Archiv für
Österreichisc
Geschichte
Kaiserlichen
akademie der
Wissenschaften,
•
Igarbaiti College Ubtars
MRS. ANNE E. P. SEVER,
OF BOSTON.
Wnww or Col. Jamkb Warkbk Sbvsr,
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II I iHlll I
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Archiv
Österreichische Geschichte.
Herausgegeben
TDD 4§r
nr Pflege vaterilndiseher GescMdite anfeestellteii CbminisslaD
kaiserlichen Akademie der Wlssensehafteii.
▲olitaigster Band.
Wien, 1894.
In CommiBsion bei F. Tempsky
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Äa« 36.20
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Dncik v«B Adolf HolBtavMn,
k.«Mk.lM-iMi
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Inliftlt des achtzigst€u liaudcs«
Seite
INe Stellung der Otitenreicblsclien Regieniug ium Te^iuiuente Napoleon
BonaparteV Von Dr. Hanns ächlitter 1
Di« Ueb«»r^ab© Mährens an \lvr/.<i^ All)rerlit V. von Oesterreiih im
Jalire 1 1*23 (B*Mtr%e zur Goschichte der Uusitdukrie^e in Mübren.)
Von Dr. B. Uretholz 24U
2ar CUwchichte Ungarns (1671 — 1683). Mit besonderer Kilck.sicht auf
die TfaJLtigkeit und die Gerchicke des Jesoitenordens. Von Dr.
Frans Ton Krone» 8&1
BrieCft Kalaer Leopold I. an Wenael Eneeb Henog in Schienen su
SiHmn, Flinten ^on Lobkowits (1857—1674). Nach den Originalen
det Fttratlidi von I«obkowit**«e]i«n FamlUenavehlves an Bandnita
an der £lbe in Böhmen. Hennifefeben von Uax Dirof&k. . 469
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l österreichische Geschichte.
0
HerauBgegebeu
voi der zur Pflege vaterländischer QescbidUe
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ftullBestellteii Commission
Im
kaiserlichen Akademie der WissenschafteiL
Ente Hfilfte.
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In CoBwriwfcm
M F. TEXFSKT, Buchhändler der kais. Akademie
der WiasenBchaften. \J
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österreichische Geschichte.
Herausgegeben
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ZOT Pflege vaterlSndischer Gesctiichte aufgestellten Comiiilssioii
An
kalMTllelien JJuuleiiiie der WUsensehalteB.
▲ chtsigster Band«
Erste Hftlfte.
Wien, 1893.
In Comnisston bei F. Tempsky
BaebhtMlIar d«r k«U. Akadami« im WlH«iMeli>fUn.
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Druck wn. Adolf Hvltlutttara,
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Inhalt des acktzig&teii Bandet».
ErBte Hälfte.
VHt StoUuag der Ostenncliiiclteo Begiemng tum TasUmaite N^ppleon
Bonaparto*«. Von Dr. Hann« Schiitter
DIE STELLUNG
DER
U^>T1i;KKE1CH18CHEN KEGIERÜNG
ZUM
TESTAMENTE NAPOLEON BONAl'AKJ E'S.
TOK
D-^ HANNS SüHLlTTER.
ArehiT. B4. LXXX. 1. HiUl«. 1
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I
Vorwort
Mit der Fortsetzung meiner Arbeiten über die Napolco-
niden beschäftigt, kam ich bei der Darchforschung der reichen
Schätze des k. und k. Ilaus-, Hof- und Staatsarchivcö auf eine
grosse Menge von Acten, welche ausscbliesslicli das TeBtameut
Napoleons I. betreffen. Die Bedeutung des Stoffes veranlasste
mich, den Gegenstand in einer selbständigen Arbeit zu behandehi ;
hiexa fUhltc ick mich umsoniehr bewogen, iils die (lescliicljt.s- und
Memoiren werke, welche aut' die Zeit Napoleoüä X. sich beziehen,
rniB swar mit seinem Testamente bekannt machen^ aber nichts
davon erwähnen, wie die verschiedenen Regierungen zu dem
letzten Willen des Gefangenen von St. Helena sich veiiiakeu
häihrn. Zahlreiche Ht lc^'^c bietet das von mir benützte Actea-
matehaie dafUr^ wie England^ Frankreich und die Testaments-
executoren selbst zu dem Testamente sich gestellt; vor Allem
aber illustrirt es sowohl den Standpunkt, welclini die Öster-
reichische liegierung in dieser Frage eingenommen, als auch
das strenge KechtsgefUhl, von welchem Kaiser Franz in einer
Angelegenheit durchdrungen war, welche die Interessen des
Herzogs von Reichstadt so nahe beriüjrte.
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Napoleon trifft seine letstwilligen Anordnungen. 8ein Tod ood «eine
Beiaetsnng.
Am 15. April 18S1 aoterzeichnete Kapoleon Bonaparte
sein Testament, mit deBsen Ab&asung er seit dem Jahre 1819
beschäftigt war, und versah es mit seinem Siegel. ^ Zehn Tage
dtrnach schrieb er die Codieille nieder, von denen die swei
enten vom 16., die übrigen, vier an der Zahl, vom 34. April
dstirt smd. EHe alte Armee war es insbesondere, welcher der
weitaus grössere Theil seines Vermögens, dessen Höhe er selbst
auf ungefähr 212 Millionen Francs berechnete, zufallen sollte.
Weiten« hedaelitc Napoleon die treuen Gefiihrtcn seiner Ue-
fan;2:( nschuft mit ansehnlichen Le<jaten imd vergass auch nicht
iifcü gerin;rst^'n seiner Diener. .*KlU.(H)0 Francs in (lolH, welche
er mit sich nach St. Helena gebracht liatte, vcrtheilte er unter
Monthoion, Bertrand und Marchand, um ihnen die Mittel zu
gew&hren, nach Europa zurückzukehren.^ Die Werthgegen-
sllade^ welche in seinem Besitze sich befanden, vermachte er
hingegen als theore Angedenken seinem Sohne, seiner Mutter,
seinen Geschwistern und der Kaiserin Marie Louise.'
An diese richtete er in seinem Testamente folgende Worte:
ylch habe stets Grund gehabt, mit meiner tfaeuren Gattin, Kai-
serin Marie Louise, zufrieden zu sein; ich bewahre ihr bis zum
letzten AugenbUcke die zttrtlichsten Gesinnungen. Ich bitte
sie, darüber zu wachen, dass mein Sohn von den Nachstellungen
bewahrt bleibe, welche seine Kindheit noch bedrohen/ Seinem
Sohne hingegen, nach dessen Geburt er den Traum seines
Lebens verkörpert gesehen, die Dj^nastie und das Kaiberreich
' Abgedmcfct in der Correspoudanee de Napol^n XXXTT, 476—495.
*CSodic. I.
* Eist A nnd B.
J»
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fUr aOe Zeiten gesichert geglaubt hatte, und welcher nunmehr
von der glanzvollen Höhe eines Königs von Rom herabgestiegen
war zu der zukunftslosen Stellung eines Herzogs von Reich-
städt, gab der sterbende Kaiser folgende Mahnung mit auf
seinen Lebensweg: ,Ich empfehle ihm, niemals zu vergessen,
dass er von Oeburt ein französischer Prinz ist, und sich nie-
mals als W'erkzeujn^ von den Triumvircn irebrauclien zu lassen,
welche Kuropa bedrücken. Er soll nieiiiais gegen Frankreich
kämpfen oder diesem in einer anderen Weise schaden; er soll
meinen Wahlspruch annehmen, welcher lautet: ,Alies fUr das
französische Volk
So hatte er am 17. April dem Grafen Montholon Folgen-
des dictirt:^ ,Mein Sohn darf nicht daran denken, meinen Tod
zu rächen, « r muss aus ihm Nutzen ziehen. Alle seine Bestre-
bungen miUsen dahin zielen, durch den Frieden zu herrschen.
Wenn* er aus bloss« r Nachahmung und ohne abßolutr Noth-
wendigkeit meine Kriege wieder anfangen wollte, wttrde er nur
ein Affe sein. Mein Werk wieder beginnen, wttrde annehmen
heissen, dass ich nichts vollbracht habe. Ich war genöthigt,
Europa durch die Waffen zu bändigen, heutigen Tages muss
man es aberzeugen. Ich habe die Revolution, welche im Unter-
gehen begriffen war, gerettet; ich habe sie von ihren Ver*
brechen rein gewaschen, ich habe sie der Welt strahlend von
Ruhm gezeigt, ich habe Frankreich und Europa neue Ideen
eing-epflanzt, die nicht wieder riickgängi^^ gemacht werden
können. Möge mein Sohn zur Keife bringen, was ich gesäet
habe; möge er alle Elemente des Glückes ei^schliessen, welche
der Boden Frankiuichs in sieh birgt ~ um diesen Preis kann
er noch ein grivsser Herrseher wenlen. Die Bourhoiicn werden
sich nicht behaupten. Wenn ich todt fein werde, wird über-
all, selbst in England, eine Keaction zu meinen Gunsten ein-
treten. Das ist f\ir meinen Sohn eine schöne Erbschaft. Ich
hinterlasse ilmi hinreichende Macht und 8}Tnpathie, um mein
Werk lediglich mit der W^affe einer hochherzigen und ver-
söhnlichen Diplomatie fortzusetasen. ^lein Solm wird nach
bürgerlichen Unruhen 2um Throne gelangen. Er hat nur eine
Partei zu fUrchten, die des Herzogs von Orleans, die seit lan-
ger Zeit wuchert Er möge alle Parteien verachten; er m(Sge
* Montholon, I, t08— 214.
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5
mefats als die Masse Beben. In Frankreich sind grosse Dinge
aar an vollbringen, wenn man sieb auf die Massen stützt, und
eine Regierung mnss ihre Sttttse dort suchen, wo dieselbe sieb
befindet. Die Boiirbonen können, man lasse sie was immer
für eine Constitution anuehmen, sich nur auf (I<'ti Adel und
den Clerus stützen. Es ist das Wasser, wtlclies trotz der
^faschine, mit der iunn es zu erheben sucht, wieder eine liori-
/.('iitnle Fläche einzunehnini stn^ht. Tch hah»^ mich auf alle
Welt ulmo Au^'nahme ^-i'stüt/.t, liahc das erste Beispiel eiiiiT
Regierung geg('l>*ii, wi lrlu- die lnterrssf*n Alkr l)egUnsti^^ti'.
Ich habe weder für den Adel, Clerus, ßUrgerstand, noch durch
diese geherrscht. Ich habe tVir die ganze Stiuitsgemeiude,
für die ganze grosse französische Familie geheirscht. Die Inter-
essen einer Nation theilen^ heisst ihnen Allen schaden, heisst
den Bürgerkrieg erzeugen. Man theiit nicht, was seiner Natur
nach untheilbar ist, sondern yerstttmmelt os. Ich lege keine
Wichtigkeit auf die Constitution, deren Hauptgrundlage wir
aufgezeichnet haben; heute gut, kann sie morgen schlecht sein.
Uebrigens darf in der Hinsicht nichts Entscheidendes ohne die
förmliche Zustimmung der Nation geschehen; die Hauptgrand-
lage muss aber Allgemeinbeit des Stimmrechtes sein. Mein
Sohn muss der Mann der neuen Ideen und der Sache sein,
der ich allcuthalhcn den rriumph verschallt habe; Uberall neue
Idt-eii verbreiten, vor denen die Sjtui'en des Feudalismus ver-
schwinden, welelic die Würde des Mens(dien sieltern und die
Keime des Wohlstandes, die seit Jahrhunderten sehluniniern,
entwickeln; der iranzen grossen Staatscremeinde zu Tlieil werden
lasse n, was jetzt nur Vorrecht und Eigeuthum einer kleinen
Anzahl ist; Kuropa durch unauflösliche Fö^lerativbande ver-
einigen ; in allen noch wüsten und barbarischen Theilen der
Weit das Christenthum inid die Civilisation verbreiten — das
muss das Ziel aller f5e<l;vnken meines Sohnes sein, das ist die
Sache, fttr die ich als Märtyrer sterbe. An dem Hasse,* dessen
Gegmistand ich von Seite der Oligarchen bin, mOge er die
HeDigkeit meiner Sache bemessen. Mein Sohn möge oft Ge-
schichte lesen und durchdenken, sie ist die einzige wahre
Philosophie. Alles aber, was er erlernt, wird ihm wenig ntttzen,
wenn er nicht im Herzen jenes heilige Feuer, jene Liebe zum
Guten hat, die allein grosse Dinge wirken kann. Ich will aber
hoffen, dass er seiner Bestimmung wUrdig sein wird/
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6
Sowie Napoleon Bonaparte in der grossmttthigsten Weise
für das Schicksal seiner Freunde Sorge trug, seine Qemahlin
es nicht entgelten liess, dass sie ihn im Unglücke verlassen
hatte, sondern vielmehr in liebevoUen Worten ihrer gedachte
und überdies seinen Sohn daran erinnerte, welcher Abetam-
mun^ er sei, so vergase er auch nicht seiner Feinde, denen
er Füllendes zurief: ,Ich sterbe vor der Zeit, gemordet von
der en|trlisclieii ( Jllfcai chif und ihrem Henker. Das englische
Volk aber wird uiclit /'»L'-<'rn. mich zu rilchen/
Ein Sebmhon Naj>t)lr(His an das Pariser Bankhaus Latitte
vom 25. April ermächti«i;t(^ den Orafen JMontholon, eine Summe
von beinahe 0 Millionen Francs, wcdchc der Kaiser im Jahre
1815 dort deponirt hatte, sammt den fUnfpcrcentigen Interessen
vom 1. Jiüi 1815 an, nach Abzug der in der Zwischenzeit aus-
bezahlten Beträge in Empfan«^ zu nehmen.'
In einer besonderen Instruction eritrterte Napoleon diese
Angelegenheit sowohl als auch jene seiner Privatdomäne in
ausführlicher Weise.' Aber der weitaus wichtigste Auftrag^
mit welchem der sterbende Kaiser die Vollstrecker seines letzten
Willens betraute, war der, welchen er ihnen in Betreff seines
Sohnes und seiner Witwe ertheilte.
Napoleon war keinen Au«;enblick darül>cr im Zweifel,
dass der Enkel Franz I. im .Sinuc einer Politik erzogen werde,
die im schruHcn ( rct^n nsat/e zu jener stand, ^^egen welche
Oesterreich so vu lc und so blutiuc Ivrii-i^e m'iuhrt hatte. Da
sollte es Aufgabe seiner Testamentsvollstrecker scrin, auf den
jungen Prinzen einzuwirken, dass er von den Kreignissen eine
andere Vorstellung erhalte, als sie ihm am Hofe zu Wien bei-
gebracht worden ^war, und ihre i^tiieht sollte es sein, ,ihn auf
den rechten Weg zurückzuführen*. Auch wies er sie an, in
ähnlicher Weise ihren £influ8s auf die Kaiserin Marie Louise
geltend zu machen, wenn sie diese zu sehen bekämen. Von
seinem Sohne aber yerhingte er, die Werke zu stndiren, welche
ihn betrafen, und mit seinen Bildern sich zu umgeben, —
,mein Andenken soll der Ruhm seines Lebens sein^ £r for-
derte ihn auf, seinen Namen Napoleon wieder anzunehmen,
^ Correspondance de Na]><>1*'<>n [er, XXXII, 489.
* Tnstrnctiou ponr niOM exocutoun testamentaires (Correspondaaee da Na^
pulöoD l^r^ XXXU, 491.)
