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Full text of "Caecilia"

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3.UC3) 




Cacilia 

eine Zeitschrift 

muöttkaltstöc mtlt 

liaiia<(igtbta 

von einem Vereine von Gelehrten 
Kunstverständigen und Künstlern. 



Dritter Vtmb 

enthaltend Heft 9, 10, 11, ia- 
Mit einem Portrait, 3 Notenblättern und Intelligentblatt 
Kr. 9 bis u. 



Mainz 
Im Verlage der Hof-Musikhaitillung B. Selioti Söhne. 
1 8 2 5. 



A 

L |un:/e'i5:ty 
' I- ll»RÄR.r 



Inhalt 
a f » 



Gedanken bei dem Eracll einen dieser Blätter; 
vom Kammergerich tsratlie £. T. A. Ilofjmann. S. l. 

Rossini'; von F. W. Jung. S. i4- 

Seueite ManUr; Ton F. W. Jung. S. ij. 

Logogriph; von J. C. Nänny. S. i4. 

Über dag Verhältnis der Musik f.u den übri- 
gen sebünun Künsten; von St. SckUt:e, S, l5. 

Über HlavierausEÜge überhanpt; von der Rt- 
Jaction. S. »3. Insbesondere über die von 

I. Handel'n Joiua, S, 38. 



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II. Schneidert Sündflut, S, 43. 

III. MoEflrl's Misericordias, S.45. 

IV. Weber*« Euryanthe, 5. 4g, 
V, Spontini's Olinipia, S. 5i. 
VI. Spobr's Jeiionda, S. 53. 

VII. Fcska's Caniamire, S, 5y. 
VIII. — Omar and Leila, S. 6"J. 

IX. Cnrafa's Solilaire, S. Co. 

X. Aubcr's Neige, S. fit. 

XI. — Ltxadü, S. 6.. 

XII. Rossinis Semiron«.!« , S. 63. 

XIII. — Zrfmi™ , S. 65. 

XIV. Moiart's Figaro, S. 67. 

XV. Marechncr's Holzdieb, S. 6g. 

Charnde; von J. A. Lecerf. S. 7». 

Hcoensioii: Über Reinheit der Tonkunst; von 
der Rcdacion. S. 73. 

Friedrich Schottjer*! Ansichten über seine Composition 

des Oratorium; Dio Siindflut. S. 89. 
Nachschrift von Cfr. Weber. S. o5. 

Die Quellen. Dem Künstler! vom Grafen Christian 
v. Beiael-Slirnau. S. 102. 

Meine Ansicht über die Comp osition des Requiem 
überhaupt und in Beiiehung auf mein Requiem; von 
Cfr. Weier. S. .o3. 1 

F. S. Kandler's Thätiglioit zur Verbreitung leutsehcr 
Musik in Italien; von Aab. S. 114. 

Über Tonmalerei; von Gfr. Weber. S, 125. 



Über das Wesen des Kircbcns I vis; von Cfr. We- 
her, S. 173. 



Über die Echtheit de» Mo nart'schen Bequi e in; 
von C/r. Weber. S. ao5. 

Anzeigern 

I. JHosartt Miisa pro defunclis requiem, Mofirl» 
Seelenmesse, mit untergelegtem deutschem Texte, 
Partitur, neue Ausgabe. 

II. Mozarti Misia pro defanctii requiem, Morarts 
Seelenmesse, im Clarierauszugc , mit untergcleg- 
tem dcutsclicm Teile; /weite Auflage. 

III. Mozart! Misia prti defmetU requiem, Moiarts 
Seelenmesse, im Clavierausiuge , mit untergeleg- 
tem deutschem Texte. S. sag. 

IV. Huit Faguei pour l'Orgtu ou PianofoHe, compo- 
'"' pur Mariane Stecher. Oeuv. 1., 2me e'ditioa; 
rec. y. C. Groiheim, S. a3o. 

Die Tonfcünstler, Dvstichen von C. C. F. LÖbedane. 
S. i3i. 

Für Orecchianten; von Zyx. S. a33. 

Warum hat wohl Pythagoras die menschlich«" SeeU 
eine Harmonie geheissen? »on Neeb. S, i35. 

Wien im Jahr i8a5. S. a4u 

Auflösung des Logogriptis auf Seite 14. S. 148. 

Auflistung der Charade ebendaselbst Seite 7a. S. 
HB. 

Dotiauer's Methode de Violoncello, rcc. vo» 
J. D. Sexfried. S. a4g. 

SchröpftÖpFe; von C. L. P. SUvers. S. »63. 

Gottfried Silb ermann; Ton D. Rehs. S, 175. 



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tfitihellungen, von Fr. Bang, S. iB». 

Übt orgreiflich es Bedenken über die iteige musikalische 
Cuilur ä la mode; von J. Sanorim, S. 181, 

Charade, an Chlorinde; von /. A. Lecerf, S. 19a. 

Nähere Miltlieilung über den Iläthselcanon des (wei- 
ten Heftes der Cacilia. S. io3. 

Ein -p^iser Scmilon; von Zyx. 8. 3i4- 
In lelli gen ibla 1 t 9 bis 11. 





U e b e 


r s t 


c h t. 




Heft 


1. wurde ausgegebe 


n im April 


1814. 














3 — 




. — Juli 






4 - 




— Ott- 






5 — 




— Dcc. 






6 — 




— Febr. 


.816. 




7 — 




- Apr. 






8 — 




— Mai 






9 — 














- Oot. 





— i3 wird folgen — Dec. — 



Nr. 9. 



Gedanken 

bei dem 

Erscheinen dieser Blätter.*) 

Vom KinilECTgc.lcfcOriIhe 

E. T. A. iW-) , Hoff mann. 

Wie h eisst doch jene Beschwörungsformel,' mit 
der die Autoren ihre Vorreden zu beschließen 
pflegen? — „Und nun gehe bin, du mein Hubes 

*) Freilich nicht der gegenwärtigen Cäcilienbla tter, 
welche viel tu spat nach dem Hin t ritte dieses genia- 
len Mannes geboren wurden, um sieb seiner als 
Milarbeiter erfreuen in können, sondern einer an- 
dern musikalischen Zeitschrift , welche aber nicht 
su Stande kam; 

Eh hatte nämlich im Jahr io^o die Christianisrhc 
Musikhandtung in Berlin die Herausgabe einer All- 
gemeinen Zeitung für Musik und Mnsiktiteratar |in>- 
jectirt, und Hoflfmnim, damal wieder in Staats- 
dienste, als Kummcrgerichterath , dann Mitglied des 
Oberappellations - Senates und der Immedjat - Un- 
tersuchungscommission nur Ermittelung geheimer 
staatsgefährlicher Verbindungen in Berlin lurückge- 
treten, war. bewogen norden, das ErÖffnnugs- 
und Einleitungs-Programm zu dieser Zeitung zu 



3 



Gedanken 



„Kind, das ich so sorglich gehegt und gepflegt" 
etc. — Es ist auch nichts natürlicher, und eben des- 
halb gftng und gebe geworden, die Geistesgeburt 
zu vergleichen der leiblichen. 

Auf beiden ruht der Fluch der Erbsünde, 
nämlich Oiuil und Schmerz des Gebürens, aufg«- 
wiegt durch Vaterfreuden und hinlängliche Affen- 
liebe für das gebortie Wesen. — 

Eigentlich ist es ja aber niemals ein Kind, 
das der Autor eines vollständigen Buchs in die 
Welt schickt, sondern ein völlig ausgewachsener 



schreiben. Dieser Au ffoilcmng zu entsprechen, schrieb 
er den vorliegenden Aufsatz. In dem im October 1810 
erschienenen ersten Blatte der besagten Musiki ei lung 
wurde die erste Hälfte des Aufsatzes abgedruckt, 
allein gleich dies erste Blatt wurde — nie man 
sagt darum, weil es einen, einer ausgezeichneten 
Person miisfälligcn Artikel enthielt, — officiell oder 
halb - officiell unterdrückt , und das^anze Unterneh- 
men unterblieb, so dass nicht einmal die Öffentliche 
Austheilung des ersten Blattes vollbracht wurde, 
ein i weitet aber gar nicht zur Welt kam, und Hoff- 
manns Arbeit also nie im Drucli erschien. 

Uns ist vergönnt, diese llieure Reliquie des treffli- 
chen Mannes dem Publicum zu überliefern, zwar nicht 
als Einleitung zu unserm ersten Hefte (denn das 
bitte man vielleicht als ungünstiges omea deuten 
können) wohl aber immer sur rechten Zeit, um das 
Interesse und die Theilnahme iu finden, welche das 
Publikum und wir dem ausgezeichneten Talente so 

gern und willig weihen. 

D. tltdact, 



OigitLzed Dy Google 



von E. T. A. Uoffinann. 



3 



Menscht dessen ganze Gestaltung im Innern und 

Äussern zu Tage liegt. 

Anders, ganz anders verhält es sich mit einem 
Werke, wie dasjenige, was liier so eben beginnt. — 
Der Verleger baut nach Kräften eine hübsche 
Wiege, der Redakteur legt einen Embryo hinein 
und bittet, so wie das kleine Ding sich nur re- 
gen mag, die gehörigen Pallien , die denn nun 
eben als achte Pnthen -für das Lebensbedürfnis, 
«tr Pflege und Erziehung des Täuflings sorgen. 
Recht unter den Augen der geladenen Gäste mag 
nun das Wesen emporwachsen und gedeihen nach 
«einer Art ; es giebt einen fortwährenden Gevat- 
terschmaus, und die Sache der gastgeberischen Pa- 
llien ist es, dahin zu trachten, dass die Gerichte 
fein schmackhaft bleiben und es dem Getränk nie 
an wackrem Feuer und Geist mangle, damit die 
Gäste nicht fortbleiben und auch das Kleine, du 
oben ansitzt und mitisst und mittrinkt, nahrhaftes 
und verdauliches geniesse und sich immer mehr 
erkräftige zum stammhaften Mensches- 

— Warum dies bittersaure Gesicht, geliebte- 
iter Komponist? — 

„Schon wieder ein neuer anatomischer Tisch 
„errichtet, auf dem man unsere Werke mit £e- 
„waltsam ausgespreizten Gliedern festschrauben und 
„mit rücksichtsloser Grausamkeit zerlegen wird. 
„Ha! — ich sehe schon verdeckte Quinten folgen , 
„unharmonische Quart tände cnlblüsst von dem 



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4 



Gedimken 



„Fleisch der vollen Harmonie, unter dem funkeln- 
„den Messer des Proselitors emporzittern ! " — 

Daher dein Unmuth? — Überzeugt, o mein 
Komponist! bin ich, dass du schreiben wirst oder 
schon geschrieben hast ein Werk , das so recht 
ganz und gar hervorging aus deinem innersten 
Wesen. — — — War es vielleicht eine Oper, 
die du schriebst, so nahmst du den poetischen 
Gedanken, der dem Ganzen zum Grunde lag, mit 
allen seinen tiefsten Motiven in dir auf;, der Ge- 
nius (Ter Tonkunst rührte seine mächtigen Schwin- 
gen, und selbst die Fesseln, die ihm hin und wie- 
der schlechte Worte des Gedichts anlegen woll- 
ten, vermochten nicht, seinen kühnen Flug zu 
hemmen, indem er alles, was jenem an poetischen 
Gedanken entsLruhlLe , emportrug in höhere Re- 
gionen. Alle Liehe, alle Sehnsucht, alles Ver- 
langen, Wonne, Hass, Entzucken, Verzweiflung 
erschien, aber verklärt, in dem Glänze des höhern 
Reichs der Töne, und d.is menschliche Herz, auf 
seltsame Weise gerührt, fühlte selbst in dem Ir- 
dischen das Überirdische. — Ich meine, in den 
Weihestunden der Begeistrung war es dir ver- 
gönnt, die Musik so zu denken, wie sie der rich- 
tende , ordnende Verstand als wahrhaftig aner- 
kennen musste- 

Ja den Verstand! — Diesen zuweilen etwas 
sauertöpfischen Schulmeister können wir nun ein- 
mal nicht entbehren. Er untersucht mit scharfem 
Blick die Stützen unseres Gebäudes und findet er 



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von E. T. A. Hof/mann. 



5 



■ie zu dünn oder morsch, so stösst er sie um mit 
dem Fuss und spricht, wenn der ganze Hau nach- 
stürzt: Es war nichts! — Besser, so etwas thut 
Freund Sauertopf in unserm .Innern, als geschieht 
es von andern äusserlich! — 

Genug, o mein Komponist, du liast, ich weiss 
es, ein wackres Werk gemacht und bist dir, wie 
«s sich von selbst versteht, der Motive, so und so 
und nicht anders deine Musik gedichtet zu haben, 
vollkommen bewusst. Nun findest <lu dein Werk 
wieder, nicht auf dem anatomischen Tisch unter 
den' mord bewaffneten Händen eines barbarischen 
Frosektors, sondern aufgestellt vor einem dir be- 
freundeten Geiste, der es mit scharfem Blicke 
durchschaut und, statt dass jener es unerbittlich 
zerschnitten hätte, nur alles was er darin ent- 
deckt, den ganzen wunderbaren Bau mit all' sei- 
nen Verschlingungen, in lauten Worten verkün- 
det. — Sage nicht, o Komponist! dass es eben 
keine Freude sei, sieb alles das, was man ge- 
dacht, empfunden, wie ein Excmpel vorrechnen 
zu lassen. Die Freude, von einem verwandten 
Geiste ganz verstanden zu seyn, ist es, die den 
Gedanken an jenes pedantische Vorrechnen nicht 
aufkommen lässt. — _ . 

Zudem stelle dir, mein Komponist, dein 
Werk vor als einen, schonen, herrlichen Baum, 
der, aus einem kleinen Kern entsprossen, nun 
die blüt he n reichen Äste hoch emporstreckt in 
den blauen Himmel. ..Nun sieben wissbegierige 



6 



Gedankei 



Leute umher, und können das Wunder nicht be- 
greifen, wie der Baum so gedeihen konnte. — 
Da kommt aber Jener verwandte Geist gegangen 
und vermag mittelst eines geheimnisvollen Zau- 
bers es zu bewirken, dass die Leute in die Tiefe* 
der Erde wie durch Krystall schauen, den Kern 
entdecken und sich überzeugen können, dass eben 
aus diesem Kern der ganze schone Baum entspross. 
Ja sie werden einsehen, dass Baum, Blatt, Blüths 
und Frucht so und nicht anders gestaltet und ge- 
JUrbt seyn konnten, -r, 

Du siehst ein, mein Komponist, dass ich eben 
darandachte»wieBeurtli eilungen musikali- 
scher Werke beschaffen seyn müssteit, 
und dass ich nur recht in die Tiefe des Werks ein- 
dringende und dieselben in ihren tiefsten Motiven 
entwickelnde Abhandlungen dafür gelten lassen mag, 
die den Komponisten, sollte auch nicht immer des 
Lobes Posaune erschallen, so wie seine verwand- 
ten Kollegen, erfreue», andere Leute aber verstän- 
digen, über manches, das ihnen sonst entgangen. — 

Es ist gewiss, dass Beurtheilungen dieser Art 
dazu führen können, dass man gut hört. — Gut 
hören ist nämlich, wenn Anlage dazu da, allerdings 
3cu erlernen; selbst gut machen freilich nicht, da 
dieses eine Kleinigkeit voraussetzt , die ein alter 
tüchtiger Meister geradezu aussprach in einem 
höflichen Schreiben an einen Jungen Herrn von 
Stande, der- in grosser Herzensangst anfragte: wie 
um tausend HinuaelmiUeu er es, nur anfangen 



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von E. T. A. Ho ff mann. 



1 



solle , die Welt mit einer meisterhaften Kompo- 
sition zu -entzücken. Der Meister antwortete: 
Wollten Ew. Hochgebornen nur die Gewogenheit 
haben, Genie zu besitzen, so würde alles etc. 

Schliesslich muss ich dir, mein Komponist! ge- 
stehen, dass es mich sehr merkwürdiger Weise 
bedünken will, wie oft ein Paar Lieder oder ein 
Heft Polonoisen oder , wären sie nicht aus der 
der Mode gekommen, Menuetten, viel eher Betir- 
theilungen jener Art aushalten können, als manches 
Werk an dem man sich drei Stunden lang satt 
und übersatt hört. — Ein ganzer Busch in's lockre 
Erdreich eingesteckter wurzelloser Sträucher ist 
noch kein lebensfrischer kräftiger Baum. — 

Es gieht nichts erfreulicheres, als sich über 
eine Kunst, die man tief im Herzen hegt und 
pflegt, recht auszusprechen ; aber wann kommt man 
dazu? Heden ist viel besser, als schreiben , aber 
schreiben muss man wohl deshalb, weil man jetzt bei- 
naheehcr Leute findet, die da lesen, als die da hu- 
ren und vollends Musiker hären, und viel lieber 
Noten, als Worte, und leiden ungern in der Rede, 
wie in der Musik, zu kühne Ausweichungen, die das 
geflügelte Wort doch nur zu leicht «ich erlaubt. — 
Man sorge aber, dass der todte Buchstabe die 
Kraft an sich trage, lebendig zu werden vor dem 
Gemüthe des Lesers, damit dieses sich ihm auf- 
thue! ~ 

Also auch Abhandlungen über, musikalische 
Gegenstände, ohne die Basis eines bestimmten 



8 



Gedanken 



Werks? — , „Nichts ist -Langweiliger, als derlei 
„Abhandlungen" sagst du?— nichtig! zumal In 
dem Styl , wie sie etwa in der Hildegard von 
Hollenthal der Huld des Romans giebt, der seiner 
vornehmen Schülerin , in die er obenein auf eben 
nicht sehr anstandige Weise verliebt ist, den 
mathematischen Theil der Musikwissenschaft in 
solcher Art docirt, dass man nicht begreift, wie 
sie es aushält mit dem Pedanten! — Alles zu 
semür Zeit und an rochier Sielte. — Wird ein 
Haus gebaut, so bedarf es des Gerüstes; seltsam 
genug würd' es aber seyn, die Ehre des Baumei- 
sters nicht im Gebäude, sondern im Gerüste zu 
suchen und zu linden! — 

Es giebt eine Art über musikalische Gegen- 
stände zu rüden, (sey es mündlich oder schriftlich) 
die dem Eingeweiht«« genügt, ohne den Leuten 
im Vorhof des Tempels unverständlich zu seyn. 
Ja, diese können grosse Fruude daran haben, und 
unversehens einige Weihe erhalten, ohne das Prie- 
sterkleid anzuziehen. — 

Keine Kunst, und am allerwenigsten die Mu- 
sik, leidet den Pedantisnius , und eine gewisse 
Freigeisterei ist manchmal gerade dem grossen 
Genie eigen- 1 Ein alter Herr errÜÜiete einmal 
übyr einen verdeckten Octaveugang in der Ober- und 
Unterstimme , als wurde eine ObscÖnität gesagt in 
honetter Gesellschaft. — Was würde Kirnberger 
zu Mozarts Harmonik gesagt haben! — Von tn- 
striimentiruug ist gar nicht zu reden. — Tarnjao 



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geht durchFeuer und Warner nach den Tönen der 
Flute und Pauke, und die Posaunen klingen hübsch 
dazu im Pianissimo ! ■ — ■ 

Wahr ist es, zu der Feuer- und Wasser probe dal 
guten Geschmacks gehört jetzt das ganze Arsenal 
hölzerner und messingner Waffen, und wird täg- 
lich vermehrt durch seltsame Erfindungen, als da 
sind Klapphörner, FiiigelliÖraer etc. , dis ihres 
Dissouirens halber sehr artig hervorstechen. 

Wahr ist es, dass jeder Bläser, da er jetzt nim- 
mer raste" darf, sich die Lungen von Rameau's 
Neffen, ^oder von jenem verhexten Kerl wünschen 
möchte, der acht Meilen weit sechs Windmühlen 
durch seinen Hauch in Bewegung setzte. Wahr 
ist es, dass manche Partitur jetzt dermasen schwarz 
aussieht, dass ein dreister Floh ohne Umstünde 
sich darauf verunreinigen kann, niemand merkt's. 
Aber ! — Effect — Effect 1 — 

Nun, das' Hervorbringen des Effects ist auch 
eins der wunderbarsten Geheimnisse der Kompo- 
sition, darum weil das menschliche Gemüth auch 
das wunderbarste Geheimnis ist; Aus dem Ge-' 
müth in das Gemüth, heisst es, und da kann raair 
denn nicht sagen, was grade mehr wirke, das 
ganze Ungewitter von Pauken, Trommeln, Becken, 
Posaunen, Trompeten, Hörnern etc., - oder der* 
Sonnenstrahl eines, einzigen Tons der Oboe, oder 
sonst eines Instruments von guter Art. 



10 



Gedanken 



Friedrich der Zweite nannte ein Crescendo, 
das Ilcichard in einer. Arie angebracht, einen 
Feuerlärm, und vcrliess zornig den Saal, als man 
es dahin gebracht, dass er sich einen Akt aus 
irgend einer Oper von Gluck vorspielen Hees, weil 
ihm alles nicht als Musik , sondern als ein ver- 
wirrtes Durcheinander erschien : Hasse und Graun 
allein hatten wahrhaft, d. h. edel, einfach und 
melodiös koinponirt! — 

Kehrt zurück zu der Einfachheit der Alten, 
rufst du, alter Meistor, den Jünglingen zu, fort 
mit dem Geklingel und Geklapper, vergesst alle 
heutige Musik, vergesst Mozart und Beethoven, 
und vollends 

Nun, sag an, alter Herr, welche Alten du 
meinst? — Bestimme das Zeitalter, in dem die 
wahrhaft« Kunst der Musik abgeschlossen wurde , 
so dass alles was darüber hinaus geht, vom Übel 
ist, und vereinige so in dir eine ganze Acadenne 
frangoi&e, die die Kunst in Schranken einpfercht, 
die niemand überspringen darf, ohne, gepfändet 
zu werden ! — Was meinst du zu Fux , Keiaer — 
oder spater zu Hasse — Händel — Gluck 
•tc. — Zweifelhaft ? ~ 

Beiläufig gesagt, wollte man diesem Hitler, 
«einer ritterlichen Natur unerachtet, anfangs gar 
nicht recht trauen. — - In den'Forkelschen Bei- 
tragen wurde sehr witziger Weise seine Ouver- 
türe zu der Iphigenia in X .iuris mit dem Gelärm 



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von E. T. A. Hoffmann. 



der Bauern in der Dorfschenke verglichen. — 
Und wenn nun Gluck in unsern Zeiten gelebt 
hätte, war« es nicht möglich gewesen, dass er sich, 
was die Instrumenlirung betrifft, auch leider auf 
die schlechte Seite gelegt ! — Gewiss ist es, dass 
er mit der Idee einer Oper, die He rrmannssch lacht, 
wozu er ein ganz besonderes , die Tuba der Römer 
nachahmendes Instrument verfertigen las sen wollte, 
starb. — Er ist wohl dieser Absicht halber zu 
rechter Zeit gestorben. — 

Halten Sie, gestrenger alter Herr, mich ja 
nicht für einen Ruchlosen, der die Väter nicht ehrt, 
oder der nicht vielmehr tief in der Brust empfindet, 
dass all' unser Leben ausgieng von ihrer Sc haffungs- 
kraft und dass wir des Bandes, womit sie uns 
gängeln., nie entbehren können, ohne Gefahr zu 
straucheln, indessen — 

Doch indem ich Sie, mein alter Herr, recht 
anschaue, belieben Sie ja auf einmal ganz jugendlich 



bin ich gewohnt von Alters her. — Mein Jüngerer 
Bruder war ein drolliger Junge. Als fünf-, sechs- 
jähriger Knabe pflegte er des Grassvaters Perticke 
aufzusetzen, und uns alleren mit grämlicher Alien« 



„Tonsetzer, der Spuk geht um!'« 

SolU' es möglich seyn, dass irgend «ine Zeit- 



auszusehen! — Nun, dergleichen Fan tat 





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i2 



Gedanken 



schrift, irgend eirii? künstlerische Zeitung existlren 
könne , ohne einige Klatscherei? — 

Mitten im Koroponiren wird der Meister über- 
fallen von diesera'oder jenem CoIIaborator, und 
muss ihm Hede stehen, er mag wollen oder nicht. 
Besagter CoIIaborator verkündet daim der Welt, 
der grosse X trage, er könne es aus eigner Ueber- 
xeugung versichern, beim Komponircn einen nicht 
ganz säubern Schlafrock von buntem Ziz, bediene 
sich sehr schön rastrirten Venetianisclien Noten- 
papiers, habe excellente schwarze Tinte, setze 
seltsam er weise die Linie der Bratschen unter die 
Linie des Fagotts, und trenne so das (Quartett, sey 
aber sonst ein seelenguter herrlicher Mann. Von 
A halte er nicht viel, 'jber B habe er sioli nicht 
rocht auslassen wollen, C scheine er Zu- Heben, 
was er aber über D gesagt, solle vor der Hand 
verschwiegen bleiben etc. 

Darum „schliesst eure ... — Docli nein — 
nein! Es giebt solch eino anmulhige Klatscherei, 
die, statt gehässig zu seyn, nur dazu dient, das 
geistige Band, das die Menge an den geliebten, 



geachteten Meister fesselt , noch fester 


zu knfi- 


pfen, und diese mag sich immerhin am 


:h in die- 


sen Blattern einstelich. Es ist nun ei 


nmat das 


Erbt heil unserer schwachen Natur, das 


s wir das 


yVerk nicht von der Person des Meister 




können, sondern bei jenem auch stets 





denken, denn sonst würden nicht die Bildnisse 
beliebter Meister so Ümsig gesucht und gekauft 



von E. T. A. Boffmann. 



13 



werden. »Wie mag er wohl Aussahen der, der 
im Stande war, mich so recht ins Innerste 
hinein zu erfreuen denkt gleich ein jeder. Er- 
zählt nur einer, der den Meister kennt, auf ge- 
müthliche Weise recht viel von seinem eigen thüm- 
lichen Wesen, stellt er sein ganzes Bild dar in 
lebensvollen Zügen: in der Thal, befreundeter 
wird sich jeder mit ihm fühlen, der ihn schon 
sonst im Herzen trug. 

Zur Zeit als die Physiognomik florirte, wollte 
man auch Herzen und Nieren erforschen mittels 
der Handschrift, und gewiss ist es, dass in dieser 
auch viel Charakteristisches zu finden. Viel grel- 
ler als in der Wortsckrift möchte sich dieses in 
der Notenschrift aussprechen, und gar hübsch war 
es , wenn diese Mütter künftig dieses , jenes Fac 
sitnite grosser Meister einschalteten. — Aus der 
Schule darf nicht geplaudert werden, daher ist es 
nicht thunüch zu erfahren, wie, d. h. mit wel- 
chem Mechanismus, dieser, jener Komponist seine 
Werke aufschreibt. Jeder hat darin seine beson- 
dere Weise, und es würe in der That sehr an- 
ziehend , mit feiner Nase herauszuspüren , wie 
jener Mechanismus auf die Werke selbst gewirkt 
hat und wirkt. — Selbstgestundnisse sind kaum zu 
erringen, und daher könnte so etwas nur von ver- 
storbeneu. Meistern gesagt und geschrieben werden! 

Doch Gedanke reiht sicli an Gedanke, daher 



oft And'ren, ja dir auch, so geistroil und lieb. 

Jich ent-elstert, 
Krabbelt mir gütlich am Ohr, aber nicht reicht mir'* 
ins Herz. 

F. IV. Jung. 



Neueste Manier. 

Entrechat! schlagt ihr, und Bad, burzcibaumt im ge- 
hetzten Oetäne; 
Kumte wohl macht ihr mir so; aber mich sehn' ich 

F. TV. Jmn t . 



kogogriph. 

Bald im Guten bald im Hosen 
Kann es binden, bann es lösen; . 
Kömmt Tom Pfarrer, hömmt vom Richter 
Ja sogar vom Dramen -Dichter; 
Aber nun ein Zeichen vor: 
Weha! fchlta dem Sänger •Chor. 

J. C. ÄSiwjr. 



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Über 

das Verhältnis der Musik 

■ u den 

übrigen schönen Künsten. 

Für C. fföbert Lexikon, mm Artikel Mutik, geichriibin*) 

von St. Schütze. 

Dieser Aufsatz beabsichtet nicht, alle Ähnlich- 
keiten und Verschiedenheiten zwischen der Musik 
und den übrigen schönen Künsten durchzumustern, 
sondern nur, auf den Punkt aufmerksam zu ma- 
chen, wo alle zusammentreffen. Alle schö- 
nen Künste müssen dem Wesen nach Eins seyn , 
und alle in der Sache ein und dasselbe bestreben, 
wenn sie mit. einem Begriff aufgefasst werden 
und nicht als ein Verschiedenes auseinander fallen 
tollen. 

Es ist nicht genug , zu sagen , dass alle 
den Zweck der Schönheit erreichen, was sie nur 
durch ein 'gl« !c,,sam zufälliges Ergebnis zu- 
sammenführte , sondern sie müssen auch inner- 
lich, in dem, was sie schaffen, in ihrem Gegen- 
stande , in dem Werke ihres Wirkens ganz dassel- 
be seyn. 

Viele Kunstlehren drücken sich so aus, all 
ob die schönen Künste sich in zwei Welten 



*) Vergl. die Anmerkung im 7. Hefte, S, 283. 

OlV. 



10 



Vom Verhält*, d. Mus. 



lh eilten , und Eins innerlich, das Andere äusser- 
licli oder dr aussen zu thuii habe , wobei denn 
noch gefragt wird , wovon man ( als dein rechten 
Punkt) ausgehen, und was man (vergleichender 
Weise) zuletzt bringen solle. So geschieht es denn 
gewöhnlich, dass -man von der Plastik ausgeht, 
wornach man die Darstellung der Welt als 
den Zweck aller Kunst angiebt, wobei man vor- 
züglich an die äussere Welt denkt, der man 
alsdann die Musik mit der i n n e r n Welt gleich- 
sam als eine Ergänzung nachfolgen Ülsst. Auf 
diese Weise kämen sie eigentlich nie zusammen, 
und könnten wohl zur Ähnlichkeit, aber nicht 
zur Einheit gelangen. Demnach ist denn auch die 
Musik der Piastill gewöhnlich untergeordnet und 
nicht in ihrer vollen Würde erkannt, worden. 

So lesen wir r. Ii. in einer nach Schölling 'scheu 
Grundsätzen verfassten Kunstlehre : 

„Die Musik, als Kunst des Innern Sinnes oder 
„der Empfindung und Leidenschaft, die als sol- 
„che dem reinen vollendeten Soyn (!) in dßr 
„Plastik entgegengesetzt sind, stellt die Kegungen 
„des Innern durch innerlich vernehmbare , d. h. 
„hörbare Bewegungen und Schwingungen, also 
„durch Töne , objectiv dar. Ihr Charakter ist 
„Leben und Leidenschaftlichkeit im Streben des 
„Gemüthes nach dem Absoluten , wodurch e s 
„sich seibat (!) absolut darstellt, so dass das 
„Absolute als Reales verschwindet. Die Musik 
„ist demnach das subjectivste Element der Kunst, 
„wo das Absolute nicht positiv absolut, wie es 



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2. d. übrigen Künsten. 



17 



„die unmittelbare Anschauung als We- 
senheit C!)t sondern als ein Absolutes der 
„Empfindung — , _ all in Zeit sich entfaltende 
„Einheit und Eigenheit dargestellt wird. — 
„Weil die Eigenheit, das n c g a ti v B Element 
„des Schönen, in der Musik V o rherrscht, so kann 
»,sie die Absolutheit nicht in der an sich und un- 
mittelbar gesetzten, also positiven und 
„objectiven Harmonie des Unendlichen und End- 
lichen offenbaren, sondern nur in der aus der 
„Eigenheit selbst gebildeten, also freien Harmo- 
„nie des Gemüthes widerstrahlen lassen.« 

So geschieht es, daas die Musik nur zu einer 
negativen, zu einer mittelbaren Kunst wird, 
weil hierdie Vorstellung von einein objectiven (äus- 
sern) Standpunkt ausgeht, und dieser fiir die Musik 
als Masstab angenommen ist. 

Der Fall wird sich gleich umkehren, wenn 
wir die innere Regung als Standpunkt annehmen, 
wornach die Musik eher als die unmittelbare, und 
die Plastik als die mittelbare Kunst erscheinen 
würde. 

Dieses Wechseln der Standpunkte zeigt schon 
an, dass man, um zu einem Vereinigungspunkte 
oder zur Einheit selbst zu gelangen, etwas We- 
sentliches dabei ubersieht. 

Dies Wesentliche ist: Es giebt für alle schö- 
nen Kiinsto nur einen wahrhaften Standpunkt, 
cutiu i. aa. 2 



18 Vom Verluiltn. d. Mus. 



und. dieser ist die innere Vorstellung. Die 
Kunst überhaupt hat es nie mit den Dingen selbst, 
sondern nur mit den Vorstellungen davon zu thun. 
Nicht die Welt selbst, so fern sie ist, stellt sie 
dar, sondern nur, so fern sie von einem bestimm- 
ten Gemüthe aufgefasst und von der Phantasie 
angeschaut wird. Sie hat nicht die Weit selbst, 
sondern nur den Eindruck derselben zum Gegen- 
stände, und zwar wie er sich in dum vollkomme- 
nem Gemüthe des Dichters uud Künstlers offen- 
bart. Jedes Kunstwerk hat den Zweck, den Ein- 
druck zu erneuen , den eine Sache auf die Phan- 
tasie des Künstlers hervorgebracht hat, und sie so 
darzustellen, wie er glaubt , dass sie am wahrsten 
und am schönsten auf jeden wirken müsste. 
Die Kunst geilt auf das höhere, geistige Leben , 
das die Welt gewahrt, welches sie wiedergibt, 
nicht, so fern diese blos die Sinne berührt, son- 
dern in so fern sie in die Seele kommt, und in- 
nere Regung wird. Bei diesem Leben , das sich 
in der Vorstellung erneuert und eine Beschäftigung 
der Phantasie wird, - kann vom Innern und Äus- 
sern, wenn man die Kunst in ihrem Mittelpunkt 
erfassen will, gar nicht mehr die Rede seyn. Die 
Phantasie -schaut auf jede innere Regung herrschend 
hinab, diese mag erst äusserlich Teranlasst, oder 
selbst innerlich entsprungen seyn ; auch die lebhaf- 
teste Empfindung in der Kunst soll uns nicht (zur 
Handlung) fortreissen, sondern wieder zur Vor- 
stellung werden, die von der Phantasie beherrscht, 
in der Verbindung mit andern Vorstellungen über« 
schaut und als Schönheit genossen wird. 



x. d. Übrigen Künsten- 



19 



Es ist schon im Allgemeinen eine unerkannte phi- 
losophische Wahrheit, dass wir nicht aus una herauf- 
gehen und zu den Dingen hiiiiilxrigelangen, in sie 
eindringenkönnen, sondern nach Masgabe der Sinne 
nur Bilder von ihnen empfanden und in um auf. 
nehmen; noch mehr aber und in einer besondere 
Beziehung ist dies bei den schiinen Künsten der 
f all. Sie kennen und sollen nicht die Wirklich- 
keit geben) sie müssen ihren unmittelbaren Ein- 
druck mildern und einen poetischen Schleier darü- 
ber werfen, (dun die Phantasie webt,) so das» 
sie,. bei aller objecliven Wahrheit, doch zugleich ein 
Gebilde der tönern Thittigkeit werden. Eine Rei- 
■ebeschreibung, eine treue Geschichte kann nicht 
ein Epos seyn. Die Dinge können und dürfen nicht 
ab allgemeine Erscheinungen aufgezählt und neben 
einander hingestellt werden, sondern sie müssen 
jemanden angehören , sie müssen als das Ergebnis 
einer bestimmten Auffassung, als die Anschauung 
einer empfindenden Seele, die selbst noch eine Ab- 
sicht (den Zweck der Schönheit ) damit verbindet, 
als ein Gepräge des Geistes zum Vorschein kom- 
men. Nicht einmal einzelne Theile einer Beigebe- 
Schreibung können, wie sie sind, in das poetische 
Werk mit hinübergehen, sie müssen erst in Em- 
pfindung getaucht und nach dem Zweck dssGanzen 
verarbeitet werden. Wie sehr die Kunst die Über» 
zeugung durch Wirklichkeit meidet, das beweist 
am deutlichsten die körperlichste von allen, die 
Bildhauerkunst, die, sogar die Gegenstände selbst 
zur Anschauung hinstellt. Sie muss ihnen die Tau- 
schung de* Lebendigen entziehen, sie in Licht 



Vom Verhältn. d. Mus. 



verklüren, damit sie wieder zur blossen Vorstel- 
lung werden und anzeigen können, dass sie ein 
Bild der Phantasie , das Gepräge einer bestimmten 
Auffassung scyn sollen, durch welche derWiedei- 
anschauende hindurch geht, geistig geleitet zum 
Gegenstande hindringt, nicht, um weniger als die 
Wirklichkeit, sondern dem Wesen nach mehr zu 
empfangen. Die schöne Täuschung oder die Täu- 
schung in der Schönheit hat nur die Absicht der 
tieferen, allgemeineren Wahrheit. — Die Malerei 
beweisst es vollends unmittelbar, dass die Kunst 
nur nach einem. Bilde strebe, in dem sie zaifbe- 
risch auf einer blossen Fläche die Vorstellung von 
einem Körper erweckt. 

Also dient alle äussere Erscheinung in der Kunst 
nurderinnernVorstellung. Diese istder End- 
zweck, du» Ende wie der Ursprung der Kunst, ihr 
eigentlichesSeynundihregcistige Wirklichkeit. Und 
damit stimmt die Musik vollkommen Überein ; sie ver- 
bindet die Vorstellung als innereEegsamkeit; -nicht 
die Welt, wiesieist, sondern wie sie e mp fun d e a 
wird, will sie offenbaren ; sie fasst die Endpuncte 
(das Resullireade) der übrigen Künste (aber doch 
ebenfalls nicht unmittelbar) auf, und schildert das 
innere Leben als das Ergebnis aller Wechselwir- 
kung zwischen der innern und Süssem Welt. 
Wenn sie regsamer und lebendiger erscheint, so 
kann ihr dies nicht zum Vorwurfe gereichen, da 
sie so grades Weges zum Wesentlichen, zum Leben, 
hinüberschreitet , und bestreitet sie nicht den gan- 
zen Umfang, indem sie vielleicht das Ruhigere, 



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i. d. übrigen Künsten. 



21 



Bestimmtere weniger wieder giebt, so hnt sie das 
mit allen Künsten gemein, dass ihr Wirkungskreis 
durch die Mittel beschränkt wird. Alle Künste 
zusammen machen erst — mit Abwerfung der 
Schlacken, die in der Prosa zurückbleiben — die 
volle Sonne des Lebens. 

Es ist aber, um sieb die Musik nicht gar zu enge 
gebunden zu denken, noch zweierlei wohl zu erwü- 
gen:c rs tlich,dass sie nicht Mos sogenannte Em- 
pfindungen im eigentlichsten Sinne, sondern über- 
haupt alle innere Regungen darstellt, diese mSgen 
im Herzen oder im Geixte vorgehen, Gefühl oder 
Phantasie seyn. Ja selbst die streitende Thatiglteit 
des Verstandes vermag sie auszudrücken. Alan 
denke nur an so manche herrliche, geistvolle Sym- 
phonie, an so manches wetteifernde Concert und 
an so manche disputirende Fuye : Kurz, Alles, was 
nur im mindesten als innere Regsamkeit kann em- 
pfunden oder 'verspürt werden, das fasst sie auf 
und hall es in schöner Verbindung der Phantasie zum 
Genüsse dar — der Phantasie, denn auch sie will 
nur für diese dichten und verschmäht alle sinnliehe 
Rührung und Aufregung des Instinkts. 

. Z w e i t e n s ist ihr auch die äussere Welt nicht 
verschlossen. Da die Seele nicht blos innerlich 
durch sich seihst, sondern auch von aussen bewegt 
und erregt wird , so kann und darf sehr natürlich 
eine Empfindung (eine Affection) auch auf einen 
äussern Gegenstand und auf die ganze äussere Welt 
bezogen werden. 



22 Vom Verhältn. d. Mus. z. d. übrigen Künsten. 



So können wir nach Anleitung der Töne 
alles Durchsch warmen , was uns je umgeben 
hat und. je durch unsere Sinne gekommen ist 
oder auch nur gedacht wird — den strahlenden 
Morgen wie den sinkenden Abend, das Brausen 
des Meeres wie den Frieden des Thals, Streit und 
Krieg wie die gemäsigtern Bewegungen des Le- 
bens. Deshalb kann sich die Musik mit dem 
Drama verbinden, und in der Vorstellung 
selbst zum Drama werden. Welch ein weites 
Feld , welch ein Reich zu immer neuen Schöpfun- 
genist ihr hiermit eröffnet! Drama und Oper streben 
nach einerlei Wirkung und wie nahe können sie da- 
rin zusammentreffen! Man frage sieb selbst, ob 
nicht die Iphigenie, von GÖthc und die Iphigenie von 
Gluck einen sehr ähnlichen, ja im Wesentlichen 
ganz gleichen Eindruck zurücklassen! 

So ist denn die Musik kein stiefmütterlich ein- 
gesperrtes Kind ; sie lebt mit den übrigen Künsten 
in einem und demselben Elemente, nämlich in der 
Vorstellung, die vor der Phantasie schwebt. 

St. Schern. 



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23 



Cb«r 

Clavierauszüge 

überhaupt, und insbesondere 

I. über die tod Händel» Joiua, II, Schneider'» Sttndßuh, 
OL Mptart'» Miterkotdiai , IV. Weber'« Euryantht, V. 
Spontini'i OlimpU, VI. Spohr'i Jenonda, VII. Feika'« 
Konicniir«, VIII. Actten Omar und Liila, IX. Carnfa'« 
Sotitmlr*» X. Auber"» Weif«, XI. dessen l.tocaMt, XII. 
RoMwTa SmäremUt, XIII. dessen Zilmira, XIV. Mo- 
lart's F/goro, XV. Marsclmer» Hob*»». 

Man geräth, soll rann ein im' Ciavierauszug er- 
scheinendes p-oss.es Vocal- und Instrument.! [werk 
besprechen , immer in eine gewisse Verlegenheit. 
Das Werk selbst aus und nach dem blossen 
Clavierauszüge beurtheilen wollen, wilre natürlich 
sehr unpassend , da das „Er ungue leonem** zwar 
wohl Etwas, doch liier eben so wenig ausrei- 
chend ist, als wenn der Recensent eines Kupfer- 
stiches nach Raphaels Tirmsfigurntion den eigen- 
th Cimlich en H;mstgclialt und Werth des ItaphaeU 
sclien Original - Gemäldes nach dem ihm eben 
vorliegenden Kupferstiche taxiren wollte, — oder 
einen Sichter nach einer Mosen Chrestoraatie «ei- 
ner Werke, — oder etwa umgekehrt Schiller« 
Gang zum Eisenhammer nach dem Schau- 
spiel Fridolin. " 

Aber auch wenn der Recensent dal Original 
seihst schon anderswoher* etwa durch Anhören 
der Auifahrung auf der Bühne , — oder durch 



24 



Ueber Ciavierauszüge 



Ansicht der vollst ändigen Partitur, genau kennt, 
und daher zu einer solchen B eurüi eil ung des Wer- 
tes an sich völlig in Stand gesetzt und competent 
ist, so gehört doch selbst dann ein ausführliches 
Besprechen jenes Gehaltes nicht in die Anzeige 
des Mosen Ciavierauszuges. 

Dicsemnach miisste drnn der Recensent eines 
solchen Auszuges sich freilieh bh» auf die Er- 
wiihnung und Betrachtung desjenigen beschränken, 
was den eigentümlichen Werth eines Ciavieraus- 
zuges als solchen ausmacht. Nun ist aber eine 
Betrachtung dieser Art ihrer Natur nach et- 
was ziemlich eng Beschränktes, und wenig an- 
ziehend, und grade darum liegt die Versuchung 
so nahe, zu Äusserungen über den Gehalt, die 
Eigentümlichkeit u . s. w. des Originals, oder, 
um gelegentlich auch fein einige Erudition an 
Tag zu legen, auch über seine Entstehungsge- 
schichte , seine und seines Erzeugers Schicksale, 
Charakter und tausend ähnliche A.propos flber- 
zuschweifen, welche — wenn auch an sich sel- 
ber manchmal angenehm belehrend und unterhaU 
Und, an dem Orte wo sie also stehen, eben doch 
immer hors d'oeuvre sind. 

Wir wollen die vorstehend bezeichnete fatale 
Alternative für diesmal dadurch zu vermeiden su- 
chen , .dass wir, statt uns auf eine trockene spe- 
cielle Anzeige der in der Überschrift genannten 
Ciavierauszüge zu beschranken, derselben eine 
allgemeine Betrachtung voraniiigen über das In- 



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überhaupt. 



25 



rtttut" der Clavier*uszüge überhaupt, Über deren 
eigentlichen Werth und über die Bedingungen ih- 
rer Nützlichkeit. 

Wir besorgen nicht, <lass man diesen Gegen« 
stand uninteressant und einer ausführlicheren Er- 
örterung unwerth linden werde. Es bürgt uns 
dafür nicht allein schon das allgemeine Interesse, 
mit welchem Clavierauszügo im Publicum, zumal 
in Teutschland, aufgenommen zu werde u pflegen* 
sondern auch die Überzeugung von ihrer wirkli- 
chen vielfältigen Nützlichkeit, indem sie, ohgleicli 
nur Surrogate der vollständigen Partitur, obgleich 
nur Nachbildungen des vollständigen Werkes in 
verkleinertem Masstabe, doch in mancher Hinsicht 
eigene Vortheile gewahren , welche die volle Par- 
titur selbst nicht zu gewähren vermag, und sol- 
chergestalt tief und wirksam in das sowohl prak- 
tisch als ins theoretisch musikalische Leben viel- 
seitig eingreifen. 

Diese eigentümlichen Vortheile und Vorzüge 
bestehen, wie natürlich, in der in jeder Hinsicht 
leichteren Zugänglichkeit und Brauchbarkeit, und 
insbesondere in der leichteren Ausführbarkeit 
selbst in ganz beschrankten häuslichen Kreisen, 
wodurch nicht nur der Gehuss, und vorzüglich 
mehrfaltiger Nachgenuss, erleichtert und allgemei- 
ner Verbreitet, sondern auch die Auffassung des 
Originalwerkes seihst durch Vorgenuss des Auszuges 
vorbereitet, gesichert und erleichtert werden kann, 
übrigens selbst für diejenigen , welche nie zum 



2G 



Ueber ClavterauszÜgt 



Anhören des Originals gelangen, und welchen 
selbst (physisch oder iutellectucll) der Genuss ver- 
sagt 'ist, es durch Lesen der Partitur aufzufas- 
sen oder zu studiren, wenigstens gleichsam durch 
eine« Kupferstich oder 5 chatten riss , ein ungefäh- 
rer Begriff vom Originale gewährt wird , was Al- 
les nicht anders als höchst wohlthUtig dahin wir- 
ken kann, Sinn, Geschmack und Interesse für dra- 
matische; Tonkunst zu wecken, zu nähren und 
aufzufrischen, und überhaupt den Kunstsinn nacli 
allen Richtungen auszubilden und zu verbreiten. 
Als nicht unerheblich kommt nebenbei noch mit 
in Erwägung, .dass sehr viele Bühnen, bei der 
Aufführung von Opern , den Ciavierauszug auch 
als sehr bequemes Souffleurbuch gebrauchen — 
so wie Als Correpetitoren sowohl als- die Sänger 
zu bequemster Einlernung der Parte , und dass 
übrigens Clavicrausziige zuweilen sogar bei voll- 
stimmigen Aufführungen di'eStelle der vollen Par- 
titur vertreten. Ja, ea haben bereits bedeutende 
Tonsetzer und Verleger angu faulen-, grössere Vo- 
cal- und InstrumenLahverke in gestochenen Auflege- 
stimmen ohne Partitur, und statt derselben 
mit einem zur Direction dienenden Cia- 
vier auszug«, herauszugeben. 

Aus diesen verschiedenartigen eigentümlichen 
Zwecken eines Claviorauszuges, ergeben sich von 
selbst die Foderungen , welche man, sowohl an 
den Bearbeiter, als an den Verleger eines Ciavier- 
auszuges zu machen berechtigt ist, und welchen 
zu gentigen beide sich bestreben müssen; und 



überhaupt. 



27 



eben damit ist denn auch zugleich der Masstab 
gegeben, nach welchem der Werth und die Nütz- 
lichkeit einer solchen Clav! erbearb-ji tun g zu be- 
messen sind, nämlich danach, ob und in wie- 
fern dieselbe geeignet ist, die vorstehend bezeich- 
neten Interessen zu befriedigen. 

Fürs erste ergiebt sich nämlich aus der bereits 
ausgesprochenen Grundansicht* dass, da der Cla« 
Tierauszug nichts Anderes ist ab einSur rogat der 
vollständigen Partitur, so wie die Auffuhrung des- 
selben am Piano forte Surrogat der vollständigen 
Aufführung mit allen Stimmen ist, erglüht sich, 
sag' ich, von selber die Aufgabe, dass solches Sur- 
rogat dem Vorbilde, wovon es eine compeudiöse/e 
Nachbildung ist, möglichst nahe zu kommen stre- 
ben muss; und aus diesem Gesichtspunkte er- 
scheint denn, als erstes Erfodernis, die Aufgabe 
möglichster Vollständigkeit, und zwar 
in jeder Bedeutung dieses Wortes. 

Wir verstehen naralich darunter fürs Erste: 
dass der Auszug das ganze Werk, und nicht, 
wie zuweilen wohl geschieht, bios eine willkürliche 
sogenannte Auswahl von Favoritstücken enthalte, 
welche letztere verkrüppelte Art, ein grosses Werk 
in Cabinetsstückchen' zerlegt zu liefern, eigentlich 
immer eine schnöde, sehr tadeluswerthe Entwei- 
hung und Verstümmelung, ein Zerfetzen und Zer- 
nichten des Zusammenhanges und des Ineinander- 
greifens des Ganzen ist, eine Herabwürdigung der, 
als harmonische Glieder eines Ganzen geschaffenen 



28 



Ueber Ciavierauszüge 



Theile zu abgerissenen Exempeln zum Handge- 
brauchs * und wenigstens nicht viel besser , als 
wenn ein Zeichner einzelne Nasen, Augen, Oh- 
ren, Hände, Gesichter u. dgl. aus Raphaels Abend- 
mahl zu VorlegebUittern für Zeichnungsschiiler 
nachzeichnen und unter dem Titel eines Auszu- 
ges aus dem Hauptgemälde — oder einer auszug- 
weisen oder gedrängten . Nachbildung desselben, 
verkaufen wollte — oder ein Buchhändler eine 
Sammlung einzelner Yerse aus der Iliade, als Ex- 
empel zum Shandiien, unter dem Titel einer com- 
pendiöseren Hiade — oder wie das schmähliche 
Unternehmen jenes Sudlers , welcher aus Jean 
Pauls Schriften eine Ouantität einzelner Phrasen 
ein Heft zusammen abcopirt« , und es unter dem 
T'tel: Jean Pauls Geist (!) drucken lies! 

Unsere Leser werden finden: wir halten etwas 
■lark auf Zusammenhang , und darauf, dass Etwas, 
was als E in Ga u % es gedacht und geschaffen worden, 
auch als ein Ganzes ganz beisammengehalten werde. 
Giebt es aucli gleichwohl Leser, Hörer und Sänger 
genug, welche aus dem Ciavierauszug einer Oper 
auf den ersten Griff alsbald Mos die in Cirheln 
und Assembleen mit Applaus producirlichen zärt- 
lichen Duette, schmachtenden Bomanze*h und — 
kommt es hoch, die brillanten Bravourstücke heraus, 
zufinden wissen, und vom Übrigen Wae Notiz neh- 
men : Mögen diese immerhin! aber wenigstens ent- 
ziehe man darum nicht dem besseren Leser, nicht 
dem rechten Kunstfreunde die Integrität des Zu- 
sammenhanges» und biete ihm nicht, statt der le- 



überhaupt. 



29- 



b endigen blumigen Flur, eine Handvoll abgeschnit- 
tener, in ein Glas Wasser ■ gesteckter Blunien. 

Ja, wir gehen in uusern Federungen (oder 
doch Wünschen , ) in Ansehung der Ganzheit des 
Werkes sogar noch einen Schritt weiter. Unseres 
Bedünkens raiigste nlimiich ein Ciavierauszug , um 
allen vorhin aufgezählten Bedürfnissen, Anfode- 
rungen und Zwecken vollständig zu entsprechen, 
zugleich das v ol ls tä" nd i g e T ex tbu c h enthal- 
ten. Wir setzen nämlich voraus, dass ein rechter 
Leser einen Opernauszug keineswegs als ( wie 
man zu sagen pflegt) blosse Musik, nämlich 
nicht als Tongebilde ohne Beziehung auf die dra- 
matische Situation, durchgeht, sondern um da» 
dramatische Ton werk als solches anzu- 
schauen, zu empfinden uäd zu gemessen, und 
dass auch rechte Siinger eine dramatische Musik, 
wenn auch ohne dramatischen Apparat und ohne 
theatralische Action, doch mit dramatischem Sinne, 
undalsoün Sinne der dramatischen Situation, singen 
wollen. Um dieses, um das Verständnis der Situa- 
tion und des ganzen Zusammenhanges derselben 
möglich zu machen, ist aber der Mltabdiuck des 
vollständigen Textes erfoderlich , wenigstens für 
alle diejenigen, welchen der Gang des Stückes nicht 
sehon von früher her bekannt und geläufig, son- 
dern die Oper vielleicht gar noch ganz neu ist. 

Wir meinen dieses auch keineswegs allein vom 
blos gesprochenen Texte, (der sogenannten 
Prosa,) bei Opern mit gesprochenem Dialog, (wel- 



lieber Clavierauszü^e 



eher bereits von jeher in den gestochenen franzo« 
inschen Operuparliluren mit abgedruckt ist.) D;iss 
dieser, der nicht gesungene Test, im Clavier- 
auszuge mit abgedruckt werden sollte , — oder 

Inhaltes und des Fortschreitens der Handlung von 
einem TonstÜcke zum anderen, das wäre noch 
das Allerwenigste; sondern es sollte, vor je- 
dem Gesangs tileke, sowohl dieser, als auchderganz 
durch coinponirten sogenannten grossen Oper, der 
Text desselben noch besonders abgedruckt sein , 
um leichter und kürzer im Zusammenhange erfasst 
und überschaut werden zu können, als dies durch 
vollständige Durchlesung des, zwischen den oft 
zahlreichen Notenzeilen des Gesangstückes zer- 
streuten, oft durch zahlreiche Wiederholungen 
u. dgl. auseinandergereckten Textes, zumal in so- 
genannten Ensemblestücken , möglich ist. 

Übrigens wünschten wir, dass auch in den 
Musikstücken selbst, das während ihres Verlaufes 
auf der Bühne Vorfallende mit ange- 
merkt werde, wie man dies zwar m manchen 
Ciavierauszügen auch ganz verständig befolgt, in 
manchen anderen aber auch, unverständig und un- 
verständlich genug, vernachlässigt findet. Man 
denke sich z. B. das erste Final in Mozarts Fi- 
g a r o , in einen Ciavierauszug gebracht, in wel- 
chem von alt dem verschiedenartigen Thun und 
Treiben, von welchem dies intriguen volle Finale 
durchwebt und belebt ist, Nichts angemerkt, und 
nur gratis die gesungen werdenden Worte un- 



überhaupt. 



31 



ter die Notenzeilen geschrieben wären — man 
denke Sich ^inen Leser, welchem die Oper noch 
nicht bekannt, und dessen Absicht wäre, aus sol- 
chem Clavierauszuge sich damit bekannt zu ma- 
chen : was würde er aus solchem unerklärten Ge- 
wirrs wunderlichen Hin- und Her-lledens, Zu- 
flüstern s u. s. w. u. s. w. zu entnehmen vermft. 
gen? was dabei denken ? was empfinden? — Niehl 
viel besser, als dein hier beispielweis gesetzten 
Leser, ging es vor mehren Jahren dem Referen- 
ten dieses, mit Webers Freischütz. Es war ihm 
von dieser Oper noch gar Nichts bekannt, als ihm 
zuerst ein Ciavierauszug davon zur Hand kam , 
weichein von seinem Bearbeiter nichts Anderes als 
grade nur die Worte des musikalischen Textes 
mitgegeben waren. Begierig durchlief er das gan- 
ze Werk; es war und blieb ihm aber unmöglich, 
sich daraus einen Bogriff vom Zusammenhango 
der Handlung zu bilden — am wenigsten von dem 
Melodrama in der Wolfschlucht, WO sogar der» 
zwischen und wahrend der Musik gesprochene 
Text, bis auf die einzigen Wörter „Eins", „Zwei", 
„Drei", weggelassen ist,' so dass dieser Auszug 
den Leser von den vielfältigen Vorgängen' während 
der Musik, von den G- spenstererscheinungen u. 
dcrgl. nicht das Geringste ahnen oder errathen, 
und daher von der Bedeutung all der wunderli- 
chen Tongebilde durchaus nichts verstehen und 
begreifen Iiis st. — Überdrüssig dieser Unklarheit 
legte er das Heft beiseite, und kam erst ins Klare 
als ihm bald darauf ein anderer, vom Tonsetzer 
selbst verunstalteter, zwar nicht den gesprochenen 



S2 Veber Ciavierauszüge 



Dialog einhaltender, aber doch mit sorgfältig voll- 
ständigen Andeutungen dosen, was wahrend der 
Blusik vorgeht, versehener Clavierausius; zu Hiln- 
den kam, ihm die wunderlichen Itilthsel end- 
lich einigerraasen errathen» und so des Tong'ebiU 
des Sinn und Bedeutung wenigstens ahnen Hess, 
welche ihm aber doch erst spater, bei Durchle- 
sung des Textbuches , völlig verständlich wurden. 

Die Ausführung alles dessen, was wir bis hier- 
her, als Erfodemisse oder Wünsche iuUetreff der 
Einrichtung der ClaWerauszüge, und zwar in An* 
sehutii,' der nölliigeit - Vursiluidf itlikvit (' c i' Hand- 
lung, und somit auch der Musik, in Anregung 
gebracht.unterliegt in sofern keiner Schwie- 
rigkeit, dass man nur wollen darf, um die- 
sen Erfodernissen zu entsprechen. Die geringe 
Vermehrung des Aufwandes ii.Ögte bei jedem Cla- 
vierauszuge , bei sonst zweckmässiger Öconomie 
der Einrichtung, vielleicht kaum mehr als etli- 
che Blattseilen betragen, und kaum einige Freis- 
erhöhung nöihig machen, welche sich übrigens 
sicherlich jeder mit Vergnügen gefallen Hesse , 
dem bei. der scenischeii Musik Etwas daran liegt, 
ihren Sinn verstehen zu höntien, — Nebenbei er- 
innern wir nur noch , dass ein also ausgestatteter 
Ciavierauszug insbesondere auch zum Gebrauche als 
Souffleurbuch die höchste Vollkommenheit erreichen 
würde, und daher auch zu diesem Behüte wohl gar 
manches Exemplar mehr abgesetzt werden dürfte. 

Eine keineswegs leichte Aufgabe für den Ver- 
fertiger eines Ciavierauszuges ist es hingegen , die 



□igitlzed b/ Google 



überhaupt. 



33 



Ciavierbegleitung so einzurichten, dass sie, als 
Surrogat der vollen Orclipsterbegleitung , diesem 
ihrem Vorbilde möglich st nahe komme. 
Hier gilt es nicht allein, so viel möglich, jede 
Figur der Instrumentation treu in der Clavier- 
■timrae wiederzugeben, oder wenigstens möglichst 
anzudeuten, sondern da, wo so vollständige Nach- 
büdung auf dem Tasteninstrumente nicht ausführ- 
bar, oder doch allzu schwierig sein würde, grade 
Dasjenige aus der Instrumentalbegleitung auszu- 
wählen und wiederzugeben, was eben am eff'cc- 
tuirendsten, grade hier charakteristisch und daher 
am wenigsten entbehrlich ist. Es ist wohl keine 
Frage, dass solcher Beurtheilung und zweckmäs- 
sigen Auswahl nur derjenige gewachsen ist, wel- 
cher nicht allein den Effect der Instrumenta- 
tion, sondern auch den Sinn und CJiaraktcr der- 
selben und ihr Verhältnis zur auszudrucken- 
den Empfindung ganz versteht; und aus diesem Ge- 
sichtspunete betrachtet ist es denn freilich em- 
pörend, zu sehen, dass unsere Musik Verleger so 
häufig, nur darauf bedacht, kauflustigen Dilettanten 
wieder einmal einen neuen Pack Ijoten zum 
Ableiern aufs Fianuforte zu liefern, die Fertigung N 
von Clavierauszägen bedeutender Werke gemei- 
nen, meist anonymen Lohnsudlern anvertrauen, 
welche, statt einer bedeutsamen, den Geist mög- 
lichst concentrirt abspiegelnden Bearbeitung, nur 
eben etwas hinklecksen, was ihrem Unverstände 
gut und bequem dünkt, und auf diese Weise 
Meisterwerke grosser Tondichter aufs lUnverant- 
wortlichste versudeln und entstellen. 

CÜciÜm I, Id. 3 



34 lieber C lavier auszüge 

Man mögte daher beinahe behaupten, dass ein 
vol lifo mm eil zweckmässiger Claviernuszug fast nur 
von dem Compimisten des HaTiptwerfces selbst mit 
Zuverlässigkeit erwartet werden könne. Indessen 
droht von dieser Seite wieder eine andere Klippe, 
indem, wie m<*hre Beispiele zeugen, der Tou- 
setzer, bei der Fertigung eines Auszuges seiner ei- 
genen Composition, nicht leicht der Versuchung 
widersteht, seine ganze Instrumentation so voll- 
ständig wie möglich , und somit in den meisten 
Fällen bei Weitem zu rief und mehr in die Cia- 
vierbegleitung zu drängen, als ein Clavierspielar 
gewähnlich zu leisten oder doch gut und effectui- 
rendzu leisten vermag : und dieser Fehlgriff scheint 
uns so erheblich, dass man fast wünschen sollte, 
die Tonsetzer mügten sich der Fertigung solcher 
Auszüge ihrur^ eigenen Compositionen doch lieber 
gar enthalten, weil sie, durch solches Zuviel des 
Guten, am Ende die Leichtigkeit der Ausführung, 
allerwenigslens die Sicherheit gu te r Ausführung, 
und dadurch einen der Hauptzwecke einer Cia- 
vierbearbeitung , den Genuss des Werkes im Pri- 
vatkreisc, ^erschweren und oft unmöglich machen. 

Freilich ist diese Rücksicht allemal subjectiv, 
Indem sie . von der individuellen grösseren oder 
geringeren Kunstfertigkeit des Ciavierspielers ab- 
hängt, und in sofern müsste es eigentlich so viele 
Abstufungen von schwereren und leichteren Cla- 
vierauszügen gehen, als es Abstufungen von mehr 
oder minder gesclückten Ciavierbegleitern giebt: 
was freilich nicht ausführbar ist. Allein auch hier 



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überhaupt. 



35 



pebt es Attsktinftmittel, und eines der wirksam- 
sten besteht darin, dass man dem schwächeren 
Spieler durch kleinere Nötchen -auszeichnet, was 
er, fällt es ihm etwa zu schwer, am füglichsten 
auslassen und dadurch sich den Vortrag des Not- 
wendigeren erleichtern und sichern kann: eine 
Einrichtung, die wir mit Vergnügen schon bei ei- 
nigen Claviei'auszügen bemerkt haben. 

Endlich mSgten wir auch noch sehr empfeh- 
len, dem Ciavierauazuge, so viel wie möglich, an 
betreffenden Stellen bei zu schreiben, weichest) r- 
chester - Instrument eben diese oder jene 
Stelle, diese oder jene Figur, etwa als solo her- 
vortretendes Instrument, oder aber als in Masse 
wirkend, in der ursprünglichen Instrumentation 
vorzutragen hat. Solche Andeutung, welche so 
leicht durch das Beischreiben weniger Worte, z.B. 
„Flauti", „Oöoi", „Timp.u, „Vni." u. dgl. ge- 
schehen kann, sollte um so weniger unterbleiben, 
da es einleuchtend ist, wie erheblich es, nicht al- 
lein för die Art des Vortrages dem Piano fortespie- 
ler sein muss, zu wissen, ob z. B. eine bedeut- 
■ame Bassnote von den Bass -Instrumenten entwe- 
der col nrco, oder etwa pizzicato, — con, oder sen- 
tit sordini, ob von der klangreichen Bassposaune, 
oder etwa von dertrocken markirenden Pauke solo- 
oder von der gesammten Masse aller Bass- Instru- 
mente angegeben werde u. dgl. — sondern wie 
interessant und wichtig solche Anzeige vorzüg- 
lich auch demjenigen ist, welcher den Auszug 
als Surrogat einer vollen Partitur zum Studium 



36 



Veber Ciavierauszüge 



gebrauchen, oder ihn dazu benutzen will, sich ei- 
ne Vorstellung von dem vollständigen Werke dar- 
aus zu bilden; — .nicht zugedcnken, dass der Aus- 
zug erst durch solche Einrichtung möglichst brauch- 
bar wird um noth falls selbst dem Dirigenten der 
yollitilndigen Aufführung als Surrogat der Parti- 
tur zu dienen. 

Weiter müssten wir auch noch wünschen, das* 
da, wo in der Partitur noch sogenannte trockene, 
d. h. blos mit Ziffernbass versehene Stellen, 
Recitative u. dgl. vorkommen, die Gensralbasg- 
begleitung im Cktvierauszuge allemal fein in No- 
ten ausgesetzt werden- möge, um auch den- 
jenigen zugänglich zu werden, welche nicht das 
Glück gehabt, den Schulstaub der Generalbassbc- 
zifferung zu gemessen. 

Nach den bis hierher ausgesprochenen, die gewis- 
sermasen innere und wesentliche Einrich- 
tung eines Ciavierauszuges betreffenden Wün- 
schen, berühren wir nur flüchtig noch einige sich 
eigentlich von selbst verstehende , welche man das 
Äussere desselben nennen könnte. Es gehören 
hierher, nebst einem correcten und möglichst deut- 
lich ins Auge fallenden , das Lesen mehrer Per- 
sonen aus Einem und demselben Exemplar er- 
leichternden Text- und Notenstich, vor- 
züglich auch die Vermeidung allzu ängstlicher 
Sparsamkeit an N o ten z eile n. Wer hat es 
nicht schon mit Verdruss erfahren , wie unange- 
nehm es ist, die Singparte zweier, ja oft noch 



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überhaupt. 



37 



mehrer Personen auf eine und dieselbe Notenzoile 
zusammengedrängt zu finden. — Noch unange- 
nehmer und - vcrdrüsslicher ist es , wenn gar am 
Texte gespart, derselbe nicht unter jede Singpart 
gestochen, sondern dem Sänger zugemuthet wird, 
aus der für ihn bestimmten Notenzeile die Noten, 
den Text aber aus einer andern, wohl gar ziem- 
lich entfernten Zeile zu lesen. Es ist klar, dasa 
ein so höchst nachlässig ausgestatteter Ciavieraus- 
zug zu einer einigermasen befriedigenden Aus- 
führung nie dienen kann. 

Nachdem wir in den vorstehenden Betrachtun- 
gen gleichsam ein Ideal eines möglichst zweck- 
mässigen Ciavierauszuges aufgestellt, hegen wir 
zwar den lehhaflesL«n Wunsch, dass unsere Erin- 
nerungen von Kinfluss auf künftig er- 
scheinende Bearbeitungen dieser Art 
sein , und so zur fruchl reicheren Bewirtschaftung 
und Veredlung dieses für die Kunstkultur so wich- 
tigen Feldes hinleitun mögen; wir wollen uns 
aber darum nicht mit den tauschenden Hoffnun- 
gen so erwünschten Erfolges schmeicheln, denn — 
wir wissen nur zu gut, wie Verleger und ihre 
Handlanger nun einmal zu sein, und wie sie ein 
nun einmal in ein gemeinübliches Geleise einge- 
fahrenes Geschäft umwändelbar Order zu betreiben 
pflegen. Indessen können wir uns nicht erweh- 
ren, uns wenigstens. in Gedanken gleichsam au der 
Mosen Idee der Möglichkeit zu weiden, d.iss es uns 
jonal so wohl werden könnte, so oft wir einen 
Ciavierauszug ergreifen , jedesmal den rechten 



38 lieber Ciavierauszüge 



Geilt und wesentlichen Inhalt eines grossen Ton- 
werkes möglichst vollständig in nuce in der Hand 
zu halten, — so oft uns der Auszug einer uns noch 
unbekannten neuen Oper zu Händen kömmt, den- 
selben als ein in sich selbstverständliches, zusam- 
menhangendes Ganzes durchgehen und du rcb em- 
pfind c-u zu können I — ^ 

Doch es ist Zeit, von Wünschen und Vorschlä- 
gen endlich zum wirklich Vorhandenen herüber- 
ziihlicken, zu den uns dermal zur Anzeige vor- 
gelegten in d<;r Überschrift aufgezählten Ciavier- 
auszügen- Wir durchgehen sie, zwar mit Rücfc- 
hMck auf das vorstehend aufgestellte Ideal, doch 
ohne grade Übereinstimmung mit demselben un- 
bedingt zu fodern. Insbesondere wollen wir im 
Voraus bemerken, dass unser obiger Wunsch; 
auch den Text der Oper eigens mitahged ruckt zu 
sehen, welcher vor uns noch von Niemanden auch 
nur als Wunsch und Vorschlag ausgesprochen wor- 
den, begreiflich noch viel weniger in einem der 
■vorliegenden Werke realisirt erscheint. — 

Aber nun endlich ad Speciem\ 

I. 

Josua, Oratorium von G. F. Handel, im 
Klavierauszuge von J. C. F. Hex, Musik- 
direclor an djr Di'iüt'.ilii^hu'is-Kii-die in Ber- 
lin. Berlin bei T. Trautwein. Pr. 4 Kthlr. 
12 Gr. 

Wie sehr Hie Herausgabe eines Ciavierauszuges 
eines so herrlichen Werkes wie IlUndel's Josua 



Händeis Josua. 



3? 



ein verdienstliches Unternehmen zu nennen ist, und 
wie sehr es nebenbei auch dem modernen Zeit- 
geiste zusagt, welcher so gerne s e i n e Zeit über der 
alten beinahe vergisst, — dies alles braucht nicht 
erst besonders he raus gestrichen zu werden; und 
was wir hier über diese Herausgabe zu sagen 
haben, wird sich daher ganz streng auf die Er- 
wähnung dessen beschränken können, was der Be- 
arbeiter und die Verl Behandlung dafür gelhan 
haben. 

Was den erstem betrifft, so entspringt eine 
günstige Vermuthung sorgfaltiger und fleissiger 
Bearbeitung des Ciavierauszuges schon daraus, 
dass der Bearbeiter sich durch Nennung seines 
Namens zu dieser Arbeit bekannt hat', und schon 
dadurch also dieselbe von den Bearbeitungen ge- 
wöhnlicher Lohnarbeiter auszeichnet, welche sol- 
che Arbeiten pro stylo anonym und daher ohne 
öffentliche Verantwortung, anfertigen, und solche 
bequeme Art, ohne Verantwortung zu arbeiten, 
sich mitunter nur gar zu sehr zu Nutze machen. 

Dem achtbaren 1 Verfasser des vorliegenden Aus- 
zuges sind wir da&Zejigniss schuldig, dasa er die 
Instrumentation des Originals in seiner Cla. 
vierbegleitung mit möglichster Vollständigkeit und 
Treue . wiedergegeben, und dabei auf möglich- 
ste Leichtigkeit der Ausführung am Pianoforte 
den dankens werthesten Bedacht genommen liat. 
Insbesondere findet man in seiner Bearbeitung 
einen Theil der in der Einleitung zu den gegen- 



40 Ueber Clavierausiüge : 



wartigen Betrachtungen aufgestellten Wünsche 
realisirt. So ist z. B. auf S. 72 die Tonmalerei des 
die Stadtmauern niederschmetternden Trompeten- 
Schalles, wenn auch das Vermögen des Pianoforte- 
spielers übersteigend, docli dem Leser durch klei- 
nere, oder in Klammern eingeschlossene Nöten an- 
gedeutet, und eben so das Stillstehen der Sonne 
Seite Ho bis 112, mittels des während 25 Tacten 
unbeweglich liegenbleibenden Tones u. dgl. 

Auch dies ist wohl zu loben, dass der Bear- 
beiter zwar die Sopran- und Altstimmen durch- 
E än S'5) nnd auch die Tenorstimme da, wo sie al- 
lein figurirt, in. den allbeliebten und allbekannten 
Violinschlüssel gesetzt, da aber, wo die Tenor- 
Stimme mit Sopran- und Altstimmen coneurrirt, 
für jene den ihr ei genthüm liehen Tenorschlüssel 
beibehalten hatj Weil, wie er sehr richtig sagt, 
hier das Versetzen des Tenors in den Violinschlüs- 
■el ein verkehrtes Bild der Intervalle gäbe. 

Auch hat Herr Rex die an manchen Stellen 
des Originals vorkommende blose Zifferbass Beglei- 
tung , dem oben ausgesprochenen Wunsche gemüs, 
in Noten ausgesetzt, jedoch», mit sehr lobenswer- 
therTreue, diese seine Noten von denen des Com- 
poni st<ui durch kleineren Notenstich ausgezeichnet, 
z. B. S. 17, 18, 41, 53, 54, u. a. m. — zuwei- 
len sind auch, wenn auch nicht überall wo es zu 
wünschen gewesen wäre, die Orchesterinstrumente 
angezeigt, i, B. S. 19, 20, 52, 5§, 55 , 72 , 74, 
100, 109, 110, 111, 113, u. a. m. 



Händeis Josua. 



41 



Minder lobenswert!) wird man es finden , dass ' 
er zwei in der Originalpartitur enthaltene Arien 
im Clavierauszuge gänzlich ausgelassen und man- 
che Iii torn eile willkürlich, seinem — und sei 
es auch dem heutzutag allgemein geltenden Gev 
schmacke gemäss, abgekürzt hat Sei es auch, 
dass der ärmlich moralisircnde Text jener Arien 
dem Tonsetzer keinen Stoff zur Begeisterung gege» 
ben, — sei es, dass der heutige Geschmack sich von 
Ritornellen jener Zeit abneigt: dennoch sollte der 
Bearbeiter eines Ciavierauszuges sich solche Un- 
terdrückungen nie erlauben , und überhaupt Nie- 
mand das Werk eines Andern dem Publicum an- 
ders, als möglichst "treu , und am wenigsten un- 
ganz (um das gelindeste Wort zu wählen) über- 
geben. 

Der Stich des Werkes ist sehr correct*), auch 
gut in die Augen fallend, und auf 150 ^uerfolio- 
seiten guten Papieres abgedruckt. Der Preis ist, in 
Vergleichung zu den jetzt cursirenden, nicjit uber- 



*) Geringfügige Stich- oder Schreibfehler, wie z. B. 
dass gleich auf der ersten Seite des Ciaviorausiuges, 
im unterstell Systeme, beim letzten Achtel des zwei- 
ten Tactes, in der Oberstimme vor c ein ^ stehen 
sollte, data S. 53 im 5. Tacte vor g ein $ stehen,— 
S. 55. T. 5. das Wort Fiat, und im sechstletzten das 
Wort jidagio auch der Begleirungstimmo beßeschrie- 
ben sein sollte, io wie S. 5? T. 6. in der Sing- 
stimmo entweder das Wort Fine, oder wenigstens ein 
rr~ i — diese und andere ähnliche kleine menda sind, 
sag ich, kaum erwähnenswert^. 



42 



lieber Ciavierauszüge: 



spannt. Sa übrigens auch die ausgesalzten Chor- 
Stimmen in demselben Verlage lithographirt sind, 
so dürfte die Verlaghandlung wohl keinen Scha- 
den, sondern wohl eher Vortheil durch reichliche- 
ren Absatz davon haben, wenn sie, als Zugabe zum 
Ciavierauszuge, wenigstens auch Ein Exemplar der 
Singstimmen, zur Erleichterung der Aufführung in 
kleinem Privatzirkeln, beifügte. 

Dem teutschen Texte ist , wie der Bearbeiter 
in der Vorrede erwähnt, die ältere vorhandene 
Verteutschung zwar zu Grunde gelegt, zugleich 
aber auch, manche Verbesserung von Berliner 
Kunstfreuaden benutzt worden. — Es mag dies 
ganz gut und zweckmässig sein : allein zu wün- 
schen bleibt uns dabei immer, daas auch der eng- 
lische Urtext zugleich mit abgedruckt sein müge, 
indem eine Vocalcomposiüon am Ende ja doch 
immer nur in der Ursprache ganz sie selbst bleibt. 

Für die Aufführung am Pianofüvto werden 
vorzüglich die episodische Scene zwischen Oth- 
niel und Achsa, S. 49 — 60 des Ciavierauszuges, 
und die frommen Freudenchöre i36 bis 150, rei- 
chen Genuss gewähren: namentlich ieigt sich im 
Duette S. 67 u. f. die liebenswürdige tiefrührende 
GemüthlicUkeit des grossartigen Altmeisters teut- 
scher Tondichter im herrlichsten und im höchsten 
Grade anziehendem Lichte. Niemand wird wohl 
dieses wahrhaft herzige Tonstück vernehmen, oh- 
ne den wohlthuendslen Eindruck zu empfinden, 
wenn anders ihm und den vortragenden Per- 



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Schneiders Siindßutk. 



43 



soneti gegeben ist, sich in den Sinn, Geist und 
Stimmung jener alter! Uli m liehen Art und Weisehin- 
ein zu Fühlen, und nicht allein die Singstimmen, son- 
dern auch die in ihrer Art nichts weniger als 
leichte Clavierbcgloilung jenem Sinne gemäss aus- 
zuführen *> 

n. 

Die Sündfluth, Oratorium von E. von Groote, 
in Musik gesetzt und Seiner Königlichen, Ho- 
heit , Ludwig , Grosherzog zu Hessen und 
bei Rhein etc. etc. in tiefster Untert Ii linigkeit 
gewidmet von Friedrich Schneider. 
Vollständiger, vom Co mpo nisten verfertigter 
Ciavierauszug. Preis 18 Fr. Bonn und Cöla 
bei N. Simrock- Eigenthum des Verlegers. 

Wenn wir, unsern in der Einleitung zu den gegen- 
wärtigen Böurth eilungen ausgesprochenen Grund- 
sätzen gemäss, schon überhaupt bei jeder Anzeige 
eines Ciavierauszuges, den Werth oder Umverlh 
des Original werk es seihst nicht eigens zu erwähnen 
haben, so können wir eine solche Erwähnung ins- 
besondere hier um so leichter unterlassen , da 
desselben schon auf Seite 361 des 4- Heftes dieser 
Blätter vorläufig nach Würden gedacht worden ist, 

•) Während der Correctur des gegenwärtigen Druck- 
bogens bemerke ich , da» von eben diesem Orato- 
rium auch bereits bei Krani in Hamburg ein Cla- 
vierausiug tob J. H. Ciasing erschienen ist, 
i44 Seiten Querfolio , ohne Angabe des Preiset. 

Jum, Verf. 



44 Veber Ciavierauszüge: 



und im nächsten Hefte «ine eigene ausführlicher« 
Beachtung desselben erscheinen soll. Darum hier 
nur Weniges über den Ciavierauazug als solchen. 

Dass er im Allgemeinen zweckmässig und mit 
voller Kenntnis, Beurth eilung und Auswahl des 
Wesentlichen ange'fertigt ist, dafür bürgt nicht 
allein der Umstand , dass die Bearbeitung aus der 
Feder des Componisten selbst geflossen ist , son- 
dern insbesondere auch der weitere, dass dieser 
Auszug, wenigstens bis jetzo, ohne die Partitur 
selbst erschienen und daher ge wisse rmasen be- 
stimmt ist, wenigstens bis zur — ■ immerhin noch 
nicht mit Zuverlässigkeit bevorstehenden, Öffentli- 
chen Herausgabe der vollständigen Partitur, die 
Stelle derselben in vielfacher Hinsicht zu ver- 
treten- 

Die Ausgabe, auf 129 9 uor ft | ^ (,8e ' ten t tragt das 
Gepräge der gewohnten Simrockscheu" Zierlichkeit 
des Stiches, auf nicht übelin Papiere. In Anse. 
hung der Corrscthsit bleibt jedoch Einiges zu 
wünschen übrig. Z. B. auf Seite 12, T. 18 sollen 
die Töne des Basses und Tenors a und c sein, 
und in allen Singstimmen sollte forte stehen. S. 
14, T. 6- ist die Ciavierbegleitung nach den Sing- 
stimmen zu berichtigen und T. 9 u. 10 nach der 
Sopran- und Altstimme, S. 15 > T. 12 nach der 
Altstimme. S. 37, zwischen T. 33 u. 34 fehlt of- 
fenbar ein ganzer Tact, welcher, dem sechstletz- 
ten Tacte der Seite gleichlautend, eingeschaltet wer- 
den muss. S. 48, T. 9 fehlt in der Ciavierstimme 
das dotce, u- dgl. m. 



Mozarts Misericordias. 45 



Unter den, vorzüglich zur Aufführung am Pia- 
noforte in kleinerem Zirkel geeigneten Stücken, ver- 
dient besonders das Quartett Nr. 4 genannt zu 
werden: »Ewig verschwindet das liebliche Bild 
„der blühenden Erde", g-moll, J-Tact, so wie, 
als Gegensatz zu demselben, das wunderfreundliche 
Terzett aus A-Aax Nr. 14, „Von des Ölbaums Laube" 
für Sopran, Tenor und Boss, und» das Arioso 
T*r. 21 für Sopran ; — überhaupt aber werden Sing- 
gesellschaften t welche durchgehalten vierstimmige 
Tonstücke vorzutragen lieben, bei diesem, aller- 
meist aus Choren und sonstigen Ensemblestücken 
bestehenden Oratorium, vorzüglich ihre Rechnung, 
zahlreicher besetzte aber auch acht- und mehr- 
stimmige Sätze finden. 

III. . 

Misericordias Domini, in Musik gesetzt von 
IV. A. Mozart. Ciavierauszug, nebst den 
einzelnen 4 Singstimmen. Preis 3 Fr. 50 Ct. 
Bonn und Cöln bei N. Simrock. 

Auch dieses köstliche Werk unsers göttlichen 
Tondichters durch Verbreitung eines Ciavieraus- 
zuges *) Privatzirkeln und Singgesellschaften leich- 



*) Die vollständige Partitur, schon vor mehren Jahren 
unter der Kühne] sehen Firma erschienen , und in 
der Leipz. allgem. mus. Zig, XIII. S. 3i5 angeicigt, 
liegt dermal auch tinter der Firma Pettri hureau da 
musique, in einer schönen Auflage, mit Beifügung 
eines teutschon Teiles vor nur: 16 Seiten, boeb 
Folio, iao Gr. 

A. d. VerJ. 



46 



Veher ClavierauszÜge; 



ter zudringlich gemacht zu haben , wird der Ver- 
laghandlung den reellesten Dank des Publicums er- 
werben, und zwar um so, mehr, da dieses Werk 
durch den Mangel der vollen Instrumentalbegleitung 
weniger als beinah irgend ein Anderes verliert, in- 
dem der Meister hier mehr als in irgend einem 
anderen seinef Werke, die Wirkung fast einzig 
in die vier .Singstimmen und deren Verflechtung 
zn einer rein vierstimmigen tiefgedachten Tripel« 
fuge, fuga ä tre soggetti, mit höchst wirkungs- 
voll tragenden , einfachen Zwischensätzen durch- 
flochten, gesetzt hat, bei welchem Allen die In- 
strumentation nur eine untergeordnete Rote spielt, 
welche, stau der Orchesterinstrumente, auch 
ein Clavieispieler füglich bestreiten kann. Ja, 
derselbe wird die allerbeste Wirkung dadurch 
noch mebr befördern , wenn er an vielen 
geeigneten Stellen seine Begleitung sogar ganz 
ruhen liisst, um den Schmelz und das wogende 
und sprechende Tragen der Singstimmen , rein 
und allein, und ohne das Beiwerk seiner Ciavier- 
hämmer, hervortreten und ungemischt austönen zu 
lassen, — was Alles aber freilich nicht überall 
aufs Erstemal thunlich sein wird, indem das rich- 
tige Tontreffen und Tonhalten hier keineswegs 
leicht, sondern eine ganz beachtenswerte Aufgabe, 
auch für recht geübte Singvereine , und wenig- 
stens keineswegs so gar überaus leicht ist« 
wie vor einigen Jahren in einem öffentlichen Blatte, 
wunderlich genug, von dieser dreifachen Fugeange- 
rühmt worden ist, — sondern eher ein tüchtiges Bil- 
dungsmittel für grössere und kleinere Singvereine, 



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Mozarts MisericoTilias. 



