3.UC3)
Cacilia
eine Zeitschrift
muöttkaltstöc mtlt
liaiia<(igtbta
von einem Vereine von Gelehrten
Kunstverständigen und Künstlern.
Dritter Vtmb
enthaltend Heft 9, 10, 11, ia-
Mit einem Portrait, 3 Notenblättern und Intelligentblatt
Kr. 9 bis u.
Mainz
Im Verlage der Hof-Musikhaitillung B. Selioti Söhne.
1 8 2 5.
A
L |un:/e'i5:ty
' I- ll»RÄR.r
Inhalt
a f »
Gedanken bei dem Eracll einen dieser Blätter;
vom Kammergerich tsratlie £. T. A. Ilofjmann. S. l.
Rossini'; von F. W. Jung. S. i4-
Seueite ManUr; Ton F. W. Jung. S. ij.
Logogriph; von J. C. Nänny. S. i4.
Über dag Verhältnis der Musik f.u den übri-
gen sebünun Künsten; von St. SckUt:e, S, l5.
Über HlavierausEÜge überhanpt; von der Rt-
Jaction. S. »3. Insbesondere über die von
I. Handel'n Joiua, S, 38.
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II. Schneidert Sündflut, S, 43.
III. MoEflrl's Misericordias, S.45.
IV. Weber*« Euryanthe, 5. 4g,
V, Spontini's Olinipia, S. 5i.
VI. Spobr's Jeiionda, S. 53.
VII. Fcska's Caniamire, S, 5y.
VIII. — Omar and Leila, S. 6"J.
IX. Cnrafa's Solilaire, S. Co.
X. Aubcr's Neige, S. fit.
XI. — Ltxadü, S. 6..
XII. Rossinis Semiron«.!« , S. 63.
XIII. — Zrfmi™ , S. 65.
XIV. Moiart's Figaro, S. 67.
XV. Marechncr's Holzdieb, S. 6g.
Charnde; von J. A. Lecerf. S. 7».
Hcoensioii: Über Reinheit der Tonkunst; von
der Rcdacion. S. 73.
Friedrich Schottjer*! Ansichten über seine Composition
des Oratorium; Dio Siindflut. S. 89.
Nachschrift von Cfr. Weber. S. o5.
Die Quellen. Dem Künstler! vom Grafen Christian
v. Beiael-Slirnau. S. 102.
Meine Ansicht über die Comp osition des Requiem
überhaupt und in Beiiehung auf mein Requiem; von
Cfr. Weier. S. .o3. 1
F. S. Kandler's Thätiglioit zur Verbreitung leutsehcr
Musik in Italien; von Aab. S. 114.
Über Tonmalerei; von Gfr. Weber. S, 125.
Über das Wesen des Kircbcns I vis; von Cfr. We-
her, S. 173.
Über die Echtheit de» Mo nart'schen Bequi e in;
von C/r. Weber. S. ao5.
Anzeigern
I. JHosartt Miisa pro defunclis requiem, Mofirl»
Seelenmesse, mit untergelegtem deutschem Texte,
Partitur, neue Ausgabe.
II. Mozarti Misia pro defanctii requiem, Morarts
Seelenmesse, im Clarierauszugc , mit untergcleg-
tem dcutsclicm Teile; /weite Auflage.
III. Mozart! Misia prti defmetU requiem, Moiarts
Seelenmesse, im Clavierausiuge , mit untergeleg-
tem deutschem Texte. S. sag.
IV. Huit Faguei pour l'Orgtu ou PianofoHe, compo-
'"' pur Mariane Stecher. Oeuv. 1., 2me e'ditioa;
rec. y. C. Groiheim, S. a3o.
Die Tonfcünstler, Dvstichen von C. C. F. LÖbedane.
S. i3i.
Für Orecchianten; von Zyx. S. a33.
Warum hat wohl Pythagoras die menschlich«" SeeU
eine Harmonie geheissen? »on Neeb. S, i35.
Wien im Jahr i8a5. S. a4u
Auflösung des Logogriptis auf Seite 14. S. 148.
Auflistung der Charade ebendaselbst Seite 7a. S.
HB.
Dotiauer's Methode de Violoncello, rcc. vo»
J. D. Sexfried. S. a4g.
SchröpftÖpFe; von C. L. P. SUvers. S. »63.
Gottfried Silb ermann; Ton D. Rehs. S, 175.
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tfitihellungen, von Fr. Bang, S. iB».
Übt orgreiflich es Bedenken über die iteige musikalische
Cuilur ä la mode; von J. Sanorim, S. 181,
Charade, an Chlorinde; von /. A. Lecerf, S. 19a.
Nähere Miltlieilung über den Iläthselcanon des (wei-
ten Heftes der Cacilia. S. io3.
Ein -p^iser Scmilon; von Zyx. 8. 3i4-
In lelli gen ibla 1 t 9 bis 11.
U e b e
r s t
c h t.
Heft
1. wurde ausgegebe
n im April
1814.
3 —
. — Juli
4 -
— Ott-
5 —
— Dcc.
6 —
— Febr.
.816.
7 —
- Apr.
8 —
— Mai
9 —
- Oot.
— i3 wird folgen — Dec. —
Nr. 9.
Gedanken
bei dem
Erscheinen dieser Blätter.*)
Vom KinilECTgc.lcfcOriIhe
E. T. A. iW-) , Hoff mann.
Wie h eisst doch jene Beschwörungsformel,' mit
der die Autoren ihre Vorreden zu beschließen
pflegen? — „Und nun gehe bin, du mein Hubes
*) Freilich nicht der gegenwärtigen Cäcilienbla tter,
welche viel tu spat nach dem Hin t ritte dieses genia-
len Mannes geboren wurden, um sieb seiner als
Milarbeiter erfreuen in können, sondern einer an-
dern musikalischen Zeitschrift , welche aber nicht
su Stande kam;
Eh hatte nämlich im Jahr io^o die Christianisrhc
Musikhandtung in Berlin die Herausgabe einer All-
gemeinen Zeitung für Musik und Mnsiktiteratar |in>-
jectirt, und Hoflfmnim, damal wieder in Staats-
dienste, als Kummcrgerichterath , dann Mitglied des
Oberappellations - Senates und der Immedjat - Un-
tersuchungscommission nur Ermittelung geheimer
staatsgefährlicher Verbindungen in Berlin lurückge-
treten, war. bewogen norden, das ErÖffnnugs-
und Einleitungs-Programm zu dieser Zeitung zu
3
Gedanken
„Kind, das ich so sorglich gehegt und gepflegt"
etc. — Es ist auch nichts natürlicher, und eben des-
halb gftng und gebe geworden, die Geistesgeburt
zu vergleichen der leiblichen.
Auf beiden ruht der Fluch der Erbsünde,
nämlich Oiuil und Schmerz des Gebürens, aufg«-
wiegt durch Vaterfreuden und hinlängliche Affen-
liebe für das gebortie Wesen. —
Eigentlich ist es ja aber niemals ein Kind,
das der Autor eines vollständigen Buchs in die
Welt schickt, sondern ein völlig ausgewachsener
schreiben. Dieser Au ffoilcmng zu entsprechen, schrieb
er den vorliegenden Aufsatz. In dem im October 1810
erschienenen ersten Blatte der besagten Musiki ei lung
wurde die erste Hälfte des Aufsatzes abgedruckt,
allein gleich dies erste Blatt wurde — nie man
sagt darum, weil es einen, einer ausgezeichneten
Person miisfälligcn Artikel enthielt, — officiell oder
halb - officiell unterdrückt , und das^anze Unterneh-
men unterblieb, so dass nicht einmal die Öffentliche
Austheilung des ersten Blattes vollbracht wurde,
ein i weitet aber gar nicht zur Welt kam, und Hoff-
manns Arbeit also nie im Drucli erschien.
Uns ist vergönnt, diese llieure Reliquie des treffli-
chen Mannes dem Publicum zu überliefern, zwar nicht
als Einleitung zu unserm ersten Hefte (denn das
bitte man vielleicht als ungünstiges omea deuten
können) wohl aber immer sur rechten Zeit, um das
Interesse und die Theilnahme iu finden, welche das
Publikum und wir dem ausgezeichneten Talente so
gern und willig weihen.
D. tltdact,
OigitLzed Dy Google
von E. T. A. Uoffinann.
3
Menscht dessen ganze Gestaltung im Innern und
Äussern zu Tage liegt.
Anders, ganz anders verhält es sich mit einem
Werke, wie dasjenige, was liier so eben beginnt. —
Der Verleger baut nach Kräften eine hübsche
Wiege, der Redakteur legt einen Embryo hinein
und bittet, so wie das kleine Ding sich nur re-
gen mag, die gehörigen Pallien , die denn nun
eben als achte Pnthen -für das Lebensbedürfnis,
«tr Pflege und Erziehung des Täuflings sorgen.
Recht unter den Augen der geladenen Gäste mag
nun das Wesen emporwachsen und gedeihen nach
«einer Art ; es giebt einen fortwährenden Gevat-
terschmaus, und die Sache der gastgeberischen Pa-
llien ist es, dahin zu trachten, dass die Gerichte
fein schmackhaft bleiben und es dem Getränk nie
an wackrem Feuer und Geist mangle, damit die
Gäste nicht fortbleiben und auch das Kleine, du
oben ansitzt und mitisst und mittrinkt, nahrhaftes
und verdauliches geniesse und sich immer mehr
erkräftige zum stammhaften Mensches-
— Warum dies bittersaure Gesicht, geliebte-
iter Komponist? —
„Schon wieder ein neuer anatomischer Tisch
„errichtet, auf dem man unsere Werke mit £e-
„waltsam ausgespreizten Gliedern festschrauben und
„mit rücksichtsloser Grausamkeit zerlegen wird.
„Ha! — ich sehe schon verdeckte Quinten folgen ,
„unharmonische Quart tände cnlblüsst von dem
□Igilizedby Google
4
Gedimken
„Fleisch der vollen Harmonie, unter dem funkeln-
„den Messer des Proselitors emporzittern ! " —
Daher dein Unmuth? — Überzeugt, o mein
Komponist! bin ich, dass du schreiben wirst oder
schon geschrieben hast ein Werk , das so recht
ganz und gar hervorging aus deinem innersten
Wesen. — — — War es vielleicht eine Oper,
die du schriebst, so nahmst du den poetischen
Gedanken, der dem Ganzen zum Grunde lag, mit
allen seinen tiefsten Motiven in dir auf;, der Ge-
nius (Ter Tonkunst rührte seine mächtigen Schwin-
gen, und selbst die Fesseln, die ihm hin und wie-
der schlechte Worte des Gedichts anlegen woll-
ten, vermochten nicht, seinen kühnen Flug zu
hemmen, indem er alles, was jenem an poetischen
Gedanken entsLruhlLe , emportrug in höhere Re-
gionen. Alle Liehe, alle Sehnsucht, alles Ver-
langen, Wonne, Hass, Entzucken, Verzweiflung
erschien, aber verklärt, in dem Glänze des höhern
Reichs der Töne, und d.is menschliche Herz, auf
seltsame Weise gerührt, fühlte selbst in dem Ir-
dischen das Überirdische. — Ich meine, in den
Weihestunden der Begeistrung war es dir ver-
gönnt, die Musik so zu denken, wie sie der rich-
tende , ordnende Verstand als wahrhaftig aner-
kennen musste-
Ja den Verstand! — Diesen zuweilen etwas
sauertöpfischen Schulmeister können wir nun ein-
mal nicht entbehren. Er untersucht mit scharfem
Blick die Stützen unseres Gebäudes und findet er
Digitized öy Google
von E. T. A. Hof/mann.
5
■ie zu dünn oder morsch, so stösst er sie um mit
dem Fuss und spricht, wenn der ganze Hau nach-
stürzt: Es war nichts! — Besser, so etwas thut
Freund Sauertopf in unserm .Innern, als geschieht
es von andern äusserlich! —
Genug, o mein Komponist, du liast, ich weiss
es, ein wackres Werk gemacht und bist dir, wie
«s sich von selbst versteht, der Motive, so und so
und nicht anders deine Musik gedichtet zu haben,
vollkommen bewusst. Nun findest <lu dein Werk
wieder, nicht auf dem anatomischen Tisch unter
den' mord bewaffneten Händen eines barbarischen
Frosektors, sondern aufgestellt vor einem dir be-
freundeten Geiste, der es mit scharfem Blicke
durchschaut und, statt dass jener es unerbittlich
zerschnitten hätte, nur alles was er darin ent-
deckt, den ganzen wunderbaren Bau mit all' sei-
nen Verschlingungen, in lauten Worten verkün-
det. — Sage nicht, o Komponist! dass es eben
keine Freude sei, sieb alles das, was man ge-
dacht, empfunden, wie ein Excmpel vorrechnen
zu lassen. Die Freude, von einem verwandten
Geiste ganz verstanden zu seyn, ist es, die den
Gedanken an jenes pedantische Vorrechnen nicht
aufkommen lässt. — _ .
Zudem stelle dir, mein Komponist, dein
Werk vor als einen, schonen, herrlichen Baum,
der, aus einem kleinen Kern entsprossen, nun
die blüt he n reichen Äste hoch emporstreckt in
den blauen Himmel. ..Nun sieben wissbegierige
6
Gedankei
Leute umher, und können das Wunder nicht be-
greifen, wie der Baum so gedeihen konnte. —
Da kommt aber Jener verwandte Geist gegangen
und vermag mittelst eines geheimnisvollen Zau-
bers es zu bewirken, dass die Leute in die Tiefe*
der Erde wie durch Krystall schauen, den Kern
entdecken und sich überzeugen können, dass eben
aus diesem Kern der ganze schone Baum entspross.
Ja sie werden einsehen, dass Baum, Blatt, Blüths
und Frucht so und nicht anders gestaltet und ge-
JUrbt seyn konnten, -r,
Du siehst ein, mein Komponist, dass ich eben
darandachte»wieBeurtli eilungen musikali-
scher Werke beschaffen seyn müssteit,
und dass ich nur recht in die Tiefe des Werks ein-
dringende und dieselben in ihren tiefsten Motiven
entwickelnde Abhandlungen dafür gelten lassen mag,
die den Komponisten, sollte auch nicht immer des
Lobes Posaune erschallen, so wie seine verwand-
ten Kollegen, erfreue», andere Leute aber verstän-
digen, über manches, das ihnen sonst entgangen. —
Es ist gewiss, dass Beurtheilungen dieser Art
dazu führen können, dass man gut hört. — Gut
hören ist nämlich, wenn Anlage dazu da, allerdings
3cu erlernen; selbst gut machen freilich nicht, da
dieses eine Kleinigkeit voraussetzt , die ein alter
tüchtiger Meister geradezu aussprach in einem
höflichen Schreiben an einen Jungen Herrn von
Stande, der- in grosser Herzensangst anfragte: wie
um tausend HinuaelmiUeu er es, nur anfangen
Digitiztd Dy Google
von E. T. A. Ho ff mann.
1
solle , die Welt mit einer meisterhaften Kompo-
sition zu -entzücken. Der Meister antwortete:
Wollten Ew. Hochgebornen nur die Gewogenheit
haben, Genie zu besitzen, so würde alles etc.
Schliesslich muss ich dir, mein Komponist! ge-
stehen, dass es mich sehr merkwürdiger Weise
bedünken will, wie oft ein Paar Lieder oder ein
Heft Polonoisen oder , wären sie nicht aus der
der Mode gekommen, Menuetten, viel eher Betir-
theilungen jener Art aushalten können, als manches
Werk an dem man sich drei Stunden lang satt
und übersatt hört. — Ein ganzer Busch in's lockre
Erdreich eingesteckter wurzelloser Sträucher ist
noch kein lebensfrischer kräftiger Baum. —
Es gieht nichts erfreulicheres, als sich über
eine Kunst, die man tief im Herzen hegt und
pflegt, recht auszusprechen ; aber wann kommt man
dazu? Heden ist viel besser, als schreiben , aber
schreiben muss man wohl deshalb, weil man jetzt bei-
naheehcr Leute findet, die da lesen, als die da hu-
ren und vollends Musiker hären, und viel lieber
Noten, als Worte, und leiden ungern in der Rede,
wie in der Musik, zu kühne Ausweichungen, die das
geflügelte Wort doch nur zu leicht «ich erlaubt. —
Man sorge aber, dass der todte Buchstabe die
Kraft an sich trage, lebendig zu werden vor dem
Gemüthe des Lesers, damit dieses sich ihm auf-
thue! ~
Also auch Abhandlungen über, musikalische
Gegenstände, ohne die Basis eines bestimmten
8
Gedanken
Werks? — , „Nichts ist -Langweiliger, als derlei
„Abhandlungen" sagst du?— nichtig! zumal In
dem Styl , wie sie etwa in der Hildegard von
Hollenthal der Huld des Romans giebt, der seiner
vornehmen Schülerin , in die er obenein auf eben
nicht sehr anstandige Weise verliebt ist, den
mathematischen Theil der Musikwissenschaft in
solcher Art docirt, dass man nicht begreift, wie
sie es aushält mit dem Pedanten! — Alles zu
semür Zeit und an rochier Sielte. — Wird ein
Haus gebaut, so bedarf es des Gerüstes; seltsam
genug würd' es aber seyn, die Ehre des Baumei-
sters nicht im Gebäude, sondern im Gerüste zu
suchen und zu linden! —
Es giebt eine Art über musikalische Gegen-
stände zu rüden, (sey es mündlich oder schriftlich)
die dem Eingeweiht«« genügt, ohne den Leuten
im Vorhof des Tempels unverständlich zu seyn.
Ja, diese können grosse Fruude daran haben, und
unversehens einige Weihe erhalten, ohne das Prie-
sterkleid anzuziehen. —
Keine Kunst, und am allerwenigsten die Mu-
sik, leidet den Pedantisnius , und eine gewisse
Freigeisterei ist manchmal gerade dem grossen
Genie eigen- 1 Ein alter Herr errÜÜiete einmal
übyr einen verdeckten Octaveugang in der Ober- und
Unterstimme , als wurde eine ObscÖnität gesagt in
honetter Gesellschaft. — Was würde Kirnberger
zu Mozarts Harmonik gesagt haben! — Von tn-
striimentiruug ist gar nicht zu reden. — Tarnjao
Dipzed by Google
geht durchFeuer und Warner nach den Tönen der
Flute und Pauke, und die Posaunen klingen hübsch
dazu im Pianissimo ! ■ — ■
Wahr ist es, zu der Feuer- und Wasser probe dal
guten Geschmacks gehört jetzt das ganze Arsenal
hölzerner und messingner Waffen, und wird täg-
lich vermehrt durch seltsame Erfindungen, als da
sind Klapphörner, FiiigelliÖraer etc. , dis ihres
Dissouirens halber sehr artig hervorstechen.
Wahr ist es, dass jeder Bläser, da er jetzt nim-
mer raste" darf, sich die Lungen von Rameau's
Neffen, ^oder von jenem verhexten Kerl wünschen
möchte, der acht Meilen weit sechs Windmühlen
durch seinen Hauch in Bewegung setzte. Wahr
ist es, dass manche Partitur jetzt dermasen schwarz
aussieht, dass ein dreister Floh ohne Umstünde
sich darauf verunreinigen kann, niemand merkt's.
Aber ! — Effect — Effect 1 —
Nun, das' Hervorbringen des Effects ist auch
eins der wunderbarsten Geheimnisse der Kompo-
sition, darum weil das menschliche Gemüth auch
das wunderbarste Geheimnis ist; Aus dem Ge-'
müth in das Gemüth, heisst es, und da kann raair
denn nicht sagen, was grade mehr wirke, das
ganze Ungewitter von Pauken, Trommeln, Becken,
Posaunen, Trompeten, Hörnern etc., - oder der*
Sonnenstrahl eines, einzigen Tons der Oboe, oder
sonst eines Instruments von guter Art.
10
Gedanken
Friedrich der Zweite nannte ein Crescendo,
das Ilcichard in einer. Arie angebracht, einen
Feuerlärm, und vcrliess zornig den Saal, als man
es dahin gebracht, dass er sich einen Akt aus
irgend einer Oper von Gluck vorspielen Hees, weil
ihm alles nicht als Musik , sondern als ein ver-
wirrtes Durcheinander erschien : Hasse und Graun
allein hatten wahrhaft, d. h. edel, einfach und
melodiös koinponirt! —
Kehrt zurück zu der Einfachheit der Alten,
rufst du, alter Meistor, den Jünglingen zu, fort
mit dem Geklingel und Geklapper, vergesst alle
heutige Musik, vergesst Mozart und Beethoven,
und vollends
Nun, sag an, alter Herr, welche Alten du
meinst? — Bestimme das Zeitalter, in dem die
wahrhaft« Kunst der Musik abgeschlossen wurde ,
so dass alles was darüber hinaus geht, vom Übel
ist, und vereinige so in dir eine ganze Acadenne
frangoi&e, die die Kunst in Schranken einpfercht,
die niemand überspringen darf, ohne, gepfändet
zu werden ! — Was meinst du zu Fux , Keiaer —
oder spater zu Hasse — Händel — Gluck
•tc. — Zweifelhaft ? ~
Beiläufig gesagt, wollte man diesem Hitler,
«einer ritterlichen Natur unerachtet, anfangs gar
nicht recht trauen. — - In den'Forkelschen Bei-
tragen wurde sehr witziger Weise seine Ouver-
türe zu der Iphigenia in X .iuris mit dem Gelärm
Digitized by Google
von E. T. A. Hoffmann.
der Bauern in der Dorfschenke verglichen. —
Und wenn nun Gluck in unsern Zeiten gelebt
hätte, war« es nicht möglich gewesen, dass er sich,
was die Instrumenlirung betrifft, auch leider auf
die schlechte Seite gelegt ! — Gewiss ist es, dass
er mit der Idee einer Oper, die He rrmannssch lacht,
wozu er ein ganz besonderes , die Tuba der Römer
nachahmendes Instrument verfertigen las sen wollte,
starb. — Er ist wohl dieser Absicht halber zu
rechter Zeit gestorben. —
Halten Sie, gestrenger alter Herr, mich ja
nicht für einen Ruchlosen, der die Väter nicht ehrt,
oder der nicht vielmehr tief in der Brust empfindet,
dass all' unser Leben ausgieng von ihrer Sc haffungs-
kraft und dass wir des Bandes, womit sie uns
gängeln., nie entbehren können, ohne Gefahr zu
straucheln, indessen —
Doch indem ich Sie, mein alter Herr, recht
anschaue, belieben Sie ja auf einmal ganz jugendlich
bin ich gewohnt von Alters her. — Mein Jüngerer
Bruder war ein drolliger Junge. Als fünf-, sechs-
jähriger Knabe pflegte er des Grassvaters Perticke
aufzusetzen, und uns alleren mit grämlicher Alien«
„Tonsetzer, der Spuk geht um!'«
SolU' es möglich seyn, dass irgend «ine Zeit-
auszusehen! — Nun, dergleichen Fan tat
Diipzedby Google
i2
Gedanken
schrift, irgend eirii? künstlerische Zeitung existlren
könne , ohne einige Klatscherei? —
Mitten im Koroponiren wird der Meister über-
fallen von diesera'oder jenem CoIIaborator, und
muss ihm Hede stehen, er mag wollen oder nicht.
Besagter CoIIaborator verkündet daim der Welt,
der grosse X trage, er könne es aus eigner Ueber-
xeugung versichern, beim Komponircn einen nicht
ganz säubern Schlafrock von buntem Ziz, bediene
sich sehr schön rastrirten Venetianisclien Noten-
papiers, habe excellente schwarze Tinte, setze
seltsam er weise die Linie der Bratschen unter die
Linie des Fagotts, und trenne so das (Quartett, sey
aber sonst ein seelenguter herrlicher Mann. Von
A halte er nicht viel, 'jber B habe er sioli nicht
rocht auslassen wollen, C scheine er Zu- Heben,
was er aber über D gesagt, solle vor der Hand
verschwiegen bleiben etc.
Darum „schliesst eure ... — Docli nein —
nein! Es giebt solch eino anmulhige Klatscherei,
die, statt gehässig zu seyn, nur dazu dient, das
geistige Band, das die Menge an den geliebten,
geachteten Meister fesselt , noch fester
zu knfi-
pfen, und diese mag sich immerhin am
:h in die-
sen Blattern einstelich. Es ist nun ei
nmat das
Erbt heil unserer schwachen Natur, das
s wir das
yVerk nicht von der Person des Meister
können, sondern bei jenem auch stets
denken, denn sonst würden nicht die Bildnisse
beliebter Meister so Ümsig gesucht und gekauft
von E. T. A. Boffmann.
13
werden. »Wie mag er wohl Aussahen der, der
im Stande war, mich so recht ins Innerste
hinein zu erfreuen denkt gleich ein jeder. Er-
zählt nur einer, der den Meister kennt, auf ge-
müthliche Weise recht viel von seinem eigen thüm-
lichen Wesen, stellt er sein ganzes Bild dar in
lebensvollen Zügen: in der Thal, befreundeter
wird sich jeder mit ihm fühlen, der ihn schon
sonst im Herzen trug.
Zur Zeit als die Physiognomik florirte, wollte
man auch Herzen und Nieren erforschen mittels
der Handschrift, und gewiss ist es, dass in dieser
auch viel Charakteristisches zu finden. Viel grel-
ler als in der Wortsckrift möchte sich dieses in
der Notenschrift aussprechen, und gar hübsch war
es , wenn diese Mütter künftig dieses , jenes Fac
sitnite grosser Meister einschalteten. — Aus der
Schule darf nicht geplaudert werden, daher ist es
nicht thunüch zu erfahren, wie, d. h. mit wel-
chem Mechanismus, dieser, jener Komponist seine
Werke aufschreibt. Jeder hat darin seine beson-
dere Weise, und es würe in der That sehr an-
ziehend , mit feiner Nase herauszuspüren , wie
jener Mechanismus auf die Werke selbst gewirkt
hat und wirkt. — Selbstgestundnisse sind kaum zu
erringen, und daher könnte so etwas nur von ver-
storbeneu. Meistern gesagt und geschrieben werden!
Doch Gedanke reiht sicli an Gedanke, daher
oft And'ren, ja dir auch, so geistroil und lieb.
Jich ent-elstert,
Krabbelt mir gütlich am Ohr, aber nicht reicht mir'*
ins Herz.
F. IV. Jung.
Neueste Manier.
Entrechat! schlagt ihr, und Bad, burzcibaumt im ge-
hetzten Oetäne;
Kumte wohl macht ihr mir so; aber mich sehn' ich
F. TV. Jmn t .
kogogriph.
Bald im Guten bald im Hosen
Kann es binden, bann es lösen; .
Kömmt Tom Pfarrer, hömmt vom Richter
Ja sogar vom Dramen -Dichter;
Aber nun ein Zeichen vor:
Weha! fchlta dem Sänger •Chor.
J. C. ÄSiwjr.
Digitized tt/ Google
Über
das Verhältnis der Musik
■ u den
übrigen schönen Künsten.
Für C. fföbert Lexikon, mm Artikel Mutik, geichriibin*)
von St. Schütze.
Dieser Aufsatz beabsichtet nicht, alle Ähnlich-
keiten und Verschiedenheiten zwischen der Musik
und den übrigen schönen Künsten durchzumustern,
sondern nur, auf den Punkt aufmerksam zu ma-
chen, wo alle zusammentreffen. Alle schö-
nen Künste müssen dem Wesen nach Eins seyn ,
und alle in der Sache ein und dasselbe bestreben,
wenn sie mit. einem Begriff aufgefasst werden
und nicht als ein Verschiedenes auseinander fallen
tollen.
Es ist nicht genug , zu sagen , dass alle
den Zweck der Schönheit erreichen, was sie nur
durch ein 'gl« !c,,sam zufälliges Ergebnis zu-
sammenführte , sondern sie müssen auch inner-
lich, in dem, was sie schaffen, in ihrem Gegen-
stande , in dem Werke ihres Wirkens ganz dassel-
be seyn.
Viele Kunstlehren drücken sich so aus, all
ob die schönen Künste sich in zwei Welten
*) Vergl. die Anmerkung im 7. Hefte, S, 283.
OlV.
10
Vom Verhält*, d. Mus.
lh eilten , und Eins innerlich, das Andere äusser-
licli oder dr aussen zu thuii habe , wobei denn
noch gefragt wird , wovon man ( als dein rechten
Punkt) ausgehen, und was man (vergleichender
Weise) zuletzt bringen solle. So geschieht es denn
gewöhnlich, dass -man von der Plastik ausgeht,
wornach man die Darstellung der Welt als
den Zweck aller Kunst angiebt, wobei man vor-
züglich an die äussere Welt denkt, der man
alsdann die Musik mit der i n n e r n Welt gleich-
sam als eine Ergänzung nachfolgen Ülsst. Auf
diese Weise kämen sie eigentlich nie zusammen,
und könnten wohl zur Ähnlichkeit, aber nicht
zur Einheit gelangen. Demnach ist denn auch die
Musik der Piastill gewöhnlich untergeordnet und
nicht in ihrer vollen Würde erkannt, worden.
So lesen wir r. Ii. in einer nach Schölling 'scheu
Grundsätzen verfassten Kunstlehre :
„Die Musik, als Kunst des Innern Sinnes oder
„der Empfindung und Leidenschaft, die als sol-
„che dem reinen vollendeten Soyn (!) in dßr
„Plastik entgegengesetzt sind, stellt die Kegungen
„des Innern durch innerlich vernehmbare , d. h.
„hörbare Bewegungen und Schwingungen, also
„durch Töne , objectiv dar. Ihr Charakter ist
„Leben und Leidenschaftlichkeit im Streben des
„Gemüthes nach dem Absoluten , wodurch e s
„sich seibat (!) absolut darstellt, so dass das
„Absolute als Reales verschwindet. Die Musik
„ist demnach das subjectivste Element der Kunst,
„wo das Absolute nicht positiv absolut, wie es
Digitized by Google
2. d. übrigen Künsten.
17
„die unmittelbare Anschauung als We-
senheit C!)t sondern als ein Absolutes der
„Empfindung — , _ all in Zeit sich entfaltende
„Einheit und Eigenheit dargestellt wird. —
„Weil die Eigenheit, das n c g a ti v B Element
„des Schönen, in der Musik V o rherrscht, so kann
»,sie die Absolutheit nicht in der an sich und un-
mittelbar gesetzten, also positiven und
„objectiven Harmonie des Unendlichen und End-
lichen offenbaren, sondern nur in der aus der
„Eigenheit selbst gebildeten, also freien Harmo-
„nie des Gemüthes widerstrahlen lassen.«
So geschieht es, daas die Musik nur zu einer
negativen, zu einer mittelbaren Kunst wird,
weil hierdie Vorstellung von einein objectiven (äus-
sern) Standpunkt ausgeht, und dieser fiir die Musik
als Masstab angenommen ist.
Der Fall wird sich gleich umkehren, wenn
wir die innere Regung als Standpunkt annehmen,
wornach die Musik eher als die unmittelbare, und
die Plastik als die mittelbare Kunst erscheinen
würde.
Dieses Wechseln der Standpunkte zeigt schon
an, dass man, um zu einem Vereinigungspunkte
oder zur Einheit selbst zu gelangen, etwas We-
sentliches dabei ubersieht.
Dies Wesentliche ist: Es giebt für alle schö-
nen Kiinsto nur einen wahrhaften Standpunkt,
cutiu i. aa. 2
18 Vom Verluiltn. d. Mus.
und. dieser ist die innere Vorstellung. Die
Kunst überhaupt hat es nie mit den Dingen selbst,
sondern nur mit den Vorstellungen davon zu thun.
Nicht die Welt selbst, so fern sie ist, stellt sie
dar, sondern nur, so fern sie von einem bestimm-
ten Gemüthe aufgefasst und von der Phantasie
angeschaut wird. Sie hat nicht die Weit selbst,
sondern nur den Eindruck derselben zum Gegen-
stände, und zwar wie er sich in dum vollkomme-
nem Gemüthe des Dichters uud Künstlers offen-
bart. Jedes Kunstwerk hat den Zweck, den Ein-
druck zu erneuen , den eine Sache auf die Phan-
tasie des Künstlers hervorgebracht hat, und sie so
darzustellen, wie er glaubt , dass sie am wahrsten
und am schönsten auf jeden wirken müsste.
Die Kunst geilt auf das höhere, geistige Leben ,
das die Welt gewahrt, welches sie wiedergibt,
nicht, so fern diese blos die Sinne berührt, son-
dern in so fern sie in die Seele kommt, und in-
nere Regung wird. Bei diesem Leben , das sich
in der Vorstellung erneuert und eine Beschäftigung
der Phantasie wird, - kann vom Innern und Äus-
sern, wenn man die Kunst in ihrem Mittelpunkt
erfassen will, gar nicht mehr die Rede seyn. Die
Phantasie -schaut auf jede innere Regung herrschend
hinab, diese mag erst äusserlich Teranlasst, oder
selbst innerlich entsprungen seyn ; auch die lebhaf-
teste Empfindung in der Kunst soll uns nicht (zur
Handlung) fortreissen, sondern wieder zur Vor-
stellung werden, die von der Phantasie beherrscht,
in der Verbindung mit andern Vorstellungen über«
schaut und als Schönheit genossen wird.
x. d. Übrigen Künsten-
19
Es ist schon im Allgemeinen eine unerkannte phi-
losophische Wahrheit, dass wir nicht aus una herauf-
gehen und zu den Dingen hiiiiilxrigelangen, in sie
eindringenkönnen, sondern nach Masgabe der Sinne
nur Bilder von ihnen empfanden und in um auf.
nehmen; noch mehr aber und in einer besondere
Beziehung ist dies bei den schiinen Künsten der
f all. Sie kennen und sollen nicht die Wirklich-
keit geben) sie müssen ihren unmittelbaren Ein-
druck mildern und einen poetischen Schleier darü-
ber werfen, (dun die Phantasie webt,) so das»
sie,. bei aller objecliven Wahrheit, doch zugleich ein
Gebilde der tönern Thittigkeit werden. Eine Rei-
■ebeschreibung, eine treue Geschichte kann nicht
ein Epos seyn. Die Dinge können und dürfen nicht
ab allgemeine Erscheinungen aufgezählt und neben
einander hingestellt werden, sondern sie müssen
jemanden angehören , sie müssen als das Ergebnis
einer bestimmten Auffassung, als die Anschauung
einer empfindenden Seele, die selbst noch eine Ab-
sicht (den Zweck der Schönheit ) damit verbindet,
als ein Gepräge des Geistes zum Vorschein kom-
men. Nicht einmal einzelne Theile einer Beigebe-
Schreibung können, wie sie sind, in das poetische
Werk mit hinübergehen, sie müssen erst in Em-
pfindung getaucht und nach dem Zweck dssGanzen
verarbeitet werden. Wie sehr die Kunst die Über»
zeugung durch Wirklichkeit meidet, das beweist
am deutlichsten die körperlichste von allen, die
Bildhauerkunst, die, sogar die Gegenstände selbst
zur Anschauung hinstellt. Sie muss ihnen die Tau-
schung de* Lebendigen entziehen, sie in Licht
Vom Verhältn. d. Mus.
verklüren, damit sie wieder zur blossen Vorstel-
lung werden und anzeigen können, dass sie ein
Bild der Phantasie , das Gepräge einer bestimmten
Auffassung scyn sollen, durch welche derWiedei-
anschauende hindurch geht, geistig geleitet zum
Gegenstande hindringt, nicht, um weniger als die
Wirklichkeit, sondern dem Wesen nach mehr zu
empfangen. Die schöne Täuschung oder die Täu-
schung in der Schönheit hat nur die Absicht der
tieferen, allgemeineren Wahrheit. — Die Malerei
beweisst es vollends unmittelbar, dass die Kunst
nur nach einem. Bilde strebe, in dem sie zaifbe-
risch auf einer blossen Fläche die Vorstellung von
einem Körper erweckt.
Also dient alle äussere Erscheinung in der Kunst
nurderinnernVorstellung. Diese istder End-
zweck, du» Ende wie der Ursprung der Kunst, ihr
eigentlichesSeynundihregcistige Wirklichkeit. Und
damit stimmt die Musik vollkommen Überein ; sie ver-
bindet die Vorstellung als innereEegsamkeit; -nicht
die Welt, wiesieist, sondern wie sie e mp fun d e a
wird, will sie offenbaren ; sie fasst die Endpuncte
(das Resullireade) der übrigen Künste (aber doch
ebenfalls nicht unmittelbar) auf, und schildert das
innere Leben als das Ergebnis aller Wechselwir-
kung zwischen der innern und Süssem Welt.
Wenn sie regsamer und lebendiger erscheint, so
kann ihr dies nicht zum Vorwurfe gereichen, da
sie so grades Weges zum Wesentlichen, zum Leben,
hinüberschreitet , und bestreitet sie nicht den gan-
zen Umfang, indem sie vielleicht das Ruhigere,
DigHized by Google
i. d. übrigen Künsten.
21
Bestimmtere weniger wieder giebt, so hnt sie das
mit allen Künsten gemein, dass ihr Wirkungskreis
durch die Mittel beschränkt wird. Alle Künste
zusammen machen erst — mit Abwerfung der
Schlacken, die in der Prosa zurückbleiben — die
volle Sonne des Lebens.
Es ist aber, um sieb die Musik nicht gar zu enge
gebunden zu denken, noch zweierlei wohl zu erwü-
gen:c rs tlich,dass sie nicht Mos sogenannte Em-
pfindungen im eigentlichsten Sinne, sondern über-
haupt alle innere Regungen darstellt, diese mSgen
im Herzen oder im Geixte vorgehen, Gefühl oder
Phantasie seyn. Ja selbst die streitende Thatiglteit
des Verstandes vermag sie auszudrücken. Alan
denke nur an so manche herrliche, geistvolle Sym-
phonie, an so manches wetteifernde Concert und
an so manche disputirende Fuye : Kurz, Alles, was
nur im mindesten als innere Regsamkeit kann em-
pfunden oder 'verspürt werden, das fasst sie auf
und hall es in schöner Verbindung der Phantasie zum
Genüsse dar — der Phantasie, denn auch sie will
nur für diese dichten und verschmäht alle sinnliehe
Rührung und Aufregung des Instinkts.
. Z w e i t e n s ist ihr auch die äussere Welt nicht
verschlossen. Da die Seele nicht blos innerlich
durch sich seihst, sondern auch von aussen bewegt
und erregt wird , so kann und darf sehr natürlich
eine Empfindung (eine Affection) auch auf einen
äussern Gegenstand und auf die ganze äussere Welt
bezogen werden.
22 Vom Verhältn. d. Mus. z. d. übrigen Künsten.
So können wir nach Anleitung der Töne
alles Durchsch warmen , was uns je umgeben
hat und. je durch unsere Sinne gekommen ist
oder auch nur gedacht wird — den strahlenden
Morgen wie den sinkenden Abend, das Brausen
des Meeres wie den Frieden des Thals, Streit und
Krieg wie die gemäsigtern Bewegungen des Le-
bens. Deshalb kann sich die Musik mit dem
Drama verbinden, und in der Vorstellung
selbst zum Drama werden. Welch ein weites
Feld , welch ein Reich zu immer neuen Schöpfun-
genist ihr hiermit eröffnet! Drama und Oper streben
nach einerlei Wirkung und wie nahe können sie da-
rin zusammentreffen! Man frage sieb selbst, ob
nicht die Iphigenie, von GÖthc und die Iphigenie von
Gluck einen sehr ähnlichen, ja im Wesentlichen
ganz gleichen Eindruck zurücklassen!
So ist denn die Musik kein stiefmütterlich ein-
gesperrtes Kind ; sie lebt mit den übrigen Künsten
in einem und demselben Elemente, nämlich in der
Vorstellung, die vor der Phantasie schwebt.
St. Schern.
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23
Cb«r
Clavierauszüge
überhaupt, und insbesondere
I. über die tod Händel» Joiua, II, Schneider'» Sttndßuh,
OL Mptart'» Miterkotdiai , IV. Weber'« Euryantht, V.
Spontini'i OlimpU, VI. Spohr'i Jenonda, VII. Feika'«
Konicniir«, VIII. Actten Omar und Liila, IX. Carnfa'«
Sotitmlr*» X. Auber"» Weif«, XI. dessen l.tocaMt, XII.
RoMwTa SmäremUt, XIII. dessen Zilmira, XIV. Mo-
lart's F/goro, XV. Marsclmer» Hob*»».
Man geräth, soll rann ein im' Ciavierauszug er-
scheinendes p-oss.es Vocal- und Instrument.! [werk
besprechen , immer in eine gewisse Verlegenheit.
Das Werk selbst aus und nach dem blossen
Clavierauszüge beurtheilen wollen, wilre natürlich
sehr unpassend , da das „Er ungue leonem** zwar
wohl Etwas, doch liier eben so wenig ausrei-
chend ist, als wenn der Recensent eines Kupfer-
stiches nach Raphaels Tirmsfigurntion den eigen-
th Cimlich en H;mstgclialt und Werth des ItaphaeU
sclien Original - Gemäldes nach dem ihm eben
vorliegenden Kupferstiche taxiren wollte, — oder
einen Sichter nach einer Mosen Chrestoraatie «ei-
ner Werke, — oder etwa umgekehrt Schiller«
Gang zum Eisenhammer nach dem Schau-
spiel Fridolin. "
Aber auch wenn der Recensent dal Original
seihst schon anderswoher* etwa durch Anhören
der Auifahrung auf der Bühne , — oder durch
24
Ueber Ciavierauszüge
Ansicht der vollst ändigen Partitur, genau kennt,
und daher zu einer solchen B eurüi eil ung des Wer-
tes an sich völlig in Stand gesetzt und competent
ist, so gehört doch selbst dann ein ausführliches
Besprechen jenes Gehaltes nicht in die Anzeige
des Mosen Ciavierauszuges.
Dicsemnach miisste drnn der Recensent eines
solchen Auszuges sich freilieh bh» auf die Er-
wiihnung und Betrachtung desjenigen beschränken,
was den eigentümlichen Werth eines Ciavieraus-
zuges als solchen ausmacht. Nun ist aber eine
Betrachtung dieser Art ihrer Natur nach et-
was ziemlich eng Beschränktes, und wenig an-
ziehend, und grade darum liegt die Versuchung
so nahe, zu Äusserungen über den Gehalt, die
Eigentümlichkeit u . s. w. des Originals, oder,
um gelegentlich auch fein einige Erudition an
Tag zu legen, auch über seine Entstehungsge-
schichte , seine und seines Erzeugers Schicksale,
Charakter und tausend ähnliche A.propos flber-
zuschweifen, welche — wenn auch an sich sel-
ber manchmal angenehm belehrend und unterhaU
Und, an dem Orte wo sie also stehen, eben doch
immer hors d'oeuvre sind.
Wir wollen die vorstehend bezeichnete fatale
Alternative für diesmal dadurch zu vermeiden su-
chen , .dass wir, statt uns auf eine trockene spe-
cielle Anzeige der in der Überschrift genannten
Ciavierauszüge zu beschranken, derselben eine
allgemeine Betrachtung voraniiigen über das In-
Oigiilzed by Google
überhaupt.
25
rtttut" der Clavier*uszüge überhaupt, Über deren
eigentlichen Werth und über die Bedingungen ih-
rer Nützlichkeit.
Wir besorgen nicht, <lass man diesen Gegen«
stand uninteressant und einer ausführlicheren Er-
örterung unwerth linden werde. Es bürgt uns
dafür nicht allein schon das allgemeine Interesse,
mit welchem Clavierauszügo im Publicum, zumal
in Teutschland, aufgenommen zu werde u pflegen*
sondern auch die Überzeugung von ihrer wirkli-
chen vielfältigen Nützlichkeit, indem sie, ohgleicli
nur Surrogate der vollständigen Partitur, obgleich
nur Nachbildungen des vollständigen Werkes in
verkleinertem Masstabe, doch in mancher Hinsicht
eigene Vortheile gewahren , welche die volle Par-
titur selbst nicht zu gewähren vermag, und sol-
chergestalt tief und wirksam in das sowohl prak-
tisch als ins theoretisch musikalische Leben viel-
seitig eingreifen.
Diese eigentümlichen Vortheile und Vorzüge
bestehen, wie natürlich, in der in jeder Hinsicht
leichteren Zugänglichkeit und Brauchbarkeit, und
insbesondere in der leichteren Ausführbarkeit
selbst in ganz beschrankten häuslichen Kreisen,
wodurch nicht nur der Gehuss, und vorzüglich
mehrfaltiger Nachgenuss, erleichtert und allgemei-
ner Verbreitet, sondern auch die Auffassung des
Originalwerkes seihst durch Vorgenuss des Auszuges
vorbereitet, gesichert und erleichtert werden kann,
übrigens selbst für diejenigen , welche nie zum
2G
Ueber ClavterauszÜgt
Anhören des Originals gelangen, und welchen
selbst (physisch oder iutellectucll) der Genuss ver-
sagt 'ist, es durch Lesen der Partitur aufzufas-
sen oder zu studiren, wenigstens gleichsam durch
eine« Kupferstich oder 5 chatten riss , ein ungefäh-
rer Begriff vom Originale gewährt wird , was Al-
les nicht anders als höchst wohlthUtig dahin wir-
ken kann, Sinn, Geschmack und Interesse für dra-
matische; Tonkunst zu wecken, zu nähren und
aufzufrischen, und überhaupt den Kunstsinn nacli
allen Richtungen auszubilden und zu verbreiten.
Als nicht unerheblich kommt nebenbei noch mit
in Erwägung, .dass sehr viele Bühnen, bei der
Aufführung von Opern , den Ciavierauszug auch
als sehr bequemes Souffleurbuch gebrauchen —
so wie Als Correpetitoren sowohl als- die Sänger
zu bequemster Einlernung der Parte , und dass
übrigens Clavicrausziige zuweilen sogar bei voll-
stimmigen Aufführungen di'eStelle der vollen Par-
titur vertreten. Ja, ea haben bereits bedeutende
Tonsetzer und Verleger angu faulen-, grössere Vo-
cal- und InstrumenLahverke in gestochenen Auflege-
stimmen ohne Partitur, und statt derselben
mit einem zur Direction dienenden Cia-
vier auszug«, herauszugeben.
Aus diesen verschiedenartigen eigentümlichen
Zwecken eines Claviorauszuges, ergeben sich von
selbst die Foderungen , welche man, sowohl an
den Bearbeiter, als an den Verleger eines Ciavier-
auszuges zu machen berechtigt ist, und welchen
zu gentigen beide sich bestreben müssen; und
überhaupt.
27
eben damit ist denn auch zugleich der Masstab
gegeben, nach welchem der Werth und die Nütz-
lichkeit einer solchen Clav! erbearb-ji tun g zu be-
messen sind, nämlich danach, ob und in wie-
fern dieselbe geeignet ist, die vorstehend bezeich-
neten Interessen zu befriedigen.
Fürs erste ergiebt sich nämlich aus der bereits
ausgesprochenen Grundansicht* dass, da der Cla«
Tierauszug nichts Anderes ist ab einSur rogat der
vollständigen Partitur, so wie die Auffuhrung des-
selben am Piano forte Surrogat der vollständigen
Aufführung mit allen Stimmen ist, erglüht sich,
sag' ich, von selber die Aufgabe, dass solches Sur-
rogat dem Vorbilde, wovon es eine compeudiöse/e
Nachbildung ist, möglichst nahe zu kommen stre-
ben muss; und aus diesem Gesichtspunkte er-
scheint denn, als erstes Erfodernis, die Aufgabe
möglichster Vollständigkeit, und zwar
in jeder Bedeutung dieses Wortes.
Wir verstehen naralich darunter fürs Erste:
dass der Auszug das ganze Werk, und nicht,
wie zuweilen wohl geschieht, bios eine willkürliche
sogenannte Auswahl von Favoritstücken enthalte,
welche letztere verkrüppelte Art, ein grosses Werk
in Cabinetsstückchen' zerlegt zu liefern, eigentlich
immer eine schnöde, sehr tadeluswerthe Entwei-
hung und Verstümmelung, ein Zerfetzen und Zer-
nichten des Zusammenhanges und des Ineinander-
greifens des Ganzen ist, eine Herabwürdigung der,
als harmonische Glieder eines Ganzen geschaffenen
28
Ueber Ciavierauszüge
Theile zu abgerissenen Exempeln zum Handge-
brauchs * und wenigstens nicht viel besser , als
wenn ein Zeichner einzelne Nasen, Augen, Oh-
ren, Hände, Gesichter u. dgl. aus Raphaels Abend-
mahl zu VorlegebUittern für Zeichnungsschiiler
nachzeichnen und unter dem Titel eines Auszu-
ges aus dem Hauptgemälde — oder einer auszug-
weisen oder gedrängten . Nachbildung desselben,
verkaufen wollte — oder ein Buchhändler eine
Sammlung einzelner Yerse aus der Iliade, als Ex-
empel zum Shandiien, unter dem Titel einer com-
pendiöseren Hiade — oder wie das schmähliche
Unternehmen jenes Sudlers , welcher aus Jean
Pauls Schriften eine Ouantität einzelner Phrasen
ein Heft zusammen abcopirt« , und es unter dem
T'tel: Jean Pauls Geist (!) drucken lies!
Unsere Leser werden finden: wir halten etwas
■lark auf Zusammenhang , und darauf, dass Etwas,
was als E in Ga u % es gedacht und geschaffen worden,
auch als ein Ganzes ganz beisammengehalten werde.
Giebt es aucli gleichwohl Leser, Hörer und Sänger
genug, welche aus dem Ciavierauszug einer Oper
auf den ersten Griff alsbald Mos die in Cirheln
und Assembleen mit Applaus producirlichen zärt-
lichen Duette, schmachtenden Bomanze*h und —
kommt es hoch, die brillanten Bravourstücke heraus,
zufinden wissen, und vom Übrigen Wae Notiz neh-
men : Mögen diese immerhin! aber wenigstens ent-
ziehe man darum nicht dem besseren Leser, nicht
dem rechten Kunstfreunde die Integrität des Zu-
sammenhanges» und biete ihm nicht, statt der le-
überhaupt.
29-
b endigen blumigen Flur, eine Handvoll abgeschnit-
tener, in ein Glas Wasser ■ gesteckter Blunien.
Ja, wir gehen in uusern Federungen (oder
doch Wünschen , ) in Ansehung der Ganzheit des
Werkes sogar noch einen Schritt weiter. Unseres
Bedünkens raiigste nlimiich ein Ciavierauszug , um
allen vorhin aufgezählten Bedürfnissen, Anfode-
rungen und Zwecken vollständig zu entsprechen,
zugleich das v ol ls tä" nd i g e T ex tbu c h enthal-
ten. Wir setzen nämlich voraus, dass ein rechter
Leser einen Opernauszug keineswegs als ( wie
man zu sagen pflegt) blosse Musik, nämlich
nicht als Tongebilde ohne Beziehung auf die dra-
matische Situation, durchgeht, sondern um da»
dramatische Ton werk als solches anzu-
schauen, zu empfinden uäd zu gemessen, und
dass auch rechte Siinger eine dramatische Musik,
wenn auch ohne dramatischen Apparat und ohne
theatralische Action, doch mit dramatischem Sinne,
undalsoün Sinne der dramatischen Situation, singen
wollen. Um dieses, um das Verständnis der Situa-
tion und des ganzen Zusammenhanges derselben
möglich zu machen, ist aber der Mltabdiuck des
vollständigen Textes erfoderlich , wenigstens für
alle diejenigen, welchen der Gang des Stückes nicht
sehon von früher her bekannt und geläufig, son-
dern die Oper vielleicht gar noch ganz neu ist.
Wir meinen dieses auch keineswegs allein vom
blos gesprochenen Texte, (der sogenannten
Prosa,) bei Opern mit gesprochenem Dialog, (wel-
lieber Clavierauszü^e
eher bereits von jeher in den gestochenen franzo«
inschen Operuparliluren mit abgedruckt ist.) D;iss
dieser, der nicht gesungene Test, im Clavier-
auszuge mit abgedruckt werden sollte , — oder
Inhaltes und des Fortschreitens der Handlung von
einem TonstÜcke zum anderen, das wäre noch
das Allerwenigste; sondern es sollte, vor je-
dem Gesangs tileke, sowohl dieser, als auchderganz
durch coinponirten sogenannten grossen Oper, der
Text desselben noch besonders abgedruckt sein ,
um leichter und kürzer im Zusammenhange erfasst
und überschaut werden zu können, als dies durch
vollständige Durchlesung des, zwischen den oft
zahlreichen Notenzeilen des Gesangstückes zer-
streuten, oft durch zahlreiche Wiederholungen
u. dgl. auseinandergereckten Textes, zumal in so-
genannten Ensemblestücken , möglich ist.
Übrigens wünschten wir, dass auch in den
Musikstücken selbst, das während ihres Verlaufes
auf der Bühne Vorfallende mit ange-
merkt werde, wie man dies zwar m manchen
Ciavierauszügen auch ganz verständig befolgt, in
manchen anderen aber auch, unverständig und un-
verständlich genug, vernachlässigt findet. Man
denke sich z. B. das erste Final in Mozarts Fi-
g a r o , in einen Ciavierauszug gebracht, in wel-
chem von alt dem verschiedenartigen Thun und
Treiben, von welchem dies intriguen volle Finale
durchwebt und belebt ist, Nichts angemerkt, und
nur gratis die gesungen werdenden Worte un-
überhaupt.
31
ter die Notenzeilen geschrieben wären — man
denke Sich ^inen Leser, welchem die Oper noch
nicht bekannt, und dessen Absicht wäre, aus sol-
chem Clavierauszuge sich damit bekannt zu ma-
chen : was würde er aus solchem unerklärten Ge-
wirrs wunderlichen Hin- und Her-lledens, Zu-
flüstern s u. s. w. u. s. w. zu entnehmen vermft.
gen? was dabei denken ? was empfinden? — Niehl
viel besser, als dein hier beispielweis gesetzten
Leser, ging es vor mehren Jahren dem Referen-
ten dieses, mit Webers Freischütz. Es war ihm
von dieser Oper noch gar Nichts bekannt, als ihm
zuerst ein Ciavierauszug davon zur Hand kam ,
weichein von seinem Bearbeiter nichts Anderes als
grade nur die Worte des musikalischen Textes
mitgegeben waren. Begierig durchlief er das gan-
ze Werk; es war und blieb ihm aber unmöglich,
sich daraus einen Bogriff vom Zusammenhango
der Handlung zu bilden — am wenigsten von dem
Melodrama in der Wolfschlucht, WO sogar der»
zwischen und wahrend der Musik gesprochene
Text, bis auf die einzigen Wörter „Eins", „Zwei",
„Drei", weggelassen ist,' so dass dieser Auszug
den Leser von den vielfältigen Vorgängen' während
der Musik, von den G- spenstererscheinungen u.
dcrgl. nicht das Geringste ahnen oder errathen,
und daher von der Bedeutung all der wunderli-
chen Tongebilde durchaus nichts verstehen und
begreifen Iiis st. — Überdrüssig dieser Unklarheit
legte er das Heft beiseite, und kam erst ins Klare
als ihm bald darauf ein anderer, vom Tonsetzer
selbst verunstalteter, zwar nicht den gesprochenen
S2 Veber Ciavierauszüge
Dialog einhaltender, aber doch mit sorgfältig voll-
ständigen Andeutungen dosen, was wahrend der
Blusik vorgeht, versehener Clavierausius; zu Hiln-
den kam, ihm die wunderlichen Itilthsel end-
lich einigerraasen errathen» und so des Tong'ebiU
des Sinn und Bedeutung wenigstens ahnen Hess,
welche ihm aber doch erst spater, bei Durchle-
sung des Textbuches , völlig verständlich wurden.
Die Ausführung alles dessen, was wir bis hier-
her, als Erfodemisse oder Wünsche iuUetreff der
Einrichtung der ClaWerauszüge, und zwar in An*
sehutii,' der nölliigeit - Vursiluidf itlikvit (' c i' Hand-
lung, und somit auch der Musik, in Anregung
gebracht.unterliegt in sofern keiner Schwie-
rigkeit, dass man nur wollen darf, um die-
sen Erfodernissen zu entsprechen. Die geringe
Vermehrung des Aufwandes ii.Ögte bei jedem Cla-
vierauszuge , bei sonst zweckmässiger Öconomie
der Einrichtung, vielleicht kaum mehr als etli-
che Blattseilen betragen, und kaum einige Freis-
erhöhung nöihig machen, welche sich übrigens
sicherlich jeder mit Vergnügen gefallen Hesse ,
dem bei. der scenischeii Musik Etwas daran liegt,
ihren Sinn verstehen zu höntien, — Nebenbei er-
innern wir nur noch , dass ein also ausgestatteter
Ciavierauszug insbesondere auch zum Gebrauche als
Souffleurbuch die höchste Vollkommenheit erreichen
würde, und daher auch zu diesem Behüte wohl gar
manches Exemplar mehr abgesetzt werden dürfte.
Eine keineswegs leichte Aufgabe für den Ver-
fertiger eines Ciavierauszuges ist es hingegen , die
□igitlzed b/ Google
überhaupt.
33
Ciavierbegleitung so einzurichten, dass sie, als
Surrogat der vollen Orclipsterbegleitung , diesem
ihrem Vorbilde möglich st nahe komme.
Hier gilt es nicht allein, so viel möglich, jede
Figur der Instrumentation treu in der Clavier-
■timrae wiederzugeben, oder wenigstens möglichst
anzudeuten, sondern da, wo so vollständige Nach-
büdung auf dem Tasteninstrumente nicht ausführ-
bar, oder doch allzu schwierig sein würde, grade
Dasjenige aus der Instrumentalbegleitung auszu-
wählen und wiederzugeben, was eben am eff'cc-
tuirendsten, grade hier charakteristisch und daher
am wenigsten entbehrlich ist. Es ist wohl keine
Frage, dass solcher Beurtheilung und zweckmäs-
sigen Auswahl nur derjenige gewachsen ist, wel-
cher nicht allein den Effect der Instrumenta-
tion, sondern auch den Sinn und CJiaraktcr der-
selben und ihr Verhältnis zur auszudrucken-
den Empfindung ganz versteht; und aus diesem Ge-
sichtspunete betrachtet ist es denn freilich em-
pörend, zu sehen, dass unsere Musik Verleger so
häufig, nur darauf bedacht, kauflustigen Dilettanten
wieder einmal einen neuen Pack Ijoten zum
Ableiern aufs Fianuforte zu liefern, die Fertigung N
von Clavierauszägen bedeutender Werke gemei-
nen, meist anonymen Lohnsudlern anvertrauen,
welche, statt einer bedeutsamen, den Geist mög-
lichst concentrirt abspiegelnden Bearbeitung, nur
eben etwas hinklecksen, was ihrem Unverstände
gut und bequem dünkt, und auf diese Weise
Meisterwerke grosser Tondichter aufs lUnverant-
wortlichste versudeln und entstellen.
CÜciÜm I, Id. 3
34 lieber C lavier auszüge
Man mögte daher beinahe behaupten, dass ein
vol lifo mm eil zweckmässiger Claviernuszug fast nur
von dem Compimisten des HaTiptwerfces selbst mit
Zuverlässigkeit erwartet werden könne. Indessen
droht von dieser Seite wieder eine andere Klippe,
indem, wie m<*hre Beispiele zeugen, der Tou-
setzer, bei der Fertigung eines Auszuges seiner ei-
genen Composition, nicht leicht der Versuchung
widersteht, seine ganze Instrumentation so voll-
ständig wie möglich , und somit in den meisten
Fällen bei Weitem zu rief und mehr in die Cia-
vierbegleitung zu drängen, als ein Clavierspielar
gewähnlich zu leisten oder doch gut und effectui-
rendzu leisten vermag : und dieser Fehlgriff scheint
uns so erheblich, dass man fast wünschen sollte,
die Tonsetzer mügten sich der Fertigung solcher
Auszüge ihrur^ eigenen Compositionen doch lieber
gar enthalten, weil sie, durch solches Zuviel des
Guten, am Ende die Leichtigkeit der Ausführung,
allerwenigslens die Sicherheit gu te r Ausführung,
und dadurch einen der Hauptzwecke einer Cia-
vierbearbeitung , den Genuss des Werkes im Pri-
vatkreisc, ^erschweren und oft unmöglich machen.
Freilich ist diese Rücksicht allemal subjectiv,
Indem sie . von der individuellen grösseren oder
geringeren Kunstfertigkeit des Ciavierspielers ab-
hängt, und in sofern müsste es eigentlich so viele
Abstufungen von schwereren und leichteren Cla-
vierauszügen gehen, als es Abstufungen von mehr
oder minder gesclückten Ciavierbegleitern giebt:
was freilich nicht ausführbar ist. Allein auch hier
Digitized by Google
überhaupt.
35
pebt es Attsktinftmittel, und eines der wirksam-
sten besteht darin, dass man dem schwächeren
Spieler durch kleinere Nötchen -auszeichnet, was
er, fällt es ihm etwa zu schwer, am füglichsten
auslassen und dadurch sich den Vortrag des Not-
wendigeren erleichtern und sichern kann: eine
Einrichtung, die wir mit Vergnügen schon bei ei-
nigen Claviei'auszügen bemerkt haben.
Endlich mSgten wir auch noch sehr empfeh-
len, dem Ciavierauazuge, so viel wie möglich, an
betreffenden Stellen bei zu schreiben, weichest) r-
chester - Instrument eben diese oder jene
Stelle, diese oder jene Figur, etwa als solo her-
vortretendes Instrument, oder aber als in Masse
wirkend, in der ursprünglichen Instrumentation
vorzutragen hat. Solche Andeutung, welche so
leicht durch das Beischreiben weniger Worte, z.B.
„Flauti", „Oöoi", „Timp.u, „Vni." u. dgl. ge-
schehen kann, sollte um so weniger unterbleiben,
da es einleuchtend ist, wie erheblich es, nicht al-
lein för die Art des Vortrages dem Piano fortespie-
ler sein muss, zu wissen, ob z. B. eine bedeut-
■ame Bassnote von den Bass -Instrumenten entwe-
der col nrco, oder etwa pizzicato, — con, oder sen-
tit sordini, ob von der klangreichen Bassposaune,
oder etwa von dertrocken markirenden Pauke solo-
oder von der gesammten Masse aller Bass- Instru-
mente angegeben werde u. dgl. — sondern wie
interessant und wichtig solche Anzeige vorzüg-
lich auch demjenigen ist, welcher den Auszug
als Surrogat einer vollen Partitur zum Studium
36
Veber Ciavierauszüge
gebrauchen, oder ihn dazu benutzen will, sich ei-
ne Vorstellung von dem vollständigen Werke dar-
aus zu bilden; — .nicht zugedcnken, dass der Aus-
zug erst durch solche Einrichtung möglichst brauch-
bar wird um noth falls selbst dem Dirigenten der
yollitilndigen Aufführung als Surrogat der Parti-
tur zu dienen.
Weiter müssten wir auch noch wünschen, das*
da, wo in der Partitur noch sogenannte trockene,
d. h. blos mit Ziffernbass versehene Stellen,
Recitative u. dgl. vorkommen, die Gensralbasg-
begleitung im Cktvierauszuge allemal fein in No-
ten ausgesetzt werden- möge, um auch den-
jenigen zugänglich zu werden, welche nicht das
Glück gehabt, den Schulstaub der Generalbassbc-
zifferung zu gemessen.
Nach den bis hierher ausgesprochenen, die gewis-
sermasen innere und wesentliche Einrich-
tung eines Ciavierauszuges betreffenden Wün-
schen, berühren wir nur flüchtig noch einige sich
eigentlich von selbst verstehende , welche man das
Äussere desselben nennen könnte. Es gehören
hierher, nebst einem correcten und möglichst deut-
lich ins Auge fallenden , das Lesen mehrer Per-
sonen aus Einem und demselben Exemplar er-
leichternden Text- und Notenstich, vor-
züglich auch die Vermeidung allzu ängstlicher
Sparsamkeit an N o ten z eile n. Wer hat es
nicht schon mit Verdruss erfahren , wie unange-
nehm es ist, die Singparte zweier, ja oft noch
Oigitized Dy Google
überhaupt.
37
mehrer Personen auf eine und dieselbe Notenzoile
zusammengedrängt zu finden. — Noch unange-
nehmer und - vcrdrüsslicher ist es , wenn gar am
Texte gespart, derselbe nicht unter jede Singpart
gestochen, sondern dem Sänger zugemuthet wird,
aus der für ihn bestimmten Notenzeile die Noten,
den Text aber aus einer andern, wohl gar ziem-
lich entfernten Zeile zu lesen. Es ist klar, dasa
ein so höchst nachlässig ausgestatteter Ciavieraus-
zug zu einer einigermasen befriedigenden Aus-
führung nie dienen kann.
Nachdem wir in den vorstehenden Betrachtun-
gen gleichsam ein Ideal eines möglichst zweck-
mässigen Ciavierauszuges aufgestellt, hegen wir
zwar den lehhaflesL«n Wunsch, dass unsere Erin-
nerungen von Kinfluss auf künftig er-
scheinende Bearbeitungen dieser Art
sein , und so zur fruchl reicheren Bewirtschaftung
und Veredlung dieses für die Kunstkultur so wich-
tigen Feldes hinleitun mögen; wir wollen uns
aber darum nicht mit den tauschenden Hoffnun-
gen so erwünschten Erfolges schmeicheln, denn —
wir wissen nur zu gut, wie Verleger und ihre
Handlanger nun einmal zu sein, und wie sie ein
nun einmal in ein gemeinübliches Geleise einge-
fahrenes Geschäft umwändelbar Order zu betreiben
pflegen. Indessen können wir uns nicht erweh-
ren, uns wenigstens. in Gedanken gleichsam au der
Mosen Idee der Möglichkeit zu weiden, d.iss es uns
jonal so wohl werden könnte, so oft wir einen
Ciavierauszug ergreifen , jedesmal den rechten
38 lieber Ciavierauszüge
Geilt und wesentlichen Inhalt eines grossen Ton-
werkes möglichst vollständig in nuce in der Hand
zu halten, — so oft uns der Auszug einer uns noch
unbekannten neuen Oper zu Händen kömmt, den-
selben als ein in sich selbstverständliches, zusam-
menhangendes Ganzes durchgehen und du rcb em-
pfind c-u zu können I — ^
Doch es ist Zeit, von Wünschen und Vorschlä-
gen endlich zum wirklich Vorhandenen herüber-
ziihlicken, zu den uns dermal zur Anzeige vor-
gelegten in d<;r Überschrift aufgezählten Ciavier-
auszügen- Wir durchgehen sie, zwar mit Rücfc-
hMck auf das vorstehend aufgestellte Ideal, doch
ohne grade Übereinstimmung mit demselben un-
bedingt zu fodern. Insbesondere wollen wir im
Voraus bemerken, dass unser obiger Wunsch;
auch den Text der Oper eigens mitahged ruckt zu
sehen, welcher vor uns noch von Niemanden auch
nur als Wunsch und Vorschlag ausgesprochen wor-
den, begreiflich noch viel weniger in einem der
■vorliegenden Werke realisirt erscheint. —
Aber nun endlich ad Speciem\
I.
Josua, Oratorium von G. F. Handel, im
Klavierauszuge von J. C. F. Hex, Musik-
direclor an djr Di'iüt'.ilii^hu'is-Kii-die in Ber-
lin. Berlin bei T. Trautwein. Pr. 4 Kthlr.
12 Gr.
Wie sehr Hie Herausgabe eines Ciavierauszuges
eines so herrlichen Werkes wie IlUndel's Josua
Händeis Josua.
3?
ein verdienstliches Unternehmen zu nennen ist, und
wie sehr es nebenbei auch dem modernen Zeit-
geiste zusagt, welcher so gerne s e i n e Zeit über der
alten beinahe vergisst, — dies alles braucht nicht
erst besonders he raus gestrichen zu werden; und
was wir hier über diese Herausgabe zu sagen
haben, wird sich daher ganz streng auf die Er-
wähnung dessen beschränken können, was der Be-
arbeiter und die Verl Behandlung dafür gelhan
haben.
Was den erstem betrifft, so entspringt eine
günstige Vermuthung sorgfaltiger und fleissiger
Bearbeitung des Ciavierauszuges schon daraus,
dass der Bearbeiter sich durch Nennung seines
Namens zu dieser Arbeit bekannt hat', und schon
dadurch also dieselbe von den Bearbeitungen ge-
wöhnlicher Lohnarbeiter auszeichnet, welche sol-
che Arbeiten pro stylo anonym und daher ohne
öffentliche Verantwortung, anfertigen, und solche
bequeme Art, ohne Verantwortung zu arbeiten,
sich mitunter nur gar zu sehr zu Nutze machen.
Dem achtbaren 1 Verfasser des vorliegenden Aus-
zuges sind wir da&Zejigniss schuldig, dasa er die
Instrumentation des Originals in seiner Cla.
vierbegleitung mit möglichster Vollständigkeit und
Treue . wiedergegeben, und dabei auf möglich-
ste Leichtigkeit der Ausführung am Pianoforte
den dankens werthesten Bedacht genommen liat.
Insbesondere findet man in seiner Bearbeitung
einen Theil der in der Einleitung zu den gegen-
40 Ueber Clavierausiüge :
wartigen Betrachtungen aufgestellten Wünsche
realisirt. So ist z. B. auf S. 72 die Tonmalerei des
die Stadtmauern niederschmetternden Trompeten-
Schalles, wenn auch das Vermögen des Pianoforte-
spielers übersteigend, docli dem Leser durch klei-
nere, oder in Klammern eingeschlossene Nöten an-
gedeutet, und eben so das Stillstehen der Sonne
Seite Ho bis 112, mittels des während 25 Tacten
unbeweglich liegenbleibenden Tones u. dgl.
Auch dies ist wohl zu loben, dass der Bear-
beiter zwar die Sopran- und Altstimmen durch-
E än S'5) nnd auch die Tenorstimme da, wo sie al-
lein figurirt, in. den allbeliebten und allbekannten
Violinschlüssel gesetzt, da aber, wo die Tenor-
Stimme mit Sopran- und Altstimmen coneurrirt,
für jene den ihr ei genthüm liehen Tenorschlüssel
beibehalten hatj Weil, wie er sehr richtig sagt,
hier das Versetzen des Tenors in den Violinschlüs-
■el ein verkehrtes Bild der Intervalle gäbe.
Auch hat Herr Rex die an manchen Stellen
des Originals vorkommende blose Zifferbass Beglei-
tung , dem oben ausgesprochenen Wunsche gemüs,
in Noten ausgesetzt, jedoch», mit sehr lobenswer-
therTreue, diese seine Noten von denen des Com-
poni st<ui durch kleineren Notenstich ausgezeichnet,
z. B. S. 17, 18, 41, 53, 54, u. a. m. — zuwei-
len sind auch, wenn auch nicht überall wo es zu
wünschen gewesen wäre, die Orchesterinstrumente
angezeigt, i, B. S. 19, 20, 52, 5§, 55 , 72 , 74,
100, 109, 110, 111, 113, u. a. m.
Händeis Josua.
41
Minder lobenswert!) wird man es finden , dass '
er zwei in der Originalpartitur enthaltene Arien
im Clavierauszuge gänzlich ausgelassen und man-
che Iii torn eile willkürlich, seinem — und sei
es auch dem heutzutag allgemein geltenden Gev
schmacke gemäss, abgekürzt hat Sei es auch,
dass der ärmlich moralisircnde Text jener Arien
dem Tonsetzer keinen Stoff zur Begeisterung gege»
ben, — sei es, dass der heutige Geschmack sich von
Ritornellen jener Zeit abneigt: dennoch sollte der
Bearbeiter eines Ciavierauszuges sich solche Un-
terdrückungen nie erlauben , und überhaupt Nie-
mand das Werk eines Andern dem Publicum an-
ders, als möglichst "treu , und am wenigsten un-
ganz (um das gelindeste Wort zu wählen) über-
geben.
Der Stich des Werkes ist sehr correct*), auch
gut in die Augen fallend, und auf 150 ^uerfolio-
seiten guten Papieres abgedruckt. Der Preis ist, in
Vergleichung zu den jetzt cursirenden, nicjit uber-
*) Geringfügige Stich- oder Schreibfehler, wie z. B.
dass gleich auf der ersten Seite des Ciaviorausiuges,
im unterstell Systeme, beim letzten Achtel des zwei-
ten Tactes, in der Oberstimme vor c ein ^ stehen
sollte, data S. 53 im 5. Tacte vor g ein $ stehen,—
S. 55. T. 5. das Wort Fiat, und im sechstletzten das
Wort jidagio auch der Begleirungstimmo beßeschrie-
ben sein sollte, io wie S. 5? T. 6. in der Sing-
stimmo entweder das Wort Fine, oder wenigstens ein
rr~ i — diese und andere ähnliche kleine menda sind,
sag ich, kaum erwähnenswert^.
42
lieber Ciavierauszüge:
spannt. Sa übrigens auch die ausgesalzten Chor-
Stimmen in demselben Verlage lithographirt sind,
so dürfte die Verlaghandlung wohl keinen Scha-
den, sondern wohl eher Vortheil durch reichliche-
ren Absatz davon haben, wenn sie, als Zugabe zum
Ciavierauszuge, wenigstens auch Ein Exemplar der
Singstimmen, zur Erleichterung der Aufführung in
kleinem Privatzirkeln, beifügte.
Dem teutschen Texte ist , wie der Bearbeiter
in der Vorrede erwähnt, die ältere vorhandene
Verteutschung zwar zu Grunde gelegt, zugleich
aber auch, manche Verbesserung von Berliner
Kunstfreuaden benutzt worden. — Es mag dies
ganz gut und zweckmässig sein : allein zu wün-
schen bleibt uns dabei immer, daas auch der eng-
lische Urtext zugleich mit abgedruckt sein müge,
indem eine Vocalcomposiüon am Ende ja doch
immer nur in der Ursprache ganz sie selbst bleibt.
Für die Aufführung am Pianofüvto werden
vorzüglich die episodische Scene zwischen Oth-
niel und Achsa, S. 49 — 60 des Ciavierauszuges,
und die frommen Freudenchöre i36 bis 150, rei-
chen Genuss gewähren: namentlich ieigt sich im
Duette S. 67 u. f. die liebenswürdige tiefrührende
GemüthlicUkeit des grossartigen Altmeisters teut-
scher Tondichter im herrlichsten und im höchsten
Grade anziehendem Lichte. Niemand wird wohl
dieses wahrhaft herzige Tonstück vernehmen, oh-
ne den wohlthuendslen Eindruck zu empfinden,
wenn anders ihm und den vortragenden Per-
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Schneiders Siindßutk.
43
soneti gegeben ist, sich in den Sinn, Geist und
Stimmung jener alter! Uli m liehen Art und Weisehin-
ein zu Fühlen, und nicht allein die Singstimmen, son-
dern auch die in ihrer Art nichts weniger als
leichte Clavierbcgloilung jenem Sinne gemäss aus-
zuführen *>
n.
Die Sündfluth, Oratorium von E. von Groote,
in Musik gesetzt und Seiner Königlichen, Ho-
heit , Ludwig , Grosherzog zu Hessen und
bei Rhein etc. etc. in tiefster Untert Ii linigkeit
gewidmet von Friedrich Schneider.
Vollständiger, vom Co mpo nisten verfertigter
Ciavierauszug. Preis 18 Fr. Bonn und Cöla
bei N. Simrock- Eigenthum des Verlegers.
Wenn wir, unsern in der Einleitung zu den gegen-
wärtigen Böurth eilungen ausgesprochenen Grund-
sätzen gemäss, schon überhaupt bei jeder Anzeige
eines Ciavierauszuges, den Werth oder Umverlh
des Original werk es seihst nicht eigens zu erwähnen
haben, so können wir eine solche Erwähnung ins-
besondere hier um so leichter unterlassen , da
desselben schon auf Seite 361 des 4- Heftes dieser
Blätter vorläufig nach Würden gedacht worden ist,
•) Während der Correctur des gegenwärtigen Druck-
bogens bemerke ich , da» von eben diesem Orato-
rium auch bereits bei Krani in Hamburg ein Cla-
vierausiug tob J. H. Ciasing erschienen ist,
i44 Seiten Querfolio , ohne Angabe des Preiset.
Jum, Verf.
44 Veber Ciavierauszüge:
und im nächsten Hefte «ine eigene ausführlicher«
Beachtung desselben erscheinen soll. Darum hier
nur Weniges über den Ciavierauazug als solchen.
Dass er im Allgemeinen zweckmässig und mit
voller Kenntnis, Beurth eilung und Auswahl des
Wesentlichen ange'fertigt ist, dafür bürgt nicht
allein der Umstand , dass die Bearbeitung aus der
Feder des Componisten selbst geflossen ist , son-
dern insbesondere auch der weitere, dass dieser
Auszug, wenigstens bis jetzo, ohne die Partitur
selbst erschienen und daher ge wisse rmasen be-
stimmt ist, wenigstens bis zur — ■ immerhin noch
nicht mit Zuverlässigkeit bevorstehenden, Öffentli-
chen Herausgabe der vollständigen Partitur, die
Stelle derselben in vielfacher Hinsicht zu ver-
treten-
Die Ausgabe, auf 129 9 uor ft | ^ (,8e ' ten t tragt das
Gepräge der gewohnten Simrockscheu" Zierlichkeit
des Stiches, auf nicht übelin Papiere. In Anse.
hung der Corrscthsit bleibt jedoch Einiges zu
wünschen übrig. Z. B. auf Seite 12, T. 18 sollen
die Töne des Basses und Tenors a und c sein,
und in allen Singstimmen sollte forte stehen. S.
14, T. 6- ist die Ciavierbegleitung nach den Sing-
stimmen zu berichtigen und T. 9 u. 10 nach der
Sopran- und Altstimme, S. 15 > T. 12 nach der
Altstimme. S. 37, zwischen T. 33 u. 34 fehlt of-
fenbar ein ganzer Tact, welcher, dem sechstletz-
ten Tacte der Seite gleichlautend, eingeschaltet wer-
den muss. S. 48, T. 9 fehlt in der Ciavierstimme
das dotce, u- dgl. m.
Mozarts Misericordias. 45
Unter den, vorzüglich zur Aufführung am Pia-
noforte in kleinerem Zirkel geeigneten Stücken, ver-
dient besonders das Quartett Nr. 4 genannt zu
werden: »Ewig verschwindet das liebliche Bild
„der blühenden Erde", g-moll, J-Tact, so wie,
als Gegensatz zu demselben, das wunderfreundliche
Terzett aus A-Aax Nr. 14, „Von des Ölbaums Laube"
für Sopran, Tenor und Boss, und» das Arioso
T*r. 21 für Sopran ; — überhaupt aber werden Sing-
gesellschaften t welche durchgehalten vierstimmige
Tonstücke vorzutragen lieben, bei diesem, aller-
meist aus Choren und sonstigen Ensemblestücken
bestehenden Oratorium, vorzüglich ihre Rechnung,
zahlreicher besetzte aber auch acht- und mehr-
stimmige Sätze finden.
III. .
Misericordias Domini, in Musik gesetzt von
IV. A. Mozart. Ciavierauszug, nebst den
einzelnen 4 Singstimmen. Preis 3 Fr. 50 Ct.
Bonn und Cöln bei N. Simrock.
Auch dieses köstliche Werk unsers göttlichen
Tondichters durch Verbreitung eines Ciavieraus-
zuges *) Privatzirkeln und Singgesellschaften leich-
*) Die vollständige Partitur, schon vor mehren Jahren
unter der Kühne] sehen Firma erschienen , und in
der Leipz. allgem. mus. Zig, XIII. S. 3i5 angeicigt,
liegt dermal auch tinter der Firma Pettri hureau da
musique, in einer schönen Auflage, mit Beifügung
eines teutschon Teiles vor nur: 16 Seiten, boeb
Folio, iao Gr.
A. d. VerJ.
46
Veher ClavierauszÜge;
ter zudringlich gemacht zu haben , wird der Ver-
laghandlung den reellesten Dank des Publicums er-
werben, und zwar um so, mehr, da dieses Werk
durch den Mangel der vollen Instrumentalbegleitung
weniger als beinah irgend ein Anderes verliert, in-
dem der Meister hier mehr als in irgend einem
anderen seinef Werke, die Wirkung fast einzig
in die vier .Singstimmen und deren Verflechtung
zn einer rein vierstimmigen tiefgedachten Tripel«
fuge, fuga ä tre soggetti, mit höchst wirkungs-
voll tragenden , einfachen Zwischensätzen durch-
flochten, gesetzt hat, bei welchem Allen die In-
strumentation nur eine untergeordnete Rote spielt,
welche, stau der Orchesterinstrumente, auch
ein Clavieispieler füglich bestreiten kann. Ja,
derselbe wird die allerbeste Wirkung dadurch
noch mebr befördern , wenn er an vielen
geeigneten Stellen seine Begleitung sogar ganz
ruhen liisst, um den Schmelz und das wogende
und sprechende Tragen der Singstimmen , rein
und allein, und ohne das Beiwerk seiner Ciavier-
hämmer, hervortreten und ungemischt austönen zu
lassen, — was Alles aber freilich nicht überall
aufs Erstemal thunlich sein wird, indem das rich-
tige Tontreffen und Tonhalten hier keineswegs
leicht, sondern eine ganz beachtenswerte Aufgabe,
auch für recht geübte Singvereine , und wenig-
stens keineswegs so gar überaus leicht ist«
wie vor einigen Jahren in einem öffentlichen Blatte,
wunderlich genug, von dieser dreifachen Fugeange-
rühmt worden ist, — sondern eher ein tüchtiges Bil-
dungsmittel für grössere und kleinere Singvereine,
Digiiized ö/ Google
Mozarts MisericoTilias.
