, sie sind zugleich die
eigentlichen Weltherrscbar, von denen also auch die Moral-
gebote ausgegangen sind. Es bildet steh die Ansehanung, dass
sie zunächst den Menschen freundliche, iiir Bestes crslrel)ende,
dann schlechthin ^lAv Wesen sind. Dies eth Ische Postulat,
dass die Gottheit nuiraÜsch ^'iit sei und die Welt (für den
Menschen) vollkouiinen gcselKifVen liahe. steht freilich itii
schroüsten Gegensatz sowohl zu den alten Ansciiauungen über
die Gölter, wie zu den faclisch bestehenden Verhältnissen und
fuhrt so zu einem unlösbaren Conflict der Anschauungen.
Im übrigen fällt diese moralische Wendung der Religion, wo
sie überhaupt eingetreten ist, fiberall erst in den Beginn der
eigentlich historischen Zeit, und vollends die Empfindung und
Discussion des Gonflictes gehört einer geistig noch weiter fort-
geschrittenen Epoche an.
§. 10. So lange wir ülK i h tupt einen Blick in das Leben
der Völker zu werfen vennügen, herrschen zwischen ihnen
nicht nur feindliche, sondern auch friedliche Berührungen
mannigfacher Art. Die Producte des Landes werden ausge-
tauscht, die Kunsterzeugnisse über die Grenze verhandelt, neue
Entdeckungen, wie z. 6. das Bronzewerkzeug, dringmi von
einem Volke zum andern. In ähnlicher Weise werden auch die
epochemachenden Errungenschaften uralter Zeit, wie die Eni-
dieckung des Feuers, d* h. seine Nutzbarmachung zu mensch-
lichen Zwecken, sich von einem bestimmten Ausgangspunkt flbcr
die ganze Erde verbreitet haben (Laz. Geiger Kl. Abhand-
lungen). Es ist bekannt, wie vielfach prähistorische Funde
einen Kinblick in die ältesten Verkehrsverhälini5?se gewäliren.
Auch geistiger Austausch fehlt nicht; ist doch jede neue Kunst-
fertigkeit, die erworben wird, zugleich eine Bereicherung des
geistigen Lebens. Ebenso können Gottheiten und Cultusformen,
die bei einem Stamme in hervorragendem Ansehn stehen und
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Anthropobgie und Gewbicbte. 11
als besonders mächtig gelten, auch m den Nachbarn dringen « —
doch ist bei Annahme eines derartigen Aastausches besondere
Vorsicht anzuwenden, da kein Volk sich leicht entschliesst,
auf religiösem Gebiete etwas Fremdes neben oder an die Stelle
des Altbt währten zu setzen. Um so bedeutender ist der in-
directe Einfluss, den Handel uml der Austausch matenelier
Güter auf das Leben der Völker auch auf geistigem Gebiete
zu allen Zeiten ausgeübt haben.
Anthropologie und Geschichte.
g. 11. Während die Anthropologie die allgemeinen Grund-
zuge menschlicher Entwickelung zu erforschen, die in ihnen
herrschenden Gesetze darzulegen sucht, setzt die Geschichte
'ihre Er?el)nisse als gegeben voraus. Die Geschichte l)eschärtifrt
«ich niemals mit dem Menschen, dem Staate, dem Volke im
allgemeinen, sondern stets mit einem räumlich und zeitlich
bestimmten Volke, da? unter dem Einfluss nicht allgemeiner
Gesetze, sondern bestimmter, für den einzelnen Fall gegebener
Verhfiitnisse steht. Daher hat die Geschichte zunächst das
Vorhandensein einer Ueberliefening zur äusseren Voraussetzung.
Nach den Anfangen eines VoUlcs hat die Geschichte niemals
zu fragen; da, wo die Kunde beginnt, setzt sie ein und ent-
wirft ein Bild der in diesem Momente bestellenden Zustcände.
Auf die zunächst voi lierliegenden Zeiten gestatten innere und
äussere Verhall nisse oft noch einige Rückschlüsse. Indessen
was darüber hinausgeht, verliert sich in die Unendlichkeit,
die äusseren Bedingungen der Entwickelung entziehen sich
jeder Erkenntniss. Von den Griechen der homerischen Zeit
zu den Indogermanen fuhrt keine Brücke und diese selbst
gehören nicht m den Bereich der Geschichte. Denn weder
lassen sich die bei der hier eingetretenen Entwickelung w-
flossenen Zeilräume auch nur annähernd bestimmen, noch die
Localität derselben feststellen, noch ermitteln, welche Gestaltung
nach aussen und innen das Leben des V'olkes gehabt, welche
Schicksale dasselbe betroffen haben. Ebenso schwebt eine
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12
Schilderung der GaltiurerhlUtDisse der indogennanen — von
allen andern Bedraken abgesehen <— historisch ▼Ollig in der
Luft, da ihr die räumliche und seitliche sowie die staatliche
Grundlage fehlt. Dagegen für die Schilderung der Verhält-
nisse der homerischen Zeit sind die Ergebnisse der Sprnrh-
lorscliuijg vuii bedeutendem Werths; es ist z. B. von Wichligkeit
zu wissen, dass der Gott üranos in die indü^ernianiselie Zeit
hinaufragt, dass wir es also hier mit einer verblasbendeo uralten
und nicht mit einer neu sich bildenden Vorstellong zu thon
haben, u. a, m.
§. 12. Indessen auf dem Vorhandensein einer Ueber^
lieferung beruht nur die Möglichkeit, nicht das Wesen der
Geschichte. Von den Sdiicksalen mancher Negerstftmme
besitzen wir genaue Eenntniss, und doch gehören sie nur
der L.Üiiiulo^ne an. lün gleiches gilt von den Aethiojjen, obwohl*
sie eine Literatur und geschichtliche Aufzuichnungen besitzen.
Diese und zahlreiche andere Völker werden von der (lescliicM'^
nur berucksiciitigt, wo sie mit historischen Völkern in Berührung
konimen. Umgekehrt sind die Inder ein eminent historisches
Volk, obwohl die geschichtliclie Ueberlieferung Aber sie
ftusserst geringfügig ist. Es ist die Aufgabe zu erkennen,
worin dieser Gegensatz besteht, auf welchen Factoren das
»historische Leben« eines Volkes beruht, wodurch es dem
Bereiche der Ethnologie enthoben wird und seine Schicksale
auf den Namen der Geschichte — im engeren Sinne des
Wortes — Ans|iruch erheben können.
Inneres Wesen der Geschidite.
g. 13. Die gesammte organische Welt zeigt neben dem
beharrenden Element, welches in den typischen Formen der
Arten und Rassen hervortritt, einen Dtfferenzirungstrieb, auf
dem die speciflsche Eigenart jedes Einzelwesens beruht. Je
höher ein Organismus steht, ein desto grosserer Spielraum ist
dem letzteren gelassen, desto nianni|?faUiger sind die Formen,
in denen er Ausdruck findet Das gleiche gilt vom Menschen,
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Inneres Wesen der Oesebiebte.
id
Auch hier tritt uns eine fortschreitende Individualisirung ent-
gegen, und zwar sowohl des einzelnen Volkes (resp. Stammes)
gegenüber den anderen, wie des einzelnen Menschen gegenüber
der Masse. Ursprunglich tritt der Einzehie nirgends aus setner
Umgebung hervor. Zwar darf nie übersehen werden, dass
die ganze Entwiclrelnng der Sprache, der Religion, der Sitten
im letzten Grunde immer auf dem Zusammenwirken der
einzelnen Menschen beruht und der rein subjective Factor,
die AulTassun^^ und Thäli^keit des Individuums immer eine
Rolle gespielt hat. Aber dasselbe steht in seinen Anschauungen
nicht im Gegensalz zur Gesammtheit, die Masse ist noch
homogen. Erst allmählich tritt der Einzelne zunächst unbe-
wusst, dann mit vollem Bewusstsein den ihn umgebenden
Anschauungen und damit zugleich der Tradition, in der er
aulj^wachsen ist, entgegen. Er sucht aus sich selbst heraus
die Dinge zu gestalten und zu bogreifen, als eigenartige Persön-
lichkeit, nicht in der Welse, wie es jeder andere an seiner
Stelle auch könnte, Einfluss zu üben; Auf sLiuLlii-iiem, auf
künstlerischem Gebiete können wir uborall dies Erwachen der
Individualitat verfolgen, nir<^ends aber tritt es stärker hervor
als in der Religion. In der That beruht jeder weitere l' ort
schritt derselben und schon die ganze Ausbildung einer Lirlit-
religicn (§. 8 f.) auf der Wirksamkeit Einzelner, welche die
ursprüngliche Auffassung zu rectiflciren oder zu ergänzen
suchen, wenn auch die ^on ihnen erzielten Resultate wieder
Eigenthum der Masse werden und in die Tradition übergehen.
§.14. In gleicher Weise bilden sich höher entwickelte
Völker als Ganzes eine Individualitat aus, die ihnen ein speci-
fisches Gepräge gibt, sie von allen anderen bestimmt uiikr-
schcidot. Auch hier wird die allgeuieine Gesetzlichkeit
und üleichmässiprkeit der Entwickelung durchbrochen , das
Volk gewinnt sich eine charakteristische Form des Lebens und
Denkens. Wenn danei)en nicht als Gegenströmung die Op-
position des Einzelnen gegen die ihn umgebende Masse sich
entwickelt oder behauptet, so kann eine derartige Entwicke-
lang wieder zu einem festen, traditionellen Typus führen, der
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14
Eioieiluog.
keine Abänderung mehr duldet, wie in At^^ypfon. Mit voüoni
Bewusstsein ist die Individualisirung der Naliou von den Israe-
liten seit dem Beginn der jahwislisch-prophetischen Bewegung
erstrebt wordeD» Auch in Griechenland herrscht dasselbe
Streben, nur weniger einseitig und schroff, und findet sein
Gegengewicht in der immer freieren Ausbildung der Persön-
lichkeit, die schliesslich zum absoluten Gegentheil der Erstarrung,
sur Selbstxerselsung der Nation geführt hat
g. 15. Alle IndiTtdoalisirang ist zugleich ein fortwährender
Gonflicl, ein Kampf sowohl gegen die Macht der Tradition
und die Wuclit der lierrschend«'!! Anschauungen zu Gunsien
t\v^ Fortschrills und der individuellen Freiheit, wie gegen die
allgemeinen und nniforinen Gesetze der Entwickelung zu
Gunsten eigener Gestaltung des Gesdücks der Gesammtheit
und des Einzelnen. In diesem Kampfe besteht das
historische Leben, auf ihm beruht die geschicht-
liehe Eni wie icelung eines Volkes. Nach beiden Seiten
sind ihm bestimmte Grenzen gesteckt. Wird die Individualitftt
erstickt, so tritt CQ)erhaupt keine Geschichte ein; fährt sie zur
Ausbildung eines festen Typus, der dann die Alleinherrschaft
gewinnt und alle weitere freie Brnveijuni,' unlersagt, so liitt
das Volk mehr und mehr aus der Reihe der liislorisrhen
Nationen heraus, wie die Ae^^ypter im Alterthum und die
Moliammedaner der Gegenwart. Durchbricht sie dagegen alle
Scliranken, sucht sie die Tradition zu vernichten und, alle
Entwickelungsgesetze läugnend, die Weit nach ihren eigenen
Ideen zu gestalten, wie in der französischen Revolution, fo
entfesselt sie die elementarsten Gewalten, hebt alle Bedingungen
des individuellen Lebens und eigener Gestaltung auf und unter-
wirft die Nation vollkommen der Herrschaft des Naturgesetzes.
Innerhalb dieser Grenzen aber hat der Widerstreit zwischen
Freiheit und Nothwendigkeit, zwischen dem Kin/.elneu und der
Gesanmiüieit freien Spielraum. In den Grundzügen der Ent-
wickelungt^erkennen wir die allgemeinen Gesetze, in der Ge-
staltung des Einzelnen die Wirkung der Individualität des Volkes
und der handelnden Personen, welche die gegebenen Umstände
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Aeuasere Beding' uugen der GSeschiebte,
15
richtig oder unrichtig verwerthen. Dqss die Entwickelung der
deaischm Geschichte in diesem Jahrhundert zu einer Einigung der
Nation führen niusste, erscheint uns als geschichtliche Nolhwen-
digkeit; dass sie sich in den Jahren 1866 und 1871 in der
Form eines Bundesstaates mit 25 Mitgliedern vollzogen liat, be-
ruht auf der Individualität der f'eschichtllch wii konden Fai loren.
g. 16. Die Geschichte lässt sich dahei*, obwohl sie all-
gemeinen 'Gesetzen unterworfen ist, doch niemals auf solche
reduciren oder einfach in Formeln aufIdeen. Sie ist noth-
wendig mannigfaltig, kein Abschnitt dem anderen gleich.
Während die Anthropdogie sich beschränkt, das Gesetzmässige
und Allgemeine aufzuweisen, herrscht in ihr daneben der
Zufell und der freie WiUe des Einzelnen Die Wissenschaft
der Geschichtsschreibung^ ^^chort daher nicht zu den philoso-
phischen und naturwissensciiaftlichcn DiscipHncn , und jeder
Versuch, sie uiil dem Maasse dieser zu messen, ist unzulässig.
Mit beiden berührt sie sich, denn sie hat die Aufgabe, die
allgemeinen Gesetze* und Formen historischen Lebens zu er-
forschen und die Verkettung von Ursache und Wirkung im
£inze]Torgang nachzuweisen. Aber ihr eigentücher Beruf ist,
ins Detail hinabzusteigen, die Entwickelung im einzelnen zu
▼erfolgen; sie beschäftigt sich zwar auch mit den
typischen Formen, aber vorwiegend und in erster
Linie mit den Varietäten.
AeuBsero Bedingungen der GeschiGhte» Das hiatorisolie
Katerial.
§. 17. Ihrem Inhalte nach beginnt somit die Geschichte
da, wo die Individualitat zuerst als eingreifender Factor im
Leben eines Volkes hervortritt. Indessen in Wirklichkeit
') Dabei ist es völlig gleichgQitig, wie man philosophisch Ober beide
Begriffe denkt. Die Gescliichtaecbreibung spricht nuiit in einer philo-
sophi?rh con<^lrt!irlen Sprache, sondern in der des tfiglicben Lebens.
Und diese verbindet mit boirlcn vfiUig klare Anschanungen und setzt sie
fiberall als FundamentalbegrlfTe voraus.
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16
Einleituof,
vermögen wir nii^jends so weit liinaufzudi iii^^en. Die charak-
terislische Gestaltung der aegyptischon Gullur hat lanj?e vor
Menes oder gar den Pyramidenerbauern begonnen, die Peruaner
und Mexicaner haben eine Geschichte durchlebt, die für uns
fast ?5lHg verschollen ist. Die ganze Geschichte der üeber-
Ueferungt auf der die Möglichkeit historischer Kunde beruht,
ist vom ersten Anfang an Tom Zufall beberrscbt; auch hier
bat die Forsdrang es mit einem rein individuellen Elemente
zu than, das sich jeder Gesetzlichkeit entzieht Da mündliche
Tradition in kürzester Frist den Inhalt einer Begebenheit
vollkommen umgestaltet und daher für weiter zurückliegende
Epochen kein historisch verwerthbares Material Ijewahrt, ist
die Schrift die nothwendige Voraussetzuni? einer zuverlässigen
üebcrliefcrung. Ob aber und in weleiiem Zeitpunkt seiner
Geschichte ein Volk schreiben lernt, ist lediglich vom Zufall
abhängig» Erfunden ist die Schrift, so weit wir sehen können,
— abgesehen von den Schriftanfängen der amerikanischen
V6\k& — an drei Stellen, in Aegypten»* in Babylonien und
in China. Von diesen Ländern aus hat sie sidi dann all-
mählich mid mit mannigfaltigen Variationen zu immer ent-
fernteren Völkern verbrettet. Zwischen China und Aegypten
ist eine historische Uebermittelung undenkbar. Dagegen mag
<lie babylonische Schrift von der aegyptischen abhängig sein;
als Miltelghed steht zwischen beiden vielleicht die altsyrische
(hamathenische, chetilische) Schritt.
§. 18. Die Schrift dient zunächst rein praktischen Bedürf-
nissen, der Abfassung von Urkunden, gerichtlichen Documenten,
Anordnungen und Berichten von Verwaltungsbehörden u. s. w.
Daneben treten Aufzeichnungen von religiösen Formeln und
Satzungen, von wissenschaftlichen Beobachtungen, von Lie-
dern und Erzählungen , die Anfinge einer Literatur. Was
von derartigen Denkmälern bis auf uns gekommen ist, ge-
währt cintui Einblick in das Leben und Treiben des Volkes,
in seine Anschauungen und häufig auch in seine Schicksale.
Aber selbst wo dies Material so reichlich fliesst. wie z. B. in
Aegypten, reicht es für die historische i^rkenntniss nie aus.
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Aeuss«re Bedingungen der Geschichte.
17
Jede Urkunde — wir können hier unter diesem Worte auch
die literarischen Werke mit umfassen — giht nur ein Augen-
hiicksbild, bezieht sich nur auf einen bestiinniten Vorfall, und
selbst wenn nicht nothwendij:^ zahllose Lücken in der Reihe
vorkamen, Hesse sich doch aus ihnen nur ein sehr abgeblasstes
Bild der Bewegung des hisiorisclien Lebens gewinneD. Um
7X1 einem solchen zq gelangen, bedörfen wir einer zusammen*
fassenden, die fortschreitende Entwidcelimg verfolgenden Dar^
stellmig, die auf grfindliche Kenntniss der Einzelvorgänge bosirt
sein muss and dann ia ihren Details durch die Docomente
«ontrollirt werden kann.
§ 19. Die historische Literatur entwickelt sich von zwei
enlgepfeni^esetzten Auspan^'spüuklen her. Auf der einen Seite
liep^t il( u IJandeliKien selbst daran, von ihren Tliaten den
Zeitgenossen und daneben auch den Nachkommen einen
genauen Bericht zu geben, ihren Ruhm der Welt zu verkün-
digen. So finden wir an den meisten orientalischen Hdfen
«me officielle Historiographie^ raid der Tendenz nach wenig
yerschteden sind die Stadtchroniken Griechenlands, Schliessen
sich derartige Au&elchnung^ ohne Unterbrechung an ein-
ander an, so erhalten wir Annalen, welche die äusseren
Schicksale des Volkes und das Leben der Könige ziemlich
vollständig erzählen, dagegen die innere Entwickehmg der
Nation natürlich nirgends in den Bereich ihrer Betrachtung
7.iehen. Auf derartiger Grundlage beruhen z. B. die Königs-
bücher von Israel und Juda und die Quellen, aus denen
Berossos und Manetho den historischen Theil ihrer Geschichten
geschöpft haben* Der Masse des Volks dagegen liegt nichts
an einer Aufzeichnung der gleichzeitigen Begebenheiten; sie
haben diese ja selbst miterlebt und jeder kann davon erzählen«
Ihr Interesse richtet sich auf die älteste Geschichte des Volks,
auf die Zeiten, in denen noch Götter und Menschen mit einander
verkehrten, in denen die Ahnherrn lebten, von welchen alle
bestehenden Einrichtungen herstammen, da das Volk selbst
und seine Religion entstand. Die Ur- und Sagen geschichte
wird eifrig durchforscht und bearbeitet und immer weiter aus-
Mey«r, OMchlohte do» Altortliuin«. I. 2
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18 Einteitnn«.
gebildet. Von der Gegenwart mit all* ihrer Noth trennt «e
eine wette Kluft, dieselbe erscheint doppelt klein und degene-
rirt im Lichte der Vergangenheit. Bei den historischen Zeiten
verweilt die Betrachtung nur da, wo sich die Kunde von
grossen Helden des Volkes, von mäclitigen Herrschern, von
einem glucklichen Zustand erhalten hat, und die Phantasie
die Traditionen immer übertriebener und unhistoriscber aus-
malen Itann» Dann wird wohl auch der Versuch gemacht^
das Ganze snsaramenzofassen, die Lüdcen aussuföllen, natürlich
nach den Ansehaunngen und Forderungen, mit denen die Gegen*
wart an die Vergangenheit herantritt Ud)er diese Auffias-
snng ist die Geeefaichtsschräbong des Orients nie hinaus-
gekommen und auch die griechische hat zuerst auf demselben
Standpunkt gestanden. Krst die gewaltigen Begebenheiten
der Pcrserkrictre erschienen der näclisten Cleneration — nicht
den Zeitgenossen — bedeutend genug, um anf^^ezeichnel und
der Vergessenheit entrissen zu werden, und darauf lusKend
hat zuerst Thukydides sich die Aufgabe gestellt, die Geschichte
seiner eigenen Zeit planmässig zu erforschen und der Mit-
und Nachwelt zu überliefern.
Auf die Grundsätze, nach denen die Gescbicbtsforsctiung dies Ma-
teriol in bearbeiteii hat, einsngehen, ist falor niehl unser« AnCgabe; a«.
darflber vor allem Dbotsbv, Gmodrist der Bistorik. Eine Uebertieht
der griechischen Historiographie wird In Bd. n B. folgen. Hier bemerke
leb noTf dass die gangbar gewordene AttfTassung, jeder f pfttere Historiker
habe seine Vorgänger einfach abgeschrieben (pewfihnlich setzt man
noch ein patir Floskeln hinzu), grundfalscb ist. Wer die antike Historio-
graphie nnrh Compendien und Schnlhncbern oder einem Sammelwerke wie
dem Diodor's i»euillieilt, verkennt ihre Bedeutung vollständig. El>enso
ist die landläufige Heurtlieilung des Livius (die bich übrigens sehr mil
Unrecht auf Nit»&EN beruft) mindestens schief und einseitig.
Allgemeiner Charakter der GescMchtssclireibung.
§. 20. Die Aufgabe des Geschichtsschreibers ist, ans der
Fülle des überlieferten Materials dicjonigon Thalsaclicn aus-
zusciieiden, welche historisch bedeutend sind, den Zusaninien-
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Chronologie. 19
hang der Entwiekehmg darzulegen, die massgebenden Strö-
mungen hervortreten zu lassen. Er bedarf dazu allgemeiner
Ideen und leitender Gesichtspunkte. Alle Geschichtsschreibung
ist nothwendig subjectiv ; objectiv sind nur die ungeordneten
Thatsachcn, ist nur das wirkliche Leben der Gegenwart, u'ie
das zusamroenfas^ode Abbild der Vergangenheit. Die Zeit
des Historikers und seine eigene Individualität muss sich in
seinem Werke abspiegeln; sonst erhebt sich dasselbe nicht
über eine trdckene Aneinanderreihung von Begebenheiten.
Ohne Besiehnng zur Gegenwart ist keine Geschichtsscbreibmig
denkbar; die Vergangenheit erseheint ihr als eine Vorstufe der
jetzt herrsehenden ZtislSndef imd nur ans einem In der Gegen-
wart möglichen Ideenkreise können die Gesiclitspunkte genommen
werden, welche der Darstellung zu Grinide liegen. Unsere
kriti^^riie Zeit unterscheidet sich nur dadurch von früheren
Epüclien, dass ihr diese Abhängigkeit klarer bewusst ist; aber
voraussetzungslos kann kein Historiker sein. Das Goethe'sche
Wort vom Geist der Zeiten ist, seiner ironischen Fassung ent-
kleidet, durchaus richtig, aber enthält keinen Vorwurf gegen
die Geschichtsschreibung. Dieselbe ist eine Darstellung und^
Beurtheilung der Vergangenheit Im Lichte der Gegenwart, f
Chronologie«
§. 21. Alle GeschichtsschrciLunfT ist Darstellung einer
Folge von Begebeniieiten ; sie l)e(larr mitiiin eines Mittels, nni
den Abstand derselben von einander wie von der Gegenwart
zeitlich genau fixiren zu können. Die Grundlage eines jeden
chronologischen Systems ist die grösste Zeiteinheit, das Jahr,
Bekanntlich wird jedoch die Länge desselben bei den einzelnen
Völkern Terschieden bestimmt Historisdi geht dem Jahr
überaU als erstes Element der Zeitrechnung der Monat voraus,
d. b. zunächst der von einem Neumond zum nächsten ver-
laufene Zeitraum von 29 bis 30 Tagen. Nach zwiVlf Monaten
sind die Sonne und der Kreislauf der Jahreszeilen annähernd
wieder auf den Ausgangspunkt zurückgekeiirt ; doch macht
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20
Binldtaiig.
sich der Ober 10 Tage betragende ünterscfaied »wischen zwölf
Mondmonaten and dem Sonnenjahr sehr raech fOhttwr. Hier
gibt es zwei Mittel des AusgleichB: entweder man behSH
den Mondmonai bei und gleicht das Mondjahr durch Ein-
schallung eines dreizehnten Monats in bestimmten Jahren
imTner wiedor mit dem Sonnenjahr aus, oder man geht jjunz
zum Sonnonjaiir über und ersetzt den Mondmonat durch einen
rein convenÜoneJlen Monat^ etwa von 30 Tagen. Dass das
Sonnenjahr ungefUhr 365 Tage enthält, musste man sehr früh
wahmelunen ~~ ein Jahr ?on 360 Tagen hat es nie gegeben — ;
in dem zuletzt angenommenen Falle mnssten also noch fünf
flberschteige Tage am Schloss der zwOlf Monate hInzngeflQgt
werden. Die Erkenntniss, dass damit dfeLftnge des Sonnenjahres
noch nicht genau ftgM sei, führte dann zn weiteren Ausgleich-
versuchen durcli Einschaltungen oder zu einem Wandeljahre,
Das reine Mondjahr der Mohammedflner scheint ursprilnfrlicli nir-
gends vorznkommon und ist ja auch sirh nh«nr ?, f!a fh r Begriff des
Jahres an den Sonutiulauf oder vielmehr den Wechsel der Jahreszeiten
anknüpft.
§ 22. Um in der anfangs» mid endlosen Reihe der Jahre
jedes einzelne bestimmt bezeichnen zu k&nnen, genügt eine
Benennung desselben nach Ereignissen, Namen, Regierungs-
jahren u. s. w. offenbar nicht ; es bedarf einer Aera, d. h.
einer Jahr^ählunu' vorwärts und rückwärts von einem will-
kürlich ^'ewählfen aber ^festen Anfangspunkte an>. Für unsere
Zeitrechnimf? ist dieser Ausgangspunkt die Mitternacht vom
31. Dez. 1 v. Chr. auf den 1. Jan. 1 n. Chr. Das Jahr,
nach dem wir rechnen, ist das juh'anische Sonnenjahr von
365 Tagen 6 Stunden (alter Stil); daneben wird vom Jahre
325 n. Chr. (Gk>ncil von Nicaea) ab auch nach gregorianischen
Jahren von 365 Tagen 5^ 4Sf 4Sf' gerechnet (neuer Stil).
Auf diese Aera ist jedes überlieferte Datum zu reduciren.
Bei chronologischen Untersuchungen legt man vielfach auch die
von Scahper gebildete jnlianische Periode von 7980 Jahren 7u (Jrunde,
die im Jahre 4713 v. Chr. heprinnt. Die Aslrononien wählen nicht einen
Zeitpunkt, sondern ein ganzes Jahr, das Jahr 1 v. Chr. (astron. mit 0
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GMehiebt« dw Alterthums.
21
bezeichnet) als Ausgangsepoche, und bezeichnen z. B. das Jahr 323 v. Chr.
durch — 322. — Im allgemeinen s. das noch immer vorzQglidbe Werk von
Id£lsb, fianilbucb der Chronologie, 2 Bde., Berlin 1825.
Qesohidite des Alterthums.
§. 23, Je weiter ein Volk in seiner Entwickelutig fort-
schreitet, desto ^'rösseren Einlluss üt)t es auf seine Nachbarn,
Diese suchen sich seine überlegene Gullur anzueignen, werden
von den bei ihm herrschenden Anschauungen beeinflussi;
die festere Ausbildung der Staalsform, die Entstehung erobern-
der Beiciie führt zu ununterbrochenen politischen Besiehungen.
-Noch vielseit^r wird die Entwickdung« wenn zwd ursprfing-
lieh unabhängige Gulturen in Berfihmng treten, sich gegen-
seitig beeinflussen und auf neutralem Gebiet mischen, immer
neue Nationen in den Bereich ihrer Einwirkung ziehen. So
entstehen grosse, sich imiiier weiter ausdehnende, zu immer ge-
steisrerterer Wechselwirkung der einzehien Glieder auf einander
tnr [schreitende Cultuikieise. Schliesslich haben sich in der
alten Welt zwei solche Kreise gebildet, die zwar auch nicht
otme ßerüiirung mit einander geblieben, aber doch im aJlge«
meinen bis auf die neueste Zeit herab jeder seinen eigenen
Weg gegangen sind. Es sind der ostasiatiscbemit den Genlren
Chfaia und Indien, und der der Mittelmeervölker um Ihn
mit einem kurzen, annfihemd zutreffenden Namen zu liezeichnen
— mit den Ausgangspunkten Aegypten und Babylonien. Der
letztere umfasst alle Völker Nordafrikas, Europas und Vorder-
asiens hi^ au die Ost^^renze des iranischen Hochlandes. Den
ersten ^^rossen HaiijjtaJ)schtiitt seiner Enlwickolnng^ bezeichnen
wir als (i'eschlchte des Alterthums. In neueren Darstellungen
hat man auch die Inder in den Bereich der letzteren gezogen,
indessen mit Unrecht. Denn die Inder sind zwar mit den
Iraniern und den Indogermanen Europas verwandt, und ihre
Sprache, ihr ältestes Gulturleben, ihre ursprfingUcbe Religion
ist f&r die Erkenntniss der £ntwickelang dieser, namentlidi
der Iranier, von Bedeutung; aber in der historischen Ent-
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22
Einleitong.
Wickelung' -ind sie ganz andere Wege gt prangen. Ihre Cultur
ist von der der westlichen Völker zunächst garnicht und auch
seit der bellenistiscben Zeit nur vorübergeheDd beeinflussi
worden, eine dauernde politische Verbindung mit denselben
erst durch die mohammedanische Eroberung herbeigeführt*
Dagegen ist die religiöse Entwickelung Indiens bdEanntlieh
filr ganz Ostasien roaassgebend geworden. Der Buddhismus
ist das Bindeglied zvrischen Indien imd China, die Grundlage
der Gulturen der Mongolen und Tibetaner wie der hinter-
indischen Völker. \)iihvv bleibt von unserer Darstellung die
indische Geschichte ausgeschlossen.
§. 24. Die Geschichte der Mittelmeervölker zeiprt uns
zunächst in Aegypten und Babylon ien die Entstehung hoiier,
von einander jedenfalls in aUeoi Wesentlichen unabhängiger
Goltttren. Mindestens seit dem zweiten Jahrtausend t. Chr. be-
ginnen diese in die weiten zwischenliegenden Gebiete friedlich
und erobernd dberzogreifen, es entwickelt sich hier eine yorder-
asiatische Gesammtcultur, die durch Handd und SehifEshrt
an alle Kästen des mittelländischen Meeres getragen wird.
Gleichzeitig entstehen erobernde Reiche, die vergel)1ioh sich ab-
mühen, die verschiedenen Völkerschalteii, welche sie liirer Macht
untci weilen, zu niK'in Staate zusanmienzufügen, und in fort-
währenden Kriegen ihre Kräfte erschöpfen. Auf geistigem
Gebiet führt gerade die Höhe der Cultur zum Stillstand, zum
Sieg der Formel; uberall erhalten fest ausgebildete religiöse
Systeme die Herrschaft. So gehen die Nationalitftten äusserlich
und innetlich zu Grunde, und schliesslich werden alle Völker
des vorderasiatisch -aegyptisehen Kreises von dem zuletzt zu
historischem Leben erwachten und (irischesten, den Persem,
zu einem gewaltigen Weltreiche vereinigt, das zusammenhält,
bis ein Stoss \un aussen es übtn- den Haufen wirft.
§. 25. Inzwischen entwickelt sich in Hellas in stetem
Zusaniinenhange mit dem orientalischen Lehen und vielfach
von demselben beeinflusst, ein neues, weit höher tortsclu-eitendes
Culturleben, in dem die Individualität in ganz anderer Weise
sich entfaüst als im Orient. Eine kurze Zeit lang fährt dies
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Geschichte de« Alterihuma. 2^
7M einem gewaltigen Aufschwung der Nation, aber nur um
so schärfer trelen dann die inneren Gegensätze hervor und
führen zu ihrer politischeo Venuchtung. Die überschüssigen
Krfifle fliessen nach aussen ab, unterwerfen ganz Vorderasien
den grieduacben Waffen und der griechischen Gultur. Ein
iinendlidi reges und mannigfiilUges Leben, ein grossartiger gei-
stiger Gibningsprocess ist das Ergebniss dieser Völkermiscfanng.
Indessen m politisch danerbaften, fest auf sich selbst ruhenden
Schöpfiaigeii erweist sich die Zeit um so unfähiger. Es bedarf
einer neuen, geschlossenen staatlichen Form, welche die Kräfte
der Nation in Krieg und Fiiedeii einigt und sie unüberwindlich
macht. Darauf, dass sie diese gefunden haben, beruht die
Grösse der Römer. Nachdem sie Italien unter ihrer Supre-
matie geeinigt, fallt ihnen in hartem Ringen die Herrsciiafl
älier den Westen, dann in rascfaem Siegesläufe der westliche
Theil des Erbes Alexanders zu, während der Osten sieb k»-
iOst und noch einmal seine alten Wege einschlägt«
§. 30. Nach einem langen, von den gewaltigsten Ensen
begleiteten Zersetzungsprocess entsteht aus der Wellherrschaft
der Republik das römi-che Kaiserreich, der grossartigste St;ials-
bau, den die Ge«chif Iii« kennt. Eine zweihundertjähri>:e kaum
getrübte Friedens{M i iddc folgt seiner Begründunpr. Iiuli ssen
unter seiner Herrschaft vollendet sich nur der Zersetzungs-
process der antiken Völker und des antiken Lebens. Alle Na-
tionen sind vollkommen nivellirt; das nationale Leben erlischt,
der Staat arbeitet als Maschine, deren Gang von d«r Regierung
geordnet wird, während die Masse der Uutertbanen nfa^nds
in ihn eingreift und alles Interesse am staatlichen Leben
verliert So bricht der gewaltige Bau urplötzlich in sich zu^
sammen; mit einem Schlage vollzieht sich nach dem Tode
des Gommodus der Uebergang zur vollkommenen Anarchie.
Alle Versuche, den Staat auls neue zusMinuienzufügen, sind
vergeblich. Dadurch wird das Reich zugleich unfähig, den
äusseren Feinden kraftig zu widerstehn, ein Stück nach dem
andern erliegt dem Ansturm der Barbaren. Hand in Hand
damit geht der Zerfisll des Geistesleliens. Alle Anschauungen
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EuüeituDg,
sind ausgelebt, der ganze Kreis der Ideen ist durehmesscn^
die religiösen Vorstellungen der früheren Zeiten sind sinnlos
geworden und genügen nieniaiiilem nieiir, die Philosophie,
welche zeitweilig an ihre Stelle getreten war, vermag auf die
Dauer die Masse nicht zu befriedigen, in diesem Gährungsj jro« ess
entwickelt sich eine neue Religion, welche von überall her die
bewegenden Ideen in »ich aufiaimmt und mit dem Anspruch
anf Universalität auftritt. Sie erringt den Sieg, hat aber weder
Staat und Gultur neu gestaltet noch die WelÜierrschalt he-
hauptet Der Unterschied der Denkweise des Orients und
des Ocddents, welcher lange geschlummert, bricht in tausend
Gegensätzen hervor; überall sind die Völker bis in liue untersten
Tiefen hinein aufgeregt. Der schroffste Gegensatz führt auch
die Katastrophe herbei. Der semitische (iri-i empört sich
gegen die philosophische Religion der liellenistischen Welt.
Eine neue Religion, die seine Anschauungen wiederspiegelt,
gewinnt den Sieg und zerreisst die bisher geeinigte Welt der
MHtehneervOlker in zwei HAlften. Mit dem Siege der Germanen
im Westen, der Araber hn Osten endet die Geschichte des
Alterthnms. Die specifische religiiSee Färbung, welche beide
Bewegungen angenommen haben, bestimmt den geschichtlichen
Charakter der nächsten grossen Epoche.
§. 27. Die Geschichte des alten Orients war bis in den
Anfang dieses Jahrhunderts ein völlig dunkeles, kauiji hu r und
da durch einen Lichtstrahl erhelltes Gebiet. Erst die gewal-
tigen Entdeckungen der Neuzeit, die Erforschung der Monu-
mente und Literaturen Aegyptens, Assyriras, Babyloniens,
Persiens haben uns die Möglichkeit genauerer Erkenntniss
gewfthrt. Das Verdienst, zuerst die Ergebnisse dieser Forschung
susammaigefasst, auf Grund des neuen Materials ein Büd
der Entwickelung der einzelnen Volker und ihrer Beziehungen
zu einander gegeben zu haben, gd^ührt Max Düncksr^s Ge-
schichte des Alterthums. Ho vielfach wir auch in cinzehicn
Fragen von ihm abweichen, in anderen über die von ihm
gezogenen Hrenzen hinausgehen werden, Liberal! stelm wir
auf seinen Schultern, haben ihn als den Wegimlmer anzu-
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Geschichte des Alterthomr.
25
erkennen. Neben ihm veniienen für Vordera?ien die namentlich
an cuIturgeschichUicbem Material sehr reichhaltigen Arbeiten
Georob Rawursoii's genannt zu werden. Alle anderen mir
bekannt gewordenen Darstellungen — am besten und lebendig-
sten darunter Ist das auf einer eingehenden Kenntniss der
einbeimischen Literaturen beruhende Werk Haspbro's — tragen
einen wesentlich populfiren Charakter und entbehren nur zu
sehr der gesicherten kritischen Grundlage. Auch das gross
angelegte, reich illustrirte Werk von FRANgois Lenormant
Histoire ancienne de l'Orient jusqu'aux giierres mediques,
welciies vor allem die nionunientale Gesrliic htf^ in grosser
Ausführlichkeit wiedergibt und daneben viele Literaturproijen
enthält, trägt im .wesentlichen denselben Charakter.
' G. RAmuBoir, Tbe five great Monarebiw of the Andtnt Sattttm
World, 8 Bde. Daiu seine Ristoiy of Horodotns, 4 Bde., mit nhJreiehen
saehliehen Anmerkungen nnd Eicorsen. Maspbro, Qetebichte der morgenl.
Volker im Altertbuni, flbenetit von PurscBHAmr. '-^ Von Alteren Werken
verdienen vor allem Heeren's Ideen öber die PoIIlik , den Verkehr und
den Handel der vornehmsten Völker der Alten Weit, Bd. 1 u. % hier
ErwAhnong.
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Gescliiclite des Alterthums.
firster TheiL
Geschichte des Orients bis znr Begrflndimg des
Perserreichs.
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Erstes Buch.
Oescliichte Aegyptens Mb zum Ende der
Hyköoszeit
Quellenkunde zur aegyptischen Geschichte.
§. 28. Die Grundlage unserer Kenntniss Aegyptens bilden
die einheimischen Denkmäler und die Ueberreste der alten
Literatur des Landes. Dieselben sitid uns verstfindlich ge-
worden, seitdem J. FRAN901S Chami üllion im Jahre 1822 die
* Entzifferung der Hieroglyi^nschrifl, gelungen ist. In derselben
sind drei Elemente zu einem harmonischen Ganzen verbunden :
1) Buchstabenzeichen, d. h. beliebig gew&hlte Bilder, welche
lediglich eufien bestimmten Laut darstellen, ohne Uficksicht
auf die Bedeutung, z. B. a, m, AMMM n, s, # ch.
Die kurzen Vocale werden meist nicht geschrieben. Die Ent-
deckung des Lautes als des einfachsten Elementes der mensch-
lichen Rede ist Eigenthum der Aep^ypler ; die Keilschrift kennt
denselben so wenig wie die Cliiin s^n.
2) Ideogramme, d« h. Bilder, welche nicht dem Laute als
Zeichen dienen, sondern den Begriff bildlich darstellen. Ent-
weder treten dieselben als Determinative hinter die laut-
Die HieroglyphentchrifL
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30 Erstes Buch. Aegyptische Quellenkunde.
# neht »stark« (der bewaffnete Arm bezeichnet die Kraft
od^ Gewalt), sehr »Plan« (die Schriftrolle bezeichnet
das Abstractum) ; oder die lautliche Schreibong Allt ganz weg,
das Ideogramm stellt zugleich Laut und Bedeutung dar. So
bezeichnet die menschliche Figur ^ je nach Umständen das
Wort se »Person«, rot »Mensch«, a »ich, mein« oder tritt
als Detern lüialiv hinter das piiunolisch geschriebene Wort,
z. ß. ^=rn> ^ rt Mensch.
3) Aus den Ideogrammen entwickeln sich die Silbenzeichen,
d. h. Bilder, welche einen Lautwerth ohne Räcksicht auf die
Bedeutung bezeichnen, z, B. I nfr (eig. »Laute«, dann ledig-
lich Lautzeichen auch in dem Wort nofer schön, nofer
Fällen u. ä.); mh (eig. »GQrtel, Band«, dann auch zur
Schreibung der Worte mdit Nordwind, meli voll u. a. ver-
wandt). Aus ihrem Ursprung erklärt sich, dass die Silben-
zeichen meist polyphon sind, d. h. auf verschiedene Weise
ausgesprochen werden können, z. B. -'So- ar und mer (Aug-
apfel und Auge, aber auch ar machen); ^ (Binse, Zeiclieii
des Südens) res und qma' (Süden, vertritt aber den Laut-
werth qma' auch in der Bedeutung »singenc) u. &. Dieselben
können zur Verdeutlichung ein »phonetisches Gomplement« zu
sich nehmen, z. B. schreibt man gewöhnlich mn(n),
{<=> nfr(fr), ^ res, qma' u. ä. Dahinter tritt dann
das ideographische Determinativ^ z« B. nfr »schöne,
nfr »Fullenc u. ft.
Das Wesen der Hieroglyplienschrift ist auf den ältesten
Dcukinülern dasselbe, wie in der spätesten Epoche; nur in
der Wahl der angewandten Zeichen herrschen bedeutende
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Di« DenkmAler.
31
Unterschiede. Wann und wie sie entstanden ist, entzieht sich
völlig unserer Kenntniss; nur das lässt sich aus den ältesten
Denkmälern mit Sicherheit folgern , dass man ursprünglirh
vorwiegend rein phonoliRrh mit Buch.stahpn schrieb und die
Determinative und Silbeiizeicljen erst alliiuihlicli in grösserem
Umfange zu weiterer Verdeutlichung anwandte.
Zum Sehreibftii auf Papyrus [and Leder] bedieote man steh ge-
wObDlicb einer aus den hieroglyphischen Zeichen abgekttnten CSnrsivsehrift,
der so<^. hieratischen Schrift. Ans derselben hat sich später eine noch
mehr abgekürzte Sctireibart entwickelt, die man im ersten Jahrtausend
V. Chr. rur Schreibung der (iamaligen Volkssprache, dos sog. Demolisclien,
verwandte. — Dass die gangbare Annahme, welc-lie in den Silbenzeichen
den Ausgangspunkt der Hieroglyphenschrift sieht, falsch ist, lehren die
neuentdeck teu P^ramideninschriflen.
Detikmiler un4 Sobriftsieller»
§. 29. Unter den Denkmälern Aegyptens sind rein
historische Urkunden, wie Siegestafeln, Grenzsielen, Vertrags-
lirkunden u. ft, Terhftltnissmässig selten. Bei weitem diemeisteD
sind GralH oder Tempelinschrillen, und dürfen daher nur mit
Vorsicht historisch verwerthet w^en. Der Natur der Sache
nach wird nur Rühmenswerthes berichtet, das Nachtheilige
verschwiegen, und überhaupt nur die für den Verfasser inter-
essanten Momente liervorgelioben. Am zuverlässigsten sind
im allgemeinen die Bios'raphien, die sich in den CIräbern finden;
dagegen haben die Kunige wcnip:stens der späteren Zeit sich
häufig nicht vor den ärgsten Uebertreibungen und Enlstellnn^en
gescheut. Es kommt hinzu, dass die Könige des Neuen Reichs
sehr allgemein dem Brauch huldigen, ältere Monumente för
nch zu usarpiren, d. h. einfach an Stelle des alten Königs-
namens ihren eigenen auf dieselben eingraben zu lassen. Im
übrigen liegt es m der Natur der Sache^ dass uns Monumente
in grösserer Anzahl nur aus den Epochen vorliegen, in welchen
der Staat sich wüiiJgeordneter Zustände und grösseren Wohl-
standes erfreute und überdies der in Tempel- und Grabba\iten
entfaltete Luxus besonders gross war, während in den historisch
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32
Erltes Bueh. Acgfptwehe Qoalteiikiiade^
80 wichtigen Zeiten des Verfolb und ebenso des neuen £n)por-
Strebens die monumentalen Quellen selten werden und wiederholt
völlig versiegen. £s kommt der Ausserliche Umstand hinzu,
dass — abgesehen Ton Tanis — Monumente in grösserer Anzahl
ausschliesslich in der Todtcnstadl von Memphis und in Ober-
aegvjifrn erliaiten oder doch bis Jetzt gofnndon sind, also für
die Epochen, in denen der Schwerpunk! <]r- Reichs im Delta
lag, das Material bedeutend zusammenschrumpft. Eine Ergän-
zung der aegyptischen Monumente durch die anderer Völker,
vor allem der Aetbiopen und Assyrer, kommt natöiilch nur
selten vor, ist dann aber um so werthvoller.
Im attgemeiflen vf 1. WiiDiHAini, Geieb. Aegjpt. von Paammetieh L lib
aof Alexander, nebst einer EriUk der Quellen der aegypt Oeeebiehtei 1880.
§. 80. Eine zuverlässiprc historische Darstellung, deren
wir zur Ergänzung der Denkmäler so nolhwondig bedürften,
felilt uns fast völlig. Wie weit sich eine wirkliche liistorische
Literatur in Aps'jpten entwickelt hat, welchen Charakter die
ÄvaYpa^at der Priester trugen (Her. II, 100 ; Diod. I, 46, 7 u. a.),
ist nicht völlig klar. Im allgemeinen scheint es, d&ss man
sich mit kurzen Regentenlisten — wie der des toriner EGnigs-
papyras (§. 8G) — und Erzählungen von interessanten Epi-
soden begnügte; so sind uns BruchstAcke einiger weniger,
lange nach den Ereignissen geschriebener und in Totksthümlich-
märchenhaftem Ton ^^elialtener l^i /älilmigcn erhalten, vor
allem die vom Ilyksoskönig Apepi. Jedenfalls war die Ge-
schichtsüberlielerun^ in Aegypten lan^e nicht so entwickelt
wie in Babylonien und Assyrien (§. 121), und stand wie
überall unter dem Einflass des priesterlichen Schemas. Ein
äbernatürlicher Pragmatismus tritt durchweg an die Stelle des
natürlichen. Niederlagen, welche Aegypten erlitten hat, werden
wo möglich vertnacfat (wie die assyrische Eroberung), oder wo
dies nicht maglicfa Ist, die Gegner als Gatterfeinde in den
schwärzesten Farben geschildert, wie die Hyksos und die^
Perser, zahlreiche Anekdoten, Sagen, Wundcrerzähluiigen ver-
drängen die historischen Nachrichten. Daneben finden wir
Traditionen, welche an die Entstehung und Erläuterung der
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lUiietho. 33
Monumente anknüpfen, vor allein die Tempelgeschichten. Aus
daarUgem Material hat anter Ptolemaeoe IL (285—247)
der Priester Manetho Ton Sebennytos seine drei B0cher
Aitwncatä 6ito|i.v7]{i.aTa zusammengestellt. Das Werk, welches
▼on den Griechen nicht beachtet ta sein scheint, ist von den
jüdischen und christlichen Gelehrten (Josephus, Julius Africaiius,
Eusebius) für ihre chronologischen und alltestain nHiclien For-
schnngen vielfach verwerthet worden. Die hei ihnen erhal-
tenen Bruchstücke stimmen nicht durchweg überein, was sich
namentlich daraus erklären dürfte, dass alle uns erhaltenen
Schriftstelier nicht das Original, sondern nur Auszüge benutzt zu
haben scheinen, in christlicher Zeit sind dann dem Manetho
auch eine Reihe von F&bchnngen, »das Sothishnch«, »die alte
Cihronik«, untergeschoben worden. So weit wir nach den
Fragmenten urtheilen kOnnen, hat Manetho zwar die allge-
meinen Umrisse der aegyptischen Creschichte richtig gegeben —
daher waren seine Königslisten für die AiifcUige der aegypto-
logischen Forschunfr von unschätzbarem Werth — aber alles
Detail trftgt den ot ii ^'ekeoQzeichQeten Charakter und ist für
uns nicht verwerLhbar.
MaiieUio^a Flngincinte sind uns erhalten: 1) bei Josephus c. Äp. ein
paar zusammenhangende Bruchslücke; 2) die Dynastien- und KönigsHste,
welche Julius Africanus, der Vater der christlichen Chronographie, in seine
bis 217 n. Chr, reichende Chronik aufnahm; dieselhen sind in Synkellos
Chronographie und Iheihveise in iler mit dem Namen Excerpln Rarhari
(ed. ScHOENE in seiner Ausgabe des Eusebius) bezeichneten üiirunik er-
halten; 8) die DyaaslieD- und Königsiiste des Eusebius, weiche von der
aMksDiaehea Reeeosion viellkeh abweicht und ftwt immer eine aobleehtera
Tenioo gibt. Plotaieb de It. Icennt nur ein tbeologiaehea Werk Hanetbo^a
(Up& ßtpXoc?)« — An Hanetbo knQpft eine aebr umfkngrelcbe neuere
LHeratnr» die zahlreiche phantastische und wiaaeoacbatUich wertbloee
Werice enthält Von brauchbaren Arbeiten nenne ich hier: Böckh, Ma^
netho und die Hundssternperiode, 1845 (auch in Z. f. Geschichtswisscn-
achaa II, 1844). Mfrirn, Fr. Hist. gr. II, 511 ff. Lei-ts Chronologie,
l, 1849. Ti vrxH, Manetho und der Turiner Königspapyrus, 1865 (h. 3ü).
Ukcer, Chronoioßie des Manetho, 1867 [wonach die Fragmente hier cilirt
werden]. Krall, Composition und Schicksale des manethonischen Ge-
schichtswerksi Ber. Wien. Ak. 95, 1879 [nur mit grosser Vorsicht zu be-
tnilMo]. — üeber lIanetho*s Chronologie s. §. 88.
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34 EntoB Bucb. Asgyptlielift QaelleDkimde.
9. 31. Noch weit geringeren Werth hat Alles, was die
Griechen roa der Geschichte Aegyptens erzählen. Als dieselben
sieb seit der 26. Dynastie (Psammeticb) zablteich in Aegypten
angesiedelt hatten, verlangtett sie von den Aegyptem nicht
nnr Auskunft fiber die Monumente, Geschichte, Religion des
Landes, sondern da die Aegypter sich ihnen gegenüber mit
dem Xmihu.-. uraU(n' geheimnissvoller Weisheit unikltiiieten,
wollten sie auch über ihre eif^ene Geschichte, ilber die Her-
kunft ihrer Gölter und Gülte, über den troischcn Krieg, über
Proteus u. s. w. genaueres erfaliren. Die Aegypter waren
natürlich um eine Antwort, die den Fremden zusagte, wenig
verlegen. Dazu kamen dann Anekdoten und Erzählungen,
in denen sich die griechische AnflSassung der ihnen so
fremdarügen Verhältnisse ausspricht, so z. B. die Enfth-
hmgen über die Pyramidenerbauer, über Rhodopis, über die
Dodekarehie u. a.; endHefa dne Reihe von Sagen, die an
historisciie Krei^misse anknüpfen (Moeris, Se.-ostris, Rhampsinit).
Auch an einfachen Missverständnissen fehlte es nicht. Nament-
h'ch die zahlreiche Kaste der Dolhnelscher, die als Fremden-
führer dienten, hat diese Traditionen gepflegt und ausgebildet.
Auf diesem Material — das dann durcl] Autopsie ergänzt
ward — fassen die kurze Skizze, welche Hekataeos von Miiet
(um 520) von Aegypten gab, die ausfuhrhche Schilderung
Herodot's (um 450), und dienso die spftteren Darstellungen wie
die des Ephoros. Auch ui der Ptolemaeerzeit, in der vor aOen
Hekataeos von Abdera (um 800), die Hauptquelie Diodor's im
ersten Buch, hervortritt, wurde es nichl wesentlich anders.
Den gegenwärtigen Zustand Aegyptens lerni* nun genauer
kennen, obwohl auch liier vielfache Missverstänchiisse, nament-
lich der Geheimleliren , nicht ausblieben (vgl. §. 114), aber
die Angaben über die Geschichte des Landes blieben gleich
schlecht wie früher. Nur einzelne gelehrte Forscher, von denen
kaum mehr als der Name auf uns gekommen ist, z. fi. Ptole-
maeos von Ifendes {M MDllbr, Fr. Hist. graec. IV, 485], scheinen
richtigere Kenntnisse gewonnen zu haben. Daher smd die
griechischeii Angaben von historischem Werths nur für die
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Die Gtieeben. Nenira Werke.
35
letzte Zeit der aegyptischen Geschichte (20. Dyn.), von der sich
eine in den Grondzügen richtige Ueberlieferung bei den im
Lande ans&seigen Griechen erhielt, und in der Schilderung von
zur Zeit dee Schriftstellers herrscfaeiden ZustSnden, namentlich
soweit sie auf Äutopne beruht Hier ist der oft unterschätzte
Ilerodot unzweifelhaft der wichtigste und zuverlässigste.
Im allgemeinen Ygl. v. Gitüchmid, De rerum aegypt. scriptoribus
Ijraecis, im Philologus X, 522 fT.
§. 32. Die Grundlage aller neueren Forschungen über
Aegjrpien hat>en die Publicationen der die Expedition Napo*
leons beg^tenden Gelehrten gebildet Als dann Ghampoixh»
die Entzifferung der Hieroglyphen gelungen war, hat zuerst,
auf der von ihm gegebenen Grundlage fortbauend, Rosbluni
(Monumentt dell'Egitto e della Nubia, 1832 ff.) ein BM
der altaegyptischen Geschichte zu entwerfen gesucht, das
trotz der sorgfaltigen Arbeit des Verlassers doch gegen-
wärtig überall überholt ist. Bünsen (AegypU hs Sfelle in der
Weltgeschichte 1845 f\\) suchte dann die aegyjjtisclie Chronologie
zu reconstruiren und die Stellung der aegyptischen' zu den
asiatischen Gulturen zu bestimmen. Inzwischen gab Lkpstos
die Grundlage zu aller weiteren Forscliung durch sein gewal-
tiges Denkmälerwerk (1846 ff.). £r theilt zugleich mit
E. DK RoüGti den Ruhm, zuerst eine sichere methodische For-
schung in die Ägyptologie eingeführt , den phantasiereichen
DOettantisraus aus der Wissenschaft hmausgewiesen zu haben;
Überali haben seine zahlreichen einzelnen Untersuchungen ein-
schneidend und aulklärend gewirkt. Den nächsten Forlschritt
bezeichnen Bhugscii's geographische Inschrillen (3 Bde., 1857 ff.),
seitdem hat jedes Jahr grössere und kleinere f^inzeluntersuchungen
(vor allem sind E. de ftouGs's Recherches sur les monunients
qu'on peut attribuer aux siz premieres Dynasties de Man^thon,
in M^m. de TAc. des Inscr. XXV, 1866, zu nennen) gebracht
Hiezu kommt die bedeutende E^eiterung des Materials theils
durch die ununterbrochenen Ausgrabungen A. Marobttb's und
DOmoHKii's Publicationen, theils durch die Publlcation und Entzif-
ferung zahlrdchor Papyri (BmcH; Chabas, Goodwin, Ebsrsu. a.).
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Erstes Boeh. AegypUscbe Quellenkunde.
Zasammenfasflend hatBRuoscH Kuerst 1B59 (Hfstoire del'Egypte)
die aegypiische Geschichte bearbeitet; demselben verdanken
wir neiienlinfrs eine Zusammenstellung des von den Denk-
mälern gebotenen Materials in vielfach poetischer Uebertragung
(Geschichte Aegyptens unter den Pharaonen, 1877). Die zahl-
reichen mehr cder weniger populären Arbeiten, weiche fort-
während iaber Aegypten erscheinen, bedürfen hier keiner Er«
w&hnung.
Von sonstiger Literatur ist hier zu nennen : Wilkinson, Mannersand
Customs of Ihe ancienl Egyptians, 8 voll., 1837. Second Serie.s 2 voll.
1841 (in zweiter Auflage herausgegeben von Bmcu, 3 Bde., 1878). —
DOmichek, Genbiebte Aegyptens (erscbeint seil 1878 in dtr 0neken*8chen
Sunmlnng). — Ebirs, Aegypten und die Bflcher Moee't, I, 1869. —
Brugsgh, Dietionnaiie gfognphiqne, 1878 (f. — v. Qotsghiiio, Beitrage lur
Gesebicbte des alten Orients, 1858 (Kritik des BoKstif*scben Werices). —
Die Texte in CBiiiPOtuoii*s Monuments <4 Bde., 1840 ff.) finden sieh
fikst sftnimtlich auch bei Rosellisi nnd Lbpstiis und sind daber im fol-
genden nicht besonders citirt Eine Ergänzung dazu und zugleich einen
trefflichen Führer durch die Monumente Aegyptens bilden GBAMFOLLioir,
Notices descriptives, publikes par de Houo^, 2 Bde.
.«
Chronologie.
R. liBPStcs, Chronologie der Ae^ypter I, 1849. — Oers., KSnigsbuch
der Aegypter, 1858. — J. Lieblein, Recberches sur la ebron. 4g» d*apr6s
les iistes gdntelogiqoes, 1878. Femer s. S« 30. 34.
§. 33. Bei der geschilderten Beschaffenheit der Quellen
ist es begreiflich, dass wir eine sichere chronologische Grund-
lage der aegyptischen (beschichte nicht gewinnen kumien. Die
allgemeinen Umrisse derselben hat Manetho richtig bewahrt.
Er Ihcilte die Könige von der Begründung des Reiches durch
Menes bis auf den Sturz des letzten Darios in 31 Herrscher-
häuser, Dynastien. Historisch richtig scheint seine Eintbel-
lang nicht immer za sein, namentlich macht der Turiner
Papyrus bei den ersten Dynastien vielfach andere Abschnitte.
Indessen Manetho*s Ordnung ist Ifingst allgemein recipirt, und
aus praktischen Gründen empfiehlt es sich, dieselbe auch ferner
beizubehalten.
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Epochen der aegyptlschen Gesehiehte. 37
Die 31 Dynastien sondern sich in mehrere Gruppen.
Vierilöhepunkte treten hervor: Das Alte Reich von Mem-
phis, Dyn. 4. o (Pyramidenzeit); das altthebanische Reich,
Dyn. 12, oft als das mittlere Reich bezeichnet; die Blüthe-
zeit des Neuen (thebanischen) Reiches, Dyn. 18—20,
die Zeit der asiatischen £roherungen; und die Restaura-
tionszeit der 26. Dyn. (Psammetich und seine Nachfolge).
Zwischen diesen Hoheptmlcten liegen dann lange Zeiträume
des Verfalles und des erneuten Aufschwunges, oft auch der
FVemdherrschaft. Wir gliedern daher die aegyptische Geschichte
folgüuderiiiassen:
1) Anfange des aegyptischen Staates. Dyn. 1—3.
2) Das Alte Reich Ton Memphis. Dyn. 4. 5.
3) üebergangsepoche. Dyn. 6—10.
4) Das altthebanische Reich. Dyn. 11. 12.
5) Verfall des tliebanischen Reichs. Fremdherrschaft
(Hyksos). Dyn. 13-17.
6) Das Neue (thebanische) Reich. Dyn. 18—21.
7) Libysche, aethiopische, assyrische Fremdherrschaft.
Dyn. 22—25.
8) Restaurationszeit. Dyn. 26.
9) Perserzeit. Dyn. 27—31.
g. 34. In der Zeitrechnung haben die Aegypter schon
sehr früh den natürlichen Monat aufgegeben und sind zum'
reinen Sofinenjahr fortgeschritten (§. 21). Der conventionelle
Monat wird zu 30 Tagen gciLclmet; damit indessen die Sonne
wieder zu ihrem alten Stande zurückkehrt, müssen noch fünf
weitere Tage vei iiiessen, die am Schlüsse des Jahres aiisser-
lialb der Monate stehen (die sog. Epagomenen). So wird ein
Jahr Yon 365 Tagen gewonnen, das vom Mondlauf völlig un-
abhängig ist. Dieses Jahr ist zu allen Zeiten die Grundlage
des aegyptischen Kalenders geblieben. Es ist aber hekannt-
lidi ein Wandel jähr, und bald musste man zu der Ent-
deckung kommen, dass sich bei demselben der Jahresanfang
alle vier Jahre um einen Tag zurüclcverschob. Den An-
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38 EntM Baeb. An^jpIMtB QoflllMikimde.
fangspunkt des Jahres (1. Tboth = 20. Jcüi juliaDisch) bil-
dete der Tag, an dem in Ifittelaegypten (Parallel von Ifemphis)
um die Zeit der Soromersonnenwende der hellste Stern des
aegyp^uMühen Himmels, der Sirius oder, wie die Aegypter ihn
nennen, die Sothis, der Stern der Isis, zuerst wieder am
Morgen iiiairael erschien und zugleich den Beginn der Uebcr-
schwemmung verkündete. Dieser Frühaüf<rang der Sothis, so
fand man, edoh/ie nach Verlauf von vier bfirgerliclien Jahren
jedesmal um einen Tag später. So gewann man ein Solhis-
jahr von 365^4 Tagen, und die Gleichung: 1460 Sothisjahre
SB 1461 bürgerliche Jahre. Das wirkliche, feste, Sonnenjahr
hatte man so allerdings nicht gewonnen, sondern ein etwas
grösseres [in 100 Jahren beträgt die Differenz 18 Stunden
40 Min.]; indessen in Folge der Praecession der Naehtgleichen
blieb der Frühaufjping der Sothis viele Jahrhunderte hindurch
ziemlich in demselben Maasse wie das julianische Jahr gej^en
das [gri^^ui i mische] Sonnenjahr zurück, so dass die Diflercnz
zwischen heiden überhaupt nicht Ijtinerkt zu sein scheint. Im
vierten Jalirtausend v. Chr. fiel der Sothisaufgang am 20. Juli
Julian i sc h mit der Sonnenwende ziemlich zusammen — im
Jahre 2782 v. Chr. fällt er auf den 28. Juni gregorianisch
— im Verlaufe der aegyptischen Geschichte blieb er schliesslich
.fast um einen Monat hmter dersdben zurück. Aus Gen*
sorin. de die nat. 21, 10 (u. a.) wissen wir, dass eine Sothis-
periode («ovtxöc x&xXoc) in den Jahren 136 — 189 n. Chr.,
die vorhergehenden also 1325—1322 v. Chr., 2785—2782,
4245 — 4242 abgelaufen waren. Damit ist uns indessen wenig
gedient, da wir nicht wissen, unter welchem Herrscher eine
dieser Epochen abgelaufen war. Der Mathematiker Thcon
(bei Lepsrjs, Königsbuch 123) bezeichnet die Sothisepoche von
1322 V. Chr. als Aera ^«6 Mftvö^ptttc ; welcher König ind^sen
mit diesem Menophres gemeint sein soll, ist uns völlig un-
bekannt. Ebenso wenig ist öberttefert, in welche Zeit die
Regnlirung des aegyptischen Kalenders hinaafreicbt Die fünf
Epagomenen kommen monumental zuerst im altthebanischen
Reiche vor. Es hindert indessen nichts, die Fixirung des
Das Myjrpttsehe Jahr. Die Sothisperiode.
89
Sfötigigen Jahres und die Entdeckung der Sothisperlode, die,-
sobald man einmal das Jahr von der Natur losgelöst hatte,
sehr nahe lag, in die hochcultivirte Zeit vor Entstehung un-
serer ältesten Müimmente zu versetzen ; aucli maclien os die
vorhin erwähnten astronomischen Thatsacheii wahiboheinlich,
dass sie vor das Jahr 3000 v. Chr. gehört. Das feste Jahr ist
Torubergehend zuerst unter Ptolemaeos III. im Jahr 238 v. Chr.
(Dekret Ton Kanopos), dann dauernd seit Augustus, 29 v. Chr.
(Jahr der Alezandrln^), eingeführt. Früher scheint man die
Einführung desselben verpönt zu haben, um nicht durch die
Gestattung von Einschaltungen die Möglichkeit einer Kalender-
verwirrung zu schaffen, — jedenfalls sind mannigfache Schalt-
versuche fler deiinitiven Regelung des aofjyptischen Jahres vor-
angegangen — sondern die Zeitrechimng völlig von allen
äusseren Einflüssen zu emancipiren (s. Nigidius Figulus in den
scbol. ad Germanicum p. 88, ed. Bbetsig). £s versieht sich von
selbst, dass daneben das natürliche Jahr, d. h. die Folge der
Jahreszeiten, nicht nur die Grundlage des Landlebens blieb,
sondern man auch, ebenso wie jetzt die Mohammedaner,
manche Feste, z. B. den Frühaufgang der Sothis, nach dem-
selben feierte, unbekümmert um das Wandeljahr, ebenso wie
das Neu- und Vollraondstest unabhängig vom dreissigtägigen
Monat gefeiert wurden.
Die vorstebeoden AiufQbrung«!} beruhen vor allem auf Biot*i Unter-
socbnngeD (DaroeaMieh; Sor Tannfo vagoe des ßgyptiens, in Wm* de
fAe, dea Seiences^Xin, 1885) und Lefsios* Caironologie, und aeheinen mir
dtmb die neueren Venacbe, ffana andere Systeme auftustelleo» in keiner
Weise ersehfittert. Namen Hieb Rul, Das Sonnen* und Siriusjabr der Rame»-
siden, 1875; der Doppelkalender des Papyrus Ebers, 1876 [er will den-
selben in den Anfang der rCroischen Zeit setzen, obwohl schon die Palaeo-
grapbie beweist, dass er um den Anfang des Neuen Reiches geschrieben
ist]; der Thierkrei? und fp'^te Jahr von Dendera, 1878, sucht (wie
früher nnu»:<<;n) oine EHUulini ti^» des festen Jahres mit vierjähriger
Schaltung zu Anfang des Neuen iieiches zu erweisen, setzt den Sirius-
aulgaiig auf den ersten Thoth, hillt die AufrfteUung der Sotbisperiode
für späten Ursprungs u. s. w. Ilerodol's Angabe II, 4 beweist nur,
dass derselbe von Astronomie und Chronologie nichts verstand; vgl.
I, 32. Hftlt er doeh aueh die Erde für eine Ebene i — Die sehr
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40
EntM Baeb. AtgfpÜaeh» Qu«Ueiikimde.
schwierige, aber ebenso loiinende Aulgabe, die zahlreiciien kaieiidai ischen
Ans/aben der aegyplischen Monumente zu bearbeiten, ist noch nicbt gelöst;
Ytiiurbeiteu in: Brugsch, Maleriaux pour servir ä la rccousLiuctioii du
eal. des anc £g., 1864 [daio um BmA, kl, 1805, 73 fT.]; Lauth, Zo-
diaquM d« Denden, 1885; DSmcstK» AllMf. Kalendwiniehr.; Girblir,
Theban. Taibln rttliidl. StemMili(lnge, 1871 ; BaoaecHi IM FasteaL Ton
Edfu, 1877* tt. a. Nebenbei bemerke idi, daaa in den Annalen
DhutmesMIT. , Lepsius D. III, 32, 13, keinefwegi nach dem f^ten und
dem Wandeljabre neben einander daürt (Brugsch, Gescb. S77), sondern
nur angegeben wird, dass der astronomische Ncninond im Jahre 23 auf
den 21. Pachons fiel. Tabellen der Sothisperiode s. bei Bhamik-^, Abb. zur
Gesch. des Orients, Das aepypiische Jahr von 3Ö5 Tagen i.st von den
griechischen Astronomen in Akxandria adoptirt, und dieseiben haben
die astroiiomischeu Angaben der Dabylouier darauf reducirt.
§. 35. Während das Jahr seit uralten Zeiten fett ge-
ordnet war, gibt es eine feste Aesra im allen Aegypten
ebensowenig wie sonst irgendwo im Alterthum. Man datirte
nach den Regierungsjabren des jedesmaligen Königs. Dessen
erstes Jahr begmnt natfirUch mit dem Tage seiner Thronbe-
steigung (vgl BntiescH, Gkseb. Aeg. 290), so dass das Re-
gierungsjahr mit dem bürgerlichen niclit zusammenfällt. Später
machte sich hier das Bedürfniss einer Ausgleichung geltend, die
dahin getrolTcn wurde, dass man dasjenige hiir^^^erliche Jahr, in
welchem der König den Tiirun bestieg, als sein erstes rechnete,
mithin seinem Vorgänger das Jahr, in dessen Verlauf er ge-
storben war, nicht mehr in Rechnung brachte. So wurd^
jedem Könige nur ganse Jabre zugerechnet. Diese Recbnm>iB^
weise ist wohl jedenMls In der 26. Dynastie sebon Oblich
gewesen imd liegt allen chronologischen Angaben der Griechen
20 Grunde. In fiHerer Zeit indessen kannte man, wie der
Turiner Papyras zu lehren scheint, dieselbe noch nicht, son-
dern niusstc die überschüssigen Monate und Tage jeder Re-
gierung mit in Rechnung bringen.
Dass unter der 26. Dynastie in der Rn^eg:ehenen Weise gerechnet
wurde, machen die Ar^raben mehrerer niographischer Inscbriflen dieser Zeit
(BöcKii, Manetho ^45 Ü.; VVikdemann, Gesch. Aeg. 117 f.) sehr wahrscheinlich.
g. 36. Die Grundlage der aegyptischen Chronologie bilden
daher die KönigsUsten. Unter diesen ist am wichtigsten die
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KOnlftlMeD. Der Turfaier Papiras. 41
des Turiner Papyros. Derselbe ist, so scheint es^ unter
Ramses HI. geschrieben; der Name dieses Königs kommt in
den Rechnungen anf der RÜcksdte vor. Er aithäU ein Ver-
zacbniss der aegyptischen Könige — voran gehen die Götter-
dynastien mk Angabe ihrer Regierongsjahre und theilweise
auoii liiic.^ Lebensalters. Leider ist der l'apyrus vollständig
zerbröckelt, neben zahlreiclien kleineren Fetzen sind nur wenige
g^ö^-* re Bruchstücke erhalten. Doch ist es möglich, im all-
gemeinen die Anordnung des Piipyrus wieder herzustellen und
den wichtigsten Fragmenten ihren richtigen Platz zuzuweisen. Er
umfasste — falls nicht am Schluss Seiten 1! p^erissen smd —
10 Golnmnen von durchschnittlich 27 — 28 Zeilen und gab im
gamen etwa 220 Königsnamen von Menes bis vor oder in
die Hyksoszeit (9* 112, Anm.). Dieselben sind in Dynastien
eingetheilt, welche theils durch ein Rubrum, theils aach nur
dadurch, dass hinter dem Königsnamen das Wort »regiertec
wiederholt wird, gekennzeichnet sind. Nach grösseren Ab-
schnitten finden sich Summirungen. In den wenigen Fällen,
wo wir die Zahlen des Papyrus mit Hülfe der Denkmäler
conlroUiren können, sind dieselben corrccl. Dagegen hat sich
der Verfasser bei der Summimngder 12. Dynastie ehien argen
Irrthum zu Schulden kommen lassen (§. 101).
Der T^ifiner P^^yras ist von Gbampoluov «ntdeekt, von SnrrAaTB
geordnet, von hosm (Auswahl der wichtigsten Urkonden)» nnd mit dem
Vtxw» — das bei der BeeonstraeÜon immer berflokaiebUst werden miias —
TOD WnjcmBoii (Hieratio Papyrus of Turin 1851) publidrt. Eine er-
schöprende philologische Bearbeitung fehlt nofib} einzelnes ist von Hikcks
(Tr. Süc. Literaliire, 2 Ser. III, 1860) und he Rouge (Six prem. dyn.)
trefflich behandelt. Lautu, Manetho und der turiner Königspapyni«, ent-
hält neben vielem rintpn auch jTrn^-^f Willk r;rlirhkeit«^n und Irrlhümer,
die namentlich aus dem lieslreben hervurgegangea sind, Gberall im Pa-
pyrus und bei Manetho die glsichen Angaben wieder zu finden. Leider
sind mehrere derselben auch iu Unger's Chrun. des Manetho übergegangen.
Ob der Papyrus die Köuigsliste bis auf die Zeit sdner Abfusung fort*
fQhrto und die letsto Seite vOllig Terloren ist, lisst sich nicht entscheid«!.
§. 87. Theilweise ergfUizt werden die Lücken des Pa*
pyrnt durch dte uns erhaltoien monomentalen Ednigstafeln. .
42
Erstes Buch. Aegyptisehe Qnelltnkande.
Dieselben tragen sämmtlich einen fiinerären Charakter: ein
späterer König (oder Privatmann) bringt den alten Herrschern
die Todteiiüpfer dar. Daher etif halku edle diese Listen nur
eine mehr oder minder correct geordnete Auswahl; illegitime
oder imbeileutende Könige werden übergangen. Uistori^dch
wichtig sind drei Listen:
1) Die Tafel Seti' I. in Abydos (entdeckt 1864). voll-
ständig erhalten, umfasst 76 Namen. Von ihr ist die Tafel
Ramses' II. (jetzt in London) nur eine Gopie.
2) Tafel Dhutmes* in. aus Kamak, jetzt im Louvre, sehr
zerstört und völlig willkürlich geordnet, umfasste 61 Namen.
8) Tafel aus dem Grabe Tunrei's in Sa^^qara (unter
Raiiises II., entdeckt 18ü0; umfasste 52 Namen, von denen 47
erhalten sind.
KOnigstafeln: Die Ton Karnak und die Ramses' IE. bei Lbpsiüs, Ans-
wähl und Abh. BerL Ak. 1852 (Ober die , 12 Djm.); Nr. 1: XTL 1864,
Mariettb, Abydos u. a. ; Nr. 8 : KAn. X, Uariette, Hon. div. 57; Nr. 1 u. 3
auch bei de Bolo^, Six pr. dyn. — Ueber die Tafel von Karnak:
E. T'F pATtrY, Etüde sur la serie des rois inscrils a la salle des ancötres
de Tliuutlini»''s III. (Mt'in. de VAr. imp. de Metz 186'?.) — Auf eine der-
artige Tnfel gehl wjilir^rlieinlicli die Lisle von 38 (urspr. 81) tlieliani-^f^hpn
Köni^'eu zurück, weiche Synkellos aus Apollodor und Eratustheiies erhalten
hat und fiber deren Echllieit viel gestritlen ist (s. u. a. Fiuckk, Rhein.
Mus. XXIX; DitLs, Rhein. Mus. XXXI, 1). Grösseren hislorischen Werth
hat dieselbe nicht.
§. 38. Neben diesen Urkunden steht die manethonische
Liste in ihren verschiedenen Redactionen. Man hat lange
geglaubt, durch Herstellung derselben in ihrer urprünglichen
Gestalt auch eine sichere Grundlage der aegyplischen Chrono-
logie zu gewinnen. Indessen eine genauere Untersuchung lehrt,
dass Manetho für dieselbe nicht zu gebrauchen ist: wo wir
in der älteren Zeit seine 2-ahlen controUiren können, sind sie
fast ausnahmslos falsch, und zwar keineswegs etwa nur durch
die Schuld flüchtiger Abschreiber und Ezcerptoren; überdies
kommen in der Namensfolge häufig Verwirrung und Lücken
vor. Zahlreiche Beispiele werden sich spater aus der Ver-
gleichung Manetho's mit den Monumenten ergeben. Erst etwa
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ünmdglidhkeit etnor genlohertoD GhroDologie. 43
von der 20. Dynastie an scheinen seine Zahlen einiger-
maaasen zuverlässig zu sein. ^ Ein anderer UmstaDd kommt
hinzu. Nach Hanetho*« Anschauung suid die Dynastien in der
Ordnung, welche er gibt, aufeinandergefolgt, wie daraus her^
vorgebt, dass er bi der 17. Dynastie ein thebanisches und ein
gleichzeitiges Hirtengeschlechi zusammenfasst, nicht jedes als
ein besonderes Herrscherhaus rechnet. In Wirklichkeit haben
aller solche Nebenregierungen wiederholt stati gefunden, un^
es inussten mithin die manethonischen Daten, selbst wenn sie
correct wären, reducirt werrlen; König Mena würde nicht mit
Manetbo [nach Unger's Rechnung] ins Jahr 5613 Chr.,
sondern um ein Bedeutendes später anzusetzen sdn.
LBPsn» u. a. haben angenommm, dass Manetho selbst eine Aniabl
TOD DjaastieD als Nebendynastien beaakhnet und deo Umfang der Mgjp»
tisehen Gesebtchto auf 8655 Jahre besümmt habe (vgl. Abb. Berl. Äc. 1857) ;
demgemäss gewinnt Lepsius fQr Meoes als angeblich manethonisches Da-
lum das Jahr 3892 v. Chr. Indessen die bei Synkellos p. 98 Qbcrlieferto
Gesammtsumrae von 3555 Jahren stammt nich' aus Manelho, «ondern,
wio fl^r Worl!;i'it lehrt, aus dern gefälschten Sulhisbuch (§. 80), ist also
historisch wertlilos. Dass Manetho's Regierungszahlen unter dem Ein-
flnsse eines chronologischen Schemas [der Solhisperiode] ständen (Böukh),
ist nicht erwiesen.
§. 39. Somit müssen wir die Gewinnung absoluter Daten
als hf^ungsk» aufgeben und uns auf eine apivckzimative
Abschätzung der Zeitr&ume der aegyptischen Geschichte be-
sehifinken. Wesentliche Dienste leisten dabei die Genealogien
sowohl der Herrscherhfiuser wie von Privatpersonoo ; wo wfar
einen Stammbaum durch längere Zeiträume verfolgen können,
ermnelicht er eine ungefähre Abschätzung nach Generationen.
Auf (]iese Weise können wir Minimaldalen gewiimen, mit
denen wir uns bis auf weiteres begnügen müssen. Für die
grossen, fast völlig denkmälerlosen Zeiträume von Dyn. 7 — 11
und 14 — 17 werden dieselben freilich nur äusserst problotna-
tisch ausfoOen, und die Ansätze, welche im folgenden für die
12. Dynastie, die Pyramidenzeit und Mena gegeben werden,
sollen weiter nichts besagen, als dass dieselben nicht wohl
später angesetzt werden kennen, während esdemBe-
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44
Erstes Buch. AsgypUache Quellenkunde.
Heben eines Jeden überlassen bleibt, ihre Zeit weit
höher hinaufzurücken.
Zahlreiche Slammhäume hat namentlich J. Lium.hin in seinem Dic-
Uounuire des nums hierogl. zusamiuengeslelit und in seinen Recherches
sar ]ä chron. für die Chronologie zu verwerthen gesucht Dass diese
Methode eine sehr unsichere ist, braucht nicht erst bemerkt tu werden;
aber wir haben keine anderen Mittel.
g. 40. Zwei astronomisch -kalendarische Daten wurden,
wenn sie für uns präcise genug gefasst wären, der Wieder-
herstellung der Chronologie einen festen Anhalt bieten. Die-
selben sind:
1) Das Fragment einer Opferliste in Elephantlne, Lspsros
Dcnkin. III, 43c, nach der das Fest des Sothisaufgangs auf
den 28. Epiplii fiel. Berechnet für den Nonnnlparallel der
Sotliisperiode (Memphis und Hcliopolis) ergäbe die-s Datum die
Jahre 1473 — 1470 v, Chr., lür den Parallel von Elephantine,
unter dem der Siriusaiifganp' etwa 5 Tage früher beobachtet
wird, etwa 1457 — 1454 v. Chr. In dem Fragment findet sich
kein Königsname, wohl aber auf dem [verwandten, Lepstos
Denkm. III, 43 f., der Dhutmes* m. Vielleicht gehört
also die Inschrift seiner Regierung an, die demnach in die
erste Hälfte des 15. Jahrhunderts v. Chr. zu setzen wäre
— was mit der von uns befolgten approximativen Rechnung
ganz gut stimmt.
2) Der Kalender auf der Rückseite des Papyrus Ebers,
wonach im 9. Jahre des Königs Gerli(?)-?-ra* das Neu*
jahrsfest des festen Jahres auf den 9. Epiphi fiel. Dies ergäbe
1553—1550 oder 3013—3010 v. Chr. Leider ist der König
völlig uiii>ekaiinl; der Papyrus ist aber zweifelsohne um den
Anfang des Neuen Reiches nicht nur ^psohrieben, sondern
auch verfasst (§. 114). Nun ist die Königsiolge des N. R. von
A'ahmeS; dem Besieger der Hyksos, an bekannt; in der ein-
zigen Epoche, wo wir vielleicht nicht alle Königsnamen kennen,
der Zeit nach Chuenaten's Reformation (§. 229), wird man
doch schwerlich eine mindestens neunjährige Regierung, von der
wir sonst gar nichts wissen, unterbringen können. Demnltch
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Minimaldalen.
45 •
gehört der unbekannte Herrscb^^r wahrsch« inlii h in die Hyksos-
zeit und das ^eue Reich beginnt nach 1550 v. Chr.
Das Kalenderfragment von Elephantine wollen Broosch, Reisebriere 244,
andGHABAs, Hdlanges, II, 16 ff., einer np&teren Zeit, etwa der Ramses IT., zu-
weisen (vgl. Unoer, Chron. des Man. 193), was an sich sehr wohl möglich
ist, indessen diesen König zu hoch hinaufturücken scheint. — Die An-
oahme von DTmichkn, Ebers, Lf.psiüs (ÄZ. 1875, 145), <ier Krlnig des Pap.
Ebers gehöre ins Alle Reich, wird dadurch unmöglich gemacht, dass
derselbe in seiner Titulatur als gegenwärtig regierend ('anch set) he-
leichnet wird, andererseits aher das im Papyrus enthaltene medicinische
Sammehverk aus sprachlichen (p. 47, 18) und sachlichen Gründen nicht
im Alten Reich Terfasst sein kann. — Die astronomischen Darstellungen
der KönigsgrSber sind ehrondogiiefa nicht ▼erwerthbar, a. LaFaum» KOnigs-
hncb 152 ff. gegen Bior, Rech, de quelques dates abeolues, üi M^m. de
YAe, des Sciences XXIV, 1854i und vor allem La Pagb Rbioiif, Tr. See
BiU. Arcb. HI, 400 ff. (nach dem das den Stemtafeln der Ramesalden
m Grunde liegende Original um 1450 t. Chr. verfasst wäre). Aus dem
Festkalender von Medinet Habu (Lepsiüs, Königshuch 162) folgt viel-
leicht, dasa unter Ramses III. der Siriusaufgang in den Monat Thoth fiel,
seine Regierung also zwischen 1325 und 1206 v. Chr. anzusetzen wftre;
v'/l. darüber jetzt DfMicHFX, die kalend Opferfestlislen von Med. Habu,
1881, der aus denselben ein festes Jahr zu erweisen sucht.
§. 41. Auf dem angegebenen Wege gelangen wir zur Auf-
Stellung der folgenden, im Verlauf weiter zu rechtfertigenden
3180 Chr.
2830
2530, ev. weit früher,
2130
1930
1780
1530
Minimaldaten.
Mena.
Snefru; Altes Reich von Memphis.
Pepi.
Amenemha't 1.; altthebanisches Reich.
13. Dynastie.
1050
m
1480—1430
1320
1300-1230
1180—1150
A'al^mes; Anfang des Neuen Reichs.
Dhutmes HI.
Ramses I., Seti I.
Ramses II.
Ramses III.
Priesterkönige und 21. Dynastie,
äeäonq; 22. Dyn.
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46
. Erstes Buch. Aegyptitcbe QaeUenkimde.
Das letzte Datum, die Herrschaft Sesonq's, des EroLi ri rs
Jerusalems zur Zeit Rehabeam's, ist das erste, welches durch
fremde Zeugnisse wenigstens annähernd (d. h. mit einem Spiel-
raum Ton etwa ^ Jabreo) feststeht. — Tiefer als 8200 v. Chr.
wird man nach dem angeführten Mena nicht heraMcken
dflifen; wieviele Jahrhunderte fHüber er regiert haben mag,
das zu beurtheilen fehlt jeder Haasstah.
Soweiiig die liiei liufg! -lUen Dateii lien Anspruch :nif niphr als
eine gewisse Wahrsclieiulichkeit erheben, so mag doch bemprkt werden,
dass, wenn wir Dj^LUtmes IIL um 1460, Ramses II. um 1300 ansetzen,
der Aalbraeh des enterai smn syriselien Feldiug Bade Fbunnatl seines
88« Jahrei ebenso wie der dee leUteren am 9. Payni selnee 6. Jahres
am den 16. April (jalianiseh) Adieu wOrden; vgl. LuBLBir, Recoeil de
travanx rel. ä la pbUoI. Agypt et assyr. I, «9. 95« Iii ; Abb. Barl. Orient.
Googiess m» 92.
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L Die Grundlagen der aegyptischen Cultur.
Die Atgypter und ihre Nachbarn. Alter und Charakter der
aegyptischen Cultur.
g. 42. Aegypten (aeg. Qemt) ist der schmale Strmfen
fruchtbaren Lancles, welches der Nil <)urehstrOmt, nachdem er
beim ei-^t* n Kaiai akl zum letzten Mal sich uninitlelbar zwischen
den Felsuu liiüdüicli seinen Weg gebahnt, liat. Der grössle Theil
des Landes ist kaum zwei deutsche Meilen breit und wird rechts
von den kahlen Höhen des arabischen, Units von denen des
libyschen Wüstengebirges eingeschlossen. Erst in dem von
zahlreichen Stromarmen und Ganälen durchsogenen Mündangs-
gebiet des Nil gewinnt das Gulturland ehie grössere Ans-
dehoung.
Der Volksstamm der Aegypter — diesen Namen haben
Ihm die Griechen gegeben, eine einhehnisehe Bezeichnung haben
die Bewüliner von Qenil nie gekannt — steht mit den übri^'en
der kaukasischen Ilasse angehörigen Volksstämmen Xordali ikas,
vor allen den Kuschiten (§. 43), den Libyern und den Mauren
(Berbern) in einem in seinen Einzelheiten noch nicht genauer
dargelegten Verwandtschaftsvcrbältniss. Dagegen sind diese
»Dordafrikanischen« Völker — der mehrfach für sie gebrauchte
> Name Hamiten ist unpassend und irreführend — Ton den
übrigen Bewohnern Afrikas, speciell den nubischen und den
Negerst&nmen, scharf gesondert. Allerdings hat sich gegen-
wärtig in Folge der fortwährenden Kreuzungen der aegyptische
Typus dem rein ali ikanischen mehr genähert, so dass man
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48 EntM Bucit, enter AbaehnilU
von natiirwissenäcbafllicher Seite den Ursprung der Aegypter
aus dem inneren Afrika hat ableiten wollen; indessen die
monamentalen Darstellungen Tornehmer Aegypter namentlich
uns dem Alten Rdch widerlegen diese Vermuthoni^ voUst&ndig,
Im (tt>rfgen zeigt die Sprache der Aegypter im Wortschatze
und im grammatisehen Baa eine onTerkennhare, wenn auch
entferntere Verwandtschaft mit den semitischen Sprachen.
Nicht unwaiirscheinlich ist es daher, dass die Aegypter — und
eb^so die übrigen Nordafrikaner — einmal aus Asit u nach ilirer
späteren fTfitnath gewandert sind. Man hat weiter vonnuüiet,
dass die ^Einwanderer den lienenstand bildeten, die Masse
der Leibeigenen auf die unterworfene afrikanische Urt)evölke-
Tun^ zurückgehe; dass jenen die höheren Elemente der aegyp-
tischen Gultur, diesen die niederen, namentlich die Verpflan-
zung des m Afrika weit yerbreiteten Thlerdienstee nach
Aegypten, maschreiben seien. So Tlel Ansprechendes diese
Hypothesen auch enthalten, beweisbar sind sie nicht; und sie
beziehen sich auf Zeiten, die sehr weit jenseits aller geschicht-
liclitii Kunde liegen. In historischer Zeit sind die verschie-
denen Elemente jedenfalls längst vollständig mit einander
verschmolzen, von einem Bewusstsein , dass es innerhalb
Aegyptens verschiedene Kassen oder Nationalitäten gäbe, Ündet
, sich keine Spur.
»Aegypten ist das Land, welche» der Nil bewässert, und Aegypter
«ind tlle, walcho onlerhtlb Blepliaiitiii«*f wohnen und NihrsMer trinken«,
Berod. II, 18» Woher der g rieehliche Nene AtYtMNe« nnd der eeaitieehe
MofT, Mi|r (hebr. D^^VD i*t eine Locatlvbildang, kein Dual) etamnien,
iet unbekannt. Ueber die Herkunft der Aegypter s. Ebois, Aeg , B. M. 40 ff. o. a*
Afrikanischen Ursproog dereelben bat namentlich B. HAnnuum, Z, t
Ethnol. I, zu erweisen gesucht. Nach LEPSiit^' Verrmilhung f\iib. Oramm.)
wären die Aegypter flher den Isthmus von Suez, die Kuschiten Qber den
arabischen Mb. nach Afrika gckninmen. Die Hypothese einer Mischung
asiatischer und afrikanischer Besl;iM<hheile in Aegypten ist neuerdings
von TiKi.ii und EiiEns ausgesprochen wurden. — NatHrlich betrachten
die Aegypter sich als Autochthonen uml als die ältesten Menüchen; der
Angabe Diodor's III, 3, die Aegypter und ihre Cultur slamaUea aus
Aetbiopien. liegt aoeeer der [(Usehen} Annahme, das untere Niltbml eei
erst in bistorieefaer Zeit angeaehweannt (Berod. II, 4), die ThalMMhe su
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Libyer, Nabiar, Katobiteo.
49
Grunde , dass das priesterliche System später, in Aetbiopiea weil voll-
«tändiger durchgeführt war als in Aegypten.
§. 43. Die westlichen Grenznachbam der Äegypter werden
von diesen unter dem Namen der Temchu znsammengefasst
und auf ilvii Monumenten durch ihre weisse Hautfarbe als eine
von der rothen aegyptischen gesonderte Rasse dargestellt. Zu
ihnen gehören zunächst die Tehenu an der Westgrenzc des
Deila, wo sie vielleicht schon seit dea ältesten Zeiten (nament-
lieh in Sais) neben den Aegyptern ansässig waren, dann die
Masanaäa (§. 284) und in Kyrenaika die Rebu (Lebu), nach
denen die Griechen alle diese Stämme unter dem Namen der
Libyer zusammenftissen« Auch die Bewohner der schon früh-
zeitig von AL^}pten abh&ngigen Oasen gehören zu ihnen;
gemeinsam ist ihnen allen die Sitte der Tältowirung. — In
ähnlicher Weise sind die Wüsten östlich vom Delta und, wie
es scheint, auch das öde Gebirgsland östlich vom Nil (ae^,'.
*An oder »das ruthe Lnnd--) von Nomaden semitischen Stammes
besetzt, die oft genug gegen das Culturland andrängen und
wahrscheinlich schon seit den ältesten Zeiten einen bedeutenden
Theil der Bevölkerung des östlichen Delta bildeten.. Unver-
miscfat treffen wir die Aegypter nur im südlichen Delta und
im Nilthal bis in die NShe des eisten Katarakts. Hier be-
ginnt das Land der Neger (Nehesiu), der Vorfahren der heu-
tigen Nnbier, die in dem engen und zunächst wenig frucht-
baren Nilthal ])is zum dritten und vierten Katarakt hinauf
At kor bau und Viehzucht treiben und in zahlreiche Stämme
zerfallen, unter denen die Uaua besonders hervortreten. , Eine
• höhere Gultur haben sie nie entwickelt; nach Aegypten wurden
sie seit den ältesten Zeiten wie gegenwärtig in Masse als
Sklaven und Lohnarbeiter importirL Scharf von ihnen ge-
dondert, dagegen den Aegyptern verwandt, sind |hre Ost-
fichen Nachbarn, die Bewohner des gbldreichen und in seinen
oberen Theflen auch culturßihigen Landes östlich vom Nil.
Die Aegypter nennen sie Kas, wir pflegen sie nach der he-
bräischen Form des Samens (Z*\D) gewöiuiUch als Kuschiten
Ueyer. QmtUM» äm AltotHnuM, X. 4
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50 Erstes Bach, erster Abschnitt
zu bezeichnen. Es sind dies die Al^Coitsc der Griechen, die
filhn&hltch immer weiter gegen die Neger des Nilthais Tor-
dringen, hier seit den Zeiten des Neuen Reiches als Grenz-
nachbarn der Aegypter erscheinen und schliesslich die grossen
Reiche von Napata und Meroe gegründet haben. Von ihnen
völÜpr verschieden ist das Volk, welches in christlicher Zeit
den Namen der Aethiopen angenommen bat, die semitischen
Bewohner des Hochlandes Ton I^abesch; mit ihnen sind die
alten ' Aegypter, wie es scheint, nie in BerQhrung gekommen,,
erst in der römischen Zeit treten sie in den Bereich der Ge-
schichte ein.
Im allgemeinen : BRifiscH, Geogr. Inschr. II. — Ueber die Libyer vgl,
Stern, Augsb. Allg. Ztg., 4. Juni 1882. ÄZ. 1888. 1 flf. — Ueber die Oasen:
DCMicnFN, Die Oasen der üb. ^^ li^le, 1877. BRroHCH, Reise nach der gr.
Oase el-Khargeh, 1878. — Semilen im Deila; Ereh-, Ae. B. M. I. — Ueber
das »rothe Land« t^la deser; daher bei den Griechen der Name des
erytbräischen Meeres) und das Land 'An s. Bruosch, Dict. g4ogr. III tL»
965 ff., vgl. §. 241. — Ueber 4ie NuUer und Ktueliiten t. vor allem die Ein*
Icitiing von Lepsivb, Nabiiebe Gramm., 188(K deeaen weitgehenden Gom-
binalionen über die Wanderungen der Koeehiten, Aber Pmia Poeni und
Hykeoe, Aber Kefa und Ktjffoz ich allerdings nirgends sa folgen vermag*
Dadorcb, dass in der jafainatiseben ($. 177) Völkertafel, Gen. 10. 8. Knft
äla der' Vater Nimrods eraeheint — offenbar ist dabei an die Koasfter
oder ^aä§i in Babylonien (§. 140) gedacht — und dass dann der Elohitt
in 7 dem Kus alle möglichen arabischen Stämme zu Söhnen gibt (im
Widerspruch mit Gen. 10 , 28. 25 , 2), ist der Name Euschiten einer der
unheilvollsten auf d*^m Gebiete der alten Ethnographie peworden. — Die
allaegyptischen Kuschiten (Kas) sind nach Lepsius die Vorfahren der beu-
tigen Bedja, Verwandte der Falascha, Galla« Som&li u. a.
§. 44. In aus-serordenÜich früher Zeit herrscht im untern
Nillhal bereits eine hohe Cultur. Durch den zufälligen Um-
stand, dass spateslüiis etwa um das Jahr 3000 v. Chr. bei
den Grossen des Hofes von Memphis die Anschauung die
Herrschaft gewann, der Todte bedürfe, damit es ihm wohl*
ergehe, einer gewaltigen, allen Stürmen der Zeit trotzenden
lind dabei durch Bild«r und Inschriften reich gezierten Woh-
nungf, sind uns von diesem Zdtpunkte an zahlreiche Zeugnisse
aegyptischen Lebens und Denkens erhalten. Es imterliegt
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Alter and Charakter dar aagfpUieliftii Galtor«
51
indessen keinem Zweifel, dass wenn irgend ein Zufall uns
Jahrtausende vorher einea Einblick in dasselbe gestattete, wir
eine zwar vielfeeh anders gestaltete und weder soweit fort-
geschrittene, noch so scharf eharakterisirte Gultorf aber doch einen
Zustand wahrnehmen wMen, der über das onciFilisirte Leben
der Nachbarstfimme weit hinausragte. Zur Zeit der Erbauung
der Pyramiden sind Industrie und Gewerbe hoch entwickelt,
die Kunst ist üb*>r ihre Anfüngc längst hinaus und erreicht
gerade damals einen Höhepunkt, dfr später nie wieder ge-
wonnen wurde, das Staatswesen ist seit langer Zeit in fester,
wähn nri der ganzen weiteren Entwickeiuog Aegypten? kaum
geänderter Weise geordnet. Der Ursprung der Schrift, die
Ordnung des Jahres (§. 34), die Anfinge der Wissenschaften,
der Literatur fallen weit vor den Beginn unserer historischen
Kunde, und iSngat haben damals das Denken und die An-
schauungsweise der Aegyptw die Richtung erhalten, welche
für alle Folgezeit die herrschende geblieben ist; nur die weitere
Ausbildung vermögen wir hier nocli zu verfolj^en.
45. Die aegyptische Gultur hat sich, soviel wir s( hen
können, völlig selbständig entwickelt. Auf die Nachbarvölker
bat sie wohl Einfluss ausgeübt, ist aber, abgesehen von
den späteren Zeiten, in denen das eigentliche Aegyptertbum
Ifingst zum Abschlnss gekommen war, nie wes^tlich tod
ihnen beeinflusst worden. Daher kommt nirgends schärfer
als In Aegypten der allgemeine Satz zum Ausdruck, dass eine
Gultur desto stabiler wird, je hdher sie sich materiell ent-
wickelt. Jeden Fortschritt, jede neue Entdeckung sucht man
ängstlich festzuhalten, man zwängt sie in bestimnile Hegeln,
die für alle Zeiten bmdend bleiben und als heilige, uralte
Weisheit den Nachkommen überliefert werden; jede Abwei-
chung von ihnen ist auf das strengrste verpönt. Daher wird
alle Selbständigkeit, alle Individualität erdrückt; die einmal
gewonnene Höhe der Kenntnisse, der Technik wird zwar con-
serrirt, auch das Detail noch weiter auifgebildet, aber das
gastige Lehen erstarrt Tollständig. Zur Pyramidenzeit finden
wir diese Richtung der Gultur berdts in voller Entwickelong;
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52
Erttes Buch, erater Abwhnitt
mit dem Anfang des Neuen Reiclis hat sie die volle Herr-
schaft erlialton.
£in Zweites kommt hinzu. Alle Gultur entspringt
uunitCelbaren praktischen Bedürfniss, dem Streben, das Leben
angenehmer, reichbaHiger zu gestalten; auch die höheren,
geistigen Elemente derselben, die in Kunst und Literatnr, in
Wissenschaft und Theologie ihren Ausdruck finden, entstammen
denselben Triel)en. Hier aber haben die Aejrypter sich nie,
wie dio Hellenen und die occidentalischen GuRuren , über die
zunächst ge^^ebene iiialerielle Grundlage zu erbeben und den
Begriff einer geistigen Gultur zu erfassen vermoclit ; überall
ist die rein praktische Aufgabe nirht nnr der nächste, sondern
der einzige Zweck der geistigen Thätiglceit Daher sind ihre
Leistungen am bedeutendsten auf dem Gebiet der bildenden
Künste, soweit dieselben praktischen Zwecken dienen — und
das thun sie in Aegjrpten ausnahmslos — , da hier Zweck und
Material immer das herrschende Element sem müssen. Dagegen
ist es den Aegyptern nie gelungen, sich in der Sprache von
den Fesseln des Wortes und dos Wortbildes, in der Religion
und Speculation von den Fesseln des mythischen Symbols zu
befreien, oder auf wissenschaftlichem Gebiet zu theoretischer
Formulirung und Behandlung der Probleme fortzuschrdten.
Wenn die Griechen und manche unter den Neueren vielfach
anders geurtheilt liaben, weil sie die phantastischen Lehren
der aegyptischen Priester ilber das Leben nach dem Tode,
ttber die Gottheit und die menschliche Seele für abstraete,
philosophische Speculationen hielten, so ist dabei übersehen,
dass dieselben für den alten Aegypter nichts weniger als dies,
sondern äusserst wichtige piaklische Fraprcn und Jdeen waren,
bei denen seine gan'ze irdif^che und zukunllige Existenz auf
dem S[)ieie stand, und dass die ihnen gegebene philo8(^hische
Einkleidung durchaus unaegyptisch ist
Anfänge des aegypUschen Staates. 53
Anfänge des aegyptischen Staates.
E. nE RüüGE, Recherches sur les iiionuinents qu'on peut altribner
aux si\ premiör^ dyuAsUes de Mftnöthon, in: Mem. de TAc. des insir.
XXV, 2. 1866.
§. 46. Die Grundlage des aegypttscben Lebens bildel zu
aUen Zeiten der Ackerbau. Wie heutzutage die Fellachen, so
bfldeo hn Alterthum die Bauern und Hirten den Grundstock
der Bevölkerung, und dem entepiieht es, dass die Masse
der Aegypter immer durchaus unkriegerischer Natur ge-
wesen ist. Der Grundbesitz ist nicht in den Händen eines
freien Bauernstandes, sondern reicher Familien, unter denen
der Erbadel die höchste Stelle einnimmt. Hüuüg ünden wir
zahlreiche Güter und Dorfschaften in den Händen eines hohen
Adligen (rpa') vereinigt, und die Zahl der ihm gehörigen
Leibeigenen (hen), Rinder und Heerden von Kleinvieh grenzt
oft ans Unglaubliche. Auch Handwerker, Schiffer, Händler
finden wir im Dienste der grossen Herren so gut wie Ackere
knechte und Hirten. Die Hauptsitze der Industrie und des
Gewerbes sind Indessen die zahlreichen Städte des Landes,
die sich währscheinKch meist aus Ansiedelungen um die Gultus-
stätten der Iluuptgötter des Distrikts entwickelt haben. Wie
weit sich hier ein freier MiLlelstand enlwitkelt hat, lässt sich
leider nicht verfolgen. Die Städte sind der Mitteipunkt des
politischen und geistigen Lebens der Landschaft; hier haben
die hohen Adligen ihre Wohnhäuser, die Götter der Land-
schaft ihre Tempel, um die sich die Priesterschaft versammelt.
So zerfällt das Land in zahlreiche kleine Gruppen, die später
dem Gesammtstaate als Gaue (vo(i/$Ct aeg. hesep) untergeordnet
sind, aber ursprfkAglich jedenfalls yOUig selbständige Gemein-
wesen bildeten. Sie entsprechen den Stämmen, den localen
Gruppen, aus denen wie uberall, so auch in Aegypten der
treointe nationale Staat erwächst. Jeder Gau hat seinen ihm
! iuaiitiiümlichen Cultus, seine speciellen Gottheiten, Feste und
heiligen Thiere. Auch die Sorge für die HeguliruDg des NU-
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Erstes Buch, erster Abschnitt
Stroms und der üoberscbwiiiiinunj:, die Anlage von Canäli ii,
die früh/.eitigc Katastrirung des Grundeigenlhums sind Ange-
l^nheiten des Gaues, wenn sie auch später theil weise vom
Gesammtstaat übernommen werden. An seiner Spitze steht
der Gaufurst (9 ^ hri fa), dessen Wurde sich in der Regel
▼om Vater auf den Sohn forterbt und der noch unter der
12. Dynastie eine fast königliche SteOe einnimmt.
Dip Angaben der Grabinschriften über den gewaltigen Umfan? des
Grundbesitzes und Viehatandes einzelner vornehmer Aegypten für über-
trieben zu halten fso Marikttk \m] Ma^pfro], liegt kein (truiid vor. —
Der Titel rpa' bezeichnet den höiieren Adel, und verbunden mit lia' Niein
Anit:^litel der höchsten Beamten, z. B. des Nomarchen, des Comiiia;niaulen
des Nord- oder Südlande? u. a.| die höchste Classe des Lih.idels. Es
ist charakteristisch, dass Männer wie Ptaiihotep, Ptaliscpses, Ti, Una
trotz ihrer hohen Würden diesen Titel nicht führen. Sie sind eben
keine «Standesherrenc ifewesen, ja Ti seheint niederer HerkoDft ge*
wesen ni sein (oe Rooo^ Pr. Dyn. 812). Alletdings kann die Würde des
rpa* t^a' aueh vom Künige verlieben werden. — Eine allgemeine Beseieh-
ttttng des Adels scheint sa*^ zu sein; ser dagegen (eio io Aegypten
uralter Titel, der daneben von den Dynasten oder Scheichs der asiatischen
Stämme gebraucht wird und hier dem hebräischen 'Iti'* Fürst [philist.
p^]. assyrisch sarru, König, entspricht) ist kein so hoher Titel (vgl. die
Unainschrift). — T'eber die Stellang der Nomarchen erfahren wir Ge*
naueres durch die Grabschriften von Benihassan (12. Dyn., 97). Hiw
steht hinter ihrem NaniMi wiederholt der sonst nur dem König zukom-
mende Sp^'»^ns\vunsch : »Leben. Heil, Gesundheit!«, auch wird nach ihren
Jahren daürL — l eher die Geographie Altaegyptens und die Nomeuein-
theilung s. Bhuü.^ch, Geogr. Inschriften altae^r. Denkmäler, 3 Bde., 1857.
J. DE RotGE, Textes geographiques du lemple d'Edfou RAn. XI ff.
Ders., Monnaies des nomes de TKu'ypte in Rev. numism. XIV. BRrc^cH,
Dictionnaire geographique de Tanc Kg., 1879. Ferner DCmichex. Geugr.
Inschriften, 2 Bde., nebst erl. Text, u. a. — Wir besitzen in den
Tempelinschriften theils vollsttndig, theils fragmentarisch eine grosse
Anzahl von Nomenlisten von der Zeit Dhutmes III. abwärts; dazu kommen
als Hülbmittel für dieldentiflcirung der Gaunamen die Angaben der übrigen
Inschriften und der Griechen und die in der Kaiserseit von den Nomen
geprigten Münsen, Es etgiht sichp dass die Zahl der Nomen nicht immer
dieselbe war, gelegentlich einzelne getheitt oder mehme vereinigt wurden.
In der Regel werden in Oberaegypten 22, in Unteraegypten 20 Nomen
gezählt. Die geographische Feststellung der letzteren ist noch nicht vüllig
durchgeführt
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Die Nomen und die beiden Lande.
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§. 47. Die Nomen mit ihrem Adel und ihrer Priester-
schafl sind immer die einfachsten Elemente des Staatslebens
in Aegypten geblieben; iiire politische Seibstaiidigkeit haben
sie indessen längst vor dem Anfang historischer Kunde verloreOi
über ihnen bat sich ein nationales Königthum erhoben. Zur
nächst haben sich zwei Staaten gebildet: Oberaegypten (»das
Südlandc ta-res, spater mit Artikel pa ta-res, daher hehr.
CV^n9)t das ganze Nilthal vom ersten Katarakt b» unterhalb
des Faijüms umfassend, dessen Herrscher den Titel 1 suteni
führt und die weisse Krone Q trägt ; und Unteraejn^pten (>das
Nordiand« ta-meh), das Gebiet von Memphis mit dem Delta,
, dessen König \^ . . . ti heisst und die rothe Krone V tragt.
Dies sind die »beiden Lande«, in die AHaegypten serföllt;
jedes steht unter dem Schutze einer besonderen Gottheit: der
Süden unter dem der Mondgöttin Necheb, der Herrin yon
Eileithyia, der Xorduri unltT dem der Usit, die in Bulo verehrt
wird. Die Legende berichtet dann später, wie der Kampf
zwischen Horus und Set von ihrem Vater Qeb oder von Ra'
dem Götterkönig dadurch beendet wurde, dass man Aegypten
zwischen beide t heilte. Gewdiuilich ist Horus der Herr des
Sfidens, Set der des Nordens; vereinzelt findet sich auch die
umgekehrte Auffassung.
Die Z(veiLheilung Aegyptens besteht bis auf den heutigen Tag ;
■daneben bal>en die Ptolemaeer und Römer zu administrativen Zwecken
«De Dreitheilung vorgenommen, welche aber die allgebeiligte Ordoiing
nieht beseitigt hat. — Das Symbol des Sfldlandes ist die Binse oder der
totos ^ f das Dnterfigyptens der Papyms I, oder der Hanf £ —
Tbeilung swiseben Horas ond Set: mein Set-Tjrpbon, p. 90. 84 If.» theil*
weise, namentlich in der Ueberaetsung von peseil la berichtigen nacli
^ooownt bei Ghabas, M^Ianges 6gyptol. DI, I, p. 281 fll; vgl. Brugsch, Dict
|tegr.f p. 754. In dem hier besprochenen Text, der Ck)pie eines älteren
Teiles aus der Zeit Sabako*s, wird dem Set das SQdland, dem Horus das
Delta zugewiesen (ebenso in dem Text aus Edfu bei Brugsch, Dict.
g^ogr., 1382) ; sonst Hegt gewöhnlich, namentlich Pap, Sali. iV, 29 Athyr,
L, i)» ttl, 146 b, die umgekehrte Vertheiiung vor.
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üntes Buch» «ciler AhsebniU.
§. 48. Auch die Zeiten, in denen Iseide Reiche neben
einander bestanden, sind ilQr uns Terscbollen. Wir kennen
nur ein geeintes Ae^^ypten, dessen König die »Anfheile«
(pe.sest) des Horus und Set beide besitzt und beide Kronen
auf dem liaupt trägt. Ein Hau|)lelirentitcl der Könige ist zu
allen Zeiten sam taui »der Vereiniger der beiden Lande«, und
wie dem Könige kommt derselbe natürlich auch dem eigenl-
« liehen Nationalgotte, dem Horus, zu. Die Einigung nni'^s vom
Südreich ausgegangen sein, da ausnahmslos in der Titulatur
und in allen politischen und religiösen Aufzählungen der Süden
dem Norden vorangeht. Nicht undenkbar ist, dass der Name-
Mena, mit dem unsere £önigslisten beginnen und d&a. nicht für
historisch zu halten kein Grund vorliegt, den Herrscher be-
zeichnet, d«>r zierst das geeinte Reich geschaffen hat. Nach der *
nianethorii-rlien Ueberlieferring (ebenso Eratosthenes) stanniite
er aus Thinis, der, Nacld)arsiadl des altheiligen Abydos, und
mehrfach schreibt ihm die Sage die Gründung der ersten
Hauptstadt des Gcsamnitslaates, Memphis, zu.
Von der allmählichen Entstehung des Einheitsstaates weiss
natürlich unsere Ueberlieferung nichts. Sie führt die Einthei*
lungen des Landes auf willkürliche Akte zurück — so wäre
die Nomenemtheilung nach Diod. I, 54 ein Werk des Sesoosis.
An die Spitze der Geschichte setzt sie die lange Herrschaft
.der Götter nacli ihrer Reihenfolge im System. Dann kommt
die Dynastie der »Nachfolger der Horus* (semsu lior, in der
ni;iiM Uionischen Ueberlieferung v^xos? T^judsoi), an die un-
mittelbar Mena's Herrschaft anschliesst.
Mf-nos gründet Memphis: Herod. II, 99; bei Htnetho ist der ziveitfr
König, Athothis, der GriinJer des Palastes iu Memphis. Grundfalsch ist
Diodor*s Darstellung I, 50, Memphis sei jünger als Theben. — l'el)er die
Semsn Hör s. Df. Rrn rF. Six pr. djn. , 37Ö f. Bei den griecbiscbeii
SchrifUteilern werden sie nicht erwähnt«
g. 49. Auf EGnig Hena iassen unsere Listen etwa
24 weitere Herrscher folgen, von denen uns Inschriften nicht
erhalten sind. Dagegen lassen sieh ihnen mit ziemlicher
Sicherheit mehrere Monumente der Todtenstfidte Ton Memphis
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ll«iui und seine NechiSDlger.
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ZQWeiseD, so die drei ganz verialleDeD Pyramiden Ton Abo
RoäS mit ihrer Tdllig zerstörten Nekropole im N., die ältesten
Pyramiden von Dahiür im S. der Stadt, vielleicht auch die
rftthselhafte Stafenpyramide Ton Saqqara. Auch der gigan"
tische, aus dem Felsen gehauene Sphinx von Gizo v-vur nach
dem Zeugniss einer allerdings späterer Zeit entstammenden
Inschrift (de Rolul, Fr. dyn. 565. Mariftte, Mon. div. 58)
schon zu König C4hufu's Zeit vorhanden, i^'enier sind einzelne
der Gräber von Saqqara wegen des archaisctiea Charakters
ihrer Scnlpturen und Inschriften dieser Epoche zuzuweisen.
Ifanetho theilt die ältesten Könige in drei Dynastien, von
denen zwei aus Tbinis, eine aus Memphis stammen, während
der Turiner Papyrus nur einmal ^nen Abschnitt zu machen
scheint. — Der letzte König der Reihe ist Huni. »Als er
zur Ruhe gegangen war,« heisst es im Pap. Prisse, »da erhob
sich König Snefiu als woliUliiltiger Herrscher über das ganze
Land« Snefru ist der erste Köni^, dessen iXame uns auf
den Denkmälern begegnet; aus der Zeit seiner nächsten Nach-
folger besitzen wir dann ein so reichhaltiges monumentales
Material, dass es möglich ist, die Umrisse der damaligen Ge-
staltung Aegyptens mit Sicherheit zu zeichnen.
ICanetho eebreibt den Bau dar Pynmide von Kodiome (Kaqem) in
Sftqqtot dem vierten Könige m. Giiber der Uteeten Zeit: HAiusnfi,
RAiu XIX, 18. — Die Angaben Ober die literarische Tbitigiceit der ersten
Könige e. $. 74. För die aegyptische Ueberlieferung Ist charakteristisch,
daes ein medic. Pap. in Berlin (Brü(:>(:h Recuei! pl, 99) auf König ^usapU
unmittelbar Senda folgen lässt, während nach den Listen sieben Könige
zwischen den beiden lagen. — Der Versuch von Krall, Gompos. des
manelh. Gescbichtswerkes 1879, die ältesten Könige als unhistorische
Pnestererliudung zu erweisen, ist durch nichts begründet, seine Ueber-
setzung der Namen p. 16 f. fast ausnahmslos falsch. — Zusammen-
stellung der Künigslisten hei de Roug^, Pr. dyn. 239. Lieblein, Rech,
•or ia chrtnol. Taf. L Der Toriner Papyrus tthlte von Hena bis Sneliro
esd. wahrseheinHeh 24 Namen und maebte beim 20. (resp. 21.) 9eser
einen Einsehnilt. Maneth6*e drei erste DTnaetien umÜMsen 26 KOnige
mit 769 Jabren; die vierte beginnt mit Sorie » Snefirn. — lieber die
Cbn>n«>iogie s» %, 79.
^) Aehnlich in einem Petersburger Papyrus : Golexischeff, ÄZ. 1876, 109.
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58
BntM Bttdit Butm AbidiiiitL
Organisation des Staates.
§. hd Schon (iie ältesten Inschriften zeigen uns einen
völlifT ausgebildeten Beamtenstaat. Die ganze Verwaltung und
ebenso die Rechtspflege wird schriftUch erledigt. Letztere ist
fest geordnet und unzweifelhaft auf schriftliche Gesetzbucher
begründet, und unendlich oft werden in den Inschriften aller
Zeiten die Hitglieder der htebsien GerichtabOfe des Landes
- und die Oberricfater erwfiimt Die hflcfaste Instanz bildet der
EOnig selbst, an den <u sapplidren jedem freizustehen scheint
Königliche Beamte gd^ieten in den Stfldten und Nomen, wenn
auch ihre Würde in der Regel von Gescliicciit zu Geschlecht
forterbt (§. 46). Ueber ihnen stehen die vom Könige ernannten
Commandaiiten der beiden Ueichshälften (vgl. de Roi'^f, Pr.
dyn. 345, 348). Aller Wahrscheinlichkeit nach wird schon
gcit den ältesten Zeiten eine regelmässige Grundsteuer für die
Bedürfnisse des Staates erhoben ; nur das Gut der Götter und das
Besitzthum der Priester ist zu allen Zeit^ steuerfrei geblieben.
Die Aushebung der zu Vertheldigung und Angriff nfitbigen Trup-
pen wird Yom Könige angeordnet, er ernennt die Befehlshaber
derselben. Im übrigen frülen natürlich diehiteressen des Rünigs
und des Staates vollständig zusammen ; für die Bauten, die er
den Göttern oder für sich selbst errichtet, z. B. für die Errichtung
seiner Grabpyramide, werden die Kräfte des gesaumiten Landes
in Anspruch genommen, und für jeden Aegypter ist es die
bdchste Ehre, dabei dem Könige gedient zu batien.
Du reidM Mitsrial, wekhes di« aegypUieheii Gnbimohriftn Ar
dt« YerwaUnng des Landes bietan, itt nodi iranig geordnet, viele Titel
Bind Doefa Hiebt erfcMrL Am meleten bietet k Roint, daneben vgL
DOiOGBni, Reeultate der preoie. Eipedition 18SS, u. a. — Elna uinfuig»
reiche Liste der Verwaltungsbeamten entbllt die Qimlieduifl des üna,
ZM7 fr. UeLer die Richtertitel s. Brdobcb, WOrterbneb. Suppl. S. 389 fF. Viele
Titel und Aemter harren nncli der Erklftrung. — Das8 die Priester steuerfrei
waren, berichten Gen. 47, 22, Herod. II, 108, Diod. I, 73. Dann sagt
Herodüt, dass die |i.ä/_'}j.ot, das isf dpr .lu'* dei? Söldnern hervorge-
gangene Kriegerstand (g. 317), 12 Morgen Landes steuerfrei besesten bftttm.
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Stelhing des KAniftliimis.
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woTon Ci«D. 47, 20— S6 oad bat Diodor niehlt •rwibnt wird; «t mag
indessen die Bestimmung hier als unwesentlich nbergangen idn. Die
Geneaia achreibt bekanntUeh die Einführung einer Grundetauer von 20*/»
dam Joseph n.
§. 51. Das Centrum alles politischen Lebens bildet der
Tlof (per 'a »das iiohe Haus«, dalier ny"13 Pharao; auch
hat at »das grosse Haus«). Der Adel ist in Masse in den
Hofdienst ^getreten, daneben erhebt der König wen er will
so den höchsten Stellen im Reich. Zahllos sind die Titel,
denen wir hier hegegnen: »Der Vertraute« (seduner oifti),
»der Gefaeimrath« Q^ri se&ta), »der erste am Throne des
Königs« ('ap nest suteni) vu ä. Daneben die Staatsämter:
»Geheimsecretfirc, »Vorsteher äer Bittschriften ans dem ganzen
Lande an das Herz seines Herrn«, »Verwalter des Bücher-
hauses«, >Schatzmeister«, »Vorsteher aller Arbeiten des Königs«,
»Aufseher der Aibeiten«, »Domänen inspector« (cherp sochet),
»Bergwerksinspector«, »Vorsteher der Schlachtopfer« u. s. w. bis
zu den niedrigeren und niedrigsten Hofchargen hinab. An der
Spitze der Hofrangordnung stehen natürlich die »Königlichen
Verwandten« (rech snteni), vor aOen die Prinzen und Prin-
lessimien, unter denen wieder der »Eönigssohn vom Huiterlelbe
an«, d. h. der «op^upoYdwTjToc, den Vorrang dnnimmt. Die
Königskinder werden mit den Söhnen vornehmer Aegypter zu-
sammen erzogen (de Roi ge p. 284), die Töchter mit den Lieh-
lingen des Königs vermählt. i^Das Herz seines Herrn zu erfreuen
jeden Tag«, »geehrter zu sein beim König als irgend ein
anderer Diener« erscheint als das liöchste Ziel des Beamten.
Eine Herstellung dar aegyptiscken Hofirangordnang in ihren Grond^
sögen Ist im allgemeinen ganz wohl mögHeh. Bei den Auftiefatsbeamten
scheint mer die Mdiste Stelle zu besdcbnen; dann folgt or (»der
6rosse«X sebUeaslicb cherp i*^^ Aufseher«). Einzelne hfiuSge Titel wie
mar mit »Stadteommandant«) u. a. sind noch nicht erkl&rL
§. 52. Das Staatsoberhaupt selbst ragt empor über alle
UnterUianen wie der Adel über seine Leibeigenen. Eine
u
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Entaa Blieb, «fster Abielmitt.
Leibgarde beschützt ilm, nur in feierlicher Procession zeigt
er sieh dem Volk, Wer sieh ihm naht, wirft sieh zu Boden,
nur die HGcbstbegunstigten haben die Erlaubniss, statt dessen
die Eniee des Königs zu umfassen (de Rouoi p. 286). Er ist
der Inbegriff aller staatliehen Ordnung, durch den alldn die
Pflege der Gerechtigkeit, die Sicherheit von Leben und Eigen-
thum möglich ist. »Den Herrn der Gerechtigkeit«, (neb ma'at),
d. h, den, der jedem ünterthan zu seinem Rechte verliilfl,
nennt sich schon Snetru, und seinem Namen folgen wie dem
aller späteren Pharaonen die Worte »der Verleiher von Schutz,
Dauer, Leben, Gesundheit, Herzensfreude, der Herr der Ewif^
keit«. Mit den Göttern steht der König in unmittelbarem
Verkehr, von ihnen wird er geleitet, ja er ist selbst >der
• groese Gott«, die Incarnation der Gottheit auf Erden, Tor
allem des Horas, des thatkräfligen lebendigen Gottes, der seine
Feinde besiegt, Aegypten geeint, den Thron seines Vaters
wiedergewonnen hat (sj. 'uk 57), ferner des IIa', des ewig
leuf'htend(^n Sonnengottes, des eigentliclien Welttierrschers. Die
Pharaonen gelten als Nachkommen der^Ra', von dem sich in
männlicher oder weibUcher Folge die Herrschaft von Genera-
tion zu Generation forterbt. »Der goldene (Sonnen-)Horus<
und »der Sohn des Ra'« sind ständige Titel der Pliaiaoneii,
seit der 5. Dynastie wkd es Gebrauch, neben dem Eigennamen
einen Thronnamen anzunehmen, der fast ünmer eine Eigen-
schaft des Ra' auf den König Qbertrftgt Daneben ersebehit
der König, als Besitzer aller Macht auf Erden, auch als Incar-
nation des Horns und Set, d. h. des Lichts und der Finsterniss,
d«'> Guten und des Bösen. Mit dem Tode geht der König zu
den üöttern ein und ein regelmässiger Gultus wird für ihn
eingerichtet (g. 64),
Tbroufolge der Töchter : Manetbo Dyn. 11, '6 u. a. Ueber die Be-
sdebnimg des Königs als yar-Set s. m. Set-Typho» p. oi. —
Da Kflnig und Qoit gleiehstebeM, ünd dl« aegypiischea Pmomeniiuiieii
lefar hlufig aueh von dem Namen de« regierenden oder eines veretoiy
benen EOnigs abgeleitet.
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VerbUtaitte der Uotertbaiieo.
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§. 53. Dass sich unter diesem Beamtenstaate Aegypten
ZQ hohem Wohlstande entwickelte, dass die Verwaltanip one
wohlgeordnete war, dass das EOnigthum in kräftigen H&nden
xobie, zeigen die gewaltigen Monmnsnte der Pyramidenzeit
nicht nur durch ihre Wandgemälde und Inschriften, sondern
schon durch die Thatsache ihrer Existenz. Im iibrigen geben
natürlich diese durchweg officiell oder halboUiciell gehaltenen
Darsfellnngen über die Lage der Bevölkerung nur ungenügende
Auskunft und auf viele Fragen suchen wir vergeblich eine Antwort.
Wie dar Landadel sich in die ITerrschaft des Königthums fugte,
wissen wir nicht; spätere Tbatsachen lehren, dass die loeaien
und antonomistisehen Strömungen keineswegs erloschen waren.
Die Analogie anderer Entwickelmigen und einzehie Andeu-
tungen (9. 46 Anm.) lassen yermuthen, dass das Königthum
dem Adel gegenüber sich vielfach auf die niederen Stände
gestützt luU und diese an sein Interesse fesselte. Wie weit
indessen die Bildung eines freien, Handel und Gewerbe trei-
benden Mittelstandes, namenilich in den Städten, etwa von
oben herab gefördert worden ist, darüber ist nicht einmal
eine Muthmassung möglich. Nur das ist gleich hier zu betonen,
daas von einem Kastenwesen in Aegypten trotz der Berichte
der Griechen keine Rede seui kann. Alierdings übernahm
wie überall, so auch hier in der Regel der Sohn das Gewerbe
semes Vaters und der Adel war natürlich erblich. Indessen
zahllose Ausnahmen beweisen, dass die Wahl des Beruft
völlig frei war, und von einer Abgeschlossenheit z. B. des
Prieslerstandes kann keine Rede sein. In der Resiaurations-
zeit der 26. Dynastie mag man allerdings versucht haben,
auch hier eine feste Theorie aufzustellen und praktisch durch-
zuführen.
Religion der Aegypter.
9. 54. Kern Factor greift tiefer in das Leben und in
die Geschichte der Aegypter ein, als die religiösen An-
schauungen, und es ist denn auch ausser den Indern kein
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SntM Btwh, «nUr Abseboitt.
Volk religionsgeschichüich interessanter aU sie. Freilich ist die
aegyptische Religion zu einem so complicirtoi Gebilde erwacbseo,
dass eine Darstellung ihrer Entwickeiung vmd der in ihr hen^
ichttideii Orafidanschanungen mit deo gHMen Schwiengkeiten
za kfimpfen bat Im Folgenden aoll der Versuch gemaeht werden,
ihre ftHesle C^estaH in kunsen Umrissen za xeiehnen, wobei alles
ausgeschieden ist, was der Geheimlehre [nicht zu verwechseln
mit Mysterium!] angehört. Die Entwickeiung der letzteren
hat zwar unzwcifelliart schon vor König Snefru begonnen,
indessen zur Herrschaft gelangt sie erst allmäliiich zur Zeit
der Pyramidenerbauer, und jedenfalls ist ihre Aussonderung
für das Verständniss der aegyptischen Religion durchaus erft»^
derlich (vgl. g. 62 Anm.)« Die Anordnung ist im folgenden
nach praktischen Gesichtsininkten gegeben; es ist aber nie
ausser Augen zu ksseUt dass die einzelnen Süem^te der
Religion — Priester und heAm, Lichtgötter und Dämonen,
Todtendienst und Festcultus, locale und Heichsreligion —
durchweg in engster unauflöslicher Beziehung zu einander
stehen und sich fortwährend gegen^^citig beeinüussen.
Literatur: Pietfcfimarn, Der aegypti^^che FetischiflBiis und GOtter-
glaube, in Z. f. Ethnologie 1878, 153 ff. Le Faut. Rknocf, VorIe«ung«a
über TTrsprun/ nnd Entwickeiung der Heligioo, erl&utttt an d«r RAÜgiai
der all Ii Atgypter (aus dem Engl.), 1881.
Ijertxiut II, 37 (ol A^Y^irttot) ihmtfiitq tcept^sux; »ovrc^ fj-aXtata savtaiv
4v^p«»ffo)v, — Alf» Quellen siiul in erster Linie die Texte der PyramidenTeit,
von religiösen Werken das Todteiibuch zu vervvertben. Die Angaben der
späteren Zeit, auch dar Griechen, über bestehende InsUtulioaea, Feste,
IfOcalgottbtItea o. s. w, dOrfni danebea henugezogea werden, obwohl
bier natflrlleb vieles, ntmentUch im Ritual, eich ent ap&ter auegelnldet
hat Im Qbrigen stehen alle Texte des Neuen Reicfas ▼6llif nnter der
Herrschaft der Geheimlebre und behandeln alle Gottheiten nach dem
Schema derSonnengötter. Die ausfahrlichen mythologischen Texte der Ptole-
maeerzeit geben die letzte sp&teste Gestalt der Sagen, ganz euhemeristi^-cli
und schemutisch behandelt und von «pfiteren Znsiitzen vielfach durchselzt.
Die (Jriecljen endlich haben in ihre Darstellmigen der aegyptiThen
Mythen sebr viel eigenes hineingetragen und sie häuitg missverslan iFMU
dürfen daher nur mit grosser Vorsicht benutzt werden. — Eine Kni k
der modernen Bearbeitungen würde zu weit führen ; ich bebe hier nur
folgende Ponkte hervor: 1) Es ist i^dfalsch bei Betrachtung irgend
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Die Sonnengötter.
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einer Religion von kosmogonistchen oder grar pliilosophisclicn Gedanken
auszugeben. 2) Die Göltersystertie und Genealogien sind sccundären Ur-
sprungs und gehen flberall auf den mit Bewusi^tsein unternommeneu
Versuch zurück, eine Ordnung in die Ueberlieferunp zu brinj^en. Nur die
nächsten Verwandtschaftsgrade; Vater, Mutter, Sohn, Bruder gehören
dem Mythus an. 8) Die Aufgabe der Kritik ist ee, die eiozetnen Mythen
mOgüehat von einander sa aondem, anfroUeeni nicht lu verbinden.
Keine Aellgion iet nnprflnglieh ein Slyetem, seihst die hOehstentwiekelten
haben es nur aUniählleh tu einen solchen gebracht« und in Iceiner ein-
sigen ist die Totte Darehmhrung desselben mOgUeh. 4) Die Sterne spielen
in der aegyptlschen Belgien und Mythologie — wie nberall aosser in
Babylon — nur eine ganz anlet^eoi-dnete Rolle. 5) Die aegyptischen
Sonnenmythen beziehen sich auf die täglichen Schiel; sale der Sonne,
nicht auf den Jahrf>^lauf, an den dagegen die Feste dpt ..'rossen Natur-
göttinnen und die Im M^Mlte anknüpfen. 6) Von iirm irin Einfluss»
fremden Göttern u. a. kanü in Aegypten, abgesehen von den nach-
weisbar in historischer Zeit eingeführten Culten, keine Hede sein.
§. 55. Die grossen Gottheiten Aegyptens sind vorwie-
gend Lichtgottheiten , und sie sind es, an die zunächst die
gesaniiulc Mythologie nnd Symbolik, Hnnn die Theoloeie und
Speculation Aegyptens anknüpft. Obenan steht der Sonnen-
^U, der lieben und Kraft Terleiht, aber auch durch die
fearige Gluth seiner Strahlen s^gt und Tmiichtet, von dessen
Laufe das Schicksal der ganzen Welt abhftngt Wie er »am
Morgen geboren wird am Horizonte jeden Tage, wie er gross
wild und über den Himmd f&hrt, die sieb ihm entgegen-
thftrmenden Wolken besiegend, bis er an die Pforten des
Westreichs kommt, sei es um den Mächten der Finsterniss
zu erliegen, sei es um auch hier den Eingang sich zu er-
kämpfen und das Westreieh, die Unterwelt, zu durchziehen,
wie er dann am nächsten Morgen wieder si« ^Telch, »triumphirend
über seine Feinde« am Horizonte hervortritt, derselbe Gott
wie der gestrige, und doch sein Sohn, sein Nachfolger und
Rieber, — das ist in tausend Variationen der Hauptinbalt
der aegyptischen Mythologie.
Ausserordentlich zahlreich shid nun aber die mythischen
Formen, unter denen die Sonne aufgefasst wird, und die
Namen, die dementsprechend der Sonnengott führt Ganz
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EnUs Buch, enlOT Abschnitt
Aegypten verehrt ihn in den Gestalten des Ra* und Horns
(Har »der hohe« saperus). Ha' ist der ewige Gott der liebten
Sotme, -welcher tagtäglich seine Feinde, vor allem die groeae
Wolkenschlange ^Apep benegt, der den Tod nie leidet, auch
wenn er in die Unterwelt hinabsteigt um dort zu ruhen oder
zu herrschen. Nach der gewöhnlichen Ansdiaming fährt er
in einer Barke über den lliinniel, von kräftigen Rutlcrein ^'e-
fahren; doch auch in einem Schlitten wird er häufig von
Schakalen gezogen, oder er wandelt einher auf den »Stützen des
Suc, des Luftgottes, oder steigt die grosse Himinelstreppe
empor (Todtenb. 17, 3, Bruosch, Ree. 1, pl. 7, 1); oder der
Himmel wird als eherne Feste (ba) angesehen, über die er
dahin schreitet. Auf dem Haupte trfigt er die Sonnnenscheibe,
an deren Spitze die Urftoaschlange [Umrnt, die Göttin der
»Stundet] die Temiehtende Gluth der Sonnenhitze darstellt.
Er vor allen ist der König und Herr der Götter, das Vorbild,
der Ahnherr der irdischen Könige. I^r wird daher gebiltki
wie diese, und alle Attribute Ra's koinmen den irdisclien
Herrschern zu. — Völlig identisch mit Ra' ist Tum , der
S(Äinengott von HeliopoUs. Durch den Einfluss der Priester
dieser Stadt ist sein Name weit verbreitet worden (§. 93); er
wird immer dem Ra* völlig gleichgesetzt.
Im Gegensatz zu der Majestät des Ra' ist Horns dmr be-
wegliche, der ewig kämpfende^ »der starice, siegreidiec Gott
Er durcheilt den Himmel als Sperber mit leuchtendem Ge-
fieder; oder die Sonne ist sein rechtes Auge, der Mond
sein linkes (die beiden Usaaugen ^S)« Als s>flief?enden
Horus« (HarBehedti, Localgött von Edfu, ae?. Dbu, Apollinopolis
magna) kennzeichnet ihn die geflügelte Sonnenscheibe ^^3S7,.
das gewöhnlichste Symbol des Sonnengottes. Jeden Morgen
wird er neu geboren am Horizonte als schöner, fröhlicher
Jüngling (^arpechrod, »Horus das Kinde, gr. Harpokrates;
davon abgezwagt Al^, der in Tentyra verehrte Gott der Fest-
freude). Seine Mutter Q^Q^or (»das hohe Haus«), die Him-
melsgöttin, gebiert ihn am Horizonte^ sfiugt ihn und zieht ihn
gross. Und dann, wenn er zum Manne herangewachsen inmitt^
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fU* und Horns.
65
4es Hinrtmftlg steht, Termählt er sieb mit der Motter, um mit
ihr den neuen Gott des nfichsten Tages, d. h. sieh selbst zu
zeugen. Horas ist aber undenkbar ohne seinen ewigen Feind,
den Dämon der Finstemiss, seinen Bruder Set (»der niederec,
der Erdgott, der das Licht verschlingt, in Unteraegjpteii ge-
wöhnlich Sutech genaiiut). Jeden Morgen besiegt und ver-
nichtet er ihn, aber immer aufs neue gewinnt Set die alte
Kraft zurück und beginnt den Kampf wieder. Auch die Sonnen-
uud Mondfinsternisse sind ein Kampf beider Mächte, dem die
Aegypter wie alle Naturvöliser mit höchster Spannung folgen,
Set in Gestalt eines Ebers verwundet das Auge des Horus,
dieser reisst ihm die Hoden aus, endlieh schreitet der Mond-
gott D^uU ein, macht dem Kampf ein Ende und heilt die
Wunden. Daher «^fert man in Aegypten beim Vollmond ein
Schwein. Set und Horas smd polare Gegensätze, keiner ist
je der vollständige Sieger; jener bezeichnet alles Feindliche,
Verderbliche, ist daher auch der S( iiiirnherr des Auslandes,
der Feinde Aegyptens, Horns der nationale Held. Beide Eigen-
schaften zusammen werden daher auf den Künig übertraf,'en,
um den Vollbesitz der Macht zu bezeicimen (§. 52). In der
späteren Entwickelung wird dann Horus naturgemäss der gute
Gott, Set der Iiütegriff des moralisch Bösen.
Horns und Ha' sind nicht identisch, aber berQhren sich
so vielfach, dass nicht ihre Mythen, wohl aber ihre Attribute
seit frühester Zeit vielfach mit einander veischinol/f^n sind.
Beide Götter werden vereint zu der Gestalt des Ra^ HariiiiLi huti
(Ra Harmachis, Ra^ der Horussperber an den beiden Hori-
zonten Ihm zu Ehren errichtete man die Obelisk rri al-
Sinnbilder der Sonnenstrahlen, schlanke Spitzsäulen, deren jede
ihren eigenen Namen und Priester hatte. Sein Sinnbild ist
ein liegender Löwe mit Menschenkopf und den Attributen der
KömgswQrde, der Sphinx. Es ist nur natürlich, dass man
demgemäss auch den König, die Incarnation der Gottheit auf
Erden, in dieser Gestalt bildete.
u
66
EnteB Bueli, «nttr Abiebnitt.
Im allgemeinen: Lk^kbure, I<e mythe osirien. I. Les yeux d*Honi»
Par. 1874. II. üsiris 1S74. Mein Set -Typhon, Leipzig 1875, und
die B-^merkungen ÄZ. 1877, 155. N\vnj,E, Textes rolalifs ;iu mythe
d'Horus. BnuüSCH, Sage von der gfllnjirelten Sonuenscljcihe, Ahh. CiOll.
Ges. 1B^9. — Da?8 Tum als Göll der Abendsonne hezeichnel wini, ist
ledigUcb späteres Schema , von dem kern aller Text etwas weiss. Ich
btmerk« noch, dtm Todtcnbacli 17, 24 ff. mit dem ConnMnUtor «iif dto
Soim«iiilii8t«niiM» nicht, wie ich früher annahm, auf die Hondfluteraiae
zu hedehen ist. Die jAhrliehe Bahn der Sonne, die man so rielAich
tnr Mlftrung herangeiogea hat, epielt Imi der £ntetehung der Sa^^
gar keine Rolle und dflrfte z. ß. im Todlenbuch sehwwlich vorkommen.,
Üeherali ist nur von den täglichen Schicksalen der Sonne die Rede. Erst
in späterer Zeit, als der Sinn der Sagen längst entschwunden war, hat
man auch den Jahreslauf der Sonne in das mythologische System
logen: vgl z. B. Bauoscu, ÄZ. 1881, 105 ff.
g. 56. Neben den Sonnengöttern stehen die Gdttüum
des Himmds, Nut, Qathor, Isis, Mut-nrt »die grosse Mutterc
nnd andere. Nut ist der Hinunelsooean, die Gemahlin des Erd-
goltes Qeb, mit dem sie das Licht erzeogt; auf ihrem Leibe
glänzen die Sterne, sie »breitet ibre Arme aus über den Spross
des Qeb«, auf ilireni Rücken fälirt Ra-Tum dahin. Sie wie
Hathor heisst »Herrin der Svkomorec, d. h. des Himmels-
baumes, »aus dem Ra' hervortritt«. Sonstwe rden diese GÖt*
tinnen vor allem als Kühe gedacht, zwischen deren Höroem
— der myttuseben Auffassung des getiirgtgen Horisontes — die
Sonnenscheibe herrortritt (cfii).
Aber wenn der Sonnengott mftchtig am Himmel straUt,
dann ist er nicht mehr der Sohn, sondern der Gemahl der
Himmelsgöttin. Er ist >der kräftige Stier« (ka necht, ge-
wöhnlicher Bein iiiK' des Ilorus), welclier den Sonnengott des
nächsten Tages v mi ihr erzeugt; oder ein gewaltiger Skarabäus-
käfer — das Treiben dieser Thiere ersciiien den Aej^yptern
als hoch geheime is.v voll — der Gott Chepera rollt sein Ei
über den Himmel, um die Göttin Nut zu befruchten. Ja der
Sohn »▼ermählt sich mit seiner eigenen Mutter«, oder wie es
▼on Horns heisst, »er setzt sich auf den Sitz seines Vatersc.
Der Sonnengott ist vorwiegend der HännUche, Krftfitige, der
Erzeuger. Man sieht, wie alle Gottheiten des Geschlechts-
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Die UimraelsgöltitineD.
67
lebens und der Zeugung zur^leich zuSonnenfj^öltern werden (i;. 58).
Unendlich oft wird der Sonnengott als Stier oder Widder be-
zeiihiiet, der heilige Widder von MeuJi wird für eine In-
carnalion des Sonnengotts Üsiris erklärt, alle heiligen Stiere
und Widder werden ähnlich gedeutet.
Es ist naturlich, dass Ton hier aus sich die Ansätze
ergeben einmal zu einer Systematiarung, einer Genealogie
der Götter und zu kosmogonischen Speculationen — so ent-
wickelt sich ans der Nut das männliche Urwesen Nuu, »der
Vater aller GöUer«, der Himmelsocean , aus dem alle Götter
geworden sind, das Chaos — andererseits die crassesten Wider-
sprüche unvermittelt neben einander stehen. Horns ist Sohn
des Qeb und der Nut, oder der Isis und des Osiris, Gemahl
oder Sohn der l^thor, ein Kind oder ein noannlicher,
kriegerischer Gott; die sp&tere Zeit unterscheidet mindestens
acht Horns von einander. Tum, Ra*, Qeb, Nuu o. s. w.
sind alle die ältesten, ur3|)r anglichen, schöpferischen Götter.
Nimmt man die zahllosen Namen und Unterschiede im Gultus
hinzu, so ergibt sich von selbst, dass man in jedem Nomos
anders lehrte und erlaubte, und dass von hier aus sich den
beiden grossen Factoren jeder mythisch -theologischen Ent-
Wickelung, der fortwährenden Differenzirung und der fort-
währenden Identülcirung der Götter, der weiteste Spielraum
öfbete«
Die Griechen, denen die Neueren sehr mit Unrecht fast durchweg
gefolgt siad» haben die Kubbörner mit dem Diskus für eine Abbildung
dtt Mondes gehalten, w&hrend IriSt Hathor u. »• w. durch Himmeifl-
fOttifloen sind and als solche sfAter (Philae, Dendera, ^1. DihuGHsv,
BsQorkunde von Dendera, 20 ff.) so SonnengOtUnnen werden. — Ueber
den Himmelsbattin 9, kZ, 1877, 157 ; Todtenbuch c. 59. 100. — Ueber
die Bedeutang des Skarabäus vgl. Flut, de Is. 10. 74. — Zar Ver*
iDfthlung mit der Mutter vgl. Herod. II, 64. — Die acht Horus sind:
Ibnnachis, Harpokr^es, ^arur (Vlp,o6*rjEpi<;, Horns der ältere), l^ar behedti,
Bar-sopd (der Herr des Ostens), Horns der Sohn der Isis, Horas der
iUcber seines Vaters, Horus der Vereiniger der beiden Lande.
§. 57. Der berühmteste ae^ryptische Sonnengott ist Osiris
(Asarj geworden. Sein Cultus war ursprünglich local beschränicL
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68 EntM Buch, erster Absohnitt
Seine eigentliche Heimath sind Abydos('Abdu)« die h eil iir^^te Stadt
Aegyptens, und Busiris (d. i. pe-Asar, »Haus des Osiris«) im •
Delta [vergl« Bergmarh, ÄZ. 1B80, 89}; beide rühmen sieb
das Grab and den heiligen Leib des Gottes zu besitzen. Dnrcfa
die Geheimlebre ist er dann mdir als Irgend ein anderer Gott
(Her. 42) über das ganze Land verbreitet. Odris ist der
Sohn des Qeb und der Nut, der Bruder des Set. Er »schreitet
mächtig hervor aus dem Hiiiiiiielsüccan«, aber am Ende seiner
Laufbahn erliegt er der Tücke des Set, der ihn ermordet
und die Welt seiner Herrschaft, der Nacht, unterwirft. Die
Scliwestern und Gemahlinnen des Osiris, Isis und Nephthys^
die Göttinnen des östlichen und des westlichen Horizontes^
stehen klagend an seiner Leiche. Indessen In Horns, seinem
Sohne von der Isis, ersteht ihm dn RAeher; er besiegt den
Set, tritt die Finstemlss nieder, steigt als jugendlich^ Golt
auf am Horizonte und gewinnt den Sitz seines Vaters. Osiris
selbst aber, der bestattete Sonnengott von gestern (Todtenb.
17, 5 f.), der Gott, »de.ssen Herz stillsteht«, herrscht im West-
reich in Frieden, sich freuend über den Sieg seines Sohnes,
der seiner Sache zum Triumphe verholfen hat.
Wie alle mj^hischen Vorstellungen wandelt sich auch die
von Osiris, deren ursprüngliche 13edeutung in den älteren
Texten und namentlich im Todtenbuch noch überall klar vor-
liegt, aus der Aufbssnng eines natürlichen, alltAglicben Vor-
gangs allmählich um bi die Erzählung von etwas einmal vor
kmger Zeit Geschehenem, sie wird eine historische Enfihlung,
deren Zeit, Ort und einzelne Umstände schliesslich bis üis
kleinste Detail angegeben werden. Zum Andenken an die Be-
gebenheiten des Kampfes werden dauii an den Jahrestajjen des-
selben die Trauer- und i leudenfeste gefeiert, die ursprüngrlich
aus der unmittelbaren Tlieilnahme des Menschen an den Vor-
gängen der Natur erwachsen sind. Zuletzt werden Osiris,
Set, Horns irdische Könige Aegyptens, die dann zu den Göt-
tern fibergegangen sind. Zugleich aber ist der Lichtgott der
l^iender und Vertheidiger aUes Guten und £rstrebenswerthaif
— daher z. B. auch der Spender der Nllfluth — ^ dem der
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Omsk, Die Abrigen Gottheiten.
69
Mensch naclizuelfera, dessen Gebote er zu befolgen hat, wenn
er wfll, dass es ihm gut gehe.
Dass Osiris :SonnejigüU ist, liat zuerst Lki.siüs, Ueber den ersten
ftegypliächen GAtierkreis, Abb. Berl. Ak. 1851, belonU Dass Osiris ein
•jfingerer« Golt Mi als «ndere, ist gnmdftilieh ; eeiiie SteUmg in der
Retheolbige des QOIterltreisM (g. 69) beweist d«nir utOriieh gar niehta.
Ebensa wenig enthllt die Sage fremde Elemente (Bbbb% Ae. K M, 287),
obwohl sie in spAteier Zeil mit der Adonissage von Bybloe contaminirt
wird. — Die letzte Fassung der Sage und die späteren Deutungen gibt
bekanntlich Piutarch de Is. et Os. — Trauerfest um Osiris Tod in Busiris
Herod. II . 61. BesUttong des Osiris II, 80. Der Osirismylhus als My-
sterium; §. 67.
§. 58. Neben den besprochenen Göttern stehen zaUr
rache andere, deren Gült zum Th^ weit verbreitet ist. Vor
allem die Gottheiten der Zeugung und Ernte, die wie überall
im Cult der Landbevölkerung eine iiauptrolle spielen, immer
ithTphall gebildet, häufig als B5cke oder Stiere gedticht werden
(daher werden sie im System dem Sonnengolte gleich j^eselzt
§. 56); so vor allem Min (Amsi), der Gott von Pnrio|)olTS
und Koptos, der den Aeckem Fruchtbarkeit gibt und unter
Baumen, namentlich der Cypresse, verehrt wird. Femer Ghnum
(Chnnbis, Knepb), der Gott von Elephantine, Ammon von
Theben, der Bock von Hendes n. a. Dann der Nilgott Ha^pt,
dargestellt als eui Mannweib mit schwellenden Brüsten, der
Bringer alles Segens; die ErntegOttin Rannut; die grossen
Göttinnen der Natur, der selialfenden und segensreichen wie
der finsteren, verderblichen, die eng verwandten Göttinnen ■
Sechet, Pacht, Bast, die namentlich in Unterae^ypteri, in Bu-
baptis undMemphi? (hier ist Sechet-Ba.-t die Gemahlin desPlah)
zu Hause sind. Sechet und Pacht, die vernichtenden Göttinnen,
werden als Löwinnen, Bast, der man in Bubastis ein rau-
schendes Freudenfest feiert, als Katze gedacht Aucti Neit,
»die Pfadöffioerinc, die grosse Göttin von Sais, scheint in diesen
Kreis zu gehören. — Dann die MondgOtter Dhuti (Thoth),
Ghnnsu (fai Theben); A'ah »der Ho^dt, von denen der erste
in dem Sagenkreis des Horos und der Osiris eine grosse Rolle
spielt. Wie den Indogermanen (mäns der »Messer«), ist der
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70
EntM Boeb, antar Abacbnltt
Mond auch den Aegyptern der Gott des Maasses, von dem
die Zciteintheilung und dann überhaupt jede Regel und
Satzung, ja die gesammte Weltordnung abhängt. So wird er
dann der Gott der lateUigenz im allgemeiiiea, der Erfinder
der Schrift, der Lehrer der Künste und WiseenschafteD, der
YerCeuser der heiligen BQdier. Dass sich auch an den Mond zahl-
reiche Mjrthen knflpfen, ist natürlich. Vor allem aber ist er der
ursprungliche Zeitlheiler, an dessen Phasen alle Hauptfeste an-
knüpfen, dessen neues Erscheinen in der AbenddäiiiiiK i uiig eben-
so wie der Vollmond regelmässig durrh Opfer ^'efciert wird. Zu
den Mondgottheiten gehört anrh die in Eileilhyia (Elknl)) verehrte
Necheb, eine geicrköpfige Göttin, zugleich die siegvericihende
Schirmherrin Oberaegyptens (§. 47). Schlies>]ieh Ptnh, der
Haiiptgott von Memphis, wo er liei* Gemahl der BastrSechet, »der
grossen Geliebten des Ptahc, ist Seinem Wesen nach ist er
▼ielleicht auch ein Lichtgott, da die Griechen ihn Hephaestos
nennen und er wie Tüm den Beinamen »der Sefaöngesicfatigec
fflhrt. In unseren Texten enidieint er indessen durchweg als
eine abstracte Gottheit, als der Aellesle, Ursprünglichste der
Götter, als der Bildner des llinunels und der Erde — sein
Name hi-zeichnet ihn vielleicht als dea Schöpter oder vielmehr
»Eniffner« der Welt (so Jambl. de myst. Aeg. 8, 3 ed. PARTirEY)
— ihm werden dann Prädicate beigelegt, die nicht mehr der
ursprünglichen Auffassung, sondern weit fortgeschrittener Specu-
lation entstammen. Neben ihm, vielfach mit ihm identificirt,
steilen die memphitischen Götter Tanen und Sokar (letzterer
wird auch dem Osiris gleichgesetzt), übor deren nr^rflngliehes
Wesen sich gar nichts sagen l&sst.
Fest i]vr Hast in Rubaslis: H'T.mI, II, CO. Lamptnife.,! i\or NVit
(Athene) in Sais ib. 62. — Xeben Bast steht der Name Bairest, vielleicht
nur als Nebenform, s. ZDM. XXX. 727. Im System werden Sechet
und Bast der löwenköpfi^Tti Tafnul, der Schwester des Luttgottes ku,
der Göttin der verzehrenden Süiiueuijlutb, gleichgesetzt. Uebrigens wird
die Sonne in der Tbat gelegeniUeh ab Kater getot: Todtenb. 17* 47.
— Ueber D|^ali a. vor allem PisncBiuini, Hermea Triemegiatoa naeh
aegyptiaeben« grieehiseben und orientaUachen ÜebtfliefeniDgeii , 1875.
Ueber Necheb (gr. Eileithyia, Lueina) a. Snui, AZ. 1875. 72. — Veber
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Wewn der Volkartfigion. 71
widderköpfigen Gßttpr Ammon und Ghniini vg]. Lep^ti'?, AZ. 1877, 8.
Wenn über alle diese Götter schwer ins Klare 711 knmnien ist, da in der
älteren Zeil nur ihre iVani^ it genannt, in den späteren ausführlicbereii
Texten alle Götter iiacii dem Schema der Sonneogotlheilen behandelt
werden, so sind wir bei den mempbiiischen Gottheiten wegen des geringen
«ilMltaiifn Ilaleriiis besonders sebUmni dsrsn. FQr die spiters Auf-
fuBong vor allem Gr. Harris pap. p, 44. Die liisr anknOpItoden Voc^
-eteUmigen von den E1ementar|0(teni (Lkpsius» Abh. BetL Ak. n« 8.
sind nodi sehr dankeL Die tuewam Berod, Ol» 37 sind pboenikbche
Götterbilder, die offenbar mit Ptab nichts zu thun haben. — Eine Auf-
zähl unf der zahllosen kleineren Gottheiten und Gestalten des Volks-
glaubens gehört nicht hierher. Eine höchst interessante umfangreiche
Götterliste aus der Zeit der 6. Dynastie beündet sich auf einem Altar in
Turin: Tr. Soc. Bibl. Arcb. III, 110 iL
%, 59. fOr die eigentliche Volksreligion treten die Fragen
nach dem Wesen nnd den tiberirdischen Functionen der Gott-
heiten nrfick. Der Mensch braucht die Götter, damit sie ihm
den Kampf mit der Natnr und den Wechselfallen des Lebens
erleichlern und bestehen helfen. Er verehrt diejenigen Götter,
von denen er weiss, dass sir ruriclitig sind, dass sie, sei es im
allgemeinen, sei es specitH lur die Ernte, das Haus, die Geburt,
Segen bringen können, oder die bösartigen GotUieiten, welche
den Menschen vernichten würden, wenn er sie nicht besanf*
tigt oder durch 2^uber, durch die grössere Macht der guten
Cfött^ bezwingt und unschädlich macht. Daher wird Set, der
nie völlig besiegte böse Dämon« an vielen Orten eifing ver-
ehrt, obwohl er den Lichfgöttem verhaust ist und man sich
scheut, seinen Namen auszusprechen. Neben ihm stehen zahl«
reiche Dämonen, »die Feinde«, »die Bösen«, welche dem
Einzelnen nachstellen, sein Leben, seine Wohlfahrt bedrohen.
Vor allein k inmt es darauf an, die richtigen Opfer zu bringen,
die Formehl und Handlungen zu brauchen imd zu üben,
welche die Herzen der Götter gnädig stimmen und das Uebel
abwenden. Dann aber haftet die Verehrung oder die Furcht
immer an dem Gegenstande, aus dem man sich die Kraft
einer Gottheit oder eines Dämons wirkend denkt, in dem sie
nUweise oder dauernd ihren Wohnsitz genommen hat* fis
sind nieht nur die Bilder und Symbole der bekannten Gott-
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72
EnitB Buch, enler ÄbaebniU.
hoiten: die ganze Natur ist voll von frottliclien Wesen. Da
sind heilige Bäume, Steine, Geräthe, in denen sie wohnen;
vor allem aber das Thier in Aegypten wie anderwärt»
in Afrika als ein gefaeimnisavoUes Wesen, in dem eine Ober^
menseliliche — freundliche oder feindliebe Macht wborgei»
tst Wie sie beisst, weiss man nicht; will man sie beteichnen,
so redet man in Aegypten wie fiberall ^on einem Dfimon^
einem Gotle, oder dem Gotte. Unendlich oft ist daher in den
mystischen Todtentexten, deren Ansbildnng' wir später zu ver*
folgen haben, di'- licde von den » jreh ei mniss vollen Wesen^
deren Namen, deren Ceremoniell man nicht kennt«, die nach
Blut kchzen, die deo Tod bringen, die als verzehrende Flamme
umgehen, oder anch von solchen, die Gutes wirken; ihre
Namen zu erfiüiren, sie zu besänftigen, über sie die Herrschaft
za gewinnen, Ist die Haaptanf^iabe der Geheimlehre wie der
Zanberlnnst. Diese Anschauungen sind nattbrlich kein Aus-
druck eines dunklen Bewusstseins Yon der Einheit der Gott-
heit, eines »primitiven Henotheismus«, wofür man sie so oft
genonmien hat, sondern das dirccte Gegentheil davon.
Im allgemeinen hat über dies« Dinge Pietschmaw. D*>r a^^pTptisclle•
Fetischismus uii«l fiiUtorplanbe. Z. f. Ethnol. 1878, 158 ff., ^je^rpiiüher dea
pfanpbaron Darstellunj^en das Hichtitro posaizt. Nur Aberträgt er manche
erst in ppAterer Zeit anf^okommene Vorstellungen (2. B. Hen mnsseu-
haften Gebrauch der Anmiete, der üsebti's u. ä.) schon aut die älteste
Zeit, die vom Zauber- uhd Formelwesen weit weniger beherrscht ist als
di» q>lteren Epochen. Im flbrigen vgl. §. 3. G«aaa wi« in Mgjptiaehm
nnttr (»Gott'), Imtocht msii bekanotlieh im GrlseUtelink la allan Zaitoa
dt6c oimI t«i|M>v. Im Pam Bmoor (Rel. der Aeg,)« ^ im Aosehliiai «n
DE Boo9i den urqnüngllelien Henotheisnrai In Aegypten emreiflen wiU,
ebenao Mispero in seiner Geschichte u. a., verwerthen ]iier fast dureb!-'
weg epitere Texte« die von der Geheimlehre beherrscht sind. — In diesen
Zuaammenhani? gehOrt auch die in Aegypten allgemein herrschende Sitt«^
der Beschnfidung (Herod. TI, m. 37. 104, Jos. c. Ap. II. 13;
RAn. III, 2'^«; Ei'.kik. A»'. H. M. 278 ff.). Dieselbe ist ein den teind-
lichen DSmouen trel)ra(hie.s Upfer vom ei^'enen Blute, und dürfte ihrem
Ursprünge nach wohl eine Müderung der Castration sein.
§. 60. Zum grossen Tbeil haben diese Objecte des Volks-
glanbens in die gewissennassen offideDe Religion iänganf
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73
gdiinden. VieJfech werden sie auf Grund irgend welcher Be-
rührungspunkte mit den grossen Gottheiten in Verbindung
gesetzt: so ist die Sjkomore der Baum der Hat hör oder Nut
(B. 56), die heilige Sftule Ded \J\, Nilniesser?) von Bosiris
das Rückgrat des Osiris (Todtenb. 155, 1), der Ibis — ^ unserem
Hann im Monde entsprechend ~ das Thier des Dhuti« ebenso
der Hnndskopfsaffe. Die Katzen sind der Bast heilig, die
Kuiie der oder Hathor (§. 56\ der Bock \<yn Mendes ist
eine Inrarnation des Osiris f§. .">(»), der heili^'e Stier Hfipi
(Apis) von Memphis ist »das neue Lel>en (die Incarnation) des
Ptah« u. s. w. In anderen Fällen entstehen neue Götter:
80 ßnden wir in der Pyramidenzeit häufig Priester 4^ Ded
— die S&ule wird also hier zu einem eigenen Gotte; so wird
sehr oft der Gott Ghribaq-f, »der unter semem Oelbaum«, d. h.
der namenlose Dftroon eines heiligen Oelbaums erwfthnt; so
die Kuh Hesit und die Froschgöttin Heqt in Abydos, so zahl-
lose !/ute unf] böse Schlangen gottheiten. Vor allem haben die
bösartigen Thiere, die an vielen Orten eifripr vcTehrf werden,
zu einer Erweiterung des Pantheons Anlass gt-r^^eben: das
Nilpferd ist die Göttin Apet, an der nubisclien Grenze verehrt
man die Skorpionengöttin Selqt. Das Krokodil wird an vielen
Orten eifrig yerehrt, Tor allem in Ombos, im Faijüm, auch in
Theben (Berod. H, 69) und führt als Gott den Namen Sebak«
der dann im System mit Ra* identificirt wird, als Reprä-
sentant der vernichtenden Seite der Sonnengluth.
Auf diese Weist- sind die »Gntterkreise« (paut, meist aus
neun Göttern bestehend) der einzelnen Nomen gebildet. An
ihrer Spitze stehen die »grossen Götter«, die Lichtgottheiten
und ihre Verwftndten (dies ist wahrscheinlich die so viel
genannte 8aaanut(?) a'at eines Ortes), daran scfaliessen sich
die zahlreicben D&monen, die heiligen Thiere und sonstigen
^Geisterc des Orts mit ihren Riten, Symbolen und Legenden.
Dass hier jeder Nomos seine Localgötter (nuter nuti) hatte
und in den Einzelheiten anders glaubte, d;iss vielfach die
grösste religiöse Feindschaft zwischen ihnen bestand, namenthch
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74
£tsto6 Bach, erster Abschnitk
betreffs der heiligen Tiiierc, die oft noch in der römischen
Kaiserzeit zu förmlichen Kriegen führte (Herod. II, 69. 71,
Diod. I, 89 «= Plut. Is. 72, Juvenal. sat. 15), ist (Inrrhaus
natürlich; aber der Gnindcharakter der Religion ial überall
genau derselbe.
Drei heilige Kinder aus der Zeit Ghufu's bei J. de Rouge, Inscr. I, 4.
Eine Liste thebaniscber heiliger Btamt o. 1. Im Pap. von BakgiM bat
Gbabab, Mel. III, 2, lOB. Auch die loealen DiraoiMii obne bcMndm
Nadmd (i. B. G. Idkt. gr. 4898) gvhOren hiwbw. — D«r apäteraii gebUdeten
AullhMaiig Ist der Tbierdienst swar nnantaetbarefl, uraltes Herkomneo,
abcf vOUig aoTerstAndlich; daher die absurden Legenden bei Phitareh,
Diodor tt. a. (vgl. Herod. II, 65). Ebenso erklärte man die Besclineidoog
fQr eine gesnndbeitq»oIizeiliche Massregel (Herod. II , 37). — Die gang^
bare Annahme, dass das Krokodil mn Thier des Set gewesen ??ei, ist
falscli : wenigstens ist mir kein Hele^' dafi'ir hekai\iit. Seine Thiere sind
Ziegen. Schweine und besonders die Nilpferde. Der Kroko^iiljroU Setiak
dagegen wird nie dem Set gleichgesetzt, sondern immer dem Ra'. —
Dass der »NeungOtterkreis« nicht regelmässig gerade aus neun Goltheiiea
besteht, ist bekannt, lieber die Triaden s. §. 69.
g. 61. Eine Hauptsorge des Aegj^pters war die um seine
Existenz nach dem Tode. Dass die Existenz eines Menschen
mit dem Tode nicht beendet ist, dass gewissennassen ein
geistiger Extraet desselben fortlebt, den Ueberlebenden in
Trfiumen und Vbtonen erscheint, die alten Stätten seines
Schaffens wieder aufsucht, ist ein Glaube, der fast allen Völ-
kern gemein ist. Wie in dem Gultusobject ein Gott oder ein
Daiiiuii. SC) liat auch im Menschen ein Geist seinen Woimsilz
genommen, der ihn beim Tode wieder verlässt. Man denkt
ihn sich als ein förmliches Abbild des Lebenden, Li Ka,
eine Art Ton Genios, einen Doppelgänger des Menschen, oder
lieb aber hört der Zusammenhang mit dem Körper (cbat)
nach dem Tode nicht auf. Wenn die Leiche der Verwesung
anheimßült, ist es um die Existenz des Ka oder des Ba schlecht
bestelit. Man sucht sie daher so gut wie mOglich zu erhalten,
Der Todtendiensi.
auch als ein vogelnrtiges Wesen
Natür-
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Der TodtondkosU Die Grftber.
75
es entwickelt sich die Kunst der Balsamirung, die übrigens
zur Pyraniidenzeit noch in den ersten Anf&ngen liegt. Durchweg
wird <äe Leiche au Orten beigesetzt, die vom NUwasser auch
zur Ueberschweramungszeit nicht erreicht werden können.
Wer die Mittel dazu hat, baut sich em Grab, sei es ein ehi-
ftushes Gewölbe aus Ziegeln, sei es, wie in Oberaegypten, eiji
Felsengrab, sei es, wie in den Todlenslädten von Memphis,
einen grossen, viereckigen, oben abgestumpften Grabbau mit
schrägen Wänden ans Ziegeln oder aus Kalkstein (die sog.
Mastaba's), er legt die Lei( he in einen Kasten aus Holz oder
aas Stein. Dann aber bedarf der Todte der Nahrung, damit
er nicht Terkomme. Es ist die Pflicht der Nachkommen,
hierfOr zn sorgen, und wenn auch nicht tfiglich, so doch bei
besonderen Gelegenheüen, an den grossen Festen, ihm Speise
und Trank zu bereiten. Auf der Ausbildung dieser Vorstel-
lungen, auf der eifrigen Sorge für das Leben nach dem Tode
beruht all unser Wissen von Aegypten, und sie sind auch
das eigentUch treibende Element im Geistesleben des Volks.
Im allfwneinftn b. vor allem Mabirtb, Let tombes de Tancien
Empire RAn. XIX, 7. 81. Ders., Les mastabas de Tanc. enip. , 1882 ff.
Femer Bmoeeca, Die aegypUsche Gräberwelt (Vortrag), 1868. Mastero, .
Et. sur quelques peinlur*»« pt fur f|iif»lques texte« rc\. nnx funerailles
Journ. as. VII s^r. 15, 1880. 111-170. S65-420 u. a. - Üeher den
Ka: Le Page Renoüf, Tr, Soc. Bibl. Arch. IV, 494. Masi'ühu, Hec. de
Iravaux I, 152 u. a. In der alleren Zeil tritt der Ka durchaus in den
Vordergrund, daher auch die Königsnamen Neleikara' ^ächün Ist der Ka
des Ra^), Nebkara' (Inhaber des Ka des Ra'), Uskaf (stark ist sein Ka) u. a.
1d der Gehdmldira (i. B. im Todtenlmcb) tritt dagegen der Ka gegen den
geisügeran Ba, die Seele» (und den Ghn) zurOek. Daee indeeeen die Vorstellang
vom Ba alt Ist, lehrt der Name des 11. Königs Banateru (Seele der GOtter),
§. 62. Natürlich ist die Heimath der Todten da, wo die |
grossen Gdtter zur Ruhe gehen, im Westen, im Grenzgebiet
der libyschen Wüste. Das Westlaad (set^ amentit) ist zu-
gleich die Unterwelt (angeit), das Land des Todes und der
Bestattung; hierhin schafft man daher die Leiche, hier er-
richtet man die Grabbauten, die nach den Himmelsrichtungen
orientirt werden. Und wie hier die Schakale des Nachts die
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Erstes Buch, erster AbschniU.
Gräber Timheulen, so ist es ein schakalsköpfiger Gott, Anubis,
der die Todten beschützt und belierrscht, »der Herr des Grabes,
der dem Todten die Bestattung bereitet in dem grossen und
guten West]ande«, der ihm Speise und Trank gewährt und
ihm ermöglicht , dass er »lebendig umhergehe auf seinen
Beinenc. Im flbrig«n sind natürlich hier wie überall die Vor-
stellungen vom Leben nach dem Tode äusserst schwankend
mid widersprnchsToll. Man hofft sich wieder auf Erden frei
bewegen zu können, oder im Grabe der Rulie zu ^renie^^sen, oder
\Veiter einzudringen in die g^^lieimnissvollen liegionen de» West-
reichs. Ain]bi> ist hior der »PfadöÜner« (ap uat), er g'cwährt
den Todten »zu wandeln auf den schönen We^^en, auf denen
der Fromme (amchu) wandelt«^. Wie der Gott über den
Himmelsocean nach dem »trefflichen Westen« gelangt^ so
ffthrt der Todte über den »schünen Westsee« nach dem »Ge»
Aide der Ruhe«. Und hier darf er hoffen mit den Seligen
im Gefolge der GOtter zu leben, ihre Herrlichkeit zu schauen
und mit tu geniessen. Wie es scheint, wird dem Frommen
dieses letzte und liöclisle Gut gewährt durch die Recitatiou
be.stiinmler Verklärungsformeln (sechu) von Seiten eines Prie-
sters, der den Namen cber^eb führt.
Ich habe vemichU in diesem Paragraphen nUes auf Osiris und die
Geheimlebre BezQtfliche auszuscheiden, und daher namentlich diejenifttt
Gräber verwerthet, in denen Osiris, nuler 'a u. fl. noch nicht vorkommen.
Oh df»r Chcrlipb schon mit dem Osiriscnlttjs in Verhindnnp stebt, babp ieb
nicbt sicher ermitteln können. — Amchu lieissl nie etwas andere^-
lat. pius, pr. s'nf-^TjC , und wird daher sowohl vom Vorhältiiiss zu den
Gollern wie von dem zum Könige, zum Elit^'atlon etc. fc'ohiauclit. —
Ueber die Fahrt nach Westen s. Masperu, Joura. as. VU, 15, 141 fl'. Zur Fahrt
nach AlijdoB kann aie ent durch das Eindringen des Osiriscultus geworden
ie!n, nnd m der 11. Dynastie ist denn auch meinea Wissens nie von
dieser die Bede.
§. 03. Während der Arme sich mit den einfachsten
Massregeln fttr die Conservining und Beisetzung soinor Leiche
begnügen musste, war es die Hauptsorge des hoben Beamten
oder des grossen Grundbesitzers, sich einen würdigen und
dauerhaften Grabbau, eine »Wohnung der £wi|^eit« (per
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Dm Laben nach dam Tode und der Todtendieiut. 77
n fet = adJkiK otxoci Diod. 1^ 51), .kerzoricbten. In den
Todtenst&dten foo Mnnphis wird clor Sarg (»der Hm des
Lebensc neb 'anch) mit der Leiche in einem tiefen Schachte
in Uli Ilm der Mastaba geborgen; an ihrer Ostseite, seltener
im iXurden od^r Si'idm, befindet sieh eine olTene Halle, in der
die Ueberleiieriden doäi Tudteiidienst verrichten, die Opfer dar-
bringen köDAen. Oft sind die Wände nianmgCach geschmückt
mit Scenen aus dem Leben des Verstorbeneo, und auch mit
soIcbeD, die sieh auf seine künftige ExiatenZ; z. B. die Fahrt
nadi Westen, beziehen» In einer verschiossenen Seitenniscfae
(dem sog. serdftb), in die höchstens durch eine Oeflhung der
Opferdampf eindringen kann, bereitet man dem Ea eine be-
sondere Statte, ein Ebenbild des Todten von Stein oder Holz,
in dem der Ka jetzt seinen Wohnsitz nehmen kann. Eigene
Diener (— Priester), die henu ka, werden auf ewige Zeiten
zur Bedienung desselben angestellt ; den Hörigen der einzelnen
Dörfer liegt es ob, ihm an jedem Festtage bestimmte Opfer-
gaben darzubringen* Der König seU>st trägt bei zum Unter*
haH seines Terstorbenen Beamten, schenkt ihm «inen Sarkopliag
(Inschr. des Una), weist ihm Einnahmen und Opf(ngelUle zu;
daher beginnt die stereotype Formel, welche sich auf der
Haupttafel an der Westwand der Grabkammem von Memplus
befindet, in der Regel mit den Worten »Königliche Opfergabe«.
Später wird dieselbe dann auf jeden Aegypter übertragen,
auch wo von königlichen Spenden nicht die Rede sein kann.
In derselben wird, so scheint es, Anubis der Grabesherr —
und schon früh neben oder für ihn auch andere Götter —
anli|pefordert| dem Todten die Opfer an ßrod, Fleisch, Wein
zukommen zu lassen und ihm jei^ches Wolüergefaen zu be-
reiten, ünd natflrlich gewinnt die Formel hier wie fiberall
ein seihständiges magisches Lehen; dadurch dass sie in Stein
gehauen und ins Grab gestellt wird, erhält der Todte auch
seine Opfer, ohne dass sie ihm wirklich dargebracht werden.
Ja seit der ü. Oytiristie wird es Brauch, die zufällig Vor-
übergehenden aufzufordern, die turmel für den Todten aus-
zusprechen, ihm »Tausende von Rindern, Tausende ?on
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78
Erstes Buch, erster Abschaitt.
Gänsen« ii. s. w. zu wünschen. So kuuute man später die
Formel jedem Verstorbenen auf den Grabstein schreiben.
Ueber die Kapriesler und ihre Bestallung s. ILiarBRO, Tr. Soc
Bibl. Aieli. Vn, 6 ff. J. db Rouoi, Inser. I, 1. Lepsius D. II, 79. —
Die Formel luten [so geicbriebeii DCmighiii, Resalt. 1, 7 ; Lepsios Denkm.
II, IIS] ^elep de ete. erMheint in den Ältesten Grftbem noch nicht
flbereli (sie fehlt i. B, Marirtb, Mqo. div. 18; Lepsids Denkm. II, 6).
Daas in derselben in der That von kAniglieber Bewilligung die Rede ist,
lehren J. na Romt, loser. hieFogK I, 1, ZI. 8. 16. 20; U, 98 unten (vgl.
Erhait, Az. 1881 , S. 54). Die hftufige Debersetiung durch Proeeyntaie
ist fiiilBch ; aber eine völlig gesicherte Ueberaetzung Ifisst sich noch nicht
geben. Die Aufforderung an die »Lebenden auf Erden«, die Formel su
recitiren, findet sich wohl zuerst Lepsii*- Denkm. II. 114; J. de Rouge,
Inser. I, 2; M TM^rrr, Abyi^os I, 2. — Die Beziehung der Grabdarstel-
lungen des AM. auf das Leben nach dem Tode scheint bei Maristte,
RAn. XIX, 81 ff. und Haspero 1. c. mehrfach übertrieben su sein.
§• 64. Was von den Vornehmen, gilt in weit höherem
Maasse von dem König. Auch sein Sarkophag ruht in einem
Schacht, aber ihn bedeckt nicht eine Mastaba, sondern eine
Pyramide. Gleich beim Re^n'orungsantritt trifft er die Mass-
regeln für eine würdige IIcü iclitung seines Grabes, und je
länger er liei rscht, desto gewaltiger erhebt sieh ihm der Bau.
Zu jeder Pyramide, die einen eigenen Namen führt, gehört,
wie es scheint, ein eigener, ästiich von ihr belegener Tempel,
der die Stelle der offenen Hallen der Mastaba's vertritt; die
Rolle der Kapriester übernehmen hier die Vornehmsten des
Reichs, und den Nachkommen, den stilleren Königen, liegt
es ob, das Andenken ihrer Vorfahren zu ernenenu ihnen
Todtenopfer darzubringen. Ausserdem aber sind die Könige
ein Ausüuss, eine Verkörperung der Gottheit, und als solche
göttlicher Ehren theilhaftig (vgl §. 52). Vielfach hat sich
dieser Gult der Könige lange, manchmal sogar bis in die
Perser« und Ptolemaeenseit erhalten oder ist in dieser Zeit
wieder aufgefrischt worden. So entstanden die grossen Todlen-
stadte von Memphis und seiner Nachbarschaft, die ältesten
Zeugnisse aegyptischen Lebens, Meidüni, Gize, Saqqara, Abusir,
Dahsür n. s. w. Was vor ihnen liegt, wie die Könige be*
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Die Pyramiden. Moral. 79
stattet wurden, ehe die feste Form der Mastaba sich ausge-
bildet hatte, darüber fehlt uns jede Andeutung.
lieber die P]pfmiDideD; Vtsi, Operations carried on at the Pyramid»
of Giseb, 8 ▼Ol., 1840 (nach PiRiuifo*8 Meuungen) ond dazu daa Foliowerk
nm Pbruixo, Tbe Pjramids of Giieb, 1839. Imojs, Ueber den Bau der
Pyramiden, In IfonaUber. Berl. AV. 1843, 177 ff. Vgl. flemQr BZoBKan^a
Utttenegypten« — Der Gult der Terstorbeaen Könige [versebieden ▼OD dem
Dieoate jbrer PyramideB] wird in Allerer Zeit sebr oft erwttlint; bto in
spAtere Zeit bat er rieb erbalten bei Hena and Teta: na Roog£, Pr. dyn.,
ffil; Senda (2. Dyn.): Lcp^iu^i Aosw. 9; Nebka (8. Dyn): Berlin. Mub.
Nr. 1 141 und 1142; Statue desKgs. Seser (8. Dyn.) von Usertesenll. erriebtet:
ib. Nr. 7702: ebenso die des An (5. Dyn.) von Usertesen 1. : Lepsiüs, Ausw. 9.
Der Cult des Snefru (4. Dyn.) und Sahura' (5. Dyn.) wird oft erwähnt.
Priester des Cbufu, Cha'fra und Ha'dedef in der 26. Dyn.: LAirra, Ha-
oetbo 175, DE RouG^ Fr, Dyn. 271.
Moral. Prieaterschaft Tbeologie und Mysterien.
g. 65. Dem natürlichen, d. h. dem mythischen Denken
(§. 3. 8) sind überall, wo ein Causalzusammenhang nicht un«
mittelbar in die Augen springt, die übersinnlichen Wesen der
Grund der Erscheinungen. Daher sind die höchstt ii Götter
der einzelnen Nomen Schöitter der Welt, Bildner der Menschen,
daher heissen sie »Lebensspender, Herr der Ewigkeit« u. s. w.
Sie sind es, welche den aegyptischen Staat geschaffen, den
König sich zum Nachfolger gezeugt haben, ihm ihren Schutz
verleihen^ mit ihm in fortwährendem Verkehr stehen (§. 52).
Und wie die politische, so geht auch die sociale, d. h. die
sittliche Weltordnung auf sie zurück.
Wie öciion früher ausgeführt ist (§. 9), erwachsen die
Gebote der Moral aus unmittelbarer praktischer Nothwendig-
keit und werden zunächst unbewusst befolgt; auf einer höheren
Entwickelungsstofe beginnt man sie zu formulfren und zu
motiviren. Die einzelnen Sätze erläutert und begründet man
an praktischen Beispielen; aber in ihrer Gesammtheit gehen
sie auf den Willen der GoUlieit /.urück. Je mehr die Ent-
wickeiung fortschreitet, desto mehr verwachsen Moral und
Religion. Die Gottheit verlangt für ihren Dienst nicht nur
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Entm buch, entor Abtchnitt.
Reinheit des Leibes, sondern auch des Geistes, nicht nur die
UebUDg ihr aogenehmer, die Vermeidung ihr verhasster Hand-
lungen, sondern auch die Beobachtung der Moralgebote. Dem
Gegensatz von Licht und Finstemiss, von nütdich und scbftd-
lich, schiebt sieb allmählich der yon Gut und Böse unter.
Im übrigen richtet sich der Inhalt der Bforal überall nach der
geistigen Entwickelungsstufe der Völker, und Wer stehen die
Aegypter der Pyramidenzeit recht liocli. Ein huiiuiner (jcist,
ein lebendiger Sinn für Recht und Gerechtigkeit tritt uns
überall entj,^egen. Vor allein aber ist das Familienleben ein
reines und inniges; übcri!] nimmt die Frau eine hohe, ge-
geacbtete Stellung ein, durchweg herrscht Monogamie (vgl,
Herod. 0, 92) — was naturlich nicht ausschliesst, dass beim
Hofe und gelegentlich auch hei den Magnaten vom Harem
und den zahlreichen Sklavinnen desselben die Rede ist.
Da die Moralsiltze göttlichen Urspruugs bind, aber im allgemeinen
nichl auf eiuvu besiUmmten Gott zurflckgehen, findet sich in den morali-
aehea Sebriffleo, z. & im Pap. Priate (S. 81), aahr btufig der oobüliiDiiiU
AoBdrnek »Gott«. Dan dies k^in MonottieiM&us lit» ward aohoo bemerkt
($.69). — Monliaehe Fonneln In den Gilbem: Lmius Denkon. II, 48. 47.
§. 66. Der EinÜuss der moralischen Ideen tritt am
schärfsten hervor in der Göttin Ma at, d. h. Recht oder Wahr-
heit, deren Gult gerade in der Pyramidenaeit sehr in Blütbe
stdit Sie steht kk engster Verbhidung namentlich mit RaS
dessen Tochter sie durchweg genannt wird, und mag viellelcfat
ursprünglich die CM^ttin des reinen blauen Lichthimmels sein.
Daher ist sie die Göttin, welche dem Ra* wie den Menschen
und den Verstorbenen im Wostlainl »den frischen Haucli des
Kordwindes seiideU. Im übrigen is( -le eine we.-^cnliicli ab-
stracto Göttin, der Inbegriff der nia at, d. h. des BegriÜes des
echten, wahren, reinen und vor allem des positiven Rechts.
Als solche steht sie mit jedem Gotte und mit dem König in
engster Verbindung» sie alle shid »Herren (Inhaber) der Ma^atc.
Ihr Bild trftgt der Oberrichter um den Bals (Diod. I, 75), ihr
Symbol; die Sfaraussenfeder, ist das Zeieben der Gereditigkeit
Durch die allmibllehe Umwanddung der Götter in sittliche
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Ma'at Die Priesterscbaft.
81
Wesen entsteht ein schroffer Gegensatz gegen die ursprüng-
licbe naive Auffassung, gegen die Mythen und Legenden
und die sinnlichen Attribute der Götter, bei denen ja mora-
lische Vorstellungen ganz fem liegen — ein Ckmflict, den
keine Religion völlig zu überwinden vermag. Zu helfen sucht
man sich überall, indem man die Mythen und Attribute sym-
bolisch deutet, nicht f3r etwas Reales, sondern für eine sinn-
liche Einkleidung- höherer Ideen ausgibt. Im übrigen tritt
gerade in der aegyptischen Entwickelung dies Element weit
mehr zurück, die symbolischen Deutungen der Sagen in späterer
Zeit sind jedenfalls weit mehr ein Product der Grieche als
der Aegypter.
Ueber die Ma'at vgl. Stern, ÄZ. 1877, 78 fl'. Le Pagl R£*nouf,
Religion, p. III ff. — Der ol>en deünirte Begriff des Wortes, ist natQrUcb
immer mOgliehtt concret n taen: im Reeht, die Wahrheit gilt jeder
primitiveii AntebamiDg als ein wirklich eiistirender, greifburer Gegen-
stand. — Spftter wird lla*at häu^ im Doal gebraneht, wobei an die
iiegeofltise lon Reebt und tJnreebt, Wahrheit nnd Lüge gedacht sn sein
iebeint (Stbrh). Im System ist Ma*at begreiflicher Weise Gemahlin des
D^nti, des Gottes der Intelligens.
§. 67. Die Pflege des Gultus, die Erforschung und Be-
obachtung des Willens der Götter, der Vorzeichen und Wunder,
die Aoshildung des Rituals liegt in den Hftnden der Priester-
achaft, d* h. derjenigen, welche sich von Jugend auf dem
Dienste der Gdtter widmen, von ihren Vfitem oder Lehrern
die genaue Keiiiitniss des Geremoniells überkommen haben,
und sie wieder ihren Schülern überliefern. Sie pQeprcn und
ordnen die Traditionen von den Göttern , eeben Auskunft
über Ursprung und Bedeutung der Feste, der heiligen Bräuche
und Zeichen. Wesentlich unter ihrem Einfluss vollzieht sich
die allmähliche Umwandelung der vielgestaltigen, schwan-
kenden, aber m ihrer Bedeutung klaren Göttermythen in Er^
Zählungen von einmaligen historischen Begebenheiten in uralter
Zdt (§. 57), und diese werden natdrlieh fortwährend de-
taillirter und bestiiaiiiter fixirt. Hier {bietet sich dann die
Gelegenheit, den Ursprung eines jeden Ritus, jedes Festes,
Mejrer, Gesohlcbte de» Aliertbums. I. Q
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82
Ente» Bach« enter Absehnitt.
jeder der spfiteren Zeit unverständliche Anschauung auf eine
historische Beeebcnhoit zAiriickzutuliren. So trägt z. B. Isis
einen Kuhkopf, weil ihr Ilorus, als sie sich in den Kampf mit
Set einmischte, im Zorn das Haupt abgeschlagen und Dhuti
dafür einen Kuhkopf aufgesetzt hat. Diese Erzählungen,
die akiat des Rituals, sind aber nicht für jedermann, sie
dürfen nur den auserwählten Gläubigen mitgetheilt werden,
während die Masse des Volkes sich mit dem Anschauen der
ihr Unverstand lu hen Riten zu begnügen hat. So entstehen die
geheimen Ueberlieferungen der Mysterien, deren Inhalt in Aegyp-
ten wie überall nicht philosophische, moralische oder religiöse
Speculationen bilden, sondern der Up^ Xöyoc von Osiris, Ha^^
Horas u. s. w. Daher ist der Zutritt ins Innere der Tempel
nur den EJingeweihten , den »Wissendenc (rechiu) gestattet,
dem Volke werden die Götterbilder nur an den Festlagen in
feierlicher Procession gezeigt.
Ueber die Hasse der von den aegjptischen Priestern beobacbleten
«ipata Tgl. die charakteristische Bemerkung Herod. 11, 82. — Was
Mysterium ist, lehren die alten Angaben auf das deutlichste. Das Osiris-
mysterium ist die heilige Sage von Osiris: Herod. 11, 61. 86. 132. 170. 171 ;
▼gU II, 46» 62. 65. 81 u. a. Ein Gleiches gilt von den eleusmisehen und
Ton allen anderen Mysterien. Denooch Ul iler Begriff derselben so häufig
vollständig verkannt worden. — Ueber die »Wissenden« vgl. DCmichen,
Bauurkunde von Dendera p. 12. — Wir uherall. wird natürlich auch
in Aop'ypfen liio heilige Geschichte bei den Festeo vollständig zur Dar*
Stellung gebracht.
§. 68. In der Pyramidenzeit Ist die Priesierschaft bereits
äusserst zablreicli und angesehen und im Besitze eines grossen
Vermögens. Die meisten <ier vornehmen Beamten, vor allem
aber ihre Frauen, bekleiden die Priesterwürde oft im Dienste
mehrerer Götter. Die Prie?:terschaft ist streng bnrenukratisch
gegliedert, über den niedrigen Priestern, den »Reinenc, den
Hierogrammaten, den »göttlichen Vätern«, steben die Haupt-
priester, welche als »Götterdiener« (hen nuter^ ^^r. rpo^pifjTT;?)
bezeichnet werden; neben ihnen finden wir no» Ii »Tempel-
. Vorsteher« genannt. Die Priester neiimen eine hohe Stellung
unter den Staatsbeamten ein; unter der ü. Dynastie ünden
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MysterieD. Gottersysteme.
83
wir die »Obeipriester des Süd- und des Nordlandes« und
die Tempelvorsteher an der Spitze eines Truppencontingentes
neben den Nomarchen und Stadthäuptem und den ersten
Hofbeamten (Inschr. des Una, ZI. 18). Der Ciiltus ist durrli-
Rm Staatpsache, seine Pflege eine ITauptauf^'abe dos Koni^-
thums; von ihr hängt ja die Wohlfahrt des Roichos ab. Wenn
uns auch keine sicheren Tempelbauten erhalten sind, die über
die 12. Dynastie hinaufreichen^ so erfahren wir doch durch die
bschritten oft genug von den Tempeln, welche die Könige
der ältesten Zeit den Göttern errichtet oder erweitert haben.
Ueber die Rangordnung der Prieftterscliafl s. vor allem die liiscbrift
Bokenchonsu*s (Dev^ria. Mon. bioj?raph. de Bokenkhonsu, in M6m. de
l'Inst. Esryptien , I, 1862. Lalth, Der Hohepriester Bokencbon?. 1863.
BnTr:-.(:H. (Jesch. S. ,^04. De Hohhack, HP. XII), (la< Üecret von Kanopos,
Clemens Alex, blrom. VI, 4; ferner £b£hs, Aeg. B. Mos. I, 341 u. a.
§. 69. Eine weitere Aufgabe der Priesterschaft ist, Ord-
nung in die widerspruchsvollen Göttertraditiom n zu bringen,
die Gompctenz der einzelnen Gottheiten abzugrenzen, kurz ein
theologisches System zu entwickeln. Hier concurriren natür-
lich die localen Anschauun^n mit den allgemein aegyptischen
und der Reichsreligion — wenn der Ausdruck gestattet ist —
fortwährend. In den einzelnen Nomen ordnen sieh die Haupt-
^'otthciten in der Regel zn Triaden (Vnler, Mutter und Sohn
oder Tochter, vgl. §. 50), so in Abydos: Osiris, Isis, Iloru?,
in Memphis: Ptah, Sechet, Imhotep in Theben: Amon,
Mut, Chunsu an den Katarakten: Ghnum, Sätet, 'Anuqat*);
an sie schliessen sich dann die übrigen in sehr wechselnder
Reihenfolge an (vgl. §. 60). Alle diese Gottheiten eines Ortes
werden in seinem Haupttenipel gemeinsam verehrt; daher
sind die griechischen Weihinschriften immer der Haupifrotllieit
xai Toic ouvvdoK; \^sol^ gewidmet. Für die Reichsreligion
') Griech. Asklepios.
»! Amon §. 58, Mut ^. 5n. Chunsu §. 58.
=>) Chnum §. 58. Sätet und 'Ann.jat (vgl. ZDM. XXXI, 723) sind
locale (ioltbeilen , die in den Ftolemaeertexlen der Isis und l^epbLbys
gleichgesetzt werdeu.
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Erstes Buch, erster Abschnitt.
haben natürlich die Götter der Hauptstadt, Ploli nnd ?ein
Kreis, den Vorrang; später machen ihnen die thebanischeu
Gottheiten erfolgreich Concurrenz. Daneben gewinnen die
Centren priesterlicher und gelehrter Bildung einen maasa-
gebenden Einfliiss, vor allen HeÜopolia (Ann), die Stadt des
Tum, Abydos, die Stadt des Osiris, Hermopolis (CShmuno), die
Stadt des Dhuti.
Die Hauptgötter sind natörlich zugleich die «gentlichen
Herrscher der Welt, der Ursprung der Din^e. In MomphU
ist Ptah »der Vater aller Götter, der von Anfang war-, der
die Menschen gebaut, die Götter gemacht, die Erde gegründet,
den Himmel ausgebreitet hat«. In Heliopolis ist Tum da*
Schöpfer, der üranlangliche, anderswo Ra'; auch Dhuti heisst
»nicht gezeugte. Gewöhnlich aber denkt man sieh als an-
fängliche Gottheit den Nun (§. 56), das Urgewftsser, aus dem
alles hervorgegangen ist. Sein Sohn Ist RaS der die Welt-
ordnung geschaffen hat, anf ihn folgen dann die übrigen Gott-
heiten. Das genealogisclie Verliiiltniss ist hier aus>(?ror(Ii nllicli
schwankend, so dass z. B. sogar Osiris zum Sohti des Ra'
wird. Die Machtbereiche der Götter werden abgegrenzt, Ra^
Harmachis herrscht im Himmel und leitet das Schicksal der
Weit, Osiris und Anubis herrschen über die Todten, die Erde
ist, so scheint es, der Wirkungskreis des »grossenc und des
»kleinoi Kreises der NeungOtterc. Daneben bildet sich eine
GOttergescbichte, deren elncehie Abschnitte in den Mysterien
mitgetfaeiH werden, und damit yerlieren die Götter einen Theil
ihres ursprünglichen Cliarakters, sie werden zu den ersten
Herrschorn dos Landes, die sicli >{)üler aus dieser Welt zurück-
gezogen haben und von denen die Herrschaft dann auf die
menschlichen Könige übergegangen ist (s. §. 48). Jede Religion,
die Ton- mythischen Elementen stark durchsetzt ist, entwickelt
einen euhem'eristischen Zug, der im Laufe der Zeit iumer
zur Herrschaft gelangt.
Ff'her die Bildung dor (Jntterfolgen und GöUerkreise s. Lepsiüs,
Erster aeg. (ifjUerkreis, Ahh. nerl. Ak. 1851. Die älteste erhaltene Liste
stammt vom Turiner Altar des Pepi, Ö. Üjd., und gehört vielleicht nach
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CMtiersjsteme. Auswärtige Besitzungen«
85
Heliopolis. — Von kosmogonischen und göttergescbichtlichen Sagen linden
sich im Todtenbuch viele Spuren; ferner gehört nach Ebman, A.Z. 1881, 43,
in cüese Zeit d]« Sage von der VerniehtuDg des eOndigen MeiiBeheii dureih .
Ra* (NAmu, Tr. Soe. BUiI. Aldi. IV, 1; RP. Vi. BRoeaca, Die neue
Weltci^mig naeb Verniehtaog de» aOndigen Henieheiigeselileefats, 1881).
~ Eine TOUig eubemerietisehe Anflkasang der GMter ial nie»i oaebwusbär
auf der Berliner Hausapotheke aus der 11. Dyn. (Berl. Mus. Nr. 1175),
wo vom > seligen König D^nti« die Rede ist; dann in den GMterdynaatien
des turiner Papyrus,
Materieiie Cultiur. Kuntt und UtiratHr.
§. 70. Ein festgeordneter Beamtenstaat mit dem in die
Gülterweit hineinragenden König an der Spitze, und eine alle
Anschaanngen und Th&tigkeiten durchdringende und beherr-
schende ReSgioD, in der die Sorge für den Todten den Mittel-
punkt bildet, das sind die beiden Grundfesten, auf denen die
GoHur und die weitere Entwielcelung Aegyptens l>eruht Nir^
gends deutliclier treten uns l)ei(]e vereint ent^^epen als in den
gewaltigen Monumenten — den grössten, die je von Mensclien-
händen gescha£fen sind — welche für uns den Beginn der
aegyptischen Geschichte bezeichnen. Der König verwendet die
gesammte Kraft s^nes Reiches, um seiner Leiche ein gewal-
tiges und nie zu vernichtendes Wohnhaus für die Ewigkeit
zu schaifen, und dasselbe Ziel erstreben in kldneren, aber
doch immer noch gigantischen Dimensionen die Grossen sdnes
Reichs. Ueberall ist das Streben nach einem friedlichen und
behaglichen Lebensgen uss in dieser und jener Welt das trei-
bende Element. Dem entspricht es, dass Altaegypten einen
durchaus firiedlichen Charakter trägt ; Ackerbau und Viehzucht
biühen, die Gewerbe sind hoch entwickelt, auf kriegerische
Unternehmungen lässt man sich nur ein, wo es gilt feindliche
Angriffe abzuwehren oder sich den Besitz wichtiger Producte
der Nachbarländer zu stehem. So hat man die Westküste
der Shiaihalbinsel frdh besetzt, um ihre Malachit- und Eupfer-
gruben (in Wfidi Maghära und ^BThüi el-Ghftdem) auszu-
beuten. Ebenso steht das goldreiche Land der Uaua und der
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B6
Erstes Buch, erster Abschnitt.
ihnen verwandten Nej?er.s lamme (Nubier, §. 48) wenigstens
zur Zeit der 6. Dynastie in Abhängigkeit von den Pharaonen,
ihre Häuptlinge sind zu Heeresfolge und Frohndiensteü ver-
pflichtet. Nach der manethonisehen Uel)erliefeniog, deren
Ziiverlteigkeit wir bis jetzt nicht lienrtheilen können, wären
auch die libyachen Grenzstamme seit Alters Unterthanen der
Aegypter gewesen. Ebenso wird das Wüstengebirge im Osten
Aegyptens, das »rothe Land« (ta de$er), von ihnen abhängig
gewesen sein. Hier fuhrt die Hauptstrasse von Koptos durch
die nachweislich seit den Zeiten der 0. Dyjiastie bearbeiteten
Steinbrüche von HammamAt (aeg. Roiianu) 7ai dem haienort,
den die Griechen Leukos Linien nennen (jetzt Qoseir). Von
hier aus ertiandelten die Nomadenstärnme, welche mit ihren
Segelkftbnen das rothe Meer befahren, die Producte des gegen-
überliegenden Arabien (aeg. Pont), vor allem den Weihrmodi
Jemen's. Einen directen Handel seheinen die Aegypter hier
so wenig betrieben zu haben wie mit den syrischen Landen,
wo er durch die Karawanen der Beduinen der Sinaihalbinsel
vermittelt wurde.
Aegyptische Bergwerke auf der Sinai balbinsel : Lefsivs^ Briefe aas
Aegypten, 336. Ebers, Durch Gosen zum Sinai, 2. Aufl., 144. 459, —
Ueber die Niverslamnie lier ünain«rhrift (6. Dyii.): Hm-cscH, ÄZ. 1882, 30.
— I'iint balle ich trotz Makiette und BRiiGs«;fi für Aiahjpn, lischt fOr das
Somaliland, vgl, §§. 96. 185. Der Name ta nuter »(tas (uUlerland« be-
zeichnet die üeblt^te örtlich von Aegypten ganz im allgenH'ineii als Länder
des Somienaufgangs (ZOM. XXXI, 728). — Ueber den Handel mit Syrien
und weiter nach Babylon und die ältesten ElinflQsse Aegyptens auf die
bthyloDisehe Cultur 8. §. 158 und Buch HL Diu bisher in den Dar-,
Bt«Uiinf«a der P^mmidengitlMr fremde, epeciell eeiatiaehe Produela und
Kmutgtgeiwtinde naebgewiesen waren, iat mir nicht bekannt, die Frage
ferdiente aber jedeofiüls eine Untersocbung.
§. 71. Die Ausbildung der aegyptischen Industrie und
Gewerbthätigkeit im einzelnen zu verfolgen, liegt jenseits un-
serer AuiJ^aJie. Im grdssten Umfange sind bier die Aegypter
die Lehrmeister der übrigen Völicer des Alterthnms gewesen;
fast aUes was die classisehe Ueberliefemng als Erfindung der
Phoeniker l>ezeichnet, haben diese nur den Aegyptem entlehnt.
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iBdoatrie und Gewerbe«
87
Speciell henrorgehoben zu werden ▼erdlent, daas die Berettuncr
des Glases wie d^ Fayence aegyptische Erfindungen sind;
detai)Hrte Darstellungen dos GJasblasens finden sieh z. B. in
einem Grabe der 12. Dynastie (Beiuhassan). Die Leinen-
industrie und Weberei , eijenso die Tischlerei und Töpferei
sind hoch entwickelt. Auch gestatten die Denkmäler eine
vollständige Gesdiichle der aegyptischen Moden auf dem Ge-
biete der Kleidung und des Hausraths eu schreiben. Die tech*
niscben Schwierigkeiten der Arbdt in Stein sind längst über-
wunden, selbst den härtesten Syenit Termag man mit
bewnnderangswCirdiger Sicherheit und Schftrfe zu bearbeiten,
und bereits viele Jahrhunderte vor Snefru bal man den Kalk-
stein von Ptufu (bei Memphis, gr. Tpoia, jetzt Turra), den
Sandstein von Silsilis, den Granit von Svene für die Bauten
der Könige und die Arbeiten des Bildhauers gebrochen. Vor
allem aber sind die Aegypler seit Alters Meister auf allen
Gebieten der Metallarbeit, die Phoeniker sind auch hier ledige
lieh ihre Schüler, ohne indessen die techniscfae und die künst-
lerische Vollendung ihrer Vorbilder je erreicht zu haben.
Ceber die aegyplisclie Industrie und das Privatleben s. vor allem
'RosKLUiM, Monumenti civili (niil 1 Bd. Tafeln) und WiLKi^fsoN, Marmers
and Cufltütns of the ancient Egyptians (vor allem Bd. 11. III); femer
zahlreiche Abbildungen in ChamimmlionV Monuments. Gegenwärtig be-
sitzen wir für die älteste Zeit weit mehr Material als Wilkinsun zu Ge-
böte stand, Eioe Scheidung nach den üauptperioden, eine Oeichichto
^er tegyptiscbea Industrie wflrde «ehr interesBante Resultate ergeben.
§. 72. Die aegyptische Kunst hat, wo wir sie zuerst
kennen lernen, l&ngst alle Vorstufen der au£iteigenden Ent-
wfckehing hinter sich. Auf dem Gebiete der Sculptur l)e6itzen
wir einige wenige Werke der allerältesten Zeit^ bei denen
man noch von einem archaischen Stil reden kann; dann
folgen un!ni{trl!)ar Meisterwerke allerersten Range?. Die Holz-
statue des sog. Scheich el-Beled, der Schreiber aus Kalkstein
im Louvre, die Kalksteingruppe des Ra'hotep und seiner Frau
(g. 75) sind Arbeiten, welche dsenso in ihrer technischen
VoDeiidung, wie in ihrer Naturwahrheit und scharfen Indi-
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88
Entes Buch, enter AbeohDiti.
TidualiBiTnny kaum flbertroflisD werden können. Wer erwfigt^
dass alle diese Bildwerke dem Ka des Verstorbenen als Wohnsitz
dienen sollten, und daher eine ernsle, würdevolle Haltung
unbedingt geboten war, wird gegen diese Werke i n ofl-
geäussLTlen Vorwurf der Steifheit nicht erheben, sondern er-
kennen, dass der Künstler die ihm ^.'eslelUe Aufgabe auf das
vollkommenste gelöst bat. Daneben stehen die Arbeiten itn
härtesten Granit, vor allem die Statuen König Gha'fra"s (g. 17),
bei denen das Material eine feinere Doicbarbeitnng nicbt ge-
stattete. Auch das Detail der Wanddarstellungen in den
Grflbem ist oft tretflicb ausgefOfart Dagegen steht die Ge-
sammtoomposition nicht unter kdnstlerischen Gesichtspunkten.
Die Gesetze der Perspective sind noch nicht erfasst. Alles
Einzelne soll deutlich gesehen werden, bei dem Mensehen
werden daher (lesieht und Beine im Profil, die Brust und
ebenso das Auge en face gezeichnet. Die Hauptfiguren
werden, um als solche erkennbar zu sein, weit grösser ge-
bildet als die tUnrigen. Ein momentanes oder gar ein perspeo-
tiiriscbes Bild will man gar nicht geben, sondern nur eine
Reihe fortlaufender Scenen aus diesem oder dem zukünftigen
Leben darstellen. Das Gemälde tritt an die Stelle einer Er-
zählung, ist gewissermassen nur eine Variante des Buches.
Bekanntlich ist wie die babylunisch-as^^vrische, so auch die
altgriechische Malerei und Reliefbildnerei von den gleichen
Anschauungen J^eiierrscht, und erst ganz allmählich hat sich
die letztere zu einem höheren Standpunkt erhoben. Es ist
selbstTerstftndlich, dass diese Bebandlongsweise sablreicber
eouTentlondler, symbolischer Ausdrucksmittel nicht entbehren
kann; ebenso entspricht es dem Zwecke der Gemälde ToDkommen,
dass mitten unter die Darstellungen erläuternde Beischriften oder
Zwiegespräche zwischen den abgebildeten Personen eingefügt sind.
Zu Getehiehte dar segypUtchea Kunst Im allgemeiiiaii Tgl. Scbraass,
G«eh!chta der bildeDden KOnste, I (der, Orient). Skhpbr, Der Stil, I,
105 ff. o. sonst. Pribbi d^Atbh»» fiistolre de rtrt ^ptian, 2 Bde»
Tafeln» mit nangelbaftem Text von llABCBiumoN db la Fats, 1879.
Pbbbov und Gbiphs, Gesch. der Kunst im Alterüium I, denlseh fem
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Bildead« KfintlA. Arehitektur.
PnncHifAjni, 1882; AbbUdnngttn bei Pbubb und vor alkn in tm Rooai
et Banville, Albnm photograpbiqne de la mission remplie en figypte 1865.
Za den archnisclien Statuen gehören die des 'Amien (Lf.i*8ius Denkm.
n, 120, a— e), die des Sepa und seiner Frau (Le?«ormai!t, HisU anc. de
Vor. II, 63) u. a. Die oft wiederholte Behauftfiin^r, dass die apgyptische
s' c 11 ] p t u r »in ihrem Geist uad ihrer Ausfflhrung architektonUcb« ge'
weeen sei» ist grundialscb.
§. 78. Das einiachste, formloseste und billigste Bau-
material in Aegypten gewährt der Nilsclilamm, entweder ein-
fach an der Sonne credörrt oder zu Ziegelsteinen gebrannt.
Die höhere Entwickelung des architektonischen Stiles knüptl
indessen naturgemäss an den Holzbau und an den Stein bau.
In jenem, dessen älteste Formen uns nur durch die Orna-
mentik, namentlich der Hinterw&nde der Gapellen in den
Mastaba's, bekannt ist, berrscben leichte, oft zierliche, anfvrftrts
strebende Formen; aus ihm haben sich in sp&terer Zeit die
Pflanzensftulen entwickelt, welche in der aegyptischen Tempel-
architektur eine so bedeutende Rolle spielen. Die Privathiluser,
die Königspaläsfe, vielleicht auch die älU sten Tempel, wurden
durchweg aus Holz oder im Holzstil erbaut. Dagegen wird
der Grabbau aus Stein errichtet; er soll in Ewigkeit bestehen
und trägt im Ganzen wie im Detail durchweg den Charakter
festester Geschlossenheit und feierlichen Ernstes. Daher wird
z. B. der Bogen, obwohl er den Aegyptem bekannt war, als
maasagebendes Architekturelement nirgends verwendet. Am
reinsten und gewaltigsten tritt der dem Grabbau zu Grunde
liegende Gedanke hervor in der Form der Pyramiden. Neben
das freistehende Grab tritt das Felsengrab (§. 61), welches
später die Alleinherrschaft erlangt, und einen eigenen, hoch-
ausgebildeten Kunststil entwickelt, ihm entstammt die sog.
j[Nrotodorische Säule, welche uns zuerst unter der 12. Dynastie
in den Gräbern von Benihassan entgegentritt (§, 103).
FEBAoasoK, History of Ardütectnre I, 189 ff. IjEpsius, Ueber einige
aegypt. Konttformen und ibre fintwickeliing, Abb. Berl. Ak. 1871.
g. 74. In die Literatur und Wissenschaft des ältesten
Aegypten ermöglicht das erhaltene Material nur in wenigen
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Eniat Baeh, «nrter Abaehnitt»
FäUeo einen tieferen £iublick. Daas zur Pyramldenzeit viel
geschrieben wurde, ist schon erwfihnt Auch an Literatur
fehlte es nicht; der Vorsteher des kgl. Bücherhauses, das jeden-
falls auch das Staatsarchiv enthielt, wird Öfter genannt Die
praktischen Wissenschaften sind hoch entwickelt; wir können
nicht zweitein, dass es inalhemaiische Werke ^^itb, die für
die Bauten und die in Aegypten höchst wichtigo Landver-
messung verwerthet wurden. Ebenso fehlte es nicht an astro-
nomischen Beobachtungen, wenn auch die Astronomie nie in
dem Grade entwickelt wurde wie in Babylon und Ton einer
Astrologie in Aegypten nichts zu finden Ist; wir wissen be-
reits, dass das aegyptasche Jahr durchaus auf astronomische
Beobachtungen gegründet und man vom Mondjahr und Mond-
monat zu einem Jahr von 865 Tagen mit conventioneilen
Monaten zu 30 Tagen übergegangen war, daneben aber auch
das Sonnenjaiir von 36574 Ta?en kannte. Für die Ausbil-
dung der Astronomie legt auch die meist ziemlich genaue
Orient! run^r der Pyramiden Zeugniss ab. Besonders entwickelt
war die Medicin. Nicht nur Manetbo lässt mehrere der ersten
Könige ( Athothi% den Sohn des Mena und Tosorthros, Dyn. III, 2)
medicinische Schriften verfassen, auch nach den Angaben der
uns erhaltenen mediclnischen Papyri sollen mehrere Abschnitte
derselben unter den Königen Husa))ti, Srada (vgl. §. 49),
Chutu aufgefunden, ein Haarwuchsmittel für die Mutter des
Königs Teta {= Athothis) verfertig?! sein: ebensogut führen
sie freilich andere Mittel, z. B. eines gegen Kopfweh, auf die
kranken Götter Ra', Su u. a. zurück. Von den guten ana-
tomischen Kenntnissen der Aegypter dieser Zeit legen auch
ihre Scuipturen Zeugniss ab. Im abrigen trfigt die Medicin
wie Jede andere Wissenschaft der Aegypter einen durchaus
empirischen Gharatter und vermag sidi Qber die nftchsten
praktischen Aufgaben nicht zu erhellen; zur rein theoretischen
Formulirung und Behandlung eines Problems, z. ß. der .Ma-
thematik, ist der Aegypter nie fortgeschritten. Dass es da-
neben in der Medicin, anders in späteren Texten, an
magischen Formeln u. ä. nicht Mit, ist sehr begreiflich.
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Ltttmtnr und WiManieluift.
91
Ferner gab ea iinxweilelbaft religiöse Schriften, Ätifeeich-
nuiig ( II des Ritnals, der heiligett Handlungen hei den Mt-
slerien. u. s. w. ; wir sehen z. H. olt den ClitThcb seine Ver-
klärungsformeln für den Todlen aus einer Holle able^^en < i)2).
Derartige Schriften sind uns inde.-sen aus dem AUlii ileich
nicht erhalten, und sie waren wohl jedenfalls noch nicht so
complicirt und bis ins kleinste Detail auagebüdet wie die
Ritualbücher dar späteren Zeit.
DsM die Astrologie lediglieh babyloniaehen Urspnioga ist nnd aaefa
Aegypten , das von den Spftteren oft als ihre Helmalh betraebtei wird,
ent in ptoleinaeisober und lemieelter Zeit gekomtnen ist, bat Lmunont,
Observ. erit. et arcbtol. sur l^objet des reprisentations sodiicales 1884
und Analyse crit. des repr<^sent. zodiac. de Dendera et d*Csne, in: Mön.
de TAc. des loser. XVI, 2. 1846 nachgewiesen. — lieber die medicinischen
Schriften der ältesten Zeit s. Erkus in cier Einleitung zum Pap. Ebers;
Lepsiu?, ÄZ. 187.*), 154 ff. Dass die erhaltenen medicinischen Werke in der
That zum g:uten Tiieii aus 8«hr aller Zeit stammen, geht aus ihrer Spradie
mit Sicherheit hervor.
IL DoB alte Boich von Mempbis.
Vierte und fOnfte Dynastie.
§. 75. König Snefru ist der erste Herrscher Aegyptens,
▼on dessen Thaten wir etwas wissen. Ein Relief mit In-
schrift im Wftdi Maghftra auf der Sinaihaibinsel zeigt ihn ans,
wie er die rftuberiscben Stämme der Wüste, die Mentn, mit
der Keule niederschmettert (Lcpsras, D. II, 2). Nach den
Andentungen von bischriften der 12. Dynastie in l^büt e1-
Chadem (ib. II, 137g, 144 p. q) scheint es, dass er über-
liai][)t für den Begründer der aejzypiiscben Herrschaft auf der
Sinailialbinsel (i;. 70) p^alt. Sein Andenken blieb bis in die
spätesten Zeiten geelirt : sein Gull wird häufig erwähnt, und
auch in üterariscben Werken gedenkt man seiner »wohlthätigen
Regierange (§. 49). Bestattet ist er wahrscheinUch in der
grossen Terrassenpyramide von Heidüm, deren Erdiftrang tot
■
92 Erstes Bach, «weiter Abschnitt.
kurzem begonnen ist. In einem der benaclibarten Gräber hat
sich auch die Statue ihres Baumeisters Henka gefunden, und
wahrscheinlich gehören auch die fibrigen Gräber von Meidüm
dieser Epoche an.
Gräber von Meidüm, darunter das des Prinzen Ua'holep mit den he-
rühmlen Statuen desstfUten und seiner Gemahlin Nefert: Mahikttk, Mon.
div. lü— 20. -- Statue des Henka : Berl. Museum Nr. 7834. — Ausserdem
gehört das jetzt in Berlin hetiiidliche Grab des 'Amten aus Abusir in
diese Zeit (Lepsius, D. II, 3 tl., 120 a— e).
§. 76. Snefru's Nachfolger Ghufu ist der Erbauer der
grrOssten Pyramide, der Gheops Herodots (Diodor I, 63 Xd{j.{iic ;
Manetho loo'f Auch Tempelbauten (der Tempel der »Pyra-
midenherrin« Isis in Gize und die Anhifie des Deiiiieratempels j
werden auf ihn zurückgeführt, und die Stadt Mena't Ghufu
(Minje n. von Hermopolis) trägt seinen Namen. Auch auf
der Sinaihalbinsei hat er gekämpft. Vor dem gewaltigen
Grabbau des Königs liegen in drei kleinen Pyramiden seine
Gemahlinnen oder aridere Verwandte bestattet, um ihn herum
in den iMastaba's die Grossen seines HulVs. Was che Griechen
von der Bedrückung Aegyptens durch Ghufu und Cha'fra*
und von ihrer Gottlosigkeit erzählen — während Menkaura"
als Erbauer der kleinen Pyramide zum frommen und gerechten
Herrscher wird — sind ihre eigenen Combinationen, die sie
den Aegypten! in den Mund legen; diesen selbst liegt eine
derartige Auffassung völlig fern, und das Bild, welches wir aus
den Gräbern von dieser Zeit gewinnen, ist ein durchaus heiteres
und freudiges. Sicherlich war jeder Zeitgenosse stolz, an dem
Riesenbau mitgewirkt zu haben.
Es liegt kein Grund vor, Ghufu nicht für den ältesten Sohn Snefru'a zu
zu halten. Die Construclionen von ^'Av■lLLt, AZ. 187ü, III IT., entbehren
jeder Begrflndung. Für Ghufu findet sich in seiner Pyramide und sonst
(s, B. t^BPsiDs, D. H, 26) aaek der Käme Gbnumcbufa. — Die grieehi-
flehen Enftblungen Ober Gbufü (Berod. H, 124 IT., Diod. I, 03 f.) bat
aaeh Hftnetbo adopUrt: Sc w\ 6iup6icnQc ^o&c irivtto. Die weiten»
^) Im Späta^yplischen wird eh in der Kegel zu k, daher das ^
bei Manetho.
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Die PyrunidoierbaiMr.
93
BpTTtprknnp' . er habe tYjv W'-^v ßiß/.ov verfasst, stammt von \fni aiius,
der diiü ajiokrvphe Ruch sellirt besass. Die Erzählung Herodots von der
Tochter dest.ilieops ist ein echt griechisches Seilenstih k z i den Geschichten
▼on Rhodopis, Her. il, IM, von Alyaltes Grab Her. i, 'jö u. ä. —
^'ach Manetho regierte Chufu 63 > Gha'fra' 66 Jahre (nach Berod, und
IKod. 50 und 66 Jahn); dot steht «atgegen, daas djaaaiba Dtmt, Marit*
atefba, dia naeheiiiandflr dam Harem daa Snefhi imd das GhuAi aiifO>
liOrt hatte, noch nntar Gha*fira* lebte (n Rouoi, Pr. d|ii. 257); swisehan
den beiden letitereii Hegt noch die Regierung des Ra'dedet Der Tnriner
Papyma gibt dem Ghnfh wahraeheinlieh 28 Jahre, seinem Voigftnger
Snefru 24 (s. §. 79). Ueber die Hofbeamtm der Könige der Pyramiden-
leit ist alles Material bei na Kaaai siaammengeateUt Ueber die Pyra*
Diden aelbat a. §. 64.
§. 77. Nach der kunen Regierung des Ra^dedef folgt
ChBLtcBL (griech. Xippifjv u. ä.), der Erbauer der zweiteu Pyra-
mide von Gfze, auf den wahrsch^ich auch dar rftthselhafte
gewaltige Quadurbau aus Granit und Alabaster im S. der
grossen Sphinx zurückguiit; in demselben sind die Trümmer
von neun Statuen des Königs gefunden worden. Seine
nächsten Nachfolger sind Menkaura', der Mykennos Herodots,
der £rbauer der dritten Pyramide von Gize, und Sepseskaf,
über den wir durch die Biographie des in Saqqara begrabenen
PtafaSepees genaueres erfahren. Er war zuerst am Hofe Ifen-
kaura's mit den Eönigskmdem erzogen worden; unter Sep-
seskaf wuchs . er heran und dieser gab ihm sehie Atteste
Tochter zur Gemahlin, überhäufle ihn mit Ehren und ernannte
ihn zum Sekretär aller Bauten, die er ausznfiihr n beabsichtigte.
Der Umstand, dass weder in dieser BiouTa] hie , nocti sonst
in den Monumenten dieser Epoche von kriegerischen Unter-
nehmungen die Hede ist, dagegen fortwährend von den fried-
lichen Beschäftigungen, von Reisen und Festen, vor allem aber
TOD den Bauten des Königs, legt ein deutliches Zeugniss ab
f6r den Charakter der Zelt
Ra^dedaf wird in den Listen und sonst genannt, fehlt aber bei
MmeUMw — Biographte dea Ptahlepsea: E. ob Rovoi, Pr. dyn. 284 ff.
J. M Rofuoi, baer. pl. 79^1.
78. Marielho lüsst jetzt noch drei in den Inschriften nir-
gends vorkommende Könige mit zusammen 38 Jahren folgen und
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94
Erstes Buch» swdter Abschnitt,
beginnt dann mit Usercheres eine neue (die fünfte) ans Elephan*
tine stammende Dynastie. Dagegen steht durch die Monumente
völlig fest, dass auf Sepseskaf unmittelbar üskaf (oder üserkaf)
gefolgt ist — höchstens ganz kurze Zwischenregierun^^f n künuen
eingetreten sein — und dass der Prinz Sechemkara' unter den
fünf Königen Cha'fra', Menkaura', Sepseskaf, üskaf und Sahura'
gelebt hat, deren Regierungsseit daher ungefähr ein Jahr-
hundert füllt. Dass sei es auf friedlichem, sei es auf gewalt-
samem Wege ein neues Geschlecht auf den Thron gekommen
ist, ist allerdings sehr möglicli: im Turiner Papyrus ist die
Zeile, welche wahrscheinlich Uskafs Regierung entliielt, zwisciien
Fr. 32 lind 'M voll ständig ausgefallen.
Von üskaf erfahren wir wenig. Sein Nachfolger Sahura'
ist dagegen emer der gefeiertsten Herrscher des AR. Auch
er hat wieder im Wddi Maghftra gekämpft. Die nächsten
Könige lassen sich niclit mit Sicherheit ordnen. Der Turiner
Papyrus lässt acht meist kurze Regierungen {eigen und
macht mit der fünften derselben einen Dynastieneinschnitt ;
die Listen von Abydos und Saciqara haben nur je drei Namen
angenommen. Von grösserer Bedeutung sind nur Neferarkara'
und besonders An, der erste König, der sich einen Thron-
nanien (Userenra') beigelegt hat (§. 52). Dann folgen Men-
kauhor (reg. 8 Jahre), Assa mit dem Vornamen Dofik na
(28 Jahre), und Unas (30 Jahre), von denen die beiden
ersteren ebenso wie An Siegesmonumenle auf der Sinaihalb-
insel hinterlassen haben.
LLiisiLs, KCnigshuch S. 20 will dtn Zu<aLz tz, IC/a^pavtivtjc von der
fUnften auf die sechste manethonische Dynastie übertragen. — Stein mit
Uflkaff Namen aus Elephantine: Mariette, Mon div. 54e. -> Stele Ded-
kara's in Wftdi Maghära; Birch, AZ. 1869, 26; die übrigen : LEPsnis,
Denkm. If, 99. 152 a. ^ Vase mit (Jnas* Namen: Prisse, Mon. 49. 6.
g. 79. Mit der langen Regierung des Unas schliesst die
erste £poche der aegyptischen Gesehichie. Nahezu 300 Jahre
sind verflossen, seitdem Snefru sich seine Pyramide aufthfirmte
und seinen Sieg im Wadi Maghara feierte. Während der
ganzen Zeit ist Memphis der Mittelpunkt des Reichs, sind
wiyuk.u^ Ly Google
Ffinft« Dynastie.
95
seine Todtenstädte fast die einzige Quelle unserer Belehrung.
Nach dem Tode des Unas — ob er in Frieden g^eslorben oder
durch eine Revolution gestürzt worden ist, wissen wir nicht
— besteigt ein neues Geschlecht den Thron, und der Mittel-
punkt des aegyptischen Lebens beginnt allmählich sich zu
Toschleben. Mit Tollem Rechte macht daher der Turiner
Papyrus hier den ersten Haupleinschnitt und giht die Summe
sämmtlieher Regierungen von Mena bis Unas; aber die Ziffern
sind für uns verloren.
Unas ist nicht, wie man bisher meinte, in der Mastabat eKFar^ta,
sondern in einer der kleineren, neuerdings geOffheten Pyramiden von
Saqqara bestattet: AZ* I88I1 15* — Ich gebe im folgenden die KOnigsliste
des Toriner Papyrus (P.) von König ^eser ($. 49, Anm.) bis Unas unter
Vergleichung der Tareln von Abydoe (A,)i Saqqara (S.) und Karnak (R.)
und stelle ihr Manelho gegenüber. Es ist jedoch zu bemerken, dass
die Liste der Jahreszahlen im Papyrus swar mit ziemlicher Sicherheit
[f. indessen de Rouge, Pr. dyn. 366 ff.] angeordnet ist (abweic hend von
den froheren Bearbeitern glaube ich zwischen Fr. 32 und 34 den Ausfall
einer Zeile annehmen zu mus?en), die Zulheilung der Kt'tnipo zu dptiselben
dagegen sich, mit Ausnahme der beiden ersten und der drei letzten, nur
auf \Vahr«cbeinlichkeitsfjrnnde stützt. Dass die Heihe von Huni bis
^hurtt' durch die Angaben der Monumente feststeht, ist schon bemerkt.
Turiner Papyrus.
Manetbo.
1.
§eser F.A.S.
(Dynastieeinschnitt) .
19 J. .
. 3. Dyn. 2. Toaopifpo?
29 J.
2.
19 h
3.
[Seses A., Nebkara* S. ■)]
ej.
•
4.
[Neferkara* A. I^oni S. *)]
24 J,
*
5.