47 



deinen diese tiefgefühlte Composition , gelingt es, 
sie mit vollendeter Rechtheit und dem wahren 
Geiste auszuführen, sicherlich einen der edelsten 
und erhebendsten Genüsse gewahren wird. 

Übrigens, ist die C lavierstimme gut bearbeitet, 
die Auflage, 13 Seiten (Jtuerfolio, nebst 4 Blättern 
ausgesetzter Singstünmen , recht sebün , und der 
Preis massig. 

Auch dein Clavierauszuge einen teutschen Text 
beigefügt zu finden , 

Slisericordias domini cantabo in aeternum. 

Ewig «richallo mein Lob dem Herrn, dem Vater, dein Krbarmer. 

wird wahrscheinlich vielen Liebhabern erwünscht 
und der Verbreitung des Werkes forderlich sein, 
Derselbe passet sich, wie man sieht, dem lateini- 
schen nicht nur Schritt für Schritt und Sylbs 
für Sylbe, «genau und der von Mozart angenomme- 
nen Scansion gemäss an: 

d J j' I J\ t J J. t ] J 

Mi- je- ri- I cor- di- ai Do- ml- [ ni 
E -ivig er. schal -lo mein Lob dem Herrn 

sondern das Ternsche lässt sich auch der oft vor- 
kommenden theilwetsen Wiederholung der latei- 
nischen Worte 

cantabo , cantabo 
dem VatL-r, dam Vater. 

und 

dem Erbarmer, dem Erbarmer 



.48 Heber Clavierauszüge : 



□der 

eaatabo in aeternum 
dem Val«, dem Erburaer 

völlig ohne weiteres passend unterlegen, weichet 
beim Peters'schen Texte , * 

Miitricortliai Jomiai enntabo in aeternum. 
Ewig erschalle mein Lob dem Beim, der unser sich erbannet, 
Oha Unterlast ertönt unier Char tum Preise seiner Gitte. 

keineswegs so gut, und jedenfalls nicht ebenso na- 
türlich und einfach angeht; nicht zu gedenken, dass 
bei diesem vielen Texte die Eigenthüralichkeit 
des Originals, immer und überall nur die weni- 
gen, so höchst einfachen Worte 

Jffistricordias domini camabo in asternam, 

nur aber immer in anders modulirten Accenten, zu 
wiederholen, verlorengeht, was man, auch wenn 
der längere Text sonst höchst lobenswerth wäre , 
bei Übersetzungen, d. h. möglichst treuen Nach- 
bildungen, nm Ende doch lieber und besser ver- 
meidet. 

Aus diesen Gründen mägte Ref. denen jenigen, 
Welche das Mozartsche Werk auch nach der Peters- 
schen Originalpartitur , aber mit teutschem Texte 
auffuhren wollen, angelegentlichst rat hon, sich da- 
bei der Simrockschen Verteutschung zu bedienen, 
wobei sie zugleich den Verlheil und die Bequem- 
lichkeit haben, sich der bereits mit diesem teut- 
sehen Texte gestochenen Simrockschen ausgesetz- 
ten Singstiminen bedienen zu können. 



49 

IV. 

Euryaiithe , grosse romantische Oper in 3 Auf- 
zilgen. Dichtung von H e 1 mi n e v o n C h e z y 
geb.'Freyinn von Klencke. In Musik gesetzt 

. und Seiner Majestät Franzi. Kaiser von Öst. 
reich etc. etc. in tiefster Ehrfurcht zugeeignet 
von Carl Maria von Weber, Königl. 
■ächsischen Hofkapellmeister- und Direktor 
der Königl. teutache» Oper. Vollständiger, vom 
Componisten verfertigter Ciavierauszug. Ei- 
gentum der Verleger, tr. fl. 10. Con. M. 
Wien , bei S. A. Steiner und Comp, 

Indess von Weber'a Freischützen bereits drei 
bis vierCJavierauäziigecursiren, und ein neuer von 
Hink nächstens bei Schott erscheinen wird, so wie 
auch ebendaselbst noch einer mit französischem 
Text, — indess diese Auszüge in eben dem Ma- 
ae, ja beinah Übermase, auf .allen Ciavieren der 
Dilettanten verbreitet sind, wie die Oper selbst 
es auf allen Bühnen des In- nnd Auslandes ist, — 
hat die Euryanthe bis jetzt eine gleich allgemeine 
Verbreitung noch nicht gefunden , wie dies auch 
ihrer, in mehrfacher Hinsicht höh ern und darum 
freilich minder populären Natur gemäss, nicht 
anders sein kann, indem das Ernstere sich immer 
nur langsamer Freunde gewinnt, aber dafür a<icn 
freilich desto gewichtigere und treuere, wenn auch 
minder hitzige, doch wärmere und beharrlichere. 
Jedenfalls wird die vorliegende, vom Tonsetzer 
selbst besorgte ClaVierbea rb ei tung gewiss nicht ver- 
fehlen, dieser geist- und gemüthvollen Tondichtung 
Ci.ilJ. I, s* 4 



00 



lieber Clavierausziige: 



unsrrs vaterländischen Lieblingscomponisten anch 
unter denenjenigen Freund« und Verehrer zu wer- 
ben, welchen der Genus* der vollständigen Auf- 
führung des Tonwerkes, oder das Studium der 
vollständigen Partitur, versagt ist. 

Dass dieser Erfolg ihr, schön um des eigen- 
tümlichen Werthes der Coroposition an* sich sel- 
ber willen, nicht fehlen kann, bedarf wohl keiner 
Erwähnung ; after auch dadurch wird dieser Er- 
folg noch eigens mehr gesichert, dass die Ein- 
richtung und Beschaffenheit des Ciavierauszuges 
nicht wenigen der im Eingang zu den gegenwärti- 
gen Beurtheilungen ausgesprochenen Wünsche ent- 
spricht, und namentlich die ganze Oper ganz voll- 
ständig, und, da sie, ohne Dialog, ganz durch- 
componirt ist, nicht nur den ganzen Text, sondern 
auch die, den Zusammenhang sichernden Andeutun- 
gen alles dessen Avas sonst auf der Bühne vorgeht, 
der Decorationen,* Aufzüge u. dgl. m. und somit 
zugleich das Vollständige Textbuch enthält. — 
Uebrig bleibt uns der Wunsch, dass auch die 
Wahl der Instrumentation, welche bei Weber schon 
überhaupt, ganz vorzüglich aber in dieserOper, 
fast durchgängig so eigens bedeutsam ist, in der 
Clavierbe arbeitung möglichst oft angedeutet sein 
mogte : ein Mangel , welcher sich wenigstens bei 
künftigen Abdrücken fernerer Exemplare noch 
leicht nachbessern Hesse. 

"Unter denNumern, welche beim Clavjere vor-, 
zuglich anziehen, verdienen Adolar's Romanze 
Nr. 2: 



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Spontinis Otimpia. 51 

Unter blüh'nden Mnndet bäumen, 
Euryanthen's schwärmerische Cavatine Nr. 5 : 

Glöcklein im TbaJe, 

Euryanthen's und Eglantinen's Duett Nr. 7 : 

Unter ist mein Stern gegangen, 
und das wunderherrliche Duett der Leiden Lie- 
benden , Nr. 13 : ' 

Hin nimm die Seele irieln! 
vorzüglich ausgezeichnet zu weiden, so wie, für 
die Bassstimme, die lief ausdruckvoüc Seena und 
Arie Lysiarl's , Nr. 10 : 

Wo berg' ich mich ? 

Auch das Äussere des Clavierauszugcs, 223 Sei- 
ten Querfolio , ist empfehlend. 
• • 

Olimpia, grosse Oper in 3 Akten, in Musik 
gesetzt und Sr. Majestät dem Könige von 
Preusaen Friedrich Wilhelm III. in tiefster 
Ehrfurcht zugeeignet vom Ritter S p o n't i n i. 
'Im vollständigen Klavieraus Zuge eingerichtet 
vom Componisten, mit teutschem und fran- 
zösischem Texte. I. Act. Fr. 6 Itthlr. Eigen- 
thum des Verlegers. Berlin , in Ad. Sit. 

■ Schlesingers Buch- und Musikhandlung. 

Die Herausgabe dieses Ciavierauszuges musi 
und wird die Freunde, theatralischer Tonkunst 
überhaupt , und insbesondere der Spontinischen 
Muse, um so lebhafter interessiren , da grade 
diese Oper, wie bereits in den Erörterungen 
über dieselbe (Cacilia, Heft 5- 3. 1. ) erwähnt, 



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52 Veber Glavierauszügc 



so wenig geeignet ist, grade auf jeder wenn auch 
gut besetzt«! Buhne, aufgeführt zu werden, und 
daher die Gelegenheit, das grossarlige Werk selbst 
in seiner Urgestalt zu hören , j immerhin etwas 
selten bleiben wird. Hier in diesem Clavieraus- 
züge giebt der Tondichter einen eigenhändig ge- 
fertigten Scliatteurias seines grossen Gemäldes, mit 
all der Sorgfalt ausgeführt und dem Urbilde mit 
all der Genauigkeit und Treue nachgebildet, wel- 
che die Schranken der Ciavierbegleitung nur ir- 
gend gestatten, zwar freilich nicht immer und 
überall leicht ausführbar, aber dafür desto voll- 
ständiger, vollstimmiger, und, bei gelingender ge- 
höriger Aufführung, von möglichst befriedigender, 
der vollen Instrumentalbegleitung 1 möglichst nahe 
kommender Wirkung. Dass dem teutschen Texte 
auch der französische beigefügt erscheint, ist wohl 
gleichfals ein bedeutender Vorzug; zumal bei die- 
ser, ursprünglich doch auf französischen Text com- 
ponirten Oper, und überhaupt bei Spontini, von wei- 
chem man. nun doch einmal weis, dass er, dieser 
Sprache rollkommen , der unsern aber nur sehr 
wenig mächtig, auch bei dem, was er in Teutschland 
neu an und zu dieser Oper geschrieben hat, zunächst 
nicht auf teulsche, sondern auf französische Worte 
gearbeitet haben wird. 

In Ansehung der verschiedenen Schlüssel der 
Singstimmen hat der Bearbeiter es auf eben die 
Weise gehalten , welche oben bei Gelegenheit des 
Hiiiidel'scheo Samson belobt worden. 



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Spohrs Jessontia. 



53 



Die Auflage, in Hochfolio- Format, i; ..oll) 
und wohl splendid zu nennen, dafür abe. au.'' 
der Preis für diesen ersten Act, (freilich 170 grosso 
Folio-Seiten) nicht eben gering. Ein dem uns vor- 
gelegten Exemplare als. Titelkupfer voran geheftet es, 
in Kupfer gestochenes Portrait de* Tondichters, in 
gleich grossem > Formate , schmücket die Auflage 
auf eine des Werkes würdige Weise, und ist für 
Kunstfreunde gewiss eine wohlgegründete Einla- 
dung mehr, sich dieselbe xu verschaffen. 

VI. 

Jessontia, grosse Oper in drei Aufzügen, von 
Gehe, in Musik gesetzt von Louis Spohr, 
Vollständiger Ciavierauszug, von Ferdinand 
Spohr. Leipzig, im Bureau de Musique 
von C. F. Peters. Pr. 6 Rthlr. 12 Gr. Ei- 
genthnm des Verlegen. 

lief, laugnet nicht, dass er diesen Ciavieraus- 
zug gleich ursprünglich mit einem gewissen Mis- 
trauen Aufschlug, welches sich wohl durch die 
Notizen rechtfertigen liess, welche uns über die 
Beschaffenheit dieser Oper in Öffentlichen Blattern 
zugekommen waren. Die ganze Oper sei , so 
lasen wir oft genug, wesentlich auf scenisches 
Geprilnge, auf Chöre und Tanze von Derwische« 
und Baiaderen berechnet u. s. w. — und unter 
diesen Voraussetzungen liess sich den« freilich 
wenig Genuss vom Gebrauche der Oper im 
Clavieranszuge hoffen: allein die nähere Ansicht 
des Werltes bestätigt keineswegs diese Besorgnis » 



54 üeber Ciavierauszüge : 



indem es In der That nicht wenige, ja viele Nu- 
mero enthält, .welche sich zur Aufführung am 
C laviere allerdings völlig, fa sehr eignen, und 
um deren willen vielleicht mancher für diesen Ton- 
setzer minder Eingenommene , ihn erst recht 
liebgewinnen wird. Vorteilhaft, zeichnen in die- 
ser Hinsicht sich vorzüglich die .Duette Nr. 3, 
15 und J8 aus, ersteres für eine Tenor - und 
eine tiefkräfWge , wohl declamireude Bassslimme, 
das zweite (ür zwei gefühlvolle Sopranistinnen, 
und letzteres für Sopran und Tenor , — so wie 
die Scene Jessonda's iin dritten Acte. 

übrigens tritt uns gleich beim Aufschlagen 
des Ciavierauszuges eine ungewohnte Form ent- 
gegen, indem der Bearbeiter desselben die Ou- 
vertüre, zwar neu und ungewöhnlich, aber in 
der That zweckmässig und ginnig genug j fü r 
vier Hilnd^ gesetzt hat. Wir können dieses, 
zumal in'Ansehung dieser Ouvertüre, nur billi- 
gen und loben, indem der Bearbeiter sich auf 
diese Weise Raum und Mittel verschafft , dies, 
wenn auch nicht über-, doch immer ziemlich be- 
laden« Tonstück vollständiger und jedenfalls auch 
vollstimmiger und volltönender Wiederzugebott , 
als sonst, mit nur zweiHündcn, möglich sein wür- 
de. MÖgten künftige Herausgeber von Opernaus- 
Zügen dieses Beispiel in geeigneten Fällen nur 
immerhin nachahmen, und Ouvertüren, welche 
sich mit blos zwei Händen zum Theil gar nicht 
unverstümmelt wiedergeben lassen, wie dies z.B. 
bei manchen vielstimmigen contrapunetischeu Inu- 



Spott rs Jessonda. 



tat Jonen der Don Juans - Ouvertüre der Fall ist, 
lieber vierhändig, als verstümmelt, liefern. 

Was wir aber weniger lobenswerth finden, ist, 
dasa der Bearbeiter so sehr wenig Bedacht auf 
die Ausführbarkeit seiner Bearbeitung genom- 
men, ja die Ausführung nicht seilen gradezu, ganz 
und gar unnützer Weise, äusserst erschwert hat. 
So sind z. B. in Nr. 3, S. 30, T. 5 — 17, und S. 
31* T. IS u. f. ganze Stellen von mehren Tacten 
fiir das .Ciavier in iJ-dur, für die Bass - Singsüm- 
me aber in Ces - dur geschrieben , die Tenor* 
stimme aber wieder in ii-dur, — ja in der Cla- 
vierbegleitung selbst laufen Kreuze und Bee sogar 
gleichzeitig bunt uud quer durcheinander : 





I 



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56 Ueber Clavierausiügex 




Wozu nur, ums Himmelswillen , solche bunte 
krause Schreiberei, welche man theoretische Fe- 
d anterei schelten müsste , wäre sie nicht sogar 
theoretisch unrichtig, welche übrigens den Sänger 
im Treffen der Töne verwirren muss, wenn er 
das Unglück hat, einen Btick auf die Clavierzeile 
fallen zu lassen, — welche dem Spieler das Ein- 
helfea des Sängers sowohl , als das Lesen seiner 
eigenen Stimme unendlich erschwert, und doch 
auch zu gar Nichts von der Welt' irgend nützt. 
In wiefern vielleicht der Tonsetzer für gut befun- 
den haben mag, an diesen Stellen zur Erleichte' 
rung dieses oder jenes Orchesterinstrumentes, einen 
und denselben Ton bald als # bald als [> anzuzei- 
gen, ist hier ganz gleichgültig, und verliert im 
Clavierauszuge allen Zweck und mit diesem allen 
vernünftigen Sinn. 

Die Reinheit und Correetheit *) der Auflage, 
190 Seiten Ouer-Folio, ist lobenswerth. 



*) In Nr. 3. muss, am Anfange der Seite ao, statt Le- 
■heaswogen, LebensTronne ilcnen, 4, d, fj» 



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57 

m 

eantemirt, eine grosse Oper in 2 Akten, be- 
arbeitet von Alexander von Dusch, in 
Musik gesetzt von F. E. Fesca, Vollstän- 
diger, vom Componisten verfertigter Ciavier- 
Auszug. Preis 24 -Fr. Bonn und Cola , bei 
N. Simrock. Eigentbum des Verlegers. 

Vitt. 

Omar und Leila, eine romantische Oper in 3 
Akten, von L. Robert, in Musik gesetzt 
von F. E. Fesca. Vollständiger, vom Com- 
ponisten verfertigter Ciavierauszug. Preis 24 
Fr. Bonn und Cöln , bei N. Simrock. EU 
genthum des Verlegers. 

Beide Opern des sinnig gefühlvollen Tonmei- 
sters sind auf unsern Bühnen noch wenig verbreitet', 
und es ist daher gut und sehr gut, dass sie eins- 
weilen wenigsten*! in den vorliegenden Schatten- 
rissen verbreitet werden , bis es ihnen gelingt, 
sich durchzudrängen durch die Bienge sich an- 
und vordrängender Mode-Artikel, und auch ihrer- 
seits an die Reihe zu kommen, in voller Co- 
lorirung, in vollem Glänze lebendiger Caroa- 
tion, über die Bühnen unseres Vaterlandes zu 
schreiten, wag sie, besonders die erste, um ihres« 
entschieden über das Mittelmassige sich erhebenden 
Wertlies willen, so sehr verdienen, und ihnen am 
Ende doch auch wohl nicht fehlen wird. Der er-' 
sten der genannten Opern wird hoffentlich auch 
der Umstand nicht im Wega stehen., das*. c"ex 



58 Veber C lavier auszagt : 

Test, Wie man, wunderlich genug, in mehren 
Öffentlichen Blättern gelesen, zu gut sei für 
eine Oper, — eine Phrase, welche ja noch 
unvernünftiger ist, als der Gemein Spruch : das» 
bei einer Oper auf den Text nichts an- 
komme, und deren eigentlicher Sinn V»m Ende 
wohl nur darauf hinausläuft, dass manche Hurer, 
im Opernhause und seilet in der nicht durchcom- 
ponirten, mit Dialog untermischten Oper, doch 
fast nichts anderes, als nur immerfort Musik, und 
zwischen den Musikstücken nur so viel, möglichst 
bedeutungslosen Textes hören wollen, als erfoder- 
lich ist, sich etwa bequem zu räuspern, dem 
Nachbar eine Prise Täbak zu präsentiren, und 
sich zum folgenden Musikstück wieder zurecht zu 
setzen; zu welchem Behufs freilich der Dichter 
der Cantemire seinen Text nicht geschrieben hat, 
der vielmehr sowohl von den Personen vor, als 
von denen auf der Bühne, gleiche Beachtung des 
poetischen Dialoges wie der Musik, und vorzüg- 
lich für die Hole der Cantemire eine Darstellerin 
fodert, die in gleich vollendetem Grade Sängerin 
und Schauspielerin ist, und es vermag, lange und 
starke Scenen, mit gleicher Haltung der Sprache 
■wie des Gesanges, mit künstlerischer Kraft durch- 
zuhalten. — Chrigens ist die Versiiication der zwei- 
ten Oper, so weit aus dem Clavierauszuge zu urthei- 
len, *) nicht weniger gelungen zu nennen, obwohl ' 
das Zaubersujel verwickelt scheint. 



*J FergL oben, S. 3o. ä. Ff. 



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Feska's Cantemire, u. Omar und Leila. 59 



Abgesehen aber von der seenischen Wirkung bei- 
der Werk e, bieten inabesondere die vorliegenden Cia- 
vierauszüge an sich selber reichlichen Stoff zu schö- 
nem Genuas, am Pianoforte, und in mancher Hin- 
sicht sogar manchen eigenen, von der Bühne her- 
ab minder hervortretenden: ich meine die reichlich 
angebrachten feinen Details des Tonsatzes, in denen 
dieser Compon ist sich nicht selten fast mehr wohl- 
gefällt, als der theatralische Tonsatz fodert, und 
fast mehr, als der seenischen ^Virkung günstig ist. 
Jedenfalls geben diese Eigentümlichkeiten grade 
der Aufführung am Pianoforte oft einen gewissen 
eignen Reiz, und daher ist vornehmlich die Can- 
temire reich an Numero , welche sich zum -Ge- 
brauche am Pianoforte gut eignen« 

Ich nenne als solche: die schwärmerische Te- 
nor-Arie Nr. 4, — die Sopran-Arie Nr. 5, — 
das Terzett Nr. 6> — Jas Duett für Sopran und 
Tenor Nr. 7 , — das Terzett Nr. 8 , — die be- 
geisterte Sopran -Arie Nr. 11. „Schlummre ruhig« 
(in welcher wir, bei den Aufführungen auf der hie- 
sigen Bühne, bald unsere Krüger -Aschen- 
brenne r, bald die verdienstvolle Gervais, jede 
in ihrer eigentümlichen Art und Weise, als 
Schauspielerinnen und Sängerinnen glänzen gese-, 
hen,) — dasRecitativundTerzelt mit Chor, Nr. 12, 
— und die Arie Nr. 15 : „Nur Schlummer ?« (bei den 
hiesigen Aufführungen einer der schönsten Trium- 
phe unser» Wild). — Ähnliches gilt,- in Anse- 
hung der zweiten Oper, von der Romanze Nr. 3, — 
der netten Cavatine vom Pantüffelchea, Nr. tO, ei- 



60 Ueber Clavieraustüge ; 

Dem wunderlieben Cabinetts tückchen, — von dem 
schnakigen Duette Hr. 5, für diejenigen nämlich, 
welche Dergleichen in Privatzirkeln singen mögen, 
— und von der süssen Echo - Romanze Kr. Iß. 

Was insbesondere die Einrichtung der Cla- 
vierauszüge (beide Querfolio, 163 > und 173 Sei- 
ten,) betrifft;, so ist darin die sorgliche eigene 
Hand des Tonsetzers allerdings nicht zu verken- 
nen, sowohl in der sorgfältigen Andeutung der 
O rc h esterin Strumen te , als in der Vollständig - 
und Vollstimmigkuit der Ciavierstimme, welche 
Vollständigkeit nur aber freilich die Ausfüh- 
rung hier um so mehr erschwert, da die Ei- 
genheit des Tonsetzers, wo, möglich überall auf 
minder gebahnten Wegen zu gehen* und theili 
unaufhörlich und bis in die kleinsten Takulieile 
hinein, künstlich und oft wahrhaft gesucht zu 
moduliren, und rastlos aus einer Tonart in weit 
entfernte, oft antipodische Tonarten hin und her 
zu schwärmen, dem Spieler sowohl als dein Sänger 
ihre Arbeit oft schon übergenug erschweren, und 
mitunter wirklich verbittern. 

IX. 

Lt Solitaire (Der Einsiedler) Opfra en 
trois actes, coritposS par M. Carafa. Voll- 
ständiger Clavicrauszug- Bei B. Schott's Söh- 
nen. Preis 10 'fl. (21 Frc 50 Ct.) — 183 
Seiten Querfolio. 



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- 61 

■ x " 

La Neige (Der Schnee) Ope"ra en quatre ac- 
te compose" par D- F.E. Auber, Ciavier- 
auszug. Mainz, bei B. Schotts Söhnen. Preis 
i .Rlhlr. 8. B r - (9 fl- 36 kr.) 184 Seiten 
Ouerfoüo. 

XI. 

JLdocadie, Drame lyr'tquc en trois actes. fa- 
roles francaises de 31, 31. Scrihe et Meies* 
vilte* Paroles allemandes de Madame Ei- 
menreich. Musique de D. F. E. Auher. 
Arrange" avec accompägnement de Piano* 
forte". 31ayencc che; B. Schott fils. Pro- 
priete" des gditeurs , Pr. 7 fl- 36 kr. 142 1 
Saiten Querfolio. 

Dass die ausgezeichnet thätigo Verlaghand- 
lung sich beeilt hat, diese Opern, die in der 
neuesten Zeiths» lebhaftes Aufsehen im Auslände 
gemacht, auch dem teut sehen Publicum, so schnell 
wie nur immer möglich , durch vollständige C1&- 
vierauszüge, mit teutschem und zugleich mit Bei- 
behaltung des französischen Urtextes, zuganglich zu 
machen, verdient gewiss den Dank aller derjenigen, 
welche es lieben, mit der neuesten Zeit voranzuge- 
hen, und die es inleressirt, alles merkwürdige Neue, 
wenn auch nicht mit dem grossen Haufen anzu- 
staunen, doch wenigstens kennen zu lernen, und 
solchergestalt zu vernehmen, woher eben jetzt 
der Wind weht, 

Dass der (ungenannte) Bearbeiter der Clavier- 
auszfige ganz vorzüglich auf möglichst leichte Aus* 



C2 Veber Ciavierauszüge: 



Führbarkeit der Clavierstimme bedacht gewesen, 
ist bei Werken dieser Glasse ganz besonder! 
zweckmässig zu nennen, nicht nur weil sie da- 
durch an allgemeiner Zu^Üngllchkeit gewinnen, 
sondern insbesondere auch darum, weil sie nicht 
Vieles durch Vereinfachung der Begleitung zu ver- 
lieren haben. 

Das Äussere der Auflagen ist ganz anständig : 
nur wäre ein Übelstand, eine Unanständigkeit 
konnte man's nennen , auf Pag. 136 der zweitge- 
nannten Oper wegzuwünschen. Dort ist, zwischen 
die Numcrn H und 12. noch ein Musikstück, ein 
gar freundliches Terzett, eingeschaltet und mit 

„Nro. n. und ein balb's. TEBZETTO" 
bezeichnet. — 

Doch, solche der Kunst selbst am Ende doch - 
gleichmütige Nebendinge abgerechnet, werden die 
Freunde' dieser Musikgattung ihre Wünsche, Be- 
dürfnisse und Erwartungen durch diese Ciavier- 
auszüge angenehm, ja reichlich befriedigt finden. 
Namentlich werden Gesangliebhaber in der zuerst- 
genannten Oper ihre Rechnung linden bei Nr. 3t 
der beliebten Arie Nr. 4. dem Duett Nr. 5, für 
Sopran und Tenor, — der als Wechseignsang ge- 
haltenen Romanze Nr. 6> Rlr dieselben Stimmen, 
und dem eben solchen Nr. 12. Auch das Trink- 
lied Nr. 8) für Bass nebst wiederholendem Cho- 
rus, wird übereil Freunde finden und Freunde er- 
freuen. — In Auber's Neige zeichnen sich auf 
ähnliche Weise aus : das Conversations -Duettchea 
Nr. l, für Sopran und Tenor, das Duett N/r. 4t 



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Rossini' 's Semiramide; 



63 



für dieselben Stimmen, mit gefällig befremdlicher 
Melodie, — das Terzett Nr. 6> für zwei Teno re ' 
und Bass, — die Romanze Nr. 9, für Sopran, die 
jubelvolle Tenor-Arie Nr. 12 — und die Nr. 11» , 
13, und 14. — In der Leocadia wird vorzüglich 
gleich die erste Tenor-Arie des Fernando, und die 
darauf folgende noch pikantere Arie der Sandtet- 
te die Liehhaber anziehen, so wie das Duett Nr. 
6, für Sopran und Tenor. 

Dar Stich ist leserlich in die Augen fallend, 
und ohne ängstlich hemmende Zeilen- und Text- 
Spärlich keit. 

XII. 

Semiramide , Nelodramma tragico. Musica 
di Gio acchino Rossini, ridotta coli' 
aecompagnamento- di Piano/orte, ed ttmi* 
lissimamente ded'icata dag Ii Editori d 
Sua Maesta la Principessa Imperiale Ma- 
ria Luigia Jrctduchessa d'Austria, Du- 
chessa di Parma, Piacenza e Guastalla. 
Vienna presso Artaria e compagnu 

Rossini's Semiraniis hat unter all seinen 
Opern in einer gewissen Hinsicht die meiste Auf* 
m erksamk ei t nicht nur erregt, sondern, in eben 
dieser Hinsicht, auch verdient. Namentlich zeigt 
■ich in dieser Oper vorzüglich der eigenthilmliche 
Aufschwung der Melodie, worin eben haupt- 
sächlich Rossini's Stärke besteht (wie z. B. in 
Nr. 5, S. 12 und 16, in der höchst ausdruck- 



ti4 . lieber Clavierauszlige : 



vollen und bedeutsamen Nebennote J odei> S, in 
dem Duette, wo jeder der beiden Rivale dem ande- 
ren, durch hochfahrende, kacke Reden, zu iropont- 
ren sucht, welchen Character die Melodie aufs 

glück-lichste ausspricht : 




Wenn übrigens Opern Italienischen Styls, und 
vor allen die des gesangreichen Rossini, sich in 
gewisser Hinsicht vorzuglich auch zur Aufführung 
einzelner Stücke am Fianoforte eignen, und daher 
Ciavierauszüge solcher Opern überhaupt für alle 
Liebhaber dieser Art Gesanges eigenes Interesse 
laben, so ist in Ansehung der vorliegenden Se- 
mir.amide insbesondere erwähnenswert!] , dass sie 
vorzüglich für Alt- und Bassstimine sehr an- 
ziehende und zum Vortrage günstige Numern ent- 
hält, weshalb dieser Ciavierauszug vorzüglich, für 
Stimmen der erwähnten Art willkommen sein 
wird. 



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Rossini'» Zelmira, 65 

Der ganze Clavierauszug , aus 2 Aufzögen, in 
zwei starken Querfolio-Bänden, zusammen ron 
ungefähr 100 Bogen bestehend, hat, so wie er 
Tor mir liegt, nur allein italienischen Text, er 
soll aber auch mit teutschem Texte gedruckt wer- 
den, und dem Vernehmen nach, auch bereit« 
wirklich, also erschienen sein. Der Preis für die 
ausser^ slre ichischen Staaten ist auf ungefähr 20 
fl. Rheinisch berechnet. ( ! ) Die einzelnen Nu- 
mern werden auch besonders verkauft, vrie schon 
daran zu ersehen ist, dass mit jeder neuen Nu- 
uer eine neue Paginirung anfängt. 

Stich und Papier sind gut und anständig, 
selbst splendid zu nennen. Der Bearbeiter des 
Ciavierauszuges hat sich nicht genannt. 

xm. 

„F.inzig rechtmässige Ausgabe des vollständigen 
Ciavierauszugs der Oper: Zelmira, unter 
Leitung des Compositeurs. Zelmira, Opera 
Seria, messa in musica dal Sig. Maestro 
Rossini, ridotta per il Piano-Forte dal 
Sig. Maestro Girowetz, e umilment* 
dedicata dagli Editori, A. S. A. I. e R. 
Maria Clement ina Arciduchessa d* Austritt* 
Principessa di Salerno. Vienha presso 
Artaria e Comp. Proprieta degli Editorü 
a Milano presso F. Artaria, e G. Ricordi, 
Lipsia Peters, e Breitkopf. Berlino Schle- 
singer. Bonna Simrock. Magonza Schott. 
Monaco Falter. Pr. fl. 15 C. M. (fl. 30 W. W.)« 



06 lieber CktvierauazUge : 



So wie Rossini sich überall so ziemlich gleicht, 
10 sieht auch diese Oper uns mit dar gewohnten 
Rossini'schen Freundlichkeit aus diesem Clavier- 
auszuge entgegen , uns bald mit süssen , bald mit 
iilsslichen Wohlklängen zu ergötzen, übrigens pro 
stylo flüchtig weg gearbeitet, und nicht einmal 
mit einer Ouvertüre, sondern an deren Statt nur 
mit einer Introduction versehen. Am Claviere 
nehmen sich vorzüglich gut aus die Cavatine Nr. 
3, für Bassstimme, das grosse Terzett Nr. 4, fiir 
zwei Soprane und B.iss, das brillante Duett Nr. 6> 
für Sopran und Tenor, mit leicht zu besetzendem 
Chor, das Duett Nr. 8, für hohen und tiefen So- 
pran, dann Nr. 11, ein schönes -Duett für Tenor 
und Bub, und das Quintett Nr. 12, für obige zwei 
Soprane, Tenor, und zwei Bässe, wozu zwar, 
wie überhaupt zu den meisten GesangstücUen die- 
ser Oper, immer wieder nebenbei auch noch ein 
Chor gehört., der aber doch auch entbehrt wci-ctan 
kann, zumal wenn man das Quintett auf Seite 17 
beschliesset, welches vollkommen passend ist. 

Für die Güte der Ciavierbearbeitung spricht 
übrigens schon der Umstand, dass Hr. Kapellmei- 
ster Girowetz' sich zu solcher Bearbeitung einer 
Oper des Sign. Rossini Öffentlich bekennt. 

Dem italienischen Texte ist eine teutsche Über- 
setzung untergelegt, deren Bearbeiter eben so ano- 
nym geblieben, wie der Verfasser des Urtextes. 
Das Äussere der Auflage ist lobenswerth. 



Mozarts Figaro. 



67 



Nicht uninteressant ist es Übrigens, auf dem 
Titelblatte die Anzahl von Verkig Handlungen zu 
lesen, welche vereinigt die Sorge für Verbreitung 
der Auflage zur ihrigen gemacht, und, wie aus 
der Mitaufführung ihrer Firm eu nebeii der von 
Artaria zu vermuthen ist, wenn auch nicht das 
Varlaggeschäft selbst auf gemeinschaftliche Rech- 
nung gemacht, doch wahrten ein lieh einen bestimm- 
ten Antheil der Atinage auf feste Rechnung im 
Voraus übernommen : eine Alasregel welche, ne- 
benbei bemerkt, auch sehr wirksam scheint, 
um, durch möglichst thätige schnelle Verbreitung 
der Originalaufhige durch viele mitinteressirte Ver- 
laghandiungen , der Verbreitung eines etwaigen 
Kachdruckes möglichst das Feld zu sperren. 



Le Nozze di Figaro , Dramjna Giocoso in 
quattro atti, -posto in musica da W. A. 
Mozart, ridotto per il Cembalo da G. 
Neef.e. Prezzo 20 Fr. Bonna eColoniay 
p res so N. 8 im rock. 

Eine neue Auflage des schon früher in dem- 
selben Verlage gestochenen Clavie raus Zuges. 

Die Correctheit und Nettigkeit Simrock'scher 
Ausgaben ist, so wie die Tüchtigkeit Neefe'scher 
Cln vierbearbei Lungen , Hingst rühmlich genug be- 
kannt, um neuer Aniühmung nicht mehr zu be- 
dürfen. Die gegenwärtige Ut 'Übrigens keineswegs 
ein bioser Wiederabdruck , oder unveränderter 



63 lieber ClavierausxUge 



Kachstich der früheren, sondern eine wiederhalt 
durchgesehene und zum Theü ziemlich genauere 
Überarbeitung, (197 Seiten Ouerfolio, mit Bei- 
behaltung de« italienischen Textes, zugleich mit 
einem guten teutschen,) übrigens auch in Anse- 
hung des Äusseren vortheilhafter ausgestattet , als 
die bisher auf unseren Clavicren cursirenden Aus- 
gaben. Auch dies wird man dankenswerth finden, 
dass die Bassstimme , welche in den bisherigen 
Ciavierauszügen ziemlich unpassend im Violin- 
schlüssel stund, hier in ihren eigentümlichen 
Bassschlüssel zurückversetzt erscheint; welche 
Zurückversetzung übrigens mitunter zu einer klei- 
nen Irrung Anlass gegeben hat, wie Seite 108 Z. 
3 v. n, T. 1 zu sehen, wo 3 statt Ii» zu setzen 
ist. — 

XV. 

I'olyhymnla, ein Taschenbuch für Privatbith- 
nen und Freunde des Gesanges auf das Jahr 
1825, im Vereine mit Friedrich Kind, 
herausgegeben von HeinrichMarschner. 
Iter Jahrgang. Leipzig bei C. H. F. Hart- 
mann, VVien im lithographischen Institute am 
Micha eisplatz, Nr. 2, nächst der K. K- Burg. 

Auch dieses Werkelten wird nicht unpassend 
der vorstehenden Anzeige von Ciavierauszügen 
darum angereiht, weil es hauptsächlich aus einem 
zur privat gesellschaftlichen Aufführung bestimm- 
ten Operettchen mit bioser Ciavierbegleitung be- 
steht , unter dem Titel : 



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Dir Holzdieb, komische Oper in 1 Aufzuge, von 
Friedrich Kind, in Musik gesetzt tob 
Heinrich Marschner. 

Der Herausgeber will , wie er sich in der Vor- 
rede ausdrückt, der »üb er h an d ne h m e nd en 
„Vorliebe zum Gesang, und namentlich zu Oparn- 
„gesängen" zur Hand sein , „den zahlreichen 
, freunden theatralischer Privatvereine wenig* 
„stens alljährlich eine ihren Kräften und Mit- 
teln angemessene Operette zurDarstellung oder ge- 
selligen Unterhaltung als Neujahrsgeschenk dar- 
bringen" und diesem noch „leicht auszuführen- 
de Piecen für das Fi «no forte, und komische (we- 
nigstens heitre) Gesänge" als Zugabe beifügen. 

Was den Text der er wähnten Operette betrifft, 
■0 kann man wahrhaft sagen, dass er überhand- 
genommen« Scenen und Situationen behandelt, 
obgleich 'meistens gefällig und lebendig, und öf- 
ters wahr. Der ehemalige Fahnen' und nunDorf- 
achmied Lorenz und seine Frau Barbara, die sich 
um das Hausregiment zanken, wollen ihre hübsche 
Mündel Suschen dem dummen aber reichen Bauer 
Barthel zur Frau geben : Barbara« weil sie das 
hübsche Mädchen aus dem Hause haben möglo, 
Lorenz, weil er die von Barthel blos gepachtete 
Schmiede, gelegentlich dieser Verheurathung, ala 
Eigenthum an sich zu bringen hofft. Aber Sus- 
chen mögte gern -den hübschen Jäger Felix, Bar- 
bara's Pathen, auf welchen Lorenz ohne Noth ei- 
fersüchtig ist, da er Suichens Liebe natürlich 



7(J Ueber Claeierausziige : 

ebenfalls im Herzen und nichts weniger als Nei- 
gung zum Lorenzischen Gehege trügt. Sobald die 
jungen Leutchen ihre Liebe merken lassen, giebt 
Barbara alsbald und Lorenz nach einiger Weige- 
rimg das Wort dazu , und es kommt eigentlich 
mir noch darauf an, den Schmirdekauf zur Aus- 
führung zu bringen. Da sorgen denn Felix und 
Busche« dafür, dass Barlhel eine junge Birke 
stiehlt, welche dieser Suschen am Phngstabend als 
ein Maycnbil unichen, mit einem hübschen Hut oben 
darauf, vor das Haus stecken will. Der dum- 
me Holzdieb wird ergriffen, unterschreibt aus 
Furcht vor dem geschärften Forstmandat den Ver- 
kauf der Schmiede, und ist geprellt. Das .ist es, 
was Herr Kind in Poesie und Herr Marschncr in 
Musik zerfli essen Iiis st- 

Lassen 1 wir, nach der Tendenz dieser Zeit- 
schrift, die Poesie, wo sie in diesem Singspiel 
allein spielt, des Breiteren' wegen ausser Acht, 
und sehen ihr nur da ein wenig in die Augen, 
wo sie in Tönen spricht, so finden wir über- 
all sehr nette Musikstückchen, die, von netten 
Damen und anstelligen Herren vorgetragen, und 
von einem verständigen Fianofortisten begleitet, 
ihren Zweck, in freundschaftlichem Kreise ge- 
s eil i^ir .Unterhaltung und freundlichen Kunstgenusa 
zu gewähren, nicht verfehlen werden. *) So, aus 



") Öffenrticheil Blättern lufolge iit die Operette übri- 
gens in Dresden auch auf der öffentlichen Bühne 
aufgeführt, und nicht ohne Seifall aufgenommen 
worden, J. d. Vf. 



Marschners Holzdieb. 



71 



schönem Munde gesungen, werden denn auch Ver- 
se wie folgender nicht unlieblich erklingen: 

„Hier iwiimhcrl die Schwalbe, dort sickert der Schall 
„Neludisch.flc hineilender PJ achtig all." 

Zur Besetzung di r Bolen sind z>vei Soprani- 
stinnen, zwei Tenoristen, ein Bassist, und etli- 
che Säuger für die, aus !>!os männlichen Singst iin- 
men bestehenden, kurzen Chörchen erfoderlich. 

Dankens Werth und förderlich wSr es übrigens 
wohl gewesen, hätte der 1 , Herausgeber dem Werk- 
chen nuch gleich die Bolen ausgesetzt mit-, und 
so uns dasselbe in sogleich aufftihrbarem Zustande 
in die Hände gegeben, statt den Singgesell- 
schafien und geselligen Zirkeln zuznmuthen, sich 
die Bolen erst herauszuschreiben, welches unter 
hundertmal 1 vielleicht yQmal unterbleiben wird, 

äussere der Auflage , 168 Seiten in Oucr- 
ist übrigens nett und zierlich, der Druck 
sentlichen, correct genug, 
jjff"' ■<■ ■ ' - »> ■ 

Indem wir hier die Beihe der Anzeigen uns 
vorliegender Ciavierauszüge besch Hessen , können 
wir uns nicht enthalten, angelegentlichst und wie- 
derholt auf den in der Einleitung ausgesprochenen 
Wunsch zurückzukommen, dass Ciavierauszüge 
doch ja immer so eingerichtet werden mögten, dass 
sie uns einen vollständigen Begriff von der ganzen 
Oper, sowohl'von ihrem Zusammenhange im Gan- 
zen, als auch, so weit dies ihunlich, von der Art 




M 

und Weise ihrer Instrumentation gewähren, m 
alles ja so leicht und fast ohne alle Kosten Vermeh- 
rung geschehen kann. Wir hoffen , bei künftigen 
Anzeigen, uns ferner vorgelegt werdender Werk» 
dieser Klasse, wenigstens einige Erfolge unserer 
Wünscho anzeigen zu können. 

DU Ridaction. 



f 



C k a. r a d e. 
An Chlorinde. 

Die Erste SylV, bin ick nicht mshr. 

Weil Du Gcbiet'rinn bist. 
Und Amor, ach, nur allEmebr 

Als Zweites Meister ist. • 
Höcht' er nur glücklich mir zu Gunst 

Des Ganzen Holle spielen, 
Und, war es selbst mit Teufels Kunst, 

Dein Hen für, mich erzielen! 

J. <L tu«rf. 



R. e c e n s i-o n. 



Ueber Reinheit der Tonkunst. 

Heidelberg, im Verlag Ton J.C.B. Mohr. 1825- 
(Ein Heft Id. Oktav, 116 Seiten.) 

Indem wir die Frage in's Auge fassen : was ei- 
gentlich unser Publikum von einer Anzeige einer 
neu erscheinenden Schrift fodert und erwartet» 
so Enden wir, dass diese Erwartungen im Wesent- 
lichen auf zwei Din^e hinauslaufen ; diese sind 
erstens eine Beschreibung des Buches, sei- 
nes Inhaltes und seiner Tendenz, — zweitens 
ein Unheil, und zwar, versteht sich, ein mög- 
lichst begründetes. 

Wir wollen , ohne weiteres Vorreden, mit dem 
Ersteren anfangen. 

Unter dem Titel: Über Reinheit der Ton- 
kunst, giebt uns ein, sich zwar auf dem Ti- 
telblatte nicht nennender, sich aber auch wei- 
ter nicht verleugnender Gelehrter, der nur seinen 
in einem anderen streng wissenschaftlichen Fache 
grossen Namen einer Brochüre über Kunst wohl 
nicht voransetzen wollte, ein Bändchen, bestehend 
aus neun kurzen Aufsätzen: 1.) über Sehte Kirchen- 
musik, S.7, 2.)'«ber Bildung durch Muster, 5.26* 
3 ) über das Studium älterer Werke S.36» 4.) «her 
denEffect, S. 46, 5.) überdas Instrumentiren, S. 54, 
6-) über genaues Studium der Werke grosser Mei- 
ster, S. 72, 7.) Über Vielseitigkeit, S. 91 1 8.), über 
Verdorbenheit der Texte, S. 102, 9-) über Sing ver- 
eine , S. in. 

Wir wollen aus diesen verschiedenen Kapiteln 
dasjenige, theils auszugweis, theils auch wörtlich 
heraushebeil, was uns geeignet scheint, den Inlialt 
und die Tendenz der Schrift zu charakterisiren. 



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74 



lieber die Reinheit 



„1. Über Schle Kirchenmusik.« „Di« 

„Uchte Kirchenmusik" (so stellt das Schriflcheu 
gleich von Vorne herein sein Glaubensbekenntnis als 
Thesis hu f,) „hat -zwey Hauutperioden gehübt, und 
„zwar die eiste in den nächsten fünf Jahrhunder- 
ten- nach Christus, wo man noch die griechi- 
schen Tonarten gehörig kannte, und durch reli- 
giöse Begeisterung ganz zur achten Kirchenmu- 
sik potiilirt ward; und dann die zweite im igten 
„und i6len Jahrhunderte." Seitdem ist aller Kir- 
chenatyl ins Protaue ausgeartet. „Die Hauptgrün- 
de des Verfalls unserer Kirchenmusik sind gewiss 
„diese : i. Die Weit hat überhaupt das Grosse nie 
„lange ertragen können." ... „S>o sind denn un- 
sere neueren Messen und. andere Kirchen stücke 
„oft in ein rein verliebtes, leidenschaftliches We- 
sen ausgeartet, und tragen ganz und gar das Ge- 
„priige der weltlichen Oper, und sogar wohl der 
„gesuchtesten, also der recht gemeinen Oper» ... 
„Selbst die Kirchensachen von Mozart und Haydn 
„verdienen jenen Tadel, und beide Meisler haben 
„ihn auch selbst ausgesprochen." — %. Als zweite 
Ursache des heutigen Verfalles der Kirchenmusik 
wird angegeben, dass die alte Musik grösstenteils 
nicht gedruckt ist, und man die Handschriften 
nur mit vieler Mühe, und grosseu Kosten erhält. 
„3- Die grosse alle Kirchenmusik ist bloss für 
„Singstimmen gesetzt"; diese aber sind heut zu 
Tage nicht mehr, und am wenigsten in den Kir- 
chen zu linden, daher mau durch leidigen instru- 
mental - Luxus nachhelfen will. „4- Die alten Kir- 
„chensachen haben alle einen lateinischen , einfa- 
chen, erhabenen Text." „Allein Statt dessen 

„hat man neuerlich nur zu oft freye deutsche Über- 
setzungen gewählt, mit poetischen Blumen, ga- 
lanten Wendungen, Affectation, und tausend un- 
feinen Stoffen untermischt.".... ,,5. Endlich muss 
„man auch eingestehen, dass der Verfall der Kir- 
chenmusik mit vom Volke selbst ausgegangen ist," 
weil nämlich in unserem Zeitalter der religiöse 
Sinn erstorben ist. 



der Tonkunst. 



7* 



„2- Über Bildung durch Mustor.« Was 
in der Musik schön, was gross, was erhaben und 
klassisch sei, liisst sich nur schwer durch abstrak- 
te Segeln bestimmen und lehren, „loh wüsste da- 
„her mit Worten und Theorien in der Musik nicht 
„viel anzufangen , so wenig als ich mir getrauen 
„wurde, den rechten Farbensinn im Fach der Ma- 
„lerey durch abstracto Grundsätze zu schaffen. Al- 
lein dum Freunde der veredelten Musik bleibt 
„doch immer Ein grosses Hülfsmittet, welches Überalt 
„den ersten Plate einnimmt, wo auf den Geschmack 
„und das Gefühl gewirkt werden soll, nämlich die 
„Belehrung und Bildung durch classisclie 31 iw- 

„st e r Die rechten Muster hierzu sind aber 

Immer wieder die grossen Altan. „Man glaubt 
,,es kaum, wie schnell durch gute Mjister gewirkt 
„werden kann. Mehrmals fand ich Einseitige, wel- 
„che von geistlich -verliebten Sachen einiger neuer 
„Meister eine gewaltige Vorstellung hatten. Ich 
„Hess solche Stücke singen, aber vorher auserwähl- 
„tn Sachen aus Messen von Lasso» Pslestrina, 
„Lot li und S. Bach. Der Sieg war auf der 
„Stelle entschieden, und nie sind mir ähnliche 
„Versuche misslungen. Mir ist zu meiner Freude 
„sogar der Fall vorgekommen , dass ein junger 
„Mann, welcher viele verkehrte Ansichten mitge- 
„ bracht hatte , nach Anhörung einer. Messe von 
„Lotti beseligt ausrief: heute Abend könnte ich 
4,keinem Menschen feind seyn. So etwas Hesse 
„sich oft vernehmen, wenn man wollte, und sich 
„nicht in einer ärmlichen Verstrickung bloss an 
i,das hielte, was die Mode gestempelt hat." Eben 
SO werden auch im folgenden Kapitel : , . 

„3- Über das Studium ältererWerlie« 
die Alten aus der zweiten der im Eingang erwähn- 
ten Epochen, also aus dem 15. u. 16- Jahrb., ab 
Muster zur Bildung aufgestellt. Die Behauptung 
wird mit Wirme und weit ausgeführt. „Wer die 
„Musik historisch studiert, und sich so zu den 
„bessern Werken erhebt, der wird, wenn er 



7« 



Veber Reinheit 



„Sinn für das Geniale und Veredelte hat, den 31- 

„törsn Meistern in der Kegel den Vorzug geben 
„müssen." . . . „Dem Fortschreiten mit dem Geist der 
„Zeiten soll, man freylich immer das Wort reden, 
„aber man darf damit nicht den unsinnigen- Ge- 
„ danken verbinden, als ob das Neue, weil es neu 
„ist, das Alte übertreffen müsse, gleichsam als 
„ob jedes nougeborne Kind gebildeter sey, wie 
„seine Eltern." .... „Dass die neue Musik in Anse- 
hung des Mechanischen fortgerückt ist, kann 
„und muss man zugeben ,«.... „Ailci a wie folgt 
„aus der Vervollkommnung der Regeln, oder der 
„Mechanik einer Kunst auch ihr materielles Fort- 
schreiten ?**... „Das ist grade das unendlich Grosse 
„der alteren Meister, dass sie eine unversiegltche 
„Kraft hatten, und für einen gereitzten, nerven- 
schwachen musikalischen Pöbel iiiclits thaten." . ■ .,, 
„Auch ist es unbestreitbar, dass,, wenn man alles 
„Herrliche, was in den Opern, blos von Cal- 
„dara und -Handel zerstreut liegt, benutzen 
„und zusammenstellen wollte, wenigstens zehn 
„lebende Meister unsterblich werden konnten , 
„wenn sie es als ihr Werk herausgeben dürften." 
Nach dieser glänzenden und einnehmenden Em- 
pfehlung des Studiums alter Werke ^wird am En- 
de noch kurz zugegeben , dass auch Gluck > Mo- 
zart und Haydn unvergleichliche Werke geschaf- 
fen haben, auch Cherubini ein höchstgediegenes, 
stellenweise ganz himmlisches Credo , und dass 
ein jetzt lebender junger Tonkünstler von des Ver- 
fassers Bekanntschaft bei demselben in solchem 
Ansehen stehe, als ob er ein Zögling von Palestri- 
na und Handel wäre. 

„4. Über den Effekt.« Der Effekt wird, 
so klagt der Verfasser weiter, heut zu Tage oft 
in planlos kontraslirendem Wechsel der heterogen- 
sten Formen, Charaktere, Tempi u. s. w. gesucht. 
„Die unbedingten Lobredner der neueren Kunst 
„gefallen sich besonders , wenn sie dem Streben 
„nach dem sogenannten E f fect, als einer herrli- 



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der Tonkunst. 



n 



„ohen Eigentümlichkeit des gangbaren musikali- 
„sehen Treibens, grosse Lobreden halten können. 
„Alleingrade in dieser Hinsicht mächte der Freund 
„Hehler Kunst wohl das Mehrste zu tadeln finden. 
„Denn der beliebte Effect ist growentheils nichts, 
„als ein Erzeugniss des Ungeschicks, oder der Feig- 
„heit, welche Allen dienen undgefallen will." . , , 
„Eure beliebten Symphonien , Phantasien , musi- 
kalischen Potpourri 's u. s. w., sind daher oft Ja» 
„Lächerlichste auf der Welt. Erst ein geheimmss- 
„ voller Anfang; dann ein Schreckschuss ; plötzlich 
„Slille; unerwartet etwas Walzerhaftes ; « .... 
„Die Haupt Veranlassung zu solchen widernatürli- 
chen Mischungen liegt aber offenbar darin, dass 
„die wenigsteu Tonkiinstler so viel Kraft und Ge- 
„nie bähen, als nöthig ist, um ganz begeistert 
„zu werden," * 

„5- Über das Instrumentiren." Der 
Verf. führt hier umständlich aus', dass bei Sing- 
1 Iii clten, das sogenannte Instrumentale, nicht Haupt-, 
sondern nur Nebensache sei, und dass es namentlich 
in der Kirche der Wirkung der Singstimme öfter 
schade als nütze, „Kein Vernünftiger wird es in 
„Abrede stellen, dass die Instrumente ihren eig- 
enen hohen Werth haben, weil sie nämlich viel 
„mehr mit Leichtigkeit behandelt werden können, 
„als die menschliche Stimme, einen viel grosse- 
„ren Umfang haben, und insofern dazu beitragen, 
„dass man im Stande ist , die musikalische III a n- 
„nigfa 1 1 igke E t ins Unendliche zu ver viel f ül- 
,,tigen.". ., „Zwölf tüchtige Chorstiminen schlagen 
„in der Kirche 50 solcher Instrumente nieder; und 
„wenn menschliche Stimmen in der Kirche den Ton 
„fein, zart und schwebend halten, so ist das Hin- 
„zukommen der Instrumente fast eine Beleidigung 
„für das Ohr. Will man tolle Streiche treiben, 
„und — wie es jetzt oft geschieht, — den lieben 
„Gott anpauken und anpfeiffen, als ob er der lu- 
„stigen Gesellschaft nichts zu sagen habe, so müs- 
„len freyliel) di« Gaset»« dar Kunst schweigen. 



78 



üeber die Reinheit 



„Allein wenn von Andacht, Demuth , und dieser 
„bescheidenen innigen Freude und Herrlichkeit 
„die Rede ist, welche allein dem Tempel an- 
„ gehört, so soll man die Herfen sich nur durch 
„menschliche S'immen ergiessen lassen, weiche 
„auch nocli dazu den Zustand der Seele am wärm- 
„sten und lautersten darstellen." Schon S. 14 heisst 
es: „wie möchte sich eine Violine neheu einer 
„Iktara oder Catalani, und ein Contrabasa ue- 
„ben einem allmächtigen Basssänger auch nur 
„irgend etwas von Gleichheit anmassen?" Jeden- 
falls dringt der Verfasser darauf, dass nicht allein 
mit Mas und Ziel, sondern auch mit Auswahl in- 
Strumentirt werde , „wie von den verschiedenen 
„menschlichen Stimmen jede ihr Eignes hat, wie 
„nur mlichtige Sachen dem Bass, feine, zarte, 
„schwärmende nur dem Tenor, oder Sopran, tief- 
„sinni^e, rührende nur dem Alt angehören, so 
„hat auch Jedes Instrument seihe eigne Sphäre. 
„Die Posaune kann allenfalls noch im Himmel ge^ 
„blasen werden , aber auf dieser Erde nicht zu ei- 
„ner sanften, verliebten Arie ; und die feine, gra- 
ziöse Flöte muss still bleiben, wenn ein ernsteres 
„Blasinstrument etwas Tiefsinniges darstellt, und 
„sich dabei zweckgemäsa mit der Bratsche verbin- 
det." In uHsrer heutigen Zeit ist aber die Kunst, 
zweckmässig zu instrumentiren , in Verfäll gera- 
then, und Mozart hat, indem er Oratorien von 
Händel instrumentirte, zwar Genie bewiesen, „aber 
„H ä n d el hat er hier zu Grabe getragen , und den 
„ganzen Charakter des Stücks aufgehoben." 

„6- Über genaues Studium der Werke 
„grosse r Meist er." Es wird in unsrerZeit viel 
für Fingerfertigkeit gethan, das Wesen der Sache 
aber wird üb ersehn. Jedes Instrument will Alle« 
leisten, was es vermag und nicht vermag. „Die 
„Tollheit des Übertreibens ist sogar auf die Sing- 
„stimmen übergegangen , und offenbar wissen vie- 
rte Componisten gar nicht , wo auf dieser Erde 
„Bass, Tenor, Alt und Sopran ihre natürliche Gren» 



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der Tonkunst. 



„ze haben," Auch hier werden, ' Seite 78 — 90, 
zu unsrer bessern Belehrung nur immer wieder die 
Alten als Muster empfohlen. Der neueste unter 
den Empfohlenen ist Händel. 

„7. Über Vielseitigkeit« Man soll aber 
doch auch nicht Einen Meister allein zum. VorbLU 
de nehmen , nicht blos Eine Schule von Meistern* 
sondern , so viel möglich , alle kennen lernen. 

„3. Über Verdorbenheit der Texte.« 
Die Tendenz dieses Kapitels scheint (denn ganz 
unzweideutig zeigen es weder die Überschrift, noch 
der Zusammenhang an,) — scheint eine Rüge un- 
passender Unt erlegnngen modemer teutscher Texte 
unter lateinische Urtexte zu sein. „Zu den musi- 
kalischen Verkehrtheiten der neueren Zeit gehört 
„insbesondere noch das eingerissene Unwesen der 
„ganz geschmacklosen, nicht selten wahnsinnigen 
„Texte. Die Musik bat keinen besseren Gehülfen, 
„als ein gutes Wort. Denn zweckmässige Texte- 
„stimmen die Seele zu dein, was die Musik weiter 
„ausbilden soll, und wenn ihr schlechte Texte 
„wühlt, so seyd ihr eben so albern, als wenn ihr 
„einem schönen Mädchen Statt eines Rosenkranzes 
„einen Topf aufsetzt." Klopitock ist, durch sei- 
nen teutschen Text zu Fergolesi's Stabae mater, 
mit einem üblen Beispiele vorangegangen. Der 
Text des Beethoven'sciien Christus am ölberg ist 
gespannt, theatralisch , oft ganz gemein. (Hier ist 
also nicht die Rede von Text-Unterlegung.) — 
Die teutsche Text- Unterlegung zu seiner ersten 
Messe C-dur ist bombastische, ganz unkirchliche 
11 1 umen streu erei. Auch in der Unterlegung teut- 
schen Textes zu Mozart's Misericordias ist der Sinn 
noch mehr misshandelt , als schon Mozart im latei- 
nischen Original gethan. ■ 

„9. ÜberSingvereine." Von uns ern äffen t- 
Hehen Conzerten erwartet der Verfasser Wenig 
für das Wiederaufblühu der Reinheit der Kunst! 



80 



Heber Reinheit 



grössere Hoffnung, setzt er auf Singvereino. In 
diesen, sagt er, soll man nur CUssisches auffüh- 
ren und überall reine Kunstzwecke vor Augen ha- 
ben, nicht aber die gemeinen Zwecke des Zeit* 
vertreibe» oder des Bekanntwerdens der Heiraths- 
lusttgen- Man soll die Mitglieder mit Veratand 
wählen, und für gleichförmige Besetzung der Stim- 
men sorgen. Es soll an den Sing- Ab enden jede* 
Mitglied pünktlich erscheinen, und sich nicht durch 
andere Thee- und Ess-Gesellschafteh abhalten 
lassen. Ferner wird eine reiche musikalische Bib- 
liothek verlangt, um immer Gutes, und doch nicht 
immer einerlei, und zwar nach Belieben von ein- 
stimmigen bis zum acht- und mehrstimmigen, auf- 
führen, auch nach den jedesmaligen Kräften de* 
eben zur Disposition stellenden Singpcrsonals, aus- 
wählen zu können. Hauptsächlich aber wird ein 
tüchtiger Director erfordert, welcher das Classi- 
sche kennt, Partituren zu handhaben weiss, und 
in keiner Hinsicht eigener oder fremder Eitelkeit 
dient. — Endlich räth der Verfasser, unbedingt 
die Oper, wenigstens die neue, gangbare Oper 
ganz auszusch Ii essen , und sich vielmehr zu be- 
schränken auf „Uchte UrchorUle der verschiedenen 
„Kirchen, die Griechische mit eingeschlossen; grös- 
sere Werke, welche zum reinen Kirchen styl ge- 
,, hören ; Oratorien und Motetten , also auch die 
„vielen Kirchen Sachen, welche im. lebendigen Styl 
„geschrieben sind, ohne gemein zu werden; und 
„endlich auserwählte alte Nationalgesänge der ver- 
schiedenen Völker der Erde : so bekommt man 
„des Ernsten und Heitern, des Stürmischen und 
„Sanften, des Mächtigen und Zarten, wie des Ro- 
„m antischen und Schwärmerischen eine solche 
„überschwengliche Fülle, dass es keine Übertrei- 
jibung ist, wenn man sagt, was ich oft, nicht ge- 
träumt, sondern recht klar gedacht habe: ich 
„könnte im Geist nicht alt werden, wenn ein freund- 
„liehe* Schicksal mir den reinen Gcnuss einer ver- 
edelten Tonkunst lebenslänglich erhalten wollte." 

So weit der Verfaswr. 



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der Tonkunst. 



81 



Sollen wir nun über die bis hierher ihrem 
Inhalts nach' möglichst treu dargestellte Schrift 
auch unser Urtheil ausser», so müssen wir vor 
Allem bemerken , dass dasselbe jedenfalls nicht 
von dem Umstände abhängt, ob wir über die vom 
Verfasser aufgestellten Satze, Ansichten und Be- 
hauptungen mit ihm einverstanden siud, oder et- 
wa nicht; indem wir auch im letzten Falle nie 
vergessen, was schon in der Einleitung der gegen- 
wärtigen Zeitschrift gesagt worden: dass es dem 
Beurtheiler keineswegs zieme, sein Glaubensbe- 
kenntnis zum Masstabe des Werth es einer anzuzei- 
genden Schrift zu erheben, und wir wahrlich 
nicht so schwach und eingenommen sind, nur das- 
jenige für vortrefflich und geistreich erkennen zu 
wollen, was mit unsrer Confessiou übereinstimmt. 

Mit ungeheucheltem Vergnügen sprechen wir 
es daher aus: geistreich ist Vieles gedacht, und 
geistreich, ja sehr geistreich, und dabei treffend 
und einnehmend , mit Ernst und Würde ausgespro- 
chen, so dass das Ganze auf jeder Blattseite den 
Mann von Genie und warmem , gediegenem Kunst- 
sinne beurkundet und abspiegelt. 

Audi wahr wird jedermann, wenn auch nicht 
Alles, doch jedenfalls Vieles von dein finden, was 
der Verfasser als Wahrheit aufstellt. 

In wiefern auch wir es alles wahr finden oder 
nicht, gehört nicht hierher; nicht allein aus 
dem schon vorstehend angedeuteten Grunde,- son- 
dern es würde , wollten wir es uns zur Auf- 
gabe machen , gegen den Inhalt der vorliegenden 
Schrift zu schreiben, ( wozu wir uns zum Theil schon 
einer Rückdeutuug auf S. 10, '11 des gegenwärtigen 
Heftes bedienen könnten) — es würde, sagen wir, 
eine solche Widerlegung nicht in eine Beurthei- 
lung des Gehaltes der Schrift ab solcher, sondern 
in eine Gegenschrift , Parteisehrift gehören , und 
nicht iin Tone und mit der Miene eines Beurthel- 



Cicilii 3, BJ, 



32 



Veber Reinheit 



lers, sondern nur mit der eines Gegners ausge- 
sprochen werden dilvfen. 

Betrachten wir aber die aufgestellten Satze im 
Einzelnen näher, so finden wir (wir müssen ja das Ei- 
ne wie das Andere sagen) mitunter manche und 
zwar nicht wenige, wenigstens noch nicht allge- 
mein anerkannte Satze, Bios aufgestellt, ohne 
die zu wünschende Begründung. Denn man 
wird wohl nicht sagen, es bedürfe, als unbestrit- 
ten und anerkannt, gar keines Beweises^ dass z.B. 
die beste Kirchenmusik zwischen Anno % u. 500, und 
dann von 1400 bis 1600 geschrieben worden (S. 7, — 
vorstehend S. 74), — dass Mozarts und Jos. Haydns 
Kirchensachen den Tadel rein verliebten , leiden- 
schaftlichen Wesens verdienen, und das Gepräge 
der weltlichen , sofjar der gesuchtesten , also der 
recht gemeinen Oper tragen *) , (S. 10, 11, — 



') Heide Meister haben, so heisst es auf S. n, diesen 
Tadel selbst ausgesprochen. Auch diese Behauptung 

siiinungen , und insbesondere Ton Mozarts glühend 
religiösem Sinne für Hirclu'iimusik , hcli.innt war. 

Erinnern wir uns unler Anderem nur an die Züge, 
die uns ein sehr glaubwürdiger Schriftsteller, Friedr. 
Rochlitz, als Augen - und Uli reu zeuge, über diesen 
Punet, in seinen Zügen aus Mozarts Leben, 
aufbewahrt hat. 

In einem gesellschaftlichen Gespräche hatte der alte 
TJoles die Hirchriislüchc eines gewissen N. N. Mozarten 
t'Tiilnui, ,.lst ja all' nichts!' 1 erwiederte dieser sehr 
lebhaft. — L tul ieh weite, Sm: haben noch nicht vieles 
von ihm gehört, fiel Doles ebenfalls lebhaft ein. 
Sil' gewinnen, antworielo Moiart; aber das ist auch 
nullt nnthi^: so Kiner kann nichts Rechts dieser Art 
machen! Er bat gar keine Idee davon in sich. Herr, 
wenn der liehe Gott mich w in die Hirelie und vor 
ein solches Orchester gesetzt hätte! u. s.w. — Nun, 
Sic sollen heute noch ein Missa von ihm sehen, die 
Sic mit ihm aussöhnen wird. — Mozart nahm sie mit, 
brachte sie den folgenden Abend wieder." 

..jN'vm, w:iss.-ii;ei> Sit' der llissa von — ? — Llissl sich 
all' gut hüren, nur nieht in der Kirche! Sie werden? 
nicht übel nehmen, ich bab' bis zum Credo andern 
Test untergelegt, so wird siens noch besser machen.— 



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der Tonkunst. 



83 



vorstehend S. 74), — dass Jeder , der Sinn fiir 
das Geniale und Veredelte habe, nun grade den 
alteren Meister in der Kegel den Vorzug geben 
müsse, (S. 36, — vorstehend S. 75 f.) — dass das 



Nein, es inuss ilin keiner vorher lesen! YVollenj 
gleich aufführen ! 

„Er setzte sieh an das Forlepiano, tbcille die vier 
Siiij;<.liiii inen aus, wir musslen Htm schon iu W illen 
si'Mi , sar.;;rn , und er ahhiuiipa^inctr. h.ine possier- 
lichere Aufl'iLhruiii; der ?.Iissa hat es wühl nie gcge- 
bcn. Die Hauptpersonen — Vaier Doies mil der 
Altstimme, dir r.r, unter sirtcw ernsl halten Kopf'sritiit- 
te'.n über das Skandal, doch su trefflich absang; Sie.;., 
immer die zehn Finger roll in den trompeten- und 
jiaiil:enrriili('i] Sätzen, unter ausjjelassnrr Freude, 
ewig wiederholend: „Wn., fjclit's nicht so besser ü'sain- 
m.-n ?" Lud uuu der «i-'e . und dne.li herrlich aii-i- 
,,.,sMe Text — z. I!. das brillante Allp:;n, -n kyric 
,-iV.joj,: ..H,.l s der Geier, das -ein fliiili !'" n. s. w. 

, Uns Gespräch über Kirchenmusik war allgemeiner 
uriu ernsthafter geworden, Unersetzlicher Schade , 
sagte Einer, dass es so vielen grossen Musikern, be- 
sonders der vorigen Zell, ergangen ist, wie den alten 
Mahl ern ; dass sie nämlich ilire ungeheuren Kräfte auf 
^neistrns nicht nur uu fruchtbare, sondern auch geist- 

tödende Sujets der Kirche wenden muteten. 

— Gau/. um(;cs:iimut und irübe wendete sich Moiart 
hier zu den Andern, und sagte — dein Sinne nach, ob- 
schon nicht auf diese Weise i Das ist mir auch ein- 
mal wieder so ein Kunstgc schwätz ! Bei Euch auf- 
celilärten l'i nlestaiilen , wie ihr Euch nennt, wenn 
ihr eure HHi-imi im lUmie habt — kann etwas 
Wahres darin sevn; das weiss ich nicht. Aber bev 
uns ist das anders.' Ihr 1'iihlt «„r nicht, was das will: 
J sn ,n Dii, aui lolih jieccMa mnndi, dona nobis pa- 
™m. u. dgl. Aber wenn man von frühester Kind- 
heil, wie Ich, in .las mystische Hei!ie,thum UnsrerRe- 
liejnn eingerührt ist; wenn man da, als man noch 
nicin wusste, man mit seinen dunlicln, aberdran- 
genden Gefühlen hinsolle, in Toller Inbrunst des 
Herzens seinen Gottesdienst abwartete , ohne eigent- 
lich zu wissen was man wollte; iftid leichter und 
erhoben daraus wegging, ohne eigentlich zu wissen 
n ipehalit habe: wenn man die ßliirhlirh |irlf- 
tcr dem rührenden -Agnus Dui hinliineel 
3 Abendmahl empliiigrn. und '■ ■ 

. Lsik in sanfter Freude aus t) 

liiiicendcn sprach: Beucdiaui tfui i 



84 1 Ueber Reinkeit 

Herrliche, was blos in Caldara's und Handel's 
Opern zerstreut liege, hinreichen kannte, wenig- 
stens zehn unserer heutigen Heister unsterb- 
lich zu machen, ( S. 43, f. — vorstehend S. 76,) 
— dass das Pianisshno der Instrumentation als 

Jpiue romanhafte Schmachtung" an sich selbst 
er Andacht eben, so fremd sei, wie das „be- 
liebte Absterben, wozu verdrehte Augen gehö- 
ren«, (S- 57 f.) _ dass „nur" mächtige Sachen 
dem Bass, rührende, tiefsinnige „nur" dem Afc 
angehören (S. 6t, F. — vorstehend S.78), — weT 
ehemnaeh. also z. B. der Sopran nicht rühren , der 
Bass nichts Tiefsinniges vortragen könnte, — dass 
ein Clavierbe pleiter zum Gesänge „immer bemüht" 
sein müsse, „durch tüchtige Accorde recht fühlbar 
„zu raachen, in welcher Tonart die einzelne Stim- 
„mc liege«, (S. 70,) *— dass viele Componisteu offen- 
bar gar nicht wissen, wo [auf dieser Erde 
Bass, Tenor, Alt und Sopran ihre natürliche Gren- 



ist's anders. Kim ja, das gehet frejlich dann durch 
das Leben in der Welt verloren : aber — wenig- 
stens ist's mir so — wenn man nun die tausend- 
mal gehörten Worte nochmals vornimmt, sie in Mu- 
sik in setzen, so kommt das alles wieder, und steht: 

„Li- si-hihlcrtc "»Ii .Scnicii irarr Art aus sci- 

nim fnihrslfii KiiKlcrjnliivn in Saldiur-, dann :mr 
der ersten Reise nach Italien, und verweilte mit be- 
sonderm Interessi' bev der Anekdote, wie ihm die 
Kaiserin Ilaria Theresia als vierzeiinjalirigun Kna- 
ben aufgetragen habe, das Te. Deum mr Einweihung 
— ich erinnere mich nicht, eines grossen Itranken- 
hauses, oder einer andern ähnlichen Stiftung, iu 
k>nii[ni]iii'ii(i , und an der Spitze der ganzen haiierü- 
chen Kapelle selbst aufzuführen. Wie mir da war — ! 
wie mir da war — ! rief er einmal über das andere. 
Pas kommt Judi all nicht n ieder! Ulan treibt sich um- 
her indem leeren Alllagslcben — snglc er dann, 
iianl bitter, trat- Ii viel starken Wein, und sprach 
lein vernünftiges Wort mehr."— So weit Hochlits. 

Hoch lauter als diese Zeugnisse, sprechen wohl. 
Mozart's Compositionen selbst; wenn wir uns seines 
Tf Deum, vieler Sliifki; stinrr Messen und seines 
Requiem erinnern wollen. — Und giltHajdn's himm- 
lisches Salve r,c°inm nicht imear omaium? 



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der Tonkunst. 



85 



ze haben , ( S. 75, f- — vorstehend S. 78 f.) u. dgl. 
— Der Vierf. kann wohl nicht voraussetzen, dass 
Jedermann ihm all diese Assertionen, ohne Weite- 
res und ohne Nach Weisung, zugeben werde. Die- 
jenigen werden es freilich, welche eben grade darü- 
ber mit ihm einverstanden sind; allein im Gan- 
zen werden die solchergestalt als Fostulate hinge- 
stellten Sätze ihm eher Anfechtung von leidenschaft- 
lichen Gegnern , als durch Überzeugung bekehrte 
Jünger verschaffen. 

Ein solch trockenes und durch keine Nach Wei- 
sung unterstütztes Aufstellen von Behauptungen ist 
ja am Ende doch nichts anderes , als eben Öffent- 
lich bekannt machen, dass der Verfasser des Bu- 
ches dieser Meinung sei; was zwar bei einem Man- 
ne von so anerkanntem Geist und Gewicht, zu- 
mal wenn er sich offenkundig zu dieser Meinung 
Laken» e» wollte , immer Etwas, ja Viel, aber am 
Ende doch nicht Alles, — nicht genug ist, um 
zu beweisen, dass diejenigen nicht Recht haben, 
welche etwa mit eben so grosser Entschiedenheit 
grade die entgegengesetzten, zum Theil gemein- 
üblichen , Behauptungen aufstellen wollten. 

Oder wollte der Vf. vielleicht durch diese 
Schritt nicht grade seinen Beweis erbringen, woll- 
te er etwa nur sagen: „höret, singet die Musik 
welche ich liebe, so werdet ihr überführt wer- 
den"; — so ist seine Schrift zwar eine sehr schö- 
ne Beweisantretung , die aber bekanntlich nie den 
Froccss ausmacht. 

Wenn wir, wie oben erwähnt, bei den meisten 
vom Verfasser aufgestellten Siitzen, und zwar gra- 
de hei seinen Lieblings - und Grundansichten , 
blos die Assertion mit Geist, Leben und Frische 
hingestellt finden, die Begründung aber eben ver- 
missen, so finden wir auf der andern Seite eben 
so oft Behauptungen aufgestellt, und mit Lebhaf- 
tigkeit und sogar mit einleuchtenden Begriindun- 



Veber Reinheit 



gen unterstützt, welche — ' sich nicht leicht jemand 
einfallen liisst zu läugnen, — und mit Scharfsinn 
und schlagendem Witze, Meinungen widerlegt, 
welche nicht leicht jemand haben wird. So wird 
z. B. doch wohl Niemand den Vorzug, welchen 
der Verf. de« älteren Meister vor den neueren 
giebt, durch das Argument widerlegen wollen, 
dass d.is Neue, weil es neu sei, das Alte über- 
treffen müsse, (S. 38, vorstehendS. 76). Oder was 
würde der H. Verf. von uns denken, wenn umge- 
kehrt wir ihn mit seinen Worten ermahnen woll- 
ten : „Dem ehrwürdigen Altenlünne soll man frei- 
lich immer das Wort reden, aber man darf damit 
nicht den unsinnigen Gedanken verbinden, als ob 
das Alte, weil es alt ist," das Neue übertreffen 
müsse, gleichsam als ob alle Eltern gebildeter 
seien als ihre Kinder.'* — Eben so wenig wird je- 
mand gegen ihn behaupten, die Kunst selbst stehe 
heutzutag darum hoher, weil ihre Mechanik jetzt 
weiter vervollkommnet sei, (S. 39» — vorstehend 
S. 76). — Auch erinnern wir uns nicht, je gehört zu 
haben , dass auch nur Ein unbedingter Lobredner 
der neueren Kunst sich besonders darin gefallen , 
dem Streben nachdem sogenannten Ef- 
fect Lobreden zu halten, (S. 46> — vorstehend 
S. 76 f-> Eben so hatte der Verf. nicht Ursache, 
uns erst umständlich zu sagen, dass und warum das 
Instrumentale doch nicht ganz unnütz sei, (S. 55 
f. — vorstehend S.77), und was er von Singver- 
einen sagt, dass dabei vornemlich eine gute Aus- 
wahl vpn Subjecten und von classischen Compo- 
silioncn, ernstlicher Wille, — gleichförmige 
Besetzung der Stimmen, eine reiche Bibliothek, 
und ein guter Director nothig sei der Partitu- 
ren zu handhaben wisse, — dass die Mit- 
glieder pünktlich erscheinen sollen, u.dgl. (S. 113 
bis 122,) — sind Dinge, welche zu läugnen ge- 
wis* Niemanden ein fit Hell wird. 

Wenn wir nun aber die vorliegende Schrift, aus 
obigen Gründen als didactische, oder sonst demon- 



der Tonkunst. 



strirende, oder auch ah polemische oder Partel- 
schrift freilich nicht Inui eidiejul schlnss- und stieit- 
recht begründet finden, so hindert dieses uns nicht, 
sie in einer a äderen Eigenschaft hoch zu achten 
und lieb zu gewinnen, nämlich als Freimüthige, 
geistreiche, kräftige, recht von Herzen gespro- 
chene Worte an Gleichgesinnte , durch die der 
Verfasser seine Herzens - und Lieblingsmeinun- 
gen mit der Fülle seines reichen Geistes und 
Gemüthes darstellen und überhaupt sich einmal 
rucht nach seiner Weise aussprechen wollte über 
die uns allen so theure Kunst; und so wie er dies 
kräftig und schön gethan hat, wird es nicht allein 
im Busen jedes Gleichgesinnten ihm freudig wie- 
der entgegen klingen, sondern auch der in der 
Sache selbst nicht mit ihm Einstimmende wird 
die kräftig schöne Herzenserglessung nicht ohne leb- 
haftes Wohlgefallen , Theilnahme und Verehrung 
für den Verfasser lesen. 

Wir können ebendieses sogar aus eigener Er- 
fahrung versichern. Denn auch wir, obgleich in 
die Grund - und Liebiingsansichtcn des Yet'fus- 
sers nicht durcti^iingig einstimmend, waren doch, 
bei der ersten Lesung des Buches selbst, von 
dem darin wehenden Geiste und der warmen, 
eindringenden , ja oft Überraschend hinreissenden 
Darstellung höchlich ergötzt und freudig erha- 
ben, indem wir uns der darin herrschenden gei- 
stigen Strömung mit Wohlgefallen und Behaglich- 
keit überliessen , die vorstehenden Ausstellungen 
aber uns erst gegenwärtig und klar wurden, als 
wir, nach vollbrachter Durchlcsung, uns über das 
Resultat des Gelesenen methodisch Rechenschaft 
geben wollten. 

Eben darum Versichern wir denn auch mit 
dem grössten Vergnügen , dass die Lesung des 
Buches selbst weit mehr für dasselbe einnehmen 
wird, als vielleicht unsere vorstehende Darstel- 
lung und Würdigung seines In- und Gehaltes es 



86. Ueber Reinheit der Tonkunst. 



vermogte; und deshalb wollen wir denn auchunseni 
Lesern dringend empfehlen , dass sie sich durch 
unsere, mehr das kurze Zusammen fassen des We- 
sentlichsten, als die schönen Binzeinheiten beach- 
tenden, und dadurch natürlich zum Thcil ziem- 
lich trockenen Auszüge, ja nicht, wie sonst wohl 
zu geschehen pflogt, der Mühe enthoben glau- 
ben, das so anziehende Schriftchen selbst zu le- 
sen; sie würden sich dadurch nicht nur des so 
eben von uns gerühmten Vergnügens berauben , 
sondern auch noch der Freude, mit eignen Augen 
zu schauen, wie lebhaft selbst die allerausgezeich- 
neteslen Männer aus andern Fachern für die an- 
sprechendste aller Künste erglühen. 

Druolt *) und Papier sind,' dem uns vorliegen- 
den Exemplare nach zu urlheilen , sehr elegant 
und das Ganze mit einem schönen Brustbilde Pa- 
lestrina's geschmückt. 

Di; Redau, 

*) 5eiie77, Z.i v. u. ist, statt „immer billig xut™, ohne 
Zweifel zu lesen: immer S Ieich gut, — und auch 
der rjfifii (irwälmtc ,,<lllmüriiT)!;t- l!asis;iiir,er" ist wnhi 
nur durrh einen llruckl'elik'r' zu dem T'nidirale ,,M- 
in Ii cli Iii;" Malt „mächtig' ^eliouuricii. Ii 11! !■ mählich 
trügt der Setzer flucti die Schuld der Vertan schling 
des „inneren oder ;;cki ijir.ii 1 - I orlsulircilcns der Kunst 
„mitdemmateriellcn",S.3g, Z.i4, (vorstehend S. 76). 



Berichtigung. 

In mehren Exemplare» des 7. Heftes der Cacilia, wel- 
ches nicht in unserer gevü Indiek en Drucherei gedruckt 
werden kunutc , isl .Ulf Seile ;X\ unleii, slalt: „Auch 
noch keinem meiner vor - arheitcr ;i . zu lesen ; „meiner 
verehrten Mitarheiler." Derlei dien S. ifa, 2. 4 ""d 5, 
statt: „verhbönt, . . . vcrslmrit" ist EU lesen: „verhöhnt 
. . . vorsühnt." Ferner, ebenda«. Z. 3. v. u. „dann 1 ' st. 
„denn." 



Bat nächste He/t wird muthmailich erst im August est- 
gt'ibm wirdiri. . ^^^^^^ 



Friederich Schneider' s Ansichten 



. über 

seine Compositiou des Oratorium 

die Sükdflut.*) 

Ist es wohl überhaupt möglich, dass der Compo-' 
nist, über Alles was er schrieb, das Wie und 
Warum genau angeben Itau«'* — ist allen einzel- 
nen Theilen einer solchen umfangreichen Arbeit, 



•) Selbst-Anz 
reu gekonnnei 

liEilten, iliee Iii. im i si-uiM iiiizitiwigvii. üu senr dun 
solches Gefühl schätzen ist, wenn es sich auf 
ein Selbsturlhe! oder Rar Sclbsllob bezieht, sc we- 

■ug auf die Mose Altrip 
'äs im Buch enthalten ist, 

■ deren Liebt erschiene, alt wirklich* der' &l"Tsti 
Kicmand .kennt ein Buch besser als der Verfasser 
selbst, niemanden liann man zumitthcn, dass er, um 
■ ein Bucli 7,iu bouriheili'ii, sich seil ganz, und »ar hin- 
ein studieren, dass er alle Seilen und "Winkel des- 
selben vollkommen keimen lerne, niemanden kann 
man mmuthen, dass er sieh alle nöthige Mühe ge- 
ben soll, sein Drtheil so genau abzuwägen , damit 
nie Ii /.uiiel mnl niehLs imtenii; int, nii-ik.n'.ileii end- 
lich kann man Kumutlun. d.iss er, wenn Fehler HU 
tadeln sind, -,ci< n U :,-„ erkundige, oh sieh der Vfr 
nicht in V'erhii ^tni^seii lu'lin'U;, die ihm, oder we- 
nigst grade jetzt schaden, ohne dass er eben solchen 
Schaden verdient hätte. Das Urthel eines Fremden 

kann daher inrul vtillli men (■■rrnclit sfvn. 