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7
wenn er ra Ventandesreife gekommen and aacli der geeignete
Zeitpuikt Iiiesa eingetreten sei. Noch hoffte der sterhende
Kaiser, da» die gestOrste DynaBtie wieder zur Geltung gelan-
gen und der verbannte Prinz die Krone «ich auf das Haupt
setzen werde. Im Hinblick darauf schrieb Napoleon Folgendes
uicdcr: ,Wenu eine RUckkehr zum Glück stattfinden und
mein Sohn den Thron besteigen sollte. d;uHi ist es Ptiicht
meiner Testamentsvollstrecker, ihm all' das in Kufmeruug zurück-
zorufen, was ich meinen alten (>ftiuieren und Soldaten und
meinen treuen Dienern schulde/ Weiters drückte er den
Wunsch aus, dasB einige von diesen in die Dienste seines
Sohnes treten sollten; hiebei dachte er insbesondere an die
Kmder der Grafen Bertrand und Montholon.
Von einer Idmlicben Absicht war Kapoleon erfUllt, als er
kiine Zeit vor seinem Tode folgende Worte an Dr. Anto-
xDsrchi richtete: ,Wttrden Sie sich freuen^ in der Eigenschaft
eines Chinngen in die Dienste der Kaiserin Marie Ix^oise su
treten? Sie ist meine Frau, die erste Fürstin Europas und die
Einzige, welcher Sie von nun an Ihre Dienste weihen könnten.'*
Dieser Wunsch Napoleons solitc (regenstand eines Codi-
eilles sein, welches zu beendigen er aber in F()]<j:e seiuer stetig
zunehmenden Schwäche nicht mehr im Stande war.^ Er crtheilte
Antomarchi den Auftrag, sein Herz nach Parma mitzunelinii ii
und es Marie Louisen mit den Worten zu übergeben, ,da8s es sie
jürtlich geliebt und niemals aufgehört habe, sie zu liebend
Am Abend des 5. Mai, in demselben Augenblicke, da auch
die Sonne unterging, verschied Kapoleon. Montholon drückte
dem todten Kaiser die Augen zu^ und der treue Marcband
bsdeckte den Körper mit deAi Mantel, welchen der erste Con-
ral bei Marengo getragen hatte. Nur das Antlitz blieb frei.'
' Antomarchi, II, 127.
' Diese« Codicill, welche» »ich iu den Händeu der TestÄmPiitsvollstrecker
lefAnil, larilete f.ilgeiiderniansen: ,Aujuur(!Miui, 27 Avril It^-Jl. Malade
d*» Corps. inaiH f*?ii7i d o-sprit, j'ai ©crtt de ma propre main ce huiti^me
codicill».' ä luim ifüLatnont.
1^ J'iu»titue mes ox^cuteurs testainontaires Müutholonf Bertrand et
Jforehaiid, et Lm Cmm on «ob fiU trisorier.
2* J« prie ma bioa-idmte Marie LoniM da prandre k aon aerHce
man eliiniiglen Antomarchi, aoqtael je l^e ane pennon pour m Tie
durant de 6000 franca, qn'elle lui payera.' (Antomarchi, II, 941.)
* Montholon, I 221. Tbieni, XX, 707.
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8
Graf Montholon sendete sofort ein BiUet an den Gouver-
neur ab, welches folgendennassen lantete: ^Kaiser Kapoleon
ist heute am 6. Mai, 10 Minuten vor 6 Uhr, in Folge eines
langwierigen nnd schmeravoUen Leidens gestorben. Ich habe
die Ehre, Sie davon zu benachrichtigen. Er hat mich beauf-
tragt^ Ihnen, sobald Sie es wünschen, seine letat^igen Ver-
i'ü^'ungen bekanntzugeben. Ich ersuche Sie, mich wissen au
lassen, welcher Art die Vorschriften Ihrer Regierung sowohl in
Betreff der Ue))orfJ\hrung seines Körpers nach Europa, als auch
in Ansehung der i'crsüncji sind, welche sein Gefolge bilden.'
Dieses Billet la«? seit dem 25. A})ril bereit. An diesem
Tairo hatte Napoleon et» dem Grafen iMontlujlon mit dem Auf-
trai^e dietirt, es blos mit der Angabe von Tag und ^Stunde des
erfolgten Todes zu versehen, ^
Am (\. Mai wurde einer Vertilgung Mapoieons zufolge
seine Leiche geöffnet, und die Obduction ergab Magenkrebs
als die ILiupfm-saehe seines Todes. Montholon wollte den
Magen und das Herz aufbewahren, damit dieses, wie Napoleon
es gewttnscht, nach Parma gebracht, jener aber seinem Sohne,
dem Herzoge von Reichstadt, ttbermittelt werde. VeigebUch
jedoch waren die Bitten und Vorstellungen Montholon's, die
Einwilligung des Gouverneurs zu erwirken. So wurden das
Hera und der Magen in eine silberne Vase gethan und mit in
den Sarg gelegt. Dieser sollte nach Montholon's Vorschlag mit
folgender Inschrift versehen werden: ^Napoleon, geboren au
Ajaccio am 15. August 1769, gestorben auf St. Helena den
5. Mai l^iM .' Sir Hudson Lowe wsrlangte jedoch, dass der
Käme Bünai)Hrt<' liinzugefügt wenle. Ais Jener Schwierigkeiten
dagegen erhob, kam es schliesslich dazu, dass der Sarg ohne
jede Inschrift blieb.*
< Montholon, II, 219. ,This letter/ schrieb Sir Hudson Lowe tm 6. H«i
an Lord Batharst» «maj be regarded as a somewhat important docn-
mant as having been dictated by Napoleon Bonaparte himself befS(»re his
dlsease and at all eyeutä containing a ])r()of, that no donbt or «nspleion
whatever in attached to those wlio ha<l charg^ of h\s person in any
ninttor connortod with Iiis doath; but on tho contrary, tlmt bis dnnii.so
h.iil ()r(Mu r*'d in nearly thp samf^ mnnnpr n» if it hail tikon place in tho
boöoiu of bis own tamily, aml hvtau afterwards conuuuuicated to tue bjr
one of them,* St-A.
* Sit Hudson Lowe an Lord Bathnrst, Öt^H^Une» le 14 mai 1821. Anhang !•
9
Am 7. Mai schrieb Sir Hudson Lowe dem Grafen Mon-
tholon einen Brief, worin er ihm anxeigte, ^dass er in QemMss-
heit der ihm von Seite der englischen Re/yrierung ertheilten In-
structionen sich auhoisclii^ machen werde, die sterbHchen Uestc
Xupuleon Bonaparte's am 9. Mai mit alk'u jenen Ehrenbezei-
gungen bestatten zu lassen, %vie soklic einem Generale von
höchstem liange gebührten', rileiclizeitiix verlaiiüte er von den
test^imentarischen Verl'Ugungcn des Verstorbenen iu Kenntuiss
gesetzt zu wenb-n.
Am 9. Mai fand die Beisetzung in der Weise statt, wie eh r
GtoaTemenr es versprochen hatte. Das Grab lag eine englisciie
Meile von Longwood in einem Garten, unter dem Schatten von
swei Weiden, unweit von einer Quelle, aus welcher Napoleon sich
tiglich in zwei silbernen Flaschen hatte Wasser holen lassen.^
Dort ruhte er bis zu dem Tage, an welchem er in GemSssheit
des Ton ihm ausgesprochenen Wunsches, ,an das Ufer der Seine
gebfacht and hier begraben an werden', nach Paris ttberftLhrt
und dort im Hotel der Invaliden beigesetzt wurde.
IL Caplt«!.
Sir Hadson Lowe in Longwaod. — Er ntmiiit die von Napuleon Bonap&rte
luolMrlMMneii Oe|^n«tiiide in AtH^eiiMbehi. — Sein Beriebt oscli London.
— Die Schick— togeflhrten Napoleons TerlMeen die Ineel St Helena.
Arn 10. Mai begab Sir Hudson Lowe in I>r*gleitung Reade's
sich zu dem Grafen Montholon, um nach den letztwilligen Ver-
ft)gungen Napoleons Erkundigungen einzuziehen. Er erhielt die
Auskunft, dass keineswegs ein Testament, sondern blos ein
Codicill vorhanden sei. Montholon erbot sich auf der Stelle,
es ihm zu zeigen, aber dies dürfe, bemerkte er, nur in Gegen»
wart Bertränd's, Vignali's und Marchand's geschehen. Als auch
Sir Thomas Reade die Glemächer Hontholon's betreten wollte,
erklirte dieser, ausdrücklichen Befehl zu haben, das Testa-
ment keiner anderen Person als dem Gouverneur selbst zu
seigen. Lowe aber bestand darauf, dass Jener ihm folge und
bei der EHJffhnng des Codicilles zugegen sei. Montholon musste
«ich Mgen und übergab ihm ein mit fiinf Siegeln versehenes
Couvert, welches das Codicül Napoleons vom ü. April 1821
enthielt, worin dieser den Wunsch aussprach, am Ufer der
» Forsjtb, III, 2»8.
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10
Seine begraben zu werden und den Grafen Bertrand und Mon-
tholon, sowie Marcband alles vermachte, was er in Longwood
sein Eigen nannte.
Nachdem der Gouverneur das Codicill gelesen, gab er es
dem Ghrafen Montholon nut dem Bemerken wieder zurück, dass
er es zwar nicht auf seine gesetzliche Giltigkeit zu prüfen ver-
möge, aber auch nicht beabsichtige, seinem Vollzage sich zu
widersetzen. Vorerst müsse er die von Napoleon hinterlassenen
Gegenstände in Augenschein nehmen und darüber entsehei-
deOf ob es von NüÜien sei, sie auch mit seinem Siegel zu ver-
sehen.
Tags 'darauf kam Lowe abermals nach Longwood, begleitet
von dem Major Gorrequer. Er fand unter Anderem drei kleine
Dosen aus ^fahagoniholz vor, jede mit fünf Siegeln versehen.
Sie enthielten die Gegenstände, welehe Napuluoii bcinem Sohne
testirt hatte und diesem erst naeli erreichtem sechzehnten
Lebensjahre übermittelt werden äuUten. Der Gouverneur liess
sie noch uneröffnet. Am 12. Mai aber erklärte t r dem Grafen
Montholon, dass er alle Gegenstände einzehi besieliti<ren müsse,
bevor sie von St. Helena fortgebracht würden ; denn abgesehen
davon, gab er Jenem zu verstehen, dass er es seiner liegie*
rang schuldig sei, auf das Gewissenhafteste zu Werke zu gehen,
läge eine derartige Untersuchung aach im Interesse der Freunde
Napoleons. Montholon erhob nicht den geringsten Anstand
dagegen, dass Lowe Alles einer genauen Prüfung unterziehe,
vorausgesetzt, dass eine solche nicht auf die fUr den Herzog
von Reichstadt bestimmten Dosen sich erstrecke ; diese sollten
unerOffnet und die Siegel unverletzt gelassen werden. Der
Gk)uverneur entgegnete jedoch: ,Ich verdiente grossen Tadel,
wenn ich nur jene Gegenstände in Augenschein nehmen wollte,
welche weniger von Belang sind und die übrigen ungesehen
passiren Hesse; ich würde eine lilcherliche Rolle spielen, wenn
ich mieb (huini zufrieden stellte, einen Thcil und nicbt aueli
den andern gebüben zu hüben.' Er verwies auf seine Stellung
als Gouverneur der Insel, kraft deren er auf Erfüllung seines
Verlangens bestehen müsste ; doeb habe nicbts dagegen
einzuwenden, die Dosen nach griiummener Einsicht wieder
versiegeln, ja sie auch mit seinem eigenen Siegel versehen zu
lassen. Als Montholon bri seinen Genossen um Rath ü'agte,
überliessen diese es gänzlich der Wohlmeinang des vomehm-
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11
sten Testamentsvollstreeken, zu thnn^ was er fttr Recht erachte.
Nunmehr erklärte Montholon dem Gouvcrnuiir, dass der Er-
öffnung der Dosen aichtä me hr im Wege stoho: nur v* ilange
er ziivnr. um dereinst vor dvm Sohne Is'apr.l. i.n?. und dessen
Fauiiiu" sieh rechtfertigen zu können, ein Schreiben, ans wel-
cliem der ausdrückliche Wunsch Sir Hudson Lowe's erhelle,
alle Gegenstände in Augenschein zu nehmen. Der Gouverneur
aögerte nicht, dieser gerechten Forderung Montholon's zu ent-
sprechen. Er begab sich sodann mit seinen Begleitern in die
Bibliothek des Tentorbenen Kaisers. Ihm folgten die Grafen
M<mtholon and Bertrssd^ sowie Marchand. Er erbrach die
Siegel, und Marchand öAiete die Dosen. Was sie enthielten,
stand in den Listen verzeichnet, welche Montholon dem Gou-
▼emeur zuvor eingehändigt hatte. Dieser fand Aües richtig
and h^hl, die Dosen wieder zu verschliessen, was aucli -^r-
schah; versiegelt jedoch wurden sie nicht. Als der Gouver-
neur sein Bedenken hierüber äusserte, entgegnete ^fontludon,
,(lass sie die Dosen später versiegeln würden, indem sie (his
Petschaft Napoleons besässen*. Sir Hudson Lowe gab sieh
mit dieser Auskunft zufrie(U n. Ueber das Testament Napoleons
brachte er ni( hts in Erfahrung. Nachdem er alle Papiere und
Schriften, welche ihm vorgelegt worden waren, einer Durch-
acht unterzogen hatte, stellte er an den Grafen Montholon die
Frage, ob nichts mehr vorhanden wäre} als ihm en^egnet
wurde, ,er dürfe sicher sein, dass alles Geschriebene von irgend
welchem Belange seit langer Zeit schon auf die eine oder an-
dere Weise nach Europa geschafft worden sei', gab er auch
mit diesem Bescheide sich zufrieden und forschte nicht weiter
nach dem Verbleib des Testamentes.
Am 14. Mai erstattete Sir Hudson Lowe seiner Ktgierun^^
einen Bericht über das ( icseln heiu' und schloss ihn mit einer
kurzen Betrachtung Ul^er d;is vorgefundene Codieill. Er hielt
es fiir gewi.ss, dass die ( Jerielite sicli damit befassen wilrden,
die formelle (jiliii:k« it orl, r l Jngiltigkcit dieses Schriftstüekes
in Erwägung zu ziehen. Kr selbst erachtete in Ansehung der
aussergewöhnÜchen Umstände, unter denen Napoleon Bonaparte
gestorben war, sich nicht dazu berufen, die Sache klar an den
zu bringen, wie er seiner Versicherung zufolge dies
nach dem Tode einer jeden andern Person geüian haben wUrde.
Weit davon entfernt, die Echtheit des Codicilles in Frage zu
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12
ziehen oder Bie irgendwie za bestreiten, dachte er seine Pflicht
genügend erfüllt zu haben, indem er einzig und allein des Bestan-
des der hinterlassenen Gegenstände sich Tcrgewisserte und auch
dies nur aus Ortinden der Politik. ,Ich glaube jedoch/ bemerkte
Sir Hudson Lowe am Ende seines Berichtes, ,dass es mir an
berechtigten Bewe<rj[rrüüdcii nicht fehlen wlirde, mich abzu-
hahi II, gegen die (jiltigkeit des Testamentes irgend einen Ein-
wand zu erheben oder mich seiner AiiJ^fiihning zu widersetzen.