47
deinen diese tiefgefühlte Composition , gelingt es,
sie mit vollendeter Rechtheit und dem wahren
Geiste auszuführen, sicherlich einen der edelsten
und erhebendsten Genüsse gewahren wird.
Übrigens, ist die C lavierstimme gut bearbeitet,
die Auflage, 13 Seiten (Jtuerfolio, nebst 4 Blättern
ausgesetzter Singstünmen , recht sebün , und der
Preis massig.
Auch dein Clavierauszuge einen teutschen Text
beigefügt zu finden ,
Slisericordias domini cantabo in aeternum.
Ewig «richallo mein Lob dem Herrn, dem Vater, dein Krbarmer.
wird wahrscheinlich vielen Liebhabern erwünscht
und der Verbreitung des Werkes forderlich sein,
Derselbe passet sich, wie man sieht, dem lateini-
schen nicht nur Schritt für Schritt und Sylbs
für Sylbe, «genau und der von Mozart angenomme-
nen Scansion gemäss an:
d J j' I J\ t J J. t ] J
Mi- je- ri- I cor- di- ai Do- ml- [ ni
E -ivig er. schal -lo mein Lob dem Herrn
sondern das Ternsche lässt sich auch der oft vor-
kommenden theilwetsen Wiederholung der latei-
nischen Worte
cantabo , cantabo
dem VatL-r, dam Vater.
und
dem Erbarmer, dem Erbarmer
.48 Heber Clavierauszüge :
□der
eaatabo in aeternum
dem Val«, dem Erburaer
völlig ohne weiteres passend unterlegen, weichet
beim Peters'schen Texte , *
Miitricortliai Jomiai enntabo in aeternum.
Ewig erschalle mein Lob dem Beim, der unser sich erbannet,
Oha Unterlast ertönt unier Char tum Preise seiner Gitte.
keineswegs so gut, und jedenfalls nicht ebenso na-
türlich und einfach angeht; nicht zu gedenken, dass
bei diesem vielen Texte die Eigenthüralichkeit
des Originals, immer und überall nur die weni-
gen, so höchst einfachen Worte
Jffistricordias domini camabo in asternam,
nur aber immer in anders modulirten Accenten, zu
wiederholen, verlorengeht, was man, auch wenn
der längere Text sonst höchst lobenswerth wäre ,
bei Übersetzungen, d. h. möglichst treuen Nach-
bildungen, nm Ende doch lieber und besser ver-
meidet.
Aus diesen Gründen mägte Ref. denen jenigen,
Welche das Mozartsche Werk auch nach der Peters-
schen Originalpartitur , aber mit teutschem Texte
auffuhren wollen, angelegentlichst rat hon, sich da-
bei der Simrockschen Verteutschung zu bedienen,
wobei sie zugleich den Verlheil und die Bequem-
lichkeit haben, sich der bereits mit diesem teut-
sehen Texte gestochenen Simrockschen ausgesetz-
ten Singstiminen bedienen zu können.
49
IV.
Euryaiithe , grosse romantische Oper in 3 Auf-
zilgen. Dichtung von H e 1 mi n e v o n C h e z y
geb.'Freyinn von Klencke. In Musik gesetzt
. und Seiner Majestät Franzi. Kaiser von Öst.
reich etc. etc. in tiefster Ehrfurcht zugeeignet
von Carl Maria von Weber, Königl.
■ächsischen Hofkapellmeister- und Direktor
der Königl. teutache» Oper. Vollständiger, vom
Componisten verfertigter Ciavierauszug. Ei-
gentum der Verleger, tr. fl. 10. Con. M.
Wien , bei S. A. Steiner und Comp,
Indess von Weber'a Freischützen bereits drei
bis vierCJavierauäziigecursiren, und ein neuer von
Hink nächstens bei Schott erscheinen wird, so wie
auch ebendaselbst noch einer mit französischem
Text, — indess diese Auszüge in eben dem Ma-
ae, ja beinah Übermase, auf .allen Ciavieren der
Dilettanten verbreitet sind, wie die Oper selbst
es auf allen Bühnen des In- nnd Auslandes ist, —
hat die Euryanthe bis jetzt eine gleich allgemeine
Verbreitung noch nicht gefunden , wie dies auch
ihrer, in mehrfacher Hinsicht höh ern und darum
freilich minder populären Natur gemäss, nicht
anders sein kann, indem das Ernstere sich immer
nur langsamer Freunde gewinnt, aber dafür a<icn
freilich desto gewichtigere und treuere, wenn auch
minder hitzige, doch wärmere und beharrlichere.
Jedenfalls wird die vorliegende, vom Tonsetzer
selbst besorgte ClaVierbea rb ei tung gewiss nicht ver-
fehlen, dieser geist- und gemüthvollen Tondichtung
Ci.ilJ. I, s* 4
00
lieber Clavierausziige:
unsrrs vaterländischen Lieblingscomponisten anch
unter denenjenigen Freund« und Verehrer zu wer-
ben, welchen der Genus* der vollständigen Auf-
führung des Tonwerkes, oder das Studium der
vollständigen Partitur, versagt ist.
Dass dieser Erfolg ihr, schön um des eigen-
tümlichen Werthes der Coroposition an* sich sel-
ber willen, nicht fehlen kann, bedarf wohl keiner
Erwähnung ; after auch dadurch wird dieser Er-
folg noch eigens mehr gesichert, dass die Ein-
richtung und Beschaffenheit des Ciavierauszuges
nicht wenigen der im Eingang zu den gegenwärti-
gen Beurtheilungen ausgesprochenen Wünsche ent-
spricht, und namentlich die ganze Oper ganz voll-
ständig, und, da sie, ohne Dialog, ganz durch-
componirt ist, nicht nur den ganzen Text, sondern
auch die, den Zusammenhang sichernden Andeutun-
gen alles dessen Avas sonst auf der Bühne vorgeht,
der Decorationen,* Aufzüge u. dgl. m. und somit
zugleich das Vollständige Textbuch enthält. —
Uebrig bleibt uns der Wunsch, dass auch die
Wahl der Instrumentation, welche bei Weber schon
überhaupt, ganz vorzüglich aber in dieserOper,
fast durchgängig so eigens bedeutsam ist, in der
Clavierbe arbeitung möglichst oft angedeutet sein
mogte : ein Mangel , welcher sich wenigstens bei
künftigen Abdrücken fernerer Exemplare noch
leicht nachbessern Hesse.
"Unter denNumern, welche beim Clavjere vor-,
zuglich anziehen, verdienen Adolar's Romanze
Nr. 2:
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Spontinis Otimpia. 51
Unter blüh'nden Mnndet bäumen,
Euryanthen's schwärmerische Cavatine Nr. 5 :
Glöcklein im TbaJe,
Euryanthen's und Eglantinen's Duett Nr. 7 :
Unter ist mein Stern gegangen,
und das wunderherrliche Duett der Leiden Lie-
benden , Nr. 13 : '
Hin nimm die Seele irieln!
vorzüglich ausgezeichnet zu weiden, so wie, für
die Bassstimme, die lief ausdruckvoüc Seena und
Arie Lysiarl's , Nr. 10 :
Wo berg' ich mich ?
Auch das Äussere des Clavierauszugcs, 223 Sei-
ten Querfolio , ist empfehlend.
• •
Olimpia, grosse Oper in 3 Akten, in Musik
gesetzt und Sr. Majestät dem Könige von
Preusaen Friedrich Wilhelm III. in tiefster
Ehrfurcht zugeeignet vom Ritter S p o n't i n i.
'Im vollständigen Klavieraus Zuge eingerichtet
vom Componisten, mit teutschem und fran-
zösischem Texte. I. Act. Fr. 6 Itthlr. Eigen-
thum des Verlegers. Berlin , in Ad. Sit.
■ Schlesingers Buch- und Musikhandlung.
Die Herausgabe dieses Ciavierauszuges musi
und wird die Freunde, theatralischer Tonkunst
überhaupt , und insbesondere der Spontinischen
Muse, um so lebhafter interessiren , da grade
diese Oper, wie bereits in den Erörterungen
über dieselbe (Cacilia, Heft 5- 3. 1. ) erwähnt,
Ülgnizod by Google
52 Veber Glavierauszügc
so wenig geeignet ist, grade auf jeder wenn auch
gut besetzt«! Buhne, aufgeführt zu werden, und
daher die Gelegenheit, das grossarlige Werk selbst
in seiner Urgestalt zu hören , j immerhin etwas
selten bleiben wird. Hier in diesem Clavieraus-
züge giebt der Tondichter einen eigenhändig ge-
fertigten Scliatteurias seines grossen Gemäldes, mit
all der Sorgfalt ausgeführt und dem Urbilde mit
all der Genauigkeit und Treue nachgebildet, wel-
che die Schranken der Ciavierbegleitung nur ir-
gend gestatten, zwar freilich nicht immer und
überall leicht ausführbar, aber dafür desto voll-
ständiger, vollstimmiger, und, bei gelingender ge-
höriger Aufführung, von möglichst befriedigender,
der vollen Instrumentalbegleitung 1 möglichst nahe
kommender Wirkung. Dass dem teutschen Texte
auch der französische beigefügt erscheint, ist wohl
gleichfals ein bedeutender Vorzug; zumal bei die-
ser, ursprünglich doch auf französischen Text com-
ponirten Oper, und überhaupt bei Spontini, von wei-
chem man. nun doch einmal weis, dass er, dieser
Sprache rollkommen , der unsern aber nur sehr
wenig mächtig, auch bei dem, was er in Teutschland
neu an und zu dieser Oper geschrieben hat, zunächst
nicht auf teulsche, sondern auf französische Worte
gearbeitet haben wird.
In Ansehung der verschiedenen Schlüssel der
Singstimmen hat der Bearbeiter es auf eben die
Weise gehalten , welche oben bei Gelegenheit des
Hiiiidel'scheo Samson belobt worden.
□Igilized by Google
Spohrs Jessontia.
53
Die Auflage, in Hochfolio- Format, i; ..oll)
und wohl splendid zu nennen, dafür abe. au.''
der Preis für diesen ersten Act, (freilich 170 grosso
Folio-Seiten) nicht eben gering. Ein dem uns vor-
gelegten Exemplare als. Titelkupfer voran geheftet es,
in Kupfer gestochenes Portrait de* Tondichters, in
gleich grossem > Formate , schmücket die Auflage
auf eine des Werkes würdige Weise, und ist für
Kunstfreunde gewiss eine wohlgegründete Einla-
dung mehr, sich dieselbe xu verschaffen.
VI.
Jessontia, grosse Oper in drei Aufzügen, von
Gehe, in Musik gesetzt von Louis Spohr,
Vollständiger Ciavierauszug, von Ferdinand
Spohr. Leipzig, im Bureau de Musique
von C. F. Peters. Pr. 6 Rthlr. 12 Gr. Ei-
genthnm des Verlegen.
lief, laugnet nicht, dass er diesen Ciavieraus-
zug gleich ursprünglich mit einem gewissen Mis-
trauen Aufschlug, welches sich wohl durch die
Notizen rechtfertigen liess, welche uns über die
Beschaffenheit dieser Oper in Öffentlichen Blattern
zugekommen waren. Die ganze Oper sei , so
lasen wir oft genug, wesentlich auf scenisches
Geprilnge, auf Chöre und Tanze von Derwische«
und Baiaderen berechnet u. s. w. — und unter
diesen Voraussetzungen liess sich den« freilich
wenig Genuss vom Gebrauche der Oper im
Clavieranszuge hoffen: allein die nähere Ansicht
des Werltes bestätigt keineswegs diese Besorgnis »
54 üeber Ciavierauszüge :
indem es In der That nicht wenige, ja viele Nu-
mero enthält, .welche sich zur Aufführung am
C laviere allerdings völlig, fa sehr eignen, und
um deren willen vielleicht mancher für diesen Ton-
setzer minder Eingenommene , ihn erst recht
liebgewinnen wird. Vorteilhaft, zeichnen in die-
ser Hinsicht sich vorzüglich die .Duette Nr. 3,
15 und J8 aus, ersteres für eine Tenor - und
eine tiefkräfWge , wohl declamireude Bassslimme,
das zweite (ür zwei gefühlvolle Sopranistinnen,
und letzteres für Sopran und Tenor , — so wie
die Scene Jessonda's iin dritten Acte.
übrigens tritt uns gleich beim Aufschlagen
des Ciavierauszuges eine ungewohnte Form ent-
gegen, indem der Bearbeiter desselben die Ou-
vertüre, zwar neu und ungewöhnlich, aber in
der That zweckmässig und ginnig genug j fü r
vier Hilnd^ gesetzt hat. Wir können dieses,
zumal in'Ansehung dieser Ouvertüre, nur billi-
gen und loben, indem der Bearbeiter sich auf
diese Weise Raum und Mittel verschafft , dies,
wenn auch nicht über-, doch immer ziemlich be-
laden« Tonstück vollständiger und jedenfalls auch
vollstimmiger und volltönender Wiederzugebott ,
als sonst, mit nur zweiHündcn, möglich sein wür-
de. MÖgten künftige Herausgeber von Opernaus-
Zügen dieses Beispiel in geeigneten Fällen nur
immerhin nachahmen, und Ouvertüren, welche
sich mit blos zwei Händen zum Theil gar nicht
unverstümmelt wiedergeben lassen, wie dies z.B.
bei manchen vielstimmigen contrapunetischeu Inu-
Spott rs Jessonda.
tat Jonen der Don Juans - Ouvertüre der Fall ist,
lieber vierhändig, als verstümmelt, liefern.
Was wir aber weniger lobenswerth finden, ist,
dasa der Bearbeiter so sehr wenig Bedacht auf
die Ausführbarkeit seiner Bearbeitung genom-
men, ja die Ausführung nicht seilen gradezu, ganz
und gar unnützer Weise, äusserst erschwert hat.
So sind z. B. in Nr. 3, S. 30, T. 5 — 17, und S.
31* T. IS u. f. ganze Stellen von mehren Tacten
fiir das .Ciavier in iJ-dur, für die Bass - Singsüm-
me aber in Ces - dur geschrieben , die Tenor*
stimme aber wieder in ii-dur, — ja in der Cla-
vierbegleitung selbst laufen Kreuze und Bee sogar
gleichzeitig bunt uud quer durcheinander :
I
by Google
56 Ueber Clavierausiügex
Wozu nur, ums Himmelswillen , solche bunte
krause Schreiberei, welche man theoretische Fe-
d anterei schelten müsste , wäre sie nicht sogar
theoretisch unrichtig, welche übrigens den Sänger
im Treffen der Töne verwirren muss, wenn er
das Unglück hat, einen Btick auf die Clavierzeile
fallen zu lassen, — welche dem Spieler das Ein-
helfea des Sängers sowohl , als das Lesen seiner
eigenen Stimme unendlich erschwert, und doch
auch zu gar Nichts von der Welt' irgend nützt.
In wiefern vielleicht der Tonsetzer für gut befun-
den haben mag, an diesen Stellen zur Erleichte'
rung dieses oder jenes Orchesterinstrumentes, einen
und denselben Ton bald als # bald als [> anzuzei-
gen, ist hier ganz gleichgültig, und verliert im
Clavierauszuge allen Zweck und mit diesem allen
vernünftigen Sinn.
Die Reinheit und Correetheit *) der Auflage,
190 Seiten Ouer-Folio, ist lobenswerth.
*) In Nr. 3. muss, am Anfange der Seite ao, statt Le-
■heaswogen, LebensTronne ilcnen, 4, d, fj»
Digitizod t>/ Google
57
m
eantemirt, eine grosse Oper in 2 Akten, be-
arbeitet von Alexander von Dusch, in
Musik gesetzt von F. E. Fesca, Vollstän-
diger, vom Componisten verfertigter Ciavier-
Auszug. Preis 24 -Fr. Bonn und Cola , bei
N. Simrock. Eigentbum des Verlegers.
Vitt.
Omar und Leila, eine romantische Oper in 3
Akten, von L. Robert, in Musik gesetzt
von F. E. Fesca. Vollständiger, vom Com-
ponisten verfertigter Ciavierauszug. Preis 24
Fr. Bonn und Cöln , bei N. Simrock. EU
genthum des Verlegers.
Beide Opern des sinnig gefühlvollen Tonmei-
sters sind auf unsern Bühnen noch wenig verbreitet',
und es ist daher gut und sehr gut, dass sie eins-
weilen wenigsten*! in den vorliegenden Schatten-
rissen verbreitet werden , bis es ihnen gelingt,
sich durchzudrängen durch die Bienge sich an-
und vordrängender Mode-Artikel, und auch ihrer-
seits an die Reihe zu kommen, in voller Co-
lorirung, in vollem Glänze lebendiger Caroa-
tion, über die Bühnen unseres Vaterlandes zu
schreiten, wag sie, besonders die erste, um ihres«
entschieden über das Mittelmassige sich erhebenden
Wertlies willen, so sehr verdienen, und ihnen am
Ende doch auch wohl nicht fehlen wird. Der er-'
sten der genannten Opern wird hoffentlich auch
der Umstand nicht im Wega stehen., das*. c"ex
58 Veber C lavier auszagt :
Test, Wie man, wunderlich genug, in mehren
Öffentlichen Blättern gelesen, zu gut sei für
eine Oper, — eine Phrase, welche ja noch
unvernünftiger ist, als der Gemein Spruch : das»
bei einer Oper auf den Text nichts an-
komme, und deren eigentlicher Sinn V»m Ende
wohl nur darauf hinausläuft, dass manche Hurer,
im Opernhause und seilet in der nicht durchcom-
ponirten, mit Dialog untermischten Oper, doch
fast nichts anderes, als nur immerfort Musik, und
zwischen den Musikstücken nur so viel, möglichst
bedeutungslosen Textes hören wollen, als erfoder-
lich ist, sich etwa bequem zu räuspern, dem
Nachbar eine Prise Täbak zu präsentiren, und
sich zum folgenden Musikstück wieder zurecht zu
setzen; zu welchem Behufs freilich der Dichter
der Cantemire seinen Text nicht geschrieben hat,
der vielmehr sowohl von den Personen vor, als
von denen auf der Bühne, gleiche Beachtung des
poetischen Dialoges wie der Musik, und vorzüg-
lich für die Hole der Cantemire eine Darstellerin
fodert, die in gleich vollendetem Grade Sängerin
und Schauspielerin ist, und es vermag, lange und
starke Scenen, mit gleicher Haltung der Sprache
■wie des Gesanges, mit künstlerischer Kraft durch-
zuhalten. — Chrigens ist die Versiiication der zwei-
ten Oper, so weit aus dem Clavierauszuge zu urthei-
len, *) nicht weniger gelungen zu nennen, obwohl '
das Zaubersujel verwickelt scheint.
*J FergL oben, S. 3o. ä. Ff.
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Feska's Cantemire, u. Omar und Leila. 59
Abgesehen aber von der seenischen Wirkung bei-
der Werk e, bieten inabesondere die vorliegenden Cia-
vierauszüge an sich selber reichlichen Stoff zu schö-
nem Genuas, am Pianoforte, und in mancher Hin-
sicht sogar manchen eigenen, von der Bühne her-
ab minder hervortretenden: ich meine die reichlich
angebrachten feinen Details des Tonsatzes, in denen
dieser Compon ist sich nicht selten fast mehr wohl-
gefällt, als der theatralische Tonsatz fodert, und
fast mehr, als der seenischen ^Virkung günstig ist.
Jedenfalls geben diese Eigentümlichkeiten grade
der Aufführung am Pianoforte oft einen gewissen
eignen Reiz, und daher ist vornehmlich die Can-
temire reich an Numero , welche sich zum -Ge-
brauche am Pianoforte gut eignen«
Ich nenne als solche: die schwärmerische Te-
nor-Arie Nr. 4, — die Sopran-Arie Nr. 5, —
das Terzett Nr. 6> — Jas Duett für Sopran und
Tenor Nr. 7 , — das Terzett Nr. 8 , — die be-
geisterte Sopran -Arie Nr. 11. „Schlummre ruhig«
(in welcher wir, bei den Aufführungen auf der hie-
sigen Bühne, bald unsere Krüger -Aschen-
brenne r, bald die verdienstvolle Gervais, jede
in ihrer eigentümlichen Art und Weise, als
Schauspielerinnen und Sängerinnen glänzen gese-,
hen,) — dasRecitativundTerzelt mit Chor, Nr. 12,
— und die Arie Nr. 15 : „Nur Schlummer ?« (bei den
hiesigen Aufführungen einer der schönsten Trium-
phe unser» Wild). — Ähnliches gilt,- in Anse-
hung der zweiten Oper, von der Romanze Nr. 3, —
der netten Cavatine vom Pantüffelchea, Nr. tO, ei-
60 Ueber Clavieraustüge ;
Dem wunderlieben Cabinetts tückchen, — von dem
schnakigen Duette Hr. 5, für diejenigen nämlich,
welche Dergleichen in Privatzirkeln singen mögen,
— und von der süssen Echo - Romanze Kr. Iß.
Was insbesondere die Einrichtung der Cla-
vierauszüge (beide Querfolio, 163 > und 173 Sei-
ten,) betrifft;, so ist darin die sorgliche eigene
Hand des Tonsetzers allerdings nicht zu verken-
nen, sowohl in der sorgfältigen Andeutung der
O rc h esterin Strumen te , als in der Vollständig -
und Vollstimmigkuit der Ciavierstimme, welche
Vollständigkeit nur aber freilich die Ausfüh-
rung hier um so mehr erschwert, da die Ei-
genheit des Tonsetzers, wo, möglich überall auf
minder gebahnten Wegen zu gehen* und theili
unaufhörlich und bis in die kleinsten Takulieile
hinein, künstlich und oft wahrhaft gesucht zu
moduliren, und rastlos aus einer Tonart in weit
entfernte, oft antipodische Tonarten hin und her
zu schwärmen, dem Spieler sowohl als dein Sänger
ihre Arbeit oft schon übergenug erschweren, und
mitunter wirklich verbittern.
IX.
Lt Solitaire (Der Einsiedler) Opfra en
trois actes, coritposS par M. Carafa. Voll-
ständiger Clavicrauszug- Bei B. Schott's Söh-
nen. Preis 10 'fl. (21 Frc 50 Ct.) — 183
Seiten Querfolio.
'Oigitized by Google
- 61
■ x "
La Neige (Der Schnee) Ope"ra en quatre ac-
te compose" par D- F.E. Auber, Ciavier-
auszug. Mainz, bei B. Schotts Söhnen. Preis
i .Rlhlr. 8. B r - (9 fl- 36 kr.) 184 Seiten
Ouerfoüo.
XI.
JLdocadie, Drame lyr'tquc en trois actes. fa-
roles francaises de 31, 31. Scrihe et Meies*
vilte* Paroles allemandes de Madame Ei-
menreich. Musique de D. F. E. Auher.
Arrange" avec accompägnement de Piano*
forte". 31ayencc che; B. Schott fils. Pro-
priete" des gditeurs , Pr. 7 fl- 36 kr. 142 1
Saiten Querfolio.
Dass die ausgezeichnet thätigo Verlaghand-
lung sich beeilt hat, diese Opern, die in der
neuesten Zeiths» lebhaftes Aufsehen im Auslände
gemacht, auch dem teut sehen Publicum, so schnell
wie nur immer möglich , durch vollständige C1&-
vierauszüge, mit teutschem und zugleich mit Bei-
behaltung des französischen Urtextes, zuganglich zu
machen, verdient gewiss den Dank aller derjenigen,
welche es lieben, mit der neuesten Zeit voranzuge-
hen, und die es inleressirt, alles merkwürdige Neue,
wenn auch nicht mit dem grossen Haufen anzu-
staunen, doch wenigstens kennen zu lernen, und
solchergestalt zu vernehmen, woher eben jetzt
der Wind weht,
Dass der (ungenannte) Bearbeiter der Clavier-
auszfige ganz vorzüglich auf möglichst leichte Aus*
C2 Veber Ciavierauszüge:
Führbarkeit der Clavierstimme bedacht gewesen,
ist bei Werken dieser Glasse ganz besonder!
zweckmässig zu nennen, nicht nur weil sie da-
durch an allgemeiner Zu^Üngllchkeit gewinnen,
sondern insbesondere auch darum, weil sie nicht
Vieles durch Vereinfachung der Begleitung zu ver-
lieren haben.
Das Äussere der Auflagen ist ganz anständig :
nur wäre ein Übelstand, eine Unanständigkeit
konnte man's nennen , auf Pag. 136 der zweitge-
nannten Oper wegzuwünschen. Dort ist, zwischen
die Numcrn H und 12. noch ein Musikstück, ein
gar freundliches Terzett, eingeschaltet und mit
„Nro. n. und ein balb's. TEBZETTO"
bezeichnet. —
Doch, solche der Kunst selbst am Ende doch -
gleichmütige Nebendinge abgerechnet, werden die
Freunde' dieser Musikgattung ihre Wünsche, Be-
dürfnisse und Erwartungen durch diese Ciavier-
auszüge angenehm, ja reichlich befriedigt finden.
Namentlich werden Gesangliebhaber in der zuerst-
genannten Oper ihre Rechnung linden bei Nr. 3t
der beliebten Arie Nr. 4. dem Duett Nr. 5, für
Sopran und Tenor, — der als Wechseignsang ge-
haltenen Romanze Nr. 6> Rlr dieselben Stimmen,
und dem eben solchen Nr. 12. Auch das Trink-
lied Nr. 8) für Bass nebst wiederholendem Cho-
rus, wird übereil Freunde finden und Freunde er-
freuen. — In Auber's Neige zeichnen sich auf
ähnliche Weise aus : das Conversations -Duettchea
Nr. l, für Sopran und Tenor, das Duett N/r. 4t
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Rossini' 's Semiramide;
63
für dieselben Stimmen, mit gefällig befremdlicher
Melodie, — das Terzett Nr. 6> für zwei Teno re '
und Bass, — die Romanze Nr. 9, für Sopran, die
jubelvolle Tenor-Arie Nr. 12 — und die Nr. 11» ,
13, und 14. — In der Leocadia wird vorzüglich
gleich die erste Tenor-Arie des Fernando, und die
darauf folgende noch pikantere Arie der Sandtet-
te die Liehhaber anziehen, so wie das Duett Nr.
6, für Sopran und Tenor.
Dar Stich ist leserlich in die Augen fallend,
und ohne ängstlich hemmende Zeilen- und Text-
Spärlich keit.
XII.
Semiramide , Nelodramma tragico. Musica
di Gio acchino Rossini, ridotta coli'
aecompagnamento- di Piano/orte, ed ttmi*
lissimamente ded'icata dag Ii Editori d
Sua Maesta la Principessa Imperiale Ma-
ria Luigia Jrctduchessa d'Austria, Du-
chessa di Parma, Piacenza e Guastalla.
Vienna presso Artaria e compagnu
Rossini's Semiraniis hat unter all seinen
Opern in einer gewissen Hinsicht die meiste Auf*
m erksamk ei t nicht nur erregt, sondern, in eben
dieser Hinsicht, auch verdient. Namentlich zeigt
■ich in dieser Oper vorzüglich der eigenthilmliche
Aufschwung der Melodie, worin eben haupt-
sächlich Rossini's Stärke besteht (wie z. B. in
Nr. 5, S. 12 und 16, in der höchst ausdruck-
ti4 . lieber Clavierauszlige :
vollen und bedeutsamen Nebennote J odei> S, in
dem Duette, wo jeder der beiden Rivale dem ande-
ren, durch hochfahrende, kacke Reden, zu iropont-
ren sucht, welchen Character die Melodie aufs
glück-lichste ausspricht :
Wenn übrigens Opern Italienischen Styls, und
vor allen die des gesangreichen Rossini, sich in
gewisser Hinsicht vorzuglich auch zur Aufführung
einzelner Stücke am Fianoforte eignen, und daher
Ciavierauszüge solcher Opern überhaupt für alle
Liebhaber dieser Art Gesanges eigenes Interesse
laben, so ist in Ansehung der vorliegenden Se-
mir.amide insbesondere erwähnenswert!] , dass sie
vorzüglich für Alt- und Bassstimine sehr an-
ziehende und zum Vortrage günstige Numern ent-
hält, weshalb dieser Ciavierauszug vorzüglich, für
Stimmen der erwähnten Art willkommen sein
wird.
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Rossini'» Zelmira, 65
Der ganze Clavierauszug , aus 2 Aufzögen, in
zwei starken Querfolio-Bänden, zusammen ron
ungefähr 100 Bogen bestehend, hat, so wie er
Tor mir liegt, nur allein italienischen Text, er
soll aber auch mit teutschem Texte gedruckt wer-
den, und dem Vernehmen nach, auch bereit«
wirklich, also erschienen sein. Der Preis für die
ausser^ slre ichischen Staaten ist auf ungefähr 20
fl. Rheinisch berechnet. ( ! ) Die einzelnen Nu-
mern werden auch besonders verkauft, vrie schon
daran zu ersehen ist, dass mit jeder neuen Nu-
uer eine neue Paginirung anfängt.
Stich und Papier sind gut und anständig,
selbst splendid zu nennen. Der Bearbeiter des
Ciavierauszuges hat sich nicht genannt.
xm.
„F.inzig rechtmässige Ausgabe des vollständigen
Ciavierauszugs der Oper: Zelmira, unter
Leitung des Compositeurs. Zelmira, Opera
Seria, messa in musica dal Sig. Maestro
Rossini, ridotta per il Piano-Forte dal
Sig. Maestro Girowetz, e umilment*
dedicata dagli Editori, A. S. A. I. e R.
Maria Clement ina Arciduchessa d* Austritt*
Principessa di Salerno. Vienha presso
Artaria e Comp. Proprieta degli Editorü
a Milano presso F. Artaria, e G. Ricordi,
Lipsia Peters, e Breitkopf. Berlino Schle-
singer. Bonna Simrock. Magonza Schott.
Monaco Falter. Pr. fl. 15 C. M. (fl. 30 W. W.)«
06 lieber CktvierauazUge :
So wie Rossini sich überall so ziemlich gleicht,
10 sieht auch diese Oper uns mit dar gewohnten
Rossini'schen Freundlichkeit aus diesem Clavier-
auszuge entgegen , uns bald mit süssen , bald mit
iilsslichen Wohlklängen zu ergötzen, übrigens pro
stylo flüchtig weg gearbeitet, und nicht einmal
mit einer Ouvertüre, sondern an deren Statt nur
mit einer Introduction versehen. Am Claviere
nehmen sich vorzüglich gut aus die Cavatine Nr.
3, für Bassstimme, das grosse Terzett Nr. 4, fiir
zwei Soprane und B.iss, das brillante Duett Nr. 6>
für Sopran und Tenor, mit leicht zu besetzendem
Chor, das Duett Nr. 8, für hohen und tiefen So-
pran, dann Nr. 11, ein schönes -Duett für Tenor
und Bub, und das Quintett Nr. 12, für obige zwei
Soprane, Tenor, und zwei Bässe, wozu zwar,
wie überhaupt zu den meisten GesangstücUen die-
ser Oper, immer wieder nebenbei auch noch ein
Chor gehört., der aber doch auch entbehrt wci-ctan
kann, zumal wenn man das Quintett auf Seite 17
beschliesset, welches vollkommen passend ist.
Für die Güte der Ciavierbearbeitung spricht
übrigens schon der Umstand, dass Hr. Kapellmei-
ster Girowetz' sich zu solcher Bearbeitung einer
Oper des Sign. Rossini Öffentlich bekennt.
Dem italienischen Texte ist eine teutsche Über-
setzung untergelegt, deren Bearbeiter eben so ano-
nym geblieben, wie der Verfasser des Urtextes.
Das Äussere der Auflage ist lobenswerth.
Mozarts Figaro.
67
Nicht uninteressant ist es Übrigens, auf dem
Titelblatte die Anzahl von Verkig Handlungen zu
lesen, welche vereinigt die Sorge für Verbreitung
der Auflage zur ihrigen gemacht, und, wie aus
der Mitaufführung ihrer Firm eu nebeii der von
Artaria zu vermuthen ist, wenn auch nicht das
Varlaggeschäft selbst auf gemeinschaftliche Rech-
nung gemacht, doch wahrten ein lieh einen bestimm-
ten Antheil der Atinage auf feste Rechnung im
Voraus übernommen : eine Alasregel welche, ne-
benbei bemerkt, auch sehr wirksam scheint,
um, durch möglichst thätige schnelle Verbreitung
der Originalaufhige durch viele mitinteressirte Ver-
laghandiungen , der Verbreitung eines etwaigen
Kachdruckes möglichst das Feld zu sperren.
Le Nozze di Figaro , Dramjna Giocoso in
quattro atti, -posto in musica da W. A.
Mozart, ridotto per il Cembalo da G.
Neef.e. Prezzo 20 Fr. Bonna eColoniay
p res so N. 8 im rock.
Eine neue Auflage des schon früher in dem-
selben Verlage gestochenen Clavie raus Zuges.
Die Correctheit und Nettigkeit Simrock'scher
Ausgaben ist, so wie die Tüchtigkeit Neefe'scher
Cln vierbearbei Lungen , Hingst rühmlich genug be-
kannt, um neuer Aniühmung nicht mehr zu be-
dürfen. Die gegenwärtige Ut 'Übrigens keineswegs
ein bioser Wiederabdruck , oder unveränderter
63 lieber ClavierausxUge
Kachstich der früheren, sondern eine wiederhalt
durchgesehene und zum Theü ziemlich genauere
Überarbeitung, (197 Seiten Ouerfolio, mit Bei-
behaltung de« italienischen Textes, zugleich mit
einem guten teutschen,) übrigens auch in Anse-
hung des Äusseren vortheilhafter ausgestattet , als
die bisher auf unseren Clavicren cursirenden Aus-
gaben. Auch dies wird man dankenswerth finden,
dass die Bassstimme , welche in den bisherigen
Ciavierauszügen ziemlich unpassend im Violin-
schlüssel stund, hier in ihren eigentümlichen
Bassschlüssel zurückversetzt erscheint; welche
Zurückversetzung übrigens mitunter zu einer klei-
nen Irrung Anlass gegeben hat, wie Seite 108 Z.
3 v. n, T. 1 zu sehen, wo 3 statt Ii» zu setzen
ist. —
XV.
I'olyhymnla, ein Taschenbuch für Privatbith-
nen und Freunde des Gesanges auf das Jahr
1825, im Vereine mit Friedrich Kind,
herausgegeben von HeinrichMarschner.
Iter Jahrgang. Leipzig bei C. H. F. Hart-
mann, VVien im lithographischen Institute am
Micha eisplatz, Nr. 2, nächst der K. K- Burg.
Auch dieses Werkelten wird nicht unpassend
der vorstehenden Anzeige von Ciavierauszügen
darum angereiht, weil es hauptsächlich aus einem
zur privat gesellschaftlichen Aufführung bestimm-
ten Operettchen mit bioser Ciavierbegleitung be-
steht , unter dem Titel :
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Dir Holzdieb, komische Oper in 1 Aufzuge, von
Friedrich Kind, in Musik gesetzt tob
Heinrich Marschner.
Der Herausgeber will , wie er sich in der Vor-
rede ausdrückt, der »üb er h an d ne h m e nd en
„Vorliebe zum Gesang, und namentlich zu Oparn-
„gesängen" zur Hand sein , „den zahlreichen
, freunden theatralischer Privatvereine wenig*
„stens alljährlich eine ihren Kräften und Mit-
teln angemessene Operette zurDarstellung oder ge-
selligen Unterhaltung als Neujahrsgeschenk dar-
bringen" und diesem noch „leicht auszuführen-
de Piecen für das Fi «no forte, und komische (we-
nigstens heitre) Gesänge" als Zugabe beifügen.
Was den Text der er wähnten Operette betrifft,
■0 kann man wahrhaft sagen, dass er überhand-
genommen« Scenen und Situationen behandelt,
obgleich 'meistens gefällig und lebendig, und öf-
ters wahr. Der ehemalige Fahnen' und nunDorf-
achmied Lorenz und seine Frau Barbara, die sich
um das Hausregiment zanken, wollen ihre hübsche
Mündel Suschen dem dummen aber reichen Bauer
Barthel zur Frau geben : Barbara« weil sie das
hübsche Mädchen aus dem Hause haben möglo,
Lorenz, weil er die von Barthel blos gepachtete
Schmiede, gelegentlich dieser Verheurathung, ala
Eigenthum an sich zu bringen hofft. Aber Sus-
chen mögte gern -den hübschen Jäger Felix, Bar-
bara's Pathen, auf welchen Lorenz ohne Noth ei-
fersüchtig ist, da er Suichens Liebe natürlich
7(J Ueber Claeierausziige :
ebenfalls im Herzen und nichts weniger als Nei-
gung zum Lorenzischen Gehege trügt. Sobald die
jungen Leutchen ihre Liebe merken lassen, giebt
Barbara alsbald und Lorenz nach einiger Weige-
rimg das Wort dazu , und es kommt eigentlich
mir noch darauf an, den Schmirdekauf zur Aus-
führung zu bringen. Da sorgen denn Felix und
Busche« dafür, dass Barlhel eine junge Birke
stiehlt, welche dieser Suschen am Phngstabend als
ein Maycnbil unichen, mit einem hübschen Hut oben
darauf, vor das Haus stecken will. Der dum-
me Holzdieb wird ergriffen, unterschreibt aus
Furcht vor dem geschärften Forstmandat den Ver-
kauf der Schmiede, und ist geprellt. Das .ist es,
was Herr Kind in Poesie und Herr Marschncr in
Musik zerfli essen Iiis st-
Lassen 1 wir, nach der Tendenz dieser Zeit-
schrift, die Poesie, wo sie in diesem Singspiel
allein spielt, des Breiteren' wegen ausser Acht,
und sehen ihr nur da ein wenig in die Augen,
wo sie in Tönen spricht, so finden wir über-
all sehr nette Musikstückchen, die, von netten
Damen und anstelligen Herren vorgetragen, und
von einem verständigen Fianofortisten begleitet,
ihren Zweck, in freundschaftlichem Kreise ge-
s eil i^ir .Unterhaltung und freundlichen Kunstgenusa
zu gewähren, nicht verfehlen werden. *) So, aus
") Öffenrticheil Blättern lufolge iit die Operette übri-
gens in Dresden auch auf der öffentlichen Bühne
aufgeführt, und nicht ohne Seifall aufgenommen
worden, J. d. Vf.
Marschners Holzdieb.
71
schönem Munde gesungen, werden denn auch Ver-
se wie folgender nicht unlieblich erklingen:
„Hier iwiimhcrl die Schwalbe, dort sickert der Schall
„Neludisch.flc hineilender PJ achtig all."
Zur Besetzung di r Bolen sind z>vei Soprani-
stinnen, zwei Tenoristen, ein Bassist, und etli-
che Säuger für die, aus !>!os männlichen Singst iin-
men bestehenden, kurzen Chörchen erfoderlich.
Dankens Werth und förderlich wSr es übrigens
wohl gewesen, hätte der 1 , Herausgeber dem Werk-
chen nuch gleich die Bolen ausgesetzt mit-, und
so uns dasselbe in sogleich aufftihrbarem Zustande
in die Hände gegeben, statt den Singgesell-
schafien und geselligen Zirkeln zuznmuthen, sich
die Bolen erst herauszuschreiben, welches unter
hundertmal 1 vielleicht yQmal unterbleiben wird,
äussere der Auflage , 168 Seiten in Oucr-
ist übrigens nett und zierlich, der Druck
sentlichen, correct genug,
jjff"' ■<■ ■ ' - »> ■
Indem wir hier die Beihe der Anzeigen uns
vorliegender Ciavierauszüge besch Hessen , können
wir uns nicht enthalten, angelegentlichst und wie-
derholt auf den in der Einleitung ausgesprochenen
Wunsch zurückzukommen, dass Ciavierauszüge
doch ja immer so eingerichtet werden mögten, dass
sie uns einen vollständigen Begriff von der ganzen
Oper, sowohl'von ihrem Zusammenhange im Gan-
zen, als auch, so weit dies ihunlich, von der Art
M
und Weise ihrer Instrumentation gewähren, m
alles ja so leicht und fast ohne alle Kosten Vermeh-
rung geschehen kann. Wir hoffen , bei künftigen
Anzeigen, uns ferner vorgelegt werdender Werk»
dieser Klasse, wenigstens einige Erfolge unserer
Wünscho anzeigen zu können.
DU Ridaction.
f
C k a. r a d e.
An Chlorinde.
Die Erste SylV, bin ick nicht mshr.
Weil Du Gcbiet'rinn bist.
Und Amor, ach, nur allEmebr
Als Zweites Meister ist. •
Höcht' er nur glücklich mir zu Gunst
Des Ganzen Holle spielen,
Und, war es selbst mit Teufels Kunst,
Dein Hen für, mich erzielen!
J. <L tu«rf.
R. e c e n s i-o n.
Ueber Reinheit der Tonkunst.
Heidelberg, im Verlag Ton J.C.B. Mohr. 1825-
(Ein Heft Id. Oktav, 116 Seiten.)
Indem wir die Frage in's Auge fassen : was ei-
gentlich unser Publikum von einer Anzeige einer
neu erscheinenden Schrift fodert und erwartet»
so Enden wir, dass diese Erwartungen im Wesent-
lichen auf zwei Din^e hinauslaufen ; diese sind
erstens eine Beschreibung des Buches, sei-
nes Inhaltes und seiner Tendenz, — zweitens
ein Unheil, und zwar, versteht sich, ein mög-
lichst begründetes.
Wir wollen , ohne weiteres Vorreden, mit dem
Ersteren anfangen.
Unter dem Titel: Über Reinheit der Ton-
kunst, giebt uns ein, sich zwar auf dem Ti-
telblatte nicht nennender, sich aber auch wei-
ter nicht verleugnender Gelehrter, der nur seinen
in einem anderen streng wissenschaftlichen Fache
grossen Namen einer Brochüre über Kunst wohl
nicht voransetzen wollte, ein Bändchen, bestehend
aus neun kurzen Aufsätzen: 1.) über Sehte Kirchen-
musik, S.7, 2.)'«ber Bildung durch Muster, 5.26*
3 ) über das Studium älterer Werke S.36» 4.) «her
denEffect, S. 46, 5.) überdas Instrumentiren, S. 54,
6-) über genaues Studium der Werke grosser Mei-
ster, S. 72, 7.) Über Vielseitigkeit, S. 91 1 8.), über
Verdorbenheit der Texte, S. 102, 9-) über Sing ver-
eine , S. in.
Wir wollen aus diesen verschiedenen Kapiteln
dasjenige, theils auszugweis, theils auch wörtlich
heraushebeil, was uns geeignet scheint, den Inlialt
und die Tendenz der Schrift zu charakterisiren.
Oigitized by Google
74
lieber die Reinheit
„1. Über Schle Kirchenmusik.« „Di«
„Uchte Kirchenmusik" (so stellt das Schriflcheu
gleich von Vorne herein sein Glaubensbekenntnis als
Thesis hu f,) „hat -zwey Hauutperioden gehübt, und
„zwar die eiste in den nächsten fünf Jahrhunder-
ten- nach Christus, wo man noch die griechi-
schen Tonarten gehörig kannte, und durch reli-
giöse Begeisterung ganz zur achten Kirchenmu-
sik potiilirt ward; und dann die zweite im igten
„und i6len Jahrhunderte." Seitdem ist aller Kir-
chenatyl ins Protaue ausgeartet. „Die Hauptgrün-
de des Verfalls unserer Kirchenmusik sind gewiss
„diese : i. Die Weit hat überhaupt das Grosse nie
„lange ertragen können." ... „S>o sind denn un-
sere neueren Messen und. andere Kirchen stücke
„oft in ein rein verliebtes, leidenschaftliches We-
sen ausgeartet, und tragen ganz und gar das Ge-
„priige der weltlichen Oper, und sogar wohl der
„gesuchtesten, also der recht gemeinen Oper» ...
„Selbst die Kirchensachen von Mozart und Haydn
„verdienen jenen Tadel, und beide Meisler haben
„ihn auch selbst ausgesprochen." — %. Als zweite
Ursache des heutigen Verfalles der Kirchenmusik
wird angegeben, dass die alte Musik grösstenteils
nicht gedruckt ist, und man die Handschriften
nur mit vieler Mühe, und grosseu Kosten erhält.
„3- Die grosse alle Kirchenmusik ist bloss für
„Singstimmen gesetzt"; diese aber sind heut zu
Tage nicht mehr, und am wenigsten in den Kir-
chen zu linden, daher mau durch leidigen instru-
mental - Luxus nachhelfen will. „4- Die alten Kir-
„chensachen haben alle einen lateinischen , einfa-
chen, erhabenen Text." „Allein Statt dessen
„hat man neuerlich nur zu oft freye deutsche Über-
setzungen gewählt, mit poetischen Blumen, ga-
lanten Wendungen, Affectation, und tausend un-
feinen Stoffen untermischt.".... ,,5. Endlich muss
„man auch eingestehen, dass der Verfall der Kir-
chenmusik mit vom Volke selbst ausgegangen ist,"
weil nämlich in unserem Zeitalter der religiöse
Sinn erstorben ist.
der Tonkunst.
7*
„2- Über Bildung durch Mustor.« Was
in der Musik schön, was gross, was erhaben und
klassisch sei, liisst sich nur schwer durch abstrak-
te Segeln bestimmen und lehren, „loh wüsste da-
„her mit Worten und Theorien in der Musik nicht
„viel anzufangen , so wenig als ich mir getrauen
„wurde, den rechten Farbensinn im Fach der Ma-
„lerey durch abstracto Grundsätze zu schaffen. Al-
lein dum Freunde der veredelten Musik bleibt
„doch immer Ein grosses Hülfsmittet, welches Überalt
„den ersten Plate einnimmt, wo auf den Geschmack
„und das Gefühl gewirkt werden soll, nämlich die
„Belehrung und Bildung durch classisclie 31 iw-
„st e r Die rechten Muster hierzu sind aber
Immer wieder die grossen Altan. „Man glaubt
,,es kaum, wie schnell durch gute Mjister gewirkt
„werden kann. Mehrmals fand ich Einseitige, wel-
„che von geistlich -verliebten Sachen einiger neuer
„Meister eine gewaltige Vorstellung hatten. Ich
„Hess solche Stücke singen, aber vorher auserwähl-
„tn Sachen aus Messen von Lasso» Pslestrina,
„Lot li und S. Bach. Der Sieg war auf der
„Stelle entschieden, und nie sind mir ähnliche
„Versuche misslungen. Mir ist zu meiner Freude
„sogar der Fall vorgekommen , dass ein junger
„Mann, welcher viele verkehrte Ansichten mitge-
„ bracht hatte , nach Anhörung einer. Messe von
„Lotti beseligt ausrief: heute Abend könnte ich
4,keinem Menschen feind seyn. So etwas Hesse
„sich oft vernehmen, wenn man wollte, und sich
„nicht in einer ärmlichen Verstrickung bloss an
i,das hielte, was die Mode gestempelt hat." Eben
SO werden auch im folgenden Kapitel : , .
„3- Über das Studium ältererWerlie«
die Alten aus der zweiten der im Eingang erwähn-
ten Epochen, also aus dem 15. u. 16- Jahrb., ab
Muster zur Bildung aufgestellt. Die Behauptung
wird mit Wirme und weit ausgeführt. „Wer die
„Musik historisch studiert, und sich so zu den
„bessern Werken erhebt, der wird, wenn er
7«
Veber Reinheit
„Sinn für das Geniale und Veredelte hat, den 31-
„törsn Meistern in der Kegel den Vorzug geben
„müssen." . . . „Dem Fortschreiten mit dem Geist der
„Zeiten soll, man freylich immer das Wort reden,
„aber man darf damit nicht den unsinnigen- Ge-
„ danken verbinden, als ob das Neue, weil es neu
„ist, das Alte übertreffen müsse, gleichsam als
„ob jedes nougeborne Kind gebildeter sey, wie
„seine Eltern." .... „Dass die neue Musik in Anse-
hung des Mechanischen fortgerückt ist, kann
„und muss man zugeben ,«.... „Ailci a wie folgt
„aus der Vervollkommnung der Regeln, oder der
„Mechanik einer Kunst auch ihr materielles Fort-
schreiten ?**... „Das ist grade das unendlich Grosse
„der alteren Meister, dass sie eine unversiegltche
„Kraft hatten, und für einen gereitzten, nerven-
schwachen musikalischen Pöbel iiiclits thaten." . ■ .,,
„Auch ist es unbestreitbar, dass,, wenn man alles
„Herrliche, was in den Opern, blos von Cal-
„dara und -Handel zerstreut liegt, benutzen
„und zusammenstellen wollte, wenigstens zehn
„lebende Meister unsterblich werden konnten ,
„wenn sie es als ihr Werk herausgeben dürften."
Nach dieser glänzenden und einnehmenden Em-
pfehlung des Studiums alter Werke ^wird am En-
de noch kurz zugegeben , dass auch Gluck > Mo-
zart und Haydn unvergleichliche Werke geschaf-
fen haben, auch Cherubini ein höchstgediegenes,
stellenweise ganz himmlisches Credo , und dass
ein jetzt lebender junger Tonkünstler von des Ver-
fassers Bekanntschaft bei demselben in solchem
Ansehen stehe, als ob er ein Zögling von Palestri-
na und Handel wäre.
„4. Über den Effekt.« Der Effekt wird,
so klagt der Verfasser weiter, heut zu Tage oft
in planlos kontraslirendem Wechsel der heterogen-
sten Formen, Charaktere, Tempi u. s. w. gesucht.
„Die unbedingten Lobredner der neueren Kunst
„gefallen sich besonders , wenn sie dem Streben
„nach dem sogenannten E f fect, als einer herrli-
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der Tonkunst.
n
„ohen Eigentümlichkeit des gangbaren musikali-
„sehen Treibens, grosse Lobreden halten können.
„Alleingrade in dieser Hinsicht mächte der Freund
„Hehler Kunst wohl das Mehrste zu tadeln finden.
„Denn der beliebte Effect ist growentheils nichts,
„als ein Erzeugniss des Ungeschicks, oder der Feig-
„heit, welche Allen dienen undgefallen will." . , ,
„Eure beliebten Symphonien , Phantasien , musi-
kalischen Potpourri 's u. s. w., sind daher oft Ja»
„Lächerlichste auf der Welt. Erst ein geheimmss-
„ voller Anfang; dann ein Schreckschuss ; plötzlich
„Slille; unerwartet etwas Walzerhaftes ; « ....
„Die Haupt Veranlassung zu solchen widernatürli-
chen Mischungen liegt aber offenbar darin, dass
„die wenigsteu Tonkiinstler so viel Kraft und Ge-
„nie bähen, als nöthig ist, um ganz begeistert
„zu werden," *
„5- Über das Instrumentiren." Der
Verf. führt hier umständlich aus', dass bei Sing-
1 Iii clten, das sogenannte Instrumentale, nicht Haupt-,
sondern nur Nebensache sei, und dass es namentlich
in der Kirche der Wirkung der Singstimme öfter
schade als nütze, „Kein Vernünftiger wird es in
„Abrede stellen, dass die Instrumente ihren eig-
enen hohen Werth haben, weil sie nämlich viel
„mehr mit Leichtigkeit behandelt werden können,
„als die menschliche Stimme, einen viel grosse-
„ren Umfang haben, und insofern dazu beitragen,
„dass man im Stande ist , die musikalische III a n-
„nigfa 1 1 igke E t ins Unendliche zu ver viel f ül-
,,tigen.". ., „Zwölf tüchtige Chorstiminen schlagen
„in der Kirche 50 solcher Instrumente nieder; und
„wenn menschliche Stimmen in der Kirche den Ton
„fein, zart und schwebend halten, so ist das Hin-
„zukommen der Instrumente fast eine Beleidigung
„für das Ohr. Will man tolle Streiche treiben,
„und — wie es jetzt oft geschieht, — den lieben
„Gott anpauken und anpfeiffen, als ob er der lu-
„stigen Gesellschaft nichts zu sagen habe, so müs-
„len freyliel) di« Gaset»« dar Kunst schweigen.
78
üeber die Reinheit
„Allein wenn von Andacht, Demuth , und dieser
„bescheidenen innigen Freude und Herrlichkeit
„die Rede ist, welche allein dem Tempel an-
„ gehört, so soll man die Herfen sich nur durch
„menschliche S'immen ergiessen lassen, weiche
„auch nocli dazu den Zustand der Seele am wärm-
„sten und lautersten darstellen." Schon S. 14 heisst
es: „wie möchte sich eine Violine neheu einer
„Iktara oder Catalani, und ein Contrabasa ue-
„ben einem allmächtigen Basssänger auch nur
„irgend etwas von Gleichheit anmassen?" Jeden-
falls dringt der Verfasser darauf, dass nicht allein
mit Mas und Ziel, sondern auch mit Auswahl in-
Strumentirt werde , „wie von den verschiedenen
„menschlichen Stimmen jede ihr Eignes hat, wie
„nur mlichtige Sachen dem Bass, feine, zarte,
„schwärmende nur dem Tenor, oder Sopran, tief-
„sinni^e, rührende nur dem Alt angehören, so
„hat auch Jedes Instrument seihe eigne Sphäre.
„Die Posaune kann allenfalls noch im Himmel ge^
„blasen werden , aber auf dieser Erde nicht zu ei-
„ner sanften, verliebten Arie ; und die feine, gra-
ziöse Flöte muss still bleiben, wenn ein ernsteres
„Blasinstrument etwas Tiefsinniges darstellt, und
„sich dabei zweckgemäsa mit der Bratsche verbin-
det." In uHsrer heutigen Zeit ist aber die Kunst,
zweckmässig zu instrumentiren , in Verfäll gera-
then, und Mozart hat, indem er Oratorien von
Händel instrumentirte, zwar Genie bewiesen, „aber
„H ä n d el hat er hier zu Grabe getragen , und den
„ganzen Charakter des Stücks aufgehoben."
„6- Über genaues Studium der Werke
„grosse r Meist er." Es wird in unsrerZeit viel
für Fingerfertigkeit gethan, das Wesen der Sache
aber wird üb ersehn. Jedes Instrument will Alle«
leisten, was es vermag und nicht vermag. „Die
„Tollheit des Übertreibens ist sogar auf die Sing-
„stimmen übergegangen , und offenbar wissen vie-
rte Componisten gar nicht , wo auf dieser Erde
„Bass, Tenor, Alt und Sopran ihre natürliche Gren»
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der Tonkunst.
„ze haben," Auch hier werden, ' Seite 78 — 90,
zu unsrer bessern Belehrung nur immer wieder die
Alten als Muster empfohlen. Der neueste unter
den Empfohlenen ist Händel.
„7. Über Vielseitigkeit« Man soll aber
doch auch nicht Einen Meister allein zum. VorbLU
de nehmen , nicht blos Eine Schule von Meistern*
sondern , so viel möglich , alle kennen lernen.
„3. Über Verdorbenheit der Texte.«
Die Tendenz dieses Kapitels scheint (denn ganz
unzweideutig zeigen es weder die Überschrift, noch
der Zusammenhang an,) — scheint eine Rüge un-
passender Unt erlegnngen modemer teutscher Texte
unter lateinische Urtexte zu sein. „Zu den musi-
kalischen Verkehrtheiten der neueren Zeit gehört
„insbesondere noch das eingerissene Unwesen der
„ganz geschmacklosen, nicht selten wahnsinnigen
„Texte. Die Musik bat keinen besseren Gehülfen,
„als ein gutes Wort. Denn zweckmässige Texte-
„stimmen die Seele zu dein, was die Musik weiter
„ausbilden soll, und wenn ihr schlechte Texte
„wühlt, so seyd ihr eben so albern, als wenn ihr
„einem schönen Mädchen Statt eines Rosenkranzes
„einen Topf aufsetzt." Klopitock ist, durch sei-
nen teutschen Text zu Fergolesi's Stabae mater,
mit einem üblen Beispiele vorangegangen. Der
Text des Beethoven'sciien Christus am ölberg ist
gespannt, theatralisch , oft ganz gemein. (Hier ist
also nicht die Rede von Text-Unterlegung.) —
Die teutsche Text- Unterlegung zu seiner ersten
Messe C-dur ist bombastische, ganz unkirchliche
11 1 umen streu erei. Auch in der Unterlegung teut-
schen Textes zu Mozart's Misericordias ist der Sinn
noch mehr misshandelt , als schon Mozart im latei-
nischen Original gethan. ■
„9. ÜberSingvereine." Von uns ern äffen t-
Hehen Conzerten erwartet der Verfasser Wenig
für das Wiederaufblühu der Reinheit der Kunst!
80
Heber Reinheit
grössere Hoffnung, setzt er auf Singvereino. In
diesen, sagt er, soll man nur CUssisches auffüh-
ren und überall reine Kunstzwecke vor Augen ha-
ben, nicht aber die gemeinen Zwecke des Zeit*
vertreibe» oder des Bekanntwerdens der Heiraths-
lusttgen- Man soll die Mitglieder mit Veratand
wählen, und für gleichförmige Besetzung der Stim-
men sorgen. Es soll an den Sing- Ab enden jede*
Mitglied pünktlich erscheinen, und sich nicht durch
andere Thee- und Ess-Gesellschafteh abhalten
lassen. Ferner wird eine reiche musikalische Bib-
liothek verlangt, um immer Gutes, und doch nicht
immer einerlei, und zwar nach Belieben von ein-
stimmigen bis zum acht- und mehrstimmigen, auf-
führen, auch nach den jedesmaligen Kräften de*
eben zur Disposition stellenden Singpcrsonals, aus-
wählen zu können. Hauptsächlich aber wird ein
tüchtiger Director erfordert, welcher das Classi-
sche kennt, Partituren zu handhaben weiss, und
in keiner Hinsicht eigener oder fremder Eitelkeit
dient. — Endlich räth der Verfasser, unbedingt
die Oper, wenigstens die neue, gangbare Oper
ganz auszusch Ii essen , und sich vielmehr zu be-
schränken auf „Uchte UrchorUle der verschiedenen
„Kirchen, die Griechische mit eingeschlossen; grös-
sere Werke, welche zum reinen Kirchen styl ge-
,, hören ; Oratorien und Motetten , also auch die
„vielen Kirchen Sachen, welche im. lebendigen Styl
„geschrieben sind, ohne gemein zu werden; und
„endlich auserwählte alte Nationalgesänge der ver-
schiedenen Völker der Erde : so bekommt man
„des Ernsten und Heitern, des Stürmischen und
„Sanften, des Mächtigen und Zarten, wie des Ro-
„m antischen und Schwärmerischen eine solche
„überschwengliche Fülle, dass es keine Übertrei-
jibung ist, wenn man sagt, was ich oft, nicht ge-
träumt, sondern recht klar gedacht habe: ich
„könnte im Geist nicht alt werden, wenn ein freund-
„liehe* Schicksal mir den reinen Gcnuss einer ver-
edelten Tonkunst lebenslänglich erhalten wollte."
So weit der Verfaswr.
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der Tonkunst.
81
Sollen wir nun über die bis hierher ihrem
Inhalts nach' möglichst treu dargestellte Schrift
auch unser Urtheil ausser», so müssen wir vor
Allem bemerken , dass dasselbe jedenfalls nicht
von dem Umstände abhängt, ob wir über die vom
Verfasser aufgestellten Satze, Ansichten und Be-
hauptungen mit ihm einverstanden siud, oder et-
wa nicht; indem wir auch im letzten Falle nie
vergessen, was schon in der Einleitung der gegen-
wärtigen Zeitschrift gesagt worden: dass es dem
Beurtheiler keineswegs zieme, sein Glaubensbe-
kenntnis zum Masstabe des Werth es einer anzuzei-
genden Schrift zu erheben, und wir wahrlich
nicht so schwach und eingenommen sind, nur das-
jenige für vortrefflich und geistreich erkennen zu
wollen, was mit unsrer Confessiou übereinstimmt.
Mit ungeheucheltem Vergnügen sprechen wir
es daher aus: geistreich ist Vieles gedacht, und
geistreich, ja sehr geistreich, und dabei treffend
und einnehmend , mit Ernst und Würde ausgespro-
chen, so dass das Ganze auf jeder Blattseite den
Mann von Genie und warmem , gediegenem Kunst-
sinne beurkundet und abspiegelt.
Audi wahr wird jedermann, wenn auch nicht
Alles, doch jedenfalls Vieles von dein finden, was
der Verfasser als Wahrheit aufstellt.
In wiefern auch wir es alles wahr finden oder
nicht, gehört nicht hierher; nicht allein aus
dem schon vorstehend angedeuteten Grunde,- son-
dern es würde , wollten wir es uns zur Auf-
gabe machen , gegen den Inhalt der vorliegenden
Schrift zu schreiben, ( wozu wir uns zum Theil schon
einer Rückdeutuug auf S. 10, '11 des gegenwärtigen
Heftes bedienen könnten) — es würde, sagen wir,
eine solche Widerlegung nicht in eine Beurthei-
lung des Gehaltes der Schrift ab solcher, sondern
in eine Gegenschrift , Parteisehrift gehören , und
nicht iin Tone und mit der Miene eines Beurthel-
Cicilii 3, BJ,
32
Veber Reinheit
lers, sondern nur mit der eines Gegners ausge-
sprochen werden dilvfen.
Betrachten wir aber die aufgestellten Satze im
Einzelnen näher, so finden wir (wir müssen ja das Ei-
ne wie das Andere sagen) mitunter manche und
zwar nicht wenige, wenigstens noch nicht allge-
mein anerkannte Satze, Bios aufgestellt, ohne
die zu wünschende Begründung. Denn man
wird wohl nicht sagen, es bedürfe, als unbestrit-
ten und anerkannt, gar keines Beweises^ dass z.B.
die beste Kirchenmusik zwischen Anno % u. 500, und
dann von 1400 bis 1600 geschrieben worden (S. 7, —
vorstehend S. 74), — dass Mozarts und Jos. Haydns
Kirchensachen den Tadel rein verliebten , leiden-
schaftlichen Wesens verdienen, und das Gepräge
der weltlichen , sofjar der gesuchtesten , also der
recht gemeinen Oper tragen *) , (S. 10, 11, —
') Heide Meister haben, so heisst es auf S. n, diesen
Tadel selbst ausgesprochen. Auch diese Behauptung
siiinungen , und insbesondere Ton Mozarts glühend
religiösem Sinne für Hirclu'iimusik , hcli.innt war.
Erinnern wir uns unler Anderem nur an die Züge,
die uns ein sehr glaubwürdiger Schriftsteller, Friedr.
Rochlitz, als Augen - und Uli reu zeuge, über diesen
Punet, in seinen Zügen aus Mozarts Leben,
aufbewahrt hat.
In einem gesellschaftlichen Gespräche hatte der alte
TJoles die Hirchriislüchc eines gewissen N. N. Mozarten
t'Tiilnui, ,.lst ja all' nichts!' 1 erwiederte dieser sehr
lebhaft. — L tul ieh weite, Sm: haben noch nicht vieles
von ihm gehört, fiel Doles ebenfalls lebhaft ein.
Sil' gewinnen, antworielo Moiart; aber das ist auch
nullt nnthi^: so Kiner kann nichts Rechts dieser Art
machen! Er bat gar keine Idee davon in sich. Herr,
wenn der liehe Gott mich w in die Hirelie und vor
ein solches Orchester gesetzt hätte! u. s.w. — Nun,
Sic sollen heute noch ein Missa von ihm sehen, die
Sic mit ihm aussöhnen wird. — Mozart nahm sie mit,
brachte sie den folgenden Abend wieder."
..jN'vm, w:iss.-ii;ei> Sit' der llissa von — ? — Llissl sich
all' gut hüren, nur nieht in der Kirche! Sie werden?
nicht übel nehmen, ich bab' bis zum Credo andern
Test untergelegt, so wird siens noch besser machen.—
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der Tonkunst.
83
vorstehend S. 74), — dass Jeder , der Sinn fiir
das Geniale und Veredelte habe, nun grade den
alteren Meister in der Kegel den Vorzug geben
müsse, (S. 36, — vorstehend S. 75 f.) — dass das
Nein, es inuss ilin keiner vorher lesen! YVollenj
gleich aufführen !
„Er setzte sieh an das Forlepiano, tbcille die vier
Siiij;<.liiii inen aus, wir musslen Htm schon iu W illen
si'Mi , sar.;;rn , und er ahhiuiipa^inctr. h.ine possier-
lichere Aufl'iLhruiii; der ?.Iissa hat es wühl nie gcge-
bcn. Die Hauptpersonen — Vaier Doies mil der
Altstimme, dir r.r, unter sirtcw ernsl halten Kopf'sritiit-
te'.n über das Skandal, doch su trefflich absang; Sie.;.,
immer die zehn Finger roll in den trompeten- und
jiaiil:enrriili('i] Sätzen, unter ausjjelassnrr Freude,
ewig wiederholend: „Wn., fjclit's nicht so besser ü'sain-
m.-n ?" Lud uuu der «i-'e . und dne.li herrlich aii-i-
,,.,sMe Text — z. I!. das brillante Allp:;n, -n kyric
,-iV.joj,: ..H,.l s der Geier, das -ein fliiili !'" n. s. w.
, Uns Gespräch über Kirchenmusik war allgemeiner
uriu ernsthafter geworden, Unersetzlicher Schade ,
sagte Einer, dass es so vielen grossen Musikern, be-
sonders der vorigen Zell, ergangen ist, wie den alten
Mahl ern ; dass sie nämlich ilire ungeheuren Kräfte auf
^neistrns nicht nur uu fruchtbare, sondern auch geist-
tödende Sujets der Kirche wenden muteten.
— Gau/. um(;cs:iimut und irübe wendete sich Moiart
hier zu den Andern, und sagte — dein Sinne nach, ob-
schon nicht auf diese Weise i Das ist mir auch ein-
mal wieder so ein Kunstgc schwätz ! Bei Euch auf-
celilärten l'i nlestaiilen , wie ihr Euch nennt, wenn
ihr eure HHi-imi im lUmie habt — kann etwas
Wahres darin sevn; das weiss ich nicht. Aber bev
uns ist das anders.' Ihr 1'iihlt «„r nicht, was das will:
J sn ,n Dii, aui lolih jieccMa mnndi, dona nobis pa-
™m. u. dgl. Aber wenn man von frühester Kind-
heil, wie Ich, in .las mystische Hei!ie,thum UnsrerRe-
liejnn eingerührt ist; wenn man da, als man noch
nicin wusste, man mit seinen dunlicln, aberdran-
genden Gefühlen hinsolle, in Toller Inbrunst des
Herzens seinen Gottesdienst abwartete , ohne eigent-
lich zu wissen was man wollte; iftid leichter und
erhoben daraus wegging, ohne eigentlich zu wissen
n ipehalit habe: wenn man die ßliirhlirh |irlf-
tcr dem rührenden -Agnus Dui hinliineel
3 Abendmahl empliiigrn. und '■ ■
. Lsik in sanfter Freude aus t)
liiiicendcn sprach: Beucdiaui tfui i
84 1 Ueber Reinkeit
Herrliche, was blos in Caldara's und Handel's
Opern zerstreut liege, hinreichen kannte, wenig-
stens zehn unserer heutigen Heister unsterb-
lich zu machen, ( S. 43, f. — vorstehend S. 76,)
— dass das Pianisshno der Instrumentation als
Jpiue romanhafte Schmachtung" an sich selbst
er Andacht eben, so fremd sei, wie das „be-
liebte Absterben, wozu verdrehte Augen gehö-
ren«, (S- 57 f.) _ dass „nur" mächtige Sachen
dem Bass, rührende, tiefsinnige „nur" dem Afc
angehören (S. 6t, F. — vorstehend S.78), — weT
ehemnaeh. also z. B. der Sopran nicht rühren , der
Bass nichts Tiefsinniges vortragen könnte, — dass
ein Clavierbe pleiter zum Gesänge „immer bemüht"
sein müsse, „durch tüchtige Accorde recht fühlbar
„zu raachen, in welcher Tonart die einzelne Stim-
„mc liege«, (S. 70,) *— dass viele Componisteu offen-
bar gar nicht wissen, wo [auf dieser Erde
Bass, Tenor, Alt und Sopran ihre natürliche Gren-
ist's anders. Kim ja, das gehet frejlich dann durch
das Leben in der Welt verloren : aber — wenig-
stens ist's mir so — wenn man nun die tausend-
mal gehörten Worte nochmals vornimmt, sie in Mu-
sik in setzen, so kommt das alles wieder, und steht:
„Li- si-hihlcrtc "»Ii .Scnicii irarr Art aus sci-
nim fnihrslfii KiiKlcrjnliivn in Saldiur-, dann :mr
der ersten Reise nach Italien, und verweilte mit be-
sonderm Interessi' bev der Anekdote, wie ihm die
Kaiserin Ilaria Theresia als vierzeiinjalirigun Kna-
ben aufgetragen habe, das Te. Deum mr Einweihung
— ich erinnere mich nicht, eines grossen Itranken-
hauses, oder einer andern ähnlichen Stiftung, iu
k>nii[ni]iii'ii(i , und an der Spitze der ganzen haiierü-
chen Kapelle selbst aufzuführen. Wie mir da war — !
wie mir da war — ! rief er einmal über das andere.
Pas kommt Judi all nicht n ieder! Ulan treibt sich um-
her indem leeren Alllagslcben — snglc er dann,
iianl bitter, trat- Ii viel starken Wein, und sprach
lein vernünftiges Wort mehr."— So weit Hochlits.
Hoch lauter als diese Zeugnisse, sprechen wohl.
Mozart's Compositionen selbst; wenn wir uns seines
Tf Deum, vieler Sliifki; stinrr Messen und seines
Requiem erinnern wollen. — Und giltHajdn's himm-
lisches Salve r,c°inm nicht imear omaium?
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der Tonkunst.
85
ze haben , ( S. 75, f- — vorstehend S. 78 f.) u. dgl.
— Der Vierf. kann wohl nicht voraussetzen, dass
Jedermann ihm all diese Assertionen, ohne Weite-
res und ohne Nach Weisung, zugeben werde. Die-
jenigen werden es freilich, welche eben grade darü-
ber mit ihm einverstanden sind; allein im Gan-
zen werden die solchergestalt als Fostulate hinge-
stellten Sätze ihm eher Anfechtung von leidenschaft-
lichen Gegnern , als durch Überzeugung bekehrte
Jünger verschaffen.
Ein solch trockenes und durch keine Nach Wei-
sung unterstütztes Aufstellen von Behauptungen ist
ja am Ende doch nichts anderes , als eben Öffent-
lich bekannt machen, dass der Verfasser des Bu-
ches dieser Meinung sei; was zwar bei einem Man-
ne von so anerkanntem Geist und Gewicht, zu-
mal wenn er sich offenkundig zu dieser Meinung
Laken» e» wollte , immer Etwas, ja Viel, aber am
Ende doch nicht Alles, — nicht genug ist, um
zu beweisen, dass diejenigen nicht Recht haben,
welche etwa mit eben so grosser Entschiedenheit
grade die entgegengesetzten, zum Theil gemein-
üblichen , Behauptungen aufstellen wollten.
Oder wollte der Vf. vielleicht durch diese
Schritt nicht grade seinen Beweis erbringen, woll-
te er etwa nur sagen: „höret, singet die Musik
welche ich liebe, so werdet ihr überführt wer-
den"; — so ist seine Schrift zwar eine sehr schö-
ne Beweisantretung , die aber bekanntlich nie den
Froccss ausmacht.
Wenn wir, wie oben erwähnt, bei den meisten
vom Verfasser aufgestellten Siitzen, und zwar gra-
de hei seinen Lieblings - und Grundansichten ,
blos die Assertion mit Geist, Leben und Frische
hingestellt finden, die Begründung aber eben ver-
missen, so finden wir auf der andern Seite eben
so oft Behauptungen aufgestellt, und mit Lebhaf-
tigkeit und sogar mit einleuchtenden Begriindun-
Veber Reinheit
gen unterstützt, welche — ' sich nicht leicht jemand
einfallen liisst zu läugnen, — und mit Scharfsinn
und schlagendem Witze, Meinungen widerlegt,
welche nicht leicht jemand haben wird. So wird
z. B. doch wohl Niemand den Vorzug, welchen
der Verf. de« älteren Meister vor den neueren
giebt, durch das Argument widerlegen wollen,
dass d.is Neue, weil es neu sei, das Alte über-
treffen müsse, (S. 38, vorstehendS. 76). Oder was
würde der H. Verf. von uns denken, wenn umge-
kehrt wir ihn mit seinen Worten ermahnen woll-
ten : „Dem ehrwürdigen Altenlünne soll man frei-
lich immer das Wort reden, aber man darf damit
nicht den unsinnigen Gedanken verbinden, als ob
das Alte, weil es alt ist," das Neue übertreffen
müsse, gleichsam als ob alle Eltern gebildeter
seien als ihre Kinder.'* — Eben so wenig wird je-
mand gegen ihn behaupten, die Kunst selbst stehe
heutzutag darum hoher, weil ihre Mechanik jetzt
weiter vervollkommnet sei, (S. 39» — vorstehend
S. 76). — Auch erinnern wir uns nicht, je gehört zu
haben , dass auch nur Ein unbedingter Lobredner
der neueren Kunst sich besonders darin gefallen ,
dem Streben nachdem sogenannten Ef-
fect Lobreden zu halten, (S. 46> — vorstehend
S. 76 f-> Eben so hatte der Verf. nicht Ursache,
uns erst umständlich zu sagen, dass und warum das
Instrumentale doch nicht ganz unnütz sei, (S. 55
f. — vorstehend S.77), und was er von Singver-
einen sagt, dass dabei vornemlich eine gute Aus-
wahl vpn Subjecten und von classischen Compo-
silioncn, ernstlicher Wille, — gleichförmige
Besetzung der Stimmen, eine reiche Bibliothek,
und ein guter Director nothig sei der Partitu-
ren zu handhaben wisse, — dass die Mit-
glieder pünktlich erscheinen sollen, u.dgl. (S. 113
bis 122,) — sind Dinge, welche zu läugnen ge-
wis* Niemanden ein fit Hell wird.
Wenn wir nun aber die vorliegende Schrift, aus
obigen Gründen als didactische, oder sonst demon-
der Tonkunst.
strirende, oder auch ah polemische oder Partel-
schrift freilich nicht Inui eidiejul schlnss- und stieit-
recht begründet finden, so hindert dieses uns nicht,
sie in einer a äderen Eigenschaft hoch zu achten
und lieb zu gewinnen, nämlich als Freimüthige,
geistreiche, kräftige, recht von Herzen gespro-
chene Worte an Gleichgesinnte , durch die der
Verfasser seine Herzens - und Lieblingsmeinun-
gen mit der Fülle seines reichen Geistes und
Gemüthes darstellen und überhaupt sich einmal
rucht nach seiner Weise aussprechen wollte über
die uns allen so theure Kunst; und so wie er dies
kräftig und schön gethan hat, wird es nicht allein
im Busen jedes Gleichgesinnten ihm freudig wie-
der entgegen klingen, sondern auch der in der
Sache selbst nicht mit ihm Einstimmende wird
die kräftig schöne Herzenserglessung nicht ohne leb-
haftes Wohlgefallen , Theilnahme und Verehrung
für den Verfasser lesen.
Wir können ebendieses sogar aus eigener Er-
fahrung versichern. Denn auch wir, obgleich in
die Grund - und Liebiingsansichtcn des Yet'fus-
sers nicht durcti^iingig einstimmend, waren doch,
bei der ersten Lesung des Buches selbst, von
dem darin wehenden Geiste und der warmen,
eindringenden , ja oft Überraschend hinreissenden
Darstellung höchlich ergötzt und freudig erha-
ben, indem wir uns der darin herrschenden gei-
stigen Strömung mit Wohlgefallen und Behaglich-
keit überliessen , die vorstehenden Ausstellungen
aber uns erst gegenwärtig und klar wurden, als
wir, nach vollbrachter Durchlcsung, uns über das
Resultat des Gelesenen methodisch Rechenschaft
geben wollten.
Eben darum Versichern wir denn auch mit
dem grössten Vergnügen , dass die Lesung des
Buches selbst weit mehr für dasselbe einnehmen
wird, als vielleicht unsere vorstehende Darstel-
lung und Würdigung seines In- und Gehaltes es
86. Ueber Reinheit der Tonkunst.
vermogte; und deshalb wollen wir denn auchunseni
Lesern dringend empfehlen , dass sie sich durch
unsere, mehr das kurze Zusammen fassen des We-
sentlichsten, als die schönen Binzeinheiten beach-
tenden, und dadurch natürlich zum Thcil ziem-
lich trockenen Auszüge, ja nicht, wie sonst wohl
zu geschehen pflogt, der Mühe enthoben glau-
ben, das so anziehende Schriftchen selbst zu le-
sen; sie würden sich dadurch nicht nur des so
eben von uns gerühmten Vergnügens berauben ,
sondern auch noch der Freude, mit eignen Augen
zu schauen, wie lebhaft selbst die allerausgezeich-
neteslen Männer aus andern Fachern für die an-
sprechendste aller Künste erglühen.
Druolt *) und Papier sind,' dem uns vorliegen-
den Exemplare nach zu urlheilen , sehr elegant
und das Ganze mit einem schönen Brustbilde Pa-
lestrina's geschmückt.
Di; Redau,
*) 5eiie77, Z.i v. u. ist, statt „immer billig xut™, ohne
Zweifel zu lesen: immer S Ieich gut, — und auch
der rjfifii (irwälmtc ,,<lllmüriiT)!;t- l!asis;iiir,er" ist wnhi
nur durrh einen llruckl'elik'r' zu dem T'nidirale ,,M-
in Ii cli Iii;" Malt „mächtig' ^eliouuricii. Ii 11! !■ mählich
trügt der Setzer flucti die Schuld der Vertan schling
des „inneren oder ;;cki ijir.ii 1 - I orlsulircilcns der Kunst
„mitdemmateriellcn",S.3g, Z.i4, (vorstehend S. 76).
Berichtigung.
In mehren Exemplare» des 7. Heftes der Cacilia, wel-
ches nicht in unserer gevü Indiek en Drucherei gedruckt
werden kunutc , isl .Ulf Seile ;X\ unleii, slalt: „Auch
noch keinem meiner vor - arheitcr ;i . zu lesen ; „meiner
verehrten Mitarheiler." Derlei dien S. ifa, 2. 4 ""d 5,
statt: „verhbönt, . . . vcrslmrit" ist EU lesen: „verhöhnt
. . . vorsühnt." Ferner, ebenda«. Z. 3. v. u. „dann 1 ' st.
„denn."
Bat nächste He/t wird muthmailich erst im August est-
gt'ibm wirdiri. . ^^^^^^
Friederich Schneider' s Ansichten
. über
seine Compositiou des Oratorium
die Sükdflut.*)
Ist es wohl überhaupt möglich, dass der Compo-'
nist, über Alles was er schrieb, das Wie und
Warum genau angeben Itau«'* — ist allen einzel-
nen Theilen einer solchen umfangreichen Arbeit,
•) Selbst-Anz
reu gekonnnei
liEilten, iliee Iii. im i si-uiM iiiizitiwigvii. üu senr dun
solches Gefühl schätzen ist, wenn es sich auf
ein Selbsturlhe! oder Rar Sclbsllob bezieht, sc we-
■ug auf die Mose Altrip
'äs im Buch enthalten ist,
■ deren Liebt erschiene, alt wirklich* der' &l"Tsti
Kicmand .kennt ein Buch besser als der Verfasser
selbst, niemanden liann man zumitthcn, dass er, um
■ ein Bucli 7,iu bouriheili'ii, sich seil ganz, und »ar hin-
ein studieren, dass er alle Seilen und "Winkel des-
selben vollkommen keimen lerne, niemanden kann
man mmuthen, dass er sieh alle nöthige Mühe ge-
ben soll, sein Drtheil so genau abzuwägen , damit
nie Ii /.uiiel mnl niehLs imtenii; int, nii-ik.n'.ileii end-
lich kann man Kumutlun. d.iss er, wenn Fehler HU
tadeln sind, -,ci< n U :,-„ erkundige, oh sieh der Vfr
nicht in V'erhii ^tni^seii lu'lin'U;, die ihm, oder we-
nigst grade jetzt schaden, ohne dass er eben solchen
Schaden verdient hätte. Das Urthel eines Fremden
kann daher inrul vtillli men (■■rrnclit sfvn.