Auch weiss niemand l'uliler eines Bucha bes- 
ser als der Vfr selbst; und es gehört wahrlich nur 
eine sehr l;eririj;e Sei l>M i crlau^nunf; da all , sie oll'eu 
einzugestehen : einmal weil CS ja doch kein Fehler 
ist, Fehler ?.u machen, mich weniger einer, sie an- 
zuerkennen ; da diese. \ ielmclir von grosserer Kennt- 
niss zeugt, als im Buch selbst niedergelegt ist. Itt 
Chili» 3. Samt, H.fi i., ' 7 



90 Ueber Fr. Schneiders Sündßut. 



wenn auch der Plan des Ganzen vor dem Beginnen 
der Arbeit wohl bedacht und erwogen seyn muss, 
jedesmal eine solche Reflexion vorangegangen, 
da ss sich der Componist Idar das Grundes, warum 
er so und nicht anders schrieb , bewusst war 
und solches durch Worte deutlich machen Itann? — 
Ich wenigstens fühle mich hierin zu schwach; — 



auch ein Buch etwas, so wird es durch Anerken- 
nung der Friller nieht etua unLi-.Tin-hlmr , sondern 
selbst brauchbar. So Italien vAr allerdings, dass un- 
sere NaUrrrjesiliiehte etwas sej*, da sie alle Tbiere 
cnlbält, die nur irgend mcrli würdig sind, und da 
sie oin slrciis wis-cnsehnülielL diLrei^cliilirles n a- 
türliches Svslcin ist; aber eben drsswegen wim- 
melt sie vi. ii I eiileni, iiiidicr in denen iitdsts steht, 
kimneii l-.eine L'eiili'r Haben, und die iiatli dp in ril- 
len Stlil enilri an geordnet sind,' bieten der Hritik 
nichts iScucs inelir. Mir sind ii !jv!w n!>r , da'.s nie- 
mand im Stande ist. um jene leider so lierjiiszuün- 
rlen . nie wir sie ti-imcn. und sie r;ele-i: nil ieli dar- 
legen «erden: denn niemand wird 6 volle Jahre 
lang alle Quellen nacliscldagcn und naehstudiren , 
wie wir zur Ausarbeitung dieses Werks geiliaii 

Dann lclirt uns ja da» Dascyn dieser Einrichtung 
in (5 ii 1 1 i n s c n , wo jeder Ducent sein Buch selbst 
anzeigt, dass sie rtillhoromner dein Zweck der Lite- 
ratur entspricht, als wenn biiiss Fremde Fremdes 
rcr rasieren. Ks Iiaiin keiner sieh selb.'- 1 lullen, olme 
sieh laeherlich zu machen, da alle "Welt weiss, dass 
der Göttiiiger Doceut sich in der Göttin eer Zei- 
tung selbst anzeigt. Ilci uns ist ja derselbe Fall: 
der Vir muss sich nennen. Er soll steh auch nicht 
receiisieren, sondern nur anheben, was der w e se n l- 
licUe Inhalt seines Ihirhs sev, was er i-ij-eiillieh da- 
mit beabsichtige, was v.v wirLlich errcitul sin haben 
glaubt, und wie er wünscht, dass es angesehen 
werden soll, hui'ts, er soll itn Cnimle nur eine \ u r- 
rede dazu in der Isis Ho fern. — Dieses, denken 
wir, wird hinreichen, den Wahn zu benehmen, 
als wäre das Anzeigen seines eigenen Bu- 
ches ein S el b st]ireiscn, und mithin unziem- 

(6 k e n in s. Isis, I, 4°- Vergl. das Programm der - 



lieber Fr. Schneiders Sündflut. 91 



auch ist die Art, wie ich nun einmal zu arbeiten 
gewohnt bin, nicht dazu geeignet, dies Resultat 
herbeizuführen. — Diese ist nemlich so, und an- 
ders kann ich wahrlich nicht ! — Glaube ich, den 
Text eines solchen Werks in allen seinen Thei- 
len und in seinem ganzen Zusammenhange gefasst 
und in mich vollständig aufgenommen zu haben, 
so finden sich von seihst musikalische Anklänge 
in meinem Inneren. Dann setze ich mich, nach- 
dem ich mir vom Ganzen ein musikalisches Bild 
entworfen habe , getrost hin. — Habe ich den 
Anfang einmal gefunden, dann erfüllt die Arbeit 
so durch und durch mein ganzes Sevn , dass ich 
ununterbrochen daran zu arbeiten gezwungen 
werde; denn auf alle Wege, in alle Berufst rheiten 
hinein, begleitet mich dann der zu bearbeitende 
Gegenstand. — Darum arbeite ich schnell, so- 
bald ich einmal von dem Gegenstand ergriffen bin. 
Dass also manches nicht mit der sorgfältig vorher 
abgemessenen Ruhe, welche sich genau aller 
Gründe, warum etwas geschieht oder nicht ge- 
schieht, bewusst ist, geschrieben worden seyn 
muss, geht daraus Idar hervor, und nach meiner 
völligen Ueberzeugung wird dies auch bei andern 
Componisten wohl derselbe Fall seyn. — 

Meine Ansicht aber über das Qanze überhaupt 
und über das Einzelne, so weit es sich mir 
klar entwickelt hat., will ich versuchen darzu- 

Der Dichter der Sündflut hat das Oratorium, 
wie es auch wohl nicht anders seyn konnte, in drei 



92 Veher Fr. Schneiders Sümlßut. 



Theile getrennt, die alle für sich einen verschie- 
denen Charakter haben. Der erste Tlieil umfasst 
die Strafe des durch die Sünde verderbten Ge- 
schlechts Der zweite Theii begreift die Freude 

der Geretteten, welche aber eine andächtige 
fromme Freude ist, die auch die Untergegan- 
genen beklagt. — Im dritten Theile begrüsst die 
gereuete Schaar die Erde und stimmt Dankgesänga 
an. 

Darum hat die Coroposition des ersten Theils 
ein etwas düsteres Kolorit; doch glaube ich, dass 
die harmonischen Massen, durch angenehme, sanf- 
tere melodische Formen, da wo es nur immer 
der Text zuliess, in gehörigem Kontrast» stehen, 
und daüurck die Abwechslung hervorgeht, die 
zum guten Effekt nothwendig ist. — 

Der zweite Theil ist ganz idyllischer Natur und 
nur am Schluss erhebt sich das in innere Lust 
bewegte freudige Gereuth zu lauter Dankesan- 
betung, — 

Im dritten Theile, wo die Chöre der Engel in den 
Lobgesang des Höchsten einstimmen , musste der 
Anfang einen höhereu , ernsteren Charakter an- 
kündigen. Naoh einigen sanfteren Sätzen wird 
das Herannahen der Gottheit verkündigt, und 
nun sollte die Begeisterung am höchsten gestei- 
gert werden, — Drei verschieden« Chöre treten 
nach einander ein, die sich in einander verflechten, 
bis sie sich in „Singt Sein Lob durch tille Zeit« 



Veber Fr. Schneiders Sündflut. 93 



in Einen Gesang vereinigen. — Dass mir diese Stei- 
gerung, welche iiiclit ohne Schwierigkeit war, 
nicht ganz misslungen ist, davon tat die Auffüh- 
rung iu Cöln Beleg gewesen. 

Das ganze Werk besteht meist aus Choren, " 
und musste wohl vom Dichter so*angeordnet soin,- 
denn wo ein ganzes Geschlecht vergeht, kann 
wohl nicht die Klage eines Einzelnen beachtet 
werden. — Durch den verschiedenartigen Cha- 
rakter in den Chören, ist auch wohl für diejenige 
Abwechslung gesorgt, die ein solches Werk uoth- 
wendig bedingt, und das Gemiith des Zuhörers 
Hat Rullepunkte genug. Der Ausspruch pi rthei- 
losei* Zuhörer in Cöln, welche sich blos dem 
Eindrucke hingaben', hat dies mich genugsam be- 
stätigt. — 

Was die Anwendung der Kunstmittcl be- 
trifft, so hatte ich bei meiner Arbeit vorzüglich - 
im Auge, möglichst einfach iiiid klar zu schrei- 
ben, den Gesang in alle» einzelnen Stimmen, 
seihst in den Fugen, immer gesangmassig erschei- 
nen zu lassen, so dass er, wie er die* freilich 
immer sollte, leicht singbar sei; — die Instru- 
menta Ibegleitung ist eben Falls einfach beliandelt, 
durchaus keine kleinen Figuren, da wo Kraft 
wirken soll. Ueberhaupt hatte ich auch den 
Zweck vor Augen, wozu dies Oraiorium zunächst 
geschrieben wurde, nümlich für die Aufführung dos 
niederrlieinfcchen Musik verein«, wohui 300 Singer 
und 200 lustrumentisten wirken sollten. — Der 



94 Veher Fr. Schneiders Sündßut. 



in jeder Hinsicht äusserst günstige Erfolg in Cöln 
hat es beniesen, dass ich nicht ganz Unrecht 
geil ab t habe. — 

Dass Manches in der Partitur anders aussieht 
• ab im Klavierauszuge, der doch nur mageres Ske- 
lett ist, darf ich ■nicht erst sagen. 

In den Fugen habe ich mir bisweilen Freihei- 
ten genommen, welche vielleicht von mehreren, 
die unbedingt an Authoriüiten hängen, getadelt 
werden dürften. Will man sie nicht als wahre 
Fugen annehmen, so sei es darum! wenn man sie 
nur nicht als Musiiistücke überhaupt für unbe- 
deutend hält, mag man sie für streng , oder nicht 
strenghalten: mich soll dies nicht kümmern. Durch 
die freien Schlüsse der Fuge« habe ich gesucht, 
auch diejenigen der Zuhörer ins Interesse zu zie- 
hen, die eben sonst keine sonderliche. Freude an 
Fugen haben. 

Noch bemerke ich schliesslich, weil, wenn 
man die Iniroduclion durchgeht, bevor maft 
das übrige Werk kennt , dies ' wohl nicht be- 
merldich seyn könnte, dass ich im Verfolge der- 
Einleitung die Melodie der für die Menschen bit- 
tenden Engel und das Thema der Fuge: „Heiliges 
„Recht übt der da sein wird", eingewebt habe. 
• 

Mehr wüssto ich über mein Werft nicht zu sa- 
gen. Wenn m,-;n es der Mühe werlh hiilt, das Gan- 
ze recht genau durchzusehen, so wird man finden, 



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Veber Fr. Schneiders Sündflut. 95 



ob ich meinen Zweck erreicht, ob ich die rech- 
ten Mittel gebraucht und ob ich überhaupt et- 
was geleistet habe, was des Schreibens wertb 
war, oder nicht. Vielleicht darf ich hoffen, 
dass da* etwaige Gute, was ich geliefert habe, dar- 
um mit desto mehr Anerkennung aufgenommen, 
und das Verfehlte mit desto mehr Nachsicht heur- 
theill werde, weil dieses Feld jetzt eben nicht 
allzu sehr bebaut ist, und man in einer unbebau- 
ten Gegend mit desto grösserer Freude und Liehe 
ein hie und da wieder aufkeimendes Blümchen, 
oder einen tragenden Fruchthalm aufnimmt. 

Es soll mich freuen, wenn meine Arbeit nicht 
für ganz zwecklos gehalten wird, damit ich meine 
geringen Kräfte fernerhin für dieses Fach ver- 
wende , wozu ich mich am meisten berufen fühle, 
und darin am liebsten arbeite; denn wie die Sa- 
chen «1>eu jetzt stehen, ist eine gute Aufnahme, 
die ein Werk solcher Gattung findet, das Einzige 
was den Künstler erfreuen und zu neuer Kraft 
antreiben 1 kann; und ich danke Gott, dass er mir 
den Sinn gegeben hat, dass ich nur dieses für 
das Höchste halte und stets halten werde. 

l'ritdeikh Sthneidar. 

Nachschrift 

CTc. Wtb,r. 

?tir, dem der vorstehende Aufsatz zur Bcli.iniihnaclmng 
anvertraut worden *), mir sei, da der II, Verf. selbst 



•) Siehe Cacilia i. Bd. (Heft 4,) S. 363 und 3. Bd. 
(lieft 9,) S. /,3 f.) 



96 Veber Fr. Schneiders Sünriflut. 



es nur 10 sparsam Ihut, es erlaubt, noch Einiges Uber die 
Gelungenheit de» Werltes an sich selber beizufügen. 

Ich glaube in dieser Hinsicht fürs Erste nicht ganz in 
«las günstige Zeugnis einstimmen iu dürfen, welches der 
verehrte Tonsctier seinem Dichter crtheilt, und dadurch, 
wohl alliugrossmüthig, schon im Voraus einen Thuil des 
dem Werke gewordenen Beifalles ihm zuwenden will , 
indes* wohl weit eher zu sagen ist, dass einige Unvollstän- 
digheit dieses Beifalles grösstenteils auf Rechnung des 
Dichters gesetzt werden müsse. 

Schon was die Wohl des Stoffes betrifft . so wer es 
wohl schon von vorne herein nicht ganz besonders gut aus. 
gedacht, dem Componistcn des Weltgerichtes, gleich 
tu seinem folgenden Oratorium wieder eine \\ 'clLirrslö- 
rungs-Szcnc, eine Sündfiut zu bieten, und ihn dadurch 
ordentlich zum musikalischen Weltzerstörer, so wie erst 
durch Feuer, nun auch durch Wasser iu stempeln. 

Fürs Andere aber hat der Dichter aus diesem Stoffe 
Auch bei weitem nicht das Interesse gciogcn, welches er 
jedenfalls hätte gewahren hörnten. 

Es scheint dieser Vorwurf, auch abgesehen von der 
poetischen A u s f üb r u d g ') sich schon aus der Betrachtung 



') Sollte auf die Würdigung des Einzelnen einge- 
gangen werden, so würde auch in diesem FunSte 
Mancherlei heraii.siufieben sein, was hier ohne aus- 
führliche' Hiige gelassen wird , z.B. unter mehre m 
Anderen, Ausdrücke isic : ..In Lust entbrannt wan- 
delt es" (das Fleisch) „auf breiten Strassen. 
„Durch ilcs Hosi'n M.-iciit .^'hannl." — „liringe Frie- 
den joder Hütte, Segen jedem sauren behweiss"; 

Hochpoetisehe iur' recht' alltäglichen Prosa herab- 
ziehende Vergleichen des Hegenhogcns als Zei- 
clicn des Bundes, mit einem — bunt gewirkten 
Bande! „O vfonii einlies Zeichen, das uns der 
„Herr gesandt, den Frie den slmss zu reichen, 
„in buntgcmrhtem Band"; — die gant unrichtige 



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Veber Fr. Schneiders Silndflut, 97 



der Dorste II ungsform überhaupt, so wie auch der Anord- 
nung des Ganzen , zu rechtfertigen. 

Was nämlich zuerst die Darstellung! form angeht, so 
äussert sich in dem ganzen Verlauf ein auffallender Man- 
gel an Handlung, indem der Dichter, an die Stelle 
der lebendigen und gewissermasen dramatischen Handlung, 
welche man im Oratorium vor sich vorübergehen m se- 
het] gewohnt ist und mit Recht fodert, überall nur Be- 
schreibung, Erzählungen, Schilderung — oft nur hau m 
merkbare Andeutung de» Vorganges giebt , mit weit 
ausgedehnten Reflexionen, untermischt. 

Im ersten der drei Theile, au« denen das Ganze be- 
steht, höron wir in Kr. i, a, 3, 4, Engel und Erzengel 
mit Bedaucrnis verkünden, dass.der Herr, den es ge- 
reuet, das Menschengeschlecht geschaffen iu haben,' 
es wieder zu vortilgen beschlossen. „Offen stehn 
der Erde Schlünde " singt uns ein Erzengel in einer 
Arie , und daraus müssen wir entnehmen, dass die bisher 
nur i erkundete Zerstörung dermal wirklich begonnen 
hat; uud das Gefühl eines Jeden findet wohl das Eintreten 
der Hauptkatastrophe auf solche Weise nicht.' mit hinrei- 
chender Bedeutenheii bezeichnet. So weit os möglich war, 
hat der Ton setzer diesem Uebelstaiide ab, und sich , 
so gut es gehen will , damit beholfen, das wirkliche Her- 
einbrechen uud Auf- und Abwogen der Fluten durch 
eine rauschend fortlaufende, auf: und ab wogende Triolcn- 
begleitung der Arie, (freilich ziemlich auf Hosten der Ver- 
nelimbarkeil der Singstimme) anzudeuten. 



Phrase: die Ertränkten seien gestorben „zur Er- 
„lösung dem gesunkenen Geschlecht," — und am 
Endo des Ganzen (Ins, ditrcli die Lnge der Sache 
gar nicht motivirto Anbringen der bekannten em- 
phatischen Phrase: Grab, ' wn isl dein Sieg? wo 
ist dein Pfeil, o Tod? — ; nebst dem der Aulruf an 
die Völker alle, Gott zu loben, da doch die 
Völker alle so eben ertrunken und noch keine 
neuen Völker alle wieder aufgesprossen sind, u. s. n. 



98 Veber Fr. Schneiders Sündflut. 



Im Übrigen giebt uns der Dichter in diesem gamen o 
ttenTheile weiter nichts mehr, ab Betrachtungen d 



„■nie streng sind die Gericht! 
„erreicht. Vor des Richters A 
„stral entweicht". — Von dem 

geringsten Laut, heinau Ang* 
Weh," weder in Masse, noch, 
game Menschengeschlecht hat 



ganzen j\ ! n ■. t- n t- r ) ^ t- ü <■ 1 1 1 r: t- Ii U~ Imlicli niciit einleuchten 
konnte, sich gono titigt sah, da ihm sein Dichter nun ein- 
mal heine jVIcn sehen worlc zu Menschcncliüren, gegeben 
hatte, sogar einen — blasen In s trum ental sa Iz 
(!) mit.der Ücberscurift: „Kr. 7. Instrumintalsatz, dü 
„Fersweißung der Untergehenden bezeichnend 1 ', iwisthen 
die sonst ununterbrochen fortwährenden Betrachtungen 
der guten und hosen Kugel Mr. 4 i ä, 6, 8, cüijuschic- 
ben, und also, mitten in einem grossen, ja oft dreichuri- 
geu Grsntigv.crhe . sich mit einer blos instrumentale 11 
Tonmalerei des lautesten Jammers der gesammten Mensch- 
lieit liüninicrliih 7.11 behelfcn; — wornächst ihn sein Dich- 
ter dann wieder mit Teitwortcn iu einem moralisch be- 
trachtenden Sclilusscliore der Lngel freigebig versieht. 

So ist nun der erste Haupttheil, nämlich die ganze; 
Sfindflnt selbst, im ersten Theilc abgethan, und ohne 
eigentliche gegenwärtige Handlung , durch hlose Be- 
trachtungen und Schilderungen nhgethan, durcli welche 
wir übrigens nicht einmal erfahren haben, — dass ei- 
nige Auserwäiilte gerettet worden t>ind; vielmehr be- 



Dicjiiized ö/ Google 



Veber Fr. Schneiders Siindßut. 99 



theuerte man uns überall bisher das Gegentlicil : „Von 
„der Erde will Er raffen Alles was sich regt" — „Alles 
„Gehörne ewiglich wird Er es tilgen" ■ — „Ewig ver- 
schwindet das liebliche Mild der blühenden Erde" — „Nie 
„mehr erschallen bei dem Altäre jubelnde Saiten" u. dgl. 

Als Eröffnung des zweiten Tbcilcs hören wir einen 
Chor die Worte singen : „ Singt Jchova Danhes Lieder, 
„der ... aus den Wogen uns erhob!", und die ücber- 
srhrift sagt uns , es seien dies die Stimmen verschiede, 
ner in einer Arche (man weiss nicht wie und warum,) 
geretteter Personen, 

Schön , anmuthig, froh und lieblich hat der TonscUcr 
diesen Chor gehalten, und dass er ihn, nur Unterscheidung 
des Menschlichen von dem bisherigen Uriiermcn.sr Miellen, 
in minder erhobenen Sljle gehalten, kann man ebenfalls nur 
billigen: allein die Haltung des Ton Stückes scheint mir am 
Ende doch allzu gcmüthlich; es ist der Ton einer unbe- 
fangen und behaglich heiteren Gesellschaft, indes» meinem, 
und wohl eines Jeden Gefühle nach, ein Danliruf für die 
Rettung aus su ;;r;iu!'l ielieni ün Ier:;.uu;, mit er solchen, un- 
ter Anderem doch auch mi einiger Wehmuth über das 
Schicksal der' untergegangenen übrigen Menschheit ver- 
anlassenden Umständen und Umgebungen, wie wir tiiii 
hei der noch in der Arche, zwischen zahllosen modern- 
den Leichen, anf den Finthen treibenden Familie dcnlien 
müssen, sich nohl ganz anders, eis in solchem ungetrübt 
fröhlichen Tone aussprechen müsste. Zwar enthalten 
die folgenden Kuinern 10, 11 und Ii schon ernstere Be- 
trachtungen , und unter Andern auch Vermal mutigen der 
Engel an die Geretteten , und fromme Wünsche für dia 
Seelen der Verstorbenen: allein jene allzu harmlos lu- 
stige Heiterheit hätte gar nicht laut werden sollen, und 
am allerwenigsten' noeli beim Aubliclie all des Gräuels 
der Verwüstung, — höchstens etwa späterhin, nachdem 
dieselbe wenigsl ens ehiigenn.isen w ieder verseh wunden 
und vergessen gewesen. 



100 Veber Fr. Schneiders Sündflut. 



Mit den erwähnten verschiedenen Betrachtungen geht 
übrigens wieder die ganze zweite Abtheilung hin , und 
«war ohne dass wir an Etwas errathen können , ob die 
Gesellschaft sich mittlerweile ausschifft , oder ob sie, 
fortwährend singend, unbeweglich in der Arche sitzen 
bleibt und fortwährend schwimmt — - 

Letzteres war aber in der That der Fall, denn der 
zweite Theil schliesst, und der dritte beginnt, und noch 
befindet sich, (welche Dehnung!) Alles singend an Bord. 

„Von des Albaums Laube bringt ein Liebespfand uns 
„die Friedens - Taube" singen endlich iN'oas Kinder im 
Teriett Nr. 14, (ein wundert leb lieh es Tonstücli, im Stile 
lon Ha wliis idyllischem Sciiüpfiuigslerxctlu ; „In holder 
„Anmuth slehn, mit jungem Grün geschmückt, die wogi- 
„gen Hügel da",) ,4-dur, andie. con moto, =J ; und nun 
können wir, die es aus der h. Schrift wissen, errathen, 
dass es Jelzl endlich liakl ans AudscliÜFcn gehen werde. 

Unter Ri'griibngrnsi-Iiimmcr veyliündeo ilrn Geretteten 
die Engel den neuen Bund. „Betet an!" rufen sie ihnen 
demnächst zu, „Er wird Hahn 1 .', : . . „Von Sternen be- 
kränzt, von Blitzen umglänit, wird die Wollten Er 
„trennen." 

So verbändet uns also der Dichter die höchste aller 
Szenen, das wirkliche Erscheinen der Gottheit. 

Sie eröffnet sich durch einen Dreichor- von Engeln, 
welche, dem Allcirliiidisu-n ,. I (eilig „Ilallelnja !" , und 
„Hosianna!" singend, nur erst voranEUScliwcbcn schei- 
nen: allein gleich ihr zweites Wort: „Schaut, wie Er 
„in Majestät über Erd und Himmel steht!" lässt uns wie- 
der errathen, dass Gottes Herrlichkeit bereits gegenwartig 
erschienen ist, und Lobgesänge der Engel und Menschen 
in Chören, mit Solostimmen untermischt, beschliessen 
das Game mit den Worten; „Die Völker alle sollen Ihn 
„loben mit J ubel schalle ! Denn erhaben steht sein Er- 



Veber Fr. Schneiders Sundflut.' 101 



„barmen unter uns Armen , Seine Wahrheit thronet in 
„heiliger Klarheit." — ! „Preiset Welten Jehova'a Namen 
„und Seine Liebe in Ewigkeit. Amen! 1 ' — 

So schon und glücklich als es nur immer möglich war, 
hat der Tonsetzer diese Sieuen aufgefasst und gehalten. 
Heiliges Grauen verbreitet die Verkündigung des Seraphs: 
„Betet an, Er wird nah'n , den ftamen nicht nennen" , 
U. 9. tr. mit der charakt arischen Instrumentation erst von 
lauter tiefen, dfcnn , beim Hinfallen des Cherub*« , von 
hohen Blasinstrumenten ; und im darauffolgenden drei- 
chörigen „Heilig" Est der ätherische Tomauber des Auf- 
einander folgens blos der mannigfaltigsten Dreiklänge, mit- 
unter ans bedeutend entlegenen Tonarten, ungefähr im 
Style herrlicher Meister des XVI. Jahrhunderts, von der 
erhebendsten Wirkung, Ich kann es mir nicht versagen, 
diese Stellen den Lesern in ihrem Zusammenhang durch 
beifolgendes Notenblatt mit der ganzen Instrumentation 
vii nu führen, bis üum Anfange des Chors der Engel und 
Mengchen; „Singt Sein Lob durch alle Zeit!" welcher, 
unterbrochen von kurzen Zwischensätzen , erst des Noa, 
dann einer Altstimme, zweimal, und jedesmal neu er- 
hebend, wiederkehrt, und dann, nach cinom Sopransolo, 
in den wirkungsvollen allgemeinen Schlusschor übergeht. 

Gfr. JPUtr. 



102 



Die Quellen. 



Dem Künstler. 

Strömt die Quelle dir wild , so sich" dem Waldstrom 
gewachsen, 

Sprühende Wogen erfasst Kräftiger Math in dem 
Helm; 

Rieselt sie freundlich plaudernd, so l<oso mit der iic- 

' Plätscherndes Silber erfreut reines Gcmüth in der 
. Brust: 

Doch versiegt der tosende Horn, die schwätzende 
Quelle, 

Hebe zum Himmel den Blich , Irago dein Dürsten 
zum Grab. 
Chr. Graf v. Benzel- Stenum. 



31 eine Ansichten 



Com position des Requiem 
* 

überhaupt, und mit Beziehung auf 

mein Requiem 

für mannliche Singstiinmen, Alttlolcn und Bässe, iwei 
Ilöriior, Faulte, und ohYr^U: Or-d. i.. t l-. r statt der Orjrol 
nvri tJia.-JHCtte und zwei' l'.iynllü,! Tr'.ij.iüMei., l^s.tum'i, 
undConlrnfagolta«//»., Up. »4, Partitur mit beigefügtem 
CJavier.iussuge , und Ionischem und lateinischem Texte. 
O f f e nbacli bei A n <1 r e, 4 fl. 3o kr. ■— Dasselbe Werk 
liir -i'c-Iiiiliii!iiii-;C[) Our, mid erosürs Oiilifitei' , 
HUpt. Maina bei Schott. 0 fl. 45 kr. 

FonColt/ritJ Wtltr. 

Sehen in frühen Junglingsjaliren von der lebhaf- 
testen Empfänglichkeit für religiöse Musik durch- 
drungen, erschien mir insbesondere und vorzüg- 
lich die Compositiou eines Requiem, einer re- 
ligiösen Feiet* dos II intriUes. llicui'er Personen 
oder des Andenkens nn dieselben, verbunden mit 
frommer Füi'bilte und tröstlicher, die gebeugte See- 
Ii: wieder cii'.riorrid.l.eiiüur Zuversicht dereiiistigeii 
Wiedersehens in jenem glückseligeren Zustande, 
zu welchem wir uns die Verklärten so gerne er- 
hoben denken, . — die Ausführung dieser, die höch- 
sten, theuersten und zartesten Interessen des mensch- 
lichen Herzens anregenden und in sich fassenden 
Idee erschien mir von jeher als einer der aller- 
anz i ehe ndsten Gegenstande der Tondichtung, und 
der Gedanke, in diesem Fache Etwas zu leisten, 
als einer meiner schönsten Lieblings träume. — - 



IQi Heber OJ'r. Webers Requiem 



Geweckt durch tief rührende , mächtig ergrei- 
fende und erschütternde Züge desMozartsc hen 
Requiem, bildete sich diese Neigung und Vorliebe 
für diesen Stoff mit jedem Jahre lebhafter und ent- 
schiedener aus, und so von der wärmsten Liebe zum 
Gegenstande nachhaltig durchdrungen, schrieb ich 
in verschiedenen, ja sehr verschiedenen, zum Theil 
auf den Gegenstand ziemlich bezae blichen Lebens- 
Epochen, mehre Compositionen , deren jede ich 
jedoch, kaum vollendet, jedesmal bald wieder als 
ungenügend uud des hochpoetischen Stoffes un- 
werth , verwarf und beseitigte. 

Indessen konnte es doch nicht fehlen, dass solch 
beharrlich wiederkehrendes Beschäftigen mit dem 
Lieblingsgegenstande meine Ideen über denselben 
immer mehr zur Klarheit bringen, und mein Ge- 
fühl dafür schürfen und läutern musste. Als 
Erzeugnis der also stet und langjährig gestei- 
gerten ErwHrmung", entstand endlich der durch 
die Überschrift des gegenwärtigen Aufsatzes ange- 
zeigte Versuch, den menschlich und künstlerisch 
so anziehenden hochtragischen Gegenstand auf eine, 
meinem Ideale nicht allzu unähnliche Weise in 
Tönen auszusprechen , — so wie die Betrachtun- 
gen, welche ich hier zur Prüfung derjenigen aus- 
stelle, welche Beruf und Sinn für Gegenstände die- 
ser Art in sich tragen. . 

Ich beginne I.) mit einigen näheren Betrachtun- 
gen über den Text des Requiem, welchen ich 
dann IL) eine Erörterung meiner Behand- 



Ueber GJr. Webers Requiem. 105 



lung des besprochenen Stoffes, sowohl im Allge- 
meinen, als auch III.) im Besonderen folgen lasse. 

I.) Ansicht vom JJeytii'em überhaupt 
Um über die Composition eines Requiem zu spre- 
chen, um ss man wohl vor Allem fragen: was 
ist der Sinn des Ganzen? was seine Bestimmung? 
kurz: was will Überhaupt ein Requiem'" 1 . 

Man erwäge zu dem Ende vor allem den Text. — 

Er besteht aus fünf H.iuptthcilen, deren Inhalt 

ich summarisch hier aufzählen will: 

1.) „B.cquiem» t ein Gebet, im Wesentlichen 
des Inhalts : Gott ! schenke den (dem , der) 
Todten den ewigen Frieden. 

20 „Dies irrte", eine Betrachtung des 
jüngsten Gerichtes, des Inhalts : Ein Tag wird 
kommen, der die Welt in Asche verwan- 
delt. Wie fürchterlich wird er sein! — Wie 
werde ich da bestehen im Gerichte? — Scho- 
ne meiner an jenem Tage, o Herr ! — scho- 
ne auch anderer Frommen!- u. s. w. 

3. ) „DoHi/ne", wieder ein Gebet für die 

Gestorbenen. 

4. ) „Sanctus", ein Ausruf: Heilig ist Gott! 

Hosanna Ihm! Gebenedeit sei, der da kommt 
im Namen des Herrn! 

5-) »Agnus Bei", ein Gebet: Lamm Gottes! 
gieb ihm (ihr, ihnen) ewigen Frieden , im 
Kreise deiner Auser wühlten. 
Guilii 3. B«J, H.Ii lt. 8 



106 Veber Gfr. Weiers Requiem. 



Vor Allem dringt sich nun (wenigstens mir, 
obgleich meines Wissens diese Frage noch von 
Niemanden ausgesprochen worden,) gleich von vor- 
ne an die Frage auf: wen soll man sich hier als 
sprechende Person (oder Personen) denken? Will 
man sich unter dem die Textes wo rte vortragenden 
Sängerchore die Trauemden selbst, —die Ge- 
meine vorstellen, welche um die verlornen Lieben 
klagt und für sie betet? — oder sind es andere 
Beter, welche jenen gleichsam vorbeLen und vor-, 
oder mitempfinden, (wie dies denn in der Kirche 
eigentlich in der That der Fall ist)? — Der In- 
halt des Textes begünstigt* wie die vorstehende 
Skizze desselben zeigt , wenigstens nicht mehr 
die eine Ansicht, als die andere. — 'Allein in ei- 
nem ganz andern 'J ona nuiss iMiiirlit licrwL'isc die 
Musik gehalten werden, je nachdem man die 
erste, oder aber die zweite zum Grunde legt: 
jene erste heischt den Ausdruck eigener Trau- 
er — etwa auch noch den der Ergebung Agl. : 
die letztere- lagst den Ton bald freundlicher Trö- 
stung, bald auch ernster Ermahnung zur Stark- 
routh und Ergebung zu. 

Eine zweite Betrachtung über die Beschaffen- 
heit des 7l£ga/c»i-Textes ist wohl ebenfalls sehr er- 
heblich. 

Wer denselben jetnnl mit Aufmerksamkeit gele- 
sen, dem muss es unangenehm aufgefallen sein, 
dass die fünf Satze, aus denen er besteht, unter- 
einander eigentlich in gai' keinem Sinnes -Zusam- 
menhange stehen , ( wie uns dies wieder die obige 



Weber Gfr. Webers Requiem. 



107 



Skizze zeigt. ) Keiner folgt aus dem vorhergehen- 
den , und kein vorhergehender enthält die Veran- 
lassung des folgenden ; sie stehen, (zumal ausser 
der katholischen Kirche) eigentlich in gar keinem 
Zusammenhange unter sich, sondern wie zusam- 
mengewürfelt nebeneinander gereiht. 

Im Übrigen enlhiilt der oftewähnte Text an 
sich wollt Manches, was mir von hohem, religiös- 
poetischem Werth e scheint. Dahin rechne ich z. 
B. im Dies irae das herrliche Bild: 



Tuba, mirum spargens lonum 
Per npulchra reghnum, 
Cogei om/tes ante thronum, 

und: 



Eine Posaune, gewaltigen 
Klang durch die Gräber der 
Länder verbreitend, wird 
Alle vor den Thron foltern. 



Mors sluptba et natura. Der Tod und die Natur wer- 

Cum resurret creatura den s,flunc "» wenn das Ge- 

j b j ; suliipf auferstehen »ird , 

n i retponsura, dem ßi cht er Hede iu stehen. 

Allein höchst unangenehmer Weise findet sich 
oft, dicht liehen solchen schönen Bildern, auch 
wieder manche höchst elende Münchsreimerei, 
z. B. fast der ganze übrige Test des Dies irae, 

— das erbärmliche 

„tantul lahor non tit casiai" 

das niederträchtig egoistische i 

Confuaiii mahdütU, hast du erst dio Verdamm- 

ten niedergeschmettert und 
Flammis acribus addklis — den verzehrenden Flammen 

— Vota mt cum btneäietit, mich mit den Au sei- wühlten. 



108 Ueher Gfr. Webers Requiem. 



und das prosaische : 

„Tuiuitipe pro tmimahus iL Empfange Du für diejenigen 

„Iii, quarumkodie memoriam Seelen, deren Gedächtnis wir 

lt facimui — beute begehen — 

So erscheint also der Ritualtext des Requiem 
zwar, seiner Grund heslimmting und Grundidee nach, 
als ein hochpoetischer Gegenstand, der Ausführung 
nach »her als durcli gar Mancherlei entstellt und 
nur in einzelnen Theileu gelungen und anzie- 
hend. 

11. ~) Nach diesen allgemeinen Betrachtungen 
über den Stoff, sei mir nun erlaubt., mich über 
meine Composition, und zwar vor Allem 
über den Gesichtspunkt aus welchem ich sie 
coneipirt, und aus welchem ich sie verstanden und 
empfunden wissen mögte, etwas näher auszu- 
sprechen. 

Fürs Erste habe ich mir die Freiheit genom- 
men , ( welche mir freilich von Orthodoxen viel- 
leicht sehr verargt werden wird) — nicht grade 
allen Text zu componiren , sondern Manches , 
und namentlich ganze Strophen des Dies irae , 
gradezu zu unterdrücken, wie z. E. das eben erst 
erwähnte, mir nun einmal widerliche : „Confuta- 
tts malerlictis", das ,,T« suseipe", und „Tantus 
labor non sit cassus" u. dgl. 

Sodann habe ich dem Mangel an befriedigen- 
dem Zusammenhange der fünf Haupttheile des 
Ritual-Textes dadurch, abzuhelfen gesucht, dass 
ich zwischen jeden derselben einen ganz kurzen 



Veber Gfr. Webers Requiem. 109 

Choral eingelegt) dessen Inhalt das vorhergehen- 
de Stück mit dem darauf folgenden möglichst in 
Verbindung setzt, und dadurch das Ganze, auch 
bei der Aufführung ausser dem Gattesdienste, zu 
einem, auch dem inneren Zusammenhange nach, 
wirklichen Ganzen macht. Zur Übersicht möge 
der also verbundene Text mit meiner, dem latei- 
nischen, so viel irgend möglich und nöthig war, 
Sylbe für Sylbe und Note für Note angepasstea 
teutschen Übersetzung hier stehen. 

1. Requiem. 
Requiem aetcritam dona tu , Friede den Entsrlilafncn ! 
Doaiint ! Schenke ihnen Himmels- 

frieden , Ewiger! 
Ei lux -ptTpilua luceat eis. Mit strahl' IIitipii Licht der 
bessern Welt in Ewigkeit. 
Kyrie eleison! Christe eltU Ewiger! wir flehen Dir: O 
iohI segne sie! O Herr! crliü- 

Choral. 
Ach, und schone der Treuen ; 



2- Dies i r a e. 

Dies irae, ditt Uta, Tafi des Zornps! grosser 

Sc Ii recke ns tag , 
Solvet saedum in faoilla. Wo die^Wclt icrstäulil in 

Tuba, mirum Sparrens i 

Per icpalchrii regionum, Durch die Graber der Ge- 

schlechter , 

Coget omr.es ante thronum, \i>r di>s liiclilccs Thron die 
Sünder ruft! 

i Die l.iieinische Übersetzung habe ich erst sp;iier hin- 
zugefügt. D. VJ, 



HO Veber Gfr. Webers Requi, 

Mors slujrcbit et nniur 
Cum raurget crealura.. 
Jodicami respoiisura. 
pUBntm trcmor est fut\ 
Quando judex 
Cuncta stricte discusiarus I 



Stanncnd wird der Tod es 

Da ss die Todlcn auferstehen, 
Iiirom Richte r sich iu stellen, 
Zu erscheinen vor dem Weib 
geeicht. 



C Ii i 



Allgeicoht bist Du, 



Domini:, convoca ia reg,, 
Tuo.) 

3- Do 

Domine Jesu Christel tibera 
animai ßdelium defuneto- 
rum Je poenis inferni, et 
de profunda lacu, Libera 
eas de ore leouis r 



ii t n e. 

Vaicr! oVater! vor Deinem 
Throne liehen wir: rette 
DeincGIanhigen, an jenem 
grossen Morgen, vom ewi- 
gen Tode, und ron des Ab- 
grunds 0\i nfen , Vater, be- 
wahre sie, die heute wir 
beweinen. Bette Deine 
Gläubigen vom PA1I1J des 
Verderbens. Vater! Wah, 



Choral. 

Der Herr gab sie uns; der Herr nahm sie uns: des Her- 
ren Kam' sei s;r!>,'i!(!;lini, (/Wr'i r:n Dunums , revoen- 
vit eoi Dominus/ iic nomen Domini benedictum.) 



4. S a n c t w s. 

s Dominus, Heilig, heilig ist der Herr, 
* irt Gotl ZeWth! 

:1 erfüllet. 



Herr ! 

HosannaDir, Allerhöchster! 



OigitizedOy Google 



lieber Gfr. Webers Requiem. Iii 

Erden und Himntel erfüllet, 
Herr !^ Deines Samens 

Benedict«, qui venit In iwmi- Lob «nd Preis Dir, Du V* 
iu Domüiii Ur dcrTodten und Leben- 

Osanna in exeelsis 1 Hosaiina Dir, Allerhöchster ! 

Choral. 

Ja heilig und gross bist Du; aber allcrharmend mich 
waltet Deine Liehe. Sie leitet über Zeit und Gräber 



hinauf aur Seligkeit, ^/»iö, sanetus es, Domine 



rvfitthhri t 



Agnus Hei 



Agnus Dei, oai Collis picea- Jesu! hüre der Tlinder Ge- 
I« mundil bete; Vater! hör uns an, 

(»Du, der die Sauden von 
Allen suluite, o höre der 
Kinder Gebete ! Jesu! hör 

Dona, eis rcquUm tempitcr- Sende ihnen Deinen Frieden, 

nam ' _ V , Himmelsfricdcii — 

camSanciis Tuisin aeternumi ra Deiner AnSqrwShlten 

RequUm! Kreise! Friodo ihnen! 

El lux verpetua tuceat lU ." F.s sind' ihnen Lifl" ■ k'i'bes- 

' r sern Welt in Ewigkeit ! 

Rtnmehf aeternam dona eis, Friede ihnen, Himmelsfrie- 

Ua/iiine! "Ci in Ewigheit! 

Auf diese Art habe ich mir meinen Text ge- 
wissermasen erst geschaffen , oder doch ziemlich 
umgeschaffen, um ihn componiren zu können; *) 
anders wäre mir's vielleicht unmöglich gewesen. 



•) Ich weiss es reebt gut, und sogar ans eigener 
Erfahrung, dass amtliche Oiisurbelnirden sogar den 
Stich einer ftlcssuartitur verbieten, wenn dann 
ein WurUhen dos Hilualtciies fehlt, i.idess es .Lyell 
in den Kirchen selbst ganz orthodoi katholischer 
Lander ganz hergebracht ist, bei Aufführung musi- 
kalischer Messen an gewöhnlichen Sonntagen, wo 



112 Veber Gfr. Webers 'Requiem. 



Was die im Eingänge dieser Betrachtungen 
CS. 106-) erwähnte Alternative betrifft, so habe 
ich die Ansicht vorgezogen, mir die Singenden 
nicht als die um einen th eueren Verstorbenen 
trauernden Personen selbst, sondern als 
betrachtenden, th eilnehm enden , mit- oder vorbe- 
tenden und mitempfindenden Chorus zu denken, 
und aus diesem Gesichtspunkte den Charakter und 
Ausdruck seiner Gesiinge gegriffen. 



Die Wahl, Mos männlicher Singstimmen, und 
der eigenthtimlichen, eigens sparsamen und fast 



man (Ins Hochamt etwas Immer abzufertigen liebt, 
ganze Tonstiidie *u überspringen, wofür die Chor- 
STiroehe sogar ilirc eigenen Ausdrücke hat, welche, 
lürchcnsänger uml Inslriuneiitisleii als gäng und gäbe 
sogleich vorstehen. Sei pflegt i. It. das Ciaria 
gewöhnlich in eine Berne Tonstudio abgctlieilt 
eu sein , deren erstes mit den Worten „Curia" 
oder auch „£( in ferro" anzufangen pflegt, — > das 
Ewcite etwa mit „Laudatio*", das dritte mit „Do- 
rnige", u. a. w. — das leinte gewöhnlich mit „£>«£>- 
niam'', oder „Cum sanno", oder auch blos „Amen." 
Soll nun die musikalische Feier abgekürzt werden, 
so ruft der Director oder Chorregent nuf- hun : 
„Xacli Gloria, ("'uonram ! " oder „nach Gloria, Cum 
XBFicto!" u. dgl. dasheisst: „vom ersten Satie gleich 
auf den letzten gesprungen!" und damit sind auf 
einmal etwa drei Viertel des Texte« aus der Mitte 
herausgeschnitten , ohne dass ein Hahn danach 
kräht. — Auf gleiche Weise hört man: „Nach Credo, 
Et uitom!" womit plötzlich ans dem Bekenntnisse 
des vollständigen Inbegriffes der Glaubenslehren, 
der Glaube au Gott ili'n Selm, an sein Leiden und 
Sterben, an den heiligen Geist und an die Kirche 
herausgeworfen ist, u. dgl. — Solche rein will- 
liiii'llche Sinn ■ um! ltcli^ionswidriglinten passiren 
überall rügefrei: aber, i'nit Sinn und sorgfältigem 
liedachte, sich aus dem mitunter chaotischen Jtitual- 
leite eine zusammenhängende Auswahl iu bilden,-— 
das soll dem Tons euer nieht erlaubt sein?! 

Mm. d, rerf. 



Heber Gfr. Webers Requiem. U3 



austeren Instrumentation hatte ich geglaubt dem 
ernsten Gegenstände schuldig zu sein; doch habe 
ich, von der Meinung der Notwendigkeit solcher 
Austeritiit zurückkommend, dasselbe Requiem dem- 
nächst auch für ganz grosses Orchester und voll- 
ständigen, sethsstimmigen Chor, wie die Ueber- 
schrift besagt, umgeschrieben. 

III.) So viel über die Conception und Behand- 
lung im Ganzen : nun auch noch Einiges über jede 
einzelne der fünf Niimern. 

10 Erster Satz: „Requiem». Einstimmend in 
die gemeinsame Trauer, aber mild klagend, nicht 
pomphafte Trauerode, sondern sanft mitklagende 
Elegie, leiten einzelne Stimmen, ohne alle Beglei- 
tung, den ersten Satz ausj^moll ein. 



„Requiem aeternam dona eil, „Friede den Eowcliljfneji ! 




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Ü4 Veber Gfr. Webers Requiem.' 



Auch der Verfolg des Satzes bleibt ohne allen 
Schmuck von Blasinstrumenten , die Saiteninstru- 
mente gedämpft. 

Mit steigender Inn! gl; ei t erhebt sich dann dies 
Gebet zu einer kurzen Fuge, noch immer y&moll: 

„Kyrie eleison'. Christa elei- „Ewiger! wir flehen Dir, o 
,,icn/" »segne sie!" 

und, wie neu gestärkt durch das vollbrachte Ge- 
bet, und voll Zuversicht der ErhÖrung, erhebt 
sich aus dieser Fuge die Wiederholung des Ein- 
leitungssatzes ; aber nicht mehr in /-moll, son- 
dern verklärt ih F-dur, die Saiteninstrumente nun 
ohne Dampfer, die ganze Begleitung in hohem 
Ligen zu lichtern Harmouieen verschlungen. 




Den Übergang von diesem ersten Satze zum 
Dies irae (seinem Inhalte nach einer Contempla- 
tion des jüngsten Gerichtstages) bildet ein Choral : 




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Veber Cfr. Webers Requiem, Hb 



je . .n/m Tmy, da <& letm *tn *>ir*i,stnay z* 




*2. ) Der erwähnte zweite Satz selber, das Di« 
irae , ist seinem Inhalte nach , wie schon vorhin 
angeführt, eine Betrachtung oder Beschreibung 
des Weltgerichts. 

Auch hier kann die Intention des Tonsetzers 
sehr verschiedenartig sein, je nachdem er die eine, 
oder die andere Ansicht ergreift. Er kann sich 
den Sängerchor als einen ermahnenden , warnen- 
den denken, gleichsam ab einen Buss- und Slraf- 
prediger, welcher frechen Sündern die Schrecknisse 
jenes Tages mit möglichst lebhaften Farben schildert 
und als Schreckbild vorhält, ihren Frevelmuth zu 
beugen, sie zu zerknirschen und zur Reue und 
Bekehrung niederzudonnern — (in diesem Sinne 
ist das Dies irae in Mozarts Requiem, und 
namentlich der fürchterliche erste Satz in rf-moll, 
gegriffen:) — Es ^ sst sic " a ' ,tir » s latt dieser, 
wenn ieh so sagen darf, gleichsam nach aussen 
gerichteten Behandlung, auch eine nach in- 
nen gekehrte zum Grunde legen, indem man 
sich nämlich den Sängerchor als einen Betrachten« 



116 lieber Gfr. Webers Requiem. 



den denkt , welcher von der Begräbnisfeier eines 
Bruders Veranlassung nimmt, ein Bild jenes ver- 
hängnisvollen Tages, an welchem dieser Bruder und 
alles Fleisch wieder erstehen wird, vor seinem 
inneren Sinn vorüber und seine Betrachtungen darü- 
ber in Worte übergehen zu lassen, nicht um die- 
jenigen, zu und mit welchen er spricht, zu schreit- 
en, sondern um, gemeinsam und gleichsam Hand 
in Hand mit ihnen, sich der Vergänglichkeit und 
Nichtigkeit alles Irdischen zu erinnern und die 
Richtung des Sinnes auf das Ewige hin zu befe- 
stigen. 

Diese letztere Art, den Text des Dies irae zu 
verstehen und zu greifen, glaubte ich insbesondere 
hier um so mehr als die richtigere annehmen und 
befolgen zu müssen, da mehre einzelne Textstel- 
len der entgegengesetzten Ansicht gradezu wider- 
streiten, wie z, B. 



Voea me cum hentdictis. 

Salva me,foni pielatis. 
Quid sam miser tum dicla- 



Itufe mich zu den Gesegne- 
ten. 

Rette mich, Quell der Liehe. 
Was «erd ich Armer dann 
sprechen ? 



welches alles durchaus nur in oder gelegenheitlich 
einer Betrachtung , nicht aber einer drohenden 
Slrafrede, wohl vorkommen kann. 

Was nun die Ausführung dieses Tonstückes 
angeht, so war das Dies irae von jeher ein Feld, 
auf dem Jeder sich gern in Tonmalereien, zumal 
des Posaunenrufs zum Gerichte, des Auferstehens 



Ueber Gfr. Webers Requiem. 117 



der Todten u. dyl. erschöpft, (wie selbst Mozart.) 
Ich habe midi Aller eigentlichen Malerei von Su- 
chen und Begebenheiten enthalten , und micli ein- 
zig auf die Empfindung derselben beschränkt. 

Donnernd eröffnet die Pauke ganz allein die 
Szene, und siimmiliche Sänger rufen, ohne weitere 
Instrumentalbegleitung, in grausein unisono drein : 



„Diel trat, diu Ula 
„Sohn latclum in favilla I" ' 

Die Strophe: 

„Tuba , mirum ipargtm SO- 



„Tag de* Zornes, grosser 
„Scb recke nstag , 

„Wo die Welt lerstSubt in 



Wo die Pos 
„schallend 



„Per sc-pnhhra regionum, „Durch die Gräber der Ge- 
melli coli ler, 

„Coget omnei ante thronum." „Vor des Bichter* Thron die 
„Sunder ruft." 

das rechte Lieblingsfeld der Tonmaler, wo jedem 
ein Posaunensolo ganz unerläßlich scheint, tragen 
hier die Singstimnien noch immer all unisono 
vor, und noeb dazu in schaurigem, nur langsam 
wachsendem Piano, gleichsam scheu vor dem furcht- 
bar grossen Bilde welches sie in Worten ausspre- 
chen sollen. — , Bei „Quantus tremor" tritt der 
erste Hauptgedanke in c-moll noch einmal hervor, 
und verhallt gegen das Ende hin in C-dur, unter 
nachklingend mahnenden einzelnen Schlügen der 
Pauke. (Da eintf"auf wenige Zeilen gedrängt zu- 
■iminengezogcne Skizze der Partitur dieses Ton- 




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118 Veber Gfr. Webers Requiem. 

stiickea bereits zu einem anderen Zwecke gesto- 
chen, und die Steinplatte dazu noch vorhanden 
ist, so mag sie liier beiliegend mit abgedruckt 
werden. ) 

Die Verbindung zum folgenden „Domine" (ei- 
nem Gebete für die Abgestorbenen) knüpft wie- 
der ein Choral in der Verklärung - kündenden Ton- 
art £-dur: 

„Allgerccht bist Du, o Gott, aber auch »llgütig. Herr , 
„nimm auf in Dein Keiiü ilie Deinen, iüe fest gekillten 
„an Deinem Wort." 

3.) Dritter Satz: „Oomine", Tenorarie, 
mit obligater Orgel, deren Weichheit und einige 
Anmuth die Schauer der vorhergegangenen Dar- 
stellungen gleichsam abbitten soll. Einige harmo- 
nische Wendungen wird man neu finden, — den 
Ausgang, mit Singstimme und Orgel ganz allein, 
nicht ohne Eindruck. — Ein unleugbarer Fehler 
beim teutschen Text ist der Zwischenraum: 

Ich hoPe es ist der einzige grobe Fehler dieser Art. 

Ein dritter Choral: 

„Der Herr gab sie uns, der Herr nahm sie uns, des 
„Herren Kam' sei gebf'neileil." 

bildet den Übergang zum folgenden 
4) Vierten Satze: „Sanctus." 

„Sanctut, Snnetus Dominus, „Heilig, heilig ist der Herr, 
„Daus Sabaotht" „ist Gott Zebaotli." 



Oartou »um. jw.n « 



Dijidzod b'/Ci 



Z«r Cäeilia 10. lhfl S. 418 




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XJeber Gfr. Webers Requiem. . 119 



Es ist etwas Eigenes um die Auffassung des 
Saract «ä in einem Requiem. Anders — das 
ist offenbar — muss ein Sanctus in einem R e- 
quiem gegeben werden, als das Sanctus ei- 
ner Messe. Anders wird (wenn wir die Erste 
der oben im Eingang entwickelten Anstellten an- 
nehmen) der Trauernde, vom Gefühl der Sterb- 
lichkeit, vom Schmerz um verlorne Lieben, durch- 
drungne , gebeugte Mensch „H eilig!" rufen , 
als dies unter jedem Milderen Verhältnis au erwar- 
ten stoht. Ernster wenigstens wird ein sol- 
ches „Heilig!" jedenfalls ausfallen: im Mun- 
de des also gebeugten Sterblichen ist der Hei- 
ligruf entweder blosse Resignation — oder 
erhabene Seele n s tä rk e, die, grösser als ihr 
Schmerz, ihre Trauer bezwingt , und in soL 
ehern Lobgesange den Triumph der Keligioo 
über irdischen Schmerz feiert. — Und wieder 
in anderm Tone muss (wenn man die zweite 
der im Eingang unterschiedenen Ansichten zu 
Grund« legt,) ein ermahnender Chor spre- 
chen, welcher, entweder milde begütigend, oder 
streng und ernst, den klagenden Sterbling erinnert, 
dass Gott ewig heilig sei, dass es dem Menschen 
zieme, Ihn zu preisen, auch dann, wenn sein Herz 
in Leiden bricht. 

Dieser letztere Ton nun war es, in wel- 
chen ich , nach meiner einmal ergriffnen Ansicht, 
mein Sanctus stimmen musste; und daher die au- 
stere und fast herbe Haltung meines Heiligrufes: 
Tonart c-moll, die Singstinunen wieder alV uni- 



120 Veber Gfr. Webers Requiem. 



sono, gleichsam recilirend, und im Benedictus 
vollends choralmässiger cantus ßrmus, blos von 
einem durchlaufenden einfachen Kontrapunkte der 
gleichfalls unter sich unisonen Violen und Risse, 
fast bis zum Ende blos pizzicato, begleitet, und 
mit kurzen Zwischen- oder eigentlich blos Ver- 
bind ungs salzen der obligaten Orgel untermischt. 
Der Choral : 



„hinauf zur Seligkeit. " 
fuhrt zum 

5.) fünften Satze, dem „Agnus Dei." 
Zum erstenmal treten hier zwei Hörncr sqIo 
hervor und umfangen den Sologesang dos Tenors 
in einem Andante : 





Üeber GJr. Webers Requiem. 121 



Im Sinne des christlichen Glaubens, wird die Seele 
der Beter und ihres Wortführers, des Solosüngers, 
milder und vertrauen voller, im Gebet zu dem 
Lamm Gottes , welches gekommen ist Sühne zu 
bringen. Darum ist also auch dieses Gebet nicht 
hoch pathetisch und tragisch, sondern möglichst mil- 
de genommen. Denn soll das Lamm Gottes den Gläu- 
bigen nicht in ländlich freundlichem Lichte er- 
scheinen? sollen wir nur immer niederfallen 
vor dem Angesichte des Allerhöchsten , vom ern- 
sten Glänze seiner Gottheit geblendet? warum 
nicht auch vertrauend ihre, zur menschlich sinn- 
lichen Gestalt gebrochenen, milderen Strahlen er- 
blicken und näher mit ihr Umgang pflegen, wie 
ja die Bibel auf jeder Seite lehrt? Die Grösse be- 
ten wir an; allein ihr Abstand ist unermesslich , 
sie wirft uns Würmer des Staubes zu Boden : die 
Liebe aber können wir erreichen durch Wio- 
derlieben; sie macht uns des Himmels fähig 
und ähnlich dem Lamm Gottes, dem holden 
Bilde der göttlichen Liebe. In diesem Sinne 
spricht der Vorsanger das Gebet, in diesem Sinne 
giesset er, indem er zur ewigen Liebe für die 
theuern Gestorbenen fleht, zugleich auch Trost 
in die" Seele der trauernd still Mitbetenden. 

Noch freundlicher, und fast wehmiithig- froh 
wird die Stimmung da , wo , nach den Worten : 

„Dona eis. nquiem" „Sende ihn en Frieden" 

der Schlusssatz, ein Allegro moderato, mit den 
Worten: 

Qtlltt 3. !».!, »ifl 11. 9 



122 Veher 6fr. Wehers Requiem. 



„cum Saudis Tuit in atur- „in Deinar Auscrniblten 

unter freundlich müdem Orgelspiel einfüllt, Ist 
der Gedanke nicht auch in der Thal e r f r e u 1 i c Ii, 
dass unsre lieben Heimgegangenen ewigen Hirn- 
melsfrieden imKrois« der Auserwä hL» 
ton Gottes geniessen? und durfte also dieses 
Allegro ntoderato nicht mit Hecht mehr licht 
als dunkel gehalten werden ? TJass freilich in diese 
Freundlichkeit auch immer noch der tiefe Ernst 
d«r Hauptidee verschmolzen bleiben muss, (wie 
denn auch bei judum ^leusclien in die Freiide über 
die Seligkeit seiner lieben Vorangegangenen sich 
denn doch immer eine Dosis Ernst und Trauer 
mischen wird) — dies vorsteht sich freilich von 
selbst) und eben darum erscheint auch iminur wie- 
der der Chor, mit seinem ernsten 

„Requiem atlernam Jona eis, „Friede ihnen! Es slral* iti- 
„Donun*, et lux ptrpeiaa „neu Licht am bessrer 
„Ittcent eil!" „Welt in Ewigkeit!" 

in den Sologesang verwebt, so dass immer der 
Ernst der Todeshelrachtung und die Trauer um 
die verlornen Lieben, mit der glaubigen Zuver- 
sicht ihrer freudigen Verklarung iu Einen 'Kranz 
verflochten erscheinen; und so läuft das Ganze 
in einen breiten austönenden Kirchenschluss aus, 
um die Zuhörer weniger in zerknirschter, als in 
webmiithig weicher, doch getrösteter Stimmung 
zu entlassen: eine Wirkung, welche ohne Zwei- 
fel, sowohl für die Aufführung in der Kirche, als 
auch ausser derselben] überall die rechte ist, wo 



Uehcr Gfr. Webers Requiem. 



123 



«in Requiem auch als selbständiges Oratorium, 
im Coacertsaal oder sonst, aufgeführt wird. 

Für beide Zwecke, sowohl den kirchlichen als 
den ausserkirchlichen, gereicht übrigens dem Wer- 
ke wohl auch die Kürze zur Empfehlung, mit 
welcher es ge fasset ist, indem die Aufführung, ein- 
■chltcslich. der eingeflochtenen Choräle, kaum drei 
Viertelstunden «rtödert, und dass es, namentlich 
ausser der Kirche, durch- die Choräle zu einem un- 
unterbrochen nacheinander fortlaufenden Ganzes 
verbunden ist, so wie auch der Umstand, dass es, 
nebst einem, durch keine grossen Schwierigkeiten 
beengten Sängerchore, nur einen einzigen (aber 
gute o) Solosänger erfodert, welcher übrigens, nicht 
ohne eigne Wirkung, allenfalls auch durch eine 
Sopranistin ersetzt werden mag. — Auch die 
sechsstimmige Bearbeitung fodert nicht mehre So* 
losänger. 

Die Correethelt und das ganze Äussere der ge- 
stochenen Partitur verdient d«r Verlaghandlung 
den Dank des Publicum* und des Verfassers. 

* ' Gfr, 



124 



F,- S. Händlers 

Tliätigkoit zur Verbreitung teut acher Musik 
in Italien. 

Auf die, zur Ehre teut scher Kunst, dermal immer höher 
und höher steigende Verehrung der italienischen Nation 
für teutsche Miniv. Cht vorzüglich auch unser , alt 
aggiunto alla prcsiden-a deü' Utilato filarmonico venelo, in 
Venedig eingebürgerter Landsmann Frane Salomon Kand- 
ier, membra di diverse academia letlerarit e füarmoai- 
che iPIlatia e germania, entschiedenen und wohlthätigen 
Einfluss, und zynar hauptsächlich durch Uebcrtragung 
teulseher Vocalcomposilioneo in die italienische Sprache. 
Es ist vielleicht nicht uninteressant, zu erfahren, welche 
Werke dieser Henner des italienischen Kunstsinnes und 
Geschmackes zunächst für geeignet gehalten hat, bei 
jenen südländischen Naturen Eingang eu finden. Es war 
xuerst das Pater nosur von Naumann, dann eine Fassion von 
Jos. Weigl , und mlctzt Beethovens Christus am Oelberg, 
unterm Titel: Cristo sulf ol'wcto, oratorio posto in not- 

Francisco Sal. Kandier, bei Bicordi in Mayland erschie- 
nen, woselbst er nächstens auch Rombergs Glocke in 
italienischer Bearbeitung erscheinen lassen wird. 

Schon früher (i8ao) hat er, in einer ziemlich ausführli- 
chen italienischen Schrift, .historisch kritische Andeutungen 
über Joh. Adolph Hasse und seine Werke herausgegeben; 
und auchMehul verdankt ihm die Verbreitung seines Joseph 
(Jakob und seine Söhne, il Giuseppe) in jenem Lande, 
dessen Musen sonst nur zu geben und nicht zu empfan- 
gen gewohnt gewesen. 



Über Tonmalerei 



Gottfried Weber. *) 

Unter die Gegenstände, über welche in derKuast- 
lehre äusserst verschiedene Ansichten herrschen, ge- 
hört vorzüglich auch die Frage run dem ästhetischen 
Werthe oder Unwerthe der sogenannten Tonma- 
lerei oder des malenden Ausdrucks in der Mu- 
sik, indem Theoreten und Kunstrichter gewöhn- 
lich jedes Maien mit Tönen für Conirebnndu, für 
Missbrauch der Kunst mittel ca verkehrtem , ihrem 
Wesen fremdem Zwecke erklären; indess doch 
z- B. in Haydn's Schöpfung und Jahrzeiten die 
Tongemillde des Sonnen- und Mondaufganges, — 
der Mittagschwüle , des nahenden Gewitters, dej 
zackigen Blitzes u. dgl. jeden Hörer entzücken, 
und seihst das in Oboetöncn nachgebildete Kra- 
llen des Haimus, das Schnurren des Spinnrades 
u. dgl. m. nie ohne wirkliches Wohlgefallen gehö- 
ret wird. 

Bei diesem Widerspruche zwischen der Theo- 
rie und der Wirklichkeit , dringt sich die fr' ra- 
ge auf» auf welcher Seite wohl die Wahrheit 
liege, ob auf der Seite der Theorie und Specula- 
tion, oder aber der WirlUichkeit? 



*) Bruchstacli aus einer uiigedruclUcn Acslhelit der 
Tonsetilunst. 



126 Vebqr Tonmalerei 



Oder Hegt sie etwa „in dar Mitte", — wie 
mau so oft gern zu sagen pflegt, weil es eben am 
bequemsten ist, Jedem halb recht zu geben, in- 
dem es die Mühe scharfer Prüfung erspart? — 
Das, hiesse denn im vorliege uden falle ungefähr 

viel wie: das Malen mit Tönen ist an sich 
»icht grade ganz verwerflich * aber auch nicht 
«rade ganz löblich, also halb gut, halb übel; — und 
«Limit wltre denn freilich Nichts, oder wenigstens 
etwas sehr Inhaltloses gesagt, was uns der Wahr- 
heit unv keinen Schritt näher brächte* 

Meines Beditnhens ergiebt sich die richtig« 
Ansicht nicht sowohl durch solche Halburtheile, 
sondern vielmehr durch genaue Unterscheidung 
der verschiedenen Zwecke und Intentionen des 
Kunstwerkes, 

Mir scheint nämlich, der oben erwähnt» Wi- 
derspruch zwischen diesem Theile der Kuust- 
Jehre und der Wirklichkeit löse sjch durch die 
Bemerkung, dass eigentliche Tonmalerei,, d. 
Ii. das Bestreben des . Tonsetzers , die Vorstel- 
lung Süsserer Gegenstände de* Gehöres oder Ge- 
sichtes durch musikalische Töne zu erzeugen*), 



') Das ist }a «ohl die eigentliche r>efrnilfnn des Begrif- 
fes Tonmalerei. Ith stalle oitmUth den Ausdruck 
»äussere GeRenstSnde des Gotiöres und Gesichtes« 



von Gfr. Weber. 



127 



im edleren, höheren, erhabneren, pa- 
thetischen Style allerdings nicht zu 
Hause gehören, wohl aber im naiveren, 
humoristischen! komischen, burlesken 
und überhaupt jedem nicht hochpathe- 
tisch gestimmten. 

Ich denke diese meine Ansicht und ihren 
Grund am fug'Iie listen durch ein von der Ittde 
und Poesie borgen ommencs Gleichnis deutlich zu 
machen. 

Der rohe Naturmensch drückt seine Empfin- 
dung und Gedanken zuerst durch nachbilden- 
de, nachahmende, oder, wenn man so sagen will, 
natürliche, lebe n d ige Zeichen aus; Um z.B. 
den Begriff Hoch auszudrücken, deutet er mit 
der Hand in die Höhe. — Sehr tief wird er 
dadurch bezeichnen, dass er die Hand zur Erde 
niedersenkt, — auch wohl sich selber dabei noch 
niederbückt. Um das Gebrülle eines Löwen, ei- 
nes Ochsen zu bezeichnen, wird er Löwen- oder 
Ochsen - HUnüch brüllen; — die Lerche wird er 
andeuten, indem er mit dem Munde zwitschert 
und etwa mit der Hand in der Luft das Flattern 
derselben figurirt u. dgt. 

So sprachen, so verständigten sich ohneZtveifel 
die Menschen im rohesten Naturzustande. Ab) 



wenn sie Süssere Gegenständ!- sinnlicher Walirnen- 
imiiifj ihirrli Time i),ii:lihiliti>n will, ilas Auisti-tgen 
der Mnndcsscheibe , den dann des über dem Chaos 
aufe Rh enden Lklitcs, das Bollen des Donners, 
Schlacht- und Jagdgetümmel u. dgl. D, Vj, 



128 



Heber Tonmalerei 



aber die Unvollkonimenheit und Unzulänglichkeit 
solcher Zeichensprache fühlbar wurde , war d«r 
grosse Schritt zu besserem Verständnisse die Ein- 
führung willkürlicher, conventioneller Zeichen, — 
der Wortsprache. Durch diese wurde das figür- 
liche oder lebendige Nachbilden der zu be- 
zeichnenden Gegenstände überflüssig: man konn- 
te nunmehr von etwas Hohem sprechen , ohne 
mit der Hand in die Höhe zu deuten, von ei- 
nem brüllenden Löwen , ohne eine Leiwens limine 
nachzuäffen. — Je vollkommener die Sprache sich 
ausbildete, je vollständiger fiel die Notwendig- 
keit nachbildender Geste, nachahmender Laute hin- 
weg: indess auf niedrigerer Stufe der Ausbildung 
die Un Vollkommenheit" der Wortsprache mitunter 
doch auch noch manche Nachhilfe durch nach- 
ahmende oder natürliche Zeichen nöthig machte. 

Auf diese Weise erklärt es sich denn eben, 
dass auch unter uns civil isirten Völkern , noch 
heut zu Tage der minder gebildete, sogenannte 
gemeine Mann, beim Sprechen immer noch häu- 
fig gestikulirt, indess der Vornehmere, der Wort- 
Sprache Mächtigere, in seiner Gonversalion stets 
in ruhiger Haltung verharrt, blos mit Worten, 
nicht mit den Händen, und noch weniger mit 
dem ganzen Körper sprechend , der gewandten 
Zunge das Geschäft des Ausdrucks seiner Ge- 
danken aHein überlassend, indess er, weder durch 
körperliche Bewegung die Gestalt oder Bewegung 
sichtbarer Gegenstände nachzubilden, noch hör- 
bare durch den Laut seiner Stimme nachzuahmen 



von Gfr. Weber. 



129 



braucht, und sich nur da dazu herablasse, aus 
jener früheren Natursprache nachahmende Zeichen 
zur Aushilfe zu entlehnen, wo die willkürlichen 
Spracfazeichen zur Beschreibung eines Gegenstan- 
des eben doch nicht ganz ausreichen, (in wel- 
chem Fall er aber auch dann mit Gesten wenig- 
stens möglichst sparsam ist, möglichst nur leicht 
andeutet, statt das, was er beschreiben will, 
ganz und gar natürlich vorzumachen,) — oder 
da , wo er in höheren Affect gerHth , ( wo- 
durch er sich aber eben dem Naturzustände wie- 
der nähert.) Aber auch in diesem lelztern Falle 
wird der verfeinerte, abgeschliffen er e Mann sich 
doch nicht grade wie ein Naturmensch geberden, — 
er wird, wenn er mit Wärme z. B. von einer 
gewaltigen Höhe spricht, die Hand doch nur ru- 
hig heben, nicht aber sie gewaltig empor stre- 
cken und sich auf die Fussspitzen stellen, um 
möglichst hoch zu reichen; — er wird, will er 
uns das Brüllen des Löwen schildern, mit dem 
Klange seiner Stimme vielleicht auf die Kraftfiille 
der Löwenstimme fern anspielen , aber gewiss 
ohne es uns ganz und gar, oder doch möglichst 
natürlich, vormachen zu wollen. Das alles, 
sag' ich, wird er sicher nicht, so lang, er in 
ernstem, oder gar in erhabenem Tone sprechen 
will; — er wird, um uns zu sagen, er habB 
Flöten und Hörner , Nachtigallen und Lerchen, 
grosse und Wirbel trommeln gehört, uns nicht sa- 
gen : ich hörte Flöten : Tüt-Tüt-Tüt, und Hör- 
ner: Tuh-Tuh-Tuh, und Trompeten: Schnet- 
teredeng- deng- dengdedeng, und die Lerche« 



130 



Veher Tonmalerei 



trillerten so schön dazu: Tirili-Tirili, aber Trom- 
meln rasselten: Prrrrrr-Prrrrrr, und die grosso 
Trommel sprach dazwischen : Bum - Dum u. s. w. — 
Nur im Komischen, ja im Niedrigkomischen oder 
Burlesken kann solche Sprache ihre Stelle fin- 
den, — in gemässigterem Grade auch im Humo- 
ristischen, im Naiveu, u. dgl. 

Ich habe, durch das vorstehende Gleichniss» 
meine Gedanken über Tonmalerei schon beina- 
he vollständig ausgesprochen ; denn die Ähnlichkeit 
zwischen ihr und dein beispielweis Angeführten 
ist wohl augenfällig. Gewiss sind , so wie in der 
Wortsprache das ganz und gar natürliche Vorma- 
chen sichtbarer oder hörbarer Gegenstände, so auch 
in der .Siuh'k recht eigentliche Tonmalereien in pa- 
thetischen Tonstücken nicht angemessen, nicht an- 
ständig ; und man kann sich daher wohl kaum des 
Unwillens erwehren, wenn z.B. Gossec in seinem 
oft und vielmal gerühmten Requiem, bei den Tex- 
tes- Worten: 

(?uofiiui tremor est fulurus , Wie werden wir zittern, 
wenn der Iii cht er er- 
(>uando judex est vsntmras. scheint. 

seinen Sängerchor dazu missbraucht , dem Audi- 
torium das Zittern und Beben der Sünder ordent- 
lich vorzumachen : 




L 1 : J U: 



von Gfr, Weber, 



131 



■-LL- ■" 



WS 



mar est fit - - Ar . ■- ms, quanJtu trt- - mröt fit . 

Noch eckelhafter «nd wahrhaft possenhaft ist das 
Bild , welches uns ein rev. Pater Ostvutilus a 
8. CaeciUa in seinen gedruckt vor mir liegen- 
den Psalmen malt, indem er bei den Texteswur- 



Contjaasiabit ca-pita in terra Er (der Herr) wird die 
Köpfe Vieler auf Erden 
»luhoruntt lerschinettcrn. 

uns ordentlich das Knacken der zerschellten Hirn- 
•ohädel hören lässt: 



Gm.ijiiiifsa _ . , bif- ca . p\ '.. tu, am . qiiafsa 



Nicht minder lippisch ist es *) , wenn der alte 
Marcello die Textwone ; „Wohl filhl' ich das schreck- 
„Hche Übermas meiner Missethat'* durch einen; 
üburm iisigen Secundqnsprung (wie schalkhaft!) 



*) Ich erlaube mir, diese Bemerkung aus dem 4- Bant 
de meiner Theorie hierher abzuschreiben. D. Vf. 



132 Veber Tonmalerei 

f&- hos- ianxxr csai prtnrio 1/ grantle 



<LJ . m, a iJeJjf . 



charakferisirt, von welcher Stelle jedoch der probate 
Theoretiker Paolucci, ins. arte praticadel contrap- 
punto, ganz begeistert ausruft:, ,indi per esprimer 
„Len la parola, dalla Sesta minore passa alla 
„Settima maggiore, che c amiar dt grado per 
„eccesso, passandovi da una Cor da all' ultra 
„una Seconda superßua ... iL qual modo di 
„procedere, benche 1 non sia da usarsi di/re~ 
„tjueute , nondimeno nel caso presexte , a mo- 
„tivo di esprimer la parofa, fa un 
„bellissimo sentire." — ( Das wiren mir gute 
Zeiten , wo man solche Lobsprücht der Theoreten 
damit einernten konnte, dass man das Wort 
Übermas auf eine üb e r m äis i g e S ekun d e 
singen Hess, den „eccesso" de3 Verbrechens 
durch einen „grado per eccesso'* abconter- 
feite. — ) 

Eben so, — um auch nicht grade nur von sol- 
chen auffallend absurden und possenhaften Hans- 
wurstiaden zu reden, wie der vorstehende Tremor, 



DigitizGd t>y Google 



von Gfr. Weber. 133 

das Conquassabit und der Eccesso, — eben so, 
sag' ich, kann man es wohl nicht ganz zweckmässig 
finden, wenn z. B. die Missen - Comp on isten mei- 
nen, bei den Worten 

Qui tlesceatlit tleeoc. Welcher ... vom Himmel 

Iii herab kam 

müsse man jedesmal eine Notenfigur von oben tief 
herab anbringen, um das „Niedersteigen" abzucon- 
terfeien, — eine aufsteigende Notenfigur aber bei 

et rtiurrexit und wieder auferstand, 

so wie auch bei 

it expecto resurrvctiO' Und ich erwarte die A u fe r- 
n * m mortuorum. Stellung der Todtcn. *J 




") All diese Wortmalereien sind nebenbei auch darum in 
slcli selbst unrichtig und unpassend, weil die Ausdrücke 



134 Veber Tonmalerei 

Hummel . Utfort . V»4. 





hohe und tiefe Töne an sich selbst nur fi„ 

und blose willkürlich angenommene Redensart sind, 
indem ein hoher Ton keineswegs eine räumliche Hö- 
he hat, und das vermeintliche Abeonterfeien räum- 
licher Höhe durch hohe Töne also nicht einmal wirk- 
liche Tonmalerei,, sondern nur wortwitiige Anspie- 
lung auf die figürliche Redensart hohe Töne, und 
diese selbst wieder nur eine von der Wortähnlich- 
keit hergenommene Anspielung auf die Höhe des 
Himmels ist, von welcher der liebe Herrgott hier 
als herabsteigend abgebildet werden soll. Hätten 
wir für hohe Tön», rt. h. filr schnelle Klangschwin- 
gungen, ein anderes Wort, als das figürlich entlehn* 
te hoch, so würde kein Mensch auch nur eine Ton- 
malerei in den befraglichen Stellen ahnen: sie sind 
also nicht einmal Tonbild, sondern nur von einem 
figürlichen Spraohawsdrucke liergengn.meuc3^Wort- 



DigitizBd By Google 



von Gfr. Weier. 



Eben so will mir auch scheinen, als sei es 
nicht i;anz angemessen , in einem Requiem beim 
„Tuba, mir um sparge/is soniai* ... co«et om- 
„nes ante tlironum 11 grade ein Trompeten-, oder 
l'osaunensolo büren zu lassen: und dies zwar 
nicht sowohl darum, weil es eine Tonmalerei, son- 
dern weil es eigentlich nicht einin al eine ist, 
nicht das Bild einer tonenden Posaune, sondern 
wirklicher Fosauncnscliall , — nicht. eine durch 
Töne bewirkte Nachbildung eines sonst nicht tönen- 
den Gegenstandes, sondern eine Verwirklichung, *) 
wenigstens eine scheinbare. — Uud eben darum 



*> Bio schiinen liünste können und srdlcn , wie schon 
St. Schütte auf S. 19 des gegen «Srti gen Bundes so 
richtig als geistreich bemerkt, nicht die Wirklichkeit 
B-eben; sie müssen den unmittelbaren Eindruck der 
Wirklichkeit mildern, und einen poetischen Sehleier, 
den Schleier der l'hantasie, darüber werfen, so, 
dasssie, bei aliirr ubjut'livi-n , bei aller ästhetischen 
Wahrheit, doch niclil ah W irl<lii-!i I; eil , «miltrn nts 
Gebilde der inneren Thätigkcit des Künstlers erschei- 
nen. Nicht als wirklich sollen die Gegenstände ersehet- 

Auffassung zum Vorschein kommen, als die Anschau- 
ung einer empfindenden Seele, die selbst noch eine 
Absirht, den ZwWli Jn- Scköiiori:. ilamii vi-rhi-idet, 
als ein Gepräge des Geistes. I>ie Wirklichkeit darf 
tiiclit so »m sie ist in das Kunstwerk übergehen, sie 
mute erst in Empfindung getaucht und nach dem 
'/weck des Garnen verarbeitet »erden. Wie sehr die 
llunst die Oberseuguug durrh Wirklichkeit mei- 
det, das beweisst am deutlichsten die körperlich- 
ste von allen, die Bildhauerkunst, die sogar die Ge- 
genstände selbst iur Anschauung hinstellt'. Sie mus» 
ihnen die Täuschung des Lebendigen entziehen, sie 
in Lieht verklären, damit sie wieder mr blosen Vor- 
slellunj* werden und au/ri.'iiru I-.hdju'ii , dass sie ein 
Kild der l'hantasie, das Gcjjiügc einer bestimm- 
ten Auffassung sein sollen, .durch welche der Wie- 
derau schauende hindurch geht, geistig geleitet 7,11m 
Gegenstände hilldringt, nicht, um weniger als die 
Wirklickkeit, sondern dem Wesen nach mehr i« 



• 136 



lieber Tonmalerei 



ist es denn auch zugleich noch ein Übersprung aus 
dein erzählenden Styl in den dramatischen. Indess 
der Dichter, der Sanier, erzählend, b es eil reibend, 
uns vom Posaunen chatte spricht, welcher der- 
einst zum Gerichte rufen wird, lüsst.uns der 
To n. setz er gleich jetzt schon den Posaunentoti Iiii- 
ren, (also eigentlich sogar anachronistisch,) 
— und fuhrt uns solchergestalt gleichsam dra- 
matisch das' Weltgericht auf. Hoch, sehr hoch I 
verehre ich wohl manchen Tondichter, welcher 
sein Tuba mir um auf solche Weise behandelt: al- 
lein unbedingt richtig vermag ich solche Behand- 
lungs weise nicht zu linden. 

Ich sagte so eben , ein Fosaunenruf an solcher 
Stelle sei nicht einmal eigentlich Tonmalerei , son- 
dern scheinbare Verwirklichung : noch ein ande- 
res Beispiel wird dies noch mehr beleuchten. Der 
würdige B. Ans. Weber hat Schillers Eisenhammer 
als Declamationsstüch componirt; das ganze Ge- 
dicht, von Slusilt d urch flocht en , wird, wie natür- 
lich und recht, von Einer Person recitirt, er- 
zählt; allein bei der Stelle 

Und als des Sanctui Worte kamen, 
Da schellt er dreimal bei dem Namen. 

hifrt man plötzlich einen vollständig vierslimmi- » 



empfanden. Die schöne Täuschung oder die Tau- 
scliun^ in di r Schon bell liat nur die Absicht der lie- 
feren, allgemeineren Wahrheit. — Die Malerei be- 
wirisl es lullt-iids 'ii]iiiiiii(?il>(ir, dasa die Kunst nur 
nacli einem Jiililc strebe, indem sie zauberisch auf 
einer bleuen Flache die Vc-rsLcllung von einem Kör- 
per er wc cht. A. 4. Ff. 



□klitized öy Google 



von Gfr. Weber. 



137 



gen Chor die C' m Gedichte nicht einmal enthalte- 
nen) Worte Choral massig absingen; 

Sanctus, Sanctus Dominus Deut Sabaath I Plcni etc. 

Auch dies hat man oft eine Tonmalerei ge- 
nannt, aber gewiss ebenfalls mit Unrecht, in- 
dem hier der Vorgang in der Kirche nicht ma- 
lend geschildert, sondern der Messgesang leib- 
haftig, dramatisch *) vor unser n Ohren auf- 
geführt wird. — Und selbst wenn wir auch 
die günstigste Auslegung annehmen, und uns den 
Chorgesang als eine Fortsetzung der Rede des 
Erzählers selbst, den Chor also als mit dem 
Declamator identisch denken wollen, — selbit 
dann, sag' ich, würde die Intention in nur wenig 
besserem Lichte erscheinen ; denn wir müssten uns 
alsdann denken, der Erzähler, nachdem er uns die 
Geschichte bis zur Scene in der Kirche mit Wor- 
ten erzählt und beschrieben, fange hier plötzlich 

an, uns ein vollständiges Sanctus vorzusingen 

was dann allenfalls wohl eher eine Tonmalerei 
lieissen könnte, als solche aber dem Ernste der 
Erzählung im Ganzen und der eben zu beschrei- 
benden Szene, wohl nicht angemessen wäre, da, 
wie gesagt, ein gebildeter Erzähler einer ernsten 
Erzählung weder Tut -Tut, noch Schnetteredeng , 
noch Choralsingen einmengen wird. 

Doch kehren wir zu eigentlichen Tonmalereien 
zurück. — Wenn wir uns, den vorderen B et räch tun- 



") wen» auch nicht grade sceniscli, D, ff. , 

citiiii 3. Htn ... 10 



13S 



Vebcr Tonmalerei 



gen zufolge , gestehen müssen , dass sie dem hö- 
heren Style gleichsam unanständig sind , so wer- 
den wir dies jedoch nur von denjenigen verstehen, 
welche den bezeichneten Gegenstand gar zu na- 
türlich abconterfeien, ihn gleichsam tout comme 
eraehä darstellen wollen , — keineswegs aber von 
leiseren , entfernteren Andeutungen. 

Auch hier mag mein ursprüngliches Gleichnis mir 
wieder zur Verdeutlichung dienen. Ich sage : auch 
dem erhabensten Style ist malerische Andeutung 
des Gegenstandes der Rede keineswegs fremd. 

Ein Beispiel a contrario wird dies beleuchten. 
Auch der ab geschliffenste , aufs feinste gebildete 
Mensch wird, wenn er vom Donner spricht, den 
Klang seiner Stimme nicht ins Schmelzende ver- 
weichlichen, — und mit der Stimme nicht donnern, 
wenn er vom Nachtigallenge flöte redet, sondern 
jedenfalls eher umgekehrt, wenn auch nicht gra- 
de mit der Stimme donnernd oder flötend. — 
Wenn er zu uns, zumal mit einiger Wärme, 
etwa spricht : „vom höchsten Himmel bis in den 
tiefsten Abgrund der Hülle hinab' 1 so wird er 
zwar nicht bei „Himmel" mit hocherhobenem 
Finge:* scheitelrecht aufwärts, bei ,, Holle" nicht 
senkrecht vor sich hinab deuten, aber wenigstens 
gewiss auch nicht umgekehrt! — er wird, wenn er 
-vom Aufgang der Sonne spricht, nicht mit aus- 
gespreizten 10 Fingern eine Kugel liguriren, sich 
vor uns hinstellen , und uns zeigen , wie dieselbe 
langsam immer bülter kommt ; aber er wird, wenn 



von Gfr. Weber. 