[Snefm A.S.K.] . . .
24J. .
. 4. Dyn. 1. ^u>^ii
29 J.
t
[Ghufu A.S.]
2dJ. .
.... 2. Soof tc
63 J.
t
81. .
&
66 J.
9.
. . . . 5. 'Patoio-y^c
68 J.
10. [Sepseekaf A.SO . . .
25 J.
22 J.
7. £»ßtpx<f>^«
7 J.
8. 9cipif .
9 J.
') Die Identität dieser Namen ist sehr fraglieh; Ober den Namensrest
^ Papyrus vgl. wt KwGi, Pr. Dyn. 866 f.
96
Erstes Buch, sweiter Abschnitt
n.
12.
13.
14.
15.
16.'
"i
18.|
19.
20.
21.
22.
23.
Turiner Papyros. Ifanetho.
[Uskaf A.S.] . . . . aosgefiülen . 5. Dyn. 1. O^aep/iprj; 28 J.
[Sahura* A.S.K.J . . .
Hierher gehören:
Kakaa A. und llonotn.
Nererra' A.
NeferarlLara* S. und Hon.
Sepseskara* S.
Nefereha'ra' S.
Akauhor Monum.
und TielleichtAhtes (de
Rouoi, Pr. dyn. 304)
[üseronra* An A. K.J
Menkauhor P.A.S. . .
Dedkara' Assa P. A.S.K. *}
18-38 J 2. If ^ppr.c
18
4J.
2 4.
7 J. [wahrscb.
Nefefarkaia*]
12 h
xJ. (Dynastie-
einscbnitt)
7 J.
8. Ns'f ep/EpY^? 20 J.
4. £i3'lpY,': . 7 J.
5. ^iprtfi « . 20 J.
6. Ta»o6^c 44 J.
[Qbergangen].
X J.
10-80 J. . . .
8 J. . , • . . 7. Mevy6p4j5
2^ J 8. Tav^^BptjC
UnA8P.A.S 80 J.
9. 'Owoc .
9 J.
44 J.
38 J.
Summe von 17 Regierungen: 288—276 J.
Dazu 6 Regierungen, deren Jahresiahlen
unbekannt sind.
Als Summen werden für
Dyn.4: 877, filrDyn.5: 248 J.
gegeben, abweichend von
der Summe der Eintelposten,
Rechnen wir auf die fehlendm 6 Regierungen die Durebschnitts-
dauer von je 15 Jahren, so erhalten wir för die Zeit von $eser bis tJnas
ca. 850 Jahre. Auf die etwa 19 KOnige des Papyrus von Hena bis ^eser
(excl.) fielen dann etwa 800 Jahre; von Mena bis Snefru (excl.) wftnn
demnach etwa 850, von Snefru bis Unas 800 Jahre verflosseut was su den
Andeutungen der Monumente recht gut stimmt [Nach den am besten
(Iberlieferten Zahlen hei Manetho umfisssen die drei ersten Dynastien
769 Jahre, die vierte und fOnfte 525 Jahre].
Kunst ttiid Uieratiir.
§. 80. Die ungestörte, völlig friedlicbe fiDtwickeiung
Aegyptens unter der Herrschaft der grossen Pharaonen von
Memphis gewährte der Kunst die Möglichl^eit voller Entfaltung
und Ausbildung. lieber die ihr zu Grunde liegenden An-
schauungen ist schon gesprochen; die früher erwähaLen Meisler-
*) In S. venchrieben Makara".
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Kunst und Litmtar.
97
werke der alten , noch nicht in den Fessehi des Kanons
erstarrten Kunst gehören in die Glanzzeit der 4. Dynastie.
Unter der 5. Dynastie tritt eine grössere Zierliciikeit der xVrbeit,
eine genaue Durchbildung des Details an die Stelle der kräf-
tigeren Züge der älteren Zeit. Ihr gehören als bedeutendste
Werke die iierühmten Gräber des Ti und Ptahhotep In
Saqqara an, ferner ein jetzt im Louvre bewahrtes Relief,
welches den König Menkau^or in kriegerischem Schmucke dar-
stdlL Allmählich sehen wir, wie an die Stelle freier, indi-
▼iduaUsbrender Behandlung ein festes lebloses Schema tritt
Man sacht die erreichte Höhe dadurch zu behaupten, dass
man bestimmte, festbindende Regeln aufstellt, dass das Ver-
hältniss der Ciliedmaasseu, die Anordnung der Theile, die ganze
Hehandlungsweise durch genaue Regeln bestimuit wird. So
bildet sich ein hieratischer Kanon, der, wenn er auch in den
folgenden Ej)()chcn noch wiederholt in einigen Bestimmungen
geändert wird, doch den einzelnen Künstler unbedingt bindet
und so die völlige Erstarrung der aegyptischen Kunst herbei-
geführt hat.
Ueber den aegypliscliL-n Kanon s. Diodor I, 98; vgl. Plalo, De legg.
II, p. 656 D. LEi'öiUB, Briefe au.s Aegypten, 105 ff. Auswahl der wich-
tigsten Urkunden Taf. 20 u. 21.
§. 81. Von der Literatur dieser Zeit ist uns ausser reli-
giösen Texten wenig erhalten. Einzelne Gr&ber wie das des
PtahSepses (g. 77) enthalten kurze, durch ihre Schmudüosig-
k&i ansprechende Biographien. Ueber die medicinischen Werlte
ist schon gesprochen (§. 74). Ausserdem enthält der älteste
Papyrus, den wir besitzen, Pai>\TUs Prisse — geschrieben
etwa, unter der 12, Dynastie — zwei Werke, die in dieser
Zeit entstantlen sein sollen. Beide enth.ilten rnoralisciie Be-
trachtungen. Das erste, von dem nur der Scbluss erhalten
ist, soll von dem Stadtgouvemeur Qaqemna zur Zeit des
Königs Snefru verfasst sein. Das zweite, vollständig erhaltene,
nennt als Verfasser den Prinzen Ptefihotep unter der Regie-
rung Assa*8 und beginnt mit einer Klage über die Beschwerden
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98 Erltes Bneh, swtitar Absehnitt
des Alters, der sich dann eine lange Reihe kurzer Lebens-
regeln anschliesst.
Uebor den Pap. Pri.ssp; Chaba"«, Le ylm anciea livre du monde
KA. XVI, 1858, S. 1. ÄZ. 1870, 81. Ö7.
ftoligWse Entwietolffiig. Anfinga der Osirisrallgisii.
§. 82, Auf religiösem Gebiete fällt in diese Epoche die
Verbreitung und weitere Ausbildung der Osirisreligion. Wir
haben bereits gesehen (g. 62), wie in den Anschauungmi vom
Leben naeh dem Tode neben den materiellen aocfa tran-
scendente, mystische Ideen henrortreten, der Verstorbene ins
Westreich eindringt, mit den Sonnengottheiten in Verbindung
tritt. War doch die Sonnenbahn ein Abbild des irdischen
Lfhen?, die Hube der Sonne im \Ve.>,lon das \ uibiid des Todef*.
Kein Süiinencrott aber stand dem Menschen näher als Osiris.
£r war nicht nur im Westen zur ßnhc gegangen, er hatte
den Tod erlitten wie der Mensch und der Sieg seines Sohnes
Horas hatte ihm nenes Leben und die Herrschaft im Westen
Terlieh^. So kam man dazu, den Todtendlenst mit dem
Osiriscult zu verbinden, und dadurch hat sich der letztere
allmählich namentlich von Abydos aus über ganz Aegypten
verbreitet. Die Osirissage war ein Mysterium (g. 67), nur mit
Sclieu sprach man den Namen des Gottes aus, man nannte
ihn ^eruc -»den im Westreich« (Ghentamenti) oder »den grossen
Gott« (nuter a).
Die G^eimiehre lässt nun den Todten nicht nur als
»Verklfirtenc (chu) im Gefolge des Osiris erscheinen, sie spricht
es offen aus, dass sein Schicksal nur ein AbbOd ist 'vom
Schicksal des Gottes, dass ihm die gleichen Freuden, die
gliche Seligkeit bevorstehe wie diesem, dass er mit ihm
identisch ist. Wie der König eine Verkörperung des Ra'»
so ist der Mensch nicht nur ein Ausfluss des Osiris, suridern
Osiris selbst. Der Todte heisst daher direct »dieser Osiris N. N.<v,
Horus ist sein Sohn, der ihm zur Rache verhilft, Qeh erkennt
I
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I
IdenüOt des Todien mit Osiris.
99
ihn an als sein Fleiscii und seinen Erben, seine Mutter Nut,
die Himmelsgöttin, breitet schützend die Arme über ihn aus,
Isis und Nephtbys treten klagend und schirmend zugleich an
den Sarg des Todten. Auch Dhuti tritt in diesen Kreis, er
ist es, der dem Oaris und folglich audi dem Verstorbenen
»zu seinem Rechte verhUflc (sma'a chru-f). Wie Anubis
den Ka und den Grabbaii beschützt und bewacht, so wird
Dhuti allmählich zum Schirmer und Geleiter des Ba. der
Seele. Damit aber der Todte dieses Schicksals Iheiihaflig
werde und nicht aufs neue sterbe, ist es erforderlich, dass er
wisse, dass er die geheimen Namen der Gottheiten kenne,
die ihm Schirm verleihen, (»der, dessen Name verborgen ist«,
findet sich schon in den Pyramidentexten, Maspbro, KL 1882,
129), dass er seine Ansprüche als Osirls geltend machen
kann, dass die heiligen Formeln über ihm gesprochen smd.
Das Wort ist hier wie immer in ähnlichen Fällen das ent-
scheidende Element, mit magischer Kraft behaftet und im
Stande, die feindlichen Mächt»^, die Dämonen (Chaftiu) zu be-
zwingen. Zu grösserer Sicheriieit setzt man dalier die ent-
scheidenden Formeln, welche dem Todten seine Laull)ahn
zusichern oder auch von ihm selbst zu sprechen sind, auf
den Sarkophag oder auf die Wände der Todtenkammer. Aus
ihnen hat sich später die umfangreiche Sammlung des Todten-
buchs entwickelt.
Zu vervverlhen sind hier lediglich dip ältesten Todtenlexte vor
Dyn. 11. nSrnlirh : Sarkophag des Mykerinos, L>;i sius, Benkm. II, 2, uud des
Apa'aiichu, ib. 98. 99, Pyramiden des Alerenra' und Pepi, verößentlicht
Ton Bbüokb, IZ. 1881, 1 ff. and BmcH, Proceedings Soc. Bibl. Arcii. 1881
[der Teil des Unu war mir nicht tugänglicb] , famer die Formeln der
TodteDopfcr. — Dan die Identifieirniig mit Osiris oraprflnglieh lediglich
dem "Könige ndcam nnd von ihm erst auf die Übrigen Stefblichen Qber-
titgen ist (Hnccxs, Bmca, ÄZ. 1869* 49)i ivire denkhar, aber ist wenig
wahrscheinlich; schon Apa^anchu heisst immer »dieser Osirisc, ebenso
l^epa, J. DE RoüGÄ, Inser. I, 8. — Dhuti habe ich in Todtenformeln
(suten da hotep) nicht vor Lkppk'?, Denkm. II, 112 (6. Dyn.) gefunden.
Seit der 11. Dynastie setzt man in Osiristexten gewöbnh'ch das Wort
ina'a-rhru, fem, nui'at-chru, hinter den Xaraen des Todten, dessen viel-
umstnltene Bedeutung einfach ist >der, dessea W(Hrt« (d. h. Process-
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100
Erstes Boch, xwdter Abschiiitt.
Sache) wahr [fprefht] ist«. Später wird das Wort in reUfiOsm Texten
sehr häufig hinter den Namen Lebender gesetiL
§.83. Der Ursprung dieser Anschauungen fftOt in sehr
frühe Zeit: die Texte der Pjrramiden des Pepi und Merenra'
sind iiacli Ausweis ihrer Sprache und Schrift lange vor der
Zeit Snel'ru's verfasst. Iiult.'ssen er>t in unserer Periode lial)en
sie alhniihlich weitcio Vcri^reitung gefunden. Keine der alteren
Pyramiden weist eine his( hrift auf, die Sarkophage sind mil
wenig Ausnahmen unheschrieben, in den Todten Formeln der
Altmn Zeit fehit häufig jede Anspielung auf die Osirisiehre.
Allmfthlicb wird es dann Gebrauch, neben Anubis, oder
seltener anstatt seiner, den Osiris in der Todtenfornid an-
zurufen, sieb ab einen »Frommen vor dem grossen Gotte«
zu ;;ezeichnen, und zu Ende der 5. Dynastie felilen derartige
Wendungen wohl in keiii(>ni Grabe nieiir. König Menkauia's
Holzsarkophag ist für uii.s der erste, der die Formeln derselben
aufweist, und es ist bezeichnend, dass seinem Sohne ^ardedef die
Auffmdung oder Abfassung von Todtenbuciilexten zugeschrieben
whxl — eb^so fireiUch auch dem uralten König ^usapti.
Prinz Qardedef: Todtenb. c. 64» Tgl. 180; Pap. Anast 1, 11, 1. Lied
aus dem Hause Antefe ($. 102) ZU 6 »die Worte des Im^otep und Qar^
dedef«. Vgl. Aelteste Texte des Todtenbuchs, S. 18; Grabas,
Voyage 43 ff. Dass die betreflenden Capitel wirklich so alt sind, ist
höchst unwahrscheinlicb. — Die Anj^aben der Griechen Ober Mjrkeriuos
Frömmigkeit hängen g<>\vi?s mit diesen Traditionen zusammen. — > Auch
dass jel/tt in Ktjrennaincii , tind pben^o in den Nanipn der Pyramiden
der letzten Köni^'»' Jt-r 5. Dynastie, so iuiuti^' vom Ba. der Seele, die
Hede ist, licheiut mit der Ausbreitung der Usirisreligion zusaramen-
zubängen.
g. 84. Wie mit Osiris tritt der Todte auch mit den •
übrigen Sonnengottbeiten in Verbindung, er fahrt in der BarJ^e
des Rii Ober den Himmel, wird ein Genosse des Tum, er
wünscht sich »das Himmelsgewölbe zu befahren mit den toII-
kommenen Verklärten (chuu) der Unterwell« (Lepsius, Denkm.
II, n:?e), oder als Mor^'enstern , als Sirius, als Orion vom
Jlinuue! ym slralilen {l'yiainide des Meienra), er ist nicht nur
der Sohu des Qeb und der ^ut, sondern auch des l\£ oder
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j
AUgemeiiMT GharakUr der Geheimlehre.
101
Ttn», oder des Sa und der Tefnut q, ä. Natürlich, dass hier
die Phantasie freiesten Spielraum hat, die stärksten Wider-
sprüche neben einander bestehen können nnd ein efaihettliches
System nie gebildet wurde. Auch sind die localen Guite von
grossem Einfluss; es ist selbstverständlich, dass man den
Todten zunächst mit den Göttern seiner Heimath in Verbin-
dung bringt, durch sie sein Heil zu vermitteln sucht. Kein
Ort aber ist hier so maassgebend gewesen wie Heliopolis, der
eigentliche, schon in den Pyramidentexten als solcher oft ge-
nannte Hauptsitz der Geheimlehre, während äufl&niger Weise
Memphis und seine Götter in derselben kaum irgendwie er-
wähnt werden. Daher kommt es auch, dass neben Osiris tot
allem Ra und Tum, die man jetzt schon als wesentlich
identisch auffasst, in der weiteren Entwickelung dieser An-
schauungen die Hauptrolle spielen.
§. 85. Im übrigen sind alle diese Ideen nichts weniger
als transcendentale Speculationen. Das Mittel: das ge-
sprochene oder geschriebene (Zauber-) Wort, wie das Ziel:
ein genussreiches, von allem Uebel, namentlich dem »Wieder-
sterbenc befreites Leben in alle Ewigkeit, sind durchaus
materiell gedacht Der Todte erhält seinen Körper wieder,
die ihm bei der Baisami rung ausgenommenen Eingeweide
werden ihm zurückgegeben, ebenso Sprache und Beweglich-
keit, die Seele (Ba) vereiniul sich wieder mit ihm, so dass
er alle sinnlichen Freuden geniessen kann wie nnf Erden.
Wir stellen das aegyptische Geistesleben viel zu hoch, wenn
wir, um die ihm zu Grunde liegenden Ideen verstehen zu
können, dieselben von der materiellen Grundlage loslösen, mit
der de immer anfe Innigste verschmolzen geblieben sind.
Wenn es dnem jeden Volke schwer ist, neue Gedanken wirk-
lich ins Leben umzusetzen, die alten zu überwinden und zu
beseitigen, so ist das dem Aegypter völlig unmöglich; beide
Reihen laufen einfach neben einander fort. So bleiben auch
jetzt die Todtenopfer und Todtenformeln dieselben wie früher,
ja erhalten erst recht eine magische Kraft (§. 63), so wird
dem £a nach wie vor eine Stätte bereitet, und die Kunst
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102
Erstes Buch, dritter Abscbnitt
der Balsamirun^ macht, wie die Mumie Merenra^*8 zeigt
(Brugsch, ÄZ. 1881, 7), bedeutende Fortschritte, obwohl die
Idee der Osirislehre aller dieser Dinge völlig entbehren könnte.
Das Resultat dieser Entwickelung ist denn auch lediglich ge-
wesen, dass die Masse der Formeln und des Rituals ins Un-
endliche vermehrt, der Geist durch sie völlig geknechtet wird,
und an die Stelle der frischen, naturwüchsigen, keuschen
Lebensauffassung der älteren Zeit, in welcher der Mensch dem
Leben unmittelbar enigegentiitt und die Götter nur selten
und dann aufrichtig nennt und anruft, allmählich das wirrste,
absurdeste magische System getreten ist, welches die Ent-
wickelungsgesclüchte des menschlichen Geistes überhaupt auf-
zuweisen hat
Von der Wiederbevveglieiiinachiiiig des Leibes u. s. w. ist in den
Pyramidentexteu vielfach die Rede. Vgl. auch das alte ■'Capitel vou der
[ROckJgabe des Kopfes«, Lepsius, Aelteste Texte, pl. 5. Später wird das
Thema bis ios kleinste Detail ausgeführt. Vgl. z. B. auch HAHirmt
Hon. div, 21. — IKe Opfertafeln fQr Todto rind in Abydoi aelt Dyn. 6
sehr gew&hnlieh, kommen dagegen hier mit dem Neuen Reich aiueer
Gebrauch: Mariette, Abydos III, S. 506.
ni. Die Uebergangsepocbe.
Sechste bis zehnte Dynastie.
§. 86. Wie es scheint, ist die Begründung einer neuen
Dynastie nach Unas' Tode nicht ohne Kämpfe erfolgt. Ein
König Ati, der im ersten J.ihie seiner Regierung im Wädi
Hammanifit Steine für seine Pyramide brechen liess (Lepsius,
Denkm. II, 115 f), ein König Imhotep, dessen Werltmeister
gleichfalls hier arbeiteten (ib. 115 h), während beide sonst nie
erwähnt werden, dürften dieser Zeit vielleicht als Präten-
denten angehören. Der eigentliche Begründer des neuen
Herrscherhauses scheint Teta zu sein» den die Grabinschriften
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Pepi und seine Dynastie. 103
des Ptahsepses und seines Sohnes Sabu, der am Hofe des
neuen Flerrscliers in hoher Gunst stand, als den Nachfolger
des Unas bezeichnen. Nach ihm nennt die Tafel von Abydos
eioen König Uskara*, iron dem wir sonst nichts wisa^. Der
nächste Herrscher, Pepi mit dem Vornamen Meririf, ist der
nächtigste Fürst dieser Dynastie. Seinem Namen begegnen
wir überall in Aegypten, in den Gräbern von Saqqara, von
Zawijet el-Meitm (Hebenu), in dessen Nähe er einen Ort
Hal-Pepi gründete, in Abydos und Cbenoboskion , ebenso in
den Steinbrüchen von Elkab, von Hammamät, von Wädi
Maghära. Dass seine Herrschaft sich auch über die Neger
Nobiens erstredcte, ist schon erwfthnt (§. 70). Am Tempel
von Dendera hat er gebaut, ebenso bewahrt ein Granitblock
in Tanis seinen Namen. Es ist das erste Mal, dass neben die
Grabstätten von Memphis auch andere Todtenstädte treten,
and überhaupt scheint, wenn auch Memphis Residenz blieb
und die Könige hier nach wie vor ihre Pyramiden bauten«
das obere Land von jetzt ab eine grössere Bedeutung ge-
wonnen zn halben.
Im allgemeinen s. de Ruuge, Fr. Dyn. 223 iT. Ueber den Bau
des auf Chöfu zunlrkpeführten (§. 76) Denderatempels durch Pepi s,
Df jiicHEN, Bauurk. v. Dend. und ders., Baugeschicbte von Dendera, Taf. 1.2;
bestaiij^ wird diese Angabe dadurch, dass Pepi 2U Tanis und auf einer
Vase bei Priöse, Mon. 49. 7, »Sohn der Hathor von Ant (Dendciaj« beibst.
Altar Pepi's in Turin: Bonomi und BiRCH, Tr. See. Bibl. Arch. III.
Deniimäler der Zeit in Abydos: MAmETTE, Abydos II, pl. 43; III, p. 83 ff.;
Qk'i' die Gräber in Abydos aus dieser Zeit ib. S. 40. Iiau]>tquelle für
diese Zeit ist die Grabinschrift des Una aus Abydos, zuerst puhlicirt von
DB RooGE, Pr. Dyn. und Mariette, Abydos II, 44, nach besseren Gopien
übersetzt and emmnentirt too Brhah, AZ. 1882, 1 ff.
§. 87. Das Ende der Regierung Pepi's ist durch einen
grösseren Krieg im Osten ausgefi^lt gegen den zu den *Amu (d. h.
den Syrern) gehörigen Stamm der HeruSa* (Wflstenbewohner?).
Die Mannschaften Aegyptens und die Contingente der nubischen
Negerstämme wurden in Masse dazu aufgeboten. Durch die
Grabinschrift des Richters und späteren Gouverneurs von Ober-
aqiTpten, Una, dem die Leitung (?) der Expeditionen gegen
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104
Erstes Buch, dritter Abtctiniit.
das Feindesland übertragen war, erfahren wir, dass man in
filnf Feldzügen die feindlichen Castetle eroberte, die Wein-
gärten (des petraeischen Arabiens?) verwüstete, zalilreiche
Gefangene machte und schliesslich mit einer Flotte noch weiter
nach Norden vordrang. Doch lässt sich nicht erkennen, ob
dem Kampfe eine grdssere historische Bedeutung zukommt.
Pepi*8 Sohn Merenra* erscheint häufig auf den Monu-
menten, doch erfahren wir Genaueres nur über den Bau sein^
Pyramide, für die Una bei Elcphantine Steine brechen und den
Sarkophag hauen lie.-^. Er ist in juiifren Jahren gestorben; ihm
folgte sein Bruder Neferkara% der zweite oder dritte dieses Namens.
Ueber den Krieg gegen die Qerula* vgl. die kflhnen Gomhtnationeii
KiULL*8. AZ. 1879t 34. 64; 1880. 121. Pyramiden Pept*s und Herennt^s:
Bruosch, ÄZ. 1881, 1 fr. lieber ihren Stammhaum vgl. Hariettb^ Abydos
I» pl. 2. Vase Neferkara^d: PmesE, Hon. 49, 5.
§. 88. Neferkara' (IT.) Name und der Dienst seiner
Pyramide erscheinen noch cmige Male auf den Denkmälern ;
dann bedeckt völlige.^? Dunkel die folgenden Jahrhunderte..
Höchstens einige wenige, inhaltlich unbedeutende Grabstelen
aus dieser Zeit sind auf uns gekommen. Die Ueberreste der
Königslisten lassen nur die dunklen Umrisse der Epoche er-
kennen. Im Turiner Papyrus war zunächst eine Regieniii^
von 90 oder mehr Jahren verzeichnet ; sie eijts|iricht der
hundertjährigen Regierung des Phiops oder Apappus bei
Manetho und firatostbenes. Dann folgen eine Regierung von
1 Jahr, 1 Monat, und nach einer Lücke Ton etwa 3 Zeilen
vier weitere von 2, 4, 2, 1 Jahren und einigen Monaten.
Auch einzelne hierher gehörige Namen .sind erhalten, die
Königin Neitaqert (Ntrwxpic, llerod. II, 100, der eine Sage
erzahlt, wie sie den Mord ihres Bruders gerächt habe), ein
König Neferkara* (III.), die Könige Nefrus und Ab. Dann
folgt ein Rückblick bis auf Mena und mehrere Summirungen ;
die Zahlen sind leider fast völlig verloren. Manetho schliesst
abweichend vom Papyrus mit Nttokris — die er die dritte
Pyramide bauen Kisst — die 6. Dynastie. Dann hStten
70 Könige je 1 Tag geherrscht, darauf sei eine neue mem-
Siebente bis zeimte Dynastie.
105
phistische Dynastie, die 8., von 27 Königen prcfol^t. Die Namen,
welche der Turiner Papyrus im Folgenden gab, sind fast
s&mmtlich verlorenf aber die Angabe ist erhalten, dass diese
Dynastie aus 18 EÖaigen bestanden habe (fr. 61t 1)* Dann
fdgt ein neues Geschlecht von 6 Königen. Nur die Namen
der beiden letzten von diesen sind Im Papyrus erhalten; sie
erscheinen auch in allen anderen Kdaigslisten und sind uns
wieder durch Monumente bekannU
lieber die Gral)in«=rbriflpn, welche vielleicht in diese Zeit gehören,
s. LfFDi EiN, Rech, sur la chronol. » g.. 48. 70—72. — Die Tafel von Saqqara
ül)ergeht diese Zeit ganz; die Tal'el von Abydos nennt von den etwa
26 Herrschern des Papyrus nach Neferkara' II, 18 Namen, unter denen
der Name Neferkara' iiocli sechsmal (III. — VIII.) vorkommt. Der Name
eines deraelben findet sich in Elephantine, MARurrTE, Mon. di?. 54 f.\
der eines hierfaergebörigen Königs Menkera* unter anderen Namen in
Saqqara, Lbfstos, Denkm. 153 d. Aoeb der KOnig Menebepem (in
Elkab, ÄZ. 1875, 72) gehört wohl bierfaer. — Ueber die Pragmeote des
Toriner PapTms in diesem Ahsebnitt s. Hfsaa, Tr. R. Soc. Literat.,
U. ser. Ol, 1860, 128 ff. db Roira^ Pr. djn. 864 ff.
§. 89. Man erkennt, dass wir es mit einer Epoche ?.u
thun haben, in der Usurpationen nnd Aufstände an der
Tagesordnung waren, die Thronwechsel rasch auf einander
folgten, die Einheit des Reiches aufgelöst war und die Gau-
försten und der alte Erbadel (rpa^ §. 46) sich souverfin zu
machen suchten. * Ja wir können mit ziemlicher Sicherheit
annehmen, dass fremde, syrische Stämme Aegypten angriffen
nnd vielleicht eine Zelt lang das Land od^^ einen Theü
desselben beherrsclitcn. Ein sehr verstümmelter Petersburger Pa-
pyrus enthalt Erzälilungen von Kämpfen mit den Amn (Syrern)
unter den Königen Clirufi und Ameni, welclie dieser Epoche
angehören ; Manetho lasst auf die Memphiten zwei Dynastien
(9. und 10.) aus Herakleopolis (vielleicht H. parva an der
Ostgrenze des Delta) folgen, deren Begründer Achthoes »ge-
waltthätiger war als alle Könige vor ihm und viel Böses that,
bis er in Wahnsinn verfiel und von einem Krokodil gefressen
wurdet. Wohl nicht mit Unrecht hat man hierin die An-
deutung eüier Fremdherrschaft gesehen. Jedenfalls gehört
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106
Erstes Bach, dritter Abeetmitt,
dieser Zeit die ErlMiunng eines grossen Grenzwalles attf dem
Isthmus von Siies an, der iFürstenmauer zur Abwehr der
'Aniu«, von deren Errichtung in dem erwähnten Petersburger
Papyrus die Rede ist.
lieber die HerakleopoHten s. Lepsios, KOoigsbuch S. 22. Ebers,
Aeg. B.BI. 18$ fif» — Ueber den Petersb. Pap. Golenischeff, AZ. 1876, 100 f.
Die Grenzmauer wird auch in der Geschichte des Saneha erwalinl. vgl,
Brügsch, Dict. ^rro^'r. S. 52, 1106. — Auf die Fremdherrschaft in dieser
Zeit bezieht sich v i e 1 1 eicht auch eine Inschrift im Souterrain des Tem*
pels von Dendera (Dümichen, Baugeich, von Dend. Taf. llle, vgl. Khall,
AZ. 1880, 121), in der es heisst, dieser Raum sei von den Fremden, welche
in Aegypten eindrangen, nie betreten, und in einer Liste als solche die
Sati (Perser), Feuchn ( Pho»Miiker) . NordvfMk^^r r'uUer MernephtalO und
Hertisa' (§,87), in einer zweiten die 'Aruu, Sasu ( Hyksos) und Nurdvölker
genannt werden. — Um die grosse LHeke in der monumentalen Geschichte
Aet'vptens zu begreifen, denke man sich, wie viel wir unter Hhnlichen
T'nisliiiideu von der Kaisergesch io hie von Th»' Hi,,-,ia.s ins auf Karl d. Gr.
oder von Lothar bis auf Otto d. Gr. wissen würden.
g. 90. Dass die Einheit des Reiches aufgelöst war,
wissen wir mit TdUiger Sicherheit Der Turiner Papyrus gibt
eine ToUstfindige, die Tafel von Abydos eine ausgewählte
Liste' nur yon den Harschem, die in Memphis regierten, von
den Heraklüüpolilen Manetlio's findet sich dalier bei beiden
keine Spur. Ebenso wenig ist aber eine Herrsciierreilie auf-
genommen, weiche uns die Tafel Dhutmes' III. in Rarnak
bewahrt hat, und welche die Ahnen des (hebanischen Herr-
scherhauses umfasst, dem endlich die Einigung Aegyptens
gelang. Der erste derselben ist der »Standesherr« (rpa^)
Antef, oireiibar ein Ihtkini^cher Gaufürst, der sich unabhängig
gemacht hatte. Sein Nachfolger Mentuiiutep führt nur den Titel
Uorus, den wir seinem Werthe nach etwa durch »Herzog«
wiedergeben könnten, ebenso die beiden f<dgenden Antef s
(n. und HL). Von den nächsten dieser Fihrsten besitzen wir
bereits Monumente und können das Anwachsen ihrer Macht
einigermassen verfolgen; die letzten von ihnen sind die
6 Könige, welche der Turiner Papyrus nach seiner Dynastie
von 18 Königen genannt iiat; sie entsprechen der 11. the-
banischen Dynastie Manetho^s. ^ £ine chronologische Bestim-
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Auflörang der Rftiuhminhelt,
107
mung der Dauer der behandolien Epoche ist so gut wie un-
möglich. Auf die dunkle Zeit Ton Neferkara^ (ü.) bis zum
Siege der thebanischen Dynastie wird man mindestens 250 Jahre
rechnen müssen « da die (mindestens etwa 10) thebanischen
Fürsten, die dieser Zelt angehören, jedenfalls weit filier ein
Jahrliundort regierten. Auf Teta Pepi Merenra' dürften etwa
50 Jahre zu rechnen sein, auf die 0 letzten Könige der (11.)
' tliebanischen Dynastie etwa 100 Jahre, so dass wir von Unas
bis Amenemlia't I. mindestens etwa 400 Jahre zu rechnen
haben, vielleicht aber auch viel mehr; wenn z. B. die g. 88
erwähnte mehr als 90jährige Regierung historisch ist, so wfiren
schon ÜBst 500 Jahre anzusetzen.
leb gebe wie in §. 79 dfe K^^mgalisten nach P. A.S.K. und Hanetho;
IL bflseiebiiek die numinnentel belunntcn Nan^n. Zur Literatur Aber
P. irgl. $. 88; die Gleiebtmg swiaeben den im Papyrus erbaltenen Zablen
der 6. Dynastie und den Namen iet ziemlich wahnebeinlicb aber keinea-
wegs sieber, s. DE Rouoi {». 382 ft Die Antabl der Stellen des Papyms
ist alemlieh sieber.
Turin er Papyrus,
M a 11 e t h 0.
1.
[Ati, Im^otep
nur M.] . .
xJ.6N.21T.
e.Dyn.,mempfa. I.'0f6ni)c « • SOJ.
d.
[TeiaA.S.H.] .
X
[Uekara'nurA.}
[fehlt gans]
[Kerira' Pepi
A.S«K>lfJ
20J.
4.
[Merenra' I,
^Jar[?]pm5af
A.S.K.M.] .
6.
[Neferkara' U.
A. S.M.] . .
90 X J.
4. <I''.üj'l/ . . 100 J.
6.
\ Hierher gehören
1 J. 1 M.
5. Msv£he50ü<pi; IJ.
7.1
die Namen von
8.1
' Fr. 48 des P.
Sa. 208 J.
9.1
Neitaqert
7«DyD* 70Mempbiten 70 T.
10.J
Nefcika
2J,1M.1T.
8.Dyn. 97 „ 140 J.
11.
1 NefruB
4J.2M.1T.
9.Dyn. 19Hera)[leo|M)Uten409 J.
18.^
Ab
2J.1M.1T.
la
IJ. - 8T.
lO.Dyn. 19Herakleopolitenl85 J.
Summe und
ll.Dyn. 16DiospoUten 43 J.
DynasUeneinsehnitt p*^' oft« 'A)k|uvi|A.f)c <n) t^.
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108
Erstes Buch, dritter Abschnitt.
Turiner Papyrus.
14.
15.
Dynastie
von
18 Königen.
IG. Neferkara P.
17. Chruti P. . .
(vgl. §. 89)
18. Sneferkara' P. [VJ
A.K. (Nr. 25)
19—31. Hierhor pehriren wahrscliHin-
lich nocli die Namen von
Fr. 48 P. : X, Neferka, . . nda,
. . i. X, und der König Men-
cheperu (§. 88, Anm.)
Den F^o^jifTungen Nr. G— 31 »ips I*apyrii9 entsprechen in A. (S. über-
geht diese Zeit ganz): 1. Merenra' II. Safemsaf; 2. Neferkara"; 3. Mcnkara
(vgl 88. Anm.); 4. Xeferkara III.; 5. Nefprkara IV. Nebi; 0. Dedkara
Maa' . . .: 7. Neferkara V. Chendu; 8. Merenhor . i). Sneferka (= Nr. 18?):
10. Kaenra; 11. .\eferk:ira' VI. Terru ; 12. N«'rerk:ihnr: i:^. \Vf<*rkara' VII.
Pepi senib ; 14. Neferkara VIII. 'Anu; 15. ...kaura'; 1«!. Neferkaura';
17. Neferkauhor; 18> Neferarkara* II. Die Ibebanische Dynastie s. %. 95 f.
Culturentwickelung. Ausbildung der monotheittiichen
Gehaimlelire.
§. 91. Die hinter uns liegende Epoche ist für die aegyp-
tische Entwickelung von der grOssten Bedeutung gewesen.
Auf allen Gebieten vollziehen sich während derselben tief-
reifende Veränderungen. Wie fortan nicht mehr Memphis,
sondern Theben die H;m|)tstadt des Reiclies ist, ?o ist
der Gharalcter der Monumente ein wesentlich anderer. Die
Sprache, die Details der Schreibung haben sich geändert; auch
der Kunststii ist ein anderer geworden, ein von dem alten
abweichender hieratischer Kanon beherrscht Sculptor und
Malerei. Die Könige bauen zwar noch Ziegelpyramiden, aber
offenbar legi rnaii keinen Werth mehr auf die Aufthüiiaung
eines gewaltigen Grabbaues: in Theben (Drah abu-lneg^a)
sind sie nur als äusseres Beiwerk vor den meist in den Felsen
gehauenen Grabkamroem aufgerichtet. In den Phvatgräbem
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Der flolan Monotheiflnnu.
m
▼ersehwindet die Form der Mastaba vOUig^ man erricbtet
statt ihrer niedrige Ziegdpyramiden CUber der Grabkammer.
Daneben erreicht der Bau der Felsengräber eine grossartige
Ausbildung. Sogar die Personennamen der folgenden Zeit
sind zum grossen Theil neu, die der Pyramidenzeit oft völlig
verschwunden.
Ueber die Giftber der altthebttnischen Zeit s. vor tXlem Harictte,
Abjdos S. 88—49. Ueber Üni)^ abu-loegipi §. 95. Anm.
§. 92. .Auch in der Religion und Speculation hat eine
tiefjjrreifende Fortentwickelung stattgefunden. Die nahe Be-
rfihmng unter so vielen eincelnen Göttern fährte dazu, sie als
idenüsdj, die Namen lediglich als verschiedene Bezeichnungen
derselben Gottheit aufzufassen, WcUuciid andererseits ebenso
häufig aus einfachen Attributen oder localen Namen neue
Gottheiten werden. So hat man Ra"^ und Horus seit den
ältesten Zeiten gleichgesetzt (§. 55); ebenso Ra^ und Tum;
seit der 6. Dynastie begegnen wir der Identificirung von Pta^
und Sokar« Allmähiidi werden diese Gleichsetzungen all-
gemein; man erklärt Min (§. 58) fOr eine Form des zeur
genden Horus; der krokodilsköpfige Sebak ist der Sonnengott
Ra* in seiner vernichtenden Gestalt, Gleichungen wie Tum-
Ilarmachis, Sokar-Osiris, Amun-Ra* werden ganz gewöhnlich.
Die Zersplitterung des Reichen mag hierbei von wesentlicher
Bedeutung gewesen sein^ da jetzt jeder Localgott auf die erste
Stelle Anspruch erheben konnte, und rnan ihm dieselbe durch
seine Gleichsetzung mit den anerkannten Hauptgöitern Ra%
Horus, Ofiiris zu sichern suchte, hddessen es treten auch tiefere
Anschauungen dabei hervor. Die grossen Gdtter süid fast
sSmmtlieh Sonnengotthelten oder lasseh sich wenigstens leicht
in solche umsetzen; die Himmelsgöttinnen sind bald ihre
Mutter, Ijald ihre Gemalilin 5i>j. Der Sohn folgt dem
Vater und nimmt seinen Platz ein; das Kind wächst heran
und vermählt sich mit der Mutter; ja wenn der Himmel
erst licht wird, wann der Sonnengott sich am Horizonte
erhebt; ist dann dieser es nicht, der die Himmeisgöttin, seme
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110
EntCff Buch, dritter AbMlmitt.
eigene Matter, erst scbaffl? Und wenn er, der Siegreiche,
der immer anfe neue Leben «engt, zum Horizonte eilt und
die Hernichaft der Nacht zuläast, Ist dann er es nicht « der
»die Finstemiss herbeiliQhrt uImt die Erde«, der sich den
Eintritt ins WesUr^ch erzwingt, um dort rohen und herrsch«!
zu können» wie Jtn ii nach den Mühen des Lebens
eingeht zu den ewigen Freuden der Grabeswohnung V Diese
Ideen sind es, welche in zahllosen, oft widerspruchsvollen,
bald rein materiell gefassten, bald roebr geistigen Ausdrücken
alle weitere Entwickelung beherrschen; sie führen zur Ausbil-
dimg einer Geheimlefare von dem Einen nranfitagiichen ewigen
Sonnengott, der die Welt beherrscht und in ihr sich manifea-
\iri, von dem alle anderen Gottheiten lediglich Formen (oder
Namen) sind, von dem auch der Hensehengeist (alfl OsiHs)
nur ein Austluss ist, der nach dem Tode wieder zu ilmi
zurückkehrt.
»Der dem Ptah Sokar ergebene (amchu)« findet sich zuerst Lepsiüs,
Denkm. II, 113 a und J. de Kouok, Inscr. 92, 4, wo indessen charakteristisch
gpnut? tl't^ betrefTende Person »Priester des Ptah und Priester des Sokarc
lirisst; in deo Cult ist also damals die Verachmelson^ noch uicht ein-
gedrungei].
§. 98. Der Ausgangspunkt der neuen Lehre ist das
unteraegyptische Ana (HeUqpofis). Sein Sonnengott Tum
(resp. Ra* oder Rrf-Tiim)'i3t es daher, der als der »Eine«,
der i>Ungeschafifene«, »der sich selbst schafft«, der »Bildner
der Welt, aus dessen Gliedern die Götter hervorgegangen sind«,
gefeiert wird. Und glcichzx'itig erklärt man den V'erstorbenea
für identisch mit diesem Gotte; er ist nicht nur ein »Genosse«
des Tum, er ist es, der die Welt geschaffen hat, der die
Fittsterniss besiegt, der in der Untmvelt ruht und am nfiebstaa
Morgen auf» neue vom Himmel herabstrahlt, den Menscfa«! ^
und Götter anbeten. In ausgeführten Hymnen, wäche man
dem Todten mit ins Grab gibt, werden diese Ideen ins Ehndne
durchgeführt, durchweg mit bestimmtester Beziehung auf die
tägliche Bfihn der Sonne. Es entsteht so der älteste Kern
des »Buches vom Hervortreten l^des Todten J bei Tage«, des
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Dta Todtonboch.
III
sog. TodteDbuchs. Selbstverständlich aber gelingt auch hier
wieder nicht die Emancipation von der materiellen Anaebaunng
(§. 85). Alle diese Hymnen und Todtentexie sind durchsetzt
mit zahlreichen Anspielunjren auf die Attribute, die ;iur<sere
Gestalt des Gottes, auf meist locaie Mythen und Gebräuche.
Und da es in erster Linie gilt, dem Menschen auf Erden,
dem Toclten im Jenseits seine Existenz 7a\ sichern, und dies
nur durch das »Wissen«, die Macht des Wortes, der Zauber-
formel erreicht werden kann (§. 82), da femer die neuen An-
schauungen einikch neben die altm treten, d^ Todte nicht
nur Ra* oder Tum (resp. Osiris) werden, sondern auch im
Westen ein behagliches Leben fuhren, oder auf die Erde zu-
rückkehren will und »Gestalten annehmen, welche er will«,
so ütlnet sich hier der Magie und Phantasterei der weiteste
Spielraum. Zahllos sind die Gespenster und Dämonen, welche
den Frommen bedrohen, die Krokodile, Schlangen, Popanze
u. s. w., welche ihm im Jenseits mit Marter und neuem Tod
droben, »geheimnissvolle Wesen^ deren Namen und Geremonien
unbekannt sindt und die es zu besänftigen (sei^otep) gilt;
natürlich ist die Theologie auf diesem Gebiete nicht weniger
thätig ak auf dem pantheistbcher Speeulation. So schliessen
denn an die Hymnen die abenteuerlichsten, bis ins kleinste
Detail ausgeführten Beschreibungen dieser Ungeheuer nebst den
zugt Ii l i^en Beschwörungsformelni durch die dem Todten seine
Laufbahn gesichert wird.
üeber die Entstehung des Todtenbuchs s. LFr-rt -, Aelteste Texte
des Todtenb. 1867; meinen Set-Typhon p. 7 ff. lieber den Unterschied
zwischen den an Osiris und den an Tiim-Ra' anknilpfenden Texten vgl. m.
Bemerkungen ÄZ. 1877, 155 f. In den letzteren heis.«* der Todte ursprüng-
lich nie »Osiris N. N.c, sondern »der dem Ra' ergeWeae N. N.«. — Das
17. Gap. def? Todtcnhuchs ist entschieden heliopolitanischen Tlrsprungs;
Osiris ist ihm ursprünglich ganz fremd. Es ist in der 12. Dynastie
bereits mit einem zweifachen Commentar versehen. Es entb< 1) die
OlfliehseUung des Todten mit Tom, die ZI, S8 [nidit wie Lspsn»
annahiD, ZI. 14] abscUiesst; fi) Gleictasetnuigen mit Hon» u. ZI. 24— 49*
9) Zaaberfönneln, ZL 50 IT., die mm guten Tbeil schon imter der
18. Dystslie vorbanden waren , aber spiter bedeutend vermehrt worden
flind. «- Ein reiner Sonnenhjnnos nach Art der Im N. R« bAofig auf
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112
Erstes Blieb, dfitter Ateebnitt
Todteiistelen vorkoinmenden ist Cap. 15 (eJ. LEF^ernF: 1868); aocli
Ckp. 79 ist jedenfalls heliopolitanLich und hält sich aufrallend f^i von
crasseren ZaubeiTormeln. — Ueber den aegyptischen Monotheismus und
was damit zusainmei)l)än^;t ist im allgemeinen wie im einzelnen unendlich
viel Verkelii tes jjesagt worden ; so z. B. die Völlig unbegründete Behaup-
tung, dte Golilieit werde durch »ich bin ichc bezeichnet (dagegen
PiEmiuuiiK, A.Z. 187d, 61).
§. 94. Was von Ra und Tum, gilt nun auch von
jedem anderen llauptgott. Osiris, obwohl ausserweltlicli und
»ruhenden Herzende, ist docli auch der »Herr des Uiüver*
SQoas« (neb er ter), der König, für den sein Sohn Horns ge-
wissermassen als Minister die Welt regiert; und natürlich
bildet sich jetzt die Lehre von seiner Identität mit dem Todten
weiter aus, und die Seenen des Lebens nach dem Tode
werden ins Detail ausgearbeitet ; so wird z. B. die »Fahrt nach
Westen € (§. G2) jetzt zu einer mystischen Falu t nach Abydos,
der eigenHi( hen Grabstätte des Gottes (t. B. Lkp^ius Denkm.
II, 127). Pliih in Memphis als der Sdiüpler, iiU der
Ural teste Gott, der von Anfang an war und alle Götter und
Menschen geschaffen hat; im Todtenbuch tritt er dagegen
auüiallender Weise ganz zurQck. Aber Dhuti, Ghnum, Min,
Hör US, oder z. 6. in Herakleopolis der dort verehrte Haupt-
gott Qerief (Mibuttb, Mon. div. 21), ebenso ^athor, Isis,
Nut werden, die einen in diesem, die anderen in jenem Texte,
als die höchsten Gottheiten gepriesen und spielen auch in den
Todtentexten eine hedeulende Holle. Ja so^rar Set, der böse
Dämon, wird gele^^t ntlich dem iiii {^leich^'esetzt , natürlich
nur in localen Culten, und selbst ins Todtenbuch hat ein
Text Aufnahme gefunden (Cap. 44), in dem der Todte sich
rühmt, sein Sohn zu sein. So icommt es, dass schliesslich
von allen Gottheiten dasselbe gilt und ausgesagt wird, sie
alle sind »Herren (oder Herrinnen) des Himmels und der Erde,
Fürsten aller Götterc, und vor allem werden sie sftmmtlich
nach dem Sdiema der Sonnengottheiten behandelt. Als dann
die Einheit des Ueiclis wiederhersrestellt war und Theben
seine Hauptstadt vvuide, da war es natürlich, dass, die ein-
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Wwenaglekihheit aU«r Götter.
118
zelnen localen Onttheiten mochten noch so viel dagegen pro-
' te8tire&, sein Hauptgott Amon die EriMschaft dieser fintwicke-
" hang antrat, für den »Einen« erldftrt wurde und als » Amon-Rs^,
König der GGtter« an die Spitze des olOcieUen aegyptischen
Cnltus trat.
Einzeluntersurhungen, naiiieiillicli auf Grund drr von Navh.i.f 7u
«jrwarlendpn Todtenbuchnn«sfrahe , werden noch viele Aufschlüsse über
den Einiluss der localen Anschauungen geben und auch Manches chro-
nologisch genauer fixiren lassen. Soviel lÄssl sich mit Sicherlitit sapen,
dass die Texte des Todtenhuchs zum guten Theii, seine Anschauungen
aber durchweg der Yortbebaiiiaeheii Epoelie aogehöreD, während sie
andereneite ebenso evident jOnger aind als die Texte der Pjnramiden
und der ]fastabe*8. leh bemerke noch, dess man in dieser Epoche ali-
BBihliob beginnt, dem Namen des verstorbenea Osiiis N. das Wort
ma*acheni, d. Ii. etwa »der Tcionphirende« (|. 82) naehnsstaen; YgL
Todtenbuch Gap. 18. — Amon ist lediglich der Localgott von Theben
und wahrscheinlich orsprönglich ein Gott der Fruchtbarkeit und Zeugung,
daher ilhyphall. Aus vorthebanischer Zeit kenne ich ihn nur in dem
Namen Amensefas hei Lefsius, Denkm. II, 27. Nach einer No*iz m der Äcad.
10. Juni 1882 p. 42t3 findet sich Amon-Ra auf einer Statut K nig Fepi's
erwähnt. I)ie Etymologie ist duakel. Dass die Priester, weiclie iliu als
höchsten Gott priesen, dabei an den amen ren-f, »den, dessen Name ver-
borgen ist« (§. 82) dachten, ist sehr wahrscheinlich} aber natürlich iät
4las nicht der Ursprai^ des Ksmeas.
IV. Das altthebanisclie Eeich.
Elfte Dynastie.
§. 95. Die Monnmente gestatten nns einigennaaasen, das
aUmÜdiehe Emporkommen - des thetianischen Herrscherhauses,
welches schliesslich die Herrschaft über ganz Aegypten gewonnen
hat, zu verfolgen. Die ältesten Denkiaaler, die wir von ihm
besitzen, .sind der schlichte, in einem unscheinbaren Grabe im
N.W. der thebanischen TodtensLadt (Draiji abu-lnegga) ge-
M«y««, ÖtMhleht« de« Altertlium*. X, g
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114
Erstes Buch, vierter Aiieebiiitt
fimdene Sarg eines Königs Antef (IV.) « und die in Berlin
(Nr. 1175) bewahrte Hausapotheke der Gemahlin eines Königs
Mentuhotep (IL; ihr Sarkopliag AZ. 1866, 53), wahrschein-
lich dieselbe, die eine Inschrift auf der Insel Säi oberhalb
des zweiten Kataraktes nennt (Lepsius, Denkm. II, 149a; sollte
aber wirklich die Herrschaft des KQnigs so weit hinau^erdcht
haben ?). Ein König Mentuhotep (II. ?) erscheint auch in den Stein-
bruclien von Hammamftt und auf der Kataraktenlnsel Konosso
(ib. II, 150 c. d). Von König Antt f (V.) 'a d. h. >dem Grossen«
ist uns die Grabpyramide erhalten, in der eine Stele aus dem
fünfzigsten Jahre seiner Regierung ihn von vier Hunden
umgeben darstellt; sein Sarkophag, den ihm sein Bruder König
Antef (VI.) herrichtete, wird im Louvre bewahrt. Den Beschluss
dieser Reihe bildet Nebhotep sertf Mentuhotep (III.), der auf der
Katarakteninsel Konosso den dortigen Localgöttern seine Ver-
ehrung bezeugt, wofür ihm diese »alle Lande unter seine
Sohlen« werfen (Lspsius, D. U, 150 b).
Bei der Anordnimg der Könige habe ich zuerst diejenigen gesetzt, bei
denen der Königstitel vor dem einfachen Namen steht; dann folgen die-
jenigen, welche den Titel se Ra' »Sohn der Sonne« innerhalb der Cartoiiche
trai^'cn. Mentuhotep III. hat ausserdem noch den Vornamen Xcbhotep
ui der Cartouche; seinen weiteren Titel »Herr der weissen Krone« führt
auch Gbufu, man darf ihn daher nicht zur BegrOndung der Annahme
Ton der Relehslhefliinf verweitheii* Im nidiitMi Paragraphen folgen
dann die seehe Könige, von denen der volle Pharaonentitel, mit dop-
peltem Namenering, geführt wird, und die daher wahiw^einlieh den sechs
m den Toriner Papyme aufgenommenen KOnigen dieser Dynastie ent*
sprechen, — Ueber die Grftber mehrerer dieser FUnten werden wir dureh
die Processaeten Ober einen Grflberdiebstahl unter Remses IX. belehrt,
die der Papjras Abbott bewahrt; v|^. BmcH, RA. XVI, 1859, 267 t
Zu beaehlen ist, dass der Papyrus den Namen Antef durchweg iUsch
schreibt — Ueber Hamrr's Ausgrabungen in Üralji abu^lnegga s. RAn.
II, 86 f.; TkSBA. IV, ld8 f. — Die Tette der diel erhaltenen Sirge aind
Sttsammengestellt von Emen, ÄZ. 1869, 52; der des Antef (IV.) publicirt
von Toin.niaov, Tr. R. Soc. Literat, in, 1859. — Stele Antef (V.) 'a's:
Mariette, Mon, div. 49; J. de Rouot, Inscr. 160 ff. ; Bmcn, TrSBA. IV.
Eine andere in Abydos: Mariette, Abydos UI, Nr. 544. Nach einer
von DE Roüo£, RA. VI, 1850 , 563 ff. besprochenen 8tele lebte er
etwa vier Generationen vor Usertesen I. — Einer der enlMi Anteb mit
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•
Ein« Dynartie. 115
dem Vornam«!! Dedbau obno kOnigfiehaii Titd aebdnl auf iiiier Stela
bei Boich* ÄZ. 1874» 0d Tonukommen. — Ueber die 11. Dynastie im
aUgemetneii vgl. oi Rovoä, RA. VI» 1860, 557; Saulcy, Salle des
taae^iren 17 ff.; Lierlkin, Rech, sur la chronol. 52 ff. — In diese Zeit
gehört aurh ein ÄZ. 1874, 113; 1876. 110 [§. 89], Maiuette, Not. des
mon. de Boulaq 77. 191 erwähnter KOnif Ameni oder Ameou [vgl. in-
deeeen g. 96 Ana.].
§. 96. Die folgenden Herrscher — von denen übrigens
keiner lange auf dem Throne gese^-^en zu haben scheint —
nehmen endlich wieder den vollen Titel der alten Pharaonen
an; hi ihren Yomamen und Titehk beseicbnen sich vier von
ihnen als »Erfrener«, »Herrc, »Ehiigerc, »Beieber der beiden
Landec, ein beseiehnender Hinweis darauf, dass ihnen die
Unterwerfung wenn nicht de«? ganzen so doch eines grossen
Theils von Aegypti n gelunn'en war. Antef VII. 'a II. kennen
wir nur durch seinen gJeirlifalls im Louvre bewahrten Sar-
kophag; Antef Vin. (Nubchcperra"^) wird auch in der Liste
von Karnak genannt und inschriftbruchstücke erwähnen seine
Kämpfe gegen die Neger und die Bewohner von Sätet (dem
Eataraktenlande). Von Antef IX. ^a IH. Grabe sind gleich-
füls Ueb^reste erhalteut vor allem ein Pyramlifion aus Kalk-
stefai. Aus Hentuhotep IV. (Rtfnebtaui) 2. Jahre erwähnen
Inschriften in den Steinbrüchen von Hammamät die Arbeiten
für die Beschaffung seines Sarkupliages und wie man dabei
einen neuen Brunnen in der Felsenwüste g-eg-raben habe
(Lepsiüs, D. II, 149c — h). Mentuhotep V. (Nebchrura') , der
vorletzte König der R^he, muss kein unhedeut^er Heirscher
gewesen sein, da fast alle Listen ihn nennen, ja in manchen
Listen aus dem Neuen Reich er allein von allen Hmschem
vor der Hyksoszmt genannt wird (fimm^ KOnigsbuch Taf. 20
bis 22). Von dem letzten Könige dieses Hauses, S^anchkanf,
erzählt eine Inschrift hi Hammamät aus seinem 8. Jahre,
wie er von Koptos aus eine Expedition unter Fuhrung
Hanu's durch die Wüste ans rothe Meer entsandte, um von
den »Fürsten des rothen Landes«, d. h. des ostaegyptischen
Wüstengebirges 70), die von ihnen erhandelten Specereien
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116
Erstes Buch, vierter Absebnitt.
des Landes l^unt (Arabien) in Efiiplang m nehmen. Auf
dem Zuge legte er in der Wöste mehrere Brunnen an , ein
Beweis, dass man eine dauernde HandeJsverbindung herzu-
stellen beabsichtigte; vgl. §. 98.
Die von mir gegebene Ordnung der vier ersten Fürsten dieses
Paragraphen ist ziemlich willkürlich. — Sarkophag des Ra'sechetn her
hertnui Antef VII, 'a.: Birch, ÄZ. 18ü'J. 52. — Nubchepena Atilef MIL:
Pap. Abbott. Marif.tte, Mob. div. 50 ; Birch, RA. XVI. 2G7 f. — Ra sechem
apat roa*a Antef IX, 'a: Sbarpe, Egypt. inscr. 1, 47 b. Pap. AbboU.
BtRCH 1. c. 208. — Ra' nebtaui Mentuhotep V.: Leraos» Denkm. II,
149 c*-h. BcRTOH, Exc. hierogl. 5. Nebchrura' Mentuhotep VL:
Lepsius, Denkro. II, 149b. Auswahl 9 = Pfeusss, Mon. 7. Königsbuch
Tat 20—22. Sein Grab wird im Pap. Abott genannt. — STanchkara* (nach
Haspero gleich Ameni, §. 95 Aom«): Lcpsios, Denkm. II, 150 a. Cbabas,
Voyage d*im £gyptien 66 ft Maspero, Rev. historique IX, 8 I. Im
Hafenort hat ||anu ein SchiflF gebaut; doch erfahren wir nichts Ge-
naneres Aber dessen Fahrt — Ausserdem gehören in diese Epoche eine
Ansahl Grabstelen von Privatpersonen nach Ausweis der in ihnen vor-
kommenden Eigennamen.
Zwtfifte Dynastie.
g. 97. Die Zeit der 11. Dynastie ist eine Epoche des
Aufstrebens und Kämpfens, in der von der Ausführung grosser
Monumente nicht die Rede sein konnte. Die 12. Dynastie
dag^n ist im ruhigen und gesicherten Besitze der Macht,
und wenn auch von den Bauten ihrer Könige waiig mehr
erhalten ist, so beg^egnen uns doch ihre Namen auf zahlreichen
Inschriften aus allen Thcilen Aegyptens, und von vielen der-
selben haben sich noch gigantische Porträtstatuen erhalten.
Die grossen ihrer Epoche ungehörigen Gräber von Benihassan
und Berse enthalten ausführliche Biographien hoher Beamter
dieser Zeit, auch einzelne Literaturwerke sind auf uns ge-
kommen. Dennoch ist es auch hier unmöglich, eine wirklich
zusamnieiiliängende Geschichtsdarstellung zu gewinnen, eine
sichere Verbindung iler isolirt dastehenden Thatsachen herzu-
stellen, die Ursachen des Glanzes wie des Veriails im einzelnen
zu erkennen.
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Amenem^a't I.
117
Wie AmenemhaH 1., der ßcsgründer des neuen Fürsten-
geschlechtes, auf den Thron gekomiiv n !st^ warum der Turiner
Papynis wie Manetho mit ihm einen Haupteinschnitt mach^,
wissen wir nicht; dass er ein In jeder Beziehnng bedeutender
Hensdier gewesen ist, der das Rdch neu und fest organisirte,
die unzufriedenen Elemente niederhielt, lehren die Thatsachen
und die Tradition. Einzelne Inschriften zeigen uns, wie der König
nnd seine Nachfolger persönlich in die Verwaltung eingreifen,
er selbst setzt den Gauherrn ein — allerdings vererbt sich
diese Würde wohl fast ausnahmslos vom Vater auf den Sohn
— und setzt ihm seine Grenzsteine. Auch die Weisheit des
Königs wird gerühmt: eine in zionUch dunkler Sprache ab-
ge&sste Schrift enthält die »Unterweisungen des Amenem^iaH 1.
för seinen Sohne — In seinem 21. Jahre nahm d^ König
seinen Soihn Usortesen I. zum Ifitregenten an, ein Braach,
der von den meisten Herrschern dieser Dynastie nachgeahmt
worden ist.
Die Stellung der 12. Dynastie ist netst Ton Lepsius bestimmt:
Abb. Beri. Ak. 1862. — Unter den grossen Gräbern sind vor allen
wichtig das des Nomarchen des 16. oberaegyptischen Nomos Mali (Anli-
noites) Ameni und seines Enkels Chnumhotfp in Beniliassnn t Lki-sios,
Denkm. II, 121 R. ; Bhugsch, Gesch. 128. V.VJ ; Maüi ero, Recueil de tra-
vaux rel. a la philol. egypt. 1, ItH) IT.; ßiuui, RP. XII; daneben Uaa
des Dhutiholep, Nomarchen des 15. Nomos Un ( Herrn opolites) in Berse:
Lepsius, Denkm. II, lo4; Ma^iero, Tr. Soc. Bibl. Arcb. VII, 7. Femer
vgl, die Gntbsohrift des Komarchen Mentunessa von Theben (Louvre C I) :
Maspebo, GoQgrte intern, des Orient 1873. II, 48. Denkmiler aas Abydos:
ILuuBm» Abydos m, Nr. 588—765. ^ Dass Amenemha^t I. nicht obne
Kampf auf den Thron gekommen ist, schelDt siemlich siebsri fai wdehem
Znssmmenhaag damit aber die Festoo« Tettani [Abanthos sildlich von
Memphis] Stdit, die wiederhcdt mit ihm msammen genannt wird (Tor.
Königspapyrus fr. 64, de Komi, Jnser. pl. 8, vgl. 14), ist nichts weniger
als klar. — Die Unterweisungen sind uns handschrifllich mehrfuch er-
halten, üebenetzungsvefsache von DOjuchbji, ÄZ. 1874, 30; Maspero,
RP. U, d.
§. 98. Der Reorganisation im Innern entspricht eine
bedeutende Machtentwickelung nach aussen. Natürlich wurden
die Minen der Sinaüiaibiasei wieder besetzt und ausgebeutet;
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118
Entm Bodi, vierter AbtehnitL
zahlreiche Inschriften reden von der Tbatigkeit der Bergleute
der 12. Dynastie im BKaftatlande. Bei den HftupÜingea des
asiatisdieii Nachbarlandes stand, wß die Memoizen des Saneha
uns lehren, der Name der Pharaonoi in hohem Ansehen. Der-
selbe war ein vornehmer Aegypler, der vor Amenemha*^t I. zu
dem Scheich von Tenu [wahrscheinlich auf der Stnaihalbinsel]
floh, und nach langem Aiileiithalt an dessen Hofe in hohem
Alter die Erlaubniss zur ehrenvollen Rückkehr nach Aegyiitm
erhielt. Unzweifelhaft herrschte ein reger und wohlgeordneter
Handelsverkehr mit den Kleinstaaten Syriens, der vieileicfat
direct bis nach Babylon hinfiber reichte. Von demselben kgt
auch das berilhmte Wandgemflide Im Grabe des Ghnumhotep
Zeognlss ab, welches darstellt, wie Im 6« Jahre des Usertesen L
37 'Amu (d. h. Kana^anaeer) mit reichen Geschenken, vor
allem mit kostbarer Auprensalbe, in den antaeopoliüschen Gau
einwandern und Ghnuiuhutep's Schulz awlsuchen. In noch
viel höherem Maasse sind die asiatischoTi iVemden jedenfalls
in Unteraegypten eingewandert. Ebenso blieb der Zug des
^anu nach dem rothen Meer nicht olme Folgen. Wiederholt
wurden milit&rische £x|)editioiien nach Punt hinfibergesehickt,
Handelsreisen nnd Entdeckungsfahrten schlössen sieh an. Ein
Härchen aus dieser Zeit (§. 102) erzfthlt uns von den Irrfahrten
eines Kaufmanns, der weit in den Sdden nach der Lasel des
Schlangenkönigs verschlagen wird.
üeber die Exped. dieser Zeit nach Punt s. Erman. AZ. 1882, 203 ff.
Memoiren des Saneha im Berliner Pap. Nr. 1, zuerst 18r.3 von Chaius und
Gonnwm gleichzeitig analysirt, flhersetzt von Goodwin. RP. VI. und grossen-
theils von Maspfho in seiner Geschichte und in Mel. d'arcb.eg. et assyr. III. —
Einwanderung der 37 'Auiu : Ghampollion, Mon. 362 f. ; Lepsius, Denkro. II, 13d.
§. 99. Die wichtigste Errungenschaft der 12. Dynastie
ist die Unterwerfung des oberen Nilthals. Die Negerstämme
Nubiens, vor allem die Uaua, neben ihnen aber jetzt auch
die Bewohner des Landes Ka§, d. h. die Kuschiten östlich
vom Nil (§. 4;^), die hier zum ersten Male erscheinen, werden
seit dem Knde der Regierung AmenemhaH I. wieder und
wieder mit Krieg überzogen, Ihre Dörfer niedergebrannt, ihre
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Unterwerfung Nubiens.
119
Mumen erachlagcD und uhMdie Beate an Vieh, Sklaven
und Gold heimgeführt. Von Usertesen I. Kriegen berichtet
die Grabschrift des Ameni, dass er im Lande Kas kämpfte
und letzterer die dabei gewonnenen Goldschätze zurück-
brachte; ein Denkstein, welcher die Siege des Königs über
die Negerstämme feiert, findet sich am 2. Katarakt. Unter
seinen Nachfoleern Aroenemlii«iH IL und Usertesen n. ist das
nobisehe Land müitärisdi besetzt, die lOuptlmge der St&mine
müssen flue Leute zur Goldwisdie hergetMi und jedenfalte
ao^ sonst Tribut entriditen. üsertesen DL ToUeodete dann
die Unterwerfung des Landes; zwei j^rosse Grenzsäulen bei
Semne am 2. Katarakt aus dem 8. und 16. Jahre des Königs
verkündeten den Npfrern, dass hier die (irenze des Reiches
.^ei, die zu übersciireiten nur zu Handelszwecken gestattet
werde« Auf der Höhe wurden zu beiden Seiten des Flusses
Festimgen angelegt, deren Ruinen noch jetzt erhalten sind
(Semne und Kumme), fiis in späie Zeiten ist Usertesen IIL
als Eroberer der nubischen Lande hier gOttlich verehrt worden,
Dhutmes IIL hat ihm In Semne einen Tempel erbauen lasssn.
Weitere Städte und Festungsanlagen sicherten den Besitz des
Landes, einzelne Streifzüge sind auch in der Folgrezeit noch ge-
macht worden, sovonÄmeneraha tIII.(LEPsius, Denkm. 11, 138g).
Das inschriftliche Material findet sich fast durchweg bei Lepsius,
Denkm Tl.; ferner Rosellini, Mon. stör. pL 25, 4; Birch, ÄZ. 1874, 112.
Amt'iit'iiiha't l. ge^en die Uaua; BRiHis<;H, Gesch. 117, AZ. 1882, 30.
— lieber Semiie und KuiLirner Lepsius, Ber. Berl. Ak. 1844, 374. 399. —
üeber die nubischen tioldwerke: Oharas . Inscr. des miues d'or 1862. —
Die Festung Semne heisst Secbem-Cha kaura' (d. b. »Feste des Usert^en IILc),
Lepsius, Denkm. II, 151 c.
§. 100. Mehr noch als die kriegerische Thätigkeit der
Könige treten uns ihre Bauten entgegen. Zu dem grossen
Amonstempel von Theben hat Amenem^aH L den Gnind
gelegt, den Sonnentempel von Heiiopolls Usertesen 1. errichtet
— einer seiner Obelisken ist noch erhalten — , an dem Osiris*
heiligthum von Abydos, am Hathortempel von Dendera, im
Faijüm, in HerakleopoUs (Halchenensu)} in Tanis und an
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120
£rstes Buch, vierter Abschnitt.
anderen Orten bejjegTicn wir ihrer und ihrer Nachfolj^er Bau-
tbätigkeit, ebenso legen die Steinbrüche von Turra und Ham-
mamöt Zeugniss für dieselbe ab. Kein Herrscher bat aber
auf diesem Gebiete Bedeatenderes geleistet als Amenemha^t III,
der Sohn des dritten Usertesen. Er ist der König, welcher den
Moerissee im Fuijuiu an^'elegt hat, das grosse Wasserbassin,
welches zur Regelung der Nilübersi hwemmung dienen sollte,
und Hl demselben zwei Grabpyramiden, in seiner Nähe den
berühmten Tempeibau errichtete, welchen die Griechen Laby-
rinth nennen. Die Fürsorge des Königs (der bis in sein
44. Jahr regiert hat) für die Regalining der Ueberschwem-
mung geht auch daraus hervor, dass er jährlich an den
Felsenwänden von Semne und Kumme die höchste von der
Ueberschwemmung erreichte Stelle verzeichnen liess, eine Ein-
richtung, die auch unter seinen nächsten Nachfolgern bei-
behalten ist
Baugeschichte von Karnak und Abydos s. in MAninTE's grossen
Werken ilber beide Orte, von Dendera in DTmickknV Bangpschirhle.
Bauten in Tanis: J. dk Roun^, Inscr. 72. 75: E. r«E Rolok. FiAn. IX. 128 (T. ;
Maiukttk ib, III. V. Denkmäler aus Abydo.«?: Mauiettk. Abydos II, 21 — 26.
Bauurknndr von Heliopolis auf einer Lederbandschrill; Stern. ÄZ. 1874.
85, bericbti^'t von denis, UP, Xil. Im übrigen s. LEPsir«, Denkm. II. — Die
Ueberreste des allen Moerissees sind von Linant (inem. sur le lac Moeri-^
1842j, die dürftigen Trümmer des Labyrinths von LEPi^itt^ (Briefe 74 tt.)
entdeckt. He?chreibung des Faijüm im Pap. Bulaq Nr. 1 nnd \r. 2.
Beschreibung ties Labyrinths in einem von BRUfj-cn. üict. g^ogr. 391 und
sonst besprochenen Papyrus. Der griechische Name Moeris ist w a h r-
scheinlich aus dem aegyptischen Wort mer >See« hervorgegangen,
das dann von den (iriechen ^uai Aamen des Königs, der den Sfe an-
legte, gemacht wurde. Leber den Moerissee: Herodot II, 101. 148 f.,
(wo die Erbauung des Labyrinths fälschlich der sog. Dodekarchie tilge*
schrieben wird), Diodor 1, 51 f. u. a. Strabo XVII, 1, 37. — NilbObeii
bei Semna und Komme (aoa deoen aich ergibt, dasa damals dort die
Ueberschwemmung mehr ala 8 Heier hoher atieg als gegenwllrtig):
Lspsras, Ber. Berl. Ak. 1844. 874 ff., die Inachriften: Denkm. II, 188. —
Daa Intereaae des KOniga IDr daa FajjOm gebt auch daraus henrer, daas «
seine Tochter nach dem dortigen Loöügoite, dem krokodilskOpfigen Sebak«
benannte; auch unter den folgenden Dynastien steht der Sebakcolt in
hohem Ansehen.
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Baat«D der nrtUlen Djnastie*
121
§. 101. Nach Amenan^iaH ilL erlischt plötzlich der
Glanz der zwölften Dynastie. Nur ganz wenige Monumente sind
uns aus den kurzen Regierungen des Amenemfia^t IV. (9 Jahre)
und der Königin Sebalmefrura' (nach Mimetho der Schwester
des vorigen , re^. fast 4 Jahre) erhalten. Mit der letzteren
endet die Dynastie, nachdem ihre Fürsten ungefähr 195 Jahre
den Thron Aegyptens inne gehabt.
DuB Amenem^H IV, «enigatens eiiiige Zdt mit Mtnem Vater
inwiininen regiert Iiat» tehnm bieehriften bei Lbpsidb, Amewabl 10 (Pbobb,
Ulm, 9) and auf einer Qat^ontaliie in Berlin (Nr. 65). — Die 12. Dy-
naetie erechdnt überall als geschlossene Einheit, so aoeh auf der Tafel
von Kamak. In der Tafel von Saqqara werden ihr noch die beiden
letzten (in ihr aHein genannten) Kfinige der 11, Dynastie zugerechnet
im<] {{ie gaoie Reihe in umgekehrter Ordnung aulgeführt. ManetUo hat
Aiiu.nemha't I. eine Zvvischenstellimg zwischen Dynastie 11 und 12 ge-
geben und im einzelnen mehreren verwirrt ; so werden Us. 11. und III,
zu einem gigantischen König Sesostris vcrächmolzen, der Asien und
Thrakien erobert. Am. III. dagegen in zwei Könige zerlegt. — Die Chro-
nologie ist f&r die ersten Könige dnreh die Doppeldaten dtf Insehriflen
▼eilig gesichert FQr Ua« H gibt der Turiuer Papyrus 19 Jabre, die Mo-
nnmente reichen nnr bis in seinem 11, Jahre. FQr üa^ ÜL ist das hOebste
Datum sem 2ß, Jahr, nnd viel Iflnger kann er nach der im PapjrQs
erhaltenen Gesanunlsnmme der Djmastie nicht regiert haben. Die letsten
Regierungen sind durch die Hon. nnd den Turiner Papyrus bekannt,
nur wie lange A. III. und A. IV. zusammen regierten, wissen wir nicht.
— Die Zahlen Manetho's sind meist zu niedrig, der Turiner Papyrus
hat die richtigen K e g i e r u n g s z a Ii I e n gegeben, aber sie
falsch summirt. da er die g'e m e i n s a m e n fle g i e r u n g en von
Vater undSohn nicht beachtet hat, also z. B. die lOJahre,
welche A. I. und Us. I. zusammen regierten, doppelt an>
rechnet. (Uebersicht s. nächste Seite.)
Literatur und Kunst.
§. 102. Unier die zwöfte Dynastie fSM die Blfithezeit der
altaegyptischen Literatur. Manche Trünuner derselben sind
auf uns gekommen, mehrfach hat man auch weit später
entstandene Werke dieser Zeit zugeschrieben. Die iMeinoiren
der Saneha — eiues der schönsten Werke der aegypUschen
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Erstes Buch, vierter Abscboitt
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Idtantw. 128
Uteratiir — < und die Unterweisiiiigea Amenemhif t L Bind schon
erwflhnt, ebenso die biograpbischen Texte d^ Zeit Dandien
Märchen und Erzählungen; die Mftrchoi- und Fabelliteratur
hat in Aegypten zu allen Zeiten in Blüthe gestanden. Hier-
her gehört das Märchen vom Sciilungenkönig (§. 98) und die
nur fragmentarisch erhaltene Geschichte eines Bauern, welcher
bei König Nebkara' (3. Dyn.) Gerechtigkeit sucht. Religiöse
Texte, die in dieser Zeit entstanden oder redigirt sind, be-
sitzen wir in Masse; auch das Lied, welches dar Haiftier bei
der Bestattung — und wohl auch beim Featgelage — smgt
von der TergänglicfaiLeil des Lebens und der ewigen Herr-
schaft des Todes, dem selbst die GKtter erlegen sind, in dem
er 7.U fKjhom Lcbensgenuss auffordert, so lange es Zeit ist,
gehört dieser Zeit an, eine Version lässt es »dem iiause
König Antefs« entstammen. Am charakferistischsten ist aber
ein in späterer Zeit viellach abgeschriebenes Werk, der Preis
der Geleiirsamkeit, in der Form eines Briefes des Duaufsechruta
an seinen am Hofs des Königs studiienden Sohn Pepi. Hier
wird das Sebicl»al aüer St&nde in schwarzen Farben ge-
schildert, dieNoth und die Abbfingigkeit ihrer Lage dargestellt,
und dagegen die Vorzüge und Ehren des Schreibers d. h. des
Gelehrten gepriesen (s. §. 104). — Däss auch die wissenschaft-
liche Literatur sich in dieser Epoche weiter entwickelt hat,
ist unzweifelhaft ; aber direct ist nichts von derselben auf uns
gekommen.
Petersburger Papyrus: Golemscheff, Abh. des Berl. orient. Con-
gresses m, 100 ff. Ueber die Berliner Papyri s. CWiabas, Les pap. hi^ral.
de Berlin 1865. Goodwin-, RP. VI, 131. — Da? Lied *aus dem Hause
Antefs« (Pap. Harris 500) 'ind da«; entsprechende >Lied des Harfnersc
aus dem Grabe des iNeferiiülep in Abd el-Qurna (Dümichkk, Hist. Inschr.
II, 40): Onni.wiN, Trans. Sor. Eibl. Arch. III, RP. IV. Stern, ÄZ. 1873,
58; 1875, 174; KP. VI. Maspero, JourD. as. VII, 15, 1880, S. 388-410.
— Aegyptiscbe Fabeln Hegen una nur in demotiseber Fonn for, und eftbimen
warn ThflU mit den frieehiacben Fabeln Hut wflttUcb übarein: L^mra,
6er. Haneta. Ak. Id68, II, Brvoscb, IZ, 1878, 47. Unsweffelbdl find
dieselben aber weit llter; satirische Papyri mit DaitteBungen ans dem
Thierieben — oder vielmehr Ulustrationen sa Thiennlrebeii nnd Fabeln
beattisn wir ans den Zeilen des Neuen Reichs: Lhmiub, Auswahl 89.
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124
Eni« Boeh, turtar AbMlmitt.
— Der Preis der Gelehrsamkeit, in mehreren Handschriften erhalten:
GoODWiN, r.amliridf^e Essays lsö8, 27J. Masi f.uo, Genre epislolaire p. 48
(in BihI Vre. «Jes hautes etudes Xli). Dikch, HP, Vlli. In demselben
ist niciii vuii einer Hochscliule in Clirnu (Silsiüs), aoaUern vom
Aufenthalt >ani Hofe« die Heile, Buuui>cH, Geach. Aeg. 547.
§. 103. Auch die Kunst dieser Epoche trägt einen ge-
wisscTiriaassen clap.sischon Charakter. So fiele und lebens-
wahre Werke wie iu der meuiphi tischen Zeit können allerdings
nicht mehr geschaffen werden, wohl aber befördert die un-
umschränkte Herrschaft deB Kanons eine sorgfaltige Durch*
bildong des Details und eine saubere, niemals ins Rahe Ter-
ainkende Arbeit auch bei den ein&chsten Producten des
Kunsthandw^ks. Im Detail hat diese Epoche Vorbrefniches
geleistet. Nie sind die Hiefoglyphen schöner gezeichnet resp.
eingeschnitten worden, und die zahlreichen Bilder aus dem
tagliehen Leben an den Graijwanden von Benihassan stehen
zwar in der Gesammtcomposition, aber niclit in den Einzel-
heiten der Zeichnung den Darstellungen der Pyranmiengräber
nach. Der Porträtstatue ist der Kanon am nachtheiligsten;
trotz, aller Trefiflichkeit der Musculatur, trotz der feinen Arbeit
der Köpfe u. s. w. wird ein Eindruck, wie ihn die Altesten
memphitischen Werke her Tomifen, nicht wieder erzielt. Da-
gegen in der Architektur ist, wenn wir nach dem uns vor-
liegenden Material urtheilen dürfen, ein bedeutender Fort-
schrilt wuhnielinibar. In dem FeLsentrrab entwickelt sich eine
eigenartixe Architektur, deren Gruadclement die aus dem
Stützpfeiler entwickelte, den Architrav tragende sog. prnlo-
dorische Felsensäule bildet, die uns in den Gräbern von
Benihassan in den verscliiedensten Formen (8-, 12-, 16 kantig)
entgegentritt und dann auch auf den Freibau (Tempelbau)
ubertragen wird. Denn man beginnt jetzt auch den ewigen
Göttern ewige Wohnungen su gründen. Naturgemfiss hfilt sich
indessen der steinerne Tempellmu Torwiegend in den Formen
des älteren Holzbaues; denn d(?r Tempel ist das Wohnhaus
der Götter. Vorzugsweise verwendet man dalier in ihm die
heiteren, dem letzteren entstammenden Sauieuiormen mit
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Knitft. Gbankler der Epoehe. 125
Papyn»- oder Palmenbipitäl als Ttflger, und spfiter haben
diese Pflanzenaftnlen die protodorischen Tollstftndig verdrftngt.
Die Lilej aliir s. im allgemeinen §. 72. Die StatiiPii der 12. Dynastie
TOT allem bei Rolue, Album phutographique, Nr. 109 C. Auch die
13. Dynastie iteht hier tum Theil noch wt der Höhe der 12. — Di«
]>BrBteUuDgeii der Gittber voo Beni]|iasaaii iind tot allem toü Gbampoluoii
ausgebeutet: Honuments Nr 850 tt* Als Zeugnisse der Tempelarehltelto
dieser Zeil sind ans nur der Kern des Tempels von Kamak and dOrlU'ge
Uebeneste des Tempels am Hoerissee erhalten. Eine dieser Epoche eigen-
thUnticbe, später verschwindende Säulenform ist die Säule mit Lotoe«
knoepenkapitäl. — Ueber die fintviiekelung der aegyptischen Architektar
s. vor allem LErsifp, Ueber einige aegyptiseho Kunstforraen und ihre
Entwickelung: Abb. Borl. Ak. 1871 j vgl. auch Semi kh. Der Stil, I, 418 ff.
— Von den Künstlern dieser Zeit sind uns mehrere durch ihre Grab-
steien bekannt, so Merlisen aus der 11. Dynastie: Lki-sius, Ausw. 9 und
Prisse, Mon. 7; Bmnsf:n, Gesch. Aeg. 170, und der Baumeister Mentu-
hotep: Brugsch, Gesch. 132 ff.
' §. 104. Im allgemeinen bezeichnet die Herrschaft der
12. Dynastie den Höhepunkt der Entwickelung Aegyptens,
wie denn auch die Sprache dieser Zeit den Spftteren immer
als classisch gegolten hat und man sie wenigstens in den
rdigiöeen Texten und den Inschriften der Tempel möglichst
zu bewahren bemüht ist. Es ist eine Epoche, in der aUe
Omndansdiauungen l&ngst feststdien, aber dem geistigen Leben
noch freier Spieliaum uiui vielseitige Entfaltung gewährt ist.
Trotz der Eroberungen im Süden trägl sie einen wesentlich
friedlichen Charakter; Handel und Gewerbe blühen, der Acker-
bau gedeiht. Trotz zahlreicher einzelner Denkmäler ist es aber
doch weniprstens bis jetzt noch unmöglich, ein klares Bild der
socialen VarhiUtnisse d^er Epoche zu gewinnen. Der alte
Erbadel mit den Ganfürstra an der Spitze ist noch im 6e-
atze seiner grossen Lftndereien und zahlloser Knechte; hi
zahlreicfaen Grabinschriften rühmen sich die Grossen keinen
Armen bedrückt, das Recht nicht jrebeugt, in Hungersnotli
und Elend geholfen zu haben. Während so die Masse der
Landbevölkerung, die Vorfahren der heutigen Fellachen, durch-
aus in Leibeigenschaft lebt, muss in den Städten sich ein
freier Kau&nanns» und wahrscheinlich auch Handwerkerstand
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126 BntM Badit mnte Abiteftt.
entwickelt haben; der Brief der Duauisechruta hat die Me
Wahl des Berufes sor Yoranieetzanif. hnmer mäehtifer wird
die Stellung der Priestennhaft an Bedts und Einflnee. In
den Tempelsehnlen wird die lügend hmngebildet, nnr hier
ist die Würde und Weisheit eines Schreibers zu erlan^n.
Die Erlernung der Schrift ist einerseits die Vorbedingung für
jede höhere Stcllnnp^ im Stnat-dienst und in der Priesterschaft,
andererseits eine mühselige, jahrelanges Studium in Anspruch
nehmende Aufgabe. Alle Wissenschaft trägt vollends einen
religiösen CSharakto'. Auch der Bildhauer und der Baumelsler
flbt ja nur die Kunst, deren geheimmnlssToUe, fCir atte Ewig-
keit feststehende Refeieln der Gott Dhuti den Menschen ge-
offenbart hat Nor der Schreiber, d. h. der priesterliehe
Gelehrte, nimmt daher am geistigen Leben Theil, er ragt weit
enijior aber ilie Masse des Volks, das von seinen Geheimnissen
niciils versteht und nichts zn wiesen brauelit. Alle Kunst,
Wissenschaft und Literatur ist nur für diesen lierrschenden
Stand berechnet ; die Masse lebt von ihm in voller Abhängig-
keit und hat an der geistigen Entwickehuig Aegyptens keinen
TheU.
FQr dm wmefaaeiiden finfloi« der reUgiOm AmchaitangeD tat m
eburakterittiMfa, dan die Zahl der reUglfiMB BigeniiaiDtn kimar aubr
snnimmt tad i. B. M dan E8ni|an die in Ütarar Zeit flut aneeehliaa^
lieh gebräuchlichen Namen ohne religülaeii Shm Hut TOtHg Teraehwinden.
V. Verfall des thebanischeu Beiclis. Anardiie
und Fremdherrsdiaft.
Dreizehnte Dynastie.
§. 105. Das neue Gesclilecht, welches mit Sebakhotep I.
den Thron bestieg, scheint, wie aus zahlreichen Namens-
berühruiigen hervorgeht — z. haben zwei Herrscher des-
s^ben den Vornamen des Amenen^a't L angenommen nnd
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Die drdieliiite DyntMi«.
127
die bei ibm gewdimlidie Ableltimg der Eigennameii von dem
Gotteenameii Setmk knfipft an den Namen der letzten Königin
Sebeknoihmf an ^ nüt der vorigen Dynastie tersetawfigert ge-
wesen zu sein. Sebakhotep I. begegnet uns in den Monumenten
nur ein einziges Mal, in einer Nilhoiienmessung in Kumme
aus seinem 1. Jahre (T.kp-h;^, Denkm. II, 151 a), ausser ihm
von seinen Nachfolgern nur noch der sechste mit dem merk-
wördig componirten Namen Ameni-Antef-AmenemhaH, von
dem zwd AUartafeto für den thebaniachen Amon erhalten
sind (IfABinTS, Katnak pt. 9. 10; J. di Roirai, Inacr. 7).
Offenbar ist keine dieser Regierangen von langer Dauer ge-
wesen, üsorpationen, inelldcbt auch EmpOnmgen der Nomardioi
werden, wie zu Ende der 6. Dynastie, das Reich erschüttert
haben.
Die Grandlage der hier und im Folgenden gegeheaen Darstellung
bilden ausschliecsHch f^ie sehr zahlreichen und sichpr «geordneten Frag-
mente des Turiner i'npyrua und die wenigen erhaltenen Mnnumente.
Manetho ist zu dürftig erhalten und seine Angaben sind zu problematisch,
um verwerthet werden zu können. Nur so viel ist sicher, dass den hier
(§. 105 — 107j aulzutührenden Königen bei ihm die dreizehnte Dynastie
von 60 Thebanem, reg. 453 Jahre, und die vierzehnte von 76 Xoiten,
reg. 184 (var. 484) Jalm entipneliML Die KOnigififttti von Abydot end
Saqqant eli«ipring«i di» Zeit vom Ende der 12. Ins warn Anlkiig der
18. Djneetie volhttiidig^ die Tefel von Kenak gibt swar etwa 80 bierber
fdiOrige Namen, doch wie gewöhnlieb Jket dwehweg ohne Beaehtong
der cfaxonolopaehen Ordnimg.
§. lOö. Mit dem 11. oder 12. Nachfolger des Sebakhotep I.,
Ransenib, macht der Turiner Papyrus einen Einschnitt. \aa
dem folgenden Geschlecht von etwa 15 Herrschern sind nns
die meisten ans einzehien Denkmälern bekannt, und wir er-
kennen, dass dieselben noch das gesammte Reich Usertesen HL
^vonTanis biaSemne, ja noch weiter nach Nnbien hinein belimsdit
haben, wenn es audi in demselben oft stürmisch zugegangen
sein mag. Freilich darf man die Vorstelhingen von ihrer
Macht und dem Glänze ihrer Herrschaft niclit, wie neuer-
dings wohl geschehen ist, zu hoch schrauben; was sie uns
binierlassen babeui sind kurze iDScbhften und allerdings zum
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128
Enttt Bach, fOnfter AbMlmitt
Thefl meisterhaft gearbeitete Statuen, die «ch auch liei einer
iLurzen Regierung und beschrftnkten Mittdn sehr wohl her^
steilen üessen. Der Umstand, dass der sediste König den Namen
Mermasa'u, d. h, »General« führt, also offenbar ein Usurpator
war — wir besitzen von ihm zwei in Tanis gefundene Colossal-
statuen — derzelinto, Neferhotep, Solni eines Privatmanns war,
der vielleicht durch Heirath auf den Thron gekonnnen ist,
dass wir ferner den Namen dieser Herrscher in Verbindung
mit Tempeibaaten nur ganz yerelnzelt (in Kamak und Abydos)
begegnen, dass endlich die fünf Regisruogen, deren Dauer
wir kennen, nur sehr kurz sind: das alles wirft ein deutliches
Lieht anf die damaligen Zustände Aegyptens. Als die mäch-
tlirsten Herrscher erschehien der eben genannte Neferhotep
{y^jf!. 11 Jahre), der mit seiner Familie auf Inschriften in der
Gecrend des ersten Kalaiaktes (Assuan Konosso Selirl) und im
"^rt'iiipei von Karnalc, femer in einer grossen, sehr interessanten
Inschrift aus Abydos erscheint, und von dem das Museum
von Bologna eine Stattie besitzt, sowie sein zweiter Sohn
Sebakhotep V. (Gha^neferra^); der filtere Sehathor war nach einer
Regierung von wenigen Monaten gestorben. Von Sebal^otep V.
hat sich eine colossale Granitstatue in Tanis, mne andere tief
im nnbischen Lande anf der Insd Argo weit oberhalb des
zweiten Kataraktes gefunden, zwei andere bewahrt das Louvre.
Auch in Karnak wwd er mehrfach genannt. Die drei letzten
Herrscher dieses Hauses sind ohne grössere Bedeutung.
Die I^jnifi.stifpinschnilte werden in diesem Tlieile des Turiner Papyru«
nicht mehr durch Rubra, sondern nur durch die Wiederhn]i;ri|? der Worte
»er regierte« (amef m putenit) bezeichnet. — Sechs Herrscher unserer
Dynastie erscheinen auch auf der Tafel von Karnak (Nr. 35 — 38. 40. 41
hei Lei^ius, Auswahl) in richtiger Folge; vgl. Hnnoscn, Gesch. 183. —
Honamente: NilbOhen-Angaben aus den Jahren 2. 3. 4 des Sebakholep III.
(mit ErwUumos efaMt dem BegrOnder d«r Dynttti« gleleliiiamigeii
QtBiialt Raiu«iiib) Lvous» Deokm, ü, 161b. cd} «r Ist «obl aoeh der
KAiug, dawen Gfab in «inem Wiener Papynu bei Bkmmib, IZ. 1876, $
erwftbnt wird. — SUtoen des KtmiMvL: J. db RoeeC. Inser. 76 u. a. s vgl
§. 112 Anm. — Aus der Regierung de» Ra*eeehem soa^Uiui Sebel^^otep IV.,
des Vorgftngere des Neferhotep, besitzt dasL .uvre eine von sweien teiner
TOebter erriebtate Stele (Pribbe, Moo. S); em Skarabaeuss MAnnm.
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Dreizehnte Dynastie.
129
Mon. div. 48 j, Abydos III, Nr. 13S3. Die ihm von Brugsch, Gesch. 182
ntgeschriebene Statue in Tanis scheint die Sebakhotep V. zu sein. Als
Terstorben wird er erwftbnt IiEpsius, Denkm. III, 13 b. — Neferhotep : Lepsius,
Denkm. II, IM e~h, Marbtis, Kamak pl. 8o; Abydos II, 28— 80.. 40g.
Statue in Bologna; Robrlldh, Hon. stor. (Text) II, pl. 18, Nr. 152;
Imms, Denkm. in, 291. Einen Nefer]|iotep II. erwftbnt PmiiisT, GaUl.
4e It saile histoiiqiie du Loum, p. 106. — Zu Sehathor vgl. Mariette,
Abydos m, Nr. 1394. Gha'neferra* Sebakhotep V.: Lepsids, Benkm. II,
151 is 120 h. i. J. DE Rouoi, Inser. 76 (RAn. Y, 298). Statuen im
Loone, angebl. aus Bubestis, bei Rosblumi, Mon. etor. Text^ m, Tat I,
ff. 7. 8. Ferner M arieite, Kamak 8 k. n. p. Mon. dir. 48 u. (Skarabaeus).
- AlUrUfeL des Gba"ancbra* Sebaklhotep VL in Leiden: Aeg. Monum.
te Leiden I, pl. 87. — Gba'^^otepra* Sebakhotep 711: LEPsnis, Eanigsbueb
Kr. 211. Ein Skarabaeus bei Mariittb, Mon. dir. 48 p. Statue eines
Cha'eheperra' Sebakhotep (VIII.) in Tanis: Mariette, RAn. V, 299.
KOnigiliflte »aeh dem taziner Papyrns.
(M. = Monumente, K. mit folg. Nummer — Liste von Karnak.)
1. Ra' Chutaui Sebakhotep L M.K. 51 2(?)J. 8M.24T.
2. Sechemkara*.
3. Ra* Ampnemha't.
4. Shotepabra* [Ii. ; der erste König mit diesem Vor«
namen ist Amenemha't L].
5. Aufna.
6. >'aiKhabra' Ameni Antet Ameoemha't M.K. 34.
7. Smenkara.
8. Shotepabra* (lU.).
9. . . . ka[ra'].
[10. Hier fehlt wahrsch. eih Name.j
11. Nesemahra' .
12. Ra Sebakhotep U.
Dynastieeinschnitt.
18. Hansell ib.
U. Antu . . ra'.
15. Seief . . . ra*.
16. Ra'ssebem ebataul Sebakhotep m. M.K. 35.
17. üaer . . . ja',
18. Smenehkara* Mermafta'u M.
W.-..ka,.
Ä). ; . . Qser . .
21. RaWbem soa^Uui Sebakhotep IV. M.K. 86 . . 8 J. 2 M. x T.
«•nr, Owöhlobto das Altnriaimis. L 9
130
Erstes Bucli, fOnfler Abschnitt.
22. Gha*8flefea* Nefer^otep M.K. 87 11 x M. z T.
28. Sehathor 0 J. x H. 8 T.
24. Gha'neferra* Sebak^otep V. H.K. 88.
[2S. Gha*aiiehra* Sebakiu)tep VL H.K. 40 gehört waht^
acheinlich hierlier ans Ende der 6. Seite dea
Papyrae.]
26. Cha'^Qtepra' Sebak^otep TIL M.K. 41 . . . . 4 J. 8 M. 29 T.
27. Ua^abra* A'ab 10 J. 8 M. 18 T.
Ferner ist entweder nach Nr. 25 einzuschieben oder noch späterer
Zeit angebGrig der oben erwähnte Ghacbeperra* Sebakhotep VIII. — Die
Oesammtdaiier dieew Regierungen lisat aieh, wie maa sieht, auch nicht
durch DorcbschnittsrechDung irgendwie bestimmen.
§. 107. Weit weniger noch als 7on den bisher erwfihnten
wissen wir von den folgenden Herrschern, deren Namen,
wahrscheinlich etwa 100, in mehrere Dynastien getheilt im
Turiner Pa[jyru3 fast volle vier Spalten gefüllt haben. Wo
uns Jahreszahlen erhalten sind — im ganzen sind etwa 22
mehr oder w eniger voUständig erlcennhar — weisen sie durchweg
ganz kurze Regierungen auf, von wenigen Monaten, von einem
oder zwei Jahren und einigen Monaten, weit seltener von drei
oder vier Jahren; eine grossere Regierungszahl kommt unter
den erhaltenen nur ein einziges Mal vor, bei dem ersten
Herrscher des neuen Geschlechtes, Merneferra* Ai, der 13 Jahre,
B Monate, 18 Tage regierte. Dem entspricht es, dass nur
sehr wenige dieser Könige monumental bekannt sind, und
zwar meist durch unbedeutende Denkmäler; ganz vereinzelt
erscheinen ihre Namen in den Stembrüchen von Hamm&mftt,
oder in K;irii;ik und Abydos, oder haben sich Statuen erhalten,
deren Aibeil weit schlechter ist als die der unmittelbar vor-
hergebenden Epoche. Doch stammen aus ihrer, sowie aus der
unmittelbar vorhergehenden Zeit ausser einer Reihe kleinerer
Gräber und Grabstelen namentlich in Abydos auch zahh'eiche
Felsengräber in Elkab (Eiletthyia) und wahrscheinlich die grossen
Felsengräber von Siut (Lykopolis), welche uns die dortigen
Oberpriester des Anubis und Vorsteher des Nomn^ im Voll-
besitze des Wohlstandes und der Macht zeigen, bie sind für
diese Zeit von ähnlicher Bedeutung wie die Gräber von Beni-
^ kj 1^ o uy Google
Dreizehnte Dynaslie.
131
hassan für die 12. Dynastie, nur leider viel schlechter erhalten
und viel ärmer an historischen Angaben.
Liste derKöni^'e dieser Zeit, soweit der Papyrus einiger-
maassen erhalten ist, bei Bklüscii, Gesch. 178 f. Die beiden letzten
Columnen des Papyrus sind unrettbar zerstört. — Gräber von Siut : Mariette,
Mon. div. 64 — 69. Der lediglich auf den Todtencult bezQglicbe grosse Text
ttns dem Grabe Nr. 1 übenebt von Haspbro, T^. Soc. Bibl. Arcfa. VII, 6 ff.
Ebmas, AZ. 1882» 159 ff. Von den Giftbeni ? ob Elkab gehörten i. B. die Ton
Lepbiob, Denkm. lU, 18 pabKeirten hierher, Todtenstelen aus dieser Zeit
tind demlicfa ahlreieh erhalten, namentlich in Abydos: Mariette, Abydos
m, Nr. 766—1046. Aach die grosse Grabsehrift der Nomarchen von
HerakleopoUa magna (Hatchenensu) Qotep bei MAnisTTE, Hon. div. 21 ge*
hOrt dieser Zeit an, femer die interessante von Fiesmh im Ree. des travaux
I, 107 veröffentlichte Inschrift. — Denkniftler von KOnigen oder mit
Ktaigtnamen: Die drei ersten KOnige, AI (s. !m Text), Mer^etepra' Ana
(2 J. 2 H. 9 T.) und Sua^enra' (8 J. 2 M.) finden sich nach Lautb,
Man( tho 239 auf einem Denkmal des Louvre. König Ai such bei Lepsius,
Königshucb 218 und auf zwei Skarabaeen bei Mariette, Mon. div. 48 o. q.
— Inschrift aus J. 7 eines Sebakemsauf in ^ammämät: Lepsius, Deiikm.
n, 151 k.I. Statue in Abydos: MARmna, Abydos U, 26, vgl. III, Nr. 347.
Die Beraubung des Grabes eines anderen Sebakemsauf wird im Pap.
Ahbott f§. 95) und Amhurst (Chaba^, M61anges III, 2) erwähnt, und das
British Museum besitzt einen Skarabaeus von ihm mit Todtcntexten :
BiRCH, HA. XVI, 2G9. Wahrscheinlich ist sein Grab das von Mahiette,
RAn. II, 2^ erwflhnte. Stele seiner nach im Pap. Abbot prwilhnten Gemahlin
Xubcha' = im T.niivre C. 13. Ein dritter bei LiK.ni.Eix. Üict. des noms r'^l.
Gegenstände aus dem Grabe eines von ihnen in Leiden: LFtMAN.-, Lettre
ä M. Salvolini 1838, p. 121. — Inschrift eines Meucha' ra 'Anab aus
ALydos; J. uk Kokik, Inscr. 15 = Makiktte, Abydos II, 27. — Inschriften
des Amenisenib. betretTend Restaurali' iip'n am Tempel von Abydos aus
der Regierung eines Königs Ma'anenr;i leienra im Louvre: Lti'sius,
Asswsbl: pRissE, Mon. 9; Sharpe, Egypl. Inscr. II, 23. 24; de Horrack in
Chabas, M^langes, 8 s^r., II, 203 iT. ; vgl. Maspero in M^l. d^arch. egypt.
1, 140: — Bauten eines SOnigs Merikara* werden im Grab 4 in Siut erwähnt :
MiBiRTB, Moo. div. 69 (ss Lepsius, Denkm. II, 150g) ; vielleieht ist er iden-
lisch mit dem im Tor. Pap. genannten KOntg Merkara* und dem in Kamak
(MAKism, Kamak pl. 8 1) und auf der Tafel von Kamak Nr. 45 vor-
kommenden Herkanra' Sebakbotep (IX.)« ^ Andere KOnige dieser Zeit:
LDnoB, Denkm. II, 150 f. KOnigsbuch Nr. 217. 219. Mabiettb, Kamak
pl. 8 m. r; mon. div. pl« 48 b. n. t. (vgl. $. 218 Anm.). — Die in Nimrud
StAmdene Elfenbeinplatte, auf der swei aegyptisehe Figuren und swischen
ihnen eine Gartouehe mit dem Namen Abnu-ra'(?) dargestellt sind
132
Ersles Buch, fünfter Abschnitt.
(Layard, Mon. of Nio. 1. ser. pl. 89, 11; vgl. Biiicai, Tr. Soc Lit.
2. 8er., III), gebSrt nicht einem der in dieser Zeit herrschenden
Könige Uben-n* «n, eondem ist ein pseudoaegyptischee Machwerlc; vgl«
$. 201 Anm.
Die Framiiherrschaft
§• 108. Die angeführten Thatsachen lassen deutlich er-
kennen, dass in dieser £poche in Aegypten ähnliche Zustande
herrschten wie im römischen Reich im dritten Jahrhundert n.Ghr.
Die meisten der Imrzlebigen Herrscher waren offenbar Usur-
patoren, die rasch von anderen wieder gestürzt wurden: viel-
fach werden mehrere Pratondenten neben einander gestanden
haben. In der That scheinen denn auch, wie zuerst wieder
reicheres Licht auf die aegyptische Geschichte fallt, eine ganze
Reibe offenbar localer Dynasten neben dem Oberkönig von
Theben zu stehen (§, 213). Daneben beginnen fremde Völker
in Aegypten einzudringen. Wenn Neferhotep und Sebakhotep V.
noch ganz Aegypten von Nubien bis Tanis beherrschten, so
geht unter ihren Nachfolgern das Delta verloren. Es ist eine
nicht unwahrscheinliche Vermuthung Stern's, dass unter Ma-
netho's 14. Dynastie von 76 Königen aus Xois (im westl.
Delta) libysche Fremdherrscher zu verstehen seien, welche das
westliche Delta occupirten. Vor allem aber ist ein asiatischer
Stamm in dieser Zeit eingedrungen und hat die Macht der
Pharaonen von Theben aufs äusserste bedrängt, die Mentu
(§. 75) oder, wie i Kin jetzt sagt, Mentiu von Sätet, d. h.
dem (asiatischen) »Barbarenlande«, wie sie die Zeitgenossen, die
«Hirten« (irottiivsc) oder Hyksos, wie sie Manetho nannte.
Ueber die Gründe für meine chronologieehe Ordnung s. §. 112. Die
Xoilen Libyer nach Stern, ÄZ. 1883, 24. Hanetho*s Geecbiehte der flyksoe
ist erhalten bei Jos. c Ap. I, 14. Mentiu Sätet heissen die Fremden in der
Inichrift des A'a^mes (vgl. §. 214), sonst werden sie bSuflg auch Aad »die
Pest« genannt. VCtatoz bedeutet wahrscheinlich »Forsten der §8su« d. h.
der Beduinen der Sinaibalbinsel. In der That seheint Mentu der Altere,
§asu der im Neuen Reich aufkommende und spAter — abgesehen von den
stereotypen Formeln der Siegesinschriften — allein gebrftuchliehe acgyp*
tische Name derselben gewesen zu sein. — Im allgemeinen s. Ghabas, Lea
pasteufs en £g7pte, Amsterdam 1868} Ebers, Aeg. 6. Mos. I, 198 ff.
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Die Hykaos.
133
§. 109. Wes SLammeä die Hyksos waren, ist nicht be-
kannt. Die Andeutungen der Ueberlieferang weisen darauf
hin, dass wir es hier mit einem Einbruch Ton Beduinen-
slämmen zu thun haben ^ mit einer der so häufigen Ueber-
schwemmungen der CuUurlande durch die Nomaden der Wüste.
Wenn daj^enren die Denkmäler, auf denen wir den Namen
ihrer Könige begegnen, die Portraits derselben darstellen, so
waren sie entschieden nicht semitischen Ursprunges, denn
diese breitknochigen Gesichter mit aufgeworfenen Lippen und
gmäea Nasen sind das gerade Gegentheil der von den
Aegyptern so charaktenstlseh gezeichneten Portraits der semiti-
schen Stämme. Ebenso stark weichen die Gesichtszüge von
dem aegyptiscben Typus ab. Falls also nicht, was indessen
nicht unmöglich ist, hier fremde Monumente ganz unbekannter
Zeit und Herkunft von den Hyksos lediglich usurpirt sind,
so müssen dieselben einer unbekannten, möglicherweise inner-
asiatischen Nationalität angehört haben. Eine Vermuthung
s. §. 137. Sicher ist jedenfalls, dass im Gefolge der Hyksos massen-
haft semitische — und zwar kana*anaeisctie, nicht arabi.^-ehe
— Elemente in Aegypten eingedrungen sind. Die aegyptische
Sprache ist seitdem mit kana'anaeischen Worten durchsetzt,
die specifisch kana*anaeischen Gottheiten Ba'al Astarte [in der
femininen Form, s. §. 174] 'Anat Relep u. a. werden seit-
dem im östlichen Delta, ja in ganz Aegypten vielfach verehrt,
zaJiireicli begegnen uns überall in den nächsten Jahrhunderten
kana'anaeische Personennamen.
Die Portraits der Hykyürisphiüxe und Statuen sind völlig verschieden
z. B. von dem eines Sasuhäuptlings aus der Zeil Ramses III. (bei Brugsch,
Geogr. Inschr. H, Taf. B) ; flbrigens herrscht nach Mariette bei den An-
wohnern des MenzAleseos noch jetzt derselbe Typus vor. Manelho's
Angabe fbei Jos. 1. c.) v.'/ti oi ).v(rj<.jz'./ abzob^ "A^a^ia; ji/ct: [nach den
Auszügen bei Africanus und Eusebius nannte er sie dagegen I'hoeniker]
bat jiatQrlich keinen grOneren Werth. Ich mache darauf aufoierksam,
dass die Götter Ba*al *Aitofet n. b. w, den Arabern xölW^ unbekannt
sind, und d9» es sehr wohl möglich ist, dass in dieser Zeil und noch
weit später die Beduinen der Sinaihalbineel Kana*anaeer, nicht Araber
ivaren (s, §• l'^^ Anm.). Ueber die semitischen GOtter in Aegypten s.
134
Erstes Bucb| fünfter Abschnitt.
m. Aufsatz ZDMG. XXXI, 724. — Dass ühri«;;!»!!» jedenfalls schon weit
früher im östlichen Delta zahlreiche Semiten ansässig waren, ist §§. 43. 98
bemerkt.
g. 110. Genauere Nachrichten über den Einfall der Hyksoe
haben wir nicht. Sicher ist, dass sie sich In Unteraegypten
dauernd festsetzten und hier einen Staat gründeten, der natür-
lieh völlig nach aepyptischem Musler geordnet war. Ihre
HaupUitze waren die grosse, von ihnen angelegte oder erwei-
terte Grenzfestung Hatu'ar (Aoapi<) d. i. entweder Pelu.siuin
oder ein wenig südlich davon gelegener Ort, und Tanis, die
mächtige, durch zahlreiche Bauten der 12. Dynastie geschmückte
Hauptstadt des Östlichen Delta, die eigentliche Residenz der
Hykso?könitJ:e. Dass auch Memphis und selbst das Faijürn
dauernd iii ihren Händen war, scheint sicher ; dagegen werden
sie Oberaegypten höchstens vorübergehend eroi>ert haben. Iiier
herrschten eben während dieser Epoche die §. 107 erwähnten
Könige und ihre Nachfolger, vielleicht zum Theil als tributäre
Vasallenffirsten, weshalb sie gelegentlich auch nur den Titel hr <|
d. h. »Fürst« erhalten. König Merneptah, der Sohn des grossen
Ramses, spricht von dieser Zeit als der »Epoelie der Könige
von Unteraegypten, da dieses Land Qem in ihrer [Gewalt]
war und der Erbfeind (aad, die ,PesL') es behauptete, zur
Zeit da die Könige von Oberaegypten [machtlos warenjc.
Die Lage von Auaris ist noch nicht sicher gestallt; die früher ati-
;xenommene Identität desselben mit Tanis (aeg. So'an oder ge»
wohnlichor Saruj ist jetzt aufgegeben. Die Stelle aus dem Mernephtali-
text (ZI. 3U, bei DCüichen, Hisl. hischr. I, 4; MAUitirt;, Karnak
pl. 53) hat zuerst de Rouge erklärt. — Wi£Dehakn, Gesch. Aeg. 21 will
die Granitstatue des Louvre A 18, wdahe den Kanm Amen^iotep III.
tr> und Siege Ober nobiache VOUceraehaften beriehtet, dem HyksoslLlkiig *
Apepi suflchreiben. Aber wenn er anch erwiesen hat, dass Ameii|tolep UL
sie lediglich usurpirt bat, so ist sein Argument dafSr, dass sie dem
Apepi angehöre, Äusserst sehwach; eher wird sie von einem Könige der
12. Dynastie stapimen, wie die Statue A S9 mit dem Namen Ramses II.
(Dev^ria, RAn. IV, 249 f.) und so manche andere*
§. III. Dass die Hyksos bei der Eroberung Aegyptens
arg gehaust haben, ist sehr wohl mögUch; die Behauptungen
üigiiizuü by Google
Horracbafl der Uybgoa.
135
Manetlio's aber, dass sio systematisch Tempel und Denkmäler
zersKirt liälten u. s. w., wird durch die Thatsachen widerlegt.
Als Hanpt<.^jtt verehren sie, wie es Ausländern zukommt, den
Sutecb oder Set (g. 55), mit dem Beinamen »der goldenec^
wonmter wahrscheuilidi der Sonnenba'al . zu verstehen ist
Ihm haben sie in Tanis einen grossen Tempel gebaut und
sein Gttit hat im Mlicben Delta bis In spAte Zeiten fort-
bestanden; auch als »Herr von Auaris« wird er in dieser
Zeit bezeiclinet Daneben aber werden die ae^ptischen Götter
Ijeibehalten , die Könige nennen sicli »Sölme des Ka« und
beginnen ihren Thronnamen meist mit Fla' sogut wie die
aegyptischen Herrscher, üel^erlianpt wird naturgemäss die
aegypÜsche Gultur von den Fremden vdUig adoptirt. Der
Umstand, dass ein uns erhaltenes mathematisches Handbuch
unter der Herrschaft eines Hyksoskönigs »nach alten Vor-
lagen« geschrieben ist, und dass wir eine Scbreiberpalette
Isesitzen, welche derselbe König dem Schreiber Alu geschenkt
hat, lehrt, dass das Schriftthum auch unter ihrer Herrschaft
gedieh. Die Monumente, welche wir ihnen zuzusclireiben
haben, vor allem in Tanis gefundene Sphinxe mit Königs-
köpfen, eine Gruppe von zwei Männern vor einem Altar mit
Fischen, das Bruchstück einer Statue aus Mit-Fares im Faijüm,
weichen zwar im Gesichtstypus und ebenso in der Tracht
Töllig von den aegyptischen ab (vgl. §. 109); aber die Arbeit
ist durchaus die der aegyptischen Künstler und meist sehr
sorgfältig ausgeführt.
Di« Angabe des Pap. Sallier I., EAnig Äpepi hebe Snteeh m seinem
Ckitto geneeht und keinem anderen der CKttler des Landes gedient,
iet Debettreibang dee Volksmftreiiena. — Der malh. Papyras Rhind (edirt
nnd abcnetst v<hi EistKLOHR 1870; data Roinv, Joorn. As. YU, 18, 184 ff^
8d0 ff.) ist im 88. Jahre eines König Ha"nus geschrieben, der mit dem
Hauptnamen Apepi, der ihn als Hyksosk<ynig charakterisirt, auf der
erwähnten, neuerdings vom Berl. Mus. erworbenen Holzpaletle erscheint,
deren Kenntniss ich Herrn Dr. Stern verdanke. Monumente der Hyksos:
Maiiiette und i.f noicf RAn. III, 97 ff., 248. mi, V, 297 flf.; Deveria,
ib. IV, 24Ö fl". Die Alon. von Tanis u. a. photoiiraphirt bei de Roüg^,
Album pbologr. Nr. 116—124. Die Statue voa Mit-Fares 1. c. und
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136
Entes Bwh, fOnlUr Absehiutt.
Mariktte, Mon. div. 39. — Ferner der grosse Hyksossphinx des Louvre
A 2:^ mit völlig zerstörtem Namen; ein Kopf in der Villa Ludovisi, pu-
blicirt von Lenormant, Bull, della commissione archeol. comniun. dl Homa
V, 1877, Taf. IX. — Den in Hagd.nl gefundenen L/)won (jetzt im lirit.
Mus.) mit der Legende »der gute Gott Ra*-Set((*)nub[LiJ« auf der Brust
(RAn. IV, 257) halte, ich für eins der io Westasien entstandenen pseudo*
acgfptiwlien MoBamente (8$. 107 Anm. und 201 Anm.).
§. 112. Die Dauer der Hykaosberrscbaft ist ans anbe-
kannt, ebenso dh Zahl ihrer Könige. Bfanetho Iftsst zwei
Hyksosdynastien (Dyn. 15. 16) (Uaer ganz Aegypten regieren,
welche nach Josephns zusammen 511 lahre geherrscht hfitten,
während der Auszug des Africanus der ersten 284 Jahre [ein
offenbares Versehen für 260, was Josephus' Zahlen ergebcnj,
der zweiten 518 [ßaib. ul8] Jahre gil)t. Darauf hatten gleich-
zeitig 43 Hirten und 43 thebanische Könige 151 [Darb. 221]
Jahre lan^ geherrschf ; es sei dies die Zeit des BefreiungskampfeSt
der mit der Vertreibung der Hyksos geendet habe. Diese
Zahlen sind unmöglich richtig; aber es gibt keinen Weg, auch
nur approxtmatiT die historische Wahrh^t zu finden. Nur so
Tiel lässt sich sagen, dass die* Monumente eine Lücke von
grösserem Umfange — und nun gar von 500 und mehr
Jahren — zwischen dem Ende der 18. [resp. 14.] Dynastie
und den Anfängen des Neuen Reichs unmöglich zulassen. Die
Stammbaume der Nomarchen und Adligen von Elkab (Eileithyia,
g. 107) aus dem Anfang des Neuen Reiches weisen schon
nach wenigen Generationen Namen auf, die unzweifelhaft Zeit-
genossen der ld./14. Dynastie angehören ^). Die Monumente
der ersten Herrscher des Neuen Reiches in Theben zeigen die
engste Verwandtschaft mit den älteren th^nlschen und auf-
feilender Wose gerade mit denen der 11. Dynastie, üeber-
haupt klafTt zwischen der Zeit der Amenomli^i L und Sebakhotcp
und dem Neuen Reiche weder im Geistesleben noch in der
Kunst eine unvermittelte Lücke, die der zwischen dem alten
^) Die Sitte, die Kinder nach den regierenden Herrschern zu be-
nennen. )ierrschte in Aegjrpten mehr noch als anderswo und genrährt
häutig einen sicheren efaronologiicben Anhaltspunkt.
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Chronologie der Hyksoszeit,
137
memphitischen Reich und der 12. Dynastie vergleichbar wäre.
Offenbar haben wir die inanethonischen Zahlen sehr bedeutend
ZQ leduciren, die Hyksosherrschaft als den §. 107 besprochenen
kurzlebigen Herrschern im wesentlichen gleichzeitig zu be-
trachten und an diese umnittelbar die ersten Herrscher des
Neuen Reiches anzuknüpfen , welche den Befreiungskampf
unternahmen. Wenn wir auf die ersten Könige tler 13. Dy-
nastie (§. 105 f.) — da Zahlenansätze sich einmal nicht ver-
meiden lassen — etwa 150 Jahre rechnen, so würden vom
£ade der 12. Dynastie bis auf die Vertreibung der Hylcsos
unter A'ahmes höchstens etwa 400 Jahre zu rechnen sein.
Im übrigen wissen wir nur noch, dass ein Hyksoskönig Nubti
400 Jahre vor Ramses II. geherrscht hat
Ans Uanetho «nd die Namen der ersten seehs HyksoskAnige bei
Jof. und Afrie. erhalten : Satttjc oder SÄKanc» Bvwv» 'Aicaxvdtv, ^A^w^t/^
Stoav (und var). ''ApxXii« oder ^Aom^, Ueber die manetb. Daten rgl.
Erman, ÄZ. 1880, 125. — Auf den Denkmälern sind ihre Namen meist
Töllig zerstört; bekannt sind nnr: 1) König Sel'apehti Nubti, nach dessen
400. Jahre eine Stele in Tanis unter Ramses II. datirt ist. Publicirt
Ton MARiETTr, RAn. XI. 169 ff., besprochen von dems», db Rouge, RAn. IX,
Chabas, ÄZ. 1S65, 29 fif. Dass Nubti ein Hyksoskönig war, scheint nach
seinem von Set hergeleiteten Namen und Titel unzweifelhaft. Nach
WijTr¥ANN. ÄZ. 1879, 140 findet sich ein ähnlicher Name auch auf Bige
bei Pbilae; ob der in Aliydos gefundenn Skarabaeus bei Mariette, Abydus
!1. 40r wirklich ilini zu^^ehört, erscheint mir sehr frr^fzlich ; dagegen ist
(lerstihe Name vielleicht auch in dem auf eine ältere zu Teil Moqdam
W Tanis gefumlene Königsstatue gekritzelten Namen zu erkennen
(Marihte, RAn. III, 33G, IV, 259, mon. div. 63 c; Ehmvn. ÄZ. 1877, 37).
Leider wissen wir nicht, in welche Zeit der HyksusiierrschaCt Künig
Nubti gehört — Ganz unhaltbar sind die Construclionen von VVif.demann,
AZ, 1879, 140 IT. (dagegen Piehl, Ree. de travaux II, 121) und Kuall,
Compos. des maiieth. (leschichtswerks 104 f. [Dass die dem Bokchoris bei
Manethü zugesetzte Noliz »990 J.« sich nicht auf eine Aera, sondern auf die
Aiisetzung des Exodus unter diesen König durch Lysimachus bezieht, hat
Lactb, Aeg. Chronol. 212 zuerst erkannt; vgl. Gelzer, Africanus I, 204 f.]
kb mache noch darauf aufmerksam, dass auf der Stele Ramses den
Hobti weder als seinen Ahnherrn heseicfanet, noch ir^ndwie ▼erfaerrlieht,
Bbl, Sonnen- und Siriu^ahr der Ramessiden, bezieht die Aera auf die
angebliehe Einführung eines festen Jahres [im J. 1766 Chr.] ; sie kann
jedoch auch irgend welche andere Veranlassung hatten. — 2) ROnig
138
Erotot Badi, fünfter Abtelmitt
Ra'ans Apppi d.) s. §. III. — 3) rui"aqenen Apepi (II,). Jer «einen
Natneii auf die Schultom der heiklen Golosse des Mennasau in Tanis
(§. ICK)) gekratzt hat: Mabtettr uiul vv Rougk. [{An. III, 102, V, 29Ö. 308;
J. DE Rouge, Inscr. 7ß; Makü tte in Mel. irarch. »igypt. et assyr. I. 66. —
4) Der König Apepi (III,) des Pap. Sallier I. — Dem Namen Apepi ent-
spricht bei Manetho ''Af uii|>i(: ; die Annahme, dass Säkatt; und Bvüiv
moDumeoUl naebweisbur eeieo, war ein Irrthom, s. Ehman, ÄZ. 1877, 37.
— Ob der Turiner Papyroe in femtm erhaltenen Tbeil noch- die Hykna
aufgeiShlt bat, ist ftaglieb; man eiiganrt indeefen in Fr« 112, das dann
an den letsten ScbluM des Pap. geboren würde, iwei mit A beginnende
Namen gewdbnlieb zu A[pejn]. — Ueber die BerQhrangen nriseben der
18. imd 17./1S. Dynastie, namentUcb In den fiigennamen e, LnEBumr,
ehnm. i%» 0,
Gulturentwickeluns. Abscbluss des Aegypterthum$.
§. 113. In der hinter ims liegenden Epoche der politi«
scheu Zersetzung und Fremdherrschafl ist die Ausbildung des
Aegry])terthuins zum Abschluss gekuuimen. Auf allen Gebieten
des Lebens werden die Resultate der Juhrhunderle oder Jahr-
tausende langen Erfahrungen zusammengestellt zu einem festen
Schema, das fortan als maassgebeod und bindend gilt und
natürlich als göttliclien Ursprungs ~ speciell als Offenbarmig
des Dliuti ^ermes Trismegistos) » betrachtet wird. Den
folgenden Generationen ist höchstens noch eine weitere Ans*
spinnung des Details überlassen. Natürlich ist vor allem das
religiöse Leben diesem Ritaal völlig unterworfen ; auf rehgiösem
Gebiete hat sich das Schema ja aucli in erster Linie entwickelt
und das Streben , in den Zeiten der Noih die Götter durch
genaueste Befolgung ihrer Satzungen wieder günsti«^ m stimmen,
wird wesentlich mit zu seiner Ausbildung beigetragen haben.
Alles ist fortan auf diesem Gebiete stereotyp; jeder Hymnus, jede
Tempelinschiift wird nach einem bestimmtem Seh^a ver^sst
und bis ms unendliche begegnen wir immer wieder deinsdbeiL
Formdn und Anrufongen. Das CSeremoniell des Gultns Ist
natürlich bis ins kleinste Detail vorgeschrieben; zahlreiche
iiiUialbücher der einzelnen Tempel sind uns erhalten. Die
Todtentexte werden definitiv redigirt, die Masse der einzelnen
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AbsehhMS der aegyiiUsebeii Gultar.
189
auf die Identitst der Todten mit Osiris und den enderen
CrOttern bezögliehen GapKel za einem groesen »Buch ▼om
HeiTortreten bei Tagec zusammengefiRset, an dem die Folge-
zeit wenig mohr geiinderl hat.
Von don 42 lieil. Bürherii dos ITormM. wplchR dip g:e<?annmte Weis-
heit der Aegypter zusammen fasslen. bericVitel (^lem. AI. Strom VI, 4: im
übrigen vgl. Jamhlichos, Do niyst. 8, 4; spätere erzählen von 20,000
oder 36,500 Büchern des Hermes. Ui. 8, 1. — Ueber die erhaltenen
Hilualbücher s. v. Lkum, Das Rilualbuch des Animondienstes 1882. Dasä
die Hymnen der TeropelineehriCten keine fOr den augenblicklichen Bedarf
verfMin NeuachCpfungen sind, eoadem darehweg fetten Torlagen mH
geringen Umindeniiigeii enlnommeD, iit melirftieh bemerkt worden* Hehtere
dertrtige Yorlagen liesitsttn wir nodi, so den berflhmten AnoushymaoB
Yon Bolaq (f. 115 Ann.). — Hierher gehört auch das fUtnalbnch der
Einbilsamirung : Mastero, H^m. snr qndques papjros da Louvre 1875
<ia not et extraits XXV, 1).
§. 111. AbrT auch auf allen anderen Gebieten herrscht
fortan die gleiche Anschauung. So regelte ein kanonisches
Buch bis ins kleinste, wie der König sein Leben zu gestalten,
was er in jeder Stunde zu thw und zu lassen habe, und
wenn er sich auch oft davon emancipirt haben mag, so be-
gegnet er uns doch m allen offidellen DarsteUwigen immer
in demselben stäfen festgeordneten Geremoniell. Ebenso gelten
die Satzungen der Rechtsbücher als heilige, von den Göttern
bestimmte Ordnung (Pap. Lee). Die wissenscliaitlichen Er-
gebnisse werden in gleicher Weise behandelt, das Streben, die
gewonnenen Resultate festzuhalten, und der Respect vor der
Weisheit der Ahnen führen zur völligen Erstarrung. So be-
bandeln die heiligen Sciiriften die Leiire von der Welt, von
der Geographie Aegyptens, von der Sonne und den Sternen.
Sechs Büdier umfassen die Gesammtheit des medicinischen
Wissens, und die Aerzte sind verpflichtet, ihre Patienten nach
den Vorsdiriften derselben zu behandeln. »Wenn sie aber von den
geschriebenen Vorschriften abweichen,« berichtet üiodor I, 82,
»können sie auf den Tod verklagt werden. Denn der Gesetzgeber
nahm an, dass nur .sehr selten Jemand niehr Einsicht haben werde
als die lange Zeit hindurch befolgte und von den kundigsten
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140
Erstes Buch, füiifler Abschnitt.
Männern zusammengestellte Ordnung'.« Eines dieser Bucher, das
über die Heilmittel, ist uns in einer in den Jahren 1553 — 50
im 0. Jahre eines unbekannten Kui.;7s Gerh(?)-?-ra', wahr-
scheinlich eines Hyksoskönigs, geschriebenen Handschrift, dem
Papyrus £bers, erhalten. Dasselbe ist ein Sammelwerk, das
neben sehr alten auch einzelne Stficke enthält, welche schon
die Sprache des Neuen Reichs zeigen ; es kann also nicht viel
früher zusammonfrestellt sein als das Datum, welches die
Handschrilt tragt. Wir ünden in demselben eine Masse oft
sorgfaltiger 6eol>achtungen und eine eingehende Kenntniss der
Anatomie, daneben aber gelegentlich auch recht wunderliche
Recepte und Zauberformeln, die natürlich bei den Guren
durchweg eine grosse Rolle spielten.
Oer ixXoYtoffc&c ß«otXtxog ßtoD ist das iweite der Fennelbücher bei
Clemens; AusxOge daraus bei Diod. I, 70 ff. Ueberfaaupt geht Diodor's
Darstellung des ae^yptischen Ijebens und ihrer Lehren im wesentlichen
— indirect — auf diese Schriften zurQck, wobei naturlich Missverständnisse,
und namentlich grosse Uebertreibungen 7.11 Gunstea der Aegypten nicht
ausgeschlossen sind. Das Material über das aegyptiscbe Gerichtsver-
fahren (nach den Vorarbeiten von BmcH, Chaba«, Deveria u. a.) ist auf
Grund der erhaltenen Processaclen zusammengestellt und hesproclien von
Ehman, ÄZ. 1879, 71. 148. — Ueber die kalendarische Notiz des Pap. Ebers
s. §. 40. Ha (las Werk aus den unterae^'yplisclH-n Städten Anu (Heliopolis)
und Sais hervorgepangen fsein will, wird der Krni^' ein Uyksoskunig sein,
wie der, unter dem der mathem. Pap. geschrieben ist t§. III). Ueber
andere mediciniscbe Werke e, %. 74.
§. 115. Auf religiösem Gebiete werden die früher ent-
wickelten Ideen jetzt völlig durchgeführt. Jeder Gott ist mit
jedem anderen identisch, nur eine Form des grossen Einen
Unbekannten, der immer mehr oder weniger als Sonnengott
(Ra') gedacht wird, aber nach den einzelnen Gulturstätten bald
diesen, bald jenen Namen als den hauptsächlichsten führt.
Vor allem ist es natfirlich der thebanische Ämon, »der König
der Götter, der Gemahl seiner Mutter«, der als der Alleinige,
als »Ursubstanz« g:e|)riesen wird; aber ebenso in Memphis
Ptah »der Ungeschaffene, der Bildner des Himmels und der
Erde«, femer Chnuro, Horns, Dhuti, daneben besonders der
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Die beniMtiidMft BQefaar. Abecliknt dtr Reli^oD. 14X
Nilgott o. 8. w. Hand ia Hand damit geht die sjmboliaebe
Umdeutang und Auslegcnig der Attribute, die Hineinlegung
eines geheimmi Sinnes in jede GoHiiahandlang. Die Osirifl-
lehre gelangt zu votter Herrschaft mid detailUrter AusbOdiing.
Osiris gilt jetzt natürlich dorchans als ein alter König, als
Begründer der Cultur und alles Segens, der nach seinem Tode
im Westreich herrscht. Ueberall in Aegypten zeigt man die
Keliqiiif n si iiier Herrschaft, vor allem seinen Leichnam, weiss
von den Kachekriegen des Horas gegen seine Feinde zu be-
lichten, und die Aufgabe der Priesterschafl ist auch hier
wieder die Aasgleichung der yerscbiedenen Traditionen, was
JL tu dadorch geschieht, dass man erzfihlt, Osiris Leidinam
Bei zerstüdcdt worden, jeder seiner Haupttempel bewahre eines
seiner Glieder als Reliquie. Es entwickelt sich eine voll-
ständige Osirisgeographte, jeder Nomos, jeder widi tigere Ort
erhall neben dem profanen einen heiligen auf die Osirissage
bezüglichen Namen.
Hierher gehören die zahlnieheD panlbeislisclien, aber dtn lnveg
von crass materiellen Anschauungen dnrebaetzten Hymnen, z. B. der
berühmte Amonshymnus von Bulaq (übersetzt von Stehn, ÄZ. 1873;
Ghebält, Hymne ä Amon-Ra 1874 | Bibl. de Tee. des bautes eludes XXIJ;
GoonwiN, ir. Soc. Bibl. Arch. II, KP, 11), die Nilhymnen (Gooüvvin,
Cambridge Essays ; MAsitRu, Genre ^pislolaire; Sterx, AZ. 1873, RP. X)
und zahreiche andere. Femer die in den KönigsgräLeüi melufacb auf-
gezeichneten 'Lobpreisungeu des Ha'c (Naville, La liUnie du soleil
1875) 0« ä. — Dk heilige, auf dem Osirismytbiis benihende Geographie
Hegt den NomenUtten (§. 46) nnd eoastigeo geographiwheii Texten doreh-
irag m Graiidt. Hier ift das DeUil bis in die ptolemadiche Zeit immer
wiiter dmehfearbeitet mid epeeiaHeirt woiden«
§. 116. Auch im Todtendienst schreitet die Ausmalung
des Details rüstig fort: es gibt ja kein Gebiet, wo »der im
AbsnrdoD luatwandelade Verstände sich so TdUig frei ergehen
][finnte wie hier. Die Lanfbabn nach dem Tode, die Pforten
der Üntnrwelt, die Ckister« wdche sie bewadien, die Dämonen,
welche dem Todten nachstellen, die Zauberformeln gegen die-
selben, die Mittel, um ganz sicher wieder in den Besitz dos Herzens,
der Bewegung, der Sprache zu gelangen, um »Gestalten anzu-
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142
EniM Blieb, fflOfUr Abschnitt,
Behmfln, wekhe man willc, wieder auf Erden einhenawanddii,
im Gefilde der Seligen ein m^eloies Leben m fObren mit
sahlloeen Knechten und reichen Gütern — all das wird ins
breiteste atisgefttfart, namentlich in der Namenorfindung sind '
die Aegypter unerschöpflich. Neben die Zaaberformdn treten
als anpserst wirksam die Aniulcte, die früher nur eine unbe-
deulende Rolle spielten , während jetzt ihre Zalil bis ins
unendliche wächst. So beginnt man jetzt dem Todten Puppen
ins Grab zu legen, die auf den Gefilden der Unterwdt für
ihn arbeiten sollen, u. ä. Natur lieh sind alle diese Dinge
äusserst geheimnissToU und dörfen Niemandem mitgetbeilt
werden, der nicht eingeweiht ist Ihneren Werth hat unter
all dem neu HinmgelLommenen nur eine Vorstellung, ?ofn dem
im Westreich vor den 42 Beisitzern des Osiris zu bestehenden
Todtini^cncht, bei dem der Verstorbene erklärt, keine der
42 Hauptsünden begangen zu linben — wir wissen, dass die
moralischen Anschauungen der Aegypter hoch entwickeU waren.
Indessen auch dieser schöne Gedanke ist völlig durchsetzt vom
Zauberwesen; jeder der Richter hat z. B. einen möglichst
absurden Namen und eine dem entsprechende Gestalt, die der
Todte kennen muss, und schliesslich ist das Recitiren der
Formel auch hier die Hauptsache.
Neben dorn Todtcnburh behandeln auch andere Werke diese Vor-
sleünngen, sc. B. das Buch »von der Unterwelt« (anii duat; flhers. von
PiEBiuT, Inscr. inid. du Louvre I, 103 ff.; LfKKiiiHK, RP. X. XII),
^da?^ liuch vom Durphwandern der Ewigkeit« (ed. v. Hi:n<.MAN.N) u. a. —
Die Usobli's (AtbeiUjrliifuren iu Mumiengcslail) beginiteii in Abydos luil
der 13. Dynastie: Mariette, Abydos III, S. 45. — Ueber die grieefaisohen
Angaben Aber ein wirkliches Todtengericht auf Erden b, Bach TL
§. 117. Die noChwendige Folge dieser Entwickeiung ist,
dass fortan der Aberglaube alle Anschauungen beherrscht,
all^ Sinn für eine natürliche AnfA»sung der Verhftitnisse
schwindet, ein ängstliches Ausspähen nacli Vorzeichen, Ver-
meiden ominöser Handlungen u. ä. das ganze Leben beherrscht.
Die Wissenschaft von dem was man in jeder Stunde thun
darf oder unterlassen muss, ob ein Tag heilbringend ist oder
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Magie. Charakter des Ntaen Rdchee. 14$
I yeiderMch, welche Formel bei jedem Unteroehmen zum Seten
fOhrt n. i. mehr, wird eine der wichtigsten. Und neb^
die ofBdeOe Magie tritt natflriieh eine geheime, zu bOsen
Zwecken betriebene, die zwar mit den strengsten Strafen be-
droht ist, aber doch Adepten in Masse findet. Hier und hier
allein war es möglich, noch Neues zu leisten, d. h. die alten
Absurditäten noch zu überbieten. So ist den späteren Zeiten
des Neuen Reicha die £ntdeckung vorbehalten geblieben, dass .
die für Zauberzwecke und eia gluGkliches Leben nach dem
Tode wirksamsten Namen der anbrannten Götter md Dä-
monen in absolut sinnlosen Zusammenstelhingen von Buch*
Stäben best&nden.
Hierher gehört eine Reihe halb oder ganz magischer Haiidscbriflen
aus der 20. «nd 21. Dynastie: so der Kalender des Pap. Saliner IV., der
bei jedem Tage angibt, ob er Segen oder Unglück bringe u. s. w.
(Chabas, Le calendrier des joun fluten et nöfastes 1868); der Papyrus
magique Harris (ed. Ghabas 1800, iwoe UeberBetiuny in s. Bl^lanfefl
in, 2) a. ä. Sinnlose BnchstabenTeriiiiidunyen finden sieh schon im
Londoner med. Ptpyms (ZDMG. XXXI, 452) and dann in allen magischen
Texten, sowie in den spftten cp, 168^165 dea Todtenboeba, die man mil
der Beseidinung »pantheistischc beehrt hat. Dies Treiben hat sieh hia
in die christliche Zeit als »geheim« Wissenschaft der Aegyplerc fort-
gesetzt, natürlich gelegentlich mit allerlei fremden Elementen durchsetzt.
Vgl. Pabtbet, Zwei Zauberpapyri des Berliner Museoms, Abli. Berl. Ak. 1865.
§. 118. Auf politiscliem Gebiete liegt fortan der Schwer-
punkt nucii weit mehr als früher in den Händen der Priester.
Sie, die Inhaber der altererbteii heiligen Weisheit, leiten und
regeln das Leben des Königs wie der Unterthanen, zu ihrem
und der Götter Nutzen wird der Staat vollständig ausgebeutet.
Dar Hanptnibm der Könige des Neuen Reichs ist, gewaltige
Tempelbautmi au^füSbrt, den G(ittem reiche Gaben zugewendet
zu haben. So gelingt es den Priestern zuletzt, sich auch äusser-
lldi in den Vollbesitz der Macht zu setzen, die Krone selbst
zu usurpiren.
So besitzt das Aegypfen fies Neuen Reichs zwar eine hoch-
entwiekelie und durchgebildete materielle Cultur, steht aber
doch in seinem geistigen Lieben weit unter dem alten. Aegypten
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144
Erstes Back, ffinto Abtchnitt.
ist nicht das einzige Land, in dem das Hervortretea höiierer
Ideen, tieferer religiöser Entwickelung suletsi doch zum Rock-
scbritty zur voUsUndigeik ErsUtming geflUirt bat; aber es ist
typisch IQr diese Eraebeinang. Ein einsiges Hai ist der Vea^
such gemacht woiden, m reformiieD, die alles beherrschende
religiöse Grundidee rein hinzustellen — soweit das einem
Aegypter möglich war — duich König Gimenaten; nach
kurzem Scheinerfolg ist er gescheitert.
Trotzdem erreicht Aegypten noch einmal eine Epoche des
hellsten Glanzes. Ein neuer fremdartiger Geist ist über das
Volk imd seine Herrscher gekommen : die Lu^ am Kriege und
am EiTobem ist im Kampfe gegen die Hykaos erwacht, lo*
dessen auf die Dauer hat derselbe in Aegypten keben Platz;
es ist charakterlstiscb, dass gerade die giössten KriegsfOrsten,
Dhutmes III. und Ramses IL, in beredten Worten über den
KleiniiiuLh und die Unzuvcrlässigkcit ihrer Truppen klagen.
Sie sind genöthigt, fi> mde Völker anzuwerben, mit auswär-
tigen Söldnern ihre Kriege zu fuhren, und bereiten so schliess-
lich der Fremdherrschaft den Weg. Im Innern aber erstickt
die urwüchsige Kraft, auf der das Leben einer Nation beruht,
mehr und mehr unter der Last der Tradition; die Religion
mit aUem was daran hfingt tritt an die Stelle des National-
gefOhls. Kurze Zeit, nachdem die Priester ihren Bau voll-
endet haben, indem sie sieh sdbst die Krone der Pbaraon^
aufs Haupt setzen, geht die Selbständigkeit der Nation für
alle Zukunft verloren.
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.1
Zweites BucL
AltbabyloiuBclie GeBcliiclLte.
Quellenkunde zur babylonisch -assyrischen
Qeschichte.
Die Keilschrift.
§. 119. Bekanntlich haben die Monumente der Perser-
ktoige die Grundlage der £iitziffieniiig der Keilioschrifteo ge-
bildet. Dieselbeii sind in drd Sprachen abgefasst. Voran
steht der in einer sehr einfachen Silbenschrift geschriebene per-
sische Text, dessen Sprache^ seit GaonrEND 1802 dnreh eine
geniale Gombination den Weg gezeigt hatte, durch Burnoup
und Lassen (1836) und ihre Nachiolger völlig erforscht worden
ist. Dann folgen zwei in weit complicirterer Schrift ge-
schriebene Uebersetzungen, die susisclie oder olamiÜsche [fälsch-
lich auch skythisch oder medisch genannt] und die babylonisch-
-assyrische. In der Sprache der letzteren, der sog. dritten
Keilsebriftgattnng, sind auch die zahllosen Inschriften abge-
fasstf welche seit 1842 auf Palastwänden^ Backsteintafek und
Gjlindem aus den Ruinen Ninive's und seiner Nachimrstädte,
sowie ans den Schutthaufen , welche die altbabylonischen
Städte bedecken, an den Tag gefördert sind. Die Entzifferung
derselben ist seit 1849 den parallel laufenden, sich vielfach
ergänzenden Forschungen von F. de Saulgy, Sir Henry Haw-
LiNsoN, HiNCKs, Oi'i'KRT u. a. geluiigeQ. Während die ersten
Uejer, Qetchlohte de« Altertbnms. L XO
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146 Zweites Bueb. Btbyhniiaoh-MeTrnehe Quellenkunde.
EDtziiferer Tielfach sehr kühne CkMubinationen wagen und
zu oft willkürlichen Hypothesen greifen mussten, um ihr
Sei TO erreichen, haben die besonnenen kritischen Arbeiten
des letzten Jahrzehnts das Erreichte noch einmal gesichtet
nnd eine so feste Grundlage der Forschung geschaffen, dass
in dieser Beziehung die Assyriolojrie hinter der Aegyptolof^ie
nirgends zurücksteht. Aiir liat, da sie waii jünger ist als
letztere, das ausserordentlicii tiinfari'freiche Material noch nicht
in dem Maasse wie in Aegypten nach allen Seiten hin durch-
gearbeitet werden können. Es kommt hinzu, dass während
in Aegypten die Durchforschung des Landes einigermaassen
vollendet Ist, dieselbe in Assyrien noch lange nicht dnrch-
geföhrt ist und In Babylonien kaum begonnen hat. Gerade
gegenwärtig bringt jedes Jahr eine FOUe Ton neuem und oft
ausserordentlich wichtigem Material.
Die Angriffe, welche vielfach, namentlich von A. v. Gltj-chmiü
(Neue BeilrHjfe zur Geschichte des alten Orients 1870) iregen die Zuver-
lässigkeil der EutzifTerung gerichtet sind, haben zwar ia vielen Einzel-
heiten ihre BerecbtigUDg» da namentlich unter den älteren Assyriologeu
nuHidis oft recht flQehtig gearbeitet ond gans nnbegrandete Amiahnitn
alt neue Entdeckungen aoegegeben haben, Indeaaen den Kern der
Stehe tieffen eie niifende, und ein Text wie i. B. die groeae Insefarift
Tiglatplleeer*8 1« IImI if eh, Ton einigen weiiigeii Stetten «bgeeehen, ebenao
•icher abersetien wie etwa eine griecbiacbelntebrift. Vgl. Schrader^s Replik :
Keilinschriften und Qeechicbteforschung 1878. — Speciell kommt hier
noch der grosse Vorzug der assyrischen Keilschrift gegenflber allen
anderen orientalischen Schriftarien in Betracht, das«; die V()cale regel-
mässig gesi'hrielien werden und daher ein Zweifel über die grammatische
Form, WJe er bei Un ae^'vptisehea oder gar hei den we8tsetoitii>cben
Inscbriflen hftuBg vorkommt, hier nur selten möglich ist.
§. 120. Die Keilschrift ist von den ältesten Bewohnern
fialqrlonienfl, den Sumeriern und Akkadiern, erfunden worden
und Ist nrsprfinglkh eine Hierof^lyphenichrift. Da aber das
gewöhnliche Schreibmaterial aus Thontafehd bestand, in die
man die Zeichen mit dem Qriffel ehigmb, so erhSelten die-
selben eine ecldge Gestalt tmd wurden bald in eine Gom^
bination von Striciien aufgelöst, aus denen durch forl-
sdareiteDde Vereinfachung die gewöhnliche aus den Zeichen
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Die KeÜMhrUU
U7
^/ zusamnieiigesetete KeiLachrift herrorgegangea ist
Das System der Schrift ist der acgyptischen in den meisten
Punkten analog. Nur fehlt ihr das Element des Buchstabens
TÖllig; ihre einfachsten Elemente sind Zeichen für die Vocale
lind für flio aii^ Vocal -)- Cousonant zusatninerigesetzteJi Silben.
F/ir complicirterc Silben verwerlhete man entweder besondere
Zeichen, oder man schrieb für pat : pa-at, für pi : pi-i u. s. w.
Nomina und Vorba wurden ursprünglich meist ideographisch
geseilrieben« Determinative (die meist Tor dem Wort, nicht, wie
im Aegyptisdien, hinter demselben stehen) fehlen nicht, eben-
sowenig die phonetische Ergänzung, nur werden diese Elemente
in der Keilschrift seltener verwandt als im Aegyptischen. So
bezeichnet der Stern ^ , abgekürzt »-»^f , zunächst den Himmel
ana und daher auch das Silbenzeichen an ; daneben aber auch
das Wort dingira »Gott«, in . welchem Falle gewöhnlich das
phonetische Gomplement ra bhisutritt: ^^TT- Zugleich
steht regelmässig als Determinativ vor Gottesnanien.
Eine Reihe Ton Völkern hat sich dieses Schriftsystem
angeeignet und es dabei mehr oder weniger umgestaltet So
zunächst die In Babylonien eingewanderten Semiten (Ghaldaeer)
und die Assyrer (s. §. 143); weiter die Elaraiten (Susier), end-
Heh die Armenier. Die persische Keilschrift ist durch tief-
greifende Reductionen aus der babylonischen entwickelt.
Ueber den hieroglyphischen Urspnmg der Keilschrift s. HoifinToji,
TkSfiA. VI, 454; Haupt, akkad. und sanier. Keikctarifttexte 157 flf. -
Die snmerisch-akkadische Spraclie, deren Existenz 7i!pr«t OrrrriT deut-
lich erkannt hat, hat man erst in neuester Zeit wissenschaftlich z-i he-
handehi he^onnen. Die .Aussicht, zu einem pnlndlichen Verständiiiad
derselben vorzudringen, verdanken wir vor alli-m den Arbeiten von
Lenormant, Deut7>ch und Haüft. Der Versuch von Hallvy, die Existenz
einer äumerii>ch-akkadischen Sprache zu bestreiten und die in ihr ab-
gefassten Inschriften IQr asajrrliche Qehdmsehrift so eritllren, fQbrt in
den wQflderliehslen Goneeqnenten und kann nnr als TOIIig verfehlt be-
aeiehnet werden; Tgl. ScmtiscR, ZDH6. XXIX.
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148
Zweit» Buch. BabytoDiMb-aMyrisebe QueHenkonde.
Quell«! and nevert Werke.
g. 121. Unter den auf uns gekommenen keilinschrifl-
lichen Denkmälern findet sich weit mehr historisches Malarial
als in Ae^ten. Zunfiehst ofiicielle oder halboffldelle Ur>
künden: Ihsclirlft^ ans den Tempdn und Palästen, welche
die Bauten und die Kriegsihaten der Könige auüEählen; Stif-
tungsurkunden von Tempeln, welche in deren Fundamenten
vergraben wurden; Docuinente aus den Archiven, welche
Berichle und Eingaben an die Könige, Briefe u. ä. ent-
haiten; ferner zahllose privatrechtliche Urkun den über Kauf-
verträge, Darlehen u. s. w. Daneben ist aber die eigent^
lieb historische Literatur weit mehr entwickelt, als dies in
Aegy|>ten der Fall gewesen zu sein scheint Im aligem^nen
trug jeder König dafür Sorge, dass bei seinen Lebzeiten ein
ausföhrlicher officieller Bericht Ober seine Thaten verfasst wurde;
in einzelnen Fällen, wie bei Nabünähid (Nabonedos), ist derselbe
auch erst nach seinem Tode abgefasst oder ergänzt worden.
Meist sind diese Reichsannalen auf Cy lindern oder Prismen
aus Thon aufgezeichnet . luiufig liegen sie uns in nielireren
Exemplaren vor. Daneben jjab es zahheiche historisclie Werke.
Wir besitzen die Bruchstücke einer Darsteliung der Beziehungen
zwischen Assyrien und Babylonim, die sog. »synchronistische
Tafel«, und Fragmente einer kurzen Geschichte babylonischer
Könige. Durchweg sehen wir^ dass die Könige, wenn sie
z. B. einen alten verfallenen Tempel restauriren oder ein von
Feinden geraubtes Götterbild wiedergewinnen, iüier die Geschichte
derselben genau orientirt sind und ganz bestimmte chronolügisclie
Anjj'aben darüber geben können, pranz iimlcrs als in Aegypten.
An der Existenz delaiiiuitr Werke über die (iesehichte As-
syriens und Babyloniens können wir dalier nicht im Zweifel sein.
Wie fQr die gerammte babylonisch - assyrische Litenlnr hat auch
fOr die Geschichte die Bibliothek, welche der letzte grosse Assrrei könig»
Assurbanipal , in seinem Palaste zu Ninive anlegen liess, die grösste Be-
deutung. Zahlreiche alte Urkunden, Cylintler. Hriefe wurden für dieselbe
neu abgeschrieben nnd zusammengestellt und haben sich bis auf uns» ?»-
Tage erhalten. — Die Fragmente der syncbronistiscbeu Tafel siod grössleu'
4
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MonimMnUk Qaellen. 149
theito II R 65, I. in K. 4, 3 pubUeirt; Uebersetzung wm Satcs, TrSBA.
n, 190 ff. (nur mit Vorsicht zu benolianl) Ein neues Fragment bei
Smith, As>)t, disco?. 250; die Kenntniss einiger weiterer verdanke ich
Friedb. Delitzsch. — Hrnrhstncke einer babyi. Chrf>nik : Smith. Tri^RA,
III, 361. Dazu die Köni^'slislon, welche Pin-kfs Fror. S[]A. 7. i»ec. 1880
und 11. Jan. 1881 publicirt hat. Die letztere, von .irr fri3her mir »las
fälschlich für ein chronologiscijcs ^'ehaltelle Bruchstiick 11 H. 05, 2 hekaunt
war, gibt kein clironologiäches Ver^eichniss, sondern stellt die Namen ledig-
lieh naeh etymologischen GesicbUpunkten zosammen. Im flbrigen ist zu be-
achten, da« iwar Ätforbanipal die Zeit des Kadornanebmidi (2280 t. C&r.)
genaa beetimmt, aber NabOnftbid die Epoebe des Shgaiaktial (um 1460)
offenbar niebt genait aniugebeii weiss (I R. 69). Daseg™ Jcann er die des
mwamsin, des Sobnes des flariOD, fiemUch genau bestimmen t |. 188.
§. 122. Da NiDlTe und seine Nachbaratädte von Feindes-
hand zerstört nnd nur vorübergehend wieder besiedelt worden
sind, liaben .sich unter dem ScluiLt (iie Urkundon und Wand-
inschrif'ten. sowie die Lileraturwcikc der Bibijotheken in {^rossen
Massen eiiiaiton. Wir besitzen so, wenigstens für die Bliitliezeit.
Assyriens, einäusserst reichhaltiges Material, dasunseine Wieder-
herstellung seiner Geschichte in allen Ha uptzugen ermöglicht. In
BabykMüen dagegen hat sich, weil die Städte langsam verfielen
und viel Ifateria] scerstdrt oder verschleppt wurde, weit weniger
erhalten, und da die zahlreichen TrOnnnerhfigel des Landes bis
jetzt erst höchstens ganz oberflächlich durchforscht sind, ist hier
unser Material fast durchweg nur sehr dürftig. Ueberall klaffen
die grössten Lücken, die wichtigsten Fragen lassen sich oft
nicht beantworten, von irgendwelcher Vollständigkeit kann
noch nirgends die Rede sein. — Im Alterthum war die
Sachlage gerade um «gekehrt. Mit der Zerstörung Ninive's
wurden auch die Dokumente seiner Herrscher begraben, die
Erinnerung an die Assyrer verblasste zu verschwommenen
YorsteDungen von ihrer ehemaligen Macht und Herrlichkeit,
ihre Herrscher wurden zu rein sagenhaften Gestalten. Was
uns bei den griechischen Schriftstellern — anders verhält es
sich naturlich mit den prleichzeiti^en Angaben der ilebraeer —
über assyrische Geschichte erzählt wird, ist historisch völlig
werthlos. In Babylon dagegen wurde die Continuität nicht
unterbrochen; die einheimische Sprache wurde bis weil in die
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150 ZweiUs Buch. Babjloniscb-asAyrische Quelieokunde.
hellenistisrhp Zeit hinein gesprochen, du: alten l)< i uniente Uii beri
, zugänglich, die Priesterschulen bestanden nach wie vor. Was
die Griechen {?.. H. TTorodot und Ktesias) auf Grund eigener
Forschung über Babylon berichten, steht auf gleicher Linie
mit dem, was sie über Aegypten erzfthlen ^. 31), d. h. ihre
historischen Angaben sind nur für die spätere Zeit ron einiger
Bedeutung und durchweg mit griechischen Anschauungen und
Erzählungen durchsetzt, während ihre Schilderungen der be-
stehenden Zustände f inen hohen Werth haben.
Von den ^'ripchisrlifti nericliteii über Assyrien und Bnhylonien
(\'iii<)>;. Sr>mira?nis, Sardfikiiapal u. s. \v.) gilt durchaus das §. ;il Ober die
griechiselie L>Hi*»tellung der a^gypliscIiüH Geschichte Bemerkte.
§. 123. Um so wichtiger und zuverlässiger war dagegen,
so weit wir urtfaeilen können, die Darstellung, welche um
290 y. Chr. der babylonische Priester Berossos m seinen
BaßoX«»viax<ft (B Bücher) gab. Wie er die babykmisdie Ge-
heimlehre, die Astrologie, den Griechen zugänglich gemacht
hat. suchte er sie auch mit der uralten Geschichte seiner
Ili'inmlh bekannt zu machen, und lies^ es hier so wenig wie
Manetlio an Polemik gegen die landläufigen griechischf^n An-
sichten fehlen. Nicht nur seine astrologischen Werke, son-
dern auch seine Geschichte sind viel gelesen, weit mehr als
Manetho. Apollodor hat sie benutzt, Alexander Polyhistor
excerpirt, Athenaeus und Josepbns geben Auszüge aus ihr.
Schliesslich hat in der Kaiserzeit Ahydenos für seine assyrische
Geschichte das von Berossos gegebene Material überarbeitet. Aus
diesen abgeleiteten Quellen haben die Kirchenväter, nament-
lich Kusebins in seiner Gluunik, zahlreiclie Rrnrhstücke be-
wahrt. Leider bu/^ieiien sich dieselben fast aussclilie.-slich auf
die Sagengeschichte der Urzeit und auf die Epoche der näheren
Berührung zwischen den TTebraeern und Babylon von Sanherib
abwärts. Von Berossos* Darstellung der grossen dazwischen
liegenden Epoche ist nur eine ganz kurze Skizze erhalten,
welche die von der Fluth bis auf die Ghaldaeerkönige Phul
und Sanherib regierenden Herrscher in sechs Dynastien ein-
thf'ilt und ihre Zahl und Regierungsdauer angibt. Leider werden
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Berossos.
151
anders als bei Manetho in unseren Auszü^'en gar keine Naiiicn
genannt, so dass die Einordnung der uns monumental bekannten
Könige iu diese Dynastien nur sehr theilweise möglich ist. Ueber-
dies ist bei der 3. Dynastie die Zahl ihrer Jahre ausgefallen, so
das8 wir die Zeit der beiden ersten nur annähernd bestimmen
können. Man nimmt gewöhnlich an, dass die 6. Dynastie
mit dem Beginn der Aera Nabonassar*s 747 v. Chr. (§. 126)
abschliesse, und diese Annahme ist, wenn auch durcli nichts
bewiesen, doch nicht unmöglicii. Vielleicht aber hat Berossos als
Endpunkt der 6. Dynastie die Eroberung Babyloniens durch den
Assyrerkdnig Tiglatpileser (Phui) betrachtet, die ins Jahr 731
fallt; dann sind alle Daten um 16 Jahre herabzurficken. So
erhaHen wir folgendes Schema:
1. Dyn. 86 Könige nach der Fluth 33,091 (oder 34,080) J.
2. „ 8 Meder , 224 (var. 190) J.
3* , 11 Könige • • .
4. „ 49 Chaldaeer 458 J. = 1976- 1 51 9 oder 1 960— 1 503.
5. ^ 9 Araber 245 J. = 1518— 1 274 ^ 1502-1258.
6. „ 45 Könige 526J. = 1273— 748 ^ 1257- 732.
Ob diese Angaben, abgesehen von der naturlich rein
mythischen Zahl für die 1. Dynastie, durchweg historisch zu-
verlässig sind, lässt sich bis jetzt nicht entscheiden. Im all-
gemeinen kann nach dem früher Bemerkten nicht bezweifelt
werden, dass zur Zeit des Berossos die Hersteilung einer auch
chronologisch correcten Geschichte Babyloniens bis ins dritte
Jahrtausend t. Chr. hinauf vollkommen möglich war. Dass
dagegen für die älteren Zeiten d. h. die 1. Dynastie ^ und
gar für die Zeit vor der Fluth — ein auf theologischen Com-
binalionen beruhendes chronologisches Scliema zu Grunde ge-
legt wurde, ist selbstverständlich.
Die Fmgmeate des Berossos s. bei HOllsr, Fr, bist. gr. II. Die
Dynsstienliste bei Eusebius, Ghron. I, 2S f. Scbobme. Die Angaben des
Synkellos p. 147. 169. 172 ed. Bonn« heroben offenbar auf arger Entstellung
^es Berossos; seine Liste von 7 chaldaeischen und 6 arabischen Königen
ist historisch nicht verwerthbar. ^ Die zahlreichen an Berossos geknflpflen
Gombinatloaen, z. B. die lange Zeit herrschende Oleichsetsnng der
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152 Zweites Buch. Babylonisch-assyrische QueUeßkunde.
6. Dynastie von 526 Jaliren mit HerodoL'ä 520 Jalire dauernder Assyrer-
herrschaft (I, 95) , brauchen jelzl nicht mehr aufgeführt zu warte > da
nä jeder Grandlagt entbehren. Zn Beroeeoe* Urgeschiebte vgl. Lchoriuht,
Eseei d*im comnientaire s«r lee firagmentB eoemogoniquee de B^roee 1871»
124. Die Möglichkeit dner Eiforsehimg der Geschichte
Ass^pnaoa und Babyloniens begann mit den Auagrabon^en
BoTTA*6 (seit 1842) und vor allem Latabd's (sdt 1845) in
den assyrischen StSdten, mit Sir Hshbt RAWUNSoa's Pnbli-
cation der grossen Tiilinguis von ßehistan (1846), mit den
gleichzeitigen F'orsrhnngen von Loftüp, Taylor, Fresnei. und
Oppfrt in Bal)ylonieii. Seitdem ist zahlreiches neues Material
lüiizugekoaimea und in den vom British Museum heraus-
gegebenen Sammelwerken wenigstens zum grossen Theil pu-
blicirt Die historischen Texte smd meist wiederholt und je
nach dem Stande der Forschung in mehr oder weniger
genügender Wdse behandelt Ausreichende Bearbeitungen
des gesammten Materials fehlen dagegen noch fast völlig.
M V. Niebuhr's für seine Zeit treffliche Verarbeitung der
hebraeischen und griechischen Nachrichten unter Berücksich-
tigung der Resultate der Deiikmälerforschung (Assur und
Babel 1857) ist gegenwärtig veraltet, in G. Rawlinson's Five
great Monarchies of the Ancient Eastern World (3 Bde. 1862»
2. Aufl. 1871) ist vor allem die Zusammenstellung des archaeo-
logischen und antiquarischen Materials sthr dankenswerth.
Dagegen smd M^ant^s zusammen&ssende Uebersetzungen aller
historischen Inschriften (Annales des reis d*Assyrie 1874»
Babylone et la Ghald^ 187$) äusserst flüchtig gearbeitet und
dürfen oluie Vergleichung der Originaltexte überhaupt nicht
benutzt werden. Weit werth voller sind die zahlreichen Ar-
beiten von G. Smjth und E. Schräder; letzterem gebührt das
Verdienst, die Assyrioiogie in Deutschland eingeführt zu haben.
Von epochemachender Bedeutung ist schliesslich die Bearbei-
tung eines grossen Theils der keilinschriftlichen Geographie
durch FiUEDR. Dbutzsgh (in: Wo lag das Paradies? 1881)»
die Bbuqsch's geographischen Arb^n auf aegyptologischeai
Gebiete ebenbürtig zur Seite steht
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Neuere Werke. Babylonieehe Zeitrecbniiny.
15S
tiuTTA et Flandin, Monument de Ninive, 5 R I 1^49. Place, Ninive
el l'Assyrie, 3 Bde. 1867. Layahd, Ninive and its iiemams, 2 vols 1849.
Ninive and Iiui>ylün ISbii, Loftus, Travels and Researcbes in Chaldaea
and SoiiADa 1857. Opfert^ Expedition en M^potamie, 2 Bde. 1859 II.
Oppirt, hittoire des empiree de Gholdto etd'Ass) i e 1865. G. Smith, Assyrian
Diseoviriee 1875. Ineefarilleowerke: L&tmu», laser. in the Can. CSiar. 1851.
fUivuMiai» The Gim. Inacr. of Weetein Arie (mit BeihOlfe von Nomus» Sioth»
PncHB), bis jeUt 5 Bdeu, «Hirt I R.— V R. — ScBBADn. die assjr.-bab. Keil-
inschriflen, in ZDMG. XXVI. Die KeUinschriflen und das alte Testament
(XAT.) 1872; 2. Aufl. 1888. KeUtneebrifteii und Geeebicbtsforschun^ (KGF.)
1878. — Eine kTirze, aber sorgfSlti^e Zusammenstellung gibt MCrdter,
Gesch. Babyloniens und Assyriens, mit Beigaben von Dklitzs<:ii 1882. Hommfl,
Abriss der bab.-agsyr. und iaraelit. Gesch. in Tabellenfonn 1880. G. SiUTU,
History of Babylonia, ed. by Satcs (1870 V) ist ziemlich werthlos.
ChroiMlofie.
§. t25. Das babylonische Jahr bestand ans reinen Mond-
monaten, deren LSnpe (29 oder ^0 Tage) wie bei den Griechen
und Mohammedanern durch lituljachtiing des Aloiidlaules selbst
besliirimt wurde. Zur Ausgleichung mit dem Sonnenlauf fiipfle
man am Schluss — in älterer Zeit wie es scheint auch nach
dem 1. oder 6. Monat — einen Schaltmonat ein. Dies Jahr
ist mit seinen Monatsnamen zur Zeit des Exils von den Juden
adoptirt worden (Wbllhaüsen, Gesch. Israels I, S. 112. 338)
und bei ihnen bis auf den heutigen Tag im Gebrauch. Der
Jahresanfang (1. Nisan) ftllt in die Zeit der Frühjahrstag-
* und Nachtgleiche. Eine Aera kannten die Babylonier nicht ;
man datirte nach den Jahren der Könige oder vielmehr man
bezeichnete das Jahr nach ir^^end einem wichtigen Ereigniss,
das in demselben stait^elunden halte. Auch Datirungen wie
»am 80. Adar im Jahr 6 nach der Eroberung von Nisin
(durch König Rimsin)« kommen vor. Später zählte man in
Babylonien und ebenso in Assyrien einfach die Jahre der
Könige, und zwar vom Tage ihrer Thronliesteigung an. Der
Rest des Eakndeijahres, in dessen Verlauf der Vorgänger
gestorben war, also der erste Theil des ersten Jahres, wird
dabei sehr oft als »der Anfang der Reglemngc des betrefifenden
Königs bezeichnet.
154 Zweites Buch. Bibylonlfleb-aMyrisehe Quellenkunde.
Im ellgemeinen •. 6. Shitb. The Anyrien Eponym Canon (1876?).
— Die gangbare Aniicht, die Könige hätten ihr entee Jalir vom Neu*
jahieiage je<Ies ersten vollen Kalenderjahres an gereehnet, den Rest des
vorhergehenden Jahres aber als »Anfang der Regierunpc besonders ])e-
zeichnel und mithin ihre Regierungsjahre postdaiirt, wird von Oppkkt.
Hevised Chronulogy of the latest Bahylonian Kings in TrSR A. VI,
260 fl. auf Grund der Daten der so(r. Egihilafoln (publ. von Bu^aukn.
TrSBA. VI, 1 ff., daau Pi.nuhes. ih, 484) vollstäiuiiif widerlegt. Allerdings
fahrt Smith, I^pon. Can. p. 15S eine Tutel aus Cyi us' Regierung an, nach
der denen dritteB Jahr TOm Risan (dem ersten Honet des Kalmdeijafaiee)
bis zum Adar (dem twölfteo Mionat) gelaafon w&re. Es wird nichts übrig
bleiben als hier ein Versehen (von Snrb?) aosonebmen.
§. 126. Für die chronographiache Redmimg wird zu dem-
selben Atiskunflsmittel gegriffen wie in Aegypten. Alan redmet
das Kalenderjalir, in dem ein Konig zur Regierung lunnmt, als
sein erstes, und setzt mithin seinen Tod in das erste Jahr seines
Nachfolfjers. Hegierun^en, die kein Kalenderjahr füllen, werden
überhaupt iiiclit gerechnet. In dieser Weise ist eins der aller-
wichtigsten chronologischen Denkmäler des Alterthums ge-
ordnet, der Kanon des Ptolemaeos. Es ist dies eine mit
Nabonassar (747 v. Chr.) beginnende Liste der einheimischen
und persischen Könige Babyloniens, an die sich nach Alezander
die Herrscher A^ptens anschliessen; dieselbe ist dem astro-
nomischen Werke des Ptolemaeos beigegeben, um die in
demselben angefahrten, auf babylonlBcher und später auf
alexandrinischer Beobachtung beruhenden Finsternisse füi- die
Rechnung verwerthen zu können. Sie trägt so die Garantie
der Zuverlässigkeit in sich selbst, und ist üljerdies durcli
alle neueren Monumente bestätigt. Jedocli ist bei Benutzung
derselben zu beachten, dass alle Daten auf das aegyptische
Wande^alir (und die aegyptiscben Monate) reducirt sind.
Das erste Jahr Nabonassar's beginnt daher am 1. Thoth
= 26. Februar 747 v. Chr.
§. 127. In Assyrien kommt noch eine zweite, weit ge-
wöhnlichere Bezeichnungsweise der Jahre hinzu. Seit uralter
Zeit (nachweisbar schon im vierzehnten Jahrhundert) ist es
Brauch, jedes Jahr nach einem hohen Beamten zu benennen.
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Assyrische Zeitrechnung.
155
Als solches heisst da?? Jahr Ijmu i^Eponymenjalirc. Natürlich
führte man fortlaufende Listen dieser Eponymen, von denen
uns mehrere in Bruchstücken erhalten sind. Aus denselben
lässt sich die Liste für die Jahre 893-666 v. Chr. vollständig
und in Brucbstücken noch weiter hinab herstellen. Sehr häaflg
datiren die Könige, fast regelmässig die Privatpersonen nach
diesen Epuiiyinen. Einige Exemplare der Liste enthalten
aiisserdein Angaben über Regierungswechsel und zum Theil
auch über wichtige innere und äussere Ereignisse der ein-
zelnen Jahre. Dadurch, dass eine Sonnenfinsterniss (vom
15. Juni 763 Chr.) in derselben erwähnt wird, lässt sie sich
astronomisch fixiren; die aus ihr gewonnenen Daten stimmen
mit den Angaben des ptolemaelschen Kanons genau überein.
Die Chi üiiologie der assyrischen Geöcliichle dieser Epoche steht
daher vollständig fest.
Die Eponymeiiliate ist zoeret von Sir Hexat Rawlihson entdeckt,
publidrt II R. 58. 68. CS, III R. 1. Deutisch , Assyrisebe Lesestficke,
2. AaS.» S. 78 fL Von der umtangreicben Literatur Aber dieselbe ist von
Bedeutung: LEi>snjs, Abb. Berl. Ak. 1869. 1} Schräder, KAT. 202 ff.
(2. Aufl. 460 ff.)> KGF. 299 ff.; Sioth, Ass. epon. Canon 187G. Die An-
uubmen von Oppert, Haigh u. a.. dass im Kanon eine Lücke m sta*
tuiren sei, bedürfen jetzt keiner Widerlegung mehr.
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L Geschichte Babyloniens bis auf die Herrschaft
der Kossaeer.
Das LtiMl und Mine iltetten Bewoliiwr.
§. 128. Nachdem der Euphrat mit zahllosen WindoDgen
und starkem Gefälle das syrisch- mesopotamische SteppenlaDd
durchzogen, in welchem er nur dem allernächsten Ufevgebiet
Fruchtbarkelt zu geben Termag^ nähert er sich dem Tigris
bis auf wenige Mellen und durchströmt mit ihm zusammen
ein völlig ebenes Tiefland, das von zahlreichen Flussarmen
und Ganälen (lurrli.st lnutten und im Sommer durch die Ueber-
schwemmungon des Euphrat grossen llleil^^ unter Wasser gesetzt
wird. Die Gebiete fieiiich, welche von der Bewässerung nicht
erreicht werden, namentlich zahlreiche Districte zu beiden
Seiten des unteren Tigris und ebenso alles Land westlich
vom £uphrat, tragen sofort Wfistencharakter, da ein Regen
hier ebenso selten ist wie in Aegypten. Um so fruchtbarer aber
ist oder war wenigstens im Alterthum und Mittelalter alles der
Bewässerung erreichbäre Land. Das Mündungsgebiet der Ströme
trug einen völlig marschigen Charakter mit zahlreichen Sümpfen
und Seen. In alter Zeit mündeten beide Ströme etwa unter
3r n. Br. in einen langen schmalen Meerbusen, der indessen
jetzt längst durch ihre Ablagerungen ausgefüllt ist. Im Westen
grenzt die arabische Wüste unmittelbar an den Euphrat . rr^^p.
dessen westlichsten Arm^ den Palkkopas; östlich vom Tigris
steigt die Landschaft allmählich an zu dem wiklen Qrenz-
gebirge des iranischen Hochlandes, das torrassenl&nnig zum
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Di« Babylooiar imd ihre Naddiani.
157
Tigris hin abfikUt und zahlreiche Flösse m dem letzteren ent*
sendet, die In frfiheren 2Setten zun Tbefl direct ins Meer
strOmten. Gegenwärtig ist der grösste Tbeil des hier amschrie-
benen Gebiets nnr eine zum Theil smnpflge, wenig bebaute, yon
Waiiderstämmen durchzogene Einöde: durch sorgfaltige Ilegu-
lirung der Bewässerung, dui cli iMshnidhaltiin^ der Dämme und
Canäle war es im AllerÜiuiu und dann wieder zur Zeit der
Ghalifen eine der gesegnetsten Landschaften der Welt.
§. 129. Die älteste Bevölkerung dieser Landschaften
bildeten mehrere nah^verwandte Volksst&mme, die mit keiner
der äbrigen Nati(men Vorderasiens ia ?erwandtschaft)ichen
Beziehungen stdien und Un Lauf der Iiistarischen Entwicke»
lung, zum TheQ schon in yerh<nissmässig früher Zeit,
Sprache und Nationalität verloren haben und in die umwoh-
nenden Släiijüie aufgegangen sind. Im Lande Makan, dem
Mündungsgebiet der beiden Hauptströme, sassen die bumerier
(Sumer, Hauptstadt Ur am Euphrat), im nördlicheren Theile
des Zweistromlandes (Land Melucha) von Uruk '^F/J^'^h
jetzt Warka) aufwärts bis zu den Grenzen der mesopotamischen
Ste|»pe die Akkadier, so benannt nach ihrer Hauptstadt Akkad
(Ägade) nfirdikh von Babylon. OestUeh vom l^pis, bis weit
in die unwegsamen Districte des Zegrosgebirges hinein, hausten
die wilden kriegerisidien Stftmme der Kossaeer (Koaoatot, ass.
Kassu). Dieselben sind dem Wohnsitz, der Lebensart und
dem Charakter nach die Vorgänger der heutigen, bekanntlich
zum iranischen Sprachstamme gehörigen Kurden. An sie
schloss sich im Lande Elam, oder wie es in der einheimi-
schen Sprache hiess, Ansan, dem Gebiete der Flusse Choaspes
rnid Eulaeos, der von den Griechen Kissier genannte Stamm,
mit der Hauptstadt Sulan, griechisch Susa«
Die viettkch, iiaiii«DUich von Irnmausn waSi^MH^ Ansieht, daas
die Sumerier und Akkadier tafa&ieeheii (skytUaehen n. ft.) Urapranga
aeian, wird von Haupt (amner. FaaiUiangea. und Abb, BerL Orient. Gongr. I))
entaebieden beatritten. FOr die geacbicbtliebe Daratelloiif ist sie obne
weitere Bedeutung, da ja doch von den supponirten Urzuständen zu den
ältesten hislorisch gegebenen Verhältnissen jede Brücke fehlt. Die ünter-
acbiede d«fi sumerieeheu und dea al^adiaclien Dialektea aind zuerst tod
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158
Zweites Buch, enUor Abscluiitt
Haupt. Nachr. Göll. Hes. tj. \V., 3. Xov. 1880 erkannt ; Ober die Ver-
theiliing der beiden Dialekte unter die beiden Stiimme vgl. Deutzsch,
Para-^li^'s 138, 198 f. Weiteres hei Hai pt, Akkad. und sniiier. KVilschrifl-
text« 11. (14 (anders neuerUin^js Hommkx, die Semiten 11). TIebrr die geo-
grapliischen Verhaltnisse 8. Schräder, KGF, 5;i3, Delitzsuk I. c. — Die
(gewöhnliche Annahme, dass Sumer nüt dem bibl. identisch sei,
aeheiot mir keinttwegs «iehir. Oaber dio Katti ss Koooa£ot vgl. Deutzsch,
Par. 81. 184. In BabyloDim finden tieh diesellMa trotx DtunscB» Per« ISB f.
ab einbeimiaeber Stamm niemals, sondern anssehlieaslicb ab llmnde
Eroberer, s. $. 140 f. Ihre Spraehe sebeint nach den Eigennamen der
elaniHiscben verwandt. — Ueber Elam t. Delitzsch, Par. 820 ff. Der Name
Kissier, den Herodot den Soaiern i^iht, scheint mit dem der Kossaeet
im wesentlichen identisch zu sein. Persisch heisst das Land Uvadsefaa
(= ChüzislAn). — Den Susiern gehört nn zweifelhaft die Sprache der
zweiton Keilschriftfratlunp an, die man vielfacli, so neuerdings Saycr
(TrSBA. III, ntlti), Lknohmant (Die Magi^. S. ;504) und vor allem
Opfert (Le peuplc et la langue des MAHes 1879). den Medcrn hat zu-
weisen wollen; s. dagegen die treffenden Austuhrungen von Daumesteter,
Rev. Grit. 21. Juni 1880. Die susischen Inschriften sind noch nicht ent-
sUKerty aber dass sie in einer Sprache aligeliuBt sind, die mit der der
Bweiten Keilscbrillfattang htA identisch ist, lehren die Znsammenstellnngen
Opfbht^s^ Gongrte intern, des Orient. 1878, I, 170 fT.
§. 130. Während die Koesaeer immer ein wilder Bergstamm
biteben und auch die Bewoimer der Ebene Elame, obwolü in
fest geordneten staatlichen VerhAKnissen lebend, in der Gnltur
durcbaui Ton ihren weetliehen Naebbam abhängig sind, ist
Sumer und Akkad, d. h. Bahylonien die rieimath einer ur-
allen und vüHig selbständig entwickelten CuUur, die zwar an
innerem Werth und abgeschlossener Durchbildung der des
unteren Niithals nachsteht, aber an geschichtlicher Wirkung
dieselbe vielleieht noch uberragt. Durch Anlage von Ganälen
und Deichen regelte man die Wasaermasaen der Uebereehwem-
mung und vertheilte sie über das ganze Land. So entstand
zugleich ehi festerar ZusammenschluBS der einzelnen Gaue,
der Anftmg geordneteh staatliehen Lebens. Den Mittelpunkt
der eiiweteen Districte bildeten die Heiligthumer der grossen
Götter, aus denen, so scheint es, ähnlich wie in Aegypten,
die Städte Babyloniens überall er?t erwachsen sind. In Ur
(jetzt Muqagar) war der Mondgotl bin, in Eridu (jetzt Abu
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AnfftDg« dar Gnltur. Die ftltetten Städte.
159
Sahrein) £a, der uralte Meeigott, in Larsam (jetzt Senkere)
der Sonnengott Babbar der Herr der Stadt. Letzteren ver-
ehrte man gleieherweiae in Sippar (jetzt Abn Qabba), wäh-
rend in dem benachbarten Agade (Akkad) die Göttin Anumt
Stadtgöttin war. Südlich davon la^ die dem Marduk lieilige
»Gotlospt'orte« Kiuiiiigira, semitisch Babii ^^Bahylon), die spatere
Hauptstadt des Landes. Als besonders heilig srheint man
die Stadt Uruk ('Of/xÖTj, ^I^C» jetzt Warka), das Ileiiigthum der
Göttin Nanft Qstar), betrachtet zu haben. Vielfach ist, so
gchemt es, das weltliche Königthum aus dem Priesierthnm
dieser Tempel erwachsen, überall finden wir die Könige in
engster Bezi^ung zn den Stadtgöttem, denen sie ihre Tempel
erbauen oder wiederberstellent und bis hi die spätesten Zeiten
stehen im Titel der babylonischen Könige die Priesterwürden
obcoaij.
lieber die Städte und StadtgoUheiteu s. im allgemeinen DEim^cn,
Paradios. üebor Warka und Senkere: Loftus, Travels and Researches
in Chaldaea and Susiana 1857, Ueher Muqaijar und Alm Sahrein :
Taylor in Journ. B. As. Soc. XV. Ueber das von Rassam aufgedeckte
Abo Qabba = Sippar: Dbitoch bei MOrdter, Gesch. Beb. 278 (f.
Semitisciie Invasion. Die Chaldaeer.
§. 131. Wie m der Gegenwart die Kurden und Beduinen,
in der licllonistischen Zeit die elymaeischen Gebirgsstämme*
und die Araber das babylonische Cullurland bedrängen und
sich in demselben festzu^^ef/t n surhen, so ist auch in den
ältesten geschichtlich ericennbaren Zeiten Babylonien von Ost
und West immer au& neue von fremden Angreifern heim-
gesucht worden, hn Osten lag es den Plünderungs^ und
KiiegszAgen der Xossaeer und Etamiten oflfen, you Westen
drtogten die seroittseben Wüstenl)ewohner gegen dassdbe und
suchten das Gulturiand für sich zu gewinnen. In drei Schichten
folgen die semitischen Angriffe auf einander und haben zu
drei semitischen Ablagerungen geführt. Zuerst setzt sich der
seniitisclie Stamm, welcher uns unvermischt in Assyrien ent-
gegentritt und in Babylonien mit dem Namen Chaldaeer (Kaidu,
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160
Zweites Bueb, entir AbtefaniU.
XaXSaioi, urspr. Ka^u D"*ltC^D) bezeichnet zu werden scheint,
im Lande fest und abeorbirt die aiteinhdinische Nationalit&t
Ihnen folgen die Aramaaer^ Ton denen im neunten Jahrhundert
bereits zahlreiche Stämme als Nomaden In Südbabylonien an*
flftssig sind (Dsutisch, Par. 237 it). Seit der Perserzelt haben sie
die Chaldaeer allm&hlich völ% verdrängt. Von da an dringen dann
die Araber gegen Ijabyloni(*n vur, gründen hier in lielienisUscher
Zeit eine Reihe einzelner Stuaton (zunächst Charakene) und
nehinen die aramaeische Bevölkerung allmählich in sich auf.
Gegenwärtig vollzieht sich derselbe Process zum vierten Mal ; die
Beduinen würden längst zu Herren des Landes geworden sdn,
wenn dasselbe nicht ehiem grossen Milit&rstaate angehörte,
der sie bish» noch Immer, wenn auch nur sdir notldürftig,
im Zaum gehalten hat.
Dass der Namt: Kalüu XahW^f^i Uic suiiiilische Bevölkerunjp' Baby-
loniens bezeichnet im Gegensatz m Sumer und Akkad, ist nur wahr-
aebeiDHcb, steht -indeaen kafaiesiregi M; der Name kommt nwnt ia
den aMyr. Ineebrifleii des nemiten Jabrhanderle rot md benichiwt hier
durehireg die Bewoihoar des Landet tfldlieh von Bahylon. — Dtm mit
ihnen die gelesenUleb aneh XoX^loc genannten Gfaalyber am Pontot
(§. 2i5) nichts zu thun haben, bedarf keiner weiteren Ausflihnmg; vg).
Schräder, ZDM. XXVII. — Im al]s«mehien vfU Ober Heimath and Ver^
dringen der Semiten |. 170 ff,
§. 132. Die Zeiten, in denen die ursprungliche Bevölke-
«rong noch Im Alleinbesitz Babyloniens war, sind för uns TdUig
verschollen. Beim Beginn unserer liistorischcn Kunde, d. h.
etwa um .'.onu v.Chr., liaberi sii Ii die Semiten bereits überall
im Lande festgesetzt. Die Ansiedeiunp scheint ebenso, wie später
die der Aramaeer und Araber, nieist auf friedlichem Wege
TOT sich gegangen zu sein. Offenbar hat man, um sich der
fomdliehen UeberfiUle zu erwdiren^ exnen Tbeil des Acker- und
Weidelandes den Eindringlingen Ül>eria»en, angesehene Ge-
sdilecfater derselben wurden ia den Verband der Städte auf-
genommen. Anderersdts eigneten sich die Einwanderer die
weit überlegene Gultur der älteren Bevölkerung vollständig an.
Zunächst scheint die semitische Bevölkerung sich in Nord-
babyionieu festgesetzt zu haben — die meisten in die semitische
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IMe Bemitaii in Babyloni«.
161
Sprache eiDgedrungenen Lehnwörter haben akkadteehe Form —
dann dringt sie auch in Sumer ein. Beim Beginn unserer
historischen Kunde finden wir, soweit sich nach den Naniea
urtlieilen lä'^sf , fiherall f'me buntfreniisclite Bevölkorung, in
der das semitische Element allmählich das üebergewicht ge-
winnt Die ältesten historischen Könige bedienen sich in ihren
Urkunden Torwlegend noch der alteioheimischen Sprache, in-
dessen Yerwertbet daneben z. B. schon Dongi (J. 134) anch
die semitisehe, und allmfihlkh sehen wir semitische Ge-
schlechter in immer grosserem Umfange znr Herrschaft ge-
-langf^n, bis schliesslich die ältere Nationalität vollständig ver-
schwindet.
Um sich die VtUkenraclkältDisitt des alten Babyloniens klar za
machen und die uns hier en^egentretenden Schwierigkeiten richtig la
heurtheilen, stelle man sich vor, daas wir» am eine Ethnographie der §0901»-
tvärtigen Verhältnisse des Landes zu entwerfen, auf ein dem aus dir
alten Zeit erJiallenen analoges Material angewiesen wären,
Aaltette Staaten.
§. 133. Es ist sciion erwähnt worden, dass in den filtesten
historischen Zeiten Babylonien in zahlreiche einzelne Staaten
zerfiel^ deren Gentren die Städte mit ihren - Tempeln biideten.
An die Tempdbaiiten knüpfen sich fSr uns nnd Imüpften sich'
schon för die BabyTonier die ältesten historischen Nachrichten
an. Auf den Ziegehi finden sich die Namen der Herrscher
als Stempel, an den Edcen des Yiereddgen Fundamentes wurden
sehr häufig Cyünder vergraben, welche über den Ursprung'
des Baues urkundliche Auskunft gaben, auch sonst finden
sich auf Rueksieineii gelegentlich knrze Inschriften.
An den ersten Anfang der babylonischen Geschichte ge-
hört Sargoni König der Stadt Agade, d. i, Akkad. Nabilnäliid
setzt in einer ganz neuerdings gefundenen Inschrift die Zeit
TOn Sargbn's Sohn Naramsin 3200 Jahre vor seine eigene
Regierung, also tun S750 tSur. Dabei muss gesrenwärtig
M eye** Q«MlUebte 4m AUertlmBi. L * 11 '
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162
Zwite Boeh, enter Afaeeluiitt.
noch ¥6ttlg dahbiseBteUt Ueibea, ob wir es hier mit einer
auf «lathentiedien NachrleUen berabendeii Ueberlieferung oder
einem nnr durch ^tere GeschichtsconstructioD geAindenen
Datum m thnn haben. Sargone Name — derselbe ist wie
der seines Sohnes semitisch — Sarrukinu bezeichnet ihn als
den »echten König«. In einem in später Absclirift erhaltenen
Texte, dem Aaiaiig einer Aimaleninsclirift, erzählt er, »einen
Vater kenne er nicht, seine Mutter habe ihn in einem Korb
von Schilfrohr hn £u{^ai ausgesetzt, Akki der Wasserträger
habe ihn hcfausgezogen und als GArtner erzogen, durch den
Schutz der grossen Göttm Utar sei er König geworden.
Denkbar ist es ja, dass ein Usurpator in der Weise sich za
legitimfa^ sadite; indessen offenbar ist fflr die Spateren
Sargon eine halbmythische Gestalt. Auf ihn wird ferner
das {grosse, aus 72 Tafeln bestehende I lau [ i werk über Astro-
logie zurückgeführt (§. 148), ebenso besitzen wir die Bruch-
stücke einer Tafel, welche himmlische Vorzeichen aus seiner
und seines Sohnes Regierung zusammenstellt. Nach den beige-
fügten Deutungen hätte er Elam und »das Westlandt beloriegt,
die Rebellen ki Babylonien niedergeworfen, und das Meer der
nntergeheaden Sonne, d. h. das mittellfindische Heer beihhren,
also eb mächtiges Reich anlj^chtet Wie viel daTon histo-
risch sein mag, wissen wir nicht ; jedenfaUs aber ist Sargon's
Sohn Naramsiii eine völli^r geschichüiche Persönlichkeit. Na-
bünähid fand seine Cyimder in den Fundamenten des Sonnen-
tempels von Sippar (§. 130), der iNachbarstadt von Akkad,
und in denen des Tempels der Anunit (Eulbar) in Agade.
Die französische Expedition fand bei Babylon eine — seitdem
Im Tigris versonkene ^ Alabastervase mit ehier Inschrift
Naramsin's ui ganz archafecheni noch halb hierofljjrphischen
Charakteren, die ihn »KQnig der vier Weltgegenden« nennt
und mit der (unl3ekannten) Stadt Apirak und dem Lande
Makan (Südbabylonien) in Verbindung bringt. Dem entspricht
es, dass er nach der vorhin erwähnten Vorzeichen ta fei den
König Risramän von Apirak und den König von Makan be-
siegt haben soU,
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Saigon. Dw Reiob ?oa Ur.
168
Nabünähid's Cylinder mit dem Oatuin ist von Pir^rHEs, Proo. SBA.
7. Nov. 1882 mitgelheiJt. Den Tempel in Agade erwähnt er l R. 69, 2, 29.
Früher setzte man Sargon in die Zeiten nach der elamitischen Eroberung;
und vor Chammurabi (zw, 1900 und 1600 v. Chr.). — Ju^endgeschiciite
Sargon's III R. 4, 7 ifuii weiUien Bruchstücken bei Smith, TröBA. I, 4G);
dazu Delitzsch, Parati. 208. Tafel der Vorzeichen IV R. 34. Alabaster-
Tase ^^aramsins I H. 3, 7. »Palast Sargons« TrSBA. III, 374. 37^.
Eine »Sugomburg € n 50 b. 64, vgl. Dbjtibch, Parad. 208.
§. 184. Die Stadtkönige, die wir sonst dieser ältesten Epoche
— es ist die Zeit der 86 Könige nach der Fluth, die BeroBm
an den An&ng der hlstoiiacben Zeit setst — siiweiaen Hiinen,
stehen meistens Tdllig isoUrt da. In den Fundamenten des
Tempels von Eridu finden sich die Namen zweier Patesi d. i
»Fürsten« (assyr. isakku); in Zirlaba haben die Patesi En-anna
und Gudca der Nanä (Istar) und dem Ninep Tempel gebaut.
Von Gudea haben sich auch in üruk und Babylon Ziegel ge-
funden; ob sich indessen seine Macht so weit erstreckte, wissen
wir nicht. Dagegen sind seine Bauten in Zirkiha neuerdings
durch DB Sarzbc aufgedeckt ivorden; in dem grossen Tempel
fknden sich unter anderen achtYerstümmeNe Statuen Ton Diorit,
die seuien Namen tragen, feiner Firagmente Ton Basreliefs mit
Inschriften, die KAmpfe und refigiSse Geremonien darstdkn und
nach dem Kunststil einer noch älteren Zeit anzugehören
scheinen. h\ Uruk hat der Könißr Singasit — der Name
zei^, dass er einpm semitischen Ge^dilucht angehörte — den
der Göttin Nanä geweihten »Himmelstempel« Eanna und einen
Palast gebaut Aehnlich mögen noch manche der vereinzelt
auf Backsteinen Torkommenden Königsnamen dieser Zeit an-
gMnsD, Ein grtaeres Reich sehänt zuerst Ton Ur im Lande
Sumer ausgegangen zu sein. Seine Herrscher unterwarfen
sidi sei es das ganze, sei es d^ sfidlichen Thdl Ton Akkad,
Tor allem ^e Stftdte Uruk, Larsam, Nippur, und bezeichnen
sich daher als »König von Ur, König von Sumer und
Akkad«. Dieser Titel wird dann von allen späteren Königen
Babvloniens übernommen. Auch den schon bei Naramsin
Torkommenden Titel »Herr der vier Weltgegenden« haben
diesettien meistens geführt. £s gehört hierher tot allem
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Zweites Buch, erster Abäcliiiill.
Ur-ea der den grossen Tempel des Sin in Li, tiiicn Sonnen-
tempel in Lar^^am, einen Tempel der Bellt in Nippur errichtet
und auch an dem schon erwähntea Tempel der Nana in
Uruk gebaut iiat. £ine Statae von ihm ist in Zirlaba ge-
funden. Somit war ihm jedeniialls ganz Sfidbabylonien bis
in die Nähe von Babylon hinauf unterüian« Sein Sohn und
Nachfolger Dun^i ist litalls durch Bauten in Ur sowie in
Teil Id bei Wnka bekannt. Die Zeit der beiden Könige
können wir aui imgeläiir 2400 v. Chr. ansetzen.
Du inschriftliche Material t. I R. 1«*5; IV R. 85. Hehrere der
bei SittTH, Barl7 Bab. History in TrSBA. L flbenetrten Texte sind noeh
unedirt Ein grosier Theil der Inecbriflen findet sieb aoeb bei Lbrobmakt,
Ghoiz des textes cuDÖifonnes L IL Ob die hier genannten Hemeher
eftmintlicb in dieee oder sum Theil in die Zeit nach der elamitiacben
Herrschaft fallen, ist bis jetzt nicht Stt entscheiden, lieber Gudea:
BoscAWEiit TrSBA. VI, 275 fT. Bronze- und Harmorbild des Köiu^fs im
Louvre: S^rra, Hist. of Bab 92. 93. Ans^^rabungen de Sarzec's in TeUo-
Zirlnl :i : Hkuzey» RAn. XLII, 257, XLIV, 271 IT; 1'fhi;ot, Wev. des deux mondes
LUi, 525 ff. : Menant, Gaz. des heaiix arts, Dec. 1880 [vgl. auch Oppert, Bert.
Orient. Congr. I, 235 IT.]. Zwei Siegel Ur-ea's bei Ker Porter, Travels II,
pl. 79 (— Rawlin>on, Fivc monarch. I, 94, I R. 1, 10) und Wif.demakn
und Fisc.HKH, Havlon. Talismane. Nr. 11. Nach der Inscbrift Nabunähid's
I R. 69, 2, 1 *• scheint die Gründung des Sonnentempels von Larsam,
in dessen !• un«iamenten sich der Name rr-p:t^^ findet, 700 Jahre vor
Chammurabi (uin 1650 v. Chr.) stattgeruudeu ^u haben.
Elamitische Eroberung.
g. 135. Um das Jahr 2300 v« Chr. wird Babylonien
von den Königen Elam's unterworfen. Der Assyrerkönig
AssuriKiiii[);il erzählt in seinem Bericht über die Eroberung
Susas {Hin 045 v. Chr.), dass vor lOiio Jahren, also
ca. 2281) V. Chr., Kudurnanchundi, König von Elam, die
Tempel des Landes Akkad geplündert und dabei das Bildniss
der Göttin Nanft aus ihrem Tempel Eanna (in Uruk, g. 134)
*) So, oder aemit Arad-ea ist, wie mir Fiu Dbutssch mittheilt.
dieser viel umstrittene Name nach den neuesten Funden Rassam*s wahr-
scheinlich za lesen.
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Die elamitische Eroberuug. 165
entführt habe. Aus derartigen Kriegszügen ist ein grosses
elamitisches Reich entstanden, das auch die Oberherrschaft über
Babylonien besass. Wenn Bercesos erzählte, dass die Meder
Babylonien eroberten und hier die 2. Dynastie von 8 medi*
sehen Königen gründeten (reg. 224, var. 190 Jahre), so meinte
er du mit zweifelsohne diese elamitischen Herrscher. Zu ihnen
gehört seinem Namen nach unzweifeUiaft Kudurmabuk, Sohn
des Simtisitarchak : derselbe wird auf Backsteinen, die sich
in Ur gefunden haben, mit dem Westland (mftt Martu),
d. i. wenigstens nach späterem Sprachgebrauch Syrien, und
dem Lande Emutbal, einem District an der elamitisch-babyloni-
sehen Grenze (Del. Far. 230), (al? Eroberer oder Herrsclier?) in
Verbindung gesetzt, scheint mithin über ein gewaltiges Reich
geherrscht zu haben. In Babylonien führt unter ihm sein Sohn
Zikarsin(V) die Herrschaft als »König von Larsam [wo er offenbar
residirte], König Ton Sumer und Akkadc. Dass die Fremd-
berrscher durchaus babylonische Cultur annahmen, die Götter
des I.andes verehrten und an ihren Tempeln bauten, ist sehr
begreiiiich und wh:d durch diese Inschriften bezeugt.
Kttiiurnancboodi: Iii R. 88. 1 u. 2; V R. 6, 107 ff. — Kudurmabuk
und Win Sofan: I R. 2 Nr. 8; 5, Nr. 16; IV IL 85, 6; der Titel adda
(Smith, TrSBA. l, 42) mftt Blartu resp. Emutbal ist nocli nicht erkl&rt.
Nach Alezander Polyh. bei Synk, p. 147 wftre der erste Mederk^^nig
Zorwuler gewesen.
§. 136. Von einem anderen Könige dieser Dynastie ist
uns durcb einen merkwürdigen Zufall Kunde erhalten. In
einem der spätesten Stucke des Pentateuch's wird berichtet,
dass König Kedoria'omer (richtiger Kudurla*amar zu lesen) von
Elam nebst den Unteri^önigen von Sin'ar (Sumer? §. 129),
EUasar (Larsam?) und Golm (?) nach Westen j,'ezog:en sei,
Paldestina unterworfen und 12 Jahre lang beherrscht liabe.
Einen Aufsland habe er bewältigt, sei dann aber durch
Äbraliam besiegt worden. Die Details der Erzählung sind
vollständig unhistorisch; nicht nur sind Abraham und der
Oberpriester Melkifedeq, der ihm den Segen ertheilt, Iceine
historischen Persönlichkeiten, auch die Staaten, virelche Kedor*
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166
Zweitoi Daeh» erster AbechnitL
la'omer in Palaestina bekriegt haben soll, Sodom, Gomom,
Seboim u. s. w., und die VOfkersehaften der Rephaiten,
Zuziten, Emiten (s. §. 179) haben niemals existiii. Aber der
Name Kudurlagamar ist echt elamitisch — wir kennen in
Susa einen Oolt Laj^amaru (V R. 6, 38) — und die Herr-
schaft der Elamiten in Syrien wird durch die erwähnte In-
schrift Kudarmabuk's bezeugt. Es scheint also, dass der Jude,
welcher die ErzAhlung Gen. 14 in den Pentaleoch einfögte, sich
in Babylon genauere Kenntnisse Aber die fttteste Geschichte des
Landes verschallt hatte und, dareh irgend ein ans unbekanntes
Motir Teranlasst, den Abraham in die Geschichte Eadurla-
gamar's einflocht. Im übrigen hat er dann die Erzählung
nach den jüdischen Anschauungen über die Urzeit ausgemalt
Zar Kritik von Gen. 14 Tgl. NOldkis» Bntert. nr Kritik AT.
Das Capitel gebOrt keinem der Geschichtswerke an, aus denen der
Hexateucb zusammengearbeitet ist, sondern steht isolirt da und ist nach
Sprach« und Anschautmppn keinenfalls vor dem Exil enl«tan'!en. —
Wenn der Name des Sohnes Ku'^]rrTl?ll)uk's anstatt Zikarsiu vvirklirh,
wie mehrfrtfth vertnulhet. Eri-akii /u iesen ist, so wäre er, der sich »Köuig
von Lariam« nennt, un/.vveil'eHiaft identisch mit dern Geu. 14 genannten
^Obn ^^D ^IHN (vgl. übrigens §. 138 Anm.).
^. 1:17. Die Verbindung Babyloniens mit dem Westen,
welche durch ^lie Kriop'^züge der Elatniten herbeigeführt wurde
— der übrigens vielleicht sclion eine Eroberung Syriens durch
Sargon vorangehl — setzt sich auch in den folgenden Jalir-
hnnderten fort. Durch dieselbe erkUirt sich der mächtige
Einflaast den fiabylonien auf Syrien geübt bat, nicht nur in
der ftuflseren Gestaltimg dea Lebens, in Kunst und Gewerbe,
sondern auch In der Religion, Ja in der ganzen Denk- und
Anschauungsweise. Wir erkennen «ne vielhundertjährige enge
Berüiii uiig, deren Wirlvuiii^ca uns überall bereits entgegentreten,
als um 1500 v. Chr. von Aegypten aus ein helleres Licht auf
die syrischen Verhältnisse tallt. Im übrigen mag liier noch
eine Vermuthung wenigstens geäussert werden. Die Kriegs-
zuge der Elamiten scheinen chronologisch mit der Hyksos-
Invasion in Aegypten ziemlich genau zusammen zu fallen«
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Die Elamiten. Erobenmg Sjffoiis*
167
Wir haben gesehen, dass Im G^bige des Hyksoe zwar saht-
reiche Syrer in Aegypten eindringen, dass de selbft aber nach
dem CMehtstypns ihrer DenkmSkr keine Semiten gewesen
sehi können (§. 109). Die Gombinatkm liegt mithin nahe,
dass wir es hier mit den elamitischen Eroberem zu tlmn
haben, die ihre Krie^szüjie bis nach Aegypten ausdehnten
und sich daselbst ein eigenes Reich gründeten. Eine Entschei-
dung dieser Frage wird sich allerdings mit unserem bisherigen
Alaterial schwerlich erzielen lassen.
Von dem Stars der Eiamiten seheüit die haltylonische NatkH
nalsage von den Tbaten des grossen Helden bdiibar ^) einen
Nachklang tiewafart zu haben. In derselben wird ercäiilt, wie
fremde Eroberer die heilige Stadt Ürok gewannen nnd das Land
arg bedrückten, bis Izdubar nach mancherlei Fährlichkeiten
unter dem Schutze des SoiuiengoUes und der Stadtgöttin Istar
ihren Herrscher Ghumbaba erschlug und die Krone gewann.
Der Name Ghumbaba ist zweifellos elamitischj wir kennen
mehrere mit dem Gottesnamen Cbamba zuzammengesetzte
eosiscbe Namen ans späterer Zeit
Üeber Itdnbar und Ghiimbaba SmiB, Ghald. Genesis 8. 188— lOT.
179—186. Die Fragmente shid so dQrflig, tun mehr als die angemeinelan
Umrisse ericennon lu kOnnen. Dms die Sisge einen Usloriacben Kern
«Dthielt, ist sehr wahrseheinlieh $ doch mOehte ich dämm noch nicht
den Iidabar in einem geaehiehtlichen KOnig Btbylonient macfaen.
EiAheiroitche Kfinigs.
§. 138. Aüi die medische Dynastie liess Rerossos zu-
nächst 11 Könige folgen, deren Ileiniath und Regierungsdauer
bei Eusebius nicht angegeben sind, dann ll> chaldaeische,
mithin einheimische, Herrscher mit 458 Jahren, deren Zeit
inraturscbeinlich auf 1976 — 1519 v. dir. anzusetzen ist. Nur
ganz vereinzelt sind Nachrichten ans dieser Epoche auf uns
^ So wird der Nune geschrieben. Die Aussprache war Jedenfalls
gans anders, ist aber zur Zeit nooh unliekennt Wamm die Asqrriolofen
ihn bebanrtich Nimrod nennen, weiss ich nSchl
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Zweites Boeht enter AbwhnitU
gekommen. Meist scheinen wieder mehrere kleinere Staaten
im Norden und Süden neben einander bestanden zu haben.
Die Fragmente einer Chronik, die wafarschänlicb von dieser Zat
handebi, lassen auf Bfirgerkriege und Usurpationen schliessen.
Nach einander werden [ob aber als Hensdier Aber ganz Ba-
bylonien?] genannt; »drei KOnige ans der Dynastie vom
Meorlandc« (dem Mündunj?sland des Euphrat) mit zusammen
23 Jahren, »drei Söhne Bazi's«. die nach einander 2U Jahre^
3 Monate herr>( hpn, ein Hen>cher aus Elam, der 6 Jaln-e
re^ert. Wie hier die Elarniten Babylonien bekriegen und
erol)em, müssen auch von Westen her Angriffe stattgefunden
haben« Wenn Ktoig Agukakrime (§. 141) eine Statue des
Harduk, des Stadlgottes von Babylon, »ans dem fernen Lande
Ghanat d. i. Nordsyrien (Del« Par. 104) zurückholen Hess, so
mnss sie in dieser Zeit fortgeschleppt sein. Im übrigen ISsst
sich von den Königen dieser Zeit , die in ür und anderen
Städten des Südens geherrscht Ijaben, wenngleich sie sich
meist »Könige von Sumer und Akkadc nennen, doch mit
Bestiimntheit behaupten, dass der nördliche Theil Akkads,
das Land Kardunias d. i. Babylon und seine Nachbarsiädte»
nicht unter ihrer Botmftssigkeit stand. Meist pflegen diese
Herrscher sich als »Herrenc, »Könige«,' »Hirten«, »Sdiirmer«
einer ganzen Reihe von St&dten zu bezeichnen, unter denen
ür niemals fehlt. Die mte Stelle nimmt meist Nippur
ein, das mithin damals wahrscheinlich Residenz war, dann
folgen Eridu und Uruk und bei einigen auch Larsam und
Nisin (Lage unbekannt) und zum Schluss der allgemeine
Titel »König der vier Weltgegenden« oder >König von Sumer
und Akkad«. Hieher g^ören Nur-ramän und Sin-idinnam»
die Herrscher von Larsam, Gan]il(?)sin, Sur(?)8in, . . . nmQ>,
Libit-anunit, läminlagan, neben dem sein Sohn Gungunum als
KOnig Ton ür erscheint; im einzelnen läset sieh ihre Reihen-
folge nicht feststellen. Die Ziegelinschriften aller dieser Könige
erwähnen ihre Bauten an den Tempeln der einzelnen Städte
und prelegentlich auch die Anlage von Canälen u. ä. Den
Beschiuss der Reihe bildet Rim-sin, von dem wir erfahren.
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GhaniiDurabi von Babylon.
169
dass er Nisin eroberte. Danach hat er mindestens noch
28 Jahre geherrscht (IV R. 36, 12); schliesslich erlag er dem
Angriffe des Chammurabi von Babylon.
Die Braebstüeke der Chronik sind von Smith, TrSBA. ni, 871 ff.
piibliciits unmöglich ist es Qbrigens nicht, dees diese KOnfge der tpiteren
Epoche nmeh 1000 Chr. angehfiren. — Da Rimsin sicher der Vor-
ginger CbammarabiV war und Libit-anunit and Umi*dagan fiut die
gidcben, die fibrigen hier genannten Herrscher sehr fthnlicbe Titel
Ähren« so dOrflen sie wohl alle dieser Epoche angeboren. Wie neuer-
dings SiOTR, Len'ormast (Langue primit. de Chaldde p. 374) u. a. den
Hitnsin (eventuell Himaku zu lesen) für identisch mit dem Sohne Kudur-
mabuks (%. 136) haben halten kOnnen, begreife ich nicht. In diese
Epoelie geboren wohl auch Isbi . . ra, König von Nisin IV R. 35, 7;
ferner Rim-a-gam ?-um , König von Babylon IV B. 35, 8. — Ohne allen
Grund hält man Ismi-dagan, der uns neb'st seinem Sohne durch 7.\p^p\
ans Ur bekannt ist, für identisch mit den um 1780 v. Chr. rejjierenden,
ton Tiglatpileser I. genannten isakku von A=«nr gleichen Namens (§. 182).
— Aus Rimsin's Regierung besitzen wir zaiilreiche Contracttafeln , die
nach Erpignissen aus derselben datirt smd (IV R, 36, 4— 20). Einzelne
i-itid aucli aus früheren Regierungen erhaltt-n. Vgl. Smith, TrSUA. 1, 90.
Leider sind nur die Schlusc/i ilen derselLt a publicirt, r lAvohl die Texte
jedenfalls über die CnlturverfiSltnisse der Zeit und durtli ihre N'amen
auch über die Ethnographie Babyloniens aiawchen Autschluss ^eben
würden. — Dass die meisten der zahlreichen in der Königsliste Proc.
SBä, 11. Jan. 1881 ohne chronologische Ordnung aufgeführten Königs-
namen dieser Epoche angehören, scheint sicher zu sein.
§. 189« Während dieser Epoche regierte in Babylon und
dessen Nachbarstädten eine eigene Dynastie.. Eine Thontafel
zählt aus dieser Zeit »elf Könige der Dynastie von Babelc nebst
ihren Rerrierun^szahlen auf, die zusammen 304 Jnhre betragen.
Nach der Länge der Regierun j^en und dem Umstände zu ur-
theilen, dass durchweg der Sohn dem Vater folgt, scheinen
es Zeiten einer ruhigen Entwickelung gewesen zu sein. Der
dritte dieser Herrscher, Zabu, wird I R. 69, 3, 29 als Tempel-
erbauer in Sippar genannt; sein Sohn Abil-sin erscheint auch
in dem Fragment III R. 38, 64 b. Ihm folgt Sin -muballit,
diesem Chammurabi, dessen 55jährige Regierung (etwa 1700
bis 1650 V. Chr.) einen bedeutenden Wendepunkt in der
Gesdiicbte Chaldaea's bildet. £r besiegte König Rim-sin
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170
Zweites fiaeh, erster AbsekoiU,
(IV R. 36, 21) und einigle dadurch ?anz Babyionien unter
seiner Herrschaft. In seinen Inschriflea preist er Anu uml
Bei »die ihm die Herrschaft über Sumer und Akkad gaben«,
and nennt nkh »König von Babel, Eönjg der vier Weü-
geflfendnnc. Von seiner Zeit an ist Babylon die Haopftstadt
Gfaaldaeas. Zahlreiefae Gontracttafeln, die ans seiner Rq|ie<
runf^ erhalten shid, tdgen ihn dem Dienst der GOtter ^
speciell der Güttin Ta.<('?)niitu , der Gemahlin Nabu's —
eifrij? erk'oben und erwähnen seine vielen Bauten. In einer
längeren Inschrift rühmt er, dass er einen gössen Ganal zum
Segen des Volkes gegraben und an demselben eine starke
Barg angelegt habe. Auch aus der Regierung seines Sohn^
Sarasoihma (35 Jahie) besitzen wir zatdreicbe Tafebi, die
nach seinen Ganaknlagan und Banten datirt sind. Auf ihn
folgen noch yier weitere EOnige, die demselben Qescfalechte
angehören.
Die Königsliste ist publicirt von Pinghf5, Proc. SBA. 7. Dec. 1480.
Auf d*?r Rrtckspite zilhll die Tafel »11 Könige der Dynastie von
Ses-K'n ('')' nnf, nfnif» .lrihrp';7ah]!''n ; mir zweimal folgt hifr der Solin dem
Vater. S ieil- ii lil -uid l)\ Mn^t«iii, die gleichzeitig mit den Königen der
Vorderseite in Saiib;i.bylouit'a herrschten. — lieber dhamraurabi s. Mlnakt,
Leii in&cr. de Hammurabi ISUä; Manuel de la langue assyrienne ;^06, Aec.
des trav. II, 76, vgU auch Smith. TrSBA I. 56 ü., DeL Par. 191. Die Gon-
traettaMB s. I? R. 86; bilingue hisehrift ant Bagdad i äMtm, Rae.
das timvam I, 181. Dia gangbare AnnahBia, GhammtiraU gebflre der
koaeaeiaBhan DTiiaalia «a (daher aach die aehwariloh beraaiiliste Aea>
apraclia CHiammoragal) aBthebit jeder BagrtndiUK oad wird durch usaei«
KOnigaliate deflnitir beeeitigt
Herrschaft der Keasaeer.
§. 140. Auf die einheimischen Hsirscher folgten nach
BerosKis 9 Araber mit 245 Jahren, die wahrsehemlich in die
Jahre 1518—1274 (er. 1502^1258) zu setien smd« Wenn wir
nan m dieser Epoefae m Etabylon eine Reihe von Königen finden,
welche dem Volkeetamme der KuUn d. i. Kossaeer angehören,
so kann es kaum zweifelhaft sein, dass Berossos diesen Namen
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I
Dia Koanetr in Babylonlaii. 171
irrUlämüch durch ''Apaßtc übersetzt bat Wie früher die
Elamiteii, so fleleo jetet die nordOrtlidieii Naebbani der Ghal-
daeer in Babylonlen ein nnd eroberten mindestens den ndrd-
Hdien TheQ des Landes mit der Hauptstadt Bab^. Wie Immer in
ihnliehen Fällen. Mlden die fremden Eroberer die Kriegerkaste,
welche Könige ein- und absetzt (II R. Ü5a, 10) und jedenfalls
das I.;ui i möglichst ausbeutet; da-^« daneben die Könige die
alteiniieimische Titulatur annehmen, die babylonischen Götter
eifrig verehren, und sich ganz als legitime Nachfolger der ein-
faeimisclien Herrscher geberden, kann nicht anfialien«
Dan Agukakvime und Kciaindai (IV R« 88* 8) Komaer waran,
argibl «eh «oa ihrer Titidator; für Kanehardal und aeme Nachfolger
folgt (las gleiche aus II B. 65. Daraus sehen wir zugleicb, dtaa die aahl*
reichen Namen auf -ai, die hier und nur hier vorkommen , k<^aeiseh
sind. Auf einer Ennneruog an diese kossaeische Herrschaft und An-
siedelung in Babylonieri *"s, beruhen, wenn Cfni. 10. 8 Nimrod, der
Repräsentant Bahyloniens. eui Sohn de.s Kus genannt, aJä»o der
snn^f das Land Küs südlich von Ae^^ypten bezeichnende Name auf
bai>ylonien übertragen wird. Ebenso vieiteicbl Gen. 2, 13.
§. 141. Der erste uns bekannte König dieser Dynastie
ist Agakakrime, der sich in einer grossen Inschrift »König
der Eossaeer (KaSsi) und Afckadier, König des wetten Landes
Babel, Besiedler des weiten Landes Aintunak, König von
Padan und Ahnan und der mfidhiigen Gut!« nennt Letztere
sfaid ehi grosser zwischen Zab und Diäla (Gyndes) ansässiger
Volksstamm, die nördlichen Nachbarn der Kossaeer; die drei
anderen Namen sind unbekannt. Wir sehen, dass der König
seine Macht nach Norden weil ausgedehnt hat, dagegen Süd-
babylonien nicht besitzt. Das Gleiche gilt von seinen Nacii-
folgern, die m einem späteren assyrischen Geschichtswerk
(Ii R. 65) sftmmthch Könige Ton Kardunial, d. i. der Land-
schaft, deren Mfttelpankt Babylon bildet , genannt werden.
Offenbar bestanden Im södlichen Ghaldaea in dieser Zeit
8e1l)8tändige Staaten, und es ist denkbar, dass manche der
früher genannten Ifrrrscher dieser Gebiete erst dieser Epoche
angehören. — Aguk akrime rühmt sich in ?;einer Insclirift, wie
er den nach dem lernen Lande Ghana fortgeschleppten Gott
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172
ZwdlM Bwth, iweiter Abeehnitt
Marduk (§. 1:^8) nach Babylon zurückgeholt und ihm sowie
den anderen Qdttem reiche Gaben dargebracht habe. In
fthnlicher Weise hat KAnig Sagaraktiad, d^ nnzweifeibaft der-
selben Dynastie angdiM, d^ alten von Zabu (§. 139) er^
bauten Tempel des Sonnengottes und der Anonit in Sippara
wiederhergestellt und verschönert. Ueber die späteren kos-
saeischen Herrscher, von etwa 1450 v. Chr. an, besitzen wir
genauere Angaben in der sog. »synchronistisciien Geschichte
Assyriens und Babyloniens« (§. 121); wir werden sie später
im Zusammenhang mit dem Emporkommen Assyriens zu be-
sprechen haben.
Intehiift AgolaliliM^t (in spltefcr Abtehrifl) V B. 33, iowte thefl*
weise n B. 88» 8» flberw. von Skrh, Aeiyr. diic. 898 und BoecAWBi, TtfiBA,
IV, 182 ff. Vgl. duo DiunKH, Pmr. 206. 883. Der KQoig nennt vier
leiner Ahnen, doch ohne eie eis KOnige in beadehnes. Die Btoineehrift
des Saganktisi bentien wir in der Abeohrlft NaboDfthid's I R. 09,
8» 19 ff.
n. Die Coltur Aitbabyloniens.
Nationalität.
%. 142. In den mindestens etwa achthundert Jahren,
welche von den Zeiten Ur-ea's bis auf die kossaeische Er-
oberung verflossen sind, ist die S< iiiili.sining linbylnniens voll-
ständip: zum Abschluss gekommen. Während die Königslisten
^lilreicbe der älteren £poche angehürige sunaerische und ak-
icadische Namen aufweiseni heiracben bei den Königen der
sinteren Zeit die semitischen Namen durchaus vor. Die Ja*
Schriften der EOnige werden jetzt durchweg in semitischer
Sprache abgefasst, das ältere Idiom höchstens noch in stereo-
typen Fonnehi verwerthet Auch die Privatpersonen tragen
jetzt durchweg semitische Namen. Dem enlspriehl es, dass
in der Literatur fortan die semitische Sf)rar}ie — in die be-
greitiicherweise zahlreiche Wörter aus dem alteren Idiom ein-
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HatioinlitlL Sdurift.
178
gedrungen sind — all^ die herrschende ist, wfihrend die
ftlteren Werke in dieselbe übersetzt werden. Es Ist nun die
Aufgabe der Forschung, die verschiedenen Elemente zu son-
dern, ein Bild der sunierisch-akkadischen Cultui zu entwerfen,
wie sie vor der semitisciiA ii l .inwanderuii;^ liestand, und zu
zeigen, wie sie durch diese beeinilusst und umgestaltet worden
ist. Indessen dies Ziel ist gegenwärtig noch nicht zu erreichen;
eine Rah» von Einzeluntersodiungai und w allem eine
grflndMche Erforsebung der vorsemitischen Sprache sind die
nnerlässliehen Vorbedingungen. Nur in allgemeinen Umrissen
▼ermögen wir bis jetzt festzustellen, was semitisch, was nicht
semitisch ist; im übrigen müssen wir uns begnügen, ein Bild
der babylonischen Gultur zu skizziren, wie sie sich etwa zur
ZeiLChammurabi s gestaltet hatte.
Im aUgcmeinen s. die nur mit Vorsicht zu benntsenden Arbeiten
LcNORHANT^B, vor allem die Magie und Wabnagekunst der Ghaldaeer,
Verl), deutsche Ausgabe 1878. Ferner Schräder, Semitismus und Baby-
lonisniuä, im Jahrb. iur prot. Theol. I. Fflr einaeine Fragen vor allem
Uadft, Die sumeriecben Famiiiengesetxe ld79.
g. 143. Im aUgemeinen lässt sieh schon jetzt auf das
deutlichste, erkennen, dass alle grandlegenden Elemente der
babylonischen Guliur der älteren Bevölkerung angehören, die
Semiten dieselben lediglich adoptirt und hier und da auch
nach ihren Anschauungen erweitert und umgestaltet haben.
So ist zunächst die Sphrift, wie schon erwähnt, sumerisch-
akkadischen Ursprungs. Sie ist dann auf die semitische
Sprache übertragen worden, obwoiü sie für dieselbe wenig
geeignet war und ihren Lautbestand nur sehr unToUkommen
wiedergab. Man b^niigte sich indessen nicht mit einer
Herübernahme der phonetischen BestandtheOe; auch die
Ideogramme erhicllen jcUl neben ihrem sumerischen einen
semitischen Sinnwerth , aus dem sich vielfach neue Silben-
werthe entwickelten. Daneben wurden häufige Wörter und
Wortgruppen oft ohne weiteres in die] semitische Schrift hin-
übergenommen, man sprach dann aber nicht mehr die Silben-
zeichen aus, sondern setzte an ihre Stelle das semitische
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174
Zweites Bndi, iwäter AbMhnitt
Aeqnivalent, schrieb also z. B. patesi (§. 134) und las isakkn
oder sebiieb dogga (gut) und las tAba n. s. w. Sogar gnun-
matische Fonnen worden gelegentUch au%eDOiiimeD; so scfarieb
man wohl mak »er tDaehte«, las aber epi£. So entstand ein
ftnsserst eomplidrtes Schriftsystem, das xäetA ohne das gründ-
lichste Studium erleriii uiid angewandt werden konnte.
Gerade in der IltMtan Zelt werden in den aeniltischen Inschriften
die sumerischen tdeogitmine und als Ideogramme gebraoebte Wörter
in solchem Umfange verwerthet, dass es hei den kurzen Backstein-
inschriften oft schwer zu entscheiden ist, in welcher der beiden Sprachen
sie abgefasst siml, — lieber die Eulwickelung des assyrischen Schrifl-
sysiems aus dem akkadisehen s. Haupt, Akk« u. sum. Texte 181 II.
Religion.
§. 144. Die spätere babylonische Religion rulit in allen
Haupts Lücken durchaus auf den Anschaunngen der Urbevöl-
kerung. Wie überall, steht nuch hier die Verehrung der
Dämonen, welche in der Natur wirken, dem Menschen Unheil
oder Segen bringen, im Mittelpunkt der Religion. Man sucht
sie durch Gebete und Opfer gnfidig zu stimment durch Zauber
in seine Gewalt zu bringen oder mit HCUfe anderer, gfinsUger
Geister ihi«r Tfleke entgegen zn wirken. Zahllos sind ihre.
Schaarenf ftusserst unb»tunmt ihr Wirlcmigskräe, rielfiieh
sind sie namenlos. Einzelne werden zu grösseren Gruppen
zusammcngefassl, so die Igigi, Geister des Hinimels, urul die
Anunuaki, die ursprünglich Wasscrdäniuneii zu sein Schemen,
doch auch als »Götter der Erde« (IV R..45, 31) oder >des
Himmels« (Delitzsch bei Lötz, Tiglatp. S, 80) bezeichnet
werden. TheUs denkt man sich diese Dftmonen als menscfaen-
fihnliche Wesen, theils in Gestalt von LOwen oder anderen
wilden Thieren, vor allem aber als miaehgestaUige Ungeheuer,
Drachen, EbhOrner, Greife u. ft. Alle diese phantastischen
Wesen, die später durch die Kunst auch zu den abendländi-
schen Völkern gekoauiien sind, entstaiumen den ruiigiööen An-
schauungen der Babylonler.
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Die DlncBai und Gölter dtr BähfUmaet. 175
EiiM eingehimdere Duttalhiiif dar b«b7loiiiselien ReUgkii llitt sieh
noch nicht geben, da es an zuverlässigen Vorarbeiten noch fast ganx
fehlt. Lenorman't, La magie chez les Chald^ens 1874 nnd La divination
chez les Ch l"^!'-, fin deutscher Ueberaetzung : Die Magie und Wahrsage-
kunst der Chaidai t r 1^78) ist nur mit Vorsicht tu verwerlhen, ebenso
ailes Detail in G. Smith, Die chald. Genesis (deutsehe l'ebers.) 1876. Nur
die Beigaben von Fr. Delitzsch zu lelzferem Werke sind zuTerlässig und
beschränken sich auf das sicher zu Ermittelnde.
§. 145. Neben den Dämonen stehen die grossen Götter,
welche in den MachtgcliieU n des Himmels und der Erde
walten und über die Geister herrschen. Da ist der Hinimels-
gott Ann, der Vater und König der Götter; der >Herrsrher
der Tiefe« £a, der im Wasser seineii Wobnflitz hat, aUe
Weisheit ergründet und mit unerforBeUiclism Rathecfaluss die
Geschicke lenlct; der in semHtacher Sprsehe Ramfin (auch
Barqu) genannte Gott, der die Atmosphlre behemcht, Regen
und Gewitter sendet und im Sturmwind einherfährt. Dann
die Gotthfitcn des Kampfes und Todes, des Krie£?s und
Streites, Nergal, »der Herr der Grabes^tadt«, »der Zerstörer«,
und Ninip der Kämpier und mächtige Jäger, beide als ge-
flügelte Löwen oder Stiere mit Menschenkopf gedacht und
gebildet. Ferner »der Herr«, En oder Mulu, semitisch
der als oberster Herascher und Vater der GOtter vielfocfa ver-
dirt wird. Daneben stehen die Gottheiten der Himmelskörper,
Sin (Akn, Nannar), der Mondgott, der sieh seit der ftltesten
Zeit des höchsten Ansehens erfreut und als der erhabenste
und mächtigste der Götter in Hymnen vielfach gepriesen wird,
und der Sonnengott Samas (simi. BaLbar). Jeder dieser
Götter hatte, wie schon erwähnt (§. 130), seine besondere
GuitiHetätte, an der er ak der Höcliste verehrt wurde,
und mannigfach yerschieden waren in den einzelnen Städten
Babykmiens die Anschaaungen Öber die Verwandtschaft und
das UachtTerbfiltniss der Götter nnter ebiander. In einxebien
FSIkn treten rein locale Gottheiten an die Spitze des Pan-
^ Die AoMpiaehe irt nnaleher. Hiebt nnm^^jich lat die Lesung Adar.