Auch weiss niemand l'uliler eines Bucha bes-
ser als der Vfr selbst; und es gehört wahrlich nur
eine sehr l;eririj;e Sei l>M i crlau^nunf; da all , sie oll'eu
einzugestehen : einmal weil CS ja doch kein Fehler
ist, Fehler ?.u machen, mich weniger einer, sie an-
zuerkennen ; da diese. \ ielmclir von grosserer Kennt-
niss zeugt, als im Buch selbst niedergelegt ist. Itt
Chili» 3. Samt, H.fi i., ' 7
90 Ueber Fr. Schneiders Sündßut.
wenn auch der Plan des Ganzen vor dem Beginnen
der Arbeit wohl bedacht und erwogen seyn muss,
jedesmal eine solche Reflexion vorangegangen,
da ss sich der Componist Idar das Grundes, warum
er so und nicht anders schrieb , bewusst war
und solches durch Worte deutlich machen Itann? —
Ich wenigstens fühle mich hierin zu schwach; —
auch ein Buch etwas, so wird es durch Anerken-
nung der Friller nieht etua unLi-.Tin-hlmr , sondern
selbst brauchbar. So Italien vAr allerdings, dass un-
sere NaUrrrjesiliiehte etwas sej*, da sie alle Tbiere
cnlbält, die nur irgend mcrli würdig sind, und da
sie oin slrciis wis-cnsehnülielL diLrei^cliilirles n a-
türliches Svslcin ist; aber eben drsswegen wim-
melt sie vi. ii I eiileni, iiiidicr in denen iitdsts steht,
kimneii l-.eine L'eiili'r Haben, und die iiatli dp in ril-
len Stlil enilri an geordnet sind,' bieten der Hritik
nichts iScucs inelir. Mir sind ii !jv!w n!>r , da'.s nie-
mand im Stande ist. um jene leider so lierjiiszuün-
rlen . nie wir sie ti-imcn. und sie r;ele-i: nil ieli dar-
legen «erden: denn niemand wird 6 volle Jahre
lang alle Quellen nacliscldagcn und naehstudiren ,
wie wir zur Ausarbeitung dieses Werks geiliaii
Dann lclirt uns ja da» Dascyn dieser Einrichtung
in (5 ii 1 1 i n s c n , wo jeder Ducent sein Buch selbst
anzeigt, dass sie rtillhoromner dein Zweck der Lite-
ratur entspricht, als wenn biiiss Fremde Fremdes
rcr rasieren. Ks Iiaiin keiner sieh selb.'- 1 lullen, olme
sieh laeherlich zu machen, da alle "Welt weiss, dass
der Göttiiiger Doceut sich in der Göttin eer Zei-
tung selbst anzeigt. Ilci uns ist ja derselbe Fall:
der Vir muss sich nennen. Er soll steh auch nicht
receiisieren, sondern nur anheben, was der w e se n l-
licUe Inhalt seines Ihirhs sev, was er i-ij-eiillieh da-
mit beabsichtige, was v.v wirLlich errcitul sin haben
glaubt, und wie er wünscht, dass es angesehen
werden soll, hui'ts, er soll itn Cnimle nur eine \ u r-
rede dazu in der Isis Ho fern. — Dieses, denken
wir, wird hinreichen, den Wahn zu benehmen,
als wäre das Anzeigen seines eigenen Bu-
ches ein S el b st]ireiscn, und mithin unziem-
(6 k e n in s. Isis, I, 4°- Vergl. das Programm der -
lieber Fr. Schneiders Sündflut. 91
auch ist die Art, wie ich nun einmal zu arbeiten
gewohnt bin, nicht dazu geeignet, dies Resultat
herbeizuführen. — Diese ist nemlich so, und an-
ders kann ich wahrlich nicht ! — Glaube ich, den
Text eines solchen Werks in allen seinen Thei-
len und in seinem ganzen Zusammenhange gefasst
und in mich vollständig aufgenommen zu haben,
so finden sich von seihst musikalische Anklänge
in meinem Inneren. Dann setze ich mich, nach-
dem ich mir vom Ganzen ein musikalisches Bild
entworfen habe , getrost hin. — Habe ich den
Anfang einmal gefunden, dann erfüllt die Arbeit
so durch und durch mein ganzes Sevn , dass ich
ununterbrochen daran zu arbeiten gezwungen
werde; denn auf alle Wege, in alle Berufst rheiten
hinein, begleitet mich dann der zu bearbeitende
Gegenstand. — Darum arbeite ich schnell, so-
bald ich einmal von dem Gegenstand ergriffen bin.
Dass also manches nicht mit der sorgfältig vorher
abgemessenen Ruhe, welche sich genau aller
Gründe, warum etwas geschieht oder nicht ge-
schieht, bewusst ist, geschrieben worden seyn
muss, geht daraus Idar hervor, und nach meiner
völligen Ueberzeugung wird dies auch bei andern
Componisten wohl derselbe Fall seyn. —
Meine Ansicht aber über das Qanze überhaupt
und über das Einzelne, so weit es sich mir
klar entwickelt hat., will ich versuchen darzu-
Der Dichter der Sündflut hat das Oratorium,
wie es auch wohl nicht anders seyn konnte, in drei
92 Veher Fr. Schneiders Sümlßut.
Theile getrennt, die alle für sich einen verschie-
denen Charakter haben. Der erste Tlieil umfasst
die Strafe des durch die Sünde verderbten Ge-
schlechts Der zweite Theii begreift die Freude
der Geretteten, welche aber eine andächtige
fromme Freude ist, die auch die Untergegan-
genen beklagt. — Im dritten Theile begrüsst die
gereuete Schaar die Erde und stimmt Dankgesänga
an.
Darum hat die Coroposition des ersten Theils
ein etwas düsteres Kolorit; doch glaube ich, dass
die harmonischen Massen, durch angenehme, sanf-
tere melodische Formen, da wo es nur immer
der Text zuliess, in gehörigem Kontrast» stehen,
und daüurck die Abwechslung hervorgeht, die
zum guten Effekt nothwendig ist. —
Der zweite Theil ist ganz idyllischer Natur und
nur am Schluss erhebt sich das in innere Lust
bewegte freudige Gereuth zu lauter Dankesan-
betung, —
Im dritten Theile, wo die Chöre der Engel in den
Lobgesang des Höchsten einstimmen , musste der
Anfang einen höhereu , ernsteren Charakter an-
kündigen. Naoh einigen sanfteren Sätzen wird
das Herannahen der Gottheit verkündigt, und
nun sollte die Begeisterung am höchsten gestei-
gert werden, — Drei verschieden« Chöre treten
nach einander ein, die sich in einander verflechten,
bis sie sich in „Singt Sein Lob durch tille Zeit«
Veber Fr. Schneiders Sündflut. 93
in Einen Gesang vereinigen. — Dass mir diese Stei-
gerung, welche iiiclit ohne Schwierigkeit war,
nicht ganz misslungen ist, davon tat die Auffüh-
rung iu Cöln Beleg gewesen.
Das ganze Werk besteht meist aus Choren, "
und musste wohl vom Dichter so*angeordnet soin,-
denn wo ein ganzes Geschlecht vergeht, kann
wohl nicht die Klage eines Einzelnen beachtet
werden. — Durch den verschiedenartigen Cha-
rakter in den Chören, ist auch wohl für diejenige
Abwechslung gesorgt, die ein solches Werk uoth-
wendig bedingt, und das Gemiith des Zuhörers
Hat Rullepunkte genug. Der Ausspruch pi rthei-
losei* Zuhörer in Cöln, welche sich blos dem
Eindrucke hingaben', hat dies mich genugsam be-
stätigt. —
Was die Anwendung der Kunstmittcl be-
trifft, so hatte ich bei meiner Arbeit vorzüglich -
im Auge, möglichst einfach iiiid klar zu schrei-
ben, den Gesang in alle» einzelnen Stimmen,
seihst in den Fugen, immer gesangmassig erschei-
nen zu lassen, so dass er, wie er die* freilich
immer sollte, leicht singbar sei; — die Instru-
menta Ibegleitung ist eben Falls einfach beliandelt,
durchaus keine kleinen Figuren, da wo Kraft
wirken soll. Ueberhaupt hatte ich auch den
Zweck vor Augen, wozu dies Oraiorium zunächst
geschrieben wurde, nümlich für die Aufführung dos
niederrlieinfcchen Musik verein«, wohui 300 Singer
und 200 lustrumentisten wirken sollten. — Der
94 Veher Fr. Schneiders Sündßut.
in jeder Hinsicht äusserst günstige Erfolg in Cöln
hat es beniesen, dass ich nicht ganz Unrecht
geil ab t habe. —
Dass Manches in der Partitur anders aussieht
• ab im Klavierauszuge, der doch nur mageres Ske-
lett ist, darf ich ■nicht erst sagen.
In den Fugen habe ich mir bisweilen Freihei-
ten genommen, welche vielleicht von mehreren,
die unbedingt an Authoriüiten hängen, getadelt
werden dürften. Will man sie nicht als wahre
Fugen annehmen, so sei es darum! wenn man sie
nur nicht als Musiiistücke überhaupt für unbe-
deutend hält, mag man sie für streng , oder nicht
strenghalten: mich soll dies nicht kümmern. Durch
die freien Schlüsse der Fuge« habe ich gesucht,
auch diejenigen der Zuhörer ins Interesse zu zie-
hen, die eben sonst keine sonderliche. Freude an
Fugen haben.
Noch bemerke ich schliesslich, weil, wenn
man die Iniroduclion durchgeht, bevor maft
das übrige Werk kennt , dies ' wohl nicht be-
merldich seyn könnte, dass ich im Verfolge der-
Einleitung die Melodie der für die Menschen bit-
tenden Engel und das Thema der Fuge: „Heiliges
„Recht übt der da sein wird", eingewebt habe.
•
Mehr wüssto ich über mein Werft nicht zu sa-
gen. Wenn m,-;n es der Mühe werlh hiilt, das Gan-
ze recht genau durchzusehen, so wird man finden,
Digitized Dy Google
Veber Fr. Schneiders Sündflut. 95
ob ich meinen Zweck erreicht, ob ich die rech-
ten Mittel gebraucht und ob ich überhaupt et-
was geleistet habe, was des Schreibens wertb
war, oder nicht. Vielleicht darf ich hoffen,
dass da* etwaige Gute, was ich geliefert habe, dar-
um mit desto mehr Anerkennung aufgenommen,
und das Verfehlte mit desto mehr Nachsicht heur-
theill werde, weil dieses Feld jetzt eben nicht
allzu sehr bebaut ist, und man in einer unbebau-
ten Gegend mit desto grösserer Freude und Liehe
ein hie und da wieder aufkeimendes Blümchen,
oder einen tragenden Fruchthalm aufnimmt.
Es soll mich freuen, wenn meine Arbeit nicht
für ganz zwecklos gehalten wird, damit ich meine
geringen Kräfte fernerhin für dieses Fach ver-
wende , wozu ich mich am meisten berufen fühle,
und darin am liebsten arbeite; denn wie die Sa-
chen «1>eu jetzt stehen, ist eine gute Aufnahme,
die ein Werk solcher Gattung findet, das Einzige
was den Künstler erfreuen und zu neuer Kraft
antreiben 1 kann; und ich danke Gott, dass er mir
den Sinn gegeben hat, dass ich nur dieses für
das Höchste halte und stets halten werde.
l'ritdeikh Sthneidar.
Nachschrift
CTc. Wtb,r.
?tir, dem der vorstehende Aufsatz zur Bcli.iniihnaclmng
anvertraut worden *), mir sei, da der II, Verf. selbst
•) Siehe Cacilia i. Bd. (Heft 4,) S. 363 und 3. Bd.
(lieft 9,) S. /,3 f.)
96 Veber Fr. Schneiders Sünriflut.
es nur 10 sparsam Ihut, es erlaubt, noch Einiges Uber die
Gelungenheit de» Werltes an sich selber beizufügen.
Ich glaube in dieser Hinsicht fürs Erste nicht ganz in
«las günstige Zeugnis einstimmen iu dürfen, welches der
verehrte Tonsctier seinem Dichter crtheilt, und dadurch,
wohl alliugrossmüthig, schon im Voraus einen Thuil des
dem Werke gewordenen Beifalles ihm zuwenden will ,
indes* wohl weit eher zu sagen ist, dass einige Unvollstän-
digheit dieses Beifalles grösstenteils auf Rechnung des
Dichters gesetzt werden müsse.
Schon was die Wohl des Stoffes betrifft . so wer es
wohl schon von vorne herein nicht ganz besonders gut aus.
gedacht, dem Componistcn des Weltgerichtes, gleich
tu seinem folgenden Oratorium wieder eine \\ 'clLirrslö-
rungs-Szcnc, eine Sündfiut zu bieten, und ihn dadurch
ordentlich zum musikalischen Weltzerstörer, so wie erst
durch Feuer, nun auch durch Wasser iu stempeln.
Fürs Andere aber hat der Dichter aus diesem Stoffe
Auch bei weitem nicht das Interesse gciogcn, welches er
jedenfalls hätte gewahren hörnten.
Es scheint dieser Vorwurf, auch abgesehen von der
poetischen A u s f üb r u d g ') sich schon aus der Betrachtung
') Sollte auf die Würdigung des Einzelnen einge-
gangen werden, so würde auch in diesem FunSte
Mancherlei heraii.siufieben sein, was hier ohne aus-
führliche' Hiige gelassen wird , z.B. unter mehre m
Anderen, Ausdrücke isic : ..In Lust entbrannt wan-
delt es" (das Fleisch) „auf breiten Strassen.
„Durch ilcs Hosi'n M.-iciit .^'hannl." — „liringe Frie-
den joder Hütte, Segen jedem sauren behweiss";
Hochpoetisehe iur' recht' alltäglichen Prosa herab-
ziehende Vergleichen des Hegenhogcns als Zei-
clicn des Bundes, mit einem — bunt gewirkten
Bande! „O vfonii einlies Zeichen, das uns der
„Herr gesandt, den Frie den slmss zu reichen,
„in buntgcmrhtem Band"; — die gant unrichtige
Oigitized ö/ Google
Veber Fr. Schneiders Silndflut, 97
der Dorste II ungsform überhaupt, so wie auch der Anord-
nung des Ganzen , zu rechtfertigen.
Was nämlich zuerst die Darstellung! form angeht, so
äussert sich in dem ganzen Verlauf ein auffallender Man-
gel an Handlung, indem der Dichter, an die Stelle
der lebendigen und gewissermasen dramatischen Handlung,
welche man im Oratorium vor sich vorübergehen m se-
het] gewohnt ist und mit Recht fodert, überall nur Be-
schreibung, Erzählungen, Schilderung — oft nur hau m
merkbare Andeutung de» Vorganges giebt , mit weit
ausgedehnten Reflexionen, untermischt.
Im ersten der drei Theile, au« denen das Ganze be-
steht, höron wir in Kr. i, a, 3, 4, Engel und Erzengel
mit Bedaucrnis verkünden, dass.der Herr, den es ge-
reuet, das Menschengeschlecht geschaffen iu haben,'
es wieder zu vortilgen beschlossen. „Offen stehn
der Erde Schlünde " singt uns ein Erzengel in einer
Arie , und daraus müssen wir entnehmen, dass die bisher
nur i erkundete Zerstörung dermal wirklich begonnen
hat; uud das Gefühl eines Jeden findet wohl das Eintreten
der Hauptkatastrophe auf solche Weise nicht.' mit hinrei-
chender Bedeutenheii bezeichnet. So weit os möglich war,
hat der Ton setzer diesem Uebelstaiide ab, und sich ,
so gut es gehen will , damit beholfen, das wirkliche Her-
einbrechen uud Auf- und Abwogen der Fluten durch
eine rauschend fortlaufende, auf: und ab wogende Triolcn-
begleitung der Arie, (freilich ziemlich auf Hosten der Ver-
nelimbarkeil der Singstimme) anzudeuten.
Phrase: die Ertränkten seien gestorben „zur Er-
„lösung dem gesunkenen Geschlecht," — und am
Endo des Ganzen (Ins, ditrcli die Lnge der Sache
gar nicht motivirto Anbringen der bekannten em-
phatischen Phrase: Grab, ' wn isl dein Sieg? wo
ist dein Pfeil, o Tod? — ; nebst dem der Aulruf an
die Völker alle, Gott zu loben, da doch die
Völker alle so eben ertrunken und noch keine
neuen Völker alle wieder aufgesprossen sind, u. s. n.
98 Veber Fr. Schneiders Sündflut.
Im Übrigen giebt uns der Dichter in diesem gamen o
ttenTheile weiter nichts mehr, ab Betrachtungen d
„■nie streng sind die Gericht!
„erreicht. Vor des Richters A
„stral entweicht". — Von dem
geringsten Laut, heinau Ang*
Weh," weder in Masse, noch,
game Menschengeschlecht hat
ganzen j\ ! n ■. t- n t- r ) ^ t- ü <■ 1 1 1 r: t- Ii U~ Imlicli niciit einleuchten
konnte, sich gono titigt sah, da ihm sein Dichter nun ein-
mal heine jVIcn sehen worlc zu Menschcncliüren, gegeben
hatte, sogar einen — blasen In s trum ental sa Iz
(!) mit.der Ücberscurift: „Kr. 7. Instrumintalsatz, dü
„Fersweißung der Untergehenden bezeichnend 1 ', iwisthen
die sonst ununterbrochen fortwährenden Betrachtungen
der guten und hosen Kugel Mr. 4 i ä, 6, 8, cüijuschic-
ben, und also, mitten in einem grossen, ja oft dreichuri-
geu Grsntigv.crhe . sich mit einer blos instrumentale 11
Tonmalerei des lautesten Jammers der gesammten Mensch-
lieit liüninicrliih 7.11 behelfcn; — wornächst ihn sein Dich-
ter dann wieder mit Teitwortcn iu einem moralisch be-
trachtenden Sclilusscliore der Lngel freigebig versieht.
So ist nun der erste Haupttheil, nämlich die ganze;
Sfindflnt selbst, im ersten Theilc abgethan, und ohne
eigentliche gegenwärtige Handlung , durch hlose Be-
trachtungen und Schilderungen nhgethan, durcli welche
wir übrigens nicht einmal erfahren haben, — dass ei-
nige Auserwäiilte gerettet worden t>ind; vielmehr be-
Dicjiiized ö/ Google
Veber Fr. Schneiders Siindßut. 99
theuerte man uns überall bisher das Gegentlicil : „Von
„der Erde will Er raffen Alles was sich regt" — „Alles
„Gehörne ewiglich wird Er es tilgen" ■ — „Ewig ver-
schwindet das liebliche Mild der blühenden Erde" — „Nie
„mehr erschallen bei dem Altäre jubelnde Saiten" u. dgl.
Als Eröffnung des zweiten Tbcilcs hören wir einen
Chor die Worte singen : „ Singt Jchova Danhes Lieder,
„der ... aus den Wogen uns erhob!", und die ücber-
srhrift sagt uns , es seien dies die Stimmen verschiede,
ner in einer Arche (man weiss nicht wie und warum,)
geretteter Personen,
Schön , anmuthig, froh und lieblich hat der TonscUcr
diesen Chor gehalten, und dass er ihn, nur Unterscheidung
des Menschlichen von dem bisherigen Uriiermcn.sr Miellen,
in minder erhobenen Sljle gehalten, kann man ebenfalls nur
billigen: allein die Haltung des Ton Stückes scheint mir am
Ende doch allzu gcmüthlich; es ist der Ton einer unbe-
fangen und behaglich heiteren Gesellschaft, indes» meinem,
und wohl eines Jeden Gefühle nach, ein Danliruf für die
Rettung aus su ;;r;iu!'l ielieni ün Ier:;.uu;, mit er solchen, un-
ter Anderem doch auch mi einiger Wehmuth über das
Schicksal der' untergegangenen übrigen Menschheit ver-
anlassenden Umständen und Umgebungen, wie wir tiiii
hei der noch in der Arche, zwischen zahllosen modern-
den Leichen, anf den Finthen treibenden Familie dcnlien
müssen, sich nohl ganz anders, eis in solchem ungetrübt
fröhlichen Tone aussprechen müsste. Zwar enthalten
die folgenden Kuinern 10, 11 und Ii schon ernstere Be-
trachtungen , und unter Andern auch Vermal mutigen der
Engel an die Geretteten , und fromme Wünsche für dia
Seelen der Verstorbenen: allein jene allzu harmlos lu-
stige Heiterheit hätte gar nicht laut werden sollen, und
am allerwenigsten' noeli beim Aubliclie all des Gräuels
der Verwüstung, — höchstens etwa späterhin, nachdem
dieselbe wenigsl ens ehiigenn.isen w ieder verseh wunden
und vergessen gewesen.
100 Veber Fr. Schneiders Sündflut.
Mit den erwähnten verschiedenen Betrachtungen geht
übrigens wieder die ganze zweite Abtheilung hin , und
«war ohne dass wir an Etwas errathen können , ob die
Gesellschaft sich mittlerweile ausschifft , oder ob sie,
fortwährend singend, unbeweglich in der Arche sitzen
bleibt und fortwährend schwimmt — -
Letzteres war aber in der That der Fall, denn der
zweite Theil schliesst, und der dritte beginnt, und noch
befindet sich, (welche Dehnung!) Alles singend an Bord.
„Von des Albaums Laube bringt ein Liebespfand uns
„die Friedens - Taube" singen endlich iN'oas Kinder im
Teriett Nr. 14, (ein wundert leb lieh es Tonstücli, im Stile
lon Ha wliis idyllischem Sciiüpfiuigslerxctlu ; „In holder
„Anmuth slehn, mit jungem Grün geschmückt, die wogi-
„gen Hügel da",) ,4-dur, andie. con moto, =J ; und nun
können wir, die es aus der h. Schrift wissen, errathen,
dass es Jelzl endlich liakl ans AudscliÜFcn gehen werde.
Unter Ri'griibngrnsi-Iiimmcr veyliündeo ilrn Geretteten
die Engel den neuen Bund. „Betet an!" rufen sie ihnen
demnächst zu, „Er wird Hahn 1 .', : . . „Von Sternen be-
kränzt, von Blitzen umglänit, wird die Wollten Er
„trennen."
So verbändet uns also der Dichter die höchste aller
Szenen, das wirkliche Erscheinen der Gottheit.
Sie eröffnet sich durch einen Dreichor- von Engeln,
welche, dem Allcirliiidisu-n ,. I (eilig „Ilallelnja !" , und
„Hosianna!" singend, nur erst voranEUScliwcbcn schei-
nen: allein gleich ihr zweites Wort: „Schaut, wie Er
„in Majestät über Erd und Himmel steht!" lässt uns wie-
der errathen, dass Gottes Herrlichkeit bereits gegenwartig
erschienen ist, und Lobgesänge der Engel und Menschen
in Chören, mit Solostimmen untermischt, beschliessen
das Game mit den Worten; „Die Völker alle sollen Ihn
„loben mit J ubel schalle ! Denn erhaben steht sein Er-
Veber Fr. Schneiders Sundflut.' 101
„barmen unter uns Armen , Seine Wahrheit thronet in
„heiliger Klarheit." — ! „Preiset Welten Jehova'a Namen
„und Seine Liebe in Ewigkeit. Amen! 1 ' —
So schon und glücklich als es nur immer möglich war,
hat der Tonsetzer diese Sieuen aufgefasst und gehalten.
Heiliges Grauen verbreitet die Verkündigung des Seraphs:
„Betet an, Er wird nah'n , den ftamen nicht nennen" ,
U. 9. tr. mit der charakt arischen Instrumentation erst von
lauter tiefen, dfcnn , beim Hinfallen des Cherub*« , von
hohen Blasinstrumenten ; und im darauffolgenden drei-
chörigen „Heilig" Est der ätherische Tomauber des Auf-
einander folgens blos der mannigfaltigsten Dreiklänge, mit-
unter ans bedeutend entlegenen Tonarten, ungefähr im
Style herrlicher Meister des XVI. Jahrhunderts, von der
erhebendsten Wirkung, Ich kann es mir nicht versagen,
diese Stellen den Lesern in ihrem Zusammenhang durch
beifolgendes Notenblatt mit der ganzen Instrumentation
vii nu führen, bis üum Anfange des Chors der Engel und
Mengchen; „Singt Sein Lob durch alle Zeit!" welcher,
unterbrochen von kurzen Zwischensätzen , erst des Noa,
dann einer Altstimme, zweimal, und jedesmal neu er-
hebend, wiederkehrt, und dann, nach cinom Sopransolo,
in den wirkungsvollen allgemeinen Schlusschor übergeht.
Gfr. JPUtr.
102
Die Quellen.
Dem Künstler.
Strömt die Quelle dir wild , so sich" dem Waldstrom
gewachsen,
Sprühende Wogen erfasst Kräftiger Math in dem
Helm;
Rieselt sie freundlich plaudernd, so l<oso mit der iic-
' Plätscherndes Silber erfreut reines Gcmüth in der
. Brust:
Doch versiegt der tosende Horn, die schwätzende
Quelle,
Hebe zum Himmel den Blich , Irago dein Dürsten
zum Grab.
Chr. Graf v. Benzel- Stenum.
31 eine Ansichten
Com position des Requiem
*
überhaupt, und mit Beziehung auf
mein Requiem
für mannliche Singstiinmen, Alttlolcn und Bässe, iwei
Ilöriior, Faulte, und ohYr^U: Or-d. i.. t l-. r statt der Orjrol
nvri tJia.-JHCtte und zwei' l'.iynllü,! Tr'.ij.iüMei., l^s.tum'i,
undConlrnfagolta«//»., Up. »4, Partitur mit beigefügtem
CJavier.iussuge , und Ionischem und lateinischem Texte.
O f f e nbacli bei A n <1 r e, 4 fl. 3o kr. ■— Dasselbe Werk
liir -i'c-Iiiiliii!iiii-;C[) Our, mid erosürs Oiilifitei' ,
HUpt. Maina bei Schott. 0 fl. 45 kr.
FonColt/ritJ Wtltr.
Sehen in frühen Junglingsjaliren von der lebhaf-
testen Empfänglichkeit für religiöse Musik durch-
drungen, erschien mir insbesondere und vorzüg-
lich die Compositiou eines Requiem, einer re-
ligiösen Feiet* dos II intriUes. llicui'er Personen
oder des Andenkens nn dieselben, verbunden mit
frommer Füi'bilte und tröstlicher, die gebeugte See-
Ii: wieder cii'.riorrid.l.eiiüur Zuversicht dereiiistigeii
Wiedersehens in jenem glückseligeren Zustande,
zu welchem wir uns die Verklärten so gerne er-
hoben denken, . — die Ausführung dieser, die höch-
sten, theuersten und zartesten Interessen des mensch-
lichen Herzens anregenden und in sich fassenden
Idee erschien mir von jeher als einer der aller-
anz i ehe ndsten Gegenstande der Tondichtung, und
der Gedanke, in diesem Fache Etwas zu leisten,
als einer meiner schönsten Lieblings träume. — -
IQi Heber OJ'r. Webers Requiem
Geweckt durch tief rührende , mächtig ergrei-
fende und erschütternde Züge desMozartsc hen
Requiem, bildete sich diese Neigung und Vorliebe
für diesen Stoff mit jedem Jahre lebhafter und ent-
schiedener aus, und so von der wärmsten Liebe zum
Gegenstande nachhaltig durchdrungen, schrieb ich
in verschiedenen, ja sehr verschiedenen, zum Theil
auf den Gegenstand ziemlich bezae blichen Lebens-
Epochen, mehre Compositionen , deren jede ich
jedoch, kaum vollendet, jedesmal bald wieder als
ungenügend uud des hochpoetischen Stoffes un-
werth , verwarf und beseitigte.
Indessen konnte es doch nicht fehlen, dass solch
beharrlich wiederkehrendes Beschäftigen mit dem
Lieblingsgegenstande meine Ideen über denselben
immer mehr zur Klarheit bringen, und mein Ge-
fühl dafür schürfen und läutern musste. Als
Erzeugnis der also stet und langjährig gestei-
gerten ErwHrmung", entstand endlich der durch
die Überschrift des gegenwärtigen Aufsatzes ange-
zeigte Versuch, den menschlich und künstlerisch
so anziehenden hochtragischen Gegenstand auf eine,
meinem Ideale nicht allzu unähnliche Weise in
Tönen auszusprechen , — so wie die Betrachtun-
gen, welche ich hier zur Prüfung derjenigen aus-
stelle, welche Beruf und Sinn für Gegenstände die-
ser Art in sich tragen. .
Ich beginne I.) mit einigen näheren Betrachtun-
gen über den Text des Requiem, welchen ich
dann IL) eine Erörterung meiner Behand-
Ueber GJr. Webers Requiem. 105
lung des besprochenen Stoffes, sowohl im Allge-
meinen, als auch III.) im Besonderen folgen lasse.
I.) Ansicht vom JJeytii'em überhaupt
Um über die Composition eines Requiem zu spre-
chen, um ss man wohl vor Allem fragen: was
ist der Sinn des Ganzen? was seine Bestimmung?
kurz: was will Überhaupt ein Requiem'" 1 .
Man erwäge zu dem Ende vor allem den Text. —
Er besteht aus fünf H.iuptthcilen, deren Inhalt
ich summarisch hier aufzählen will:
1.) „B.cquiem» t ein Gebet, im Wesentlichen
des Inhalts : Gott ! schenke den (dem , der)
Todten den ewigen Frieden.
20 „Dies irrte", eine Betrachtung des
jüngsten Gerichtes, des Inhalts : Ein Tag wird
kommen, der die Welt in Asche verwan-
delt. Wie fürchterlich wird er sein! — Wie
werde ich da bestehen im Gerichte? — Scho-
ne meiner an jenem Tage, o Herr ! — scho-
ne auch anderer Frommen!- u. s. w.
3. ) „DoHi/ne", wieder ein Gebet für die
Gestorbenen.
4. ) „Sanctus", ein Ausruf: Heilig ist Gott!
Hosanna Ihm! Gebenedeit sei, der da kommt
im Namen des Herrn!
5-) »Agnus Bei", ein Gebet: Lamm Gottes!
gieb ihm (ihr, ihnen) ewigen Frieden , im
Kreise deiner Auser wühlten.
Guilii 3. B«J, H.Ii lt. 8
106 Veber Gfr. Weiers Requiem.
Vor Allem dringt sich nun (wenigstens mir,
obgleich meines Wissens diese Frage noch von
Niemanden ausgesprochen worden,) gleich von vor-
ne an die Frage auf: wen soll man sich hier als
sprechende Person (oder Personen) denken? Will
man sich unter dem die Textes wo rte vortragenden
Sängerchore die Trauemden selbst, —die Ge-
meine vorstellen, welche um die verlornen Lieben
klagt und für sie betet? — oder sind es andere
Beter, welche jenen gleichsam vorbeLen und vor-,
oder mitempfinden, (wie dies denn in der Kirche
eigentlich in der That der Fall ist)? — Der In-
halt des Textes begünstigt* wie die vorstehende
Skizze desselben zeigt , wenigstens nicht mehr
die eine Ansicht, als die andere. — 'Allein in ei-
nem ganz andern 'J ona nuiss iMiiirlit licrwL'isc die
Musik gehalten werden, je nachdem man die
erste, oder aber die zweite zum Grunde legt:
jene erste heischt den Ausdruck eigener Trau-
er — etwa auch noch den der Ergebung Agl. :
die letztere- lagst den Ton bald freundlicher Trö-
stung, bald auch ernster Ermahnung zur Stark-
routh und Ergebung zu.
Eine zweite Betrachtung über die Beschaffen-
heit des 7l£ga/c»i-Textes ist wohl ebenfalls sehr er-
heblich.
Wer denselben jetnnl mit Aufmerksamkeit gele-
sen, dem muss es unangenehm aufgefallen sein,
dass die fünf Satze, aus denen er besteht, unter-
einander eigentlich in gai' keinem Sinnes -Zusam-
menhange stehen , ( wie uns dies wieder die obige
Weber Gfr. Webers Requiem.
107
Skizze zeigt. ) Keiner folgt aus dem vorhergehen-
den , und kein vorhergehender enthält die Veran-
lassung des folgenden ; sie stehen, (zumal ausser
der katholischen Kirche) eigentlich in gar keinem
Zusammenhange unter sich, sondern wie zusam-
mengewürfelt nebeneinander gereiht.
Im Übrigen enlhiilt der oftewähnte Text an
sich wollt Manches, was mir von hohem, religiös-
poetischem Werth e scheint. Dahin rechne ich z.
B. im Dies irae das herrliche Bild:
Tuba, mirum spargens lonum
Per npulchra reghnum,
Cogei om/tes ante thronum,
und:
Eine Posaune, gewaltigen
Klang durch die Gräber der
Länder verbreitend, wird
Alle vor den Thron foltern.
Mors sluptba et natura. Der Tod und die Natur wer-
Cum resurret creatura den s,flunc "» wenn das Ge-
j b j ; suliipf auferstehen »ird ,
n i retponsura, dem ßi cht er Hede iu stehen.
Allein höchst unangenehmer Weise findet sich
oft, dicht liehen solchen schönen Bildern, auch
wieder manche höchst elende Münchsreimerei,
z. B. fast der ganze übrige Test des Dies irae,
— das erbärmliche
„tantul lahor non tit casiai"
das niederträchtig egoistische i
Confuaiii mahdütU, hast du erst dio Verdamm-
ten niedergeschmettert und
Flammis acribus addklis — den verzehrenden Flammen
— Vota mt cum btneäietit, mich mit den Au sei- wühlten.
108 Ueher Gfr. Webers Requiem.
und das prosaische :
„Tuiuitipe pro tmimahus iL Empfange Du für diejenigen
„Iii, quarumkodie memoriam Seelen, deren Gedächtnis wir
lt facimui — beute begehen —
So erscheint also der Ritualtext des Requiem
zwar, seiner Grund heslimmting und Grundidee nach,
als ein hochpoetischer Gegenstand, der Ausführung
nach »her als durcli gar Mancherlei entstellt und
nur in einzelnen Theileu gelungen und anzie-
hend.
11. ~) Nach diesen allgemeinen Betrachtungen
über den Stoff, sei mir nun erlaubt., mich über
meine Composition, und zwar vor Allem
über den Gesichtspunkt aus welchem ich sie
coneipirt, und aus welchem ich sie verstanden und
empfunden wissen mögte, etwas näher auszu-
sprechen.
Fürs Erste habe ich mir die Freiheit genom-
men , ( welche mir freilich von Orthodoxen viel-
leicht sehr verargt werden wird) — nicht grade
allen Text zu componiren , sondern Manches ,
und namentlich ganze Strophen des Dies irae ,
gradezu zu unterdrücken, wie z. E. das eben erst
erwähnte, mir nun einmal widerliche : „Confuta-
tts malerlictis", das ,,T« suseipe", und „Tantus
labor non sit cassus" u. dgl.
Sodann habe ich dem Mangel an befriedigen-
dem Zusammenhange der fünf Haupttheile des
Ritual-Textes dadurch, abzuhelfen gesucht, dass
ich zwischen jeden derselben einen ganz kurzen
Veber Gfr. Webers Requiem. 109
Choral eingelegt) dessen Inhalt das vorhergehen-
de Stück mit dem darauf folgenden möglichst in
Verbindung setzt, und dadurch das Ganze, auch
bei der Aufführung ausser dem Gattesdienste, zu
einem, auch dem inneren Zusammenhange nach,
wirklichen Ganzen macht. Zur Übersicht möge
der also verbundene Text mit meiner, dem latei-
nischen, so viel irgend möglich und nöthig war,
Sylbe für Sylbe und Note für Note angepasstea
teutschen Übersetzung hier stehen.
1. Requiem.
Requiem aetcritam dona tu , Friede den Entsrlilafncn !
Doaiint ! Schenke ihnen Himmels-
frieden , Ewiger!
Ei lux -ptTpilua luceat eis. Mit strahl' IIitipii Licht der
bessern Welt in Ewigkeit.
Kyrie eleison! Christe eltU Ewiger! wir flehen Dir: O
iohI segne sie! O Herr! crliü-
Choral.
Ach, und schone der Treuen ;
2- Dies i r a e.
Dies irae, ditt Uta, Tafi des Zornps! grosser
Sc Ii recke ns tag ,
Solvet saedum in faoilla. Wo die^Wclt icrstäulil in
Tuba, mirum Sparrens i
Per icpalchrii regionum, Durch die Graber der Ge-
schlechter ,
Coget omr.es ante thronum, \i>r di>s liiclilccs Thron die
Sünder ruft!
i Die l.iieinische Übersetzung habe ich erst sp;iier hin-
zugefügt. D. VJ,
HO Veber Gfr. Webers Requi,
Mors slujrcbit et nniur
Cum raurget crealura..
Jodicami respoiisura.
pUBntm trcmor est fut\
Quando judex
Cuncta stricte discusiarus I
Stanncnd wird der Tod es
Da ss die Todlcn auferstehen,
Iiirom Richte r sich iu stellen,
Zu erscheinen vor dem Weib
geeicht.
C Ii i
Allgeicoht bist Du,
Domini:, convoca ia reg,,
Tuo.)
3- Do
Domine Jesu Christel tibera
animai ßdelium defuneto-
rum Je poenis inferni, et
de profunda lacu, Libera
eas de ore leouis r
ii t n e.
Vaicr! oVater! vor Deinem
Throne liehen wir: rette
DeincGIanhigen, an jenem
grossen Morgen, vom ewi-
gen Tode, und ron des Ab-
grunds 0\i nfen , Vater, be-
wahre sie, die heute wir
beweinen. Bette Deine
Gläubigen vom PA1I1J des
Verderbens. Vater! Wah,
Choral.
Der Herr gab sie uns; der Herr nahm sie uns: des Her-
ren Kam' sei s;r!>,'i!(!;lini, (/Wr'i r:n Dunums , revoen-
vit eoi Dominus/ iic nomen Domini benedictum.)
4. S a n c t w s.
s Dominus, Heilig, heilig ist der Herr,
* irt Gotl ZeWth!
:1 erfüllet.
Herr !
HosannaDir, Allerhöchster!
OigitizedOy Google
lieber Gfr. Webers Requiem. Iii
Erden und Himntel erfüllet,
Herr !^ Deines Samens
Benedict«, qui venit In iwmi- Lob «nd Preis Dir, Du V*
iu Domüiii Ur dcrTodten und Leben-
Osanna in exeelsis 1 Hosaiina Dir, Allerhöchster !
Choral.
Ja heilig und gross bist Du; aber allcrharmend mich
waltet Deine Liehe. Sie leitet über Zeit und Gräber
hinauf aur Seligkeit, ^/»iö, sanetus es, Domine
rvfitthhri t
Agnus Hei
Agnus Dei, oai Collis picea- Jesu! hüre der Tlinder Ge-
I« mundil bete; Vater! hör uns an,
(»Du, der die Sauden von
Allen suluite, o höre der
Kinder Gebete ! Jesu! hör
Dona, eis rcquUm tempitcr- Sende ihnen Deinen Frieden,
nam ' _ V , Himmelsfricdcii —
camSanciis Tuisin aeternumi ra Deiner AnSqrwShlten
RequUm! Kreise! Friodo ihnen!
El lux verpetua tuceat lU ." F.s sind' ihnen Lifl" ■ k'i'bes-
' r sern Welt in Ewigkeit !
Rtnmehf aeternam dona eis, Friede ihnen, Himmelsfrie-
Ua/iiine! "Ci in Ewigheit!
Auf diese Art habe ich mir meinen Text ge-
wissermasen erst geschaffen , oder doch ziemlich
umgeschaffen, um ihn componiren zu können; *)
anders wäre mir's vielleicht unmöglich gewesen.
•) Ich weiss es reebt gut, und sogar ans eigener
Erfahrung, dass amtliche Oiisurbelnirden sogar den
Stich einer ftlcssuartitur verbieten, wenn dann
ein WurUhen dos Hilualtciies fehlt, i.idess es .Lyell
in den Kirchen selbst ganz orthodoi katholischer
Lander ganz hergebracht ist, bei Aufführung musi-
kalischer Messen an gewöhnlichen Sonntagen, wo
112 Veber Gfr. Webers 'Requiem.
Was die im Eingänge dieser Betrachtungen
CS. 106-) erwähnte Alternative betrifft, so habe
ich die Ansicht vorgezogen, mir die Singenden
nicht als die um einen th eueren Verstorbenen
trauernden Personen selbst, sondern als
betrachtenden, th eilnehm enden , mit- oder vorbe-
tenden und mitempfindenden Chorus zu denken,
und aus diesem Gesichtspunkte den Charakter und
Ausdruck seiner Gesiinge gegriffen.
Die Wahl, Mos männlicher Singstimmen, und
der eigenthtimlichen, eigens sparsamen und fast
man (Ins Hochamt etwas Immer abzufertigen liebt,
ganze Tonstiidie *u überspringen, wofür die Chor-
STiroehe sogar ilirc eigenen Ausdrücke hat, welche,
lürchcnsänger uml Inslriuneiitisleii als gäng und gäbe
sogleich vorstehen. Sei pflegt i. It. das Ciaria
gewöhnlich in eine Berne Tonstudio abgctlieilt
eu sein , deren erstes mit den Worten „Curia"
oder auch „£( in ferro" anzufangen pflegt, — > das
Ewcite etwa mit „Laudatio*", das dritte mit „Do-
rnige", u. a. w. — das leinte gewöhnlich mit „£>«£>-
niam'', oder „Cum sanno", oder auch blos „Amen."
Soll nun die musikalische Feier abgekürzt werden,
so ruft der Director oder Chorregent nuf- hun :
„Xacli Gloria, ("'uonram ! " oder „nach Gloria, Cum
XBFicto!" u. dgl. dasheisst: „vom ersten Satie gleich
auf den letzten gesprungen!" und damit sind auf
einmal etwa drei Viertel des Texte« aus der Mitte
herausgeschnitten , ohne dass ein Hahn danach
kräht. — Auf gleiche Weise hört man: „Nach Credo,
Et uitom!" womit plötzlich ans dem Bekenntnisse
des vollständigen Inbegriffes der Glaubenslehren,
der Glaube au Gott ili'n Selm, an sein Leiden und
Sterben, an den heiligen Geist und an die Kirche
herausgeworfen ist, u. dgl. — Solche rein will-
liiii'llche Sinn ■ um! ltcli^ionswidriglinten passiren
überall rügefrei: aber, i'nit Sinn und sorgfältigem
liedachte, sich aus dem mitunter chaotischen Jtitual-
leite eine zusammenhängende Auswahl iu bilden,-—
das soll dem Tons euer nieht erlaubt sein?!
Mm. d, rerf.
Heber Gfr. Webers Requiem. U3
austeren Instrumentation hatte ich geglaubt dem
ernsten Gegenstände schuldig zu sein; doch habe
ich, von der Meinung der Notwendigkeit solcher
Austeritiit zurückkommend, dasselbe Requiem dem-
nächst auch für ganz grosses Orchester und voll-
ständigen, sethsstimmigen Chor, wie die Ueber-
schrift besagt, umgeschrieben.
III.) So viel über die Conception und Behand-
lung im Ganzen : nun auch noch Einiges über jede
einzelne der fünf Niimern.
10 Erster Satz: „Requiem». Einstimmend in
die gemeinsame Trauer, aber mild klagend, nicht
pomphafte Trauerode, sondern sanft mitklagende
Elegie, leiten einzelne Stimmen, ohne alle Beglei-
tung, den ersten Satz ausj^moll ein.
„Requiem aeternam dona eil, „Friede den Eowcliljfneji !
Dipzed by Google
Ü4 Veber Gfr. Webers Requiem.'
Auch der Verfolg des Satzes bleibt ohne allen
Schmuck von Blasinstrumenten , die Saiteninstru-
mente gedämpft.
Mit steigender Inn! gl; ei t erhebt sich dann dies
Gebet zu einer kurzen Fuge, noch immer y&moll:
„Kyrie eleison'. Christa elei- „Ewiger! wir flehen Dir, o
,,icn/" »segne sie!"
und, wie neu gestärkt durch das vollbrachte Ge-
bet, und voll Zuversicht der ErhÖrung, erhebt
sich aus dieser Fuge die Wiederholung des Ein-
leitungssatzes ; aber nicht mehr in /-moll, son-
dern verklärt ih F-dur, die Saiteninstrumente nun
ohne Dampfer, die ganze Begleitung in hohem
Ligen zu lichtern Harmouieen verschlungen.
Den Übergang von diesem ersten Satze zum
Dies irae (seinem Inhalte nach einer Contempla-
tion des jüngsten Gerichtstages) bildet ein Choral :
"Digiiized by Google
Veber Cfr. Webers Requiem, Hb
je . .n/m Tmy, da <& letm *tn *>ir*i,stnay z*
*2. ) Der erwähnte zweite Satz selber, das Di«
irae , ist seinem Inhalte nach , wie schon vorhin
angeführt, eine Betrachtung oder Beschreibung
des Weltgerichts.
Auch hier kann die Intention des Tonsetzers
sehr verschiedenartig sein, je nachdem er die eine,
oder die andere Ansicht ergreift. Er kann sich
den Sängerchor als einen ermahnenden , warnen-
den denken, gleichsam ab einen Buss- und Slraf-
prediger, welcher frechen Sündern die Schrecknisse
jenes Tages mit möglichst lebhaften Farben schildert
und als Schreckbild vorhält, ihren Frevelmuth zu
beugen, sie zu zerknirschen und zur Reue und
Bekehrung niederzudonnern — (in diesem Sinne
ist das Dies irae in Mozarts Requiem, und
namentlich der fürchterliche erste Satz in rf-moll,
gegriffen:) — Es ^ sst sic " a ' ,tir » s latt dieser,
wenn ieh so sagen darf, gleichsam nach aussen
gerichteten Behandlung, auch eine nach in-
nen gekehrte zum Grunde legen, indem man
sich nämlich den Sängerchor als einen Betrachten«
116 lieber Gfr. Webers Requiem.
den denkt , welcher von der Begräbnisfeier eines
Bruders Veranlassung nimmt, ein Bild jenes ver-
hängnisvollen Tages, an welchem dieser Bruder und
alles Fleisch wieder erstehen wird, vor seinem
inneren Sinn vorüber und seine Betrachtungen darü-
ber in Worte übergehen zu lassen, nicht um die-
jenigen, zu und mit welchen er spricht, zu schreit-
en, sondern um, gemeinsam und gleichsam Hand
in Hand mit ihnen, sich der Vergänglichkeit und
Nichtigkeit alles Irdischen zu erinnern und die
Richtung des Sinnes auf das Ewige hin zu befe-
stigen.
Diese letztere Art, den Text des Dies irae zu
verstehen und zu greifen, glaubte ich insbesondere
hier um so mehr als die richtigere annehmen und
befolgen zu müssen, da mehre einzelne Textstel-
len der entgegengesetzten Ansicht gradezu wider-
streiten, wie z, B.
Voea me cum hentdictis.
Salva me,foni pielatis.
Quid sam miser tum dicla-
Itufe mich zu den Gesegne-
ten.
Rette mich, Quell der Liehe.
Was «erd ich Armer dann
sprechen ?
welches alles durchaus nur in oder gelegenheitlich
einer Betrachtung , nicht aber einer drohenden
Slrafrede, wohl vorkommen kann.
Was nun die Ausführung dieses Tonstückes
angeht, so war das Dies irae von jeher ein Feld,
auf dem Jeder sich gern in Tonmalereien, zumal
des Posaunenrufs zum Gerichte, des Auferstehens
Ueber Gfr. Webers Requiem. 117
der Todten u. dyl. erschöpft, (wie selbst Mozart.)
Ich habe midi Aller eigentlichen Malerei von Su-
chen und Begebenheiten enthalten , und micli ein-
zig auf die Empfindung derselben beschränkt.
Donnernd eröffnet die Pauke ganz allein die
Szene, und siimmiliche Sänger rufen, ohne weitere
Instrumentalbegleitung, in grausein unisono drein :
„Diel trat, diu Ula
„Sohn latclum in favilla I" '
Die Strophe:
„Tuba , mirum ipargtm SO-
„Tag de* Zornes, grosser
„Scb recke nstag ,
„Wo die Welt lerstSubt in
Wo die Pos
„schallend
„Per sc-pnhhra regionum, „Durch die Gräber der Ge-
melli coli ler,
„Coget omnei ante thronum." „Vor des Bichter* Thron die
„Sunder ruft."
das rechte Lieblingsfeld der Tonmaler, wo jedem
ein Posaunensolo ganz unerläßlich scheint, tragen
hier die Singstimnien noch immer all unisono
vor, und noeb dazu in schaurigem, nur langsam
wachsendem Piano, gleichsam scheu vor dem furcht-
bar grossen Bilde welches sie in Worten ausspre-
chen sollen. — , Bei „Quantus tremor" tritt der
erste Hauptgedanke in c-moll noch einmal hervor,
und verhallt gegen das Ende hin in C-dur, unter
nachklingend mahnenden einzelnen Schlügen der
Pauke. (Da eintf"auf wenige Zeilen gedrängt zu-
■iminengezogcne Skizze der Partitur dieses Ton-
:ed ö/ Google
118 Veber Gfr. Webers Requiem.
stiickea bereits zu einem anderen Zwecke gesto-
chen, und die Steinplatte dazu noch vorhanden
ist, so mag sie liier beiliegend mit abgedruckt
werden. )
Die Verbindung zum folgenden „Domine" (ei-
nem Gebete für die Abgestorbenen) knüpft wie-
der ein Choral in der Verklärung - kündenden Ton-
art £-dur:
„Allgerccht bist Du, o Gott, aber auch »llgütig. Herr ,
„nimm auf in Dein Keiiü ilie Deinen, iüe fest gekillten
„an Deinem Wort."
3.) Dritter Satz: „Oomine", Tenorarie,
mit obligater Orgel, deren Weichheit und einige
Anmuth die Schauer der vorhergegangenen Dar-
stellungen gleichsam abbitten soll. Einige harmo-
nische Wendungen wird man neu finden, — den
Ausgang, mit Singstimme und Orgel ganz allein,
nicht ohne Eindruck. — Ein unleugbarer Fehler
beim teutschen Text ist der Zwischenraum:
Ich hoPe es ist der einzige grobe Fehler dieser Art.
Ein dritter Choral:
„Der Herr gab sie uns, der Herr nahm sie uns, des
„Herren Kam' sei gebf'neileil."
bildet den Übergang zum folgenden
4) Vierten Satze: „Sanctus."
„Sanctut, Snnetus Dominus, „Heilig, heilig ist der Herr,
„Daus Sabaotht" „ist Gott Zebaotli."
Oartou »um. jw.n «
Dijidzod b'/Ci
Z«r Cäeilia 10. lhfl S. 418
Digiilred Oy Googl
XJeber Gfr. Webers Requiem. . 119
Es ist etwas Eigenes um die Auffassung des
Saract «ä in einem Requiem. Anders — das
ist offenbar — muss ein Sanctus in einem R e-
quiem gegeben werden, als das Sanctus ei-
ner Messe. Anders wird (wenn wir die Erste
der oben im Eingang entwickelten Anstellten an-
nehmen) der Trauernde, vom Gefühl der Sterb-
lichkeit, vom Schmerz um verlorne Lieben, durch-
drungne , gebeugte Mensch „H eilig!" rufen ,
als dies unter jedem Milderen Verhältnis au erwar-
ten stoht. Ernster wenigstens wird ein sol-
ches „Heilig!" jedenfalls ausfallen: im Mun-
de des also gebeugten Sterblichen ist der Hei-
ligruf entweder blosse Resignation — oder
erhabene Seele n s tä rk e, die, grösser als ihr
Schmerz, ihre Trauer bezwingt , und in soL
ehern Lobgesange den Triumph der Keligioo
über irdischen Schmerz feiert. — Und wieder
in anderm Tone muss (wenn man die zweite
der im Eingang unterschiedenen Ansichten zu
Grund« legt,) ein ermahnender Chor spre-
chen, welcher, entweder milde begütigend, oder
streng und ernst, den klagenden Sterbling erinnert,
dass Gott ewig heilig sei, dass es dem Menschen
zieme, Ihn zu preisen, auch dann, wenn sein Herz
in Leiden bricht.
Dieser letztere Ton nun war es, in wel-
chen ich , nach meiner einmal ergriffnen Ansicht,
mein Sanctus stimmen musste; und daher die au-
stere und fast herbe Haltung meines Heiligrufes:
Tonart c-moll, die Singstinunen wieder alV uni-
120 Veber Gfr. Webers Requiem.
sono, gleichsam recilirend, und im Benedictus
vollends choralmässiger cantus ßrmus, blos von
einem durchlaufenden einfachen Kontrapunkte der
gleichfalls unter sich unisonen Violen und Risse,
fast bis zum Ende blos pizzicato, begleitet, und
mit kurzen Zwischen- oder eigentlich blos Ver-
bind ungs salzen der obligaten Orgel untermischt.
Der Choral :
„hinauf zur Seligkeit. "
fuhrt zum
5.) fünften Satze, dem „Agnus Dei."
Zum erstenmal treten hier zwei Hörncr sqIo
hervor und umfangen den Sologesang dos Tenors
in einem Andante :
Üeber GJr. Webers Requiem. 121
Im Sinne des christlichen Glaubens, wird die Seele
der Beter und ihres Wortführers, des Solosüngers,
milder und vertrauen voller, im Gebet zu dem
Lamm Gottes , welches gekommen ist Sühne zu
bringen. Darum ist also auch dieses Gebet nicht
hoch pathetisch und tragisch, sondern möglichst mil-
de genommen. Denn soll das Lamm Gottes den Gläu-
bigen nicht in ländlich freundlichem Lichte er-
scheinen? sollen wir nur immer niederfallen
vor dem Angesichte des Allerhöchsten , vom ern-
sten Glänze seiner Gottheit geblendet? warum
nicht auch vertrauend ihre, zur menschlich sinn-
lichen Gestalt gebrochenen, milderen Strahlen er-
blicken und näher mit ihr Umgang pflegen, wie
ja die Bibel auf jeder Seite lehrt? Die Grösse be-
ten wir an; allein ihr Abstand ist unermesslich ,
sie wirft uns Würmer des Staubes zu Boden : die
Liebe aber können wir erreichen durch Wio-
derlieben; sie macht uns des Himmels fähig
und ähnlich dem Lamm Gottes, dem holden
Bilde der göttlichen Liebe. In diesem Sinne
spricht der Vorsanger das Gebet, in diesem Sinne
giesset er, indem er zur ewigen Liebe für die
theuern Gestorbenen fleht, zugleich auch Trost
in die" Seele der trauernd still Mitbetenden.
Noch freundlicher, und fast wehmiithig- froh
wird die Stimmung da , wo , nach den Worten :
„Dona eis. nquiem" „Sende ihn en Frieden"
der Schlusssatz, ein Allegro moderato, mit den
Worten:
Qtlltt 3. !».!, »ifl 11. 9
122 Veher 6fr. Wehers Requiem.
„cum Saudis Tuit in atur- „in Deinar Auscrniblten
unter freundlich müdem Orgelspiel einfüllt, Ist
der Gedanke nicht auch in der Thal e r f r e u 1 i c Ii,
dass unsre lieben Heimgegangenen ewigen Hirn-
melsfrieden imKrois« der Auserwä hL»
ton Gottes geniessen? und durfte also dieses
Allegro ntoderato nicht mit Hecht mehr licht
als dunkel gehalten werden ? TJass freilich in diese
Freundlichkeit auch immer noch der tiefe Ernst
d«r Hauptidee verschmolzen bleiben muss, (wie
denn auch bei judum ^leusclien in die Freiide über
die Seligkeit seiner lieben Vorangegangenen sich
denn doch immer eine Dosis Ernst und Trauer
mischen wird) — dies vorsteht sich freilich von
selbst) und eben darum erscheint auch iminur wie-
der der Chor, mit seinem ernsten
„Requiem atlernam Jona eis, „Friede ihnen! Es slral* iti-
„Donun*, et lux ptrpeiaa „neu Licht am bessrer
„Ittcent eil!" „Welt in Ewigkeit!"
in den Sologesang verwebt, so dass immer der
Ernst der Todeshelrachtung und die Trauer um
die verlornen Lieben, mit der glaubigen Zuver-
sicht ihrer freudigen Verklarung iu Einen 'Kranz
verflochten erscheinen; und so läuft das Ganze
in einen breiten austönenden Kirchenschluss aus,
um die Zuhörer weniger in zerknirschter, als in
webmiithig weicher, doch getrösteter Stimmung
zu entlassen: eine Wirkung, welche ohne Zwei-
fel, sowohl für die Aufführung in der Kirche, als
auch ausser derselben] überall die rechte ist, wo
Uehcr Gfr. Webers Requiem.
123
«in Requiem auch als selbständiges Oratorium,
im Coacertsaal oder sonst, aufgeführt wird.
Für beide Zwecke, sowohl den kirchlichen als
den ausserkirchlichen, gereicht übrigens dem Wer-
ke wohl auch die Kürze zur Empfehlung, mit
welcher es ge fasset ist, indem die Aufführung, ein-
■chltcslich. der eingeflochtenen Choräle, kaum drei
Viertelstunden «rtödert, und dass es, namentlich
ausser der Kirche, durch- die Choräle zu einem un-
unterbrochen nacheinander fortlaufenden Ganzes
verbunden ist, so wie auch der Umstand, dass es,
nebst einem, durch keine grossen Schwierigkeiten
beengten Sängerchore, nur einen einzigen (aber
gute o) Solosänger erfodert, welcher übrigens, nicht
ohne eigne Wirkung, allenfalls auch durch eine
Sopranistin ersetzt werden mag. — Auch die
sechsstimmige Bearbeitung fodert nicht mehre So*
losänger.
Die Correethelt und das ganze Äussere der ge-
stochenen Partitur verdient d«r Verlaghandlung
den Dank des Publicum* und des Verfassers.
* ' Gfr,
124
F,- S. Händlers
Tliätigkoit zur Verbreitung teut acher Musik
in Italien.
Auf die, zur Ehre teut scher Kunst, dermal immer höher
und höher steigende Verehrung der italienischen Nation
für teutsche Miniv. Cht vorzüglich auch unser , alt
aggiunto alla prcsiden-a deü' Utilato filarmonico venelo, in
Venedig eingebürgerter Landsmann Frane Salomon Kand-
ier, membra di diverse academia letlerarit e füarmoai-
che iPIlatia e germania, entschiedenen und wohlthätigen
Einfluss, und zynar hauptsächlich durch Uebcrtragung
teulseher Vocalcomposilioneo in die italienische Sprache.
Es ist vielleicht nicht uninteressant, zu erfahren, welche
Werke dieser Henner des italienischen Kunstsinnes und
Geschmackes zunächst für geeignet gehalten hat, bei
jenen südländischen Naturen Eingang eu finden. Es war
xuerst das Pater nosur von Naumann, dann eine Fassion von
Jos. Weigl , und mlctzt Beethovens Christus am Oelberg,
unterm Titel: Cristo sulf ol'wcto, oratorio posto in not-
Francisco Sal. Kandier, bei Bicordi in Mayland erschie-
nen, woselbst er nächstens auch Rombergs Glocke in
italienischer Bearbeitung erscheinen lassen wird.
Schon früher (i8ao) hat er, in einer ziemlich ausführli-
chen italienischen Schrift, .historisch kritische Andeutungen
über Joh. Adolph Hasse und seine Werke herausgegeben;
und auchMehul verdankt ihm die Verbreitung seines Joseph
(Jakob und seine Söhne, il Giuseppe) in jenem Lande,
dessen Musen sonst nur zu geben und nicht zu empfan-
gen gewohnt gewesen.
Über Tonmalerei
Gottfried Weber. *)
Unter die Gegenstände, über welche in derKuast-
lehre äusserst verschiedene Ansichten herrschen, ge-
hört vorzüglich auch die Frage run dem ästhetischen
Werthe oder Unwerthe der sogenannten Tonma-
lerei oder des malenden Ausdrucks in der Mu-
sik, indem Theoreten und Kunstrichter gewöhn-
lich jedes Maien mit Tönen für Conirebnndu, für
Missbrauch der Kunst mittel ca verkehrtem , ihrem
Wesen fremdem Zwecke erklären; indess doch
z- B. in Haydn's Schöpfung und Jahrzeiten die
Tongemillde des Sonnen- und Mondaufganges, —
der Mittagschwüle , des nahenden Gewitters, dej
zackigen Blitzes u. dgl. jeden Hörer entzücken,
und seihst das in Oboetöncn nachgebildete Kra-
llen des Haimus, das Schnurren des Spinnrades
u. dgl. m. nie ohne wirkliches Wohlgefallen gehö-
ret wird.
Bei diesem Widerspruche zwischen der Theo-
rie und der Wirklichkeit , dringt sich die fr' ra-
ge auf» auf welcher Seite wohl die Wahrheit
liege, ob auf der Seite der Theorie und Specula-
tion, oder aber der WirlUichkeit?
*) Bruchstacli aus einer uiigedruclUcn Acslhelit der
Tonsetilunst.
126 Vebqr Tonmalerei
Oder Hegt sie etwa „in dar Mitte", — wie
mau so oft gern zu sagen pflegt, weil es eben am
bequemsten ist, Jedem halb recht zu geben, in-
dem es die Mühe scharfer Prüfung erspart? —
Das, hiesse denn im vorliege uden falle ungefähr
viel wie: das Malen mit Tönen ist an sich
»icht grade ganz verwerflich * aber auch nicht
«rade ganz löblich, also halb gut, halb übel; — und
«Limit wltre denn freilich Nichts, oder wenigstens
etwas sehr Inhaltloses gesagt, was uns der Wahr-
heit unv keinen Schritt näher brächte*
Meines Beditnhens ergiebt sich die richtig«
Ansicht nicht sowohl durch solche Halburtheile,
sondern vielmehr durch genaue Unterscheidung
der verschiedenen Zwecke und Intentionen des
Kunstwerkes,
Mir scheint nämlich, der oben erwähnt» Wi-
derspruch zwischen diesem Theile der Kuust-
Jehre und der Wirklichkeit löse sjch durch die
Bemerkung, dass eigentliche Tonmalerei,, d.
Ii. das Bestreben des . Tonsetzers , die Vorstel-
lung Süsserer Gegenstände de* Gehöres oder Ge-
sichtes durch musikalische Töne zu erzeugen*),
') Das ist }a «ohl die eigentliche r>efrnilfnn des Begrif-
fes Tonmalerei. Ith stalle oitmUth den Ausdruck
»äussere GeRenstSnde des Gotiöres und Gesichtes«
von Gfr. Weber.
127
im edleren, höheren, erhabneren, pa-
thetischen Style allerdings nicht zu
Hause gehören, wohl aber im naiveren,
humoristischen! komischen, burlesken
und überhaupt jedem nicht hochpathe-
tisch gestimmten.
Ich denke diese meine Ansicht und ihren
Grund am fug'Iie listen durch ein von der Ittde
und Poesie borgen ommencs Gleichnis deutlich zu
machen.
Der rohe Naturmensch drückt seine Empfin-
dung und Gedanken zuerst durch nachbilden-
de, nachahmende, oder, wenn man so sagen will,
natürliche, lebe n d ige Zeichen aus; Um z.B.
den Begriff Hoch auszudrücken, deutet er mit
der Hand in die Höhe. — Sehr tief wird er
dadurch bezeichnen, dass er die Hand zur Erde
niedersenkt, — auch wohl sich selber dabei noch
niederbückt. Um das Gebrülle eines Löwen, ei-
nes Ochsen zu bezeichnen, wird er Löwen- oder
Ochsen - HUnüch brüllen; — die Lerche wird er
andeuten, indem er mit dem Munde zwitschert
und etwa mit der Hand in der Luft das Flattern
derselben figurirt u. dgt.
So sprachen, so verständigten sich ohneZtveifel
die Menschen im rohesten Naturzustande. Ab)
wenn sie Süssere Gegenständ!- sinnlicher Walirnen-
imiiifj ihirrli Time i),ii:lihiliti>n will, ilas Auisti-tgen
der Mnndcsscheibe , den dann des über dem Chaos
aufe Rh enden Lklitcs, das Bollen des Donners,
Schlacht- und Jagdgetümmel u. dgl. D, Vj,
128
Heber Tonmalerei
aber die Unvollkonimenheit und Unzulänglichkeit
solcher Zeichensprache fühlbar wurde , war d«r
grosse Schritt zu besserem Verständnisse die Ein-
führung willkürlicher, conventioneller Zeichen, —
der Wortsprache. Durch diese wurde das figür-
liche oder lebendige Nachbilden der zu be-
zeichnenden Gegenstände überflüssig: man konn-
te nunmehr von etwas Hohem sprechen , ohne
mit der Hand in die Höhe zu deuten, von ei-
nem brüllenden Löwen , ohne eine Leiwens limine
nachzuäffen. — Je vollkommener die Sprache sich
ausbildete, je vollständiger fiel die Notwendig-
keit nachbildender Geste, nachahmender Laute hin-
weg: indess auf niedrigerer Stufe der Ausbildung
die Un Vollkommenheit" der Wortsprache mitunter
doch auch noch manche Nachhilfe durch nach-
ahmende oder natürliche Zeichen nöthig machte.
Auf diese Weise erklärt es sich denn eben,
dass auch unter uns civil isirten Völkern , noch
heut zu Tage der minder gebildete, sogenannte
gemeine Mann, beim Sprechen immer noch häu-
fig gestikulirt, indess der Vornehmere, der Wort-
Sprache Mächtigere, in seiner Gonversalion stets
in ruhiger Haltung verharrt, blos mit Worten,
nicht mit den Händen, und noch weniger mit
dem ganzen Körper sprechend , der gewandten
Zunge das Geschäft des Ausdrucks seiner Ge-
danken aHein überlassend, indess er, weder durch
körperliche Bewegung die Gestalt oder Bewegung
sichtbarer Gegenstände nachzubilden, noch hör-
bare durch den Laut seiner Stimme nachzuahmen
von Gfr. Weber.
129
braucht, und sich nur da dazu herablasse, aus
jener früheren Natursprache nachahmende Zeichen
zur Aushilfe zu entlehnen, wo die willkürlichen
Spracfazeichen zur Beschreibung eines Gegenstan-
des eben doch nicht ganz ausreichen, (in wel-
chem Fall er aber auch dann mit Gesten wenig-
stens möglichst sparsam ist, möglichst nur leicht
andeutet, statt das, was er beschreiben will,
ganz und gar natürlich vorzumachen,) — oder
da , wo er in höheren Affect gerHth , ( wo-
durch er sich aber eben dem Naturzustände wie-
der nähert.) Aber auch in diesem lelztern Falle
wird der verfeinerte, abgeschliffen er e Mann sich
doch nicht grade wie ein Naturmensch geberden, —
er wird, wenn er mit Wärme z. B. von einer
gewaltigen Höhe spricht, die Hand doch nur ru-
hig heben, nicht aber sie gewaltig empor stre-
cken und sich auf die Fussspitzen stellen, um
möglichst hoch zu reichen; — er wird, will er
uns das Brüllen des Löwen schildern, mit dem
Klange seiner Stimme vielleicht auf die Kraftfiille
der Löwenstimme fern anspielen , aber gewiss
ohne es uns ganz und gar, oder doch möglichst
natürlich, vormachen zu wollen. Das alles,
sag' ich, wird er sicher nicht, so lang, er in
ernstem, oder gar in erhabenem Tone sprechen
will; — er wird, um uns zu sagen, er habB
Flöten und Hörner , Nachtigallen und Lerchen,
grosse und Wirbel trommeln gehört, uns nicht sa-
gen : ich hörte Flöten : Tüt-Tüt-Tüt, und Hör-
ner: Tuh-Tuh-Tuh, und Trompeten: Schnet-
teredeng- deng- dengdedeng, und die Lerche«
130
Veher Tonmalerei
trillerten so schön dazu: Tirili-Tirili, aber Trom-
meln rasselten: Prrrrrr-Prrrrrr, und die grosso
Trommel sprach dazwischen : Bum - Dum u. s. w. —
Nur im Komischen, ja im Niedrigkomischen oder
Burlesken kann solche Sprache ihre Stelle fin-
den, — in gemässigterem Grade auch im Humo-
ristischen, im Naiveu, u. dgl.
Ich habe, durch das vorstehende Gleichniss»
meine Gedanken über Tonmalerei schon beina-
he vollständig ausgesprochen ; denn die Ähnlichkeit
zwischen ihr und dein beispielweis Angeführten
ist wohl augenfällig. Gewiss sind , so wie in der
Wortsprache das ganz und gar natürliche Vorma-
chen sichtbarer oder hörbarer Gegenstände, so auch
in der .Siuh'k recht eigentliche Tonmalereien in pa-
thetischen Tonstücken nicht angemessen, nicht an-
ständig ; und man kann sich daher wohl kaum des
Unwillens erwehren, wenn z.B. Gossec in seinem
oft und vielmal gerühmten Requiem, bei den Tex-
tes- Worten:
(?uofiiui tremor est fulurus , Wie werden wir zittern,
wenn der Iii cht er er-
(>uando judex est vsntmras. scheint.
seinen Sängerchor dazu missbraucht , dem Audi-
torium das Zittern und Beben der Sünder ordent-
lich vorzumachen :
L 1 : J U:
von Gfr, Weber,
131
■-LL- ■"
WS
mar est fit - - Ar . ■- ms, quanJtu trt- - mröt fit .
Noch eckelhafter «nd wahrhaft possenhaft ist das
Bild , welches uns ein rev. Pater Ostvutilus a
8. CaeciUa in seinen gedruckt vor mir liegen-
den Psalmen malt, indem er bei den Texteswur-
Contjaasiabit ca-pita in terra Er (der Herr) wird die
Köpfe Vieler auf Erden
»luhoruntt lerschinettcrn.
uns ordentlich das Knacken der zerschellten Hirn-
•ohädel hören lässt:
Gm.ijiiiifsa _ . , bif- ca . p\ '.. tu, am . qiiafsa
Nicht minder lippisch ist es *) , wenn der alte
Marcello die Textwone ; „Wohl filhl' ich das schreck-
„Hche Übermas meiner Missethat'* durch einen;
üburm iisigen Secundqnsprung (wie schalkhaft!)
*) Ich erlaube mir, diese Bemerkung aus dem 4- Bant
de meiner Theorie hierher abzuschreiben. D. Vf.
132 Veber Tonmalerei
f&- hos- ianxxr csai prtnrio 1/ grantle
<LJ . m, a iJeJjf .
charakferisirt, von welcher Stelle jedoch der probate
Theoretiker Paolucci, ins. arte praticadel contrap-
punto, ganz begeistert ausruft:, ,indi per esprimer
„Len la parola, dalla Sesta minore passa alla
„Settima maggiore, che c amiar dt grado per
„eccesso, passandovi da una Cor da all' ultra
„una Seconda superßua ... iL qual modo di
„procedere, benche 1 non sia da usarsi di/re~
„tjueute , nondimeno nel caso presexte , a mo-
„tivo di esprimer la parofa, fa un
„bellissimo sentire." — ( Das wiren mir gute
Zeiten , wo man solche Lobsprücht der Theoreten
damit einernten konnte, dass man das Wort
Übermas auf eine üb e r m äis i g e S ekun d e
singen Hess, den „eccesso" de3 Verbrechens
durch einen „grado per eccesso'* abconter-
feite. — )
Eben so, — um auch nicht grade nur von sol-
chen auffallend absurden und possenhaften Hans-
wurstiaden zu reden, wie der vorstehende Tremor,
DigitizGd t>y Google
von Gfr. Weber. 133
das Conquassabit und der Eccesso, — eben so,
sag' ich, kann man es wohl nicht ganz zweckmässig
finden, wenn z. B. die Missen - Comp on isten mei-
nen, bei den Worten
Qui tlesceatlit tleeoc. Welcher ... vom Himmel
Iii herab kam
müsse man jedesmal eine Notenfigur von oben tief
herab anbringen, um das „Niedersteigen" abzucon-
terfeien, — eine aufsteigende Notenfigur aber bei
et rtiurrexit und wieder auferstand,
so wie auch bei
it expecto resurrvctiO' Und ich erwarte die A u fe r-
n * m mortuorum. Stellung der Todtcn. *J
") All diese Wortmalereien sind nebenbei auch darum in
slcli selbst unrichtig und unpassend, weil die Ausdrücke
134 Veber Tonmalerei
Hummel . Utfort . V»4.
hohe und tiefe Töne an sich selbst nur fi„
und blose willkürlich angenommene Redensart sind,
indem ein hoher Ton keineswegs eine räumliche Hö-
he hat, und das vermeintliche Abeonterfeien räum-
licher Höhe durch hohe Töne also nicht einmal wirk-
liche Tonmalerei,, sondern nur wortwitiige Anspie-
lung auf die figürliche Redensart hohe Töne, und
diese selbst wieder nur eine von der Wortähnlich-
keit hergenommene Anspielung auf die Höhe des
Himmels ist, von welcher der liebe Herrgott hier
als herabsteigend abgebildet werden soll. Hätten
wir für hohe Tön», rt. h. filr schnelle Klangschwin-
gungen, ein anderes Wort, als das figürlich entlehn*
te hoch, so würde kein Mensch auch nur eine Ton-
malerei in den befraglichen Stellen ahnen: sie sind
also nicht einmal Tonbild, sondern nur von einem
figürlichen Spraohawsdrucke liergengn.meuc3^Wort-
DigitizBd By Google
von Gfr. Weier.
Eben so will mir auch scheinen, als sei es
nicht i;anz angemessen , in einem Requiem beim
„Tuba, mir um sparge/is soniai* ... co«et om-
„nes ante tlironum 11 grade ein Trompeten-, oder
l'osaunensolo büren zu lassen: und dies zwar
nicht sowohl darum, weil es eine Tonmalerei, son-
dern weil es eigentlich nicht einin al eine ist,
nicht das Bild einer tonenden Posaune, sondern
wirklicher Fosauncnscliall , — nicht. eine durch
Töne bewirkte Nachbildung eines sonst nicht tönen-
den Gegenstandes, sondern eine Verwirklichung, *)
wenigstens eine scheinbare. — Uud eben darum
*> Bio schiinen liünste können und srdlcn , wie schon
St. Schütte auf S. 19 des gegen «Srti gen Bundes so
richtig als geistreich bemerkt, nicht die Wirklichkeit
B-eben; sie müssen den unmittelbaren Eindruck der
Wirklichkeit mildern, und einen poetischen Sehleier,
den Schleier der l'hantasie, darüber werfen, so,
dasssie, bei aliirr ubjut'livi-n , bei aller ästhetischen
Wahrheit, doch niclil ah W irl<lii-!i I; eil , «miltrn nts
Gebilde der inneren Thätigkcit des Künstlers erschei-
nen. Nicht als wirklich sollen die Gegenstände ersehet-
Auffassung zum Vorschein kommen, als die Anschau-
ung einer empfindenden Seele, die selbst noch eine
Absirht, den ZwWli Jn- Scköiiori:. ilamii vi-rhi-idet,
als ein Gepräge des Geistes. I>ie Wirklichkeit darf
tiiclit so »m sie ist in das Kunstwerk übergehen, sie
mute erst in Empfindung getaucht und nach dem
'/weck des Garnen verarbeitet »erden. Wie sehr die
llunst die Oberseuguug durrh Wirklichkeit mei-
det, das beweisst am deutlichsten die körperlich-
ste von allen, die Bildhauerkunst, die sogar die Ge-
genstände selbst iur Anschauung hinstellt'. Sie mus»
ihnen die Täuschung des Lebendigen entziehen, sie
in Lieht verklären, damit sie wieder mr blosen Vor-
slellunj* werden und au/ri.'iiru I-.hdju'ii , dass sie ein
Kild der l'hantasie, das Gcjjiügc einer bestimm-
ten Auffassung sein sollen, .durch welche der Wie-
derau schauende hindurch geht, geistig geleitet 7,11m
Gegenstände hilldringt, nicht, um weniger als die
Wirklickkeit, sondern dem Wesen nach mehr i«
• 136
lieber Tonmalerei
ist es denn auch zugleich noch ein Übersprung aus
dein erzählenden Styl in den dramatischen. Indess
der Dichter, der Sanier, erzählend, b es eil reibend,
uns vom Posaunen chatte spricht, welcher der-
einst zum Gerichte rufen wird, lüsst.uns der
To n. setz er gleich jetzt schon den Posaunentoti Iiii-
ren, (also eigentlich sogar anachronistisch,)
— und fuhrt uns solchergestalt gleichsam dra-
matisch das' Weltgericht auf. Hoch, sehr hoch I
verehre ich wohl manchen Tondichter, welcher
sein Tuba mir um auf solche Weise behandelt: al-
lein unbedingt richtig vermag ich solche Behand-
lungs weise nicht zu linden.
Ich sagte so eben , ein Fosaunenruf an solcher
Stelle sei nicht einmal eigentlich Tonmalerei , son-
dern scheinbare Verwirklichung : noch ein ande-
res Beispiel wird dies noch mehr beleuchten. Der
würdige B. Ans. Weber hat Schillers Eisenhammer
als Declamationsstüch componirt; das ganze Ge-
dicht, von Slusilt d urch flocht en , wird, wie natür-
lich und recht, von Einer Person recitirt, er-
zählt; allein bei der Stelle
Und als des Sanctui Worte kamen,
Da schellt er dreimal bei dem Namen.
hifrt man plötzlich einen vollständig vierslimmi- »
empfanden. Die schöne Täuschung oder die Tau-
scliun^ in di r Schon bell liat nur die Absicht der lie-
feren, allgemeineren Wahrheit. — Die Malerei be-
wirisl es lullt-iids 'ii]iiiiiii(?il>(ir, dasa die Kunst nur
nacli einem Jiililc strebe, indem sie zauberisch auf
einer bleuen Flache die Vc-rsLcllung von einem Kör-
per er wc cht. A. 4. Ff.
□klitized öy Google
von Gfr. Weber.
137
gen Chor die C' m Gedichte nicht einmal enthalte-
nen) Worte Choral massig absingen;
Sanctus, Sanctus Dominus Deut Sabaath I Plcni etc.
Auch dies hat man oft eine Tonmalerei ge-
nannt, aber gewiss ebenfalls mit Unrecht, in-
dem hier der Vorgang in der Kirche nicht ma-
lend geschildert, sondern der Messgesang leib-
haftig, dramatisch *) vor unser n Ohren auf-
geführt wird. — Und selbst wenn wir auch
die günstigste Auslegung annehmen, und uns den
Chorgesang als eine Fortsetzung der Rede des
Erzählers selbst, den Chor also als mit dem
Declamator identisch denken wollen, — selbit
dann, sag' ich, würde die Intention in nur wenig
besserem Lichte erscheinen ; denn wir müssten uns
alsdann denken, der Erzähler, nachdem er uns die
Geschichte bis zur Scene in der Kirche mit Wor-
ten erzählt und beschrieben, fange hier plötzlich
an, uns ein vollständiges Sanctus vorzusingen
was dann allenfalls wohl eher eine Tonmalerei
lieissen könnte, als solche aber dem Ernste der
Erzählung im Ganzen und der eben zu beschrei-
benden Szene, wohl nicht angemessen wäre, da,
wie gesagt, ein gebildeter Erzähler einer ernsten
Erzählung weder Tut -Tut, noch Schnetteredeng ,
noch Choralsingen einmengen wird.
Doch kehren wir zu eigentlichen Tonmalereien
zurück. — Wenn wir uns, den vorderen B et räch tun-
") wen» auch nicht grade sceniscli, D, ff. ,
citiiii 3. Htn ... 10
13S
Vebcr Tonmalerei
gen zufolge , gestehen müssen , dass sie dem hö-
heren Style gleichsam unanständig sind , so wer-
den wir dies jedoch nur von denjenigen verstehen,
welche den bezeichneten Gegenstand gar zu na-
türlich abconterfeien, ihn gleichsam tout comme
eraehä darstellen wollen , — keineswegs aber von
leiseren , entfernteren Andeutungen.
Auch hier mag mein ursprüngliches Gleichnis mir
wieder zur Verdeutlichung dienen. Ich sage : auch
dem erhabensten Style ist malerische Andeutung
des Gegenstandes der Rede keineswegs fremd.
Ein Beispiel a contrario wird dies beleuchten.