Wenn ich (his einzige juridische ßiich, welches ich zur Hand
habe, * zu Käthe ziehe, so Hude ich, dass Alles zu Gunsten
der Legatare spricht. Eigentlich beraubt man diese des Bei-
standes, wenn man sie nicht dazu aufruft, die Echtheit des
Testamentes zu beschwriren. Aber mir schien im vorliegenden
Falle ein neutrales Verhalten das passendste zu sein/
Bevor Sir Hudson Lowe den Grafen Montholon verliess,
eröffnete er ihm, dass' in Betreff des Schiffes, welches sie Alle
nach Europa bringen sollte, seine Wahl bereits getroffen sei,
und auf die Versicherung hin, dass die Abfahrt im Laufe der
nllchsten Woche erfolgen wQrde, entgegnete Jener: ,Je früher,
desto lieber/*
Am 27. Mai richtete Sir Hudson I^<»wc, welcher sich einige
Tage vorher mit dem (iraft ii lit itrand ausgesöhnt hatte, ein
Schreiben an Baron Stürmer, wonn er diesem von der Krank-
heit und dem Tode Napoleons Mittheilung machte.* Ohne
Hass wollte der Gouverneur die Kückrcise nach England an-
treten, weshalb er den ersten Schritt unternahm, um sich dem
ehemaligen österreichischen Commissär, welcher es so wenig
verstanden hatte, sich mit ihm auf guten Fuss zu stellen, wieder
zu nähern. An demselben Tage verliessen die Familie Ber-
trand, Graf Montholon, Antomarchi, Abbö Vignall und die in
Longwood angestellt gewesene Dienerschaft an Bord des Trans-
portschiffes ,Camel' die Insel St. Helena. Nach einer äusserst
beschwerlichen Fahrt von fast 65 Tagen wurde am 31. Juli
die Rhede von Spithead an der Nordostseite der Insel Wight
erreicht. Aber erst am dritten Tage wurde Allen gestattet an's
Land zu gehen. Man bedeutete ihnen, dass sie frei seien und
1 Domast*« Ovil IjAW.
' Anhang 2.
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flieh liVenül hin begeben könnten, wie sie ee wfknaohten. Anto-
muehi ^ing nach London, wo ihm die fransöstache €(esand^
Schaft einen Pass ausstellte. Mit diesem versehen, reiste er
uacli Pariö, um von liier uadi Koni uul/.ulireclieü. *
Auch die Gratrii Bertrand und Montholon entschlossen
sich, tiiistwciligen Aulealhalt in London zu nehmen. Hier
lebten sie äussenst znH\ck£j:f'zo;j:i'n uml trafen keine Anstalteu,
nach Frankreich zurückzukehreu. Bertrand durfte umsoweuiger
daraa denken, als Foochö nicht vergessen hatte, ihn in die
Liste derjenigen au&unehmen, welche in contamaeiam zum
Tode Terartheilt wurden. *
III. Oftpitel.
Der Herzog vou K» u li<»tadt. — Mario I^nniso — Trau« rfcii'i lirliki'itf^n 5n Sala.
— Mari»» Ijont^f» wüiisrht von den lotztwiilig^en \ » r!Ü;jiiii^i ii Napoleons in
Kenmniss gesetzt zn werdeu. — Weisungen Metteruich's au dou Fürsten
Esterhazy.
In Wien erfuhr man die Nac-liricht vom Tode Napoleons
doicb einen Courier des Hauses Rothschild. Da Graf Dietricb-
stein nach WUrzburg verreist war, beauftragte Elaiser Franz
den Erzieher des Herzogs von Reichstadt, Hauptmann Foresti,
diesem das Ende seines Vaters mitzutheilen. Als Foresti seiner
traurigen Aufgabe sich unterzogen hatte, schrieb er in ergrei-
fender Kürze nach Parma : ,Ich wählte die ruhige Abendstunde
und sah mehr Thränen fliesscn, als icli mir von einem Kinde er-
wartet hätte, welches seinen Vater nie j^^c ^»'lirn, nie «rekannt hat."
Auf die dringenden \'orsti'llungen des Fiirst<-n Metternich
hin ht stimmte Kaiser Franz, «lass von einer Trauer seitens des
Hofes abzusehen und nur der Herzog vou Heicltstadt eine
solche anzulegen babe.^
' Antomarchi, II, 180—225.
* ,MM. Bertrand rt Mimtholon sont amv^ ici depois haU jonn et Timit
f(»rt retire«; ils iront «Micorp fait nncnne demarche j»«>iir ronti^r Franop.
ff qnt est d'autant i>lns lu'cossairc au pr*?mi('r <ju'il est comiiris daiis
üiw d>^'^ linten du 24 juiliet tbiö.' ^^eutnanD an Mettornicb, 14. August
* 8«Uittor, Die Kapoleoiüden, 11«. Mentbel, 166.
* flchlitter. Die Napoleomden, 118^119. Die Trauer entrecicte dch trota
4m Ton Mettemicb erhobenen Einwandes aneh anf die Bedienung nnd
den Brsielier dea Henoga ven Beieliitadt Tgl. Montbel, 168.
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u
Am 19. JqU erhielt Marie LotiiBe ein Schreiben Lätitias.
Noch war die vom Schiekaale so schwer geprüfte Mutter Na-
poleons in Unkenntniss tlber das traurige Ende ihres Sohnes,
ab sie sich entsehloss, an das Hers Lonisens au appelliren.
Vergeben» hatte sie vor drei Jahren an den Fürstencongress
von Aaclieii sich gewendet und von ihm eine Milderung des
Loses Büuaparte's erfleht. Geängstigt in Fol^'^o der licsorgniss
erregenden Mittheilungen des Abbe Buoiiavita, w ielicr am
17. März 1621 den schwer kranken Kaiser verlassen hatte*
und im JuH nach Rom zurückj^ekehrt war, orblickte LHtitia
keine andere Hilfe mehr für ihren 8ohn als in (b-r Ftirspracho
Marie Louisens. ,Ver8uchen Sie alle Mittel, weldie Ihnen zu
Gebote stehen/ schrieb sie dieser am 14. Juh, ,trotz politischer
Rücksichten sind Sie im Hecht, wenn Sie Ihre Stimme ver-
nehmen lassen y und mächtige Souverttne vermligcn es wohl,
ihn in Europa su bewachen, in einem Klima, welches nicht so
mörderisch als jenes von St Helena ist, und wo er die Bäder
gebrauchen könnte, um seine zerrüttete Gesundheit wieder her-
zustellen.'"
Es war zu spät An demselben Tage, an welchem Marie
Louise das Schreiben Lätitias erhieh, brachte die Piemonteser
Zeitung die Naebricht vom Tode Napoleons. J^rst aus ilir er-
fuhr Louise, dass sie Witwe geworden. ,Ich gestehe,^ schrieb
sie an i]ire Freundin, die Gräfin Cnmneville, ,dn8s irb darüber
aufs Aeusserste bestUrzt war; denn «>l)\vo}d ieii niemals eine
Neigung irgendweleher Art zu ihm empfunden habe, so kann
ich es dennoeli nicht vergessen, dass er der Vater meines
Sohnes ist, und dass er, weit davon entfernt mich zu quälen,
wie die Welt es glaubt, mich stets in der rücksichtsvollsten
Weise behandelt hat, was das Einzige ist, worauf man bei einer
aus politischen Beweggründen geschlossenen Ehe Anspmöh er-
heben darf." Diesem Geständnisse entsprachen die Trauer-
feierlichkeiten, welche aus Anlass des Hinscheidens Napoleons
in Parma Tcranstaltet wurden. Denn wenn auch Marie Louise
der Pflicht sich nicht entschlagen durfte, die Trauer über den
Vorlust ihres Gatten nach aussen hin zur Schau zu trägen, so
' Vg:l. Montholon, 1, 197.
* Larrey: Madame M^sre, II,
* Mahe Loniae» CorreepQndance, 226.
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15
wurde doeh In der Form^ wie dieses geschah, dem VerhAHnisse,
m welchem Kaiser Frenz nnd der Wiener Hof zn dem Ver-
storbenen gestanden waren, in ToUstem Hasse Rechnting ge-
tragen. ,Das, was die grössten Schwierigkeiten ergab*, schrieb
Graf Ncipperj^ am 24. Juli dem Fürston Mcttcrnicli, ,um einer-
seits das natürliche ZartgetUhl Ihrer M;»jesiat zu schonen und
andererseits die poh'tischen Grundsätze nielit zu verletzen, welche
hinsichtlich de& Dahiagcschicdenen allgcmeiu angenommen sind,
war ohne Zweifel die Art und Weise, wie man seinen Tod in
die Parnicsanisehe Zeitunfr inseriren und die Trauer Ihrer
Jiiyestttt und dero Hauses be^aiinden sollte/
So wurde in der offieiellen Anzeige von dem Tode Kapo^
leons nnd den stattzufindenden Trauerfeierlichkeiten yon den
Titeln Kaiser und Exkaiser und den Namen Napoleon und
Bonaparte Umgang genommen und blos eine Bezeichnung (Sere-
nissimo) gewählt^ welche in Italien für jede Person flSrstlichen
Ranges abUch ist. ^ Weiters wurde verfügt, dass die Trauer
blos drei Monate, yom 25. Juli bis 34. October, wahren und nur
auf die Herzogin, deren Haus und Dienerschaft sich erstrecken
soQte.
Die Vigilien und Obsequien fanden am Abend des 30.
und am Morgen des Hi. Juli in der zu diesem Zwecke schwarz
drapirteu Kapelle zu Sala statt. Kein Schmuck und keine
Embleme, welche an d«us Ver«^anf^ene hätten gemahnen können,
zierten den einfachen Sarkopha^r. Eine weitere Anordnung
Marie Loin<* nn verfügte, dass tausend Messen in Parma und
cbensoviele m Wien filr das Seelenheil des Verstorbenen gelesen
werden sollten.'
' .J'c<ipfrr> qtie le bUus, qne j*u ort devoir adopter, saiui fairo mention
des titroy il'c inperenr, d'px-emperour ou dos noms do Bonaparto
ou de Napolt'nti injulini^sililes eii tout wu», et qui anroJent fm5ss«'s ou
lo ca5nr de 8. M. ou le« principes de politique en vigueur, ne »era point
condamn^ par V. A. Lo mot de Sereuisaimo est das» la Ungne
Italienne encore plos genuiquc que dana tontes Iw antres et 8*appUqiie
dUFArotiuneiit k dwqne gndattoii prinei^ve. Cest la raison, qui iii*a en-
gagi k le proposer k 6. M. poiur rinwvtloik de farticl« offidel dans la
gaiette de Parme, dont V. A. trouvera im oxempiain cy-joiiit.* Neip-
perp an Mpttcrnich. Sala, lo 21 jnilli't 1S21.
* rig-iles et les (<l)sr(inp.s ont ou li»'u hier snir et ce matin dans la
cha{ie1Ie dn palai» de Sala, qui etjiit touie drapeo on noir et orn^e avec
simplicitä, niais avec touto la d^cence qui exigeait la circonstance. Sur
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In solcher Weise trag Marie Louise den politischen Rück-
sichten Bechnung und erwies den Manen ihres Gatten, dem sie
bis znr Trennung in zärtlicher, ja oft abgöttischer Liebe zngethan
war,^ nur jene Ehren, welche Tom katholischen Standpunkte
aus geboten waren. Entbehrten sie auch jegHchen Prunkes,
60 entsprachen sie nichtsdestoweniger der aufifichtigen Trauer,
welche Jene Uber das so schmerzliche Ende dessen empfand,
welcher der Vater ihres Sohnes war. ,Ich bin Uberzeugt/
schrieb Marie Louise am 24. Juli an den Herzog von Reich-
stadt, jdass Du diesen »S* Ii merz ebenso tief emptinden wirst
als ich; denn du svaicst undankbar, wenn Du all' die Güte
vergessen würdest, welche Dir Dein Vater erwiesen hat, als Du
noch im zarten Kindesalter standest. Weiterö hin ich über-
zeugt, dass Du zwar seine Tnprenden nachahmen, jedoch gleich-
zeitig die Kli{ipen zu vermeiden wissen wirst^ an denen er
schliesslich zu Grunde ging/
In ihrer Stellung als Mutter und VormUnderin glaubte
Marie Louise nichts ▼erabsäumen zu dürfen, um rücksichtlich
der letztwiUigen Verfügungen ihres Gatten die Rechte ihres
Sohnes zu wahren. ,Diesen,' schrieb sie am 20, Juli 1821 an
Kaiser Franz, ,empfehle ich Ihrem inmier so zärtlich gegen
uns bewiesenen Täterlichen Herzen, damit ihm auch von Seite
des englischen QouTemements in Betreff der Hinterkssenschaft
seines Vaters kein Abbruch geschehe. Wir haben Beide in
kindlicher Hingebung dem Wohle und der Ruhe unseres Vater-
landes und Europas hinlängliche Opfer gebracht; fUr mein Kind
hoffe ich eine glückÜchc, seiner Herkunft angemessene Existenz,
für mich Ruhe und Frieden, deren meine Gesundheit «ehr be-
darf.' Im Auftrage Marie Louisens richtete auch Graf Neip-
perg an den Fürsten Metternich das ErsucheOi sich bei der
le sarcophage il n"y avidt «lumne Mp&ce d*eiiibltaie ai d'orneiiient qni
«oroit pn ntppeler le pM0& 8. M. a toqIii abaoloment ««islar k ces
cörtooiiiM ftm^breB dans sa tribune entourte de« penonnea du w&rrio^
Interieur de Sa conr. Lea peiBonnea de la maison et la livr^c nccupaient
le« autres tribunes et Täglise. Comwe il n'j a point ea (l'iiivitation,
ü n\y ©st intervenu que fort pcii d'^traripfers. [/»'niMtion de 8. M. a
txlis forte, et bien naturolle (i^uaml t-llo «lut kc rappeller le p^r© de son
fils et sa malbeureose fin. Klle a urduun6 de faire cöl^brer mille
inemee ioi et mille autres k Vieime i la m^oire da ddfniit* Neip-
perg an Metternich. Sala, le 81 jnÜlet 1881.
* Wie aas ihren eigenen Biiefon mit Deutiicbkett erhellt
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17
en^iscken Regiening fUr die Interessen des Herzogs Ton Reich-
stadt m verwenden.^ Gerade im Hinblick auf etwaige Ver^
ftgimgen Napoleons rttcksiclillich seiner Witwe and seines Sohnes
hielt es Metternich für keineswegs ausgeschlossen, dass ent-
weder das Testament oder die Papiere des Verstorbenen Be-
stmmungen enthielten^ welche den Umtrieben der Parteien
neuen Vorschub leisten konnten. Er forderte den Fürsten
Egterhazy auf, die englische Regierung auf diese Möglichkeit
aufmerksam zu macheu und sie zu ersuchen, eine indiscrete
Veröffentlichung nach Kral Leu zu vcriaudem.*
IV. Capiteh
Verhalten der eugli^icheii B^erang. — Napoleons letster Wunsch, dass sein
Hers nacti Pama gebracht werde. — Mettemicb's Vortrag an Kaiser Fraai.
Aber noch wusste man in England nicht, wo das Testa-
ment Napoleons zu lirdou sei. An dem Vorhandensein eines
solchen glaubte die englische Regierung um so weniger zwei-
feln zu dürfen, als das Codicill vom Iß. April mit Deutlichkeit
darauf lünwies. Was den Wunsch Napoleons anging, dass
sein Herz an Marie Louise gesendet werde, war Lord Hathurst
kemeswegs gesonneni dem Verhalten Lowe's, welches er durch-
aos billigte^ entgegen zu handeb. Nicht undeutlich gab er
dem kaiserlichen Botschafter in London^ Fürsten Esterhasy,
m Tcrstehen, dass Marie Louise nichts Besseres thun konnte,
' ,Cetle atigttste soavoraino m'ordonnc eii möme temps de prior V. A. de
vouloir intcrpoHcr Hon iiitervontion prös du gonvnrnomotit Ansrlfii» pour
que tniut vc qni rf^Tii'lt! le testÄmorit du d6funt et l'h^ritagü <|u"il laLsae
au priatts »oii it placö sous 1 t^ido de la loyaute de S.M.B, et
qu'il lui 8oit ri uu compte oxact ou sa qu&litö de tutrice de son
en&nl* Neipperg an Metternich. Sala, le 20 Juillet 1881. St-A.