139 



er die Hände eben frei hat, vielleicht die ausge- 
streckte Hand leise heben; — er wird, um uns den 
Posaunen ruf zum Jüngsten Gerichte zu schildern, 
uns freilich sicher nicht mit Mund und Ar- 
men die mechanische Manipulation des Tracta- 
mentes der Posaune vormachen — wohl aber wird 
er bei seiner Beschreibung vielleicht durch Aus- 
strecken der Hand nach der Ferne hin , das Aus- 
hallen der ehernen Klange durch die unabsehba- 
ren Räume des Erdkreises . andeuten. 

So sagen also leisere Andeutungen auch dem 
höheren Style zu, und zwar, wie ich schon frü- 
her angeführt, in eben dem Grade mehr, je 
mehr er sich erwürmt, und dadurch sich dem 
kunstloseren, minder co nvention eilen , natürliche- 
ren Seelen zustande nähert. 

Gleiches, gilt denn, aus gleichen Ursachen, auch 
in der Tondichtung, und zwar hier um* so öfter, 
da die Musik, ihrer eigenthüra liehen Natur ge- 
mäss, fast gar nicht anders, als mit Wanne- spre- 
chen kann, und daher in dieser Kunst malerische 
Andeutungen oft genug höchst angemessen sein 
können. So ist es z. B. gewiss nichts weniger 
als unpassend, wenn im Mozart'schen Requiem, bei 
der Betrachtung und Schilderung Jenes grossen 
Weltgerichtes, wo aus der Asche des verbrannten 
Weltkörpers nach und nach die Todten aller Zeit- 
alter sich aus den Grüften emporrichten, und die 
ganze Menschheit zum Gerichte aufersteht, wenn 
sag' ich , hier die Schilderung des Dichters durch 



(40 Veber Tonmalerei 

ein sich grossartig erhebendes Crescendo der Töne 
nicht sowohl grade gemalt, als nur angedeutet wird : 




Indem wir hier den Dichter, betrachtend und be- 
schreibend sprechen hären , sehen wir ihn gleich- 
sam seine Declamation durch langsames Erheben 
des Armes begleiten und beleben. — Oder wenn bei 
den Worten der Genesis: 

„Und Gott sprach: Ei «verde Licht, und es ward 
Licht," 



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von Gfr. Weber. 



141 



Haydn plötzlich die höchste, glänzendste Klarheit 
in seinen Tönen aufgehen lässt, — wenn er in den 
Jahreszeiten, bei der Schilderung der Schwüle 
des herannahenden Gewitters : 

In banger Ahnung stockt das Leben der Natur, 
Kein Thier, kein Blatt beweget sich , 

Unit Todesstille herrscht umher 

im dürren pizzicato der Saiteninstrumente sei- 
nen Zuhörern das Blut in den Adern festbannt 
und den Herzschlag stocken macht, — wenn ex 
in der Schöpfung bei Raphael's Worten: 
Du wendest ab dein Angesicht, 
Da bebet Alles und erstarrt; 
Du nimmst den Odem weg — 
In Staub zerfallen sie) 
Den Odem hauchst du wieder ein, 
Und neues Leben sprosst hervor, 
den Hörer gleichsam mitempfindend erstarren, 
bald schwer, und bald wieder frei athmen lässt, 
so nennt solche Schilderungen gewisslich nie- 
mand unwürdig und unanständig. 

Weiter, ab im höheren Style, darf* im nie- 
drigeren die Tonmalerei sich hervorwagen,- im Ko- 
mischen , im Humoristischen , Burlesken , Naiven 
u. s. w.; alles aus den bereits im Eingange bei- 
spielweis angedeuteten Gründen. Darum finden 
wir es ganz nicht unpassend , wenn im Don Juan 
Leporello das Auftreten des steinernen Gastes mit 
ehernen Tritten also anmeldet i 



Ctau&uSic, ichhafoge. üt.htn'lie St oei xnTrittge kirt.T« , 



142 Ueber Tonmalerei 




'Ja, Ta, 'Ja, 1k : Ta, Ta, Ta, 



und selbst den charakteristisch rappelnden Rhyth- 
mus im «dten scurrilen ßurschenliede : 

Saf Ge. dtJunoiiatf'Ufr wellte rep-fel kipfitk <uin% 

mögte ich in seinem Genre klassisch nennen. 

Nicht minder mit Fug und Höcht geben wir 
uns, beim Anhören der Hayd'nschen Jahreszeiten, 
willig dem Wohlgefallen hin, wenn der Tondich- 
ter uns in seinen Klängen hald den krähenden 
Hahn, bald das Schnurren des Spinnrades u. dgl. 
vernehmen lasst; denn auch die Jahrzeiten sind 
kein durchgehend hoch pathetisches Oratorium , 
sondern, schon ihrem Stoffe nach, minder erha- 
ben, als das biblische, unl darum recht eigent- 
lich religiöse Oratorium der Schöpfung. Jener 
Stoff ist, schon der Natur des Gegenstandes nach, 
mehr profan, der Wirklichkeit nüiier, und folg- . 
lieh niedriger stehend , daher auch bunter aus 
religiös Erhabenem, und irdisch Profanem, bald 
aus herz erheb enden Hymnen, und bald wieder 
aus ländlich naiven, ja bäurisch barschen, waid- 
männisch tobenden Auftritten , aus Spinnsluben- 
scenen u. dgl, m, zusammengemischt ; und Szenen 



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von Gfr. Weber. 



143 



dieser Art können Tonmalereien, wie wir be- 
reits gefunden, keineswegs unanständig sein. 

Sie sind es unter Anderem aber auch insbeson- 
dere darum um so weniger, weil sie meistens da 
angebracht sind , wo der Text eben ex projesso 
beschreibend, schildernd ist. Sa wo der 
Dichter schildert, darf gewiss noch am ehesten auch 
der Tonsetzer malen; wo jener durch seine 
Worte Bilder in der Einbildungskraft des Zuhö- 
rers hinzaubert, da ist wohl auch dem Tondichter 
am wenigsten zu verbieten, auch seinerseit ähnliche 
Bilder in Tönen zu malen, oder, wenn man lieber 
will, die des Wortdichters durch seine Töne zu colo- 
riren, und uns, wie Hnydn in seiner Schöpfung ge- 
than , auch musikalisch den gelenkigen Tiger , den 
Hirsch mit zackigem Haupte, den flockigen Schnee, 
den mild erquickenden Regen u. s. w. tönend vorzu- 
führen, oder wie Maria Weber in s. Ersten Ton 
den Löwen mit fliegender Mähne, den Gesang der 
Lerche , der Nachtigall. 

Keineswegs sind also Tonmalereien an sich sel- 
ber der wahren Tonkunst fremd, eben so wenig 
als ihrer Schwester, der Dichtkunst. Denn auch 
diese hat ja schon langst den malenden Ausdruck 
adoptirt, und malende Andeutungen selbst des ern- 
steren Styls nicht unwürdig geachtet. Wer kennt 
nicht die , schon aus den Dichtern des Alterthu- 
mes entnommenen Beispiele : 

puadrupedanu putrtm sonitu quatit unguis campum (Flrg.J 
Malmend «erstampfet das Feld in gevierteltem Tacto der 
Hufsctlag (Kwj) 



144 



lieber Tonmalerei 



Et longum : formose Valel valel inqa.lt. Iolal (Vtrg% 

wer nicht Homers 

alrig ' eiteita TliSovSe xvXiväeto \da$ dvaiSijg. 



wer nicht, um auch ein Beispiel aus niedrigerer 
Sphäre anzuführen, das bezeichnende 



und so viele andere mehr? — Und wird es nicht 
einer Sprache an sich selber als Verdienst angerech- 
net, reich an sinnlich malenden Wörtern zu sein, 



Freilich aber, und das versteht sich wohl von 
selbst, kann vernünftigerweise die Musik überall 
nur grade dasjenige malen wollen, was 
dem Sinne nach wesentlich und grade 
das Bedeutsame ist, kurz das, worauf 
es eben grade ankommt, und nicht Dinge 
und Worte und Begriffe, welche nur als Neben- 
b^riffe mit bei Ii ergeben. Wenn es z. B. im Ri- 
tualtexte des kirchlichen Credo heisst: 




entrollte der tückische 
r ( Voss ) 



Langsam wandelt 
Die schwane Wellie .... 
ünA der geschmetterte Wald dampft. 



Procumbit hami bot, ( ^r-.) 

Taumelt der Stier dumpf, ( Voss) 




er crjtecto resurrtctitmtw und ich erwarte die Aufer- 
mceiuoram stohung der Todten 



von Gfr. Weber. 



145 



so liegt die Wesenheit des Sinnes theils im Glau, 
ben, theils im Glauben an die Auferstehung. 
Die Worte Glauben, und Auferstehen sind 
also hier die bedeutsamen, und wenn der (Kom- 
ponist diese Stelle durch Töne malen will, so 
mag er uns die Festigkeit des Glaubens, oder die 
Beruhigung des Glaubigen, oder seine frohe Zuver- 
sicht auf ein besseres Leben u. dgl. malen, — 
oder er mag uns auch wohl ein Bild des Auf erste- 
hens liefern : ohne Vergleich minder passend, minder 
sinnig ist es aber offenbar, wenn er uns statt des- 
sen grade das Wort Slortuorum (der Todten) ton- 
bildlich darstellen will , in welchem Worte hier 
offenbar nicht die Hauptbedeutung , nicht das Ge- 
wicht der Idee liegt. — ludessen scheint dieses 
in dieser Stelle einßiessende Wörtchen Mortuo~ 
rum nun einmal eine äusserst verführerische Lock- 
speise für Tonbildner; denn nichts ist gewöhnli- 
cher und hergebrachter, als, in Missen auch der 
Besseren und besten Tonmeister, grade dieses 
Wörtlein, gloichsam recht sorgfältig, ja mühsam, 
möglichst durch Tonbilder heraus und hervorge- 
hoben zu hören, durch welches verkehrt« Her- 
vorheben eines NcbenbegriFfes der Hauptsinn auf 
höchst unangenehm störende Weise verdunkelt und 
verwischt , ja , gewissermasen sogar grade umge- 
kehrt wird, weil der Nebenbegriff, Todte, ja 
dem Hauptbegriffe Auferstehung grade entge- 
gengesetzt ist, und also eine hier angebrachte Ton- 
malerei des Todes oder Todenschauers der Haupt- 
idee, der frohen Zuversicht dereinstiger Wieder- 
erweckung, ja gradezu zuwiderläuft. 



J46 Veber Tonmalerei 






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lieber Tonmalerei 



Eben so wunderlich kommt es mir vor , be" 

den Worten: 



das Wort mortuos besonders schauerlich heraus- 
zuputzen, wozu ja nirgendwo ein Grund vorliegt. 




lU^..Mff>a.. v >.>. 



f=f= 



i j' 



von G/r. Weber. 14», 




Ich habe bis hierher, gleichsam unwillkürlich, 
überall nur vorzüglich von Gesangmusik, oder 
überhaupt von Musik mit Text, von Instru- 
mentalmusik aber nur in so fem gesprochen, 
als sie einem Texte als Begleiterin beigesellt ist. 
Eine eigene Betrachtung verdient sie aber da , 
wo sie entweder ganz ohne Text erscheint, 
oder doch vom Texte u n ab h ä ngi g er, wie 
z.B. schon im Declamatorium, (wo sie, nicht 
wie beim Gesänge, mit dem Texte gleichsam chemisch 
verbunden, sondern vielmehr nur mechanisch mit 



J50 



Veber Tonmalerei 



demselben gemischt ist, oder beide, wenn man so 
Basen will , portionenweis neben ein anderges teilt 
sind ) — und zum T heil auch selbst in der Oper. 

Ich sage : auch in der Oper; denn auch hier 
bat die Instrumentalmusik nicht grade immer den 
Text, sondern nicht selten etwas ganz Anderes aus- 
zudrücken. Indess z.B. in Gluck's Iphigenie Sturm 
und Ungewitter toben, fleht ein Chor zarter Prie- 
sterinnen zu den Göttern um Schonung; die In- 
Strumen talpartie aber beschäftigt sich nicht damit, 
das zarte Flehen der Weiber auszudrücken, son- 
dern sie bietet alle ihr zu Gebote stehenden Kunst- 
mittel und Kräfte auf, das Toben des Sturmes zu 
malen, und steht also unabhängig vom Texte da, 
ja gleichsam sogar als dessen Gegensatz und Wi- 

Für alle solche fälle , wo die Musik nicht als 
ganz mit einem Texte gleichsam identisch, son- 
dern in einer gewissen Unabhängigkeit und Selb- 
ständigkeit auftritt, verdient die Frage von dem 
Werthe oder Unwerthe musikalischer Malerei eine 
eigene Beachtung. 

Man kann nämlich insbesondere gegen Tonma- 
lereien auf dem Theater, gegen das tonbild liehe 
Darstellen dessen, was auf der Bühne sichtbar 
oder hörbar sich begiebt, allerdings mit nicht ge- 
ringem Anscheine einwenden, dass sichtbare 
Gegenstände, z. B. Sonnen- oder Mondaufgänge, 
offenbar der Theatermaler, Decorateur und Ma- 
schinist weit natürlicher darzustellen vermögen, 



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von 6fr. Weber. 



151 



als der Tondichter, und eben so der Maschinist 
das Rollen des Donners, des Sturmes Brausen und 
den Kanonenknall weit täuschender, als dies alles 
der Tonsetzer durch seine Musik vermag: und 
dass folglich dieser weit besser thue, sich und 
seine Kunst von Dingen wegzulassen , welche an- 
dere, sogar untergeordnete, mechanische Künste 
und Gewerbe, so merklich besser machen kön- 
nen als er. 

Allein eben dieses Letztere ist keineswegs wahr, 
und namentlich das „folglich" ein Trugschluss. 

Die Oper versetzt uns nun einmal in eine 
Welt, in welcher die Menschen statt zu sprechen, 
singen, oder eigentlich wo sie singend, in Ge- 
6a Hl, lü n en sprechen, wo Gesang Sprache, Spra- 
che Gesang ist, das hcisst also, wo der Laut im- 
mer als Ton erscheint; und wollten wir uns die- 
ser Täuschung nicht hingeben, so dürften wir 
gar keine Oper hören, keine haben, — Darf nun 
aber hier der Sprachlaut Ton werden, warum 
dürfte es nicht auch jeder andere Laut? und 
ist es daher wohl inconsequent, wenn ein Opern, 
componist sich erlaubt, überhaupt jeden Laut 
als Ton erklingen zu lassen, also auch den des 
Donners, des Meersturmes. — 

Denn dass diese Din^e der Maschinist natürli- 
cher nachmachen kann, beweiset nichts. KUm' 
es nur aufs ganz und gar Natürliche an, so müss- 
ten wir, wie gesagt, auch das Singen selbst 
verbannen: denn weit natürlicher wär's ja doch, 



152 



TIeber Tonmalerei 



wenn die Operisten sprächen stau zu singen, weil 
ja die Sprache der Menschen im wirklichen Le- 
ben nicht wie Gesang klingt', — eine medizeische 
Venus aus cararischem Marmor oder in Gypsab- 
guss» versliesse gegen die Natur« weil die leibhaf- 
tige zu ihren Lebzeiten ohne Zweifel keine krei- 
deweise Nase und Backen hatte. Jede Kunst und 
auch die der Töne, und vorzüglich die dramatische 
Musik, gründet sich auf eine gewisse ideale Täu- 
schung, und lächerlich war es ja doch, den Werth 
der Gebilde, die sie idealisirend erzeugt, nach 
ihrer puren materiellen Natürlichkeit zu taxiren, 
und den Halmen kr ei in Haydns Jahrzeiten darum 
zu tadeln, weil ja selbst der gemeinste Bau«rn- 
halin am Ende doch viel natürlicher kräht, und 
recht aecurat wie ein wirklicher Halm. 

Aber auch sogar noch einen Schritt weiter zu 
gehen, und nicht hörbare., lautbare Gegen- 
stände allein, sondern auch sogar sichtbare to- 
nend zuschildern, mÖgte ich dem Coruponisten nicht 
wehren; denn wenigstens unpoelisch wird man 
ihn nicht schelten, wenn er z. 15. beim Sonnen- 
aufgange sich den neuverklürten Aether als von 
den jugendlich frischen Strahlen angeregt erklin- 
gend denkt, und so das erhebende Schauspiel uns 
in Aetherklängen vorspiegelt, wie z. B. Jos. 
Haydn in der Iutroduction zum III. Acte der Schö- 
pfung, und dem II. der Jahrzeiten, — oder wenn 
er uns, wie in Uriels Recitativ im ersten Theile 
dar Schöpfung, Sonne und Mond in seinen Tönen 
aufgehen UssL 



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von Gfr. IVeber. 



Die vorstellenden Betrachtungen wenden sich 
leicht auch auf das Fach reiner Instrumen- 
talmusik an, auf sogenannte Schlachtsinfonieeri, 
Jagdsinfonieen, Pastoralsinfonieen , auf Schlachten 
für Fianoforte u. dgl. , in weichen die Musik nicbt 
allein unabhängig von Test, sondern auch ent- 
bloaet von sceuischem Beiwerk erscheint t und 
also, da wo sie malt, als ganz isolirt selbstän- 
diges Tongemälde dasteht, welches sich sowohl 
des Textes, als scenischer Büdnerei begiebt, 

Dass auch diese Gattung ihr eigentümliches 
Interesse, ihren eigenen Werth hat, wird schon 
nach dem vorhin Bemerkten, nicht wohl mehr 
verkannt werden. Sind wir es doch auch schon 
in anderen Stücken gewohnt, dass die Kunst 
sich eines oder mehrer Mittel, welche die 
Wirklichkeit darbietet , gleichsam absichtlich be- 
giebt, um einzig durch die dann übrigbleiben- 
den wenigeren , den Kunstzweck zu erreichen. 
Denn so ist ja z. B. das pantomimische Ballet 
nichts anderes, als eine künstlerische Darstellung 
einer Begebenheit, wobei der Künstler sich des 
Kunstmittels der Itedc freiwillig begibt, sich vor. 
messend , btös durch das ihm übrig bleibende 
Geberdespiel, eine dum Schönheitssinne genugende 
Darstellung zu liefern. — Eben so begibt die 
Sculptur sich der Farbe, um blos durch die Form 
zu wirk uii, — ja sogar jede bildende Kunst lebt 
in so fern in einer solchen Beschränkung, als sie 
uns das Lebende nur stumm, Begebenheiten ohne 
Bewegung darstellt. ,— 

Odlia 3. Bind, H.(i 11 



Veber Tonmalerei, 



So auch im rein instrumentalen Tongemälde 
begibt sich der Tondichter der Rede, sich auf 
Tone allein beschränkend, und das Wagestück un- 
ternehmend, blos durch dieses einzige Kunstmittel 
allein, Bilder in unser Vors tellungsvcr mögen hin- 
zuzaubern, ein Unternehmen welches wohl nicht 
in der Gattung verwerflich sein kann. Freilich 
wird man wohl nicht meinen, ich wolle hier 
den unzähligen Bataillenstücken fiir's Pianoforte 
und ähnlichen Gemeinheiten das Wort reden, 
welche sonst in diesem Felde mit einherlaufen ; nur 
aber dass die Gattung an sich in der Idee unver- 
werflich ist, glaube ich, von dem gegebenen Ge- 
sichtspunkte aus , gegen die unbedingten Gegner 
solcher Tongemälde behaupten zu dürfen. 

Auch bei dieser Gattung wird man übrigens 
dasselbe wahr linden, was ich von der ganzen 
Classe , Tonmalerei genannt , gleich von vorne 
berein als Maxime ausgesprochen, nämlich dass 
sie überhaupt dem ernsteren, höheren Style min- 
der eigen angehört, als dem niedrigeren, welchem 
letzteren recht aufs Haar getreue Nachahmungen, 
ja mitunter selbst burleske Nachäffungen gar wohl 
zu Gesichte stehen, indess dem erhabneren, wie 
gesagt, nur leisere An- und Hindeutungen zie- 
men. 

Auch hier Hesse sich diese Wahrheit durch 
Anführung mehrer Beispiele aus solchen rein in- 
strumentalen Tongemalden belegen, aus Beetho- 
ven 1 * Pastoralsinfonie , aus seuier Schlacht bei 



von Gfr. Webet. 455 

Viltoria, aus Vogler's Schlacht, Mehul's CW. 
se , «, a. m. Vielleicht äst es aber interessanter, 
stau solcher Anführung vieler Bruchstücke, Einest 
dieser Tongemälde, welches in der neueren Zeil 
das allergrösste und mehr Aufseilen gemacht hat, 
als jetnal irgend Eines seiner Gattung, nämlich 
die erwähnte Beethoven sehe Schlacht bei Vittoria, 
vom Anfang , zum Ende im Zusammenhange i e - 
irachtend zu durchgehen und auf dies« Weise die 
gegenwärtige Abhandlung möglichst anziehend durch 
Anwendung der aufgefundenen Grundsätze) auf 
«inen interessanten Stoff abzusch Hessen. *) 

Wenn zur Feier einer grossen Begebenheit ein ' 
Künstler wie van Beethoven das Saitenspiel 
ergreift,- so ist sein Zeitalter, dessen Held er ist, 
Wohl befugt, etwas Grosses, Geistvolles nnd Er. 
behendes zu erwarten: und wenn das, was zu 
solcher Feier er zu geben sich entschliesst, auch 
nun eben ein Tongemälde ist : so wird doch Jedef 
Verehrer der Beethoven'schen Muse — Wie sehr 
er sich auch etwa zu der Lehre behennt, welcho 
alle Tonmalereien als eine der Kunst heterogen« 
Gattung aus dem Tonlmnstgebiete Verbannen mög- 
te — doch beim Namen van Beethoven billig 



«) Ich merke hierbei ah, ■Aäis fcli diese Be'traehtimeci» 
schon friitier in Nr. x/,5 K. f. ,1er fenaisdiBn nllfm 
LiMr.Hin-K.it ung v. J. 1816 S, 2!T — na-, nac?] motir- 
maliürii! AntuiiTr. nii.l SfilbslautTiilu'eu tiv=, "<-f L -ior- 
!<■/, Werlau, iiiT^tiliicli ™. YwA „r.rh 

ebendaselbst Intel!. Bl. Kr. 7 u. S. 55a, und Iwelk BU 
ftr. X, «iur Lp ». Mws. 5hg. v. 1816. 



156 Velar Tonmalerei, 



■ein Urlheil erst noch einmal zurückhalten, um zu 
sehen, welche edlere und kun s Ige müssere Seite denn 
etwa ein solcher Genius der an sich paradoxen 
Gattung werde abzugewinnen oder ihr zu verlei- 
hen gewusst haben. Mit gespannter Erwartung 
ergreift er die Partitur — oder geht er, die Auf- 
führung des durch öffentliche Stimmen aus Ost 
und West so hoch und viel gepriesenen Werkes 
anzuhören. ■ — Was er finden wird — 1 — . 

Statt gleich hier durch Aussprechen eines Ur- 
theils den Lesern vorzuurtheilen , mö-te ich lie- 
ber sie selbst zuvor zu Fällung ihres eigenen ver- 
anlassen , um dann zu sehen, üb es nicht mit dem 
ineinigen zusammentreffen wird ; und um solches 
Seihst urlheilen auch selbst denen möglich zu ma- 
chen , welche eben nicht Gelegenheit haben , das 
Werk' durch eigenes Anhören, oder Durchsicht 
der Partitur kennen zu lernen, will ich vor Al- 
lem eine gewissenhaft genaue Beschreibung des- 
selben voranschicken. 

Es ist eine Sinfonie für grosses Orchester ; das 
Ganze in zwei Abtheilungen gelheilt: die erste 
Abtheilung überschrieben „Schlacht", die zwei- 
te „Sieges-Sinfonie" betitelt. ^ 

Zuerst von jener. Die Aufführung erfpdert 
(so ist in der gestochenen Partitur auch ausführ- 
lich vorgeschrieben,) eigene Zurüstungen des Lo- 
cals, wo sie geschehen soll. Ausser dem Haupt- 
Orchester muss an jeder Seite desselben ein Chor 



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von Gfr. Weier. 



157 



militärischer HIase- und Janitscharen -Instrumenta 
angebracht sein. Ebenfalls auf jeder Seite des 
Orchesters , aber in etwas grösserer Entfernung 
davon, und den Zuhörern unsichtbar, sind soge- 
nannte Kanonenmaschinen aufgepflanzt, d.h. 
ungeheuer grosse Trommeln von „fünf wiener 
„Schuh ins Gevierte.« Sie sind bestimmt, 
den Kanonenknall nachzuahmen. Neben den Ka- 
nonen maschinell befinden sich mehre sogenannte 
Ratschen, crdcerelles. Es sind dieses solche 
Drehrassel ii , wie die, mit welchen an manchen 
Orten die katholischen Schulknaben am Charfrei- 
tage zur Kirche rufen, oder (so sagt die Vorrede) 
wie die, womit man auf manchen Theatern das 
Krachen des Donners und das Pelotonfeuer vor- 
stellt. Hier sind sie bestimmt, das kleine Ge- 
wehrfeuer vorzustellen. Neben den Kanonenma- 
schinen und Ratschen befindet sich auf jeder Seite 
noch ein besonderer Chor von Trompetern, und 
endlich sind, ebenfalls auf jeder Seite des Orche- 
sters, aber in möglichst grosser Entfernung, etwa, 
in entlegenen Zimmern, mehre gewöhnliche mi- 
litärische Trommeln postirt. 

Die Aufführung beginnt. Die Trommler der 
einen Seite (welche als englische Seite angenom- 
men wird) beginnen in der Ferne den englischen 
Marsch zu schlagen, und nähern sieb, immer trom- 
melnd, dem Musiksaal. Nachdem sie hier ange- 
kommen, blasen auch die Trompeter dieser Seite 
die englischen Signale drein, worauf der eng- 
lische Oboisten -Oor den brittischen National- 



J5S Veber Tonmalerei % 



ro.irsch Utile Britania anstimmt, erst pianOy dann, 
crescendo., endlich, in den letzten vier Takien 
forte* und, durch B.eitrüt des liauptorc bester* ver- 
Sliirlvt, 

Die englische Armee ist also auf dem Wahl- 
platz angelangt. Ende der ersten Seen«. 

Ziviüe Sr.ene- Entfernte Trommeln auf der 
entgegengesetzt eu(folj. lieh französischen) Seite, wie 
oben sich allmithlig iialiwnid, endlich auch ihrer- 
seits in den Muhiltsaal einziehend, worauf auch, 
wieder die Trompeter dieser Suite die französi- 
schen. Signale drein blasen,, und die Feidmusik 
dieser Seite- den französischen Marsch ; MorU 
borQugh s'en va~t-w guerre*, anstimmen, pia* 
Bö, crescendo-, und zuletzt forte,, durch Bei- 
tritt des. UauptoichesUvs verstärkt. 

Dritte- Scene. Beide Heere stehen sich nun 
gegenüber. — Trompeten ruf von der französischen, 
Seite, — bedeutet die «Aufforderung ine 
„S c Ii hi cli t." — - Gegeartif der englischen Trom- 
peter — bedeutet die )v An nähme der Auffor- 
derung.« 

Vierte Scene^ Sehl acht. In- einem AHe^ro- 
ergreifen die Violinen eine Figur-, bestehend aus 
einem Laufe durch zwei Oetatea: , 



ron Gfr- Weber. 



159 



0 




und wiederholen dieselbe durch die verschieden- 
er -u Tunarien , indes» diu übrigen Instrumente 
blus harmonische Aceorrfe Ju.n angeben, und die 
Matschen und KanunenOlaschinen auf beiden Sei- 
ten heftig, und mit beiderseitig gleicher Erbitte« 
ruug , zu spielen anlangen. ' Letztere , welche 
abwechselnd bald auf diesem bald auf jenem Vier- 
tel oder Achtel des oder \- Taktes einzufallen 
haben , sind in der That eine nicht eben leichte 
Aufgabe für den sie spielenden Kanonier oder Ita» 
oonirenden Spieler, weshalb dieses grobe Ge- 
schütz denn auch in Wien „von denen erste- 
„ren C ap e 1 Im eis te rn gespielt" wurde, wie 
m der gestochenen Vorrede zur Partitur erzählt 
wird.) 

So währt es eine Zeit lang, bis dies Allegro 
von einem Meno allegro ^-Takt abgelösst wird» 
welches hauptsächlich eine gleichsam hin und her 
zerrende Figur: 




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160 Ueber Tonmalerei, 



Jbrtlssimo und unter fortwährendem Donner des 
an den Seiten aufgepflanzten Geschützes, ziemlich 
lang und ausführlich durchführt. Plötzlich füllt, 
allegro assai, ein Sturmmarsch in einem herben 
wild monotonen Thema ein« 




welches, nachdem es zwölf Takte lang sich einzig 
Um seine tonische yfj - Harmonie bewegt hat, von 
da, plötzlich und ohne Übergang, sich in's A-<\v\r 
wirft und wiederholt, dann eben so sich in's 5-dur 
Stürzt, dann in's H, und zuletzt noch heftiger 
gleich in's Es. Zu dem allen schlagen die Tromm- 
ler beider Seiten unausgesetzt den Sturmmarsch, 
indess grobes und feines Geschütz seine Tätigkeit 
verdoppelt. — Noch ein Dutzend heftige AnstÖsse 
obiger Art, und ein feuriges Presto, Alla-oreve- 
Talit, i'j-dur, fällt mit einer rauschenden Figur 
ein e 




unter deren Geschwirre pine andere, sich durch 
das ganze Presto hindurchziehende Figur rhyth- 



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von Gfr. Weber. 161 

misch ausgezeichneter Viertel-Triolen der Blasein. 
Strumen t» 




das Wimmern und Heulen der Verwundeten und 
Sterbenden malt. Kleines und grobes Geschütz 

■mühet unausgesetzt darein ; — allein etwa in 

der Hälfte des Stückes — werden der Schüsse 
auf der französischen Seite immer weniger, die 
auf der englischen -Seite aber immer lebhafter. 
Zuletzt sind jenegänzlich zum Schweigen gebracht; 
und allein von der englischen Seite her kanonirt 
es noch siegreich darauf los. 

Nach und nach hat sich das Schlachtgetummel 
verloren, und an dessen Stelle hört man, gleich- 
sam aus der Ferne, — ein wunderliches leises Le- 
hen, dessen eigentliche Bedeutung man Anfangs 
sich kaum zu erklären weiss. P(ach einigen Tak- 
ten aber erkennt man: es ist der am Anfang des 
Stückes so hochfahrend aufgetretene Marlborough- 
Marsch, der aber jetzt, gar kläglich zugerichtet, 
in erbärmlichem Zustande, wieder erscheint, in 
der tragischen Tonart jfj-mo 11 , häufig durch sou- 



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102 



Vcber Tonmalerei, 



pirs und demi soupirs unterbrochen» andante, 
tremolando , pianissimo und zuletzt mprendo: 




ein tragikomisches Symbol der, zerfetzt und keu- 
chend, mit blutigen Köpfen, Fieberfrost und Ziih. 
neklappern davon schleichenden französischen Hae- 
reshatifen, denen einige muthmllige brittische Ka- 
noniere noch einzelne tüchtige Kanonenschüsse 
auf den Heimweg nachsenden. 

Mit diesem Witz schliesst der erste Theil. 

Der zweite besteht aus der Sieges-Sinfonie, von 
welcher hernach. 

Es sollte mich wundern, wenn während meines 
bisherigen trockenen Referates das Urthoil des Le- 
sers sich nicht schon gebildet hätte, und — lasst 



piq'lcM bi Google 



von GJr. Weber. 



163 



uns selten, ob es mit dem meinigen zusammen- 
trifft. 

Reden wir zuerst von Plan und Anlage des 
Ganzen; und fragen: wo ist in dieser Ms hieher 
treu beschriebenen Anlage des Werkes irgend eine 
grosse, irgend eine neue oder geniale Idee? wo 
auch nur ein Zug, der einen mehr als gewöhnli- 
chen Sc »lachten seh reib er verneine ? Zählen wir 
uns noch einmal die Ideen und Züge vor, aus 
denen das Ganze gebildet ist: von zwei einander 
gegenüberstehenden Seiten her Trommeln anrük- 
lien, Signale blasen, und die Regimenls-Hohoi- 
tten ihre Märsche abspielen lassen — ein rau- 
schendes Allegro, ein Sturm marsch , ein heftiges 
Presto, Alles mit obligaten Schüssen — das sind 
doch wohl die allergo wohnlichsten Ideen, die Je- 
der zum Tonbild einer Schlacht von Vittoria, 
oder jeder anderen Schlacht , gebrauchen kann, 
und was jeder andere Tonsetzer, dem solche ganz 
gewöhnliche Ingredienzien nicht allzu alltäglich, 
geschienen, ebenfalls gethan haben würde; und 
an solchem Pfau, solcher Anlage des Ganzen wird 
also wohl Niemand etwas zu bewundern linden. 

Oder wollen wir etwa Aufhebens machen von 
dem Witz, mit dem das grosse Seh lach tgemälde 
sc h Ii esst, vom tragikomisch wiederkehrenden Marl- 

borough -Marsch? Die Idee, diesen 

Marsch, nach erfolgter Niederlage, in so zerfetzter 
Gestalt wiederzubringen, ist an sich wohl ein 
lustiger Witz , eine Schnurre , die inj fröhliche» 



iti-t Velier Tonmalerei^ 

Privatzirkel, auf einem mit türkischem Trommel- 
Zug versehenen Wiener Flügel -Fortepiano bei ei- 
nem Glase Wein vorgebracht, allen Anwesenden 
vielen Spass gewähren kann (und so mögten wir 
überhaupt, zu Beethovea's Ehre, uns die Ent- 
stehungsgeschichte dieses, in der Folge leider ins 
Grosse instruinentirten Tongern äldes am liebsten 
denken , *) und darum die blosse Ciavieraus- 
gabe desselben als die zweckgemiisseste, jeder an- 
deren noch vorziehen). Aber hier, in ei- 
nem grossen Tonwerk, — in einem Tonstück von 
grossen Anspmichen und — vollends gar als 
Schluss des Tongemäldes, als Pointe und Schluss- 
stein des Totaleindrucks eines grossen Schlachlbil- 
des — hier wird der sonst wohl gute Witz 
doch wahrlich ein matter, ja, will man es recht 
sagen, ein unwürdiger und empörender Witz, 
welcher eben die Geringachtung verdient, welche 
etwa einem Dichter oder sonstigen Erzähler zu 
Theil werden miisste, welcher die Beschreibung 
einer grausen Feldschlacht mit nichts Besserem 
zu beschliessen wiissle, als mit einer beisseuden 
Satire auf den Jammer der Blutenden, einem 
witzigen Hohn der Verstümmelten. 



) So schrieb ich im Jahr 1816; und mit Vergnügen 
habe ich seitdem gehört, dass das tabhau in der Thai, 
wenn auch nicht grade diese, doch eine ähnliche 
Entstehung gehabt: es war nämlich, wie ich aus 
glaubhafter Ouellc versichert worden, ursprünglich 
für ehe künstliche Mätzel'sche Walienorgcl geschrie- 
ben.. Da aber die Welt nun einmal Alles, was ein 
einmal geltendes grosses Genie von steh giebt, als 
Ambrosia auflieget und tlieuer befahlt: warum hätte 
man ihr nicht auch diese scurrile Sternschnuppe, voll- 
ständig instrnmentirt , vorsetzen sollen? D. Ff. 



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von Gfr. Weber. 



165 



Ohne Scheu vor Beethoven 's sonst hochver- 
dienter Autorität kann ich es also frei aussprechen, 
dass die Ideen, aus denen das Ganze zusammen- 
gesetzt ist , und die ästhetische Ansicht , auf der 
das Ganze beruht, sich wenigstens nicht über 
das Mittelmässige erhebt, und weder genial, noch 
auch nur irgend neu ist. — Oder ist das etwa 
als neu zu rühmen, dass Beethoven mehre 
bis jetzo unbenutzt gewesene, materielle Mittel in 
Activität setzt, Kanone n mas chine n , Ilatsc hen u. 
s. W. ? — Selbst seine Verehrer in andern Blät- 
tern waren, beim Erscheinen dieser Composition, 
sehr besorgt, dass man ihrem Liebling über sol- 
cho gewaltige Steigerung des Instrumentalluxus 
den Vorwurf ungemässigten Aufwandes materieller 
Effectmittel machen milge, und suchten ihn dagegen 
im Voraus möglichst zu entschuldigen. — Aber nicht 
von mir hat er solchen Vorwurf zu erwarten, 
indem, meinet Glaubens, zwar nicht in der Mo- 
ral, wohl aber in der Kunst, der Zweck die 
Mittel heiligt, und ich mit dem Künstler, dem es 
gelungen ist, einen grossen Kunstzweck zu errei- 
chen, nicht camera Ii »tisch rechnen und jüdeln 
mag über den Verwand an Fonds : — aber einem 
ganz anderen und vielleicht schwereren Vor- 
wurfe bleibt van Beethoven ausgesetzt, dem 
Vorwurf der Anwendung ganz unkünstleri- 
scher, zweckloser, ja zweckwidriger 
Mittel , und offenbaren Hcraustretens aus 
dein Umfange des T o n ku ns tg eb i ete s. — 
Ich habe schon am Eingange dieser Beurtheilung 
erklärt , bei derselben ganz absehen zu wollen 



löti Ueler Tonmalerei, 



von dem Streit über die Frage, in wiefern Ton- 
malereien schon an sich selbst ausserhalb dem ei- 
gentlichen Tonkunst gebiete liegen. Was sollen 
wir aber dazu sagen, wenn van Beethoven 
*ius*erge»vö'hnliche Kuristmittel in Bewegung setzt, 
um uns — nicht einmal ein Tongemälde 
zu geben ! — Ist es der Tonkunst (deren höchste 
.und vielleicht einzige Bestimmung es ist, Em- 
pfindungen auszudrücken — ) ist es ihr 
auch erlaubt, Begebenheiten und Sachen zu 
malen, — und mag also ein solches Tonge- 
miUde auch immerhin als eigentliches Kunstwerk 
gelten: — van Beethovens Schlachtsintttnie ist 
ja nicht einmal ein Tongemälde. Denn, 
statt das grauenvolle Nahen und Anheben der 
Schlacht, die erwachende Kampflust, den Kampf 
seihst, das Schlachtgewühl , das Waffengerassel 
und den Kanonendonner uns in Tönen zu 
schildern, lässt er uns ja wirkliche, von ent- 
gegengesetzten Seiten anrückende Trommeln, lässt 
uns wirklichen Kanonenschail, wirkliches Peloton- 
und Hecken-Feuer (die Kanonen masch inen und 
Untschen sind nur wohlfeileres Surrogat, wohl- 
feileres Mittel, solchen Schall hervorzubrm« 
gen) hören, ungefähr gleich dem Landschaft- 
mnlcr, der, statt wie ein Claude Lorrain die 
aufgehende Sonne in sein Bild zu malen, sin 
rundes Luch in seineu Himmel schnitte, und 
die wirkliche Morgensonne oder sonst ein Licht 
durchscheinen liesse. Nicht musikalische Far- 
ben sind es, die va,n Beethoven hier anwen- 
det, nicht tonkünstlerische Büttel, sondern die 



von Gfr. Wehen 



ig; 



Trugkunststücke der scenischen Akustik. Dort, 
auf der Bühne, haben wir es tausendmal gehabt, 
das» Tamboure aus dem entferntesten Winkel des 
Gebäude 9 anrücken, Trompeter hinter den Cou- 
lissen unsichtbar Signale blasen, und, mit oder 
ohne Musik, Kanon enmaschi nen und anderes 
Liirmzeug einen Schlachtenlärm, so gut es gehen 
mag , nachäffen. — Van Beethoven hat nur 
das Verdienst, diese Künste des Theaterina sc bi- 
msten verpflanzt zu haben von der Bühne, wo 
sie, in die Handlung des Stückes, in die Illusion 
von Decoration ,, von scenischer, mimischer und 
Ton -Kunst verflochten, einzig von Wirkung sein 
können, in den Concertsaal, in den der reinen 
Kunst der Töne geweihten Tempel, der durch 
Knallkunststücke nur entweiht werden kann, in 
welchem diese nur kindisch und lächerlich er- 
scheinen können, und wo sie, hätte ein Künstler 
von geringerem Ansehen ab van Beethoven 
es wagen wollen , sie einzuführen , gewiss als 
Charlatanerie mit Hohn wären ausgewiesen wor- 
den. — Wenn das die Aufgabe des Tonbilduers ist, 
sein Bild der geschilderten Sache oder Begebenheit 
nur so ähnlich wie möglich zu machen 
(beim Landschaftmaler ist dies noch eher der Fall, 
und darum wäre diesem sein Loch in der Lein- 
wand noch eher zu verzeihen) — wenn das die 
Aufgabe ist: dann hätte Hr. van Beethoven 
wirklich noch gar Unrecht daran, dass er nicht, 
statt das Gewimmer der Sterbenden, wie er ge- 
than, sehr treffend und wirklich rührend in Tö- 
nen zu malen, dass er nicht statt dessen lieber 



m 



Uelier Tonmalerei. 



Wümme rm st sc Ii inen (als Surrogat wirklichen Ster- 
begewimmers) hinter dein Orchester aufstellte, — 
Zisclunaschiuen für das Zischen der grossen und 
kleinen Kugeln, Klirrmaschinen für das Klirren 
der Bajonette, Schwerdter und Ladestöcke, Fluch- 
mascliinen, Wiehermaschinen u. s. w. — Es ist diese 
kein blosser Scherz, sondern wer jenes gut fand, 
roüsste dieses in vollem Ernste noch besser finden, 
weil es ja die Ähnlichkeit noch erhöhet«. 

Gehen wir, nach dieser Beachtung des Ton- 
werkes im Ganzen, nun auch noch in Einzelhei- 
ten ein: so Huden wir auch hier nur schwachen 
Abglanz von Beethovens sonst so hohem 
und reichsm Genius. Wohl ist das Meno ullegro, 
| - Tact ein treffendes Bild eines stürmischen 
Gefechtes — (oder vielleicht, schöner verstanden, 
ein Anklang des Sturmes in menschlicher Brust), 
— wohl das halbtönige ungestüme Auf würt »stei- 
gen des Sturm -Marsches eine kühne Idee, — am 
meisten ergreifend die Andeutung des Starb ege- 
gewimmers : — aber zu wenig ist dies doch im- 
mer, — und, wäre des guten und trefflichen Einzel- 
nen auch noch so viel, doch nie genug, um ein in 
der Anlage im Ganzen missgegriffenes Werk zu 
;ideln , so wie auch die trefflichsten Verzierungen 
nie im Stande sind , ein nach kunstwidrigen Grund- 
ideen angelegtes Gebäude zum Werk schöner Bau- 
kunst zu machen. 

Soviel über die erste Abtheilung des Wer- 
kes, die Schlacht. 



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von Gfr. Weber. 



lftft 



Ersatz für die im ersten Theile so schmerzlich 
getäuschte Erwartung erwartet man mit Fug vom 
zweiten. — Eine Si eges-S i nfoni e von van 
Beethoven! Ein Triumph, in Tönen idea- 
lisirt vom grossen Meister der Instrumental -Com- 
position! — Allein, — es thut wehe, es sa- 
gen zu müssen , — auch hier findet man etwat 
ganz Anderes , ab man erwartet hatte. Die ganze 
Sieges-Sinfonie ist Mos ein kurzes, 6 bis 7 Minuten 
währendes, ouvertürenartiges Tonstüok, Es beginnt 
mit einem Tusch von Pauken und Trompeten (von 
den Saiten-Instrumenten verstärkt) und einem AU 
tegro von 8 Zeilen (52 Allabreee - Tacten ) , wel- 
ches fast nichts mehr als eine fortgeführte Intra- 
äe, oder etwa ein etwas ausgeführter Marsch 
ist, worin jedoch eine glänzend jubelnde Triolen- 
figur 







Oy 













mit schöner Wirkung hervortritt. Daran schliesst 
sich das bekannte God save the Hing von 16 
Takten an, dann wieder das vorige kurze Allegro, 
— noch einmal God save the King* und in des- 
sen 13tem Takte Einleitung in ein hurtiges Allegro, 
worin das ernste God save the King, in leicht f'iis- 
«igem i-Takte profanirt, mit eiuem wirbelnden 

Cü<li> 3. BhJ, Hin ■>, 12 



170 . ■ lieber Tonmalerei^ 

Gegenthema von Sechzehntelnoten jfrei fugirt, um- 
herspringt : 




Und in diesem Charakter schliesst wieder 
das Ganze! Das ist die Krone, die der Meister 
seinem Werke aufsetzt, das die Erhebung, mit 
der er seine Zuhörer entlässt ! Seihst van 
Beethoven'» wärraste Anhänger wissen diesem 
Finale keinen h&heren Titel, als den eines „sie- 
gestrunkenen, ausgelassenen Volksju- 
„beJs" beizulegen. — Glücklich aber, wenn es 
nicht an eine noch niedrigere Gattung von Pöbels- 
lustbarkeit erinnert! 

Dass ein Beethoven einen grossen Stoff so 
niedrig auflassen mogte ! Welch ein Abstand ge- 
gen andere seiner Werke ! Man vergleiche dieses 
niederländische Stück mit anderen Tongemäl- 
dcn desselben Meisters, z. B- seiner Ouvertüre 
zu Göthe's Egmont, in der, wie in einem Zau- 



. Oigitized Dy Google 



von Gfr. Weher. 



171 



bersplegel die Hauptzüge des Gö'theschenGemäl- 
des, sich so herrlich abstralen-, in der ersten 
Hälfte bald das schwüle Treiben, das durch die 
ganze Handlung waltet, bald die edle unbefangene 
Grösse des Helden, bald die Zartheit seiner Lie- 
be, bald Klärchen's Klage, — in der zweiten der 
hohe Triumph seines Sterbens, vor dem jede Kla- 
ge verstummt, und die hehre Glorie und Verklä- 
rung des ungebeugt Gefallenen. — Welch einCon- 
trastvon solcher Glorie zudem belobten „aus- 
gelassenen Volksjubel!«— Man halte die- 
ses Raketen- und Stroh-Feuer gegen andere frü- 
here Erzeugnisse v. Beethoven'schen Feuers, 
man halte es z. B. an seine c-moll - Sinfonie , die- 
sen Glutstrom, der, int ersten Satz als in sich 
selbst zurückgehaltenes, nie ganz ausbrechendes 
Feuer vernommen wird, im Andante, mehr gran- 
dios ab weich, nur zu höheren Kraftäusserungen 
vorbereitend auszuruhen scheint, im Finale (ein 
gespanntes Pianissimo , nur durch einzelne auf- 
strebende , bald wieder einsinkende Forte's un- 
terbrochen) immer mehr die Nähe des endlichen 
fjberstrümens der Kraft verkündet, endlich, nach 
einem langen, immer höher spannenden Orgel- 
punet, mit dem Eintritt des breiten »- Taktes, sei- 
ne volle Macht in so herrlicher Verklärung entfal- 
tet, mit allem Aufwände prachtvo Oester Instru- 
mentirung seinen stolzen Gang wie einen Triumph' 
zug schreitet, die höchste Stufe des Erhabenen 
erfliegt, und mitdem breiten, mächtigen Tonschlusse 
die höchste Erhebung in der Seele des Zuhörers zu- 
rücklägst , pas ist Grösse , das Jubel 



173 



Ueber Tonmalerei, 



und Triumph und Verklarung! und — wie nie- 
drig erscheint, in solchem Vergleiche, das jetzt vor- 
liegende Schlacht- und Prunk - Stück ! und — 
rouss darum nicht Jeder, je theurer ihm 
Beethoven und seine Kunst ist, desto 
inniger wünschen, dass doch recht bald die Ver- 
gessenheit den versöhnenden Schleier werfen mö- 
ge über solche Verirrung seiner Muse, durch 
welche er den besungenen Gegenstand, die Kunst, ■ 
und Sich selber entweiht. 

GW. 




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173 



Über 

das Wesen des Kirchenstyls 

Gfr. We her.*) 

Es ist niederschlagend, zu bemerken, wie in un- 
seren, in so vielen Stucken klar gewordenen Zei- 
ten, doch in manchen Fächern der Kunst, beson- 
ders aber der Tonkunst, noch so häufig unklare Be- 
griffe und Ansichten herrschen. Unter anderen ist 
dies auch* und zwar ganz vorzüglich, der Fall in 
Ansehung der Begriffe vom Bircheusiyl, von dessen 
t'tgenthumlicher Wesenheit fast allgemein die be- 
schränktesten Ansichten als spcciüse Weisheit aus- 
geboten werden. 

Es sei mir der Versuch erlaubt, zwar ansprach- 
los, aber doch auch ohne Scheu vor der verjährt 
angenommenen Autorität der gemeinühliclien Thco- 
rieen und 31 ei mm gen unserer Ästhetiker, meine 
Ansichten über diesen Gegenstand hier freimüthig 
auszusprechen. 

Indem man sich anschickt, über einen Gegen- 
stand zu reden, ziemt es sich wohl, vor Allem den 
Begriff desselben festzustellen; und so frageich denn 
auch hier billig zuvorderst: was versteht man 



•) Bruchstück ans einer ungeÜrucklen Ästhetik der Ton- 
setikunst. 

«*r»it J. r.«j, (H.I. ,..) 13 



174 üeber das Wesen das Rirchenstyla , 



unter Kirchenstyl? was heisst Kirchenmusik, 
und was ist deren eigentümlicher Charakter? 

Dem Wortlaute nach, würden in das Gebiet 
der Kirchenmusik nur solche Tonwerke gehören, 
welche zunächst zur Aufführung in der Kirche 
bestimmt sind, also Messen, Vespern, Psalmen) 
Kirchenlieder, Hymnen u. dgl. Da aber die Ei- 
gentliche Wesenheit des Kirchenstyls nicht vom 
äussern materiellen Local abklingen kann, so muss 
sie wohl in etwas Wesentlichem und Höherem 
beruhen, und dies ist die religiöse Tendenz 
des Tonst »ick s. Mau wird darum ohne An- 
stand jedes zur Verehrung des höchsten 
Wesens bestimmte und irgend eine re- 
ligiöse Empfindung als Hauptsache {ex pro- 
fesso) bezweckende TonstÜck Kirchenmusik, 
und den Styl, in welchem jedes- selche ToustUck 
geschrieben sein muss, Kirchenstyl nennen. 

Nach dieser Ansicht , nach welcher Kirchen- 
styl, als synonym mit religiösem Styl überhaupt ge- 
nommen , dem sogenannten Kammer- und Con- 
certstyle nicht sowohl durch die Zufälligkeit des > 
Locals, in welchem er laut werden soll, sondern 
durch die wesentliche Verschiedenheit seiner Ten- 
denz gegenübersieht, und es also nur darauf an- 
kommt, was die Musik sagt, nicht wo sie ei 
sagen wird, nach dieser Ansicht, sag* ich, ist also' 
Z. B. die Tendenz des Theodor Körncr'schcn Ge- 
dichtes: „Unsre Zuversicht," oder dessen 
„Morgenlied der Freien" wesentlich reli- 



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von 6fr. Weher. 



175 



giös, obgleich diese Hymnen nicht, wie etwa ein 
Kyrie eleison, oder 6loria in excelsis Deo, 
zunächst bestimmt sind, in der Kirche gesungen 
zu werden. 

Ist dieses richtig, ist es wahr, d.iss das Wesen 
der Kirchenmusik darin besteht , eine religiöse 
Empfindung auszudrücken, so ist damit auch zu- 
gleich der Begriff von Kirchenstyl< gegeben, 
und die Aufgabe festgestellt, welche zu lösen des 
Tondichters Ziel sein muss. Sie besteht darin, eine 
gegebene religiöse Empfindung, und zwar, 
da Kirchenmusik in der Kegel Gesangmusik ist, 
ein religiöses Gedicht, in Tönen auszusprechen. 
Ist dann das Gedicht religiös, und die Compo- 
sition solchem Gedichte entsprechend, 
mithin gleichfalls wahrhalt religiös,' SO ist die 
Aufgabe gelöst, das Tonstück ist im rechten 
Style geschrieben , im wahren Kirchenstyl. 

So einfach, natürlich und gleichsam tautolo- 
gisch dieses ist, so sehr es sich von selbst zu ver- 
sieben scheint, so auffallend pflegt es doch ver- 
kannt zu werden. Denn ganz anders lautet die 
guino inüblich cursirende geschriebene und unge- 
schriebene Theorie, ganz anders lauten die nach 
hergebrachter Form gearbeiteten Kunstkritiken in 
Büchern und Zeilschriften. - Fast überall offenbart 
sich hier oine fast unleidliche Beschränktheit der 
Ansichten, eine klägliche Beengtheit der Begriffe. 

Es sei mir erlaubt, einige Theorieen dieser Art 
zu besprechen. 



176 Veher das Wesen des Kirchensfyls , 



Manchen Thooristen zufolge sollte man fast 
meinen, die Wesentheit des Kirchenstyls und sei- 
ner Verschiedenheit vom profanen sei ein Mos 
technischer Unterschied. Denn da wird z. B. 
gelehrt-, ein Kirchenstuck müsse — im sogenannten 
Strengen, nicht im freien Style geschrieben sein, — 
es wird von diesem oder Jenem Accorde, von 
diesem oder jenem Intervalle, dieser oder jener 
Fortschreitung , Auflösung u. s. w. gelehrt, sie 
sei im Kirchen style verboten, — es wird dem 
Kunstjünger aufs nachdrücklichste eingeschärft, 
dass er hauptsächlich im Kirchenstyle jede Dis- 
sonanz aufs gewissenhafteste vorzubereiten habe, 
u. dgl. So wird z. B. unter anderem, (ich er- 
laube mir hier eine Wiederholungen aus m. 
Tbeorio d. Tc-nsetzk. 2. Aufl. 1. Bd. S. 236 u. 
ff. und IV. Bd. S. 17 ff.) der Gebrauch des so- 
genannten übermässigen Sextakkordes in der so- 
genannten strengen Schreibart, und insbesondere 
im Kirchenstyle, verboten (Marpurg Gcneralbass, 
2. Ab.-chn. 2- u. 3. Absatz, Seite 12.") , Art. 5- 
§. 2- «• a. in. — ) so wie fast in jeder Theorie 
die Forisch reitung einer Stimme durch sogenannte 
übennHssige, oder verminderte Intervalle u. dgL 

Nun haben aber von solchen willkürlichen, auf 
Nichts beruhenden Verboten, älteste sowohl als 
neuere und neueste Tonselzer erster Grösse, nio 
ernstlich Notiz genommen, und schon dieses dürf- 
te wohl hinreichen, den Glauben an jene Regel 
zu zertrümmern. 



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von Gfr. Weier. 



177 



Allein auch die Natur der Sacke spricht auf« 
lauteste dage D en. 

Denn was zuerst die Unterscheidung zwischen 
strengem, und freiem Styl angeht, so wird 
von dieser schon ohnedies kein Verständiger eben 
Viel halten, am allerwenigsten aber von techni- 
schen Theorieen, die da Wissen, Dies oder Jenes 





sn Style verboten, im freien 


über 


„erlaubt". — 


Klingt Etwas Übel, so must 


> die 


Theorie os Üb 


erall verbieten: — das Weh: 


Iklin- 


gende aber zu 


verbieten, ist nirgend einGi 


uud. 


Ist demnach ei; 


(i Verbot wirklich gegrilnde 




ist auch nur d < 


:r Styl gut, weicher das Verb* 




meidet, und j< 


ider andere, welcher, mindei 


r ge- 




les übertritt, nothwendig ein 


feh- 


lerhaftcr, und . 


ionach wäre der sogenannte fr 




d. h. regelw 


idrlge Styl ein schlechter 


, al- 


1er wenigstens e 


in schlechterer Styl. 





Was aber die Unterscheidung von profanem, 
und K irch cns tyl e an sich selber angeht, so ha- 
be ich von letzterem einen viel zu hohen Begriff, 
als dass ich seine Wesenheit von solchen techni- 
schen Verboten abhängig halten konnte. Wehe 
über die Würde des Kirckenstyls , wenn der Un- 
terschied desselben vom profanen im Niehl gebrau- 
che dieses oder jenes Knnstmaterials zu suchen 
ist! — Was würde wollt ein vernünftiger Maler 
erwiedern, wenn ihn ein Theoreto belehren 
wollte: zu einem geistlichen Cemhlde dürfe keine 
rolhc, oder keine grüne, oder keine Feuerfarbe 



178 Veber das Wesen des Kirchenstyls » 



gebraucht werden, — oder es dürfen darin nicht 
zwei Linien vorkommen , welche einen Winkel 
von so und so vielen Graden gegen einander bil- 
den?! — Wohl wird er vielleicht einmal, hei 
einem Bilde des Kindleins in der Krippe, etwa 
die Purpurfarbe in die Harmonie seiner Colort- 
ruug nicht mit aufzunehmen für gut linden : aber, 
wenn er sie hier nicht gebraucht, wird er sie. 
darum einem religiösen Gemälde üb« r- 
haupt unanständig schelten* und also auch 
Z. B\ bei einer Verklärung? — oder scharfe 
Winkel bei einer Kreuzigung, oder Geisse- 
lung? — 

Für diejenigen, welchen eine aus der Natur 
der Sache geschöpfte Ansicht nicht genügt , so 
lang sie nicht durch Autoritäten , aus aueto- 
ribus probat issimis, belegt ist, mögen denn hier 
auch noch einige Belege stellen, welche beweisen, 
was ich schon oben erwähnte, dass unsere gefei- 
ertesten Tonsetzer jenes aus der Luft gegriffene 
technische Verbot nie geachtet haben. Es sei zu 
diesem Ende erlaubt, was z. B. das Verbot des 
übermässigen Sextaccordes angebt, nur zu erinnern, 
dass Haydn, in seinein rührenden Salve regina, 
welches vielleicht mehr wie irgend Eines seiner 
übrigen Kirchenstücke wahrhaft kirchlich ist» 
nach einein Vorspiet von 10 Tacten., die Sing- 
süimneu frei mit diesem verboten sein sollenden 
Accorde eintreten lässt : und wahrlich; profan und 
unanständig wird diesen begeisterten Engelgesaug 
wohl Mtemand scheiten! 



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von Gfr. Weier. 



r¥r~— — • n 

W" m 














f 











Was die Forlschroitung durch übermässige und 
verminderte Intervalle angeht« so waren auch hier 
von je her Kunst, und Künstler im Widerstreit mit 
den Theoreten, welche lehren : solche Fortschreitun- 
gen seien im sogenanr.teu strengen oder Kirchcnstyle 
durchaus verholen, in devsugeuannten freien Schreib- 
art aber, unter der Firma von Ausnahmen oder Li- 
zenzen , fd. h. also von Erlaubnissen,) erlaubt. 
So sagt 7.. B. von übermässigen Secunden Fr. Ghis. 
Pnolucci, in seiner Arte pratica di contrap- 
punto, Venez. 1765 T. I. Pg. 121. in der Anmer- 
kung (a): „Netlo Stile a Cappella, e netto sti- 
ele rigoroso non d permesso il procedere in 
„questa forma , anzt se non e per qualche es- 
„pression di parola , ovvero per qualche anda- 
„mento non e tecito ne pur in altro stile usar 
„simit progresso, essendo fuori delV ordine 
„(Zella Scala naturale ," — (?) — „?iella quäle 
,,s' nscende, o si discende per Tuont, e Hernie 
„tuoni , e non per un Tuono e mezxo*' . . . .; 
„onde ogni volta che si fard tat progresso, 



180 üeber das Wesen des KirchenstyU , 



„sarä per licenza!** — (Man spreche also 
nur jedesmal dazu: „avec votre pernrission! li ) — 

Dass es übrigens schon zu P a o 1 u c c i 's Zeilen 
einen Theoretiker gab, welcher von solchem Aber- 
glauben frei war, beweist Don Ant. I'ximeno's 
Buch: Dell' origine e delle regole del- 
la Musica, lioma 1774, P"i t. I, Lib. III, 
Cap. 8> art. 4, Pug 265 seg., wo der Verfasser, 
(freilich nur gelegenheilüdi eines, in P e rg ol e si's 
„Sta/iut Hinter"- vorkommenden , kleinen Septen- 
sprunges ej — Ja,) ausruft: ,,Ed eccovi confer- 
»mato iL principio, che non vi e Salto al- 
„cuno di sua natura contrario alle 
„regole di armonia: certo e che il salto 
„di Üettima riesce alle volle penoso allu voce 
„umnna ; ma per questo appunto e attissimo 
„ad esprimere un üopgetto pleno di amarezza 
„e di pena;« ~ und dass auch die bewährtesten 
und höchstgefeicrien alten, so wie auch neuere 
Meixter der Kunst, und zwar selbst im strengen 
Kirchensiyle, soMie Fortschrei tu ngen nicht für 
unrecht hielten, beweinen, uuier vielen anderen 
Beispielen, die gro-sen (oder sogenannten über- 
mässigen) und verminderten tMimmenfortschreitun- 
gen in nachstehenden Beispielen 




von Gfr. Weber; 



1S1 




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1S2 lieber das Wesen des Kirchenstyls , 

Se! es damit wie es will, Jedenfalls sieht man 
daraus so viel, dass es schon vor mehr als Einem 
Jahrhunderte Leute gab, welche unbefangen ge- 
nug waren, die Nichtbeachtung technischer Ver- 
bote dieses Schlages nicht nur zu erlauben, son- 
dern sogar zu billigen uud zu loben; eine Bemer- 
kung, nach welcher es doppelt befremdend er- 
scheinen musa , jenen Köhlerglauben , von dem 
schon Theoretiker jener, und Practiker aller 
Zeiten sich los gemacht, noch in den Theoriecn 
unserer, sonst doch aufgehellten Zeit, spucken zu 
hören ! 

Ehen so wenig, wie die Beobachtung der bis- 
her erwähnten Vorschriften, macht auch, wie 
wieder Manche wohl meinen, das häufige Fu- 
giren uud doppelte Contrapunctiren 
die Wesenheit des Kirch enstyles aus. Auch hier 
leuchtet jedem Unbefangenen ja wohl auf den er- 
sten Stick ein, dass alles Imitiren, Contrapunc- 
tiren, Fugiren, und wie seilst die contra puncli- 
scheu Künste alle heissen — dass, sag' ich, all 
diese Kunststücke nichts anderes sind, als Künst- 
ln! ttel, welche, als solche, eben so wenig dem 
Kirehensiyl ausschliesslich zugehören , ab sie gra- 
de dem profanen fremd sind, (grade so, wie auch 
in der Malerei künstlich verschlungene Gruppi- 
rttng sowohl in einem geistlichen Gemälde, Z. B. 
der Kreuzabnehraung, oder 'des jüngsten Gerich- 
tes, — als auch in einem prefanen Bilde, einem 
Batafrlenslüch , einem niederländischen Bauerntan- 
ze u. ogl. vorkommen) — und fugirte Sätze eben 



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ton Gfr. Weier. 



1S3 



sowohl im profane» höchst passend sein können, 
(wie ja unter anderen gleich Haydns und Mozarts 
Symphonien , ViolinqiiHrtette , u. dg], beweisen) 
indess in der Kirche gar manchesmal eine Fuge 
sehr deplacirt steht. — Es ist ordentlich befremd- 
lich, dass diese an sich so ganz plane Wahrheit 
so oft verkannt wird, und man nicht selten, z. B. 
von der Composition eines Kyrie eleison , riih. ' 
»nen hört, es sei eine „kräftige Fuge" — 
Eine kräftige Fuge, die Bitte, dass Gott sich un- 
$er erbarme!! — 

Einen wunderlichen Gegensatz, Regen die eben- 
erwähnte Ansicht, welche alle Kirchenmusik mög- 
lichst contrapunetisch künstlich zu hören verlangt) 
bildet die Behauptung Rousseau's, welcher nicht 
nur das Fugiren , sondern sogar schon alles bloss 
Imitiren aus der Kirche verbannen will. Man 
höre ihn in seinem Dictionnaire de Musique , 
Artik. Mottet: ,,On n'y (in der Kirchenmusik) 
„doit point rechercher Limitation comme dans 
„la Musique thdatrate: les Chants saerds ne 
„doivent point representer le tumulte des pas- 
„si'ons humaines, (als ob Imitationen nichts an- 
deres auszudrücken vermögt™, als profane Lei- 
denschaften!!) „mais seulement la Blajeste de 
celui d qui ils s'adresseqt, et l'e'galite" d'ante da 
„ceux qui les prononcent. Quoi que puissent 
„dire les paroles, tonte autre expression dans 
„le Chant est.un contre-sens. II faut n'avoir* 
„je ne dis pas aueune piete", mais je dis aueun 
„goftt, pour pre/Vrer dans les EgUses In- Musi- 



1S4 Veher das Wesen des Kirchenstyls , 

„rjue au Plain-ckant.« — — Der französische 
Knnstphilosoph äussert hier, wie man sieht, ganz 
gleiche Beschränktheit und Einseiligkeit der An- 
sicht , wie die vorhergehend Erwähnten , nur die 
grade entgegengesetzte! — 

Auch über die Ansicht derer dürfte ich wohl 
hier noch einige Worte sagen, welche in der Be- 
nutzung der sogenannten a n ti k e n Ki rch e nto n- 
arten einen Hauptvverth des Kirchenstyles suchen: 
indessen darf ich «her diesen Punct mich wohl oh- 
ne weiteren Zusatz auf meine Theorie d. Ton- 
setaii. 2. Aufl. 4- Band beziehen. 

Doch genug von und wiJer diejenigen, wel- 
che den Unterschied des liirchensLyls vom jimfa- 
nnn ins Technische setzen. — Denn diese hlitten 
eigentlich kaum so ausführliche Erwähnung ver- 
dient. 

Spociöser als jene Techniker nimmt sich eine 
andere Classe von Aesllielikem aus, die da mei- 
nen, das wahre Heil dadurch zu predigen, dass sie 
dem Kirch encomponisten jeden lebhafteren Auf- 
sr Ii wung des Ausdruckes verbieten. Da ist eine 
Schule von Kunslgelehrtcn, die da predigt: eine 
Kirchenmusik diirfe immer und unaufiidrlich nur 
im gemessensten Patho3 einherschreiten, immer 
und überall nur den Charakter ruhig erhabener 
Andacht und Würde festhalten, und keinen an- 
deren; der Tondichter müsse sich in seiner etwai- 
gen Begeisterung nur immer ruhig abgemessen zei- 
gen, immer fein sittsaramJick den Arm unterm Alan- 



eon Gfr. ' Weber. 



185 



toi verborgen, aber ja nie, sich vergessen«?, beide 
Arme freudig jubelnd zum Himmel emporgeho- 
ben: das sei in der Kirche unanständig uud welt- 
lich ( u. s. w. So umhiebt man sich mit dem 
Ansehen eines Champion der Heiligkeit und An. 
stiindigkeit des Cultus, findet in jeder Kirchen- 
partitur, welche nicht, wie gewisse Musikstücke 
verflossener Jahrhunderte, aus lauter langen, brei- 
ten Pfundnoten besteht, einen Beleg für die Ge- 
tunkenheit des religiösen Kunstsinnes unserer lei- 
digen Zeit*), scliiit jede Compositum einer Messe 
gleich -auf den ersten Blick weltlich und profan, 
wenn die Partitur anders aussieht als Pnlestrina's 
Miisa papae Marcelli vom Jahr 1555, entrü- 
stet sich über jede geschwinde Note, **) — noch 



*) Man sage doch \n nicht, relisiö 5t?r Sinn sei eben in 

insbesondere unter unseren Künstlern , erstorben. 
Jeder gute Mensch, wie sehr er auch den Geschmack 
filr gewisse, den höheren AiiInnl.T'n n^en lies Zeit- 
geist nicht mehr «eiii'm'inli'ii ii u-scr t:n sogenannten 
lieligionsübmigen verliert, hört darum noch keincs- 
weses auf, die I.Ieon Gut Unit Unsterblichkeit, 
als Höchstes und AI ler Ii eil igst es su verehren und im 
Busen iu tragen, und am allerwenigsten ein jeder 
rechte Künstler, der ji ohne innig tiefe Gefüllt für 
alles Hohe und Heilige gar nicht wahrer Künstler 
wäre, und wahrlich ein jirnsaiicliuT Klau sein nu'ibs- 
te, wenn diese höchsten und poetischsten aller 
Ideen ihn nicht begeisterten. Anw. ä. Vf. 

*') Man hat namentlich gegen Jede rasche Beilegung In 
der Kirchenmusik, "ej^n jede etwas schnelle Pnssn- 
ge oder sonstige Fi»».', «fli v.>r*ü/licli -1 e n Grund 
angeführt, dass schnelle ToufoJ s ,'ii in den weilen, 
vielschallenden Gewollien der Hireho, sich leicht ver- 
wirren und unverständlich «erden. Das mag l'rei- 
lieh in manchen, ja wnhl auch in den meisten Kir- 
chen factiscii ganz, richtig, und daher rathsam sein, 
in solchen Kirchen , keine Musikstücke aufmfuhren 
worin andere ata lauter lang^elialteue Noten vor- 



18Ö Veber das Wesen des Kirckenstyls , 



mehr Über jeden . Aufwand von Jnstrumentalio^n, 
und spricht naseiümpiend von sogenannten „E f- 
fectstellen" als dem non plus ultra von Pro- 
fanation des Heiligen! 

Aber, um's Himmels willen! Haben denn dies» 
Leute nie ein anderes Klrcliengemiilde gesehen, 
ah Madonnen mit andächtig slill gefallenen Hän- 
den, oder beilige Familien in gottseliger Beschränkt- 
heit, grau in grau gemalte Kreuzigungen u, dgl.1 
oder werden sie es für unkirchlich und profan 
■erklären, wenn ein Maler zum Bild« ein.er Ver- 
klärung alle Farbenpracht, die seine PaLete ihm 
nur irgend zu bieten vermag , allen Zauber glän- 
zender Beleuchtung, kurz die lebhaftesten, kräftig- 
sten sinnlichen Kunstmitlei aufbietet, die ihm nur 
irgend zu Gebote stehen? — Wenn aber er es darf, 
und wenn man es billig absurd finden würde, woll- 
te er hier auf Kunstmittel verzichten, die ihm zu 



kommen: .iticr zur Wesenheit des Kiixlienstjls , zur 
Kircldiehkeit eines Tonstüekes, gehört doch darum 
nicht das erwähnte technische Vortheilchcn , du 
Hichtsetzen geschwinder Noten zu vermeiden, so 
nie l's ja auch nicht f.ur Wesenheit der Hirchenbau- 
lKin-t gehört, die Wölbungen des Gebäudes so au 
bauen, dass sie verworren wicderhallen , indem es 
ja auch recht schöne und kirchliche Kirchen giebt , 
in welchen die Töne der Musik sieh nicht verwir- 
ren, iniless es sehr prof-nie Conccrt- und Opern- 
säle siebt, welche die Tone eben so verwirrt wie- 
dergeben als selbst die kirchlichste Itin lie, — und 
überdies ist ja auch nicht alle religiöse Musik grado 
im- Aufführung in einer Kirche bestimmt (Vgl. S. 174)- 
Übrigens ist dos unziemliche "\ .irhh.iltcn des Lu- 
cais begreiflirh nirgend stl^dlidier . n!s bei Fugen 
und fugirten Sätzen, und sollte man daher auf dieses 
Ptachhallen iveseiitlidi entscheidende Hüchsirlit iirti- 
tnen, -so müssto man vor Allein Fugen und fiignic 
Sätie verbannen. Anm. d. f'J. 



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ton Ofr. Weier. 



is; 



Gebote stehen: wie mag man doch dem Tondichter 
zumuthen, ein „Gloria in excehis Deo", ein „Te 
„Deum laudamus** grau in grau zu halten, wie et- 
. wa Wohl ein Kyrie, oder auch wohl ein Credo, we- 
nigstens bis zum tiefer rührenden „Et incarna- 
„tus est", — „Passus" u, s. w. , oder bis zum 
jubclreichen „Et resurrextt" , gehalten werden 
mag! — Wenn beim Gloria, einem Lobgesange, 
i» Welchen der religiöse Sinn sicli so gerne die 
ganze Menschheit, zusammt allen himmlischen Chö- 
ren und Harfen, mileinstimmend denken mag, wenn, 
sag ich, in einem solchen Lobgesange des Aller- 
höchsten, in solchem Freisen der Herrlichkeit Got- 
tes, z. B. Vogler, in seiner r/-n;oll - Messe, den 
höchsten Glanz der reichsten und Lebhaftesten In- 
strument im ng spielen lässt, wenn unser Jos. 
Haydn in seinen Messen beim „Gloria", — 
wenn er in seinen Chören 

„Die Himmpl ertShlen die Ehre Goltes" —* 
„Der Herr ist gross in seiner Macht" — " 
„Ehre, Lob und Preis sei dir" — u. a. m. 

wenn er, sag' ich, hier den ganzen Zauber sei- 
nes prächtigen Talentes aufbietet, und wir, neben 
dem feurigsten Instrumental spiel , in glänzend ge- 
arbeiteten Chören, mit frohlockendem Passagenju- 
bel der Solostimmen geschmückt, ordentlich die 
ganze Menschheit mit jenen Engelchoren vereint 
laut aufjauchzen hören, — wenn der Jubel der 
Auferstehung» feier im „Et resurrexit" den hoeb,- 
freitdig begeisterten Tonsetzer zu laut frohlocken- 
dem Aufjauchzen hinreisst: — und es kommt ei- 
ner jener kühlen Theoreten daher, und wagt es, 



1B8 Ueber das Wesen de» Kirchenstyls , 



des Künstlers heilige Begeisterung mit wohlgefäl- 
lig speciösi-r Miene eine profane Effectmacherei 
zu schellen — dann frage ich jeden, der sich das 
Herz am rechten Orte fühlt, auf welchen von 
beiden er lieber den Stein werfen will, auf den 
frommen Künstler, oder auf seinen frömmelnden 
Tadier? — 

Betrachtet man den Urgrund solcher Theorieen 
genau, so ist die Quelle, woraus sie entsprungen, 
nichts anderes, als eine mis verstandene Venera- 
tiou des lieben Alten, welche, statt sich am Geist 
und Sinn grosser Vorgänger zu erbauen, ihre Klci- 
dermoden, ihre Manschetten, ihre Allonge- oder 
Zopfperiicl;en als die wahre (Quelle aller rechten 
Erkenntnis venerirt und allen Nachkommen zur 
Nachahmung anpreisen und aufdringen will. — 
Weil verehrenswerthe alte italienische und andere 
Meister so schrieben, weil sie sich grösstenteils 
in langen Noten, in contrapunetischen Formen 
und mitunter in der That auch ziemlich grau in 
grau auszusprechen Hebten, und weil sie, der 
damaligen Besch riinhtheit der Instrumenta lpartüe 
ungeachtet, doch zum Theil grossartig Erheben- 
des zu leisten wussten , — darum soll es nunmehr 
für alle Zeit untersagt sein, das Heil auf anderem 
als grade auf dem von ihnen betretenen Wege 
.und mit anderen als den von ihnen angewandten 
Kunstmitteln zu suchen; darum tollen auch wir 
nicht anders als im Kleiderschnitt jener Herren 
ein herzuschreiten , im Reiche der Töne uns nicht 
anders als in Psalmodisen, Chorälen und Contra- 



von Gfr. Weber. 



189 



puncten Auszusprechen wagen. Statt den Reich- 
thum unserer Instrumentation, als willkommenes 
Kunstmaterial, zur Verherrlichung des Cultus, zur 
Erhebung und Begeisterung des Gemüthes, als Sym- 
bol und Er weckungsmittel höchsten Aufschwunges 
der Andacht, zum Preise Gottes ertönen zu lassen, 
«oll der begeisterte Tondichter das alles schnöde 
von sich werfen , als sei es vom Bosen , als sei es 
unziemlich, seinen Gott recht laut und mit allen 
Zungen und mit den besten, reichsten und feurig- 
sten »ms zu Gebote stehenden Klängen unserer 
Harfen zu preisen! — 

Ja, die Zumuthung, dass wir unsern Gott nun 
grade im Style der alten Meister des Kirchenge- 
sanges loben sollen, ist um so unverständiger, da 
sie in der That etwas der Natur der Sache nach 
Unmögliches enthält. Jedes Zeitalter hat seine ihm 
eigenthitmüche Art und Weise zu sein und sich 
auszusprechen ; diese dem Zeitalter eigenen For- 
men, in welchen sich zu bewegen den damaligen 
Zeitgenossen geläufig war, stehen uns nun einmal 
nicht mehr natürlich zu Gesichte, und jeder Ver- 
such , den Styl jener Zeiten , Jahrhunderte später 
nachzuäffen, kann am Ende doch nur höchstens 
ähnelnde Caricatur, nie aber in freiem Schwung« 
des Genius empfangene Kunstwerke erzeugen , wie 
wir ja leider an so manchen Compositionen neue- 
rer Tonsetzer sehen, welche sich darin Wohlge- 
fallen, ihren Kirchen stücken ganz die Haltung, 
die Wendungen, Formen und Formeln, kurz den 
ganzen Ton und Styl jener alten Contrapunc listen 

3. B«J. (fi t n i i.) 14 



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190 Ueber das Wesen des Kirchenstyls , 



' zu geben , aber wahrlich besser gethan hätten , 
itatt solcher Copieen, lieber mittelmassige Origi- 
nale zu geben — ja, ich mögte fast sagen, sogar 
noch Ueber schlechte Originale, als solche höch- 
stens mittel miissige Copieen, welche, am Ende 
doch vom Geiste der Vorbilder nicht beseelt , 
nur dasjenige nachäffen, was an denselben äusse- 
re Form, Manier *), kurz das ganz zufällige Äus- 
sere, und darum grade das am wenigsten Nachah- 
menswert!» ist. **) 

Das ist nun aber einmal der Ton unserer Zeit, 
sich selbst zu verachten', um sich in blinder Ve- 
neration des Dagewesenen wieder um desto wohl- 
gefälliger zu brüsten. Man verehre doch jene 
Zeit auf vernünftigere, reellere Weise, verehre ih- 
re Helden in Demjenigen, was wesentlich ist, 
nicht in ihrem Zufalligen, Äusseren, Unwesentli- 
chen und nicht selten noch unvollkommen Ausge- 
bildeten. Und mögen jene Verehrer des Alten 
gleichwohl auch die äusseren und zufälligeren 
Formen darum in Ehren halten, weil sie verehr- 
ten Meistern angehören , wie man ja auch im Le- 
ben sonst unbedeutende Gegenstande zum Anden- 
ken theurer Personen Werth hält, — so wollen 
wir in solche Werthschätzung auch unserseit 
gerne mit einstimmen : wenn sie aber meinen und 
thun , als stecke das Haiiptwesen in jenen Formen, 



*) Wie er räuspert und wie er spuckt, 

Dos habt ihr ihm glücklich abgegutt. Zyx. 
**) Hat etwas nur reclii dürre Gebein, 

Gleich soll es fromm und ein Heiliger sevn. 

Zyx. 



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von Gfr. Weber- 



191 



wenn sie, wie man es häufig genug hört, alles 
Alte» zum Theil ziemlich ohne Kritik, schon da- 
rum veneriren, weil es jene Formen an sich tragt, 
und, wie es jetziger Zeit Mode geworden, nur 
Werke aus Jenem Zeitalter hervorsuchen , neu 
ediren und in allen Kunstinstituten vom besten 
Tone vorzugweise vor den Erzeugnissen aller Neue- 
ren auffuhren *) , wenn sie uns zumuthen , statt 
uns an dem, was in jenen der Kindheit der Kunst 
noch nicht weit entrückten Zeiten grosse Alt vorde- 
ren in ihrer und ihres Zeitalters Art und Weise 
und mit ihren beschränkteren Mitteln, ohne ähnli- 
che Vorganger gehabt zu haben, in herrlichen 
Hymnen geleistet, uns zwar zu ergiltzen, zu er- 
wärmen und zu erbauen, dann aber auch unser- 
seit zu versuchen, Was wir, gestützt auf die Schul- 
tern solcher Vorgänger, welche jene nicht hatten 
und mit unseren glücklicher und reicher ausge- 
bildeten Kunstmitteln, kurz was in unserer um 
Jahrhunderte vorgerückten Zeit wir in so vieler 
Hinsicht vorteilhafter Gestellte in unserer Art 
und Weise vermögen, **) — wenn sie, sag' ich, 
uns zumuthen, statt dessen nur blindlings In die 
Fusstapfen jener Altvorderen zu treten, uns gra- 
de in ihre Farbe zu Heiden, und ja nicht zu 



*) Wer alte Meister clirt und liebt, 

Vergesse nicht , dass es Lebende giebt. 

*•) Am Alten magst Du Dich erfrcu'n. 

An seinen Mängeln Dich belciiren, 
Doch sollst Du Altes nicht crneu'n. 
■ Durch Bessermacuen wirst Du's ehren. 



194 Ueber das Wesen des Kirchenstyh , 



Text mit warmem Sinn auffasse und treu, nur 
aber verschönert, verklart und erhöht , in Tönen 
ausspreche, gleichviel dann, ob durch dieses * 
oder jenes Kunstmittel , ob im Costüm der alte- 
ren, oder der uns naher liegenden Zeit, — und 
frei inuss ihm die Bahn bleiben, die Herrlichkeit 
des Allerhöchsten je nach seiner menschlichen und 
künstlerischen Individualität entweder im heilig 
helldunklen Colorit, im Tone in sich gekehrter 
Contemplation, im Tone der Zerknirschung, des 
ehrfurchtvollen Hinsinkens in den Staub vor dem 
Allmachtigen , — oder auch in lauten Jubeitönen 
des begeisterten Gemüthes, ausströmen zu lassen; — 
Alles, gleichviel, sag ich, wenn es nur dem reli- 
giösen Inhalte des Textes, angemessen ist. 

So rücksichtlos, so furchtlos vor den Steinwür- 
fen der vornehmen und sogenannten strengen, ei- 
gentlich aber nur altgläubigen Zunft, ich alles 
Obige als mein Glaubensbekenntnis ausspreche, 
und so wenig ich daher unter anderem auch in 
das Unheil derjenigen einstimmen mag, welche 
z. B. den Kirch encompositionen Jos. Haydns, Mo- 
zarts , und auch Voglers das Prädicat rechten Kir- 
chenstyh darum absprechen, weil bei ihnen bald 
geschwinde Sechzehntel-, ja Zweiunddreissigstel- 
notert, bald eine unvorbereitete Dissonanz, bald 
dieser bald jener hinreissende Instrumentalzauber 
vorkommt, — so will ich doch darum natürlich 
nicht grade Alles vertheidigen, was. dort von wirk- 
lich weltlichem Geiste zuweilen, ja iiicht grade 
ganz selten, mit unterläuft. So gestehe ich frei- 



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von Gfr. Weber. 



195 



lieh gern, dass ich es z. B. nicht klassisch, und 
der religiösen Tendenz einer Misse nicht ent- 
sprechend finden kann, wenn Vogler in seiner so 
betitelten Pastoral messe *) im Incarnatus einen 
förmlichen Kuhruihen anbringt, welchen ein dün- 
nes G-Höinlein vorblüsst, indess ein Echo nicht 
nur die letzten Töne jeder Tonphrase des Hirten- 
volks lieblich spielend wiederholt, sondern auch 
den Text gar geistreich travestirt, indem es die 
vom Hirtenchor gesungenen Worte: „incarnatus 
„est" verkürzt nur als „natus est" (wie schlau I) 
wiedersieht ; 





') Was ist, was soll überhaupt eine Pa st ora 1 -Messe? 
welche religiöse, welche poetische Idee soll über- 
haupt durch diesen Namen bezeichnet werden? 