Auch der ab geschliffenste , aufs feinste gebildete
Mensch wird, wenn er vom Donner spricht, den
Klang seiner Stimme nicht ins Schmelzende ver-
weichlichen, — und mit der Stimme nicht donnern,
wenn er vom Nachtigallenge flöte redet, sondern
jedenfalls eher umgekehrt, wenn auch nicht gra-
de mit der Stimme donnernd oder flötend. —
Wenn er zu uns, zumal mit einiger Wärme,
etwa spricht : „vom höchsten Himmel bis in den
tiefsten Abgrund der Hülle hinab' 1 so wird er
zwar nicht bei „Himmel" mit hocherhobenem
Finge:* scheitelrecht aufwärts, bei ,, Holle" nicht
senkrecht vor sich hinab deuten, aber wenigstens
gewiss auch nicht umgekehrt! — er wird, wenn er
-vom Aufgang der Sonne spricht, nicht mit aus-
gespreizten 10 Fingern eine Kugel liguriren, sich
vor uns hinstellen , und uns zeigen , wie dieselbe
langsam immer bülter kommt ; aber er wird, wenn
von Gfr. Weber.
139
er die Hände eben frei hat, vielleicht die ausge-
streckte Hand leise heben; — er wird, um uns den
Posaunen ruf zum Jüngsten Gerichte zu schildern,
uns freilich sicher nicht mit Mund und Ar-
men die mechanische Manipulation des Tracta-
mentes der Posaune vormachen — wohl aber wird
er bei seiner Beschreibung vielleicht durch Aus-
strecken der Hand nach der Ferne hin , das Aus-
hallen der ehernen Klange durch die unabsehba-
ren Räume des Erdkreises . andeuten.
So sagen also leisere Andeutungen auch dem
höheren Style zu, und zwar, wie ich schon frü-
her angeführt, in eben dem Grade mehr, je
mehr er sich erwürmt, und dadurch sich dem
kunstloseren, minder co nvention eilen , natürliche-
ren Seelen zustande nähert.
Gleiches, gilt denn, aus gleichen Ursachen, auch
in der Tondichtung, und zwar hier um* so öfter,
da die Musik, ihrer eigenthüra liehen Natur ge-
mäss, fast gar nicht anders, als mit Wanne- spre-
chen kann, und daher in dieser Kunst malerische
Andeutungen oft genug höchst angemessen sein
können. So ist es z. B. gewiss nichts weniger
als unpassend, wenn im Mozart'schen Requiem, bei
der Betrachtung und Schilderung Jenes grossen
Weltgerichtes, wo aus der Asche des verbrannten
Weltkörpers nach und nach die Todten aller Zeit-
alter sich aus den Grüften emporrichten, und die
ganze Menschheit zum Gerichte aufersteht, wenn
sag' ich , hier die Schilderung des Dichters durch
(40 Veber Tonmalerei
ein sich grossartig erhebendes Crescendo der Töne
nicht sowohl grade gemalt, als nur angedeutet wird :
Indem wir hier den Dichter, betrachtend und be-
schreibend sprechen hären , sehen wir ihn gleich-
sam seine Declamation durch langsames Erheben
des Armes begleiten und beleben. — Oder wenn bei
den Worten der Genesis:
„Und Gott sprach: Ei «verde Licht, und es ward
Licht,"
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von Gfr. Weber.
141
Haydn plötzlich die höchste, glänzendste Klarheit
in seinen Tönen aufgehen lässt, — wenn er in den
Jahreszeiten, bei der Schilderung der Schwüle
des herannahenden Gewitters :
In banger Ahnung stockt das Leben der Natur,
Kein Thier, kein Blatt beweget sich ,
Unit Todesstille herrscht umher
im dürren pizzicato der Saiteninstrumente sei-
nen Zuhörern das Blut in den Adern festbannt
und den Herzschlag stocken macht, — wenn ex
in der Schöpfung bei Raphael's Worten:
Du wendest ab dein Angesicht,
Da bebet Alles und erstarrt;
Du nimmst den Odem weg —
In Staub zerfallen sie)
Den Odem hauchst du wieder ein,
Und neues Leben sprosst hervor,
den Hörer gleichsam mitempfindend erstarren,
bald schwer, und bald wieder frei athmen lässt,
so nennt solche Schilderungen gewisslich nie-
mand unwürdig und unanständig.
Weiter, ab im höheren Style, darf* im nie-
drigeren die Tonmalerei sich hervorwagen,- im Ko-
mischen , im Humoristischen , Burlesken , Naiven
u. s. w.; alles aus den bereits im Eingange bei-
spielweis angedeuteten Gründen. Darum finden
wir es ganz nicht unpassend , wenn im Don Juan
Leporello das Auftreten des steinernen Gastes mit
ehernen Tritten also anmeldet i
Ctau&uSic, ichhafoge. üt.htn'lie St oei xnTrittge kirt.T« ,
142 Ueber Tonmalerei
'Ja, Ta, 'Ja, 1k : Ta, Ta, Ta,
und selbst den charakteristisch rappelnden Rhyth-
mus im «dten scurrilen ßurschenliede :
Saf Ge. dtJunoiiatf'Ufr wellte rep-fel kipfitk <uin%
mögte ich in seinem Genre klassisch nennen.
Nicht minder mit Fug und Höcht geben wir
uns, beim Anhören der Hayd'nschen Jahreszeiten,
willig dem Wohlgefallen hin, wenn der Tondich-
ter uns in seinen Klängen hald den krähenden
Hahn, bald das Schnurren des Spinnrades u. dgl.
vernehmen lasst; denn auch die Jahrzeiten sind
kein durchgehend hoch pathetisches Oratorium ,
sondern, schon ihrem Stoffe nach, minder erha-
ben, als das biblische, unl darum recht eigent-
lich religiöse Oratorium der Schöpfung. Jener
Stoff ist, schon der Natur des Gegenstandes nach,
mehr profan, der Wirklichkeit nüiier, und folg- .
lieh niedriger stehend , daher auch bunter aus
religiös Erhabenem, und irdisch Profanem, bald
aus herz erheb enden Hymnen, und bald wieder
aus ländlich naiven, ja bäurisch barschen, waid-
männisch tobenden Auftritten , aus Spinnsluben-
scenen u. dgl, m, zusammengemischt ; und Szenen
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von Gfr. Weber.
143
dieser Art können Tonmalereien, wie wir be-
reits gefunden, keineswegs unanständig sein.
Sie sind es unter Anderem aber auch insbeson-
dere darum um so weniger, weil sie meistens da
angebracht sind , wo der Text eben ex projesso
beschreibend, schildernd ist. Sa wo der
Dichter schildert, darf gewiss noch am ehesten auch
der Tonsetzer malen; wo jener durch seine
Worte Bilder in der Einbildungskraft des Zuhö-
rers hinzaubert, da ist wohl auch dem Tondichter
am wenigsten zu verbieten, auch seinerseit ähnliche
Bilder in Tönen zu malen, oder, wenn man lieber
will, die des Wortdichters durch seine Töne zu colo-
riren, und uns, wie Hnydn in seiner Schöpfung ge-
than , auch musikalisch den gelenkigen Tiger , den
Hirsch mit zackigem Haupte, den flockigen Schnee,
den mild erquickenden Regen u. s. w. tönend vorzu-
führen, oder wie Maria Weber in s. Ersten Ton
den Löwen mit fliegender Mähne, den Gesang der
Lerche , der Nachtigall.
Keineswegs sind also Tonmalereien an sich sel-
ber der wahren Tonkunst fremd, eben so wenig
als ihrer Schwester, der Dichtkunst. Denn auch
diese hat ja schon langst den malenden Ausdruck
adoptirt, und malende Andeutungen selbst des ern-
steren Styls nicht unwürdig geachtet. Wer kennt
nicht die , schon aus den Dichtern des Alterthu-
mes entnommenen Beispiele :
puadrupedanu putrtm sonitu quatit unguis campum (Flrg.J
Malmend «erstampfet das Feld in gevierteltem Tacto der
Hufsctlag (Kwj)
144
lieber Tonmalerei
Et longum : formose Valel valel inqa.lt. Iolal (Vtrg%
wer nicht Homers
alrig ' eiteita TliSovSe xvXiväeto \da$ dvaiSijg.
wer nicht, um auch ein Beispiel aus niedrigerer
Sphäre anzuführen, das bezeichnende
und so viele andere mehr? — Und wird es nicht
einer Sprache an sich selber als Verdienst angerech-
net, reich an sinnlich malenden Wörtern zu sein,
Freilich aber, und das versteht sich wohl von
selbst, kann vernünftigerweise die Musik überall
nur grade dasjenige malen wollen, was
dem Sinne nach wesentlich und grade
das Bedeutsame ist, kurz das, worauf
es eben grade ankommt, und nicht Dinge
und Worte und Begriffe, welche nur als Neben-
b^riffe mit bei Ii ergeben. Wenn es z. B. im Ri-
tualtexte des kirchlichen Credo heisst:
entrollte der tückische
r ( Voss )
Langsam wandelt
Die schwane Wellie ....
ünA der geschmetterte Wald dampft.
Procumbit hami bot, ( ^r-.)
Taumelt der Stier dumpf, ( Voss)
er crjtecto resurrtctitmtw und ich erwarte die Aufer-
mceiuoram stohung der Todten
von Gfr. Weber.
145
so liegt die Wesenheit des Sinnes theils im Glau,
ben, theils im Glauben an die Auferstehung.
Die Worte Glauben, und Auferstehen sind
also hier die bedeutsamen, und wenn der (Kom-
ponist diese Stelle durch Töne malen will, so
mag er uns die Festigkeit des Glaubens, oder die
Beruhigung des Glaubigen, oder seine frohe Zuver-
sicht auf ein besseres Leben u. dgl. malen, —
oder er mag uns auch wohl ein Bild des Auf erste-
hens liefern : ohne Vergleich minder passend, minder
sinnig ist es aber offenbar, wenn er uns statt des-
sen grade das Wort Slortuorum (der Todten) ton-
bildlich darstellen will , in welchem Worte hier
offenbar nicht die Hauptbedeutung , nicht das Ge-
wicht der Idee liegt. — ludessen scheint dieses
in dieser Stelle einßiessende Wörtchen Mortuo~
rum nun einmal eine äusserst verführerische Lock-
speise für Tonbildner; denn nichts ist gewöhnli-
cher und hergebrachter, als, in Missen auch der
Besseren und besten Tonmeister, grade dieses
Wörtlein, gloichsam recht sorgfältig, ja mühsam,
möglichst durch Tonbilder heraus und hervorge-
hoben zu hören, durch welches verkehrt« Her-
vorheben eines NcbenbegriFfes der Hauptsinn auf
höchst unangenehm störende Weise verdunkelt und
verwischt , ja , gewissermasen sogar grade umge-
kehrt wird, weil der Nebenbegriff, Todte, ja
dem Hauptbegriffe Auferstehung grade entge-
gengesetzt ist, und also eine hier angebrachte Ton-
malerei des Todes oder Todenschauers der Haupt-
idee, der frohen Zuversicht dereinstiger Wieder-
erweckung, ja gradezu zuwiderläuft.
J46 Veber Tonmalerei
HpbwJ t>* Google
lieber Tonmalerei
Eben so wunderlich kommt es mir vor , be"
den Worten:
das Wort mortuos besonders schauerlich heraus-
zuputzen, wozu ja nirgendwo ein Grund vorliegt.
lU^..Mff>a.. v >.>.
f=f=
i j'
von G/r. Weber. 14»,
Ich habe bis hierher, gleichsam unwillkürlich,
überall nur vorzüglich von Gesangmusik, oder
überhaupt von Musik mit Text, von Instru-
mentalmusik aber nur in so fem gesprochen,
als sie einem Texte als Begleiterin beigesellt ist.
Eine eigene Betrachtung verdient sie aber da ,
wo sie entweder ganz ohne Text erscheint,
oder doch vom Texte u n ab h ä ngi g er, wie
z.B. schon im Declamatorium, (wo sie, nicht
wie beim Gesänge, mit dem Texte gleichsam chemisch
verbunden, sondern vielmehr nur mechanisch mit
J50
Veber Tonmalerei
demselben gemischt ist, oder beide, wenn man so
Basen will , portionenweis neben ein anderges teilt
sind ) — und zum T heil auch selbst in der Oper.
Ich sage : auch in der Oper; denn auch hier
bat die Instrumentalmusik nicht grade immer den
Text, sondern nicht selten etwas ganz Anderes aus-
zudrücken. Indess z.B. in Gluck's Iphigenie Sturm
und Ungewitter toben, fleht ein Chor zarter Prie-
sterinnen zu den Göttern um Schonung; die In-
Strumen talpartie aber beschäftigt sich nicht damit,
das zarte Flehen der Weiber auszudrücken, son-
dern sie bietet alle ihr zu Gebote stehenden Kunst-
mittel und Kräfte auf, das Toben des Sturmes zu
malen, und steht also unabhängig vom Texte da,
ja gleichsam sogar als dessen Gegensatz und Wi-
Für alle solche fälle , wo die Musik nicht als
ganz mit einem Texte gleichsam identisch, son-
dern in einer gewissen Unabhängigkeit und Selb-
ständigkeit auftritt, verdient die Frage von dem
Werthe oder Unwerthe musikalischer Malerei eine
eigene Beachtung.
Man kann nämlich insbesondere gegen Tonma-
lereien auf dem Theater, gegen das tonbild liehe
Darstellen dessen, was auf der Bühne sichtbar
oder hörbar sich begiebt, allerdings mit nicht ge-
ringem Anscheine einwenden, dass sichtbare
Gegenstände, z. B. Sonnen- oder Mondaufgänge,
offenbar der Theatermaler, Decorateur und Ma-
schinist weit natürlicher darzustellen vermögen,
Digitized by Google
von 6fr. Weber.
151
als der Tondichter, und eben so der Maschinist
das Rollen des Donners, des Sturmes Brausen und
den Kanonenknall weit täuschender, als dies alles
der Tonsetzer durch seine Musik vermag: und
dass folglich dieser weit besser thue, sich und
seine Kunst von Dingen wegzulassen , welche an-
dere, sogar untergeordnete, mechanische Künste
und Gewerbe, so merklich besser machen kön-
nen als er.
Allein eben dieses Letztere ist keineswegs wahr,
und namentlich das „folglich" ein Trugschluss.
Die Oper versetzt uns nun einmal in eine
Welt, in welcher die Menschen statt zu sprechen,
singen, oder eigentlich wo sie singend, in Ge-
6a Hl, lü n en sprechen, wo Gesang Sprache, Spra-
che Gesang ist, das hcisst also, wo der Laut im-
mer als Ton erscheint; und wollten wir uns die-
ser Täuschung nicht hingeben, so dürften wir
gar keine Oper hören, keine haben, — Darf nun
aber hier der Sprachlaut Ton werden, warum
dürfte es nicht auch jeder andere Laut? und
ist es daher wohl inconsequent, wenn ein Opern,
componist sich erlaubt, überhaupt jeden Laut
als Ton erklingen zu lassen, also auch den des
Donners, des Meersturmes. —
Denn dass diese Din^e der Maschinist natürli-
cher nachmachen kann, beweiset nichts. KUm'
es nur aufs ganz und gar Natürliche an, so müss-
ten wir, wie gesagt, auch das Singen selbst
verbannen: denn weit natürlicher wär's ja doch,
152
TIeber Tonmalerei
wenn die Operisten sprächen stau zu singen, weil
ja die Sprache der Menschen im wirklichen Le-
ben nicht wie Gesang klingt', — eine medizeische
Venus aus cararischem Marmor oder in Gypsab-
guss» versliesse gegen die Natur« weil die leibhaf-
tige zu ihren Lebzeiten ohne Zweifel keine krei-
deweise Nase und Backen hatte. Jede Kunst und
auch die der Töne, und vorzüglich die dramatische
Musik, gründet sich auf eine gewisse ideale Täu-
schung, und lächerlich war es ja doch, den Werth
der Gebilde, die sie idealisirend erzeugt, nach
ihrer puren materiellen Natürlichkeit zu taxiren,
und den Halmen kr ei in Haydns Jahrzeiten darum
zu tadeln, weil ja selbst der gemeinste Bau«rn-
halin am Ende doch viel natürlicher kräht, und
recht aecurat wie ein wirklicher Halm.
Aber auch sogar noch einen Schritt weiter zu
gehen, und nicht hörbare., lautbare Gegen-
stände allein, sondern auch sogar sichtbare to-
nend zuschildern, mÖgte ich dem Coruponisten nicht
wehren; denn wenigstens unpoelisch wird man
ihn nicht schelten, wenn er z. 15. beim Sonnen-
aufgange sich den neuverklürten Aether als von
den jugendlich frischen Strahlen angeregt erklin-
gend denkt, und so das erhebende Schauspiel uns
in Aetherklängen vorspiegelt, wie z. B. Jos.
Haydn in der Iutroduction zum III. Acte der Schö-
pfung, und dem II. der Jahrzeiten, — oder wenn
er uns, wie in Uriels Recitativ im ersten Theile
dar Schöpfung, Sonne und Mond in seinen Tönen
aufgehen UssL
Oigitized ö/ Google
von Gfr. IVeber.
Die vorstellenden Betrachtungen wenden sich
leicht auch auf das Fach reiner Instrumen-
talmusik an, auf sogenannte Schlachtsinfonieeri,
Jagdsinfonieen, Pastoralsinfonieen , auf Schlachten
für Fianoforte u. dgl. , in weichen die Musik nicbt
allein unabhängig von Test, sondern auch ent-
bloaet von sceuischem Beiwerk erscheint t und
also, da wo sie malt, als ganz isolirt selbstän-
diges Tongemälde dasteht, welches sich sowohl
des Textes, als scenischer Büdnerei begiebt,
Dass auch diese Gattung ihr eigentümliches
Interesse, ihren eigenen Werth hat, wird schon
nach dem vorhin Bemerkten, nicht wohl mehr
verkannt werden. Sind wir es doch auch schon
in anderen Stücken gewohnt, dass die Kunst
sich eines oder mehrer Mittel, welche die
Wirklichkeit darbietet , gleichsam absichtlich be-
giebt, um einzig durch die dann übrigbleiben-
den wenigeren , den Kunstzweck zu erreichen.
Denn so ist ja z. B. das pantomimische Ballet
nichts anderes, als eine künstlerische Darstellung
einer Begebenheit, wobei der Künstler sich des
Kunstmittels der Itedc freiwillig begibt, sich vor.
messend , btös durch das ihm übrig bleibende
Geberdespiel, eine dum Schönheitssinne genugende
Darstellung zu liefern. — Eben so begibt die
Sculptur sich der Farbe, um blos durch die Form
zu wirk uii, — ja sogar jede bildende Kunst lebt
in so fern in einer solchen Beschränkung, als sie
uns das Lebende nur stumm, Begebenheiten ohne
Bewegung darstellt. ,—
Odlia 3. Bind, H.(i 11
Veber Tonmalerei,
So auch im rein instrumentalen Tongemälde
begibt sich der Tondichter der Rede, sich auf
Tone allein beschränkend, und das Wagestück un-
ternehmend, blos durch dieses einzige Kunstmittel
allein, Bilder in unser Vors tellungsvcr mögen hin-
zuzaubern, ein Unternehmen welches wohl nicht
in der Gattung verwerflich sein kann. Freilich
wird man wohl nicht meinen, ich wolle hier
den unzähligen Bataillenstücken fiir's Pianoforte
und ähnlichen Gemeinheiten das Wort reden,
welche sonst in diesem Felde mit einherlaufen ; nur
aber dass die Gattung an sich in der Idee unver-
werflich ist, glaube ich, von dem gegebenen Ge-
sichtspunkte aus , gegen die unbedingten Gegner
solcher Tongemälde behaupten zu dürfen.
Auch bei dieser Gattung wird man übrigens
dasselbe wahr linden, was ich von der ganzen
Classe , Tonmalerei genannt , gleich von vorne
berein als Maxime ausgesprochen, nämlich dass
sie überhaupt dem ernsteren, höheren Style min-
der eigen angehört, als dem niedrigeren, welchem
letzteren recht aufs Haar getreue Nachahmungen,
ja mitunter selbst burleske Nachäffungen gar wohl
zu Gesichte stehen, indess dem erhabneren, wie
gesagt, nur leisere An- und Hindeutungen zie-
men.
Auch hier Hesse sich diese Wahrheit durch
Anführung mehrer Beispiele aus solchen rein in-
strumentalen Tongemalden belegen, aus Beetho-
ven 1 * Pastoralsinfonie , aus seuier Schlacht bei
von Gfr. Webet. 455
Viltoria, aus Vogler's Schlacht, Mehul's CW.
se , «, a. m. Vielleicht äst es aber interessanter,
stau solcher Anführung vieler Bruchstücke, Einest
dieser Tongemälde, welches in der neueren Zeil
das allergrösste und mehr Aufseilen gemacht hat,
als jetnal irgend Eines seiner Gattung, nämlich
die erwähnte Beethoven sehe Schlacht bei Vittoria,
vom Anfang , zum Ende im Zusammenhange i e -
irachtend zu durchgehen und auf dies« Weise die
gegenwärtige Abhandlung möglichst anziehend durch
Anwendung der aufgefundenen Grundsätze) auf
«inen interessanten Stoff abzusch Hessen. *)
Wenn zur Feier einer grossen Begebenheit ein '
Künstler wie van Beethoven das Saitenspiel
ergreift,- so ist sein Zeitalter, dessen Held er ist,
Wohl befugt, etwas Grosses, Geistvolles nnd Er.
behendes zu erwarten: und wenn das, was zu
solcher Feier er zu geben sich entschliesst, auch
nun eben ein Tongemälde ist : so wird doch Jedef
Verehrer der Beethoven'schen Muse — Wie sehr
er sich auch etwa zu der Lehre behennt, welcho
alle Tonmalereien als eine der Kunst heterogen«
Gattung aus dem Tonlmnstgebiete Verbannen mög-
te — doch beim Namen van Beethoven billig
«) Ich merke hierbei ah, ■Aäis fcli diese Be'traehtimeci»
schon friitier in Nr. x/,5 K. f. ,1er fenaisdiBn nllfm
LiMr.Hin-K.it ung v. J. 1816 S, 2!T — na-, nac?] motir-
maliürii! AntuiiTr. nii.l SfilbslautTiilu'eu tiv=, "<-f L -ior-
!<■/, Werlau, iiiT^tiliicli ™. YwA „r.rh
ebendaselbst Intel!. Bl. Kr. 7 u. S. 55a, und Iwelk BU
ftr. X, «iur Lp ». Mws. 5hg. v. 1816.
156 Velar Tonmalerei,
■ein Urlheil erst noch einmal zurückhalten, um zu
sehen, welche edlere und kun s Ige müssere Seite denn
etwa ein solcher Genius der an sich paradoxen
Gattung werde abzugewinnen oder ihr zu verlei-
hen gewusst haben. Mit gespannter Erwartung
ergreift er die Partitur — oder geht er, die Auf-
führung des durch öffentliche Stimmen aus Ost
und West so hoch und viel gepriesenen Werkes
anzuhören. ■ — Was er finden wird — 1 — .
Statt gleich hier durch Aussprechen eines Ur-
theils den Lesern vorzuurtheilen , mö-te ich lie-
ber sie selbst zuvor zu Fällung ihres eigenen ver-
anlassen , um dann zu sehen, üb es nicht mit dem
ineinigen zusammentreffen wird ; und um solches
Seihst urlheilen auch selbst denen möglich zu ma-
chen , welche eben nicht Gelegenheit haben , das
Werk' durch eigenes Anhören, oder Durchsicht
der Partitur kennen zu lernen, will ich vor Al-
lem eine gewissenhaft genaue Beschreibung des-
selben voranschicken.
Es ist eine Sinfonie für grosses Orchester ; das
Ganze in zwei Abtheilungen gelheilt: die erste
Abtheilung überschrieben „Schlacht", die zwei-
te „Sieges-Sinfonie" betitelt. ^
Zuerst von jener. Die Aufführung erfpdert
(so ist in der gestochenen Partitur auch ausführ-
lich vorgeschrieben,) eigene Zurüstungen des Lo-
cals, wo sie geschehen soll. Ausser dem Haupt-
Orchester muss an jeder Seite desselben ein Chor
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von Gfr. Weier.
157
militärischer HIase- und Janitscharen -Instrumenta
angebracht sein. Ebenfalls auf jeder Seite des
Orchesters , aber in etwas grösserer Entfernung
davon, und den Zuhörern unsichtbar, sind soge-
nannte Kanonenmaschinen aufgepflanzt, d.h.
ungeheuer grosse Trommeln von „fünf wiener
„Schuh ins Gevierte.« Sie sind bestimmt,
den Kanonenknall nachzuahmen. Neben den Ka-
nonen maschinell befinden sich mehre sogenannte
Ratschen, crdcerelles. Es sind dieses solche
Drehrassel ii , wie die, mit welchen an manchen
Orten die katholischen Schulknaben am Charfrei-
tage zur Kirche rufen, oder (so sagt die Vorrede)
wie die, womit man auf manchen Theatern das
Krachen des Donners und das Pelotonfeuer vor-
stellt. Hier sind sie bestimmt, das kleine Ge-
wehrfeuer vorzustellen. Neben den Kanonenma-
schinen und Ratschen befindet sich auf jeder Seite
noch ein besonderer Chor von Trompetern, und
endlich sind, ebenfalls auf jeder Seite des Orche-
sters, aber in möglichst grosser Entfernung, etwa,
in entlegenen Zimmern, mehre gewöhnliche mi-
litärische Trommeln postirt.
Die Aufführung beginnt. Die Trommler der
einen Seite (welche als englische Seite angenom-
men wird) beginnen in der Ferne den englischen
Marsch zu schlagen, und nähern sieb, immer trom-
melnd, dem Musiksaal. Nachdem sie hier ange-
kommen, blasen auch die Trompeter dieser Seite
die englischen Signale drein, worauf der eng-
lische Oboisten -Oor den brittischen National-
J5S Veber Tonmalerei %
ro.irsch Utile Britania anstimmt, erst pianOy dann,
crescendo., endlich, in den letzten vier Takien
forte* und, durch B.eitrüt des liauptorc bester* ver-
Sliirlvt,
Die englische Armee ist also auf dem Wahl-
platz angelangt. Ende der ersten Seen«.
Ziviüe Sr.ene- Entfernte Trommeln auf der
entgegengesetzt eu(folj. lieh französischen) Seite, wie
oben sich allmithlig iialiwnid, endlich auch ihrer-
seits in den Muhiltsaal einziehend, worauf auch,
wieder die Trompeter dieser Suite die französi-
schen. Signale drein blasen,, und die Feidmusik
dieser Seite- den französischen Marsch ; MorU
borQugh s'en va~t-w guerre*, anstimmen, pia*
Bö, crescendo-, und zuletzt forte,, durch Bei-
tritt des. UauptoichesUvs verstärkt.
Dritte- Scene. Beide Heere stehen sich nun
gegenüber. — Trompeten ruf von der französischen,
Seite, — bedeutet die «Aufforderung ine
„S c Ii hi cli t." — - Gegeartif der englischen Trom-
peter — bedeutet die )v An nähme der Auffor-
derung.«
Vierte Scene^ Sehl acht. In- einem AHe^ro-
ergreifen die Violinen eine Figur-, bestehend aus
einem Laufe durch zwei Oetatea: ,
ron Gfr- Weber.
159
0
und wiederholen dieselbe durch die verschieden-
er -u Tunarien , indes» diu übrigen Instrumente
blus harmonische Aceorrfe Ju.n angeben, und die
Matschen und KanunenOlaschinen auf beiden Sei-
ten heftig, und mit beiderseitig gleicher Erbitte«
ruug , zu spielen anlangen. ' Letztere , welche
abwechselnd bald auf diesem bald auf jenem Vier-
tel oder Achtel des oder \- Taktes einzufallen
haben , sind in der That eine nicht eben leichte
Aufgabe für den sie spielenden Kanonier oder Ita»
oonirenden Spieler, weshalb dieses grobe Ge-
schütz denn auch in Wien „von denen erste-
„ren C ap e 1 Im eis te rn gespielt" wurde, wie
m der gestochenen Vorrede zur Partitur erzählt
wird.)
So währt es eine Zeit lang, bis dies Allegro
von einem Meno allegro ^-Takt abgelösst wird»
welches hauptsächlich eine gleichsam hin und her
zerrende Figur:
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160 Ueber Tonmalerei,
Jbrtlssimo und unter fortwährendem Donner des
an den Seiten aufgepflanzten Geschützes, ziemlich
lang und ausführlich durchführt. Plötzlich füllt,
allegro assai, ein Sturmmarsch in einem herben
wild monotonen Thema ein«
welches, nachdem es zwölf Takte lang sich einzig
Um seine tonische yfj - Harmonie bewegt hat, von
da, plötzlich und ohne Übergang, sich in's A-<\v\r
wirft und wiederholt, dann eben so sich in's 5-dur
Stürzt, dann in's H, und zuletzt noch heftiger
gleich in's Es. Zu dem allen schlagen die Tromm-
ler beider Seiten unausgesetzt den Sturmmarsch,
indess grobes und feines Geschütz seine Tätigkeit
verdoppelt. — Noch ein Dutzend heftige AnstÖsse
obiger Art, und ein feuriges Presto, Alla-oreve-
Talit, i'j-dur, fällt mit einer rauschenden Figur
ein e
unter deren Geschwirre pine andere, sich durch
das ganze Presto hindurchziehende Figur rhyth-
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von Gfr. Weber. 161
misch ausgezeichneter Viertel-Triolen der Blasein.
Strumen t»
das Wimmern und Heulen der Verwundeten und
Sterbenden malt. Kleines und grobes Geschütz
■mühet unausgesetzt darein ; — allein etwa in
der Hälfte des Stückes — werden der Schüsse
auf der französischen Seite immer weniger, die
auf der englischen -Seite aber immer lebhafter.
Zuletzt sind jenegänzlich zum Schweigen gebracht;
und allein von der englischen Seite her kanonirt
es noch siegreich darauf los.
Nach und nach hat sich das Schlachtgetummel
verloren, und an dessen Stelle hört man, gleich-
sam aus der Ferne, — ein wunderliches leises Le-
hen, dessen eigentliche Bedeutung man Anfangs
sich kaum zu erklären weiss. P(ach einigen Tak-
ten aber erkennt man: es ist der am Anfang des
Stückes so hochfahrend aufgetretene Marlborough-
Marsch, der aber jetzt, gar kläglich zugerichtet,
in erbärmlichem Zustande, wieder erscheint, in
der tragischen Tonart jfj-mo 11 , häufig durch sou-
Digitizefl Of Google
102
Vcber Tonmalerei,
pirs und demi soupirs unterbrochen» andante,
tremolando , pianissimo und zuletzt mprendo:
ein tragikomisches Symbol der, zerfetzt und keu-
chend, mit blutigen Köpfen, Fieberfrost und Ziih.
neklappern davon schleichenden französischen Hae-
reshatifen, denen einige muthmllige brittische Ka-
noniere noch einzelne tüchtige Kanonenschüsse
auf den Heimweg nachsenden.
Mit diesem Witz schliesst der erste Theil.
Der zweite besteht aus der Sieges-Sinfonie, von
welcher hernach.
Es sollte mich wundern, wenn während meines
bisherigen trockenen Referates das Urthoil des Le-
sers sich nicht schon gebildet hätte, und — lasst
piq'lcM bi Google
von GJr. Weber.
163
uns selten, ob es mit dem meinigen zusammen-
trifft.
Reden wir zuerst von Plan und Anlage des
Ganzen; und fragen: wo ist in dieser Ms hieher
treu beschriebenen Anlage des Werkes irgend eine
grosse, irgend eine neue oder geniale Idee? wo
auch nur ein Zug, der einen mehr als gewöhnli-
chen Sc »lachten seh reib er verneine ? Zählen wir
uns noch einmal die Ideen und Züge vor, aus
denen das Ganze gebildet ist: von zwei einander
gegenüberstehenden Seiten her Trommeln anrük-
lien, Signale blasen, und die Regimenls-Hohoi-
tten ihre Märsche abspielen lassen — ein rau-
schendes Allegro, ein Sturm marsch , ein heftiges
Presto, Alles mit obligaten Schüssen — das sind
doch wohl die allergo wohnlichsten Ideen, die Je-
der zum Tonbild einer Schlacht von Vittoria,
oder jeder anderen Schlacht , gebrauchen kann,
und was jeder andere Tonsetzer, dem solche ganz
gewöhnliche Ingredienzien nicht allzu alltäglich,
geschienen, ebenfalls gethan haben würde; und
an solchem Pfau, solcher Anlage des Ganzen wird
also wohl Niemand etwas zu bewundern linden.
Oder wollen wir etwa Aufhebens machen von
dem Witz, mit dem das grosse Seh lach tgemälde
sc h Ii esst, vom tragikomisch wiederkehrenden Marl-
borough -Marsch? Die Idee, diesen
Marsch, nach erfolgter Niederlage, in so zerfetzter
Gestalt wiederzubringen, ist an sich wohl ein
lustiger Witz , eine Schnurre , die inj fröhliche»
iti-t Velier Tonmalerei^
Privatzirkel, auf einem mit türkischem Trommel-
Zug versehenen Wiener Flügel -Fortepiano bei ei-
nem Glase Wein vorgebracht, allen Anwesenden
vielen Spass gewähren kann (und so mögten wir
überhaupt, zu Beethovea's Ehre, uns die Ent-
stehungsgeschichte dieses, in der Folge leider ins
Grosse instruinentirten Tongern äldes am liebsten
denken , *) und darum die blosse Ciavieraus-
gabe desselben als die zweckgemiisseste, jeder an-
deren noch vorziehen). Aber hier, in ei-
nem grossen Tonwerk, — in einem Tonstück von
grossen Anspmichen und — vollends gar als
Schluss des Tongemäldes, als Pointe und Schluss-
stein des Totaleindrucks eines grossen Schlachlbil-
des — hier wird der sonst wohl gute Witz
doch wahrlich ein matter, ja, will man es recht
sagen, ein unwürdiger und empörender Witz,
welcher eben die Geringachtung verdient, welche
etwa einem Dichter oder sonstigen Erzähler zu
Theil werden miisste, welcher die Beschreibung
einer grausen Feldschlacht mit nichts Besserem
zu beschliessen wiissle, als mit einer beisseuden
Satire auf den Jammer der Blutenden, einem
witzigen Hohn der Verstümmelten.
) So schrieb ich im Jahr 1816; und mit Vergnügen
habe ich seitdem gehört, dass das tabhau in der Thai,
wenn auch nicht grade diese, doch eine ähnliche
Entstehung gehabt: es war nämlich, wie ich aus
glaubhafter Ouellc versichert worden, ursprünglich
für ehe künstliche Mätzel'sche Walienorgcl geschrie-
ben.. Da aber die Welt nun einmal Alles, was ein
einmal geltendes grosses Genie von steh giebt, als
Ambrosia auflieget und tlieuer befahlt: warum hätte
man ihr nicht auch diese scurrile Sternschnuppe, voll-
ständig instrnmentirt , vorsetzen sollen? D. Ff.
Digiiized by Google
von Gfr. Weber.
165
Ohne Scheu vor Beethoven 's sonst hochver-
dienter Autorität kann ich es also frei aussprechen,
dass die Ideen, aus denen das Ganze zusammen-
gesetzt ist , und die ästhetische Ansicht , auf der
das Ganze beruht, sich wenigstens nicht über
das Mittelmässige erhebt, und weder genial, noch
auch nur irgend neu ist. — Oder ist das etwa
als neu zu rühmen, dass Beethoven mehre
bis jetzo unbenutzt gewesene, materielle Mittel in
Activität setzt, Kanone n mas chine n , Ilatsc hen u.
s. W. ? — Selbst seine Verehrer in andern Blät-
tern waren, beim Erscheinen dieser Composition,
sehr besorgt, dass man ihrem Liebling über sol-
cho gewaltige Steigerung des Instrumentalluxus
den Vorwurf ungemässigten Aufwandes materieller
Effectmittel machen milge, und suchten ihn dagegen
im Voraus möglichst zu entschuldigen. — Aber nicht
von mir hat er solchen Vorwurf zu erwarten,
indem, meinet Glaubens, zwar nicht in der Mo-
ral, wohl aber in der Kunst, der Zweck die
Mittel heiligt, und ich mit dem Künstler, dem es
gelungen ist, einen grossen Kunstzweck zu errei-
chen, nicht camera Ii »tisch rechnen und jüdeln
mag über den Verwand an Fonds : — aber einem
ganz anderen und vielleicht schwereren Vor-
wurfe bleibt van Beethoven ausgesetzt, dem
Vorwurf der Anwendung ganz unkünstleri-
scher, zweckloser, ja zweckwidriger
Mittel , und offenbaren Hcraustretens aus
dein Umfange des T o n ku ns tg eb i ete s. —
Ich habe schon am Eingange dieser Beurtheilung
erklärt , bei derselben ganz absehen zu wollen
löti Ueler Tonmalerei,
von dem Streit über die Frage, in wiefern Ton-
malereien schon an sich selbst ausserhalb dem ei-
gentlichen Tonkunst gebiete liegen. Was sollen
wir aber dazu sagen, wenn van Beethoven
*ius*erge»vö'hnliche Kuristmittel in Bewegung setzt,
um uns — nicht einmal ein Tongemälde
zu geben ! — Ist es der Tonkunst (deren höchste
.und vielleicht einzige Bestimmung es ist, Em-
pfindungen auszudrücken — ) ist es ihr
auch erlaubt, Begebenheiten und Sachen zu
malen, — und mag also ein solches Tonge-
miUde auch immerhin als eigentliches Kunstwerk
gelten: — van Beethovens Schlachtsintttnie ist
ja nicht einmal ein Tongemälde. Denn,
statt das grauenvolle Nahen und Anheben der
Schlacht, die erwachende Kampflust, den Kampf
seihst, das Schlachtgewühl , das Waffengerassel
und den Kanonendonner uns in Tönen zu
schildern, lässt er uns ja wirkliche, von ent-
gegengesetzten Seiten anrückende Trommeln, lässt
uns wirklichen Kanonenschail, wirkliches Peloton-
und Hecken-Feuer (die Kanonen masch inen und
Untschen sind nur wohlfeileres Surrogat, wohl-
feileres Mittel, solchen Schall hervorzubrm«
gen) hören, ungefähr gleich dem Landschaft-
mnlcr, der, statt wie ein Claude Lorrain die
aufgehende Sonne in sein Bild zu malen, sin
rundes Luch in seineu Himmel schnitte, und
die wirkliche Morgensonne oder sonst ein Licht
durchscheinen liesse. Nicht musikalische Far-
ben sind es, die va,n Beethoven hier anwen-
det, nicht tonkünstlerische Büttel, sondern die
von Gfr. Wehen
ig;
Trugkunststücke der scenischen Akustik. Dort,
auf der Bühne, haben wir es tausendmal gehabt,
das» Tamboure aus dem entferntesten Winkel des
Gebäude 9 anrücken, Trompeter hinter den Cou-
lissen unsichtbar Signale blasen, und, mit oder
ohne Musik, Kanon enmaschi nen und anderes
Liirmzeug einen Schlachtenlärm, so gut es gehen
mag , nachäffen. — Van Beethoven hat nur
das Verdienst, diese Künste des Theaterina sc bi-
msten verpflanzt zu haben von der Bühne, wo
sie, in die Handlung des Stückes, in die Illusion
von Decoration ,, von scenischer, mimischer und
Ton -Kunst verflochten, einzig von Wirkung sein
können, in den Concertsaal, in den der reinen
Kunst der Töne geweihten Tempel, der durch
Knallkunststücke nur entweiht werden kann, in
welchem diese nur kindisch und lächerlich er-
scheinen können, und wo sie, hätte ein Künstler
von geringerem Ansehen ab van Beethoven
es wagen wollen , sie einzuführen , gewiss als
Charlatanerie mit Hohn wären ausgewiesen wor-
den. — Wenn das die Aufgabe des Tonbilduers ist,
sein Bild der geschilderten Sache oder Begebenheit
nur so ähnlich wie möglich zu machen
(beim Landschaftmaler ist dies noch eher der Fall,
und darum wäre diesem sein Loch in der Lein-
wand noch eher zu verzeihen) — wenn das die
Aufgabe ist: dann hätte Hr. van Beethoven
wirklich noch gar Unrecht daran, dass er nicht,
statt das Gewimmer der Sterbenden, wie er ge-
than, sehr treffend und wirklich rührend in Tö-
nen zu malen, dass er nicht statt dessen lieber
m
Uelier Tonmalerei.
Wümme rm st sc Ii inen (als Surrogat wirklichen Ster-
begewimmers) hinter dein Orchester aufstellte, —
Zisclunaschiuen für das Zischen der grossen und
kleinen Kugeln, Klirrmaschinen für das Klirren
der Bajonette, Schwerdter und Ladestöcke, Fluch-
mascliinen, Wiehermaschinen u. s. w. — Es ist diese
kein blosser Scherz, sondern wer jenes gut fand,
roüsste dieses in vollem Ernste noch besser finden,
weil es ja die Ähnlichkeit noch erhöhet«.
Gehen wir, nach dieser Beachtung des Ton-
werkes im Ganzen, nun auch noch in Einzelhei-
ten ein: so Huden wir auch hier nur schwachen
Abglanz von Beethovens sonst so hohem
und reichsm Genius. Wohl ist das Meno ullegro,
| - Tact ein treffendes Bild eines stürmischen
Gefechtes — (oder vielleicht, schöner verstanden,
ein Anklang des Sturmes in menschlicher Brust),
— wohl das halbtönige ungestüme Auf würt »stei-
gen des Sturm -Marsches eine kühne Idee, — am
meisten ergreifend die Andeutung des Starb ege-
gewimmers : — aber zu wenig ist dies doch im-
mer, — und, wäre des guten und trefflichen Einzel-
nen auch noch so viel, doch nie genug, um ein in
der Anlage im Ganzen missgegriffenes Werk zu
;ideln , so wie auch die trefflichsten Verzierungen
nie im Stande sind , ein nach kunstwidrigen Grund-
ideen angelegtes Gebäude zum Werk schöner Bau-
kunst zu machen.
Soviel über die erste Abtheilung des Wer-
kes, die Schlacht.
□Igilizedby Google
von Gfr. Weber.
lftft
Ersatz für die im ersten Theile so schmerzlich
getäuschte Erwartung erwartet man mit Fug vom
zweiten. — Eine Si eges-S i nfoni e von van
Beethoven! Ein Triumph, in Tönen idea-
lisirt vom grossen Meister der Instrumental -Com-
position! — Allein, — es thut wehe, es sa-
gen zu müssen , — auch hier findet man etwat
ganz Anderes , ab man erwartet hatte. Die ganze
Sieges-Sinfonie ist Mos ein kurzes, 6 bis 7 Minuten
währendes, ouvertürenartiges Tonstüok, Es beginnt
mit einem Tusch von Pauken und Trompeten (von
den Saiten-Instrumenten verstärkt) und einem AU
tegro von 8 Zeilen (52 Allabreee - Tacten ) , wel-
ches fast nichts mehr als eine fortgeführte Intra-
äe, oder etwa ein etwas ausgeführter Marsch
ist, worin jedoch eine glänzend jubelnde Triolen-
figur
Oy
mit schöner Wirkung hervortritt. Daran schliesst
sich das bekannte God save the Hing von 16
Takten an, dann wieder das vorige kurze Allegro,
— noch einmal God save the King* und in des-
sen 13tem Takte Einleitung in ein hurtiges Allegro,
worin das ernste God save the King, in leicht f'iis-
«igem i-Takte profanirt, mit eiuem wirbelnden
Cü<li> 3. BhJ, Hin ■>, 12
170 . ■ lieber Tonmalerei^
Gegenthema von Sechzehntelnoten jfrei fugirt, um-
herspringt :
Und in diesem Charakter schliesst wieder
das Ganze! Das ist die Krone, die der Meister
seinem Werke aufsetzt, das die Erhebung, mit
der er seine Zuhörer entlässt ! Seihst van
Beethoven'» wärraste Anhänger wissen diesem
Finale keinen h&heren Titel, als den eines „sie-
gestrunkenen, ausgelassenen Volksju-
„beJs" beizulegen. — Glücklich aber, wenn es
nicht an eine noch niedrigere Gattung von Pöbels-
lustbarkeit erinnert!
Dass ein Beethoven einen grossen Stoff so
niedrig auflassen mogte ! Welch ein Abstand ge-
gen andere seiner Werke ! Man vergleiche dieses
niederländische Stück mit anderen Tongemäl-
dcn desselben Meisters, z. B- seiner Ouvertüre
zu Göthe's Egmont, in der, wie in einem Zau-
. Oigitized Dy Google
von Gfr. Weher.
171
bersplegel die Hauptzüge des Gö'theschenGemäl-
des, sich so herrlich abstralen-, in der ersten
Hälfte bald das schwüle Treiben, das durch die
ganze Handlung waltet, bald die edle unbefangene
Grösse des Helden, bald die Zartheit seiner Lie-
be, bald Klärchen's Klage, — in der zweiten der
hohe Triumph seines Sterbens, vor dem jede Kla-
ge verstummt, und die hehre Glorie und Verklä-
rung des ungebeugt Gefallenen. — Welch einCon-
trastvon solcher Glorie zudem belobten „aus-
gelassenen Volksjubel!«— Man halte die-
ses Raketen- und Stroh-Feuer gegen andere frü-
here Erzeugnisse v. Beethoven'schen Feuers,
man halte es z. B. an seine c-moll - Sinfonie , die-
sen Glutstrom, der, int ersten Satz als in sich
selbst zurückgehaltenes, nie ganz ausbrechendes
Feuer vernommen wird, im Andante, mehr gran-
dios ab weich, nur zu höheren Kraftäusserungen
vorbereitend auszuruhen scheint, im Finale (ein
gespanntes Pianissimo , nur durch einzelne auf-
strebende , bald wieder einsinkende Forte's un-
terbrochen) immer mehr die Nähe des endlichen
fjberstrümens der Kraft verkündet, endlich, nach
einem langen, immer höher spannenden Orgel-
punet, mit dem Eintritt des breiten »- Taktes, sei-
ne volle Macht in so herrlicher Verklärung entfal-
tet, mit allem Aufwände prachtvo Oester Instru-
mentirung seinen stolzen Gang wie einen Triumph'
zug schreitet, die höchste Stufe des Erhabenen
erfliegt, und mitdem breiten, mächtigen Tonschlusse
die höchste Erhebung in der Seele des Zuhörers zu-
rücklägst , pas ist Grösse , das Jubel
173
Ueber Tonmalerei,
und Triumph und Verklarung! und — wie nie-
drig erscheint, in solchem Vergleiche, das jetzt vor-
liegende Schlacht- und Prunk - Stück ! und —
rouss darum nicht Jeder, je theurer ihm
Beethoven und seine Kunst ist, desto
inniger wünschen, dass doch recht bald die Ver-
gessenheit den versöhnenden Schleier werfen mö-
ge über solche Verirrung seiner Muse, durch
welche er den besungenen Gegenstand, die Kunst, ■
und Sich selber entweiht.
GW.
Digitlzed ö/ Google
173
Über
das Wesen des Kirchenstyls
Gfr. We her.*)
Es ist niederschlagend, zu bemerken, wie in un-
seren, in so vielen Stucken klar gewordenen Zei-
ten, doch in manchen Fächern der Kunst, beson-
ders aber der Tonkunst, noch so häufig unklare Be-
griffe und Ansichten herrschen. Unter anderen ist
dies auch* und zwar ganz vorzüglich, der Fall in
Ansehung der Begriffe vom Bircheusiyl, von dessen
t'tgenthumlicher Wesenheit fast allgemein die be-
schränktesten Ansichten als spcciüse Weisheit aus-
geboten werden.
Es sei mir der Versuch erlaubt, zwar ansprach-
los, aber doch auch ohne Scheu vor der verjährt
angenommenen Autorität der gemeinühliclien Thco-
rieen und 31 ei mm gen unserer Ästhetiker, meine
Ansichten über diesen Gegenstand hier freimüthig
auszusprechen.
Indem man sich anschickt, über einen Gegen-
stand zu reden, ziemt es sich wohl, vor Allem den
Begriff desselben festzustellen; und so frageich denn
auch hier billig zuvorderst: was versteht man
•) Bruchstück ans einer ungeÜrucklen Ästhetik der Ton-
setikunst.
«*r»it J. r.«j, (H.I. ,..) 13
174 üeber das Wesen das Rirchenstyla ,
unter Kirchenstyl? was heisst Kirchenmusik,
und was ist deren eigentümlicher Charakter?
Dem Wortlaute nach, würden in das Gebiet
der Kirchenmusik nur solche Tonwerke gehören,
welche zunächst zur Aufführung in der Kirche
bestimmt sind, also Messen, Vespern, Psalmen)
Kirchenlieder, Hymnen u. dgl. Da aber die Ei-
gentliche Wesenheit des Kirchenstyls nicht vom
äussern materiellen Local abklingen kann, so muss
sie wohl in etwas Wesentlichem und Höherem
beruhen, und dies ist die religiöse Tendenz
des Tonst »ick s. Mau wird darum ohne An-
stand jedes zur Verehrung des höchsten
Wesens bestimmte und irgend eine re-
ligiöse Empfindung als Hauptsache {ex pro-
fesso) bezweckende TonstÜck Kirchenmusik,
und den Styl, in welchem jedes- selche ToustUck
geschrieben sein muss, Kirchenstyl nennen.
Nach dieser Ansicht , nach welcher Kirchen-
styl, als synonym mit religiösem Styl überhaupt ge-
nommen , dem sogenannten Kammer- und Con-
certstyle nicht sowohl durch die Zufälligkeit des >
Locals, in welchem er laut werden soll, sondern
durch die wesentliche Verschiedenheit seiner Ten-
denz gegenübersieht, und es also nur darauf an-
kommt, was die Musik sagt, nicht wo sie ei
sagen wird, nach dieser Ansicht, sag* ich, ist also'
Z. B. die Tendenz des Theodor Körncr'schcn Ge-
dichtes: „Unsre Zuversicht," oder dessen
„Morgenlied der Freien" wesentlich reli-
DigüLzed by Google
von 6fr. Weher.
175
giös, obgleich diese Hymnen nicht, wie etwa ein
Kyrie eleison, oder 6loria in excelsis Deo,
zunächst bestimmt sind, in der Kirche gesungen
zu werden.
Ist dieses richtig, ist es wahr, d.iss das Wesen
der Kirchenmusik darin besteht , eine religiöse
Empfindung auszudrücken, so ist damit auch zu-
gleich der Begriff von Kirchenstyl< gegeben,
und die Aufgabe festgestellt, welche zu lösen des
Tondichters Ziel sein muss. Sie besteht darin, eine
gegebene religiöse Empfindung, und zwar,
da Kirchenmusik in der Kegel Gesangmusik ist,
ein religiöses Gedicht, in Tönen auszusprechen.
Ist dann das Gedicht religiös, und die Compo-
sition solchem Gedichte entsprechend,
mithin gleichfalls wahrhalt religiös,' SO ist die
Aufgabe gelöst, das Tonstück ist im rechten
Style geschrieben , im wahren Kirchenstyl.
So einfach, natürlich und gleichsam tautolo-
gisch dieses ist, so sehr es sich von selbst zu ver-
sieben scheint, so auffallend pflegt es doch ver-
kannt zu werden. Denn ganz anders lautet die
guino inüblich cursirende geschriebene und unge-
schriebene Theorie, ganz anders lauten die nach
hergebrachter Form gearbeiteten Kunstkritiken in
Büchern und Zeilschriften. - Fast überall offenbart
sich hier oine fast unleidliche Beschränktheit der
Ansichten, eine klägliche Beengtheit der Begriffe.
Es sei mir erlaubt, einige Theorieen dieser Art
zu besprechen.
176 Veher das Wesen des Kirchensfyls ,
Manchen Thooristen zufolge sollte man fast
meinen, die Wesentheit des Kirchenstyls und sei-
ner Verschiedenheit vom profanen sei ein Mos
technischer Unterschied. Denn da wird z. B.
gelehrt-, ein Kirchenstuck müsse — im sogenannten
Strengen, nicht im freien Style geschrieben sein, —
es wird von diesem oder Jenem Accorde, von
diesem oder jenem Intervalle, dieser oder jener
Fortschreitung , Auflösung u. s. w. gelehrt, sie
sei im Kirchen style verboten, — es wird dem
Kunstjünger aufs nachdrücklichste eingeschärft,
dass er hauptsächlich im Kirchenstyle jede Dis-
sonanz aufs gewissenhafteste vorzubereiten habe,
u. dgl. So wird z. B. unter anderem, (ich er-
laube mir hier eine Wiederholungen aus m.
Tbeorio d. Tc-nsetzk. 2. Aufl. 1. Bd. S. 236 u.
ff. und IV. Bd. S. 17 ff.) der Gebrauch des so-
genannten übermässigen Sextakkordes in der so-
genannten strengen Schreibart, und insbesondere
im Kirchenstyle, verboten (Marpurg Gcneralbass,
2. Ab.-chn. 2- u. 3. Absatz, Seite 12.") , Art. 5-
§. 2- «• a. in. — ) so wie fast in jeder Theorie
die Forisch reitung einer Stimme durch sogenannte
übennHssige, oder verminderte Intervalle u. dgL
Nun haben aber von solchen willkürlichen, auf
Nichts beruhenden Verboten, älteste sowohl als
neuere und neueste Tonselzer erster Grösse, nio
ernstlich Notiz genommen, und schon dieses dürf-
te wohl hinreichen, den Glauben an jene Regel
zu zertrümmern.
Digitized Dy Google
von Gfr. Weier.
177
Allein auch die Natur der Sacke spricht auf«
lauteste dage D en.
Denn was zuerst die Unterscheidung zwischen
strengem, und freiem Styl angeht, so wird
von dieser schon ohnedies kein Verständiger eben
Viel halten, am allerwenigsten aber von techni-
schen Theorieen, die da Wissen, Dies oder Jenes
sn Style verboten, im freien
über
„erlaubt". —
Klingt Etwas Übel, so must
> die
Theorie os Üb
erall verbieten: — das Weh:
Iklin-
gende aber zu
verbieten, ist nirgend einGi
uud.
Ist demnach ei;
(i Verbot wirklich gegrilnde
ist auch nur d <
:r Styl gut, weicher das Verb*
meidet, und j<
ider andere, welcher, mindei
r ge-
les übertritt, nothwendig ein
feh-
lerhaftcr, und .
ionach wäre der sogenannte fr
d. h. regelw
idrlge Styl ein schlechter
, al-
1er wenigstens e
in schlechterer Styl.
Was aber die Unterscheidung von profanem,
und K irch cns tyl e an sich selber angeht, so ha-
be ich von letzterem einen viel zu hohen Begriff,
als dass ich seine Wesenheit von solchen techni-
schen Verboten abhängig halten konnte. Wehe
über die Würde des Kirckenstyls , wenn der Un-
terschied desselben vom profanen im Niehl gebrau-
che dieses oder jenes Knnstmaterials zu suchen
ist! — Was würde wollt ein vernünftiger Maler
erwiedern, wenn ihn ein Theoreto belehren
wollte: zu einem geistlichen Cemhlde dürfe keine
rolhc, oder keine grüne, oder keine Feuerfarbe
178 Veber das Wesen des Kirchenstyls »
gebraucht werden, — oder es dürfen darin nicht
zwei Linien vorkommen , welche einen Winkel
von so und so vielen Graden gegen einander bil-
den?! — Wohl wird er vielleicht einmal, hei
einem Bilde des Kindleins in der Krippe, etwa
die Purpurfarbe in die Harmonie seiner Colort-
ruug nicht mit aufzunehmen für gut linden : aber,
wenn er sie hier nicht gebraucht, wird er sie.
darum einem religiösen Gemälde üb« r-
haupt unanständig schelten* und also auch
Z. B\ bei einer Verklärung? — oder scharfe
Winkel bei einer Kreuzigung, oder Geisse-
lung? —
Für diejenigen, welchen eine aus der Natur
der Sache geschöpfte Ansicht nicht genügt , so
lang sie nicht durch Autoritäten , aus aueto-
ribus probat issimis, belegt ist, mögen denn hier
auch noch einige Belege stellen, welche beweisen,
was ich schon oben erwähnte, dass unsere gefei-
ertesten Tonsetzer jenes aus der Luft gegriffene
technische Verbot nie geachtet haben. Es sei zu
diesem Ende erlaubt, was z. B. das Verbot des
übermässigen Sextaccordes angebt, nur zu erinnern,
dass Haydn, in seinein rührenden Salve regina,
welches vielleicht mehr wie irgend Eines seiner
übrigen Kirchenstücke wahrhaft kirchlich ist»
nach einein Vorspiet von 10 Tacten., die Sing-
süimneu frei mit diesem verboten sein sollenden
Accorde eintreten lässt : und wahrlich; profan und
unanständig wird diesen begeisterten Engelgesaug
wohl Mtemand scheiten!
Digitized ö/ Google
von Gfr. Weier.
r¥r~— — • n
W" m
f
Was die Forlschroitung durch übermässige und
verminderte Intervalle angeht« so waren auch hier
von je her Kunst, und Künstler im Widerstreit mit
den Theoreten, welche lehren : solche Fortschreitun-
gen seien im sogenanr.teu strengen oder Kirchcnstyle
durchaus verholen, in devsugeuannten freien Schreib-
art aber, unter der Firma von Ausnahmen oder Li-
zenzen , fd. h. also von Erlaubnissen,) erlaubt.
So sagt 7.. B. von übermässigen Secunden Fr. Ghis.
Pnolucci, in seiner Arte pratica di contrap-
punto, Venez. 1765 T. I. Pg. 121. in der Anmer-
kung (a): „Netlo Stile a Cappella, e netto sti-
ele rigoroso non d permesso il procedere in
„questa forma , anzt se non e per qualche es-
„pression di parola , ovvero per qualche anda-
„mento non e tecito ne pur in altro stile usar
„simit progresso, essendo fuori delV ordine
„(Zella Scala naturale ," — (?) — „?iella quäle
,,s' nscende, o si discende per Tuont, e Hernie
„tuoni , e non per un Tuono e mezxo*' . . . .;
„onde ogni volta che si fard tat progresso,
180 üeber das Wesen des KirchenstyU ,
„sarä per licenza!** — (Man spreche also
nur jedesmal dazu: „avec votre pernrission! li ) —
Dass es übrigens schon zu P a o 1 u c c i 's Zeilen
einen Theoretiker gab, welcher von solchem Aber-
glauben frei war, beweist Don Ant. I'ximeno's
Buch: Dell' origine e delle regole del-
la Musica, lioma 1774, P"i t. I, Lib. III,
Cap. 8> art. 4, Pug 265 seg., wo der Verfasser,
(freilich nur gelegenheilüdi eines, in P e rg ol e si's
„Sta/iut Hinter"- vorkommenden , kleinen Septen-
sprunges ej — Ja,) ausruft: ,,Ed eccovi confer-
»mato iL principio, che non vi e Salto al-
„cuno di sua natura contrario alle
„regole di armonia: certo e che il salto
„di Üettima riesce alle volle penoso allu voce
„umnna ; ma per questo appunto e attissimo
„ad esprimere un üopgetto pleno di amarezza
„e di pena;« ~ und dass auch die bewährtesten
und höchstgefeicrien alten, so wie auch neuere
Meixter der Kunst, und zwar selbst im strengen
Kirchensiyle, soMie Fortschrei tu ngen nicht für
unrecht hielten, beweinen, uuier vielen anderen
Beispielen, die gro-sen (oder sogenannten über-
mässigen) und verminderten tMimmenfortschreitun-
gen in nachstehenden Beispielen
von Gfr. Weber;
1S1
Digilized by Google
1S2 lieber das Wesen des Kirchenstyls ,
Se! es damit wie es will, Jedenfalls sieht man
daraus so viel, dass es schon vor mehr als Einem
Jahrhunderte Leute gab, welche unbefangen ge-
nug waren, die Nichtbeachtung technischer Ver-
bote dieses Schlages nicht nur zu erlauben, son-
dern sogar zu billigen uud zu loben; eine Bemer-
kung, nach welcher es doppelt befremdend er-
scheinen musa , jenen Köhlerglauben , von dem
schon Theoretiker jener, und Practiker aller
Zeiten sich los gemacht, noch in den Theoriecn
unserer, sonst doch aufgehellten Zeit, spucken zu
hören !
Ehen so wenig, wie die Beobachtung der bis-
her erwähnten Vorschriften, macht auch, wie
wieder Manche wohl meinen, das häufige Fu-
giren uud doppelte Contrapunctiren
die Wesenheit des Kirch enstyles aus. Auch hier
leuchtet jedem Unbefangenen ja wohl auf den er-
sten Stick ein, dass alles Imitiren, Contrapunc-
tiren, Fugiren, und wie seilst die contra puncli-
scheu Künste alle heissen — dass, sag' ich, all
diese Kunststücke nichts anderes sind, als Künst-
ln! ttel, welche, als solche, eben so wenig dem
Kirehensiyl ausschliesslich zugehören , ab sie gra-
de dem profanen fremd sind, (grade so, wie auch
in der Malerei künstlich verschlungene Gruppi-
rttng sowohl in einem geistlichen Gemälde, Z. B.
der Kreuzabnehraung, oder 'des jüngsten Gerich-
tes, — als auch in einem prefanen Bilde, einem
Batafrlenslüch , einem niederländischen Bauerntan-
ze u. ogl. vorkommen) — und fugirte Sätze eben
Digitized ö/ Google
ton Gfr. Weier.
1S3
sowohl im profane» höchst passend sein können,
(wie ja unter anderen gleich Haydns und Mozarts
Symphonien , ViolinqiiHrtette , u. dg], beweisen)
indess in der Kirche gar manchesmal eine Fuge
sehr deplacirt steht. — Es ist ordentlich befremd-
lich, dass diese an sich so ganz plane Wahrheit
so oft verkannt wird, und man nicht selten, z. B.
von der Composition eines Kyrie eleison , riih. '
»nen hört, es sei eine „kräftige Fuge" —
Eine kräftige Fuge, die Bitte, dass Gott sich un-
$er erbarme!! —
Einen wunderlichen Gegensatz, Regen die eben-
erwähnte Ansicht, welche alle Kirchenmusik mög-
lichst contrapunetisch künstlich zu hören verlangt)
bildet die Behauptung Rousseau's, welcher nicht
nur das Fugiren , sondern sogar schon alles bloss
Imitiren aus der Kirche verbannen will. Man
höre ihn in seinem Dictionnaire de Musique ,
Artik. Mottet: ,,On n'y (in der Kirchenmusik)
„doit point rechercher Limitation comme dans
„la Musique thdatrate: les Chants saerds ne
„doivent point representer le tumulte des pas-
„si'ons humaines, (als ob Imitationen nichts an-
deres auszudrücken vermögt™, als profane Lei-
denschaften!!) „mais seulement la Blajeste de
celui d qui ils s'adresseqt, et l'e'galite" d'ante da
„ceux qui les prononcent. Quoi que puissent
„dire les paroles, tonte autre expression dans
„le Chant est.un contre-sens. II faut n'avoir*
„je ne dis pas aueune piete", mais je dis aueun
„goftt, pour pre/Vrer dans les EgUses In- Musi-
1S4 Veher das Wesen des Kirchenstyls ,
„rjue au Plain-ckant.« — — Der französische
Knnstphilosoph äussert hier, wie man sieht, ganz
gleiche Beschränktheit und Einseiligkeit der An-
sicht , wie die vorhergehend Erwähnten , nur die
grade entgegengesetzte! —
Auch über die Ansicht derer dürfte ich wohl
hier noch einige Worte sagen, welche in der Be-
nutzung der sogenannten a n ti k e n Ki rch e nto n-
arten einen Hauptvverth des Kirchenstyles suchen:
indessen darf ich «her diesen Punct mich wohl oh-
ne weiteren Zusatz auf meine Theorie d. Ton-
setaii. 2. Aufl. 4- Band beziehen.
Doch genug von und wiJer diejenigen, wel-
che den Unterschied des liirchensLyls vom jimfa-
nnn ins Technische setzen. — Denn diese hlitten
eigentlich kaum so ausführliche Erwähnung ver-
dient.
Spociöser als jene Techniker nimmt sich eine
andere Classe von Aesllielikem aus, die da mei-
nen, das wahre Heil dadurch zu predigen, dass sie
dem Kirch encomponisten jeden lebhafteren Auf-
sr Ii wung des Ausdruckes verbieten. Da ist eine
Schule von Kunslgelehrtcn, die da predigt: eine
Kirchenmusik diirfe immer und unaufiidrlich nur
im gemessensten Patho3 einherschreiten, immer
und überall nur den Charakter ruhig erhabener
Andacht und Würde festhalten, und keinen an-
deren; der Tondichter müsse sich in seiner etwai-
gen Begeisterung nur immer ruhig abgemessen zei-
gen, immer fein sittsaramJick den Arm unterm Alan-
eon Gfr. ' Weber.
185
toi verborgen, aber ja nie, sich vergessen«?, beide
Arme freudig jubelnd zum Himmel emporgeho-
ben: das sei in der Kirche unanständig uud welt-
lich ( u. s. w. So umhiebt man sich mit dem
Ansehen eines Champion der Heiligkeit und An.
stiindigkeit des Cultus, findet in jeder Kirchen-
partitur, welche nicht, wie gewisse Musikstücke
verflossener Jahrhunderte, aus lauter langen, brei-
ten Pfundnoten besteht, einen Beleg für die Ge-
tunkenheit des religiösen Kunstsinnes unserer lei-
digen Zeit*), scliiit jede Compositum einer Messe
gleich -auf den ersten Blick weltlich und profan,
wenn die Partitur anders aussieht als Pnlestrina's
Miisa papae Marcelli vom Jahr 1555, entrü-
stet sich über jede geschwinde Note, **) — noch
*) Man sage doch \n nicht, relisiö 5t?r Sinn sei eben in
insbesondere unter unseren Künstlern , erstorben.
Jeder gute Mensch, wie sehr er auch den Geschmack
filr gewisse, den höheren AiiInnl.T'n n^en lies Zeit-
geist nicht mehr «eiii'm'inli'ii ii u-scr t:n sogenannten
lieligionsübmigen verliert, hört darum noch keincs-
weses auf, die I.Ieon Gut Unit Unsterblichkeit,
als Höchstes und AI ler Ii eil igst es su verehren und im
Busen iu tragen, und am allerwenigsten ein jeder
rechte Künstler, der ji ohne innig tiefe Gefüllt für
alles Hohe und Heilige gar nicht wahrer Künstler
wäre, und wahrlich ein jirnsaiicliuT Klau sein nu'ibs-
te, wenn diese höchsten und poetischsten aller
Ideen ihn nicht begeisterten. Anw. ä. Vf.
*') Man hat namentlich gegen Jede rasche Beilegung In
der Kirchenmusik, "ej^n jede etwas schnelle Pnssn-
ge oder sonstige Fi»».', «fli v.>r*ü/licli -1 e n Grund
angeführt, dass schnelle ToufoJ s ,'ii in den weilen,
vielschallenden Gewollien der Hireho, sich leicht ver-
wirren und unverständlich «erden. Das mag l'rei-
lieh in manchen, ja wnhl auch in den meisten Kir-
chen factiscii ganz, richtig, und daher rathsam sein,
in solchen Kirchen , keine Musikstücke aufmfuhren
worin andere ata lauter lang^elialteue Noten vor-
18Ö Veber das Wesen des Kirckenstyls ,
mehr Über jeden . Aufwand von Jnstrumentalio^n,
und spricht naseiümpiend von sogenannten „E f-
fectstellen" als dem non plus ultra von Pro-
fanation des Heiligen!
Aber, um's Himmels willen! Haben denn dies»
Leute nie ein anderes Klrcliengemiilde gesehen,
ah Madonnen mit andächtig slill gefallenen Hän-
den, oder beilige Familien in gottseliger Beschränkt-
heit, grau in grau gemalte Kreuzigungen u, dgl.1
oder werden sie es für unkirchlich und profan
■erklären, wenn ein Maler zum Bild« ein.er Ver-
klärung alle Farbenpracht, die seine PaLete ihm
nur irgend zu bieten vermag , allen Zauber glän-
zender Beleuchtung, kurz die lebhaftesten, kräftig-
sten sinnlichen Kunstmitlei aufbietet, die ihm nur
irgend zu Gebote stehen? — Wenn aber er es darf,
und wenn man es billig absurd finden würde, woll-
te er hier auf Kunstmittel verzichten, die ihm zu
kommen: .iticr zur Wesenheit des Kiixlienstjls , zur
Kircldiehkeit eines Tonstüekes, gehört doch darum
nicht das erwähnte technische Vortheilchcn , du
Hichtsetzen geschwinder Noten zu vermeiden, so
nie l's ja auch nicht f.ur Wesenheit der Hirchenbau-
lKin-t gehört, die Wölbungen des Gebäudes so au
bauen, dass sie verworren wicderhallen , indem es
ja auch recht schöne und kirchliche Kirchen giebt ,
in welchen die Töne der Musik sieh nicht verwir-
ren, iniless es sehr prof-nie Conccrt- und Opern-
säle siebt, welche die Tone eben so verwirrt wie-
dergeben als selbst die kirchlichste Itin lie, — und
überdies ist ja auch nicht alle religiöse Musik grado
im- Aufführung in einer Kirche bestimmt (Vgl. S. 174)-
Übrigens ist dos unziemliche "\ .irhh.iltcn des Lu-
cais begreiflirh nirgend stl^dlidier . n!s bei Fugen
und fugirten Sätzen, und sollte man daher auf dieses
Ptachhallen iveseiitlidi entscheidende Hüchsirlit iirti-
tnen, -so müssto man vor Allein Fugen und fiignic
Sätie verbannen. Anm. d. f'J.
Digitized b/ Google
ton Ofr. Weier.
is;
Gebote stehen: wie mag man doch dem Tondichter
zumuthen, ein „Gloria in excehis Deo", ein „Te
„Deum laudamus** grau in grau zu halten, wie et-
. wa Wohl ein Kyrie, oder auch wohl ein Credo, we-
nigstens bis zum tiefer rührenden „Et incarna-
„tus est", — „Passus" u, s. w. , oder bis zum
jubclreichen „Et resurrextt" , gehalten werden
mag! — Wenn beim Gloria, einem Lobgesange,
i» Welchen der religiöse Sinn sicli so gerne die
ganze Menschheit, zusammt allen himmlischen Chö-
ren und Harfen, mileinstimmend denken mag, wenn,
sag ich, in einem solchen Lobgesange des Aller-
höchsten, in solchem Freisen der Herrlichkeit Got-
tes, z. B. Vogler, in seiner r/-n;oll - Messe, den
höchsten Glanz der reichsten und Lebhaftesten In-
strument im ng spielen lässt, wenn unser Jos.
Haydn in seinen Messen beim „Gloria", —
wenn er in seinen Chören
„Die Himmpl ertShlen die Ehre Goltes" —*
„Der Herr ist gross in seiner Macht" — "
„Ehre, Lob und Preis sei dir" — u. a. m.
wenn er, sag' ich, hier den ganzen Zauber sei-
nes prächtigen Talentes aufbietet, und wir, neben
dem feurigsten Instrumental spiel , in glänzend ge-
arbeiteten Chören, mit frohlockendem Passagenju-
bel der Solostimmen geschmückt, ordentlich die
ganze Menschheit mit jenen Engelchoren vereint
laut aufjauchzen hören, — wenn der Jubel der
Auferstehung» feier im „Et resurrexit" den hoeb,-
freitdig begeisterten Tonsetzer zu laut frohlocken-
dem Aufjauchzen hinreisst: — und es kommt ei-
ner jener kühlen Theoreten daher, und wagt es,
1B8 Ueber das Wesen de» Kirchenstyls ,
des Künstlers heilige Begeisterung mit wohlgefäl-
lig speciösi-r Miene eine profane Effectmacherei
zu schellen — dann frage ich jeden, der sich das
Herz am rechten Orte fühlt, auf welchen von
beiden er lieber den Stein werfen will, auf den
frommen Künstler, oder auf seinen frömmelnden
Tadier? —
Betrachtet man den Urgrund solcher Theorieen
genau, so ist die Quelle, woraus sie entsprungen,
nichts anderes, als eine mis verstandene Venera-
tiou des lieben Alten, welche, statt sich am Geist
und Sinn grosser Vorgänger zu erbauen, ihre Klci-
dermoden, ihre Manschetten, ihre Allonge- oder
Zopfperiicl;en als die wahre (Quelle aller rechten
Erkenntnis venerirt und allen Nachkommen zur
Nachahmung anpreisen und aufdringen will. —
Weil verehrenswerthe alte italienische und andere
Meister so schrieben, weil sie sich grösstenteils
in langen Noten, in contrapunetischen Formen
und mitunter in der That auch ziemlich grau in
grau auszusprechen Hebten, und weil sie, der
damaligen Besch riinhtheit der Instrumenta lpartüe
ungeachtet, doch zum Theil grossartig Erheben-
des zu leisten wussten , — darum soll es nunmehr
für alle Zeit untersagt sein, das Heil auf anderem
als grade auf dem von ihnen betretenen Wege
.und mit anderen als den von ihnen angewandten
Kunstmitteln zu suchen; darum tollen auch wir
nicht anders als im Kleiderschnitt jener Herren
ein herzuschreiten , im Reiche der Töne uns nicht
anders als in Psalmodisen, Chorälen und Contra-
von Gfr. Weber.
189
puncten Auszusprechen wagen. Statt den Reich-
thum unserer Instrumentation, als willkommenes
Kunstmaterial, zur Verherrlichung des Cultus, zur
Erhebung und Begeisterung des Gemüthes, als Sym-
bol und Er weckungsmittel höchsten Aufschwunges
der Andacht, zum Preise Gottes ertönen zu lassen,
«oll der begeisterte Tondichter das alles schnöde
von sich werfen , als sei es vom Bosen , als sei es
unziemlich, seinen Gott recht laut und mit allen
Zungen und mit den besten, reichsten und feurig-
sten »ms zu Gebote stehenden Klängen unserer
Harfen zu preisen! —
Ja, die Zumuthung, dass wir unsern Gott nun
grade im Style der alten Meister des Kirchenge-
sanges loben sollen, ist um so unverständiger, da
sie in der That etwas der Natur der Sache nach
Unmögliches enthält. Jedes Zeitalter hat seine ihm
eigenthitmüche Art und Weise zu sein und sich
auszusprechen ; diese dem Zeitalter eigenen For-
men, in welchen sich zu bewegen den damaligen
Zeitgenossen geläufig war, stehen uns nun einmal
nicht mehr natürlich zu Gesichte, und jeder Ver-
such , den Styl jener Zeiten , Jahrhunderte später
nachzuäffen, kann am Ende doch nur höchstens
ähnelnde Caricatur, nie aber in freiem Schwung«
des Genius empfangene Kunstwerke erzeugen , wie
wir ja leider an so manchen Compositionen neue-
rer Tonsetzer sehen, welche sich darin Wohlge-
fallen, ihren Kirchen stücken ganz die Haltung,
die Wendungen, Formen und Formeln, kurz den
ganzen Ton und Styl jener alten Contrapunc listen
3. B«J. (fi t n i i.) 14
Digitized by Google
190 Ueber das Wesen des Kirchenstyls ,
' zu geben , aber wahrlich besser gethan hätten ,
itatt solcher Copieen, lieber mittelmassige Origi-
nale zu geben — ja, ich mögte fast sagen, sogar
noch Ueber schlechte Originale, als solche höch-
stens mittel miissige Copieen, welche, am Ende
doch vom Geiste der Vorbilder nicht beseelt ,
nur dasjenige nachäffen, was an denselben äusse-
re Form, Manier *), kurz das ganz zufällige Äus-
sere, und darum grade das am wenigsten Nachah-
menswert!» ist. **)
Das ist nun aber einmal der Ton unserer Zeit,
sich selbst zu verachten', um sich in blinder Ve-
neration des Dagewesenen wieder um desto wohl-
gefälliger zu brüsten. Man verehre doch jene
Zeit auf vernünftigere, reellere Weise, verehre ih-
re Helden in Demjenigen, was wesentlich ist,
nicht in ihrem Zufalligen, Äusseren, Unwesentli-
chen und nicht selten noch unvollkommen Ausge-
bildeten. Und mögen jene Verehrer des Alten
gleichwohl auch die äusseren und zufälligeren
Formen darum in Ehren halten, weil sie verehr-
ten Meistern angehören , wie man ja auch im Le-
ben sonst unbedeutende Gegenstande zum Anden-
ken theurer Personen Werth hält, — so wollen
wir in solche Werthschätzung auch unserseit
gerne mit einstimmen : wenn sie aber meinen und
thun , als stecke das Haiiptwesen in jenen Formen,
*) Wie er räuspert und wie er spuckt,
Dos habt ihr ihm glücklich abgegutt. Zyx.
**) Hat etwas nur reclii dürre Gebein,
Gleich soll es fromm und ein Heiliger sevn.
Zyx.
Digiiized Dy Google
von Gfr. Weber-
191
wenn sie, wie man es häufig genug hört, alles
Alte» zum Theil ziemlich ohne Kritik, schon da-
rum veneriren, weil es jene Formen an sich tragt,
und, wie es jetziger Zeit Mode geworden, nur
Werke aus Jenem Zeitalter hervorsuchen , neu
ediren und in allen Kunstinstituten vom besten
Tone vorzugweise vor den Erzeugnissen aller Neue-
ren auffuhren *) , wenn sie uns zumuthen , statt
uns an dem, was in jenen der Kindheit der Kunst
noch nicht weit entrückten Zeiten grosse Alt vorde-
ren in ihrer und ihres Zeitalters Art und Weise
und mit ihren beschränkteren Mitteln, ohne ähnli-
che Vorganger gehabt zu haben, in herrlichen
Hymnen geleistet, uns zwar zu ergiltzen, zu er-
wärmen und zu erbauen, dann aber auch unser-
seit zu versuchen, Was wir, gestützt auf die Schul-
tern solcher Vorgänger, welche jene nicht hatten
und mit unseren glücklicher und reicher ausge-
bildeten Kunstmitteln, kurz was in unserer um
Jahrhunderte vorgerückten Zeit wir in so vieler
Hinsicht vorteilhafter Gestellte in unserer Art
und Weise vermögen, **) — wenn sie, sag' ich,
uns zumuthen, statt dessen nur blindlings In die
Fusstapfen jener Altvorderen zu treten, uns gra-
de in ihre Farbe zu Heiden, und ja nicht zu
*) Wer alte Meister clirt und liebt,
Vergesse nicht , dass es Lebende giebt.
*•) Am Alten magst Du Dich erfrcu'n.
An seinen Mängeln Dich belciiren,
Doch sollst Du Altes nicht crneu'n.
■ Durch Bessermacuen wirst Du's ehren.
194 Ueber das Wesen des Kirchenstyh ,
Text mit warmem Sinn auffasse und treu, nur
aber verschönert, verklart und erhöht , in Tönen
ausspreche, gleichviel dann, ob durch dieses *
oder jenes Kunstmittel , ob im Costüm der alte-
ren, oder der uns naher liegenden Zeit, — und
frei inuss ihm die Bahn bleiben, die Herrlichkeit
des Allerhöchsten je nach seiner menschlichen und
künstlerischen Individualität entweder im heilig
helldunklen Colorit, im Tone in sich gekehrter
Contemplation, im Tone der Zerknirschung, des
ehrfurchtvollen Hinsinkens in den Staub vor dem
Allmachtigen , — oder auch in lauten Jubeitönen
des begeisterten Gemüthes, ausströmen zu lassen; —
Alles, gleichviel, sag ich, wenn es nur dem reli-
giösen Inhalte des Textes, angemessen ist.
So rücksichtlos, so furchtlos vor den Steinwür-
fen der vornehmen und sogenannten strengen, ei-
gentlich aber nur altgläubigen Zunft, ich alles
Obige als mein Glaubensbekenntnis ausspreche,
und so wenig ich daher unter anderem auch in
das Unheil derjenigen einstimmen mag, welche
z. B. den Kirch encompositionen Jos. Haydns, Mo-
zarts , und auch Voglers das Prädicat rechten Kir-
chenstyh darum absprechen, weil bei ihnen bald
geschwinde Sechzehntel-, ja Zweiunddreissigstel-
notert, bald eine unvorbereitete Dissonanz, bald
dieser bald jener hinreissende Instrumentalzauber
vorkommt, — so will ich doch darum natürlich
nicht grade Alles vertheidigen, was. dort von wirk-
lich weltlichem Geiste zuweilen, ja iiicht grade
ganz selten, mit unterläuft. So gestehe ich frei-
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von Gfr. Weber.