* est 4 Hupposer qu'il anra faxt des dispositions tastamentaires; alles
tte peuvent manqaar d*dtr6 apport^ en Angleteire. II est difßdle
de croire que dans ces picces Bonaparte n*ait iioint inclu das ubjet«
pr^tAnt au jen de» pnrti». Ce »era au gouvernomeiit Hritaunifuu' a iinrtcr
nnfi attention particuliAre srnr rette po.asihiliti, et nous nous li<«n.s tr<>j» ä
&a üa^fOÄse pour ji.'i.s etro convaiiu ns des soins qu'il prendra pour
empecher que par dm public^tioms iudittcritos les espritn ne puissent
etre remaäs. Cotte consid^ration porte directemeat wax Im dispositioiis
qoi poummt ttie relatives 4 Uadame la ducbesse de Panne et ton Iiis.* '
Metternich an Esterbaay. Wien, 16. Juli 1821. St-A.
AmUv. BL LXXX. I. BlUlt. S
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als den ausdrücklichen Wunsch zu äuBsern, dass die sterblichen
Reste Napoleons in Ruhe gelassen werden; denn abgesehen
davon^ dass England nicht in die unangenelime Lage zu kom-
men brauche ; ein enigegengesetztes Verlangen entschieden
zurückzuweisen, wäre sowohl den Familienangehörigen, als auch
den Anhängern Napoleons in Frankreich jeder vemttnftige
Grund benommen, sei es auf dem Wege der Unterhandlung,
sei es durch Lbt oder gar mit Gewalt in den Besitz seines
Herzens sich zu setzen. Fttr England wäre die Schwier^keit
um so grosser gewesen, als es auf St. Helena keine Souverilni-
tätsrechte mehr austtbte, seitdem es die Insel deren recht-
mässigem Besitzer, der ostindischen Compagnie, wieder einge-
räumt Latte. *
So wie Fürst Metternich mit keinem Worte das eigen-
mächtige Vor<re1ien Lowe's bei Gelegenheit der Inventarauf-
nahme niissbiliigt hatte, so äusserte er auch jetzt niclit die ge-
ringste UnzulViedenheit darüber, dass die engliscbe Hegierinifr
sich das Keelit herausnahiii. der Herzogin von Panna gleich-
sam ein Verhalten zu dictiren, welches einzuschlagen doch
einzig und allein ihrem eigenen Ermessen anheimgestellt blieb.
Wenn Marie Louise wirklich das Verlangen geftuBsert hätte,
den AVjinsch ihres verstorbenen Gatten zu ehren und in den
Besitz seines Herzens zu gelangen, wäre England niemals be*
rechtigt gewesen, ein solches zurttckzuweisen oder gar einen in
dieser Richtung unternommenen Schritt der Witwe Napoleons
zu yereiteln. Dass Metternich sich nicht aufraffte, um das
,Ce ministre (Myl< rd T^atliurft) a surtout attire mon attention sur «ipux
points 1° les disiiositioiiti du defunt relativement k la remise de son
coeur ä rarchidiichesae Marie Louise et de son estomac k son fiU. II a
entiArement approuT^ ]a ligne de condnlte qne le gouremnir a tenu
daiu eette oeeaBion. Bans 4n<mc6r nne opinion pcwitiTe, Lord Bathazst
m*a luaiA «itreToir Bon opinion paiüculiAra qne, n Madamo ranhidn-
chesse ^noD^ait le va;u quo los dÄpoaillM xnortelles restent respecMOB»
on obviorait de cette maniero non seulement aiix inconv*'niont.s d'un re-
fu8 positif, mais on facilitt^niit «V''»li>ii>«'"t le jnoyon dt» prt'vonir qne,
soit »a faniilk', sfiit <jnel"|iiosuns do kos adln'Tens cn France ne tentent
un essai d'emporter ses resteA, soit par ncgociatioii, «oit par ruse, soit
mdme par la forco. Le gouyoniement Britannique, readaat Tiile k la
compagnie des Indea» n'y exerce plne nne antoritA MUTendne et poaitlTe»
qnoiqoe lon inflneace pniaee presque y htn regarMe eomme äquivalente.*
Erterhasj an Metternich. London, 14. Jnli 18S1. St-A.
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19
Benehmeii Englands in gebtthrender Weise su todeln^ ist aber-
mals ein Beweis daAlr^ dass Oesterreich sieb gninx nnd gar
Ton England ins Schlepptau nehmen liesa. Die Politik dieses
Staates war von dem Zeiljiunkto der ersten Wiedereinsetzung
Ludwigs XVIII. an gewiss keiju- solche, dass si«; auf die volle
Billigunsr derjenigen hätte Ansju-ncli erheben können, welche
PS ehrlich mit ( Jestorrcich meinten. ' Das Verhalten, welches
Knirlaud zur Schau trug, als seine Verbündeten gemäss der
Convention vom 15. Augast 1815 Commissäre nach ät Helena
entsendeten, die Intriguen, welche es in Scene setzte, um die Stei-
long dieser zu einer fast lächerlichen zu stempeln, hätten Oester-
reich wohl überzeugen können, dass die Achtung vor Verträgen
seitens der englischen Regierung keine allzugrosse sei und sie
sichtB Anderes beabsichtige, als eine von den Alliirten unab-
liiDgige Politik su verfolgen. In richtiger Erkenntniss der
Sschlsge batte Kaiser Alexander von Russland als der Einzige
«ich entscblossen, seinen Commissär abzuberufen.*
Wie die Dinge jetzt standen, dachte Ftlrst Metternich
nicht im Entferntesten daran, tlureh irgend einen Act der Miss-
hilligung sich die Freundschaft Englands zu verseherzen. Er
erklärte sich vulikommen damit einverstanden, dass die sterb-
lichen Koste Napoleons auf St. Helena verbleiben sollten, und
setzte eine gleiche Anschauung auch bei Marie Louise voraus.
jAber die Art und Weise', schrieb er dem Ij^ilrsten Esterhazjr,
(in welcher sie sich tlber diesen heiklen Gegenstand äussern
mDy verdient es denn doch, dass er von ihr in reifliche lieber-
kgong genommen werde."
' 00 laaerto ddi Geniz, wMtwt lieber fdr die Thfonfolge dee HwMgt
von Reidwtedt als flir di« Bertaaratioii der Bonrlwiien gestiiDiDt iiitte,
ia einem an Metksrnich gnriehteten Schreibea tcmu 14» Jnli 1816 in fol-
gonder Wuise : ,Schon im vorigen Kriege war es ein grosser Sclimens
fQr mich, das/* wir uns von den Englamlrrn ihren Wech8ellMÜg des
Volkswillens und der Volksfonverainetät niusstcii auf<1ringL'ii I.nssou; da-
mals war es jndnch nnr ein Iiic-ulenzpunkt, eine kurze Episode ohne
Heitere eriisttialte Ktiljreii; ilie.-siiial lia))en sie 08 »o weif gebracht, das»
diese Fratzu vuu allen Mächten als politische Grundlage des Kriogos
■aerittant wofden isL* Oestarrmehs TheHnshine an den Befreiungs-
kfiogon» 666*
* fidiHtler, 2>ie Napoleoniden, 445.
* Mettemidi an Bfterliaey. 14 aoftt 18S1.
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30
Ihm kam es vor Allem darauf an, des gaten Willens
Bathorst'B und Castlereagb's in Betreff des TeBtamentes Napo-
leons gewiss zu sein«
Am 23. Juli unterbreitete Metternich dem Kaiser die
letzten Berichte Esterhasy's nnd die Depesche Lowe's an die
englische Regierung yom 14. Mai. ^Die Mittheilungen des Lord
Batbursty' Hess er ach yemehmen^ ^beweisen, dass Bonaparte
bis nach seinem Tode das Spiel seines Lebens fortsusetzen be-
dacht war; ein Vorsats, an dem ich nie gezwetfelt habe.
Hieher gehOrt der Wunsch, an den Ufern der Seine beerdigt
zu werden ; ein Wunsch, dessen Erfiilhing er wohl nie als aus-
führbar ermessen konnte, au df'ssen Eriulinug ilnn auch nichts
gelegen war, den er jciinclj ausgesprochen hat, »lamit er wenig-
bteuö auf Schleicliw(^^en Ijekunnt werde. El)enso wird es mit
Reinen, meiner genauen K( initniss des Mannes nach sicher
unbedeutenden hinterlassenen Schriften gehen. General Hudson
Lowe hätte auf deren unmittelbare Au8folglassun<r bestehen
sollen. Ich vermuthe, die englische Regierung wird es thun,
wenn sie in sich den Muth dazu flihlt. Das Legat an Lady
Holland hat denselben Zweck. ^ Diese Frau ist eine bekannte,
Intriguen ergebene Frau, ohne persönlichen Credit noch Ach-
tung, welche aber einen grossen £influss auf ihren Mann, einen
rdnen Badicalen, austtbt. Kapoleon kannte sie nicht persönlich;
in ihr belohnt er aber alle Schreier in England.,
,I>ie8 smd übrigens lauter politische Fragen, in denen
sämmtliche Regierungen im Interesse Tcreint stehen.
,Die Verlassensehaft Napoleons und dessen allenfiülsige
testamentarische Verfügungen in Betreff seines Sohnes stehen
jedoch in einer weit directeren Beziehung mit Oesterreich. Es
kann keinem Zweifel unterliegen, dass die Absieht Napoleons
daliin<ring, seinem Sohne die Succession im Grundsätze offen
zu erlialten, denselben, insofern es in seiner eigenen Gewalt
stand, auf seine angehlielien Ikcclite aufmerksam zu iTinchen
und in denselben den Keim zui- künftigen Entwicklung medor zu
legen. Die Acten werden dieses beweisen.
,Vor der Hand glaube ich nichts Anderes zu veranlas-
sen, als die englische Regierung aofiBufordem, uns alle wie
^ Eine golden« Dose, welche Papst Pins VIL dem Geaenl Bonaparte nadi
dem Frieden von Tolentino gcfeben hatte. VgL Anhaiig 1.
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21
immer Naincn habende Acten mitzutheilen, über diese Gegen-
stftade das tie&te Btülschweigen gegen das europäische Publi*
com zu halten, die Bttmmtlichen Mittheilaagen der Frau Ens-
herBOgin Karie Louise zu maofaen.
^Weirn eich Vermögen ausweisen sollte and ttberbanpt
testamentarische VeifUgungen von Wichtigkeit zum Vorscheine
kämen^ so glaube ich die folgende Massregel gehorsamst vor-
schlagen au sollen : E. M. dürften einen Conseil unter meinem
Vorsitse m meiner Eigenschaft als Hauskanaler ernennen und
demselben als Beisitzer den Vice-Präsidenten der obersten
Justizstelle, Frcihcrrii von Giirmer, und einen Vertreter der
Frau Krzhcrzog-in beigeben.
,Alle Gegenstände, welche anf die hucfcssion Beziehung
hätten, wären an diesen Conseü zu vcrwei±>üa und E. M. als
nÄtiirlichem Vormund d(;s Herzogs von Reichstadt zur AUer-
hiichsten Öehiussfassuug vorzulegen.
yDiese Masfiregel hätte jedoch erst dann einzutreten, wenn
wir mehrere Details über den wahren Stand der Dinge kennen.
Ich sehe sio jedoch in jeder Rücksicht alsdann fUr nöthiger
an, sowohl in pohtischer als in allgemein rechtlicher und nicht
minder in Beziehnng auf die dereinstige Justification gegen
den Herzog von Reichstadt selbst/
Kaiser Frans erklärte sich mit allen Ausführungen seines
Staatskanalers, sowie mit der Ernennung einer Commission ein-
Terstanden und schloss seine Resohition mit folgenden Worten:
,WiIl aber, dass in dieser Sache nichts ohne mein Wissen und
Genehmigung geschehe!'^
V. Capitcl.
M«lteiiiic1i*t fielifiiben an den Grafen Neipperg und den Fürsten Estet'
bAzj. ~ Kothweodiglieit, da.sB die östenreichiache Regierung in Bälde von
den B«^!<timmungen des Testamentes in Kenntniss gesetzt wcnle. — Marie
Louise. — Ihr Brief au Ladj* Burghersh. — Mettemich's Unwille darttber.
Am 29. Juli übersendete Metternich dem Grafen Neipperg
den Bericht des Fürsten Esterhazy vom 14. des Monats aammt
den hiezu gehörigen Beilagen, und setzte ihn zugleich von der
kaiserlichen Entschliossung auf den Vortra^j; vom 2o. .iuli in
Kenntnis». Rücksichtlich des Verlangens, welches England ge-
* 8t«A.
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32
stellt hatte, dass die sterblichen Kesto Napoleons aaf St. Helena
verbleiben sollten, schrieb er Folgendes nach Parma: ^Nach-
dem diese Angelegenheit eine ungemein heikle ist, so wage ich
es, die Frau Erzherzogin zu bitten, noch jeder fintschUessnng
und also auch eines jeden Schrittes sich zu enthalten^ welcher
darauf Bezug hat Bevor ich mir erUube, ihr in Betreff des
Begehrens sowohl, welches die englische Regierung gerne von
ihr erwirken mOchte, als auch über die Art und Weise, wie
sie ein solches, yorausgesetzt, dass sie sich hiezn entschlösse,
zu äussern hittte, ersuche ich, mir Zeit zu lassen, um die Sache
reifliclist liberlegen und noch Genaueres tiber die Absichten
der eri^li.sclu n Regierung- in Erfahrung bnii^eii zu küouen/
Dem Fürsten Estf-rli izv icdoch bemerkte er in einem
Schreiben vom 14. August, dass die österreichische Regierung
d. ii -[ i^st< n Werth daraut" leg«', in den Besitz des Testamentes
oder einer l>eglaubigten Abschritt desselben zu gelangen, und
gab ihm gleichzeitig Folgendes zu bedenken : ,Man soll es in
England nicht verkennen, dass die Famih« nangehürigen Bona-
parf» '« in diesem Augenblicke Alles in Bewegung setzen, um
sich des Testamentes zu versichern; das ist ein Grund mehr
für uns, zu verlangen, dass es uns Ubermittelt werde. Denn
abgesehen davon, dass die Witwe und der Erbe des Verstor-
benen naturgemftss unter den Schutz des Ejiisers gestellt sind,
wäre es, wenn jenes ActenstUck in unseren Händen sich be-
finde, leicht, dem Missbrauche zu steuern, den man sonst damit
treiben könnte/
Marie Louise Hess dem Fürsten Metternich ihre Absicht
zu erkennen geben, in Allem und Jedem seiner Wohlmeinung
sich zu unterwerten und freiwiUig dem Verlangen Englands
Folge zu leisten. * ,Mein einziger Wunsch geht duluu,* üclirieb
8. M. H"« TarehidttdieMe daeh«ne de Parme me diaq^ d*avoir Tliott-
iMar d'aMurer V. A. en aon antust« noiii, <|a>11e se conformora en-
ti^!rement k Hau fonscils relativem(?nt nux «ÜHpoHitioiiH ilonu^es par le d4-
ftiiit k IVpanl ilc l;i rriniso ilr> son vn-m <*t de .son o-'^tomnc, dt^post's pnr
ordre <lu gonvornoiiKMit Aii<,'];us dans s.i fombe do S''^-lIt'l'" u<>. Mf'tno ni
lo gouvornemeiit Auglaiti düt par la vuie de mni iuuii.->ture üiiru laire
des oaTertnrw ditectea k ce siget k 8. H., eile soipendrm m d^oS^n
et M rtponee jaequ'lb ce <ia*6lle oonnauae ropinion de V. A. et lee in*
teations de 8. H. Temperetir aar cet otget Gnf Neippeqp an Metternich.
Sala, le 8 «oftt 1821.
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S3
ne am 4. August an Kaiser Franz, ,da«s man die Asche des
innen Seligen nun einmal in Ruhe lasse und auch sein Hera
in seiner Crroft yerUeiben kOnne.'