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176
ZwoitM Biieli, sweiter Abschnitt
theoDS, 90 in Babel der Stadtgott Mardnk, der hier später
direct dem Bei gleichgesetzt wird.
Der Name Sin, der auch bei den i;iiinjaren und bei den Syrern
von Charrän den Mond^'olt bezeichnet, scheint akkaflischen Ursprungs zu
sein, obwohl er, so viel tob weiss, in akk.-sum. Texten .bisher nicht mit
Sicherheit nachzuweisen isU
§. 146. Unter den Göttinnen Bahyloniens tritt yor allem
eine hervor, die früh mit Nanä (Navotto, Maccab. II, 1, 13),
der Ilauptgöttin von Uruk, identiücirle litar, >die Ikrnnc.
Sie i->t dio Gottheit aller Lebens- und Zeutzungskrall der
Natur und wird mit rauschenden Freudenfesten gefeiert. Wie
sich ihr /ai Ehren die Jungfrauen preis geben (vgL Uerod. 1,
so erzählt die Sage zahlreiche Geschichtea Ton ihren Lieb-
schaften, namentlich von ihrer Ndgung zu dem schteen Jting*
ling Däzi (hebr. Tammik tlDD« £Becb. 8, 14). Indessen wie das
Leben der Natur hn Winter erstirbt, dieBlnme terbläht, das Saat-
korn in die Erde gesenkt wird, so erKegt OOzi der Täeke seiner
Feinde, allgemein betrauert. Nach einer anderen Sage zielit Istar
aus, um ihrer Herrschaft auch das Gebiet der finsteren Königin
des Todtenreichs, der Allat, zu unterwerfen, wird aber von den
Dienern der feindlichen Göttin in Bande geschlagen und ver-
liert hier alle Attribute ihrer Macht. Alles Leben, alle Pro-
duction erlischt auf £rden« allgemeines Verderben droht ein-
zutreten, so dass schliesslich die grossen Götter sich erbarmen
und die Allat zwingen, ihre Gegnerin frei za geben. — Nach
dem allgemehien Schicksal der Mythen Terwandehi sich auch
diese primitiven Erklärun^versuche des Naturlebens aHmählich
in Er/:aiiluitgen von einmaligen, uranfanglichen Begebenheiten,
während sie in den Festen, die nun zur Erinnerung au die-
selben geleiert werden, dauernde Nachwirkungen iiinteriassen.
Dl« in dieiem Panigraphea berflhrteo, für di« gMammte ReUgioas-
goMhiebte Yord«rasieii8 ausMnt wichtigen Probleme bedOrfen äner weit
genaaeren Prfteialniiig, die indeaaen bei dem gegenwärtigen Stande der
Wissenschaft noch nfcht erreichbar seheint FOr den Namen Utar
(= Astarte, Atar gatis, bei (h n llimjaren *Athlar) hat Fr. Dkutsscb
(in SmiB chaM. Gen. 278) siuneriachen Ursprung behanplet, und sefaie
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Ottar. Dlft BekimpftiDg der Dtmonen.
177
Orfinde biboi, «bfeeehen aJlerdiogs fOD der bOebet proUeiDatiachen
Etymologie, fiel Beileebendee. Dagagen erUIft Eunr (ZDM. XXXIV, 768
and sonst) den Namen fQr semitisch. Soviel steht dass er in
«mneriach-atkaditchen Texten bis jeirt nirgends vorkoount, un 1 h ? in
deneelben der Name der StadtgOtlin Ton Ciuk (geeefarieben »^yy^l)
Nan&, niebt Btar in lesen iei; dagegen wird sie eelion in der Izdabat^
sage Btar genannt. Ee wftre alao mflgtieb, daae Ittar der Name der
semitischen G6Um war, die man mit der alteiobeiroischen Nanfi Idea-
tiflcirte. — Dass Bellt (= Ba*alat, vgl. §. 174; bei Herodot MoXttta)
ursprünglich nur ein Beiname der Btar ist und dieselbe als >Herrin« und
zugleich als Gemalin Bel's hezeichn<^t, scbpinl mir ziemlich sicher. Dass
sie später häufig von Istar geschieden (§. 1491 und ebenso N?iiin neben
beiden als besondere Göttin (genannt wird, beweist nichts dugegen,
da ja hier der Differenzirungsprocess forlwähreud weiter wirkt; be-
trachten doch die Assyrer die Utar von Niaive und die lätar von Arbela
als swel versebiedene Qötlinn«D. Dki späteren grfeebfaeben and orien«
taÜseben Angaben fllMr die (mit der Artemis, d. b. der epbesiseben
NatoigOltin idenUfieirte) NanA s. bei G. HomuiiiTj Ausiflge am syrfsdien
Akten persiaeher Hlrtfrer (Abb. Kde. des HocgenL YU 180. flC)« — Noeb
weniger wissen wir über das Wesen der sehr häufig genannten GOtUn
Anonitam (Stadtgöttin von Akkad). Die GOttia Anat (§. 149) hat nur in
der Kosmogonie, nicht im Cultus, Bedeutung, vgl. ZDM. XXXI, 717. —
Die Sage von der Höllenfahrt der Istar s. bei Smith, Chald. Geo. 208;
ScuRAUEE, UöUentabrt der Istar 1874 u. a. Der Text IV B. 81.
§. 147. Im aljf^emeinen sind (Iii u rossen Gotlheilen die
Begründer und Schirmer der bestehenden WeUordnung. Sie
bekämpfen die feindlichen Dämonen, welche dieselbe zerstören
wolleo, and ihre Anrufung gewährt dem Menschen Schutz
gegen die Unholde. ZaUreiche Sagen l>ehandeia diese Kämpfe
im einzelnen, namentlich die Bewältigung des Ungeheuers
Tiamat doreb BCardok; oft genug sind Scenen aus denselben
auf altbabylonisehen Gylindern und Geromen abgebildet Be-
sonders Marduk ist der Gott, der Schutz gegen die Dämonen
verleiht; sein Bild findet sich daher unendlich oft aul xVinu-
letten. Indessen sind die babylniii.-,then Götter sowenig wie
irgendwelche NaUirgötter ledigücii gute Mächte oder gar
moralische Wesen. Wie Ninip und Nergal ihre Freude an
Blut und Verderben haben, so erfahren wir, dass man in
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178
Zweites Buch, sweiler Abechnitt
Sippara dem Adarmelek (Ninip?) und 'Anamelek (Anu?)
Einderopfer brachte (Heg, II, 17, 31). Wenn den Menschen
Unheil trifft, wenn ein Gott ihm zOrnt, so sucht er zu er«
forschen, wodurch er ihn beleidigt hat ; er beliennt sich schuldig
und mit Sünde bedeckt, sucht durch Gebet und Opfer die
Rache zu hoseitigen. Aber oft '/eiiug zürnen die Götter aus
Laune; die grosse Fhith, vvelciie die Menbäcliheit zu vertilgen
drohte (3. 150), ist von ihnen lediglich herbeigeführt, weil
es so ihr Belieben war, weil speciell der Gott Bei zürnte.
Die von modernen Forschern in die altbabylonischen Ueber-
Üeferungen hineingelegten philosophiscb-cbrisilichen Anschau-
ungen von der Süncfiiaftigkelt der Menschen gegenüber der
idealen Reinheit der Götter sind den Babyloni^n völlig fremd
und werden durch die religiösen Hymnen, in denen der
Mensch sich den Göttern pregenüber schuldig bekennt und um
Vergebung bittet, in keiner Weise bewiesen.
Die Tciulr iiz der so^. »BusspsalmeiK, su denen neh ganz analoge
Gebete vielfach z. B. im Veda finden, ist immer die rein praktische,
den Ihafsnrhiich aus irgend welchen unbekannten Gründen vorhandenen
Zorn der (Jottheit zu besänftigen oder ihm vorziit»'^!- t?. Wer z. D. ]>f\
dem Gebet IV R. 10 [in stark abweichenden Uehei setzunj;»»! hol Lknuk-
MANT, Magie 68; Smith . Bah. Literat. 44; daraus Schräder, Hölleiif. der
Istar 92] von »Sündenbewu^stsein« redet, spielt mit den Worten. — Ich
boneA« nocti, dass sich irgend welche Spar einer der hetmeischen
SQndenfallenfthlung paralieleo babyloniaehenUeberJnferung (vgl.DEtiTzscB
la Smitb» Geneeis 801 ft) bisher nicht gefunden hnt; auch in jener tritt
aber das moralisefae Element oraprfinglich gans in den Hinteignind mä
ist erst dorch spätere iheologiseh-philosophisehe Specdation hineingelegt
§. 148. Die Eigenart der babylonisclien Religion i)eruht
darauf, dass man sich die Weltmächte ¥or allem in den
Sternen wirkend dachte. Schon die Schrift zeigt uns diese
VerknfipfuDf , indem das Wort Gott mit dem Zdchen . des
Sternes geschrieben wird. Auch machte man Mh die Ent*
deckung, dass ausser Sonne und Mond noch fOnf Gestirne
ihren Stand wechsehi und daher als die dgentlichen* Schieksals-
sterne gelten kuiinten. Aul der i'^ntdcckung der Siebenzahl
der Planeten beruht die in Babylonien seit uralter Zeit
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Die Aitrologie. 179
angenommene Heiligkeit dieser Zahl; die sich von hier aus über
die ganze Welt verbreitet hat. Den einzelnen Planeten wies man
einige der Hauptgötter als Schirmberren zn: dem Jupiter den
Mardok (Bei), der Venus dielStar ; die finsteren and kriegerischen
Gottheiten Ninip und Nergal erbieKen den Saturn und Mars,
Mercur ist der Stern des Nabü, des Gottes der Weisheit und Weis-
sagung, des Sehfrmherm da* Wissenschaft, der speciell in Bor-
sippa die Stätte seiner Verehrung halte. Um die Einflüsse
zu bestimmen, welche der Lauf der Planeten, Finsternisse und
sonstige Tlinnnelserseli''inun^en auf das menschliche Schicksal
üben, stellte man sorgfältige Beobachtungen an und zeichnete
deren Ergebnisse auf. So entstand in den allbabylonischen Tem-
peln, deren terrassenförmig au&teigende Thurme zugleich als Ob-
senratcMTien dienten, die Wissenschaft der Astrologie. In ähnlicher
Weise wurden alle Prodigien aufgezeichnet und die Vorzeichen-
kunde bis ins kleinste Detail ausgearbeitet. Neben die auch
in Babylonien vorkommende Weissagung durch Inspiration,
die unter dem Schirme NabiVs steht, tritt eine durchgebildete
Wissenschaft von der Erforschung der Zukunft. Bei jedem
ünternehnieii befraf,4 der König seine Astrologen iihrr die
Ck)Dstellation, über jedes himmlische Erelgniss und dessen
Folgen iässt er sich berichten. Eine Zusammenstellung der-
artiger Vorzeichen, angeblich aus den Zeiten Sargon*s und
Naramsin's, ist schon erwÄhnt (§. 188), ebenso, dass das
grosse^ aus 72 Tafeln J3estehende Hauptwerk über Astrologie,
Ton dem wir zahlreiche Bruclistücke besitzen, unter Sargon
verfasst sein soll. Dass im einzelnen die Schulen vielfach
auseinander gingen, ist selbstverständlich; so erfahren wir,
dass das Nativitätstellen von einigen eifrig betrieben, von
anderen verworfen wurde.
üeber die chaldaeische Astrologie vor allem die Fragmente des
Bemoe, Diod. II, 29 ff., Plin. VI, 123, Slrabo XVI, 1, 6 u. a. Ferner
Lfnormat^tt, Magie. Versuch einer Ueberselzunp des astrologischen Werks
sowie von Vorzeichensammliingen : Sayce, TrSB^\, III, 145. — Dass die
frfiher weitverbreitete Methode, welche bei der ErkläruP4' der Gölter von
ihrer planetaren Bedeutung ausging, grundfalsch ist — nirgends mehr
als bei der Istar — bedari keiner Ausführung.
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180
Zweites Buch, zweiter AbscbnilL
§. 149. Die Beobachtung' und Autz( i( hnung der Stern-
babnen und Prodigien, die Erforschung des göttlichen Willens,
die Pflege des Rituals liegt in den Händen der Priester-
scbaft der euzelneD St&dte, an deren Spitze, wie früher be-
merkt, die Könige selbst stdien. Sie bestimmen und ordnen
anch das Verhältniss der Gdtter zu einander und regoliren
die M3rthen und Traditionen. Wenn auch in den Hymnen
der Localgott — namentlich der Mondgoti Sin, der Herr von
Ur — als der mächtigste, der v'm7A\*c ^'cpriosen wird, von
dem alle anderen (lüftrr ahliän^njr .sühI (vgl. dazu §. 8), so
wird doch im all^'oineinen ein f^lgeordnetes System von
zwölf Göttern — die UeUiglLeit der Zwölfzahl beruht auf den
zwölf Monaten — anorkannt, an dessen Spitze Anu Bei und
£a stehen. Jeder Gott erhftk eine Gemahlin; mehrere der-
selben, wie z. B. Anat (semit Feminin Ton Ann), die
man im System zur ErdgGttfn machte , nnd lediglich ans der
Specnlation hervorgegangen und nie verehrt worden» Auch
die Geister- und Dämonenwelt wird systematir it t ; besonders
treten die »sieben bösen Geister« als Hauj»tf<nnde aller gött-
lichen Ordnung- hervor. Allerlei S[)ielereien mit Zahlen u. ä.
knüpfen daran an ; mit der höchsten Einheit des sumerischen
Zahlensystems, 60, bezeichnet man den Anu, Bei mit 50 u. s. w.
Bei manchen Göttern, wie Sin (30) und I£tar (15) ist diese
Bezeichnung in sp&terer Zeit sogar die gewöhnliche Schreil^
weise des Namens geworden. Genauere Bestimmungen über
das Verhältniss der einz^en Götter zu einander werden auf*
gestellt, z. R. von den ursprünglich identischen Göttinnen Btar
und Bellt (i i in. von Bei, ij. 152) wird jene für den Morgen-,
dit'-(^ für den Abeinlstern , oder letztere für weiblieh, erstere
für mainili( Ii erkläi't (IlL R. 53, 2, 30 11.) — Gombinationen,
die weder ursprünglich sind, noch für die religiöse Anschai^
ungen des Volkes irgend welche Bedeutung haben.
§« 150. Auch über Ursprung und £ntwickelung der
Welt stellten die Priester ihre Theorien auf. Im Uranfang,
als* weder Himmel noch Erde war, da ezistirte das Urwesen
Mummu Tiamat, die Gebärerin des Alls, die, wie es scheint,
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GOttersystame und KoBtnogonie. 181
aJs die alles amseUiessende Wasseriuasse gedacht wkd. Der
Reihe nach entstehen die Götter, nach mehreren kosmogoni-
schen Mittelgliedern die grosse Trias Anu^ Bei und Ea, welche
den Dinizen ihre Gestalt geben und die Welt ordnen. Daneben
werden alle möglichen Fabelwesen erzeugt; aucli die Küinple mit
den Geistern, die Grossthaten Marduk's u. s. w. gehören dieser
ältesten Epoche an. Dann entbrennt der Zorn der Götter, vor
allem fiePs, gegen die Menschheit; es wird beschlossen, sie durdi
eine grosse Fhith zu vertilgen. Nur dem Gbasisadra ^(ooodpoc)
offenbart Ea das drohende Unheil und lässt ihn m einem grossen
Schiffe mit den Seinen und allem Gethier sich retten. So
wird di(? Existenz der Menschheit erlialten, die Götter be-
srbliessen in Zukunft durch wilde Thiere, durch Hunger und
Pest die Mensclien zu strafen , aber eine grosse Fiulli nicht
wieder zu senden. Durch mancherlei Sagen und Traditionen
wird dann die Zeit nach der Fluth allmählich in die bistorisclie
Epoche hinübergeleitet. Dass es dabei an systematischer Ghro*
nologie und an Zahlenspielereien nicht fehlt, bedarf keiner
Bemerkung.
Ycm der Kosmogonie und Urgagchiebte der Babykinier besitzen wir
sahbeiebe, aber sehr ventQmmelte BruebttOeke» tbeilwefse poblicirt ?on
Dburmh, Aaeyr. Leaeatfleke. Dasu dera. in Smitr, Gbald. Genesia S98
Smitb*8 üeberaetsangen sind meiat eebr gewa^. ^ Daa Frt. a atimint
(hat rOUig tu der babylon. Kosmogonie des EndemoB bei Damaadua
de pr. pfinc. 125 ed. Hott» Andere Traditionen befolgte Berossos. Vgl.
Lenormant, Essai d'un commentaire. Die Version von Kutha bei Smith,
ch.Gen. 95. — T'eber die vielbphandelle Sündfluthfrage s. neuerdings Haupt,
der keilinscbr. Sintfluthbericbt 1881 und dens. bei Schräder, KAT. ^ 55 £L
§. 151. ü^r das Verhältniss des menschlichen Geistes
Kur Gotth^t und den Zustand nach dem Tode scheinen die
Vorstellungen der Babylonier wenig ausgebildet gewesen zu
sein. Nirgends finden wir Andeutungen von Ideen, wie sie
in Aegypten zur Herrschaft gelaugten, oder von der iranischen
Ansrhauun^r, dass der Mensch im Kampfe der guten und
bösen Machte Stellung nehmen müsse. Als wünschenswerth
scheint es gegolten zu haben, au einer besonders heilig^en
Stfitte, speciell in der Nähe der grossen HeiligthOmer Süd-
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182
Zweites Buch, zweiter AbscIuiiU.
l)abyloniens, bestatlcl v.n werden. Die zahllosen Tlionsärge,
welclie sii h in den TrümintThaufen vor allein von Uruk und
IJr finden, >in(l on'enijar aus allen Ge^^eruleii Hal^yloniens
hierher gebracht, wie gegenwärtig^ in derselben Landschaft
die Perser ihre Leichen nach Kei bela und Meshid Ali bringen
lassen. Im übrigen führen die Todten »im Lande oJine Rüde-
kelirc unter Herrschaft der AUat (§. 146) eine wes^lose
Schattenexistenz, und nirgends finden sich Spuren eines
Todtencultus oder einer Erhebung des Menschen m den
Göttern. Denn dass eine rein mythische Gestalt wie CShasf-
sadra am Sehluss seiner Laufbahn in die Ferne entrückt
wird und ein gülterähnlichcs Leben führt, kommt bierfür nicht
in Betracht.
Ueber die Grftber Södbahyloniens s. Loktot uml Taylok in den
§. 130 angef. Werken, Wenn einzelne Andeutungen auf eine Vorstellung
von Relohnnn;.'»'!! und Strafen aurh nacb dem Tode rn deuten scheinen,
flo verträgt sich das mit dem im Texte Gesagten ganz wohl.
§. 152. Im allgemeinen ist die bisher Icurz skizzffte
Religion sumerisch -akkadischen Ursprungs. Ausser einigen
Göttemamen haben die einwandernden Semiten wenig hinzu-
gefügt. Ihre (idtter Bei und Bellt (»Herr« und »Herrin«)
setzten sie dem En und der Nanä-Istar gleich, wunii auch
lei/tere häufig wieder von Belit gesondert wird (v^l. §. 140);
Namen wie Kaman, Nanoar u. a. gehören ihnen an. Da-
gegen in der spftter herrsciieuden Auffassung der Religion
erkennen wir specifisch semitische ZCige. So wird lätar
vor allem bei den Assyrem zur KriegsgOttin , und über-
haupt werden die Götter in erster Linie als mit dem Volke
auf das engste verbundene Stammgötter gedacht, die den
Ihren Sieg und Heil verleihen. Durch die ganze Religion der
sji'Ueren Zeit geht ein nüchterner, rein praktischei Zug, wie
er den Seniilen eigen ist. Es ist für die (Jeislesrichtung
beider Völker charakteristisch, dass die I>;intrn Bnhylonicn?,
wo der Einfluss der älteren Bevölkerung bis in die spateste
Zeit nachwirkte, fast ausschliesslich Tempel, die Assyriens
grOsstentbeils Paläste sind. Die kosmogonischen Speculationen
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ümgeslaltung der Religion durch die Semiten. 183
worden lediglich aus dem Nichtsemitischen übersetzt, ahoi nicht
weiter entwickelt, die Vorsteilungen vom Leben nach dem Tode
blieben unausgebOdet. Ebenso sind alle mythologischen Elemente
der semitischen Anschauung T511ig fremd und treten daher auch
in den historischen Inschriften der späteren Zeit ganz zurCk;!^.
Dagegen werden Astrologie und Magie als für das praktische
Leben höchst wichtige Disciplineii mit Eifer weiter betrieben.
In der Ausspiiniung von Zauberformeln und magischem Un-
sinn stehen die Raliylonier den Aegyptern nicht nach; im
übrigen aber ist ihre Keligioo immer auf einer primitiven Stufe
stehen geblieben, geschweige denn zum Träger und Mittel-
punkt des gesammten geistigen Lebens des Voilces geworden,
wie in Aegypten, In Iran, in Israel, oder wie die Philosophie
bei den Helenen. Es ist das zu gleicher Zelt dn Vorzug und
ein Nachtheil. Der Babylonier und mehr noch der Assyrer
steht dem Leben freier, unliefangener, naiver ^'egenüber, als
ein Volk, bei dem ein tlieologisches Syste?n alle Anschauungen
bestimmt ; aber dafür ist ihm auch die gelahrvollc Strasse ver-
schlossen, welche ebensowohl zur völligen Erstarrung und
Fesselung wie zur höchsten Freiheit und zum idealen Ziel des
geistigen Lebens führen kann. •
lieber die religiösen Anschauungen der Semiten im allgenieineu
kann erst in Buch III gehandelt werden. — Im übrigen ist es vielleiclit
von Bdleatung, »daas wir [bis jeUt?] zwar eine grosse Ansahl magischer
Texte in akkadischer Sprache bseitien, aber Iteine einidge sumerische
Zatiberformel« (Haupt, Keilinsefar. Sintflothbericht 88). — Oaas die kos*
mogonlsehen Ersältlnogen aus dem Someriseben dbetsetit dnd, bat
DiLiTiscB (in HAi7PT*a FarnUienigesetseD 9. 69; Paradies S. 155) erwiesen.
•
Literatur.
Im allgemeinen vgl. Smith, Gbald. Gen. 10 £Ci Sayck, Babylooiao
Literature (1878 V).
9. 153. Als die Semiten sich in Babylonien fiestsetzt^,
waren die ilteren Bewohner bereits im Besitze einer nmfang^
reichen Literatur. Die Aufzeichnung leiigiöser Hymnen, lieiliger
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1B4
Znreites Buch» zweiter Abschnitt,
Fonneln, astrologischer und teratologifschcr Boobaciilungeu wird
den Ausgangspunkt derselben gebildet haben. * Daneben wird
die Schrift zu staatlichen Zwecken verwerthet, zu Inschriften
auf Statuen der Könige, zu Urkunden u. ä. Ob es in dieeer
Epoche fldKm eigentlich historiacbe Aufzeichnungeii gab, kani>
stark bexweifelt werden. Dagegen waren die staatlichen Ver-
hftltnisse wohl geordnet, ond dem entspricht es, dass vor
allem die Grandsfitze desHechtslehens schriftlich anfgezeichnet
waren. Ein Bruchstück dieser Gesetze, das sich auf das
Familien recht bezieht und z. B. dem Vater, den sein Sohn
verläu^net, das Recht gibt, denselben zum Knecht zu machen
oder 7,u verkaufen, ist uns erhalten. Wie die Religion wurden
auch die staatlichen histitutionen einfach iron den Semiten
dbernommeni die ältesten Gesetzbücher übersetzt und so bis
auf unsere Zeit bewahrt
reberäetzuti^' der Gesetze bei Haitt, Sumer. Familiengesetze 187^
und üötU Nachr. 1880.
§. 154. Die für die neuen Eindringhnge bestehende Aoth-
wendigkeit, die alte Sprache des Landes zu erlernen, aus ihr
zu übersetzen, und auch nachdem sie aus^^estorben war, ihre
Zauberform<^ln zu verwerthen, führte frühzeitig zu sprach-
lichen Studien und Au£aeichnungen| die durch die Eigenthüm-
Uchkeit des Schriftsystems, das so zahlreiche Zeichenverbin-
dungen der alten Sprache au^nommen hatte, doppdt
erforderlich wurden. So legte man Sammlungen der Schrift'
zdchen an, in denen dieselben nach ihrem I«aut- und Sinn*
Werth, nach ihrer akkadischen und semitischen Bedeutung-
erklärt wurden (die sog. Syllabare); Wrirterbüclier, in denen
die Wörter lieidei Spraclien, meist narli dem Sinnwerth ge-
ordnet, neben einander aufgeführt wurden; daneben gramma-
tische Paradigmata u. ä. Im Anschluss daran stellte man
geographische, mythologische, astronomische Listen auf, welche
die Namen und Beinamen der Götter, Orte, Pflanzen und Thiere
in einer oder In beiden Sprachen erUfirten. Das Material, mit
dem die alten üeb^setzer sich für Ihre Arbeit vorbereiteten, liegt
*
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Utemtnr.
185
grossen Theils auch uns noch Tor, ehenso manehe Pripara-
ikm^ anaserdem gelegentlich auch SchfilerarbeiteD. Freilich
stammen diese Tafein fast alle ans AssurfoaniiMLls Bihliothek
(§. 121); indessen wenn manche auch erst damals verfasst
sein mö^eii; so hezeichnen sidi die meisten selbst als Ab-
schriften altbabylonischer Sammlungen, uiki einzelne derartige >
Tafeln, deren Zahl sich voraussichtlich in Zukunft bedonlond
venneliien wird, sind in Babylonien selbst gefunden worden»
§. 155. Von einer poetischen Literatur ist uns falls
man Lieder und Erzählungen dberhaopt aufzeichnete — ab-
gesehen TOfi den religiösen Hymnen und Legenden nichts
erhalten. Dagegen knüpft an die letzteren die Bearbeitung
und Aufzeichnung weiterer Sagen an. Hierher gehört vor
allem die epische Behandlung der IzduLarsatre 137"!, die
etwa um ioUO v. Chr. verfasst sein mag. Da> Wtrk l^o^toht
aus 12 Büchern (d. i. Backsteintafeln), und uiclit unwaiir-
scheinlich ist die Vermuthung, dass diese Eintheilung mit einer
Beziehung des Inhalts auf die zwölf Monate oder vielmel ir auf die
Zeichen des Thierioreises in Verbindung steht Dass der Kern
d^ Sage mythisch und Izdubar ein Licfatgott ist, kann nicht
beswdfelt werden ; doch ist dieselbe wie so viele andere Mythen
MBch und zeltlich localisirt, und wie es scheint mit dem
Freiheitskampf gegen die Elamiten in Verbindung' '^'el)racht
worden. — Wie sich daneben eine historisclie Literatur ent-
wiclieite, ist bereits früher skizzirt worden (g. 121).
Die Frage, ob die bdobarsage von Anfanv an in eemitiseher Spraehe
TerfAMt oder lediglich übersetzt ist, ist noch nicht entecbieden» s. Dbutzscb^
Par. 166» — Die mehribch geftnnerte Behaaptung, da» sie das Ftatotyp der
griechischen Heraklessage sei and nhlreiche Zöge mit dieaer gemeinsam
habe, scheint mir unbegründet zu sein. Einzelne Berflhningen finden
aich allerdings, wie solche bei allen Völkern in Sagen, die analoge Gegen-
stände behand&ln , unvermeidlich «Ind. Nur die Kunsttypen , z. R. die
Darsleliuiig 'ies Krtmpfes kdubar's mit dem Lfiwen, haben den Griechen
als Vorbilder gedient.
§. 156. Von Wissenschaften haben sich Astronomie nnd
Mathematik in Folge ihrer Verknüpfung mit den religiösen
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186
Zweites Buch, sweiter Abflchnitt
An>( iiaiinngen der Babylonier frühzeitig aitwickeit. in der
That sind hier die Ghaklneer die Lehrmeister des gesammten
Abendlandes gewesen. In FoJge des den sumerisch-alLkadiscben
Zalüwörfem zu Grunde liegenden Sexagesimalsystems, in dem
60 diesettie Rolle spielt wie bei uns 100, tbeilte man die
Laufbahn der Sonne, und davon übertragen jeden Kreis, in
6 X 60 Urade, die Stunde — die Zahl der Slunden ist von der
Moiiatszahl auf den 'Ta^ übertragnen — in 00 Minuten u. p. w.
ElxMiso iöt die siebentägijre Wodie babylonischen Ur«|)ruiigs:
sie entspricht den Mondvierteln. Frühzeitig wird dann auch
schon die Anschauung aufgekommen sein, dass jede Stunde
unter dem Schirme eines Planetengottes, jeder Tag unter
dem des Schutzgottes seiner ersten Stunde stehe; darauf be-
ruhen die gegen den Anfang des Kaiserreichs im rOmiscben
Reiche in Gebrauch kommenden und sdtdem bis* auf den
heutigen Tag geläufigen Namen der Wochentage. Heber die
astroiiomisclion Beobachtungen, welche später die (irunfllage
der alexundrinisclien Forschung wurden, i<t schon ;^esproclien ;
von der Kntwickelunfr der Arithmetik geben uns zwei in
Lariam gebundene Tatein mit Listen der Quadrat- und Kubik-
zahlen, sowie einer Darstellung des Systems der Längenmaasse,
einige VorsteUung. — Die übrigen Wissenschaften treten da-
gegen in Babylonien ganz zurück; namentlich die in Aeg]rpten
schon in der Ältesten Zeit so hoeh entwickelte Medicin befond
sich hier noch zu Herodot's Zeiten (I, 197) im Stadium
rohesler Empirie.
Ueber die riebentftgige Woche t. Schradir, TbeoL Sittd. und KiiL
1874, It 844 m [nnd jettt aaeh Lor, QoMflt de bbt SabbeU 1888].
Dte Angabe Herodot*s II, 82, die Aegypter bitten heniusgefbndeii, ffdi
I^x-joy;-:?'. vtl Sxüx; t6>.?')Tr-r: v'/' V/.ol6c Tt? eaxat hat mit diMi Pl.iriptpn
nichts zu Ihun, soiideiii Ix'zielit >ic-li llieil« auf die '/nwfisung der Monate
an l>e!!^titiiinle Monats^otter , theils iiiit' die üombinatioii der einzelnen
Tajre mit bealaumten Hiytliologischeri Ereignissen (Pap. SalHer IV, s.
§. 117). — Ueber die Talclu vun Lariam (Senkeie, mangelbatt publ.
IV R. 40) genügt es auf Lepsius, Die babyl.-ass. lADgennitawe lueh
4er Tafel von Senkereb, Abb. Berl. Ak. 1877, m verweifleti.
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WiiBttnichafken. Die Schreiber.
187
9. 157. Wie in Aegypten war auch in Babylonien die
Erlemong der Schrdbknnat eine äusserst schwierige, Jahre
langes Stadium erfordernde Aufgabe; im allgemeinen wurden
alle schriftlichen Documente durch Schreiber von Beruf auf-
gesetzt. Die Pflege der Gelehrsamkeit alu r lag ausschliesslich
in den Händen des Standes, der duicli seiDcn lieruf darauf
angewiesnii war uimI seine Kenntnisse von Generation 7.11 Gene-
ration forterbte, der i*rie>(erschaft. In den Haupttempeln, so-
wie in den Itöniglichen Palästen, wo die jungen VervvaltungS-
J)eamten für ihren Beruf vorgebildet wurden, befinden sich daher
die grossen Bibliotheken, welche den gesammten Schatz des
Wissens und die Hülfsmittel zur Erlernung von Schriftthum
und Sprache enthalten. Die einzelnen Werke bestehen aus einer
Reihe auf beiden Sdten beschriebener Backsteintafeln, deren
jede ihre Nummer Lrägt; bozeiclmet werden sie naoii den Anlangs-
worlen. Anderes Schreibmatei uil als Taieln, Cylinder, Prismen
und Steinplatten hat man in Babylonien und Assyrien nicht
gekannt. Durchweg dienen diese Bibliotheken, welche zugleich
das Archiv enthalten, staatlichen und religiösen Zwecken.
£s beruht auf einer völligen Verkennung der alten Verhält-
nisse, wenn neuerdings die Ansicht ausgesprochen ist, dass
sie der Masse der Bevölkerung zugänglich gewesen seien oder
diese irgend etwas mit ihnen hätte anfangen können. Eine
Literatur und Wissenschaft, die über die Kreise der Gelehrten,
d. h. der Priester und Staatsbeamten, hiiiausgereichl hätte,
gibt es hier so wenig wie in Aegypten.
Dass die babyloniaciie PriesterBcbaft dnen geeehlosaeneii Stand
bildete, lie^ in der Nahir der Dinge und wird durch die Angaben der Alten
Aber die XaUaloi viellkeh besUUigt (z. B. Strabo XVI, 1. 8; Diod. II, 29).
— SaTCE (Baby). Lil. p. 9 und sonst) dpnkt sich rlie Bibliotheken auf
Orurul einer falschen Uebersetzunj^ fTi'SljA. III, 154) etwa wie das
HeadiiiK Boom des British Museum eiugericbtet und in ähnlichpin Sinne
hat man oft die Uulersrhriften der TaWn Assurbanipal'!» überselzt. Die-
selben hesaj^^cn aber, dass »der KiWiig sie in seinem Paläste aufstellte,
damit er sie anschauen und lesen könne« (Gütahd, Journ. A». VII, 13,
S. 453).
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1B8
Zweites Buch, zweiter Abscbaiit,
Kirnst
§. 158. Eine Darstellung der altbabylonischen Kunst
gel I ort zu deo allerschwierigsten Aufgabeo. Während die
£rde, wie gelegentliche Funde lehren, ein reiches Mat^al
^ hl sich birgt, Ist bisher nur s^ wenig ans Tageslicht g^Btdert,
^ von dem Entdeckten nur ein geringer Bmchthefl der Forschnng
•zugänglich ^gemacht worden, und von einer wissensehaftiichen
Vorarbeilun^ ist noch fast nirgends die Rede. Daher ist bis
jetzt weder eine Entwickelungsgpcrhichte der Kunst, noch ein
sicheres Urtheil üijer die Höhe ihrf^r Leistungen, nocii ein
genauerer Einblick in ihre Technik möglicli. Wir müssen uns
begnügen, einige wenige Gesichtspunkte hervorzuheben.
Zunächst ist die Frage nach den Anfangen der babyloni- .
sehen Kunst noch nirgends spracfarelf. Zwar das lässt sich mit
Bestimmtheit behaupten, dass ihre Entwickelung durchaus
Eägenthum der Urbevölkerung ist, während allen semitischen
Stämmen der künstlerische Sinn völlig fehlt, und ihr Einfluss
höihstens in der derb materiellen und sinnlichen Richtung
prktniiii.ir ist, (he in der babylonischen Knnst vielfach so
sclirofl' hervortritt. Üai^'e^ren die weitere trage, ol) die Ent-
wickelung der Kunst völlig selbständig gewesen oder von
aussen beeinflusst ist, entzieht sich noch der definitiven Be-
antwortung. £in Einfluss Aegyptens ist hier häufig ver-
muthet und ebenso oft bestritten worden. Rein äusserlicfa
betrachtet muss derselbe als in hohem Grade wahrschein-
lich bezeichnet werden, namentlich auf dem Gebiete der
Plastik und Ornamentik. Wir wissen, dass lange vor der
Entstehung der fdtesten Monnmenle Rabyloniens die aegyp-
tische Sculplur auf dern IIöln jiunkte ihrer Enivs ickolung
??tand; wir wissen, dass mindestens seit diw Elaniitenzeit
zwischen Babylonien und den syrischen Landen enge Be-
ziehungen bestanden, und wie rege seit den ältesten historisch
erkennbaren Zeiten der (indireete) Handelsverkehr zwischen
Aegypten und Babylonien war, worden wir Im nächsten Budi
zu verfolgen haben. Dass dabei auch technische Erruogen-
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Beziehungen zur aegyyptiscbeu Kunst. 139
Schäften aus^'ctauscht wurden, dass die Kunstwerke Aegyptens
den Nachbarländern als Vorbilder dienten , isl von vorn
herein wahrscheinlich, und seit etwa 1500 v. Glir. lässt sich
der Einfloss Aegyptens namentlich in der religiösen Symbolik
ganz Vbrderasiens überall, auch in der assyrischen Kunst,
deatfich nachweisen. Wenn nun z. B. der in Diorit ge-
meisselte Kopf Gudea's (RAn. XLII, pl. 20, s. §. 134)
duiciiaus an aegyptische Muster erinnert — vor allem ist er
völlig bartlos, während sonst die babylonischen Statuen, auch
die Bronzefigur Gudea's im Louvre (bei Smith, HisL of
Babyl. 72), durehw^ einen langen Bart tragen — wenn die
Schriftcolumnen auf seinem Sitdi>i]d (RAn. 1. c.) nach aegyp-
tischer Art zwar den Falten des Gewandes entsprechend, eher
im vollsten Widerspruch zu der Riclituiig der Keilschriftzeichen
vertical geordnet sind, so scheint es mir unzweifelhaft, dass
hier aegyptischer Einflusä vorliegt. Damit verträgt es sich
ToUkommen, dass der babylonische Konststil ein anderer ist als
der aegyptische, dass die Gesammtauffassung und die Details
der Behimdlung in beiden vielfach yon einander abweichen.
Wenn gegenwärtig ein intelligenter Negerstamni nach euro-
paeischen Vorbildern und mit von den Europaeern f^elernten
Kenntnissen Statuen verieiligte, so könnte der Charakter der-
selben ein TOD dem enropaeischen Muster völlig abweichender,
rein afrikanischer sein; die Aufgabe der Forschung aber wäre
aus Einzelheiten, aus nebensächlichen Details die Abhängig-
keit ?on) Vorbilde nachzuweisen.
Literatur im allgemeinen: Semper, Der Stil 1, 323 ff. Oppert,
Grundzöge der ass. K^m^t O'^örtraj^). 0. Rawlinsox, Five Monarchies
Tol. I (LoNGrKHjKB, Musöc Nupoleoii III, 1 u. 2 ist mir nicht zugänglich).
Helzey, Les terres cuites de Babylone KAd. XXXD[, 1; ders. JLes fouUles
de Cbald^ RAn. XUI, 257.
§. 159. Die Bauten ßabyloniens sind, da dem Lande
Steinbrüche gänzlich fehlen, durdnvc;^ an- Wob: otler Ziegeln
aufgeführt. Erhalten sind uns nur die Fundamente der alten
Tempelbauten, durch deren Backsteine wir die Namen der
alftesten Könige kennen gelernt haben. Dieselben suid höchst
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Zweites Buch, gweiier AiMchmU.
einfache, massiv aufgeführte Bauleu von viereckiger Gestalt:
das Innere besteht gewöhnlich aus getrockneten und duictx
einen £rdpechübeigiis8 fest Terbnndenen Backsteinen, die
aussen mit einer Schicht gebrannter Ziegel bekleidet sind;
die Ecken (nicht wie bei den aegyptischen Pyramiden die
Kanten) sind durchweg genau orienfirt. Die Tmpel bestehen
aus [drei bis acht] terrassenfurniig über einander aufsteigenden
Stockwerken; das bekannteste Beispiel derselben ist der sog.
Thurm des Bei in Babylon (Herod. I, 181). Diese Etagen-
tempel heissen Ziqurrat; im höchsten Stockwerk befand sicii
das eigentliche Heiligthum. Die Ornamentik der Aussen-
wände des Fundaments ist meist äusserst einfach« Wie weit der
entwickelte Baustil ?on Ninive, Susa und Persepolis schon
dieser ältesten £pocbe Gfaaldaea's angehört, Iftsst sich bis
bis jetzt nicht ermitteln. Die Holzsftule mit iliren Umgestal-
tungen dOrfte schon bekannt gewesen sein ; Halbsäulen finden
sich niehifach als Aussendecoration, ebenso scluäge Stützen.
In den Zicj-'clgrilbern , die nanieidiieli in l.Tiik zahlreich sind,
finden wir die Anfänge des Bogeiibaus; man schiebt jede
Backsteinschicht etwas über ihre Unterlage hinaus, bis die
beiden Wände so nahe zusammengerückt sind, dass der
Schlussstein darauf gelegt werden kann. Daneben werden die
Ldcben sehr hftuflg in Urnen oder unter Scbtaeln von Thon
beigesetzt.
Das Material s. bei Lorrus, Tatior und Latard (Nin. and Bab.)»
von den Aufnahmen der LoKTüs'srbpn Ans^abungen durch BorroiirR
(LnvTi -. Travels p. 180) ist leider last nichts publicirt. Ueher den H N
tern[»ei in OaNyluii s. RicH, Memoir on tlic Unins of Hal>ylon IBl:; ;
second raeni. 1819; Opfert, Exped. en Mesop, I u. a. An denselben
knüpn sich bekanntlich die hebraeische Legende vuiu Thurrabau und
der Sprachverwirrung, die durch Vennittelung der Sibylle auch in die
babylonische Q«achiehte des Alexander Polyhistor und Ahydenus ge^
kommen isl (Buieb, I, 28. 88) i Bemons wnsBle offenbar niebts davon.
Ebensowenig kommt sie In der keUsehriftUehen Uteratar vor.
g. 160« Die bis jetzt bekannten Ueberreste altbabjloni-
scher Sculptur sbid schon erwähnt. Als für die babylonische
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Aretntaktiir. Soulptur. 19X
Kunst im Gegensatz zur aegyplischen charakteristisch tritt
schon in ihnen ein Streben nach Gedrungenheit und Fülle
der Formen herror, das später zur völligen Unnatur ausartet.
Während bei den aegyptisehen Konigsstatuen die Hände auf
den Knieen ruhen, sind sie bei den Statuen von Tello (und
ebenso später auf assyrischen Denkmälern) vor der Brust in
eiiitUidLr geleyU iiui die Ehrfurcht anzudeuten, mit der der
Köni«? der Gottheit naht. Der aegyptischo Köni^ ist selbst
ein in sich ruhender Gott, der babylonische lodi^iich der oberste
Priester und Diener des Gottes. Im übrigen können wir,
namentlich über die RelieCsculptur (Malerei), lediglich nach
den Gylindem und d^ späteren assyrischen Monumeateo
urtbellen. Im allgemeinen herrscht auch hier völlig der Grundsatz
der aegyptisehen Wanddarstellungen, dass sie eine fortschrei-
tende Begebenheit erzählen, nicht ein Augenblicksbild natur-
treu darstellen sollen. Charakteristisch für die babylonische
Kunst im Gegensatz zur aegyptisehen ist ein Haften am
Aeusserlieiien , ein Hang zum Lieber- und ünmitürliciien, der
namentlich in den zahllosen mischgestaltirren Wesen (v^l. §. 144)
deutlich zum Ausdruck kommt. Der Gegenstand wird nicht
innerlich 'erfasst und durchdrungen, sondern der Gedanke in
ftusserlicher Weise zur Darstellung gebracht. So stellt man die
Hauptgottheiten auf Löwen oder andere Thiere, um dadurch
ihre Macht zu veranschaulichen. Den mächtigen Dämonen und
ebenso den dienenden Geistern heftet man FlÖgel an, um
ihre Schnelligkeit darzustellen. Sie fliegen oder schweben aber
niemals, wie etwa die jj^eflügelte Sonnenscheibe der Aegypler,
die Flügel sind nur ein üusserlich angehängtes S>Tnbol. Ein
anderer häufiger babylonischer Typus ist der durcli künstliche
Verschlingungen von Zweigen und linearen Ornamenten ge-
Inldeie sog. > Lebensbaum«, der meistens von verehrenden
Menschen und Dämonen umgeben Ist und eine bis jetzt noch
unbekannte religiöse Bedeutung gehabt haben muss.
Eine allbabyl. Alaba^terstalue ist publ. von Lkn<)um.\nt RAn. XVHT,
231. Uel)*^r ä\(i Flüp^ehvesen vgl. Laptgbehn, Flngelgeslalten der ältesten
griechischen Kunst 1881. In Aegypten trägt ausser der Sonneoscheibe
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192
Zwftiles Buch» «weiter Alwciiiiitt.
nur «ÜH Hinimelsgöttin \ut und die aus oinom Geier pntwickelle Mut
von Tliel)en Flügel, die sie verweribeii, um den Meusciicn scbülzeiiü zü
umschliessen. Auch Mischjfest alten sind in Aegypten selten; wesentlich
kommen nur der Sphinjc, der VVidderüphinx und daä Fabelthier, welcbeä
den Gott Set darstellt, in Betracht. Denn die mit Thierköpieu geinldetAn
GotUidton tnfen doeh einen wetenUieh nndeien Gbanütter. — Im
übrigen bemeike ieb nodi, daee die FIflfel der Hiaeliwenn In den
Einzelheiten der Auefahrnng» der Ordnung der Federn u, I. nach aegyp-
tiachem Mgater gebildet «n aeln achebien.
161. Sehr zahlreich sind aus allen Epochen die Bei-
spiele babylonischer Thonarbeit. Die Auslührung ist sehr ver-
schieden; neben sehr roh gearbeiteten finden sich äusserst
lebenswahre Figuren. Von besonderer Bedeutung ist der
Tjpus der Göttin der Zeugung (Btar-Nanfl), welche nackt,
aber ndt reichem Schmuck behangen, mit langen Lockoi,
schweDenden Brüsten und stark ausgebildeten Geselüeehtstheilen
dargestellt wu^. Mit den Händen greift sie an die Brüste,
um die Milch auszuspritzen ; in anderen Fällen säugt sie
auch ein Kind. Meist zeigen diese Figuren einen äu?ser5?t
charakteristischen Cynismu«5 der Auffassung, einen gemein-
sinnlichen Ausdruck, in dera wir woiil rinen Einfluss der
. Semiten erkennen können. Ein Vergleich mit ähnlichen reli-
giösen Bilderwerken der Aegypter, etwa den ithyphaU^ Gott-
heiten oder auch dem Besa (§. 218), zeigt auf das schlagendste,
wie sehr die letzteren den B^ylomem an wahrem Kunst-
geltlhl fiberlegen waren. Der Typus hat sich sehr weit
breitet; in zahllosen Exemplaren findet er sich in Susa, aber
ebenso in Syrien und überall, wohin die Phöniker gedrungen
sind (§. 200). — Neben den Thonarbeiten steh! als wie es
scheint selbständige und von Babylonien aus verbreitete Er-
findung die Kunst des Gravirens in hartem Stein. Zahllos
smd die Gemmen und vor allem die Gylinder von jeder Art
Material, welche mit religiösen oder profonen Darsteihmgen,
h&uflg auch mit Inschriften bedeckt sind, und meist als
Siegel (vgl. Herod. I, 195), daneben auch als Amulette
dienten. Schon von König CJr-ea haben sich Siegelcylinder
erhalteii.
Digltized by
TboDurbeiten. Gemmen und Cylinder.
193
lieber 'lie Terracotten s. vor aHeni Heuzey, RAn. XXXIX , 1 ff.
LiNi-nMAM, Artemis Nanaea, Gaz. archeo!. II, 10. — UmfassemU- Tabli-
caüonen der zahlreichen in Europa zerstreuten Cylinder und Gemmen
fehlen. Eirizehie bei (i. Rawitxson, Five mon.; Smith, Chald. Gen.;
Lavaiui, Mon. of Nin. Zahlreiche Cylinder sind im Alias zu Lajahd, Culte
de Milhra [mir unzugänglich] abgebildet. Femer Soldi, Les cyl. Babyl.,
RAn. XXXVIII, 115 ff. 145 IT.; M^vant, Les cylindres orientaux de )a
Haje (mir unzugänglich) ; FtscnsR und WiBDEMAim, Babyl Talismane aus
Mm Kuteom zu Graz 1882.
M«j«r, Oticihtehto dM Altorfhiim. I. 13
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. Drittes Buch«
Die Semiten. Geschichte Vorderasiens im
Zeitaltar dar aegyptisciLen ElrobeningeiL
Quellenkunde zur Qeschichte Syriens. Ueber-
sieht der hebraeisehen Literatiir*
§. 162. Für unsere Kenntsiss der Gesehicbte der syrisdien
Länder sind wir fast aiisschliesslidi auf fremde Nachrichten an-
gewiesen, auf die Angaben der Aegypter, Ass>Ter, Griechen und
Römer. Von der allen aramaeischen Literatur hat sich nichts,
von der phoenikisclien nur ganz weni^'^s in griechischer Ueber-
setzung oder Bearbeitung erhalten (Philo von Byblos §. 2<m».
die Bruchstucke der tyrischen Annalen dc^ Menander und Bios
§. 286). Nur von der hebraeisehen Literatur sind bedeutende
Ueberreste auf uns gekommen. Obwohl dieselben durchweg
erst der s|>ftterett Zeit angehOaren, auch auf die ältere Ge-
schichte Syriens nur wenig Licht werien, empfiehlt es sich
doch aus praktischen Gründen, sie schon hier zu behandeln.
Die historisdien Werke der Hebraeer sind ketne einheitlidieQ
Arbeiten, sondern das Product vielfacher syslcmalischer und ten-
denziöser reherarbeilung und Ineinanderarbeitimg der ursprüng-
lichen Quellen. Während (he ältesten Aut/.t'ichnungen, wo sie
sich aus dem uns vorliegenden Material herausschälen lassen,
vielfach völlig authentisches, zum Theil fast urkundliches Material
geben, wird durch die späteren Zusätze der Sadiverhalt mehr
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Die hebrtfliieh« Uloratiir.
195
und mehr entstellt und schliesslich völlig und bewusst gefälscht
Es ist daher, ehe man Irgend eine Angabe dieser
Werke verwerthen darf, eine eindringende kritische
Untersuchung durchaus erforderlK ii.
Im aUgemeinen : de Wette, Einleitung in das A.T., 8. Aufl. von
E. ScHBAFiEn. Bleck, Einleitung in das A.T., 4. Aufl. von J. Welliiausei».
Abb. Kuenea', Historisch-kritisch Onderzoek naar het onf'-faan eu de ver-
zameling van He hoeken des Ouden Verhonds, Leiden IStJi IT., 8 Bde.
Ders., De üodsdienst van Israel, Haarlem 1869 f., 2 Bde. Vaike, Bi-
blische Theologie I, Rel. des A.T. 1835. K. H. Ghak. Die geschichll,
Bücher des A.T,, Meissen 1800. E. Heüss, La Bible, Irad. nouvelle etc.
(das A.T. in 6 Theflen) Paris 1877 ff. Ders., Gesch. der hei). Schriften
Alten TeBtaments 1881. NOldbo^ Die altt Utenttur in dner Reihe von
Anbatien 1868. WiuBAiJsni, Gesebiehte Israels, Bd. I 1878 (Kritik der
QoeUen). Ueberaicbt bei Stadi» Oeeebiebte Israeto 47 ff.
§. 163. Die Ueberarbeitung, und in späterer Zeit auch
schon die ursprüngliche Conception der historischen Schriften
ist, wie überall im Orient, so speciell bei den Hebraeem be-
herrscht yoB den Ideen eines rehgiös-politlsehen Systems« Die
religiöse Bewegang, welche in der späteren Zelt den eigent-
lieben Inhalt der Cteschichte des Volkes bildet, hat zweimal
zu einer systematischen Bearbeitung, gewissermaassen einer
Codification der leitenden Ideen geführt, un l beidemale ist
das aufgestellte Gesetzbuch von Staaiswegen piibiicirt worden
und hat bindende Gültigkeit erhalten. Zuerst im Königreich
Juda, wo im Jahre 621 v. Chr. das »Buch der Lehre« (Sepher
hatt^a) oder »des Bundes« (S. hahbrit) angefunden nnd
trom Eonige Josia feierlich als Staatsgesetz anerkannt wurde.
Es ist dies das sog. Deuteronomiom, der Kern des gleich-
namigen Buches (Deut. 12 — 26), das später mit einer doppelten
Vorrede und entsprechendem Nachwort versehen worden ist.
Als dann Jerusalem zerstört und der letzte Rest der alt-
hebraeisc'hen Nation vernichtet worden war, gaben die From-
men die Hoffnung nicht auf, dass wenig- 1 tu s ihre — in diesem
Gesetzbuch formulirte — Religion und ihr Cultus nicht auf
ewig yemichtet sein« sondern durch göttliche Fugung wieder-
hergesteUt werden werde. Man begann daher namentlich
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Drittes Buch. Syiische Quellenkunde,
die Formen und Kiten des GuUus aufzuzeichnen, um sie der
Vergessenheit zu entreissen; zugleich wurden die religiösen
Grundsatze weiter ausgeführt , und so ein Idealbild der neu
zu grundenden religiösen »Gemeindet ( eda) entworfen — zu-
erst hat dies Ezechiel (um o80) gethan. Hekanntlich wurde die
Hoffnung durch die Perser zum Tiieil verwirklicht (538 v. Cljr ),
man konnte die Gonstituirung der neuen Gemeinde beginnen;
indessen verging m Folge mannigfacher Zerwürfnisse und
Hindernisse fast ein Jahrhundert, bis dieselbe zum Abscbluss
kam. In erster Linie waren es die Priester, die religiösen und
bei der gänzlichen Ohnmacht der von den Persern beherrschten
Nation zugleicli die politischen Häiipier des Volks, welche diese
Gonstituirung in die Hand nahmen und die Grundsätze des
Cultus wesentlich in ihrem Interesse formulirten. Nach mannig-
fachen Vorarbeiten kam so das Gesetzbuch des zweiten Tem-
pels zum Äbschluss; im Jahre 444 t. Chr. — oder einem
der nächstfolgenden Jahre — wurde das neue »Buch der
Lehre« von Ezra und Neliemia jmblicirt und von der ganzen
Gemeinde durch feierliclie VerpÜichtung anerkannt. Es um-
fasst im wesentlichen Exod. 25 — 31. 35—40, Levil. 1 — 27,
Num. 1—10. 15—19 und Stücke in 26—36. Im Unterschied
von dem ersten Gesetzbuch vom Jahr 621 (Deuteronomium),
welches den nationalen Staat Tcntiussetzt und für diesen reli-
giöse und moralische Vorschriften gibt, organisirt das zweite
Gesetz vom Jahre 444 eine Priesierherrschaft (die sog. Theo-
kratie) und wird daher am l>esten als Priestercodex bezeichnet.
Es enthält un wesentlichen Gultusgesetzgebung; die religiösen
Vorschriften, welche im ersten Gesetz gegeben werden, setzt
das zweite einfach voraus. Gemeinsam ist beiden Gesetz-
büchern die Einkleidung: sie treten auf als Offenbarung
Jahwe's, welche dieser am Sinai beim Beginn des geschicht-
lichen Lebens des Volkes seinem Propheten Mose gegtbtn
habe, und bezeichnen sich daher auch als Lehre oder Gesetz-
buch des Mose.
Dass das Deuteronomium das im Jahre 621 gefiindet\e GeseU sei,
(Reg. II, 22 f.)> bat zuerst de Wette, Beiträge zur LinleUuug in das
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IMe Geaetibfieher der Israellteo.
197
AX, 2 Bde , 1806 f. ausgeführt Die Abfassung des Priestercodex legte
man Trüher in uralte Zeit; dass er nachexilisr-hf'T^ Trsprungs sei, haben
zuerst Yatke (1. r.) und GEonnr (Die Sltereii jüdischen Feste) 1^35 ge-
zeigt, dann auf Oruinl der von Hu }:eirpl»eneii Anregunp (in.w (Ge-
schieht!. Bürlier). Zur Anerkennung in weiteren Kreisen ist die Tliat-
sache vor allem durch Kn;MN und WriiHAr-tN «^'ebracht. Die Frage, ob
gerade Ezra der Redactor des rtiiitateuchs oder der Verfasser des Priester-
codex sei, ist für uns irrelevant; auch die, ob das 444 publiclrte Gesetz-
hoch ledigHch der Prieetereodex (Reese) oder der puuie Pentatencb in seiner
gegenwftrügen Gestalt (Graf» Welmiavsex) gewesen sei, Itann hier fiber-
gangen werden. Dass der Priesteroodez keine Tollstfindige Einheit Ist,
wurde oben bemerkt Pubtieation durch Eira: Neb. 8 It — ' Weitere
Literatur: Rec^, La Bible, P. III Thistoire Sainte ei la Lei. Hsnz in
Ti <MiV Genesis 2. Aufl. Kayser, Der gegenw. Stand der Pentateuchftrage»
Jahrb. prot. Theol. 188L GtraEBRECHT, Üer Sprachgebrauch des hexa-
teuchischen Elolijs-tcn in Z. nltt. Wissensrh. I, 177 ff. Vj:l. :»nch
R. Smend, Der Prophet Ezechiel 1880. Analyse der (ii'-,et2essaminlungen :
WELLHAUSE5. Jahfh. f. Oeutpohe Theol, XXII, 1877, 407 £f. VgL auch
GoLEKso, The Pentateuch, 6 Bde., 1862 ff.
§. 164. Auf Grand beider Gesetzbücher ist nun die Ge-
schichte der Plebraeer überarbeitet resp. neu dargestellt worden.
Ich gebe hier eine kurze Uebersicht dieser Bearbeitungen und
der älteren Quellen. Der Einfachheit wegen behandeln wir
zunächst
I. Die priesterlichen Geschichtswerke.
1) Die Gesetze des Priestercodex sind aufs eneste rnif einer
knappen Geschicbtserzähiung verbunden. Die-elbe beginnt mit
der Erschaffung der Well durch Jahwe (Gen. 1)^ berichtet dann
über die Nachlsominen des ersten Menschen (Gen. 5), die Fluth,
die Nachkomnien Noah's (Kern von Gen. 10) und geht dann
(Gen. 11, 10 ff.) auf den Ursprung des Volkes Israel über.
In aller Kürze wird die Geschichte der Patriarchen, des
Aufenthalts in Aegypten, des Auszuges erzahlt. Hier wh'd die
Gesetzgebung eingelegt, dann folgt der Zug nach Kana'an,
die Occupalioii de> Landes; den Abschluss bildet die schema-
tische Verl Ii ei hm;]^ desselben unter die einzelnen Stfunme. Die
ausgeführten Erzäiiiungen haben durchweg gesetzliche Tendenz,
sollen Bestimmungen des Priestercodex erläutern und ein-
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198 Drittes Boefa. Syrische QoeHenkande.
schärfen. Cbarakterislisch für die Darstellung sind die trotz
aUer Knappheit hervortretende öbermässige Breite, die schema-
tische Anlage, eine Vorliehe für nngdieuerliche Zahlen und
Naroenlisten, für Luxus und Prunlc, genaue Datirungen, der
Schein urkundlicher Genauigkeit. Schon daraus leuchtet ein,
dass wir uns hier in der spätesten Epoche der Geschichls-
Schreibung' l'ofinden, wo die alte Sage völlig zu aktenmässiger
Geschichte geworden ist. Inhaltlich ist die Erzählung durch-
völlig von der des dauteronomisUschea Werks abhangig.
Alle Abweichungen von diesem sind bewusst; so wenn die Be-
scbneidung auf Abraham zurückgeführt wird statt auf Hose
oder Josua, wenn die Einheit des Gultus durch die Fiction
der Stiftshütte in die mosaische Zeit verlort» oder in deul^
liebem Hinwels auf die Zeiten des Exils Kana^an als ejn
armes Land geithildert wird. Für die hiätorische Forschung
ist mithin diese Erzählung vöUipr werthlos.
Erhalten ist dies mit dem Priestercodex verbundene Ge-
schichtswerk nicht selbständig; es ist vielmehr mit den ent-
sprechenden Partien des deuteronomistischen Geschichts-
werks (§. 166) zu dnem Ganzm ▼erarbeitet, das die 5 Bucher
des Pentatenchs und das Buch Josua (zus. Hexateucfa) in
ihrer geg^wftrtigen Gestalt umfiASst. Der Redactor benutzt
die Geschichtserzählong des Priestercodex gewissermaassen als
Fachwerk, in das er die viel ausfülirlicheren Erzählungen des
anderen Werks einfügt. Gestrichen hat er wenig — nur
dass er z. B. den Tod eines Mannes nicht zweimal erzählen
konnte — überarbeitet noch weniger, sondern meist schaltet
er ganz mechanisch die verschied^en Berichte in einander
ein. Daher ist es fast durchweg mügüeh^ dieselben bis auf
das kleinste Detail aus einander zu ISsen.
Die Gesebiehtiertfhliiiig des Priesteteodei wurde frOher aaefa als
(lUew) Blohiat, Grundsehrifk, aimalittiseher Beerbefter, voa Wsuumv
ab YurbaBdeslNieh (Q) beiei«hiiet Sonderang der Quelleai Böldhx,
IMe«og. GruDdaehrifldeaPentatRiichs in Unterauchimgea sor Kritik des
A.T. 1869. Schräder in i»k W^uf's Einleitung:. Dillmank, Comm, 7ur
Genesis (1875), zu Exod. und Levit. (1880). Kayskk, Das vorexil. Buch
4er Uigeechichte Israels 1874. Wellbaosb», Gompos. des üexateuchs, ia
*
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Die prieitarlichen Gesehiehtswerke.
199
Jahrb. f. Deutsche Tbeol. XXI. X^ll. Von deo ftlteren Arbeiten leit Astrüc
{1758) und Iloeh (1797) [vor allem Hupfeli», Qaeüen der Geneiie 1858.
§. 165. 2) Der Priestercodex schliessi mit der Unter*
werfiing Eana^ans und der £inrichtuDg des idealen iheolua-
tischen Staates durch Josua. Die spätere Geschichte des
Volkes bis auf die CSonstituirung der neuen Gemeinde im
Jalire 44i ist in gleichem Sinne etwa im dritten Jalirlmndert
V. Chr. von dem Verfasser der Chronik (mit den Buciiern E/.ra
und Nehemia) bearbeitet. Für die ältere Zeit ist dies Werk völlig
ohne Werth; es wird einfach die Erzählung der uns noch
erhaltenen Königsbücher nach den vom Priestercodex auf-
gestellten Gesetzen umgearbeitet, >ins Legitime umgedichtet«,
und dabei ergeht sich der Verfasser auf das willkürlichste
in frommen Phantasien und Fälschungen. Nur für die nach-
exilische Zeit kann die Chronik als Quelle verwerthet werden.
In neueren Werken sind iiire Angaben unbegreiflicher Weise
noch vielfach verwerthet worden, sogar von Dunckbr; wir
werden sie nirgends berücksichtigen.
Die Werlhlosigkeit der Chronik hat zuerst de Wettk. Beitt ätje zur Ein-
leiluno' in das A.T. I, 1806 erwiesen, dann Graf, Geschichtl. Bücher, und in
glänztütiei ^\■ei^^> \\ Kr FHAcsKN, Geschichte I, 177 (T. (Movkrs, Krit. Unters,
über die Chronik 1834 hat sie vergebens zu vertheuli^'- n gesucht). Nur
in den Angaben über die Geschlechter des Stammes Juda (I, 2—4)
finden sich einzelne brauchbaie Angaben über die ältere Zeit, da hier
allein die historische Continuitil nicht unterbrochen wurde: s. Well-
De gentibuä et fam. Judaeis, Göll. 1870; Geschichte 1, 225.
§. 169. n. Das deuteronomistische Geschichtswerk
umfasst den Flexateuch nach Abzug der dem Priestercodex an-
gehörigen Bestandtheile (§. 164) und die Bücher Jud. 2, [6 — 9]
10-16, 31 ; Sam. I, 1 — ü, 20 ; Heg. I. II. Es ist ein im wesent-
lichen einiieitliches Ganzes, eine Ueberarbeitung der gesammten
Geschichte Israels bis zum Exil nebst der Vorgeschichte von der
WeltsdiÖpfbng an, die im Exil nach 560 v. Chr. in Angriff ge-
nommen und erst nach dem Exil zum Al)schhiss gekommen ist.
In das Werk ist auch das Gesetzbuch von (321 aufgenom-
men, und dies ist maassgebend für die Beurtheilung der
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200
Drittes Buch. Syrische QuelienliuuUe.
Geschichte. So wird z. B. der Gull des Reiches Israel durch-
weg verworfen, die EmpcMung gc^'eii Rohubeani nls Abfall
voni wahren Gotle dargestellt, und die ganze Gescliiehts-
erzählung, vor allem die der »Richteraeit«, nach einem festen
religiösen Schema nicht nur beurtheilt, sondern theüweise
erst gestaltet. So lange das Volk Jahwe gehorcht , ist es
glüdsUcfa; dann IftUt es ab und wird in die Knechtschaft ge*
geben, bis es sich bdubrt und Jahwe ihm einen Retter
sendet. Die Quellen sind die filteren, theils ToUstftndig, theils
im Auszuge aufj?enoramenen und überarbeiteten Werke (§. 167),
deren Wortlaui der Verfasser in der Regel beibehält. Seine
eigenen Bemerkungen gibt er nieist in Zusätzen, die dmdi
ihre Sprache sofort erkennbar sind. Namentlich in Reden
(z. B. Josua 23) setzt er seine Ansicht auseinander und
überall legt er Propheten ein, welche die Folgen vorhersagen
und den Leser auf den richtigen Standpunkt stellen. Im
übrigen drängt sich der Bearbeiter begreifUcber Weise nur an
den religionsgeschichtlich wichtigen Punkten stark hervor,
während er sonst sehr un^lLlchmässig gearbeitet hat; am
wenigsten hat er (mit Ausnahme der Geschichte Samuels selbst)
in den Büchern Sanriueliö einge^nitTen. Dagepcn ist die zu-
sannn'Miliängende Darf?tellung der Köni^'szeit — falls sie nicht
auf einem kurz vor ihm in gleichem Geiste geschriebenen Werke
fusst — erst von ihm gescha£fen, und ebenso hat er erst
die grundfalsche Auffassung, dass vor der Königszeit das
Volk eine politische, von »Hichtem« beherrschte Einheit ge-
wesen sei, völlig ausgebildet und dieser Epoche ihre grosse
Ausdehnung gegeben.
Femer stammt von dem Verfasser aueh das chrono*
logische System. Dasselbe beruht auf dem Gedanken, dass
die Geschiclite Israels von der Gcsetz^rebung bis zum Ende
des Exils durch den salomonischen Tempelhau, der für ihn
das wichtigste Ereigniss der Geschichte ist, in zwei gleich
lange Epochen von 12 Generationen zu 40 Jahren zerlegt
werde, also zweimal 480 Jahre umfasse. Dementsprechend
hat er dann die Richter und EOnige mit Regierungszahlen
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Das deuteronomistische Geschlchtowerk
201
Terzen, die iheils von ihm erfanden, theils, wo solche schon
vorlagen, entstellt sind, s. §. 325.
Die gegenwärtige Bilchereintheilung ist willkürlich. In das deut.
Werk sind Jud. I, 1—2, 5, Jod. 17 f. und Sam. 11, 21—24 aus älteren
Werken, ferner die auf Fpflter Erfindung (Wellbausen, Einleitung 199 ff.)
beruhende Geschichte Jud. 19—21 hineingerathen, welche den Zusammen-
hang unterbrechen. Auch sonst sind begreiflicher Weise noch mehrere
Hände an dem Werke tbfitig «^»ewesen ; so beruhen die 5 »kleinen Richter«,
Jud. 10, 1—5. 12, 8 — 15 auf einem ersten, der (1 Sarngar 8, 31 auf
einem zweiten Nachtrag' (VVku.hai'sen , Einleitung 185; Stadk. Z. altt.
Wissensch. I. 339) und auch sonst werden manche I^etouchirungen vor-
gekommen sein. Ueberhaui>t ist es fraglich, ob — wie im Texte um der
Kürze willeu angenummen ist — die Bearbeitung als eine durchaus ein-
heitliche betrachtet werden kann; wahrscheinlich hat sie mehrere Stufen
durchgemacht und sind viele Hände an dem Werk thatig gewesen. —
Zum Charakter der Bearbeitung: Hollenbf[;(; , Deuteron. Beslandth. des
B. Josua in Stull, u. Kril. 1874, 402 IT. Uei^er die Chiuiiulogie iVit\:. I. t!, 1):
XüLitLKt, Chronologie der Kiclilerzeit, in seinen Untersuchungen zur Kritik
desA.T. ; Weu-hausen, Einleitung 184, 204 f., Geschichte!, 239 fl*. 286 f.
% 167. ni. Die Hauptaufgabe der Kritik ist, aus dem
deuteronomistischen Geschichtsweric die älteren Quellen
herau^zu.sclullen und diese auf ihre reine, ursprüngliche Gestalt
zurückzuführen. Indem ich für alles Detail auf die siiätere Dar-
stellung verweise, gebe ich hier einen Ueberblick der Schrillten :
1) Die ältesten Aufzeichnungen, die wir besitzen, sind
Lieder, unter denen das Siegeslied der Debora, Jud. 5, obenan
steht Dazu kommen seit der Zeit der Bildung des König-
thums historische Aufzeichnungen, die uns nur in Brachst üclcen
eriialten sind; zuerst die Geschichten von Gideon und Abimelek,
dann die von Saul und David. In den Reichen Israel und
Juda wurden annalistische Aufzeichnungen geführt, aus denen
der Kern unserer Kdnigsbücher einen knappen Ausug bildet
(8* 921). Daneben stehen populäre Erzählungen, Legenden,
Sagen : später kommen auch tendenziöse Ueberarbeitungen der
älteren Geschichte hinzu.
Aus diesem Material ist die Erzählung der Bücher Jud,,
Sam., Heg. zusammengesetzt.
2) Ausser den grossen Gesetzbüchern der späteren Zeit
uiyiii^ca by VjQOQle
202
Drittes Buch. Syrische Quelienkonde.
besitzen wir ein weit älteres und kürzeres, das »Bundesbuch c
(Exod. 20, 23—23, 30. 24, 3—8), dessen Abfassungazeit noch
nicht sicher festgestellt ist (§. 327).
oj Die älteste Bearbeitung? der Sagen^eschichle des Volks
ist um 850 v. Chr. von einem judaeischeu Schriftsteller unter-
nomriien, den man, da er die Gottheit immer Jahwe nennt, als
den Jahwisten bezeichnet. Sein Werk reichte wahrscheinlich
bis auf die Eönigszeit ; er gibt die älteste, noch ziemlich naive
Darstellung der Sage (§. 331 ; erstes Stuck Gen. 2, 4—3, 24).
4) Etwa ein Jahiliundert spätei iiat ein vum Jahwisten
abhängiger Schriftsteller aus Ephraim denselben Stoft" notii-
raals behandelt. Wir bezeichnen ilm, weil er die Gottheit
meist £lohfm nennt, als Elohisten [früher der »jüngere Elohistc
Im Gegensatz zu dem angeblich »älteren Elohisten«, d. i. dem
Verfasser des Priestercodez (§. 164 Anm.) genannt]. Sdne
Darslellnner ist durchweg von prieslerlichen und reli^^iö-on
Gesi(htsj>unkten beben seht; ausserdem herrscht bti ilini das
Streben, die Lücken der Ueberlieferung auszufüllen, einen voll*
standigen Zusammenhang zu schaffen (g. 356; erstes grösseres
Stück: Gen. 20—22).
5) Beide Werke, das jahwistische wie das elohistische,
sind mehifacli mit Zusätzen aller Art versehen (s. z. B.
§. 177), einzelnes ist nach den siih weiter entwickelnden
religiösen Anschauungen umgeändert oder erweitert. Wahr-
scheinlich schon vor der Abfassung des deuteronomistiscben
Geschichtswerks sind dann beide Werke in einander verarbeitet,
meist indem in ziemlich mechanischer Weise die einzelnen
Abschnitte des Elohisten an den entsprechenden Stellen des
Jahwisten eingelegt, oder wo zwei Erzählungen völlig parallel
liefen, die einzelnen Sätze einlach neben einander gestellt
wurden. Nur an einzelnen Stellen hat der Ueberarbeiter, den
man nicht unpassend als Jehovisten bezeichnet, stärker ein-
gegriffen, so In der Gesetzgebungsgeschichte. In dieser Ge-
stalt — manche weiteren Retouchen und Nachträge sind
offenbar noch hinzugekommen — sind dann die Werke in
die deuteronomistische Geschichte aufgenommen.
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Aeltere Quellen. Die übrige Literatur.
203
Fflr die Scheidung dpr Quell»'n s. vor allem Wki.i hm skn , (. ii pos.
des Hexateucbs (Jalirb. Deutsch. Theol. XXI. XXÜj uttil ii^uilcituiig 181
bis 287. Im «iueliiai iat hier noch riel su tbun. Ein gewissenhaft
and methodiaeh aDtarnommeiier Venoeh» die Werk« des Jahwiateo und
Elohiateii, eoweit es niDglich »1« m dem GongloiDeral des Hetateuehe
hereoKaeefatieD (hetmeieeh and in deoteeher Uebenetsung), wOrde nof
geechiebtliobem ivie anf Utenrisetaeoi and ipraebUdieni Gebiete ta eehr
lobnenden Resaltaten Ittbren (tiots NOlwo, Unters. & 5 Anm. 1).
^. 168. Die Bücher des Gesetzes mit ilirer hislorischen
Einkleidung haben durch die officiellen Acte von 621 und 444
kanonische Gültigkeit erhalten. Später ist eine äimliche Au-
torität auch auf die übrigen Geschichtsbücher, auf die — in
nachexüiscfaer Zeit systematisch redigirten (Stadb in Z. altt
Wisseoscb. I, 171) — Uebetreste der prophetischen Literatur,
schUesslEch auch auf eine Reihe acnin Theil unter dem Namen
David's oder Salomo's auftretender »heiliger Schriften«, die
fest sämmtlich nachexilischen Ursprungs sind, ausgedehnt. Es
ist begreiflich, dass man an dem Text der heiligen RücImt
noch vielfach Aenderungen vornahm, der-vllie liiri und da
relouchirt, erweitert, Widersprüche ausgeglichen, anstössige
Bemerkungen geändert worden; auch zufallige Aenderungen
blieben nicht aus. Erst im zweiten Jahrhundert n. Chr. ist
die Redaction des Testes mm Ahschhiss gekommen; seitdem
ist derselbe mit peüilicher Sorgfeit in der Form bewahrt
worden, in welcher er uns heute noch vorliegt. Es ist des-
halb von grosser Wichtigkeit, dass uns in der im dritten und
zweiten Jahiiiundcit v. Chr. in Aegypten aus dem Bedürfniss
der griechicrh redenden Juden hervorgegangenen Uebersetzung
der sog. Septuaginta ein vielfach von dem ilebraeischen ab-
weichender Text vorliegt, der sehr häufig die ältere und
rdnere Gestalt der Schriften gibt, wenngleich auch liier £nt-
steUungm und Ueherarbeitungen vorkommen, von denen der
hebraeiscfae Text freigebtieben ist. Die hebraeische und die
griechische Version controlliren sich gegenseitig.
Von den Hagiograplien können — abgesehen von den Klageliedern
586 r. Chr. — nur Theile der Proverbien auf vorexilischen Ursprung
Ansprucii erbeben. Ueber diese felilt ind^sen noch jede eingebende
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204
I
Drilles Bach. Syrische Quellenkunde.
Untenuehung, wesbalh ich gia im Folgenden nicht verwerlhet balM;
TgL TOT allem Rioss, La BIble YI* partie. ^ Ueber die AbHusongenit
der Psalmen GtEasiiiciiT, Z. aKt. WiaaeiiselL I, 276 ft — üeber die
Geschiclite des Kanons mid die U^)ciaetiungen vor allem die moster'
befle Darlegong WKUBAi»ai*s (efnleitong 647- 643; leider hält er die
tendeniiOse Legende, daee die Anregung zur griechischen Ueba^tzong
von den Ptolemaeern ausgegangen sei, für historisch); dam ti>ke,
ZDMG. XXXII, 586 IT. Abr. Gnr;Fn. T^rschrift und Ueber^etzuut'en der
Bibel l^^l Die Benutzung der LXX ist sehr scinvierig, da der Text
viHfafli üLfM-arhcitct und nut ilern spälfren heliraeisfhen Text in Ein-
klang gebracht ist. Dio Benutzung von '1'ih:hekdorf's Ausgabe genügt
nicht; es muss der von Holmes und Parsons (5 Bde., Oxford 1798 ff. foL)
gegebene Apparat herangezugen werden. Vgl. Laqarde, Cleneeis gvaeoe.
Oers.: Anm, zur griech. Ueben. der ProTerbien 1868. Wbjjbmsbi, Text
der B. Samaelis 1872 n. a. Die übrigen Versionen (vor allem die Tar-
gume), ferner der samatitaniaebe Pentateueb, sind von geringerer, cum
Tbeil lediglich seeundftrer Bedeotung.
%. 169. So lange die Schriften des Alten Testaments
als inspirirt betrachtet wurden und eine Anwendung histori-
scher und literarischer Kritik auf dieselben unzulässig schien,
konnte eine wirklich wissenschaflliche Behandlnngr der israeli-
tisclien Üüschiclite nicht unternommen werden : die Werke dieser
Richtung stellen der Archäologie des Joseplais (94 n. Chr.),
einer schönfärbenden Verarbeitung^ der biblischen Berichte ohne
wissenschaftlichen Werth, völlig gleich. Wenig mehr realen
Werth als die von orthodoxen Anschauungen beherrschten Dar-
stellungen haben die Mehrzahl der auf einen Ciompromiss hin-
strebenden, von mehr oder weniger rationalistischem Standpunkt
aus unternommenen, denen die nOthige kritische Schulung fast
durchgehends mangelt. Für die O^hichte der Theologie ist nach
Herdfr vor allem H. Ewald V )ti u'i osser Bedeutung, da er die
Nothwendigkeit historischer Knt Wickelung und Beurthcilun«' er-
kannte und für den poetischen Ausdruck tiefes Verständniss hatte.
Seine Propheten (3 Bde.) und Dichter (8 Bde.) des Alten Bundes
sind unschätzbare Werke ; indessen seine historischen Arbeiten
(Geschichte des Volkes Israel, 8 Bde.) sind meist von ebenso
problematischem Werthe wie seine sprachwissenschaftlichen
Schriften. Zu wirklichem VerstSndnIss der israelitischen Ge-
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Neuere Werke. 205
Bcbichte konnte man erst gelangen, nachdem der späte
Ursprung des Priestergesetzee festgestellt war. Hier bat zu-
erst A. Cqsmbii eine Geschichte der religiösen Entwickelung
des Volkes entworfen (Godsdienst van Israel, 2 Bde., 1869).
Ausgeliend von den Untersuchungen VatkeV (Bibl, Tlicol. I,
Religion des A.T. 1835) hat dann im Jahre 1878 Well-
HAL>KN den ersten Theil einer Geschi( hie I^iaeU vei öOentlicht,
welcher neben eingehender Kritik der Quellen zugleich eine
kritische Geschichte des Cultus enthält. Auf gleicher Grund-
lage beruht Stad£'s Geschichte des Volkes Israel (erscheint
seit 1881 in der Oncken'schen Sammlung).
Die Geschichte der übrigen Völker Syriens ist bisher sehr
▼emacMSssigt Eine Verarbeitung der Resultate der Aegyp-
tologie und Assyriologie hat V. Schmidt versucht (Syriens
Oldtid, 2 Bde., 1872 fl.) Die Geschichte der Phoeniker hat
bekanntlich Movers in einem umfangreichen Werke behandelt
(Die Phoenizier I. II, 1 — 3. 1841 — 56 ff.), das eine zwar
ziemlich reichhaltige, aber wenig gesichtete Materialsammlung
enthält und völlig unkritisch gearbeitet ist. Movers* Werk
darf daher durchweg nur mit der grOssten Vorsicht benutzt
werden; am wenigsten brauchbar smd die vielTerwertbeten
Abschnitte über die Religion und die Golonien der Phoeniker.
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L Die sexnitiacliea Stftmme.
Syrien und Arabien. Charalder und ReUgien der Semiten.
§. 170. Aegypten und Babylon sind die beiden Cenircn
der vorderasiatischen Cultur und damit die Ausgangspunkte
aller occidentaiischcn Cultur überhaupt. Die weilen zwischen
beiden Hegenden Gebiete haben vor allem die Aufgabe, zwischen
ihnen zu vermitteln und eine Verbindung herzusteUen, aus
den isolirten und iocal bestimmten Gulturen eine allgemeine
zu entwiekeln und dieselbe Aber die Welt zu verbreiten. Es
sind daher Handel und Verkehr, auf denoi im wesentlichen
die Bedeutung Syriens und Arabiens beruht.
Andererseits sind die Lebensbedingungen dieses grossen
Zwischen gebietes durch die Natur ungewolmlich scharf vor-
gezeichnet. Im Norden sduieiden tiie Gebirgsktltt-n des Tauros
(und Amanos) es scharf ab von dem kleinasiatisch-armeni-
schen Hochlande. An der Mittelmeerküste erhebt sich ein
vielfach zerklüftetes, meist fruchtbares Hochland mit schmalen),
nur im Sflden zu einer wirklichen Ebene sich erweiternden
Ufersaum, in dessen Mitte sich die Gebirgsmassen des Libanon
und des Antilibanon und Hermon erhet>en. Daran schliesst
sich nach Nordosten die weite von Aleppo bis an den Tigris
reichende Ebene, die der Kuj)lirat und seine Nebenflüsse be-
wässern. Ueberau aber findet das Culturlaiid seine Grenze
in der unfruchtbaren Wüste. Das diclitbewaklele Plateau
östlich vom Jordan und die reiche £bene von Damaskus sind
noch blühende Landschaften; aber weiter nach Osten tritt
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Syrien und Arabien.
207
▼ollständig^er Wasser- und damit Vegetationsmangcl ein, und
allmählich verwandelt sich der dürre Erdboden in eine weite
Sandwüste. Die?e]!)e erstreckt sich von Aleppo bis an den
Rand des central arabischen Hochlandes, vom Antilibanon bis
an den Tigris. Denn auch der Eophrat mit seinen Neben-
flüssen vermag nicht auf die Dauer ein firuchÜMies Gebiet zu
schaflbn; von seiner Wendung naeh Osten bis nach Baby*
lonien fliesst er dureh Stefan und Wüsten, und sein starkes
GeflUle sowie die zahllosen Windungen seines Laufe machen ihn
überdies fast völlig unschiflfbar. Erst östlich vom Tigris be-
ginnt von neuem ein von zahlreichen Flüssen durchsiiüiales,
bis an den Rand der teri as<entörniig aufsteigenden Zagros-
kette sich erstreckendes Cuilurland.
g. 171. Der Gegensatz von Wüste und Gulturland ist
unwandelbar. Ein historisches Leben ist in der Wüste nicht
möglich ; die einfachsten Formen des socialen Lebens, Familie
und Stamm, bleiboi hier immer die herrschenden. Die Stfimme
ivandero und kriegen, bald dieser, bald jener gewinnt die
Oberherrschaft. Neue Stfimme sebliessen sich snsammen, alte
zersetzen sich oder gehen in die benachbarten auf, so dass ilir
Name spurlos verschwindet. Auch wo Ackerbau und sesshaftes
Leben in grösserem Umfange miigiich sind, wie im Nedschd und
an der südwestlichen Küste, ist doch ein Hinausgehen über
die primitiven Lebensformen, die Bildung eines festgeordneten
Staates und einer einbeimischen Gultur höchstens vorübergehend
möglich. Dagegen erscheinen die Wöstenstämme in der Ge-
schichte als Yölkerbewegar, als Ursache plötzlicher und ge-
waltiger Eatastrophen im Leben der Colturvölker. Wie die
Mongolen und die Türken der centralasiatischen Steppe drängen
auch die Araber fortwährend an ^egen die vorliegenden Cnl-
turländer, und wie die gegenwärtige IVvöIkerung dei selben
aus einer arabischen Invasion hervorgegangen ist, so scheint
es .auch kaum zweifelhaft, dass wir die alte Bevölkerung der-
selbe als eine »Ablagerung« der Wüstenstämme zu betrachten
haben» Dass in Babylonien die semitische Einwanderung erst
fai bistorisehe Zeit föUt, haben wir bereits gesehen, und
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208
Drittes Blieb, enter Abscbnitt
ebenso findet sich auch in Syrien vielleicht eine Torseinitische
Bevölkerung in den Cheta.
Es ist hier nicht der Ort, auf die specifischen VerbSJtnisse der
Araber, den Gegensalz der Beduinen und der ansässigen, Handel und
Ackerbau treibenden BevOlkenmf des Nedidid, des Hedicbta und taient
u. >. w. einiageben. Ai»bieD kann in diesem Bande nur soweit berOek-
sicfatigt werden, als es für die elhnogfapbiseben und HandelsTerbiltoiase
der Naefabarllnder in Betracht kommt ~ Dass Arabien die Heimatii der
Semiten ist» hat saerst A. SpanfGER mit Entschiedenheit ausgeoprodiai:
hfh»B. nnd Lehre des Mohammad I, 241 fT. und: Die Alte Geogr. Arabiens,
als Grundlage der Entwickelungsgesch. des Semitismus 1875. Sonst vgl.
SrHRADKR, ZDMG. XXVTI. Anderer An-iclil sind A. t. KRFMKn, Semit. Cultur-
entlehiiungen aus dem Füanzen- und Tliierreicli 1875. und Howri.. Xamen
der Sängethiere bei den Sudscmilen 1S71», welche die Srrnitpn von C^rtral-
asien, wo sie mit den Indogerruanen zusammen gehaust iiai>t-ii ^oikn, ein-
gewandert sein lassen. Die seltsame Ausicbl, Armenien oder gar die
Kaukasusländer seien die Urbeimath der Semiten, die leider auch in
Himi*8 schönes Bush : Cultnrpfianien und Hausthiere in ihrem üd>ergang
ans Asien nach Griechenland und Italien, Eingang gerunden bat, ent-
behrt jedes Schattens ?on Begründung. Die weiteren Fragen» wober die
Semiten naeh Arabien gekommen eeien n. s. w., d, h. mit anderen
Worten die Frage nach dem Ursitz und der Verbreitung des Menschen-
geeeblechts, sind für den Historiker völlig irrelevant. Die Enih-
lungen der Genesis kann bei dieser Frage nur heranziehen, wer von der
Entstehung derartiger Traditionen im allgemeinen and speciell von der
hebraeischen Literaturgescbicbte nichts weiss.
§. 172. Die durch historische Analogie uns aufgedrängte
Annahme, dass Arabien die Heimath der von den Neueren
mit dem Xamen der S<*mitpn bezeichneten Völkergruppe ist,
wird bestätif^^t durch die cliarakteristischen EigenthuiuHchkeiten
der semitischen Stämme. Es ist bekannt, dass dieselben wie
sprachlich so auch geistig einander viel näher stehen und viel
bestimmter ausgeprägte Gbarakterzüge haben, als die Glieder
irgend einer anderen grossen Völkergruppe. Grosse Nüchtern* .
hett des Denkens, scharfe Beobachtung des Einzelnen, ein
berechnender, stets auf das Praktische gerichteter Verstand,
der die Gebilde der Phantasie^) durchaus beherrscht lind
^) Wer VOT1 der Phantasie der Semiten redet, legt diesem Worte
einen Begriff unter, den es sonst nie bat. Natariich kennt aocb der
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Charakter der Semiten. 209
*
jedem freieren Flu^e des Geistes in ungemessene Regionen
abhold ist, das sind Züg'e, die den Araber und den Phoeniker,
den Hebraeer und den Assyror kennzeichnen. Sie erklären
sich völlig ans dem fortwälirenden Kampfe mit den Gefahren
der Wüste. Auch auf staatlichem Gebiete erkennt man überall
den Wüstensohn. Die Geschlossenheit und Heiligkeit der
Familie, die Herrsebaft eüier patriarehalischen Geschlechts-
aristokratie kehrt überall wieder, und niigends haben es die
Semiten zu compliclrteren , höher entwickelten staatlichen
Bildungen gebracht.
Von dem Vielen, was flher die Semiten im all;rf*nipinen geschrieben
if?t, f^nd eiiizif? die Ireflflichen, wenn auch, wie j*'dp ( .}i i r,ikteri5?tik, z. Th.
einseiligen Skizzen von Rfnan, Histoire peneiaie et systeine compar6
des langes semitiques uml Strenger, Leben Moh niirnad's 1. von Werth. —
lieber die Cullur der »Uraemiten« liesse sich durch besonnene sprach-
liche Forschungen ziemlich viel feststellen. Eiae wichtige hierher gehörige
Frage behandelt Homibl, Die Namen der Sftofethiere bei den eddeemlti-
«chen Volkern. 1879. — Spracblieh aerTallen die Semiten in iwei Haopt-
grnppen: die Nordeemiten, das sind die AaKftat, und die Aramaeer und
Kana*anaeer. nnd die SQdaemiten d. i. Afaber and Aetliiopeu.
§. 173. Vor allem aber auf rcliö-iösein Gebiet treten uns
die charkteristischen Züge der Semileo sehr scharf entgegen.
Semil phanlasllsche Gclülde, Gespenster der Wusle und Ge^ptuailer der
Theologie. Aber er operirl mit ihnen in der nQcbternsten , rein ver-
standeegemleien Weite. Aach die Poeiie iet überall beredinet, die
Oleiehttisse reigen Wits und Scharfsinn, aber nicht daa, was wir unter
poeiisdier Gestaltungskraft Tersteben. Wie man bei den altarabiscben
Poeten und gar dem Qorftn von »Jovis* Schosskinde der Phantasie« reden
kann, ist mir unverständlich; auch von vielen der at Dichtungen gilt
dasselbe. Ganz ähnlich steht es um die vielAieb fDr die Semiten als
charakleristisch im Gegensatz gegen die Indogermanen in Anspruch ge-
nommene Religiositftt. Diegellie entsetzliche Nüchternheit, welche den Qorän
beherrscht und dtirch die er jrewirkt i)at, liegt auch den Mengchenopfern
der Kana*anaer , deri r*^li,.'iflsen Phrasen <\pr .\^^vtpt und schlies<^]irh
auch dem Jaliwismus zu Grunde. Der Iiiciogermane j*t nieht im Stande,
dieselbe auch nur vorübergehend zu ertragen ; daher iiabeu die PenM»r
aus dem Islam den ^Ofismus entwickelt. In der echtarabischen HeacLion
der Wahbftbiten gegen denselben tritt uns dann wieder der semitische
CSeist in Toller Scharfe entgegen. »
H«7«r, e«Mlildhte dM AltArtlnna*. I. 14
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210
Dritt«* Boeb, erster AbiehniU.
Ihre religiösen Anschawingeii stDd durchwein wenig eompKcirt
Die in der Natur wirkenden Kräfte gehen Ros von Oefstem,
Dämonen, die nach Laune und Willkür haudihi und dem
Menschen je nacli Umsluadeu freundlich oder feindlich gesinnt
sind, von ihm durch Opfer und Gebete gewonnrii werden
müssen. Dieselben haben ihren Wohnsitz vor allem in Bäumen
nnd Steina daneben aber auch auf Anhöhen, Berggipfeln u. a.
An diese, Damentlich an die heiligen Steine, knüpft daher
fiberall der Gultus an. Bald haben dieee Dämonen einen eigenen
Namen, halä betrachtet man sie als Manifestatbnen anderer
Gotthelten, in der Regel nennt man sie einfach »den Herme
oder >diü Herrin« des betretTenden Ortes [nordsem. ba'al, ba'alat:
südsem., bes. liimjarisch dhü, dhat|. Üanelion ?telien che Dä-
monen, welche Familie und Haus be?ehützen, und in erster Linie
der Schirmherr des Stammes, welcher mit demselben lebt, ihm
Sieg und Macht verleiht und als ihm speciell zugehörig in scharfem
Gegensatz steht sowohl zu allen anderen weit verehrten Gott*
heiten, als auch zu allen fremden Stämmen. Daneben werden
auch die Himmelserscheinongen, der Sonnen- und der Mondgott,
sowie der Himmelsherr (Ba'al §amatm « himj. Dhü samawf)
verehrt. Im Ilinter^Tunde aller diescT Mächte steht ähnlich dem
Häuptling an der Spitze des Staiimies tler höeliste Gott, II.
Er ist allerdings die höchste Weltenmaeht, aber eben des--
halb steht er dem Menschen fem, ist demselben unnahbar:
das Schicksal ist anwandelbar und ewig. Daher wird II
zwar anerkannt, aber wenig verehrt, und verflüchtigt sich viel-
fach völlig (vgl §. 8). So erklärt es sich auch, dass das Wort
Gott durch eine sprachliche Weiterbildung von II, iläh, und
bei den Assyrem [und schliesslich auch den Hebraeern] durch
U selbst bezeiclmet wird.
Das von der urs|)rCaiglicbeii ^t iiiiliscben Religion peg* Im in Ciid beruht
vor allem auf einer Vorgleichung der üeberreste der kana'anaeischen und
hebraeischeo Keligion inil dem, was die liiuijarischeu, nordarabischea
und palm jrfliii9cbeii fnaebriftflii lebreo. — Die frflher gangbaren Ck)n8tnie-
tioneD, in denen namentlich der »Sabaeiemoe« d. b. der den Semiten
anpfflaglieh gans firemde Stemeneult eine Hauptnlie spielt, braucben
hier wohl nicht mehr berflcksicbtigt m werden. ~ Ueber n s. NOurn»
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Religion der Seniilei).
211
Bar. BoL Alu 1880, 760 ff. Jkm die Grundform U Ul, Mlitiiit mir gegen
NfiLDEiB festfubeltea xu seio. . H&Ii und iUt halte ieli tioU aliem, was
dagegen bemerkt iet» doch fdr Bildungen mit Erweiteroog der billieralen
Wnrxel, wie chami^ fem. ton cbam, nnd ababät, mnmahAt n. ä., plor.
Ton ab, nmm. AUAh »der Gott« entspricht daher nicht nur inbaUHcli,
•ondem ancb etymologiseh dem alten, bei den Qideehftieneni verlonn
gegangenen II.
§. 174. Neben H steht als seine Gemahlin Ildt. Bei den
Nordsoinitcn hat ^ich das oberste Gütterpaar venlopj)eU ; neben
II und Hat treten xler Iterr« und »die Herrin« Ba^al und
Ba'alat, welche die beiden iilteren Gottheiten mehr und mehr
zurückdrängen. Ba'ai ist der Herr der Schöpfung, vor allem
der Lichtgott, der in der Sonnenkugel sich manifestirt; Ba^alat,
die Göttin des Naturlebens, des Werdens und Vergehens, der
freudigen Litst nnd des wilden Schmerzes. Bei den meisten
semitischen Stimmen fuhrt sie den Eigennamen 'Athtfir
[aram. 'Ätar, kan. 'AStor und fem. 'Aätorel, assyr. ßtar],
griechisch Astarte, der indessen vielleicht nicht semitischen,
sondern sumerisch -akkadischen Ursprungs ist (§. 146 Anm.).
ist eine HanptgGttin der Qimjaren, und mit dem Artikel
UXiX^ Her. HI, 8, sonst durchweg contrahirt AUath (O^t)» der
Nordaraber. Jetst ist rie anch auf einer pboen. iDsebrift aus Sulci ge-
fonden: DiLumni, 6er. Betl. Ak. 1881, 490*. In den (griechischen) In-
schriften des von Arabern bewohnten syriscben Grenzgebiets wird sie
durchweg der 'Ad-f^vr^ gleich^jeset/t (so in Palmyrn), ist also Kriegs*
göltiri. Ob die habyloiiiticlie Allat, die Göttin der ünterweit (§. 146),
mit ihr etwas ZU thun hat und also semitischen ürfprung? ist, ist noch
nicht festgestellt. Bei den yimjaren hezeiclmct 'Atlhar eine männliche
Gottheit. Sonst findet sich Astarte in Arabien nicht. T'ebrigens ist die
Femininform (*A§turel) eine specifisch kana'anaeische Bildung; im As^yri-
seben findet de sich ftal nur im Ftnral nnd bat dann appeUativisebe
Bedeutung (»GOtfbinen«). — BM imd Ba^alat finden sieb als Gottemamen
bei keinem arabischen Stamme» dagegen bei allen Nordsemiten.
§. 175. Das Verhältniss der einzehien Menschen diesen
Gottheiten gegenüber wird nun streng yerstandesgemäss und
rechnend auijgeilisst; ein ethisches oder mystisches Verhältniss
zur Gottheit liegt dem Semiten v.öUig fem. Er Ist der Knecht
('abd) des Gottes, vor dem er sieh ihm im Staube krflmmt
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212
Drittel Bueh, «niar Abtcbnitt
Während er die untergeordneten und localen Dämonen be-
einflussen kann, fühlt er «ich von den grossen Naturmäehten
schlechthin abh;ini^i|T: und hat ihnen unbi'diiijf zu jjeborchen.
Jede Forderung, die von ihnen ausgehl, uird rücksichtslos
erfüllt; und wenn liier einmal finstere Anschauung:en von dein
Wesen der Gottheit die Herrschaft gewonnen haben, entwickelt
sichselbsl bei hochgebildeten Völkern ein brutaler religiöser Fana-
tismus und ein blutdürstiger Gull, wie er sonst in ähoUehen
Verhältnissen nur noch bei den Hexicanem sich findet. An-
dererseits ist es dieses Gefühl der unbedingten Unterordnung,
auf dem der viel besprochene monotheistisdieZug der semitisefaen
Religionen beruht. Entweder sind es die grossen Gottheiten Ba'al,
II (Allah), oder wie in Pahnyra »der, dessen Name p'epriosen
wird in Ewigkeit, der Gute und Barmher/i^'t^ . welche die
übrigen in den Hintergrund drängen; oder der specifische
Stammgott wird, wie bei den Hebräern und ihren Nachbar-
stämmen, so sehr zum »Herme seines Volkes, dass andere
Gottheiten neben ihm nidit su bestehen ▼ermögen. Immer
aber ist es das Princlp der Ezdusirität, nicht Speculation oder
mystischer Pantheismus, auf dem die Entwicklung dieser
Anschauungen beruht.
Fhf^ man dein hier Bemerkten die israelitischen Aaschaaongeil
eutgegeaUält, bitte icii 309 IT. 326 IL zu berQokaichtigeD.
T
Die Velksitämme Syriens.
§. 176. Im allgemeinen reicht in historischer Zeit das
Gebiet der Araber so weit wie die Wüste. Dagegen zerfallen
die semitischen Stämme, welche das syrische Culturland be-
setzt haben — ich verstdie unter Syrien nach dem Vorgange
der Allen das ganze Gebiet von Gaza bis an die assyrische
Grenze, nicht speciell das Land der Aramaeer — in zwei
Gruppen. Im Gebirgsland des Südens, m beiden Seiten des
Jordan, in dem Thai zwischen Libanon und Antilibanon
(Coelesyrien) »bis nach Hamätc, und an der Küste noch weiter
nach Norden sitzen die Stämme der Kana'anaeer (in Palae-
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Kana'anaeer und Aramaeer. 213
slina auch Amorifcr genannt); im Osten nnd Norden, in Da-
masko?, am un leren Oronles, in der grossen syrisch-mesopotami-
Sfhen Ebf^ne bis nach Babylonien hin (§. 181) die Aramaeer
[auf die in christlicher Zeit der Name Syrer übertragen wird].
Beide Volksstämme sind in Sprache und Religion auf das
engste mit einander verwandt und auch im geschichtlichen
Leben immer in nächster Berührung mit einander gehlieben.
Sie zerfallen in zahlreiche £inzelstfimme, unter denen in älterer
Zeit am bedeutendsten der der Chetiter (aeg. Gheta, ass.
Chatti, hebr. pn) hervortritt. Derselbe hat seinen Sitz in
Coelesyrlen im oberen Orontesthal und ist von hier aus zeit-
weilig zu !:ros>er Maciit j^elani^t. Die Ilebraeer rechnen ihn
zu den Kana'anaeern, und für die spätere Zeit ist das jeden-
falls richtig. Indessen die zahlreichen chetitischen Eigennamen,
welche uns die aegyptischen Inschriften t)ewahrt haben, tragen
ein wenig semitisches Gepräge ; auffallend ist namentlich, dass
viele Namen auf s ausgdien. Nun ist freilich nirgends leichter
Täuschung mOglich als hier — Ich erinnere nur an die frOheren
Erklärungen der gut semitischen babylonischen und assyrischen
Eigennamen — indessen möglich ist es immerhin, dass wir
in den Chela eine ältere Bevölkerungsschi( ht zu erkennen
haben, die allmahlicli semitisirt worden ist, wie die Uri)evöl-
kerung Babylooieus.
Ob die Stämme, welch« das eOdäetliehe Gieiugebiet Syriens gegen
die WOete bewohnen — die Stämme Edom, Ismael» Qain und weiter
'Amnleq and Midien [letatere in d^ Sinaihftlbinael], ev. auch ^die
Mentiu und Sasn der Aegypter — Araber oder Kana'anaeer gewesen
sind, lässt sich nicht sicher entscheiden. Jedenfalls sind die Araher
hier in hisloiisch*-r Zeit, seit dem Anfang des Peraerreicbe, viel weiter
vorgpdrnnirt'n als v(ir!i<-r. D^^r Name Sopta ist ans ^ Xz'S'ip'.'y. ver<?tnm-
melt lind von den Griechen dorn Lande gpfjeben, das, als sie es genauer
kennen lernten, unler assyrischer Herrs^chan stand; s. NöLütKE, 'Aoaoptoi;,
I''vy<. ^'>of)c in Hermes V (vgl. ^. 24^). Die gangbare Behauptung,
Kai. .1 an bedeute Niederland, Arau» Huchland, ist «prachlich und sachlich
gleich falsch. j^^D findet sich ausser im A.T. auf Münzen von Laodikea
am Meer, ferner iu der Forrti Xvd bei Stepli. Byz. s. v., Hekat. fr. 254
MVim [ist wohl der AbUerile], Philo BybI. 2, 27. Die NofdaMkaner
nennen sieh Ghanani : Augostin. expoe. ep. ad Rom. 18. Bei den Aegyptem
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214
Drittes Buch, erster Abschnitt.
ist pa Kan'aDa »das Karia'aO' N'arut' Sildpalaeslina's, vgl.Z. altlest. VVissenscIi.
III, 308. Der Name Amoriter ''lOfei hezeirhnet bei den nordisraelitischen
Scbriflslellern und ebenso in denaegyplischen Inschriften dasselbe wie Kana-
'anaeer; s. Z. alltest. Win«. I, 122 ff. III, 300; §. 179. Der Name Aramaeer
Sf'beint in Homer's''Efi£}i^'>t vorzuliegen, Od. o, 84, vstI. Slrabo XVI, 4, 27 : 1, 2.
34 nr.; Xni. 4, 6; ob atlcb "Ap-ftot II. B, 783? Ueber di- iti Mo^op vtamifii
und Babylonien ansässigen Aramaeerst-Immp «. Df:i.!T7«rn, Tara iies 2;j7. 257 :
dass die Assyrer den Namen Aramaeer nur von btämmen ösilu li vom
Enphrat }.'Hbrnii(:lien . btnv« i.-t nicht, dass westlich von demselben keit e
Sassen; Damaskus z. B. ist jedenralls s^it den aileslen Zeilen arauuiHi-cb.
Cbotiliscbe Eigennamen in den aegypliscben Inschriften: Chabas, Voy.
d'un Kfyi.ti.Mi 320. WVit. PMs über die Cbeta • §. 2:^>7. 25r>. 287. Völlig:
falscli und l)ist(iii-ch wcrtblos ist es. whiiii d'^r Prif'-ter« odcx die Chetiter
zu UrbexN uiiijfrn Südpalae^^tina's, ppeciell Ib-bioiis inachl. In Falae^tina
sind sie niemals ansässig gewt^en. — Die jahwistische Völkertaft-l
Gen. 10, 15 (uiii li^O v. Chr.) kennt nur zwei öoime Kana'ans: Sidou
[d. i. Phoenikienj und Cliet. Alle anderen Nameu sind Interpolation. —
Trotz der entgegenstehenden Ansichten der meisten Assyriologen muss idi
ilaran feslbalten, diias die Kan. und Aram. sich nicht nur gescblehttich,
sondern auch sprachlich weit nftber stehen als irgend einem anderen
semitischen Stamm.
§. 177. Die bebraeischen Berichte, aus denen vielfach
die verkehrtesten Folg^erungen gezogen sind, gewähren uns
gar keine Kunde über die Völkerverhrülnisse Syriens. Als
etwa im siebenten Jahrhundert die babylonische Fluthsage in
das jahwistische Geschichtswerk eingelegt wurde, gab man
dem Noah drei Söhne, Sem, Japhet und Kana'an, die Stamm-
väter der Hebräer ^) , Philister (?) und der unterworfenen Be-
völkerung (Gen. 9, 18—27). Später wurden dann diese zu
Stamm vülern der gesarnmten Mensehlieit geinaciit, von Sem
alle den Hebraeern nahestehenden, von Japhet die nördlichen
Völker abgeleitet, und dem Kana'an Cham als Vater vorge-
schoben, von dem ausser den Kana^anaeem die Aegypter u. s. w.
') »i^öbno Sonrs« d. i. »Menf?chen mit Namen« scheint die Hobraeer
als ein Ade!«j:»'schl 'clil im Gegensatz zu den unterworfenen Kana'anaeeru
zu bezeichnen (Heusj uu. Alttest. Namen). Dkss unter Japhet die Philister
zu verstehen seien, ist « ine vielleicht richtige Vermuthuog WcLLUAUäSK^s
Jahrb. f. D. Theol. XXI, 403.
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Die hehramsehen Nachrichlen.
215
Stammen (Gen. 10). So kam es, dass die engverwandten
Hebraeer und Kana'anaeer völlig auseinander gerissen worden.
DiP Be^tandthril«. aiH dprjpn fh^i), 10 zusammengesetzt ist, hat
zuerst \Vk! I iiAi >KN, Jahrb. f. D. Theol. XXI, 395 ff. riclitiK erkannt. Die
jahwislisohe Yolkcilafel (im wesenllicben v. 8—10. 21. 25—8*0 ist als
S. hikieruii;; der um 650''600 bestehenden VöLkervti lialtiii.«se von bedeu-
teudeiii Wei Ih , al>er vitilacli übprarbeilet und zum Tlieil aus Ezechiel
inlerpoHrt, vgl. Stade, Giessener Ludwigsprogr. 1880 über Javan. Noch
spftteren Ursprungs und tediglicfa tine NamenKste von problematischem
Wertbe ist die Völkettafel des Priealercodex (im wesentlicbeii 1^7. 20.
82. 28. 81. 82). — Die urapraogUehe Versioii des Jabwisten Iftast die ein-
selnen Berufsarten von deu Söbneu des siebenten Urmenscben, Lameeb,
abetamroen (Gen. i, 20 fiT.) und knflpft hieran unmittelbar die Zerstreuung
der VOtker in Folge des bab. Tburmbaus (Gen. 11, 1^9).
§. 178. Auch die Sagen über die Wanderungen der
Patriarchen haben keinen >völkergeschicht]ichen Gehalt«. Der
Epoaymus der Hebraeer, d. b. wahrscheinlich der >jenseit8
[des Jordan] wohnenden« ist '£ber, der den Ahnherrn des
Volks, Abraham n. s. w., selbstverständlich voransteht. Mit
letzteren aber waren von der Vblkssage — der natdrlich der
spätere genealogische Zusammenhang noch völlig fremd ist —
längst die den Floijraeorn nächst verwandten Völker verbunden :
Abraham und Lot, Isaak und Ismael, Jakob und Edoin. Da-
her verschob sich der Begriff Ebers; er wird Gen. 10^) zum
Stammvater aller »Semiten«. Seinen Namen bezog man auf
das transeuphratensische Land, hier in Gharrän, einer Haupt-
station der grossen Handelsronte von Babylon nach Syrien,
suchte man die Heimath der Ahnherrn Israels, sie werden
zu wandernden Aramaeem (Deut 26, 5). Andererseits setzt
die Sage den Ursprung des Menschengeschlechts nach Baby-
lonien fSine'ar); von liier aus ündet Gen. 11 die Zerstreuung
der Völker statt und auch bei den Angaben über die Lage dos
Paradieses scheint dem Verlasser Babylonien vorgeschwebt zu
0 Hier ist er uispranglieb Sobn Sem^s 21; Arpakiad [das mit
Arrapachitis sThwerlich etwas zu tbun bat; Dbursch, Par. 124. 25$]
und delaeb t. 2i sind interpolirt au» 11, 10 ff.
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216
Drittes Buch, erster Abachnitl
haben. Bei der Abhängigkeit der hcbraeischen (und überiiaiipt
syrischen) Sage und Cultur von Babylon sind derartige An-
schauungen begreiflich genug, ja vielleicht ist die ganze at.
Urgeschichte direct aus Babylon entlehnt; aber historische
Dinge sind darin nicht zu suchen.
Auf ähnliche Anschauungen wird es zurückgehen, wenn
die Phoeniker behaupteten, vom erythraeisdien Meer, d. h. au?
Babylonien, eingewandert zu sein (Herod. I, 1: Vll, 89;
Plin. IV, 120; Dion. per. 905). Die Späteren haben dann,
durch Namensanklänge verfiihrt, auf den Inseln Tylos und
Arados im |)crs. Mb. Ihre Heimath wiedergefunden (Strabo I,
2, :M ; XVI, 3, 4. 4, 27) und geben auch eine Geschichte des
Zu*,'es (Justin XVIII, 3), welche neuere Forscher wunderbarer
Weise in der Regel für historisch gehalten haben.
Der Priestercodex geht noch einen Schritt weiter und liast den
Abraham aus der »chaldaeisehen Stadt Urc (OHt^O HW) kommeo,
Tgl. Wellhausek, Gesch. I, 325; ist dabei an das bab. Exil gedacht? —
Bekanntlich ist Aber die Herkunft der Phoeniker, seitdem Hovebs (Z. f.
Philos. u. kath. Theol. 1844, Heft 2) die Angaben der Alten verworfen
hat, sehr viel Ueberflüssiges geschrieben worden. Die Frage ist doch
hier, wie in allen ähnlichen Fällen, nicht ob die Tradition gut begUu«
bigt ist und historisch denkbare Thatsachen enthält, sondern ob der
seltene Ausnahmpfall vorliegt, dass sie bistori^die Eiinnerungen enibäll;
und letzteres ist entschieden zu verneinen. VöUij^ grundlos i.<t endlich
die leider auch von Lkpsius, Nubische Gramm, vertretene Gieichsettung von
Poeni 4>otv'.x6^: mit dem aeg. Punt = ]^^^ Gen. 10^ 6 u. a., dem Namen
der Küstenlaudschaften des arabischen Meerbusens (§§. 70. 185 Anm ).
Die Ansichten der N. ueren s. bei Meltz£r, Gesch. d. Karth. I, 418 f. i^u
Justin XVIII, 8 vg). übrigens v. Gutscbioo, Jahrb. f. cla&s. Phil. 18S0. 2^.
§. 179. Die vorhehraeische Bevölkerung Palaestina's
nennen die nordisraelitischen Schriftsteller (Elohist, Arnos)
durchvvpf^ ^IDi^ Aiiioiiter (§. 17()), der Jahwist in der Regel
"^^VjD Kana'anaeer. Däneben linden sich rein locale Neunen:
die Bewohner von Jebus hei>sen Jebusiter, die von Gibe'on
und Sichern Ghiwwiter u. ä. Die deuteronomistischen Schrift-
steller haben dann alle diese Namen zusammengestellt und
so eine Liste von sieben Völkern (Deut. 7, 1) gewonnen, die
angeblich neben einander in Palaeslina gewohnt haben sollen.
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Die bebraeischea Angaben.
217
Noch späteren Ursprangs sind die Erzählungen von Hiesen-
T51kem, die ursprünglich das Land bewohnt haben sollen, und
aus denen neuere Schriftsteller »halbwilde, zur semitischen Rasse
nicht gehörige Völkerschaften«, die vor den Kana'anaeern und
Plioenikern das Land bewohnten, gei nacht haben. In Wirk-
lichkeit gibt uns das A.T. über die Zustände des Landes vor
oder zur ISeit der hebraeischen Invasion gar keine Nach-
rlchlen; vgl. §. 289.
Ueher «lie sieben VAlker s. m. Aufsalz: Kritik tli^r Hrrii lit»- ülicr >lie
Erobenirg l'alaesliiia's, in Z.altt. Wiss.1, 122 fr. und die Narlitiiitrc ib. III, oOG.
Rie-eii ( n2"in ^l^b^ p^yn ^"l^b^^ kpiint die allere L eberlieCeruiig
i'fci lien Piiilislern zur Zeit Davi i s ((luiiath u. «. w., San). U, 21, 15 ff.) und
in Mt^bioii zur Zeit d» r Invasion (Nun). 13, 22; Jud. 1. 10. 20; s. Z. alll.
Wiss. l, 139). Spätere inai tit^n dann die Völker der Hephaileii ((ien.15. 20;
Jos. 17, 15) und 'AnaqiUn (Ins. 1;^, 21; Jerem. 47. 5 LX.\) darau«.
Der in DeuL 2. 3 pinjjele^rh' Coninifiitar erzfihlt dann, dass in Moab
und 'Amnion ui^itöi giicli eir» V'ulk sass, »gro^s und zahlreich und lati^,' wie
dif Aiiaqsöhne (Enaksöhne)« dort Zamzumiter, hier Emiler genannt ; ebenso
waren die tjioriler und Auwiter Vorgänger der Edomiler und Philister,
Jahwe rottete bich dieselben aus und gab den späteren Bewohnern das
Uind. Es ist sehr natQrlicb, dass man, da Hoab, 'Ammon und Edora
nuh der Genealoge nicht Alter waren als Israel nnd die Philister für
eingewandert galten (§. 2(36). zu wissen wünschte« wer vor ihnen im Lande
wobole; und da boten sich die Riesen gans von selbst. Dass diese
VOlker dann Gen. 14 (§. 136) neben den Königen von Sodoro und
Gomorrha leibhaftig erscheinen, ist nur in der Ordnung.
$. 180. Um so werlhvoller sind die Angaben, welche
wir den Aegyptem verdanken. Sie gewähren uns ein klares
Bild der Völkerverhältnisse Syriens im 15. Jahrhundert. Die
Aegypler bezeichnen ihre östlichen Nachbarn im allgemeinen
mit dem Xaineii 'Amu d. i. Volk. Sppciel! unterschieden
^^ie zunächst die Nomaden der Sinaihalbinsel, die Mentiu
oder wie sie im Neuen Reich gewöhnlich genannt werden,
Sasa (§. 108); ein Theil ihres Gebietes wird wiederholt als das
Land Adern 0*1H d. h. Edom bezeichnet (so schon in der
Geschichte Saneha's §. 08). Alles Land nördlich von den-
selben bis an und über den Euphrat heisst Sahi [oder Zalii
'Dasselbe zerfallt in vier Theile:
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218
Drittes Buch, erster Abschnitt.
1) Rutenu d. i. im wesentlichen unser PahiesUna. Der
Name ist indessen begreiflicliei Weise von den Aeg-yptern
auch auf ganz Syrien ausgedehnt worden; dann uaterscheidea
sie Hutenu hert »Oberr.c d. h. das Hochland von PaJae*
siina und Goelesyrien, und R. chert »Niederr.« [im Decret von
Oanopus R. abt »Ostr.c] d. h. das Niederland am Euphrat,
Nordsyrien. — Palaestina, namentlich der Norden de-selben,
wird unter der 19. und 20. Dynastie liiiufig auch als »das
Land Amur« d. i. 1^^^ das Amoriterland bezeichnet (z. B.
Lepsiüs, Denkm. Iii, 187 e, 1).
2) »Das grosse Land der Ghetac (Lbpsius, Denkm. III,
30, 7) d. h. Ghetiter in Goelesyrfen, mit der Hauptstadt QadeS
am Ürontes. In den Zeiten Seti I. und Remses IL, wo man
es überhaupt mit den geographischen Ausdrut ken nicht mehr
genau nimmt, werden die Ghela häufig auch zu Kutenu
gerechnet.
3) Naharina (spr. Naharain) hebraeisch D>*in3 Ql^
>Stromland< d. h. das Land zu beiden Seiten des Euphrat
[aber nicht Mesopotamien I]. Hieran schliessen sich die zahl-
reichen kktneren Districte Nord>yriens, Tacliis, U'ari u. a. Sie
werden zusarnmengefasst unter dem Naujen »Niederrutenu«(s.o.).
4) Kaftu, das Küstenland der phoenikischen Handeis-
städte, das von Dhutmes HL in seiner Siegesstele (Mar.
Karn. 11, 16) begreiflicli genug mit Gypern (Asebi) zum
West lande gerechnet wird. Seine Bewohner hiessen Fenchu,
ein Name, der sich semitisch nicht nachweisen lässl, aber
unzweifelhaft das Prototyp des griechischen <i>oiyix6( ist.
Allgemein werden die Kana'anaeer unter dem Namen
Gharu zusammengefasst. Ueber das weiter nördlich gelegene
Land Qedl s. g. 231.
Im allgemeinen vgl. Ebers, ZDBf. XXX. 394. Von Obermtena
besitxen wir ein Veneichniss von 119 Orten in S Ck>pien. an das sich
eine weitere Lisle yon Aber 200 anderen syrischen Orten anknflpft:
Haristt£, Kamak pl. 17^21 [dam GoUitacHErF, ÄZ. 1889, Taf. $. 6],
behandelt von de Bouci, RAn. IV; HAtuETTE, Lea liste« g^ogr. des
pylönes de Karnak 1875 , mit Atlas, und anderen, am besten von
Digitizea by LiOOgle
Ute aogyptisebea Angabtii.
21!)
Maspsbo, IZ. 1879, M; 1881, IM Hl Die Hehnabl der Namen elnd
— troU sahlloeer ttomethodiaeher CombuneÜoiien — Dicht ideDtiflclrt.
— ^'ieder^. ist gewiss niilit. wie Ehkhs anaabm, PhoenicieOf eondern
das Gebiet, wo Amenenih l) vor allem gekämpft hat, das ist aber
Naharain. Letzteres ist wie hehr. D'^^ni Locativ, nicht Dual. Zu
beachten ist, dass Ramses II. das Gebiet von Tunip (§. 220) zu
Naharain rprhrif't: BRur.scn, Ree. 54. 2, 4. 7. — »Das Land Charu
reicht von Saiu (TanisV) bis Aupa« paj». Anai-t. 11!. 1, 10 hfi Chabas,
Voynpre 97. Der District Aupa ist nidit ^'eiiaupr bekannt, imiss aber im
Korden von I 'alaeMliua gelegen habt n. — Idj bemerke iKX'b. 'las Sat<*l
das »Barbarenlandc im allgenieiueit be,£eiciinet, ebenso Asien wie Nubifii,
und daet der arsprflnglich von den Bewohnern der Sinaihalbioael ge-
brauchte Name Hentia [nicht Henau!] aaf alle AualAnder fiberlragen
wird. — Zahlreiche ayrieebe Orte, z. Th. mit gans kiwsen Besehrei*
bungen, werden im Pap. Anastael I (unter Ramses II.) genannt» fihers.
mit Gomnientar von Gbabas, Voyage d*iin ^syptien en Syrie etc. 1866:
dagegen Bia iwcH, Critique und Geech. Aeg. 554 IT. Die eigentliche Ten-
denz des 9ebT dunkel geacbriebenen, an Semitiemen Qberreichen Briefes
Ist noch siemlieh unl^iar,
Anfänge der Assyrer.
§. 181. OestWch von den syrischen StSmmen, in den
Landscliaficn am iij^'ris von den armenisch -kurdischen Ge-
birgen iH-s an den unteren Zah, der die Grenze gegen lia-
hylonien bildol, hat «ich ein Zwei^^ desjenigen semitischen
Stammes niedergelassen, der auch in Babyionien einge-
drungen ist. Während derselbe sich hier mit der alten Be-
▼ölkenmg mischte, tritt er ans in den nördlicheren Landen,
dem spftieren Assyrien, rein entcfegen. Bis in welche Zeit
ihre Ansiedelung in diesem Oebiete hinaufireicbt, wissen wir
nicht König Sargon (722 — ^705 v. Chr.) spricht in seiner
Cylinderinsrlirift von 850 Königen, die vor limi auf dorn
Throne Assur's gesessen häth'n. wobei jedenf;dN, wie immer
in .solchen Fällen, die Herrscher der mythischen Urzeit mit-
gerechnet sind. Siciierer ist, dass wie in Babyionien, .so auch
hier die CultusstrdU n der Ausgangspunkt städtischen Lel)ens
und staatlicher Bildungen gewesen sind. So östlich vom
Tigris, in der Ebene zwischen dem grossen und kleinen Zab,
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^0
Drittes Bncli, anter Abwbnitt
die »ViergOttefstadt« Artmil (gr. Arbela), in der vor altem die
Utar ▼erehri wird, und westlich vom Tigris, da wo jetzt der
Tröramerhögel von Qarat Sergha liegt, die Stadt des Gottes
Assür. Dcr?ell)e ist in der babylonischen Mytholou'io lediglich eine
kosmogonisclio Gestalt; er gehl mit Kisar der ^ros-en Trias Anu
Bei Ea (§. löu) unmittelbar voran. Hier nbn- wird or nach
semitischer Weise zum eigentlichen Nalionalgott, nacli (iem Land
und Volk sich nennen, der den zwölf Göttern (§. 149) voran-
geht wie der alte II, der sein Volk zu Kampf und Sieg führt«
Der Name 4ee Gottee und der Stedt AHAr wird mmeriseb (id«o-
graphisch) auch Auiar gesehrieheD, ao I R. 6. 1. Delftzsch, Parad. 252 ff.
leitet den Gottesnamen vom Landeanamen ab, was mir wenig wahr*
tebeinlieh lat.
§. 182. Die Stadt As«?ur (Assur) ist der Ausgangspunkt
des Staates und Vo!ko^ rlor Assyrer. Als urältesie Herrscher
nennt iiier Künitr natuannirüri III. (811 — 782) den Belkapkapu
und Sulili (I H. 35, 3); ähnlich bezeichnet sich Sanherib als
»Nachkommen des Belbäni, des Sotmes des Adasi, des alten Er-
oberers c (Smith, ÄZ. 1869, 9$), Genaueres erfahren wir zuerst
über Samäiramdn (I.), den Sohn des lämidagan, der 641 Jahre
▼or Tiglatpileser L, also um 1760 v. Chr. dem Anu und Ramän
einen Tempel baute. Von einem Tempel, den ein anderer König
dieses Namens dem Assur errichtete, sind uns noch Backsteine
erhalten; ebenso hat er in der Stadt NInua am linken Tigris-
ufer, die wir nach der falschen masoretischen Voealisation
Ninive zu nennen pflegen, ein Heiiigthum der Islar gegründet.
Er führt ebenso wie seine nächsten Nachfol;^er, von denen
Iriamtuk (V) auf Backsteinen vorkommt (I A. 6, 2), noch
den alten uns aus Babylonien bekannten Titel iiakkn (sum.
patesi, s. §. 134); mindestens seit dem Anfong des 15. Jahr-
hunderts tritt an seine Stelle der Rönigstitel. Mit Babylonien
besteht, wie sclion aus diesen Andeutunfr« n liervorgelit, fort-
wrdirend der innigsfi? Zusanunenhan^ : die ge.-^antuile GuHur,
die Religion, tlas Staatsleben der Assvicr ist einfaeh von dort
herübergenommen — ich erwähne noch, dass auch in Assyrien
die priesterliche Stellung des Königs (§. 130) durchweg betont
AnOnge der Awynr. Ahm der syrieelieii Golttir. 221
wird. Genaueres über diese Besiehungen oDd das allinSliliehe
Emporwachsen der assyrischen Macht wird uns indessen erst
bekannt, seil um 1450 v. Chr. die Angaben der synchroni-
schen Tafel (§. 141) beginnen.
Zu Isriiidagan vgl. §. 1B8" Anin. — §amsiram:Vn : I R. G, 1. [N'ach-
Iräglich rnaclit Dr. Hii.rntcin mich darauf aufriierksaiii , dass der hier
gfinannte König deutlich »Sohn des Belkapkapuc genannt wirdj. Apnalen
TiglalpiL I col. 7, 60 ff. Smith, Assyn Discov. S. 248, 249.
n. Handel und Cnlttir der syrischen Lftnder.
Oer Laii«lhamiel Syriefit und Arabiens.
§. 183. Bis in welche Zeit die Eatwickelung einer höheren
Gultur in Syrien hinaufreicht, Termögen wir nicht mehr zu
erkennen. Die Angabe des Jahwisten, »Hebron ist sieben
Jahre vor §o'an (Tanis) in Aegypten gebaute (Num. 13, 22),
steht far uns TÖllig ohne Beziehung da. Die einzige in dieser
Frage überhaupt verwerthbare Notiz, die Angabe, dass die
tyrischeo Alelqartpriester die Gründung von Stadt und Tempel
um 2750 V. Chr. ansetzten (Ilerod. II, 44), beweist aller-
dings, dass die historischen Erinnerungen von Tyros weit
hinter denen von Aegypten und Babylon zurüclLstanden ; in-
dessen haben wir kein Recht, diese Folgerung auf ganz Syrien
auszudehnen. Die aegyptiscben Monumente zeigen Syrien um
1500 V. Chr. im Besitee einer hochentwickelten Gultur, und
nichts hindert, ein Gleiches bereits für die Zeiten des Alten
Rdches anzunehmen. Jedenfalls waren schon in dieser Zeit
die .syrischen Stämme die Vermittler zwischen Aegypten und
Babylon (vgl. §. 1 58), und wenn der Pajjyrus Ebers (1550 v. Chr.)
ein Augenrecept erwähnt, das von einem *Amu aus Kepni,
d. i. wahrscheinlich ßyblos (Geb AI) verfasst sei, so zeigt dies,
dass auch ein reger geistiger Austausch zwischen Syrien und
Aegypten in der Hyksoszeit bestand. Dass andererseits die
babykmiscben Angaben schon Saigon nach Syrien vordringen
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222
Drittes Bocb, BW«iter Aiwcfanitt.
lassen, und die elamitiscben Herrscher ihre Macht jedenfalls
mindestens über Syrien ausgedehnt haben, ist früher berichtet
(g. 187); den tiefgreifenden Einfluss dieser Verbindung aof
die GulturTerhfiltAisse werden wir später zu verfolgen haben.
§. 1B4. \\ 1* -clion bfiiioi'kt, beruht die Cultur und die
weltf^P5?chichlli< }ie Bedeutung dei- syrischen I-änder vor altt-in
auf dem Haiidei. Ein directer Handelsverkehr zwischen zwei
entfernten Gebieten entwickelt sich unmer erst spät und hat
während der ganzen älteren Zeit z. B. zwischen Aegypten
nnd Babylon schwerlich bestanden. Die ältere Form des
Verkehrs ist überall der Zwischenhandel, bei dem die Waare
von Hand zu Hand geht und dadurch Im Preise ungeheuer
steigt. Die Gentron, in denen die W'aaien au<;/etauHclit werden,
sind die f^o?;sen syrischen Städte. Die ilaupiliandelsronte
führt von Ae^rypten durrji dn? Ilochlnnd von Palao?tina oder
längs der Küste ins OrontedLhal und von da an den Kuphrat.
Die Städte Qades im Lande der Cheta, auf einer Insel im
Orontes gelegen (südlich von Emesa), Hamät^ Ohaleb (Aleppo),
EarkamlS bezeichnen ihren Gang. Bei der letzteren Stadt,
die höchst wahrscheinlich in den neuerdings bei Djeräbts
(d. I. Europos) nördlich Ton Mabbug (Uierai)olls Bambyke)
entdeckten Ruinen zu suchen ist» erreicht die Strasse den
Euphrat und ^eht von hier durch die nordmeaopotamische
Ebene über Cliarrän und Nisihi« (Nesil)), daneben Wold uu< h
am ChaboraB entlang und dann durch die Stepponlandschall
von Sangara an den Tigris. Zum directen Verlcehr mit Ba-
bylon mag auch die langwierige und beschwerliche £uphrat-
route (vgl Herod. I, 194) benatzt sein; dagegen schehtt der
directe Handelsweg durch die Wüste von den Kaufleaten
selbst erst in hellenistischer Zeit In grösserem Umfang benutzt
worden zu sein.
Die gangbare Anriebt, wdcli« die HandelerMta viel weiter sOdlidi
an öm Eupbnt oder gar durch die Wfisle gehen iässt, ist falsch. Sie
beruht vor allem auf der flrflberen ganz willkürlichen IdentißciriiBg Ten
Karknmis und Kirkesion und auf der Annahme, das? Palmyra eine
alte Stadt sei. Letsteres ist aber vor der Seleuiüdeiueit nicht nachweisbar
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Der Handd Syriens und Arabiens.
22S
(Chran. n, 6* 4 wo Tedmor d, i. Patmytt für Tamar in der WOste Jodn
Reg. I, 9, 18 gef&ldcht ist) und erst doreh die politischen Verhältnisse
dtf Rtaiefieit in Bedeutung gelangt als neutraler Handelsplatz zwischen
dem römischen und parthisclien Rf>i( h. Aocii Thapsakos kommt zuerst
in der Perserzeit (Reg. I, 5, 4 nCSr) ^'o'"- — Lafc'« der Cheliter-
stult Qadei (auch Sam. II, 24. t>, LXX) ist zufr^t von Rrursch, Geogr.
Inschr. II, 21 f. nachgewiesen worder), Ueher Kurkam is Tgl. Maspero,
De Gare, oppidi situ 1872. Die Ruiueu von Djeräbte bat G. Smith 1876
entdeckt, s. Delitzsch, Farad. 265 H.
g. 185. In der Wäste Termitteln die Waodentiünme de»
Handel, stellen die Transportmittel, esoortiren die Karawanen,
und leben daneben Tom unzertrennlichen Begleiter des Han-
dels, dem Raube. So ziehen zur Zeit des israelitischen ICöntg^
tliunis isma'elilisclje und midianitische Karawanen vom O.^t-
jordanlande nach Aegypten (Gen. 37, 27 Jahw. :\7, 28 Eloh.),
und ebenso zweifelsohne andere durch die grosse syrische
Wüste (hebr. Ghawila) nach Babel. Wenn es Gen. 2, 11
heisst, im Lande Ghawila sei gutes Gold und Bedolach und
der Schohamstein, so sind dies keineswegs einheimische Pro*
diiete des Landes, sondern sie wurden den Hebraeem durch
die Stämme der syrischen Wülste vtm Osten «und S€den zu-
geführt. Seit den ftltesten Zeiten spielt naroentiich Sfidarabien
in der Handelsgeschichte eine hochbedeutende Rolle, in Jemen,
dem Lande der Sabaeer und lihnjaren, fand sich im Allerthun)
Gold in reichen Massen, ebenso weiter nördlich in der Küsten-
landschaft Tihäaia. Vor allem aber ist es der Weilirauch,
den Jemen und die gegenüberliegende, durch Kähne leicht zu
erreichende afrikanische Küste produciren, und zwar allein
produciren, der dem Gebiet am Südende des arabischen Golfes
eine eminente commerdelle Bedeutung verleiht Seit uralten
Zeiten sind die Specereien Sudarabiens exportirt worden —
nach Aegypten jedenfalls schon in der Pyramidenzeit — und
die EntlegLniicit des schwer zuj,'anglichun Landes trug nur
Dueh mehr dazu liei, die Vorstellungen von dem Reichthuni
desselben, des »Götterlandes« Punt der Aegypter (§. 70), ins .
unendliche zu steigern. Im aligemeinen wurde dieser Handel
▼DU Stamm zu Stamm betrieben, die Küstenschiffahrt auf
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224 DfittM Buefa, sweiter Absefanitt.
kleinen Käbnen lag gans in den fl&nden der Eingebofnes.
Wir haben gesehen, wie dann unter König S*anchkara* die
Handelsstrasae von Aegypten ans rotbe Meer [wieder?] eröfihet
wurde (§. 96, v>,l. ^. 98) und werden die weitere Entwicke-
lunp: direcler Beziehungen zwischen denn Pliaraon« nlande und
Puiit sj)ator zu verfolgen habeij. In Syrien ist wie später so
wahrs( lu'iiilicli schon in den älitslen Zeiten Damaskus der
Haupt Stapelplatz des arabischen Handels und Ausgangspunkt
der Karawanoistrassen,
Ghawlla Ist nach Gen. 85, 18 (a. Wellhadbot, Xahrb. t Deutieh,
TheoL XXI, 410) > Sam. 1, 1$» 7 [vgl. indanen WaxHicsBir, Text der
B. Sam. 97] die syriach- nordarabische WAetej Gen. 10, 29 (Jabw.),
10. 7 (Priestercod,) und 2, 11 fT. (Jahw.) ist natürlich dieselbe Localität
* gemeiiif; vgl. Dklitzsch, Parad. 58 f. — lieber den GqJdreichlhum d€S
südwestlichen Arabiens im Alterllmm genOpl ps .inf^^rPFNfrrR, AU*" Geogr.
Arabiens 51 ff. und SoETRFEn, Das (ioUlland (ipliir. in VierteljÄhrsschr.
für Volkswirtbochafl, Politik und Cnllurirescli. LXVlll 1880 zu verwei^pft.
Da*4> i'pliir lu SOdarabien zu suchen iät, schpint mir unxweifelball.
Gegenwärtig scheint das Gold hier erschöpft xu &yin. Neuerdings will
BoRToir (The Goldnaines of Midian 1878 und The Land or Midian
Terinted, 2 voll. 1879) in dem von ibro [mit Ümecht] Midian genannira
nordweallieben Arabien anteer Kupfer auch Gold und Silber nacbfewieaea
babra i in grdMeren lUMen ist es indenen bier sebirerllcb je voigekomm^
— Ate Tribate von Font nennen die Annalen Dbutmes III. ($. 219)
Weihrauch, Gold and Sklaven. Dass ^a'i^epsa (§. 218) von dort aoeb
seltene Pfl inTpri und Thiere holen liess, die zum Theil nur an der afri-
kanischen Koste, nicht in Südarabien heimiscd» sind, wie die Giraffe, ist
sphr hepreiflich . da flu Verkeiir zwischen beiden Küsten jedenfalls zu
allen Zeilen bestand. — Leber die VölkerverhriUnisse .Tmpni's s. M<iiu>t-
MANN ZDM. XXXr, 61 ff. D. H. Mi ii Kn, Diu Burgen und Schlösser Süd-
arabiens Ii, in Ber. Wiener Ak. 1Ö8Ü, Bd. 97.
%. 186. Weit schwieriger ist es, Qbor den Verkehr Ba-
byloniens mit Sfldarabien zu sicheren Resultaten m gelangen.
Die zahlreichen DenkmSler Jemen's, Ton denen die ältesten
mindestens etwa ins fünfte Jahrhundert und vielleicht noch
höher hinaufreichen, zeigen einen Kunststil, der in ent-
schiedener Abhängigkeit von dem babylonischen steht; unter
den Goltheilen der Sabaeer werden der Mondgott Sin und
der Gott *Atthar — eine Umbildung von Btar eUrig
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SOdafabtoebcr und indiselwr Bändel.
225
Tierehrtt die beide wie es sdieint nraprönglich dem eumeri»
sehen Pantheon entstomnieo« Beides deutet auf alte Ver-
bindungen mit Babylon. In den keilschriftlichen Denkmftkm
gibt es meines Wissens bis jetzt keine Belege für diesen
Verkehr. Derselbe kann nur auf dein Land\M w , durch
Karawanen vermittelt, stattgefunden haben. Denn es steht
völlig fest, dass von Babyion aus niemals Seehandel betrieben
worden ist, sowohl durch ausdrückliche Angaben der Inschriften
(s. ÜBUTzscH, Parad* S. 76. 99), als auch durch den Umstand,
dass Alexander von Babylon aus Expeditionen zur ISrfor-
schung d& arabischen Küste aussandte, was vOlUg überflCUisig
war, wenn babylonische Eauffahrer hier Handel tridien. Im
ganssen Bereiche des indischen Oceans beginnt ein umfassender
directer Handel erst in hellenistischer Zeit sich zu entwickeln
und ist zu voller Entfaltung erst in der Homerzeit gelangt,
§. 187. Endlich ist die Frage über die Beruhrungen mit
dem fernen Osten zu erwähnen. Dass Babylon ein Markt-
platz für die Waaroi nicht nur des Wo-tens und Südens
gewesen ist, sondern auch nach Iran Landhandel tridt>, ist
unzweifelhaft. Die Galtur WeetiranB st^t wie die Susiana's
ganz unter babylonischem Einflnss, und wenn In den Tribut*
Usten D^utmes' IIL unter den Gaben der Könf||^ von Assyrien
und Sangara neben anderen Sorten von Lapis lazuli (chesbed)
zweLuiai auch *güiei Blaustein von Uabcl (aeg. ReberV auf-
geführt wirtl , so ist derselbe nicht in Babylonien heimisf h,
sondern importirt, wahrscheinlich aus Baktrien. Ferner kennen
schon die noch im Siebenstromland ansässigen Inder der vedi-
schen Zeit die babylonische Mine (ind. manä) als Gewichts-
einheit für das GokI, und auch die babylonische Eintheilong
des llondlaufs in Nachtstatlonen ist fKlh zu ihnen gedrungen.
Indessen mehr als durch Zwischenhandel, und zwar auf
dem Landweg, vermittelte Beziehungen sind daraus nicht zu
folgern. Dagegen scheinen die Sabaeer schon in sehr alter
Zeit in directem oder indirecteni Seeverkehr mit den indischen
Kü5?tenlaüden gestanden zu haben ; wie in der römischen Zeit
wagten sie sich mit iliren leichten Kähnen weit hinaus auf
II e7«r, 0««obi«ht« des Allertbums. L 15
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226 IMttes Bueb, iwuter Abflobniit.
daa Heor. ünter den Producten, die SalcMno aus Ophir holen
lAast, findet sich der aus Indien Btammende Pfau, und der
Name der von Qtf tlepen auB Punt und von Salomo ans Ophir
geholten Paviane, aegyptisch gafa, hebraench qof (Sjlp), so-
wie das grie(^che xf^ico? sclieint dm indischen ksLpi »Affe«
zu entstaniHicn, '
Ueber riianä und die Mondslationen ZjMxint, AlUndiscliesä Lehen
S. 55. 854 ti. ZiMMKR liält mit vielen Anderen auch die indische Fluth-
sage fOr eine Entlehnung aus Bahylonien (S. 101), was mindestens
nicht bewiesen ist. Ueber die indischen Thiernamen e. Hommbl, Sftage-
thiere bei den SQdsemiten passim. Auch das Wort D^"*2n Pfauen
•oU dekfauiMi stin. S«br miiflkUaid isl, dus die Aetluopeii den Ele-
pbanten nag6, die Inder Dftga Hernien. — kh bemerice noeb, da» die
lienüiGb rohen, in e^gTpUecbeii Gifbem geftmdenen Poroethmgeflen mit
ebineeiteber AoiSwbrfft (Wilkduom, Mannere tnd Gaetoms III, 106 it;
ebenso in Ninive, Lataro, Nin. «nd Beb. 270) nacb einer freundlichen
HitÜieilang des Herrn Prof. v. n» Qabelentz, soweit sich nach der Pnbli-
cation url heilen lässt, nicht aus vorchristlicher Zeit stammen können. —
Ueber den Ilantlel der Araber mit Indien in späterer Zeit s. ror allem
den peripl rr r. i'>ytbr. Die gaü kommen nach EaiiAH schon im AJÜ.
als Schoost hiere vor.
■ §. 188. In den grossen Handelsplätzen Vorderasiens, wo
die Waaren der verschiedensten Stftmme gegen einander um-
gesetzt werden, entwidceln sich die allgemeinen Orundlagen
• des Handelsverkehrs. W&hrend in primitiven Yerhiltnisseo
mmst der gesachteste mid allgemeinste Handelsartikel, das
Vieh, den Werlhmesser bildet, tritt hier das Bedürfniss nach
einem bequemeren, homogenpren imd Prcis^chwanknnpen niö?-
lichst wenig untorworf-nen Maassstal e iu rvor. AU solches
bieten sich die Edeigesteine, speciell Smaragd und Lapis lazuli,
die JMide namentlich i>ei den Aegyptern in hohem Ansehen
standen, vor allem aber die i)eiden Edelmetalle. Diese haben
den Vorzug, dass sie selten genug sind, um emen betrftcht-
lidMO Werth zu reprftsentiren, dass sie leicht in Jede beHefalge
Form gebracht und bequem nachgewogen werden können.
ÜrsprAngücb ist^ so scheint es, das Silber das seltenere und
theurere Metall gewesen; daher gehl es in df n stereotypen Aul-
zaJiiungen der Aegypter wie spuler der assyrischen Könige regel-
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Die Edelmetille. Maass und Gewicht.
227
massig dem Golde voran. Gold wurde seit uralter Zeit In grossen
Massen in Sfldarablen nnd in den Goldbergwerlcen Nnbiens, da-
rif'Lu n an /ahlroichen Stellen an der Erdoberflüche oder als
Waschgold in Flüssen gefunden, während Silber sich in Asien
und Aegypten nnr weni«T, nnd zwar meist mit Gold vermischt
als Elektrum (aeg. asem) findet. Die Möglichkeit, dass es iu
Vorderasieii in älterer Zeit Silberminen gab, die später er-
sehdpft waren und bis jetzt nicht wiedergeAinden sind, ist
allerdings nicht ausgeschlossen. Jedenfolls muss schon früh
der Preis des Silbers bedeutend gesunken sein; lange Zeit
hindurch gilt für die Rechnung die Annahme, dass das Gold
zehnmal so theuer sei als das Silber, und später ist letzteres
noch weiter gefallen. Zn der Entwerthuny des Silbers hat
jedenfalls die Erschlit -suti- di r spanisclien Bergwerke durch
die Piioenikcr beigeUu^'en, aber schwerlich hat sie allein den
gewaltigen Umscliwung hervorgerufen. So lange die geologi-
schen Verhältnisse Vorderasiens noch so wenig erforscht sind
wie gegenwärtig, wird die Frage, woher die Hauptmasse des
im alten Orient cursirenden Silbers stammte, nicht beant*
wortet werden kennen.
Im aligeraeinen s. Röokh, Metrolog. Untersuchungen 18Gä ; Bkandi^,
Des Utmi', Maaae- imd Gewiehtssy^tem in Vorderasien bis auf Alexander,
1866; MoMwai, Oeeeb. det töm, Hflitswetei», Einleitiing; Lmn», Die
Metalle in den aeg. Inaeturiflen» Abb. Berl. Ak. 1871; Gbasas, litudee enr
renUqQiM hittoriqoe 1878 und jetst Hqltsch, Grieeb. nnd lOm. Metrologie
2. Aufl. 1888, vor allem S. 874 ff. 898 ff. Eines selhsULndigen Uiibeile
Aber die einschlagigen, nngemein Terwickelten Fragoi muss ich mich
enthalten. — Ferner Movbrb, Phoeniner II, 3 (Handel und Scbiffahrt)
und die Zusammenstellungen von Mfi.tttr. Gesch. der Karthager Cap. I.
— Dass die Aegypter das Silber erst später kennen lernten, geht auch
daraus hervor, dass sie für dasselbe keinen eigenen Namen haben, son-
dern es »Ueissgold« |nub] hes nennen. Gegen die Annahme, dass zu
Aniang des Neuen lieichs das Silber das werthvoUere Metall war, hat
Ebibs, ZDM. XXXI, 464 sehr beachtenswerthe Einwände erhoben. —
Die Behenptong Reg. I, 10, 21 iet naassloee Uebertreibnng.
§. 180. In derselben Weise vollzieht sich eine Aus-
gleichung der Maasse zwischen den Gulturvölkern. Die aegyp-
tische kdDigliche £lle tod 0,525 m, welche schon den Bauten
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228
DritlM Buch, xwvitar AbwhniU.
der Pyramidenzeit zu Grande liegt — neben ihr ist eine
lüeinere Elle von 0,450 m im Gebrauch » ist tdentisdi mit
der Imbylonischen und wobl unzweifelhaft Ton Aegypten aus
auf (las ^'t'sammle vorderastatische Handelsgebiet übertragen.
Die UnterabÜieilunpren sind begreiflicher Weise hei den ein-
zelnen Völkern verschieden, in Ae^'vpten zerfallt sie in 28 Finger,
in Babylonien in ö Paluien mit 24 i ingern; daneben besteht
hier wie gewöhnlich eine Sexagesimaleintheilung. Auf dem
Gebiete der Hohlroaasee und Gewichte ist eine derartige Be-
ziehung bis jetzt wenigstens nicht erkennbar. Trotxdem mnss
dieselbe wenigstens för die Hohlmaasse vorhanden gewesen
sein, da dasselbe Wort »hint im Aegyptischeo, Hebraeischeo
und Phoenikiscben die Ifaass^nheft bezeichnet, wenngleich der
liihali derselben bei den verschiedenen Völkern verschieden
war. Bei den Gewichten herrscht in pranz Vorderasien ein
von Bal)yit)nien ausgehendes System, das mit dem aegypti-
schen keine Berührungen hat. Em Talent zu 60 Minen bildet
überall die Grundlage — wir haben gesehen, dass die M'm^
als Goldgewicht sich auch in Indien findet wfihiend die
weitere Eintheilung (in 50 oder 60 ieqel » atwtifp) und die
Normirung des Gewichts theils loeal, theils nach der Waare
schwankt Namentlidi für die Edelmetalle entwickeln sidi
neue auf dem Werthverhftltniss des SÜbem und Goldes zu
einander beruhende (iewichtsscalen.
Ueber die aegjpüsche Elle 8. vor allem Lepsius, Abb. Berl. Ak. 1865.
Ueber die babylonischen Maasse Opfert, L't^talon des m^som assyiiennat
Joum. as. M, 20. 157 fl". ; VII. 4. 417 ff.: Iji sns. Die bab.-assyr. Längen-
maas?e nach der Tafel von IS« til ' r«-!), Ahh. Berl. Ak. 1877; vgl. AZ. 1877,
49 rr, ; Sitzimjjsber. Berl. Ak. löb'2. Nov. — Daas die kleine ae^y|)ti.scbe
Elle von 450 nun aurh bei fieii Hehraeern in der Küuigszoit in Gebrauch
war, lehrt jeUt die Öiluahinschnlt, s. die Berechnungen von Conper
und GuTOE, ZDM. XXXVI, 744. Ueber die aegyptiscben Gewichte und
HoblniuUM CtuBäBt BAn. HU 12 ff.; ÄZ. 18^, 57 ff.; EnuiBB, ÄZ.
1876. 40 ff. Im Obrigen vor allem das grosse Werk ▼on BEun»
(«. 188).
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Seefaftndel der Phoeniker.
229
Seehandel der Phoeniker.
g. 190. Neben dem Landbandd entwickelt sich an den
Küsten des Hittelmeeres MbzeHigr ein bedeutender Seeverkehr,
der ausschliesslich von den Kana'anaGern betrieben wird. Sein
ältestes Centrum ist nnzweifelhaft die * Fischerstadt« Sidon;
nach ihr bezeiclmen alle seefahrenden Kana*anneer sich «e]l)?t
als §idonier, und werden so auch von den Hebraeern durch-
weg und häufig genug von den Griechen genannt (vgl. 283).
Bei den Aegyptem heisst dagegen, wie schon bemerkt, das
Land Eaft, die Bewohner Fenchn, woraus die griechische Be-
zeichnung Phoeniker (iat. Poeni) entstanden ist* Neben Sidon
stehen weiter nOrdlich Berut (Berytos) und Gebäl (Byblos,
aeg. wahrsch. Kepnna); nach Stiden folgen Sarepta und Sör
(Tyros »der Fels«) auf einer Felseninsel »die Stadt im Meere,
der das Wasser in Kähnen zugeführt wird, reicher an Fischen
als an Sand« (Pap. Anast. I). Dass das dem Melqart geweihte
Hauptheiiigthum der Inselsiadt um 2750 v. Chr. gegründet
sein soll, ist früher schon erwähnt (§, 183). Weiter Akzib,
'Akko, endlieh in der palaestinensischen Köstenebene (Sar6n)
Joppe, Askalon (Adqalon) und Qaza an der Grenze der Wfiste,
die Aegypten von Syrien trennt, alles Orte, die seit Dhutmes ID.
häufig in den aegyptischen Inschriften genannt werden. Schon
früh haben sich die Phoeniker weiter nach Norden ausgelireitet
und die Küsten des Aramaeerlandes bis zutn issis( hen (iolf
hin besetzt. Auf einer Felseninsel p^rüntieleii , wie erzählt
wird, sidonische Flüchtlinge die Stadt Arados ass.
Arwad, aeg. Artuf), die früh zu bedeutender ßlüthe gelangte
und schon von Dhutmes III. bekriegt wird. Benachbart liegen
Marathos und Simyra (aeg. Samar), weiter nördlich folgt
Gabala, schUesslich Rhossos und Myriandos am issischen
Meerbusen. ^
Im allgenuinen vgl. S!ral)o und vor allem Skylax peiip!., ferner
die in die Vnikertafel eingeschohf npn Verse Gen. 10, 17 f.; die assyr.
Angaben bei Delitzscu, Paradies 281 ff. — Sidooier ale Volksname
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280
Drittes Bach, sweiter. AbtehniU^
Gen. 10, 15 ; Jud. 18, 7. 28 ; Deut. 3, 9; Reg. I. 5, 20. am charakterisUsehsten
Heg. I, 16, 31 (auch 17, 9?); ferner auf tyrisehen MQoien. Auch bei
Homer ist It^oveot Yalksname neben ^otvtxtc; ferner Ovid. fast III» 106;
Trist. IV, 3, 1 D. a. Vgl Hotbrs, Phoen. U, 1, 91 ff. - Was Motebs
fflr das Alter von BjMos (und Berytoe) vorgebracht bat» Ist ebenso hin-
fftllig wie seine Unterscheidung eines sidonischen und eines giblitiaeheo
Stammes der Phoeniker. Byblos ist das Gentrum des religiösen Lebens
und der religiösen Literatur; flberdies war Philo selbst ein Byblier; dass
daher bei ihm Byblos als Metropole des Landes erseheint (2, 17)t ist gans
natürlich. — Die Bevölkerung von Gaza Asqalon u. s. w. ist zur Zeit der
Aegypterkriege nach Ausweis ihr*»*; (iopichlstypus sicher kana'anaeisch, s.
Brigsch, Geogr. loscbr. II, 74; Qiahas. Anliq. hisl. 285. Ueber die Phi-
lister s. §. 266. — Eusebius' Angabe, Arados sei 761 v. Chr. (V) gegründet,
wird rhirch die aegyptischen Angaben widerlegt. Fflr MvTiriTMlo« [nicht
MyriaQdroslJ s. Herodot IV, 38, Xen. Anab. .1, 4» 6. Skylax 1U2 u. a.
§. 191. Im 15. Jahrhundert v. Chr. sind die Seefahrten
der Phoeniker bereits liuch entwickelt; wie viele Jahrhunderte
vorher sie begonnen haben mögen, entzieht sich völlig unserer
Kenntnis^. Doch mag hier nochmals auf die Berichte über
Sargon's Fahrt auf dem mittelländischen Meer (§. 133) hin*
gewiesen werden. Das erste Ziel war Gypern, dessen Eupfei^
retchtliam besonders zur Ansiedelung reizte; auch Silber
und Eisen findet sich auf der Insel. C\ pern , auf dem
wir von einer älteren Bevölkerung keine Spur linden, wurde
ganz von den Phoenikern besiedelt ; an der Südküste erstanden
die Städte Kitiout Amathus, Paphos u. a., in der fruchtbaren
Ebene des Binnenlandes Golgoi, Idalion, Tamassos. Unter
Dhutmes III. wird der König von Gypern (aeg. Asebi) wieder-
holt erwähnt; es scheint mithin, dass damals die Insel einen
einzigen Staat bildete. — Von Gypern aus oder längs der
Küste gelangte man nach Kleinasien. Wie weit die Phoeniker
hier die Küste i>esiedelt oder Factorcien angelegt haben,
wissen wir nicht; über die semitischen Namen in Kilikien 9.
§. 246. Ihre nächste Hauptstation war Rhodos, das sie ganz
besetzten; als Miltelpunkl ihrer Ansiedelung erscheint hier
die Stadt Jalvsos, in deren Gräbern sich denn auch zahlreiche
phoenikische Kunstgegenstände, und darunter ein Slcarabaeus
Amenhotep's III. gefunden haben. Das rhodische Gebirge
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Die i^hoeiüker auf Cypera uad Ktiodos.
231
Atabyrios (= 'HOp)' auf dem die Phoeniker den Baal
(Zuus) verehrten, hat seinen semitischen Namen bis in späte
Zeiten bewahrt.
Dtw Aaebi (dia Aosspiaehe ist nicht vOlKg «eher) Gypern bedeutet,
lehrt te Oekr. Kanopoe. Dias die too Movns für hislotiaeh f»>
hattene Angabe deg Eoaebioa, Melea, Tbaaoa, KalUate (d. i« Thera) und
Paphoa seien 1427 (ao. Abr. gegründet, nicht mehr Werth hat als
die ao. Abr. 662. 588. 593 etc. aufgefQhrten und lediglich der griedii*
sehen Sagengeschich|e entstammt, braucht kaum bemerkt zu werden. —
Phoeniker auf Rhodos (= D^il*1 Gen. 10, 4; Er. 27, 15 [Stade über
Javan]), speciell in Jalysof:: Athen. YIII, 300 aus Ergias; Diod. V, 58 u. a,
— Die bochiiileres<aiiten Fmide von Jalyso?« im Bril. Mus, sind leider
nocb unpublicirt. Sie sind älter als die in der grossen Nekropole von
Kameiros gefundenen Gegenstände; auch Iiier aber haben sich phoe-
nikische (Jegcustände gefunden (Salzuann, La necropole de Cameiroci
{}]. 1 tr.i vgl. LdscHKs, Hiltb. areb. InsUt. Athen VI. 1 (f.).
§. 192. Rhodos ist die Eingangsatation des aegaeischen
Meeres, und alle Küsten und Inseln desselben haben die
Phoeniker besucht. Es ist indessen Basserordeiittieh schwierig,
hier ihren Bahnen im einzelnen , zu folgen. Gewinnung der
Rohpiuducle der neuentdeckten Lander, Absatz der eigenen
Waaren, daneben vor allem der Sklavenhandel, waren die
Triebfedern zu immer weiterem Vordringen. An gesicherten
und zum Verkehr mit den Einheimischen geeigneten Hafen-
orten, am hebsten auf kleinen Inseln, Hessen sie sich nieder
and gründeten ihre Factoreten (ygl. Thuk. VI^ 2), zu denen
durchweg auch HeUigthümer der Hauptgötter g^Arten'. Speciell
scheint man als Schirmherr der Seefahrt und der Cioloiiien
den Sonnengott Melqart (»den StadtkOnigc, gr. Herakles) Ter-
ehrt zu haben (Diod. XX, Nur selten, wo der reiche
Boden oder die riuducte des Landes besonders verlockend
waren, wiu in ( iypern, Rlmdos, Nordafrika, Sudspauien, hat
hat man ein grosses Gebiet besetzt und eigentliche Golonien
gegründet. So wurde ein Kampf mit den £ingelK)men mög-
lichst vermieden , die rein mercantilen Interessen nicht durch
die Sorge für Haus und Hof oder politische Herrschaft in
den neu entdeckten Ländern getrübt Im allgemeinen mochten
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232
Drilles Buch, zweiter AbschoilU
sich die Eingebornen diese Exploitirunir durch die fremde»
Seefahrer nihigr ^^elallon la^sen ; nur wo wie in Griccheiiland
eine lioclibo^'abte Nation ansässig war, begann sie allmählich
von itinen zu lernen, selbst Schiffe zu bauen, Seeraub und
Handel zu treiben, die fremden Ansiedelungen zu occupiren.
Einer derartigen Concurrenz sieb zu erwehren, besassen die
Phoeniker keine Mittel; langsam aber »tätig und wie es scheint
meist ohne gr5sseren Kampf wurden sie aus den griechischen
Meeren Terdr&ogt, die an den einzelnen Stationen Ansässigen
Terjagi oder heüenisirt. Dalier erklärt es sich, dass wir von
den phoenilüschen Ansiedelungen in Griechenland nur so dürf-
tige Kunde haben, ihre Spuren nur sehr schwer aufweisen
können. Im allgenieinen fasst die grieclii^^che Tradition die
An>iodeiurigL'n der Phoeniker zusammen in di^in Märchen vom
Tyrier Kadmos (Qadmi »der Ostmann«), der auszieht, die
Europa ('Ereh »das WesÜand«) zu sudien.
Neben den nur mil grosser Vorsicht tu benutzend t n Ausfühnin^rn
Vdii Mover«, i'linen. II, 2 'J. vor allem Ülshau^jfn, l'liocn. Orlr-iiameu
ausserhalb i\t< -ein. SprachtTrhints. im Rhein. Mus. VIII, utul Unige»laltiui^
einiger seni. Orlsnameii bei den Griechen, in Ber. Beil. Ak. 1879, bÖb.
Im allgemeinen scheint den etymolugischen Gombinationen gegenüber
grosse Zurflekhftltiiiig geboten ; wo spftt«M Fonds «taie Gontrolto tmOg-
licht habsDy s. B. bei den assjrr. Namen, ist dieselbe sehr tu üngaoeten
der Sllefen Deatnngsversuche ausgefallen. Namen wie Seriphoe, Syros,.
Salamis, Astyim, Abydos kOnnen sehr wohl semitisch sein, aber ta
beweisen Ist es nicht. Weit problematischer sind indessen noch die
mythologieehen Combtnationen, die in der Regel jeder soliden Begrün-
dung ermangeln. Minos für phoeniki:<ch zu hallen, liegt kein Grund
vor; Samotbrake, die ödeste, völlig hafenlo-e Insel des aegaei«chen
Sleeres i<t ('t>\vi<« nie von den Fhoenikerii be-et/t jit'wesfn. solidem t-ine
aillhraki- l * iillurst?ltte. Herakles ist ziiiulclisl ein ecliL !> ll- nisoher
und von il- ii ürieclieii eifrig verehrter (Jcttt, (l<'ii dieselben alit-rdings
dem pliuenikischen Melqart gleicbs^eUlen. la welchen Fällen aber ein
Herakleeetilt aus einem ursprünglichen Melqartcult hervorgegangen ist»
ist fast nie erkennbar. Ebenso ist Aphrodite (und vor allem A. Urania)
eine griechiache GOttin, wenngleich manche ihrer Heiligthflmer ur-
sprOnglich Goltosstltten der Astarte waren o. s. w. Menschenopfer finden
sich femer im altgrieebischen Gult ebensogut wie bei den Phoenikem«
Es ist nie sn vergessen, dass wir von phoenikioctaer
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Die Pboeniker im AegaebehtD Meer.
238
Religion recht wenip, von phoenikischer Mythologie
eigentlich gar nichts wis.si'ii. — \m allrrfn-fiiien ist in der grie-
chischen Sage Agerior, der Bnider des Belus und Vator der Europa [und
des Phoenix und KihxJ, der Repräsentant der Phoeniker,
§. 198. Sicher beseugt sind uns phoeirikische Ansiede-
lungen auf Kythera, der Hafenslation für den Peloponnes, auf
Melos, Thera, Oliaros (Stcph. liyz.), ferner auf dem goldreichen
Thasos gegenüber der Ihrakischen Küste. Für Krota Itoweist
der Flussname Jardanos, d. i. Jardon »der Fluss« im
Gebiete von Gortyna (Od. y 2^2; derselbe ündet sich auch
in Elis U. ü, 135) eine phoenikisdie Anaiedelung in der
frachtbaren Ebene im Süden der Insel, am Fusae des Ida.
Hierher Jftset denn auch die Sage den Zeus die sidonisebe
K5ttigskochter Europa entfilhren. Vielleicht beeeichnet der
Yolksname Kydotier, den Homer den Bewohnern dieses Theiles
▼on Kreta gibt und deren Namen auch die Stadt Kydonia
im Nordwoisten der Insel bewahrt, die pboenikisclii'n An-
siedler. Auch der Sage von dem incnschetd'ressonden Mino-
tauros liegt vielleicht eine Erinnenmg an den Menschenopfer
fordernden und in Stiergestalt dargestellten Ba al oder El zu
Grunde. £me zufallige Notiz (bei Steph. Byz.) nennt ferner
Pronektos am Gk>if von Nikomedien eine phoenikische Grün-
doogt und es ist kaum zu bezweifeln^ dass die phoenikischen
Händler schon in alter Zeit auch die Küsten des schwarzen
Iteeres aufsuchten, und z. B. Ton den Stämmen der ponti«
sehen Gebirge Kupfer und Eisen sowie Sklaven erhandelten
(v^l. Ezecii. 27, 13). Allerdings lassen sich an den Küsten
des Ponlo?^ Spuren der Phoeuiker nirgends mit Sicherheit
nachweisen und die Annahme, dass Abydos, Astyra, Adra-
mytion in Troas von ihnen gegründet seien (Olshausen),
ist mindestens nicht beweisbar; Adramytion ist nach der
griechischen Ueberlieferung eine Gründung ans der Zeit der
Memmaden. Dass sie dagiegen hier Handel trieben, lehren
die Ausgrabungen Sgulriiarn^s in Hissarlik; namentlich alle
Gegenstände des Goldschatzes sind unzweifelhaft phoenikische
Arbeit (vgl §. 204).
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234
ÜhLtes Buch, zweiter AbsübuiLU
Die älteste griechische Geschiclitsfoisc huiitr (d. h. die auf
der hesiodoisclion I'oesic fussenden IiOgü«jrra()hen , ?. Bd. II)
marht ferner den Volksstamm der Kadmeeri welcher vor den
Boeotem in Theben ansässig war, zu Phoenlkern und Ge-
nossen des die Europa suchenden Sadmos; aueb die in Theben
unter dem Namen Onka verehrte Athene soll eine phoenikische
Göttin sein. Die filtere Sage, in der die Fürsten der ICadmeer
und ihr Untergang' eine grosse Rolle spielen, weiss nichts
davon, dass sie stammfremd sind; sie lässt sogar den grie-
ohischen Gott Dionysos aus ihrem Gesehleclite hervorgelien.
War also Theben wirklich eine plioenikische Gründunpr, —
man hat sicli zur Bestätigung auf (h'e Siebenzahl seiner Stadt-
Ihore iKTul'en, da die Heiligkeit der Sieben auf den babyloni-
schen Planetencult zurückg^eht — so haben sich die Ein-
wanderer jedenfalls bald den Einheimischen asauniliri. Im
übrigen kann num mit der Annahme Ton grOssecen An-
siedelungen auf dem griechischen Festlande nicht vorstcbtig
genug sein.
Ueber iIIh ptioeii. (lolonieu s. vor allem Herodot I. 105; II. 44;
IV, 147 ; V, 57 ; VI, 47. Seine C.liroiiülogio beruht auf den he.-iudeischeii
Oenealügieu und iäl historisch werlhlos. — Lfober Oikka oder Oiiga s«. ZUM.
XXXIt 722. Ueber das äiebenlhorige Theben Brandis iiu Hermen II, der,
uiB die PlftnetengOUer als Sehirmherrcn der Thon nechmweiMn, slemlieh
wülkdriicbe Umdeatanfen Toniduneii muss. — Gegen Waicbbiidth*s Ter^
8oeh (Stadt Athen im AJterthum in Athen (Melile) dne phoen. An-
siedelung nscbsttweieen, i, die aehlägenden Aosttthningen von ▼. Wumo-
wiR, Kydathen 146 ft — Die scharrsinnigen Combinationen von Kikpuit,
die geopr. Stellung der nOrdl. Länder in der phoen. -bebr. Erdkunde,
Ber. Herl. Ak. IS.50, 191 fl., berulien auf euer falschen Ansichi über
Alter uod Werth von Geu. 10.
§. 194. Dass die Phueniker das aepaeische Meer bereits
im 15. Jahrilundert ixilahren haben, lehren die aegypti-
schcn Inschriften. Wiederholt spricht Dhutmes III. davon,
dass ihm ^die Fürsten von Rutenu, jedes verborgene
Land und alle Länder der Fenchuc unterthan seien
(Mar. Kam. 18)^ die »Fürsten Ton Kaft und den Insehi im
Grossen Heere zahlen ihm Tribnt (WiLKutson, Manners and
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Alter der phoenikischen Colouien.
235
Customs 1, pl. 4); Amon sagt zum König, er habe ihm Kaft,
Asebi (Cypern), die Inseln im Grossen Meer und die Inseln
der Teaau ^) unterworteu. In letzteren wird man kaum um-
hm können, die aegyptische, durch die Phoeniker öbermittelle
Fonn Yon AavooC zu erkennen, die dann in genauerer Tran-
scriptlon unter Ramses III. als Danauna wiedergegeben wird
(§. 2G4j. Weit schwerer ist zu bestimmen, ob die Phoe-
niker damals schon weiter nach Westen gefahren sind.
Wenn das seit Seti 1. von den Aegyptern oft erwäluite See-
volk der Sardana wirklich, wie man vermuthet hat, auf Sar-
dinien seine Heimath hat (§. 234), muss diese Insel schon
im U. Jahrhundert von den Phoenikern colonisirt worden
sein. El)enso mOgen Sicilien, Nordafrika, Spanien schon in
dieser Zeil entdeckt und eifrig besucht worden sein. Es wird
sich aber empfehlen , die Darstellung dieser Fahrten nach
Westen auf einen späteren Abschnitt zu verschieben.
Politische Verhftftnitse Syrient.
§. 195. Ueber die politischen Verhältnisse Syriens haben
wir leider fast gar keine Kunde. Im allgemeinen bildete, so
sdieint es, jede Stadt ein eigenes Gemeinwesen ; nur die Cheta
bilden ein geschlossenes Ganzes. Daher redet Dhulmes III. immer
von >dom Könige des grossen Chetalandes«. Sonst scheint nur
noch Naharain >>das Stromland« im Norden einen einheit-
lichen Staat gebildet zu haben (Lbpsius, Aosw. 12. ZI. 37
-j- 61, TgK ZI. 17 f.). Dagegen im Rutenugebiet hat jede
Stadt ihren eigenen Herrscher, und ebenso stehen die phoeni-
kischen Städte — auch die Ansiedelungen auf Cypern — unter
'} Harictte, Kam. pl. 11. Da die Tenau in späterer Zeit öfter
...
kommen, inuss JT amvw^ a-a Tenaa gelesen oder
das ^ für einen Sehreibfehler gehalten werden. Vielleicht ist aber
oieht Tenao* sondern Tentiu zu sprechen.
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9
236 Drittes Buch, zweiter Abschnitt.
eigenen Königen (Strabo XVI, 2, 14). Dass im übri$?en die
Gerneinden durchwog aristoici atisch dieHert waren und Ge-
schlecht und Familie die maassgeben(ieü Elemente bildeten
bis in die spätesten Zeiten, bedarf keiner weiteren Ausführung.
In den aeiryptischen Denkro&lern begegnet uns der syrische Adel
wiedeffaolt nnter dem Namen manna (n. far.) d. i. aramaeisdi
^VID »miaere Henenc. Noch gleiebi8nn%er sind natürlicb
m allen Zeiten die VerUUtnIsse der Wflstenstämme. Von
dem Treiben an dem Hofe des tSelieibhs Ton Tenn (anf der
Sinailialbinsel r) gibt uns bereits die Geschichte des Saneha aus
der Ii*. Dynastie ein höchst anschau luhes liild {j^. 98). In
welcher Wei-^-e aber diese syrischen Kleinstaalen voii den
grösseren Verhältnissen Ijeruhrl wurdi-n , in welchen Be-
ziebungen sie z* B. zu dem Hyksosreich standen, das entzieht
steh völlig unserer Kenntniss. Nur soviel wissen wir, dass
damals die Besiehungen zu Aegypten Äusserst r^ge waren,,
und zahhreicbe Kana^anaeer [und Aramaeer?] sich in dem-
selben ansiedelten (§. 109).
Cuttnr. Schrift Industrie.
S. 196. Die alte Cultur Syriens lässt si( h gegrenwärt ig^
nur in den allgemeinsten Umris.-en zeichnen; überall sind es
nur dürftige Trümmer, die uns vorliegen. Die Aufdeckung
der Ruinen von DJeräliU (g. 184) gibt Aussicht, dass wir bald
wenigstens ein etwas umfangreicheres Material besitzen werden,,
das vielleicht durch eine gründliche Erforschung Mesopotamiena
noch bedeutend vermehrt werden lumn. hn phoenikischea
Hutterlande sind aus vorhellenistischer Zeit nur ftusserst ge-
ringe Ueberreste erhalten; mehr bieten die Goloniuii, j:i erster
Linie Cypern. Dazu kommt die freilich gleichfalls sehr dürf-
tige und unzuverlässige Ueberlieferung des Alterthums. !jei
dieser Sachlage ist es gegenwärtig noch unmöglich, hier eine
chronologische Entwickelung zu geben und z. B. in der Kunst
die einzeUien Epochen scharf zu sondern. Dagegen tritt das
Gesanmitergebniss auch jetzt sehon sehr deutlich vor Augen.
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I
Gnttar SyriflU. Dm Sduift. 287
DasBalbe besteht tot a]]em darin, dass durch das Zusammen- ^
strömen der aegypUschen und bahylonisehen Gultiir-
elemente in Syrien sieh eine Torderasi atisehe 6e-
sammtcultur entwickelt hat, die jedenfalls bereits im
15. Jahrhuiiiiei l in ihren Grundzügen fertig dasteht, und dann
in erster Linie auf dem Seewege durch die Phoeniker, daneben
auch zu Lande über Kleinasien, zu den europaeischen Völkern
und specieli nach Griechenland, getrap^on worden ist.
§. 197. Dass die unentbehrliche Grundlage höherer Cultur,
die Schrift, den Sjnm nicht lehtte, wissen wir; am Hoie des
GbeAakfinigs seigen uns z. B. die aegypüschen Darstälnngen
den königlichen Sclireiber als hohen Beamten. * Man bediente
sieh einer eigenartigen Hieroglyphenschrift, die wir, weil die
ersten Monumente derselben in Hamät gefunden wurden,
hamathenisch zu nennen pflegen; neuerdings sind zahlreiche
InschnÜen in derselben in Djeräbis und sonst ans Licht ge-
kommen. Ob sie mit der ao^plischen oder der babyloni-
schen Schrift in näherem Zusammenhang steht oder die Ver-
mitteluDg zwischen beiden bildet, wissen wir bis jetzt nicht.
— In späterer Zeit tritt neben diese eine neue Schriftart,
welche aus der Fülle der phonetischen und ideographischen
Zeidien 22 herausgreift, deren jedes ausschliesslich einen be-
stimmten Gonsonanten bezeichnet Wir wissen bereits, dass
dasselbe Princip auch der aegyptischen Schrift zu Grunde
liegt (§. 28); der Fortschritt über dieselbe hinaus besteht
darin, dass alle ideographischen und Silbenzeichen beseitigt
werden. Dass man nur die Gonsonanten, nicht die Vocaie
bezeichnete, t)eruht auf der Eigenart der semitischen Sprachen.
Die gewaltige Vereinfachung der Schreibkunst, welche diese
Aufetdlung einer rein phonetiselien Schrift enthalt, hat der-
selben hat die ganze Gulturweli erobert; die meisten der gegen-
wärtig in der ganaen Welt gebituchlichen Alphabete shid direet
oder indtrect aus ihr abgeleitet. Dass sie in Syrien erfunden
ist, scheint zweifellos; aber wo und von wem, ist unbekannt.
Zeitlich dürfte übrigens die Eiüuduug nicht allzuhoch, viel-
leicht nicht über das Ende des zweiten Jahrtausends v. Chr.
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238
Drittes Bach, zweiter Abschnitt.
hinaufzurücken «ein. — Dass die syrischen Stamme seit Alters
eine Literatur besassen, vor allem eine religiöse, ist nicht /.u
bezweifeln. Bei den Phoenikera sollen die heiligen Tradi-
tionen auf Tafeln, die man in den Tempeln aufstellte , yer-
zeichnet worden sein, und von dem Vorhandensein alter Jahr-
bücher erkennen wir in unserer Ueberliefernng noch deutliche
Spuren. Doch ist alle weitere Kunde davon völlig verschollen.
Die ersten hamatheniichen Inschriften sind von Burtok and Drasi,
TTnezplored Syria 1872 publicirt. Alle bis jetzt bekannten sind to^
sammengestellt von Rtlamos in TrSBA. VII, 3» 1888. Untor den Vei^
Fliehen eine Enlzifferung vorzubereiten, sind vor allem die von Satce
(Tr. Soc. Bibl. Arcb. IV u. VII) sa nennen. Die sog. phoenikische Buch-
stabenschrirt dQrfte ihre Zeichen wobl der ham athenischen entnommen
haben; doch zeigen manche Zeichen auch auffallende Beruhningen mit
der aepyptischen Schrift (iie Rort;^, Sur Porigine ^ypf. de l'alph. ph6n. 1859.
LrN' iiM^NT. F'ropag.ition de l'alph. phcn. Eukrs, Aeg. PM. 146 fT. H.mkvy,
M*'lange9 1Ü8 ff. u. a.) ; der Versuch von Dkkckk, ZDM. XXXI, 1Ü2 IT., sie
aus dem Assyrischen abzuleiten , sclieint misslungen. — BelrefTs des
Orles der EtfiiHlnng ist zu beachten, dass das Alphabet die Laute 'ain
und ghain, ha und cba /u^ammenwirfl, wahrem! sie von den Hebrnpern
und Philistern in der Aussprache immer frev;(•hif'd^»n wurden [ebenso in
Nordsyrien, vgl. z. B. die aegypt, und ussyr. Schieihung von yamät und
Chaleb ; letzteres ist offenbar erst im späteren Syrisch zu Ijfaleb ge-
worden]. Fflr ihr Alter ist vor allem von Bedeutung, dass die Griechen
auf Cypern sich einer [dem Ilamathenischen enllehiilen ?J complicirten
Silbenschrift bedienten, was kaum denkbar erscheiut, wenn damals schon
die Pboeniker ihr AIphab«t verweiibeten. Femer kommt, allerdingi als
durchaui nicht beweisend, In Betraeht, dass der Ürlypus, auf den die drei
ältesten Schriftarten dieses Alphabets, das altgrieehisehe, das altara*
maeisebe und das sidonisehe surOekgehen, dem Alphabete der Heia'-
insebrifl (om 850) sehr nahe steht.
§. 198. Daas hei ^nem Handelsvolke die Industrie hoeh
entwickelt sein muss, bedarf kaum der Erwfihnung. Die Er-
rungenschaften der benachbarten Culturvölker haben sich die
syrischen Stämme im weitesten Umfance anprecignet, und da-
neben steht vermuthlich manche einheimische Erfindung. Von
den reichen buntgewirkten Gewändern, die man in Syrien
webte, geben die aegyptischen Denkmftler seit den Zeiten der
12. Dynastie (Einwanderung der *Amu g. 98) zahlreiche Proben;
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Sohrifl. Induslri«.
289
und bekannt ist, dass die Phoeniker als Purporfiacher und
Fftrber berOhint waren. ESienso üben sie die Glasindnsirie,
die sie von den Aegyptem gelernt haben (§. 71) und die
babylonische Kunst des Steinschneidcns. Neben diesen Ar-
beiten stehen dann sämmtliche Gej^^enstande des Hausratlis,
die in den Tributlisten der Ae^rypter hiiulij^' als werthvolle
Beutestücke aufgezählt und abgebildet werden, von den sil-
bernen und goldenen Ringen , den Schmuckgegenständen in
Edelmetall, in Elfenbein und aus edlen Steinen, bis zu den
feingeformten und zierlich bemalten Schalen und Krflgen von
£r and Thon. Besonders berfihmt, doch auch hier völlig
von Aegypten abhängig, sind sie als HetaÜarbdter. Es ist
bezeichnend, dass die meisten, wenn nicht alle in Kalach
(Ninirud) gefundenen ehernen Schalen und Krüge nicht ein-
heimisch-assyrische Arbeit, sondern aus Syrien importirt sind:
sie zeigen durchweg die für die syrisch-phoenikischen Arbeiten
charakteristische M,iBchung des aegyptischen und babylonischen
Stils. Schliesslich muss noch erwähnt werden, dass die Phoe-
niker in der Schilfalirt und Schifl^baukunst bekanntlich die
Lehrmeister aller Hittelmeervölker geworden sind.
Ueber die Metallschaleu aus Nimrud (Läyard, Mou. of Niniveh
II ser., pl. 57—68) Tgl. Layahd, Niniveh and Babylon p. 182 ff. Von
aegyptitdiflfi DanteUoiigen koauniii vor anem Grab des Redunan*
iinlar D^totmcs DI. (HomMSt Travds in Etbiopia so S. SSO» Qod danach
WiUDmoR» Mannen and Goftoma I, pl. 4) und das das 9ui imtor
Tat^anchameu (Lkpsids» Dankm. III, 115 (t) in Betracht Ferner Ghah-
POLUOF, Hon. pl. 167» 5. 168 n. a. '
Kunst.
§. Id9. Die Verbindung a^fyptischer und babylonischer
Elemente auf syrischem Gebiet tritt uns nirgends deutlicher
entgegen als in der Kunst, und hier ist es ungemein charak-
teristisch für den semitischen Geist, dass man überall bei einer
einfachen Nebeneinandersteilung oder Mischung ?fphpn blieb,
von einer wirklichen Durchdringung oder einem eigenerj Kunst-
sUl aber eigentlich nirgends die Rede sein kann. Wie die
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240
Drittes Baehy i weiter Alwcbaitt
gesunmte Gultiir der Awyrar Tdllig von Babylon abhängig
ist, 80 herrscht hier auch der rein babykniiecfae Konststil«
YoD Assyrien aus Ist derselbe nmSchst nach Nordsyiien,
speciell tn den Ghetitem gedrungen, and erscheint hier nor
wenig modifietrt. Soweit wir nach den in Djerdbis nnd Klein-
asien gefundenen Monumenten der Glieta urtheilen können,
ist ihre Technik roher als die der Babv knier und Assyrer.
Die menschliehen Figuren sind noch gedrungener als die Sta-
tuen Gudea's (§. 160), grössere Sorgfalt in der Ausrührung
tritt nirgends hervor. Umgekehrt dominirt in Phoenikien der
aegyptische £inflius. Von der einheimischeD Architektur wissen
wir ihst gar nichts, als dass ihre Tempel Aber dem Eängang
die Fjgar der geflägelften Sonnenscheibe trugen, wie die aegyp^
tischen, dass daneben die Uraeusschlange eine bedeutende
Rolle spidtCf dass man die Leichen nicht nur in Felsenkam-
mern beisetzte, sondern gelegentlich auch Steinpyramiden über
denselben errichtete. Die uns erhaltenen Sarkopiia^^c -iiid
völlig nach aegyptischem Musler gearbeitet, der Deckel ist
wie in Aegypten eine Nachbildung der mumisirten Leiche.
Wenn wir in Mykenae den Brauch finden, dem Todten eine
Goldmask» auf das Gesicht zu legen, so wird das auch auf
aegyptisdien fiinfloss zarfldcgehen, obwohl^ die erhaltenen
Masicen yieUdcht nicht phoenikiscfae^ sondern einheimiscfae
Arbeit sind. Von Tempelresten ans yorgriechischer Zeit sind
nur drei Zellen bei Marathos einigermaassen erhalten; sie
zeigen einen völlig aegyptisirenden Stil. Von der Plastik sind
die auf Gypern gefundenen S[;ituen fast die einzigen, aber
äusserst lehrreiciie Ueberreste. Sie sind theils rein nach
aegyptischem, theils nach assyrischem Muster gearbeitet; die
Einflüsse von Ost und West ioreuzen sich auch hier und
führen gelegentlich zu einer Vermischung. £ine Statue aus
€k>lgi zeigt z. B. einen König in völlig aegyptischer IVacht,
aber mit assyrischem Gesicht und Bart (Gbsnola, Gypern,
äbers. von Stern, Taf. 21, 2).
T>rnkmäler der Cheta in DjerAMs : TrSBA. VIT, Heft 3; Felsbüd
ei Des Kölligs bei Biredjik am £uphrat ib. VII, 250* Die kleinaeUtiscben
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Kumt MiMhimg dm ««gyptiseheii md babylcniMshen Einfloins. 241
Monumente §. 255. [>enselben Stil zeigm die Figuren auf einem Architrav
in Umm el-*Awdm!d zu den Seiten einer geflOgellen Sonnerischeibe (Rbicau,
Mission pl. o2). — Phoenikische Knn?t : Hknan, Mission en Ph^nicie 1864(11
[wodurch Gerhard, Kunst der I hneiiikpr 1846, in S. Ges. Ahh. II und
Darstellungen wie die in O. MCm eh s Handbuch der Archäologie völhg
aiiliquirt »ind]. Ueber die Ornamentik der karthagischen Sielen : Bbroer,
Oaz. archöol. II. III. Bronmtatue aus Maratbos: Roiam, KAn. XXX Vli,
m. Die Dwatellniigwii ArtUcli m Tytm im ek*lMr uaA M
Qm (Bnu und Gotbi, PalaMÜna II, 80 ff.) seheinen noefa Dicht
pablicirt zq aclii. Zu den phoan. Orftbeni V(l. LaimBnui bei Bbbbs und
ChiTBi, PeiaeflUo« Q, 68. — Hintukommeu 1) die tegyptiaehen Der*
fltellm^eii (s. nameDilidi |, IM Anm.) ; 2) die Darstellungen der Siegel,
Ciemmen und Mflnzen (s. namentlich de Lütkes, Numism. de la Pb^nicie
et des satrapies; de VooOi, M^I. d'arch. Orient., auch M. A. Lety, Siegel
und Gemmen); 8) die Funde von Gypern, Rbodoe» Mykeoa«, fjUaearlik u. a.
§. 200. Da«; kunsthistorisch Wichtigste ist indessen, dass
die Typen und die Symbolilc der aegyptischen und der baby-
lonischen Kunst mit einander ?erschmolzen werden. Die
Greife (hebr. Krüb [Gherob] = griech. fpb^) und sonstigen
Mlsebgestalten Babylonfens dringen nach Syrien — ein wie
es scheint specifisch phoenikischer, dann auch nach Lykien
gekommener Typus derselben ist die Gbimaera [in Golgi:
Gesnola-Stern , Cypern, Taf. 33, 3] — auf Cheruben thront
wie die babylonischen Götter uiiii Könige auch der hebraeische
Stammgoit Jaliwc. Daneben steht der aegyptische Spiiinx,
der gewöhnlich, wir wissen nicht aus wclcliein Grunde, einen
Frauenkopf, später auch weibliche Brüste erhält und mit
Flügeln ausgestattet wird; in dieser Form ist sie in späterer
Zeit auch nach Assyrien ged rangen. Ueberfaaupt findet die
babylonische Uanier, den Gottheiten und Dämonen FIQgel
anzusetzen, weite Verbreitung: auf einem mir zugänglich ge-
wordenen Relief Y<m Djeräbis ist eine dem bekannten baby-
lonischen Typus (§. 161) nachgebildete CrÖttin der Zeugung
mit zwei Flügehi darwstellt. Wie weit die letztere Gestalt,
oft in der rolicsten Weise gearbeitet, sich verbreitet hat, ist
bekannt; sie findet sich in zahllosen Exemplaren auf Cypern,
aber auch in Hissatlik (aus Blei, ScnuciiANNy liios S. 380)
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242
Drittes Bnch, sirdtor Abeehnitt
und in Mykenae 'j. Daneben steht eine andere Göttin, welche
lächelnd in eine vor der Mitte des Körpers gehaltene LoCoe-
bhune eebaut — gfewOfanlich nennt man sie die sidooisebe
Astarte. Auch die babylonische Sitte, die Gottheiten auf
Tbiere zu stellen, ist in Syrien [and weiter in Kletnasien]
adoplirt: es ist charakteristisch, dass die Sladtgültin der
Chetastadt Qades auf eiiunii Löwen stellt, aber sonst ganz in
aecypti'^rher \\ eise wie Isis oder Halhor gebildet wird, mit
dem Sonnendiscus zwischen den Hörnern (ZDM. XXXI, 729).
Zn dm Ghemben vfl. DsunaGB, Pftndiee 160 ff. — üeber den
SpMnxtypw TgL HnCHHOffSR, Htttb. srch. Inst. Athen IV, 46 & Wnbi.
Sphinxe ftnden taxk echon in Üjfik (PmuiT, Eipkmt de la Gaktie etc.
pl 66. 07).
§. 201. Wahrend sich im übrij]^en aegyptischer und baby-
lonischer Einfluss die Wage halten, lierrRchf auf driii ( 1 'hu te der
Religion und vor allem der religiösen Symbolik jener durchaus
Tor und ist auch nach Assyrien und Babylon gedrungen. In
den wenigsten Fällen Terstand man die Bedeutnng der aegyp-
tiscben Symbole, denen man als Anmieten und heilbringenden
Zeichen den grössten Werth beilegte. Fast durchweg werden
sie daher umgestaltet; häufig legt man auch eine neue Be-
deutung hinein oder entwickelt aus Ihnen neue religiöse An-
schauungen. So findet sich die Hieroglyphe des Lebens
auf phoeniklschen , hebraeischen , syrischen, Uemasiatiscben,
nordafrikanischen Monumenten in den verschiedenartigsten
Umgestaltungen bis zum karthagischen Das aegyptische
Zeichen des Mondes ^O^, eine Vereinigung von Halb- und
Vollmond, kehrt in demselben Gebiet überall wieder, aber ge-
wöhnlich wird der letztere in die Sonnenschdbe oder
einen btern umgewandelt. Der Skarabaeus, die Uraeus-
') In Hpf Sr tit ivMANN'schen Saitm limp: im Berl. Gewerbpinuseum.
Aus tier oheii angeiuiirleQ troischen Bleiligur macht Schliemakk einen
>PaD mit Bockshörnern«!
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Verbnitoog dar- aegypUsehm Symbole in YordemMiai. 243
sdriänge (die sieh auf kletnasiatischen Denkm&lero auch an der
Stirn der Ghetaftlrsteii findet), der Homsspober, der Lotus, ferner
Soenen des religidsen Lebens wie die Fahrt {Iber den Himmel
werden in der phoeniUsch-syrischen Kunst auf Gemmen, Reliefs,
Vasen (z. B. auch auf den Bronzen von Kalach §. 198) zahllose
Male nachgebildet ; dazwischen finden sich Greife und andere
Wesen der babvlnni<rlien Kunst. Die aegypiische Auffassung
des zeugenden Sonnen^'^oltes als eines Stieres ist von den
Kana'anaeern adoptirt: in der sidonischen Sage entführt Zeus
d. L Ba'al die Europa in Gestalt eines Stieres (vgl. den Mino-
taaros §. 193), und bekanntlich haben die Hebraeer ihren
Stammgott Jahwe vidfach als Stier dargestellt Die aegypti-
sirende Form der Stadtgöttin Qade§ ist schon erwfihnt; wie sie
»halten Ba^alat [speeiell in Byblos] und Astarte (daher *AS-
toret Oarnaim, die gehörnte Astarte) die Kuhhörner mit dem
Sonnendiscus ( §. 50) als Kopfschmuck. Was derselbe aber be-
deute, wusste man nicht; so ist es gekommen, dass man die
Hörner in eine Mondsichel umwandelte und Astarte sehr gegen
ihre ursprüngliche Bedeutung auch die Function einer Mond-
gdtttn erhielt. Kein Symbol aber ist häufiger verwendet und
stärker verfindert worden als die gefldgelte Sonnenscbeibe. Das
Detail der Zeichnung, namentlich die bdden üraeusschlangen am
Discus, verstand man nicht und bat sie auf das mannigfal-
tigste umgestaltet (vgl. z. B. die Sculpturen von Boghazkiöl
und Üjük). Gelegentlich setzt man dann wohl die sieben
Planeten in die Sonnenscheibe oder auch einen menschlichen
Körper. Bei den Assyrern erhält dersellie Pfeil und Bogen
und wird zum Hilde des obersten aller Götter, des Stadt- und
Kriegsgottes Assür (§. 181). Von hier haben ihn die Perser
entlehnt und die bekannte Darstellung ihres höchsten und
einzigen Lichtgottes Ahuramazda daraus gemacht
Von dm biarlier gebMgen Qc^nilSiiden völlig in trenneo sind
die attalreieh«o, sweifeUM von Pboeiiilc«m gefertigten peendoaegyptiKben
ArbeileDy die dem Gelviete des Kiinsthuideb angeboren und ebenso nt
beurtbetlen wie die g^nwftrtig eontaiden peeadoefainealBefaeir
Gegenttfinde. Offenbar waren aegypiische Artikel sehr gesucht. Hierher
febflno s. B. die iierflbmte Sebale von Paleetrioa, sftmmtüche Gegenetftnd*
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244
Drittes Buch, sweitar AbtebnitL
dm Schatm von Kurion (Cutola, Gypern Taf. 76), ElfenheiDplatU
d€8 angebliehen Aubnura* aiit Nimrad (|. 107 Anm.: Layahd, Hon.
af Nin. I, 89» 11; vgl. 88« 6) und walmehemlieb der angebliche Hyksoo-
lOwe aus Bagdad (|. III Anm.)-
§. 202. Am einh« itliclisten gestaltet sich der »asiatischet
Mischstil in der Ornamentik des Hausralhs, in der Decoration
der Wohnungen. Unter den verwendeten Elementen treten
vor allem die rein linearen Gebilde: Mäanderlinie« Haken-
kreuz, reg^mfissige Gunren verschiedener Art, und die Blumen-
ornamente: Lotus, Knospen f Krftnze, Bouquets, Pflanzen-
geschlinge, hervor; zwischen beiden steht die Rosette » die
man für babylonischen Ursprungs hält, in der Mitte. Hier
linden sich die gleichen Muster der Fussböden und Plafonds
in Aegypten und Assyrien, daneben — zweifellos durch phoe-
nikischen Einfluss vermittelt — in Orchomenos, und schwer
dürfte zu entscheiden sein, wo die Ck>mposition ihre urspröng-
liche Heimath hat. Wenn sich sonst in Aegypten wenig Ein-
fluss des asiatischen Stils zeigt, wenn z. B. Greife, geflügelte
Sphinxe u. ä. nur ganz vereinzelt als Ornament vorkommen,
wo wir es zweifelsohne mit Nachahmungen asiatischer Vor-
bilder zu thun haben (z. B. Hoselliri, Mon. civ. 90, 6.
121, 27), so beruht dies nicht auf Unkenntniss, sondern auf
dem ausgebildeten KunstprefQhl, das die Reinheit des Stils zu
wahren bestrebt ist, ein Gefühl, das den Semiten, auch den
Assyrern, yö\V\^ abgeht. Nur Flügelwesen — ilie aber immer
ihre Flügel wirklich gebrauchen — linden wir seit etwa dem
13. Jahrliundert immer häufiger, z. B. geflügelte Skarabaeen
und Uraeusschlangen. Die alte Anschauung, dass die Him-
melsgöttin Nut mit ihren Flügeln den Todten, d. h. ihren
Sohn Osiris, schirmend umschliessl, wird jetzt sehr oft auf den
Todtenstelen zur Darstellung gebracht und diese Scene auch
auf Isis und Kephthys übertragen (vgl. § 160).
.Deckeodeearationen in Aegypten: RosELLon, Mon. eiv. pl* 70~7&
DOMiGHiOf, Flotte einer aeg. Königin, letste Tafel; in Assyrien: Latard, Moil.
of Nin. II, pl. 56; in Orchomenos: ScHLtSMAiai, Orchoro. Taf. 1. 2. Die
gleichen MoUve finden sich z. B. in Itykenae: Schubvaff, Myk. p. 91 f. und
in Ninive: Latard, Mon. II, 55 a. a.
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Ornamflntik. Der geooietrisoli« Stil. 245
§. 203. Zur Verzierang Ton Vasen, Sdunnekgegeiistftndeii,
Gemmen verwendet man vor allem Thierflgnren, namentlich
den Löwen allein oder im Kampf mit Stier und Hirsch, da-
neben Vöj^el, Fische u. ä. Sehr beliebt ist auch der Stein-
bock, dessen Kopf und Horner häußg aucli als Ifcnkel und
Deckel der Krüge verwandt werden, hn übrigen wird die
Vasenornamentik durch eine vorwiegend durch Linien und
lineare Ornamente (Mäander, Zickzacklinie etc.) dargestellte
Eintlieiliuig behemebt, welche die einzehien Hieile des
f&Bses sondert nnd Ihre Bedeotnng Uarlegi Am Fuss Offnet
sieh gewöhnlich eine Knospe nach allen Seiten; der Bandi
wird vom Hals- durch einen breiten Gflrtel getrennt n. s. w.
Die dem Thierleben oder anderen Gebieten entnonimeiicii
Darstellungen füllen dann die Fächer dieser i^^Luiiielrischent
Conslructionen aup. Pns«: der »geoinetriscbe Stil« asiatischen
d. h. syrischen Ursprungs ist, kann füglich nicht bezweifelt
worden. Er findet sich auf Vasen in Ninive, auf Gypem
und Rhodos, in Mykenae, und bildet den Ausgangspunlct der
spftteren griechischen Vasentechnik. Vor allem aber erscheint
er auf den Vasen, welche unter D^iatmes DI. und Tuf anchamen
als Tritmt von Rutenu d. h. Südsyrien, Eaft d. h. Phoe-
nikien, und den Inseln des Meeres nach Aegypten gebracht
werden, und von denen manche giuuü die später in Griechen-
land herrschenden Formen zeigen. Auch in Aegypten ist er
im Neuen Reich vielfach verwendet worden: alle iiegeiislande,
auf denen er vorkommt, geben sich auf den ersten Blick al&
Nachahmungen eines fremden StUs und nicht der einhenni-
sdien Konst entsprungen zu erkennen.
Der pboetiikische Ursprung des geouielriscben Stilä ist ^ueiäl von
HtLBW, Oha, sopra k proveDleina Mb. deeor. geometr. in Annsü dal
Iint 47* 1875» 221 ff. bebanptet Bdapiele ans Afauve daselbst In
Asgjptsn als Tribui auf den §. 128 Anin. anfahrten Denkmilsni,
farner bei hiomum, Mon. eiv, pl. 68 (H Qxid&t ohne genauere Angaben
aber die Herkunfl).
§. 204. Wohin die Plioeniker gekommen sind, haben
sie auch die £rzeugni8se ihrer Kunst und Industrie getragen;
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Drittes Boeii, sweHer AtMobnilt
daneben sind dieselben auf dem Landwege, namentlich ' durch
die Gheta (§. 258), nach Eleinasien gedrangen. Darin tot
allem liegt die Bedeutung dieser vorderasiattseben KonsC.
Denn wenn auch die meisten Colonien, geschweige denn die
einheimischen Stämme am Weslmeer, ubei ihre Vorbilder
nicht hinausgingen und in der Hegel ihnen ni( lit einmal
gleichkamen , so haben die Phocnikor an den Küsten des
aegaeischen Meeres gelehrige Schüler gefunden. Die grie-
chische Kunst hat sich a\u der pboenikisch- vorderasiatischen
heraus entwickelt. Auf Gypem und Rhodos, auf den grie-
chischen Insehi, in den Mdsacfaen und einigen anderen Ge-
genständen von Pssarlik, in Mykenae und Spada, in Orcfao-
menos u. a. finden wir überall die Documente dieser Kunst
Im wesentlichen sind alle in diesem (}el)iete ^'efundenon Melall-
arbeiten zweifellos plioenikisch , ebenso ein grosser Theil der
Vasen, und ilu- Einllu-s zeij^^t sii h übei.il! in den einheimi-
schen Werken. Erst seit etwa 80U v. Chr. tritt dann neben
denselben der directe, zweifellos auf dem f.andweg über Klein-
asten vermittelte Einfluss der babylonisch -assyrischen Kunst
Daat d«r gesammte Goldachmiiek von 9i«u>lik phoeDikiadi ist,
aeifeD iwar kaom die oogenCIgeiidan Abbfldonc^ ia ScBLUBum*a üioa,
wohl aber auf das daatlichBt« dia selir xitriich gaarbeiteten Or^nala adM,
Religion der syrlsdien Stämme.
§. 205. Auf relipriö?em Gebiete finden wir die altsemiti-
schen Anschauungen überall weikr entwickelt Jeder Ort,
jeder Stamm, jeder Bergj,Mpfel (z. B. der Libanon, C. J. sem.
I, p. 22 ff.) hat seinen Ba'al, den »Herme des Orts. Viel-
fisidi» hat er einen bestimmten Namen , so in Tyroe Melqait
»der StadtkGnig«; von den Nomadenstümmen an der Gröize
Palaestinas nennen ihn die Moabiter Kamo$, die ^Ammoniter
Miikom, die Hebraeer Jahwe. Neben dem Ba*al steht die
Göttin, die Ba^alal des Ortes — z. B. die »Herrin von Gebäl
(Byhlos)« — (li(^ meist den Namen 'Asioi(et) (aram. 'Atlar
'A^dpij) AoTäpTTj trägt, und wohl auch durch einen Zusatz
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Dt» QOtter der Sfrer and Phoeiük«r. 247
wie »die ^Aätor des Kamoic oder »die ^AtUr des [in^Nord-
syrien verehrten Gottes] ^Atec, griech. 'Äthane und cor-
rampirt Aspxsvii» als Gemahlm des beireflkndea Loculgottes
bezeichiiet wird. Diese weibliche Göttin ist zugleich die
Stadtgöttin, die Sciiirmherrin des Mauerrings, und trügt als
solche die Mauerkrone auf dem Haupt. Auch zur Scliicksals-
göttin (Oad T^x*']) wird sie vielfüch, und häutig finden wir
die Tyclie einer Stadt neben ihr als selbständige Göttin ver-
ehrt; wir wissen bereits, welch mächtige Rolle das Schicksal in
den Anschauungen der Semiten spielt. Hinzu kommen zahlreiche
andere meist locale Gottheiten, der Gewittergott Rasep (Ausspr.
unsicher), die KriegsgOttm^Anat, der Heügott ESmOn, die der
Artemis gleichgesetzte Göttin Tnt rOn» der wie es scheint vor
allem in Damaskus verehrte [Sonnengott?] Hadad n. s. w.
Die Gottheit manifestirt sich vor allem in heiligen Steinen
und Bäumen, es ist daher allgemeiner Brauch, nebpii dem
Altar — der häufig selbst aus einem heiligen Fel>blocke be-
steht — eine Steinsäule (Masscba; daher auch Nisibis '2^'^^^
ottJXt], Steph. Byz. s. v.) und einen natürlichen oder künst-
lichen Baum, der bei den Kana'anaeern den Namen As6ra
führt, an&arichten. Auch in charakteristisch geformten Oert*
Uchkelten manifestirt sich die Gottheit; so kennen wir die
Stätte PnQ*el »Antlitz Et'sc jenseits des Jordans (Gen. S2,
29 ff.), und den gleichen Namen, griechisch npöotticov b90^,
führt uiitcr anderen ein Vorgebirge an der phoenikischen Küste.
Eine wie es scheint den Araniaecrn cigenthümliche Vorstel-
lung ist die von der Heiligkeit der Fische, in denen ihnen
die geheimen Naturmächte sich zu offenbaren schienen.
Eine genegende Behandlung der phoenikieehen nnd syrischen Ra-
iigion ~ SsLüBR, De düe Syrte 1988 • bot fBr seine Zeil Tandgliebes ~
fehlt noch völlig, Hovibs ist hier gens unbranehber. Von groeaem
Werth sind for allem ob Voefii*s Unlenoehnngen in M^langee d*arehM
Orient. 1868. Ferner BAri»i>>iN, Studien zur sem. Religionsgesrhichte I. II;
J. H. MoRDTMAVH, Mythologische Miscellen in ZDM. XXXI. XXXII. Ueber
einzelne Fragen s. m. Aufsatz ZDM. XXXI, 710 fi'. Ferner Renan's Com-
ineatar zum ^'.orpus inscr. sem. ; t *r die syrischen C^ulte s. vor allem die
«ich ergänzenden lascbrifleDfamiuluu^eu von W ADDUiUTUM in Lebas, Yoyage
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248
Drittes Bach, swdter Abwhnitt.
archöol., Expl. des inscr. V partie: Syrie, und de VocOi, Inscription»
s^mitiques, 2 ßde. — Die alttest. Angaben dürfen ohne jedemnalige kri-
Uaehe UoUnaehung über die belrefTend« Stelle nicht verwerthet werden.
— Dass ASera der Name des heiligen Baumes, nicht der G(yttin ist, steht
völlig fest. Zu der von Schroeder, ZDM. XXXV. 424 veröfTentlicbUn
Inschrift von Kition vgl. Stade, Z, altt. Wm. I, 344; Renan im G. J.
send. Nr. 13, — Die Zeugnisse für den Steincult an allen Orten Syriens
sind ausserordenUich ?:ihlreich. Hier erwähne ich nur die liattüXia, runde
Meteorsteine. Jenen aian Wunderkrafl zuschrieb: Philo 2, 19; Phn. 87, lä5.
Damascius viUi Isidori p. 1048. lOtJl up. Phot. ii. a. r>er Nnme ist identisch
mit dem hellt ari-chen Bet-el, »dem Hause Ei's«, wo ein heiliger Slein die
Btelle anzeigt, an der eine Leiter Himmel und Erde verbindet (Gon. 28»
vgl. Wellhaüskn, Jahrl». Deutsch. Theol, XXI, 420). Masseben aus Moab
finden sich, worauf Guthk mich aufmerksam macht, bei Schick« Z. Paiaest.
Verein II, Tal. 1. 2.
§. 206. Neben und Über diesem Pantheon stehen die
grossen Gottheiten El (und liät), Astarte, »der B^alc d. i.
der Herr der Welt, der Ba*al des Hiniincls ii. ü., ferner der
Sonnengott, der Mondgoft n. a. Es ist natürlich, dass mit fort-
schreitender Ctilfür sich die Stellung dieser Gottheiten präci-
sirte, ihr Machtgebiet abgegrenzt wurde» dass an den einzelnen
Orten die Priesterschaft theologische Systeme bildete, die viel-
fach sehr von einander abweichen mochten. Auch eine My-
thologie entwickelte sich, wenngleich dieselbe, der nüchternen
Naturanlage der Semiten entsprechend, nie so umfangreich aus-
gebildet worden ist, wie bei den Aegyptern und den meisten
indogermanischen Stämmen. Wir finden Erzählungen von den
Fahrten und Thaten des Sonnengottes, speciell des (tyrischen
Stadtgottes) Melqart, griechisch 'HpaxXl}^, der daher auch der
Schinnherr der Seefahrten und Colonien im Westen ist (Diod.
XX, 14 u. a.), von den Kämpfen der Götter uin die Herr-
scliafl, von der Entstehung und EnLwickelung der Welt und
den Anfangen in der Cultur, vor allem aber Traditionen über
den Ursprung heiliger Gebräuche und nicht mehr verstandener
Anschauungen. Das Detail entzieht sich hier fineilich fast
überall unserer Kenntniss, da uns neben zerstreuten -griechi-
schen Angaben nur Auszüge aus späteren plioenikisch- griechi-
schen Machwerken zu Gebote stehen, vor allem die von Philo
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1
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ThAologie und Ritual. 249
-von Ljyblos um 100 n. Chr. nnf den Namen eines vor-
homerischen Phoenikers Sanchunjalhdn verfasste phoenikische
Geschichte, die mit aegyptischen , griechischen und vielleicht
auch hebraeischen EiemeDten durcbsetet ist und die Tendenz
▼erfolgt» den phoenlkiBcben Ursprang der BTteehiscfaen Religion
and Gidtar za erwetoen und nebenbei die geeammte religlflse
Ueberlieferang in platt euhemeristiseher Weise zu erlclSrett.
Ueber Fhilo's SancbünjalliOn s. Ewald, Abli. (iött. Ges. V. 1855;
Rekan, M^m. de l'ac. des inscr. XXIII, 2, 1858; Baldiüsin, Studien 1.
Phoenikische Origiiialwerke wird Philo bei seiner Gompilation verwerthet
halMii; ehamkteiMiflQli Iftr den späten Ursprung deneiben ist absr
tmter «ndcrem, dass er die aramaeiseben Formen Ziuo*r]9-ri|i. £v und
BttXoa{i-f}v liraQebt — Neben Pbilo sieben die ▼<» Damescliw. de prim.
princ. e. 189 Kopp bewahrten komog onlseben Fragnenle nach sidoo.
ffherlieferung aasEademos und Hochos [Aber den Posidonios bei Strabo
^Vl, 2, 24 zu vergleichen ist]. Unter den griechischen Schriften ist
am \vichtigsten die jedenfalls echte, in Haetiahmnng Herodot'e verfaseta
8€brifl Lodan's de dea syra.
§. 207. Vor allem aber verliert mit fortschreitender
Cultur auch der Cultus die alte Einfachheit und Schlichtheit.
Ein festes Ritual bildet sich aus, das sich auf altererbte
Traditionen gründet. Und hier hecrscht nun durchaus die
finstere AufEassong vor und ihre Gonsequeozen veerden un-
erbittlich gezogen. Die grossen Götter, auch die Schinn*
herren des Stammes oder der Stadt, sind laonisch und im
allgemeinen dem Itoscfaen feindlich gesinnt ^ es mag
sein, dass dabei z. B. beim Bifal die mythologische Anf-
fessung desselben als Sonnengott mitwkte ^ sie verlangen
i)!utijje Opfer, um beschwichtigt zu werden. Damit das Unheil
von denen abgewandt werde, auf die sie zürnen, muss ein
anderer Mensch als stellvertreteüdf - Sühnopfer ihnen dar-
gebracht werden, ja sie verlangen das Opfer des erstge-
bornen, des liebsten Sohnes. Ist das ganze r4erneinwesen
Tom Zorne der Ciottheit betroffen, so haben der Fürst oder
der gesammte Adel für dasselbe ihre Kinder hinzugeben. Bei
den Kam^anaeem scheint diese Anschauung Qberall zor Herr-
schaft gelangt zu sein, wfthrend sie sich auf aramaeisebem
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250
DrittM Boeh, swtfter Alüchaitt.
Gebiet nicht nachweisen lässt. Vor allem ist es Kl (griech.
Kpöyoc), dem das Opfer gebracht wird; doch neben ihm, wie
das AUe Testament anch jeder anderen ä& herr-
sehenden Gottheiten des Stammes, — In diesen Zusammen-
hang gehört auch die hei den Eant^anaeem weit yerbreltete,
übrigens aus Aegypten entlehnte (§. 59 Anm.) Sitte der Be-
schneidung, die als ein der zürnenden Gottheit dargebrachtes
blutiges Opfer zu betrachten ist, durch das der Mensch sich
loälöst (vgl. die Erzalilung des Jahwisten von ihrem Urspning
£}L0d. 4, 24—26).
Ausser den Angaben des A.T. t. t. allem Diodor XX, 14; Jusüii.
XVIII, 6, 11; Suiüas s. v. SapSävto; feXcug; Philo fr. 2, 24. 3-5, wo-
nach El selbst zuerst das Opfer seines eingebornen Sohnes voUiOgen hat.
— BescbneiduDg bei den Kana'anaeern; üerod. U, 104 u. a,
g. 208. In ähnlicher Weise artet der Gultus der grossen
Göttmnen (Bif alat, Astarte und bei den Äramaeem Atargatis)
aus. Wie sie zugleich Gotlheiien der Zeu^'unj^' und des Er-
sterbens, des Frühjahrs und des Winters der Natur sind, so
verlangt ihr Gult neben einander die aussciuveifendsle Festfreu'le
und den wildesten Schmerz. Astarle ist die Göttin der Liebe
und Zeugung; als solcher ist ihr die Taube heilig, eine früh
von den Griechen übernommene Anschauung; ihr zu Ehren
nuSssen die Jungfrauen sich preisgeben, eine Sitte, die auch
in Babjlonien allgemein heirscht (Berod. I, 199; vgl, §. 146).
Aber von ihren Verehrern fordert sie auch die Entmannung
und blutige Kasteiung. An den einzelnen Orten bilden sich
Mjrthen, »heilige Sagen« (s. §. 67), welche den Ursprung dieser
Bräuche erklären, gewisserraaassen den Leitfaden für die Fest-
feier bilden und natürlich nur den »Wissenden« mitgetheilt
werden. So erzählte man in Bybios — von der Göttin dieser
»Mysterienstadt« (dma setau) redet schon Pap. Anastasi I —
wie die Ba'alat der Stadt (Astarle, griech. Aphrodite) den
schönen Jüngling Adonis »den Herrn« (einen Sonnengott?)
geliebt habe, dieser aber von den neidischen GGtteni auf der
Jagd durch einen Eher getödtet sei. Natflriicfa lebt der Gott
zum Schlttss wieder anf, denn der Torgang wiederholt sieh
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MeoseheiK^fer, Proatitntioii, EntniiiiQiiDg. ürande EndLQsw. 251
Ja jedes Jabr. Zur Erinnerung an ifan bftlt man die Trauer-
feste am Flusse Adonis (Nähr Ibrahim) ab, der sich vom
Bhite des Gottes roth färbt. Diese Sage, die vielleicht aus
Habylonien ti den Weslscmilen gekommen ist — wenigstens
der spater [zuerst Ez. 8, 14] dem Adonis gegebene Name
TummLiz ist babylonisch (§. 146) — hat sich bekanntlich von
Byblos aus vor allem über Gypern weit verbreitet. Aehnlicb
erzählte man in Nordsyrien, wie der Geliebte der GÖttiUi in der
»heifigen Stadt« Bambyke (Mabbüg) Kombabos, anderswo, wie
es scheint, ^Ate genannt [daher Atargatis, §. 205] sich selbst
entmannt habe und zum Andeaakm daran die Yersehneldung
Ton seinen Anhängern geübt werde u. s. w. Widerlicher noch
als all diese Gultusformen selbst Ist die entsetzliche, aber echt
sciüitiiiche starre Goiisequenz, mit der sie durchgeführt werden.
lieber die Monumente des Gultus Ton Byblos genfigt es hier, auf
Rkrah's Mission de Ph^nicie zu verweisen. — Bekanntlieh prosUiuiren
sich der Göttin zu Ehren nicht nur die Frauen, sondern auch Männer
(D^t!^"ip, auch D'D^D» vgl. jetzt auch G. J. sem. Nr. 86). - Ein letiter
Ausläufer der hier anknüpfenden Speculationen ist die auf Gypern ge-
lehrte Vorstellung, dass Aslarte ein mannweibliches Wesen sei, die man
sehr mit Unrecht für uralt erklärt hat; s. ZDM. XXXI, IHO fT. Was
Mansei.l, Gaz. arch. V, 62 ff. trep-en mich anfiilirt, daas dtr Vtjiiuöslerii
im babylonischen System gelegentlich auch männlich gefassl wird, be-
weist nichts gegen meine Behauptungen; vgl. §. 149. Vgl. auch Dill-
Uäm, Ba*a] mit wetbttehem Artikel, Ber. fisrL Ak. 1881, 601. -
DuB AsUrte unprOnglieh weder MondgOltin (s. %, SIOl) noch der Venns-
slem ist, ward schon erwähnt. Proeütotion Auf Cypem Im Dienste der
Aphrodite Berod. I, 199; Justin. XVUI, 5, 4.
§. 209. Wie auf aHen anderen Gebieten macht sich
auch auf reKgiOsem fremder Einfluss stark geltend. Auch
hier ist im Süden der aegyptische, im Norden der ba-
bylonische Einflnss vorwiegend. So finden wir in Gharrdn
den babylonischen Mondgott Sin (vgl.* Schräder, KGP. 5S6,
KAT. 2. Aufl., 149)Jn Edessa den Nebo. Auch d(. r in l\ilaeslina
in Gestalt eines Fisclies mit menschlichem Kopf un l Armen
verehrte Gott Da^on (§. 266) scheint aus Babylon zu stammen.
Dass der Name Astarte und die an sie aniuiüpfend^ Sagen
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262
DfittM Boflk. sfPiitar Abffthfritt.
TieUeicht reinbabylonischen Ursprungs sbnd, ist fröher schon
erwähnt Im einielnen ist dar fioden noch sehr schwan-
kend, aher überall sdien wir auch hier, dass lang« Tor Be-
ginn sicherer historischer Kunde die lebendigsten gesehieht-
liehen Beriehnngm awisehen den V(dkem Vorderasiens auf
politischem wie auf geistigem Gebiete bestanden haben. Wenn
die im neunten Jahi iiuiuieri aufgezeichnete hebraeische Sage
von den Anfangen de? Menscliengeschiechls (g. 380) in der
That ans Babylon starunien sollte, so tritt nur ein neuer
Beleg zu zahlreichen anderen. Seit der Zeit der assyrischen.
Eroberungen ist dann aneb anf reügiOseni Gebiete der fiinfluss
Bahylonieos noch stMer gewordoL Erst damals beginnt, wie
es scheint, der babylonische Stemdienst in den Anacfaammgen
der syrischen Stämme Eingang za finden, so dass s. R Astarte
gelegentlich auch zur Göttin des Vennsstems gemadit wird
oder von dem »ganzen Himmelsheer« die Rede ist (vgl. §. 359).
Die Aneignung 1 r Fluilisage durch die Hebraecr reicht nicht
über diese Zeit hinauf (§. 177), und nrx li s{?:ltt r <ind bei
ihnen und ebenso vermulhlich im übrigen Syrien die baby^
ionischen Monatsnamen an die Stelle der einheimischen getreten.
Wie stark der aegyptiscbe Einflnss namentlich durch die-
Vermittelimg der Konst gewesen ist, worde schon ausgeführt
Bei den Phoenikem greift er noch weiter; ▼erachledene aegyp-
tiscbe GMter, namentlich Osiris und Dliuti, sowie wahrscheinlidi
Horns, sind Ton ihnen adoptirt worden. In ByWos verschmilzt dle^
Astarte-Adonissage in späterer Zeit völlig mit der von Isis und
Osiris (vgl. Plut. de Ts. 15 mit Luc. dea Syra 7, Apollod. 11^
1, 3, 7 u. a.). Auch die Tiieulügie , wie sie ini- wenigstens
vorliegt, ist stark von Aegypten abhängig (namentlich Philo
fr. 2, 1), und sie gilt wenigstens in Bybios als Offenbarung
des Schriftgottes Taaut d. i. Dhnti. — Auch hier sind jeden-
falls manche Anschauungen erst in Folge der tiefjKrmfenden
Berührungen mit Aegypten seit der 18. Dynastie adoptirt,
manches mag in nodi spiterer Zeit herfiheigenommen sein;
dodi fehlt aodi hier das Material, um die Perioden der fint-
wiciielung zu sondern.
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AllfiliMtiMr UelMiUkk, üwtiBliMiing dm triaggwiweg. ^
IIL Die aegyptischen EFobenmgen.
AlIgMitlner Ueb^rbUek. UmgetUiltimg des Kriagswetent.
§. 210. Während wtr in den älteren Zeiten wohl hie
und da einen Einblick in die allgemeinen Beziehungen der
Völker gewinnen — es sei hier an das Andränfen fjrrischer
Stämme gegen Aegypten nach der 6« Dynastie und an die
Kriegszfige der Kiamiten und Gbaldaeer nach Syrien erinnert
— aber aUea Detail mch nnaerer Eenntnias Tdllig entsidit,
beginnt die Mglichkeit, die Geschichte der Nationen Vorder-
asiens tmd NordafrUcas sosammenftusend darautellen, mit der
Vertreibung der Ilyksos aus Aegypten und den daran sich
anschliessenden Eroberungszügen der PharaoiK n nach Syrien.
Freilieh können wir auch hier nioist nur aligemeine Umrisse
zeichnen, auf viele wichtige Fragen fehlt uns die Antwort,
und mehr als einmal klaffen in unserem Material gewaltige
Lücken, so dass wir wieder auf unncheres Tasten und ein-
faches Nebeneinanderstellen der fragmentarischen Ueberiirfe-
mng angewiesen sind. Indessen ist der Gewinn, den eine
znsammenfassende Betrachtung gewahrt, doch ein so grosser,
dass ee geboten schemt, das Wagniss m unternehmen.
§. 211. Von besonderer Bedeutung ist die Umgestaltung
des Kriegswesens im ganzen Gebiete der aegyptisch - vorder-
asiatischen Cultüru L'lt. Du s(H)f' beruht auf der Finfi"ihrung
des Pferdes. Die Heimath des Pferdes ist wahrscheinlich
die turanische Steppe, von hier aus ist es zunfichsi zu
. den Iraniem, dann in die Euphratlandschaften gekommen;
im Asayriachen schreibt man semen Namen ideographiscii
>£ael des Ostensc Die Aegyi>ter kennen es erst sdt der
Hyksosaeit. Ueberall dient es nur zum Kriege, nicht als
Lastthier, und nie wird geritten, sondern von zweirftdrigen
Schlachtwagen herab gekämpft. Dieselben sind sehr sorgfältig
gearbeitet und reich verziert; die Kunst des Wageobaues
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2U
DrittM Baeb, Mttar AbKlunU.
scheint besonders in Syrien in Blüthe gestanden m haben,
da Dhatmes IQ. unter der Beute und den Abgaben besonders
hftafig mit Gtold nnd Silber besdilagene Wagen aufsiblt Den
Namen des Wagens (merkabat) haben die Aegypter aus Sjii^
entlehnt, wfthFend die A883rrer eine wenig abweichende Form
(narkabtu) gebrauchen. Ks ist bekannt, dass dieselbe Kampf-
weise — wolil zunächst auf dem Landwege über Kleinasien
— auch nach Griechenland predrungon ist. Die hoinorisrhe
Zeit kennt das Pterd nur als an den Wagen gespanntes bireit<<
ross, nickt als Reittbier.
Ueber die Rerkanft des Plerdea t, HnDr, Gaitnrpflaniea and Haoe^
tbiere , 2. Aufl. , 8. 90 EinfUhrung des Prerdee iä Aegypten : Ebers,
A^. BM. 231. HoMMEL, Säugethiere 420 [anders Chaba«, Ani. Iiistor. 421 SL
und DrMTarF!!? in Brehm's Thierleben III, 4]; vgl. auch die Bemerkunp
ZDM. XXXI. 7'?«^ nntpn, Dass vereinzelt das Pferd aucli zum Reiten
benutzt winl ((^habas I. c, ebenso II. 0, C79 u. a.) und als Arbeilslhler
vorkommt, ist kein Beweis gegen den als allgemeine Regel vollkommen
gültigen Satz de« Textes. -* Auch der aegyptiscbe ^ame des Lastwagen»»
§. 212. Durch die neue Waffengattung wird nicht nur
der Charakter der Sclilachten Töllig verändert, sondern der
ganze Krieg erbftU weit mehr Beweglichkeit nnd grossere
Dmensionen. £s kommt bhun, dass die neae Kampfweise
kostspielig ist nnd grosse üelmng erfordert. Beides begflnatigt
die Entwickehmg eines gesehlossenen Kriegerstandes nnd yrer-
mehrt die Ueberlegenlieit der jrröfseren Staaten über die
kleinen, wenig bemittelten Gemeinwesen. Die Wirkungen
dieser Umgestaltung treten zunäclist in der weiteren Enlwicke-
Inn^' Aefryptens auf das deutliehste liervor. Nachdem es ge-
lungen ist, die Ilyksos niederzuwerfen, wird die friedfertigste
aller Nationen znm erobernden Volk. Es ist ein fremder,
nnd wie schon früher (§. 118) hervorgehoben, dtf Masse des
Volkes immer fremd gebliel)ener Geist Ober das Land und
seine Herrscher gekommen; die grossen GOtter von Tbeb»,
Amon nnd Mentn, ebenso der Gott des Auslandes Sutecb-
Ba'al werden zu Krieg?^?öttern. Schon der letztere Umstand
zeigt, wie stark der fremde Einfluss gewesen sein muss. DasL
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Einnibniiif des PMes.
Qlekbe lehren vodm Anzeichen; so wird die Kemtruppe der
aegyptischen Mannschaft wenigstens unter Ramses IL mit dem
semitischen Namen na^amna (ony^) »invenes« bezeichnet,
und wir werden sehen, wie sich das aegyptische Heer mehr
und mehr in ein unter ireaiden Völkern geworbenes Söldner-
heer umwandelt
Vertreibung der Hyktot.
§. 213. Gegen das Ende der HyicBoezeit finden wir in
Theben ehie Reflie von Herrschern, die wir als directe oder
indirecte Erben der letzten Könige der 13. Dynastie zu be-
trachten haben; sie entsprechen den mit den letzten Hyksos
gleichzeitigen thebanischen Köni^n der 17. Dynastie Manetho's.
Monumente haben sie wenig iiinterlassen ; ihre bescheidenen
Grabbauten errichteten sie an derselben Stelle und in dem-
selben Stil wie die Pharaonen der 11. Dynastie, die ja auch
eine ganz ähnliche Stellung eingenommen haben. Drei dieser
Könige fähren den Raichen Namen Ta^a mit dem Vornamen
Bifsqoien. Von einem derselben berichtet eine im Vollcstone
gehaltene Erzählung, deren Eingang der Pap. Sallier L bewahrt,
wie er mit dem EOnige Apepi, der den Sutech als einzigen
Gott verehrte, in Stidt gerieth. Sie bezeichnet den Ra'sqenen
durchweg nur als »Fürsten der Sudstadt« (d. h. Thebens).