195
lieh gern, dass ich es z. B. nicht klassisch, und
der religiösen Tendenz einer Misse nicht ent-
sprechend finden kann, wenn Vogler in seiner so
betitelten Pastoral messe *) im Incarnatus einen
förmlichen Kuhruihen anbringt, welchen ein dün-
nes G-Höinlein vorblüsst, indess ein Echo nicht
nur die letzten Töne jeder Tonphrase des Hirten-
volks lieblich spielend wiederholt, sondern auch
den Text gar geistreich travestirt, indem es die
vom Hirtenchor gesungenen Worte: „incarnatus
„est" verkürzt nur als „natus est" (wie schlau I)
wiedersieht ;
') Was ist, was soll überhaupt eine Pa st ora 1 -Messe?
welche religiöse, welche poetische Idee soll über-
haupt durch diesen Namen bezeichnet werden?
-wir sollen uns wohl unter den singenden und mu-
»icirenden Personen die Hirten denlien , welche sin-
gend und rausicirend zum Kinde lein in der Krippe
gewallfahrtet, und es singend und nach ihrer Weise
Digitizod t>y Google
196 lieber das Wesen des Kirckenstyh,
198 Veber das Wesen des Kirckenstyls %
•
r— -
% 1
nicht, wenn er, in der Messe Nr. 4, beim Incarnatus
est, den h. Geist folgendermasen Über der Jung-
frau^iilterny lässt ;
efin.m
■
f ' f
Digiiizcd by Google
von Gfr. Weber. m
nicht, wenn er bei
vtnturus est, judlcar» vivoi er wird liommen, Lebende
et mortuos und Tudto zu richten
und bei
exjteao resurrectioni<n mor- ich glaube an die Aufer-
tuoTum Stellung der Todten
grade das Wort mortuos, Todte, durch schauen
rige Betonung auszeichnet, und bei
descendit de coelU stieg herab vom Himmel
auch mit seinen Noten abwärts, beim
tl wurrexit und wieder auferstand
20) Ueber das Wesen des Kirckenstyls ,
aler wieder aufwärts steigt, (vorstehend S. J33 —
1(8.) — nicht wenn er, in seiner Messe Nr. 6,
Ii dein Gebete
sgnui Dei, qui lollii pec Lamm Gottes, das der Welt
,. . Sünden trägt, erbarmo
caia mundi, misertrt no. un6ep> _ gj e ], uns
tu, — dona noblt paceml Frieden!
31 folgendem
Tons zm
7lS>.
n Lamme
ij rjj -
fleht:
r =-r r r
i 5
5
r f r r
,1 J -X .
r— r
auch nicht, wenn er in der Messe Nr. 2> (nach
vielem, tambourariigem Paukenge trommel und ähn-
lichem Trompetengeschmetter,) endlich in einer
förmlichen Panfarre mit möglichstem Lärm von
von Gfr. Weber.
201
202 lieber das Wesen des Kirchenstyls ,
von Gfr. Weber.
203
pp=ii
"' 7\ js r
... J
Man sage auch nicht, jene Messe Nr. 2 sei ja von
Haydn als In tempore belli bezeichnet, und
dadurch sei die Anwendung von Nachahmungen mi-
litärischen Gfitrommels und von Pauken- und Trum-
204 lieber das Wesen des Kirchenstyls ,
petenlürm liier gerechtfertigt, zumal da hier vom
Frieden die Redesei, über den man sich jawohl
mit Pauken und Trompeten!; lang zu freuen pflege; —
man sage nicht auf ähnliche Weise zur Rechtfertigung
des Walzers, das sei eben auch wieder so ein „aus-
„gelassener Volksjubel 1 * über die seligen Freuden des
ewigen Friedens im Himmelreich; — man wage es
nicht, unsern herrlichen H'aydn auf solche Weise
zu entschuldigen ; denn solche Vertheidigung Messe
ihm die schimpfliche Absurdität schuld geben, er
habe, dort beim Pauken- und Trompetenklang, nicht
allein unter dem Frieden des göttlichen Lammes
nur einen irdischen Friedensschluss zu denken
gewusst, sondern überdies wissentlich dun Ana-
chronismus begangen, dem Gebet um Frieden das
Friedens- TeDeum voran zu schicken,— hier aber,
beim Walzer, sich die Freuden der ewigen Selig-
keit als einen tht! dansant vorgestellt, wo etwa
die heil. Apostel und Mürlirer mit der heiligen Ur-
sula und ihren 11000 Jungfraueu sich einmal recht
loslassen in schwirrenden Schleifern und Hops-
walzern. — Solche Entschuldigungen sind ja
wohl Frevel gegen unsern grossen Tondichter,
und weit eher, als wir ihm so absurde Intentio-
nen zutrauen und unterschieben dürfen, wollen
wir uns ^begnügen, zu denken, er habe — sich eben
auch einmal vergessen und , vielleicht von Arbeit
ermüdet, oder auf Beendigung gedrängt, wie ea
nun mitunter zu gehen pflegt, hingeschrieben oh-
ne viel zu bedenken und zu überlegen was eben
aus der Feder geflossen. Quandoque bonus dor-
mitat Homerus.
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205
Über
die Echtheit des
Mozartschen Requiem.
Von
Gottfried Weber.
Von allen Werken unsers herrlichen Mozart, ge-
n leset kaum irgend Eines so allganieine, so ver-
götternde Anbetung, als sein Requiem.
Dies ist aber eigentlich sehr auffallend , und
beinah wunderlich zu nennen, indem grade dieses
Werk ohne Anstand sein unvollkommenstes,
sein wenigst vollendetes, — ja kaum wirklich
ein Werk von Mozart zu nennen ist.
piese Äusserung wird, ich zweifle gar nicht,
allgemein auffallen, weil die Thatsaclte, ich -weiss
es wohl, allgemein gleichsam vergessen ist. Sie
ist indessen erheblich genug, um die Muhe zu loh-
nen, der Wahrheit zur Steuer, wieder in Erin-
nerung gebracht zu werden, zumal da sie sich völ-
lig geschichtlich nachweisen ütsst.
Dieses ist der Gegenstand der gegenwärtigen
Betrachtungen.
Die Entstehungsgeschichte des Werkes
selbst ist mit einem gewissen mystischen , beinah
romantesken Dunkel durch webt. Von höchst
ehrenwerthen und völlig glaubwürdigen Schrift«
Sbtlli 3. lud, <u>c< II,) 15
206
Veher die Echtheit
stnllern , namentlich Fr. Rochlitz , *) und E. L.
Gerber **) , wird uns jedoch Folgendes ab histo-
risch wahr ***) berichtet.
Ein Unbekannter, würdigen Ansehens, 13sat
sich bei Mozart melden* ersucht ihn, ihm ein
Requiem zu componireti , für eine, gleichfalls un-
genannte, unendlich theure Person, legt ihm hun-
dert Ducaten Honorar gleich auf den Tisch und ver-
schwindet spurlos. Mozart, von der geheimnisvol-
len Erscheinung tief ergriffen und angeregt, fangt
sogleich die Arbeit an. Mit jedem Tacte scheint
sein Interesse daran zu steigen; er schreibt
Tag und Nacht und, allen Warnungen der,
um seine schon höchst wankende Gesundheit und
seinen ohnehin nur zu sehr überreizten Ner-
venzustand besorgten Freunde und Angehörigen
rist-uen Wal.rli.Ml vimx hri. Men hält, spredio
„mit aber," so scUrdbt er a. an:;rf, <).. S. 19., "öa-
„mit iib.T flai .-i'j:.-int;;roii <<\ sulohcin Falle
„nichl mil ünn-rln I i t'Jse ml i- PuMiliiim für die Wahr-
„heit meiner Jiriäh lunge n so riel Bürgschaft er-
halte, als ich iu geben im Stande hin . , , , so
„uiitcrznii-lirie ich mich mit mriiirm amen, und er-
„wälinc dabej-, dass ich .... späterhin seiner Gat-
„tin und verschiedener »erirautcr Freunde Mo-
,jarts — persönliche Bekanntschaft machte,* mit
,^hnen Ober den damais schon Verstorbenen oft
„und ausführlich genug sprach, und mir alles, was
„ich Ton ihm wusste, bestätigen, berichtigen oder
„niderlogcn liesi." Friedrich Kachlin.
des Mozartscken Requiem, 207
zu Trotz, mit so unausgesetzter Anstrengung', das*
er mehrmal über dem Arbeiten in Ohnmacht sinkt.
Ein Ruf nach Prag, um zur Krönungs-Feier
Leopolds die Oper la C lerne nza di Tito zu schrei,
ben, unterbricht endlich die Ausführung der Re-
gutem-Composition. Kränklich reiset er dorthin
ab, und nicht gebessert kommt er nach Wien
zurück, um mit unwiderstehlichem Drange an
dem Requiem fortzuarbeiten, von welchem er
ahnend fest behauptet, er schreibe damit seinen
eigenen Grabgesang. — Der Unbekannte erscheint
wieder, vernimmt, das Werk sei noch nicht been-
digt: „Die Arbeit'« sagt Mozart, „ist mir selbst
„immer interessanter geworden ; ich führe sie viel
„weiter aus, als ich erst wollte." Zufrieden legt
der Unbekannte ihm das Honorar von 100 Ducs-
ten unbegelirt zum zweitenmal auf den Tisch, und
entfernt sich wie das vorigemal; die, um ihn zu
beobachten, ihm nachgesendeten Leute vermögen
nicht, ihn auszukundschaften und verlieren seine
Spur. Mozart setzt sich nun noch ernstlicher ab
zuvor an die Arbeit, und noch vor Ablauf von vier
Wochen ist er fertig, aber auch • — entschlummert.
So berichtet uns Rochlitz den Hergang; und
mit ihm im Wesentlichen ganz übereinstimmend
auch der ehrenwerthe Gerber a. angef. O. , nur
mit dem Zusätze, dass, gleich nach des Tondich-
ters Tode, der Unbekannte sich wieder meldete,
das Werk abzuholen, und es „unvollendet" em-
pfing. „Man sagt,« setzt Gerber hinzu, „Herr
„Capellmeister Süssroayer habe nach der Zeit di*
20S
Heber die Echtheit
„Instrumente, da wo sie nocli^ fehlten , hinzuge-
setzt, so wie das Werk nun in unsern Händen
„ist."
In der That hat es die Breitkopf- und HSlrtel-
sche Musikhandlung im Jahre 1800 in Partitur
herausgegeben, und das dem Drucke dieser Auf-
lage zu Grunde liegende Mamiscript aus der
Hand und Feder des genannten Hrn. Süssmayer
empfangen, wie dies aus einem Briefe dieses
letzteren an die Herren Breitkopf und Härtel her-
vorgeht , welchen dieselben durch das Organ ih-
rer A%. MusikaJ. Ztg.., IV. Jahrgang Nr. 1. v. 1.
Oct. liS0(. , S- 2, bekannt machten , und welchen
ich , seiner Wichtigkeit wegen , hier wörtlich
wieder abdrucken lasse.
Wien 8. Srpt. i Soo,
„Mozarts Komposition ist so einzig, und ich getraue mir
„eu behaupten, für den grössten T heil der lebenden Ton-
„setzer so unerreichbar, dass joder Kachahmer, besonders
„mit untergeschobener Arbeil, noch schlimmer wegkommen
„würde, als jener Rabe, der sieb mit Pfauenfedern echmück-
„te. Dass die Endigung des Requiem, welches unsern Brief-
„ Wechsel veranlasste, mir anvertrauet wurde, kam auf fol-
gende Weise. Die Wittwe' Mozart konnte wohl voraus-
gehen, die hin t erlassenen Werke ihres Mannes würden ge-
„suckt werden; der Tod überraschte ihn, während er an
„diesem Requiem arbeitete. Die Endigung dieses Werks
„wurde also melirern Meistern Libertragen; einige davon
„iioimlen liegen Geschäfte sich dieser Arbeit nicht unter-
ziehen, andere aber wollten ihr Talent nicht mit dem
„Talente M.s kompromittiren. Endlich kam dieses Ge.
„sebäfte an mich, weil man wusste , dass ich noch bey
„Lebzeiten M.s die schon in Musik gesetzten Stucke öf-
„ters mit ihm durchgespielt und gesungen , dass er sieb
des Mo~art sehen Requiem. 209
„mit mir Uber die Ausarbeitung dies es '•Werkes sehr oft
„besprochen und mir den Gang und die Grunde seiner
„Inslrumenlirung mitge Iii eilt halle. Ich kann nur wün-
,, sclicn, dass es mir geglückt haben möge, wenigstens so
„gearbeitet zu haben, dass Benner noch hin und wie-
der einige Spuren seiner unvcrgesslichen Lehren
„darin linden können. Zu dem Requiem saramt Kyrie —
„Dies im — Domine Jesu Christe — hat M. die 4 Sing-
„stimmen und den Grundbass sammt der Bezifferung
A „ganz vollendet ; zu der Instrum entirung aber nur hin
„und nieder das Motivum augezeigt. Im Dies irae war
„sein letzter Vers — qua resurget ex fav'dta, und seine
„Arbeit war die nämliche, wie in den ersten Stücken.
„Von dem Verse an — fudteaudut hämo reus etc., ist
„das Dies irae, das Sanctus, Benedictus — und Agnus Dei
„ganz neu von mir verfertiget; nur habe ich mir er-
laubt, um dem Werke mehr Einförmigkeit zu geben,
„die Fuge des Kyrie bej dem Verse — cum Sanctis etc.
„zu wiederholen." *)
*) Diese Angabe der Nuracrn, zu welchen sich Mo-
zart'sehe rilsmc. vorgefunden, ist nicht ganz, und £.ir
deutlich und genau bestimmt, namentlich oh hier
unter dem Dies irae der ganze zweite Hauplthcil
oder nur der erste Sab desselben verstanden werde,
und eben so ob unter dem Domine auch das Hostias.
Bei genauer Znsariimenslt'lhiii j; findet mau jedoch,
dnss der Sinn lies Briefes eigentlich dahin, geht:
die Mozart'schen Entwürfe der Singst immen haben
enthalten I.)vom ersten Haupt) heile, dein „Requiem",
y das Requiem und das Kyrie, also den ganzen er-
slen Hauptlheil; II.) vom zweiten Haupttheile, dem
„Dies irae", den ersten Salz Dies irae (in der Parti,
tur Nr. a), das Tuba mirum, (Nr. 3) das Rex, (Nr. 4),
AMRecanhre,(ür.r,), AasCvnfvtniis, (Nr. 6), und das
] .„crima.ui (IV r. 7). (iipstvjcdi.cli nur bis mm S.Tocle;
III.) vom dritten Salze, dem „Domine", das Domine
(Nr. 8) und, so kann man es wenigstens verstehen, —
auch das H&fiiaJ ("SV. o) ; — IV.) vom vierten IlnupMalxe
dem „Sanctus", gar nichts, und V.) auch nichts vom
fiinfien, di:i" .,sh»t:s Dei" , dessen zweite Hälfte jc-
doch eine hiose Wiederhol uns der zweiten I Iii] flc
der Kr. I. ist. 4, d, Vf.
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210 Veber die Echtheit
Hier haben wir nun freilich drei ziemlich von
einander abweichende Erzählungen, deren Ver-
schiedenheit schwer aufzulösen scheint. Nach
Gerber wurde das Werk nach Mozarts Tode
dem Unbekannten abgeliefert, (welchem auch
■weder Rochlitz noch Süssmayer widersprechen.)
Da nun aber der Unbekannte noch bis auf den
heutigen Tag unbekannt und unentdeckt geblieben
ist, von wem hat dann Süssmayer die Partitur er-
halten ? — und wenn es wahr ist, dass, wie Roch-
lilz berichtet , Mozart seinen Schwan enge sang ,
(also alle fünf Sätze: Requiem, Dies irae , Do-
mine, Sanctus, Agnus Dei,) fertig hinterlas-
sen hat, — oder wenn es, nach Gerber, wahr ist,
dass demselben nur Instrumentation fehlte, so
scheint die Notiz unwahr, dass Süssmayer nur
den ersten Satz („Requiem") die Hälfte des zwei-
ten („Dies irae") und des dritten, („Domine")
von Mozart hinterlassen vorgefunden, und daraus
erst von ihm, Süssmayer, das Requiem so wie
wir es besitzen, angefertigt worden.
Es ist aber nicht zu verkennen, dass diese letz-
tereAngabe allerdings ein ziemlich entscheidendes
Übergewicht schon durch den Umstand gewinnt,
dass die B. und Härtel'sche Verlaghandlung, welche
doch gewiss ein Interesse dafür hatte, ihr Ver-
lagswerk für so echt wie möglich nuszugoben, die
Sache durch das Organ der in ihrem eigenen Ver-
lage erscheinenden A.Mus. Zeitung bekannt macht,
indem sie sogar' den Brief ihnes Autors, des H.
Süssmayer hergiebl, um zugleich mit der Anzeig«
des Xozartseken Requiem. 211
des Erscheinen* d«r von Süssmayer erhaltenen
Partitur, abgedruckt zu werden: eine Offenheit
und Unbefangenheit, welche für die genannte Ver-
iaghandlung eben so rilhmenswerth ist, ab die
Bescheidenheit, mit welcher Süssmayer in seinem
Briefe gleichsam die Möglichkeit abzulehnen scheint,
das von ihm ergänzte Werk als echt aus Mozarts
Feder unterzuschieben.
Nach all diesen Betrachtungen ist also die Echt-
heit des Werkes , um das Allerwenigste zu sagen,
höchst verdächtig, und die Wahrheit, dass
der grösste Theil desselben nicht von Mozart, son-
dorn von Süssmayer herrühre, höchst glaublich.
Sie wird aber noch glaubhafter, und
unverdächtiger, wenn sich sogar der
Widerspruch, in welchem sie gegen die
Berichte Gerbers und Ho chlitz ens steht,
beseitigen lässt; und dieses geht in der
Thal, gar wohl am Die ganze Sache lässt sich
auf eine Art erklären, nach welcher die Angaben
der ebengenannten beiden Schriftsteller so wohl,
als auch die des Hrn. Süssmayer, nebeneinander
als wahr bestehen können, und als nur scheinbar
in Widerspruch stehend erscheinen: und ist eine
solche lirlilnrungsart möglich, SO wird man dersel-
ben ebendarum ohne Zweifel dia höchste Wahr-
scheinlichkeit zugestehen, weil sie mit der Anga-
be aller drei im Einklänge steht.
Wir können nämlich ganz wohl mi^Rochlitz
annehmen, dass Mozart vor seinem Tode seinen
212
lieber die Echtheit
Schwanengesang wirklich ganz, — (oder vielleicht
bis auf Kleinigkeiten) beendigt hatte. Wir kön-
nen ferner mit Gerber annehmen, dass, nach Mo-
zarts Tode das, ganz oder bis auf Kleinigkeiten
fertige Manuscript des Werkes dem Unbekannten
ausgeliefert worden. Weiter nehmen wir als be-
kannt an, dass der Unbekannte nicht entdeckt
vforden, und das ihm eingehändigte Original manu-
Script nicht wieder an's Tageslicht gekommen ist,
— was ja auch noch nie Jemand behauptet bat.
So war und blieb also das unschätzbare Kleinod
spurlos verloren.
Nun ist es aber allbekannt, dass ein Verfasser
eines ausgedehnten Werkes, bevor er das Manu-
script desselben ordentlich und- ausführlich zu Pa-
pier bringt, sich erst flüchtige Entwürfe, gleich-
sam erste Umrisse , oder Skizzen hinzuwerfen ,
sogenannte Ebauchen, Croquis zu entwerfen
pflegt. — Namentlich bei Voeal- Compositionen
schreibt man stellenweis auch wohl die vier Sing-
stimmen auf zwei oder auch mehr Zeilen voll-
ständig erst in's Brouilltin, und lässt dieselben
dann partitunnässig abschreiben, um hernach erst
in die vom Copisten leergelassenen Zeilen die In-
strumentation auszuführen: kurz man macht, vor
dem ausgeführten Ausarbeiten der vollständigen
Partitur, nach Umständen, Bedürfnis und Bequem-
lichkeit, Skizzen und sonstige Vorarbeiten der ver-
schiedensten Art und Gestalt.
Solche^unter Mozarts Papieren, vielleicht unter
andern Papier Schnitts ein , zurückgebliebenen Sldz-
des Mozart. sdien Requiem.
213
zen*) waren ohne Zweifel das, was aus seinem
Nachlasse von seiner Wittwe dem Herrn Süssmayer
übergeben wurde, und woraus dieser dasjenige
Requiem, was wir dermal besitzen, anfertigte.
Durch diese Erhlärungsart läset sich nicht allein,
wie man steht, der anscheinende Widerspruch der
Angabe Süssmayers mit der Rochlitz 'sehen , und
dieser Letzteren mit der des wahr bei t liebenden Ger-
ber, sondern es läset sich auch zugleich das Rathsei,
wie es wohl zugegangen sein könne, dass das
Requiem dem Unbekannten ausgehändigt , und
doch noch von Siissmayer unter Mozarts Papieren
vorgefunden worden : dies Alles giebt uns die
beinah evidente Gewissheit, dass das eigentli-
che fertige oder nächst fertige Manuscript dem
Unbekannten , — späterhin aber dem Hrn. Suss-
mayer die zurückgebliebenen Brouillons, leider je-
doch nur von einigen Nuraern , eingehändigt wor-
den; — wodurch wir denn freilich nun, statt des
vorhin erwähnten, höchst gegründeten Verdach-
te s gegen die Echtheit des bekannt gewordenen Re-
quiem, die traurige, aber kaum mehr zu bezweifeln-
') Ich verkenne es wahrlich nicht, dass Mozart der
Mann dam waf, eine gan/.c Symphiinic aus rlem
Stegreife gleich in reine Partiiur hinzuschreiben
und, wie bekannt, zum Suass, mit der zweiten Horn-
Stimme anzufangen ; und ich selbst habe von solcher
tedmiselien Fcrli^lieit ili-s grossen Tomlidilm'.? schon
in diesen Blättern einen Beweis mitgcthcilt (Cdc. l.Bd.
a. Heft. S. 180) j allein dass er auch grosse, tief ernst-
hafte Werte wie das hier befragliclic Jederzeit ohne
solche Vorentwürfe hingeschrieben habe, ist nicht
mar ungewisi, sondern höchst unwahrscheinlich.
Jnm. d. Vf.
214
üeber die Echtheit
de Ge iv is stielt erlangen, dass letzteres, ganz so
wie Süssmayers Brief an die Verlaghandlung be-
sagt, gröbsten theils seine , und kein einziges Stück
rein Mozarts Arbeit ist, das echte von Mozart
geschriebene Requiem aber nicht — wenigstens
bis jetzo noch nient — an's Tageslicht gekommen
ist.
Auch noch Neben umstände treffen mit dieser
Überzeugung zusammen.
Fiir's Erste schon der, dass, nach den uns vor-
liegenden, aus 31 itlhei hangen seiner hiut erlassenen
Angehörigen und Freunde geschöpften Berichten,
Mozart geraume Zeit vor seiner Präger Reise,
und nach derselben noch weiter volle vier Wo-
chen lang, an dem Requiem schrieb, und zwar mit
wahrhaft überspannter, Tag und Nacht anhaltender
Anstrengung (vorstehend S. 206 u. f.). — VVie sollte
man nun aber glauben, dass er, dessen fast bei-
spiellose Geübtheit und Gewandtheit im Nieder-
schreiben seiner Ideen weltbekannt ist, durch mehr
als ein monatliche, höchst anhaltende, angestrengte
Arbeit, mehr nicht sollte zu Stande gebracht ha-
ben, als — ein Paar so höchst fragmentarische
Uro uill uns zweier und einer halben Numer ?
Diese vorgefundenen Fragmente waren also höchst
zuverlässig nicht das ganze Erzeugnis so langer
Arbeit, sondern offenbar nur Fetzen der abgeleg-
ten Eihaut des ausgeflogenen Adlerliindes. —
Ferner : Schon bei der Bekanntmachung des
Süss may ersehen Briefes in der Leipz. M- Z. äus-
des Mozartsehen Requiem. 215
sert der Mütheiler dieses letzteren sein Befremden
darüber, dass, dem Süssmayer'schcn Briefe zufol-
ge, in den darin erwähnten Mozart'schen Brouil-
Ions der Bass generalbassmässig beziffert seit da er,
Referent, doch,,unter der sehr bedeutenden Anzahl
„'Muzart'schcr Handschriften, welche ihm zu Ge-
richte kamen, keine einzige mit einem bezif-
ferten Basse fand.» — Auch diese Eemerkuug
nehme ich sehr gerne *) als wahr und richtig an:
ist sie es aber, so enthalt sie noch einen neuen Be-
weis mehr, dass die dem Hrn. Siissinayer vorgelege-
nen Blätter nicht das eigentliche Manuscript des
Werkes waren, sondern nur Skizzen, bei deren
flüchtigem Hinwerfen aufs Papier man sich , der
Kürze halber und gleichsam als Abbreviatur,
gar füglich und häufig solcher Ziffern statt aus-
führlicher Noiirung bedient, welche man dann
beim Niederschreiben der vollsliiwJigen Partitur
in Noten aussetzt , und hier die alsdann über flu s-
•igen Ziffern billig weglässt. **)
Im höchsten Grade interessant war' es übrigens,
die ofterwähnten Mozart'schen Noten-
blätter, nach welchen Süssmayer gear-
beitet hat, in Urschrift zu sehen, aus
welchen sich die Sache nicht nur iin Ganzen au-
genfällig darlegen, sondern auch insbesondere zu
ersehen sein würde, was von Mozart, was aus
Süssmayers »der herrührt. Es ist buchst unver-
") Vgl. m. Theor. & Tonsetiii. a. Aufl. 4- Bd. S. ii5
u. i33. J, d, KJ.
••) Vgl. a. angef. 0. S. ia 7 .
2ia
Veber die Echtheit
an t wörtlich , wenn diese Mozart'schen Original.
Schrifibiätter nicht Öffentlich bekannt werden«
da unter allen Blattern und Blättchen seiner Hand,
welche hier und da aufbewahrt werden und als
theure Reliquien cursiren, keines merkwürdiger,
keines eine historisch und artistisch wichtigere Ur-
kunde ist, als grade diese; und es ist, ich mögte
sagen, heilige Pflicht des Inhabers jener Blätter,
nicht allein öffentlich anzuzeigen, dass und wo
sie zur Einsicht bereit liegen, sondern der Welt
auch ein völlig treues Jacsiniile derselben zu schen-
ken, — dessen Verbreitung die Redaction der
Cacilia sicherlich als eines ihrer höchsten Ver-
dienste um die Kunst und Kunstgeschichte über-
nehmen *) würde.
Endlich aber findet man , bei unbefangener Be-
trachtung des Werkes, so wie wir es aus Süssmayers
Händen dermal besitzen, auch in ihm selbst
meines Erachtens nicht undeutliche Beweise für
die Wahrheit, dass Vieles darin nicht von unserm
Mozart herrühren kann, und weit eher von Siiss-
mayer, wie dieser selbst es sagt, herrühren mag.
So würde es mir z. B. wehe thun , glauben zu
müssen, Mozart sei es gewesen, der den Chor-
Singstimmen Gurgel eien der Art wie folgende
aufbürden mögen : **)
**) Partitur i, Aufl. S. ii leizter T. und ff. _ und
S. 37 T. 3 u. ff. 1. Aufl. S. 17 T. 4 ff. und S. 19 T.
derselben auf Verlangt
B. Schoit's Söhne.
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des Mozartscken Requiem. 217
218 üeber die Echtheit
Zetter und Mbrdjo würden alle Sänger und Beur-
tlieilnr schreien, wenn unter einem anderen als
Motarts ehrfurchtgebiete 11 dem Namen , etwa un-
ter eines Rossini oder ähnlichem Namen, solche
wilde gorgheggj, und noch gar ia einem Kyrie,
ausgeboten werden wollten. *) —
Eben 90 mogle ich bei Weitem lieber dem Hrn.
Süssmayor als unserm Mozart die Ehre gönnen,
im Tuba mir um, nach dem Posaunensolo, **) die
furchtbar schauerliche Betrachtung des Rufes z,um
•) Vielleicht erkürt sich der Übelstand daraus, da»
diese in Motaru Bröuillon -vor^e-fundenen Passagen
Cur instrumental - /n'isi'lii'iisjiit-li- h.-.-il iuisr.t waren —
oärr die hingsliiniiii.-ii vicllcit !it . während dir Inslru-
mente in denkraiiBsverbräintcn cliro in ali sehen Schlan-
gentänzen willilien, ilircrseit blos in Viertelnoten
hatten euuiergchreuen tollen, etwa folge adermasen :
Jm. d. Vf.
*•) Ob auch wohl dieses ron Moeart, und nicht viel-
mehr von Siissm.nver herrührt? —
Da in den >on Siissmaycr benutzten Blättchen
lteine Instrumente angeieigt waren, so mtiss man
natiirlicli auch Siissmiayer für den Erlinder diese«
Tonbildei erkennen. jL d. VJ.
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des- Mozartschen Requiem. 219
Gerichte der Lebenden und der Todten mit Melo-
dicen folgender Gattung ausgedrückt zu haben, *)
und überhaupt das ganze, in seinen Grundzügen
so grossartig • ernste Tonstück , mitunter durch so
versüsslichende Anklänge entmannt, namentlich
durcli die wundersüss schmelzenden Zwischenspiele
der ersten Violine mit begleitenden Blasinstrumen«
ten und das mild beruhigende Schluss- und Nach-
spiel bei der beunruhigenden Betrachtung .
QiaAstan, miier tuncdicturur, Was werd' ich Elender dann
Quem -paiTOnam rogalurus , sagen, wo einen Fiirspre-
Qauni vix justiu lit iccu- eher finden, da kaum der
ras f •*) Gerechte bestehen wird.
») Partit. l. Aufl. S.44 T.iff. % Ans. S.3i T.8ff. Cla».
Ausi. Andre S. 14 Nr. 3. T. 8 ff. Simrock S. 14. T.B.
Partit. 1. Aul): S. 5i T. 4 ff. — i. Aufl. S. 34 T. 7. —
Clav. A. Andre S. 16 T. 6 ff. Simrock S. iS T. ai ff.
230 Veber die Echtheit
Himmel ! wenn das wieder ein Anderer gclhan
hatte, nicht unter oder neben Mozarts Namen ! I ! —
Aber da sitzt unsere musikalische Welt, im Con-
zerlsal wie in der Kirche, und mögte ja vergehen
und zerfliegen vor süssem W-ohlboliagen über das
anmuthig schmelzende Tonspiel bei den Schauer-
worten, (die sie nur, wir denken's zu ihrer Eh-
re, grösstenteils nicht versteht,) — und litsst sich'»
auch niclit von ferne träumen, dass der herrliche
Biozart sich gewiss knirschend im Grabe herum-
dreht, wenn er es hört, wie seine grosse tiefe Con-
ceptiou uns in solchen Tönen geboten wird, und
dass man diese als die seinigen hinnimmt.
Eben so wenig kann ich mich entschlossen, beim
Confutatis unserm Mozartdie vorliegende, die Nie-
derträchtigkeit des Textes *) so recht con amore
heraushebende Behandlung zuzutrauen, erst das wild
hetzende Unisono der gesamiutcn Masse aller Eogen-
A. d. Vf.
tlea Mozart'schen Requiem. 221
instrumenta, ordentlich um den Weltrichter recht
anzutreiben, die vermaledeite Sündercanaille nur
gleich recht weit hineinzuschleudern in den lief-
iten Abgrund der Hölle, um dann — ihn, den Sänger,
zu den Heben Gebenedeiten zu berufen, welches
letztere die im abstechendsten Contraste wunder-
süsslicli eintretenden Flöten nur gar zu treulich
schmeichlerisch und kriechend ausdrücken. We-
nigstens im höchsten Grade unwahrscheinlich ist
es mir, dass Mozart, der so edel aufzufassen ver-
stund, dessen ganzes Innere so herrlich und gross,
und einer Bolchen, ich mögte sagen, ohrenblSseri-
sehen, selbstsüchtigen Idee so gradezu entgegen-
gesetzt gewesen sein muss, der, hatte er sich
im Leben vom liehen Gott eine Gnade zu erbitten
gehabt; sicherlich weit eher Heil für die gesammte
Menschheit erbeten und vielleicht grade nur sich da-
bei vergessen, als sich eine Gnade auf Kosten der
Sünder erfleht haben würde, — dass Mozart, sag'
ich, solche Behandlung beabsichtet haben könne, ist
mir wenigstens im höchsten Grade unwahrschein-
lich. Wie, und in wiefern er es anders beab-
sichtete, lässt sich freilich nicht errathen, und
wird unausgemacht bleiben müssen, bis dereinst ein-
mal das echte Manuscript an's Tageslicht kommt. —
Denn wer mag es einem bekritzelten Broulllon-
blättehen ansehen, was und wie der Meister es
damit gemeint, wie, und wie vielleicht ganz an-
ders er es auszuführen gedachte, als es hier auf
dem Brouillon aussioht, in welches er natürli-
cherweise gar vieles Wesentliche, welches für ihn
sich von selbst versteht, sich gar nicht einzeich-
Cfeili. 1. Bh.1. (Hth 11.) 16
222
Üeber die Echtheit
nete , — oder was er bei der Ausführung auch
wohl ziemlich anders zu machen gedachte als er
es im ersten Augenblicke ui cd ergekritzelt. — Ja,
wer weiss es nicht, wie unendlich viel oft schon von
ein am blasen Piano, einem Forte, von der Wahl
der Instrumentation, und tausend Dingen abhängt,
die dtr Tondichter oft erst ganz am Ende seiner
Arbeit hinzufügt — Wer weiss es nicht, wie unend-
lich, durch Vernachlässigung oder gar Veränderung
solcher Dinge, ein Tonwerk oft, und, selbst sinnent-
stellend, verändert und zu Grunde gerichtet, oder
doch unverantwortlich verunstaltet werden kann ? —
Wer erinnert eich nicht der Anekdote von Mozarts
laut auffahrendem Unwillen , als man ihm einmal,
bei Pedrillo's ? Arietto, „Nur ein feiger Tropf ver-
zagt" dis statt d (doch weder Harmonie- noch
sinnwidrig) geschrieben hatte: — was aber mögte
er wohl zu der vorliegenden Ausführung seiner
Crocjui's sagen? — und was vollends dazu, dass
man sog.ir gemeinüblich solche Ausführung ihm
■elber zuschreibt.
Eben so mag ich auch überaus gerne Süssmayern
die Ehre lassen, das „qutm olim" zu einer, wie
sie oft gerühmt wird, höchst gründlich durchge-
führten Fuge verarbeitet, und nicht Ein-, son-
dern zweimal vorgeführt zu haben. Niemand
war wohl weniger als Mozart der Mann dazu,
unnörhig breit und weitschweifig zu werden,
zumal über Mose Nebengedanken, oder gar die
R«gel zu vergessen, dass vernünftigerweise nur gra-
de die ausgezeichnetesten Haupudeen des Gedieh-
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des Mozart'scken Requiem. 223
tes zu ausführlichen Fugen verarbeitet werden
Itcinnen. Nun betrachte man aber den Sinn des
„quam olim" : Last , — so wird zu Gott gebe-
tet — lass den Engel Michael die Seelen der Ver-
storbenen zurückfuhren zum heiligen Lichte, wel-
ches du dem Abraham und seinem Geschlechte
versprochen hast. (Sed signifer sanctus Michael
repraesentet eas in lucem sauet am , quam
olim Abrahae promisisti et semini ejus. ) Nun
führt Hr. Siissmayer, (von dem, seinem Briefe nach,
dieses Stuck ganz und allein herrührt,) grade die,
eine blose Nelienbeziehung enthüllenden Worte:
quam olim Abrahae pronä- welches du dem Abraham
hast vorheissen und sei-
liili tt tamini »jut nem Geschlechte
in einem eigenen Fugensatze aus, worin diese,
für sich allein nicht einmal einen Sinn bildenden
Worte, nicht weniger als fünfunddreiBsig volle
Viervierteltakte lang unaufhörlich wiederholt und
grundlial't contrapunetiach durchgeführt werden:
„welches du dem Abraham hast verheissen und
,, seinem Geschlechte, welches du dem Abraham
„hast verheissen und seinem Geschlechte, welches
„du dem Abraham hast verheissen" und so fort in
inßnitum ! — Aber niciit genug ! Nach dem Ge-
bete Nr. 9, „Hosttas", worin die Worte vor-
kommen: „Fac eas, Domine, de motte tran-
„sire ad viiam", (Lass sie , Herr , vom Tode
zum Leben übergehen , ) wird ganz dieselbe Fu-
ge noch einmal angehängt „Quam olim Abrahae'*
u. s. w. und wieder fünfiiuddreissig Vierviertei-
tacte lang wörtlich vom Anfang bis «n's Ende wie-
Veber die Echtheit
- „welches du dem Abraham hast verheis-
„sen und seinem Gesohlechte , welches du dem
„Abraham" u. s. f. — Man bedenke nun doch, um']
Himmels willen, wie Doch nein ! beim Musik-
hüren pflegt man ja nicht zu bedenken, sondern
nur zu hören, mitunter auch nicht einmal so sehr
die Musik selbst und :hre Bedeutung, als den Namen
des Componisten, zumal wenn er Mozart heisst: —
und auf den ist daher gut sündigen.
Eben so wenig mtigte ich Mozarten das bedeu-
tungslose, wirre Herumfahren aus der Höhe in
die Tiefe, und aus der Tiefe wieder in die Höhe,
und so weiter 'Fort, und vom Piano zum Forte
und wieder zum Piano u. s. w, zuschreiben, bei
der Wiederholung des Hosting. *)
ü
m.
f ' 1
sei n
/" -
t
tt -
•) Pari. 1. Aull. S. 116 T. 7 und flgg. 5. Au«. S. 8t
T. 5 u. fol»., Clav. A. b. Audri S, 38 T. 14 ff. b.
Simrock S. 36, T. 14 ff.
des Mözart'schen Requiem. 225
Das vorstehend bemerklich Gemachte enthält
wohl Belege genug zur Bestätigung der Wahrheit
dei Süssma versehen Briefes : noch mehre Belege
aufzusuchen und aufzuzählen , mägte am Ende
gar für Tadelsucht gedeutet werden ! *)
Nur dieses sei mir erlaubt noch zu erwähnen :
Sie, durch die Menge von Entstellungen und
Verunstaltungen der Mozart'schen Ideen , immer
noch und überall siegreich hindurchleuchtende,
Tiefe eines grossen, herrlichen Gemüthes, wel-
che uns nicht allein alle dem Mozart'schen Idea-
le geschlagenen Wunden und angehängte hetero-
gen« Embleme übersehen, sondern auch unse-
re ganze Generation die ganze Sache vergessen
machte, ah wäre sie gar nicht geschehen, und
nie urkundlich bekannt geworden, diese grosse
Mozarts che Conception scheint mir sogar nicht
*) Mögen flie liier ausgesprochenen Ansichten und 1)
ri sehen Nschwcisungen vielmehr «1s Vermilll
neu eintreten zwischen Moiarts Kiinstlerruhm,
den harten Uriheilen welche mitunter auch von
i gefället werden, wie i. B. neuerlichst
von dem Verfasser der Schrift: Über Reinheit
der Tonkunst, nach dessen Urlheilc Moiarts
Kirchensachen, in ein rein verliebtes lei-
denschaftliches Wesen ausartend, gani
undgar das Gepräge der weltlich en, der
gesuchtesten und also der rech I gemei-
ne n Oper tragen, (vergl. Cäcil. 3. Bd., Heft g,
S. 74) — und von Tieck in s. Phantasus; i. Bd.
S. 468: „Ich müsste ohne Gefühl seyn, nenn ich den
wundersamen, reichen und tiefen Geist dieses Künst-
lers nicht ehren und lieben sollte, wenn ich mich
nicht von seinen Werken hingerissen fühlte. Kur
wolle* Vom n lassen" . .V *"* A°d. Vfü*
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226
Veber die Echtlteit
allein in denen Stücken noch unverkenn-
bar hervorzuleuchten, von denen Süssmayer,
seinem Briefe zufolge, Mozartsche Skizzen vor-
fand, sondern mitunter wohl auch noch in an-
deren Numem, welche, dem gedachten Briefe zu-
folge, Sügsmayern ganz angehören, von denen
man aber kaum glauben kann, dass so Etwas ganz
in Süssmayers Garten gewachsen sein möge. Ich
erinnere nur an den, man mögt» sagen, des Aller-
höchsten ganz würdigen Anfang des Sanctua , —
nur an den Eintritt der Basse mit dem unbeschreib-
lich wirkenden fc^ bei „Pleni" — dann an das
wunderherrliche , kindlich fromme, und doch so
edel erhabene Benedictas ! — Sollte man da nicht
in Versuchung gerathen , zu muthmasen, es möge
(ich unter den Brouillons hier und da immer doch
Doch ein Schnittselchen mehr gefunden haben, als
in dem Briefe angegeben, — etwa auch noch ein
ganz kleines JJlättchen zum Sanctus, — eines zum
Benedictus, — vielleicht auch noch ein bekritzeltes
Papicrslreifchen als Anfang zum Agnus, u. dgl. —
Eben diese Muthmasung ist es wohl auch, welche
schon der Mittheiler jenes Briefes a. angof. O. oh-
ne Zweifel mit der etwas verblümteren Phrase aus-
sprechen wollte, dass die bereits bekannten Kimst-
producte des Hrn. Süssmayer die Behauptung eines
wesentlicheren Antheils an diesem Requiem einer
ziemlich strengen Kritik unterwerfen:
— - welche jener Herr MitLheiler nur aber anzustel-
len nicht für gut findet. — Ich glaube, sie vorste-
hend augenfällig -enu^ geliefert, und auch urkund-
lich, die Wahrheit bestätigt zu haben , welch« dia
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rfej Mozart'soiien Requiem. 227
Beschaffenheit des Werkes selbst, wie wir es jetzo
besitzen, schon sprechend genug anzeigt, nämlich
dass wir an demselben etwa ein E.iphnel'sches Ge-
mälde haben, jedoch nür von Raphael untermalt,
aber von einem seiner Schüler ausgeführt, — oder
ein Bild, an dem ein spaterer Maler die Augen, Na-
se, Ohren, Drapperie und noch vieles Andere, nach
seiner Manier ausgemalt, — einGcfthe'sches Gedicht,
jedoch von Geithe nur halb im Plan entworfen, von
einein Anderen aber versiiieirt, — ein Trauerspiel,
wozu der grosse Meister nur die Fabel und das
Seena rium zum Theil entworfen' ein anderer aber
hernach erst Beides ergänzt und das Ganze ausge-
führt und dialogisirt hat, ~ einen herkulischen Tor-
so, mit unecht angesetztem Kopf, Armen und Beinen ;
— wie himmelweit also entfernt, von dem was
Mozart uns hatte geben wollen, — ja, was das Ärgst«
ist — uns bereits gegeben hatte, und nur nicht, —
oder wenigstens bis jetzt noch' nicht, in unsere
Hände gekommen ist und vielleicht in irgend einem
Winkel — wer weiss bei welchem misan tropischen
oder hypochondrischen Sonderlinge, oder gar ver-
scharrt und verloren unter den Papieren seiner
Hinterlassenschaft, in den Händen unwissender Er-
ben, vergraben liegt, so dass unsere Hoffnung,
es jemal an's Tageslicht treten zu sehen, wahrschein-
lich eine vergebliche Hoffnung ist ! !
Werde sie aber auch nie erfüllt , — oder will
man die ganze Thatsache, dass das dem Unbe-
kannten iibergebene fertige Manuscript existirt ha-
be, auch für unwahr halten, und also annehmen,
228 Veber d. Echtkeit d. Mozart. Hey.
Mozart habe nie etwas mehr hinterlassen als die
Brouillons, welche von Süssmayer zu seiner Ar-
beit zum Grunde gelegt worden; nun, so ist es
auch dann, und also in jedem Falle, höchst traurig,
dass wir von Mozarts Original-Arbeit nicht einmal
so viel» wio vom Apollo nius's eben Herkules, besitzen,
nicht einmal dem Torso, nicht dasjenige rein, echt
und ohne fremde Zuthat, was wir, der luetischen
Möglichkeit zufolge, wenigstens besitzen könnten
und sollten, nicht einmal das, was von Mozarts
Arbeit uns geblieben, nämlich seine Skizzen
rein so, wie sie- aus des Meisters Händen her-
vorgiengen ! — Was wurden wir sagen , wenn uns
Einer den zum Torso verstümmelten Herkules
nehmen, und dafür einen, nach Anleitung des
Torso ausgeführten so betitelten Apoll onius'schen
Herkules geben wollte? Wohl würden wir, ist
er selbst ein guter Bildner, eine solche Ausführung
des Fragmentes zu einem der Idee des grossen grie-
chischen Meisters möglichst nahe kommenden Gan-
zen, mit Dank von ihm annehmen, und gerne wür-
den wir wohl die unschätzbare Original-Reliquie auf
einige Zeit seinen Hiinden anvertrauen , um sein
Standbild danach zu arbeiten: wie aber, wenn er
dann uns nur diese seine Arbeit geben, den echten
Torso aber uns vorenthalten wollte, wie Süssmayor
mit Mozarts Original -Skizzen gethan ? !
Ob dieses zu thun grade Süssmayers Absicht
gewesen, ist freilich unbekannt: soviel aber ist
gewiss, dass die fraglichen Skizzen jedenfalls noch
nicht bekannt gemacht worden sind, wir also
Anzeigen.
229
den Mozartisehen Original- Torso nicht, sondern
nur die von Süs&maycr versuchte Ausführung des-
selben besitzen-, und dass es daher theure Pflicht
Jedes Kunstfreundes ist, zur unverbrüchlich treuen
Bekanntmachung jener Original- Manuscripte auf
jede ihm mögliche Art beizutragen; wozu die
Hand zu bieten, eines der schönsten Verdienste
der Cacilia sein würde.
Anzeigen.
I. W. A. Mozarti Missa pro defunctis Requiem.
YV. A. Mozarts Seelenmesse , mit untergelegtem
deutschem Texte- Neue Ausgabe , im Verlage
der Br. u, Härteischen Musikhandl.
IL W. A. Mozarti Missa pro defunctis Requiem.
W. A. Mozarts Seelenmesse, im Clavierauszuge,
mit untergelegtem deutschem Texte. Zweite
Auflage , Offenbach bei Andre'. Fr. 3 fl. 30 kr.
III. W. A. Mozarti Missa pro defunctis Requiem.
W. A. Mozarts Seelenmesse, im Clavierauszuge,
mit untergelegtem deutschem Texte. Bonn u.
Cbhk bei N. Simrock. Vr. 7 Fr. 50 C.
In welchem Grade die Theilnahme unseres hunstsinnigen
Zeilalters iür die Mosart'sclien disjtcti memhra poetac sieh
fortwährend erhält, und sogar noch immer luiunebme«
Gcheint, beweiset die Frequenz immer wieder neuer Auf-
Lgm.
Obige Nr. I. ist ein im Wesentlichen gani unveränder-
ter Wiederabdruck der ersten Auflage, nur durch engere
Haltung des Tv|>endracke6 auf eine geringere Bogenzahl
zusammengedrängt.
230
Kr. II. ist eine unveränderte, stein gedruckte [weite Auf-
läge des in ebenderselben Otfioin früher in Kinns ticb er-
schienenen Clin is i i>ii^7.i! L;rs, riiil der ersten \ ulliigt' Suite für
Seim untl Zeile für Zeile zutreffend, iiml was Stieh und
Papier anbelangt, nicht übler, aber auch niclit besser al>
Nr. III. zeichne! sicli durch die gewohnte Zierlichkeit
und Deutlich Ii t;l I himineksclier Ausgaben und schönes Fa-
llier sehr iiirtix'illiiil'i um, \nr bleibt kii «ünscheii iibrrjf,
Saas bei künftigen Abdruck, n dftr Platten der Tcit an
dcnenjenie.cn sein' wenigen Stellen, wo er nicht unler al-
len vier SiiigMimmen stellt, erst uoeh beigefügt werden
yiiöge. Es i-l iv.iEi-liaf t j rgcrÜch , da« der Siecher , um
sich Em Ganzen vielleicht kaum eine halbe Stunde Arbeit
tu ersparen, dadurch das g:iiine Werk mm vierstimmigen
Singen eiien sn unhrauc l.li.i r gnu irht hat, als es die bis-
bergen Au*g;il>en gtcichlalii sind.
Auch bei Schlesinger in Paris soll neuerlich ein Cla-
vierauseug dieses Werkes erschienen sein. GW.
IV. Hütt Fugues pour l'Orgue ou Pianqforte, com~
postfes pur Mariane *) Stecher. Oeuv.7- Pro-
pridtd i/es <!<liteurs. Muyenue ckez B. Sckotl
fils etc. SeconUe dt/ition. Prix ±Jl. 24 kr.
Die Fuge, namentlich die Instrumental -Fuge, ist die Un-
dank barste Arbeit für den Komponisten , und die gewag-
teste für den \ erlcger. Wer uii-lit mit dein Wesen der
Fuge vertrauet ist, dem wird das ewig wiederkehrende
Thema wonig Vergnügen ge«ühren, da er seine Varian-
ten nicht tu unterscheiden vermag. Deshalb ist auch solch
ein Werk blos für den Eingeweihten, das hcissl für We-
nige.
Wir müssen destialb den Herren Schott unsern Dank
«ollen, dass Sie durch den Ankauf des Stccher.sr.hen
Fugenwerkes, das vorher in der Falterschen Officio,
zu München erschienen war, dasselbe der Vergessen-
heit entzogen haben. Möge es nun, durch seine Gedie-
genheit, Eingang linden bei der kleinen Zahl Sachver-
ständiger, damit sein Werth, und der Verleger Eifer
für die gute Sache anerkannt werden, damit wir dem-
nächst vqn daher mehr Produkte dieser Art iu erhalten
hoffen dürfen. G. Grosheim.
•) sollte Ii rissen Mariana.
231
Die Tonkünstler.
Mozart
Liebling der Musen du, der komischen, sanften, er-
hab'nen.
Hat dein Genius dir, Zauberer, Allmacht »crliehu?
J. Sei. Bach.
Wer mil sicherem Schrill sich neue Bahnen eröffnet,
Vielen gefallt er iwar nicht, Kenner doch sehltien
ihn hoch.
C. P. E. B a'c h.
Nicht den Vater in seinem Styl iu erreichen befürchtend,
Schufst du den eignen dir, würdevoll, kräftig und rein.
Gluck,
Wenn ein Biese mit Macht der Mode Ketten lersprengct,
Schreit die Beschränktheit laut, Ketten iu tragen
bestimmt.
Händel.
Hnllclujah sangen die Cki'ire der himmlischen Geister,
Als du mit deutscher Kraft einst den Messias besangst
H a y d n.
Mit heaperischer Fülle vereinst du ländliche Einfalt,
Grösse mit heilem Humor, Kraft mit dem fröhlichsten
Sehers.
Cherubini.
Schöpferisch bildet dein Geist in neuen romantischen
Weisen
Charaktere, wie sie keiner iu malen verstand.
2^2 Die Tonkünsttcr.
Zumsteeg.
Mancher Genusa ward um durch dich , doch immer der
GrfiMte,
Wenn du mit Hölty't Geist Lieder der Wehmuth unt
sangst.
v. Beethoven.
Wie rom leisen geh ürg' herstürmt der schäumende Wald-
Zeigt »ich dein hehrer Geist; minder gross wärst du
noch schön.
Schüre nur, herrlicher Geist, und erhalte das heilige
Denn so lange du singst, wahrlich, verlöschet es nicht.
A. 'Homberg.
yioos VÖCO, mortuot jilango , Jnlgura frango,
Klagen wir gleich um dich, lebt doch dein herrliches
Werk.
Auf Manieren pfropft er Manier, der manierlicheHiinstler,
Singet der Vater so, was muss man fürchten rom
Sohn !
C. C. F. Lahnaus.
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233
Für Orecchianten.
Das Beste, was sich nur Verteidigung derblos und vor-
lugweis ohrge falligen Musik sagen lässl, enthält ein in
der Bihlioteca italiana abgedruckter Aufsatz des bekann-
ten Giuseppe Carpani Uber RoniaL
Vernünftige, sagt er , fodern von einer schönen Kunst
Überall nur das ihr e ige n th Umllch e Schöne. So
wie nun ein Gemälde, eine Bildsäule, ein Pracblgebäude
▼or Allem die Augen befriedigen und vergnügen muss,
so gilt CS in der Musik von ii glich dem Vergnügen
des Ohrs. Eine Musik, die dem Gehöre nicht
wohl thut, Ist wie ein dem Auge widriges Gemälde,
Zwar hat , ao beisst es weiterhin , zwar hat die Musik
wohl auch noch einen anderen Zweck und Beruf als
schönen Gesang: sie muss und bann auch den gege-
benen Gegenstand ausdrücken. Aber sie darf,
während sie diesem untergeordneten Zwecke nach-
jagt, nicht ihr Haupid arstellungsmitlel opfern, das heisst:
sich selbst. Hat daher der Tonhünsller auch den schön-
sten dichterischen Te« in die Sprache der Töne Ubenu«
tragen, so darf er (lies nicht auf so knechtische Weise,
dass er seine erste Pflicht aus dem Auge verliert, mu>
alkalisch iu ergötzen.. Ausdruck ist daher nur
sein zweites Augenmerk. Erster und Hauptzweck ist
der Ausdruck in der Dichtkunst, also t.B. im Schau-
spiel, in der Trag 5 die u dgl.; in der Oper aber will
min etwas gam Anderes. Darum lasse man Jedem sein Ei-
gentümliches, verlange von der Tragödie keinen Opernge-
lang und von der Oper nicht die Charakteristik der Tra-
gödie;— und hat man eine gute Tragödie, so «olle man sin
nicht singen! Man begnit^e sich doch, sie in. sprechen,
und lasse die Musik in Ruhe, welche nun einmal
Glicht rar Sklavin geboren , sondern f r e i e , selbstän-
dig schöne Kunst ist. Das Ohr ist ihr Reich, wie das
234
Für Orecchiantcn.
Auge Jas der Malerei, das Herz das Gebiet ilcr
sie. Aber da will man der Musik eine ihr nicht eigen-
thümlirhc SpliSrc, statt des ihr Natürlichen, ein Herkömm-
liches anweisen, bei dessen Wahrnehmung die Sinni
neu Genuas haben, was also eigentlich nur eine musika-
lische Ketzerei ist. Dies angenommene Schone nennen
sie das Grosse , Musterhafte , das Tiefe , Classische , o.
Was Hr. Carpani hier sagt, wäre nun alles wohl
ganz gut , und wenn er daraus ein Mehrcs nicht folgern
wollte, als dass der Tonseticr über der Wahrheit
vergessen dürfe, so würden wir alle ihm wohl ger-
haben, was schon im I. Bande dieser Blätter, Heft 4,
S. 3j8 — > 33o über und gegen diejenigen allzusehr rai-
sonnirenden Com ]'°nisten gesagt worden, deren Tone
schon darum das Hera dos Hörers nicht treffen, weil
sie es Tersch mähen , das Ohr, gleichsam die Jnikham-
hre des Hertens, für sich zu gewinnen, u. s. w.
Wenn aber Herr Carpani aus diesen Vordersätzen
den Beweis zu führen meint, dass der Gehörreiz nicht
bloB Mittel, sondern Hauptsache und eigentlicher
Zweck der Kunst, die Wahrheit des Ausdruckes aber
nur zufällige Nebensache und Beiwerk sei, so beweiset
Eukhc Sihltissfulyerung -viel m viel, und. daher, nach be-
kannten logischen Hegeln, Nichts; denn nach seiner Fol-
gerungsweise würde eine rührend pathetische, aber höchst
ohrgclälüge Musik tu einem Cnspcrlslück , und ein Re-
quiem mit einer höchst lieblich sinnereizenden Hopswal-
ze rmu si k , durchaus nickt wesentlich verfehlt sein ,
, sondern nur in einer zufälligen Nebensache noch Et-
was zu wünschen übrig lassen; - und das können wir
doch nicht glauben, selbst wenn's der gelehrte Herr
Carpani sagt.
Zyx.
235
Warum hat wohl Pythagoras <I«
menschliche Seele eine Harmonie
geheissen?
■Von N e e b.
Geziemte dem an strengere Formen gebundene*
Denker, was dem Dichter erlaubt ist, ich flehet«
dich, christlich« Muse der Tonkunst, heilig« Ca-
cilia ! um deine Hilfe an, damit durch den fiber-
irdischen Zauber der Harmonie meine fragmenta-
rischen Gedanken zu melodischen Tönen werden.
Über ein Work des kalten Verstandes eich di«
Reize einer freien Phantasie ermessen, und
in ein zwangloses Bilderspiel sich auflösen mögedio
■traffe Kette des philosophischen Käsonnements 1
Die Sprüche der Alten sind mehr das Gereuth,
rührende Anklänge zum Nachdenken, als selbst
bestimmte Gedanken. Es sind Opfer schalen für
jede reine Gabe auf dem Altare der Wahrheit.
Pythagoras, dieser philosophische Or-
pheus, war der erste, der das, dem ungebildeten
Sinne als chaotisches Ge wirre vorschwebende Welt-
all sich als eine Musik der Sphären dachte.
So war es denn auch ganz folgerocht, dnss er die
menschliche Seele, das lebendige Instru-
ment, welches gemäss eine; eingebomen Triebes
GhU1> ). Et*d. (Urft .1.) 17
236 Warum Pythagoras die Seele
alle diese Laute zusammenstimmend ordnet und
verbindet, vorzugweise Hanncni e nannte.
Nach allem, was die fabelhafte Sage und Ge-
schieht!: von diesem ausserordentlichen Geiste der
Nachwelt überlieferte, glich er einem überaus
zart gestimmten Saitenspiele. Das geregelte Tem-
po im Wehenlaufe, die geordneten Kaumver-
hältnisse der Himmelskörper, entzündeten in ihm
einen Lichtgedanken, der bis heute noch in allen
religiösen, wie philosophischen Lehren und Mei-
nungen, unerloschen fortglimtnt, - ich meine, die
Idee eines uner sch a f f ene n Tonkünstlers
selbst, der , ein unversiegbarer Born aller
Harmonie, aus der Fülle seines Wesens in den
gränzunlosen Raum seine Tone aussendet, die sich
zu Welten verdichten» oder zu Geistern verklären,
und von ihrem Erzeuger, jene mit der ewigen
Dauer ihrer Substanz , diese mit der Unsterblich-
lteit ihres Wesens belehnt werden.
So erscheint denn dem Sa mischen Seher
das körperliche und geistige Universum als ein
unendliches Halleluja , ein dem durch Andacht
begeisterten GemÜthe vernehmbarer Lobgesang al-
ler Wesen. Jenem unerschaffenen Tonkünstler
ähnlich zu handeln, und die unendliche Har-
monie der Welten in einer kleinen Brüder gemeine
abzuspiegeln, war der Zweck des Pythagoreischen.
Tugend bundes. Eine Aufgabe, die er um so leich-
ter zu läsen hoffte, als ihm die menschliche Seele
in ihrer Unverdorbenheit eine von jedem Miss-
laute unverfälschte Harmonie war.
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eine Harmonie geheissen. 237
Man denke sich eine zu Akkorden gestimmte
Windharfe mit Iteflexions vermögen begabt, und
zig in harmonischen Lauten ,< sie erfährt nicht
und weiss nicht, dass draüssen der Sturm heult,
da ss die aufgeäugstigte Natur ein unartikulirtes
Gekreisch ausstösst. Die kleine, aus luftigen Ele-
menten gebildete Seele wiegt sich tändelnd in
den Oscillationen, und hat keine Ahnung davon,
dass diese Spiele Wirkungen von Orkanen sind,
die anderwärts sich in grausamen Verwüstungen
gefallen. Wäre es daher sogar der Fall, dass
ein bösartiges Princip die Aussendinge misstönig
vereinigt hätte, das Bild der Welt in der har-
monisch gestimmten Seele wiire demun geachtet,
wie es auch der königliche Harfner vor 3000 Jah-
ren fand, in Mensur und reinen Zahlen-
verhältnissen dargestellt.
Der Mund dessen , der ein Wort ausspricht,
giebt diesem eine verstärkte, oder »ine beschränkte
Bedeutung. Indem ein Pythagoras der Seele,
das Priidicat der Harmonie beilegt, ert keilt er ihr
damit unermessliche Hechte. Sein grosser Sinn,
die Dinge anzusehen, erhebt den Ausdruck, und
der Begriff von Harmonie ist hier nicht blos
ästhetisch und auf die eigentliche Tonkunst be-
schränkt; er ist kosmisch, und umfangt die alU
gemeine Tonleiter aller Dinge, sie seien Welten,
deren "Bauer durch Äonen gemessen wird, öder
Tagesthierchen.
238
Warum Pythagoras die Seele
Die Ephemeriden der Astronomie haben bei-
nah buchstäblich die Pythagoräische Idee von der
Musik derWeltsphfiren bethäligt, als der von Karit
vermisste Ton unserer planetarischen Tonleiter
von Harsche! zuerst vernommen wurde* und,
Olbers entdeckte, dass eine andere Lücke durch
mehre verkörperte Oscillalionen ausgefüllt war.
Wenn nun, von dem Pulsschlage des gesunden
Herzens an, bis zu den geregelten Bewegungen
der Gestirne, der unendliche Gier der Schöp-
fung nach unverbrüchlichen Gesetzen der Har-
monie sich ergiesst, so musste wohl auch der
Mensch-, diese Welt im Kleinen, zum 'Grund-
triebe, zu seinem Lebenselement, den Trieb zur
Harmonie von seinem Schöpfer erhalten haben.
Daher jenes schmerzliche 'Gefühl, wenn unser
Geist in der Betrachtung der Welt durch schein-
bare Misaklänge überrascht wird; Missklänge, die
einem htthersteh enden Genius als Akkorde erschei-
nen, welche nur ausser dem Bereiche unserer be-
schränkten Fassungskraft liegen.
u ■ _ \ « t
So wie jene Musik der Natur sich dem 'be-
sonnenen Verstände offenbart, so macht die eigent-
liche Musik der Töne, dieses sinnliche Bild der
Weltharmonie, sich dem Verstände und dem Sinne
zugleich kund, und -in dem Moment einer wttn-
derähnlichen Vermählung der geistigen , und der
sinnlichen Vorstellungskraft, scheint die wonne-
trunkene Seele diesen beiden Kräften die Role
ihrer eigentlichen B es Ununungon zu verwechseln.
eine Harmonie geheissen. 239
Das Ohr- scheint über Verhältnisse zu denken,
und der Verstand in Genüssen zu schwelgen. Das
geis tige. Princip wird überrascht, eine Sprache
der Empfindungen zu gewahren, eine Rede, die
wahrhaft eine Eingebung Gottes , mit keinem -der
Mängel menschlicher Sprachen befleckt ist; diese
Sprache widersteht der babilonischen Verwirrung,
ist und bleibt universell, und bedarf keiner Yer-
dolroet schling"*). In, dieser , wunderbaren Sprache
fliessen Sache und Zeichen in einander, und ver-
treten, sich wechselweise. Sie musikalische Spra-
che kündet nicht nur die reinsten Seelengcnüsse
an, sie spendet auch zugleich die Gaben, die sie
andeutet. Hier allein durchdringet! sich äussere
Form und inneres Wesen. Ein. momentanes Da-
sein der Töne beurkundet ewig dauernde Grund-
verhiiltnisse ihrer Verbind barkeit. Im Mosen Spiele
verbirgt sich ein mathematischer Ernst, und in
der. lieb lic|i an, Gestalt einer jugendlichen Phanta-
sie offenbart sich metaphysisches Denken.
Wer dürfte es wagen, den einen Schwärmer
zu heissen r der »ich. die. Musik als das Analogem
der Sprache der Himmlischen und der Ver-
klärten dächte? Wenn wir einst, zu einer helleren
Ordnung gerufen, mit ^er geistigen und materiel-
len Natur nicht mehr Mittelst ihrer trüben und
symbolischen Abspiegelungen in 'Verkehr sind, und
*) Heinrich Vogt sagt in seinem Lobe auf die Mu-
sih: „4er Grosssultan versteht den Casseler-Hacht-
Wächter, ob schon dieser ein Hetzer in der Musik ist."
240
statt einer mühsamen, oberflächlichen und zerstük-
ketten "Kenntnis , in dem Grundtone der Dingo
zugleich die Harmonie aller ihrer Verhältnisse ge-
liuss weise vernehmen, ist dann nicht die Musik
von dieser beseeligenden Vorstellweise einer künf-
tigen Welt das treueste Bild, und lebendigste
Vorgefühl?
Darum gleicht die Musik einer Stimme von
Oben, und die Tochter des Himmels, die Religion,
erkor sich von jeher dieselbe zur Gefahrtina ih-
rer Empfindungen. .Die Musik ist eine natürliche
Pr oph etenspra c he-
Aber auch sogar veredelt sie die sinnliche Lust,
and der stürmische Genuss wandelt sich durch
ihre Magie in sittige Freude. Mit ihrer Entste-
hung beginnt die Kultur der Menschheit, und die
Mythe von der Zauberkraft der Leyer
des Orpheus sagt eine weltgeschichtli-
che Wahrheit.
Harmonie ist das grosse Gesetz der Natur,
Harmonie das grossere Gesetz der Sittlichkeit.
Harmonie ist die Gebieterin im Reiche der Schön-
heit. Ihre unsterblichen Kinder sind der Friede
der Tugend, und die Seelenruhe des Weisen. Har-
monisch sein mit sich und der Schöpfung ist das
höchste Ziel des Sterblichen, und darum ist so
herrlich, ja göttlich die Kunst harmonischer Tö-
ne , dieser Typus alles Schönen und Guten,
V
241
gten Leopold, dem ersten Joseph, Karl dem sechs-
ten tind der grossen Kegentinn Maria Theresia,
der Tonkunst in dieser Hauptstadt gegebene Im-
puls hat sie schon frühe zu Teutschlands musika-
lischem Mittelpunkte erhoben, und auch später, bei
V.- r mindert er Unterstützung und Theiluahme des
Hofes, behauptete der Ort, wo Haydn, Mozart
lebten, Beethoven, ungünstiger Verhältnisse un-
geachtet, mit Vorliebe noch verweilt, seinenEhren-
platz in der teutschen Kunstwelt.
Dazu trug unstreitig der Umstand viel bei, das»
sich die Musik fn Wien einer allgemeinen
Theilnahme zu erfreuen hat, dass man nir-
gend so viele bedeutende Künstler und Kunst-
liebhaber vereinigt findet, endlich, dass Coinpo-
nisten und Virtuosen nicht, wie in England, als
Frufessionisten der bessern Cla-se blos geduldet
oder , wie in andern Ländern , nur als glänzen-
de Her vorbringet eines angenehmen Nichts ange-
sehen und Jedem in einer Canzlei oder einem
Cotnptoir federkauenden Scbreiberlein nachgesetzt
werden, sondern sich wirklich als Männer von
Talent und besondern Gaben geschätzt, gut »m-
p fangen und gewürdigt selten. Darum ist Wien der
Wirkungskreis » auf ieden Fall mehr Vortheile in
pekuniärer Hinsicht würden ihnen an andern Orten :
aber :nit heimlichen Banden fesselt sie das beque-
me, zaphyr leichte Leben. Nirgend findet sich die-
se Anregung,, dieser Wetteifer, nirgend entfaltet
sich so die zarte Bliithe des Geschmackes, und fast
alle Comp'onisten, die. Wien verlassen, sehnen sich
dahin zurück , weil viele erkennen müssen, daas
in der Feme auch- ihre Kunst zurückgegangen.
tzer. Ein grösserer
i
142 Wien im Jahr 1825.
Ein Übclsta nd aber entwickelt sich allerdings
aus diesem allgemein, gewordenen musikalischen
Treibet: ich meine die Mode in der Musik, und
diese herrscht m Wien, ihr Gebiet mit jedem Tage
erweiternd. So haben Ries, sogar Hummel,
fast abgeblüht, Cramer, Leidesdorf u. a.
ganz, und seit mehr als einem Jahre kauft man
fast nusschiiessend.Ca r 1 Czcrny's Arbeiten. Vie-
le andere keimten zwar und trieben tüchtige Aesie,
Spuhr, Maria Weber als Clavicu-coinponist,
u. a., aber sie wurden nie gäng und gebe*, obgleich
von den wahren Kennern nach Verdienst geschützt
und gewürdigt. Beethovents herdiche Clavier-
eom^ositionen kennen nur wenige unserer jungen
Klavier virtuosen, denen geregelter Fingersatz über
Genie, brillante Mechanik über Melodie und Tiefe
des Gefühls, und Mode Verzierungen und Knalleffek-
te über kunstreiche Führung und harmonische Tüch-
tigkeit gellen — Ich habe hier austch liessend der Pia-
nofortespieler erwähnt, denn von diesem in Wien
bis zum Uebermasse und Ekel getriebenen. Instru-
mente geh* das Verderbnis, auf die andern- über*
und nach Effekt strebt alles, rouss alles streben,
sollen die Hände der übersättigten. Zuhörer, sieb
regen, ihr Beifall laut werden.
So sind wir nun zu dem Funkte gelangt, das«
im Gebiete der höhern Tonkunst, in Oratorien und
Symphonieen, kaum noch das Höchst« gefällt und
das nur, wenn es höchst präcis und kräftig auf-
geführt wird. So hat der Hofrath von Mosel ans
verschiedenen Werken Händel's das Oratorium
Jephta geschickt zusammengestellt,, die Instrumen-
tal-Begleitung kunstreich vermehrt und ein- an-
sprechendes Ganze geliefert, wobei allein der
Mangel tüchtiger ^ nicht in Rossini 'schon (Ju-
ki rat uren verbildeter Stimmen fühlbar wurde.
So haben Mozart's Symphonieen in Es, in
e-mull, in C-dur mit der Fuge, besonders aber
Beethoven's begeisterte Schöpfungen, lauten En.
thusiasums erregt; im Ganzen- aber nimmt die
Digitized bji Google
Wien im Jahr 1825.
243
Theilnahme an Compositionen dieser Gattung be-
deutend ab, und der Kunstjünger, der dies« Bahn
betritt, unbe lohnt für seine Mühe, ohne Vorth eil,
oft ohne Beifall, hat mit unsäglichen Schwicrig-
heiten zu kämpfen, nur um sein Werk zur Auf-
führung zu bringen.
Einen Beweis des Gesagten und das eben
keinen erfreulichen, bieten die Resultate der
im vorigen . Jahre von Beethoven, gegebenen
Academieen, in welchen seine neue herrliche
Symphonie, eine Ouvertüre und . ein Thejl sei-
ner zweiten Messe gegeben wurden. Bei der ersten
Aufführung im Kärntnerthortheater gingen ein :
2220 nV 57 kr. W. W, ( 250 Gulden macheu 100
Silbergulden); die Auslagen waren beinahe 1900 fl.;
somit blieben nicht ganz 400 fl. W. W. Man
überhäufte den genialen Meister mit Beifall und
Ehrenbezeugungen, aber molto onore, poco con-
tante.
Im Ganzen ist der hohe Adel (ehrenvolle Aus-
nahmen finden Statt) mehr dem Ausländisch en
zugewendet, und gegen das Inheimüche gleich-
gültiger als je. zuvor ; das Warum gehört nicht hier-
her. So nannten Viele den Freischütz abgeschmack-
tes Zeug mit unm e! od i scher , germanischer Musik,
wahrend sie Rossini's Zelmira anbeteten. So geschah
es , dass eine platte französische Parodie von Gö-
the's Werther, in hohen Cirkeln von Dilettanten auf-
geführt, furore machte. So. geschieht es endlich,
dass die teutsche Oper aufgelösst ist, und der Frem-
de in Wien überhaupt keine, einer Erwähnung
würdige Oper zu hören bekommt.
Es ist hier der Ort nicht, von der nun zu
Grabe gegangenen Ba r baj a' sehen Unternehmung
zusprechen. Im Ganzen verdient sie mehr Lob als
Tadel; besonders war D u po rt' s Leitung ener-
gisch, thätig, consequent. Aber das Erscheinen der
ersten Sänger Italiens auf unserer Bühne musste na-
türlich. bei ihrer hohen Vortrefflichkeit das Pnbli-
244 Wien im JaJir 1825.
cum verwöhnen. Nach derFodor, verschwanden
eine Grünbaum, eine W a 1 dm ü 1 1 er, obwohl
im AuslandeLorbeereu sammelnd, gleichsamimDun-
bel; — nach La b lache, mogte Niemand Forti
singen hören. Daher suchten die meisten Anstel-
lungen bei fremden Bühnen, und die Wiener, gleich
schlechten Hauswirthen, von t heuern Leckerbissen
übersättigt, haben nun kaum Kartoffeln zu essen.
F.s istüberhauptltaum abzusehen, wie jetzt eine
neue tcutsclie Oper mehr /usani.. eukommen kauü.
Die Unterhandlungen mit Barbaja, dir bei sei-
ner hohen Forderung stehen bleibt, haben sich
zerschlagen, Franz von Hothein will keine
Caution leisten, Sänger, Sängerinnen, Orchester
und besonders der irefff eh.: (.'hör, sind n.irh allen
vier Welt-CKeud-n zerstoben, und so sind die Theater
nächst dem UäVntner Thor« und an der Wien, zum
grossen Leidwesen aller Musikfreunde , vielleicht
aber zum Heile der Knust, die nach langer Ent-
behrung leichter Zugang rinden wird, schon län-
gere Zeit gcschloss' n. — Dies^ liegt aber im Charak-
ter unserer Wiener. Schon sprachen die besten
Opern, die besten Sänger Italiens nicht mehr an,
der treffliche Barbier, der grandiose Othello lies-
sen kalt und lullten das Uhus nicht mehr, schon
fing das Publicum an, auf den inn.rn Gehalt der
Opern zu sehen, ein Todesstoß für sie; - und nun
sie Nichts mehr hör n , bekl.it scheu sie eben so
geduldig den bpass des Herrn Hepp, den Gesang
der Ulk-, 11 eck er m an n, beyde Mitglieder des Vor-
stadttheaters, welche die Bretter entweihen, die
F o d o r , Lablache, Donzelli eben verlassen.
Dass bei so bewandlen Umständen die K i r-
chenmusik nicht eben blühen kann, darf Nie-
mand wundern. Es fehlen aber auch Talente,
die das Publikum mit grossen Werken beschenk-
ten. Eine harmonisch richtig gesetzte Messe,
wo am gehörigen Orte eine kontrapunktisch gut
geführte Fuge, wohl auch mehre, Platz greifen,
Wien im Jahr 1825-
245
wo das Gloria lHi-mend, das Benedictus
sanft, AnsQui toltis und Agnus traurig klingt,
ist oft nichts anderes als Fabrikarbeit nach einem
stehenden Muster; und' Dergleichen bekommen wir
wohl genug zu hören. . Aber das wahrhaft Kirch-
liche verseil windet immer mehr; und wo soll auch
die Gesinnung herkommen, die das einfach Rüh-
rende, das erhebend Festliche, das grossaitig Erha-
bene zu Tage fördert? — Unser verdienter Capoll-
meister Weigl setzt jetzt eine Müsse, auf deren
Erscheinung man um so begieriger ist, als er we-
nigstens darüber theoretisch richtig denkt.
Die gross»' Musik a nstalt, der sogenannte
grosse Musikverein, mit seinem Conser-
vatorium, vegetirt fort; allein die Apathie des
Publicum hat auch sie ergriffen, Anarchie uud
Unthatigkeit sie gelahmt. Ein Paar Professoren ha-
ben brauchbare Schüler geliefert, aber das Ganze
bedarf einer Wiedergeburt und besserer Grundge-
setze, die mit Kraft, statt mit Lauheit, gehandhabt
werden- — Ueberhaupt fehle« tüchtige Gesangleh-
rer; was ein einzelner vermag, bewies der Ita-
lienische Sänger Ciccimarra, 'der in kurzer
Zeit mehre wenigstens methodisch gut gebildete
Sänger und Sängerinnen in den Stand setzte, das
Publicum zu vergnügen. Ein solcher Lehrer fehlt
dem Conservatorium durchaus.
Was indessen, bei allen Klagen, die Referent
hier über den Verfall der Kunst ausgesprochen ,
den Wiener trösten muss, ist, dnss noch bis
jetzt alle unsere musikalischen Talente, selbst die
minderen, im Ausland ausserordentlich
gefallen, wodurch wenigstens unser relativer
Werth ausser Zweifel gesetzt wird ; an unserem a W-
aoluten ist es uns erlaubt, bescheiden zu zweifeln.
Die grösste Besorgnis flosst der Umstand ein,
dass überhaupt der stille, ruhige Genuss der
Kunst, der Öftere Zusammentritt der Kunstler und
bedeutenden Dilettanten , um Musik zu machen,
246 Wien im.Jnlir 1825-
wo es sich dann weniger um die-. Produktion seibat,
als um das Producirte handelte, immer mehr in
Abnahme und Verfall geräth. Die Quartetlunter-
haltu ngen haben fast ganz aufgehört, selbst die
von Schuppanzigh gegebenen Hessen am En-
de kalt, woran wohl zum TheU auch der Um-
stand Schuld ■ trug, dass neu einstudirle Werke
aus Mangel an Proben ziemlich schlecht gingen ,
während die ältern, trotz des bewundern&w.erthen
Zusammenwirkens, durchzugrosse Wülkürlich-
k«it und zu häufige Anwendung dos tempo rubato
mehr verloren als gewonnen. Aus diesem Grunde
gab der Künstler Joseph Böhm, von Schup-
panzigh 's Gefährten unterstützt, das neue, mei-
sterhafte (Quartett B «et ho veji 's, ein ganz im
Geiste seiner neuen Symphonie und- gleich nach
derselben geschriebenes Werk» einem gewählten
Auditorium, auf Verlangen des Verfassers, dem
die frühere Aufführung mit Recht missfallen, zum
Besten, und erwarb sich ein neues Verdienst um
die Kunst.
Von den übrigen Concerten schweige ich
um so lieber, als ich kein Tagebuch liefern
will und daher weder .die Verpflichtung habe, das
Langweilige langweilig abzuthun, noch, was noch
unangenehmer ist, den sich drangenden Produk-
tionen dieser Art Jedesmal beizuwohnen. Zu-
schnitt dieser Concerte, Zuhörerschaft, Einladun-
gen der Concertgeber an die Zahlenden, Verthei-
lung der Freibillete an die nicht -zahlenden Musik-
freunde, dies alles bewegt sich in solchen Füllen
bei den mitte Im rissigen Talenten in ewiger Dassel-
bigkeit, um mitSchiller zu sprechen, und bie-
tet durchaus nichts Interessantes dar., Wer über-
haupt ohne grosse, persönliche Anstrengung in
Wien ein gutes Concert machen will, mm>s einen
sehr berühmten Namen haben. Leichter zu errin-
gen ist einiger Beifall.
Es wäre , wohl über Viele» noch Vieles zu
sagen.;, sojjte, aber night darin eben ei ne. Ursache
Wien im Jahr 1825-
347
des Verflerbnisses liegen, dass heut zu Tage
Alles su Lreit und weit besprochen wird ? Wer
wahrhaft lieht, bewahrt sein iheures Geheim-
nis und giebt es höchstens erröllieud dein besten
Freunde Preis; nur der Geck, oder der alberne
Mensch schenkt allen Bekannten sein Vertrauen
und vernichtet dadurch stückweise das flüchtige
Feuer in seiner Brust. So will ich denn Polthym-
nia demiithig um Vergebung bitten, so viel vdn ihr
geplaudert zu haben; ihr bestes Geschenk, Em-
pfänglichkeit für das Schöne, Verständnis und
innige Liebe der Werke ihrer Auserwählten, mö-
ge sie mir bewahren, damit ich die wahre Bahn
nicht verlaue.
248
Auflösung
des Logo g r i p h s,
im 3. Band (Heft 9.) Stile »4.
Das Erste? — nun, das ist der Akt,
Den vielfach im Leben wir selten;
D.is Zweite ist wohl sirenger Takt,
Olm' (iclrlicn die Cliurc niclit ijelion.
Doch vargebens spielt ancli des Lebens Akt,
Sobald ihin fehlet der richtige Takt.
C. S. T.
Auflö sung'
der C h a r a d e,
Ebendaselbst S. 7)1.
Eins ist Eins, und Eins, sind Zwei.
Was gebunden, ist nicht frei
Hier im ird'schen Leben,
Kach dem Frei'stcn strebt der Schütz
Und so ist des Räthsels Witz :
Freischüta — hier gegeben.
C. S. T.
Dijitizedb/Go
2ty
Recension.
Methode de Violoncello; par 3. J. F. Dotzauer
Violonzell- Schule von J. J. F. Dotzauer, —
Propriete" des Editeurs. Mayence chez 3.
Schote ßls , Editeurs de Musique de S. A.