-wir sollen uns wohl unter den singenden und mu- 
»icirenden Personen die Hirten denlien , welche sin- 
gend und rausicirend zum Kinde lein in der Krippe 
gewallfahrtet, und es singend und nach ihrer Weise 



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196 lieber das Wesen des Kirckenstyh, 




198 Veber das Wesen des Kirckenstyls % 





• 


r— - 


% 1 








nicht, wenn er, in der Messe Nr. 4, beim Incarnatus 
est, den h. Geist folgendermasen Über der Jung- 
frau^iilterny lässt ; 



efin.m 










■ 




f ' f 



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von Gfr. Weber. m 




nicht, wenn er bei 

vtnturus est, judlcar» vivoi er wird liommen, Lebende 
et mortuos und Tudto zu richten 

und bei 

exjteao resurrectioni<n mor- ich glaube an die Aufer- 
tuoTum Stellung der Todten 

grade das Wort mortuos, Todte, durch schauen 
rige Betonung auszeichnet, und bei 

descendit de coelU stieg herab vom Himmel 

auch mit seinen Noten abwärts, beim 

tl wurrexit und wieder auferstand 



20) Ueber das Wesen des Kirckenstyls , 

aler wieder aufwärts steigt, (vorstehend S. J33 — 
1(8.) — nicht wenn er, in seiner Messe Nr. 6, 
Ii dein Gebete 

sgnui Dei, qui lollii pec Lamm Gottes, das der Welt 
,. . Sünden trägt, erbarmo 

caia mundi, misertrt no. un6ep> _ gj e ], uns 

tu, — dona noblt paceml Frieden! 



31 folgendem 


Tons zm 

7lS>. 


n Lamme 
ij rjj - 


fleht: 
















r =-r r r 




























i 5 


5 


r f r r 

,1 J -X . 


r— r 



auch nicht, wenn er in der Messe Nr. 2> (nach 
vielem, tambourariigem Paukenge trommel und ähn- 
lichem Trompetengeschmetter,) endlich in einer 
förmlichen Panfarre mit möglichstem Lärm von 



von Gfr. Weber. 



201 




202 lieber das Wesen des Kirchenstyls , 




von Gfr. Weber. 



203 









pp=ii 


"' 7\ js r 







... J 



Man sage auch nicht, jene Messe Nr. 2 sei ja von 
Haydn als In tempore belli bezeichnet, und 
dadurch sei die Anwendung von Nachahmungen mi- 
litärischen Gfitrommels und von Pauken- und Trum- 



204 lieber das Wesen des Kirchenstyls , 



petenlürm liier gerechtfertigt, zumal da hier vom 
Frieden die Redesei, über den man sich jawohl 
mit Pauken und Trompeten!; lang zu freuen pflege; — 
man sage nicht auf ähnliche Weise zur Rechtfertigung 
des Walzers, das sei eben auch wieder so ein „aus- 
„gelassener Volksjubel 1 * über die seligen Freuden des 
ewigen Friedens im Himmelreich; — man wage es 
nicht, unsern herrlichen H'aydn auf solche Weise 
zu entschuldigen ; denn solche Vertheidigung Messe 
ihm die schimpfliche Absurdität schuld geben, er 
habe, dort beim Pauken- und Trompetenklang, nicht 
allein unter dem Frieden des göttlichen Lammes 
nur einen irdischen Friedensschluss zu denken 
gewusst, sondern überdies wissentlich dun Ana- 
chronismus begangen, dem Gebet um Frieden das 
Friedens- TeDeum voran zu schicken,— hier aber, 
beim Walzer, sich die Freuden der ewigen Selig- 
keit als einen tht! dansant vorgestellt, wo etwa 
die heil. Apostel und Mürlirer mit der heiligen Ur- 
sula und ihren 11000 Jungfraueu sich einmal recht 
loslassen in schwirrenden Schleifern und Hops- 
walzern. — Solche Entschuldigungen sind ja 
wohl Frevel gegen unsern grossen Tondichter, 
und weit eher, als wir ihm so absurde Intentio- 
nen zutrauen und unterschieben dürfen, wollen 
wir uns ^begnügen, zu denken, er habe — sich eben 
auch einmal vergessen und , vielleicht von Arbeit 
ermüdet, oder auf Beendigung gedrängt, wie ea 
nun mitunter zu gehen pflegt, hingeschrieben oh- 
ne viel zu bedenken und zu überlegen was eben 
aus der Feder geflossen. Quandoque bonus dor- 
mitat Homerus. 



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205 



Über 

die Echtheit des 
Mozartschen Requiem. 

Von 

Gottfried Weber. 

Von allen Werken unsers herrlichen Mozart, ge- 
n leset kaum irgend Eines so allganieine, so ver- 
götternde Anbetung, als sein Requiem. 

Dies ist aber eigentlich sehr auffallend , und 
beinah wunderlich zu nennen, indem grade dieses 
Werk ohne Anstand sein unvollkommenstes, 
sein wenigst vollendetes, — ja kaum wirklich 
ein Werk von Mozart zu nennen ist. 

piese Äusserung wird, ich zweifle gar nicht, 
allgemein auffallen, weil die Thatsaclte, ich -weiss 
es wohl, allgemein gleichsam vergessen ist. Sie 
ist indessen erheblich genug, um die Muhe zu loh- 
nen, der Wahrheit zur Steuer, wieder in Erin- 
nerung gebracht zu werden, zumal da sie sich völ- 
lig geschichtlich nachweisen ütsst. 

Dieses ist der Gegenstand der gegenwärtigen 
Betrachtungen. 

Die Entstehungsgeschichte des Werkes 
selbst ist mit einem gewissen mystischen , beinah 
romantesken Dunkel durch webt. Von höchst 
ehrenwerthen und völlig glaubwürdigen Schrift« 
Sbtlli 3. lud, <u>c< II,) 15 



206 



Veher die Echtheit 



stnllern , namentlich Fr. Rochlitz , *) und E. L. 
Gerber **) , wird uns jedoch Folgendes ab histo- 
risch wahr ***) berichtet. 

Ein Unbekannter, würdigen Ansehens, 13sat 
sich bei Mozart melden* ersucht ihn, ihm ein 
Requiem zu componireti , für eine, gleichfalls un- 
genannte, unendlich theure Person, legt ihm hun- 
dert Ducaten Honorar gleich auf den Tisch und ver- 
schwindet spurlos. Mozart, von der geheimnisvol- 
len Erscheinung tief ergriffen und angeregt, fangt 
sogleich die Arbeit an. Mit jedem Tacte scheint 
sein Interesse daran zu steigen; er schreibt 
Tag und Nacht und, allen Warnungen der, 
um seine schon höchst wankende Gesundheit und 
seinen ohnehin nur zu sehr überreizten Ner- 
venzustand besorgten Freunde und Angehörigen 



rist-uen Wal.rli.Ml vimx hri. Men hält, spredio 

„mit aber," so scUrdbt er a. an:;rf, <).. S. 19., "öa- 
„mit iib.T flai .-i'j:.-int;;roii <<\ sulohcin Falle 
„nichl mil ünn-rln I i t'Jse ml i- PuMiliiim für die Wahr- 
„heit meiner Jiriäh lunge n so riel Bürgschaft er- 
halte, als ich iu geben im Stande hin . , , , so 
„uiitcrznii-lirie ich mich mit mriiirm amen, und er- 
„wälinc dabej-, dass ich .... späterhin seiner Gat- 
„tin und verschiedener »erirautcr Freunde Mo- 
,jarts — persönliche Bekanntschaft machte,* mit 
,^hnen Ober den damais schon Verstorbenen oft 
„und ausführlich genug sprach, und mir alles, was 
„ich Ton ihm wusste, bestätigen, berichtigen oder 
„niderlogcn liesi." Friedrich Kachlin. 



des Mozartscken Requiem, 207 



zu Trotz, mit so unausgesetzter Anstrengung', das* 
er mehrmal über dem Arbeiten in Ohnmacht sinkt. 

Ein Ruf nach Prag, um zur Krönungs-Feier 
Leopolds die Oper la C lerne nza di Tito zu schrei, 
ben, unterbricht endlich die Ausführung der Re- 
gutem-Composition. Kränklich reiset er dorthin 
ab, und nicht gebessert kommt er nach Wien 
zurück, um mit unwiderstehlichem Drange an 
dem Requiem fortzuarbeiten, von welchem er 
ahnend fest behauptet, er schreibe damit seinen 
eigenen Grabgesang. — Der Unbekannte erscheint 
wieder, vernimmt, das Werk sei noch nicht been- 
digt: „Die Arbeit'« sagt Mozart, „ist mir selbst 
„immer interessanter geworden ; ich führe sie viel 
„weiter aus, als ich erst wollte." Zufrieden legt 
der Unbekannte ihm das Honorar von 100 Ducs- 
ten unbegelirt zum zweitenmal auf den Tisch, und 
entfernt sich wie das vorigemal; die, um ihn zu 
beobachten, ihm nachgesendeten Leute vermögen 
nicht, ihn auszukundschaften und verlieren seine 
Spur. Mozart setzt sich nun noch ernstlicher ab 
zuvor an die Arbeit, und noch vor Ablauf von vier 
Wochen ist er fertig, aber auch • — entschlummert. 

So berichtet uns Rochlitz den Hergang; und 
mit ihm im Wesentlichen ganz übereinstimmend 
auch der ehrenwerthe Gerber a. angef. O. , nur 
mit dem Zusätze, dass, gleich nach des Tondich- 
ters Tode, der Unbekannte sich wieder meldete, 
das Werk abzuholen, und es „unvollendet" em- 
pfing. „Man sagt,« setzt Gerber hinzu, „Herr 
„Capellmeister Süssroayer habe nach der Zeit di* 



20S 



Heber die Echtheit 



„Instrumente, da wo sie nocli^ fehlten , hinzuge- 
setzt, so wie das Werk nun in unsern Händen 
„ist." 

In der That hat es die Breitkopf- und HSlrtel- 
sche Musikhandlung im Jahre 1800 in Partitur 
herausgegeben, und das dem Drucke dieser Auf- 
lage zu Grunde liegende Mamiscript aus der 
Hand und Feder des genannten Hrn. Süssmayer 
empfangen, wie dies aus einem Briefe dieses 
letzteren an die Herren Breitkopf und Härtel her- 
vorgeht , welchen dieselben durch das Organ ih- 
rer A%. MusikaJ. Ztg.., IV. Jahrgang Nr. 1. v. 1. 
Oct. liS0(. , S- 2, bekannt machten , und welchen 
ich , seiner Wichtigkeit wegen , hier wörtlich 
wieder abdrucken lasse. 

Wien 8. Srpt. i Soo, 

„Mozarts Komposition ist so einzig, und ich getraue mir 
„eu behaupten, für den grössten T heil der lebenden Ton- 
„setzer so unerreichbar, dass joder Kachahmer, besonders 
„mit untergeschobener Arbeil, noch schlimmer wegkommen 
„würde, als jener Rabe, der sieb mit Pfauenfedern echmück- 
„te. Dass die Endigung des Requiem, welches unsern Brief- 
„ Wechsel veranlasste, mir anvertrauet wurde, kam auf fol- 
gende Weise. Die Wittwe' Mozart konnte wohl voraus- 
gehen, die hin t erlassenen Werke ihres Mannes würden ge- 
„suckt werden; der Tod überraschte ihn, während er an 
„diesem Requiem arbeitete. Die Endigung dieses Werks 
„wurde also melirern Meistern Libertragen; einige davon 
„iioimlen liegen Geschäfte sich dieser Arbeit nicht unter- 
ziehen, andere aber wollten ihr Talent nicht mit dem 
„Talente M.s kompromittiren. Endlich kam dieses Ge. 
„sebäfte an mich, weil man wusste , dass ich noch bey 
„Lebzeiten M.s die schon in Musik gesetzten Stucke öf- 
„ters mit ihm durchgespielt und gesungen , dass er sieb 



des Mo~art sehen Requiem. 209 



„mit mir Uber die Ausarbeitung dies es '•Werkes sehr oft 
„besprochen und mir den Gang und die Grunde seiner 
„Inslrumenlirung mitge Iii eilt halle. Ich kann nur wün- 
,, sclicn, dass es mir geglückt haben möge, wenigstens so 
„gearbeitet zu haben, dass Benner noch hin und wie- 
der einige Spuren seiner unvcrgesslichen Lehren 
„darin linden können. Zu dem Requiem saramt Kyrie — 
„Dies im — Domine Jesu Christe — hat M. die 4 Sing- 
„stimmen und den Grundbass sammt der Bezifferung 
A „ganz vollendet ; zu der Instrum entirung aber nur hin 

„und nieder das Motivum augezeigt. Im Dies irae war 
„sein letzter Vers — qua resurget ex fav'dta, und seine 
„Arbeit war die nämliche, wie in den ersten Stücken. 
„Von dem Verse an — fudteaudut hämo reus etc., ist 
„das Dies irae, das Sanctus, Benedictus — und Agnus Dei 
„ganz neu von mir verfertiget; nur habe ich mir er- 
laubt, um dem Werke mehr Einförmigkeit zu geben, 
„die Fuge des Kyrie bej dem Verse — cum Sanctis etc. 
„zu wiederholen." *) 



*) Diese Angabe der Nuracrn, zu welchen sich Mo- 
zart'sehe rilsmc. vorgefunden, ist nicht ganz, und £.ir 
deutlich und genau bestimmt, namentlich oh hier 
unter dem Dies irae der ganze zweite Hauplthcil 
oder nur der erste Sab desselben verstanden werde, 
und eben so ob unter dem Domine auch das Hostias. 

Bei genauer Znsariimenslt'lhiii j; findet mau jedoch, 
dnss der Sinn lies Briefes eigentlich dahin, geht: 
die Mozart'schen Entwürfe der Singst immen haben 
enthalten I.)vom ersten Haupt) heile, dein „Requiem", 
y das Requiem und das Kyrie, also den ganzen er- 

slen Hauptlheil; II.) vom zweiten Haupttheile, dem 
„Dies irae", den ersten Salz Dies irae (in der Parti, 
tur Nr. a), das Tuba mirum, (Nr. 3) das Rex, (Nr. 4), 
AMRecanhre,(ür.r,), AasCvnfvtniis, (Nr. 6), und das 
] .„crima.ui (IV r. 7). (iipstvjcdi.cli nur bis mm S.Tocle; 
III.) vom dritten Salze, dem „Domine", das Domine 
(Nr. 8) und, so kann man es wenigstens verstehen, — 
auch das H&fiiaJ ("SV. o) ; — IV.) vom vierten IlnupMalxe 
dem „Sanctus", gar nichts, und V.) auch nichts vom 
fiinfien, di:i" .,sh»t:s Dei" , dessen zweite Hälfte jc- 
doch eine hiose Wiederhol uns der zweiten I Iii] flc 
der Kr. I. ist. 4, d, Vf. 



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210 Veber die Echtheit 



Hier haben wir nun freilich drei ziemlich von 
einander abweichende Erzählungen, deren Ver- 
schiedenheit schwer aufzulösen scheint. Nach 
Gerber wurde das Werk nach Mozarts Tode 
dem Unbekannten abgeliefert, (welchem auch 
■weder Rochlitz noch Süssmayer widersprechen.) 
Da nun aber der Unbekannte noch bis auf den 
heutigen Tag unbekannt und unentdeckt geblieben 
ist, von wem hat dann Süssmayer die Partitur er- 
halten ? — und wenn es wahr ist, dass, wie Roch- 
lilz berichtet , Mozart seinen Schwan enge sang , 
(also alle fünf Sätze: Requiem, Dies irae , Do- 
mine, Sanctus, Agnus Dei,) fertig hinterlas- 
sen hat, — oder wenn es, nach Gerber, wahr ist, 
dass demselben nur Instrumentation fehlte, so 
scheint die Notiz unwahr, dass Süssmayer nur 
den ersten Satz („Requiem") die Hälfte des zwei- 
ten („Dies irae") und des dritten, („Domine") 
von Mozart hinterlassen vorgefunden, und daraus 
erst von ihm, Süssmayer, das Requiem so wie 
wir es besitzen, angefertigt worden. 

Es ist aber nicht zu verkennen, dass diese letz- 
tereAngabe allerdings ein ziemlich entscheidendes 
Übergewicht schon durch den Umstand gewinnt, 
dass die B. und Härtel'sche Verlaghandlung, welche 
doch gewiss ein Interesse dafür hatte, ihr Ver- 
lagswerk für so echt wie möglich nuszugoben, die 
Sache durch das Organ der in ihrem eigenen Ver- 
lage erscheinenden A.Mus. Zeitung bekannt macht, 
indem sie sogar' den Brief ihnes Autors, des H. 
Süssmayer hergiebl, um zugleich mit der Anzeig« 



des Xozartseken Requiem. 211 



des Erscheinen* d«r von Süssmayer erhaltenen 
Partitur, abgedruckt zu werden: eine Offenheit 
und Unbefangenheit, welche für die genannte Ver- 
iaghandlung eben so rilhmenswerth ist, ab die 
Bescheidenheit, mit welcher Süssmayer in seinem 
Briefe gleichsam die Möglichkeit abzulehnen scheint, 
das von ihm ergänzte Werk als echt aus Mozarts 
Feder unterzuschieben. 

Nach all diesen Betrachtungen ist also die Echt- 
heit des Werkes , um das Allerwenigste zu sagen, 
höchst verdächtig, und die Wahrheit, dass 
der grösste Theil desselben nicht von Mozart, son- 
dorn von Süssmayer herrühre, höchst glaublich. 

Sie wird aber noch glaubhafter, und 
unverdächtiger, wenn sich sogar der 
Widerspruch, in welchem sie gegen die 
Berichte Gerbers und Ho chlitz ens steht, 
beseitigen lässt; und dieses geht in der 
Thal, gar wohl am Die ganze Sache lässt sich 
auf eine Art erklären, nach welcher die Angaben 
der ebengenannten beiden Schriftsteller so wohl, 
als auch die des Hrn. Süssmayer, nebeneinander 
als wahr bestehen können, und als nur scheinbar 
in Widerspruch stehend erscheinen: und ist eine 
solche lirlilnrungsart möglich, SO wird man dersel- 
ben ebendarum ohne Zweifel dia höchste Wahr- 
scheinlichkeit zugestehen, weil sie mit der Anga- 
be aller drei im Einklänge steht. 

Wir können nämlich ganz wohl mi^Rochlitz 
annehmen, dass Mozart vor seinem Tode seinen 



212 



lieber die Echtheit 



Schwanengesang wirklich ganz, — (oder vielleicht 
bis auf Kleinigkeiten) beendigt hatte. Wir kön- 
nen ferner mit Gerber annehmen, dass, nach Mo- 
zarts Tode das, ganz oder bis auf Kleinigkeiten 
fertige Manuscript des Werkes dem Unbekannten 
ausgeliefert worden. Weiter nehmen wir als be- 
kannt an, dass der Unbekannte nicht entdeckt 
vforden, und das ihm eingehändigte Original manu- 
Script nicht wieder an's Tageslicht gekommen ist, 
— was ja auch noch nie Jemand behauptet bat. 

So war und blieb also das unschätzbare Kleinod 
spurlos verloren. 

Nun ist es aber allbekannt, dass ein Verfasser 
eines ausgedehnten Werkes, bevor er das Manu- 
script desselben ordentlich und- ausführlich zu Pa- 
pier bringt, sich erst flüchtige Entwürfe, gleich- 
sam erste Umrisse , oder Skizzen hinzuwerfen , 
sogenannte Ebauchen, Croquis zu entwerfen 
pflegt. — Namentlich bei Voeal- Compositionen 
schreibt man stellenweis auch wohl die vier Sing- 
stimmen auf zwei oder auch mehr Zeilen voll- 
ständig erst in's Brouilltin, und lässt dieselben 
dann partitunnässig abschreiben, um hernach erst 
in die vom Copisten leergelassenen Zeilen die In- 
strumentation auszuführen: kurz man macht, vor 
dem ausgeführten Ausarbeiten der vollständigen 
Partitur, nach Umständen, Bedürfnis und Bequem- 
lichkeit, Skizzen und sonstige Vorarbeiten der ver- 
schiedensten Art und Gestalt. 

Solche^unter Mozarts Papieren, vielleicht unter 
andern Papier Schnitts ein , zurückgebliebenen Sldz- 



des Mozart. sdien Requiem. 



213 



zen*) waren ohne Zweifel das, was aus seinem 
Nachlasse von seiner Wittwe dem Herrn Süssmayer 
übergeben wurde, und woraus dieser dasjenige 
Requiem, was wir dermal besitzen, anfertigte. 

Durch diese Erhlärungsart läset sich nicht allein, 
wie man steht, der anscheinende Widerspruch der 
Angabe Süssmayers mit der Rochlitz 'sehen , und 
dieser Letzteren mit der des wahr bei t liebenden Ger- 
ber, sondern es läset sich auch zugleich das Rathsei, 
wie es wohl zugegangen sein könne, dass das 
Requiem dem Unbekannten ausgehändigt , und 
doch noch von Siissmayer unter Mozarts Papieren 
vorgefunden worden : dies Alles giebt uns die 
beinah evidente Gewissheit, dass das eigentli- 
che fertige oder nächst fertige Manuscript dem 
Unbekannten , — späterhin aber dem Hrn. Suss- 
mayer die zurückgebliebenen Brouillons, leider je- 
doch nur von einigen Nuraern , eingehändigt wor- 
den; — wodurch wir denn freilich nun, statt des 
vorhin erwähnten, höchst gegründeten Verdach- 
te s gegen die Echtheit des bekannt gewordenen Re- 
quiem, die traurige, aber kaum mehr zu bezweifeln- 



') Ich verkenne es wahrlich nicht, dass Mozart der 
Mann dam waf, eine gan/.c Symphiinic aus rlem 
Stegreife gleich in reine Partiiur hinzuschreiben 
und, wie bekannt, zum Suass, mit der zweiten Horn- 
Stimme anzufangen ; und ich selbst habe von solcher 
tedmiselien Fcrli^lieit ili-s grossen Tomlidilm'.? schon 
in diesen Blättern einen Beweis mitgcthcilt (Cdc. l.Bd. 
a. Heft. S. 180) j allein dass er auch grosse, tief ernst- 
hafte Werte wie das hier befragliclic Jederzeit ohne 
solche Vorentwürfe hingeschrieben habe, ist nicht 
mar ungewisi, sondern höchst unwahrscheinlich. 

Jnm. d. Vf. 



214 



üeber die Echtheit 



de Ge iv is stielt erlangen, dass letzteres, ganz so 
wie Süssmayers Brief an die Verlaghandlung be- 
sagt, gröbsten theils seine , und kein einziges Stück 
rein Mozarts Arbeit ist, das echte von Mozart 
geschriebene Requiem aber nicht — wenigstens 
bis jetzo noch nient — an's Tageslicht gekommen 
ist. 

Auch noch Neben umstände treffen mit dieser 
Überzeugung zusammen. 

Fiir's Erste schon der, dass, nach den uns vor- 
liegenden, aus 31 itlhei hangen seiner hiut erlassenen 
Angehörigen und Freunde geschöpften Berichten, 
Mozart geraume Zeit vor seiner Präger Reise, 
und nach derselben noch weiter volle vier Wo- 
chen lang, an dem Requiem schrieb, und zwar mit 
wahrhaft überspannter, Tag und Nacht anhaltender 
Anstrengung (vorstehend S. 206 u. f.). — VVie sollte 
man nun aber glauben, dass er, dessen fast bei- 
spiellose Geübtheit und Gewandtheit im Nieder- 
schreiben seiner Ideen weltbekannt ist, durch mehr 
als ein monatliche, höchst anhaltende, angestrengte 
Arbeit, mehr nicht sollte zu Stande gebracht ha- 
ben, als — ein Paar so höchst fragmentarische 

Uro uill uns zweier und einer halben Numer ? 

Diese vorgefundenen Fragmente waren also höchst 
zuverlässig nicht das ganze Erzeugnis so langer 
Arbeit, sondern offenbar nur Fetzen der abgeleg- 
ten Eihaut des ausgeflogenen Adlerliindes. — 

Ferner : Schon bei der Bekanntmachung des 
Süss may ersehen Briefes in der Leipz. M- Z. äus- 



des Mozartsehen Requiem. 215 



sert der Mütheiler dieses letzteren sein Befremden 
darüber, dass, dem Süssmayer'schcn Briefe zufol- 
ge, in den darin erwähnten Mozart'schen Brouil- 
Ions der Bass generalbassmässig beziffert seit da er, 
Referent, doch,,unter der sehr bedeutenden Anzahl 
„'Muzart'schcr Handschriften, welche ihm zu Ge- 
richte kamen, keine einzige mit einem bezif- 
ferten Basse fand.» — Auch diese Eemerkuug 
nehme ich sehr gerne *) als wahr und richtig an: 
ist sie es aber, so enthalt sie noch einen neuen Be- 
weis mehr, dass die dem Hrn. Siissinayer vorgelege- 
nen Blätter nicht das eigentliche Manuscript des 
Werkes waren, sondern nur Skizzen, bei deren 
flüchtigem Hinwerfen aufs Papier man sich , der 
Kürze halber und gleichsam als Abbreviatur, 
gar füglich und häufig solcher Ziffern statt aus- 
führlicher Noiirung bedient, welche man dann 
beim Niederschreiben der vollsliiwJigen Partitur 
in Noten aussetzt , und hier die alsdann über flu s- 
•igen Ziffern billig weglässt. **) 

Im höchsten Grade interessant war' es übrigens, 
die ofterwähnten Mozart'schen Noten- 
blätter, nach welchen Süssmayer gear- 
beitet hat, in Urschrift zu sehen, aus 
welchen sich die Sache nicht nur iin Ganzen au- 
genfällig darlegen, sondern auch insbesondere zu 
ersehen sein würde, was von Mozart, was aus 
Süssmayers »der herrührt. Es ist buchst unver- 

") Vgl. m. Theor. & Tonsetiii. a. Aufl. 4- Bd. S. ii5 

u. i33. J, d, KJ. 

••) Vgl. a. angef. 0. S. ia 7 . 



2ia 



Veber die Echtheit 



an t wörtlich , wenn diese Mozart'schen Original. 
Schrifibiätter nicht Öffentlich bekannt werden« 
da unter allen Blattern und Blättchen seiner Hand, 
welche hier und da aufbewahrt werden und als 
theure Reliquien cursiren, keines merkwürdiger, 
keines eine historisch und artistisch wichtigere Ur- 
kunde ist, als grade diese; und es ist, ich mögte 
sagen, heilige Pflicht des Inhabers jener Blätter, 
nicht allein öffentlich anzuzeigen, dass und wo 
sie zur Einsicht bereit liegen, sondern der Welt 
auch ein völlig treues Jacsiniile derselben zu schen- 
ken, — dessen Verbreitung die Redaction der 
Cacilia sicherlich als eines ihrer höchsten Ver- 
dienste um die Kunst und Kunstgeschichte über- 
nehmen *) würde. 

Endlich aber findet man , bei unbefangener Be- 
trachtung des Werkes, so wie wir es aus Süssmayers 
Händen dermal besitzen, auch in ihm selbst 
meines Erachtens nicht undeutliche Beweise für 
die Wahrheit, dass Vieles darin nicht von unserm 
Mozart herrühren kann, und weit eher von Siiss- 
mayer, wie dieser selbst es sagt, herrühren mag. 

So würde es mir z. B. wehe thun , glauben zu 
müssen, Mozart sei es gewesen, der den Chor- 
Singstimmen Gurgel eien der Art wie folgende 
aufbürden mögen : **) 



**) Partitur i, Aufl. S. ii leizter T. und ff. _ und 
S. 37 T. 3 u. ff. 1. Aufl. S. 17 T. 4 ff. und S. 19 T. 




derselben auf Verlangt 



B. Schoit's Söhne. 



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des Mozartscken Requiem. 217 




218 üeber die Echtheit 




Zetter und Mbrdjo würden alle Sänger und Beur- 
tlieilnr schreien, wenn unter einem anderen als 
Motarts ehrfurchtgebiete 11 dem Namen , etwa un- 
ter eines Rossini oder ähnlichem Namen, solche 
wilde gorgheggj, und noch gar ia einem Kyrie, 
ausgeboten werden wollten. *) — 

Eben 90 mogle ich bei Weitem lieber dem Hrn. 
Süssmayor als unserm Mozart die Ehre gönnen, 
im Tuba mir um, nach dem Posaunensolo, **) die 
furchtbar schauerliche Betrachtung des Rufes z,um 



•) Vielleicht erkürt sich der Übelstand daraus, da» 
diese in Motaru Bröuillon -vor^e-fundenen Passagen 
Cur instrumental - /n'isi'lii'iisjiit-li- h.-.-il iuisr.t waren — 
oärr die hingsliiniiii.-ii vicllcit !it . während dir Inslru- 
mente in denkraiiBsverbräintcn cliro in ali sehen Schlan- 
gentänzen willilien, ilircrseit blos in Viertelnoten 
hatten euuiergchreuen tollen, etwa folge adermasen : 




Jm. d. Vf. 

*•) Ob auch wohl dieses ron Moeart, und nicht viel- 
mehr von Siissm.nver herrührt? — 

Da in den >on Siissmaycr benutzten Blättchen 
lteine Instrumente angeieigt waren, so mtiss man 
natiirlicli auch Siissmiayer für den Erlinder diese« 
Tonbildei erkennen. jL d. VJ. 



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des- Mozartschen Requiem. 219 



Gerichte der Lebenden und der Todten mit Melo- 
dicen folgender Gattung ausgedrückt zu haben, *) 




und überhaupt das ganze, in seinen Grundzügen 
so grossartig • ernste Tonstück , mitunter durch so 
versüsslichende Anklänge entmannt, namentlich 
durcli die wundersüss schmelzenden Zwischenspiele 
der ersten Violine mit begleitenden Blasinstrumen« 
ten und das mild beruhigende Schluss- und Nach- 
spiel bei der beunruhigenden Betrachtung . 

QiaAstan, miier tuncdicturur, Was werd' ich Elender dann 

Quem -paiTOnam rogalurus , sagen, wo einen Fiirspre- 

Qauni vix justiu lit iccu- eher finden, da kaum der 

ras f •*) Gerechte bestehen wird. 




») Partit. l. Aufl. S.44 T.iff. % Ans. S.3i T.8ff. Cla». 
Ausi. Andre S. 14 Nr. 3. T. 8 ff. Simrock S. 14. T.B. 
Partit. 1. Aul): S. 5i T. 4 ff. — i. Aufl. S. 34 T. 7. — 
Clav. A. Andre S. 16 T. 6 ff. Simrock S. iS T. ai ff. 



230 Veber die Echtheit 




Himmel ! wenn das wieder ein Anderer gclhan 
hatte, nicht unter oder neben Mozarts Namen ! I ! — 
Aber da sitzt unsere musikalische Welt, im Con- 
zerlsal wie in der Kirche, und mögte ja vergehen 
und zerfliegen vor süssem W-ohlboliagen über das 
anmuthig schmelzende Tonspiel bei den Schauer- 
worten, (die sie nur, wir denken's zu ihrer Eh- 
re, grösstenteils nicht versteht,) — und litsst sich'» 
auch niclit von ferne träumen, dass der herrliche 
Biozart sich gewiss knirschend im Grabe herum- 
dreht, wenn er es hört, wie seine grosse tiefe Con- 
ceptiou uns in solchen Tönen geboten wird, und 
dass man diese als die seinigen hinnimmt. 

Eben so wenig kann ich mich entschlossen, beim 
Confutatis unserm Mozartdie vorliegende, die Nie- 
derträchtigkeit des Textes *) so recht con amore 
heraushebende Behandlung zuzutrauen, erst das wild 
hetzende Unisono der gesamiutcn Masse aller Eogen- 



A. d. Vf. 



tlea Mozart'schen Requiem. 221 

instrumenta, ordentlich um den Weltrichter recht 
anzutreiben, die vermaledeite Sündercanaille nur 
gleich recht weit hineinzuschleudern in den lief- 
iten Abgrund der Hölle, um dann — ihn, den Sänger, 
zu den Heben Gebenedeiten zu berufen, welches 
letztere die im abstechendsten Contraste wunder- 
süsslicli eintretenden Flöten nur gar zu treulich 
schmeichlerisch und kriechend ausdrücken. We- 
nigstens im höchsten Grade unwahrscheinlich ist 
es mir, dass Mozart, der so edel aufzufassen ver- 
stund, dessen ganzes Innere so herrlich und gross, 
und einer Bolchen, ich mögte sagen, ohrenblSseri- 
sehen, selbstsüchtigen Idee so gradezu entgegen- 
gesetzt gewesen sein muss, der, hatte er sich 
im Leben vom liehen Gott eine Gnade zu erbitten 
gehabt; sicherlich weit eher Heil für die gesammte 
Menschheit erbeten und vielleicht grade nur sich da- 
bei vergessen, als sich eine Gnade auf Kosten der 
Sünder erfleht haben würde, — dass Mozart, sag' 
ich, solche Behandlung beabsichtet haben könne, ist 
mir wenigstens im höchsten Grade unwahrschein- 
lich. Wie, und in wiefern er es anders beab- 
sichtete, lässt sich freilich nicht errathen, und 
wird unausgemacht bleiben müssen, bis dereinst ein- 
mal das echte Manuscript an's Tageslicht kommt. — 
Denn wer mag es einem bekritzelten Broulllon- 
blättehen ansehen, was und wie der Meister es 
damit gemeint, wie, und wie vielleicht ganz an- 
ders er es auszuführen gedachte, als es hier auf 
dem Brouillon aussioht, in welches er natürli- 
cherweise gar vieles Wesentliche, welches für ihn 
sich von selbst versteht, sich gar nicht einzeich- 

Cfeili. 1. Bh.1. (Hth 11.) 16 



222 



Üeber die Echtheit 



nete , — oder was er bei der Ausführung auch 
wohl ziemlich anders zu machen gedachte als er 
es im ersten Augenblicke ui cd ergekritzelt. — Ja, 
wer weiss es nicht, wie unendlich viel oft schon von 
ein am blasen Piano, einem Forte, von der Wahl 
der Instrumentation, und tausend Dingen abhängt, 
die dtr Tondichter oft erst ganz am Ende seiner 
Arbeit hinzufügt — Wer weiss es nicht, wie unend- 
lich, durch Vernachlässigung oder gar Veränderung 
solcher Dinge, ein Tonwerk oft, und, selbst sinnent- 
stellend, verändert und zu Grunde gerichtet, oder 
doch unverantwortlich verunstaltet werden kann ? — 
Wer erinnert eich nicht der Anekdote von Mozarts 
laut auffahrendem Unwillen , als man ihm einmal, 
bei Pedrillo's ? Arietto, „Nur ein feiger Tropf ver- 
zagt" dis statt d (doch weder Harmonie- noch 
sinnwidrig) geschrieben hatte: — was aber mögte 
er wohl zu der vorliegenden Ausführung seiner 
Crocjui's sagen? — und was vollends dazu, dass 
man sog.ir gemeinüblich solche Ausführung ihm 
■elber zuschreibt. 

Eben so mag ich auch überaus gerne Süssmayern 
die Ehre lassen, das „qutm olim" zu einer, wie 
sie oft gerühmt wird, höchst gründlich durchge- 
führten Fuge verarbeitet, und nicht Ein-, son- 
dern zweimal vorgeführt zu haben. Niemand 
war wohl weniger als Mozart der Mann dazu, 
unnörhig breit und weitschweifig zu werden, 
zumal über Mose Nebengedanken, oder gar die 
R«gel zu vergessen, dass vernünftigerweise nur gra- 
de die ausgezeichnetesten Haupudeen des Gedieh- 



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des Mozart'scken Requiem. 223 



tes zu ausführlichen Fugen verarbeitet werden 
Itcinnen. Nun betrachte man aber den Sinn des 
„quam olim" : Last , — so wird zu Gott gebe- 
tet — lass den Engel Michael die Seelen der Ver- 
storbenen zurückfuhren zum heiligen Lichte, wel- 
ches du dem Abraham und seinem Geschlechte 
versprochen hast. (Sed signifer sanctus Michael 
repraesentet eas in lucem sauet am , quam 
olim Abrahae promisisti et semini ejus. ) Nun 
führt Hr. Siissmayer, (von dem, seinem Briefe nach, 
dieses Stuck ganz und allein herrührt,) grade die, 
eine blose Nelienbeziehung enthüllenden Worte: 

quam olim Abrahae pronä- welches du dem Abraham 
hast vorheissen und sei- 
liili tt tamini »jut nem Geschlechte 

in einem eigenen Fugensatze aus, worin diese, 
für sich allein nicht einmal einen Sinn bildenden 
Worte, nicht weniger als fünfunddreiBsig volle 
Viervierteltakte lang unaufhörlich wiederholt und 
grundlial't contrapunetiach durchgeführt werden: 
„welches du dem Abraham hast verheissen und 
,, seinem Geschlechte, welches du dem Abraham 
„hast verheissen und seinem Geschlechte, welches 
„du dem Abraham hast verheissen" und so fort in 
inßnitum ! — Aber niciit genug ! Nach dem Ge- 
bete Nr. 9, „Hosttas", worin die Worte vor- 
kommen: „Fac eas, Domine, de motte tran- 
„sire ad viiam", (Lass sie , Herr , vom Tode 
zum Leben übergehen , ) wird ganz dieselbe Fu- 
ge noch einmal angehängt „Quam olim Abrahae'* 
u. s. w. und wieder fünfiiuddreissig Vierviertei- 
tacte lang wörtlich vom Anfang bis «n's Ende wie- 



Veber die Echtheit 



- „welches du dem Abraham hast verheis- 
„sen und seinem Gesohlechte , welches du dem 
„Abraham" u. s. f. — Man bedenke nun doch, um'] 

Himmels willen, wie Doch nein ! beim Musik- 

hüren pflegt man ja nicht zu bedenken, sondern 
nur zu hören, mitunter auch nicht einmal so sehr 
die Musik selbst und :hre Bedeutung, als den Namen 
des Componisten, zumal wenn er Mozart heisst: — 
und auf den ist daher gut sündigen. 

Eben so wenig mtigte ich Mozarten das bedeu- 
tungslose, wirre Herumfahren aus der Höhe in 
die Tiefe, und aus der Tiefe wieder in die Höhe, 
und so weiter 'Fort, und vom Piano zum Forte 
und wieder zum Piano u. s. w, zuschreiben, bei 
der Wiederholung des Hosting. *) 











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•) Pari. 1. Aull. S. 116 T. 7 und flgg. 5. Au«. S. 8t 
T. 5 u. fol»., Clav. A. b. Audri S, 38 T. 14 ff. b. 
Simrock S. 36, T. 14 ff. 



des Mözart'schen Requiem. 225 



Das vorstehend bemerklich Gemachte enthält 
wohl Belege genug zur Bestätigung der Wahrheit 
dei Süssma versehen Briefes : noch mehre Belege 
aufzusuchen und aufzuzählen , mägte am Ende 
gar für Tadelsucht gedeutet werden ! *) 

Nur dieses sei mir erlaubt noch zu erwähnen : 
Sie, durch die Menge von Entstellungen und 
Verunstaltungen der Mozart'schen Ideen , immer 
noch und überall siegreich hindurchleuchtende, 
Tiefe eines grossen, herrlichen Gemüthes, wel- 
che uns nicht allein alle dem Mozart'schen Idea- 
le geschlagenen Wunden und angehängte hetero- 
gen« Embleme übersehen, sondern auch unse- 
re ganze Generation die ganze Sache vergessen 
machte, ah wäre sie gar nicht geschehen, und 
nie urkundlich bekannt geworden, diese grosse 
Mozarts che Conception scheint mir sogar nicht 



*) Mögen flie liier ausgesprochenen Ansichten und 1) 
ri sehen Nschwcisungen vielmehr «1s Vermilll 
neu eintreten zwischen Moiarts Kiinstlerruhm, 
den harten Uriheilen welche mitunter auch von 



i gefället werden, wie i. B. neuerlichst 
von dem Verfasser der Schrift: Über Reinheit 
der Tonkunst, nach dessen Urlheilc Moiarts 
Kirchensachen, in ein rein verliebtes lei- 
denschaftliches Wesen ausartend, gani 
undgar das Gepräge der weltlich en, der 
gesuchtesten und also der rech I gemei- 
ne n Oper tragen, (vergl. Cäcil. 3. Bd., Heft g, 
S. 74) — und von Tieck in s. Phantasus; i. Bd. 
S. 468: „Ich müsste ohne Gefühl seyn, nenn ich den 
wundersamen, reichen und tiefen Geist dieses Künst- 
lers nicht ehren und lieben sollte, wenn ich mich 
nicht von seinen Werken hingerissen fühlte. Kur 

wolle* Vom n lassen" . .V *"* A°d. Vfü* 



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226 



Veber die Echtlteit 



allein in denen Stücken noch unverkenn- 
bar hervorzuleuchten, von denen Süssmayer, 
seinem Briefe zufolge, Mozartsche Skizzen vor- 
fand, sondern mitunter wohl auch noch in an- 
deren Numem, welche, dem gedachten Briefe zu- 
folge, Sügsmayern ganz angehören, von denen 
man aber kaum glauben kann, dass so Etwas ganz 
in Süssmayers Garten gewachsen sein möge. Ich 
erinnere nur an den, man mögt» sagen, des Aller- 
höchsten ganz würdigen Anfang des Sanctua , — 
nur an den Eintritt der Basse mit dem unbeschreib- 
lich wirkenden fc^ bei „Pleni" — dann an das 
wunderherrliche , kindlich fromme, und doch so 
edel erhabene Benedictas ! — Sollte man da nicht 
in Versuchung gerathen , zu muthmasen, es möge 
(ich unter den Brouillons hier und da immer doch 
Doch ein Schnittselchen mehr gefunden haben, als 
in dem Briefe angegeben, — etwa auch noch ein 
ganz kleines JJlättchen zum Sanctus, — eines zum 
Benedictus, — vielleicht auch noch ein bekritzeltes 
Papicrslreifchen als Anfang zum Agnus, u. dgl. — 
Eben diese Muthmasung ist es wohl auch, welche 
schon der Mittheiler jenes Briefes a. angof. O. oh- 
ne Zweifel mit der etwas verblümteren Phrase aus- 
sprechen wollte, dass die bereits bekannten Kimst- 
producte des Hrn. Süssmayer die Behauptung eines 
wesentlicheren Antheils an diesem Requiem einer 
ziemlich strengen Kritik unterwerfen: 
— - welche jener Herr MitLheiler nur aber anzustel- 
len nicht für gut findet. — Ich glaube, sie vorste- 
hend augenfällig -enu^ geliefert, und auch urkund- 
lich, die Wahrheit bestätigt zu haben , welch« dia 



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rfej Mozart'soiien Requiem. 227 



Beschaffenheit des Werkes selbst, wie wir es jetzo 
besitzen, schon sprechend genug anzeigt, nämlich 
dass wir an demselben etwa ein E.iphnel'sches Ge- 
mälde haben, jedoch nür von Raphael untermalt, 
aber von einem seiner Schüler ausgeführt, — oder 
ein Bild, an dem ein spaterer Maler die Augen, Na- 
se, Ohren, Drapperie und noch vieles Andere, nach 
seiner Manier ausgemalt, — einGcfthe'sches Gedicht, 
jedoch von Geithe nur halb im Plan entworfen, von 
einein Anderen aber versiiieirt, — ein Trauerspiel, 
wozu der grosse Meister nur die Fabel und das 
Seena rium zum Theil entworfen' ein anderer aber 
hernach erst Beides ergänzt und das Ganze ausge- 
führt und dialogisirt hat, ~ einen herkulischen Tor- 
so, mit unecht angesetztem Kopf, Armen und Beinen ; 
— wie himmelweit also entfernt, von dem was 
Mozart uns hatte geben wollen, — ja, was das Ärgst« 
ist — uns bereits gegeben hatte, und nur nicht, — 
oder wenigstens bis jetzt noch' nicht, in unsere 
Hände gekommen ist und vielleicht in irgend einem 
Winkel — wer weiss bei welchem misan tropischen 
oder hypochondrischen Sonderlinge, oder gar ver- 
scharrt und verloren unter den Papieren seiner 
Hinterlassenschaft, in den Händen unwissender Er- 
ben, vergraben liegt, so dass unsere Hoffnung, 
es jemal an's Tageslicht treten zu sehen, wahrschein- 
lich eine vergebliche Hoffnung ist ! ! 

Werde sie aber auch nie erfüllt , — oder will 
man die ganze Thatsache, dass das dem Unbe- 
kannten iibergebene fertige Manuscript existirt ha- 
be, auch für unwahr halten, und also annehmen, 



228 Veber d. Echtkeit d. Mozart. Hey. 



Mozart habe nie etwas mehr hinterlassen als die 
Brouillons, welche von Süssmayer zu seiner Ar- 
beit zum Grunde gelegt worden; nun, so ist es 
auch dann, und also in jedem Falle, höchst traurig, 
dass wir von Mozarts Original-Arbeit nicht einmal 
so viel» wio vom Apollo nius's eben Herkules, besitzen, 
nicht einmal dem Torso, nicht dasjenige rein, echt 
und ohne fremde Zuthat, was wir, der luetischen 
Möglichkeit zufolge, wenigstens besitzen könnten 
und sollten, nicht einmal das, was von Mozarts 
Arbeit uns geblieben, nämlich seine Skizzen 
rein so, wie sie- aus des Meisters Händen her- 
vorgiengen ! — Was wurden wir sagen , wenn uns 
Einer den zum Torso verstümmelten Herkules 
nehmen, und dafür einen, nach Anleitung des 
Torso ausgeführten so betitelten Apoll onius'schen 
Herkules geben wollte? Wohl würden wir, ist 
er selbst ein guter Bildner, eine solche Ausführung 
des Fragmentes zu einem der Idee des grossen grie- 
chischen Meisters möglichst nahe kommenden Gan- 
zen, mit Dank von ihm annehmen, und gerne wür- 
den wir wohl die unschätzbare Original-Reliquie auf 
einige Zeit seinen Hiinden anvertrauen , um sein 
Standbild danach zu arbeiten: wie aber, wenn er 
dann uns nur diese seine Arbeit geben, den echten 
Torso aber uns vorenthalten wollte, wie Süssmayor 
mit Mozarts Original -Skizzen gethan ? ! 

Ob dieses zu thun grade Süssmayers Absicht 
gewesen, ist freilich unbekannt: soviel aber ist 
gewiss, dass die fraglichen Skizzen jedenfalls noch 
nicht bekannt gemacht worden sind, wir also 



Anzeigen. 



229 



den Mozartisehen Original- Torso nicht, sondern 
nur die von Süs&maycr versuchte Ausführung des- 
selben besitzen-, und dass es daher theure Pflicht 
Jedes Kunstfreundes ist, zur unverbrüchlich treuen 
Bekanntmachung jener Original- Manuscripte auf 
jede ihm mögliche Art beizutragen; wozu die 
Hand zu bieten, eines der schönsten Verdienste 
der Cacilia sein würde. 



Anzeigen. 

I. W. A. Mozarti Missa pro defunctis Requiem. 
YV. A. Mozarts Seelenmesse , mit untergelegtem 
deutschem Texte- Neue Ausgabe , im Verlage 
der Br. u, Härteischen Musikhandl. 

IL W. A. Mozarti Missa pro defunctis Requiem. 
W. A. Mozarts Seelenmesse, im Clavierauszuge, 
mit untergelegtem deutschem Texte. Zweite 
Auflage , Offenbach bei Andre'. Fr. 3 fl. 30 kr. 

III. W. A. Mozarti Missa pro defunctis Requiem. 
W. A. Mozarts Seelenmesse, im Clavierauszuge, 
mit untergelegtem deutschem Texte. Bonn u. 
Cbhk bei N. Simrock. Vr. 7 Fr. 50 C. 

In welchem Grade die Theilnahme unseres hunstsinnigen 
Zeilalters iür die Mosart'sclien disjtcti memhra poetac sieh 
fortwährend erhält, und sogar noch immer luiunebme« 
Gcheint, beweiset die Frequenz immer wieder neuer Auf- 
Lgm. 

Obige Nr. I. ist ein im Wesentlichen gani unveränder- 
ter Wiederabdruck der ersten Auflage, nur durch engere 
Haltung des Tv|>endracke6 auf eine geringere Bogenzahl 
zusammengedrängt. 



230 



Kr. II. ist eine unveränderte, stein gedruckte [weite Auf- 
läge des in ebenderselben Otfioin früher in Kinns ticb er- 
schienenen Clin is i i>ii^7.i! L;rs, riiil der ersten \ ulliigt' Suite für 
Seim untl Zeile für Zeile zutreffend, iiml was Stieh und 
Papier anbelangt, nicht übler, aber auch niclit besser al> 

Nr. III. zeichne! sicli durch die gewohnte Zierlichkeit 
und Deutlich Ii t;l I himineksclier Ausgaben und schönes Fa- 
llier sehr iiirtix'illiiil'i um, \nr bleibt kii «ünscheii iibrrjf, 
Saas bei künftigen Abdruck, n dftr Platten der Tcit an 
dcnenjenie.cn sein' wenigen Stellen, wo er nicht unler al- 
len vier SiiigMimmen stellt, erst uoeh beigefügt werden 
yiiöge. Es i-l iv.iEi-liaf t j rgcrÜch , da« der Siecher , um 
sich Em Ganzen vielleicht kaum eine halbe Stunde Arbeit 
tu ersparen, dadurch das g:iiine Werk mm vierstimmigen 
Singen eiien sn unhrauc l.li.i r gnu irht hat, als es die bis- 
bergen Au*g;il>en gtcichlalii sind. 

Auch bei Schlesinger in Paris soll neuerlich ein Cla- 
vierauseug dieses Werkes erschienen sein. GW. 

IV. Hütt Fugues pour l'Orgue ou Pianqforte, com~ 
postfes pur Mariane *) Stecher. Oeuv.7- Pro- 
pridtd i/es <!<liteurs. Muyenue ckez B. Sckotl 
fils etc. SeconUe dt/ition. Prix ±Jl. 24 kr. 

Die Fuge, namentlich die Instrumental -Fuge, ist die Un- 
dank barste Arbeit für den Komponisten , und die gewag- 
teste für den \ erlcger. Wer uii-lit mit dein Wesen der 
Fuge vertrauet ist, dem wird das ewig wiederkehrende 
Thema wonig Vergnügen ge«ühren, da er seine Varian- 
ten nicht tu unterscheiden vermag. Deshalb ist auch solch 
ein Werk blos für den Eingeweihten, das hcissl für We- 
nige. 

Wir müssen destialb den Herren Schott unsern Dank 
«ollen, dass Sie durch den Ankauf des Stccher.sr.hen 
Fugenwerkes, das vorher in der Falterschen Officio, 
zu München erschienen war, dasselbe der Vergessen- 
heit entzogen haben. Möge es nun, durch seine Gedie- 
genheit, Eingang linden bei der kleinen Zahl Sachver- 
ständiger, damit sein Werth, und der Verleger Eifer 
für die gute Sache anerkannt werden, damit wir dem- 
nächst vqn daher mehr Produkte dieser Art iu erhalten 
hoffen dürfen. G. Grosheim. 



•) sollte Ii rissen Mariana. 



231 



Die Tonkünstler. 

Mozart 
Liebling der Musen du, der komischen, sanften, er- 

hab'nen. 

Hat dein Genius dir, Zauberer, Allmacht »crliehu? 
J. Sei. Bach. 
Wer mil sicherem Schrill sich neue Bahnen eröffnet, 
Vielen gefallt er iwar nicht, Kenner doch sehltien 
ihn hoch. 

C. P. E. B a'c h. 
Nicht den Vater in seinem Styl iu erreichen befürchtend, 
Schufst du den eignen dir, würdevoll, kräftig und rein. 

Gluck, 

Wenn ein Biese mit Macht der Mode Ketten lersprengct, 
Schreit die Beschränktheit laut, Ketten iu tragen 
bestimmt. 

Händel. 
Hnllclujah sangen die Cki'ire der himmlischen Geister, 
Als du mit deutscher Kraft einst den Messias besangst 

H a y d n. 

Mit heaperischer Fülle vereinst du ländliche Einfalt, 
Grösse mit heilem Humor, Kraft mit dem fröhlichsten 
Sehers. 

Cherubini. 
Schöpferisch bildet dein Geist in neuen romantischen 
Weisen 

Charaktere, wie sie keiner iu malen verstand. 



2^2 Die Tonkünsttcr. 

Zumsteeg. 
Mancher Genusa ward um durch dich , doch immer der 
GrfiMte, 

Wenn du mit Hölty't Geist Lieder der Wehmuth unt 
sangst. 

v. Beethoven. 
Wie rom leisen geh ürg' herstürmt der schäumende Wald- 

Zeigt »ich dein hehrer Geist; minder gross wärst du 
noch schön. 



Schüre nur, herrlicher Geist, und erhalte das heilige 
Denn so lange du singst, wahrlich, verlöschet es nicht. 
A. 'Homberg. 

yioos VÖCO, mortuot jilango , Jnlgura frango, 

Klagen wir gleich um dich, lebt doch dein herrliches 
Werk. 



Auf Manieren pfropft er Manier, der manierlicheHiinstler, 
Singet der Vater so, was muss man fürchten rom 
Sohn ! 

C. C. F. Lahnaus. 



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233 



Für Orecchianten. 

Das Beste, was sich nur Verteidigung derblos und vor- 
lugweis ohrge falligen Musik sagen lässl, enthält ein in 
der Bihlioteca italiana abgedruckter Aufsatz des bekann- 
ten Giuseppe Carpani Uber RoniaL 

Vernünftige, sagt er , fodern von einer schönen Kunst 
Überall nur das ihr e ige n th Umllch e Schöne. So 
wie nun ein Gemälde, eine Bildsäule, ein Pracblgebäude 
▼or Allem die Augen befriedigen und vergnügen muss, 
so gilt CS in der Musik von ii glich dem Vergnügen 
des Ohrs. Eine Musik, die dem Gehöre nicht 
wohl thut, Ist wie ein dem Auge widriges Gemälde, 
Zwar hat , ao beisst es weiterhin , zwar hat die Musik 
wohl auch noch einen anderen Zweck und Beruf als 
schönen Gesang: sie muss und bann auch den gege- 
benen Gegenstand ausdrücken. Aber sie darf, 
während sie diesem untergeordneten Zwecke nach- 
jagt, nicht ihr Haupid arstellungsmitlel opfern, das heisst: 
sich selbst. Hat daher der Tonhünsller auch den schön- 
sten dichterischen Te« in die Sprache der Töne Ubenu« 
tragen, so darf er (lies nicht auf so knechtische Weise, 
dass er seine erste Pflicht aus dem Auge verliert, mu> 
alkalisch iu ergötzen.. Ausdruck ist daher nur 
sein zweites Augenmerk. Erster und Hauptzweck ist 
der Ausdruck in der Dichtkunst, also t.B. im Schau- 
spiel, in der Trag 5 die u dgl.; in der Oper aber will 
min etwas gam Anderes. Darum lasse man Jedem sein Ei- 
gentümliches, verlange von der Tragödie keinen Opernge- 
lang und von der Oper nicht die Charakteristik der Tra- 
gödie;— und hat man eine gute Tragödie, so «olle man sin 
nicht singen! Man begnit^e sich doch, sie in. sprechen, 
und lasse die Musik in Ruhe, welche nun einmal 
Glicht rar Sklavin geboren , sondern f r e i e , selbstän- 
dig schöne Kunst ist. Das Ohr ist ihr Reich, wie das 



234 



Für Orecchiantcn. 



Auge Jas der Malerei, das Herz das Gebiet ilcr 
sie. Aber da will man der Musik eine ihr nicht eigen- 
thümlirhc SpliSrc, statt des ihr Natürlichen, ein Herkömm- 
liches anweisen, bei dessen Wahrnehmung die Sinni 
neu Genuas haben, was also eigentlich nur eine musika- 
lische Ketzerei ist. Dies angenommene Schone nennen 
sie das Grosse , Musterhafte , das Tiefe , Classische , o. 



Was Hr. Carpani hier sagt, wäre nun alles wohl 
ganz gut , und wenn er daraus ein Mehrcs nicht folgern 
wollte, als dass der Tonseticr über der Wahrheit 



vergessen dürfe, so würden wir alle ihm wohl ger- 

haben, was schon im I. Bande dieser Blätter, Heft 4, 
S. 3j8 — > 33o über und gegen diejenigen allzusehr rai- 
sonnirenden Com ]'°nisten gesagt worden, deren Tone 
schon darum das Hera dos Hörers nicht treffen, weil 
sie es Tersch mähen , das Ohr, gleichsam die Jnikham- 
hre des Hertens, für sich zu gewinnen, u. s. w. 
Wenn aber Herr Carpani aus diesen Vordersätzen 
den Beweis zu führen meint, dass der Gehörreiz nicht 
bloB Mittel, sondern Hauptsache und eigentlicher 
Zweck der Kunst, die Wahrheit des Ausdruckes aber 
nur zufällige Nebensache und Beiwerk sei, so beweiset 
Eukhc Sihltissfulyerung -viel m viel, und. daher, nach be- 
kannten logischen Hegeln, Nichts; denn nach seiner Fol- 
gerungsweise würde eine rührend pathetische, aber höchst 
ohrgclälüge Musik tu einem Cnspcrlslück , und ein Re- 
quiem mit einer höchst lieblich sinnereizenden Hopswal- 
ze rmu si k , durchaus nickt wesentlich verfehlt sein , 
, sondern nur in einer zufälligen Nebensache noch Et- 
was zu wünschen übrig lassen; - und das können wir 
doch nicht glauben, selbst wenn's der gelehrte Herr 
Carpani sagt. 

Zyx. 



235 



Warum hat wohl Pythagoras <I« 
menschliche Seele eine Harmonie 
geheissen? 

■Von N e e b. 

Geziemte dem an strengere Formen gebundene* 
Denker, was dem Dichter erlaubt ist, ich flehet« 
dich, christlich« Muse der Tonkunst, heilig« Ca- 
cilia ! um deine Hilfe an, damit durch den fiber- 
irdischen Zauber der Harmonie meine fragmenta- 
rischen Gedanken zu melodischen Tönen werden. 
Über ein Work des kalten Verstandes eich di« 
Reize einer freien Phantasie ermessen, und 
in ein zwangloses Bilderspiel sich auflösen mögedio 
■traffe Kette des philosophischen Käsonnements 1 

Die Sprüche der Alten sind mehr das Gereuth, 
rührende Anklänge zum Nachdenken, als selbst 
bestimmte Gedanken. Es sind Opfer schalen für 
jede reine Gabe auf dem Altare der Wahrheit. 

Pythagoras, dieser philosophische Or- 
pheus, war der erste, der das, dem ungebildeten 
Sinne als chaotisches Ge wirre vorschwebende Welt- 
all sich als eine Musik der Sphären dachte. 
So war es denn auch ganz folgerocht, dnss er die 
menschliche Seele, das lebendige Instru- 
ment, welches gemäss eine; eingebomen Triebes 

GhU1> ). Et*d. (Urft .1.) 17 



236 Warum Pythagoras die Seele 



alle diese Laute zusammenstimmend ordnet und 
verbindet, vorzugweise Hanncni e nannte. 

Nach allem, was die fabelhafte Sage und Ge- 
schieht!: von diesem ausserordentlichen Geiste der 
Nachwelt überlieferte, glich er einem überaus 
zart gestimmten Saitenspiele. Das geregelte Tem- 
po im Wehenlaufe, die geordneten Kaumver- 
hältnisse der Himmelskörper, entzündeten in ihm 
einen Lichtgedanken, der bis heute noch in allen 
religiösen, wie philosophischen Lehren und Mei- 
nungen, unerloschen fortglimtnt, - ich meine, die 
Idee eines uner sch a f f ene n Tonkünstlers 
selbst, der , ein unversiegbarer Born aller 
Harmonie, aus der Fülle seines Wesens in den 
gränzunlosen Raum seine Tone aussendet, die sich 
zu Welten verdichten» oder zu Geistern verklären, 
und von ihrem Erzeuger, jene mit der ewigen 
Dauer ihrer Substanz , diese mit der Unsterblich- 
lteit ihres Wesens belehnt werden. 

So erscheint denn dem Sa mischen Seher 
das körperliche und geistige Universum als ein 
unendliches Halleluja , ein dem durch Andacht 
begeisterten GemÜthe vernehmbarer Lobgesang al- 
ler Wesen. Jenem unerschaffenen Tonkünstler 
ähnlich zu handeln, und die unendliche Har- 
monie der Welten in einer kleinen Brüder gemeine 
abzuspiegeln, war der Zweck des Pythagoreischen. 
Tugend bundes. Eine Aufgabe, die er um so leich- 
ter zu läsen hoffte, als ihm die menschliche Seele 
in ihrer Unverdorbenheit eine von jedem Miss- 
laute unverfälschte Harmonie war. 



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eine Harmonie geheissen. 237 

Man denke sich eine zu Akkorden gestimmte 
Windharfe mit Iteflexions vermögen begabt, und 

zig in harmonischen Lauten ,< sie erfährt nicht 
und weiss nicht, dass draüssen der Sturm heult, 
da ss die aufgeäugstigte Natur ein unartikulirtes 
Gekreisch ausstösst. Die kleine, aus luftigen Ele- 
menten gebildete Seele wiegt sich tändelnd in 
den Oscillationen, und hat keine Ahnung davon, 
dass diese Spiele Wirkungen von Orkanen sind, 
die anderwärts sich in grausamen Verwüstungen 
gefallen. Wäre es daher sogar der Fall, dass 
ein bösartiges Princip die Aussendinge misstönig 
vereinigt hätte, das Bild der Welt in der har- 
monisch gestimmten Seele wiire demun geachtet, 
wie es auch der königliche Harfner vor 3000 Jah- 
ren fand, in Mensur und reinen Zahlen- 
verhältnissen dargestellt. 

Der Mund dessen , der ein Wort ausspricht, 
giebt diesem eine verstärkte, oder »ine beschränkte 
Bedeutung. Indem ein Pythagoras der Seele, 
das Priidicat der Harmonie beilegt, ert keilt er ihr 
damit unermessliche Hechte. Sein grosser Sinn, 
die Dinge anzusehen, erhebt den Ausdruck, und 
der Begriff von Harmonie ist hier nicht blos 
ästhetisch und auf die eigentliche Tonkunst be- 
schränkt; er ist kosmisch, und umfangt die alU 
gemeine Tonleiter aller Dinge, sie seien Welten, 
deren "Bauer durch Äonen gemessen wird, öder 
Tagesthierchen. 



238 



Warum Pythagoras die Seele 



Die Ephemeriden der Astronomie haben bei- 
nah buchstäblich die Pythagoräische Idee von der 
Musik derWeltsphfiren bethäligt, als der von Karit 
vermisste Ton unserer planetarischen Tonleiter 
von Harsche! zuerst vernommen wurde* und, 
Olbers entdeckte, dass eine andere Lücke durch 
mehre verkörperte Oscillalionen ausgefüllt war. 

Wenn nun, von dem Pulsschlage des gesunden 
Herzens an, bis zu den geregelten Bewegungen 
der Gestirne, der unendliche Gier der Schöp- 
fung nach unverbrüchlichen Gesetzen der Har- 
monie sich ergiesst, so musste wohl auch der 
Mensch-, diese Welt im Kleinen, zum 'Grund- 
triebe, zu seinem Lebenselement, den Trieb zur 
Harmonie von seinem Schöpfer erhalten haben. 
Daher jenes schmerzliche 'Gefühl, wenn unser 
Geist in der Betrachtung der Welt durch schein- 
bare Misaklänge überrascht wird; Missklänge, die 
einem htthersteh enden Genius als Akkorde erschei- 
nen, welche nur ausser dem Bereiche unserer be- 
schränkten Fassungskraft liegen. 
u ■ _ \ « t 

So wie jene Musik der Natur sich dem 'be- 
sonnenen Verstände offenbart, so macht die eigent- 
liche Musik der Töne, dieses sinnliche Bild der 
Weltharmonie, sich dem Verstände und dem Sinne 
zugleich kund, und -in dem Moment einer wttn- 
derähnlichen Vermählung der geistigen , und der 
sinnlichen Vorstellungskraft, scheint die wonne- 
trunkene Seele diesen beiden Kräften die Role 
ihrer eigentlichen B es Ununungon zu verwechseln. 



eine Harmonie geheissen. 239 



Das Ohr- scheint über Verhältnisse zu denken, 
und der Verstand in Genüssen zu schwelgen. Das 
geis tige. Princip wird überrascht, eine Sprache 
der Empfindungen zu gewahren, eine Rede, die 
wahrhaft eine Eingebung Gottes , mit keinem -der 
Mängel menschlicher Sprachen befleckt ist; diese 
Sprache widersteht der babilonischen Verwirrung, 
ist und bleibt universell, und bedarf keiner Yer- 
dolroet schling"*). In, dieser , wunderbaren Sprache 
fliessen Sache und Zeichen in einander, und ver- 
treten, sich wechselweise. Sie musikalische Spra- 
che kündet nicht nur die reinsten Seelengcnüsse 
an, sie spendet auch zugleich die Gaben, die sie 
andeutet. Hier allein durchdringet! sich äussere 
Form und inneres Wesen. Ein. momentanes Da- 
sein der Töne beurkundet ewig dauernde Grund- 
verhiiltnisse ihrer Verbind barkeit. Im Mosen Spiele 
verbirgt sich ein mathematischer Ernst, und in 
der. lieb lic|i an, Gestalt einer jugendlichen Phanta- 
sie offenbart sich metaphysisches Denken. 

Wer dürfte es wagen, den einen Schwärmer 
zu heissen r der »ich. die. Musik als das Analogem 
der Sprache der Himmlischen und der Ver- 
klärten dächte? Wenn wir einst, zu einer helleren 
Ordnung gerufen, mit ^er geistigen und materiel- 
len Natur nicht mehr Mittelst ihrer trüben und 
symbolischen Abspiegelungen in 'Verkehr sind, und 



*) Heinrich Vogt sagt in seinem Lobe auf die Mu- 
sih: „4er Grosssultan versteht den Casseler-Hacht- 
Wächter, ob schon dieser ein Hetzer in der Musik ist." 



240 

statt einer mühsamen, oberflächlichen und zerstük- 
ketten "Kenntnis , in dem Grundtone der Dingo 
zugleich die Harmonie aller ihrer Verhältnisse ge- 
liuss weise vernehmen, ist dann nicht die Musik 
von dieser beseeligenden Vorstellweise einer künf- 
tigen Welt das treueste Bild, und lebendigste 
Vorgefühl? 

Darum gleicht die Musik einer Stimme von 
Oben, und die Tochter des Himmels, die Religion, 
erkor sich von jeher dieselbe zur Gefahrtina ih- 
rer Empfindungen. .Die Musik ist eine natürliche 
Pr oph etenspra c he- 

Aber auch sogar veredelt sie die sinnliche Lust, 
and der stürmische Genuss wandelt sich durch 
ihre Magie in sittige Freude. Mit ihrer Entste- 
hung beginnt die Kultur der Menschheit, und die 
Mythe von der Zauberkraft der Leyer 
des Orpheus sagt eine weltgeschichtli- 
che Wahrheit. 

Harmonie ist das grosse Gesetz der Natur, 
Harmonie das grossere Gesetz der Sittlichkeit. 
Harmonie ist die Gebieterin im Reiche der Schön- 
heit. Ihre unsterblichen Kinder sind der Friede 
der Tugend, und die Seelenruhe des Weisen. Har- 
monisch sein mit sich und der Schöpfung ist das 
höchste Ziel des Sterblichen, und darum ist so 
herrlich, ja göttlich die Kunst harmonischer Tö- 
ne , dieser Typus alles Schönen und Guten, 



V 



241 




gten Leopold, dem ersten Joseph, Karl dem sechs- 
ten tind der grossen Kegentinn Maria Theresia, 
der Tonkunst in dieser Hauptstadt gegebene Im- 
puls hat sie schon frühe zu Teutschlands musika- 
lischem Mittelpunkte erhoben, und auch später, bei 
V.- r mindert er Unterstützung und Theiluahme des 
Hofes, behauptete der Ort, wo Haydn, Mozart 
lebten, Beethoven, ungünstiger Verhältnisse un- 
geachtet, mit Vorliebe noch verweilt, seinenEhren- 
platz in der teutschen Kunstwelt. 

Dazu trug unstreitig der Umstand viel bei, das» 
sich die Musik fn Wien einer allgemeinen 
Theilnahme zu erfreuen hat, dass man nir- 
gend so viele bedeutende Künstler und Kunst- 
liebhaber vereinigt findet, endlich, dass Coinpo- 
nisten und Virtuosen nicht, wie in England, als 
Frufessionisten der bessern Cla-se blos geduldet 
oder , wie in andern Ländern , nur als glänzen- 
de Her vorbringet eines angenehmen Nichts ange- 
sehen und Jedem in einer Canzlei oder einem 
Cotnptoir federkauenden Scbreiberlein nachgesetzt 
werden, sondern sich wirklich als Männer von 
Talent und besondern Gaben geschätzt, gut »m- 
p fangen und gewürdigt selten. Darum ist Wien der 



Wirkungskreis » auf ieden Fall mehr Vortheile in 
pekuniärer Hinsicht würden ihnen an andern Orten : 
aber :nit heimlichen Banden fesselt sie das beque- 
me, zaphyr leichte Leben. Nirgend findet sich die- 
se Anregung,, dieser Wetteifer, nirgend entfaltet 
sich so die zarte Bliithe des Geschmackes, und fast 
alle Comp'onisten, die. Wien verlassen, sehnen sich 
dahin zurück , weil viele erkennen müssen, daas 
in der Feme auch- ihre Kunst zurückgegangen. 




tzer. Ein grösserer 



i 



142 Wien im Jahr 1825. 

Ein Übclsta nd aber entwickelt sich allerdings 
aus diesem allgemein, gewordenen musikalischen 
Treibet: ich meine die Mode in der Musik, und 
diese herrscht m Wien, ihr Gebiet mit jedem Tage 
erweiternd. So haben Ries, sogar Hummel, 
fast abgeblüht, Cramer, Leidesdorf u. a. 
ganz, und seit mehr als einem Jahre kauft man 
fast nusschiiessend.Ca r 1 Czcrny's Arbeiten. Vie- 
le andere keimten zwar und trieben tüchtige Aesie, 
Spuhr, Maria Weber als Clavicu-coinponist, 
u. a., aber sie wurden nie gäng und gebe*, obgleich 
von den wahren Kennern nach Verdienst geschützt 
und gewürdigt. Beethovents herdiche Clavier- 
eom^ositionen kennen nur wenige unserer jungen 
Klavier virtuosen, denen geregelter Fingersatz über 
Genie, brillante Mechanik über Melodie und Tiefe 
des Gefühls, und Mode Verzierungen und Knalleffek- 
te über kunstreiche Führung und harmonische Tüch- 
tigkeit gellen — Ich habe hier austch liessend der Pia- 
nofortespieler erwähnt, denn von diesem in Wien 
bis zum Uebermasse und Ekel getriebenen. Instru- 
mente geh* das Verderbnis, auf die andern- über* 
und nach Effekt strebt alles, rouss alles streben, 
sollen die Hände der übersättigten. Zuhörer, sieb 
regen, ihr Beifall laut werden. 

So sind wir nun zu dem Funkte gelangt, das« 
im Gebiete der höhern Tonkunst, in Oratorien und 
Symphonieen, kaum noch das Höchst« gefällt und 
das nur, wenn es höchst präcis und kräftig auf- 
geführt wird. So hat der Hofrath von Mosel ans 
verschiedenen Werken Händel's das Oratorium 
Jephta geschickt zusammengestellt,, die Instrumen- 
tal-Begleitung kunstreich vermehrt und ein- an- 
sprechendes Ganze geliefert, wobei allein der 
Mangel tüchtiger ^ nicht in Rossini 'schon (Ju- 
ki rat uren verbildeter Stimmen fühlbar wurde. 
So haben Mozart's Symphonieen in Es, in 
e-mull, in C-dur mit der Fuge, besonders aber 
Beethoven's begeisterte Schöpfungen, lauten En. 
thusiasums erregt; im Ganzen- aber nimmt die 



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Wien im Jahr 1825. 



243 



Theilnahme an Compositionen dieser Gattung be- 
deutend ab, und der Kunstjünger, der dies« Bahn 
betritt, unbe lohnt für seine Mühe, ohne Vorth eil, 
oft ohne Beifall, hat mit unsäglichen Schwicrig- 
heiten zu kämpfen, nur um sein Werk zur Auf- 
führung zu bringen. 

Einen Beweis des Gesagten und das eben 
keinen erfreulichen, bieten die Resultate der 
im vorigen . Jahre von Beethoven, gegebenen 
Academieen, in welchen seine neue herrliche 
Symphonie, eine Ouvertüre und . ein Thejl sei- 
ner zweiten Messe gegeben wurden. Bei der ersten 
Aufführung im Kärntnerthortheater gingen ein : 
2220 nV 57 kr. W. W, ( 250 Gulden macheu 100 
Silbergulden); die Auslagen waren beinahe 1900 fl.; 
somit blieben nicht ganz 400 fl. W. W. Man 
überhäufte den genialen Meister mit Beifall und 
Ehrenbezeugungen, aber molto onore, poco con- 
tante. 

Im Ganzen ist der hohe Adel (ehrenvolle Aus- 
nahmen finden Statt) mehr dem Ausländisch en 
zugewendet, und gegen das Inheimüche gleich- 
gültiger als je. zuvor ; das Warum gehört nicht hier- 
her. So nannten Viele den Freischütz abgeschmack- 
tes Zeug mit unm e! od i scher , germanischer Musik, 
wahrend sie Rossini's Zelmira anbeteten. So geschah 
es , dass eine platte französische Parodie von Gö- 
the's Werther, in hohen Cirkeln von Dilettanten auf- 
geführt, furore machte. So. geschieht es endlich, 
dass die teutsche Oper aufgelösst ist, und der Frem- 
de in Wien überhaupt keine, einer Erwähnung 
würdige Oper zu hören bekommt. 

Es ist hier der Ort nicht, von der nun zu 
Grabe gegangenen Ba r baj a' sehen Unternehmung 
zusprechen. Im Ganzen verdient sie mehr Lob als 
Tadel; besonders war D u po rt' s Leitung ener- 
gisch, thätig, consequent. Aber das Erscheinen der 
ersten Sänger Italiens auf unserer Bühne musste na- 
türlich. bei ihrer hohen Vortrefflichkeit das Pnbli- 



244 Wien im JaJir 1825. 



cum verwöhnen. Nach derFodor, verschwanden 
eine Grünbaum, eine W a 1 dm ü 1 1 er, obwohl 
im AuslandeLorbeereu sammelnd, gleichsamimDun- 
bel; — nach La b lache, mogte Niemand Forti 
singen hören. Daher suchten die meisten Anstel- 
lungen bei fremden Bühnen, und die Wiener, gleich 
schlechten Hauswirthen, von t heuern Leckerbissen 
übersättigt, haben nun kaum Kartoffeln zu essen. 

F.s istüberhauptltaum abzusehen, wie jetzt eine 
neue tcutsclie Oper mehr /usani.. eukommen kauü. 
Die Unterhandlungen mit Barbaja, dir bei sei- 
ner hohen Forderung stehen bleibt, haben sich 
zerschlagen, Franz von Hothein will keine 
Caution leisten, Sänger, Sängerinnen, Orchester 
und besonders der irefff eh.: (.'hör, sind n.irh allen 
vier Welt-CKeud-n zerstoben, und so sind die Theater 
nächst dem UäVntner Thor« und an der Wien, zum 
grossen Leidwesen aller Musikfreunde , vielleicht 
aber zum Heile der Knust, die nach langer Ent- 
behrung leichter Zugang rinden wird, schon län- 
gere Zeit gcschloss' n. — Dies^ liegt aber im Charak- 
ter unserer Wiener. Schon sprachen die besten 
Opern, die besten Sänger Italiens nicht mehr an, 
der treffliche Barbier, der grandiose Othello lies- 
sen kalt und lullten das Uhus nicht mehr, schon 
fing das Publicum an, auf den inn.rn Gehalt der 
Opern zu sehen, ein Todesstoß für sie; - und nun 
sie Nichts mehr hör n , bekl.it scheu sie eben so 
geduldig den bpass des Herrn Hepp, den Gesang 
der Ulk-, 11 eck er m an n, beyde Mitglieder des Vor- 
stadttheaters, welche die Bretter entweihen, die 
F o d o r , Lablache, Donzelli eben verlassen. 

Dass bei so bewandlen Umständen die K i r- 
chenmusik nicht eben blühen kann, darf Nie- 
mand wundern. Es fehlen aber auch Talente, 
die das Publikum mit grossen Werken beschenk- 
ten. Eine harmonisch richtig gesetzte Messe, 
wo am gehörigen Orte eine kontrapunktisch gut 
geführte Fuge, wohl auch mehre, Platz greifen, 



Wien im Jahr 1825- 



245 



wo das Gloria lHi-mend, das Benedictus 
sanft, AnsQui toltis und Agnus traurig klingt, 
ist oft nichts anderes als Fabrikarbeit nach einem 
stehenden Muster; und' Dergleichen bekommen wir 
wohl genug zu hören. . Aber das wahrhaft Kirch- 
liche verseil windet immer mehr; und wo soll auch 
die Gesinnung herkommen, die das einfach Rüh- 
rende, das erhebend Festliche, das grossaitig Erha- 
bene zu Tage fördert? — Unser verdienter Capoll- 
meister Weigl setzt jetzt eine Müsse, auf deren 
Erscheinung man um so begieriger ist, als er we- 
nigstens darüber theoretisch richtig denkt. 

Die gross»' Musik a nstalt, der sogenannte 
grosse Musikverein, mit seinem Conser- 
vatorium, vegetirt fort; allein die Apathie des 
Publicum hat auch sie ergriffen, Anarchie uud 
Unthatigkeit sie gelahmt. Ein Paar Professoren ha- 
ben brauchbare Schüler geliefert, aber das Ganze 
bedarf einer Wiedergeburt und besserer Grundge- 
setze, die mit Kraft, statt mit Lauheit, gehandhabt 
werden- — Ueberhaupt fehle« tüchtige Gesangleh- 
rer; was ein einzelner vermag, bewies der Ita- 
lienische Sänger Ciccimarra, 'der in kurzer 
Zeit mehre wenigstens methodisch gut gebildete 
Sänger und Sängerinnen in den Stand setzte, das 
Publicum zu vergnügen. Ein solcher Lehrer fehlt 
dem Conservatorium durchaus. 

Was indessen, bei allen Klagen, die Referent 
hier über den Verfall der Kunst ausgesprochen , 
den Wiener trösten muss, ist, dnss noch bis 
jetzt alle unsere musikalischen Talente, selbst die 
minderen, im Ausland ausserordentlich 
gefallen, wodurch wenigstens unser relativer 
Werth ausser Zweifel gesetzt wird ; an unserem a W- 
aoluten ist es uns erlaubt, bescheiden zu zweifeln. 

Die grösste Besorgnis flosst der Umstand ein, 
dass überhaupt der stille, ruhige Genuss der 
Kunst, der Öftere Zusammentritt der Kunstler und 
bedeutenden Dilettanten , um Musik zu machen, 



246 Wien im.Jnlir 1825- 



wo es sich dann weniger um die-. Produktion seibat, 
als um das Producirte handelte, immer mehr in 
Abnahme und Verfall geräth. Die Quartetlunter- 
haltu ngen haben fast ganz aufgehört, selbst die 
von Schuppanzigh gegebenen Hessen am En- 
de kalt, woran wohl zum TheU auch der Um- 
stand Schuld ■ trug, dass neu einstudirle Werke 
aus Mangel an Proben ziemlich schlecht gingen , 
während die ältern, trotz des bewundern&w.erthen 
Zusammenwirkens, durchzugrosse Wülkürlich- 
k«it und zu häufige Anwendung dos tempo rubato 
mehr verloren als gewonnen. Aus diesem Grunde 
gab der Künstler Joseph Böhm, von Schup- 
panzigh 's Gefährten unterstützt, das neue, mei- 
sterhafte (Quartett B «et ho veji 's, ein ganz im 
Geiste seiner neuen Symphonie und- gleich nach 
derselben geschriebenes Werk» einem gewählten 
Auditorium, auf Verlangen des Verfassers, dem 
die frühere Aufführung mit Recht missfallen, zum 
Besten, und erwarb sich ein neues Verdienst um 
die Kunst. 

Von den übrigen Concerten schweige ich 
um so lieber, als ich kein Tagebuch liefern 
will und daher weder .die Verpflichtung habe, das 
Langweilige langweilig abzuthun, noch, was noch 
unangenehmer ist, den sich drangenden Produk- 
tionen dieser Art Jedesmal beizuwohnen. Zu- 
schnitt dieser Concerte, Zuhörerschaft, Einladun- 
gen der Concertgeber an die Zahlenden, Verthei- 
lung der Freibillete an die nicht -zahlenden Musik- 
freunde, dies alles bewegt sich in solchen Füllen 
bei den mitte Im rissigen Talenten in ewiger Dassel- 
bigkeit, um mitSchiller zu sprechen, und bie- 
tet durchaus nichts Interessantes dar., Wer über- 
haupt ohne grosse, persönliche Anstrengung in 
Wien ein gutes Concert machen will, mm>s einen 
sehr berühmten Namen haben. Leichter zu errin- 
gen ist einiger Beifall. 

Es wäre , wohl über Viele» noch Vieles zu 
sagen.;, sojjte, aber night darin eben ei ne. Ursache 



Wien im Jahr 1825- 



347 



des Verflerbnisses liegen, dass heut zu Tage 
Alles su Lreit und weit besprochen wird ? Wer 
wahrhaft lieht, bewahrt sein iheures Geheim- 
nis und giebt es höchstens erröllieud dein besten 
Freunde Preis; nur der Geck, oder der alberne 
Mensch schenkt allen Bekannten sein Vertrauen 
und vernichtet dadurch stückweise das flüchtige 
Feuer in seiner Brust. So will ich denn Polthym- 
nia demiithig um Vergebung bitten, so viel vdn ihr 
geplaudert zu haben; ihr bestes Geschenk, Em- 
pfänglichkeit für das Schöne, Verständnis und 
innige Liebe der Werke ihrer Auserwählten, mö- 
ge sie mir bewahren, damit ich die wahre Bahn 
nicht verlaue. 



248 



Auflösung 
des Logo g r i p h s, 

im 3. Band (Heft 9.) Stile »4. 

Das Erste? — nun, das ist der Akt, 
Den vielfach im Leben wir selten; 

D.is Zweite ist wohl sirenger Takt, 
Olm' (iclrlicn die Cliurc niclit ijelion. 

Doch vargebens spielt ancli des Lebens Akt, 

Sobald ihin fehlet der richtige Takt. 

C. S. T. 



Auflö sung' 
der C h a r a d e, 

Ebendaselbst S. 7)1. 

Eins ist Eins, und Eins, sind Zwei. 
Was gebunden, ist nicht frei 

Hier im ird'schen Leben, 
Kach dem Frei'stcn strebt der Schütz 
Und so ist des Räthsels Witz : 

Freischüta — hier gegeben. 

C. S. T. 



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2ty 

Recension. 

Methode de Violoncello; par 3. J. F. Dotzauer 

Violonzell- Schule von J. J. F. Dotzauer, — 
Propriete" des Editeurs. Mayence chez 3. 
Schote ßls , Editeurs de Musique de S. A. 
B. de grand Duc de Hesse. (In teutscher 
und französischer Sprache.) 