Jedenfalls Bind es diese Herrscher gewesen, die den Freiheits-
krie^i begonnen und die Ilyksos in langjährigen Kämpfen all-
nialjlit ii zurückgedrängt haben. Auf Taa III. mit dem Bei-
namen qen »der Tapfere« — Ta'a Tl. heisst 'a »der Groesec —
folgt Kamcs, der Gemahl der A^ahhotep, deren mit ausser«
ordentlich reichem und kanstvollem Goldschmudt ausgestattetes
Grab Mabbttb aufgedeckt hat Hur Sohn A^ahmes ist der
Vollender der Befreiung Aegyptens.
Neben diesen Herrschern finden wir eine ganze Reihe
in den Eönigsring eingeschlossener Namen, die gelegentlich
auch den Königstitel tragen, meist aber als »königliche Prinzen«
l)ezeichiiet werden, so A'ahmes, Sohn des Paar, Biupu a«
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^56
Drittes Buch, dritter Abscbnitt.
Sehr wahrscheinlich ist die Vermutiiuiig, dass wir in ihnen
Gaufürsten zu sehen haben, die sich in den Zeiten der Zer-
splitterung unabhängig gemacht hatten und jetzt der natio-
nalen Dynastie ron Theben sich anschlössen. Zum Liohne
dafdr wäre ihnen dann ein Theil der königlichen Wfirde be-
lassen worden.
Gräber mehrerer dieser Fürsten werde» im Pap. Abholt erwähnt
(§. OT) Aiirn.). Das Grab eines unbekannten Koiii^:s Aahmes und der
A'alihuLep li;it MAHiti i> iii Drah abu-lnegga gelunden : RAn. II, 29. Die
Särge und Leichen des Ta'a IH. und zaliireirher seiner Nachfolger wurden
später nach D^r el-Bahari verschleppt, wo sie 1881 eutdeckt wurden:
MAspfcRo, La troQvaille de Deir el Hahari. Amelineau in Rev. des que-
siions histor., April 1882. — Fap. SalHer I. ist zuerst analysirt von
DB Roooi, Bruosch (ZDM. IX), Gocowni. Genauere Uebersetzungeu Ton
Ghabas» Pasleura en ^gypte ; Brugsch, Gesch. Aeg. iS22 u. a., vor «Uciii
HAnvRO, ^ades 4g. I, 2 (Journ. a«. 1880). Wenn auch Mastbro^i Er-
gSnzungsveraueb — er behandelt die ErtfthluDf wesentlich als Mareben
» mehrftkche« Zweifeln unterliegt, so hat er doch jedenfalls Recht, ihr
einen streng historisehea Charakter absusprechen. Sie gibt die Volks-
traditioD Aber den Hyksoskrieg, wie sie sich unter der 19. Dynastie ge-
bildet hatte, und reprisentirt eine weit Ütare Stufe der Ueberliefening
als Nanetho. ~~ Die »königlichen Prinien« erscheinen Tor allem in den
beiden KOnigsIisten von D6r el-Hedtne, Lipsros, Denkm. III, 2 (die eine
auch: Auswahl 11), femer auf einem Turiner Sarkopbagdeckel: Lmns,
Auswahl IL Ihre Stellung hat BincH, RA. XVI, 272 wohl richtig
erkannt, aber im einzelnen ist hier noch alles unklar, z. B. warum dem
A'ahmes se Paar, der im Pap. Abbott König genannt wird und noch
unter Amenhotep I. lebte) Martette, Mon. div. 89; Rosellini, Mon. stor.
29, 3), einmal weibliche Attribute jregehen werden, — Vereinzelle ^fonu-
mente: Die Harpokralesstatue Mahikttf, Mon div. 48b mit dem Namen
Suasenra' fl3. Dyn. ! §. 107) A'abmos Binpu und Neferkara. Ferner
ib. pl, 51. 52. Königin A'ahhotep wird von den Spfderpn als Stamm-
m litter des folgenden Königsgeschlechts vielfach hochgeehrt; ebenso
A'ahmes. nefertari, die Gemahlin A'ahmes* I.
§. 214. lieber den Ausgang des Befreiungskrieges er*
fahren wir Genaueres durch die Grabschrift des in Eileithyia
(Elkab) bestatteten SchifiFshauptmanns A^ahmes, dessen Vater
Baba unter Ta^'a III. als Officier gedient halte, und der selbst
als SchifiTsof&cier unier König A^ahmes seine militärische Lauf-
bahn begann. Nach derselben waren die Hyksoe zu Anfang der
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Verlfdlmiig dar Hyk«».
2&7
Kegiening des A^ahmes bereits auf die Feste Halicar (Auaris)
beschränkt. Um dieselbe entspann sidi ein langer Kampf,
sie wurde za Lande und zu Wasser (d. h. auf einem Nil-
arme) belagert und schliesslich genommen. Der KOnig setzte
den abziehenden Asiaten noch weiter nach; in seineiii fünften (?)
Jahre belagerte und eroberte er den Ort Sarhan im äus-
stTsten Süden Palaestiiia s (wahrsch. |n11C% Jos. 19, ß). Da-
mit war die Fremdherrschaft vernichtet, Aegypten neu ge-
einigt und zugleich jenseits desselben fester Fuss gefasst zu
Abwehr und Angriff. Doch kann es keinem Zweifel unter-
liegen, dass ein grosser Theil der fremden Bevölkerung In
den im Ddta oceupirten Wohnsitzen ansässig blieb und von
den nationalen Herrschem nicht weiter bedrOdct ward. Kana-
^anaeiscfae Namen und GuHe — darunter der des Sutech von
Tanis und Auaris — begef^nen uns fortan überall im öst-
lichen Delta, zahlreiche kana aüaeischc Wörter dringen in die
ciegyptische Sprache ein. Dagegen wurden die bpuien der
Fremdherrschaft überall vernichtet, ihre Monumente zerstört
oder wenigstens die Königsnamen auf ihnen getilgt; nur ganz
wenige sind der Vernichtung entgangen.
Imebrlft dae A'a^mM: htesm, D. III» 12* sacfst von i» Roüg£ und
BMrascB «nalynrt, flbco«»: GsABAa» Paileon 19; BRnoacH, Geacb. 230 a. a.
Hiitta kommen die Inaehriften dee Fflraten A^a^es Peimueheb, Lmtos»
Anstfabl 14a.b nnd Denkm. III, 48 a.b. Die Belagerung von darben
ist identtech mit dem Ltp-n ^, Denkm. III, 43a (unten) erwähnten Feld-,
zuge gegen das Land §abi d. i. Syrien. <— Aach Manetho (Jos. c. Ap.
I, 14) berichtet von langen Kämpfen um Auaris: schliesslich sei den
HirlPH (240,000 Mann !) freier Abzut? gewährt, sie halten danTi nus Furcht
vot den Assyrern (!) .Terusalem gej/ründet (Ij. im übrigen setzte er (nach
Jo&ephu?) die Verjagung der Hyksos unter Thutmosis, den Sohn des
Misphragmulhosis [so hei Euseb., im Text des Jos. verschrieben 'Aktu'fp.],
womit nur D^utnieä III. gemeint sein kann, während der sonst un-
bekannte Ptolemaeoa von Mendes (MViun, fir. IV, 485) richtig "A^iiz
(A'al^mea) nannte. Die folgende bei Joeephot (e. Ap. I, IS. 26^ Africanua
und Eusebius im wesenUicben Übereinstimmend erbaltene Liste der
Könige der 18» nnd 19. Dynastie Ist unbeilbar ▼erwirrt; aoTiel ist gans
Irlar, dass In derselben Seti 1. and Ramses IL und ebenso wenigstens
nach Josephus auch Dhutmes III. und sein Torglnger mit dem rfttbeel- .
M«jr0r» e«Mliiehl« dM AltertimM. L X7
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268
DrittM Buch, dhtUr AbMliniU,
haften Namen zweimal erscheinen. Man hat die verschiedensten Besse-
ningsvorschlfiv'*' gemacht, ein sicheres Resultat wird sich aus unserer
Ueberheieruii^ nie gewinnen lassen. Wahrsciiemllch stammt die Ver-
wirrung schon Yon lUneUso seihat her.
Dit icktzeliiito Dyiwttit.
A. WiEriEMAN:^, Geschiehte der 18. Dyo. bis xum Tode iuUneä iil.,
in ZDMG. XXXL XXXII.
§. 215. Nach der Veijagung der Hyksos war die nächste
Auiisabe der PharaoneD, die Macbtstelinng der alten thdMim*
sehen Herrscher im Süden wiederzogewinnen. Eanrn ans
Asien zaröckgekefart, begann denn auch A'alliiniea dai Krieg
gegen NnMen nnd errang tn mehreren Peldsflgen — der
zweite war tlurch einen Einfall der ^Barbaren des Südensc
in Oberae^'pten veranlasst — bedeutende Erfolge. Sein Sohn
Aüienhutep I. .setzte den Krieg weiter fort und bekütuptte
gleichzeitig den [wahrscheinlich] libyschen Stamm der Amu-
Kahak, um die Westmark des Reichs zu schützen. Der nächste
König Dhutmes I. hat die Unterwerfung Nubiens bis min-
destens über den dritten Katarakt hinauf ?oUendet Eiine
grosse SiegesiDsehrift aus seinem zweiten Jahre, gegenüber
der Insel Tombos, Terkflndet wie der König, Yor dem alle
Völker des Indens nnd Nordens sieh beugen, die Neger und
Kuschiten geschlagen und eine Grenzwache eingesetzt habe.
Seit dieser Zeit ist im w^e.sentlicben nur noch von Streifzü^'en
gegen die enilegenen V )[krr oder eiiizehien Empörungen des
»elenden Landes Kus« oder der Neger von Uaua die Rede.
Das eroberte Land wurde dem aegyptischen Reiche förmlich
einverleibt und von aegyptischen Civil- und Milit&rbeamten
verwaltet. An ihrer Spitze steht ein Gouverneur, der deo
Titd »Prinz des SQdlandesc oder »Prinz von Kai« fiShrt and
gelegentlich dem königlichen Hause entstammt
Das Material s. bei \ViKr»EMAN.N. detjeii die Annahme. A'ahmes'
Gemahlin A'aUraesaefertari, die häufig mit schwarzer H iullärliH dargestellt
wird, sei eine Negerin gewesen und der König iiabe mit aethiopischer
m)h di« HykwMi T«rtri«b«i, t. Bsutacu, Gesch. 259. — Fünf hölzerne
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I
R«vgAii]MUon dm» Raicha. Wi«dcriiDterwtrftiiig Nubiens. 259
Sif>'/pslafeln Amenholep's I.: Rosellihi, Mon. stör. Text III, 1, Taf. 2. —
l eher die Stele von Tomhos s. Piehl, Petites etuf^es e^yploln^iques 1881.
Ne^i von Dbutmes I. zum »Prinzen der Südlande« eirigeselzl: Lepsius,
Denkm. III, 47 c. Mehrfach scheinen zwei Prinzen von Kus neben ein-
ander gestanden zu bähen. — Die Ämu Kabak sind vvahrschcinlicb mit
dm «pSt«r mehrfodh to «rwtluMncleii Ubysehen Stamm Qabaq identiaeb.
§. 216. Neben der WiederbersteUung der äasseren Macht
gehi die Restauration im Innern einher, von der wir indessen
nur betreib der Bauten einiges erfahren. Im 22. Jahre des
A'a^mes wurden die Steinbrüche des Mokattamgebirges bei
Memphis neu geöffnet, »um dem Ptah von Memphis und dem
Amuii von Theben Tempel zu erbauen«. Der Transport der
Lasten wird durth Fenchu d. i. Phoeniker besorgt, in denen
wir otTenbar Gefangene und Frohnarbeiter aus der Hyksoszeit
zu erkennen haben. Vor allem wird Theben vergrössert und
verschönert, der grosse Amonstempel von Earnak erweitert.
Hier bat namentlicb Dtiutmes I. gebaut; derseU)e räbmt sich
« in seiner schon erwähnten Siegessteie, dass er »das Gebiet
von Theben erweiteret und die WAstenbewohner, die Mentu
ond 'Amu Asiens, die Libyer und aDe Nordstftmme ihm in
Theben Frohndienste leisten.
Wiedereröffnung der Steinbraohe: Lepsius, Denkm. DI, 8.
S. 217. Etwa 30 Jahre mochten seit der Vertreibung
der "RfkaoB verflossen sein, Nubien war bezwungen, als
ühutmes I. auszog, »sein Herz zu baden unter den VdUcemc
von Syrien. Rasch wurde das Rutenuland durchzogen und
Naharain eiTeicht, wo der König »ein gix>sses Gemetzel an-
richtete« und östlich vom »Wasser von Naharain«, dem
Euphrat, eine Siegestalel auisiellte (Ann. Dh. IIL). Zahl-
reiche Beute an Gefangenen, Rossen und Wagen wurde ge-
wonnen, indessen von dauernden Eroberungen und Tribut-
jsahlungen ist nicht die Rede. Die Expedition schemt lediglich
ein Streifzng gewesen zu sein. > Weder D^iatmes f., noch
sein ältester Sohn Dhutmes U,, von dem em Strei&ug gegen
die Sasu der Sinaihalbinsel erwthnt wird, haben lange regiert.
Letzterem folgte seine (ältere?) Schwester und Gemahlin
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260
Drittes Buch, dritter Afatcbnitt.
HaHsepsu, die schon von ihrem Vater zur Theilnahme an der
Regierung herangezogen war (Lepsiüs, Auswahl 11). Dieselbe
tritt uns als eiier^n.-che und rücksichtslose Herrscherin ent-
gegen — in der Kegel lässt sie sich mit einem Barte dar-
stellen, nianchmal auch ?on sich wie von einem Maune
reden; sie verfolgt das Andenken ihres Bruders» während
sie ihrem Vater die höchsten Ehren bezei^ft Auch ihren
jüngeren Bruder Dhutmes HL hat sie anfangs völlig zuruck-
gedrun^L und auch spater nur fonnell als Mitrogonten an-
erkannt. Kriege führte sie nicht, dagegen hat zie zahlreiche
und vortreffliche Bauten hinterlassen, die meist ihr oberster
Architekt Senmuit ausgeführt hat. Vor allem berühmt sind
die zwei grossen in ihrem 16. Jahre nach nur siebenmonat-
licher Arbeit zu Ehren des Amon und ihres Vaters in Kamak
errichteten Obelisken, daneben der grossartige, schon unter
Dhutmes II. begonnene, terrassenförmige Todtentempel von
Der el-bahari in der Ihebanischcn Weststadt.
För die Kriege sind fast die einzige Quelle ditj Irischriflen der
beiden A'uhmes in Elkab (5^. 214), vor allem die des A. pen-nucheb.
Aus dieser ergiiit sich auch die Chronologie; A. zog bert-it:, unter Kdnig
A*abmes gegen $ahi zu Felde, war aI»o in dessen 5. Jahre etwa 20 Jahre
alt. Er leistete Kriegsdienste bis aoter Dl^utmes II., lebte aber noch
unter ^atäepsu, von der er die Wörde eines »Ereiehers der Priniessin
Nofnira*« erhielt, und bis in die Alleinregierung Dhutmes* UL, d« h. min-
destens 22 Jahre Ober D. II. Tod hinaus. Völlig analog ist die Bio-
graphie des Ne|ii (Lcpsios, Denkm. lU» 47 c, vgl. 46 c. 47 a. 56. 5$b>
der anter A'a^mes seine militärische Laufbahn begann und noch unter
Dbulmes HI. »Vorsteher der SOdlande« war (unter Dhutmes lt. hst in-
dessen (▼orflbergehend ?] Son diese Würde bekleidet: Lepsiüs, Oenkm.
III, 58. 59 a). Danach werden wir auf die Zeit von A*a|^nies* Regierongs^
antritt bis sum Tode Dhutmes* IL bflchstens etwa 45—60 Jahre so
rechnen haben. Leider sind uns in den Inschriften nur sehr wenige
RegierungBzahlen erhalten, von A'shtnes ist die h5chste das 22. Jahr
(Lepsius, Denkm. III, 3), von Dhutmes L das 9. (Maribtts, Karnak82f.)»
" Im Obrigoii sind die Successionsverhältnisse hier noch keineswegs
völlig klar. Mehrfach scheinen geniriiHrtme Kegierungen stattgefunden sa
haben, die Königinnen A*ahmesneferiHri und Srtamon erscheinen wieder-
holt als Mitregenlinnen. Vgl. Lepsics, Denkm. III, 7 a— e; 17 b. c. 27, 1. 2i
2d, 3. ~ Dhutmes III. fahrt unter ^a'liepsu den Namen Mencbeperkara,
üigiiizuü by Google
*
Königin ^a'Uepsu. Fahrt uacb Arabien. 261
ipiter nennt er sieh Heneheperm*. Gegen Bnuoscai* Ueberaettoog der
IneelnriA Mixunn, Kanwk 16, 47 f. Hibpuio, IZ. 1882, 18& Ge*
meinsame Datinrngen eind bftofig, s. B. Lspsids» Denkm« HI, 28» 8 ; Aas*
wähl 11. Sehr anflUlend ist dagegen, dass die Inschrift im Tempel
▼on Semne, Lepsius, Denkm. III, 55 aus dem 2. Jahre Dh. III. datirt ist.
— Eine sehr hohe Stellung nimmt unter Ha'tsppsn ihre junge Tochter
Nofrura' ein: Lepsius, Denkm. III, 20 o. 25. 43a; Sharpe, Eg. inscr. I,
107 a, die aber früh gestorben tu sein schdnt. ~ Der Oberbaumeister
Senmut; Lcpsius, Deokm, IIJ, 25. 26.
§. 218. Den Hauptnihm der Königin bildet eine See-
expedition, die sie in ihrem 9. Jahre nach Pant ausschickte,
um die Spccereien des Weihrauchlandes direct, anstatt wie
bisher durch Zwischenhandel, nach Aegypten zu brinjrcn. Eine
FInItc von fünf Schilfen fuhr über das rothe Meer nach Süd-
arabien. Der Fürst des Landes, Paribu, nahm dieselbe wohl
auf und leistete der mächtigen Königin seine Huldigung. Alle
Wanderproduete des Landes, vor allem die Weibrauchpflanzen,
Pardel, Äffen, daneben auch aus Afrika herQborgebrachte
Thiere, wie die Giraffe (s. darüber §. 185), wurden nach
Aegypten gebracht; die zahlreichen, trefflich ausgeführten
Sculpturen des Tempels von Dßr el-bahari geben uns ein deut-
liches Bild von dem Verlaufe der Expedition. Das Souveiäni-
tätsverhältnlFs über Südarabien blieb zunächst bestehen ; die
Annalen Dhulmes' III. wie die Darstellungen in den Gräbern
seiner Grossen erwähnen wiederholt die Tribute des Landes
Punt, namentlich Weihrauch und Bäume und daneben grosse
Massen Goldes. Freilich läset sieh nicht beurtheilen, ob dabei nicht
die Erträgnisse des Handels und eventuell Geschenke der ara-
bischen Häuptlinge Ton dem ruhmredigen König fälschlich als
regelmässiger Tribut dargestellt worden sind. — Noch weniger
Sicheres können wir über die Art und Dautr der Handels-
beziehungen ?agen, die durch nalse[)su zwisclien Aegjqiten
und Punt angeknüpft w^irden. Zunächst mag ein reger \ er-
kehr stattgefunden haben: em Beweis dafür ist, dass der
arabische Gott Besä, eine schauerliche Missbildung in Gestalt
eines Ziirergs und den Emheimischen wahrscheinlich ein ge-
waltiger und finsterer Dämon, In Aegypten eingeführt wurde und
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262
DrillM Btieh» dritter AbwhDitt
seitdem vielfoch dargestellt wird. Indessen wird die bftarre
Gestalt vor allem in humoristischer Weise zu Ornamenten,
nuMientlicli auf Toilettengegenständen, verwendet; daneljen dient
er zur Ahwenfiung des bö^on Blick?. — Ob ein reger direcler
Verkehr mit Südarabien auch später noch bestand, lässt sich
nicht entscheiden; in den Zeiten des VerfaUfi ist er jedenfalls
unterbrochen worden.
Die Deretellimceo der Sipeditioo eind publlfiirt von DflimaiM,
Flotte einer teg. KAnigfai und Hietor. Ineehr. II, wonms Uäxam, Deir*
el-bihtfi grOsttenthelli oopirt let. Eingehend besproeben Ton If Asmo,
Neyigat. dee £g. aar lee c6tes de le mer 4rythr6e, in Rev. bistor. IX, 1 ff.
— Dass der Gott Besa wirklich arabischen ümprong* iit, bet Erman,
Z. fdr Numiemaiik 1882, 296 ff. durch Münzen erwiesen. Derselbe ist
nuch von der syrischen Kunst adoptiri und auB ihm ist a. e, der CN>rgo-
typus abgeleitet.
§. 219. Wie Qa^t$ep6tt*8 Regierung geendet, wissen
wir nicht; jedenfalls hat Dhutmes Ol. das Andenken seiner
Schwester* überall zu vertilgen gesuciit, ihren Namen durch
den seinen ersetzt. Er selbst beschloss den Wegen seines
ruhmreichen Vaters zu folf^en, unter der Fnlirung des Amon
von T lieben die Eroberungen wieder auizuuebmen. Am
2^). Pharmuthi des 22. Jahres seiner officiellen Regierung —
d. i. jedenfalls kurze Zeit nach dem Tode sdner Schwester — zog
er mit seinem Heere von $ara (Tanis) über Sarhan (g. 214)
nach Gaza [aeg. Gasatu], dessen Ffirst seine Herrschaft an-
erkannte. Der drohenden Gefahr zu begegnen, hatten sich
die Fürsten der Städte und Stämme des oberen Ruthenu-
landes, d. h. Palaestina's und Goelesyriens bis nach Hamat
hinauf, unter Führung des Königs von Qades — ob die Gheta-
bauptstadt oder das spätere Qades im flebiete des Stammes
Naphtali gemeint ist, lässt sich nicht entscheiden; doch ist
letzteres wohl wahrscheinlicher — vereinigt und l>ei der Festung
Megiddo (aeg. Makta) flstlich vom Karmel Stellung genommen.
Dhuhmes III. erfocht hier am 21. Pachona >) einen grossen
0 In^ 28. Jahre des Könige, denn die Jahreedhlung begnmt mit
dem Tage der Tbronbeeteignng am 4. Pachons. — Laran», Denfan. III,
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Dl^utmes Ut. in Syrien.
263
Sie?, der die Capilulation von Megiddo zur Folge hatte. Alle
Fürsten von Rutcnu erkannten die Ot^erhoheit Aegyptens
an und zahlten Tribut; sogar der König des fernen Assur
schickte dem aegyptischen Herrseher in diesem und dem fol-
genden Jahre Geschenke, namentlich einige Blöcke von Lapis
lazuli (chesbed), die dann in den aegyptischen Listen als
Tributzahlung figuriren. Zuiilreiche Gaben fielen dem sieg-
bringenden thebanischen Gotte zu, darunter auch die drei
Orte Jenu'am (oyi^^)« Anaugas mid ^erenkaru, deren Lage
Töüig unbekannt ist
Hauptquelle sind die fragmentarisch erli ilttuen >Annalen« desDh. IH,
aaf den Wänden des Tempels von Kaniak, in drei Hauplbruchslücken :
1) LSP8IUS, Denlcm. III, 31b; 2) ib. 32; 3) Lepsius, Auswahl 12 und
Nabbtts, Karnak 13 (zusammengehörig), fortgesetit Lepstos, Denkm.
III, 81 a. Dam noeb ^u<«ch, Ree. U, 56, 5 u. 6. Analyia von Bimca,
Tr. Soc. Ut. 8 ser. n, ns Roimi, RAn. II, WiEDtMAmi, ZDM. XXXII. Die
einiise benutsbare — aber vor allem betreffs der TianscriptioneD nnr
mit Tonieht zu Yerweithcnde — Ueberwtiang ' ist die von Baoeaca,
Gesefa. 894—826, daneben jetst fSr den ersten TbeO die von Masmo, Ree.
de tfavanx II. ^ Anavgas lag jedenfalls nOrdlich von Palaestina, da es
ar Zeit Ramses IL den Gbeta verbflndet war (Gedieht des Pentanr).
§. 220. An den ersten Feldzug reihen sich mindestens
14 weitere Expeditionen, auf denen theils Aufstände bezwungen,
tbeiis die Macht Aegyptens bis an und über den Euphrat
ausgeddint wird. Anf dem fünften Feldzug (Jahr 29) wird der
König von Tunep [wahrscli. nrirdlich von Ghaleb-Aleppo, s,
NöLDF.KE, AZ. 1876, 10] besiegt und gpfangen, auf dem sechsten
die Hauptstadt der Gheta Qades erobert 5 seitdem erscheint
der >König des grossen Oietalandes« wiederholt unter den
Tributzahlem. Auf dem achten (Jahr 38) wird der König von
Naharain besiegt, Dhutmes f&hrt den Euphrat abwärts, um
seine Städte zu erobern, und dann wieder hinauf bis zur
Stadt Ni, auf deren Gebiet er 120 Elephanten jajjt — denn
82 a, 32 ist mit WnoniAiar für die Jabresiabl 40:88 su lesen [Bnoaeca
Bot fUseblicb 88]; die hier aafgetablteD Tribute sind die in Folge des
Sieges gelieferten, im Unteiaehied von der vorher (ZI. 85 It) an^esibllen
Beule.
ÜIÜI
264
Drittes Boeb, dritter AbMhnitt
El^faaiiteii gab es damals in Syrien in grossen Massen. Schon
auf emem firiihflfen Feldzuge war die Stadt KarkamiS erobert
worden, jetzt sendet aneh der KQiiig von Saiigar (= Sangara
in Hesopotanuen) reiche GeschenlDe ?on Lapis lazaU Wirklich
anterworfen ist er natürlich nicht, er erseheint nnter den
Tributzahlern später eben?;o\venig wie der Ktinig von Assur.
Uelierhaupt biiiieien Eupiirui und Amanus im wesentiiclien die
Grenze der acpyptisrhen Macht, deren Ausdelmuntr man j:e-
wöhnlich bedeutend überschätzt hat. Die grosssprecherischen
Listen der unterworfenen Orte und Völker, unter denen 2. B.
auch Gharka d. i. Kilikien ("^bn) erscheint [MASpaaOt ÄZ.
1870, 55} — ebenso ist Menos vielleicbt Hallos (Ebers) —
sind natflriich nur mit äOBserster Vorsicht m benntien.
Dagegen ist das KiSstengebiet , das Phoenikerland Eaft«
▼01% von Aegypten abhängig. Von Simyra (aeg. Samar,
hebr. ^oi* «Heni Aradus (aeg. Artut) wird die
gewaltsame Bc7win<:ung crwälint , die meisten anderen der
friedliebeiidei) Handelsstädte werden sirh freiwillig unterworfen
haben. So wurden die Aegypter Herren der See, und wenn
sie auch an grössere Seeexpeditionen schwerlich Je gedacht
iiaben, hielten doch die phoenikischen Gdonisten es för ge-
nUhen, die Oberhoheit des mfiehtigen Reiches anzuerkeonen,
schon um sidi den Handelsverkehr mit dem Hntterlande und
mit Aegypten seihst zu sichern. Der König von Gypem (As^i)
hat an Dhutmes III. wiederholt Abgaben gesandt, im Grabe
Rechmara's (§. 198) werden neben den Tributzahlungen von
Punt, von den Südlandcn und von Rutenu auch die »der
Fürf?tcn von Kaft und den Inseln im grossen Meerec darge-
steht (vgL g. 194).
Neben die AnnaleD tritt hier die GnUnsebrift AmeneiB^eb*8, enl-
deckt von CoMh Iz. 1878, eplter von CaäMis, M<L Ig. Uf, 8 imd Eaaa,
ZDM. XXX. XXXI eingebend behandelt. — Eine Reibe wichtit'er ^reo-
gmphlscber Namen sind noch nicht identificirt ; so das Land Tachsi
(Amenemheb 19, auch Lepsiüs, Denkm. III, 65 a, 171; das in den Tri!)ut-
listen öfter genannte Land Remenen, das auch unter Seti I. geniinnt
wird (noPKi.t.TNi , M. stor. 40) und im nördlichen Pa!ae?tina zu suchen
isi{ das Land Arrech, dessen Köni|; im Mbre 38 Tribut zahlt, darunter
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Uemchaft der A«gypter Aber Syrien.
265
Gedern^ ebenso der vielumstrittoue Ort Sen?ar (Aineiipnih-'l) ZI. 11). Die
Stadt Ni liegt nach LKPfiim, Ausw. 12, ZI. 20 am ohereii Euplirat u»d
Lat mit Ninive iiichLs zu Ihun (vgl. Maspero, ÄZ. 1879, 58). Ebenso«
wenig ktfm SiogAr » ffintfar gefn. Etepbanten wenleii auch voo Tiy-
ktplkter L Im GebM von Gharrftn gejagt (Ann. VI, 70 ft, L B. 9B, 1, 7»
a. Lots, Inaeltr. Tiglatp. S. 166 ff.) und im Graba des Reebmanf als Tribut
der Rntena abgebildet.
§. 221. So waren die syrischen Lande der Herrschaft
der Aegypter unterworfen: indessen weit schwieriger war es,
dieselbe auf die Dauer zu sichern. Das viel^cspallene Land
nach Art des einheitlichen und scluualen oberen Niltlials als
Provinz zu organisiren, war unm^iglicl). An einzelnen Orten
scheinen militärische Besatzunpren (meoau) gelegen zu haben ;
im übrigen begnügte man sich damit» die einbeimischen
HeiTScher zur TrlbntzahloDg anzobalten und womöglich per-
sönlich an Aegypten zu fesseln. Wir sehen gelegentlich
die Tochter eines Rutenofürsten in den Harem des Pharao
wandern; einmal werden vier Prinzen als Geiseln nach Aegyp-
ten geführt , um hier am ITofe zu leben bis der Tod ihres
Vaters sie in die Ileimath zurüiknitt. Das Hauptziel war
natürlich, die unterworfenen Lande niüglichst für Aegypten
auszubeuten; grosse Tributsendungen, Silber, Gold und edle
Steine, Natorproducte wie Getreide, Oel, Wein, Baubolz, femer '
Wagen, Rüstungen, Gei&the, SUaven und Rosse worden jedes
Jahr nach Aßgfpbm geliefert Daneben mnsste bei Kriegszügen
auf jeder Station von den Einheimiscben für den Unterhalt und
die Bedürfhisse des Heeres gesorgt werden. Es liegt auf der
Hand, dass eine so weni^' nr-imi^irte und dabei so drückende
Herrschaft auf die Dauer jiielit Ijestehen konnte, mochte /.uucichst
auch eine Eüipüruiig nach der anderen niedergeworff^n werden.
§. 222. Auf ^oinen späteren Feldzügen liat Dhutmes III.
fortwährend Aufstände zu bekämpfen. Der Reihe nach em-
pören sich der Künig von Naliarain, die Städte Anaagas,
Qadei, Tonep u. a.; gelegentlich muss auch gegen die Sasa
wieder ein Stiei&ug unternommen werden. Aehnliche Auf-
stünde werden auch im Süden, im Lande Eni und Uaua
Torgelcoromen sein, wenn wir auch Genaueres darüber nicht
I
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266
Drittea Bach, dritter Abtehoitt.
erfahren. Viettelebt bat D^iatmes m. auch hier Erobemagea
gemacht, da die Stadt Napata, die Hauptstadt der Kuschiten,
unter Amenhotep II. in aegyptischem Bedtz ist (Lspsius, Denkm.
III, (35 a, 18); dieselbe liegt aber weit oberhalb der muth-
inaasslich vf ri Dhutm^s I, gehetzten Grenze (§, 215). Wir
besit/xn deuii auch grosse, mehrere hundert Namen um-
fassende Verzeichnisse von Völkerschaften und Orten des
Südens, weiche der König sich rühmt, beswungen zu haben,
deren Gefangene er nach Theben schleppte, nun den Amons-
tenipel zu iMmen gemeinsam mit den Gefiemgenen des Nordens;
mdessen wie viel dabei Uebertreihang Ist, muss dahin gest^
bleiben, and noch weniger ist eine Identifldrung der Namen
möglich. Jedenfalls scheint es durehans nnzniässig, dieselben
(mit Marifttk) auf Grund einiger Namensanklänge in Abes-
synien zu suchen und anzunehmen , dass die Aopr\^pter ihre
llüirsfliaft bis tief in das unzugängliche HochlaiKi von Habes
hinein ausgedehnt hätten. — In den Listen dieser Südvölker
erscheint auch Punt und das »Göfterland« ; wir haben indessen
gesehen, dass hier wohl keinesfalls von Kriegen, sondern nur
Ton einer Fortdauer der durch i^^tlepsa begründeten Ab*
hängigkeit die Rede ist
§. 223. Dass der Wohlstand Aegyptens durch diese
Erfolge bedeutend wuchs, liegt auf der Hand und geht aus
allen Monumenten der Zeit, namentlich soweit sie einen Ein-
blick in das Privatleben gewähren, iiervor. Der Löwen;mÜieil
des Gewinne? fiel, w^ie das bei den herr^rhenden Anschau-
ungen nicht anders sein konnte, den Göttern zu, in erster Linie
dem thebanischen Amon. In seinem Auftrage und ihm zu
Ehren hatte Dl^utmes seine Kriege geführt, zum Dank errichtete
er ihm die gewaltigen Bauten von Eamak, an deren W&nden
er TOtt seinen Siegen enfthtt, und weihte ihm grosse Theüe
der Beute. Aiier auch die anderen Götter wurden nicht ver-
nachlässigt, fast alle Städte Aegyptens haben Tempelbauten
von ihm autzuweisen. Von besonderer Bedeutung sind die
Tempel, welche er in den nubischen Festungen Semne und
Kumme den LocalgOltern des Landes, unter ihnen vor allem
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Du Roicb Di^utmes* lU. und seiner Naebfolger. 267
dem Tergötterten König Usertesen III. errichtete (§, 99) —
Baoteo, die übrigens schon unter seinen Vorgfingem begonnen
sind. — Es ist begreiflich, dass man das Andenken des ruhm-
reichen Herrschers immer bewnhrtc und ihn gottlich verehrte.
Zahllos sind namentlich die Aiuuiote in Skarabaeusfürm,
die seinen Namen tragen , und die jedenfalls nur zum ge-
ringeren Theil aus seiner Regierungszeit stammen.
Im Tempel von Semne findet sich aiilTallender Weise ein Datum
ftus dem zweiten Jahre Dh. III. (Lepsius, Denkm. III, 55,, s. §. 217j,
also aus einer Zeit, in der sonst immer nur ^a'tsepsu's Name genannt
wird. « FQr die griechische UeberUdemng und das, was mn Hanetbo
erhalten ist, ist es sehr ebarakteristiseb , dass wir l>ei ihnen nicht die
^ringste Andeotong der grossen Thaten des Königs finden.
§. 224. Als Dhutmes III. gegen Ende seines 54. Jahres
starb, htnterliess er seinem Nachfolger Aroenhotep II. ein ge-
waltiges Reich, das »von dem Nej^erlande Kari bis nach
Naharain« reichte. Dass der Tlironwechsel zu Aufständen
Veranlassung gab, ist b^reiflicb. Indessen der neue König
aebritt energisch ein ; von sieben gefangenen syrischen Fürsten
worden sechs in Theben, einer zur Warnung der Sudvölker
im fernen Napata an der Stadtmauer aufgehftngt. Auch unter
seinem Sohn Dhutmes IV., der ihm nach kurzer Regierungs-
zeit folgte und gleichfall« nicht lange geherrsciit hat , blieb
der Umfang des Reiches bestehen; die Inschriften erwähnen
in allgemeinen Ausdrucken seine Kriegszöge und die Grösse
seiner Macht Auf Bauwerken begegnen uns die Namen beider
Könige mehrfach; interessant ist auch, dass Dhutmes IV. zu
Anfang seiner Regierung den vom Sande völlig verschütteten
Riesensphinx von Gize freilegen liess und zur Erinnerung
daran eine Gedenktafel zwischen seinen Klauen anbrachte.
Todtenbocb Db. m. von seinem Sohne besorgt: Hasfcro, ÄZ. 1882,
IdS. — Amen^otep 1!.: Insebr. des Amenemheb; LiPsiOBt Denkm. III,
65; Missno. ÄZ. 1879 , 56 f. — Dbotmes IV: Lspsnis, Denkm. Ol,
6& 09; Brit Mi». Nr. 902 [« ÄZ. 1876, 99]; Bhooscb, ÄZ. 1876, 89 ff.
— Das höchste auf Denkmftlem vorkommende Regiening^ahr des A. 11.
ist sein driUes, des Db. IV. sein siebentes. Vgl. auch Lbpsius, Denkm.
m, 78a. b., die Grabeebrifl eines Beamten, der unter D^ ID. geboren
268
Drittes Buch, dritter Abscbnitt.
war und den Könif^en A. II., Dh. IV., A. III. gedient hat. EWnso dient
der iu Qurua he^rrabene ^aremheb unter A. II., DU. iV, , A. III.
(Brugsch, Ree. 60, 1; J. de Rouge, Inscr. 249).
%. 225. Auch die nftefaste Regiera&g, die des Amen»
hotup DL [Sohn des Dh. IV.] ist im wesentlichen friedlich
gewesen, wenngleich zwei Felseninschriflen bei Assuan ▼on
dem ersten Feldzug des Königs [in setnem fünften Regierungs-
jahrj gegen die elenden Feinde von Kus reden (Lepsips,
Denkm. TU, 81) und F'niiikiiist hriften seine Wafifenthalen
preisen und Listen der besiegten Völker geben. Interessanter
ist, dass der König Satama von Naharain dem Pharao seine
Tochter nebst 317 Damen ihres Harems übersandte. Die
Hauptth&tigkeit. der mindestens bis ins d6. Jahr reichenden
Regierung des EOnigs ist der Pflege des Cultus zogewandt;
nach Remses II. ist Amenholep DL der gewaKigste Bauherr
Aegyptens. Eine Insehrifl Ton Kamak zftblt die nmftingreichen
Gaben auf, welche der Könipr dem Tempel aus den Tributen
dei utilrrworfenen Völker zu \uindte (Mariette, Karn.tk ;J4 f.):
auch eincu utin n Pylon und einen zweiten kleineren Tempel
hat er ihm in Karnak gebaut. Ferner errichtete er dem Amon
den Tempel von Luqsor und ein Heiligthum in der thebani-
schen Weststadt, neben dem Tempel des Dhutmes III. m
Medinet Haba. Vor dem letzteren erholm sich die beiden
gewaltigen GolossalstatQen des Königs, welche die Griechen
akr Ifemnonsstatuen bezeichnen. Der Baumeister derselben
ist Araenhotep, Sohn des Hapu, der »Vorsteber aller Bauten
de« Königs«, ein gelehrter, in der Weisheit des Dhuti wohl
bewanderter Mann, der dem Amondienste in gleichem Maasse
ergeben war wie der Pharao. Er hat iiim in der thebani-
ßchen Weststadt einen eigenen Tempel (in Der el-medine)
erbaut, dessen Ordnung vom Könige beFfätiart wurde. —
Daneben baute der König den Tempel der Mut in Asera
(südlich Ton Kamak) und Hess an zahlreichen anderen Heilig-
thömem Aegyptens arbeiten. Hoch oben in Nubien, in l^l§b»
hat er einen Tempel errichtet, der desshalb interessant ist,
weil hier die Absurditäten, zu denen die religiösen Ideen der
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Ameo^otep III,
269
Aegypter führten , in ihrer crassesten Gestalt erscheinen ; er
\d neben dem Amon »dem auf Erden lebenden Büdniss« des
Königs geweiht^ und derselbe erscheint hier wieder und wieder
in Anbetung Tor sich selbst — in sofern ganz conect, als ja
der Ednig in noch ganz anderem Grade als die übrigen
Menschen eine Incarnation der hüthstf ii ( iottheil ist. In dem
kitinen Tempel von Sedeinga in Nubien lässt der König da-
neben seine innig geliebte Gemahlin TU verehren.
liBwi», Denkm. III, 70—90; Rosklliwi, Mod. stor. 41—44. Ueber
die Pariser Statue A. 18 s. §. 110 Anm. Mi{xvoy nal TUhoyoco, y\ 'A(av«M^
pmkA Alfimit C. L gr. 4781, vgl. 4727. 4805. Ueber Ameniotep den
Sohn des J^apu s. Bhugscb. AZ. 1875, 128. 1876, 96; Ermait* ÄZ. 1877, 147.
Den Späteren gilt derselbe als ein weiser Hann, der niystiscbe Schriften
pn dem §. 117 gekennzeichneten Charakter} verfasst habe. Als solcher
enebeint er auch in den Traditionen Hanethos (bei Jos. c Ap, I, 86). —
Beranden intereuant sind die Skarabaeen, auf welchen der König seine
Macht und seine lagden preist und den Stammbaum seiner Gemahlin
seottt: RosLum, Hon. stor. 44; Birch, R. P. XII; Brdoscb, ÄZ. 1880, 81.
Femer die Belobung der aegyptischen Steuerzahler durch den König
im Grabe des Gha'mbaH, Lepsius, Denkm. Hl, 76. 77, vgl, Brdosch,
Goeh. 416.
Reformationsversuch Chuenatens. Durchführung des solaren
Monothofsmus.
§. 226. Die alles Maass überschreitende Pflege der Re-
ligion, welche unter den letzten Königen geübt wurde, konnte
nicht ohne verbängnissvolle Folgen bleiben. Die reichen Mittel
des Staates wurden an Tempelbauten und religiöse Stiftungen
▼erschwendet, die Zahl der Priester und Tempeldiener wuchs
ins unendliche, die Priesterschaft beherrschte den Sinn des
Königs vollkommen und gewann eine Machtsteilung, welche
die Staatsgewalt zu vernichten drohte.. Auf der anderen Seite
musste, wer sich noch etwas dachte bei den Worten der
Geheimlehre, sich sagen, dass dieselbe in der herrschenden
Form dijs Cultus nur einen höchst ungenügenden Ausdruck
fand, dass der Amon von Theben zwar seine Titulaturen
dem solaren Monotheismus entlehnte, aber nichts weniger als
270
Drit^ Buch, dritUir AbscimiU.
der Eine und Alieiiiige war, sondern ais ein Gott neben zahl-
losen anderen stand, dass sein Gultus überwuchert und die
in ihn gekiftan Meieren Wahrheiten enüekt waren dorch
zahüose craase, den früheren EntwkkelongaBtafea angeliSrige
oder neagebild^ Anacbaimngenf Gehriuclie und Fonneln.
Es entstand das Streben nach einem reinmn Ausdruck der
religiösen Grundwahrheit, nach einem wirklichen Monotheis-
mus, der nur den Sonnengott kannte und jL.inat mathte mit
dem, was die thebanische Priesterschaft, und ähnlich die
der übrigen religiösen Cenlren , nur halb spielend lehrte.
Andere Einflüsse mochten hinzukommen, so jedenfalls der
Unwille der localen Priesterschaflen ütier die Bevorziip^ung
des Emporkömmlings Amon. Die späte sonst TöUi^ entstellte
Ueberliefenmg bei Manetho enthftit vielieieht einen historisch
richtigen Kern, wenn sie einen beliopolitaniscben Priester
[Osarsiph] als Führer der monotheistischen Bewegung nennt
HeKopolis (Anu) war ja das alte Gentrum derselben, der Sitz
des veriia..liiissmässig reinsten Sonnencultes (Tuiu-Ka ). Diese
verschiedenen Strömungen zu verfolgen, die leitenden Männer
kennen zu lernen, ist uns völlig versagt; ihre Wirkungen
dagegen liegen klar vor Augen. Man forderte und wagte
den Versuch einer rein monotheistischen Reformation.
Waä über die Stellung der Prieälerschafl gesagt ist, ergibt sieb nicht
nur aus der Analogie oder vielmehr dem Ahr alle gleichartigen Eint-
vriekelaogen abiolut gültigen historftehan GMetfer «U« Vorging» so Ende
dtr flO. OymsÜe und die Stelhuif der «etiikipisehan Pfiaetanebell leigan
deatUeb, «onnf die acgyptieefaen Priester binsteuertea und der Natur
der Dinge nach — bewniat oder onbewunt — binetreben mussten. Mit
den gangbaren Beartii^ungen der Beformation Chuenaten's zu rechten»
iet überflüssig; da^«; er ein Eunuch gewesen, dass die Ehe seines Vaters
mit der Tii für illegitim ^regulten habe, da«« semitische Einflösse mit-
gewirkt hätten u. 5., ist völlig unbegründet, Auffallend ist nur. dass
mod»?rrie Historiker sich berufen fühlen, für die thpbanische Anions-
relipion Apologetik zu tn»5ben, — Da=s was Man»-llio bei .In-;epl)iis c. Ap,
I, 2ö als ^&C'j6}X8va -/.al Ki-(öy.i;ia itüv 'Iou2atu»y erzäliil, Mcii mA' die
Reformation Cbuenalens bezieht und nur von ihm — oder vor ihui —
TOUig wilikflrUeh auf Hoees oiid den Ezodoa iMSogea Ist, bitte nie Ter>
kennt weiden aonen. Im Obrigen kann ]le[r]nephtah griecbieeh nie ta
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ReligiAM BfllonBati«m Cbuenaten's.
271
'Afuvtu^'.^ Ainenhotep] werden^ denelba «racheioi vielmehr bei Ma-
netbo als ['A]|jity»f
§. 227. Der neue Eöiüg Amenhotep IV., Sohn des
A. ULt gab sich gleich bei der Thnmbesteiguog als AnhSnger
der refonDatorisehen Ideen so erkennen, indem er in seinem
Thronnamen >schön ist die Eine Gestalt des Ra^c die Ein-
heit des Sonnengoltes betonte uud unter seine Titel den eines
Oberpriesters des Ra^ Harniacliis aufnahm. Bald ging er
weiter und bekannte sich olTen zu dem alleinigen Cultus des
Sonnengottes f der jetzt den olficielien Namen »der lebendige
Ra' Harmachis der prangt am Horizonte, in seinem Namen
G-lanz In der Sonneiischeibec erhält, gewöhnlich aber einfach
Aten »die SonneDseheibe« genannt wird. Mit ▼olter Abeicbt*
▼ennied man die .alten Göttemamen und wfihUe das un-
zweideutige Appellativum, um den solaren Monotheismas im
Gegensatz zu dem bisherigen Cultus scharf hervortreten zu
lassen. Seinen eigenen Nanion wandelte der König in Ghuenaten
»Abglanz der Sonnenscheibe«, alle seine Töchter — Söhne
hatte er nicht — erhielten ähnliche Namen, und rücksichtslos
irden die alten Götter verfolgt. Nur die reinen Sonnen-
gölter Tum, Ra% Horns erkannte man als identisch mit dem
neuen Gotte an, soweit sie nicht eme locale Fftrbung hatten.
Sonst -worden alle Götterlrilder und Namen zerstört und in
allen Inschriften der aegyptisdien Tempel, soweit sie sieh
erreichen liessen, sorgfältig ausgemeisselt. Der Haupthass traf
natürlich den thebanischen iVmon; sogar in den Namen seiner
Vorgänger auf dem Thron liess Ghuenaten das Wort Am o^i
überall zerslöreii. Duk Ii ganz Aegypten und Nubien begegnen
wir dieser Verstüuunelung, ein Beweis, dass die Reformation
wenigstens vorübergehend uberall durchgeführt ist. Dass es
dabei an blutigen Kämpfen und Verfolgiingen nicht fehlte,
ist höchst wahrscheinlich; genaueres wissen wir begreiflicher
Weise nicht. Jedenfalls wandte der Köolg der alten Haupt-
Später bat man Hies so^'ar, um jedes Miasverslfiiifinis« ?n ver-
lueiden, durch »Ra' (die Sotitip) Herrscher der beiden Hon/ iitt * erseUt
(Lspsios, Deoluii. Iii, 97. 100 e unter Ghuenaten, 9i^a unter b'üitechl).
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272
Drittes Budi, dritter Abicluiikt
Stadt den Rucken und gründete sieb in Mtttelftegypten , in
Teil el-Amarna südlich von Beni Qassan, eine neue Residenz
Chataten, in deren Hüte der Grund zu einem herrlichen
Sonnentempel gelegt wurde« Im übrigen ist es natürlidi, dass
der nene Gnttus durchaus den spedflsdi aegyptischen Charakter
Irüijt. Die Sonnenscheibc wird abgebildet, wie sie ihre Strahlen
als i laude den Verehrern entgegenstreckt, die Formeln der
H\Tnnen sind den alten Sonnonhvmnen entlehnt «nd im
wesentlichen durchaus stereotyp, in sklavischer Weise beugen
sich König und Volk vor dem Einen allmächtigen Gotte.
Honnmente: Ltnm, Denkm.IH, 91—111. Pbissb» Moo. ^. 10—14
MABvm, Hon. dir. 26 o. 87 e. 84 c Britoscb, Ree. 57. — üeber die
Persönlichkeit des Königs haben wir kein üfiheil; eein Geeidlt trigt
deoltieb die ZOge des Fanatikers. Die Scalptaren und Inschriften zeigen,
dass er seiner Familie sehr ergeben war, namentlich seiner Gemahlin
Nofrel-li und seiner Multcr Tii, die er feierlich in die neue Residenz
einfflhrte, woraus aber in keiner Weise folgt, dass sie die Seele der
Reformhewegung gewesen wäre. (Iharakterislisch sind nwch die in Grä-
bern der neuen Residenz dargestellten Irenen, in denen Köni^ und Königin
sielt auf dem Ualcou der jubelnden Menge zeigen und Blumenkränze
unter sie auswerfen: Lfpstts, Denkm. III, 103 ff.
§. 228. Mindestens zwOlf Jahre hat Chuenaten regiert;
ob er eines natürlichen Todes gestorben ist^ oder ob er einer
Revclntion odsst einem Mörder erlag, wissen wir nicht. Jeden-
falls war bei seinem Tode sem Werk erst halb Tollendet, die
neoe Stadt noch mitten im Bau, und Oberall gährte es im
Lande. Dass der König keinen roftnnlichen Nachfolger hinter-
liess, musslo die Anarchie noeli vcrnieliren, und so sehen wir
denn eine Foljre kurzer RcRicrungen eintreten, vuii denen
keine zu alln^emciner Anerkennung^ gelangt zu sein oder sich
länger behauptet zu haben scheint. Der nächste Nachfolger
war S^anecbt, der Gemahl von Chuenatens ältester Tochter
Iferaten, ein eifriger Anhänger der neuen Lehre, der nur
ganz kurze Zeit regiert haben kann. Er scheint durch den
»Priester ^) Aic gestürzt worden zu sein. Ai war der Bruder
^) »(;<"«lHioher Vaterc (tef neter) ist der Titel des untersten Priester-
gradesp den Ai wftbrend seiner ganzen Laufbahn, auch alS'KOnig, lieib^elt.
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Sehtitom dar Rdbraiatif«« 273
dto Amme GhuenaienSf an dessen Hoferatdi zahoheii ESven em^
porgestiegen, schliesslich Oberstallineister des KQnigs geworden.
Er war damals ein eifrigrer Verehrer des Einen; jetzt, nach-
dem er sich der Krone bemächtig hatte, kehrte er zur alten
Religion zurück. Er verlegte die Residenz wieder nach Theben
und zeigt sich hier als eifrigen Diener des Araon und der
übrigen alten Götter. Dennoch gelang es dem ^irgelzigen
Emporkömmling nicht, die Leiden9chaften zu yersöhnen. Als
er nach kurzer Regieningszelt starb — oder gestürst wurde ,
verfolgte man seinen Namen auf aHen Denkmälern, die er
hinterlasgen ; sogar seih Grab hi dem grossen thebanischen
Todtenllial blieb nicht verschont.
S'anecht: Lepsius, Denkm. III, 99. Ai: ib. 105. 106. 113. 114.
PnissF, Mon, 17. Mahiktit, Abydos III, Nr. 1469 (Va?e mit seinem
Nameii). Das höchete eriiallene Datum ii^t sein viertes Jahr.
§. 229. Auch der nächste König, Tut'anchamon, »das
lebende Bild Amonsc, erlitt ein fthnliches Schicksal, obwohl
er, wie schon sein Name sagt, gleichfalls den thebanischen
Gott anerkannte und seine Gemahlin 'Anches en pa aten (»sie
lebt von der Sonnenscheibe«), die dritte Tochter Ghuenaten's,
ihren Namen in 'Anches en auion umwandeln musste. Es
sind dann wahrscheinlich noch einige weitere ephemere Re-
gierungen gefolgt, so ein Köui^ Sera' (Sohn der Soiiuf) Teta.
Die schliessliche Beruhigung des Landes führte erst Qaremheb
herbei, der auf den Ruf des thebanischen Amon auf den
Thron «hohen wurde ee ist dne nicht unwahracheinlicbe
Vermuthung Ton Brüsscb, dass seine Gemahlin Mutnesem eine
Schwester der Gemahlin Ghuenaten's war. Qaremheb stellte
überall im Lande die alten Gülte wieder her, emeaerte die
froüuiioii SiirLuiigeii, zerstörte gründlich die Denkmale Ghuena-
ten*s, vor allem seine »SonnenstadL« und führte dem thebani-
?;chen Amon neue Bauten auf. Die Ketzerei wui-de völlig
ausgerottet, wobei es an blutigen Verfol^^ungen gewiss nicht
fehlte. blieb die Legitimität des neuen Pharao auch nach
seinem Tode unbestritten, sein Name in hohen Ehren; für
das geistige Leben Aegyptens aber war es ▼erhftngnissToll,
IC«7«r. a«MUdM» m AlteittnUM. I. 18
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«
274
Drittes Buch, dritter AbichnitU
dass die Retormation so völlig unterdrückt und damit jede
FortentwickeluDg unmöglich geworden war.
Die Heihenfolp-p fler ille^Mtirnen Herrscher ist nicht völlig sirlier;
die Gesammldaupr der von Amenhotcp's III. Tode bis zum Antritt Harem-
heb's verflossenen Zeit kann höchstens etwa 30 Jahre hetrat?en. Zu be-
achten ist, dass unter Ai Paur, unter Seti I. und Raroses II. sein Sohn
Ameneniapet als Frin? von Kus erscheint (Lep«hs, Denkm. III, 114 f.
141h — k) ; ehtiist) kumniL Hui, der unter Tul'anrhamen diese Würde
bekleidet, noch unter Hamses II. vor (Mahiette, Mon. div. 71, 23, vgl.
Lepsius, Denkm. TU, 175 h). — Tut'anchamen : Lepsiü« Denkm. III. 115 ff.
Pris«?k, Mon. 11. MAniKTTK, Abydos III. Nr. 1109. Oers., Le Serapeiim
de Memphis (ed. Masi-kho, I, 125). Sera Tela (iMerneptah): Naviuf,
ÄZ. 1878, 69. Mariette, Serapeum I, 131. — Nach W iki > ma>n, Gesch.
A*"^. 45 geh Art iti diese Zeit auch ein König von ünteraegypten Ra'entui(?). ■
— Harenil.ieb: Lkpsfus, I>» nkm. III, 119 fl". Brdgsch, Ree. 37. 57.3.
DCmichki«, Hisl. Inschr. II, 40 e. Statue in Turin mit Angaben Ober seine
Thronbesteigung: Bihch. TrSBA. III, 486; HP. X. BRnoscH, Gesch. 440.
Vgl. :nich BRurjscH, Geisch. 433- Lia Kdict Haremheb's über die Re-
orgauisation Aegyptens erwähnt Masfero, ÄZ. 1882. 134. Eine Proces;;-
schrifl auf einer Kalksteinscherbe (Inscr. in the hieratic and demotic
Character from tbe Coli, of the Brit. Mus. pl. 14, Nr. 5624) erwähnt
sein siebeotM Jahr; dagegen scheint das auf derselben Torkoromends
Jahr 21 sieh trots Brdcsch, Geecb. 448 nicht auf ihn, sondern auf die
Regierung des im folgenden genannten Ameni^otep (III ? ; der Name ist
vom KOmgsriDg eingeschlossen !) zu besiehen. Die Vermulbong foo
Bmcn (vgl. ÄZ« 1877« 149), Oarom^ieb sei spftter abgesetst wordeo und
als Privatmann gestorben, erscheint kaum haltbar. In den KOnigslislco
der folgenden Zeit steht er immer in enger Verbindang mit Remses I.
und Seti L Es ist daher aoeh sehr Abglich, ob die gewOhniicfae An-
Ordnung, welehe mit ihm die 18. Dynastie seblieest, irgendwie begrflndet
ist. Dass Manetbo hier einen Ginsehnitt machte, ist keineswegs sicher
(vgl. $. 214 und 288 Anm.); im Qbrigen sind, wie die folgende Zusammen*
stellnng lehrt, die Angaben Hanetbos nirgends weniger correct als hier.
TTebersiclit der achtzehnten Dynastie.
Denkin&ler.
Hanetbo.
Ra*sqenen Ta*a I.
Ra'sqenen Ta'a 11. 'a.
Ra*8qenen Ta*a III. qen.
Kames
«
17. Dyn. 48 Hulen und 43 The-
baner 151 (var. 221) l
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4
Uebenieht der aehtsehnten Dynastie.
275
böcbsL ca. 50 J.
Denkmäler.
1. A'ahmee
2. Amenhotpp I.
a. Dhutmes I.
4. Dhutmes II.
5. Qa'Uepsu
6. Dhutmes m.
7. Amenhotep II.
8. Dbntines IV.
9. Aiueiiliotep III.
10. Amenhotep IV.
= Cbuenaten
11. S'anecht
12. Ai
13. Tut'ancharoen
14. Sera'-Teta
15. Harem heb
Znsammen von A ahmes
iis iuni AiiLrill Ramses' I. ca. 200 J.
54 J.
ca. 20 J.
mindest. 36 J.
ca. 80 J.
ca. 10 J.
Mail et ho [nach Unoer],
18. Dyn. Thebaner.
C 1. *Ajiu><itc 67 J.
( 2. Xtßp<»c 13 J.
I 3. 'A|jiva»f tc I. 20 J.
s, Schwester 22 J.
5. M'.cäfp.c 13J.
26 J
7. To6ti'|j,u»atc 9 I.
8. 'A}jivuKptc II. 31 4.
9. 'Üpoc 87 J.
10. "Ayßm<; I. 12 J.
11. Ta()-u'.; 9J.
12. Xe.^ptj? 12 J.
18. 'Aytppr^<i II. 12 J.
14. Apiptati 5J.
288 .1.
[In den Auszügen variiren die
Einzelposten mehrfach, die Sum-
men werden ganz verschieden
angegeben»]
lY. Das Beich der Cheta tind die neunzehnte
Dynastie.
Aufrichtung de« Chetareichs.
§. 230. Ueber die inneren Kämpfe und \\ irren ist die Macht-
stellung Aegyptens zum Theil verloren gegangen. Zwar Kus
und die Negerlande blieben mit Aegypten vereinigt, unter allen
Königen finden wir einen — oder gelegentlich auch neben einander
zw^ — »Prinzen von Eusc. Dagegen scheint die Herrschaft
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276 Drittes Buch, vierter Abschnitt.
über Punt verloren zu sein, wenngleich wir unter Haremheb
[die Zuweisung ist indessen nicht sicher] eine Gesandtschaft
von Grossen von Punt mit Geschenken nach Aegypten kom-
men sehen (Mariette, Mon. div. 88 = Brugsch, Ree. 57, 3).
Unter den folgrenden Königen bis auf Ramses III. wird Punt
kaum je genannt; namentlich ist unter Ramses IL niemals
(auch nicht Lspsms, Denkm. III, 163) von dner Herrschaft
üher Punt die Rede. Ebenso haben die asiatischen Lande
die aegyptische Herrschaft abgeschüttelt. Es will wenig he*
sagen, wenn unter Chuenaten von den »Tributen von Cham
und Kas, vom Osten und Westen« die Rede ist (Lepsiu?,
Denkm. III, 100 b), wenn Ai sich »Besieger der (asiatischen)
Barbarenc nennt Ja selbst wenn unter Tut'anchamen >die
Fürsten von Rutenu« reiche Gaben nach Aegypten scbickeD,
den König anflehen, ihnen Lel)ensathem m gewähren, und
versichern, zu seiner Zeit gebe es keine Piebellen, die ganze
Welt lebe im Frieden (ib. 115. 116), so wird darin wenig
mehr als die prunkhafte Ausschmückung einer von syrisclien
Grossen geschickten Gesandtschaft zu politischen oder Handels-
zwecken zu erkennen sein. Die folgenden Ereignisse lehren
deullicli, dass Dhutmes' III. Eroberungen sämmtlich verloren
waren, und sehr denkbar ist, dass schon unter Amenhotep HI.
die Macht Aegyptens zu erlahmen begann. Wahrscheinlich
steht es mit der Losreissung Asiais m Zusammenhang, dass
wir unter den folgenden Herrschern die alte Grenzbefestigung
am Isthmus von Sues (§. 89) völlig in Stand finden. Ein
Kanal und ein Grenzwall sperren den Weg, der Hauptiiber-
gang ist durch eine starke i'cstung »das Ghetem [FortJ von
Saru« vertheidigt. Dass der Kanal auch Ilandelszwecken ge-
dient habe, ist nicht zu erweisen, und wir haben über das
Leben in den unteraegyptischen Städten viel zu wenig Material,
um darüber urtheiien zu können.
Abbildung der Grenzbefestigung unter Seti L: RossLUiat üon.
stor. 50. 51. Lepsics, Denkm. III, 128. lieber dieselbe und des Grem*
gebiet im allgemeinen s. Brugsch, Geogr. Insehr. I, 360; Diet. g^r.
590 fr. eS9 (T. 890 ff. Ebers, AeBH. 78 ff. ; Dunk Gosen tum Sinii
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Das Reich der Gbeta«
277
484. 521 n*. Die Alten srhreiben die Anlage der Befestigung und des
Kanals dem Sesostris zu (Diod. I, 57 Slrabo 1» 2, 31. XVU, 1, 25 u. a.).
J. 231. In den 40 — 50 Jahren, die voiii Tode Amen-
hotep's III. bis zu dem Haremheb's verflossen sind, hat in
Syrien das Volk der Gheta die herrschende Stelle gewonnen.
Ton den Bkämpfen, in denen es ihren Königen allmählich ge-
lang, die Rutenuländer zur Anerkennung ihrer Oberhoheit
zu zwingen, ist keine Kunde auf uns prekouinien ; wie es
scheint, waren dieselben halbvollendet, als Seti I. nach Syrien
zog« Gleichzeitig haben sie ihre Macht auch nach Norden
aiQgedehnt; durch ganz Kleinasien bis nach Smyma hin be-
gegnen WUT Monumenten, die zweifdsohne Ton ihren Heer-
tögen Zeugniss ablegen. Wenn man nun auch geneigt sein
wird, dieselben im allgemeinen der I. poche nach dem grossen
Kriege mit Ramses II. zuzuweisen, so ergibt sich doch aus
den aegyptischen Angaben, dass sie schon vorher begonnen
haben. In der poetischen Darstellung dieses Krieges ^ dem
sog. Gedicht des Pentaur, heisst es, der Ghetakönig habe
^alle Völker von den Grenzen des Meeres anc um sich ver-
sammelt, und alle Geldmittel seines Landes erschöpft, um
ihnen Sold zu zahlen. Nach dem historischen Bericht, Lepsiüs,
Denkm. III, 187 d, 19* kommen die Truppen des Ghetakönigs
»aus allen Gegenden im Gebiete des Ghetalandes, des Landes
Kaharain und des ganssen Qedi«. Unter Qedi sind unzweifel-
haft die Gegenden nördlich von Syrien, also das südöstliche
Kleinasien zu verstehen; man könnte bei diesem Namen an
die Landschaft K7}tt<; in Westkilikien (Ptolem. V, 8, 8), even-
tuell auch an Kataonien nördlich yom kilikischen Tauros
denken. Auch in der späteren Zelt Ramses* IL erscheint der
»Fürst von Qedi« in Abhängigkeit von dem »Grossfürsten der
Chetac (Pap. Anast. U, 2 = IV, 6).
Das Land Qedi und seine Bewnhner Qeda werden gcK genUicb auch
sehen vor RamseB II. erwähnt, so Amonshymnus III. ZU 9; Lipsius»
Oenkni. m, 81 b, 88 »Gharu (Syrer) und Qedu«. Eine andere Form
denelben seheini Qedno (i. B. Haribttb, Karnak 48, 11) oder Qedna
(ib. 88 f.) sa sein.
278
DrittM Bueb, vierter AbMludtt
g. 282. Der erwflhnte poetische Kriegsbericht nennt eine
Reihe von Ländern und FOnsten, die den Gheta verbfindet
oder untertfaan sind, so den Fürsten Ton Arados, den von
Chalcb, den voü kurkanii^ ; auch die Landschaft Anau^'as ist
uns bekannt (§. 219). Die Gebiete der Fürsten von Mas(a) und \
Buka (Leka) keijren wahrscheinlich in den Keilschriften als Mas,
d. i. ein District der syrisch -arabischen Wüste (Delitzsch
Paradies 242, Gen. 10, 30 ^VJ^)^ und Laki, Name der Sleppen-
landsdiaft westüdi vom Euphrat und südlich von Karkami^
(vgl ScHRADKR, ÄZ. 1879, 47) wieder. Die übrigen Namen:
Dardeni (schwerlich die Dardaner am Gyndes, Her. I, 189),
Pidas(a), Arana (oder MerunaP), Qasuaden, Akeret, Muianat
lassen sich nicht identificiren ; an die westkleinasiatischen
Stämnio, die man zur Erklärung herangezogen hat (Dardaijt ; .
Pedasos, Ilion u. a.) ist <,^ewiss nicht zu denken. Irgend-
welchen genaueren Aubaltspuukt ergeben die ägyptischen
Texte nicht
In der grossen Schlacht bei Qade§ im fünften Jahre
Ramses' n. stehen diese halbabhängtgen Hül&vOlker meist wie
es schemt unter don Befehl ihrer StammestOrsten; daneben
finden wir zaMreiche »Oberste der Hfilfetruppen«, die nach
uns völlig unt)ekannten Districten (Aqsu oder Aqebsu, Annas,
Tunis u. a.) benannt sind. Der Kern des einheinnsehen Fuss-
viilkes, welches 17,000 Mann beträgt, führt den Namen Tuhir
und steht unter zwei Generälen. Daneben finden wir als
hohen, ofüsniHur doch militärischen Titel mehrfach das Wort
Ka$en (etwa p^p?, es begegnet uns indessen auch in
aegyptischen Texten) verwendet. Sonst wissen wir nicht
viel von der Organisation des Staates. Die Hauptstadt scfaänt
Qaded am Orontes gewesen zu sein: von Königen kennen
wir Sapalel (b^Sli/*), seinen Sohn Marsir ("IC^'ID) und dessen
Sohn Matener (linD)i '-'^i" Zeit Ramses' II. ermordet
wird. Diesem folgt sein Bruder Chetasir (12?nn)» dem wir
spater noch i>egegnen werden.
Zthlrciehe Orte das GbAtareichM neant wah dar Vertng mit .
RamiM IL, wo der Hauptgolt (Suteeh d. i. Ba'al) «naa jeden von ilinaii
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Sfti I. in Syrien.
279
ab Zesfe angerufen wird. Leider lässt sich kaum ein einziger von
ihnen identificiren. — Zu den Leka vgl. §. 260. Der Name Sapalel
fitulet sich auch bei deo A«8yrera in Form Sapalulmi (lU R. 7« 42 u. a^
KOnig von Patin %, d&Q).
Dia Kriog« dtr Aegypter gegen die Cbeta.
§. 283. König Qaremheb hat den neuerstandeoeo Staat
nicht bekämpft; ein gleiches gilt von der kurzen Regierang seines
Nachfolgers Ramees (Ra*me8su) I. £>er sp&ter zwischen Ramees II.
und dem Ghetareicfa geschlossene Vertrag berichtet ausdräck-
lich, dass zor Zmt der chetistischen Groaskfimge Sapalel und
Marsir ein Freandschaftsvertrag mit Aegypten bestand. In-
dessen Pul II lies' I. Sohn Seti I. beschloss, die verlorene Herr-
sciialt üi)er Asien wiederzugewinnen. Gleich in seinem ersten
Jahre zog* er aus gegen die ^^asu und unterwarf sie »vom Ghetem
von$aru (g. 230) bis zum Lande Kana'anc. Dann zog er weiter
gegen das »obere Rutenninnd«. Die Festung Jenu'am (§.219)
morde erobert, ebenso die Bergfeste »Qadeä im Lande Amurc
d. K die Amoriterstadt [später im Gebiet yon Naphtali, mit
der Ghetahauptstadt nicht zu verwechseln]; die Ffirsten des
Landes Remenen (§. 220 Anm.) unterwarfen sieh und lieferten
dem Küiti^o' H^uliolz iui eine Aiibaikü, zahlreiche Grosse von
Rutenu wurden gefangen. Jetzt greift der Chetakünig ein.
Auch ihn lüliml sich Seti besiegt zu haben, iinlts<en hat er
auf Iceinen Fall bedeutende Erfolge errungen. 1>( sässen wir
die Monumente des damaligen Chetakönigs llautener, so
würden wir wafarschehilich von mindestens ektensovielen Siegen
öber die Aegypter lesen. Jedenfalls bat Seti ausser dem
— in dem er mehrere Brunnen und Forts anlegen
Uess — hOdistens Sddpakestina auf die Dauer behauptet
Die LisLen der unterworfenen Völker und Städte, welche er
und ebenso Ramses II. und die späteren Könige geben, sind
historisch fast werthlos. Veraltete und ganz unbestimmte
Namen (wie Mentiu Sätet, alle Nordvölker u. ä.) stehen neben
den damals allein gangbaren, TielfiLch sind einfach die Listen
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280'
Driites Buch, Tiericr AlMebnitt.
Dhutmes' III. excerpirt, von irgend welcher Ordnung oder
Zuverlässigkeit kann keine Rede sein.
Ramses I.: Lepsius, Denkm. 111, 1^. HosBumi» Mon. stor. 45 a.
Die gewöhnliche Aanahme, dass mit ihm ein neues Geschlecht — die
19. Dynastie — den Thron bestiegen habe, ist nicht beweisbar und
höchst unwahrscheinlich, da in den zahlreichen Königslisten aus der
Zeit Ramses* n., auf denen seinen nächsten Vorgängern die Todtenopfer
dargebracht werden, ^aremheb regelmässig neben Ramses I., die früheren
legitimen Könige der 18. Dynastie dagegen nur sehr selten erscheinen. — >
Seti I.: RosELLiNi, Mon. stor. 46—62. Lepsius, Denkm. III, 125 S» Bruobcb,
Ree. I, 45 — 51 (vgl. Brügsch, Reiseberichte aus Aeg. 14G fT.). Zusammen-
stellung und üebersetzung der Texte von LusrnNüTON, Tr. Soc. Bibl.
Arch. V^, 509. — Ueher die Brunnen im Sasulande: Brüg'^ch, Diel,
geogr. 591 ff. Chaha-, Vnyap-e 284 fT. — Im Vertrag R, II. mit den Cheta
ist ZI. 14 Mautener in Marsir zu corrigiren; davon, da^^s Sapalel und
Ramses 1. Zeitgenossen gewesen oder Krieg mit einander geführt hätleii.
steht kein Wort darin, — Das Land pa Kana'an = jy^^H (S« 176
Anm.) wird auch im grossen Pap. Harns 9» 1 genannt, §. 263»
§. 234. In seinen späteren Jahren wurde Seti I. auf
einen anderen Kriegsschauplatz gerufen. Die Libyer (aeg.
Tehenu) ^iffen, so scheint es, die Westmark des Reiches
an. Diese kampfgeübten Stämme, welche seit langer Zeit
sich die äusseren Elemente aegyptischer Givilisation angeeignet
hatten, zeigen sich fortan als gefährliche Feinde des Nillandes.
Jetzt gelang es dem Köni<^e, sie in wiederholten Kämpfen
zu besiegen und zu unterwerfen. In Verbindung mit iiinen
scheinen schon jetzt mehrere für uns räthselhafte Volks-
stämme zu stehen, vor allem die Sardana. Oieselt)en begegnen
uns seit Ramses II. wiederholt und in grosser Anzabi als
Söldner im aegyptisehen Heere; em Text (Gedicht von der
Ghetaschlacht) sagt, -ie scieii ursprünglich Gefangene des
Königs gewesen. In den Abbildungen sind sie an ihrer eip'en-
thümlicben Bewaffnung (runder Schild, langes spitzes Schwert,
Hehn mit einer Kugelspitze), sowie an ihrem Gesichtstypus,
namentlich dem kurzgesdmittenen Vollbart, sofort zu erkennen.
Spätere Inschriften bezeichnen sie vielfach als ein »Volk der
See« ; ihre Heimath muss also auf einer der Inseln oder Halb-
inseln des Mitteimeeres zu suchen sein, und um des Namens-
Seti L fagm die Libyer. Die äinälui«, 281
aoklaQgs- willen bat man sie vielfach mit den Saiden identificirt
D«w die Phoenlker in dieser Zeit schon naeh Sardlnlflii ftilim,
ist höchst wafarseheiillicfa; indessen wenig glaublich, dass die im*
dyiKsirten Sarden die weite Seefiibrt nnteniahinen, um Aegyp-
ten anzugreifen oder in aegyptische Dienste zu treten. Eher
könnten sie im Dienste phoenikischer Kauffahre;' (als Söldner?)
nach Aeg^ypteii gekommen sein. Neben den Sardana linden wir
Söldner aus den libyschen Stämmen der Masauasa (viell. Md4t>sC|
Her. iV, 191) und Qahaq (vgl. §. 215). Es wird wohl an-
znnelunen sein^ dass wir es hier mit Mannsdiaften zn thon
haben, die in Folge der libyschoi Kriege Seti's in aegyptische
Dienste getreten rind. Schliesslich ist hier noch das grosse
Corps der llasain (z. B. Lkpsiüs, Denkm. m« 175 b) m nennen,
das auch aus fremden Söldntiii, vitdJtielil ursprünglich von
dem schon in der 6. Dynastie prenannten Xeperstamme Masa
(BRiTOfscH, AZ. 1882, 34;, bestanden zu Iiai)iii -cheint. In der
^;)aterea Volkssprache wird dieser Name ganz allgemein zur Be*
Zeichnung des Militärs verwerthet. Daneben werden auch Neger
als Söldner erwftfant. Wir erkennen deutlich, wie aDmAhlich
ein stehendes Söldnerheer neben die dnheimische Miliz (die
na'arana §. 212) tritt, die unter Dtiutmea m. noch den
aUdnigen Bestandtheil des Heeres gebildet zn haben scheint.
Ueher die ^ardaim s. Brugsch, Geogr. Inschr. IT, ^4 ff.; Eders, AoBM.
182 fl . : Ghab-vs, Ant. hist. 297 ff. u. a. Unter Hamses II. auch de Roi n^
Inscr. 70, 14. Abbildung des Sartlaiiac(trps neben den einheinn^ciien
Truppen Rainses' II.: Rosellim, Mon. slor. 101. 106. Weiteres §. 260 ff.
— Ueber die Söldner unter Ramses II. 8. Tor allem Ghabas, Voyage 52 fT.
§. 285^- Seti L schdot nicht allzulange (etwa 10 Jahre)
regiert zu haben. Ihm folgte sein jugendlicher Sohn Ramses IL,
der in PmnkinsehriAen mit arger üebertieibung sieb rühmt,
schon im Sä sei er als König anerkannt gewesen und als
Kind habe ihm sein Vater die Regierung übertragen. Richtig
ist daran nur, dass er bereits in früher Jugend feierlicli als
Thronfolger proclamirt und vielleicht von Seti zu Ende
seiner Regierung zum Mitregenten erhoben wurde; als Kron-
prinz begleitete er seinen Vater im Kriege gegen die Libyer.
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282 Dritte« Buch, vierter Abschaitt.
Ramses II. nahm gkicli in seinem zweiten ja.hre die asia-
tisclion Feldzüge wipHer auf. Wie es scheint, wurde die iierr-
8chaft über Palaestina, das Land Amur (Lepsids, Denkm. III,
187 e)i wieder gewonnen oder sicher gestellt Nördlich von
Berytos, am Hundsflusse (Nahr eUKeIh, un Alterthum Lykos)
OTichtete der König eine Siegestafel, neben die zwei Jahre
später eine zweite gesetzt wurde (Lepsiu?, Denkni. Iii, 197,
vgl. Herod. II, 100). Seinen zweiten Feldzug im fünften Jalire
fährte der König direct gegen die Cheta. Der Ghetalcöiug
hatte alle verbflndeten oder von Ihm abhfingigen St&mme
aufgeboten und ein gewaltiges Heer in der Nähe von Qades
versammelt. Beinahe w;ue es ihm gelungen, die Avantgarde
der Aegypter, bei der sich Ramses befand, in einem Hinter-
halt zu vernichten. Die Masse des Heeres, die in Eile her-
beigerufen wurde, erreichte das Schlachtfeld nicht mehr recht-
zeitig; nur der persönliche Huth des Königs, der sich rühmt
allein gegen Tausende gefocbten zu haben, als alles Ihn v«^
liess, verschaffte den Aegyptern den Sieg. Die Feinde wurden
in den Orontes (aeg. Arunta) geworfen, wobei sie schwere
Verluste erlitten ; der Fürst von Chaleb wäre beinahe ertrunken«
Ramses U. rühmt sich wieder und wieder dieses Sieges; er
hat den Kampf in Luksor, In Kamak, in dem von ihm für
seinen Todtendienst in der thebanischen Weststadt gebauten
Ramesseum, und in Nubien Im Tempel von Abusimbel dar-
stellen und poetisch verherrlichen lassen. Indessen es war
zwar persönlich eine tapfere That, aber kein grosser militäri-
scher Erfolg, Von einer Eroberung von Qades er&hren wir
nichts; und wenn Ramses behauptet, »der GhetakOnig habe
seine Hände ^'ewandt, um ihn anzubetenc, so bezieht sich
das auf vorübergehende Unterhandlungen oder einem Waffen-
stillstand, denn wir sehen, dass der Krieg ununterbrochen
fortgeht
Ramses* Bericht Ober seine Jugend: Mariette, Abydos I, 5"9.
Maspero, L'inscr. d6dic. du temple d*Abydot 1867. Chronologisch kann
von einer Gesammtregierung Seti's I. und RamMs' II. nicht die Rede sein,
letsterer zählt seine Jahre vom Tode Seti*8 an. — Auf den ersten Feldsog
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Ramaes* IL Chetakrieg. 283
des Königs spielt der Lobhymnus auf ihn aus seinem zweiten Jahre,
Lepsiüs, Denkm. III, 175 g an, wo es mit arger üebertreibung heisst
»Sangar und Cheta vereint beugen sich vor dirc. — Neben dem poeti-
schen Bericht enthalten die Tempelinschriften mehrfach einen prosaischen,
weit kürzeren, aber natürlich wahrheitsgetreueren: heide zn^nnimen s.
bei Bruosch, Gesch. Aeg. 493—513. Üie f)oeti«;r:he, auch im Fa[). S.illier III,
vorliegende Version hat E. ue Rouüt wiederiiolt bebandelt, zuletzt und
am voliständigsteo in der trefflichen Uebersatzuog Hec. des travaux 1,
1 fL, 1870.
§. 236. Von dem Fortgang des Krieges haben wir nur
sehr unvollständige Nachrichten. Nur einmal noch finden wir
den König weit nach Norden vorgedrungen: im Gebiet von
Tunep im Lande Naharain kämpft er persönlich gegen die
Gbeta (Britgsch, Ree. 54, 2). Wie er so weit nach Norden
gelangt ist, wissen wir nicht; in seinem achten Jahre sehen
wir ihn lauter Städte in Palaestina einnehmen, von deren
Namen ^Icrom, Karpu ini Gebiet von Bait 'Anat, Dapur im
Lande Amur völlig erhalten sind (Lepsius, Denkm. III, 156).
Ein anderes Mal erstürmt er, von zahlreichen seiner kampf-
geübten Söhne begleitet, die starke Festupg l^(?)pul (ib. 160),
schliesslich bezwingt er das rebellische Asqalon (aeg. Asqarana
j'^pt^N, ib. 145 c). Man erkennt sehr dtutlicli, wie die
Aegypler mehr und mehr zurückgedrängt werden und schliess-
lich völlig erlahmen; unzweifelhaft wird der Chetakönig sich
zahlreicher Siege haben rühmen können. Wenn daneben
Ramses in seinen Tempelinschriflen lange Listen besiegter
Völker und Städte gibt, in denen, um es Dhutmes III. gleich-
zuthun, Assur und Sangar, Menüs und Kurak (Kiiikien g. 220)
nicht lehien dürfen, mit denen der König schwerlich auch
nur in nähere Berührung gekommen Ist, so ist das lediglich
Ruhmredigkeit. Aus der völlig ungeordneten, altes und neues
durcheinanderwerfenden Beschaffenheit der Listen ist überdies
auf den ersten Blick zu erkennen, dass sie keine iüstorischen
Documente sind.
§. 237. Wann und auf welche Bedingungen hin Friede
geschlossen Ist, wissen wir nicht, und ebensowenig ist genauer
überliefert, welchen Theil Syriens die Aegypter behaupteten.
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284
Drittes Such, vierter AbscbmlU
Jedenfalls ist Palaestina im wesentlichen acgyplisch geblieben.
Wenigstens besitzen wir Bruchstücke eines Tagebuchs aus der
Zeit M^neptah^s, des Nachfolgers Ramses' IL, in denen über
atte« ivelche die aegyptisch-syriache Grenze passSren, Buch
geföhrt wird. Ans denselben geht hervor, dan Gaza damals
aegsrptiseh war; femer werden hier eine »ßurg König Mer-
neptah's [derartige ,Köiugliche Plätze* werden hnmer nach
dem jedesmal regierenden König benannt] ani Wege (V) nach
Sartum (?)« und eine Feste desselben »im District Arm(au)<
genannt, die nur in Palaestina gesucht werden können. Wahr-
scheinlich ist bei dem letzteren mit Ghabas eine Versehreibung
für Amur, das Amoriterland, anzunehmen« Tyros dagegen
steht nach demselben Docmnent unter einem einheimischen
Kteig (Ba*ahner « . Ebenso stehen die Sasunomaden in
Abhängigkeit von Aegypten. Efai s^ interessanter Bericht
eines Beamten aus dem achten Jahre Merneptah*s meMei»
dass derselbe einer Schaar Sasu aus Edom (Adum.ij den
Durchzug durch die Grenzfesle Chetem ?on Tuku gewährt
habe, um ihre Heerden im Gebiete der iScen von Pitom
weiden zu können. £s scheint mithin, und dafür spricht auch
der zur Zeit Ramses' III. vorliegende Besitzstand, dass man
Bich dahin einigte, dass den Aegyptem SOdsyrien überiassen
wurde, die C!heta dagegen im Norden ydllig freie Hand be*
hielten.
lieber das 'Tagebuch eines tii • n/i > aiuten« (Pap. Anast. III, vereo
p. 6. 6): Chahas, Rech, pour servir :i Thistoire de la 19. dyn. p. 95 £f.;
Brüosch, Gesch. 579 f., DicU g6ogr. 638; Ehman, ÄZ. 1879, 29. Einlaas
der Sasa (Pap. Anast. VI, 4): Chabas 1. c. 107; Bhüuöch, Dict. g6ogT.
689 ff. Leider gibt uns Pap. Anailael I (Voyage d*un £g.) hier gar
keinen Anhalt Die Siegwberiehte Banues* IL in Kamak, Luqsor» dem
RaneiBeam, Bet^WaOi, Aboaimbel n. a. a. Lnens, Denkm. m, 144—
Ro^xuifi, JittD, ator. 64-^115. — Nebenbei aei liier erwlhnt, da« nach
der Ansicht der Neoaren Raniaes IL — der im Piap. AaaaL L ein paar
Mal Seaetan genannt wird — der Sesoatris oder Seaooab der Griechen
sein soll, während Hanetho denselben mit Usertesen III. identiflcirt.
Lpt/»Hres ist insofern ganz richtip, als Ilerodot II, 110, Diod. I, 55
dem Sesostris die Unterwerfung Aelhiopiens zuschmben. Offenbar haben
4ie tiri^ben den Öesostris zum KeprAseatanten aller aegyptuoboi Gion>
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Friede und BQndniss zwischen Aegypten und dem CheUreieh. 285
tbaton gmnaebt; Im iMgin itl die Frage Ar die MgjpÜielM Oeeoliiefate
ohM p9mtin Btdentmg. TgL ümn, GIupod. d«t Maa. 188. Wm die
Uiebaniseheii Priaster dem Germanieue von RAinMt*lL Kriegen a enihleii
wuerten, berichtet Tae. Ann. IL 60.
238. Auf Grund eines derartigen Abkommens war
ein dauerhaftes Friedensverhättniss zwischen beiden Staaten
mögüch, das t>akl in ein enges Bändniss überging. Im
21. Jahre Ramses' IL schlag König Ghetasir dem Pharao
einen Ton diesem angenommenen Vertrag anf ewige Zelten
Tor, in dem beide Staaten sich ihre Integrität garantirten,
ein Schutzbündniss gegen jeden äusseren Feind schlössen und
sich gegenseitig verpflichteten, alle Verbannten, die bei ihnen
Zuflucht sn«'hpn würden, zu uberwachen, alle Flüchtlinge und
Auswanderer auszuliefern. Der Vertrag hat lange Jahre be-
standen; 13 Jahre später besuchte Chetasir den Herrscher
Aegyptens . und führte ihm seine Tochter als Gemahlin tu
(Lxpsms, Denkm. IQ, 196). £s begab sich, was, wie der Gott
Pta^ m Ramses sagt, »seit den Zeiten des Ra' bis anf dich
nnerbM wart, dass Gheta und Aegypten Eines Hensens
waren (Lkpsius, Denkm. III, 193, 26 fi'.)- ^^'i^ ^^o^ ^^^^
mannigfach bei einem derartigen Verhiiltniss die Culturbe-
ziehnnfTPn zwischen Aegypten und Syrien sich gestalten muss-
ten, liegt auf der Hand. Der gewaltige Einfluss, den Aegypten
nach Osten hin ausgeübt iiat, ist bereits früher zusammen-
hängend geschildert; mid wenn wir z. B. findm, daas Zäge
eines aegjrptischen Hfirchens, wddies unter Ramses' Nacfap
folger anfgezeicfanet ist, von dem Volksstamme der Hebraeer
angmiommen imd anf srinen Stammheros Jos^ tUiertragen
sind, so ist das nur ein Zug mehr zu zahlreichen uns bereits
bekannten. Aber auch in Aegypten sehen wir den Cult der
syrischen Gottheiten sich inuiier writor verbreiten — d aneben
wird namentlich Set-Sutech, der machtige Scliirmherr des
Auslandes, der den Feinden Sieg verlieh, eifrig verehrt, —
syrische Namen treten uns Immer häufiger entgegen, und vor
allem die SfMncbe wird durch das kantf anaeische in der auf-
fallendsten Weise beeinflusst. Iii manchem Schriftstücke werden
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286
Dritte» Buch, fiertw AlMohnitL
semiiiacfae Wörter Uai in dem Umfimge gebraucht, in welchem
IhmxOeiecfae Warter In die deotsche Utefator des vorigen
Jahrhanderte eingednmgen sind.
Vertrag mit den Cheta: Lepsius, Denkin. III, 146. Broo6CH, Ree 28.
> Utlwmtat soant von Bmmm» (Gtogr. Intehr. dwn Goovwn» m RmMt,
CiUBAS» Vc^ag« 882 ; Bbdmco^ Geieb. 518 a. «• — - üeber die Bmehantaa
swiaelMn dem Hftrehen toh den ivrei Brüdern (Pap. d*Orl>ioej) und der
Joeepbsgeecfaiehte genflgt ee, euf Eenis, AeBM. 811 ff. tu verweieen.
BiUsA und Ciiltur der Rametsidenzeii
9. 289. Nach dem Vertrag mit CSietaeir hat Remses II.
noch 46 Jahre in Tollem Frieden Aber Aegypten geherrecht.
V.s ffilt die«o Epoche, die Zeit Soti's I. und Harnses' II., filr die
Ühithezert des neuaegyptischen Reichs, und mit Recht. Die
kriegerischen Erfolge ihrer ersten Hälffe, die Inedlichen, wohl-
geordneten Verhältnisse der Folgezeit ermöglichten der Re-
gierung dne allseitige Entfaltung der Miftel des Landee und
sicherten den Unterthanen einen behaglichen Lebensgenues,
wie die Aegypter ihn von Alten her liebten. Wir besitien
denn anch ans keiner Zeit Aegyptens so sahireiche Mimii>
mente — Tempel, Grftber, Weih- und SiegesineiMften n. s. w.
— und literarische Ueberreste wie aus dieser. Nirgends tritt
aber auch der typische Charakter, welcher dem neuen
Aegypten an}i;ift(f, schärfer liervor als hier; überall herrscht
die Schablone, von Individualität kann kaum irgendwo die
Rede sein. Vergeblich suchen wir in all den zahllosen
Tempelinschriften, den auf Felewftnden oder Papyms Ter*
zeichneten Hymnen auf den König, den Anrufiingen der Götter
einen neuen Gedanken, eine originale Wendung; hftufig feUt
jeder greifbare Inhalt Allee ist €k>pie und naeh fester Vorlage
gearbeitet; wie sehr darunter auch der historische Gehalt der
Berichte gelitten hat , ist mehrfach hervorgehoben. In der
That stehen di. sulbtfii an Werth hinter denen aus der Zeit
Dhutmes* Iii. weit zurück.
Dass Ramses II. 07 j'ahre regierte, sa^rt Ramees IV. in einer In-
•ebrift in Abydoe: ¥mm, RAo. XIX, 278; HARmmt, Ahjdoe n, 84. 85.
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Du Rdeli Ramset* II.
287
§. 240. Die VerwaKiing des Landes unterscheidet sich
hn Neuen Reiehe nicht weeentHch von der früheren. Der
König tritt tms überall entgegen umgeben von der ganzen
Fülle göttlichen Glanzes; seine Räthe werden in den officiellen
Texten nur zusaramenberufen, um seine übermenschliche Weis-
heit zu bewundern oder wegen ihrer mangelnden Kinsiclit
gescholten zu werden. Je weiter wir in der Geschichte Aegyp-
tens Yorwftrts kommen, desto mehr ninunt der Schwulst und
die AbsurdltAt in der Verherrlichung des Königs zu; ui^ter
Rainses IL gewmnt man oft den Eindruck, als ob er selbst
sieh flfar dn ilbermenschliches, mit den Göttern in directem
Verkehr stehendes Wesen gehalten habe — vgl. z. B. die Gold-
minenstele und Lepsiüs, Denkm. III, 193 (Brügsch, Gesch. 538).
Wie Amenhotep III. finden wir auch ihn in den nubisrlien
Tempeln in Verehrung vor seiner eigenen Person, die zwischen
Amon und Mut oder Chnum und 'Anuqat dasitzt Es mag
dabei indessen die Absicht mitgewh*kt haben, den regimnden
König — wie frflher Usertesen ISL — fxan Landgott der unter-
worfenen KusddteQ m erheben.
Die Residenz Ramses* II. war gewöhnlich in dem von
ihm neu angelegten und mit zahlreichen Denkmälern ge-
sciimückten Tanis, das jetzt den Namen >Ramsesstadt«
(wahrsch. = DDD>"n des Priestercodex) erhielt ; die Schreiber
der Zeit werden nicht müde, die Herrlichkeiten der Stadt,
die zugleich als Seehafen ein wichtiger Handelsplatz war
(Brügsoh, Dict. gäogr. 421), zu preisen. Bei den vielfachen
BeciehungNi mit Syrien ist es begreiflich, dass der Schwer-
punkt des Reiches hierher v^legt wurde und auch sonst an
der Ostgrenze Aegyptens mehrere neue Ankgen erstanden
(Teil eUahüdije, el Maschüta). Im übrigen wurden die Ghrenz-
befesliguiigt ri des eigentlichen Aegypten gegen die Wüsten-
stäninie immer im Stande gehalten nn l scharf bewacht (vgl.
Brügsch, 1. c. 1238: §. 237). Die eigentliche Hauptstadt des
Landes blieb darlegen nach wie vor Theben; neben ihm be-
hauptete Memphis seine altererbten £hren als älteste Residenz
und Wohnsitz des G(Stt^atm Ptal^.
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288
DrittM Bneli, Tiorter Abnliiiitt
Die vieloniilrlUflBt Fteg» nieh dir Lage dm liibliieheii Ramaes
flohaint von Bruösch zü Gunsten ron TuUt entschieden n »ein ; daneboa
war TiftUaiebt auch el-Mascbüla nach dem König benannt BnuoscH,
Dict. freogr. 415. 1238. Chabas, M61. eg. II, 108 ff. Lki su s, Ber. Herl.
Ak. 1866. MA-^rrno, RAn. XXXIV, 319 fT. Ehfus, Durch Gosen zum
Sinai 512. l el.er Teil eWabadlje 8. Liwis, TrSBA. VU, 177, BnoescH,
Diel. g^r. 12ia
§. 241. Die unterwuileijen Stamme wurden in voller
Abhängigkeit gehalten. Wenn in den Tempelinschriften und
Sculpturen einige Mnlo von der Besiegung der Euschiten,
Neger imd lAhym durch Raidm U. die Rede ist, kaim ach
daB nur auf die BezwinguDg rereiiuetter Aafetftode besiebcn.
INe GoMminen Nobiei» bei Eubaa und dienao die Ober-
•egyptens bei Redeste, Edfii gegenüber, wurden eifrig be-
arbeitet; wir erfahren, dass Seti I. wie Ilamses 11. hier in
den wüsten Einöden Brunnen anlegen liessen. Die Verwal-
tung der nubischen Lande lag nach wie vor in den Händen
eines »Prinzeii ¥on Kus«. Ebenso wurden die Bewohner der
libyschen Oasen und des ostaegyptischen Wüsteniandes'An —
hier sind nach RnveecH' dbenseugenden Ausführungen die bis in
die Zeiten Ranses' IIL bftnflg genannten 'Apuriu zu aucfaent
die man vialfiMsfa, doch ohne Grund, mit den Hebraeem iden-
tifleirt bat — In Abhängigkeit gehalten, die letztere» Yieifoch
zu Frohndiensten für den Städtebau und die Steinbrüche her-
angezogen. Von dem Wolilstand des Landes im allgemeinen
legen mehr noch als die Bauten die zahlreichen Privatmonu-
mente Zeugoiss ab, und bis zu einem gewissen Grade auch
die rhetorischen Schilderungen der Schreiber. Dass dieaeUien
wie schon tot Jahrhunderten Doau&ecfaruta (§. 102)^ um die
VonsQge des Gelehrtenl^ns m ein rodgliefa helles Liebt m
setsen, sich vieUhch in Schüderungen des Elendes eines jeden
anderen Berufes ergehen, beweist in keiner Weise, dass die
Masse der Bevülkei uiii,^ ungebuhilich bedrückt worden wäre.
Wenn auch dem Hofe und vor allem der Priesterschaft der
Löwenantheil zufiel, und die Kriege zunächst durch Steuern
und Zwangscooscriptioa vieUaeh die BevoU^ecung drücken
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Wobtotand des -Lindes. Btnlen.
289
mooMea, muaBte doch at» äm tbhängigen ProfinM auch
deoA gemeinai Manne ein bedeutender Vortheil seuflieesen.
Leider erMten ^ Aber die Handetobedehmigen Aegyptens
in dieser Zeit, so hocheirtwickeH nnd einträglich sie auch ge-
wesen sein müssen, fast gar keine Auskunft. Auch der Zu-
stand und die Vertheiiung des Grundi)esitzes im Neuen Reich
ist noch wenig klar.
üebcfr die 'Apnriii s. Bhoqsch, DicU g^ogr. flS ff. Grabas, R«efa.
pour nrtir k rblät. de la XIX dyn. 99. 148 fT. u. a. — üeber die
Goldminen: Chabas, les inscr* dti tnines d'or, 1882. Birch, RP. VUL
Karte der nubiscben Goldmines auch bei Lephos, Auswahl sidL Lurm,
Ber. MOnob. Ak. 1870. II, m-, 1871, Ii, 190.
§. 242. Am ssttietAndigetett mid bedeutendeim fliod
die Leistungen dieser Epoche auf dem OeMete dw Architektur.
Im all^remeinen ist zu bemerken, dass die aus dem FelsiDbau
entwickeile protodorische Säule, welche noch unter Dhutmes III.
(a. B. DE Roüg6 et Banville, Album Nr. 61) und Amen*
hot«p IIL verwendet wurde, jetzt ganz in Wegfall konuvt
Dagegen entwickeln sich die Pfiamensäulen za iomer grtaecer
Maimigfiatigk^ Daneben konunt der Brandl aoT, Pilastttr,
die wSi dem BOdnies dee KQniga oder ctoer Gottheit geecbmfiekt
sind, namentMefa an den Fanden als Triger m Terwertlient
vor allem in den Felsentempeln. Die gigantische ron Ramses I.
entworfene, von Seti I. und ilamscri II. aii.-»geiühf te Säulen-
halle lies Amontempels von Karn?^k ist eine der bewunderns-
wertbestau Leistun^n n der Aegypter. Ihr zur Seite steht der
Osiristempel von Abydos mit seinen vortrefflich gearbeiteten
Reliefe, d«i Seii i anfitölHren Hees; Ireilidi starb er, ehe der»
selbe fertig war, nnd die rai Ramsee II t» seiner Vollendung
hhnogefügien Tlieile sind tttaeerst naefaUMg g^rbeltet Dti*
n^)en stehen die fifeislerwei^e des FelsenbaneSf das Ch^ab
Seti's 1. im Konigsthal der thebanischen Todtenstadt, und der
von Ramse- II in den Fels gegrabene Tempel von Abustmbel
in Nubien. Fornor wahllose andere Bauwerke: die für den
Todtendienst Seti's 1. und Ramses' II. bestimmten Gebäude in
Theben (letzteres das sog. Rnmesseom mit seiner Priesterschnk^
]C«f «r, CkMhtelite d« Altwtbitin«. I. 19
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290
Drittes Buch, vierter AbacbniU.
weiches Diodor Grab des Osymandyas nennt), Ballten in Luqsor,
in Biemphis, Heliopolis und Tanis. Im unteren Nubien hat
Ramses IL auflser dem groesen Tempel toq Abnsimbel niclit
weniger ate fünf andere Febentempd erbaut,. in denen neben
den Landesgottheltm Amon, Pta^ der KlktSg eelbet und seine
Gemahlin verehrt werden. Es ist begreiflich, dass durch der-
artige Werke die reichen Mittel dos Landes schliesslich erschöpft
wurden, dass man flüchtig nnd ohne sorgfältige Durcharbei-
tung des Details arbeiten musste und im Verlaufe der Re*
gierung Ramaes' II. ein entschiedener Verfall der Architektur
eingetreten ist. — * Auch von der Scu^itur sind uns sahlrelche
treffliche Proben^eriiaHen, tot allem das in Ttirin bewahrte Per-
trit Ramaes IL Die bewonderungswQrdig sorgrältige Arb^ der
Reliefs im Tempd Seli*8 L m Aliydos wurde schon erwftfant ;
ebenso kann der Composition des grossen Kriegsbikies, welches
die Ereignis<^e des Ghetakrieors im fünften Jahre Ramses' II.
zn<5animeniasst — dio Musterung dos iieeres, das Lagerleben,
das Anrücken der ig elnde, und die Schlacht von Qades — eine
gewisse Grossartigkeit nicht abgesprochen werden. Der König liat
das Gemälde dreimai, im Rameiseum, in Luqsor und in Abo-
simbd, in fturbigem Rdief ausfGOiren lassen. — Danrim stehen
dann zahlreldie Proben aller Gattungen des Kunstfaandwerks bis
zu doi einfodisten, oft sehr roh gearbeiteten Grabstelen hmah.
§. 213. Von der Literatur der Zeit ist uns Einiges er-
halten. Zunächst das Gedicht, welches iiamses II. über seinen
Kampf mit den Chefa verfassen und mehrfach auf die
Tempelwände eingraben liess, ein Werk, dem es trotz seines
o£Qäeilen Charakters doch nicht an Leben und poetischem
Schwung fehlt Dann mehrere Erzfthhmgen, so das unter Mer-
neptah geschriebene berühmte Märcfaen von den swei Brfidem
(s. S.238). allem aber die sahMdien Sdneiberbriefe, rfae-
torisehe Uebongen, Sdiilderungen der Ifadit des Königs and
seiner Werke, Preis der Gelehrsamkeit, Hymnen. Tnoralische
Eiiiuihmingen, daneben ziemlich inhaltlose Musleibriefe, die
otTenbar als Vorlagen für wirkliche Briefe und Berichte dienen
$oUten. Neben diesen Sammlungen sind uns auch wirkliche
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Utentnr und RelinioD. 29t
Briefe, Berichte, Actenstflcke o. &• in zIemUcher Ansahl er^
halten^ die uns Aber das Leben and Treiben der Aegypter
des 18. Jahrfatinderts vielfeche Aufschltoe gewähren.
Werfen wir schliesslich noch einen Blick anf das religiöse
Lieben, so erkennen wir deutlich, dass wir in einer Epoche
stehen, in der die iiari f: tischen Bestrebunt'en völlig unterdrückt,
sind und die Orthodoxie die unbedingte l^lerrschaft behauptet.
Die religiöse Literatur der Zeit ist früher bereits genügend
cfaarakterisirt worden. Die Formeln der siegreichen Geheiro-
lelire begegnen uns auf Schritt und Tritt. Wie sehr die
Priestermacht anwächst, zeigen die zahlreichen Tempelbauten,
Alle nätflrüdhen Verhältnisse werden von der Räigion über-
wuchert und erstickt. Krieg führt man im Auftrage und
Namen Amens, um seine Unierthanen zu vermehren, ihm
reiche Beute zuzuführen; von den Thaten der Könige erzählen
die Inschriften verhältnissmässig wenig, wohl aber ausführlich
die Gespräche, welche sie mit den Göttern fähren, und wie
diese »alle Lande unter ihre Füsse werfen«. Der älteste Sohn
Ranues* II«, Gha'mus, wh:d Oberpriester des Ptah In Memphis
und sorgt dfrig fOr den Gült des heiligen Apisstieres: er
hat den Grund zu den berühmten Apisgrüften, dem Serapeum
Ton Memphis, gelegt. Den Späteren gilt er für ehien grossen
Weisen und Zauberer. Dass die Beamten neben ihren siaat-
lichen Würden in der Regel auch ein oder mehrere Priester-
thümer bekleiden, ist uns schon als altes Herkommen bekannt;
dass die höhere Bildung und vor allem die Erziehung in
Schriftthum und Geldirsamkeit ausschliesslich in den Händen
der Priester liegen, ist selbstTerständlich. IH» entnervende
Wirkung dieser Yerhältdsse tritt uns im Verlauf der aegyp*
tischen Gesdiiefate dberall entgegen. Wie das geistige Leben
erstarrt, schwindet auch die physische Kraft. Seitdem alles,
was die Natiormlitrif ausmacht, in äusseres Fonnehverk um-
gesetzt ist, verliert die Nation selbst die Lebensfähigkeil, die
Kraft ihre Existenz selbstthätig zu behaupten.
IHe Biietminitor dlMer Zeit — nnter den mu dufchweg nur dareh
lofinif» Umstliido erhaltcDen Uebenetlfln gehflnn die meieten der Zeit
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m
Dritt« fiuAh, fOnfter AhtdwiU.
der nächsten Nachfolger iianises' II. an — ist ¥or allem von Chabas,
M^langes und Maspeko, Du genre ppi^tolMire (Bibl. de T^cole des hautes
eludes XII, 181 -i) behandelt. — Das» da» Gedicht nher den Chelakrieg
nicht von dem Schreiber Peiitaur verfassl ist, behauptet Eiima?«, Neuaeg.
Gratiiiu. 7 wohl mit Recht. — Die mehrfach geäusserte Ansicht, der von
den Königen der 19. Dynastie eifrig [vor allem in Tank] gepflegte Cuit
dtt M'Silaeh mk lultmMk gtwMeD, fit gans mbigrMeti aooh der
doeh geviw oilbodoie Amon^rMer Unfyf* bat an dar Yttebning dat
8at keinen Anetoia genommen (Lspstot, Uenkou 846 b). Erst nach der
Aetbiopenielt itt dieielbe unterdrOckt worden.
V« Die Kleuuuristea imd die ofaetitieehen
EroberungeiL
Wo Vilkstttiiiiiii dit kliliiMittliMii ■ ttrHMiii#ciioii HMMmdü.
§. 244. Die grossen Gebirgsmasfleo, welche Syrien und
M6B0f»otamien nach Norden begfenaen und im den Altai
unter dem Namen Tauros zosammeogefaest weiden, bildeo
^ die Gran» der eemitischen Welt Sie sind der S6diuid der
mftchiigen kleinamatlfdben Ptadeaulandscliafty die, im Neiden
und Süden von parallelen KÖstengebiriren eingeschlossen, nach
Westen zu ia />alilreiclien frucliLbaieu Tlialern sicli öffnet und lait
mannigfach gegliederten Landzungen ins aegaoische Meer hinein-
ragt. Das Gentrum des Plateau's bildet eine völlig kahle und wenig
culturfUhige Hochebene voa 2000—3000 Fuss Höhe über dem
Meeresspiegel (Kappadokien und Lykaonien) ; daran sefalieest
flieb nach Osten eine wilde, rauhe Gebirgekiidechafl, der die
Sichtbaren Ebenen des Arazee und Kyros vorliefen. Weder
national noeb politisch hat dies Gebiet jemals eine Embeit
gebildet, und seine RoUe in der Geschichte ist wesentlich
receptiv. Wie die Phoeniker zur See, so bildt n die klein-
asiatischen Stüinme auf dem Landvve^'e die Vennittelung zwi-
schen der asiatischen und der iieiienischeu Welt.
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I
Gbarakter Kleinasieiis. l>ie kaukasischen SUmme. 293
Die Ethnographie des alten Kleinasien liegt noch sehr im Ai^en
und bat wenig gedeberte Remiltate aufsuweiMn. Die Untersuchongen
Ton MovERB (Phooiisier) and Lasoeh (ZDM. X) entbehren vOlUg einer
kritieeb gedeberten Grundlage. Die Sodit Qberall Semiten in finden hat
die klare Erkenntnise eebr getrflbt Sehr dankentwertb iet die kune
ZnsammenalelUmg tob Kobpirt In eeinem Lehrbneh der allen Geogr.
(vgl. 6er. BerL Ak, 1861. I. 114 fT.), wenngleieh ich ihm fast nir-
g^ds beistimmen kann. Ucber die Sprachen s. vor allem de Laoarm;
Ges. Abhandlungen S. 254 fT.: eranische Sprachen ausserhalb Erans.
Von grosser Wichtigkeit fflr die Abtrrenzting der Volksstämme ist eine
Zusammenstellung der in den einzelnen Districten herrschenden, nrs in-
schriftlich bekannten Eigennamen. Ganz unzulässig ist es dagegen, den
Umstand, dass unter den Persern im östlichen Kleinasien die ofiicieiie
Sprache aramaeisch war, für die Ethiiu^iupine zu verwertheu. — Aus-
führlicher werde ich die ein^hlflgigen Fragen demnächst in dem Art.
Kldnaeien in der Encyel. von Ensen und Gnimii bebandeln.
§. 245. Am Nordrande Armeniens und Kieinaateu sitsm
wenig cultivirte Stämmci die mit den heutigen EankasusTfil-
kern nahe verwandt zu sdieinen. Am Sfidahhang des
Kaukasus finden wir in der Ebene des Kyros die Iberer (die
heutigen Georgier) und Albaner, am Phasis die Kolcher (viell.
ap>yr. Kaski, pers. Karkä). An sie schliessen sich die wilden
Siäniüie der politischen Küstengebirge» die in der römischen
Zeit miter dem Namen Tzanen, später Lazen, zusammen»
ge&sst werden. Bei den Griechen sind unter ihnen die Gha-
lyiier (auch Ghaldaeer genannt, armen. Ghalti) am bekann-
testen, da sie es Terstanden» ans dem an der Oberfläche des
Gebirge zu Tage Hegenden Eisenerz Elsen und Stahl (x^Xo<|») zu
bereiten; auch Silber haben sie gewonnen (daher II. B, 856j.
Femer die Makronen, Drilen, Taoiher u. a. und vor allem
die Müsciier, die in griechischer Zeit nur in don östlichen Ge-
birgen hausen, während bei den Assyrern unter ihrem Namen
(Mu&käja, später Muska, hebr. "^D) die sftmmUieben Gebirgs-
stämme des nofdöstüchen Kleinasien zusammengefissst zu
werden seheinen. An sie schlissen sich nach Südwesten die
Tihaiener (ass. Tabalai, hehr. b^ln). In fttterer Zeit haben
sich dieselben weit nach Süden bis an den Teures ausge-
dehnt, wo z. ß. im Jahre 838 v. Chr. 24 Könige von iabal
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294
Drittes Buch, fOnfter Abtohnitt
erwfthnt werden (§. 8S7); in der griechiaeheii Zeü sind ae
auf die Küstenlandschaft am Thermodon beschränkt, nur ein
versprengter Rest hat sich im Taiiros beliauptot (Cic. ad fam.
XV, 1). Das Gentralj)]ateau nohmon in diesar Zeil die Kappa-
doker ein (g. 249). im aligemeiiien v^, iiocb §. 205«
ZusammeDstellunK der assyrischen Angaben hn ScmuniR« KOF. ISSft
Vgi. auch meine Gesch. des Kgr. Pontot 8. 9 iL Ueber die Ghalfber
vor «Uen Haultoh, TimTele in Aeia Minor.
8. 246. In gleicher Weise sind die grossen Gebirge des
südlichen Kleinasiens, die Tauroslandschaften, von einer grossen
Anzahl vennufhlich unter einander verwandter, von Krieg
und Raub lebender Stämme bewohnt, deren ethnographische
Stellung zu bestimmen unsere Mittel nicht ausreichen. In
der wilden und seenreichen, von zahlreichen Flüssen durch-
schnittenen Gebirgslandschaft im Gentrum des kleinasiatischen
Tauros sitzen die Pisider, Isanrer nnd Lykaonen; an sie
schliessen sich im Südwesten, in der 8000 Fuss hohen von
Sehneegebtrgen rhigs umschlossenen Hochebene Milyas, die
Solymcr, im Südosten in dem vom Kalykadnos durchzogenen
Gebirgsland die Kiliker (ass. Chil tkku, z. B. 11 R. 53, 8 b,
daneben auch Chiluka, auf Münzen "|^n). Das Küstengebiet
ist dagegen durchweg von anderen Völkern besetzt. Rings
an den Abhängen de? Gebirges von Milyas wohnt der hoch-
cttltiTirte Stamm der Tramilen (Lykier), der jedenfalls indo-
germanischen Ursprungs ist (weiteres §. 252); die den pisidi-
sehen Gebirgen Torliegende Eöstenehene ist sehr Mh von
Griechen, den Pamphylern, ))esiedelt worden (§. 279); und
die Bevölkerung der weiten und fruclilljuren Ebenen, welche
der Saros und PyraiiHi^ durclifliesscn (das Land Qui der As-
«yrer, das elMne Kilikicii der Griechen), war ebcii-ro wie die
Höhen des Aoianos jedenfalls nicht von Kilikern, und wahr-
scheinlleh — nach dem Ausweis zahlreicher Ortsname?^ —
▼on Semiten liewotmt. Wie es scheint; gehörte diese Land-
schaft von Anfang an zum Gebiet der Ghetiter.
Die Gebiete der KilitLer, Pisider und Solymer lasiMi lieli mit
HQlfe der Eigennamen siemlldi genan abgienien} von den Tramilen
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SoIihmt» Middtr, VIliktr, Ann«iii«D. 295
(L]rUffti> sind di« kütemi vftOif m tondm. Di« GbOakka tauMD dte
Afliynr nur im mlMD KOikian, und nur Uer finden rieh in dm In*
«ehrifteD di« ihnan dgenthflmliehen Ntmen. SeauUieb« Htm«! im •l)en«n
Eil: der FIqm Suroe » KoEpavo« d. !. (SteplL Byi. s. T. 'AJ^vm)^
Aden« pQ? *Aden >WohneiU«i Halios nVj7D »HOlte«, Teno« nP u. a.|
ferner an der Kflste des ranlien K.: Soli yf^D »F^la«, Nagidoa
Ifegd, ^eOeiclit phoenildsche Kolonien (§. 191). Ueber den kilikiseben
Sonnengott Sandon (auch im Namen 4ee von Assurbanipal erwähnten
Königs Sauda-M?)ini von Kilikien) s. m. Aufsatz ZDJt XXXI, 736 ff.
TTeher das Land Qui s. ScnRADER, KGF. 256 ff. Im wesentlichen scheint
bei den Aegypteru Qedi dieselbe Gegend zu bezeichnen: %, 231.
§. 247. Noch weniger ist es gegenwärtig möglioli^ über
die Nationalität und ältere Geschichte der Bewohner des
grossen von uns unter dem Namen Armenien zusammen-
gefassten Gebirgslandes zu völlig klaren Resultaten zu kommen.
Bei den Assyrern wird der gesammte L^nderconiplex östlich
▼om Eophrat und nördlich vom Tigris bis über den Wansee
hinaus unter dem Namen »die Na'inlfinderc [gew5bolich Im
Plural] zusammeDgefaast; derselbe hat nqr geographische Be*
deutung. Der südliche Theil dersdlwn, das Oebirgsland süd-
lich vom Wansee von den Tigrisquellen bis zum Zab, heisst
bei Tiglatpileser I. Kurchi, später Kirchi (resp. Kurti, Kirti,
s. §. 248 Anm.). Daneben erscheinen eine grosse Anzahl
rein localer Namen , die zu ethnograjjhischcr Bestimn)ung
wenig Anlialt bieten. Im aligemeinen dürfte das Folgende
als einigermaassen gesichert gelten können:
1) In den Berglandschafleii Tom Wansee bis nun Araxes
und m der Ebene dieses Fhisses selbst steddt ursprünglich
ein Yoksstamm, den die Ass^rrer Urartu, Herodot *AXotpö8to(
(Ilf, 94; VII, 79j nennen. Daher fahrt das Land (und sein
Hauptberg Musis) bei den Hebraeern den Namen DHIJ^»
Ararat, bei den Armeniern Airarat. Die Alarodior zerfallen
in milirere Stämme resp. Stnnten, von denen der am
Ustuter des Wansees gelegene mit der Hauptstadt Tuäpä
(^offia, Ptol V, 1 i, 19 u. a,), dem heutigen Wan, seit dem
neunten Jahrhundert zu grösserer Bedeutung gelangt ist. Die
Könige Ton Wan haben uns zahbelche mit assyrisdwr K«0-
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296
Dritleb Buch, fünfter AbscbnilL
Schrift gescliriebene Inschriften in der einheimischen Sprache
hinterlassen, deren Entziilerung ganz neuerdings Sayce im
wesentlichen gelungen zu sein scheint Nach seinen Ec^
gebnissen ist die Sprache derselben weder indogermanisch
noch semitisch, wohl nher vielleicht mit dem Georgischen,
d. h. der Sprache der nördlich an die Alarodier grenzenden
Iberer, verwandt. Weiter lässt sich noch wenig feststellen.
Unter den Gottheiten des Landes tritt vor allem der höchste
Gott Ghaldi — mit zahlreichen localen Formen — hervor;
daneben die Götter der Sonne, des Mondes, der Luft, und eine
weibliche Gottheit Sar (?), die der lätar-Nanft gleichgesetzt wird,
Ueber Kirch! vg). Schräder, KGP. 146. — Ueber die ameniichen b-
whrilten und die GeecfaichU des Reiche Ton Wen s. Latard, Nioifeh uid
Bftbjloo 800 ff. liDtoRVAirr, Letlree aaeyridQgiquee U7 ff., and vor elta
Satcb, JRAs. Soc. n, S. XIV (1882)» wo die eonttige Uterttor mammengeetallt
ist Dess der von den Assyrern oft erwähnte Stamm der HannAi j=
Jwm. 51» 27 (neben IdH'nM)* Mtvo«k Nie Dam. fr. 76 MOluer nicht
in Wan, sondern in den medisch^ermeniachen Grenigebiigen tu enefaee
ist, hat ^.\yüz erwiesen. Das Reich von Wan wird in den eiaheimische»
Inschriften Biaina, von den Assyrern dagegen wiederholt Urariu ge-
nannt. Im übrigen ▼gl, §. 842. — Hierher gehören dann auch die bei
Herodot und sonst genannten Saspeiren u. a. Herodot's Matiene (III, 94.
V, 52 tt. sonst) ist das Bergland zwischen Assyrien und Medien sQdlicli
▼on den Alarodiern, su dem die Lftnder Girzan, Kirruri und theil weise
auch Kiichi der Assyrer gehörten.
§. 248. 2) Der Name Armenien Jcommt erst in der
Perserzeit auf. £r haftet zunächst ausschiiesslich an den
Landschaften westlich von Urartu, dem Quellgebiet des Tigris
und Euphrat und dem Landstrich westlich vom oberen Eu-
phrat bis zu den Halysqueilen , d. i. Kleinarnienien (Herod.
I, 72. 194; lU, 93; V, 52). In den assyrischen ßerictitea
finden wir hier zahlreiche einzelne Namen, wie Enzite ('AvCt-
tfjviQ), Suchmi, Dajäni| aber Iceine zosammenfasaende Bezeich-
nung. Die Armenier, welche sich selbst Haiq nennen, sind
zweifellos ein indogerniaiiisciies, in gleicher Weise den Ira.niem
und den Kleinasiaten verwandtes Volk ; nach einer schon bei
Herodot VII, 73 vorliegenden Tradition wären sie aus Phry-
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Alaroditr and Aimnim,
gien 6liig0vtiideft. In der Thai sind wir gegeDWftrtlg ooefa
fai kehnr Weise im Stande, über ihre flitere Geschidite etwas
aoezosagen; es ist möglich, dass sie schon seit uralter Zelt
im Lande sassen, ebenso möglich aber auch, dass sie erst
nach dem Falle der Assyrerherrschatl \on Ost oder West
eingewandert sind und die ältere Bevölkei uiig verdrängt haben.
Ihr Name wird dann auch auf das Land Urartu übertragen;
die Satrapie, in der nach Herodot die Aiarodier wohnen,
heiast hei Zenophon (Anab. UI, 5, 17. IV, 3, 4 vgl 4, 4)
Ostarmenien. Ebenso wird in den Acbaemenideninschrifken
das Land, welches persisch Armina (soslsch HarminQtfp)
heisst, babylonisch Urastu [Nebenform von Urartu] genannt.
Politisch ist indessen das Alarodiergebiet erst in hellenistischer
Zeit, nach 189 v. Chr., durch Könifr Arfaxias von Armenien
mit den wesüieheren Ot lin ten, den btamuisitzen der Armenier,
zu einem grossarnienischen Reiche vereinigt worden (Strabo
XL 14, 5), und seitdem verschwindet die Nationalität der
Aiarodier vollkommen. Die eigentlichen Armenier sind in Re-
ügion und Cultnr unter der Barschaft der Perser und der
üidgenden aus persischen Geschlechtem stammenden Häuser
Tölltg iranisirt« so dass sich Über die filteren Verhfiltnisse der-
selben nichts aussagen lässt.
Zu beachten Ist, dass auch in dtn unmittelbar an Assyrien gren»
Mnden Gebirgftl&ndem seit der Perserzeit ein indogermanischer Stamm
ansässig ist, die Karduchen, die Vorfahren der heutigen Kurden; hat
also etwa zur Mederzeit eine systematische Ansiedelung indogermanischer
Stämme in diesen Gehieten stattgefunden V Andererseits darf auch die
Uebf rliefernn? der Allen von einer Einwanderung von Westen nicht un-
bedingt von der Hand gewiesen werden. Uebrigens kann der assyrische
Name Kurchi oder Kirchi ebensogut Kurti (Kirti I^'^iD) gelesen werden ;
sollte vielleicht doch der Name der Kurden darin zu erkennen sein?
El ist hier eben noeb sllat nneiehw. — Dans die Hefanath der indo»
gsnnanieelMD Armenier dae weeftUeba Armenien Ist, eebeint mir nneb
den deotliehen Angaben Herodot*« und der spateren Entwickehmge-
gesebiobto des Land« fdllig tweifelloe. — Qans werthlos tttr di«
ältere Landesgeschichte ist die angeblich einem syiiMheo Sebriftsteller
Mar Apas Katina entlehnte Urgeflchichte Armeniens bd Moees tos Chorene
(noeh bei MfiLURy Frasmenta V in Uebers. von Liseuns), der im vierten
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DriltM Buoh, fBnllar Abfehnitt.
Jftbrtiundert n« Gbr. luerst die Geschichte seiner Heimath schrieb. Dieselbe
(aus der Kiepert, Ber. Berl. Ak. 1869, 21'> ff. in gektreicber, ab«r
unhaltbarer Weise den Hang der Sltesfen Volksjre.schichtf reconstrufren
wollte) ist aus Brocken fipbraoiscber , griechischer und pcrsisflier Ge-
lehrsamkeit, Combinatiunen vnn Eijiremiamen und freien Phantasien
insanimerigesetzt und enthält ho« l -ti^ns ganz dürA.ige Trümmer einer
wirkUch vulkätbfimlichen Ueberlieferuug.
§, 249. Aehnliche Schwierigkeiten entstehen bd dem
westlichen Qrenzlande Anneniens, dem vom Halys dnrdi-
strOmten Hochplateau. In assyrischer Zai (Inden wir hier,
wie schon erwähnt, den Stamm der Tabal, griethisch Tiba-
rener (§. 245); in späterer Zeit dagegen ist der Haupltheü
des Landes von zwei eng verwarn lUn Stämmen bewohnt, den
Kappadokern im Norden bis zum Halys und den Kataonern
zwischen FTalys und Tauros. Wie es scheint, sind sie indo-
gennantBchen Stammes; ob sie aber mit der alten tSiareni*
sehen Bevölkerung identisch oder emgewandert sind, wissen
wir nicht. Der Name Kappadoker (Katpatuka) kommt zuerst
in der Perserzeit vor; die Griechen nennen sie Syrer oder
weisse Syrer, eine Bezeichnung, die der assyrischen Herrschaft
über das Land ihren Ursprung zu verdanken scheint und bi«
in späte Zeit speciell an dem Hebiete von Sinope in Paphia-
gonien iiaften geblieben ist. Höhere Gultur haben die Kappa-
doker nie entwickelt; unter ihren Gottheiten tritt besonders die
im kappadoktschen Komana am Iris und im kataonischen
am Saros mit orgiastisehen CuHen gefeierte Natur« und Kriegs-
göttin Ma (die Mutter?) hervor, der zu Ehren sich die Priester
bei ihren UmziSgen zerfleischen und die Mftdchen preisgeben.
Denselben Namen trägt auch die grosse Göttin der West-
kleinasialen , und aller Wahrscheinlichkeit nach stehen die
Kappadoker mit diesen in naher VerwandtscbafL
Im a]]g«meiiieii t. mdiie Ckteh. dai Kgr. PobIm ub4 Art Kappedokiwi
in Bbscb* und Grüser's Encycl. Femer XOldekc, 'Ajsdpto^ S6pM^ S6p«c
im nermes Bd. V. — Polttiseh (nicht national) s«bOrt Kataooien nach
der AMfraneit zu kiiikien, i. Buch VL
i
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Die WfiittcJilzutdaleD.
299
Dit WettkMittiateii.
§. 250. Alles Land westlich vom Ilalys und nördlich
von den solymisch-pisidischen Gebirgen ist von nahverwandten
Völkerschaften indogennanischer Abstammung bewohnt, die
wir unter dem Namen der Westkleinasiaten zusammenfadsen
kfinnen« In der grossen Grui^ der indogermanischen Völker»
fomilie, wdcfae ganz Europa und in Asien das iranische Hoch-
land und Nordindien bewohnt, stehen sie den Stämmen der
ßalkaiilialbinsel, den Griechen und vor allem den tlu ikischen
Stämmen zunäclist. Schon alte Schriftsteller wie Herodot und
der Lytler Xantlios berichteten, natürlich nicht nach historischer
Tradition, sondern auf Hnind einer Combination, die Phryger,
der Hauptstamm der Westldeinasiaten, seien aus Thralcien ein-
gewandert Andererseits werden von den Phrygem wieder
die Armenier abgeleitet (g. 248). Die annenische Sprache
steht den iranischen ziemÜch nahe, und wir erlcennen, dass
hier wie überall in ähnlichen Fällen der geographischen Ver-
thcilung auch die sprachliche und ethnographische Stellung
der einzelnen Völker entspricht. Indessen «In wir absolut
nicht wissen, wo die älteste Heimath der hidogermanen zu
suchen ist, so können wir auch nicht entscheiden, ob hier
eine Wanderung, ein Eindringen der hidogermanen zwischen
die Alteren in die Gebirge zurfidi^gedrftnglen Einwohner von
Osten oder von Westen aus stattgefunden hat Wir wissen
ja nidit einmal, ob die Eappadoker und Armenier seit ur-
alter Zeit oder Tietleicht erst Im sechsten Jalirhundert in ihre *
späteren Wohnsitze gelangt sind.
Meine (iründe, die Westkleinasiaten zu einer Einheit zusammenzu-
fassen, sind kun die folgenden: 1) Naeh karischer Ancrahe (H^rod. 1, 171)
sind Karer, Lyder und Myser nahe vf [ wandt. 2) Nacli X;iijlh<r, (SlraboXII,
2, 3 aus Menekrates von Elea) .>lehL die mysische Sprache in der Mitte
zwischen der lydiücheu und der pbrygiscben; vgl. Uerod. VII, 74: die
Myser iiiid fxoem dir Ljder. 8) Bei allen bierbergetiörigen SUmnieii
finden wir dieeellien Penoiieiiiuunen ^ nur die Kerer elehen liier mehr
fttr elefa — aad nahe Yerwandte Orisnameii, 4) Die Religion aller dieser
Stimme ist im weeenUiehen dieselbe. 5) IMe lydieche wie die phiygiaehe
Dlgitized
300
DrittM Bneb, fünfter Abtetanitt.
Sftge Dcnnt Manca tis den ersten Henflehen und Hemeher des Landes. Ver-
wandt sind vielleicht der indische fifinu und der germanische Manniia» abar
schwerlich der kretiaeha Minos. Oaaa die Weslkleinasiaten Indo^enmanen
sind, ergibt sich aus den in Glossen und InschnTlen erhaltenen lieber-
resten ihrer Sprachen, r»E Lagakde. Ges. Abb. und för das Phry-
gische [und Thrakische] Fick, Spracheinheit der Indogermanen Europas
S. 408 (T. — Dasf das Armenische und Phrygiscbe verwandt seien, sagt
auch Eudox(js (bei Eusthat. ad Dion, Perieg. 694 = Sfeph. Byz. >. v.
'Apfxsvta); dass das Karische, resp. Phrygisclie viele griechische [d. h.
wahrscheinlich gemeinsam indogarmaniaehe] WOrter enthalte, Pbilippos
T. Soaugela bai Stnbo XIV, 2, 28 und Plalo &atyl. m, ^ Fh^^er
au« Thrakiaii: Haiod. VI, 4S. Vn, 7a. VOI, 188. Xantiioa bai Strabo
Xn, 8» 8. XIV, 5, 29 aua MenakiEtea und ApoUodor. — Weitem in Art.
Kloinasien l>ei Erbch and Grobkr.
§. 251. Das Ceijtiura Kleinasiens von den Kü.ten der
Proponli? bis nach Pisidien bewohnt der grosse in viele L'nter-
abtheilungen zerfallende Stamm der Phryger, dem aticli die
kleinen Völkerschaften der Mariandyner und Paphlagonen am
schwarzen Meer, sowie die Troer am Nordabhang des Ida
und im Skamanderthal sich zunftchst anscUlessen. Ein ein*
heimischer Name der Phryger scheint Askanier zu sein; da-
nach heisst ein See bei Eelaenae und der See von Nikaea
der askanische, die Landschaft um den teteteren Askanien, der
Heros Aslcanios erscheint in einheimischen und grie<:hisclien
Sagen als Fürst der Phryger. Aller Wahrscheinlichkeit Ije-
zeichnet dem entsprechend das hebracisrhe Asknaz
(Jerem, 51, 27, Gen. 10, 3) die Phryger. — Dieselben sind
ein Ackerbau und Viehzucht treibendes, friedfertiges und gui-
müthiges Bauern volk, dessen Charakter sich in zaUreichen xu den
Griechen übergegangenen oder Yon ihnen umgebitdeten Sagen
(von Midas und Sllen« von HeraUes und dem ruchlosen
Sdmitter Lityerses, von Midas' Rdehihum und fieelsohren)
deutlich wiederspiegelt. Bezeichnend ist auch, dass Gordias,
der Gründer von Guidiaeion, den die Götter zum ersten Herr-
scher des Landes ersehen hatten und vom Pfluge auf den
Thron beriefen, ein Bauer war. Indessen das Reich im San-
gariosgebiet, dessen Begründung ihm zugeschrieben wird, ge>
hört erst einer sp&teren £poche an.
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Phryger; Myser, Lyder, Karer ; Tramilen. dOl
Ueher die 15 kurzen alLpbrygiachen Inschriften, liereu Deutung nur
sehr theilweise möglich ist, s. Mori/tmaksi, Ber. MCLnch. Akad. 1862, I
[Tgl. Fr. MClur, Orioit mä Ocddrat II, 574]. Gokhe, Verh. dtr
lfelM«oer PhilotogenTen. 1868. Üeber die GloiMii auMer m LaoAnot
tmd not: HOBSODumi in Zmm*9 Ztselir ZXm, 48. — üeber maaehei
HiiriMtgehOrfti & anah ineiiia GeaeUohte vot Ttoaa 187^ — üebar
die FlnlhMge voa Xelaenaa a, HOunki, Unten, nr Kritik dea A.T. 154»
§. 252. In den Gebirgan des nordwestlichen Phrygien,
dem Arganthonios und Olympoe, sitzt mitten unter der acker-
bauenden Bevölkerung ein räuberischor und kri^erischer
Stamm, die Myser. Dieselben sind am ii ins Rhyndakusthal
und in die Landscliaft Tenthranien (am Kaikos) am aegaei-
schen Meer vorgedrungen. An sie schlieaaen sieh Dach Süden
die Lyder (bei den älteren Grieclien Maeon^ genannt), die
in die Stfinune der eigentUehen Lyder (in Sardes), Tonrheber
(in TorriwlioB, wahnclL am oberen Kayster), Asier (am on-
teren Kayster) tmd der vid weiter eüdöstlieh in Kabalien (Haupt-
stadt Kibyra) ansässigen Lasonier zerfallen. Sie sind neben den
Tramilen der thatkiii (liebste und gebildetste aller kleinasiali-
scben Stämme, der einzige, der politisch zu hervorragender
Bedeutung gelangt ist. Auf sie folgen nach Süden die
Karer im Maeanderthali an den vielgegUederten Küsten und
auf den Inseln des aegaeischen Meeres. Ein Zweig dei^
asUseo oder ein Name der KdstenbevOlksrung scbeinen die
Ldeger za sein, denen wir in bistorischer Zeit nodi als Be-
wobnem von Antandros und Garg;ira an der Südktlste von
** Troas begegnen. Nach einheimischer üeberlieferung (Herod.
I, 171) waren die Karer den Lydern und Mysern nahe ver-
wandt; nach den bei ihnen herrschend! n Ei^-^ennamen scheiaen
sie mehr isolirt dazustehen, und auch ihr Charakter ist anders*
artig. Im Inneren finden wir Bauerngemeinden unter adlign
Hsmn, wie auch sonst in Kleinasieo; die KüstenbeTdikerung
divegen gebt Mb auf Sebifbbrt and Piraterie aus« wovon
sieb bei den Lydem keine £^nr flndeti und früh baben
die Karsr als tapfere Krieger boben Rubm gewonnen wnd
sind vielfach als Söldner in fremde Dienste getreten. — Zu
den Wefitkleinasiuteu sind unzweifelhaft aucli die ältesten Be-
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302
Drittes Baeh, fQnfter Abschnitt
wohner von Rhodos und Kreta CEtce^xpr^ts«; , Od, t, 177) zu
rechnen. Dagegen scheint es nicht, dass die Tramilen in
näherem Verhältniss zu ihnen stehen. Es ist schon erwähnt,
dass dieser Slainm, dessen Sprache jedenfalls indogermaniBcfa
ist, den schmalen Küstensaum von Milyas besetzt (§• 246)
und die Solymer in lancrwierigen Kämpfen (vgl. II. Z, 184. 204)
ins Innere zurückgedrängt hat. Die Griechen nennen iln I.and
als Heimath des Sonnengottes Lykien *das Lichthmd«, sie
selbst Lykier. Woher sie stammen, wann sie die Küsten be-
setzt haben, ob sie auf dem Land- oder Seewege hieriier
gekommen sind, wissen wir nicht. Von ihrer hochentwickelten
Cultur wird spfiter ausführlicher zu reden sein.
Weniger noch nl'^ bei den vorher^'ehenden Paragraphen kann bei
diesem eine ausführlichere Begründung hier gegeben wi-rden. Manches
wird im Verlauf dieses Bandes, die für die äitere griechische Ge^^cbirhte
wichtigen Fragen in Band II zur Sprache kommen. Ueber die karer
vgl. Art. Karien in Eh>(;h' und Ghubeh'< Enc. — Ueber die lyki«<'heü
In-^rbriften : M. Sch.mii>t, Lycian inscr. (nach SchönbornV Copien) l-^*>>>:
Neue lyk, Studien 1869; Kühnes Ztschr. XXV. 1881. 441 H'., und mein eie
jenenser Programme; ferner die vielfach sthr gewagten Untersuchungen
von SAv^:L^BERo, Beitr. z. Entz. der lyk. Inschr. L II, 1874. .1876 (vgl
HüBscHMANN in KuHN s Ztschr. XXIII, 48).
§. 253. Im allgemeinen charakterisirt die Westklein-
asiaten eine gewisse Weichlichkeit und Hinneigung zur Senti-
menlaiitiU, die in der hohen Ausbildung, welche die Musik
bei ihnen, namentlich den Phrygem und Lydern, erhält, und
in zahlreichen Sagen und Cultusformen hervortritt« Auch in '
der Religion tritt uns dieser Charakter entgegen. Im Mittel-
punkt derselben steht eine grosse Gflttin des Naturlebens »die
Götterniutter« Ma (vgl. g. 249) oder Ammas (auf Kreta
Rhea), die auf allen Berorgipfeln ihren Sitz hat und nach
ihnen zahlreiche Beinamen (Dindymene, Sipylene , Kybele,
Idaea etc.) führt. Sie lenkt das geheimnissvolle Schaffen der
Natur; zugleich ist sie die Erzeugerin und Schirmerin aller
Cultur. In geheimnissvollen Steinen hat sie ihren Wohnsitt
(so in Pessinus), die Thiere des Waldes liegen ihr zu Füssen,
auf Löwen fahrt sie einher^ aus tausend Brüsten (Artemis
^yu^L o i.y Googl
Religion der VVesUdeinagiaten» Die Götiermutter und Sabaxio«. 303
von Ephesos) ?] Ludet sie Leben überall. In ihrem Dienst er-
finden die Daktylen des Ida die Bearbeitung der Metalle^
Hyagnis Olympos Marsyas die Musik. Sie schirmt dieSt&dte
und lenkt die Geschicke; als Göttin des Verbfingnisees and
der ewigen Vergettmig heisst sie m Kyzikos Adrastea Ne-
mesis). Mit wildem Jabel, mit Tanz and ranschender Mosik
feiern die Sdiaaren der Kory bauten und Sahen in Berg und
Wald das Erwachen des Frühlingslebens , die Geburt des
grossen Naturgottes Sabazios (bei den Griechen der kretische
Zeus oder Dionysos), der den Hegen spendet (Hyes) und alle
Fruchtbarkeit gewährt Ebenso wild ist der Schmerz bmi Er-
sted)en der Natur, wenn Sabazios dem Schlafe oder dem Tode
anheimftltt, oder wie die Papblagonen glaal>en, von. fnnd-
lieben Mftchten. gebondai wird (Plot. de Is. 69), am im
nftcbsten Frdhjabr aaft neae za erwachen. Denn, so erzfthlt
die Geheimlehre, in Gestalt einer Schlange [des Blitzes?] oder
eine^ Stieres hat der Gott seiner eigenen Mutter beigewohnt,
um sich von neuem zu ztugen. Zahlreiche Mythen, die uns
meist nur in griechischer Umgestaltung vorliegen, knüpfen
hier an, so der kretische, dass die feindlichen Mfichte, Ja der
dgene Vater dem neogebomen Sohne nach dem Leben trachtete,
and desehalb die Scbaaren der Kareken — die mytbiadien
Voibilder der langhaarigen waffentragenden Jagend^ die all*
Jfihziich das Frfifalingsfest fi^ert — mit WaifengetOse das Schreien
des Kindes übertönten, damit der Vater es nicht höre. Femer
gehören hierher mehrere Einzelgestalten : der schöne Jüng-
ling Hyla-, der bei Kios verschwunden ist und von den
Mysern jedes Jahr mit Wehklagen gesucht wird, ebenso Bor-
mos bei den Maria ndjniern, und wahrscheinlich Ganymedea
bei den Troern. — Wie dann der Galt der Göttermatier eine
fremde Beimiscfanng and Urogestattong erhielt^ werden wir
später sehen (§• 257).
Dio G^ttermutler ist von den Griechen adoptirt als Hhea, ausser-
dem aber sehr hftnfig in Aphrodite oder Arlemi? Ohe ephesische Natar-
götlin) umgewandelt. Aii letalere knüpft der Aiaazunenmylhus an, der
»chou bei Homer ill T 189, Z 18d, vgl. B 8ia) in Kleinasien ioc«Iisrl
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304
Drittes Boeh, lOnfter Abtehnitt
ist ' ZAhMcIi« StidU (EpbtfKM, Smyrnt» Sinope u. a.) soIl«i GrOndoogMi
der AiDAsoDeo ediit die ersten Entdecker der NordkOste glaubten ibm
Wohnsits bei den Tiburenem in der Ebene Themiskyra am Tbermota
XU finden; spftter wurden sie dann weiter ta den Skythen und Sarmateo
jenedta des Kaukasus binauegescboben. Was der Kern und die a^
sprfinglicbe Bedeutung der Sage iM, ist bis jettt niebt emiltelt, ebenso-
wenig wessbalb sie an den beireffenden Stuten localislrt worde. Auf
die spätere Gestaltung der Fhtge sind die Züge der Kimmerier von Ein-
fluss gewesen.
g. 254. Unter den übrigen Göttern Kleinasiens tritt der
Hlmmelsgott (gr. Zeus) besonders henror. Sein i^irygiscfaer
Name Ist Bagaios (Hesych. s« v., pars, baga, slav« bog, Qoü),
an seinen einzelnen Cultusstatten trägt er verschiedene Bei-
namen. Daneben wird er als Herr (rjpavvoc. parjtXetx;) oder
als Donnerer (ßpovxä>v) verehrt. In Idrias oder Ghrysaoris, dem
sacraien Mittelpunkt einer alten karischra Gaugenossenschaft«
heisst er der Zeus der Tageshelle (icovijtiiptoc). In Hylasa in
Karlen finden wir einen Gott des Himmelsoceans (Zir)voio-
asi^üjv) und einen Zeus als Krie^^sguti (Zs-j? Stpirio;), der die
Streitaxt trägt; daneben einen Nationalgott , »den karischen
Zeuse«. Neben ihm wird überall ein Mond|;ott (Men) verefart,
mit zahlreichen Beinamen wie Mi^ T6f»awoc« Mil)y Ttdt|U)o,
M-jjv Kdpoo; auch in Kappadokien ist ^opvdKoo einer
der höchsten Götter des Landes. An der Westküste Klein-
asiens finden wir den Gult eines Sonnengottes (gr. A|X)lioj,
der die Zukunft enthüllt (daher die Orakel von Branchidae
[Didymoi], Klaros, Grynion u. a.). In seinem Dienste sieben
begeisterte Frauen, die Sibyllen, die von ihm inspirirt in
ekstatischem Zustand die Zukunft durchschauen (daher die
griechische Kassandrasage). An den lydischen Sonnengott
(gr. Herakles) scheinen Mythen angeknöpft zw haben , aus
denen sich die griechische Erzählung von Herakles und Om-
phale entwickelt hat. — Als eine in ganz Kleinasien (auch
in Kappadokien, Lykien u. a.) ▼erbreitete Sitte ist hier schliess-
lich noch die Beisetzung der Todten in Felsgräbem zu erwähnen.
Daneben war an der Westküste, namentlich in Troas und Lydien,
die Au&chüttung grosser, kegeUürmiger Grabhügel gebräuchlicli.
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Die Gbfltt in QfltettiMiL 305
Heben Berod. I, 171, V, 119, Pausan. VIII, 10 u. a. sind Strabo
und vor allem die zahtreicben «iolieimischen Inscbriftto die Hauptquelle.
Ueber die Mondgötter s. Wabdingtok in Lebas Voyage areb^ol., expl. des -
inecr. TTI, Nr. 668; auch für die flbrigen Gottheiten kommt WAnniynTO?r'si
ausgezeichneter Coramentar in erster Lini^ in Pftracht. — Der Name
des lydischen Herakles war nicht, wie oft behauptet worden ist, Sandon;
dieser gehört ausscbliesslich nach Kilikien (i. 246) s. ZDM. XXKl, 736 (L
*
Die Ereberungtn Cheta.
wie schon
froher .ef wfthntt tod den QielekOnigen wiederholt bdvicgt und
wahraefaetaiHch auf längere Zeit nnterwoifen worden. üeberaQ
in KJeinasien haben sie Denkmäler ihrer Heerzüge hinter-
lassen, die im Stil genau mit den Monumenten von Djeräbis
übereinstimmen und zum Tlieil auch Uehorreste iianiatheni«
scher Inschriften tragen. Während ihr Ursprung bisher räthsel-
baft war, kann seit der Entdeckung von Djeräbis kein Zweifel
mehr über ihn berraefaen. Zu den charakterjaUaefaen Sigentbüm-
licfakeilen dendboi gehflrt die Elefdnng, dne hohe epit»
Mütie und Scbnabetoebnhe; gewöhnlich sind die Ffgoren int
Profil, mit weit gespreizten Beinen, gezeichnet. Sonst vgl.
§. 199 fif. Die hierhergehörigen Denkmäler sind: ein Relief
mit Inschriften an einer Felswand bei Ibriz mn Xordahliang
des kilikischen Tauros (bei Kybrista), auf (lern ein Fürst (V)
in reicher assyrischer Tracht den vor ihm stehenden, Trauben
und Aehren tragenden Gott anbetet. Dann Sculpturen au
der Wand eines alten Baues in Iflatün am Earalitissee in
isanrien imd die Ffgnr einee Kriegare in Ikonion.. Von hier
ane drangen die Hceie der Cheta ins eigentliche Fbryi^en
udA an die Kfiete dee aegaäaehai Heeres vor. .An emer
Fdswand tmterhalh der alten Feste Giaurkaleei in Phrygien
(südw. von Aiikyraj sind zwei -chreitende chetitische Krieger
abprebildrt, die eine Umbildung der aegyptischen üraeus-
schlange vom an der Mütze tragen. Ganz ähnlich sind die
beiden berühmten Reliefs von Nymphaeon am Sipylos, die
schon Herodot II, 106 erwähnt, und bei denen (Jeherreete
Meyer, Qwahiaitte des AiUrthuiDA, L 00
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30ü
DrittM Bnehf Ittnftcr Abtdiiiitt
I
hamatlieiiisclier Schrift erhalten sind. Ebenso findet sich an>
Sipylos bei Mag^nesia ein rohes Felsbild (vielleicht eine Göttin
darstellend, wohl lulschlich für die N lobe II. Ö, 614, Pausan.
I, 29. VIII, 2 gehalten) mit Zeichen derselben Schrift. Am wich-
tigsten und amfangreichsten aber sind die Ruinen und Sculp-
tnren, die sich Östlich vom Halys auf Icappadoldschem Gdriet, bei
tlen Orlen Üjuk und Bo^hazkiöi finden. Bei jenem liegen die
Ruinen euies grossen Palastes, dessen Eingang zwei Sphinxe
bewachen; an den Wänden finden sich zahlreiclie Sculptnren,
Götter und Menschen, Löwen, Stiere und mischgestaltige Wesen,
darunter (wie in Boghazkiöt) ein doppelköpfiger Adler. Bei
Boghazkiöi liegen die Ruinen einer alten Burg (Pteria? Her.
I, 76), und die wohlgeglätteten Wruide einer Felsschlucht
zeigen eine lange Procession vermuthlicii religiösen Charakters.
Als wichtigstes Symbol treten uns auf allen diesen DenknUUem
die Umgestaltungen der geflügelten Sonnenscheibe entgegen
(8. 201).
Zusammeiigtellung der Monumente (^n den^n wahrscheinlich auch
«1er archaische Löwe von Kalaba bei Ankyra zu rechnen ist: Perrot.
Hxplor. de la Galatie pl. 82) bei Sayc.k, TrSBA. VII, 248 ff. Ibriz: Kifpfrt
hei Ritter, Erdkunde XVIII, 1024, vgl. XIX, 200. Davis, TrSBA. IV, 3oH
Iflatun : Hamilton. Travels II, ^^50. Ikonion: Tfxifr, De«rr. de TAs. mio.
II. 10:; [jedenfalls völlig ungenügende PuhlicatiüuJ. Reliefs von Ntüi-
phaeoh: PtRHoT, HAn. XIII. Lebas, Voy. arch. , itineraire pl. .59. Ht*
MANN, Arch. Ztg. XXXIII, r>0. Weber, Le Sipylos et ses mon. (18801
Die sog. Niobe vom Sipyios (richtiger das Pausan. III, 22, 4 erwähute
Monument): van Lennep, Asia Minor II, 305. Weber 1. c. Dekni<. Proc
SBA. 11. Jan. 1881. Giaurkalesi, Ujak, Boghazkiöi: Ferrot, Expior.
§. 256. Diese Monumente lassen die Ausdehnung der
chetitischen Eroberungen deutlich erkennen. Es wird damit
zu?aniriicnliän!?en, dass von jetzt an nicht mehr das Orontes-
thal, sondern Karkamis den Mittelpunkt des GbetaFolks bildet
und offenbar die Residenz seiner Könige geworden ist Im
übrigen aber ist Yon diesen- Kftmpfen nur ganz unbestimmte
Kunde auf uns gekommen. In der Odyssee (X 519) heisst es
einiiiiil, Xioptolemos habe Eurypylos des Telephos Sohn, den
Fürsten der Krjisioi, getödtet, während er von den Späteren iauner
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Die KriegszOge der Gh«ta.
307
FQrst von Tenthranien genannt wird ; offenbar hat sich Uer «ine
Spur des Namens der Cheta erhalten. Ebenso dürfen wir wohl
in der griechischen Sage vom Aelhiopen Memnon, dem Sohne
der Morgenröthe, der grosse Kriegszüge unternahm und dem
Priamos zu Hülfe eilte, einen Nachklang ihrer Kriegszüge er-
kennen. Herodot 106 erwähnt, dass die Reliefs ?on Nym-
phaeon, die er dem Sesostris vindicirt, Ton anderen für Bilder
des Memnon erklärt würden« Sonst aber Ist die dmiUe Ton
den Griechen bewahrte Kunde von diesen Eroberangen auf
die Aegypter (Heerzfige des Sesostris nach Kleinasien nnd
Thrakien) und vor alleni auf die Assyrer übertragen ; Memnon
wird daneben auch in Susa localisirt. Wenn femer die lydische
Tradition das Königsge>chlecht der Ilerakliden an Ninos den
Sohn des Bei anknüpft (Her. I, 7), so sind hier wohl die sagen-
haften Repräsentanten der Assyrer an die Stelle der Cheta
getreten; die Assyrer sind mit den Lydem erst im siebenten
Jahrhundert in directe Berälining getreten. £benso ist in
swei aOerdings jedenlUIs tiberarfoeiteten Fragmenten des Lyders
Xantlios (fr. 11. 2d) von Feldzügen des lydischen Heros Uopeös
(Moxos?) und des Askalos, eines Bruders des Tantalos, nach
Syrien (speciell Askalon) die Rede, Tvorin eine Erinnerung
an die Kriege der Lyder und Ghetiter (vgl. auch §. 265)
isewahrt sein mag.
Karkamü Hmptaits der GheU nach den aasyrieehen Naehndliten:
ÜBLmacUf Per. 26$ ff. — Audi in den ep&tgrieehieehen Eniblangwi von
den FeldzQgen der ÄmazoneD, Skythen, Kimmerier mag einiges ffierber^
geliörigp 1 e wahrt sein. Ob auch die II. Z. 097. 415 ab Bewohner von
Thebe südlich von Ida vorkommenden Küiker (vgl. Plhu Y. 128 CäUeeB
Mandaoadeoi) hierher gehören, mnse dahin g esteUt Jaleiben.
§. 257. Die Einwirkungen der syrischen Eroberung auf
Kleinasien sind äusserst nachhaltig gewesen. Es ist längst
erkannt worden (de Laharde, Ges. Abh. S. 270), dass die
lydischen Königsnamen Sadyattes und Alyattes, ebenso My-
attes semitische Bildungen sind ; jetzt dürfen wir vielleicht die
Vermuthong wagen i dass das lydische KOnigsgeschlecht der
HeraUiden cfaetitisdien Ursprungs war. Femer kdnnen wir
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308
Dritt« BoOm, fOnfter AtMchnitt*
jetzt den kldoasiatischen Gott Altes (Attis) direct mit dem
syriscbeo *Ate (§9. 205. 208) identifidfen and ihm fremden
Univiiiig toachnUMii. In der Tbat xeigt die Uemesiatitche
Religion sehr nahe, früber nicht mit Sicherheit erkl&rbaie Be*
Führungen mit der der Semiten. Der Brauch, dass die Mädchen
sich (zu Ehren der GötlermuUei ) preispreben, licn ^riit m Lydien
allgemein (Herod. 1, 04'): cIrjuso siml der Or*ttiii von Ko-
mana zahlreiche weibliche und niäriniiclie Hieroduieii geweiht.
Wir wissen, dass diese religiöse Institutioa hei den West-
eemiten wie in Bahylonien heimisch ist und vielleicht hier
ifaien Urspnmg hat. Bbenao ist in gani Kieioaeieii, i«r
ettam aber in Pbrygien die Gastration zu Ehren der Gottheit
In dersdben Weise wie in Syriai ^. 208) weit Terbratet^ und
zwar kndpft dieselbe an den Attisenlt an. In der That l&sst
sich die Attissa^^e aus dem Kreise der Mythen von der Götter-
mutter völlig ausscheiden; die Identifu i un?? des Atlis mit Sa-
bazios , Zeus oder dem Mondgott, ebenso die der Verschnit-
tenen (Kybeben, Metragyrten, in römischer Zeit Gallij mit
den Korybanten (Kureten) und Sahen gehört erst dem spä-
teren Synkretismas an. Man erz&ldte sich^ wie die Götter^
mntter emen schönen Knabeot den Attis, $ti6M haht^ dieser
aber dorch den Neid der Gdtter oder ein widriges Scfaidcsai
Mannheit und Leben Yerlor. Zar Erinno'ung daran, ton den
Schmerz der grossen Göttin zu theilen, entmannen sich all-
jährlich bei dem gross^en Trauerfest grosse Schaaren der Gläu-
bigen, und ziehen dann als verzückte Gaukler und Ii* t ihr
durch das Land, um von Almosen zu leben. I«Ioeh deutlicher
tritt der Einfluss der srrischen Culte, vor allem der Adonis-
Tammüzsage (§. 208), in dem hi Lydien gelfinfigen Mytlios
hervor, Attls sei anf Veranstaltong des Zeos doveh einen
Eber getddtet (Hennesianax bei Pausen. VII, 17, 9), eine
Dieeelbe Sitt» hamdit im araeniieheii AnaiUiicutttw; Stnbo
XI, 14» 16; inditeen gtbört di«Mr nicht d«r Uteran Epoeh«, aondeiii
' «rat der Penemil an. Doch ift es aebr raflgHcb, daas die reUgiaat
PMMÜtntion schon weit früher in Armenien heimisch war md nur in
apilaFer Zeil an den Anaitieciilt geknOpft worden iat.
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Einflösse Syriens auf die Religion und Kunst Kleinasiens. 309
Sage, die uns in historisirender Umbildung in der Erzählung
Herodot's (I, 34) von Adrastos und Atys, dem Sohne des
Kroesos, entgei^tritt.
Dantdliiag der lyditehen AUusafe auf ainer iUswaad lu Iftoh
mftmljr bei Haegnia (rtm, Zoit): Libaji, IttiiMre pl. 55 (ineonaet
HAJOLTOir, Travels II. 140). — Vgl. auch Lüciah, De dea Syft 1&
FOr die römische Zeit iet vor allem die Attissage fon Peaiiinia maaee*
gebend geworden, da bekanntlich der Cultus der Göttermutter Ton hier
aus im Jahre 204 v. Chr. officiell in Rom eingeführt wurde. — Auch
einzehie semitische» Nnrnf»n in Kleinasien mögen auf chetitischen Kiutluss
zurückgehen: so der in der lydischen Snpp vorkommende Name Jaidanos
(Vater der Ünipiiale), der doch wohl das hebmeische jH^^ FIuös ist;
der Name des >Ostbefges« Kadiiius im Osten von Karlen, der indessen
auch phoenikiscben Seefahrern entstammen konnte; vgl. den Berg und
die Feete Fhoenix gegentter von fthodoe (Sirabo XIY, 2, 4).
9, 258. Niehl minder wichtig ist der iSnfloss Syriens
auf dem Gebiete der Kunst. Wenn MdnzUlder den Stadtgott
(Ba'al) Ton Tarsos hSufig mit Wehltraube und Aehre ht der
Hand darstellen, so springt die Berührung mit dem Relief
von Ibriz in die Augen, Ueberau in Kleinasien finden wir
die Sfhirmgöttin der Stadt nach phoenikischer und syrischer
Weise mit der Mauerkrone abgebildet (§. 205). Auch die
Göttermutter erhält denselben Hauptschmuck; und wenn sie
auf Löwen daheri&hrt oder auf dnem Löwenthnme sitzt, so
eriLennen wir auch hierin eine Umwandlung der auf Löwen
stehenden Gottheiten^ Babyloniens und Syriens. Die Omap
menti][ des phrygischen Midasgrabes, eb mfianderartiges Tep-
pichmuster, ist dem vorderasiatischen Kunststil geläufig (§. 202).
Sonst besitzen wir von der Kunst Kleinasiens nur sehr wenige
Denkmäler. Nur in Lykien bat sich in späterer Zeit eine ein-
heimische, hochentwickelte Kunst gebildet, und hier begegnen
uns denn überall die Typen des vorderasiatischen Mischstils,
Sphinxe, Greife, die Ghimftra und andere Misch» und Flügel*
Wesen, der Kampf mit dem Löwen, der Löwe, der den Stier
xerreisst (auch auf kflildschen Münzen) u. a. TU» bei den
Gheta herrscht auch in Xleinasien im Gegensatz zur phoe^
nikischen Kunst der babylonisch -assyrische Einfluss vor, und
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31U
Drittes Bueh, ftbilter AbMlmitt.
daher kommt es, dass als s^t etwa 800 t. Chr. Klan-
asien auf die griechische Kunstentwickelung einen immer
wachsenden Eiulluss gewann, dies zugleich die Ausbil laug
einer stark a-syrisirenden Richtung bezeichnete. Aber ditM iife
ist nicht flu« t von Assyrien ausgegangen, sondern durcli die
Syrer vermiUelt worden.
Tgl. aneb Pknaor, L*art de TAnt llioeure RAn. XXV; nne bronie
de VAeie Ifineafe RAn. XIX.
!
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I
Viertes Buch.
Vom Ende des zwölften bis zur Mitte des
nennten JahrhnndertB.
L Untergang des Ghetareicbs und Verfall
Aegyptens.
Reaction der Hellenen gegen die Phoenfker. Angriffe der See*
Völker auf Syrien und Aegypten.
§. 259. Seit dem 15. Jahrhundert haben die Fahrten
der Phoeniker an Ausdehnung iiiuiier mehr zugenommen ;
wir werden später die Erschliessung des Westmeeres, da es
für deren allmähUciies Fortschreiten an feststehenden Daten
fast völlig fehlt, im zusammenfassenden Ueberblick zu betrachten
haben. Inzwischen erstanden ihnen im Osten des Mittelmeeres
gefiUiiüehe Rivalen. Jede Golonisaticxi, die nieht zu Tdßigef
ünterdröckong der Ureinwohner fuhrt, birgt für die Ansiedler
€ine immer waehsende Gefahr. Die dnheimische Bevölkerung
eignet sich die ül)erlegenen GuHurmittel derselben an, ihr
Wohlstand reizt die Habgier. Nun w aren die phoenikischen
Ansiedelungen, wie wir gesehen haben, in der Regel nicht
viel mehr als geschützte Factoreien, die wenig energischen
Widerstand leisten konnten; um so weniger waren sie im
Stande sieh zu behaupten, als ein so hochbegabtes Volk wie
die Hellenen von ihnen die Schiifohrt zu lernen und in
Handel und Seeraub ihnen Goncurrenz zu machen begann.
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312 Vieftw Boeb, onUr Absehnitt.
So sehen wir, dtss seit etwa dem 13. Jahrhundert &6
Phoenilcer allmählich von den Rflsten des aegaeischen Meaf«s
verfh' uigt werden, /u ^^rösseren Kämpfen ist es in der iiegel
sciiwerlich gekoiiinii n ; sie waren einfach unfähig, dem An-
dringen der Griechen Widerstand zu leisten. Die NiclIu-
Jassungen auf dem Festlande gehen verloren, die Inseln werden
• von den Hellenen besetzt , diese bauen seihst Boote nach
dem Master der phoenikischen and untemehmeo weithin Rauh-
- and Handeisriige; sie kfimiea versacfaeii, die Bdniath der ihneo
zügeföhrten Kostbariceiten selbst aafinmichen wid hier rdche
Beute ZQ gewimim. Aehnlkh mag anch an den Sädkflsten
Kleinasiens, bei den Lykiern und Kilikern, eine Entwickelung
der Schiffahrt begonnen haben. Hand in Hand mit dieser
Bewegung geht die Reaction der Kleinasiaten gegen die Gheta-
herrschaftf der Versuch sich der fremden Herren zu entledigen
und dieselben in ihrer eigenen Heimath heimzusuchen.
§. 260. Geiegentliehe aber hochwichtige EinbiiclLe in diese
Bewegwigen gewfthren mur die aegyp^ischen Nachrichten. Als
Ramses n. nach 67j§hriger Regierang gestorben war (am
1280 Can-.), folgte ihm voa seinen zahlreichen Söhnen —
alle anderen waren vorher gestorben — der vierzehnte, Mer-
ne|.>tah. Im iüiiiten Jahre desselben erscheinen plötzlich fremde
Volksslämme, »die Turusa, Sfirdana, Sakarusa, Aqaiwasa von
den Ländern des Meeres«, femer die Ruka (Leka §. 232) ün
Osten Aegyptens; sie dringen in das Östliche Delta ein, schlagen
ihr Lager hei Pe-Bairis (Byhios) sddlich von Bobaatis anf micl
bedrohen HsliopoUs nnd Memphis^ Diese gfinstlge Ctefagenbsit
henutzen die Libyer (Rebu, m Qyrenaica). Oordi das Gebiet
der Te^tt (Harmariea) dringt ihr König Maraju, Sohn dea
Did, nach Aegypten und zieht die Fremden an sich heran.
Endlich kommt Merneptah mit seinen Rüstungen zu Ende;
bei eitieiii One Pt -Ar-<e| is (V, nach Brugscii griech. l'ro-opis) ge-
winnt er einen grossen Sieg, durch den das feindliche Heer ver-
nichtet, die Gefahr von Aegypten abgewandt wird. Als Sieges-
trophaan üess Memepta^ wie später Ramses lU. den Ge£iüJenen
nicht nur nach aegyptischer Art die Hlnde^ sondern den Un»
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Die Se«völk«r und die Libyer gegen Aegypten.
313
besehnfttenen unter den FFemdTdikern und den Libyern auch
die nuüli abschneiden.
hn «meinen lassen sieh die Frerndvölk^r nicht identiil-
ciren. Die Aqaiwasa sind nach den aegypiisclicn Angaben
beschnitt en, also |?e\vi?s nicht Achaeer, wie man wohl geraeint
hat; dagegen darf man in den Turusa, die auch Hamses III.
aosdrücUiGh als ein Seevolk bezeichnet, wohl die in der alt-
griechischen Ueberlieferung erschemenden tynenuchen See-
rftnber — aber nicht die Etruskor! ^ wieder erirennen. Die
Sardana kennen wir schon seitSetiL; ihre Heimath ist eben
so wenig sicher zu ermitteln wie die der Sakarusa. Zweierlei da-
gegen steht TÖlüg fest: die Angreifer kommen von den Inseln
imd Küsten Im Norden des lüttelmeers, speciell wohl vom
aegaeischen Heere, und das nächste Ziel ihres Angriff waren
die syrischen Küsten, erst von hier haben sie sich nach
Aegypten gewandt. Mit anderen Worten: die Fahrten der
Phoeniker haben den Fremden ihre Bahnen gewiesen, der
Reiehthum von Tyros und Sidon ist es Tcrmuthlich, der sie
tUDichst angelockt hat Wir werden sehen, dass sich der
Angriff bald hl grösserem Umfange wiederholt hat
Im allgemeinen s. E. de Rovat, M^m. 8ur las attaques dirig^es
contra l'Egypte par les peuple« de la Mediterran^e, HAn. XVI, 35 ff.
GiLvBAs, Etudes sur I'anliq. histor., 2 6d. S. 186—316. Ders., Rech, pour servir
4 1 hiöL de la XIX d}ii. 1872. — Siegesbericht Merneptah's: DCmichen,
flist, Inschr. I, 1 ff. Mariette, Karnak .V2 ff. Uebersetzungen von Chaii \s
U C und Bruosch, Gesch. 507, der mehrere Fehler des erslereii herichtigt
(Tgl. ÄZ. 187Ö, 128 ff,), aber den Eingang der ersten Zeilen mehrfach
ganz falsch ei^änzt hat — Bruosch verwerthet einen Einfall Herodol's
(llf 104), um die Heimath der SeevOlker am Kaukasus zu suchen. Im
voUsten Wideispruch xu den Angaben der Aegypter steht auch die geo-
graphiieh immOi^he Anficht, dass dieselben libysche Stämme seien.
Wirron in Aegypten. Ramies III*
§ 261. Bald nach dem Siege scheint Merneptah ge-
storiDen zu sein. Innere Unruhen und Thronstreitigkeiten
«fallen die Folgezeit. Von Memeptah*s Sohn Seti II. besitzen
wir kaum irgendwelche Denlcmäler — eine Felsenstele in
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814
YkKim Bush, fntar Abscludtt
AbanBibel Iftaai Um die nubisehen Fefande niederacfamettem
und einzelne Reete seiner Bauten finden sieh in Theben.
Dann folgen zwei KOnige, Amemnesses und Memqptal^ IL
Siptah, die in der Folge ab fllegitim gelten, deien Name auf
den Denkmälern tilgt wird; ja Siplali ^ Felsengrab in Theben
ist von seinem Nachfolger Setnecht occupirt worden. König
Haiiises Iii. belehrt uns, dass die Anarchie lange Jihr« hin-
durch herrschte, dass jeder den anderen bekriegte , dass die
Stadtfürsten (Nomarchen) sich unabhängig machten, bis schliess-
lich ein Fremder ans Syrien Namens Ana eine Zeit kng die
Henscbaft Ober Aegypten gewann« Wie es seheint haben
wir es hier nidit mit etaier el^esUichen Rremdherrachaft, etwa
einer Eroberung Aegyptens durch syrische Stimme m tbun,
denn wir finden auch später noch Theile Syriens in den
Händen der Acgyph r, oliiie dass von einer neuen EJroberung
die Rede wäre. Arsu wird also wohl im Gefolge einer der
streitenden Parteien durcii hitriguc oder Gewalt sich der
Herrscbait bemächtigt haben. — Endlich gelang es dem Könige
Setnecht, vielleicht einem Sohne Seti's IL, wieder geordnete
Verhältnisse herbeiniftthren, alle Unruhen enstgisofa m anter-
drfickeoi den Dienst der Götter^ der viellheh gestflrt worden
war, wiederherzustellen.
Zur Literatur vgl. §. 200 Aura. Die wenigen Monumente der
Zeil I. bei Lspsn» m, 201—206. Marutte, Hon. div. 71, 44; hinzu
kenint irageiDelii «f ebtigs Enfthlmig Btnsee* IDL Im gfOBeen Hetrit
impjnii (ed. Bmce) pl. 75 ff. Der Name Arsu ist wabneheinlidi tCf^K
der aeapanjeeben bieehrifteii. POr gentnere Zeitbeetfannmigeii fehlt
jeder Anhalt Wie am jeder Epoche der WiederanfriehtaBg beeüam wir
auch aus der Zeit ScÄneehVe nur edir wenige Denkmäler. — Mit
Raneee HL hat man sich gewöhnt, die 90. manethonische Dynastie be-
ginnen zu lassen. Manetho*» UeUn eind gerade fOr die BlQthezeit des
Neuen Reich? so arg verwirrt, dass wir über die Richligkeil dieser An-
nahme nicht urtheilen können. Dass in denselben, wenif^teiTi in der
F- rtii, in welcher sie uns bei Josephns Afrifanii«? und Eusebius vorliegen,
mehrere Regierungen doppell, ja dreitach aufgeführt wer(lPTi — was Unoer
mit Unrecht bestreitet — lehrt die gegenüberstehende Tabelle.
§. 262. Setnecht's Sohn Ramses III. (um 1180 v. Chr.)
kconte die Reeteoration ToOendoi. Wir bedtsen noch die
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Tbronstreitigkeiteu in Aegypten. Setnecbt.
315
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Viertes Bach, erster Absclmitt,
Bruchstücke eines Edicts, in dem er befiehlt, »die Tempel
aller Städte des Südlandes Ton allem za reinigen, was
die Götter verabscheuenc, »Wahrheit zu schaffen (d. h.
den richtigen Gultns udederberzustellen) und die Lüge zu
vernichtenc (de Rouge, Tnscr. 258). Dann galt es, das An-
sehen des Reichs nach aussen zu erneuem. Die unter dem
Namen Temhu zusammengefassten libyschen Grenzstamme,
namentlich die Rebn (Libyer) und Mateuaäa (§. 284), hatten
während der Anarchie den Westen des Delta von Eanopos
bis Memphis btsetzt. In zwei Kriegen, im fünften und im
elften Jahre des Königs, wurden sie besiegt, zahlreiche Beute
namentlich an Gefangenen heimgebracht und die Grenze des
Reichs nach Westen gesichert. Unter den Trappen der
Aegypter finden wir auch hier wieder als wichtigste Gattung
die fremden Söldner, die Sardana und Qahaq (§. 234), in ihren
nationalen Rüstungen. — hn Süden scheint die ae^^yptische
Herrschaft nicht erschüttert gewesen zu sein; nach wie vor
erscheinen Kusch und die Neger in den Listen der unter«
worfenen Völker. Ramses m. konnte sogar den lange
unterbrochenen (§. 230) Verkehr mit dem »65tterlande«
Punt wiederherstellen. Er Hess auf dem rothen Meere Schiffe
hauen, die in Frieden hinüberfuhren und mit grossen Massen
von Weihrauch, sowie mit Gesandtschaften der einheimischen
Fürsten wieder zurückkehrten. Als Ausgangspunkt der Handeif^
reute nach Arabien erschdnt wie in alter Zeit Koptos, von wo die
WCtetenstrasse durch das Wftdi Hammämftt nach Qoseir führte.
Krieg des Jahres 5: Roselliäi, Mon. slor. 139—141 = Dumichkc,
Hist. Inschr. II, 46, de Roun^, Inacr. 139—147 [bis ZI. 50]; de^ Jahres 11:
Di MicHEN.Hist.Inschr.I, l,j~15. 18— 27,deRoüg^, Inscr. 116— 117, 121— 12t3;
ferner der urs^r n^'liche Text des Festcaleoders von Medinet Habu bei
GnfENE, Fouilles ä Thebes p). (5. Beide zusammen: gr. pap. Harris
pl. 76. 11 fT. Fahrt nach l'unt ib. pl. 77. Daher die vielfachtj Erwäh-
nung von Punt (und den zugehörigen Völkernanien) in den Völkerlisten
u. ä., z. B. DOmichen, Hist Inschr. 1, 11, 15. — Wie man im gr. pap.
Harris 76, 5 f. die Erwähnung einer Kasleneinlheilung hat finden können,
ist mir niiTersUlndlich. — Die beiden Stelen aus den Jahren 11 und 12.
RosELLUU, M. 8tor. 123, Lepsius, Denkm. III, 20 finden sich jetzt voll-
sUndig bei DOiogbbr. Hi«t. Inachr. I, 13. 17, de Rowi, Inscr. 131— lliS.
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I
p
Ramaet IS. lanaioii d«r Nofdvdiker. 317
Kämpfe gegen die Neger: Lfr-iius, Denkm, HI, 218c. Wo die iu der
Völkerlistc bei Dümtchen, Hist. Inschr. I. 11. 12 aufgeführten Namen 7.n
suclien »uxd [gewiss nicht mit Brugsgh in Cypern und Kleina^ienj, wissen
wir nicht.
Untergang des Chetareichs. Die Philister.
§. 26d. fitneii weit wkhügeren Kampf hatte Ramses UL
in amem achten Jahre zo hesteben. Die Seevdlker äardana
xsad Tamia, die Sakarala, ferner die hier anevat genannten 9ak*
kari, Pursta, Dananna und die als Seevolk beKeichneten Uasas
sind in Nordsyrien eingefallen. Es ist nicht ein blosser Kriegs-
zug, sondern eine Völkerwanderung; mit Weib imd Kind und
aller H&be ziehen sie auf ihren Ochsenkarren einher, um
Beute und eine neue Heimath zu gewinnen. Eine Flotte von
offenen Kähnen (Penlelconteren) begleitet die Expedition. Alle
VSlkar Syriens« die Gfaeta nnd Qedi ((. 281), Karkamli,
Anulos, Afesa(?) erliegen ihnen, aie dringen tot hm zum
Lande Anmr (Maeetina), das ne arg mwMen. Da tritt
ihnen das aegyptisdie Heer unter Ramses m. entgegen;
Z.U Lande und zur See werden sie in erbittertem Kampfe ge-
schlagen, die Gefahr einer feindlichen Invasion von Aegypten
abgewandt. Wenn auch der J^iaupttiieii der syrischen Be-
aitzuQgen wo nicht früher so doch jetzt verloren sein wird
es will nicht viel Jbesagen, dass der König unter seinen .
G^kngenen einen Hftnptling der Giieta und einen von Amnr
TorfÜhrt — so haben die Aegypter doch wenigstens den
SOden Palaestma's, die Landschaft Eana*an (g. 283) l>ehaaptei
Remses IH. hat hier dem thebanischen Amon einen Tempel ge-
baut, (iom wie er sagt »die Völker von Rutcnu ihre Ti ibule dar-
bringen* (^'ip- Harris 9, 1—3). Auch die §asu des Landes
Se'ir (Gebiet von Edom) wurden durch einen Streifzug heim-
gesucht und die Mafek- (lapis lazuU) Bergwerke der Sinai-
haibinsel wieder beartMitet (ib. 76, 9. 78, 6).
Der Krieg gegen di« nordiechen Bariiarea wird in den groseen
Wandgemälden von Medlnet Habu» Roskllihi, Mod« stor, 124—138 dar-
gesleUt Dazu die sorgfaltigen Poftiito der QeteigeDen ib. 142—144
m Lüne», Denkau 20e. 311. hn aegyptleehen Heer aind auch dia
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318
Vtortat BaA, «mar Abaehiiilt
Sardanasöldner wwderholt abgebildet. Text: Greeni:, Fouilles k Tbebas
pl. 1—3 (Chabas, Ant bist. 245 iT.) und der Schluss des Textes vom
J. 5 (§. 262) ZI. 51—75. Gr. pap. Harris pl. 76. Daneben zahllose Er-
wähnungen in den Siegeshymnen fJ. nr. Hotiok, Tnscr. 109 fT. und Dl-
MicHKN, H. liischr. I). Leider ist der sachliche inhalt der Texte sehr dürftig
und von religiösen Phrasen und Verherrlichungen des Königs fast erstickt.
§. 264. Sowenig wir die aufzählten Völkerschaften im
einzelnen identißciren könnm, dass sie wie die unter Merneptah
einbrechendeo Barbaren aiu Eleiiiaiiaii und Griecfaenlaiid
stammeDy ist xweiÜBUof. Wenn die griecfaiKfae TtadHkm, wie
sie jedmfiriis schon Heslod fizirte (fr. 48 Eoikel), den Dtnaos,
den Eponymen der aHgriechisdien Bevölkerung des Peloponnes,
zum Uiuder des Aegyptos macht und aus Aegypten einwan-
dern lilsst, mag darin wohl eine abgeblasste Erinnerung
vorliegen an die Oberhoheit, welche Aegypten im 15. Jahr-
hundert über die griechischen Inseln ausgeübt hat (§§. 194. 220),
und an die Kriegsz^ge, wekhe die Danaer im 12. Jahrhundert
nach Syrien und Aegyptm unternahmen» Die Gleiebsetamg
der üanamia mit den Tena D^utmes* nL (§. 194) und den
Danaem gewinnt dadurch an WahrschdnlichMi DassFdulen
nnd Raubzdge naeh Aegypten den Anschauungen der liomeri-
sehen Zeit geläulig waren, lehren die Erzäiilungen der Odyssee;
dasb trolidem den Griechen jede genauere Kenntniss des
Landes abging, verträgt sich damit sehr wohl. Denn die
Raubzüge Einzelner trafen nur das Küstengebiet des Delta,
und die grosseren Invasionen sind unglacklieh verkofen.
Die Abldlimg des Dwuu» ans Aflgjirtiii ist uralt inil mthUt fBärn»
hXk Bigiohafte Etemeatt) bei den Logegnphea (Hekatteoe» Heredot o.
gilt ele als völlig feststehende Thateeehe^ Dagegen daat die Aoto*
chthonen Kekrops und Lelex aus Aegypten gekommen seien, ist eine ganz
späte, nicht einmal den Tragikern bekann tf> Gnnstruction. — Die mehr-
fach (z. B. von U??OKT! , Cbronol, des Man. 218) geäusserte Vermutbung,
dass die libyschen zwischen dem Nil und Kyr^n^ arc^S'^'sippn !*Jt~»mniP
"X^ry'.'iW., U^ozfjfAza:, Zo-j-pTTa: Nachkommen der Sardana, l'ursl.i. Snkkan
beien, ist unhallbar, da dieselben niemals nach Libyen gekommen,
sondern im Osten des Delta besiegt sind.
§. 265. Ramses IH. selbst deutet an, dass der erste Stoss
des Heerzuges, der sich an der Grenze Aegyptens verlief, das
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InfMion der NotdvOik«; fUl das GibclBreicbs*
319
Chetaraoli getroffen hat Es kann nicbt sweifeQiaft sein, dass er
die YmächltaDg dieses Reiches herbeigefIBhrt hat Als um 1120
Tig]at|R]eier L von Assyrien sefaie Angriffe gegen Syrien richtett
existirt dasselbe nicht mehr; die Cheta (ass.Ghatt!)Ton Karkamiä
bilden einen der kleineren Staaten Nordsyriens. Dagegen erfahren
wir, dass 50 Jahre vor ihm, um 1175 v. Chr., die fünf Könige
der Muskflja sich das Land Kummuch (gr. Kommagene),
d. h. das Gebiet zu beiden Seiten des Euphrat sudlich vom
Tauros, unterworfen und den Assyrem die Landschaften Alzi
und PnnikQz(?)zi,. die sOdlicb Tom oberen Tigris im Westen
des Hasiosgebirges m soeben dnd, entrissen hattoi (Prisma
TSglatp. L coL 2, 62 fif.). Die Mudkkja smd höchst wahtschein'
lieh die Moscher (§. 245 vgl. 27B Anm.), d. h. die Gebh^
V()lker des östlichen Kleinasiens, und das DaLimi slüiHiit. so
genau wie möglich zu der durch Approximativrechnung für
Ramses IIL gefundenen /t ilbestimmung. Das Detail der Völker-
bewegung vermögen wir natürlich nicht zu reconstruiren.
Wenn auch bei dem Angriff auf Aegypten griechische See-
fahrer mid vermothlich kleinasiatiscbet za Lande gekoiamene
SUmme gemeinsam operireot so wird doch die Invasion zn
Anfeng kaum eine eiidiettliche gewesen sein. Jm tibrigen ge-
hören in diesen Zusammenhang jedenfells auch die früher er^
wäiinten Traditionen von Zügen dtr Lyder nach Syrien (§. 25G).
Ich darf hier wohl erwähnen, dass die oben gegebene Combination
der aegyplipchen und assyrischen Nachrichten durchaus nicht etwa meine
chronologischen Ansätze bestimint hat , sondern diese läng-st festgf>«tf11t
waren, als ich die wie mir scheint völlig evidente Goincidenz bemerkte.
— Ueber das Land Kummuch s. Schräder^ KGF. 181 ff.
§. 266. VieUeicht iSsst sich noch eine andere Wiricmig
des EmiAils der NoordvOlker nachweisen. In der breiten KMen-
ebene des sddfichen Paiaestina (§ap#la) sitzt in spftterer Zdt
der Stamm der Plülister. Nach den Traditionen der Hebraeer
ist derselbe nichl autochthon, sondern au^ Kaplor eingewan-
dert; vor ihnen soll der Stamm der Auwiten im Lande
gesessen haben. Wo Kaptor (nach Jerem. 47, 4 eine Insel)
zu soeben ist« wiesen wir nicht; jedenfalls gilt es als ein
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320
Viertes Buch, erster Abschnitt.
Land des fernen Westens. Es liegt nun sehr nahe, den
Namen 0>nt^^3 ^eni der Pursla (Puista), die bei den
Aegyptern als ein Hauptstamm unter den Angreifern erscheinen,
gleichzusetzeD und anzundunen, daas dieselben die Kösten-
ebene dauernd occupirten« Da» die alte Bev^Olkening toh
Gaza und Askalon zweifellos semitisch war, ist schon er-
wälint 190\ und eht^nsn haben sich die Philister, wie aus
ihren Etgennamen hervorgeht, später semitisirt. Indessen zeigen
sie doch manche Besonderheiten; so ist die in Palaesüna
weit yerbreitete Bescfaneidung Ihnen fremd (Sam. 1, 18, 25 ItX
und ihre Gottheiten sind nidil die kana'anaeiseben, sondern
zum 'i lieil araniaeische, was auf nähere Beziehungen zu Xord-
syrien hinweist. Der Stadtgotl von Gaza fuhrt den ara-
maeischen Namen Mama »unser Herrc, Askalon ist eine
Haupteultusstätte der Atargatis (Derketo), der hier wie in
Bambyke die Fische heilig sind; ja die Gftttln selbst wird
fischleibig gebildet (vgl. §§. 205. 208). Daneben wird in
Gaza und Asdod (Jud. 16, 23. Sam. I, 5) der wohl aus
Babylon stammende fischleibige Gott Dagon und in 'Aqqaron
ein Ba'alzebüb »Herr der Fliegen (?)€ verehrt. — Die Philister
sind ein kriegerisches Volk. Ihr Geinet zerfällt in die fünf
Fürstenthümer Gaza, ASqalon (Askalon), Addöd (Azotos),
Gat und 'Aqqaron (Ekroiij. An der Spitze eines jeden steht
ein Fürst (pt**), nach aussen hin handeln sie durchweg ge-
meinsam. Die genauere Organisation des Bundes ist uns
leider nicht bekannt
Ueber die Philister s. vor allem Stark, Gaza und die pbttisL Küste
1852 (vielfach veraltet). Phil, aus Kaptor: Arnos 9, 7. Jerem. 47, 4.
Deut. 1, 23; danach ist Gen. 10, 14 zu corrigiren. Ebers, AeBM. 130 ff.
(ebenso Brugsch) hält Kaptor ftlr die Deltakflste und Qbersetzt es durch
»Gross-Kaft Phoenikienjc. Monumental belegt ist diese Oleichsetzung
nicht: dass die Vfllkertafel (Priestercodex) Kaptor zum öohnr Misraims ^
macht, beweist nicht viel. Mamas als Zt-j? Kpr^xm-^vA^^ erklärt hei Steph-
Byz. s. V. rdC'2 ; derselbe ist r^llerdings, worauf Githe mich autjnerk-um
macht, vor der lielleniptisrtiPii Zeit nicht nachweisbar. Dagon findet -irls
auch bei Philo Bybl, l'. 14 und in den Ortsnamen '^i Juda ■
(oder vielmehr PhilisUea, i H. 38» 65) Jo?. 15. 41 und in Ascher, Jos, 1%
I
I
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I
1
Die Philister. SpftUr« Ztit huuses' IIL 321
S7, gehört also wohl der kauaanaeischen Bevölkerung an. Die von
Her. I, 105 als Apbrodile Urauia bezeichuele Göttin von Askaloii ml
xweifeUos die Atargatis. — Der Call der Fiteligötiheiten an der philistaei*
-admi Kteto hat n der griecbiaohen Sage toh Peneus and Andromeda,
•dit 9fmUa iB Jopp» kwdiiirt wild <8kyki pwipl. 101 PUn. T, wo
«ottar illie ftMoM [Der]Mto m 1«mii Iii, StotfcoXn ft. i» ii. a.), imd
dtar ktcflbiiiMlMa Snilihnif jva Dwketo und SendiUDfa (Diod. 0, 4» v|l
•dm Xaothoe fr. 11) Veranlutong fpgebeQ.
Ob tpitoriii Ranittl^Mi. Anfrlchtung der PrtottirlMrrirtift
in Aegypten.
§. 267. Die späteren Jahre der Regierung Ram>»*s* III.
sind friedlich verkufen. Der König selbst preist die Segnungea
des Friedens } den er dem Lande gewährte, wie die Truppen
rnheo Icoiioteo, im gansan Lande Sicherheit bemebte, Haodel
imd Wandel gedieh, wie er fib^rall BauropflaiiniDgeii an-
kfBD Ik/Bf auf daee jeder im Schatten sitzen kdnne. Als
Kehrseite da«i sind nnt allerdings die Proeessaeten fiber eine
grosse Verschwörung gegen das Leben des Königs erhalten,
die indessen noch rechtzeitig entdeckt und bestraft wurde.
Gebaut hat Ramses III. viel, vor allein den grossen Ainon--
tempei von Medinet Uabu in der thebanischen Weststadi,
der zu{?le}ch — das einzige Beispiel dieser Art in Aegypten —
die Geatiftcher des Königs enthielt; die Wanddarstettiingen
zeigen Remses Itt. beim Brettspiel mit den Frauen des
Harems. Hinter denselben befinden sich die Schatzkam-
mem, welche die dem Amon geweihten Schfttse an Gold«
Silber, edlen Steinen, Kupfer u. s. w. enthielten, und Ton
deren gewaltigem Betrage die Inschriften an den Wänden
Kunde geben. Es wird indp?«on anzunehmen sein, dass diese
Gaben nicht in das Eigentiiuni des Gottes resp. Tempeis über-
gingen, sondern den unter dem Schirm der Gottheit stehenden
StaatSBchata darsteliien — wie ähnlich die Athener ihren
Staatasebatx der Göttin weihten. Im dbrigen lehren alle
Denkmftler deutlieh, dass wir uns trotz der noch einmal er-
rungenen Äusseren Erfolge in emer Epoche TÖlligen Absterbens
befinden. Vergebens suchen wir nadi irgend lÄner originalen,
Meyer, QmOMk» die Atticlkeaie. I. gl
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322
ViATies Bucb, enter AbeebnUt.
charakteristischen Lebensäusserung : uberall begegnen wir an?-
schliesalich stereotypen Fonnelo. Die Darstellung des Kampfes
gegen die Nordvölker ist eine NaefaahniQng des GemAlde»
von der Ghetaschlacht Ramses' H. (§. 242). Die Hymnen
Ramses' II., die Ja selbst schon tarn guten Thdi Gopien
waren, werden in Masse auf Ramses HI. übertragen, der reale-
Inhalt wird völlig erstickt. Mit äusser>lLT Mühe schält man
einige wenige That-;i( Iten aus den langathniigen Berichten,
über die Siege des Königs heraus ; alles Irdische trilf völli;r
zurück gegen die Götter und den bombaslischeu Prunk des
Herrschers. Eine grns'^ero Gedankenarmuth und einen uner-
trSgUcheren Schwulst als in den Texten Hamses' HL därfte-
man in der ganzen Welt vergeblich sochaü. Dem entqKicfat
es, dass die Götter mit Sdienknngen aOer Art Aberreicb-
lieh bedacht werden, neben dem thebanisehen Amon in erster
Linie die Gottheiten von lleliopolis und Memphis. OfTen-
bar ist die Anschauung vollkommen herrschend geworden,
dass die Pflege des Cultus nicht nur die erste, sondern fast
die einzige Angabe des Staates sei.
Im allsemelnen e. den gr. Pap« Harris. Die Proceasacteo des P«ik.
judiciaire von Turin, der Ptp. Lee und Rollin siml zuletzt von Brugsch
Gescb. Aeg. 609 ff. und Emus, AZ. 1879, 70 (T. bebandelt. ScbaUhaus des
Königs: DCMicirKK, Hist. Inschr. I, .'^0— 34. Aus der Erinnerung an den
ReicbUium des Königs ist das Märchen vom Schatz des lUiampsinit bei
Herodot, das übrigens auch von Trophonios und Agamedes eizäliit
wurde (Pausan. IX, 37, 6), hervorgepanfron. Für die Art, wie Hamses III.
den zweiten Ramaes copirte, ist es cliarakleristisch, dass er, worauf En man
mich aufmerksam macht (s. jetzt AZ, 1883. 60)i seinen Söliuen dieselben Na-
men gab imd ti« diaielben Wflrdmi bekMdsa Hfn fd% 4ie SObn« fUniMt* OL;
vgl. Lnsros, Denkm. m, 814a mit m, 168. Sonil fgt. t. R fiePafalM*
texte R. II. o. OL in Abu Simbel und Medinet Habn hti Vamo» TiSBA. VH,
119 it Ueber die fnsebriften der Zeit Ramaes* IIL and seiner Nach-
folger ist noch lu bemerken, dan die Tulgftrspraehe, die e«lt Jalirbmi-
derten von der alta^ptischen bedeutend abwieh, Jetst aaeb in die ofB-
dellen Texte einradringen beginnt
§. 268. Im 32. Jahre seiner Regierung übertrug RamsesIlJ.
die Rej/ierung" seinem nite?len Sohne llamses IV. Ilun sind
noch drei seiner Brüder, als Ranises VI., VIL, VIU. auf dem
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Die späteren Raznessiden,
323
Throne gefolgt; dazwischen hat ein Usurpator, Ramses V.»
dessen Grab sich dann Ramses VI. zuei^ete, geherrscht.
Weder von diesen noeh von den folgenden Königen vom
neunten bis zum zwölften Ramses ist uns viel bekannt. In
den Steinbrüchen von Hammamat, in vereinzelten Bauten,
oamenÜlch am Tempel des Mondgottes Chunsu in Kamak,
gelegentlich auch auf Aktenstücken und Briefen, begegnen
ans ihre Namen; ihre wichtigsten Denkmäler sind die- grossen
Grüber, die sie in den Felsschkichten westlich Ton Thel)en
anlegen Hessen^ und in denen uns immer wieder dieselben
monotonen und ermüdenden Formeln, daneben auch sehr
flüchtig gearbeitete astronomische Darstellungen begegnen. Be-
sonderer Verehrung erfreute sich unter diesen Königen der
ihdmnische Mondgott Chunsu, der Sohn des Amon und der
Mat, an dessen Tempel sie mit Eifer gebaut haben; eine
spätere Legende, die auf einer Steintafel in seinem Tempel
aufgezeichnet ist, weiss ausführlich zu berichten, wie er in
dieser Zeit einer Prinzessin fsrn im inneren Asien einen
bOsen Geist ausgetrieben habe. — Wir dürfen die Zeit dieser
Herrscher auf rund 100 Jahre (1160^1060 y. Chr.) an-
setzen. Von der Geschichte derselben wissen wir gar nichts;
mir da> lä>st sich mit Sicherheit behaupten, dass zwar die
Herrschaft über das obere Nilthal noch bis in die folgende
£poche huiein behauptet wurde, aber der letzte Rest der asiati-
schen Besitzungen verloren ging. Dagegen hat einer der
Herrscher dieser Zelt dem mächtigen Assyrerkönij,^ Tiglat-
pileser I. (um 1110 v. Chr., §. 274) Geschenke übersandt.
Deiikinülfi dieser Zeit: Lki'?;iis, Deiikm. III, 2l\) — 242. Marikttk,
Mon. div. 72. 48. Ders., Serapeum de Memphis (ed. Maspero) I, 146 ff.
Pkuret, RAn. XIX, 273 ff. Inscr. in the hieral. and demot. Gharacter
pl. 1—3. Brugsch, Ree. II, 59. Mehrere Papyri, namentlich in Turin
(ed. Plette u. Rossi). lieber die Reihenfolge der KOtiige n, neben
Lbkius« KOnigshuch . vor alleni E. db Rotmf, £tade sur une ettle ^yp-
tienne JAs. V, 8. 10. 11. 12 (1856 ff.), bet. V, 12 S. 229 ff. Dam
Ramses OL im 32. Jahn abdankte, sagt er telbst; das 42. iabr, welches
WiiDiiiAs;!, HieraL Texte pl. 9, 8 von ihm anfQhrt, gehört, wie Erman
mir bemerkt, R. II. an. In Ramses* IX. 16. Jahre ist der Pap. Abbott
uiyiii
Viertes Buch, erster Abschniu.
CS. 95} nitetifc behandelt von Ebhah, ÄZ. 1671). 81) geschrieben. Von
lUniiet xn. (rulgo XIII.) wM das 27. Jabr emthot (Haborb, Abjdoe
II, 6$). Naeb Manelho regiert die 90. Dynastie fon 18 thebamMsben
tCHoigca 18S Jahre (far. allerdinge 17$ Jahre], eine Zahlt die fenmilli-
lieb gani oder nahem ikhtig iet — Dar gewOhnlieh ale Baaaae Xn
angesetzte, trotz der langen ihm zugeeehriebeoen Regierang nur durch
die Ben treits tele bekannte König ist aus der Reibe der geschichtlichen
Herrscher zu streichen, da der fnhall dieser Inschrift (E. dk Bf>rKF I c,
Brikjsch, Gescb. A^. 637) einen yn\}i^ nnhistorisrh^'n . I^^pt ndeii kaüen
Charakter trägt (vjfl. auch \Vih)>man.s . (ir .1». A»g. 65) und jedenfalls
ledigtich von den Chun^njxn >ieni zur V('i"!i> rrUciiuug ihres Gottes erfunden
ist; dass sie früheslLü^ m der Perst^r/eil angefertigt sein kauu, üat
jel2t Ermah, ÄZ. 188;), 54 durch sprachliche GrQnde erwiesen. Recht
wafareebeinlich iet die mir Ton EaHAir mitgetheilte [auch von Lsane
aufgestellte] ▼ecniitlimig von FlumL, 8em. AlterthanrälL 60 1 daee die
liMehrift lieh eigenlKeh auf Ramses IL hesiahen eeMe. lon deeeen Rt-
men der dee angeUiehen Ramses XIL kann abireiebt.
Q. 269* Wfthraiid die Kraft des KdnigÜiiims immer mehr
eriahmte^ wuchs der EiDfltns der Prieslerscfaeft mit jeder
Generatioii. Vor allem gewannen die Oberpriester des tb^
banischen Atnon, des reichsten und mächtigsten Gottes, Imn)«'
grössere Macht. Die Oberpriester Roi und Äiiietierma', so-
wie Ramsesneclit ündeu wir bereits neben den Königen im
Tempel von Karnak genannt. Der Sohn und Naeiitolger des
letzteren, Amenliotep, wird dann von Ramses IX. feieriieh
txm Verwalter aller Bauten und Einkünfte des Tempels et-
nannt und röhmt sich, denselben restaurirt mid erwdtiert,
auch mit Inschriften »auf den yrossai Namen des Kfinigsc
▼ersehen zu haben — wahrend bisher durchweg die KSnige
selbst die Bauten anordnen und durch ihre Baumeister aus*
führen lassen. Noch mächtiger ist die Stellung, die unter
Ramses XH. der Oberpriester Hrihor einnimmt. Er heisst
»der Leiter aller Rauten Sr. Maj., der Erste in Ober- und
Unteraegypten«. Dann wird er Prinz von Kus, schliesslich Ge-
neral, FeldmarscliaU (ha'uti) und »Vorsteher (hritep) der beiden
Lande, grosser Vertrauter im gansen Lande«. Als Ramsea' XSL
Regierung sn Ende ging, that Qri^ den letiten Schritt; er
schob die legitimen Thronerben bei Seite * Ramessiden-
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Die thebwiteben PHester. Uflurpation Qri|^or*s. 325
primen finden sich noch in weit sp&terer Zeit (§. 318) —
und setzte sich selbst die Doppelkrone aufe Haupt (s. die
Darstellung seiner Krönung durch Horus und Set bei Lepsius,
Denkm. III, 246 b), ohne danini die Oberpriestervviirde nieder-
zulegen. Die völlige Unterwerfung des Staates unter die
Priesterscbafl war erreicht Die Folgen sind nicht ausge-
blieben. Gleichzeitig* erhob sich in Tants ein neues Herrscher-
geseblecht fremdlfindischen Ursprungs, und bald darauf sehen
wir die Herrschaft über Aegypten an die libyschen Söldner
übergehen.
Denkmiler der Amomprieiter; Lbpsios, Denkm. lU, 837 a--e.
lÜBimE, Kemek 40. DQmctiiii, Hist. hisehr. H, 42. — Die hierbeigebOrigen
fmebriftefi 0rihor*B finden sieh Bkuqich, Ree. I» 21 s Lmn», Denkm.
UL 248b; DniKiBCB, Ree. II, 68i 5. 59, 1: Lipsn», Denkm. Hit 228 f.
247 e.d. 248 e.e — f. Lbpsius hat neuerdings swieeben Ramsee XU. and
PriVor die Yier ersten KOnige der taniüiefaen Dynastie einaehieben
«oUcn (die 21. man. Djn.» in IZ. 1882, 107 nnd 157}. Die angefOhrten
Stillen feigen indessen — ebenao wie der von Navjlls, JLZ. 1882» 157
milgeÜieUte Text — , dam diese Annahme unmOglicb iaU Auch iat ]a
Qri^or lieber kein Mitglied der tanhlseben KOnigsfamilie.
IL Das erste Assyrerreich.
Babylonien and Assyrien bis auf Tiglatpileser I.
§. 270. Von den grossen Kümplen um den Besitz Sy-
riens sind, soweit wir sehen können, die Landschaften östlich
Tom Euphrat nur vorübergehend berührt worden. Aller-
dings nach den Erfolgen Dhatmes* III. haben die Fürsten
▼on Sangara und Assur dem Pharao wiederholt Geschenke
geschickt (§. 219 f.); aber eine dauernde Unterwerfung war
das nicht, und wenn beide Namen von den späteren Königen
io den Listen der besiegten Völkerschaften vielfach aufgeführt
werden, so haben sie lediglich die Siegesberichte D^utmes* UL
326
Viertes Buch» xvreiter Abschoilt.
copiit. Vielmehr geht die Entwickelung der Tigrislandschaflen
ihren etgeoea Gang; allmählich gelangen die Kfinige von
Asaur zu immer grOsaerer Macht. Ihr Gebiet, die Landschaft
Assyrien (in spftterer Zeit in aramaeisclier Aussprache Atoria)
wird im Westen Ton der mesopotaraisohen Steppe, Im Nörden
und Osten von den kurdischen Gebirgen begrenzt ; im Süden
bildet dtr kleine Zü) die Grenze gegen Babylonien. In d«'in
letzteren oder wenigstens im nürdlichen Th( il ilesselben, in
der Landschaft Kardunias, gebot seit dem Ende des IG. Jalir-
hnnderts die kossaeische Dynastie (§. 140 f.). Die Bruchstücke
einer Chronik, welche die Beziehungen Assyriens zu Babykmiens
bebandelt, lassen erkennen, wie das erstere diesem gegenüber
albnaUich za immer grtoerer Macht gelangt Im allgemeuien
betrachteten sich die Einwohner beider Staaten durchweg als
eng zusammengehörig, wie denn ja auch Religion und Sitte,
Staaisleben und Literatur der Assyrer aus liaijylüiiif n stammten;
dennoch scheint ein Versuch, beide Reiche daueind iu ver-
einigen, niemals gemacht zu sein.
Di« »syiiefaMiiiitisdie Tafel« ist U B. 65. 1, m R. Iii 8 theilweia»
TerNbotlieht: die weiteren Fragmente (vor ellem Smith, Aaeyr. diteoT. StSO)
find meiet unpobUeirU Ungenflsende Uebereeteangen ton BäJCä, TtSBk*
n, 120 and liei Hinurr. Die Kenntnlae der weiteren Firagmente und die
tiehtifen AnlÜMeang mehrerer Stellen terdMike ieb Herrn Prefoaeor
Friidr. Delitzsch. Dass die Tafel voin rein asayriecfaen Standpunkt aus
verfassl ist, liegt auf der Hand. Der untere Zab als Orenie beider
Reiche: Dbutzscb« Parad. 203.
§. 271. Die Frocrmente der Chronik beginiicn mit der
Regierung des babylonischen Königs Karaindas, der wahr-
scheinlich als mim ittelbarer Nachfolger des Sagaraktias (§. 141)
zu iietrachten ist (am 1450 Chr.). Er und sein Sohn
Bumaburiai standen üi flwundschaftliehem Bondesverhfiltntss
TO den AssyrerlLönigen AHurbehiiSedtt, Poforaiinr und AiSm-
uballit; der letztere vermählte seine Tochter mit Bumaboriad.
Als dann ?egen Karacliurdas, den Spross dieser Ehe, die
kossaeischen Krieijer unter Fiiitning eines gewissen Nazibugas
sich empörten^ und ihn erschlugen, zog Assurubaliit zur Bache
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Emporkommen der Assyrer.
327
herbei, besiegle die Rebellen und setzte des Burnaburias
jüngeren Sohn, Kurigalzu, auf den Thron, (ca. 1380 v. Chr.).
Denelbe ist bekannt als £rbauer einer grossen, am nardlicb-
sten der vom Eu|>hrat zum Tigris fliessenden Ganäle gelegenen
Festung Dür-Kurigalzu (jetzt AkarküQ. üeber seinen Sohn
und Enkel Melisichu und Mardukbaliddin I. (ca. 1350—1300)
erfahren wir nichts Genaueres.
Backstenie des Karaindai — der sieh »KOnig von Babel, ¥on Sumer
4iDd Akkad, der Kaiftu und von Kardimiai« nennt ^ und des Burnaburiai
W fi. 88, 8. 1 4» 13» des Knrigalsa I R. 4, 14 Smith, As^ Dise. 286.
DAr-Korigalzu Delitzsch Par. 207. Insebrifl Mardukballddin's IV R. 41.
- V^t. noch 1 R* 69, 1, &5 ff. 2, 32. *
§. 272. Inzwischen wuchs die Macht der Assyrer. Schon
AlsunibalUt besiegte »das weite Land Subaric im Westen
Assyriens (Delitzsch, Par. 234), d« i. vermutblich das von
Aramaeem bewohnte mesopotamische GuUorland. Aller Wahr-
schein ii< nkeit nach ist dasselbe, jicuncntlich das Ghaborasthal
mit der btadt CharrAn, um diese Zeit unterworfen worden:
ünter Tiglatpileser I. ist es assyrisch — der König jagt hier
Elephanten (Ann. 6, 70« vgl. g. 220) — ohne dass von seiner
Bezwingung die Rede wäre. Von AäSuruballit's Sohne Bei-
nirSri wird gerühmt, dass er die Trappen der Kossaeer, von
seinem Enkel Pudiel, dass er die Ckbirgsstämme im Südosten
Assyriens (Quti und Suti) besiegt habe. Der nächste König,
Ramänniräri I. (um 1325 v. Chr.), verkündet gleichfalls seine
Siege über alle diese Stämme; ebenso Salmanassar I. (Sal-
nannusiir *1D{<3Dbu^)- Von letzterem wird weiter beneblet,
dass er im Westen des Masiosgebirges assyrische Co-
lonisten ansiedelte (I R. 19, 102). Bedeutender noch waren
die Erfolge des Tugultininep I. (um 1280— 1250 v. Chr.).
£r ihat den babylonischen König Nazimurudas aufs Haupt
geschlagen und der Herrschaft der Kossaeer über Kardunias
ein Ende gemacht (1273 oder wahrscheinlicher 1257 v. Chr.).
Zunächst bestieg er selbst den liabylonischen Thron; der König
RamatJijirAri III. nennt ilm sKüiiijj von Assur, von Sumer und
Akkad« (1 R. 35, 3, 19), und sein Siegel wurde bis auf San-
328
Viertes Buch, zweite Abschnitt.
herib in Babel bf^wahrt (III, R. 4, 2). Dann scheint »t eine
neue, einheimisdio Dynastie eingesetzt zu haben. Sein Sohn
Belkudurriusur fällt (um 1225) im Kampfe gegen eine»
iMibj^oiiMeiMO König, dessen Nachfolger Nineppaiekur schlägt
Brfol0e emng mt wMer AMordin L (ca. llM)0^1175)t der
dem babjkmitcheD KAntg ZanMomimniddfai melirere Grenz-
städte, darunter Zflban eOdlich Tom unteren Ztb, entriee and
reiche Beute gewann. Von seinem Nachfolger Mutakkilnusku
erlahren wir fast nichts. Im allgemeinen aber erkennt man^
dass die Macht der Assyrer nach mehreren kraftigen Regie -
rungen wieder erlahmte; wahrscheinlich hat der Stoss, der
m dieser Zeit das Gfaetareich vernichtete, auch Assyrien oidit
QDberAhrt gelassen. £s ist bereits in anderem Zuflammen»
hange erwilmt worden, dass nm 1175 Chr. die bisher
den Assyrem Tribut saUenden Landsdiaften AM und Pnm-
ln]z(?)zi Ton den Moeehern erobert worden (§. 265). Bidiy-
lonien dagegen nahm um dieselbe Zeit einen neuen Auf-
schwung. Eine neuerdings gefundene Urkunde aus der Zeit des
Königs Naltiikudurriusur [Nebukadnezar] I. (um 11r>0 — 1120)
erwähnt seine Feldzüge gegen den im östlichen Babylonien
ans&ssigen Stamm der Lullabier, gegen das »Westland« (Achanv
hier doch unmöglich Syrien), gegen die Kossaer, und tor allem
gegen Efaun, dessen Kfinig am Fluss Enlaeos geschlagen wird.
Auch den AssyrerfcMg AtforfliISi bekämpfte er srnScbst
erfolgreich, ward aber m einem iweiten Feldzug TfilKg ge-
schlagen. Sonst fehlt uns über die inneren VerfaftHnisse Btt^
byloniens nach dem Sturze der kossaeischen Dynastie, sowie
über die Zustände in Südbabylonien , das wahrscheinlich in
dieser ganzen Epoche in eine Reihe kleiner Staaten zerfiel
(vgl, §. 339), jede Kunde. Dass die kossaeiseben Krieger noch
weit später dm Haoptbestandtheil der Thippen bildeten, lehrt
i a 28, 17.
Hauplquelie i&t ausser der »yiiclir. Geschichte die grosse Inschrift
Rani.uiiiirAri's I., IV R. 44, und die Genealogie Tigiatpileser's l. (col. ¥11,
42 (T.)> Backsteininschriflen: I R. 6, 4. Bronzeschwert des Eamftn*^
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ÄMsyrien und Babjrloaiea im zwölften Jahrhundert.
329
nirftri I. TrSBA. IV, 847. Die bei Smith, Assyr. Disc. 246 (T. erwähnten
Inschriften — darunter Annalen Assiirrtsisi's — sind docIi fast sSminllich
unpublicirt i Die Kenntniss der Insclirifl Nebukadnezar's 1. verdanke ich
Herrn Dr. H. Hilprecht, der sie (leninfichst publiciren wird. (Jeher die
Bauten der assyrischen Könige die»er Zeit s. §. 277. — Daraus, dass
das Siegel TuguRininep's in Babel bewahrt wurde, folgt in keiner Weise,
dass er von den Babyloniem besiept worden ist. Die Chronologie sieht in
den GrundEögeri völlig fest. Tiglatpileser I. regierte 41"^ Jahre vor San-
heribs Erüberuug Babylons, 692 1 v. Chr. (III R. 14. 50), aiso um 1110
T. Chr., Assurdän CO Jahre vor ersterem (Cyl. desselben VII, 69), also
um 1180. Tugu!tininep I. 600 Jahre vor Sanherib (III R, 4. 2), also um
1800. Dazu sliiiirnt, dass nach Berossos das Ende der arabischen, d. i.
koasaeischen (§. 140) Dynastie 1273 oder wahrscheinlicher 1257 v. Chr.
fUlt (§. 123^ vgl. §. 365); den hier gegebenen Daten liegt der letztere
Aimtt lu Grunde. Wenn seine Angabe, dass diese Dynastie aus 9
nigen bestand, richtig ist, so erhalten wir folgende Königsliste:
Babylonien, Assyrien.
Sulili, Adasi, Belbäni (§. 182).
Belkapkapu, ^amsirainän I.
um 1760 Ismidagan, SamSiramän IL
v.Chr. iriamtuk.
1502. Die kossaeische Dynastie beginnt *
1. Agukakrime *
2. §agaraktiai *
ItfO. 8. Karaindai AtturbelnÜitu.
4. Burnabiiriii Pa^israiitir.
im 5. Karacfaardai Atfurabal%
- [Naiibugas. Usurpator.]
0. Kiirigalsa Behiir&ri.
Pudlel.
7. HeUMehu lUunftnnirtoi L
laoa a HardnkbaUddln I. Salmanassar l
9. Nasimuradal Togultininep 1.
1857. Ende der koss. Dynastie. Tiignltininep KOni^ Yon Babylon.
Ramftn . Belltadarriufor.
Nlneppaleknr.
1200. Zsmainaianiiddm AttnrdAn I.
MutakkUnitsku.
1150. ITebakadnetar I Ailarrlfi&i.
0 Vielleiebt der I R. 5, 82 nnd Qppbrt, Inser. de Dour^Sarkayan 88
gcnaonte KOnig Raminballddin.
Google
ViertM Buch, zweiler Abschnitt.
Babjrlooieii.
V. t'.hr.
112 ). MarUuknadinache . . . .
1100. MardukiapiksiniMti , . .
1071^. ItemAnbaUddiii
Tiglatpileser L
AMttriMlktU.
damiimiifta III.
A ä 9 ) t i e n.
[RiidunttMl, dngalalUborwi]
[RwmflnfaimnA^r]
[Attamaran UDd Ktbudftj)].
[BattoiMiAiir.]
Tlglat|iilet«r I. und telne NteMMger.
§. 273. iMuim*B Sohn Tigiatpileaer (Togultipaledarra) I.
isi der erste der groeeen assyriecben Eroberer. Gleich nach
der Thronbesteigung zog er gegen die Moacher (IfiiSkaja), tun
die von diesen eroberten Landschaften wieder zii gewinnen.
Die Moscher wurden geschlagen, das Quellgebiet aia Tigris
und die am Euphrat südlich von den Tigrisquellen gelegene
Landschaft Kummuch (i; •Jtjö) unterworfen, ebtiiso die Ge-
birgsstämme der nördlich vom Tigris bis zum oberen Zah)
sich erstreckenden Landschaft Kurchi oder Kurtt (g. 247).
Auf dem nichsten Feldzug wurde dasselbe Gebiet von Osten
her durcbiogen; der König ging über den unteren Zab und
wandte sich dann nordwärts ins G^irge. Das ganae Gd»iigs-
land wurde dem assjrrischen Reich ehiTerldbl, und Tiglat-
pileser konnte die Eroberung der bisher von den assyrischen
Herrschern nie berührten wcstarmenischen und iHiiujscln u Lande
untemelmien. üeber 10 Gebirge zog er an den oberen Euphrat,
überschritt denselben, und besiegte in einer grossen Schlacht
25 Könige, die ihm mit ihren Truppen und Streitwag^ ver-
eint entgegentraten. Bis an die Ufer des schwarzen Heeres
wurden die Femde y^dgt, alle Fürsten schworen Treue und
▼etpffiehfteten sich sur Tributzahhing. Auf dem Rücknige
wurde dann noch die Stadt Milidia Im Lande CShanigalbat (?),
d. i. Melitene am Euphrat, zur Unterwerfung und Tribut-
Zahlung gezwungen.
Hauptquelle för die Geschichte des König? ist die grosse, die Er-
eigtiisae der erstell fQof Jahre umfassende CylinderiuscbriTt l R. 9—16» Dnm
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£roberuugeQ TiglatjHleaer's 1.
331
mehrere kleinere Insclirifku, aü\ue der wahrscJieinlicli unter AMurnasirpal
yerfassle Bericht des sierbrocheueu Obelisken 1 H. 28 col. I.; dass der
anonyme König, Ton dem hltr beriehtet wird, Tigl. I. ist, ist nach dem
Inhalt nicht in beimirdn. All« Imehriften i^d grOndlioh behandelt m
dem tfeffliflbcii Werk von Lon, die Imdiriften TiflalpOeeeFs L 1880.
Oh die nahen den Muiki^a II,* 100 genannten KaiC?)kiga die Roleber
sind (§. 245), ist nleht w entaeheiden; die Mniki sind in Kommueh noch
zur Zeit AiSurniM'irpnrs (I R. 18, 74) und spfiter ansässig. Daes das »obere
Meer« oder »Meer des Landes Nairi« (III R. 4, 6, Tgl. %, 847), bis zu
dem Tigl. vorciritigt, der Pontos ist, lehrt der Zusammenhang auf das
deutlichste; wie Schräder, Die Namen der Meere in den ass. Inschr.
(Abh. Berl. Ak« 1877), darunter den Waosee verstehen kann, l>egreife
ich nicht.
274. Der nächste (vierte) Feldzug de» Königs nebtet
sich gegen die Aramaeer der iMnnImeBopotamischen Steppe;
er drang bis über* den Eupfarat vor und eroberte mehrere
Ortschaften in der Nfthe von KarkanMii« Dann folgte eine
Expedition naeh Osten gegen den sonst unbekannten Volks-
sLamm der Qumanier. In späteren Jahren hat Tiglalpileser
noch Feldzfigo nach Westen unternonunrn. Eine Inschrift,
an der Ouellc des Subnat, des ersten östlichen Neben-
flusses des Tigris (Iii R. 4, 6), belehrt uns, dass er dreimal
ins Land Na'iri (Armenien) gezogen sei und alles Land »vom
grossen Meere des Westlandes bis zum Meere von Nairi«
unterworfen habe. Speciell erfohren m, dass er in Schiffen
von Arados auf dem mitteUftndiachen Meere gefahren ist, dass
er — er war dn ieidenschaftlidier Jäger — im Libanon ge^
jagt hat, und dass der König von Aegypten ihm als Geschenk
seltene Meerfische übersandte. Es ist sehr waiirscheinlich,
dass eine der eranz verstümmelten Inschriften, welche die
Assyrerkünige unmittelbar neben den Siegestafeln Ramses' II.
am Hundsfluss nördlich von Berytos (§. 235) errichtet haben,
von ihm herrührt. Auch gegen MarduknAdinache von Baliel
liat er Krieg gefEUurt, zonftclist allerdings mit schlechtem Er^
folg; wenigstens erfiihren wir, dass der babylonische König
am Jahre 1110 v. Chr. Götterbilder aus einer assyrischen
Stadt fortführte (HI R. 14, 48). Indessen auf einem zweiten
Feldzug trug Tiglatpileser in einer Sclilachl am unteren Zab
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882
Yiertai Bneh, iwell«r AbaehnitL
einen entscheidenden Sieg davon und eroberte alle Haupt-
sUdte der Nordhftlfle Ton Akkad$ Dar^Korigalza, die Doppd«
sUdt Sippar, BaM, Offüs. Amh das Steppenkiid am Wert-
ufer des fiophnit (Land Soehi) erkannte seine Obeilioheit an.
Die syn^-hron. Tafel erwähnt nur den siegreichen Feldzug Tigl.'s
gegen Hal»ei, bezeichnet ihn aber u i^dnlrklich als Hph zweiten. Ein
weiteres Zeugiiiss für die Siege Marduknädinache s s. Delitz.s<:h, Para-
dies 214. — Ueber die Tafeln am Hundsfluss s. Boscawei«, TrSBA. YIl«
Udl (Li dass eine d^tielben von AüurilMäi herrflbrt, wie B. YermuUiet,
ist bOcbflt oowalmebeiDlieh.
g. 275. So hatte Tiglat|H]eser ein grosses Reich auf-
geriebfett wdebes das ganze Gebiet des Eupbrat nnd Tigris
bis naeb Babylonien hin, sowie die Geblr|;slandsdiaflen West-
armeniens rnid des Müehen Kleinasfens bfs com Pontos nm*
fasste und dessen Oberhoheit audi Nords\ri»^n anerkaiiale.
Von der Organisation desselben wissen wir nur, dass die näher
gelegenen Gebiete, so das Chaborasthal, das östliche Kummuch
und Kirchi direct dem Staate einverleibt und von assyrischen
Statthaltern verwaltet wurden, während die entfernteren Land-
sdiaflen ihre efaibeimischen Herrseber Jiebielten und lediglich
mt Tribtttsahfaing Terpflichtet waren. Dauernden Bestand bat
das Reich nicht gehabt Von Tiglatpileser's Sohn ASSorfoel-
kala erfahren wir, dass er mit dem Babyfonierkönig Har^
duksapikzirmäti in tiefstem Frieden lebte. Als nach dessen
Sturze Ranitinbaliddin, der Sohn des Esagilladuni aul den
Thron erhoben wurde, vermählte er sich mit der Tochter des-
selben und führte sie mit vielen Geschenken nach Assyrien
heim. OfTenbar hat also Babylonien jetzt seine volle Selb-
ständigkeit wieder gewoilnen ; auf welchem Wege, das unterlässt
die assyrische Chronik zu berichten. Auf Aüurbeikala firigte
sein Bruder Samliramdn ÜL (III It 8, 9), von dem wir gar
nichts weiteres wissen, und dann tritt dne grosse LQcke in
der KOnifrsreihe ein. Nur von einem KOnig AdSnrrab . . .
wird erwähnt, dass unter ihm die von Tiglatpileser eroberten
Gebiete zu beiden Seiten des Euphrat, nämlich die Landschaft
Pitru (Und) am Sagur bei Karkamis und die Stadt Mutkinu
.1
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Diu NiefaMgvr Tigki^flMr't L
tetlich Tom Euphrat, an den Aramaaerkdnig verloren gingen
(m R. 8, 86 ff.). Letzterer ist jedenfiüls der iCSnig des
Landes Bit-Adinii dessen Hauptiheil östfich Tom Eiqilinit
[Hauptstadt Til-barslp d. i walurseb, Bire<]yik gegenüber dem
Zeugma der Griechen] gelegen ist
In die völlig dunkle Epoche von ca. 1070—980 T. C9ir. Bind jeden-
falb auch di» (goBciiiMmnfiflrtnden?) Könige AISurntiMm und BaNHiin
von Assyrien zu setzen, an die ein Brief der Ramän&umnfl^lr von Babel
III R. 4, 5 (in späterer Abschrift) theilweise erhallen ist; femer der
III R. 38, 2 mehrfach genannte König Belsamnäsir von Babylon und der
von Pi?rr{iEs, Proc. SBA. 7. Nov. 1882 erwähnte äagaSaltiburiai S, des
Kudurribel, der um 1050 den Tempel von Sippar restaurirte.
§. 276. Wie wir m Anfeng des nennten Jahrhmiderts
wieder genauere Kunde über Assyrien erhalten, gehorcht den
Königen ausser einem Theil des Gebirgslandes Dsilich und
Rüdösflirh von Ninive nur noch da? Gebiet am olxixii Tig^s
(um Amida), das Land Kummuch und ein grosser Theil des
mesopotamischen Cullurlandes. Das Gebiet am Euphrat«
Karkamul gegenüber, ist unabhftngig und zerfiüli in mehrere
FfirsteDthämer (Bet-Adini [§. 275], Nila, Bet-Bacbiani nnd
weiter nSrdlich TU-abnal), deroi genauere Abgrenzung bis
jetzt unmöglich ist Das Land am Belichoe scheint ass^friscfa
geblieben zu sein; es ist sehr auffallend, dass m keinem der
späteren Feldzüge die Stadt Gli-infm erwähnt wird. Weiter
östlich, in Nisibis und dem benachbarten Guzan (JH;;, Reg. II,
19, 12, vgl. Delitzsch, Parad. 184), in den fruchtbaren Tiiä-
lern des Ghaboras imd seiner Nebenflüsse, aber ebenso z. B.
in der Stadl Süru »im Lande Bit-Ghalupä« am Euphrat
(Sura dstl, von Tbapeakos) gebieten assyrische Statthalter,
niclit ohne dass in den Zeiten des VerfaÜs sei es einer von
ihnen, sd es die Bevölkerung versucht sich unabhängig zu
machen. Ton besonderer Bedeutung ist für uns die Horschaft
assyrischer Statiiialkr im unteren Chaborasthal. Das tjanze
Gebiet diese.s Flusses ist — ebenso wie weiter östlich (iie
Landschaft von Sangara — voll von Schutthügeln, welche Ort-
scbaften aus alter und späterer Zeit bedecken. Am umfang-
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3a4
Viertes Buch, iweUer AMmltt.
retehflten daraiiter sind die Ruinen bei dem beatigen Orte Arban
am Ghaboras. Hier finden sich die Trflmmer eines alten, im
assyrischen Stile gebauten Palastes, vier geflügelte Stiere mit
Menseln !ik()| if, ein Löwe mit olTuiiem Rachen, das Reiiefbild
eines Kriegers n. a. Die Süere traj^en die Inschrift »Palast
des Mlli48(?)ninep«. Die Möglichkeit einer genaueren Zeit-
bestimmung fehlt uns leider bis jetzt vollkommen; dass
sich in Arban wie in Kalach Slcarabaeen des Dhotmes HL
nnd Amenhotep ID. gefonden haben, gewSbrt keinen ge-
nügenden Anhalt. Als Kflnig A&tomA^urpal ron Assyrien im
Jahre 884 y. Chr. den Ghaboras hinabzieht, bringen ihm
äalmäncharnan(?)iläni von Sadikanna und Dramän von Suna
reichen Tribut (I R. Iii, 7Sj. Zweifellos ist einer dieser beiden
Orte das heHti?p Arban, ihre Gebieter sind halb unabhängige
assyrische btattlialter, wie jener Musesninep. Denn dass wir
es hier nicht mit einem einheimischen Staate zu thun haben,
lehren Namen, Schrift und Kunststil in gleicher Wdse: die
Bevölkerung des Ghaborasthales war zweifellos aramaeisch
wie die von Gharrftn nnd NIsibis.
Ueber die Orte am Belichos (blss. Balichi) s. äalniaüassar*s U.
6^ Peldzug. Ueber ^e — von den Neuem mM vOUIg tmbefOduidiUst
geliBieimi ^ Dmkmller von Arban e. Latabd, NiniTeh and Babylon Sgiff.
Heist kfft flieh MiMninep den Titel ftangu (FQrrt, Prieeter?) bei, den
auch die aflsyrieeben KOoige mit Vorliebe Itthren.
Innere Verhältnisse und Cultur Assyriens.