Da Fürst Metternich in Ansehung der Stellung Marie
Looisens es yermieden haben woiltei dass diese sich unmittel*
bar an die englische Regierung wende^ lud er sie durch den
Grafen Neippcrg ein, ein ofHcielles Schreiben an Kaiser Franz
zu richten, dem es sodauu uberlujssen blcibeü äollte, das Nötliige
zu verftlgen. Gleich ^^eitig* legte er buiuer Depesche den Eiit-
wuii eine?; solchen Hriefes bei. Marie Louise zögerte keinen
Augenbhck, im Sinne Metternich s zu handeln und das ufticieile
Schreiben an ihren Vater zu senden. ^
Aber nicht so sehr die heilige Scheu davor, die Kuhe des
Todten zu stören war es, welche Marie Louise bewog, dem
Verlangen Englands nicht zu widersprechen, als yielmehr der
Gcdsnke, dass »alle Uebelgesinnten', worunter sie die Anhänger
und auch die Familienangehörigen Bonaparte's verstand, mit
denen sie jede Verbindung abgebrochen hatte, eine PilgerschafI
nach Parma veranstslten könnten, falls hier das Hera Napoleons
beerdigt werden soOte. ^Dies würde mir/ schrieb sie am
1. October ihrem Vater, .In meiner Lage äusserst unangenehm
sein, da ich mir nichts mehr auf dieser Erde als Kuhe und
Frieden wünsche; ich baue also auf Ihre gnädige Mitwirkung,
um diese Sache zu verhindern.'
Da Kaiser Franz die Bcrufunp einer Commission mit
Metternich als Vorsitzendem vertiigt hatte, welcher die Auf-
gabe zufiel, im geeigneten Zeitpunkte über die Testamonts-
angelegenheit Beschlllsse zu fassen, ernannte Marie Louise den
Grafen Moriz Dietrichstein zu ihrem Vertreter. Die betref-
fende VoUmaoht überschickte sie jedoch vorerst dem Fttrsten
Metternich, weil der Anordnung des Kaisers gemUss die Sache
noch geheim gehalten werden sollte.*
' Anliaug 4.
* 8. IL Mne rarchiducbease ducbeiMe de Farme me chargo de tAmoigner 4
V. A. «a nwionnstiiniirtr tonte parttonliAre, ponr U folUeitude qn'EUe me( k
fecaeillir tont ee qai eoneerae Im diqpoaltions tantammitairsi du d^lnnt, et
ponr aroir taA daoa PiiitMt de 8. 8. le dnc de Rdehatadt, aon bien
■un6 fila, les baae«, rar lesquelles les affairea de la aneoeMion ae traiteront
i Vieone, Ic^quellea ont ^t^ approuv^es par S. M. Tempereur, aon aug^ste
M»* rarchidncbeaie a choiai le comte Maurice de PietricbateiQ
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24
Rücksichtlic'h clor Verlassensclinft Mapoieons erlaubte
Marie» Louise der englischen Kopcning nicht so völli«- vcrTraiicn
zu dürfen. Sie hielt es für unbegreiflich, das8 man in England
weder Uber da8 Vorhandensein eines Testamentes, noch Uber
die Gelder, welche nach ihrer Ansicht von dem Verstorbenen
bei der Londoner Bank deponirt worden seien, etwas in Er-
fahrung gebracht habe. Ebenso unwahrscheinlich dlinktc es
ihr sn sein, dass in Anbetracht der grossen Wachsamkeit,
deren Sir Hndson Lowe sich doch stets beflissen hatte, das
Testament ohne sein Wissen nach Europa gebracht worden sei. '
Nachdem Ftlrst Metternich noch nicht in der Lage war,
ihr eine zufriedenstellende Auskunft Uber eine Angelegenheit
au ertheilen, welche ihr als Mutter des Herzogs von Reich-
stadt 80 sehr am Herzen lag, wendete Marie Louise sich an
die Gemahlin des englischen Gesandten in Florenz, Lady Burg-
hersh, wcIcIk' vor Kurzem nach London abgereist war, und
ersuchte diese, ihr Alles iiiitziitbeilen, was sie über die letzt-
willigen Verfügungen iSupolcous in Krfalirung brin^'cn k<>nnte.
Trotzdem das Schreiben der Herzogin lediglich privater Natur
war nnd keineswegs die Aufforderung entliielt, dass ir^jend
weicher 8chritt bei dem englischen Ministerium unternommen
werde, so richtete Lady J^urghersh nichtsdestoweniger an Lord
Bathurst das Ersuchen, der Herzogin 7on Parma gefkUig an
poar Mn fondö de pouvoint pri-n da con.seil qui tera prMdi p«r V. A.
Partageant eatiteeoient l'avu de V. A., qu'U f«at conveuir da Toile du
plus grand secret tont re (jin a rapport aux aflTaireH «Ic la supcession, et
ne voulant pas incinr' cii infunner avant le temps Ic comto Maurico de
Dietrichstiiiu, M""' rarchiiliicheHse iii'ortioimo tl iuclure a V. A. les Plein-
pouvoir» qui lo rogardent, et qu'Ello vuudra bien no lui remottre qu'au
moment oft Elle le jagen nicemire. Neipporg an Ifettenicih, Sala,
le 8 aoftt 18S1,
S. M. troave inconcevable qae le geavemement AngUls n^ait, ou ae
vent pas avoir l'air d'avoir des notioas positivfs sur rcxistonce d'un
testamcnf. ot götiöralement mr los TdikIs que le d^funt peut avoir i)lac6s
dans la haiupie «lo Ti>»4i(lre8, et comrae benncoup de mondo le suppnse
k röpuque de la ilisuibution deti licences. II Ini paroit au8äi a&sez
invraisemblablo qu'avec la grande aurveillance exercöe par Sir H. Lowe,
il Moit poeiitle« qne le teetameat aH M eoyoy^ en Enrope, a Texeraple
d^aotiea papten int^reaMntB et importaats qae le comte de Monflioloii
prftend qa*0D aTait expMi^e en Angleterre. II r&gne en tont oeei one
leinte myst^rieoee qui m^rite certainemMit Tattenlioii de V. A.* Sala, le
8 ao6t 1821.
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25
sein. Der Staatssecretftr erhob keinen Anttand, dieser Bitte
Folge SU leisten, aber er konnte Marie Lonise keine anderen
Actenstttcke znsenden als dieselben, welche er bereits der
(feterreichischcn Kcgicriinp; niit<;otheilt hatte. *
Fürst Mettemicli jedoch fühlte sich, und wohl nicht mit
Unrecht, durch dieses V«ui.'ehcn Marie Louisens persönHch
verletzt und ^ah es der Herzogin in einem Schreiben, welches
er am 24. September an den Grafen Neipp<'ri; richtete, nicht
ondeutlich zu verstehen. ,ich begreife vollständig/ iieisst es
darin, ydass die so natürliche Sorge einer Mutter fUr die Inter-
essen ihres Sohnes die Frau Erzherzogin dazu anspornt, nichts
zu verabsäumen, was sie in den Stand setzen k(jnnte, über
Aliee aof das Genaueste unterrichtet zu sein; aber sie darf
wiederum mit Zuversicht darauf rechnen, dass ich es als eine
meiner hauptsächlichsten Pflichten betrachte, der Angelogenheit,
um die es euch handelt, jene Sorge zu widmen, welche sie er-
fordert, und dass ich viel eher in der Lage bin, von Seite des
englischen Ministeriums zuverlässige Kachrichten Uber das Te-
stament Kapoleons zu erhalten — wenn solches Überhaupt
möcriich ist — als Lady Burghersh. In einer so heiklen Sache,
glaube ich, erfordert es das Ansehen der Frau Erzherzogin,
es sortrHlhiirst zti vermeiden, sich selbst in den Vordergrund
zu stellen und im eigenen Namen zu handeln. Dem Kaiser,
ihrem erlauchten Vater, kommt es zu, sowohl ihre Rechte als
die ihres Sohnes, des TIerznf,^s von Reichsstadt, geltend zu maclH'ii;
nur dann, wenn die Frau Erzherzogin unerschütterlich unter
seinen Schutz sich stellt, kann sie mit voUer Gewissheit hoÜ'en,
Unannehmhchkelten und Verquickungen zu entgehen, denen sie
im anderen Falle un})edingt atu^setzt wäre/
In der gleichen Weise äusserte Metternich sich auch dem
Fürsten Esterhazy gegenüber, an den er am 2. October eine
Depesche richtete, welche darauf Bezug hatte.'
Auch in Ansehung der Persdnlichkeit, an welche Marie
Louise sich gewendet, glaubte der Staatskanzler das Vorgehen
* Anhang' 5 und 6.
* ,Eb gin&rft] nou» d&^ironB «pio Madame ruchidiichesso daiui aon intMl»
commo Anm f"1iM (lr> son fils, ovif*" <<iipT»f»Ti?<f>Tnert d'npir en son nom
Ahnn iine afiaire uuHiii delicata. Le «enl moyen jmnr »■llo do prevenir
tonte complication embarra.s»ante et compromettante i>ai de se maiatenir
paasivement aoas T^de de l'empereur son aoguste p6re/
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26
der Erzherzogin «ranz cntRchirflcn uiissbilligen zu niiisscn; denn
Lord Burplicrsh galt keincswofrs als ein AnhiinprM d r Politik
Oesterreichs und seiner Verbündeten; ja man wusstc von ihm,
dftss er einmal nahe daran war, seiner freimttlhigen Aeusserun-
gen halber von s^ner Regierung getadelt zu werden.^
VI. Cspit^L
Ankunft des Abbö Vignali in Flnruuz. — Seino ZusÄimtionkuuft mit dem
Grafen Neipperg. — Marie Louise übersendet ihm einen King. — Seine At»-
sichten über du Testament Napoleon». — Lord Bathurat — yerlwltaii der
TMtameiitivollilreekor. — KaiMr Fm» vertritt den olvUieehtlielieii, Font
Metternich den politiiclien Cherekter der Angelegenheit. — Oe^viche im
Salon der Lady Holland Aber das Testament — Erkllmng der englischen
Begieningt sidi in nichts in miBchcn, waa das PriTatrermdgen Napoleons
betreffe.
In den letzten Tagen des September langte der Beicht-
vater KapoIeonSi Abbd Vignali, auf der Reise nach Rom be-
griffen, in Florenz an. Hier stellte er sich dem Grafen Keip-
perg vor, welcher mit ihm eine lange Besprechung hatte, in
deren Verlauf Vignali sein ^Ehrenwort gab, dass letzt^villige An-
ordnungen vorhanden und die Grafen Bertrand und Montholon
die Vollstrecker derselben seien; man möge aber ja nicht auf
grosse Reichthtimer sich gefasst machen; im (lebngon würden
I. M. in wenigen Monaten über Alles aufgeklärt vverden'.*
Abbe Vignali, welcher in der beschei(iensten Weise auf-
trat, erklärte ausdrückHch, dass er nicht deshalb dem Grafen
Neipperg sich vorgestellt habe, um irgend einer Unterstützung
' . . Je ne puis cependant m'empöcber de regretter, qu'elle Tait mise k
mdme de ponvoir prodnire nne lettre d^ette, non que je ne rende une en-
ti^re justice anx sentiments de d^Tonement et d*attechementi qae Lord
et Lady Bnighersh se font honneur de professer pour M«« Taiebidn-
chesse, mal» paroeqne Lord Burghersb, avec toutos le5 bonnes qualit^
de son creur, ©st cependant nn homme do parli, qiii dai»s Iom domieres
cniijnnctures politiqufs s'ost proTu>nce de la inani^re la pluH imprudente
8ur lo systüniö de TAutriche et de sos allies, au point mdme d'enconrir
le blame de son gouTernement, et qu'U peut etre compromettant et
mime dangereox ponr M»* rarchidnebesse de foomir 4 an homme saas
anenne inBnence dans son propre pays» et qni a anasi pen de mesnre»
nn moyen de fidre croire, qa*il est honorfi de sa confiance et cbaig^ de
ses intirSts.* Metternich an Neippeig* Vienae, le M leptembre 1881.
Si-A.
* Neipperg an Mettemich. Fiorence, le it9 «eptembre 1821.
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S7
TOQ Seite Marie LouiBens theilhallig eu werden, er wünsehe
Ti'elmehr emsig und allein, die Witwe Napoleons verBichern
sa können, daaa ihr Gatte in christlieher Ergebenheit und nach
Empfang der heiL Sterbeaacramente yerschieden sei.^
Dem Grafen Neipperg bot sich Gelegenheit, noch eine
zweite Unterredung mit (Km Aljb(i zu haben, über welehe er
dem Fürsten Metternich Folgendes berichtete: ,Ich sagte ihm
von Ntueiu, dass I. M. von der Existenz eines Testamentes
zuverhissip; unterrichtet, aber darüber im Unkhiren sei, in
wessen iiaiulen es sich befinde, und dass sie mit grossem
Erstaunen vernommen habe, dasä einige Familienangehörige
Bonaparte'a die näheren Umstände wUssten und daraus kein
Geheimniss machten. Sichtlich betroffen erwiderte mir Abb^
Vignali, dieses wäre unmöglich, und Niemand, ausgenommen
die Grafen Bertrand und Hontholon, welche noch einige Zeit
nSthig hätten, um eine ao wichtige Angelegenheit in Ordnung
xa bringen, könne irgendwie unterrichtet sein; L M. möge
die CHlte haben, sich noch zu gedulden, sie würde gewiss in
der genauesten Weise Uber die letztwilltgen Verfllgangen des
Verstorbenen aufgeklürt werden/*
Im weiteren Verlaufe seines Gespräches mit Vignali ge-
langte Graf Ncippei^ zur Ueberzeugung, dass es der englischen
Regierung nicht an Gelegenheit gefehlt habe, über das Testa-
ment untenichtet zu werden. Mit Iveeht hob er hervor, dass
der rechte Augenblick, in welchem man etwas Bestimmtes
hätte in Erfahrunr^ bringen können, verabsäumt wordfMi sei und
man den Gouverneur der Insel dafllr verantwortlich machen
müsse. ,Vor der Abfalu't von St. Helena/ bemerkte Graf Neip-
perg, ,hätte Sir Hudson Lowe die Grafen Bertrand und Mon-
tholon aufifordem sollen, ihm bestimmte Daten über den Ver-
* S. M, n'ayant point voxilu parier h Tabbö Vigiiali, chapelain de Vex-
44ftuit emperotur Nspolfon, re^ouaBt actaellttnent Tülft St^-Htitoe^
»n ee rnfttan nne longao coBTenatioii ar«c loL D m'a chaifi de
dir» 4 S. H. que le Mmi ^tait mort dass Im Mntiipeiu Im plus elirö-
tittot, que, qiioiquUl n'avatt 6tA cbargi d'iuu und oomnÜHion, il avait
ccpendant cni de son devoir a son passage » Floroncc de präsenter
k S. M , <jn*il retonrnait en Corse, qu'il n'avait aucuii bosoiii ilans oo
iiMineiit, m&ia que s'il m trouvait jamai!< dans In misi' re, il recoiirerait
« la g^närosit^ de S. M. dont il n'a rieu voulu acceptur actuellemeut. .
Ibid.
*Ibid.