„Die Menge der bis hierher bekann tgewordnen 
„Violon zellschulen" — mit diesen Worten be- 
ginnt die Vorrede des Herrn Übersetze rs, aus 
denen man gleich anfangs zu schliessen sich be- 
rechtigt glaubt, diiss dieser, und der Herr Ver- 
fasse r selbst , nothwendig zweierlei Personen 
seyn müssen, und letzterer demnach vorliegendes 
Lehrbuch nicht in seiner Muttersprache geschrie- 
ben habe ; — „die Menge der bis hierher bekannt- 
„gewordnen Violonzellschulen" — heisst es also/ 
in besagter, nicht eben im grammatikalisch - rein- 
sten Deutsch sich exprimirenden Prdface — „be- 
weist ebensowohl das Bedürfnis* solcher Wer- 
„lte, als die Wahrheit, dass sie ihren Gegenstand 
„noch nicht erschöpft haben.«' — ( Concedo ; in- 
■oferne nemlich solche neue Werke nicht blose Ab- 
schriften schon Vorhandener sind, sondern viel- 
mehr wirklich neue Ansichten, eigenthümliche 
Reflexionen , und wesentliche Verbcsserungen ent- 
halten. ) 

i Weiter: „Die Veränderung des musicalisch en " 
„Geschmacks, und die Höhe, auf welche man in 



250 Dotzauers Violoncellschule. 



unser n Tagen das Vio Ion zellspiel gebracht, kann 
„hierin ebensowohl Schuld seyn,* als die Eigen- 
„thümlichkeit der Virtuosen selbst, von denen 
„die einen sich am meisten zur Bezwingung me- 
chanischer Schwierigkeiten gezogen, fühlen, wäh- 
„rend die andern ihr ganzes Studium darauf wen- 
deten, einen schönen Ton zu haben, und in einem 
„edeln Geschmack zu spielen. Die letztern bü- 
rden sich nach dem grossen Styl der altera Ita- 
„liäner, die Zweyten» (soll heissen: die ersta- 
ren; Wiedas französische Original. (?) sich rich- 
tiger ausdrückt: les premiers ; — > „spielen in 
„einer kleinem aber brillanten Manier. Dia 
„letztern*' ( wohlverstanden : diejenigen- , deren 
Vorbild der grosse Styl der älteren Italiener ist,-) 
„wollen— rühren, die erstem überraschen. Diese 
„so verschiedenen Ansichten findet man noch in 
„keiner (?) Vio lonz eil schule vereinigt, welche 
„meistens mehr für den Lehrer ( O als flir «h™ 
„Schüler berechnet scheinen, indem sie mit gros- 
ser Weltläuftigkeit von Dingen sprechen» welche 
„noch ausserhalb dem Gesichtkreise des Studie- 
renden liegen, z. B. von den möglichen Flageo- 
„lettönen, von dem Mitklingen der Töne., vom 
„ästhetischen Charakter des Violonzells, u. s. w.-— 
„Allerdings haben diese Gegenstände Interes- 
„seil, allein es ist Nun so nÖthiger sich nicht zu 
„weit davon hi weissen zu lassen, als ihr Nutzen 
„in der Ausübung doch nur sehr beschränkt ist." 

Wir haben ein altes , bewahrtes Sprüchlein, 
also lautend: Eines thun, und das andere nicht 
lassen. „Was nun die verschiedenen Schulen be- 
„trift" — fährt Monsieur le tradueteur fort — 



rec. v, Seyfried. 251 



„so ist kein Zweifel, dass eine sehr grosse Fer- 
„tigkeit der Finger und des Bogens, sich doch 
„auch mit dem Studium des schöllen Tons ver- 
einigen lassen," (lasse) „weiche« (welches) 
„immer der Hauptzweck jedes Künstler's seyn 
„muss. Überdiess erinnere man sich, dass der 
„Character des Violonzells sich nicht zu allem 
„hergieht, was die Violin gestaltet, deren schwa- 
che, eng bcysammen Heyende Saiten iiberraschen- 
, t de Dinge ohne gar zu grosse" (r) ü ) „Schwie- 
rigkeit auszuführen gestatte« (n). „Fern von 
„der Anmaassung etwas Vollltommnea liefern zu 
„wollen, dürfte man sich überzeugt halten, dass 
„durch Einschmelzen aller jener frühem Anwei- 
sungen, indem man ihre Vorzüge zusammenstell- 
te, sie anstatt accoroodirten" (!) „Opern-Ariea 
„oder nichts sagenden Phrasen mit zweckmässi- 
gen Bcyspielen bereicherte, welche musicalischen 
„Werth hätten, und das Ganze mit dem heutigen 
„musicalischen Geschmack und seinen Anforde- 
rungen in Einklang brachten — es liess sich hof- 
„fen, sage ich" (wer ist dieser Ich?) „ — dass man 
„durch ein solches Unternehmen von Lehrern wie 
„von Schülern, von Liebhabern wie von berufs- 
„massigen Musikern, gleich gern gesehen werden 
„würde. «' (Noch leichter dürfte herauszubrin- 
gen seyn, was dieser in geradbrechte Construc* 
tionen eingehüllte Wortschwall eigentlich sagen 
will, als das ra tb seihafte Problem zu losen wäre, 
von wem doch wohl im Grunde dieses Vorwort 



•) ? d. it. 

Cnilii. i. B..J. (H.fi i>.) 



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252 Dotzauera Violoncellschule 



herstamme, da selbst sogar im französischen Texte 
der also sich nennende Übersetze r in der ersten 
Person — proprio nomine — spricht.) 

„Je reicher und sorgsam ausgewählt« — ist 
fernen zu lesen — „ die Materialien hierzu 
„waren, je mehr müste sich die Zusammensetzung 
„des Ganzen der Vollkommenheit nähern. Es ist 
„ausgemacht dass man in Wissenschaft und Kunst 
„nur dann fortschreiten kann, wenn man die Ar- 
beiten der Vorgänger benutzend, ihre Erfahrun- 
gen Zum Grunde legt, und also gleichsam auf den 
„Schultern seiner Yorderleute, empor steigt.» (Ma- 
thematisch evident; aber dabei auch ziemlich be- 
quem.) „Da alle Entdeckungen und Erfahrungen 
„einmal durch die Presse bekannt gemacht dem 
„ganzen Menschengeschlcchte angehören, so hat 
'„auch jedes Individuum das Recht sie zu benutzen 
„ohne deshalb eines Plegiats beschuldigt werden 
„zu können." (Distinguot mit gehöriger, pflicht- 
massiger Respeclirung des citique suum). „Seit- 
„dem der grosse Bernhard Romberg, einer der 
„ersten Violonzellspieler aller Zeiten," (unbe- 
dingt einverstanden) „sowohl durch sein treffliches 
„Spiel, als durch seine originelle" *) „Compositio- 
„nen eine neue Epoche herbeigeführt hat", (Semper 
honos nomenque suum laudesque manebunt ! ) 
„scheint der Augenblick günstig mit einem Wor- 
„ke hervorzutreten das hauptsächlich auf die 
„Spielart dieses grossen Meiste« gegründet ist." 



*) b d. Rtd, 



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rec. f. Seyfiied. 



„Herr Dotzauer, König: Sächsisch. Kammer- 
„musiker, gleich vorteilhaft bekannt als Conccrt- 
Spieler wie als ' Componist , hatte schou liingst 
„den Plan gefasst, den wir im Eingänge entwik- 
„kell haben. " (Und durch dessen höchst gelun- 
gene Realishung er sich wohl begründete Ansprü- 
che auf den herzlichsten Dank der Kunstwelt er- 
warb.) „Um seinem Werke eine allgemeinere Brauch- 
barkeit' zu geben, bat er auch" (soll vrohl heis- 
sen: bat er midi) „seinen Schüler es in's Franzö- 
sische zu übersetzen." (So hüngt also das Ding 
zusammen ! Der Schleier wird gelüftet; es be- 
ginnt, wiewohl etwas spät, Tag zu werden.) „Es 
„sei nun erlaubt ein paar Worte hierüber zu sa- 
ugen." (Auch mehre, wen ns beliebt. Immerzu!) 
„ — Jede Kunst und Wissenschaft bildet sich in 
„der Sprache jedes Volkes, das sich damit beschäf- 
tigt ihr" (e) , .eigne Terminologie, welche der, ' 
„der darüber schreibt, inne haben muss." (Al- 
lerdings eine conditio siye qua wo/z.) „Was die 
„Kunstsprache des Instrumentbaues anlangt , so 
„habe ich alle die französischen Hiilfsmittsl , die 
„man hierüber in Deutschland kennt , benutzt. 
„Da, wo ich statt eines bezeichnenden Wortes, aus 
„Un künde mich einer Umschreibung bedienen mus- 
„te, nehme ich die Nachsicht der Leser und Kenner 
„in Anspruch. — Da das Werk auch für das Aus- 
land bestimmt war," (ist,) „so musste der Haupt- 
zweck des Übersetzers dahin gehen, den Ori- 
ginaltext so genau" (als nur immer möglich : f/ue 
possible) „wieder zu geben. Deshalb -habe ich 
„da, wo ich fühlte, die Sache nicht deutlicher 



254 Dotzauers Violoncellschule', 



„machen zu können, als es Duporte" (Duport) 
„oder die Xeth. du Conserv: <le Paris oder 
„Rousseau'.? Dictionaire de Nusique" (gethan 
habeil) „mich der Worte dieser Schriftsteller ohne 
„Anstand zu nehmen bedient, und man wird des- 
„halh hier und da einmal ihre eigene" *> „Worts 
„wiederfinden. Doch glaube ich sie dabey allzeit 
„angeführt zu haben." — 

So weit, buchstäblich treu, der Herr 
„Übersetzer", und nunmehr aucli demaskirte Ver- 
fertiger dieser etwas breiten, in beiden Zungen 
wunderlich genug stylisirten Vorrede, deren ortho- 
graphische Gebrechen, wenn man christlich ge- 
sinnt seyn will, allenfalls der Sorglosigkeit des 
Correctors nufgebiirJet werden uiu^en. 

Ist nun gleich nicht zu läugnen, dass die Wahl 
eines dergleichen schülerhaften Introitus wenigstens 
ad captatandam benevolentiam ein arger Missgriff 
war, so würde es andrerseits gewiss unbillig, in der 
That aber auch himmelweit fehlgeschossen seyn, 
wollte man daraus voreilig auf den Werth des 
Werkes selbst schliessen. 

Was Herr Dotzauer geleistet hat, ist, wie 
man von einem denkenden Theoretiker und vieler- 
fahrnen Practiker nicht anders erwarten konnte, 
wahrhaft verdienstlich. Diese seine Vi olon cell Schu- 
le besitzt an Klarheit, richtiger Auffassung, Aus- 
einandersetzung, planmiissiger Ordnung, und er- 



J. Red. 



rec. v. Seyfried. 255 



wünschter Vollständigkeit, in der That wesentliche 
Vorzüge vor jener des Pariser Musik- Conservato- 
rium's ; Vorzüge, welche das schönste Resultat eines 
m: ermüdenden Forschens und Strebens sind , und 
die wahrlich durch das freimüthige, bescheiden aus- 
gesprochene Bekenntniss nicht geschmälert werden 
soll : dass sich demun geachtet bei Duport einiges vor- 
findet, was hier nur ungern vermisst, und wovon 
seiner Zeit an Ort und Stelle die Rede 'seyn wird. — 

Herr Dotzauer beginnt seine bündige Ein- 
leitung, (welche freilich ganz anders klingt als 
jene sogenannte, welche unser unberufener, wiri- 
sirender Vorberichts-Fnbricant fabelt,) mit der uner- 
läßlichen Voraussetzung, dass jeder Schüler bereits 
die nöthigsten Elementar- Kenntnisse hinsichtlich 
der Noten, des Taktes, der Schlüssel n. s. w. 
besitze, und nimmt beim Unterricht seiner Lehr- 
methode einen guten Meister keineswegs als über- 
flüssig oder entbehrlich an. ' Er äussert dfn leb- 
haften Wunsch, dass es ihm, um den Zweck all- 
gemeiner Brauchbarkeit zu erzielen , doch gelun- 
gen seyn möge, seine Grundsätze über das Vio- 
loncellspiel einlach , deutlich und sc* überzeugend 
und ansprechend wie nur immer möglich aufgestellt 
und mitgetheilt zu haben. Da der bedeutende 
Umfang des Instrumentes eine- mannigfaltige Cha- 
rakteristik zulirsst, so wird angenommen, dass die Tö- 
ne der d- , und der a-Saite vorzüglich für den sanft 
rührenden Tenor, die- hohe Sopran-Lage mehr zur 
Tändelei und munterm Scherz, die imponipende 
Bass -Region im Bereich der majestätischen C-Sai. 



256 Donauers Violoncellschule, 



te hingegen zu ernster Kraftäusserung sich eigne, 
wahren«! das Ftctgeolet, Ponticello, die Doppel- 
griffe und jirpeggio's die Wechsel-Tinten des Co- 
lorits und den Reichthum der Schattirungcn noch 
erhöhen. 

Tlass das Cello nicht nur ab Solo-Tnstrument bei 
Kammermusiken , sondern vorzüglich im vollstän- 
digen Orchester zur Unterstützung der Violone, vom 
wesentlichen Nutzen, ja als Verb tnd un gs - Brücke 
dieser mit den verjüngten Brüdern, wirklich un- 
entbehrlich sey, — dass es dem Spieler gar sehr zu 
Statten komme, wenn er, um den Pflichten und 
Anfoderungen eines verständigen , discreten Ac- 
compag nisten ganz zu entsprechen, die Theorie 
des reinen Satzes inne hat , — alles diess sind 
eben so unläugbare Axiome, als jeder Sachver- 
ständige aus innigster Überzeugung in das pium 
destderium mit einstimmen muss : mögte sich 
doch m allen wohl organisirteu Orchestern die 
Proportion der Conlrsbässe zu den Violoncellen 
verhalten, wie 1 Zu 2- — 

Der nun folgende erste Abschnitt handelt 
nurvomGebrauche der Schlüssel. Es wer- 
den, ausser dem Bass-, noch der Tenor- Und der Vio- 
lin-Schliissel angenommen. — Füglich sollten auch 
der Sopran-, und der Alt - Schlüssel nicht fehlen, 
denn die Kenntniss dieser beiden ist dem Kipieni- 
sten insbesondere gewiss nicht überflüssig. Man erin- 
nere sich, beispielhalber, doch an Bocherini's 
Ouintettei', an J o s ep h Ha y d n 's Messen, und, 



rec. c. Seyfried. 257 



im allgemeinen, an alle Gattungen von Kirchen- 
stücken, wo sonderlich in Fugentätzen die stuf- 
fen weise ein (rettenden Singstimmen nach ihren 
eigen thumlichen Schlüsseln sowohl in der Or- 
gel- als Bassstiuime ausgesetzt »Verden. *) 

Was der zweite Abschnitt über die 
Stimmung des Instrumentes verhandelt, 
befriedigt in jeder Hinsicht, und der umsichtige 
Meister hat diesen wichtigen Gegenstand auf die 
anschaulichste, Weise erschöpft. 

Gleiches Lob gebührt dem dritten: „Von 
„der Haltung des Violoncells, und 
„der linken Hand"; alle Regeln, Vortheile 
und Handgriffe durch die beigegebenen _ zwei 
Kupfertafeln (die erste: eine schulgerecht sitzen- 
de Figur, die zweite: das Instrument aHein ohne 
Hals, blos mit angesetztem Bogen vorstellend,) 
umständlich erklärt und vcrsinnlicht. 

Der Herr Verfasser beschränkt sich auf zwei 
Hauptlagen; (Positionen) die Erste: auf dem 
untersten h der a-Saite, mit dem ersten Finger; 
die Zweite: auf dem darauffolgenden e. — De- 
port ( im 6ten Abschnitte ) nimmt vier erstü 
Lagen, ohne Aufsatz des Daumens, an, was für 
den Schöler vortheilhafter, ja zweckmässiger seyn 
dürfte; denn jede Vereinfachung ist nur in sofer- 
ne lohens- und n achahm enswerth , als sie wirk- 
lich erleichtert. — 



•) Uro von den Violoncellisten mitgespielt iu werden? 

D.Rtd, 



258 



Dotzauers Violonceltschule. 



Mit dem die höchste Aufmerksamkeit erhei- 
schenden Artikel : „Über die Haltung und Führung 
des Bogens» beschäftigt sich' ausschliesslich der 
vierte Abschnitt, abermals die aufgestellten Grund- 
und Lehrsäue durch Figuren erläuternd. Tref- 
fend ist, was über die drei Arten der Handbewe- 
gung, nehmlich : den Inngen, den wellenförmigen, 
und den gestosscnen Strich, und von der Gelenk- 
Übung auf einer, zwei, drei, und vier Saiten, ge- 
sagt und dringend anempfohlen wird. 

Dem fünften Abschnitte : „Vo m Fi n g e r s a t % e« 
sind am Schlüsse des Werkes 63 Übungs- Beispiele 
in allen Tonarten angehängt, von denen 13 die 
einfache C-dur-Scala in abwechselnden Comblna- 
tionen umfassen , die Übrigen aber zweistimmige 
kürzere und längere Sätze (Prim und Seciund) 
zum Studium aller denkbaren Figuren, Passagen, 
Stricharten, und Tonleitern dienen. Diese letzte- 
ren — einige ausgenommen, z. B.~ e-mail, H-dur 
u. s. f. — sind meistens nach Duport, auf dessen 
Essai etc. etc. pag. 170 und 171 sich Herr D- 
selbst auszugsweise wörtlich bezieht, mit beson- 
nener Wahl gebildet- Ausweichungen von der 
festsetzten Norm,, wesentliche Reflexionen über 
die durcb Umstünde- herbeigeführte veränderte 
Bogenführnng u. dergl. finden sich gleichfalls bei 
den betreffenden Exewpeln schon hier in Con tex- 
te gewissenhaft eingeflochten. 

Tm sechsten Abschnitte werden die aus 
den drei Hauptstrichar-ten vexchiedentüch 



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rec. p. Scyfried. 



259 



Zusammengesetzten, das Arpe ggio und 
Staccato, eben so ans füi Irlich als vi dum fassend, 
belehrend besprochen, und jedes Einzelne durch 
zahlreiche, genau accentuirte Ubungs-Beispiele 

practisch detaillirt Der Siebente umfasst die 

diatonischen und chromatischen Tonlei- 
te rn, sammt der Anleitung zum Gebrauche 
des Daumens. Sämmtliche Scalen aller Dnr- 
und Moll - Tonarten sind sowohl mit, als ohne 
Aufsatz, unverbesserlich bezeichnet; eben dieser 
eminente Vorzug erweckt aber auch zugleich den 
sehnlichen 'Wunsch , dass in eben denselben Gän- 
gen , wenn diese Tonleitern van der llühe in der 
Applicatur ohne Aufsatz dds Daumens wieder 
zurück herabsteigen, der Fingersatz mit ähnlicher 
Sorgfalt und Genauigkeit angemerkt worden wäre. 

Der achte Abschnitt giebt Unterricht in 
den Doppelgriffen. Nebst den bei^egebe- 
non , auserlesenen Beispielen von Terzen-, 
Quarten-, Quinten-, Sexten-, Septimen- 
und Octaven-Gängen, verweiset der Verfasser 
noch auf die V i o 1 c-n ce 11. Schul e des Pari- 
ser Conservatorium, auf Duport's Es- 
sai, und auf drei seiner eigenen Werke, 
nehmlicb: 12, 24, und 12 EsercizJ , Op. 47, 
35 , und 54, bei Brei tkopf und Härtel in 
Leipzig edirt, die sämmtlich. zur nützlichen 
Uebuug empfohlen werden. 



Alles was im n eun t en Ȁbschn itt e von 
den einfachen, zweifachen, und- drei- 



260 Dotzauers Violoncellschüle , 



fachen Vorschlagen, vom Mordest, vom 
halb en, ganzen, und doppelten Triller 
mit der Terz, S e x t , und O c t a v e, vom Zie- 
hen der Töne, und überhaupt von diesen 
Verzierungen im Allgemeinen und Speziellen 
gesagt wird, ist höchst lobenswerth, und nicht 
minder durch treflich gewählte Notenbeispiele 
dem Lernenden anschaulich vers innlicht. — 

Der zehnte Abschnitt handelt von der 
Ausfuhrung des Fla geol et's, — der eilfte von 
der Bchandlungsweise des Pizzicato, ' — und der 
zwölfte vom Mitklingen d«r unberühr- 
ten Töne; — der d reizeh nte enthalt die Re- 
geln zur Begleitung der Recitative.. 

Der vierzehnte endlich bandelt vom Vor- 
trage. Wohlerwogen nimmt der Verfasser an, 
dass von diesem, der eigentlichen Seele des 
Spiels , wohl dann erst die Rede seyn könne , 
wenn der Scolar alle unerläßlichen Vorkennt- 
nisse errungen, die mechanischen Schwierigkei- 
ten mindestens besiegen gelernt, den prakti- 
schen Theil der Kunst mit Geschick sich eigen 
gemacht bat, und dadurch für den Ästhe- 
tischen empfänglich geworden ist. Zu diesen 
Elementar- ErFoderiiissen rechnet er: a. Rein- 
heit der Intonation, — b. Regelmässi gen 
Fingersatz, — c. Die Kunst der Bogen- 
führung, — d. Verbindung des Bogens 
und der Fingest — Hinsichtlich der Applica- 
tur wird noch insbesondere die erworbene Fer- 



L i .1 r : j l r 



rec. v. Scyfried. Jßl 



tigkeit vorausgesetzt, alle Positionen leicht und 
sicher, sowohl mit als ohne Dauroeneinsatz, zu 
treffen. — Die Betrachttin gen über einzelne Nuan- 
cen des Solo-, ^ifartett-, Ilipien, oder Tut- 
ti-Spiels verdienen grosse Aufmerksamkeit. 

Im Anhange deutet der Autor auf die Vbr- 
t heil c , welche ein gutes Instrument gewahrt , 
und beneide! jeden glücklichen Besitzer eines äch- 
ten, unverdorbenen, italienischen Vio- 
t o n c e 1 1 ' s aus den Meisterhänden eines S t r a- 
divari, Amati, Guarneri, Kuggieri, Mar- 
tino Popella, Giugliani, Guadagni, wo- 
zu auch unser tüchtiger Landsmann Jacob S t ei- 
ner, und der wackere Britto William Forster 
mit eingeschlossen werden. 

Interessante Notizen über die -Entstellung die- 
ses Instrumentes , oder , bestimmte!' ausgedrückt : 
über dessen Umges'-iUung aus der bis ins XVII. 
Jahrhundert üblichen Ga mbe, — über die Merk- 
male eines gut gebauten und zugerichteten Violon- 
cell's, und dessen erfoderliche Mensur, — über 
die Lage der Saiten und ihre individuellen Ei- 
genschaften zu einem vortheilhaften Bezug, end- 
lich sogar einige Worte über den zweckmässigen 
Gebrauch des Colophoniums, schliessen das ganze 
lob ens würdige Werk, dem auch noch schützbare, 
zweistimmige Übungen im Aufsatz des Daumens, 
nebst zwei Exeiupeln, in sechszehnth eil igen und 
Triolen -Figuren, mit dem vierten Finger im Auf- 
satze, beigegeben sind. ' 



262 Dotzauers Tioloncellschule. 



Möge der geachtete Verfasser in dem durch 
Beine gelungene Arbeit verbreiteten Nutzen den 
wohlverdienten, schönsten Lohn ärndten. 

Das ganze Äussere des, 30 grosse Fol! o-Bogen 
starken Werkes ist schön ; der Ladenpreis 7 fl. 
12 kr. Rheinisch. 

Wien , im März 1825. 

Ign, i). Say/ried, 



263 

Schröpfköpfe 
für Componisten, Operndichter, Sänger 
und Publicum. 

Von 

G. L. P. Siefers. 

Euch will immer nicht begreiflich werden, wa- 
rum vernünftige Menschen an den Teufelsopern 
keinen Geschmack finden? 

. Ihr haltet diese vewneintliche Kostverüchterei für 
eine arge Inconsequenz, auf Don Juan hindeutend, 
in welchem doch,ineint ihr, der Teufel in rechtteuf- 
lischer Gestalt umgehe ? — Aber da stecht eben der 
Knoten! Don Juan ist ein wahrer, und kein närri- 
scher Teufel, ein Teufel, an welchem man Interesse 
nimmt ,' : weil er allem Menschlichen Hohn spricht, 
der Gottesfurcht, der Liebe, der Treue, der Red- 
lichkeit, ja selbst der Furcht vor den Gespenstern. 

Ich sage ; ,, Selbst der Turcht vor den Gespen- 
stern." Merkt euch diesen Zug, ihr Operndichter! 
Es ist eine der anziehendsten Szenen im ganzen 
Stücket Dem Zuschauer, wohl fühlend, dass 
er, obgleich ein sattelfester Freigeist, den Muth 
doch nicht haben würde, einen Geist zum Abend- 
essen einzuladen, stehen, bei Don Juan's Begin- 
nen, die Ilaare zu Berge* Er interessirt sich! 
Aber, warum? Aus purem Egoismus: ihm hüpft 
vor Freuden das Herz, dass "er, ohne seine eigne 



204 



Schröpfkiipfe , 



Haut zu Markte zu tragen, der Neugierde fröh- 
nen kann , wie der zwar ruchlose , aber dach 
beherzte, Don Juan die seinige aus dem Spiele 
ziehen wird. So geht's durch die ganze Oper: je 
mehr Ungeheueres im Stücke vollbracht wird , jo 
schadenfroher fühlt sich der Zuschauer afficirt. Ist 
einer scheinen Jungfrau Gewalt angethan, flugs wäs- 
sert ihm der Mund ; — entstellt aber Heulen, Mord 
und Todschlag daraus, alsbald schlügt er an seine 
Ernst, und ruft aus : Herr, ich danke dir, dass ich 
nicht bin, wie jener Sünder! — All dies, noch ein- 
mal sei es genagt, erweckt Interesse, eben weil der 
Teufel menschliche, (oder, will man lieber, un- 
menschliche) Verbrechen begeht, von denen sich der 
Zuschauer sagt, er hätte sie, im Nothfalle, eben- 
falls begehen können, vor Freuden aber sich die 
Hände reibt, sie doch nicht begangen zu haben. 

Nun setzt aber, an die Stelle des genusssüchtigen 
Don Juan, einen Hans Quast mit dem Fferdefusse, 
von dem niemand weiss, von wannen er kommt, 
noch wohin er fährt, der einen dummen Gärgen 
verderben will, nicht, wie Don Juan den Masetto, 
um die Zerline zu erhaschen, das wäre doch 
ein wirklicher Grund , sondern . . • , ja , wenn 
er es nur seihst wüsste, warum? — Ihr entgegnet 
vielleicht, es geschehe, um seiner Seele habhaft, zu 
werden? Da hätte er was rechtes! Ja, wenn's ein 
Doctor Faust wäre, da verlohnte sich's noch der 
Mühe ; aber solch einqa miserablen ßauerburschen ! 
— Oder sollte es mit dem Teufel heuer schon so her- 
untergekommen .sein, *lass er eben nehmen müsste, 
was er kriegen kann? 



Digitized ö/ Google 



von G, L. P. Sievers. 2C5 

Ist's euch aber durchaus um Volksmärchen 
mit Teufels- und Gespensterspuk zu tbun, weil 
ihr nichts von freier Faust zu erfinden ver- 
mögt, wie kommt's, dass ihr nicht schon längst 
zwei dergleichen fix und fertige Volksmärchen- 
Opern, deren Musik und Text in jeder Hinsicht 
Meisterstücke sind, zur Aufführung gebracht habt? 
Ihr staunt? .Ihr wisst nicht, was das für Opern 
sind? Ich will's euch sagen: sie heissen : I.enore, 
und: die Tochter des Pfarrers von Tau. 
benhain. Es sind freilich nur Balladen, aber, 
poetisch und musikalisch genommen, so vollkom- 
men dramatisch (dramatisch, sage ich, eine Ei- 
genschaft, welche heut zu Tage nicht mehr auf 
den Baumen wächst), dass es nur eines Arran- 
geurs bedurfte wie der Pariser Castil - Btaze, 
um daraus ein paar romantische Opern zu machen, 
Trotz der schlechtesten, welche jetzt für die be- 
sten a us ges c hri een werden. Es käme dabei 
nur auf eine Kleinigkeit an, welche heut zu 
Tage gäng und gäbe genug ist, nämlich auf die 
Kunst das Kurze in die Liinge zu ziehen, wie eine 
Viertelbouteille vortrefflichen Spiritus erst recht 
trinkbar wird, nachdem man eine ganze Bouteille 
Brandtewein daraus gebraut hat. 



Ihr werdet doch nicht in Abrede sein, dass 
einem Hand-, und einem Geisteswerke durchaus 
dasselbe Princip zum Grunde liege, und dass beide 
nicht in der Qualität, sondern nur in der Quanti- 
tät verschieden seien ? 



266 



Schröpf köpfe, 



Ein Schuh, zum Beispiele, und Don Juan, 
.sind aus derselben Idee entstanden, aus der Idee 
niimiicli, o!.«as Ziv(;ckm:is.iis>- . Schifnos zu schal- 
feil. — (Hui wie die Nebel- und Schwebeligen 
die Gesichter verziehen ob einer so gemeinen 
Popularisirung ihres „göttlichen Ideals« !) 

'. ■ \ ■ «KV.- ■ 1..,,^ ... 

Also : ein Handwerker, oder ein Künstler, das 
ist alles Eins, — oder vielmehr ist nicht Eins, son- 
dern himmelweit von einander unterschieden , nur 
aber nicht in eurem Sinne, sondern im mei til- 
gen. Vernehmt, wie ich das verstehe. 

Ein Handwerker imiss drei Jahre in die Lehre 
»ehen , drei andere als Gesell arbeiten, und wird 
dann, wenn sein Meisterstück (ein bedeutsames 
Wort) den Beifall der Meister erhält, zum 1 Mei- 
ster gemacht. Aber ihr Componistcn fangt das 
Ding vom Schwänze an : Ihr werdet Meister, ohne 
Lehrbursche gewesen zu sein ! Ist es daher ein 
Wunder, dass ihr weder Mas nehmen, noch 
Zuschneiden gelernt habt? 

Mas nehmen, — Zuschneiden, — wel- 
che sinnvolle Handlungen ! — Worin aber besteht 
beides? Bei dem Schuster, zum Beispiele, da- 
rin, dass der Schuh dein physischen Charak- 
tei des Fusse-a gumüss zti^cächnitten , tl.is heisst, 
dass auf seine höckerigen oder vertieften, auf 
seine langen oder kurzen Formen, Rücksicht ge? 
Rommen wird, dass dem zarten weiblichen Fusse 
eine weniger starke Bekleidung gemacht, als dem 
abgehärteten männlichen, dass ein Bauer anders 



von 67. L. P. Siekers. 337 



beschuhet werde, als etil Hofmann, und eine 
Viehmagd anders denn eine Prinzessin, und dass 
endlich der respective Schuh gerade nicht länger 
und nicht kürzer zugeschnitten werde, als der Fuss 
ist, welchem er zur Bekleidung dienen soll. Wäh- 
rend aber jeder Schnster bei der Compositioa 
seines Schuh«, also verfährt, fallt es euch, ihr musi. 
kaiischen Componisten, gar nicht ein, weder Mas 
zu nehmen, noch zuzuschneiden! Ihr arbeitet auf 
den Kauf, das heisst, ihr kleidet den lustigen , 
wie den traurigen, den sentimentalen, wie den 
frivolen, den cholerischen, wie den phlegmati- 
schen Charakter, auf gleiche Weise ein. Genz be. 
sonders vergesst ihr das Zuschneiden: Alles 
ist auf den Zuwachs berechnet, nämlich auf 
den der Ohren, welche ihr, in der Besorgniss, 
ihnen zu wenig zu geben, uberall vollstopft, damit 
die Leute voll für ihr Geld erhalten und wieder- 
kommen. Aufs höchste lasst ihr ., euch angele- 
gen sein, eure Arbeit in's Auge (oder vielmehr 
in\Ohr) fallend zu machen ; euch übrigens wenig 
darum bekümmernd, ob sie auch innerfich solid 
und dauerhaft gemacht sei, oder ob sie, um mit 
einem Volksprüchworte zu reden, (von der Ves- 
per bis zum Hühnerauffluge dauere. 

Solange also ihr Componisten werdet gelernt ha- 
ben nicht Mas nehmen und Zuschneiden, 
behaupte ich, ein Schuhmacher, der versteht, einen 
passenden Schuh zu machen, sei ein würdigerer 
Künstler, als ein Opermacher, dessen Musik zu 
nichts passt, als zu Ballast, um nicht drei oder 
Cdii.. s. bmj. ( Bt(1 „ j 19 



268 Schröpf köpfe , 

vier leere Stunden im Aleers der Langen Weil« 
untergehen zu lassen. 

Ich bin der entgegengesetzten Meinung Lea- 
sings: die Kunst soll nach Brod gehen. Brod ist 
das Losungswort, welches die ganze menschliche 
ThÜLigkeit in Bewegung setzt. Gebt dem Künst- 
ler vollauf zu essen, und er wird (wenn's sonst 
Apollo's Wille ist) Werke schaffen , welche ihm 
die Unsterblichkeit verschaffen. ■ 

Aber die Kunst wird verhungern, wenn die Di- 
lettanten fortfahren, ihr das Brod aus der Tasche zu 
stehlen. — Ihr beklagt euch, dass der wahren Künst- 
ler immer weniger werden ? Sehr natürlich: werden 
doch der Pfuscher, das heisst Euer, immer mehr ! 
Wenn ihr nicht zu Hause den Magen überlüdet, 
so würde euch nach Theater und Concert der Heis- 
Uunger antreten, folglich der Künstler in den Stand 
gesetzt werden, von setner Kunst zu leben, 
ohne zu einem Hand-werke (das heisst, zu sei- 
ner Kunst, in ein Handwerk umgeschaffen) seine Zu- 
flucht nehmen zu müssen. 

Nennt mir auch nur einen einzigen teu Ischen 
Theatercomponisten , ( um von diesen allein zu 
sprechen,) welcher, ohne weitere Anstellung oder 
sonstige Nebenverdienste, von seinen Compositio- 
nen leben könnte? — In Frankreich, in Italien 
gibt es deren dreissig, vierzig, fünfzig I — Und ihr 
bochmüthigen Teutschen , die ihr Ohren habt und 



von G. L. P. Sievers. 269 



doch nicht hört , folglich doppelter Streiche wür- 
dig seid, werdet ihr immer noch fortfuhren, euch 
für das auserwählte Voll: Apollo's an halten ? 
Wo sind eure Ansprüche ( ich meine gegründete, 
und keine eingebildete) auf diese Ehre? Eine 
Schwalbe macht noch keinen Sommer, welch« 
heiligengeistartige Vorbedeutung sie auch mit sich 
gebracht haben mag* t 

Hflrt auf, hört auf zu geigen, zu pfeifen und 
zu krächzen ! lasst euren gesammten Musikplun- 
der, den tönenden, wie den papiernen, in Flam- 
men auflodern ! und aus der Asche wird ein ver- 
jüngter ton künstlerischer Fhönix hervorgehen, be- 
stimmt , eure musikalische Ära von neuem zu 
beginnen. Freilich wird euch das Alles schwer 
antreten, denn es ist leichter, eine Tugend anzu- 
nehmen, als eine Schwäche abzulegen. Aber, ich 
selbst bin euch schon vor fünfzehn Jahren mit ei- 
nem guten Beispiele vorangegangen. Von der Na- 
tur mit glühender, alles besiegender Liebe und 
(wie ich mir schmeicheln darf) mit einigem Ge- 
nie für die Musik geboren, habe ich, gleich euch, 
nach allen Seiten in die Kunst gepfuscht, dann 
aber, bei reiferem Verstände (wollte Gott, er 
käme allen Leuten , wenn auch nicht vor , doch, 
wie mir, wenigstens mit den Jahren,) keine 
Feder, "keinen Clavis und keinen Bogen mehr an- 
gerührt. Dieses Opfer, auf Kosten des eig- 
nen persönlichen Genusses meinem besseren Wis- 
sen und Gewissen gebracht, ist die Handlung 



270 



Schröpfköpfe , 



meines Lebens, auf welche ich den meisten Werth 
setze ! 



Auch mit den grtfssten Wunderwerken macht 
di« Gewohnheit so vertraut, dass sie nicht mehr 
beachtet werden. 

Was ist wunderbarer als das Weltsystem, und 
in dessen Mitte jener leuchtende Weltkörper, der 
wunderbarste von allen? Aber wer kümmert sich 
noch darum < Niemand ! — So geht's auch in der mu- 
sikalischen Welt: was ist hier wunderbarer, als je- 
n«r glänzende Stern , der, wie der Polarstern, nie 
untergehen wird ? Wer kümmert sich noch darum ? 
Niemand ! — Ja, ichsage: Niemand, Trotz jenen fel- 
schen Patrioten, welche sich in die Seite kneipen, 
um nur in eigner Lauheit recht lichterloh aufzubren- 
nen. Aber es ist Strohfeuer, welches eben so plötz- 
lich erlischt, als es entstanden ist. Und gibt es auch, 
einmal unter tausend Personen Eine, welche sich 
von dem Wunder dieses grössten aller Genies bis zur 
Anbetung durchdrungen fühlt, ist darum die gros- 
se Menge nicht eben so gleichgültig dagegen , als 
bekümmerte sich Niemand darum? 

O verstocktes Publicum ! Ungeheuer mit vielen 
Sinnen, aber nicht mit vielem Kopf! muss man dir 
unaufhörlich vorkäuen und wiederkäuen, wie viel 
du eigentlich au jenem grossen musikalischen Welt- 
lichte besitzest? — Ich will es dir sagen; Alles! 
Niinm's hinweg, und Null von Null geht auf. Wirst 
du genannt im Auslande (als tbeatercomponirends 



von G. L. P. Sievers. 



271 



Nation, versteht sich, denn von deine* Instrumen- 
ta üsirlt uns t , als einem After - Nothbehelf , wirb! 
gar keine Notiz genommen); 80 geschieht's bei 
seinem Namen ; sein Nanft vertritt dich, sein Na- 
me ist der Kopf, der auf deinem Rumpfe sitzt: 
ohne ihn wärst du ein bioser Strunk. 

Weisst du, aufgeblähter Bauch, wie man im Aus- 
lände vondirurtheilt? — ich will dir's sagen:„Was 
will denn, « heisst es dort, „jenes Volk" (ich bitte 
dich, dies Wort in einer andern, als der ernsten 
Bedeutung zu nehmen ) „mit seinem hochmüthi- 
gen Bettelstolze ? Während wir alle unsere musi- 
kalischen Bedurfnisse durch uns selbst bestreiten, 
keine einzige fremde No$e auf unsern* Theatern *) 



*) Das ist in Italien wörtlich wahr; denn die Versuche 
in Mailand niit Mozart, in Neapel mit Sponliui, 
und, ich erinnere mich nicht, wo? mit Cherubini 
gemacht, (Spontini und Cherubini sind Italiener, 
aber nicht italia'nische Comp o nisten,) sind so unglück- 
lich ausgefallen , dass wahrscheinlich so bald keine 
neuen werden gewagt werden. — Was das Thealer 
Od£on zu Paris mit seinen ausländischen Opern an- 
betrifft, so werden wir diese Zwitter- oder Miss gehurt, 
dem unnatürlich geformten Schosse mit der Kueip- 
zange- der Vcrslandcsspeculation entrissen, Ober eine 
Weile nicht mehr- sehen» das proph exei he ich 
' hiemit vor ganz Teutschland und wo 
sonst hin. etwa die Carijia dringen mag. 
Selbst mit dem dortigen italiänischen Theater, wel- 
ches Trotz seines , boL den AusIÜndern und den hö- 
heren ,. Äitfranzisirlen Klassen genossenen ltdfalls, 
niemals ein Theater der Pariser Nation gewesen, 
noch werden wird, scheint es, so viel ich aus öffent- 



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272 



Schröpfköpfe , 



dulden, und diesen oder jenen ausländischen Com- 
ponisten kaum den Namen nach kennen, treibst 
du, armseliges teutsches Volk, die Frechheit so 
weit, uns allen möglichen Spott und Schimpf mit 



liehen Blättern und Privatnachrichten schliesscn 
kann, eben der vielen kostspieligen Eiperimentc 
wegen, welche man dg mit anstellt, auf die Neige 
zu gclm. Freilich dürfte den Franzosen eine mu- 
sikalische Wiedergeburt bevorstehen; aber weder 
einem ausländischen Theater wie dem italiänischen, 
noch einer Wlnkelbillme ohne allen bestimmten 
Charakter wie dem Odeon *) wird die Ehre widerfah- 
ren, sie bewerkstelligen zu helfen. Auch wird sie 
sich nicht in so gewaltigen Sprüngen, wie das 
Odeon jeiat gethan, sondern langsamen Schrittes, 
und zwar einzig und aHein auf den beiden Pariser 
N a tio na lopembi ihnen , dein Theater Fejdeau {Ope- 
ra comique") und der grossen Oper, hegeben wollen. 
Von hier aus allein, als den Theatern, weiche nicht 
allein Paris, sondern ganz Frankreich, für klassisch 
anerkennt, kann auf das französische Publicum ge- 
wirkt werden ; alle übrigen Versuche , so anschei- 

"> Das- Theater Odeon Ist, Trotz seiner Grösse und 
seines architektonische» Wert lies, ein Winkel- 
theater, wie sein ihm in jeder Hinsieht ähnlicher, 
Zw illingsb rüder zu Wien, das Theater an der Wien. 
Beule , alle rccitirl.en und gesunkenen Gattungen 
durclilanlend um) Wim am diesem Grunde in iici- 
nem reiiHsiraml, besitzen weder Kapert oh-e , noch 
Seli:jnsf)ielcr , uoeli Publicum. Sic schleppen ihre 
klägliche Existenz von einem Jahre zum andern hin, 
miniren. Trnls der bell äeliilichcn Zu* teuer von 
Seilen der beiden rp.pctm™ Uegicruugen, ihre je- 
desmaligen Diieotioneu, und sprechen allen. Huiist- 
e i. periiu enien Hülm, welche mit ihnen angestellt 
werden. Ks-tden Theatern wih-de nrfhs besser iu 
hellen, nein „ ui* wenn.' man sie ganz eingehen Hesse,. 

-4. <J, r«r£ 



von G. L. P. Sievers. 



273 



Worten aiizuthun, mit den Künden aber uns, auf 
eine wahrhaft Highwainuta - Weise, die letzte mu- 
sikalische Krume aus der Tasche zu stehlen , um 
dich vor dem Hungertode zu schützen ?« 

„Wie! ein Volk, fast keine inheimische Note 
mehr auf seinen Theatern singend, sondern mit 
wahren Straussenliehlea auch die heterogensten Gat- 
tungen (dieutlramelodisclien, wie die ultradeclania- 
torischen, den Barbier von Sivilien, wie 
den Schnee) abgurgelnd, ist frech genug, mit 
einem oder dem andern hochnothpeinlichon Hen- 
kerskomponisten an seiner Spitze, unsere Heroen 
von der Seine und der Tiber lästern, ja gar lücher- 
Lich machen zu wollen, — unsere Heroen, wel- 
che mit dem kleinen Finger weiter reichen, als 
jene Componisten , wenn sie sich auf der Folter- 



nend glänzend auch der Erfolg sein dürfte, werden 
nur augenblickliche Resultate liefern. Übri- 
gens kann die Beform nicht im Wege des Üb erbiet eng 
der beiden genrtt, nämlich der Melodie und der 
Charakteristik, nie es mit den, in diesem Augenblicke 
auf dem Odcon aufgeführten Werken geschieht, be- 
werkstelligt werden, sondern allein durch Zurückfüh- 
rung in die vernünftigen Granzcn, vom höchsten Ver- 
stände und dem klarsten Genie aufgesteckt, wie es einst 
Gluck auf dem grossen Operntheater mit seiner Iphige- 
nie, und Picclni auf dem italienischen Theater (auxlia- 
lient, das hies« damals die, auf dem Theater Favart sich 
in Vereinigung mit der alten italienischen Comödie 
gebildet habende, französische komische Oper, au» 
welcher sich einige Jahre vor der Revolution, durch 
Trennung, das Theater Fejdcau bildete) mit seiner 
Buona figliuola , bewirkten. 

A, VirJ, 



274 Schröpf köpfe, v. Sievers. 



leiter nach allen vier Himmelsgegenden haben die 
Glieder ausrenken lassen?" — 

So , und noch weit ärger, kläfft man Euch an, 
meine geliebten Landsleute: 

Ihr lacht dazu, wie es eurer Vermessenheit ge- 
bührt, und fahrt fort, die Hände in den Schoss 
zu legen und — zu betteln und zu stehlen und 
hochmüthig zu sein. — Bravo l Ihr seid unverbes- 
serlich I 



.-. i ... ■ ..-iv : .«Bf,*** 




Gottfried Silbermann. 



Mittheilungen aus dem Leben und Wirken berühmter 
Kunstler können in der Cacilia , dem Bereiche des 
Schönen, nicht unwillkommen sern. Bedenkt man nlm- 
lich, dass die Orgel, sowohl um ihrer Bestimmung für 
das Erhabene and Feierliche, als auch ihrer vielfachen 
"Wirkung willen, für ein Kunstwerk, dessen Erlindung den 
menschlichen Verstand zur liewundcrung zwingt , gehal- 
ten werden muss, ho wird die Erinnerung an ausgezeich. 
netc Künstler, die in diesem Fache durch ihre trefflichen 
Leistungen sich einen bleibenden Ruhm zu erwerben wuss- 
ten, mehrfach zweckmässig sejn. 

Unter Künstlern dieser Art aber «erdient oinen ehren- 
vollen Plan Gottfried 1 Silbcrmann, berühmter 
Orgelbauraeist er in Freiberg, im Königreiche Sachsen, 
dessen Andenken vor Kurzein durch eine kleine Schrift •) 
erneuert worden ist. 

Eine genaue Beschreibung der Vorzüge, Wirkungen und 
Eigenthümlichk eilen der Kunstwerke dieses Mannes, unter 
denen, in Yergleichung mit ähnlichen, eine gewisse Un- 
wandelbarkeit und Dauer und vollkommene Symmetrie , 
ausgezeichnet ist, zu geben, wer könnte das? Aber wer 
anch nur einmal ein Werk dieses Meisters gehört hat, 
der wird sich der Kraft und majestätischen Fülle des 
anziehenden Gesanges, wie des besondern Zaubers , der 
sich darin aussprach, gewiss noch bewusst seyn. Kenner 
konnten nicht ohne Erhöhung und Begeisterung die har- 
monischcnKliinge-des unstreitig vollendetsten Kunstwerk» 
dieses Meisters in der katholischen Kirche zu Dresden 



*) Etwas mr Feier des ersten Jubiläums der beiden 
Silbermannischen Orgeln in. Kötlia , von Kittflr,. 
Oberpfarrer und Adjunkt der Enhoric Leipzig,, 



276 Gottfried Silbermann. 



vernehmen, ohne diesen Sphä'renhlang zu bewundern. 
Merkwürdig ist es, data, bei den unbestrittenen Fortschrit- 
ten der Mechanik in dieser Kunst, Silberinaniis Orgel- 
werke, nach einem Zeiträume von 100 Jahren, dennoch 
durch ihre Dauer, durch zweckmässigen innern Bau und 
Sauberkeit, neben den besten in dieser Art nicht nur ihren 
Werth behaupten, sondern, durch ibre Folie und Festig- 
keit desTonos, durch das Schneidende der Principal- Stim- 
men, vor vielen sogar den Vorzug verdienen. Um so 
mehr darf ich daher hoffen, dass Folgendes aus dem Le- 
ben, und über die Leistungen des variieren Künstlers vie- 
len Lesern der Cacilia nicht unwillkommen seje werde, 

Gottfried Silbern, nun, König]. Pohlnischer und 
ChurfOrstl. Sachs. Hof- und Landorgclbaumcister, zu Frei- 
berg im Königreiche Sachsen, wurde geboren i683 den 
l4- Jan. in Frauensli'in im Erigefrirgi'. Von seinem Vater, 
einem Ziminerinanne, wurde er einem Buchbinder in die 
Lehre gegeben , musste aber , muth williger Jugendstrei- 
che halber, dieselbe verlassen, entfloh ztt seinem Vetter, 
einem benachbarten Müller, und von da wieder za seines 
Vaters Bruder, dem Orgelbauer Silbermann in Strasburg. 

In 3 Lehrjahren halte er im T/ischlcrh and werk schon sol- 
che Fortschritte gemacht, dass er ein Kunstjünger werden 
und ilun die Miterrichtung, einer Orgel in- einem Kloster 
bei Sirasaburg anvertraut werden Konnte. Doch nüthigte 
ihn hier die Entdeckung seines Plans, der Entführung ei- 
ner Nonne, tur Flucht, und er kehrte in seinen GcburU- 
ort Frauenstein zurück. Ans eigenem. Vermögen , dns„er 
sich bei sninein Olieim gesammelt liatte, erbauele er. hier 
die erste Orgel , die ihrer Trefflichkeit halber den Bei- 
fall aller Kenner erhielt und. seinen Itulim begründete. 

Im Jahre 171a verlegte er seinen Wohnsitz nach 
Freiberg, welches auch sein Ibbensla'nglicher Aufent- 
halt geblleften ist. Von iiier aus. verbreitete- sich sein 
Bnhm bis. ins Ausland. Er erhielt einen ehrenvollen 



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Gottfried Silbermann. 277 



Huf nach Petersburg und Cojienhagcn ; aber beides leim- 
te er aus Liebe zu seiDcm Vatorlande ab. Silbermann 
hat sich aber durch Erbauung semer trefflichen Orgcl- 
gelwcrke nicht nur als einen genialen, sondern auch durch 
YerFerligung seiner Flügel, Pianofortes und Claviere, die 
allgemeinen Beifall fanden, so wie- durch das von ihm 
erfundene Cemlal d'Amaur, als vielseitiger Künstler be- 
rühmt gemacht. 

pic Art und Weise der Betreibung seine* Geschäft» 
anlangend, so geschah letzteres fahrikmäs&ig , aber mit 
seltener Vorsicht, Fleis und Sorgfalt. Untüelitigkeit und 
Halbheit waren ihm gänzlich verhasst. Das Kleinste und Un- 
bedeutendste, wie das Grosse und Wichtige wurde von ihm 
mit gleicher Genauigkeit beachtet. Von zehn Gesellen in 
seiner Werkstatt und unter seiner Aufsicht, arbeitete je- 
der nur eine und dieselbe Art der Arbeit und gelangte 
dadurch zur Vollkommenheit. Einer, Kamens Kaiser, 
hatte 3o Jahre lang nichts als Stotkclieu und Armciicn au 
den Wellen gemacht; andere haitun andre Arbeiten in 
Zinn und Holl. Das Hauptgeschäft aber, Löthung, In- 
tonation und Stimmung, übernahm der Meister selbst. 
Zu seinen Arbeiten aber bediente er sieh der besten Ma- 
terialien, des ältesten Hohes und des vorzüglichsten eng- 
lischen Zinns, und sparte dazu keinen Aufwand, Darum 
tragen noch jeut seine Werke das Gcuräge der Gedie- 
genheit und Dauerhaftigkeit an sich. Die Disposition der 
Stimmen ist bei Silbermann, in Vergleieiiusig mit Orgel- 
werken seiner und neuerer Zeit, einfach und fast in jedem 
seiner Werke dieselbe; aber desto mehr Bewunderung 
erregt die Wirkung jeder einzelnen. Auch wenige 
Bässe machen in seinen Werken Effect. * 

Unter seinen Schülern zeichnete sich ans; Zacharias 
Hildebrand, der seinen Werken grössern Umfang gab, 
undr die von seinem Meisler beobachtete Grenzlinie der 
Klaviatur, von c, bis ( ausdehnte. Er ist nicht nur der Er- 
bauer iivciec trefflicher Orgelwerke, in Hamburg .in 



278 Gottfried Silbermann. 



der beil. Geisthirchc und ifi der Stadthirchc zu Waumburg 
an der Saale , letzteres durch Einheit und Mannigfaltig- 
keit der Tonverbindung unstreitig eins der vorzüglichsten 
in Teutschland, sondern er hat auch, nach seines Meisters 
Tode, das oben genannte Werk in der katholischen Kirche 
uu Dresden rühmlich vollendet. 

In seinen Leistungen zeigte Silbermann eine seltene Be- 
harrlichkeit, tue aber, bei dem unerwarteten Misslingcn, 
auch leicht in Zorn entflammte. *) Das Feuer seines Tem- 
peramentes riss ihn nicht selten zu etwas fort, das er im 
Stillen bereuete. Sein Character war offen und gerade, 
bisweilen an das Rauhe, Mürrische und droht: streitend. 
Im Gefühle seines Kunsttalenls war es ihm wenig um die 
Gunst Anderer zu thun, und sein Symbol war: „der lebt 
„am glücklichsten, der weder selbst gern gross seyn, 
„noch mit grossen Leuten viel zu thun haben will," 

S, hat, in dem Zeiträume von ungefähr 1708 bis 
1753, sieben und vienig ausgezeichnete Orgelwerke ge- 
liefert, worunter das zu Frauenstein sein erstes, und 
das in der katholischen. Kirche zu Dresden sein letztes ist. 
Die meisten r nämlich a5, waren mit 1, 16 mit einem, 4 
aber , worunter die zu Freiborg und Dresden die vorzüg- 
lichsten, sind, mit 3 Klavieren. Durch sein Bunsttalent 



*y Li einer neuerbauten Orgel Hess eine Basspfeife 
eines Flötenregjsters etwas Schnarrendes hören, und 
wurde daher augenblicklich zertrümmert und dem 
Feuer- übergeben. Erst bei der Intonation der neuen, 
an. ihre Stelle getretenen * entdeckte man' an einem 
nicht allzuentfernton fenster die wahre Ursache 
jenes Missklaiigs, durch die Vibration einer Glas- 
scheibe vom gleichen Ton. Der- Bnnsteifercr konn- 
te sich nicht halten, und, für die erlittene Täuschung 
erfuhr- das Fenster das Schicksal der Vernichtung. 
— Einst wollte ein Fremder bei ihm ein Klavier 
kaufen,, worunter sich unter mehreren auch eins von 
einem seiner Schüler befand, das jenem ausschlies- 
send gefiel. S. empfindlich über diese- Beschränkung 
seines Ruhms , kaufte es dem Verferti»er im. Geheim 
sogleich ab, und- unter dem Vorwande, dass es be- 
reits. ¥ erhandelt sey, wurde es zerschlagen, d. Ff, 



Gottfried Silbermann. 2/9 



hatte er sicli ein bedeutendes Vermögen erworben, wovon 
durch Testament ein Kunst genösse, Schöne, 4000 Tlilr. , 
das Übrige aber, sein Obeim, der Hofcommitiär Silber- 
mann in Dresden, erhielt. 

Er starb in Dresden 1753, Jen 4- August , im 70ten Le-' 
bensjahre. 

Möge besonders jungen Künstlern dieses Fachs du» 
Beispiel Silbermanhs eine Ermunterung zum Nachei- 
fer und' Streben nach Vollendung werden, und mögen 
ihnen die Worte aus der obengenannten Jubelpredigt un- 
vergesslich seyn, die zugleich einen Beweis schöner Dar- 
stellung enthalten: „Sollten wir nicht heute mit dankba- 
rer Freude da* Andenken eines Mannes erneuern, der zur 
Verbindung der Kunst mit der Religion so kruftig wirkte 
und -uns Kunstwerke aufstellte, die den Geist der Andacht 
so wirksam beleben und Jahrhunderte in ihrer Vollen- 
dung dauern? — Sein Beispiel soll aber aueh jeden un- 
ter uns ermuntern, in seinem Fache sich auszuzeichnen, 
jederzeit etwas Tüchtiges zu liefern und allen Arbeiten 
die möglichste Vollendung und Dauer zu geben, um un- 
seren Posten Ehre eu machen und uns um Mit -und Nach- 
welt bleibendes Verdienst zu erwerben. Der stüraper- 
haftc und gewissentose Arbeiter verdient Verachtung und 
gebt im Strome der Zeit unter. Der geschickte und red- 
liche Mann aber, er stehe wo er will, gewinnt wahre 
Achtung und lebt fort im Andenken guter Menseben. 



280 

Mittheiluiigen 

von Fr: Haug. 



L ä 1 l J. 

■Quinault's schwache Verse sind leicht ru kompo- 
»niren, Freund!* sagten Lüllys Bekannte im Sehen', 
■aber bej Slellcn eines grossen Dichters rnftcht' es Dir 
wwohl schwer falleju* Lülly, durch ihr Necken anfgerciit, 
und von Begeisterung ergriffen, eilt an sein Klavier, 
denkt einen Augenblick nach, und singt die berühmte 
Stelle in der Iphigenie: 

»Uii jiretre envtrenae' A'une Joule crutlle 
vPortera lur ma ßlle une main criminelle, 
vDe'ehirera lon sein, rl iPun ocil curieax , 
»Dm» loa coeur palpilant , tonsulttra lei Dieux.t 

Die Zuhörer wähnten bey dem grässlichen Schauspiele 
gegenwärtig zu seyn, und ob den Tönen, welche der 
Musiker mit den Worten des Dichters ru verweben 
wusste, richteten ihre Haare sich empor. (Mmanacli Hut- 
mir*, »781.) 



Musiklieb«. 

Kiccimer, König der Vandalen, wurde von Beiisar ge- 
schlagen und musste in die Gebirge fliehen. Von dort 
liess er den Feldherrn um Brot .bitten, damit er nicht 
Hungers stürbe , um einen Schwamm , seine Thronen 
tu trocknen, und um ein musikalisches Instrument, sich 
m trösten. {Vit de PEmpurear Jailinün.') 



Db I zod by Goüv 



281 



Ein unvorgreiflich.es Bedenfeen über die 
itzige musikalische Kultur 
ä la mode. 

Würzt) urg am iO. Juni i8i5. 

AuTtfem Angesichte unserer Zeit kokettiren zwei 
grelle Schönpfliistercheii , nämlich das papiere- 
ne in Bezug auf Staats- und Geschäfts leben, und, 
was die ästhetische Bildung belangt, das musi- 
kalische. Weil nun weder der Land- noch 
Gottesfrieden je das Reich der Töne in seine Huth 
genommen, so ist uns- dadurch freie Fug und Macht 
gegeben, eben dieses letztere zu lüften, um et- 
wa die verdeckte Pocke zu erkunden, die darun- 
ter liegen mag. 

Auf dem ganzen Europaischen Kontinente hat 
sich in unsern Zeiten die Musik so allgemein 
verbreitet , dass sie unsere ganze künstlerische 
liichtung raodificirt hat, und es ist da leicht zu 
begreifen, wie oft man hiebei der prunkenden 
Brautjungfer auf die Schleppe tritt, und ihre 
Kränze in den Staub knetet. Darum wagen wir 
hier ein Wörtlein zu Schutz und Trutz für sie, 
und wir rechnen in dem äussersten Falle 
noch auf alle quickende und kreischende Sack- 
und Röhrenpfeifer, Gross- und Kleingeiger, dass 
«ie unsere frommen Wünschen beherzigen mögen. 

Eines der traurigsten Uebel in dieser" unserer 
Werketags weit ist, dass man der Musik zwar die 
Ehre einer Kunst gestattet, aber nur eben einer 



232 



Bedenken über die 



niederen Brodkunst, mit der die Künstler ih- 
ren hungrigen Weibern und Kindern die leeren 
Esstöpfe füllen wollen ; dein gemäss ist eben al- 
lenthalben der dieser Ansicht entsprechende neue 
Pestalozzi erstanden, welcher seinen Eleven 
die schwarzbeseclizehntelten Notenblätter von 
Violin -Kaprizen oder die dürre Sekundstimme 
einer Buhlerischen Messe mit Knute und Hasel- 
ttock einbläut; und leichtlich lässt es sich den 
armen Geigern in den Dorfkirchen anhören, wie 
sie mit ihrem pedantischen, prickelnden Lirum- 
Larum die so derb gefühlten Lektionen jämmer- 
lich herunterstreichen , dass es den bausbäckigen 
Engeln an den breit verschnörkelten Kanzeln die 
stieren Augen erweichen könnte. 

Man glaubt denn nun endlich, Gottlob! nach so 
vielen hundert Jahren, klüger und gesetzter ge- 
worden zu seyn, als die kindischen Tropfen von 
Griechen , die bei ihrem Monochorde oder ihrer 
späteren Lyra fühlen, weinen und jauchzen konn- 
ten; jetzt stellt sich, der prosaische Musensohn, 
wohl eingedenk des Wahrwortes: Sapiens Sem- 
per idem, mit der ruhigsten Haltung an sei- 
nen Pult, und wir haben es aus vieler leidiger 
Erfahrung, dass sich dieser Indifferentismns , mit 
einer eisernen Beharrlichkeit, durch alle Sireni- 
schen Abzeichen der Musik, in den verschiedenen 
Nuancen des Tempos und Ausdruckes, ganz mei- 
sterlich durchzuschlagen weiss. Dabei brauchen 
wir es kaum noch anzumerken, dass es eben so 
Brod - Komponisten giebt, und der arme 



Musik'Cultur ä la mode. 283 



Schlucker oft mit der Spende seines Verlegers 
die letzte Fastensupp« schmelzt, wenn noch nicht 
das erste Exemplar seiner Divertissements abge- 
setzt ist. Nichts ist diesen Helden, bei der gros- 
sen Fertigkeit in ihren Schöpfungen, lächerlicher, 
als dass man bei Kompositionen tieferes Studium 
und warme Originalität voraussetzen will; sie hät- 
ten es dem verblendeten Mozart dreister in das 
Gesicht gesagt, was er für ein Narr sei mit der 
Mühe bei der Ausarbeitung seines Requiem, als 
seine Memme von Ehegespons es that, ab ihr, 
bei dem sichtlichen Dahinwelken des Künstlers 
über der Arbeit, bange wurde. Es ist nichts be- 
quemer, als ein Reminiszenzen- Magazin und die 
edle Arrangir - Kunst : hat man da das Verhältnis 
der drei Harmonie-Töne und ein Bischen von den 
Dissonanzen obendrein gehört, so ist die Schel- 
lenkappe fertig, und wirklich ist; es höchlich 
zu wundern, dass uns die Leipziger Messen nicht 
schon längst „A n w e i s u n g e n, fix d r e i S t u n d e n 
den Generalbass .zu lernen," gespendet 
haben, wie es ja z. B. viele Anleitungen giebt, 
in drei Stunden französisch zu lernen. 

Doch wir wenden uns von dieser Erörterung 
weg, und gehen auf eine weitere Triebfeder der 
musikalischen Ausbildung über, nämlich auf die 
Galanterie. Dass wir dabei mit unsern ver- 
ehrten Lesern in vornehme Gesellschaft kommen, 
die uns mit den Lorgnetten mustert , versteht 
sich von selbst, und wir dürfen uns dessen um 
so weniger entblöden, als wir uns durch drei 

C«ili., 3. B«,l, (U.r, „.) 20 



284 Bedenken über die 



Tropfen eau de mille fleurs, premihre sorte: 
ckex Pierre Bonvif ant d Paris, sur le pont 
neuf, Nr. 123,456,789, die uns der dienstwillige 
Jean für einen sou auf das Sacktuch giesst, zu 
ihres Gleichen erheben können. Hören wir ja 
doch sogleich am Eingange des Salon die überir- 
dischen Töne des meisterlichen Piano/orte d </ un- 
tre chordea* und erblicken die schlanke Nym- 
phengestalt der kehl- und fingerfertigen Sänge- 
rin, die alle Hörer zu Faunen entzückt! Fra- 
ge man sie nur, warum sie musikalisch scy, so 
wird sie, nach einer langen Pause hysterischer 
Verwunderung, merken lassen, sie folge eben dem 
guten Tone, sey ein Fräulein der bester Er- 
ziehung, und der Maestro müsse sich eine Ehre da- 
raus machen, wenn sie und Leute ihres Gleichen, 
seine Cavatinen nachligallen. 

Es zeigt überhaupt eine eminente Meisterschaft 
in dem Kapitel der Lebensklugheit, jede Sache 
vielfach zu benützen, und wie könnte man in Ab- 
rede stellen, dass in dieser Hinsicht heutzutage 
die Musik ein in der menschlichen Ökonomie all- 
gemein brauchbares Hausmittelchen ist, das bald 
den vermissten Hymen bei den Haaren herzuzie- 
hen, bald dem nonum in annurn bedrückten Sup- 
plikanten Amt und Pfründe zu verschaffen weiss ! 

Aus diesen und ähnlichen Gründen und ganz 
von Rechtswegen hat sich daher die Musik selbst 
dem Tone der Welt fügen müssen, und es gibt 
kein besseres Zeichen, dass man mit dem Zeit- 
geiste fortgeschritten sey, als Musique d la mo~ 



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Musik-Cultur ä la mode. 285 



de zu schreiben oder zu exequiren. Da man 
nun zur Zeit bei der menschlichen Stimme einen 
brillanten Flöten- oder Violinsatz, mit Wagnissen, 
Bravouren und tändelndem Cantabile trägt, .'wo- 
rüber wir den musikalischen Nobile, Herrn Joa- 
chim Rossini, nötigenfalls als Zeugen benen- 
nen, da es itzt zum Tons gehört, die Instrumen- 
te aus ihrem Wesen zu 'werfen, auf der Flöte 
zu geigen und auf der Geige zu flöten, und da 
nun endlich die alten ergreifenden Kirchenmelo- 
dieen als eine gothische Ausgeburt unter das 
rostige Eisen geworfen worden sind, so ist es 
nur die letzte sundige Zuckung eines antiquirtea 
Geschmackes, wenn Karl Maria von Weber 
mit seinem Freys c nützen so allgemeinen Bei- 
fall gefunden, und gewisslich hätte er mit seinen 
dickblüligen Viola - Tremulanten keine solche 
Epoche gemacht, wenn der liebe Kind nicht 
den Teufel und seinen ganzen verfluchten Anhang, 
unter den verschieden sie 11 anmutiii;;en Spektakeln, 
zum Besten gegeben hätte , wobei es immer so 
rege und lebenslustig auf dem Paradiese der Thea- 
ter wurde. Was ist es für ein langweiliges Un- 
ding, sagen die Spiessbürger , um die Arie <Jer 
Agathe: „Und ob die Wolke s ie verhül- 
let«'! Schon dreimal hat das Parterre die Kunde 
gegähnt. — Der Bauernwalzer und der Spottchor, 
mit einigen Arien , die als tolerirte famuti zur 
Seite laufen, sind nach zur Noth schöne Piecen, 
denn da geht es doch recht lustig her. — Und mit 
seiner Originalität soll sich übrigens Herr Karl 
Maria auch nicht so breit und wichtig machen , 



286 Bedenken über die 

weil sogar der Rochus Pumpernickel ( God 
save I ! ) die Grundlage des Marsches ist. Die 
Rossinische alleinseligmachende Cautilene , das 
liebliche Dahinhüpfen der Triolen, die Wirbel- 
trommel und die Triangel, zu derer sich, in" der 
Preciosa erst bekehrt, fehlen hier ganz ! Darum 
ans Kreuz mit ihm 1 aus Kreuz !! und wir schrei- 
ben demgemäss über den Weihetempel der modi- 
schen Tonkunst, mutatis mutandis, jene Worte 
des alten griechischen Philosophen : 

„ödsea uoo^qar/.or, sigeto." *) 

Es ist doch gewiss , die Musik ist um des Pub- 
licums Willen auf der Welt, nicht, etwa das Pub- 
licum wegen der Musik, und das Orchester ist 
höflich und bereitwillig genug, das zu serviren, 
was verlangt wird, sey es eine Symphonie in brau- 
ner Dultersauce, oder ein englisches Nationallied, 
« la Rostbeef varürt. 

Bei den Konzerten vollends wird eigentlich 
nur ein Zeitvertreib und eine Erlustigung gesucht. 
Das hiesse die Leute um ihr gutes Geld prellen, 
und wäre ganz gegen die Abrede, wenn das Or- 
chester weiter gehen wollte. Man hat sich den 
ganzen Tag hindurch müde gehudelt, geschrieben 
und gerechnet, gekocht und gebügelt, da geht 
man Abends in den Konzertsaal, um lustig and. 
guter Dinge zu werden; wie kann es da einem 
Direktor einfallen, die sieben letzten Worte von 



*) Nur über Rossini geht hier der Weg! oder wört- 
lich! Hein Rossini - Unkundiger trete ein! 



1 

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Musik-Cultur ä la mode. 281 



Hayd'n, oder Schneider's Weltgericht auf- 
zulegen ? Denken , fühlen , oder gar traurig wer- 
den, das will man durch- und durchaus nicht; 
darum „macht's 'n lustjen äff!" Man be- 
sehe nur die bunte, frisirte, geschnürte, ge- 
schminkte, befiederte und bebänderte Frauen- 
masse, zu ihren Seiten die Elegants mit Arka- 
dischen Schafsblicken, wie Alles sich überbietet 
im Glänze des Putzes, in den feinsten Künsten 
der Galanterie und Koketterie , und man wird 
wohl billig verzweifeln, dass hier dasjenige am 
Platze sey, was man die eigentliche Kunst nennt.' 
'Wenn wohl periodisch ein musikalischer Fickel- 
häring oder eine vielverehrte Stadtjungfer eine 
Piece zu Ende geradbrecht, da lärmt die ganze 
Versammlung mit Bravo und Dacapo ; aber die 
Schalke wissen selber wohl, wie wenig hiervon 
der Kunst gebührt, und am Ende, wenn sich die 
Applaudanten streiten, der ganz allerliebsten 
Sopranistin den Arm zu bieten, wird es kund, 
wie. sicli Amor erfrecht hat, dem würdigen Apol- 
lo ein Schnippchen zu schlagen. 

Das Motto, welches das Journal des mo- 
de s führt: „Diversitd c'est ma ddvise« , ist im 
Grunde auch der Kernsatz des modernen Geschma- 
ckes in der Musik. Von demselben Thema , von 
demselben Komponisten längere Zeit etwas zu 
hören, das wäre viel zu langweilend; wir sind 
hierin intensiv und vielseitig geworden : von ei- 
nem Konzerte etwa nur das Allegro, dann wieder 
ein Menuett «ingelegt , Punktum, und dann wie- 



288 Bedenken über die 



der et cätera et cätera. Besonders Ist aber das 
Folpaurri so recht eigentlich aus der Hörer 
Herz geschrieben, und hören wir hie und da 
einen braven Künstler in seinem Konzerte ein 
Potpourri geben, so flüstert uns ein Schelm 
von Dämon in das Ohr, wie gut er sein gemisch- 
tes Publikum verstehen möge. Es ist ja allgemein 
kundig, wie viel, zur Zeit, der hochwichtigsten 
Aiiiläguschäfle und Ilausgeschäfte sind in unse- 
rem Leben, und da thut es uns Noth um ein 
Hautgout von Musik, um eine Quintessenz von 
Meistern und Ideen, dass man sie in Einer Stun- 
de weghaben kann. Wir können es darum täg- 
lich hören in den musikalischen Cirkeln , wie 
man einen beliebten Künstler an . allen seinen 
Gliedmassen lange bricht und martert, bis ihm 
endlich der arrangirende Henker in den Finalak- 
ltorden des letzten Presto das Rad auf die Brust 
slüsst. Die vielen Recueils des Operas et Bal- 
lets u. dgl. , welche die „Musikalien - Bureaus in 
den Verlag nehmen , beweisen das Beliebte der 
Kompilation, welche doch nosh auf allen FaH 
den Vortheil hat, die neuesten Produkte gemein- 
sam zu machen, und das Volk bei der Nase mit 
dem Zeitgeiste fortzuführen. 

Wer es erkannt hat, wie bei einem gewissen 
Erziehungs-Systeme gesorgt war, durch den ersten 
Unterricht der Jugend den Geist zu kastriren, 
der wird es wohl auch klürlicb einsehen, wie der 
Weltton gesorgt hat, seine selbstgesponnene, selbst- 
gemachte Mu>ik durch den konsequent geregelten 



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Hlusik-Cultur d la mode. 289 



Unterricht zu begründen und festzuhalten. Befän- 
den wir uns jetzt im Convicte mit den verehrten 
Lesern, so müsste uns Pater Lector die neueste 
Ankündigung eines jungen Menschen in einem 
Öffentlichen Blatte ablesen* der da um einen bil- 
ligen Preis Unterricht in "der Musik ertheilt. Las- 
sen wir nun den Proklamanten kommen, benüt- 
zen wir den geistlichen Einfluss des Pater Lector, 
und bringen ihn als Hauslehrer der Pensionistin- 
nen im Ursuliner -Kloster unter,, so lässt es sich 
mit Gewissheit erkennen , dass er ein Tausend- 
künstler ist, indem man bei ihm Musik lernt, 
und weiss nicht wie, d. h. man klimpert 
schon in einigen Monaten ein Tänzchen und singt 
eine Arie, ohne dass man nur vorher erfahren 
hat, wo man denn hinaus wolle, und wie man es 
im Grunde der Seele anzufangen habe. Mit dem 
trockenen Takt, mit den Tonarten, mit fortschrei- 
tenden Übungen, Fingersatz, Harmonielehre 
u. dgl. wird man nicht mehr geplagt; der Ton- 
künstler sagt es, wie man es gerade hier oder 
dort machen müsse, er spielt und singt es vor, 
und wenn es nun die Schülerin auswendig 
weiss, ist seine Lohnarbeit zu Ende. Ja, wir 
möchten es kaum rathen , anders zu Werke zu 
gehen, und etwa Piano forte nach Bach zu leh- 
ren, denn die Musik gehört nur zu den I* e b e n- 
st itndon, und Mama schlagt das Töchterchen 
mit dem Kochlöffel auf die Finger, wenn sie die 
Zeit mit ihrem Klimpern verdirbt; denn die 
Männer brauchen tüchtige Hausfrauen, das heisst 



200 



Bedenken über die 



Koch-, Strick- und Spinnmaschinen} und ):einö 
Tonkünstlerinn en. 

Wir mächten da nur zusetzen : lieber keine 
Kunst, als falsche Kunst. Fertige Virtuosen -Fer- 
tigkeit liegt nicht als tntegrirend in ihr, sey es 
nun im Laufe der Finger, in dem Sturmflug der 
Stimme oder in dem Lesen der Noten; aber Herz 
und Geist müssen an dem rechten Fleck vom 
Lehrer angegriffen werden. Freilich giebt es 
musikalische Maschinen , die des innern Resonanz- 
bodens ermangeln : das ist aber die widrigste Stu- 
fe der Weiblichkeit, die nicht fühlt beim Tone 
und die weder kalt noch warm ist, wie der Hei- 
land sagte, dass man sie ausspeien sollte aus dem 
Munde. 

Doch weil es weibliche Vehmgerichte geben 
könnte , so wollen wir den Stossseufzer noch aiif 
halbem Wege unterdrücken, und unter den Schutz 
und Schirm der heiligen Cacilia fliehen. Wir 
wollen es aber auch noch schlüsslich mit zer- 
knirschtem Herzen bekennen, wie es uns gedrückt 
die Farbe zu verleugnen , und es nicht frei zu sa- 
gen, dass wir eine Ersättigung und Ergreifung 
der ganzen m en sc h lic hen I nne r 1 iehk e i t 
in den Tönen suchen. Darum sind uns auch diese 
Heucheltvurte, womit wir diese Caprice spielten , 
von Herzen leid, ins« ferne wir die bessere Idee 
dadurch beleidigt hätten, was wir aber kaum 
zu glauben im Stande sind, und wir fassen 



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Musih-Cultur ä la trtode. 291 

den steifisn Vorsatz , ihr getreu und dienstlich zu 
bleiben. 

Ja wir haben auch noch die gewisse Hoffnung 
und den aufrichtigen Wunsch, dass des Unkrautes 
weniger werde, weiches der Böse unter den- Wei- 
zen säet, und wir wissen , das9 Viele noch hierin 
gleichen Sinnes sind. — • 



J. SartOriut. 



292 



C h a r a d e. 



An Chlorinde. 

"Wird durch die Erste besser nicht, was schlecht; 
Zeigt sie doch Andres an, als was gewesen; 
Ihr dient der Unverstand als treuer Unecht, 
Hur was als sie erscheint, scheint ihm erlesen. 
Geiliii t dir's doch, durch holde Zaubc'rey'n, 
Beglückend stets die Erste mir zu seyn. 

Die Andre tönt, ein bittend Wort, ein Buf, 
Im dunklen Hain, in Fei senli lüften wieder; 
Die Allmacht, die der Liebe Flügel schuf,. 
Gab auch der Sehnsucht ihre Karlen Lieder. 
Ach, dieses Her», das trostlos oft verzagt, 
Spricht Öfter sie, als es die Lippe wagk 

Mein .Ganses fesselt dich mit gciat'gem Band. 
In heiliger Tonkunst göttlich reinem Streben 
Lebt, dessen Lied du singst, vom Vaterland 
Schon lang getrennt, ein würdig schönes Leben. 
O, Teutschland! soll es immerdar so seyn, 
Dass oft die Besten nicht in deinem Schoos gedeihn? 

J. A. Lecsrf. 



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Nähere Mittheilung 

den Bäthsel - Canon des zweiten Heftes 
der Cacilia. 

Die Räthselaufgabe war, wie die rerehrlichen 
Leser sich, aus dem ersten Bande (Heft 2) S. 132 
und (Heft 3) S. 280, erinnern werden, folgende: 



n g 4. 




die Auflösung aber wurde auf Seite 209 dta 2- 
Bandes, (Heft 7,) in der contrapunc tisch gewöhn- 
lichen und für Bewanderte ohne Anstand verständ- 
lichen Form folgend er masen gegeben: 




Äusserungen von mehren Seiten her wollen nun 
aber verlautbaren, dass diese als Auflösung gege- 
bene Darstellung für einen Theil unserer Leser, 
wie freilich wohl zu vermuthen gewesen, nicht, 
sowohl als Auflösung, als vielmehr selbst noch 
als liüthsel dastehe. Es scheint daher nölhig, eine, 
auch für Nich t co ntra pu netisten ver- 
ständliche Erklärung wenigstens jetzt nocK 



294 Canon- Auflösung. 



nachzuholen; und dieser Verpflichtung zu genügen, 
möge denn noch folgende nähere Erläuterung 
der Auflösung hier stehen. 

Wenn män den Bing Fig. \ so zu einer gra- 
den Zeile auseinanderbiegt wie in Fig. 2 gesche- 
hen, so kann diese Notenzeüe als Canon gesun- 
gen werden, und zwar so, wie die dabei ange- 
zeichneten Schlüssel andeuten, und auf so vieler- 
lei verschiedene Arten , als verschiedene Stellun- 
gen von Schlüsseln vorgezeichnet sind ; woraus sich 
die, am angef. O. S.280 erwähnten, vier verschie- 
denen Auflösungsarten ergeben. 

1. E rs te Au flßsu ngsart. Wenn wir näm- 
lich die obige Notenzeile Fig. 2 betrachten, so 
finden wir am Anfange derselben zuerst sechs 
Schlüssel vorgezeichnet, von welchen drei ganz 
verkehrt gestellt sind. Wir wollen aber vorerst 
nur von den nicht verkehrt gezeichneten Notiz 
nehmen , und betrachten daher an der Notenzeile 
nur erst Folgendes : 

^ '<ji w I H,l : J ijp | r f 1 i 

Da nun die Vorzeichnung aus einem sogenannten 
Violin- Schlüssel, dann einem Sopran-, und einem 
Tenorscklüssel besteht, so bedeutet dieses, dass 
diese Noten von der einen Stimme im Violinschlüs- 
sel, von der anderen im Sopran-, und von der 
dritten im Tenorschlüssel gelesen und gesungen 
werden sollen ; also : 



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Canon - Auflösung. 
Erste Stimme: ' 



295 



Zweite Stimme: 

k> .f. p^i~J 

Dritte Stimme : 



*) Für diejenigen, welchen der Discantschlüssel nicht 
geläufig ist, mögen hier dieselben Noten in Violin- 
Schlüsse] ubersetzt stehen: 




**) Für des Tenorschlüssels Unkundige in Basäichlüsfel 
übersetzt: 



£96 Canon - Auflösung. 



Da es ein Canon ist, so versteht sich von selbst, 
dass die Stimmen nicht zugleich, sondern eine nach 
der anderen, anfangen. — In welchen Zwischenräu- 
men dies geschehen soll, oder, mit anderen Wor- 
ten um wieviel später jede Stimme nach der an- 
deren anfangen soll, ist zwar nicht angegeben : 
allein bei einigein Versuchen findet man sehr bald, 
dass sie nicht anders zu am tuen passen, als wenn 
man jede um einen Tact später als die andere 
anfangen lääst, mithin folgend ermasen : 




so dass sich der Canon, als canon perpetuus oder 
infinitus, d.h. Canon ahne Ende, folgendermasen 




oder, mit Beseitigung der den Unkundigen nicht 
geläufigen Schlüssel, folgendermasen: 



Canon - Auflösung. 




*) Dass der bei solcher Fortsetzung des Canons als 
canon perpetuus entstehende dreistimmige Salt aller- 
dings, in Ansehung der Schönheit des Stimmenflus- 
ses und selbst der kunst- und regelrechten Corrccl- 
heit, noch Wünsche übrig la'sst, ist freilich unläug- 
bar. Namentlich wird man m der Bewegung der 
zweiten und der dritten Stimme, vom vierten zum 
fünften Tacte, leicht sogenannte verdeckte Octaven 
in der Gegenbewegung finden (Octavparallelen durch 
Gegcnbovcgung nur unvollkommen verdeckt). 

zweite Stimme d 1 e 

dritte Stimme 1 c d i. 

und ebensolche vom 5. tum 6, Tacte zwischen 
Ober- und Unterstimme: 

Oberstimme c J e | i 

Unter stimme e 

Es ist indessen bei contrajiunli tischen Kunststück- 
che« dieser Art schon aus urältesten Zeiten her- 
kömmlich, es dabei nicht so gar strenge zu nehmen, 
und bei den schwierigeren und künstlicheren 
Gattungen kanonischer Um- und Vorkehrungen und 
dgL ein Auge zuzudrücken, und Dinge, welche 
ionst als Coutrebande aufs unbarmherzigste ausge- 



298 Canon - Auflösung. 



2.) Die zweite Auflösungsart ist folgen- 
de: Man halte das Buch gegen den Spiegel, und 
lese die Notenzeüe so, wie sie sich aus dem Spie- 
gel präsentirt: (sie wird nämlich im Spiegel fol- 
ge nd er masen 

F., 

aussehen). Nehmen wir nun hier, aus ähnlichen 
Gründen wie bei der ersten Auflösungsart, vorder- 
samst nur erst Notiz von den drei ersten Schlüs- 
seln : 




slossen werden müssten, um der Biinstlichkeit der 
Intention und Construction willen passiren zu las- 
sen, versehen mit dem UauUt Stempel „Lizenz". 
Fu\, Kirnbergcr, Albrechtsbcrgcr , Marpurg u. a. 
m. sind voll von solchen Entschuldigungen; und 
ihrem Beispiele gemäss, soll denn auch liier, so wie 
auch bei den füllenden -luflösmi garten, bei denen 
auf ähnliche Weise wieder manches Menschliche 
mitunterläuft , weiter nicht viel Aufhebens davon 
gemacht werden. 

Die Übelstände treten übrigens, wie bereits be- 
merkt worden, nur in sofern ein, "als man den Ca- 
non als canon perpttnus fortscUen will, und fallen 
ausserdem gänzlich weg. 



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Canon - Auflösung, 299 

ao sehen wir zuerst einen Violinschlüssel , dann 
Tenor-, und zuletzt lAltschlüssel. Setzen wir um 
nun die Notenzeile nach diesen Schlüsseln wieder 
auf ähnliche Weise wie vorhin auS) so finden wir 



Erste Stimme»: 



Zwsite Stimme: 

ls - ^ 



•3 Für des TenorschlusseU Unkundige, in BiwkUBmcI 
übersetzt: 



*♦) Für Unkundige in VioIinwhliUsol uberwtxt; 



3$0 Canon - Auflösung. 

diese Stimmen , nacheinander eintretend : 




und als canon perpetutts , (die Stimmen nach 
der Rangordnung ihrer Höhe untereinander ge- 




oder, mit Beseitigung der den Unkundigen nicht 
geläufigen Schlüssel: 




Man wird bemerken, das« diese zweite Auf- 
lösungsart, nämlich durch Lesung im Spiegel* 



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Canon - Auflösung. 



301 



grade die rückwärts gekehrte Melodie der ersten i 
AußÖsungsart erzeugt, oder mit andern Worten, 
die durch Lesung im Spiegel erscheinende Melo- 
die ist grade als wenn man sie ausser dem Spie- 
gel rückwärts» von der letzten Note zur ersten 
hin oder, mit andern Worten, von der Hechten zur 
Linken, sänge. Wenn man nämlich obige Fig. 3 
rückwärts Heset, so erscheint die Melodie Fig. 11. 
Letztere ist also das Rückwarlsgekehrte der er. 
■teren ; — und auf gleiche Weise erkennt man in 
Fig. 4 das Rückwärtsgekehite von Fig. J2, — in 
Fig. 5 und 6 das Rückwärtsgekehrte von 13 und 
14, also immer das Eine als Nachahmung des Ande- 
ren in rückgängiger, rückwärts schrei- 
tender, krebsgängiger Bewegung, mo- 
tus retrogradus , retrogrades , retrogradiens, 
oder cancrizans wie es die Schulsprache nennt. — 
Und da durch solches Lesen im Spiegel oder Rück- 
wärtslesen natürlicherweise jede aufsteigende Fi- 
gur in eine absteigende, jede absteigende aber in 
eine aufsteigende, immer also in eine der Bewe- 
gung der ursprünglichen Melodie entgegenge- 
setzte, in eine Bewegung entgegengesetzter Rich- 
tung, also in eine G e g en b e weg u ng verwan- 
delt wird, so wird solche Nachahmungsart auch 
rück- oder krebsgängige Gegenbewegung genannt, 
rnotus retrogradus contrarius, cancrizans 
contrar ius. 