§. 277. Was wir Ober die mneren Verhältnisse Assyriens
m dieser Epoche wissen, bescfarftnkt sich aof einige ganz
dörftige Nachrichten. Die Hesidenz der Könige ist noch hnmer
Assiir am linken Tigrisufer; daneben kommt jetzt Ninua
(iNinive, Ruinen von Kujundschirk) am rechten Kiiphrattifer
empor, in dem schon Satnsiraman I. (§. 182) «Miieii Tempel
der Istar gebaut hat, der von Asuruballit und dann wieder
von Salmanassar I. restaurirt und erweitert worden ist. IStar
ist die Hauptgdttin von Ninive und entwickelt sich als sokbe
allmShlich zu einer neuen Gottheit, die von der Btar von
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Bainen von Arban. Staat und Goltor der Assyrer. ;i35
Arbela unlerscfaieden und neben Ihr angerufen wird. Sal-
in anassar I. hat in Ninive auch einen Palast gebaut; ausser-
dem bezeichnen ihn spätere Inschriften als Gründer der weiter
sfidlich, etwas oberhalb der Mündung des grossen Zab in den
Tigris gelegenen Stadt Kalach (Ruinen von Nimrud) und
ihres grossen Etagentempels, der den Namen »Berg der
Lander« d. i. Weltberg führt. Nach babylonischer Vorstellimg
thronen nSmUch die Gfitter auf einem hohen Berge, als dessen
Nachbildang die Tempel zu betrachten sind, die auch in Ba-
bylonien mehrfoeh ähnliche Namen führen. Auch sonst werden
Bauten der Könige häufig erwähnt; namentlich hat Tiglat-
pileser I. mehrere verfallene Tempel in Assur wieder herstellen
lassen. Von der Verwaltung wissen wir ^ar nichts, als dass
die höchsten Beamten des Reichs, der Oberfeldlierr, der Palast-
hauptmann, die Statthalter der Provinzen u, a., der Reibe
nach ein bestimmtes Jahramt (limu) verwalteten, nach dem
bei den Assyrem gewöhnlich datirt wird (§. 127).
Daa Material vor aUam bei Smith, Abs. Diee. 346 ff. — Salmanaiear 1.,
Brbaaer yon Kalaeh: I R. 36, 182. 85, 3, 21 f. — Ueber den Welten«
l»erg (somer. Cbanagkarkura, ase. iadin&tftti) s. Deutzech, Patad. 117 ff.
§. 278. Die Assyrer sind ein vorwiegend kriegerisches
Volk und schon in den Berichten Tiglatpikser's I. tritt nicht
nur die Freude an Kampf und Sieg, sondern auch die Hin-
neigung zu schonungsloser Vernichtung der Gegner hervor,
die später in die brutalste Grausamkeit ausgeartet ist. Wieder
und wieder rOhmt sich der König, die feindlidien Orte ver-
brannt, zerstört, vernichtet, die Haufen der Erschlagenen öber
die Gebirge zerstreut oder in die Flösse gestürzt zu haben.
Dagegen fehlt den Assyrem die geistige Productivität ; nach
irgend einer originalen Leistung suchen wir vergebens. In
Religion und Literatur sind sie durchaus von Babylonien ab-
hängig: das einzige Selbständige sind die grossen historischen
Denkmäler. Und hier bewegt sich schon die grosse Inschrift
TiglatpUeser*8 L in lauter stereotypen Phrasen, die sich von
einem König auf den anderen forterben und den Leser auf
das finsserste ermüden. Auch die aegyptischen Inschriften
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886
VkfftM Bueb. diülar A?*irithpl*t.
der späteren Zeit tragen ja äusserlich den gleichen Charakter;
«her in ihnen sind ee religidae Ideen and übairidMoe poetiaehe
Wendongen, wdehe den reaJen Kern allmählich TfilUg eretidDen«
' während hei den AMyrem dn trockener aher exaeker annali*
etischer Beridit mit dnigem rdn änseerlidien Anftmtx ▼erzlert
wird. — Von der Kunst dieser Epoche sind die Monumente
von Arban fast die einzigen Ueberresle: auch sie zeigen
völlige Abhängigkeit von Babylon. Charakteristisch ist nur die
Manierirtheit in der Behandlung, z. B. die sorgfältige Frisur
des Haares, das bei Menechm and Thieren in Icleine, yöUig
gieichmfieeige fidecbel aieammengefloftht^en ist In Alban ist
indfftipn diese Stilisifang noch nicht in so kleinlicfaer ond
ttnnatärüeber Weise durchgeführt, wie auf den ^ftteren
assfrisefasn Monumenten.
L Die Blflthesdit Fkoenikieiia
ZurUckdrängung der Phoeniker durch die Hellenen.
§• 279. Die Reaetion der Hellenen gegen die PhoenScer,
deren erste WirlLongen zur Zeit Memeptah^s und Ramaes* ÜL
wir firQher kennoi gelernt haben, fOhrt zn dner vollständigen
Verdrängung derselben aus dem aegaeischen Meere. Von
den Inseln f:rehen die Hellpnen nach der Westküste Klein-
asieri5 hinübe! , die >ie si it etwa 1100 v. Chr. (die Zeitbe-
stimmung ist ganz unsicher) ihrer ganzen Ausdehnung nach
besetzen. An einzehien Punkten, wie auf Rhodos, scheinen
sich die Phoeniker noch länger behauptet zu haben, doch
konnten sie sich der aUpäUichen Hellenlsining nicht ent-
ziehen, und bald folgten ihnen die Griechen m ihr eigenes
Gebiet Schwerlich später als im elften Jahrhundert, Tiellekiht
aber schon bedeutend früher, drangen griechische Ansiedler
nach Cypern und gründeten zunächst Salamis in der frucht-
baren Ebene im Osten der Insel. Allmählich haben sie dann
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I
Piloeniker and HaOenen.
837
den Pboenikern die meisten Städte entrissen und daneben
neue angelegt, wie Marion und Kurion; nur in Kition, Amathtu,
LapeÜios und im Binnenlande haben aidi die Phoeniker Jbia
auf die beüenistisebe Zeit selbständig behauptet BTicht spftier
als die Ansiedelung auf Gypern ist die Besetzung der rriobeD,
dem pisidlscben Hochlande Torliegenden Köstenebene dnrch
griechische Stämme, die unter dem A'amen der raiii})liyler
zusanmiengefasst werden. Nirg-ends sind die Phueiiik( r iui
Stande, diesem Vordrängen energischen Widerstund entgegen-
zusetzen; vor der Massencolonisation müssen ihre Factoraien
überall xreicben. So ist es gekommen, dass die homerische
Zeit die I^ioenU^er im aegaeisehen Meer nur noch als Ter-
schlagene» vor keiner List zurficfcsoheuende Kaufbhrer kennt,
welche die Waaren des Ostens auf den griechischen Mftrlcten
absetzen.
Die griechische Tradition kiuiptt die Ansiedehingen in Cypern und
Pamphylien iinnijttelhar an den tioischcii Krieg, setzt sie also, wahr-
scheinlich mit liecht, vor die ionische Wanderung. Ihr hohes Alter wird
bestätigt durch die starke Abweichung des cyprischcoi und des pamphyU-
sehen Dialectw von den Übrigen griediieebai, ond noch schlagender
dadorch, dass die cypriaeiisn Griedien nicht das gcmeingrieehisehe AI«
pbibet TerwerChen, sondem sich eine eigane, wia S&tcb nachweist, dem
Bamatheniaebao antlehnta SUhsosohria «abildet haben. Weiteres s. Bd, II.
Die Fahrten der Phoeniicer nach Wetten.
% 290. Während su im Osten der phoenikische Handel
/AHutkging, nahm er in derselben Zeit, vielleicht zum Theil
gerade weil er genötliigt war sich neue Absalzorte zu suchen,
im Westen des mittelländischen Meeres immer grösseren Aul-
schwang. Die poHtischen Verhältnisse Syriens, in Folge deren
das Land seit den Zeiten Raxnses' III. im wesentlichen skh
aelbst fiberlassen blieb, konnten densdben nur begünstigen.
Da» im fibrigen die erste Entdeelnmg und Besiedelung der
wesiBehen LSnder, namentlich Bardiniens nnd Spaniens, viel-
leicht pchon in eine weit frühere Zeit hinaufragt, wurde schon
erwulmt (§. 194). Die Art der phoenikischen Au^iudelungen
He 7 er, Qesciücbte des Alterthamt. I. gg
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ViertM Buch, dritter Abedmitt
ist im allgemeinen im Westen dieselbe wie im Osten. An
sUbd ge^neieo Punkten, namenUieli an geschützten Buchten
und mit Vorliebe imf Ueinen nahe am FesUande gdegenen
Inseln, die gegen einen plötsSeben Uäieribll durch die ESn-
gebornen Sdmtz gewähren, Segen sie ilire Faetoreien an, um
ihre Waaren zu vertreiben und die Rohproducte des Landes
zu gewinnen. In einzelnen gunstifren Fallnn erwachsen die-
selben zu grösseren Städten; im allp'eirif irion alH?r liegt, wie
wir wissen, die Cewinnunfr von (Jrund und Boden, die Grün-
dung eines neuen Coloniaistaates nicht in der Art der Phoe-
niker (§. 192). Wie Stcilien von ihnen »rings umsiedelt«
war, sehildeit Thukydides (VI, 2); im etuaelnai ifaie Ansiede-
lungen aus den Eigennamen nachzuweisen ist nda^ch« Mit
SicfaerbMt gdien Soloeis uod Fanormos (anf Münzen pV) im
Norden, Motye (NIlOD) im Westen, Heraklea Minoa, phoe-
nikisch R6s Melqart »Vorgebirge des Melqart« (daher Mäxapa,
Her. Pont. 20) im Süden auf sie zurück. Ebenso sind Malta
und Gauios seit alten Zeiten völlig phoenikisch. Auch auf
Sardinien sind einzelne gut gelegene Hafenplätze wie Karalis
und Snlci, ebenso Tbarros, wohl zweifellos allphoenikische
Ansiedelungen; in grösserem Umfang ist indessen die Insel
wahrschdnlieh erst durch die karthagische Hemchaft in den
Bereich der phooiikischen Cävilisation gezogen worden, die
gerade hier sehr zahlreiche Ueberreste hinterlassen hat. Aof
Korsika finden wir keine Spuren der Phoeniker; auch in
Italien sind Ansiedelungen derselben nicht naclrsveisbar — der
Ilafonort Puuicum bei Caere wird der Epoche der Bundes-
genossenschaft der Etrusker und Karthager angehören —
ebensowenig in Ligurien und an der Westküste Spaniens ; wie
es scheint waren dieselben für den phoenUüscben Kauffiahrer
nicht lockend genug.
Im «llgemeineD Tgl. Ibunn, Qeseh. der Ksithagw I, 88 iL Die
Annabme, ätm Matsslis unprOiislieb pkMikiflebe Gokmw i« (Bcmawa,
P]io«n. BfmdM 841)» wird w«dflr donli den jedenlUh nicht aeflnHlsdini
Namen noch durch die pboenikische OpHerUfel bewieeen. Hier kenn
nicht als eine kiine Skiue dieser VerhäUnif^sp gegeben werden,
die Ton snderen Gesieblsponkten ans in der Geechiehte des Westens
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Die Pboeniker im Wcttmeer. Tarüi.
839
zu bebandeln sind Für Sicilien: Holm. Gesch. Siciliens im AlL 1, 79 ff.
[mit vielfach sehr problemati^^rhen , raeist aus Movers enti' ljnleii Com-
binationen]. Sardinien ist hekanutlich sehr reich an phoenikischen In-
schriften und Kunstgegenständen [zahlreiche neue wird demnächst Ebers
in den Aon. dell* Inst. arch. verOfifentHebeD] ; doch ist es nicht nöibig,
dkMÜMB für iltar «b die kartfaifiectae Bemehaft n btltott.
§. 281. Das Hauptziel der phoenikischen Fahrten, zu
dem die Ansiedelungen in Sicilien und Sardinien, Malta und
Gaulos die unentbehrlichen Stationen bildeten, war das siid-
liche Spanien , das Land Tarsis oder, wie die ririt rhen ( S
nennen , Tartessos. Hier im fernsten Westen glaubten die
Seefahrer das Ziel zu erkennen, das der Sonnengott Melqart
(Herakles), auf dessen Bahnen sie wandelten (§. 206), bei
setner Heer&hrt erreicht hatte; die Felsen, welche die schmale
Europa und Afrika trennende Meerenge einschliesaen, waren
die Grenzsfiulen, die er sich gesetzt, jenseits derselben lag
der unendliche Ocean, in dem er zur Huhe gegangen. Doch
auch liitrr laml der Unternehmungsgeist keine Rast; die reichen
Schätze des südlichen Spaniens, vor allem seine grossen Silher-
grnben, luden zu regem Verkehr ein. Und jenseits der Säulen
Öffnete sich die grosse fruchtbare Ebene, welche der Tar-
tessosfluss, der Guadalquivir, durchströmt. Eine vorliegende
Insel mit trefflichem Hafen bot genugenden Schutz gegen
feindliche Angriffe. So gründete man hier die »Feetec Gaddir
(auf Mänzen injiit< oder ^I^Ti) d. j. Gades mit einem grossen
Heiligtbum des Melqart; die neue Ansiedelung wurde bald
das Gentruiii der Colonien in Tarsfs, der Ausgangspunkt
weiterer Fahrten naeli Norden und Süden, welche unter an-
derem die Producte Westeuropas, vor allem den Zinn Bri-
tanniens, sei es auf directem Wege, sei es durch Zwischen-
handel dem Osten übermittelten. Daneben stehen zahlreiche
andere Gründungen ; dreihundert tynsche Colonien, heisst es,
h&tten westlich von den Säul»i an der afrikanischen Küste
gelegen, unter ihnen Tor allem Lixos, das älter sei als Gades.
Ebenso ist die ganze Südküste Spaniens, das von den Ma-
stienen bewohnte Vorland der Sierra Nevada, voll phoenikischer
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840
Vf«rtM Buch, dritter AfaachmU.
Städte, wie Cartoja, Malaca, Sexi, Abdera; erst etwa in der
Gegend des spateren Neukartliago lag >die Grenze der Tar-
tessier«« Alles genauere entzieht sich bei dem ftnsserst därf-
tigen Material vOllig oneerer Kenntniss, namentlieh fehlen zn-
▼erlänige chronologische Bestinuntoigeii. Denn wie waü eine
Tereinzelte Notiz, Gades sex wenige Jahre Tor ütica am die
Zeit der dorischen Wanderung', also kurz vor 1100 v. Chr.,
gegründet worden, historisch ist , voniiötron wir nicht zu l)e-
nrtheilen. Nur das lä«st pich mit Sictif ihcil sagen, dass im
zehnten Jahrhundert die Fahrten nac)i l arsis seit lange im
Gang sind und aller Wahrscheinlichkeit nach die Erschliessung
der spanischen Bergwerke und die dadurch herbeigeführte
Entwerthang des Silbers (§. 188) bereits einer weit früheren
Zeit angehört
Hauptqupllo für die Kenntni«'^ spanischen Colonifn sind die
ora marilimn dt's Avienus (ii})ev 'lie^dlM? >\ MruFxiforr, Dviitsrlje Äiler-
thmnskunde l und jetzt ÜNum im i'liiloluguij , 4. Suppleinf^nthaiid, 189)
und die Fragmente des Hekatacus. Ferner Strabo III, 2, 11 ff. 4, 5.
Pol. III, 24, 4 u. a. lieber Lixos und die Golooien an der Weslküste
AIHkaa: Stimbo XVII, 3. 2. 8. Plln. XIX, 68. Grfladaogsdatnm von
§. 282, Nehen dem Lande zu beiden Seiten der Säulen
des HeraUes ist der Sicilien gegenüberliegende Theil Nord-
afrikas Ton den Phoeiükem in grosserem Umfiing eokmldrt
worden. Den Späteren gilt hier Utica, das dieTyrier wenige
Jahre nach Gades, im Jahre 1100 v. Chr.. angelegt haben
sollen, als die älteste Stadt : jedenfalls ist es bis auf das Em-
porkommen Karthagos die wichtigste und hat neben diesum
am längsten eine unabhängige Stellung l)ehauplet. Neben
ihm stehen die beiden Hippo (XSN) und Hadnimetom,
dann Leptis zwischen den beiden Syrten als Haoptcentren
der Ansiedelung. Zahhieiche andere der nordafirikanischen
Orte mögen gleidifhlls in diese Zeit hinaufreichen, naehwasen
iftsst es sieh fast nirgends (vgl. g. 286). Auch Karthago (Qart
chadast »Neustadt«), das berufen war, später die ganze
Macht der Westpiioeniker zusarameuiiufdssen und aus tiefem
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Die Phoeniker in Spamen und Jüordafrika.
841
Verfall zn neuem Glanz zu erheben, mag schon in diese Zeit
hinaufrageii. Zwar hat Tiumeos seine Gründung durch die
tyrische Königstochter Dido-Elissa mit aller Bestimmtheit ins .
Jahr 814/3 Chr. gesetzt^ indessen die ausföhrlicbe Er-
zählung von der GrOndung, die er gibt, ist rein mythisch
und der Hauptsache nach nicht einmal einheimischen, son-
dern griechischen Ursprungs; den im neunten Jahrhundert,
ah die Phoeniker län^rst in Nordafrika ansässig waren, be-
stellenden Verhältnissen trägt sie nirgends Rechnung. Es kommt
hinzu, dass Philistos berichtete, Karthago sei 50 Jahre (r ) vor
dem troischen Kriege von den Tyriern Zoros, dem Eponymos
Ton Tyros, und Karchedon gegründet worden. Bei dieser
Sachlage werden wir uns bescheiden mässen, auf eine sichere
Angabe nber den Ursprung der Stadt zu yerzicbten. Zu
grosserer Bedeutung ist sie jedenfalls erst gelangt, als im
siebenten Jahrhundeft die Verbindung mit dem Mutterlande
erlahmte und es galt, mit allen Kräften den immer weiter
um sich greifenden Hellenen entgegen zu treten.
Ueber alles Detail .s. Hsltzkr, Gesch. der Kailba^'er 1, dem ich in
allem wesentlichen beistimme. Seine Kritik der Grüiiflungsgeschichte
uod Ghronolo},'ie des Timaeos bat v. GuTsaraiP, Jabri». f. cl. Philol.
1880, 289 fT. bestritten, obne micb von der Zuverlässigkeit der letzteren
überzeugen zu können. Der Umstand, dass die ganze ausführliche Grün-
dungsgeschichte sich als rein seeundäres Machwerk erweist, und dass es
über die zwei auf die Gründung folgenden Jahrhunderte an jeder Nach*
riebt fehlt, ii»ebt das Datum auf alle Fälle sehr verdächUg. Bitten vnt .
MenandflKs Annalen Tollstflndiger, so liesse sieh vielleicht ein sichereres
Uxtbell gewinnen, tan flbiigen ist die von Stade, Giessener Prcgr. 1880
Aber Jamm 9, 8 wieder sui|;enoinmene Terronthiing yon Scholthbss, dass
Eltia Cnt&^^fiO Eseeb. 27, 7 , Gen. 10, 4 Name Karthago^s oder um-
iSuaender des nardaflr* KOstenlandes sei, sehr wahrscheinlich. Dann ist
die GrOnderin Elissa lediglich aus dem Namen der Stadt gebildet. —
Gründungsdatu-ii von Utica: [Aristot.] rnir. ausc. 146, Plin. XVI, 216
[von Sil. Ital. III, 17 auf Gades nberlragenj, Vellei. I, 2, 4. Die schlimmen
Erfahrangen, die s*» zahlreich mit fihnlichen Daten gemacht '^ind, nGthigen
auch hier zum Misstrauen. — Wenn Leptis bei Sallusl Jug. 78 sidonisch,
bei Plin. Y, 7ü tyritch heisst, so sind das schwerlich verschiedene Nach-
richten, Hondero Si<ionii war in Sallust's Quelle als^ allgemeiner Name
der Phoeniker gebraucht, wie so häuüg.
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a42
Vierleä Buchi drilter AbscboiU.
Das Mutterland. VormaeM von Tyrai.
§, 283. Der Mittelpunkt der phoenikischen Städte in
dieser ganzen Epoche ist Tyros ; Sidon, die alte Metropole des
Volkes, ist durch dasselbe völlig in den Hintergrund gedrängt.
Alle Colonien im Westen gelten als tyrisch, Gades und ütica,
Leptis und Karthago; einzelne Notizen lassen erkennen, dass
sie audi die Oberhoheit der Matterstadt an^kennen mussten.
Nach einer bischrift war Karthago (Qart chadast) auf Gypem
dem KAnige Qiram von Tyros unterthan; das Gleiche gilt
▼on Kütioo (§. 857), ob auch von den übrigmi Stftdten
der Insel, wissen wir nicht. Weiter finden wir in Mem-
phis ein »Tyrierquartier« (Ilerod. II, 112): auch hier also
gelif Tyros den übrigen Phoenikerstädten voran. Eine Sciiil-
derung allerdings aus bedeutend späterer Zeit (586 v. Chr.)
gibt uns ein anschauliches Bild von dem Handel der Stadt
Die Metalle Yon Taräiö, der Purpur »der Inseln £liäa's€, d. i
wahrschehüich Nordafrikas, Kupfer und Sklaven aus den pon-
tischen Kdstenlanden, Rosse und Wagen aus Westarmenien
(Togarma) finden sich auf dem Markte von Tyros zusammen.
Das syrische Hinterland verhandelt hierher seine Naturpro-
ducte, Getreide und Oel, und vor allem die Erzeugnisse seiner
Industrie, die Karawanen der \Vn4enstämme bringen Vieh,
Sudarabien Weihrauch und Specereien, Gold und Edelsteine.
Natürlich participirten auch andere Städte an diesem Handel,
seit aUen Zeiten ist z. B. Gaza das Hauptziel der arabischen
Karawanen, aber Jahrhunderte lang war Tyros der IIaiq>t-
Termitüer zmchen Osten und Westen, der Umsatzort ffir
die Waaren der ganzen Mittehne^welt Wir werden sehen,
wie im zehnten Jahrhundert auch der Versuch gemacht wird
mit Siklarubien eine directe Handels Verbindung auf dem See-
wege herzustellen.
Für die Schilderung des ITmidels ist E/.ech. 27 zu Grande geleg^.
Der Text des Capitels ist mehrfach cornipt ; vgl. Smf.nd's (^.onimentar und
vor allem mehrere Bemerknnpon in Stade*? Prc^ramm über Jawan. Dass
Horner zwar Sidon aber nit tn ils Tyros erwähnt, ist nicht etwa ein Be-
weis, daas damals Sidon int allgemeinen bedeutender gewesen sei als
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Maehtttdlniig von Tyron
843
dines od«r specieil mit Griechenland regeren Handel triebt lODdern ist
daraus tu erklären, dass alle Phoeniker sich Sidonier nennen (§. 19(.0;
auch König Hiratii [I?J von Tyros beisst in einer In!^clirift officiell »König
der Sidonier« (G. J. sem. 5). Da die Inschrift auf Cypern gefunden ist,
wird das in ihr genannte Karthago das durch die Assyrer bekannte
(D£UTasäcu, Par. 293)» auch C. J. sem. 86 h, H genannte cyprische sein.
§. 284. Auch im Mutterlande nimmt Tyros die leitende
Stelle ein. Im acliten Jahrhundert waren, wie wir später
sehen werden (§. 357), Sidon, Akko, Palaetyros und mehrere
andere Städte Unierthanen des Königs von Tyros, während
im neunteD Sidon noch selbständig ist Und wenn Ezechiel
(c 27) sagt, die Bewohner von Sidon und Arados hätten
in T^ros als Ruderknechte gedient, die Greise und Weisen
▼on ByUos seine Schiffe ausgebessert, die Aradier hätten
zusammen mit Söldnern aus allen Völkern der Erde und der
eigenen Mannschaft von Tyros die Streitmacht der Stadt ge-
bildet, SU scheint das auch auf ein Abhän^'igkeitsverhäUniss
hinzuweisen. VerrauthUch bildeten wie später so schon in früher
Zeit die phoenikiscben Städte einen Bund, an dessen Spitze ^
Tyros stand. Um gemeinsame Angelegenheiten zu berathen»
▼ecsaomidten sich wenigstens in der Perseraeit die Könige,
Ton dem Rath der Edlen begleitet, in der »Drdstadtc Tri-
ptis (d^ phoemkische Name ist unbekannt), die von Arados,
Tyros und Sidon gemeinsam gegründet war und in drei durch
iM iuern von einander getrennte Quartiere zerfiel. Weiteres
Wissen wir nicht ; doch vielleicht gehört in diesen Zusammen-
hang die Thatsache, dass um das Jahr 1197 v, Chr. die
Aera von Tyros begann, sowie die halb sagenhafte Erzählung
Justin's (XVm, d, 5), Sidon sei die älteste Stadt der Phoe-
niker gewesen; nachdem aber die Sidönier vom König tou
Aakak>n besiegt worden, seien sie zu Schiff gestlegen und
hätten ein Jahr vor der Zerstörung Troja's Tyros gegründet.
Dass Tyros bedeutend älter war, wussten die Alten ganz gut
und wird durch die Angaben der Aegypter über jeden Zweifel
erhoben; denkbar aber wäre, dass diLüe Erzalilung einen
Nachklang d^r Bewegungen enthält^ welche durch den Ein-
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344
VievtM Bndi, diitter Almltiutt.
brueh der Eleinasiateii und die Anmedehiog der Philieter lier-
beigefährt worden, dass die Aera an die Begrändung der
Vorherrschaft von Tyroe in Phoenikien anknüpft. Damit Ter-
triigt sich natürlich, dass die grösseren Phoenikerstädte, Sidon,
Byblos, Arados u. a., nach den Angaben der xVssyrerkönige
ihre ei^^encn Herrscher h;ihen. Namentlich Arados scheint
nach denselben wenigstens im neunten Jahrhundert TöUig selb-
ständig dazustehen.
Ueber Tripolis und den pfaoen. Bund s. Diodor XVI, 41, SkTlaz, Stiabo
0. a. ~- Aera von Tyros : nach Jos. tut VIII, 8» 1 (daher Eoseb. a, Abr.
wurde der sal. Tempel im 11. Jabre MiramX 240 Jahre nach der 0rQndung
Ton Tyros gel>aut. Nach Menander bei Jos. c. Ap. I, 19 verflossen von Hi-
ram's Thronbesteij^'ung bis zur Grflndtinp Karlliago's 155 .Talirp. 8 Monate,
mithin fiel (Jit'-^e ins ä86. Jahr der Stadt. War di»» G'-Mncliinp Iiier mit
Tiiriaeos ins Jahr 614ß v. Chr. gesetzt, so beginnt die lyrische Aera
11097 V. nhr. Dabei mnss freilich dahin gestellt bleiben, ob die Au-
t'anen Menauder's grö-Ssere Zuverläs^iigkeit in Anspruch nehmen können
als die anderer orientalischer Annalen oder z. B. des Josephus. Im all-
gemeinen iit «llerdings ni Yennatben, daat ea in Tyros ober eine in*
?erllsaige Zeitrechnnng gegeben beben wird, als bi Samaria nnd Jero*
salem. — Sebr nüt Unrecbt Ist Palaetyros, d. b. die der Stadt gegenflber
anf dem FtosUande gelegene Orlsehaft, in die Discussion Aber das AKer
Ton Tyms binefaigeaogni worden*
§. 285. Ueber die inneren Verhältnisse fehlt uns fast
jede Nachricht. In den Colon ialstadten finden wir später
raeist aristukrulisi ho Verfas.snnj^on ; an der Spitze i^iehen zwei
gewählte Oberbeamte, die Recht sprechen und die inneren
Verhältnisse leiten; sie führen den Titel sofef (suffieta) »Riciiter«.
Auch im Mutterlande wird es an Versuchen der Adelsge-
schlecfater, das K(taugthum zu stürzen und sich der StaatqgewaH
zu bemächtigen, nicht geMdt haben. Dm Hebraeem ist, wie
die Bearbeitmig des Rlchterbuchs lehrt (vgl. §. 295 Anm.),
die Anschauung, dass Richter eine königKcheStelhing tinnehmen
können, nicht fremd, nnd von Tyros wis??en wir, dass eine
derartige Umwälzung wenigstens im sechsten Jahrhundert vor-
übergehend eingetreten ist. Neben dem Adel scheinen die
Värmuthlich erblichen Priestertbümer grossen Einfluss besessen
ZU haben. Damit endet aber unsere Kenntniss; auch auf die
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Gflwbiehte Ton Tyroi.
S45
boehinteraisaiite Frag« z. B., in welchem Verhfiltniat die
Masse der Gewerbetreibenden, Elelnhftndier und Matrosen zu
der Aristokratie der Adligen und grossen Kaufherren gestanden
hat, können wii mciit mehr antworten, als dass in Tyros
allerdings in der Perserzeit eine socialpüliliÄche Revolulioii
stattgefnnden zu haben scheint. Denn auf etwas derartiges
weist (iie Sage bia, die Sklaven der Tyrier hatten ihre Herren
säromtlich erschlagen und eich der Stadt bemächtigt, nur
einer sei gerettet und dann zum König gemacht worden; zur
Strafe lür diesen Frevel habe dann Alexander die gesammte
BeTÖlkening der Stadt ans Kreuz schlagen lassen.
Zn den Oberbeamten der Colonien vgl. Edtino, ZDM. XXIX, 589.
Duomviii in Gad«: Avien. oim mar. 283. — Die Sage ?oii den Sklaven:
JuaUfi Xm S.
§. 28* i. Ein Zufall hat uns von der Ge5?rhiclite von
Tyros einige Bruchstücke erhaltea. Danach regierte von
969—936 V. Chr. Hiram I. (Elpd){i.oc, ass. Chirummu, III R.
9, 51), der Sohn Abiba'ars, der glänzendste der tyrtscfaen
Herrscher, der die Stadt durch Hafenbauten und Dämme er-
weiterte und die Tempel des Melqart und der Astarte neu
aufbaute. Die Golonie ütica^ welche die Tributzahlung wei-
gerte, wurde zur Unterwerfung !?ezwungen. Mit dem um diese
Zeit zu ])edeutender Macht gelangten israelitischen Staat stand
er in crntem Einvernehmen; für die Unterstützung, die er
dem Salomo bei dem Bau seines Palastes und Tempels in
Jerusnlem gewährte, trat ihm dieser 20 Grenzdörfer ab (Heg.
I, 9, 10 £r.). Auch hat er gemeinsam mit ihm ein grosses
HandelsschUr, einen »Tarsiäfahrerc, im Hafen Aila am rothen
Meer bauen lassen, um nach Art der aegyptischen Pharaonen
die Ptoducte Südarabiens (des Landes Ophir) auf directem
Wege zu gewinnen. Auf die Dauer hatte freilich diese Han-
delsverbindung keinen Bestand, da bald darauf die Edomiter,
die Bewohner des Wüstenlaiidrs ridlieh von Palaestina, die
israelitische Herrschaft abschütte] tcn. Aber immer von neuem
Tersuchen dann die judaeischen Könige dm wichtigen iiafen-
ponict wieder zu gewinnen (vgl weiter §• 366). — Von Hiram's
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346
Viertes Buch, vierter Abächaitt,
Nachfolgern wissen wir fast gar nichts. Sein Enkel Abdas-
tartos (928 — 920) wurde von den Söhnen seiner Amrae er-
mordet, die sich der Herrschaft bemächiigften. Auch in der
Folgezeit kehren noch Thronwinren wieder. Von König Itu-
ba*al fIMßaXoc, 885 — 854), dem Schwiegerrater des Aehab
von Israel, wird berichtet, dass er in Phocnikien die Stadl Botrys
(nürdlicli von Byblos) und in Lybien Auid. gründete. Letz-
teres ist wahrscheinlich die weit im Inneren Numidiens, in
der N&lie des heutigen Anmale, in metalkeicher Gegend ge-
legene Stadt Auzea der Rtaer, und gew&hrt dann ein^
Einblick in die grosse Ausdehnung des phoenikisehen Macht-
bereichs in Nordafrika. Im siebenten Jahre seines Urenkels
Pygmalion (820 — 774) soll dann seine Schwester Karthago
gegründet haben (§. 282). Damit verlöschen unsere ^^ach-
richten zun&chst g&nziich.
Aus den lyrischen Annalen des Ephesiers Menander hat rlosephus
folgende für die israelitische Geschichte wichtige BruchstQcke erhalten:
1) Ant. Vni, 5, 3 = c. Ap. I, 18 (auch Euseb. I, 117 ed. Schoexe; xur
TezUtritlk vgU v. Gutbchmid daseU)st und Jahrb. f. cl. Phil. 1880, 2^);
dasu gehört die Angabe Qber die Aera Ant VIII, 3, 1. und panllel
lAaft das ebenda!, aus Dies bewahrte Fragment 9) Ant Vm, 18 t 8*
8) Ant IX, 14* 2. 4) c. Ap. I, 21. — Fflr die von mir gegebenen ebrono-
logischen Anifttie vgl §. 284; in der Emendalion der fehlerhaften Zahlen
bei Josephus schliesee ich mich Movans, Phoen, n, 1, 188 an, — In-
schrift einer Opfersehale mit Uirama Namen (luerat von Gamneav eitomt)
8. S. 288. ^ Fahrt nach Ophir: Reg. I, 9, 26 ff.; 10, 22 ist jedenfUb
ungenau. heiaat nicht wie die modernen Interpreten wollen, Flotte,
sondern Schiff^ s. Jes. 33, 21, Reg. t 22, 49. — Die tyriscUe K6nigsiisce
s. S. 324.
IV. Die Hebraeer in Palaestiua.
Verhältnisse Syriens.
§. 287. Nachdem das Ghetareich zerfallen und Aegypten
in Syrien machtlos geworden war, blieben die syrischen Land-
sciiaflen, abgesehen von dem vorübergehenden Eingreifen Tig-
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Die syrücben Staaten im seimten Jahrhundert.
347
iatpileser'ä I., im wesentlichen sich seihst überlassen. Wie in
den früheren Zeiten zerfallen sie auch jetzt wieder in eine Reihe
ideinearer Staaten, die sich oft genug aus politischen Gründen
nnd namentKch aus HandelsriTiüit&t bekämpft haben werden,
ohne dass einer tcmi ihnen eine entscheidende Vormacht erlangte.
Im nennten Jahrhundert gewinnen wur doreh die assyrischen
Angaben einen genaueren Einblidr in diese Verhältnisse. Im
Norden, gegenüber den westmesopoLajiiischen Staaten (§. 270),
besteht noch das Reich der Cheta von Karkainis, deren
Maclit indessen sehr beschränkt ist. Nnch Westen, in den
Abhängen des Amanos , sciiliessen daran eine ganze Reihe
kleinerer Staate (s. §. B36): nach Süden , im Thale des
mitmn Orontes ond seines Nebenflusses Aprl (jetzt 'Ifrin)
folgt das Rddi Patin mit der Hau{yt8tadt Kunuhia (▼ar.
Kinalia), zu dem auch die Stadt Ghazaz (jetzt *Azäz) gehGrt
Welter östlich scheint Ghaleb (ass. Ghahnan, aeg. Chirim,
Aleppo) selbständig gewesen zu sein. Das mittlere und obere
Orontesthal, sowie ein Theil der Meeresküste (HI R. 9, 3),
gehört dem Könige von Haniat (p^n. ass. Ghamat und
Amat , aeg. Hemtu). In Coelesyrien gewinnt im zehnten
Jahrhundert das Reich von Süba (XDIi*» Hooßd, ass. $ubit)
grössere Bedeutung; sein König Hadad^ezer bedrängt Hamat
nnd scheint Damaskos besessen zu haben. Zur Zeit Salomoe
tritt dann das neugegrOndeie Reich von Damaskos an seine
Stelle (§. 807). — lieber die Nationalitätsverhältnisse sind
wir nicht völlig im Klaren. Die Stadt QadeS wh^ allerdings
noch in Davids Zeit als chetitische Stadt erwalmt (Sam. II,
24, LXX), hat aber f)llf iibar alle Bedeutung verloren ■ — ist
sie vielleicht in einem der vielen K'rit ge zerstört worden? Die
Assyrer aber kennen die Cheta nur in Karkami^; doch mag
auch das Reich Patin ihrer Nationalitat angehört haben. Da-
gegen wird $Qba ausdrücklich als aramaeischer Staat bezeichnet
Jedenfiühi haben sich die Cheta gänzlich aramaelsirt; in späterer
Zeit ist ihre Sprache und Nationalität völlig venchwunden.
Uebtr Patin s. Schräder, KGF. 214 tT.; Delitzsch, Parad. 274. Die
Ck>nstructionen des letzteren S. 276 ff. über einen aDgeblichen Unterschied
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Viertes Bach, vierter Abechnitt.
von Haniat und Aniat scheinen mir vöUip^ unhalthar zu sein. Ueher
§uba s. Saiii. II, 8. 10, 300. »Aile Köüige der Ghetiler und die
Könige von Aram« Reg. I, 10, 29, vgl. II, 7, 6.
Occupatio!! Kana ans durch die Stämme der Hebraeer.
§. 288. Zu allen Zeiten haben die vorwiegend Ton Vf^-
zuclit lebenden Bewohner des Wüstengebiets Raubzüge gegen
das syrische Culturland unlt^rnornmeii und sich liier festzu-
setzen versucht. Wir haben gesehen wie schon die erste
Ansiedelung der Semiten in Syrien wahrscheinlich in ähn-
licher Weise zu beurtheilen ist. Jetzt sind es die kana'anaei-
sehen Stämme des südlichen Wästenlandes, Edom, 'Amaleq,
Ifidlan, bma'el, nnd die scfaim zu halbsesshaftem Leben Über-
g^angenen transjordanischen Stftmme Moab und *Ammon,
welehe wieder und wieder Palaestina durch ilire Einftlle
heimsuchen. Einem dieser Stämme, den >Söhnen Israels«,
oder wie sie von den Naclibarn genannt werden, den He-
braoern, ist es ^elunpen, im Lande westlich vom Jordnn festen
Fuss zu fassen. Nach der Sage wären sie ursprünglich in
Aegypten, im Lande Gosen an der Crenze der Wüste, an-
sässig gewesen und hätten den Königen Frohndtenste ge-
leistet; dann seien sie ausgewandert und durch ein Wunda
dem ihnen nachsetzenden Pharao entgangen. Dass semitische
Stftmme in Ostaegypten nomadisirfen und die Gefongenen aus
den syrischen Kriegen zu Frohndiensten verwerthet wurden,
wiesen wir (§. 237. 240 f.); aber der Versuch, den Namen
der Hebraeer in ae^yptischen Denkmälern naclizuweisen, scheint
misslungen. Welche historischen Elemente die Sage etwa
enthalten mag, vermögen wir hier so wenig wie in den meisten
ähnlichen Fällen zu erkennen. Jedenfalls sind die Hebraeer
weder in der Sprache noch in Anschauungen und Sitieo stärker
▼on den Aegyptem beeinflnsst als die fibrigen Stämme Syriens.
Sicherer sdidnt, dass die Hetiraeer lange Zeit auf der &nvh
halblnsel nomadisirt haben: wie den Griechen der Olymp, so
gilt ihnen noch in später Zeit der Sinai oder Iloreb und das
Wüstengebirge Se'ir im Süden Palaesiinas als der Wohnsitz
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Die Heimeer nach PalMstina.
340
iliies btammgottes Jahwe. Denkbar ist übrigens auch, dass
der Sinai lediglich als der höehste dem Volke bekannte Berg
zum Götterberg wurde.
Zu den WOstenstämmen vgl. Nüluiike, Ueber die Amalekiter, in
Orient und Oeddent II, 1864, 614 ff. Aus dem A.T. haben die Moham-
meduMr die*« Namen kamen gelernt; wu aie von ihnen eftiiden, lind
müarige Biilndnngen ohne allen Werth. Zu beachten iat» dane die nona-
diaehe ond balbnomadisebe BevMkeruDg im Atterthum wie gegenwlrtig
hinflg wechselt: alte Stimme Ifleen lieh anf, liehen weg oder weiden
vernichtet« neue treten an ihre Stelle; gelegentlich erwirbt ein Stamm
vorübergehend eine ausgedehnte Herrschaft. Daher treffen wir nach
einigen Jahrhunderten durrhv.-^ neue Namen, während die alten meist
«fMirlos verpchwinden. — Die in alter und neuer Zeil viel verhandelte
Frage nach Pharao und Datum des Exodus ist müssig und hat nur
für die Geschichte der jüdisch -christlichen Ilistorioffraphie Bedeutung.
— Manelho lirachte den Exodus mit der Reformation C.liuenaten's in
Verbiiidung (§. 226 Anin.). Was die Griechen erzählen, beruht auf einer
Verbindung der aegyplischen Traditionen über die Fremdherrschaft mit
jUdieefaen Naehiiehten; der CSnHns des «weiten Tempels wiid dabei in
die mosaische Zeit Teraetst, die Tendern ist dorelians JodenMndlich:
die Juden sbid ein verworfenes» von Aussttiigen ahetammendes Volle.
Jahwe wohnt anf dem Shmi: Ued der Debora Jnd. 5, 4 f. ss DenU
33, 2. Reg. I, 1». Ezod. 8, 88 (E.).
§. 289. Jedenfalls ist die letzte Heimatli der Hebraeer
das waldreicbe Hochland Gilead (richtiger Gaf ad) Mlich Tom
Jordan; auch ihrName^ 0^133) »Jenseitigen«, scliemtsie
als die tetlich vom Ji»rdan Wohnenden za bezeichnen. Wann
und wie sie von hier nadi Westen yorgednmgm smd, dar-
über haben sieb bei ibnen weder hislorisi he Traditionen noch
Sagen eriialten: leditjlicb die Tbatsache, dass sie nicht von
Anfang an in ihrer späteren Ht imalh ansässig" waren, blieb
den Nachkommen immer gegenwärtige. Wir werden annehmen
dürfen, dass die Invasion in die Zeit der Wirren nach dem
FaUe des Gbetareichs und der Verdrftngang der Aagypter aus
Syrien, d« h« nind um 1150 v. Chr. anzusetzen ist; von Ckm-
flicten mit den Aegyptem in Eana'an findet sich in der hdtNrae-
Ischen Tradition keine Spar. Es ist mit Recht beroerU worden,
dass die Occupation des Westlandes kein einheitlicher Act
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d50
Viertes Buch, vierter Aiwcbpitt.
gewesen sein kann, sondern sich älinlich volUugeii hat wie
etwa die Ansiedelung der Semiten in ßabylonien (§. 132).
Die einzelnen Stämme der Hebraeer handelten zunächst jedier
för aicb, erst aUm&blich sind sie in den neaen Wohnidtai
m einem einheitlichen Volke Tenchmolzen. An Macht and
militfiriacher BUdong waren die Kana'anaeer den Eindring-
lingen nnprfini^ich weit fUwrlegen; sie besaaaen statte
Festungen und »eiserne Kriegswagen < (Jud. 1 , 19). Aber
um sich der fortwälii tnilon Raubzüge zu erwehren, mochten sie
wohl geneigt sein , den EindringlinL'-pn Land zur Bebauung,
namentlich im Gebirg, abzutreten. Alimählirh gelang es dann
den einzelnen Stämmen wenigstens die Gebirgslandschaften
nnd das Jordanthal grö^stentheils zu erobern; die Kästen-
ebenen, die St&dte der Philister und das Gebiet der mfich-
tigen phoenikischen Hand^sstftdte sind dagegen niemals unter-
woiÜBn, letztere schwerlich je auch nur angegriffen worden.
In manchen FSllen worden die Kana'anae^ aasgerottet oder
geknechtet, in anderen verschmolzen sie mit den Hebracern
— so wie es scheint in Sichern, wo der altkana anaeische
Adf'l, die »Söhne Ghamor"s«, neben den Israeliten seine Stel-
lung behauptete. Vielleicht ist hier durch einen Vertrag eine
Rinigong d«r alten Bevölkerung mit den Eroberern erzielt
worden; wenigstens finden wir als Hauptgott der Stadt den
Ba*al Brtt» d. L »den Bundeshermc. Es yerging lange Zeit,
hu auch nur das Gebirgsland von den »▼ierzig Tausendc
streitbaren Hannen, auf die das Deboralied Israel schätzt, ▼611ig
occupirt wurde. Eine grosse Anzahl wichtiger Städte — zum
Theil sind sie uns schon aus den Zeiten Dhutmes' III. be-
kannt — konnte nirlit orobort werden, so Jebus, Gibe'on,
Gazer im Süden des Gebii-ges Epliraim, Megiddo, Ta'nak,
Bet-I§e'an u. a. im Norden. Den Söhnen Juda*s, dem im
Süden sich festsetzenden hebraeiscben Stamm, gelang nur die
Erohemng des Gebirges und die theilweise Verdifingong der
Amakqitw aus der Landschaft Negeh ; hier verschniohgen sie mit
zahlreichen ursprünglich nicht zu den »Söhnen Jakob'sc ge-
rechneten Stibnmen, wie Ealeb (in Hebron), Qain, QenaZy
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Eindrixigeii der hebraeiscbea SUUnme in Palaesliaa. ^1
die spater offenbar d ri IIauptbe>tandthetl des Stammes hildnn.
Der Stamm Dan konnte lange keine festen Wohnsitze ge-
wliiDenf bis ihm schliesslich die Eroberung der von Phoeoi*
kern bewohnten Stadt Laü (sp&ter Dan) am Fasse des
Qecmon in der Nähe der Jordanqnellen gelang* Bei einem
ähnlichen Untemdinien gegen Skiern sehehien die Stftmme
Lew! und Simcfon ihren Üntergang gefonden m haben; ihre
letzten Reste sind in die übrigen Stämme aufgegangen.
Ueber die Quellen und ihren Werth venroUe ich auf meinen Auf-
satz: Kritik der Berichte Ober die Eroberung Palaestina's, Z. aUt. WIm.
I, 117 ff. nebst Stade's- Nachwort. Df^r Jahwisl gab nur eine ganz knappe
Darstellung der Eroberung, die im wesentlichen ledii'lirh rirve Schilderung
der Verhältnisse zu Anfang der Königszeit ist: ihm geiioren die werth-
vollf»n Notizen in Jud. 1, Einzelne Stanimsageu und Namenserklänmgen
kuiniiu n hinzu. Eine zasammenbäiigeiide Geschichte hat erst der Elohist
geschaffen, durchaus nach rehgiteeo Gesichtspunkten. Er fflhrt als
BtnlBliflnr JiMua «In, d. i« tkutn ephndfliiliidMii Stommiwawn, d«r dem
lahwifliii ebenao «mbekaimt ift wie die Priailer Aharon und ETitar.
Deneben siod BroeheHIcke alter Lieder fthehlidi anf die Erolierang»-
geeebiehte beugen (Nmn. Sl. Joe. 10, 18) o. ft. hi WlrUiehkeil ifaid in
den BQchem Hnmeri Deut. Josua historische Angaben gar nicht, reine
Sagen nor sehr wenig n finden. Dass die Eroberung vom Oa^jordan-
Uunde aus, nicht etwa vom Süden her stattfand, ist das einzige, was als
Kern der Tradition bestehen bleibt und um so sicherer historisch ist,
weil es mit dem Verlauf dfr Sagengeschichte, die die Israeliten aus
Aegypten kommen iSsst, eigentlich im Widerspruch steht. — Der Stamm
Joda ist er«t durch David's Kdnigthum consolidirt, und fast könnte es
scheinen, als ob ihm überhaupt hebraeische Elemente ganz fehlten und er
mit Unrecht zu den Söhnen Jakob *s gerechnet wQrde. In der Ricbtendt
isl von ihm nicht die Rede, das DelMvinlied erwihnt ibn niebt; die
Bnnent wertbToQen Aogalwa in Jod. 1 sind um 850 niedeigeeebriel>en
und bewenen natflrfieh nur fOr die Anffiueung dieier Zeit, hn Qbrigen
▼gL WuxHAnonr, De fentibna et hm. Jndaeie» GOtt, 1870* ^ Tempelsefe
Ton Dan : Jud. 17. 18 ; die Angaben des 6. Josua über die ursprQngliche An-
sieileh'n^ Daii*s an der Grenxe dw Philister (bei ^*a and Eitaol, vgl. Jud.
18, 2. 13, 2) sind wohl willkührliche Construction ; Jud. 1 erwfthnt Dan
nicht [v. 34 — 86 «^ind Interp«"»!:»? ioni, Jud. 18, 1 »der Stamm Dan suchte
sich einpn Wohnsilz, denn bis dahin war ihm k^in Be<?ilz zugefallen unter
den Stämmen Israelsc, schliesst die Annahme früherer Au'^iedelung eigent-
lich aus. Ein Versuch sich im Philistergebiete festzusetsen (Simson), kann
allerdinp unternommen sein. Die Beziehung von Jud. 5, 17 ist unklar;
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352
Viert« Bueb, viefter Afatehnitt
die geecbiehtliehen Bflelier liennen Dan nur in Luk — Ueber Simeon und
Lein geben der Segen JAkoVs, Gen. 49* 5 ff. und der jabwisüsebe Thdl
der IMnagescbichte, Gen. 94 Andeutungen» die eine vOUige AufUinmg
niebt sulaasen; der elobletiecbe Beriebt In Gen. 84 (vgl. 48, 22) ist eplten
Enteteliong. Naeb Jod. 1 ?erbindet sieh Simcfon mit Juda und erobert
*Arad [dies ist Jud. 1, 17 fOr $pat aus 16 einsnsetien» s. Z. aht. W.
I« 182] oder Qorma im Negeb; sonst finden sieb Ober ibn keine wdiem
Naebricbten, der Segen Moses« Deut 88, flbergebt ibn. Üeber Lewi t.
|. 812. ~ Im allgemeinen v^. Ghap, Der Stamm Simeon, Progr. MeisMa
1888. Dass die Angaben Ober die Landtbeilung im B. Josoa willkfibriicbe
Gonstruetionen [z. ß. wird Jerusalem gegen Jos. 15, 88* Jud. 1, 21 und
alle anderen authentiscfaen Nachrichten zu Benjamin, anstatt zu Juda
gereebnel], die Berichte in der Chronik werthlose Fälscbungen (Wnir
aAosBH» Gescb. Isr. 1, 220 ff.) sind, sei bier nocbroals benrorgeboben.
§. 290. OesUich vom Jordan behauptete sich der Stamm
Gad in der Gebirgslandschafl Gilead, dem älteren Wobnsitz
der hebraeischen Stämme, mit den alten Hdligthümem Ha-
chanaim, Pnchel, Masseba^); während weiter südHcli der
Stamm Ii üben durrli Kämpfe mit Moab aufgerie1)eTi ward;
im Norden, in den Landschaften Basan und Gesür hielt sich
die aramaeische Bevölkerung. Westlich vom Jordan wird im
Norden das gebirgige Hinterland der Pboenikerstädte Tyras,
Akzib, Akko südlich vom Leontes von den Stämmen Ascher,
Naphtali, [Dan], Zebuion besetzt, doch mit Ausnahme der
wichtigeren Städte wie Bet-'Anat und Rol-Seme§. Bei weitem
der grösste und mächtigste Stamm aber ist Joseph, dessen
zahlreicl^n Geschlechtern und Unterstämmen das ganze Ge-
birgsland Ephraim (von Jerusalem bis zum Karmel) angehdrt,
allerdings mit Ausschluss der wichtigsten 289 aufgezählten
Städte. Mit den nördlichen Städten scheinen, namentlich um
den Besitz der fruchtbaren, vom Qison durciillussenen Ebene
Jezra*el, zahlreiche Kämpfe gelührt worden zu sein; von einem
derselben hat sich durch das Lied der Debora die Kunde
erhalten. Auch östlich vom Jordan sassen josephische Stämme,
Ja*fr und Makir« wie der Name »die Zeltdörfer Ja*lr's< (n^n
') Auch Rama, Jos. 13, 26. In Gen. 31, 49 isi der Name we^n
seines aostössigen Sinnes (Opferstein) in Mi$pa geändert.
Die einzelnen Stämme. Vormacht Joseph's,
353
"T'K^, Nuni. 32, 41; vgl. Jud. 10, 3 ff.j beweist, ursprünglich
als Nomaden.
Für Rüben sind die Aussprüche im Segen Jakob's und Mose's
(Gen. 49, 3, Deul. 33, 6) charakteristiscli. Ephraim ist Local-, nicht
Slamrauame, wird auch durchweg als Name des Gebirgslandes jrebraucht.
Zu Joseph gehören nicht nur Ephraim und Manasse, sondern oflenbar
auch Isascbar (Issakar) und der Stamm der Jemini (Benjamin, s. Sam.
0, 19, 21), die daher Jud. 1 übergangen werden. Letzteren gehört die Um-
gebimg Jericho*s mit der GultiUBtätte Gilgal, ferner das Gebirge bei Gib'a ;
die spftten Pfagmfttil hat hier mehr als mst die biatDrischen VerhAUnisse
verdreht uod ihm i. B, Jeruaalem uod Bet-el zugiewieeen. Im ftbrigen
vgl. die treffliche Karte von Stade in ieiner Gesch. d. V. Unr. — Jud. 12,
1 m ist eine sinnlose Copie Yon Jud. 6, 1—8 [Wellhausbh In Blbkk*s Ein*
leitung 195]; sonst kflnnte man daraus auf Kampfe zwischen Ephraim
uod den Güeaditen schlieflsen.
§. 291. An den Stamm Joseph knüpft die Bildung der
hebraeischen Nation an; an die mächtigen Bewohner des Ge-
birges Ephraim haben sich die übrigen Stämme allmahlicli an-
geschlossen. Oflenbar hat hier der eigentlich nationale Name des
Volks, Israel d. L »Streiter El'sc, oder was dasselbe sagt, »Söhne
kraelse, seinen Ursprung genommen. Der Heros Jakob, auf
den man die einzdnen Stämme zurQckfQhrte , hat seinen
Wohnsitz in Sichern und Bet-el, ausserdem gilt er als Gründer
der gileaditischen Heüigthümer. Die AUäre Jahwe's in Bei-el
[bei der Eiche Bokim, Jud. 2, 1 a. 5 b, vgl. Gen. 35, 8],
der Tempel, den man ihm in Silo erbaute, werden als natio-
oale Heiltgthfimer betrachtet. Als die Kana*anaeer in den Städten
des Qisonthales sich zu neuer Macht erhoben und die benach-
barten hebraeischen Stämme, wie es scheint namentlich durch
Raubzüge, bedrückten, da vereinigten sich Isaschar, Ephraim,
Benjamin, Makir, Zebulon^ Naphtali zu gemeinsamem Kampf,
ond die Stämme, welche fem blieben, Ascher und Dan,
Ruhen und Gilead [d. 1. Gad] werden wegen ihrer Feigheit
arg verspottet. Unter Jahwe's des Kriegsgottes Schutz wurde
bei Ta'nak am (Jisoii gegen die vereinigten Könige Kana'ans
(Jud. 5, 19) ein glänzender Sieg erfochten; der Oberkönig
Sisera ward auf der Flucht erschlagen. Das Lied , welches
Mey^r» GeMUefato dM Altertliiimi. L ^
S54
Viertes Buch, vkrter AbMlmilt,
den Sieg feiert — der älteste uns erhaltene und begreiflicher-
weise nur zum Theii verständliche Ueberrest der hebraeischen
Ltteratnr — ist ein groesartiges Denkmal des erwachenden
fsraeliUflehen NationalgefOhlB. Um so bezeichnender ist es,
dass Inda in ihm gar nicht erwähnt wird.
Israel ist Slainmname wie Isma'el, JeruchiuVl u. a. Dass auch
Jakob, Lea, Habel u. a. uissprüiiglich Stammuamen seien, wie Staube
LdH und Rftbd, Z. «Itt. Witt. I, IIS IL annimmt, «elMfait Biir doch
swflifiBlhaft. ~- Fttr den Kampf gegen Siaefa darf nur daa fUaeblich
der Debora logeaehiiebeiia Ued Jnd. 5 als QneUe bennlit weideii;
die Geaehiehtaewlhlniig in Jod. 4 iat lediglich ans demeeliicn herane-
gesponiken und voll von Vergröl>erungen mid Miaffveielindniiaeo, e.
WniBAOBDi in Bijbk*s Einleitong 187 ff.
§. 292. In Folge der Eroberung haben die Hebraeer
sich auch die hohe Goltur der älteren Bewohner Kana*an8
wenigstens tlieilweise nngeeignet. Vor allem die Scliiilt ; diesem
T^mstande verdanken wir es, dass aus Zeiten, in denen das
Volk sich erst bildete, uns vvciii^-'-l 'ns einige Nachrichten er-
hallen sind. Ferner manche Ansciiauung und Kunstfertigkeit;
s. B. lernte man mit Metall überzogene, reichverzierte Bilder
dar Gottheit yerfertigen« Freilich es den Eana^anaeem in
der Industrie nnd Kunst glelchzuthun haben die Hebraeer nie
gdemt, und ebenso empörte sich der gesunde Sinn des Wdsten*
Volkes inuner gegen roandie Auswttebse der Oiltur, wie die
complicirten Riten der Zauberei und Todtenbeschwörung und
das in den Städten weit verbreitete Laster der Päderastie.
Dergleichen war ihnen zu allen Zeiten »ein Gräuel vor Jahwe«.
Auch politiscli blieben die einfachen Verhältnisse der alteren
Lebensweise im wesentlichen bestehen. Zwar war man zu
sesshaftem Leben übergegangen und baute Getrekle, Wein
und Od; aber das Band, welches die Nomadenstfimme zn-
sanmienhält, war durch die Weise der OcmqMitton, wo dn
Geschlecht hier, eki anderes dort sich niedergelassMi und zu-
nächst für sich selbst zu sorgen hatte, eher gelockert als fester
gezogen. Wir finden in den einzelnen Ortschaften RiclittT
und iieerführer, die den Herrscherstab tragen (Jud. 5, 14),
die waffenfähige Mannschaft des biamnies tritt in Zeiten der
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Innen VerhUtniMe,
355
Noth zom Kampf zusammen und unzweifelhaft berathen die
Häupter der Gesehlecbter gemeinschaftlich Ober «icfaüge An-
gelegenheiten. Aber daneben aueht audi das dnzelne Ge-
seUecht unter eeinem Haupte zur Abwehr oder auf Ranb
aus — nicht dine dass im Falle des Sieges die Stammes-
genossen die Klage erlieben, wuiuiii nicht auch sie zur Ge-
winnung der Beute mit aufgerufen seien (Jud. 8, 1 — 3). Dem
entspricht es , dnss z. B. das Recht der Bkitrache in vollem
Umfange gilt (Jud. 8, 18 flf.), dass der National- und Schlachten-
gott Jahwe nicht nur an den Hauptcultoestätten des Landes
oder miter alten Eichen, bei alten Steinen geehrt wird, son-
dern reiche Leute auch wohl ein ebenes Heiligthum mit
GdtterbOd und Priestier für sich und ihr Geschlecht grflnden
(Jud. 8, 2Ö f. 17, 5 ff.). Wenn es Stammesoberhäupter gab
— Sanigar und Ja'el, Jud. (1, scheinen in J^phi-aim eine
derartige Stellung eingenommen m haben — so war ihre
Macht jedenfalls auf ein Minimum zusammengeschrumpft. So
bereift es sich, dass selbst weit schwächere Feinde den Söhnen
Israels äusserst gefährlich werden konnten, und dass bei der
Masse der Bevölkerung der Wunsch nach einer festeren staat-
lichen Ordnung, nach Aufrichtung eines Eönigthums immer
stArker hervortrat.
Bedrängnis« durch die Nachbarstämme. Anfänge des Känigtbums«
~ §. 298. Was ilen iiebraeern im wesentliciu n gelungen
war, suchten die benachbarten Wüsteustämme begreif licher-
weise nachzuahmen, und nnn ihrerseits jenen das Culturland
zu entreissen. Einzelne Nachrichten von derartigen Vorgängen
haben sich uns erhalten, Dass *Ammon und Gilead sich fort-
während bekämpften, ist begreiflich genug; ein Reflex davon
ist in der Jepht ablegende erhalten. Eine benjaminitische Sage
erzählt j dass Küni^' Eglon von Moab den seinem Gebiete
gegenuljerwohnenden Stamm Benjamin unterworfen habe, bis
Ehud (der tponymus eines benj. Clans) ihn ermordete und
der Stamm die Unabhängigkeit wiedergewann. Wichtiger war
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350
Viertes Buch, vierter Abschuilt
das Eindringen der südlichen Wüslenstämme. Im Deboraliede
wird gelegentlich erwähnt, dass ein Nomade vom Stamm
Qain mitten in Israel seine Zelte hatte; derartigen Medlicheii
Ansiedelungen gingen Raubzüge zur Seite. So war Juda fort-
währenden Raubzügen der 'Anialeqiter ausgesetzt (ygl. Sem.
I, 14, 48. 15, 33), und ein allerdings durchaus secuudarer
Bericht erzählt, dass Midian Israel schwer bedrückt und ge-
zwungen habe, in Höhlen und Bergschluchten seine Zuflucht
zu nehmen [vgl. übrigens Sam. I, 13, 6], dass die Piün*
derungszüge jedes Jahr zur Zeit der Ernte wiederholt seien,
dass »Midian und 'Amaleq und alle Söhne des Ostensc in
Schwärmen ohne Zahl «Mngcfallen seien. Das ist jedenfalls
ubertrieben; aber richtig wird sein, dass die Midianiter ihre
Raubzüge nach Giiead und Ephraün ausdehnten und von
Jahr zu Jahr wiederholten.
Dio .Tophiahgeschichte dient lediglich zur .1liolor,Mschen Erklärung
des Festritus. Jud. 11, 40, s. ^VKLI hausen, Einleitung' 195. Ueber dir^
Ehuderzählung s. Stade, Z. alt WisB. 1, 843 - 'PDl pt^D^ plD
Onp ^^3 nur ^ud. 6, 3. SS. 7, 12; sonst ist in beiden Verdonen der
Gid^ongesehichte immer nur von Midian die Rede« Jud. 6, 5 ist Gopie
▼on 7. 12. — Nebenbei bemerkt ist Jad. 5, M fOr pböVD ""^ ^
pOyD zu lesen, und 12, 15 dOrfte comipt sein« *Amaieqiter im eigent*
liehen PalaestSna hat es nicht gegeben (gegen NOLnrn, Or. und Oec.
II. 624).
§. 294. Die Befreiung von diesem Druclce gelang Gid'on
oder Jerubba'al, dem Haupte des angesehenen manassitischen
Geschlechts Abi'ezer. Um die Erschlafrun^r seiner Brüder
durch zwei midianitische Fürsten, ofi'enbar auf einem Raul)-
zug, zu rächen, setzte er diesen mit 300 Mann, der waltea*
fähigen Mannschaft seines Geschlechtes, über den Jordan nacb,
nahm sie gefangen, und kehrte mit reicher Beute — er er-
richtete daraus dem Jahwe ein ^Idenes Standbild in seiner
Heimath 'Ophra — zurück. tnloadiiis' In ii Städte bukkui
und Pnu'el, die ilini ihre Hülle verweigert hatten, wurden
hart gezüchtigt. In Folge des Sieges wurde er von den
josephischen Stämmen als König, d. h. als oberster Richter
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Kölligthum Gideon's und Abimelek's,
357
und Heerführer, anerkannt« Von seinen Söhnen folgte ihm
Abimelek [d. i. »mein Vater ist König«], den die Verwandten
seiner Mutter, ein sichemitisches Adelsgeschlecht, unterstützten ;
seine sämmtlichen Brüder, angeblich 70, liess er ermorden.
Bald icara es indessen zu Streitigkeiten zwischen dem König
und dem auf seine altkana'anaeische Abstammung stolzen
Adel Ton Sichern (§. 289). Derselbe wollte Ton der alten
Gewohnheit des Wegelagems und Raubens, welche das neue
Königthum nicht dulden konnte, nicht ablassen ; »sie legten^)
Hinterhalte auf den Berggipfeln und beraubten jeden, der auf
der Strasse vorüberzog«. Von dem königlichen Commandanten
Zebul in Sichem unterstützt, kam Abimelek den Aufständischen
zaTor. Em Theil derselben wurde vor Sichem überwältigt;
»die Herren der Feste Sichem« kamen in den Flammen d^
Tempelbur^r (?) des ßa'al-Brit um. Als dann Abimelek auch die
Festun<r 1 ebes eroberte, fand er bei der Erstürmung durch
einen Steinwurf seinen Tod. — Hier bricht unser Bericht ab;
jedenfalls hat das Königthum den Fall Abimelek*s nicht über-
lebt. In welchem zeitlichen Verhältniss diese Episode zu den
späteren Ereignissen steht, entzieht sich völlig unserer Kenntniss.
Zor Kritik vgl. neben 9toder*s Coinroentar Wellkausen in Blekk*s
Einl. 190 fLi weiteres hoffe ich demnächst anssufahren. Einen zwar
vielfach gekOrzten und verstümmelten, aber unzweifelhaft auf gleichseitige
Nachrichten zurückgehenden Bericht haben wir Jud. 8, 4— 27 a. 9, 1— 5a.
6. 23 a. 25-41. 46-54; — 8, 10 b. 22. 23. 27b-35 sind Interpolationen
venchiedpnen Datums. Dass Gideon die KOnigswQrde nicht ablehnte, .
leipt der Zusammenhang deutlich genug; für seine frClhere Stellung s.
V. 18. In der Abimelekgeschichte ist die Erzählung' von Jotam 9, 5 h«
7 -21 'ieutiich eine unhistorische Einlage, aber sehr alt. An sie schliessen
V. 2db. 24, 42—45. 55-57, worin Jotam's Fluch erfüllt wird. Die Er-
zählung von der Zerstörung Sichems (42—45) ist sinnlos und steht im
Widerspruch mit Reg. 1 , 12. — Ueber Gid'on haben wir noch einen
«weiten völlig legendenhaften, aber doch ziemlich allen Bericht 6, 11—24.
33. 34. 7, 8 c— 8, :3, der von zahlreichen Intpr{U)lationen vers( liiodenen
Datums Öherwuchert ist, — Vgl. noch Jes. 10, 26. Sam. Ii, 11, 21. —
0 Jud. 9, 25 ist ^ (»sie legten ihm Hinterhalte«) sinnlos und
doreh die Einsehiebung von v. 23 b. 24 veranlassL
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358
Viertes Boeli, vierier Abeclmitt.
Auf eiiit- lifihe von Eiiizi'lt'ra{.'pii (7.. B. Aber (Jii'.il 9, 26 (T. und die »reste
Sidtem«) erlaubt die arge Verstümmelung dea Berichts keine Antwort,
Itormbafl dtr PMHttor. DI« Krl^H M't ui OavUrt.
§. 295. Die weDigen hisber besprochenen Nadirichten
über die älteste Geschichte der Hebraeer stehen durchweg ab-
f,'erissen und völlig isolirt da und beziehen sich überdies fast aiis^
schliesslich auf die Joseplüsclien Slämrne: der Zeit nach fallen
sie jedenfal)<5 ins 11. Jahrhundert v. Chr. Eine zusammen-
hanjjende Kunde beginnt erst mit der Unterwerfung Israel? diu'ch
die Philister. Wie es scheint, sind die Kampfe gegen diese,
deren Anlass wohl ein Versuch der Hebraeer war, die Küsten-
ebene (äaron westl. vom 6b. Ephraim ond äephela wesU.
vom 6b. Juda) zu oecupiren, vide Jahre lang geCQhrt worden ;
einen Reflex derselben bieten die etwa im nennten Jahilnm*
dert aufgezeichneten Sirosonsagen [vgl. Jnd. 14, 4]. SchHessUdi
gelang den Philistern ein entscheidender Schlag. Bei Kben-
ha'ezer wurde der israelitische llecrbarHi \()\\\^ geschlagen, die
s-Lade Jahwes«, ein altes Symbol des Knegsgoltes, wie es
scheint ein Kasten, in dem zwei heilige Steine bewahrt wurden,
das man aus dem Tempel von Silo herbeigeholt hatte, fiel in
die Hände der Feinde, ja wahrscheinlich ist damals der Tempel
Ton Silo selbst zerstört worden (Jerem. 7« 14. 26, 6, vgl
Jttd. 18, 31). Wenigstens der südliche Theil Ephraims gerieth
ganz In Abhängigkeit von den Philistern, m 6ib^a in Ben*
jamin rcsidirte ein philistaeischer Statthalter (Sam I, 10, 5.
13, 8). Eine allerdings später einjrofscliobene Notiz berichtet
sogar, die Philister hätten den Hebraeern den Gebrauch von
Waüen und die Ausübung di s Schmiedehand werks untersagt
— wie König Porsena den Römern.
Das »Bach der Biehter« war ursprOagUeh eine lose Zasunmea^
flUlluDg von Enlhlnngeii Ober die Zeit vor den KOnigeii; vgl Srain,
Z. «Itl. Wim. I, S39. Soboa in ilterea BearbMlnDgen ist die Folge der»
■elben als eine seitliche auf^fiust, deiin weiter die Wirksamkeit der
Helden auf ganz Israel ausgedehnt. Der deuter. Bearbeiter hat dann
ein festes chionologisebee Sohema aufgestellt, dessen Beechaffenheit
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Philisterberrflchaft. Erhebung Saul s. 359
NöLDEKE, Unters ucb 11 rn^^en zur Kritik des A.T. dargelegt hat, ferner 'Eli
und Samuel zu »Hiehtern« gemacht. Auch Ki;^nn Hi^^atain von Naha-
rain ') und 'ütniel, Jud. 3, 7 — 11, sind von üim eingetügl. Ausserhalb
des Schemas stehen die nach später eingesetzten sechs kleinen Richter
3. 31 [aas 5, 6 entnommen], 1 — 5. 12, 8 — 15, die aus personificirten
Geschlechtsnamen hervorgegangen sind. Der Namp »Richter« D''D3tt7
= suffetae findet sich noch an den späten Stellen taara. 11, 11, 7. Reg.
n, 23, 22, Ruth 1, 1. Er ist wohl von dem phoen. Titel hergenommen
(vgl. Arnos 2, 3) und soll etwa »ITalhkf nigrc ludiMjtt'n (Joseph, upyr^-tz
7j ßastXe!?). Die Aiischauung von d^v lan^'^Mi Uauer der »Richtei/.eit«
beruht erst aut liem deuteron. Sciieuia und ist den älteren Erzählungen
vfillig fremd. — In der Siiu-ongeschichte dehnt Steinthal, Z. f. Völker-
psychologie II die mythischen Elemente viel 7.u weit aus. Die meisten der
Errihlangen sind volksthümliche Anekdoten ; die Erinnerung an die Phi-
listernoth gibt den historischen Hintergrund. Vgl. Wfxlhaüsen, Einlei-
tmig lOtJ. Dass Jud. 20. 21 ungeschichtlich ist, hat Wlli.hauskn, Gesch.
hr. I. 245 erwiesen. — xNoch weit mehr als im liichterbuche hat die
Fäi><iiuiig HU Anfang des H. Sam. gewuchert; Samuel's Sieg über die Phi-
lister Sam. I, 7 ist theologische Erfindung. Dagegen ist die Geschichte
der Lade c. 4 — 6 sehr alt, aber natürlich von der Tradition legendarisch
(ungestalteL — Ueber Sam. I, 13, lU— 22 s. Wellhausen, Text B. Sam. 85.
§. 296. Die Herrschaft der Philister muss geraume Zeit
(etwa zwei Generalionen) gedauert hüben. Da gab (etwa um
1000 V. Chr.) ein edler Benjaminit, Saul, der Sohn des Qis, das
Signal zum Aufstand. Den ersten Schlag, so scheint es, führte
sein Sohn Jonatan aus; er erschlug den phiiistaeisehen Statt-
halter zu Gib^a. Als dann die Philister heranrückten, trat
ihnen Saul mit 600 Mann entgegen und erfocht bei Gib'a
und Mikmas einen Sieg, der die Freiheit von Benjamin und
Ephraim sicherte. Saul wurde zum König erhoben und ver-
sUmd es, während er mit den Philistern den Kampf ununter-
brochen fortsetzen musste, nach Norden und Süden seine
Macht auszudehnen. Als die Stadt JabeS in Gilead von dem
'Aiiiiiioniterkönig Nahas hart bedrängt wurde, eilte er ihr zu
Hülfe; der Entsatz gelang und die Macht des Königs wurde
*} Woher dieser Naftie genommen Ist, wissen wir nicht; *OlnieI
stammt ans Jod. 1. Historisches enthftlt die lediglich «us Phrasen be-
stehende Enfthlung nicht.
360
Tiflrt0B Blieb, viert« Absebnitl.
auch jenseits des Jordan anerkannt YH» weit äe sich na«b
Norden erstreckte, wissen wir nicht; im Sfiden standen die
Stämme Juda (um Betlehem), Qain (vgl Sam. [, 15, 6),
Ealeb, Jerachm'el (vgl. Sam I, 27, 10) unter seiner Herrschaft.
Er erfocht hier einen gefi ierlen Sieg über die 'Amaiciiiter :
ihr Ki'm']^ Agag wurde gefangen und an <lor allen benjanjioi-
tischeu Cullussiatte Gilgal dem Jahwe slIh Opfer dargebracht.
Für die Dauer der riiiliäterhemchat'i gibt, talk der Slaniinbaum
Sun. I, 14, 3 Quthentiseh i«t, einen Anhalt, dass bei Eben-lia^einr Pine^,
der Bofan des Priestera *Eli fiel, sd Saure Zelt dee lelileieii Urenkel Priaeter
war. — Die Ctasebkhte Saiil*8 Ist eo arg entetelit ind laekeohaft, daes
«ir aof die Gewfnnong eines sicheren historiseheii Znsanimenlianses
werden Tsnicliten mfiswn. NamenUieh dnrcfa die EittHeehtanf Ssmtiel'e
ist hier alles umgeworfen. Tn der alten legendenarligen Erzählung^ Sam. I,
9i 1—10. 1^'. ist Samuel ein »Seher« in Rama, der in Sani den Retter
seines Volks erkennt, hasa es einen Seher dieses Namens gegeben hat,
von dem «ich vielleicht Sani Omkel erthcilon Hess, ist ja niiV'ifl\
denkbar uuch, da«« er es war, der die Opferung Aj^ag''; vollzog. Sam. I,
15. 32 f., aber alle:* weitere ist vAlli^' unhislorisrli. Die Jugendgt schiclit'?
Samuers, c. 1—3, ist eine ziemlich harrulost^ Legende, die nebenbei auch
den Sturz des rriestergeschlechU» 'Eli eikläreii soll; alles andere ist be-
wusste Umgestaltung. Zunächst galt es zu erklären, warum SauKs Haus ge«
■fcttnt wurde, nod Davidy Usurpation als moralisoh imd religiös gereehl-
liRtigt htnsosteilen; später hatte man den Idealen des DenteroniMiifaiffls
und der exillseben Zeit Reebnung sn tragen: Samuel wurde sum reebt*
mlssigen theokraUschen Herrseber gemacht, das EOnigtbum Oberhaupt
als AbfUI TOD ^abwe behandelt — Fflr dfe Geeehichte 8aul*s sind ans-
schliesslich zu ferwerthen: 1) c. 14. wo abgesehen von einzelnen laier*
polationen der ursprüngliche Text rein erhalten ist. Es wird der erste
Kampf gpfen die Philister ausführlich erzählt und dann (v. 47—51) ein
Ueberblick der Thaten und des Hoflialts Saul's gegeben. Offenbar ist
der Bericht im wesentlichen historisch, obwohl v. 47 Thaten David's
auf Saul übertragen werden. 2) Dazu gehören 18. 9—6. 16 h — 18. 23.
Doch stimmen die Zahlen v. 2. 5 nicht zu cp. 14. 3) cp. 11, der Rnmpf
gegen 'Ammon, enthält jedenfalls einen hislurischcu Keru, ist aber stark
Oberadbeitet und in die Version c. 8. 10, 17—26. 12 aufjgeaommei}.
4) Ein gleichee gilt von dem Kampf mit *Aaialeq, e. 15, den der Beriebt
& U bi T. 48 kurs erwähnt, vgl §. $61* üeber Agag rgl, Nmn. 84, 7.
— Nach der uns vorifegenden Ordnung wire Saul^s erste Tbat, die ihm
die KOnIgawMe Terschatft, der Entsats von JtM; dann erst folgt der
PbUisterkrieg. Doch ist die Ueberarbeitung sn statt, als dass wir diese
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eaol und Ubft'mh
361
innerlich unwahrscheinlkbe Folge für sicher zu halten hSiten. Eine SO*
samiDejibftogeade Gefolucbte Saul^B lisst sich eben nicht gewinneo.
§. 207. Nach lan^^en unentschiedenen K;uin>iun rüsteten
die Fürs^tcn der Philister zu einem grossen Angriff gegen das
nouerstandcno I^eich. Der??elhe richtete sich diesmal nicht
gegen Benjamin, sondern nach Norden, gegen das eigentliche
Centrum des Volks; bestand etwa die Absicht, sich mit den
noch unabhängigen kana'anaeisehen Stftdten za verbinden
(▼gl. Bet-äean Sam« I, 31, 10)? In der Ebene Jezra^el am
Fasse des Berges Güboa* kam es zur Schlacht, in der das
israditisehe Heer röllig gesehlagen ward und Sani nnd Jonatan
ihren Tod fanden. Die Leiche des Königs ward von den
dankbaren Bewohnern von Jabes den Händen der Philister
entrissen, aber sein Reich schien vernichtet. Dasselbe ge-
rettet zu hak)en, ist das Verdienst seines Feldliauptmanns
A hiner. In Machanaim in Gile'ad sammelte er die Kräfte
des Königthums mn Sanl's Sohn läba'al. Ob die Phitister
des Kampfes müde waren oder geschlagen wurden, wissen
wir nicht; genug, dem Abiner gelang es, Iiba*als KOnigthum
Ober das ganze eigentliche Israel, d. h. Gile'ad, Joseph und
die Nordstämme, wieder herzustellen.
Der Bericht ülier Saul s üntprgnng, Sam. I, 28. 1. 2. c. 29. 31 scheint
im wesentlichen authentisch; ein völlig gleichzeitiges Zeugniss haben
wir in dem natürlich nicht von David verfasi^lon Liede Sam. II, 1,
19—27. — Sam. II, 1, 1 — 18. 2, 4h— 7 «intj -ecuiulär, noch später ist
Sam. I, 28, 3 — 25. — Leber Abiner und lsba.'al (später in Isjo, Sam. I,
14, 49 oder Isboset geändert) haben wir nur die dOrftige Notiz Sam. II,
8, 8. 9. lOb. 12.
§« 298. Inzwischen hatte der Stamm Juda sich wieder
Ton Israel k»sgerissett nnd unter philistaeischer Oberherr«
schalt em eigenes Reich gegründet« David, der Sohn des
Uai, ein Judaeer aus Betlehem, hatte als Krieger m Gib^a am
Hofe SanVs gdebt und bei ihm in hohen Ehren gestanden;
ja er war mit seiner jüngeren Tochter Mikal vermählt worden.
Dann zerfiel er mit dem Künifre und flüchtete nach Juda. Mit
einer Schaar toq 400 Mann, die sich um ihn ver^^alnmelt
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362 Viertes Buch, vierter Abacbnilt.
hatten, durchzog er als Räuber uud Wegelagerer die Grenz-
gebiete der Wüste und setzte daneben die alte Erbfehde g^pen
die 'amaleqitischen Beduinenhorden mit Erfolg fort. ScUiess-
lieh war er auf pbilistaeisches Gebiet übergetreten und von
dem Fürsten Akis von Gal mil der Stadt Siqlag (an der
Grenze von Juda) belehnt worden, wofür er sich zur Heeresfolge
verplliehtete. Nach Saul's Fall zog er nach Jiebron (Hauptort
des Stammes Kaleb) und wurde von Juda und den südlichen
Stämmen als König anerkannt. Natürlich blieb er nach wie
vor ein Vasall der Philister.
Die Erz.il luinreii von David'.s Verh.'iltniss zu Saul sind vielfach ten-
denziös ulierat heilet uud erweitert; die ältesten Berichte finden sich
Sam. r, K), 15 b— 23. 18, 0^30. Feiner der Kern von 19-21. c. 22;
doch wie weit diese Ei/ahluagen rein historisch sind, wird 5?chwer tü
euthcheiden sein. — Das Lied Sani. I, 18. 7. 20, i> »Suul hat Tausende
geschlagen, David Zehntausende« wird ursprQngüch die Thalen der
Könige Saul und David vergleichen sollen. Die Erlegung GüUath*s
Sam. I, 17 ist erst sp&t von Elcbanan, der unter David den Goliath aas
6at enehlug (Sam. II, 21, 19). auf David und die Zeit Saales übertragen.
— Ueber David*8 BaubzOge u. 8. w. liegt Sam. I, 22, 1—5. 23. 1-13.
25, 1 b— 44« 27, 1— 6 a. 28, 1. 2. 29. 80 ein sweifeieohiie im wesentlichen
wahrheitsgetreuer, sehr aasfQfarlicber Bericht vor. Die flbrigen Enäh-
langen sind Zusätie verschiedenen Datums und Ursprungs, David wird
König: Sam. II, 2, 1— 4a. Die Zeitangaben Sam, I, 27,7. II, 2, 10«. 11
sind interpolirt (wie Sam. I, 13, 2: »Saal war . . • Jabre alt als er König
wurde und , , . Jabre regierte er über Israel«, wo die Zahlen gar niebt
eingesetzt sind, s. Weixhausoi, Text dee B. Sam. 79; ferner Saip. II, 5,
4—5) und sieber unbistoriscli. Ueber die Chronologie s. $. 325. Wenn
wir die Tbeilung des Reichs etwa um 925 v. Chr. ansetzen, wird Salomo,
der Zeitgenosse 9iram*8 von Tyros, um 955—925, David um 965—955
und Saurs Erhebung schwerlich vor 1000 v. Chr. fallen.
§. 29P. Niiturgemäss suchte Abincr auch die abli ütinigen
Judneer der Herrscliaft Isba'al's zu unterwerfen; indessen
leistete ihm David'8 Feldherr Joab erfolgreichen Widerstand.
Als dann Abiner mit läba^al zerfiel ^ er trat zu David über,
wurde aber von Joab ermordet ^ brach des letzteren Macht
zusaiuiiif II ; kurz darauf ward er von zweien seiner Haupt-
leute erschlagen. Da übertrugen die Aeltesten Israel's dem
David die Königswurde und stellten so das Reich Saul's im
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Di« Kriege Devid*8,
363
weflttiilichen wieder her. Natürlich hatte dies sofort neue
ADgrifii» der Philister zur Folge; aber sie wurden von David
wiederholt geschlagen. Lange Jahre dauerte der Kampf, aus
dem uns eine Reihe einzelner Heldenthafen berichtet werden;
das Ergebniss war, dass die Philister auf die Küstenebene
beschränkt wurden und alle weiteren Versuche, das Hinter-
land zu unterwerfen, aufgaben. Sie zogen es vor mit dem-
selben nach Art der Sidonier in friedlichem Handelsverkehr
zu leben: die Unabhängigkeit der Hebraeer war dauernd ge*
sichert«
Quelle: Sam. 11. 2, l^ — ij, o [mit einzelnen Zusätzen; zur Krilik
s. WsuHAiraBir» Einleitang], woran 5, 17—25. 8, 1 anmitteiiior unehlieeeeii.
Peroer die Notiien Sem. II, 19, 10. 21, 15—22. 23. 8—83. Za beachten
ist, wie das Intefeeee dorehweg nur an dem PenOnKchen and Auaeer-
gewObnlieben haftet. Von der Qeschiehte Israeli werden nur in kuraen
Strichen die Haoptresultate bingeatellt; eine snsammenhftngende , die
Zeitfolge beobachtende Entwiekelung wird nirgends gegeben.
g. 300. Nach allen Seiten hin trat jetzt das Kdnigthum
mächtig auf. Die Erbfeinde des Volks im Süden und Osten
wurden der Reihe nach besiegt, ihren RatÜNsflgen fOr alle
Zeiten ein Ende gonacfat. Der eigentliche Held aller dieser
Erlege war Joab, DaYid*s Reerführer; der Kdnig selbst nahm
nicht mehr persönlich am Kampfe Theil (vgl. Sam. II, 18, 3.
21, 17). Dass dabei gegen die Besiegten mit der grössten
Grausamkeit verfahren und die Gcfanf^enen oft unter Martern
aller Art niedcrnremetzelt wurden, entspricht ganz dem Clia-
rakter der semitischen Stämme. 'Amaleq scheint durch David
vernichtet worden zu sein; der Stamm kommt seitdem in der
Geschichte nicht mehr tot. Die Edomiter, die Bewohner des
Gelrirges Selr, wurden TöUig unterworfen und m dem eroberten
Lande Statthalter emgeeetzt; das israelitische Reich ersbreekte
sich an die Hafenorte 'Esiongeber und Ailat am rothen Meer.
Ein ähnliches Scliit ksal traf Moab; wenigstens bis an den
Anion ist da^solhf unterworfen worden. Grössere Dimen-
sionen nahm der krieg gegen 'Ammon an; Hadad'ezer, der
König des mftchtigen aramaeischen Reichs von $uba (§« 287),
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364
Viertes Buch, vierter Abscbaitl.
und die Fürsten von Ma aka und Istob (südlich von Damas-
kos) kamen den Ammonitern zu Hülle. Indessen in zwei
Schlachten wurde der gefährliche Angriff abgeschlagen und
reiche Beute gewonnen. Im Jahre darauf eroberte Joab Babba,
die Hauptstadt 'Ammon's; die Bewohner wurden m graii-
sain?ter Weise uiiij^^l bracht. Eine dauernde Unterwertung
'Auiüion's ist aber keinen falls eingetreten. — Nach Norden
erstreckte sich das Reich bis an die Höhen des Libanon und
Hennon; die Städte Dan, Abel, l^on in der Schlucht zwischen
Libanon und Qernion (psVn nyp3) sind die nördlichsten
Besitzungen Israels.
Einen Ueberblick über David^s Eroberungen gibt Sam. II, 8; die
Kflropre gegen 'Ammon uod die Aramaeer werden II, 10^12 ausfOhr*
lieber enäblt. Daneben sind die Anspielungen auf David in Bii*ani*s
Segen, Num. 24, 17—20 zu berOcksiehtigen. Fflr die Besiegung Ed<ini*s
ausserdem Reg. I, 9, 26. 11, IS f. Zur Kritik der oft sehr comipten
Teitflberlieferung ist WELLHAtssN, Teit d. B. Samoelis, überall su ver-
gleichen. Die Zahlen sind durchweg nnzuverlftsstg. — Sam. II. 8 heisRl
Hadad'eier Sohn des Rabob, II. 10, 6 werden $uba und BeURa^ob
fftlschlich als xwei gesonderte Landschaften hingestellt; letsteres ist nur
die bei den Semiten sehr gewObnliehe Beteicbnung eines Staates nach
dem Begrflnder der Dynastie. Der Name Hadad*eser scheint in c. 10
Cberall erst nachgetragen sn sein. — Nach Sam. n, 8, 5. 6 a hftlte David
aiu h Damaskos unterworfen und hier »Statthalter eingesetzt. Das ist
JeJoch völlig undenkbar; nirgends ist sonst davon die Rede, auch nicht
c. 10 fr. und Heg. I, 11. wo dieser, falls er historisch wtre, weitaas
bedeutendste Erfolg' David's bitte ervvnhnt werden müssen. Auch Sam.
I, 14, 47, wo David's Thaten särnnülu li «lern Saul zugeschrieben werden,
ist von Damaskos nicht die Rede. Ueberdies ist die Landschaft Gesur
südwestlich von Damaskus am Hermon ein selbständiges Königreich.
Sam. II, 3, 3. 13, 37. Die Verse sind offenbar interpolirt: Oberhaupt
stehen wir auch in David's Zeit nirgends auf v 'lü j- sicherem Roden.
Die nördlichsten Besitzungen Israels sind Reg. I, 15, 20 deutlich an*
gegeben, vgl. Sain. II, 20. Daher die gewöhnliche Bezeichnung der Aus-
dehnung Israeli »von Dan bis Beerleba'«. In grosssprecherischer W^ise
wird auch gesagt, es erstrecke sich »bis zum Wege nach Hamat« (Arnos
G, 14; darnach Rej^. Tf. 14. 25 und an zahlroichpn anderen Stellen).
Das eigentliche tioelej-yrien hat nie 7iiin Rniclie gehört, trotz .Sam. II,
24, 6 LXX. Atich ob Ha'al (lad am t.Iermon Jos. 11, 17 je israelitisch
war, kann sehr bezweifelt werden. — Dass die Angaben Heg. I, 5, 4
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Macbtrtellupg des KOnigtbiiiiw.
ganz späte, erst in der Perserzeit geschriebene Uebertreihnnp'pn siiir^,
bedarf keiner weiteren Ausführung ; ähnliche fromme Pbanlasieii Ündeu
sieh in späten Stellen des Fentateuchs mehrfach.
Das Reith David'« tnud Saiomo't.
§. 301 Die erste Aufgabe des israelitischen Königthums,
die Betreiuiig des Volks und dir Sicherung seiner Grenzen, war
in glänzender Weise ertülit. Mäciitig und geachtet, ohne eben-
bürtige Gegner, stand der neue Staat da. Mit den Gultar-
staaten des Nordeos, mit dem seemAchtigen Tyros, das lieber
durch freundlidie Beuehuagen den Handel mit dem Hinter^
lande sichem als die Bildong eines ihm wenig gefährlichen
Staates hindern wollte, mit dem Könige To^u Ton Hamaf, dem
die Besiegung Hadad'ezer's sehr gelegen kam, waien David
und sein Nachfolger Salomo eng befreundet; eine Tochter
des Königs Talmi von Gesur war in David's Harem. Eine
zweite and schwierigere Auf^^abe war es, den Staat nach
innen zu consolidiren, dem Königthmn eine dauernde Grund-
lage zu schaffen, die widerstrebenden Elemente zu einigen
oder zu vernichten, das erwachte Nationaigefühl zu beleben
und zu erhalten. Aueh hier hat David, der im Gegensatz
gegen Saul und sein Haus emporgekommen war und seinen
Staat hat||p zertrümmern helfen, als er König geworden war,
das von Sau! begonnene Werk wieder aufgenommen und
wenigstens theilweise m Ende gcfüiirt. Sein treuester Gehulte
war auch hier Joab. Obwohl er von wildem Ehrgeiz erfüllt
Niemanden neben sich dulden konnte, war er seinem Herrn
mit voUer Selbstverlftugnung ergeben, und nie hat er, der
wilde Krieger^ das Wohl des Ganzen, des israelitischen Staates
ausser Augen verloren» wfihrend David wenigstens in der
späteren Zeit seiner langen Regierung offenbar die alte Kraft
verlor und die Willkür und rücksichtslose Selbstsucht eines
Despoten nie verläugnet hat.
Bündni-s mit Tyrus : Sam. 11, 5, 11. Hejr. 1, 5, 14; mit Hafnat
Sani. Ii, 6, y. Zur Heurtheihmg der inneren Verhältnisse und der (.lia-
raktere des David und Joab bieten ^am. II, 9—201 Reg. I, 1 im allge*
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306
ViertM Baeb, yiefter Abielmitl.
■Deinen völlig zuverlBesigee Ibteria]. Dam kommen lentfeule und xnm
TheO verateUle Notiien in Sun. II, 2-8; Stm. II, Sl, 1—15. c 2i sind
spftteren Ursprungs. In epSterer Zeil wird Dttvid, wohl in AnknOpfung
daran, dass er, wie es einem Helden riemtf auch die Cither in schlagen
▼erstand (Sam. I, 16* 18 ff., Amos 6, 5)* sa einem »lieblichen Singer« and
gar zum Muster eines frommen Königs gemacht. In naeheriUscher SSeit
gilt er als Organisator des Gottesdienstes, wie er seit *Eira im sweitea
Tempel geObt wurde; daher werden ihm die Psalmen sugeschrieben.
§. 302. Die kana'anaeischen Städte, welche sich bisher
innerhalb des hebraetschen Gebietes selbetfindig behauptet
hatten, sind dem Königthum sfimmtlich erlegen. Schon Saal
hatte Giljoii an der Grenze seines Heimathstamnies unter-
worfen und hart behandelt; David eroberte Jebus, Salomr)
mit Hülfe des aegyptischen Königs Gazer an der Philisler-
Rrenze (Reg. I, 9, 16). Auch die Städte im Norden, 6et-
ä'an, Ta*nak, Megiddo, Bet-Anat u. a., sogar der Küstenort
Do'r wurden unterworfen und m Tributzahlungen gezwungen.
Allmählich scheinen auch hier die Reste der alten Bevölke-
rung in die neue aulgegangen zu sein. Eine Keilie von Fes-
tungen, die namentlich Salomo angelegt hat (lieg. I, 9), dienten
zur Sicherung des Landes; die Stadt der Jebusiten, Jerusalem,
erhob David zur Hauptstadt. Auf dem Hügel Sion nahm er
seinen Wohnsilz; auch das alle ephraimilische Jahwesymbol,
die »Lade Jahwe's*« fg. 295), brachte er liierher. i^lomo hat
dann hier einen Palast gebaut, mit dem ein Tempel, in dorn
die Lade untergebracht wnrde, unmittelbar verbunden war.
Neben Sem. II, 5, G— 10, Reg. I. 9, 16 C ?or allem Jod. 1, 27-83.
Gib'on: Sam. 21; ein spftterer Reflex davon ist Jos. 9. Die sehr inter^
essante Geschichte der Lade, Sam. II, 6 f., ist namentlich in c. 7 viel-
fach interpolirt. Das Gleiche gilt von der Beschreibung von Salomo^s
Palast und Tempel Reg. I, 6—9. Ueber die topograpischen Fragen s.
jetzt GcTBG, Ausgrabungen bei Jerusalem 1883 (auch Z.D. Pal. Yer. V) be$.
S. 941 ff.) 270 ff. Ueber Salomo*s Bauten vgl. Stade. Z. altt. W. m, 129 ff.
§. 303. Von dem System der Verwaltung wissen wir
nur sehr wenig. Im allgemeinen scheint hier wie überall in
ähnlichen Fällen ursprünglich der Grundsatz gegolten zu haben,
dass die freien Israeliten je nach dem Bedürfniss des Augen-
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Verwaltung. Kana'anaeer und Israeliten.
3(57
blicks zum Kriegsdienst aufgeboten wurden, die unterworfenen
Stämme (Kana'anaeiT, Moab, Edom) Tribut zahlten und Frolm-
dienste leisteten. Noch aus späteren Zeitea erfahren wir, dass in
Israel nur die Besitzenden he^ pflichtig waren (Reg. II, 15^ 20,
Tgl. §• 367) ; ohne Zweifel halten sie die Kosten Ihrer Ausrus-
ttmg selbst zu tragen. Indessen auf die Dauer Hess sich dieser
Grundsatz nicht halten; wenn niclil David, so hat doch
Salome die Israeliten durch Steuern und namentlich Frohn-
dienste hart gedrückt. Zum Holzschlagen und Steinbrecben
im Libanon z. B. soll er jährlich 30,000 Mann ausgehoben
haben (Reg. I, 5, 27). Auch die Volkszählung, welche David
vornehmen Hess, wird wohl eine ßskalische Maassregel ge-
wesen sein; es ist sehr begreiflich, dass j^ie dem Volke wenig
behagte und als überflüssige Neugier des Königs erschien. —
Neben dem Voiksheer hielt der König eine Leibwache von
600 Söldnern, die grösstentheils oder ausschliesslich aus
Fremden, namentlich Philistern, bestanden.
Die Daten in Heg. I, 5—10 siml sehr vornichti;,' aurzunehmen ; weit
zuverla.-siger ist c. 11. Ferner .lud, 1 die Itei Erwähnung der nicht er-
otierten kan. Orte stets wiederkehrende Bemerkung (v. 29 fehlt sie wohl
zufälh^', V. 32 dagegen mit Recht): »und als Israel stark ward, machte
es die Kan. trihutjinichlig«. Die Angalie Fleg. I, 9, 22 ist nicht correct;
5. 1, 5. 27. 11, 28. 12, 4. 14. Der ikricht über Davids Volkszflhlun^,
Sam. 11, 24, ist späteren Ursprungs ; die Zahlen sind leider auf da? ari.'st(;
übertrieben. — Ausländische Söldner: Do'eg bei Saul Sani. I, 22, 18.
Cria Sam. II, 11, Itti Sam. II, 15, 19 [s. WiXLUAUso, Text B. S.], und
wahrseheinlich *Ohed-edoin II, G, 10. Die Leibwftchter des Königs, in
scharfem Gegen saU zum »Heere Israels« Sam. If, 20, 23, heisseD »Krell
ond Pleti«, wofQr Reg. II, 11 (vgl. Sam. II, 20 . 23) »Kari und LSufer«
gesagt wird. Kreti ist nach Sam. I, 80t 14» Zeplianja 2, 5, Ezecb. 25, 16
Name eines Stammes der Philister; Aber Pleti wissen wir nichts, Kari
ist wahrscheinlich Schreibfehler fOr Krell. Die obersten Beamten Davids:
Sam. II, 8, 16 ff. 20, 23 ff.; Salomo's: Reg. I, 4
§. 304. Die Lebensweise der Bevölkerung iiat sich nidit
wesentlich geändert: der Landbau blieb die Hauptbeschäfti-
gUDg, Als Salome seine Bauten in Jerusalem (§. 302) unter-
nahm, konnte er sie nur mit Hülfe lyrischer Werkmeister,
Architekten und Metallarbeiter ausführen; er trat dem König
368
VIertM Blieb, ▼ierlir Abtehnftt«
Qnram för die ihm gewährte UDtentüUuog swanzig Grans*
dörfer (die Landschaft Kabul) ab (§. 286). Ebenso konnte der Ver-
such, eine giüssere HandeJf^poIilik einzuleiten, die Aui^nüpiung
directer Verl)indungen mit Ophir, nur in Gemeinschaft mit
Tyros unternommen werden. Ein Handelsvolk sind die Israe-
liten nie gewann, sondern erst die nachexilischen Juden ge-
worden. FOr* die inneren Verhiltnisse blieben die »Vater-
Muser«, d. h. die Geecblecbter und Familien, immer das
maassgebende Element. Die »Aeltestenc, die »Fflrstenc und
»Edlen« stehen an der Spitze der Gemeinden (z. B. Reg. l,
21, 8, Jerem. 26, 16 f., Exod. 22, 27): sie versammeln sidi
in Sichern, um David das Künigthum über Israel zu über-
tragen. Dage^'on wirti Uie Geschlossen Ii f^t der alten Sirunuie
durchbroeben. Die administrative EinÜieiiung des Heicbes in
zwölf Dlätricte (Reg. I, 4) durchschneidet die Stammgrenzen
mehrfach, königliche Oberbeanite stehen an ihrer Spitze. Zwi-
scbenheirathen und die Ansiedelung in St&dten, überhaupt die
geordneten Zust&nde des geeinten Reichs haben die alten
Unterschiede sum grossen TheÜ yerwischt: die ndrdlichen
Stilmme consolidiren sich um Joseph (Ephraim), die sudlichen,
nur lialbiiebraeischen um Juda. In der Folgezeit ist von den
kleineren Stammen kaum mehr die Rede, und sehr früb i^t
das von der Wirklicbkeit abweichende Schema von zwölf
Söhnen Israelis und den von ihnen stammenden zwdlf Stäm-
men — mehrere dieser Namen sind niemals Stamm-, son-
dern nur Ortsnamen gewesen — allgemein acoq>tirt worden.
Uebttr die Ophirfthrt s. $• 286. Die Geicbiehle vqd d«r KSnisiii
von Saba ist jedcnfalk apU and idiwwlioti irgvndwie hittoriaeb [«. m*
deMen |. 409]. — Das ftttaste Zengtüts fllr die Tradition von den tmßU
SliiDinen ist der etwa am 900 verhalte »Segen Jakobe« Qen. 49.
§. 305. Die wichtigste Aul-abe des Königtbiinis für die
inneren Verbältnisse ist die Recbtsplhge. Aus ganz Israel
kommen die lU'cbtsuchenden nach Jerusalem an die Pforte
des Palastes, in den einzelnen Ortschaften sprechen die Richter
das Urtheil als Vertreter und im Namen des Königs (vgl.
Exod. 18 [£.]). Das Griminalrecht .freiUeh bleibt völlig un-
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ÖUintn, Familie, Recht.
369
entwickelt. Die Pflicht der Blutrache ist Sache der Familie
und besteht im vollsten Umfang (Sam. II, 14, 0 ff., vgl. 3, 27).
Erst ^i'lir alimählich kommt der Grundsatz auf, dass deia un-
freiwilligen Mörder eine Zuüuchtsstätte gewährt wird, an der
üm der Bluträcher nicht angreifen darf (Exod. 21, 13).
Ebenso besteht natürüch innerbaib der Familie die väterliche
Gewalt noch in voller Strenge; naeh dem filteeten Rechts-
bach kann der Vater z. B. seuie Tochter als Magd verkaufen
(Exod. 21, 7), und erst das Detiteronomium yerordnet,
dass wenn er seinen widerspänstigen Sohn tödten will,
dies in Gegenwart der Aellesten seines Orts geschehen soll
(21, 18).
Rechtspflege des Königs Sam. II, 8, 15. 15. 1 ff, — Eine Aufzeich-
nung der wichtigsten HechlssatzutJgeri oder vi^'lmf'hr der erstrebten idealen
Hechtsordnung etwa aus dem neunten Jahrhundert entb&ll das Bundes-
hucb Exod. 21—28.
Bürgerkriege und Auflitsung des Reicht.
§. 306. Trotz seiner grossen Verdienste ist dem Rönig-
thum eine dauernde Einigung der Nation und eine Behaup-
tung seiner Machtstellung nicht gelungen . D.in kI war ein
Usurpator, und wenn er auch alle Narlikoinmen Saul's bis
auf einen lahmen Sohn Jonatan's umbringen liess, so blieben
doch namentlich bei den Benjaminiten die Sympathien für
den heldenmuthigen Befreier und sein Haus immer rega
David's Krieg gegen Kba'al hatte die kaum ^Uzogene Eini-
gung zwischen Israel und Juda wieder autgehoben, und Da*
vid's Erhebung zum Könige musste den nördlichen Stämmen
als Fremdherrschaft erscheinen (Sam. II, 19. 20). Dass der König
an der Grenze Juda's seine Residenz baute, war vielleicht ein
politischer Feiller ; die Vortheilf* des Konigthums kamen dadurch
in erster Linie seinen Stauuugenossen zu gute, während doch
die Kraft des Volkes in Joseph lag. So kam es, dass man
Juda wohl in der Theorie und Genealogie zu Israel rechnete
und als Sohn Jakob^s anerkannte, aber in Wurklidikeit —
auch im gewöhnlichen Sprachgebrauch die Kluft in voller
V
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370
YieiiM Buch, vierter Afaechnilt
Schärfe bestehen blieb. Den Ausschlag gaben die persOnlidien
Verhältnisse. David'« Kraft erlahmte im ARer; und wenn
ihm vorgewüifL'n uird, er habe die Rechtspflege schlecht ge-
handhabl (Sern. II, 15), so ist das bei einem Herrscher, der
einen seiner Hanptlnite heimtückisch ermorden liess, um dessen
Weib in seinen Harem nehmen zu können (Sam. II, 11), sehr
begreiflich. So kam es denn schon in den letzten Jahren
seiner langen Regierang zu offenen Kämpfen. Als der Thron*
folger Absalom sieb gegen sdnen Vater empOrte, fiel ihm alles
zuy David mnsste 0ber den Jordan fluchten. Als dann seine
Kemtmppen bei Mahanaim siegten und Absalom im Kampfe
gefallen war, eihobcn sich die Xordstämme nnter Fühi ung
des Benjaininitcii Seba' gegen die judaeische i lei ischaft. Joab
drängte den Seba in den fernsten Norden : als er in Abel
Bet-Ma^'ka, wohin er sich geworfen halle, belagert wurde,
erschlugen ihn die Einwohner, David's Herrschaft wurde
wieder hergestellt.
Au^rottuii^' vuii Saul'^» Nachkommen: Sam. II, 16, b (L; c» 21 in
späterer religiöser Motivirung.
§. 307. Durch eine Haremsintrigue folgte dem David
nicht der berecliligte Erbe Adonia, sondern Salomo, der Sohn
seiner Lieblingsfran Bat-scba\ Adonia und seine Anhänger
will rf ri umgebracht; auch den Joab, welcher sich für ihn
erklärt hatte, retteten seine Verdienste nicht. Dem Tode des
alten Königs und seines gewaltigen Kriegsmannes fbigte bald
der Verfall der ftusseren Macht des Staates. Hadad, än
Nachkomme des alten KOnigsgeschlechts von Edom, der am
aegyptisehen Hof aufgewachsen und wie Salomo mit einer
Tochter des Pharao verni ililt war, kehrte in sein Heimath-
land zurück und befreite es von der Fremdherrschaft, hn
Norden wurde die Dynastie von Soba durch Rezon gestürzt,
der Damaskos zur Residenz erhob. Das neue Reich wurde
bald ein gefährlicher Gegner IsraePs. Dass Salomo etwas ge-
than, um die Machtstellung David's zu behaupten, erfahren
wir nicht; dagegen gewann er die Gunst des aegyptisehen
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Bürgelkriege. Salomo. Zerfall des Reichs,
371
Köni^, der för ihn Gazer eroberte (§. 302) und seiner mit
Salniüo vermählten Tochter als Milßfift überliess. Zu Moab
und Animon bestanden friedliche Bezieiiunpen ; die Mutter des
Thronloigers war eine Ammoniterin. Dass Saioaio dem Kamos
und dem Molek, den Nationalgöttern der beiden Stänomei vor
Jerusalem Altäre erbaute, ist ein Beweis för den regen Ver-
kehr, der mit den fräheren Todfeinden eingetreten war.
Heg. I, 1. 2 sind im wesenüiciien hislorbch ; mir 2, 1 — 9 ist Inter-
polation. In c. 11 ist der Bericht über Hadad v. 14—22. 2o nach LXX
zu emendireu; Rezon's Erhebung in Damaskos, v. 23 f., ist deutlich eine
Glosse, die in LXX in v. 15 eingeschoben wird, ütirigenä wohl der
Hauplttche naeb biatotisdb. Eine dironologische Ordnung ist niehi m
gewinnen; wie lange Salonio regiertei ist vOllig onbefcannt. 11, 41'^48
geboren dem SchluSBredactor. Jedenfalls fUlt der AUkll Edooi^s nicbt
gleteb an den Anfiing von Salomo^s Regierung, da sonst seine Opbirfttbrt
unmllglieb gewesen wire.
§. SOB. Salomo war ein Fdrst vom gewfthnllchen -orien-
talischen Dnrchschnittaschlage« Niemand verdient den Glorien-
schein, mit dem die Nachwelt ihn umgehen hat, weniger
als er. Sein Hauptinteresse wandte er seinen Bauten zu, vor
allem dem Küni^'spalaste mit dem Reich?tempel in Jerusalem,
in dem er die Schätze und Kostbarkeiten, die David und er
gewonnen hatten, niederlegte (vgl. §j;. ;^02. 304). Das VoUc
wurde durrb Stenern und namentlich Frohndienste hart
bedrückt. £8 ist begreiflich, dass sich Joseph wieder em-
pörte, unter Führung des königlichen Frohnvogtes Jerolfam;
doch ward der Aufstand niedergeworfen und Jerolfam musste
nach Aegypten fliehen. Als aber der König gestorl>en war-
und ihm sein Sohn Rei.iab am in Jerusalem ohne Widerspruch
folirte. versammelten sich die Israeliten zur Königsvvahl in
Sichern und erklärten, sie würden ihn nur dann anerkennen,
wenn er den Druck, den Salomo geübt, aufheben wollte.
Reholfam weigerte sich das Versprechen zu geben, die Volks-
versammlung zu Sichern sagte sich von ihm los und erbub
Jerolfam, der sofort aus Aegypten herbeigeeilt war, mm
Könige (um 925 Chr.). Rehalfam behauptete sich in Je-
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372
Viertes Buch, vierter AbschoitL,
rusalem, der Stamm Juda war aufs neue und für alle Zu-
kunft von der israelitischen Nation ab^rissen. Die beiden
Könige betrachteten sich gegenseitig als Usurpatoren, lange
Jahre hindurch lagen beide Reiche mit einander im Krieg.
Die Erzählungen von Salomo's Weisheit und Schriften, Reg. I, 3.
5. 10, sieben in späten Abschnitten und sind wahrscheinlich reine Phan-
tasien, .lerob'^am's Eiiijjorung : Reg. I, 11, 26 — 28. 40; die Hauptsache
ist wenige las«^en und finrrh Achija'n Propli^'zciung ersrt/.t. — Dass Ben-
jamin zum H. Juda gehört habe (12. 21 g(>'''Ti v, 20 und c. 11), ist
natürlich falsch und berulil lediglich auf drin spateren Schema, nach
dem Jerusalem zu Benjanjin izehört haben soll. 12, 21 — 24 ist eine
späte, auch mit 14, 30 in Widerspruch stehende Einlage.
Religion.
§. 809. Die Religion der Israeliten war ursprünglich ihrem
liilialU iivK h von der ihn i* Nachbarn niclil ver?cliieden; die An-
schauungen und Au^idrüeke />. B., die wir in der Inschrift des
Königs Mesa' von Moab (um 850 v. Chr.) finden, kehren ge-
nau so bei den Hebraeern wieder. Der einzige Unterschied
ist, dass der »Herrc (Ba^al) Israel*8 Jahwe (Hosea 2, IB),
der von Moab Kamol heisst (vgl. §. 205). Jahwe ist der
NaUüiial^'oü, der Schirmherr des KönigÜiuins, der Schlachten-
gott, der al> »Herr der [himmlischen] Meorscliaaren« (Litd
der Debora v. 20) sein Volk zum Siege führt, oder wenn
er aus bestimmten Gründen oder aus Laune ihm zürnt, es
dem Verderben uberantwortet. In vollster Strenge herrschten
auch hier die §. 175. 207 entwickelten semitischen Anschau-
•ungen. Jahwe wacht eifersüchtig über seiner Macht, kein
Mensch darf ihm zu nahe treten (Gen. 3. 11), sein Anblick
bringt den Tod; er fordert von den Israeliten das Blutopfer
der Beschneidung (§. 207), und manche Sage erzählt, wie
schreclclich er, nicht nur wo er beleidigt ist, sondern auch
ohne Grund auf sein Volk zürnen kann (z. B. Sam. II, 24).
In schweren Kämpfen weihen die Israeliten den Feind und
sein Besitzthum dem Jahwe wie die Moabiten dem Kamos,
und alles, was nach dem Siege ihnen in die Hände fällt —
Religion. Jahwe. 373
Menschen wie Vieh — wh^ rdeksicht^los niedergfemacht. Da-
neben ist er auch der Spender aller Gaben der Natur, der
Feldfnicht, des Viehstandes: zum Dank bringt man ihm die
Erstlinge der Ernte, die Erstgeburt der Rinder und Schafe
als Opfer. Das Frühjahrsfest, »der Anhieb der Sichel in die
Saat« (Dent. 16, 9), das Erntefest sieben Wochen später und
das Fest der Weinlese sind die drei Hauptfeste Jahwe's. Da-
neben gelten die Neumonde als Festtage und an jedem sie*
beuten Tag gönnt man sich, dem Yleh und den Knechten Ruhe.
Die Fminen des Cidtus sind dieselben wie bei allen syrischen
Stämmen (§. 205), nur natürlich ursprünglich einfacher als
in den cultivirten kana'anacischcn Stiidten. Wo die Gottheit
sich manifestirl , »auf jedem hohen Hügel [Jahwe ist ein
, Berggott', Reg. 1, 20, 23 ff.] und unter jedem grünen Raum«
(Reg. I, 14, 23), ebenso bei alten Steinen, oder wo das Be-
dürfiaiss nach einer Gultusstätte vorhanden ist, errichtet man
ihm einen Altar aus Erde oder von unbehauenen St^nen
(Ezod. 20, 24 ff.)« neben dem sidi der heilige Baum (Asfira)
und meist auch eine Steinsäule (Masseba) befindet. Ein
Zeichen grösseren Wohlstandes und besonderer Frömmigkeit
war es schon, wenn ein l'amilienhaujit i §. 292, vgl. .lud. 17)
oder wie in Jerusalem der König ihm ein befinnd(?rta dottcs-
haus (C^n^N Ji'd. 17, 5) erbaut und einen Priester
zu seiner Pflege anstellt. Zu demselben gehört dann auch
ein Bildniss des Gottes (Ephod), der in Menschen-, oder auch
wie in Dan und Bethel in Stiergestalt (§. 201) dargestellt wird.
In Jerusalem scheint die Lade (§. 295) die Stelle desselben zu
▼ertreten* Die grossen Heiligthamer von Silo, Bet-el, Sichern
in Ephraim, von Dan, von Pnuel und Masseba in Gilead,
von Jerusalem, Hebron, Beerseba' in Juda, zu denen die
Frommen eifrig pilgern, sind zum Theil schon erwähnt; mei-
stens sind sie offenbar altkana*anaeische, von den Israeliten
übernommene und auf Jahwe übertragene GuHusstatlen. Man
betrachtete sie als gegründet von den Almlierren des Volks, die
man sich begreiflicher Weise im Wideispmch mit der historischen
Erimierung an die Einwahderang im Lande selbst wohnend
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374
Vtertei Buch, vürter Absehnttt.
dachte. Sehr verschiedene Elemente sind hier zasamtnenge»
flössen und alhnfihKch y<m der PriesterscfaaA zu ^nen System
▼erarbeitet; so ist Abraham, der Begrönder des Goltus von
Hebron, wahrscheinlich ursprönglich ein von dem hier an-
sässigen. nicht israelitischen Stamme Kaleb vereiiiier GoU
oder Heros. Natürlich iiat Jahwe übern 11 an und in den
Cnltus^tätten seinen Wohnsitz, ertheill Orakel, erscheint den
Frommen im Traum oder sonst; daneben aber denkt man
ihn sich auf dem Sinai thronend (g. 288), und dann ist es
sein »Abgesandterc, der Mal'ak Jahwe, der sich seinem Volke
in dem Lande, das er ihm gegeben hat, manifestirt.
Die Etymologie von Hin*' i^^' »iaakel wie die der niHi^-ttn GoUes-
namen ; vereinzelt findet er sicli auch in Hamat (Schräder, KAT * 23).
Die AusfQhrungen von Delitzsch, l'ar. 150 IT. scheinen mir ganz uu-
haltbar. Für die Auffassung Jabwe's vgl. auch Saiu. i, 14, 24—45. Ueber
die Fette i. Wellbaiibbi, Geieh. IanMl*8 I, 85 ff. Zo den Putrikfchfii-
sagen vgl. Staab in Z. altt W. I, $47.
310. Neben Jahwe stehen dann die übrigen Gott-
heiten des Icantf anaeiseben Pantheons. Vor allem »der Bffal«
6 V Dill §• 206), der höchste Herr der Welt, der in Jerusalem
emen eigenen Tempel bat (Reg. II, 11, 18). Daneben stehen
die localen Ba'alim, wie der »Bundesherr« in Sichern (§. 289).
Auch Jahwe gehört zu ihnen als der Biral Israers: in Ei^ren-
nanien wie Jenibba'al, Meriba*al, Isltn'nl scheint er durch den
Namen Ba'^ai bezeichnet zu werden. 1' ei ner Astarte, die z. B.
bei Jerusalem emen von S ilomo ert>auten. Altar hatte und
sonst neben Jahwe in derseli)en Weise gestanden haben wird
wie in Moab neben Kamos die'A§tor-Kamo$ (§. 205). Aach
dem Kamoä und dem'ammonitisdien Gotte Milkom bat Salome
auf dem Oelberg bei Jerusalem Altäre erbaut, wie es heisst
zunächst für seine aus diesen Völkern stammenden Gemah-
linnen, aber ebenso sehr wohl für die Kaufleute und Händler,
die aus beiden Stämmen nach Jersalem kamen ;{07). Da-
neben verehrte man in Je rusalem den Sonnen- und den Mond-
gott Ueberhaupt scheint der salomonische Tempel nicht nur
dem Jahwe, sondern auch allen sich ihm unterordnenden Göttern
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Die Qbrigtti GOUw.
375
heilig gewesen zü sein : die Sonnenrosse ziehen hierher in Proces-
sion (R^. II, 22, 11, vgl. £zech. 8, 16), im Hofe klagen die Weiber
um Tammüz (Ezech. 8, Ii, vgl. Jerem. 7, 30); auch eine eherne
Schlange, die gegen Krankheiten schützte, wurde hier verehrt
(Reg. II, 18, 4, Num. 21, 9). Im Sbrigen sind hier wohl auch die
HausgöUer (□''3np) /u orwäliiicn (Sam. 1, 11), Gen. 31 u. a.).
Selbst den schlimmsten Seiten des kan;f anaeischen Gultus be-
gegnen wir vielfach, wenngleich es fra^jüch erscheinen kann, wie
weit sie als legitim betrachtet wurden. Die Prostitution zu Ehren
der Gottheit ist weit verbreitet; allerdings soll sie in Jerusalem
schon von König Aea um 900 v, Chr. abgeschafft worden sein
(Reg. II, 15, 12), doch tritt sie uns hier bis auf Josia (622) immer
wied^ entgegen. Die Sitte des Ktndesopfers scheint dagegen erst
In der letzten Periode der israelitischen Geschichte eingedrungen
zu sein {§. oOl), obwohl eine ziemlich alte Sasre, die ein
Trauerfest, dessen Ursprung dunkel geworden wai-. erklären
soll, berichtet, wie der gileaditische Held Jeptah in Folge eines
Gelübdes dem Jahwe seine Tochter als Opfer dargebracht
iial>e. Eine andere Sage erzählt dagegen, dass Jahwe von
Abraham, dem Stammvater des Volkes, das Opfer semes ein-
zigen Sohnes zwar gefordert, dann aber dasselbe durch das
Opfer eines Bockes abgelöst habe.
Niigends bewegtn wir uns auf so undcberem Boden wie hier. Soviel
auch sonst von älleren Anschaauogen steheo geblieben ist, die Ursprünge
liebe Legitimität des Polyttieiemiis durfte nie lugegeben werden ; Qberdles
*»inJ schon unsere sflrnnitüclien Urquellen vom monotheistischen oder rich-
tiger monolatrischen Standpunkt aus geschrieben (v,rl. Z. altt. Wiss. I, 145.
341). Trolzilein reden Rep. II, 28, 4 — 14. 'J-i deutlich treiiu^r. Bezeichnend
ist auch, (las:? diejenigen allkana'anaei^clu-n Orte, welche nach (Jotlern be-
nannt sind, wie die Sunneiistäilte Het-,"-^eines und Tainnat-Cheres, l'eraer Bet-
'Anat, 'Anatot, 'Altarot-Qarnaiut, Bet-Dagoa u. a. ilire Namen immer be-
halten haben; ferner sind die Stammnanien Oad und wahrseheinlieh
AB^hw Qötleratmen, wie Edom u. s. B. Attur, » Dass Salomo seinen
ausUndiseben Frauen su Liebe einxelne Altftre erbaut hat, ist sehr mOg-
lieb; aber absurd, dass er und das ganse Volk dureb sie zum Poljtbeis-
mus verfOhrt seien, vgl. Vatxe, Bibf. Tbeol. I, 858 ff. Die gewöhnliche
Ansebanang unserer Qaelleo ist, dass Israel den Polytheismus und ebenso
die spiter TotworCnien Bestandtheile des Jahwedienstes (M a^fetten. Aleren,
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376
Viertel Bach, vierter Atrachnitt.
und schliesslieh die Vielheit der Cultuastftttea) von den Nachbarn oder
den unterworfenen Kana'anaeern angenommen habe, s. B. Exod« 94» 12 ff.»
Deut. 12, 2 f. Natürlich, denn diese verehrten ja dasselbe Pantheon
wie die Hebraeer, und wenn letitere nach dem Dogma ursprilngUch Mo-
notheisten waren, mussten sie die anderen GWXer eben von den Fremden
fibemommen haben. Dabei soll in keiner Weise gelftognet werden, dus
die letzteren ihren Einfluss vlellkeh geltend gemacht haben, dasi t. B.
Tammüs und »das ganze Himroelsheerc erst spftter von den Israeliten
adoptirt sein mögen; aber f&r die Hauptsache beweist das gar niclil».
§. 311. Indessen treten alle diese Gottheiten ge^n den
Stammesgott immer mehr zurück, eine Erscheinung, die wir
bei allen semitischen Völkern wahrnehmen (§• 175). Je mehr
Erfolge Israel errang, desto mehr mussten gegen den Gott,
der sein specHlsches Eigenthum war, der es zum Siege führte,
die übrigen Gottheiten, welche auch die Nachbarn und Feinde
verehrten, verblassen, deslo energischer konnte er auf die
oberste Stelle im Pantheon Anspruch erheben. Die niedri-
geren Gotthdten ordnen sich ihm ohne weiteres unter. So
ist es schon sehr früh Gebrauch geworden, Jahwe mit dem
Plural Clohtm »die Götter €zu bezeichnen, ihn gewissermaassen
»das Pantheon« zu benennen. Jahwe ist »die Götter Israel's«;
die volksthümliche Anschauung denkt ihn sich noch in spä-
terer Zeit umgeben von einer Reihe untergeordneter, gegen
ihn ganz zurücktretender Wesen, den »Söhnen der Götterc
(Gen. 6, 1—3, vgl. 3, 22). Auch mit El, dem obersten aber
in der Regel wenig persönlich ausgebildeten Gotte der Se-
miten (§. 173), ist er schon sehr früh völlig verschmolzen;
die alten Heiligthünier, Vielehe El's Namen tragen, wie ßet-el,
Pnuel, gelten als Gulturstätten Jahwe*s, beide Namen werden
völlig synonym verwerthet. Dagegen »der Ba^al« war für
eine derartige Verschmelzung zu speciell charakterisirt, er hatte
seine eigene Gultusstätte und war als FIaupli:oit bei allen
Nachbarvölkern, speciell hei den t^rioenikeni, anerkannt. So
bildete sich zwischen ihm und Jahwe ein Gegensatz, ein
Kampf um die höchste Stelle heraus, der für die weitere Eni-
Wickelung höchst bedeutend geworden ist
312. Mit der Gonsolidirung des Volks gelangten auch
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Anfftüf« des MonotbeimiM. Die Priester. 377
die Priester zu grosserer Bedeutung. Zwar stand es einem
Jeässk frei, seine Opfer selbst darzobringen , sieh einen Altar
xn bauen; aber die Kunst der Orakelbefragung und des Looe-
Werfens vor Jabwe^ die Pflege des Heiligtbums, auch das all-
mfthlich sich entwickelnde Ritual erforderten specielle Kenntnis»
der »Satzungen Jahwe's«. Seit der Aufriehtunpr des König-
thums treten die Privatheiligthünier zurück; Jerusalem, Bct-el
(Arnos 7, 13), Dan u. a. sind Staatsheiligthümer, die der
König ausstaltet, an denen er die Priester anstellt. Der Haus*
cult beschränkt sich auf das gewöhnliche Schlachtopfer —
denn* jede Schlachtung ist ein Opfer, bei dem das Blut als
SitK des Lebens der Gottheit zurückgegeben wird (vgl. Deut.
12, 20 it., Sam. I, U, 82 ff.); an den Tempeln ISbertiess
man die Schlachtung des dargebrachten Thiers den Priestern,
die dafür eine feste Gebühr erhielten. Der Zutritt zum Priester-
thnm stand Jedermann frei, vvie denn David seine Söhne zu
Priest rri machte (Sam. II, 8, 18). Indessen es liegt in der
Natur der Sache, dass in der Kegel das Amt sich vom Vater
auf den Sohn forterbt und sich ein Priesterstand entwickelt.
Als Begrönder desselben, als Urheber seiner Satzungen und
Brftuche gilt Hose >der Mann labwe'sc, der vor Alters die
Gottheit am Sinai yon Angesicht zu Angesicht gesebant und
ans ihrem Munde die Weisungen empfangen hat Von ihm
leiteten sich z. B. die Priester von Dan ab fJud. 18, 30).
Er gilt als Angehöriger des verschollenen Stauunes Lewi, und
so mag es i^ekonnnen sein, dass man in späterer Zeit alle
Priester als Lewiten bezeichnete. Nachweisbar ist dieser Name
zuerst zu Anfang des achten Jahrhunderts ; doch auch damals
war der Priesterstand noch in keiner Weise eine abgeschlos«
sene Kaste. Der Lewit, beisst es in einem Liede dieser Zeit,
ist dn Mann, »der von seinen Eltern sagt: leh habe sie nicht
gesehen, der seinen Bruder nicht kennt und um seinen Sohn
sich nicht kümmert; sondern Deine (Jahwe's) Worte be-
wahren und Dein Gesetz hüten sie, sie lehren Jakob Deine
Rechte nmi l-racl Deine Satzungen, sit- bringen Weihranch
in Deine Nase und Brandopier auf Deinen Altar« (Deut. 33»
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I
j
378 Viertes Buch, vierter Absdwitt.
9 f.)- Der Beruf der Priester ist hier deutlich bezeichnet ;
* sie sind nach allen Seilen hin die Interpreten seines Willens,
die geistigen Leiter de- Volks, die ihm sajren, was es thun
imd lassen soll, die es über Recht und Unrecht belehren uad
ebenso z. B. die Traditionen und beiligen Geschiebten pflegen
und aasbilden.
Ueber D«aU 88 s. Graf, Der Segea Mom^a, 1857» Auch die «nt
deraeliten Zrit atammende SamueUegende (Stm, I, 1) weias siiebts toü
einer AhgeeehloetenheH dee PfieekenUndes. Im alli^eiiien vgl Geap,
Zur Geeefa. dee Stammee Levi, in Mibx* Arehiv für wiai. Eil dee A«T« I.
§. 313. Neben der Priesterschafl stehen die irrejrularen
Diener der Gottheit, die Ekstatiker und Verzuckten, die üei-
Ügea nnd die Orakeiverkünder. Dass es neben der regel-
m&ssigen Befkagnng Jahwe's durch Loos werfen und Orakel-
spruch auch noch andere Mittel gibt, den Willen der Gottheit
zu erkunden, namentlich die direete InspiratloD der »Seher«
ihnen entspreche die KAhln's der Araber — ist eme bei
allen Völkern sich findende Anschauung. Von ihnen ursprüng-
lich verschieden sind die sog. Propheten, die »Verkünderc
(nabf) des Wortes Jahwe's, die Vorgänger der modernen Der-
wische, die, wenn »die Hand Jahwe's über sie kommt«, sich
durch TänzS; Musik, ekstatische Uebungen in Exaltation und
Verzückung setzen und in der Regel durch Zeichen und
symbolische Handlungen den Willen der Gottheit ferkCbndeiL
Vielfach leben in gansen Schaaren xosammoi, fiberall trftgt
ihr Gebahren einen widersinnigen CSharakter, und der Ver*
rückte gilt ja immer der Volksanschauung als heilig. Auch
bei ilmen ünden wir die Atit uige der Bildung eines Standes,
Proi)hetenschi)lpn und Erblichkeit in der Familie (Ainos 7, 14);
do( h thnt natürhch der innere Drang immer die Hauptsache,
Die Institution ist übrigens keineswegs dem Jahwecultus eigen-
thümlich, z. B. begegnen uns auch Propheten des Ba^^ai (Reg'.
I, 18), und ihrem Ursprünge nach mag dieselbe eher kana-
^anaeisch als israelitisch sein. Von den sp&teren schrtftstel-
lemden Propheten sind diese älteren übrigens scharf zu son»
dem. — Daneben stehen dann die Geweihten (»Abgeson-
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Seher und Propheten. Moral.
379
dertenc, nazir), die sich ganz dem Dienste der Gottheit wid-
meo, ihr Haar wild wachsen lassen tt. ä. Daran schliessen
sieh die verschiedeneB Arten geheimen und illegitimen Ver-
kdirs mit den dbematfirlichen Mächten, Zauberei, Todtenbe-
schwdruDg u. ä., die offlefell immer verpönt waren und Tiel*
fach streng unterdrückt wurden, so angeblich schon von Saul
(Sam. I, 28).
Ueber das Wesen der Propheten s. vor allem Fiej?. 1. 22, ferner (tie
Geschichten von Saul und den Propheten Sam. I, 10, 5 ff. 19, 20 fl., von
Elia und EHsn Reg. I, 18. 46. II, 2. 3, 15 «. a. Ueber den Unlerscliiod
von Sehern und Prophden Sam. I, 9, 9 s. Kuenen, 1)6 Proleten 11, 322.
Wei.lhaüsen, Einleitung 211, Gesch. hr. I, 281. -* Ueber das Nasiraeat
v^L Arnos 2, 11 f., Jud. 13 (Num. 6).
§. 314. Alle religiösen Anschaaungen der Israeliten be-
siehe sich in echt semitischer Weise auf die unmittelbar
Tor&egenden prairtischen FVagen, auf das irdisdie Leben, das
Wohlergehen des Volkes und des i^iii/;ehien ; transcendentale
Speculationen liegen ihnen völlig fern. Zwei Elemente sind
es, die das ;.'anze Leben behei rschen : die gros.se Gesaramt-
heit der Nation und der engere Kreis der Familie, das
»Yaterhaiise, Eine von ihnen losgelöste Individualität kennt
der Hebraeer nicht. Daher fehlt ihnen der Unsterblicb-
keitsglaube Tollkommen; der fiinseine lebt. weiter in seinen
Nachkommen, ohne Kinder zu sein ist der grösste Fluch. '
Auch alle moralischen Anschauungen werden yon diesen
Ideen beherrscht ; die Siinden der Väter sucht Jahwe heiin
an Kindern nnd Kindeskindern, für die Vergehen der Könige
büs>t das ganze Volk, wer ein Jahwe wohlgefälliges Leben
führt, dem lohnt er es bis in die fernsten Geschlechter. Die
Gebole Jahwe's beziehen sich in erster Linie auf die Inne-
haltung seiner Feste, die Darbringung der ElrstUngsopfer, die
richtige Form des Gultus. Aber natürlich bestraft er auch
die Verletzung von Recht und Gesetz und beschirmt die staat-
liche Ordnung.
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-4
880
Viertes Buch, (Qnfter Abwhoitt
Y. Aegypten unter der Herrschaft der Söldner«
Die tanititchtn Kinige «id die Okarprletter von ThdMn.
§. 315. Seit dem Tode Rarases' III. hatte Aegypten auf-
gebort, auf die Eatwickelong Syriens Einfluss zu übeo. Eine
Zelt ÜDmer grosserer Erscblaffüng und firstarrung war über
Aegypten gekommea, die schlieseUch zur Erhebung des tbe*
banischen Obeipriesten Hrihor auf den Königetbion fOhrte«
Wie lan^^e er über ganz Aegypten geboten hat, wissen wir
iiiclit: dapresren ?ehen wir, dass sein Sohn Pi'anchi und sein
Enkel rmosem I. die Königsherrsehafl niclü behauptet haben,
sondern lediglich als Oberpriester ihrem Vater gefolgt sind
und als solche allerdings in Theben und dessen Umgebung
unumschränkt geboten. Ein anderes Herrscherhaus^ freuMi-
Iftndischen (libyschen?) Ursprungs, hat steh in dieser Zelt in
Tanis erhoben. An sanier Spitze steht ein König Seamon
(Sementa?, bei Manetho £{i6vdi(Jc), dessen Name uns in den
Fundamenten eines Tempels in Tanis und auf emem Obe-
lisken von Heliopolis begegnet. Auch über Theben hat er
geiierrsciit; im 10. Jahre seiner Regierung Hess er die Mumien
Rarnses' I., Seti' I. und Ranises' II. rcvidiren und in ein
anderes Grab bringen. Otlenbar also hat er das Königthum
der thebanischen Oberpriester gestürzt und dieselben zur
Anerkennung seiner Oberhoheit gezwungen. Daher fOhrt Pi-
no^em I. neben der OberpriesterwISrde gelegentlich auch den
Titel »StadtYOgt (von Theben) und Ohergeneral des Sfid-
und Nordlandes« (Lepsius, D. III, 351 d— f.); offenbar nimmt
er neben den tanitischen Königen eine ähnliche Stelhing ein
wie Hrihor net)en Ranises Xil. Einen Schritt weiter ging, so
scheint es, Seamon's Sohn Pisebcha'nu (^''ouadvvTj^) : er besei-
tigte das Geschlecht der thebanischen Priester ^) und übertrug
MOglichervaise veraehwigerten sich auch beide.
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Dto thebaniseben Amoospriester und dw Taniteiu
381
das Oberpriesterthum einem seiner Söhne, der wie der Enkel
des Hrihor den Namen Ptno^em (II.) führte oder annahm.
Auf Pisebcha'nu I. scheinen erst eini^ Icurze Regierungen,
unter ihnen die au' h in Tlu-ben anerkaiinle des Amenemapt
CAiiEvcft^O-'c) gefolgt zu sein ; dann bestieg Pinosem selbst den
Thron. Ale »Oberpriester des Amon von Theben und Ober-
generiUec setzte er nach einander seine Söhne Masaherta und
Hencheperraf und dann des letzteren Sohn Pinosem (III.) ein ;
auf dem Königsthron in Tanis scheint ihm Har-Pisebcha nu IL
getoigt zu sein.
Dwikmflier: T-rrfnr?, l). III, 243-251. 268 d. Bnrnscn. Rpc. I, 22.
MABiRn, AbydoslI, 36—38, Karnak 41. Maspero, ÄZ. 1882, 134. Maspero
nnd Emil Brugsgb, La trnuvaille de Deir ei Bahari (mir unzugänglich ; vgl.
Ah^ukeau, Revue des Quest. hist. April 1882, Maspero, Verl). Herl. Orient.
Ckmfr. III). Lbpsius, Die 21. manelh. Dynastie, in ÄZ. 1882, 103. 151.
Ferner Naville, ÄZ. 1878, 29, Wiedemans, ÄZ. 1882, 86; vor allem dor
treffliche Aufsatz von Naville, Inscr. Iiist. de Pinodjem III, 1883, dem
ich nur in der Gleichselning Hrihor's mit Seamon (Sementu ?) von Tanis
nicht beistimmen kann. Auch warum der auf den Mümienf)inden des
htimses 1. u. s. w. genannte Seamon der I'riesterköni^ Hrihor sein soll,
wie allgemein angenommen wird, sehe ich nicht ein. Bei der von mir ge-
gebenen Anordnung fallen die von Lkpsiüs, AZ. 1882. 155 (T. j^egen die
Stellung Hrihor's an der Spitze der Prirsterkönige erhobenen Hedenken
wef : Hrihor lässt in seinem 6. Jahre die l^^^n hen Seti's 1. und Hamses' II.
revidiren, der Oberpripster Pinw*m I. in seinem 6. Jahre die des
lUnii^es II. in das Grab Seti's bringen, Seamon in seinem Iti. Jahre sie
wieder von hier entfernen. — Dass Pinosem !I i< r Sohn des Piseb-
cha'nu I. [der Qbri^ens auch selbst ♦ imual KoiHK und Oberpriester des
Amon genannt wird, ullenlcn kurz nachdem er Theben besetzt und ehe
er seinen Sohn zum Priester erhoben halle: Wiet>fman.\. AZ. 1882, 88| *
Oberpriester unter der Oberhoheit des Anienemapt war, lehren die Leder-
itikke hei \ViEi>EMAr«N , AZ. 1882, 86. Ebenso besteigt Mencheperra',
BmietcH, Ree. I, 22 den Sitz seines Vaters, des Königs Pinosem, als
Oberpriester und General; d. h. wftbrend sein Vater in Tanis regiert,
folgt er ibm (oder vielmehr genauer seinem filteren Bruder MasaherU)
io der Prieeterwflrde. — Das« die Tftniten ft«mden UrspruiiBe waren, zeigt
der, wie et ecbeinl, unaegyptische Name Pisebcha^na; Masaherta findet
neh auch als Name eines Sohnes Unhor*».
§.316. Die Herrschaft der Tuuiten scheint ungefähr 120 Jahre
(etwa 1060^ 948 t. Chr.) gedauert zu haben. Dass unter
382
ViertM Baeb, (Dnfter Abtcbnitt.
derselben, wenigstens in dem faeUseh Ton den Anonsiuiestern
beherrschten Theile dee Landes, nicht die beste Ordnung
herrschte, leliren mehrere Urkunden, in Jenen von Unter-
schlagungen des Teinpolputs des Anion durch Verwalter und
Schreiber, von Leichenherauhungen u. ä. die liede ist. Auch
dass es wieder und wieder nöthig war, die Mumien der früheren
Könige in der thebani?chen Weststadt zu revidiren und sie ans
ihren prächtigen Gräliem in verliorgene Klüfte zn transpor-
tiren, zeugt Ton der Scfawftehe der Regierung. Im CUnrigen
werden die grossen Staatsprocesse auf eine sehr einfache Weise
entschieden: die Frage, ob schuldig oder nichtschuldig, whd
der Statue des Amen vorgelegt und diese ^'ibt durch ein
Orakel die Entscheidung. Man sieht, wie vollkommen die Idee
der Gotteslici ischatt in die Wirlilichkeit umgesetzt ist; zweitels-
ohne ist um diese Zeit in Theben auch die später in Ae-
thiopien praktisch durchgeführte Theorie ausgebildet worden,
dass der König nicht nur bei all seinem Thun und Lassen
das Orakel des Gottes einzuholen hat, sondern auch geradezu
von ihm ernannt wird und abgesetzt werden kann.
Die hierhergehOrigen , von ßHUcsc», Gesch. U4i>— Ü5y /.uni i lieil
falsch verstandenen Denkmäler sind von Naville, Inscr. hisU de Pinodjem III
eingebend bebandelt — leh gebe euf der nSebsten Seite die Uste der
Könige and Priester, soweit sie sieb rar Zelt berslelleD läset Der An*
tritt defonq^s I. Allt naeh Uaen^B Rechnung 980« da er den Anftmg der
26. Oyn. anf 715 ansetst. Das riebtige Datum fAr den iettteren sdieint
aber 7S8 ra sein S5S); danaeb fiele äeionq I. Ins Jabr 948.
Die libyschen SOIdner und die zweiundzwanzigste Dynastie.
Lspsn», Die 22. aeg. KOnigsdynastle, In Abb. Berl Ali. 185S. Siebii,
Die 22. manetb. Djn.» AZ. 1888, 15 ff.
§. 317. Der Titel eine-; Obergeneral?, den die thebani-
schen Priester fuhren, scheint di^lben als Commandanten
der einheimischen, aus den aegyptischen Bauern aufgebotenen
Streitkräfte zu bezeirhncn. Den Kern der Streitmacht bilden
dagegen die adt Seti J. in immer grOeeerem Umfange ver-
wendeten Söldner. Zum Theil sind dieselben seit Jahrbnn-
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Die tanitiidM Dynutie.
383
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384 Viertes Boeb, fOnfter Abadmitt
derten im Lande ansfissig, daneben recrutiren sie sich durch
immer neue Zuzüge aus Libyen. Es bildet sich auf diese
Weise ein den Mameluken Tdllig gleichartiger, abgesehlossener
Stand fremiiliuidischen LTspruno^s, der die ei^^entlichG Ent-
srh i iung über <^ie Schicksale des Lande? in Händen hat,
und in dem das Kriegshandwerk vom Vater aul den Solin
sieb forterbt. Zusammengefasst wurden diese Söldner nnler
dem Namen Ma, der aus dem des libyschen Stammes Masauasa
durch Abkürzung heryorgegangen ist. Schon daraus, ebenso
ans den Eigennamen der Krieger, sehen wir, dass die Libyer
unter ihnen durchaus überwogen; wenn auch die wiederholten
Angriffe der Libyer auf Aegypten glücklich zurückgewiesefi
waren, in Wirklichkeit waren sie jetzt Herren des Landes.
AntTallend ist es, dass das in älterer Zeit so oft erwähnte
Corps der Sardana jetzt nie mehr genannt wird; es wird in
der Masse der übrigen Söldner aufgegangen sein. Dagegen
der Name der Ma^iu (§. 234) hat sich erhalten; noch im
Koptischen Ist matoei der allgemeine Name der SoMaten. Dass
dieselben ^elfach Gelegenheit hatten, Reicbthüoier und Grund-
besitz zu gewinnen, und die Könige ihnen Exemtion von der
Grundsteuer gewährten, Ist begreiflich genug. An ihrer Spitxe
stehen die »Fürsten der Ma« ; das übercommando führt der
»Grossförst ( ura) der Ahi «. Doch niö^n-n auch mehrere solche
üeneralissimi neben einander gestanden haben.
Aus die?<»'n libysclieu Tru))peii ist die spätere Kaste der {jitt^^tpioi
(Herori. 11, l(j4 Ii.. Diod, I, 78) liervi)rgi'<z;in|jen. Dass Ma Alvkuraing
von Masauasa ist, lehren die Titel Lti>»iL», Künigbbuch üOO. U04 (vüii
den Apisstelen hei Mariette, Sörap^um pl. 24 ff.). Danehen Andel sich
oAw I JS V bei Panretnes (LB>snis, K^b, 785.
BiRpiiAim, Hieragl. Inecbr. <i). Die bei tuwos, KOnigeboeh 000 e
und 604 a aufsefflbrte Schreibung scheint au»
verieseo Xtt sein. Dasa die .lufTaesuDg des ai'a n IIa durch Brooscr
in seiner Geschiebte (er ObeEsetit ea abweehaelnd dureb »GroaskSnir
der Assyrer« und durch »Sattap«) unhaltbar ist, ist jetxt aUgemein an-
erkannt. — Vgl noch den mea n UaiauaU Takelot AZ. 188g, 09 Anm.
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Die übjwhMi SflidiMr. ädhnq L
88$
§. 318. Etwa zuJ^ül^r's Zeiten war ein Libyer Buittwa
nach Aegypten gekommen. Sein Geschlecht gelangte zu hohem
AnjBehen, sein fünfter Nachkomme, Namret« wurde etwa unter
König PSno^em >Gro6sfQrst der und Gbnerafissimusf, mid
nach seinem Tode folgte ihm sein Sohn Seionq (hebr. p^^Z\
SooaaxfjL, ass. §u§inqu) als Gommandant der Streitmacht.
Eine Inschrift aus Aljvdos zeigt, in wie hohen Ehren derselbe
stand, wie der KoniL' iür das Grab seines Vaters Sorge
trägt, fdr ihn das Amonsorakel in Theben befragt und zum
Gotte für den Sieg des Generals betet. Es ist begreiflich,
d&BS äeSonq schliesslich selbst die Hand nach der Krone
ausstreckte (94d[?] COir.). Auf friedlichem oder gewaltp
Samern Wege wurde er der Nachfölger des letzten Tarnten,
Qar-Pisebcha*nu II., mit dessen Tochter Ra^ma'ka er sor
Sicherung seiner Dynastie seinen Sohn Osorkon vermählte.
Nach dem unter den Taniten herrschenden Brauch wurde
ein aruit rer seiner Söhne, Aupuat, Oberpriester des Amon und
>Obergeneral aller Streitkräfte«; er erscheint in den thebani-
scben Inschriften durchweg als Begleiter seines Vaters. Auch
unter den folgenden Herrschern bleibt es Sitte, dass ein^ der
EffnigssShne mit der hficfasten geistlichen Wörde in Theben
beeidet wird; ebenso wird später das Priesterthnm des Pta]^
in Memphis an einen Zweig der EOnlgsfamilie verliehen, und
auch die übrigen Prinzen erhalten meist Priesterthömer und
daneben eine hohe militärische Stellung. Im übrigen scheint
Sesonq auch die Nachkommen der Ramessiden wieder hervor-
gezogen zu haben, wir finden unter ihm einen »Hamessiden-
prinzeo« in hoher militänschor Stellung*
SiaimiibMim der 22. (von Manetho als bubastisch beseidiiMlen)
DyoBiti«: Kabiirz, Mrapten pL 81; LDsnw, '92. I>yii.* Der Ahnherr
Boittva wkd hier hier alt Lib|er (Te|penu) beiciehiiel; die Annahme,
den die Nemen Namret, Oeorkon COoopx<^)t Takelot aeeyriecb eeien,
ist gans unbegrQndet Den libiieben Dnpmng der Dynaetie bat suerrt
SiSBH erkannt. ÄZ. 1883, 20. YerscbwAgerung mit der 81. Dyn.: Lepsius,
Aoewabl 15. Inschrin der Ramessidenprinzen: Brogsch, ÄZ. 1875, 163
= Mabistti:, Mon. dir. 63 a und jetst Stern, ÄZ. 1883, 19. Hierher
gehört OS auch, dn^ ^in npneralisdoiQS dar Mt, Panre&ne« [yor oder
Meyer, Oeedii^te dea AltocUiujne. I. 25
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386 ViMtof Baob, fOnftor AlMclmitt.
nach §e§onq I.?], seine Tochter einem Ramefsidenprinzen vprniählte:
V. BfcUGMA?7?r, Hierojfl. [nsclir. 4. — Die Inschrift Marikttk. Abvdos II. oG
über Namret und Sesonq ist von BrunHcn, Gesch. 65X flt, ganz falsch
verstanden; s. Naville, Inscr. bitiU de Finodjem S. 18.
§. D.iss die Pharaonen der 21. Dynastie nicht im Stande
waren, sich in die asiaiisclien Verhältnisse zu mischen, lehrt
die Geschichte der Hebraeer. Erst zur Zeit Salomo s sehen
wir, dass der damalige König, vermuthUch ^ar Pisebcha*^nu IL,
mit dem israelitischen Staate Besiehnngen anknöpft, för Sa-
lomo Gazer erobert mid dies seiner Tochter zur Mitgift be-
stimmt, daneben aber auch politischen Flflchtlingen wie Jero-
beam und Hadad Ton Edom Zuflucht gewährt, um sich die
Möglichkeit einer Intervention offen zu halten (§. 307 f.). Die
LosreissunjT Jiuhi's von Israel und der Iangjährip:e derselben
folgeiuie Bürgerkrieg bot dann die Gelegenheit, di* Ilt-eriahrten
nach Syrien noch einmal zu criieuern. Im 5. Jahre des Kö-
nigs Rehabeam von Juda zog Sesonq nach Syrien. Die dürf-
tigen Ueberreste der hebraeischen Königsannalen bencfaten
nur, dass er die Schätze des Tempels und Palastes Ton Jeru-
salem, namentlich die goldenen Sdiilde^ welche Salomo dort
aufgehängt hatte, mit sich wegführte; die lange Liste der er-
oberten Ortschaften, welche auf einer Wand des Tempels von
Karnak verzeichnet ist, zei^'t, dass in gleicherweise die israeliti-
schen Ortschaften erobert und ausgeplündert wurden. Kräfti^ren
Widerstand hat der Pharao schwerlich irgendwo gefunden;
seine Siegeslnschrifl enthält nach dem GeschmaclEe der Zeit
anstatt eines Kriegsberichts nur religiöse Phrasen« Mehr als
ein Raubzug um leichte Beute zu gewinnen, ist die Expedi-
tton nidii gewesen, politische Folgen hat sie nicht gehabt;
namentlich ist es ganz wkdirt zu glauben , sie sei im Inter-
esse Jerobeam's gegen den jüdischen König unternommen
worden.
fidkn^» Sieu r ins«lixift: Lbpsiüs, D. m, 252. RoMum, Wem, itor.
148 (vgl. MABPtiio, AZ. 1880, 4i ff.). Reg. I, 14, 25 ff. wird nur die Er-
oberung Jerusalems berichtet, weil, wie der Inhalt deutlich lebtt» nur
die CMbiebte des Tempeto fOr den Epitomator Intorceee hatte.
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•
^iooq I. In PftlaflsUna. Die tpfttenn Bubutiden. 387
% 320. Der Aufsehwmig der aegyptiachen Macht, welehen
cHe Thronbesteigung der neuen Dynastie herbeigeführt hatte,
war TOD knrzer Dauer, äeäonq'e I. Nachfolger, Osorkon I.,
Takelot I., Osorkon Bf., Sesonq IT., Taketot ü. treten uns
nur ganz vereinzelt auf den Deiikiuälern entgegen. In
Theben liabtMi .sie an einer von Sesonq I. begonnenen \ er-
halle des Amonsteiijpels in Karnak weiter gebaut, daneben
begegnen uns ihre Spuren in Bubastis , dem Slammorte der
Dynastie (ÄZ. 1883, 22), in l\Temphis und sonst. Allmählich
ist der Staat unter ihnen völlig zerfallen; die Obergenerftle
der Ma,' vielleicht zum Tbeil Seitenlinien des Hauses ange-
h6rig, grtbiden sich eigene Fdrstenthfimer und acfatltteln die
Oberhohdt der Bubastiden ab. SeSonq IIL, der Nachfolger
Tiikt lot's II., ist der letzte, dessen Namen wir in Theben be-
gegnen; eine lange, sehr verstümmelte Inschrift aus seinem
29. Jahre (Lei'sius, D. III; 258 a) handelt von Gescheiiken,
die er dem Amon darbrachte. Dann ging, so scheint es, der
Süden des Landes an die Aethiopen verloren (§. 351). Sesonq III.
hat im ganzen 52 Jahre regierit, dann folgen ihm sein Sohn Pimai
(reg. mindestens 2 Jahre) und sein Enkel Sedonq IV. (reg. min-
de^ens 37 Jahre, bis etwa 785 v. Ghr,). Wir wissen von diesen
Königen nur dadurch, dass sie in mehreren zu Ehren der unter
ihrer Herrschaft verstorbenen Apisstiere verfassten Inschriflen
er wäll nt werden, Danacli muss ihre Oberhoheit in Memphis
noch wenigstens zeit weil ier anerkannt worden sein. Doch scheint
ihr ei^rentlicher Machtbereich sich auf den Gau von Basiris
beschränkt zu haben; König Pi^anchi von Aethiopien erwähnt
in seiner grossen Inschrift einen Grossfursten der Ma Sesonq
von Busiris und seinen Nachfolger Pirna, die vermuthlich mit
Sefoiq III. und Pimai identisch sind. Zur Zeit dieses Er*
oberers, etwa im Jahre 775 t. C3ir., finden wir ndt)en
Urnen einen Köni«^ Namret von Hermopolis, einen »Herr-
scher« rhaq) Pefdubast von Herakleopolis magna, der den
Königsi iii;^^ trntrt, einen König Aupuat der Deltastädte Tentremu
und Tai" an, einen König Osorkon [III.] von Bubastis. Letzterer
gehört aller Wahrscheinlichkeit nach der 23. Dynastie Manetho's
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388
Viertes Buch, fünfter Absclmitt
an, die aus Taiiis stnnimen und im Jahre 823 v. Chr. [nach Afri-
canus] den Thron bestiegen haben soll. Als ihren Begründer
nennt Manetho Petubastis (Pedsebasl), ihm folgt Osorchon,
d« i. yermuthlich der eben erwähnte Osorkon III. OffealMr
hat Manetho die letzten Herrscher der 22. Dynastie lüdit
mehr als legitim betrachtet, und daher zwar aufgeführt^ aber
für die Chronologie nicht mit verrechnet. — Neben diesen
»Königen« stehen dann zahlreiche, meist als Fürsten (ur)
oder Grossfürsten der Ma, in anderen Fällen als Erbherren
(rptf) oder Noniarchen (ha^) bezeichnete selbständige Herrseher
in den einzelnen- Ganen des Delta, in Athribis, Mendes,
St bennytos, Sais u. a.; der Stadtherr von LetopcJis fuhrt
statt dessen den Titel eines Oberpriesters. Meist sind diese
Gewalthaber offenbar aus den Söldnerführern hervorgegaogeo,
und vermutblich hat der Besitzstand und das Machtverhält-
niss fortwährend geschwankt. Dass die einzelnen Staaten
eine lockere politische Gonföderation bildeten , ist sehr wahr-
schr iiilich; vermutblich wurden die Nachkommen des allen
Herl scherhauses als oberste Lehensherren anerkannt, wahrend
diejenigen Machthaber, welche den Königstitel usurpirten, da-
mit zugleich den Anspruch auf völlige Selbständigkeit erhoben.
l>('nkmäler: Lepsiüs, D. III, 255 ff. DERooQi, Inscr. 71 f. MARiEm^Hon.
dir. 77 a. b. Ein König Takelot: V. Schiodt, Textes hierogl. de Copen-
hague, 17. Ueber Familien dieser Zeit: Deveria, RAn. VIII, 7. Liebleik,
RAn. XVIll, 272. Für dieChronol. und die späteren Herrscher der 22. Dp.
sind die Apisstelen des Serapeums unsere Hauplquelle (Mariette, S^rapeum
pl. 25 bis 33). BH Manetho tritt uns hier, und ähnlich hei mehreren der
spälereti Daten (z, B. für Taharqa §. 358) die eigenthnmhclie Erscheinung
entgegen, dass das aus ihm sich ergebende Datum für den Anlan^r der
Dynastie jedenfalls nahezu oder ganz richtig ist, während die Einzel-
posten und die Gesammtsummr viel zu niedrig sind. Es mus« hier
jeilLiit.ilis ein Ausgleich zwisclien den verschiediMim neben emaiHler
regiere!i(äen Dynastien durch eine für uns nicht erkennt are IleductiOQ
der Zahlen stattgefunden iiaben ; vgl. die Uehersicht. — Die beiden ersten
Herrscher der 23. Dyn. glaubt man in den Königen Fedsibast (auf eineui
hölzernen Thürflügel des Louvre) und Osorkon III. (Lepmak«», Aeg. Mon.
te Leyden 11, 97 Nr. 330) wiederzuerkennen, s. Lkpsiüs, Konigsbuch
Nr. 612. 613.
Auflösung des aegyptUchen SUals.
389
Uebersiclit der zweinudzwanzigsten Dynastie.
Monuinente.
SeiODq I. mindeatene
Oioikon I.
Tkkdot L
Onrkon XL
defenq IL
Takeiota
htianq tSL rag.
Pimai [mindestens
äcionqlV.
21
«
28
U
52
2
37
'1
/
J. ^
Hanetho.
'Ooop^ 15 J.
ficXoi tptlc 25 [em. 29] J.
TaniXtt^C 13 J.
Somme v. 5 Reg. mind. 147 J.
irr] px'.
Die Gei^ammidauer der neun Regierungen iet demnach mindestens
etwa auf 200 Jahre (wahrscb. 943—735 v. Chr.) anzusetzen. Vielleicht
bat aber seit 828 v. Chr., dem manethonisehen Datum der 23. Dyn., diese
in der That in Tanis [urul BubastisJ zu regieren begonnen. Da der Zug
Pi'anchi's jedenfalls um 775 v. Chr. fällt, ergibt sich, dass die Herrscher
der 22. und 23. Dyu. bei demselben irgendwie vorkommen müssen; die
mehrfach aufgestellten im Texte vorgetra^!:enen Identilicationen hahen
hohe Wahrscheinlichkeit. Ob der König Pefduhast von Herakleopolis
mit dem auf piiipm Sarkophag aus Theben erwähnten K^ni^ ^'leichen
Namens, einem Schwiegersohn des unbekannten Königs Ameiirud oder
Rudamon (T.kp?iü5, Denkm. Iii. 248a) identisch ist, ist nicht zu ent-
scbeiden. Der letztere findet sich auch auf einem KrystallgefSss des
Louvre (f'iiji.Ki r, ('atal. de la Salle bist, p. 109; Marikttf:, Kamak p. 66),
uiid hat je«ieiifrtlls mit dem Aelhiopen Urdamani, dem Sohne Taharqa's
nichts zu thun. — Die übrigen Angaben beruhen auf der Pi'anchistele.
Der Ghron. II, 14, 8 genannte König Zerach von Kusch ist Erfindung
des Chronisten (s. Wellhausen, Gesch. Isr. I, 216) und hat mit Osorkoa
TOD Aegypten nicbtt» zu thun. — Sonst vgl. noch §. 392.
VL Israel unter der Herrschaft des Hauses 'Omri.
Politische Gesdiichte der Hebraeer imd iiiror Naclibarstaaten.
§. 321. An den Zer&U des Reiches David's und die
AtuplQnderung der beiden nenentsfandenen Staaten durch
§esonq knüpft ein langwieriger, zwei MensclienaUer dauernder
390
Vieileü Üuch, sechsler Abschnitt.
Bürgerkrieg (ca. 925—875 v. Chr.). Ucber seinen Verlauf
erfahren wir pfar nichts, wie denn übeiiinLipt unsere Nach-
richten üluT diese Kjiüche der hebraeisdjen Geschichte ausser-
ordentlich dürftig sind. Zu einem Resultat hat er nicht ge-
führt, wohl aber die Politik der beiden Staaten in erster Linie
bestimmt. Im allgemeinen hatten die Könige von Jerusalem
um ihre Existenz zu kämpfen, während das Nordreich weit
kräftiger war und die Machtstellung der davidiseben Zeit auf-
recht zu halten wenigstens versuchen konnte. Damit hängt
es wohl zusammen, dass die Philisterkriege noch einmal er-
neuert wurden. Als Nadah von Israel, Jerobeam's Sohn, gegen
die Philister zu Felde zol'- und die Grerr/stadl Gabbaton be-
lagerte, wurde er von Ba'sa aus dem Stamme Isaschar er-
schlagen. Der neue König nahm den Krieg gegen Juda —
wo auf Rehabeam zunächst sein älterer Sohn Abijam, dann
dessen Bruder Asa gefolgt war — eneigisch auf; dicht vor
Jerusalem legte er die Festung Rama an, um die Stadt zu
blockiren. Da schickte Asa die letzten Kostbarkeiten Ton
Jerusalem an den König ßenhadad I. von Damaskos, um
seine Hülfe zu erkaufen. So wurde Ba'sa gezwungen, den
Krieg gegen Judu aufzugeben; Asa könnt«' Rama zerstören
und ein paar henjaminitische Grenzovle besetzen und be-
festigen. Zwischen Israc 1 und Damaskos aber entbrannte ein
erbitterter Krieg, der mit kurzen Unterbrechungen bis zum
Untergang beider Staaten gedauert hat. Zunächst war er för
Damaskos durchaus erfolgreich; Benhadad entriss den Israe-
liten die Gebirgslandschaften westlich vom oberen Jordan
mit den Städten ^Ijjon, Dan, Abel und »das ganze Land
Naphtali«.
Die Quellen für diese Zeit lliessen Sussnrsl kSrglifh. Zu Grunde
liegen die »Tagebücher« der Könign von Israel und die der Könige von
Jtida ; wie dipse halbofTiciellen (§. 19) Werke i-twa beschaffen waren und
wie weil sie von einer wirklichen Ueschiclitsschreibung entfernt waren,
lehrt deutlich die InscLrilL de^ Me^a'. Aus diesen Tagebüchern ial ein
Auszug gemacht, der aber fast ausschliesslich die Königsfolge und die
Gt«ehiehte d«i T«ap«lt raa iwmkm (vgl. §. 319 Anro.) berOeksichügt
und im Obrigvii olle KOnig« nach den vom DratMonomiom auljgatellteii
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BQrgerkri«9 twiiebin Intel und Jod«* *Oiiirii
891
Gesichtspunkten Iieurtheilt. Diese Epitome bildet den Grundstock unserer
Königsbücber. Seit Achab sind in dieselbe eine Reibe ausführlicherer Er-
zafilung^en einpel«';;l, the\h ziemlich gleichzeitige Berichte, theils Legenden
und Bearbeitungen älterer Traditionen (s. u.). Für die ältere Zeit aber
üuden sich nur ganz späte und für die Geschiebte völlig werthlose Er-
findungen, wie I. 12, 21—24 [da7t! !T. 23. 15—201. c. 13. 14. — Auf die
Discussion über den Namen BenliailaJ iai\un. wahrscheinlich ßarhadad)
brauche ich hier nicht einzugehen; da^ Material s. bei Schbadeh, KCiF.
S71 ff., KAT. * 200 tT., sowie §. 336 f.
§. 322« Auch das Haus Ba*sa's hat sich auf dem Throne
nicht hehaaptot. AU sein Sohn Ela dm Philisterkrieg erneaerte
und das Kriegsvolk Gabbaton aofe neue belagerte, wurde or
in seiner Residenz Tir^a toü dem Reiterot>er9ten Zünri er*
schlagen. Aber dieser wurde nirgends anerkannt; ein Theil der
Bevölkerung erhob Tibm, das vor Gabaton liegende Heer den
Foldhauptmann'Omri zum Könige. Der letztere zog f,'egen Tirsa;
Ziiuri konnte sich nicht halten und suchte in den Flammen des
Paiastes den Tod. Zwischen den beiden anderen Prätendenten
dauerte der Kampf noch längere Zeit, bis Tiimi starb und
^Omri die AUeinberrschaft gewann (um 890 v. CShr.). £s
ist deokbar, dass bei diesen Kämpfen ausser persOnliehem
Ehrgeiz andi die Rivalität der Stämme noch eine Rolle
spielte ; aber unsere Ueberlieferung gestattet uns darin keinen
Eiiiblick.
'Omri verlegte die Residenz von Tirsa nach der von
ihm neu gegründeten Stadt Samaria (Sonirön). Gegen Da-
maskus dauerte der Krieg fort mit demselben Misserfolge
vrie fräher; ein grosser Theil von 6U#ad mit der wichtigen
Festung Rama wurde verloren, ausserdem erwarb der König
von Damaskos das Recht, in Samaria einen Bazar anzulegen
(Reg. I, 20, 34). Dagegen errang ^Omri gegen Moab wich*
tige Erfolge. Ghedbon, die Hauptstadt des Königs Sichon,
wurde erobert, die Grenze des Reichs bis in die Nähe des
Arnon vorge.schoben, fast wie zu David's Zeit. Der zu Daibon
(nördlich vom Arnon) residirende Künig hatte eine schwere
Abgabe an Vieh und Wolle zu entrichten (Reg. II, 8, 4). Die
Bedeutung 'Omri's für Israel spricht sich auch darin aus, dass
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392
Viertes Buch, sechster Ab&cbailt.
die Assyrer auch unter den folgenden Dynastien sein Reich
»das Haus ^Omri« nennen.
DUB *0iiit1 Mo«b bedrOekt hat, Mgt Me4a' ZI. 5. 7; dass das Lied
Obtr ikn Kampf gegen Stchon Nuid, 21, 27—80 hierher gehOrt, habe
ich Z. altt Wiss. I, 181 f. gezeigt. Das Lied und Mela^e Angaben etginMo
lieh gegenseitig: Ghelhon, Nebo, MMeba, Ba*at-Me*OD, Jaha?, 'A^ardt
worden erobert, die Grenie lief unmittelbar nOrdlieb yon Qirjatain ood
Daibon, Slchon wird wohl der Vorgänger von Heia**! Vater Kamdigad
gewesen sein,
9* 823. Noeh erfolgreieher war ^Omri's Sohn Achab
(Ach*ab). Mit Tyroa achloss er ein enges Freundschafts^
bündniss — »einen Bruderbund« nennt es Arnos 1, 9 — und
vermählte sich mit I/.obel, der Tochter de- lyrischen Königs
Ituba^al (§. 286). Der Krieg mit Juda ging endlich zu Ende:
Asa's Sohn Josaphat (Jehoiapat) scbloss mit Israel Friede und
Freundschaft und vernifibHe seinen Sohn Joram (Jehorflm) mit
Aehab*s Tochter Ataija (^Ataljahn). In der Folgezeit erscheint
der jüdische König als getreuer Bundesprenosse und fast als
Vasall Israefs. Dadurch wurde ihm ermöglicht, die Kraft des
Staates nach Süden zu werfen und Edom bis ans roibe Meer
wieder zu erobern. Auch Salomo*s Opbirfabrten Tersucble
er wieder aufzunehmen; aber das dafür gebaute Schiff 0
scheiterte im Hafen von 'Esiongeber. — Wichtiger noch waren
die Erfolge, die Achab gegen Damaskos errang. König Ben-
hadad IL, oder wie er nach den assyrischen Inschriften wahr-
scheinlich hiess, Hadad^ezer, war mit grosser Heeresmacht
gegen Samaria herangerüdct, aber die Belagerung wurde ab-
geschlagen, und als er im nächsten Jahre von neuem angriff*,
schlug Achab ihn bei Apheq in der Ebene Jezra'el aufs
Haupt; der König -rllist wurde gefangen. Statt ihn, wie die
Fanatiker forderten, dem Jahwe zu schlachten, nahm Aciiab
ihn freundlich auf; gegen Ruckgabe alier unter Ba*ila und
') LXX wissen auch hier mir von einem Scliill (§, 286 Anm); und dass
Pl^25< im M.T. Re^. I, 22, 49 Correctur ist, lehren die folgenden Sin-
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393
*Ooiri entnasenen Ortaehaften und Ueberiassaiig einei Basars in
Damaakos entliess er flm in lein Reiefa (856 oder 855 t. Chr.).
Politische Gründe gaben dazu die Veranlassung. Schon im
Jahre 876 war Assyrerkönig Assurnasirpai in Nordsyrien einge-
fallen, seit 859 hatte sein Sohn Salmanassar II. die systematisclie
Unterwerfung Syriens begonnen und alle nordsyrischen Staaten
bis an die Grenze des Reichs toq ^amat zahlten ihm Tribut
Im Jahre 854 unternahm er einen nenen Feldzag nach Syrien |
nm ihre ÜnabhAngigkelt zu sichom, war es dringend geboten,
daas die einseinen Staaten sich einigten« So kam eine Allianz
xn Stande, deren Mitteipnnkt Benbadad, Achab und der Kö-
nig Irchulina von Haniat bildeten; jener stellte 1200 Wagen,
1200 Reiter, 20,00i» xMann, Achab 2000 Wagen und 10,000 Mann,
Irchulina 700 Wa^en. 700 Reiter, 10,000 Mann ins Feld. liei
Karkar kam es zur Schlacht; und wenn auch der Assyrer-
kdoig den Sieg für sich in Ansprach nahm, jedenfalls war
er nicht im Stande, zu weiterem Angriff Torzugdien (s. §. 336).
üeber die hier und iiu Folgenden erzählten Kriege besitzen wir in
Reg. I, 20. 22. II, 3, 0, 24- 7, 20. 8, 28 f. 9. 10 einen Auszug aus einer
«flbnbttr bald ntch den EnisniiMn gtaebriebMicii BnShlimg« dia den
hftlbbiBtqtbchen Cbankter trtft, wtIclMii die Begebenheiten im Munde
dee Volkee eebr bald anaebmen; vgl. Wku^vhkb, Cinleitang S49 ff. Die
Details alad nur mit Yoisiebt tu benutien; 82 »Kflnige«, welehe naeh
Reg. 1, 20, 1 dem Benbadad folgen, bat es, wie die aMyriscben Insebiiften
lehren, in Syrien nie gegeben. Auch der »König« von Edom II, 8 stebt
im Widerspruch mit I, 22« 48. lieber den I, 20 eingelegten Prophetea
s. WrLi,HAUPEX 1. c. — Ueher den assyrischen Namen Benhadad's II.- ge-
nügt es hier auf Schradlh, KGF. 371 Ü'. 53<S. KAT. ^ 200 lu verweisen. Die
Ideotitftt des Kamän-idri (oder Dadda-idri) peschnebeneii Königs mit
Benhadad II. ist völlig zweifellos. Der Assyrerkrie^ wird in den Königs-
bütlifcin nicht erwähnt; es ist aber klar, dass die Allianz zwischen Israel
und Damaskos und ihr gemeinsames Auftreten bei Karkar 854 v. Chr.
die Folge des Sieges tod Apheq ist. Der Friede zwischen Israd tmd
Damaskos danerto naeb Reg. I, 32, 1 t swei Jabre Ons dritte OUt der
Wiedeiausbnieb des Kriegs), mitbin in die Jabre 855/4 oder 854/S» und
Aebab*k Tod im neuen Kriege entweder 858 oder 852.
§. 324. Kaum war die Ge£ahr vorüber, so brach der Krieg
swisdien Israel and Damaskos Yon neuem aus. Benbadad wdlte
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394
Vitrtat Boeh, ssefaitar Abtohiiht.
Rama in Gilead nicht herausgebfln. Im dritten Jalire nach
d«r Schlacht von Apheq tag Achab mit sdoem Bunde^^enoeten
Josaphat gegen die Stadt, fand ai>er im Kampfe vor dendben
seinen Tod ; Rama blieb im Besitze der Syrer (853/2 v. Chr.).
Nach dem Tode Achal/s wagte es König Mesa' von Muiib
die Tributzahlung an Israel einzustellen und den Kampf um
die GrenzdistricLe wieder zu beginnen. Er hatte guten Erfolg :
Medeba, Nebo, Jahas, sowie das von dem Stamme Gad »seitEwig-
keit€ bewohnte 'Atarot Warden zurädLgewonnen, die Bewohner
meist »dem Kamod zur Augenweide«, od« wie die 7000 Ein-
wohner von Nebo, »weil sie der 'Altor-Kamoi geweiht waren«,
niedergemacht (g. 809). Aach nach Süd^, gegen Ghaorn*
nain, kämpfte Me^a' erfolgreicli. In den eroberten Orten
wurden meist muahitische Colonisten angesiedelt, auch eine
Reihe neuer befestigter Ortschaften anp'elotrf. Auch sonst
war Mesa" ein umsichtiger Herrscher; überall im Lande liess
er Gisternen anlegen, über den schwer zu passirenden Arnon,
der Moab in zwei Theüe theilt, führte er eine Strasse. Die
Inschrift eines grossen ki seiner Residenzstadt Daibcm auf-
gerichteten Attarsteins (bama) TerkOndet ans die Thaien dea
Königs. Erst Joram (Jeboräm), Aehab's jüngerer Sohn —
der ftKere Achazjahu war nach kurzer Regierung gestorben —
nahm die Wicderunterwerfuiij^^ des Rebellen energisch in Au-
griff, Mit dem durch die StreiikraRe des Vasallenstaates
Edom verstärkten Kernig von Juda zusammen zog er von
Süden her, durch die Wüste Büdlich ¥om todten Meer, gegen
Moab. Die Feinde wurden geschlagen, das Land weit and
breit verwästet, Mesa* in der Feste Qir südlich vom Amon
eingesdÜQSsen. Als die Noth aafs hOcfaste gestiegen war,
brachte er seinen ältesten Sohn auf der Stadtmauer den Gdi*
tem znm Opfer. Dassdbe hatte Erfolg; die Israeliten mossten
abziehen — aus welchen Gründen wissen wir nicht — , Moab
behauptete seine Unablulngigkeit (um 848/7 v. Chr.). Aach
Edom fiel nach Josaphat s Tode von seinem Sohne Joram ab
und konnte trotz harter Kämpfe nicht wieder unterworfen
werden.
I
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UM Ton ÜMb« SUin des Hmum *Oiiiri.
395
Ob IhMlirUI Mflia's iit 1668 von CUni&tr gsftmdM wovdin; Muie
grone PnbUeaUoQ ist mir tinxagftnglicli. Aus d«r Literatur Ober die-
selbe ist hervorzuheben: Gannfvo, RAh. XXI, 184 f. 357 ff. Nöldkkr,
Die Iiischr. des K. Mesa 1870. Schlottmakn, Die Siegessäule Mes'as 1870«
und ZDM. XXIV, 243 ff. 438 ff. Dass die in derselben ei /.filillen Ereignisse Yor
den Feldzug Jorams anzusetzen sind, i=t allgemein anerkanut. Dann ist
aber entwcripr ti^r jüdische König, der diesen unlerstützle, nicht Josaphat,
sondern seni öohn Joram (^ine Vertauschung der Naaieu in der nicht
mehr rein historischen (§. 823) Er/.llihing Reg. II, 3 ist sehr denkbar),
oder der letztere hat hüchäleiiä zwei Jahre re^jiert, nicht acht (i^eg.
U, 8. 17).
§. 825. Inzwisefien hatte Benbadad^ nachdem er zwei neue
Angrifife Saimanassar's (850 und 849) abgewehrt hatte, den
Angriff auf Israel erneuert — vielleicht hat die Kunde davon
den Abzug aus Moab veranlasst. Joram wurde in Saniariu
belagert und au£s äusserste bedrängt, als die Syrer aul die
Kunde von dnem feindlichen £infall plötzlich die Belagerung
aufgabt, yermutblich war es die Nachricht "von dem im
Jahre 846 zum vierten Mal wiederholten Angriff Salmana$-
8ar*s auf Syrien und spedell auf Damaskos (§. 337), welche
Benhadad zu schleuniger Umkehr nöthigte. Bald darauf wurde
derselbe durch seinen Feldliauplinann Chazael ermordet. Gegen
ihn zog Joram, wieder von dem judischen Könige Achazjah,
dem Sohne dos inzwischen geslorlxnen Joram, begleitet. Bei
der Belagerung von Rama wurde der erstere verwundet, die
Könige begaben sich zur Heilung nach Jezra'ei. Diese Ge-
legenheit benutzte der israelitisehe Feldhauptmann Jehn, um
sieb von den Truppen zum K5nig ausrufen zu lassen. Eil^ds
begab er sich dann nach Jezra*el» machte die ahnungslosen
Könige nieder und rottete das ganze Haus Achab*s aus, ebenso
alles, was ihm von den Verwandten des jüdischen Königs in
die Hände fiel (um 843 v. Chr.). Das »Blulhud von Jezra'elt,
das lange im Andenken des Volkes haften blieb — noch ein
Jahrhundert später spricht Hosea (1, 4) mit Abscheu davon —
wai' nicht nur eine politische Revolution, sondern zugleich das
Ergebniss einer religidsen Reformbewegung, deren Betrachtung
wir uns jetzt zuzuwenden haben.
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396
Viertes Buch» teehtter Abeduült.
Upher die nnelle vgl. §. 323. — Chronologie. Die 5cheiiibar sehr
genauen Uateri der Königsbüchrr beruhen durchweg: Oms ;uif die letzten
Zeiten des Reiches Juda) unf Spielereien mit der Zalil 4u, der Dauer einer
Generation nach hebraeischer Anschauung ; überdies liegt das Schema zu
Grunde, dass von d^r Frhnnnng des salomoni'^chen T»Mii[tpls bis zum
Ende lies Exils zwölf Geueralionen = 480 Jahren verliossen seien (§. lÖ6j.
»Sie stimmen weder mit den as'iyri'.chen Angaben, noch milder tyri^hen
(Ihronologie (Achab regiert traditionell 918—897, sein Schwiegervater
Ituba'al nach Menander 885—854). Der Synchronismus zwischen beiden
Reichen ist noch später eingelegt und rein künstlicli: in Wirklichkeil
bestehen zwischen den für Israel und Juda gegebeneu Zahlen ziciuJicli
beträchtliche Differenzen (vgl. auch §. 35G). S. Wf-llhaisen, Zeitrech-
nung des B. der Könige, Z. Deutsche Theol. XX, <!07 ft. Krft, Zur
Zeitr. des B. der Könige, Z. Wissensch. Theol. 1S77, 404 ff. Wnu
BADSER, Einleitung 264, Geschichte I, 285. Stads, Geiehicble 88. Ver-
gleiehung der assyriieheD und bebraeischen Nachrichten: Schbabii,
KAT. 458 ff, [RecoostractionsYeiüuebe von Dcngxer, Gesch. d. Att., Will*
BAOSEir, ]. c, Kampbauser, Z. altt. Wtss. III, 198 ff.]. — Somit ist nur eine
Approximativrecluiang möglich. Fflr dieselbe dienen als Ansgangspunkte^
dass nach den assfrisehen Angaben Achab noch 854 ($. 828)t Jehu sefaoa
842 [§. 837; trad. 884 bis 856] regierte. Weitere Anhaltopankte geben:
die tyrisehe KOnigaliste ($. 286); das nianelhonische Datum fOr ^
tenq I. (948 [?] t. Chr., |. 816); endlich die Thatsache, dass Achsb
bdehstens die Yierle, sein 2Seitgenosse Josaphat die dritte Generation adt
Saiomo*s Tod reprltsentirt. Ferner danert nach Heia* ZI. S die Ftaid-
herrsebart Aber Moab (*Omri and Aehab) 40 Jahre, die Regienmg seinsi
Vaters 80 Jahre (ZI. 2). NatOrltcb sind das runde Zahlen; man sieht,
wie wenig auf eine genaue Zeitreehnng Gewicht gelegt wurde. — Ueber die
Könige von Damaskos s. Reg. I, 15, 18; ob Chezion der Sohn Rezon's wer,
wissen wir nicht. Ueber die Werthlosigkeit der Angaben des Ni& DsiD.
bei Jos. Ant. VII, 5, 2 s. Freudenthal, Hellenistische Studien. Schräder,
KGF. 879 ff. Auf diesem Material beruht die nebenstehende KOnigsliste.
Anfänge des itraelttiichefl Monotlioliniiii.
§. 326. Wir haben früher gesehen, wie gegen Jahwe^
den Nationalgott, alle übrigen Gfdtter völlig zuröcktreten
und er im Gnlt und in der Anschauung des Volks durcboos
die erste SteUe einnunmt (§. 311). Hieraus entwickelt sich die
Forderunpr der Alleinverehrung Jahwe*s. >Du sollst dich vor
keinem anderen Gotte beugen; denn Jahwe's Name ist der
Eifersuchtige y ein eifersüchtiger Gott ist er« (Exod. 34, 14).
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Chronologie und Königsliaie.
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Viertes Buch, »eefaitar Abscbmtt.
Die übrigen Göttor sind durchaus reale Mächte, deren Existenz
zunächst in keiner Weise bestritten wird; aber Jahwe will
die Ehre nicht mit ihnen theilen, er ist mit Israel aufs engste
yerbonden und verlanfl^ von ihm, dass es ihn allän als seinen
Herrn y der ihm Existenz and Sieg Terleiht, anerkenne. In
Aegypten vaad Indien entwickelt sich der Monotbeismns ans
pantbeistischen Specttlationen und aus dem Bedürftilss, die
Machtsphären der einzelnen Gottheiten auszugleichen, sie zu
verschmelzen, und ist daher ein theologisches Mysterium ; in
Hellas ist er das Ergebni.^s [»liilosoj>hisrhon Denkens ; aber in
Israel — und ähnlich später in Arabien — beruht er auf
dem Princip der Exclusivit&L Daher tritt er hier zun&chst
rein negativ auf; die Götter Terschmelzen weder za einer all«
nmfkssenden höchsten Einheit, nochyerschwinden sie als Pban-
tasiegebilde vor einer philosophischen Idee, sondern ihnen
allen wird ihr Recht auf Verehrung (und m einem späteren
Stadium ihre Ejcistenz) bestrillen bis auf Einen. Der Begrifif
der Persönlichkeit wird daher hier nichi aufgehoben, sondern
weit schroiTcr herausgebildet, und darauf bt'rulit es, dass hier
die monotheistischen Ideen in die Volltsreligioii eindringen und
sie vollkommen umgestalten konnten, während sie überall
sonst imm^ theologische oder philosophische SpeculatiODen
geblieben sind.
Die gangbare Auffassuog, ilass der israelitische Monotheismus —
dtm man 4aii& di6 ebflttfidi-theologischen , zum gratMn Thctt auf grie*
ebifchaii Idaen berabaiiden Aneehaoungen QDtareehiabt — etwas Einiif-
artiges und raligifls betoadeif Hoehttebandss sei, ist iirig. Sebie Ba-
dentimg besteht darin, daia er VoUnreligion werden konnta.
§. ^27. Daneben geht das Streben einher, den CuUus
der Gottheit rein zu erhalten; durchweg werden ja Neuerungen
auf religiösem Gebiete von den Anhängern des Alten als Ver-
mischungen angesdien. Dem Jahwe ein Gussbild von Gold und
Silber zu machen hatte man von den Eana^anaeem gelernt.
Wenn man dasselbe am ANar aufrichtete, so konnte es
scheinen, man bringe nicht dem Jahwe, sondern einem an-
deren Wesen, einem Menschengebilde, die Opfer dar, oder man
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AUAinvorehning Uhwt%
399
«winge ihn in eine Gestalt, die nicht er selbst sich zum Wohnsitz
gewählt Das Bild erscfa^nt ja primitiven Völkern immer als
etwas Uagisdies, GeheimnissvoHes^ das seüie tigene JSxistenz
hat; nmr schwer begreift man es ab blosses Abbild. So ent'>
stand die Forderani^: >6nssgötter, Götter von Silber und Gold
sollet du dir nicht niach'jii . (d^xod. 20, 23. 34, 2). Natür-
lich trifft aber das Gebot nicht die heiligen Steine, Masseben
u. ä. , in denen sicli Jahwe selbst manifestirt hat. Andere
gingen noch weiter; eine von Jehonadab, dem Sohne Rekab's,
begründete religiöse Genossenschaft verwarf alle Elemente der
Gcdtor, Ackerhau, Weingennss, das Wohnen in Hänsem« mid
kehrte zum Wüsienleben zurück (Reg. II, 10, 15. Jerem. 85). —
Ihren nächtsen Ausdruck erhatten diese Ideen in der Yor-
stellnng, dass Jahwe bestimmte Forderungen aufgestellt hat,
auf die hin er Isiacl zu seinem Volke gemacht hat; dieselben
hat er dem Mose am Sinai offenbart und verlangt ihre ße-
f^tl^'ung. Die ersten Aufzeichnungen dieser Gebote, sowohl
der rein religiösen Satzungen, wie der Satzungen des Rechts
und der Moral, gehören dieser Epoche an. Allmählich Ter-
> schiebt sieh so das Verh<niss zwischen Jahwe und Israel ;
wenn ursprünglich beide unzertrennlich mit einander gegeben
sind, steht jetzt der Gott über dem Volke, das er sich erwfthlt
hat; das Verhiltniss wird em gesetzliches, das auf einer Ver-
pflichtung des Volks, einem »Bunde« (brit) beruht.
Die ältesten Aufzeicbnungen der Hebote sind das »Goethe'sche Zwei-
tafelgesetzc, Exod. 84, und das »Bondeabuch«, Cxod. 20, 23— 2d> 80 [mit
Interpolationen], vgl. 24, 3—8, in dem alle Bestimmungen des ersteren
wiederk fahren. Entweder das Bunde^^linrh (WEU.HArsE??) , oder, was mir
wahrst fu inlicher ist, Exod. 34 (Dillma.nn, StaI'k) hat der Jahwist in sein
Werk aufgenommen. [Aeuerdinps hat Jülicheh, Jahrb. prot. Theol. 1882.
79 IT. 272 ff. bestritten, dass das bundesbuch jemals gesondert existirt babej.
§. 828. Die Spitze der monotheistischen Bewegung richtet
sich gtgeii »den Ba'al« als den Hauptrivalen Jahvve's (§. 311),
ähnlich wio Chucnaten keinen der aegyptischen Götter ener-
giM lier vorfol^Mr Amon (§. 227); die hervorragendsten
Vertreter der Bewegung sind die Jahwepropheten. Dass dagegen
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400
die Könige nicht geneigt waren, ihren Forderungen nachzu*
gdMli, ist begreiflich genug. Zwar wir Achab, wie schon
die NasMO seiner drei Kinder beweiieD, ein eifriger Veretarer
lahwe'e« seine Propheten standen bei ihn in grossem An*
sehen, wenn et anch natOrlieh eelne Politik nicht in «Hern
und jedem nach ihren Orakeln einrichtete, und gelegentlich
g^n Eiferer und ilmi unbequeme Heilige energisch aufgetreten
sein mag. Aber daneben verehrte er den Ba'al, wie es
heisst, speciell durch seine tyrische Gemahlin veranlasst , und
baute ilun in Samaria einen Altar. Zwar liess Joram die
Ma^feba d^selben entfernen (Reg. II, 3, 2), aber den Eiferern
genügte das nicht Andere Gründe der UnzofHedeniseit moefa-
ten hinzu kommen — so hatte Achab an Nabot von Jeira^el
und sehier Famüie efaien Justizmord begangen, mn sich seines
Gntes cu bemftchtigen, woffir ftm der Pro^iet Elia Yon Tiöbe
die Strafe Jah\v(-'s angekündigt liulte — die missliche poli-
tische Lage konnte als Folge des Zürijens Jahwe's betrachtet
werden; genug, es scheint pine starke Strömung zu Gunsten
der Reform vorhanden gewesen zu sein. Von dem Projiiieten
Elisa erhielt Jehu die erste Anregung rar Empörung, nnd
nach seiner Throniiesteigang erfttUte er, von Jdxmadab «lier-
stfitat, die Forderung der Fanatiker. Unter dem Vorwande
eines Festes worden alte Priester nnd Propheten des Wal m*
sammengeioelct und niedergemacht, der Tempel und die Maseeben
desselben zerstört. »So vertilgte Jehu den Baal aus Israel <.
Die Angaben aber AchaVs Ba'alciilt Reg. I, 17, 81— 33 a. II, 3, 2,
vg]. 10, 2ß f. sind nicht klar. Die Erzählungen von Elia Heg. I, 17
bis 20 und die Angahe, Aefaab habe den Jahwecultus rerfolgt und alle
seine Propheten bis auf einen umgebracht, sind völlig unbistorisch und
erst in der folgenden Epoche entstanden (§. 361). Die Geschichte von
Nabot liegt Revr. II, 9. 25 f. in älterer, I, 21 in späterer Fassung vor. — Was
von Heg. 1, 15, 12. Iti, 7. 22, 47 historisch ist. Iftssi sich nicht entscheiden.
S. 939. Korse Zeit darauf wurde in Inda das gleicbe
Ziel erreicht. Nach Achazjuh's Ermorduns; halte seine Mutter
Atalja sich der Regierung bemächtigt und ihre Enkel samml-
Jich aus dem Wege geräumt Nur der jüngste, Joes, wurde
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StoR det Ba*al in IbimI vmA Joda.
401
gerettet und Ton dem Jahwepriester Jehojada* aufgezogen. Nach
sechs Jahren (um 837 v. Chr.) stürzte derselbe die Atalja und
setzte Joas auf den Thron. Dann aliinle er das Beispiel Israel's
nach; in feierlicher Vei -mumlung vt rptliclUete er den König und
das Volk, den Geboten Jahwe's zu gehorchen, »zum Volke
Jahwe's zu werden«. Der Tempel des Ba'al wurde zeisidrt, sein
Priester Mattftn erschlagen. Von einem Auftreten gegen den
Bilderdienst oder gegen die untergeordneten Gottheiten ist aber
* weder in Israel noch in Juda die Rede ; die Altfire der letzteren
(g. SlO) blieben bis zmn Jahre 622 in Jerusalem best^en. Deut-
lich erkennt man, dass es steh zunächst nur mn den Primat
Jahwe's handelte, der durchgeführte Monotheismus dagegen
wohl ais i orderung Einzelner auftrat, aber den Anschauungen
der Masse noch völlig fremd war.
Zu Reg. II, 11 vgl. WsLLH^usDt, Eiiüeitang 258.
Literatur.
§. 330. In die behandelten Zeiten fallt die weitere Aus-
bildung der Erzfdilnngen von den Ahnlierren des Volks, den
Gründern seiner HeiligUiümer (g. 309), und die allmähliche
— mündliche oder schriftliche — Ausgleichung der verschie-
denen Traditionen zu den feststehenden uns vorliegenden
Fonnen. Derselben Zeit gehören auch die Erzählungen von
den Anfängen des Menschengeschlechts an, wie Jahwe Mann
und Weib gebildet und in ehien herrlichen Garten im fernen
Osten gesetzt, aber ihnen verboten habe von der Baumfrucht zu
essen, welche Erkenntniss v ii ::nf und böse, d. h. von nützlich
und schadiieJi, und damit dll» i r^hore hitelligcnz gewählte,
wie sie, von der Scliiange verlüiirt, ungehorsam waren und
desshalb verjagt wurden, damit sie nicht auch von dem
Lebensbaum ässen und d^ Göttern gleich würden, wie sie nun
im Schweisse des Angesichts den Acker selbst pflügen müssen
und Schmerz und Tod leiden, wie dann die Göttersöhne (§. 311)
von den Töchtern der Menschen die Riesen zeugten, wie die
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402
Viertot Buch, sechator Abwlinitt.
Uenschen sich Tennehrten und in der Ebene Smeor einen
grossen Thurm bauten, d«r bis m den Himmel ragen sollte
— es liegt dabei eine dunkle Kunde von dem Beltempel in
Babel zu Grunde (vj. 1^)9) — und Jahwe ilire Sprache ver-
wirrte und die Völker /j i -t reute. Von der poeUscheu Literatur
dieser Zeit sind uns einige Bruchstücke erhalten, vor allem
der Jakob in den Mund gelegte Segensprach für die zwölf
Stamme (Gen. 49), daneben Bruchstücke aus jodaeischen
Liedersammhing »Buch des Gerechten c (darunter das Klage-
lied um Saul's Tod 297), und aus der israetttiacben »Buch
der Kriege Jahwe'sc (darunter das Siegeslied über SUshOn
§. 322). Durchweg zeigen dieselben frohe Kampfeslust, gelegent-
lich aucli niuihii.Mjn Trotz ?egen die Nachbarvölker, daneben
eine zufriedene Stimmung, die des Schut7e>; und der Macht
Jahwe's gewiss ist und selbst durch die vorübergehende Noth
einzelner Landestheile nicht getrul>t wird (Gen. 49, 1&
19. 23).
Ueber die älteste Form der Urgeschichten s. Wkllbai»em, Jahrb.
Dwitseh. TheoL XXI, 898 ff. F^mbmu DnimcB, Panui. 98 M vtr^
matiiet, dan die PanuHeMsenlhlung aas Babyloiiieii stamme und
enliMhen ünpnmKi aei; dem letxteren widen|uraehen aber die Sprache
wie die religidae Aneebaumig auf das entacbiedeoaie; vgl. die tteffsodeii
AnsRlbmngeii Ton DnxiiAinf, Ber. Berl. Äk. 1882, 427 ff. Daes sie durch
babylonische Sagen, die eieh ja seit Alters nach Syrien verbreitet
haben, beeinflusst sein mag, soll nicht geläugnet werden, ist aber bisher
nicht zu erweispn. Bei der Scliildening der Lncalit.1t des Paradieses hat
der .lahwist wohl jedenfalls an Rahyloiiieii ^'edacht, hat alief von dem-
selben nr'.tfM Ticli nur unklare Ansehauuiiy;en. Anders veriialt es sich
mit der erst weit sjiäter ein'„'eU'v;t*"n Sündfluthgeschichte 177 t. - Zum
»Buch des Gerechleu» vgl. Wfllhai >i:n, Einleitung 286. Dnss der Segen
Jukub b iu die erste Epoche der Syreri^riege lallt, wo beide SUaten sich
das Gleiebgewieht hieüeti, echeinen v. 19. 23 za lehrea. Tielleichl ge-
hören denelben Zeit auch die Bileam in den Mund gelegten Segene-
sprfiebe Num. 28. 24 an.
§. 331. Um das Jahr 840 etwa ist das Werk des sog.
lahwisten geschrieben ^ das älteste hebraeische Geschichtswerk —
denn die weit filteren Erzftlilangen von Gideon und Abiinelek, toh
Saul und David sind vorwiegend Hoijgeschichten von wesentlich
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8t§«i und DictatangeiL D«r Jahwitt,
403
anderan Charakter. Der Verfasser war zweifelsohne ein Judaeer,
und steht TÖllig auf dem Boden der g. 326 f. entwickelten An-
schauungen. Et enählt die Sagen Ton den Anfängen des
Menschengeschlechts und der Urgeschichte IsraePs in echt
volkstiiümlicher Weise. Er hat seine Freude an Kampf und
Sieg, der Nationalhass «^^e^cn Moab und 'Ammon spiegelt sich
in seiner Darstellung in prellen Farben wieder i^Gen. 29, 30;
vgl. die Bileamerzählung). Was ihn besonders auszeichnet, ist
die Reinheit der Wiedergabe der Ueberlieferung, die schlichte
und anmuthige Darstellung, die Natörlichkeit der Mötive, die
gegen den religiösen Pragmatismus der Späteren sehr vor-
th^haft absticht Aljgesehen davon, daas die Grtlndnng
der wichtigsten Goltnsstätten (Pnnel, Sichern, 6et-el, He-
bron, Beerseba* u. a.) mit Liebe und Ausführlichkeit er-
zählt wird, spielt die Religion nur an * iner Stelle eine her-
vorragende Rolle, da wo Mose das Vulk zum Sinai führt
und ihm Jahwe seine Gebote mittheilt. Hier hat der Ver-
fasser die Gesetze des »Bundes« eingelegt (§. 327) und da-
durch seinen rdigiösen Standpunkt formulirt. Nachdem so
die Nationalit&t braeFs hegröndet ist — denn diese besteht
ja darin, dass Jahwe sein Gott ist — zieht es zur Eroberung
Kana*ans. Hier fehlte es, wie wir frflher gesehen haben,
an irgendwelcher Ueberlieferung fast völlig; der Erzähler be-
gnügt sich damit, aus den späteren Zuständen die Entwicke-
lung in kurzen Zügen zu reconslruiren. Die Eroberung Ka-
na'ans, die nicht mit einem Schlage, sondern langsam vor
sich ging und erst durch das Königthum vollendet ward, das
die Nation einte und »Israel stark machte«, ist ihm die höchste
Gabe Jahwe^s und zu gleicher Zeit die Garantie für den
Glauben^ dass der Gott sein Volk nicht im Stiche Ifisst Ob
das Werk von ihm noch weiter in die historischen Zeiten
hinabgeführt wurde, ist bisher nicht ermittelt.
Die Zeit der Jebiristen ergibt rieh (abgesehen von den Daten,
welebe die Religionegewhiehte an die Hand gibt) aus den Angaben fiber
Edom (Gen. 27) und dem friedliehen Verkehr swischen Isaak und den
Philietem (Gen. 26), welcher leigt, dais die Epoche der Pbilisterkriege
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Viertes Buch, sechster Abschnitt.
zu seiner Zf^it längst vorflber war. u. a. Zur Charakteristik vgl. Wox-
HALSEN, Gesch. I, 374, ferner Z. allt, Wiss. I, 141 ff. — Es ist dringend
geboten, den Spuren des Jahwi.stcn und des Klohisten in (Jen späteren
BQchern ^»'''"J^'J^r niiclizutfehen ; vgl. Exod. 17, 14 (Deut. 25. 17) und
Sam. I. 15, 2; Jus. ti, 2() und Heg. l, Iti, 34; die Benulxung d«
*I3D Sam. U, 1, 18, Heg. i, 8, 13 LXX,
. ^ 1^ d by Googl
FOnftes Bnch.
Die Zeiten der a^syribclieii Grobsmaclit
L Die Begründung des grossen Assyrerreichs.
Ueberblick.
§. 3B2. Das elfte mid zehnte Jahrhundert gestattete dor
locakn Gestaltung der Länder Yorderasiens ToUe Freiheit
Wfihrend das attersschwache Pharaonenreich seinw Unter-
gang entgegenging, bildete sich Im södUehen Syrien eine neue
Nation, die ein reges und eigenartiges geistiges Leben ent-
wickelte. Die phoenikischen Kauffahrer verbreiteten die Er-
rungenschaften der Civilisation Syriens nn alle Küsten des
Mittelmeeres, und schon traten die Anwohner des aepaeisclion
Meeres in den Kreis der Gulturvfilker ein, wetteiferten mit
den Fho&oikBm in Handel und Schifi'ahrt, besetzten eine Küste
nach der andern, und gelangten dadurch zur Entwickelnng
eines reichen poltUsdbien und geistigen Lebens. Es ist das
Verhftngniss Vorderasiens gewesen, dass die Gulturentwicke-
lung Sjrriens nicht zu einer umfassenden, kräftigen politischen
Gestaltung geführt, ja dieselbe eher gehindert hat. Die phoe-
nikischen SecstfirÜP hatten kein tntere.-se, das commerciell von
ihnen abhängige Hinterland auch poütisch sich zu unterwerfen.
Die Handelsstädte Syriens Yerfochten ihre Autonomie g^en
die Nachbarn, aber auf umfassende Eroberung ging keine aus,
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Ffinftet Bach, ef8l«r AbeehoitL
auch Dainaskos nicht, trotz der Versuche seiner Försten^
einen Thell des israelitischen Gebiets zu gewinnen. Die fae-
braeische Nation war in sich zerrissen und erwehrte sich mit
Mühe der Angriffe ihrer Nachbarn. Seit den Zeiten des Cheta-
reichs hat sich eine syrisclic Grossmacht nie wieder gebildet.
So ist es gekommen, dass als jetzt am Tigris ein erobernder
Militärstaat unter energischen, vor keinem kämpf zuröck-
scheuenden Fürsten entstand, ihm nachhaltiger Widerstand
nirgends geleistet werden konnte. Die Erfolge Assyriens be-
ruhen auf sdner miiitfiriscfaen Organisation. So wenig wir
im einzelnen über dieselbe wissen, daran kann kehl Zweifel
herrsehen, dass das kränze Volk Krieg und Eroberung als
seineu eii^eiitliclien Lcboiisberuf betrachtete, und je mehr Er-
folge errungen wuidon, desto mehr raussten alle anderen
Seiten des Lebens da^'egen zurücktreten. Ihm gegenüber
standen die syrischen Kleinstaaten, in denen vermuthlicli wie
in Israel (§. 303) jeder Besitzende zugleich die Pflicht hatte,
im Falle der Noth die Waffen zu tragen und das Land zu
vertheidigen, aber im tflglicben Leihen anderen Beschäftigungen
nadiging, dem Ackerbau oder dem Handel und der Industrie.
Die einzige grössere Militftrmacht war Aegypten: hier aber
bestand die Kriegerkaste aus fremdländischen Stildnern , die
das Land nach Möglichkeit ausbeuteten, aber militäriscli
offenbar niclit mehr getau^^t haben als ihresgleichen meistens
in ähnlichen Fällen. So war das Ergebniss von vorn herein
entschieden: die zwei Jahrhunderte der assyrischen Kriegszäge
haben den politischen und nationalen Untergang der Stänmie
Syriens herbeigeführt. Der Fortgang der Entwickelung IQhrt
dann weiter zur Vernichtung der Nationalität In ganz Vorderasien.
■
Die Eroberungen Asiurnftf irpal's und Saimanatsar'f N.
g. Wir haben früber gesehen, wie da? von Tig-
ialpiieser 1, beberrschle Reich bald nach seinem Tode verfiel,
wie wenig später eine vollständige, mehr als ein Jahrhundert
umfassende Löeke in unserer Kunde über Assyrien eintritt
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Aasyrien im sehnten Jahrtrandert.
407
Erst um 950 v. Chr. begiiineQ die zunäclist sehr dürftigen
Nachrichten aufs neue« Damals regierte Assurdän II., der als
Erbauer eines Ganals erwShnt wird (I R. 38, 2, 20). S&n
Nacbfolger Ramdniilrfiri II* (f 890 v. Chr.), Yon dem Bauten
am »Tigristhor« erwfthnt werden (ib.), besiegte den König
Sanfiaforadammiq von Babylon in einer Schlacht am Berge
Jalman und führte den Krieg gegen seinen Nachfolger Nabu-
siinii>:kijn woitor. Im Frieden, der durch ein Ehebiindniss ge-
siclieit wurde, ward die Grenze bei der Stadt Tilbari südlich
vom unteren Zab testgesetzt. Der nächste König Tugulti-
ntnep II. (890 — 884 t. Chr.) hat in den nordwestlichen 6e»
biigen gekAmpft und an der Quelle des Subnat, des ersten
Nebenflosses des Tigris, n^)en der Statue TiglatpUeser's sein
BDd errichtet (Insehr. Aläurn. I, 119). Die Gebirgslftnder
weiter nach Osten bis zum Wansee, der Haupttheil des Landes
Kirch! (§. 247), sind dagegen trotz wiederholter Angriffe nueii
im wesentlichen unabhängig geblieben. Sonst richteten sich die
Kämpfe dieser Herrscher namentlich jregen die trotz zahlreicher
Feldzüge nie völlig bezwungenen Stamme des Gebirges Kasjar
(Masius) südlich vom Tigris und gegen die Aramaeer Meso-
potamiens. Wenn unter Aüumfisirpal Nisibis, Guzan und
das Thal des Ghaboras, wie es scheint auch Gharrftn den
Assyiern gehofchen (g. 276), so sind sie entweder seit dem
zwölften Jahrhundert immer in Abhängigkeit geblieben oder von
den Königen dieser Zeit unterworfen. Im Osten sind die Gebirgs-
stämme von Chutuskia (ChnbuSkia) und Kirruri (am ubeifn Zab
und bis zum Urmiasee) tributär, und südlich vom unteren Zab
finden wir unter Alsurnäsirpal einen assyrischen Statthalter
von Dagara im Lande Zamua. Auch die Scheichs der Land-
schaften Laki (§. 232) und Suchi jenseits des £uphrat, deren
befestigte Burgen meist am Ufer des Stromes oder wie Anat
auf einer Insel in demsellien lieg^i, zahlen gelegentlich Tribut
(vgl. Adiumas. I, 93 ff., m, 47).
Der dunklen Zeit gehört a\uii König A^urnAdinache an, der das
Mausoleum des IrbarnmAn, wabisclieinlich seines Vorgäiiirers, haute (l R.
28f 2| 4 Ü'.)i ebenso verinuLhUcb der König, von dessen FeldsQgen, nm-
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408 Fünftes Buch, erster Abschnitt.
mentlich gegen das Land Arimi d. tu di« AmntamlSiiina Hesopota-
ndmm, aiwr auch gegen BftbylflDien n. a, HI R. 4, 1 die Rade iat Viel-
leicht bandelt von diesen Kiopfen aaeh Reg. II, Id, 12, wo Sanberib
sagt: »Meine Vtter haben Gönn (an. Gutan, $. 87<0, Gharran, Refeph
(aae. Raiappft) Qtt^ ^ Bne-*Bden in Til-afar (aw. Bit-Adiai |. 875)
aeisUhi (d. h« erobert)«. LeUteres ift von Salmanassar II. deflnltiT unter-
werfen, die vorher genannten CM>iete, die sämmtlidi in Mestqpoiamieo
zu suchen sind und in der sog. Venvaltungsliste (§, 340.) als assATi-^che
Provinzen erscheinen (s, §. ;>44;, sind niithhi wahrscheinlich unter
seinen Vorgfingern erobert. — Die Kennini';'« des von Raniännirari II.
haadehiden Fragments der synchr. Tafel verdankt» ich Fu. Dfinz-cn. -
Unter rtnrriAjmirari II. beginnen die Ueberreste des Eponymenkanons
§. 334. Tuguitininep's II. Sohn Assunuisirpal (884 bis
860 T. Chr.) nahm sofort nach seiner Thronbesteigung neue
umfassende Erobertingen in Angriff. Zunächst zog er in die
östlichen Gebirge, bekriegte die Lftnder Nummi und Kircbi,
und nahm den Tribut von Ghutuikia, Kirruri und Girzan (am
Urmiasee) entgegen; über Kirruri und Kirchi wurden Statt-
halter gesetzt. Dann galt es einen Aufstand von Sura am
Euphrat (§. 27(3) nioderzuwerfen, der aut das grausamste be-
straft wurde. Die Stämme jenseits des Euphrat. darunter der
Fürst Elibus von Suchi, zahlten Tribut. Im Jahre 883 wurden
die assyrischen Golonisten im Westen des Masios (Kasjar
§. 272), die sich empört hatten, in den nächsten Jaliren (882
bis 881) das rebellische Land Zamua in den Gebirgen sCIdlieh
Yom kleinen Zab bis über den Tumal (Dialas) beswoagen
und hier ein Statthalter eingesetzt. Die kleinen Fürsten der
Nachbarschaft musslen überall Tribut zahlen, den Babyloniern
wurde die von ilirem König Sibir (Zeit «ranz unbekaiiiiL; den
Assyrern entrissene und zerstlirte Stadt Atlila wieder abge-
nommen. Im Jahre 88^ folgen neue Streilzüge ins Masios-
gebirge, das übrigens erst im Jahre 867 völlig unterworfen
wird, und gegen Kirchi jenseits des Tigris; überall werden
die Feinde, die Widerstand wagen, in Massen niedergemetzdt,
die Gefangenen zum grossen Theii dem Könige und seinen
Kriegern zur Augenweide auf die grausamste Art abgesefalacfatef.
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AMornAfiipal's Kri«««. 409
die Städte und Dörfer niedergebrannt, kein Alter und Ge-
schlecht gesehoDt. Im Jahre 879 zieht der König den Ghaboras
und dann den Enphrat hinab, wo alle Städte Tribut zahlen
imd der Fflret Saduda von Suchi, dem Nababaliddin von
Babel Hülfttruppen gesendet' bat, geschlagen wird. Ein Auf-
standsversuch wurde im nächsten Jahre niedergeworfen, wo-
bei der König den Euphrat überschritt. Dann wurden 877
V. Chr. die Staaten zwischen Belichos und Euphrat (§ 276),
namentlich König Achuni von Bet-Adui, soweit sie nicht
schon vorher die assyi i nhe Oberherrschaft anerl^annt Imtten,
zur Geiselsleliong und Tributzahlung gezwungen«
Unsere Quelle bUdeii die Anfielen AHuniAfirpari (I R. 17—26);
eine bnnchbere Bearbeltong mit liiitoriech-geographiiehein Commentir
fehlt noeh. Tor M <iiaiit*9 flflebtigen und M nie rIehUien »Uebertetsonfen«
dieser und der spateren Iiuehriflen sei noehmals gewarnt — Die son*
stigen Insehriften A&ium/s (Latard, Inaor. 1— 11. m R. d. Bodos, TrSBA.
VH, 69 o. 9u) sind bistoriseb ohne grOeeere Bedeutung.
§. 335. So war alles Land zwlsclion Euphrat und Tigris
bis an die Grenze von Kardunias, und ebenso die Gebirgs-
lande im Osten und Norden des Tigris bis an die Seen von
Wan und Urmia unterworfen, und AdSumflsirpal konnte sich
an grössere Unternehmungen wagen. Im Jabre 876 t. C!br. zog
er, naichdem er unterwegs den Tribut der Vasallenstaaten
entgegen genommen, in der Nähe Ton KarkamiS Aber den
Euphrat. Nirgends stiess er auf energischen Widerstand; der
ClicLakönig zahlte reichen Tribut, ebenso Lnbarna von Palin.
In einer dem letzteren gehürrgon Stadt wui assyrische Colo-
nisten angesiedelt. »Alle Könige dieser Länder kamen zu mir,
umfassten meine Füsse, ich nahm ihre Geiseln in Empfange;
auch die Fürsten der pboenikischen Städte sandten Tribut
Bis an den Libanon ist der König TOigedrungen, jede Wider*
setzlicbkeit wurde auf das grausamste bestraft. Dann zog er
ins Amanosgebirge , um dort Balken für seine Tempelbauten
bauen zu lassen. Eine dauernde Unterwerfung hat dieser
Feldzug noch niciit herbeigefülirt.
g. 336. Nach diesen Ertblgen sciieinl sich Assurnä§irpal
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410 FflnftM Buch, entar AbMluitt,
zur Ruhe gesetzt und seine Thätigkeit namentlich den gmseQ,
spftter zu besprechenden Bauten zugewendet zu haben, Nor
aus dem Jahre 867 berichtet er noch ^on einem Feldzug gegen
das sOdfiche Kirchi, das EaSjargebirge u. s. w. Sein Sohn
Sahnanassar II. (860 — 824) dagegen begann sofort die Kriegs-
Züge aufs neue. Nach einem Feldzuge nach Osten (860)
nahm er die systematische Untcrwerfunp der westlichen Lande
in AncrifT. Zunächst wurde das Gebiet des Achuni von
Bet-Adin zu beiden Seiten des £uphrat in mehreren Feld-
zägen (859 — 856) völlig unterworfen, dem Reiche einverleibt
und mit assyrischen Golonisten besiedelt, die Stadt Tilbarsip
am Euphrat in eine assyrische Residenzstadt mit dem Namen
fi^ar-Sahnanassar umgewandelt Schliesslich gelang es, den
über den Euphrat ins Gebirge geflohenen Fürsien sdbet ge-
fangen zu nehmen. Daran schliessen sich Feldzü^'e westlich
vom Euphrat. Im Jahre 850 ^vul de eine Goaiition nordsyrischer
Fürsten, der ITerrscher von Karkamis, Patin, Sama'al u. a..
denen sich aucti die Könige von Qui (§. 246) und Kilikien
(Chiluka) anschlössen, zweimal besiegt, und zunäclisL das
Amanosgebiet, dann das Land am unteren Orontes (Land
Patin) unterworfen, hn nächsten Jahre wurden die jfihrlicfaen
TVibnte aUer nordsynschen Staaten deflnitiy ger^i Im
Jahre 854 C!hr. zog Salmanassar weiter nach SOden. Ghaleb
(ass. Ghalman) unterwarf sich; im Gebiet von Hamat aber
trat ihm die grosse Goalilion entjzeijen . an deren Spitze
Hnd;urezer oder Henhadad II. von Damaskos, Irchulina von
^amat und Achab von Israel standen (§. 323). Die Gon-
tingente kleinerer Staaten, der Fürsten Matinba*al von Aia-
dos, Ba'sa von Ammon u. a. hattoi sich angeschlossen.
Offenbar erkannten die syrischen Staat^i die grosse GeCshr,
die ihre Existenz iMdrohte, in ihrer vollen Bedeutung; wir
haben gesehen, wie wahrscheinlich um den Assyrem ent-
f^egentreten zu können, Achab von Israel mit Damas-
kos Frieden schloss. Nur die phoenikischen Städte hieKen
sich meist fern; dagegen schickle der Araberfürst Gindibu*
lüOO Kameelreiter und sogar der aegyplische küuig entsandte
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Salroanassar II. ia Syrien.
411
lOiM) Mann. Bei Qarqar in der Nähe des Oronles kam es
zur Schlacht. Salmanassar rühmt sich eines volkommenen
Sieges; doch weitere £rfoige hat er nicht errungen, seine
llacht blieb auf Nordsyrien beschränkt.
Dip «yrisclien Staaten, welche den Assyrern dauernd Tribut zahlen,
sind: Karkamis (Könipr Sangara), Patin (Könipo: Lubarna I. unter Assur-
näsirpal, Sapalulmi 859, Girparunda 854, Lubarna Ii. erm. 832, Surri 832,
Säsipal), Sam'alu am Fuss de< Anianos (iil I^. 7, col. 2. 24. König
Chänu), die am Amanos zu suchenden Reiche Bit-Agüsi (Köniu' Ararai,
vgl ScHRAnKR, KGF. 207), Lallida (Kßnig Lalli), Gamgum, endlich Kum-
niüch (König Kundaspi) d. i. ofrenl)ar der westlich vom Kuphrat ge-
legene Theil dieser I.andschafl, griecli. Koinmagene. — Die in der Coali-
tion von 854 erscheinenden Staaten Gua (= Qui?), Irqanata, Usanata,
Sizana (König Adoniba'ai) sind bis jetzt nicht zu identiticiren. Ueber
die meisten Orte vgl. Delitzsch, Paradies. — Quellen: 1) Obeliskinschritt
Salmanassar's, umfasst die Feldzflge vom Jahre 1—31 , publ. Layard,
Inscr. 87 — 98 und Mon. of Niniveh I, 53—56; 2) Insclirilt von Kurch
Iii Ii. 7. 8, atisfQhrlicher Bericht fiber Jahr 1 — 6; 3) Inschriften zweier
Sliercolosse, Layard, Inscr. 40. 47; 12—16 -f III H. 5, 0, umfassen die
Jaiire 6—15 und Jahr 18; 4) Inschriften der Bronzeihore von Balawat,
PiNCHEs, TrSBA. VII, 83 ff., Jahr 1—9. Vgl. auch Schbader, KGF. 319
bis 325. 356-395 und sonst, KAT. * 193-203.
§. 387. In den Jahren 850 , 849^ 846 wiederholte Sal-
manassar seine Angriffe auf Mittelsyrien, das letzte Mal mit
120,000 Mann, doch ohne grösseren Erfolg. Den nordsyri-
schen Fürsten halfen ihre Tributzahlungen wenig; wieder und
wieder wurden die Ortschaften im Gebiete von Karkamis und
am Amanos ausgeplündert und in Brand gesteckt, die Ein-
wohner niedergemetzelt; nur d^ Fürst von Patin scheint,
offenbar weil er der entfernteste und desshalb wichtigste der
Vasallen war, besser behandelt worden zu sein. Erst der
lüntlc Feldzug 842 brachte grösseren Erfolg; inzwischen waren
durch die Revolutionen in Dama>kn'? und Samarla die alten
Dynastien gestürzt, Ghazael und Jehu auf den Thron ge-
stiegen. In einer Schlacht am Fusse des Libanon wurde
Chazael besiegt und in seiner Hauptstadt eingeschlossen. Die
Eroberung von Damaskos gelang nicht; Salmanassar ver-
wüstete den Haurän und zog dann an die Meeresküste, wo
412
FOnftes Buch, ersUr AbMbiiiU.
ihm Tvros und Sidon und ebenso Jehu von Israel ihren
Tribut darbrachten; die Tributzahlung des letzteren (Silber,
Gold, Blei, Gefässe ii. a.) ist auf dem schwarzen Obelisken
Salmanassar's abgebildet (vgl §. 350). Im Jahre 889 wurde
der Zug noch einmal ohne weitergehende Erfolge wieder-
hat, Tyros, Sidon ond Byblos zahlten Trihut; und als im
Jahre 832 die Bewohner TOn Patin ihren Fürsten erschlugen,
nahm der assyri-sche Feldherr Dan-Assur blutige Rache für
den Tod des getreuen Vasallen. Erweitert hat aber Saliiia-
nassar seine Macht auf diesem Gebiete nur noch nach N( nli n. In
den Jahren 8;J8 und 837 wurden 24 Könige von Tabul i^in Kap-
padokien, §. 245) sowie der Fürst von Milid (Melitene, vgl.
g. 278) zur Tributzahiong gezwungen, 835 und 884 der König
Kati Ton Qui, d. i. Oetkilikien westlich vom Amanos (§. 246)
besiegt und noch weiter nach Westen die Stadt Tar(?)-z],
d i. höchst wahrscheinlich Tarsos^ erobert und seinem Bruder
Kirri übergeben.
Zorn Feldsng gasen Qoi vgL Schradir, KGF. 889.
§. 338. Nicht minder grosse Erfolge errang balaianassar 11.
im Osten und Norden seines Reichs. Seit das zunächst am
Tigris gelegene Gebirgsland öberall unterworfen war, kamen
hier die Assyrer mit dem mftchtigen Volke der Alarodter
(Urarttt, §. 247), deren Gebiet sich zu beiden Seiten des Wan*
sees von den Euphratquellen bis zum Lande Girzan (auch
Guzan) am Urmiasee erstreckte, in directe Berührung. Schon
SOG grift\Salmana5sar, nachdem er Ghubusqia nnd dessen Nach-
bargebiete ai f? lieinigesuchl hatte, ihren König Arami von Osten
an ; 857 bei er von Westen her, nachdem er den Arsanias über-
schritten, in sein Gebiet ein. Im Jahre 845 drang er bis an
die Euphratquellen vor, 883 wiederlioite sein Oberfeldherr
Dftn-A&iur denselben Zug. Im allgemeinen scheint es« dass
Arami und im Jahre 833 sein Nachfolger Slduii (Sarduri?
§. 342) sich tapfer vertheidigten; wir werden wenig später
ein mächtiges ostarmenisches Reich kennen lernen. Weit er-
folgreicher wuien jedenfalls die Züge g^en die südöstlich von
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Silin«Qasisr*8 II. FddsQg» nach Nordan und Oslen.
413
Urartu ansässigen G^ilrgsst&inme am »Heer des Landes
Na'iri«, d. i. dem Unniasee (ScBRADsa, Abb« Berl. Ak. 1877,
189) mid die sOdfieh und Östlich Ton demselben zu snefaenden
Landscliaften Manna, Parsua, Amada (Medien) u. a., ebenso
ge^en das Land Namri südöstlich vom Zab. In den Jahren
844. 830. 8.{0, 829 zo^ theils der König selbst, theils sein
Oberfeldherr gegen diese Landschaften. Die berühmten Dar-
stellungen des schwarzen Obelisken Salmanassar's zeigen, wie
König Süa von Girzana und das Ijand Mu^ri (d. i. das ast*
liehe Gebirgsland) ihm ausser Gold, Silber, Bronzegeiätesen
und Pferden auch eine Reihe roerkwflrdiger Thiere, doppd-
hOckrige Kameele^ Affen, ein Rhinoceros, einen Elephanten,
einen Jackochsen als Tribut zusenden.
Ob die aus dem Lande Ma^ri t^hiekten Tbiera, die jetzt zum
Theil nur in Indien und dessen Neehbanebafl vorkommen, damals noch
weiter nach Westen verbreitet waren — vgl. <1ie Elephanten in Hcso-
potamieTi 220 — oder auf dem Handelswege in die westliehen Grenz-
lande Trans trekommen sind, wis^sen wir nicht. — Zu Manna vgl, §. 247
Anm. Die Parsua sind weder die Perser noch die Partlier, sondern ein
Gebirgsstamm etwa im westlichen Medien, s. Schräder, KUF. Itid ff.
§. 839. Z^^sehen die grossen Feldzüge fallen einige
kleinere Kämpfe im Kasjärgebirgc (855), gegen den Fürsten
von Tilabnai (8r);{), gegen die Stadt Istarat und das Land
Jnfi (847j — lauter südlich von den Tigrisquelieri gelegene
Gebiete — , weiter we^^tlicli vom Eupiiral gegen das unbekannte
Land Paqarachubuni (848), endlich gegen Kirchi (831). Dass
das von Assurnäsirpal unterworfene WOstenland Suchi jenseits
des Eopfarat in Abhängigkeit blid), lehrt der schwarze Obelisk,
auf dem Mardokbalofur von Snchi dem Könige Silber und
Ctold, ElephantCTzähne, Gewänder, femer Hirsche und Löwen
als Tribut bringt. — Nach Babylouien ist Sal iiKnui-sar in
den Jahren 852 und 851 gezogen. Gegen Marduksuniizkur,
den Sohn Nabubaliddin'« 334), hatte sicli sein Bruder
Mardukbclusate empört. Saimanassar kam dem reclil massigen
König zu Hülfe, besiegte in zwei Feldzügen die Rebellen und
brachte dann in den heiligen St&dten Bat>el, Borsippa und
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414
Fünftes Buch, erster Abi^ctuiiU.
Kiit.L 'Ion grossen Göttern, die dort thronen, und die ja auch
für die Assyrer die liüchsten waren, reiche Opfer dar. Dann
zog er weiter nach Süden in das eigentliche Chaldaeerland
(g. 131), besiegte den Fürsten Adin von Bft-Daküri und nahm
den Tribut des MoiaUim-Marduk und des Jakin, des Bemchers
des »Meerlandes«, das nach ihm später gew5fan£ch Bit-Jakin
genannt wird, in Empfang. Wir sehen, die Einheit des
Heidies von Samer und Akkad bestand damals nicht mehr,
südlich von Kardunias, dem Gebiete von Babylu]i, hatte sich
ein(^ Heihe kleinerer Staaten irebildet Vielleicht ist überhaupt
seit der kossaeischen Eroberung'' der büden immer von Kar-
dunias getrennt geblieben (vgl. g. 141. 272).
litaitt and JftU (nsp. HAtijAli) Ueg«n nach Atturn. II, 88 ff. fai der
BUie von Kummiteh (gegea Schbaiiir, KGF. 276). Üeb«r dis Staaten
in SQdbabylonien f|]. OiunMB, Par. 202 f. — Inaehrift Nalnibaliddln*»
auB Sip|»ar: Dtumai bei Meiiinsii, Qeechichta 274.
Oit Nachielger Salmanassar's II. Das armenisclie Reich.
5. 840. In den lelzlen Jahren Sahnanassar's empörte
sich sein Sohn Ässurdaninpai gegen ihn. Ein grosser Theil
des Reichs fiel ihm zu, darnnter Assur, Arbela und das von
Aüumfifupal gegründete Imgarl>el (g. 345), ferner Amid and
TQabnai am oberen Tigris, Zaban am Zab n. a. Doch sein
Bmder äamäiramAn IV. warf den Aubtand nieder und folgte
Sehlem Vater auf dem Tliron (824?). Die ersten FddsOge
des neuen Herrschers richteten sich wieder gegen die Na'iri-
lande, die Gebirge im Norden und Osten des Ti^n is : sein
Feldherr Mnsaqqil-Assur drang bis zum »Meer des Sonnen-
untergangs«, d. h. doch wohl bis zum schwarzen Meere vor.
Dann wandte sich der König gegen Babylonien ; eine Reihe von
Grenzorten wurden erobert^ der König Mardukbalatsoikbi, der
von den Herrschern von Ghaldaea, Elam, Namri nnd den
Aramaeerstftmmen Ostbabylontens (g. 131) unterstötzt wurde,
ward geschlagen. In den Jahren 818 und 812 wurde dieser
Feldzug wiederholt; andere Kriege des Königs, die in kurzeii
Digiti/ea by Coügic
äamäfaiBAii IV. und RunAiixiirAri III.