B. de grand Duc de Hesse. (In teutscher
und französischer Sprache.)
„Die Menge der bis hierher bekann tgewordnen
„Violon zellschulen" — mit diesen Worten be-
ginnt die Vorrede des Herrn Übersetze rs, aus
denen man gleich anfangs zu schliessen sich be-
rechtigt glaubt, diiss dieser, und der Herr Ver-
fasse r selbst , nothwendig zweierlei Personen
seyn müssen, und letzterer demnach vorliegendes
Lehrbuch nicht in seiner Muttersprache geschrie-
ben habe ; — „die Menge der bis hierher bekannt-
„gewordnen Violonzellschulen" — heisst es also/
in besagter, nicht eben im grammatikalisch - rein-
sten Deutsch sich exprimirenden Prdface — „be-
weist ebensowohl das Bedürfnis* solcher Wer-
„lte, als die Wahrheit, dass sie ihren Gegenstand
„noch nicht erschöpft haben.«' — ( Concedo ; in-
■oferne nemlich solche neue Werke nicht blose Ab-
schriften schon Vorhandener sind, sondern viel-
mehr wirklich neue Ansichten, eigenthümliche
Reflexionen , und wesentliche Verbcsserungen ent-
halten. )
i Weiter: „Die Veränderung des musicalisch en "
„Geschmacks, und die Höhe, auf welche man in
250 Dotzauers Violoncellschule.
unser n Tagen das Vio Ion zellspiel gebracht, kann
„hierin ebensowohl Schuld seyn,* als die Eigen-
„thümlichkeit der Virtuosen selbst, von denen
„die einen sich am meisten zur Bezwingung me-
chanischer Schwierigkeiten gezogen, fühlen, wäh-
„rend die andern ihr ganzes Studium darauf wen-
deten, einen schönen Ton zu haben, und in einem
„edeln Geschmack zu spielen. Die letztern bü-
rden sich nach dem grossen Styl der altera Ita-
„liäner, die Zweyten» (soll heissen: die ersta-
ren; Wiedas französische Original. (?) sich rich-
tiger ausdrückt: les premiers ; — > „spielen in
„einer kleinem aber brillanten Manier. Dia
„letztern*' ( wohlverstanden : diejenigen- , deren
Vorbild der grosse Styl der älteren Italiener ist,-)
„wollen— rühren, die erstem überraschen. Diese
„so verschiedenen Ansichten findet man noch in
„keiner (?) Vio lonz eil schule vereinigt, welche
„meistens mehr für den Lehrer ( O als flir «h™
„Schüler berechnet scheinen, indem sie mit gros-
ser Weltläuftigkeit von Dingen sprechen» welche
„noch ausserhalb dem Gesichtkreise des Studie-
renden liegen, z. B. von den möglichen Flageo-
„lettönen, von dem Mitklingen der Töne., vom
„ästhetischen Charakter des Violonzells, u. s. w.-—
„Allerdings haben diese Gegenstände Interes-
„seil, allein es ist Nun so nÖthiger sich nicht zu
„weit davon hi weissen zu lassen, als ihr Nutzen
„in der Ausübung doch nur sehr beschränkt ist."
Wir haben ein altes , bewahrtes Sprüchlein,
also lautend: Eines thun, und das andere nicht
lassen. „Was nun die verschiedenen Schulen be-
„trift" — fährt Monsieur le tradueteur fort —
rec. v, Seyfried. 251
„so ist kein Zweifel, dass eine sehr grosse Fer-
„tigkeit der Finger und des Bogens, sich doch
„auch mit dem Studium des schöllen Tons ver-
einigen lassen," (lasse) „weiche« (welches)
„immer der Hauptzweck jedes Künstler's seyn
„muss. Überdiess erinnere man sich, dass der
„Character des Violonzells sich nicht zu allem
„hergieht, was die Violin gestaltet, deren schwa-
che, eng bcysammen Heyende Saiten iiberraschen-
, t de Dinge ohne gar zu grosse" (r) ü ) „Schwie-
rigkeit auszuführen gestatte« (n). „Fern von
„der Anmaassung etwas Vollltommnea liefern zu
„wollen, dürfte man sich überzeugt halten, dass
„durch Einschmelzen aller jener frühem Anwei-
sungen, indem man ihre Vorzüge zusammenstell-
te, sie anstatt accoroodirten" (!) „Opern-Ariea
„oder nichts sagenden Phrasen mit zweckmässi-
gen Bcyspielen bereicherte, welche musicalischen
„Werth hätten, und das Ganze mit dem heutigen
„musicalischen Geschmack und seinen Anforde-
rungen in Einklang brachten — es liess sich hof-
„fen, sage ich" (wer ist dieser Ich?) „ — dass man
„durch ein solches Unternehmen von Lehrern wie
„von Schülern, von Liebhabern wie von berufs-
„massigen Musikern, gleich gern gesehen werden
„würde. «' (Noch leichter dürfte herauszubrin-
gen seyn, was dieser in geradbrechte Construc*
tionen eingehüllte Wortschwall eigentlich sagen
will, als das ra tb seihafte Problem zu losen wäre,
von wem doch wohl im Grunde dieses Vorwort
•) ? d. it.
Cnilii. i. B..J. (H.fi i>.)
OigitLzed by Google
252 Dotzauera Violoncellschule
herstamme, da selbst sogar im französischen Texte
der also sich nennende Übersetze r in der ersten
Person — proprio nomine — spricht.)
„Je reicher und sorgsam ausgewählt« — ist
fernen zu lesen — „ die Materialien hierzu
„waren, je mehr müste sich die Zusammensetzung
„des Ganzen der Vollkommenheit nähern. Es ist
„ausgemacht dass man in Wissenschaft und Kunst
„nur dann fortschreiten kann, wenn man die Ar-
beiten der Vorgänger benutzend, ihre Erfahrun-
gen Zum Grunde legt, und also gleichsam auf den
„Schultern seiner Yorderleute, empor steigt.» (Ma-
thematisch evident; aber dabei auch ziemlich be-
quem.) „Da alle Entdeckungen und Erfahrungen
„einmal durch die Presse bekannt gemacht dem
„ganzen Menschengeschlcchte angehören, so hat
'„auch jedes Individuum das Recht sie zu benutzen
„ohne deshalb eines Plegiats beschuldigt werden
„zu können." (Distinguot mit gehöriger, pflicht-
massiger Respeclirung des citique suum). „Seit-
„dem der grosse Bernhard Romberg, einer der
„ersten Violonzellspieler aller Zeiten," (unbe-
dingt einverstanden) „sowohl durch sein treffliches
„Spiel, als durch seine originelle" *) „Compositio-
„nen eine neue Epoche herbeigeführt hat", (Semper
honos nomenque suum laudesque manebunt ! )
„scheint der Augenblick günstig mit einem Wor-
„ke hervorzutreten das hauptsächlich auf die
„Spielart dieses grossen Meiste« gegründet ist."
*) b d. Rtd,
Digitized by Google
rec. f. Seyfiied.
„Herr Dotzauer, König: Sächsisch. Kammer-
„musiker, gleich vorteilhaft bekannt als Conccrt-
Spieler wie als ' Componist , hatte schou liingst
„den Plan gefasst, den wir im Eingänge entwik-
„kell haben. " (Und durch dessen höchst gelun-
gene Realishung er sich wohl begründete Ansprü-
che auf den herzlichsten Dank der Kunstwelt er-
warb.) „Um seinem Werke eine allgemeinere Brauch-
barkeit' zu geben, bat er auch" (soll vrohl heis-
sen: bat er midi) „seinen Schüler es in's Franzö-
sische zu übersetzen." (So hüngt also das Ding
zusammen ! Der Schleier wird gelüftet; es be-
ginnt, wiewohl etwas spät, Tag zu werden.) „Es
„sei nun erlaubt ein paar Worte hierüber zu sa-
ugen." (Auch mehre, wen ns beliebt. Immerzu!)
„ — Jede Kunst und Wissenschaft bildet sich in
„der Sprache jedes Volkes, das sich damit beschäf-
tigt ihr" (e) , .eigne Terminologie, welche der, '
„der darüber schreibt, inne haben muss." (Al-
lerdings eine conditio siye qua wo/z.) „Was die
„Kunstsprache des Instrumentbaues anlangt , so
„habe ich alle die französischen Hiilfsmittsl , die
„man hierüber in Deutschland kennt , benutzt.
„Da, wo ich statt eines bezeichnenden Wortes, aus
„Un künde mich einer Umschreibung bedienen mus-
„te, nehme ich die Nachsicht der Leser und Kenner
„in Anspruch. — Da das Werk auch für das Aus-
land bestimmt war," (ist,) „so musste der Haupt-
zweck des Übersetzers dahin gehen, den Ori-
ginaltext so genau" (als nur immer möglich : f/ue
possible) „wieder zu geben. Deshalb -habe ich
„da, wo ich fühlte, die Sache nicht deutlicher
254 Dotzauers Violoncellschule',
„machen zu können, als es Duporte" (Duport)
„oder die Xeth. du Conserv: <le Paris oder
„Rousseau'.? Dictionaire de Nusique" (gethan
habeil) „mich der Worte dieser Schriftsteller ohne
„Anstand zu nehmen bedient, und man wird des-
„halh hier und da einmal ihre eigene" *> „Worts
„wiederfinden. Doch glaube ich sie dabey allzeit
„angeführt zu haben." —
So weit, buchstäblich treu, der Herr
„Übersetzer", und nunmehr aucli demaskirte Ver-
fertiger dieser etwas breiten, in beiden Zungen
wunderlich genug stylisirten Vorrede, deren ortho-
graphische Gebrechen, wenn man christlich ge-
sinnt seyn will, allenfalls der Sorglosigkeit des
Correctors nufgebiirJet werden uiu^en.
Ist nun gleich nicht zu läugnen, dass die Wahl
eines dergleichen schülerhaften Introitus wenigstens
ad captatandam benevolentiam ein arger Missgriff
war, so würde es andrerseits gewiss unbillig, in der
That aber auch himmelweit fehlgeschossen seyn,
wollte man daraus voreilig auf den Werth des
Werkes selbst schliessen.
Was Herr Dotzauer geleistet hat, ist, wie
man von einem denkenden Theoretiker und vieler-
fahrnen Practiker nicht anders erwarten konnte,
wahrhaft verdienstlich. Diese seine Vi olon cell Schu-
le besitzt an Klarheit, richtiger Auffassung, Aus-
einandersetzung, planmiissiger Ordnung, und er-
J. Red.
rec. v. Seyfried. 255
wünschter Vollständigkeit, in der That wesentliche
Vorzüge vor jener des Pariser Musik- Conservato-
rium's ; Vorzüge, welche das schönste Resultat eines
m: ermüdenden Forschens und Strebens sind , und
die wahrlich durch das freimüthige, bescheiden aus-
gesprochene Bekenntniss nicht geschmälert werden
soll : dass sich demun geachtet bei Duport einiges vor-
findet, was hier nur ungern vermisst, und wovon
seiner Zeit an Ort und Stelle die Rede 'seyn wird. —
Herr Dotzauer beginnt seine bündige Ein-
leitung, (welche freilich ganz anders klingt als
jene sogenannte, welche unser unberufener, wiri-
sirender Vorberichts-Fnbricant fabelt,) mit der uner-
läßlichen Voraussetzung, dass jeder Schüler bereits
die nöthigsten Elementar- Kenntnisse hinsichtlich
der Noten, des Taktes, der Schlüssel n. s. w.
besitze, und nimmt beim Unterricht seiner Lehr-
methode einen guten Meister keineswegs als über-
flüssig oder entbehrlich an. ' Er äussert dfn leb-
haften Wunsch, dass es ihm, um den Zweck all-
gemeiner Brauchbarkeit zu erzielen , doch gelun-
gen seyn möge, seine Grundsätze über das Vio-
loncellspiel einlach , deutlich und sc* überzeugend
und ansprechend wie nur immer möglich aufgestellt
und mitgetheilt zu haben. Da der bedeutende
Umfang des Instrumentes eine- mannigfaltige Cha-
rakteristik zulirsst, so wird angenommen, dass die Tö-
ne der d- , und der a-Saite vorzüglich für den sanft
rührenden Tenor, die- hohe Sopran-Lage mehr zur
Tändelei und munterm Scherz, die imponipende
Bass -Region im Bereich der majestätischen C-Sai.
256 Donauers Violoncellschule,
te hingegen zu ernster Kraftäusserung sich eigne,
wahren«! das Ftctgeolet, Ponticello, die Doppel-
griffe und jirpeggio's die Wechsel-Tinten des Co-
lorits und den Reichthum der Schattirungcn noch
erhöhen.
Tlass das Cello nicht nur ab Solo-Tnstrument bei
Kammermusiken , sondern vorzüglich im vollstän-
digen Orchester zur Unterstützung der Violone, vom
wesentlichen Nutzen, ja als Verb tnd un gs - Brücke
dieser mit den verjüngten Brüdern, wirklich un-
entbehrlich sey, — dass es dem Spieler gar sehr zu
Statten komme, wenn er, um den Pflichten und
Anfoderungen eines verständigen , discreten Ac-
compag nisten ganz zu entsprechen, die Theorie
des reinen Satzes inne hat , — alles diess sind
eben so unläugbare Axiome, als jeder Sachver-
ständige aus innigster Überzeugung in das pium
destderium mit einstimmen muss : mögte sich
doch m allen wohl organisirteu Orchestern die
Proportion der Conlrsbässe zu den Violoncellen
verhalten, wie 1 Zu 2- —
Der nun folgende erste Abschnitt handelt
nurvomGebrauche der Schlüssel. Es wer-
den, ausser dem Bass-, noch der Tenor- Und der Vio-
lin-Schliissel angenommen. — Füglich sollten auch
der Sopran-, und der Alt - Schlüssel nicht fehlen,
denn die Kenntniss dieser beiden ist dem Kipieni-
sten insbesondere gewiss nicht überflüssig. Man erin-
nere sich, beispielhalber, doch an Bocherini's
Ouintettei', an J o s ep h Ha y d n 's Messen, und,
rec. c. Seyfried. 257
im allgemeinen, an alle Gattungen von Kirchen-
stücken, wo sonderlich in Fugentätzen die stuf-
fen weise ein (rettenden Singstimmen nach ihren
eigen thumlichen Schlüsseln sowohl in der Or-
gel- als Bassstiuime ausgesetzt »Verden. *)
Was der zweite Abschnitt über die
Stimmung des Instrumentes verhandelt,
befriedigt in jeder Hinsicht, und der umsichtige
Meister hat diesen wichtigen Gegenstand auf die
anschaulichste, Weise erschöpft.
Gleiches Lob gebührt dem dritten: „Von
„der Haltung des Violoncells, und
„der linken Hand"; alle Regeln, Vortheile
und Handgriffe durch die beigegebenen _ zwei
Kupfertafeln (die erste: eine schulgerecht sitzen-
de Figur, die zweite: das Instrument aHein ohne
Hals, blos mit angesetztem Bogen vorstellend,)
umständlich erklärt und vcrsinnlicht.
Der Herr Verfasser beschränkt sich auf zwei
Hauptlagen; (Positionen) die Erste: auf dem
untersten h der a-Saite, mit dem ersten Finger;
die Zweite: auf dem darauffolgenden e. — De-
port ( im 6ten Abschnitte ) nimmt vier erstü
Lagen, ohne Aufsatz des Daumens, an, was für
den Schöler vortheilhafter, ja zweckmässiger seyn
dürfte; denn jede Vereinfachung ist nur in sofer-
ne lohens- und n achahm enswerth , als sie wirk-
lich erleichtert. —
•) Uro von den Violoncellisten mitgespielt iu werden?
D.Rtd,
258
Dotzauers Violonceltschule.
Mit dem die höchste Aufmerksamkeit erhei-
schenden Artikel : „Über die Haltung und Führung
des Bogens» beschäftigt sich' ausschliesslich der
vierte Abschnitt, abermals die aufgestellten Grund-
und Lehrsäue durch Figuren erläuternd. Tref-
fend ist, was über die drei Arten der Handbewe-
gung, nehmlich : den Inngen, den wellenförmigen,
und den gestosscnen Strich, und von der Gelenk-
Übung auf einer, zwei, drei, und vier Saiten, ge-
sagt und dringend anempfohlen wird.
Dem fünften Abschnitte : „Vo m Fi n g e r s a t % e«
sind am Schlüsse des Werkes 63 Übungs- Beispiele
in allen Tonarten angehängt, von denen 13 die
einfache C-dur-Scala in abwechselnden Comblna-
tionen umfassen , die Übrigen aber zweistimmige
kürzere und längere Sätze (Prim und Seciund)
zum Studium aller denkbaren Figuren, Passagen,
Stricharten, und Tonleitern dienen. Diese letzte-
ren — einige ausgenommen, z. B.~ e-mail, H-dur
u. s. f. — sind meistens nach Duport, auf dessen
Essai etc. etc. pag. 170 und 171 sich Herr D-
selbst auszugsweise wörtlich bezieht, mit beson-
nener Wahl gebildet- Ausweichungen von der
festsetzten Norm,, wesentliche Reflexionen über
die durcb Umstünde- herbeigeführte veränderte
Bogenführnng u. dergl. finden sich gleichfalls bei
den betreffenden Exewpeln schon hier in Con tex-
te gewissenhaft eingeflochten.
Tm sechsten Abschnitte werden die aus
den drei Hauptstrichar-ten vexchiedentüch
Digitized b/Coogl
rec. p. Scyfried.
259
Zusammengesetzten, das Arpe ggio und
Staccato, eben so ans füi Irlich als vi dum fassend,
belehrend besprochen, und jedes Einzelne durch
zahlreiche, genau accentuirte Ubungs-Beispiele
practisch detaillirt Der Siebente umfasst die
diatonischen und chromatischen Tonlei-
te rn, sammt der Anleitung zum Gebrauche
des Daumens. Sämmtliche Scalen aller Dnr-
und Moll - Tonarten sind sowohl mit, als ohne
Aufsatz, unverbesserlich bezeichnet; eben dieser
eminente Vorzug erweckt aber auch zugleich den
sehnlichen 'Wunsch , dass in eben denselben Gän-
gen , wenn diese Tonleitern van der llühe in der
Applicatur ohne Aufsatz dds Daumens wieder
zurück herabsteigen, der Fingersatz mit ähnlicher
Sorgfalt und Genauigkeit angemerkt worden wäre.
Der achte Abschnitt giebt Unterricht in
den Doppelgriffen. Nebst den bei^egebe-
non , auserlesenen Beispielen von Terzen-,
Quarten-, Quinten-, Sexten-, Septimen-
und Octaven-Gängen, verweiset der Verfasser
noch auf die V i o 1 c-n ce 11. Schul e des Pari-
ser Conservatorium, auf Duport's Es-
sai, und auf drei seiner eigenen Werke,
nehmlicb: 12, 24, und 12 EsercizJ , Op. 47,
35 , und 54, bei Brei tkopf und Härtel in
Leipzig edirt, die sämmtlich. zur nützlichen
Uebuug empfohlen werden.
Alles was im n eun t en Ȁbschn itt e von
den einfachen, zweifachen, und- drei-
260 Dotzauers Violoncellschüle ,
fachen Vorschlagen, vom Mordest, vom
halb en, ganzen, und doppelten Triller
mit der Terz, S e x t , und O c t a v e, vom Zie-
hen der Töne, und überhaupt von diesen
Verzierungen im Allgemeinen und Speziellen
gesagt wird, ist höchst lobenswerth, und nicht
minder durch treflich gewählte Notenbeispiele
dem Lernenden anschaulich vers innlicht. —
Der zehnte Abschnitt handelt von der
Ausfuhrung des Fla geol et's, — der eilfte von
der Bchandlungsweise des Pizzicato, ' — und der
zwölfte vom Mitklingen d«r unberühr-
ten Töne; — der d reizeh nte enthalt die Re-
geln zur Begleitung der Recitative..
Der vierzehnte endlich bandelt vom Vor-
trage. Wohlerwogen nimmt der Verfasser an,
dass von diesem, der eigentlichen Seele des
Spiels , wohl dann erst die Rede seyn könne ,
wenn der Scolar alle unerläßlichen Vorkennt-
nisse errungen, die mechanischen Schwierigkei-
ten mindestens besiegen gelernt, den prakti-
schen Theil der Kunst mit Geschick sich eigen
gemacht bat, und dadurch für den Ästhe-
tischen empfänglich geworden ist. Zu diesen
Elementar- ErFoderiiissen rechnet er: a. Rein-
heit der Intonation, — b. Regelmässi gen
Fingersatz, — c. Die Kunst der Bogen-
führung, — d. Verbindung des Bogens
und der Fingest — Hinsichtlich der Applica-
tur wird noch insbesondere die erworbene Fer-
L i .1 r : j l r
rec. v. Scyfried. Jßl
tigkeit vorausgesetzt, alle Positionen leicht und
sicher, sowohl mit als ohne Dauroeneinsatz, zu
treffen. — Die Betrachttin gen über einzelne Nuan-
cen des Solo-, ^ifartett-, Ilipien, oder Tut-
ti-Spiels verdienen grosse Aufmerksamkeit.
Im Anhange deutet der Autor auf die Vbr-
t heil c , welche ein gutes Instrument gewahrt ,
und beneide! jeden glücklichen Besitzer eines äch-
ten, unverdorbenen, italienischen Vio-
t o n c e 1 1 ' s aus den Meisterhänden eines S t r a-
divari, Amati, Guarneri, Kuggieri, Mar-
tino Popella, Giugliani, Guadagni, wo-
zu auch unser tüchtiger Landsmann Jacob S t ei-
ner, und der wackere Britto William Forster
mit eingeschlossen werden.
Interessante Notizen über die -Entstellung die-
ses Instrumentes , oder , bestimmte!' ausgedrückt :
über dessen Umges'-iUung aus der bis ins XVII.
Jahrhundert üblichen Ga mbe, — über die Merk-
male eines gut gebauten und zugerichteten Violon-
cell's, und dessen erfoderliche Mensur, — über
die Lage der Saiten und ihre individuellen Ei-
genschaften zu einem vortheilhaften Bezug, end-
lich sogar einige Worte über den zweckmässigen
Gebrauch des Colophoniums, schliessen das ganze
lob ens würdige Werk, dem auch noch schützbare,
zweistimmige Übungen im Aufsatz des Daumens,
nebst zwei Exeiupeln, in sechszehnth eil igen und
Triolen -Figuren, mit dem vierten Finger im Auf-
satze, beigegeben sind. '
262 Dotzauers Tioloncellschule.
Möge der geachtete Verfasser in dem durch
Beine gelungene Arbeit verbreiteten Nutzen den
wohlverdienten, schönsten Lohn ärndten.
Das ganze Äussere des, 30 grosse Fol! o-Bogen
starken Werkes ist schön ; der Ladenpreis 7 fl.
12 kr. Rheinisch.
Wien , im März 1825.
Ign, i). Say/ried,
263
Schröpfköpfe
für Componisten, Operndichter, Sänger
und Publicum.
Von
G. L. P. Siefers.
Euch will immer nicht begreiflich werden, wa-
rum vernünftige Menschen an den Teufelsopern
keinen Geschmack finden?
. Ihr haltet diese vewneintliche Kostverüchterei für
eine arge Inconsequenz, auf Don Juan hindeutend,
in welchem doch,ineint ihr, der Teufel in rechtteuf-
lischer Gestalt umgehe ? — Aber da stecht eben der
Knoten! Don Juan ist ein wahrer, und kein närri-
scher Teufel, ein Teufel, an welchem man Interesse
nimmt ,' : weil er allem Menschlichen Hohn spricht,
der Gottesfurcht, der Liebe, der Treue, der Red-
lichkeit, ja selbst der Furcht vor den Gespenstern.
Ich sage ; ,, Selbst der Turcht vor den Gespen-
stern." Merkt euch diesen Zug, ihr Operndichter!
Es ist eine der anziehendsten Szenen im ganzen
Stücket Dem Zuschauer, wohl fühlend, dass
er, obgleich ein sattelfester Freigeist, den Muth
doch nicht haben würde, einen Geist zum Abend-
essen einzuladen, stehen, bei Don Juan's Begin-
nen, die Ilaare zu Berge* Er interessirt sich!
Aber, warum? Aus purem Egoismus: ihm hüpft
vor Freuden das Herz, dass "er, ohne seine eigne
204
Schröpfkiipfe ,
Haut zu Markte zu tragen, der Neugierde fröh-
nen kann , wie der zwar ruchlose , aber dach
beherzte, Don Juan die seinige aus dem Spiele
ziehen wird. So geht's durch die ganze Oper: je
mehr Ungeheueres im Stücke vollbracht wird , jo
schadenfroher fühlt sich der Zuschauer afficirt. Ist
einer scheinen Jungfrau Gewalt angethan, flugs wäs-
sert ihm der Mund ; — entstellt aber Heulen, Mord
und Todschlag daraus, alsbald schlügt er an seine
Ernst, und ruft aus : Herr, ich danke dir, dass ich
nicht bin, wie jener Sünder! — All dies, noch ein-
mal sei es genagt, erweckt Interesse, eben weil der
Teufel menschliche, (oder, will man lieber, un-
menschliche) Verbrechen begeht, von denen sich der
Zuschauer sagt, er hätte sie, im Nothfalle, eben-
falls begehen können, vor Freuden aber sich die
Hände reibt, sie doch nicht begangen zu haben.
Nun setzt aber, an die Stelle des genusssüchtigen
Don Juan, einen Hans Quast mit dem Fferdefusse,
von dem niemand weiss, von wannen er kommt,
noch wohin er fährt, der einen dummen Gärgen
verderben will, nicht, wie Don Juan den Masetto,
um die Zerline zu erhaschen, das wäre doch
ein wirklicher Grund , sondern . . • , ja , wenn
er es nur seihst wüsste, warum? — Ihr entgegnet
vielleicht, es geschehe, um seiner Seele habhaft, zu
werden? Da hätte er was rechtes! Ja, wenn's ein
Doctor Faust wäre, da verlohnte sich's noch der
Mühe ; aber solch einqa miserablen ßauerburschen !
— Oder sollte es mit dem Teufel heuer schon so her-
untergekommen .sein, *lass er eben nehmen müsste,
was er kriegen kann?
Digitized ö/ Google
von G, L. P. Sievers. 2C5
Ist's euch aber durchaus um Volksmärchen
mit Teufels- und Gespensterspuk zu tbun, weil
ihr nichts von freier Faust zu erfinden ver-
mögt, wie kommt's, dass ihr nicht schon längst
zwei dergleichen fix und fertige Volksmärchen-
Opern, deren Musik und Text in jeder Hinsicht
Meisterstücke sind, zur Aufführung gebracht habt?
Ihr staunt? .Ihr wisst nicht, was das für Opern
sind? Ich will's euch sagen: sie heissen : I.enore,
und: die Tochter des Pfarrers von Tau.
benhain. Es sind freilich nur Balladen, aber,
poetisch und musikalisch genommen, so vollkom-
men dramatisch (dramatisch, sage ich, eine Ei-
genschaft, welche heut zu Tage nicht mehr auf
den Baumen wächst), dass es nur eines Arran-
geurs bedurfte wie der Pariser Castil - Btaze,
um daraus ein paar romantische Opern zu machen,
Trotz der schlechtesten, welche jetzt für die be-
sten a us ges c hri een werden. Es käme dabei
nur auf eine Kleinigkeit an, welche heut zu
Tage gäng und gäbe genug ist, nämlich auf die
Kunst das Kurze in die Liinge zu ziehen, wie eine
Viertelbouteille vortrefflichen Spiritus erst recht
trinkbar wird, nachdem man eine ganze Bouteille
Brandtewein daraus gebraut hat.
Ihr werdet doch nicht in Abrede sein, dass
einem Hand-, und einem Geisteswerke durchaus
dasselbe Princip zum Grunde liege, und dass beide
nicht in der Qualität, sondern nur in der Quanti-
tät verschieden seien ?
266
Schröpf köpfe,
Ein Schuh, zum Beispiele, und Don Juan,
.sind aus derselben Idee entstanden, aus der Idee
niimiicli, o!.«as Ziv(;ckm:is.iis>- . Schifnos zu schal-
feil. — (Hui wie die Nebel- und Schwebeligen
die Gesichter verziehen ob einer so gemeinen
Popularisirung ihres „göttlichen Ideals« !)
'. ■ \ ■ «KV.- ■ 1..,,^ ...
Also : ein Handwerker, oder ein Künstler, das
ist alles Eins, — oder vielmehr ist nicht Eins, son-
dern himmelweit von einander unterschieden , nur
aber nicht in eurem Sinne, sondern im mei til-
gen. Vernehmt, wie ich das verstehe.
Ein Handwerker imiss drei Jahre in die Lehre
»ehen , drei andere als Gesell arbeiten, und wird
dann, wenn sein Meisterstück (ein bedeutsames
Wort) den Beifall der Meister erhält, zum 1 Mei-
ster gemacht. Aber ihr Componistcn fangt das
Ding vom Schwänze an : Ihr werdet Meister, ohne
Lehrbursche gewesen zu sein ! Ist es daher ein
Wunder, dass ihr weder Mas nehmen, noch
Zuschneiden gelernt habt?
Mas nehmen, — Zuschneiden, — wel-
che sinnvolle Handlungen ! — Worin aber besteht
beides? Bei dem Schuster, zum Beispiele, da-
rin, dass der Schuh dein physischen Charak-
tei des Fusse-a gumüss zti^cächnitten , tl.is heisst,
dass auf seine höckerigen oder vertieften, auf
seine langen oder kurzen Formen, Rücksicht ge?
Rommen wird, dass dem zarten weiblichen Fusse
eine weniger starke Bekleidung gemacht, als dem
abgehärteten männlichen, dass ein Bauer anders
von 67. L. P. Siekers. 337
beschuhet werde, als etil Hofmann, und eine
Viehmagd anders denn eine Prinzessin, und dass
endlich der respective Schuh gerade nicht länger
und nicht kürzer zugeschnitten werde, als der Fuss
ist, welchem er zur Bekleidung dienen soll. Wäh-
rend aber jeder Schnster bei der Compositioa
seines Schuh«, also verfährt, fallt es euch, ihr musi.
kaiischen Componisten, gar nicht ein, weder Mas
zu nehmen, noch zuzuschneiden! Ihr arbeitet auf
den Kauf, das heisst, ihr kleidet den lustigen ,
wie den traurigen, den sentimentalen, wie den
frivolen, den cholerischen, wie den phlegmati-
schen Charakter, auf gleiche Weise ein. Genz be.
sonders vergesst ihr das Zuschneiden: Alles
ist auf den Zuwachs berechnet, nämlich auf
den der Ohren, welche ihr, in der Besorgniss,
ihnen zu wenig zu geben, uberall vollstopft, damit
die Leute voll für ihr Geld erhalten und wieder-
kommen. Aufs höchste lasst ihr ., euch angele-
gen sein, eure Arbeit in's Auge (oder vielmehr
in\Ohr) fallend zu machen ; euch übrigens wenig
darum bekümmernd, ob sie auch innerfich solid
und dauerhaft gemacht sei, oder ob sie, um mit
einem Volksprüchworte zu reden, (von der Ves-
per bis zum Hühnerauffluge dauere.
Solange also ihr Componisten werdet gelernt ha-
ben nicht Mas nehmen und Zuschneiden,
behaupte ich, ein Schuhmacher, der versteht, einen
passenden Schuh zu machen, sei ein würdigerer
Künstler, als ein Opermacher, dessen Musik zu
nichts passt, als zu Ballast, um nicht drei oder
Cdii.. s. bmj. ( Bt(1 „ j 19
268 Schröpf köpfe ,
vier leere Stunden im Aleers der Langen Weil«
untergehen zu lassen.
Ich bin der entgegengesetzten Meinung Lea-
sings: die Kunst soll nach Brod gehen. Brod ist
das Losungswort, welches die ganze menschliche
ThÜLigkeit in Bewegung setzt. Gebt dem Künst-
ler vollauf zu essen, und er wird (wenn's sonst
Apollo's Wille ist) Werke schaffen , welche ihm
die Unsterblichkeit verschaffen. ■
Aber die Kunst wird verhungern, wenn die Di-
lettanten fortfahren, ihr das Brod aus der Tasche zu
stehlen. — Ihr beklagt euch, dass der wahren Künst-
ler immer weniger werden ? Sehr natürlich: werden
doch der Pfuscher, das heisst Euer, immer mehr !
Wenn ihr nicht zu Hause den Magen überlüdet,
so würde euch nach Theater und Concert der Heis-
Uunger antreten, folglich der Künstler in den Stand
gesetzt werden, von setner Kunst zu leben,
ohne zu einem Hand-werke (das heisst, zu sei-
ner Kunst, in ein Handwerk umgeschaffen) seine Zu-
flucht nehmen zu müssen.
Nennt mir auch nur einen einzigen teu Ischen
Theatercomponisten , ( um von diesen allein zu
sprechen,) welcher, ohne weitere Anstellung oder
sonstige Nebenverdienste, von seinen Compositio-
nen leben könnte? — In Frankreich, in Italien
gibt es deren dreissig, vierzig, fünfzig I — Und ihr
bochmüthigen Teutschen , die ihr Ohren habt und
von G. L. P. Sievers. 269
doch nicht hört , folglich doppelter Streiche wür-
dig seid, werdet ihr immer noch fortfuhren, euch
für das auserwählte Voll: Apollo's an halten ?
Wo sind eure Ansprüche ( ich meine gegründete,
und keine eingebildete) auf diese Ehre? Eine
Schwalbe macht noch keinen Sommer, welch«
heiligengeistartige Vorbedeutung sie auch mit sich
gebracht haben mag* t
Hflrt auf, hört auf zu geigen, zu pfeifen und
zu krächzen ! lasst euren gesammten Musikplun-
der, den tönenden, wie den papiernen, in Flam-
men auflodern ! und aus der Asche wird ein ver-
jüngter ton künstlerischer Fhönix hervorgehen, be-
stimmt , eure musikalische Ära von neuem zu
beginnen. Freilich wird euch das Alles schwer
antreten, denn es ist leichter, eine Tugend anzu-
nehmen, als eine Schwäche abzulegen. Aber, ich
selbst bin euch schon vor fünfzehn Jahren mit ei-
nem guten Beispiele vorangegangen. Von der Na-
tur mit glühender, alles besiegender Liebe und
(wie ich mir schmeicheln darf) mit einigem Ge-
nie für die Musik geboren, habe ich, gleich euch,
nach allen Seiten in die Kunst gepfuscht, dann
aber, bei reiferem Verstände (wollte Gott, er
käme allen Leuten , wenn auch nicht vor , doch,
wie mir, wenigstens mit den Jahren,) keine
Feder, "keinen Clavis und keinen Bogen mehr an-
gerührt. Dieses Opfer, auf Kosten des eig-
nen persönlichen Genusses meinem besseren Wis-
sen und Gewissen gebracht, ist die Handlung
270
Schröpfköpfe ,
meines Lebens, auf welche ich den meisten Werth
setze !
Auch mit den grtfssten Wunderwerken macht
di« Gewohnheit so vertraut, dass sie nicht mehr
beachtet werden.
Was ist wunderbarer als das Weltsystem, und
in dessen Mitte jener leuchtende Weltkörper, der
wunderbarste von allen? Aber wer kümmert sich
noch darum < Niemand ! — So geht's auch in der mu-
sikalischen Welt: was ist hier wunderbarer, als je-
n«r glänzende Stern , der, wie der Polarstern, nie
untergehen wird ? Wer kümmert sich noch darum ?
Niemand ! — Ja, ichsage: Niemand, Trotz jenen fel-
schen Patrioten, welche sich in die Seite kneipen,
um nur in eigner Lauheit recht lichterloh aufzubren-
nen. Aber es ist Strohfeuer, welches eben so plötz-
lich erlischt, als es entstanden ist. Und gibt es auch,
einmal unter tausend Personen Eine, welche sich
von dem Wunder dieses grössten aller Genies bis zur
Anbetung durchdrungen fühlt, ist darum die gros-
se Menge nicht eben so gleichgültig dagegen , als
bekümmerte sich Niemand darum?
O verstocktes Publicum ! Ungeheuer mit vielen
Sinnen, aber nicht mit vielem Kopf! muss man dir
unaufhörlich vorkäuen und wiederkäuen, wie viel
du eigentlich au jenem grossen musikalischen Welt-
lichte besitzest? — Ich will es dir sagen; Alles!
Niinm's hinweg, und Null von Null geht auf. Wirst
du genannt im Auslande (als tbeatercomponirends
von G. L. P. Sievers.
271
Nation, versteht sich, denn von deine* Instrumen-
ta üsirlt uns t , als einem After - Nothbehelf , wirb!
gar keine Notiz genommen); 80 geschieht's bei
seinem Namen ; sein Nanft vertritt dich, sein Na-
me ist der Kopf, der auf deinem Rumpfe sitzt:
ohne ihn wärst du ein bioser Strunk.
Weisst du, aufgeblähter Bauch, wie man im Aus-
lände vondirurtheilt? — ich will dir's sagen:„Was
will denn, « heisst es dort, „jenes Volk" (ich bitte
dich, dies Wort in einer andern, als der ernsten
Bedeutung zu nehmen ) „mit seinem hochmüthi-
gen Bettelstolze ? Während wir alle unsere musi-
kalischen Bedurfnisse durch uns selbst bestreiten,
keine einzige fremde No$e auf unsern* Theatern *)
*) Das ist in Italien wörtlich wahr; denn die Versuche
in Mailand niit Mozart, in Neapel mit Sponliui,
und, ich erinnere mich nicht, wo? mit Cherubini
gemacht, (Spontini und Cherubini sind Italiener,
aber nicht italia'nische Comp o nisten,) sind so unglück-
lich ausgefallen , dass wahrscheinlich so bald keine
neuen werden gewagt werden. — Was das Thealer
Od£on zu Paris mit seinen ausländischen Opern an-
betrifft, so werden wir diese Zwitter- oder Miss gehurt,
dem unnatürlich geformten Schosse mit der Kueip-
zange- der Vcrslandcsspeculation entrissen, Ober eine
Weile nicht mehr- sehen» das proph exei he ich
' hiemit vor ganz Teutschland und wo
sonst hin. etwa die Carijia dringen mag.
Selbst mit dem dortigen italiänischen Theater, wel-
ches Trotz seines , boL den AusIÜndern und den hö-
heren ,. Äitfranzisirlen Klassen genossenen ltdfalls,
niemals ein Theater der Pariser Nation gewesen,
noch werden wird, scheint es, so viel ich aus öffent-
Digitized by Google
272
Schröpfköpfe ,
dulden, und diesen oder jenen ausländischen Com-
ponisten kaum den Namen nach kennen, treibst
du, armseliges teutsches Volk, die Frechheit so
weit, uns allen möglichen Spott und Schimpf mit
liehen Blättern und Privatnachrichten schliesscn
kann, eben der vielen kostspieligen Eiperimentc
wegen, welche man dg mit anstellt, auf die Neige
zu gclm. Freilich dürfte den Franzosen eine mu-
sikalische Wiedergeburt bevorstehen; aber weder
einem ausländischen Theater wie dem italiänischen,
noch einer Wlnkelbillme ohne allen bestimmten
Charakter wie dem Odeon *) wird die Ehre widerfah-
ren, sie bewerkstelligen zu helfen. Auch wird sie
sich nicht in so gewaltigen Sprüngen, wie das
Odeon jeiat gethan, sondern langsamen Schrittes,
und zwar einzig und aHein auf den beiden Pariser
N a tio na lopembi ihnen , dein Theater Fejdeau {Ope-
ra comique") und der grossen Oper, hegeben wollen.
Von hier aus allein, als den Theatern, weiche nicht
allein Paris, sondern ganz Frankreich, für klassisch
anerkennt, kann auf das französische Publicum ge-
wirkt werden ; alle übrigen Versuche , so anschei-
"> Das- Theater Odeon Ist, Trotz seiner Grösse und
seines architektonische» Wert lies, ein Winkel-
theater, wie sein ihm in jeder Hinsieht ähnlicher,
Zw illingsb rüder zu Wien, das Theater an der Wien.
Beule , alle rccitirl.en und gesunkenen Gattungen
durclilanlend um) Wim am diesem Grunde in iici-
nem reiiHsiraml, besitzen weder Kapert oh-e , noch
Seli:jnsf)ielcr , uoeli Publicum. Sic schleppen ihre
klägliche Existenz von einem Jahre zum andern hin,
miniren. Trnls der bell äeliilichcn Zu* teuer von
Seilen der beiden rp.pctm™ Uegicruugen, ihre je-
desmaligen Diieotioneu, und sprechen allen. Huiist-
e i. periiu enien Hülm, welche mit ihnen angestellt
werden. Ks-tden Theatern wih-de nrfhs besser iu
hellen, nein „ ui* wenn.' man sie ganz eingehen Hesse,.
-4. <J, r«r£
von G. L. P. Sievers.
273
Worten aiizuthun, mit den Künden aber uns, auf
eine wahrhaft Highwainuta - Weise, die letzte mu-
sikalische Krume aus der Tasche zu stehlen , um
dich vor dem Hungertode zu schützen ?«
„Wie! ein Volk, fast keine inheimische Note
mehr auf seinen Theatern singend, sondern mit
wahren Straussenliehlea auch die heterogensten Gat-
tungen (dieutlramelodisclien, wie die ultradeclania-
torischen, den Barbier von Sivilien, wie
den Schnee) abgurgelnd, ist frech genug, mit
einem oder dem andern hochnothpeinlichon Hen-
kerskomponisten an seiner Spitze, unsere Heroen
von der Seine und der Tiber lästern, ja gar lücher-
Lich machen zu wollen, — unsere Heroen, wel-
che mit dem kleinen Finger weiter reichen, als
jene Componisten , wenn sie sich auf der Folter-
nend glänzend auch der Erfolg sein dürfte, werden
nur augenblickliche Resultate liefern. Übri-
gens kann die Beform nicht im Wege des Üb erbiet eng
der beiden genrtt, nämlich der Melodie und der
Charakteristik, nie es mit den, in diesem Augenblicke
auf dem Odcon aufgeführten Werken geschieht, be-
werkstelligt werden, sondern allein durch Zurückfüh-
rung in die vernünftigen Granzcn, vom höchsten Ver-
stände und dem klarsten Genie aufgesteckt, wie es einst
Gluck auf dem grossen Operntheater mit seiner Iphige-
nie, und Picclni auf dem italienischen Theater (auxlia-
lient, das hies« damals die, auf dem Theater Favart sich
in Vereinigung mit der alten italienischen Comödie
gebildet habende, französische komische Oper, au»
welcher sich einige Jahre vor der Revolution, durch
Trennung, das Theater Fejdcau bildete) mit seiner
Buona figliuola , bewirkten.
A, VirJ,
274 Schröpf köpfe, v. Sievers.
leiter nach allen vier Himmelsgegenden haben die
Glieder ausrenken lassen?" —
So , und noch weit ärger, kläfft man Euch an,
meine geliebten Landsleute:
Ihr lacht dazu, wie es eurer Vermessenheit ge-
bührt, und fahrt fort, die Hände in den Schoss
zu legen und — zu betteln und zu stehlen und
hochmüthig zu sein. — Bravo l Ihr seid unverbes-
serlich I
.-. i ... ■ ..-iv : .«Bf,***
Gottfried Silbermann.
Mittheilungen aus dem Leben und Wirken berühmter
Kunstler können in der Cacilia , dem Bereiche des
Schönen, nicht unwillkommen sern. Bedenkt man nlm-
lich, dass die Orgel, sowohl um ihrer Bestimmung für
das Erhabene and Feierliche, als auch ihrer vielfachen
"Wirkung willen, für ein Kunstwerk, dessen Erlindung den
menschlichen Verstand zur liewundcrung zwingt , gehal-
ten werden muss, ho wird die Erinnerung an ausgezeich.
netc Künstler, die in diesem Fache durch ihre trefflichen
Leistungen sich einen bleibenden Ruhm zu erwerben wuss-
ten, mehrfach zweckmässig sejn.
Unter Künstlern dieser Art aber «erdient oinen ehren-
vollen Plan Gottfried 1 Silbcrmann, berühmter
Orgelbauraeist er in Freiberg, im Königreiche Sachsen,
dessen Andenken vor Kurzein durch eine kleine Schrift •)
erneuert worden ist.
Eine genaue Beschreibung der Vorzüge, Wirkungen und
Eigenthümlichk eilen der Kunstwerke dieses Mannes, unter
denen, in Yergleichung mit ähnlichen, eine gewisse Un-
wandelbarkeit und Dauer und vollkommene Symmetrie ,
ausgezeichnet ist, zu geben, wer könnte das? Aber wer
anch nur einmal ein Werk dieses Meisters gehört hat,
der wird sich der Kraft und majestätischen Fülle des
anziehenden Gesanges, wie des besondern Zaubers , der
sich darin aussprach, gewiss noch bewusst seyn. Kenner
konnten nicht ohne Erhöhung und Begeisterung die har-
monischcnKliinge-des unstreitig vollendetsten Kunstwerk»
dieses Meisters in der katholischen Kirche zu Dresden
*) Etwas mr Feier des ersten Jubiläums der beiden
Silbermannischen Orgeln in. Kötlia , von Kittflr,.
Oberpfarrer und Adjunkt der Enhoric Leipzig,,
276 Gottfried Silbermann.
vernehmen, ohne diesen Sphä'renhlang zu bewundern.
Merkwürdig ist es, data, bei den unbestrittenen Fortschrit-
ten der Mechanik in dieser Kunst, Silberinaniis Orgel-
werke, nach einem Zeiträume von 100 Jahren, dennoch
durch ihre Dauer, durch zweckmässigen innern Bau und
Sauberkeit, neben den besten in dieser Art nicht nur ihren
Werth behaupten, sondern, durch ibre Folie und Festig-
keit desTonos, durch das Schneidende der Principal- Stim-
men, vor vielen sogar den Vorzug verdienen. Um so
mehr darf ich daher hoffen, dass Folgendes aus dem Le-
ben, und über die Leistungen des variieren Künstlers vie-
len Lesern der Cacilia nicht unwillkommen seje werde,
Gottfried Silbern, nun, König]. Pohlnischer und
ChurfOrstl. Sachs. Hof- und Landorgclbaumcister, zu Frei-
berg im Königreiche Sachsen, wurde geboren i683 den
l4- Jan. in Frauensli'in im Erigefrirgi'. Von seinem Vater,
einem Ziminerinanne, wurde er einem Buchbinder in die
Lehre gegeben , musste aber , muth williger Jugendstrei-
che halber, dieselbe verlassen, entfloh ztt seinem Vetter,
einem benachbarten Müller, und von da wieder za seines
Vaters Bruder, dem Orgelbauer Silbermann in Strasburg.
In 3 Lehrjahren halte er im T/ischlcrh and werk schon sol-
che Fortschritte gemacht, dass er ein Kunstjünger werden
und ilun die Miterrichtung, einer Orgel in- einem Kloster
bei Sirasaburg anvertraut werden Konnte. Doch nüthigte
ihn hier die Entdeckung seines Plans, der Entführung ei-
ner Nonne, tur Flucht, und er kehrte in seinen GcburU-
ort Frauenstein zurück. Ans eigenem. Vermögen , dns„er
sich bei sninein Olieim gesammelt liatte, erbauele er. hier
die erste Orgel , die ihrer Trefflichkeit halber den Bei-
fall aller Kenner erhielt und. seinen Itulim begründete.
Im Jahre 171a verlegte er seinen Wohnsitz nach
Freiberg, welches auch sein Ibbensla'nglicher Aufent-
halt geblleften ist. Von iiier aus. verbreitete- sich sein
Bnhm bis. ins Ausland. Er erhielt einen ehrenvollen
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Gottfried Silbermann. 277
Huf nach Petersburg und Cojienhagcn ; aber beides leim-
te er aus Liebe zu seiDcm Vatorlande ab. Silbermann
hat sich aber durch Erbauung semer trefflichen Orgcl-
gelwcrke nicht nur als einen genialen, sondern auch durch
YerFerligung seiner Flügel, Pianofortes und Claviere, die
allgemeinen Beifall fanden, so wie- durch das von ihm
erfundene Cemlal d'Amaur, als vielseitiger Künstler be-
rühmt gemacht.
pic Art und Weise der Betreibung seine* Geschäft»
anlangend, so geschah letzteres fahrikmäs&ig , aber mit
seltener Vorsicht, Fleis und Sorgfalt. Untüelitigkeit und
Halbheit waren ihm gänzlich verhasst. Das Kleinste und Un-
bedeutendste, wie das Grosse und Wichtige wurde von ihm
mit gleicher Genauigkeit beachtet. Von zehn Gesellen in
seiner Werkstatt und unter seiner Aufsicht, arbeitete je-
der nur eine und dieselbe Art der Arbeit und gelangte
dadurch zur Vollkommenheit. Einer, Kamens Kaiser,
hatte 3o Jahre lang nichts als Stotkclieu und Armciicn au
den Wellen gemacht; andere haitun andre Arbeiten in
Zinn und Holl. Das Hauptgeschäft aber, Löthung, In-
tonation und Stimmung, übernahm der Meister selbst.
Zu seinen Arbeiten aber bediente er sieh der besten Ma-
terialien, des ältesten Hohes und des vorzüglichsten eng-
lischen Zinns, und sparte dazu keinen Aufwand, Darum
tragen noch jeut seine Werke das Gcuräge der Gedie-
genheit und Dauerhaftigkeit an sich. Die Disposition der
Stimmen ist bei Silbermann, in Vergleieiiusig mit Orgel-
werken seiner und neuerer Zeit, einfach und fast in jedem
seiner Werke dieselbe; aber desto mehr Bewunderung
erregt die Wirkung jeder einzelnen. Auch wenige
Bässe machen in seinen Werken Effect. *
Unter seinen Schülern zeichnete sich ans; Zacharias
Hildebrand, der seinen Werken grössern Umfang gab,
undr die von seinem Meisler beobachtete Grenzlinie der
Klaviatur, von c, bis ( ausdehnte. Er ist nicht nur der Er-
bauer iivciec trefflicher Orgelwerke, in Hamburg .in
278 Gottfried Silbermann.
der beil. Geisthirchc und ifi der Stadthirchc zu Waumburg
an der Saale , letzteres durch Einheit und Mannigfaltig-
keit der Tonverbindung unstreitig eins der vorzüglichsten
in Teutschland, sondern er hat auch, nach seines Meisters
Tode, das oben genannte Werk in der katholischen Kirche
uu Dresden rühmlich vollendet.
In seinen Leistungen zeigte Silbermann eine seltene Be-
harrlichkeit, tue aber, bei dem unerwarteten Misslingcn,
auch leicht in Zorn entflammte. *) Das Feuer seines Tem-
peramentes riss ihn nicht selten zu etwas fort, das er im
Stillen bereuete. Sein Character war offen und gerade,
bisweilen an das Rauhe, Mürrische und droht: streitend.
Im Gefühle seines Kunsttalenls war es ihm wenig um die
Gunst Anderer zu thun, und sein Symbol war: „der lebt
„am glücklichsten, der weder selbst gern gross seyn,
„noch mit grossen Leuten viel zu thun haben will,"
S, hat, in dem Zeiträume von ungefähr 1708 bis
1753, sieben und vienig ausgezeichnete Orgelwerke ge-
liefert, worunter das zu Frauenstein sein erstes, und
das in der katholischen. Kirche zu Dresden sein letztes ist.
Die meisten r nämlich a5, waren mit 1, 16 mit einem, 4
aber , worunter die zu Freiborg und Dresden die vorzüg-
lichsten, sind, mit 3 Klavieren. Durch sein Bunsttalent
*y Li einer neuerbauten Orgel Hess eine Basspfeife
eines Flötenregjsters etwas Schnarrendes hören, und
wurde daher augenblicklich zertrümmert und dem
Feuer- übergeben. Erst bei der Intonation der neuen,
an. ihre Stelle getretenen * entdeckte man' an einem
nicht allzuentfernton fenster die wahre Ursache
jenes Missklaiigs, durch die Vibration einer Glas-
scheibe vom gleichen Ton. Der- Bnnsteifercr konn-
te sich nicht halten, und, für die erlittene Täuschung
erfuhr- das Fenster das Schicksal der Vernichtung.
— Einst wollte ein Fremder bei ihm ein Klavier
kaufen,, worunter sich unter mehreren auch eins von
einem seiner Schüler befand, das jenem ausschlies-
send gefiel. S. empfindlich über diese- Beschränkung
seines Ruhms , kaufte es dem Verferti»er im. Geheim
sogleich ab, und- unter dem Vorwande, dass es be-
reits. ¥ erhandelt sey, wurde es zerschlagen, d. Ff,
Gottfried Silbermann. 2/9
hatte er sicli ein bedeutendes Vermögen erworben, wovon
durch Testament ein Kunst genösse, Schöne, 4000 Tlilr. ,
das Übrige aber, sein Obeim, der Hofcommitiär Silber-
mann in Dresden, erhielt.
Er starb in Dresden 1753, Jen 4- August , im 70ten Le-'
bensjahre.
Möge besonders jungen Künstlern dieses Fachs du»
Beispiel Silbermanhs eine Ermunterung zum Nachei-
fer und' Streben nach Vollendung werden, und mögen
ihnen die Worte aus der obengenannten Jubelpredigt un-
vergesslich seyn, die zugleich einen Beweis schöner Dar-
stellung enthalten: „Sollten wir nicht heute mit dankba-
rer Freude da* Andenken eines Mannes erneuern, der zur
Verbindung der Kunst mit der Religion so kruftig wirkte
und -uns Kunstwerke aufstellte, die den Geist der Andacht
so wirksam beleben und Jahrhunderte in ihrer Vollen-
dung dauern? — Sein Beispiel soll aber aueh jeden un-
ter uns ermuntern, in seinem Fache sich auszuzeichnen,
jederzeit etwas Tüchtiges zu liefern und allen Arbeiten
die möglichste Vollendung und Dauer zu geben, um un-
seren Posten Ehre eu machen und uns um Mit -und Nach-
welt bleibendes Verdienst zu erwerben. Der stüraper-
haftc und gewissentose Arbeiter verdient Verachtung und
gebt im Strome der Zeit unter. Der geschickte und red-
liche Mann aber, er stehe wo er will, gewinnt wahre
Achtung und lebt fort im Andenken guter Menseben.
280
Mittheiluiigen
von Fr: Haug.
L ä 1 l J.
■Quinault's schwache Verse sind leicht ru kompo-
»niren, Freund!* sagten Lüllys Bekannte im Sehen',
■aber bej Slellcn eines grossen Dichters rnftcht' es Dir
wwohl schwer falleju* Lülly, durch ihr Necken anfgerciit,
und von Begeisterung ergriffen, eilt an sein Klavier,
denkt einen Augenblick nach, und singt die berühmte
Stelle in der Iphigenie:
»Uii jiretre envtrenae' A'une Joule crutlle
vPortera lur ma ßlle une main criminelle,
vDe'ehirera lon sein, rl iPun ocil curieax ,
»Dm» loa coeur palpilant , tonsulttra lei Dieux.t
Die Zuhörer wähnten bey dem grässlichen Schauspiele
gegenwärtig zu seyn, und ob den Tönen, welche der
Musiker mit den Worten des Dichters ru verweben
wusste, richteten ihre Haare sich empor. (Mmanacli Hut-
mir*, »781.)
Musiklieb«.
Kiccimer, König der Vandalen, wurde von Beiisar ge-
schlagen und musste in die Gebirge fliehen. Von dort
liess er den Feldherrn um Brot .bitten, damit er nicht
Hungers stürbe , um einen Schwamm , seine Thronen
tu trocknen, und um ein musikalisches Instrument, sich
m trösten. {Vit de PEmpurear Jailinün.')
Db I zod by Goüv
281
Ein unvorgreiflich.es Bedenfeen über die
itzige musikalische Kultur
ä la mode.
Würzt) urg am iO. Juni i8i5.
AuTtfem Angesichte unserer Zeit kokettiren zwei
grelle Schönpfliistercheii , nämlich das papiere-
ne in Bezug auf Staats- und Geschäfts leben, und,
was die ästhetische Bildung belangt, das musi-
kalische. Weil nun weder der Land- noch
Gottesfrieden je das Reich der Töne in seine Huth
genommen, so ist uns- dadurch freie Fug und Macht
gegeben, eben dieses letztere zu lüften, um et-
wa die verdeckte Pocke zu erkunden, die darun-
ter liegen mag.
Auf dem ganzen Europaischen Kontinente hat
sich in unsern Zeiten die Musik so allgemein
verbreitet , dass sie unsere ganze künstlerische
liichtung raodificirt hat, und es ist da leicht zu
begreifen, wie oft man hiebei der prunkenden
Brautjungfer auf die Schleppe tritt, und ihre
Kränze in den Staub knetet. Darum wagen wir
hier ein Wörtlein zu Schutz und Trutz für sie,
und wir rechnen in dem äussersten Falle
noch auf alle quickende und kreischende Sack-
und Röhrenpfeifer, Gross- und Kleingeiger, dass
«ie unsere frommen Wünschen beherzigen mögen.
Eines der traurigsten Uebel in dieser" unserer
Werketags weit ist, dass man der Musik zwar die
Ehre einer Kunst gestattet, aber nur eben einer
232
Bedenken über die
niederen Brodkunst, mit der die Künstler ih-
ren hungrigen Weibern und Kindern die leeren
Esstöpfe füllen wollen ; dein gemäss ist eben al-
lenthalben der dieser Ansicht entsprechende neue
Pestalozzi erstanden, welcher seinen Eleven
die schwarzbeseclizehntelten Notenblätter von
Violin -Kaprizen oder die dürre Sekundstimme
einer Buhlerischen Messe mit Knute und Hasel-
ttock einbläut; und leichtlich lässt es sich den
armen Geigern in den Dorfkirchen anhören, wie
sie mit ihrem pedantischen, prickelnden Lirum-
Larum die so derb gefühlten Lektionen jämmer-
lich herunterstreichen , dass es den bausbäckigen
Engeln an den breit verschnörkelten Kanzeln die
stieren Augen erweichen könnte.
Man glaubt denn nun endlich, Gottlob! nach so
vielen hundert Jahren, klüger und gesetzter ge-
worden zu seyn, als die kindischen Tropfen von
Griechen , die bei ihrem Monochorde oder ihrer
späteren Lyra fühlen, weinen und jauchzen konn-
ten; jetzt stellt sich, der prosaische Musensohn,
wohl eingedenk des Wahrwortes: Sapiens Sem-
per idem, mit der ruhigsten Haltung an sei-
nen Pult, und wir haben es aus vieler leidiger
Erfahrung, dass sich dieser Indifferentismns , mit
einer eisernen Beharrlichkeit, durch alle Sireni-
schen Abzeichen der Musik, in den verschiedenen
Nuancen des Tempos und Ausdruckes, ganz mei-
sterlich durchzuschlagen weiss. Dabei brauchen
wir es kaum noch anzumerken, dass es eben so
Brod - Komponisten giebt, und der arme
Musik'Cultur ä la mode. 283
Schlucker oft mit der Spende seines Verlegers
die letzte Fastensupp« schmelzt, wenn noch nicht
das erste Exemplar seiner Divertissements abge-
setzt ist. Nichts ist diesen Helden, bei der gros-
sen Fertigkeit in ihren Schöpfungen, lächerlicher,
als dass man bei Kompositionen tieferes Studium
und warme Originalität voraussetzen will; sie hät-
ten es dem verblendeten Mozart dreister in das
Gesicht gesagt, was er für ein Narr sei mit der
Mühe bei der Ausarbeitung seines Requiem, als
seine Memme von Ehegespons es that, ab ihr,
bei dem sichtlichen Dahinwelken des Künstlers
über der Arbeit, bange wurde. Es ist nichts be-
quemer, als ein Reminiszenzen- Magazin und die
edle Arrangir - Kunst : hat man da das Verhältnis
der drei Harmonie-Töne und ein Bischen von den
Dissonanzen obendrein gehört, so ist die Schel-
lenkappe fertig, und wirklich ist; es höchlich
zu wundern, dass uns die Leipziger Messen nicht
schon längst „A n w e i s u n g e n, fix d r e i S t u n d e n
den Generalbass .zu lernen," gespendet
haben, wie es ja z. B. viele Anleitungen giebt,
in drei Stunden französisch zu lernen.
Doch wir wenden uns von dieser Erörterung
weg, und gehen auf eine weitere Triebfeder der
musikalischen Ausbildung über, nämlich auf die
Galanterie. Dass wir dabei mit unsern ver-
ehrten Lesern in vornehme Gesellschaft kommen,
die uns mit den Lorgnetten mustert , versteht
sich von selbst, und wir dürfen uns dessen um
so weniger entblöden, als wir uns durch drei
C«ili., 3. B«,l, (U.r, „.) 20
284 Bedenken über die
Tropfen eau de mille fleurs, premihre sorte:
ckex Pierre Bonvif ant d Paris, sur le pont
neuf, Nr. 123,456,789, die uns der dienstwillige
Jean für einen sou auf das Sacktuch giesst, zu
ihres Gleichen erheben können. Hören wir ja
doch sogleich am Eingange des Salon die überir-
dischen Töne des meisterlichen Piano/orte d </ un-
tre chordea* und erblicken die schlanke Nym-
phengestalt der kehl- und fingerfertigen Sänge-
rin, die alle Hörer zu Faunen entzückt! Fra-
ge man sie nur, warum sie musikalisch scy, so
wird sie, nach einer langen Pause hysterischer
Verwunderung, merken lassen, sie folge eben dem
guten Tone, sey ein Fräulein der bester Er-
ziehung, und der Maestro müsse sich eine Ehre da-
raus machen, wenn sie und Leute ihres Gleichen,
seine Cavatinen nachligallen.
Es zeigt überhaupt eine eminente Meisterschaft
in dem Kapitel der Lebensklugheit, jede Sache
vielfach zu benützen, und wie könnte man in Ab-
rede stellen, dass in dieser Hinsicht heutzutage
die Musik ein in der menschlichen Ökonomie all-
gemein brauchbares Hausmittelchen ist, das bald
den vermissten Hymen bei den Haaren herzuzie-
hen, bald dem nonum in annurn bedrückten Sup-
plikanten Amt und Pfründe zu verschaffen weiss !
Aus diesen und ähnlichen Gründen und ganz
von Rechtswegen hat sich daher die Musik selbst
dem Tone der Welt fügen müssen, und es gibt
kein besseres Zeichen, dass man mit dem Zeit-
geiste fortgeschritten sey, als Musique d la mo~
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Musik-Cultur ä la mode. 285
de zu schreiben oder zu exequiren. Da man
nun zur Zeit bei der menschlichen Stimme einen
brillanten Flöten- oder Violinsatz, mit Wagnissen,
Bravouren und tändelndem Cantabile trägt, .'wo-
rüber wir den musikalischen Nobile, Herrn Joa-
chim Rossini, nötigenfalls als Zeugen benen-
nen, da es itzt zum Tons gehört, die Instrumen-
te aus ihrem Wesen zu 'werfen, auf der Flöte
zu geigen und auf der Geige zu flöten, und da
nun endlich die alten ergreifenden Kirchenmelo-
dieen als eine gothische Ausgeburt unter das
rostige Eisen geworfen worden sind, so ist es
nur die letzte sundige Zuckung eines antiquirtea
Geschmackes, wenn Karl Maria von Weber
mit seinem Freys c nützen so allgemeinen Bei-
fall gefunden, und gewisslich hätte er mit seinen
dickblüligen Viola - Tremulanten keine solche
Epoche gemacht, wenn der liebe Kind nicht
den Teufel und seinen ganzen verfluchten Anhang,
unter den verschieden sie 11 anmutiii;;en Spektakeln,
zum Besten gegeben hätte , wobei es immer so
rege und lebenslustig auf dem Paradiese der Thea-
ter wurde. Was ist es für ein langweiliges Un-
ding, sagen die Spiessbürger , um die Arie <Jer
Agathe: „Und ob die Wolke s ie verhül-
let«'! Schon dreimal hat das Parterre die Kunde
gegähnt. — Der Bauernwalzer und der Spottchor,
mit einigen Arien , die als tolerirte famuti zur
Seite laufen, sind nach zur Noth schöne Piecen,
denn da geht es doch recht lustig her. — Und mit
seiner Originalität soll sich übrigens Herr Karl
Maria auch nicht so breit und wichtig machen ,
286 Bedenken über die
weil sogar der Rochus Pumpernickel ( God
save I ! ) die Grundlage des Marsches ist. Die
Rossinische alleinseligmachende Cautilene , das
liebliche Dahinhüpfen der Triolen, die Wirbel-
trommel und die Triangel, zu derer sich, in" der
Preciosa erst bekehrt, fehlen hier ganz ! Darum
ans Kreuz mit ihm 1 aus Kreuz !! und wir schrei-
ben demgemäss über den Weihetempel der modi-
schen Tonkunst, mutatis mutandis, jene Worte
des alten griechischen Philosophen :
„ödsea uoo^qar/.or, sigeto." *)
Es ist doch gewiss , die Musik ist um des Pub-
licums Willen auf der Welt, nicht, etwa das Pub-
licum wegen der Musik, und das Orchester ist
höflich und bereitwillig genug, das zu serviren,
was verlangt wird, sey es eine Symphonie in brau-
ner Dultersauce, oder ein englisches Nationallied,
« la Rostbeef varürt.
Bei den Konzerten vollends wird eigentlich
nur ein Zeitvertreib und eine Erlustigung gesucht.
Das hiesse die Leute um ihr gutes Geld prellen,
und wäre ganz gegen die Abrede, wenn das Or-
chester weiter gehen wollte. Man hat sich den
ganzen Tag hindurch müde gehudelt, geschrieben
und gerechnet, gekocht und gebügelt, da geht
man Abends in den Konzertsaal, um lustig and.
guter Dinge zu werden; wie kann es da einem
Direktor einfallen, die sieben letzten Worte von
*) Nur über Rossini geht hier der Weg! oder wört-
lich! Hein Rossini - Unkundiger trete ein!
1
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Musik-Cultur ä la mode. 281
Hayd'n, oder Schneider's Weltgericht auf-
zulegen ? Denken , fühlen , oder gar traurig wer-
den, das will man durch- und durchaus nicht;
darum „macht's 'n lustjen äff!" Man be-
sehe nur die bunte, frisirte, geschnürte, ge-
schminkte, befiederte und bebänderte Frauen-
masse, zu ihren Seiten die Elegants mit Arka-
dischen Schafsblicken, wie Alles sich überbietet
im Glänze des Putzes, in den feinsten Künsten
der Galanterie und Koketterie , und man wird
wohl billig verzweifeln, dass hier dasjenige am
Platze sey, was man die eigentliche Kunst nennt.'
'Wenn wohl periodisch ein musikalischer Fickel-
häring oder eine vielverehrte Stadtjungfer eine
Piece zu Ende geradbrecht, da lärmt die ganze
Versammlung mit Bravo und Dacapo ; aber die
Schalke wissen selber wohl, wie wenig hiervon
der Kunst gebührt, und am Ende, wenn sich die
Applaudanten streiten, der ganz allerliebsten
Sopranistin den Arm zu bieten, wird es kund,
wie. sicli Amor erfrecht hat, dem würdigen Apol-
lo ein Schnippchen zu schlagen.
Das Motto, welches das Journal des mo-
de s führt: „Diversitd c'est ma ddvise« , ist im
Grunde auch der Kernsatz des modernen Geschma-
ckes in der Musik. Von demselben Thema , von
demselben Komponisten längere Zeit etwas zu
hören, das wäre viel zu langweilend; wir sind
hierin intensiv und vielseitig geworden : von ei-
nem Konzerte etwa nur das Allegro, dann wieder
ein Menuett «ingelegt , Punktum, und dann wie-
288 Bedenken über die
der et cätera et cätera. Besonders Ist aber das
Folpaurri so recht eigentlich aus der Hörer
Herz geschrieben, und hören wir hie und da
einen braven Künstler in seinem Konzerte ein
Potpourri geben, so flüstert uns ein Schelm
von Dämon in das Ohr, wie gut er sein gemisch-
tes Publikum verstehen möge. Es ist ja allgemein
kundig, wie viel, zur Zeit, der hochwichtigsten
Aiiiläguschäfle und Ilausgeschäfte sind in unse-
rem Leben, und da thut es uns Noth um ein
Hautgout von Musik, um eine Quintessenz von
Meistern und Ideen, dass man sie in Einer Stun-
de weghaben kann. Wir können es darum täg-
lich hören in den musikalischen Cirkeln , wie
man einen beliebten Künstler an . allen seinen
Gliedmassen lange bricht und martert, bis ihm
endlich der arrangirende Henker in den Finalak-
ltorden des letzten Presto das Rad auf die Brust
slüsst. Die vielen Recueils des Operas et Bal-
lets u. dgl. , welche die „Musikalien - Bureaus in
den Verlag nehmen , beweisen das Beliebte der
Kompilation, welche doch nosh auf allen FaH
den Vortheil hat, die neuesten Produkte gemein-
sam zu machen, und das Volk bei der Nase mit
dem Zeitgeiste fortzuführen.
Wer es erkannt hat, wie bei einem gewissen
Erziehungs-Systeme gesorgt war, durch den ersten
Unterricht der Jugend den Geist zu kastriren,
der wird es wohl auch klürlicb einsehen, wie der
Weltton gesorgt hat, seine selbstgesponnene, selbst-
gemachte Mu>ik durch den konsequent geregelten
Digitized b/ (Google
Hlusik-Cultur d la mode. 289
Unterricht zu begründen und festzuhalten. Befän-
den wir uns jetzt im Convicte mit den verehrten
Lesern, so müsste uns Pater Lector die neueste
Ankündigung eines jungen Menschen in einem
Öffentlichen Blatte ablesen* der da um einen bil-
ligen Preis Unterricht in "der Musik ertheilt. Las-
sen wir nun den Proklamanten kommen, benüt-
zen wir den geistlichen Einfluss des Pater Lector,
und bringen ihn als Hauslehrer der Pensionistin-
nen im Ursuliner -Kloster unter,, so lässt es sich
mit Gewissheit erkennen , dass er ein Tausend-
künstler ist, indem man bei ihm Musik lernt,
und weiss nicht wie, d. h. man klimpert
schon in einigen Monaten ein Tänzchen und singt
eine Arie, ohne dass man nur vorher erfahren
hat, wo man denn hinaus wolle, und wie man es
im Grunde der Seele anzufangen habe. Mit dem
trockenen Takt, mit den Tonarten, mit fortschrei-
tenden Übungen, Fingersatz, Harmonielehre
u. dgl. wird man nicht mehr geplagt; der Ton-
künstler sagt es, wie man es gerade hier oder
dort machen müsse, er spielt und singt es vor,
und wenn es nun die Schülerin auswendig
weiss, ist seine Lohnarbeit zu Ende. Ja, wir
möchten es kaum rathen , anders zu Werke zu
gehen, und etwa Piano forte nach Bach zu leh-
ren, denn die Musik gehört nur zu den I* e b e n-
st itndon, und Mama schlagt das Töchterchen
mit dem Kochlöffel auf die Finger, wenn sie die
Zeit mit ihrem Klimpern verdirbt; denn die
Männer brauchen tüchtige Hausfrauen, das heisst
200
Bedenken über die
Koch-, Strick- und Spinnmaschinen} und ):einö
Tonkünstlerinn en.
Wir mächten da nur zusetzen : lieber keine
Kunst, als falsche Kunst. Fertige Virtuosen -Fer-
tigkeit liegt nicht als tntegrirend in ihr, sey es
nun im Laufe der Finger, in dem Sturmflug der
Stimme oder in dem Lesen der Noten; aber Herz
und Geist müssen an dem rechten Fleck vom
Lehrer angegriffen werden. Freilich giebt es
musikalische Maschinen , die des innern Resonanz-
bodens ermangeln : das ist aber die widrigste Stu-
fe der Weiblichkeit, die nicht fühlt beim Tone
und die weder kalt noch warm ist, wie der Hei-
land sagte, dass man sie ausspeien sollte aus dem
Munde.
Doch weil es weibliche Vehmgerichte geben
könnte , so wollen wir den Stossseufzer noch aiif
halbem Wege unterdrücken, und unter den Schutz
und Schirm der heiligen Cacilia fliehen. Wir
wollen es aber auch noch schlüsslich mit zer-
knirschtem Herzen bekennen, wie es uns gedrückt
die Farbe zu verleugnen , und es nicht frei zu sa-
gen, dass wir eine Ersättigung und Ergreifung
der ganzen m en sc h lic hen I nne r 1 iehk e i t
in den Tönen suchen. Darum sind uns auch diese
Heucheltvurte, womit wir diese Caprice spielten ,
von Herzen leid, ins« ferne wir die bessere Idee
dadurch beleidigt hätten, was wir aber kaum
zu glauben im Stande sind, und wir fassen
Digitized ö/ Google
Musih-Cultur ä la trtode. 291
den steifisn Vorsatz , ihr getreu und dienstlich zu
bleiben.
Ja wir haben auch noch die gewisse Hoffnung
und den aufrichtigen Wunsch, dass des Unkrautes
weniger werde, weiches der Böse unter den- Wei-
zen säet, und wir wissen , das9 Viele noch hierin
gleichen Sinnes sind. — •
J. SartOriut.
292
C h a r a d e.
An Chlorinde.
"Wird durch die Erste besser nicht, was schlecht;
Zeigt sie doch Andres an, als was gewesen;
Ihr dient der Unverstand als treuer Unecht,
Hur was als sie erscheint, scheint ihm erlesen.
Geiliii t dir's doch, durch holde Zaubc'rey'n,
Beglückend stets die Erste mir zu seyn.
Die Andre tönt, ein bittend Wort, ein Buf,
Im dunklen Hain, in Fei senli lüften wieder;
Die Allmacht, die der Liebe Flügel schuf,.
Gab auch der Sehnsucht ihre Karlen Lieder.
Ach, dieses Her», das trostlos oft verzagt,
Spricht Öfter sie, als es die Lippe wagk
Mein .Ganses fesselt dich mit gciat'gem Band.
In heiliger Tonkunst göttlich reinem Streben
Lebt, dessen Lied du singst, vom Vaterland
Schon lang getrennt, ein würdig schönes Leben.
O, Teutschland! soll es immerdar so seyn,
Dass oft die Besten nicht in deinem Schoos gedeihn?
J. A. Lecsrf.
DigitizedDy Google
Nähere Mittheilung
den Bäthsel - Canon des zweiten Heftes
der Cacilia.
Die Räthselaufgabe war, wie die rerehrlichen
Leser sich, aus dem ersten Bande (Heft 2) S. 132
und (Heft 3) S. 280, erinnern werden, folgende:
n g 4.
die Auflösung aber wurde auf Seite 209 dta 2-
Bandes, (Heft 7,) in der contrapunc tisch gewöhn-
lichen und für Bewanderte ohne Anstand verständ-
lichen Form folgend er masen gegeben:
Äusserungen von mehren Seiten her wollen nun
aber verlautbaren, dass diese als Auflösung gege-
bene Darstellung für einen Theil unserer Leser,
wie freilich wohl zu vermuthen gewesen, nicht,
sowohl als Auflösung, als vielmehr selbst noch
als liüthsel dastehe. Es scheint daher nölhig, eine,
auch für Nich t co ntra pu netisten ver-
ständliche Erklärung wenigstens jetzt nocK
294 Canon- Auflösung.
nachzuholen; und dieser Verpflichtung zu genügen,
möge denn noch folgende nähere Erläuterung
der Auflösung hier stehen.
Wenn män den Bing Fig. \ so zu einer gra-
den Zeile auseinanderbiegt wie in Fig. 2 gesche-
hen, so kann diese Notenzeüe als Canon gesun-
gen werden, und zwar so, wie die dabei ange-
zeichneten Schlüssel andeuten, und auf so vieler-
lei verschiedene Arten , als verschiedene Stellun-
gen von Schlüsseln vorgezeichnet sind ; woraus sich
die, am angef. O. S.280 erwähnten, vier verschie-
denen Auflösungsarten ergeben.
1. E rs te Au flßsu ngsart. Wenn wir näm-
lich die obige Notenzeile Fig. 2 betrachten, so
finden wir am Anfange derselben zuerst sechs
Schlüssel vorgezeichnet, von welchen drei ganz
verkehrt gestellt sind. Wir wollen aber vorerst
nur von den nicht verkehrt gezeichneten Notiz
nehmen , und betrachten daher an der Notenzeile
nur erst Folgendes :
^ '<ji w I H,l : J ijp | r f 1 i
Da nun die Vorzeichnung aus einem sogenannten
Violin- Schlüssel, dann einem Sopran-, und einem
Tenorscklüssel besteht, so bedeutet dieses, dass
diese Noten von der einen Stimme im Violinschlüs-
sel, von der anderen im Sopran-, und von der
dritten im Tenorschlüssel gelesen und gesungen
werden sollen ; also :
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Canon - Auflösung.
Erste Stimme: '
295
Zweite Stimme:
k> .f. p^i~J
Dritte Stimme :
*) Für diejenigen, welchen der Discantschlüssel nicht
geläufig ist, mögen hier dieselben Noten in Violin-
Schlüsse] ubersetzt stehen:
**) Für des Tenorschlüssels Unkundige in Basäichlüsfel
übersetzt:
£96 Canon - Auflösung.
Da es ein Canon ist, so versteht sich von selbst,
dass die Stimmen nicht zugleich, sondern eine nach
der anderen, anfangen. — In welchen Zwischenräu-
men dies geschehen soll, oder, mit anderen Wor-
ten um wieviel später jede Stimme nach der an-
deren anfangen soll, ist zwar nicht angegeben :
allein bei einigein Versuchen findet man sehr bald,
dass sie nicht anders zu am tuen passen, als wenn
man jede um einen Tact später als die andere
anfangen lääst, mithin folgend ermasen :
so dass sich der Canon, als canon perpetuus oder
infinitus, d.h. Canon ahne Ende, folgendermasen
oder, mit Beseitigung der den Unkundigen nicht
geläufigen Schlüssel, folgendermasen:
Canon - Auflösung.
*) Dass der bei solcher Fortsetzung des Canons als
canon perpetuus entstehende dreistimmige Salt aller-
dings, in Ansehung der Schönheit des Stimmenflus-
ses und selbst der kunst- und regelrechten Corrccl-
heit, noch Wünsche übrig la'sst, ist freilich unläug-
bar. Namentlich wird man m der Bewegung der
zweiten und der dritten Stimme, vom vierten zum
fünften Tacte, leicht sogenannte verdeckte Octaven
in der Gegenbewegung finden (Octavparallelen durch
Gegcnbovcgung nur unvollkommen verdeckt).
zweite Stimme d 1 e
dritte Stimme 1 c d i.
und ebensolche vom 5. tum 6, Tacte zwischen
Ober- und Unterstimme:
Oberstimme c J e | i
Unter stimme e
Es ist indessen bei contrajiunli tischen Kunststück-
che« dieser Art schon aus urältesten Zeiten her-
kömmlich, es dabei nicht so gar strenge zu nehmen,
und bei den schwierigeren und künstlicheren
Gattungen kanonischer Um- und Vorkehrungen und
dgL ein Auge zuzudrücken, und Dinge, welche
ionst als Coutrebande aufs unbarmherzigste ausge-
298 Canon - Auflösung.
2.) Die zweite Auflösungsart ist folgen-
de: Man halte das Buch gegen den Spiegel, und
lese die Notenzeüe so, wie sie sich aus dem Spie-
gel präsentirt: (sie wird nämlich im Spiegel fol-
ge nd er masen
F.,
aussehen). Nehmen wir nun hier, aus ähnlichen
Gründen wie bei der ersten Auflösungsart, vorder-
samst nur erst Notiz von den drei ersten Schlüs-
seln :
slossen werden müssten, um der Biinstlichkeit der
Intention und Construction willen passiren zu las-
sen, versehen mit dem UauUt Stempel „Lizenz".
Fu\, Kirnbergcr, Albrechtsbcrgcr , Marpurg u. a.
m. sind voll von solchen Entschuldigungen; und
ihrem Beispiele gemäss, soll denn auch liier, so wie
auch bei den füllenden -luflösmi garten, bei denen
auf ähnliche Weise wieder manches Menschliche
mitunterläuft , weiter nicht viel Aufhebens davon
gemacht werden.
Die Übelstände treten übrigens, wie bereits be-
merkt worden, nur in sofern ein, "als man den Ca-
non als canon perpttnus fortscUen will, und fallen
ausserdem gänzlich weg.