3.) Dritte Auflösungsart. Treten wir 
wieder vom Spiegel weg, kehren aber das Buch 
um, nämlich das Unterste zu oberst, so präsen- 
tirt sich uns die Notenzeile folgend 1 orauuen : 



502 Canon - Aufiusun^. 



F.f, Iß 




Wir sehen hier nieder sechs verschiedene Schlüs- 
lel am Anfange der Zeile, woUea aber, aus ähn- 
lichen Gründen wie bisher, von den drei er- 
sten, verkehrt gezeichneten, wieder keine No- I 
tiz nehmen, sondern nur erst von den drei fol- 
genden. Es sind ein Sassschlussel, dann ein Vio- 
lin- und zuletzt ein Altschlüssel. Setzen wir uns 
nun die, wie erwähnt, umgekehrte Notenzeile 
wieder nach diesen Schlüsseln auf ähnliche Weise 
wie bisher aus, so finden wir: 




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304 



Canon - Aufläsung. 



Weil die vorstehende Melodie Fig. 18 dieje- 
nige ist, weiche entsteht, wenn man die ur- 
sprüngliche Melodie Fig. 3 umgekehrt, näm- 
lich das Buch oder Blatt Oberst zu Unterst ge- 
kehrt, lieset, (welches sich gleichmässig auch in 
Ansehung von Fig. 4, verglichen mit Fig. 19, ver- 
hält, so wie auch von 5 und 6t mit 20 und 2t: 
■0 heisst diese Nachahmungsart in der Schulspra- 
che imitatio motu r euer so, inumgekehrter 
oder verkehrter Bewegung, alla riversa, alltt 
roverscia , d rherscio , al rovescio , ä rivers- 
cione, roverscione , in riversione, al riverso, 
al rivescio , al rovescio, ä rovescio, alla roees- 
cia, rivcscione. *) 

4.) VierteAuflösungsart. Treten wir nun 
auch mit dem. noch umgekehrten Buche wieder vor 
den Spiegel, so siralt uns die Notenzeile aus dem- 
selben folgend armasen entgegen: 



•) Die, durch Vor- oder Umkehren des Blattes unterst 
■u ob erst, erscheinende- ver- oder umgekehrte Be- 
wegung ist übrigens nie Gegenbewegung ia Ver- 
gleichling gegen die ursprüngliche, denn, wie die Ycr- 
gleichung von Fig. 3, gegen Fig. 18 zeigt, bewegen 
sich beide in einerlei, und keineswegs entgegenge- 
setzter Richtung, nämlich beide Aufwärts, und also 
nicht entgegen geseilt. Nur in etwaiger Ver gleichung 
gegen diu durch die »weite Aofl&sungs- 
art entstehende (krebsgängige ) Bewegung Fig. 
to, (worauf aber nichts ankommt, sondern, immer 
nur e iniig darauf, wie sich die Nachahmung zum 
Vorbilde verhält,) könnte die hier hcfiragliohe eine 
Gegenhewegung beisseu. 



Canon- Jnflösung. .305 




Diesmal nehmen wir von den drei ersten 
Notenschlüsseln Notiz, und ao haben wir folgende 
drei Stimmen: 

Erste Stimme: '". 




*) In Bassscblüsstl übcrsclr.t: 



. 30Ö Canon - Auflösung. 

diese Stimmen nach einander eintretend ; 




IM* «"V 




als canon perpetuus: 




odrcr, mit Beseitigung der den Unkundigen nicht 
geläufigen Schlüssel: 




Die mif solche Weise, durch TJmfcehrnng des 
Blattes und Lesung ron hinten» erscheinende 



Canon- jiußosung. 



Bewegung fieisst natürlich 11 m ge- oder v e r- 
kehrt rückgängige, umgekehrte Krebs- 
gängige, Bewegung, motus reversus retrogra- 
de, oder reversus cancrizans ; und auch wohl 
rück- oder krebsgängige Gegenbewegung, motus 
reversus retrogrades contrarius, oder re- 
versus cancrizans contrarius , weil sie sich 
in Vergleichung gegen das ursprungliche Thema 
in entgegengesetzter Sichtung bewegt, in Ver- 
gleichung gegen dasselbe Gegenbewegung ist.*) 



*) Ganz wunderlich meint Koch, in seinem musikal. 
Lexikon, (Artiii. Nachahmung, S. 1037 ff.) die Aus- 
drücke, „Strenge verkehrte Wachahmuiig, Imitalio in 
„contrarium »tritt» revsrsum," und „Imitasioae al can- 
„Lratio livirto " seien einander gleichbedeutend, 
und eben so die Ausdrücke „Imitoiia motu contrario, 
„ital. Mla riveria," und „Freye verkehrte Nachah- 
mung." 

Auch dieser MissgrifF gehört zu dem viel faltigen 
Unglück welches diesen Schriftsteller bei Erklärung der 
musikalischen Kunstwörter, aumal der aus fremden 
Sprachen entnommenen, nun einmal ordentlich zu ver- 
folgen pflegt. 

Es hätte eben gar keiner besonders tiefen Kennt- 
nis der ilaliäni seilen und lateinischen Sprache bedurft, 
um den grobe« Spraehmis »griff zu vermeiden; allein 
auch vom Sprach missgriffe abgesehen, sind hier die Be- 
griffe selbst so über atlcMasen durcheinander gewor- 
fen, das» es eine ordentliche Aufgabe ist,' sich heraus* 
sufinden. 

Wie vielfach verschiedene Merkmale Koch hiei» 
als gleichbedeutend durcheinanderwirft, mag nach- 



308 



Canon • AußÖsung. 



stehen de Unter cinanderslellung der von ihm als gleich- 
bedeutend aufgestellten Begriffe anschaulich machen. 

I. ) a. Nachahmung strenge verkehrte. 

b. laiitatio in contrarium »riete reversum, 

C. Iniitaiione al contrario . . . riverio. 

II. ) d. Imiimin motu contrario . . . ; 

C. Imiiai'tOne , . . , alla riveria. 

f. Nachahmung frei Terkebrtc. 

Zu L) Her Autor meint also; 

a. ) „Strenge verkehrt, heisse „contra n'um stricte r*. 
„Venum , " oder ilal. „contrario riverio : " — Alles un- 
richtig ! dann „streng verkehrt" heisst bloa stricte rever- 
sum, und nicht „contrarium stricte reversum," -— und 
auch nicht ital. „contrario riveria," Bondern „rig-oro- 
tamente riverio." 

b. ) „Contrarium stricte reversum" heisst nicht „streng 
verkehrt," sondern in Gegenbewegung streng ver- 
kehrt, und ital. nicht „contrario riveria," sondern contra- 

c. ) Der ital. Ausdruck „contrario riverso" heisst nicht 
„streng verkehrt," sondern in verkehrter Ge g eub tue- 
gung, und lateinisch nicht „contrarium stricte rever- 
sum", sondern blos „contrarium reversum." 

Zu IL) 

d. ) Der lateinische Ausdruck „motu contrario" heisst ita- 
lienisch nicht „alla riveria", sondern „al c 0 n t r ar i o", und 
teutsch nicht „frei verkehrt", sondern (freie, odernicht 
freie) Gegenbewegung.. 

p.) der ilulüinischc Ausdruck „alla riveria" heisst latei- 
nisch nicht motu contrario t sondern motu reverso, — und 
teulsch nicht „frei verkehrt," sondern blos „verkehrt." 

f.) Der teutsche Ausdruck „frei verkehrt" aber heisst 
lateinisch nicht blos „motu contrario", sondern „minus 
stricte reverso", und italienisch nicht blos „all« rirer- 
„sa," sondern „alla riyersa senza rigor», 1 * 



Canon - Auflösung. £09 



Eben so untreu übersetzt Ilneli , noch am Tiide 
derselben Iflaliscite, den Ausdruck „verkehrte rflck- 
„gängige Nachahmung durch „imitatia cancriians 
„motu contrario," in de ss verkehrt rückgängig doch 
rcversum caacrizaat heisst, „imitatio cancrizmt mo- 
„tu contrario" aber nichts anders, als Nachahmung in 
krebs gängig er Gegenbevrcgung , oder, was Dasselbe 
ist, krsbsgängiger Bewegung scblc-chhveg , und nicht 
in verkehrt krebs gängig er, (S.3oi. Freilich ist jede 
verkehrt rückgängige Nach ahm ung, eben weil sie rück- 
gängig ist, allerdings cancrizam motu contrario , (oder 
was Dasselbe ist, eancriiant schlechtweg , da ja jede 
cancrizam schon per te Ge g e n bewegung ist;) aber 
nicht jede cancrizans motu contrario, nicht jede rück- 
gängige Gegen bewegung, (oder, was Dasselbe ist, 
nicht jede cancrizans schlechtweg, nicht jede rück- 
gängige Bewegung) ist auch, rcrkelirt rückgän- 
gig, — und also cancrizans motu contrario nicht durch 
Verkehrt rückgängig zu übersetzen !) 

Das Notenbeispiel, welches Koch, unter den 
vielfältig dis|>araten Bezeichnungen „strenge ver- 
kehrte" Nachahmung, „in cOntrarium striett rivorium" 
oder „al contrario rivtno", anführt, ' 




ist übrigens keineswegs, wie er es nennt, blos i er 
kehrt, sondern verkehrt krebsgängig, kei- 
neswegs blos motu; contrarius reversttS , sondern 
wtvetsus c ancrizans, keineswegs blos al contra- 



310 Canon- Auflösung. 

rio tiveno, sondern «I riverio taue rizanti. 

Denn wenn man den ersten Takt der Oberstimme 




mit umgekehrtem Blatte im Spiegel lieset, (nnifiwir 
int c-Scliliissel auf der oberen Linie,) so e 
er folgendcrmassn : 



oder, was Ebendasselbe ist, im Bauschlässel : 



Und auf abnllohe Weise erklärt sieh die Nachahmung 
des folgenden, von Koch als „mof» contrario", als 
„ella riverta" und als „frei verkehrt«" Nachahmung 
gegebenen Beispiels:" 




welche ebenfalls nicht Bios »erkehrt, sondern 
krebsgängig verkehrt ist, keineswegs blos motitt 
contrarius , sondern motui carte rizans ntir- 
sus, keineswegs bloa alta riversa, sondern aila ri. 
versa canc rizando — .'/ 

Wunderlich rät aber noch weiter, dass Koch gleich 
nachher erst von der krebsgiingigen Nachahmung als 



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Canon - Auflösung. 



3it 



tiner von den eben erwähnten Beispielen verschiedenen 
Sache spricht! Das Beispiel einer solehen, welche« 
er anführt 




ist von den vorigen wesentlich nur darin verschieden, 
dass dieselben verkehrt krebsgängig sind, die- 
ses aber blos krebsgängig ist. (Denn wenn 
man den ersten Taht obiger Oberstimme nnverhehrt 
im Spiegel lieset, so erscheint die Figur des «wei- 
ten Takte« .—-^ 

;2> 



ohne dais es eines Umkchrens des Blattes bedarf; 
die Sachahmung ist also blos krebsgängig, und 
nicht umgekehrt krebsgängig.) 

Man sieht aus diesem Allen wohl unzweideutig ge- 
nug, dass sich Hoch von den verschiedenen Nach- 
ahmungsweisen, von welchen er schrieb, durchaus 
keinen klaren Begriff verschafft hatte. 

Aber fast noch verwirrter stellt er im Ver- 
folge seines Artikels noch eigens eine „imitatio can- 
„crteani motu contrario" (freilich wieder unter dem 
unrichtig übersetzten Namen „verkehrte rückgän T 
„gige" Bewegung) auf, mit den Worten: „Wenn 
»,hierbei" (bei der krebsgängigen Bewegung) ,,noch 
ȟberdies die Ge genbewegung angebracht wird," 
(wie schon öfter erwähnt, kann ja jede krebsgängige 
Bewegung gar nicht anders als Gegenbewegung 
sein!!) „so entsteht die so genannte .... imitativ mn- 
„»msobi motu contrario, 2, B." 



312 Canon - Au flösung. 




Iiier' ist nun abof vollends gar kein Sinn m fin- 
den, nach welchem, etwa aus irgend einer XJinkeli- 
rung, oder Hiick wärtskelirung , oder sonstigen con- 
trapunk tischen Manipulation des ersten Taktes, der 
■weite entstehen könnte. Man inuss wohl einen den 
wesentlichen Sinn entstellenden Druck-, oder viel- 
leicht eher einen Schreibfehler vermulhen, etwa so, 
dass die Triole des «weiten Taktes, statt gis fis e, 
vielmehr gis a h heissen sollte. Auf diese Weise 
würde denn der zweite Takt eine Uinkckrung des er- 




aber auch dann jedenfalls keine hrehsgängige, wo- 
für sie doch als Beispiel dienen soll!! 

Man muss wahrhaft erstaunen über die Verkehrt- 
heit dieser gesaminten Darstellungen in einem iur Be- 
lehrung ausgebotenen Buche ! *) allein das Staunen ver- 
wandelt sich bald in eiue gaii^ andere Empfindung, 
wenn man entdeckt, dass die säimntlichen erwähn- 
ten K o c h ' s c h e n Belehrungen aufs ge treulichste, 
und mit all den Unrichtigkeiten, Verkohrth eilen und 
Verwirrungen der Momcnclatur und iler Begriffe, 
und die erwähnten Nolenbeisnielc, nebst noch vielen 



') Man wird vielleicht erwiedern : das sei ja alles blos- 
se Sc hui Aich sc rci u. dgl. — Aber wenn man dies 
iiuch jugiebl, dient es dann als En (schuldig ung für 
denjenigen welcher die Schulfuchserei sogar unrich- 
tig und Sach- und Sinn- und Vernunftwidrig lehrt? 



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Canon- Auflösung. 



313 



anderen, Bote für Nöte, und also auch mit treuli- 
cher Beibehaltung des total sinnwidrigen Schreib- oder 
Druckfehlers, aus Marpurgs Abhandl. von 
der Fuge, (Originalaufl. v. 1753, i. TM. S.6, 7 u. ff- 
u. Tab. 3, 2 u. 3) gedankenlos abgeschrieben 
sind, (wohlgemerkt, ohne auch nur den Hamen 

Marpurg dabei zu nennen!) 

(g|s> Es mag diese Bemerkung hier stehn, als kunst- 
historische Notiii Aber die Art und Weise , wie zu- 
weilen Autoren ihre Vorgänger bu „benutzen" und 
bei einem herauszugebenden Werke frühere Sclirif. 
tun „zum Grunde zu legen" pflegen. . 



Ausser den vorstehend erwähnten Auflosunga- 
arten des befraglichen Canons sind Übrigens auch 
noch gar manche andere möglich, welche aufzu- 
suchen vielleicht manchem Leser Interesse gewäh- 
ren wird, weshalb, um seinem Scharfsinne nicht 
vorzugreifen , hier nur noch einige zunächst lie- 
gende weitere Auflösungen angedeutet werden mö- 
gen, nämlich noch eine grad« und noch eine Jcrebs- 
gängige : 



Es wird übrigens sicherlich die Leser dieser 
Blätter interessiren , aus dem hier beigefügten- 
Notenblatt« zu entnehmen, wie die Auflö- 
sung von anderen Freunden contrapunetischer Kün- 
ste aufgefasst worden ist. Die yonSpohr ist zu- 
gleich faesimile seiner Noten - und seiner Unter- 
jehrift. 




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Der pariser Semiton. 

Bai der neuerlichen Wiederaufführung von Glucks Alce- 
it.' Su P.ii-i-, hat man, f „ <t berichten um mehre offen t- 
li.l.c Klaltrr,) in Erwägung, da.ss au Glucks Zeit*» 
die Stimmung wohl um einen guten halben Ton tiet'er 
'ils fetal, zu der besagten Aufführung das Or- 
shester wieder um einen halben Ton berab gestimmt ; 

weil aber Ton den Kunstlern des Orchesters nicht ver- 
langt werden konnte, dasi sie sich die dazu nöthigen In- 
strumente selbst anschafften, so hat die Administration die. 
«es fjethan, welches, wie man sagt, einen Aufwand von 
drcissig tausend Franken verursachte^.'! 

Wenn ei wabr ist, dass man dieses sagt, so mögt« 
ich fragen, wie man so etwas nur sagen, oder wenn es 
gesagt uird, glauben, und — wiedererzählen und drucken 
inag! — F,s haben ja doch wob) die Gross- und Klcingeiger 
keine neuen Instrumeiite erhalten, sondern ihre guten 
hundert- und mehrjährigen Stradivari. und ähnliche, noch 
lange vor Gluck, und also zu noch weit tieferer Stimmung 
gebauten Instrumente, nur um einen halben Ton minder 
hü.-li gestimmt; eben so der etwaige Cembalist, und gleich 
if:m auch der Vau her. Siluiiiüliclie Ii! ech - Instrumente 
«etilen natürlich nur einen um einen halben Ton lieferen 
Bogen ein, z. B. Ej-Bogon statt F-Bogcn, oder auch nur 
B.^i'ii.-nmie SetKstürke. — . Hineilen, grosse und Wirbeltrom- 
inet, Tamtam uud was sonst etwa die Direction der Gluck- 
srhen Instrumentation an BeiwerJi uud Lärmzeug cuzufii. 
gen für gut gefunden haben mag, sind wohl schwerlieh 
9tg umgestimmt worden. — Was blieb demnach neu aneu- 
■rhaffen übrig? — Zwei Ftiiliui, nvei Oboen und höch- 
stens zwei Fagotte (Clarinctte hat meine« Wissens Gluck 
nicht £eset*t) und etwa auch noch ein Piccolfiotchcn; 
also Summa Suramarum sechs bis sieben Blasinstrumen- 
te, und zwar noch obendrein ganz einfache, nicht mit 
10, is und .5 Klappen, für welche Gluck nie gesetzt hat. — 
«enn nun für sechs bis sieben solche Instrumente die Di- 
rection 3o,ooo Fr. ovec hon ton nu verrechnen verstellt, - 



Verreclienkunat noch gan?. anders verstehen, ........ 

an anderen Orten von sonst gutem Ton (doch meist schon 
liemlicü arg genug!) zu verstehen pflegt. 

Ich kenne einen Herrn, der sich in llunstgosprärhen 
gar wohlzugefallen und unter Anderem von der Musik 
zu rühmen jiflegt , das sei eine gar schwere Kunst , da 
komme es manchmal schon auf einen halben Ton au! — 
"\\ as wird der erst sagen , wenn er es in den Zeitungen 
liest, nie hoch gar der pariser halbe Ton Im Preise 
«lebt, " Zyx. 



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Stimmen, mit Harmonie-Begleitung Partitur op, 133 

— — Missa Soleuiiis op. ia3 

._ __ grande Sinfonie avec Chasur» Op, isS 

— ' — grande Ouvertüre bp. jaj , 

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L, v. Beethoven, Eundeslicd von Goethe, für eraeSibgal, nn3 
mit Chor, 1 Clar. 3 Fagotten und 2 Horn, op. iaa . 

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ryänthe, et Seniramis Hv. a. iL 3. 3 4 kr. 

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tiree de l'opera Enryanlhe de C. M« de Webe» fl. 5 

J. Küftneu Muiique mil. pr. 3 Clarihettcs en mi hemol, ä 
Clar. en ai Leinöl, pet. fl. 3 Cora de Signal ä Clefs, 4 Cors 

3 Tromp. a Bassens, a Trombonea, serpent, caisse roul, et gr. 
Caisse op. 146 fl. 4 

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Euryanthe pr.C.M. de Webe«, op, 1«. fl. 4 3o kr. 

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tooI, 3 Clar. enjSi hemol, pet. flüte, Cor de Signal a clefa, 

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rotil. et grande Caltae, «uv. 160 fl. 3 18 kr. 

— — Ouvcrlure pr. 3 Clarinettea en mi hemol, 3 Clan en 
ai bemo), pet. fliile, 4 Cors, 3 Trompelles, 3 Bassons, 3 
Trombonea, Serpent, Caisse roulantc et gr. Caisse, ceuv, 161 

Ani. Reich a, 6 Quintuora pour Flute, Hautboia, Clarütette, 
Cor et Baaaon, dediei ä aon ami J. C. Bbnjonr. . Oeuv. 100, 
Po. 1 a 6, cbaqne fl". 3 13 kr. 

Ho. 1. in Kdqr, a. in </-moU, 3. Es-dnr; 4. e-moll, 

5. o-mull , 6. fi-dur. ._ '. i ~ 

Rommel 1" Beeueil d'hormonie pr. a.Hautboii'ou flülei a Clar. 
3 Cora a Bassoos, ei gr, Kasson Call. 1 fl. S 34 kr, 



OigilLzed Dy Google' 1 



Mu $ique pour l'Or ehest re. 

L, v. BeeQiovek, Ovvertare en Ut, a grand orebestre, op. n4* 

— — gründe Sinfonie avec Cliffiur op. ia5. 

F. Fraenil, Ouvert a gr. Orcheslre, op. 19 fl. 4 ,3o kr. 

J. Küffneu, 6°" Sinfonie ä grand ou a moy en orcheslre, fl, 5 ■ 

LmnrAiwTNEii, a<i. Sinfonie concerlantc pr. Fiale, Hau ib. Clar. 
Cor et Öassou, avec uecomp, d'orehestre ou Piauo-Forte, op. 
44. fl. 4 36 kr, 

P. v. Wurm, Ouvert. Der Sanger und Schneider, fUr ■» Vio- 
linen» Alt und Bass, Fitste, 1 Oboen, 3 Fagotte, s Horn, 
und Posaune. fl. s, 34 kr. 

Musique pour Fiolon. _ 

Apaas, La Neige, opera, arrange en Duo pp. s Violon» , jmut 
■Heroux, fl. 3 ' ^3o kr. 

U t, Beethoven, Ouvert. arr. pr. a V", Altojet V IU . op. 134 
— Siafanle id. op. aaS 

Fe»d. Fraenm, 5 graadsDuos pr. 3 Violons, op.Jas. (1. 3 36 kr. 

H. MouycE, 3 Duoi pr. a violons fl, a 34 kr. 

I, KüiTSEtt, 3 Duos pr. 3 Viol. op. U3. il. a 43 kr. 
Rossini, Bichard et Zoraide, grand Opera, arraTnge^ pr, a 

Violons, Alto et Basse, par J.Küi-tner fl, 8 6 kr. 

Rossint, Le harbier de Sevitlc, en Quatuor pour a VIods 

Alto et Baue, arrange par J. KUffnfb. fl. 7 1a kr. 

Ü, A. Gu en in 3 Sonate* pour le Viftlon avec ad, Vfot, 

op. in. II,] So kr. 

SrAEHT, Quatuor pr. a viol. Alto elV"*, otuv. öS, fl. a 4a kr. 
Uaias 3 trios pr. a Viol. et Alto ou V ll \ op. iB. fl. a 4a fcr. 
Tb.Siabi., 3 Duos bcillanta et faciles, pour detw Violons. fl. 1. 

Musique pour Violoncelle.- 

C. I» Voict, Ucbimgen für das Violon cell mit Begleitung 
eines 1 weiten, op. a3. fl. I 13 kr. 

Gaxi, Moaiii, Duo conoeriaut pr, Violon et Violoncello 
'" op. ls. 4B kr. 

Muaique pour la Flüte. 
4™' (Jhoix d'aias pr. 1 Flute, des opera de Nkolin-i et 
B,oasj,Bi. ■ 40 kr. 

Cahcs, 3 Duos conc. pr. a Flütes, Oeuv. 1 1. fla a4kr. 

J.'^E&FHEa, a Duoa pr. 3 FJütes, op. 148. ' . fl. 1 

-Ebeks, 5 Duos pr. a FJutes, op. 68. fl.'a 
Pawewc, XEleve de Berbiguier) 3 puos pr. 3 Flules, op. jo. 

fl, s 34 kr. 

D, Moliqoe, Put conceitant pr, flute et violon 48 Cr, 



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nphlftif RkSard tnd Zoralde, grand Opera, arwntg£ pp. 

Flute, V"V Ali» et Basse, 
Rossini , Le Barbier de Seviile,' ea Qual, pr, Flöte , Violo n , 

Alto et Baue, arrang* par Küffwe'r. fl. 7 la .kr. 

Rossini, Ouvert. d'Eduard ei Chrisline, arrangee pour flute, deui 

Viulom, Al[<i et Basse, pr. Amhes. fl. 1 . 34 kr, 

Musique pour Hautbois.' 

Bimei, Grand Quatuor pr. Haut bei», Violoo, Alto et Viu- 
loncelle. ' . .fl. ■ a>4 kr > 

Musique pour Cor. 
tftjMBt Ghimm, Potpourri pr. Cor en Fa. ar, a Vlol. Alto 
et V"*. fl. > 

H.Gocai., CoBcer(opr.leCor,avecacc. de l'orcheilre. fl.3 3o kr. 
— a a . Cahier des Esereices, pour le Cor. fl. t 34 kr. 

Musique pour Boston, 
C, AumtUDBR, Potpourri pour leBassoo, avn acc d*orcbe- 
■Ire ou de pi'auo. ~tt.' 3 

M u sique pour la Gutta rr e. 
Eitn-JT, Ariade l'op, LaCeuereiiloIa, pr. Rossini, pr.Guilarre et 
Flüte N* 6 36 kr. 

— Ana de Jesu de Paris, pr. Ruit, et Flute N." 7. 56 kr. 
— . Ana du Solitaire, de Carafa, pr. Guit, et Flute N* 3. 

36 kr. 

— Aria du Barbier de Stville, de Rossini, pr. Guitarrc et Fldfe 
N." 9. 36. kr. 

— Tbeme de Carafa, pr. Guitarre et Flute N.* 10, 36 kr. 

— Cavatica de Top. L'Italiaoa in Algieri, arrangde pr. Flute et 
Guitarre N.* 11. 36 kr. 

— Oh dolce concenlo, Varie 1 par M da Catalani , pr. Flöte et 
Guitarre N.' 13. . 36 kr. 

Felix Hosezky, Valzes brillantes pour Guitarre Beule, op. 10. 

1.6 kr. 

J, KUffhee, l»"**et i 3™' Potpourri de la Gazza ladra, pr- Guil. 
Flute au Violoa et Alto, op. iS 1, et tSa chaq. fl. 1 36 kr. 

— — Potpourri en Quatuor pr. Flüte et viol. obL Viola con 
Sord. etGuit. op. iSS. fl. 1 14 kr. 

— — Potpourri poür Guitarre et Piauo-Fbrfe, opus 187. 

fl. 1 13 kr. 

— — Serenade pour Guitarre et Flute ou V" op. i58 

fl. i 11 kr. 

Beisihge» , Var. pr. Guif. aeule =4 kr. 

Forehh, 6 Walses pour Guit seule, Suite] des "VVoI»« aomme's 
Schlittage-Wal?er ^ '.' ' * T * ' 16 ix. 



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Masique pour Pianof. av. accomp. 
C. P. Beck, Concerto pour le Pianoforte, avec accompagne- 
ment de ^ Violons, Alto, Baue, 3 Flüte» et a Cors. 

fl. 9. 4a kr. 

L. v. Beet im 1 .' f.k , Ouvertüre, oeuv. i»4 arr. pr Pianof. Flüte 
V" et V'"« 

— — Sin fonic av. Choeur, Oeuv. 1 aS, arr. pr. Wem 
C. Beug, 5 m " Diverlisscmenl pr. Pf. et flüte ou viol. op, 17. 

fl. 1 34 kr. 

J.KUrh-NF.n, 5" Poipourripr.pianoetfliile ou Viol, tire dePopera 

Euryantht- op. 147, fl. 1 a4 kr, 

— * . — 6"" Potpourri pr. piano et flute ou Violon obl. oeur. 

■154 n. 1 lakr. 

G m MamgoJÄ Polonoisejpr. Pianof. et V™, oeuv. 8. fl. i k». 
Mokant , ÖWfuan , arr. pr. Pianof. et V pr, A. B&ahd. 
Ant. Rricha, Ii grands Trio« concertants, pour Pianoforte, 

Violon el Viotoncalle, dediel ä sun ami Amadee Ardisson. 

Oeurr. 101. Liv. 1 ä 6, chaque. H. 3 So kr, 

Lir. 1. in Et-dur, 9. in rf-mol, 3. in C-dm, 4- inF-dur, 
S. in D-dut, 6.' in J-duf. 
Kojsini, LeB.irbier de.Seville, gr. Opera, arr. pour Pianoforle 

et Violon qu FIdte, par Alexandre Bs and. fl. 7 13 kr. 
Af.oYSE Schmitt, Rondo concertaut pr. Pianoforte et Violoncelli 
öbtige op. 49. ■ , ■ fl. 1 13 kr; 

• — _i Rondo concerfant pr. Pianoforte et Flüte ou 

Violon obl. op. So. fl. 1 =4 kr. 

Pour le Pianoforte ä quatre Maina. 
Aunsu, Ouvert. de Top. La Neige (der Schnee) pr, Pianof. 

a..4. m. fl. 1 

— Ouvert, de Pop. Leocadie- 
L. v. Beetbovhn , Ouvert. oeuv 1 34, arr. pr. C. CiEKtfr. 
— . . — Sinfonie avec Choeur, oeuv, ia5 erränge*] pr. 

C. Rummbl. . . 

C. Rummel, Fanfaisie tur des airs de l'op. Coradino, de Bossini, 
pr. Pianof. ä 4. maint oeuv. 5i. fl. 1 48 kr. 

Rossini, Marche de l'opera Semiramis. arr. pr. Pianof. k 4 m. 
. pr. Hedschkbl, N.*i4. 48 kr.! 

C. Rümmki., Dame d'allegrease, Gr. Wal»e pr. Pianof. a 4. m, 
op. 49. fl. 1 48 kr. 

A. Sivt.th , Divertissement pr. Pianof. a 4, m. op. 9a. (1, 1 48 kr. 
Pour le Pianoforte aeul. 

C. Aubek, Ouvertüre de Pop. La Neige, (der Schnee.) 36 kr. 

— — — — Leocadie pr. Pianof. ■ 40 kr. 

Feed. Baaokb, gran des Variation s, op. 4. fl. 1 34 kr. 

Beck, 10. Variat. facilcs. 36. kr. 

L. v. Beethoves, Ouvert. in C, für Pianof. oeuv. i 34. fl. 1 13 kr. 

— — Sinfonie avec Choeur, pr. Pianof, oeuv. nS. 

■ — — Bagatelle« pou| panof, «ur, u6, fl,* 34 kr. 



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G. C. Gnnsür.iM , 3 Pafilalsies. fl. j t$ kr. 

L, Consta min, Po lieh ine), ou Oollection de aouvelles Conlre- 
dances avec figures. 48 kr. 

J. KÜPtNEa, Polonoise T fav. pr. Piano f„ N." an. ' 8 kr. 

— — . Parade -Marsch für Pianof, N.* la. . 8 kr. 

— — Geschwind— — , . — — i3. 8 kr. 

— — Parade — — — — 14. 8 kr. 
Bossini, Marche de Pop. Mtfise pr. Pianof. No. i5< 8 kr. 
WttiA bt , chpix d'airs de Popera La Gemen» di Tito. fl. 1 48 kr. 

— :-7 — — L'Enlevement du Serail, fl- 1 36 kr. 

— — — — Le Mariage de Figaro. 

G™ Mangold 3 Soaatfnes pr. Pianof. oeuv. 7. " .fl. 1 35 kr. 
Aioyse Schmitt, Sonate pour le Pianof., ^composee pour les 
jennes amatfurs, up. 5a N.* 1. 3G kr. 

idem , idem — — — ». >. ' 48 kr. 

— idem idem ; 3, 48- kr. 

— idem idetn — — — 4. 36 kr- 

— idem idem ». 48 kr. 

— idem idem — — — 6, 48 kr. 

— idem idem — r-^ — 7. 48 kr. 
— -r- thßjte varie pr. Pf. op. la ».* ;8. 9. 10, 
chaq. 36 kr. 

A. Scjuwt, Theme varü pr. Pf. op. Sa M." 11. 48 kr. 

: — — r Sonatine, op. Sa N.* 13. 48 kr. 

Jaqdes ScpHin-j Sonate dediee aux Amateurs op. *5, fi. 1 

— — — oeuv. 16. H. 1 
ScaLÖs3Ea, 3 Marches caracteristiques pr. le Pf, op. 10, 48 kr, 
Schübebt, Sonate facile N.* 1. fl. 1 

J. Wanhai, VariatsurPair, WeicheLustgewährt das Reisen 
de Pop. Jean de Paris. 4« 'kr, 

Sckiedbsmaieh, 1" Waise fav. an bords du Danube No. aa5 8 kr. 
' a" — — ■ — — No. aa6 8kr. 

— 3" — — No. »7 8 kr. 

_ 4" _ — ■ — — No. aa3 8kr. 

— 5" — — — — No.aa 9 8kr, 
_ 6" — — , — — No. a3o 8 kr. 

— ■ 7 " — — — — No.a3l 8 kr. 
AuiJKn, j. Waise favorite, de Popera la Neige, No. a3a 8 8r. 

— a,. — — — No. sSS 8 kr. 

— — 3. _ _ — No. a34 8 kr. 
Schiösseb, Waise fav. pr. P. F. No. »35 et a36 chaq. S kr. 
Oestretcbcr Fav orit-Fopp- Laudier , pr. P. F,,No. .aJ? 8 kr. 
Kossimi, Walie fav. du Barbier de Seville pr. PJ?. No. aJ8 8 kr. 
3. KüsFKEa, Nasendreher, für Clav. No. a3g 8 kr, 
Seif, Waise fav. de Munic, No. 940 ' 8 in 
Seif, Waise fav. de Muaic, pr. PF. No, 341 8 kr. 

— Wal« fcr.de Munic, pr, Pf. : No. 14s. *M 



Fobkitb, i* WabefaTorfte de la Tfompeffe, a eleft arK pour 
Pf. Wo. »45 8 kr, 

— ' — — No. 944 8 kr. 

— 3" — — — —No.a45 8kr. 

— 4" — — — *- No. 246 8 kr, 

— i" Staberis-Wahcr — No. ikl 8 kr. 

— s" et 3 0t Slaherls- Walzer — No. 24S 8 kr. 

— 4* r Slaberls-Walzer und Coda — >No. a;g 8 kr. 
Auber, Waise fav. de 1'opcraLcocadie No. aSo 8 kr, 

Musique pour VÖrgüe. 
Stbcher, Fugues pr, Pf, ou I'Orgue, a ä , Edition fl, 1 a4 kr. 

Musique de Chant avec Orchestre, 
L. v, Beethoven, grande Sinfonie ar. Chrcur, Oeur. i»S 

— — — Miss;i Soiennis — n3 * 

— — Bundeslied von Göthe, in ausgesehen Sing und Blas* 
Instrumenten stimmen, up. 111 1 * 

— — Opferlied vonMAiuiäON, in ausgesehen Orchester und 
1 > Singstimmen op. ta\ 

Mich, Hatdn, Missa jubilaea, in ausgesetzten Orchester- und Sing- 
stimmen fl. 5 34. kr. 

Mehrstimmige Gesänge. 

Amt! es ( 6 Frühlingslieder für 3 Sop. und a Männerstimmen 
oder für eine Singst und Clav. Begl. op. 4, 48 kr. 

C. F. Beck, 11 leichte, dreydimmige Gesänge, zum Ge- 
brauche des methodischen Siogunterrichts , besonders in 
den Schulen; 3le Sammlung. ' 48 kr. 

__ ia Lieder für 3 Rinderslimmcn, 4'" Heft "48 kr. 

Bibliotheque de musique sacreeCah, ]. conlenant Mich. H'aydh 
Missa jubilaea, pour le chant et Pianoforfe, et parlies 
de chant sepHrees. . fl. 5 34 kr. 

L, Vi Beethoven, Uissa Soiennis op. ia3, la Partie de Piano 
pr. Rinck 

— — Opferlied von Mammon, CInyier-Ausiug und ausge- 
setzte Singstimmen, op. 111 * 

_ _ ßundeilicd von Goethe für eine Solo- und Chor-Stim- 
men , Clavier-Auszug und Singsfimmen, op, las 

G, Gbosheim, Erheiterungen für dieJugend, i"Hcft, enthält 3 
Lieder für Schulen und haue], Zirkel 16 kr. 

Conb, Kreutzer, ia Gesänge für 4 Männerstimmen oder So- 
pran Alt Tenor und Bass, op. 34. Heft 3. fl. 3 

J. Mülles, 4 Gesänge für 3. Tenor- und 2 Bass-Stimmen fl. 1 12 kr, 

Örlanpi, Vocalizio per 3 Soprani e Basso continuo 48 kr. 

— Tenellino nell'opera Rodrigo di Valesta, col Ff 40 kr. 
" G, H. Rikck , Hymne , danket dem Herrn , für 4 Singilitnmea 

ued Orgel oder Ciavier Begleitung, op. jS fl. 36 kr. 
GjH. Rimck, Charfreitags-Cantate für 4Siugsümmea mit Orgel 
oder Clavicr, op, 76 fl, a 



Zu Rixcx, Hymne, op.75, und Cbarfreytags-Cantatc, np.76.aind 
auch die Singitimmen in mehrfacher Zahl m haben , da« 
Blatt zu S kr, 

G. Webeb, mehrstimmige Gesänge für grusse Siugvt reine und 
kleinere Zirkel. Ausgesetzte Siagilimmen, nebst Directioas- 
stimine. ites Heft, enthaltend drei Gesangst tickt Jtir Sopr, 
AU, -Ten. und liass. Op. 41. • ■ fl. 1 

A.udi hiervon sind die SingiLimracn mehrfach zu dem höchst 
mäßigen Preise von, pr. Blatt S kr. 

C, 2i i.ehm.h , Epiphanias oder die heiligen drei Könige, 
Gedicht von Goethe, für 3 Singst, und Claviir. op. 14. 

JB. 1 la kr. 

Gesänge mit Clavier-Begleitung.' 
Arnim, die Sängerin , mit Clavier-Begleitung. 48 kr. 

Aubeb, la Neicb, (der Schnee) vollsländ, Clavierausiug, mit 

deutschem und französischem Text iL 9 36 kr. 

Die Gesänge sind auch einzeln zu Laben. 

Aober, Leocadie, vollsländ. Cia vi er Auszug, mit französischem 

und deutschem Text 

Die Gesänge sind auch einzeln zu haben, 
L.v. Ueeteoven, Arielte: Ich war bey Chloen ganz allein s4kr. 
C. Litj.ius, Praktische Singschule, 3le» Heft. 4a kr. 

Mangold, 3 Camoni iuliani, av. Pianofbrte, 56 kr. 
— — 3 Duetlini — — — " 56 kr. 

ORLAKni , Canfala a una sola voce di Soprano, con accolnp, di 

Pianoforle. ■ 48 kr. 

Rieff, Liederkranz, van Ernst Freyherrn von der Malsburg, 

aus PsneLope, Taschenbuch für »3^5, mit Melodieen und 

Clavier-Begleitung, 24t« Werk. 48 kr. 

Rossini, air, lacalomnie, de l'opera le Barbier de Sevilie 

Parol. fraucaises et ltaliennes 36 kr. 

C. M. de Webe», FreyschUlz (Robin des Bois) pr. Pianof. et 

Ghant. Paroles francaise» et Allemandea, * 

Gesänge mit Guitarre. 
Aober, Rondo de 1' Opera La Neige (der Schnee): Lorsqne 

l'hiver enchaine etc. "Wenn unterm Eis die Fluth erstarrt 

elc. Ausw. W. e a44- 16 kr. 

— » — Romance du meine opera. Chacun dans ce Palais 

etc. Ringsum in dem Palaste etc, Ausw. N.° 945. 16 kr. 
C. Di eh l , Kheinweinlied , aus der Rheinfahrt von Bhaum, 

mit Ciavier oder Guitarre. Ausw. N." 346. 16 kr. 

C. J. M. Kiefek, 6 Lieder für Jagdliebhaber, mit Guiiarre- 

Begleitung, ites Heft. * 45 kr. 

Leboux, Trinklied (chanaoa a boire) milGuit.N." atf'. 16 kr. 
Hbuschxu, Der Abschied, mit Guit in 8vo, N.* 5 a. 8 kr* 
De Gail, la Barcaxole, avec-Gnit. in 8vo, B." 55. 8 kr. 



Uebersicht 
der Gegenstände, welche in den beiden 
ersten Bünden der Cacilia {Heft 1 — 8) 
enthalten sind. 

»rite, H«f, Ei.rabrun 5 ._G»bel,» r t.Cäcili,.mGe. 
b"Jl.t«SO der ZeiBcUfiS Cacilia, ,oh Dr. Cr„W_ 

und trnst schlagenden Feuerscug, von Dr. F. S- üass- 
SSÜ- "7 . ADfan ^grii»dc der Musik, von Asiol'i, frei 
ßberset« vou Büt.inger; recensin von ^ drr 
ür^cwr«. — Uber die Musik der neueren und 
ne U e sten Griechen, von Dr. - Epigramm, von 
Dulon, dem Flötenspieler, -r Moiarl? von F. W 
J Un£ -. Uber den Einftuss der Tonkunst auf Mcnscken- 
. Veredlung von H 0 r j; ;,. _ GedanU«, über Musik, von 
C. Fr. Micha,!,,. ~ Nachricht von interessanten Han. 
«clsuntcrneiimungen, vond.Hcd, — Nachricht für IV. 
RochbUens Freunde, von Ebend. — Orgelschule von 
Sabelonreccns.rt von Chr. Äü/ncfc. ~ Öle Operscho- 
pfun^nMo^rt's^onF.^.J^.-DcmMkur.heiler, 
Ton F. W. June. — Correspondenz, aus Cassel. — Ne- 
krolog: Frana Wühler, von H, Fr. v. H, Nur Er, 
von F. ff. Jung. ~ Die menschliche Stimme, eine 
physiologisch -akustische Hypothese, von Dr. Gfr. 
Weber. - Nachtrag zur Pag. dieses Heftes, ton 
O, Gtusto. — Voglers Requiem, Partitur und datier- 
ausiug, reecnsirt vom Prof. J. Fröhlich 

i. w e i t e 1 1 H e f t. Voglers Seelenmesse, von Prof. J, Fröh- 
lich, besonderer Theil. — Bitte von F PV Jan« 
Das Zeit.näs der Töne, vou Ebend. — 'Räthsclcanon 

C. F. JUUw&f. - KHtflrliche Äolsharfe. - Räthsel- 
canoa. — Demagogisch, von Göthe, recensirt v. Cfr. 
WeUr. -.»NouveBti Breites yolr U pianef. par 
Beethoven , rec. von A. S. Marx. - Zwölf Variatio- 
nen für Fianof. vonGüW. — Trais Sonatmes sr Pia- 
nqf, av, Vlan par Gäbe!. — Grand, Sonate p. Piano f. 
av. Fi. et VcelU, par Göbei, alle drei rec. v. Einem 
der Redactören. — Aphorismen über musikalischen 
Unterrrcht, insbes. über Handstücke für Anfänger, 
von d. Red. _ Der Componiit ..n..r an seinen Ce-1- 
UidlttiUL .. i, *, im, i, cirili,, ß 



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legen R. u..i, von Zyx, — Musikalische Jurigpru- 
dem, vom Mus. Dir. Dr. F. S, Gassner in Giesen. — 
Ringelreigen, ein Minuelied aus dein XV. Jahrhun- 
derte; Huteethcill von Dr. Fr. Stöpil.— Ein Vorschlag, 
von De. Gassner. — Xaehsclmft der Rcilaction. — 
Räthsel, von Dr. Gastqer. — Guitarre d'amoar, — 
Die Orgel, von ATii/A-r, rec. von Chr. H. Rinck. — 
Nachschrift der Ilcd.ncliou. — Theorien? Gefühl? Von 
Dr. Grosheim, — Über eine Original Handschrift von 
Mozart, von Gfr. Weher. — Lob und Tadel, 
von Reinuald. — Eulhanor, oder der Tod und «lag 
Lehe», ci» Sinngedicht, von F. l'V. Jung. — Hank' 
zustand und musikalisches Leben in Wien. 

Drittes Heft. Über den heutigen Zustand der Musik 
in Italien, besondere. zu Rom, von G. L. P, Sievers. — 
Aufgabe, Aus/.'ijj eines Schreibens an die.Rcdaclion, 
von X. SchnyJe* r ww Wartenset. — Charade, von S. 
v. W. — Manchem Ästhetiker, von F. W. 3ung. -~ 
Über die Un Entbehrlichkeit des Studiums der Ento- 
mologie oder Insektenkunde für Musiker, insbeson- 
dere für Contrapunktisten, von Zyx. — ■ Über die 
der Musik gesetzte Bestimmung, die Sprache nachzu- 
ahmen , von Professor A. Wendt.- — AÜ-rÖwaxfOV 
von L. van Brftliöven. — Losogripli , von 'Hang. — 
Wunsch, von GW. — Musikalischer Lehrbrief, mit- 
* getheilt von Job. — Logogriph, von Haug. — Mo- 
zart's Genialität , durch einen Theoretiker auf ein« 
neue Weise ins Licht gestellt, von Zyx. — Canon, 
vom Ritter v. Seyfried. — Fingerzeige mr Auflösung 
des Canons auf Seite i3i. — Auflosung de* Räthsel« 
von SeitD 167, von F. Gassner. 

Viertes Heft. Der sieb enzigste Geburtstag, von Fr. 
Ri-chlhz. — Allerlei Musikalisches, aus Paris. - lilicke 
auf die neuesten Erscheinungen in der musikalischen 
Literatur, von Gfr. Weher. — llildnisse, von K. Brei, 
äenstein. — Das Aeolodicoit , von /, H. Kaufmann. ~ 

Kekrolog: Aj P. Burgmüller, von.Äf. K, — Dem 
musikalisch pro so <li sehen Krittler, von F. W. Jung, — 
ün* Verhaute, von S..v. TV. — An Aschenbrenner- 
Rrügerinn, von- Haug. — Auflösungen früherer Cha- 
raden und Logogriphen etc. — An mehre Mitarbeiter 
uud Leser, von der Rcdaction. 

FUnftes Heft. ÜBer Spbntinis Olympia. Von Gfr. 
Weher. — Brief an die Itedaction, von J. Weitzel.— 
Caialani, Canabkh. Von F. IV. Jung. — Guter Grund, 
von F. Gassner. — An gar viele Convponisten , v — 
Dulon, — Über den Text der Oper Euryanthe, * 
St. Schütze, mit Zusätzen d. Red. — Über das Mi 



— 11 - 

rere Allegri's, in der Siitinisrhen Capelle in Rom, 
und Nachtrag, über den Sopranisten Mariane, von 
C. L. P. Sitvtrt. Nachschrift der Redaction. — 
Anekdote ; mitgetheilt von C. MüchUr. — Brief an die 
Rcdaction, von de la Motte Fouque. — An unser 
Publicum. 

Sechstes H e ft. Ein Wort tm seiner Zeit Gesprochen, 
von G. /.. P. Sh-vrrs, in Hoi». - Die Stimmt]..!; der 
griechischen Instrumente, — und' Das Monochord, 
''.' Ton Fr. Frh. »j Drlebcrg. — Auszur ans einem i'ri- 
vatbririi.' am Madrid, i'na Ü7. - llande! . von F. 
IV. Ju ng . — Häthsel- Kanons, von FrWiUAch Kuh- 
lau. — Wesentliche ViThesiieruiiKPii des l-'agotles ; 
milgrtlieiU von (r/r, l't'eher. — lienim-lumgen Über 
die Sciirift: Die Tonkunst in. der Kirche, odar Ideen- 
tm einem allgeinciü vierstimmigen Choral und einen 
Figiira!|;e3«n^ fiir einen lileineiv Chor, nebst Ansich- 
ten iilier den Zweck der Kunst im Allgemeinen, von 
H. Kother, vom Prof. W. C. MülI,A n »remen. — 
CuriJ-:<ii:i:.\ , den f-'nnd des jM;itni3cri[)tci des Insul 
von Hermrone betreffend, von Gh. pPeher. — Zwei 
"Worte über die drei neuesten Verbesserungen «m 
Flügelpianoforle , von GW, — Wie hat Shaksneare 
die Bedeutung der Musik aufgefasst?, von Frans 
Horn, 

Siebentes Heft. Der unmusikalische Musiker, ein* 
Enählun^ von Friedrich Baron di l<t Mcne-Foaque. — 
MoHri'f Geist und der Jünger, von Chr. Grafen von 
Bcnzel-Smrnuu. — SeIbst|ioi-Lraili™ng, von J. J. ffag- 
nrr, in Briefen. — Beitrag zur Kunstgeschichte?, ton 
Chr. Gr. von Senzel . Sternaa. — Kaiions, nebst Er- 
wähnung Ihrer Veranlassung, von L. van Beethoven. ~ 
Auflösung des auf Seite a. itö des i. Bandes auf- 
gestellten Hathselkanons, von Zyx. ..— Auflösung des 
auf Seite 280 cbendas. aufgestellten. — Dr. Marti» 
Luther u. Herder^üher gemeinsames Singen. — Die 
Raubvögel. — Zur Geschichte der Orgel, n-on C. Fr. 
Michaelis. ~ JVekrolog: J. W. Hä'sslor. — Kachschrift 
' derRedact. An Hajdn, den Schöpfer feiner Schö- 
pfung, von F. Ff. Jung. — I-'igaro'a Tondichtung von 
Mozart. von F. PV. Smog, — Über die Oper, von 
3. von Mosel. — Lied, Leid, von Näany. — Ilie Wir- 
kung des Gesanges, von Ebeud. 

Achtes H e f t. Fragmente über Musik, von Frans Horn,— 
Uber dfci Choral, von Dr. Grosheim. — Zwölf leich- 
te dreistimmige Gesänge, zum Gebrauche des metho- 
dischen Singunterrichtes, besonders in Schulen, von 
fi. F. Beck j bcurtbeilt *on J». von Sey/rud. — Giebt- 



— 12 — 

. es in der Musik , Wie in der Malerei, verschiedene 
Schulen, und wie würen solche wohl m bestimmen 1 
von G. C, F, Lobedanz. — Nachricht für Fr. Hoch- 
litmu Freunde, von d. Red.— Über Wiegonliedor, von 
St. Schütz,, — Hefleiionen, von E. Fr. £terj. — 
' Auflösungen der contrapun et i sehen Aufgabe : einen 
Canon iu einein gegebenen Choräle zu setzen: Bear- 
beitungen von Jnt. Reicha, von I>. Jelensperger , -von 
Chr. H, Riock, von F. Kessler, von Zeuncr, von J-ai- 
da Niente , von Horstig, von Schnydcr von JVar- 
tensee nebst Beinerliunecn darüber , Bearbeitung von 
C. Oesterreich, nochmalige von CAr. Jf, llinck. — 

InWlligensblatt, Kr. 1 bis & 



Einladung , " 
z n r 

■ S i* b, $ e_ r t p. < ( o .3 
auf die 

drei neuesten grossen Werk« 
£. es» Beethoven,, 

±. Miss* solennis, O-dur , 

2. Grosie Ouvertüre, C-dur, und 

3. Sinfonie mit Chören. 

Mainz, bei Schott. 

Per Genius der Barm onic ist unterer Zeit besonder» günstig. 
Kaum erlischt ein glfinsender Stern am musikalischen Him- 
mel, kaum verstummen die Töne einen g.ustreiohen Compo. 
Siteurs, so rrglamt ein anderes Genie, den beklagten Verlust 
iu ersetzen. Mozarl und Haydn schwanden, da gab uns 
die Vorsicht einen Beethoven, der an ü.re unterblieben 
Werke die leinigen anreiht, völlig würdig, an ihrer Seite 
die Bewunderung in (heilen. Die Originalität seiner Hatmo- 
Wi ; das Liebliche und Ansprechende seiner Modulationen ist 
uauhertreffbar und fiiesst rein, aus der PfiUe «ines reichen 

Die unterieiclineta Musikhandlung ist hocherfreut, den 
Freunden der Kumt den lange ersehnten Gonuss der vornreff, 
•ten (tiner Compositionen darbieten su können. 



1. Die gröJl» m», m lolenni, - 
0 vollständiger Partilnr, 

)) in ausgesetzten Orehcüi-r- und Singsliinmen , und 
-■) im ClaTier- Auszuge mit Singsiimmen. 

2- Die Ouvertüre I ür grosse* Orch ei t et 
Orchester - Stimmen, 

Di* grosse Sinfonie mit Choren und 
.{o_-Stimmen (&1>«r SliUUri „Lied in 



n 



g) Orchester- und SbgjtimnMn , 
Allet mit dazu gehörigen Verdoppelungs-Stirninen; 

Das Gbuib wird noch im Laufe dieses Jahres aul Beuel) on. 
Die Verleger werden H «1, eine ihrer MbSwt.ii PflicElen an- 
sehen, solche köstliche Werke äusserst eorrtct und in schö- 
nem Notenstich auf schönem Papiere , hervorgehen zu lassen. 

Um dem Publicum die Anschaffung dieser iiarmoni sehen 
Schaue Dinglichst iu erleichtern, wird der Weg der Subsctip- 
tion eröffnet, und zwar unter folgenden Bedingimsen : 

Es kann nach Belieben auf alle Werke zusammen, also 
auf dio ganre Auflage, subscribirt werden, oder auch nur auf 
Eines oder einige derselben ; z, B. blos auf die Partitur der 
-Messe, ohne die Auflegest! in men, ~r- oder blos auf diese ohne 
jeue, öder blos auf den Claviecänszug, u, s, w. 

Da die .Bogenzahl noch nicht genau angegeben werden, 
kann, so wird nur im Allgemeinen feslgeselzt, daas der ge- 
druckte Bogen nicht über zehn Kreuzer rheinisch kosten wird. ' 

Mach Verlauf der tfnterzeiehuungsfrist , welche bis Ende 
Octobers ä. J, offen bleibt, wird ein bedeutend erhöhter La. 
denpreii eintreten. 

Man kann iu jeder soliden Buch- oder Musikhan dlnng 
subicribiren. 

Man bittet, Namen und Wohnort deutlich und unzwei- 
deutig zu schreiben, weil das Verreichnis der resp. Subscrt- 
benten den Werken Torgedruckt Verden soll. 
Hain*» MD 20. April 1825, . 

B. Schott's. Sahne, 
Gros sherto gl. Ho f- M usiklian dl un g. 



~ lf - 
Agli Amatori e Cuttori delf arte Musicaie. 



XI »ottoscritlo cdilore, persuaso di Far coia olile non meno 
die gradevole agli stuilioii della bell' arte i iiiiicale , ein gr- 
jierale a tutti gli amatori, supplendo altresl ad una 'acuD* 
impottjute elie .-tcguatimciita in tlalia suasiite, si t aecinto « 
piibbÜcarii U iegutfnte Opera ; ' , - 

Dizionario e Blhliograßa dt Slusica 
Cfcf contengono la ipU-gationo dclle voct >Ulta musiea teo- 
redca « prafita, Jr' termini tvcnici ntufttafi antichi e 
miidcrpi, Li dcicTiiione de^li siromenii wuikali, td an 
crM.ie si ut-nittieo - crottala tco dglle optre Utcerarte , 
jfriiir sn/la muiica dai tcmpi pik rtiaoti, sinu al gior~ 
rio d'oggi, corredato d'attnotaiionu 
II Ditioiiaiio abraccia Ire principali oj^etti; la miisic« 
BiopriflCiiti.'iE" ■ii;tia (parle ttorica e pratioa ,~ nompresiri i ra- 
mL della fiiica e matc malica 1 . [a Karte isloricJ. c ulojofic« 
a-affer(nare , eisero 
, rai ßnora it pii 
gran difficolla clieMov-eile 
mo:i(jre rijiuriiu alla terminolu^ia della slnmiira detjli sfrit- 
meiiti , atiesa la quasi tolalu mancauu di libri ilsluni che 
parlaan Ii ia!e malrria. 

La Bibliugrafia, ba.snLa mlla Leutratura •iweralt dtlla 
muiica, del oelebre Forke), raci-lnuile la IcientUca parle de)L' 
»rti;, KSctuJeiiJu gli anturi pralici. O'ne i ijtoli uriijijaii 
eompleli de' libri di lulle le eth e di luiic le aaiioui, actio 
■varie luro ediziiiiü p iia hiiioni , per lo piii accoiopagnali da 
ircTisäimi c • ■ r i □ i biografici degli auroti, vi >\ ttova snprute il 
coiitetiuio de* inudr ctini , o per esteso od iu coiapeudio , cor- 
' redato (alvoita die uote critiebe, Si fatia opera, iiuporMiitis- 
jima per- la storia Icneraria musicale , couipreiide jOÜO arti- 
coli circa, ehe si esleuduiio alla letteratura della storia rnuii- 
cale, e della teorica « pratica dclla modeina luusico; fjreieo- 
Ußda in Gue i' elenco de' maiioäcrjtli musicaü che si con. 
aerrano nelle varie bib.lioteche euiopee , parle publilicbe, 
parte private, 

Questi CBnui Lasleranno a far oonoscere 1'iniportanta e la 
va>t:ta dtll' . |rgooj*mo ; oc stmiieri al terlo etagerato , te 
l'auiore, prrsenlaodo il iuo laioro , 'lie i il fniilo dijungbe 
liwrcbe o mrdilatiooi , tiiua in Imiuga dj faiotevole aciog- 
lieuia, di ehe il oolto Fabb|ica ilaliaoo ooota le an: belle , 
e segi.aiameni© la muiica, siecome quella ehe in iJpecial nio. 
de Joruu il diletto die 'lueita iiarioot, poichi i oata direm 
ljumi 4»i(o a ijurl bei cielo, t joilruuti dall' idioma piü AoU 

L'jutori', loortato dallo üodio panicotarf, onde »itrve alla 
mutioa, di cui diedf iJ|;;io ia vatie operV teuietlclie e pio- 
tiche siampati?, si giovü ancora in si complieato laroro^de' 
lumi dei oiü eruiiti composilori italiaui. Se ii coupinteiilo 



di ijiusro lavoro riebiedrva un' iindut e lunga applictziona , 
il pubbluarlo ciille ttampj edga gravi ipese. Cioonondime- 
do, mono dal desiderfo di porgere all Italia nn' opera ehe 
■J essa maom tmiora, nc Jubitaodo dell* tncoi-gnaiaenio 
• i prefigge di iotrepi-eudetne la stampa, tosiochi il nuio^ro 
«degti associati sia giin.io a 500; indi l'iutera opera, dit-isa 
ia quatiro volumi ja 8vp, t "rosia di rami e cavole tumicali, 
Vena lUmpala ia cirt» £oa , coo caratiere acetto , e puabli- 
cata entro uo anno at preiiu di 20 fianchi per gli associali, . 
»ealtr ohlusa l'aitocitiione »ata di francbt T>0. 

Le assocliiiom i( rieavono in MHaoo daGiovaoni Pirotra, 
»«mpatore-Iibrajo , in contrada di S. Hadcgonda num. 961, 
ia Mtgonia da B. Sohott , od altrove dai pnncipaü libraj, 
- Milano, 20. maggio 1Ö25. 

Dottir PUtro Lichttnthai. 



A n ( r a g e, 
Anfertigung von Glocken in eine Harmonika betr. 

wünscht iu' willen: 1) welche Glashütte genau nach 
gegebener Grosse und Form Harmonicagloeken von bestimm- 
tem Tone fertig zu liefern im Staude sey und ia welchem; 
Fraise? 2) Welcher damit reraante Künstler es übernehmen 
wolle, auf eine ihm zuzusendende Spindel ein ganzes Sorti- 



e Auskunft erfolgen. 



Anzeige 

betreffend die, bei der filrstl. öhringschea 
II o f- Capelle, offen gewesenen Stellen 
für einen Contrabassisten und einen 
Clarinettisten. 

Beitie Stellen , tu Jenen, vermöge der im JntclligeoiblatrS 
der Cäcilia und anderen Öffentlichen fllältern enthaltenen Auf- 
foderung, Subjecte gesucht wurden, sind nunmehr befriedi- 
gend besetzt, and werden deshalb weitere Anmcldungan yer- 
■Sit«. 



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— lö - 

.Instrumem de musique, confectionnes par 
• *' Schott fit, ä Mayenci, 

/«itrumcn* d vent en lois. 

Sorle Quali- Quali- jf otn . 

».,,„„, , d * 'e' 1 « le de bra d« 

S C rp eDtS e n f 9rm , d fl _ eraWa cuiyr< 

» » areo tfele de draeon » . , !• 

Grand Elision . . . b * * » • 6 
Basjon i 1 et 1 B 



Huiboi> . . . . •. . . , buit JTOir CBirre . 

arger* 

. » j . ebene 1 
Cor anclais 

„ . Cl arinettet . 

* n a ^ trau corne 

" - - » JToir 



» { nonrelle invenl. ! \ 

■} : £ 



» j nouvelle inrent, j 
In Sijj. «toe cor en La . . , bai) 



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» argen 



» {nouvelleinTention 
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corne euivie 5 

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coro« cmne 5 

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Clatineti«d'aln»onCard e BusetiB J » Z ■ « 



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- 17 



Fl&tet, 
OclnveJ en Fa, Mijj. ai 



chaiige 



Quali. 

U Je 



Clefj 



ebene 
buii 



jToir 



grena- 



FlfliMacanneÄRe . * 
Ciatiin ou FJfltrs douces a" 



luis eomc argcut 
s e?n cuivre. 



Avea 9 ton* S coüliue de Si haut juiqu'au Si bai, 

— 9 — ä Temboucijurc de Si haut jpimi'ao Si b«, 
-6 » - - üt — — Si - 

— 5 _ — Ut— — üt — 

iat.iiF E i 0 .n. i. a, j. -Bi. u Giern.. C 



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r- iß - ■ t . ; 

Com — ftmpl««., 
A?*c A tonS & Femboucliurtr, 
En Fr, Mi o U| Re, 
De Cbasseurä grand. 

Trompctttt d'invtntien. 
Atcc 9 ou 10 Ions ä couUsse de Si haut jusgii'au Si bas, 
-T- 6 o.u 7 ton! ä l'embouchiiTe ilu- Sol jusqu'au Si. 
Tromjtttfs simplei. 
En Fa am les ton) Mi[j. He , üt et Si\>. 

— Min. — Ut et Sip, 

— F« ob Mip. . 

Trompelte htbc 6 CIcfs et tons Fa , Mi?: He, tTt.^ 

— de Basse !i couli.sjp eu F.i .n-ec les lo:i.s Mip, Ül cl 5 

— — — »iuijile i? ii Fa ou Mi[j. 

' , , Ti-0 mbones. 
De Basse ä doubles conliisej. 
Db Tenors a — . — , 
De Basse Ii une coulisse. 
DeTeiiore I — * — 
D'Allo ä — — 
Boucsins ä coulisse. 

Cor» rf« Signale*. 
Cors de Signal ä 7 clefs, 
_ _ !_ e u forme d'une dcrni-Iune. 



_ de I 



Chapraui cliinois de diverses forn 
ße Cimballes turque*. 

— — oidinaii«, 

Triangles. 
i Grandes CaisseS. 
Cai«cJ roulantei. 
Tamboiiiiaes. 
Carriloos, 

Timballes, ' ^ 

' Aveo tele de Lyon ou de Dragon, 
Are« Fayillou,,a 3 clefs. 



— 19 - 

Intelligenzblatt 

i u r 

1 8,2 5. 
Nr. 10.. . ' , ' 

Einladung 

•Subscription 
a u f d i e 

drei neuesten grossen- Werke 
Z. can Beef/toeen, 

»lallthi 

1. Missa solennis, Z)-dur , op. i23. 

2. Gross« Ouvertüre, C-dür, op. 124*) and 

3. Sinfonie mit Chören, op. 125- 

. . Mains, Sei ffciott, # 

raus der Harmonie ist unserer Zeit besonders günstig. 
Kaum erfiSchl ein glänzender Stern am musikalischen Him- 
mel, kaum verstumme» die Töne eines geistreichen Compo- 
siteurs, so erglänit ein anderes Genie, den beklagten Verlust 
IU ersetien. Mozart und Haydn schwanden, da gab um 
die Vorsieht einen Beethoven, der an ihre unsttriliohea 
Werke die «einigen anreiht, Tollig würdig , an ihrer Seite 
die Bewunderung ru theilen. Die Originalität setner Harmo- 
nie, dai Liebliche und Ansprechende seiner Modulationen ist 
iinübertieffbar und fliesst rein aus der Fülle eines reichen 
Genie«, 

Die' unters eichnele Musikhandlung ist hoaherfreut, den 
Freunden der Kunst den lange ersehnten Genuss der vortreff- 
lichsten seiner Kompositionen darbieten iu können. 



*) Hiebe zu verwechseln mit einer 
Steiner in Wien erschienenen 1 
ttire Qp. 115, gleichfalls aus C. 

hulllfniM. i, 4. 1. ftfa d. Cacilia. 



Oigitizea o/ Google 



bewunderten "Werke e 



1. Die grästt Mitia lolmnis, op. 123, 

a) in vollständiger Partiiur, 

b) in ausgesetzten Orchester- und Singslimroeu, und 
a) im ClaFicr- Auszüge mit Singstimnjen. 



3, Die grosse Sinfonii mit ChSren und Solo- 
Stimmen (Aber Schülers „Lied in dia'Freu- 
de"), op. 125, 
' f) in Partitur, 

g) in Orchester- and Singstimmen , 
Alte* mit dam gehörigen Verd Oppeln ngs-Stimmra; 

Das Game wird noch im T.auf- dieses Jalires ausgegeben. 
Die Verlegt r werden es als eine ihrer schönsten Pflichten an- 
sehen, solche köstliche Werke äusserst correct und in schö- 
nem Notenstich auf schönem Papiere , hervorgehen m lassen. 

Um dem Publicum die Anschaffung dieser Kiins tschat" 
möglichst zu erleichtern, wird der Weg der Subscription er- 
öffnet ,'uod iwar unter folgenden Bedingnissen: 

Es kann nach Belieben auf alle Werke zusammen, also 
auf die ganze Auflage, subsoribirt werden, oder anoh nur auf 
Eines oder einige derselben; z. B, Mos 'auf die Partiiur der 
Messe, ohne die Au flcgu stimmen, — oder bloj auf diese ohne 
jene. Offen" hlos auf den Ciavierauszug, auch auf eine beliebi- 
ge Aniäm Verdoppeln ngs stimmen , U. s. w. 

Da die Boeenzahl noch nieht genau angegeben, werden 
kann, so wirdnur im Allgemeinen festgesetzt, dass der ge- 
druckte Bogen nieftt Uber zehn Kreuzer rheiaisch kosten wird. 

Nach Verlauf der Um-neichnuugsirist , welche bis Ende 
OctoWs d, J, offen bleibt, wird ein bedeutend erhöhter La- 
denpreis eintreten. ■'- _ 

Man kann in jeder soliden Buch* oder Musikhandlung 
" mbseribiren, 4 

Man bittet, Hamen und Wohnort deutlich und an. wei- 
dtulig zu schreiben, weil das Verzeichnis der resp. jlfcicri- 
benteo den Werken vorgedruckt werden soll. 

Main., am 20. April 1625. 

B. Schalt's Sohns, 
Grot.henogl. Hof-MusikU«udlunf;. 



Intelligenzblatt 

1 8 2 5. 
Nr. 11. 



Pentaide oder das Quintett 
ein musikalisch -humoristisches Gedicht in fZ ßa- 
läBjen-, nchst gescliichliiclien und ästhetischen 
Anhängen in 2 Theilen — am Ende des 
Jahrs 1526 

kündigt Unter.ichriebener der musik.ihichen Lesewelt hiermit 
au. Es ist eine Schicks*! sgeär.liitlile von 5 Musik fr .■murn 
■uf einer kleinen Land- und Wasserreis« — eine Novelle in 

antiker, .-pi^lirt Fön,,. I.i die ein f.iei,e Ürzäl j IVi,„licii.-r 

I-rei^.i^r und Tfiiten tlfcs Quintetts sind ^.-Schicht liehe No- 
tizen aus der Nähe uud Ferne, theoretische Hegeln, ästhe- 
tische Urti.eil« übe.r Musik"', ckc — v-.'i-«-,-ur iimi ni.^e]j. : i 
um besonders jiiugeu Dilel Muten , eine hislm-i-elie L'i-li r-it it 
seit dem Besinn der Touku.isi, ihre Kniwieneiiin« mit den 
libriapu jir-.iiiflii'H Künsten, i>.. i ihrer Sieigi-runj; bi zum 
Zmulh Uiisrer Zeit — Tor die Auge.» in bringen : uml mt 
Jlilrlung iiires Gejclimaeks und zur \ ermi-hrui'g ihres Lebens- 
genusses — Ideen mitzutlieileo , welche in der ciTilisirl'cii 
Welt von Gebildet<e i ¥jnvu!]e,...( ! ii gefordert werden. Gelin 
auch den Kunsllebrern {»eschii iilliclie Kenntnisse und usibe- 
l'anijene äst htt isi lie ththeiir ni:r;i! ah: .so liüi.iguil ituch Lriin 
langwierigen trchtii 'rinn L'.iierridn di.- Zeit, zu Er'v.'irkirig 
höherer Ansicht des Wesen» einer so viel umfassenden Kunst, 
das NölhigOe «nzu.it reuen. Dam bleibt der X 1 e fi [ntcres- 
sanier Lektüre der angenehmste, i>l d.1,111 auch kiiiier, als 
das. mühsamere , trockene, Lislurisrhe , I li.T.vii.ciie Studium, 
welches dem deutlichen Künstler von i'relessioti unc^ibehr- 
lieh bleibt 

Die humoiiiiisclie ScJu'1i1cti;h.j; (heier Ii i-,' l^s< ml daher 
im Anklang üouiei ischer Finfii. idieii ; die Poesie scheint nur, 
wie sie immer in schonen Künsten sollte, mit sich selbst und 
dem Leben in «jiieleiv- Die dramatischen Heidin des Ge- 
dichts lebten aber wirklich >ur angenommenen Zeit von 1P00; 
und ihre Charakter« sind in »;uure Irenen Skizüen heilerer 
Crinütliliehkeii gezeiebnei. Jene Zeil der phautaituohea 
knllifOibl. Iii, bj. i. Ctyiln. E 



Lastfahrt ist als Scheitelpunkt der musikalischen Kunst ge- 
' wählt. Stoff und Ausdruck liebt sich, in den letzten Gcaän. 
gso zum lyrischen. Ernst bis zur Hjmne der Begeisterung. 

In verschiedenen Gesellschaften wird Musik gemacht; die 
Zäherer sind Bepräsen Unten gewöhnlicher Coneertgänger von 
Verschiedener Empfänglichkeit. Die Urtiieile und Maximen 
dal Dichters *) bezielen Lebensweisheit mr Erheiterung und 
Veredlung als Hauptzwecke der KQuste. 

Di im Gedicht selbst dai Unpoetische des Stoffs und 
Zweck! nur angedeutet, oft absichtlich unberührt enttarnt 
werden musite: so ist im zweiten Theil des Werkchens 1) 
ein Kommontar für jüngere und ferne Musikfreunde mit- 
getheilt;2) zur vollständigeren Uebersicht der Geschichte ch ro- 
,nologiichB Tabellen der merkwürdigsten TonkünatUr, 
Erfinder, Lehrer) Komponisten, Schriftsteller, Mechanik« 
Dnu, Instrumente, Gönner der Musik Ton der fabelhaften 
bis in unserer intelligenten Zeit — mit Ameige ihrer be- 
rühmtesten Werke, ihrer Geburts - Orte und Jahre; 3) einen 
Kern, (Geist) der musikalischen Aeithetik, worin 
die Elemente der Miisikkun.it, im Zusammenhang mit ilirn 
Quelle, der Poesie, und den übrigen schonen Künsten der aus- 
jeren Anschauung, zur Darstellung rines Ideal; antiker und mo- 
derner Musik in entwickeln versucht sind; i) ein alphabe- 
tisches Verzeichnis* der bekanntesten deut- 
schen Virtuosen im Singen und InstrutucrHenspiel — 
des 19. Jahrhunderts nebst den Orlen ihrer Erschei- 
nung und Auszeichnung bis zu Ende des jetzigen Jahrs ; ' 5) | 
derjetzige Zustand der Musik in Europa, vorzüglich 
in Deutschland, aus welchem, nach Verhältnis mensch- 
licher Fähigkeit und nach der Vervollkommnung!- Grenze 
unsrer Organe und musikalischer Instrumente", der Tonkunst 
Scheitelpunkt hervorgeht ; endlich ist 6) zur Vollstän- 
digkeit eines historisch -äiihe tütchen Lehr- und Unterlialtungs- 
buclis, welches ich gern zum bleibenden Handbuch der mu- 
sikalischen Ideen erheben mochte, — ein Repertorium 
der jetzt eiistirenden deutschen Sing- und Musi k vere ine 
angehängt, wenn es dem Verfasser glückt, von diesen «dien 
Anstalten durch Zuschriften unterstützt zu werden. Die 
jetit lebenden Mitglieder derselben, die Direktoren und Zwecke 
ihrer Vereine konnten für die Mit- und Nachwelt zum Zeug- 
tfiss dienen, wer im ersten Viertel unsers glänzenden Jahr- 
hunderts, als dem Gipfel der Tonkunst, sich theilnchmend 
und mitwirkend verdient gemacht hat. 

#I!ire wohlhabenden Mitglieder werden hoffentlich, zur Be- 
förderung meiner freundlichen Absicht , auf das Ganze (Ge- 
dieht im lsten und theoretischen Anhange im 2ten Theil iu 
1 Rthl. 16 Ggr. sächsisch') subscribireu. Durch Gefälligkeit 



* ) dessen mus. Ansichten und Kenntnisse in seinen Bru- 
fen aus Italien an deutsche Freund« — uid in GMäm 
i 5 St, zu betcaeb.Mll sind. 



Digitizedfy Google 



der Berta Direktoren wünscht Her Herausgeber dif deutlich 
J es ck rieben eil Namen gegen nächste Michaelis - Messe zu em- 
pfangen, Directoren und Lehrer, welche sich dieser Mühe 
unterziehen, erhalten n e b s t d .■ m g e w i> Im J ic Ii e u Rab- 
iat Freiexemplare, , -.' i 
i Wenn die Zahl der respectireu Unten eichner auf einig« 
100 sieigt, wird der Verleger sich eatschlieisen, 4} getreue 
Bilder der grössleu Musiker : Guido (FOD Areiiü, P«. 
Icstrina, Allegri, (oder Seb. Bach), Haydn, Mo. 
»art, Beeiliorea und 12 Meludieen m .dsn-lvriiehen Stük. 
ken in Steindruck, heirufiigeü. 
Blenuw, im Mai 1825. 

Dr. W. C. Müller, 
Pr. an der Bauplschule, 
2, Seho tt's 6iihne in Maina nehmen SnWriptioii *n. 



Bei H. L ü np p in Tubiiigen ist erschienen: 
Dreistimmige ChjOralmelodieen , für Schulen * 
Kirchen und Familien , nebst .einer jtuizge- 
fasslen Anleitung zum Choral gesange*' von T: 
- Silchcr, Musihdirector an der Universität 
in Tübingen. Erstes Heft, zweite .umg«ar- 
huitetß Annage 1 fl. — zweites Heft 1 fl. 

Ferner;. 

ß Lieder für fröhliche Gesell Schäften, vonWag- 
ner, für 4 Männerstimmen, coniponirt von 
Silcher. 36 kr. 
Diese Lieder , bestehend aus einem Cyklus rnn Ge- 
dichten, als: des Sängers Abkunft, Eintritt, WiHkc-inm, 
Bestimmung, Ziel, Grä'hie, sind in mehreren musikali- 
schen Gesellschaften mit Beifall auiaenomm.cn ,und al» 
ein schöner Beitrag mr Veredlung -des in imsern Tagen 
sich immcrmelir ausbildenden Männergesanges anerkannt 



3Ein THnslker, welcher «e'it zehn Jahren Jas Fach . 

Operndirehlors bei mehreren soliden Bühnen. bekleidet 1 . 

wünscht als solcher bei einem fluten 'Theater wieder 
eine Anstellung, oder bei einem tiemlich bedeutenden mu- 
sikalischen Verein die Stelle -eines Musikdirektors, — 
Hierauf R*flecür,eude werden .ersucht, «ich gefalligst in 
portofreien Briefen .an .die Bedaction dieses Blattes in 



.obige Anteile erhalten werden. 



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zur Vermeidung von Collisionen. 
Bei den Ijntcrzeiclmcteii ist so eben unter der Presse; 

Missa solennis , 

v.ociliits et instrmuentis solitis > concertante 
■ Organa * 

Josepko Haydn. 



Das Thema ist folgendes 




TVir seiaen dieses hiermit in der doppelten Absicht on , 
das Publicum auf dies »rosse Wirk aufmerksam -zu ma- 
chen, und mgleich Clwa möglichen Collisionen Torau- 

Ü. Scholfi Sühnt, 



A n z e i g e. 

Im Verlag der He! w ijjg j oh • n Hof buch li«nd I u (fg- 
in Hannover ist erschienen und d.ircli alle Buch - und Mu- 
«ikh Büdingen in Deutschland zu erhallen ; 

Stolze, II. W., Gesansirbunga- Stücke- zum Ge- 
I brauch beim ersten Gesa neunter riebt, stufen- 
fl weise durch alle Intervalle, ein-, zwei- und 
- mehrstimmig, und J> der bekanntesten Cho- 
ralraelodicen zweistimmig, für Diacant-Sttm- 
men. Op. 2- geh. 18 ggr. 



. , — 25 - 

FlügelpUmq/brte's und in Tqfclform.' 

Hiigelptnnoforlcs von Nunrue Srrcichrr in AVicn, von 6 
Oclavcii, in 7\'u;,sh.iiim. . und Alaii'r-I'whetilioltf, sind, fori - 
nährend in hiiilSngiichci* Anzahl r.-ir Auswahl, zu linden, 
iu der Hofmusiishaiidiung von B, ^efiotft Süliuen in Mainz. 

Audi Jon anderen berühmten Moi^t-ni sind i lüge! untt 
talelfürmigc Pianofortc stets in Vorrnth. 



Den jungen Musiker K. , welcher bei «einer hiesi- 
gen Anwesenheit mir zehn Gulden abborgte, um nicht 
seine Kleider verkaufe] zu müssen , fodre ich noch ein- 
mal anf, noch vor dem ersten Jan. Ii. J. «eine Schuld 
abzutragen, widrigenfalls ich alsdann unfehlbar seinen 
Ham'en und den nähern Hergang in mehren öffentlichen. 
Blattern bekannt mache. 
D. am *>. Aug. i8a5, C. W. 



Bei uns hat die Fresse verlassen: 

Alphabetisches Wort- und Sachregister 

Gottfried Weber's Theprie der Tonseizkunsty 

Von M, K. 
rreiss 18 kr. 

Um das Hauptwerk durch Naclisch Ligen der einzelnen 
darin enthaltenen f ;i iinde £[»lsi')ri» und nach dem 
iJedürfnisse des Augenblickes schnell benutzen zu kön- 
nen, schien ein alpli.Tbi*! isuJiOLi Wort- und Sachregister 
über das Game unentbehrlich , das den üesitiei-n de« 
Werkes hiermit, als gewiss willkommener Narhtrag dazu, 

3 8^ . ■ 

B. Schott't Säkae, 



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- > — 26. — 

Instromens de mnsique, confectionnes par 
B. Schott fils ä Mayence. 
A ■ A n v e r s c h e z A. Schott* 
Editeur et marciianJ de muiiqae et d'injrrumeus, matcli« 
■aiDeiifs, Sect. 3. No. 638, , 

Instrumens « eent en bols. ■ 

, Sorte Qaali- Quali- Nom- 

dc tedo te de bre d« 

Banoitf. boit Gaiirit. Olefs CJeii 

ÄerpenwetiforaiedeBaJSoii*. , nable enivre euirre 6 

ii » avec Ute de dragon * »■ r t> 

Grand Ballon ■ ,,..■» # » 1 

Bassoruk 1 aile et 1 Bogatl« g * * »■ 9 

».»?.< »Z », R'S it s w 9 

» '2 » »2 » SS » » » 15 

» » 2 a » 2 k Ii 5 » areeut yroir 15 
Hamltöh. 

Hautboi» ........ bin'* yroir enirre 2 

: , •) : ; : Ä .! 

» ( nonvclle itrcnl, } , » » argenl 14 

s / J , ebene » » ll 

CoM.MJglaij bui» » cum« 1! 
C £<z rittet te S. 

En Si|j, bah corne euiri- 5 

** \ \ '. \ y r *»' r » 9 

. ». { • ) . » . » •-» 12 

v { nonTelle inrent, > . » » argent 12 

» ( J ebene » > 12 

En Si[?» "WC oeps en La . . buii eornc cuirre , 5 

b » . ... » yroir » 6 

« v - , . s » » 9 

» s ( > . * » » 12 

* b i nonv, inr. J , s - » arge nt 12 

» ll 1 \ . ebene « 12 

En Üt ; , buis corne ouirre 5 

s ........ . » yroir » 6 

* . .9 w 9 

P t ) . » * >• ■ 12 

v (nonrelleinrentianj , » » Brgent Vi 

w ( ( , eben« » * 12 

En Mip. . , , buis coro« cuirre 5 

Jf » • v yroir » 6 

■ * » » 9 

»4 >,*».» 12 

s inonreHeiorenlion J . B » arten t 12 

■ • ( ( . ebene. - • 12 

En Fa . . , . ..... Luis come cmrrt 5 

» . » yroir . 6 

v » » » 6 

CUriiitdBSd'ailo ouCors dcBafSetle » » » 14 



eorpi Sorte Quali- Quili- Notn- 

„ , de re- de te de ti de bred» 

Flutet. «hange bpia. Garn». Clefi Gießt 

OclaresenFa, Mi[j, onRe 1 buis yvoir euim 
v ........ . 3 ■ » ' »' wgent 

» 1 ibhat » ' > 



• Flut es Sc 



Plates douces a 



grena- 
dille > i 

ebene argent 



brane uni bois • 
buis corne argent 



nt en cmvre. 



: jusqu'au Si b«. 

i haut juiqu'au Si baj. 



Avec 4 'ans k l'cmbouchuTr. 
In Fa, Vlj ou Re, 
De Chisieur», grand, 

Tromjyetles d ' in v e nl io n. 
Arta 9 ou 10 toas a eoulisse de Si Laut jnsqu'an Si bas„ 
— 6 ou ] tons ö TcmbouchurB de SdI Jusiju'au St. 

En Fa Bvfc Im ton* Mijj. Re, Üt et Si^. 

_ Mi[>, — üt et Si|>. 

— F« ou Mi);, 

Trompetle. a ö Clefs et tons Fa, Mijj, Re, üt. 

— . _ de Basse ä eoulisse eiiFa arec lestous Mit). Ut et SL 
— — — iimple en Fa oh Mip. 

De Basse ä double* eoulisse*. 

De Tenor ä — — 

De Basse k aae eoulisse. 

De Tenor a — — , . 

D'Alto ä' — — 

Bouosins i eoulisse. 

,Cor, de Signal. 



— — de Basse k '„* clefs avcc (Sie de Dragou. 



— en Re. 

— ä eoulisse, arec 4 tonl, 

_ — — — en f onU B i e trompetle. 

~ avee 5 clefi _ . ~ _ • — ' ' 

Ins trumen s turquei, 
Chaptaui eliipois de diverses formal. 
Cimballea turouei. 

— — ' ordinairos, 

Triaugtes, 
Grandes Caisses. 
Caisses rou lautes, 
Tauibouriües, 

Timoailei. , t 

Bat-tons rastet. 
Are« tele de Ljon ou de IJragon, i 3 eUfr. 
Atco tarillou, k 3 cls&. 



— 29 — 
Einlad« n 5 

S'Uosfiription 
mf die 

drei neuesten grossen Werbe 
L. van Beethoven, 

1. Missa solennis, ß-dur , op. 123. 

2- Grosse Ouvertüre, C-diir, op. 124.*) und 

3- Sinfonie mit Chören, op. 125. 