415
Notizen erwähnt werden, lassen sich nicht genauer localisiren.
Von einem fimgreifen in die syrischen Verhältnisse ist bei
ihm nie die Rede.
fiauptquelle iit dift ObtHddnMhrift I R. 29-^31. dftmümiiftti war
88B Eponymiit, hat also mindflsleiis ein, vielleiefat aber aaeh iwei Jahre
▼orhar dea Thron bestiegen; ebenso sind die RegierangMablen der
Tier folgenden Herrseher vielleieht um ein Jahr hinaufkorQcken. ^
Mit dem Jahre 817 beginnen die Fragmente der sog. »Verwaltungsliste«,
d. fa. eine Eponymenliste mit Angabe der Aemter der Eponymen und
.knrsen Notizen fiber die wichtigsten Begebenheiten : II R. 52. Dei itzsch,
As«yr. Lesestfleke 2. Aufl., 92; sosammengeatellt bei ScanAiiiR, KAT. \
480 IL
g. 341« Bedeutender treten ma die Erfolge Bamän-
ntrfiri's nL (811 — 782) entgegen. Im Norden und Osten
wurden alle bisher unterworfene Stftmme^ darunter aueh
die Meder (Madai), Parsua u. a. in Abhängigkeit gehalten;
Feldzüge gegen Manna, Cliuhuskia, Namri, Aa werden häufig
erwähnt. »Bis an die Küsten des grossen Meeres des
Sonnenaufgangs«, d. i. des kaspischen Meeres sagt der
König, habe sich in dieser Richtung sein Reich erstreckt.
Nach Süden wird unter dem Jahre 808 ein Zug »an die
MeereskOste« [d. i. Babylonien, nicht Syrien] erwähnt Wie
zu Salmanassar*s Zeit zahlen »alle Könige des Landes Kaldie
Tribut; in den Hauptstädten Babyloniens bringt der König
Opfer dar, führt inche Beute davon und berichtigt die Grenze.
Daneben werden mehrere Züge gegen den in Babylonien an-
sässigen Aramneerslamni llu'a erwähnt, die sich unter den
folgenden Regierungen wiederholen. »Westlich vom Euphrat,«
sagt Ramänniräri; »unterwarf ich das Land Ghatti, das
ganze Land Acharri (das Westland, Phoenikien), Tyros, Sidon,
das Reich Israel (Btt*Ghumri}, Edom und Philistaea bis an
die Küste des Westmeeres und leg^ ihnen Abgaben und
Tribut aufc. Speciell berichtet er von emem Zuge gegen
I) ScsBBADta^s ABnabme, es sei darunter der persische Meerbusen
sä rerstehen (Abb. Berl. Ak. 1877» 178 ff ), wird durch den Zusammen-
hang widerlegt, Ueberdies war RaminoirAri nicht Herrscher Ober Ba-
bylonien.
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FOoftes Bgeb« ««ter Abtdmitt.
Mari' von Damaskos. Deraelbe wurde in sdner Hauptstadt
belagert und zur Ga|Nttt1atioii geswungen; 2800 Talente
Silber, 20 Talente Oold, BOOO Talente Brome, 5000 Talente
Eiseij, dazu zahlrt i( he sonstige Beule führte der Ass3rrerkönig
mit sich fort Ciiionoiogisch lassen sich diese Ereignisse nicht
ijenau fixiren. Die phronologische Liste erwähnt unter den
Jahren 800, 805, 797 Feldzüge gegen die in Nordsyrien ge-
legenen Orte Arpad, Chazaz, Man^uäte (II R. 53, 39 b. 57 b.
59 d); an einen dereeiben wird sich der Krieg gegen Damaskos
angeschlossen haben» der dann die Tiibutzahlung der phoe-
nikischeii St&dte und der sfidlichen Staaten (Israel, Edom,
PbOlstaea) zur Folge hatte.
Von der zusammenfassenden, nirht rhronologischen [»arslellung
I ii. 35, 1 ist IfidfT nur der Anfang erlmlten. Mit R.'s Feldziig ge^'en
Babylonien scliliessl die synoliron. Tafel ah. Weitere Inschriften: I H.
35, 2. 3 (in denen auch die (Gemahlin des Königs Samnuiraniat erwähnt
wird, deren Name gr. Seiuiramiä enUpricht). Dazu die Dalen der >Ver-
waltungsliste«. Dui das oft erwähnte Land Aa (wie »t sprechen?) in
den flstlieben Bergen lag , lehrt der Bericht Ober daa neunte Jahr Tig>
laipUaaer*a IL Einige andere FeldsOge, wie der gegm die Stadt Diri
(79^» in Syrien?), laaaen aieh geographiaeh nicht beattmmen.
§. 342. Auch der nächste König, Salmanassar m. (782
bis 772), ist nach Syrien gesogen und hat 773 Damaskos,
772 das Land Ghatarik (TIHH Zach. 9, 1, DiLrrzsGH, Parad.
279) in der Libanongegend bekämpft. Gegen das letztere zieht
auch Sehl Nachfolger Adiardftn III. (772^754) in den lahren
767 und 755, gegen Arpad im Jahre 754. In einen dieser Züge
wird wahrscheinlich die BewäUipung von Ilamat fallen, auf die
Arnos G, 2 anspielt Gc^en Babylonien (das Geliict des Ara-
maeerstamnies Itu'a und die Stadt Gannanat) werden 777. 771.
769. 767 Kämpfe erwähnt, bei denen vermuthlich auch die Stadt
Kalne erobert wurde (Amös 1. c). Vor allem aber ▼ersachte
Salmanassar III. das Land Urartu, die Alarodier, zu bezwmgen;
Die Answeifeinng dieses Verses durch ScmnoiR und BiGncu.,
KAT. 4M f. scheint mir imbegrOndet. Jes. 10, 9 redet da«e«en von
der definitiTen Besiegung Ton Qamat durch Sargon im Jahre 7fl0.
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f
Oos annenisehe Reifib von Wati.
417
nicht weolger als sechs Mal (781 --778. 776. 774) ist er wäh-
rend seiner kurzen Regierung gegen dieselben /ai Felde gezogen.
Indessen iiat er hier keine oder doch keine dauernden Er-
tüige errungen. Aller Wahisclipinliclikeit fallt viehnehr ge-
rade in diese Zeit die Aufriclilung eines grossen armenischen
Reichs mit der Stadt Wan (Thuspä = Owairta) als Mittel-
punkt Sein B^under ist Sar(?)duri, der Sohn LaU|>ri's, der
mit dem von Salmanasear IL 833 bekämpften Könige Siduri
(§. 888) identisch sein därfle. In mrei in assyrischer Sprache
abgefossten Inschriften nennt er sich »König des Landes
Na'iri«. Seine IS'achfolger (Ispuinis, Minuas, Arpristis 1., Sar(?)-
duri? IT.) verwenden dann die assyrische Schritt zur Schrei-
bung^ der einheimischen Sprache. In derselben nennen sie
ihr Reich Biaina, bei den Assyrern heisst es durchweg ürartu.
Ziemlich zahlreich sind ons die Inschriften dieser Herrscher
erhalten, die ganz im assyriscbeD Stile ahgefasst sind. Sie
berichten von den Bauten der Könige namentlich in Wan
selbst, dessen Gitadelle Argistis anlegte, von Opfern und
Oesehenken an Chaldi und die zahlreichen übrigen GotU
heilen des armenischen Pantheons, von Feldziit:en und Erobe-
rungen. Auf zwei Passhöhen südwestlich vom Urmiasee ei-
richteie Minuas noch al? Mitregrent -eines Vater? I'^pnini?
Denksaulen, welchf von seinen Siegen berichten (Sayge, Journ.
R.As. Soc. XIV, 663), und auch andere Inschriften erzfdilen
von seinen Erfolgen gegen das Land Manna und dessen Nach-
bargd)iete. Vermuthlicb fallen diese Kftmpfe in die letzte
Zeit Ramännirftri's m. und bilden die Ergänzung zu dessen
Feldzügen in die östh'ehen Gebirge. Auch gegen das Land
Aizi 2i>.>, Sayce p. T).")!)), gegen den l\<3iii^* der Stadt Militha
(Melitene) und gegen die Cheta liat Minuas gekämpft ; neben an-
deren verkündet eine Inschrift an einer Felswand am Arsanias,
unterhalb einer alten Burg (bei Palu), seine Erfolge in dieser
Richtung. Nach Norden drang er bis an und äber den
Araaes vor; eine seiner Inschriften findet sich am rechten
Ufer des Flusses gegenüber von Anna vir, zwei andere, die
sein Sohn Argistis L verfiisst hat, nördlich von Eriwan. Letz-
U*fT, G«tOlllCllto dM AltMltaWtt. I. 27
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41b
Fflnftes Boeb, entar Abwshoitt.
terer scheint der mächtigste Herrscher Ton Urartu gewesen
zu sein. Eine lange Insehnft an dem Fels der Feste von
Wan erzählt von seinen Erfolgen naaientlicli ^c^ien das Lunii
Manna, das er ganz unterworfen zu haben sclieint, aber auch im
Westen gegen Meiitene. das TiRnd Cliati (Chefa) u. a. Wieder-
holt werden dabei Siege über die Assyrer erwähnt, die offenbar
gegen Salmanassar III. und Assurdän III. oder deren Generäle
erfochten sind. Auch Argistia* Sohn Sarduri U. hat auf
beiden Gdt»ieten noch weitere Erfolge errungen; wie aus seinen
Inschriften hervorgeht und die späteren Ereignisse (§. :3()6)
bestätigen, waren Melitene, Kummuch, Gamgum (§. 336) und
andcie Fürstenthümer am Anianos Vasallenstaaten des Reiches
Urartn , welches das i^^anze armenische Hocliland von den
Quellen des Euphrat und Araxes bis nber den Urmiasce liin-
aiis iinifasste. Wie Sarduris II. dann den Assyrern erlag,
wird spater zu berichten sein.
Die Literatur s. §. St7« Im allgameineD habe leb mich völlig anSATce
an^escUoseen. Die Lerang des ideographisch An-Ri-dar (d. i. a«yr.
likar-dur, vgl. SairrB, Assnrbanipal 115, SS. 24) gesebriebeiieii Namens des
erstsD Königs als Sarduri seheint durch die losohrift Saycb 58» 2 geäehert.
Darni ist der Name jedenfalls identisch mit Sardaurri (u. var.) bei Tiglat-
pileser II., und allft W.ilir^cheinliclilceit nach mit dem Siduri Salma>
nassar's U. Auf der Uleichselzung des letzteren mit dem ersten in den
armenischen Inschriften j?pnantilon Sarduri bf>rnbf di*^ niirojio!ofrie von
Sayce, die zu allem, was wir iWtv.v die Kescbichte Urar^u's aus dea as-
syrischen loscbriften wissen, sehr gut passt.
§. 343. Die Regierung A&öurdän's OL scheint einen weit
friedlicheren Charakter getragen zu haben als die vorangehenden ;
wiederholt bem^kt die kurae Chronik dieser Zeit, der KOnig
sei >im Lande« geblieben, habe also keinen Feldzug unter-
nommen. Die Erfolire de? Argist is sind hierbei jedenfalls von
hedeiiiendem Eintiuss gewesen. Auch im Inneren brachen
in den Jahren 7(5:^—758 Unruhen aus, zunächst in der Stadt
Assur, dann in Arrapcha, einer in der Nähe des oberen Zab
6stiich von Ninive belegenen Stadt (daher die Landschaft
^AppeauLxtaCt Delitzsch, Par. 124)| schliesslich in Goxan in
Mesopotamien. Nach ihrer ßewftltigang sog Aädnnldii, wie
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Krieg« gegen ArmenieD. Sture der OynatUe.
419
schon erwfthntt noch zweimal nach Syrien (755 und 754); doch
wird es nicht möglich gewesen sein, bei der wachsenden Aus-
dehnung der armenischen Macht auch nach dieser Rii htung
hin die Oberhoheit über die kleinen Staaten Syriens zu be-
haupten. Noch weit thatenloser war die folgende Regierung,
die des Asäumirari (754 — 746). 2^ur in den Jahren 749 und
748 ist er zu Felde gezogen, gegen das Gebtrgsland Namri
im Südosten; sonst weilte er »im Lande«. Im letzten Jahre
seiner Regierung (746) verzeichnet die Chronik einen Auf-
stand in Ealach; das Ergebniss desselben ist unzweifelhaft
gewesen, dass im Frühjahr des nächsten Jahres (745) ein
Usurpator, der sicli nach dem ersten der j^nossen assyrischen
Eroberer Tu^ullipalesurra (ID^bän^^n Ti^^latj/ileser II.) be-
nannte, den Thron bestieg. Länger als ein Juiirtausend halte
die gestürzte Dynastie, die sich bis auf Ismidagan und Sam-
äiraman I. und den uralten Bekapkapu (§. 182) zurückführte,
in ununterbrochener Folge den Thron behauptet.
Die Identität Tiglatpileser's II. (Reg, II, 15, 2\). 10. 10> mit dem
Reg. II, l&, 19 genannten König Phül (7lS) von Assyrien hat nament-
lich Schräder, KGF. 422 ff., KAT. ^ 227 ff. schlagend riin-hfrewiesen.
Auch in den Excerpten des Alexander Polyhistor ans Berosscs (Enseh.
ed. ScHoKNK I, 2'}) heisst er PhnUis, im ptolfiii. Kanon nls König von
Babylon (731 —727) \\6>mc. Ks ist sehr inögHch , dass dieser Nnme
(as^. Piiiu) der urspriwitrhche Name des T'surpators war, denkbar aber
duuh, daas wir es mit einer achon bei den Zeitgenossen gangbaren Ver-
stOmmelung des Namens zu tbun haben.
Assyrien. Babylon.
[Irharamnn f |
[Assuroädinache] j
(Sibir, $. 834].
«
*
Assurdäii II. ca. 930
Ramännirari II. —890
TuguUüiinep II. 890—884
Aüanidfirpal 884-860
Sahnanastar II. 800-824
^amaimudammiq.
NabuSumiftun.
Ncbuballddio.
Mardokinmiikar.
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42X^ FUDlIes Baeb,
Assyrien.
&im«ram<in IV. 884-811
lUinftiuufAri UL 811-782
Saiuuuiasflar III. 782—772
AttardAn HI. 772-754
AHamifAri 7M-74&
Abscboitt
Babylon.
Mardokbah^mrikW
*
*
Ob die von Smith, TrSBA. l, 75, Menänt, Bahyl. 180 f. in diese
Zeit gesetzten Könige von Bahylon Irba-Marduk und sein Sohn Marduk-
baliddin (I R. h, 17) wirklich hierher gehören, i«t splir fraglicii. im
übrigen entsprachen diese und die näciisf vorhergelienden Könige V(»n
Babylon (seit 1257, §. 272j der 6. Dynastie des Uerossos von 4'> Königen
mit 52t> Jahren.
toat und Culiur itr Atsyrar.
§. 344. Das durch Assurnäsirpal und Salmanas«ar II.
au^encbtete Reich mag unter den foigendeD Regierungeu
manehe Einbusse erlitten haben. Ein grosser Theil der ar-
menischen Lande ging jedenfklls an das Reich von Wan ver-
loren, und die Tribntzahlungen der Vasallen westlich vom
Euphrat werden vermnthlich mit dem AnfhOren der Ehrobe-
rungszüge eingestellt worden sein. Aber der Kern des Reichs,
das Gebiet vom i^iplirat bis an den Unniasee, l)]ieb unterworfen,
und noch weiter nacli Osten bis ans kaspische Meer erkannten
die Stammfürsten die Oberhoheit der Assyrer an. Das niclit
lediglich tributäre, sondern »zum Lande Assur gefügte« Ge-
biet wurde von Statthaltern verwaltet, die wir zum Th^ aus
der EponymenUste kennen lernen. Im eigentlichen Assyrien
finden wir die Statthalter von Nmive, Ealaeh, Arbela, Eakd,
(zwischen den beiden Zab: Adlum. U, 33. 51, jetzt Samamak
I R. 7 h, Layard, Nin. and Bab. 223); ferner die der östlich von
der Hauptstadt gelegenen Orte Sibaniba und Rimusi; im Osten
die von Kiii iiri :!;U) und Arrapcha (§. 343); im Westen
die von Amid und Tüschau am Tigris, von Nisibis, Guzan
und Rasappa (Reseph) in Mesopotamien, von den eben da-
selbst zu suchenden Orten Til(?)l6, Isana, Par(?)nun (s. U R.
58 a, 37. 39. 40), von Mazamua, das in der NAhe des Euphrat
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Verwalton^ Bauten
421
gelegen haben mxes (II R. 58, 4 b). Dazu kommen mehrare
Städte, deren Lage sich bis jetzt nicht b^timmen Iftsst.
Zu Guzan und Rttjappa vgl. §. :333 Anm.; ob lelzteren mit T-rjsoccfa
jenseits des Euphrat auf der Stra^-»- nnr^h Palmyra ideotiflch ist (Dk-
uTzscH, Parad. 297)^ eracheiut mir sehr tragücb.
s^. ;irK Während bis zum Anfang des neunten Jahi-
iuinderts die fiesidt'nz der Könige in Assur gewesen zu
sein scheint, verlegte Assurnäsirpal dieselbe nach Kalacii
(Nimrud), der Gründung Salmanassar's I. Wie er sagt, war
dieselbe verfallen; er Hess sie durch Gefangene aus seinen
Feldzflgen ueu aufbauen und errichtete sich südlich von dem
grossen Terrassentempel, der jetzt in Pyramidenform über die
Schutthügel^ der die Paläste bedeckt, emporragt, ebnen präch-
tigen Palast (den sog. Nordwestpalast). Ausserdem gründete
er nordöstlich von Kalach die Stadt Inigurb^l (jetzt Höjife!
von Ralawal), die mit Palästen und Tempeln geschnmckl
war. Salmanassar IT. hat sich in Kalach einen neuen Palast
angelegt (Gentralpalast) und die Bauten in Imgurbel erweitert;
von ihm stammen die berühmten Bronzethore von Balawat,
auf denen die Reliefs» von ehiem kurzen Texte begleitet, seine
Tbaten In aller Ausführlichkeit darstellen. Femer werden
sehie Bautet! am Tempel des Mondgottes Sin in Gharrdn
erwähn! (Proc. SBA. 7. Nov. 1882). Auch Öamsiraman IV.
uni{ luuii.uinirari TU. ii.iben Paläste und Teinpelbauten auf-
gefülirt, ebenso werden Bauten und Restaurationen an den
Tempeln und Königsburgen von Assur und Ninive, ferner
Kanalbauten der Könige u. a. erwähnt.
Im «llgemtinen a. Latabd's Werke über s. Auagnbungen und
G. RAwumoH, Five Hon. II, 91 ff. Ueber das von Bubah Ml^eekte
Balawat: TrSBA. VII, 37 ff. Die gFOese Poblication der Daistellongen
der Bronzethore ist mir nicht zugftngUch.
§. ;MG. Trotz des Eifers, mit dem die Assyrer gebaut
haben, haben sie doch hier eben so wenig wie auf anderen
Gebieten etwas Neues geschaflS^. Die totale Abhängigkeit
von Babylonien tritt am deutlichsten darin hervor, dass man
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422
Fünftes Buch, erster Abschnitt.
iinnier beim Ziegelbau blieb, obwohl in Assyrien Steine leicht
zu beschaffen waren. Der Grund der Paläste war ein mas-
siver Unterbau von Ziegeln oder Schutt, nur aussen von be-
hauenen Steinen eing^chlossen. Es fehlte daher den Bauten
an einer soliden Grundlage, und ausseronienllicli oll ist in
den inschrillen von ilirem raschen Verfall die Rode. Die Wände
sind aus Ziegeln aufgeführt, die mit Alabasterplalten bekleidet
wurden, auf denen sich die Sculpturen befinden. An den Portalen
vertreten ihre Stelle grosse zu Löwen, geflügelten Stieren mit
Menschenkopf u. ä. verarbeitete Kalksteinblücko. Der Fussbodeii
besteht sehr liäulig aus den an der Sonne getrockneten Ziegeln,
geiegentlicii auch aus Steinplatten, auf denen uns die Muster des
vorderasiatischen Stils (§. 202) entgegentreten. Weder einen
fortgeschrittenen Bogenbau — Ziegelbogen von geringerer Span-
nung werden allerdings für Canftle, Abzugsrinnen u. ä. ver*
werthet, wie denn die Anfänge des Ho^^enbaus sich schon in
Altbabylonien finden (§. 1 5ii > — noch eine Stein- oder Ziegel-
säule kennen die Assyrer. Daher stammt da? Missverliältniäs
zwischen der Länge und Breite der grossen Säle ; sie mussten
durch Balken, die auf beiden Wänden auflagen, überdeckt
werden. Die Gewinnung langer starker Balken war daher
ein Hauptaugenmerk der Könige, wiederholt erzählt z. Ii.
manas?ar IT., dass er in den Aujanos gezogen sei, um dort
Cedern und Gypresscn für seine Bauten schlagen zu lassen.
Die Frage, wie die Paläste ihr Licht erhielten und ob sie ein
zweites Stockwerk hatten, ist noch nicht entschieden.
l eher die einschlägigen Fragen s. ilic rutersurhuugeii voi» l-i*»TTA.
Lavaiü', Pi acf, FKRr.r^^oN (desse?! auf Eiiitülirinig der persischen Säuhu
beruhende Heconstruclioiieii ganz unbegründet zu sein scheinen) und die
klare Uebersicht bei G, Rawlii^so.n, Five Mon. I, 277 ff.
§. 347. Daneben findet sich in kleineren Bauten —
Tempeln, Pavillons u. ä. — ein leichterer Stil, der ans dem
Hol/h tu hervorgegangen zu sein scheint und vermuthlich meist
in Holz au.s<,'eführt war. Wir kennen ihn nur aus Abbil-
dungen in den Sculpturen. Hier finden sich hohe, in einem
Falle oben mit Steinböcken (vgl g. 203) gekrönte Pfeiler,
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Arebitektur und Seidplur. 42;i
welche die Deckbalken tragen ^ daneben runde, zum Thetl
ziemlich eehlanke, aber niemals cannelirte S&ulen, die nicht
unniillelbar auf dem Boden, sondern auf einer bald luiiden,
bald gewundenen Unterlage ruhen. In einem Falle, wo dieser
Stil als Decoration einer Fa^ade verwendet ist, werden sie
von Löwen getragen. Das Capital ist durch Voluten geziert;
auf ihnen ruht das Kissen, welches den Deckbalken trägt
(s. G. Rawunson 1. c. 809 ff.). Dieser Baustil ist von Assyrien
nach Kleinasien gedrungen und hier den Griechen bekannt
geworden: aus ihm hat sieh der ionische Stil entwickelt —
Die Privathäuser scheinen äusserst einfach gewe^ zu sein;
eine Abbildung zeigt sehr prunitive Woiinunfjeri, die mit liehen,
offenbar von Ziegeln gebauten Kuppeln ubei wölbt sind und
von oben Licht erhalten (Layard, Mou. of Nin. II, 17). —
Dass daneben auch die altbabylonischen Terrassentempei nach
Assyrien übertragen sind, ist schon erw&hnt (§. 277).
g. 348. Die assyrische Sculptur unterscheidet sich von
der aegyptiscben dadurch, das« sie eine grossere Beweglicfakeit
erstrebt, compUdrtere Situationen, Wendungen des Körpers u. ä.
zum Ausdruck bringt, dass aber das Detail lange nicht so
sauber uiul künstlerisch gearbeitet ist wie im Nilthal. Die
Aegypter bringen die Formen und Bewerbungen des iiorpers
auch unter der Hülle der Gewandung deutlich zum Ausdruck,
die Assyrer nicht ; die Behandlung der Muskulatur, der Haare
ist bei ihnen äusserst übertrieben und ganz schablonenmässig.
Dagegen ist die Gesammtcomposition in Assyrien häufig, z. B.
in den zahireicben Darstellungen der Löwenjagden, der aegyp-
tischen entschieden überlegen und trägt emen weit kbradi*
geren Charakter. Was von Statuen u. a. auf uns gekommen
ist — z. ß. eine Statue des Assurnäsirpal, Statuen des Nebo
au-^ der Zeit Ilanianniräri's III. u. a. — ist seiir mangelhaft
und unkünstlerisch gearbeitet; dagegen war die Relieftechnik
hoch entwickelt, und hier können wir während der folgenden
Epoche weitere Fortschritte deutlieh wahrnehmen. Wie äusser-
licb und roh aber die Assyrer die Kunst aufliassten, spricht
sieh deutlich darin aus, dass sie quer über die Statuen wie
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424
FOnlkM BqoIi. «nter Abtebiutt
Über die Leiber der grossen geflügelten Stier- und Löwen-
eokwse an den Portalen der PalAste ihre IneeluriAen ange-
bracht haben. '
§. 349» Von assyriseher Uteratnr wiasen wir sehr weoip.
Dase die Verwaltung des Reicha nnd was damit xusanunen-
hilngt, die TliütigkeiL der Schreiher in hohum Maasse in An-
spruch nahm, liegt auf der ll;uui. Iia Zusammenhang dami?
steht die Al>fas?nnp geographischer Listen, in denen die Ürl-
schaften, fjel)irge u. a. der Nachbarländer aufgezählt werden.
Von geschichtlichen Zusammen Teilungen wird z. B. die »syn-
chronistische Tafele, da siemitRamtonirftnIQ« absehäesst, unter
setner Regierung rerfasst sein, iLa.ni« In der Hanplsacfae aber
scheint man über die Reiirodnction der babylonischen Uterainr
nicht hinausgekommen m sein. Die bisfoHschen hischriften
tragen durchweg den schon fruliei chuiakterisirlen stereotypen
r:harakter, eine huciisi ermüdende Verhindung von Trocken-
hiMt lind Schwu1<^t, danet)en die für »lie Assyrer charakte-
ristische Freude an barbarischer Grausamkeit. Dieselbe tritt
uns auch an den Sculpturen der Paläste oft genug entgegen
in den Darstellungen der Strafsn, welche Ober die ü&upter
der Feinde und RebeUen verhängt werden. Die Assyrer haben
swar anch Elemente der babylonischen Gultnr weiter ent-
wick^ und verbreitet, obwohl dieselbe der Hauptsache nach
ja schon weit friiiiLi nach Westen verbreitet war; auf thmdeJ
und Veikehr lud ilire llen -chafT , naclidein sie einmal be-
gründet war, helehend gewiikt. Aber in erster Linie besteht
doch ihre geschichtliche Bedeutung, ähnlich wie die der Mon-
golen Dechingizkhans, die ja nach manchen Seiten auch Guitur-
träger gewesen sind, darin, dass sie alles was ihnen ent-
gegentritt zerstören, ein Volk nach dem andern ▼ermchten
und so den Grund zu der grossen Nivellirung aller Natio»
naütäten in Vorderasien, zu der Möglichkeit eines Weltreichs
jrelegt liahen.
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Du Reieh ton Napali.
425
n* Aegypten und Sijrrien bis auf die Eroberungen
Tiglatpileser'ä IL
Das Reich vf n ll«|iata mid die Eroberung Aegypteee diireh die
Aetliiepen.
LiKHoiouiiT, Mto. aar räpoqoe 4ihiopiMiiie, BAn. XXII.
§. 350. In derselben Zdt, in welcher sich am olieren
Tigris ein grosses eroberndes Reich bildete, das nach aOen
Seiten um .sicli /:u «greifen begann, gin-r dir Macht ilur Pha-
raonen im Nilthal vollends zu Grunde. Das lieich Dhutmes' III.
war in eine Reihe kleiner selbständiger Ffirstenthümer zerfallen
und wurde von Dynasten beiierrscht, die aus den Söldnerführern
hervorgregangen waren. Dagegen erstand jetzt im oberen Nil-
thale, in dem zuerst seit Usertesen Hl., dann auf fünf Jahr-
hunderte durch Dl^tttmes 1. mit Aegypten verbundenen Lande
Kusch (griech. AethiopieB, jetzt Nublen) ein mächtiges Reich.
Sdne Hauptstadt war Napata (Iiebr. ^z) am Gebel Barkai, »dem
heiligen Berpe*, an dessen Fuss l^ereits Amenhotep III. ein
grosses Heiligliimii des thebanischen Amon gegründet hafte.
D'u-rh die lange \'erbindun^' mit Aegypten war die aeg^^ptische
Cuitur in Aethiopien völlig eingebürgert. Aegyptis^ch war die
officielle Sprache, man schrieb in Hieroglyphen, die Titulatur
des (Königs ist der der Pharaonen nachgebildet. Vor allem
aber ist die aegyptisehe und zwar speciell die thehanische
Amonsreliglon in Kusch zur Tollen Herrschaft geengt. Im
Namen Amons ziehen die Könige zum Kampf, Ton seinen
Weisungen und Orakeln sind sie völlig ubliaii^Ji^, -urglaltig
beobachten sie die Satzungen über äussere lleinheit und die
religiösen Speiseverbote. Wa?^ in Aegypten Theorie gel)lieben
war, ist in Aethiopien praktisch durchgeführt: eine lange In-
schrift schildert uns, wie der Gott selbst unmittelbar durch
sein Orakel den Kfinig wählt, und bestätigt so auf das schla-
gendste die Angaben der Griechen (Diod. lH, 5). Dem entspricht
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Fünft«» Baeb, sweiUtr Äbsctmiit
es, das? die Priester dem Könige im iNarnen des Gottes gebieten
können, sich selbst zu tödten, ein Unfug, dem erst Ergamenes
im dritten Jahrhundert v. Chr. ein £nde gemacht hat. Bei diesen
Zuständen begreift es sich ToUkommen, dass die aegyptischen
Priester den Griechen Aethiopien als das gelobte Land sdül-
derten (vgl. §. 42 Anm. ; Herod. III 20 ff. 114 a. a.). Im fibrigen
legen diese Zustände die Vermuthung nahe, dass die Ent-
stehung de«: Reichs von Napata mit der TI'^urpaLion der
Amons|triester von Theben zur Zeit der -1. Dynastie zii-am-
menhüjigL, eine Anahme, die dadurch bestätigt wird, dass
mehrere seiner Könige den in Hrihor^s Familie voriEommenden
Namen Pfanchi führen. In der That ist von einer Herrschaft
der Pharaonen Ober Kusch seit dieser Zeit nicht m^ die
Bede; Tielletcht mögen a]eo Verwandte der An^o^rlester etwa
um 1000 Y. Chr. den aethioplseben Staat gegründet haben.
Die iuschrin über die Eiliebuiig eiiu.a (.spater ala illegitiiu ver-
folgten) Herrschers auf Uea Thron: Mariette, Mon. div. 9, Qbe». ron
Naspiro, RAn. XXV, 800.
§. 851. Als die Macht der 22. Dynastie erlahmte, lionnlen
die Fürsten von Napata ihre Herrschaft aucli auf Oberaegypten
ausdehnen. Vermuthlich zu Ende der Regierung Sesonq's UL,
etwa um 800 ?. Chr., wird Theben ui ihre Hand ge&Uen
sein ; in der ersten Hftifte des achten Jahrhunderts steht das
Nilthal bis in die Nfihe von Hermopolis unter der Herrschaft
des Aethiopenkönigs Pi'anchi. Zu seiner Zeit gelang es in
Unteraegypten dem Fürsten Tefnacht von Sai>, den westliehen
Theil des Delta seiner Heiischaft zu unterwerl'en , Memitliis
ZU gewinnen und die zahlreichen Fürsten, Könige und iileineo
Herren des mittleren und östlichen Delta, »alle Fürsten Unter-
aegyptens, welche die Feder (das Abzeichen der Kriegerkaste
der Ma) tragen«, zur Anerkennung seiner Oberhoheit zu
bringen. Den Königstitel nahm er nicht an, vermuthHcfa weil
er das Rangverhältniss , welches unter den Sökinerfurslm
herrschte (§. 820), möglichst wenig verletzen wollte. Von
Memphis aus zog er nacii Süd^n , unterwarf Kiukodilopolis,
Oxyrrhynchos u. a., belagerte Herakleopoüs, die fcLönigsstadt
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Die Aelhiüpfcü üi Ae^^ypteu. Pi anclii und Telnachl. 427
lies pL'fdubast, und zwanj/ den Köni^ Nauirot von Ilennopuli^
zui L'nterwerfuiig. Da schritt Pianchi ein, von den Gegnern
Tefnachi's ▼ielfach zu Hülfe gerufen. Sein Heer besiegte eine
feindliche Flotte auf dem Nil, schlug Tafnecht bei Hera-
kleopolis zurück, belagerte Namret in Hermopolis und nahm
tiuL Reihe kleinerer Orte ein. Dann erschien der König selbst
auf dem Ki legsschaiiplalz ; er zwanj? Namrel zur Capilulation und
{üiliui von ihm reiche Geschenke entgegen. Nach dem Fall von
Hennopolis unterwarfen sich alle kleineren Orte, nur Memphis
musste mit Sturm genommen werden, nachdem ein Versuch
TefnachrS; es zu entsetzen, gescheitert war. Dann rückte
Pi'anchi ins Delta vor: sämmt liehe kleinere Fürsten beeilten
«ich, vor ihm zu erscheinen, ihm zu huldigen und reiche
Gaben darzubringen So war Tefnacht nicht stark genupr.
m seine Stellung länger zu behaupten; aber auch Pi'anchi
mochte Bedenken tragen, im Westen des Delta einen gefähr-
lichen Krieg zu führen. Er begnügte sich daher damit, dass
Tafnecht, nachdem ihm Sicherheit gewälnt war, in Gegenwart
von Abgesandten des AethiopenkÖnigs den Treueeid schwor
und ihm Geschenke schickte.
Unsere Quell« ist die grosse Insehiift Pianchi*s in Napata : Mariette,
HoD. dir. 1^6, zuerst analysirt von de Roug^, RAn. VIII, 94 fT., aber-
setzt von Lauth, Abb. Hfiiich. Ak. 1869 und Yor allem BhuoscHp Gesch.
682 und de Rouoc, Chrestom. 4gypt IV (1876). Es gibt mehrere
attbiopische Könige Namens Pf anehi ; unserer ist wabrscbeiniicb der auf
einer Maraienbinde des Brit. Mus. (Greene, Fouilles h Thdbes 8 c) und
Lcpsius. D. V, 14 b vorkommende mit dem Vornamen Sneferra'.
a52. Der Kriegszug des Pfanchi, der in sein 21. Jahr
lallt (um 775 v. Chr.), scheint eine dauernde Unterwerfung
Aegyptens nicht zur Folge gehabt zu haben. Falls, wie früher
(§. 'V2(^) an^^'iinnnnen wurde, der ihm huldigende Könipr Osorkon
VOM ßubasti.s zweite Herrscher der •2*5. Dynastie ist, so
sind die Aethiopeu sogar aus Oberaegypten verdrängt worden.
0 Die unter ihnen aufgeführten Fürsten (nicht Krtnige) von Busiris
^nq (ZI. 18) und später Pimai (ZI. IIG) sind vielleicht die Könige
SeioDq la. und Pimai der 22. Dyn. (§. '620}.
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428
Fünftes Buch, zweiter Abschnitt.
Denn der dritte Herrscher dieses Hauses, Psemut i ^'a»ijjx»i><J,
begegnet uns in zwei kleinen Inschriften des Tempels ?on
Karnak (LEP$iics, D. III, 259 a.b). Ihm lässt Manetho einen
in den DenkmSlern nicht nachweisbaren KOnig Zßt folgen.
Dann t'ul^t die 24. Dynastie, die bei ihm nur aus dem Saiten
bokciiuiis b«'-leht fwahrsch. — v. Ciir.). Derselbe
(aeg. Bokenrant) ist nach den hier jedenfalls glaubwürdigen
griechischen Berichten ein Sohn des Tnefachthos, d. h. des
Tefnacht, des Gegners des Pi'anchi. In der Tradition wird er
als ein weiser Purst und grosser Gesetzgeber gepriesen; aus
den Denkuiakm wissen wir nur, das? in seinem «». Jahre
ein Apis in tlerselben Grabkammer wie der unter Sesonq IV.
gestorbene beigesetzt wurde (Mariette, S^rapeum pl. 34);
danach ist er in Memphis vermuthlich unmittelbar auf den
letzten Tituiarkönig der 22. Dynastie gefolgt, durfte aber vor-
her bereits längere Zeil in Sais geherrscht haben.
l)ie griecb. Angaben Ober Bockchoris und seinen Vater T-AiOi/^^»',
oder TI/voixTi?; finden sich Plut. de h. 8, Diod. f, 45. 65, Athen. X, 4 IS»-.
Nach Eusebius regierte Bokchoris 44 Jahre, nach Africanus .Jalire;
vielleicht gibt dieser die Zeit an, welch»' er über Memphis herrscht»",
jener die Gesammtdauer seiner Regierung. Vgl. die Königsliste $. 392.
§. :i53. In Aethiopien war auf Pfanchi (ob nach einer
oder mehreren Zwischenregierungen wissen wir nicht) Kasta
gefolgt, der n)it Sepenapt, einer To(hter des Königs Osorkon,
vermuthlich Osoriion's III. von Bubastis, vermählt war. Sein
Sohn äabaka (laßixoiky, (<^0t ass» Sab'i) wiederholte den Zug
nach Aegypten, besiegte Bokchoris — nach Manetho soll er
ihn haben lehendit' verbrennen lassen — und zwang die
localen Dynasten zur Anerkennung seiner Herrschaft (7Jb
V. Chr.). Er selbst nahm den Titel eines Königs von Ae-
gypten an, als eigentliche Herrscher des Landes atier setzte
er seine Schwester Amenerdas und ihren Gemahl Pi^anchi (11. 0
ein. äabaka und seine Schwester begegnen uns mehrfach in
den Tempeln Thebens, ebenso in IJanniKuiiät u. a.: von d«'r
Königin hat sich eine vortreirii( ho Alabasterstalue in Karnak
gefunden. Die griechische Ueberlieferung rühmt , dass der
y i^L-o i.y Google
Bokeboris. Sabako König von Aegypten.
429
Aeliiiopenkönig ein ausserordentlich mildes Regiment über
Aegypten geführt habe : Hinrichtungen seien nie vorgekommen,
die Verbrecher seien zu Kanal- und Dammbauten verwerthet
worden (Herod. II, = Dioii. I. i)'). v«?!. auch c. Gl).
Eine feslgegründete eiuljeitliche IJerrscliaft liahen indessen die
Aethiopen über Aegypten niemals ausgeübt: die localen Dy-
nasten blieben wie zu Pfanchi's Zeit im Besitz ihrer Herrschaft,
unter ihnen aller Wahrscheinlichkeit nach auch Nachkommen
des Te&iacht und Bokchoris In Sais, die Ahnherrn der 26. Dy-
nastie (§. ;U)Oj. In den Jahren 725 (Reg. II, 17, 4) un.i
72^ (Sargon Ann.) heissl zwar Sabako König von Aegypten,
aber im Jahre 715 redet Sargon von dem Tribut des »Pharao,
Königs von Aegypten«, im Jahre 711 nennt er denselben neben
dem König von Melucha (d. i. Kusch, §. 375; Smith, Ass.
Disc. 21» 1). zu Sanherib's Zeiten im Jahre 701 «Tscheinen die
Könige von Aegypten« neben den »Truppen des Königs von
Melucha« (§. 384;. Zahlreiche Kämpfe um den Besitz des
unteren Nilthals werden die Regierung Sabako's und seiner
Nachfolger ausgefüllt haben (vgl Diod. I, 44); sie machten
es ihnen unmöglich, so energisch wie sie gewünscht und ge*
sollt hätten in die Verhältnisse Asiens einzugreifen.
D«nkinSler: Lepsius, D. V, 1. Mabiette. Karnak 40, Mon. div. 48
ft Roicy. Iriscr. 126. Phisse, Mon. 27. Liebliin. Denkm. von St. Peters-
burg A'r. ♦;. Inschrift eines Beamten der Amenerdas: Eber.s, ZDM. XXVII.
Greene, Fouilles a Thebes 10. 11. Opferslein inj Herl. Mus. 7497; Sphinx
ihrer Tochter ^epenapt Berl. Mus. 7Ü72. Statue derselben: Greene,
Fouilles ä Thebes 8 a. — Der König Ka raencheper Pi'anchi (pRt:*sv.,
Hon. 4, 1, Hariette, Kamak 45 b, de Rouge, Not. des mon. du Louvre 91)
scheint von dem Gemahl der Amenerdas vencbieden tu sein; noch zwei
weitere Pfancbi in Uongola und Napata : Lepsius, D. V, 14, I. Gheeke,
Foailles ä Tbibes 8b. — Sabako: Lepsios, D. V, 1. 2. Rosclliri, H. stor.
151 = GHA1IFOI.UOH, Mon. 337 (Luksor). Mabiette, Mod. dir. 29 d
(Hempliii^). Sharpe, £g. Inscr. I, 86—38 (Memphis). Aaf die aeg> ptischen
Verhältnisse in dieser Epoche bezieht sich auch Jesaias 18. 19, vgl.
Stadb, De Isaiae vaüc. aelhiop. 1878. — Fflr die Chronologie ist hier
Manelho zu Grunde g«legt, dessen Angaben im wesentlichen oorrect zu
sein aeheinen. Den Ausgangspunkt bildet der sicher feststehende Regie-
rungsantritt Fsammetich^s im Jahr 668 ; seine drei Vorgänger aus Dyn. 26
430
Fünftes Buch, zweiter Abschnitt.
regieren von 084 an. Dann erhallen wir fnr die Aethiopen <25. Dyn.)
die Ansalze: Sabaku 12 J. ') = 728 717: Sabataka 12 (var. i.
= 710— 70o; Tahania 20 (var. 18) J. — 70i— 1>85. Hazu slimnien die
hebraeischen und assyriscbeii Angaben vollkommen, h. §. :}72. ;»82. Nor
hat Tabanja viel länger, wäbrend der ganzen von Manelbo den ürei
ersten Königen der 26. Dynastie zugeschriebenen Zeit, regiert. Dement-
sprechend erscheint er auf einer Apisstele (MAninTE, S^rapeum pl. :>!)
als unmittelbarer Vorgänger den Psammetich; völlig unerklärlich ah^r
bleibt, dass dieselbe seine Regierung auf 26 Jahre, das wftre 689 bis
6<>4 V. Chr. zu bestimmen scheint. Weiteres s. i^. $d2,
Damaskus. Israet. Phoenikien.
"^'»4. Iii den politiscIuMi Verliiillnissen Syrien? hat
sicti in der hinter uns liegenden Epoche nicht viel geändert
Die Kriegszüge der Assyrer waren im wesentlichen nurPlün-
derungszüge, die zwar viele Noth und Zerstörung brachten,
aber doch weiter kein dauerndes Resultat herbeiführten, als
dass die kleinen syrischen Höfe einige Jahre lang ihren Tribut
nach Assur schickten. Zu grosserer Ma< ht "-elangle nament-
lich das Reich Daniaskos unter der neuen von Ghazael be-
gründeten Dynastie. Der Sturz des Hauses 'Omri hatte dem
israelitischen Reich wenig Segen gebracht. VergebKch zahlte
König Jehn im Jahre 842 dem Assyrerkönig reichen Tribut
(§. 3.'*)7), ülVenbar um an ilini einen Rückhalt zu gewiiinei).
Die Belagerung von Damaskus im Jahre 842 wurde von
Chazael abgeschlagen, der letzte Angriff Salmanassar's im
Jahre 889 ging gleichfalls ohne Erfolg vorüber, und jetzt
konnte Chazael sich mit ganzer Macht auf die Hebraeer
werfen. »Zu Jehu's Zeit fing Jahwe an von Israel abzu-
schneiden«, lautet der sununarische Uericht der Königsbiu her:
ganz Gilead, das Land jenseits des Jordan, ging verloren.
Auch westlich von demselben hat Chazael Kri^ geführt: er
eroberte und zerstörte die Stadt Gat (vgl. Arnos 6, 2) —
seitdem verschwindet dieselbe aus der Reihe der philistaeischen
*3 So Eusebius, nach Afrieanus nur 8; aber Lepsiui:, Denkm. V, Ic
(HsnimämAl) f\ndH sich sein 12. Jahr.
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Das Haus Jehu. Die Syrerkriege.
431
Fürstenthümer. Dann wandte er sich gegen Jerusalem; durch
Hingabe der letzten Schätze des Tempels musste König Joas,
<ler Enkel dor 'AlaljU (g. 329), seinen Abzug erkaufen. Auch
Jehu's Nachtoiger Joachuz und Joas wurden von Chazael und
Benhadad III. immer aufs neue bedrängt; von der grossen
Streitmacht, die Achab ins Feld stellen konnte (§. «^23), »Hess
der König von Aram dem Joachaz nur 50 Relteri 10 Wagen
und 10,000 Mann« (Reg. II, 13, 7),
Die Assyrer wie Ämos 1, Zepbanja % 1 kennen nur vier Pfirslen-
thCbner der Philister: Askalon (su dem Beidagon, Joppe u. a. gehören
1 R. 38. 65 f.)» *Aqqaron (Ekron, ass. Amgarunna), Aidod und Gaza.
§. 355. Wie arg die Syrer im Lande hausten, lehren
die Ankla*,'en des Arnos (1, 3). Natürlich beuteten auch die
kK'ineren Xachbarstämme die Nothlage Israel^ aus; die Ani-
iiioniter verfuhren in Gilead mit der gleichen Grausamkeit, mit
der einst David gegen sie gekriegt hatte (Arnos 1, 13), Moab
gewann das noch zu Mesa's Zeit israelitische Chesbon zurück
(Jes. 15, 4. 10, 8, vgl. Reg. II, 1:;, 20). Auch König Amasja
von Juda, der Sohn des von zweien si'incr Hofleute erschlagenen
Joas, unternahm einen Anirrifl" gegen Joas von Israel, wurde
aber völlig geschlagen und gefangen. Jerusalem selbst ward
ausgeplündert, eine Bresche in seine Mauer gelegt. Sonst
ging das Strelien der Herrscher von Jerusalem immer von
neuem darauf, sich Edom zu unterwerfen und damit in den
Besitz der grossen vom inneren und südlichen Arabien nach Gaza
fuhrenden Karawanenstrasse, sowie eines Hafens am rothen
Meer zu gelangen. Amasja eroberte Sela' (Petra), die Hauptstadt
von Edom, sein Sohn 'Azarja ('Uzzia), der nach der Ermordung
seines Vaters von dem Volke auf den Thron erhoben wurde
(um 775), baute Ailat, den Hafenort ani rothen Meere, und
siedelte in demselben eine jüdische Colonie an (Reg. I, 14, 22.
1«3. 6i. Zweifellos ist von hier au> Seehandel betrieben worden;
ob sich derselt)e aber über die nächsten Küstenorte und etwa
die aegyptischen Häfen am rothen Meer hinaus bis nach Süd-
arabien erstreckte, davon haben wir keine Kunde (vgl. §. 4o:i).
432
Füafttß Blich, iwaiter Abadmitt.
VdUig mit Jada verdnigt ift Obrigens Bdom schwerlicb» Ramin-
niräri III. erwähnt das Land Edom (l R. 35, 1. 12; §. 341), und im
Jahre 7d2 finden wir hier einen König Qauiroalalui (ü R. 67, 61).
§. ;ir>fi. Die Feldzfige Ramanniniri'? III. (Suc. sur» 797),
die Besiegimg des Königs Mari', die Eroberung von Damaskos
(g. 341) , ebenso die mehrfachen Züge Salmanassar's III.
nach Syrien scheinen die Macht der Damaseener gcsschw&dit
ztt haben; sie gaben dem Reiche üsrael die Möglichkeit,
sich ihrer Angriffe zu erwehre. Nach einer Legende soll
schon Joa§ dreimal äber Benbadad ID. gesiegt haben (Reg.
II. ]•;, 14-1!>. -2:^ 25). Der eigentlidie Befreier aber ist
sein Sohn Jerobeam II. (um 780—740), der »die Grenze
Israels wieder herstellte von der Strasse nacli Hamid bi«
zum Wüsienmeer (dem todlen Meer)« *). Leider fehlen uns
alle genaueren Angaben über die Thaten des Königs. Trotz
seiner Erfolge hat aber die Dynastie Jehn^s den Thron
nicht b^uptet Ob innere Unzufriedenheit oder ledigKcfa der
Ehrgeiz Ehizelner, der ja auch in Juda wiederholt zum Aus-
bmch kam, die Wted«iioIung der Usurpationen herbeifQhrte,
wissen wir niclit: dass das Andenken ,iu ilie Blutlhai, durci*
welche Jehu auf den Thron gekommen war, noch im Vollme
lebte, lehrt der Prophet llosea, der um ihretwillen seinem
Hause die Hache Jahwe's verkündet (1, 4). Jerobeam's Sohn
Zakarja wurde nach kurzer Regierung von äallüm ermordet
(um 745), gegen diesen erhob sich von Tirsa aus Menacfaent.
Er besiegte und tödtete den äallüm; der Ort Tipsaeh, der
sieh nicht fügen wollte, wurde erobert und grausam bestraft.
Unmittelbar darauf begannen die Kriegszüge der Assyrer von
neuem und lirachten in raschen Schlägen wie den meisten
anderen syrischen Staaten so auch Israel den Untergang.
hl dem aus einer vor 782 feeehriebenen Quelle (v. 26 t) atam-
menden Beriebt Aber Jerobeam IL Reg. H, 14* 28—29 iat leider v. 89
Dieie in jener Zeil geläußge Wendung (Arnos 6t 14) aoll die
Aasdebnnnf Israels nadi Nofden in ibiem weüeatan ümfhng, wie «e
lor Zeit Davld*a bestand, baceidmen.
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Jerobeam IL Die phoenikiscben Stftdte.
unheilbar serftOrt. — tMe chronologischen Angaben des KAnigsbuchs
weichen von den assyrischen Daten ($. 369) auf das sUrlcate ab, ausser*
dem difliwiren die Listen von Israel und Juda für die Zeit von der
Thronbesteigung des Jehu und des 'Atalja 84S/2 bis cor Eroberung Sa-
marias 122 (im 6- Jahre des Hiskia nach Reg. II, 18. 10) um nicht we-
niger als 21 Jahre (148 Jahre 7 Monate fOr Israel, 165 Jahre för Juda;
in Wirklichkeit sind es nur 121 Jahre). Daher sind nur approximative
Ansätze möglich. Hiskia s Thronbesteigung fällt nach der sehr wahr-
scheinlichen Vermulhung von Wellhausiin, lahrl». Deutj»che Theol. XX,
nicht 727, sondern 714 v. Chr. Denn die Angabe, das*- Sanhf ril ^ Angiiflf
auf Jerusalem im Jahre 701 v. Chr. in sein 14. lahr fiel (Reg. 18, 13),
hat weit mehr Anspruch auf Glaubwürdigkeit, als die ihr widersprechende»
Samaria sei in seinem 6. Jahr erobert worden (ib. 10 u. a.). (Königs-
liste s. a 434,)
§. 357. Unter den phoenikischen Städten nimmt nach
wie vor Tyros die erste Stelle ein. Es ist sogar die Ober-
hoheit, die dasselbe aller Wahrscheinlichkeit nach seit Alters
über seine Nachbarn ausübte, jetzt in eine directe Herr-
schaft umgewandelt. AlSurnäsirpal, Salmanassar II., Ramdn-
niräri III. erwähnen wiederholt Tyros, Sidon, Bybios und
andere Phoenikerslädte neben einander ; aber Tiglatpileser II.
«nd Sargon kennen nur drei phoenikiscljc Staaten: Arados,
Bjblos und Tyros. Das Gebiet zwischen Arados und Bybios
mit den Städten Simyra, *Arqa u. a. gehört zum Reiche Ha-
mät (ni R. 9; 46), ebenso vermuthlich die Küste nördlich
von Arados. In Tyros herrscht unter Tiglatpileser II. ein König
Hiram IL, später (um 730) Metinna (s. g. 370). Dann folgt
Klulaeos, von dem der tyrist lie Geb( hichlppchreiber Menandt r
berichtet f dass er das abgefallene Kition wieder unterworfen
habe. Dem entspricht genau, dass die Assyrer unter den
selbständigen Fürstenthümem auf Cypern Kition niemals er-
wähnen (vgl. §. 402). Als dann Elulaeos von den Assyrem
angegrilleii wuide, heisst es weiter, seien Sidon, Akko, Palae-
•yros und viele andere Städte von ihm abgelallen: mithin
müssen sie ihm vorher untertliänig gewesen sein. Genau das
gleiche lehren die Angaben Sanherib's, Hier heisst Lüll
'£Xo<iXatbc) König yon Sidon; ihm gehorchen Gross- und
Kl^sidon, Bdt-äitte, Sarepta, Maehalliba^ Usü, Akzib und
Xejrer, Oetefafchte des Altorlbmn«. I. 28
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Fünftes Buch, zweiter Abschnitt.
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Aosbildntig des Jahwtsmus.
485
Akko» die sftmmtlich erobert werden; er selbBt flieht von
Tyros nach Cypern. Sonst wird Tyros hier nicht genannt,
da es nicht erobert wurde, nnd eben deeshalb nennt Sanherib
wohl auch den Elulaeos Könijr von Sidon, nicht von Tyros,
während seine Vorgänger nur von Königen von Tyros reden,
Könige von Sidon aber niclit erwilhiicn. Tm übrigen decken
sich die assyrischen und tyrischen Angaben voiikomoien.
Josephos IX, 14, 2 beneht Menaiid«r*B Berieht Aber den Aogriff
der Aasyrer gegen Tyros wot Selmanafleur IV : im Text wird iudeesen der
Name des Assyrerkönigs gar nicht genannt. In Wirklichkeit ist, wie
Smith, Hist. of Sennacherib p. 69 erkannt hat, der Angreifende Sanherib.
dessen Bericlit ([ R. 34 ff. u* eonsl) den Menander's auf das scbfinste
«rgftnzt; vg). §. 383-
Israelitische Culturentwickelung. Aiisbildung der jahwistisch-
prophetischen Anschauungen.
§. 858. In der hinter uns Hegenden Epoche der äusseren
lind inneren Drangsal, der Sjrremoth und der Anarchie, ist
der Keim gelegt zu der weltgescliichtlichen Rolle des israeliti-
sclien Volkes. Wietlei' nnd wieder erlag es den Angriffen der
Damaskener, die Meute der kleinen Nachbarstänime fiel über
das Land her, im Hintergrunde drohte die Vernichtung
bringende Macht der Assyrer. Die Kriege wurden 7on l)eiden
Seiten mit der erbittertsten Grausamkeit geführt (Tgl. nament-
lich Amos 1, 2). Naturereignisse erhöhten noch den Nothstand,
Erdlseben (Amos 1, 1), Hisswacbs und Dörre, dazu eine
grosse Pest ^) vor allem Amos 4, 7 ff.). Wo war da der
Jahwe dpr Ilcerschaaren , der sonst sein Volk zum Siege ge-
tührl , vor dem so oft die Macht der feindlichen Götter zu
Schanden geworden? Es war ja undenkbar, dass er we-
niger mächtig sei als die Götter der Nachbarn, dass er
seinem Volke den Sieg nicht verschaffen könne. Er wollte
nicht; aber warum zürnte er so unablässig auf ««ein Volk?
*) Eine Pest wird tn der assyriseben Verwaltungsliste in dieser Zeit
<*rwtbnt in den Jahren 809. 765. 759.
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Fünftes Buch, fweiter Abtclaitt.
Die Siege JeiX)beaiu's IL haJ^n die £Qiwickeluog dieser üe-
danken wenig au(i[|;ebalten, nnr vereinzelt, wie im »Segen
Mo6e*8« (Dent. 33, 312), begegnet ans noch die alte freodige
Stinunung. Die Wunden der letzten Jahrzehnte waren tn i\ei\
um rasch zu heilen, die neuen Ideen schon zu mächtig erregl,
und vor allem, es fehlte die Sielieilieit, das Vertraueü auf
einen dauernden Bestand gedeihlicher Verhältnisse nach innea
und aussen. War Gat, die Philisterstadt, waren gros.se JStadte
wie Kalne und JEJain if dem Untergange verfallen, wer mochte
flieh da verbörgen für die £xistenz Samaria's und Jerasalem's t
(Amoe 6f 2)? Nor wenn man diese Verhältnisse immer im 1
Auge behält, wird die weitere Entwickelung vefsUindllch. ^
Der Nothschrei de? geängsteten, in semer Existenz bedrohten j|
Volks hallt wieder in der ganzen Literatur, vor alU in aber in j
der «jrossartigcii Einsoitigkoif der jaoplietischen Aufla.<?sung. '\
Es spiegelt sich in deisellun /.u^Heich das unirme-sliciie, j
uns Modemen kaum fassbare Elend ab, welches die Kriege ;(
dieser Zeit über Vorderasien brachten : die Inschriften und i
Sculpturen von Ninive sind die nothwendige £rgänzinig zu |
Arnos und Jesaia.
§. 359. Bei der Masse des Volks rief die Nothlage eine
weit intensirere Religionsübung henror. Man pilgert» eifrig
zu den heiligen Stätten , nach Bet-el und Gilgal, nach Bc t i--
seba* in Juda; man hrLnotr die Feste mit möglichsto!- Pr.ahL
braclite Brand- und Suiniuplei in Menge, errichtete ilcm .lahw e
prächtige Bilder von Silber und Gold; Fast- und Busstage
wurden von Staalswegen ausgeschrieben (vgl. Reg. I, 31, 9. 12).
Das Ansehen der Priester und Propheten wuchs dadurch he»
deutend; sie waren ja die Vermittler bei Jahwe, welche ihn
wieder gnädig stimmen Iconnten. Eine Reihe zum TheO recht
abenteuerlicher Erzählungen berichtet von der Macht des Pro-
pheten Elisa, der nocli im Tode Wunder tliul und die Kämpfe
gegen die Syrer tur .sein Volle gincklicb wenflot (Reg. II, (>.
7. IH, 14 — 2tA: wie er hat auch der Prophet Jona d*n Sieg
über Damaskos verkündet (Reg. U, 14, 25). In diese Zeit
erst Cällt die Bildung des geschlossenen Priesterstandes »der
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Wirkungen der Nothlage. Die religiösen Ströroungen. 4r37
Söhne Lewi'?« (§. ;n2). Wie derselbe in der Gegemvail
mächtig und aiij^^esohen neben den woltliciien Beamten stand,
führte man ihn jetzt auoh in die heilige Sa^^e ein: nc^hen
Mose, den Führer des Volks, den Propheten und Gesetzgeber,
tritt sein Bruder Aharon, der erste Priester.
Für dtn Eifer, mit dem der Culttu betrieben wurde, fDr das An-
sehen der Priester und Propheten legt jede Seite der prophetischen
UteraUir Zeogidss ab. Vgl. Wcllhauseh, Geacfaiehte I, 58 ff. 187 ET. —
Aach die Geschichten Reg. II, 2>-6. 8> 1—6 gehören in diesen Zusam-
menhang. — Der Name Aharon ist vielleicht wif Redalob (AUt. Nammi
der isr. BevAlkerung) vermuthet aus ba*aron »die Lade« umgeliUdet.
§. H«»0. Während die Strönunig der Masse den materiellen
Ansprüchen der Geistlichkeit entgegenkam, hielt sie sich von
den Forderungen der Fortgeschrittenen, welche Reform des
Gottesdienstes, Beseitigung des Bilderdienstes u. ä. Terlangteo,
völlig fem. Wie bfttte man jetzt daran denken können am
alten Gultus zu findem, die altgefaeiligten Bilder Jahwe's zu
beseitigen? Indessen entwickelten sich die reformatorischen
Ideen weiter, und je weniger die materielle Fröninii^^keit der
Masse zu ilesultalen führte, desto mehr suchte man die
Lösung des grossen Problems, den Grund für den Zorn
Jahwe's, auf rein geistigem Gebiete. Jahwe zürnte, weil man
ihn nicht auf die rechte Weise verehrte, weil man seine Ge-
bote nicht erkannte noch, befolgte. Jahwe ist der allmäch-
tige Gott, dessen Wille die Welt und die Schicksale der Volker
beherrscht. Er ist gerecht und wahr, vergilt Gutes mit Gutem,
sucht aber das Böse an den Missethätern schrecklich heim.
Das Volk Israel hat er sich zu seinem eif.'enen erwählt, es väter-
lich f^t'leitet, auc kleinen Anlangen zn einem grossen Volke
gemacht, aus der ivnechtschaf! in Aegypten und der Noth der
Wüste befreit, ihm seinen Willen geoüenbart, ihm Kanaan
zum £igenthttm gegeben. Aber er ist ein eifersüchtiger Gott;
ihn allein soll sein Volk verehren. Statt dessen ist dies über-
mflthig geworden, hat seine Gebote verachtet und sich dem
Dienst der »Gölter der Fremde« ergeben, der »Nichtgötter«,
welche die Nachbarvölker und die besiegten Amoriler ver-
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438
Fünftes Buch, xweiter Abschnitt,
ehrten; sie haben ihm Menschenbilder und Slierfiguren zur
Seite gesetzt. Zur Strafe verstOsst auch Jahwe sein Volk.
Er sucht CS heim durch Feinde^ durch Hnngersnoth und Pest
»Draussen verzehrt es das Schwert, in den Gemächern die
Angst« ; jrewall i^re Siege erfechten die Feinde, obwohl jj'eririg
an Zahl. Aber ganz vernichten will Jahwe sein Volk nicht,
denn was wissen die Fremden von Jahwe? Sie sind ja auch
Fmnde seines Namens, sie würden sich selbst die Thaten zu-
schreiben, die doch nur Jahwe durch sie als seine Werkzeuge
vollhiaeht hat. Daher ist Aussicht auf Rettung voiliaiideii,
wenn das Volk umkehrt, seine Sünden bereut und zu der
reinen Gottesverehrung zurückkehrt, die es in den Zeiten
seines Glucks geübt hat. Denn das ist ja selbstverständlicb,
dass die Vergangenheit ohne weiteres nach der neuen Auf-
fassung umgestaltet wird: sie war eine Zeit des Glücks, folglich
lierrschten in ihr auch die richtigen Grundsätze.
Man sieht, wie in dieser Auffassung — die uns zuerst
in dorn grossartigen Liede Deut. 32 entgegentritt — der Be-
griff Jahwe's sich verschiebt und vertieft. Der Nationalgott
wird zugleich zum Herrn der ganzen Welt, die »anderen
Götter« werden zu »Göttern der Fremde« und zugleich zu
leeren Phantomen, die neben Jahwe nicht bestehen ; die Gott-
heit, sowohl ihrem Begrifife nach wie in ihrem Verliäitniss
zur Nation, wird aus einer physischen, naturwüchsigen zu
einer ethischen (vgl. g. 327). Dementsprechend werden die
moralischen Forderungen der Religion erst jetzt eigentlich
ausgebildet und klar formulirt: der uns geläulige Dekalog
Exod. *20 ist ein Er/.eugmss dieser Epoche. Immer aber —
und hier ist die semitische Anschauungsweise nie überwunden,
ja eigentlich nie angetastet worden — bleibt der Einzige, der
allein wahre Gott zugleich der Nationalgott Er bleibt mit
seinem Volke zusammengewachsen wie dies mit ihm. Dass
>) Deut. 32, 17 ist du am. Mu, eine Beieiebnang der
Stiergottheiteii (Dslitsscb» Pamd. 158). Offoobar hat der Veiiksser des
Liedes das Fremdwort absichtlieh gewAblt, um dtD Stierbildeni von
Bet-el und Dan fkvmden Ursprung zuzasehreiben.
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VertieAin^ d«r religiteeii AaiehfeanngeD,
Jahwe sein Volk wohl zachtigen aber nie vGllig Verstössen
kann, ist die onerschfitterliche^ auch in allen folgenden Wand-
lungen nicht aufgegebene Ueberteuguiig. Und auf der an-
deren Seite steht ihm das Volk als Einheit gegenüber, die
späteren Generationen büssen lür die Sünden der Irütitien,
die Menge für die Schuld der Könige — wie denn aucli die
Auffassung ausgesprochen wird, dass die iNoth eine Strafe sei
für den Ba'alscult Achab's oder die Verbrechen Jehu's. Wie
die histilution der Blutrache noch zu Recht bestand, ist die
ihr zu Grunde liegende Idee aus der Auffassung des Verhält*
nisses zur Gottheit nie geschwunden.
Die Zeit dt!ä Liedes Deut. 82 ergibt sicii besonders aus v. Ai). Dass
^ reeht eigeatiich ein geschichtstheoreiisches Prognimm sein sollte,
Mgi der Ekkhisi aellMi Deut. 81, 16—22, und liasi es d«h« ton Moee
auf dem Wege der Inspiratioa verflUBt sein.
§. Die Vertreter der neuen idealistischen Anschau-
ungen konnten die Geschichte lediglich nach religiösen Ge-
sichtspunkten beui theilen und darstellen und sahen auf die
realen politischen Verb<nisse und die praktischen Motive der
Machthaber geringschätzig herab. Es UÖgt aber auf der Hand,
wie sehr diese Auffassung den berufsmässigen Vertretern der Re-
ligion, den Priestern nnd Propheten zu Gute kommen musste;
denn sie bewahrten und verkündeten ja den Willen Jahwe's. So
konnte sich \veni*rstens die Idee dessen, was man eine Tlieo-
kratie zu nennen sich gewöhnt hat, d. h. einer Priesterhei r-
sdiafi bilden f man konnte vei^suchen, dieselbe mittelst histo-
ri^rher Reconstruclion in der Vergangenheit durchzuführen.
Auf diesem Standpunkt steht die neue Bearl)eitung der israe-
litisch«! Geschichte, welche um 750 v. (är. em jedenfitlls
dem Priesterstande angeliOriger Epliraimit, der sog. Elohist,
unternommen hat. Sein Material schöpft er hn wesentlichen
aus dem Jahwisten . liat aber manche Traditionen seiner
Heimath (^Ahi iliiun in Heerseba, Josua u. a.) hinzugefügt, die
Erzählungen seines Vurgangei.- uberaibeitet und recht häufig
verschlechtert. Die LüdLen der Ueberlieferung werden aus-
gefüllt, z. B. durch missverstandene Lieder (Num. 21, 21 ff,,
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440
Fünftes Buch, zweiter AbscimitL
Jos. 10. gelegentlich auch durch willkürliche Gonstruc-
tirmcn; auch liebt der Schrit'Uteller , seine Gelehrsamkeit zu
zeigen, in der Josephsgeschichte z. B. bringt er wiederholt
acgyptische Worte an (Gen. 41). Iq der Auffassung untei^
scheidet er sich auf das tiefste von seinem Vorgänger; an
die Stelle naiver Erzählung tritt ein theologiscbes Sehema.
Die Ahnen Israels waren Götzendiener; da oiEenbarte sich
Jahwe dem Abraham und rerspraeh ihm Kana*an. Abraham
ist nicht sowohl der Ahnherr des Volks als der Begründer
der Jahvvereligion und heisst ein Prophet. Nicht Mose erhalt
die Unterweisungen Jahwes im persönlichen Verkehr mit ihm,
sondern dem ganzen Volke verkündet Jahwe vom Sinai heral>
seine Gebote. Neht n Mose steht Aharon, dem sein 6ohn
£razar als Oberpriester folgt; die Opler werden nicht wie
im Bundesbuche (§. 827) von Knaben aus dem Volke darge-
bracht, sondern Jahwe sondert den Stamm Lew! ab, um Tor
ihm zu stehen zu sehier Bedienung. Am deutlichsten tritt
die Tendenz des Verfassers in dei- Eroberungsgeschichte her-
vor, djL la>t ganz von ihm gcschalTen ist. Das Volk oiiin
Jo-ua's Leitung liandelt einmüthig und ges( lllü^sLlJ, dte Aoio-
riter werden grösstentheils ausgerottet, das Land durch das
Loos unter die einzelnen Stämme getheilt u. s. w. Neben
dem eigentlichen F'ührer steht auch hier der Oberpriester. Gött-
liche Inspiration, nichl menschliche Gesichtspunkte bestimmen
überall die Handlungen. Die Stellung des Volkes zu Jahwe
wird genau nach der Anschauung des im vorigen Paragraphen
erwähnten, vom Elohisten aufgenommenen Liedes behandelt
Schon nnmittelbai nach d<'r Gesetzgebung lallt das Vulk von
Jahwe ab und lässl sicti von Aliaron das goldene Kalb madieii
— eine Anspielung' darauf, dass man in dem grossen Heilig-
thum von ßet-el Jahwe in Thiergestalt verehrte. Nach der
Eroberung fragt Johusl das Volk, ob es fortan dem Jahwe
allein dienen wolle, der ihm bialner zum Siege verholfen, oder
den Göttern seiner meaopotamischen Ahnen, oder den »Göt-
tern der Fremdec, der Amorlter. Obwohl vor Jahwe's Eifer-
sucht von Josua gewarnt, verpflichtet sich das Volk fei^licb
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Der Elohitt. Verwandte Getcbiehtswtrke.
441
zum Jahweeult. Die Fortaetzung ist dann, dass das Volk
sein Versprechen nicht h<, dass es sich vm den unter-
worfenen Ämoritera zum Cult des Ba'al und der Astarte ver-
führen lässt. So wird der Uebergang gewonnen zur Nolh
der Folgezeit liiid den befreienden Thalen der »Richter«, und
zugleich die Möglielikeit . die völlicr i?olirt dastehenden Tradi-
lioDen von diesen an einen bestimmten Faden zu reihen.
An Geist steht der Verfasser weit hinter seinem Vor-
gänger zurück. Einzelne Partien sind gut gelungen, aber im
aUgemeinen ist seine Darstellung bceit und platt, die Erfin-
dttDg h&ofig trivial, mitunter sogar abgeschmackt. Höherer
Schwung gebt ihm völlig ab, man sieht, die Arbeit ist aus
dem praktischen Bedürfniss hervorgegangen , ein bestimmtes
System durchzuluiiren, die alten Traditionell nach dein neuen
JScheina zu überarbeit(Mi und daiier durch und durcli tendenziös
im guten wie im schHmmen Sinne. Hehgioosgeschichtlich ist
sie daher von der allergrössten Bedeutung.
In denselben Kreis gehören audi einige andere, Uter arisch
höher stehende Schriften, wetehe die Vergangenheit von den
^Idchen Gesichtspunkten aus behandeln. Vor allem die gross-
artige, in ihrer Auffassung sich nahe mit Amos berührende Ge-
schichte von Samuel und Saul (Sam. I, 15 u. 28) ; ferner die im
populären Tone f^ehaltene, ins Groleslce übertreibende Geschichte
von Elia's Kaifipi gegen Achab's ßa'alscult (nur fragmentarisch
erhalten in Reg. 1, 17 — 19), der, wie früher bemerkt, fast
jeder historische Inhalt abgebt. Für ihre Auffassung ist na-
mentlich charakteristisch, dass hier (19, 15 f.) Elia — wie
in der parallelen Erzfthlung Reg. II, 8, 7 tf. Elisa — den
Landesfeind Ghazael von Damaskos zum Rächer Jahwe's an
Israel bestellt Auch manche der Legenden Ober 'Eli und
Samuel u. a. dürften hierher gehören.
Zur Charakteristik des Elohisten vgl. Wsllhaosbr, Geacbicbte I,
871 iL Ferner Z, eltt. Wits. I, 148 fll 840 IT. - Im Obrigen iet darauf
aufmerksam su machen, dass, je weiter sieh die Anschauungen entwickeln
und Tertieren, desto weniger aus der logisrheii oder ptycbologiseheo
Folge der Ideen ein sicherer Sehluss anf seitliehe Folge gemacht werden
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442
Fünftes Boeb, iwdtar Abnbuitt
kann. Der altere Schrifistelier kann aebr wobl «imii fortgeschritteiMrMi
^^limcipunkt eiimehnien als der jüngere. Da'/u kommt noch, dass ja jede
liter.arische Strdniung nothuendig eine (iegenströmiing hervorruft, dass auf
geisli^'em Cebiefe mebr noch aU anderswo das Gesetz der Wechselwirkung;
herrschi. iinivon vermögen wir hei der israelitischen noch weniger ais
bei anderen alten Literaturen zu erkenDeD^ da ja die erhaltenen Hesie
derseiben durchaus einzeilig sind.
g. Eine nocli ^'rr)ssere Vertiefung erhält das
religiös - politische Problem diucli Arnos, einen Hirten aus
dem Dorfe Teqoa' in Juda (um 750). In der späteren Zeit
Jerobeam's II. ging er nach Bet-el, um dort den WiUen
Jahwe'a zu verkünden, wurde aber auf Betreiben des Priesters
Amasja ans dem Reiche Terwieaen. — Arnos stdlt zum ersten
Male die rein ethischen Gesichtspunkte durchaus In den Vor-
dergrund. Nicht Götzendienst und Bilderoult allein ist es
nach ihm, was den Zorn Jahwe's hervorruft — obwohl na-
türlicii die> schon schlimm ^enug ist — sondern ein vollstän-
diges Verkennen seines Wesens. Dass man Unrecht übt
statt Recht, dass der Reiche den Armen drückt, der Gläubiger
den Schuldner als Knecht verkauft» dass das Recht gebeugt
wird, darum zämt Jahwe und sucht sein Volk heim, Gr ist
ein heiliger und gerechter Gott, die Befolgung sehier Sitten*
geböte ist seine Hauptforderung. Dass man in selbstzufrie-
dener Scheinheiligkeit ihm Opfer bringt und zu ihm wall-
fahrtet und dadurch ihn gnädig? zu stimmen sucht, erbittert
ihn nur nocli mehr. >4('h hasse Eure Feste und Kur« Opfer
mag ich nicht ansehen ! Habt ihr mir geopfert und Gaben
gespendet in der Wüste die vierzig Jahre lang, Volk Israel ?€
Darum sendet Jahwe Verderben über Israel und wird noch
weit mehr senden bis das tiefste Elend gekommen ist, von
dem dies auf seine Mauern und seinen Gott trotzende Volk
noch nichts ahnt, bis der Rest sich bekehrt und Gnade findet
und Jahwe den alten Glanz seines Volkes wieder aufrichten
kann. — Dnss mit diesen Gedanken ein hocherregtes Naüonal-
gefühl nnrl erbitterter Hass gegen die Dränger meines Volke.^
eng verbunden ist, bedarf keiner Ausführung. Auios eröffnet
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Amos. Die neue ^rophetie.
44a
.^eine Schrift mit der Androliung des iStrafgerichU, das Jahwe
über die Feinde Israels verhangen wird, die gegenwärtig die
Werkzeuge seines Zornes sind.
Sehr mit Recht sagt Amos von sich, er sei »Icein Pro-
pliel. noch ein Projjheteiisohn«. Mit den ncbiim, wie wir
äie uuher geschildert haben, haben er und seine Nachfolger
sehr wenig zu thun, wenn auch der Name auf sie übertragen
worden ist. Amos giht keine Orakel über zukünftige Er-
eignisse, er verkündet in getragener Sprache seine innerste
Üeberzeugung, deren Wahrheit ihm so sehr Gewissheit ist,
dass er sie im Namen, im Auftrage Jahwe's ausspriclit, dass
ihm wie seinen Nachfolgern zuföllige Ereignisse zu Zeichen und
Gleichnissen werden, in denen Jahwe seinen Willen offenbart.
Damit hängt zusammen, dass er seine Reden niederschreibt
und veröffentlicht: die Schriften der Propheten sind gewisser-
maassen religiös-politische Broschüren. Natürlich beurtheilen
dieselben aber die Verhältnisse durchweg vom einseitig-idealis-
tischen Standpunkte aus; es wäre z. B. verkehrt aus Amos
und Hosea zu schliessen, dass die socialen Verhältnisse in
Israel schlimmer gewesen seien als anderswo. Dass die Pro-
pheten mit solcher Leidenschaft die finstere Seite hervorkehren,
erklärt sich liui aus der entsetzlichen politischen Nothlage der
iNation; aus dieser al>er auch vollkommen.
Vgl. G. Baur, der Pro()het Amos erklärt. (Jiessen 1847. Ewald,
Propheteo I. G. Hopfmaxi«, Z. altt. Wiss. III, 87 ff. — Dass Arnos arm
feweiMi tei, folgt aus 7. U keineewegs.
§. 363. Wie Amos alle idealen Elemente der hishen^n
Elitwickelung zusanimenfasst und zum Absei iliiss bringt, .>^o ist
er auch die Grundlage aller tolgenden gew orden, die im wesent-
lichen nur seine Ideen ausgeführt haben. — Auf ihn folgt
zunächst der nordisraelitische Hosea*, dessen Thätigkeit in die
letzten Jahre Jerobeam's II. und die dann folgende Zeit der
Anarchie und der blutigen Thronwechsel fallt; dann der Ju-
daecr Jesaja. Hn-( a lülut Arnos' Ideen weiter aus: »Liebe
will ich, nicht U|jler; Gotteserkenntniss, nicht Brandopter.«
£r eifert gegen die Priester, welche Jahwe's Gebote vergessen
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444
Fflnftes B»^, twciter AbflehnKU
haben und das Volk zn nnterrichten unterlassen, gegen die
Könige, welche die Schuld nur vermehren. Literarisch ist
l)esonders wichtig, dass Hosea zuerst in Folge persönlidier
Verhältnisso das V(Thriltniss zwischen Jahwe und dem Volk
als Ehe, den Ablall als Unzucht fasst, ein seitdem bis zum
üeberdniss wiederholtes Gleichniss.
Sein charakteristisch ist nun, dass trotz der rein ethi-
schen Auffassung der Propheten ihnen eine Umsetzung des
nationalen Verhlltnisses zu Jahwe In das der einzelnen Indi-
viduen zu ihm ganz fem liegt Bei anderen Völkern hat eine
ähnliche Entwickelung zu der Anschauung gefOhrt, dass die
äusseren irdischen Dinge völlig gleichgültig seien, dass auf
das ethische Verhalten des Finzelneii alles ankomme: inan
hat den etlii.^clien Charakter der Gottheit durch den Gt ilaiiken
einer ausgleichenden Gerechtigkeit nach dem Tode 7.u hallen
gesucht. Derartige Gedanken setzen eben den Uiisterblicli-
keitsglauben voraus, der in Israel völlig fehlt, immer ist
ihnen das irdische Letien das einzige, das hidividuum nur ein
Glied der Nation, das materielle Wohlergehen des Volkes das
letzte Ziel, das Jahwe Ihm gewähren wird, wenn es zur
rechten Einsicht gekommen ist und seine Sunden abgebösst hat
Ueber Hosea: Ewald, Proph. I. Wellhausen, Einleit. 40(j (T. Gesch.
I, 141. 43:^. — Aus dem Gesagten ertlSrt sich auch, warum r^ie Frage
rth'^r lie Ursache von Glürk utid l'n^'Inck des Einzelnen, die h^^i den
Indogerruatien liherall im Vordervrund der Hetrarbluiig sieht, so ganz
ziiröcktrilt. Dem Glauben de- Volkes j,'ejirigt«,ii urspn1n$»lich rtie nilU
kührlichen Launen Jahwe*s als Erklaruugsgruiid (vgl. z. Ii. Sani, il, 24, 1).
Als dann der Glaube an Jahwe*s Gerechtigkeit allgemein wurde, folgerte
man, dus jedes üni^fldc die Folge iriiier VmelHildang sei (vgl. auch
Ezod. aO). Erst naeb dem Exil hat man sieh eingebender mit dieser
Frage beiehftftigt: das Boeb Hieb gibt die grosaartige, aber echt semi-
Hsebe LOeung, die auch der IsUim aafgestellt hat, dass Jibwe alimiebt^
md nnerforsclilich sei und es dem Mensehen gar niefat sulLomme, Über
diese Fhigen sa grflbeln.
g M(34. Naturlich gibt die bisher geschilderte Entwickelung
nur die eine Seite des geistigen Lebens. Es ist selbstverständlich,
dass andere, oft sehr mächtige Strömungen daneben heriiefini,
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Uosea. Stimmung der MAsse. 445
vou denen wir indessen höchstens durch indirecte Zeugnisse
etwas wissen. Gewiss ist mancher edle Geist zur Verzweif-
lung, zum reinen Indifferentismos gekommen, während andere
sieh Ton Jahwe abwendeten und nun in der Thal hei den
»Göltern der Fremde«, der mächtigen Gegner, Heil und Ret-
tung suchten — wie die Aegypter des Neuen lieichs die
niä« litigcn Gölter ihrer syrischen Feinde ins Pantheon auf-
nahmen (g. 2:i8). Wir begegnen seit der zweiten Hälfte des
achten Jahrhunderts einer immer mächtiger werdenden poly-
theistischen Strömung, wie denn der Quitos »des ganzen Him-
melsheeresty namentlich des babylonischen Stenigottes K^wfin
(Saturn) und des »Königs Sakkött (Arnos 5, 24; vgl Schräder
in Stud. und Erit. 1874, 824 ff.) erst in dieser Zeit aufgekom-
men sein wird. Zweifellos ist überhaupt in dieser Epoche
der Einfluss der assyrisch - babylonischen Ciiltur auf Syrien
noch weiter angewachsen; auch die babylouische Süucliluiii-
sage ist um diese Zeit in das Werk des Jahwisten eingelegt
(§. 177). Die Masse des Volkes aber suchte nach wie vor ihre
Rettung in immer peinlicherer Handhabung des äusseren Gultus. .
So wird das ursprChoglich nur auf das Vieh (und die Feldfiruchte)
bezügliche Gebot Jahwe's »alle Erstgeburt ist meine auch auf
die erstgeborenen Knaben ausgedehnt, die durch ein Opfer
gelöst werden mössen (Exod. 34. 20 = 22, 28, vgl. 13, 13).
Köllig Acliaz von Juda [uia Tiitt) gniT in seiner Noth zu dem-
selben Mittel, mit dem Mesa von Moab sicli gerettet und das
die Piioeniker übten; er brachte seinen Sohn (dem Jahwe)
als Opfer dar (Ret?. TI, 16, 3). Im siebenten Jahrhundert
wurde es dann allmählich allgemeine Brauch, Söhne und
Töchter dem Jahwe oder dem Ba*a] als Brandopfer darzu-
bringen, »Dinge, die Ich nicht befohlen, die mir nie in den
Sinn gekommen €, wie Jahwe bü Jeremla (7, 31 = 19. 5.
32, 35) sagt.
üeber das Opfer der Eratfebort vgl. WiiLBAiMnf, Qtsrb. I, 91. Falls
in «her Zeit in Israel MBDScbennpffr vorgekommen sind (§. 310), haben
90 mit dem jetzt auHcommenden Brauche jedenfalls nichts zu thun. Dass
die auf der BruidatäUe (nDP) im Tb&le Benhinnoia (Gehenna) bei
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FOnfte» Bneh, dritter Abiehnitt.
Jertmtem dtrgebraehten Klnderopfer dem Jahwe galten, sagt Jercnia
deutlich, ebenso Ezech. 20, 25 f. 81. Dass das Opfer dem (ammoniti-
sehen) Gotte Moiek (Milkom) dargebracht sei (R^. II, 23, 9{ ier. 32. P>-^>.
ist demnach falsch; nach den Stellen bei Jeremias hat man veriDUthlich
hei die<!em Opfer den Jahwe speciell als "j^D ^» h. »König« oder als
»HeiT€ beseichnet.
IIL Die Eroberung Syriens und Babylouiens
dnroli die Aa^yrex.
Ti|l«tpiltMr II.
s^. ;'.•).'). Die Thronbesteig'iin^ Tiglatpileser's II. bezeichnet
einen neuen Wendepunkt in der (beschichte Vorderasiens. Seine
erste Au^be war, die vielfach, namentlich durch die Ala<-
rodier, geschwächte Machtstellunif seiner Vorgänger wiederzu^
gewinnen; doch ging Tiglatpileser darüber weit hinaus. Wenn
bisher die assyrischen Ednige sich Im wesentlichen mit der Unter-
werfung Mesopotami^s und der Na'hrfiftnder begnügt hatten
und in den entlegeneren (Jel)ieten, iianientlicli in Baliylonien
und Syrien, s;icli auf Trihiiterlielmn^^ und Ausplünderung be-
schränkten, so nahm der neue Herrsclier die .sysleniali>clu^
Aufrichtung eines grosseu Weltreichs in Angriff. Gleich im
erf^ten Jahre seiner Regierung, im Tisri 745, zog er gegen
Bahylonien. Hier bestand wie zur Zeit Salmanassar*8 II.
eine ganze Reihe kleinerer Staaten. In Babylcm selbst herrschte
seit 747 v. Chr. ein König Nabonassar (Nabünäsir), mit dem^
wie es scheint aus rein zufälligen Grönden, die KönigsHsle
des jjtoleniaeischen Canons ^^i;. 12(5) beginnt; ihm folgte im
Jahre 7:H:^ ein König Nadios (Nahid). An das Gebiet von
Babel (Kardunias) schlössen sich dann die Kürstenlhünier des
eigentlichen Chaldaeerlandes bis nach ßit-Jakm am Meere
hinunter (g. *S39), und daneben die Gebiete der zahlreichen
Aramaeerstämme, Itu'a, PuqOdu u. s. w. Ueber dreissig derselben
zählt Tiglatpileser auf »an den Ufern des Tigris, BMphrat, Surapii
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Tiglatpileser n. gegea BftbjrloDien.
447
(ein Ganal Sfldbabyloniens ?) und Uknü (Ghoaspes) bis zum
unteren Heere. Diese Gebiete traf der erste AngriiF des KOnigs.
Dur Kiirigalzu und Sippar im Norden vun Babylon, ferner
Nippür wurden unterworfen, alle Aramaecrstamme miisstcn
>k\\ fü^'eii. Nahuiisabsi, Fürst von Bit-Silaiii, wurde am Tliorc
seiner Hauptstadt Sarrabanu gepfählt, ein grosser Theil seiner
Bewohner fortgeschleppt, das ganze ^Toberte Gebiet dem Reiche
einYerieibt. Tiglatpileser konnte den Titel »König von Sumer
und Akkadc annehmen (Layard, Inscr. 17). Wie es seheint, -
erkannte auch der König Ton Babel, das in den fragmentari-
sehen Berichten flber diese FeldziSge nie erwähnt wird, die
assyrische Oberhoheit fi-eiwilliti: an. Während der näciislen
Jahre vollendeten dann die (ierierale des Königs die Unter-
werfung des gewonnenen debiets und führten aus den unbot-
masslgen Stämmen zabheiche Einwohner fort, die in den inzwi-
scheneroberten syrischen Landschaften angesiedelt wurden (738).
Die hiKbriflen TiglatpUeMr*« sind uns in Folg« der ZexstOmng seines
Paleelee 870) sftnuoatlich nur fragmeniftnech erbelten» Sie lerfiilleii in
xusammenfessende, niefat ehronologiswh , sondern nach den Lftodem ge>
ordnete Darstellungen (II R. d7 mit dem von Schräder piiblicirten
Duplicat, verfasst 743 i Layard. Inscr. 17 f., verfaset 720) und Annalen,
W'plcht^ dif nar:>tf'lliingpn dfr Roliofs Ix gleitpn tind die Begebenheiten
in chronologischer Folge knrz t.'rzüldcii. Letzlere (Iii R. 9. 10 und vor
allem bei Lwahd, von mehreren ist. der Text noch nicht puliliciil!)
sind bei vielen Jahren völlig verloren. ScHRADta , Zur Kritik der
Inschr. Tiglatp., Abb. Berl. Ak. 1879 und KAT. * 242 ff,; Uebersetzung
von Smith, Asöji. üi»c. 258 IV., vgl. Schraueh, KGF. pa&äim. — Nabo-
naesar und Nadios finden sich auf Denkmälern nicht und waren jeden-
falls ganx önbedeotende FUrsten. Bei noehmaliger Ueberlegung scheint
es mir fast zweifelloe, dass Berossos seine Dynastie Ton 45 Efinigen (bei
Enseb. I, 25) nicht mit Nabonassar's, sondern mit TiglatpUeter's Thron-
besteigung 781 enden Hess; danach ist $. 128 su berichtigen. [Anden
V. GuTscHMiD in Schoenk's Eusebius I, 240]. Die Angabe bei 8ynkellos
p. 890, Xabonassar habe die «cpä4MC seiner Vorgänger vernichten lassen,
?Äu>? in' afiTO'j -fj xaTapi^^jATjaii; '(['^r^za'. Tmv X'/z^o'/tcov ßaotXio»v, scheint
mir lediglich erfunden, uro für den Anfang der astron. Aera eine i»laQ-
sibie Erklärung zu geben.
S. 366. Die n&ehaten Feldzuge (744/8) bezweckten die
Wiederherstellung der starlc geechwfiebten assyrischen Macht im
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448
Fünftes buch, dhU«r AbichoitL
Osten und Norden. Zunächst wurden die zahlielciien Stämme
und Fürstenthümer des Zagrosgeinrges unterworfeii und Statt-
halter über sie gesetzt; auch »alle Fürsten der Meder bis
zum Berge Bikni« im fernen Osten fügten sich der assyrischen
Macht. Daran schlos? sich uiiinittelhar ein Krieisr ge^en Ar-
menien ; die Fürsten von Urartu lialten ja einen Thei) dieses
Gebietes sich unterworfen (sj. ;>42). König Sarduri IL wurdf
besieirt und in seiner Stadt TuruSpa (ob mit Thu^ft = Wao
identisch?) belagert — vor derselben errichtete Tiglatpilcser
sein Bildniss — , weite Gebiete Armeniens verwüstet. Als
im nächsten J.ilire (743) die Vasallen von Melitene, Kummuch,
Ganigum u. a. sich mit Sarduri vereinigten, wurden sie völlig
geschlagen, ihr Lager erobert und geplündert. Das eigentliche
Urartu freilich wurde nicht erobert, atier der Haupttheil der
Na'irildnder, vor allem das ganze Land Kirchu (§. 247) war
wieder gewonnen. Weitere Feldzüge , im Jahre 737 gegen
das Land Aa (§. 341). d. h. das Zagrosgrebirge und Medien,
und im Jaiire 735 gegen Urartu, dienten 2ur Betesügung der
assyrischen Herrschaft.
§. 367. Der Sieg über Sarduri im Jahre 743 hatte die weitere
Folge f dass die Kleinstaaten am Aroanos die armenische mit
der assyrischen Oberhoheit vertauschen musslen. Im nächsten
Jahre begann die Eroberung des übrigen Syrien?. König
Pisiri vom Karliamis scheint sich, wie seine Vorgänger, ohne
weiteres unterworfen zu haben. Um so energischeren Wider-
stand leistete die Stadt Arpad (nördlich von Ghaleb); eist
nach dreijährigem Kampfe wurde sie bezwungen (740). Ein
Fia^'iiient der Anualen erzählt, wie der König TuLamiiiu von
Kinaha (früher Kunuhia {genannt, Hauptstadt des Landen Patin)
besiegt, die Stadt erobert und ausgeplündert und dem assy-
rischen Reiche einverleibt wurde (Lataro 45^ Iii R. 9, 1>*
Auch 739 und 738 blieb der König in Syrien. Vom Reiebe
Hamät wurden 19 Distride an der Meeresküste, die sieh
rebellisch gezeij?! hatten, darunter ein Theil des LibanongehietN
die phornikiseheii .Slaiilt Simyra, Arqa u. a., ferner Ghadrak
(g. 342) abgeschnitten und zu Assyrien geschlagen. Von den
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Tiglatpileser gegen Armenien und Syrien.
449
Einwohnern wurden viele nach den armenischen ProTinzen
verschleppt, Araniaeer aus Babylonieii an ihrer Stelle ange-
siedelt. So war das Orontosthal zum grössten Theil dem
Reiche unmittelbnr eingefügt. Alle Fürsten der uns von
früher her bekannten Staaten Syriens zahlten Tribut, unter
ihnen pram IL von Tyros, Sibittiba'al von Byblos, '£niel von
Hamftt, Reson Ton Damaskus und die Araberfüratin Zabib^
ebenso die Fürsten der Tabal und EaSkaeer (§. 278 Anm.)
und anderer Gdnete nördlich Tom Tauros. Auch der tot wenig
Jahren durch Bürgerkrieg auf den Thron gekommene Me-
ri;irliem von Israel erscheint iiu Jalire 788 in der Liste der
Tril lit/ahler. »Uia sein KüI}i^'•thum zu sichern«, vor allem
Wühl, um an dem Assyrerkünig einen festen RückliaJt zu
haben gegen seine Gegner im Lande, berichtet das Königs-
boch (II» 15, 19), zahlte er dem Phül (d. i. TiglatpUeser)
1000 Talente Silbers. Zu ihrer Beitreibung legte er auf alle
kriegspflichtigen Leute, d. h. auf alle Besitzenden — die Be»
sitzlosen waren demnach in Israel wie in allen ursprünglichen
Staatsordnungen auch vom Heerdienst aufgeschlossen — eine
Kopfsteuer von 50 Scheqeln. Es muss demnach damals in
Israel deren üU,UUO gegeben haben.
In dem Barteht Aber den Feldng von 788 wird auch *Anija von
Jod« «rwfthnt, in welchem ZuaammenbaBg, lassen die veratflmmelten
und hier aueh im Auedmck nndentljehea Berichte IQ R. 9, 2. $ nicht
sicher erkennen (vgl. ScnnADER, KOF« 895 ff.) — Der Name Patin kommt
bei Tp. nicht vor; das Reich von Kinalia heisst bei ihm Unqi, —
^^Hn Dl 15. 20 ist von Jen Ueliersetzungen und Commen-
tatoren «eltsam missverstanden. — Bezieben sieb Hos. 11, 5. 14, 4 anf
^as Bändniss Menachem'« mit Ässur?
§. 368. Die fünfjährige Invasion der Assyrer musste
allen syrischen Staaten die Augen darüber öffnen , dass es
sich um ihre Existenz handelte. Zwar mochte die Masse der
Bevdlkerang in HaroÄt und Damaskus, in Samaria und Jeru-
salem auf ihre StammgOtter bauen und des festen Glaubens
leben, wenn auch die Nachbarn der Reihe nach erlegen waren,
werde doch ihr Gott sich mächtiger erweisen als alle Feinde
]f«7er, OoMhlchtS^M AttWllniBil.1. 29
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450
(YgL Heg. II, 18, 29 ü.), und die Politiker mochteo erkeDnen,
dass der Nachbarstaat am Nil interveniren müsse und un-
möglich gani Syrien ohne Schwertstreich an Assyrien faUeo
lassen könne (vgK Jea. 7, 18). Indessen wenn im Jahre 854 der
Pharao Truppen nach Syrien zur Abwehr der Assyrer gescfaickl
liatte, so herrschte jetzt in Aegypten vollständig« Anarchie^
die drohende Invasion der Kuschitcn tn u hte jedes ernstliche
Ein^Teifen in die syrischen Dinge uiiüiüglicli. Die Einsichtigen
konnten nur mit den trübsten Erwartungen in die Zukunft
blicken. Wie sie in Israel dachten, zeigen die Schriften der
Propheten, und nicht viel anders mag man im Aiirigen Syrien
die Lage anfgefosst haben — abgesäien natürlich von der
eigenartigen Durchsetzung der politischen Ideen mit den An*
schauungen des Jahwismus, die das Ergebniss d«r ndetst
durchlaulencn EnUvickelung war. Schon Arnos und Hosea
hallen dem Volke die ärgste H'ini^iirlinng', die Verwüstung
seines Land^'s, die Zerstörung stincr Si l ito verkündet, aber
doch die HotTnung auf sciiliessliche Erbaraiung Jabwe's (Hos.
2, 25. 11» 9 ff.) nicht aufgegeben, eine Vernichtung des Volks
für unm(SgIich gehalten. Schwftrzer sah Jesaja, der im Todes-
jahre des *Azaija (738/7) zuerst in Jerusalem als Prophet auf-
trat Er weiss, dass er nur Unheil zu verkünden haben wird
(Jes. 6, 9 ff.)- ganze Volk ist der Vernichtung geweiht,
Saniaria wird zu (irunde gehen, Juda auis ärgste heimgesucht
werden, l)is xder Rest umkehrt« und Jaliwe aus ihm sich
ein neues Volk zeugen, den (!Ianz der Zeit Davids wiedt-r
herstellen kann. Gerne ergeht sich der Prophet in diesem
Zukunftsbild; aber die Gegenwart ist uni so düsterer, die
Voraussetzung, unter der allein Jahwe helfen kann, erfüllt
sich nicht, das Volk will nicht zur Einsicht gelangen, in sich
gehen und umkehren. Historisch liegen die Dinge natürlich
gerade umgekehrt: eben weil Jesaia die politische Lage deut-
lich durchschaut und für die Zukunft nur Schlimmes ver-
künden kann, steht ihm die Voraussetzung zweifellos fest,
dass das Volk von Grund aus verderbt ist und Jahwe's Zorn
anhalten wird.
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Jesaia. Eroberung ¥on Damaskus.
451
§. 369. Eine Coalitlon wie die vom Jahre 854 hätte
violleichl Syrien noch einmal aus der Hand der Assyrer zu
retleii verniücht; indessen dazu kam es nicht. Vielmehr
brachen, kaum dass Tiijlatpileser sich nach Osten gewandt
hatte (737— 73B), die alten Kämpfe von neuem aus. In Israel
war Menachem gestorben, sein Sohn Pekachja wurde toh
seinem Wagenlenker Peqach, dem Sohne Remalja's, ermordeL
Blit ihm verband sieb ResÖn von Damaskos zum Angriff auf
Jada, wo inzwischen auf 'A"zarja sein Sohn Jotam j^efolgt war.
Derselbe starb während des Kampfes (Reg. II, 15, ;]?), sein
Sühn Achaz (ass. Jauchazi IT R. 67, 61 d. i. Joachazl wunie
in Jerusalem belagert, der Haienort Ailat den Juden enüissen
(g. 335) und an Edom zurückgegeben. Indessen es war klar,
dass durch derartige Kriege nur den Assyrem vorgearbeitet
wurde (Jes. 7 f.) ; sei es aus eigenem Antriebe, sei es auf das
Hülfegesuch des Achaz (Reg. n, 16, 7) zog Tiglatpileser ha
Jahre 734 aufs neue nach Syrien. Die Eponyroenh'ste lässt
ihn zunächst in Philistaea, dann 733 und 732 gegen Da-
maskus kämpfen. Jedenfalls wurde die Stadt in letzterem
Jahre nach längeren Kfiniiifen, von denen wir in den Ueher-
resten der Annalen nur sehr fragmentarische Kunde haben,
erobert und ausgeplündert, die angesehensten ihrer Bewohner
Dach Qtr (etwa in Armenien?) fortgeschleppt, ihr Gebiet dem
assyrischen Reiche einverleibt. Achaz von Juda kam selbst
nach Damaskus, um dem Könige zu huldigen und Tribut zn'
zahlen.
Zur faebr. Chronologie vfß* §. 856. Wenn Jotam statt 16 nur etwa
2 Jahre regierte, begreift es sich, dass wir Ton Jesaia*s ThftUgkeit unter
seiner Hegienmg nichts erfiibren.
§. 370. An den Fall von Damaskus schlössen sich zahl-
reiche andere Erfolge, Dem israelitischen Reich wurde Gilead-
und der ganze Norden des Gebiets westlich vom Jordan CQon,
Abel Bet'Ma'aka, QadeS, das ganze Land Naphtali u. a.) ab-
gerissen und zu Assyrien geschlagen, seine angesehensten Be- .
wohner furtgelühi t. Pekach selbst wurde, sei es vom Assyrer-
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452
Fflnfles Bueb, dritter Abtehottt.
könig, sei es von adnen ünterthanen erschlagen*), Hodea*
(ass. Ausi') zum Herrscher über den Rest des Reiehes ein-
gesetzt. König Cluuiiiuu (llüuiuj von Gaza niu-stc nach
Aegypten flielien, seine Stadl wurde eingononHiien, die Araber-
königin Samsie wurde besie^rt und musste gros>e Heertkn
von Kameelen und Hindern geben, alle früher unterworfenen
Staaten, ferner Arados, 'Ammon, Moab, Edom, Askak>n u. a«
zahlten Tribut Weiter südlich wurde der Araberstamm Id»-
ba'il 25, 13, s. DBLirzsca, Farad. 301) zur
Bewachung der Grenze gegen Aegypten angesiedelt Auch
die entfernteren Araberstämme zogen es vor mit der neuen
Grojstnacbt auf gutem Kusse v.u stehen, um in ihren Handels-
})e/.iohungon zu den -yriscben Ländern nicht gestört zu werden:
eine ganze Reihe von ihnen » sogar Saba (§. 403), schickten
Gold und Silber, Kameele und andere Gaben an den Assyrer-
könig. Nur das mächtige Tyros scheint die Wahrung seiner
Unabhängigkeit versucht zu haben, wenn auch KÖDigQiramll.
im Jahre 738 Tribut zahlte. Wir erfahren, dass TIgfatpileser
(offenbar gegen Ende seiner Regierung) seinen »Oberstenc
(rabsak) gegen den König Metinna schickte und einen hohen
Tribut, darunter löo Talente Gold, von ibm orpresste. Der-
selbe hat auch dpu niiUDliiiässipeii König Uassurmi von Tabal
durch einen anderen (Uhulli) ersetzt.
Zq den Bich erg ftntenden Inschriften III R. 10, 2, Latard 66» U
67, 68 ft Tgl. Schräder, KGF. 261.
§. 371. Von Syrien 7.o\^ Ti'^lat pileser im Ja}ir(^ 7M1 zum
zweiten Mal gegen Babylonieu und unter wart die Kleinstaaten
Chaldaea's der Reihe nach. Zunächst wurde Bit Sa'aUi be-
zwungen, seine Städte erotiert, seine Einwohner forigescbleppt
Energischeren Widerstand leistete Uktnzir von Bit-Amakkäni;
sein Gebiet wurde verwüstet, aber seine Hauptstadt Sapija
konnte nicht erobert werden. Wie es scheint, wurde ein Ver-
') III R, 10, 2, 28 ist wahrscheinlich in ersterein Smae zu ergänzen,
Aich Heg. II, 15, dO eneUog Iba Hosea. Beides liesae sieb ganz gut
vereinigen.
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Zweiter IwbjrloBitehw Feldnig. Sahnanasnr IV. 453
trag abgesdiloasen , durch den ükfnzfr seine Herrschaft be-
hielt und auch in ßabylon als assyrischer Vasall eingesetzt
wurde; der ptoloniaeisclie Canon verzeichnet für die Jahre
731 — 727 eine gemeinsame Regierung des Chinziros und Porös,
d. i. des Ukinzir und Tiglatpüeser (§. 343). Letzterer fügt
seitdem dem Titel »König von Assyrien, König von Sumer
und Akkadc noch den weiteren >KOnig von Babel« hinzu.
Jedenfiük wurde im wesentlichen ganzBabylonien den Assyrern
tribntär; auch Mardukbaliddtn, der Fürst des »Seelandesc Bit-
Jäkin an der Euphratmündung (g. 339), kam nach Sapija,
um seinen Tribut zu überbringen und dera König zu huldigen.
Von 726—722 neont der ptol. Kanon einen König llulaios; ver-
mutblich hat also SalmanaMar IV. bald nach seiner Tbronbesteigung
den Ukinxtr abgesetxL
Salmanasatr IV.
§. 872. Im Jahre 727 starb Tiglatpileser. Er hinterliess
sdnem Sohne Salmanassar W. ein gewaltiges Reich, das alle
semitischen Culturiänder und dazu die Ränder des klein-
asiatiscli- armenischen und des nordiranischen (medischen)
Hochlandes uinfasste. Der neue Herrscher scheint während
seiner kurzen Regierung, aus der uns ioscbriittn nicht erhalten
sind, ausschliesslich in Syrien gekämpft zu haben. Die politi-
schen Verhäitnisse hatten sich hier inzwischen geändert; im
Jahre 728 hatte der Aethlope Sabako Aegypten l)ezwungen
(§. 858) und konnte daran denken, der wachsenden Macht
Assyriens entgegenzutreten. Der von Tfglalpileser aus Gaza
verjagie Hanno kehrte in seine Heimath zutiick, und wir
erfahren, dass König Hosea von Israel, der dem Saltnanassar,
als er zuer>t in Syrien erschien, den .Tahre>tribut gezahlt hatte,
Jetzt mit Sabako Verhandlungen anknüpfte und den Tribut
weigerte (Reg. II, 17). Sofort wandte sich Salmanassar gegen
ihn. Der König fiel m seine Hand (725/4), aber seine Haupt-
stadt leistete energischen Widerstand. Offenbar hoffte man auf
Entsatz durch Sabako; doch blich derselbe aus, Termuthlich
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454
FQnftflf Uodi» dritt«r AbtdmiU.
weil Uanihen io Aegypten ihm ein Eingreifen in Syrien un-
möglich machten. Nach dreijftbriger Belagenmg ist Samaria
Ijefalloi (£nde 722). Aber schon vorher war Salmanaaaar
^torfoen oder vom Throne gestossen worden. Der neue
Herrscher stammle nicht aus Tiglatpilcser's Geschlecht, er
erwähnt den Namen seines Vaters nie; wohl aber nennt
er die uralten Köni^^e Assyriens seine Ahnen, und der
Name Sargon, den er sich beilegte, bezeichnet ihn wie den
alten Konig von Agade (§. 133) als den »legitimen Herrscher«.
£s ist daher sehr wohl m^icb» dass er ein Nachkomme des
alten, von Tiglatpileser gestürzten Königsgeschlechtes war
und den Sohn des Usurpators vom Throne gestossen bat
Ü^r von Jüsephiis IX, 14 dpm Salrnanassar zugeschriebene Kiieg
gegeu Tyros ist ia Wirklichkeit von SatiUerib geführt worden, s. §. 3o7. 38^
Sargan's FaMzBge.
g. 373. Der Thronwechsel vollzog sich nicht ohne starice
Erschütterungen. Hardukbaiiddin Yoa BR Jakin bemicbügte
sieh ganz Babylonlens und vertagte den assyrischen VasaUen*
kiltnig (721) ; GbnmhanigaSf König von Elam, nnlerstützle ihn
und bedrohte die assyrische Grenze; im Norden bereitete König
Ursä von iTartu, der Nachfolger des Sardnri II., eine neuo
Erhebung vor. Indessen Sargon erwies sich allen Schwiei ij.'-
keiten gewachsen. Zunächst führte er die Belagerung Sama-
ria's zu Ende, das noch 722 fiel. Ueber 27,000 Einwohner
wurden fortgeschleppt, das ganze Land zur assyrischen Pro-
vinz gemacht. Dann zog er nach Osten, warf Ghumbanigaä
zurück und errang, wie er wenigstens behauptet, auch gegen
Mardukbaliddin Vortheile, ohne indessen die Herrschaft über
Babylonlen wiedergewinnen zu können (721). Inzwischen war
in dem Vasallenstaat Ilamat eine Empörung ausgebrochen.
Ein gewisser Ilul)i'd ^) halte sich, vermnthiich von Aegypten
aus unterstützt, des Thrones bemächtigt und die Städte Arpad,
0 lya^ftc. j»uMM ij}ain>.
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Fall ^iamana's. Sargon in Syrien.
455
Damaskos, Samaria, Simyra, al-o den Hnuptthoil des uü-
niittelbar assyrischen Gebietes in Syrien, zur Empörung? ver-
leitet Mit der gesammten Heeresmacht seines Reichs zog
Saigon gegen ihn (720), belagerte ihn in Qarqar (g. 336),
eroberte und zerstörte die Stadt und liess dem Usurpator die
Haut abziehen. Jetzt endlich war es dem Sabako inüglich,
mit Heeresmacht in Syrien zu erscheinen. Er vereinigte sich
mit Hanno von Gaza, bei Raphia (Rapichi) an der Südgrenze
Phüistaea's kam es zur Schlacht, und wenn auch Sargon*s
Bericht überbrieben sein mag, dass die Assyrer siegten, ist
unzweifelhaft. Hanno selbst wurde gefangen, sein Gebiet
verwüstet. Offenbar gestalteten die inneren Verhältnisse seines
Reichs dem aelhiopischen Herrscher jetzt so wenig wie später
den Kampf weiter fortzusetzen. Aber auch Sargon konnte
nicht daran denken, seinen Sieg weiter zu Terfolgen und zum
Angriff auf Aegypten überzugehen ; nachdem der Westen be-
hauptet war, galt es die Nordgrenze seines Reichs zu schir-
men oder vielmeiir wiederzugewinnen.
Die Inscbriften 8aigon*s, welche meist aus seinem Palast in Chor*
tabad stammen (ed. bei Botta, Mon. de Ninive IIL IV, und tum Theil
m Omar) serfaUefi in swei Hauptelassen: I) Die Annalen, eine clirono*
logische Darstelluns der Ereignisae vom Jahre 1<-16, (Ibersetzt Ton
Oppirt, Inscr. de Door-Sarkayan 1870, & 29 ff. und RP. VIL 2) Die
Qbrigen, vorwiegend nach geographisehen Genchtspunltten geordneten,
mehr oder weniger amfQhrlichen InschrifteOi unter denen die sog. Fasten
(QrpiRT et MiaAxn, Los Festes de Sargon 1863 und Grande inscr. de
Kliorsabad, Joum. as. 1868) t die Gylinderinscbrift I R. 36 (Lton, Cyl.
Inacbr. Sargon's II, 1882) und die Stele von Cypern (im Berl. Mus., lU
H. 11, Schräder, Ahh. Berl. Ak. 1881) die wichtigsten sind. Sämmt-
lieben Inschriften liegt im wesentlichen derselbe Urtf xt 711 Grunde, aber
in verschiedener Anordnung und Ausfflhrlichkeit. 8ic behandeln die
Ereignisse bis / ir Vollendung von DAr-Siirruktn im 15. Jahre des Königs.
Alts älterer Zeit (715?) stammt nur die Inschrift Latard 33 f. aus
Nimrud. — Die zahlreichen kleineren Inschriften Sargon's sind meistens
gleichfalls von Or i kut, Inscr. de Dour-Sarkayan behandelt. — Vgl. auch
Schräder, KAT. ' IT. — Von Juda ist bei Sargon [ausser Smith,
A-?. Disc. 291, 32J auffallender Weise nie die Rede; nur Lay. 3:]. 8
nennt er sich mit Besag auf den Feidzug von 720 »Unterjocber des
l^andes Juda«.
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FOuft« Sneh, drUttr AbtfliinUt.
9. 374. Das Reich Urartu war durch Tiglatpileser's Siege
zwar schwer gesehfidigt, aber keineswegs vemichtet, und mit
aUen Krftflen arbeitete jetzt König Ur8& an der Wledeigewin-
nung der alten Hacfatstdlong. Mit den Nachbarn in Oat und
West knäpfte er Verbindungen an. ZunAehst Irnich bei den
Mannaeern ein Aufstand aus (719), eine Reihe von Ortschaften
fielen von ihrem Könige Iranzu zu Uisä oder zu Mitatti von
Zikirtu ab. Sargon warf sie nieder, verpflanzte die Bewohner
nach Syrien und bezwang vvälirend der nächsten Jahre eine
Reihe lüeinererf sonst unbekannter, aber jedenfalls im Norden
za suchender Landschaften, wie Pappa, LaUukna, den Könifr
Kiakku von Smaehta letztere Stadt scheint westlich von
Armenien gesucht werden zu mtlssen. Inzwischen hatte Ursft
eine grosse GoalHion za Stande gebracht (716). Dar Ifannaeer-
könig Iranzu war gt-türben, sein Sohn Aza wurde von seinen
ünterlhanen erschlagen, Bagdatti von Mildis, die Fürsten von
Kar'alla und Zikirtu schlössen sich an, weiter eine grosse An-
zahl medischer Fürsten, unter ihnen Dajaukku, der Dejokes
der Chriechen. Weiter im Süden empörte sich die Stadt Ghar-
char und fand ünterstfitzung i>ei dem Könige Dalta von Eüip
(In Sädmedien, KGF. 174 ff.)« Im Westen benutzte der
koscherkönig Mitfi. die Gelegenheit, sich nach Kiliklen hm,
gegen Qui, auszudehnen, und Amrfs (var. Ambaris) von Tabal
schüttelte, mit ihm und Ursä verbündet, das assyii.-che Joch
ab. Indessen der Reihe nach wurde Sargon Herr aller Gegner.
Bagdatti von Mildis wurde besiegt und hingerichtet, in Manna
Aza'a Bruder üliusun eingesetzt, und als derseU>e sich den Geg-
nern anschloss, durch einen raschen Feldzug seine Hauptstadt
Izirtu erobert, er selbst auÜs neue zur Huldigung gezwungen,
Kar'alla und eine ganze Reihe anderer Districte wurden unter*
worfen, die Bewohner fortgeschleppt. Gharchar wurde erobert
und erhielt den Namen Kar-Sarrukin ; 28 medische Fürsten kamen
hierher, dem Grosskönifr zu IiuMi^lii. lai nächsten Jahre (71.5)
wurde zunächst Dajaukku gtlcü;^'en und mit den Angeselien-
sten seines Reichs nach Hamät verpflanzt, dann ein medischer
Ort nach dem andern i)ew<igt, starke Befestigungen in der
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*
SargoD und Ursä von Armenien. 457
Nähe von Kar-Sarrukiii angelegt, ein grosser Theil des Landes
zu Assyrien geschlagen. Dalta von Ellip musste Tribut zahlen
und war fortan wie der Mannaeer Ullusun ein getreuer Va^f^ll
der Assyrer. Im Jahre 714 wurde dann Ursä selbst völlig
geaehlagen, sein Bundesgenosse Urzana von Muzasir (südlich
Yon Wan) musste fliehen, die Stadt Mozafir wurde eroliert,
ihre Tempd lersUSrt. Der erbeutete Slegekylinder Utsana's
ist noch heute erhalten. UrsA erkannte, dass das Wetk seines
Lebens, die Bezwingung der Assyrer und dfe Wiederherstellung
der Macht von Urartu, vereitelt sei; in Verzweiflung gab er
sich selbst den Tod. Ihm folgte Argistis II. Eine Unter-
werfung des eigentlichen ürartulandes hat Sargon so wenig
wie Tiglatpileser versucht Medien dagegen war zum grössten
Theil besiegt; ausser dem {lirect unterthänigen Gebiet (na-
moitlich Kar^läamüdn) und den VasaUenkönigen von Hanna
und £nip zahlten im Jahre 713 seehsund?iendg medische
Hiupllinge THhut
§. 375. So lange der Krieg im Osten dauerte, hatte
Sargon zur Vertheidigung des Nordwestens wenig tlnm kinmen,
ja er hatte die Eroberunfjen des Moscherkönis^s Mit i m niii,
sowie die Unterwerfung des rauhen Kilikien (Chüakku) durch
Ambris von Tabal officiell anerkannt. Jetzt (713) wandte er
sieb gegen letzteren, führte ilm und die Seinen nach Assyrien
und machte seui Land (oder wenigstens eben Theil desselben,
denn noch unter Assurbanipal finden wir emen Eflnig von
Tabal) zur Provinz. Dann kam die Reihe an die nordsyri-
schen Staaten. Schon 717 hatte Sargon den Ghetukoni^^
Pisiris, der sich mit Mitä eingelassen hatte, gefangen gesetzt,
Karkitmis genoinmen und (irm alten längst der Ohnmacht
verfallenen Ghetareich definitiv ein Ende gemacht. Jetzt traf
der Reihe nach die Staaten Milid (Meütene) mit der benach-
barten Landschaft Ohammanu [Gbanmianene] (712), Gam-
gum (71 1), Eummuch (708), dessen König Mutellu bei Argistis n.
Ton Armenien Hülfe gesucht hatie^ dasselbe Schicksal; Mit&
der Moscher wurde durch den Prftfeeten von Qui besiegt und
zur Huldigung gezwungen (709). So war das südwestliche
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FflnllM Buch, dritter AbMiuutt
Kleinasien and ganz Syrien mit Ausnahme Joda's nnd der
KtüstenBtädte ^) mmiittenbare assyrftche Provinz. Schon im
Jahre 715 waren ferner eine Aii/,alil von x\raberstämmen,
unter denen die aueli von Tiplatpile^:or erwähnten Chajapa
und die Tamud (viell. die Thünnid Haa-joirat der spateren
Zeit) erscheinen, besiegt und in Samaria angesiedelt worden,
die Araberkönigin Samsie (§. 370) zahlte Tribut, ebenso
»Pharao, König von Aegypten« (g. 853). Im Jahre 711 wnrde
der Versoch, mit aegyptischar und kiucfaitiBcher HOUb wh
der Assyrer zu erwehren, noch einmal erneuert. Azori Yon
Asdod knüpfte mit den NachbarfÖrsten — es werden Juda^
Moal), Edoin genau üt — Unterhandlungen an und weigerte
den Tribut. Sargon setzte seinen Bruder an seine Stelle, aber
gegen diesen erhob sich die nationale Partei unter Jaman im
Vertrauen auf die Hülfe Aegyptens. Auch diesmal wurde
dasselbe getäuscht; als die assyrischen Heere heranrückten,
▼ermoehte Jaman nicht Stand an halten, Aadod seibat wurde
erobert und mit von Osten hergeführten Stämmen besiedelt.
Allerdings finden wur hier wie in Gaza in der Fdgezeit wieder
einheimische Herrscher; dem Assyrerreicli einverleibt wurden
also die beiden Städte nicht. Von Jaman heisst es, er sei über
Aegypten hinaus iu ein mit Uebertragnne eines babylonischen
Landschaftsnamens (§. 129) Meluciia genanntes Land gellohen,
ai)er dar König desselben habe ihn an Sargon ausgeUeferL
Dem ganzen Zusammenhange nach ist es wohl kaum zweifel-
haft, dass darunter das Reich von Eufi zu ferstehea ist, dessen
König, der nur mit Mähe und nicht ohne Unterbrechung die Herr»
schalt über Aegypten behauptete, es vorzog, dem drohenden
Angriff der Assyrer durch Unterwürfigkeit zuvor zu kommen.
Nach assyrischen Angahen zog Sar^ron selbst, nach der ver-
muthlich ncliligeren (§. 394) Angabe Jes. 20 der Tnrtnn fOhprfi'ldherr)
^'e^'cn Asdod. Sonst erRünzen sieb die Berichte, von denen der .mf dem
liocli immer (II) unjiublicirten , bei Smith, Ass. Disc. 289 fi'. überisetzten
Cyliuder der auslTirlichsle i^L in demselben wird der Feldzug f&Ischlich ins
9., aDstall ins IL Jahr Sargoa*s gesetzt. Im Qbrigen bezieht sieb auf die
Auch von di«tn irtreo ^imyra, 'Arqa u. «. aaiyiifeb.
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Sargoü'ä Eroberungen in kieiiiaäien, Serien und Babylonien. 459
Erfolge ?argon 's (und seiner Vorgänger) in Syrien Jes. 10, 5 ff. — üeber
die Uebertragung von Magan und Melueba auf Aegypten und Kus s.
ScHiuoiii, K6F* 2S8 ff. Eine Ihnlleha Spielerei iet es, wenn dai Land
Uraria srit Sargon gelegenlHeh mit dem Ideognimm IQr Akkad geschrieben
wird. — Die Texte 8argon*8 eclieinen iwUeheii dem PJfn ter Hu^ori
(Phano, Xg. Aag.) und dem Ktoige Yon Kelueba sa eelidden,
▼gl. $. 8S3. 884.
§. 376. Jetzt endlich war für Sargon die Möglichkeit
gekommen, die lange erstrebte Wiedereroberung Babyloniens
in Anpriff zu nehmen. Im einzelnen ist der Onng de.-? Krieges
nicht klar; wir sehen, dass Sutruknachuudi von Elam, der
l^achfoiger des Ghumbanigns (§. 373), zurückgeworfen, die
Aramaeerstamme gründlich besiegt werden. Marduklwliddin,
der zwölf Jahre lang (721 — ^710) die Herrschaft fiber ganz
Bat)ylonien ttehauptet hatte, rftnmt seine Hanptstadt und wird
in einer Feldschlacht völlig geschlagen. Der Stammsitz seines
Geschlechts, Diir-Jakin, wird erobert und dem Erdboden ^rleich
gemacht, er selbst niuss sich zur Huldigung bequemen. Im
Jahre 709 war Sargon Herr von Pjabylonion; von hier an
rechnet er seine Jahre als »König von Babyionc* Der König
der Insel Dilmnn im persischen Meerbusen (Delitzsch, Par.
178. 229) huldigte und schickte Geschenke. Von Elam wur-
den nach Sargon's Angaben mehrere Grenzorte abgerissen and
zu Assyrien geschlagen — allerdings berichtet Sanherib genau
das Gegentheil, nfimlich dass die Elamiten seinem Vater
mehrere Grenzorle entrissen hätten (Prisma 4 , 46) — und
als im Jahre 707 ein Thrnn-troit / w i-i lien den beiden Sülinen
des Dalta von Ellip ausbrach und der eine die Hülfe des
Königs von Elam anrief, warfen die Generale Sargon s ihn
zuräck und setzten seinen Bruder Ispaböra auf den Thron.
Die ehfonotogisebcn Daten der Annalen Sargim*^, assyriacber datlrler
Tbontafiein OH R. 2, vgl KAT. ' 491) und des plolemaeieoheo Ibmont stim-
men liier auf das genaueste filiereiD nnd verbOrgeii gegenseitig ifave ab-
aolote ZoTerliseigkeit Aach daea Mardakbaliddin sweif Jahre in Babylon
regierte, lehren Sargon's Inschriften, der ptol. Kanon und datirte Tbon-
lafeln (Oi i kht. Inscr. de Doursarknyan 27 f.) gleirhmflssig; vgl. §. 085 —
Auf die Verhältnisse Babyloniens in dieser Zeit besieht sich IV R. 53, 1.
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Fflnites Buch, vierter Absehnitt
IT. Assyrien auf der Höhe seiner Hacht.
Dm Roltth Sargon't.
§. 877. Id fünfeeluijfthrigen Kämpfen hatte Saigon das Reich
TiglalpileBer's wiedergewonnen nnd im Westen und Osten»
nach Kleinasien und Medien, beträchtlich erw^lert Er war
nicht nur ein tüchtiger Feldherr, der in hartem Ringen und
mit uiiaWiissiger Ausdauer die Feinde bewältigte, sondern
auch ein liochbegabter Staatsmann, der mit klarem Blick die
Grenzen de-- Frreichbaren erkannte, seine Mittel geschickt ver-
wertbete und den günstigen Moment abzuwarten und zu be-
nutzen Terstand, und vor allem ein gewaltiger Organisator*
Wie schon sein Vorgänger, so war in noch höherem Grade
er selbst darauf bedacht, sein Reich fest zusammen zu (Sgen.
Man bu^iiügte sich nicht mehr, wie es die Ae<:ypler in Syrien,
wie es die älteren Assyrerkönige gethan hatten, mit Trfbut-
erliebungen und Garnisonen. Deutlich tritt in den Kriegen
Tiglatpileser's und Sargon's die Tendenz hervor, das Vasallen-
verhftltniss in directe Untertli&nigkeit zu verwandeln. £iner
der Kleinstaaten nach dem anderen wird zur Provinz gemacht;
nur ganz yereinzelt begegnen uns noch Vasallenstaaten. So
ist der »König von Na'iri« im Besitz der Stadt und Landschaft
Chubuskia am oberen Zab belassen worden und zalilt uuLcr
Sargon regelmä5?ig Tribut. Sonst aber behalten nur die Grenz-
gebiete ihre einheimischen, zu regelmässiger Tributzahlung ver-
pflichteten ricrrscher, so im Osten die Könige von Ellip und Mannai^
die Fürsten Südbabyloniens, im Westen die der drei Plioeniker-
stftdte Arados, fijblos und TyroSi die der vier PhOisterstftdte
Asdod, Askalon, *Aqqaron und Gaza (vgl. §. 357), femer die
Pörsten von Juda, 'Ammon, Moab und Edom, schliesslich der
Herrscher der Stadt Samsimuruiia, deren Lage uns ^j: mz uube-
kannt ist. Ueber die eroberten (ieljiete werden wie üljer die alten
Provinzen Stattiiaiter gesetzt ; es begegnen uns jetzt neben den
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Orgamsation ta Aatyrinreieb«. 0!« Piovjnieiu 401
trdher (§. 344) erwfthnten die Statthalter rm Parsua, Lullttmi,
Charchar 374), Kur(r)han u. a. im Osten, von Qui, Kum-
niiich, Karkaniis, Sam'alla, Arpad, Siiiiyra, Mnnsuate, Damas-
kos, Samaria u. a. im Westen. Nur Babylonien nimmt eine
andere Stellung ein. Zwar linden wir auch hier Statthalter,
aber im weeentUehen wird es doch als ein selbständiges, ge-
wissermaassen durch Personaluman mit Assyrien Terdnlgtes
Reich betrachtet. Offenbar war Sargon stolz darauf, die
Heimath der assyrischen Götter, den Ausgangspunkt der Gultur
seiner Heiraath selbst zu besitzen. Daber nennt er sieb Sar-
gon II. mit Rücksicht auf den alten Königr von Agade, lässt
seine Jahre als Konig von Babylon besonders zählen, und
seine Inschriften in altbabylonischer Schrift ein<2:raben. Elr
erwähnt die besondere Fürsorge^ welche er für Babel, Sippar,
Nippur und andere Städte getroffen, dass er ihren Bewoh-
nern gestattet, im Frieden ihren Beschäftigungen nachzu-
gehen, ihre Götter hochgeehrt habe. Ebenso rfihmt er sieh in
allen Inschriften, die verfallenen Ordnungen der Städte Assur
und Cliarrän wiederhergestellt zu haben — worauf sich das
bezieht, ist nicht völlig klar. Sonst wissen wir wenig über
die innere Verwaltung.
Es ist eine sehr wichtige und in den Hauptpunkten völlig durch-
IQbrbare Aufgabe, eine Karte des assyriteheik Reichs mit Besdchnang
fllmmtlicher Pronmen henniBlellen, — Die iwOlf ^risdien 'Vasallen-
elaaten werden von Anarhaddoo und Aeeorbaoipat in i^eiehlaotenden
Listen aofBesählt (vgl. SomADin, Abh. Beri. Ak. 1879, 81 ff.), lasten
sich aber aueh unter Sanherib sfimmtlieh nachweisen. Ueber Sargon als
KOnig von Babylon Schräder, Die Sfaugonstele des Herl. Mus. S. 7 ff.
in Abb. Berl. Ak. 1881. Üeber Gjrpeni e. $. 408.
§. 378. Die Art, wie der Gehorsam der eroberten Ge-
biete gesichert wurde, war zwar sehr brutal, aber nicht we-
niger wirknngSTolL Waren die Gegner in blntigem Kampfe
besiegt y ihre Städte ausgeplündert und zerstOrt, die FQhr^
der Feinde niedergemacht oder, was namentlich, wenn sie
sich empört hatten, die Regel war, unter MaiUrn hinge-
richtet, so wurde der Adel der Bevölkerung^ die besitzende
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Fdnfttt Bneb, Tierter Abtebnitt.
Qnd gebildete CDasee forigefäbrt und in möglichst entfernten
Gegenden angesiedelt, fremde Bewohner an ihre SteOe gesetzt
Die Beispiele aus Tiglatpilesar*s Regierung sind schon ange-
führt; ebenso verpflanzte Sargon die Israeliten nach Chalach
(unbek.), (iuzan am Chaboras (§. 276) und den Städten Me-
diens (Be^'. IT, 17, 6) und siedelte in Samaria Babylonier aus
Babel, Küta und Sippar, Syrer aus Hamät, Bewohner von
*Awwa(?), femer im Jahre 715 (§. 375) mehrere Araberstämme
an. In Masse wurde die unterworfene BeTöUcerung Armeniens
und Mediens nach Syrien geschleppt, specieli nach Damaskos
und Qamdt« wfihrend ui Karkamiä Assyrer angesiedelt wurden.
Die Bewohner ron Kummuch wurden in die elamitischen
Grenzgebiete verptlanzt. Grosse Schuaiuii der UnterUiauen
wurden auch nach Assyrien selbst gebracht und in den Haupt-
stfidten des Landes angesiedelt.
Ueber (Ue Aoriedelongen in Samaii« s. Scnuinii, KAT. * 875 ft.
g. 879. Die Wirkung dieser Maassregeln war gewaltig;
sie haben die Vernichtung der alten Nationalitäten in dem
ganzen dauernd ron den Assyrem beherrschten €kbiet heriiet-
geführt. Namentlieh in Syrien ist seit Tiglatpileser und Sar-
gon das so mannigfache und individuell gestaltete poiitiseiie
Leben für immer vorbei. Von ihrer Zeit an bis auf den
heutigen Tag wissen diese Lande es nicht anders, als dass'
sie fremden Herren zu gehorchen haben. Allerdings wurde
so kerne Einöde geschaffen, oft genug rühmt sich namentlich
Sargon, die Yon ihm selbst zerstörten Städte wiederhergestellt
zu haben. Aber alle 6esitz?eilifiltnis9e wurden von Grand
aus iiiiigestallet, und indi.m der beste Theil der Ballon weg-
geführt wurde, war rlieser selbst die Axt an die Wurzel ge-
legt. Aus der Mischung der Reste der alten Bewohner mit
den neu zugeführten Elementen ging ein Gonglomerat hervor
ohne selbständiges nationales Leben, ohne eine ruhmreiche
Vergangenhdt, gewohnt den Fremden zu gehorchen. Cha-
rakteristisch ist die Erzählung des hebraeischen Eönigsbucfas,
wie die neuen Ansiedler in Samaria jeder semem alten Stamm-
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Verpflanzung der Einwohner. Bauten. 463
gott dienen, daneben aber auch den Jahwe als den Landes-
herr!) verehren zu müssen glauben, auf dass er ihnen nicht
schade. Der Zusaninienhan|j iniL dem heiniathliclien Boden,
auf dem das Nationatgefühl beruht, war zerrissen, aus den
niederen und daher politisch indifferenten, überdies vermuth-
Ueb durch Landanweisungen jetzt plötzlieb zu Besitz gelangten
und daher an die Herrscher gefeaseUen Elementen der alten
Bevölkemng und den stammfremden Golonisien konnte eine
Nation mit selbständigen politischen Bestrebungen und unab-
Laijgigeiu Sinn nicht erwachsen.
Die ))olitische Bedeutung des Assyrerreiclis ist bisher seltsamer
Weise völlig \erk;innt worden. Die traditionelle aber grundfalsche Vor-
stellung von uralten orientalischen Weltreichen wirkt dabei noch innr» r
nach. In Wirklichkeit ist d;is erste »Weltreich«, das persiBchei nur iu
Folge der assyrischen Eroberungen möglich geworden.
§. 880. Wie so viele der filteren Assyrerkönige haben auch
Tiglatpileaer und Sargon sich eigene Paläste erbaut. Indessen
wenn sonst die Assyrerkonigo sicli von den aegyptischen Pha-
raonen sehr zu ihrem Vortlieilo durcii dio groase Pietät unter-
schieden, die sie den Werken ihrer Vorfahren gegenüber an
den Tag legten, und oft genug, den fast in keiner Inschrift
fehlenden Schlussworten Folge leistend, verfallene Bauten re-
novirten und die Namen der alten Herrscher wieder zu Ehren
braditen, dem Usurpator Tiglatpileser glaubten die Spateren
keine Rücksicht schuldig zu sein, und so hat Assarhaddon den
von ihm in Kalach erbauten Palast niedergerissen und die
Alabaslerphitten mit den Inschriften und Reliefs des Ktiiii^^^
für seinen eigenen Palast zu verwerthen begonnen. Weit
umfassender waren Sargon's Bauten. Zwei Meilen nordöstlich
Ton Ninive, am Fusse des Gebirges Mu^ri gründete er die
»Sargonsburg« Dür Sarruktn (jetzt Khorsabad), eine starke
Festung, an deren Westseite sieh hart an der Ringmauer auf
einer Terrasse der grosse Palast des Königs erhob. Im Jahre
70i\ V. Chr. waren die Bauten vollendet, unter ^'rossen Feier-
iieiiiveiten wurde die Einweihung der neuen, vierten Residenz
vollzogen.
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464
FOnftes Buch, viert« Abwhnitt
Ueber die Ruinen m Khonabad haben wir dovefa die AoBgatr
buDgen nnd Werke toe Botta und Pua genaue Kunde.
Sanhtrib und AmriiaMn.
§. 381. Im Monat Ab (Juli) des Jabres 705 fand Sar-
goD, wie es nach einem Fragmente des Kanone scheint, durch
Bflörderhand den Tod; ihm folgte sein Sohn Sanherib
ach^irbA, 3iniD» SsvaxTjptßoc, Berod. £avax<4ptßoc). Der
Tod des gössen Organisators, der mit kraftvoller Hand da«
Reich zu.-.iniiiiengezwungen hatte, gah das Signal zu neuen
Empörunj^cti und An'/riHen. Wieder erhob sich Mardukl laliddin
— vermuthlich jetzt nicht mehr der alte Gegner Tiglatpileser's
und SargoQ*s, sondern ein Sohn desselben — wie früher von
dem König von Eiam unterstutzt Nach den Fragmoiten des
Berossos wurde der Bruder des Sanherib, den dieser zum
Statthalter In Babylon eingesetzt zu haben schefadt, durch
einen gewissen Akises, dieser nach dreissig Tagen dorch Mar-
dukbaliddin gestür/t; der ptolemaeische Kaiion verzeichnet
nach Sar?on's Tode in Habel eine königslose Zeit von zwei
Jahren (704/3). Sanheril) 1* richtet nur, dass sein erster Feld-
zug, der nur ins Jahr 703 gesetzt werden kann — was ihn
verhindert hat, der Rebellion früher entgegenzutreten, wissen
wir nicht — gegen Mardukbaliddin gerichtet war, der in Babd
selbst residirte und das ganze Land besetzt hatte. NOrdlich von
Babylon wurde er sainmt seinen elamitisehen Hülfstrappen
geschla'^^en , Babylon und alle Städte Ghalda(^a's genomuien,
und ein gewisser Belilms (^Plol. BijXtßoc, ßerorfsos Eh'bus) mm
»König von Suiner und Akkad« eingesetzt. Nur die von Ga-
nälen und Sümpfen durchzogenen Landschaften Sudbaby-
kHiiens behaupteten noch ihre ünabliängigkeit. Aufe neue
wurden dann die Aramaeerstfimme, neben denen diesmal auch
arabische Beduinen (Urbi, Delitzsch, Par. 305) erseheinen,
mit Krieg überzogen und nicht weniger als 208,000 Menschen
aus ihren Wohnsitzen nach Assyrien fortgeschleppt. Im näch-
sten Jahre (702) unternahm Sanherib einen Zug nach Osten.
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Sanberib's erster habyioniscber Feldzug.
465
Die Kossaeer wurden in ihren Gebirgen heimgesucht und zum
Theil in das Gebiet des Statthalters tod Arrapcha (Arra.'*
pacbitis g. 343) ▼erpflanzt. Dann wurde IspabAra von Elllp
(S. 376) besiegt, ein Theil seines Gebiets zur Provinz von
Charrhar (g. 374 ; geschlagen , eine »Sanheribsburg« in dem-
selben anf,'elegt und Bewohner aus anderen Gebieten dasclhst
•angesiedelt. Sogar die Fürsten des östlichen Mediens, die Sar-
gon's Herrschaft nie aner](annt hatten» brachten dem Könige
ihren Tribut dar.
Die assyrischen Quellen — wie bei Sanherib's Vorgängern Iheils
Annalen, theils zusammenfassende, nicht chronologisch geordnete Dar-
stellungen — sind von Smith, Hislory of Sennacherib 1878 Obersichtlich
msammengestellt. Ferner vgl. Schräder, KAT, ' passim. Gylinder C (aus
dem Jahre 697) ist von Smith, Ass. Disc 296 fL Übersetzt, das Taylor*
prisma (Jkhr ^1) Ton HonmuiG, Prisma desSanberib 1878« die Bavian*
Inschrift ▼an Pooitor in Bibl. de T^ole des hautes Stüdes XXXIX. XLU.
Die Texte sind nicht nach Jahren , sondern nach FeldsQgen geordnet
Doch lOsst sich die Chronologie mit HOlfe des ptolemaeischen Kanons
und der Austflge des Alexander Polyhistor aus Berossos (bei Enseb. ed.
ScaoBCB I, 27) fast durchweg feststellen. Daraus ergibt sich, das« der
babylonische Feldsog ins Jahr 708 su setsen ist; der gegen Elllp ftllt
702, da er in dem in diesem Jahre geschriebenen Bellinocylinder (L&TAsn,
Inser. 68 f.) noch enfthlt wird. Im Qbrigen s. Schbader, Zur Kritik der
chronoL Angaben des Alex. Pol. und Abydenus, in Der. SAehs. Ges.
1880» der die ursprOngliche IdenUtftt ihrer Daten mit denen des Kanons
scharfsinnig erwiesen hat
§. 382. lü/.wischen hatte sich die Lage im Westen ge-
ändert. Auf König Sabako von Kusch und Aegypten war
im Jahre 716 (?) sein Sohn [nach Manetho] Sabatal^ gefolgt,
von dem sich nur vereinzelte Monumente in Eamalc und
Memphis erhalten haben. Uro das Jahr 704 aber folgte ihm
ein junger, krütliger Fürst, Taharqa (geschrieben Taharuqa,
ass. Tarqu, hebr. nprnp, gr. TsdtjOxoiv, TapixT]?, Tapxoc u. a.).
Er scheint nicht dem Königsgeschlechte angeliört, sondern
durch Vermählung mit der Gemahlin Sabaico's auf den Thron
gelangt zu seui und im Namen von dessen Sohn Tändt(?)amon,
(assyr. Urdamani) die Regierung ergriffen zu haben ; in Kamak
haben beide zusuniiuen dem Üdiris-Ptah einen Tempel gebaut
Veyer. OeMbUlite Om AltorUnuiM. I. 30
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4(36
Fflnftet Bocb, Tierler Abtebtiitt
und werden hier neben einander in ganz gleicher Weise als Kö-
nige bezeichnet. Taliai(};i war 20 Jalire alt, als er die Doppel-
krone gewann. Die zalilreichen Fürsten der aegyptischen Städte
erkannten seine Oberhoheit ant er konnte daran denken, Sa*
bako*8 Intervention in Syrien zu meuem. Eine Reihe syri-
scher Fürsten war bereit, sich dem Befreier vom assynschen
Joche anzuschliessen , vor allem Elulacos von Tyros und
Hiskia (Gliizqijahii) von Juda, der im Jahre 714 dem Achaz
gefolgt war, ferner Sidqu von Askalon. Gegen König Fadi
von 'Aqqaron, der den Assyrem treu blieb, erhoben sich seine
Magnaten und lieferten ihn an Hiskia aus. Man mochte hoffeo,
Sanherib werde l&ngere Zeit in Babylonien festgehalten weiden;
wir erfahren, dass Mardukballddln mit Hiskia Verhandlungen
angckiiu|>it liatte (Ueg. II, 20, 12), also offenbar eine gro^e
Goalilion gegen Assyrien geplant war.
Sabalaka: Lepsiüs, D. V, 8. 4. Mariktte, Mon. div. 29 c. e (Memphis).
RossELLisi, Mon. Stor. 151, 5 (Luksor). — Ueber Taharqa vgl. E. de Roote,
in m\, d*archtel. 6g. et assyr. I, U. 83 imd Birch, TrSBA VII. 193 ff. -
Von Taharqa*8 Thronbesteigung handelt leider ganz fragmentarische
Inschrift von Tanis, de Rouoit Inscr, 73 f. Seine genealc^ische Slellang
gebt ans den Angaben Assurbanipal's V R. 2» 82 hervor, wo Urdamani in
einem Eiemplar der Annalen »Sohn des §abakü€ [trots der abweichenden
Schreibung jedenfalls mit Sargon's $ab*i = Sabako identisch], in einem an-
deren »Sobn der Gemahlin des Tarqu« [falsch Smith, Ass. Disc 818] genannt
wird. Taharqa und Tanütamon : M aribttb, Hon. dir, 79-*87. Die zuerst von
Haigh erkannte, auch von Ddkcxbr Terlretene Identittt des lelsteien mit
dem Urdamani Assurbanipal*s ist swdfellos, vgl. §. mit Rndanion
(S. 820 Anm.) hat ietsterer nichts so thun. — Sonstige DenkmSler Taharqa's:
Lepsius, Denkm. V, 5—18* Roseluni, Hon. Stor. 150. Pribsb, Hon. 81
bis Si. Habivttb, Kamak 42—45 [die Liste von besiegten VOlkem des
Nofdens nnd des Sfldens auf einer Statue des E6nigs ib. 45 a ist von
einer gleichftdb nicht originalen des Remses II. ib. 88 f. wörtlich ali-
geschrieben]. — Xach Hegasthenes war Taharqa von Aethiopien einer
der grOssten Eroberer: Strabo I, 8. 21. XV, 1, 8. — In wdclie Zeit
Reg. II, 20, 12 gehört, ist nicht genau su ermitteln«
§. 383. Indessen auch dieses Mal kamen die Assyrer
ihren Gegnern zuvor. Ehe ihre Rüstungen vollendet waran,
erschien Anfang 701 Sanheirib in Syrien und wandte sich
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Taliarqa. Sanherib g^eii Tyros und Juda.
467
zunächst gegen Elulaeos. Sidon, Sarepta, Akko und die übrigen
ihm unterthänigen Städte unteiwarlen sich, er selbst floh nach
Cypern. Aber Tyro?; !eii?tete Widerstand. Ein Versuch mit
Hülfe einer aus den phoenikischen Städten aufgebotenen Flotte
die Inseistadt zu bezwingen, wurde abgeschlagen, die Assyrer
mossten sich begniOgen, fünf Jahre lang das gegentUberliegende
Festland besetet m haltra. Dann wird wobl ein Gompromiss
zn Stande gekommen sein, durch den die Stadt einen Theil
ihres Gebiets zurückerhielt, aber die assyrische Oljiihoheit
anerkannte. Sidon dagegen erhielt jetzt wieder einen eigenen
König (zunätlisl i uba'al [Ituba'al?], dann Abdimiiküt g. 389).
r>pr Bericht Sanherib*« und der des Menander von Tyros (Jos. IX,
14. 2) ergänzen sich gegenseitig; vgl. §. 357. Dass Sanherib den ver>
geblichen Angriff auf Tyros nicht erwähnt, ist sehr begreiflich ; aber eben-
sowenig kaim er eine Tribatsahlung der Stadt oder etwas ähnliches beriebteo.
§. 384. Von Phoenlkten zog Sanherib, nachdem er unter-
wegs die Huldigung der tren gebliebenen Vasallen entgegen-
genommen halle, nach Philislaea. Sidqä von Askalon wurde
gefangen, seine Städte bezwungen, ein neuer König ein-
gesetzt. Dann, so berichtet der Grosskönig weiter, sei er
gegen 'Aqqaron gezogen, als das Heer des Königs von Kusch
(assyr. Melucha) und der Fürsten Aegyptens zur Hülfe herbei-
kam. Bei AltaqÜ (npn^M) habe er dasselbe geschlagen,
Altaqü und Tamnft (nSDD) erobert, *Aqqaron bezwungen und
die . Urheber der Rdsellion bestraft , den in Jerusalem ge-
fangenen König Padi auf seinen Thron zurückgeführt. Dem
Hiskia abpr, tl^r sich nicht unterwerfen wollte, habe er alle
kleineren Städle seine- f iebiets entrissen, dieselben unter die Fhi-
listerfürsten vertheilt, 200,150 Menschen weggeführt, ihn selbst
m Jerusalem belagert. Erobert hat er die Stadt frdlich nicht ; wohl
aber erzählt er, dass Hiskia ihm reiche Gaben, darunter 80 Talente
Gold und 800 Talente Silber, nach Assyrien naehgeschicki und
durch Gesandte gehuldigt habe. — Etwas abweichend lautet der
hebraeische Bericht. Eine kürzere Version meldet einfach, als
Sanherib Juda angriff, habe Hiskia zu ihm nach Lakis geschickt
und sich schuldig bekannt, der Aäsyrerkönig habe ihm eine
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4e8
FOnft«« Buch, vlttrter ÄlMebnilt.
Ciontribution von SO Talenten Gold und 800 Talenten Silber anf-
erle^. AosfQhrlHiher lautet die zweite Version : Sanherib erobert
alle festen Städte Juda*s ; von LMi aus schickt er dann seinen
Oberfeldherrn (turtftn) mit einem starken Heer gegen Jenisalefn,
ütii des^Jrn Capitulation zu fordoni. lui \ li trauen auf den Pharao
und auf Jaliwe veiiianiliiskia im Wid(Msland. Inzvvisclion rückt
das Heer des Taharqa, des Königs von Kusch, heran. Saiiherib
ziebt ihm entgegen und fordert nochmals die Uebergabe Jeru-
salems. Auf das Wort Jabwe's, welches ihm der Prophet Jesaia
verkündet, Tertrauend, weigert Hiskta sich nochmals. In der
Nacht aber schlfigt der Harak^ahwe das assyrische Heer,
so dass 185,000 Mann sterben und Sanherib nadi Ninive
zurÜLkkuliren muss. Aehnliches berichteten die Aegypter dem
Herodot (II, 141): na( h dem Aethiopen Snhako liabo ein
frommer Ptalipriester, Sethos, fiher Aegypten ^^'hcrrscht , d. r
sich mit dem Kriegerstande verfeindete» Als nun Sanacharib,
»König der Araber und Assyrer«, gegen Aegypten heranrückte,
weigerte sich derselbe zu kämpfen und Setbos gerieth in grosse
Noth. Aber die Götter sandten Feldmäuse gegen das bei
Pelusium lagernde feindliche Heer, welche die Bogen und-alles
Lederzeug desselben zernagten, so dass es am folgenden Tage
von den aufgebotenen aegyptischen Handwerkern und Kräuiera
leicht geschlagen werden konnte.
Zu völliger Klarheit über deu Hergang werden wir nie
gelangen, zumal so lange die Lage der genannten Ortschaften
nicht sicher ermittelt ist. Soviel steht fest, wenn auch San-
herib die Bedeutung des Sieges bei Altaqü übertrieben haben
mag, eine Niederlage durch die Aegypter hat er nicht erlitten.
Denn dann hätte Taharqa seinen Sieg verfolgt, während er in
Wirklichkeit 80 Jahre lang nicht wieder in Syrien intervenirt hat,
und die Aegypter wurden von einem Siepre und nicht von einem
Wunder berieliten. Vielmehr muss es iu der Thai ein Xatur-
ereigniss, vermutiilich eine Seuche gewesen sein, die Sanlierib
gezwungen liat, von einem Angriff auf Aegypten abzustehen
und die fielagmng Jerusalems aufrugebra. Auf eine aegyp-
tische Hilfssendung aber war keine Hoffnung mehr; so madite
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Sanherib und Taharqa. Schlacht bei Ailaqü,
469
Hiskia seinen Frieden mit dem Grop?könig und wandle ihm
die schwere, für den kleinen Staat kaum erschwingbare Cion-
tribution in seine Hauptstadt nach. Trotz des halberzwan-
genen Rückzuges war die Herrschaft über Syrien gesichert;
während der nächsten Decennien hat keiner der Kleinstaaten
es gewagt, an Abfall von Assyrien zu denken.
In der vielbehandelten Frage Ober die Reconstruction von SanherU/s
Feldiug und die Beuiibeilung von Reg. II, 18, 13—19, 57 (v^l. u. a.
Schräder, KAT., Dükcker, Elbihert. Stud. und Krit. 1877. 167 IT., Nowack
ib. 1881, 300) scheint mir Wellhausen, Einleitung 254 ff. im wesentlichen
das nichtige getrofTen zu haben. Dass Reg. IT, 18, 14 — 16 den Zusam-
menhang unterbrechen und eine dem folgenden parallele V(>rsion sind,
solieint mir evident; daher fehlen die Verse auch in der I'arallelslelle
J"«. S7. Die Belagerung von Lakis wird in einem Relief erwähnt,
weiches den König dar«lellt. wie er auf seinem Throne silzeml (ii • Beute
aus der Sladt in Empfang nimmt ; in den historischen berichten ist von
ihr nicht die liede. Die 800 hebraeischen Talente Silber sind viel-
leicht genau gleich 800 assyrischen: Bkamdis, Münzsystera 98.
§. 385. Im nächsten Jahre (700) wurde die Unterwer-
fung Babyloniens vuUeiidet, der Ghaldaeerfiir>t Sazub besiegt,
Mardukbaliddin mit seinen Anhängern gezwungen, über See
nach der Stadt Nagitu in Elam zu fliehen, in Babylon an Stelle
des nicht mehr erwähnten Belibus der älteste Sohn Sanherib'Sy
Aslumadinäiini (bei Ptolem. 'Airapavdtdtooc, reg. 699^694 0
zum K5nig eingesetzt. Im Jahre 695 (?) rüstete dann San-
herib eine Expedition aus zur Bezwingung der an die ela-
nülische Küste preflüclilelen Ghaldaeer. Von syrischen VVerk-
leuten liess er auf dem Tigris eine Flotte bauen und bemannte
sie mit pboenikischen und griechischen Matrosen. Von Opis
ans wurde sie über Ijand In den babyionischen Canal Arachtu
gebracht, durch denselben und den Euphrat fuhr der König ins
I) Bei AI. Polyhistor (Euseb. I, 27, ZI. 9 — 15) sind hese Ereigni-'--*»
auch noch zu erkennen, doch, wohl durch Schuld des Excerptors», etwas
verwischt. Sanherib soll nach ihm den Elibus besiegt und gefangen
und seinen Sohn Asordanius als König eingesetzt haben. In letzterem
acheint Assurnadinsuin mit Assarhaddon zu einer Person verschmolzen zu
■ein; daher werden die Begeben heilen von G99 bis 693 übersprungen.
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470
FOnll«! Buch, TieHcr Abadmitt,
Meer. An der Mündung des Flusses Eulaeos wurden die Feinde
geschlagen, ihre Städte erobert und zerstört, die Bewohner fort-
gefidfart InswischeD hatte Sunib mit äamttischier Höifie sidi
Babylons beoa&chtigt, wurde aber geschlagen und gefangen.
Eine InvasiDn Elam's schloss sich daran, die erfolgreieh begann
(vgl. V R. 4, 123 ff.), aber beim Eintritt des Winters aufgegeben
werden musste; vermuthlich werden die Assyrer nicht ohne
schwere Verluste liiren Hück/Aig he^. ci k-tp]!i^t haben. Die Folge
davon war, dass Suzub, der nach Elam gellüchtet war — wie
er ans der Ge&ngenscbaft entkommen ist, wissen wir nicht —
nach Ghaldaea zurückkehrte und von den Babylonlem als
Befreier mit offenen Armen aufgenommen wurde. Baach Year-
brißitete sich die Insurrection durch das ganae Land. Zur
AusrOstung eines grossen Heeres stellte man die Tempelseh&ise
Babels dem Köiiigt; Uiiiiiiaiiaiüianu von Elam, der vor kurzem
seinem Bruder Kudurnachundu gefolgt war, zur Verfügung,
und derselbe gewahrte die kräftigste Unterstützung. Die Fürsten
Südchaldaea's und die Aramaeerstämme, ebenso die Land-
schaften Eilip, Parsuad (sie, §. 338) u. a. schlössen sich an. Bei
Ghalul§ am Tigris, nördlich von Babel, kam es lu ehier ge-
waltigen Schlacht Sanherib siegte vollständig; der feindliche
Oberfeldherr fiel, die grosse Armee der Gegner wurde vöUig
zersprengt. Zunächst verfolgte der König die Feinde nadi
Elam, dann zog er gegen Babylon und eroberte die Stadt
nach kurzer Belagerung. Er war cnl i blossen , den innaer
sich wiederholenden Empörungen durch ein furchtbares Straf-
gericht ein für alle Mal ein Ende zu machen. Die Stadt
wurde ausgeplündert, in Brand gesteckt und von Grund aus
zerstört, ihre Mauern und Tempel eingerissen, die Ziegel des
grossen Terassenthurmes des Bei hi den Ganal Arachtu (Palla-
kopas) geworfen. Canäle wurden durch die Stadt gesogen, auf
ewige Zeiten sollte sie vom Erdboden verschwinden (692 v, Chr.).
lieber das Land wurde zunächst ein Viceköni? (Ms'3ir](3i|iöp5axo;
692—689) gesetzt. Die Jahre 688—681 bezeiciuiel der Kanon
als »königslose Zeit«; vermuthlich wurde während derselben
das Land durch Statthalter Sanherib's verwaltet und von
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Dritter babylonischer Feldzug. Zerstörung Babylons. 471
Eifisetzung eines neuen Königs Abstand gfenommen. In Süd-
babylonien finden wir eine Ueilie assyrisciier Präfecten, so
Ton Ur (Iii R. 15, 2, 3, Smith, Assurban. 184), danebeD stehen
die chaldaeischen Fürstentbümer und die Aramaeerstfimme zum
Theü anter den Nachkommen ihrer alten Herrscher.
Die Chronologie steht ziemlirli tVst. Dass As^urnadinsum im Jahre 700
eingesetzt wurde, lehrt ein Fragment de- Kponymenkanons bei Smith,
Hist, of Seiiaclierib 18. Dieser Feldzug ist der letzte, von dem auf dt m
€Ö7 geschriebenen Cylinder C berichtet wird; mithin fallen die Feldzüge
vom fünften (dem nach N. W. §. 38(3) ab später als dies .labr. Babylon
war nach Assarhaddon's Angabe I Ii. 49, 2, 12 elf Jahre zerstört, als
dieser es im ersten Jahre seiner Regierung 080 wieder aufbaute; milbin
fällt seine Zerstörung wahrscheinlich 692 1. Doch ist zu ijeachten, dass
das 691 geschriebene Taylorprisnia (und ebenso die übrigen Texte mit
Ausnahme der Bavianinschrifl) sie nicht erwShnt, sondern mit der
Schlacht bei Ghalulö scbliessL Der im ptolemaeischen Kanon für das
J«hr d93 veneiehuete Regebelos Beheint dem Siuub tu entsprechen.
Der Name Sanberib^s scheint im Kanon faat abeicbtlich Obergangen lu
sein; dass er während der kOnigslosen Zeit Ober Babylon herrschte^
lehren die folgenden Ereignisse und Beroasos. — Zu §unib*s Rebellion
Tgl. die Berichte Assarhaddons I R. 49 und bei Smnt, Ass. Dise. 814 t
— Im Obrigen ergibt sich die Cioncordans unserer Quellen aus der Liste
auf der nSehsten Seite.
g. 386. Die sonstigen KriegsUiaten Sanherib*s sind ohne grös-
sere Bedeutung. Wir erfahren, dass er noch einmal nach Syrien
gezogen ist und gegen die Aral)erfürsten Ghazail (§. B89) und
das Land Edoin gekämpft hat (Smith, Senacli. 137. 1 R. -lo, 2, 55).
Um das Jahr Of^O zog er nach Nordwesten gegen die Stämme
des Nipurgebirges fvgl. KGF. 181) und den König Manijae
▼on Ukku, das in der Nachbarschaft Armeniens gelegen haben
moss. Daran schliessen zwd Inschriften (Smni p. 86) die
kurze Notiz, er habe auch die Kiliker in ihren dichten Wäl-
dern besiegt und die schon von Sargon eroberte Stadt Til-
garimmi (HDI^lH H'^D Ezech. 27, 14. 38, 6. Gen. 10, 3)
im Gebiet von Tabal zerstört. Von einem zweiten kiliki-
schcn Feldzug des Königs berichtete Berossos: Jonier seien
an der Käste Kilikiens gelandet, Sanherib habe sie in schwe-
rem Kampfe besiegt und zum Andenken daran sein mit einer
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472
FQnftes Buch, vierter Abechnilt.
Ermordung SuihflribV
473
Inschrift versehenes Bild errichtet, ferner die Stadt Tarsos [und
Anchiale?] gegründet. Das Relief existirte bei Anchiale noch
zu Alexander's Zeit; Kallisthenes bezeichnete es als das Bild
des Sardanapallos, Sohns des Anakyndaraxes, der Tarsos und
Anchiale an einem Tage gegründet habe Taraos ist eine weit
filtere Stadt (§. 337) ; dass aber Sanherib sie erobert und neu
aufgebaut hat, ist sehr glaublich. Ueber die Beziehungen zu
den Griechen vgl. §. 406.
BeroaaoB* Angaben nach Alex. Pol. bei Euaeb. I» 27« nach Abydenoa
ib. 85, wo in temploni Atbenitnäoni wohl Anchiale steckt
g. 887. Im 25. Jahr seiner Regierung (681 Chr.)
irarde Sanherib von zweien seiner SOhne, Nergaldarusur und
Adarmalfk, beim Opfer erschlagen. Nergaliarusur bemäch-
tigte sich der Herrschafl, doch gegen ihn erhob sich Assar-
haddoii (Assurachiddin pniDNji um den Mord seines Vaters
zu rächen. Er rückte gegen Ninive vor, im Lande Chani-
gaibat stiess er auf das Heer seiner Brüder. Wie es scheint,
kam es nicht zum Kampf; die assyrischen Truppen traten in
Masse zu Assarhaddon über und erkannten Ihn als ihren
rechtmässigen König an. Seine Brüder fanden bei dem Kö-
nige von Arnienion (ürarlu) Aufnalirne. ~ Wenn das Land
Cbanigalbat mit dem von Tiglatpileser L erwähnten identisch
ist, dessen Hauptstadt Melitene am Euphrat war (§. 27d)t
so muss Assarhaddon von Westen aus gegen Ninive gezogen
sein. VermuthUch hat er also im Jahre 681 im Auftrag seines
Vaters in Kleinasien gekämpft.
Die Angaben Aber Sanherib*» Ermordung Reg. U, 19» 37» Alex*
Polybifltor bei Eoaeb. I. 27, Abydenue ib. I, 85 (mit GoTBGBnm*«
Emendation), bei dem Assarhaddon Azwdii heisst, ergänzen sich gegen-
seitig; Tgl. auch ScHRADcn» Ber. Siebs. Gescb. 1880, 6 f. Von Assar-
>j Wie es seine Art war, gab Kallisthenes (bei Suidas s. Sof^-
vandiXXoO Auch eine angebliche Uebersetzung der Insehrifl, für die er
ein Epigramm des Cboerilos verwertbete. Dieselbe (hdu »ol «Ivc xal ox^ue
[von Aristobul fai ««IC« gemildert] u. s. w.) ist von den Späteren lahl-
lose Male eitirt worden.
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FQnflef Bocb, vierter Abschnitt.
hadilon'fl Beriebt Aber den Krieg gegen aeine Brflder IQ R« 15 iel nur
der Scblow erhalten, flbersetxt von DtLmscn bei BfüBimcn, Geachiehte 207.
388. Assarhaddüii i<i die edelste und sympathischste
Gestalt unter den assyrischen Königen. Dass sein Vater Babylon
zerstört hatte, erschien ihm trotz der schweren Verschuldung
der Stadt als ein FreTel, den er wieder gai zu machen sieb
beeilte. Gleich im ersten Jahre seiner Regierung Hess er den
Wiederaulljau der Stadt und ihrer Heiligthümer in xVngriff
Molinien und betrieb das Werk mit grossem Eifer. Durch den
Zorn Marduk^s, so sagt er, habe die Stadt elf Jahre lang
wüst gelegen zur Strafe für die Frevel äuzub*s und die Aus-
lieferung der Tempelschfitze an Elam; dann habe der Gott
ihn aus der Zahl seiner BrCider ausgewählt, um das Unheil
wieder gut zu machen und seinen Wohnsitz wiederherzustellen.
— Im Süden des Landes wurde die Ordnung leicht aufrecht
erhalten. Nabuzirnapistiustesir (V), der beim Mardukbaliddin's
und Beherrscher des Meeriandes, der versucht hatte, sich un-
abhängig zu machen, wurde von den Statthaltern der be-
nachbarten Provhizen nach Elam verjagt, seinem Bruder
Nahidniarduk die Herrschaft über sein Stammland übertragen.
In der Folge wurdi der rebellische Fürst des Ghaldaeerstaates
Bit-Dakkuri besiegt, ebenso der bebeich des Aramaeerstamnies
Gambulu, der in den Sümpfen an der elamitischen Grenze
ansässig war, zum Gehorsam zurCtekgebracht.
WiederhersleUung Babylons: I R. 49, theilw. flbarselst von Dkutdch
bei HObotbr, Geaeb. 209 f. ; Smith, Aaa. Disc, 814 f. — Ueber die Kriegs-
züge und Bauten des KOniga bis sum Jabre 673 beriehtan die beiden im
wesentlichen flbereinatimmenden, niebt ebronologisch geordneten Cylinder
I R. 45—47. m R. 15 f. Hinni kommen die Fragmente des neuDlen
und sehnten Feldsngcs, publ. von Bosgawen, TrSBA. IV, 84 IT. und besser
bei Bcooi, 115 ff. Kleinere Inaebriften: I R. 48. Latabo, Inaer. 19 n. a.
Ungenflgende Bearbeitung von Budob» History of Esarbaddon, 1880.
§. 389. Wenn schon unter Sanherib wiederholt längere
Friedensepochen vorkommen und keineswegs wie unUi seinen
Vorgängern ein Feldzug den anderen ablöst, so ist die Re-
gierung seines Sohnes in noch weit höherem Grade eine fried-
liche. Die ersten neun Feldzdge Assarhaddon's, welche etwa
Aflsarhaddoa^s FeldtOge. WiederlitnteUun( Babylons.
475
in die Jahre ü8 1—672 v. Chr. fallen mögen — einige von
ibnea sind schon erwähnt — bezwecken lediglich die Bewäl-
ti^Dg Ton Rebellidieii und die Sichemiig der Grenzen. Im Osten
ei&bren wir ^on Kämpfen gegen die Ifannaeer und die Qatü,
«Den GebiigBstanun nördlich von Elara, sowie gegen die Stadt
T!l-aS§ur im Lande Par(?)naki, deren Lage nicht genau» be-
stimmbar ist (v^l. Delitzch, Par. 2(31). Ein anderer Feld/.ug
war gegen die Östlichen , von den alleren Köni^^en nie be-
tretenen Theile Metiiens gericiitct, nanicntlirh gegen das Land
PatuS'arra am Fuss des Gebirges Bikni;^ mehrere Fürsten der
^flegensten Theile des Landes unterwarfen sich und ver-
pflichteten .sich zu jährlicher Tributzahlung. Auf dem neunten
Feldzug (frühestens 672 Chr.) wurde ein Aufstand in der
Nähe der an der armenischen Grenze gelegenen Stadt KuUimir
(s. Smith, Ass. Diso. 272, 2ü, Assurban, p. 98) bezwungen.
Im Westen war ein Aufstand des Königs *Abdimilküt von
Sidon (§. 883), mit dem sich Sandu'arri, Ffir-I d r Städte
Kundi und Sizü (in Kilikien V), verbündet hatte, zu bewältigen.
Beide wurden gdangen und hingerichtet, Sidon erobert und
zerstört, eine neue, mit von Osten herbeigeführten Bewoh-
nern berMkerte f Assarhaddonsstadt« an seiner SteUe erbaut
und einem assyrischen Statthalter unterstellt Die Oberhoheit
th&t Edom und den Araberscbeich Ghazail (§. 386), dem die
Qedrecr (ass. Qidri, "lip, V\m. V, 05), dw Hanptstamm der
syri^rh-arabischen Wü^te, gehorrliten (§. 457), wurde befestigt.
Des leizleien Solm Ja'ilü hatte tinen Tribut von 10 ^Vmon Gold,
1000 kostbaren Steinen imd zahlreichen Kamcelen zu liefern.
Daran schloss sich ein Kriegszug gegen das Wüstenland Bäzu; acht
Beduinenscbeichs wurden erschlagen, ein Vasall üt)er das eroberte
Gebiet gesetzt. In Kleinasten hat Assarhaddon wie sein Vater
gegen die Eiliker gekämpft und ihr Gebiet verwüstet (vgl. §. 453).
Die ätsyrer in JUgyiitaii. Abzug dar Aathiaiieii.
§. 390. Erst gegen Ende seiner Regierung, nach 672
Chr., bat Assarhaddon einen grösseren Feldzug unt^nommen*
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Ffinfles Buch, vierler AbaehiiUt
Aufs neue war in Syrien im Vertrauen auf die aethiopische
Hülfe ein Aufstand ausgebrochen: König Ba'al von Tyros
halte den Gehorsam verweigert. Assarhaddon beschloss, der
immer erneuerten Gefahr ein Ende zu bereiten. Tyros wurde
aufs neue blockirt, aber das Uauptheer zog direct gegen Ae-
gypten. Der FCirst der Wiistenaralier stelUe Kameele, der
beschwerliche Marsch von Raphia gegen Pelusium wurde
glücklich zurückgelegt. Ob Taharqa im Stande war, Wider-
stand zu leisten, wissen wir nicht; jedenfalls wurde Mem-
phis erobert (TrSBA. VU, 347) und das assyrische Heer
drang bis nach Theben vor (Mabibttb, KamalL 44, 45 ff.)»
Taharqa musste sich nach Aethiopen zurückziehen , die zahl-
reichen Theilförsten Aegyptens unterwarfen sich und wurden
als tributpflichtige Vasallen in ihrem Besitze bestätigt. Nicht
weniger als zwanzig von iimen, die im Delta und in den
Städten Oberaegyptens bis nach Theben hinauf geboten,
werden uns aufgezahlt. Der m&chtigste von ihnen ist Necbo
(aeg. Nekau, ass. Nikü, hehr. n33« Her. Man. Nsx<3^)f
der Herr von Sais und Memphis (nach Manetho 671 — 664 v. Gbr),
dessen Vorfahren Stephinates und Nechepsos schon in Sais fre
boten und wahrscheinlich die directen Naclifolger des Tedidiiit
und Bokchoris gewesen sind (§. 353). Auf Befehl des Assyrer-
königs musste Necho den Namen von Sais in Karbümatiltt,
»Garten des Herrn der Länder» umwandeln; ebenso erhielt
sein Sohn Psammetich den assyrischen Namen Nabujezib*anni
(Smith , Assurb. 45 f.). Seit dieser Zeit nennt sich Assar-
haddon »König der Könige von Musur ([Unter]aegypteo), Patrus
(Oberaegypten) und KuSc.
ManeUio's Dalum !ür Necho's HegierungsanUilL sluuniL genau zu
der Angabe, dass A<sarhad(Iün ihn [üffunbar als Nachfolger seines Yalersj
eingesetzt habe. Plünderung Thebens und Besiegung von Ku$: Nahum
8, 8—10. Die Eroberung Aegyptens erwähnt auch Ahydenas bei Ea-
sebias I, 35. 25. ~ Zu den Titeln Asmrhaddon^s vgl. K6F. 282 fil
» Im allgemeinen s. Oppbrx, H6m. sur les rapports de TEgyp^
et de rAesyrie 1869 [mir unzagänghch]. Asaurbanipal*« Berieht Ober
den aegyptischen Feldzug ist auch von Haupt, ÄZ. 1888, 85 ff.
flberaetzl.
ÄsMurliaddun in Aegypten.
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§. 301. Am 12. Ijjar (April) 668 v. Chr. legte Assar-
haddon die Regierung nieder. Ueber die babylonischen Pro-
Tinzen setzte er seinen illegitimen Sohn Samassumukin (Ptol.
£aoo9o6xivoc, Beross. Sammuges) als Vicekönig, die Krone des
assyrischen Reichs erbte Assurbanipal ("1£)jDN E^ra 4, 10). Der
Thronwechsel ermutbi^te Taharqa, die Wiedergewinnung^ Ae-
gyptens zu versuchen. Mentuemha't (ass. Mantimeanche), der
Gouverneur von Theben^ begrüsste ihn als Befreier. Auch Mem-
phis wurde gewonnen und in Theben konnte man Restaurations-
arbeiten in Angriff nehmen (Mariette, Eamak p1. 42 — 44).
Jedoch war dt-r Erfolg nicht von Dauer; ein von Assurbanipal
entsandtes Heer schlug die aetbiopischen Truppen, Taharqa
musste nach Theben fliehen, vermochte sich indessen auch
hier nicht zu halten (um 667 v. Chr.). Freilich versuchten
jetzt mehrere aegyptische Fürsten, Necho, Paqrur von Pisept,
Sarludari von Tanis (?, ass. Srnu), die Fremdherrschaft zu
stürzen und Taharqa wieder zurückzAd'üiireii; aber die assyrischen
Generale kamen ihnen zuvor, Necho und Sarludari wurden
gefangen, die rebellischen Städte arg heimgesucht. Assur-
banipal hoffte in Necho eine feste Stutze seiner Herrschaft
gewinnen zu können; vermuthlich auf die Kunde von aetbio-
pischen Rüstungen entliess er ihn reich beschenkt aus der
Gefangenschaft und setzte ilm wieder in sein FürsUnthum ein.
Fi'^r ilie Tieschictite Assurbanipals findet sich das meiste Material
bei Smith, History of Assiirh. 1871 zusammengestellt ; dazu Ass. 317 fT.
Zu den zusammenfassendpn Erznhliingen der Cylinder (III H. 17 — 27.
80—84. V 11. 1 — 10), die nach Feldzugeii ohne chronolntrisrlie Datining
^'prinliift sind, kommen die mehrfach abweichenden tinii zuverlässigeren
HfTiohte Qber einzehie Feidznge, ferner Aktonstücke u. ä. (III H. 28 f.
35-38. IV R. 52- 54.) VkI. weiter §. 457. - Nach einer Tafel bei
Smith, Epon. Han. p. 1G4 liälle Assarhaddon schon hei seinem aegypti-
schen f ehizuge den Assurbanipal zum Milregenten ernannt.
§. 392. Im Jahre 664/3 starb Taharqa; ihm folgte sein
schon betagter Stiefsohn Tandtamon ((Jrdamani, §. 382). Ein
Traum, der ihm die Doppelkrone verhiess, so berichtet er in
einer Inschrift, veranlasste ilin ^deich zu Anfang seiner Re-
gierung, sein Heer von Napata gegen Aegypten zu führen.
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FfinflM Boefa, Tlfifter AlMcbiiitt.
In Theben fand er keinen Widerstand, vor Memphis wurden
die feindlicben Truppen geschlagen und die Stadt genommen.
Wahrscheinlich hat bei diesen Kftmpfen auch Necho, der
mftchllgste der assyrischen Vasallen « seinen Tod gefunden;
ilerodot berichtet, er sei von dem Aethiopenköni^ getcxUet
worden (II, 152), und nach Manetho >Uub er 063 v. Chr.
Dagegen misslang der Versuch, auch die Deltastädte zu er-
obern ; aber ein Theii der Vasallen , unter ihnen Paqnir von
Pisept, begab sich nach Memphis an den Hof. Die In-
schrift Tanütamon*8 berichtet nur too der langen theologi**
sehen Auseinandersetzong, die der König yoi ihnen gdialten
habe, und wie sie dann wohl bewirfhet jeder wieder In
seine Stadt gezogen seien. Das weitere wird verschwiegen;
Asfiurbanipars Anrialtn lehren, dass der schwache, von theo-
logischen Phantasien vollkutnnjen beherrschte Fürst vor dem
assyrischen Meere das Land ohne Schwertstreich räumte und
in seine Heimath ziirückkehite. Damit hatte die Aethlopen-
herrschaft für alle Zeiten ihr Ende erreicht (um 662 v. Chr.);
Theben M aufSs neue in die Hände der Assyrer und reiche
Beate wurde nach Nini?e fortgeföhrt. Die Erinnerung an
den Abzug der Aethiopen hat sich bis auf späte Zeiten be-
wahrt: dem Herodot erzählten die Priester, Sabako, der Re-
präsentant der Aethiü|»eiilj( rr ( haft, habe nach fünt'Eigjähriger
Regierung in Folge eines Traumes Aegypten freiwillig geräumt
(Her. II, 139 = Diod. I, 65). Dass in Folge dessen das Land in
die Hände der Assyrer fiel, haben sie ihm lireilich verschwiegen.
Assurbauipai's Angabpn imd ilie «n-^». Trauinstele von Napata,
Mariettk, Mon. div. 7 f., erganzen sich ;'»';_'t'iiseitip. In letzterer heissea
die Feinde ZI. 17 mesii beden wie Mauiotk, Karnaic 44. 4H. In Euse-
bius* Ausziiif aus Manetho erscheint TanAlanien = ürfl iüiaiii als *A;i-
idptiz AL\)>to«^, der nach Tabarqa zu Ahliinj der 20. Dynastie [richtiger
wohl parallel mit ibrj sw5lf Jahre regiert. Dats bei Maaetho die Re-
gierung Tabarqa's verkflnt iat, um die entea Hemeher foa Dyn. 96
untenabringen, ist §. 858 bemerkt. Die Aesfrarhenechaft wird bei ihm
nicht erwthnt, gehört auch in die Kdoigslista nicht hinein. — In der
gegenfibefstehenden Üebenicbt eind die nicht lu den manethonieehen
Dynastien gehörenden PQrslen nicht mit aul^tefllhrt
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TanüUinon and Assurbanipal.
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Fünftes Bodi» viefter Abfefanltt
Assyrien unter Assurbanipal.
§. 393. Nahezu ein Jahrzehnt scheint die assyrische
Herrschaft über Ac^^yptcn bestanden zu haben. Während dieser
Zeit ist sie auch auf anderen Gebieten nirgends erschüttert
worden. Der Köoig Ba'al voa Tyros, den Assarhaddon nicht
wieder unterworfen zu haben scheint (§. 390), wurde ge-
zwungen, sich in die assyrische Yasallenschaft anfs neue zu
fOgen, Jakinltt von Arados wurde abgesetzt und die Herrschall
seinem Sohne Aziba*al übergeben. Die Könige Mugalla von
Tabal und Sandasar(?)mi von Kilikien, welche zu Assarhad-
don's Zeit un bot massig g( u esen zu sein scheinen — Assar-
haddon hat einmal in Kilikien Krieg geführt (J^. 389) —
sandten ihre Töchter mit reichen Gaben in den Harem des
Grosslcdnigs. An der (Ssllichen Grenze erfahren wir Ton
K&mpfen gegen die [sonst unbekannte] Landschaft Karbit,
deren Bewohner nach Aegypten verpflanzt wurden, und vor
allem gegen den Maonaeerfürsten AchiM Sein Gebiet wurde
▼erwüstet, mehrere früher von den Mannaeern eroberte Gronz-
orte zurückgewonnen; der Köm^ selbst wurde von Uebellen
erschlagen, sein Sohn Ualti unterwarf sich und zahlte Tribnt.
Im Anschluss daran wurden auch mehrere medische Stanun-
försten, darunter die Sölme des Gägi von Sachi, sowie rebel-
lische Grenzgebiete zum Gehorsam zurückgebracht
g. 394. So steht Assurljanipal an Macht und Ansehen
seinen Vorgängern mindestens gleich ; aber der Charakter der
Regterang hat sich völlig geftn^rt. Waren die früheren As-
Syrerkönige in erster Linie leidenschaftliche^ Ki-iegsfürsten und
gewaltige Eroberer, so ist Assurbanipal ein durchaus fried-
licher Herrscher. Während seine Heere Aegypten erobern und
die Mannaeer bezwingen, sitzt er ruhig in seinem Palast zu
l^inive und freut sich der Vermehrung seines Harems, höch*
stens nach gewonnenem Siege erscheint er auf dem Kriegs-
schauplatz; dagegen Ifisst er in den offiziellen Berichten 8k:h
selbst die Thaten seüier Generale zuschreiben. Seine Interessen
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Cliarakter Aäburbauipal's. Bauten.
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liegen durchaus auf literarischem Gebiete. Von Jugend auf
war er ein<]^e\veilit in die Wissenschaft des Nebo und der
Tapmit, in alle Gelieirunisse der Schreibkunst; unermüdlich
sorgte er für die Sammlung einer grossen Bibliothek, für die
Zusammenstellong und Uebertragfung der altbabylonischen
Uteraturwerke, für die Erhaltung alter Urkunden. Ihm
danken wir es, dass uns von der babylonisch -assyrischen
Literatur so bedeutende Ueberreste erhalte sind. Im Qbrigen
betrachtet er sich als den auserwählten l/iehling der Götter,
die ihm durch Träume und Orakel ihren Willen verkünden
und • seine Handlunfren hestinimen : mehr noch als seinen
Vorgängern ist ihm jeder Gegner oder Rebell ein Feind der
Götter, fährt er seine Kriege im Namen des Assur und der
Utar* Dem entspricht es, dass er gegen die Fefaide mit
schonungsloser Grausamkeit verflUvt. Auch die fröheren
Könige haben ihre Freude an barbarischen Executlonen;
aber bei Assurbanipal treffen wir das eigenthümliche Raffine-
ment» welches verweichlichte Despoten charakterisirt. So Hess
er in späteren Jahren einmal vier gefangene KcMiige an
seinen Wagen spannen und sich von ihnen in den Tempel
ziehen. Das alles sind Symptome des Verfalles der Königs-
gewalt, dessen Folgen nicht lange ausblieben. Die Gestalt
des Saidanapal, wekhe die griechische Sage aus Assurbanipal
gemacht hat, ist allerdings emseitig und übertrieben; aber
noch weniger entspricht er einem A§§umasirpal und Salma-
nassar II., einem Tiglatpileser und Sargon, mit denen die
Neueren ihn auf eine Linie gestellt haben.
In den Alterai Berichten über die Kriege gegen Aegypten werden
dieselben von den assyrischen Generalen geführt, nach den Cylindem
hätte der Kßnig selbst an der Spitze gestanden; eine gleiche Differenz
findet sich bei dem Krieg gegen die Mannaeer (Smith, Assurh. p. ^^).
Aebnliches echeint übrigem acbon unter Sargon vorzukommen ; g. 375 Anm.
§. 395. Als Bauherren stehen die letzten Assyrerkönige
ihren Vorgängern nicht nach ; sie konnten die grossen Schaaren
der Opfangciien und die aus ihrer Heimath fortgefülirten
Stämme für ihre Bauton verwenden. Meist residiren die
Meyer, Geschichte des Altertliuma. I. 31
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482
Fünftes Boeh, vierter Abiehiiitt
Kdnige jetzt in Ninive; daher kommt es, dass diese Stadt
den Sp&tereo, spedeU deo Griechen, als uralte und einzige
Hauptstadt Assyriens gilt Hier hat Sanherib gleich zu An-
lauf' seiner Regierung den alten verfallenen Palast der älteren
Könige vollkommen umgebaut und das grösste assyrische Bau-
werk gescliRffeii. Dieser .«otr. Sfidwestpalast, der den Namen
Bit-riduti tüiirt, ist später von Assurbanipal restauriit wor-
den, der hier seine Bibliothek bewahrte und daneben noch
einen zweiten Bau, den sog. Nordpalast, aufföhrte. Auch
Sanherib hat sich In dem von Noidninive (Kujundsefaik) durch
den Bach Gfausur (jetzt Chöeer) getrennten südlichen Stadt-
theil (Nebi- Junus), wo zuerst Ramannirari III. gebaut hat,
einen zweiten Palast errichtet. Derselbe ist von Assariiaddon
erweitert worden und ^jtvvnwai tig noch wenig erforscht. Zu
seiner eigentlichen Residenz aber hatte dieser Herrscher Ka-
lach ausersehen, wo er den grossen, niemals Tollendeten Sud-
westpalast anlegen liess, (Ür den die Platten vom Gentralpalast
Tiglatpileser's II. verwendet wurden. (§. 380). Andere kleinere
Bauten, wie die von Assarhaddon fUr seinen Sohn Assorbanipal
angelegte Residenz in Tarbis (Serif-chän) , Tempel u. ä.
brauchen hier nicht anftrfzälilt zu werden. Wiclitiger sind
die mächtigen Belestigungen Ninive"*. welche Sanherib an-
gelegt und Assurbanipal restaurirt haU Enie gewaltige, nahezu
zwei Meilen lange Mauer umschloss das lang hingestreckte Recht-
eck Ton Ninive (hei Xenophon MioxtXa, jetzt Ki^qundschik und
Nebi Junus). Die Didce der Mauer hetrug 50 Fuss. Die Grund-
lage his zur Höhe von 50 Fuss hildeten behauene Sandstein-
Wöcke; darauf erhob sich eine nach Xenophon's Angaben
noch weitere 100 Fuss hohe Mauer von Ziegelsteinen. Die
Westseite der Stadt war iliiirh il:u Tigris, der Osten durch
eine Reihe vorliegender Wälle und Gräben gedeckt. Zahl-
reiche ron Sanherib angelegte Canäle sorgten für die Be-
wftsserung der Hauptstadt und ihrer Umgebung. Auch Ka*
lach (Xen. AAptooa) und Dth>§arrukin waren stark befestigt,
während die alte Landeshauptstadt Assur jetzt ganz in den
Hintergrund getreten zu sem scheint.
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Kinive. Das Reich filam.
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Zwischen Ninive und Kalach kig nach Gen. 12 iicich der Ort
Resen (Selamlje ?). Schii ltrun^ des Treibens in Ninive: Nahum 2.3.
Sonst kommt ausser den liuiueii und den Berichten der Assyrer nur
noch die Beschreibung der Trümrnerslüdte bei Xenophon Anab. III, 4,
7—12 in Betracht ; die Angaben des Ktesias und der späteren Griechen
sind ebenso werthlos wie die des Buches Jona.
y . Vorderaaien zur Zeit des aasyriachen Reiche.
Die Nachbarstaaten Assyriens: Eiam, Armenien, Kleinasien.
§. 396. Wie wdt sieh das myrisebe Rdeli naeh Osten
erstreckt hat. lässt sich nicht bestimmen; aiiffii Henri ist
naiuentlich, aber doch wohl nur zufällig, dass das kaä})iaeiie
Meer hei den späteren Königen nie erwähnt wird. Im allge-
meinen wird Medien bis in (h'e Nähe der grossen mittelirani-
schen Wüste den Geboten der Assyrer gehorcht haben. Nach
Süden za grenzt an die Vasallenstaaten nnd die bahyJoniseheD
Provinzen das mächtige, oft bekämpfte, 9b&t bisher nie be-
zwungene Heieh von Elam (griech. Elymaea), oder wie es in
der einheimischen Sprache genannt zu werden scheint, Anzan
(hab. Ansan , §. 129). t^s sind die Nachkommen der alten
Könige, die zu Ende des dritten Jahrtausends Babyluaien
unterwarfen (§. 135 ff.), welche hier gebieten. Mehrere
von ihnen, darunter Kudumachundu, der Sohn des Satruk-
nachundu (§. 376. 885), sowie mehrere sonst nicht bekannte
Herrscher haben uns Ziegelinschriften hinterlassen, in denen
von ihren Tempel- und Mastbauten in Susa die Rede ist
Von einer wirklichen Entzifferung derselben kann übrigens
noch nirgends die Rede sein. Auch wissen wir nicht, ob
die Fürsicii. w elche an den Felswänden dtv noi ii <( In wenig
erforschten Hochebene von Mälämir (am oberen Kariin) In-
schriften hinterlassen haben, mit den Herrschern von Susa
identisch sind oder vielleicbt über ein gesondertes Reich ge-
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Fanftat Bueh, (Onlter Abwlinitt.
boten. Auch sonst bergen Susiana und das elymaeische Gc-
birgsland noch manche unerforschte Tumuli und FelsmotQu-
mente, die Ueberreste aus der Epoche der nationalen Selb-
stftndigkeit s&n dürften. Die Fürsten von Sosa hüben das
unbestreitbare Verdienst, die von Assyrien droliende Gefahr
klar erkannt und ihr wieder und wieder, wenn auch häufig
oOenbar mit unzureichenden Mittehi, entgegengetreten zu sein ;
aber schiiesslich haben sie in diesem Kampf ihren Untergangs
gefunden.
SiudtelM IiMohfillffii: Lbroiuiaiit, Ghobi de textas emiAifonii«» II;
VOD H^mir: Lavard, Inscr. 31 f. SC f. EntidlliBraiigBverBiiche von
Opfert in Congrt's intern, des Oneiif. .'i Pnris II, 179. RP» VÜ; Satcx,
TrSBA. III, 465. Dass Anzan in den Inschriften LAndeaname ist, bat
f^ATcK richtig erkannt. Auf dem Cylinder Naboned's Proc. SBA. 7. Nov.
1^82. ZI. 27 hei^^t Kyros König von Anzati. während die Babvloiiier
sein Heich sonst Ausan nennen; vgl. \\»'iler Hawlinson, Joum. Äs. Soc.
NS. XII, 75 fr., Dnnzsnt, Par. :i21. — Ueher die .AlferthfiriM. r
t^usiana's vor iillpin dl Bo]«^:, Travels in Luhstan and Arabistan. IS-iö.
397. £ine ähnliehe Stellung wie Elam im Südosten
nahm im Norden das Reich von Urartu ein. Wir haben
*
gesehen, wie dasselbe durch Tiglatpileser II. und Saigon am
seiner Grossmachtsstellung gedrängt wurde. Messen wr-
nichtet war es <l>miit keinoäwcjrs, und in.N innere Armenien
<:ind die assyriaiheii Ifoere' seit Assurnasirpal und Salma-
nassar II. nie wieder eingedrungen. < JtTenbar war man still-
schweigend oder durch einen Vertrag zu einer Abgrenzung
der beiderseitigen Machtgebiete gelangt, und officieU bestand
ein freundDches Vorh&itniss zwischen beiden Staaten, das
2. B. unter Assurbanipal in Gesandtschaften der Könige Rnsft
(um 655, Smith, Assnrb. 147) und Sardun DI. (um 640) nach
Ninive ihren Ausdruck fand. Doch hinderte das natürlich nicht,
dass, wie einzehie uns erhaltene Depeschen von Statthaltern der
Grenzgebiete lehren, die Assyrer alle Vorgange in Armenien mit
Misstrauen verfolgten, oder dass der König von Urartu die
Mörder Sanherib's hei sich aufnahm und auch sonst jeden-
faUs bei allen politischen Vorgängen an der Nordgrenae, z. B.
dem Kampfe des Fürsten von Ukko gegen Sanherib (§. 386),
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Dm Aeleb Urvtu. Phrygien.
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seine Hand im Spide hatte. Denkmäler besitzen wir nur
noch von dorn eben erwähnten Rusa, dorn Sohne des Etiiiieniis
und Enkel des Argistis 11. (§. ;i74), der in Managerd südlich
A on Wan einen Tempel gebaut bat (Sayce, Journ, R. As.
Soc. XIV, G53 ff.).
Von den armeniichen VerbAltniflsen hudelt der Beriebt des Statt*
halters Paebirbel Ton Amida an.Sanfaerib: Siirni, Ass. Diee. 809, und
der fint v5l]ig unyersttedliebe des Sanberib (an Ai8arbaddoii?)IV R. H, Z,
den PincBEB, TiSBA, VI, 213 su flbemetsen ?ersueht bat [derselbe liest
das Ideoiramm für Urar^n flilscblicb Akkad}.
§. 398. Weniger klar sind die Verhältnisse westlich vom
£uphrat. Im Södea grenzt [das rauhe] KUikien, weiter nörd-
lidi die Fürstenthflmer der Tabal und Moecfaer an die as-
syrischen Provinzen. Die Herrscher dieser Gebiete shid, wie.
wir wissen, wiedoriholt besiegt worden, namentlich von Sar-
gen, sie zahlen gelegentlich Tribut nach Ninive, doch ohne
^1 .5> ein festes Abhängigkeitsverhältniss bestanden liätte. Von
einer Ausdehnung dei- assyrischen Macht bis ans schwarze
Meer, wie sie unter Tiglatpileser I. bestanden hatte, ist nie
<iie Rede, was um so auffallender ist, da die Griechen die
Küsten des Pontos am Thermodon und Halys und -specietl
die Gegend von Sinope Assyria nennen und sogar die sp&tere
Bevölkerung der Halys- und Irislandschaft , die Eappadoker,
mit dem Namen Assyrer oder abgekürzt Syrer (in späterer
Zeit weisse Syrer) bezeichnen. Welche Verliältnissc hierzu den
Anlass gegeben haben, ist zur Zeit noch völlig unklar«
Ueber die Assyrer und Syrer am Pontos & Nölbbr in Hermes V.
§. 399. Von den Staaten des wesllichen Kleinasiens, die
mit dem assyrischen Reiche nicht in Verbindung standen, so
wenig sie sich auch seinem £ittiluss werden haben entziehen
können, hat uns nur die Sage eine dunkle Kunde bewahrt
Vor allem berichtet dieselbe von einem phrygischen Reich in
der kahlen aber fruchtbaren Hochebene, die das Quellgebiet
des Sangarios bildet. Als seine ältesten Herrscher gelten
der Bauer Gordias (§. 25 und sein Sohn Midas, der Er-
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486 FanA«8 Buch, fOnaer AbscbiutU
bauer des Tempels der Göttermutler in Pessinus (Diod. III. .^O),
der Begründer ihrer Mysterien« Ihm zu Ehren ist, wi lie
Inschrift lehrt, (von einem q^Lteren Herrscher an der Fei^
wand Jasylykaja in der Nähe derSangariosqueUen (bei Kumbet)
ein mit einein mäanderarügen Teppichmaster geschmücktes
Monmnent hergestellt, an dem unten der Eingang m efnor
Grubkammer angebraclit ist. Letztere selbst ist nie ausse-
gehauen worden, das Ganxe also zweifellos ein Kenotapii lür
den BepTundei' der Dynastie. Tn der Nähe befinden sich
andere ähnlich decorirte und zum Theil gleicht'ails mit Iq-^
Schriften versehene Felsgräber, Tennuthlich meist Königsgr&ber.
Das südliche Phrygien mit den sagenherühmten StAdten
laenae und Ikonion hat schwerlich zu diesem friedlichen Staate
gehört, ebenso wenig die Landschaften an der Propontia
(Askanien).
Das fliab des Mida?« ist von Lfakf (Journal of a Tour in Asia
Minor) entdeckt und auch bei Texieb, Descr. de TAs. Min. |)L 56 [refti-
ficirt von Perrot, Fxplorat. de la Bithynie p. 112] publicirl, ebenso die
anderen Gräber. Vgl. aucli Hnrtn, Erdkunde XVIU, 635 ff.
9. 400. An der Westküste hat sich nur in Lydien eiD
grösserer Staat gebildet. Vielleicht bestand ursprünglich am
Fusse des Sipybs ein eigenes Reich, von dem sich in der
[nachhomerischen] Sage von der Herrschaft der Tantal iden
eine Spur erhalten haben mag. Ihm dürften mehrere alte
Grabbauten, vor allem das »Tantalos^^rab* (vgl. §. 100), an-
gehören. Zu grösserer Bedeutung gelangte das Reich von
Sardes. Seine Herrscher führten ihr Geschlecht auf den
Sonnengott (Herakles) zurüciL; wie es scheint, war es semiti-
schen (cfaetitischen) Ursprungs (§. 256 f.). Zahbreiebe Sagen
und Märchen von den Fürsten dieser Dynastie smd uns er*
halten; historische Thatsachen lassen sich nicht gewinnen.
Grössere Macht hat es nie besessen, z. B. im den Versuch
gemacht, die blühenden griechischen Städte an der Küste sich
zu unterwerfen. Weiter südlieh scheinen in Karien die länd-
lichen Gaugenossenschaften, die zum Theil unter eigenen
Dynasten stehen, politisch noch selbständig gewesen zu sein.
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Lydien. Handetaverhiltnime.
487
wihrend sich in Lykien ein reiches Städteleben TOIItg nach
der Art und ytelleicht unter dem Einfluss des griechischen
entwickelte.
Zur Kritik der lyd. Gesch. s. §. 412. Die Dynastie <ier Atyaden,
wolche Herodot den Heraklideii vornngehen Iftas! , ist rein mythisch und
bestritt ans einem Strimmhauni. der die Eponymen der ?Mnzehien lydi.schen
stiiüitne an den Urmeuscben Manes (§. 250) und seiueu Sobn Atys an-
knüpft.
Handel und Verkehr. Das Sabaeerrelcli.
§. 401. Schon frfiber haben wir die IJaliiien und For-
men kennen gelernt, in denen Handel un(] Vn kehr in Vorder-
asien seit uralter Zeit sich bewegten. Die Aufrichtung des
grossen, festorganisirten Assyrerreichs konnte dem Gedeihen
des Landhandels nnr förderlich sein. In Ninive treffen sich
die Kaufleute aller Nationen; »m^r sind ihre Hfindler, denn
die Sterne des Himmels« sagt Nahum (3, 16). Die erste
Stelle aber unter den Handelstreihenden nehmen wie Tor
Alters die Aramaeer ein. Damaskos, Hamät, Karkainis,
Charran treten uns übeial] als die grossen Handelscentren
entgegen, und in den Hauptstädten Assyriens wie in Babylon
treffen wir zahlreiche Kaufleute aramaeischen Ursprungs. Es
ist bezeichnend, dass in Ninive nicht nur nach »königlichem
Gewicht«, sondern das Silber daneben auch nach »Minen von
KarkamiS« verrechnet wird. So ist das Aramaeische — das
ja nicht nur in dem weiten Onlturland von Damaskos bis
zum Ghaboras. sondern aucb von zabliuiclien Nomadenstäm-
men MesofiotLiniiens und Bubyloniens gesprochen wurde —
dazu gekommen, die allpremcine Verkehrssprache in Vorder-
asien zu werden, die z. B. den assyrisciien wie den jüdischen
Staatsmännern geläufig ist (Reg. II, 18, 26). Es kommt hinzu,
dass dasselbe mit einem rein phonetischen Alphabet ge-
schrieben wurde und daher die Schrift leicht zu lernen und
zu handhaben war. Ganz alhnfihlich beginnt daher das Ara-
maeische in der ganzen semitischen CulturweK die einheimi-
schen Sprachen zu verdrängen; neben die von den Assyrer-
488
FQnftes Buoh, fllnller AbMhnitt
königen so gewaltsam betriebene NiFeSining der Völker tritt
die langsame Assimilation auf friedlichem Wege.
Ueber (]ie rahlreichen aus Assyrien und Babylonien sUminenden
l'rkmidw über private Kauf-, Leih- tmd Geldfre^^ehäfle «. vor allem
Oi'i'KHT et Mknant, DücumeTTts jaridiques de l'Ass. 1877. Die Interpretation
Iii oft -elir schwierig; vgl. über die babylonischen sog. E?ihitar»'lii »U»'
^'anz vers' hiodene Auffassung von Bos<:awen und Piv' ute eiueibeiL»
(TrSBA. VI, 1. 484;, Opi eht andererseits (Journ. as. VII, l.">, 548». Zum
labalt vgl. KüULER. Rechtshistor. und rechtsvergleicbeude FürscUungen,
in Z. f. vgl. Raehlsw. IIL Zu der Sprache der aramaeischen InsehriAen
aaf deofleUten vgl NOldeu^ ZDM. XXXtn, 821. — Die Miae von Rar>
kamift ist nach Hui»*« Vannuthinif Academy XVI, 876 die leichte baby-
loniaehe SUbennine too 561 Gramm, die Kroeeos* HOssovdnmtg ta Grande
liegt; anders LBfotuuHT, monnaie dans rantiqoit^ I, 112, Hcltsch,
Metrol. ' 418. — Nebenbei bemerke ich, date das Assyrisebe In der spl^
terai Zeit keine aussterbende ^iracbe war (NduiBa), wohl aber stark
abgesebliffen, etwa wie das Neuaegyptische oder das TnlgArs Arabiaeli.
So hat man unter Tiglatpileser I. die Casusendungen noch gesprochen
oder dücli wenigstens rorroct gesrhrie!)en ; «chon unter Assuriiasirpal
aber sind sie vöUip ah^et'allt^n , und die Snlireiher hangen daher von
jetzt an jedem Substantiv ad libitum irgend eine Endung an.
§. 402. Dass liiindelspolitisuhe Jnlercsseii bei den Kriegs-
züsren der Assyrer namoutlicli in Syrien und gegen die phoe-
iiikisclien Städte eine bedeutende Rolle t^piclten, liegt au!
der Hand. Wie zur Zeit des aegypiischen Reichs Gypern
seinen Tribut an Dliutmes III. sandte, haben ?chon unter
Sargon die Fürsten der cyprischen Städte die Oberhoheit As>
Syriens anerkannt, um sich den HandelsTerkehr mit dem
Festland zu sichern. Im Jahre 709 erschienen die Abge-
sandten von sieljen cy|)riscIi(Mi Fürsten mit reichen Geschenken
in Bal.)ylün vor Sargon, und dieser schiekle sein [jetzt in
Herlin betindlielies] mit Siegesinschrilien vcrseiieues Steinbild
hinüber, um es in Kition auirichten zu lassen; wie es scheint,
war um diese Zeit Kition von Tyros abgefalleii (§. 357).
Wenn dann Sanherib berichtet, dass er seine £uphratflotte
(g. 885) mit tyrisdien, sidonischen und griechischen [ionisdien]
Matrosen bemannt habe, so sind mit den letzteren wohl
Gyprier gemeint. Unter Assarhaddon und Assurbanipal werden
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Qjrpfltn. Dttfi SabMenreicb.
4B9
regeimftssig zehn tributäre Heri*scber von Cypern aufgeführt,
von denen sich der König Etewandros (ass. Itüandar) von
Paphos in der Insehrift eines goldenen Armbandes von Karton
wiedergefunden hat Kitioo wird m den Listen nie erwähnt,
da es jetzt wieder den Tyriem gehorchte.
Vgl. ScRRAOEa, &QF. 242 ff. Abh. Berl« Ak. 187», 31 ff.
§. 403. Auch den zahlreichen Feldzugen gegen die arabi-
schen Grenzstämme, namentlich gegen die wohlhabenden Qed-
reer, li^ in erster Linie das Streben zu Grunde, die Karawanen-
Strassen durch die syrische WOste und nach Südarabien su
sichern, vielleicht auch — darfliier erfahren wir leider gar nichts
— auf denselben Zölle zu erheben. Von der Bedeutung dieses
Handels legen die Schriften der Proplielen zahlreiche Ziugr-
iiis<e ab. In Südarabien hatte sich um diese Zeit ein grösseres
Reich gebildet, dessen Anfänge vielieit lit in weit frühere Zeit
hinaufreiclien mögen — es ist denkbar, dass in der That
schon zur Zeit Qiram's und Salomo's das sabaeische Reich
bestand und die sagenhafte Figur der den letzteren besuchenden
Königun von Saba einen historischen Kern enthält. Die Re-
sidenz der Herrscher, die sich selbst »Fürsten von Saba*«
nennen, ist Mariab im inneren Jemen. Schon die Lage der-
selben beweist, dass nicht maritime Interessen für das üeich
maasspeher)d gewesen sind, und von einer Schiffahrt nach
Jemen ist denn auch in dieser Zeit nie die Hede. ^Voill :d>*^'r
wurden die Produicte des Landes, Weihrauch und Gold, auf
dem Landwege nach den Handelsstädten Syriens und den
Hftfen'des Mittehneeres (in erster Lmie Gaza, Plhi. XU, 64),
und ebenso zweifellos von den Hafenorten des rothen Meeres
nach Aegypten exportirt. Das Interesse der sabaeischen För^
sten musste desshalb darauf gerichtet sein, mit den Nachbarn
in friedlirlien Bezieimnpen zu leben und jede poliliscliu Cuiu-
bination auszubeuten, in diesem Zusamnienliange ist es sehr
bezeichnend, dass nach der Unterwerfung Syriens im Jahre 732
unter anderen arabischen Stämmen auch die Sabaeer eine
Gesandtschaft an TiglatpUeser schicken (§. 370) und ebenso
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490
FOoHcs Bach, fünfter Abschnitt.
Saigon im Jahre TlTi nach Besiegimg mehrerer Arabersläuime
(§. 375) neben den Gaben des Pharao und der Araberfürstin
Samsie auch die Geschenke dee Jaiha'-amar (ass. Ita*amara)
¥Ott Saba an Weihrauch und Eameelen entgegennimmt. Für-
sten dieses Namens finden sich gerade in den Ältesten tum-
jarischen Inschriften wiederholt, und wenn sich auch nicht
erweisen lässt , dass einer von diesen mit dem von Sargon
CT'^nnnnten identisch ist, so ist e> doch im hoclislen Grade
wahrscheinlich, dass sie derselben Dynastie angehören und
also etwa his sechste und fünfte Jahrhundert zu setzen sind.
Die grossen Bauten von Mariab, die Befestigungsmauern der
Stadt, der grosse Damm, welcher die Wasser der Landschaft
sammelte und ilire VerÜieilung reguUrte, mflgen in der As-
syrerzeit begonnen sein. Im übrigen legt auch die Herüber-
naluiit bahylonischer Gotthcittii tlurch die Sabaeer und ihre Ab-
hängigkeit vom babylonischen Kun^tstil (§. 180) ein ?rc\vichtige>
Zeugniss ab für den regen Verkehr, in dem sie mit dem
assyrischen Reiche gestanden haben.
Im allgemeinen D. H. HütxiB, Die Burgen und Scblteeer Sttd-
nnibiene II, in Ber. Wien« Ak. PhU. Bist. Q. 97, 1880, bee. S. 988 nnd
duu denselben in M« bdtmann und MOller, Sabaeisehe Denkmäler, Denk-
schrift. Wien. Ak. XXXlil, 106. — Es ist mir unverstftndlieb, wie ange-
sehene Forscher noch immer nn der Annahme doppelter Sabaeer feHthalten
k<";nnen. — Die Angaben in §. 186 h<en etwas pridaer geCaset werden
müssen.
Die Seeherrschaft. Phoeniker und Hellenen.
§. 404. In der Seeherrscbaft ToUueht sich iEÜlni6liiicb
der Niedergang der pboenikischen Bfaeht Die wiederholten
Angriffe der Assyrer, namentlich die langen Belagemngen von
Tyros (701—697. 671 662?) sind darauf zweifellos von
EiuUuss gewesen. Demi wenn auch die Städter auf ihn ;r;
Felsenriff der assyrischen Landtruppen ppotteton nnd zur Sd'
unantastbar waren, so erforderte die Vertheidigung doch die
volle Kraft der Bewohner, die Wahrung der Interessen im
fernen Westen wurde unmöglich. Wie aUe Ckilonien, werden
auch die phoenHci^chen im Laufe ihrer Entwicicelung die Herr-
l
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Phocniker and Hellenen. 491
Schaft des Mutterlandes abzuschütteln gesucht haben; die
Karthager haben zwar das Pfet&tsTerhältniss zu Tyros na-
mentllch auf religiösem Gebiete niemals verletzt, aber Ton einer
Oberherrschaft des letzteren ist später kane Rede mehr.
Selbst auf Cypern wurde ja nur Kitioii noch mit Mühe be-
hauptet. Ob innere Wirren, wie wir sie in der Folgezeit in
Tyros finden , hinzu kamen , wissen wir nicht. Vor allem
aber war der directe Zusammenhang des Bereichs der See-
macht durchbrochen : die Hellenen waren dazwischen getreten
(§. 279). In der Technik, im Schilbbau sind die Phoeniker
denselben noch auf Jahrhunderte hinaus uberlegen (Her. YD, 96)^
aber wie es scheint, fehlt der Unternehmungsgeist und wohl
auch die materielle Kraft. Die Phoeniker erscheinen als ein
absterbendes, im Besitz erschlafftes Volk und sind nicht mehr
im Stande, die Concurrenz der kühn aui's Liebenden, sich all-
seitig entfaltenden Hellenen zu ertragen.
§. 405. Von allen griechischen Gemeinden sind zuerst
die Ansiedehmgen an der kleinasiatischen Westküste zu hoher
Blüthe gelangt. Hier war die städtische Organisation, zu der
man im Mutterlande meist erst* spät gelangt ist, von Anfang
an gegeben. Wenn man auch flberall eine grössere Land-
mai k in Besitz genommen hatte, um die mit den Eingeborenen
manch harter Strauss geführt werden mus^le, wenn man
diese auch zumuhst nach Kräften zurückgedrängt und wo es
anging zu Knechten gemacht hatte, aUmälilich traten doch die
Adeerbauer und Grundbesitzer gegen die Gewerbetreibenden
mid Kaufherren völl^ in den Hintergrund. Im engsten Zu-
sammenhang damit steht die Beseitigung des Königthnms
durch eine Aristokratie und das Auftreten von sich anf den
Tod bekämpfenden Factionen. Mit den kleinen einheimischen
Staaten, welche die Thatsache der griechischen Ansiedelung
nicht mehr rückgängig machen konnten, bahnten sich freund-
liche Beziehungen an. Die Lyder trieben Landhandel in grossem
Maasstabe (Her.I, 94 :rf>tt>Toto£ xal xd-'/;Xoi «yIvovto, vgl.I, 155),
aber ihr gesammter Seemkehr lag in den Händen der Grie-
chen; das Gleiche gilt von den Küsten TeuthranienSi Da-
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492
POnfl«» BoAfa, maller Abschnitt,
gegen hatten sich die Griechen in Earien nur ao einzelnen
Punkten, in Lykien, wo die Tramilen selbst nur eine Küsten-
bevölkerung bildeten, gar nicht ansiedeln können. Hier wott-
eiferten die einheiuiisclieri Geiueinden selbst mit den Grieciien ;
die kariscben Küstenorte Karyanda, Bargylia, Kaunos u. a.
trieben eifrig Schiffahrt und Seeraub, in Lykien hatte sicli
das Städtewesen ganz nach Art des griechischen entwickelt.
Niigends aber finden wir eine ausgesprochene Rivalit&l oder
gar ehieo Rassenhass zwischen Hellten und NicfatheUenen«
sondern trotz mancher Gegensätze den regsten friedlichen Ver-
kehr und eine tiefgreifende gegenseitige Beeinflassung. Die
Lyder, Karer und Pbryger entlehnen ihre SdiriCt von den
Griechen, und schon im achten Jahrhundert sendet ein König
Midas Weitigeschenke nach Delphi (Her. I, 14). Die Griechen
dagegen nehmen zahlreiche Sitten und Bräuche, vor allem auf
religiasem Gebiet, von den Asiaten herüber und sind ihre
Schüler in Industrie und Kunst
§. 406. Auch im Mutterlande standen manche Staaten,
wie Argos, Kurinth und die euboeischen Städte den klein-
asiatischen Griechen nicht nach. Für sie alle ist das achte
und siebente Jahrhundert eine Zeit hohen materiellen Auf-
schwungs. In erster Linie aber sind es überall die Jonier
Kleinasiens, welche als Ansiedler und weit mehr noch als
Händler und SeeCahrer mit den Asiaten in Berührung kom-
men: daher pflegen die letzteren alle Hellenen mit dem Namen
Jonier (Jawan) zu bezeichnen. Fremde Küsten werden auf-
gesucht und besiedelt, neue Gebiete erschlossen; die politisdien
Zwistifjkeiten fördern diese Entwickelun^r nur, da wiederholt
besiegte i'aiteien die Mutterstadt verlassen, um sich in der
Ferne eine neue Heimath zu suchen. Wie die Ghalkidier die
thrakischen, so besetzen die Lesbier die troischen Küsten; die
Jonior, allen voran die Milesier, dringen in die Propontis und
den Pontos m, spätestens um die Mitte des achten Jahrhun»
derts scheint Smope ^^egründet worden zu sein. Der Einbruch
der Kimmerier hemmte die Entwickelung nur vorübergehend,
bald ersteht hier eine Ansiedelung nach der andern, von
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Die giieehtBebeD Goloniai.
493
denen nianebe, wie Sinope und Kyzikos, zu blQbendem Wohl-
stände gelangen und mit der Mutterstadt in der Gründung yon
Golonien wetteifern. Aehnllch sucht man im Süden den Macht-
bereieh auszudehnen. Cypern war seit lange vorwiegend
liellcniscij , l';un|>liylien von griccliisrhen Coloiiisten besetzt,
die freilich den Zusammenhang mit dem Mulleriaiide fast
verloren hatten. Jetzt versucht man auch Kilikien zu besetzen :
unter Sanherih landete hier eine Schaar Griechen, welche
indessen von den Assyrem zurückgescUagen wurde (g. 386).
Indessen in der Folgezeit finden wir hier zahlreiche griechische
Ansiedelungen: Kelenderis, Nagidos, Holmi, Soli werden als
solche hezeiehnet, letzteres als GrOndung der Rhodler [und
Argiver oder Achaeer). Zum Theil haben die Griechen gewiss
nur Fartoreien in den weit alteieii Ortschaften angelegt; aber
ganz Kilikien geräth unter den Einfluss hellenischer Gultur,
die hier in der Perserzeit schon völlig die Oberhand gewonnen
hat £ben80 ist Side an der pamphylischen Küste eine ky-
maeische Golonie; Aspendos wird argiviseh, Phaseiis (Her.
n, 178) dorisch genannt.
Ueber die Ansiedelungen an der kleinasiatischen Südkuste s. Skylax,
Slrobo, Pomp. Mela; nicht hierher gehören die späteren Combinationen,
welche 7. B. Tarso*? argivischen und Selge spartanischen Ursprung geben.
— Hierher gehört auch die Notiz des Berossos, dri-? Assarhaddon zuerst
griechigche Söldner, darunter den Pytbagoras (!), angeworben habe : Alex.
Pol. und Abyd. bei Eusebius 1, 29, 13. 35, 22. Ueber Jawan s. Stadls
l'rogramm, Giessen 1880, der iades^^ell die Verallgemeinerung des Na-
mens in zu späte Zeit setzt. — Für alles andere musa bier auf Bd. 11
verwiesen werden. •
§. 407. Gleichzeitig dringen die Hellenen ins Westmeer
vor. Etwa zu Ende des neunten Jahrhunderts mögen sie
Italien entdeckt haben , n voran gründen hier die Chalki-
dier von Euboea Kyme im Opikerlande, dann 734 Naxos auf
Sicilien. Ihnen folgen die Korinther auf dem Fuss, besetzen
Korkyrftf §prühiden 733 Syrakus, und bald ist ganz Unterftahen
von Griechen besieddt; Sidlien grossentheils eine hellenisehe
Insel. Nirgends vennögen die Phoeniker Widerstand za lösten:
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494
FOnftes Buch, faofter AbachniiU
»als die Hellenen in Masse ins Westmeer kamen, ver Hessen
die Phoeniker die Mehmhl ihrer Ansiedelungen auf Sicilien
und zogen sidi nach Motye, Soloeis und Panormos im Westou
zurück« (Thuk. VI, 2). Im siebenten Jahrhundert drangen
samiflche (Her. IV, 1&2) nnd vor allem phokaeische Eanfleute
noch weiter vor, knüpften mit Tartessos eineii regen Verkehr
an und landeten auf Sardinien und an der ligurischen Küste.
Ks ist hier nicht unsere Auf^be, diese Entwickelung im ein-
zelnen zu verfolgen. Es war dem Helienentbum nicht be-
schieden, das ganse Gebiet, welches es un siebenten Jahr^
hundert umspannt hat, zu bdiaupten: auch anter den gün-
stigsten Umstftnden hfttten die &ftfte des Mutterlandes dazo
bei weitem nidit ausgereicht Aber mit der Seemacht Phoe-
nikiens war es vorbei und der unmittelbare Connex des
Ostens mit dein Westen blieb zerrissen. Als im sechsten
Jaltriiuntiert die Plioeniker im Westmeer sich wieder aiif-
ratUen und den Hellenen mit Erfolg entgegentraten, stand
nicht Tyros oder Sidon, sondern das inzwischen vöUig selb-
ständig gewordene Karthago an der Spitze der Erhebung.
Kunst.
§. loB. Auch in der Kunst tritt der rege internationale
Verkehr deutlich liervor. Seit A?-;ii h;L<li{on begegnet uns die
syrische (weibliche, §. 20U; Sphinx in dm Palästen von Ninive, In
der Reliefsculptur tritt uns ein entschiedener Fortschritt gegen
früher entgegen. Man wagt sich an grossere Gompositionen ;
anstatt dass früher aDe Figuren auf einer Linie standen, nm-
&S8t jetzt die Zeichnung mehrere Gründe; sdbstTerständKch
tihet fehlt wie in Aegypten jede Perspective. Der Hmter-
grund wird belebt, das Detail, namentlich der Pflinzrii uriJ
Thiere, sorgfältiger ausgeführt; uns begegnen Thierscenen,
die sich mit denen des Alten Heiciis an Naturwahrheit und
feiner Beobachtung messen können. Die hdchste Stufe ihrer
Entwickelung erreicht die assyrische Kunst unter Assurtianipal.
Es ist wohl kaum zweifelhaft, dass Iiier die Einwirkung Ae>
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Kumt 495
r
*
gyptens von der grdssten Bedeutang gewesen ist, dass die
assyrischen KiSnstler versucht haben, die aegyptischen Dar-
stellungen nachzuahmen. Dabei halten sie sich aber, wie das
nicht anders sein konnte, durchaus innerhalb der Grenzen
des assyrischen Stils; die Zeichnung ist rein assyrisch, die
Manierirlheit in der Behandlung bleibt dieselbe wie früher, in
der Kühnheit der Gonception sind die Assyrer den Aegyptem
häufig überlegen.
Im aUgemeioen vgl. Q. Hawukson, Five Mon. I, 347 fif.
§. 409. Dass der assyrische Einfluss auf die phoenikische
Kunst seit dem achten Jahrhundert l^edeutend gewachsen ist,
ist früher schon hervorgehoben. Uns tritt diese Erscheinung
vor allem auf Cypern entgegen, wo jetzt neben dem aegypti-
sirenden ein assyrisurender Stil sich entwickelt. In Kleinasien
ist die babylonische Eonst schon seit den Zeiten der Gbeta
die henschende gewesen; ohne Zweifel aber hat sich jetzt
Yon Assyrien aus auch hier ein neuer Strom babylonischer
Kiüwirkuiig geltend gemacht. Wenn in der griechischen
Kunst seit dem achten Jahrhundert der assyrisirende Stil
nach jeder Richtung liin maassgebend wird und die älteren
Formen ganz verdrängt, so kann derselbe nur durch Klein-
asien Tennitielt sein. Auf demselben Wege ist ihnen die
Form der assyrischen Holzsäule (§, 347) bekannt geworden,
aus der der ionische Stil hervorgegangen ist : die lüttelformen
finden sich in Lykien. Wie weit dagegen der Baustil der
lydischen Gräber etwa von Babylonien abhängig sein oder
auf eigener Ent Wickelung beruhen mag, lässt sich nicht ent-
Fcheiden. Die Mauern der Grabkammern sind von mehr
oder weniger regelrecht behauenen Steinen aufgeführt und
entweder mit einer Platte oder mit einem Bogengewölbe
überdeckt,' auch sog. falsche Bogen finden sich. Derselbe
Baustil findet sich in den Ueberresten alter Festungsmauem
und Thore in der Nähe von Smyma, und ebenso bekannt-
lich üi den ältesten griechischen Bauten, in Mykenae und
Orchomenoö, wodurch sein hohes Aller erwiesen wird. Die
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49t) FflnftM Buch, fBnfter AbsehniU.
lyilischen Grftber bestehen aas einer niedrigen Orabkammer,
zu der ein langer schmaler durch einen Steinblock yerscUos-
seiier Ganj? führt. Im J'antalopgrab (§. 400) ist dieselbe
überwölbt, in den Kölligsgräbern (§. 489) mit einer Platte
üljerdeckt, auf der man die Leichen verbrannt zu haben
scheint, üeber der Grabkammer wird ein kegelförmiger TiSr
nralus errichtet, der entwed^, wie bei den lydischen Königs-
gr&bem, aus einer mehr oder minder festen Erdau&difittniig,
oder, wie beim Tantaksgrab, aus dnero gewaltigen Steinkegiel
besteht. Oben wird derselbe durch ein rundes oder cylindri-
sches, nach oben Sf)itz verlaufendes (Jüiaiiient abgeschlossen.
Weiteres s. Bd. II. Ueber die Gräber und Ruinen bei Srayrna r-.
Texifr. Descr. de l'Asie Mmeure II. Hamilton, Tras'els I. 46. Hm^^rirrFi-n,
AUsmyrna, in Al>h. Berl. Ak. 1^72. Weber, Le Sipylos et -es inoiiii-
ments. 1080. Uelier die lyilisohen Kt'migrspräber nach Spikc.elthai."-- T'nter-
stichurigen: Olflkä, Abb. Uerl. Ak. 1858. Fonier Ciimsy, Note sur les
toniheaijx lydien.«, RAn. XXXIl. in üer aiitge:5<'lzteii .'^lutzf haben neuere
Forscher einen Phallus (als Symbol der Auferslehuiig) sehen wollen!
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I
Sechstes Buch.
Die iranischen St&mme, die Beetanrationszeit
und die Begründung des Perserreichs.
Quellenkunde zum aecheten Buch.
Denkmäler. Schriftsteller. Cbronolegie.
■
g. 410. Von den tiefemschneidenden Bewegungen, welche
seit der Mitte des sechsten Jaiuhunderts die politischen und
zum Theil auch die nntionalen Verhältnisse Vorderasiens um-
gestaltet haben, ist nur eine dürftige Kunde auf uns gekommen.
Die assyrischen Denkmaler, denen wir für die vorhergehende
Epoche so viel Yerdanken, brechen um das Jahr 640 plOtzhch
ab. An ihre Stelle sind nun zwar die babylonischen Ur>
künden getreten, inidessen nur ganz weniges ist bis jetzt yon
ihnen zu Tage gefordert, das meiste liegt noch unter der
Erde vergraben. Aegypten bietet an historischen Denkmälern
fast gar nichts mehr, und auch die hebraeischen Nachrichten
sind hier sehr dürftig. Die historischen Inscliriften dei i'erser
endlich beginnen erst mit dem ersten Darius. So bleiben uns
ausser den Fragmenten des Berossos, Manetho und Menander
nur noch die Nachrichten der Griechen, von denen für uns
hier fast allein Herodot in Betracht kommt.
Zusananenstellnnpr f^pr persischen Keilinschriflpn nebst Ueberselzung
und zahlreichen Abbildungen von Kossowicz, Inscr. palaeopersicae 1872.
H«7«r» a«MhJdhta dM Altaüminik L .32
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498
Quellenkunde zum »echsleii buch
Ferner Spiegel, Die altpers, Keilinschriflen . 2. Aufl. Sehr wichtig
für die Erklärung sind die susische (§. 12ü) und namentlich die babylonische
UeberseUung. Ueber erstere s. [Westergaard, Z. Kde. des Morgenl. VI,
HoLTzMAHK, ZDM. V] NotilUB, J. R. As. Soc. XIV, Ori ERT, Le peuple et
la langue des MMes 1879^ letitere aind neuerdings von Bjbiold, Die (bab.)
Aehaememdeninsehriften 1882, eneh&pfeod publidrt.
§. 411. Als Herodot um die Mitte des fünften Jahrhun-
derls sein Material sammelte, hat er zwar noch manche authen-
tische Nachricht erhalten, die sich in seinem Werke zerstreut
findet, z, B. Nachrichten über Necho, den Vater Psammeticfa*s
II, 152 (§. 392), Ober die Umschiming Afrikas IV, 42, öber Stainin-
bauiii und Stellung der Vorfahren des Kyros 1, 111. VIT, 11.
die Liste der sieben Perser III, 70 [ebenso die Satrapieniisle
lU, 90 ff. und die Heerfülirerliste VII, 61 ffj. Den gleichen
Charakter tragen die vielen am Schlosse d^ einzelnen Re-
gierungen nachgetragenen Notizen, z. B. in der lydiscben Ge-
schichte (namentlich I, 92), oder über Psamroetich und Nedio
II, 157 IT.), ferner die Anp:al)en über das Bündniss zwischen
Kroeso-s, Amasis und Naljoned ^c^^eu Kyios 1, 77 u. a. Den
Hauplstock seiner Erzählungen bilden indessen ausführliche
Geschichten sagenhaften Charakters, die theils dem Volks-
munde entnommen sind, theils sehr deutlich den Einfluss
griechischer Speculation und Combination zeigen (z. 6. HI,
80 IT., yrrl. VI, 4;i), sehr häulii: Libei mit den kurzen Notizen in
scharfem Widerspruch stehen. Hierher gehören z. B. die Er-
zählung von der Dodekarchie, die ganze Kyrosgeschichte mit
der sagenhaften Geschichte der medischen Könige als Ein*
leitung, die Geschichte von Zopyros, von Darios' Skythen-
feldzug u. ft. In der Kambysesgesehichte smd persische woA
aefryplische Erzählungen in einander verarbeitet. Für die
lydi^che Geschichte sind lydische Tradilionen fast gar nicht
benutzt (c. 87. 93 und vielleicht c. 71. 84 und der Kern der
Adrastosgeschichte) , sondern Traditionen der einzelnen grie*
chischen Städte, eme Reihe von »novellenartigenc griechischen
Erzählungen und Anekdoten (Kandaules und Gy^es ; Alyattes'
milesischer Krieg; Solon und Ixroesos; Thaies, Bias; uiid vm"
Digitized by Gopgle
Uerodol, Ktesiw, Xantboi.