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38
bieib des Tostnmentes zu geben, widrigenfaHa er genOthigt sei,
Omen die AusfUhning des CodiciUes sii verweigern. Jetxt aber
weihen Jene aller Wabnchemlichkeit naeh bereitB in Frank-
reich und hätten gewiae nicht ermangelt, mit den Verwandten
Bonaparte's sich ins Emyernehmen au setzen/ Das Testament
selbst Termnthete Neipperg in den Händen irgend eines An-
gehörigen dieser Familie, ja er hielt es Air nicht Yöllig ausge-
schlossen^ dass es der grosseren Sicherhett halber nach Amerika
an den Grafen Survilliers gesendet worden sei. ^ Als AhhA Vinrnali
eine iSumnie Geldes, wrlche ihm Gral' Ncippcr^^ im A ulirage
der Herzogin von I*annH Ubermitteln wollte, auß^^esdilagcn
hatte, iihers<4ii( kic ihm diese einen wertlivollt-n I\in<j^; denn nicht
ohne Danii wollte Marie Louise den !\Iann zielien lassen, wel-
cher ihrem Gemahle aui' seinem Sterbebette den letzten Trost
zugesproclien. '
FUr Lord Bathurst war die Testamentsangelegenheit nicht
minder in geheimnissvolles Dunkol gehüllt ; swar hatte Graf Mon-
tholon in einem vom 6. Mai datirten Schreiben an seine Gemahlin,
▼on dc^ssen Inhalt die englische Regierung durch Sir Hudson
Lowe in Kenntniss gesetzt worden war, ausdrücklich bemerkt,
dass das Testament Napoleons in seinen Händen sich befinde^ '
doch glaubte Bathnrst dieser Aensserung keinen Glanben bei-
messen SU dürfen^ wogegen er daran nicht zweifelte, dass es Uber-
. .Je suis pemuid^ mon prince, que le nunisUre An^lais aurftit pu se
proevrar plus de lunuiras daw tonte cette affaire de la mooeadon de
NapoUon, pour peu qa*il eat donn^ plus de iiiiie k ses reclierchee, et
que le testament a rtieiiro t[n*il eat se tronve dana les mains de quel-
que individii de la famille Bonaparte, pout-etre memo on Atn.'rique pres
do Jofioph. . . Noippor? an Mottnrnirh. Flrirr-nff, lo l^f «ictohro
,L'abbi Vipnnlj, mmmc j'ai <m i'hüniuMir d'en fairo montion dau» uaon
rapport, n'a pas voulu accepter les seeours tm argont, quo S. M. M"* l'ar-
chidnchoMe m'avait ordono^ de Ini fairo payor ponr la continaation de
son voyage k Borne. Cette augii.tte princease voulant ponrUint faire
quelque elioae ponr eeltü, qni avait etuaaU ton difnnt ^penx snr ton lit
do mort, m'ordoimn de ini remettre uno bufrae saiu ebiffre, k pen ptte
de la valeur de mille francs . . Tbid.
jLVmppronr m'ay.mt rliarg^ do l'oxi^ciition «l*« tnntos se« volonte, j'ai k
röporidre k mille et uno question. Son tofitaitifut est pntre mes maius,
j'attends pour l'owvrir do «avoir si lo poiivenioniont veiit y assister; ce
cas ayaut ^tö pr^vu par rempercur, mais tout nous porte k croiro quo
bien dee larmes couleronl qnand il rnra In/ Eztrait d*nne lettre dn
comte MonthAlon k la comtene Mootholen. Longwood» 6 nmi 1821.
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39
bmpt Torbanden sei. ^ Ohae einen sticbliältigen Grund fUr die
Siehtigkett seiner AnBcbsnung »nfllhren zu lü^nnen, äusserte
er dem Baron Neumann gegenüber seine Ueberzeugung^ ^dass
ungeachtet der AnhftngÜelikeit Bertrand's und Montholon's für
die Person des Verstorbenen, — sei sie nun verstellt oder
wahr — Napoleon dennoch nicht genug Vertrauen in diese
Beiden gesetzt Inihe. *
In der Tliat war das Benehmen, welches die ( Jenannten
während ihres \ erwcilens in London zur Scliau tri^en, ein
solches^ dass es zum Aff^wohn Anlass bot. Sie spraclien sich
äusserst unbestimmt über das Testament und dessen Verbleib
aus und wuasten auch nichts Genaues über die Hübe des Ver-
mögens anzugeben, welches sie auf ungefähr 300.000 — 400.000
Pfund SterUng schätzten. Nach ihren sehr zweideutigen An-
gaben sollte der Herzog von Reichstädt, und zwar nach ToU-
endeter Grossjftbrigkeit in den Besitz desselben gelangen und
gleichzeitig auch von den Bestimmungen des Testamentes in
EenntniBs gesetzt worden.' >Es ist sehr mOglich/ berichtete
Bsron Neumann nach Hause, ,da8s die Herren 'Bertrand und
Hontholon so zu sprechen unter sich ausgemacht haben, und
iwar ans £Ü8chem Schamgefühl, nicht besser unterrichtet zu
sein/*
Was Oesterreich betraf, so kam das persönliche Interesse,
welches der Kaiser daran haben konnte, dass Kapoleon seiner
Witwe und seinem Sohne vielleicht irgend welches Vermögen
testirt hatte, nicht im Entferntesten in Betracht, denn für
Beide war von Seite des Kaiäers in einer Weise gesorgt worden,
I Anhaogf 6.
' Neamann an Metternich. Londres, le 24 aoüt 1821.
• por^onnas, qtii ont 6t6 dans lo cas de voir Ucrtraiul et >fontholon
ici, in'out dit i[u [\h K'expliqnnient vag-uemeut mr l'ahjtii du t«gtaraent;
qu'ils avaieDt uux-m^mei» dit, <^u il dovait exiüter, pimi^ue le codicile
rindiqiuit ■nifinmmeiit, mais qn*i]s ne aavaieut, ou; en mftme temps ils
avaieDt Tsir de ne pss en ignorer iiuelques^nnM des cisuses, comme par
esemple le montsiit de la fortone, qn'ib croyeot 4tre de trob k qnatre
Cent miUe liyree Sterlings, maifl qa*eUe ne doit ötre dSliTrfo an fiU qn*aa
mament de aa nii|)orit4; ils ont mdme ajoutö, maia d*aue Tn.uiiero am-
bipfio, fiiie cc ne semit qn'.ilors cVst h dirc lor<'qne lo dnc dtj Reichstädt
aurnit .-itteint sa majohttS, qiiVHi liii ferait pari (l(>s dis]>ositionfl da testa*
nrnuU Neomaim au Mettenüch. London, 24. Augiist 1821. St.*A.
* Ibid-
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dass es in der That gleichgOtig erachemen musste, wenn der
eine oder andere Theil einige handerttansend Golden mehr
oder weniger besass. Anders jedoch verhielt sich die Sache
in Ansehung" der Pflichten, welche das vormnndschaftliche Ver-
billtiiiss dem Kais» i auferlegte, in dem er zu dem Herzoge von
Reichstädt stand. Dieser so leichtliiii sicli zu entÄussern, war
Franz I. keineswegs gewiilt. Er forderte den Fürsten Kster-
hazy durch Metternich auf, kein Mittel unversucht zu lassen,
um dem Vorhandensein und dem Verbleib des Testaments
Napoleons auf die Spur zu kommen. ^
FiLr Metternich kam noch ein weiterer Gesichtspunkt in
Betracht. Indem er die Anschauung Keumann's Uber das Ewei-
deutige Benehmen Bertrand's und Montholon's verwarf, hielt er
vielmehr an der Ueberzengung fest^ dass der Grund ihrer
Zurückhaltung auf politische Rücksichten zurücksuftibren sei.
In einem Schreiben an den Fürsten Esterhazy vom 3. October
1821 begründete er seine Ansicht in folgender Weise: ,Da
Kapoleon gestorben ist, wird naturgemüss seine noch immer
sahireiche und mächtige Partei nunmehr alle ihre Hoffnun^^en
auf seinen Sohn Ubertragen und ausserdem in einem Augen-
blicke der Krisib die Kevolutionäre und Unruhestifter aller
Länder bereit finden, sich ihr ;inzuscli]i(ss('n. Die hervor-
mg^'Tulstcn dieser Partei hegen tlie Ueberzeugung, dass die
Bourhon'sehe Dynastie nicht im Stande sei, sieh ;iuf dem
Throne Frankreichs zu erhalten, und sie zweifeln nicht daran,
dass mit dem Tode Ludwigs XVIII. auch ihre Regierung ein
£nde erreicht haben werde. Man darf sich also darauf gefasst
machen, dass jene Partei, falls dann die politischen Umstände
ihren Plänen noch günstig sind, das Aeusserste daran setaen
wird, um den Sohn Napoleons auf den Thron zu erheben.
Angenommen, dass ihr Streben nur darauf gerichtet sei —
denn wollten wir dies in Zweifel ziehen, so würden wir uns
einer gewaltigen Täuschung hingeben — - ist es leicht^ die
Gründe sich zu erklären, welche die Testamentsverwahrer Na-
poleons heute veranlassen, seine Verfügungen noch geheim zu
liultcu, .soleiiie sie vor Allem, woran man nicht zweifeln darf,
die vermeintlichen Rechte seines Sohnes auf di(^ Krone Frank-
reichs betreffen. In diesem Falle haben wir es bei dem Tode
^ Antuuig 7.
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81
dea Königs zu enrarten, diese Partei das Testament des Vaters
prodamiren und kraft desselben die su^^e nannten Rechte des
Sohnes zurückfordern zu sehen, rücksichtlich derer sie auch
gewiss Dicht i-nnuiigcln werden, ihnen den Charakter der Legi-
timitiit zu verleihen, um desto sicherer dem Principe der wider-
rechtlichen Besitzert^reifunf^ zum Siege zu verhi ItV'n. Wenn
nun das Vorgehen dieser Partei irgend einen liüeldialt und
Stütze findet, sei es in der Person eines miielitic'en Ob» rliauptes,
welches des Vertrauens der französischen Armee sieh nfreut,
sei es in einer ehrgeizigen oder revolutionäreu Kegierunt;, in
deren aagenblicklichem Interesse es liegt, eine ernsthafte Ver-
wicklnnp;' unter den Grossmächten Europas hervorzurufen, wel-
che in feierlicher Weise die Familie Bonaparte des Thr6nes
Terlnstig erklärt haben, so wird ganz Europa von Neuem in
einen allgemeinen Krieg sich gerissen sehen, dessen Folgen
unberechenbar wären.
,Im Lftteresse aller Mächte, insbesondere aber in jenem
Oesterreichs, Englands and FVankreichs scheint es uns an liegen,
solch emer anheilvollen Verquickung nach Kräften Ettvorsu-
kommen und in Folge dessen zu trachten, aof eine genaue
Weise die Verftigungon des Gefangenen Yon St. Helena von
jetzt an in Erfahrung zu bringen, um sich in den Stand
zu setzen, die etwaigen Wirkungen und Folgen zu schwä-
chen/
Wenn aueh Metternich weit davon entfernt war, den ver-
S( hiedenen Gerüchten Glauben /u schenken, welche das von
Kapoleon hinteHasscne Vermögen auf ^0 bis 40 Millionen Fj'ancs
schätzten, so musste er dennoch mit dieser Möghchkeit rechnen
und es in Folge dessen als eine äusserst bedenkliche Sache
ansehen, dass die Verwaltung solch bedeutender Summen in
den Händen von Leuten sich befinde, welche der napoleoni-
sehen Partei unbedingt ergeben waren. Andererseits vermochte
man alle staatsgefkhrlichen Pläne und Hoffnungen, welche der
Okube an das Vorhandensein einer beträchtlichen Hinter-
lassenschaft erwecken und begünstigen musste, mit einem
Haie zu nichte ztf machen, wenn es gelang, aus dem Testa-
mente selbst mit aller Deutlichkeit au beweisen, dass Napoleon
nichts weniger als ein ungeheures Vermögen hinterkssen habe.
In einer besonderen Depesche Tom 3. Oetober forderte Hetter^
nich den Ftirsten Esterhazy, beziehungsweise die englische
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33
Regierung auf, auch diese Erwägungen berücksichtigen zu
wollen. '
Hatte Mett« rnii h den Standpunkt des Kaisers und auch
seinen ei<^''(.ncn in deutlielier Weise erliiutcrt, so ^in^^ er nun-
mehr daran, auf die 6puren zu verweisen, welche st-iner An-
sicht nacli verfolgt werden müssten, um die Person zu ent-
decken^ iu deren Händen das Testament sich befand. Das
Vorhandensein eines solchen glaubte er um so weniger in Zweifel
ziehen zu dürfen, als ihm bereits zwei Jabre suTOr die Za-
sicherung gemacht worden war, von den testamentarischen
VetAlgttttgen Napoleons in Kenntniss gesetzt zu werden. Der-
jenige jedoch, welcher sich bereit erklArt hatte, der österrei-
ehischen Regierung in dieser Hinsicht gefiüüg zn sein, lOste
sein Versprechen nicht ein, wahrscheinlich aus Furch^ seiner
Partei gegenüber sich blosszustellen. ' Jetzt wiederum war es
Metternich hinterhracht worden, dass man in dem Salon der
Lady HoUand in ganz bestimmter Weise Uber das Testamient
sich geäussert habe. Hiedurch wurde er noeli nielir in seinem
Verdachte h(!Stärkt, da^.s Lord Holland, der eifrige Anwalt des
Oefang<inen von St. Helena, dcKson Vertrauen er in reichlichem
Masse ^'t no.s.sen hatte, denjenigen kenne, welelu'r von Napoh.'on
damit beauftragt worden sei, sein Testament zu verw\'ihren.
War dicRes, wie Napoleon wohl angeordnet haben mochte, von
Las Cases oder O'Meara nach Europa gebracht worden, da-
mit es nach seinem Tode nicht in die Hände der Engländer
falle? In dem einen Falle hielt 68 Metternich fUr sehr wahr-
scheinlich, dass der Ilerzt^ TOn Leucht^mberg derjenige sei,
in dessen Besitz das Testament sich befand, in dem andern
Falle yermnthete er dieses noch in £ngland.'
Erfolglos jedoch wie bisher blieben auch jetzt die Be-
mühungen des kaiserlichen Botschafters in London. Lord und
Lady Holland waren bereits seit längerer Zeit verreist, wes-
halb Esterhazy sich ausser Stand gesetzt sah, im Sinne der
Weisung zu handeln, welche auf sie Bezug hatte. Ausserdem
&nd er seitens der englischen Regierimg nicht jenes Entgegen-
kommen, auf welches Metternich zu rechnen schien; denn der
* Anhang 8.
' A\iH (ton Acten ist dttrUber itiohti welter sn eataehmen.
* Anhang 9.
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33
ente fltaatooucmtir MarqoiB Londondeny, an welchen Estorhasy
sieh wenden miMBte, da Batharat gerade nicht in London weilte,
erOihele ihm, daaa Enghmd e« als Grnndiats an%e8teUi habe,
Bich in nlehts an nusehen, was das PriratTermOgen Bonaparte's
hetrefie, nnd deshalb nicht in der Weise Nachforschungen
p6egen dürfe, wie die österreichische Ke^'ierimg sie vcrlauore.
Nur diizu erklärte er sieh bereit, diese in ihren Bemühungen
nach Möglichkeit zu unterstützen.
TU. Cnpttel.
EÄterhazv trilifih tieju Fürsten MetttTiuoli den Hath, in Frankreich Nach*
focfchuugeu über dun Verbleib des Testamentef» aufteilen zu laMeii. — Seiu
0«qprlcb mit Sir Hudaon Lowe. — Bertraud und Montholou iu Poris. —
Ihr ProceM mit dem BanUuraM Lafitte. ^ Bertnuid*« Schreiben an Marie
Lonieeu — Antomarelii in Panna. — Seine Andiens bei dem Grafen Ndp-
perf. Br sieht die Xafiaerin im Thealer. — Eiodniek, welchen die Witwe
Kapoleons auf ihn henrormfL — Marie Louise erhält den Brief Bertrand'a.
— Sie wendet sich um IJath an dpn Fflrsten Mettornich. — Di«>ser »chreibt an
Neipperif. — Marie Louise ir»ncbt den Botochafter in Paris, in ihrem Namen
mit den Te«tanieutaTolI«treckem zu unterhandeln.