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Canon - Auflösung, 299
ao sehen wir zuerst einen Violinschlüssel , dann
Tenor-, und zuletzt lAltschlüssel. Setzen wir um
nun die Notenzeile nach diesen Schlüsseln wieder
auf ähnliche Weise wie vorhin auS) so finden wir
Erste Stimme»:
Zwsite Stimme:
ls - ^
•3 Für des TenorschlusseU Unkundige, in BiwkUBmcI
übersetzt:
*♦) Für Unkundige in VioIinwhliUsol uberwtxt;
3$0 Canon - Auflösung.
diese Stimmen , nacheinander eintretend :
und als canon perpetutts , (die Stimmen nach
der Rangordnung ihrer Höhe untereinander ge-
oder, mit Beseitigung der den Unkundigen nicht
geläufigen Schlüssel:
Man wird bemerken, das« diese zweite Auf-
lösungsart, nämlich durch Lesung im Spiegel*
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Canon - Auflösung.
301
grade die rückwärts gekehrte Melodie der ersten i
AußÖsungsart erzeugt, oder mit andern Worten,
die durch Lesung im Spiegel erscheinende Melo-
die ist grade als wenn man sie ausser dem Spie-
gel rückwärts» von der letzten Note zur ersten
hin oder, mit andern Worten, von der Hechten zur
Linken, sänge. Wenn man nämlich obige Fig. 3
rückwärts Heset, so erscheint die Melodie Fig. 11.
Letztere ist also das Rückwarlsgekehrte der er.
■teren ; — und auf gleiche Weise erkennt man in
Fig. 4 das Rückwärtsgekehite von Fig. J2, — in
Fig. 5 und 6 das Rückwärtsgekehrte von 13 und
14, also immer das Eine als Nachahmung des Ande-
ren in rückgängiger, rückwärts schrei-
tender, krebsgängiger Bewegung, mo-
tus retrogradus , retrogrades , retrogradiens,
oder cancrizans wie es die Schulsprache nennt. —
Und da durch solches Lesen im Spiegel oder Rück-
wärtslesen natürlicherweise jede aufsteigende Fi-
gur in eine absteigende, jede absteigende aber in
eine aufsteigende, immer also in eine der Bewe-
gung der ursprünglichen Melodie entgegenge-
setzte, in eine Bewegung entgegengesetzter Rich-
tung, also in eine G e g en b e weg u ng verwan-
delt wird, so wird solche Nachahmungsart auch
rück- oder krebsgängige Gegenbewegung genannt,
rnotus retrogradus contrarius, cancrizans
contrar ius.
3.) Dritte Auflösungsart. Treten wir
wieder vom Spiegel weg, kehren aber das Buch
um, nämlich das Unterste zu oberst, so präsen-
tirt sich uns die Notenzeile folgend 1 orauuen :
502 Canon - Aufiusun^.
F.f, Iß
Wir sehen hier nieder sechs verschiedene Schlüs-
lel am Anfange der Zeile, woUea aber, aus ähn-
lichen Gründen wie bisher, von den drei er-
sten, verkehrt gezeichneten, wieder keine No- I
tiz nehmen, sondern nur erst von den drei fol-
genden. Es sind ein Sassschlussel, dann ein Vio-
lin- und zuletzt ein Altschlüssel. Setzen wir uns
nun die, wie erwähnt, umgekehrte Notenzeile
wieder nach diesen Schlüsseln auf ähnliche Weise
wie bisher aus, so finden wir:
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Digitized t>y Google
304
Canon - Aufläsung.
Weil die vorstehende Melodie Fig. 18 dieje-
nige ist, weiche entsteht, wenn man die ur-
sprüngliche Melodie Fig. 3 umgekehrt, näm-
lich das Buch oder Blatt Oberst zu Unterst ge-
kehrt, lieset, (welches sich gleichmässig auch in
Ansehung von Fig. 4, verglichen mit Fig. 19, ver-
hält, so wie auch von 5 und 6t mit 20 und 2t:
■0 heisst diese Nachahmungsart in der Schulspra-
che imitatio motu r euer so, inumgekehrter
oder verkehrter Bewegung, alla riversa, alltt
roverscia , d rherscio , al rovescio , ä rivers-
cione, roverscione , in riversione, al riverso,
al rivescio , al rovescio, ä rovescio, alla roees-
cia, rivcscione. *)
4.) VierteAuflösungsart. Treten wir nun
auch mit dem. noch umgekehrten Buche wieder vor
den Spiegel, so siralt uns die Notenzeile aus dem-
selben folgend armasen entgegen:
•) Die, durch Vor- oder Umkehren des Blattes unterst
■u ob erst, erscheinende- ver- oder umgekehrte Be-
wegung ist übrigens nie Gegenbewegung ia Ver-
gleichling gegen die ursprüngliche, denn, wie die Ycr-
gleichung von Fig. 3, gegen Fig. 18 zeigt, bewegen
sich beide in einerlei, und keineswegs entgegenge-
setzter Richtung, nämlich beide Aufwärts, und also
nicht entgegen geseilt. Nur in etwaiger Ver gleichung
gegen diu durch die »weite Aofl&sungs-
art entstehende (krebsgängige ) Bewegung Fig.
to, (worauf aber nichts ankommt, sondern, immer
nur e iniig darauf, wie sich die Nachahmung zum
Vorbilde verhält,) könnte die hier hcfiragliohe eine
Gegenhewegung beisseu.
Canon- Jnflösung. .305
Diesmal nehmen wir von den drei ersten
Notenschlüsseln Notiz, und ao haben wir folgende
drei Stimmen:
Erste Stimme: '".
*) In Bassscblüsstl übcrsclr.t:
. 30Ö Canon - Auflösung.
diese Stimmen nach einander eintretend ;
IM* «"V
als canon perpetuus:
odrcr, mit Beseitigung der den Unkundigen nicht
geläufigen Schlüssel:
Die mif solche Weise, durch TJmfcehrnng des
Blattes und Lesung ron hinten» erscheinende
Canon- jiußosung.
Bewegung fieisst natürlich 11 m ge- oder v e r-
kehrt rückgängige, umgekehrte Krebs-
gängige, Bewegung, motus reversus retrogra-
de, oder reversus cancrizans ; und auch wohl
rück- oder krebsgängige Gegenbewegung, motus
reversus retrogrades contrarius, oder re-
versus cancrizans contrarius , weil sie sich
in Vergleichung gegen das ursprungliche Thema
in entgegengesetzter Sichtung bewegt, in Ver-
gleichung gegen dasselbe Gegenbewegung ist.*)
*) Ganz wunderlich meint Koch, in seinem musikal.
Lexikon, (Artiii. Nachahmung, S. 1037 ff.) die Aus-
drücke, „Strenge verkehrte Wachahmuiig, Imitalio in
„contrarium »tritt» revsrsum," und „Imitasioae al can-
„Lratio livirto " seien einander gleichbedeutend,
und eben so die Ausdrücke „Imitoiia motu contrario,
„ital. Mla riveria," und „Freye verkehrte Nachah-
mung."
Auch dieser MissgrifF gehört zu dem viel faltigen
Unglück welches diesen Schriftsteller bei Erklärung der
musikalischen Kunstwörter, aumal der aus fremden
Sprachen entnommenen, nun einmal ordentlich zu ver-
folgen pflegt.
Es hätte eben gar keiner besonders tiefen Kennt-
nis der ilaliäni seilen und lateinischen Sprache bedurft,
um den grobe« Spraehmis »griff zu vermeiden; allein
auch vom Sprach missgriffe abgesehen, sind hier die Be-
griffe selbst so über atlcMasen durcheinander gewor-
fen, das» es eine ordentliche Aufgabe ist,' sich heraus*
sufinden.
Wie vielfach verschiedene Merkmale Koch hiei»
als gleichbedeutend durcheinanderwirft, mag nach-
308
Canon • AußÖsung.
stehen de Unter cinanderslellung der von ihm als gleich-
bedeutend aufgestellten Begriffe anschaulich machen.
I. ) a. Nachahmung strenge verkehrte.
b. laiitatio in contrarium »riete reversum,
C. Iniitaiione al contrario . . . riverio.
II. ) d. Imiimin motu contrario . . . ;
C. Imiiai'tOne , . . , alla riveria.
f. Nachahmung frei Terkebrtc.
Zu L) Her Autor meint also;
a. ) „Strenge verkehrt, heisse „contra n'um stricte r*.
„Venum , " oder ilal. „contrario riverio : " — Alles un-
richtig ! dann „streng verkehrt" heisst bloa stricte rever-
sum, und nicht „contrarium stricte reversum," -— und
auch nicht ital. „contrario riveria," Bondern „rig-oro-
tamente riverio."
b. ) „Contrarium stricte reversum" heisst nicht „streng
verkehrt," sondern in Gegenbewegung streng ver-
kehrt, und ital. nicht „contrario riveria," sondern contra-
c. ) Der ital. Ausdruck „contrario riverso" heisst nicht
„streng verkehrt," sondern in verkehrter Ge g eub tue-
gung, und lateinisch nicht „contrarium stricte rever-
sum", sondern blos „contrarium reversum."
Zu IL)
d. ) Der lateinische Ausdruck „motu contrario" heisst ita-
lienisch nicht „alla riveria", sondern „al c 0 n t r ar i o", und
teutsch nicht „frei verkehrt", sondern (freie, odernicht
freie) Gegenbewegung..
p.) der ilulüinischc Ausdruck „alla riveria" heisst latei-
nisch nicht motu contrario t sondern motu reverso, — und
teulsch nicht „frei verkehrt," sondern blos „verkehrt."
f.) Der teutsche Ausdruck „frei verkehrt" aber heisst
lateinisch nicht blos „motu contrario", sondern „minus
stricte reverso", und italienisch nicht blos „all« rirer-
„sa," sondern „alla riyersa senza rigor», 1 *
Canon - Auflösung. £09
Eben so untreu übersetzt Ilneli , noch am Tiide
derselben Iflaliscite, den Ausdruck „verkehrte rflck-
„gängige Nachahmung durch „imitatia cancriians
„motu contrario," in de ss verkehrt rückgängig doch
rcversum caacrizaat heisst, „imitatio cancrizmt mo-
„tu contrario" aber nichts anders, als Nachahmung in
krebs gängig er Gegenbevrcgung , oder, was Dasselbe
ist, krsbsgängiger Bewegung scblc-chhveg , und nicht
in verkehrt krebs gängig er, (S.3oi. Freilich ist jede
verkehrt rückgängige Nach ahm ung, eben weil sie rück-
gängig ist, allerdings cancrizam motu contrario , (oder
was Dasselbe ist, eancriiant schlechtweg , da ja jede
cancrizam schon per te Ge g e n bewegung ist;) aber
nicht jede cancrizans motu contrario, nicht jede rück-
gängige Gegen bewegung, (oder, was Dasselbe ist,
nicht jede cancrizans schlechtweg, nicht jede rück-
gängige Bewegung) ist auch, rcrkelirt rückgän-
gig, — und also cancrizans motu contrario nicht durch
Verkehrt rückgängig zu übersetzen !)
Das Notenbeispiel, welches Koch, unter den
vielfältig dis|>araten Bezeichnungen „strenge ver-
kehrte" Nachahmung, „in cOntrarium striett rivorium"
oder „al contrario rivtno", anführt, '
ist übrigens keineswegs, wie er es nennt, blos i er
kehrt, sondern verkehrt krebsgängig, kei-
neswegs blos motu; contrarius reversttS , sondern
wtvetsus c ancrizans, keineswegs blos al contra-
310 Canon- Auflösung.
rio tiveno, sondern «I riverio taue rizanti.
Denn wenn man den ersten Takt der Oberstimme
mit umgekehrtem Blatte im Spiegel lieset, (nnifiwir
int c-Scliliissel auf der oberen Linie,) so e
er folgendcrmassn :
oder, was Ebendasselbe ist, im Bauschlässel :
Und auf abnllohe Weise erklärt sieh die Nachahmung
des folgenden, von Koch als „mof» contrario", als
„ella riverta" und als „frei verkehrt«" Nachahmung
gegebenen Beispiels:"
welche ebenfalls nicht Bios »erkehrt, sondern
krebsgängig verkehrt ist, keineswegs blos motitt
contrarius , sondern motui carte rizans ntir-
sus, keineswegs bloa alta riversa, sondern aila ri.
versa canc rizando — .'/
Wunderlich rät aber noch weiter, dass Koch gleich
nachher erst von der krebsgiingigen Nachahmung als
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Canon - Auflösung.
3it
tiner von den eben erwähnten Beispielen verschiedenen
Sache spricht! Das Beispiel einer solehen, welche«
er anführt
ist von den vorigen wesentlich nur darin verschieden,
dass dieselben verkehrt krebsgängig sind, die-
ses aber blos krebsgängig ist. (Denn wenn
man den ersten Taht obiger Oberstimme nnverhehrt
im Spiegel lieset, so erscheint die Figur des «wei-
ten Takte« .—-^
;2>
ohne dais es eines Umkchrens des Blattes bedarf;
die Sachahmung ist also blos krebsgängig, und
nicht umgekehrt krebsgängig.)
Man sieht aus diesem Allen wohl unzweideutig ge-
nug, dass sich Hoch von den verschiedenen Nach-
ahmungsweisen, von welchen er schrieb, durchaus
keinen klaren Begriff verschafft hatte.
Aber fast noch verwirrter stellt er im Ver-
folge seines Artikels noch eigens eine „imitatio can-
„crteani motu contrario" (freilich wieder unter dem
unrichtig übersetzten Namen „verkehrte rückgän T
„gige" Bewegung) auf, mit den Worten: „Wenn
»,hierbei" (bei der krebsgängigen Bewegung) ,,noch
ȟberdies die Ge genbewegung angebracht wird,"
(wie schon öfter erwähnt, kann ja jede krebsgängige
Bewegung gar nicht anders als Gegenbewegung
sein!!) „so entsteht die so genannte .... imitativ mn-
„»msobi motu contrario, 2, B."
312 Canon - Au flösung.
Iiier' ist nun abof vollends gar kein Sinn m fin-
den, nach welchem, etwa aus irgend einer XJinkeli-
rung, oder Hiick wärtskelirung , oder sonstigen con-
trapunk tischen Manipulation des ersten Taktes, der
■weite entstehen könnte. Man inuss wohl einen den
wesentlichen Sinn entstellenden Druck-, oder viel-
leicht eher einen Schreibfehler vermulhen, etwa so,
dass die Triole des «weiten Taktes, statt gis fis e,
vielmehr gis a h heissen sollte. Auf diese Weise
würde denn der zweite Takt eine Uinkckrung des er-
aber auch dann jedenfalls keine hrehsgängige, wo-
für sie doch als Beispiel dienen soll!!
Man muss wahrhaft erstaunen über die Verkehrt-
heit dieser gesaminten Darstellungen in einem iur Be-
lehrung ausgebotenen Buche ! *) allein das Staunen ver-
wandelt sich bald in eiue gaii^ andere Empfindung,
wenn man entdeckt, dass die säimntlichen erwähn-
ten K o c h ' s c h e n Belehrungen aufs ge treulichste,
und mit all den Unrichtigkeiten, Verkohrth eilen und
Verwirrungen der Momcnclatur und iler Begriffe,
und die erwähnten Nolenbeisnielc, nebst noch vielen
') Man wird vielleicht erwiedern : das sei ja alles blos-
se Sc hui Aich sc rci u. dgl. — Aber wenn man dies
iiuch jugiebl, dient es dann als En (schuldig ung für
denjenigen welcher die Schulfuchserei sogar unrich-
tig und Sach- und Sinn- und Vernunftwidrig lehrt?
Diaitizcd by Google
Canon- Auflösung.
313
anderen, Bote für Nöte, und also auch mit treuli-
cher Beibehaltung des total sinnwidrigen Schreib- oder
Druckfehlers, aus Marpurgs Abhandl. von
der Fuge, (Originalaufl. v. 1753, i. TM. S.6, 7 u. ff-
u. Tab. 3, 2 u. 3) gedankenlos abgeschrieben
sind, (wohlgemerkt, ohne auch nur den Hamen
Marpurg dabei zu nennen!)
(g|s> Es mag diese Bemerkung hier stehn, als kunst-
historische Notiii Aber die Art und Weise , wie zu-
weilen Autoren ihre Vorgänger bu „benutzen" und
bei einem herauszugebenden Werke frühere Sclirif.
tun „zum Grunde zu legen" pflegen. .
Ausser den vorstehend erwähnten Auflosunga-
arten des befraglichen Canons sind Übrigens auch
noch gar manche andere möglich, welche aufzu-
suchen vielleicht manchem Leser Interesse gewäh-
ren wird, weshalb, um seinem Scharfsinne nicht
vorzugreifen , hier nur noch einige zunächst lie-
gende weitere Auflösungen angedeutet werden mö-
gen, nämlich noch eine grad« und noch eine Jcrebs-
gängige :
Es wird übrigens sicherlich die Leser dieser
Blätter interessiren , aus dem hier beigefügten-
Notenblatt« zu entnehmen, wie die Auflö-
sung von anderen Freunden contrapunetischer Kün-
ste aufgefasst worden ist. Die yonSpohr ist zu-
gleich faesimile seiner Noten - und seiner Unter-
jehrift.
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Der pariser Semiton.
Bai der neuerlichen Wiederaufführung von Glucks Alce-
it.' Su P.ii-i-, hat man, f „ <t berichten um mehre offen t-
li.l.c Klaltrr,) in Erwägung, da.ss au Glucks Zeit*»
die Stimmung wohl um einen guten halben Ton tiet'er
'ils fetal, zu der besagten Aufführung das Or-
shester wieder um einen halben Ton berab gestimmt ;
weil aber Ton den Kunstlern des Orchesters nicht ver-
langt werden konnte, dasi sie sich die dazu nöthigen In-
strumente selbst anschafften, so hat die Administration die.
«es fjethan, welches, wie man sagt, einen Aufwand von
drcissig tausend Franken verursachte^.'!
Wenn ei wabr ist, dass man dieses sagt, so mögt«
ich fragen, wie man so etwas nur sagen, oder wenn es
gesagt uird, glauben, und — wiedererzählen und drucken
inag! — F,s haben ja doch wob) die Gross- und Klcingeiger
keine neuen Instrumeiite erhalten, sondern ihre guten
hundert- und mehrjährigen Stradivari. und ähnliche, noch
lange vor Gluck, und also zu noch weit tieferer Stimmung
gebauten Instrumente, nur um einen halben Ton minder
hü.-li gestimmt; eben so der etwaige Cembalist, und gleich
if:m auch der Vau her. Siluiiiüliclie Ii! ech - Instrumente
«etilen natürlich nur einen um einen halben Ton lieferen
Bogen ein, z. B. Ej-Bogon statt F-Bogcn, oder auch nur
B.^i'ii.-nmie SetKstürke. — . Hineilen, grosse und Wirbeltrom-
inet, Tamtam uud was sonst etwa die Direction der Gluck-
srhen Instrumentation an BeiwerJi uud Lärmzeug cuzufii.
gen für gut gefunden haben mag, sind wohl schwerlieh
9tg umgestimmt worden. — Was blieb demnach neu aneu-
■rhaffen übrig? — Zwei Ftiiliui, nvei Oboen und höch-
stens zwei Fagotte (Clarinctte hat meine« Wissens Gluck
nicht £eset*t) und etwa auch noch ein Piccolfiotchcn;
also Summa Suramarum sechs bis sieben Blasinstrumen-
te, und zwar noch obendrein ganz einfache, nicht mit
10, is und .5 Klappen, für welche Gluck nie gesetzt hat. —
«enn nun für sechs bis sieben solche Instrumente die Di-
rection 3o,ooo Fr. ovec hon ton nu verrechnen verstellt, -
Verreclienkunat noch gan?. anders verstehen, ........
an anderen Orten von sonst gutem Ton (doch meist schon
liemlicü arg genug!) zu verstehen pflegt.
Ich kenne einen Herrn, der sich in llunstgosprärhen
gar wohlzugefallen und unter Anderem von der Musik
zu rühmen jiflegt , das sei eine gar schwere Kunst , da
komme es manchmal schon auf einen halben Ton au! —
"\\ as wird der erst sagen , wenn er es in den Zeitungen
liest, nie hoch gar der pariser halbe Ton Im Preise
«lebt, " Zyx.
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— — Bundea-Lied von Goethe, für eine Solo- und Chor-
Stimmen, mit Harmonie-Begleitung Partitur op, 133
— — Missa Soleuiiis op. ia3
._ __ grande Sinfonie avec Chasur» Op, isS
— ' — grande Ouvertüre bp. jaj ,
. P i e c e s d ' Ha r m o ni e.
L, v. Beethoven, Eundeslicd von Goethe, für eraeSibgal, nn3
mit Chor, 1 Clar. 3 Fagotten und 2 Horn, op. iaa .
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— Harmonie pour les mflmea inatrumenS) lirce des op^ra Eu-
ryänthe, et Seniramis Hv. a. iL 3. 3 4 kr.
— Harmonie, Cah. 3. pr. Flute a Clar. 3 Cora et 3 Baaaons,
tiree de l'opera Enryanlhe de C. M« de Webe» fl. 5
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Clar. en ai Leinöl, pet. fl. 3 Cora de Signal ä Clefs, 4 Cors
3 Tromp. a Bassens, a Trombonea, serpent, caisse roul, et gr.
Caisse op. 146 fl. 4
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Euryanthe pr.C.M. de Webe«, op, 1«. fl. 4 3o kr.
— — Ouvert pour mnaique militaire pr. 3 Clar. en mt bc
tooI, 3 Clar. enjSi hemol, pet. flüte, Cor de Signal a clefa,
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ai bemo), pet. fliile, 4 Cors, 3 Trompelles, 3 Bassons, 3
Trombonea, Serpent, Caisse roulantc et gr. Caisse, ceuv, 161
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44. fl. 4 36 kr,
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linen» Alt und Bass, Fitste, 1 Oboen, 3 Fagotte, s Horn,
und Posaune. fl. s, 34 kr.
Musique pour Fiolon. _
Apaas, La Neige, opera, arrange en Duo pp. s Violon» , jmut
■Heroux, fl. 3 ' ^3o kr.
U t, Beethoven, Ouvert. arr. pr. a V", Altojet V IU . op. 134
— Siafanle id. op. aaS
Fe»d. Fraenm, 5 graadsDuos pr. 3 Violons, op.Jas. (1. 3 36 kr.
H. MouycE, 3 Duoi pr. a violons fl, a 34 kr.
I, KüiTSEtt, 3 Duos pr. 3 Viol. op. U3. il. a 43 kr.
Rossini, Bichard et Zoraide, grand Opera, arraTnge^ pr, a
Violons, Alto et Basse, par J.Küi-tner fl, 8 6 kr.
Rossint, Le harbier de Sevitlc, en Quatuor pour a VIods
Alto et Baue, arrange par J. KUffnfb. fl. 7 1a kr.
Ü, A. Gu en in 3 Sonate* pour le Viftlon avec ad, Vfot,
op. in. II,] So kr.
SrAEHT, Quatuor pr. a viol. Alto elV"*, otuv. öS, fl. a 4a kr.
Uaias 3 trios pr. a Viol. et Alto ou V ll \ op. iB. fl. a 4a fcr.
Tb.Siabi., 3 Duos bcillanta et faciles, pour detw Violons. fl. 1.
Musique pour Violoncelle.-
C. I» Voict, Ucbimgen für das Violon cell mit Begleitung
eines 1 weiten, op. a3. fl. I 13 kr.
Gaxi, Moaiii, Duo conoeriaut pr, Violon et Violoncello
'" op. ls. 4B kr.
Muaique pour la Flüte.
4™' (Jhoix d'aias pr. 1 Flute, des opera de Nkolin-i et
B,oasj,Bi. ■ 40 kr.
Cahcs, 3 Duos conc. pr. a Flütes, Oeuv. 1 1. fla a4kr.
J.'^E&FHEa, a Duoa pr. 3 FJütes, op. 148. ' . fl. 1
-Ebeks, 5 Duos pr. a FJutes, op. 68. fl.'a
Pawewc, XEleve de Berbiguier) 3 puos pr. 3 Flules, op. jo.
fl, s 34 kr.
D, Moliqoe, Put conceitant pr, flute et violon 48 Cr,
Digitized by Google
nphlftif RkSard tnd Zoralde, grand Opera, arwntg£ pp.
Flute, V"V Ali» et Basse,
Rossini , Le Barbier de Seviile,' ea Qual, pr, Flöte , Violo n ,
Alto et Baue, arrang* par Küffwe'r. fl. 7 la .kr.
Rossini, Ouvert. d'Eduard ei Chrisline, arrangee pour flute, deui
Viulom, Al[<i et Basse, pr. Amhes. fl. 1 . 34 kr,
Musique pour Hautbois.'
Bimei, Grand Quatuor pr. Haut bei», Violoo, Alto et Viu-
loncelle. ' . .fl. ■ a>4 kr >
Musique pour Cor.
tftjMBt Ghimm, Potpourri pr. Cor en Fa. ar, a Vlol. Alto
et V"*. fl. >
H.Gocai., CoBcer(opr.leCor,avecacc. de l'orcheilre. fl.3 3o kr.
— a a . Cahier des Esereices, pour le Cor. fl. t 34 kr.
Musique pour Boston,
C, AumtUDBR, Potpourri pour leBassoo, avn acc d*orcbe-
■Ire ou de pi'auo. ~tt.' 3
M u sique pour la Gutta rr e.
Eitn-JT, Ariade l'op, LaCeuereiiloIa, pr. Rossini, pr.Guilarre et
Flüte N* 6 36 kr.
— Ana de Jesu de Paris, pr. Ruit, et Flute N." 7. 56 kr.
— . Ana du Solitaire, de Carafa, pr. Guit, et Flute N* 3.
36 kr.
— Aria du Barbier de Stville, de Rossini, pr. Guitarrc et Fldfe
N." 9. 36. kr.
— Tbeme de Carafa, pr. Guitarre et Flute N.* 10, 36 kr.
— Cavatica de Top. L'Italiaoa in Algieri, arrangde pr. Flute et
Guitarre N.* 11. 36 kr.
— Oh dolce concenlo, Varie 1 par M da Catalani , pr. Flöte et
Guitarre N.' 13. . 36 kr.
Felix Hosezky, Valzes brillantes pour Guitarre Beule, op. 10.
1.6 kr.
J, KUffhee, l»"**et i 3™' Potpourri de la Gazza ladra, pr- Guil.
Flute au Violoa et Alto, op. iS 1, et tSa chaq. fl. 1 36 kr.
— — Potpourri en Quatuor pr. Flüte et viol. obL Viola con
Sord. etGuit. op. iSS. fl. 1 14 kr.
— — Potpourri poür Guitarre et Piauo-Fbrfe, opus 187.
fl. 1 13 kr.
— — Serenade pour Guitarre et Flute ou V" op. i58
fl. i 11 kr.
Beisihge» , Var. pr. Guif. aeule =4 kr.
Forehh, 6 Walses pour Guit seule, Suite] des "VVoI»« aomme's
Schlittage-Wal?er ^ '.' ' * T * ' 16 ix.
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Masique pour Pianof. av. accomp.
C. P. Beck, Concerto pour le Pianoforte, avec accompagne-
ment de ^ Violons, Alto, Baue, 3 Flüte» et a Cors.
fl. 9. 4a kr.
L. v. Beet im 1 .' f.k , Ouvertüre, oeuv. i»4 arr. pr Pianof. Flüte
V" et V'"«
— — Sin fonic av. Choeur, Oeuv. 1 aS, arr. pr. Wem
C. Beug, 5 m " Diverlisscmenl pr. Pf. et flüte ou viol. op, 17.
fl. 1 34 kr.
J.KUrh-NF.n, 5" Poipourripr.pianoetfliile ou Viol, tire dePopera
Euryantht- op. 147, fl. 1 a4 kr,
— * . — 6"" Potpourri pr. piano et flute ou Violon obl. oeur.
■154 n. 1 lakr.
G m MamgoJÄ Polonoisejpr. Pianof. et V™, oeuv. 8. fl. i k».
Mokant , ÖWfuan , arr. pr. Pianof. et V pr, A. B&ahd.
Ant. Rricha, Ii grands Trio« concertants, pour Pianoforte,
Violon el Viotoncalle, dediel ä sun ami Amadee Ardisson.
Oeurr. 101. Liv. 1 ä 6, chaque. H. 3 So kr,
Lir. 1. in Et-dur, 9. in rf-mol, 3. in C-dm, 4- inF-dur,
S. in D-dut, 6.' in J-duf.
Kojsini, LeB.irbier de.Seville, gr. Opera, arr. pour Pianoforle
et Violon qu FIdte, par Alexandre Bs and. fl. 7 13 kr.
Af.oYSE Schmitt, Rondo concertaut pr. Pianoforte et Violoncelli
öbtige op. 49. ■ , ■ fl. 1 13 kr;
• — _i Rondo concerfant pr. Pianoforte et Flüte ou
Violon obl. op. So. fl. 1 =4 kr.
Pour le Pianoforte ä quatre Maina.
Aunsu, Ouvert. de Top. La Neige (der Schnee) pr, Pianof.
a..4. m. fl. 1
— Ouvert, de Pop. Leocadie-
L. v. Beetbovhn , Ouvert. oeuv 1 34, arr. pr. C. CiEKtfr.
— . . — Sinfonie avec Choeur, oeuv, ia5 erränge*] pr.
C. Rummbl. . .
C. Rummel, Fanfaisie tur des airs de l'op. Coradino, de Bossini,
pr. Pianof. ä 4. maint oeuv. 5i. fl. 1 48 kr.
Rossini, Marche de l'opera Semiramis. arr. pr. Pianof. k 4 m.
. pr. Hedschkbl, N.*i4. 48 kr.!
C. Rümmki., Dame d'allegrease, Gr. Wal»e pr. Pianof. a 4. m,
op. 49. fl. 1 48 kr.
A. Sivt.th , Divertissement pr. Pianof. a 4, m. op. 9a. (1, 1 48 kr.
Pour le Pianoforte aeul.
C. Aubek, Ouvertüre de Pop. La Neige, (der Schnee.) 36 kr.
— — — — Leocadie pr. Pianof. ■ 40 kr.
Feed. Baaokb, gran des Variation s, op. 4. fl. 1 34 kr.
Beck, 10. Variat. facilcs. 36. kr.
L. v. Beethoves, Ouvert. in C, für Pianof. oeuv. i 34. fl. 1 13 kr.
— — Sinfonie avec Choeur, pr. Pianof, oeuv. nS.
■ — — Bagatelle« pou| panof, «ur, u6, fl,* 34 kr.
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G. C. Gnnsür.iM , 3 Pafilalsies. fl. j t$ kr.
L, Consta min, Po lieh ine), ou Oollection de aouvelles Conlre-
dances avec figures. 48 kr.
J. KÜPtNEa, Polonoise T fav. pr. Piano f„ N." an. ' 8 kr.
— — . Parade -Marsch für Pianof, N.* la. . 8 kr.
— — Geschwind— — , . — — i3. 8 kr.
— — Parade — — — — 14. 8 kr.
Bossini, Marche de Pop. Mtfise pr. Pianof. No. i5< 8 kr.
WttiA bt , chpix d'airs de Popera La Gemen» di Tito. fl. 1 48 kr.
— :-7 — — L'Enlevement du Serail, fl- 1 36 kr.
— — — — Le Mariage de Figaro.
G™ Mangold 3 Soaatfnes pr. Pianof. oeuv. 7. " .fl. 1 35 kr.
Aioyse Schmitt, Sonate pour le Pianof., ^composee pour les
jennes amatfurs, up. 5a N.* 1. 3G kr.
idem , idem — — — ». >. ' 48 kr.
— idem idem ; 3, 48- kr.
— idem idetn — — — 4. 36 kr-
— idem idem ». 48 kr.
— idem idem — — — 6, 48 kr.
— idem idem — r-^ — 7. 48 kr.
— -r- thßjte varie pr. Pf. op. la ».* ;8. 9. 10,
chaq. 36 kr.
A. Scjuwt, Theme varü pr. Pf. op. Sa M." 11. 48 kr.
: — — r Sonatine, op. Sa N.* 13. 48 kr.
Jaqdes ScpHin-j Sonate dediee aux Amateurs op. *5, fi. 1
— — — oeuv. 16. H. 1
ScaLÖs3Ea, 3 Marches caracteristiques pr. le Pf, op. 10, 48 kr,
Schübebt, Sonate facile N.* 1. fl. 1
J. Wanhai, VariatsurPair, WeicheLustgewährt das Reisen
de Pop. Jean de Paris. 4« 'kr,
Sckiedbsmaieh, 1" Waise fav. an bords du Danube No. aa5 8 kr.
' a" — — ■ — — No. aa6 8kr.
— 3" — — No. »7 8 kr.
_ 4" _ — ■ — — No. aa3 8kr.
— 5" — — — — No.aa 9 8kr,
_ 6" — — , — — No. a3o 8 kr.
— ■ 7 " — — — — No.a3l 8 kr.
AuiJKn, j. Waise favorite, de Popera la Neige, No. a3a 8 8r.
— a,. — — — No. sSS 8 kr.
— — 3. _ _ — No. a34 8 kr.
Schiösseb, Waise fav. pr. P. F. No. »35 et a36 chaq. S kr.
Oestretcbcr Fav orit-Fopp- Laudier , pr. P. F,,No. .aJ? 8 kr.
Kossimi, Walie fav. du Barbier de Seville pr. PJ?. No. aJ8 8 kr.
3. KüsFKEa, Nasendreher, für Clav. No. a3g 8 kr,
Seif, Waise fav. de Munic, No. 940 ' 8 in
Seif, Waise fav. de Muaic, pr. PF. No, 341 8 kr.
— Wal« fcr.de Munic, pr, Pf. : No. 14s. *M
Fobkitb, i* WabefaTorfte de la Tfompeffe, a eleft arK pour
Pf. Wo. »45 8 kr,
— ' — — No. 944 8 kr.
— 3" — — — —No.a45 8kr.
— 4" — — — *- No. 246 8 kr,
— i" Staberis-Wahcr — No. ikl 8 kr.
— s" et 3 0t Slaherls- Walzer — No. 24S 8 kr.
— 4* r Slaberls-Walzer und Coda — >No. a;g 8 kr.
Auber, Waise fav. de 1'opcraLcocadie No. aSo 8 kr,
Musique pour VÖrgüe.
Stbcher, Fugues pr, Pf, ou I'Orgue, a ä , Edition fl, 1 a4 kr.
Musique de Chant avec Orchestre,
L. v, Beethoven, grande Sinfonie ar. Chrcur, Oeur. i»S
— — — Miss;i Soiennis — n3 *
— — Bundeslied von Göthe, in ausgesehen Sing und Blas*
Instrumenten stimmen, up. 111 1 *
— — Opferlied vonMAiuiäON, in ausgesehen Orchester und
1 > Singstimmen op. ta\
Mich, Hatdn, Missa jubilaea, in ausgesetzten Orchester- und Sing-
stimmen fl. 5 34. kr.
Mehrstimmige Gesänge.
Amt! es ( 6 Frühlingslieder für 3 Sop. und a Männerstimmen
oder für eine Singst und Clav. Begl. op. 4, 48 kr.
C. F. Beck, 11 leichte, dreydimmige Gesänge, zum Ge-
brauche des methodischen Siogunterrichts , besonders in
den Schulen; 3le Sammlung. ' 48 kr.
__ ia Lieder für 3 Rinderslimmcn, 4'" Heft "48 kr.
Bibliotheque de musique sacreeCah, ]. conlenant Mich. H'aydh
Missa jubilaea, pour le chant et Pianoforfe, et parlies
de chant sepHrees. . fl. 5 34 kr.
L, Vi Beethoven, Uissa Soiennis op. ia3, la Partie de Piano
pr. Rinck
— — Opferlied von Mammon, CInyier-Ausiug und ausge-
setzte Singstimmen, op. 111 *
_ _ ßundeilicd von Goethe für eine Solo- und Chor-Stim-
men , Clavier-Auszug und Singsfimmen, op, las
G, Gbosheim, Erheiterungen für dieJugend, i"Hcft, enthält 3
Lieder für Schulen und haue], Zirkel 16 kr.
Conb, Kreutzer, ia Gesänge für 4 Männerstimmen oder So-
pran Alt Tenor und Bass, op. 34. Heft 3. fl. 3
J. Mülles, 4 Gesänge für 3. Tenor- und 2 Bass-Stimmen fl. 1 12 kr,
Örlanpi, Vocalizio per 3 Soprani e Basso continuo 48 kr.
— Tenellino nell'opera Rodrigo di Valesta, col Ff 40 kr.
" G, H. Rikck , Hymne , danket dem Herrn , für 4 Singilitnmea
ued Orgel oder Ciavier Begleitung, op. jS fl. 36 kr.
GjH. Rimck, Charfreitags-Cantate für 4Siugsümmea mit Orgel
oder Clavicr, op, 76 fl, a
Zu Rixcx, Hymne, op.75, und Cbarfreytags-Cantatc, np.76.aind
auch die Singitimmen in mehrfacher Zahl m haben , da«
Blatt zu S kr,
G. Webeb, mehrstimmige Gesänge für grusse Siugvt reine und
kleinere Zirkel. Ausgesetzte Siagilimmen, nebst Directioas-
stimine. ites Heft, enthaltend drei Gesangst tickt Jtir Sopr,
AU, -Ten. und liass. Op. 41. • ■ fl. 1
A.udi hiervon sind die SingiLimracn mehrfach zu dem höchst
mäßigen Preise von, pr. Blatt S kr.
C, 2i i.ehm.h , Epiphanias oder die heiligen drei Könige,
Gedicht von Goethe, für 3 Singst, und Claviir. op. 14.
JB. 1 la kr.
Gesänge mit Clavier-Begleitung.'
Arnim, die Sängerin , mit Clavier-Begleitung. 48 kr.
Aubeb, la Neicb, (der Schnee) vollsländ, Clavierausiug, mit
deutschem und französischem Text iL 9 36 kr.
Die Gesänge sind auch einzeln zu Laben.
Aober, Leocadie, vollsländ. Cia vi er Auszug, mit französischem
und deutschem Text
Die Gesänge sind auch einzeln zu haben,
L.v. Ueeteoven, Arielte: Ich war bey Chloen ganz allein s4kr.
C. Litj.ius, Praktische Singschule, 3le» Heft. 4a kr.
Mangold, 3 Camoni iuliani, av. Pianofbrte, 56 kr.
— — 3 Duetlini — — — " 56 kr.
ORLAKni , Canfala a una sola voce di Soprano, con accolnp, di
Pianoforle. ■ 48 kr.
Rieff, Liederkranz, van Ernst Freyherrn von der Malsburg,
aus PsneLope, Taschenbuch für »3^5, mit Melodieen und
Clavier-Begleitung, 24t« Werk. 48 kr.
Rossini, air, lacalomnie, de l'opera le Barbier de Sevilie
Parol. fraucaises et ltaliennes 36 kr.
C. M. de Webe», FreyschUlz (Robin des Bois) pr. Pianof. et
Ghant. Paroles francaise» et Allemandea, *
Gesänge mit Guitarre.
Aober, Rondo de 1' Opera La Neige (der Schnee): Lorsqne
l'hiver enchaine etc. "Wenn unterm Eis die Fluth erstarrt
elc. Ausw. W. e a44- 16 kr.
— » — Romance du meine opera. Chacun dans ce Palais
etc. Ringsum in dem Palaste etc, Ausw. N.° 945. 16 kr.
C. Di eh l , Kheinweinlied , aus der Rheinfahrt von Bhaum,
mit Ciavier oder Guitarre. Ausw. N." 346. 16 kr.
C. J. M. Kiefek, 6 Lieder für Jagdliebhaber, mit Guiiarre-
Begleitung, ites Heft. * 45 kr.
Leboux, Trinklied (chanaoa a boire) milGuit.N." atf'. 16 kr.
Hbuschxu, Der Abschied, mit Guit in 8vo, N.* 5 a. 8 kr*
De Gail, la Barcaxole, avec-Gnit. in 8vo, B." 55. 8 kr.
Uebersicht
der Gegenstände, welche in den beiden
ersten Bünden der Cacilia {Heft 1 — 8)
enthalten sind.
»rite, H«f, Ei.rabrun 5 ._G»bel,» r t.Cäcili,.mGe.
b"Jl.t«SO der ZeiBcUfiS Cacilia, ,oh Dr. Cr„W_
und trnst schlagenden Feuerscug, von Dr. F. S- üass-
SSÜ- "7 . ADfan ^grii»dc der Musik, von Asiol'i, frei
ßberset« vou Büt.inger; recensin von ^ drr
ür^cwr«. — Uber die Musik der neueren und
ne U e sten Griechen, von Dr. - Epigramm, von
Dulon, dem Flötenspieler, -r Moiarl? von F. W
J Un£ -. Uber den Einftuss der Tonkunst auf Mcnscken-
. Veredlung von H 0 r j; ;,. _ GedanU«, über Musik, von
C. Fr. Micha,!,,. ~ Nachricht von interessanten Han.
«clsuntcrneiimungen, vond.Hcd, — Nachricht für IV.
RochbUens Freunde, von Ebend. — Orgelschule von
Sabelonreccns.rt von Chr. Äü/ncfc. ~ Öle Operscho-
pfun^nMo^rt's^onF.^.J^.-DcmMkur.heiler,
Ton F. W. June. — Correspondenz, aus Cassel. — Ne-
krolog: Frana Wühler, von H, Fr. v. H, Nur Er,
von F. ff. Jung. ~ Die menschliche Stimme, eine
physiologisch -akustische Hypothese, von Dr. Gfr.
Weber. - Nachtrag zur Pag. dieses Heftes, ton
O, Gtusto. — Voglers Requiem, Partitur und datier-
ausiug, reecnsirt vom Prof. J. Fröhlich
i. w e i t e 1 1 H e f t. Voglers Seelenmesse, von Prof. J, Fröh-
lich, besonderer Theil. — Bitte von F PV Jan«
Das Zeit.näs der Töne, vou Ebend. — 'Räthsclcanon
C. F. JUUw&f. - KHtflrliche Äolsharfe. - Räthsel-
canoa. — Demagogisch, von Göthe, recensirt v. Cfr.
WeUr. -.»NouveBti Breites yolr U pianef. par
Beethoven , rec. von A. S. Marx. - Zwölf Variatio-
nen für Fianof. vonGüW. — Trais Sonatmes sr Pia-
nqf, av, Vlan par Gäbe!. — Grand, Sonate p. Piano f.
av. Fi. et VcelU, par Göbei, alle drei rec. v. Einem
der Redactören. — Aphorismen über musikalischen
Unterrrcht, insbes. über Handstücke für Anfänger,
von d. Red. _ Der Componiit ..n..r an seinen Ce-1-
UidlttiUL .. i, *, im, i, cirili,, ß
Digitizcd Google
legen R. u..i, von Zyx, — Musikalische Jurigpru-
dem, vom Mus. Dir. Dr. F. S, Gassner in Giesen. —
Ringelreigen, ein Minuelied aus dein XV. Jahrhun-
derte; Huteethcill von Dr. Fr. Stöpil.— Ein Vorschlag,
von De. Gassner. — Xaehsclmft der Rcilaction. —
Räthsel, von Dr. Gastqer. — Guitarre d'amoar, —
Die Orgel, von ATii/A-r, rec. von Chr. H. Rinck. —
Nachschrift der Ilcd.ncliou. — Theorien? Gefühl? Von
Dr. Grosheim, — Über eine Original Handschrift von
Mozart, von Gfr. Weher. — Lob und Tadel,
von Reinuald. — Eulhanor, oder der Tod und «lag
Lehe», ci» Sinngedicht, von F. l'V. Jung. — Hank'
zustand und musikalisches Leben in Wien.
Drittes Heft. Über den heutigen Zustand der Musik
in Italien, besondere. zu Rom, von G. L. P, Sievers. —
Aufgabe, Aus/.'ijj eines Schreibens an die.Rcdaclion,
von X. SchnyJe* r ww Wartenset. — Charade, von S.
v. W. — Manchem Ästhetiker, von F. W. 3ung. -~
Über die Un Entbehrlichkeit des Studiums der Ento-
mologie oder Insektenkunde für Musiker, insbeson-
dere für Contrapunktisten, von Zyx. — ■ Über die
der Musik gesetzte Bestimmung, die Sprache nachzu-
ahmen , von Professor A. Wendt.- — AÜ-rÖwaxfOV
von L. van Brftliöven. — Losogripli , von 'Hang. —
Wunsch, von GW. — Musikalischer Lehrbrief, mit-
* getheilt von Job. — Logogriph, von Haug. — Mo-
zart's Genialität , durch einen Theoretiker auf ein«
neue Weise ins Licht gestellt, von Zyx. — Canon,
vom Ritter v. Seyfried. — Fingerzeige mr Auflösung
des Canons auf Seite i3i. — Auflosung de* Räthsel«
von SeitD 167, von F. Gassner.
Viertes Heft. Der sieb enzigste Geburtstag, von Fr.
Ri-chlhz. — Allerlei Musikalisches, aus Paris. - lilicke
auf die neuesten Erscheinungen in der musikalischen
Literatur, von Gfr. Weher. — llildnisse, von K. Brei,
äenstein. — Das Aeolodicoit , von /, H. Kaufmann. ~
Kekrolog: Aj P. Burgmüller, von.Äf. K, — Dem
musikalisch pro so <li sehen Krittler, von F. W. Jung, —
ün* Verhaute, von S..v. TV. — An Aschenbrenner-
Rrügerinn, von- Haug. — Auflösungen früherer Cha-
raden und Logogriphen etc. — An mehre Mitarbeiter
uud Leser, von der Rcdaction.
FUnftes Heft. ÜBer Spbntinis Olympia. Von Gfr.
Weher. — Brief an die Itedaction, von J. Weitzel.—
Caialani, Canabkh. Von F. IV. Jung. — Guter Grund,
von F. Gassner. — An gar viele Convponisten , v —
Dulon, — Über den Text der Oper Euryanthe, *
St. Schütze, mit Zusätzen d. Red. — Über das Mi
— 11 -
rere Allegri's, in der Siitinisrhen Capelle in Rom,
und Nachtrag, über den Sopranisten Mariane, von
C. L. P. Sitvtrt. Nachschrift der Redaction. —
Anekdote ; mitgetheilt von C. MüchUr. — Brief an die
Rcdaction, von de la Motte Fouque. — An unser
Publicum.
Sechstes H e ft. Ein Wort tm seiner Zeit Gesprochen,
von G. /.. P. Sh-vrrs, in Hoi». - Die Stimmt]..!; der
griechischen Instrumente, — und' Das Monochord,
''.' Ton Fr. Frh. »j Drlebcrg. — Auszur ans einem i'ri-
vatbririi.' am Madrid, i'na Ü7. - llande! . von F.
IV. Ju ng . — Häthsel- Kanons, von FrWiUAch Kuh-
lau. — Wesentliche ViThesiieruiiKPii des l-'agotles ;
milgrtlieiU von (r/r, l't'eher. — lienim-lumgen Über
die Sciirift: Die Tonkunst in. der Kirche, odar Ideen-
tm einem allgeinciü vierstimmigen Choral und einen
Figiira!|;e3«n^ fiir einen lileineiv Chor, nebst Ansich-
ten iilier den Zweck der Kunst im Allgemeinen, von
H. Kother, vom Prof. W. C. MülI,A n »remen. —
CuriJ-:<ii:i:.\ , den f-'nnd des jM;itni3cri[)tci des Insul
von Hermrone betreffend, von Gh. pPeher. — Zwei
"Worte über die drei neuesten Verbesserungen «m
Flügelpianoforle , von GW, — Wie hat Shaksneare
die Bedeutung der Musik aufgefasst?, von Frans
Horn,
Siebentes Heft. Der unmusikalische Musiker, ein*
Enählun^ von Friedrich Baron di l<t Mcne-Foaque. —
MoHri'f Geist und der Jünger, von Chr. Grafen von
Bcnzel-Smrnuu. — SeIbst|ioi-Lraili™ng, von J. J. ffag-
nrr, in Briefen. — Beitrag zur Kunstgeschichte?, ton
Chr. Gr. von Senzel . Sternaa. — Kaiions, nebst Er-
wähnung Ihrer Veranlassung, von L. van Beethoven. ~
Auflösung des auf Seite a. itö des i. Bandes auf-
gestellten Hathselkanons, von Zyx. ..— Auflösung des
auf Seite 280 cbendas. aufgestellten. — Dr. Marti»
Luther u. Herder^üher gemeinsames Singen. — Die
Raubvögel. — Zur Geschichte der Orgel, n-on C. Fr.
Michaelis. ~ JVekrolog: J. W. Hä'sslor. — Kachschrift
' derRedact. An Hajdn, den Schöpfer feiner Schö-
pfung, von F. Ff. Jung. — I-'igaro'a Tondichtung von
Mozart. von F. PV. Smog, — Über die Oper, von
3. von Mosel. — Lied, Leid, von Näany. — Ilie Wir-
kung des Gesanges, von Ebeud.
Achtes H e f t. Fragmente über Musik, von Frans Horn,—
Uber dfci Choral, von Dr. Grosheim. — Zwölf leich-
te dreistimmige Gesänge, zum Gebrauche des metho-
dischen Singunterrichtes, besonders in Schulen, von
fi. F. Beck j bcurtbeilt *on J». von Sey/rud. — Giebt-
— 12 —
. es in der Musik , Wie in der Malerei, verschiedene
Schulen, und wie würen solche wohl m bestimmen 1
von G. C, F, Lobedanz. — Nachricht für Fr. Hoch-
litmu Freunde, von d. Red.— Über Wiegonliedor, von
St. Schütz,, — Hefleiionen, von E. Fr. £terj. —
' Auflösungen der contrapun et i sehen Aufgabe : einen
Canon iu einein gegebenen Choräle zu setzen: Bear-
beitungen von Jnt. Reicha, von I>. Jelensperger , -von
Chr. H, Riock, von F. Kessler, von Zeuncr, von J-ai-
da Niente , von Horstig, von Schnydcr von JVar-
tensee nebst Beinerliunecn darüber , Bearbeitung von
C. Oesterreich, nochmalige von CAr. Jf, llinck. —
InWlligensblatt, Kr. 1 bis &
Einladung , "
z n r
■ S i* b, $ e_ r t p. < ( o .3
auf die
drei neuesten grossen Werk«
£. es» Beethoven,,
±. Miss* solennis, O-dur ,
2. Grosie Ouvertüre, C-dur, und
3. Sinfonie mit Chören.
Mainz, bei Schott.
Per Genius der Barm onic ist unterer Zeit besonder» günstig.
Kaum erlischt ein glfinsender Stern am musikalischen Him-
mel, kaum verstummen die Töne einen g.ustreiohen Compo.
Siteurs, so rrglamt ein anderes Genie, den beklagten Verlust
iu ersetzen. Mozarl und Haydn schwanden, da gab uns
die Vorsicht einen Beethoven, der an ü.re unterblieben
Werke die leinigen anreiht, völlig würdig, an ihrer Seite
die Bewunderung in (heilen. Die Originalität seiner Hatmo-
Wi ; das Liebliche und Ansprechende seiner Modulationen ist
uauhertreffbar und fiiesst rein, aus der PfiUe «ines reichen
Die unterieiclineta Musikhandlung ist hocherfreut, den
Freunden der Kumt den lange ersehnten Gonuss der vornreff,
•ten (tiner Compositionen darbieten su können.
1. Die gröJl» m», m lolenni, -
0 vollständiger Partilnr,
)) in ausgesetzten Orehcüi-r- und Singsliinmen , und
-■) im ClaTier- Auszuge mit Singsiimmen.
2- Die Ouvertüre I ür grosse* Orch ei t et
Orchester - Stimmen,
Di* grosse Sinfonie mit Choren und
.{o_-Stimmen (&1>«r SliUUri „Lied in
n
g) Orchester- und SbgjtimnMn ,
Allet mit dazu gehörigen Verdoppelungs-Stirninen;
Das Gbuib wird noch im Laufe dieses Jahres aul Beuel) on.
Die Verleger werden H «1, eine ihrer MbSwt.ii PflicElen an-
sehen, solche köstliche Werke äusserst eorrtct und in schö-
nem Notenstich auf schönem Papiere , hervorgehen zu lassen.
Um dem Publicum die Anschaffung dieser iiarmoni sehen
Schaue Dinglichst iu erleichtern, wird der Weg der Subsctip-
tion eröffnet, und zwar unter folgenden Bedingimsen :
Es kann nach Belieben auf alle Werke zusammen, also
auf dio ganre Auflage, subscribirt werden, oder auch nur auf
Eines oder einige derselben ; z, B. blos auf die Partitur der
-Messe, ohne die Auflegest! in men, ~r- oder blos auf diese ohne
jeue, öder blos auf den Claviecänszug, u, s, w.
Da die .Bogenzahl noch nicht genau angegeben werden,
kann, so wird nur im Allgemeinen feslgeselzt, daas der ge-
druckte Bogen nicht über zehn Kreuzer rheinisch kosten wird. '
Mach Verlauf der tfnterzeiehuungsfrist , welche bis Ende
Octobers ä. J, offen bleibt, wird ein bedeutend erhöhter La.
denpreii eintreten.
Man kann iu jeder soliden Buch- oder Musikhan dlnng
subicribiren.
Man bittet, Namen und Wohnort deutlich und unzwei-
deutig zu schreiben, weil das Verreichnis der resp. Subscrt-
benten den Werken Torgedruckt Verden soll.
Hain*» MD 20. April 1825, .
B. Schott's. Sahne,
Gros sherto gl. Ho f- M usiklian dl un g.
~ lf -
Agli Amatori e Cuttori delf arte Musicaie.
XI »ottoscritlo cdilore, persuaso di Far coia olile non meno
die gradevole agli stuilioii della bell' arte i iiiiicale , ein gr-
jierale a tutti gli amatori, supplendo altresl ad una 'acuD*
impottjute elie .-tcguatimciita in tlalia suasiite, si t aecinto «
piibbÜcarii U iegutfnte Opera ; ' , -
Dizionario e Blhliograßa dt Slusica
Cfcf contengono la ipU-gationo dclle voct >Ulta musiea teo-
redca « prafita, Jr' termini tvcnici ntufttafi antichi e
miidcrpi, Li dcicTiiione de^li siromenii wuikali, td an
crM.ie si ut-nittieo - crottala tco dglle optre Utcerarte ,
jfriiir sn/la muiica dai tcmpi pik rtiaoti, sinu al gior~
rio d'oggi, corredato d'attnotaiionu
II Ditioiiaiio abraccia Ire principali oj^etti; la miisic«
BiopriflCiiti.'iE" ■ii;tia (parle ttorica e pratioa ,~ nompresiri i ra-
mL della fiiica e matc malica 1 . [a Karte isloricJ. c ulojofic«
a-affer(nare , eisero
, rai ßnora it pii
gran difficolla clieMov-eile
mo:i(jre rijiuriiu alla terminolu^ia della slnmiira detjli sfrit-
meiiti , atiesa la quasi tolalu mancauu di libri ilsluni che
parlaan Ii ia!e malrria.
La Bibliugrafia, ba.snLa mlla Leutratura •iweralt dtlla
muiica, del oelebre Forke), raci-lnuile la IcientUca parle de)L'
»rti;, KSctuJeiiJu gli anturi pralici. O'ne i ijtoli uriijijaii
eompleli de' libri di lulle le eth e di luiic le aaiioui, actio
■varie luro ediziiiiü p iia hiiioni , per lo piii accoiopagnali da
ircTisäimi c • ■ r i □ i biografici degli auroti, vi >\ ttova snprute il
coiitetiuio de* inudr ctini , o per esteso od iu coiapeudio , cor-
' redato (alvoita die uote critiebe, Si fatia opera, iiuporMiitis-
jima per- la storia Icneraria musicale , couipreiide jOÜO arti-
coli circa, ehe si esleuduiio alla letteratura della storia rnuii-
cale, e della teorica « pratica dclla modeina luusico; fjreieo-
Ußda in Gue i' elenco de' maiioäcrjtli musicaü che si con.
aerrano nelle varie bib.lioteche euiopee , parle publilicbe,
parte private,
Questi CBnui Lasleranno a far oonoscere 1'iniportanta e la
va>t:ta dtll' . |rgooj*mo ; oc stmiieri al terlo etagerato , te
l'auiore, prrsenlaodo il iuo laioro , 'lie i il fniilo dijungbe
liwrcbe o mrdilatiooi , tiiua in Imiuga dj faiotevole aciog-
lieuia, di ehe il oolto Fabb|ica ilaliaoo ooota le an: belle ,
e segi.aiameni© la muiica, siecome quella ehe in iJpecial nio.
de Joruu il diletto die 'lueita iiarioot, poichi i oata direm
ljumi 4»i(o a ijurl bei cielo, t joilruuti dall' idioma piü AoU
L'jutori', loortato dallo üodio panicotarf, onde »itrve alla
mutioa, di cui diedf iJ|;;io ia vatie operV teuietlclie e pio-
tiche siampati?, si giovü ancora in si complieato laroro^de'
lumi dei oiü eruiiti composilori italiaui. Se ii coupinteiilo
di ijiusro lavoro riebiedrva un' iindut e lunga applictziona ,
il pubbluarlo ciille ttampj edga gravi ipese. Cioonondime-
do, mono dal desiderfo di porgere all Italia nn' opera ehe
■J essa maom tmiora, nc Jubitaodo dell* tncoi-gnaiaenio
• i prefigge di iotrepi-eudetne la stampa, tosiochi il nuio^ro
«degti associati sia giin.io a 500; indi l'iutera opera, dit-isa
ia quatiro volumi ja 8vp, t "rosia di rami e cavole tumicali,
Vena lUmpala ia cirt» £oa , coo caratiere acetto , e puabli-
cata entro uo anno at preiiu di 20 fianchi per gli associali, .
»ealtr ohlusa l'aitocitiione »ata di francbt T>0.
Le assocliiiom i( rieavono in MHaoo daGiovaoni Pirotra,
»«mpatore-Iibrajo , in contrada di S. Hadcgonda num. 961,
ia Mtgonia da B. Sohott , od altrove dai pnncipaü libraj,
- Milano, 20. maggio 1Ö25.
Dottir PUtro Lichttnthai.
A n ( r a g e,
Anfertigung von Glocken in eine Harmonika betr.
wünscht iu' willen: 1) welche Glashütte genau nach
gegebener Grosse und Form Harmonicagloeken von bestimm-
tem Tone fertig zu liefern im Staude sey und ia welchem;
Fraise? 2) Welcher damit reraante Künstler es übernehmen
wolle, auf eine ihm zuzusendende Spindel ein ganzes Sorti-
e Auskunft erfolgen.
Anzeige
betreffend die, bei der filrstl. öhringschea
II o f- Capelle, offen gewesenen Stellen
für einen Contrabassisten und einen
Clarinettisten.
Beitie Stellen , tu Jenen, vermöge der im JntclligeoiblatrS
der Cäcilia und anderen Öffentlichen fllältern enthaltenen Auf-
foderung, Subjecte gesucht wurden, sind nunmehr befriedi-
gend besetzt, and werden deshalb weitere Anmcldungan yer-
■Sit«.
Digitized D/ Google
— lö -
.Instrumem de musique, confectionnes par
• *' Schott fit, ä Mayenci,
/«itrumcn* d vent en lois.
Sorle Quali- Quali- jf otn .
».,,„„, , d * 'e' 1 « le de bra d«
S C rp eDtS e n f 9rm , d fl _ eraWa cuiyr<
» » areo tfele de draeon » . , !•
Grand Elision . . . b * * » • 6
Basjon i 1 et 1 B
Huiboi> . . . . •. . . , buit JTOir CBirre .
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. » j . ebene 1
Cor anclais
„ . Cl arinettet .
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In Sijj. «toe cor en La . . , bai)
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- 17
Fl&tet,
OclnveJ en Fa, Mijj. ai
chaiige
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Clefj
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buii
jToir
grena-
FlfliMacanneÄRe . *
Ciatiin ou FJfltrs douces a"
luis eomc argcut
s e?n cuivre.
Avea 9 ton* S coüliue de Si haut juiqu'au Si bai,
— 9 — ä Temboucijurc de Si haut jpimi'ao Si b«,
-6 » - - üt — — Si -
— 5 _ — Ut— — üt —
iat.iiF E i 0 .n. i. a, j. -Bi. u Giern.. C
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r- iß - ■ t . ;
Com — ftmpl««.,
A?*c A tonS & Femboucliurtr,
En Fr, Mi o U| Re,
De Cbasseurä grand.
Trompctttt d'invtntien.
Atcc 9 ou 10 Ions ä couUsse de Si haut jusgii'au Si bas,
-T- 6 o.u 7 ton! ä l'embouchiiTe ilu- Sol jusqu'au Si.
Tromjtttfs simplei.
En Fa am les ton) Mi[j. He , üt et Si\>.
— Min. — Ut et Sip,
— F« ob Mip. .
Trompelte htbc 6 CIcfs et tons Fa , Mi?: He, tTt.^
— de Basse !i couli.sjp eu F.i .n-ec les lo:i.s Mip, Ül cl 5
— — — »iuijile i? ii Fa ou Mi[j.
' , , Ti-0 mbones.
De Basse ä doubles conliisej.
Db Tenors a — . — ,
De Basse Ii une coulisse.
DeTeiiore I — * —
D'Allo ä — —
Boucsins ä coulisse.
Cor» rf« Signale*.
Cors de Signal ä 7 clefs,
_ _ !_ e u forme d'une dcrni-Iune.
_ de I
Chapraui cliinois de diverses forn
ße Cimballes turque*.
— — oidinaii«,
Triangles.
i Grandes CaisseS.
Cai«cJ roulantei.
Tamboiiiiaes.
Carriloos,
Timballes, ' ^
' Aveo tele de Lyon ou de Dragon,
Are« Fayillou,,a 3 clefs.
— 19 -
Intelligenzblatt
i u r
1 8,2 5.
Nr. 10.. . ' , '
Einladung
•Subscription
a u f d i e
drei neuesten grossen- Werke
Z. can Beef/toeen,
»lallthi
1. Missa solennis, Z)-dur , op. i23.
2. Gross« Ouvertüre, C-dür, op. 124*) and
3. Sinfonie mit Chören, op. 125-
. . Mains, Sei ffciott, #
raus der Harmonie ist unserer Zeit besonders günstig.
Kaum erfiSchl ein glänzender Stern am musikalischen Him-
mel, kaum verstumme» die Töne eines geistreichen Compo-
siteurs, so erglänit ein anderes Genie, den beklagten Verlust
IU ersetien. Mozart und Haydn schwanden, da gab um
die Vorsieht einen Beethoven, der an ihre unsttriliohea
Werke die «einigen anreiht, Tollig würdig , an ihrer Seite
die Bewunderung ru theilen. Die Originalität setner Harmo-
nie, dai Liebliche und Ansprechende seiner Modulationen ist
iinübertieffbar und fliesst rein aus der Fülle eines reichen
Genie«,
Die' unters eichnele Musikhandlung ist hoaherfreut, den
Freunden der Kunst den lange ersehnten Genuss der vortreff-
lichsten seiner Kompositionen darbieten iu können.
*) Hiebe zu verwechseln mit einer
Steiner in Wien erschienenen 1
ttire Qp. 115, gleichfalls aus C.
hulllfniM. i, 4. 1. ftfa d. Cacilia.
Oigitizea o/ Google
bewunderten "Werke e
1. Die grästt Mitia lolmnis, op. 123,
a) in vollständiger Partiiur,
b) in ausgesetzten Orchester- und Singslimroeu, und
a) im ClaFicr- Auszüge mit Singstimnjen.
3, Die grosse Sinfonii mit ChSren und Solo-
Stimmen (Aber Schülers „Lied in dia'Freu-
de"), op. 125,
' f) in Partitur,
g) in Orchester- and Singstimmen ,
Alte* mit dam gehörigen Verd Oppeln ngs-Stimmra;
Das Game wird noch im T.auf- dieses Jalires ausgegeben.
Die Verlegt r werden es als eine ihrer schönsten Pflichten an-
sehen, solche köstliche Werke äusserst correct und in schö-
nem Notenstich auf schönem Papiere , hervorgehen m lassen.
Um dem Publicum die Anschaffung dieser Kiins tschat"
möglichst zu erleichtern, wird der Weg der Subscription er-
öffnet ,'uod iwar unter folgenden Bedingnissen:
Es kann nach Belieben auf alle Werke zusammen, also
auf die ganze Auflage, subsoribirt werden, oder anoh nur auf
Eines oder einige derselben; z. B, Mos 'auf die Partiiur der
Messe, ohne die Au flcgu stimmen, — oder bloj auf diese ohne
jene. Offen" hlos auf den Ciavierauszug, auch auf eine beliebi-
ge Aniäm Verdoppeln ngs stimmen , U. s. w.
Da die Boeenzahl noch nieht genau angegeben, werden
kann, so wirdnur im Allgemeinen festgesetzt, dass der ge-
druckte Bogen nieftt Uber zehn Kreuzer rheiaisch kosten wird.
Nach Verlauf der Um-neichnuugsirist , welche bis Ende
OctoWs d, J, offen bleibt, wird ein bedeutend erhöhter La-
denpreis eintreten. ■'- _
Man kann in jeder soliden Buch* oder Musikhandlung
" mbseribiren, 4
Man bittet, Hamen und Wohnort deutlich und an. wei-
dtulig zu schreiben, weil das Verzeichnis der resp. jlfcicri-
benteo den Werken vorgedruckt werden soll.
Main., am 20. April 1625.
B. Schalt's Sohns,
Grot.henogl. Hof-MusikU«udlunf;.
Intelligenzblatt
1 8 2 5.
Nr. 11.
Pentaide oder das Quintett
ein musikalisch -humoristisches Gedicht in fZ ßa-
läBjen-, nchst gescliichliiclien und ästhetischen
Anhängen in 2 Theilen — am Ende des
Jahrs 1526
kündigt Unter.ichriebener der musik.ihichen Lesewelt hiermit
au. Es ist eine Schicks*! sgeär.liitlile von 5 Musik fr .■murn
■uf einer kleinen Land- und Wasserreis« — eine Novelle in
antiker, .-pi^lirt Fön,,. I.i die ein f.iei,e Ürzäl j IVi,„licii.-r
I-rei^.i^r und Tfiiten tlfcs Quintetts sind ^.-Schicht liehe No-
tizen aus der Nähe uud Ferne, theoretische Hegeln, ästhe-
tische Urti.eil« übe.r Musik"', ckc — v-.'i-«-,-ur iimi ni.^e]j. : i
um besonders jiiugeu Dilel Muten , eine hislm-i-elie L'i-li r-it it
seit dem Besinn der Touku.isi, ihre Kniwieneiiin« mit den
libriapu jir-.iiiflii'H Künsten, i>.. i ihrer Sieigi-runj; bi zum
Zmulh Uiisrer Zeit — Tor die Auge.» in bringen : uml mt
Jlilrlung iiires Gejclimaeks und zur \ ermi-hrui'g ihres Lebens-
genusses — Ideen mitzutlieileo , welche in der ciTilisirl'cii
Welt von Gebildet<e i ¥jnvu!]e,...( ! ii gefordert werden. Gelin
auch den Kunsllebrern {»eschii iilliclie Kenntnisse und usibe-
l'anijene äst htt isi lie ththeiir ni:r;i! ah: .so liüi.iguil ituch Lriin
langwierigen trchtii 'rinn L'.iierridn di.- Zeit, zu Er'v.'irkirig
höherer Ansicht des Wesen» einer so viel umfassenden Kunst,
das NölhigOe «nzu.it reuen. Dam bleibt der X 1 e fi [ntcres-
sanier Lektüre der angenehmste, i>l d.1,111 auch kiiiier, als
das. mühsamere , trockene, Lislurisrhe , I li.T.vii.ciie Studium,
welches dem deutlichen Künstler von i'relessioti unc^ibehr-
lieh bleibt
Die humoiiiiisclie ScJu'1i1cti;h.j; (heier Ii i-,' l^s< ml daher
im Anklang üouiei ischer Finfii. idieii ; die Poesie scheint nur,
wie sie immer in schonen Künsten sollte, mit sich selbst und
dem Leben in «jiieleiv- Die dramatischen Heidin des Ge-
dichts lebten aber wirklich >ur angenommenen Zeit von 1P00;
und ihre Charakter« sind in »;uure Irenen Skizüen heilerer
Crinütliliehkeii gezeiebnei. Jene Zeil der phautaituohea
knllifOibl. Iii, bj. i. Ctyiln. E
Lastfahrt ist als Scheitelpunkt der musikalischen Kunst ge-
' wählt. Stoff und Ausdruck liebt sich, in den letzten Gcaän.
gso zum lyrischen. Ernst bis zur Hjmne der Begeisterung.
In verschiedenen Gesellschaften wird Musik gemacht; die
Zäherer sind Bepräsen Unten gewöhnlicher Coneertgänger von
Verschiedener Empfänglichkeit. Die Urtiieile und Maximen
dal Dichters *) bezielen Lebensweisheit mr Erheiterung und
Veredlung als Hauptzwecke der KQuste.
Di im Gedicht selbst dai Unpoetische des Stoffs und
Zweck! nur angedeutet, oft absichtlich unberührt enttarnt
werden musite: so ist im zweiten Theil des Werkchens 1)
ein Kommontar für jüngere und ferne Musikfreunde mit-
getheilt;2) zur vollständigeren Uebersicht der Geschichte ch ro-
,nologiichB Tabellen der merkwürdigsten TonkünatUr,
Erfinder, Lehrer) Komponisten, Schriftsteller, Mechanik«
Dnu, Instrumente, Gönner der Musik Ton der fabelhaften
bis in unserer intelligenten Zeit — mit Ameige ihrer be-
rühmtesten Werke, ihrer Geburts - Orte und Jahre; 3) einen
Kern, (Geist) der musikalischen Aeithetik, worin
die Elemente der Miisikkun.it, im Zusammenhang mit ilirn
Quelle, der Poesie, und den übrigen schonen Künsten der aus-
jeren Anschauung, zur Darstellung rines Ideal; antiker und mo-
derner Musik in entwickeln versucht sind; i) ein alphabe-
tisches Verzeichnis* der bekanntesten deut-
schen Virtuosen im Singen und InstrutucrHenspiel —
des 19. Jahrhunderts nebst den Orlen ihrer Erschei-
nung und Auszeichnung bis zu Ende des jetzigen Jahrs ; ' 5) |
derjetzige Zustand der Musik in Europa, vorzüglich
in Deutschland, aus welchem, nach Verhältnis mensch-
licher Fähigkeit und nach der Vervollkommnung!- Grenze
unsrer Organe und musikalischer Instrumente", der Tonkunst
Scheitelpunkt hervorgeht ; endlich ist 6) zur Vollstän-
digkeit eines historisch -äiihe tütchen Lehr- und Unterlialtungs-
buclis, welches ich gern zum bleibenden Handbuch der mu-
sikalischen Ideen erheben mochte, — ein Repertorium
der jetzt eiistirenden deutschen Sing- und Musi k vere ine
angehängt, wenn es dem Verfasser glückt, von diesen «dien
Anstalten durch Zuschriften unterstützt zu werden. Die
jetit lebenden Mitglieder derselben, die Direktoren und Zwecke
ihrer Vereine konnten für die Mit- und Nachwelt zum Zeug-
tfiss dienen, wer im ersten Viertel unsers glänzenden Jahr-
hunderts, als dem Gipfel der Tonkunst, sich theilnchmend
und mitwirkend verdient gemacht hat.
#I!ire wohlhabenden Mitglieder werden hoffentlich, zur Be-
förderung meiner freundlichen Absicht , auf das Ganze (Ge-
dieht im lsten und theoretischen Anhange im 2ten Theil iu
1 Rthl. 16 Ggr. sächsisch') subscribireu. Durch Gefälligkeit
* ) dessen mus. Ansichten und Kenntnisse in seinen Bru-
fen aus Italien an deutsche Freund« — uid in GMäm
i 5 St, zu betcaeb.Mll sind.
Digitizedfy Google
der Berta Direktoren wünscht Her Herausgeber dif deutlich
J es ck rieben eil Namen gegen nächste Michaelis - Messe zu em-
pfangen, Directoren und Lehrer, welche sich dieser Mühe
unterziehen, erhalten n e b s t d .■ m g e w i> Im J ic Ii e u Rab-
iat Freiexemplare, , -.' i
i Wenn die Zahl der respectireu Unten eichner auf einig«
100 sieigt, wird der Verleger sich eatschlieisen, 4} getreue
Bilder der grössleu Musiker : Guido (FOD Areiiü, P«.
Icstrina, Allegri, (oder Seb. Bach), Haydn, Mo.
»art, Beeiliorea und 12 Meludieen m .dsn-lvriiehen Stük.
ken in Steindruck, heirufiigeü.
Blenuw, im Mai 1825.
Dr. W. C. Müller,
Pr. an der Bauplschule,
2, Seho tt's 6iihne in Maina nehmen SnWriptioii *n.
Bei H. L ü np p in Tubiiigen ist erschienen:
Dreistimmige ChjOralmelodieen , für Schulen *
Kirchen und Familien , nebst .einer jtuizge-
fasslen Anleitung zum Choral gesange*' von T:
- Silchcr, Musihdirector an der Universität
in Tübingen. Erstes Heft, zweite .umg«ar-
huitetß Annage 1 fl. — zweites Heft 1 fl.
Ferner;.
ß Lieder für fröhliche Gesell Schäften, vonWag-
ner, für 4 Männerstimmen, coniponirt von
Silcher. 36 kr.
Diese Lieder , bestehend aus einem Cyklus rnn Ge-
dichten, als: des Sängers Abkunft, Eintritt, WiHkc-inm,
Bestimmung, Ziel, Grä'hie, sind in mehreren musikali-
schen Gesellschaften mit Beifall auiaenomm.cn ,und al»
ein schöner Beitrag mr Veredlung -des in imsern Tagen
sich immcrmelir ausbildenden Männergesanges anerkannt
3Ein THnslker, welcher «e'it zehn Jahren Jas Fach .
Operndirehlors bei mehreren soliden Bühnen. bekleidet 1 .
wünscht als solcher bei einem fluten 'Theater wieder
eine Anstellung, oder bei einem tiemlich bedeutenden mu-
sikalischen Verein die Stelle -eines Musikdirektors, —
Hierauf R*flecür,eude werden .ersucht, «ich gefalligst in
portofreien Briefen .an .die Bedaction dieses Blattes in
.obige Anteile erhalten werden.
Digilized by Google
zur Vermeidung von Collisionen.
Bei den Ijntcrzeiclmcteii ist so eben unter der Presse;
Missa solennis ,
v.ociliits et instrmuentis solitis > concertante
■ Organa *
Josepko Haydn.
Das Thema ist folgendes
TVir seiaen dieses hiermit in der doppelten Absicht on ,
das Publicum auf dies »rosse Wirk aufmerksam -zu ma-
chen, und mgleich Clwa möglichen Collisionen Torau-
Ü. Scholfi Sühnt,
A n z e i g e.
Im Verlag der He! w ijjg j oh • n Hof buch li«nd I u (fg-
in Hannover ist erschienen und d.ircli alle Buch - und Mu-
«ikh Büdingen in Deutschland zu erhallen ;
Stolze, II. W., Gesansirbunga- Stücke- zum Ge-
I brauch beim ersten Gesa neunter riebt, stufen-
fl weise durch alle Intervalle, ein-, zwei- und
- mehrstimmig, und J> der bekanntesten Cho-
ralraelodicen zweistimmig, für Diacant-Sttm-
men. Op. 2- geh. 18 ggr.
. , — 25 -
FlügelpUmq/brte's und in Tqfclform.'
Hiigelptnnoforlcs von Nunrue Srrcichrr in AVicn, von 6
Oclavcii, in 7\'u;,sh.iiim. . und Alaii'r-I'whetilioltf, sind, fori -
nährend in hiiilSngiichci* Anzahl r.-ir Auswahl, zu linden,
iu der Hofmusiishaiidiung von B, ^efiotft Süliuen in Mainz.
Audi Jon anderen berühmten Moi^t-ni sind i lüge! untt
talelfürmigc Pianofortc stets in Vorrnth.
Den jungen Musiker K. , welcher bei «einer hiesi-
gen Anwesenheit mir zehn Gulden abborgte, um nicht
seine Kleider verkaufe] zu müssen , fodre ich noch ein-
mal anf, noch vor dem ersten Jan. Ii. J. «eine Schuld
abzutragen, widrigenfalls ich alsdann unfehlbar seinen
Ham'en und den nähern Hergang in mehren öffentlichen.
Blattern bekannt mache.
D. am *>. Aug. i8a5, C. W.
Bei uns hat die Fresse verlassen:
Alphabetisches Wort- und Sachregister
Gottfried Weber's Theprie der Tonseizkunsty
Von M, K.
rreiss 18 kr.
Um das Hauptwerk durch Naclisch Ligen der einzelnen
darin enthaltenen f ;i iinde £[»lsi')ri» und nach dem
iJedürfnisse des Augenblickes schnell benutzen zu kön-
nen, schien ein alpli.Tbi*! isuJiOLi Wort- und Sachregister
über das Game unentbehrlich , das den üesitiei-n de«
Werkes hiermit, als gewiss willkommener Narhtrag dazu,
3 8^ . ■
B. Schott't Säkae,
DigitizedDy Google
- > — 26. —
Instromens de mnsique, confectionnes par
B. Schott fils ä Mayence.
A ■ A n v e r s c h e z A. Schott*
Editeur et marciianJ de muiiqae et d'injrrumeus, matcli«
■aiDeiifs, Sect. 3. No. 638, ,
Instrumens « eent en bols. ■
, Sorte Qaali- Quali- Nom-
dc tedo te de bre d«
Banoitf. boit Gaiirit. Olefs CJeii
ÄerpenwetiforaiedeBaJSoii*. , nable enivre euirre 6
ii » avec Ute de dragon * »■ r t>
Grand Ballon ■ ,,..■» # » 1
Bassoruk 1 aile et 1 Bogatl« g * * »■ 9
».»?.< »Z », R'S it s w 9
» '2 » »2 » SS » » » 15
» » 2 a » 2 k Ii 5 » areeut yroir 15
Hamltöh.
Hautboi» ........ bin'* yroir enirre 2
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» ( nonvclle itrcnl, } , » » argenl 14
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CoM.MJglaij bui» » cum« 1!
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En Fa . . , . ..... Luis come cmrrt 5
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„ , de re- de te de ti de bred»
Flutet. «hange bpia. Garn». Clefi Gießt
OclaresenFa, Mi[j, onRe 1 buis yvoir euim
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: jusqu'au Si b«.
i haut juiqu'au Si baj.
Avec 4 'ans k l'cmbouchuTr.
In Fa, Vlj ou Re,
De Chisieur», grand,
Tromjyetles d ' in v e nl io n.
Arta 9 ou 10 toas a eoulisse de Si Laut jnsqu'an Si bas„
— 6 ou ] tons ö TcmbouchurB de SdI Jusiju'au St.
En Fa Bvfc Im ton* Mijj. Re, Üt et Si^.
_ Mi[>, — üt et Si|>.
— F« ou Mi);,
Trompetle. a ö Clefs et tons Fa, Mijj, Re, üt.
— . _ de Basse ä eoulisse eiiFa arec lestous Mit). Ut et SL
— — — iimple en Fa oh Mip.
De Basse ä double* eoulisse*.
De Tenor ä — —
De Basse k aae eoulisse.
De Tenor a — — , .
D'Alto ä' — —
Bouosins i eoulisse.
,Cor, de Signal.
— — de Basse k '„* clefs avcc (Sie de Dragou.
— en Re.
— ä eoulisse, arec 4 tonl,
_ — — — en f onU B i e trompetle.
~ avee 5 clefi _ . ~ _ • — ' '
Ins trumen s turquei,
Chaptaui eliipois de diverses formal.
Cimballea turouei.
— — ' ordinairos,
Triaugtes,
Grandes Caisses.
Caisses rou lautes,
Tauibouriües,
Timoailei. , t
Bat-tons rastet.
Are« tele de Ljon ou de IJragon, i 3 eUfr.
Atco tarillou, k 3 cls&.
— 29 —
Einlad« n 5
S'Uosfiription
mf die
drei neuesten grossen Werbe
L. van Beethoven,
1. Missa solennis, ß-dur , op. 123.
2- Grosse Ouvertüre, C-diir, op. 124.*) und
3- Sinfonie mit Chören, op. 125.
Mainz, bei Schott,
D er Genius der Harmonie Ist unserer Zeit besonder* giinitig.
Kaum erlischt ein glänzender Stern am musifcatiichtm Eitu-
mel, kaum, veratummen die Tiine eine« geistreichen Compo-
sitenrs , «o^erglänzt ein anderes Genie, den beklagten Verlust
Werke die seinigen anreiht, völlig wijnlig, an ihrtr Sei'o
die Bewunderung zu [heilen. Die Originalität seiner Harmu-
ni«, das Liehliclie und Ansprechende seiner IModulationen ist
ünüberti«ß"bar und fliesst rein am der Tülle eines reichen
Die unterteiclinete Miisikliandlung ist hocherfreut , den
Freunden der Kunst den lange ersehnten Genuts der vortreff-
lichsten seiner Cuinposiiiuneu darbieten zu können.