49d
allem die teodenziase delphische Legende, die das Orakel
rechtfertigen imd Tetherrfidien soll (I, 13. 46 ff. 90 f.), za
einem grossen tind einheiUiehen Ganzen verarbeitet, das
Tollkommen den C3iarakter einer griechischen Schicksals-
tragödie trägt.
Zu den histonf-chen Notizen gehört vielleicht auch d'ut ganz auf-
fallende Angabe I, 184 Ober die Königin Semiramis von Babylon, die
fünf Generationen vor Nitokris — 760 v, Chr. regierte. In dieser Zeit
gab es ja wirklich eine assyrisc Ii e Königin Sammuramat (§. 841 Anm.).
Jedenfalls bat die Semiramis • des Ktesias mit der berodoleischen nichts
zu thun.
§. 412. IHe persische Geschichte, welche der Leibarzt
Artaxerxes' IL, Ktesias von Knidos, um 390 v. Chr. verfasste,
ist nur für das fünfte Jahrhuuderl von grösserem liiston5!chen
Werth. Ktesias wpirlil durchweg von Herodot ab, aber
überall wo er sicli controlliren lasst, auch von der historischen
Wahrheit, so in der Geschichte des assyrischen und medischen
Beiehs, des Kambyses, in der Liste der sieben Perser u. s. w.
Er zeigt, wie rasdi und wie stark die Tradition sich in einem
halben Jahrhundert verschlechtert hat. Es ist daher nicht
gerathen, ihm da, wo wir ihn zufSllig nicht controlliren
küMiien, grösseres Vertrauen zu schenken als sonst. — Weit
besser war dif' etwa gleichzoilip: mit Herodot, unter Arta-
xerxes I. (Bratüsthenes bei Strabo I, 3, 4), unternommene
Bearbeitung der iydischen Geschichte durch den Lyder Xanthos.
Er ciürt einheimische Königslisten ^ic. Dam. fr. 49 p. 881
MthiLia), seine Ersfthlangen tragen aber namentüeh für die
filtere Zeit einen sagenhatflen Charakter und zeigen mehrfach
griechischen Etnfluss. Etwa nm 120 Chr. wurde sein
Werk von Dionysios o ly.nToßpayitov von Mytilene im Ge-
schiiiack der späteren Zeit uberarbeitet; in dieser Gestalt liat
es Niliolaos von Damaskos benutzt, aus dem ims für die
lydische Geschichte zahlreiche Fragmente erhalten sind.
FllMiitins des Xantbos: ArUmo bei Athen. XII, 515. Welgor,
Kl. Sohrifken L HOller. Ft. biet gr. f. In neuerer Zeit ist die Tbat*
eaehs mehrJboh mit üniedit bestritten worden. Aeebt find nreifellos
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500
Quellenkunde zum seebeten Buch.
die Fragmente bei Strabo (aus Eratoetbenee und Menekrates), vielleiebt
auch bei Dion. Hai. I, 28. Ephoroe* Behauptung (bei Athen, l. c)^
Xantbos sei von Herodot benutzt worden, ist falsch, trotz Hagrimaiiii,
De ratione inter Xanthi Lyd. et Heiod. 1869 and Kircbhoff, Entstehung
des herod. Geschichtsw. S. 80. -~ Auf die Ohrsen Schriflsteiler, Deioao,
Ephoros u. s. w. einzugehen, ist hier Qberflflssig. Wie jedes Paradoxon
von Zeit su Zeit wieder aufgefrischt wird, scheint es neuerdings wieder
Mode zu werden, den philosophischen Roman Xenophon*s Ober das
L^b^n des Ryros als treflliche Quelle zu betrachten. Dass daneben auch
dl* 1 ucher Daniel und Tobit wieder zu Ehren kommen, ist nur in der
Ordnung. Zum weiteren Ausbau dieser Geschichtsreconstructionen sind
Mar Apas Katina (§. 248) und Aesch. Pers. 7^ ilT. mit den Königen
Maraphis und Artaphrenes bestens zu empfehlen. — Im Obrigen bemerke
ich nur. dass Xenophon Herodot durchweg berOcksichtigt. aber ihn =a
nmgestaltfl, wie er es für seinen Zweck braucht. Nur ein paar den zu
seiner Zeit bestehenden Verhältnissen entnommene Angaben haben
historischen Werth. Sonst vgl, A. Baukb. Die Kyrossage und Verwandtes»
in Ber. Wien. Akad.» phii.-hist. Gl. C, 1882.
§. 41:3. Die schwächste Seite der griechischen lieber-
lieferang ist die Chronologie. Nur die Zahlen der aegyptiscben
und der persischen Könige sind fast durchweg richtig über-
liefert; doch hat man ßilsclilich das erste Jahr des Eyrcs ab
König von Persicn (.jHS v. Chr.) mit dem Sturz des Meder-
reichs identificirt, der in Wirklichkeit ins Jahr 550 fiel. Wei-
teres s. §, 461 u. a. Hier ist nur die lydische Chronologie noch
zu besprechen. Der sichere Ausgangspunkt für dieselbe ist der
Fall von Sardes, der nach den einstimmigen Angaben der
alexandrinischen Chronographen (Apollodor bei Diog. L. I, 88;
Sosikrales ib. I, 95; Eusebius; a. Ahr. 1470 = Ol. 58, 3;
Exc. Barb. p. 44 b) in den Herbst Ol. 58, 3 = 546 v. Chr. fällt.
Nach Herodot folgen auf die mythische Dynastie der Atyaden
(§. 400) 22 Herakliden mit 505 Jahren = 1221—716 v. Chr.,
dann 5 Mermnaden mit 170 Jahren 14 Tagen = Herbst 716—546.
Die kirchlichen Chronographen (Africanus und Eusebius) geben
eine ursprünglich Ol. 1 mit Ardys I beginnende Liste, nach
der Gyges 008—663 regiert. Eine dritte, vielleicht auf
Xanthos zurückgehende Rechnung setzt Gyges in Ol. 18
(beg. 708) und Alyattes 605 v. Chr. [nach Herodot 617»
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Chronologie der lydiscben Geiehiefate.
501
nach Euseb. 609]. Alle drei Rechnungen sind geschichtlich
falsch, da nach Ausweis der assyrischen Inschriften Gvi^^s
jedenfalls nach 660, und wahrscheinlich erst um 648 gefallen
ist (g. 455). Eine richtige Chronologie der älteren Lyderkönige
lässt sich daher nicht herstellen.
Dlncker setzt den Fall von Sardes schon 54'J. da im Jahre 54G "1er
Tempel von Delphi scliüii abgebrannt war (l'au-aa. X, 5, 13), mithin
Her. I, üO früher fallen müsse: Sa^'e und Legende kümmern sich ab«r
um Syuchronismen nicht. — Zur Erklärung der Chronologie Herodot*s
v|L ScBOERE, Hermes IX, 496: die 5 Merotoaden regieren 170 Jahre»
d. b. 5 fi^aX 4- 3 Jahre, wie Her. I, 91 angegeben wird. Aber woher
eUmmen die drei flberscbflasigen Jahre? Auch sind die 505 Jahre der
Berakliden nicht nach Geschlechtern berechnet. Die Listen bei AIH-
canns (Gxc. Barb.) und Eusebins stammen nicht aus Xanthos, da sie
TOD NIkoiaos Dam. durchweg abweichen. Gelzbr, Rhein. Mus, XXX,
241 hielt ftlscfalieh die nur durch Schreibfehler von den Obrigen ab*
«reichende Liste im ersten Buch des Eusebius fflr eine selbstAndige
Liste; 8. RoBDB, Rh. Mus. XXXIII, ld6;. Gblssr, Aßrieanus I, 219 ff.
— Gyges Ol. 18 nach Euphorion bei dem. Alex. Strom. 1, 117 [Plin.
XXXV, 55 gibt Ol. 18 und daneben das betodoteische Datum 716 v. Chr.] ;
ebenso setzte Xanthos (ib. I, 182) die Graodung von Thasos [d. h. das
Zeitalter des Gyges und Arehiloehos : Rohdb, Rhein. Mus. XXXIII, 194]
in Ol. 18 [nach späterer Reduction]. — Alyattes 805 nach der mit
Sicherheit ergänzten Angabe der parischen Chronik : dieselbe setzt, Tsr-
mathlich wiiU^Qhrlieb, Kroesos* Gesandtschaft nach Delphi in 556.
Die religittse Literatur der Iranier. Das Avesta.
§. 414. Bekanntlich sind die heiligen Schriften der Parsen,
der letzten in Indien und zum geringen Theil in Persien selbst
übrig gebliebenen Bekenner der Religion ^ welche zu den
Zeiten des Darius und der Sassaniden in Iran herrschte,
durch den unermüdlichen Forschungseifer Anquehl Duperron's
zuerst den Europaeern zugänglich geworden. Eine wissen-
schaftliche Erforschung der Sprache und Literatur derselben
hat jedoch erst mit Eugene Buhnolf begonnen, der zugleich
im Sanskrit ein ungemein wichtiges Hülfsmittel zur Erforschung
der heiligen, missbrauchlich Zend genannten Sprache dieser
Schriften erkannte. Bald darauf wurde durch die EntzIfTerung
502
Quellenkunde zum sechälen Buch.
der Achaemenideninschriften (§. 119) nicht nur eine zweite
altiraiiische, dem Zend engverw an ite Sprache erschlossen,
son<!f^rn auch das Material für die Geschichte der parsischen
Heligion bedeutend vermehrt. Indessen zu einem defmitiveii
AbscbluM ist die Erforschung des Zend noch nicht gelangt
Das uns erhaltene Material ist wenig umlangrdch und be-
bandelt durchweg religiöse GegenstAnde, bewegt sich also auf
einem Gebiet, das an sich schwer fassbar ist und zu TdUiger
Erschliessung eine genaue Kenntniss nicht nur der leitenden
Ideen, sondern oft an sich ganz ^^ei ingfügiger Anschauungen
und Biäuche voraussetzt. Wer erw?\f!rt. wir vieles bei unend-
lich unt fangreicherem Material noch aut aegyptischem, ja auch
auf indischem Gebiet ganz unsicher ist und mit welche»
Schwierigkeiten die wissenschafüiche Erforschong des A.T. zo
kämpfen bat, wird sich nicht wundem, wenn die Interpreten und
Uebersetzer der parsischen Religionsbücher oft auf das stärkste
von einander abwdchen. Es kommt hinzu, dass man über
du Fi\i?e, wie weit bei der Eiklai un^^ tlie Tradition, d. h. in
erziel Linie die späteren Uebcrsctzungen (§. 416), wie weit
die Heranziehung des vedischen üialects maassgebend sein
darf, noch nicht tu irpond welcher Einigung gelangt ist und
daher auch ein principieller Gegensatz in der Erklärung vorliegt
A. DupERRON, ZeiiiJ-Avosta, nnvrapre de Zoroastre etc. 1771 Mt utcrh
von Kleuker 1776K BinNoir, l.oimiiHiilaire sur le Ya<jnn I, ;iö.
— Die drei öehei Setzungen von SiiKf^Ki., Avesta, die heil, tschrilleu tler
Paissen, Ü Fide.. Isfj^— 6,S, de Harlez, Avesta. livre sacr^ des seclaleiirs de
Zoroastre, o Bde., 187Ö — 77, 2. Aufl. 1881, DAHMt^iEiER, The Zend-Aveöta
1 Vendidäd, II Slrözahs, Jasts and Nyäyis (in Sacred Books of Ute Ea&i IV.
XXm. 1880 . 83), ferner Josn, Handbuch der Zendspnushe 189i ver-
freien die tniditiouelle, H&uo (die OtthAs dee Zaralhustra 1858. 60 in
Abh. flir die Kunde des Iforgentandee I. n, ferner viele Ueberwbmigea
hl s. Eesaye on tfae lacred Lengaafet Writinge and Rdigkm oT tbe
Parsit, 2 ed, ed. Wut 1878)» Bora, HOBSCHiuiif, Qbluiikb, Baetboloiuk
u. a. in einer Heibe elnielner Arbeiten die sog. sprachvergleichende Me-
tbode. Ich muss bekennen, dBS^ Ich den Streit um die Methode nicht leebi
Tentebe: eine wissenschaftliche Erforschung des A.T.,die zu einigermaassen
sicheren Resultaten f?elangcn will. k'"nn^^ obenan wenig' der in LXX etc.
vorliegendeo Tradition, wie der UüU'e der verwaoUten Sprachen entbehreo.
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Das AtmIh. Traditioaen (Iber sein Alter. 503
§. 415. Die paisiscbe (aoroastrisebe oder mazdajasiuscbef
d. fa. den [Ahora-] Mazda Yerebrasde) Religion war unter den
Sassaniden die offlcielle, yollkommen als Kirche organisirte
Religion des persischen Reichs. Ihre Lehren und Gehote, das
Cereuiuniell ihres Cultus, icrncr Gebete und Hymnen, wnren
in einem grossen Sammelwerke enthalten, das den INanien
A Vesta führt und als heiHge Offenbarung der GotthrMt an
Zarathodtra, den Verkflnd«r der Religion, auftritt. Nach
der Tradition ist das Ayesta imter Ardaäür I. (226 bis
241 n. Chr.) elngefilbrt, unter SdpOr IL (309^379), einem
der eifrigsten Vorkämpfer der Religion gegen innere und
äussere Feinde, abschliessend redigirt worden; nach einer An-
gabe liättu sciiuii der Arsakide Volojreses (I. ? ca. 51 — 77 n. Chr.)
die Sammlung des Avesta begonnen. Die Parsen wissen des
weiteren von einem anderen, ursprünglichen Avesta, der unter
dem Sagenkünig VidtAspa aufgezeichneten Offenbarung Ahura-
mazdas, zu erzählen, den Alexander trerhrannt habe; nach
sräiem Tode h&tt^ die Priester aus dem Gedfichtniss die
Fragmente gesammelt. Dass weder durdi Alexander, nodi
In der hellenistischen und der Arsakidenzeit die parsische Re-
ligion verfolgt und ihre Schriften vernichtet wurden, dass sie
im Gegentheil sich weiter verbreitete, steht völlif^ fest. Das
Uravesta ist ganz olTenbar rein mythisch, und diese Tradition
hat nur insofern Werth, aJis sie eigentlich den späten Ur-
sprung des sassanidischen Avesta direct eingesteht. Dieses
letztere ist uns fibrigens nicht mehr vollständig erhalten; in
Fidge der mohammedanischen Eroberung Ist ein grosser Theil
desselben- verloren gegangen. Was auf uns gekommen ist,
besteht im wesentlichen aus einem religiösen Gesetzbuch, dem
einige Abschnitte mythologischen Inhalts beigeiügt sind (Ven-
dfdäd), einer Sammlung von Opterformeln und Hymnen für
den täglichen Gottesdienst (Vispered und Jasna), und einer
Reihe von Hymnen zu Ehr^ der wichtigsten Gottheiten (die
Jaits).
Eine Zusuiiuneiistellung der traditionellen Angaben s. namentlich
bei Darmüsteter, Zendav. l p. XXXI ff., vgl. Journ. as. Vü, 17, 478 n.
4
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504
Quellenkunde zum sechsten Buch.
§. 41(3. Es hat nun lau?*' vor der Sassanidenzoit in
Iran eine religiöse Literatur gegeben: Hermippos der K.alli-
macheer erzählte von einem Werke des Zoroaster, das zwei
Millionen Verse umlasste (fr. 79 Müll»), beim Opfer recitirten
die Magier mythische Gesfinge (6«o7ov{i]v Her. I, 182), und
zwar wenigst^ zur Zeit des Pausanias (V, 26, 6) aus eineni
Buch. Gehört nun das religiöse Gresetz- und Gdsetbueh der
Sassanidenzeil zu diesen älteren Schriften ? Ist es ein Briiclj-
stuck der altpersischcn oder richtiger alliranisdien Literatur?
Gewöhnlich ptiegt man diese Frage zu bejahen, das Avesta
sogar in uralte Zeit (ca. 1100—600 v. Chr.) zu versetzen.
Man beruft sich zum Beweise Yor aUem auf die Sprache.
Das Avesta ist nicht in der unter den Sassaniden und schon
unter den sjAteren Arsakiden gesprochenen und in officiellen
Documenten verwendete Sprache, dem Mittelpersischen oder
Pelilewi, verfasst, ebensowenig aber auch im Altpersisclien,
der Sprache der Arhaemenidenzeit. Das Avestische ist viehnelu
ein eigener iraiusciier Dialect, der zwar inehrtach jüngere For-
men au^KUweiscn scheint als das Altpersische, aber selbständig
neben ihm steht wie das Französische neben dem Italienischen.
Daraus ergibt sich, dass das eigentliche Persien nicht die
Hehnath dieser Religion ist, dass diesdbe aus einem anderen
Theile Irans, aller Wahrscheinlichkeit nach aus Ostiran (§. 439),
eingeführt ist und die Sprache dieser Landschaft als die
heilige galt. Daher sind schon unter den Sassaniden die
heiligen Texte in die Lnndesbprache. das Pehlewi, übersetzt
worden, wie man in der jüdischen Gemeinde schon in vor-
dirisÜicher Zeit der Vorlesung der heiligen Texte eine Ueber-
setzung ms Aramaeische (die Targume) nachfolgen liess. Es
liegt aber auf der Hand, dass aus diesem Umstände fülr das
AHer des uns erhaltenen Avesta gar nichts folgt; wie die
Jaden, können auch die Parsen kanonische Texte in der
heiligen Sprache geschrieben haben lange nai li ilirem Aus-
sterben und fern von ilirer Heimath. Dass dii-^ «I t Fall ge-
wesen ist, lehren die Texte selbst, die in melireren Fällen
zeigen, dass für ihre Verfasser die Gesetze der Sprache nichi
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Aeuwere Kriteri<n für du Altsr de« Avesta. 505
mehr lebendig waren, da sie die altüberlieferten Fmmen in
ganz falscher Bedentung anwenden. Aach der Umstand, dass
die im Avesta vorkommenden geographischen Namen meist weit
jüngere Formen zeigen als die entsprechenden altpersischen
oder orriechischen (z. B. per«. Mar^u, MapYtdvYj, zend Moru,
pers. li.lkhtri, JJte^o'x, zend Bukiidiii ii. a., s. Spiegel, VergU
Gramm. S. 7 und sonst), spricht für den ^teren Ursprung
unserer Texte.
Wie weit fieb die sprachliehe GorrapHon entnckt, und in welchem
Unraage sieh danaeh etwa lltere aiid jüngere Stfleke aehaideii laneo,
ist mir onbekannt Die Tbataaebe, das« die Zeadsehrift ans der
Pehlewisehrift der spAteren SaasanideDseii entslanden ist» bebe ich als
Dach keiner Seite beweisend nicht weiter berflbrt
5. 417. Eine Entscheidung über die Frage nach dem
Alter des Avesta können wir nm* gewinnen aus der persischen
Religionsgeschichte und aus dem Inhalte des Baches selbst
Wir wissen, dass die Mazdareligion sich aus der alten ari-
schen Religion hmusgdHldet hat und können als den Schau*
platz ihrer Entwickelung mit höchster Wahrscheinlichkeit Ost-
iran betrachten. Die ersten authentischen Zeugnis!5e für sie
sind die Inschriften des Darios und seiner Nachlulger, die
sich als eifrige Mazdajasnier bekennen, und die Angaben der
Griechen, in erster Linie Herodot's (I, 131 — 140). Letztere
sind um so werthvoiler, weil Herodot weder die persische
Sprache kannte, noch Ton dem inneren Zusammenhang des
Systems ehie Ahnung hatte, also nur die Aeusserungen der
Religion un t&glichen Leben sorgftltig und klar sdiildert
Darius und Herodot stimmen unter einander voDkommen,
aber mit dem Avesta durchaus nicht überein. Nach dem
Avesta ist es die ärgste Todsüihli . einen Leichnam zu be-
graben: die Perser begraben ihre Todten, ja sie vergraben
sogar Lebende. Das Avesta fordert, dass die Leichen den
Geiern zum Frass ub^lassen werden: in alter Zeit ist dieser
Brauch auf einige ostiranisehe Stämme und die Magier be-
schrftnkt (§. 444), und nie ist ¥or der Sassanidenzeit davon
die Rede, dass jeder Glftubige ttch ihm fügen müBse (vgl
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5(N>
QoeUankande warn Mcftistan Buch.
Agath. II, 23). Im Avesla spielt der Gull des Mithra^ der
AnÄhita, dc^ Haoma und anderer Gdtter eine Hauptrdle,
während bei Darias alle Götter gegen Aharämazda ganz zu-
rücktreten, die Verebnmg der der Volksrel^fon angefadrigen
Gottheiten Mitfara und Andhita erst durch Artaxmes IL ein-
geführt wird und in der Folgezeit dann ganz in den Vorder-
grund tritt (§. 451). Der Cult der »persischen Götter« ver-
breitet sich über ganz V^orderasien (vgl. namentlich Strabu
XI, 8, 4. 14, 16. XV, 3, 14 tl'.), die Arsakiden wie die indo-
skythischen Konige sind Mazdajasnier , aber nirgends treffen
wir die Form der Religion, wekhe das Avesta vorschreibt.
Erst unter den Sassamden wird dasselbe zum Gesetz erhoben,
werden sdne Gebote mit peinlicher Genauigkeit befolgt Die
Folgerung ist unabweisbar, dass es ans Ende, nieht an den
Anfang der Religionseiitwickelung gehört. Es wird in der spa-
teren Arsakidenzeit, und zwar vermuthlich zunächst in dem be-
kanntlich unter eigenen Königen stehenden Persis, über dessen
Geschichte in dieser Zeit wir leider gar nichts wissen, ent-
standen, unter den Sassaniden zum Abschluss gebracht sein
— wie die Tradition selbst andeutet (§. 415).
Im allgemeinen vgl; ausser Sni'.Ki , Fran. Alterthumskunde III den«,
Ueher das Vaterland und Zeilalter des Awesta ZUM. \XXV, 629 ff. und
namentlich Dafmfstftfr's FiT^lpitunpr zu seiner Avestanherseizuii^. Die
Iftzte, mir unabweislich sclitiiiende Consefiuenz liabieii beide nicht ge-
zogen. — lieber die Religion der indoskythischen Könige s, 6. Horr-
MANN, Auszug»- aus syr. Acten per». Märtyrer (Abh. Kde. des Morgenl. VII)
144 ff. — Von Wichtigkeit ist auch, dass der Raleuder des Avesta [über
^«QMlbeii GoTBCBMnv Ber. iftcha, Ges. 1862. Bcssbibbrosb, GOit, Nacbr.
1878, 351. Roth, ZDM. XXXIV, 898. SnioEL, ZDM. XXXV, 642], der
den Achaanenideii noch nnbekannt iei, spftter in PerBien wie in Kappa-
dokien [vgl. Dt Lmabw, Gee. Abb. 258 ff.} einaefUhrt ist. Wie mm
hat benrdÜBln kdnnen^ daae Darios im ToUaten Umftmga dea Wortes ein
Anliänger der mazdajasnischen Lehre war in der Forn wie aie su
seiner Zeit existirte, ist mir nnTeretftndlieb,
§. 418. Zu demselben Ergebniss führen die inneren
Kriterien , die &ßh aus dem Avesta selbst eDtnehmen lassen.
£ine Steile, an der gegen die Manicbaeer polemisirt wird
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Innen Kritaiak flaaiiniditeber Unfumng te AYetta. 507
(Vend. 4, 130 s. J>jaaamem^ Zendav. I, zl), kann inter-
polirt sein, ebenso die Ikwihnun^ des in der Sassanidenzeit
und nur in dieser Torkoiimienden Hohenpriesters (ZarathuStra)
von ii^^'ae Ja.sua 10, 50. VVenii aber aul letzteren auch
V^end. 1, GO angespielt wird, so ist damit die sassanidiisciie
Abfassungszeit des ganzen ersten Fargard des Vendidad
erwiesen. Vor allem aber seUt das Avesta das Bestehen <
einer festorganisirten Kirche Toraus. Dieselbe ist ▼om Staate
anerkannt und unterstOtst und ao m&ehtig entwickrit, dass
von der Staatsgewalt kaum iigendwle die Rede iat (vgl.
anch Vend. IS, 25). Die Gebote sind peinfich genau, ihre
stricte Befolg in;.' wird überall erwartet, schwere Strafen an
Leib und Ldmi werden dem Uebertreler angediohf. Ja
wenn Gei.dnf.r's Erklärunpf von p( sotanu und laniiper^^lha
(Stadien zum Avesta 1» lü) richtig ist, kann diese Kirche
sogar excommuniciren. Unter den Achaemeniden und Arsa»
kiden haben derartige Zusttkode, wie sie hier keineswegs ge-
fordert» sondern als bestehend vorausgesetzt werden»
niefat eiistfrt; und sollte es wirklich jemand för möglich halten»
dass lange vor Kyros bei den iincullivirten Stammen des
Ostens eine derartig organisirte Kirche existirte, die nachher
nicht nur spurlos verschwunden ist , sondern von der sieli
nicht einmal irgendwo eine versteckte Kunde erhalten hat?
Dagegen unter den Sassaniden l)estehen alle Voraussetzungen
wirldich, die das Avesta erkennen Ifisst Mithin gehört ef
ihrem Zeitalter an. — In vo]llu>mmener lTei>erehistimmttng da*
mit steht der Geist des Buches, der in Vendid&d, Jasna und
JFadts genau der gleiche ist. Eine peinlich genaue Durchbil-
dung des Rituals, eine hochentwickelte religiöse Gasuistik, eine
schleppende und nüchterne, alles höheren Schwunges völlig
entkleidete Darstell ungs weise, die ermüdendste Langweilijrkeit
in den immer und immer sich wiederholenden stereotypen
Phrasen charakterisirt sie alle [über die Gatbäs n. s. w.
8. §. 419]. Nirgends, ausser in einigen offenbar älterer Zeit
entstammenden Sätzen, pulsirt finsches Leben, nirgends indi-
vidueller Ausdruck oder warme und unmittelbare Empfmdung,
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1
508 QueUenkoDde mm wehsten Bueh.
nirgends irgendwelche Begeisterong für die hoben Lehren der
ReligiOD, £ig«iicfaafteii, die wir nach dem Charakter, den die
loBchriften des Darios tragen, fKir die ReUgionsbücher seiner
Zeit nothwendig ▼oranasetzen nifkaaen. Am augenfälligsten
tritt dieser Charakter in der überall glcichmässigen Behand-
lung der Sagengescliichte hervor. Wir wissen, dass die Iraiiier
eine hochentwickelte, mit tiefer Empfindung aufgefassle Sa«?en-
geschichte gehabt haben. Aber im Avesta suchen ' n vtfr-
geblich nach Sparen lebensfrischer Behandlung oder poetischer
Awffassnng und DarsteDang: die alten H^den sind ganz ab-
geblasst und ledi^^icfa dazu da, um die Lehren der zarathu-
itrischen Religion zu exempliflarai. Mit TOOiger Stcherfaeit
lässt die Art, wie die Sagengeschichte z. B. in Jasna 9.
2G, 15 ff., Jast T). 0. 18 und sonst In handelt ist, darauf
schliessen, dass z.ur Zeit, wo die.->c Gebete geschriel)en wurden,
die Entwickelung der Sageogeschichte nicht nur längst zum
Abschluss gekonunen, sondern dieselbe auch schon literarisch
behandelt war. Dass ein Buch dieses Charakters dem
höchsten Alterthum angeh<)re, wtMe man sich schwer ent-
sddiessen zu glauben, wenn die zwingendsten Beweise dafür
vorlägen. Wur hab^ gesehen, dass genau das Gegentheil der
Fall ist.
»J^adiuelä iliüicileiueiit, pour lua pari, que l'Avesta, tel que uous
Tavons, alt M le code d'un grand empire [der AchaemenideD]. G*«sl
le code d^ime eeete religieuie trte borö^} e*eet «n TUmud, an liw«
d« casoistique et d*4troite obtervanee. J*ai peine ä eroire, que ce grand
empire peiae, qoi, da motne en religlon, profeeae one oertaine laifeur
d^iddea« ait eu uoe kn aani striole. D me aemble q$%, aE lea Penea
avaient ea un lim nert de ee gen»» lea Greca en eoaMnt parld. La
tb^ologie m^me de TAveeta . . • ne t^ralt bien platAt conleroporaine
de Manös et du (n^osticisme que eusceptible d'ätre rapporUe k une luuiie
aatiqiüU,c £, Rshah im Jouro. as. VII, 16, 29.
§.419. Wenn nun unser Avesta im git>ssen und ganzen
sassanidischen Urprungs ist, so schliessi das nicht aus, dass
es weit filtere Stacke enthfilt Zu diesen schänen namenttich
die Gftth&*s (Lieder) zu gehören, metrische, in einem anderen,
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Aettere fiesUndÜieile des AY«ttft.
509
älteren Dialect abgefaaste Abschnitte des Jasna, die auch in
ihren Ideen von dem öbrigen Avesta bcdeaiend abweichen
und den Anschauungen, wie sie sich aus Darius* Inschriften
ergeben, nahe zu stehen seheinen. Ihre Udiersetzung ist
jedoch noch so wenig gesichert, dase eine B»intzung derselben
für die Religionsgcschichte bis jetzt fast unmöglich scheint.
Ebenso haben zweiielios manche Gebete und Sprüche aus
alter Zeit, sei es in der lusprünglichen, sei es in hIh i ni beileter
Form in das Avesta Aufnahme gefunden. £s wird die Auf-
gabe der Kritik sein, mittelst sprachlicher und sachlicher For-
schung diese Stücke mdgiicfast herauszuschälen. Einstweilen
müssen wir uns mit allgemetoeren Gombinationen begni^pen.
Bei dem Versuche, die ältere Form der Religon zu ermittehi,
stehen uns zwei Hülfsmittel zu Gebote: die Angaben des
Darius und der Griechen (§. 417), und die Vergleichung der
indischen Relig-ion. Die zahkeiciien UebereiM Stimmungen zwi-
schen dieser und der Mazdareh'gion ermöglichen uns nicht
nur, im allgemeinen zu erkennen , welche Anschauungen und
Mythen ursprünglich sind und welchen Gang die Entwickelang
des MazdaJsmus genommen haben muss, es lassen sich durch
Zusanmienstelhing des beiden Gemeinsamen auch die Grund-
zuge der vor der Trennung der Inder und Iranier hei den
Ariern herrschenden Religion ermitteln.
Dass der Gfttb&dialect älter ist als die Sprache des Qbrigen Avesta,
ist wohl nur tod dk Harles (Manuel de la langue de TAfesta) bestrüten.
^ Wie weit es mir getungen ist, in der Scheidung des Alten und Spä-
teren das Richtige so treffen, mOssen andere beurtheiten. Die Frage,
ob wir das Reeht haben, eine Anschauung der alten Zeit su vindieiren,
habe ich mir fllMrall voigelegt. Um rieh die Schwitfigkeiten klar zu
machen, welche sich uns hier entgegenstellen, denke man sich, uns
wftren von der heiligen Literatur der Juden nur ein Theil des Priester-
codex, die Psalmen, und vielleicht einige Bruchstücke von Propheten,
in denen keine oder wenigstens keine erkennbaren Anspielungen auf die
Zeitereignisse vorkommen, erhalten.
§. 420. Unter den Bearbeitungen der Geschichte und
Alterthümer von Iran sind in erster Linie Spieael^s Schriften,
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510
QueUenkiinde sam Baebeteii Boeli,
namenilieh seine »firanisehe ^) Atterthunttknnde« (3 Bde.,
1870 — 78) za nennen. Die ans dem Arata sieh ergebenden
Golturvo'haitnisee hat neaerdmgs W. Gsim (Ostinauscbe
Gultur im AUerthum, 1882) in aneehanHeher Weise zosammen-
gestellt, doch ohne aul du uuabweisliche Vorfrage, in wie
weit das Avesla als Zeuge einer alten Zeit \u\<\ einer einheit-
liciien Cultur betrachtet werden darf, irgendwie einzugehen.
Die Aufhellung der Zusammenhänge mit Indien, und der ari-
sehen Periode verdanken wir in erster Linie einer Reihe Ton
Anfsätaen Ton R. Rom (ZDM. II. IV. VI und sonst), daneben
den Forschungen der vergleiclienden Mytbologen nnd India-
nisten, wie A. .Eühv, Wkbir, 11 Müller n. s. w. Ffir die
genauere Erkenntniss der Entwickelungsgeschichte der irani-
schen Religion und der allmählichen Umbildunpr der arischen
Anschauun^'^^n sind J. Dapvf^tktek's Untersuchungen, nnment-
lich sein Ormuzd et Abriman 1877 (Bibl. de i'^ des hautes
Stüdes 29), TOD grosser Bedeutung.
Fienor: WnnneGBiiAinr, ZoiDsitrliche Stadien 1808. Baoo*s EaMjs
414). Juan, toeldahto Pcniiiis 1878 (in d«r OMarVben 8Mnmliing)t
— FOr die Gnltar des vedieeben Zeitallen: Luowu^ Die Mentimliteriiar mä
dae alte Indien (m e. Ueberaetamg des Rlgveda Bd. HI) 1878. Znmmt
Altindiscbes Leben 1870. Das grosse Werk Ton Bergashii Aber die vediaehe
Religion Itedanre ich nicht haben benntxen zu |[önneB.
Warum man anatatt der jet^i lü in üblichen Form trän doielianf
die vor (*mpm labrtausend gebräuchliche ^irftn anwenden aoU, weht
ich nicht. Wenn man eine arehaiacbe und fremd klingende Fofin ge-
brauchen will, floUte man wenigstens Adana, ananiach sagen.
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L Die Stämme der Arier. -
Das iranische Hochland. Die nichtarischen Stämme Westirans,
§. 421. Die rauhen Gebir<<sketlcn des Zagios, welche
sich im Osten der Tigrisebene erheben, J^ildi n den Westrand
eines gewaltigen Hochlandes, dessen Ausdehnung von den
Bergen östlich von Nimve bis zu den Höhen, welche das
lodnsthal begrenzen, ^wa 300 Meilen beträgt. Im Stklen
bildet der peraiscfae Meerbusen seine Grenze, im Nordwesten
geht ee in d« annenisch-kleinasiatiscfae Hodüand äber. Die
Gebirge Anneniens setzen sich luer fort nnd erheben sich im
Süden des kaspischen Meeres zu gewaltiger Höhe. Weiter
östlich wird das iranische Hochland dm'ch im wesentlichen
parallel verlaufende Gebirgszüge begrenzt, die in dem unw'pg-
samen Paropanisos (Hindukus) ihren Mittelpunkt haben. An
letzteren schliessen sich nach Osten die Randgebirge des mon-
golischen Hochlandes; nach Norden aber fällt Iran ab zu der
mibegrenzten, den Norden Asiens wie Europas bildenden Tief-
ebene, die fast durchweg einen Steppencharakt^ trftgt und
an der Grenze b-ans , im Gebiete des kaspischen und des
xVralsees, zum grössten Theil eine völlige Wüste bildet. Zahl-
reichf Ströme fliessen vom Hochlande hinab, die indessen
theils von der Wüste aufgesogen werden, wie der Arios, der
MargOB, der Polytimetos (Zerefsän), theils wie der Oxos und'
Jazartes zwar das Meer erreichen, aber in ihrem unteren
Laufe, dem £uprat vergleichbar, doqfi höchstens dem un-
mittelbar angrenzenden Lande Fruchtbarkeit verleihen.
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512
Sechstes Bucb, erster AtMcbnitt
Die Milte Irans bildet eine grosse, last völlig unbewohn-
bare Salzwüste, die sich im Südosten bis unmittelbar an das
Meer erstreckt Sie scheidet Iran in einen westlichen Thal
— die Gehiigslandschaft Persis, die Ebene des sAdUcheo, das
Alpenland dm nördlichen Hediens and einen nofdOsÜicben
Theil, dessen Gentmin äet Paropanlsos bildet (die Land-
achafton Cliorasän, Afghanistan und Baictrieii). Nur durch
einen sclmialen Streiten culturfähigpn Landes aiii Südrahdr
des kasptschen M(*ere«, in den Thalei n am Elburs (vor allem
das Thai des Gurgän, die LaadschafL Hyrkanien) sind die
Jseiden sonst ?dllig von einander gesonderten Gebiete ver-
bunden«
§. 422. Was för ethnographische Verhältnisse in West-
inn nrsprfinglich herrschten, Ifisst sieh bis jetzt nnr theilweise
ermitteln. Wir wissen, dass am Südrand Stämme wohnten,
die den Suaieriern ver\v;itidl waren, in Susiati.i die Elymaet r.
in den nördlicheren (n-bir^ren die Kossaeer 129). AVie
weit sich diese Nationalitäten ursprünglich nach Osten aus-
dehnten , ob die nördlichen Gebirgslande, wie t<famri , Chn-
baäkia, Pazsaa, Elltp demselben oder einem ganz anderen
Volksstamme angdiSrtoi, entzieht sich unserer Kenntniss. Das
Gleiche gilt von den Mannaeern södlich vom Urmiasee und
▼on den zahlreichen Stämmen und Fürstenthümern des Nord-
westens, die von den Assyrern unter dem Namen der Meder
(Madai, bei Salmana^^ar II. Amadai, v^l. Scimjadf.r, KGF. 17:^»)
zusammengefasst werden. Denn <o sicher die Meder der
Griechen, welche Assyrien zu Fall brachten und deren Haupt-
sitz der ebene Theil des Landes um Egbatana und Ragae war,
Iranier und die nächsten Verwandten der Perser gewesen sind,
so w^ig lisst sich das Gleiche von den Medem der Assyrer
und namentlich von den Stämmen der rauhen nordwestlichen
Gebirge erweisen. Noch die späteren Schriftsteller kennen
'hier zahlreiche nicht zu den eigentlichen Medern gehörige
Völkerschaften, die Katiusier, Gelen, Amarder, Tapurer u. a.
Neben ihnen wird ein Volk der Anariaken genannt, deren
Name die »Nichtarier (-iranier)« bedeutet. Offenbar sind
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Niehtuilcht Stftmaie in Ima. 513
dieselben nur dnrch MissversUndniss in die Vöjkerliste ge-
kommen; Anariaken ist ein Gesammtname, der die vorher
einzeln aufgezaijRen Völkerschaften zusamnienfasst und als
stammfremd den Iraniern uiid speciell den Medern g^en-
überstellt
Stämme Medieiis; Slrabo XI, 7, 1. 8, 8 [aus Eratoslhenes]. l;>, 'S
Plin. VI, 46. Ptol VI, 2, 5. BeiSUibo XI, 13. 4 werden die Kadusier
geradem den Äriaaem enigegengesetit — Der elmige iianiseh aniwwheBde
Name, der uns in dleeen Qegenden in den KeiHneeliiiften begegnet, ist
der dea Begdatti Ton Kildiil (716, $. 874); * doch malmt tar VorBieht,
daas aneh die FOiaten Kimdaipi imd Knitalpi von Kmomnch (S. 886)
rein iranlseli eeheinende Namen tragen (LmoRiuirr).
Dt« Arier.
g. 423. Das nordöstliche Iran mit den nach beiden
Selten vorliegenden Gebieten, don Thal des Kophen (Sabal)
und der Ebene des Indus und seiner Nebenfltae im Südoi,
den weiten Wflsten nnd Steppen im Norden, ist der älteste
Wohnsitz der Arier. In historischer Zeit treten uns dieselben
nicht als einheitlic hes Volk entj^'egen. Die Arier Indiens haben
sich von ihren Stammesbrüdern nördlich und westlich vom
Paropanisos gesondert und eine eigene £ntwickelung: einge-
schlagen, und unter den Iraniem besiebt ein scharfer Gegen-
satz zwischen den sesshaften Stämmen Ostirans und den
Reitenrölkem und den räuberischen Nomaden der toranischen
Steppe.* Indessen in Sprache und Sitte, in Anschauungen
und Religion stehen sich alle arischen Stämme so nahe, dass
wir uns eine Zeit reconstruiren können, in der die einzelnen
Stämme noch im wesentlichen ein gr(»?«^es Ganzes bildeten,
sieh gegenseitig fortwährend beeinflussten und als Glieder eines
grossen Volkes betrachtet werden konnten. Sogar der Name
dieses Volkes ist uns erhalten: die alten Inder wie die Ostiranier
nnd Meder (Her. Yll, 62) bezeichnen sich als Arier, Darius
nennt sich »dnen Arier arischen Sprosses« (NR. 2). Auch
den Skoloien scheint nach Ausweis der Eigennamen (Aria-
M*7«r« 0ei«Udiie to Attarllnian. I. , ' * 8$
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514
Secbste» Boeb, «nter AbochnUt
peithest Ariantas) diese Bezeichnung nicht fremd geweseo zu
eein. Der Name scheint das Volk als die »Edlenc im Gegen-
satz zu den Stammfremden zu bezeichnen. Die Arier sind
ein Glied des indogermanischen Volksstammes, der fast ganz
Europa und den «^TÖssten Thoil Kleinasiens und Armeniens
bevölkert hat. Von wo, wie und wann die Arier in ihre
Wohnsitze gekommen sind, darüber gestattet höchsten? der
Umstand eine Vermuthungf dass noch in historischer Zeit ein
Theil der Iranier (die Saken und Skythen) aus nomadischen
Wanderstämmen besteht, ein anderer sesshafi ist. Da wir
nun wohl einen Uebergang von unsteter zu sesshafler Lebens-
weise uns Yorstdlen und geseUehtlich nachweisen können, nicht
aber in gleichem Umfang das umgekehrte, so wird anzunehmen
sein, dass die sesshaften Arier aus der turanisch-südrussisr heii
Steppe in ihre späteren VVohnsitze gelangt und hier zu einer
höher entwickelten Cultur übergegangen sind, dass sicii also ihre
Ansiedelung ähnlich vollzogen hat, wie jetzt die türkischer
Stämme in denseU^en G^ieten oder wie die der Semiten in
Syrien und im Tigrisland. Dem entspricht es, dass wir beim
Beginn unsoer historischen Kunde die Arier im Tillen Vor-
rücken nach Südosten wie nach Südwesten begriffen finden.
Üb sie in Iran und im h; lü-tlial eine ältere Bevölkerung an-
getrofifen und sei es al)büri)irt, sei » s verdrängt oder ge-
knechtet haben wie später im östlichen und südlichen Indien,
darüber fehlt uns jede Kunde.
Die laiidlüufige Ansicht, wpiche die Heimath der Arier - oder ;,'ar
der liidogernianeii — ins Ihichland faiiiir oder dessen Nachbarscliall
verlegt, entbehrt aller Begründung und ist an sich höchst unwahr-
scheinlich.
§. 424. Wie weit sich die Wohnsitze der nomadischen
Arier erstreckten, ist schwer zu bestimmen. Wir wissen, dass
die Perser alle Wanciei.-? Lamme des Norden« uuier dem Namen
Saka (Sdxai), die Griechen unter dem der Skythen zusammen-
fassfen. Im einzelnen unterscheidet Darius in seinen fa-
schriften die amyrgischen Saken (Sak4 haumaTarkä == 'A(u6^
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Die nomadischen Arier. Skoloten und Saken.
515
Tfioi laxa'. Her. VII, 64) und die spitzraützigen ^) Saken. £s
sind die Bewohner der grossen kirgisisch-turkmenischen Steppe,
welche sich vom kaspischen Meer bis jenseits des Jaxartes
erstreckt. Soweit wir ans den Eigennamen und sonstigen
AiKieiitungen selien können, sind die Saken arischen Stammes
und den Iraniein nahe verwandt. Dir Gebiet umschliesst die
beiden fmchlbaren Oasen von Mervv und von Gharezm, in
denen seit alten Zeiten — nachweislich seit der Achaeme-
nidenzeit, doch Termuthlich schon weit früher — eine sess-
hafte von Äckerbau lebende Bevölkerung sich fbdet, die
iM.irijianer (per?. Margu, Zend Moru) und die Giiura.>iiijfr
(pers. Hväraznu, Zend Gharizem), die überall zu den Ira-
niern im engeren Sinne gerechnet werden. Jenseits des Ja-
xartes streifen nach den Angaben der Griechen die Massa*»
geten, die gldchfalls zu den Ariern zu gehören scheinen. Im
Avesta begegnen uns diese Namen nicht. Die Gegner der
sesshaflen Arier heissen hier meist Türa oder Dänu: aus
ersterem ist der Landesname Tiiran hervorgep^angen. Einmal
ist auch von den »dahischen Gauen« die Rede (Jast 13, 144).
Der Name D^a bezeichnet (wie d&na) ganz im aligemeinen
den >Feind< und flndet sich in derselben Bedeutung (als
dfisa) bei den Indern; in den griechischen Nachrichten be-
gegnet uns Adat Dahae sehr häufig als vollkomraenes Synonym
von yHr.j.i. Daneben werden im Avesta auch »niehtarische
Gaue« erwähnt (Jast 18, 2. 19, 68), doch ohne irgend-
welche genauere Bezeichnung der Gegend (vgl. Vend. I, 71).
— Neben den östlichen Saken nennt Darius »Saken jenseits
des Meeres«. Es sind die von den (kriechen als Skythen im
engeren Sinne bezeichneten Skololen, die seit etwa dem
achten Jahrhundert sich in Südrusslnnd an der Nordküste
des Ponlos festgesetzt und dio Kimmerier von hier verdrängt
haben. In früherer Zeit müssen sie mithin weiter östlich
nomadisirt haben, Sie sind zweifellos den Iraniern auf das
*) Diese von Offert aufgestellte Uebersetzung von tigrakhauda scbeiai
mir kaum zweifelhaft; vgl. Her. Vil, 64.
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51Ü
Sechstes Buch, erster Abschnitt.
eng^to vorwaiiill, ja können gei adezu als ein Zweig derselben
bezeichnel werden. Das Gleiche gilt von ihren östlichen Nach-
barn, den Sauromaten (Sannaten) zwischen Don und Wolga.
Dadurch wird es nur um so wahrscheinlicher, dass die Nach-
barn der letzteren, die asiatischen Saicen, gleichfalls Iranier waren.
Welclier Nationalität die von ihnen verdrängten Kim nierler (assyr.
Gimirrai, hebr. ^^y) j^n^ehorten, lässl sich begreiflicher Weise
nicht sicher feststeilen; doch ist zu beachten, dass der von
den Assyrern bewahrte Name eines ihrer Könige, Teuspfi,
durchaus iranisches Gepräge hat, und dass die Babylonier
auch alle Saken als Kimmerier bezeichnet zu haben scheinen,
was allerdings eine Stamraverwandtschaft noch nicht beweisen
wurde. Danach scheint das im AUerthum von ii'ani.-tiien
Stämmen bewohnte Gebiet dem jetzt von den Slawen besetzten
an Ausdehnung nicht nachgestanden zu haben.
Her. VII, 64 'i^. V^^tp T7-"o-;ai rt'ivTOtc zohz ^xo^-ct; rxotXfov ^Lolv.'X':. Deiii
entspricht der Sprarhgebrauch der Dariusinschriflen. Hör in der fünften
Tafel der Inschrift n^irliträglich berichtete Feldzup gegen die Saken ist
jedenfalls der Skytheiifeldzug. Im )»abyloni';( hen Text wird das persische
f^akä durch Nammiri odfr 'limiri vvi( (it-r^'r'|.'eben ; trotz Demtz^ch, Par. 246
und Bezüld, Achaemenidt- mn^rlir zu Beh. 17. NR. 30 halte ich Cr'mm
für richtig; wenn nam dasteht, wird es Schreibfehler sein — Aa-
tionalltiat : Dass die skolotischen Skythen Iranier sind, haben Zecss
Die Deutschen und ihre Nachbarstämme 275 ff. und Mfi.LETmoFr. Her-
kunft und Sprache der pont. Skythen und Sarmaten, Ber. Beri, Ak. Icoo.
549 tf. erwiesen. Daraus wird das Gleiche für die asiatischen Sakea
von vorn herein wahrscheinlich. Die wenigen erhaltenen Namen sind
ziiiii Theil deutlich iranisch: der Massagete -TrapYa^ihYj;, S. der Tomyri»
Her, 1, 211, der Fürst der transjaxartischen Skythen Satpox-»)? Arr. IV,
4, 8, der SakenfQhrer Uaoianic Arr. III, 8, 3. Zu den Namen der sog.
indoBkythiKhen (sakiieheD) Könige vgl. 6. HomAiw, Syr. Akten pers.
M&rtyrer 189 ff. (Abb. Kde. des Morgen!. VII). Femer der Stammntnie
*AoicaoidEiuit Strabo XI, 8, 8. Pol. X, 48; vgl. die Arimaspen = tr*
jamAspa »folgsame Rosse habende, MDlunhoff L e. 555. Fhnlieb mOgeo
') Aiirh dem, was Dfmtzsch, Far. 181 über die Bedeutung voit
nftr marratum in den Danusinschriften bemerkt, kann ich nicht bei-
stimmen ; es ist nicht zu vei^essen, dass der babylonische Text üeber-
setzung aus dem persischen ist.
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^oiuaiiiäche und sesshatie Arier.
517
muiehe ditter Nam^n enUetant tefai. Vielleiebt rind uatUi die 'Avdt^ea
«p-rj im Nordostan des MiaUachen Skythiens (Ptd. U, 8. 18) und
die 'Apcdbtot swiMlieii laztrlei und Oxob hierliftRiisifilieD. ^ Zu den
Dahero Tgl. aueh die Adot in der Ueke der nomadisehen St&mine der
Pener Her. I, 125. — Zu den Kimmeriem vgl. nodi $. 452.
§. 425. Der Gegensatz der gessliafien und der räube-
rischen nomadischen Bev5lkeruDg am Nordrande Irans ist
heute derselbe wie vor lahrtansenden; nur war er im 'Alter-
tbum noch weniger ein Gegensatz der Rasse als gegenwärtig.
Er beruht auf den von der Xatur vorgezeiclmeten Verhältnissen,
auf der Lebensweise ilei Bewohner. Im Avesfa finden sich
zahlreiche Anspielungen auf denselben, und der uralte Mythus
der ansehen Völker von dem Kampfe der lichten, freundlichen
Mächte gegen die .bösen Dämonen hat sich hei den Iraniem
im Verlaufe des Entwicketungsprooesses, dem alle Mythen
• unterliegen, m die Sage von erbitterten Kriegen zwischen Iran
und Turan zu Anfang der Geschichte verwandelt. — Manche
Sitten und Bräuche der arischen Stämme lassen sich durch
eine VergloN hung der vedisclien Litteratar mit den Ueber-
resten der avestischen noch ermittela; die äussere Gestaltung
des Lebens aber ist natürlich für uns verschollen. Dass die
einzelnen Stämme sich fortwährend be^^deten, ist selbetver-
ständlich. An ihrer Spitze scheinen Eön^ gestanden zu
haben; auch ein — natürlich nicht festgeschlossener — Adds-
stand, dessen Hauptbeschäftigung der Krieg ist, hat äeh«r
schon lü der ältesten Zeit exisLirl. Die Masse der Bevöl-
kerung aber bestand aus Bauern, die von Viehzucht und
Ackerbau lebten. Dem entspricht es, dass den Ariern das
Bind durchweg als das werth?ollste und heiligste Besitzthum
erscheint. Zwar ist das Hoss weit theurer und Mythus wie
Dichtung sind In Indien wie ui Iran toU seines Preises; aber
es ist nur der Besitz des Reichen, des Kriegers, der auf dem *
Streitwagen ins Feld zfeht. Daher finden' sich auch unter
ilen iranischüii utid indischen Eigeiiiiaaien so zahlreiche Zu-
sammensetzungen mit aspa, a^va d. i. Ross. Auf dem Kinde
dagegen tterubt die Cultur, ja das gesammte Leben; mit ihm
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518
Sedifitat Blieb, erfter AbaeluiiU.
wird das Feld bestallt, es gewährt Fleisch und Milch, es ist
von den Göttern den Menschen zum Ge&hrten gegeben (vgl.
Jasna 29, Roth, ZDM. XXV, 5 ff.). Es ist bekannt, wie
sehr das Avesta die Pflepre des Rindes empfiehlt, in wie über-
triebener Weise die =<|>altjien Inder die Kuli heilig halten, wie
Iranier und Inder dem Urin des Kindes reinigende und hetür
gende Kraft beilegen.
§. 426. Im allgemeinen wird die Gelstesriefatoiig der
arischen Völker durch die grosse Beweglichkieit und Lebendig-
keit ihrer Hiantasie charakterisirt Zum Theil Ist dieselbe
schon aus ältester Zeit ererbt: es gibt kaum einen indoger-
manischf^n Stamm, bei dem nicht der Sinn für das Dichten
und Singen lebendig hervortritt, der nicht Mythu«? und .'^age
reich und originell entwickelt hat. Damit hängt der Trieb
zusammen Y die religiösen Gedanken tiefer und emster und
zugleich umlSsssender aufeufasaen, als dies bei den meisteo
anderen Völkern geschehen ist Im ehizelnen sind hier die
Kelten und Germanen, die Italiker und Griechen, die Perser
und Inder sehr verschiedene Wege gegangen. Während die
Theologie und Staat skirehe der Kelten und Perser, die prak-
ti.-^rh- nüchterne AuCfassung der ftaliker vielfach an die Ae-
gypter und die Seniiten erinnern, haben die Inder eine philo-
sophische Denkweise entwickelt, welche, obwohl sie sich io
religiösen Formen bewegt, die höchsten Probleme des Lebens
und Denkens tief und bestimmt zu er&ssen Termag, und
die Hellenen den Bruch mit der Vergangenheit voll und
bewnsst vollzogen, den Gegensatz zwischen mythischer und
philosophischer Denkweise für alle Zeiten zum klaren Aus-
druck gebracht. Aber auch die Iranier heurtheilen wir ein-
seitig, wenn wir sie nach den leben- tuid kraftlosen, Tölli?
schablonenhaften Formeln des Avesta bemessen. Das ge-
waltige Epos und mehr noch die völlige Umgestaltung und
grossartige Vertiefung der Anschauungen des Islam, weldie
von ihnen ausgegangen ist, zeigen, dass ein ganz anderes
Leben in ihnen sass, als das Avesta vermuthen Iftsst. Das
Avesta ist nur der letzte verknöcherte Ausdruck von Ideen,
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Gbaittkler der Arier. Der Sonuu
519
deren nrsprQogliche lebendige Fonn sieh aus ihm seihet,
namentlich wenn man mit Hülfe der indischen Literatur auf
ihre ersten Anfänge zurückgeht, noch entwickeln lässt.
§. 427. Bei den Ariern bewegen sich Blytliu? nnd Poesie
in phantastischeren Formen als bei den übrigen liKio^ennuiien;
das Streben nach Ungeheuerhchiceiten, nacti niaasslosen Ueber-
treibungen beherrscht Inder und Iranier durchaus. Am cha-
rakteristischsten fQr die alten Arier ist ihre Verherrlichung
des berauschenden Labetrunks. Aus den Fasern einer anf
den hohen Bergen wachsenden Schlingpflanze (Sarcostemma?),
des S6ma (iran. Hauma), verstand man es, ein wohlschmecken-
des Getränk zn bereiten, das, in Fässern bewahrt, bei Fest-
gelagen nnd Opfermahlzellen in- reichem Maasse f^enossen
wurde. Der Trunk heisst Sorna oder auch^ mit einem in die
indogennanische Zeit zuräckreichenden Namen, Madhu (Meth)
»das sQsse«. Zahlreiche Lieder des Veda schildern die Be-
geisterung und Freude des Rausches, und auch im Avesta
klingt sie noch nach (Tasna 9. 10 u. a.). Wenn der Sorna
die Glieder durchdringt und den Geist erleuchtet, dann ge-
winnt der Mensch hoben Muth und ühciirdisclie Kraft und
Einsicht, dann erschaut er klar das Wesen »ler Dinge. Es
ist ein göttliches Wesen in ihn eingedrungen, das ihm
Stärke und Schirm verleiht. Auch den Göttern ist er die
liebste Opfergabe; er stärkt sie zum Kampf, durch ihn
haben sie die unüberwindliche Kraft gewonnen, mit der sie
ihre Gegner niederschmettern. So wird Soma einer der mfich-
tigsten nnd wirksamsten Götter der Arier, wohHhätii? den
Freunden , furchtbar den Feinden, der S])ender von Gisuna-
heit und Nachkommenschaft, von Lebensfreude und Unsterb-
lichkeit und zugleich von Einsicht und Wissenschaft.
WmmcnujQi, Somseolti» d«r Arier, in Abh. Bajr. Ak. PhiL €3«
IV, 2. 1646» Kuhn, HerMbkuiift des Feuers und des Göttertrankes 1859.
Rom, Ueber den Soma, ZDM. XXXV, 680 ff.
I
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520
Sechstes Buch, «fster Abschnitt.
Migion tfer arMien Mmme.
§. 428. Wie den Sumeriern, deo Aegyptern, den Chi-
nesen ist auch den Ariern die Welt toD Ton feindlichen
Mächten, von Dämoneu, die den Menschen schrecken und
verfolgen, ihm Unglück und Elend, Krankheit und Tod senden,
den Mächten der FinbLei iiiss, der Dörre, des Misswuchses u. s. w.
Auch in dun Feinden des Volks und den räuberischen Scliaaren
der Wüste wirken sie; daher bezeichnen däsa (däha) und
dann (§. 424) bei Indem und Iraniem in gleicher Weise die
irdischen Feinde wie die hGeok Dämonen. B6se Menschen
können sich mit ihnen yerbinden/ dnrch Zauber Macht ge-
winnen und die Guten schädigen. Ihnen gegenüber stdisn
die segenbringenden, hilfreichen Mächte, deren Gaben Men-
schen und \'ieh Leben und Gedeihen gewähren, die Spender
des Lichtes, des Wassers, der Jbruchtbarkeit, die Mächte,
welche Pflanzen und Thiere wachsen lassen, welche im
Kampfe den Sieg gegen die Feinde gewähren. Unter ihnen
ist kein Wesen dem Menschen n&her und heiiiger als das
Feuer, spedell das Rerdfeuer. Die Heiligkeit desselben (Hestla,
Vesta) erkennen alle Indogermanen an, es spidt ja audi im
Zelle der Noniaden fast die gleiche Rolle wie in der Hütte
des Ackerbauers. So wird berichtet, dass die skolollscheD
Skythen die Tahiti, die Göttin des Herdfeuers (sorttj), als
höchste Gottheit verehrten (Herod. IV, 59, vgl. G8). Den
Ariern ist das Feuer (iran. atar, ind. agni ignis) das reinste
Element, das immer l^ndige, das die Finstarniss und damit
die Dfimonen Tertrribt Wenn den beiden Hölsem, durch
deren Rdbung man das Feuer berdtet, die Flamme entp
springt; dann wird nach vedischer und gewiss schon nach
arischer Anschauunsr der Gott neu prohoren und Uitt \m-
mittelbar in den Dienst der Aieiisciieii. Wenn die 0()fer-
ilannne auflodert, so ruft sie die Götter zum Mahle herbei:
das Feuer verbindet und vermittelt zwischen där irdischen
und der überirdischen Welt.
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Dämoneu und Lichtgötter. Das Feuer«
521
§. 429. Die grossen Götter der Arier sind, wie bei den
Ägyptern, Gottheiten des Lichts. Ihre Verehrung reicht bis
in die indogermanische Zeit buiauf: daiva »der Lichte« war
schon damals eine gewöhnliche Becelchnong der Gdtter. Als
»Spender« Ton Reichthum und Segen heissen sie daneben
bhaga (§. 254). Uiiter ihnen oben an stellt der Göll des
Lichthunniela (ind, Djäus = Zeus, lu})iter: ind. Varuna
= Uranos) als der Allumfassende, Licht- und Lebenspen-
dende, als Vater und Erhalter aller Wesen. Die Sonne ist
sein Auge, er durchdringt und erschaut alles. Von ihm
stammt der Hegen, die Fruchtbarkeit, das Wachsen und Ge-
deilien der Erde und aller Wohlstand, Seine Gemahlin ist
nach altindogerniaiiischer, bei den Ariern schon verblassender
Anschauung die »Mutter Erde«, mit der er sich in Regen
and Gewitter vermählt (vgl. die kleinasiatischen Sagen von
der Göttermutter §. 253). Nach arischer Anschauung ist er
der höchste der Götter, der »Herr« (asura, Iran, ahura); und
umgeben von uiiitiin kreis giticharligcr Lichtwesen (den indi-
schen aditja's). Besonders nahe steht iinn unter den übrigen
Lichtgottheiten Mitra, der »freundliche r^ u^, der Gott des
Tageslichts, der mit dem Himmelsgott völlig zu einer Dyas
(ind. Mitra-Varuna , iran. Mithra*Ahura) verschmilzt. Dass
man neben diesen Gottheiten die Sonne (arisch sürja) , und
den Mond (nius der »Messer«, d. i. der Zeittheiler) vereiu^tc,
bedarf kaum der Erwähnung.
Im allgemeiiien a. tutmentlick Darhestetbh, Ormaxd et Ahrimaii.
Famer Hillpraiipt, Vanina und MitfEi 1877. Die Gleichung Unnoe
s Vanina s send Varna (»das riereelugec, in dem Tbraitauna den
Ashi Dah&ka tOdtet)» seheint mir durch Ludwio, Rigveda UI, 8U ff niehi
erschQttert; vgl. DABiiBSTeTBR I. c. 69 u. sonst
§. 480. Indessen wie die Menschen haben auch die
Liichtgötter fortwährend gegen feindUche Mächte zu kämpfen ;
sie werden zeitweilig von den Dämonen der Finsterniss auCs
äusserste bedrängt. Zwar der regelmässige Wechsel von Tag
und Nacht und die Schicksale des Sonnengottes, welche den
Aegyptern un Mittelpunkte aller religiösen £ntwickelung stehen,
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Sedisias Buch, erster AiMchniU.
s}iielrii bei den Ariern keine Rolle, ausser dass man die siejr-
reiche Aiacht und deü glänzenden Lauf des »goldenem Schosse
entsprossenen« Sonnengotte!; preist. Aber wenn langdanernde
Ddrre herrscht, dann sind es feiodbehe Dftmonen, welche die
regenspendenden EiUie (die Wolken) geraoht und in unbe-
kannte Feme eiitfiihrt haben; wenn dunkle Wolken den
Himmel bedecken, dann hat der »verhüllende« Dämon (Vrtra)
die fiirhtjungfrauen oder den i^lünzenden Schatz geraubt und
halt sie in seiner \Volkenl)urg gefanpon. Die ganze Natur
bereitet si( h vor an! den gewaltigen Kampfj der Götterhund
spürt den Aufenthalt der geraubten Kühe aus, der Lichtgott
(bei den Indem vor allem Indra, aber auch Trita, bei den
Iraniero Verthragfana »der YrtratOdter« and Thraitanna (Teif*
dün]) greift den finsteren Dftmon an, der sich als gewallige
Schlange (ahi) ihm entgegenstellt Hit dem Blitzstrahl schmettert
er ihn nieder, nnd lustig strömen die befreiten Wasser über
den Leib des Erst lilagenm herab. Freilich für alle Zeit ist
der Feind nicht getödtet ; immer wieder erwacht er zu nem m
Leben, stellt sich den guten Gottheiten aufs neue entgegen^
aber nnr um immer wieder za orliegen. So konnte, als die
mythische Anffassung des Gewitters sieh in eine Sage von
einem einmaligen, uralten Vorgang nmzosetsen begann (§. 57),
auch die Anschauung entstehen, dassdor Feind nicht erschlagen,
sondern besiegt und bis ans Ende dei Tage gefesselt sei. Ihrem
Kern nad» sind alle diese Vorstellungen uralt und allen Indo-
^'ermanen peiueinsam : aber nnr bei den Ariern sinti sie so
sehr in den Mittelpunkt der Kc^ligion getreten, dass alle weitere
£ntwickelung von ihnen ausgeht
g. 431. Wie am Himmel, so ist auf Erden der Gegen-
satZ| der Kampf der guten und bösen Mächte ehi inmier*
wfthrender; mdem die LichtgOtter\ ihre Feinde besiegm, för-
dern sie das Gedeihen ihrer Verehrer. Der Blitzstrahl >der
Sprops der Walser« (ap;\rn napiU ind. und zend), der Sohn
des Ilirnnielsr^ottes, ist derselbe (iott wie da? Feuer, welclies
die Dämonen vertreibt und den Verkelir zwischen Menschen und
Göttern vermittelt Für die Arier charakteristisch ist non, dass das
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Die Kftmpfe der Götter und die Kraft des Opferi. 52B
Verh<msa zwischeii Menseh und Gottheit als ein gegenseitiges
ao^fasst wird: nicht nur der Mensch bedarf des Gottes,
sondern in gleicher Weise dieser des Menschen. Durch die Opfer-
speise und den Somatrunk erhält der Gott erst die Kraft, die
Feinde niedorzuschmettem ; durch das Lobgebet, den Ilymnu?,
wächst die Macht der Gottheit. Andrerseits kann, wie bei an-
deren Völkern, Opfer und Gebet die Gütter zwingen, dem Men-
schen XU willen zu sein, die richtige Formel ist im Stande die
Macht der Feinde zu brechen, ihre Wirkuhgen zu vernichten.
So ist der Mensch selbst unmittelbar in den Kampf der über-
irdische Mächte hineingestellt und gezwungen und berufen
in ihm mitzuwirken, eine Anschauung, die den Aegyptern, bei
denen der wissende Mensch mit der Gottheit identisch ist,
ebenso fern liegt wie den Semiten, bei denen die Guitlieit die
Verehrung als schuldigen Tribut entgegennimmt. Es ist be-
kannt, wie die weitere Entwickelung dieser Anschauungen in
Indien dazu geführt hat, die Macht des Grebets (Brahman)
als das £ine pantheistische Urwesen an die Spitze der Götter
zu stellen und die BussQbung als die einzige wirUieh reale
Kraft zu betrachten, wekhe die ganze Welt schafft und erhält
Aber auch die iranische Religionsentwickelung ist von diesen
Anschauungen ausgegangen und beherrscht.
§. 432. Es liegt auf der Hand, dass Gedanken wie die
hier vorliegenden nicht allgemein sein und der im Volke herr-
schenden Anschauung unmittelbar entsprungen sein können«
Sie sind vielmehr das Product der Speculation, mit anderen
Worten, sie sind aus den Kreisen der Priestersehaft herror-
gegangen. Dieser kommen sie denn auch sehr wesentlich
zu Gute. Um das Opfer wirksam zu machen, muss man
das iiil ual kennen ; um den Zorn der Götter zu vermeiden,
sie sich durch Anrufungen und Gebete dienstbar zu machen,
die Dämonen zu bezwingen, muss man die richtigen Formeln
(mantra, Spruch) kennen. Es kann kein Zweifel sein, dass schon
die arische Zeit einen hochentwickelten Priesterstand kannte,
dass man die Opfer wenn nicht ausschliesslieh so doch vorwiegend
durch Priester Yollslehen lless, und wohlhabende Leute sich
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524 Sechstes Buch, «nter Abtchnitt.
eigene Priester iiieltcii und sie gut bezahlten. Der älteste, Indern
und Iraniern gemeinsame Name der Priester ist atharran, da
»Feuerzünderc (s6pfludoc Strabo XV, 8, 15). Da» sie so-
gleich die TMiger der gesammten geist^n Gultiir sind, Lieder^
dichter, Aenie und Kalendermacfaer, bedarf kaum der Be-
merkung. Die Ausbildung einer abgeschlosBenen Priesterkaste,
welche die erste iStelle im Staate beansprucht und sich ge-
winnt, j^ehflrt erst der weiteren gesonderten Entwickeiung
Indiens und Irans an.
üaber die PriMtenehift der vediieh«i Zeit e» namenUieh Limwu,
Rigveda OL
*
§. 433. Von Anfong an ist die Religion der Indoger*
manen im Gegensatz z. B. ni der der Semiten charakterishi
durch ihr individuelles Gepräge. Bei den Ariern ist dies noch
weiter entwickelt. Die Gottheit ist nicht ein unnahbarer ge-
bietender »Herr«, .-uii iorn ein Wesen von Fleisch und Blut,
mit Leidenschaften und den einzelnen Gott von allen übrigen
charakteristisch unterscheidenden Eigenschaften. Und der
Mensch steht ihr gegenüber zwar auch als Glied des Stammes
oder der Familie, aber daneben als Einzelwesen, das seine
besonderen Beziehungen zu der Gottheit hat und ihr fördernd
oder schädigend eiügegentritt. Eine ethische Auffassung des
Veili Lltnisse.s liegt auch hier ursprünglicli LMiizfern; die Licht-
g()tlei riind zwar Spender des Segens, sie bekämpfen die
Bösen und den Trug (druh), aber daneben sind sie launisch
und eigenwillig, und oft genug zürnen sie dem Verehrer ohne
Grund. Die Vorst^ung einer moralischen Gottheit im mo-
dernen Sinne haben die Inder niemals, sondern nur die Iranter
ausgebildet. Die Forderung »guter Gedanken, VB^orte und
Werke«, welche Veda und Avesta an den Frommen sidlen,
bezieht skli /unächst nui auf das Cerc monieil des Cultus.
liicht aut da^ moralische Verhalten (s. Darmesteter^ Orm. '-t
Ahr. 7 ff.). Aber im Verhältniss der Götter zu den Menschen
wie über den Göttern selbst waltet eine feste Ordnung (rta,
zeod ada), ein Gesetz, das sich in der Gleichmässigkeit der
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/
StellQnf der lfmaebeii rar Gottbeft. Bettattung. 525
Natorerscbetnungen wie der sHtKchen WeK, im Kreislauf der
Jahreszeiten, in der Bahn der Himmelskörper, aber ebenso in
der Wirkung (]er Opfer und Formeln ausspricht.
§. 484. Mit dem Tode geht nach arischer Anschauung der
Mensch in das ferne unbekannte Reich ein, m dem Jama, der
Sohn des Vivasvat, der erste Mensch (der pers, Kma, Dschemsid),
gebietet Der »vierftuglge« Hund des Todtengottes (vgl den
Eerberos) gebt onter den Menschen um and packt den^ dem
za sterben bestimmt ist. Doch erscheinen die Todtengenien
nicht eigentlich als finstere Unholde, etwa wie in Aegypten;
die Hunde des Jama geleiten den Todten zugleich auf seinem
weiteren Weg (Rigv. X, I I, 11), das Todlem*eich trägt einen
heiteren, friedlichen Charakter. Daneben aber sind die Ahnen^
welche mit den Göttern im Verkehr standen, die heiligen
Satznngen offenbart erhielten, ihren Nachkommen Wohlstand
und Macht hhiterliessen, auch m&ehtige Wesen, die anf Seiten
des guten Gottes kämpfen nnd anch nach dem Tode den
Ihrigen beistehen. So beten die Inder zu den »Vätern«, die
Iraiijer zu den Fravasi's (Ferver) der Verstorbenen. Zu ihrem
Unterhalt werden den Todten von ihren Nachkoraineii U|)kr-
spenden dargebracht, wie in Aegypten. — Die Art der Be*
stattung ist sehr verschieden. Im vedischen Indien und in
Arachod^ (Vend. I, 48) wird die Leiche zur £rde bestattet;
m Persien wird sie vorher mit Wachs balsamirt (Her. I, 140).
Daneben seheint auch die Verbrennung d» Todten, die später
in Indien die Regel geworden ist, schon In die indogermanische
Zeit hinaulzureichen; dass sie aucli in Iran weil verbreitet
war, lehrt der Name dakhma, den bei den Parsen der
Ort führt, an dem die Leichen ausgesetzt werden, der aber
ursprünglich die »Vfibronnungsstattec bedeutet. Bei den
Stammen des nordöstlichen Irans dagegen ist es Brauch, die
Leichen an Aden Stätten auszasetTen und den Hunden und
Vögeln zum Frass zn Überlassen,
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526
Seebstw Buch, iwillv Afcieliiiitt
IL Die Iranier und die zarathustrische Religion.
Die inuiitelien Stimm«.
§. i35. Unter welchen Umstände und in welcher Zeit
sich das Vordringen der arischen Stflmme nach Südoi nnd
Westen und die Trennung in Inder und Iranier ToHzogen hat,
ist uns völlig unhekannt. Beide Volksinassen behielten den
alten Xaincn Arier (Ind. ärja, iran. arja, vgl. §. 42:V) hei;
bei drin westlichen Tlieil ist aber allmählich die ahtrck'ilefe
Form Arjana (jetzt Iran) an seine Stelle getreten. Das Vor-
rücken der arischen Inder lässt sich noch einigermaassen ver-
folgen. In der ältesten Epoche ihrer Geschichte, der Z&i, in
welcher die Hauptmasse der vedischen Hymnen entstanden
ist, siedeln sie in dem »Siebenstromland«, d. h. m dem Thale
des Indus (Sindhu), des Kahn!, und der ffinf StrOroe des
Pends(hal): von liier aus sind sie dann allmählich in das
Gangesllial, nach Guzeräl, und ins nördliclu^ Dekhan vorge-
drungen. Die weih le Geschichte der Arier Indiens zu ver-
folgen, liegt jenseits unserer Aufgabe,
g. 430. Westlich von den Indem, in der Landschaft
Arachosien (pers. Harahvati), wohnen die Paktyer (Herod^
jetzt Pachtun und PaStun), die Vorfahren der heutigen Af<*
ghancn, die sprachlich eine Sonderstellunff unter den Anern
einnehmen, von den Alten aber durchweg zu den Iraniern
gerechnet werden. An sie schliessen sich am unttieü Lauf
dps Etymandros und am H;ununs»M^ die Sarnngen oder Drangen
(pers. Zaranka, eigentlich das S evoik« vom Zend zrajanh,
pers. daraja See) , weiter nüfdlich am Herirüd die Arier
(pers. Haraiva, jetzt Herdt). Westlich ?on den letzteren, in
den westlichen Tbeilen Cborasan's, sitzt der halbnomadlsclie
Stamm der Parther (Ilap^oaioi, pers. Parthava), welter west-
lich, in den fruchtbaren Thälern am Südstrand des kaspischen
Meeres die Hyrkanier (pers, Varkana). Weiler im Osten, am
>iurdabhang des Paropanisus und bis an und über den Oius,
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I
Die Inder und Irmier,
527
wohnen die Baktrer (pers. Bftkhtri), ndrdlich von ihnen die
Sogden ((»eis. Stigda). Die Oasen der Marger und Ghorasmier
sind frulitT schon erwähnt (s^. 424). Wie das hier umsciirie-
bene Gebiet (Ostiran) goofriaphisch eine Einheit bildet, po
mag auch Leben und Geschichte der einzelnen Stamme en^'
verbunden gewesen sein. Auch bei den Griechen wird das
astliche Iran als das eigentliche Ariana von den Hedem und
Persem geschieden (vgl indessen Straho XV, 2, 8). Doch
fehlt uns m die Inneren Verhältnisse und die historische Ent*
wickelung dieser Stämme jeder Einblick.
Die viel behftndelta sog. VlAkertefel des Vendidad (enter F&tganl)
gibt weder eine Geschichte der Attsbrsitung der Arier, noch eine ein-
hmtlicbe geographische oder ethnographische Schilderung* sondein ist
eine Zusammenstellung von Landschafts-, Fluss- und Stftdtenamen , die
in der Sagengeschichte eine Hauptrolle spielen oder sonst irgendwie
wichtig erschienen. Zum Tlioil sind sie rein mythisch: Nr. 1. Arjanam
Vaidscbö, 14. Varna [urspr. der Himmel,, §. 429], 16. Der Fluss Ran^rhä
(ved. rasa). Die übrigen Namen sind: 2. Sughdha (S()i.'diaria). 3. Moru
(Margiane). 4. Bäklidhi (BakUa). 5. Nisäja (Nioaia Ptol. VI, 10, 4. 17, 3,
Strai.o XI. 7. 2. 8, 81. 6. Haraiva (Aria). 7. Vaikerta und 8. Urvä
sind uiibekaiuiU Kli<rienla in Vehrküiia i^Hyrkanien). 10. Haracbatt
(Arachosien). 11. Haitumant (Fluss Etymandros). 12. RaghÄ (Bagae).
18. TSakhra onbek. 15. Hapta hindavd (Indien). Eine Ordnung ist nicht
erkennbar, Ragae ist offenbar wegen seiner Bedeutung in der Sassaniden-
idt ($. 418) hineingekommen.
§. 437. Die grosse Wüste södlich und südwestlich von
diesen Geliieten ist von nomadiscben Stftmmen iranischer AYh
kunft besetzt, unter denen an der Küste des persischen Meeres
die Gadrosicr, im Innern des Hochlandes die Sagartier (Asa-
garlija) und Sattaj^yden ('rhüia'^Mis) besonders hervortreten.
An sie schliessen sich in Westiran im Norden die Meder
(§. 422), im Süden die Perser. Beide zerfallen in zahlreiche
Stämme (fivi] Her, I, 101. 125), die sieh wie öherall wo
eine Stammeselntheilung vorkommt, nach, ihren Wohnsitzen
sottderp« So smd unter d^ Persem die Pasargaden die Be-
wohner der Landschaft Pasargadae, die Oermanier (sonst
Karmuiiier) die Bewohner des üsthchen Theiies von Persis.
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528
Stebste» Boeb, iw«iter AbsehoHt.
Ansaer den Ackerbau treibenden kennt Herodot vier noma-
disebe persisclie Stämme, unter ihnen die schön enw^Umten
Sagart ier (vgl. VII, 35), die Darias zu den üntertlian. n rechnet.
— DaSö die Arier Medien und Persien später besetzt haben
als den Osten Irans, ist höchst wahrscheinlich; doch laset
sich auch hier nichts positives ermitteki (Tgl. §. 466).
Bei Herodot CD, 91 ff. VII, 66 ff. floden neb noeb sahlelebe enden
dem Gentram ituis angehteige Sttmme, wie die Tbamaneeer (eaeh in» 117).
PlBrikeoier (in GidnMiieii?)» Hyken (Make der pen. Ineebrillenf), Utur
(Landiehafl Jutija in Persien Beb. III, 5?), die sich nicht loealleinn
lanen. — Dass die »beuielusUgeD prthupargavas« (BAbturbk und Roth:
die breite Hippen Tragenden, ebenso Grassmann) Higveda VII, 83, 1 die
Parther und Perser sind (Lunwir;, Rigveda IIT, 190). ist recht wahrschein-
lich, gibt aber Jtu Ztitbestimnuint'en über eine etwaige Wanderung keinen
Anhalt. Heber die Parsua der Assyrer s. §. 338. ~- Ueb«' die Malier
als medisclien Stamm s. §. 449.
§. 438. lieber die piriitiechen und GuHurverhäHniese
Irans feUt uns bis auf die Peraerzeit fast jede Kunde. Ton
dner näheren Berdhrung mit dem Westen, etwa von einer
Einwirkung desselben auf die Entwickelung der Religion, findet
sich keine Spui. Ueber die Handelsbeziehungen s. §. 1S7.
Da<s die Kunst des Schreibens in Ostiran vor dt i Arhae-
menidenzeit bekannt gewesen sei, ist höchst unwahrscbein-
lieh; ebenso wenig verstand man es, den Göttern einen
Tempel zu bauen oder ihre Gestalt zu bilden. Die Be-
richte der Zeitgenossen Alexanders zeigen, dass noch damate
der GuUurzustand Ostirans ^n sehr niedr^er war und weit
unter dem Indiras stand. Die höhere materielle Cultur Me-
diens und Persiens ist aus Babvlon inid Assvrion entlehnt
und reicht schwerlich in frühe Zeiten hinauf. Auf staatlichem
Gebiete linden wir, ähnlich den Verhältnissen der Inder und der
Germanen, überall eine aristokratische Gliederung, wie sie bei
Ackerimu treibenden Völkern in priroitiTen Gulturverh<nisBea
das natürliche ist Mit ihr whrd es zusanunenhftng^, dass
die Ehe unter Verwandten, ja unter Geechwistem, ganz
gewöhnlich war und als etwas Verdienstliches empfohlen
wird. Die wohlhabenden Grundbesitzer sind wie im Veda
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Staalliebe and Goltiimrlilttnitfe Irans.
529
sogleich die natargemftssen Vertheidiger des Landes mid ent-
scheiden über alle staatlichen Fragen. Die Blasse der Bauern
ist von ihnen abhfingig, die Gewerbtreibenden und Händler
treten ^ranz zurück. Die?e Verhältnisse haben sich bis zur
iiiolKiiiimeilanischen Eroberuntr kaum geändert und treten auch
im Avesta hervor. Dasselbe kennt z. H. eine Stufenfoljife von
vier Herren : den Herrn des Hauf^es (nnmna), des Gaues (vis),
des Geschlechtes (znhtu), schliesslich den der Provinz (dahju)
Die einzelnen Völlcerschaften mögen wenigstens in der Regel
ein Ganses gebildet haben; ob steh je sei es voröbergehend,
sei es auf längere Zeit grossere Staaten gebildet haben, dar-
über fehlt uns jede Kunde. Zwar erzfthH die iranische Sage
von einem grossen Reich, das in O.-liran bestanden, dessen
i^Ierr!^clu'r ^.'etrcn die Tnranier Jahrhunderte lan^^ gekämpft
und gewalti^re Siep^e erfochten hätten. Als Mittelpunkt dieses
Reichs erscheint Baktrien , unter seinem Könige Vidtäspa
(Hystaspes) soll Zoroaster die Lehren des Aboramazda ver-
kündet hal)en. Indessen diese Könige sind rein mythische
Figuren, die Kftmpfe gegen die Turanier sind aus den Mythen
▼on dem Rarnpf der Lichtgötter gegen die Dfimonen ent-
standen und historisch ist ati ihnen weiter nichts, als dass
Ostirnn die Heimath der iranischen Sap^e und Mythologie ist,
dass auch die Ormuzdreligion sich von hier aus verbreitet
hat. Historische Erinnerungen mögen ja einzelnen Zügen der
Heldensage zu Grunde liegen, wie denn die Umwandlung der
Götter und Dfimonen in Iranier und Turanier für die Lebens-
verbftitnisse Ostirans tiezeichnend ist (§, 425). Aber um Ge»
naueres zu erkennen, fehlen uns alle Mittel, und die Aus-
malung der Verhältnisse ist ohne Zweifel ganz unhisloriseh.
üeber die Stammesverh^ltnisse vgl. Spiegel, TVber die eran. Stamtn-
verrassnner, Abb. Bnir. Ak. VII, 8, 673. Was Ktesias von einem alten
hak Irischen , von Ninos »;roberten Reicbe ery.lblte (Diod. il, 5 IT.; «-ein
Könitz Zorri t^tr r Jnslni 1, 1. Job. Antiocti. fr. 3 Müller), ist lediglich
ConstnicUon auf Grund der Angaben der persischen (iranischen) Sage.
*) Ueber ihnen steht als fflnller der Zaratbuätra, d. i. der Ober-
t)rie»ter. Di» Stelle (Jaeoa 19, 50) ist sicher tMSBDidiecli ($. 418).
Hey er. OeMkkkle äm Alterünaie. I. 84
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530
Sechstes Baeb, swelter Abaebnitt»
Usber König Visiaspa vgl. Sphgil, Histor. Ztsebr. 44, 1 ff. Seine Gleich-
setsang mit Hystaspes, dem Vater des Darius bei Ammian XXlll, ^ 82
(vgl. Agatb. H, 24} bat ebenso wenig Werlb, wie dass Alexander Polyh.
den Zornaster tum ersten Könige der medisehen (elamitischen) Dynastie
roacbte (§. 185).
Die Ahuramazdareligion.
§. 431). Während uns die umfangreichen üeberresle der
altindi^clu n Litoratur erfiiü^lichen, wenigstens dio flauplphasen
der Entwickelung, welche von der altarischen Religion zur
Brahmalehre geführt hat, deutlich zu erkennen, ist uns in
Iran das Gleiche versagt. Es müssen zahlreiche Stufen über-
schritten, zahlreiche Kfimpfe durchgemacht sein, bis aus der
arischen Religion die Mazdareligion wurde, wie sie Darius
verkündet. Aber wie, wann, wo diese Entwickelung sich
abgespielt hat, wissen wir nicht. Nur dass das östliche Iran,
speciell Baktrien und seine Nachbarschaft, der Hauptschau-
platz derselben war, kann als sicher betrachtet werden. Denn
hier ist die iranische Sage localtsirt, hier wird die Mazdalehiv
von Zuroasler verkündet, liier hat die Göttin Anahila ihn"
Ileinialh (§. 450). Der Gegensatz der sessliaften und der
nomadischen Bevölkerung tritt in der Religion überall hervor,
manche der von ihr vorgeschriebenen Bräuche, wie die Aus-
setzung der Leichen, sind nur im nordwestlichen Iran heimisch.
Von hier aus mnss srch mithin die Religion nach dem übrigen
Iran vorbreitet baben. Wie weit aber die anderen Land-
schaften l>ei der Entwickelung belheiligl f^ewesen sind, wie-
weit locale Unterschiede hervorgetreten sein mögen, darin ist
uns jeder Kinblick versagt.
Dakme^tktkk i/. iidavpsta I, p. XLVII IT., Ltudes iran. I, 10 ff.) urnl
Spifch , '/DM. XXXV, 029 IT., ebenso i-k Harlf.z helrarhien Medien als?
Heimalli der avealischen Kelii^'ion, ueil die Magier liiiT 1 1 ei misch siml
[der urr^prünglictie, in den heilit'en Schrifleii allein gebrauchte Name
der Priester ist aber nicht iMa^fier, sondern älbravan; im übrigen vgl.
f. 449 1 und weil die parsische Tradition t^agbac oder Atropatene tl*
Heimalh Zoroaslt»r's t>ezeichnet. Letzteres beruht indessen lediglicli
den Institutionen der Sassanidenzeit. Die Anspielungen des AvesU atri
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Die iianisebe Retigion. Die Priester.
581
derartige Anschauungen sind nur weitere Bewtise für seinen -päten Ur-
sprung, ebenso z. B. die Localisirung des Azhi DaliAka in Bawri (JasL
^ 89), wenn dies Babel ist. Eine sicher in Ostiran geschriebene Stelle ist
wohl Jast 10, 14. — Nach der gmvrihnlichen Anschauung würde die Mazdu-
ff^ligion auf ein»T durch den FrojjlH ten Zoroasler herbeigeführten r»'li-
yiöst'ii Bcvoluliuii lierulicn, durch welche dii' allen arischen fi"'[ter in die
Hölle gostos>* u und die leine Lehre verkündet worden wäre. I>a>=! die^e
Ansicht lul.-cli ist, hat Darmesteter, Orm. et Ahr. 261 IT., vgl. Zeudav.
1, LXXVI iT. üheuuugend nachgewiesen und die Continuilät der Eul-
wickelung hervorgehoben. Allerdings ist dieselbe nicht anders zu ver-
stehen» als man aucli von einer Gontinuitftt der Entwickelung von der alt-
hebraeisehen Religion bis zum Gesetze reden kann; religiflse Beweguni^en
und Refornien mflsaen, ebenso wie in Indien oder bei den Hebraeern,
nUilreleh stattgefunden hat»en, vgl, % 448 und Ober Zoroaster §, 446* —
Die Ansicht von Hauo, dara Zoroaster*« Auflrelen namentlich durch die
EinfQbrong des Somacults herbeigefQhrt sei und seinerseits wieder die
Trennung der Inder von den Iruniern herbeigeführt habe (Die G&lb&V lU
Esssys 286 ff.), wird jetzt wphl keine Vertreter mehr linden.
§. 440. Die Entwickelung der iranischen Keligion hat
sich wie die der indischen in den Kreisen der Priester voll-
zogen und ist diesen in erster Linie zu gute gekommen. Bei
beiden hat sich der Priesterstand vollkommen abgeschlossen
und ist zu emer erblichen Kaste geworden, in die kein Fremder
Aufnahme finden kann; bei beiden nimmt er für sich die
tTste Stelle in Anspruch, wenn auch du- iianischen Atliravans
niemals soweit gegangen sind wie die Brahmanen, die sich
zu einer übermenschlichen Rasse geniaciit haben. In Indien
wie in Iran monopolisiren die Priester den Cullus vollkommen:
sie allein können die Opfer vollziehen (Her. I, 132). Weiter
aber ist die Entwickelung In Iran nicht gegangen: staatliehe
Macht haben die Priester nie in Anspruch genommen oder
nehmen können. Erst unter den Sassaniden finden wir eine
selbstänili^' ür;/aiii^irte, vom Staate anerkannte und geschüixte
Kirche, deren — uns nur fragmentarisch erhaltenes — Gesetz-
buch eben das Avesla ist.
§. 441. Während In Indien die Religionsentwickelung
durchaus speculntiv ist, ist sie in Iran auf das praktische
Leben gerichtet. Dort steht die transcendente Kraft des Opfers,
(
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Sechstes Buch, tweiter Abschnitt.
der Gebete t der Bussubung, hier der im Leben sich betbati-
gende Gegensatz der lichten heilbringenden und der finsteren
verderblichen Machte im Mittelpunkt der Anschauungen. In
Tran hat der arische Himmelsgott (Zso*;, von Herodot I, 131
selbst als »der ganze Umkreis des Himmels« erklärt), der
»[Jerrc (Ahura), der in Indien aus seiner Herrscherstellung
verdrängt wurde, dieselbe behauptet und erweitert. Als Licht-
gott ist er der Gott der Wahrheit und Reinheit; er ist der
Scliöpfrr und Ki haller der Welt, »ilcr grösste der Gölh r, der
diese Lrde, jenen Himmel, den Menschen gemacht hat, der
dem Menschen Gnade (pers. sij;"iti, as?. dunqu) ge\vrdirle<
(Darius und Xerxes); er ist der »Weise« (Mazda) der Schöpfer
der Weltordnung (aäa, §. 433), der »heilige (?) Geist« (spenU
manju), von dem alle Segnungen der Schöpfung herrühren.
Er ist der InbegritT aller Macht , Einsicht und Majestät.
Neben ihm stehen, wie neben Varuna die Aditja's (§. 420),
eine Reihe von Genien, welche die einzelnen Seiten der-
selben verkörpern und mit Ahuramazda zusammen die
Siebenzahl der Amesa spenta (»Unsterbliche Heilige«) aus*
machen. Zum Theil sind dieselben alte, schon in die arische
Zeil liinauireiclioiule Abslractionen, wie Asn, das Welt^'oselz.
da? in den Zendtexten (uamcnUich in den Gälha's) ofl al>
identisch mif Ahuramazda, ofl als gesondertes Wesen an-
gerufen wird ; Harvatat und Amertal&t, die »Gesundheit« und
»Unsterblichkeit«, die in Wasser und Pflanzen wirken; Ar*
mali (wahrsch. ved. Aramali, Göttin der Andacht) »die FrSm*
migkeit«, die auch als Krd^öttin nn.l Gomrdilin dos Aliura
erscheint. Daneben stehen neugesciiailene l^orrnen, Khsalhra
varja, der Genius der Herrschermacht, und Vohumano »der
gute Sinn« ('Qiiavd«), der erste unter den sechs. Daran
schliessen sich dann die übrigen Gottheiten des Lichtes und
der guten Schöpfung (§. 447).
Im allgenu'iiuMi s. Daumk^tktkh, Orniuzd et Alnirnan. l>ers., Hiur-
vatäl el Ameretüt {UM, de Tee. des hautes ätudes XXIÜ, 1875).
g. 442. Den guten Göttern gegenüber stehen die bSscn
Mächte, die Dämonen der Finsterniss, des Todes, der Un-
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Die gutea uud die böseu Mächte. Ahurainazda.
533
liuchlbaikeit, des- Truges, die stets bekätiipRen und unter-
liegenden, aber nie besiep'lcn. Sie werden von (U ii Iraniern
gewöhnlich unter dem Namen daivas (diw) zusanmii ngefasst.
Ursprunghch bezeichnet derselbe die Lichtgölter (§. 429); aber
diese Bedeutung Terlor sich in Iran, der Name wurde all-
mahlich auf die feindlichen Naturmächte übertragen. Ganz
ebenso ist in Indien, in spfttvedischer Zeit der Name Asura
eine Bezeichnung der bösen Dämonen geworden. Die Zahl
der feindlichen Wcpcn ist unendlich; pie manifesliren sich in
allein Uebel, in l)usem Geihier, in Leichen und Krankheiten,
wie umgekehrt andere Wesen, z. B. der Hund, sj^ociell den
guten Göttern heilig sind. An ihrer Spitze steht der böse Geist
Angramanjtt (Ahriman). Ob diese Gestalt (zuerst nachweisbar
In den Gätbfis Jasna 45, 2 und bei Theopomp fr. 71; in den
Inschriften der Achacmeniden wird er begreiflicherweise nie ge-
nannt) uralt ist oder erst der fortschreitenden Syslematisirung
ihren Ursprun^^ verdankt, wissen wir nicht. Die luyliioloi^ischcn
Züi^c, welche ihn cliarakterisircn, cnlslarnnien dem alten ari-
sclien Götterfeind, dem Gewitterdämon, der bösen Schlange. Im
übrigen ist er in jeder Beziehung das Gegen bild des Ahura-
mazda. £r thront im fernen Norden, in der Finsterniss, er
Ist unwissend, kraftlos und ohnmftclitig trotz seiner immer
wiederholten Angriffe auf die gute Schöpfung, er ist die Un-
reinheit und die Lüge. Umgeben ist er von einer Schaar
hö<ov Dänionen , die von der sf)äterun Theologie >:enaii dem
Scheuia der guten Geisler eni>j.)rechend classiticirt werden.
§. 443. Seine Formen entlehnt der Gegensatz und der
Kampf der beiden Mächte den alten arischen Anschauungen
Tom Gewittermythus. In vielen Zügen haben sich dieseltien
noch klar erhalten : Ahuramazda ist von festem und schönem
Körper, denn or ist das Himmelsgewölbe, die Sonne ist sein
Auge, die (Himmels-)wasser sind seine Gemahlinnen, das
Feuer (der »S|»ro>s der Wa-ser^^ g. 181) ist sein Sühn. Das
Feuer ist zuj^dcidi die Ilanplwatlo ge^MMi die Dämonen, das
Symbol der lleinheit , des Gedeihens, des Lebens. Die Aus-
malungen des Kampfes der beiden Mächte sind voll von
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534
Sechstes Baeb, zweiter Abschnitt.
Zagen des Gewittermyikas. Aber der Hauptsache nach sind
dies für die spätere Anschauung nur Formen, welche zum
Theil völlig unverstanden lediglich durch die geheiligte Tra-
dition erhalten blieben. Der alle Gegensatz hat sich auf ein
j^eistiges, voi' allem aul das eüiische Gebiet verschoben. Aiiiira-
mazda und Angramanju sind WaluhciL und Lnge, Ordnung
und Zerstörung, Lebenskraft und Todesschiafifheit. Almra-
inazda ist in erster Linie ein Gott der Galtur; er hat das
Uind bestimmt, dem Menschen zu dienen (vgl. Jasna 29,
Roth, ZDM. XXV, 5 ff.) und segnet den, der es gerecht bc»
handelt, er freut sich am Ackerbau, an der Urbarmachung
Inueli daliegenden l^andes. Die Verehrer Ahuramazda's sind
die sei^^^liaflen Ackerbauer und Vielizüchter, seine Gepnei , die
Geschö|)te und Diener der Daivas, sind die NniuadiMi, welrlie
die Dörfer überfallen, das Vieh stelilen, Menschen rauben und
durch die weite Wusle in das Elend der. Siilaverci schleppen.
Alles Leben kommt von Ahuramazda; er gebietet den Men-
schen sich zu mehren, denn dadurch wird ja sein Reich
erweitert. »Die Perser ehren den am höchsten, der am
meisten Kinder hat, sie feiern ihren Geburtstag? als den höch-
Men Fo-ttnj?« berichtet Hemdot (I, 180. 133). Ahuramazda
Schirmt die Könige, er verleiht ihnen Herrsetmft und >hijestät;
er vernichtet die Feinde seiner Verehrer, denn sie sind ja
Diener und Werkzeuge der Dämonen.
Der Gegenaats iwiselien Haida- und Daivaverebrarn scheint nur
auch in den 6&thäs weder ein CSegensats der NationalitAt, noeb der Re*
lii^ion SU sein, sondern er beriebt sich wesentlich auf das Verhalten des
Etntelnen; gans ftbniiches findet sieb auch im Veda. Eine Hau|»trone
spielt dabei aber der sociale Cegensats der sesshaflen und der nomadl-
f>chen, räuberischen Bevölkerung. Vgl. aucli flas Glaubensbefcenntniss
Jasna 12 (13), nainenilich in der Ton SpflWIiU DB Harle?., Haog (Essays 173)
sl.irk .iiiweiclierulen Uebersetzung von Gei.dxeb, Studien I, 132, deren
Ricbtii^keil ich iiatnrii Ii tiirlil beurtbeilen kann, im Uebrigen «.nament-
lich (lEiosB» Osliraniäche CuUur.
§. 444. In dem Kampfe der beiden Princlpien hat
<lor einzelne Mensch Stellung zu nehmen. Auch hier ist zu-
li iclist die allarische Anschauung beibehalten und fortgebildet,
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Slellong des Menaehen im Ktmpfi» dar Mftclite.
535
das,« Opferspenden und Gebete die Kraft der Gottheit mehren.
Die Fonnel ist nfichst der Flamme das wichtigste Kampfmittel
gegen die D&monen; nach einer ihrem Kern nach jedenfalls
in alte Zeiten hinaufreichenden Tradition hat Ahuramazda
zu Anfang den Angramanju besitgl» iudcrn er die heilis/ste
aller Oehetsformeln — das tms völlig unvcrsiitiidliche Ahu-
navarja — recitirte. Beide Müclito streben daiiacli, ihr Heich
7.U erweitem, und indem der Mensch die Gebote des einen
oder des anderen befolgt, Gutes oder Böses ^ d. h. ur-
sprGngHch formell Richtiges oder Unrichtiges (g. 483)
begebt, vergrössert er ihre Macht und stärkt sie zum Kampf.
Durch Sprechen der Gebete, durch Ausübung der heiligen
Handlungen vernichtet der Mensch zahllose Dämonen, wie er
ebenso durch Bo^ohon verbotener llandkingen das Hoioli der
bösen Geister vemiehrt. Vor allem wird von den Froiiunen
die äussere Reinheit verlangt. Die Macht Ahriman's zeigt
sich namentlieh in Krankheit und Tod. Die Berührung mit
einer Leiche befleckt daher und erfordert sorgfältige Reinigung,
und »wer von Aussatz befallen ist, wird von allem Verkehr
abgesperrt, denn man meint, er habe gegen die Sonne ge-
sündigt. Fremde, die mi^pfitzig sind, werden aus dem Lande
verjagt, und aus gleicluMn Grunde ancli die weissen Tauben«
(Her. I, 138). In diesen Dnigen ginj,n*n die PHpster weiter
als die übrigen Glaubigen. Sie tödteten z. B. nach Kräften
atirimanisches Gethier wie Würmer und Schlangen, um so
dem Reiche des Bösen Abbruch zu thuu. Die barbarische
Sitte der ostiranischen Stämme, die Leichen Geiern und
Hunden zum Prass zu überlassen (Chrysippos bei Gic. Tose.
I, 108, Justin 41, 3 von den Ilyrkancrn und Parthern) —
iü Baktrien üborliess man soprat St hworkranke und Greise
noch lebend den Todtenhundon (Onesikritos bei Strabo XI,
II, 3), ein Brauch, der unter den Sassaniden allgemein ge-
worden ist (Agathias 11, 23) — ist von ihnen beibehalten,
und wird damit motiTirt, dass die Heiligkeit der Erde oder
des Feuers nicht durch die unreine Leiche befleckt werden
dürfe. In sassanidischer Zeit sind diese Br&uche bindende
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53Ü
SecliilM Bach, itreiter Abschnitt
Vorschriften für alle Gläubii^'en ^'o worden. Im übrigen wid
die peinliche, casuislische Ausf^ildung des Reinheitsrituals, wie
sie in) Veudidad vorliegt, erst einer späleren Zeit angehurcu.
UfUer die Formen der Todteril»estttlluiig in Iiuu § 434. L'eber
die Bräuche der Magier: Her. I, 140 (vgl. Plul. de Is. 46). Wenn Herodol
weiter beriehlet, es urerde erzäl U u>{ ou c^oTspov ddictttou oAphqütfdm
h vixu; npVv Av 6«' l^fhiz ^ xov6( iXml^vat, so verwechselt er die auf
altariscben Ansebauungen beruhende Sitte, daas ein »vierftugiger« Hund
den Leichnam anblicken muss, um den DAmon aus ihm tu Tertreihen,
mit dem Brauch der Magier.
§. 445, Indessen bei dieser äusserlichen ÄufTassiuig
blieben die Iranier keineswegs stehen. Wie Ahuramazda ein
Gott der CuUur ist, so ist jeder, der das Feld bestellt, da^
Vieh pflegt, den Ilaumatraiik bereitet (§. 427), Kinder zeugt
und den Krankheiten wehrt, ein Mehrer seines Reiches. Das
erste und höchste Gebot des Gottes aber ist, die Wahrheit su
üben und die Luge zu meiden (Beb. IV, 14, Her« I, 136. 138).
Die Lüge (pers. drauga, Zend drudsch) ist das eigcntüfbe
Lebenselement der Dämonen und geradezu ein Ei|?eiiiuune
für sie geworden. Wenn so die eliusclie Auflassung der
Religion durchaus im Vordergrund steht, so wendet sie
sich zugleich in noch ganz anderer Welse als die arische
an das einzelne Individuum. Wohl verehrt das ganze Volk
den Ahuramazda und seinen Götterkreis, aber lediglich von
dem Verhalten des einzelnen Uii\:^[ es ab, ob er wirklich ein
Mazdajasnier (Mazda Verehrer) oder eia Daivajasna, ein Diener
der bösen Mächte ist. Durch jede Handlung mehrt er das
Reich des einen oder des anderen und gewinnt, wenn er der
guten Sache dient, die Segnungen, welche die Götter verleihen:
Wohlstand, namentlich an Vieh, Nachkommenschaft, Kraft,
Sieg Ki-'e^n die Feinde, Unstcrbliehked und ein glückliches Let)en
im Jenseits. Denn auch hier sind die arisclun Vorshllungen
weiter ausgebildet. Nach dem Tode erwartet den Menschen
das Gericht an der Brücke Tdinvat; je nach seinem Verhalteo
bestimmt sich sein Schicksal. Die Bösen fallen den Lügen-
geistem anheim, die Guten erhallen Unsterblichkeit und die
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GallureleiDenie der Masdaraligion.
537
Freuden des Paradieses; auch einen Miltelzustand für die-
jenigen, bei denen gute und bOse Werke sich das Gleichgewicht
halten, kennen schon die Gäthfts (Bartholomab, ZDM. XXXV,
157, Roth ib. XXXVH, 223). Auch die alte Vorstellung Yoa der
segen bringenden Macht der »Vftterc hat sich weiter entwtckdt
Nach iranischer Lehre hat sich in jedem Monsclien ein gei-
stigeres Wesen, ein Genius (Fravasi, Fravardin, Ferver), ge-
wissennassen ein geistiges Abbild des irdischen Mensciien,
inoorporirt, das lange vor ihm existirte und mit dem Tode
ihn wieder wlässt. Die FravaSrs der Guten gehen ein in
das Reich des Ahuramazda, um die Bösen zu bekämpfen, ja
sie sind eine Hauptstütze seiner Macht. Sie senden den Nach-
kommen Wohlfahrt und Gedeihen, und es ist die Pflicht des
Frommen, alle Fravasis, besonders aber die der allen ücroeu,
mit Opfer und Gebet zu ehren.
Zu den reHgiös-inotaliscIieii ÄnschauUDgen der G4ih48 vgl. HObsgb«
mjlkn, Daa 30. Cap. des Ja^na p. 3 IT.
g. 446. Ob man schon in alter. Zeit sich bemüht hat,
den Ursprung der beiden sich bekämpfenden Mächte kosmo-
logisch oder speculaliv zu lösen, die Thatsache der nicht zu
vernichtenden Macht des Bösen mit dem Glauben an den
guten GoU, der die Welt gebildet hat und erhält, zu ver-
einigen, wissen wir nicht. Nach der Anschauung der Gathas
(30, 3 ff.) scheint durch den Zusanimenstoss der beiden
Mächte die Welt entstanden zu sein. Seitdem besieht der
immerwährende Kampf; am Schluss der Weilentwickelung wird
das gute Princip den Sieg davontragen, die Vergeltung und
eine vollkommene Weltordnung (vgl Theopomp bei Plutl de
Is. 47) eintreten. Dass aber Ahuramazda den Sieg behält,
duss sein Gesetz den Menschen gilt und diese den bösen
Machten nicht unterliegen können, ist das Werk der Ollen-
barung. Ahurama/.da hat seinen Willen und vor allem die
heiligen Formeln und Riten, welche die Dämonen bezwingen,
dem Zarathustra, dem Sohne des Porusaspa, offenbart, dieser
hat sie den Menschen verkündet Mit Recht hat Darmestbtbb
hervorgehoben, dass die Sage von demselben rein mythisch
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538
Sechstes Buch, zweiter Abscbniit.
ist. Seine Gestalt trägt alle Züge eine? Gewiltergottcs , der
mit seiner Stimme die Danionen zurücksehleckt und gewaltige
Felsblöeko auf ?io schleudert. Auf der anderen Seile ist die
nlte arische Vorstellung von der Macht des Ritus und des
Gebetes auch hier weiter ausgebildet. Das »heilige Worte
(manthra spenta), das »Gesetze (daina), welches Ahuramazda
dem Züioasler oflenbart und dieser dorn Menschen verkündet
— bei<le werden begreitiicher Weise auch als pöftliche Wesen
personificirt — ist das Mittel, durch das die Dämonen besiegt
werden und dem Ahura der Sieg gewonnen wird. Für die
Menschen aber ist Zoroaster vor allem der Lehrer, durch den
die Ordnung, welche Ahnramazda geschaffen hat, in die Welt
eingeführt wird (vgl. /,. H. Jasna 21>), der Gesetzgeber, durch
den die Mazdaverehrung begründet wird.
Die Hezeichnuiig der parsi^chea Kehgion als Duali^nios ist schief;
iingefAhr rnit df inselben Rechte kann inati das Christenthuin so nennen.
Höchstens die spätere parsische Philosophie und Mythologie ist (theil-
u'eise) dualistisch, aber nicht die Religion. — Dass die Griechen den
Z(»roast*»r durchweg als hi-ätorisrhe Persönlichkeil betrachten und in
uralte Zeil — 5000 Jalire vor »lern troischen Krieg nach Hermippos —
versetzten, hat g^ar keinen gesciüchllichen Werth.
§. 447. Die »übrigen Götter, welche es gibtc (Beh. IV, 12. IS)
treten gegen Ahuramazda vollkommen zurück. Der Gläubige
verehrt Sonne nnd Mond, Erde und Luft (av^^ot), Wasser
und Feuer (Her. I, 131) als sef^ensreiche Schöpfungen des
<^uten Gottes und sorgt für ihie Reinhaltung. Er preist die
Maclit des Hauma, des Lichtvolles Mithra (s. §. 450) und
manclier anderer Gottheiten. Sie alle haben in der Well-
ordnung und Entwickelung ihre bestimmte Stelle, manche
Mythen werden von ihrer Macht und ihren Thaten eriählt.
Aber alle sind dem gro^sen Schöpfer vollständig untergeordnet
oiiil hüben für tlen Glauben mir Bedeutung als Manifestationen
und Formen der guten Macht, wie die Amesa spenta; nur
ganz nebenbei deuten Dariua und Xerxes an, dass sie über-
haupt neben Ahuramazda existiren. Die alten physischen
Mythen und Gharakterzüge der Götter des mazdajasnischen
Systems erhalten sich zwar noch in einer Reihe von An-
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Zaralhuttra. Die übrigen Gölter.
539
scliauuiijiMi und Erzählungen (§. 448), aber im all-ciueinen
sind sie verblassi. Aus dem arischen »Yrtralödler« i$t ein
(Genius des Silges Verlhraghna ^^eworden. Jamaf der erste
Mensch und Künig der Todten ist als Jima der älteste Herr«
scher» der Begründer der CuUur, unter dem paradiesische
Zustände herrschten, der jetzt im unzugängliche!) Yara die
Samen der lebenden Wesen verwahrt, damit sie bei der be-
vorstehenden W l ilk^itasti üplK' gerettet werden können. Die
(Deisler des Gewitterkampfes sind Herrseher und Heroen der
Urzeit wie Azhi Dahiika (die GewiUerschlange), der als Tyrann
die Welt beherrscht, bis er von Thraitauna (§. 480) und
Kawi dem Schmied gestürzt und gefesselt wird* Dann folgen
die grossen Heldenkdnige Kava Us und Kava Husraya mit
ihren Genossen und ihr Gegner, der »Turanier Frangrasjan«,
Wie die Gesänge und Erzählungen der alten Iranier von diesen
Helden beschaffen waren, wissen wir nicht; jedenfalls aber
habfn wir sie uns dvm Firdusi ähnlicher zu denken als
dem A Vesta. — Am Alj^chlus? der Heroenzeil steht natur-
i!cmäss die Offenbarung,' des Gesct/os durch Zarathustra unter
König Vislaspa, mit der die jetzt bestehende Ordnung der
Dinge, das jetzige Menschengeschlecht beginnt Wie alt die
genaue Ordnung der Sagengeschichte Ist, wissen wir nicht;
das Avesta setzt sie als bekannt voraus.
i)ie Ölerne sclieiiien erst spät, durch baiiyloni^clieii Eintlusä, eine
Holle im parsiscben Götlersystem erhalten ta haben. Dass die Sagen-
geschiehte bereita in sehr alter Zeit im wesentlichen zum Abechlass ge-
kommen ist, gebt daraus hervor, dass bekanntlich die Acbaemeniden-
und Arsakidenieit in der späteren persischen Tradition gar keine Rolle
spielt, sondern die historitcfaen Erinnerongen ans der Sassanidenxeit so
gut wie Qn?ermittelt an die Sagenzeit angeschlossen werden. — Natdritch
sind die alten Heroen, obwohl sie vor Zoroaster leben, doch Mazdajasnier
und Vorkfiinpfer der guten Sache. Eh(>n?o sind die Patriarchen Israels
fromme Jabweverebrer lange vor der Gesetzgebung llose*s.
Die Verbreitung der Religion nnd die Gottheiten dos Volksglaubono.
§. 448. Sülclier Gestalt ungefähr mag die Lehre vom
»rechten Pfade« (Grabinschrift des Darius, vgl. z. B. Jasna 59)
i
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540
Sechstes Buch, zweiler AbschnilL
gewesen sein, in der Darius aufgezogen wurde, zu tlor er als
König in seinen Inschriften sich bekennt. Dass dieselbe nidit
das Werk eines Einzelnen- oder einer Generation gewesen sem
kann, ist klar. Ebenso wenig aber ist sie das Ergebniss einer
unbewusst sicli vollziehenden Enlwickelung; die Wirkung ge-
slaltender und beslimineiider Persünliclikeiten liegt hier ebenso
deutlich vor wie in der prophetischen Religion oder in der
Brahmalehre. Wer die Männer gewesen sind, die i\us dm
alten arischen Götterglauben die reine Mazdareligion heraus
entwickelt haben, wissen wir nicht. Unmöglich ist es keines-
wegs, dass einer von ihnen Zaralhustra, der Sohn des ForuSaspa
gewesen ist; aber als hi^lunsche Pcrsünliclikeiten sind sie für
uns verschollen. Vielleicht sind Ueberreste der Lieder, in
denen sie ihre Lehren verkündeten und entwickelten, uns
noch in dem ältesten und heiligsten Bestandthcile des Avcsta,
den G&thfts, erhalten.
§. 449. Die Mazdareligion tragt keinen ausgesproeheJi
nationalen Charakter in dem Sinne wie die jahwistische oder
auch die brahmanische. Zwar ist Ahuramazda, wie es in der
susischen Uebersetzung der Dariusinschriften heisst, »der Gott
der Arierc und verleiht den Seinen den Sieg, aber er ist
keineswegs ein specifisch nationaler (lotl : ihm gegenüber strht
nicht, wie bei den Semiten, der Stamm oder das Volk, .-uii-
dern der einzelne Mensch. Nichts hindert daher, dass auch
nichtarische Männer, Geschlechter, Völkerschaften sich zur
wahren Lehre bekehren. Schon in den Gäthäs finden wir
einen Turanier FVjäna , der mit seiner Sippe dieselbe ange-
nommen hat und Jast 13, 113. 123. 143 werden die Fi a-
vasi's von Frommen aus den turanischen, daiiischen, sarimi-
schen und sänischen Gauen (die letzleren sind unbekannt)
gepriesen. Vor allem aber ist die zarathustrische Lehre bei
allen iranischen Völkern verbreitet. Die Träger und Apostel
') Jasna 40, 12 nach Gkigkr, Ostir. Cult. p. 194. Hanz anders und
zwar alle auf da« stärkste von oinaiider abweichend übersetzen Jjpiegfx,
Hal'g, JiHTi s. V. türa, de Harlez die Stelle.
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Verbreltanir der Religion. Die Magier. 541
derselben sind natürlich die Priester. In Medien finden wir
einen eigenen Priesterstand» der den übrigen Stämmen als
letzter beigeordnet ist (Her. I, 101), ftlmlich wie bei den He-
braeern der Priesterstand in den Stamm Lewi umgewandelt
wurde. Sie führen iiier den N.unon Magier (pers. mnjrn),
Uessen Ilerkunfl und Hedcntung unl)cknnnt ist. Den-f tl)« n
Namen trägt die Priesterschatl aucli in Persien, und es i<i
möglich, obwohl nicht zu erweisen, dass die Religion und die
Priesterschaft von Medien aus nacli Persien gekommen ist.
In der Achaemenidenzeit verbreUet sich die Religion, in der
Umgestaltung, die sie damals erfaliren bat und die wir kurz
als Mithrarelfgion bezeichnen können, dber die Grenzen Irans
hinaus, zunächst iiacli Armenien urnl Koppadokien. In der
hellenistischen Zeit, nanitiillicli aber in der Kaiserzeit gewinnt
sie dann, vielfach verändert und mit fremden Elementen ge-
mischt, Anhänger im ganzen Bereich des römischen Reichs.
Es ist bekannt, wie die Mithrareiigion sehr ernstlich in den
Wettkampf um die erledigte Stelle der Olympler hat eintreten
können.
Die Anii.'ilinio Dabmestetfr's, dass dio Magier ursprrmu'licli ein
medischer Stamm seien, ist dutch iii<'lits Ix ij^rüridet ; sie stehen neben
den localeii Slämiiien wie die Kinder Lewi iiei>en Juda und Ephraim.
Daas Gyros di« Magier zuerst eingesetzt tiabe (Xen. Cyrop. VIII, 1, 23),
ist Erfindung Xenophon's. üeber die (laYOfovta s. §. 511.
§. 450. Es liegt auf der Hand, dass die Mazdareligion
keine Volksreltgion ist. Ihr höchster Gott ist wesentlich eine
Abstraction, seine Gebote sind ethischer Nator, und so sehr
diese Anschauungen auch den gebildeteren und edleren Gei-
stern zusagen mochten, die Masse bedurRe concrelerer, realerer
Verehrunp^swoson unil GuKusformen. Die im System in den
Hintergrund getlrüngten altnrischen Gottlieiten wenien für sie
immer die wichtigsten, am meisten verehrten geblieben sein,
wie z. B. der HaumacuU vermuihlich immer eine grosse BoUe
gespielt haben wird. Am bedeutendsten tritt Mithra hervor,
der alte Genosse des Ahuramazda (§. 429). För die reine
Lehre ist er der Ltchlgolt, und als solcher vor allen anderen .
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542
Sechste« Buch» swelter Absehnitt
ein Gott der Reinheit und Wahrheit; der Masse ist er völlig
znm Sonnengott geworden und ist der eigentlich thätige, alles
durchdringende, siegreiche Weltenherrscher, gegen den Ähuia-
mazda völlig in den Hintergrund tritt. Neben ihm wird vor
allen» die Güttin Ardvisüra oder Anähita ('Ava-t'.c: die ßc-
deulung der Niuiien ist UTisichcr) eiliig vereliil. Sie i>t die
Gültin der Quellen und d« r Fruchtbarkeit; speciell aber ist
sie ein wasserreicher majestätischer Strom, mit tausend Armen
und Ganälen, so gross wie aUe irdischen Gew&sser zusammen,
>der gewaltig dahin strömt vom Berge Hukaija zum See
Vorulca&L€. Danach kann es in der That kaum zweifelhaft
sein, dass Analtis zunftchst die Göttin des Oxusstromes Ist.
Natüriicli spielen zugleich mytliische Anschauunfren hinein:
der See Voi uka^^ji Ul der IJiiiimel<?ocean, der Urquell und di^^
Heimatli aller Uewässer; das hindert aber niclit, dass real«;
Verhältnisse zu Grunde Hefren. Je mehr sich freilich Anaitis
aus ilu'er Heimath entfernt, desto mehr verliert sie ihren
ursprünglichen Charakter; die Westiranier wussten vom Oxus
nichts, ihnen ist sie die Göttin des Reichthums, der Frucht-
barkett, der Zeugung. Wir werden später sehen, wie sie unter
dem Kiuiluss babylonischer Gulte und Anschauungen völlig
umgebildet worden ist.
Anaitis Göttin des Oxus: QKLDiicn in Kuiiii*s Ztsehr. XXV, 378»
GEMERt Ostir. Gultur 45 IT« Her. I, 131 bat die Namen Hilhra und
Anfttiita verweehselt; der Saebe Dach [aber oleht dem Namen nach]
hat er Recht mit der Behauptung, daas der [spatere] Analtisealt l>aby-
lonischen Ursprungs ist. Sonst vg). Berossot fr. 16. dessen Angalre
durch die InscbriAen Artaxerxes' II. vollkommen hestfiligt ist. — Wikmscm*
Uksm, Die persische Anahita oder Anaiiis, Abh. bair. Ab. VIII. Der».,
Mithra, in Abh. fOr die Kunde des Morgenlandes 1.
§. 451. Zur Zeit des ersten Darius stellt die znrn-
thustrische Lehre noch hoch ül^er der Volksrclifrion. Aber
auf die Dauer vermag sie sich ihrem Einfluss nicht zu ent-
ziehen. Durch Artazerxes II. wird der Gult des Mithra und
der Anaitis ofßciell eingeführC, und es vollzieht sieh eine
* slarke Deteriorirung der Mazdareltgion. In Persien wie in
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Die Qoliheiton des Ydlksgtaiibens. 54^^
Ostiran (m den Reichen der indoskythlschen KOnige), m Ar-
menien wie in der parsischen Diaspora in der griechisclien
un(i römischen Welt ist der höchste abstracle Göll und der
reine, elhische Kern der Religion durch die Götter zweiten
Ranges und das magische Mysterien- und Formelwesen voll-
jLominen verdrangt. Als man dann, verninthlicii in der spä-
teren Arsalcidenzeit, in der £poebe der Heaction gegen den
Hellenismus, die alte Religion zu restauriren versuchte, da
gelang es nicht mehr, diese Auswüchse auszuscheiden. Mithra,
Anfthita, Hauroa u. s. w. bliehen mfiehtige, für den Menschen
äusserst wichtige Gottheiten, deren Maclit es Alinrama/.<la wie
die alten Heroen verdanken, dass sie Ahrinian Widerstand leisten,
und ihre Heldenthaten vollbringen können. Aber sie werden
wenigstens, den Anschauungen der alten Lehre folgend, zu
Geschöpfen des Ahuramazda gemacht und so die Einheit des
Systems gerettet. Auf diesem Standpunkt steht das Avesta.
Die geistigen Strömungen der Folgezeit, der Einfluss der
Philosophie und des Christenthums, vor allem aher die strenge,
vom Staate erzwungene Durchführung des peinlich genauen
Rituals, welches das Avcsta vorschreibt, haben dann bewirkt,
dass die Gutier des Volks^^laulH'ns iillmäiilieb veiblnssten und
dass der Parsismus schliesslich dem Kern nach ein Mono-
theismus im polytheistischen Gewände geworden ist.
in. Die Invasionen der Nordvölker und die
letzten Zeiten der assyrischen Herrschaft.
Die Kimmerfer in Kleinaslen.
GfiLZBR, Das Zeitalter des Gyge»» in Rbeio. Mas. XXX. XXXV.
§. 452. Mächtiger wie je Äuvor stand um 660 Chr. das
Atsyrerreicli da. In Babel i^ebot ein Bruder des Königs, in
Aegypten war die Schaar der kleinen Fürsten U*ü>ulpflichtig;
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544
Sechstes Bocb, driUtr AiMchDittw
Syrien, Mesopotamien ^ die östlichen Qebirgsiande, dazu die
Orenzgeblete AnnenieDs und Kleinasiens waren dem Reich
anmiltelbar einverleibt. Eine gefährliche Erbebung schien
nirgends zu befürchten. Wenige Decennien spftter war der
stolze Bau vom Erdboden verschwunden. Zu seinem Sturze
liabon zwar auch die besiegten Nationen wenigstens zum Theil
beigetrajren , nber der erste Anlass wie die enlscheidenden
Schläue sind von aus?^en durch grosse Völkerbewegungen her-
beigeführt worden. Die Wirkungen derselben treten uns überall
deutlich entgegen; ihr Gang im einzelnen ist fast vOilig ra
Dunkel gehüllt.
Der Änstoss zu der ersten grossen Wanderung ging yon
iten Nordlcusten des schwarzen Meeres aus. Es ist früher
schon erwähnt worden (ij. 124), da?s etwa im Laufe des
achten Jahrhunderts die skolot i^iiicn Skythen, einer der irani-
schen Nomadenstamaie, angebiieli selbst von den Massageten
- gcdrängti die Wolga und den Don überschritten und die Kim-
merier aus ihren Wohnsitzen verdrängt haben. Wie es scheint,
hat sich ein Rest der alten Bevölkerung in den Taurem auf
der Krim (dieser Name ist selbst aus dem der Kimmerier
entstanden) erhalten; aber die grosse Masse veriiess mit Weib
und Kind die Heiniath. Aller Wahrsclif inlichkeit naoli sind
über die Donau nach Thrakien ^^''/.o^en. Der thrakische
Stamm der Treren schloss sicli ihnen an, auch Edonen er-
scheinen in Verbindung mit ihnen; der Uebergang der Thyner
und Bitfayner über den Bosporos, ihre Ansiedelung im alten
Bebrykerland [bis zum Sangarius] wird mit ihren Zügen in
Verbindung gebracht.
Im allj^emeinen ?. AriKi,, Makpdnnion vor K('^rii^ Philipp S. 80, der
zuerst die Finwanderuiig drr Kinirnerier aii<; Thrakien behauptet hftt:
ferner m. üesch. v. Troas 73; Gelzkh, Rliein. M'i^^. XXX, 250 u. a. —
Schon Heroilot's Aiigaben sind durch Comhinat; i.» ]i - tnlhl, vor allem
diinh die pragmatische Verbindung des Kimmenereintails niil ilem der
Skythen (vgl. dazu Dlncker's Kritik, Geschichte d. A. II). Tradition
(4t)vi; 'EX).-rjvwv t« xal ^^dptuv Xt'fö^w; Xö(o;) ist nur, das5 die Kim-
men«' Ton den Skythen (Skototen) ans ihren Wohnsitzen verdrängt
worden: IV, 11. Dagegen fit es, wie e. 13 lehrt, Miglleh GombioeUoii
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Die Kinimerier io Kleinuien.
545
Herodot's, 1) dn^s die Kimmri i« r am Ostraiide des schwarzen Meeres
entlang nach Kloinasien fliehen [auch I, lOB]; 2) dass die Skythen die
Kiramerier verfolgen, und den Weg verfehlend nach Medien geratheo;
3) dass diese jionlischen Skythen identisch sind mit denen, die das obere
Asien l)eherrschten ; 4) dass Darins' Skythenzug lür diesen Einfall Rache zu
nehmen beabsichtigte [vgl. IV, Ij. Alle diese Annahmen sind falsch und
zu streichen. Die Angabe, da^s die Kimmerier von Osten nach Kiein-
Asien gekommen seien, widerspricht allem, was wir sonst über sie wissen. —
Schon bei HerodoL wird die Aniazonensage mit den Skythen in Verhin-
liung gebracht (IV, 110); die Späteren haben dann die Züge der Skythen,
Kimmerier und Amazonen vollends verschmolzen, s. Justin II, 3 f., Diod.
II, 44 ir. III, 54 f. u. a. Daher Euseb. a. Abr. 989 = 1078 v. Chr. 'A^a-
<6v«^ 'Aatqc iTrrjX^ov &p.a Ktp-jisptoit; [auch bei Orosius 1, 21, s. Gelzer,
Rhein. Mus. XXX, 260]. Dagegen war fOr die alezandrinischen Chrono-
graphen cler EinfUI der Kimmerier ein Epochenjahr (Scymn. peripl. 770. 951
Arrian. Biib. tt, 87), und zwar, da Istros nach Skymnos lur Zeit der
fQmmerier, nach Eusdbios OL 81* 1 gegrOndbt wurde, wahrscheinlich
die von Rordb, Rhein. Mus. XXXÜI, 200 ermittelte Epoche Ol. 80 > 4.
^7 V. Chr., d. i. nach der Rechnung des Chronographen das 7. lahr
dee Ardys. Beruht dies aber auf Ueberlieferung oder aufROckrechnung?
— Die Treten Thraker: Thok. II, 96. Strabo I, 8» 18. Steph. Byz.
Wanderang der Bithyner: Arrian fr« 37; anders Euseh. a. Abr. 1045*
§• 453. Etwa gegen 700 ?. Chr. sind die Kimmerier
zusammen mit den thrakischen Stämmen, die sich ihnen an-
schlössen, in Kleinasien eingebrochen und haben das Land
weit und breit verwüstet und ausgeplündert. Es war eine
Völkerwanderung wie die der Nordstämme, welclie im zwölften
Jahrhundert Syrien durchzogen, wie die der Galater, die im
dritten Jahrhundert bis nach Kleinasien vordrangen und hier
ganz fihnlich hausten wie die Kimmerier. Zweifellos smd die
einbrechenden Stfimme von Weib und Kind hegleitet gewesen
und haben alle ihre Habe mit sich geführt. lieber den Ver-
lauf der Invasion besitzen wir nur vereinzelte, chronologisch
nieist nicht bestimmbare Notizen. Aristoteles berichtete, dass
die Lelegerstadt Antandros (§. 252) am Südabhang des Ida
von Edonem und 100 Jahre lang von Kimmeriem besetzt
gewesen sei; ähnlich sollen m Abydos vor der Goloni-
sirung durch Milet Thraker gewohnt haben. Auch weiter
nach Osten sind sie gedrungen: Öinope wird als Haupisltz
Hey er, Geschichte d«« Altertbuma. I. 35
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546
Sechstes Buch, dritter Abschnitt,
der kimmerier bezeichnet; sie sollen hier den Fülirer der
milesischen Ansiedelung Abrondas (?) erschlagen haben* Als
sie in Phrygien einbrachen, so wird berichtet, gab sich der
letzte König Midas, der Sohn des Gk>rdias, den Tod, indem
er Slierblut trank; seitdem verschwindet das phrygisclie Reich
aus der Geschichte. Von hier aus werden sie dann zuerst
mit Ueu Assyrern in Berührung gekommen sein. König- Assar-
haddon hericlitct vor seinem kilikischen Feldzug (§. 389) von
einem feindlichen Zusammentreffen in der unt>elcannten Land-
schaft Chubudna mit »dem Teuäpd von Gimtr, einem Sab(?)-
manda (§. 463), dessen Wohnsilz fern istt. Dieser Kampf»
dessen Schauplatz nur in Kappadokieii gesucht werden kann,
muss eiwa um 075 v. Chr. augesetzt werden.
AnUndroa: ArUtoteles bei Stepb. Byz. s. v. b Plin. V, 128; Abjrdoi:
Slimbo XIII, 1, 22; Sinope, Herod. IV, 12, [Seymn.] peripl. 941. Midu*
Tod: Strabo I, $. 21; naeb Äfricaous bei Leo 6r«inm. in Gramer, Anecd.
Pnr. II, 264 um 676 r. Chr. , nach Euaebios etwa 20 Jabre fraher [die
Daten schwanken]. — As8arbaddon*8 Angabe: I R. 46, 6 ff. — Sonst
vgl. noch Stepb. Byz. s. v. £t>a9oi(. Arrlan. Bith fr. 48.
§. 454. Wie gegen Phrygien richteten sich die Zuge der
Kimmerier auch gegen Lydien. Hier war um dieselbe Zeit
der letzte Horalclide, Eandaules oder Sadyattes, einer Palast*
reTolution zum Opfer gefallen; sein Mörder Gyges, der Sohn
des Daskylos, aus dem angesehenen, schon seit Generationen
mit den llcrakliden zerfallenen Geschlechte der Merninaden»
hatte sich des Thrones bemächtigt und war von den Lydern
anerkannt worden, nachdem sich das delphische Orakel, dem
man die Entscheidung ük>erliess, zu seinen Gunsten ansge»
sprachen hatte. Der neue Herrscher scheint ein tüchtiger
Krieger gewesen zu sein. Nach einer Notiz war ihm jranz
Troa< unterlhilnig (Strabo XIH, I, 22); mithin muss ei auch
die teuthranische Küste besessen haben. Dass die karischen
Gaue, wenn nicht seinen Vorgängern, so doch ihm gehorchten»
scheint zweifellos. Auch die griechischen Kästenstädte bat er
angegriffen und Kolophon erobert. Um sich der Kimroefier
zu erwehren, huldigte er dem Assyrerkönige Assurbanipal.
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Kimmerier und Lyder. Gyges.
547
Dieser berichtet, dass Gyges (assyr. Gugu) in Folge dessen
einen grossen Sieg über die Kimmerier erfochten und zwei
ihrer Häuptlinge gefangen nach Ninive gescliickt habe (nach
662 V. Chr.).
üeb«r den Slun der Heral^Udefi liegen uns twei giiecbfeebe HAreben
vor: die Geschichte von Kandenles und seiner Frau, Her. 1, 8 IT. [fem
dem Si-liriftsteller als Einleitung zur Kroesosgescbichle verarbeitet: xF^v
70(0 K.av3au).)^ -fsvead-ai xaxöK;], und die vom Ringe des Gyges, Pinto rep.
II,' 359. X, G12 [vgl. den Midasring Plin. XXXIII, 8]. Danc'I>en strht der
Rpricht des Nikulaos aus Xanlhos, der dem Kern mali lli^türi.sch sein
kann. Nach Nik. heissen die letzten Herakliilen Myrsos und Sadyattes,
narh Ufr \U'r<^o^ uud Kaudauies , nach dun Chronographen Mele:> und
Kandauie^. 1 ait. qu. gr. 45 if^l historisch werthlos. — Der Bericht
Assurbanipal's bei Smith, iiibl. of Assurb. 64 ff. V K. 2, Ö5 ff. — Die
Geschichte von dem Krieg des Gyges gegen Magnesia Nie fr. 62 ist
sebwerlich bistorisch.
g. 465. Die dem Assyrerkönige geleistete Haldigwg war
nicht mehr als ein aagenblicUicher Nothbeheif. Sobald sich
Gys^^ g^gen die Kimmerier sicher fühlte, begann er vielmehr
Maassregeln gegen die assyrische Uebermacht, die leicht auch
den bisher nicht bekriegten Gebieten Klciiia.^iens gefahrlich
werden konnte, zu ergreilen. Er verband sich zu dem Zwecke
mit Psammetich von Sais, der sich gegen Assyrien empört
hatte (§. 467), und schickte ihm griechische und karische
Söldner zur Unterstützung. AssurbanipAl, durch seine ela-
mitisehen Kriege vollauf in Anspruch genonunen, konnte
nicht gegen ihn einschreiten. Aber bald darauf erschienen
die Kimmerier aufe neue in Lydien: Gyges selbst fiel im
KcUii^ii, ilaa ^^iUZQ Land wurde von den wilden Horden über-
scliwemnit, Sardes mit Ausnahme seiner festen Burg erobert.
Dann griflen sie die griechischen Küstenstädte an. In Ephesos
feuerte der Dichter Kaiiinos zum Widerstande an. und es ge-
lang, den Angriff des Kimmerierfürsten Lygdamis abzuschlagen,
während der ausserhalb der Stadt gelegene Artemtstempel
allerdings verbrannt wurde. Dagegen wurde die blühende
Stadt Magnesia am Maeander von den Treren erobert und
zerstört. Indessen auf eine dauernde Behauptung des aus-
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548
Sechsles Buch, dritter Abschnitt.
geplünderten Gebietes verstarb len sich die wilden Sehaaren
so wenig, wie auf eine regelrechte Belagerung der festen
Städte und Burgen. Ardys, der Sohn des Gyges, behauptete
schliesslich das Reich seines Vaters, und wenn uns berichtet
wird, dass er die Griechen angegriffen hat, so moss er vor-
her die Kirnnierier zurückgeworfen und sich den Rücken ge-
cKckl hal)en. Ascurbanipal erzählt, da.-s er die Sünden seines
Vaters bereut und ihm durch eine üesandtschafl aufs neue
gehuldigt habe (nach 646 v. Chr.); indessen mehr als die
Wiederherstellung guter Beziehungen zu Assyrien ist darin
gewiss nicht zu sehen.
Dass (i»'r Name Pisainilku [var. Tusamilku] K uiig von Aegypten
(V R. 2, 114) fiir Psamrriptirh verschrieben ist, scheint mir zweifellos.
— Der Name Ardys findet sich in den a?!syrischen Berichten nicht {V R.
2. 120). Der Toil G\>?ps und die Huldi^^un^' s-eines Suhiies wird auf
dem frühestPris ö4o veil.is-«len C.yhniler B (§. 4ö7) noch nicht b«»richtet,
mithin inuss die K-tzlero s|>ater als dies Jahr fallen. Ausser der Tem]»el-
tradition von Ephesos (K.illiiaachos in üian. 251. Hesych. s. v. Ati^^^fiic)
waren die Gedichte des Kallinos und Archilorhos , welche die Angriffe
auC Sardes und Ephcsus erwähnten, für die Alten die Hauptqnelle. Aus
einer angeblichen liilTerenz zwischen beiden — Archilochuä erwähnte die
Katastrophe von Magnesia ^ während Kallinos dies [offenbar in einem
älteren Gedicht] noch als blflhende Stadt kannte, die gegen Ephesos
erfolip'eich Krieg führte — folgerte Kallisthenes, dass swei Kimmeiierzüge
and dementsprechend swei Eroberungen von Sardea anaanehmen »eien,
die Altere zur Zeit des Kallinos, die jüngere sur Zeit des Kallimaiehos
(M Tpr^pdiv Mil Amltuv [?J). Herodot I, 6. 15 dagegen kennt nur die
Eroberung anter Ardys. Das Material s. bei Strabo XIII, 4, 8. XIV» 1,
40 «= Clem. A). Strom. I, 131 [entstellt bei Athen. XH, 525 c], femer
Strabo I, B, 21. - Das Gero&lde des Balarchoe Plin. VII, 126. XXXV. 55.
welches den Fall Magnesia^s darstellt und von Kandaulcs gekauft wird,
ist natflrlich Fabel. Spftter sind die Tbaten der Kimmerier auf die
Amaionen Übertragen, t. B. Euseb. ao. Abr. 873. *A|M(Covt< t& |y *Ef<of
Uphv Ivin^oav, Tgl. Diod. III, 55. 10, Etym. mg. s. v. *Eftooc u. a.
[§. 452J; daher auch Nie. Dam. 62 AoSäiy &ptottia iv ImcofMix^ «pi«
'A{AaC6v«ic* an der auch die Magneten betheiligt sind.
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Assurbanipal gegen Elam.
Aasurbanipars spiltore Zeit Kriege mit Elam.
§. 456. Dass die Kimnifrier, wio sio den Westen Klein-
asiens bedrängten, so auch im Osten den bestand der assyri-
9(hon Suprematie ernstlicb gefährdeten, dass die Fönten der
Tabal und Moscher ihnen erkgen wie die von Phrygien nnd Ly-
dien, Ist hfichet wabreeheinlich. Indessen Assurbanipal berichtet
davon elsenso wenig wie von den Details der Erhebung Psaro-
metich's nnd der schliessitchen ßefrHnng von ganz Aegypten.
Es ist vailirend dieser Zeit durch Kampfe im Osten vollkommen
in Anspruch penommon. Wieder einmal halte der Könip^ von
Eiani, ürtaki, in Babylonien Unruhen anpfesliftet und nameui-
lich die Gambulaeer (§. 888) zum Aufstand verlociLtj auch
die NachlLommen Mardukbaliddin's erhoben sich von neuem.
Ein elamitischer General fiel in Babylonien ein, wurde aiser
von den. Assyrem zurückgeschlagen« Bald darauf starb Ur^
taki (um 657), und sein Bruder Teumman bemfichtigte sich des
Thrones. Sein Versuch, das ganze Königsgeschlecht auszu-
rotten, misslang, über sechzig elamitische Prinzen, an ihrer
Spitze Urtaki's Söhne Umman'iga? und Tammarit, fluhen nach
Assyrien, wo sie mit oflenen Armen aufgenommen wurden.
Statt die von Teumman geforderte Auslieferung derselben ztt
bewilligen, schickte Assurbanipal ein starkes Heer gegen den
Usurpator. Am Eulaeos kam es zur Schlacht, Teumman
wurde völlig geschlagen und mit seinem ältesten Sohn ge-
gefangen. Wie Assurbanipal behauptet, schlug ihm sein Neffe
Tammarit selbst das Haui>L ab, das in Ninive ausgestellt
wurde. Umman'igas wurde in Susa zum König eingesetzt,
Tammarit erhielt das Furstenthum Chidalii. Auf dem Rück-
marsch wurden die Gambulaeer niedergeworfen, ihre Haupt-
stadt §api-bel zerstört, die übrigen Rebellen in Babylonien
gezüchtigt und die Führer des Aufstandes — einen Enkel
MardukbaJiddin*s lieferte tJmman'igai aus — in den Haupt-
stAdten des Reichs unter Martern Jiingerichf et (um 655). Zahl-
reiche Darstellungen der Kämpfe und Executionen bedecken
die W ände des Palastes Assurbanipai's.
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550
SeehsteB Buch, dritler AbsehniU.
§. 457. Wenn auch Umman'igaS es nicht TerschmSht
hatte, sich durch assyrische Hülfe auf den Thron seines
Vaters zurückfuhren zu lassen , so war er doch keineswegs
geneigt, Rlmii iti die Reihe der <issyrischcn Vasallenstaaten
einzufügen. Vor allem aber scheint in der Bevölkernn? ein
starkes ünabhän^Mjrkeilsprefühl frelebt zu haben, welches dea ,
König zwang, die Politik seiner Vorg&nger wieder aufzunehmen.
So lies» er sich mit dem Vicekönig von Babylon, Assorbani*
pars Stiefbnider Samaääumukin (§. 391), in Unterhandlungen
ein. Der letztere empOrte sich gegen Assyrien (651|0), ganz
Babylonicn »Akkad, Chaldaea, die Aramaecr, das Seelandc
fielen dem Aufstände 7ai. Auch assyrische Statt lialter, wie
der Präfect von Tt, schlössen sich an; im Seelande trat
Jilardukbaiiddin's Enkel Nabubelzikre an die Spitze der Be-
wegung. Der König von Elam erhielt Subsidien und ent-
sandte dafür ein Heer, wie zur Zeit äuzub's. Die Qutaeer
im Zagrosgebirge ergriffen die Waffen, imd auch der Oedreer-
scheich Jauta^t^ar. Uaite' nnd bei Assarbaddon Ja'ln), der Sohn
Ghazall*8 (§. 389), schöltelte die assyrische Herrschaft ab,
schickte HülfsLruppen nach Babylon und begann die Kanfleute
Syriens auszuplündern. Das«; man aiieh mit Psarnnii'lif h und den
Lydern in Verbindung: trat, ist wohl zweifellos. Der Bestand
der assyrischen Herrschaft schien emstlich in Frage gestellt.
In den Cylindern A und V R., die frühestens um 640, Tielleicbt erat
weit später nbgefAsst sind , sind die in die 2eH des babylonisehea Auf-
Standes fallenden Kämpfe gegen die Araber mit der «reit sfAteren Ei-
pedilion gegen Abijate* und Natnu [die eoK 8, 68 « V R. 8, 65 be>
ginnt] snsammengefssst, während Gylinder B nur die enteren erifihIL
Hinzu kommt der ffericbt von III R. 85, 6. 88. 1. AI» der Vergieichung
der verschiedenen Versionen ergibt t^ich, dass Jauta' Fürst der qedreischen
Araber war. Smith, Assinb. 155 (V M. 3, 103) wird berichtet, die Könige
von Quli, dem WesUande (Martu) und Melucha hätten sich dem Auf-
slande an?o?flrlo8sen. Es ist mir svhr zweifolhafl , oh nnler letzterem
hier Kusch zti verstellen und damit, wie gewöhnhch angt iioiumen wird,
die Erhebung' rSammetich's perneint i^t. Auch von einem Aufstand
Syriens in dieser Zeit wissen wir niclils. — C Ii ro u o 1 o g i e : Die letzten
Bruchstücke des Eiwnynienkanons siii'i von ITH mit hoher Wahrschein* •
liebkeit so geordnet, dass Belcliarrauäadua, unter dem die Proclamalion <
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Die Cmpftroiig äamattamukin*».
551
an die Bewohner der Seekflsle (Smith» AesDrh» 189) abgefaaet ist, ine
J«br 648t das letzte des Saosdurhin nach dem Kanun des PlolemaeuSt
fallt. Da nach Smith, Assurb. 181 f. Sanunttaniukin schon zwei Jahre
früher, unter Assurdürusur, bekämpft wird, niuss der Ausbriidi des Auf-
standp=; spfitostiüis Anfang 650 fallen. Andererseits kann Helsunu, unter
dem CylindHi' B verfasst i>t flll P. 84>, dann nicht vor G4f> anpesetzt
werden. Mitliin künaen die auf diesem C\ linder nicht hericlitefen Kriege
(gegen Elana und Arabiea) frühestens erat t>4ü begonnen Itaben.
§. 458. Die Bewältigung der Gefahr Terdankten die
Assyrer mehr noch als ihrer Tapferkeit glucklichen äusseren
Umsländeii. Als l'mniMn'igas seine Truj>pen iiadi Chaldaea
scliickte, wurde er von seinem Bruder Tammarit uni^'el)racht,
der als Haupt der assyrerfeindlichen Partei aufgetreten zu sein
scheint und seinen Antheii an dem Tode Teumman's ofücieH
ableugnete. Auch er behauptete die Herrschaft nicht langei
ein gewisser IndabigaS stürzte ibn und zwang ihn bei Assor-
banipa! Zuflucht zu suchen. Durch diese Wirren war die
Kraft Elams lahm gelegt ; Indabigas war geneigt mit Assyrien
Frieden /.ii halten. So war es möglich, in dreijährigem
Kanijtfe liabylonien zu bewältipren. Eine Stadt nach der an-
dcTcij wurde wiedtTf^ewomien, Naljubelzikre riiu?>tc nach Elam
fliehen, Babylon wurde belagert und durch Hunger zur lieber-
gäbe gezwungen. SanaaäSumukin fand in den Flammen der
Stadt seinen Tod, schwere Strafgerichte wurden über seine
Anhänger verhängt (648). Ein neuer Herrscher wurde nicht
* eingesetzt: nach den Königslisten herrschte von 647 — 626
Assurbanipal selbst (Beross. Sardanapallus, Ptol. Kivr^XaSavo;)
über Babel. In der Stadt selbst geboten fortan königliche Stait-
b all er. — Während dessen liatten die in Syrien Station irten
Truppen den Jauta' besiegt und der König von Moab bewältigte
einen anderen Qedreerscheich Ammuladin. Auch d*M- Purst der
fernen Nabataeer südöstlich Yon Palaestina (Nabaiti, hebr. n^D^X
bei dem Jauta' Zuflucht gesucht hatte, huldigte den Assyrem.
Eine Tafel aus dem 20. Jahre AsRiirbaniiiars als König von Babel
(= ()28 V. Chr.): Smith, Assnrb, 824. — Was unter datirten Tafeln aus
der Ue^'ieruni; des Kaudalunu (sie) zu veralelien ist, die Fisches, Proc.
SBA. 7. Nov. 1882 erwähnt^ weiss ich nicht.
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552
Saehitat Buch, driticr Abtehniit.
§• 459. Nach der NiederwerAing des Avfstandes forderte
AssttriMLUiiMtl TOD Elsm die Rflckgabe der in Sfidbabykmien ge-
fangenen Assyrer, die Nalmbelzikre mit eich fortgefährt hatte«
und die Auslieferung des letzteren. Darüber scheinen längere
Verhandlungen geführt zu sein, in deren Verbni iudabigas
gestürzt und ümman'aldn« auf den Thron eih'il)pn wurde.
Neben ihm erscheinen andere Prätendenten, wie ünibagüa und
Pa'e. So konnte Assurbanipal leicht in Elam eindringen. Die
Grenzstadt Bitrimbt wurde enriiert und Tammarit nach Snsa
zurückgeführt (um 645). Doch als dieser Miene machte, sidi
gegen die Assyrer zu wenden, wmde er gestänt and gefengen
abgefQhrt. Umman'aldai gewann sein Reich znrSek, aber
7Aim dritten Mal zog Assurbanipal gegen Elani und diesmal
mit vollem Erfolg. Alle Mauptätadte des Landes wurden er-
obert unii vor allem Susa auf?pf»plündert. Unter der reichen
Beute befanden sich auch die Gelder, welche Sanimassumukin
den Königen Elams für ihre Hülfe gezahlt hatte, und die
vielen Beutestücke, welche die früheren Herrscher aus Baby-
lonien fortgeführt hatten, darunter das uralte von Kuduman-
ehundi aus Uruk geraubte Bild der Nan& (§. Id5). Der
Prätendent Pa*e wurde gefangen, Umnian'alda§ unterwarf
sich vollkommen und lieferte soj?ar die Leiche des NabuU lzikri,
der sich, als er sich verloren sah, selbst den Tod gegcbeii
hatte, zu weiterer Verstümmelung an Assurbanipal aus. Wir
erfahren noch, dass später die Elymaeer sich wieder einmal
gegen ihren König empörten und auch Umman'aidaä nach
Assyrien flüehten musste (firühestens etwa 640). Einen neoen
Feldzug aber gegen Elam hat Assurbanipal nicht mdir unter«
nommen (vgl. §. 466).
§. 4()0. So bestand das assyrische Reich um das Jahr G lo
nocli im wpsentlichen in dem Umfanpe und der Machtstellung»
wie CS .Sargüii begrüiRiet hatte. Dass mit Armenien noch
immer freundliche Beziehungen bestanden, ist schon erwähnt
(g. 397). Die Herrscliafl übet Syrien war ungeschmälert, wenn
auch Psammetich ▼ersucht haben mag, hier einzugreifen. Die
neunundzwanzigjftbrige Belagerung von Asdod durch den letz-
I
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Assurbanipal*s spätere Kriege gegen Elam. 553
teren, von der dem Herodot erzählt wurde (II, 157), weist
auf derartige Kämpfe hin, und mag schon um diese Zeit be-
gonnen haben. Aber ein Aufetand der Phoenikerst&dte Akko
und U§ü (DfiUTZscH, Par. 285) wurde niedergeworfen (um 640),
und in Samaria und anderen Stödten Syriens siedelte Assur-
ban ipal nach der Bewältigung Elams (frühestens 644) die aus
Uruk, Babel, Susa und anderen Orten toi tirefülirten Einwohner
an (Ezra 4, 9 f.). Als der über die Qedreer gesetzte Scheich
Abijate* sieh mit Natnu von Nabataea und dem geflüchteten
Jauta' in Verbindung setzte und die Raubzuge gegen Syrien
erneuerte, wurden ihre Beduinenschaaren durch einen raschen
Feldzug zu Paaren u'* ti itbcii, ihrtj lieerden erbeutet, Kameele
ohne Zahl nach Assyrien gebracht, die Führer des Auistandes.
soweit sie gefangen waren, hingerichtet. Nur von einer
Wiedenin terwerfung der Nahataeer wird uns nichts berichtet.
Zu dtm anbitchtti Fddzug vgl. Deutzsch, Parad. 297 ff. — Auf
diese KSmpfe beliebt fieh das Orakel Jes. 21, 18 ff.
Die Skytheninvasion und das Vordringen der iranier,
§. 461. Wenn wir den Sagen trauen dürfen, welche
zur Zeit des persischen Reichs den griechischen Forschern
erzfihlt wurden, ist der entscheidende Schlag gegen die as*
syrische Herrschaft von den Medern geführt worden. Wirk-
lich historische Berichte über ihre Erhebung besitzen wir nir
gends; wohl aber schimmern in der Erzählung, die HerodoL
gegeben hat, die realen Grundlagen überall noch durch, wäh-
rend Ktesias' Angaben mit allem, was wir sicher wissen,
im schrofl&ten Widerspruch stehen.
Nachdem die Assyrcr 520 Jahre lang über das obere
Asien geherrscht hatten, so erzidiJt Herodot, fielen zuerst von
allen Völkern die Meder von ihnen ab und erfochten sich die
Freiheit. Sie lebten aber in Dörfern (x(i>{i.ai, d. i. Gaue) zer-
streut, ohne staatliche Ordnung, und Raub und Zugellosigkeit
nahmen überhand, bis die Zustände ganz unerträglich wurden.
Da entschlossen sie sich, einen König Über sidi zu setzen,
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554
S«cbstet Buch, dritter Abschnitt.
der ihnen Recht sprflche und dber die Ordnung im Lande
wachte, und sie wühllcn sicli einen gerechten Mann, Dejokes,
den Sohn des Phraortes. Dieser baute sieli eine Residenz in
Agbatana, sorgte für sti-en^^e Befolgung der Gesetze und Be-
strafung der Missethäter, und umgab sich mit dem Ceremoniell»
das seitdem der Person ehies Königs zusteht Sein Sohn
Phraortes aber begann ein Volk nach dem andern su unter-
werfen, zuerst und vor allem die Perser, bis er schliesslich
im Kampfe gegen die Assyrer mit seinem Heere den Untere
gang fand.
Nach Herodoi regierten die Mt ilrrkf^nige, wenn wir den Fall des
AityagM [8«gen leine Angicht, vgl. §. 413] in 550 setzen:
DigdteB 58 J. = 699- 647 v. Chr.
Phraortes 22 J. = 646-625
Kyazaree 40 J. » 624-685
Astyages 35 J. = 584-550
[Anfang des Kyroe in Medien 549.]
Üie letzten Zahlen mögen lii^luriscb sein. Woher Herodot's Chronologie
des Assyrerreicbs [die Qhrigens immerhin correcter ist als die der SpA*
teren] stammt, braucht hier ebenso wenig untersucht su werden, wie
die Frage, wie I, 180 »die Meder herrschten Aber Asien oberhalb des
Halys 128 Jahre icdpt§ ^ Soov el Sx^doi ^x^^* auAsufiissen ist
§. 462. Dass diese Sage einheimisch ist, lehrt am deui-
lichfiten die echt orientalische Anfifossting des Königs als des
höchsten oder eigentlich des einzigen Richters. Aber auch
die VerhSItnisse, welche sie abspiegelt, lassen sich selbst mit
unserem diirfti^^en Material noch einigermaassen erkennen.
Wir wissen , class die Meder in zahlreiche Stämme ge-
spalten waren, dass vielleiclü soj^ar iranisclie und nichtarisclie
Völkerschaften neben einander im Lande sassen. Dass diese
sich fortwährend befeh l ^ffn. dass z. B. die 46 Häuptlinge,
welche dem Sargon 713 Tribut zahlten (g. 374), oft genug
unter einander im Kampfe gelten haben werden, ist selbst-
vmtSndltch. Die Heere der Assyrer sind zuerst unter Salma-
nassar II., und mit bedeutenderem Erfolg unter Ramannirari 111. *
in Medien eingedrungen. Tiglatpileser II. und namentlich Sar-
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AnfSBng» des medtoehen Rdchi. * 555
gon haben dann die assyrische Oberhoheit über ganz Medien
»bis zum Berge BIknic aufgerichtet, der letztere den Westen
des Landes zur Provinz gemacht; Sunlierib und As^arhad-
don sprechen von noch weiterer Aiicdelmung ihrer Macht
381. 389). Indessen dem Piciclio fest eiu^efü^jl war nur
der kleinere Theil des Landes, und manche Miseerfolge mögen
den Siegen der Assyrer zur Seite gegangen sein. Sargon
erzfttüt, dass er im Jahre 715 den Dajaukku gefangen abge^
führt, das nach ihm Bit-Dajaukku genannte Gebiet unterworfen
habe (§. 374); die Sage nennt Dejokes als den ersten König
von Medien. Danach scheint es, dass das Geschlecht des von
Sargon gefangenen Fürsten an der Spitze des Kampfes ge;:en
die Assyrer 5?tand, dass seine Nachkuimnen es gewesen sind,
welche im Befreiungskriege die Nation einten und die kleinen
Fürsten zur Anerkennung ihres Köoigthams zwangen. Assur-
banipal redet von Erfolgen in Medien nur im Anschluss an den
Hannaeerkrieg (um 658, g. 398);. es kann sein, dass schon
zur Zeit der elymaeischen Kriege die Befreiung Mediens be*
gönnen hatte. Die Schwächung der grösseren Staaten, wie
Ellip und Manna, durch die Assyrer konnte die Erfolge der
nationalen Dynastie nur fördern, indem ilir keine kräftigen
Rivalen ent trügen treten konnten. Phrnortes (pers. Fravarlis)
wird der erste historische König Mediens sein; sehr glaublich
ist, dass schon ein grosser Theil Irans seine Oberhoheit an-
erkannte, und nicht zu bezweifeln, dass er bei dnem Angriff
auf die Assyrer seinen Tod fand (624?).
§. 468. Indessen die Heder sind es nicht allein gewesen,
welche das Assyrerreich gestürzt haben. Herodol hat uns
die Kunde von einem Einfalle skvthischer Stfniirnc in Vorder-
asien i)ewa]ut, der in seiner Art und seinen Wirkungen den
Zügen der Hunnen und Mongolen analog gewesen sein muss.
Als ihren Führer nennt er Madyas, den Sohn des Protolhyas;
28 Jahre lang tiätten sie über Asien geherrscht, von Land zu
Land seien sie gezogen, alles h&tten sie verwüstet und* miss-
handelt, ausser dem jährlichen THbut noch Beute davon ge-
schleppt, so viel sie erraffen konnten. Nach Herodot's Hei-
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556
SeebsiM Borb. driUer AbschmlL
Dung sind diese Skythen Skoloten, welche die kimmerier
verfolgten und dabei den rechten Weg verfeUteo: sie seien
Mlich TOTO KaokasiiB entlang gesogen und so xnnAchst nach
Medien gekommen. Indessen dies ist lediglich eine vfillqf un-
haltbare Gombination Herodofs (g. 452); seine Angaben
weisen selbst darauf bin, dass wir in ihnen saicische Skythen
zu sehen liaben, die von Osten her über Iran in die westlichen
Ciilturländer eingefallen sind. Vielleiolit ist liierfQr auch von Be-
deuiiirifr, dass die Ternpelsa^e von Zela (in Kappadokien) den
Ursprung des mit dem persischen Anaitiscultus, der hier in spä-
terer Zeit einen Hauptsitz hatte, überall verbundenen Sakaeen-
festes anf einen Sieg zurückführte, den pmiscbe FeEdherren bei
Zela über die auf ihren Ranbsdgen bis hierher vorgedrungeneo
Saken erfochten hfttten (Strabo XI, 8, 4). Vennnthlich haben
sidi den Skythen Theile der Kimmerier anKeschlossen : daher
nennen die Babylonier die Saken Gimirai (§. 424). Temehr
das lydische Reich erstarkte und ihren Raubzügen kiaflig'
entpe^'entrat, desto mehr mussten sie nach Oslen gedrängt
werden. Es wird berichtet, dass ihr Fuhrer Lygdamis in
Kilikien seinen Untergang gefanden habe (Strabo l« 3, 21).
Auf Bruchstücken assyrischer Thontafeln, die vielleicht dieser
Zeit angehören, ist von einer Bedrtogung der Assyrer doreh
die Kimmerier, Meder, Mannaeer, und »KaStarlt mit seineii
Truppen« die Rede, ohne dass indessen der Zusammenhang
der Situation lieutlich erkenn l>.ir ist. Noch auffallender ist
ef, dass i\abün(>dus den Astyapes enien Kötii^^ der Sab(rjnianda
nennt (I^ioc. SBA. 7. Nov. 1882). Die Meder führen hiei*
also denselben Namen, mit dem Assarbaddon den Kimmerier
TeulpA bexeicbnet (§. 453). Daraus ergibt sich jeden&lls ein
naher Zusammenhang zwischen den Einflllen der Kimmerier
und Saken und der Erhebung der Meder, die auch in den
Sagen bei Herodot (namentlich I, 73, wonach eine skylhischc
Schaar im Dienste des Kyaxares steht) noch zu erkennen ist.
Alles einzelne bleibt vollif^ dunkel, aber deutlich tritt hervor,
dass wir es liier mit einer gewaltigen Vulkerbewegung zu
thuQ haben, deren Scblussresultat die Grundnng des medisdien
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Die Skytbeainvasion. 557
Reichs und damit, was noch wichtiger ist, die Einführung
der Iranier in die Geschichte and ihr Sieg äher die aiten
Calturvölker des Westens gewesen ist
Die Allen (Strabo 1, 3, 21, Justin. II, 3—5. wo der Skytheneinfall
unter Sesoosi.s dem späteren nachgebildet und die r,pcrhichte des letz-
teren ausgefallen ist) wissen von dem Skytheneinfall nur aus Herod. l,
103 Cf. IV, 1. Auch Eusebius a. Abr. 1384 (633 v. Chr.) Scylhae usque ad
Palaestinam peuetraverunl (vj»l. Synk. p. 405) hat wohl keinen selb-
ständigen \\ » rth. — Die erwähnten nssynsohen Thontafehi sind bisher
nur Iheil weise in Transcription von Savce, Bab. Lit. 79 [vgl. Boscawen,
TrSBA. VI. 21 f. ScHUAr.Kn, KGF. 519 f.] publicirt und ihre chrono-
logische Ansetzunp ist ebenso wenif» sicher wie ihre Ucbersetzung. In
welchem Zusammenhang auf ihnen einmal König Assarbaudun genannt
wird, iat ganz unklar. — Herodot datirt die 28 Jahre der Skythenherr-
schaft ofTenbar fälschlich von ihrem Siege über Kyaxares. Letzterer
moss viel später fallen als ihr Einbruch in Vorderasien.
§. 464. Herodot berichtet, die Skythen seien auch nach
Syrien gezogen und liälten den Tempel der Aplirodite in As-
kalun geplündert: einen Einbruch in Aegypten hübe Psam-
metich durch Geschenke und Bitten abgewandt (I, 105). Auch
die bebraeische Literatur hat Andeutungen der Invasion be-
walirt Unter der Regierung des Königs Josia und jedenfalts
vor der Reform von 621 verkfindete der Prophet Sephanja
ein grosses Strafgericht JahNN c's, das über Juda, die Pliilister,
Moab und 'Amnion, aber auch üi)er Kusch und Assur herein-
bricht und Ninive's Zerstörung herbeiführen wird. Um dieselbe
Zeit, im Jahre 026 v. Chr., redet Jeremia (c. 3—6, vgl. 1, 14)
von dem »Uebel und schweren Verderben«, das Jahwe vom
Norden über Juda hert)eiffihrt. Wie ein Löwe aus dem
Dickicht, so bricht die völkervernichtende Masse aus weiter
Feme vom äussersten Norden hervor, um alles zu morden
• und zu verwüsten, ein Volk von Keilern und Bogenschützen,
dessen Sprache Niemand versteht. Als £zecliiei im Jahre 585
eine Schilderung der grossen Weltkatastrophe entwarf, welche
die Aufrichtung des Jahwereichs herbeiführen sollte, ver-
landete er, dass »Gog, der Oberfürst von Mesek und Tubal«,
d. h, der Mosclier und Tibarener, mit seinen Reiterschaaren
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558
Sechstes Buch, dritter AbeehiUlt
YOD Norden hereinbrechen, alles ansplündeiii und dann won
Jahwe Teraichtet werden wärde (c. 38. 39). OfSoibar ist
dies ZnbinflsbUd nach dem Vorbilde der grossen Skythen-
invasion enlworfon ; wir dürfen daher sdiliessen, dass auch
die Stämme des östlichen Kleinasiens an derselben hctheilig-t
waren. Dem entspricht e?, dass er bei einer SchiltiLTUiifr der
in der Unlerweit versammolten KriegSYÖiker auch Mesek und
Tubai nennt, die »ein Schrecken waren im Lande der Leben-
den« (32, 26 f.).
Daas der Rsme Gog dem des Gyges entlehnt ist, ist mir ksom sweifel-
haft: genaue historische Kenntnisse sind von Eaeefaiel nicht so veriangeii.
$9,6 [daher Gen. 10, 2] nennt er sein Land Magog mit neu gebildetem
Kamen. Dagegen ist 88, 2 aliiDH p(< interpdirt, & 88, a 89, 1.
§. 4*>5. Wie Syrien von den SkyÜien ixjfreit worden
ist, wissen wir nicht. Im allgemeinen wird die InTasion
ähnhch verlaufen sein wie alle gleichartigen, wie auch der
Einbruch der Nordvölker in Syrien im zwdttten Jahrhundert.
Herodot era&hlt, Kyaxareg, der Sohn des Phraortes, sei aus-
gezogen, den Tod seines Vaters zu rfiehen, und habe die Assyrer
besiegt und Ninive belagert; da seien die Skythen gegen ihn
heran guzop'en und liällon die Medcr geschlagen. Wie sich
dieser Vorgang in die sonstige Geschichte der Zeit einreiht,
ist nicht zu bestimmen. Uebcr den Untergang der Skythen
gab es eine Sage, Kyaxares und die Meder hätten dieselben
zu einem Gastmahle geladen und im Bausche niedergemetzelt
(Her. I, 106), eine Sage, die unwillkdrlich an das Nibehmgen-
Ued erinnert, Jeden&Us sind die Eigebnisse d^ Inmion In
erater Linie den Bfedem zu Gute gekommen. Nicht nur war
das Assyrurreich auf das stärkste geschädigt — wenngleich
es pcheint, dass die festgewurzelte Herrschaft der Assyrer
über Syrien auch diese Krisis im wesentlichen überdauert hat
(§. 475) — , am ganzen Nordrande desselben haben sich die
einschneidendsten Veränderungen vollzogen. Wie wir wieder
einen Einblick in die Verhältnisse dieser Gebiete erhalten, ist
das mächtig Reich Urartu verschwunden, die Moscher und
Tibarener sind an die KOsten des Pontos zurOekgedrtogt
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Skytheii and Heder. Die Pener in Elam.
650
An ihrer Stelle tritt uns jetzt zuerst der Name der Kappa-
doker entgegen (§§. 245. 249). Die Alarodier sind zwar noch
nicht verschwunden, aber neben ihnen treffen wir am oberen
Enphrat und bis zu den Tigrisquellen die Annenier (§. 248).
Ob das Auftreten dieser indogernianischen Völker in liii sen
Gebieten mit der grossen Wanderung irgendwie zusammen-
Jiängt, wissen wir nicht; so viel aber ist klar, dass durch
dieselbe die alten Grenzen v511ig Terwischt und die alten Na-
men Terdrib)gt sind. Zu Anfang des sechsten Jahrhunderts
sind ganz Armenien und Kappadokien bis zum Halys den
Medern unterworfen, und im Süden haben sich die Kiliker
mächtig ausf^edehnl. Ihren Herrschern, die den Titel (?)
Syennesis führen, frehorcht nicht nur das Land Qui, das seit-
dem als »ebenes Kilikien« bezeichnete Gebiet, sondern auch
die Hochebene vom Tauros bis an und über den Halys, die
Landschaften Kataonien und Melitene.
Auadetanang KUikieae: Her. I, 72, V, 52; daher die Landschaft
KcXtxU am Argaeoe. VieUeicht hat rieh eine Spur des Sakeneinbraclie in
Annenien in dem Namen der Landsehafi Sakasene (Strabo XI, 8» 4» rkhtiger
Sisaltan, a. Laoabdb, Ges. Abh. 165) im nordOetlieben Annenien erhalten.
§. 466. Es erscheint iiiiht undenkbar, dass mit der
grossen Völkerwanderung die Festsetzung der Iranier im west-
lichen Iran überhaupt erst zum Abschluss gekommen ist;
doch wissen wir darüber nichts. Dagegen lässt sich nach-
weisen, dass im Anscbluss an dieselbe auch die Perser weiter
nach Westen vorgedrungen sind. Das Reich von Elam war^
wie die fortwfihrenden Thronwechsel lehren, schon wfthrend
der Assyrerkriege in sich zerfollen, und dass* es naeh dem ent-
scheidenden Siege Assuri)anipars nicht zu neuer Kniiii^nmpr ge-
langt ist , lehrt die Verjagung des Umman'aldas (§. 459). Nun
wird niclit nur Kyros von Nabonedos König von Anzan (Susiana)
genannt, auch er selbst n^nt seine drei Vorfahren (Teispes,
Kyros I. und Kambyses I.) auf einem babylonischen Cylinder
Könige von AnSan (vgl. g. 896). Dass das Königsgeschlecht der
Achaemeniden persischen Ursprungs war und dem Stamm
der Pasargaden (Her. I, 125) angehörte, steht völlig fest; der
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560
Seeltflt« Bueh, dritter Abwhoitt.
Titel eiUftrt steh nur, weon dtese)ben bereits Sustana uoter-
worfen hatten und daher von den BabytoDtem Ihr Reieh nach
diesem Lande benannt wurde. So begreift es sich anch, dass
die Perserkönige ilire Inschriflen in persischer und susisciier
(elymaeischer) Sprache verfassen und dass Susa durchweg als
die eisrentüche Residenz der Perserköni^e erscheint, wälirend
Persepolis die alte und als solche immer hochgeehrte Hauptstadt
des Volkes war. Susa war der Mittelpunkt eines alten Gul-
turstaates, und, wie Assnrbanipai's Bericht über seine Erobe*
rung erkennen Itot^ reich an Bauten und Sch&tzen ; dass die
PerserkAnige den Aufenthalt in demselben dem in ihrer un-
cultivirten Heimath vorzogen, ist begreiflich genug. Ueber-
liau|tl wird I'ersien erst durch die Eroheruiig Elams zu fester
staatlicher Ori.>^Hnisation gelangt sein. Tcispes (pers. Tsai^pis)
ist entweder der Begründer der Dynastie oder der erste
Herrscher, von dem sich eine historische Erinnerung bewahrt
hat; ihm wird in den Stamm bfiunien (Beb. l, 2, Her. VU, 11)
Achaemenes (pers. Hakb&mantö), der Eponymos des Ge-
schlechts, unmittelbar vorangesetzt. Gegen Ende des siebenten
Jahrhunderts wird mithin die Eroberung Susiana's durch die
Perser begonnen haben. Wir besitzen für dieselbe noch directe
Zeugnisse. Im Jahre 590 v. Chr. verkündet Jeremia das
Hereinbrechen völliger Verniclitung über Klam (49, .34 tf.),
während er im Jahre 604 noch einen König von Elam er-
wähnt (25, 25); im Jahre 584 redet Ezechiel von Elam als
von einem untergegangenen Volke, dess^ Erschlagme wie die
Ton Assur und yon Hedek und Tnbal in der Unterwelt weilen
(32, 24 IT.). Es ist klar, dass beide Stellen sieh nidit, wie man
wohl gemeint hat, auf die Siege AssurbanipaPs, die ja weit
frülier fallen und überdies das Bestehen des elamitischen Reiches
ni(4il ;(!i[;i>teten. sondern nur aul eine Vernichtung der Nation
bL/jelieii küniirii, iie nur durch die Perser iieLbeigelülirt sein
kann und vermuthUch im Jahre 596 vollendet wurde.
Wenn Darios Bagl, seht seiner Vorsänger seien in zwei Linien Könife
^weeen, er selbst sd der neonte, so bat er den Aebaemenes niebi ab
XOiHg betrachtet
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Pmmmetich'B Erbebang.
561
IV. Die Restauration in Aegypten und Juda
und der Untergang Assyriens.
Aegypten unter Psammelich und «einen Nachfolgern.
§. 4(37. Als Assurbanipal die aegyptischen Kleinfürslen
wieder unterwarf, hat or keinen in höhcrem Maasse begünstigt
r!s NechoT. von Sais. Derselbe war dann im Kaniple gegen Ta-
nüt-amon umgekommen (§. 392), sein Sohn Psarametich (aeg.
Psamiikf vermuthlich derselbe, den die A?:syror NabuSezib'anni
oenneo: §. 390) hatte bei den Assyrem Schutz gefunden und war
durch sie in seine Herrschaft zorückgefübrt worden (668; Her.
n, 152). Sobald die V^h<nisse es gestatteten, schüttelte
er, wie früher sein Vater, das assyrische Joeh ab. Zugleich nahm
er das schon von Tefnacht, seinem Vurg.iiiger und lauLhmaass-
lichen Ahnhern, begonnone Weik wieder auf, die Theilfürsten zu
unterdrücken und Aegypten zu einigen. König Gyges von Lydien
sandte ihm Hülfsiruppen (§. 455): es sind die karischen und ioni-
schen Schaaren, welche nach Herodot's Bericht eines Tages
in Aegypten landeten und yon Psammetich zum Kampfe gegen
seine Riyalen angeworben wurden. Bald werden den ersten
S5ldnem weitere gefolgt sein; sie bildeten den Kern der Streit-
macht des Königs. Wie die Kämpfe im einzelnen verlaufen
sind, wissen wir nicht, namentlich von den Kämpfen mit den
Assyrcrn haben wir gar keine Kunde; um das Jahr ('>4r) etwa
war das Ziel erreicht, Aegypten befreit und geeinigt. Zur
Sicherstellung seiner Herrschaft vermählte der König sich mit
äepenapet, der Tochter der Königin Amenerdas (§. 35d). Die
Hauptgegner des neuen Herrschers waren zweifellos die als
Eriegerkaste organisirten Söldner, die Ma (;i.a/Lij.oi), die auch
unter aethiopischer und assyrischer Oberhoheit das Land aus-
gebeutet hatten. Herodot berichtet, 240,000 Krieger, »die zur
Linken (aeg. semhi 'Aojtdx) des Königs standen«, seien unter
Psammetich nach Aethiopien ausgewandert, weil sie drei Jahre
lang in ihren Garnisonen nicht abgelöst wurden; der ihnen
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502
8eehites Buch, ?iertor Abiehnitt
nacheilende König habe sie zur Umlcehr nicht bewegen können
(n, 30). So gewiss die Erzählung im einzelnen, namentlich die
ungeheure Zahl, sagenhaft ist, so klar fügt sich die Thatsache
selbst in die Ges( hiclito der Zeit ein, dass ein bedeutender Theil
der Kriegerkaste, der sich den neuen VorliülLuissen nicht fügen
wollte, das Land räumte und von dem König von Napata au^
genommen und im olieren Nilthal angesiedelt wurde.
Das lUt«rial bei WiiDBMAim, Geteb. Aey. von PiamnMtich t bis
auf Aleiandsr, 1880. — Die Zustlnds bsi PsammetieVs Erhebung schil-
dert die Tradition bei Herodot, welche die asejrisebe Erobemag Qbcr»
gebt, in der Erslblang von der Dodekarchie. Diodor I, 66—68 ist
[indirect] durchweg ausscbliesslicb von Herodot abhängig, dessen
Angaben nacb den Anscbaonngen der späteren Zeit aberarbeitet sind.
§. 468. Es ist schon erwähnt worden, dass Psammetich,
um sich gegen erneute Invasionen der Assyrer zu schützen,
auch nach Asien hinübergriÖ'. Wie A'ahnies nach der Ver-
treibung der Hyksos Sarliana in Palaestina besetzte (§. 214),
80 soll Psammetich 29 Jahre lang gegen Asdod zu Felde
gezogen sein, bis er die Stadt eroberte (g. 460). Nacb
Süden scheint sich seine Macht nicht über den ersten Kala*
ralct hinaus erstreckt zu haben. Erst sein Enicel Psamme-
tich II. (Her, ^4it(j.tc, 594—589) ist gegen Aelhiopien zu
Felde gezogen (Her. II, IGl). Seiner Zeit werden wahrschein-
licli die Inschriften angehören, welche griechische, karische
und phoenikisclic Söldner in ihren Muttersprachen an den
Kolossen des Tempels von Abusimbel eingekratzt haben. Auf
die Dauer scheint indessen das südliche Nubien nicht Iwhauptet
zu sein. Die drei starken Grenzfestungen von Elepbantine
im Süden, Daphne im Osten und Marea im Westen (Her.
II, 30) bezeiclinelen im wesentiiclien auch die Grenzen der
aegyptischen Macht.
In Folge der Eroberung von Asdod redet Jerero. 25, 20 (604 t. Chr.)
vom »Rest vcm AModc. Inschriften von Abosimbel : Lepsius, D. VI., 981.
ROüL, loser, gr. antiquiss. Nr. 482. Blass, Hermes XIII, 381. Zu den
phoenikischen Inschriften HaliSvy, MeJ. d'4pigr. et d'arch^ol. s^mil. 89 ff.
Wiepemann's Gonsirnrtionen Rhein. Mus. XXXV, 3(i4 ff. sind nicht haltbar»
vgl. §. 497 und Khall, Wiener Studien 1882, 164
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563
§. 469. Der neue Staat, durch den eo nach etwa zwei-
hundertjähriger Anarchie noch einmal das Reich der Pha-
raonen wiederhergestellt wurde, war nur sehr theilweise ein
nationaler. Die Dynastie selbst war, wie die Namen lehren,
nicht acgyptischcn Ursprungs, sundcrn aller Walirscheinlich-
keit nach libysch. Die Mann?chaften , welche die Fürsten
von Sais hatten aufbieten küiiueri, sind zweifelsohne grössten-
theils Libyer gewesen; und die eigentliche Entscheidung ver^
dankten sie Söldnern, die über das Meer herbeigekommen
waren. Auch in der Folgezeit l>lielien die Jonier und Earer,
welche in den »Lagern c zwischen Bubastis und Pelusion an
der am meisten gefährdeten Ostgrenze des Landes angesiedelt
wurden (Her. II, 154), die Hauptstütze des Thrones; unter *
Apries war ihre Zahl auf 30,000 Mann gewachsen (Her. II, lü3).
So haben die Küni^^e von Anfang an eine viel freiere, schon
sehr der der Ptoiemaeer gleichende Stellung, die sie weit über
ihre Vorgänger erhebt. Offenbar mit voller Absicht behalten
sie Sais als Residenz, wenn gleich Memphis als älteste
liandeshauptstadl hoch gedurt und gelegentlich auch in dem
▼erfallenen Theben gebaut wird. Hit vollem Bewusstsein
verfolgen sie eine umfassende Handelspolitik. Psammetich's
Sohn Necho II. (609 — 595) beginnt den Bau eines Kanals
vom Nil Zinn rothen Meer (Her. II, 158), er schickt eine })hoe-
nikische Flotte aus, um Afrika zu umschiffen, die im dritten
Jahre nach ihrer Abfahrt von Suez ins Mittelmeer zurück-
kehrte (Her. IV, 42). Auf dem arabischen wie auf dem
Mittelmeere wird eine Kriegsflotte von Trieren gehalten (Her.
U, 159). Mit den Griechen, die in früheren Zeiten nur als
Seerftnber oder durch den Sturm versehlagen nach Aegypten
kamen, jetzt aber bereits alle Kfisten des MIttdroeeres in den
Bereich ilircs Handels zu ziehen suchen (§. 406 f.), werden
rege Beziehungen angeknüpft; aus dem Verkelir mit ihnen
entsteht die zahlreiche Kaste der Dolmetscher. Nerbo II.
schickt Weihgeschenke nach Branchidae, zu seinem Sohne
Psammetich iL kommt eine Gesandtschaft aus Elis (Her. II,
159 f.), die aegyptiseben Gottheiten (Epaphos, Isis) beginnen
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564
Sechstes Bueb, vierter AbeehiiiU.
den Griechen l>ekannt zu werden. Allerdings während mit
den in Cultur und Sitten den Aegyptern weit näher stehenden
Asiaten seit Jahrtausenden ein reger Verk^r und gegenseitqpe
Beeinflussung herrschte, bleiben die ganz anders gearteten
und dabei unendlich regen und unternehmungslustigen Hel-
lenen den Aegyptern fremdartig und verdächtig. Man be-
gegnet ihnen mit Misstrauen und legt ihnen Beschränkungen
auf. Erst Amasis hat ihnen in Naukratis unterhalb von Sais
einen Ort angewiesen, wo sie Grund und Boden erwerben und
sich selljständig als Gemeinde organisiren konnten, während
es dem griechischen Kauffahrer verboten blieb, in einen der
anderen Nilarme elnsulaufen (Her. II, 178 f.)*
Es hfflrtif uohi kaum der Bemerkung, dass die auf Her. II, 154
lipmliende Ansih;iiniiig, Aegypten sei er«t durch I's^amniPtich den
Fremden ^e^lTiiet wordea, grundfalsch lat; nur für die Griechen bat
sie ihre Hicti,tigkeit.
§. 470. Nach innen trägt die Zeit der 26. Dynastie in
jeder Richtung das Gepräge der Restauration. Man ist am
Ende einer gewaltigen Krise angelangt und sucht nun die
Zuf^tände so wieder herzustellen, wie sie den herrschenden
Anschauungen der Zeit gemäss vor Alters gewesen waren«
d. h. das abstraete Ideal durchzuführen. Daher schliessen
- sich die Aegypter mehr noch als früher gegen alles Fremde
ab, beaditen mit peinlicher Genauigkeit die Reinheitsgesetze;
der Gott des Auslandes und der feindlichen Mächte, der bis-
^ her eifrig verelirte Set, wird aus dem Pantheon aus^estossen,
sein Name und Ijildiiiss über;i)l austremerzt: aueti die früher
von den syrischen Nachbarn angenommenen Gottheiten, wie
■ Astarte und 'Anat, verschwinden fast völlig. In der Religion
greift man zu den ältesten Mustern zurück: die Todtenformeln
der Pyramidengrfiber leben wieder auf, der GuH der uralten
Könige yon Memphis, des Snefru, Chufli, Sahura^ wird wieder
eifrig betrieben. Die Kunst dieser Zeit ist durchaus archai*
sirend und erlebt noch einmal eine Periode der Nachblütlie,
die sich durch Zierlichkeit und Sauberkeit der Formen aus-
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Die ResUuratioQ in AegypUo.
565
zeichnet, aber natürlich aller Originalität entbehrt. Sugar in
der Schrift bemuht man sichi so weit es möglich ist, die
ältesten Musttf nachzuahmen« Natürlich gelangt man auf
diese Weise- nicht su der wenigstens relativen Schlichtheit und
Natürlichkeit der ältesten Zeit zurück; das Etbe dar Jahr-
tausende langen Entwickelung, das unendliche Zauber- und
Formelwesen mit seiner langweiligen Systematik und seinen
abgestorbenen Phrasen wird sorgfältipr gehegt und immer
weiter f,'cliil(let. Wenn nach griecliiüthen Berichten die Ae-
gypter glaubten, die Seele des Mensehen wandere nach dem
Tode in ein anderes Wesen, nnd wenn sie alle Thiere des
Landes, tles Meeres nnd der Luft durchwandert habe, kehre
sie nach 8000 Jahren in einen menschlichen Körper zurück
(Her. n, 123), so mag diese Lehre, die sich in den uns er-
haltenen Schriften nirgends findet, in dieser Epoche aus den
Anschauungen von den Zuständen nach dem Tode und der
Wesenseinheit alles Lebens herausgebildet sein. Das Aegypten, '
welches die Griechen kennen lernten, war eine wohl couservirle
und gepflegte Mumie aus uralter Zeit, und vermochte ihnen wohl
durch seine Seltsamkeit und sein Alter zu imponiren und
gelegentlich in Einzelheiten Anregung zu geben, war aber nicht
mehr im Stande, selbst zu neuem Leben zu erwachen.
Wenn Diodor I, 92 von tin..m wirklichen Todlengericht aut lea
spricht (Herodot It, 85 f. weiss davon nichU), so mag dasselbe wenig-
stens in der Theorie in dieser späteren Zeit gefordert sein, falls nicht
die Angabe «in dnlbebes MkMTCMtändnisB des Gteriebtt tor Orifis und
seinen 42 Beisitaem in der Unterwelt 116) ist.
§. 47L Auf socialem Gebiete scheint, wenn wir den An-
gaben der Griechen glauben dürfen, die Sonderung der St&nde
VoUkommen durchgeführt zu sein. Die Priesterschaft hat sieh
kastenartig abgeschlossen und vererbt ihre Würde ; neben ihr
steht der rollkommen geschlossene Xrfegerstand, der aus den
Nachkommen der Ma l^csteht und in liie Kalasirier und Her-
inotybier zerfallt (Her. II, 165 ff.), Priester wie ivrieger sind
steuerfrei und im Besitz eines grossen Theiles des Acicerlandos,
das sie gegen eine feste Summe an die Bauern verpachten
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566
Sechstes Bach, vierier Abschnitt.
(Diod. I, 74); der übrige Theil des Bodens ist königliche Do-
mäne (vgl. §. 50). Tief unter den beiden privile^irten Ständen
steht die Masse des Volks, die Ackerbauer und Gewerbt rei-
benden, die Kaufleute, endlich die Hirtenstänime des Delta
(Gen. 46» 84, vgl. 48 , 82), die vermuUüieh semitiacher Ab-
stammung sind, nnd die vom Fischfang lebenden Bewohner
der Sümpfe des Delta (Her. 92, vgl. 37, Lracfar. des
Pfanchi 151), die beide im übrigen Ae^pten als tmrein an-
gesehen werden. In der Theorie mag aueii hier der Grundsatz
aufg(>3telit worden sein, dass jeder Stand eine geschlossene Kaste
bilden solle; dass er praktisch nicht durchgeführt war, lelirt
schon die Angabe Herodot's II, 47, dass die Schweinehirten,
als gans unrein nur unter sich heiratheten. Mithin waren
den anderen Stftnden Zwiscfaenhebathen gestattet
Die Zahlen der Kriegor Her, U, 165 f. (100,000 + 250,000) müssen
arg übertrieben sein.
Das Gesetzbuch von Juda.
§. 472. Seit der Belagerung Jerusalems durch Snnherib
im Jahre 701 war das Reich Juda definitiv in die Reiiie der
assyrischen Vasallenstaaten eingetreten. Etwa 70 Jahre lang
schickten seine Könige alljährlich ihren Tribut nach Ninive,
ohne dass dn Versuch der Auflehnung gemacht wurde. IB^
war eine Zeit äusseren Friedens, die dem materiellen Wohl*
stände des Landes nur förderlich sein konnte; trugen dodi
die Assyrerkönige, wie Assarhaddon's und Assurbanipal's
Aiabeikritge beweisen, energisch Sor^'e für die A u frech (erhal-
tung der Ordnung und die Siclierhcit der Handelsstrassen.
Indessen es fehlte doch dem Staate eine feste, in sich selbst
ruhende Grundlage; jeder Umschwung der politischen Verbält-
nisse, ja die Laune des Grossfürsten, konnte ihm den Untergang
bringen. Wenn daher auch das Verderben, welches Jesaia ver*
kündet hatte, nicht in seinem ganzen Umfang hereingebrochen
war, ist es doch vollkommen begreiflich, dass die friSher ent-
wickelten Gegensätze in voller Schärfe bestehen blieben und
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Jiida unter Uiskia und Manasse.
567
auch die weitere Entwickelung beherrschten. König Hiskia
(714 — 686?) war ein eifriger Anhänger- der jabwistisch-pro-
phetischen Partei, wie er denn im Vertrauen auf das Wort
des Jesaia den Assyrern getrotzt hatte und wider alles Er*
warten der Vernichtung entgangen war. Auch Reformen im
Cultus werden von ihm berichtet; narnentlicli habe er die im
Tempel als Krankheiten heilend verehrte eherne Schlange
Nechuslan beseitigt (Reg. II, 18, 4). Sein junger Sohn Ma-
nasse (nCÜD* assyr. Vasalienlisten Minasi, reg. 685(?)
bis 641) dagegen ergab sich ganz der reformfeindlicben Rich-
tnng, wie sie §. 364 charakterisirt ist. Er diente »dem Bs^al
und dem ganzen Himmelsheer«, erbaute fremden (jöttern
Altäre im Jahwetempel und opferte seinen Sohn im Feuer
wie früher Achaz. Auch viel unsciiuldiges iJlut soll er ver-
gossen haben. Aehnliche?; wird von seinem Sohne Amon
(640 — 639) berichtet, der schon nach zweijähriger Regierung
von seinen Knechten erschlagen wurde, »Da erschlug das
Volk alle Verschwörer und erhob seinen achtjährigen Sohn
Josia (Josijahu) mm König.« Seine Regierung (638—608)
ist für alle weitere Entwickelung entscheidend geworden.
Unter fliskia ist der grosse unterirdische Kanal anfrolopt worden,
welcher das Wasser der Marieiiquelle (Gihunj in die Stadl [zum Siluah-
teicb] fQlirt Die leider nicht datirte Inschrift im Inneren des Tunnels,
welche die VoIl«aduDg des Werkes feiert, ist im Jahre 1880 gefunden
wordeo. S. vor allem Qothe, die Siloahiasebrift, ZDM. XXXVI, 746 ff.
and Aasgrahungen bei Jerusalem 288 ff* — Die Angabe, dass Hiskia
«neb die Hflhen abgescbafft habe (Reg. IL 18, 4» 22. 21, 8), ist vabrsebein*
Beb unhisloriseb. — Chronologie. Durch die Doppeldaten namenüieb
bei Jeremia steht die Chronologie der lettten Könige völlig fest. Nach
Jerem. 25, 1 ist 4 Jojaqim [Schlacht hei Karkamift Jerero. 46, 2] = 1
Nebttkadnezar = 604 v. Chr. Bis dahin waren von 13 Josia 23 Jahre
verflossen (Jer. 25, 3), mithin ist 13 Josia = 626, 1 Josia = 638.
Daraus ergibt sich, dass die dreimonatlichen Regierungen des Joachaz
und Jojakin [letztere nach Reg. II, 24, 12 — 8 Nebuk. 597] für die
Chronologie nii ht mit zu verreclnien, sondern dem letzten Jahre ihrer Vor-
gänger zuzuweisen sind. Für die Vorgänger Josia's sind die überlieferten
Zahlen: Hif^kia 29 Jahre, Manasse 55 Jahre, Amon 2 Jahre. Wenn
Hiskia im Jahre 714 den Ti»ron beslit g (§. 35t5 Anm.), so sind irgendwo,
wahrscheinlich hei Manasse, 10 Jahre abzuziehen.
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568
SeeliitM Buch, vierter AlwchmU.
§. 473. Die innm Entwickdong dee Jahwismiis in dieser
Epoche ist ^anz yon den Gedanicen beherrscht, welche in den
Zeiten der SyrernoÜi ^ich ausgebildet haben und von Aiiius uiai
Hosea bestimmt fixirt sind. Ihr bedeulend^ler Repräsentant ist
Jesaja, der liinen während seiner langjährigen Wirksamkeit (738
bis mindestens 7ÜU) immer von neuem Ausdruck verliehen hat.
Die Allmacht Jahwe's, seine Herrschaft über alle Völker steht
ihm ebensb fest wie die Nothwendigkeit der AissKen Heim-
suchimg fOx das scbeinbeiUge und verstockte Volk, Auch
Jada wird den schlimmsten ZOchtigungen nicht entgehen.
Aber ganz zu Grunde gehen kann es nidit. Denn in Israel
hat Jahwe seinen Wohnsilz genoium- n , er thront auf Sion,
Jerusalem und sein Tempel werden der Vernichtung entrinnen.
Aus David's Hause wird ein Erretter erstehen, der seinem
Volk das Heil bringt. Dann am £nde der Tage werden aUe
Völker sich um ^ion schaaren, um von hier die Ijehre zq
empfangen und Jahwe als ihren Herrn m ebrak« auch Israel
wird sich bekehrt haben und FHede herrschen in der ganira
Welt Die Erfhhrongen des Jahres 701 trogen wesentIM dazu
bei, diesen Glauben zu stärken. Wenn auch Micha, Jesaja s
jüngerer Zeitgenosse, Jerusalems Vi loiluiijj' und die Zerstörung
seines Tempels dem auf seinen Gott trotzenden Volke verkündete
(Micha 3, 12, Jerem. 26, 18), für die Masse des Volkes wie für
die Mehrzahl der folgenden Propheten (vgl. Jerera. 7 f.) steht
es fest, dass Inda erhalten bleiben und Jerusalem und sehi
Tempel alle Gefahren fiberdauem wird. Durch den Verlanf
der Skythemnvasion (§. 464) schien diese Ansdiaunng neu be-
stätigt zu werden; auch diese Hämsuchung fllierstand das
Reich David's. So knüpft denn Sephanja unmittelbar an
die Schilderung des Strafgerichts die Verheissune des irlück-
lichen Zustandes, wo alle Völker Eine Sprache spieciieu und
Jahwe dienen, und im Reste Israel's kein Unrecht mehr ge-
übt wird. Nur Jeremia, der damals (626) zuerst auftrat, sah
finsterer; seine Strafrede — wenigstens in der Form, in
welcher er sie in späterer Zeit auflgezelebnet hat (c. 1—6) —
weiss nur von Unheil und Verderben auch ftlr die Haupt*
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Etttwiekdimg d«r Religion «it Jesaja.
569
Stadt Denn wie Arnos and Hosea findet auch er wieder im
gansen Volke nur Abfiül und freches Vertrauen auf die äus-
seren Formen des Gdtus.
g. 474. Die Propheten eiferten gegen dun Cultus, wie
er überall im Lande getrieben ward, zunächst weil er ein
äusseres Werk war und Jahwe Reinheit der Gesinnung, nicht
Opfer und Waliüabrten verlangte, dann aber auch, weil er
überali mit Formen dareinsetzt war, die Jahwe's Wesen nicht
aitspraehen« Dass man die Masfelien und Aäeien oder die
grünen Bäume heiUg hielt, dass man gar die Gottheit im
Bilde darstellte, Qberbaupi dass man den heiligen, dem Sterin
lieben Auge nicht zu schauenden Gott in Werken der Hände
verehrte, war ihnen ein Greuel und heidnischer aiiiuritischer
Götzendienst, und wird nach dem Beispiel des Uosea als Un-
zucht bezeichnet (vgl. Jerem. 3, 6 ff.). Jeremia untersdieidet
nicht zwischen den Formen des Cultus in Jemsaiem und in
den Landstädten, er ?erwirft die Bondeslade sogut wie jedes
andere Symhol (3, 16); aber die Masse der Stadtbevölkmng
fasste die Sache anders aul Ihr ist der offidelle Cultus im
Tempel Ton Jerusalem der wahre, während man auf dem
Lande die Gottheit in falschen heidnischen Formen verehrte.
Vor allem ist eine echt semitische Anschauung maassgebend.
Wenn Jahwe im Tempel von Sion seinen Wolmsitz gewählt
hatte und um seinetwillen die Stadt schirmte, so ist es klar,
dass er hier allein verehrt werden darf. Der Jahwe von
Betdemeä oder *Anatot ist in der Thai ein anderer als der
Yon Jerusalem, dieser allein ist der wahre Gott (vgl. Jerem.
11t 12 «Dgbersige Vorstellung steht für unsere An-
schauung in eigenthQmlidiem Oontrast zu der Weite der pro-
phetischen Ideen, welche alle Völker unter dem Reiche Jahwe s
umfassen wollen. Und doch entfliesst beides derselben Wurzel ;
denn nie war Jahwe anders gedacht als der streng concreto,
allerpersönliciiste Gott Israels, der auch für Jesaja und Jeremia
zwar allgegenwärtig ist, aber docti specieU in Sion tiiront. Das
Princip der £xelusivilät, welches allen semitischen Monotiieismus
beherrscht^ tritt uns hier in seiner schro&ten Form entgegen. —
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570
Sechstes Bocb, vierter AbeehniU.
Zui^leich aber ist hier ein Punkt, wo sich die idealen mit «elir
praktischen Bestrebungen beröhren. Es liegt auf der Hand und
wird durch die weitere Gntwickelang in das hellste Lkht gestellt,
wie sehr eine Bewegung, welche alte anderen GuKnsalUten
m Gunsten der einefi auf Sion zu oonfisciren strebte ^ den
raateiiellon Interessen der jerusalenier Priesterschaft zu Gute
kam. Wenn früher die Priester und Propheten vielfach in
scharfem Gegensatz standen 35i>. 30:i), so war hier ein
Punkt gefunden, von dem aus die jerusaietner Priesterschaft
für die Reform gewonnen werden konnte. So erklärt es sich»
dass der Versuch, die Ideen der Propheten tu realisiren, bei
einer Anschauung einsetzte, die Ihren Vorstellungen swar nieht
widersprach, aber kaum jemals von ihnen berOhrf worden war
♦ (Micha 1, 5, vgl. Jer, 11, 13).
§. 475. Das Endo der Skytheninvasion schien zugleich
einen grossen Wendepunkt in der Enlwickehing zu bezeichnen.
Man athmete auf nach der K»-'waltigen Kataslroph(\ Sephanja
lässt die Verwirklichung des Ideals sich unmittelbar an die-
selbe anschliessen. Leider erfahren wir ^r nichts Ober die
weiteren Schicksale Syriens; aber gerade daraus wird su fol*
gern sein^ dass der Haupttheil des Landes (auch daa Gebiet
von Samaria), in dem alles nationale Leben erstickt war,
einfisich unter die assyrische Herrschaft zurflckflel. Dem ent-
spricht es, da.>:5 im Jahre 604 in Syrien selbständige Staaten
ausser den ims aus der Assyrerzeit bekannten Vasallenreichen
nicht existirten (Jereni. 25, 18 IT.). Indessen die assyrische
Macht war durch die Angriffe von Norden so geschwächt,
Ihr völliger Zusammenbruch so bald zu erwarten, dass die
selbständig gebliebenen Staaten von ihr wohl nichts mehr zu
befdrchten hatten. Blan stand somit m der That rat der Auf-
gabe, Leben und Anschauungen neu zu gestalten. Wie in
Aegypten, wie wenig später in Babylonicn schliefst sich auch
in .Inda an die Befreiung von der assyrischen Herrschaft ganz
natur^H'iuass eine umfassende Restauration. Man will einen
Zustand herstellen wie ihn Jahwe von Anfang an gefordert hat,
dessen Nichtdurchführung eben den Zorn der Gottheit und das
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fiinfabrung des Gesetzbuchs in Juda.
671
Verderben herfoefgefilhrt hut. In Wirkliehkdt ist aber diese wie
überhaupt jede Restauration nicht eine Wiederherstellung^ der
alten Verhältnisse, sondern ein Ver-uch, das Ideal zu verwirk-
lichen, den freien Fluss des Lebens in feste, für alle Zeiten maass-
gebende Formen zu zwängen. Die Prieslerscbaft von Jerusalem
war far die Reform gewonnen, der junge König Josia von
ihr abhftngig; so schritt man rasch zam Werk. Im Früh-
jahr des Jahres 621 t. Chr. fand 6er Oberpriester Ghilqija
»das Buch der Lehrec (sepher hattöra) im Tempel Jahwe*8.
Die Prophetin Chulda trat für da8se)be ein, und in feierlicher
Versammlung im Tempel verlas Josia vor allem Volk > alle
Worte des Bundes- (d. h. des Gesetz-) Buches, das im Tempel
Jaliwe's gefunden war-s und schloss auf dasselbe »den Bund vor
Jahwe« (vgl. §. 32lV). Sofort schritt man dazu den gesammten
Gultus nach den Bestimmongen des neuen Gesetzes umzii-
gestaHen.
Daraus, dass ein Oräkel des Jerem. 49, 28 — 27 den Städten Hamät,
Ärpad und Damaskos Unheil (von den Chaldaeern) verkündet, kann
höchstens auf ganz vorübergehende Versuche, die UnabhSngi^keit zu pe-
winnen, geschlossen werden. Hiskia'ä Reich reicht »von Geba' bis lie'er*
Setm'< (Reg. II, 23, 8); wenn die Asche der Gerftlhe des GOtiencultas
nach Bel-el gebracht wird (ib. 28, 4), so bedeutet dies, da« rie Ober
die Giente geaebalR wird. II, 23, ist Uitesrpolatkm wie I, 18. ~^
Zur Literatur vgl. $. 168.
§. 470. Das Gesetzbuch tritt auf in der Form einer
Rede, die Mose vor der Eroberung Kana'ans an das Volk
hftlt. Die Vorschriften, welche die Gegenwart treffen sollen,
erscheinen daher in historischer Einkleidung. Die Verehrung
anderer Gölter, die bildliche Darstellung der Gottheit, alles
äussere Beiwerk, wie Aseren iukI M;i>sebon, ?ind fremden,
heidnischen Ursprungs, von den Amoritern entlehnt (§. 360),
ebenso aber auch die Verehrung Jahwe^s an allen Cullus-
stfitten, mit. Ausnahme derjenigen, »welche Jahwe sich er»
Wählen wird, seinen Namen daseUbst wohnen m lassen«, d. h.
Jerusalems. An der Spitze steht daher das Gebote alle Cultus-
st&tten der Urbewohner zu zerstören, alle Opfer and Zehnten
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572
Sechstes Buch, vierter AbschoiU.
nacli der von Jahwe erwälilten Stätte zu bringen. Daher
wird es nothwendig, zwischen Üpler und der gewöhnlichen
Schlachtung streng zu sondern, während früher jede Schlach-
tung zugleich ein Opfer war (§. 312). Jeder Versuch, sor
Abgötterei zu verföhrMit wird mit den strengsten Strafen
belegt Als das auserwfthUe Volk Jahwe's soll Israel ein
beiliges Volk sein und sich durch sein religiöses und sHtlicbes
Gepräge von allen anderen unterscheiden. Es beginnt damit
zu;.'leicti die bewusste Abschliessung des Volks. Wie es sich
mit ck-ii Auioritern nicht vermischen, sondern dic-clben aus-
rotten soll, so sollen Ammoniter und Moabiter nie in die
»Vei-sammlung Jahwe's« kommen, wfihrend den Nachkommen
Ton Edomitern und Aegyplem im dritten Qeschlechie die Auf-
nahme gestattet wird. Man sieht, wie die Umwandelung des
Volks m eine Kirche beginnt. Aeusseriich zeigt sich die Hei-
ligkeit des Volks in der Befolgung der Reinheitsgebote, der
Speisegesetze u. s. w. , innerlich in der der sittlichen Vor-
schriften Jalivve's. Hier bietet sirh dann die Veranlassung,
die Grundlehren und Forderungen der Propiieten in einer
Reihe von Geboten zu formuliren, wobei viele Bestimmungen
wörtlich oder mit geringen Modificationen aus dem alten
Bundesbuebe (§. 827) herubergenommen werden. An der
Spitze des Volks aber als Bewahrer und authttitischer Inter-
pret des Gesetzes Jahwe's steht der Priesterstand der Lewiten.
Er wird Tom Staate emandpirt (vgl. Deut. 17, 18); die Ge-
bühren, welche ihm zustehen, werden genau vorj^ef^chrieben
(18, 3 IT.), den Lewiten zu ehren und zu ijeschetiken wird
wiederholt ermahnt; an Ehren soll er dem Richter minde tens
gleichstehen (17, 9. 19, 17). Daneben werden auch noch die
Propheten genannt, welche Jahwe zur Verkündigung seines
Wortes erwecken wird (18, 15 it), indessen praktisch treten
dieselben gegen die Lewiten sehr in den Hintergrund. Es
ist das sehr bezeichnend für die materiellen Verhältnisse, durch
die allein die Reform möglich wurde.
§. 477. Dass man den Versuch machen konnte, ein der-
artiges Gesetz durchzuführen, erklärt sich aus der Kleinheit
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DurchfQhruiig des Gesetzes.
$73
des Staates, in dem die Hauptstadt das übrige Land weit
überragte. Auch ist es nur soweit dnrcbgeführt worden, als
es die Interessen der maassgebenden Kreise nicht verletzte.
Der Ciiltus der »fremden« Götter wurde zwar beseitigt, ebenso
alles verpönte Beiwerk des Cultus, Zauberer und Prostituirte,
die Brandstätte in Benhinnom (§. 364) u. s. w. Aucli alle
Cultn-'^tätten mit Ausnahme des Tempels zerstöHe Jo?ia und
»seUte die Priester an denselben in den Ruhestand«. Das
Gesetz schrieb vor, dass die letzteren an dem Guitus in Je-
rusalem Theil haben sollten (Deut 18, 6); indessen das liess
die jemsalemer Priesterscbaft ni^t zu, um ihren Gewinn bei
der Reform nicht mit anderen theilen zu müssen (Re?. II,
23, 9). Ebenso wurde erst unter Sodeqia der Versucli ge-
macht, die schon im Bundesbuche aufgeslellto Forderung,
durchzuführen, alle Sklaven hphrnei?cher Nationalitat nnch
sechsjähriger Dienstzeit fre-i/.ulassen; derselbe misslang voll-
kommen (Jer. 34, 8 ff.). Zur vollen Durchfuhrnncr ist das
Gesetz erst durch das Exil gelEommen; nach der Rücickehr
aus demselben bildete es die Grundlage, auf der man die Ge-
meinde zu restauriren versuchte.
Der Gegensatz zwischen der jerusalemer Priesterschafl und der der
Laodstftdte hat Bptter dan geführt, dass ^enc (die SOhne $adoq*B oder
Abaron*s) das Priestenunt fflr sich allein in Ansprach nehmen, die
Qbrigea Lewilen xu TeiBpeldieoern degnidirt werden : Esecb. 44 Wie
weit nach Josiane Tod die Gülte in den LandstKdten, der Gfltxendienst
tt« 8. w. wieder ao%elebt sind, ist schwer zu Ijestimmen» da leremia und
Etechieli wenn sie von diesen Dingen reden, weit mehr die Stinden der
Vergangenheit, namentlich Hanasse^s (vgl. Jerem. 11. 16, 4. 19 u. a.)f
als die Gegenwart im Auge tu haben scheinen.
§. 478. Dem Act vom Jahre 621 stehen an Bedeutung
wenige andere Begebenheiten der Weltgeschichte gleich: auf
ihm beruht das Judenthuni und ciamit MUfh das Christen Üium
wie der Islam. Wie jede Idee, die in die Wü Kiitiikeit um<re-
setzt wird, ein zweischneidiges bchwert ist, so auch da^ neue
Gesetz. Allerdings ist durch dasselbe ein Theil der Errun^'en-
schaflen der reUgiösen fintwiekelung Israels für alle Zeiten
sicher gestellt worden ; aber eben dadurch ist auch die leben-
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574
Sechstes Buch, viriler Ahscbnitt.
digo Kraft, welche bisher in derselben wirkte, lahm gelegt.
Die Propheten forderten Reinheit der Gesinnung und wahre
sittliche Empfindung; das Gesetz erzeugt mit NothweDdigkeit
Scbeibheiligkeit und Haften an der ftusserai Form. Wenn
in manchen der Tom Deuleronomiam ber?orgerafenen Sebrifteo,
namentlich m der schönen Einleitung zu demselben (e. 5 — IIX
reine und tiefe Empfindung herrscht, und dem entsprecfaend
hier die Sittengebote des Dekalogs in den Vordergrund gesteilt
werden, so stehen doch Ezecliiel und der Priestercodex mit
ihrem ^^eisttödtenden Formalismus nicht minder auf dem Roden
desselben. Noch verhängniss voller aber ist die Umsetzung
der Nation in eine Kirche, die Verwandelung des natürlichen
Gegensatzes gegen alle anderen Völker in ein^ religiösen.
»Nicht um deiner Gerechtigkeit und der Geradheit deines
Herzens willen, sondern wegen des Frevels dieser VlUkerc
gibt dir Jahwe Eana'an (Dent 9, 5). Die Folgerung daraas
ist dann doch, dass alle Völker gegen Israel minderwerthig
und verworfen erscheinen, dass es zur religiösen Pflicht wird,
sie zu bekämpfen und zu unterdrücken. Je machtloser die Gegen-
wart war, desto breiteren Spielraum konnte man diesen An-
schauungen in der Vergangenheit gewähren In wahrhaft
widerlicher und dabei gemeinsinnlicher Weise (vgl. Joe. 10, 24)
schwelgen die, wohl vorwiegend der Zeit des Exils ange-
hörenden, deoteronomisÜscbei^ Bearbeiter der Sagengescbtchle
in der Ausrottung der Urehiwohner und den Grossthaten des
alten Israel, als könnten sie darin einen Ersatz finden iur die
Noih der Gegenwart. Die Erbschaft der Holigionskriege und
KetzerverfolguDgen, welche dem Ghiistenthum wie dem Islam
aus dem Judenthum überkommen ist, ist ebenso gut dem
Deuteronomium entsprossen, wie die schönsten Stellen des
Neuen Testaments.
g. 479. För die Hasse des Volks ergab sich ans der
Durchführung des Gesetzes zunftchst ein gesteigertes Vertrauen
auf die. Hülfe Jahwe's und die gencberte Zukunft des Staats.
In der Politik wie in der Litri ;itiir tritt uns dieselbe überall
entgegen. Na^um verkündet das Ende der Drangsal und den
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Charakter ond Wirkungen des Geseties. Jeremia. 575
Untergang Ninive's, Habakuk preist wenig später in be-
geisterten Worten die Macht Jahwe's, der seinem Volke gegen
die Gbaldaeer zu Hülfe kommt. In dem gleichen Geiste
Terkändet noch 593 Ghananjah den natienden Fall Babels
(Jer« 28, vgl. Jer. 14, 13 ff.)- Das Vertrauen auf den Tempel
und seinen Gott, auf das Gesetzbuch, das man jetzt besitzt
(Jer. 7. 8, 8), beherrscht die Stimiuung durchaus und ruft
immer von neuem den Vet-uch hervor, nach achtzigjälirif^^er
Dienstbarkeit wieder eine nationale, auf Selbständigkeit hin-
zielende Politik einzuschlagen. Indessen die Zeiten, wo eine
soksbe noch möglich war, waren Ifingst Torbei. Ein gehor-
samer Vasallenstaat bfttte bestehen können, ein nach Selb-
ständigkdt ringendes EOnigthum musste zu Grunde gehen.
Es ist genau dieselbe Situation, In der sieh die griechischen
Kleinstaaten dem makedonisclien und dann dem römischen
Reiche gegenüber befanden. Klar erkannt hat die Lage
einzipr der Prophet .leremia, aber vergeblich sucht er den
stolzen Grossniachtsträumen entgegenmwirken. Auch bei ihm
ist die Grundauffassung die gleiche wie bei Jesaia (g. 368),
nur noch hoffnungsloser. Das Volk ist rettungslos Terderbt,
sein Trotzen auf Jahwe und das Gesetz ist der ärgste FVevel
an der Gottheit; daher muss Jerusalem zerstört werden und
das Reich Davld's untergehen. Gerne würde er s^nem Beruf
enlsagen, aber Jahwe ist niächliger als er, er muss gehorchen.
So verflucht er denn den Tng, an dem er geboren ist, da er
weiss, dass sein ganzes Leben ihm keine Freude brüi^cn wird,
dasä er nur berufen ist, Unheil zu verkünden. Die Geschichte
hat ihm Recht gegeben. Auch der letzte Rest des Volkes
Israel ist Teroichtet worden; nur die religiöse Gemeinde der
Juden hat den Untergang überlebt.
Der Fall Assyriens. Necho in Syrisn.
§. 480. Nach den Daten des Berossos und des ptole-
niaeisclicn Kanons hat König Assurbanipal bis zum Jahre ü2<j
über Babylon geboten. Ob er in diesem Jahre gestorben ist,
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57e
Seebrtcs Buch, Tiarler Abtebaitt.
wissen wir nicht; jedenfalls beginnt mit demsdben eine neue,
nationale Dynastie in Babylonien. »Als Sarakos, der Nach-
folger des Sardanapal, König von Assyrien geworden war,c
so berichtet Abydenns, der einzige tms hier erhaltene Schrift-
steller, »erfuhr er, dass ein Heer zahlreich wie Heuschrecken
Tom Meere aus [wo?] eingefallen sei. Da schickte er den
BuBalossor als Feldhorrn nach Babylon. Dieser abor empörte
sich gegen ihn.c ßusalossor ist zweifellos der Nabopalassar
(Nabubalusnr) der übrigen Schriftsteller, mit dem Babylon
aufs neue sdbst&ndig wird. Sarakos aber wird in Assnrbani-
paVs Sohn A§iuredi](?)iläni zn suchen sein, der nns nnr durch
einige Backsteine aus Salach, die von seinen Bauten am
Tempel Gzfda herrühren, bekannt ist. Noch em anderer König
. . . zikjiriskun, von dessen Cylindern pich Bruchstücke ohne
historischen Inhalt in Ninive gefunden liabtn, scheint dieser
Kpoeho anzugehören. Irj^'ond etwas geTiaiieres über die Schick-
sale dieser Herrscher und die Ausdehnung ihres Maditbereicbs
lisst sich nicht aussagen.
Aösiiifilililäni : I R. 8, 8. III R. lö, 2. »A broken record« von
ihm erwähnt Smith, Ass. Disc. 384. — , . , zikjiriäkun: Schräder, Ber.
sächs. Ges. 1880, 33 ff. (I R. 8, 6).
§. i81. l'm das Jahr 608 verband sich Nabopalassar
mit dem Könige Kyaxares (pers. Flvakhsatra) von Medien
(§. 465) zum enlscheidendcn Schlafre gegen Assur; die Allianz
wurde durch ein Ehebündniss zwischen Nabopalassar s Sohn
Nebukadnezar nnd Amyitis, der Tochter des Mederkönigs,
befestigt. Offenbar war damals die SkytheniuTasion Toräber,
man konnte daran denken, den alten Erbfeind zu vernichten
und die Beute zn theilen. Wie der Kampf veriaufen ist,
wissen wir nicht; unsere Auszüge aus Berossos berichten
nur, als der Feind lau anruckte, habe König Sarakos in den
Flammen seines Palastes den Tod gesucht. Bekanntlich lie-
richtet auch die griechische Sage von Sardana pal ein der-
artiges Ende des assyrischen Reichs. Es war eine Katastrophe
gewaltigster Art. Nicht nur ein Reich ging zu Grunde, das
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Die Zerstörung Ninive's«
577
noch vor kurzem Vorderasien beherrscht hatte; das ^anze
Volk, welches Juluhuiiderte lang der Schrecken und die Geisel
der Völker gewesen war, wurde vernichtet. Alle vier Re-
sidenzeiif Ninive, Dör-Sarrukin, Kalach und Assur, gingen In
Flammen auf und wurden dem Erdboden gleich gemacht, um
nie wieder hewohnt zu werden (606? t. Chr.). Als 200 Jahre
spftter Xenophon Uber diese Stätte zog, sah er noch die
gewaltigen Reste der Riesenmauern, die Schutthaufen, welche
die Städte bedeckten , den gewaltigen Terrassen tempcl von
Kalach. Ahov die Nation, welche die Städte gebaut und be-
wohnt liatte, war verschollen; als die Perser den Medern die
Herrschaft entrissen, so erzählte man ihm, hätten diese
Städte nicht erobert werden kdnnen, bis die Götter selbst sie
den Persem in die Hände gaben. Auch als Alezander im
Jahre 331 den letzten entscheidenden Sieg fiber das Perser-
reich erfocht, gab es Nieiuanden, der ihm sagen konnte, dass
er auf den Trümmern von Ninos gekämpft habe. Gründlicher
ist nie ein Volk vernichtet worden, als die Assyrer; die Zer-
störung Kartbago's, die man zunächst vergleichen könnte,
traf nur eine Stadt, nicht eine ganze Nation. Es spricht sich
in dieser Vergeltung klar und ftirchtbar der ungeheure Hass
aus, der bei den Völkern Asiens gegen die verderbenbringenden
Assyrer angesammelt war.
Der Bericht des Berossos lässt sich au? 9\nk. p. 396, Alex. Pol.
bei En-.-b. I p. 29. 16 — 19 (vgl, 27> 35), Ahy !( nu^ ib. .38, 1 ff. noch im
wesentlichen reconsiruiren. Auffalleiitier Weise, aller entscliieUeii mit
Unrecht, wird der medische König bei ihm durchweg Aslyages genannt.
Dass Herodot I, 106 die Zerstörung Ninives dem Kyaxares allein zu-
schreibt, ist begreiflich genug. Der wahre Sachverhalt schimmert auch
bei Ktniui noch durch (Arbakci and Beltsys). — Das Datum Iftaat sich
mebt genau bestimmen. Im Jahre 608 bestand das Reich Aesur noch
(Reg. U, 88, 29); andererseits muas es tot Nabopalassar*s Tod erobert
sein. Eusebius' Daten (aa Abr. 1897 620 und 1408 » 009) sind
daher falsch.
§. 482. Die Sieger theiiten sich das assyrische Reich
un wesentlichen in der Weise, dass den Medern alles Land
Östlich und nördlich vom Tigris (s. indessen §. 484), den
Mej«r, Oatehl^te dM AlterlhiiiBB. I 37
Digiiizca by Ljuv.- .
578
Sechstes Bueb» fierter AbsciiniiL
Babyloniern Mesopotamien und Syrien^ also der HaupUbeü
der semitischen Culturländerf zufiel. Aber den letzteren war
inzwischeD ein Mitbewerber entanden. Küaig Necho IL Yon
Aegypten (609—595), der Sohn P8anuiieUch*8 t, snchle die
Gelegenheit zu benutzen, um Syrien eemem Reiche wiedena-
erwerben. Im Jahre 608 »zog er nach dem Euphrat gegen den
König von Assur« (Ho;j. II, 23, 20). Die früheren assyrischen
Provinzen würden ilnn wahrscheinlidi ohne Schwertstreich
zugefallen sein ; aber Kümg Jositi von .Inda war niclit gewillt,
sich aufo neue eiaer fremden Oberherrschaft zu fügen. An
derselben Stelle, wo nahezu ein Jahrtausend früher Dhutmes III.
die vereinigten Syrerfürstoi besiegt hatte, bei Megiddo (Herod.
M^Y^o^) ^ <^ Pharao entgegen. Aber sein ber
wurde geschlagen, er selbst fiel im Kampfe« Necho sog welter
nach Norden; von seinem Lager zu Ribia bei Hamftt ans
setzte er Josia's Sohn .Toaclmz ab, maclite seinen [rdteren]
Bruder Jojaqim ZAim König und legte dem Reiche einf^ schwere
Contribution aul. Das übrige Syrien scheint sich ohne Kampf
unterworfen zu haben; die Stadt Gaza, welche Widerstand
leistete, wurde erobert. Jojaqim war ein getreuer Vasall des
Pharao. Ali die Propheten Jeremia tmd Uiia Jenualem den
von den Ghaldaeem drohenden Untergang weissagten, entrann
jener mit genauer Noth dem Tode, dieser flüchtete naeh Ae-
gN'pten, wurde aber von Necho ausgeliefert und hingerichtet
(ierem. 20, vgl. 7, 36).
Die Angaben Reg. II, 28 f., Jerem. 25. 46. 47« Berod. II, 159,
Beroesos bei Euseb. I, 48. 45 eiflnien sieh vottreffUch. Was Alex. Poi|lL
bei Eueeb. praep. ev. IX, 89 bencbtet, tat dagegen werthloa. Gharakle-
ristieeh iet, daee Herodot hier wie bei Aptiea mr fim den Siegeo der
Aegypter zu berichten «rein. — 0eber die Chronolcfie s. 472. Wie
Josia nach Megiddo kam, wissen wir nicht. Vielleicht wollte er Hacho
in den RQcken fallen ; denn dass dieser zu Schiff nach Syrien gekommen
eei, wie man gewnhnhch annimmt, hi mir sehr unwahrscbeiolich. — Mil
Joacbas scheint ^lallam Jerem. 22, 11 identisch su teln.
§. 483. Indessen der Erfolg war nicht von Dauer. Afe
Ninive gefaliea war^ sandte X^abopalassar, der schon erkrankt
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Necho in Syrien. Sehkcbt bei Karkeniü.
579
war und bald darauf starb, seinen Sohn Nebukadnezar gegen den
Pharao. Im Jahre 604 kam es bei Karkamii am fiophrat zur
Schlacht, in der die Aegypter vollkommen geschlagen wurden.
Ganz Sjfrien war verloren. Jeremia erwartete ein furebtbar«B
Strafigmcht, das Jahwe durch die Ghaldaeer vollziehen und dem
alle Völker erliegen würden (c. 25); indessen dazu kam es
nicht. Syrien ging ohne weiteres in den Besitz des Siegers
über. Auch die Kleiüstaaleri unterwarfen sich. »Drei Jahre
lanj? (600— Ö98?) zaiilte Jojaqim dem Nebukadnezar Tribut.
Der König von Aegypten aber zog nicht wieder aus seinem
Lande; denn der König von Babel hatte ihm vom Grenzbach
Aegyptens (Wädi el-'Ari§) bis zum Euphrat alles abgenommen,
was er besessen hattec (Reg. II, 24, 1. 7).
Reg. II, 24, 2—4 sind Interpolation.
y. Die Zeiten des neababyloniBchen Reichs*
■
Das medische und das lydische Reich.
§. 484. ünfer den neuen Staaten, welche an die Stelle
des asövrisrhen Reichs getreten waren, war Medien zweifel-
los das niaciitigste, sowohl seinem Umfange als auch, wie
es scheint, seiner militärischen Organisation nach. Seine
Macht erstreckte sich weit nach Osten. Wenn zur Zeit des
Darius der SagarUer Täitrantakhma, als er seine Landsleute
zum Abfall von Perslen aufforderte, sich für einen Nach-
kommen des Kyazares ausgab, so können wir daraus folgern,
dass die Sagartier den Medem unterthan waren, während
daraus, dass zu derselben Zeit Fräda sich zum König von
Margiane zu machen suchte, vielleicht zu schliesscn ist,
dass diese Landschaft zur Mederzeit nocii unler eij^^rnen
XÖnigen stand. Dass, wie die Griechen berichten, auch der
ganze Osten Irans mit Baktrien den Medem unterthan war,
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580
bechäles BucU, füufter Abschnilt«
ist zwar nirht zu erweisen, aber sehr \vahrsc]ieinli( h. Sicher
steht es fest, dass die Kiinige von Pt rsien , die jetzt auch
Herren von Susiana waren, ihre Oberhoheit anerkannten. Im
Westön waren, wie schon erwähnt, ganz Armenien und Kap-
padokien medische ProYinzen^ ebenso das eigentliche Assyrien.
Auch das Masiosgebiet muss ihnen unterthan gewesen sein,
da wir ans einer Inschrift Naboned's erfeliren, dass sie
Chan an bedrängten und vielleicht rechtmässig besassen. Auch
der vvesllicli vom Ti^Tis gelegene Theil des eigentlichen As-
syriens wird niediscli gewesen sein (§. 502 Anni.). Die übrigen
Staaten, voi- allem Babylonien, standen daher von Anfang an
in einer Defensivstellnng gegen Medien. Für die nächste Zeit
freilich liessen es die Terwandtschaftlichen Bande, welche beide
Dynastien vereinigten, und mehr noch wohl die Tdchtigkeit des
neoen Königs von Babylon zu keinem feindliehen Zusammen-
stoss kommen; aber die Gefobr, welche dem babylonischen
Reiche von Norden her drohte, la<r vor aller Andren.
Tri (Irii etwa um 5^0 geschrif henoii Orakeln Jes. 13. 21, 1 — 10
wird die Krühprunp Habyloiis dnrrh die Meder erwartet. Wenn neben
leUteren 21, 2 Fiam genannt wird, so kann damit nur der persiactie
Staat (§. geiueiiil «ein.
§. 485. Unter aiien Staaten des alten Orients, die ge-
schicbUieh eine bedeutende Rolle gespielt haben, ist uns das
medische Reich am wenigsten bekannt Die kurze Zeit sehies
Bestehens, das TÖllige Fehlen von Denkmälern, vor allem aber
der üiiu.taiid, da<s es mit keinem der Culturvölker, denen
wir un-ere Nachrieliten verdanken, in directe Berührung ge-
kommen ist, trafen daian die Schuld. Selbst die Indivi-
dualität des Volices ist für uns verschollen. Da die Griechen
einstimmig und bestimmt überliefern, dass der Staat, die Re-
ligion und die Gultur der Perser den Aledern entlehnt seien, so
werden wir annehmen dürfen, dass Kyaxares ebenso gut ein
Diener des Ahuramazda war wie Kyros und Darius, und dass
die Adoption und Umgestaltung der assyrisch-babylonischen
Cüllur, welche uns später im persischen Reiche entj^egentrlü, sich
sction in Medien vollzogen hat. Bestimmte Zeugnisse im Cin^^loen
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Das Mederr«i€b. Kyaxares und Alyatte».