Ln Hinblick darauf nnd weil anoh Graf Bertrand nicht
mehr in England, sondem bereits auf franaOeischem Boden sich
be&nd, gab Esterhaay dem Forsten Metternich au bedenken,
ob es nicht angezeigter wftre, m Frankreich, welches an der
Sache bei Weitem mehr als England betheiligt sei und auch
Uber einen besseren Polizeiappamt verfUge, Nachforschungen
über den Verbleib des Testamentes anzustellen. ^ Um jedoch
L'abscnre prolongäe de Lord et Lady Holland in'a erapech«^ de snivro
rinditviti.iii que vous ave» bien voulu, mou prince, um «li/uner k co
aujet; ayaut d'ailleura interronipu toute relatiou avec eux, meme celle«
de aoci^t^ je n'ai aucuu moyen de pouvoir en profiter. Mes informa^
tiont na penvent dooc ftre que tria indireeles; je ne d^eeepAre eepen-
daat paa da m'en proenrer par des penonnea qvi fMqnentent lenr aeei^t^
umqnement daoa le hat de T^rifier le fait, li on y a connaiiMance dn
leetanent en qneation en mm. Le g^nöral Bertrand s'^nt ^tabli en
France, il sera pe»it-etre plu» Ris6 d'y dcicouvrir quelques donnf^os k cet
»v/T-ard qu'il ne l'ost ici, d'abord parceque le gouvernenieut Frantjais
nietiie M^y trouve plus int^reasä que le gouvemement liriiannique et eu-
saile parceque lee moyens de police y aont bien plus efficat^. Lord Bat^
hnnl^ dana le ddpartement dnqnel ae treuTe toiOoiin tout oe qni a trait
aas ralalioiia a^ec Bonaparto» et qni m*a aoiiTeiit montri beanoonp de
Anlir. BLLtST. L HiUls. 8
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S4
von jcflcr 8eitü P]rkiuuli<ruiip n ('inf»'ezo*»'en zu liaben, wendete
sich fürst Est(Thazy auch an 8ir Uudüon Lowe, weicher am
25. Juli St Heleoa verlaasea hatte.
Trotz des niofats weniger als freuncbchaftlichen Verhältr
niaaes, in welchem er als Gouverneur der Insel St Helena
zu dem Österreichischen Commissär^ Freiherrn von Stllrmerf
gestanden war, zeigte Sir Hudson Lowe dem kaiserhchen
Botschafter in einer Weise sich sayorkommend, welche dieser
von ihm nicht erwartet hatte. Aber auch seine MittheQuogen
waren nicht der Art, dass sie Esterhasy befriedigten. Ueber
den Verbleib und die Zeit der Abfassung des Testamentes
wttsste er ebenso wenig etwas zu sagen, als seine Ansicht, dass
es von dem Abbä Buonavita nach Europa gebracht worden
sei, mit gonligenden Bewcisgrlinden zu belegen. Das Eine
jedocli glaubte auch er als gewiss iinnelmicn zu clUrfen, daae
ein Testament existire, denn es war ja Graf Montholon seilest,
welcher ihn noch bei Lebzeiten Napoleons davon in Kenntniss
gesetzt hatte. X'on ilim erfuhr er auch etwas tlber den StaTul
des hinterlassenen V^enuögcns, welches er auf 100.000 Ptund
Sterling schützte. Weiters hielt F^owe es tUr keineswegs aus-
geschlossen, dass das Testament, vielleicht den Absichten Bona-
parte's entgegen, bei Seite geschafft worden sei, denn auf-
fallend musste es ihm immerhin erschienen sein, dass Nie-
complalsance, ae ae trouvaat pw ici pour 1« aronieiit, c*«it an marqttii
de Londondorry qtte temoign^ cnmbien il ätait importnit, Mtu pln-
sieurs rapports, de uous procurer des iufuriiiHtioQB exactes sur toiis les
d6tail8 do cet objet, «avoir l'exititence d'uii tosftanient et Im cliHpo.sitioii»
qu'il peut r<;uf(!riiinr. J*ai eu soin de bioti tut i'airc» rumarquer «{ue, si
Dous mettona uii grand prix k peu6trer le luyst^re dont les d^puäitaires
de cet acte ont pris k t&ehe d*enTeloppor, c*e0t que noos ratteilmoBB
prindpalemeiit i qd plan poUtlqna, calcuK nur dee chanoea po«ib]ee
dans ravenir. J*id en mfime tempe pri4 8. 8. d^obaerver, qvie si, grice
aux sage« et bienTeillantcs dispositions de 8. H. Pemperanr, let intori ts
p^t imiatros ««ont danx rutte aiffiiru que d'uno iniportance socoiulairo,
c«pondatit Elle lu; pouvait ui ue devoit, comme tiitciir natnrel d»' M. le
duc de Reichstadt, abandonner los droit« de mn jk tit fils h l,i tortune
particuliure de sou pere. Le principal socr^taire d'etat ui'a paru euticre-
ment appr^ier 1a force de ce raiaonneBnent. H m*a sealeueiit obeerv^
que le goavernement Biitannlque ne poavdit point hin difedenieiit et
onvertement les recherehee que nona lai demaadona, ayaat adopl6 poitr
principe de ne se nieler en rien de ce qui concerno la fortnne particulicre
de Bonaparte. Eaterbaij an Meiternicb. Iiondrea, le 87 novembre 1821.
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35
nuoid in Longwood naob dem Tode des Exkaisers etwas dar-
über zu sagen wusste und er selbst statt eines sololien Doou-
UR'ntes nur ein Codicill vo!*fand. ^Im Uebrig-eii niarlitr er den
Fürsten E^terhazy darauf .Hufmerksi.'ira, dnss man die Giltig-
keit de» Testamentes anfcclitcn köiiin', wenn dieses aller
Var«n?jsicht nach von den Localbehörden nicht beglaubigt
worden sei. ^
Während die österreichische Regierung alle Hebel in Be-
w^ung setzte, um diejenigen ausfindig zu machen, welche im
Besitze des Testamentes Napoleons sich bcfantlon. weilten die
Grafen Bertrand und Montholon bereits in Paris. ^ Hier wiesen
sie dem Baiiquier Lafitte das Schreiben des Exkaisers Tom
25. April vor, welcbes sie ermttchtigtei eine Summe TOn fast 6 Mit*
Honen Francs in Empfkng zu nehmen. Lafitte weigerte sich
jedoch, ihrem Begehren ohnewelters Folge su leisten. Er zog
Erkundigungen ein, wie er in diesem FaOe sich zu benehmen
hätte, und erklärte sodann, daas der Bechtatitel, auf welchen
die Beiden sich beriefen, ihn nicht genügend ermächtige, ihnen
die in seiner Verwahrung befindlichen Summen einzuhändigen.
Ob die hauptsächlichsten Beweggründe seiner Weijrerung die
iliicksichtnahme auf die Witwe und den Suhii Naiiulcoiis oder
den Umstand betrafen, dass von einem Testamente und anderen
* Anhang 10.
' M'jntliolon begrab »irb, wie Fürst Mt'ttPrnub »'ist spütcr in Krfabnitig'
brncbU', pbüfh nacli soiner Ankunft in l'aris zu di'ni Herzog von Hicbelieu
und tbeilte diesent da^ Ttiätaueut Napoleon» mit dem Bemerken iiiit^
dMim er Austalten trelltm werde, es in VoUsug so bringeiL. Am 19. No-
▼emher 18il wir Kareher, der QeachlftHtägtr de« Groeebenogs von
Toeesna in Parie, beraiti ia der Lage» Obifee naeh Batue an berichten.
Aber aae der Geeendlechsftseorretpqodeii» geht nicht hervor, da» die
Merreicbis<.-be Regierung bereits im November 1H21 von diesem Scbritte
des Grafen Montholon Kenntnis« hatte. Weiter» berubt«t Knrrlipr: Tl
parait qne sons le rappnrt de l'ox»''cntion 1p pouvernenient veut laisscr
faire. Elle doimera Ueu k maiiilOM ditliinilt4^«. t^ur^stion do savoir si le
testatear ^it apt«^ k tester? Et»t-ce la l^islattuu Aiiglaiso ou ccllu
Franfaise qoi doit ngir ? Getto deniiire dinlnuenit lee lege de moiti4,
paite qtt*elle adjnge la moitU au fil«. Lafitte, anqnel Bonaparte, Ion
de een d6part ea 1816 a remie dix nüllions de firancs, et qni en a d^
peuA dee eommee dont il ne pent rendre oeoiple, e*oppose k la remise du
eapital et des intÄr^ts, en soutenant entre autres qnc lo tostaint tit t^xistnat
eti Aupletorre et qni ne doit @tro ottvprt qn'k la majoriti' du tils peut ren-
fermer des clause» contraires k celui qu'ou produit aujourd'buL' SU-A»
a»
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36
Depots die Rede war, welche in Eogland sich befinden sollfen,
oder ob nicbt anch persönliche, gescbüfUiche Interessen mit im
Spiele wareni mOssen wir hier unertfrtert lassen.
All dies gelangte snr Kenntmss des Osteireiehischen Bot-
schafters in Paris, welcher sich beeilte, dem Fürsten Metternich
dayon HittheÜnng zu machen. Gleichartig berichtete er aneh
nach Wien, dass Bertrand und Montholon als die Verwahrer
des Testamentes sich bezeichneten, zu dessen Vollstreckiin^
sie nicht früher berechtiget wären, als his der Herzog von
Reichstädt seine Grossjährip^keit erlangt hätte. *
8iö hülfteu Beide, die Krlaubniss zu erhalten, sich nach
Parma begeben zu dürfen, und warteten die Antwort auf einen
Brief ab, welchen Bertrand am 15. August von London aus
an die Witwe Napoleons gerichtet hatte. Er lautete wie folgt:
,Sie wissen zwar bereits, dass Sic Ihren erlauchten Gemahl ver-
loren haben, aber ich folge seinen Befehlen und aeige Ihnen
hiermit in officieller Weise seinen Tod an.'
, Wührend seines Aufenthaltes auf St. Helena waren £. If .
bis zu seinen letzten Standen der Gegenstand seiner (^esprttche
Ftok» 1« 4 dieembie 1681.
Au moment o& Bonaparta en 1815 qmtta la Franca pour la ■9*
conde fois, il laiasa dot fonds eiitre les mains du banqnier Lafitto ponr
la valeur de (jtintre, on dit mtino de six milUons de fraae»; jlfnore si
lo ministfTC «lu roi ou a ute iiitnrme.
Dopuis la rentrtit) mi Frauco du g^n^ral li«rtrand et de M. de
Montholon, ceux-ci munis d*nn dcrit de Buonaparte, qui disposait de ces
nikam tonä» tant «ti leer faveiir cpi'eii ealle d*iui wmtui liweliaiid, *
•on valet de ehambre, tMamkrotA de M. Lafitte la leniae dee eenme«
qui ^taient entre ses mains. 11 eonvient qu'il 8*ea troaviUt en effet le
d^poeitaire, mais il refusa de s'en dessaisir, jusqa'i ce qu'il oüt pris
conseil n rot t'g.ird, il jiar.iit d'ajtrt'S Topinion qu'oii liii a donno de
cette atiaire, niiü M. Lafitto no se croit pas f«ufti.saninient autorisö par
le titre, doiit MM. Bertraiul et Montholon ont fait usage vis-a-vis de
lui« et que parmi les cousid^iationn quo lui uui fait euvisager se» cou-
aeUa, celle« qni eonoement la veove et le il«, eont eellee qui ont en le
plaa de poids» d*aiitaiit qn*tt est qiieetion d*im teetameut et d*aatcei
fonds qui l'nn ek raatree dolveat se tnmrer en AngleteRie; on essore
que MM. Bertrand et Montholon se disent »mm d^positaires d'nn te»
stament. mfiis qn'ils nc doivont en faire usape qu'i la majorit^ da duc
de Keich'itadt. Üii opposo ä cettu d^claration <iiif» h>H l<>i«i d« France
ne R'nvcoiilent pas avec les dispositions sur lesqueb se tondent MM.
Bertiaud et Moutliolon.
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37
und seines Denkens. Ihrer Obhut^ Madame, der zärtlichen
Sorge einer Matter hat er seinen Sohn anvertraut. Kaiser
Napoleon liattc gewünscht, dass sein Herz Ihnen ubergeben
werde; aber wir waren gcnöthigt, alle seine sterbliehen Keste
in einem und demselben Sarge tai verschliessen ; doch will
icli lliren Schmerz nieht dureh peinhche Details erneuern. Weil
der Kaiser das VeH?ino;on gcÄnssert hat, dass ich mit dem
Orafcn Montholon im ( Ii zu E. M. begebe, erbitten wir uns
die Gnade, Ihnen die Versicherung unserer Verehning zu
Füssen legen sn dürfen, eobald die Umstände es uns er-
lauben werden.'
Bevor dieses Schreiben in die Hände Marie Lonisens ge-
langte, traf Dr. Antomarohi, welcher auf der Reise nach Rom
begriffen war, in Panna ein. Hier &nd er Gelegenheit^ dem
Grafen Neipperg yorgesteUt in werden. Von ihm anf das
Freandfielute empikngen nnd Uber die Krankheit nnd den
Tod Napoleons befragt, änsserte Antosiarchi den Wunscbi auch
der Kaiserin über die lotsten AngeubHcke ihres Gatten nähere
AnfteUfisse sn eräieSen nnd ihr bei dieser Gelegenheit emen
an sie gerichteten Brief der Grafen Bertrand und Montholon
übergeben zu dürfen. Darin wurde Marie Louise aa Namen
Napoleons uutgetordert, Antomarchi eine lebcnslängHche Pension
von (iUOO Francs zu sichern, ihn zum Cliirurgen ihres Uauses,
duu Abbti Vignali hingegen bis zur ürossiäliriirkeit des Herzogs
von Reichstadt zum Almosenier su ernennen.^ ^ch kann Ihrem
^ Die Grafen Beitraud und Montholon an die Uon&ogin vuu Panua:
Maflamflt hoaätm, ce 12 Mptembre 1881.
Le doctenr Antomareht, qut aun rhonnenr da nmettre oatte
lettre k V. M., a «ngni remperenr votre «ngiute Aponx dam hl nudadie
4 laqtiello Ü « succorabd.
Dans »65 flcrnu'ros ninmfrit.s l'emperetir nons n charfr»' A>' faira
connaitre i'i ^^ M. qu'il La priait <lc faire luiyer ;i M. Antoui.ircin une
Pension viafri-n* de six niille fraiics t uinuio rücomiH'iisc ile aoa aer-
vicuä k {»^«-llüleuä et qu'il dutfirait qu'Ellu I'attachät a 8a luaison comme
ehinugien ofdinaiie ainii qne IL VwM Vignali anmdnier oidl'
naire jiisqii*i la wa^»M da prinee Son ipoqne 4 laqnelle il dMie
qa'U hd toit attach«.
Kons eroyont, Madame» ramplir un deraier devoir enwn rem-
perenr en transmettant 4 Y. ML Me derniires Tolontöe, qa'U nont a plil-
tieon foi^s r^it^rees.
Nona avons Thonueur d'etre . . .