Diese viel bewunderten Werke erscheinen in nachstellen-
den Formen :
t. Die grast,. Missa splennis, op. 123,.
a) in voltständiger Partitur,
d) in ausgesetzten Orehesler- und Singsliinmen , und
c) im Ciavier- Aussugo mit Siiigstimmen,
2. Die Ouvertüre für grosses Orchester, op. 121,
d) in Partitur ,
e) in Orcliester -, Stimmen,
3. Die grosse Sinfonie mit Chdre» und Solo-
Stimmen (über Schiller;. „Lied an die Freu-
de"), op. 125,
f) ' in Partitur,
g) in Orcliester- und Siogstimmen ,
Alles mit dazu gehörigen Verdoppelung!- Stimmen,
*) Nicht iu verwechseln mit einer anderen nenerlioh bei
Steiner in Wien erschienenen Beethoven'scheii Ouver-
türe Op. 115, Eleiebfalls aus C;
— 30
' Dal Gante wird noc]
Eie Verleger werden es als eine ihrer schönsten Pflici
aebe», solche köstliche Werke äusserst correct und in schö-
nem NolensLich auf schönem Papiere , Ii er vorgehen iu lassei!.
Um dem Publicum die Anschaffung dieser KunstschÜti-
mÖglichat 2U erleichtern, wird der Weg der Stiliscription er-
öffnet , und zwar unier folgenden Bedingnissen :
'Ei kann nach Beliehen auf alle Werke lusammen , also
auf die eanie Auflage, subscribirt werden, oder auch nur auf
Eines oder einige derselben; z.'B, blos auf die Partitur der
Messe, ohne diu Auflegestimmeti, — oder blos auf diese ohne
jene, oder blos auf den Ciavierauszug , auch auf eine Beliebi-
ge Anzahl Verdoppelung! stimmen , u, s, w.
Da die Bogenrahl noch nicht genau, angegeben werden
kann, so wird nur im Allgemeinen ftsigcsetzt , dass der ge-
druckte Bogen nicht Uber zehn Klemer rhrinuch kosten wiri.
Nach Verlauf der Unterrucbn'ungtlrift , welche bis Endt
Octoburs d. J. offen bleibt, wird ein bedeutend erhöhter La-
denpreis eintraten.
Man kann iu jeder soliden Buch- oder Musikhaodlcr;
lubscribiren.
Man bittet, Namen und Wahnott deutlich und hdiwb.
deutig iu schreiben, weil das Verzeichnis der resp. Subscri-
benten den Werken vorgedrunkt werden soll.
Miinr, am 20. Apili 1825.
B. Schott's Söhnt,,
Grosshenoe,!. Ho f-M us ik h u td 1 u n t.
Anzeige, beireffend B e eth o v an 's neueste Ou-
vertüre aus <?-dur, für- Pianof. arrangirL
Ich balle es für meine Pflicht, das musikalische Pub-
likum tot einem gänzlich verfehlten , von der Originalpar-
titur abweichenden Clavierauszuge meiner ieliten Ouvertüre,
- lur völlig eett
läge bej Ii. i
ti Herrn Carl Ci
L. v. Seeihoi
Herr van Beethoven hat Öffentlich die eben so un-
■ rechtliche als unrichtige Ansgahc eines vierhändigen Cla-
vierausjugs seiner Rtt-Okimärs hei Trautwein in
'■Berlin, verfertiget von Herrn Henning, gerügt. — Ohne
*u erwähnen, was von selbst ht die Augen fällt , dass
ein solcher Vordruck noch schändlicher als ein Nachdem- Ii
ist, zeigen wir dem verchrlicheii Publicum nur dieses an.
dass wir von dem berühmten Tonsetzer schon vor gerau-
mer Zeit das ausschliessliche Verlagsrecht dieses Werk«*
Digitized D/ Google
evworhen haben, und dass davon ein, Ton dem hekann v
i™ Clavicrvirtuoecn Heim Ciernj, unter den Au^en
ilea Componisleri selbst verfertigter AuiEUg für vier Hän-
de, bei uns so eben erschienen ist, wir al6i> im Stande
sind, als rechtmässige Verleger, eine des genialen Ori-
ginal - Werltes würdigere Bearbeitung zu liefern, als die
ron Herrn Henning ein geschmuggelte.
Mains den 3u. Juli i8»5.
B. Scholt't Sähae.
Ankündigung'.
«Juartelt für zwei Violinen,, Altriole und Violon-
cell, von L. van Beethoven» vollständige
Partitur.
Dasselbe Werk in ausgesetzten Stimmen.
Dasselbe Werk für Pianoforte, zu ,4 Händen.
Dasselbe für Pianof. zu 2 HHnden.
Ausser den vorerwähnten drei grossen Werken unser* un-
sterblichen Beethoven, hat die unterzeichnete Verlagsliandluiig
•las Glück, allen Musikfreunden auch noch ein viertes grosses
Werk seiner Muse, als in ihrem Verlage erscheinend, anzuzeigen:
Es ist dyis in allen Blättern als höchsten Gipfel der Initru.
znental-Müsik angepriessene, viel bewunderte neueste Quartett
des ewig unbegreiflichen Meisters unserer Zeit. Voll höch-
ster Begeisterung, kräftiger und schwieriger Passagen , des
liinreissendsten Melodicenschwunges, Am Bezauberndsten Har-
monienwechsels, strömt dasselbe unaufhaltsam fort; plötzlich
scheint derselbe Drang durch unübersteigbare Hindernisse in
Seinem Laufe gehemmt iu werden; es krümmt sich wie ein
in der Tiefe einer Bergachlucht braussender Waldslroru, bis
ihm schnell eine Lichtseite aufgeht, und es nun durch eine
rasche, kühne Wendung seinen vorigen Gang wieder annimmt
und alle Zuhörer mit sich fortreisst. Es ist jenes Werk, vu:i
- dem man in öffentlichen Blättern las, dass die vortrefflichste
Qüartettbeselimig Wiens, yon seinen Schwierigkeiten Euriick-
geschreckt, es eine Zeitlang bei Seite geseilt , aber späterhin
nach mehren Proben es als Besstei Beelfaoven'scher Werke
öffentlich anerkannt und gepriessen hat.
Es erseheint bei uns in folgenden Formen.
a) in vollständiger Partitur,
b) in ausgeseiften Stimmen,
c) im Ciavier -Ausmge zu 4 Händen ,
d) im Clävier- Auszüge zu zwei Händen,
und ausserdem noch in verschiedenen anderen Formen.
DasGauze wird noch vor Ende dieses^ Jahres ausgegeben.
Wir werden es uns zur höchsten Pflicht machen, das so un-
übertreffliche Werk in correctem und brillantem Notenstich
herauszugeben, B. Schoti't Söhne.
■ — 32 —
-Neuigkeiten
welche bei
B. Schotts Söhnen, Groish.ness.Hofmmikhandh
bis zum 30- May 1825
eischicnea lind,
Freie
fl. lr.
Mangold, " Sonallnes u. Pianf. op, 7. . . 1 St
N.-....-jL'.^,'.rr ui,..l (..i,h1!:t p. l'ianf. K... . —
Grosheini , F.rbeite.nmg fiit die Jugend, 3 Lie-
der für Sehn 'cn ......
Wrrner, Oipkohali . . - . -
Köffiier, Puijiüurri p. Giiit, princ. et Piano of
. . . ' . . .
Farorii- fnpp - Laudier , p. PianoF. 253. .
Kiiffiicr, Marche, pour Piaiiaf. 12. 13. 14.
Br«k, Lieder f. 3 KindcT"
KSflner, Ouwrt, p. Mi. mil. op.
Alliier, Ourcrt. Je Leocadii?, p. l'f.
Bipfei, gr. Qüdt.. p , Htb. V. A. et Volle,
Camus, 5 dnos cone. p. 2 Flütej, op. 11.
Kaffncr, Seren, p. Fl. ou V, et Ruit., op. 158.
Foreith, Staberls - Waliter , 1 ii. 2. 3. b. .
Gfr. Webet, njeliritimmigg Gesäuge, np. 41. ,
Rummel, Fantaisie p. Piano/. Ii 4 mains, 51. .
Rossini, air: La calomnie, p. Pianaf,
Auher, Favor.- Walr.er am Lcocadie, 250.
Schubert, Sonate p. Pianof. , 1, , .
Eroet, air: de La Cereatola, de Rossini, p.
Goit. et Ft., 6. ,
— air; de Jeao de Paris, de Boieldieu , p,
Guit et Fl. , 7
— air: du Solitaire, de Carafa , p. Guit. et
Fl., 8. .......
— air: du Barb. de SeT,, deRossini, p, Guit.
Wll,9. ■ . .
— Cayat. alla PoUwo: d' Adelaide I de Cara-
fa, p. Guit. et Fl., 10. . , . ,
— Cavafinede L'ltal. in Aleifii, de Rossini,
•?. Gnit. et Fl., 11. . 6 . . .. .
— Oh dolce concerto, iliaaii p. Mid. Cala-
y lani, p, Guit. et Fl,, 12. . .
Aubcr, Leocadia, Clav. Au*a, , (franzb's. und
deutsch. Te«) ......
Grimm, Potp, p. Cor cd fa , 2 V., A. et Velle.
Horrr.ky, Rondo pour Gnirarre, . .
J. Schmitt, Sonate p. Pianuf. , op. 26.
Pie Wiener in Berlin, mil Clav,- und Gui-
tarreBccomp, . , .'
IS
1
11
S
'i-
3
15
V
ii
1
i.'
1
li
1
-15
56
S
36
.
GS
36
36
56
,36
1 .
16
1
Digitized ö/ Ooogle
B<*r ß , 3hie Eifert, p, Pianof, et Flute, on
Vioi. , op. 17. . . . ■ . .
. F. .KWts, 3 duos rona p, 2 Flui«, op. 56
SbSiIi, lr Quai. p. 2 V., A. et Vcelle,
op. 95
m^uld, ö Polon. p. ;ivet: Vidi. , op. 8
B. Cramer, San. p. PI", op; 47. ( sreonde
edition)
iff„er, Ouvert. p. »las. miiit., op. 161.
äth , divert. k 4 mains p. Pianof., op, 9^.
iljes. Ouvert. da Lsocadie, a.4. raaim, p. PI
and, 1"
ireith ,
Fort setzung der Neuigkeiten
von B. Sek ot.t 's Sahnen,
bis zum 3o. Juli i8i5.
lamme pour le Basson r usse. 12 Ar.
Die Verlagsliandluii- glaubt sich den Danl «ei Publicum?
u verdienen, Jim' sie den Liebhabern hierdurch Mitlei am
[and giebt, dies jetzt io beliebte Instrument leicht uai
ielitig au spielen.
"auvel, Methode eldmentaire de Guitarre ou
Lyre. 1 fl. 30 kr.
Gegenwärtige! Wcrkchon verdient in sehr vieler Bir sieht
len Vorzug vor deu bisher cursireoden Gnitarre - Sciiutirn ;
■: Iii in l'rarir.il.^dici- ?i>rHr!ie jvsrljriebrii ; luX-ie sielt datier
SJ ]d Jemand iijidi-n, da.id^ dm Duit-schen /.i^Stiglidier /u
nachen. JEj enthält die Grundsätze der Musik int Atfgo-
neiiien, eine Tabelle, dai Griffb/el des Insiriinieiirej darstel-
end, Tonleitern in den gi'bra'uci.liclisteii harten .nud weichen.
Tnnsrten, Hebungen Tut das Anschlagen der rechten, so wie)
!}U die FingerseUung der linken Hand in höheren Appliea.
uren, Themen und Lieder mit Variationaa , und eine Aoi-
,vahl von Romanzen versejiiedener Meister.
Aiilhes, 6 Lieder mit leichter Clavierbegleitung.
Op. 5. 36 kr.
Es wä'te ku wünschen, dass jeder Lieder- Compiniitt sieb
tu aetnkinaUcb-gemHthlichen Tone hielte, den der Verlas- .
-er £<?cnwirti£i'i; W'-i imimis so Ui-klici] iraf. IiieUeglti-
lung w leicht ausführbar , and hebt don Gesang auf die. an-
muthiE"« Weise.
Miller, 6 Gesänge für 2 Tenor- und 2 Easssüm-
meri. i fl. 12 kr.
Freqndm rnuutcr."!! Gelange) reicht hier dir Verfasser
ein» schine Gab«; den Tenoristen weiche mit Leichtigkeit
die höheren und höchsten Töne ihrer Stimm* zu benul
verstehen , durfte el be son Jcrs willkommen sein.
Schmitt J., Variations pour Pianöf. ä 4 mah
comp, poiir les Jeunes amaieurs. Op. 27- 3ii '
Op. 28. • 48 J
Jedem angehenden Clavierspieler ist zu rathen, „sein £
vier doch tob dem alte» Trodelkram zu reinigen , und ?:
dessen Sick vorliegende Werkdien des rühmlichst bekannt
Verfassers anzuschaffen , diö sich ihrer Lieblichkeit und j
rer leichten Ausführbarkeit wegen besonder! empfehlen.
Küffaer J., Variationen über das Lied:
„Wenn ich ein §chütBchcn schon mögt',
,.MilssTs ein artiges sein,
, „Uud so irisch wie ein «echt,
„Nicht xu gross und nicht zu klein.!'
für Pianof. Op. 162.. 1 1
Dass Hr. KiilTncr das Angenehme, Leichte and Lieblich eis
dem Nützlichen an Ps Bes&te zu verbinden weis, ist eins bekn:
te Sache; und auch hei gegrn war tigern Wer Lehen wird J'
der, der sich dasselbe anschafft, es abermals bestätigt fiudt;
Kitffner 3. , Potpourri en Quatuor p. Fl<,
Alto et Guit. Op. 155. 1 fl. 24 &
— — Potpourri ■en Quintuor. p. Guit. prinet
Flute ou %r Vlon, second Flox, Alto t
Pcelle. 0/1.156- iß. 36 k
Seines -Namens und seiner früherer Arbeiten .dieler Ar
vollkommen würdig;, schliefen sich ehengenannle Werte:
die Besseren unserer Tage an , und werden den Musikfreund
manchen Abend verschönern und erhöhen,
Schubert G.-, Son. p. Piänof. Liv. 2. i )
Auch in vorliegender Sonate hat der Verfasser den I.k.
habern und Liebhaberinnen des Clavierapirls ein angeneLu:'
Geschenk gemacht, und sicher viel dazu beigetragen, dt:
verschrobenen Geschmacie maucher Neuerer Schranken i
setzen. Seine fliessende JUeladiu zeidtnet es vor vielen dies;
Gattung, aus.
Cramer J. B., Sonate p. Piano/orte. /Op. 4i
seconde edition. 1 ß. 24 k
Wie sehr vorliegendes Werk den Erwartungen entsprje'
t-'h 1 gegenwärtige so iclinctl auf die frühere erfolgte zwei
Auflage an, welche augleich für die Geiungenheit-der Cod
poaition die sicherste Bürgschaft gewährt.
Beethoven L. v., Ouvert. Op. 124, wrang*
pour ,le Pionof. ä i mains, par Charles Czei
n n r- iß- 36 ft
Dass e Jbe Werk, d % mains 3 arrange par Cha'
ies Cztrny. " iß. 12 &
Diajtized b/'Coogle
Die Verlags band hing schmeichelt sich auT den Dank der
musikalischen Weit Airsuruch machen zu könpen , dass sie
die Allrn so werlhe Gabi: uusers Orpheus rein und unver-
fälscht derselben darreicht. Wie sehr die vor! iahenden einzig
rech tniässigcn Ausgaben iq iunerm Wertlie die 'in der Trsut-
wein/schen Musikhandlung, unier dem Titel :, F e ■ t o U V er-
türevonBeethoven, erschienene Cla Vierbearbeitung über-
treffen, wild wolil Jeder auf den ersten Blick erkennen, auch
wouii es nicht schon öffentlich bekannt wäre, dass Beethoven *
jene Bearbeitung bereit s ausdrücklich für gänzlich unrichtig er.
Beethoven L. c, Six Bagatelles p. Pianof. Op.
126. 1 ß. 24 kr.
Unter der so bescheidenen Aufschrift „Bagatelles" beut
hier Beethoven den Musikfreunden ein höcbit geniales Werk-
chen , stets ueti und originell , wie in allen seinen Werken.
Minder Geübtere des CUnerspiels werden ihm noch besonders
Dank wissen, dass er es mich ihnen möglich maeht, sich
seiner erhabenen Ideen zu erfreuen.
Beethoven L. v. , Triette : „Ith war bei Chloen
ganz allein*' etc. , mit Piano fort ebegl. 48 kr.
Dasselbe Werk mit Guitarrebegleltung (Auswahl
Kr. 248.) 16 kr.
_4.iu,i »,ir .1er Tiiuc Mcisti-r,
Die Cilhur Itbt in seiner Hand;
Damit ergüuf er alle Geister,' \, . :
Und gern empfing ihn jedes Land. —
Wem niöglen nicht obige Verse Von Schlegel, als auf.
Beerhoven gedichtet, bei gegenwärtigen? Gescheute, einfallen.
Ewig unerschöpflich lebt er nur Jich selbst. — Das niedliche
leichte I.iedohen, welche» er hier Liebhabern und Liebhabe-
rinnen singt, verdient, auch von dem anziehenden und rei.
senden Texte abgesehen, schon allein um der Originalität der
musikalischen Behandlung willen, den grössten Beifall und wird
ihn unfehlbar überall finden,
Beethoven. L. v. , Opferlieil von Matth isso« : „Die
Flamme lodert ! milder Schein durchglanzt etc."
Op. 121- Partitur, 42 kr.
Dasselbe Werft in ausgesetzten Stimmen. 2 H.
Dasselbe Werk mit Clavierbegleitung. 36 kr.
Wenn zwei der begeistertsten Harfenisten, -wenn ein Beet-
hoven und ein Matthision sich verbinden, so kann nur höchst
Vortreffliches ku Tage kommen. Dass dies nicht zuviel ge-
sagt ist, dessen wird sich Jeder beim Spielen oder Anhören
selbst überzeugen. Durch die vorliegenden drei verschiede-
nen Ausgaben glauben wir 4em Publicum einen wesentlichen
Dienst geleistet zu haben. Das Ganze ist für Eine Solostim-
me gesetzt, deren Gesang von eintretenden Chören aufgenom-
men uud gehoben wird. Der Ciavierauszug ist noch besonder»
«ejjiu Leichtigkeit wegen empfehlungs Werth,
— 36 — ,
Beethoven L. v. , Bundeslied: „In allen guten
, Stunden" etc., von Göthe, für zwei Solo- und
drei Chorstimmen, nebst begleitenden Blasin-
strumenten. Op. 122- Partitur. 42 kr.
Dasselbe Werk in ausges. Stimmen. 2 fl. 2* kr.
Dasselbe Werk mit C lavier bellet «mg. 48 Ur.
Wie innig sieb Beethoven mit Gölhe verschmolzen,
zeigt gegcnwar.tiiies Werk. Nur so hätte Gothe , *viire
er in so h.ih'ni Grade C-mi nonist , als er Dichter isr , das
vorliegende Lied in Musik ausgedrückt. Wie wahr das
Obige bestätigt wird , zeigt Mgimmt , beider C.öttcrvrcrk.
Aiieli hier glaubt sich die \ eriagshandlung ein Verdienst urtl
die musikalische Welt dadurch erworben zu haben, dass sie
drei Ausgaben daion veranstaltete. Die Clavierbegleitung
ist, wie bei dein vorigen, leiehl ausführbar. Freunde ge-
selliger lebensfroher iiusäiige mögen sied bei deu beiden
grossen Meistern noch besonders bedanken,
Fesca, Arno, ich liebe. FilcPianpft u. Guit. 8. 8 kr.
H entliehe Idee, eine musikalische C.oitjugalion 7.11 ver-
anstalten, aiiio, ich liebe, amas , du liebest, avtat , er 1
liebet, amas ne liebst (tu nicht? etc. etc. Wie schön und
wahr dtir Verfasser dies in Tonen ausdrückte, wird wohl
jedermann, der es sah oder hörte, selbst fühlen. Die
Begleitung für beide Instrument« ist sehr leicht.
Tonleiter Für Piano forte, in allen Tonarten, mit
Fingersatz. 16 kr.
Lehrern und Anfängern wird dies Weine Geschenk
höchst willkommen sein. Iis enthält, in systematischer
Folge, die lersibindriitm Tunleitern für beide Hände, mit
beigeschriebener I'ingerselnung , und nach einer jeden ein
uns den ivesrullidulen Hiirmmiiecu der Tonart gebildetes'
kleines Präludium weniger Akkorde.
Köhler IL, tierntiade en duo, ftune execution
facite p. Pianof. et Guit. Op. 149- 48 kr.
Liebhaber leichten und angenehmen Clarier- und Gui-
tarre - Spiels werden bei diesem "Werlte ihre Rechnung
linden, und an demselben den bekannten Verfasser leicht
erkennen. Durch .ichmeU'li.'im.e, angenehme Melodie zeich-
net es sich vor vielen andern dieser Gattung auf's vortheil-
hafteste aus,
Ritter P., Sirdnade , contenant sex piiees de
l'opera: le Mandarin , pour Flute, Alto et Gui-
tarre. i ß- t2 kr.-
Gar angenehm hat der Verfasser die schönsten Stücke aus
seinem belebten .Singspiele: Der Mandarin, hier zu einem
Trio arrangirl. liebem der drei Instrumente sind beson-
dere Sdmii'n'.J^tcii -/ui;er!u!i!i«t, sondern alle leicht aus-
führbar und doch wirkungsvoll gehalten.
t
DigitizGd by Google
— . 37 —
Int e 'l l i g • e n z b l a 1 1
. (9 ü ia © a Ii» a &<* ■
1 8 2 5.
' Nr. 12. ' • "
Redactions - Correspondenz.
W» haben vor Kurzem zum Erstenmal das Un-
glück gehabt, mit einem C orr espondenten uo-
■einig z u werden, welcher uns «inen .Aufsatz seiner
Feder aufdringen will , und uns, unserer standhaften
Weigerung wegen, mit öffentlicher Vei-unglimpfunj bedroht.
Will er die Öffentliche Meinung zum Richter zwischen
ihm und uns aufrufen , so sind wir nicht nur weit ent-
fernt, solches forum zu dccliritren , sondern wollen ihm
hiermit sogar den Weg dazu dadurch bahnen, dass wir
das ganüe , einzig in der statt gehabten Correspondenz
bestehende Factum , nachstehend buchstäblich abdrucken
lassen, jedoch den Namen des Herrn Curr espondenten
aus Schonung vor der Hand verschweigen. Es ist dadurch
denselben die Erleichterung gewährt, dass er, glaubt er
in der That das Recht auf seiner , das Unrecht auf unse-
rer Seite, nur sich öffentlich als denjenigen, mit welchem
diese Cerrcspondenz geführt worden, zu nennen braucht,
und wir haben ihm dann nur die Kosten des Druckes der
Correspondenz erspart; sollte er aber, wie wir von ihm
hoffen, Schamgefühl empfinden, so braucht er nur tu
schweigen, und auch wir werden dann Dasselbe thun.
Die Red. der Cacilia.
Die Correspondeni begann damit, dass besagter Herr
'durch ein — gedrucktes oder vielleicht auch gesebriebt-
l*itltif<Mbl. ■, .1. 3. Bd. Cid»*, F
- 38 — -
ne» Einladungsschreiben, im Allgemeinen sur Einsendung
von Beiträgen >ur Cacilia eingeladen wurde , mit dem Er
suchen, aus zu eröffnen, welches Honorar er wünsche
und mit dem Zusätze, dass er sich der Gewährung dessel-
ben van der Verlngskandlung im Voraus versichert hallen
könne. Die gau/,c übrige Correspondeni ist in unserem
Copirbuch und in seinen Original briefeu noch »ollstäntli;
vorhanden, wie folgt:
Herrn B. Schott's Sühnen in Main z.
. . . . <L ig. April 182.'.
Ew. Wohlgeboren
Scfälliger Antrag zur Theilnahme an iler Cäcüia, den Sie
1 Ihrem Schreiben vom 1a. Febr. wiederholten , war tu
ehrenvoll und schmeichelhaft für mich , als das« ich tk
unbeachtet lassen sollte. Empfangen Sie daher beiliegen-
den Aufsatz über .... für das nächste oder eine der fol-
genden Hefte der Cätilia. Ich wünsche See Lt ein
Thaler für den Gedruckten Octavbogen, und sehe rl«
gefälligen Zusendung des Honorars nach erfolgtem Ab-
druck entgegen.
Mit vollkommener Hochachtung nenno ich mich
Ew. Wohlgeboren
ergebenster
Dr. ......
An die Redaktion der Cacilia in Maim.
Ew. Wohlgeboren
haben vor einiger Zeit einen Aufsatz von mir für die Ca-
cilia, über .... nebst angcliiiugten Leben ...'s empfange:!,
und, nie ich höre, ist derselbe bereits abgedruckt «-or-
den. Da ich mich durch das unvermuthete Ausblei-
h h n mf.
umgehender Post, sein- verbinden. Liusi:liuldificn D Sii: dic-
■e liitlc, die Sie nicht als Mahnung deuten mögen. Ein
Freiexemplar des Hefts der CdcUit, worin mein Aufs au
abgedruckt ist, wäre mir angenehm. Vielleicht wir* ich im
Stande, Ihnen bald einen neuen Beilrag iu liefern, falls
Ihnen der erste zugesagt hat —
Der Erfüllung meiner ergebensten Bitte entgegense-
hend nenne ich mich
Ew. Wohlgeboren
.... d, 3. August iaw. ergebenster
• Digiteed Oy Google
S'r. Wohlgeb. Herrn Dr... In ....
Maina u. Aug. i8a5.
. Ew. WohlRoboren haben wir die Ehre , hierbei Ihr
Uaniucript in Erwiederung Ihres Geehrten v. 3. Aug. i8a5,
ergebensl zurückzusenden , indem Aufsätze, welche im
Wesentlichen nun einem Auszuge bereits gedruckter und
ziemlich allgemein gekannter Schriften bestehen, für un-
screLcser, wie wir hcfiirc'itüji ir..:sseii. nicht, hinreißendes
Interesse haben mögten. Wir wünschten gar sehr, das? es
ll.oen fffhll.^ ic i ii ■)<■«.< , un. tun Ji —et. l-ä.'d^tl .l..r<h
'einen Original -Aufsatz Ihrer Feder zu beehren, welchen
wir promt honoriren zu lassen nicht ermangeln werden.
Hochachtungsvoll empfiehlt sich
Die Red. ihr Zeitichr. Cäciiia.
II. B. Schott'g Söhnen in Mainz.
Ew. Woblgeboren
war ich so frei vor einiger Zeit, um gefällige Berech-
nung und Zusendung des Honorars für den von mir f.
d. Cäciiia gelieferten Aufsatz über .... zu bitten. Ge-
schäfte haben offenbar die ICvfiillung dieser Uitre bisher
verzögert, und ich würde sie nicht wiederlr len, wenn
nicht das Ausbleiben einiger grossem Summen mich in
Kjf' Verlegenheit setzte. Sie würden mich daher sehr ver-
binden, wenn Sie die hier ausgesprochene lütte, wo mög-
lich mit umgehender Post erfüllten.
Mit lollhommener Hochachtung nenne ich mich '■
Ew. Wo hlgeboren
.... d, ^4- Aug. i8i5. ergebenster'
Dr. ......
An die RecUction der Zeitschrift
Cäciiia in Btainz. - \,
Ew. Wolilgeborcn
erhalten hieb ei den von mir für die Zeitschrift Cäciiia ge-
lieferten _4ufsatit zurück. 5ach Ihrem «riefe vom 11.
Febr. d. 3. verlangten Sie einen Aufsatz von mir, der
nur in irgend einer Beziehung mit Musiii stünde, und
äusserten das von mir zu bestimmende Honorar zu be-
willigen- Dass der Ihnen- gesandte Aufsatz Ihren Ideen
nicht entspricht, konnte ich nicht voraussehen ; aber sq
vierist wenigstens gewiss, dass Sie verpflichtet sindyilin
auf massige Weise und auf's geringste mit (gl* 1 Louisd'or
per Druckbogen im honoriren. Wenn Sie auf diese Wei-
«e mit Schriftstellern »erfahren *u tonnen glauben, uud
verlangte Aufsiil/e ohne zureichenden Granil nach einem
Raum von fitrtf Monaten nrifrancirt zurückschicken, so
haben Sie «ich wenigstens bei mir durchaus verrechnet.
Kli sehe Dt ich, unfein mein Aufsatz einmal iier Zeitschrift
Cacilia durchaus unuürdig ist, genöthtgt , auf die Zusen-
dung des Honorars nach obiger lie.stiminung spütrsteiui
bis zum i5. September zu bestehen. Ich js weifte «war
nicht daran, kann aber nicht die Bemerkung unterdrük-
keu, dass, falls diese rechtmässige Zahlung ausbleibt, so-
gleich nach anberaumten Termine die Cacilia in dem Allg.
Anzeiger d. Deutschen «der in irgend einer andern Zeit-
schrift mit einem Complim.cn tc begrüsst werden soll, tUss
ibr eben nicht behagen möchte. Ich bin in diesen Fällen
ein Mann von Wdrt;
Hochachtungsvoll
.... d, »o. Aug. i8a5. 'Ihr
ergebenster
An Herrn D r. ....... i n ... .
Main?! t5. Sept. i8s5.
Wir halten in unseini cr^bsten Schreiben v. 11. Aug.
die Ehre, Ihnen in den geiindcslen Aiiiiiriic>.en die Ur-
sache zu'eriifl'ncn, warum wir einen, so offenbar aus ei-
nem langst gedruckten Buche herausgeschriebenen Auf-
satz, wie der, welchen Sie uns anzubieten keinen An-
stand genommen, der uns übrigens ziemlich verspätet i
wahrscheinlich durch Handelsgeiegenheit , zukam, 'nicht
brauchen können, Dass Sie diese unsere , so schonend
wie möglisli ausgesprochen gewesene \eusserung mit so
heftigem und so un.i nslaiuli;; in Limiten aufnehmen (oh.
ne Zweifel eine Wirkung der Sie grade in diesem Anteil-
bliche drängenden Geldverlegenheiten, deren Sie in zwei
Briefen Meldung thun,) müssen wir zwar sehr bedauern,
allein Sie konnten uns zutrauen, dass wir uns durch
dieses Ihr Benehmen nicht werden nüthigen lassen, einen
Beitrag aufzunehmen , von welchem wenigstens wir unse-
re» Bcdünkciis keine Ehre haben würden. Noch geringer
schlagen wir Ihre Drohung an , uns im Anzeiger der
Deutschen ein übles Cumplimcut darüber zu inachen, dass
wir Ihnen hier nicht zu Willen gewesen. Wenn Sie
dadurch zu gewinnen glauben, dass Sie dem Publi-
cum behannt werden lassen, dass Ihnen der Versuch mis-
I Uli gen ist, uns ein als uubi aui hbar reiusirl es iWanusciipt
durch unanständige Zudringlichkeit aufzuniithigen , so
steht Ihnen natürlich jeder beliebige Weg zur FublicitSt
nnrerweurt. Sehr wahrscheinlich werden wir sogar auf
Ihre Verunglimpfungen gar nicht einmal antworten, in-
dem wir" in der öffentlichen Achtung und iin Vertrauen
unserer verehrten Mitarbeiter fester zu stehen glauben,
als dass uns das, was wir hier von Ihnen zu fürchten
DigitizedDytioogfc
habsn, schaden könnte; übrigens miigte schon ein treuer
Abdruck unserer Korrespondenz in unsern lilättern, auch
ohne allen Commcntar, genügen, Ihr Benehmen und de j-
sen Triebfedern hinlänglich ku beleuchten , und Ihren.
Namen, wenn wir ihn dabei nennen wollten, wenig neun
Ehre zusetien.
Jedenfalls haben wir die Ehre Ihnen hierbei Ihr Ms-
nuscr. nochmal mit der Versicherung zurückzusenden ,
dass dtirgleichcn Arbeiten für unser Institut gäny.lich un-
brauchbar sind; wir drucken uns fortwährend so siho.
nend wie möglich aus.
Dass das Manuscript Ihnen iniigesmal unfrauhirt zu-
rückgesendet worden, ist uns unbekannt, und jedenfalls
nur ein zufälliges Versehen der Ycrlaghandlung, welche
sonst, nicht nur die Portoauslagen für so viele ihr ange-
ten werdende unbrauchbare Mapte (jedultig zu tragen,
SOndori: sie sogar gewöhnlich fraiiliirt zurückzusenden
pflegt. Wussjen wir den Betrag Ihrer Porto - Auslage ,
der wohl nicht gross gewesen sein kann, so wollten wir
Ihnen denselben gerne hierbei gleich zurückerstatten: uud.
bleiben dazu jederzeit bereitwillig...
Wollen Sie, statt des nieder zurüchfo Igen den Manu-
»criptes, uns mit einem andern, annehmlicheren Aufsatio
beehren, so wird sich vielleicht Eines ins Andere ausglei-
chen : nur versteht sich, dass wir uns eben so wenig hier-
durch anheischig machen, dasjenige, was Sie uns etwa
anderweit senden wollen, jeden fa Iis unbesehen*
anzunehmen, al* wir dieses jeinal gethan haben und als
irgend eine ltedaction in der Welt es jemal gethan hat
oder thun wird.
Wir zeichnen mit Achtung
Die Red. d. ZeUtchr. CäcUia.
Anzeige
an die respectiven Abonnenten
betreffend die
schnellere Spedition der Gäcitiehhefte.
D. uns. von einigen . Abonnenten Klagen über
verspäteten Empfang der erscheinenden Heile ge-
äussert worden sind, so laden wir diejenigen,
welche die Cacilia schneller zu erhalten wün«
sehen , als es auf dem , freilich mitunter gar
langsamen Wege der Bucbhandelgelegenheit durch
Frachtfuhren, möglich ist, hiermit ergebenst ein,
Digitizedöy Google
derjenigen Buch- oder Musikhandlung , von wel-
cher Sie die Cacilia beziehen, oder in frankir-
ten Briefen uns selber unmittelbar, zu eröffnen,
dass sie die Hefte durch Postwagen zu erhalten
wünschen. Sie werden umso weniger Anstand neh-
men dürfen, solche Verfügung zu treffen, da der da-
durch entstell eude, ohnehin im Durchschnitt nur et-
wa sechsmal im Jahre Vorkommende Portoaufwand
gering, und überdies ja, durch die ausserordentli-
che Wohlfeilheit des Abonnementpreises, schon
im Voraus vergütet ist.
Übrigens sind wir benachrichtiget, dass, was
insbesondere die Versendung in die K. K. Öst-
reiebischen Staaten betrifft, die Spedition unserer
Hefte an die dortigen Buchhandlungen und Abon-
nenten mitunter auch, und zwar grässlentheils ,
durch die vordersamst einzuhaltenden gesetzlichen
Formalitäten der dortigen tonsurans talt aufgehallen
wird.
Überhaupt aber mag die Schuld der Verzöge-
rung gar häufig auch in der Nachlässigkeit der Hand-
lungshäuser liegen, bei welches die resp. Abonnen-
ten die Cacilia bestellt haben; oder auch in der
allzugrössen Sparsamkeit mancher Buch- und Mu-
sikhan diu n gen,. welche uns ausdrücklich aufgegeben
haben , ihnen die Hefte nur immer gelegenheit-
1 i ch anderer Sendungen mit beizuschliesscn, was sich
denn freilich oft erst nach Monaten zusammenfindet.
B. Schott's Söhnt
Gro teil erzog]. Hofmusihliondiung in Mainz.
— 43 -
Einladung
nur
S u b s c r i p t i o n
auf die
drei neuesten grossen Werke
L. van Beethoven,
1. "M(#ta solenn is, /J-dur, op. 123. , •
1. Gros«« Ouvertüre, C~&av, op. 124 *) und
3. Sinfonie in d-woli, mit C hären, op. 125.
Mains, bei Schott.
Der Genius der Harmonje ist unserer Zeit besonders gün-
stig. Kaum erlischt ein glänzender Slern am musikalischen
Himmel, kaum verstummen die Tiine eines geil! reichen Coin-
positeurs, so erglänzt ein anderes Genie, den beklagten Ver-
lust iu erteilen. Mozart und Havdn schwenden, da gab
uns die Vorsicht einen B t> f l h o v e n , der an ihre unsterbli.
eben Werke die (einigen anreiht, völlig würdig, an ihrer
Seite die Bewunderung der Welt tu theilen. Die Originalität
■einer Harmonie, das Liebliche Und Ausbrechende seiner Mo-
dulationen ist uniibertrefTbar und fües'st rein aus der Fülle eines
reiche n Genius.
Die unterzeichnete Musik haniilutig itt hoch erfreut, den
Freunden der Kunst den lange ersehnten Grnuss der vortreff-
lichsten seiner Cfcmpositionen darbieten iu können.
Diese viel bewunderten Werte erscheinen in nachstehen-
den Ausgaben:,
1. Die graste Missa solenn-is, op. 123,
a) in vollständiger Partitur-, ■
b) in ausgesetzten Orchester.- und Singstimmen, und
c) im Ciavier- Auszüge mit. Singstimmen.
2. Die<?Bt>erfÜrefur grosses Orchester, op, 124,*)
d) in Partitur,
e) in Orchester- Stimmen.
3. Die grosse Symyhonie. mi* C kören und Solo-
Stimmen (ither Schillers „Lied an die Freu-
de"), op. 125,
fj iu Partimr,
g) iii Orchester-, und SiiigJtitnmen ,
Alles mit dazu gehörigen Verdoppelung* - Stimmen ,
") Nicht iu verwechseln mit einer anderen, vor einiger Zeit
bei Steinet in Wien erichiciteueii fierlhoreji 'sehen Ou-
vertüre Op. 115 , gleichfalls aus C.
■ Oigilized ö/ Google
44 —
Das Game wird noch im Laufe dieses Jahres ansgerjfjbem.
Die Verleger werden es als eine ihrer schönsten I'flicTileii ib-
sehen , solche köstliche Werke äusserst entrect und in acho-
nem Notenstich auf schönem Papiere, hervorgehen zu lassen.
Um dem Publicum die Anschaffung dieser Kunsischä'tie
möglichst iu erleichlern, wird der Weg der Subscriution : er-
öffnet, und zwar unter folgenden Bedingnissen:
Es kanu nach Belieben auf alle Werke lusammen , also
auf die ganze Auflage, subscribirt werden, oder auch nur auf
Eines oder einige derselben; z. B, blos auf die Partitur der
Mesle, ohne die Auflegest! romen, — oder blos auf diese ohne
jene, oder blos auf den Ülavierauszug, — auch auf eine be-
liebige Aniahl VerdoppelutigssHmuicn , u. s. w,
Da die Bogenialil noch nicht genau angegeben worden
kann, so wird nur im Allgemeinen festgesetzt, dass der ge-
druckte Bogen nicht über zxhn Kreuzer rheinisch kosren wird.
Nach Verlauf der Un terz eich nun gsfrist , welche bis Ende
Octobers d. J. offen bleibt, wird ein bedeutend erhöhter La-
den prtis eintreten.
Man kann in jeder soliden Buob- oder' HusikhantHung .
«ubsoribiren.
Man bittet, Namen und Wohnort deutlich Und mtrwei-
rieutig iu schreiben, weil du Verzeichnis der resp. Subscri-
benttn den Werken vorgedruckt werden soll.
Maine, am 20. April 1825.
Da die vorstehende Subscriptions-Anzeige '
in manche Gegenden sehr spät uijd zum Theil
noch gar nicht gelangte, so wird hiermit der
Sübscriptions-Termin bis Ende December d. J.
verlängert und die Anzeige damit verbunden,
dass
die Ouvertüre
den ' 25- October zum Versenden bereit sein
■wird. Der Subscriptions-Preiss derselben be-
trägt, zu zehn Kreuzer rheinisch per Bogen:
für. die Partitur 2 fl. 30 kr.
für die Orchester - Stimmen 3 fl. 36 kr.
Mains d. 37. September ljlsä.
B. Schott's Söhne.
□ igitizedbyGix>gie
Ankündigung.
Quartett für zwei Violinen, Altviole und Violon-
cell, von L. van Beethoven. ' Op, 127.
Vollständige Partitur. ' .
Dasselbe Werlti in ausgesetzten Stimmen.
Dasselbe, für Piano forte zu 4 Händen.
Dasselbe , für Pia not', zu 2 Händen. *
Amin den vorerwähnten drei grossen Werken nnsers no.
jtetblichun Beethoven, hat die unterzeichnete Verlaghandlung
dal Glück, allen Musikfreunden auch noch ein viertes grosses
Werk (einer Mose, als in ihrem Verlage erscheinend, »diu-
(eigen: Es ist das in allen Blättern als höchiten Gipfel, der '
Instrumental-Musik angepriesene, vielbe minderte neueste
Quartett des ewig unbegreiflichen Meisters unserer Zeit, voll
höchster Begeisterung, kräftiger und imponirender Fasragen,
des hinreissendsten Melodieensohwungei , des bezauberndsten
Harmonienwechsels. Es ist jenes Werk, von dem mau in öf-
fentlichen Blättern las , dass der vortrefflichste Quartett-Ver-
ein Wienl, Ton leinen anscheinenden Schwierigkeiten zurück -
geschreckt, es anfänglich eine Zeitlang bei Seite gesellt,
aber späterhin, nach mehren Frohen, es als das vortrefflichste*
aller Beethoveu'scher Werke öffentlich anerkannt und gepries-
Es erscheint bei uns in folgenden Auflagen :
a) in vollständiger Partitur,
b) in ausgefeilten Stimmen,
c) im Clavier - Ausiuge tu 4 Händen,
d) im Ciavier. Auszuge zu 2 Händen,
und ausserdem noch in verschiedenen anderen Formen,
Dm Game wird noch vor Ende dieses Jahres ausgegeben.
Wir werden es uns zur höchsten Pflicht machen, da» so un-
übertrefflich* Werk in correctem. und brillantem Notenstich
herausgegeben.
Wir machen insbesondere auch darauf auf.
merksam, dass wir von Hrn. v. Beethoven das
game und ausschliessliche Eigenthnm dieser
Compagitien und das Vcrlsgrecht derselben
_ 46 -
ijulUn Gest«! ten und Arrangement], etw erben
haben, (o dasi kein Verleger wtdtrdeilo- noeli
Analandel mehr Von dem Herrn Componis ten
irgend einReohtanderselbener werben kann.
B. Sckoti'i Söhne.
Privilegien
gegen den Nachdruck
der vorstehend erwähnten
va.n, Beethovetischen Werke
betreffe n d.
Die G russhenogl. Hessische Hofrausikliandlung B. Seliotl'j
Sühne beeilt sieb, mit dankbarer Anerkennung, den grossmG.-
thigpn Hfrliutii stur oit'euilirlieii Kestntnis iu bringen, welchen
bis jetio sowohl S. Mü|. der Küttig Ton Preusscn, als auch des
Kmiigs von Bavert) Majestät, der HerauEgabe der vorstehend
erwähnten sowohl, als auch noch einiger anderer r. Beeiho-
i vcn'sc!ierConi ; K>silioi)eii, allcrgnk'digM zuzusichern geruhet ha-
i ben, mit dem Bemerken, dass^Klmlifhcn edelmfilbigen Sclxuii-
briefeji aucl) von mehren anderen europäischen Höfen , und
nameullich auch von Seiner Majestät dem Kaiser von Oester-
' leicll , bereits mit Zuversieht entgegengesehen wird.
Privilegium
für die Gebrüder Seliott, Mnsik-
Stecltev undMimkhändkr in Main«.
9ÜÖ3-. 2. Aug. 15 ggr. pra^Silmptl,
„Den Gebrüdern Schölt, Musik sie ehern und Musikhind-
lern iu Majiti, wird auf die nlchit folgenden lehn Jahre
das Recht lüm ausschließlichen Verlag innerhalb sämmtli-
eher Hünigl. Preuss, Statten der in ihrem Verlage erschei-
nenden musikalischen Compolitionen Ton L, Van Beeil] o-
veu, als:
1- öpferlied von Matihison, in Musik gesellt, Op. 121.
2. Bimdeilied von Güthe, in Musik gesetzt, Op. 122,
3. Missa sohnnis in D-dur, Op. 125.
4. Grande Ouvertüre in C-dur, Op. 124.
5. Sirophonie mit CW über Schillers Lied: An die
Freude, Op. 125.
6- Bagatelle! für Piannforle , Op, 126.
7. Grand Öuatuor filr 2 Violinen , Alto und Violon-
ceü, Op. 127, und
.8, Lied: icli war mit Chlorn. ganr allein; mit
pagnement des Pianofonc , Op. 128.
diiEestalt erlhrllt, dass während des Gedachten Zeitraums
ouch der Verkaufeines ei wi anderwit iiiiteniömmcrRn fisrl,"
drucks nicht gestattet scyn soll, Lei Vermeidung der durch
das Preuss. all.em^ine Landrecht festgesetzten 1'olgcn dei
widerrechtlichen Nachdrucks,
Berlin den 15. August 1825. '
Ministerium der Geistlichen., Ministerium de! Innern,
Unterrichts- undMcdizinal-
Angelegeflheiten.
In Abwesenheit und im. Auftrage der Herren Chefs
Eicellein.
V. Kampz* (L. S.) Crehler.
ItünigUch Baionsche ausserordentliche Gesandte
und bevollmächtigte Minister
Grossherzoglick Hessisclien Hofe etc.
Herrn B. Schott's Söhne* Hqfmusikalienliändler
in Maynz.
In Erwiederung der, von den Herrn Gebrüdern Schott
in Mainz, an Seine des Küm'gs von Baiern Majestät gerichte-
ten , biltlichen Vorstellung: — • „um Erlheilung eines König),
„allergnädlgsten Privilegiums, gegen den Nachdruck oder Nach-
„stich der in ihrem Verl age t rieh .•Inenden van Beethov'enschen
,, musikalischen CorapositioHcn , Op, 121 bis- 128." — ist der
Unterzeichnete allerhöchsten Orts heaui'tragt worden, denen-
lelbcu. Hachs tobende* zu eröffnen :
„Bei dem wirksamen Schutz, welche Seine MajwtSt
„der König auch ausländischen Verlegern, aui Erfor-
„derniisin jedem einzelnen lalle, ohnehin augedeilien
„lassen, bedarf M für die fraglichen Verlags- Artikel
„der Gebrüder Schölt kein» uesonderu allerhöchsten
„Privilegiums."
Dieser Königlichen allerhöchsten Erklärung und dein ihm
«(gegangenen , deriell-en entsprechenden Auftrage /,u folge,
entaieht demnach der Unterzeichnete nicht, die flrrrn Gebrü-
der Schott, davon ohne Vera ug in Kenntnis! zu setzen ; indem
er zugleich diesen Anlass ergreift, um den Ausdruck seiner
lioclischätiui;gsvollen Ergebenheit darzulegen.
Dtumttadt den Uten Julj 1826-
F. Vt Sulzer.
Subfcriptionsanz cige.
Im. Vnim in C, •.eixiirimSn r-vte* A « f» -£ l
*(••, Jahci, da* iMtttfer.. De EcfcnNBE, U~Mrak r*
•tut n« Gm Earmii , wtiekt *m Ja&e-ifaBe irr äCaic-
gr*t B'pMstf Sc. i-wip. Hofei-zl iet Gnokanp wo« Sk^
•es Wmm, aa> lies Wteaba ü Wüar aai%e£ctkxt to
de, i* Ftttitia mil btiirtäriem CI«riR>m(ii Ipimi -
< o-, «riet* Ort Eoit dicMs J«kr. o#-i UnK- De Äc& c-
S(J*a* d*< YVcrir< .tUt Mf oknfrGkr 12 Bogt* L t »Ii i
Di* VrrUgibinitonewTrJ füT iclrne* Aannc
rrgen, nnd tollen JüKiaa da SoaKTÜroten dem '
-e EicDjp" u i"r
in Wriinat an den Verli-er, PH, Wenlicl,
ia Euoorn an C BicbnlDi, '
in Miiu in B. Schott'i Sohne
d Jede andere tolide Mniik - oder Buchhandlung neu
Wentzel ,
Muiik- Handlung.
Anzeigen.
Im Verlage du Uiileneichnetenwird in Konem erscheinen
Israel in Egypten, grosses Oratorium von 6. F.
IJündel. Übersetzung und Klavierauszug von K.
Breidenstein.
Diele* grouarligr Werl d« «niterhli'eheB Heister« in
«Un lioesl all eine ;
kinot. »r* JjeTOrtteliei
vttiichcrn zu dürfen gk__.. -
in lüder li<:lrii:ili^:n. Auiser tleni Klavierausz:: j
werden auch die eimelnen Stimmen bciond er ( gedruckt und in
beliebiger Aniibl verkauft.
II Crociato in Egitto, Musica del Sign. Maestro
Giachino Mayerbeer. Klavierauszug mit deut»
schein und italienischem Text.
Diffe Oper unrers Landsmanns liai in Italien so viel Gtiiok
gemacht, dasj sie aucli in Deutschland bekam« tu werden
verdient und ein eben so k'bhafies Interesse für sith iu er-
regen hoffen darf, -* ,
N. S im rock in Bonn.
Geschichte der Musik, für Freunde und
Verehrer dicsei- Kunst Nach dem Franz.
der Frau v. Bavvr r frei bearbeitet von Aug.
Lewald. Mit Kupfer u. Musikblatt. 8. Nürn-
berg, Haubens tricker, Velindruckpap. geheftet
1 fl. 48 kr.
st so eben in meinem Verlage erschienen and in illen deut-
elten Buchhandlungen tu haben.
N. Haubenstricker. .
A n z' e i*g fe
einiger der neuesten Verlagswerka
von
fohann Andre' in Offenbach a. M.
säramUich nach den Original-Manuicripten herausgegeben'.'
liiffner, Ouvertüre für 2 Violinen, Branche, Violoucell
und Contrabass, 1 Flöte, 2 Oboen oder Ct«] netten, 1 Fa-
gott, 2 Homer, Trompeten und Pauken. Qp, 172. D-dur,
mit einer Introductinn in tLmoll. 2 fl. 45 kr,
- OüYemire für dieielbe StiiumeBbesetiuncf. Op-li3. D-dar.
. ■ 2 fl. 45 kr.
- Ouvertüre, Op. 114. Stiojmenbesetzuug wie die vor-
hergehende, C-dur mit einer Introduction in e-moll.
2 A. 45 kr.
- Ouvertüre. Od. 175. Gleiche Stimm eubesetiung. £-dnr.
; 2 8. 45 kr.
Diese 4 Ouvertüren sind vorzüglich zum Gebrauche für
iebhaber - Conrerte bestimmt und gehören, was eine gut
arbeitete lebhafte Durchführung und gute Instrumentirung
ibetrifft, iu den besten Arbeilen dieses mit Recht so be-
ehren Componisten , daher sie , verbunden mit ihrer ldch-
n Ausführbarkeit, gewisi eine lelur günstige Aufnahme
>r dienen.
um tu er, AmmemcnU für FlEte et Guitirre.
3, ' '
Op. 18. Nr.
1 fl. Ufa.
— 50 —
Iii die FoTtaHemiK der beiden bereits froher ia 3mT*r'.\
VerlBfisIiaiidluiig ersehiencm-ii Nummer» und ebenso briU
lTlr die Flöte, »1» j]»eekmi[sJig begleitend für die Guiu
gesellt, und daher allen Licblv.hf-rn dieser beiden rnstruai
te aU «ine reclLt inKreisauto Unterhaltung zu empfehlen.
Kummer. Amüsement* für Flöte und Pianof. Op. I
Kr 3. 1 A. 21
Dasselbe Werk, wo Matt der Gaitarre, das Pianoforw i
begleitende Stimme ist.
Kammer, 3 Dnoi brillant« fdc *2 conoettante Flöten. C.
25, Tonarten G-dur, -rf-dur, e-moll, 2 fl- 50 lf
Diese Duette sind ganz dem Tilel einsprechend , er,
Iant und eanxertirend , dabei eilt spielbar und intereüi
dur oli geführt gearbeitet und müssen daher allen &16tes»j»
lern eine höchst willkommene Erieheiming sein,
Mozart, grosies Trio für Pianof er le, Clarinetr und AU
0 P . 14. . . 1 B. Mb
Dieses bisher nur mit einer ganz unrichtig als Chnnffi
Überschriebenen Violinbegleitutig bekannt gewordene In
in £j-uur, b/ö Takt, erscheint hier zum erstenmal mit fr
tob Moiart selbst gesetzten Clarinelle in 3, und naeli am
hin [erlassenem Original- Manuscripte h e ran s gegeben. DieCI>
rinelt-Siiuim» ist zugleich, für die Violine arraugirt, belsläa
beigefügt.
, Neumann, 8 Emdes oder Capricen für darinelt. Sr.f:
celteui dem Herrn Grafen C, Ton Westphalen zugeeilt.;
Op- 15. »*
Diese Stadien erfordern Tiele Äuftnerliamkeit und uti
nur für bereits geüble Spielet bestimmt , welchen *ie s-f
»Loh um so mehr interessant Sein werden.
Schlosser, Quatnor ,für 2 Violinen, Alto u. Violoncell. s
Hoheit dem frin«» Emil zu Hessen - Darinstadt «ugeeijK.
Op. 15. /-uioll , der letzte Satz F-dur. 2 3tl t:
obgleich demuach all. 4 .Stimmen gloiclies Iuleresse htfc»
- '-t dbch die erste Violine vorherrschend und datiri
n Componisien wie flr. Seeto
Schlösser, Concertino für Horn mit Orchester-, Qoarie
oder Pianoforte - Begleitung , dem flr. Dattprat in Paris I
geeignet. Op. 16. 45 1
Dieses eigentlich für ein Secund-Hom in Et geidiricbi
Concerlino besteht aus einem g es angvollen Einleitungs-Aa
gio, ein tat Thema mit Variationen, einem kurzen Zwiscli
Adagio und darauf folgendem Alla - Polaoca , uud diejenfE,
Seiner dem Insitumt-ntc gjnt anpassFnden Passagen der Pr
•ipai-Stimme, (reiche nicht zugleich für «in Priia-Horn ai
Cigitized öy Google
51 -
füti r her sind, sieben in doppelten Noten für beida Horner
dl. llucch da) Arrangement des Otcbesirrs für Ovarien oder
FiJ'.olcrte eignet sich dir» ohnehin sehr gefällig« Composi*
Üon für jeden musikalischen Zickel.
S,«bmiJt, 2 Potpourri» für Violin» mit Brgl. des Piano,
forte. Op-(j. Der Erlauchten IteichsgrÜfin lind edlen f rau
Caroline Louise iu Sebaimihurg- Lippe gewidmet, i 0. i5 kr.
Von einem Geiger und Componiituu wie Hr. Joseph Schmidt
in Bückeburg ist, der seine Studien unter den r rsiru Meistern
Tollendet hat, Hess skh mit Recht eine für die Violine so
brillant als gesaugvoll geseliM und gut gearbeitete. Composi-
tum erwarten, welche' bei allen Liebhabern der Violine die.
beste Aufnahme zu finden verdient.
C. Sp>hn, Favorit-Tänie de* Offenbacher Cisino für Pisno-
forte. "te Sammlung. ' 48 kr.
Diese Sammlung enthält die neuesten und beliebtesten Tan-
ne , zweckmässig und doch nicht sohwtr spielbar fürs Fiauo-
forte arrangirr.
Täglich sheek, brillante Variationen über ein Thema der
Gazza ladra von Rossini für die Violine, mit Begleitung
des Orchesters oder des Fianoforte, seinem Lehrer und
Freunde Herrn P. RoTelli, Kapell. Direktor zu Bergamo
zugeeignet. Op. 1. Tonart ^-dur. ' 3 11.
Herr TägKchsbecktK.BeieriselierKflmmprmiisikus inMün.
eben, welcher lieh auf leiner letzten Kunstreise den ihm vor-
aus gegangenen Ruf eines voriUglicheu Virtuosen auf der Vio-
line Begründete , hatte diese äusserst brillante und dabei Be-
langvolle Variationen überall mit dein gröbsten Beifall Torge-
tragen, daher sie allen Geigern und Liebhabern dieses Instru-
mentes eine höchst willkommene Erscheinung seiu werden,
and dies um so mehr, da man sie auch mit dem Piaaofort«
oder Quartett allein aecompagniren. kann.
Neue Musikalien
im Vertage
der Hqfmusikhandlung von C. Bachmann
in Hannover.
Ostern 182 6.
Musik für Saiten- und Mas - Ir.Hrument:
Fürstenau, A. B. , Variation.» pour Flute prina atee
Orth. 0. 16. , i m i g 6 r.
Maurer, Louis, YarintiMW sur un Air de l'Opera: La
Familie suisso, iiour \ 1. ,iv K Oreb. Ü. n3. j Thlr. 4ggr.
— . Potpourri sur des Thunes de l'reciosa, pour VI. aice
Orch. 0. -j4. '
Slowitscliek, .7. G., Rondo f. Mölme, mit Begl. v. ?
Violinen, Bratsche u. VIlc, Contrab. ad üb. 0. t. 20 ggr.
Weber, C. W. v. Our. aus Eurvantlie, orr. f. a Flöteu
von J. H. Wagner. 8 ggr.
Für TianüJoTte.
Amon, 3. Adagio et-4 V«ri«ftms. & ggr.
Auswahl der neuesten und beliebtesten Tänze. Kr. n.
entli; Walzer aus dem Freistil« tz, vom Grafen von
Hedem, Walser und % Ecossaisen von Hischoff. / ( ggr.
— Nr. Ii. enth. : Walser aus dem Einsiedler. 4 ggr.
Körner, G. F. Variation* fatilcs. 4 g6 r -
Weher, €, M. y. (luv. aus Euryamhe, arr. von Sippei,
für Pf. allein. 10 ggr.
— ; idem arr. von Sippei zu 4 Händen. 14 ggr.
— Hochzeits- Marsch aus Eurvanthc, für Pf. allein. 4 ggr-
Für Gesang. ,
K r cutz er, Conr., aus Libussa, mit Pftebcgl. Mr. i. Ca.
vat. : Ijockend schallen aus der lerne. ' 5 ggr.
— Kr". 6. Ree. u. Arie: Ja fest beschlossen ists. J ggr.
— Kr. 8. Polon. : So mög't ihr muntern Thicre neiden
■ 1 ggr.
— Nr. io; Romance : Erst diese P cht 5 ggr.
~ Nr. ao. Arie : Nun brich hervo. verschlossene Freude. -
7 BF"-
— aus Libussa, • mit Guit Begl. Nr. i. Cavat. s Lockend
schallen aus der Ferne. 4 ggr.
— Nr. 8. Polau:. So mög't ihr. muntern TMcre weiden.
5 fif*
— Kr.« io. Arie. Nun brich hervor, vcrschlossne Freude.
. II u h I n u, F. aus Elisa, Bom. : Mit blut'gem Schwer dt ging
Saladin, mit I'f. oder Guit. Begl. 4 ggr.
Reichardt,' Gust. 6 Lieder vor. GStbe, Keck, Mattbiwon
und Körner, mit PA oder Guit. Begl. 3tes Werk, itos
Heft. 14 ggr.
— Einzelnen: Kr. i. Lied aus Prinz Zerbino, von Tieck :
0 alte Heimatb süss. 4 ggr.
— Nr. i. Trost eines guten Gewissens auf dem Kranken-
bette. 4 ggr.
— Nr. 3. 'TodtenJirani für ein Kind, von Mattbisson. 4 ggr.
— 'Nr 4. Das gestörte Glück, von Th. Körner: Ieh hab
ein Ii ei sses junges Blut. 5 ggr.
— Nr. 5. Mignon, vontiolhe: Kennst du das Land.5 ggr.
— Nr.6. An die Vergangenheit: Wo find.' ich cuch?3ggr.
Weber, CIO., aus Euryanthe , mit leichter Pftebcgl.
von J. H. Wagner. Hr. a.' Roma'nce ; Unter bliih'nden
Mandelbiiumen. 5 He _
Weber, C. M. f., Nr. 6.. Ca*.: Glöcllein im Tlufe!
Biesein im Bach. . 4 ggr,
— Kr. 6. Arle: O mein Leid ist tinermessen. 5 ggr!
— Kr. 7. Duett: Unter ist mein Stern gegangen. 7 gar.
— Hr. i3. Hin nimm die Socio mein. 7 egr.
— Kr. 17. Scene u. Cav. : Hier dicht am Quell, wo W?i.
den stehn. 5- ger.
— aus Euryanthe, mit leichter Guit Begl. von J. H.
Wagner. Kr. 1. Bom. : Dntcr Wüh'nden Mandelb Sinnen.
— Kr. 6. Cav. Glöcklein im Thale! Biosein im Batt
— Kr. 6. Arie: O mein Leid ist unerro essen. 4 eir; ,
— Kr. 1a. - Webn mir Lüfte HuEi. 2 glr.
— Kr. 18. Jäger - Chor : Die Thaie dampfen, die Hölicn
* lab »- 3 ggr.
Für Gultmrr*.
fireutier, Jos. nPiecespour * Fl. et Guit iThl. 16 ggr.
' Unter der Presse sind:
Pech atschek, F. Grand Potpourri p. VI. iv. Pf. O.13. '
P p£ 0UIT * Til ^"' CS dc i0 P era Euryantha pour
Zu Sehne ider s Weltgericht sind die Chors mestimmen
hthograpl.i.i K u 1 3/4 ggr. Ketto der Bogun , auf fegt«
Rechnung hei mir zu bekommen.
In Leiptig rindet man diese Musikalien bei meinem Co.
missiouair, Herrn C, H. F. Hartman».
Weitere neue Musicalien
der C. Bach mann 'sehen Ilof - Musik handlung
in Hannover.
Für Sailen- und Blas- Instrumente.
Albes C. W., Tänze für Orch. ite Lief. 16 g
Aubor, Ouv. und Gesänge cus dem Schnee (ur a
1 Tbl. 8 g
— Ouvertüre daraus 8 g
.Auswahl helit-bter Lieder für 1 Fl. S. 1 -3. a 4 e
Auswahl beliebter Tänze für 1 Fl. K. 1. 4 g,
iMtfllpnil, 1. 4. 1. bj. St<ili». G
Digitized by Google
j: . — M — '
E Hemhausen H.,' Gr. Polonaise p. Fl. avec Orch. Ol
0 6- 1 Thlr ' M -„
Fischer J. G. C. , (El 8tb von Walch) Tänie für Orch,
ite Samml. . » Thlr. 6 ggr.
HeincmeverC, Var. über: Mich fliehen alle Freuden,
für Fl. mit a Vl.,'ltr. und Vlle., oder mit Pf. 10 <""•-
Kr o 11 mau ii A. , Var. ülicr 3 bei. Themas Tür i Fl.
A3. 6 ggr.
Lübeck J.H., 3 gr. Duos conc. pr. lFLO.S.N.1. täggr.
— 3 er. Duos conc pr. i Fl. O. 5 M. i. ' *o "™
— 3 5r. Duos conc. pr. l Fl. 0. 5 N. 3. ' u
Maurer Louis, 3 er. Qualuors conc. p. Ff. « u
A. et Vlle. O. aB M i und 3. * Thlr. 4 ggr.
— Airs russes rar. p. Fl. av. idem 0. 4i. ao jjg-
— Polonaise p. Fl. avec * Ve. A. et Vlle. O. 4a. » TU
Ma-ras F. , ltarcarole franeuise var. p. Fl. avec Orch. 0. 9.
1 Thlr.
Heumann H-, Quartett Tür Fl-, Ve., Br. u. Vlle. 0.33.
Rüdersdorf J., 6 Var. sur un Andante, precedees d'uS»
Intr. p. Fl. avec 1 Ve., A. et Vlle. O. 9. lf —
— Vanat. p. Fl. av. Orch. O. 13. »
Für Pianoforle.
Am im 3., 3 Senates avec Fl. ob}, (umc. Oeuv. p. P.)
O. ga N. i-3. ä 14 6§r-
— 6 Variat. sur un Air ile Conr. Kreutzer: Nor wer die
Sehnsucht kennt, ä 4 mains 5roo Air var. O. 119 1a ggr.
Auswahl der neuesten und beliebtesten Tanze N. 1 - i3.
ä 4 ggr.
Carafa M-, Ouv. du Solilaire a 4 mains. 14 ggr.
Cxerny C. , Toccatine hrill. et 'fac. sur !n motif de la
Tarantella fav. de Ballet : La Fe et le Chevalier. 0; 63.
— Allcgretto graziös o sopra un temadel Ballo : Rarl'j'e -
Bleue 0. 69. 10 ggr.
— 3 Polonaise» O. 85. 8 ggr.
— »Var. fac. ä 4 mains sur uno Waise de Gallenberg
O. 87. 18 ggr.
— 7me llondino sur un Motif de l'Ojiera: Elisa e Clau-
dio de Mcrcadante O. 88. 14 ggr.
— 6 Romleaui migiiona ä 4 mains 0. 90. N. 1-3. ä lOggr.
Enckhauaen H, 3 Sonatines avec Fl. 0.1. K. 1. I) ggr.
— 3 Sonatine avec VI. 0. 2. N. a. 4 %gr.
— Nelcor piu non mi sento. Duo de la Holinara var.
ä 4 mains O..7. 20 ggr.
Fürstenau A. B., Variat. p, FI. av. P. 0. a6. 14 ggr.
Geisler H., Krönungsmarsch aus Johanna von Orleans
eu 4 Händen. 6 ggr.
Haigk F., Divertissem. über eine portugiesische Hynrat»
eu 4 Häaden. u fßr.
/
Digitized by Google
Häser A. F., Thema v. Carafa: O cara memoria, rai
V». O. 31..' 18 ggi
— Polonaise zu. 4 Händen 0. i3. if> ggi
Kalkbrenner F., Var. sur une Waise hongr.O. aq. loggi
Hörner G. F., Nmrr. Polonaise H. 3. 4 ggt
Langen bin F., Var. Über das Lied: leb denk an eucl
.Maurer L, Airs russes var. P.FL av. Ff. O.41. 16 fgr.
Majer Charles, Exercices p. Pf. 5 ggr.
— Andante et Rondeau. 1a ggr.
— Houv. puadrilles franraises, tirees de rOpcras' Der
Freischütz. 8 ggr.
MayscJer J., 3me Polonaise arr. a 4 raains. ae -—
Mosclitlcs J. , Moderne Quadrille Rondo avec une
0. 68: X »o
Müller E. F., Rcconnaissance Rondeau ä 4 mains O.aß.
Nicholson C, Fantasie mit Einleitung, Variat.
naise für Fl. mit Pf.
Petersen Ai, 1 Bondcau en Forme de Waise p. P. loggr.
Sippel, r\ Hamlsliiche für \„U^r O. 3 7 . 8 figr.
Sutor W., Our. aus Apollos Wettgesang und aus dem
Tagebuch, ta 4 Händen. i ia est.
Theuss Tb., 6 Mililair- Märsche O. io. ia ggr
Weber C. M. v., An fl ordern » s zum Tanze; Hönde, Im
lant 0- 65. zweckmässig erleichterte Ausgabe. u gg
— Clior aus Preciosa : Es, blinken so lustig (ohne Sinj
Zoellner C. 11. , Sonate O. i3. ao fgr.
— Potpourri nach Themas ans Apollos Wettgesang - - — --
Für G*l**g. ■
BenEonS.,6 Lieder mit Pf. O. 35. Jl ggr-
Bundesgcsängc der Freimaurer IreundscbaftmitPf.' loggt-
Heller Carl, Gesänge mit Pf, od. Guit. iqteaWeri H0.1.
Ariette all* Polacea. ' 10 ggt.
Hi a. An die Mädchen 10 ggr.
— K. 3. Die Unbekannte. 5 ggr.
— H. 4. Löh der Sacht. 6 ggr.
Maurer L., Tscherl. es senlied mit Pf. od. Guit. a ggr.
Heumann Mrae, Lied der Margarethe aus den Hagcstol-
aen mit Pf. od. Guit. a ggr.
K icolft Carl, 4 Gesänge von C. Grüncison mit Gjiit. 10 ggr.
— Einzeln N. 1, Thränenloscr Schmer/., N. i und 3 Lie-
der eines ZimmcrgesL-llen Bf. 4 Tiefes Grab. ä 4 ggf.
Quodlibet aus der Liederposse : Die Berliner in Wien
mit Pf. oder Guit- 10 ggr.
Weber C. M. v., Die Zeit und Wiegenlied, mit Pf. od.
Guit. -4 ggr.
— Volkslied; Mein Schüizerl ist hübsch, und Lied au
den Mond, mit I'f. oder Guit. 4 ggr.
Wunsch und Entsagung : Der Pabst leht herrlich, mit Ff-
«der Guit. " ' » ggr.
ZoeHr.
Für Gnttart,.
KreuPner, Jos. 6 Var. a»ec Intr. p. s G. nir le Theme
dei'Opcra: Der Frcischüts : Wir winden cir etc. 0.6.
— 6 Var. tt. G. seiile sur U Thcme de Moiari : «'prTn
Liebchen., 0. 7. 8 ogr.
Lübeck, J. H. Var. 3tes und 4(ca Werk. a6 ggr.
Wapor, J, H. 4 Rondos, Heft j u, 3. ib ggr.
Nächstens erscheint:
wieeinzaine
r flöten.
neuen Musica lien,
welche im Laufe der Monate Juni, Juli und Augast
bei
B. Schorfs Söhnen in Mainz
' erschienen lind.
Gamm« de Bassen ras». 12 Ii.
Taurol , Meti.jde EkWntaire ile Giiitarre on Lyrt.
1 fl". 30 lr.
3, A, Anthes, 6 UtArr mit Clav. Op. 5. 36 kr.
Julius Miller, 7 Gesägse fite 2 Tenor- und 2 Basal timmen,
1 fl. 12 kr.
Jacqnei Schmitt, Var. & 4 m»in(. Op. It. 36 kr.
— — ,_ _ _ 28. 4B kr.
J. Kuffner, Var. über dai Arirtlclien : Wenn ich einSohäti-
chen schon mögt , für Pianof. Op. 162. 1 6*1
G. Schubert, Sonate p, Pianof, Lie. 2. 1 fl.
J. B. Gramer, Sonate p. Pianof. Op. 46. 1 fl. 21 kr,
J. Küffoer, Potp. so Quart, p. Fttte, Violon, Alto et Gui-
tarre. Op. 155. 1 iC<2l kr,
Mo Beethoren, Out. \ 4 mlinl, arr. pr. C7.er.1T. Op. 121.
III. 36 kr.
' Out. 1 2 mains p. C IH ror- Op. 12*. I fl. 12 kr,
— — 6 Bagatelle« p. Pianot Op. 126. . 1 fl. 24 kr.
— — Arieite p, Pianof.: ich war bei Cbloen. Op. 121.
21 kr.
— — Ariette p. Gnit. Autn-ahl 218. 16 kr.
□Igitized'by Google
— ST —
ran Beethoven , Opferlied, Partitur. Op. 121, §2 kr.
— — id. in Stimmen. Op. 121. 2 fl.
— id. Clarier-Ausrug. Op. 121. 56 kr.
— _ Bundeslied, Partitur. Op. 122, 42 kr.
— — id. Stimmen. Op. 122. 2 fl. 24 kr,
— — id. Clarierausiug. Op. 122. / ' 48 kr. •
F«sca, Arno, ich liebe, p. Pianof. et Guiiarre. 8 kr.
3. Küffner, Potp. p. Quit. priucipale en Quintelt. Op. 156-
Tonlciter duToh alle Dur- und Molltonarten p. Piauof, J61;r.
E. A. Kitter, Serenade, p. PI. Alto et Guitarre, 1 II. 12 kr.
H- Köhler, Serenade p. VUaf, et Guit. Op. 149, 43 kr,
Cacilia, Zeitschrift f. d. mus. Welt, 10» Heft. £6 kr.
— Iis Heft. • 56 kr.
_ 12» Heft. 36 kr.
Märsche de l'Opera Mo Je, p. Pianof. Liv. 17. 8 kr.
Auber, Wali. favorii. de l'OpMi 1t eoncert u la Cour, pour
Pianof. Liv, 255- 8 kr.
Latour,, Divertimento p, Pianof. , Viol. ou Flöte. 1 fl.
Moiart, Choi* d'airs de Figaro p. Piaoof. 21 kr.
Stadtfeld, Marche du 2me Regimen* d« NulU p. Pianof,
Liv. 15. 8 kr.
— March« id. Liv. IG. 8 kr.,
— Wal« far. de Wiesbaden. Liv. 254. 8 kr.
— id, — — Liv. 255. _ 8 kr.
(J.fr. Weber, mehrstimmige Gesänge für grosäe Singver-
eine und kleinere Zirkel , ausgesetzte Stimmen nebjt Dj,-
reotionsstimme ; Erstes Heft, enthaltend 5 Geiangstiickc
1 für Sopran, Alt, Tenor und Bass, Op. 41, 1 fl.
Die aulgesetzten Stimmen werden auf Verlangen mehrfach
daiu gegeben,.
In Kurzem werden noch folgende Werke erscheinen :
Küffiier, J., Sunphunie für Miülair- Musik. Op- 163.
5 0. SEUr.
Köhler H. , 3 Quatuors pour Finte, Violon , Alto et Violon-
oelle. Op. 150. 4 fl.
Buipmel, fantaisie jur l'.'Ir de L, ,van Beethoven: loh war
hei Chloen gtur altein, für Pianof. mit Orchester, und auch
fdrs PianofT.allein. Op. 50.'
Moiart, Don Juan, pour Pianor. et Violon, par Alerander
. Brand.
Stern, 2dc Polonaise fiit's Clarirjett, mit Orchester-, oder Quar-
te ttbegleittrag.
Buhler, Mitia für 4 Stimmen, mit Orcheiterbcgteitung und
2 Klappenhorn.
Mozart, Gh'oii d'airs da Poper« : Don Juan, pr. Piano seuT.
Qrosheini., ErheitTruncaa für die Jugend , 2tei Heft, enthal-
tend 3 Lieder für Schulen und häusliche Zirkel. 16 kr.
L. v»n Beethoven, Granne Oorerlure pour l'orcliestre, Op. 124.
Pnttiiitr, 1 Subsoriptionspr. 2 H. 30 kr.
— Die« Oumiure in .Stimmen., 3 A. 36 *r.
— 58 —
Wra. Haler, 6 Lieder für 4 Männerstimmen ohne Begleitung.
Op. 11. 1 fl. 12 fcr.
Hothf und Lindpamtner, GeseJIseliBfli-Liedcr für 4 Mä uner-
M. Zwing, Coblenzer Lieder- Tafo! , 1j Heft 15r4 Stimmen
und Chor.
FrSntel, Fantasie für Violine mit Orchester.
Tulon, Le Deeloration d'araour , Potpourri sentimental pr. Ia
flflle , avec aoe. de Piano. Op- 58.
Wntkirrt, 3 Duo» po»r 2 Bülts. Op. 16. Mr. f, 2. 3.
Daune, ero'ie Conlr.-li.iss - Schule.
Beck, 12 Lieder für Kinder. 5t« Heft.
"KiiSW, 7me Sinphonie pour Orchestre.
Lied: Mein Hetr. und meine Laute, mit Claricrofler Guitar-
re. Auswahl tio. 54.
Verzeichnis
von Instrument»*^,
weiche •'f5^Ä-'"'
bei B. Schott' s Söhnen
ia Mainz
mit aUem FUüs , ans «aten Materialien und to mögiiehtt
billigem Freiit, verfertigt und retv. reparirt werden
oder /gut» kaufen sind.
Csahan mit i bis 4 Kloppen, Flagcolcts ohne und mit
3 und 4 Wappen, doppelte Fiageolcls mit 7 Klappen, Flö-
ten mit 1 , 4 , 6, 8 und 9 Klappen , Clarinctte mit 5, 9, 12
und i3 I(la|ip60, letztere nach ln«n ]Uül I er 's neuester
Erlindung, Ubocn mit« und i3 Klappen, Englischhorn
mit i3 Klappen, Bassethorn mit 14 Klappen, von Bucha,
und Ebeuholi, mit silbernen, und messingnen Klappen,
Fagotte mit 9, 10 und iä Klappen, letetere nach Carl
AHmenräder' s neuester Erfindung. Octav -Contrafa-
gotte mit 7 Kloppen, Scrpcnts und Englisch - Basshnrn mit
6 Klappen; von Ahoruliola mit messing und elfenbeiner-
nen Kloppen.- Einfache und Inventionihürner und Trom-
peten; Trompeten mit' 6 Klappen, einfaches und Inven-
tion» - Posthorn, auch mit 4 Klappen, Signalhörner,
englische Flügolhorner mit 7 Klappen, Bassflüge Ihörner
— 59 —
genannt Bombardonc mit 8 Klappen , Basslrompcieh, Po-
saunen und Gottfried Web er'schc Doppelt -Posau-
nen, Beeilen, Tamburine, Triangeln, Pauken, grosse und
Xyirbel • Trommeln , Gl oclien spiele und Sehoilensiüc'ie.
Ausser obigen Instrumenten sind noch alle andere Ge-
genstände des musikalischen Faches in Laben :
Alte und neue Violinen, Altviolen, Violonccile, Con-
trebassc, neapolitanische , französische und andere Gui-
tnrreu, Pedal ■ Harfen, Hachen ■ Harfen, Pianofortes, Flü-
gel- und Tafelförmige von den vorzüglichsten Meistern,
in Wien und anderwärts verfertigt- Bass-, Altviol-und
Violinhästthen, Taschen - Musihpulte , Pariser Coloplio-
nium, rastrirtes Notenpapier, Rastrale, Vogel -Orgeln,
Violin- und Bassbögeo von jeder Sorte, Violmstcge, Sai-
tcnhalierj Sordinen, Capo-d'nstro für Guitarren , Oboen-
uud Fagotträtire', KlaviueUbläUchen, Horn-, Trompeten-
und Posaunen-Mundstücke, Stimmgabeln, Klavier -Stimm-
Hämmer, ächte römische Darmsaiten, und übersponnene
Saiten von der besten Qualität, für Violinen, Altvioleo,
Violoncello , Contrebässe, Guitarren und Harfen u, a. m.
-Zwei Violoncelle
' zu verkaufen.
Bei B. Schott'i Söhnen, G. II, Hofmusikhandlung in
Ilaini , sind gegenwärtig , nebst mehren guten italieni-
schen Geigen, folgende zwei Violoncelle zu verkaufet):
lies Violoncell, verfertigt im Jahr 1713 von Leon-
hard Maussiell in Nürnberg. •
2tei Violoncell, verfertigt im Jahr 1771 von Jean
Joseph Sindelmann, K. K. Hofpauken- und
Geigenmacher in Wien. ■
Beule Instrumente sind, obwohl das erste in Jahr
unJ das zweite 5^ Jahr alt, doch so vorlrefDich ijut er-
holten, und in Fülle und Klang des Tones so ausgezeichnet,
dass sie diese öffentliche Anzeige eigens verdienen. Die
Preise sind: für das erste, Dreissig und für das zweite,
Zehn Louisd'ors, den Louisd'or ä n fl. oder 7 i/3 Bthlr,
~ 60 —
Musikdirektor.
Ein. mit den miihigen Kenntnissen versehener Mann
»acht bei ir-encl einer Scliausjiiulergcscils'.-Ijaft eine Stel-
le als Musik director oder Kapell - Meister.
Briefe mit desfallsigcri Anfragen sind unler der Ad.
dresse L. L. H, in Frankfurt, jtoite rtitimt, portofrei
nach Frankfurt am Mnyn einsuscliicken.
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betreffend das Beilegen fremder Anzeigen
bei Versendung der Cäcilienhefte.
Gegen Vergütung von 1 fl. 48 Kr, Rhein, d&w
1 Rthlr. Sächsisch werden gedruckte Anzeigen *
Entgegnungen, Novität ««Verzeichnisse v. dgl. den
Cücilieiiheften beigelegt, resp. beigeheftet und
mitversemlet; nur wird, wie sich von selbst ver-
steht, dadurch nicht die Verantwortlichkeit fiir
den Inhalt solcher beigelegten fremden Anzeigen
übern ein um ii.
B. Schott's Sühne.
Dem TVnnseUe vuhrtr Ahom,enl*n der Cacilia zu genÜ-
prn. sott künftig au Jeit Umschlägen dir Brjt» ein gan-
lichtblaue! fapier geiccüilc uerden.
mmamm
iIM»«wmi
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stamped below.
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