Mainz, bei Schott, 
D er Genius der Harmonie Ist unserer Zeit besonder* giinitig. 
Kaum erlischt ein glänzender Stern am musifcatiichtm Eitu- 
mel, kaum, veratummen die Tiine eine« geistreichen Compo- 
sitenrs , «o^erglänzt ein anderes Genie, den beklagten Verlust 

Werke die seinigen anreiht, völlig wijnlig, an ihrtr Sei'o 
die Bewunderung zu [heilen. Die Originalität seiner Harmu- 
ni«, das Liehliclie und Ansprechende seiner IModulationen ist 
ünüberti«ß"bar und fliesst rein am der Tülle eines reichen 

Die unterteiclinete Miisikliandlung ist hocherfreut , den 
Freunden der Kunst den lange ersehnten Genuts der vortreff- 
lichsten seiner Cuinposiiiuneu darbieten zu können. 

Diese viel bewunderten Werke erscheinen in nachstellen- 
den Formen : 

t. Die grast,. Missa splennis, op. 123,. 
a) in voltständiger Partitur, 

d) in ausgesetzten Orehesler- und Singsliinmen , und 

c) im Ciavier- Aussugo mit Siiigstimmen, 

2. Die Ouvertüre für grosses Orchester, op. 121, 

d) in Partitur , 

e) in Orcliester -, Stimmen, 

3. Die grosse Sinfonie mit Chdre» und Solo- 
Stimmen (über Schiller;. „Lied an die Freu- 
de"), op. 125, 

f) ' in Partitur, 

g) in Orcliester- und Siogstimmen , 

Alles mit dazu gehörigen Verdoppelung!- Stimmen, 

*) Nicht iu verwechseln mit einer anderen nenerlioh bei 
Steiner in Wien erschienenen Beethoven'scheii Ouver- 
türe Op. 115, Eleiebfalls aus C; 



— 30 

' Dal Gante wird noc] 
Eie Verleger werden es als eine ihrer schönsten Pflici 
aebe», solche köstliche Werke äusserst correct und in schö- 
nem NolensLich auf schönem Papiere , Ii er vorgehen iu lassei!. 

Um dem Publicum die Anschaffung dieser KunstschÜti- 
mÖglichat 2U erleichtern, wird der Weg der Stiliscription er- 
öffnet , und zwar unier folgenden Bedingnissen : 

'Ei kann nach Beliehen auf alle Werke lusammen , also 
auf die eanie Auflage, subscribirt werden, oder auch nur auf 
Eines oder einige derselben; z.'B, blos auf die Partitur der 
Messe, ohne diu Auflegestimmeti, — oder blos auf diese ohne 
jene, oder blos auf den Ciavierauszug , auch auf eine Beliebi- 
ge Anzahl Verdoppelung! stimmen , u, s, w. 

Da die Bogenrahl noch nicht genau, angegeben werden 
kann, so wird nur im Allgemeinen ftsigcsetzt , dass der ge- 
druckte Bogen nicht Uber zehn Klemer rhrinuch kosten wiri. 

Nach Verlauf der Unterrucbn'ungtlrift , welche bis Endt 
Octoburs d. J. offen bleibt, wird ein bedeutend erhöhter La- 
denpreis eintraten. 

Man kann iu jeder soliden Buch- oder Musikhaodlcr; 
lubscribiren. 

Man bittet, Namen und Wahnott deutlich und hdiwb. 
deutig iu schreiben, weil das Verzeichnis der resp. Subscri- 
benten den Werken vorgedrunkt werden soll. 

Miinr, am 20. Apili 1825. 

B. Schott's Söhnt,, 
Grosshenoe,!. Ho f-M us ik h u td 1 u n t. 



Anzeige, beireffend B e eth o v an 's neueste Ou- 
vertüre aus <?-dur, für- Pianof. arrangirL 

Ich balle es für meine Pflicht, das musikalische Pub- 
likum tot einem gänzlich verfehlten , von der Originalpar- 
titur abweichenden Clavierauszuge meiner ieliten Ouvertüre, 



- lur völlig eett 
läge bej Ii. i 



ti Herrn Carl Ci 



L. v. Seeihoi 



Herr van Beethoven hat Öffentlich die eben so un- 
■ rechtliche als unrichtige Ansgahc eines vierhändigen Cla- 
vierausjugs seiner Rtt-Okimärs hei Trautwein in 
'■Berlin, verfertiget von Herrn Henning, gerügt. — Ohne 
*u erwähnen, was von selbst ht die Augen fällt , dass 
ein solcher Vordruck noch schändlicher als ein Nachdem- Ii 
ist, zeigen wir dem verchrlicheii Publicum nur dieses an. 
dass wir von dem berühmten Tonsetzer schon vor gerau- 
mer Zeit das ausschliessliche Verlagsrecht dieses Werk«* 



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evworhen haben, und dass davon ein, Ton dem hekann v 
i™ Clavicrvirtuoecn Heim Ciernj, unter den Au^en 
ilea Componisleri selbst verfertigter AuiEUg für vier Hän- 
de, bei uns so eben erschienen ist, wir al6i> im Stande 
sind, als rechtmässige Verleger, eine des genialen Ori- 
ginal - Werltes würdigere Bearbeitung zu liefern, als die 
ron Herrn Henning ein geschmuggelte. 
Mains den 3u. Juli i8»5. 

B. Scholt't Sähae. 



Ankündigung'. 

«Juartelt für zwei Violinen,, Altriole und Violon- 
cell, von L. van Beethoven» vollständige 
Partitur. 

Dasselbe Werk in ausgesetzten Stimmen. 
Dasselbe Werk für Pianoforte, zu ,4 Händen. 
Dasselbe für Pianof. zu 2 HHnden. 

Ausser den vorerwähnten drei grossen Werken unser* un- 
sterblichen Beethoven, hat die unterzeichnete Verlagsliandluiig 
•las Glück, allen Musikfreunden auch noch ein viertes grosses 
Werk seiner Muse, als in ihrem Verlage erscheinend, anzuzeigen: 
Es ist dyis in allen Blättern als höchsten Gipfel der Initru. 
znental-Müsik angepriessene, viel bewunderte neueste Quartett 
des ewig unbegreiflichen Meisters unserer Zeit. Voll höch- 
ster Begeisterung, kräftiger und schwieriger Passagen , des 
liinreissendsten Melodicenschwunges, Am Bezauberndsten Har- 
monienwechsels, strömt dasselbe unaufhaltsam fort; plötzlich 
scheint derselbe Drang durch unübersteigbare Hindernisse in 
Seinem Laufe gehemmt iu werden; es krümmt sich wie ein 
in der Tiefe einer Bergachlucht braussender Waldslroru, bis 
ihm schnell eine Lichtseite aufgeht, und es nun durch eine 
rasche, kühne Wendung seinen vorigen Gang wieder annimmt 
und alle Zuhörer mit sich fortreisst. Es ist jenes Werk, vu:i 
- dem man in öffentlichen Blättern las, dass die vortrefflichste 
Qüartettbeselimig Wiens, yon seinen Schwierigkeiten Euriick- 
geschreckt, es eine Zeitlang bei Seite geseilt , aber späterhin 
nach mehren Proben es als Besstei Beelfaoven'scher Werke 
öffentlich anerkannt und gepriessen hat. 

Es erseheint bei uns in folgenden Formen. 

a) in vollständiger Partitur, 

b) in ausgeseiften Stimmen, 

c) im Ciavier -Ausmge zu 4 Händen , 

d) im Clävier- Auszüge zu zwei Händen, 

und ausserdem noch in verschiedenen anderen Formen. 

DasGauze wird noch vor Ende dieses^ Jahres ausgegeben. 
Wir werden es uns zur höchsten Pflicht machen, das so un- 
übertreffliche Werk in correctem und brillantem Notenstich 
herauszugeben, B. Schoti't Söhne. 



■ — 32 — 
-Neuigkeiten 

welche bei 

B. Schotts Söhnen, Groish.ness.Hofmmikhandh 
bis zum 30- May 1825 
eischicnea lind, 

Freie 
fl. lr. 

Mangold, " Sonallnes u. Pianf. op, 7. . . 1 St 

N.-....-jL'.^,'.rr ui,..l (..i,h1!:t p. l'ianf. K... . — 



Grosheini , F.rbeite.nmg fiit die Jugend, 3 Lie- 
der für Sehn 'cn ...... 

Wrrner, Oipkohali . . - . - 
Köffiier, Puijiüurri p. Giiit, princ. et Piano of 
. . . ' . . . 

Farorii- fnpp - Laudier , p. PianoF. 253. . 
Kiiffiicr, Marche, pour Piaiiaf. 12. 13. 14. 
Br«k, Lieder f. 3 KindcT" 



KSflner, Ouwrt, p. Mi. mil. op. 
Alliier, Ourcrt. Je Leocadii?, p. l'f. 
Bipfei, gr. Qüdt.. p , Htb. V. A. et Volle, 
Camus, 5 dnos cone. p. 2 Flütej, op. 11. 
Kaffncr, Seren, p. Fl. ou V, et Ruit., op. 158. 
Foreith, Staberls - Waliter , 1 ii. 2. 3. b. . 
Gfr. Webet, njeliritimmigg Gesäuge, np. 41. , 
Rummel, Fantaisie p. Piano/. Ii 4 mains, 51. . 
Rossini, air: La calomnie, p. Pianaf, 
Auher, Favor.- Walr.er am Lcocadie, 250. 
Schubert, Sonate p. Pianof. , 1, , . 
Eroet, air: de La Cereatola, de Rossini, p. 
Goit. et Ft., 6. , 

— air; de Jeao de Paris, de Boieldieu , p, 
Guit et Fl. , 7 

— air: du Solitaire, de Carafa , p. Guit. et 

Fl., 8. ....... 

— air: du Barb. de SeT,, deRossini, p, Guit. 
Wll,9. ■ . . 

— Cayat. alla PoUwo: d' Adelaide I de Cara- 
fa, p. Guit. et Fl., 10. . , . , 

— Cavafinede L'ltal. in Aleifii, de Rossini, 
•?. Gnit. et Fl., 11. . 6 . . .. . 

— Oh dolce concerto, iliaaii p. Mid. Cala- 
y lani, p, Guit. et Fl,, 12. . . 
Aubcr, Leocadia, Clav. Au*a, , (franzb's. und 

deutsch. Te«) ...... 

Grimm, Potp, p. Cor cd fa , 2 V., A. et Velle. 
Horrr.ky, Rondo pour Gnirarre, . . 
J. Schmitt, Sonate p. Pianuf. , op. 26. 
Pie Wiener in Berlin, mil Clav,- und Gui- 

tarreBccomp, . , .' 





IS 






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36 




36 




56 
,36 


1 . 


16 






1 





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B<*r ß , 3hie Eifert, p, Pianof, et Flute, on 
Vioi. , op. 17. . . . ■ . . 

. F. .KWts, 3 duos rona p, 2 Flui«, op. 56 
SbSiIi, lr Quai. p. 2 V., A. et Vcelle, 
op. 95 

m^uld, ö Polon. p. ;ivet: Vidi. , op. 8 
B. Cramer, San. p. PI", op; 47. ( sreonde 
edition) 

iff„er, Ouvert. p. »las. miiit., op. 161. 

äth , divert. k 4 mains p. Pianof., op, 9^. 

iljes. Ouvert. da Lsocadie, a.4. raaim, p. PI 

and, 1" 

ireith , 



Fort setzung der Neuigkeiten 
von B. Sek ot.t 's Sahnen, 

bis zum 3o. Juli i8i5. 
lamme pour le Basson r usse. 12 Ar. 

Die Verlagsliandluii- glaubt sich den Danl «ei Publicum? 
u verdienen, Jim' sie den Liebhabern hierdurch Mitlei am 
[and giebt, dies jetzt io beliebte Instrument leicht uai 
ielitig au spielen. 

"auvel, Methode eldmentaire de Guitarre ou 
Lyre. 1 fl. 30 kr. 

Gegenwärtige! Wcrkchon verdient in sehr vieler Bir sieht 
len Vorzug vor deu bisher cursireoden Gnitarre - Sciiutirn ; 
■: Iii in l'rarir.il.^dici- ?i>rHr!ie jvsrljriebrii ; luX-ie sielt datier 
SJ ]d Jemand iijidi-n, da.id^ dm Duit-schen /.i^Stiglidier /u 
nachen. JEj enthält die Grundsätze der Musik int Atfgo- 
neiiien, eine Tabelle, dai Griffb/el des Insiriinieiirej darstel- 
end, Tonleitern in den gi'bra'uci.liclisteii harten .nud weichen. 
Tnnsrten, Hebungen Tut das Anschlagen der rechten, so wie) 
!}U die FingerseUung der linken Hand in höheren Appliea. 
uren, Themen und Lieder mit Variationaa , und eine Aoi- 
,vahl von Romanzen versejiiedener Meister. 
Aiilhes, 6 Lieder mit leichter Clavierbegleitung. 
Op. 5. 36 kr. 

Es wä'te ku wünschen, dass jeder Lieder- Compiniitt sieb 
tu aetnkinaUcb-gemHthlichen Tone hielte, den der Verlas- . 
-er £<?cnwirti£i'i; W'-i imimis so Ui-klici] iraf. IiieUeglti- 
lung w leicht ausführbar , and hebt don Gesang auf die. an- 
muthiE"« Weise. 

Miller, 6 Gesänge für 2 Tenor- und 2 Easssüm- 
meri. i fl. 12 kr. 

Freqndm rnuutcr."!! Gelange) reicht hier dir Verfasser 
ein» schine Gab«; den Tenoristen weiche mit Leichtigkeit 



die höheren und höchsten Töne ihrer Stimm* zu benul 
verstehen , durfte el be son Jcrs willkommen sein. 

Schmitt J., Variations pour Pianöf. ä 4 mah 
comp, poiir les Jeunes amaieurs. Op. 27- 3ii ' 
Op. 28. • 48 J 

Jedem angehenden Clavierspieler ist zu rathen, „sein £ 
vier doch tob dem alte» Trodelkram zu reinigen , und ?: 
dessen Sick vorliegende Werkdien des rühmlichst bekannt 
Verfassers anzuschaffen , diö sich ihrer Lieblichkeit und j 
rer leichten Ausführbarkeit wegen besonder! empfehlen. 
Küffaer J., Variationen über das Lied: 

„Wenn ich ein §chütBchcn schon mögt', 

,.MilssTs ein artiges sein, 
, „Uud so irisch wie ein «echt, 

„Nicht xu gross und nicht zu klein.!' 

für Pianof. Op. 162.. 1 1 

Dass Hr. KiilTncr das Angenehme, Leichte and Lieblich eis 
dem Nützlichen an Ps Bes&te zu verbinden weis, ist eins bekn: 
te Sache; und auch hei gegrn war tigern Wer Lehen wird J' 
der, der sich dasselbe anschafft, es abermals bestätigt fiudt; 
Kitffner 3. , Potpourri en Quatuor p. Fl&lt, 
Alto et Guit. Op. 155. 1 fl. 24 & 

— — Potpourri ■en Quintuor. p. Guit. prinet 
Flute ou %r Vlon, second Flox, Alto t 
Pcelle. 0/1.156- iß. 36 k 

Seines -Namens und seiner früherer Arbeiten .dieler Ar 
vollkommen würdig;, schliefen sich ehengenannle Werte: 
die Besseren unserer Tage an , und werden den Musikfreund 
manchen Abend verschönern und erhöhen, 

Schubert G.-, Son. p. Piänof. Liv. 2. i ) 

Auch in vorliegender Sonate hat der Verfasser den I.k. 
habern und Liebhaberinnen des Clavierapirls ein angeneLu:' 
Geschenk gemacht, und sicher viel dazu beigetragen, dt: 
verschrobenen Geschmacie maucher Neuerer Schranken i 
setzen. Seine fliessende JUeladiu zeidtnet es vor vielen dies; 
Gattung, aus. 

Cramer J. B., Sonate p. Piano/orte. /Op. 4i 
seconde edition. 1 ß. 24 k 

Wie sehr vorliegendes Werk den Erwartungen entsprje' 
t-'h 1 gegenwärtige so iclinctl auf die frühere erfolgte zwei 
Auflage an, welche augleich für die Geiungenheit-der Cod 
poaition die sicherste Bürgschaft gewährt. 

Beethoven L. v., Ouvert. Op. 124, wrang* 
pour ,le Pionof. ä i mains, par Charles Czei 

n n r- iß- 36 ft 

Dass e Jbe Werk, d % mains 3 arrange par Cha' 
ies Cztrny. " iß. 12 & 



Diajtized b/'Coogle 



Die Verlags band hing schmeichelt sich auT den Dank der 
musikalischen Weit Airsuruch machen zu könpen , dass sie 
die Allrn so werlhe Gabi: uusers Orpheus rein und unver- 
fälscht derselben darreicht. Wie sehr die vor! iahenden einzig 
rech tniässigcn Ausgaben iq iunerm Wertlie die 'in der Trsut- 
wein/schen Musikhandlung, unier dem Titel :, F e ■ t o U V er- 
türevonBeethoven, erschienene Cla Vierbearbeitung über- 
treffen, wild wolil Jeder auf den ersten Blick erkennen, auch 
wouii es nicht schon öffentlich bekannt wäre, dass Beethoven * 
jene Bearbeitung bereit s ausdrücklich für gänzlich unrichtig er. 

Beethoven L. c, Six Bagatelles p. Pianof. Op. 
126. 1 ß. 24 kr. 

Unter der so bescheidenen Aufschrift „Bagatelles" beut 
hier Beethoven den Musikfreunden ein höcbit geniales Werk- 
chen , stets ueti und originell , wie in allen seinen Werken. 
Minder Geübtere des CUnerspiels werden ihm noch besonders 
Dank wissen, dass er es mich ihnen möglich maeht, sich 
seiner erhabenen Ideen zu erfreuen. 

Beethoven L. v. , Triette : „Ith war bei Chloen 
ganz allein*' etc. , mit Piano fort ebegl. 48 kr. 
Dasselbe Werk mit Guitarrebegleltung (Auswahl 
Kr. 248.) 16 kr. 

_4.iu,i »,ir .1er Tiiuc Mcisti-r, 
Die Cilhur Itbt in seiner Hand; 
Damit ergüuf er alle Geister,' \, . : 

Und gern empfing ihn jedes Land. — 
Wem niöglen nicht obige Verse Von Schlegel, als auf. 
Beerhoven gedichtet, bei gegenwärtigen? Gescheute, einfallen. 
Ewig unerschöpflich lebt er nur Jich selbst. — Das niedliche 
leichte I.iedohen, welche» er hier Liebhabern und Liebhabe- 
rinnen singt, verdient, auch von dem anziehenden und rei. 
senden Texte abgesehen, schon allein um der Originalität der 
musikalischen Behandlung willen, den grössten Beifall und wird 
ihn unfehlbar überall finden, 

Beethoven. L. v. , Opferlieil von Matth isso« : „Die 
Flamme lodert ! milder Schein durchglanzt etc." 
Op. 121- Partitur, 42 kr. 

Dasselbe Werft in ausgesetzten Stimmen. 2 H. 

Dasselbe Werk mit Clavierbegleitung. 36 kr. 

Wenn zwei der begeistertsten Harfenisten, -wenn ein Beet- 
hoven und ein Matthision sich verbinden, so kann nur höchst 
Vortreffliches ku Tage kommen. Dass dies nicht zuviel ge- 
sagt ist, dessen wird sich Jeder beim Spielen oder Anhören 
selbst überzeugen. Durch die vorliegenden drei verschiede- 
nen Ausgaben glauben wir 4em Publicum einen wesentlichen 
Dienst geleistet zu haben. Das Ganze ist für Eine Solostim- 
me gesetzt, deren Gesang von eintretenden Chören aufgenom- 
men uud gehoben wird. Der Ciavierauszug ist noch besonder» 
«ejjiu Leichtigkeit wegen empfehlungs Werth, 



— 36 — , 

Beethoven L. v. , Bundeslied: „In allen guten 
, Stunden" etc., von Göthe, für zwei Solo- und 

drei Chorstimmen, nebst begleitenden Blasin- 
strumenten. Op. 122- Partitur. 42 kr. 
Dasselbe Werk in ausges. Stimmen. 2 fl. 2* kr. 
Dasselbe Werk mit C lavier bellet «mg. 48 Ur. 

Wie innig sieb Beethoven mit Gölhe verschmolzen, 
zeigt gegcnwar.tiiies Werk. Nur so hätte Gothe , *viire 
er in so h.ih'ni Grade C-mi nonist , als er Dichter isr , das 
vorliegende Lied in Musik ausgedrückt. Wie wahr das 
Obige bestätigt wird , zeigt Mgimmt , beider C.öttcrvrcrk. 
Aiieli hier glaubt sich die \ eriagshandlung ein Verdienst urtl 
die musikalische Welt dadurch erworben zu haben, dass sie 
drei Ausgaben daion veranstaltete. Die Clavierbegleitung 
ist, wie bei dein vorigen, leiehl ausführbar. Freunde ge- 
selliger lebensfroher iiusäiige mögen sied bei deu beiden 
grossen Meistern noch besonders bedanken, 
Fesca, Arno, ich liebe. FilcPianpft u. Guit. 8. 8 kr. 

H entliehe Idee, eine musikalische C.oitjugalion 7.11 ver- 
anstalten, aiiio, ich liebe, amas , du liebest, avtat , er 1 
liebet, amas ne liebst (tu nicht? etc. etc. Wie schön und 
wahr dtir Verfasser dies in Tonen ausdrückte, wird wohl 
jedermann, der es sah oder hörte, selbst fühlen. Die 
Begleitung für beide Instrument« ist sehr leicht. 
Tonleiter Für Piano forte, in allen Tonarten, mit 

Fingersatz. 16 kr. 

Lehrern und Anfängern wird dies Weine Geschenk 
höchst willkommen sein. Iis enthält, in systematischer 
Folge, die lersibindriitm Tunleitern für beide Hände, mit 
beigeschriebener I'ingerselnung , und nach einer jeden ein 
uns den ivesrullidulen Hiirmmiiecu der Tonart gebildetes' 
kleines Präludium weniger Akkorde. 
Köhler IL, tierntiade en duo, ftune execution 

facite p. Pianof. et Guit. Op. 149- 48 kr. 

Liebhaber leichten und angenehmen Clarier- und Gui- 
tarre - Spiels werden bei diesem "Werlte ihre Rechnung 
linden, und an demselben den bekannten Verfasser leicht 
erkennen. Durch .ichmeU'li.'im.e, angenehme Melodie zeich- 
net es sich vor vielen andern dieser Gattung auf's vortheil- 
hafteste aus, 

Ritter P., Sirdnade , contenant sex piiees de 
l'opera: le Mandarin , pour Flute, Alto et Gui- 
tarre. i ß- t2 kr.- 

Gar angenehm hat der Verfasser die schönsten Stücke aus 
seinem belebten .Singspiele: Der Mandarin, hier zu einem 
Trio arrangirl. liebem der drei Instrumente sind beson- 
dere Sdmii'n'.J^tcii -/ui;er!u!i!i«t, sondern alle leicht aus- 
führbar und doch wirkungsvoll gehalten. 



t 

DigitizGd by Google 



— . 37 — 

Int e 'l l i g • e n z b l a 1 1 

. (9 ü ia © a Ii» a &<* ■ 

1 8 2 5. 

' Nr. 12. ' • " 



Redactions - Correspondenz. 

W» haben vor Kurzem zum Erstenmal das Un- 
glück gehabt, mit einem C orr espondenten uo- 
■einig z u werden, welcher uns «inen .Aufsatz seiner 
Feder aufdringen will , und uns, unserer standhaften 
Weigerung wegen, mit öffentlicher Vei-unglimpfunj bedroht. 

Will er die Öffentliche Meinung zum Richter zwischen 
ihm und uns aufrufen , so sind wir nicht nur weit ent- 
fernt, solches forum zu dccliritren , sondern wollen ihm 
hiermit sogar den Weg dazu dadurch bahnen, dass wir 
das ganüe , einzig in der statt gehabten Correspondenz 
bestehende Factum , nachstehend buchstäblich abdrucken 
lassen, jedoch den Namen des Herrn Curr espondenten 
aus Schonung vor der Hand verschweigen. Es ist dadurch 
denselben die Erleichterung gewährt, dass er, glaubt er 
in der That das Recht auf seiner , das Unrecht auf unse- 
rer Seite, nur sich öffentlich als denjenigen, mit welchem 
diese Cerrcspondenz geführt worden, zu nennen braucht, 
und wir haben ihm dann nur die Kosten des Druckes der 
Correspondenz erspart; sollte er aber, wie wir von ihm 
hoffen, Schamgefühl empfinden, so braucht er nur tu 
schweigen, und auch wir werden dann Dasselbe thun. 

Die Red. der Cacilia. 

Die Correspondeni begann damit, dass besagter Herr 
'durch ein — gedrucktes oder vielleicht auch gesebriebt- 
l*itltif<Mbl. ■, .1. 3. Bd. Cid»*, F 



- 38 — - 

ne» Einladungsschreiben, im Allgemeinen sur Einsendung 
von Beiträgen >ur Cacilia eingeladen wurde , mit dem Er 
suchen, aus zu eröffnen, welches Honorar er wünsche 
und mit dem Zusätze, dass er sich der Gewährung dessel- 
ben van der Verlngskandlung im Voraus versichert hallen 
könne. Die gau/,c übrige Correspondeni ist in unserem 
Copirbuch und in seinen Original briefeu noch »ollstäntli; 
vorhanden, wie folgt: 

Herrn B. Schott's Sühnen in Main z. 

. . . . <L ig. April 182.'. 

Ew. Wohlgeboren 

Scfälliger Antrag zur Theilnahme an iler Cäcüia, den Sie 
1 Ihrem Schreiben vom 1a. Febr. wiederholten , war tu 
ehrenvoll und schmeichelhaft für mich , als das« ich tk 
unbeachtet lassen sollte. Empfangen Sie daher beiliegen- 
den Aufsatz über .... für das nächste oder eine der fol- 
genden Hefte der Cätilia. Ich wünsche See Lt ein 
Thaler für den Gedruckten Octavbogen, und sehe rl« 
gefälligen Zusendung des Honorars nach erfolgtem Ab- 
druck entgegen. 

Mit vollkommener Hochachtung nenno ich mich 
Ew. Wohlgeboren 
ergebenster 
Dr. ...... 

An die Redaktion der Cacilia in Maim. 

Ew. Wohlgeboren 
haben vor einiger Zeit einen Aufsatz von mir für die Ca- 
cilia, über .... nebst angcliiiugten Leben ...'s empfange:!, 
und, nie ich höre, ist derselbe bereits abgedruckt «-or- 
den. Da ich mich durch das unvermuthete Ausblei- 

h h n mf. 

umgehender Post, sein- verbinden. Liusi:liuldificn D Sii: dic- 
■e liitlc, die Sie nicht als Mahnung deuten mögen. Ein 
Freiexemplar des Hefts der CdcUit, worin mein Aufs au 
abgedruckt ist, wäre mir angenehm. Vielleicht wir* ich im 
Stande, Ihnen bald einen neuen Beilrag iu liefern, falls 
Ihnen der erste zugesagt hat — 

Der Erfüllung meiner ergebensten Bitte entgegense- 
hend nenne ich mich 

Ew. Wohlgeboren 
.... d, 3. August iaw. ergebenster 



• Digiteed Oy Google 



S'r. Wohlgeb. Herrn Dr... In .... 

Maina u. Aug. i8a5. 
. Ew. WohlRoboren haben wir die Ehre , hierbei Ihr 
Uaniucript in Erwiederung Ihres Geehrten v. 3. Aug. i8a5, 
ergebensl zurückzusenden , indem Aufsätze, welche im 
Wesentlichen nun einem Auszuge bereits gedruckter und 
ziemlich allgemein gekannter Schriften bestehen, für un- 
screLcser, wie wir hcfiirc'itüji ir..:sseii. nicht, hinreißendes 
Interesse haben mögten. Wir wünschten gar sehr, das? es 
ll.oen fffhll.^ ic i ii ■)<■«.< , un. tun Ji —et. l-ä.'d^tl .l..r<h 
'einen Original -Aufsatz Ihrer Feder zu beehren, welchen 
wir promt honoriren zu lassen nicht ermangeln werden. 
Hochachtungsvoll empfiehlt sich 

Die Red. ihr Zeitichr. Cäciiia. 

II. B. Schott'g Söhnen in Mainz. 
Ew. Woblgeboren 
war ich so frei vor einiger Zeit, um gefällige Berech- 
nung und Zusendung des Honorars für den von mir f. 
d. Cäciiia gelieferten Aufsatz über .... zu bitten. Ge- 
schäfte haben offenbar die ICvfiillung dieser Uitre bisher 
verzögert, und ich würde sie nicht wiederlr len, wenn 
nicht das Ausbleiben einiger grossem Summen mich in 
Kjf' Verlegenheit setzte. Sie würden mich daher sehr ver- 
binden, wenn Sie die hier ausgesprochene lütte, wo mög- 
lich mit umgehender Post erfüllten. 

Mit lollhommener Hochachtung nenne ich mich '■ 
Ew. Wo hlgeboren 

.... d, ^4- Aug. i8i5. ergebenster' 

Dr. ...... 



An die RecUction der Zeitschrift 
Cäciiia in Btainz. - \, 

Ew. Wolilgeborcn 

erhalten hieb ei den von mir für die Zeitschrift Cäciiia ge- 
lieferten _4ufsatit zurück. 5ach Ihrem «riefe vom 11. 
Febr. d. 3. verlangten Sie einen Aufsatz von mir, der 
nur in irgend einer Beziehung mit Musiii stünde, und 
äusserten das von mir zu bestimmende Honorar zu be- 
willigen- Dass der Ihnen- gesandte Aufsatz Ihren Ideen 
nicht entspricht, konnte ich nicht voraussehen ; aber sq 
vierist wenigstens gewiss, dass Sie verpflichtet sindyilin 
auf massige Weise und auf's geringste mit (gl* 1 Louisd'or 
per Druckbogen im honoriren. Wenn Sie auf diese Wei- 
«e mit Schriftstellern »erfahren *u tonnen glauben, uud 



verlangte Aufsiil/e ohne zureichenden Granil nach einem 
Raum von fitrtf Monaten nrifrancirt zurückschicken, so 
haben Sie «ich wenigstens bei mir durchaus verrechnet. 
Kli sehe Dt ich, unfein mein Aufsatz einmal iier Zeitschrift 
Cacilia durchaus unuürdig ist, genöthtgt , auf die Zusen- 
dung des Honorars nach obiger lie.stiminung spütrsteiui 
bis zum i5. September zu bestehen. Ich js weifte «war 
nicht daran, kann aber nicht die Bemerkung unterdrük- 
keu, dass, falls diese rechtmässige Zahlung ausbleibt, so- 
gleich nach anberaumten Termine die Cacilia in dem Allg. 
Anzeiger d. Deutschen «der in irgend einer andern Zeit- 
schrift mit einem Complim.cn tc begrüsst werden soll, tUss 
ibr eben nicht behagen möchte. Ich bin in diesen Fällen 
ein Mann von Wdrt; 

Hochachtungsvoll 
.... d, »o. Aug. i8a5. 'Ihr 

ergebenster 



An Herrn D r. ....... i n ... . 

Main?! t5. Sept. i8s5. 

Wir halten in unseini cr^bsten Schreiben v. 11. Aug. 
die Ehre, Ihnen in den geiindcslen Aiiiiiriic>.en die Ur- 
sache zu'eriifl'ncn, warum wir einen, so offenbar aus ei- 
nem langst gedruckten Buche herausgeschriebenen Auf- 
satz, wie der, welchen Sie uns anzubieten keinen An- 
stand genommen, der uns übrigens ziemlich verspätet i 
wahrscheinlich durch Handelsgeiegenheit , zukam, 'nicht 
brauchen können, Dass Sie diese unsere , so schonend 
wie möglisli ausgesprochen gewesene \eusserung mit so 
heftigem und so un.i nslaiuli;; in Limiten aufnehmen (oh. 
ne Zweifel eine Wirkung der Sie grade in diesem Anteil- 
bliche drängenden Geldverlegenheiten, deren Sie in zwei 
Briefen Meldung thun,) müssen wir zwar sehr bedauern, 
allein Sie konnten uns zutrauen, dass wir uns durch 
dieses Ihr Benehmen nicht werden nüthigen lassen, einen 
Beitrag aufzunehmen , von welchem wenigstens wir unse- 
re» Bcdünkciis keine Ehre haben würden. Noch geringer 
schlagen wir Ihre Drohung an , uns im Anzeiger der 
Deutschen ein übles Cumplimcut darüber zu inachen, dass 
wir Ihnen hier nicht zu Willen gewesen. Wenn Sie 
dadurch zu gewinnen glauben, dass Sie dem Publi- 
cum behannt werden lassen, dass Ihnen der Versuch mis- 
I Uli gen ist, uns ein als uubi aui hbar reiusirl es iWanusciipt 
durch unanständige Zudringlichkeit aufzuniithigen , so 
steht Ihnen natürlich jeder beliebige Weg zur FublicitSt 
nnrerweurt. Sehr wahrscheinlich werden wir sogar auf 
Ihre Verunglimpfungen gar nicht einmal antworten, in- 
dem wir" in der öffentlichen Achtung und iin Vertrauen 
unserer verehrten Mitarbeiter fester zu stehen glauben, 
als dass uns das, was wir hier von Ihnen zu fürchten 



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habsn, schaden könnte; übrigens miigte schon ein treuer 
Abdruck unserer Korrespondenz in unsern lilättern, auch 
ohne allen Commcntar, genügen, Ihr Benehmen und de j- 
sen Triebfedern hinlänglich ku beleuchten , und Ihren. 
Namen, wenn wir ihn dabei nennen wollten, wenig neun 
Ehre zusetien. 

Jedenfalls haben wir die Ehre Ihnen hierbei Ihr Ms- 
nuscr. nochmal mit der Versicherung zurückzusenden , 
dass dtirgleichcn Arbeiten für unser Institut gäny.lich un- 
brauchbar sind; wir drucken uns fortwährend so siho. 
nend wie möglich aus. 

Dass das Manuscript Ihnen iniigesmal unfrauhirt zu- 
rückgesendet worden, ist uns unbekannt, und jedenfalls 
nur ein zufälliges Versehen der Ycrlaghandlung, welche 
sonst, nicht nur die Portoauslagen für so viele ihr ange- 
ten werdende unbrauchbare Mapte (jedultig zu tragen, 
SOndori: sie sogar gewöhnlich fraiiliirt zurückzusenden 
pflegt. Wussjen wir den Betrag Ihrer Porto - Auslage , 
der wohl nicht gross gewesen sein kann, so wollten wir 
Ihnen denselben gerne hierbei gleich zurückerstatten: uud. 
bleiben dazu jederzeit bereitwillig... 

Wollen Sie, statt des nieder zurüchfo Igen den Manu- 
»criptes, uns mit einem andern, annehmlicheren Aufsatio 
beehren, so wird sich vielleicht Eines ins Andere ausglei- 
chen : nur versteht sich, dass wir uns eben so wenig hier- 
durch anheischig machen, dasjenige, was Sie uns etwa 
anderweit senden wollen, jeden fa Iis unbesehen* 
anzunehmen, al* wir dieses jeinal gethan haben und als 
irgend eine ltedaction in der Welt es jemal gethan hat 
oder thun wird. 

Wir zeichnen mit Achtung 

Die Red. d. ZeUtchr. CäcUia. 



Anzeige 
an die respectiven Abonnenten 
betreffend die 

schnellere Spedition der Gäcitiehhefte. 

D. uns. von einigen . Abonnenten Klagen über 
verspäteten Empfang der erscheinenden Heile ge- 
äussert worden sind, so laden wir diejenigen, 
welche die Cacilia schneller zu erhalten wün« 
sehen , als es auf dem , freilich mitunter gar 
langsamen Wege der Bucbhandelgelegenheit durch 
Frachtfuhren, möglich ist, hiermit ergebenst ein, 



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derjenigen Buch- oder Musikhandlung , von wel- 
cher Sie die Cacilia beziehen, oder in frankir- 
ten Briefen uns selber unmittelbar, zu eröffnen, 
dass sie die Hefte durch Postwagen zu erhalten 
wünschen. Sie werden umso weniger Anstand neh- 
men dürfen, solche Verfügung zu treffen, da der da- 
durch entstell eude, ohnehin im Durchschnitt nur et- 
wa sechsmal im Jahre Vorkommende Portoaufwand 
gering, und überdies ja, durch die ausserordentli- 
che Wohlfeilheit des Abonnementpreises, schon 
im Voraus vergütet ist. 

Übrigens sind wir benachrichtiget, dass, was 
insbesondere die Versendung in die K. K. Öst- 
reiebischen Staaten betrifft, die Spedition unserer 
Hefte an die dortigen Buchhandlungen und Abon- 
nenten mitunter auch, und zwar grässlentheils , 
durch die vordersamst einzuhaltenden gesetzlichen 
Formalitäten der dortigen tonsurans talt aufgehallen 
wird. 

Überhaupt aber mag die Schuld der Verzöge- 
rung gar häufig auch in der Nachlässigkeit der Hand- 
lungshäuser liegen, bei welches die resp. Abonnen- 
ten die Cacilia bestellt haben; oder auch in der 
allzugrössen Sparsamkeit mancher Buch- und Mu- 
sikhan diu n gen,. welche uns ausdrücklich aufgegeben 
haben , ihnen die Hefte nur immer gelegenheit- 
1 i ch anderer Sendungen mit beizuschliesscn, was sich 
denn freilich oft erst nach Monaten zusammenfindet. 

B. Schott's Söhnt 

Gro teil erzog]. Hofmusihliondiung in Mainz. 



— 43 - 

Einladung 
nur 

S u b s c r i p t i o n 
auf die 

drei neuesten grossen Werke 
L. van Beethoven, 



1. "M(#ta solenn is, /J-dur, op. 123. , • 
1. Gros«« Ouvertüre, C~&av, op. 124 *) und 
3. Sinfonie in d-woli, mit C hären, op. 125. 
Mains, bei Schott. 

Der Genius der Harmonje ist unserer Zeit besonders gün- 
stig. Kaum erlischt ein glänzender Slern am musikalischen 
Himmel, kaum verstummen die Tiine eines geil! reichen Coin- 
positeurs, so erglänzt ein anderes Genie, den beklagten Ver- 
lust iu erteilen. Mozart und Havdn schwenden, da gab 
uns die Vorsicht einen B t> f l h o v e n , der an ihre unsterbli. 
eben Werke die (einigen anreiht, völlig würdig, an ihrer 
Seite die Bewunderung der Welt tu theilen. Die Originalität 
■einer Harmonie, das Liebliche Und Ausbrechende seiner Mo- 
dulationen ist uniibertrefTbar und fües'st rein aus der Fülle eines 
reiche n Genius. 

Die unterzeichnete Musik haniilutig itt hoch erfreut, den 
Freunden der Kunst den lange ersehnten Grnuss der vortreff- 
lichsten seiner Cfcmpositionen darbieten iu können. 

Diese viel bewunderten Werte erscheinen in nachstehen- 
den Ausgaben:, 

1. Die graste Missa solenn-is, op. 123, 

a) in vollständiger Partitur-, ■ 

b) in ausgesetzten Orchester.- und Singstimmen, und 

c) im Ciavier- Auszüge mit. Singstimmen. 

2. Die<?Bt>erfÜrefur grosses Orchester, op, 124,*) 

d) in Partitur, 

e) in Orchester- Stimmen. 

3. Die grosse Symyhonie. mi* C kören und Solo- 
Stimmen (ither Schillers „Lied an die Freu- 
de"), op. 125, 

fj iu Partimr, 

g) iii Orchester-, und SiiigJtitnmen , 
Alles mit dazu gehörigen Verdoppelung* - Stimmen , 

") Nicht iu verwechseln mit einer anderen, vor einiger Zeit 
bei Steinet in Wien erichiciteueii fierlhoreji 'sehen Ou- 
vertüre Op. 115 , gleichfalls aus C. 



■ Oigilized ö/ Google 



44 — 



Das Game wird noch im Laufe dieses Jahres ansgerjfjbem. 
Die Verleger werden es als eine ihrer schönsten I'flicTileii ib- 
sehen , solche köstliche Werke äusserst entrect und in acho- 
nem Notenstich auf schönem Papiere, hervorgehen zu lassen. 

Um dem Publicum die Anschaffung dieser Kunsischä'tie 
möglichst iu erleichlern, wird der Weg der Subscriution : er- 
öffnet, und zwar unter folgenden Bedingnissen: 

Es kanu nach Belieben auf alle Werke lusammen , also 
auf die ganze Auflage, subscribirt werden, oder auch nur auf 
Eines oder einige derselben; z. B, blos auf die Partitur der 
Mesle, ohne die Auflegest! romen, — oder blos auf diese ohne 
jene, oder blos auf den Ülavierauszug, — auch auf eine be- 
liebige Aniahl VerdoppelutigssHmuicn , u. s. w, 

Da die Bogenialil noch nicht genau angegeben worden 
kann, so wird nur im Allgemeinen festgesetzt, dass der ge- 
druckte Bogen nicht über zxhn Kreuzer rheinisch kosren wird. 

Nach Verlauf der Un terz eich nun gsfrist , welche bis Ende 
Octobers d. J. offen bleibt, wird ein bedeutend erhöhter La- 
den prtis eintreten. 

Man kann in jeder soliden Buob- oder' HusikhantHung . 
«ubsoribiren. 

Man bittet, Namen und Wohnort deutlich Und mtrwei- 
rieutig iu schreiben, weil du Verzeichnis der resp. Subscri- 
benttn den Werken vorgedruckt werden soll. 

Maine, am 20. April 1825. 



Da die vorstehende Subscriptions-Anzeige ' 
in manche Gegenden sehr spät uijd zum Theil 
noch gar nicht gelangte, so wird hiermit der 
Sübscriptions-Termin bis Ende December d. J. 
verlängert und die Anzeige damit verbunden, 
dass 

die Ouvertüre 
den ' 25- October zum Versenden bereit sein 
■wird. Der Subscriptions-Preiss derselben be- 
trägt, zu zehn Kreuzer rheinisch per Bogen: 
für. die Partitur 2 fl. 30 kr. 
für die Orchester - Stimmen 3 fl. 36 kr. 

Mains d. 37. September ljlsä. 

B. Schott's Söhne. 



□ igitizedbyGix>gie 



Ankündigung. 
Quartett für zwei Violinen, Altviole und Violon- 

cell, von L. van Beethoven. ' Op, 127. 

Vollständige Partitur. ' . 
Dasselbe Werlti in ausgesetzten Stimmen. 
Dasselbe, für Piano forte zu 4 Händen. 
Dasselbe , für Pia not', zu 2 Händen. * 

Amin den vorerwähnten drei grossen Werken nnsers no. 
jtetblichun Beethoven, hat die unterzeichnete Verlaghandlung 
dal Glück, allen Musikfreunden auch noch ein viertes grosses 
Werk (einer Mose, als in ihrem Verlage erscheinend, »diu- 
(eigen: Es ist das in allen Blättern als höchiten Gipfel, der ' 
Instrumental-Musik angepriesene, vielbe minderte neueste 
Quartett des ewig unbegreiflichen Meisters unserer Zeit, voll 
höchster Begeisterung, kräftiger und imponirender Fasragen, 
des hinreissendsten Melodieensohwungei , des bezauberndsten 
Harmonienwechsels. Es ist jenes Werk, von dem mau in öf- 
fentlichen Blättern las , dass der vortrefflichste Quartett-Ver- 
ein Wienl, Ton leinen anscheinenden Schwierigkeiten zurück - 
geschreckt, es anfänglich eine Zeitlang bei Seite gesellt, 
aber späterhin, nach mehren Frohen, es als das vortrefflichste* 
aller Beethoveu'scher Werke öffentlich anerkannt und gepries- 

Es erscheint bei uns in folgenden Auflagen : 

a) in vollständiger Partitur, 

b) in ausgefeilten Stimmen, 

c) im Clavier - Ausiuge tu 4 Händen, 

d) im Ciavier. Auszuge zu 2 Händen, 

und ausserdem noch in verschiedenen anderen Formen, 

Dm Game wird noch vor Ende dieses Jahres ausgegeben. 
Wir werden es uns zur höchsten Pflicht machen, da» so un- 
übertrefflich* Werk in correctem. und brillantem Notenstich 

herausgegeben. 

Wir machen insbesondere auch darauf auf. 
merksam, dass wir von Hrn. v. Beethoven das 
game und ausschliessliche Eigenthnm dieser 

Compagitien und das Vcrlsgrecht derselben 



_ 46 - 

ijulUn Gest«! ten und Arrangement], etw erben 
haben, (o dasi kein Verleger wtdtrdeilo- noeli 
Analandel mehr Von dem Herrn Componis ten 
irgend einReohtanderselbener werben kann. 

B. Sckoti'i Söhne. 

Privilegien 
gegen den Nachdruck 

der vorstehend erwähnten 

va.n, Beethovetischen Werke 

betreffe n d. 
Die G russhenogl. Hessische Hofrausikliandlung B. Seliotl'j 
Sühne beeilt sieb, mit dankbarer Anerkennung, den grossmG.- 
thigpn Hfrliutii stur oit'euilirlieii Kestntnis iu bringen, welchen 
bis jetio sowohl S. Mü|. der Küttig Ton Preusscn, als auch des 
Kmiigs von Bavert) Majestät, der HerauEgabe der vorstehend 
erwähnten sowohl, als auch noch einiger anderer r. Beeiho- 
i vcn'sc!ierConi ; K>silioi)eii, allcrgnk'digM zuzusichern geruhet ha- 
i ben, mit dem Bemerken, dass^Klmlifhcn edelmfilbigen Sclxuii- 
briefeji aucl) von mehren anderen europäischen Höfen , und 
nameullich auch von Seiner Majestät dem Kaiser von Oester- 
' leicll , bereits mit Zuversieht entgegengesehen wird. 

Privilegium 

für die Gebrüder Seliott, Mnsik- 
Stecltev undMimkhändkr in Main«. 

9ÜÖ3-. 2. Aug. 15 ggr. pra^Silmptl, 

„Den Gebrüdern Schölt, Musik sie ehern und Musikhind- 
lern iu Majiti, wird auf die nlchit folgenden lehn Jahre 
das Recht lüm ausschließlichen Verlag innerhalb sämmtli- 
eher Hünigl. Preuss, Statten der in ihrem Verlage erschei- 
nenden musikalischen Compolitionen Ton L, Van Beeil] o- 
veu, als: 

1- öpferlied von Matihison, in Musik gesellt, Op. 121. 

2. Bimdeilied von Güthe, in Musik gesetzt, Op. 122, 

3. Missa sohnnis in D-dur, Op. 125. 

4. Grande Ouvertüre in C-dur, Op. 124. 

5. Sirophonie mit CW über Schillers Lied: An die 
Freude, Op. 125. 

6- Bagatelle! für Piannforle , Op, 126. 

7. Grand Öuatuor filr 2 Violinen , Alto und Violon- 

ceü, Op. 127, und 
.8, Lied: icli war mit Chlorn. ganr allein; mit 

pagnement des Pianofonc , Op. 128. 



diiEestalt erlhrllt, dass während des Gedachten Zeitraums 

ouch der Verkaufeines ei wi anderwit iiiiteniömmcrRn fisrl," 
drucks nicht gestattet scyn soll, Lei Vermeidung der durch 
das Preuss. all.em^ine Landrecht festgesetzten 1'olgcn dei 
widerrechtlichen Nachdrucks, 
Berlin den 15. August 1825. ' 
Ministerium der Geistlichen., Ministerium de! Innern, 
Unterrichts- undMcdizinal- 
Angelegeflheiten. 

In Abwesenheit und im. Auftrage der Herren Chefs 
Eicellein. 

V. Kampz* (L. S.) Crehler. 



ItünigUch Baionsche ausserordentliche Gesandte 
und bevollmächtigte Minister 

Grossherzoglick Hessisclien Hofe etc. 

Herrn B. Schott's Söhne* Hqfmusikalienliändler 
in Maynz. 

In Erwiederung der, von den Herrn Gebrüdern Schott 
in Mainz, an Seine des Küm'gs von Baiern Majestät gerichte- 
ten , biltlichen Vorstellung: — • „um Erlheilung eines König), 
„allergnädlgsten Privilegiums, gegen den Nachdruck oder Nach- 
„stich der in ihrem Verl age t rieh .•Inenden van Beethov'enschen 
,, musikalischen CorapositioHcn , Op, 121 bis- 128." — ist der 
Unterzeichnete allerhöchsten Orts heaui'tragt worden, denen- 
lelbcu. Hachs tobende* zu eröffnen : 

„Bei dem wirksamen Schutz, welche Seine MajwtSt 
„der König auch ausländischen Verlegern, aui Erfor- 
„derniisin jedem einzelnen lalle, ohnehin augedeilien 
„lassen, bedarf M für die fraglichen Verlags- Artikel 
„der Gebrüder Schölt kein» uesonderu allerhöchsten 
„Privilegiums." 
Dieser Königlichen allerhöchsten Erklärung und dein ihm 
«(gegangenen , deriell-en entsprechenden Auftrage /,u folge, 
entaieht demnach der Unterzeichnete nicht, die flrrrn Gebrü- 
der Schott, davon ohne Vera ug in Kenntnis! zu setzen ; indem 
er zugleich diesen Anlass ergreift, um den Ausdruck seiner 
lioclischätiui;gsvollen Ergebenheit darzulegen. 
Dtumttadt den Uten Julj 1826- 

F. Vt Sulzer. 



Subfcriptionsanz cige. 

Im. Vnim in C, •.eixiirimSn r-vte* A « f» -£ l 
*(••, Jahci, da* iMtttfer.. De EcfcnNBE, U~Mrak r* 
•tut n« Gm Earmii , wtiekt *m Ja&e-ifaBe irr äCaic- 
gr*t B'pMstf Sc. i-wip. Hofei-zl iet Gnokanp wo« Sk^ 
•es Wmm, aa> lies Wteaba ü Wüar aai%e£ctkxt to 
de, i* Ftttitia mil btiirtäriem CI«riR>m(ii Ipimi - 
< o-, «riet* Ort Eoit dicMs J«kr. o#-i UnK- De Äc& c- 
S(J*a* d*< YVcrir< .tUt Mf oknfrGkr 12 Bogt* L t »Ii i 



Di* VrrUgibinitonewTrJ füT iclrne* Aannc 
rrgen, nnd tollen JüKiaa da SoaKTÜroten dem ' 

-e EicDjp" u i"r 



in Wriinat an den Verli-er, PH, Wenlicl, 
ia Euoorn an C BicbnlDi, ' 
in Miiu in B. Schott'i Sohne 
d Jede andere tolide Mniik - oder Buchhandlung neu 



Wentzel , 
Muiik- Handlung. 



Anzeigen. 

Im Verlage du Uiileneichnetenwird in Konem erscheinen 
Israel in Egypten, grosses Oratorium von 6. F. 
IJündel. Übersetzung und Klavierauszug von K. 
Breidenstein. 

Diele* grouarligr Werl d« «niterhli'eheB Heister« in 
«Un lioesl all eine ; 
kinot. »r* JjeTOrtteliei 

vttiichcrn zu dürfen gk__.. - 

in lüder li<:lrii:ili^:n. Auiser tleni Klavierausz:: j 

werden auch die eimelnen Stimmen bciond er ( gedruckt und in 
beliebiger Aniibl verkauft. 

II Crociato in Egitto, Musica del Sign. Maestro 
Giachino Mayerbeer. Klavierauszug mit deut» 
schein und italienischem Text. 



Diffe Oper unrers Landsmanns liai in Italien so viel Gtiiok 
gemacht, dasj sie aucli in Deutschland bekam« tu werden 
verdient und ein eben so k'bhafies Interesse für sith iu er- 
regen hoffen darf, -* , 

N. S im rock in Bonn. 



Geschichte der Musik, für Freunde und 
Verehrer dicsei- Kunst Nach dem Franz. 
der Frau v. Bavvr r frei bearbeitet von Aug. 
Lewald. Mit Kupfer u. Musikblatt. 8. Nürn- 
berg, Haubens tricker, Velindruckpap. geheftet 
1 fl. 48 kr. 

st so eben in meinem Verlage erschienen and in illen deut- 
elten Buchhandlungen tu haben. 

N. Haubenstricker. . 



A n z' e i*g fe 

einiger der neuesten Verlagswerka 
von 

fohann Andre' in Offenbach a. M. 

säramUich nach den Original-Manuicripten herausgegeben'.' 



liiffner, Ouvertüre für 2 Violinen, Branche, Violoucell 
und Contrabass, 1 Flöte, 2 Oboen oder Ct«] netten, 1 Fa- 
gott, 2 Homer, Trompeten und Pauken. Qp, 172. D-dur, 
mit einer Introductinn in tLmoll. 2 fl. 45 kr, 

- OüYemire für dieielbe StiiumeBbesetiuncf. Op-li3. D-dar. 

. ■ 2 fl. 45 kr. 

- Ouvertüre, Op. 114. Stiojmenbesetzuug wie die vor- 
hergehende, C-dur mit einer Introduction in e-moll. 

2 A. 45 kr. 

- Ouvertüre. Od. 175. Gleiche Stimm eubesetiung. £-dnr. 

; 2 8. 45 kr. 

Diese 4 Ouvertüren sind vorzüglich zum Gebrauche für 
iebhaber - Conrerte bestimmt und gehören, was eine gut 
arbeitete lebhafte Durchführung und gute Instrumentirung 
ibetrifft, iu den besten Arbeilen dieses mit Recht so be- 
ehren Componisten , daher sie , verbunden mit ihrer ldch- 
n Ausführbarkeit, gewisi eine lelur günstige Aufnahme 
>r dienen. 



um tu er, AmmemcnU für FlEte et Guitirre. 

3, ' ' 



Op. 18. Nr. 
1 fl. Ufa. 



— 50 — 

Iii die FoTtaHemiK der beiden bereits froher ia 3mT*r'.\ 
VerlBfisIiaiidluiig ersehiencm-ii Nummer» und ebenso briU 
lTlr die Flöte, »1» j]»eekmi[sJig begleitend für die Guiu 
gesellt, und daher allen Licblv.hf-rn dieser beiden rnstruai 
te aU «ine reclLt inKreisauto Unterhaltung zu empfehlen. 
Kummer. Amüsement* für Flöte und Pianof. Op. I 
Kr 3. 1 A. 21 

Dasselbe Werk, wo Matt der Gaitarre, das Pianoforw i 
begleitende Stimme ist. 

Kammer, 3 Dnoi brillant« fdc *2 conoettante Flöten. C. 

25, Tonarten G-dur, -rf-dur, e-moll, 2 fl- 50 lf 

Diese Duette sind ganz dem Tilel einsprechend , er, 
Iant und eanxertirend , dabei eilt spielbar und intereüi 
dur oli geführt gearbeitet und müssen daher allen &16tes»j» 
lern eine höchst willkommene Erieheiming sein, 
Mozart, grosies Trio für Pianof er le, Clarinetr und AU 

0 P . 14. . . 1 B. Mb 

Dieses bisher nur mit einer ganz unrichtig als Chnnffi 
Überschriebenen Violinbegleitutig bekannt gewordene In 
in £j-uur, b/ö Takt, erscheint hier zum erstenmal mit fr 
tob Moiart selbst gesetzten Clarinelle in 3, und naeli am 
hin [erlassenem Original- Manuscripte h e ran s gegeben. DieCI> 
rinelt-Siiuim» ist zugleich, für die Violine arraugirt, belsläa 
beigefügt. 

, Neumann, 8 Emdes oder Capricen für darinelt. Sr.f: 
celteui dem Herrn Grafen C, Ton Westphalen zugeeilt.; 
Op- 15. »* 
Diese Stadien erfordern Tiele Äuftnerliamkeit und uti 
nur für bereits geüble Spielet bestimmt , welchen *ie s-f 
»Loh um so mehr interessant Sein werden. 

Schlosser, Quatnor ,für 2 Violinen, Alto u. Violoncell. s 
Hoheit dem frin«» Emil zu Hessen - Darinstadt «ugeeijK. 
Op. 15. /-uioll , der letzte Satz F-dur. 2 3tl t: 

obgleich demuach all. 4 .Stimmen gloiclies Iuleresse htfc» 
- '-t dbch die erste Violine vorherrschend und datiri 

n Componisien wie flr. Seeto 



Schlösser, Concertino für Horn mit Orchester-, Qoarie 
oder Pianoforte - Begleitung , dem flr. Dattprat in Paris I 
geeignet. Op. 16. 45 1 

Dieses eigentlich für ein Secund-Hom in Et geidiricbi 
Concerlino besteht aus einem g es angvollen Einleitungs-Aa 
gio, ein tat Thema mit Variationen, einem kurzen Zwiscli 
Adagio und darauf folgendem Alla - Polaoca , uud diejenfE, 
Seiner dem Insitumt-ntc gjnt anpassFnden Passagen der Pr 
•ipai-Stimme, (reiche nicht zugleich für «in Priia-Horn ai 



Cigitized öy Google 



51 - 

füti r her sind, sieben in doppelten Noten für beida Horner 
dl. llucch da) Arrangement des Otcbesirrs für Ovarien oder 
FiJ'.olcrte eignet sich dir» ohnehin sehr gefällig« Composi* 
Üon für jeden musikalischen Zickel. 

S,«bmiJt, 2 Potpourri» für Violin» mit Brgl. des Piano, 
forte. Op-(j. Der Erlauchten IteichsgrÜfin lind edlen f rau 
Caroline Louise iu Sebaimihurg- Lippe gewidmet, i 0. i5 kr. 
Von einem Geiger und Componiituu wie Hr. Joseph Schmidt 
in Bückeburg ist, der seine Studien unter den r rsiru Meistern 
Tollendet hat, Hess skh mit Recht eine für die Violine so 
brillant als gesaugvoll geseliM und gut gearbeitete. Composi- 
tum erwarten, welche' bei allen Liebhabern der Violine die. 
beste Aufnahme zu finden verdient. 

C. Sp>hn, Favorit-Tänie de* Offenbacher Cisino für Pisno- 
forte. "te Sammlung. ' 48 kr. 

Diese Sammlung enthält die neuesten und beliebtesten Tan- 
ne , zweckmässig und doch nicht sohwtr spielbar fürs Fiauo- 
forte arrangirr. 

Täglich sheek, brillante Variationen über ein Thema der 
Gazza ladra von Rossini für die Violine, mit Begleitung 
des Orchesters oder des Fianoforte, seinem Lehrer und 
Freunde Herrn P. RoTelli, Kapell. Direktor zu Bergamo 
zugeeignet. Op. 1. Tonart ^-dur. ' 3 11. 

Herr TägKchsbecktK.BeieriselierKflmmprmiisikus inMün. 
eben, welcher lieh auf leiner letzten Kunstreise den ihm vor- 
aus gegangenen Ruf eines voriUglicheu Virtuosen auf der Vio- 
line Begründete , hatte diese äusserst brillante und dabei Be- 
langvolle Variationen überall mit dein gröbsten Beifall Torge- 
tragen, daher sie allen Geigern und Liebhabern dieses Instru- 
mentes eine höchst willkommene Erscheinung seiu werden, 
and dies um so mehr, da man sie auch mit dem Piaaofort« 
oder Quartett allein aecompagniren. kann. 



Neue Musikalien 
im Vertage 

der Hqfmusikhandlung von C. Bachmann 
in Hannover. 

Ostern 182 6. 



Musik für Saiten- und Mas - Ir.Hrument: 
Fürstenau, A. B. , Variation.» pour Flute prina atee 
Orth. 0. 16. , i m i g 6 r. 



Maurer, Louis, YarintiMW sur un Air de l'Opera: La 
Familie suisso, iiour \ 1. ,iv K Oreb. Ü. n3. j Thlr. 4ggr. 

— . Potpourri sur des Thunes de l'reciosa, pour VI. aice 
Orch. 0. -j4. ' 

Slowitscliek, .7. G., Rondo f. Mölme, mit Begl. v. ? 

Violinen, Bratsche u. VIlc, Contrab. ad üb. 0. t. 20 ggr. 
Weber, C. W. v. Our. aus Eurvantlie, orr. f. a Flöteu 

von J. H. Wagner. 8 ggr. 

Für TianüJoTte. 

Amon, 3. Adagio et-4 V«ri«ftms. & ggr. 

Auswahl der neuesten und beliebtesten Tänze. Kr. n. 
entli; Walzer aus dem Freistil« tz, vom Grafen von 
Hedem, Walser und % Ecossaisen von Hischoff. / ( ggr. 

— Nr. Ii. enth. : Walser aus dem Einsiedler. 4 ggr. 
Körner, G. F. Variation* fatilcs. 4 g6 r - 
Weher, €, M. y. (luv. aus Euryamhe, arr. von Sippei, 

für Pf. allein. 10 ggr. 

— ; idem arr. von Sippei zu 4 Händen. 14 ggr. 

— Hochzeits- Marsch aus Eurvanthc, für Pf. allein. 4 ggr- 

Für Gesang. , 

K r cutz er, Conr., aus Libussa, mit Pftebcgl. Mr. i. Ca. 
vat. : Ijockend schallen aus der lerne. ' 5 ggr. 

— Kr". 6. Ree. u. Arie: Ja fest beschlossen ists. J ggr. 

— Kr. 8. Polon. : So mög't ihr muntern Thicre neiden 

■ 1 ggr. 

— Nr. io; Romance : Erst diese P cht 5 ggr. 
~ Nr. ao. Arie : Nun brich hervo. verschlossene Freude. - 

7 BF"- 

— aus Libussa, • mit Guit Begl. Nr. i. Cavat. s Lockend 
schallen aus der Ferne. 4 ggr. 

— Nr. 8. Polau:. So mög't ihr. muntern TMcre weiden. 

5 fif* 

— Kr.« io. Arie. Nun brich hervor, vcrschlossne Freude. 

. II u h I n u, F. aus Elisa, Bom. : Mit blut'gem Schwer dt ging 
Saladin, mit I'f. oder Guit. Begl. 4 ggr. 

Reichardt,' Gust. 6 Lieder vor. GStbe, Keck, Mattbiwon 
und Körner, mit PA oder Guit. Begl. 3tes Werk, itos 
Heft. 14 ggr. 

— Einzelnen: Kr. i. Lied aus Prinz Zerbino, von Tieck : 
0 alte Heimatb süss. 4 ggr. 

— Nr. i. Trost eines guten Gewissens auf dem Kranken- 
bette. 4 ggr. 

— Nr. 3. 'TodtenJirani für ein Kind, von Mattbisson. 4 ggr. 

— 'Nr 4. Das gestörte Glück, von Th. Körner: Ieh hab 
ein Ii ei sses junges Blut. 5 ggr. 

— Nr. 5. Mignon, vontiolhe: Kennst du das Land.5 ggr. 

— Nr.6. An die Vergangenheit: Wo find.' ich cuch?3ggr. 
Weber, CIO., aus Euryanthe , mit leichter Pftebcgl. 



von J. H. Wagner. Hr. a.' Roma'nce ; Unter bliih'nden 
Mandelbiiumen. 5 He _ 

Weber, C. M. f., Nr. 6.. Ca*.: Glöcllein im Tlufe! 
Biesein im Bach. . 4 ggr, 

— Kr. 6. Arle: O mein Leid ist tinermessen. 5 ggr! 

— Kr. 7. Duett: Unter ist mein Stern gegangen. 7 gar. 

— Hr. i3. Hin nimm die Socio mein. 7 egr. 

— Kr. 17. Scene u. Cav. : Hier dicht am Quell, wo W?i. 
den stehn. 5- ger. 

— aus Euryanthe, mit leichter Guit Begl. von J. H. 
Wagner. Kr. 1. Bom. : Dntcr Wüh'nden Mandelb Sinnen. 

— Kr. 6. Cav. Glöcklein im Thale! Biosein im Batt 

— Kr. 6. Arie: O mein Leid ist unerro essen. 4 eir; , 

— Kr. 1a. - Webn mir Lüfte HuEi. 2 glr. 

— Kr. 18. Jäger - Chor : Die Thaie dampfen, die Hölicn 
* lab »- 3 ggr. 

Für Gultmrr*. 

fireutier, Jos. nPiecespour * Fl. et Guit iThl. 16 ggr. 

' Unter der Presse sind: 

Pech atschek, F. Grand Potpourri p. VI. iv. Pf. O.13. ' 
P p£ 0UIT * Til ^"' CS dc i0 P era Euryantha pour 

Zu Sehne ider s Weltgericht sind die Chors mestimmen 
hthograpl.i.i K u 1 3/4 ggr. Ketto der Bogun , auf fegt« 
Rechnung hei mir zu bekommen. 

In Leiptig rindet man diese Musikalien bei meinem Co. 
missiouair, Herrn C, H. F. Hartman». 



Weitere neue Musicalien 
der C. Bach mann 'sehen Ilof - Musik handlung 
in Hannover. 



Für Sailen- und Blas- Instrumente. 
Albes C. W., Tänze für Orch. ite Lief. 16 g 

Aubor, Ouv. und Gesänge cus dem Schnee (ur a 
1 Tbl. 8 g 

— Ouvertüre daraus 8 g 

.Auswahl helit-bter Lieder für 1 Fl. S. 1 -3. a 4 e 

Auswahl beliebter Tänze für 1 Fl. K. 1. 4 g, 

iMtfllpnil, 1. 4. 1. bj. St<ili». G 



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j: . — M — ' 

E Hemhausen H.,' Gr. Polonaise p. Fl. avec Orch. Ol 

0 6- 1 Thlr ' M -„ 

Fischer J. G. C. , (El 8tb von Walch) Tänie für Orch, 

ite Samml. . » Thlr. 6 ggr. 

HeincmeverC, Var. über: Mich fliehen alle Freuden, 

für Fl. mit a Vl.,'ltr. und Vlle., oder mit Pf. 10 <""•- 
Kr o 11 mau ii A. , Var. ülicr 3 bei. Themas Tür i Fl. 

A3. 6 ggr. 

Lübeck J.H., 3 gr. Duos conc. pr. lFLO.S.N.1. täggr. 

— 3 er. Duos conc pr. i Fl. O. 5 M. i. ' *o "™ 

— 3 5r. Duos conc. pr. l Fl. 0. 5 N. 3. ' u 
Maurer Louis, 3 er. Qualuors conc. p. Ff. « u 

A. et Vlle. O. aB M i und 3. * Thlr. 4 ggr. 

— Airs russes rar. p. Fl. av. idem 0. 4i. ao jjg- 

— Polonaise p. Fl. avec * Ve. A. et Vlle. O. 4a. » TU 
Ma-ras F. , ltarcarole franeuise var. p. Fl. avec Orch. 0. 9. 

1 Thlr. 

Heumann H-, Quartett Tür Fl-, Ve., Br. u. Vlle. 0.33. 

Rüdersdorf J., 6 Var. sur un Andante, precedees d'uS» 
Intr. p. Fl. avec 1 Ve., A. et Vlle. O. 9. lf — 

— Vanat. p. Fl. av. Orch. O. 13. » 

Für Pianoforle. 

Am im 3., 3 Senates avec Fl. ob}, (umc. Oeuv. p. P.) 
O. ga N. i-3. ä 14 6§r- 

— 6 Variat. sur un Air ile Conr. Kreutzer: Nor wer die 
Sehnsucht kennt, ä 4 mains 5roo Air var. O. 119 1a ggr. 

Auswahl der neuesten und beliebtesten Tanze N. 1 - i3. 

ä 4 ggr. 

Carafa M-, Ouv. du Solilaire a 4 mains. 14 ggr. 

Cxerny C. , Toccatine hrill. et 'fac. sur !n motif de la 
Tarantella fav. de Ballet : La Fe et le Chevalier. 0; 63. 

— Allcgretto graziös o sopra un temadel Ballo : Rarl'j'e - 
Bleue 0. 69. 10 ggr. 

— 3 Polonaise» O. 85. 8 ggr. 

— »Var. fac. ä 4 mains sur uno Waise de Gallenberg 
O. 87. 18 ggr. 

— 7me llondino sur un Motif de l'Ojiera: Elisa e Clau- 
dio de Mcrcadante O. 88. 14 ggr. 

— 6 Romleaui migiiona ä 4 mains 0. 90. N. 1-3. ä lOggr. 
Enckhauaen H, 3 Sonatines avec Fl. 0.1. K. 1. I) ggr. 

— 3 Sonatine avec VI. 0. 2. N. a. 4 %gr. 

— Nelcor piu non mi sento. Duo de la Holinara var. 
ä 4 mains O..7. 20 ggr. 

Fürstenau A. B., Variat. p, FI. av. P. 0. a6. 14 ggr. 
Geisler H., Krönungsmarsch aus Johanna von Orleans 

eu 4 Händen. 6 ggr. 

Haigk F., Divertissem. über eine portugiesische Hynrat» 

eu 4 Häaden. u fßr. 



/ 

Digitized by Google 



Häser A. F., Thema v. Carafa: O cara memoria, rai 
V». O. 31..' 18 ggi 

— Polonaise zu. 4 Händen 0. i3. if> ggi 
Kalkbrenner F., Var. sur une Waise hongr.O. aq. loggi 
Hörner G. F., Nmrr. Polonaise H. 3. 4 ggt 
Langen bin F., Var. Über das Lied: leb denk an eucl 

.Maurer L, Airs russes var. P.FL av. Ff. O.41. 16 fgr. 
Majer Charles, Exercices p. Pf. 5 ggr. 

— Andante et Rondeau. 1a ggr. 

— Houv. puadrilles franraises, tirees de rOpcras' Der 
Freischütz. 8 ggr. 

MayscJer J., 3me Polonaise arr. a 4 raains. ae -— 
Mosclitlcs J. , Moderne Quadrille Rondo avec une 
0. 68: X »o 

Müller E. F., Rcconnaissance Rondeau ä 4 mains O.aß. 



Nicholson C, Fantasie mit Einleitung, Variat. 

naise für Fl. mit Pf. 
Petersen Ai, 1 Bondcau en Forme de Waise p. P. loggr. 
Sippel, r\ Hamlsliiche für \„U^r O. 3 7 . 8 figr. 

Sutor W., Our. aus Apollos Wettgesang und aus dem 

Tagebuch, ta 4 Händen. i ia est. 

Theuss Tb., 6 Mililair- Märsche O. io. ia ggr 

Weber C. M. v., An fl ordern » s zum Tanze; Hönde, Im 

lant 0- 65. zweckmässig erleichterte Ausgabe. u gg 

— Clior aus Preciosa : Es, blinken so lustig (ohne Sinj 

Zoellner C. 11. , Sonate O. i3. ao fgr. 

— Potpourri nach Themas ans Apollos Wettgesang - - — -- 

Für G*l**g. ■ 
BenEonS.,6 Lieder mit Pf. O. 35. Jl ggr- 

Bundesgcsängc der Freimaurer IreundscbaftmitPf.' loggt- 
Heller Carl, Gesänge mit Pf, od. Guit. iqteaWeri H0.1. 
Ariette all* Polacea. ' 10 ggt. 

Hi a. An die Mädchen 10 ggr. 

— K. 3. Die Unbekannte. 5 ggr. 

— H. 4. Löh der Sacht. 6 ggr. 
Maurer L., Tscherl. es senlied mit Pf. od. Guit. a ggr. 
Heumann Mrae, Lied der Margarethe aus den Hagcstol- 

aen mit Pf. od. Guit. a ggr. 

K icolft Carl, 4 Gesänge von C. Grüncison mit Gjiit. 10 ggr. 

— Einzeln N. 1, Thränenloscr Schmer/., N. i und 3 Lie- 
der eines ZimmcrgesL-llen Bf. 4 Tiefes Grab. ä 4 ggf. 

Quodlibet aus der Liederposse : Die Berliner in Wien 
mit Pf. oder Guit- 10 ggr. 

Weber C. M. v., Die Zeit und Wiegenlied, mit Pf. od. 
Guit. -4 ggr. 

— Volkslied; Mein Schüizerl ist hübsch, und Lied au 
den Mond, mit I'f. oder Guit. 4 ggr. 

Wunsch und Entsagung : Der Pabst leht herrlich, mit Ff- 
«der Guit. " ' » ggr. 



ZoeHr. 

Für Gnttart,. 

KreuPner, Jos. 6 Var. a»ec Intr. p. s G. nir le Theme 
dei'Opcra: Der Frcischüts : Wir winden cir etc. 0.6. 

— 6 Var. tt. G. seiile sur U Thcme de Moiari : «'prTn 

Liebchen., 0. 7. 8 ogr. 

Lübeck, J. H. Var. 3tes und 4(ca Werk. a6 ggr. 

Wapor, J, H. 4 Rondos, Heft j u, 3. ib ggr. 



Nächstens erscheint: 

wieeinzaine 
r flöten. 



neuen Musica lien, 
welche im Laufe der Monate Juni, Juli und Augast 
bei 

B. Schorfs Söhnen in Mainz 

' erschienen lind. 
Gamm« de Bassen ras». 12 Ii. 

Taurol , Meti.jde EkWntaire ile Giiitarre on Lyrt. 

1 fl". 30 lr. 

3, A, Anthes, 6 UtArr mit Clav. Op. 5. 36 kr. 

Julius Miller, 7 Gesägse fite 2 Tenor- und 2 Basal timmen, 
1 fl. 12 kr. 

Jacqnei Schmitt, Var. & 4 m»in(. Op. It. 36 kr. 

— — ,_ _ _ 28. 4B kr. 

J. Kuffner, Var. über dai Arirtlclien : Wenn ich einSohäti- 

chen schon mögt , für Pianof. Op. 162. 1 6*1 

G. Schubert, Sonate p, Pianof, Lie. 2. 1 fl. 

J. B. Gramer, Sonate p. Pianof. Op. 46. 1 fl. 21 kr, 

J. Küffoer, Potp. so Quart, p. Fttte, Violon, Alto et Gui- 

tarre. Op. 155. 1 iC<2l kr, 

Mo Beethoren, Out. \ 4 mlinl, arr. pr. C7.er.1T. Op. 121. 

III. 36 kr. 

' Out. 1 2 mains p. C IH ror- Op. 12*. I fl. 12 kr, 

— — 6 Bagatelle« p. Pianot Op. 126. . 1 fl. 24 kr. 

— — Arieite p, Pianof.: ich war bei Cbloen. Op. 121. 

21 kr. 

— — Ariette p. Gnit. Autn-ahl 218. 16 kr. 



□Igitized'by Google 



— ST — 

ran Beethoven , Opferlied, Partitur. Op. 121, §2 kr. 

— — id. in Stimmen. Op. 121. 2 fl. 
— id. Clarier-Ausrug. Op. 121. 56 kr. 

— _ Bundeslied, Partitur. Op. 122, 42 kr. 

— — id. Stimmen. Op. 122. 2 fl. 24 kr, 

— — id. Clarierausiug. Op. 122. / ' 48 kr. • 
F«sca, Arno, ich liebe, p. Pianof. et Guiiarre. 8 kr. 
3. Küffner, Potp. p. Quit. priucipale en Quintelt. Op. 156- 

Tonlciter duToh alle Dur- und Molltonarten p. Piauof, J61;r. 
E. A. Kitter, Serenade, p. PI. Alto et Guitarre, 1 II. 12 kr. 
H- Köhler, Serenade p. VUaf, et Guit. Op. 149, 43 kr, 
Cacilia, Zeitschrift f. d. mus. Welt, 10» Heft. £6 kr. 

— Iis Heft. • 56 kr. 

_ 12» Heft. 36 kr. 

Märsche de l'Opera Mo Je, p. Pianof. Liv. 17. 8 kr. 

Auber, Wali. favorii. de l'OpMi 1t eoncert u la Cour, pour 

Pianof. Liv, 255- 8 kr. 

Latour,, Divertimento p, Pianof. , Viol. ou Flöte. 1 fl. 

Moiart, Choi* d'airs de Figaro p. Piaoof. 21 kr. 

Stadtfeld, Marche du 2me Regimen* d« NulU p. Pianof, 

Liv. 15. 8 kr. 

— March« id. Liv. IG. 8 kr., 

— Wal« far. de Wiesbaden. Liv. 254. 8 kr. 

— id, — — Liv. 255. _ 8 kr. 
(J.fr. Weber, mehrstimmige Gesänge für grosäe Singver- 

eine und kleinere Zirkel , ausgesetzte Stimmen nebjt Dj,- 
reotionsstimme ; Erstes Heft, enthaltend 5 Geiangstiickc 
1 für Sopran, Alt, Tenor und Bass, Op. 41, 1 fl. 

Die aulgesetzten Stimmen werden auf Verlangen mehrfach 
daiu gegeben,. 

In Kurzem werden noch folgende Werke erscheinen : 

Küffiier, J., Sunphunie für Miülair- Musik. Op- 163. 

5 0. SEUr. 

Köhler H. , 3 Quatuors pour Finte, Violon , Alto et Violon- 
oelle. Op. 150. 4 fl. 

Buipmel, fantaisie jur l'.'Ir de L, ,van Beethoven: loh war 
hei Chloen gtur altein, für Pianof. mit Orchester, und auch 
fdrs PianofT.allein. Op. 50.' 

Moiart, Don Juan, pour Pianor. et Violon, par Alerander 
. Brand. 

Stern, 2dc Polonaise fiit's Clarirjett, mit Orchester-, oder Quar- 
te ttbegleittrag. 

Buhler, Mitia für 4 Stimmen, mit Orcheiterbcgteitung und 
2 Klappenhorn. 

Mozart, Gh'oii d'airs da Poper« : Don Juan, pr. Piano seuT. 

Qrosheini., ErheitTruncaa für die Jugend , 2tei Heft, enthal- 
tend 3 Lieder für Schulen und häusliche Zirkel. 16 kr. 

L. v»n Beethoven, Granne Oorerlure pour l'orcliestre, Op. 124. 
Pnttiiitr, 1 Subsoriptionspr. 2 H. 30 kr. 

— Die« Oumiure in .Stimmen., 3 A. 36 *r. 



— 58 — 



Wra. Haler, 6 Lieder für 4 Männerstimmen ohne Begleitung. 

Op. 11. 1 fl. 12 fcr. 

Hothf und Lindpamtner, GeseJIseliBfli-Liedcr für 4 Mä uner- 

M. Zwing, Coblenzer Lieder- Tafo! , 1j Heft 15r4 Stimmen 

und Chor. 

FrSntel, Fantasie für Violine mit Orchester. 

Tulon, Le Deeloration d'araour , Potpourri sentimental pr. Ia 

flflle , avec aoe. de Piano. Op- 58. 
Wntkirrt, 3 Duo» po»r 2 Bülts. Op. 16. Mr. f, 2. 3. 
Daune, ero'ie Conlr.-li.iss - Schule. 
Beck, 12 Lieder für Kinder. 5t« Heft. 
"KiiSW, 7me Sinphonie pour Orchestre. 
Lied: Mein Hetr. und meine Laute, mit Claricrofler Guitar- 

re. Auswahl tio. 54. 



Verzeichnis 
von Instrument»*^, 

weiche •'f5^Ä-'"' 
bei B. Schott' s Söhnen 
ia Mainz 

mit aUem FUüs , ans «aten Materialien und to mögiiehtt 
billigem Freiit, verfertigt und retv. reparirt werden 
oder /gut» kaufen sind. 

Csahan mit i bis 4 Kloppen, Flagcolcts ohne und mit 
3 und 4 Wappen, doppelte Fiageolcls mit 7 Klappen, Flö- 
ten mit 1 , 4 , 6, 8 und 9 Klappen , Clarinctte mit 5, 9, 12 
und i3 I(la|ip60, letztere nach ln«n ]Uül I er 's neuester 
Erlindung, Ubocn mit« und i3 Klappen, Englischhorn 
mit i3 Klappen, Bassethorn mit 14 Klappen, von Bucha, 
und Ebeuholi, mit silbernen, und messingnen Klappen, 
Fagotte mit 9, 10 und iä Klappen, letetere nach Carl 
AHmenräder' s neuester Erfindung. Octav -Contrafa- 
gotte mit 7 Kloppen, Scrpcnts und Englisch - Basshnrn mit 
6 Klappen; von Ahoruliola mit messing und elfenbeiner- 
nen Kloppen.- Einfache und Inventionihürner und Trom- 
peten; Trompeten mit' 6 Klappen, einfaches und Inven- 
tion» - Posthorn, auch mit 4 Klappen, Signalhörner, 
englische Flügolhorner mit 7 Klappen, Bassflüge Ihörner 



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genannt Bombardonc mit 8 Klappen , Basslrompcieh, Po- 
saunen und Gottfried Web er'schc Doppelt -Posau- 
nen, Beeilen, Tamburine, Triangeln, Pauken, grosse und 
Xyirbel • Trommeln , Gl oclien spiele und Sehoilensiüc'ie. 

Ausser obigen Instrumenten sind noch alle andere Ge- 
genstände des musikalischen Faches in Laben : 

Alte und neue Violinen, Altviolen, Violonccile, Con- 
trebassc, neapolitanische , französische und andere Gui- 
tnrreu, Pedal ■ Harfen, Hachen ■ Harfen, Pianofortes, Flü- 
gel- und Tafelförmige von den vorzüglichsten Meistern, 
in Wien und anderwärts verfertigt- Bass-, Altviol-und 
Violinhästthen, Taschen - Musihpulte , Pariser Coloplio- 
nium, rastrirtes Notenpapier, Rastrale, Vogel -Orgeln, 
Violin- und Bassbögeo von jeder Sorte, Violmstcge, Sai- 
tcnhalierj Sordinen, Capo-d'nstro für Guitarren , Oboen- 
uud Fagotträtire', KlaviueUbläUchen, Horn-, Trompeten- 
und Posaunen-Mundstücke, Stimmgabeln, Klavier -Stimm- 
Hämmer, ächte römische Darmsaiten, und übersponnene 
Saiten von der besten Qualität, für Violinen, Altvioleo, 
Violoncello , Contrebässe, Guitarren und Harfen u, a. m. 



-Zwei Violoncelle 
' zu verkaufen. 

Bei B. Schott'i Söhnen, G. II, Hofmusikhandlung in 
Ilaini , sind gegenwärtig , nebst mehren guten italieni- 
schen Geigen, folgende zwei Violoncelle zu verkaufet): 
lies Violoncell, verfertigt im Jahr 1713 von Leon- 
hard Maussiell in Nürnberg. • 
2tei Violoncell, verfertigt im Jahr 1771 von Jean 
Joseph Sindelmann, K. K. Hofpauken- und 
Geigenmacher in Wien. ■ 
Beule Instrumente sind, obwohl das erste in Jahr 
unJ das zweite 5^ Jahr alt, doch so vorlrefDich ijut er- 
holten, und in Fülle und Klang des Tones so ausgezeichnet, 
dass sie diese öffentliche Anzeige eigens verdienen. Die 
Preise sind: für das erste, Dreissig und für das zweite, 

Zehn Louisd'ors, den Louisd'or ä n fl. oder 7 i/3 Bthlr, 



~ 60 — 
Musikdirektor. 

Ein. mit den miihigen Kenntnissen versehener Mann 
»acht bei ir-encl einer Scliausjiiulergcscils'.-Ijaft eine Stel- 
le als Musik director oder Kapell - Meister. 

Briefe mit desfallsigcri Anfragen sind unler der Ad. 
dresse L. L. H, in Frankfurt, jtoite rtitimt, portofrei 
nach Frankfurt am Mnyn einsuscliicken. 



Anzeige 
betreffend das Beilegen fremder Anzeigen 
bei Versendung der Cäcilienhefte. 

Gegen Vergütung von 1 fl. 48 Kr, Rhein, d&w 
1 Rthlr. Sächsisch werden gedruckte Anzeigen * 
Entgegnungen, Novität ««Verzeichnisse v. dgl. den 
Cücilieiiheften beigelegt, resp. beigeheftet und 
mitversemlet; nur wird, wie sich von selbst ver- 
steht, dadurch nicht die Verantwortlichkeit fiir 
den Inhalt solcher beigelegten fremden Anzeigen 
übern ein um ii. 

B. Schott's Sühne. 



Dem TVnnseUe vuhrtr Ahom,enl*n der Cacilia zu genÜ- 
prn. sott künftig au Jeit Umschlägen dir Brjt» ein gan- 
lichtblaue! fapier geiccüilc uerden. 



mmamm 




iIM»«wmi 




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