581
fehlen uns aber völlig. Sonst wird nur noch berichtet, dass Kya-
zares zuerst seinen Truppen eine feste mililänsche Organisation
gegeben und die Sonderung der Waffengattungen (Lanzen-
k&mpfer, Bogenschützen und Reiterei) durchgefObrt habe (Her.
I, 1Ö8). Die Hauptstadt des Reichs war Egbatana ('AfßdlTava,
pers. llagmatäna, aram. 5<PDnfc<i jetzt Hamadän) am nörd-
lichen Abhang des Gcbirfres Orontes (Eiweiid). Die Stadt selbst
war unbefestigt, aber die von einem siebenfachen Maueriin^
umschlossene Burg um so uneinnehmbarer. In oder neben
derselben lag der grosse Königspalast, den vermulhlich Kya-
xares erbaut hat; seine sp&tere Grestalt wird er indessen erst
durch die Achaemeniden erhalten haben.
Heroduls ScbiideruDg von Egbatana I, 98 ätiinml nur Iheilweise
zu der jedenfalls völlig zuverlässigen bei Polyb. X, 27. Dass Herodot
nicht Bftlbst dagewesen ist, ist anerkannt (a. Vatut, Hermes VI, 49fi),
ebenao dass B. RAWuinc«*s UntencbeidQng eines duppelien Egbatana
uobaltbar Ist
§. 48ö. Beim Vordringen nach Westen stiess Kyaxares
mit dem lydischen Reich zusammen. Seitdem dasselbe unter
Ardys mit genauer Noth der Vernichtung durch die Eimmerier
entgangen war (um 650), war es, ▼errouthlich vor allem im
Kampfe gegen diese, zu einem mäcbti^'en Reiche erwachsen.
Die griechische Tradition , der wir unsere Naclirichten über
Lydien fast ausschliesslich verdanken, hat uns von den lang-
wieriL'on und erbitterten Kämiit'en, die liier ^^elula t sein und die
Ht^'ierungen des Ardys und seines Sohnes Sadyattes im wesent-
lichen ausgefüllt haben müssen, keine Kunde erhalten. Erst
von des letzteren Sohn Alyattes (nach Herod. 617 — ^560) heisst
e^, er habe die Kimmerier aus Asien verjagt (Her« l, 16).
Datnit hatte er zugleich das ganze innere Eleinasien gewonnen,
wo wie das phrygische Reich so auch was sonst an staatlichen
Bildungen exislirte, den Kiimneriern erlegen sein wird. Da-
durcli wurden Medi-r und Lvder Grenznaclibarn. Im Jahre 590
kam es zwischen beuicn Staaten zum Krieg. Lange schwankte
derselbe unentschieden; als man sich am 28. Mai 585 eine
neue Schlacht licrerte, trat eine totale Sonnenfinstemiss ein
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582
Sechstes Bueh, fünfter AbochnttL
— dieselbe soll von Thaies vorher verkfindet worden sein — ,
die dem Kampfe ein £nde machte. Da legten sich Syennesis
von Kilikien (§. 465) und Ncbukadnezar von Babylon ins Mittel;
es war für sie eine Lebensfrage, dass Lydien erhalten blieb
und der wr-ilercn Au-dehniing des uiedi^ciien Reichs Schranken
gesetzt wurden. Sie vermittelten einen Frieden, durch den
der Halys als Grenze beider Reiche festgesetzt wurde. Zu-
gleich versuchte man, ebenso wie zwischen Babylon und
Medien, denselben durch Verschwägerung der Dynastien sicher
zu stellen: Älyattes' Tochter Aryenis vermählte sidi mit
ICyaxares' Sohn Ast vages (Her. I, 74). Bald darauf ist Kya-
xares gestorben (584, nacli Herdot's Daten); Astyages (bab.
Iltuwegu, Kies. 'AotütYo^) folgte ihm in der Herrschaft.
Die Sonnenfinsterniss des Tbales fUtt nach allen alten Angabea
in Ol. 48, 4 = 585/84 v. Chr. (Plin. II, 53, Hieron. ao. Ahr, 1432; ferner
dieAn^'ahon über die 'jc/.dtj dt s Thaies Diog. Laerl, I, 22. 38, s. Dikls, Rhein.
Mu«. XXXI, iry; bei Eusibius das Datum verschoben, ferner fälschlich
der Krieg [ao. 1441] von der Finsterniss gelrennt). Nach Zech, Aslron.
Unters, über die wichti'^'sten Finsternisse (Preisschr. der Jablonowskischen
Ges. 1853, S. 57 ist das Datum - 584 i. 585 v. Chr.j Mai 28 da>- eirizif
/iiverl5?«si^e. Das wäre aber richti^'or Ol. 48, 3. — Da nach der ge-
wohiiliclien Ciironologie damals schon Astyages regierte, isl bei Eu.-t'l>!us
lind Cic. de div. I, 112 Astyages für Kyaxares eingesetzt; die berichtigte
Chronologie (§. 461) bestätigt die Angabe Herodot's.
§. 487. Wie in Medien Kyaxares, so ist in Lydien
Alyattes der bedeutendste Herrscher; sehr mit Unrecht stdll
ihn die griechische Ueberlieferung, die ganz von dem Eindrack
der Katastrophe des lydischeii Reichs beherrscht ist, gegen
seiiuri Sulin in den Hintergrund. Wie ihm Phrygien ge-
horchte, so hat er auch Bithynien unterworfen und gegen die
Karer gekämpft; mit Ausnahme der lykischen Städte wurde
das ganze vordere Kieinasien den Lydern unterthänig. Das
Hauptziel der lydischen Könige aber war, in den Besitz der
griechischen KQstenstädte zu kommen (\ gl. §. 454 f.). UnUr
diesen war Milet bei weitem die mächtigste; gegen dasselbe
und schien Tyraimeii Tiirasybulos haben Sadyattes und
Alyattes elf Jahre lang (G23— 013 nach Her.) Krieg geführt,
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Das iydiscbe Reich und die Hellenen.
583
ohne G- zu bezwingen. Schliesslicli wurde ein enpres Bündni.-j?
zwi-chen beiden 'jfsf}!ln--;en. Die kleineren Stiidte scheinen
meistens ohne grösseren Kampf sich gefügt zu haben. Die Klazo
menier schlugen den Alyattes zurück; dagegen eroberte er
Smyraa (und Kolophon?)» sein Sohn Kroesos (560—546)
Ephesos. Damit waren edle Griechen der WestkCIste mit Aus-
nahme Milet's den Lydern tributpflichtig. Die Torllegenden
Inseln gleiehlEdls anzugreifen , konnten die Könige bei dem
iränzltclien Manjjel einer Flotte nicht wa^^en. A.uch die
Grieche! Kstädte im Norden Kleinasiens, wie Lanipsakos (IJer.
VI, 37\ Kyziko^. Siuo))e mit seinen Golonien, sind sicher nicht
den Lydern unterthan gewesen. Jm Mariandynergebiet grün*
deten um 558 die Megarcnser und Boeoter Heraklea, um den
Besitz Ton SIgeon am Eingang des Hellespont kämpften seit
etwa 610 and noch zur Zeit des Pisistratos die Athener und
die Hitylenaeer, ohne dass wir von einer Einmischung der
Lyder erfahren.
An-ser Herolot «5, ^Jp. Dam. fr. G3 fT. Mii.LKn. Wie die Tnlcr-
vverriiii;; (Ics fihri^'nn K leiiiasieiis, sclireibt Hero'lol auch die der meisten
gricchisclieii Slädl«, über die nichU gonautTes ht'kannt war, fSlschlich
dem Kroesos zu. Bei Xanlho«? isl olVinljar Alyattes' H«'ileutung weit
klarer her vorgetreten. — Zwei albenic Sliulcgeme bei rolyaen VII, 2;
ferner VI, 50 =^ Äelian v. hist. III, 26. Bithynien: Steph. Byz. s. v.
^AUattct. Kroesos gegen Sidene io Troas : Sirabo XllI, 1, 11.42. Steph.
Byt. 8. ▼. StSTjV-rj aus Xanlbos.
g. 488. Trotz dieser Kämpfe war die Dynastie der
Mermnaden nichts weniger als griecheDfeindlich; sie gewährte
den eroberten St&dten die gflnstigsten Bedingungen. Ihre
Oberherrschaft scheint sich im wesentlichen auf die Erhebung
von Abgaben [und ZaOen?} beschränkt zu haben; ob sie in
die commuiialtii VerhiUtnisse eingriffen, wissen wir nicht.
Al)er es war eine Lebensfrage für ilir Reicli, im sicheren
Besitz der ihrem Gebiete unmillelbar vorlie^^enden Hafenorte
zu sein. In demselben Sinne wurde die von den Griechen
nicht besetzte Küste zwischen den nördlichsten aeoiischen
Städten und dem Ida, die thebische Ebene, von den Lydem
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584
Sechst« Buch, fttnfler Abschnitt.
in umfassendem Maasse colonisirt, die alte mysische Bevöl-
kerung veiilningt. Die Lyder gründeten hier die blühende Stadl
Adramytion , die nach einem Stiefbruder oder Sohne des
Alyattes benannt sein soll; in derselben residirte unter letz-
terem der Kronprinz Kroesos als Statthalter. Auch Daskylioa
an Propontis östlich von der Mündung des Rbyndakos,
in der Perserzeit die angesehenste Stadt des nördlichen Phry-
giens, scheint nach dem Namen eine Gründung der Her-
mnaden zu sein. Im übrigen war in dieser Epoche der grie-
chische Einfluss in Lydien nur in stetem Steigen begrifl'en;
wie tief er gewirkt hat, geht auch daraus hervor, dass ein Jahr-
hundert nach dem Fall des Reichs der Lyder Xanthos die Ge-
schichte seiner Heimath in griechischer Sprache geschrieben hat
Mit Mlltiades, dem Herrscher des thrakischen Ghersones, stand
Kroesos in freundschaftlichen Besiehungen (Her, VI, 37). Das
attische Adelsgeschlecht der Alkmaeoniden leitete seinen Reich-
thum von seinen Handelsbeziehungen zum Hofe von Sandes
her (Her. VI, 125). Die Beziehungen 711 Delphi, denen die Dy-
nastie ihre Herrschaft verdankte, und zu den übrigen griechischen
Orakeln wurden von Alyattes und Kroesos eifrig gepflegt; in
Milet baute Alyattes der Athene zwei Tempel (Her. 1, 22),
einen grossen Theil des ephesischen Heiligthums hat Kroesos
bauen lassen (Her. I, 92). Die angesehensten M&nner von
Hellas, Staatsmänner wie Solon von Athen und Blas von
Priene, besuchten auf ihren Reisen den Hof von Sardes.
Adramytion und die Golonisation d«r thebisehen Ebene: Skylax
peripl. 97. Xen. Anab. Vif, 8, 7. Strabo Xüt, 1, 61. 6S. SIepk. Bys.
*A8pa|fc6xtiov. Nie. Dam. 68. 65. Mülles. — Die Sage von den sieboi
Weisen und ihrem Verkehr mit Kroesos war sehen sa Herodot*s Zsit
vollkommen aoagebildet (I, 27. 39. 75); die Solongescbiebie ist eine
£pisode derselben. Ira übrigen ist dieselbe chronologiseh ebenso un*
möglich, wie die meisten anderen derartigen Enälilungen, z. B. die reo
AllLmaeon VI, 125. Solon, Thaies, Pittakos waren weit älter als Kroesos.
§. 481). Dio einy.igen grösseren Denkmäler, welche iin>
das lydische Reich hinterlassen hat, sind die Gräber seiner
Könige auf dem Plateau zwischen dem gygaeischen See und
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Erüuduug der Mäuzprü^uag. 585
dem Ilermos gegenüber vou Saides; das grösste von iiinen
ist das des Alyattes (Her. I, 93. Strabo XllI, 4, 7, Hip-
ponax fr. 15 mit Schneidewin's Kmendationen ; vgl. §. 409).
Von der commerziellen Bedeutung des Reichs aber legt eine
ungemein wichtige Erfindung Zeugniss ab, die auf dasselbe
zurückgeht: die MQnzprSgung. Es ist früher ausgefülfft« wie
die Edelmetalle in Vorderasien seit uralten Zeiten der ge-
wöhnliche Werthmesser waren und auch in einem festen Werth-
VcihulLnias zu einander standen, auf dem die verschiedenen Ge-
wichtsfüsse, nach dLiitn man Gold und Silber wog, beruhten
(§. 188 f.). Für den gewöiiniiciien Verkehr brachte man sie
in bequeme Formen, wie Barren und Ringe; indessen so
lange der Kaufer in jedem Falle Gewicht und Feii^fehalt
nachprüfen musste, falls er sie nicht auf Treue und Glauben
annahm, blieben sie lediglich Waare. Die Münze ist dadurch
entstanden, dass der Staat für die von ihm ausgegebenen Stücke
die Gaiiiutie ubirnimmt, indem er sein Wappen auf dieselben
setzt und sich verpllichtet, sie ohne weitere Prüfun«? als voll-
gültig anzunehmen. £s liegt im Wesen der Münze, dass
dieselbe nur von einem Gemeinwesen oder vom Herrscher
geprägt werden kann, und dass die vom Staate geprägten
Münzen innerhalb seines Gebiets nothwendig Zwangscours
haben. Die Beschränkung des Munzrechts auf souveräne
Staaten gehört dage^'en erst einer weit späteren Epoche an;
in älterer Zeit haben auch abhängige' Gemeinden Geld
geprägt.
Der entscheidende Schritt ist nacli dem Zeugniss Ilero-
dot's (I, 94), das durch die neueren Forschungen lediglich
bestätigt wird, in Lydien geschehe. Wenn der Name To-
YÄ^oc (PoUux m, 87. VII, 98) wirklich eine Goldmünze be-
zeichnet — die Angabe kann auch lediglich auf Her. I, 14
beruhen — so könnte Gyges als der Erfinder angesehen werden;
jeden falls haben die Mermnaden seit der Mitte des siebenten
Jahriiunderts Geld geprägt. Von Lydien aus hat sich die Er-
findung rasch zu den griechischen Küstenstädten und nach
Europa verbreitet; überall prägte man nach dem einheiini-
586
Sechstes Buch, fünfter Abschnitt.
sehen Gewlchtsfiiss. Die ältesten l3rdischen Mfinzen sind von
Elektron (i^. 187), dem aus dem Paktolos c:ewonnenen Wasch-
prold, (las eine Rciniiseliung- von etwa ;iO''o Silber enthält,
nach phoenikischein Gewichtsfuss geprägt (zu 14,52 gr,).
Demselben System folgen eine Reihe griechischer Städte, wie
Ryzilcos, Lampsakos, Ghios, Klazomenae, Kyme, MiieL Die
weiteste Verbreitung hatte, entsprechend der grossen Bedeu-
tung, welche Phokaea als Handelsstadt seit dem Ende des
siebenten Jahrhunderts besass, der schwere phokaeische
Goldätater, der nach babylonischem Goldgcuiclit (Vo Mine
= 10,57 gr.) jjopi agt ist. Kroesos hat dann eine Münzreforra
eingeführt, nacti der nur reines Gold und zwar halb so schwer
wie der piiokaeische Stater (Kpovaeioc OTatTjp zu 8,17 gr.),
und daneben ein Silberstück (zu 10,89 gr.), welches an Werth
ein Zehntel des Goldstückes reprftsenttrt, geprägt wurden. Da-
neben sind reine Goldstücke zu 10,89 gr. geprägt worden,
die an Werth den älteren Elektronstücken von 14,52 gr.
gleich standen. Doch blieb die Vorwirruog, welche durch die
verschiedenen coik iin in nden Systeme hervor^et ulen war, be-
stehen, bis Dariu«; eine umfassende Neuordnung für das per-
sische Reich durchführte.
Die Uteratur im allgemeinen s. %. 188. F^er Aber die lydischen
Hflnien Borbll, Nam. Cbron. II, 84* BrjucdiSi MQnzwesen. LBHonauirr,
Monnaies royales de laLydie 1876. Head, Goinage of Lydia and Persia 1877,
in Numismata Orientafia I. Im allgemeinen Polluz IX, 88. Ohne zwingende
GrQnde bezweifelt Brandis, HQnsweeen 200, Herodot*s Angabe und meint,
die Mflnqnrftgnng sei von den Griechen, speciell in Phokaea erfunden
worden. Die Angabe, Pheidon von Argoe habe die Geldprägung in Griechen-
land eingeführt (Pollux 1. o., Marmor pari um , SLrabo YIII, 3, 83 u. a.)
beruht aufeiiu r falschen, auf Ephoros zurückgehendem Wrall^remeinerung
von H^T. VI, 127, — Pas Wappen der lydischen Münzen ist da? Vorder-
thpü eines I/'wea und eines Stieres. Beischrilten ^ind in älterer
Zeit f^rllen. Auf der Rückseite zeigen die flUeren Münzen noch kein
Bild, sondern die viereckige Oberfläche des Prägstockes iQuadraUini in-
rusun>>. Einige sehr alle Elektronrnfinzen zeigen auch auf dem Avers
noch kein Bild . f^ondern nur eine rauhe Uherfläche (Typus fascialus),
b. Brandis p. 100, Lunohmaiit Nr. 1 ff., Heao p. 12. Oaes dieselben dm
ersten Mennnaden angehören, Ist natürlich nicht sa erweisen.
Digitizca by Liu..- . «v.
Das neubabjbnische Reich.
587
Das Reich NebukadnezaKs II.
§. 490. Die Aufgaben, welche die neuen Herrscher von
Babylon zu lösen hatten, waren vielfach und mühevoll. Als
Nabopalassar das assyrische Joch abschüttelte, war ein
grosser Theil de? Landes völlig verödet. Dio Hauptstadt
lag seit der Zerstörung durch Sanherib, derrn Wirkungen
durch Assarbaddon's Wiederherstellung 'nur Iheilweise aus-
geglichen waren, seit der neuen Eroberung unter Assnrbanipal
' im Kriege gegen seinen rebellischen Bruder grossen Tbeils in
Trümmern. Die äbrigen Stftdte des Landes hatten oft kaum
weniger gelitten. Dem von den Naturkräften bewirkten Ver-
fall vollends hatte Niemand gewehrt. Die Canäle und Doiciie
waren überall verfallen, die Pilaiizun^en und Parks von den
A?syrorn vielfach systornatisdi verwüstet. Die Tempo) und Pa-
läste waren überall eingestürzt, die Städte nirgends in vortiiei-
digungsfahigem Zustande, am wenigsten die Hauptstadt selbst.
Die Wirkungen nun gar, welche die ein volles Jahrhundert hin-
durch (745—648) mit solcher Erbitterung und so unheilvollem
Ausgang gegen Assyrien geführten Erlege auf die Nationalität
und den BevÖlkerungsstand Babylon iens geübt haben mfissen,
lassen sich wohl ahnen , aber nicht irgendwie präcisiren.
Die Blüthe des all babylonischen Volkes niuss in denselben
nahezu vernichtet sein. Schon Nahopalassar hat mit der
Restauratioüsarbeit begonnen; wie wir aus den luschriften
seines Sohnes erfahren, geht die Anlage der gewaltigen Be-
festigungswerke Babylons auf ihn zurück, ebenso die eines
neuen Königspalastes. Der eigentliche Reorganisator aber ist
Nebukadnezar II. (Nabukudurriusur, Naßotmo^pöaopoc u. Tar.,
HVNTlDlDj und verschrieben "/'iJ^jIDDi). Ihm standen
die Hülfsmitlel eines gewaltigen Reiches zur Wiederherstellung
seiner Heiuiath zur Verfügung, und er war ein Fürst, dem
an Thatkrall und Umsicht, abgesehen vielleicht von Sargon,
dem grossen Organisator des Assyrerreichs, keiner unter den
Herrschern des Orients vor Kyros gleichgestellt werden kann*
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588
Sechfites Buch, fünfler AbsclimU,
Da«s er mit vollem Bewusstsein seine Aufgabe ergrifT, lehrt
der charakleris tische Umstand, dass er in allen bis jetzt ge-
fundenen Inschriften nur seine Bauten und sonstigen Werke»
seine Frömmigkeit und Gereebtigkett preist, Yon seinen K&m-
pfen aber durchaus sehweigt Die Lftnd^r und Völker »Tom
oberen bis zum unteren Meere« waren ihm sat dem Siege
über Necho unterthan; die Niederwerfung vereinzelter Auf-
stände schien ihm mit vollem Recht unwesentlich neben den
grossen Werken, zu denen ibn die Götter berufen hatten.
Voo der isnereD Tbitigkdt Nebokadoeiar's Hast sieh ans den meist
tiefllieh la elnauder sümmenden Angaben seiner Insehrillen (L R ^ 4»
51—66» Y R. 84), des Berossos (bei Josepbiis Ant. X. 11, 1. e» Ap. I. 19»
Eaeeb. chron. 1, 40 fT. u. a., und mehrfeeb entstellt bei Abydenns» Euseb.
ebfon. I, 37 f.) und des Herodot einlgermaesBen ein Bild gewinnen. Sonit
vgl. auch Diod. II, 7 fT, narb Klesias und Klilarch. Bei Herodot werilen
Nebukadnezar'e? Werke merkwürdigerweise der Nitokrij^, der Gemalilin
des Labynelos. zu^'esch rieben (F, 185 — 188); inhalllicb sind seine An-
gaben.aber bebr braucbbar. Diu vielfach noch dunklen In»cbririen und die
anscbliessenden topoy;rapbi<cben Fragen sind namentlich von Oheut,
Exped. eu Muäup. eingebend behandelt. Im übrigen s. Dlkcker II, 5^ S.
und Dklitzso», Parad. Gameo mit dem Kopf Nebukadnezar's : Schräder»
8er. BerL AL 1879, m 785.
491. Die wichllgste Aufgabe war, das Land, namentlich
für den mit Sieherheit zu erwartenden Krieg mit Medien, wieder
in vertheidigungsfähigen Zustand zu setzen. Zu dem Zwecke
wurde Babylon mit einer doppelten gewaltigen Mauer um-
geben. Die an-sere Mauer, welche den Namen Imgur-bel
führt, sclieint einen Umfang von 8 Mf ilen gehabt zu haben.
Nach Herodot (I, 178) war sie 200 Ellen hoch und 50 Ellen
breit, und enthielt 100 Thore; vor ihr zog- sich em tiefer,
wasserreicher Graben hin. Wie alle babylonischen Bauten
war auch diese fifauer aus gebrannten Ziegeln errichtet und
durch Asphalt gefestigt. Wie es scheint, war hei weitem nicht
die ganze von der Mauer umschlossene Fläche bebaut , ob-
wohl Berossos sagt, Nebukadnezar liabe der alten, von ihm
wiederhergestellten inneren Stadt eine zweite äussere hinzu-
gefügt. Im wesentlichen aber entsprach die erste Mauer dem
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Nebiik«dDenr*s U. Bauten.
589
aussereiiy Ton Forte gebildeten Festmigsgdrtel unserer Feetungen.
Die innere Stadt wurde von einer nicht viel schwächeren
Mauer, die Nlmittibel heisst, umschlossen. Auch längs des
Flusses, der die Stadt in der Mitte durchschneidet, war eine
stärkt Mauer errichtet, das Ufer durch Quaianlagen ein-
^redrimmt. Die beidi n Theilc der Stadt wurden durch eine auf
steinernen Pfeilern ruhende Brücke verbunden, deren Gebälk,
bei Nacht weggenommen wurde. Nach Herodot hatte, um
die Brücke zu bauen, der Fluss abgeleitet werden müssen.
War so die Hauptstadt in eine wie es schien uneinnehmbare
Festung verwandelt, so wurde *a1s erste Vertbeidigungslhiie
gegen einen ÄnfrHff von Norden eine Maoer von 100 Fuss
Höhe und 20 Fus-, Breite, die so^. medische Mauer, oberhalb
des nördlichsten vom Eii{)h[at v.um Tigris fuhrenden Ganais
von dem einen Strome zum anderen gezogen (Xen. Anab.
I, 7, 15. n, 4, 12). Im übripfen dienten die beiden Ströme
selbst und die zahlreichen Ganäle zugleich der Landesver-
theidigung; auch an kleineren Festungen wird es nicht gefehlt
haben.
Nach Berossos w9re jede der beiden Stadtmauern dreifiush gewasen;
die Inscbriftea and Herodot erwähnen davon nichts,
§. 492. Unter den Weiken des Friedens war die Wieder-
herstellung des verfallenen Bewässerungssystems und die Regu-
lirung der Ueberschwemmung das wichtigste, von ihr hing der
Wohlstand des ganzen Landes ab« Auch hier hat Nebukadnezar
durchgreifend gewirkt. Das ganze Bett des Euphrat wurde
regulirt und mit Deichen eingefasst Bei Sippara wurde em
grosses Bassm nach Art des Moerissees zur Aufnahme und
Vertheilung des Ueberschwemmungswassers angelegt, dessen
Umfang über zehn Meilen betrug. Den alten, völlig ver-
fallenen Canal Libil-Chegal östlich von Babylon wiederher-
gestellt zu haben, rühmt sich der König selbst (I R. 52, 4);
den grossen, für Getreideschiffe fahrbaren Eönigscanal Na-
barmaika (bei Abyd. verschrieben 'Ap(iaxdXi]c) fahrt Berossos
auf ihn zurück. Ebenso werden die drei anderen gleichfalls
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590
Seebstes Buch, fOnfler Abscbnitt,
oberhalb von Babylon vom Euphrat zum Tigris führenden
Canäle auf ihn zurückgehen. Auch das Ufer des pefsischeo
Heerbiuens wurde durch Dämme gegen Sturmfluthen gesefaötzl.
Daneben gdien die Restaurationsarbeiten in den Stfidten her«
Ueberau in Babylonien hat Nebukadnezar gebaut, vor aHem
natürlich in den Tempeln; von sdnen Werlcen in Ur, Uruk,
Larsam, Doiaippa, Sippara, Xippiir reden theils die grossen
Inschriften, theils einzelne an den Orten selbst gefundene
Backsteine. Vor allem aber ist das spätere Babylon fast ganz
eine Sciiöpfung des grossen Königs. Der Mauern und der
grossen Brücke wurde schon gedacht. In 15 Tagen ^ wie er
selbst sagt und Berossos bestätigt, errichte er sich nd>en
dem Palaste seines Vaters einen prächtigen PaiasU In dem
grossen zugehörigen Park liess er, wie Berossos angibt,
seiner medischen Gemahlin zu Liebe die berühmten, von
spateren CJrieciien der Scmiramis zugeschriebenen 1 i n i -enden
Gärten anlegen. Am meisten rühmt sich der Köiii^' seiner
Tempelbauten. Denn er war ein fronmier Verehrer der Götter,
vor allem des Marduk, des gewaltigen Herrn von Bai)ä, und
seines Sohnes Nabu, des Stadtgottes des benachbarten, yiel-
leicht von der Aussenmauer Babylons mit umschlossenen Bor^
sippa, der auf seiner ewigen Tafel die Geschicke der Menschen
verzeichnet. Ihre Tempel, Esagila in Babel und Eztda in
Borsippii, wiederhergestellt zu haben, rühmt er sich durchweg
an erster Stelle. Daneben hnt er namentlich den prrossen
terrassenförmigen Belstempei, den »Tempel der sieben Sphären
des Himmels und der Erde«, der bisher nur Ins zum dritten
Stockwerk autiKefiihrt war, vollendet.
Ueber das Bassin von Sippara ergftnieii sich Herodot oad Abidemis.
B«i letsUrem dfirftsn in der Angabe Ober den ümfaog für 40 Ptomogen
14 einniMtMo sein, die Herodot*B 490 Stadien f enau entspieehen wOrden.
Allerdings gibt »och Diod. n, 0, 1 die Unge jeder Seite auf 800 Sta-
dien (sB 10 Paiasangen) an.
§. 493. So wirkte Nebukadnezar für seine Heimath. Von
seiner Verwaltung der Provinzen wissen wir wenig; im all»
gemeinen wird sie d^ assyrischen nachgebildet gewesen sein.
I
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Handel und Verkehr lar Zeit Nebokedneittr>.
591
Die Ilasse der Untertbanen war die Fremdherrschaft schon
ein Jahrhundert lang gewohnt und hatte nur den Herrn ge-
wechselt; nationale Empörungen waren hier nicht zu erwarten.
Dagegen mussten Handel und Verkehr in der langen , dnrch
die aegyptischen Kriege kaum geslürtm Friedeiisperiodi' neu
aulkben, die Folgen der Skytheninvasion wieder ansgegliciien
werden. Die Wüstenaraber, besonders die Qedreer, verstand
NebuiLadnezar im Zaum zu halten wie Assarhaddon und
Assurhanipal (ierexxL 49, 28 ff.)> Abydenus berichtet, dass
er nim Schutze gegen die Araber die Stadt Teredon an der
Euphratmtodung angelegt habe. Dieselbe diente jedenfalls
auch Handelszwecken, namentlieh für den Karawanen- und
Seeverkehr mit der oslarabischen Küste. Sein Ausgangspunkt
w^ar vor allem Gerrha, eine am Bahreinbusen wenige Meilen
von der Küste gelegene Sindt, die von Hüi iitigen Chaldaeern
gegründet sein soll und namentlich Weihrauch nach Babylonien
exporfirtp. Schon die Lage der Stadt zeigt, dass sie zunächst
Landhandel trieb; doch berichtete Alexander's Zeitgenosse
Aristobul, dass die Gerrhaeer ihre Waaren auch auf Flössen
nach Babylonien brächten. Femer gehört dieser Epoche wahr-
scheinlich die Entwickelung eines Euphrathandels an. In frü-
heren Zeiten war derselbe in grösseren Dimensionen schon um
der politischen Verhältnisse unmöglich. In der Perserzeit aber
bringen die Armenier ihre Waaren auf Lederkähnen nach
Babylon, nehmen dann, wie es auch jetzt noch gewöhnlich
ist, ihre Boote auseinander und kehren zu Lande zurück;
• Thapsakos, der südlichste Ort auf dem rechten Ufer an der
Grenze der Wtlste, wird eine bltthende Stadt, wo die Kauf*
leute den Euphrat passiren oder sich nach Babylon ein-
schMTen. Offenbar haben sieh diese Verhältnisse untw dem
neubabylonisclien Reich angebahnt. Es wird damit zusammen-
hängen, dass Herodot berichtet, Nitokiis (d. i. Nebukadnezar)
habe dem irühcr geraden Lauf des Euphrat zahlreiche Krüm-
mungen gegeben; offenbar versuchte man, dadurch die Ge-
walt des Stromes, die das Aufwärtsfahren fast ganz oder
ganz unmöglich machte, zu mässigen. Dass die Beziehungen
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592
Sechstes Bach, fQnfter Abschnitt.
Babylons sich bis nach Griechenland erstreckten, lehrt der
Umstand, dass ein adliger Milylenaeer, Antimenidas, des Al-
kaeos Bruder» in Nebukadnezar's Heere diente und einen ge-
waltigen Recken erschlug (Slrabo XIII, 2, 3). Dass die Han-
delsbeziehungen nach Osten in ähnlicher Weise entwickelt
waren, müssen wir annehmen, wenn auch die Zeugnisse
fehlen. Nur ein grösserer Se^andel auf dem persischen Meer-
busen hat sich auch in dieser Zeit noch nicht entwickelt.
Sonst aber hat die Vereinigung Syriens und Babyloniens zu
einem Reiche dem Welthandel auf Jahrtausende die Bahnen
gewiesen; von Nebukadnezar bis auf die Mong^oleninvasion ist
die Hauptstadt Babyloniens ganz oder nahezu die grösste
Handelsstadt der Welt.
Gerrhs und der «rabische Handel: Strabo XVI, St 3. Arrian« lad.
32, 7. Polyb. XIII, 9. Thapsakm und dar Euphralbandel: Xcn. Anab. I,
4. 11. Reg. 1. 5, 4. Arrian. VII, 19, 3. Her. I. 186. 194 u. a. Aristobnr«
Angabe bei Strabo I. c, die Gerrbaeer briebten ihre Waaren Ober Ba-
bylonien zu Schiff nnch Tliapsakos hinauf, sieht mit Her. I, 194 M, «ifv
icotafiAV o6x otd xi loxi nXittv o&Sevl tpoicu) bitb xayi^toz xo'i itotafiftB IQ
Widerspruch. Im allgemeinen vgl. Ritter, Erdkunde X, 6 ff. 1017.
Nebulcadnezar und Aegypten. Der Fall Jerusalems.
§. 494. Die äussere Politik Nebukadnezar's wird, ab*
gesehen Ton der Bäcksfchf auf Medien, dinrhans beherrscht
von dem Gegensatz pregen Aegypten. Die Pharaonen konnten
den Verlust der reiciien und für den llanclel Aegypten? «o
wichtigen syrischen Provinzen nicht verschmerzen und ver-
suchten wieder und wieder, sie dem babylonischen Reich zu
entreissen, zunächst indem sie wie die Aethiopen zur As-
Syrerzeit die Vasallen zu neuen Empörungen verlockten. Im
Jahre 597 verweigerte König Jojaqim von Juda den Tribut,
Aber die aegyptische Hülfe, auf die er baute, kam nicht, da-
gegen wohl ein chaldaeisches Heer. Jerusalem wurde belagert,
des inzwischen verstorbenen Jojaqim Sohn Jojakin oder Jelconjah
musste capituliren und wurde mit den Schätzen des Palastes und
des Tempels und dem ganzen Adel der Bevölkerung nach Baby-
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Nebukadnezar geg^ea Aegypten und Juda.
593
lonien fortgeiüiirt. »Ganz Jerusalem, alle Fürsten (vgl. Jerem.
29, 2), alle Krieger, 10,000 an der Zahl, alle Zimmerleute
und Schlosser wurden fortgeführt, nur das niedere Landvolk
blieb zun]ck.€ Zum Herrscher über das also seiner Wehr-
kraft und seiner besten Männer beraubte Volk wurde Joja-
qim*s Bruder Mattanjah eingesetzt, der den Namen Sidqijah
(Zedokin, 59ö — 580} annahm. In die sociale Umwäbiung, die
dadurch iierbeigeführt wurde, geben die Schriften des -/nrnck-
gebllebenen Jeremia und vor allem die des mit fortgetührten
Priesters Ezechiel einen Einblick. Die Weggeführten haften
ihren Grundbesitz bei der plötzlichen Entwerthung aller Güter
um ein geringes losschlagen müssen und sahen daher mit
doppelter Erbitterung auf den plötzlich zum Herrn gewordenen
Pöbel herab. Sie betrachteten sich als das eigentliche Israel,
Jojakin als den allein legitimen König (daher auch Reg. II,
25, 27 ff.); sie erwarteten bestimmt, dass Jahwe sie bald in
ihre Heimath zurückführen werde (vgl. Jerem. 29). Um so
mehr konnte Nebukadnezar annehmen, dass die jetzt zum Be-
sitz gelangte Bevölkerung ihm treu ergeben werde. Er
hatte sich verrechnet; das Vertrauen auf Jahwe, auf den
auch diesmal wieder dem Verderben entgangenen Tempel
erwies sich stärker als alle vernünftige Ueberlegung (vgl.
Jerem. 27. 28).
§. 495. Im Jahre 504 starb Necho. Sein Sohn Psam-
metich II. (594—589, Herod. ^d|i|i.tCt Man. Wd(i.(iAodtc) hat, so«
weit wir wissen, nur In Aethiopien gekämpft (§. 468). Kaum hatte
dagegen der nächste Herrscher, Apries (Ühabra', 'Anpirjc, Mftn.
CHSa'^pLi;, yi£)n), im Jahre 588 den Thron bestiegen, als er die
syrischen Kriege wieder aufnahm. »Er zog gegen Sidon zu Felde
und lieferte den Tyriern eine Seeschlacht« berichtet Herodot
(II, 161). Aus den hebraeischen Angaben sehen wir, dass
Juda abermals den Kampf eröffnete. Der König Sidqija, der
nur mit halbem Herzen in den Krieg gegangen zu sein
scheint, wurde von dem blinden Vertrauen seiner Grossen
und der Hasse der Bevölkerung mit fortgerissen; vergebens
Meyer, QmdbUM» Um Altorlhiune. I. 88
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594
Sechstes Bucli. fQnfler Abscbnilt.
erhüben die wenigen Einsichtigen, wie Jeremia, ihre warnende
Stimme. So wiederholte sich denn das alte Schauspiel. Im
Januar 587 erschien Nebukadnezar's Ileer vor Jerusalem und
begann die Belagerung. Zwar musste dieselbe unterbrochen
werden, als die Aegypter heranrückten. Doch wie es scheint«
wagten dieselben keinen Kampf; ohne Schwertstreich gab
Apries den Ghaldaeem Syrien Preis (Jeretn. 37). Jerusalem
wehrte sich aufs äusserste ; nur dem ihm persönlich ge-
neigten König verdankte es Jeremia, der noch immer zur
Capitulation ermahnte, dass er nicht der Wuth der Patrioten
zum Opfer üel. Endlich im Juli 586 wurde eine Bresche in
die Mauer gebrochen. Der König wurde auf der Flucht ge-
fangen und nach Ribia (§. 482) vor den Richterstuhl Nebu-
kadnezar's geführt Von Schonung konnte nicht mehr die
Rede sein; aber wenn man Nebukadnezar's ürtheil mit den
Tiiaten der Assyrer oder auch der Körner vergleicht, kann
man es nur als ein mildes bezeichnen. Sidqija wurde fre-
blendet, seine Söhne und die Angesehensten des Volks, einige
70 >fänner, hingericlitet, die Stadt, die Mauern und vor allem
der Tempel von Grund aus zerstGrt. Von der Bevölkerung
wurde aufs neue ein grosser Theil nach Ghaldaea fortgeführt;
nur die Ueberläufer und die Aermsten, »die gar nichts be-
Sassen €, wurden im Lande gelassen und die Weingärten und
Aecker unter sie vertheill. Die alte Nation war vernichtet;
dass sie als religiöse Sekte die Katastrophe überlebte, ver-
dankte sie dem Halt, welchen sie an ihren Hoffnungen
und an Ihrem Gesetzbuch besass. Unter den Zurückgeblie-
benen war auch Jeremia, dem die Ghaldaeer besondere
Gunst zuwandten. Das Gericht Jabwe*s, dessen Kommen er
mit klarem Blick und mit tiefstem Schmerz ^kannt hatte,
hatte sich vor seinen Augen furchtbar erfüllt. Sein Schicksal
war noch nicht vollendet. Als Gedaljah, den Nebukadnezar
zum Statthalter über das Land eingesetzt hatte, von IsmaH,
einem Nachkommen des alten Königsgeschlechts, im Auftrage
des 'Aromoniterkönigs ^schlagen wurde, wanderten die Zu-
rückgebliebenen aus Furcht vor der Rache der Ghaldaeer nach
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Zerstörung Jerusalems. Belagerung von Tyros. 595
Aegypten aus und zwangen den greisen Propheten, sich ihnen
anzuscbliessen.
Die wei(jere religiöse Entwiekelung des Judenthums muss dem
sftchaten Bande Torbebalten bleiben.
Kölligsliste«
Hizkia trad.
29 J. (
55 J. \^
Manasse „
AiDon
2 J.
Joeia
81 i.
Joachas
- 8 H.
Jojaqim
11 3,
Jojakin
- SM.
$idqga '
11 J.
714 -686 ?
640 -639
688 -608
608
607 -697
597
696 —586
§. 49(3. Der Erhebung gegen die Chaldaeer hatte auch
Tyros sich angeschlossen , ob gezwungen durch den Seosieg
des Apries, von dem Herodot erzahlt, oder ob aus anderen Er-
wägungen, wissen wir nicht Jedenfalls war König Itoba'al IL
entschlossen, sich der Fremdherrschaft nicht wieder zu fügen.
So rückte das chaldaeische Heer nach dem Falle von Jeru-
salem sofort gegen Tyros. Dreizehn Jahre lang, d. 1. 585 — 578,
so berichten die tyrischen Annalen, sei die Stadt von Ne-
bukadnezar belagert worden. Es wird gegangen sein wie
zur Zeit Sanherib's (§. 383). Die Stadt wurde vom Lande
abgesperrt, aber die Felseninsel war uneinnehmbar, und das
unentbehrliche Wasser gewannen die Tyrier aus Gisternen.
So muss schliesslich ein Compromise zu Stande gekommen
sein, durch das die Stadt sich der babylonischen Oberhohdt
fügte — der König Itoba'al wurde abgesetzt oder starb ui
demselben Jahr — , aber ihre staatliche Selbständigkeit behielt.
In den folgenÜLti Zeiten innerer Wirren — unter anderem
traten sieben Jahre lanp^ f5()2— 556) SufTeten (oaaot«t, §. 285)
an die Steile der Könige — wurden die Könige wiederholt
aus Babel geholt, wo sie vermuthlich als Geisein bewahrt
waren.
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596 Sechr^tes Buch, fünfter Abschnitt.
Josephus c Ap. 21 (Biueb. chnm. I, 51) gibt die lyrische KOnigriieto
dieser Zeil, ofTenliar aus Henandcr (allerdings wird ant. X, 11, 1 Pbilo>
siratos clürt). Da er angibt, dass das Ii. Jahr l;|irani*8 IIL dem ersten
des Kyroe (offenbar als König Ton Babel 588; Umobr^s Versuch, das
Datum auf den Ston des medischen Reichs m beriehen, Abh. Bair.
Ak. Phil. Cl. XVI, 848 ff. seheint mht ganx unhaltbar) gleich sei, kann
der Anfang der dreizehnjährigen Belagerung nicht, wie er meint, ins 7. Jahr
Nebukadt)(-zar*s 598, sondern nur in sein 20., 585, fallen. Dann stimmen
die lyrischen Daten genau su Ezechiel, <lf>r r. 20 im Jahre 586 das
Herannahen der Bek^^rung, c. 29, 17 im Jahre 570 ihr Scheitern und
den drolienden Krieg gegen Aegypten bespricht.
Tyrische Königsliste.
Unter Itoha'al H. Belagerung 13 J. 585-573
Baal 10 J. 572-563
Richter, zus. 7 J. 3 M., 562-556
&v |mo4o e^aoOuiDat BaULtopo^ hvwtxn&v Sva.
Merba'al 4 J. 555-553
Qiram III. 20 J., 551-582
sein 14. J. = 1 Kyros = 538.
g. 497. Seit langem schon hatte man erwartet, dass
Nebttkadnezar an Aegypten Rache nehmen, den Einlallen der
Pharaonen durch einen AngrifTskrieg ein definitives Ende be-
reiten werde. Naniuntlich die hebraeisclien Propheten, besot^'lt
von der Auffassun^^ dass die Ghaldaeer das Werkzeug' Jaliwe's
seien, mit dem er alle Völker heimsuche, und zugleich von
dem Streben nach Rache an dem unzuver1;l?si;ren Bundes-
genossen, der Juda ins Verderben gestürzt halte, hatten wieder
und wieder den Untergang Aegyptens verkflndet. In der
That zog Nebukadnezar im Jahre 568 gegen Aegypten, wo
inzwischen Aroasis den Apries gestürzt hatte (569, §. 500).
Ein Fraj/iuent seiner Annalen berichtet kurz von Kan^jjfen
und Beute, ohne (lass sich Genaueres erkennen liesse. Wenn
eine Inschrift eines hohen Beamten des Apries, der zugleich
Statthalter der nubischen Grenzlande war, in sehr allgemeinen
Ausdrücken von einer Heimsuchung Aegyptens durch die
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«
Nobukaduetar gegen Aegypten. 597
Asiaten spricht, so muss sieh das auf dasselbe Ereigniss be-
ziehen, und der Krieg hat entweder schon unter Apries be-
gonnen, oder man erkannte zur Zeit (ies>elben den Apries
noch officiell als König neben Amasis an. Im übrigen war
Nebukadnezar ein viel weiserer Staatsmann, als Jeremia und
Ezechiel erwartet hatten, und am wenigsten jagte er dem
Ruhm eines Eroberers nach. Die Unterwerfung Aegyptens
hat er in keiner Weise yersucht. Das Ziel dagegen, welches
er allein erstrebte, den Invasionen der Aegjrpter energisch än
Ende zu machen, hat er yoHkommen erreicht.
Fragment der Annalea [der Rest ist noch nicht poblicirt!]: Pinches,
TrSBA. VII. 210. Wiedemäxn, ÄZ. 1878, 87. Scehader. ÄZ. 1879 , 45.
Inschrift dos \csh )r (aus dem Wikpfmann einen »General [IJ ^ior« gemacht
hat!): Clarac, Mus^e des sculpt. II, 246 ff. Pierret, HP. VI, 73. Wtedp-
MANN, ÄZ. 1878, 2, Rhein. Mus. XXXV, :;64. — Von dei- . Eroberung'
Aegyplensc redeten auch Berossos (der hezeiciineiid genug die Piiaraoiien
ZU reb&Ui^eii Satrapen macht) und Megasthenes fr. 20. 22 Miller.
Nebukadnezar's Nachfolger. Amasis.
§. 498. In seinen Inschriften bittet Nebuk;i<iii 'zar den
Gott Nabu um langes Leben und zahlreiche Nachküinmen-
schaft, um Besiegung seiner Feinde und Befestigung seines
Reichs. Die Götter haben ihm einen ebenbürtige n Nachfolger
versagt. Seitdem durch Eroberung begründete Reiche an die
Stelle nationaler Staaten getreten sind, beruht ihr Schicksal
weit mehr als frfiher auf der Persönlichkeit des Herrschers
und der zufmiigen Gestaltung der äusseren politischen Lage.
So ist das mächtige babylonische Reich, das «o fest bej^ründct
schien, kaum zwanzig Jahre nach dem Tode seines Organi-
sators zu Grunde gegangen. — Als Nebukadnezar im Jahre 561
starb, folgte ihm sein Sohn Amilnrirduk (Beross. 'A{j.iX{i.a-
po6doQ(oc, Reg. Uy 25 "jl^lD *£>a derselbe ungerecht und
schwelgerisch regierte, sagt Berossos, wurde er schon nach zwei
Jahren von seinem Schwager Nergalöaru^iur (NT^pt^XCoapo«)
umgebracht. c Derselbe, welcher sich in Inschriften »Sohn des
* 4
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598
Sechstes Buch, fünfter Abscbaitt.
Belsumiskun, Königs von Babel« nennt, hat an den Quai-
üiauorn und Tempeln der Hauptstadt gebaut (559 — 556).
Gegen seiiien Sohn Labasimarduk {Aj.'^jv.ri'soip'xyoz u, var.),
»der durchweg eine bösartige Natur an den Tag legte«, ver-
schworen sich die Hofleute und eriioben den Nabunähid
(NaßöwCdoc, Ptol. Naßovddtoc, Her. Aoißi>yi]xoc), der dem K5-
nigsgeschlechte nicht angehörte, auf den lliron.
Nergal^arusur: I R. 8, 5. 67. Ferner die Conlractlafeln bei Bos«
CA WEN, TiSBA. VI, 1 ff. PiNCTiFs, Proc. SBA. 7. Nov. 1882. - Chrono-
lo^'ie. Die Zaliltn bei Berossos (bei Jos., Abyd. und AI. Pol.) und im
l»tol. Kanon «tiuiniea genau und werden durch die neugefundenen Con-
traetlafelti ledi^;lich bestätigt. Nur reclmen letztere nach Regierungs-
jahren (§. 125), die Schrifuteller dagegen — ebenso wie es scheint
auch die Aonalen des Nabonedus — nach chronograpbischen, mit dem
1. Nisaa beginnenden, der Kanon nach aegyptischen Jahren« Die neun
Monate des L&baÜmarduk kommen natQrttcb ehronographisch nicht in Be-
traeht und fehlen daher auch im Kanon wie bei Alex. Pol. (Euseb. I, 29).
Im fibrigen scheint Kjros, der nach allen Quellen Ober Babylon 9 Jahre
(588^530. stirbt 529) regierte, sein erstes Jahr mit dem Neigahrstage
(1. Nisan, April) nach der Eroberung Babylons begonnen su haben;
daher die von mir §. 125 angezweifelte Angabe bei Smitb, Epon. can. 158.
Dann fällt die Eroberung Babylons am 3. Marcheswan (Oct./Kov.) ins
siebzehnte Jahr Naboned's = 539 v. Chr. Dazu stimmt die directe
Angabe des ßerossos hei Euseb. I, 49, 41. Unger's Aufstellongen
(Kyaxares und Astyages, in Abb. Bair. Ak. XVI, 8) vermag ich auch
liier nirgends beizustimmen.
KOnigsUste.
Nabopalassar 21 J. [so auch Berossos bei Euseb. I. 45; 625—605
Alex. Pol. ib. 27 gibt fiilsehlich 20 J.]
Nebukadnesar II. 43 J. 604—562
Amilmarduk 2 J. 561^560
Nergal§arusur 4 J. 559—556
Labasimarduk — 9 M. 556
Nabonedos 17 J. 555-539
Kyrofi 9 J. 538—530
[Uistoriäch Ende 5S9-629J
§. 409. Auch Nabonedos hat während seiner im wesent-
lichen (riedliclien Regierung — die Fragmente semer An-
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Nebukadnezar'ä Aaclifulger. Nabonedos.
599
lialen erwähnen nur zu Anfang seiner Re^nerung kleine Kaitipie
— das Restaurationswerk fortoresetzt. In Ra'oyion hat er, wie
Berossos erwähnt und die Ziegel ijestati^en, an den Quai-
mauern gebaut Seine HaupUbätigkeit aber war den übrigen
Städten des Landes und namentlich ihren Tempeln zugewandt
In Larsam, in Ur, in Sippar, ja auch am Mondiempel von
Gbarrftn, das erst durch den Sturz der Meder wieder in seinen
Besitz kam (§. 484. 502), hat er gebaut Unermüdlich suchte er
namentlich nach den In den Fundamenten der Tempel yer^
grabcnen Gylindern ihrer ersten Erbauer; diesem Umstände
vercianken wir zalilreiclie wichtige historische Nachriclilen.
In einer eigentliumlichen Umgestaltung tritt uns diese Tliätig-
keit des Königs in einer Inschrift entgegen, welche die baby-
lonischen Priester für Kyros verfasst haben, und in der derselbe
seine Tlironbesteigang verkündet Nabonedos, so heisst es,
habe sich von MardiA, dem Herrn von Babel^ abgewendet,
und den Gdttem der übrigen Stfidte ausschliesslich seine Ver^
ehrung zugewandt. Ganz besonders wM ihm zum Vorwurf
gemacn er im Kriege mit Kyros die Götterbilder aus
einer Reihe Ijabylonisilier Städte nach Babel bringen liess
(vgl. Ann. rev. I, 8 ff.). Darüber ergrimmt, habe Marduk sich
ein^ ergebenen Diener gesucht und dem Kyros die Herrschaft
über Babel übergeben. So deutlich die Tendenz dieser Dar-
stellung aaf der Hand liogt, so charakteristisch ist es, dass
gerade diese Motivirung für den Sieg d^ Perser gewählt wird.
Sie zeigt, wie nahe die Anschauungen, von denen der israe-
litisclie Monotheismus ausgegangen ist, auch anderen semiti-
schen Völkern gelegen haben.
IiiKbriflen Naboned's: I R. 68. 69. Proe. SBA« 7. Nov. 188S. An*
naUn: Pikches, TrSBA. vn, 199. Bekanntlich wird I R. 68» S; 84 neben
dem König sein lltester Sohn Bettanif or genannt Qeber die Auffassung
des Kyroseylinden (V R. 86) vgl. Kball. Z. Merr. Oyinn. 1882, 208 £
§. &00. Es erübrigt noch, einen Blick auf Aegypten zu
werfen» Apries war zu Ende seiner Rettung von den Li-
byern zu Hülfe gerufen worden, welche sich der Griechen, die
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I
600 SMbttcfl Blieb, mnller AbseiwUt
im Jahre 680 Kyrene gegründet hatten und jetzt immer
roassenweiser die Küsten besetzten, nicht mehr erwehren
koiuüen (Her. IV, 159), Seine Truppen wurden indessen von
den Kyrenaeem vollslandig geschlagen. In dem Glaubon, der
König habe sie absichtlich ins Verderben geschickt, empörte
sich das Heer und erhob Amasis (aeg. A'ahmes II.) zum Könige.
£in grosser Theil der Aegypter fiel den Hebellen zu; nur die
griechischen Söldner blieben treu. Bei Momemphis kam es
zur Schlacht, in der Amasis den Sieg und die Krone gewann
(569 y. Chr.). Eine Zeitlang wurde Apries neben ihm offi-
ciell als König anerkannt; (iaiin wurde er auf das Andringen
der Aegypler erdrosselt. Obwohl Amasis die Herrschaft im
Kampfe rait den griechischen Söldnern gewonnen hatte, war
er womöglich in noch höherem Grade ein hellenenfreundlicher
Fürst als sein Vorgänger. £r legte die in den »Lagern« bei
Bubastis angesiedelten Söldner als Besatzung nach Memphis;
er gestattete den griechischen Kaufleuten die Ansiedelung in
Naukratis (§. 469). Mit dem seegebietenden Polykrates von
Sanioi, ebenso mit Kyrene stand er in Freundschaft, eine
seiner Gemahlinnen, Laodike, stammte aus Kyrene — eine
andere war eine Tochter Psammetich's II. Mehrfache Weih-
geschenke In griechischen Tempeln werden von ihm erwähnt,
auch zum Wiederaufbau des im Jahre 548/47 niedergebrannten
Tempels von Delphi hat er beigesteuert In der äusseren
Politik scheint er friedliebend gewesen zu sein; nur die cyp*
rischen Städte machte er sich tributpflichtig (Her. I, 182).
Gefflelmame Regierung des Apries and Amasis: WUDtMäm, Gesch.
Aeg. 120. §• 497. — Chronologie. Die Zahlen von PsammeÜeb L
bis Apries stehen durch Apisstelen, und Todtenstelen völlig fest, s. Wiede-
MAIW p. 117 f. Höchstens kann man zweifeln, ob Necbo vor dem Ende
seines 16. Jahres gestorben ist oder dem Psammetich II. nur fünf Jahre
anzurechnen sind. Dem Amasis geben Herodot und Africanus öberein-
stimmend 44 Jahre. Sonst finden sich bei den Schriftslellern, namenllich
bei Eusebius, mehrfache Kehler. Dass die Erobenin;? Aegyptens ins
fünfte Jalir des Kambyses (Manetho) 0). 63, '6 = 526/25 (Diod. I, 68),
d. h. Frühjahr 525 fällt, steht völlig fest.
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Aegypten iinttr Amtsis.
601
KOnigeliste.
Mauel ho bei Afrlcftnas. H. Herodot
Psammetich L U J. (M. u. H. 54)
Necho II. 15 J. (M. 6, H. 16)
Psammetich II. 6 J. (M. u. H. 6)
Apries 19 J. (M. 19, H. 25)
Aiuäsis 44 J. (M. u. H. 44)
Psamtnetich III. — 6 Mte.
063-610
609-595
594-589
588-570
509-520
525
525-522
KambyseB 4 J. (ine). 7 Mle. des Magiers)
Chronograpbiscb kommt Psammetieb^s III. Regierung nicht in Be«
traebt und wird daber auch Ton Euseb. I, 147 wie im Kanon nicht
mit aufgefabrt. — Im Uebrigen bat Kambjses in Aegypten seine Jahre
?on seiner Thronhesteigong in Persien, nicht von der Eroberung Ae«
g]rptens an gerechnet
§. 501. Es war nicht die Schuld der jüdischen Propheten,
wenn die Katastrophe des babylonischen Reichs, welche ihre
an den Euphrat fortgeschleppten Landsleute sehnlichst herbel-
winisc liieu, iiieiit, wie sie prophezeiten, von Medien aur* iiereiii-
gebroclien ist. Im Jahre 558 folgte dem Koni^^e Kambyses I.
von Fersien und Susiana sein Sohn Kyros II. (pers. Kuru(s), hcbr.
triD). Derselbe warf die niedische Oberhoheit ab und gv'iQ den
König Astyages an. Von dem Verlauf des Kampfes besitzen wir
keine zuverlässige Kunde. Nur soviel erfahren wir aus den In-
schriften Naboned's, dass im Jahre 550 Astyages dem Kyros in
die Hände fiel, dass derselbe sich Egbatana*s bemftchtigte und
die KöiiigsscliäLze in sein Land iortfuhrle. Wenn die nur frag-
mentarisch erhaltene und vielfach ideographisch peschriobene
Inschrift riciitig gedeutet ist, so hätten die eigenen Truppen
sich gegen Astyages empört und ihn an Kyros ausgeliefert.
YL Die Begrtlndung des Ferserreichs.
Kyros.
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Sachtles Boeh, ssohBter Abfdmifct
Ein Kachklang dieser Begebenheiten hat sich auch in der
Sage bei Herodot in der Erzählung vom Verrathe des Har^
pagoe noch erhalten. Den gefangenen König behandelt Kyros
mit Milde, nach Etesias hfttte er ihm in HyrkanieD (Bapxdcvioi)
seinen Wohn^tz angewiesen. — Mit den) Falle der Haupt-
stallt scheint auch der gröbste Theil des inedischcn Reichs
in Kyros' Iläude gefallen zu sein. Ktesias berichtet, die
Baktrer hätten auf die Nachriclil, »das> Antrages der Vater
des Kyros geworden seit, ihren Widerstand aufgegeben, die
Saken seien besiegt worden. Doch ist Ktesias' £rzäiilung
über Kyros durchweg so späten Ursprungs und so unzuver-
lässig, dass auch auf diese Nachriditen kein grosseres Ge-
wicht gelegt werden darf $ nach Herodot I, 153 fällt die Unter-
werfung der Baktrer und Saken erst in die Folgezeit Fest strfit
dagegen durch die folgenden Ereignisse, dass im Jahre 547
sich Kyros' Reich bis an den idalys erstreckte.
Zu Naboned's Annalen vgl ScsiumER b«i BkvsR, Kyrossage, Ber.
Wien. Ak. phil. Gl. G, 499. Die UebcfseCinng vieler Stdlen iet mir hier
wie in der Geichiehte des Krieges gegen Behylon sehr iweifeUnlt Darf
aiu den Daten Free. SBA. 7. Not« 1888 gefolgert werden, daas Kjtm*
Angriff auf Medieii 553/52 begann? Waram Kyroa von Naboned vor der
Besiegang der Meder König von An§an, im Jahre $47 König von Parso
gmannt wird , wissen wir nicht. Ueber die Kyioesage s. Bauer I. c,
der auch die Al>)iüiigigkeit des Ktesiaa von Herodot and seine völlige
Unsuverlässigkeil klar dargelegt bat.
§. 502. Der Stur/ des luedischen Keiclis wai' zunächst
wenigstens dem babylonischen Könige nicht unangenehm ge-
weeeiL Er benutzte die Gelegeoheit, um Ghanrftn wieder zd
iNietzeD (§. 409), und stellt die Erhebimg des Eyios daher
als ein Werk des Mondgottes Sin dar. Indessen der rasche
Erfolg des K3rro6, die Aoirichtung eines grossen Reidm, das,
da ilim auch Persien und Susiana direct einverleibt waren,
an Maclil das medische weit üiierragte, musstcn ihn be-
denklich machen. K\tos war ein energischer, thatenlustiger
Fürst, die Perser aber ein Irisches Naturvolk, das von Acker-
hau und Jagd lebte und den verweichiichenden Einfloas der
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Fall das Medtireicbt, Goalition («gen Kyn». OOS
Goltor noch nicht erfahren hatte, das aus der Ahuramazda*
reltgion, der reinen Lehre, die es bekannte, mit der Aufforde-
rung, auf alle anderen ¥511cer herabzusehen und das Reich des
guten Gottes zu erweitern, zugleich die (iarantie des Erfolges
im Kampfe gegen die Feinde entnahm. Wenn Kyaxares und
Astyagos Frieden gehalten hatten, so war von Kyros das
Gleiche nicht zu erwarten. Die gleichen Heweggründe be-
einflusslen den lydlschen König, der überdies des Astyages
Schwager war und sich mit der Hoifhung trug, im Kampfe
gegen Kyros das von seinen Vätern so ruhmreich begründete
Reich nach Osten hin su erweitem. Kroesos war entschlossen,
den Kampf zu beginnen. Die griechischen Orakel, welche er
befragte, Delphi, Brandiidne, das Amphiaiaosoral«'! n. a. (Her.
I, 49. 58. 92) verhiesscn ilini Sie?. So kam im Jahre 547
eine Allianz g* gen Kyros zwischen Kroesos und Naboned zu
Stande. Auch Amasis trat derselben bei; es konnte für
Aegypten nur vortheUhaft sein, wenn die asiatischen Reiche
sich unter ^nander belcriegten und. womöglich der Status quo
erhalten blieb. Schliesslich sagte auch Sparta, der mfichtigste
und tapferste der griechischen Staaten, mit dem Kroesos schon
früher Verbindungen angeknüpft hatte, den Lydern die Sen-
dung eines IlüÜscorps zu (Her. 1, 77. 09 f.). Im Frühjahr 546
eröffnete Kroesos den Krieg, überschritt den Halys, verwüstete
Kappadokien und eroberte die starke Festung Pteria (Üo-
ghazkjöi).
In Nalx>ned'8 Annalen heisst es» dau im Jabra 9 (547) Kyros den
Tigris unterhalb Arb!»la*B übereebriUen (?) und den KOnig eines Landes,
dessen Namen nicht erhalten ist, besiegt bab«. Dies kann sieh nur auf
Kimpfe in den medisebea Provinien westlich von Enpbrat ($. 484)
betiehen«
^. 503. An sicli bei rächtet, hSften die Mittel des grossen
Bundes vollauf genügt, um Kyros niederzuhalten. Aber es
war Qnm(yglich, dieselben zu concentriren oder gemeinsam zu
operiren. Kyros wandte sich direci gegen seinen Hauptgegner,
und ehe auch nur die eisten Gontingente der Bundesgenoesm
eingetroffen waren, war das lydisehe Reich Temichtet. Bei
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8«oliste8 üucb, sacbflief AbschoilL
Pteria wurde das Heer des Kroesos, welches seine Zeit mit
den nutzlosen Kämpfen in Kappadokien verschwendet halte,
zuröckgeworfen. Kroesos zog sich nach Sardes zurück und
erwartete, den Gegner nach seiner Weise der KriegfOhmog
beurtheilend, eine Ernenerung des Kampfes nicht vor dein<
nftcfasten FVüiijahr. Indessen Eyros Hess alles andere bei
Seite liegen und zog direct gegen die feindliche Hauptstadt.
Schon nach vierzehnlägiger Helagening^ wurde die Burg von
Sardos ersticf^cn , die Stadt erohert (Herbst 54() v. Chr.).
Wie es nach der von Herodot erzählten Sage scheint, hatte
Kroesos, da alles verloren war, sich den Göttern zum Opfer
klingen wollen and den Flammentod gesucht, wie der letzte
Assyrerkönig oder wie Hamilkar nach der Schlacht an der
Himera (Her. VII, 167). Jedenfalls fiel er lebend in die'Hände
des Siegers und wurde von ihm mit derselben Milde behandeR
wie Astyaf]^es. Die Angahe des Ktesias, dass Kyros ihm die
Stadt Barene bei Egbafana übergeben habe, ist wahrsciieiii-
lich richtig. Nach dem Falle von Sardes wurde das übrijje
Kleinasien leicht unterworfen. Einen Aufstand der Lyder,
den der von Kyros mit der Wegfuhrung der Schätze beauf-
tragte Paktyes erregte, warf der Feldherr Mazares nieder, die
lonier und Karer und schliesslich auch die Lykier wurden von
Harpagos der Reihe nach unterworfen. Der König Ton Ki-
likien erkannte freiwillig die persische Herrschaft an und be-
hielt in Fol^^e dessen sein Reich als erbliclie Pruvir»z; das
gleiciie wird von den Fürsten der Paphlagoner berichtet
(Xen. Cyrop. VIII, G, 8). Das weite iydische Reich wurde
von Kyros in zwei Sprengel getheilt, deren Statthatte in
Sardes und in Daskylion ihren Sitz hatten.
üeber iexk F«U des lydiacheD Reichs besitsea whr swel von einaote
unabhingige Berichl«: Herodot und Ktetiaa. Ephoros {ft, 100 und bei
Diodor) fügte dem Herodot einige Zoriltze aus grieeUseber TraditioB ein
(Verrath des Eorybates); Xenophon gesUUel Herodot naeh moralischeii
Gesiehtspunkten om. Justin I, 7 ist ans Xenophon, Ktesias, Herodot
zuhjammengeselzl, Polyaen VII, 6 gibt etwas urnfrestaltete Anekdoten aus
Ktesias und Herodot Die ausfQhrliche Geschichte bei Nie. Dam. ist
ledig lieb eine Aosspinnung und Bationalisirung der Angaben Herodot's;
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Kyros erobert Lydien und Babylonien
605
die Einfügung (1«t Sibylle und der '/.ö-j-'.a Ztupodstpoo verrüth üie anti-
quarij^che Gelehrsamkeit der helienislischeii Zeit fv^l. Phanias' Erzäh-
lung von Tliemislokles' letzten Schicksalen bei Vhii. Tht iii. 28J- — Nach
Xenophon hätte Kroesos aegyptische Hölfsvölker gehabt (Cyrop. VII, 1, 45,
vgl. Hell, ni« 1, 7, gegen Htrod. I, 77, 81); dagegen s. Bauer L c. 852.
Herodot und Ktesias stimmai nur in dem einen Punkte flberein« dase *
Kroesos durch ein Wunder gerettet und von Kyroe gut behendelt sei,
sonst dnd ihre Berichte gans versehieden. In der Stege von der Ver*
brennung des Kroesos, die Duxcker riehtig gedeutet su haben seheint,
stammt die Anrufung des Apollo c. 91 aus lydischer Quelle. — Zu
Paktyes vgl. Gharon fr. 1 bei Plut. mal. Her. Sonst s. Ober die KAmpfe
und Betiehungen su den Griechen Bd. U.
§. 504. Nach dem Untergang des lydischen Reichs war
der Fall Babylons nur noch eine Frage der Zeit. Von Opera-
tionen, die von Elam aus Im Jahre 546, offenbar zur Deckung
des lydischen Feldzugs, gegen Babylonien unternommen wur>
den, scheint hol Nahonod die liede zu sein. Wann der Eni-
scheidungskani])f bo{?ann, wissen wir nicht; zu Anfan? des
Jahres 538, aus dem uns wieder ein Bruchstück der Annaien
erhalten ist, war derselbe schon in vollem Gange. Wir er-
fahren von ^ner Schlacht im Tammuz (Juni/Juli), nach der
Sippar ohne Kampf genommen wurde und Naboned fliehen
musste. Der persische Prftfeet Gobryas (bab. Gobaru, pars.
Gaubaruva) ruckte gegen Babylon vor und nahm die Stadt
ohne Kampf. Die Angaben des Kyroscylinelers und des Berossos
stimmen damit vollkümincn übercin. Naboned, so berichtet
Berossos weiter, flüchtete nach Borsippa, ergab sich aber,
che die Belagerung begann. Kyros wies ihm Karmanien zum
Wohnsitz an, das er noch bis in die Zeit des Darius ver-
waltete. In Babylon selbst hielt Kyros am 3. Marcheäwan
(Oct./Nov.) seinen Einzug. »Er beruhigte die Herzen der
Einwohner und befreite sie von ihren Sorgen« (Kyroscyl.
V R. 35, 26). In die äussere Mauer der Stadt liess er eine
Bresche legen ; die Verwaltung übertrug er dem Gobryas,
daneben scheint er seinen ältesten Sohn Kambyses als Vice-
könig in Babylonien eingesetzt zu haben. Die von Naboned
nach Babel gebrachten Götter wurden in ihre Heimath zu-
606
Sechstes Buch, sechster AbscbnitL
ruckgeschickt, Jfarduk, »der ihn ohne Kampf und Schlacht
seinen Einzug halten liess in Babylon« (Kyroscyl. 17), hoch
geehrt. Die weiten Provinzen des Reichs bis nach Aejiypton
hin, ebenso die Vasallenstaaten (vgl. Her. III, 19), fielen dem
neuen Herrscher ohne Schwertstreich zu (Kyroscyl. 29). Den
in Babylonien gefangen gehaltenen Juden, die ihn mit En-
thusiasmus als Befreier iKgrOssten^ gewährte er die Rdckkehr
in die Heimath und den Wiederaufbau Jerusalems und seines
Tempels. Er konnte mit Sicherheit erwarten, dass ihnen die
Unabhan£rifrkeitsgelüste für alle Zeiten vergangen seien, dass
sie seinem iieiche dankbar ergeben sein würden.
Herodol's Erzählung vom Kriege gegen Babylon, die Xenophon [bei
dem Gobryas VII. 4, 24 ff. vielleicht auf Tradition beruht] IxenuUt
hat» Ui vflllig sagenhaft und beruht lediglich auf dem Versuch, lu
erküren, wie die Snnahme der festen Stadt mflglich war; zur Ableitong
des Euphrat vgl. die des Halys I, 75. Gobryas konnte auch in dem
Gobaris praefectus Plin. VI, 120, der Ganalbauten untemoromen bat,
stecken. Kambyses wird in Naboned*8 Annalen erw&hnt, und im Kyroe-
cylinder (übersetst von Sir Henry Rawliiuoii, J. R. As. Soc. XII) llsst
Kyro« fQr sich und seinen Sohn beten ; daher die nach Jahren des Rsm-
hyses und des >Königs der Lander« Kyros datierte Thontafel. Das viVl-
besprochene elfte Jahr des Kambyses (das Material bei Pinches, TrSBA.
VI, 484; Schräder, Ber. Berl. Ak. Febr. 1879. ÄZ. 1879, 39. 1880, 99)
scheint Unger, Abb. Bair. Ak. XVI, 3, 288 richtig so zu erklJlren . da«s
in den Wirren während der babylonischen Aufstände ^'clegeoUich auch
nach Jahren des verstorbenen Königs datirt wurde (§. 514).
§. 505. Von den weiteren Thaten des Kyros haben
wir nur dunkle Kunde. Wie das untere Asien hat er auch
ganz Iran bis an und vielleicht über die Grenze der indischen
Stämme seinem Reiche einverleibt; aber eine Kunde von diesen
Kämpfen ist uns nicht bewahrt. Die Zeitgenossen Alexander*«
erführen, dass er wie dieser und wie angeblich Königin
Semiiainis das wüste Gadrosien durchzogen habe; nur sieben
Mann seines Heeres hätten die Strapazen überstanden. An
der Südgrenze Drangianas wohnt der Stamm der Ariaspen:
diese hätten Kyros in seiner Noth freundlich aufgenommen
und mit Lebensmitteln versorgt. De&shalb habe er ihnen
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Kyrat' Kriege im Osten und sein Tod.
607
Abgabenfreiheit ge\Tihrt und sie mtt dem Namen »Wohl-
Ihäter« (s^epY^tai) belegt. Am oberen Jaxartes in Sogdiana,
an der fernsten Grenze des Reichs, wird eine Stadt Kyreschata
aul Aiu zuruekgelührl. — Seinen letzten Krieg hat er gegen die
Noniadenstärame an der Nordgrenze Irans geführt. Herodot •
nennt die Massageten, Ktesias die Derbiker (nach ihm in der
Nfthe der Inder sesshaft), Beroesoe, der zuyeriässigate Zeoge
(bei Eusßb. I, 80, 83), die Daher « d. h. ganz allgemein die
toanischen Stämme (§..424), als seine Gegner. Im Kampfe
gegen sie bat er seinen Tod gefunden; wenn Ktesias* Bericht
zuveilaö5ig ist, ist er an einer Wunde nach dem Ende des
Krieges gestorben (529). Seine Leiche wurde in Pasargadae,
dem Stammsitz seines Geschieciils, in dem Grabe, welches er
sich halte herrichten lassen, beigesetzt. Noch jetzt steht die ein-
fache Grabkammer, welche sich auf einem massiven, terrassen*
förmig ansteigenden Unterbau ?on Quadern erhebt, im wesent-
lichen wohlerhalten. Sie ist umgeben Ton Säulen und Pfei-
lern, die emem anderen Bau oder einem Säulengange angehört
haben. Ein Pfeiler trägt das Bild eines bärtigen Mannes in
langem Gewände. Auf dem Haupt trügt derselbe einen Schmuck,
welcher der aegyptischen Atefkrone nachgebildet ist; von seinen
Schullei u gehen vier Flügel aus ; darüber steht in den drei
Sprachen der Keilschrift die einfache Inschrift »ich bin König
Kyros der Achaementde«. Cr ist der Ferwer, das YerUärte
Bild des Eroberers von Asien.
Xenophons Angaben über Kyros' Tod sind werthlos. Das drabmal
von Murghäb s. jetzt hn Stoi./k, Persepolis II, 127 ff. Seme Identität
mit dem von Arif*tobul unterj^uchten und genau beschriebenen Gra?'P des
Kyros m Pasarga(iHe [Slraho XV, 3, 7, Arr. VI, 29, 4; die Inhchnfl,
welche Aristobul mittbeilt, ist natürlich griechische Erfindung] hatte nie
bezweifelt werden sollen. — Kyros regiert nach Herodot 1 , 214 [über
PersienJ 29 Jahre = 558-530, womit sich Ktesias* 30 Jahre zur Notb
vereinigen Hessen (558— 529}^ wenn nicht seine Daten fQr Kambyses and
Darios seine völlig» ünmTerlSssigkdt teigten.
§• 606. Obwohl wir auch jetat noch fiber die Thaten des
Kyros nur sehr wenige authentische Nachrichten besitzen, ist
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Seelutet Boeb, weiMler AbaehnHt.
seioe PmOnlichkeÜ zu dien ZeKen gleiehmftsstg aatgefaflst
worden und wird das ürtMl auch dareh weitere Funde
nicht {reändert worden. Der Adel seines Wesens leuchtet uns
iü gleicher Weise entgegen ans den Berichten der Perser, die
er zur Weltherrschaft führte, der Juden, die er befreite, und
der Hellenen, die er unterwarf. Ex hat ähnlich wie Caesar
den geheimnissvollen Zauber besessen, dem alles sich fügen
muss. In dem Edehnuth, mit dem er seine Gegner behan-
delte, und der im schftrftten Gegensatz steht zu dem Verfiüiren
der Semiten mid der Mmer, tritt auch uns noch der Adel
seines Charakters entgegen. Den ebenbürtigen Gegner, wenn
er l)esiegt war, zu achten und zu schonen ist alk-u seinen
Nachfolgern Grundsatz gebliehen — etwn- ganz anderes ist
natürlich Darius' Verfahren gegen Usurpatoren, die sich eine
Stellung anmaassten, die ihnen nicht zukam. Vor allem aber
ist Kyros klar und sielbewusst in allem seinem Thun als
Feldherr nnd als Staatsmann. In wenig Jahren, mit raschen
entscheidenden Schlfigen hat er drei gewaltige Reiche für
immer Temiditet. Seinoi Persem gegenflber war und bHeb
er der Volkskönig, der in Uehereinstimmung niil den Edlen
des Lan«^ - nach genieinsamer Berathung handelt, nnd wie
*Omar die Araber, so hat er die Ferser in wenig mehr als
einem Jahrzehnt aus einem wenig civilisirten Kriegervolk zu
Herrschern der Welt gemacht. Es ist zweifellos, dass dal)ei
die religiöse Idee iteldbend und begeisternd mitgewirkt hat
Aber dadurch unterscheiden sich (He alten Perser ¥on den
Semiten wie von den spfiteren Parsen, dass sie keine reli-
giösen Fanatiker waren. Die Kriege, durch welche das Reich
der Lanier begründet wurde, waren nicht /uglLich Keli^ions-
krie^^e wie die der Araber nnd der Sassuniilen. Wenn Kvros
zweifellos wie Darius ein frommer Mazdajasnier war, so schoole
er doch durchweg die religiösen Gefühle seiner Unterthanen.
In Babel trat er offidell als Verehrer des Marduk und des
Nabu auf, die Juden konnten ihn als Diener Jahwe's be-
trachten. Ueberjiaupt achtete er überall die einheindschen
Institutionen; fOr die Babylonier war er durchaus der Nach-
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Charakter und Kekb d«s Kyros.
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folger ihrer alten Köni^'c, wie früher Sargon rechnete er seine
Jahre hier erst von der Uebernahme der babylonischen König»*
krone. Dass die Meder als die nächsten Stammverwandten
der Perser sich besonderer Begünstigung zu erfreuen hatten
und neben den Persem den Kern der Truppen bildeten^
lehren die Inschriften des Darius, der daher durchweg von
»Persien, Medien und den übrigen Provm/.en- redet. Auch
hat sclu'ii Kyros die Medei- M.izares und Harpagos an die
Spitze eines Heeres gesk'Ui. iJie (iiganisation, die er seinem
Reiche gegeben hat, im einzelnen zu verfolgen, ist uns leider
▼ersagt Das Wenige, was sich darüber ermitteln lässt, muss
daher der Darstellung der von Darius durchgeführten Reichs-
Ordnung vorbehalten bleiben; nur dass alle Unterthanen zur
Heeresfo^e verpflichtet waren (Her. II, 1. HI, 1), ist hier
schon zu erwähnen.
Kambyses.
507. Nach Kyros' Tod übernahm sein ältester Sohn
Kambyses (pers. Kambudschija), den er von seiner Gemahlin
Kassandane, der Tochter des Phamaspes aus achaemenidi-
Schern Geschlecht (Her. m, 3), gezeugt hatte, die Regierung.
Wie zn erwarten war, wandte der neue König sehie Waffen
gegen Aegypten, den einzigen der grossen Staaten der vorder-
asiatischen Culturwelt, welcher den Persern noch nicht ge-
horchte. Die Expdifion wurde sorgfältig vorbereitet. Die
Phoeniker stellten eine Hotte, die cyprischen Fürsten, el)enso
Polykrates von Samos traten zu Kambyses über (Her. III,
19. 44). Die Araber der Sinaihalbinsel unterstützten wie zur
Zeit Assarhaddon*s (§. 390) den Zug, indem sie fClr Kameele
und Wasser sorgten. Die FQhning nbemahm der aus Ae-
gypten fldchtig gewordene SdldnerfQhrer Phanes von Hali-
karnass. So trat Kambyses Anfang 525 die Expedition an.
üm dieselbe Zeit war Amasis gestorben, sein Sohn Psam-
metich III. (Her. ^^aij-'j.TfJvtTO^) zur Regierung gelangt. Das per-
sische Heer erreichte ohne Unfall die Grenze Aegyptens. Bei
Meyer* aeictüchte dea Altertbanm. I. 39
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Seebatea Buch, secbiier Ab««hniU.
Pelusiuin kum es zur Schlacht, in der die» Aegypter und ihre
Söldnertruppen geschlagen wurden. Kambyses rückte gegen
Memphis vor und nahm die Stadt nach längerer Belagerung.
Damit war das Schicksal des Landes entschiedeD (Sommer 525).
Auch die Libyer und die GriecheD Eyrenaika's unterwarfen
sich der persischen OJberhoheit. Psammetich HL selbst fiel
in die Hfinde der Perser. Nach Herodot wurde er, als er ebne
neue Kriiebung plante, hingerichtet, nach Ktosias, der ihm den
Namen Amyrtaeos gibt, mit 6000 Aegyptern in Susa intern irt.
Ueber die Quellen e. m. Artikel Kambyiea bei Erkh und GRinn.
Herodot folgt Im weeentliehen der aegjpliecbeii TVadition» die im öbtigen
mit griechischen Elementen etark durchsetzt ist (virl. c. 82). Nach ihr iit
Kambyses Soha des Kyroe und der Nitetis, der Tochter des Apries,
dessen Sturz er somit an Ama?i>' Geschlecht rflcht. Sein VerhÄn^iss
ist die Tödtnng des Apis- ; zur Straft- wird er mit Wahnsinn geschlapf-n,
wöthet gegen alle und stirbt an einer Wunde, die er sich an derselben
SteHp beigebrarlit hat, wo er den A])\< traf. Die persische Tradition
h'e(.'t jin ver8chlechlert<»r Fassunj^] vor allem bei Ktesias vor; einzelne
Ei /.ablungen bei Herodot, namentlich III, dl— 66 scheinen ihr auch
aiuugehören. Hier ist der Wendepunkt der Brudermord, durch den sieb
Kambytes den Fhieh seines Vstexs msieht (vgl. Xen. Cyrop. Vm, 7, 6).
Aus einer dritten Qoeile (Deinonf) stammt efaiielnes bei Justin I, it
namenüieh die Namen. Antbentisehe Naebriebt«i bietet die Bebistnn»
inschrifk, Ob an der Nitetisgeachicbte in ihnr persiscben nmning
(Ber. m» 1) irgend etwas bistoriseh ist, wissen wir nicht F8r den ge*
ringen Werth des Ktesias ist es bezeichnend, dass er Kamb3rses und
seinen Bmder su Söhnen des Kyros .'nnd der Amytis. der Tocbter des
Aslysgesi macht,
§. 508. Wie Kyros in Babylon, trat Kambyses in Ae-
gypten durchaus als Nachfolger der Pharaonen auf. Dass
unter der Beute auch zahlreiche Götlerhilder aus Aegypten
fortgeführt wurden, ist seiu: begreiflidi (Delor. Ton Kanopos);
aber Kambyses nahm die volle Titulatur der Pharaonen an,
besuchte die Tempel, brachte der Neit Ton Sais seine Huldi«
gung dar und Hess ihren Tempel reinigen. Dass er dabei
die aegyptische Religion, die dem Perser fremdartig und un-
würdig erschoinen musste, verspottet habe, ist keineswegs
unwahrscheiuiich; auch die Tödtung des heiligen AptssUeres»
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Kambyses in Aegypten. ^11
sei es im Zorii, sei es um seine Göttlichkeit zu prüfen, scheint
historisch zu sein. Das Bild, welches die Tradition von dem
Charakter des Königs, seiner wilden Weinlanne und seinem
jfthzormgen aufbrausenden Temperament entwirft, wird wohl
flbertrieben, aber dem Kerne nach nicht verzeichnet sein, so
wenig sich auch die einzelnen Erzählungen controlliren lassen.
lieber Kainbyses' Stellung in Aegypten ^ibt die Inschrift des Usa-
horsateat [yj Auskunft: Museo Pio Clemenlino Vll ed. Vih onti; Lk pAriE-
Renovf RP. X; BauGSOi, Gesch. 748. Alles sonstige Material s. bei
WlfcDEMAXN.
§. 509. Nach der Besiegung Aegyptens musste Kambyses,
ähnlich den Zeitgenossen Alexandor's, glauben, den Hest der
Erde leicht bezwingen zu können. Indessen eine Expedition,
die er g^en Karthago plante, seh^terte an der Weigerung
der Phoeniker, ibre Landsleute zu Felde zu ziehen.
Dagegen sandte er 'J i uppen in die libysche Wüste, welche
die grosse Oase unlf rwnien , aber bei dem Versuch, durch
die Sandwufite gegen das Ammonium vorzudringen , ihren
Untergang gefunden haben sollen. Der König selbst zog gegen
Aetbiopien. So erfolglos, wie die Aegypter behaupteten, ist
seine Expedition keinesfalls Terlaufeni wenn auch das Heer
auf dem Marsch durch die wüsten Landschaften am oberen
Nil schwere Verluste erlitten haben mag. Aber die »Aethiopos
südlich yon Aegypten« zahlen unter Darius Tribut und leisten
Heeresfolge, und derselbe zählt die Kuschiten (Kusijä) zu seinen
Unterthanen. Wenn die Tradition erzablt, KMintiyses habe
Meroe erobert und nach seiner Schwester benannt, ?o mag
darin ein Nachklang der Thatsache enthalten sein, dass seit
der Perserzeit die Residenz des Aethic^nreichs nach Meroe
am oberen Nil Terlegt ist, während Napata verfiel. Vielleicht
ist das letztere sogar von Kambyses zerstört worden.
Kambyses und Meroe: Diod. I, ^3. Strabo XVII, 1, o. Jos. Ant.
II, 10, 2. Sonst g. H«rod. III, 97. VII, 69; Ka^ßuaou za^umv Strabo
ZVII, 1, 54. Plin. VI, 181. Ptd. IV, 7, 16.
§. 510. Bis zum Anfang des Jahres 522 blieb Kambyses
in Aegypten. Dann wurde er durch die Nachricht von einer
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^12 Sechstet Bach, necheter AbscbniU.
Empörung in die Ueimath zurückgerufen. £be er nach Ae-
gypten zog, hatte er seinen jflngeren Bruder Bardija (Smerdis,
Ktes. Tanyoxarkesy, dem nach Etesias Eyros die Verwaltung
der oberen Provinzen (Baktrien, Chorasmien, Parthien und
Karmanien) übertragen hatte, heimlich uuiluiDgen lassen. Ein
Maprier Gaumata (Justin Conu U s), il< r dem Ermordeten ahn-
lich sah , gab sich jetzt für denselben aus und forderte zum
Abfall von Kamhyses auf. »Alles Volk fiel ihm zu, Pcrsien,
Medien and die übrigen Provinzen«; nach Herodot hätte er
alien Unterthanen Steuerfreiheit auf drei Jahre gewährt. Am
9. Garmapada (vermuthlich = Ab, Juli) eigriif et die Herr*
schall. Kambyses brach auf, um sein Reich wieder zu <.^<-
Winnen. Aber als er nach der syrischen Stadt E;jbatan;i
(vermuthlieh Ham/it) jj^ekoininen war, fand er durcli eine
"Wunde, die er sicli >L'lbst beigebracht hatte, seinen Tod
(Sommer 522). Nach den Berichten der Scliriftsteller war es
kein Selbstmord, sondern eine ziid^Uige Verwundung; die
Worte der Behistaninschrift »er fand durch eigene Hand deo
Tod« zwingen nicht, diese Angabe zu verwerfen. Vor sdnem
Tode, so erzählt Herodot, bekannte er die Ermordung seines
Bruders und forderte die anwesenden Magnaten auf, den Be-
trüger zu entlarven und die Herrschaft den Acliaemeniden zu
bewahren.
Kambytee regierte noch Her, DI, 66: 7 Ma^ 5 Voiiale, d. h. bii
Sora 5. MoiMt eeintti 7. Jsbree. Gbionographieeh wird ihm dasselbe aber
für voll angereebnet, da man die RegieruDg des Magiers oicbt offideil
anerkannte, wie zum Ueberflaes Herodot m, 67 selbst sagt: der Magier
regierte iir^voLi tnxa too; 5:«Xot;iou^ Kaji^ü^Tg Ic t4 &«tä» tt«o Kkr^
puioeux;. Daher geben ihm der ptol. Kanon ond Berossos (Euseh. l, 29, S4)
8 Jahre und übergehen den Magier ganz. Natflrh'ch ist aber daraus
nicht mit Herodot zu folgern, dass GaamAta im 8. Monat seiner Regie-
rung gestürzt wurde.
D a r i II t.
§. 511. Mit dem Tode des Kambyses schien die Herr^
Schaft den Achaemeniden verioren, der Thron des Usurpators
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Die Usurpation des Ganin&ta. Darios wird KOnig. 613
fest begründet zu sem. »Niemand,€ sagt Darios, »unter den
Persem und unter den Medem, selbst Niemand aus unserer
Familie, wagte es silIi ^^^igen ihn zu erheben;« denen, die um
die Ermordung des Bardija wussten, schloss die Furcht den
Mund. Die Sagre erzählt freilich , dass einer der Mörder
(Prexaspes bei Herodot, Ixabates bei Ktesias) oü'en vor aUem.
Kriegsvolk sich zu seiner Tfaat bekannt habe und dann sei
es sich selbst getödiet habe, sei es hingerichtet worden sei;
ob daran etwas historisch ist, wissen wir nicht. Auch der
nächste Erbe des Thrones nach dem kinderlosen Tode des
Kambyses, Hyslaspes (Vistäspa)» ein Urenkel des Königs
Teispes (§. 466), der Partliien als Satrap verwaltete, scheint
nicht gewagt zu haben, sein Erbe in An.>^pruch zu nehmen.
Kühneren Sinnes war sein Sohn Darius (Darajavau(s), tTim).
Mit sechs edlen Persern verbündet, drang er am 10. Baga-
jädi 521 — leider wissen wir nicht, welchem unserer Monate
dies Datum entspricht — in die Burg Sikajauvati in Medien
ein, in der der Usurpator sich aufhielt, und erschlug ihn sammt
seinen Anhängern. Kraft des Erbrechts war damit, da sein
Vater zurückgetreten war, auch die Krone sein. Der Tag
der TcidluMg des Magiers {\i.oL'(orfO'AcL) wurde von den Persern
noch lange festlicli gefeiert; nur durch ein Mis^verständniss
hat Herodot daraus eine Erschlagung der Magier gemacht
und den Schein hervorgerufen^ als habe es sich um eine Er-
hebung des persischen Volkes gegen den Priesterstand ge-
handelt
Dass für diese und die folgenden Ereignisse ausschliesslich die An-
gaben des Darius zu vervverlhen sind, budart katiiu der Erwähnung.
Herodot's Liste der »sieben Perser« ist im weseiiLliclien correct, be
Ktesiss fliad die SShm «n die Stelle der Vftter getreten. — Worin die 6e»
waltthaten des GaomSta, speciell die gegen die Tempel, von denen
Darios 1, 14 redet, beelanden haben, wiseen wir nicht.
§. 512. Der zweima^t^re gewaltsame Thronwechsel brachte
dem Reiche die firgste Erschüttenmg« Es gährte in allen
Provinzen. Zunächst empörte sich Elam unter Atrinav dann
Babylonien unter Nidintubel, der sich ffir Nebukadnezar IE,
I
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614
Sechstes Buch^ sechster Abschnitt.
einen Sohn des Naboned, ausgab. Atrina wurde durch ein
persisdies Ileer rasch besiegt, gc^'eii iJabylon zo^^ Dariiis selbst.
Die VorbereituDgen zum Kampf mochten mehrere Monate in
Anspruch nehmen ; am 26. Atrijädija (December 521) kam es
dann am Tigris zur Schlacfati bald darauf am Euphrat zu einer
zweiten. Beide Male siegte Darias. Nebukadnezar flQcbtete
nach Babel, aber die Stadt leistete ebenso wenig Widerstand
wie zur Zeit des Kyros. Etwa Ende Februar 520 war der
Aufstand bewältigt. Nebukadnezar III. wurde wie Atrina iün-
geriehlet. Inzwischen verbreitete sich der Aufruhr durch das
ganze Reich. Zwar ein neuer Aufstand in Elam wurde von
der Bevölkerung selbst leicht bewältigt; aber in Medien hatte
sich ein gewisser Pbraortes fQr Kbäatbrita, einen Nachkommen
des Kyazares, ausgegeben und ganz Medien fOr sieb gewonnen«
Auch die Parther und Hyri[anier schlössen sich ihm an,
Hystaspes, des Königs Vater, war mit denen, die ihm treu
blieben, nicht im Stande, die Eni[)örung zu unterdrücken
(Beb. II, IG). Auch die Armenier erhoben sich, bis nach
Assyrien hin (II, 2. 10) schloss sich das Land ihnen an.
Die Sattagyden und Saken machten sicli unabhängig, bei den
Sagartiern trat Tsitrantakhma als Nachkomme des Kyaxares
auf, in der Oase Margiane machte sich FrAda zum König.
VerhängnissToller noch war, dass in Persien ein neuer felacher
Bardija, Vabjazdäta mit Namen, auftrat. Alles Volk fiel ihm
zu, er wurde König von Persien und konnte Truppen nach
Arachosien schicken, um diese Provinz dem Darius zu enireissen.
Von dem Aubtand der Meder unter Darios weiss Herodot I,
Sonst kSDnt «r nur die EmpOning Babylons, Ober die sein Bericfat gim
sagenhaft ist. Ktesias ist hier gans wertblos. — Die Chronologie der
Behistaninsehrift ist vieUkeh, namentlich von Oppbrt (snlettt in Le penple
et la langae des H^des), behandelt, dessen Ansätaen ieh nieht beistimmen
kann. Weit richtiger sind Düncxbr*8 Ansttse, nur dass er sich dnrcfa
Herodot lur Aniinhmo oiiier langen Belagerung Babylons bat verföhren
lassen, von der die Behigtaninschrifl nichts weiss. Dass die Anfidinde
wahrend do.« Kriegs gegen Nebukadnezar III. ausbrachen, sagt Darius II, 2;
im folgenden werden sie dann einzeln aufgezählt. Daraus ergibt sich,
dass die AUseoduag des Hydarncs (it, 6), Dädarsl (U, 7) und Vomises
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Die Aufstände ge^en Darias.
(II, 10) in die Zeit des babylonischen Aufstandes, d. h. Ende 521, f&Ut;
im FrQfajahr 520 zieht dann Darios selbst nach Medien (II, 12) and
schickt gleiebieitig (III, 6) ein Heer gegen Persien. Dann folgt weiter,
dass die Beeiegung des mediscben nnd des pereisehen Anfetandes 590i
die «weite Besiegung Babylons 519 aniosetaen ist. Dasu stimmt, dase
wir datirte Tafeln aas dem Antritte- oder ersten Jahr Nebukadnezar*8 UL
vom Elul bis Kislew, d. i. September bis December 521, aOB dem ersten
Jahr des Darias vom 14 Adar (Febr./Mftrs m) besitsen.
§. 518. Fflr die schwere Krisis, welche über das Reich
des Kyros hereingebrochen war, ist es charakteristisch, dass sie
sich, nbgresehen von Babylon, fast ausschliesslicli auf die licrr-
sehenden Stämme, die Iranier, beschrankt. In Kleinasien machte
allerdings der Satiap von Sardes, Oroetes, der um dieselbe Zeit
den Polykrates von Samos zasich gelockt und hingerichtet hatte,
Miene I sich nnabh&Dgig zo machen und räumte den Statt-
halter Ton DaskylioD, Bütrobates, aas dem Wege (Her. m. 126).
Aber von den ünterthanen in Kleinasien und Syrien dachte
Niemand daran, die Unabhängigkeit wiederzugewinnen. Da-
gegen in Iran und ebenso in dem stainnuci wandten Arme-
nien regle sich überall der Trieb nach Selbständigkeit, nach
Wiederherstellung der alten Verhältnisse. Nur Baktricn unter
dem Satrapen Dädar^i und Arachosien unter Viväna blieben
treu. Die Krisis war um so gefahrlicher, da der herrschende
Stamm selbst durch das Auftreten des zweiten falschen Bard^ja
gespalten war. Darias hatte auf seiner Seite nichts als das
Legitimitfttsprinzip und sein, wie er selbst angibt, klemes aus
Persern und Medern bestehendes Heer, mit dem er nach Ba-
by lunieu gezogen war (II, 6). Indessen er zeigte sich der
Situation gewachsen. Während er selbst in Babylonien blieb,
um den Krieg gegen Nebukadnezar zu Ende zu führen, ent-
sandte er Ende 521 drei Heeresabthetlangen nach Norden gegen
Medien und Armenien. Hydames (pars. Vidama) schlug die
Meder fm Januar (6. AnAmaka) 520 zarOck, der Armenier
DAdarSt drang, ofltobar von Osten W, in Armenien ein und
siegte am -6. und 18. Thuravfthara (Mai) und nochmals am
9. Thäigartsi (OctobcrV). Eine dritte Abiheilung unter Vo-
mises (Vaumisa) rückte von Süden aus den Tigris hinauf
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m
SedwtM Buch, seebatar Abscbmlt
ge^ Armenien vor und schlug die Aufst&ndiBchen znnfiehst
in Assyrien (15. Anftmaka, Januar 520), dlinn in Armenien
eelbet (30. ThuravAliara, Mai) zurM.
014. im i i ühjahr ü2U hatte Dai ius die l'iiterwerfun^' Ba-
bylnnicris vollendet und vermuthlich inzwi-c iieii seine Truppen
nach Ki'ät'ten verstärkt. Er konnte zum Entscheidung.^kampf aus-
rücken. Nach Persien sandte er den Arta?ardija namenUich mit
medischen Truppen, er selbst sog mit seinen Persern gegen die
Meder, Am 96. Adukani (Hochsommer 520) wurde der Pr&tendent
Phraortes geschlagen, und bald darauf in Ragae gefang^, in
Ekhatana hingerichtet. Das gleiche Schicksal erlitt der Bleche
Bardija, der in zwei Schlachten, am 12. Thuravähara (Mai ^20)
und am 6. Garmapada fHochsonimor) besiegt und gelan^ru
wurde. Jetzt waren die übrigen Aulstände leiciit bewältigt.
Von Kagae aus schickte Darius seinem Vater Hülfstruppen
gegen die Partlier; der Sagartier Tsitrantakhma wurde yoQ
Takhmaspada gefangen und in Arfoda hingerichtet, Margiana
von dem haktrischen Satrapen 'wiederunterworfen, die vom
falschen Bardija nadr Arachosien geschickten Truppen mehr»
Ikch besiegt und vemiehtet. fozwischen war in Babylonien
noch einmal ein Prätendent, der Armenier Araclia, als Nelni-
kadnezar III. aufgetreten und hatte alles Volk gewonnen. In-
dessen auch die.-er Atifstnnd wurde, vermuthlich im Jahre 5lVV
von Vindat'rü niedergeworfen, Babylon zum zweiten Male er-
obert und der falsche Nebukadnezar hingerichtet Um die-
selbe Zdt etwa wurde der Satrap Oroetes auf Befehl des
Königs durch Bagaeos aus dem Wege ger&umt. Das ganze
Reich war wieder unterworfen.
In die Zeil des zweilcii habylonif^chen Auf-huides gebOrt wahr-
schiialicli die Urkunde aui» dem II, Jahr de^ Kunibyt>es = 519 v. Chr,
(§. 504).
§. 515. Seit dem Ende des Jahres 519 ist die Welt-
becTschaft der Perser von allen Völkern vom NU bis zum
Jazartes, vom Hellcspont bis zum Indus definitiv anerkannt
und nicht wieder bestritten worden; denn dass die Suslaner
sich in der Folgezeit noch einmal, zum dritten Male, empörten
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Bewilligung der AoMftnde.
617
und Yon Gobryas besiegt werden mussten (Beb. V), bat keine
grossere historiscbe Bedeotang. Im Genirum seines Reicbs,
da wo die Hauptslrasse von Babylonien nach E^^balana dureli
das Ziigrosgobirge fülii l, am oberen Laufe des Choaspes, Hess
Darius hoch über der Strasse die Felswand dos Berges Ra-
gistana (BehistaD) glätten und eine gewaltige Inschrift in per-
sischer, snsiscber nnd babylonischer Sprache anbringen, welche
allen Untertbanen und der fernsten Zukunft verkönden sollte,
wie er die Herrschaft gewonnen und das Reich wieder unter-
worfen habe« DarOber ist er selbst dargestellt, wie er dem
Gauinäta den Fuss auf den Leib setzt; die gefangenen Usur-
patoren stehen gefesselt vor ihm. Oben schwebt Ahui anKizda,
in dessen Namen er ausgezogen ist, der ihm den Sieg ver-
liehen hat; sein Bild ist dem des assyrischen Nationalgoltes
nachgebildet (§. 201). — Darius war der würdige Nachfolger
des grossen Reicbsgründers. Wenn dieser in kürzester Zeit
das Perserreicfa schuf, so hat Darias es in der schwersten
Krise neu gewonnen« Seine Persönlichkeit tritt uns am klar»
sten in der schlichten, rein sachlichen Erzählung entgegen,
in der er von seinen Thaten Kunde gibt, in einer Sprache,
der man es anmerkt , da.-s sie erst im Begriffe ist, eine
Literatursprache zu werden, dass sie viellüch mit dem Aus-
druck zu ringen hat, in der edlen und einiaciicn Art, wie er
seiner Genossen bei der Erhebung gegen den Magier gedenkt.
Mit dem Siege war indessen seine Aufgabe nicht erfüllt; und
in erster Linie ist er der grosse Organisatort cler das Werk
des Kyros auch hier aufgenommen und vollendet hat. Hier
seinem Wirken zu folgen, ist zunächst nicht mehr unsere Auf-
gäbe. Darius stellt an der Wende zweier Zeitalter; wie er die
Entwickelung des alten Orients abschliesst, gibt er der Folgezeit
ihre Gestaltung. Am Abend seines Lebens bezeichnet die
Schlacht bei Marathon den Beginn einer neuen Epoche in
der £ntwickelung8gesGbichte der Mittelmeerwelt.
Zum BafisTavcv opo«;, dej-sen Sculpluren und Iiischriflen die Spä-
teren auf Semiramis zurflckfQhreii, s. Diod. II, 13 (aus KUtarcb). XVII, 110.
St«i»h. Byi. i. I«d« Gbar. 5 (▼enefariebtn Bteaya).
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SaetMtos Baeh» seehBtar AbichnilL
S 0 h I tt S $.
§. 516. Hü der ÄnfHehtiing des Fersemiehs schliesst
die erste grosse Epoclie der Geschichte des Orients ab. Die
zweite läuft von hier bis zum Islam und zur Begründung des
arabischen Reichs. Wenn die frühere Geschichtsauflassung
von der Ansicht beherrscht war, der Orient sei von Ewigkeit
her die Heimath grosser Weltrdche, seine Geschichte bestehe
nur In der monotonen und wenig interessanten Folge von
GrQndung, Verlkll und Untergang erobernder Staaten, so ist
es uns, so lückenhaft auch unsere Kenntnisse durchweg sind,
doch überall möglicli ^^ewesen, zu den Zeilen selbständigen
nationalen Lebens vorzudringen, die Eigenart der Völker, den
Verlauf ilirer Entwickelunjr?«^chichte in bestiiiimlen und un-
zweideutigen Zügen zu erfassen und zu erkennen, wie das
Entstehen und vor allem das Bestehen eines erobernden Welt-
reichs überhaupt möglich geworden ist. Dasselbe ist nicht,
wie die Fabeln Ton Sesoetris und Semiramis wfthnen, der
Anfiing, sondern das letzte Ende der Entwickelung, genau ao
wie am Abschluss der Geschichte der alten abendlftndischen
Welt das römische Weltreich steht. So verschieden im einzelnen
die Gestaltung und die Geschichte der beiden Staaten, des
persischen und des römischen, ist, darin stimmen beide
iiberein, dass sie auf den Trümmern eines abgestorbenen
nationalen Lebens sich erheben, dass in ihnen die verscbie-
denaten Gulturen zu einer Einheit zusammenströmen, dass die
NatbnaliUlt des herrschenden Volkes wohl noch eine Rolle, aber
keineswegs die allein maassgebende Rolle spielt Zum Thäi
sind die Nationen des Orients in sich selbst zu Grunde ge-
gangen; einen solclien Verwitterungsproress konnten wir uament-
lieh in Aegypten verfolgen. Die Entscheidung aber ist durcli die
Assyrer herbeigeführt worden. Seitdem greift der DenaÜonaii-
sirungsprocess immer weiter um sich; die grossen Wanderungen
tragen zu seiner Förderung wesentlich bei. Die Erbschaft der
Ässjrer ist dann den Persern zugefallen; sie haboi das ganze
Gebiet der iranischen Stämme m den Bereich der vorderasiati*
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SchloBs.
619
' sehen Galturwelt eingefiShrt Seit den Siegen des Darias ist,
von Aegypten abgesehen, von nationalen Erhebungen nur noch
ganz vereinzelt die Rede; all die zahlreichen Kaitijife der
Perserzeit sind Ergebnisse einer rein persönlii heu Poiitik, die
niemals den Appell an das Volksthum erhoben hat.
Für das Leben der Völker aber ist das Ergebniss, dass
wenn früher Nationalität, Politik ond Religion eng und un-
trennbar verbanden waren, sie jetzt vOUig auseinander fiftllen
und ihre eigenen Wege gehen. Das Staatsleben löst sieh los
vom Volksthum, die Politik verfolgt rein individuelle Ziele. Ein
nationales Eigenleben herrscht fast nur noch in un 'zugänglichen
Wüsten und Gebirg«?thälern , wo es zusamnicnräilt mit Un-
cultur. Nur die Iranier, wie sie die Sieger waren in dem
Kampf um die Weltherrschaft, haben auch ihre Eigenart
wenigstens zum Theil bewahrt. Aber die Guitarverhältnisse
and die Lebensanschauungen sind die gleichen im ganzen
Vorderasien. Die Religion endlich geht ihren Gang ganz fOr
sich. Der Ausdruck und der Trftger des Volksthums in dem
Sinne, wie sie e? frülier gewesen, ist sie nicht mehr; aber
sie ist an dessen Stelle getreten. Sie vermag es denn auch
allein noch, die Massen in Bewegung zu bringen, treibend un<l
belebend zu wirken. Daher liegt die weitere Entwickelungs-
geschichte des Orients, soweit sie spontaner Natur ist, last
ausschUesslich auf religiösem Gebiete.
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Index
Die Zahltiu bezeichnen die Para^^raphen ; A. Anmerkung.
FI. FlUK«. Q. Guttheit. K. Kdnig. L. Land. 8t. Htadt. V. Volk.
A.
Aa, L.. Ml A. ML
Aad, Name der Hykaos, IM A.
A'ah, aeg. Mondgott, öS^
A'tthliote|) •21.'{.
A'ahmes K. . lü. IL 2liL
m 211 A. 22Ü A. iü^L
A'ahmes II. ')00 «. .AnuiNis.
A'ahmes, Sohn des Paar,
A'ahmeK, Sohn de» Binpu. 21:}.
A'alunes Pennucheb 214 A. 211 A.
A'ahmes. Schiffshauptmann. '214. In-
schrift des — lilH A. 214 A.
A'ahmes nefertari, Gemahlin A'ah-
mes' L 'illi A. 211) A.
Ab, aeg. K., 88. 00 A.
Abda«tarto.s , K. von Tvros, 28(>.
025 A.
Abdera, St. in Spanien, 281.
'Abdimilküt. K. von Sidon, :?8:V :^9.
*Abdu [}Jj ä. Abvdos.
Abel, Abel Hr't-Ma'ka, hebr. Stadt.
m m m
Abesf?ynien 4iL 222x
Abiba'al, K. von Tyros, 28i>.
Abiezer, hebr. Geschlecht. 294.
Abijam , K. von .Inda, ;V21. 32ö A.
Abijate', Scheich der Qedreer, 4.'>7 A.
ML
AV)il-sin. K. von Babylon, 139.
Abimelek, hebr. K., 'lÜL 294^ LJUL
Abiner (Abner) 2ÜL 299.
Abnu-ra', aeg. K., jSH. A.
Abraham 130. HLL IIS. m m ÜiiL
Abrondas 4.'>3.
Absalom 80(>.
Abu Roiis, Pyramiden von — HL
Abusimbel, Tempel von — 2^212.
2fiL 4<>8.
Abuair
Abydenos 12:^.
Abydos, Stadt in Troas, 19:t. i'y.j;
in Aegypten iS. älL ÜO, <i2 A.
ÜIL m 82. Sil A. Ö<L liL Iii A.
löO. IfiiL liiL 114L 2^ ;il8.
Königstafel von — OL IS.. S8 A.
IML m 192 A.
Achab, K. von Israel. 288. 321 A.
m m a2i m m aM. m
Achaeer 260.
Achaemenes 4*i'''.
Achaemeniden 4<)<). 48."). rA'i. .'»OT.
m iilL — -zeit lliL ^ A.
418. 421. dm 411 A. 441L In-
schriften der — 24^. 414.
Acharri, L., 212, ML
Achaz, K, von .Inda. Siil A. 1104.
aiilL 3i<2. 472.
Achazjahu. K. von Israel. 324 : K.
von Juda 32.5. 325 A. 329.
Achija m& A.
Ach?&ri, K. der Mannaeer. 393.
Achthoes. aeg. K., ^
Achuni. K. von Bet-Adin, 3:U. ;^k^.
Adana, St., 21ii A.
Adarmalik, Sohn Sanherib's, 387.
Adarmelek. bab. O., 147.
Adasi, as8. K., 1S2 212 A.
Index.
021
Adern (Edoin) 180, s. Aduma.
'Aden, St.. 2iö A.
Adin, l)ab. K., m
Äditja, ind. G., Am ML
Adonia 301.
A»]oniba'al, syr. Fürst, 33ß A.
Adonis, Gott,*2ö8. 2äL Adonis, Fl.,
Adraniytion, St.. 19:^ 488.
Adrastea, G., 258.
Adrastos 'i.'»?.
Aduma (Edom) 237.
Aegaeifiches Meer 2ii2t 255. 259.
279. Anwohner den — :^V2.
— von den Phoenikcm befahren
IM.
Aegypten, Aegypter pasaim.
Aegvptos 264.
Aeoiwche Städte ^
Aethiopen, Aetliiopien 12. 43. 112 A.
32Ü. mL aöL m m im ml
Afghanen 48<>.
Africanu.s. Julius. M_-
Afrika's Umschitlung ALL
Agade, St., Lü ^TT^vgl. Akkad.
Agag. K. der 'Araaleqiter, 29().
Agbatana 401, s. Egbatana.
Agenor 122 A.
Agukakrime, bab. K., m Uö A.
141. 212 A.
Aharou 2S2x ML ML 411 A.
Alii, aeg. G., hh.
Ahriman 442 ff. 4M.
Ahtes, aeg. K., 211 A.
Ahura 44L 44fi.
Ahuraniazda 201. 415. 447. 441 tf.
485. 5D2. äLL
Ai, aeg. K., IUI A.
Ai. Priester, später König, 228.
222 A. 230.
Ai'pntoi; 42 A.
. Alö'ioi:»?: 4iL
Aila, Ailat, St., 28iL m m
m
Airarat 247. a. Alarodier.
Akauhor, aeg. K., 22 A.
Akeret, L., 2Ü2,
Akis, K. von Gat, 298.
Akises, K. von Babylon, 881.
Akkad = Agade, Akkadier 121i ff.
IM A. 22L 222. 224. ML afilL
. 32L 32Ü A. 322. 38L 4Ü2.
Akki, der Fährmann, 188.
'Akko. St., 1 90. 284. 290. 857. .888. 4fi0.
Aku, bab. Mondgott, 145.
Akzib, St., m 2m 8.57.
Alarodier 242. 333. 342. 8r>5.
465, vgl. Urar{u.
Albaner 246.
Aleppo LZÜ. IM s- Chaleb.
Alexander ISfi. 2Hä. 3811 41iL 4&L
423. .m m
Alexander Polyhistor 123
Alexandriner, Jahr der — 34.
Alkaeos 498.
Alkmaeon 488 A.
Alkniaeoniden 488.
Allah 123 A.
Allat bab. Göttin, 1 4*\. 151. — arab.
Göttin, 124 A., vgl. llfit.
Almau, L., 141.
Alphabet, aegyptisches 2fi. — alt-
amraaeL-^ches 122 A. — altgrie-
chisehes 122 A. — gemeingrie-
chi.'iches 279 A. — sidonisches
122.
Altaqu, St., 384.
Alvattes. K. von Lydien, 257. 418.
m 4B2. 4S8. 432.
Alzi, L., 2ij£K 222. 342.
Amada, L., 888, vgl. Medien.
'Amaleq. 'Amaleqiter LZü A. 283.
289. 223. 22fi A. 228. 300.
Anianos, Gb., 12£L 282. 335. 33ß A.
887. 342. 34iL ML — Grenze der
aegypti.schen Macht, 22D. 246.
Amarder. V., 242.
Ama.si8. K. von Aeg., 411. 469. 497.
500, ÜÜ2. iiÜL
'Aniaffja. K. von Juda, ;i55. 857 A.
— Prieeter 862.
Amat 282 A., s. Hamät.
Aniathus 12L 222.
Amazonen 253 A. A. 452 A.
455 A.
anichu 62.
Amenemapt, Prinz von Kuh, 229 A.
K. von Aeg., 815.
Amenemha't L 41. 2Ü. 22 ff. 1Ü5.
— IL '22. lül A. ~ III. 22. m
mi A. — IV. lÜL
Amenemheb, Grabschrift des —
180 A.' 22Ü A.
Amenerdas, ae^. K.. ^^»8. 467.
Ampnorma', Priester, 269.
Amenhotep, Baumeister, Sohn des
Hapu, 225.
022
Index.
Araenhotep L 223 A. — II. 222.
221. 22Ü A. — HI. llü A. m..
22iL '22il A. 240. 212. 2l!L 'iML
— IV. 221 ft.
Amenhotop, Oberpriestcr, '2(>0.
Ameni'. nog. K., HiL M A. Öü.
Ameni, Noinarch.
Ameni-Antof-Amcnemha t, aeg. K.,
m
Aiuenisenib lül A.
Ammmesses, aeg. K.. 261.
Ainenren f. Gott. 9'J4 A.
Ainenrud, aeg. K.', ii2ü A. ;1><2 A.,
vgl. Rudamon.
Ainensefas M A.
Amertatät. iran. G., 441.
Amesa spenta. iran. G., 441. 447.
Amid. Amida. St., 2IlL m :ill.;i97A.
Amilmarduk, bab. K., 4U8.
Aiumas, (i., tjolt.
'Amnion, 'Amnioniter 2QIl 2>i>L 223.
22ü A. m aüL a;iL aan 0^5.
lliL lüä.
.\inmonium 509.
Animuladin, Qedreerßcheich, 4.">8.
Amon. K. von Juda, 472.
Amon, Gott, aß. 09. Öl. lüi lüL
194. 21tL 2iIL 22a. 22Ö ff. 21iL
212. 2üa. 2iLL 2ßfi. 2Ü1L m ailL
IMK 32Ö. 32a .m — wird zum
Kriegsgott 212. — -Ra* 92. 91.
AmonshymnuH von Bulaq LCJ A.
Anionstempel von Kamak 21(>.
225. 242. — von Luqsor 22lh
— von Medinet Habu 2(»7. — von
Solt^b 22Ü.
Amoriter, Land Amur, 17fi. 179.
m 23a. 2aii ff. 2tia. m ML
121. llii.
'Arnos, Prophet, 119. 3ü£L asa ML
3112. 3fia. 113.
Amphiaraosorakel .')02.
Amris, K. von Tabal, 311. 3IZL
^\mu = Syrer öl. H9. ÜiL IM. Iß3.
19R. 21 <i.
Amu-Kahak, libyscher Stamm, 215.
Amyitis 4>^1.
Amyrgische Saken 424.
Amyrtaeos 507.
Amyti.*« 507 A.
'An. L., 13. 21L
.\n, aeg. K.,
Ann, aeg. K., 1112 A.
\\nab, aeg. K. 107 A.
Anähita, Anaitis, G., 417. 439. 4.50.
AhL liia.
Anakyndaraxes '.ISd.
'Anamelek. bab. G., 147.
'Anaqit<?n 179 A.
.■\nanaken, V. 422.
'Anat, syr. G.. IM. 2üü. 12Ü.
Anai, bab. G., 146 A. 149.
Anat, St.. 383.
'Anatot, St., 311) A. HA.
Anaugas, St., 21Ä. '221.
*Anches en .\nion 229.
'Anches en pa aten 229.
Anchiale. St., ;^H<>.
Androniefla 206 A.
Angnuiiaiiju 112 ff., 8. Ahriman.
Ankyra 2.56.
Annas, L., 232.
Ansan, L., 129. 320 A. IM. 5Ö1 A.
Antaeopoliti.scher Gau 9ß.
Antandros, St., 252. 45.*^.
Antef L 9Ü. — II. 90. — III. 9Ö.
— IV. 95 — V. 'a L 95. — M.
95, — Vll.'a II. 9Ü. — VIII.öiL
— IX. 'a III. 9Ü.
AntefsHaua. Lied aus — Ö3A. 102A.
•Antilibanon 170. 1 76.
Antimenidafl 493.
'Anu, aeg. K.. 9Ö A.
Anu (Heliopolis) 69. 9:^. 114 A. 226.
Ann, bab. G., 139. IM. HL 149.
m mi f .
Anubis ti2. ü3. 82. 83. 0ber}>rie8ter
des — 1112.
Anunit. bab. G., 130. m ]AL IAH \.
Anunnaki, bab. G., 144.
'Anuqat, aeg. G., 69. 240.
Anzan, L., 396. 466. s. An«an.
Apa'anchu, Aegypten. S2 A.
Apappus. aeg. K,. 8S.
Apachnan, Hyksosk., 1 12 A.
'Apep, Schlange. 55.
Apepi, Hyksosk.. 30. 1 lOA. 1 12 A. 213.
Apet, aeg. G., tiO.
Apheq. Schlacht bei — 323. 321.
Aphrodite 192 A. '208. 253. 4M.
Apirak. bab. St.. 133.
Apia 60. 213. 320. 352. 502 A. 508.
Api8grüfle 248.
ApolTinopoli« 55.
Apollo 503 A.
Apri, Fl.. 282.
Aprie«, aeg. K., 102. 125. I2ii 12L
500. 502 A.
*Apuriu, V.. 21L
Aqaiwa?a, V.,
*Aqqaron fEkron), St., 2ßfi. 3M A.
azL m m
Aqsu od, Aqebsu, L., 2il2x
Arabien, Araber 70. 00. 100. Hü ff.
iiti 2112. m m aiM. m m
4u:'>. tr. iüiL m .m
— in Babylonien Lil f . 14£L ML
Aracha (Nebukadnezar II.) 514.
Arachosien, L., 488. 512. 518. 514.
Arachtu, Canal, ;^5.
'Arad, St., 200 A.
Aradus UK IM. 220. 232. 2fiß. 274.
2M. m 3^ am an. m
Aramaeer 18L IM 112 A. UlL IIS.
lÜlL 21Ml 2ÜL 212. 21L 215. 287.
m afia. ML m aai. m aas.
Arami, syr. K., aaü A. aaS.
Ararat 247, s. ürartu, Alarodicr.
Araxes, FI., 2M. 241. :U.>.
Arbail 181. s. Arbela.
Arban, Reich und Monumente von —
• 2m 2m
Arbela 181. 277. 34Q. :m. :)14.
Archilochoa 455 A.
Archles, Hyksosk., 112 A.
Arda^ir Sassanide, 415.
Ardvisüra 450. «. Anaitis.
Ardys L b'd. K., 4ia. — II. 455. 48().
Aresa, L., 2H8.
Argistis K. von Armenien, a^
•m — II. all. am 397.
Argo. Insel, 106.
Argos iM. A.
'Ap'.axai i24 A.
Ariaspen 505.
Arier m. 423—437. M9. .
Arier, V.. 4aß.
Arimaspen 421 A.
Arinii (Aramaeerstümme Mesopota-
miens) 883.
"ApifjLot 170 A.
Aristobul 423. üö5 A.
Arjana, L., 435. 4:^t).
Arjanam Vaidschö, L., 486 A.
Annati, G., 441.
Armavir, St., 'M2.
Armenien, Armenier, 120. 247. 24ft.
2m 274 a4Q ff. 3fiiL aßL am
.375. 886. 381. aai. 423. 449. lüL
452. 4<;0. 4ti:). 4S4. 41Ü iL2 ff.
Amon, FI., 'ML 322. 324 •
623
Arpad. St., aiL 342. aiiL am am
475 A.
'Arqa, St.. ML
Arrapcha, L.. :U8. :U4.
Arrech, L., 22Ü A.
Arsanias, FI., 332. 342.
Arsakiden ilh ff. 441 A. 451.
Arsu, aeg. Usurpator, 261.
Artiiphrenes 412 A.
Artavardya, pers. Feldherr, 514.
Artaxerxes L 412. — II. 412. 41i
4all A. 4M.
Artaxias 248.
Artemis von Epheaus 253. 455.
Aruna, V., 232.
Ai7enis 486.
Asa, K. von Juda, 810. 32L 323.
825 A.
Afa. iran. G., 441.
Asar .57i s. Osiris.
Ascher 2120. 2ÜL 31Ü A.
Asdüd 2fili. 3M A. .am 311 41111
m
Asebi (Cypem) m 191 A. 194.
220.
A^era, Aseren 2ÜÜ. 302. 310 A. 474.
4m
Aseru, Tempel der Mut in — 225.
Askalos 256.
Askanios. Askanier 251.
Asnunnak, L., 141.
'AoraGtaxai 424 A.
Aspendofi. St., 406.
Asqalon 23fi. 'ML 2M. 351 A. 870.
3m 3i(2. 3H4. 4li4.
Assa, aeg. K.. 78. 81.
Assarhaddon 311 A. 3Ö0. aSL 3S5 A.
381 ff. 393. 31ÜL 402. 400 A. 40Ö.
453. 402. 403. 4m 490. 493. 507.
Assetb, Hyksosk., 12 A.
A^sur, Gott. IM. 1B2. 20L 310 A.
894. — Stadt 182. 2m 340. 343.
345. 354. 3m 335. 4SL
A8.Hurbänipal 185. 1.54. 157. .375.
an A. .3S2 A. 300 A. 301 ff. 30L
402. 40a. 454 ff. 460. lOL im
480. 490. 103. Bibliothek des —
121 A. 301.
Assurbelkala, ass. K., 212 A. 275.
Assurbelnisesu. K., 2m 212 A.
Assurdan K., 2m — II. 333.
843 A. — III. 342. 313.
Assurdünisur, K., 452 A.
A§suredil(?)iläni, K., IfiQ,
024
Index,
Assurniulinaehe. K., A. 'M'.\ A.
Assurnadinsum, K., 8S').
Assiimar.ira, K.. '222 A. 275 A.
Assunia^inial, K., 21^ X. 22*L -32^
:m ff. :v,Vj. :;tO. IMÜA. :U t. ;U5.
.•U8. :};)7. :ffl4. aSL 401 A.
Assuruirari, K., 'M'i.
A^«*urnib . . ., K.. 212 A. 27.'>.
Assumxisi. K.. 27..'. 27:». '2J_i A.
Assuruballit. K., ÜlL 212. 2IL
Assyrer, Assyrien passim,
'AHarot-Qarnaim. 8t.. :U0 A.
Astarte lifi A. ML m A. 2£ML
201. 205 ff. 2M. :nO. :^61. 470.
Astart08. K. von Tyros, :t25 A.
AKtharynios, K. von TvroH. ^V25 A.
'Astor. (i., 2Üi, — 'Astor-Kamos 2üä.
'Astorot UA A., s. Astart«.
Astrologie, bab. Werk über — 1
14Ö A. 152. 15(l
A.stvageH iüi m A. 5ÖL 5Ö2.
.m
Astyra. St., 1^ A. IM
A>sura, ind. G., 442.
Atabyrios, Borg, 191.
'Atulja, jüd. Königin, ;^2;^. 825 A.
a2k m 851 A.
Atargatis. Ci., 2Ü1L 2ÜL 2fii^ 2iiiL
'A«ar6t. Ort. 822 A. m
'AU', syr. G., 2Üi 2ÜiL 257.
Atefkrone 505.
Athravan, atharvan ^\ ■'>:'. 489 A. 440.
Atben IM A. ^
Athene UA A. m
Atbotis. aeg. K.. A.
Athribis. St., 820,
'Athtär. hinyar. G., UA. IBiL
Ati. aeg. K.. Üü A.
Atlila, St., mA.
Atrina. Elymaeer, 512.
Atropatene 48^1 A.
Attes, kleinasiatischer Gott, 257.
Atu, Schreiber III.
Aturia, L.. 270.
Atyaden, Ivd. Dynastie, iQQ. A. 4Ui
AtyH '2rLL 'Ml A.
Auaris, St., Uli A. 214.
Aubnura, f.Ifenbeinplatte des —
201 A.
Aufna. aeg. K., UM] A.
Augert Ö2,
Aupuat, aeg. Prinz, 81H. 820.
Auiar (As^ur) Ifil A.
A»!^zug der Israeliten aus Aegypten
1i;4. 22K.
Autu . . ra'. aeg. K.. IQß A.
'Auwiten, V., Hü A. 2ß<L
Aiiza, Auzea 28<j.
Avesta 415 ff. 424 ff. 43^ 43H A.
440. 44L 44>L 4M.
'Awwa. St.. 'M><.
Axerdis. Assyrer. 8S'7 A.
Aza, Mannaeerk. 874.
'Azarja, K-. von Juda. 855. ßöL A.
8üs f . m
Azhi Dahaka 4ßH A. 447.
'Aziba'al, K. von Arados, 898.
Azuri. K. von AMod 875.
B.
hii (aeg. Seele) ilL 82. 83 A. &l
Ua'al, Gott, LIL IIL 115. JiiL IM
205. 2ÖÜ. 2üL 2hiL diu aiL Mi
82S. 829. 8<il. 472. Ba'al Brit
2S9. 294. Ba'alzebüb 2Ü2. Baal
Gat, St., 'Ml A. Baal Me'on.
St., 822 A.
Baal. K. von T^tos. 3ML
Ba alat. G.. 2QL 2Üa. 2QL
Ba'al'azor, K. von Tyros, : )-5 A.
Baalbazer, K. von Tyros, 825 A.
Ba'almer .... K. von Tvtos, 287.
Baba. Aegj-pter, 214.
Babbar, bab. Sonnengott. IM. Lü
Babel, Babylon. Babylonier i>a8sim.
Bagaios, G.. 254. — ein Perser öH,
Bagiiatti. K. von Mildis, ai4x422A.
Biigi.stäna 515, s. Behistan.
Bairest, G., rjii A.
Bait 'Anat, St.. 2aiL
Batx'jiMa 205 A.
Baktrieu, Baktrer 4ii!i. 4^ 4^^9.
4M. 4M. 5ÜL 518 f .
Balawat, Ruinen von — ;i45.
Bambyke, St., 2i)fi. 2füL
Banuteru. aeg. K.. Ül A.
Bardija (Smerdis) 510. 511. 512- 518.
Barene. Ort, m
Bargylia. St., 405.
Barqu, G., 145.
Ba'^a, K. von Israel. 32L 322. 828.
825 A. aaiL
Ba«an. L., 2^0.
Bast. G., ^ ßlL
Bat-seba' IML
Index.
Bawri, L., 4ßS A.
Bazi, bab. K., IM.
Bäzu, L., 382-
Bebryker 4j>2.
Bet^a, V., 4a A.
BeerSeba', St., 3ÖQ A. m 33L m
4Iü A.
Behistaninschrift 5ÖI A. 510. Ü12 A.
Bei, Gott, m US. 14L ua. m
152. m A. ISL m m Thurm
des — in Babylon lÖ'J. 177 A.
Belbäni, ass. K., 182. 222 A.
Belcharransadua 452 A.
Belibuä, bab. K., ML 385.
Belichos, Fl., 22Ü. 334.
Belit, G., 134. 146 A. 152.
Belkapkapu, assjr. K., 182. 222 A.
Belkiidurriusur, asayr. K,, 272.
Belnirari. assyr. K., 272.
Belos, Vater des Ninos, 256.
BeHarusur von Babel 492 A.
Belsumisknn 498.
Belsumn-a^ir, bab. K., 222 A. 275 A.
BelSunu 452 A.
Benhadad Li K. von Damaekos, 821.
325 A. — II. 323. 324. 325. 33Ö.
— III. 354. m 352 A.
Benhinnom 3ß4 A. 477.
Benihassan, Graber von — 4Ö A.
IL 23. 22. 104.
Benjamin, Stamm, 22Ö A. 22L 223.
225. 22fi. 3öfi. 3Ö8 A.
Bentreit*tele 288 A.
Bero8808 12. 123.
Berse, Gräber von — 97.
Berut, Berytos, St., IM. 235. 224.
Besa, G., ML 218,
Beschneidung in Aegypten 52 A.
— bei den Israeliten 809. — bei
den Kana'anaeem 207. -- den
Philistern fremd 2t)t>.
Bet-Adini, L., 225. 22fi. 333 A. 334.
33ß.
Bet-'Anat, St., 290. 802. MO A.
Bet-Bachiani, L., 276.
Bet-Dagon, St., 312 A.
Bet-el, St., 2Ö5A. 222 A. 2aL 3Ö2.
81 L 812. 881.859. 861. 862. 475 A.
Betlehem 21*8.
BeMlahob, L., 3ÖÜ A.
Bet-.*«e'an, St., 289, 3ü2.
Bet-§emeS, St., 22Ö. 31ü A. 424.
Bet-sitte, St., 352.
Mejer, Geschichte de« Alt«rtbunu. L
bhaga 254. 422.
Biaina, L., 242 A. 342.
Bias von Priene 488.
Bikni. Berg, 3M. 382. 4fi2.
Büeam 3ÖÜ A. 33Q A. 33L
Bire^ik, St., 122.
Bit-Aj^si, L., 33Ö A.
Bit-Aintikkani, L., 871.
Bit-Uluiluile. L., 276.
BitrDajukku 4ti2.
Bit-Duküri. L., 332. 388.
Bith\nier, Bithynien 452. 482.
Bit-Jakin, L.. 332. 3ß5. 32L 323.
Bit-Imbi, St., 459.
Bit-riduti. asa. Palast, 89Ö.
Bit .Sa'alli, L., 32L
Bit §iläni, L., 865.
Bne-Kden 333 A., s. Bet-Adini.
Bnon, Hyksosk., 112 A.
Boeotor 123. 482.
Bogbuzkiöi (Pteria), Ruinen von —
255. 5Ö2.
Bokchoriß, aeg. K., 352. 353. 890.
Bokenchonsu, Priester, ß8 A.
Bonnos, G., 258.
Boi^ippa, St.. 148. 332. 422. 5Q4
Botrys. St., 28fi.
Brahmalohre 432. 442z
BraiK'hiUae 255. 469. 502.
Britiiimien 28L
Brugsch 32.
Bubastis. St., 58. 26Q, 32£L 352. 353.
4HtJ. 51KL
Buch des Gerechten 330.
Buch der Kriege Jahwe's 330.
Buiuwa, Libyer, 818.
Bundesbuch der Israeliten 167.305 A.
322 A. 88L 4IiL 477.
Bimsen 82.
Bumaburia§, bab. K., 22L 222 A.
Busalo-ssor 489.
Buüiris, St., ÜIL 820.
Busspsalmen der Babylonier 142 A.
Buto, St., 4L
Byblos, St.. 188. 190. 201. 208. 209.
2iiÜ. 284. 33L 35L 3iiL 312.
a
Caere, St., 28Ö.
Cart^ja, St., 28L
Chaboras, Fl.. 184. 272. 275 f. 333.
328. 4Ö1.
Index.
Chadrak, St., ML
Chafra', aeg. K., M A. 72, Tß. TL
m la A.
Chalach. Ort, m
Chaldaeer 1:U. Iis5 cet.
Chaldi, armen. G., 2iL M2.
Chaleb (Aleppo) 1&L222.2^ 2aL
Chalkidier m 4ÖL
Chaluie, Schlacht bei — 38^L
Chalyber IM A.
Cham ITL
Cha'mha't, Grab des — 22L
Chamroanu, L., 37.5.
Chainmurabi, bab. K., IM. 139,
Chamor, kan. Ge«chlecht,
Chiimpollion SIL
Chamus, Sohn Ratnses' II., 2^
Ghana = Nordsyrien V^. 141,
Chananja. Prophet, 479.
Clianigalbat. L., 213. 387.
Channun 370. s. Hanno.
Charchar, St., 374. 377. :{8!.
Chärezni, L., 424.
Charka (Kilikien) 22SL
Charrän, St.. 145 A. 178, lÄL 203,
220. 272. 27G. 333. ;W>. 377. 401.
484. 498. .502.
Cham, V., IBü, 230.
Chasisadra 150.
Chatarik 342, s. Chadrak.
Chati, Chatti 34L 344^ s- Cheta.
Chauranain, Ort, 324.
Chawila, L., IBL
Chazael, K. von Damaskus, 32.5.
Chazail, Araberscheich, 386. 389,
4iLL
Chazaz. St., 28L ML
Chendti, aeg. K., 2Ö A.
Chenoboekion, St., 86.
Chentiimenti, G., 82,
Cheops 76, s. Chufu.
Chcpt ni, G., ^
Chtrlieb, aeg. Priester, ü2, 74.
Cherub 2ÖÜ,
Chesbon, St.. 322, 355,
Cheta, Chetiter HL llfi, 180, 184,
195. 199. 204. 219 A. 230 ff. 246.
255 fl; m liÜlL ^ 28L 335.
342, 315, m
Chetaschlacht, Gedicht von der —
234,
Cheta.sir, K., 232, 238, 239,
Chet^m von Saru, aeg. Grenzfefte,
23Ö, 233, — von Tuku 23L
Chezjon, K. von Damaakos, 325 A.
Chidalu, L., 45fi,
Chilqya, Priester, 475.
Chiraaera 2ÖÖ,
Chinziros, bab. K., 371.
Chios 489,
Chiwwiter 119..
Chmunu, St., ti9.
Chnubis, Chnum, G. , 58, 69, 94,
115, 240,
Chnunihot^p 91 A. 98,
Choaspes, FI., 129, 515.
Chonismier 424, 43fi.
Chormibad 313 A. 380,
Coelesyrien im 180. 282, 300.
Chribaq-t, G., tiiL
Chronik, die alte — .3£L — der
Hebra^er T(i5.
Chrono'p'a]jhen.alt'xandriiiische,413.
4.52 A.
Chruti, aeg. K., 80. S3Q A.
Chrysaoris, G., 254.
Chu 61 A. 82, 84,
Chubuhia, L., 453.
Chubuäqia, L., m SIL 37L 422=
Chuenaten, aeg. K., ML US, 22fi A.
222 ff. 338, Sonnenstadt des —
229.
Chufu, aeg. K., 42, ßö A. 24, ifi.
29 A, 95 A. 42Ö,
Chulda, Prophetin, 475.
Chumba, G., 13L
Chumbaba 137.
Chumbanigas, elam. K., .37.S. .376.
Chunsu, G., 58, 69, 268,
Chusur, Fl.. 31ii.
Chutat«n, St., 222,
Chutuskia, L., 333. 334,
Cypem 180. 19L lEL 195. 196.
199 A. 201L 2mi 2Ö4. 2Q>L 220..
229, 283, 357. 383. 402. 404. 406.
409. 5DÜ, 5ÖL
D.
D&dar?i 512 A. 513,
Dagara, St., 333.
Dagon, G., 2Ü9, 266,
Däha, Daher, V., 424. 4411 505.
Dahsur, Pyramiden von — 49. ^
Daibon, St, 322, 324.
Index.
(j21
daiva 429. daivas M2 ff.
Baivajusiia 44').
Dajäni, L., 2A^
Dajaukku = Dejokes 324 402.
Daktylen, idaeische, 25.'^
Balta, K. von Ellip. aiiL liliL
Bamascius 206 A,
Damai«ko8 Hü. m lÄL 28L
3ÖQ A. 3ÖL 321 ff. .m im. ML
341. 34lL m ILiÜ m aüL
3ti2 ff. 31L 3m 4ÖL 425 A.
Dan, Stamm - 29L Stadt —
HQO. H09. .312. 32L
Dän-Assur 33L 338.
Danaer (Aavaol), Danauna 194. 2ü3f.
Danaos 204.
Daniel. Buch — 412 A.
dänu 424. 42iL
Daphne, St., 4tiS*
Dapar, St., 23fi.
Dardeni. V., 232.
Darius L 41iL 414. 412. 423. 424.
432. 438 A. 4M. 4ü2 A. 442Ö A.
484. 485. 489. ÜÜ4. bOh A. 5Öß.
hll ff. Inschriften des — 418.
4ia. 424 A.
däia 428i vgl. 424.
Daskylion, St., 4ÖÖ. m 513.
Daskylos 454.
David iüL iü8. 129 A. 289 A. 29fi A.
292 A. 298 ff. 312. 32L 33L 3^
888.
Dbu (Edfu), St., bh.
Debora, Lied der — 1£L 288 A.
289. 290. 291 A. 293. 309,
Ded, aeg. Cultuswesen, öü.
Dedkara*, aeg. K., 28. 79. 90 A.
Deinon 412 A.
DCTokes 324. 4üL 4fi2.
Dekalog 32L 3ÜÖ. 428.
Delphi 40rL 41L 454. 488. SM, 502,
Dendera, Tempel von — liL &L HdA.
100.
Derbiker, V., üQL
Dßr el-bahari, Todtentempel von —
213.' 218.
Derketo, G., 205. 2üfi A.
Deut€ronomium 163. 3ÖÜ. 425 ff.
deuteronomistische Schriftateller
160. 478.
Dhuti (Thot), G., ^ 58. üü. ßil A.
■ß2. ii9. 82. 94. 104. 113. 115.
209. 225.
Dhutihotep 92 A.
Dhutmes L 215 ff. 229 A. 35Ü.
Dhutnies II. 212. 229 A.
Dhutmes III. 40. 41. 99. 118. 180.
IM A. 182. m 19L 194. 195,
lü8 A. 208_. 2IL 214 A. 212 ff.
229 A. m im. 2lidL 23Ü. m
242. 204. 220. 22fi. 289. 350. 402.
482. Annalen des — 34 A. 219 A.
Dhutmes IV. 224. 229 A.
Diala, Fl. 141,
Did, Libyer, 2ÖÜ.
Dido-Elissa 282.
Dilmun, Insel, H76.
Dina 289 A.
Dindymene 253.
Diodor's aegypt. Geschichte 3L
4H7 A. 470 A.
Dionysius von Mytilene 412.
Dionysos 193. 253.
Dios, Annalist, lli2. *
Diri, St., 341 A.
Djäui indog. Gott, 429.
Djeräbis, Ruinen von — 184. 19iL
197. 199. 200. 255.
üodokarchie in Aegypten 411. 467 A.
Do't'g 303 A.
Dolmetscher in Aegypten 3L 469.
Do'r, St., .302.
Drah abu-lnegga, Gräber von —
95. 213 A.
Drangen, Drangiana, 4H6. 505.
Drilen, V., 245.
Duaufsechruta, Brief des — an seinen
Sohn Pepi 102. 104. 241.
Dümichen .32.
Dungi, bab. K., 132. 134.
Dür-Jakin. St., 32fi.
Dür-Kuiigalzu, St., 22L 224. 365.
Dür-.^arrukin, St., 323 A. 380. 395x
481.
Düzi, G., 146. s. Tammuz.
E.
Ea, bab. G., 130. 144. 150. 18L
Eanna-Tempel 135.
Ebenha'ezer, Ort, 295. 29fi A.
^ber 118.
Ebers, Papyrus - 32. 40, 74, 114.
Edessa 209.
Edelmetalle als Werthmesser 188.
Edelsteine als Werthmesser 188.
Edfu 55. 24L
028
Index.
Edom, Edoniiter Uli A. IIÜ A.
180. 2öa,28fi- m m aoL
aiü A. m 32i. aai A. ML 355,
:m m am htl aöiL m ^iß.
Edonen, V., ÜiL
Egbatana 422, m ÜÜL 503, 510,
hlA. 515,
EjribitaMn 125 A. 4Ü1 A.
'K>jlon, König von Moab, 298.
Eliiul, Richter, 211iL
Eileithyia (Elkab), 8t., 41, 5^ lüL
112- '214.
EinbalHaniining, Ritualbuch der —
m A.
El, G., m 20ß, 2ÖL lilL
Ela, K. von Israel. 822, 325 A.
Elam, Elamiten 12Ü. m. ff. 133.
135 ff. 188. 18.8. 272. 840. 373.
m 318, 38L 385, 3SS. 3ÖÜ, 3m
4.55 ff. 46(;. 484 A. .S04. .M2. 515.
El'azar, Priester, 2iüL uüL
Elchanan 238 A.
Elektnim m 48IL
Elephanten in Syrien 22Ö.
Elenhantine. St., m SL 88 A. 4ß8,
Kalenderfrajfraent von — il2,
Eü, 2il5 A. 22Ü A. 8()1.
Elia, Prophet, 328, 861.
Elibus, Fürst von Suchi. — Elibus
8. Belibus 334,
Elis im.
Elisa, Prophet, 328. 350. 3üL
Elisa (Karthago) 282 A. 283,
Eliasa 282,
Elkab, St., 58, 8G, lüL LLL 211,
Ella«ar, St., m
Elle, aegyptische, 189. — baby-
lonische 189.
Ellip. L., 814. 32ß, 3TL 38L m
422. 4i>2.
Elohim 811.
Elohist 48 A. lt)4A. 107. 179. 289 A.
331 A. 3fiü A. 3ÜL '
Elulaeos, K. von Tyros, 35L 382. 883.
Elyiuacer 422. 459, s. Elam.
Emesa, St, IM.
Emiten, V., IM. 119 A.
Emutbal, L., 185.
En, G.. 145.. 152.
En-anna. bab. K., 184.
'Eniel, K. von Hamfit, 3fil,
Entmannnng bei den Phrygem 257.
— bei Uen Syrern 2Ö8,
Enzite, L., 248,
Epagoiuenen 34-
Ephesus 253 A. 455, 48L 488.
Ephod m
EphoroR 31. 412 A. 489 A. 508 A.
Ephraim. Gebirgsland und Stamm
28iL 29Ü A. 29L 223. 295 f.
f^l)onymen, assyrische, 127. 457 A-
'Ereb m
*'EpB}A^oi 125 A.
Ergamenee, aethiop. K., ;y>0.
Eri-aku, bab. K.. 13fi A.
Eridu, St., 180. VM. 188.
Erimenas, armen. K., 897.
Esa^la, Tempel, 492.
Esagilsnihini, Babylonier, 215,
'Esioügeber, St., 'ML 323.
Esmün, G., 2Ö5,
Etewandros, K. von Paphos, 402.
Etrusker 2fiO, 280.
Etymandros, FL, 48r>.
Euboea 40iL 407.
Eudemos, phoenik. Schriftst. 20fi A.
Eulaeos, FI.. 212. 385, 45fi,
Euphrat 128. 110 u. s. w. handel
Europa 122. 198.
Europos, St., 184.
Euryijvlos 250.
Ezechiel 103. 111 A. 3ß4 A. 404,
400. 411 A. 4I><. 4M. mi A. 421
Ezida, Tempel, 48<1 1112.
Ezra 103, 301 A. Buch - 105^
F.
Fabeln in Aegypten 102.
Faijüm 47. 60. KlO. 11 Q f.
Falascha, V., 43 A.
Fellachen 4lL 104.
Felsengräber in Aegypten 2L
Fenchu (Phoeniker) 82 A. Lso. i^^ü,
124. 210.
Ferwer 505, s. Frava^i.
Firdusi 447.
Fische, Heiligkeit der — bei den
Aramaeem 205, Fischgottheiten
der Philister 200 A.
Flutaage bei den Hebraeem 177.
864. — indische, 181 A.
Friida von Margiane 484. 512.
Franf^'nisjan, der Tiiranier. 447.
Fravasi (Ferwer) 484. 44^. 449.
Frjäna, Turanier 449.
Index.
Ü29
0.
Gabala, St., im
Gabliaton, St., 32L 322.
Gad, SUmm, 2S£L 31Ü A. 32i.
Gaddii-, Gades 2äL 2M.
Oiadrosien, L., 437. 50Ö.
Ga^, Meder, m
Galla, V., ^ A.
Galli
Gambulu, V., 388- ^
rrnmjTum, L., 33fiA. 342. 366. 375.
Gamil(?)8in, bab. K., 138,
Gannanat, St., ;^2.
Ganymedes 2.^3.
Gargara, St.. 2h2.
Gat, Philisterstadt, 2fifi. 228. 3M A.
35«.
Gathä'8 des Avesta 443 A. 445.
44fi. 448. 44iL
Gauloß, Insel, 2SiL 281.
Gaumäta 510. 51 1 . 5 15.
Gaza. St., Ufi, 120. 212. 23L 2Öfi.
28a. 3M A. 355. 3m 322. 323.
375. .'^7. 4Q3. 482.
Gazer, St., 2^ 11112. aüL 312.
Geba', St., 425 A.
Gebäl m 205, s. Byblos.
Gedaljah 425.
Gelen, V., 422.
geometrischer Stil 203.
Georgier 245. 247.
Gerhf?}— ?-ra', aeg. K., 40. Iii.
Genuanier, V., 437.
Gerrha, St., 423.
Gfsör, L., 220. 3ÖÖ A. 3ÖL
Giaorkalcsi, Sc\ilptnren von — 255.
Gib'a, St. in Ber\juumi, 220 A. 21ilh
22fi. 228.
Gibeon, St., 179. 280. 302.
Gide'on WL 2iüi A. 224. ÜÜL
Gilboa', Berg, 297.
Gilead 282. 2iüL 22L 223. 222. 322.
354. m
Gilgal, St., 290 A. 296. 359.
Gimir, Gimirai s. Kimmerier.
Gindibu. Araberfttrst, 33fi.
Giraffe 218.
Girparunda, K. von Patin, 336 A.
Girzan, L., 247 A. 334, 338.
Gize ß4. 22. Sphinx von — 42.
224.
Oobrya.« 5Ö4. 515^
Götterland (aeg.) 222. 262.
Göttermutter der Kleinasiaten 253.
322.
Gog 4fi4.
Goim, V., 13ß.
Gold 188. Goldminen Nubiens 20.
24L
Golgi, St., 191. 199. 200.
Goliath 122 A. 228 A.
Gomorra 13Ü. 122 A.
Gordiaeion, St., 251.
Gordias 25L 322. 453.
Gor^'o-typus 218 A.
Gürtyna, St, 123.
Gosen, L., 28M.
gregorianisches Jahr 22.
Greife 2Q(L 201.
Griechen m 246- 25(1 252 f. 2fiaff.
279. ^85. ML 4Ö2. 404 ff.
42L 424. 42Ü. 43ß. 44ß A. 455.
4GL 408. 4Ü2. 482 ff. 423. 5ÖÖ.
5Qfi. 5ÜL
Grynion, St., 254.
Gua, L., 33ü A.
Gudea, bab. K., 134. 158. 122.
Gungnnuf», bab. K., 138.
Göti, V.. 141.
Guzan, L., 222. 333. 338. 343. 344.
328.
To^urjaz 489.
gj'gaeischer See 489.
Gyges, K. von Lydien, 413. 454.
455. 4ÜL 482.
Gyndes, Fl., ML
H.
Habakuk 422.
Hadad, G., 205. 302. 318.
Hadad'ezer, K. von Damaskus, 287.
300. 301. 323. 336.
Hadrumetum, St., 282.
Haiq, Name der Annenier, 248.
Haitumunt, Fl.. 43Ü A.
Halikama.<äR 507.
llalys 24ü 242. 250. 255. 328. 4ÖL
4fi5. 48fi. 5ÜL 502. 504 A.
yamät, St., 12fi.. 1M_. 12L 21iL 281.
300 A. 3QL 302 A. 323. 33Ü. 342.
35fi. 35L 358. 302. 3ß8. 323. 324.
378. 4ÜL 482. haumthenische
Schrift 122. 255.
Hamiten 42.
Hamiaamly, Sculpturen von — 257A.
680
Index.
yammamät, Wadi, 2il 8fi. Öfi.
100. 107. 9m. 2fi8. 3^
H&münsee 486.
Hanno, K. von Gaza, 320. 322. 323.
Hanu, Aegypter, Öfi. 98.
öapi 60, 8. Apis.
Ha'pi (Nil) 58.
ITapta hindavo, L., 4.'^6 A.
yapu, Acg^-pter, 22L
Harachäti, L., iM A.
Haraiva, L., 4M A.
Har Behedti, 0., 55. 5ß A.
I.Iurdcdef, acg. Prinz, 83.
yaremheb, aeg. K., 221 A. 22iL 2M.
23L 233. 2ül A.
HarniachiH Mi A.
Harpagos IML 5Ö3. 506.
yarpechrod, G., 55.
Har-Pisebcha'nuII., acg. K., 315.31S.
Harpokrate« 55. 5fi A.
flar-Set, G., 52.
Har-Bupd, G., 5fi A.
Harur, G., 5ti A.
Harvatät, G.. ML
Hatchcnensu (Herakleopolis) 100.
Hathor, G., 55. 5(L OO.Sti.Q-t. lOÖ.-JOO.
yat-Pepi, St., 8tL
ya'tsepsu, aeg, Königin, 185 A. 187.
212. 218. 21iL 222.
Hatu'ar (Auaris). St., lllL 21L
Hauma, Trank und Gott, 112. 122.
115. ML 15Ö. 15L
Hauran, L.. 332.
Hebenu, St., 8ß.
Hobraeer, pa«sim.
Hebron 12ü. 122 A. 183. 281L 21^8.
m 33L
Hed.Mchäz 121 A.
HekataeoH von Abdera 3L — von
Milet 3L
Hdiopolis 5L ßiL 100, 22fL 212.
2fiÜ. 26L Olü.
Henka, Baumeister, 25.
henuka tüL
Hephaestos 58,
heq, Titel, IHL
Heqt, G., 60,
Heraklea 487.
Heraklea Minoa 280.
Herakleopolis 82. 1Ö2 A. 32Ö. 35L
HcrakIeopolitit<ehe Dynastien 04.
100.
Herakles 155 A. 192 A. 2Ö6, 251.
251. 28L löÜ.
Herakliden , lydisches Königsge-
8chlecht 25ß. 252. 113 A. IM.
Herenkaru, St., 213.
Herirfid, Fl., 13ß.
yermon, Gebirge. lliL 289. 30Ö.
Hermopoliß ü9, 32Ü. 351.
Herraos, Fl., 181L
Herrn otvbier 471.
Herodot 3L 122. HL
berief. G., Öl.
yeruäa', V., 82. 89 A.
Hesit, G., fiö.
Hexateuch 13fi A. Ifil. Ifi2 A.
Hierapolis Bambyke, St, 184.
hieratische Schrifl 28.
Hieroglyphenachrift 28. 1Ö3. 12Q.
Hinyaren Iii A. 123 A. 121 A.
185. 1Ö3.
Hiob, Buch — 3ß3 A.
Hippo. St., 282.
yiram L, K. von Tyros, 28lL 2M.
228 A. 3Ö1. 325 A. - II. 352.
367. 32Ö. 1Ö3. — III. 19fi A.
Hiskia, K. von Juda*, 35fi A. m
Hissarlik, Ruinen von — 193. 199A.
' 2ÖÖ. 2Q1.
Holmi, St., löÖ.
Horeb, Berg, 288.
Horitcr, V., 129 A.
Horum, St.. 282 A.
HoruB IL 18. 52. 55. 515 A. ÖL ß2.
82. 2Ü. Iii 2LLL 2M. 22L
Horu8-Ra' 22. 94,
Hosea, Prophet, 325. 35fi. 3ß2. 363.
368. 473. 474.
HoSea', K. von Israel, 352 A. 329.
322.
Hot«p, Aegypter, lfi7 A.
Hrihor, aeg. K., 213 A. 2fi9. 315.
3i8. a5ü.
Hui, Aeg)T)ter, 198 A. 229 A.
Hukarja, Berg, 450.
Hundsfluss 235. 274.
Hundskopl'atle ÖiL
Huni, aeg. K., 19.
Husapti, aeg. K., 19 A. 21. 83.
Hyagnis 253.
Hydaraess M2 A. 5Li.
Hyes, G., 253.
Hykßos 3Ö. 108-112. 13L 195. 219=
213 ff.
Hylas 253.
Index.
Hyrkanier m 5ÖL 512.
Hystaapes 438 A. SIL Ü12x
J.
Jabdi, St., 29fi. 292.
Ja'el 292.
Jahas, St.. 322 A. 824.
Jahwe m IM. Ififi. Ifil. 119 A.
200. 2ÖL m 2M. 2aL 222. 2M.
29fi. 309 ff. ff. 356. 358 ff.
m a^ii. iiiL iiß ff. m m
495, 49L m
Jahwe's Lade 29iL 3Ö2. 309.
.lahwist IfiL im m 2ÖL 2«9 A.
322 A. aaü A, 3üL
Ja ilö, Araber, 389.
Ja'ir, Stamm, 290.
Jakin, bab. K., 'A'Ad.
Jakinlü, K. von Arados, H93.
Jakob m 289. 29L 3ÖtL Segen
des — 29Ü A. 304 A. 330.
Ja 1 man, Berg. ^VA'X
Jalysos, St., U»L
Jama, G., 434. 44L
Jaman von Asdod 875.
Japbet III.
JarUanoi*, Fl., 193j Lyder 257 A.
Jasna 415, 418. 419.
JaSta, 41iL 4m
Jatha-amar, K. von Saba, 403.
Jäti, L., 'Xid.
Jauta, Araber, 4ii2. 458. 4fiÖ.
Jawan 406 A.
Jaxartcs m 424. 505. 515.
Jazylykaia, iSculptureu von — 399.
Iberer, V., 245. 24L
Ibis Oü.
Ibriz, Sciüpturen von — 255. ^5ft.
Ida, Gb., m 25L 253. 25ß A. 453.
488.
Idalion, St., 19L
Idiba'U, Araberstaram, 22Ü.
Idrias, St., 254.
Jebus, St. (Jerusalem), 119. 289.
302.
Jehojada' 329.
Jehonaclab 321. 328.
Jehovist 167.
Jehu, isr. K., 325. 328, 33L 354»
350. 352 A. 3ÖÖ.
Jemen 2Ö. 121 A. 185. ISiL 401
Jenuam, Ort, 21iL 233.
Jephthah 293. 31Ü.
Jerachm'el, Stamm, 29fi.
Jeremia 3tl4 A. 464. 4äfi. 422 A.
4m 474. 475, 477 A. 479. 482.
4M. 4M. IM. 4ÜL
Jericho 29Ü A.
Jerob am L 3Ü8. 319. 325 A. — II.
356. 457 A. M5H. M'^. 363.
Jerubbaal 'Jl»4. 310, h. Gideon.
Jerusalem lli3. 354. 355. 35ii 3M A.
868. 369. 384, 473. 474. 415. 426.
411. 4IiL 4S2. 4M. 4115. 496. .504.
Jusaja a5hL 3ii3. 3ijB. o&L 412. 413.
424.
Jezra'el, Ebene, 29D. 292. 323. 325.
328.
Iflatun, Soulpturen von — '255.
Igigi. G., 144.
•Ijjon, St., 3ÖÜ. 32L
Jima 447. s. Jama.
Ikonion, St., 255. 399.
11, G., 8. m 124, 125. 18L
iläh 123.
Hat, G., 123 A. 124. 2üfi.
Ilramän, K. von Suna, 22lL
Ilubi'd, K. von Hamät. 323.
Ilulaios, bab. K.. 371 A. 386 A.
Imgurbel, St. (Balawat). 349. 345.
— Mauer von Babylon 491.
Imhotep, G., 69. 83 A. — aeg. K.
86. 96 A.
Indabigai, K. von Elam, 458. 459.
Inder, Indien 12. 23. 182 A. 326*
419. 423 ff. 505.
Indogermanen LL 23. 248. 250.
363 A. 426 ff. 433. 465.
Indoskythische Könige 417. 424 A.
Indus 42Ü. 423. 435. 515.
Inseln im grossen Meer 194. 22Ü.
— der Tenau 194.
Joab 299, 3ÖÖ, 3ÖL 396. 3ÜL
Joachaz, K. von Israel, 354. 356 A.
— K. von Juda 422 A. 482. 425 A.
Joa§, K. von Juda 329^ 354 f. — K.
von Israel 354 ff.
Joiakin, K. von Juda 422 A. = Je-
KOiya 494.
Jojaqim. K. von Juda 422 A. 482.
483. 494.
Jona 359. Buch des — 395 A.
Jonatan 296. 29L 396.
lonicr 279. 386. 406. 467. 469. 503.
ionischer Stil 347. 409.
Joppe 190.
632
Index.
Joram, K. von Juda, 323 f. — K.
von Israel a21 f. .328.
Jordan m IIIL m m m
2SiL amL 32L asi. m
Josaphat, K. von Juda, 323. 324.
325 A.
Joßeph, Stamm. 238. 29{L 2aL 2M.
2S1L 3öi. 3Dfi, m
Josephug 30, 12a. im
Josia, K. von Juda. 1<i3. 310. 464.
412. 425. 482.
Josua IM. 281i A. .3iiL Buch -
Jotam. Sohn Gideon'». 224 A. — K.
von Juda 35ö A. 3ÖS.
Iranier 23. 211. 248. 418. 463. 406.
ÖÜÜ. 51fi.
Iranzu, Mannaeerk., 374.
Irba-Marduk. bab. K.. 343 A.
Irbaramän, üsm. K., A. »U3 A.
Irchulina. K. von Hamat. 323. 33Ö.
Iriamtuk, a88. K., 182. 212 A.
Iris, Fl. 24iL 398.
Irqanata. St.. 33ti A.
Ißauk Iii iiil A.
läai 298.
iSakku 138 A. 182.
Isana, St., 344.
leaschar, Stamm. 2SÖ A. 2aL
Isaurer 246.
liba'al, isr. K.. 2SL 202. 3ÜÖ. 31Ü.
Ubi . . ra, bab. K.. 138 A.
Isis ML5!LliÖ.üLüiLLL82.Ö4.
200. 2Ü2. 2ÖL
Islam 3ü3 A. 42Ü. 418. 511L
Israael, V., 176 A. 178. IM. 2£<8. 495.
Umi-dagan. bab, K., 138. — ass,
K., 182. 222 A.
ISpabära, K. von Ellip, 32fi. 381.
Ispuinis, armen, K,, 342.
Israel pa«sim.
Utar, G.. 130, 133. 13L 14fi. 148.
lilL m lüL 18L 182. m 222.
IStarat. St.. 332.
IMob. L., 300.
IstaroK. St., 452 A.
Italien 28Ü. 4Ö2.
Itti, Philister, 3Ö3 A.
Itu'a, Stamm, 34L 342. 3Ö5.
Itubaall. von Tyros, 281L323. 325 A.
— II. m.
Juda, Stamm, lfi5 A. 289. 29L 293.
295 u. 8. w.
Justin 284. 5Ö2 A.
Izdubar 131. 155..
Izebel 323.
Ka (iL Ö3. 22. 82. 85.
Kabalien, L., 252.
Kadingira (Babel) m
Kadmos, Kadmeer 132. 133. Berg^
Kadmos 252 A.
Kadusier 422.
Kaenra', aeg. K., 2Ö A.
Kaft (Phoenikien) 180. ISO. IM.
203. 22£L
kähin 313.
Kaikos, Fl.. 252.
Kakaa, aeg. K. 22 A.
Kakzi, St.. 344.
Kalaba, Löwe von — 255 A.
Kalach, St., 128. 22fi. 222. 343. 344-
345. 380. 325. 480. 481.
Kalasirier. Kriegerkaste. 471.
Kaldi, Kaldu 131 A. 341^ CTial-
daeer,
Kaleb. Stamm, 282. 22fi. 302.
Kalenderfragment von Elephantine
40.
Kallinos 4.55.
Kalliste (Thera) 121 A.
Kallisthenes 380. 455 A.
Kalne, St., 3i2. 358.
Kalykadnos, Fl.. 240.
Kambyses 4iL 412. 500 A. 50L 50-*.
^ 505 A. 502. 5£l8. 509. 51iL 5IL
Kameiros, Nekropole von — 121 A.
Kames. aeg. K., 213. 222 A.
KamoS, G.. 205. 302. 302. 310. 324.
Kamo^gad. K. von Moab, 322 A.
325 A.
Kanaan, Kanaanaeer 109. 164 f.
122 A. HU ff. m m 2ol 20^
^ 2ül. 2LL 233. 23K 253. 288 tt.
Kandalunu 458 A.
Kandaules, lyd. K., 4.54.
Kanopos Dekret von — 34*
ßS A. 121 A.
Kappadoker, Kappadokien 245. 249.
250. 254. 328. 412 A. 449. 45-^.
405. 484. 502. 503.
Kaptor. L., 266.
Karachardas, bab. K., 140 A. 271.
222 A.
Index.
KaraindaS. bab. K., 140 A. 2IL 272 A.
Karak (Küikien) 23fi.
Karalis, St., 2ÖÜ.
Kar'alla, L., 32i.
Karbilmat&ti (Saia) m
Karbit, L., iM.
Karchcdon 282, 8. Karthago.
Karducben, V.. 2iS A.
KurduniaS, L., l:i8. 141. 270. 271 A.
222. m m
Karer 25Q A. 252. ^ 454
455. 4ßl ff. m 482. 5üa.
Kari und Läufer 5Ö3 A.
Kari, Negerland, 224.
Karkamiä. St., IM. 221L 232. 25fi.
m 2fi5 A. 275. 282. m .m
ML ML miL liTL m.
Karkar, Schlacht bei — 323.
Karnianicn 504.
Karmel. Bortr. 2m 29£L
Kamak ai, üü. IMi im A. 102. 235.
353. 382.
Karpu, St., 28G.
Kar-Salmanassar, St., ^'\(\.
Kar-Sari-ukin, St., 324.
Karthago, Karthager 282. 283. 2SfL
4Ü4. 4ÖL 4aL 5ÖÖ.
Karvanda, St., 405.
Xiis' 43. aa. 23Ö. 8. Kusch.
Käsen. Titel. 232, s. S. XX.
Ka§jar. Gb., 333. 334. 3iÜI m
Kaskaeer, Kaikaja. V., 245. 223 A.
3fi2.
Kaspisches Meer 344. SSfi. 42Ö. 424.
Kasgandane 507.
Kassandraaage *>54.
Kiissi, V., 8. Kossaeer.
Kasta, aethiop. K., 353.
KaStarit 4fi3.
Kastenwesen in Aegypten 53^ 471.
Katuonien. L., 231. 249. 4ß5,
Kati 33L
Kaukasus 245. 253 A. 4ßß,
Kaunof». St.. 405.
Kava Husrava 447.
Kava Ua 442.
Kawi 447.
Kayster. Fl., 252.
Kedorlaomer, K., 186.
Keilschrift 113 f. 14LL
Kekrops 2ß4 A.
Kelaenae, St.. 25L 899.
Kelenderis, St., 4ÖÖ.
Köwän (Saturn) 3fi4.
K-fiXsiot, V., 25fi.
Kirjxi;, Landschaft, 23L
Khnenta, L., 43fi A.
KhorsaVjad , Ruinen von — 38Q A.
Khsathra varja, G., 441.
KhSathrita, Meder, 512.
Kiakku, K., 324.
Kibyra, St.. 252.
Kiliker, Kilikien IM. 220. 24fi. 25ß A.
252. 33fi. 324. 325. 380. 3811 m
328. 4fM. 453. 4ß3. 4ß5. 5D3.
Kilix ]M A.
Kiniinerier 253 A. 25ö A. 4Ü1L 424.
45^ 453, 454. 455. 45tL 4Ü3. 48fi.
Kinalia, St, 3fi2.
Kios 258.
Kirchi, Kirchu, L., 24fi. 242. 275.
m 334. m 333. 3ßiL
Kirkesion, St., 184.
Kirri, K.. 332.
Kimm, L.. 242. 333. 334. 344.
Kiäar, G., ISL
Kiseier 123.
Kition m^2ü5 A. 222. 283. 352.
4Ö2. 4ü4.
Klaros 254.
Klazomenae 48L 489.
Kleinarmenien 248.
Kleinaäien IM. 199. 204. 23L
244- u. 8. w.
Kneph, G., 58.
Knidos 412.
Kochome, Pyramiden von — 49 A.
Königsbücher von Israel und Juda
19. Ifi5.
Kolcher. Kolchis 245. 223 A.
Kolophon 454.
Komana 249. Göttin von — 252.
Kombabos 208.
Konosso, Insel, 95.
Kophen, Fl., 423.
Kopto«, St., 58. 29. 9fi. 262.
Korinth AiliL 407.
Korkyra 407.
Korsika 280.
Korybanten 253. 257.
Kossaeer 43 A. 12iL 130. IM. 149.
UL 229 ff. 339. 38L 422.
Kreta 193. 252. 253.
Kreti und Pleti 3Ö3 A.
Krim 452.
Kroesos 252. 491 A. 411. 454 A.
482. 488. 489. 592. 503.
Krokodil, in Aegypten verehrt 60. 93.
034
Index.
Krokodilopolis
KiMüM 325. ill A. 412.
Kuban 241.
Kudurmabuk, bab. K., 135. IM±
Kudurnanchundi , bab. K. 121 A.
135. 459. — K. von Elara, 385.
3fifi.
Kudurribel, bab. K., 222 A. 225 A.
Kullimir, St, 389.
Kiimmuch, L., 255. 223. 225. 22fi.
mi A. 342. 3611 325. 322. 32S.
422 A.
Kumne, Fest ng, ÖS. Ifiö. 223.
Kundaäpi, K. von Kummuch, 330 A.
422 A.
Ktmdi, St., 382.
Kunulua, St., 282. 3fi2.
KurC>)ban, St., 32L
Kurchi, L., 24(). 273. s. Kirchi.
Kurden 24« A.
Kuret«n 253. 252.
Kuripalzu, bab. K., 22L 222 A.
Kurion 22S. 402. Schatz von —
2Ü1 A.
Kurti 246. s. Kurchi.
KüS; Kuschiten 42. 43. 99. 14Q A.
215. 222. 22iL 23(L 24Ö. 24L 262,
320 A. m m m m m
330. 452 A. 464. 5Ö9. Prinzen
von - 215. 22a A. 23Ü. 24L 268.
KnSan Riä'atain 225 A.
Kustiispi, K. von Kammuch, 422 A,
Küta, St.. 332. 328.
Kyaxares 463 A. 465. 4aL 483. 485.
486. 487. 5Q2. ^V2.
Kybuben 257.
Kybele 253.
Kybriata, St., 255.
Ky doner, V. auf Kreta 123.
Kyme 406. 4ÖL 489.
Kyrene, Kyrenaika 43. 500. r)07.
Kyreschata, St, 505.
Kyros L von Persien 466. — II., der
Eroberer, 244. 245. 326 A. 41L
413. 418. 466. 420. 526 A. 428 A.
499. Ml ff.
Kythera 123.
Kyzikos 253. 406. 481 482.
L.
Läbasimarduk, bab. K., 498.
Labynetos 420 A.
Labyrinth 1Q(L
La^raaru, G,, 136.
Lais, St, 282.
Laki, V., 232. 333.
LakiS, St. 384.
Lalli, K. von Lallida 336 A.
Lallukna. L.. 324.
Lamech 177.
Lampsakos 4^7. 489.
Laodike, Gemahlin des Amasis,
500.
Lapethos, St, 222.
Larsam, St, 130. 134. 135. 138.
156. 422. 499.
Lasonier. V., 252.
Lazen, V., 245.
Längenmasse 156. 189.
Loa 221 A.
Lebensbaum, babylonischer, 160.
Lebu 43, b. Libyer.
Leka, V., 232. 260.
L^^loger 252.
Lük'x 204 A.
Lepsius 32.
Leptis, St. 282. 283.
Losbier 406.
Letopolis, St, 320.
Leukos Limen, St., 20.
Lewi, Lewiten 289. 312. 352. 361.
449. 470.
Libanon U£L 17<L 224. 300. 303.
mih m 342. 'ML
Libil-Chegal, Canal, 492.
Libit-anunit, bab. K., 138.
Libyen. Libyer 42. 43.. 7£L 212.
2M. 24L m 262. 264 A. 2il2.
280. 312 ff. 462. 50L 5Ü2.
Ligurien 280. 407.
Lityerses 251.
Lixos 28L
Lol 128.
Lotus 200. 2QL
Lnbama L K- von Patin, 335. 336 A.
— II. 336 A.
Lüli von Tyros 357. s. Elulaeos.
Lallabier, V., 272.1
Lullumi, St.. 322.
Luqsor 225. 235. 242.
Lutipri, Armenier, 342.
Lyder, Lydien 250 A. 252 ff. 256.
265. 400. 405. 402. 411 ff. 454 ff.
467. 486 ff. :m ff.
Lygdamis, Kimmerier, 455. 463.
Lykaonen, V., 246.
Index.
Lykien, Lykier 2Ö£L 2A&. 252. 400.
405. 403. 48L m
Lykopolis, St., 107.
M.
Ma, kleinas. Göttin, 2A^ 253.
Ma, aeg. Kriegerkaste, 317. 318.
320, 351. 41L
ma'a-chru 82 A. S4 A.
Ma'aka, St., 3D(L
Maat, G., ßfi.
Mabbüg, St., l&L 208.
Machalliba, St, 35L
Machanaira, St., 290» 2äL SÜß.
Madhu (Meth) 24jL
Madyas, Skythe 4ßS.
Maeander 2.'j2. 4') 5.
Maeonia, St., 252 A.
Mafek(Mafkat)-Bergwerke der Sinai-
halbinscl 10. ÖS. 2fi3.
Magan, L.. 3Z5 A., s. Makan.
Magier ilfi. ^ 432 A. 444 A.
442. 510x 51L 515.
Magnesia, St., 255. 454 A. ■i.'>.'>.
Magog 4(>4 A.
Makan, L., 122. 133. s. Magan.
Makir, Stamm, 220. 221.
Makronen, V., 245.
Malaca, St., 28L
Mal'ak Jahwe 'ML 334.
Malamir, Hochebene von — 320.
Mallos, St., 240 A.
Malta 2«IL 281.
Managord, St., 397.
Manasae, Stamm, 220 A. 472. 411 A.
Manes 250 A. 400 A.
Manetho 12. 30. 38. 3Ü2. 410.
Mauichaefr 418.
Man\jae, K. von Ukku, 386.
Manna, L., Mannaeer, V., 242 A. 338.
34L342. 324. 322. 3113. 3M.
422. 402. 403.
Mannus 250 A.
Mansuäte. St., 34L 322.
Manu 250 A.
Mitfaju, K. der Tehenu, 2ß0.
Mar Apas Katina 248 A. 412 A.
Mturaphis 412 A.
Marathos, St., 120. 122.
Marduk, G., 130. 138. 14L 145.
147. 148. 150.388.402,402.504.
500.
Mardukbalatsuikbi, bab. K. , 340.
343 A,
Mardukbaliddin, bab. K., 221. 222 A.
343A. 32L 323. 32Ü. aaL m
385. 388. 45(). 452.
Mardukbalusur, bab. K., 332.
Mardiikbelusate, bab. K., 332.
Marduknädinache, bab. K., 222 A.
224
Mardukiapikzirmati, bab. K., 222 A.
225.
Mardukäumizkur, bab.K. .3.^9. 343 A,
Marea, St, 408.
Marger, V., 430.
Margiane, L., 424. 484. 512. 514.
Margos, l\, 421.
Mari', K. von Damaskoa, 341. 356.
352 A.
Mariab, St., 403.
Mariand}Tier, V., 25L 253. 482.
Marienquellc in Jerusalem 422 A.
niarina 195.
Marion, St., 222.
Marmarica, L., 200.
Mama, G., 200.
Marsir, Chetak., 232. 233.
MarHyas 253.
Martu, 452 A„ s. Weatland.
Mas, L., 232.
Mas, L., 232.
Masaherta, aeg. Priester, 315.
Ma«aiu. V., 234. 317.
Masauasa, V.. 43. 234. 312.
Masiüsgebirge 222. 334. 484.
Ma«sageten 424. 452. 50.').
Massalia 280 A.
Ma-^-eba 205. 290. 302. 310 A. 322.
328. 414. 4IÜ.
Mastaba's HL 23. ÜL 24 A.
Mastienen, V., 281.
Matiene. L., 242 A.
Matinba'al. K. von Arados, 330.
Mattän. jüd. Priester, 322.
Maitanjah 424.
!Maur*^ii V. 42.
Mautener, Chetak 222. 233.
Mazamua, St., 344.
Mazares, Perser, 503. 506.
Mazda, Mazdt^asnier 417 ff., s.
Ahuramazda.
Mßdcba, St., 322. 324.
Medien, Meder 34L 300. 324. 322.
378. 381. 382. 393. 320. 421 ff.,
430 ff. u. 8. w.
»^■ dby Google
636
Index.
Medinet Habu 225. 2fi3 A. 2fiL
Festkalender von — 4£L 2ü2.
Megara 487.
Megiddo, St., 219, 28S. 3Ü2.
Meidüm , Pyramide von — QA^ Ih^
Meies, Lyderk.. 454 A.
Melisichu, bab. K.. 2IL 212 A.
Melitene. L. u. St., 22^ ML M2.
im .m aSL 4Ü5.
Melki-'edeq \'Afi.
MeloH, ln.sel. Hü A. ISIL
Melqart. 0., m m 132. 2Ü5. 2üfi.
Melucha, L.. 121L m 31h. 4bl A.
Memnon der Aethiope
Menuionstatucn
Memphis 2^ IL 4A, ^ 4SL LR. m.
ÜL ßxL ßlL 75—85. filL äL im
115. 21fL 242.. m 2üiL 202.
2(;7. lim am ti52. m
m liÜL m m ML
Men, Mondgott, '254.
Mena, aeg. K., 4L iS. 4aA. MA.
Menachem. inr. K.. 856. A. :^«)7.
•ML .m
Menander, tyri.scher Schriftst., Ili2.
2M A. 2SÜ A.
Menat Chufu. St., HL
Mencheperkara , aeg. K., 212 A.
Mencheperra'. aeg. K., :U5.
Mencheperu, aeg. K. , i<8 A. 9Ü A.
Mendes. St., 5fi- 5fi. iiÜ. iill
Menkara', aeg. K., 8S A. SiÜ A.
Menkauhor. K., m 22 A. 8£L
Menkaura, K., Iß. IL TS. Iii A. 83.
Menophnis H4.
Menschenopfer in It>rael rU)4. — bei
den Kanaanaeem 207.
Mentu, Mentiu, V.. liL m llßA.
IM 2111 21iIL
Mentu, G., 212.
Mentuenihat, Aegypter, .^91
Mentuhotep L aeg. K., ÜTL — II.
bis VI. 05. äü.
Mentu hotej), Baumeister, 1Ö3 A.
Mentunessu, Nomarch, SI A.
Menüs, St., 2211 2M.
Meraten 228.
Mermnaden m 454. 488. 482.
Merenhor, aeg. K., ÖD A.
Merenra L 82 A. m ff. 8L üü.
— II. äü A.
Meriba'al JilÜ.
Merikara', aeg. K., 1Ü2 A.
Merira' 86, s. Pepi.
Mfritatefes Ifi A.
Merkara', aeg. K.. 1Ü2 A.
Mermasa'u, aeg. K., 106. 112 A.
Memeptah aeg. K., 82 A. llü.
2aL 243. m 2tLL 212. - II.
2fLL 2ß4.
Meroe, Reich von — 4il 509.
Merom, St., 23fi.
Mertisen IHÜ A.
Merw, Oase von — 424.
Meia , K. von Moab, ML \!thIL
:m. Inschrift des — 122 A.
m A. 322 A. 325 A.
Mesek. V., 4^>4. 466. s. Moscher.
Mesopotamien 2IiL 212. 22lL 344.
305. 4ÜL 452. 482.
Metenos, K. von Tjrros, 325 A.
Metinna, K. von Tyros, 351. 310.
Metragyrten 257.
Micha, Prophet. 47H.
Midas 25L 322. 425. 453. 454 A.
Midasgrab 258.
Midian. V.. Ufi A. Iü5. 2h>L 223.
Mikal. Tochter Saul's, 228.
Mikma.s, Schlacht bei — 22fL
Mildis. L., 314. 4ii2 A.
Milet 4üfi..453. 4il. 488. 482.
Milid. Milidia, 213. 33L 34L 315
H. Melitene.
Militha 342.
Milkom, G.. 225. 3m.
Miltiades 488.
Milya«, L., 241i. 252.
Min, G., 58. 22. 24.
Mine, Gewicht, 189.
Minos 122 A.
Minotauros 123 A.
Minua.s, armen. K., '^4*2.
Minyas, L., 247.
Misphragmuthosis 214 A.
Mij'r. Mi<raim 42 A. 2üti A.
MitA. Moscherk.. 314. 315.
Mitatti. K., 324.
Mit-Fares, Statue von — 111-
Mithra. iran. G., 411. 441. 442 ff.
Mitra, arischer G., 422.
Mitrobates 5 LS.
Mitylene 412. 482. 423.
Moab 122 A. 288. 22Ü. 223. 3ÖD.
302- 302. ÜO. 322. 324. 325. 331.
355. 3Ü4. 310. 325. 322. 458. 4Ü4.
Moabiter 205. 420.
'^ dby Google
Index,
Mochos, phoen. Schriftst., 2öfi A.
Moerissee 10£L 1Ö3 A.
Mokattamgebirge 21£.
Moick, G.. aOL 3M A.
Momemphis, St., 5Ü1L
Mopsos 2bQx
Moru (Merw) 43fi A,
Moscher, V., 245. 205. 222- 213. 374.
m ^ 465.
Moses von Chorene 248 A.
Moses im. IM. ;i22. aiL im StlL
Segen des — 20Ö A. ^12. Üü^
Motye, St.. 2S1L 4ÜL
Münzpiilgung 4S9.
Mugallu, K. Ton Tabal. 323.
Mulu, bab. G., 145.
Miirghäb, FI., 5Ü5 A.
Musallim-Marduk, bab. K., 3^
MuSanat, L.. 232.
lMiisa(|qil-As9ur, Assyrer, 840.
Musüs(V)ninep, Fürst von Arban,
210.
Muskäja, Muski, V., 2ß5- 273^ s.
Moscher.
Mu5«r 42 A.
Mnsri, L., 338i Gebirge mL
Mut, G., QSL im A. 22^ 240.
268.
Mutakkilnusku, ass. K., 212.
Mutallu, K. von Kummuch, 375.
Mutkinu, St., 225.
Mutnesem 229.
Mut-urt, G., 5fi.
Muzasir, St., 324.
Mykenae 139. im 202. A. 2Ö3.
MykerinoB, aeg. K., 22. 82 A. 83 A.
Mylasa, St., 254.
Myriando», St., 190.
Myrnos, lyd. K., 454 A.
Myser 25D A. 252. 253. 488.
N.
naamna 212.
Nabataeer 458. 460.
Nabonassar, bab. K., 123. 12fi. 365.
Nabonedos, bab. K.. 12L 133. 141 A.
396 A. 41L 4Ü3. mL 4M. 4üiL
512. Annalen des — 428 A. 422.
501. 502 A. 504.
Nabopala«tsar, bab. K., 480. 4^1.
mL ML
Nabot 328.
Nabu, G., 132. 148. 422. 428. 506.
NabubaHddin, bab. K., mm
343 A.
Nabubelzikre, Babvlonier, 452 ft'.
Nabudan, ass. K.. '222 A. 225 A.
NabukudurriuMir L 272. s. Nebu-
kadnpzar.
Naliüimhid, h. Nabonedos.
Nabuäezib'anni, Sohn Necho's, 320.
Nalmsnmi^kun, bab. K., 333. 343 A.
Nabuusabsi, bab. K., 365.
Nabuzimapistiustesir, bab. K., 388.
Nadah, isr. K., 32L 325 A.
Nadios, bab. K., 365.
Nagidos, St.. 246 A. 406.
Nagitu, St., 385.
Naharain (Naharina), L., 180. 195.
212. 220. 22L 224. 225. 23L 236.
225 A.
Naharmalka, Canal, 49'2.
Nahas, K. von 'Ammon. 296.
Nahidmarduk. bab. K., 388.
Nahum, Prophet. 40L 479.
Na'iriländer 24L lili. 33^ 34Ü. 342.
365. 366. 362.
Nammiri, V., 424 A,
Namret, Libyer. 318. 3211 35L
Namri, L., 33>L 34LL ML 343- 42'J.
Nana, G., 130. 134. 135. 146. 152.
452.
Nannar, G., 145. 1 52.
Napata, St., 43. ;i22. 224. 350. 35L
353 A. 322. 462. 502.
Naphtali, Stauun, 233. 23D- 221.
32L
Naranisin, bab. K., 121 A. 133. 134.
148.
Natnu, Araber, 452 A. Am.
Naukratis. St.. 469. 500.
Naxos 40L
NazibugaS, bab. K., 22L 222 A.
Nazimuruda^, bab. K., 222.
Nebchrura, aeg. K., 26.
Nebi, aeg. K., 20 A.
Nebka, aeg. K., 64 A.
Nebkara', aeg. K. 61 A., 102.
Nebo, G.. 202. 322 A. 324. 348. 394,
8. Nabu.
Nebukadnezar L 222A. — II. 48L
483. 486- 498. — III. 512. 513.
514.
Neeheb, G., 42. 58-
638
Index.
Nechepso» :fflQ.
Necho L m m 322. ILL 4ßL
— II. ML A><Z m 4<J5. 5QÖ A.
Nechu^tan, G., 472.
Nedschd 171.
Neferarkara' L IS, IS A. — II. SQ A.
Ncfercha'ni A.
Neferhotep, aeg. K., 102 A. IM.
lOH.
Neferka, aeg. K., Sö A.
Neferkara L ül A. — II. 8L 80.
an — III. 8ä-2öA. — IV. 9ÜA.
— V. ÖÖ A. - VI. 9Ü A. — VII.
A. — VIII. m A.
Neferkauhor, aeg. K., ÖQ A.
Neferkaura', aeg. K., 2Ü A.
Neferra. aeg. K., 13 A.
Nefert 7h.
Nefrus, aeg. K.. 88. A.
iNegeb. L., 281L
Ncgei>tämme 42. Ü lÜ A. 8fi. 8L
HtL ÜIL 21^ 2äL 2AL 2&L
Nehemia lüü. lÜL
Neheniu. V.,
Nelii, Aegvpter, 211 A.
Neit. G., 08. ÖÜ.
Neitaqert, aeg. Königin, 88. 90 A.
Neniesi«. G., 'Ih'A.
Neoptolemos 25G.
NephthyH, G.. 82. 2Ö2.
Nergal, G.. 145.. UL 148.
Nergal§aru'"Ur, Sohn Sanherib's 387;
bab. K. 498.
Nesemabra, aeg. K., IM A.
Nesbor, Inschrill des — 497 A.
Neukarthago 2^1.
Ni. St., 22iL
Nidintubel, Babylonier, 512.
Niedemitenii, L., 1 s'O.
Nikaea, 8t..
Nikolaofl von Uamaskoa 412. 413 A.
hm A.
Nil 42. m m 4M. m 51iL
Nilpott 115, Nilpfprd HQ. Nil-
schlämm als Bauiaatcrial 73.
Nila. L., 2Ifi.
Niniittibel, Mauer, 491.
Nimrod 14Ö A.
Nimrud, Ruinen von — 198. 2Ö1 A.
Ninep, G., (Ninip) 145. 147.
148.
Nineppalekur, ass. K., 212.
Ninive 12L 122. 152. 203. 2Ifi. 343.
344. 345. 358. 380 u. 8. w.
Ninos 25fi. 438 A. 48L
Ninua 182. 277. s. Ninive.
Nippur. St., 134. 138. 3ß5. 3IL 442 :
Gebirge ;18Ü.
Nis&ja, L., 43Ö A.
NiHibis, St., 184. 2ö5x 22fi. 333. MA^
Ni«in. St.. 138.
Nitetis 5113 A.
Nitokri« s8. 4U A. 4M A. 423«
Noah 104. HL
Nofret-ti 222 A.
Nofrura' 217 A.
Nubchas IQl A.
Nubier. Nubien 42 f . lÖ, 8ß f . 22.
18Ö A. 215. 21L 225. 221. 235.
24fi f . 2ÜL 4fiS. 42L
Nubti, Hykjsosk., 112 f.
Nummi. L.,
Nur-raman. bab. K., 138.
Nut, G., 58. M.
nuter a 82i nuter nuti liö,
Nuu, G., 5li. Ü2s
Nymphaeon, Relief von — 255-
0.
Oa«en, libysche, 43. 24L 502.
'Obed-edom 3Ü3 A.
Obelieiken, aegvptische, 55.
Obelisk Salnianaugars II. 33L 338.
,m 350.
Oberrutenu, L., 18Ü.
Oelberg 312.
Oliaros, Insel, 19H.
Olvmjios, Erfinder der Musik. 25:^.
Olympos. Geb., 252. 288,
Onibo8, St..
Omphale 2,'>4.
'Omri. iwr. K., 322. 323. 325 A. 354:.
Onka. G., 123.
Ophir, L., 185 A. 187. 3(M. 307 A.
'Ophra. St.. 224.
Opis. St., 274. 385.
Orchomenos, St., 222. 224. 422.
Orion 84.
0roet€8 513. 514.
Orontcs, Fl, im 182. 184. 232. 285,
25G. 28L 332. 367i Geb. 485.
Osarsiph 222.
Osiris 56,5LtiÖ.62.82.84. 22ff.
125. 115. 2Ü2. 222. 242. 382.
470 A.
Index.
Osorkon aeg. K., älß A. älfi.
m 352. — II. ML — III.
820. 35a.
'Otniel 295 A.
0x08, Fl., m A. ^
Oxyrrhynchos, St., 80 1.
P.
Pachirbel 3S1 A.
Pacht, G., 58.
Padan, lAL
Padi, K. von 'Aqqaron, 382. 384.
Pa'e, K. von Elam, 452.
Paktolos, FI., 482.
Paktyer, V., 4^
Paktyes 5Ö3.
Palaetyros, St., 284. 35L
Palaentrina, Schale von — 2Ö1 A.
PalmcnkapitiU 1Q3,
Palmyra 174 A. 175, 184 A. 344 A.
Patnphyler 24Ü. 219. 4ÖÖ.
Panopolis, St.. 58.
Puiiüniius 280. 407.
Panresnes 318 A.
Paphhigonen 249. 2^1. 253. 508.
Paphos, St., hLL 402.
Pappa, L., 324.
Papyruskapitäl 103.
Paqarachubuni, L., 1^39.
Pacjnir, aeg. Fürst, 39L 392.
Parihu, Fürat von Südarabien, 218.
Parikaniei-, V., 432 A.
Par(?)naki, L., 389.
Pai(?)nun, St., 344.
Paropani80.s, Geb., 42Ü. 423. 43tL
Parsua, L., 338. 34L 322. 385. 422.
432 A. 5Ü1 A.
Parther 436. 511. 512. 514.
Pasargadae, St., 435. 505.
Pasargaden, Stamm, 4o7. 4GG.
;iaiaixot 58 A.
pate.*»i, bab. T.tel, 134. 182.
Patin, L., 28L 335. m 33L 3fi2A.
Patuä'arra. L., 389.
Pe-ArSepa. St., 269.
Pe-Asar, St., 52.
Pe-Bairis, St., 26{L
Pefdubast, aeg. K., 329. 35L
Pehlewi 41iL
Pekach, isr. K., 352 A. 302. 32Ö.
Pekachja, isr. K., 352 A. 869.
Pelusium 119, 384. 399- 4ü9. 59L
Pentaur, Gedicht des — 219 A. 281.
243 A.
Pepi. aeg. K.. 4L 69 A. 82 A. 83.
8iL 82. 9CL 94 A.
Pepisenib A.
Persepolis 159. 4üß.
Perser 39. Ifi3. 248. 284. 4QtL 424:
U. 8. W.
Perseus 2fifi A.
Pessinus, St., 253. 252 A. 399.
Pfau 182.
Pferd, Einführung des — 219.
Pflanzensäulen 242.
Phallus 499 A.
Phanes 507.
Phama-spes 507.
Phaseiis, St., 49ß.
Phasis, Fl., 245.
Pheidon, K. von Argos, 489 A.
Phelles, K. von Tyros. 325 A.
Philistaea. Philister LTL L19A. 200.
284. 289. 295. 298. 299. 84L 3Ü9.
878. :l^4. 4>;4.
Philo von Byblos 102^ 199 A. 20(L
Phiops 88, 8. Pepi.
Phoeniker I4i2. 199 ff. u. s. w.
Phoenix 192 A. 252 A.
Phokaea 492. 489.
l*hraortes, Vater des Dejokes, 461.
— Sohn des Dejokea, 4i;2. 4 65.
512. .514.
Phrj'ger, Phrvgien 248. 259.. 25L
252. 253. 255. 339. 4Ü5. 4i3 H.
486 ff.
Phül 123. 343 A. 36L s. Tiglat-
pileser II.
Pianchi, K. von Aethiopien, 815.
•329. 850-858.
Pidas, L., 282,
Pimai, aeg. K., 329.
Pinehas 29ö A.
Pinoscm aeg. K., 315. — II. 315^
— III. 315. 318.
Pisamilku 455 A.
Pisebcha'nu, 1^ aeg. K., 315. — II.
aiii. aüL
Pisept. St.. 39L 392.
Pisider 24fi. 25L
Pisiri. K. von Karkamis, 3ß2. .875,
PLsi Stratos 487.
Pitom, St.. 232.
Pitru, L., 225.
Pittakos 488 A.
Pnu'el 295. 29Ü. m 3IL 331x
<540
Index.
Poeni llfi A.
Polyknite« 50(1 50L .üi
Polytimetos. Fl., i2!I
Porös, bab. K.. AAli A. aiL
Poruäa«pa Mfi. 44iL
Priene
Pronektos, St., IM.
Propheten 47iL £Z4. illL 4jK 49L
ÜILL Schrift«! der — 167. aß2.atia
Prostitution auf Cypem 2öi< A.
— bei den Israeliten ;UQ. — in
Lydien *2.")7. — bei den Syrern
und Babyloniem 'JOS.
npösiuTcov d'soö, Vorgebirge. 205.
protodorische Saule lü liÜ 2^2.
Protothyas. Skythe. 463.
Proverbien der Israeliten lüÖ A.
Psalmen der Israeliten IM A.
Psammetieh L HL 'ib^ ML 41L
Ahh. ihL 4SL ML
— II. m .m
— III. ÖDÖ A. .m
Psemut. aeg. K., :^5'2.
Ptah, G., 58, (KL tüL 94. 115, 238.
24£L 21± m aiiL
Ptah-Sokar 22.
Ptahhotep 41i A. 8IL fiL
Ptahsepse«, aeg. K.. 46 A. IL Bß.
Pteria, St., m 503,
Ptolemaeischer Kanon 12(). :iti5. .TLL
376 A. aSL aü5 A. ML m
51Ü A.
Pudiel, a*w. K., 222.
Punicum, St., 2H0.
Punt. L.. m üiL 98. 118 A. 185.
IHL 218. 220. 222. 23£L 2<i2.
Puqüdu. V.. aüü.
Piu>!ta. V.. 263. 26i A. 2ü(L
Purukuz(?)zi, L.. 212.
Pu^uraSäur, aas. K., 22L 222 A.
Pygmalion, K. von Tyros, 206.
325 A.
Pyramiden 6^ ÖL
Pyramos. FI.. 246.
Pythagoraa 456 A.
Q.
Qades, St.. ISO. 184. 200. 20L 219,
220. 22L 232. 235. 287.
Qadeä im Land Amur 233.
Qahaq, V., 2Li A. 23i. 262.
Qain, Stamm, 126 A. 282. 223. 206.
Qal'at Sergha (Aieur) ISL
Qana. Sculpturen von — 19S A,
Qaqemna, Aegypten, 8L
Qarqar, Schlacht bei — 33fi. 323.
Qa^uaden, L., 232.
Qauämalaka, K. von Edom, 355 A.
geb, G., 4L 56. 51. 82, BL
Qedi. L., 23L 246 A. 2ti:;.
Qedreer, V., 3i<2. 403. 452. 458.
460. 42i
Qemt (Aegypten) 42. UlL
genaz. Stamm, 2ii2.
Qir. L., 324, 362.
Qirjatain, St.. 322 A.
QiS, Vater Saul». 226.
giion. Fl.. 220. 22L
Qoseir, Hafen, 20. 2Ö2.
Qui, L., 246 A. 33fi. 33L 324. 325.
322. 465.
Qumanier, V., 224.
Quma 224 A.
Quti, Qutü, V., 222. 382. 152.
R.
Ra', G., 42. 52. 55. 60. fifi. ßS. 24.
82. 84. 22. 115. 222. 238.
Ra'-HoruK 92,
Rh' Amenemha't, aeg. K., 106 A.
Rabba. St., 3Q0.
Ra'dedei, aeg. K., 64 A. 26 A. TL
22 A,
Ra'entui, aeg. K., 222 A.
Ragae. Hagha, St., 418. 422. 436 A.
432. 514.
Ra' Harmachis 55. 56 A. 62. 22L
Rahel 221 A.
Rahob. L., 300 A.
Ra'hotep 22. 25.
Rama, St., 226 A. — Festung in
Gilead 32L 322, 324, 325.
Rama'ka, aeg. Fürstin. 316 A. 318.
Ramän. G.. 145. 152. 182.
Ramänbaliddin, bab. K., 222 A L
275.
Ramtin idri. K. von Damaskos, 323 A.
Ramännirä.ri 1^ ass. K., 272. — IL
333. 343 A. — IH. 182. 34L
342. 343 A. 345. 348. 342. 355 A.
356. 357. 395. 462.
Ramilnäunmäsir, bab. K. , 222 A.
275 A.
Ramesneum 235. 242.
Ml
Ramses L IL 220 A. 28:i. 2ül A.
aiiL — II. IL LLL im m
2LL 214 A. 21iJ A. 22iL 22Ü A.
2:i0— 242. 2G0. 261 A. 267. 274.
LiLL — III. IM A. IM. 2m
iiäl. 241. 260—268. 2m 230. m
— IV. XII. äü A. 2ÜH. 2iiiL
Iliim.sesnccht 2()9.
Riini.se«stadt 240.
Ranghfi 4;^«» A.
Rannut. G.,
Ransenib, i\ef^. K. 1 06.
Raphia. St., .m m
Raifaiipa. »St., :U4.
Ku' SeUakhotep II. 10«i A.
Rascp. (i., 2Q!h
Rascjenen 21-}, h, Ta'a.
Ra^iinntJ 857 A.. k. Re^ön.
Holni, V., iiL 2filL 262^ 8. Libyer.
K»»ohnjani'. <irab des — im 220.
lU'desle. Tempel von — 241.
Regebelos. bab, K., ilSjj A.
Rehab'iim. isr. K.. llilL aö8. LLÜL
:i2:) A.
Remalja
Rekabiten, Schule der — :V27.
Renienen. L.. 220. 2'X\.
Rephaiten LifL LZÜ A.
Renen, St., 8nr> A.
Reseph. St., A. m
Resön. K, von Danmskos. H07. ^25 A.
A. ML m
Rhampsinit 2ß2 A.
Rhea 2iia.
Rhodos m. 1112. laa A. 2öa. 21)l
252. 2r>7 A. 2m 4üti.
Rho.^.sü.s. St.. im
Ribla, St.,
Richter 4IlL Buch der — 2ää A.
— der Name. 2äh A, :{61.
Riesenvölker Palae^tinan 17;».
Rim-a-gam?-um, bab, K., LiS A.
Rim-sin, bab. K.. m LIÖ.
Rimvisi, St., :U4.
Risramän, bab. K., 1 :'»:>.
Rühanu, Steinbrüche von — 7£L
Roi 2lilL
Rosellini 32.
Rös Melqart, Vorgeb., 280.
Rouge. K. de, 32.
rpa' 41L ÖlL an
R'uben, Stamm, 21ML 29L
Hudamon, aeg. K., a2ii A. 332 A.
.Meyer, GeMcliiclite des Altertliumii. L
Kufu, St., IL
Ruka, V., 232. 200.
Rusä, K. von Armenien, 897.
Rutenu, L.. IM IM. liliL 203.
2LL 21iL 22ii. 23Ü. 233. 2li3.
Rvndakos, Fl.. 2Ü2.
a
Saba, Sabaeer IM. IBlL lÄL 3Q£
3IÜ. 403.
SabaeLsmu« 178 A,
^abaka 858, «. Sabako.
Sabako, aeg. K., 41 A. 312, 3I3x
882. ;tH4. 892.
Sabataka, aeg. K. 3ii3 A. :'.H2.
Sabazios, (r.. 2.'>8. 2.">7.
Sahen 2.'i8.
Sab(?)manda, V.. 45:].
Sabu, Aegy])ter, ÖLL
vSachi. L., 898.
Sadikanua, St., 276.
Sadoq 477 A.
Sadudu, Fürst von Suchi, 884.
Sadyattes, lyd. K., 251. 4M. 486.
. 43L
Sagaraktias, bab, K. , 121 A. 14L
271. 212 A.
Sagartier 431. 4S3. 4M. il2. llLL
Sagasaltiburias, bab, K.,2I2 A. 22ii A.
Sagur, Fl., 27.">.
Sahi, L., m 2U A. 212 A.
Sahura, aeg. K., 64 A. 13. lü A.
4m
Säi, Insel — 25.
Sais, St. 43. 114 A. m anL
352. 353. aiilL 4M. llil. ÜÜL äUH.
SaitCH, Hyksosk., 112 A.
Saka, Saken, V., 424. 403. 465 A.
üQL 512.
.^akarusa, V., 2ÜQ. 2il3.
Sakasene, L., 465 A.
Siikkari, V., 203. 264 A.
Sakküt, G.. 3M.
Salamis, St. auf Cypem, 192 A. 279.
Salatiß, Hyksosk., 112 A.
.^allüm, i«r. K., 356. 352 A. 432 A.
8almana.s.«!ar 1^ as.s. K., 212. 277.
345. — H. 323. 325. 333 A. 836.
331- 34L 343 A. 344- 346. 354.
.851. 3Ü5. 3M. 3511. 462. - Nl.
.342. 848 A. 356. — IV. 351 A.
311 A, 312. S. XX.
41
*
042 In
Salmancliaman(?)ilani, K,. 270.
Sulonio liÜL 2ÖiL 202. 2ilii A. aüL
ao2. aiiL m m m äü^i
Sama'al, L., a^ÜL ML
^amaria f. 1128. a3L 3iiü A.
ai^L im m m m an. 31^
aiiL 4iiö. Iii
Samas, (i.. 14'i.
Sanuu^iuudaiiiiiii«! , ItaU. K. . '.\\\'.\.
aili A.
Saiiiinassiiinukin. bab. K.. .{91. 4.'>7.
Samgar, isr, Für«t. 2112.
Saniniuramat. a«s. Köiiiprin. IMJ A.
Ml A.
«aniüs ilVL ÜÜÖ. .JÜL ■M:^
Samothrake li)2 A.
Samsit*. aral». Köiiijfiii . :'i7() :t7.'i.
Sainsiiuuruna. St.. M77.
Saiiisiramän L asn. K., li<2. 212 A.
211. - 11. m 212 A. - III.
212 A. 2IiL — IV. m m. A.
Samt^uiluiia. bah. K., 1:^9.
Samuel lÜtL 2aä A. 2M A. ai2 A.
8'anchkara'. aeg. K.. ÖtL 1 H5.
Sanehiinjathön- 'j()<>-
Santlasar(?jmi, kilik. K. \\%\.
Saiidon . kilikischer Sonnengott.
24li A. 2M.
Sandu'arri. K.. :iK9.
S'aneeht, at'g. K., 22i<. 2211 A.
Saneha. Mmnoimi ib's — ÜH. H>V
Sangara. St.. IM. \KL 22LL 2aü.
2IÜ. 2IlL
Sangarios. Fl.. 2M. a^iL
Sanhorib m. li<2. 212. aaa A. aäli A.
:t:>7. ai2 A. aiji llli a. iwi— :i«7.
aiüL aaiL aöL 402. im. 102. 412.
Siinische (iaue 449.
SaoHtlucliin 4r)7 A.. s. ^'amassumukin.
Sapalel. Chetak. . 222. 2aa. vgl.
S. XVI A. a.
Sajmlulnii, K. von Patin. 222 A.
aaü A.
.^api-bel, St.. 4i£l
Sapija. St.. aiL
.^apdla. Ebene, 2lilL
S'a(?Jptil, Festung,
.^äpür LL Sassau i de. 4T.'i.
ex.
Saqqara, (irilber von — aL ^ iM.
77. 78. SO. H>;.
Sar(V), Göttin der Alarodier. 211.
SarakoK, a.sK. K.. IM 4SI.
Sarangen, V., 4:^<i
Sarbfit el-C'liädein lü. 75.
.^ardana. V.. IM. 2ai. 2filL 2ti2.
2tia. 2üi. an.
Sardanapallos asiL aiM. 4SI.
Saides 2112. lia. lä^, 488. iillL
'»03. '.l:{.
Sardinien . Sarden LiM. 224. 2S0.
28L 4ül.
Sarduri L armen. K.. :U'2. — II.
a^ aiüL aia. — iii. asL
Sarepta. St.. IM. a^ asa.
Sargon [L] von Agade L21 \.
laL m m m. an.
Sargon (Ii.). a>!.-^. K., 2^ :^''>7.
272— :isi. a8iL aM. aai. aas,
m lüa. 4ÜÜ. 102. m m
Sarhan. St.. 2LL ÜÜL 4<>S.
.sarimische (iaue 449.
^arludari von Tanis :^9!.
Sarnuiten 252 K.
Sarön, P^bene. m 22^.
Saros. Fl., 24lL 2^
Sarrahänu. St.. 2üiL
.^arrukinu 1 22. s. Sargon.
Sartum, St.. 222.
Saru. St.. Ufl A. 21il. 2aü. 2a2.
Säxipal. K. von Patin. A.
Siuspeiren. V.. 242 A.
Siu^saniden 414. 41iL 41fi. 412. 418.
411L 42ß A. 429 A. 44Ü. 444.
441 A. ^iöiL
Sasn. V.. Sä A. lös A. lliJ A. mL
211. 222. 221.
Satiinni, K. von Naharain. •->'^''»
Sätet, ti.. lilL
Sätet (Sati), L.. 811 A. älL 1Ü8.
180 A.
Sattag>'den. V.. 421. iil2.
Saul liiZ 2^ 2aL aölL 212 A. a2(L
22L -MW.
Sauromaten, V., 424.
Scarabaecn ^ löfi A. l£ll A.
— .\menhotep'9llI. IfLL 2ÖL 202.
222. 22i. 2IÜ. — Dhutmes' III.
21lL
Scheich el-Boled 12.
Schlangen in Aegypten üö. Ö2.
- in Israel 21 Ö. — bei den
Arieni 42Ü. 442.
Index.
Sclilangenkrtnig. Märchen vom —
Seamon, aeg. K., :U5.
feeba, Israelit, 3ÜiL
Sebak. G., JKL ö± lOii A.
Scbakenisauf. K.. 1^7 A.
Sebakhotep L=IX. 105—108.
Scbaknetrura' , aeg. Königin. 101.
105.
Sebennytos. »St..
Seboim. V., IM.
Sechem-Chakaura. St.. ^
Seohenikam. Aegypter. ■ a4'g.
K., IDüA.
Sochet. G., ^ lüL
Sodeinga. Tempel von — 225*
Sehathor. aeg. K.. lOti.
8eir. Wü8t€ngb. 2S8. aiilL
8ela, St.. m
Selge. St.. 40Ö A.
Selqt, G.. tKL
Sem IZL
Semirainis 2tiÖ A. Iii A. 4ii2. Mih.
Semne, Festung, UlL IM '211 A.
8»minu Hör ^
S«'nda, aeg. K.. 4ü A. ILl A. 14*
Senniuit. Architekt. '217.
Sen^ar. St., 22iL A.
^epenajjt. a88. Königin. :i^h\. 4t>7.
Sephanja, Prophet. 4t>4. 47:1 475.
.^ephela, Kijcne, 9Air>
Sep-scHkaf, aeg. K.. IL Ä 2ü A.
.s»'j)st'skara', iieg. K.. IS A,
.S» rapeuni von Memphis 24:{.
Seni-Teta. aeg. K.. 221L
serdäb LÜL.
Seriphos, Insel. Ili2 A.
Se-«ef . . ra, aeg. K.. lOH.
Se.ser-Teta, aeg. K.. Iii A.
Se^es. aeg. K.. lü A.
Seset^u. Nanje Ram.ses' II.. 2:^7 A.
S(>sku(?). St.. mi A.
Sesonq L ^eg. K., LilÜ A. m tülL
ML a2L — II. Ii2iL — III
m ii5L — IV. a2iL
^es'onq. OberpricHter. 'Mit A.
ScHüOHis 48. '287 A. 40^ A.
Sesostris 101 A. 230 A. 2ÜI A. 2^
51iL
Set. G., 4L 52. tiL
III. 100 A. 212 fi". 2;i2 A. 2:is.
24H A. m
Setamon. aeg. Fürstin. '21 7 \.
Sethoa 3M.
Seti L ÜL iL m m 211 A.
22Ü A. 229 A. 23Ü. 2HL
'iaiL 2iL 242. 2iML 2tLl A. Alh^
'Ml. — II. 1^
Setnecht. aeg. K., '2* i 1 .
Sexi. St., '281.
Shotepabm' II., aeg. K. . lüü ,\.
- III. IM A.
Sibaniba, St.. 844.
Sibir. bab. K., 818 A.
Sibittiba'al, K. von Byblos, 807.
Sibyllen 254*
Sichern. St.. ILL 'ML 2äL 294.
3Ü4* a<j8* -m m ML
Sichon. K. von Moab. 322* 325 A.
aaü*
Sicilien IM* 2SIL 2aL 4üL
Side, St.. 400.
Sidene, St.. 487 A.
Sidon lim* 2ü(L 282 t^". aüL 34L
a5L a&i .m 402. 4öl 4ii5*
Sidqä. K. von .\8qalon, l\S2. 884.
Sidqijah. jüd. K.. 4iiL 435*
Siduri. armen. K.. 8.88. 842.
Sigeon. St., 487.
Sikajauvati. Burg. 5 1 1 .
Silen 25L
Silo, St.. 2iiL 2a5* .m
Siloah-Inschrift im A.
Silsilis. St., LL
Simeon. Stamm, '28'.».
SiniHon 2iüL 2115*
Simtisitarchak. bab. K.. 185.
Simyra. St., mh 22Ü. 35L 8tiL
318* 8LL
Sin. Mondgott, llilL 13L 145* 14iL
180. 2Ü1L 8}-'.. äü2*
Sinai 108. 'ii^iL Süll* .312* 32L 33L
801.
Sinaihalbinsel 180. 21L
5üL
Sinear 180, ILi, 880.
Singa^it, bab. K., 184.
Sin-idinnam. bab. K.. i:PS.
Sin-nmballit, bab. K.. 189.
Sinoiie. St.' 242. 253 A. 898, 40(1
^ 153* 4üL
Sinuchta, L., 874.
Sion 3Ü2* 4Li 414.
Sippar. St., 180. 183. 18iJ. 141. 147.
214* 215 A. 889 A. 805. 877.
3m 4112* 41ilL 504*
644
Index.
Siptah, iw^r. K., '2('>l.
Ril.ylos 2^ m
Siqluq. St.. 29m.
Sirius HfL
Sinakan, Ii., 405
Sisora. kein. K., 29 1 .
Siut. Felsenfjrjiber von — 107.
j^iziina. St.. liliü A.
Sizu. St.. :tH9.
Skaiuan<k'r. FI.. 251.
Skoloten. V.. lÜlL i2L ML iliii-
Skythen A. 2^iÜ A. 424. A.
41ia ft \ 4IIi Iii. l^iL 4üli
Smyrna 2aL Üüli A. ililL
Sneforkara'. uoj^. K.. Uli A.
Snefrii, ae^'. K. . IL 4^ fi4 A. IL
15. la. 8L öiL 4IÜ.
So'an. St., 1 IQ A. IHit. s. Tanis,
Soha, St., s, Süba.
Sodoni LÜL LZÜ A.
Sogden, Sopdiana 4:^t). 505.
Sokar. (J., 5iL 92,
Solöb, Tempel von — 22Ih
Soli, St., 24Ö A. mL
Soloeis. St., ML 40L
Solon A><K
Solymer, V., 24<L 2.'»2.
Sorna, Pflanze u. Trank, 427. 4:n.
mi A.
Somali All A.
Sonnen«cheibe, ^eflüj^elte, 201. 25.").
Sor 190, s. Tyros.
Soris = Snefini Iii .\.
Sothi.**, Stern, H4i Sothisbuch 'Mi
Spada, Funde von — 204.
Spanien IM. 2^0. 2SL
Sparta 5Ü2.
Sphinx im A. ML — von (Üze
4iL 55.
Stuan. H^'kaosk.. 112 A.
Steinbock als Verzierung 20;
Steincult in Syrien 2( >5 A.
Stephinates. aeg. K.. :<90.
Sterndienst . babylonischer , 2< '9.
— parMinchor. 447 A.
f^u, 55. 5« A. 21. Kl.
Süa, K. von (Jirzana. :^H8.
Suasenra', aeg. K.. 101 A.
Suba, St.. 28L aOÖ. :i07.
Subari, V., 212.
Subnat. Fl.. 211. m
Suchi. L.. 274, ffi, ^ül. IM.
Suchmi, L., 21S,
Südarabien 1S5. IHii. 1H>L Ziß. 2^?.
2HH. 1155. m
Südseniiten LZ2 A.
Sündfluthgeschichte Ml A.
Suez, Isthmus von — 8S. 469.
Sutleten 2ß5. IM
Snghdha. L.. lllfi A.
Sulci, St.. III A. 2m.
Sulili, ass. K.. 1S2. 212 A.
Sumer. Sunierier \2SL LiU LÜL UM.
1115. m m L311. 211 A. 212.
m at)5. an. 122. 12H.
Suna. St.. 2IÜ.
Süra, St.. 21iL :m.
Surapu. Fl., :Ui.5.
Surri, K. von Patin. '.VMj A.
Sur(y)sin. bab. K.. im.
susa Liö. m m 153. 25ii. m
15iL 153. m m 5Ö1.
Susiana 129 A. mL IßL a9tL 122.
m 18L 5ÜL m 5iM. 515, vgl.
Klyraaeer.
Sutech. G., s. Set.
Suti. V.. 272.
Sutruknaohundi, K. von Elam. .H7<i.
aiili.
Suzub. bab. K., 385. 457.
Syene. St., IL
Syennenis von Kilikien 485.
synchronistiMche Geschichte A.s.sy-
riens und Habvlonien.'* 141. 2IfiA.
211. m
Syr.ikus 4ÜL
Syrer. Syrien jtaexim.
Syros, Insel. lii2 A.
Syrten 2^^2.
T.
Taa L^III.. aeg. K., 2Li 211.
2>29 A
Ta'an. St.. ^20.
Tabal. V.. 245, 213. il3I. iißL aiÜ-
ail. ai5, astL 15£L
Tahiti. G.. 42H.
Tabrimnion. K. von I)ama*ikos. :V25 A .
tachis. Tachsi. L., IM 22(L
TnfTiut, G.. 5H A.
Taharqa. aeg. K., il2ö A. ;i5il A.
3^2. m m ÜäL m
Takelot Li aeg. K. . 31^ A. 32£L
— 11. 32Ö.
Takhmaspäda 511.
015
Talmi. K. von Gesör, 3ÜL
Taina«8oa. St.. 191.
Tamraarit. K, \on Elani. 4r>H. 4'tH.
Tammuz, (J.. 208. 257. 810.
Taninft, St..
'raniud, V., :^7ö.
Ta nak. St.. 2M1L 21iL 3DiL
Tanen, (}.,
Tunis, St., 22. HfL HML im im
LLL m 'iüL lüii m m
aiiL m m :ä A.
Tanis. L.. 2112.
Tantalos 2i2fL MÜL
Tanüt<?)anion. ae^. K. , :VA±
ML
Taocher. V., 215.
Tapurer. V.. 422.
TarWis St..
Tarsis, L.. 28 1. 2H:^. 28fi. 407.
Tarsos 2ifi Ä. 2^^ ällTL m 4Qfi A.
Tart<»s8u.'<. 8. Tarsis.
T;i.sinit. (t.. 1^ aSL
Taiirer. V.,
Tauros. Geb.. LZÜ. 2liL 211. 21iL
212, 25^2. aiiL Iti^
Tehe«. Festung. 2M.
Teftiacht, aeg. K.. JM. 353. m
Tefnut. G.. 81.
Teilen n. V.. lÜ. 2li^ 'ML aiS A.
Teif^poM. per». K.. 4<>r>. 51 1.
Teil Moqdaui 112 A.
Teil ei Aniama 22L
Teil el-.Iahi'idije 210 A.
Teil Id m
Tello m
TelephoH 2ü!L
Tenichu. V.. 13. 2fi2.
Tena. V.. 2lil.
Tentremu. St.. 3211
Tentyra, St.. ii5.
Tenu. Scheich von — 2iL 1 95.
Tetedon. St. 123.
Terenra, aeg. K.. lül A.
Terru. aeg. K.. 2Ü A.
Teta. aeg. K.. Ül A. II. 8fi 2(1
Tettaui. Festung. 21 A.
Teunmian. K. von Klam. 450. 458,
Teuspa. Kimnierier. 424. 45:^. 46:1
Teuthranien 252. 2afi. 1Ö5. lal.
Thale« iM. iM A.
Thamanaeer, V,, 132 A.
ThapnakoR. St.. IM A. 123.
Tharros, St., 28£L
ThaHo.s m A. 123.
Theben 58. ÜÖ. 02. HL 21. 22 A.
213. 221. 240. 2üL 315. 31iL 32Ö.
35L 353. 32Ö. 32L 322. 1412.
Theben in Boeotien 123.
thebische Ebene in Teuthranien 488.
Themiskyra 25i^ A.
Thera. Insel. L23.
Therniodon. FI., 215. 253 A. 32S.
Thinis, St.. 18. 12.
Thot 58. 8. Dhuti.
Thraitauna 447.
Thrakien 25Ü. 152, 153. 18M.
Thrasybulos von Milet 487.
Thuspa = SutzKia
Thyner. V., 152.
Ti, Grab des — Ifi A. 8Ü.
Tianiat, Drache 112.
Tibarener 215. 212. 253 A. iM.
1Ü5.
Tibni, isr. K.. 322.
Tiglatpileser L 123. 138 A. 1B2.
22Ü A. 212. 2li5. 2ß8. 272—278.
282. 333. 3ii2. 328. lül A. 103.
- II. 313. 352. .'^<?^-H72. m
325. 32L 32S. 322. 3S0. 321. 32L
1112.
Tigri« pa.s.sin».
Tihiknm 185.
Tii. Gemahlin des Anienhot^p III.,
225. 227.
Tif-abnai. St.. 220. 332. 310.
Til-asur. St., 333 A. 382.
Tilbari. St.. 333.
Tilbarsip. St., 330.
Tilgarimnii, St., :18(].
Til(?)le, St.. 311.
Tipsach. St.. 350.
Tir^a. St.. 322. 350.
Tnt. phoen. G.. 2il5.
Tombos, St.. 215.
'Tomyris 121 A.
Torrheber. V., 252.
ToHorthros. aeg. K., 21.
To'u, K. von Hamat. '.\0\.
Tnunilen. V.. 210. 252. 105.
Treren. V.. 152. 155.
Tripoliw. phoen. St., 281.
Troas. Troer, 251. 252. 254. 408.
151. 182 A.
Tsakhra. 1... 130 A.
TSinvat. Brücke, 115.
Index.
TsitmntrtkhiuH hl£ VLL
Tuba'al. K. von Sidon. Hs:'..
Tubal. V., ^ 4(50, s. Tabal.
Tupultinineji Lx 'dse. K,, 2I2r — H.
aiilL 313 A.
Tum . G. . ^ ßa. 03.
22iL
Timep, St.. ISU A. 221L 2:iL 231l
'l'unrci. Tafel aus dem Grabe des —
3L
Türa. V..
Türän. Turanier. :iitL 123. 42 t.
i2ü. i3iL ML m m
Turra, Steinlniicbe von — lüu.
Turusa, V., 2lüL 2li3,
Turuspa. »St., 'MiL
Tusrhan. St.. 3M.
Tuspä. St.. 21L 312,
Tutammu. K, von Kinalia, 1167.
Tut'anchamon. aej^. K., 1118 A. 20;^
22iL 23£L
Tylo8, Insel, m
Tyros lÄL IML 2Üa- 23L 2ßll 2^1 ft".
2im. 3ÜL 323. 331. 311. 3^ aiiL
32a 312 A. 3rL 3H2. 383. 3ÜÜ.
3lil. I(i2. llil. lüZ liäL
tvrseniscbf 8eeriiul>er 2i)().
t/.anen. V., 21i,
u.
rälli, Mannaeerk..
U'an. L., IM.
Uasas, V.. 2li3.
Uassurnii, K. von Tabal. .'^7(1
Uaua, V., 13. lü. 'JIL 21a. 222.
Uben-ra', ae;,'. K.. IQl A.
Cjük, Ruinen von — 200 A. 2r>.'t.
IJkinzir. bab. K., :\~ 1 .
Ukku, L., 381i. 3ili.
üknü, FI.. 'Ml
niusun, Mannaeerk.. M-i.
Umbagüa. Klymaeer.
l'mman'aldas. K. von Klam. 4ötj. 4<'h;.
Umman'igas . K. von Klam . 45().
AM.
rnmianminanu. K. von Klam. Hsr>.
Umm el-'Awamid. Sculpturen von —
liül A.
lln. Nomos. Hl A.
IJna, Aegvjden. ÜlA. M» A. t>:{. Qs.
lÖ A. 8ü A. SL
Unas, aeg. K.. 18, liL 8iL iül
Unnut, G., 55.
Unqi. L.. 3li2 A.
Ur. St., 12S. 13Ü. m m 138.. UlL
m. 118 A. laL 1Ü2. mL
lJraeu88chlange 05. lÜä. 2Ü1. 202. 2.V>.
Urartu. L., 211. 218. 338. 312. 3011
313. 311. 3iil. lila.
Urastu. L., 218.
lirdanmni. aeg. K., 32Ö A. 382 A.
Ur ea, bab. K., 112. liiL
Uria 3Ü3 A. 1S2.
rrmiam» 33a. 338. 312. 311. 122.
Urna, armen. K.. 373. M4.
l'rtaki. Elyniaeer. 4.5fi.
Truk. St., 12H. m 131. 13L 13>L
UlL IM. AhiL lüD. 122.
l'rvä. L., 13li A.
ürzana, K., 374.
IJsaaugen hlh
Usahorfiutent, Inschrift des — liö8A,
lIsanatH, St.. 330 A.
Uscrcheres, aeg. K., 18.
Userenra'. aeg. K., 18. 13 A.
IVerkaf. a4,»g. K., 18.
T'ser . . . ni'. aeg. K., 10t > A.
l'sertesen aeg. K.. 97. WS.
100. 101 A, — II. Iii A. 211
101 A. — III. iüL IM. lÜl A.
IQb. 223. 231 A. 21Ü. mh
l'sit, G., IL
llHkaf. aeg. K,. til .\. 18. Iii A.
Unkara', aeg. K.. 8»2i 9ü A.
Usü. St.. 3^ lÜÜ.
Utier, V.. 131 A.
Utika, St.. 28L 282. 283. 28iL
Uvad.«teha, L., 122 A.
V.
Vahjazdäta 512.
Vaikerta. L.. A'M\ A.
Vara HL
VaiTia, L., 4H<i A.
Varuna. G., 441.
Veda 125, 42L 133. 13i. 113 A.
Vebrks'ma. L., 4'M A.
Vendidäd 118. 13ü A. III,
Venusstem 21i8 A. — Astarte -'oi^
Verthmghna, G., 447.
Yindafra 514.
Vistaspa Hü. m ML
Viväna 513.
Vivasvat 4'^.
Vühuniano. G,, 441.
Vologewes 4ir>.
Völkertafel, jabwisti^che. 4il A.
LZl A. — des Priestercodex III A.
— des Vendidad iM A.
Vomiaes Uli A. r>i:{.
Vrtra. Schlange, mi ML
w.
Wädi Maghara lü. 2iL 18. IS. SIL
Wädi Hammämät, s. Hammamät.
Wiidi el "Asür liüJ A.
Wan. Wansee. iMi aß^I a^iZL im
Warka, St.. LM.
Westland. baljyloniscIieM, ^^iJ^
A.
X.
Xanthüs, der Lyder, 2.^0. t^^t;. 412.
Xenophon'H Cyropaedie A.
Xois. St.. m
Z.
Zab. Fl., 141. 18L 247. 270. ^7^f
2iii 214. 2TL m aM. m .m
Zaban. St.. 222. H40,
Zabibf', Araberfürstin, aÜL
Zabu, bab. K., m
Zagrosgebirge 12ü lliL litüL A2iL
^ hin.
Zahi, L., m
Zakarja. isr. K.. ;{.')<i.
Zamamasumiddin, bab. K., 212.
Zamua, L., aaa. im.
Zamzumiter. V., Ha A.
Zarathustra IM. ^ f. 43^. 4^2.
441L Mi
Za^ijet el-Meitin HiL
Zebid, Coraniandant von Sicheni,
294.
Zebuion. Stamm. 2SiL 2IiL
Zela, St., 4t>:{.
Zend 4LL 4IÜ A.
Zerach, K., a2ü A.
ZOt. aeg. K.. 8Ö2.
Zeus lüa. 2äli 2M. 2i2L
Zikarsin, bab. K., 1:^5. IM A.
. . . /.ik]iriskun. ass. K.. ts() A.
Zikirtu, i... :{74.
Zimri, isr. K.. ^22.
Zinn 2&L
Zirlaba, St.. IM.
Zopyros 411.
Zoroaster. s. Zaratluistra.
Zoros. Gründer Karthago'«, 2X->.
Zuziten, V., LUL
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