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38
Begehren nicht Folge leisten/ erwiderte Chraf Neipperg; ,die
Kunde von Dürer Ankunft hat den Sehment der Ersbersogm
nur vermehrt; sie klagt und eeii&t und ist nicht in der Lage,
Sie zu empfangen. Aber ich biete mich Ihnen als Yernuttler
an; ich werde ihr melden, was Sie mir soeben ersilhlt haben,
und den Brief überleben, wenn Sie nicht darüber in Soi^e
sind, dass er durch meine Hände g-ehe.' Weit entfernt davon,
irgend welchen Ar^ohn zu hcgcu, übergab Antomarchi dem
Grafen das Scln t'ihcn. Neippei^ entfernte sich und k l i to nach
einer kleinen Weile mit einer Botschaft zurück, welciie Anto-
marchi keineswegs erfreute. Denn Marie Louise hatte erklMrt.
dass sie ihn als einen Fremden niclit in ihre Dienste aufnehmen
und auch seine Bitte in Betreff der Pension nicht sofort erfUllen
könne. Sie müsse vorerst den Rath ihres Vaters einholen, so-
wie über die letztwilligen Bestimmungen ihres Gemahls ganz
und gar im Klaren sein. ^ Als Graf Neipperg nach diesen sich
erkundigte, vermochte er nichts Anderes in Erfahmng zu brin-
gen, als was ihm bereits Abb^ Vignali mitgetheilt hatte. ,Die
TestamentSYollstrecker,' bemerkte Antomarchi, ,baben es sieb
zum Gesetze gemacht, getreu nach ihren bstmctionen zu han-
deln/ Welcher Art jedoch diese wären, dardber wosste der
Arzt Napoleons nichts zu sagen. Als er sich yerabschiedete,
üben*eichte ihm Neipperg im Namen Marie Louisens einen kost-
baren Ring. Wenige Stunden nach dieser Audienz hatte Anto-
marchi Gelegenheit, die Witvve Napoleons im Theater zu
sehen. ,Da war nichts mehr/ schildert er uns in seinen Auf-
zeichnungen. ,vnn jener übervollen (Jesundheit, jener blenden-
den Fribclie zu sehen, von welcher Nnpoh-o]) niii- so oft er-
zählt; mager, abgeschl/i^«-en, herabgekonimun, trug sii' die
Spuren des Kummers an sieh, welchen sie durchgemacht hatte.
iSie kam blos, um gleich wieder zu gehen; ich aber habe sie
gesehen, und das genUgte mir."
Erst am 25. November gelangte der Brief des Grafen
Bortraud, und zwar durch die Vermittlung eines in Parma
lebenden Banquiers^ welcher ihn wieder , von einem römischen
Uoila^u eines Berichtes Neippeig's an Metternich ddo. Sala» ie 16 oo-
tobro 1821.
* Nt'ijtjterg ati Metternich. 8ala, io 16 octobre lö21.
* Antomarchi, II, 180—330.
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89
Geschaftsfireiinde mr Wdterbefhrderuiig erhalten hatte, in die
Bäbide der Ehrzherzogin. Obwohl Marie Louise nocli vor wenigen
Wochen iiiidercn Sinnes war, zcij^e sie sii li jetzt nichts weniger
als abgeneigt, Bertrand und Montiiolon zn sehen und zu em-
pfangen, vorauB^setzt, (iass sie Niibcres über das Testament
Napoleons in Krfalirung hrini::' :: kannte. Doch wolhe ^ic in
einer für sie heiklen Angf'le<xeniieiT niehts unternehmen, ohne
vorerst den Kiith Metternicirs eingeholt zu haben. * Am 2. De-
cember erhielt Graf Neipperg, welcher in ihrem Auftrage aioh
an den Fürsten gewendet hatte, folgende Antwort: ,Ks mu88
dcor Klugheit der Frau £rzherBOgin Ub< rlnssen bleiben, zu er^
wftgen, ob das Interene^ welehes sie daran hat, ttxunittolbar
durch Genend Bertrand und Montholon Aafschlllsge Uber das
Testament ibret ▼erstorbenen Qemalds xu erbalten, mächtig
genug ist, dass sie sich niekt dtircb den Emdrack beirren
lasse, welchen das £neheinen jener Beiden in Parma ganz un-
fehlbar in Europa nnd insbesondere in Frankreich henror-
bringen wird. Sollte also I. M. grossen Werth darauf legeni
die awei Herren zu empfangen, so konnten Sie, Herr Graf,
damit beauftragt werden, Bertrand und Montholon durch Baron
Vincent mündlich verstilndigen zu lassen, dass sie ftlr den
Fall, als sie von Seite der fianzüsischen Rejj-ienin»*' die Krlaub-
niss erhalten. :>i( li iiuch Rom zur Familie lionapai tc zn Uofirolien,
auf ilirer Reise durch Parma liier empfantren werden. Wenn
jedoch die Frau Erzherzogin sieh dafllr < ni-clicidet, sie nicht
zu empfangen, erachte ich es ITir schicidicher, dass sie auch
davon absehe, ihnen zu antworten/
^Farie Louise schloss sich der Anschauung des Fürsten
Metternich an und richtete an den kaiserlichen Botschafter in
Paris, Baron Vincent, das li^uchen, den Grafen Bertrand und
L'i lettre cy-jointe est parvemie hier ä S, M. M™« rarchidurliosse par
un banquior do cetto ville, auqael olle a 4te transnuDe par uu de nes
correspondants de Rome. A jnger de la date de cette lettre il irost
pirfiit dooteux, qa'«!le n'aii M retenue quelque part M"« Varcfaida-
nhewa ne Teot 7 lUf« a««uie iAponie itns avoir pr^alablemeiit pris
Um oohmUs 4« V. Ä. dans «ne oeeiuim anstf d^licate. Slle n*a aacun
inkiret particnlier 4 dfsirer de Toir Ici lo fg&oAnX BertMiid M !• eomte
'le Moiitliolon si ce ne fut que pour en tirer de« rpn«etpnf>mpnts sttt le
b-st-mifrU tlc »<>n d<^fnnt t'poux. En attemlant la reponse de V. A. . . .
Metpperg an Metternich. Farne, ce 16 novembre 1821.
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40
Mondiolon bq erOffiieli, dass rae all das^ was sie m Betreff des
Testamentes zu sagen wtlssten, ihm sdirifilicfa oder mQndüofa
anvertranea konnten. Sie selbst aber wire, abgesehen da-von,
dass sie das Nttbere ttber die totsten Stunden ihres verstorbenen
Gemahls bereits durch Antomarchi und Vignali erfiüiren hfltte^
nicht in der Lage, sie bei sich zu sehen.'
General Vincent zögerte jedoch, sich mit den Genannten
ins Einvernehmen zu setzen, ohne von dem Fürsten Metter-
nich selbst hiezu ausdrücklich crmMcbtigl wurden zu s< in. Er
setxto diesen von dem Verlangen der Erzherzogin mit <lrr Be-
merkung in Kenntniss, dass man sich nöthigenfalls an die iran-
zösischen Gerichte wenden müsse, um die Ansprüche Marie
Louisens und des Herzogs von Reichstadt zur Gelang bu
bringen. Ein solcher Schritt konnte aber auch nur dann nnter-
nommen werden, wenn die testamentarischen Bestimmungen
Napoleons im Widersprach mit den iianzttsiachen Gbselaen
stünden, welche es nicht gestatten, dass ttber einen gewissen
Thea der Erbschaft hinaus zun Schaden der Eindw Terfitgt
werde.'
8. M. H""> rwGhidiiehe«M qui aeni pariUtement que ranivte du gAn^
ral Beitrand et de M . le cnmte de MonUtoIon k Panne ae poiirrait
niaiiquer do prorluiro rn Europe un effot döfavorable (*i duntipr Heu a
des iionvel[o8 claiiieurs, ino elmrg'n do von«> jirior iravoir In !"Mito do
pr^veiiir ces MM. vorbaletueiit »i»iü *a poi^itiua n«' Ini pcriiiei j».!!» do
los recevoir. ä. M. a d^jk eu par le chapelain Vignali et lo docteur
Antomarchi tow lea detail« concernani les derniei» initanti da «oa d^
Amt Apovkx. 8i par an sentiment de toyaut4 anquel eile a le droit de
fl*atteiidre de la part de MM. les comtes de Bertrand et de Montbolon,
ib voulaient fournir des lumi^res rar le testament do sott dponz (qui
lui inspire le plus grand int^rvt par ttne sollicittide bieii uatnrelle pour
f»fm bicn aimo fils) ils en trouveront toua les moyens en los coramani*
quaut confideiitiellement ä V E. soit par 6cnt, seit verbalemeiit.
Mino rarchiducbetwte a la pleiiie confiance qae persouue ue s'ac-
qiiittera d*Q&e commisrion aaan dtiüsate mieiix qae V. E.« et je anii . . .
. . . Netpperg an Baron Vincent Panne, ce 11 dAoanilxra 18S1.
Qnoiqtt*une lettre de V. A. k M. le eomte de Veippeig en data da S de
ce noie» doat il m'a trausmiK nne oopUs •embleralt in*j anlorieer en
quelqne manlSre, jo n'ai cepeiidant paa cm devoir tue mottre en aucune
e«p6ce*de rnppnrt avec ces Messif^iir« (?.ins une autoriaation diroct»' d«
V, A. Je m'emprösse en consüqneiu-H do Lui rendre compte du desir
que m'a £ait temoigner M*"« In duchesae de Farme, en obaerraot toute-
foia, quo dans le caa ou £liu j ugeralt k propo» qae je m'occupe de Tobjet
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41
YUL CftpIteL
Zeitungsgerüchte über daa Testameut Napoloons. — Lord liathurst. — i^nnm
Vincent — AlArie LoaiM. — Verhalten des li^ürsten Metternich. - Kaiser
Vnmn IbrdüBrt den StMtriuHnler «uf , ibm sttv«riiM%« NMhrielitaii Uber
dat Ttetament m oatMlindtaB. — WeUnngmi Ifettenikli*« nach London und
Paria. Knria Louise erklirt, anf jaden Nnt^nnaa der dem Henog von
Beichfltadt mOf Ueherweiae anfallenden Erbsebaft venichten an wollen.
Franz«) süsc'he und deutBchc Journale brachten in Bälde
aiisnihrliche Artikel über die von »Seite der Grafen MonthoJon
und Bertrand an Latitte frestellte Forderung und über das
Testament selbst, von welchem einxelne Bestimmungen ver-
öffentlicht wurden. Sie wiesen auch auf den Herzog von
Leuchtenberg als denjenigen hin, in dessen Hllnden ein ansehn-
liches Depot sich be&iden sollte. Weiters waren Gerüchte im
Umlanfy dass Napdeon seinem Sohne nichts Anderes als seinen
Degen und eine Instraetion vetmaoht habe, welche General
Bertrand beauftragt sef, dem Herzog von Reichstadt an ttber*
laHteln. *
Ein Ansang aus dem Testamentei welcher in den leisten
Tagen des Norember In den meistgelesenen Jooraalen erschien
und, wie allgemein vermuthet wurde, von Montholon herrührte,
erregte die ganz besoudure Aufmerksamkeit der franzüsisehen
und dei- englischen Regierung. Esterhazy theilte dem Fürsten
Metteniirli mit, dass er die eifrii^sten Nach! isclmnfren über
die Glaub\vürdi<^^keit dieser Nachrichten ^-ejjtlof^i ii habe und
zur Ueberzcu^'ung gekoniiucn sei^ da^s sie zum grüsbten Theil
aut Wahrheit beruhten. Batliurst, wclelier derselben Ansicht
war, glaubte mit aller Bestimmtheit annehmen au dürfen, ,dass
die wichtigsten Verfügungen des Verstorbenen in einem beson-
deren DocuniTTite Terzeidinet stünden, dessen Erscheinen erst
in spftteren Tagen, vielleicht dann erfolgen sollte, wenn der
Heraog von Reichstadt seine Grossjähngkeit erlangt habe'.
en qoettion, il pcraitait bien en Tdnilter la nd«eMlt6 de ddnarabea jndi-
dairai^ et par consAqiient celles de recourir aux tribnmuiz d*id ponr as-
aurer les Prätention« qiie M™« la duchesse do Parme on non fils pour-
raient avoir sur le» fonds att8*menttonnte. Vinoent an Metterniob. Faria»
1« 27 flücembr« .
Auhaug Ii.
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42
Pic Auszüge, welche die Zeitungen aus dem Testamente
gtibraelit hatten, eiitliielton unter Anderem VeHiij^iin^^oii Napo-
leons 1 jene (rcMer, von welchen es liiess, dass sie bei dem
lierzog-e von Leuelitenlierg, bei Lafitte und aucli bei ^^arie
Louise niedergelegt seien. Lord Bathurst nahm an, dass Napo-
leon wohl nie mit voller Sicherheit mit diesen Depots habe
rechnen können und ihm noch ein anderes grösseres Vermögen
zu Gebote gestanden sei, in Brtreff dessen vielleicht jenes be-
sondere Schriftstück nähere Bestimmungen enthalte. £r Uess
kein Mittel unversacht, am darllber sichere Anhaltspunkte zu
gewinnen, und glaubte endlich als gewiss annehmen zu düi^Bn,
dass der griteste Theil der verftagbaren Gelder in Amerika bei
dem Grafen Sorvilliers niedergelegt worden sei. Diese Ueber-
Zeugung zu hegen, war Lord Bathurst umsomehr geneigt, als
er nie an den Fluchtplttnen des Gefangenen von St. Helena
gezweifelt hatte; denn Napoleon sah nach seiner Ansicht Ame-
rika für dasjenige Land an, welches ihm die ^rösste Bürgschaft
auf Erfolg zu ^niwiiliron vermöge.^
Die verschiedenen von den Jonrnalen o^ebrachten Ent-
hüllungen genügten Vineent, um ihn erkemncn zu lassen, mit
welch grossen Schwierigkeilen das Uulenndimen verbunden sei,
den Ansprüchen der flerzogin von Parma zum .Siege zu ver-
helfen. Die politische Seite des Testamentes trat jotzt klar an
den Tag: Vincent nannte es einen Angriff auf die bestehende
^ II croH toutefoiH, i{ne \e» dtspositions la» pliui iuiportantes du ddfiint »e
tronveiit consionfV« Anm nn flncrimont sup.ir»', qui no doit pnrnitre au
jour qu'a uno ojtoque plus reculee et, pont-t-tni, seutemeut k In inajorito
du priuco de Ileichstadt. On nuppuse (juo par ce documont Honaparte
disposait de tes fonds «ffeetivement dispooiblet» ee qiü ii*e«t pM le cm
de ceux do«kt il est qaeation dam la piftee publice, pniaqii'il ne poavoit
raisonnablenient compter ni snr Im fond« entre Im nudns du Prinoo
Eugene, ni iar eeox (ju'il prölend avoir dt4 remin k rimperatrlce Marie
LouUe u OrldanSf ni mönitt sur ceux d(>posd« ches M. Lafitte. I^rd
Bathurst et nno nmison rommprcinlo i]<» la c\f6, qn? a f'U'- tMiijiloyfV dans
plusieurn »m transactiiiuH p^cuniaire«, sout (Vavi.s quo, cc dont Ht«ua-
parte puuvuit dinposor en toute »ürete, »e trouvo tjn Aiuüiiqutj, prubable-
ment en grando partio soua le nom de son frere Joseph, d'autant plus
qa*Ü eat oomm q«*il n*avait pa» abandonnA l*«fpoir de «'dchapper, et t^ue
e*M»xl rar TAmdrique qu'il comptait oomtne M laiMsaft le plus de chiaoee
de meeh». U est done plui qne probable qoe c*est lA que doiTeat m
trouver 8cs fonds Irs plus cottsidirable«. Bsteibaaf «a Mettenüdi.
I/ondres» le ö fövrier 1822.
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43
fiegieniiig und. «in Hittel, rnn die «He Armee ftr den Namen
Napoleons m begeistern. £r gab dem Fürsten Metternich wo,
bedfloken, ob es ratbsam wäre^ auf gcriclitlichem Wege die
Uhtbeflong dieses Testamentes m Terlangen und seine Gihi^<
kett durch Rechtsgelehrte prüfen zu lassen; der ^'losse Process,
welcher hcraufbesclnvoren wlli'de, inüsste den Wiener Hol" naeh
jeder Richtung hin nur in die peinlichste Lage versftzen. F^her
könnte man der bei dem Herzoge von Leuchtenberg liinter-
legten Gelder sich versichern und darüber mit Ausschluss der
Oeffentlichkeit und ohne die Dazwischenkunft der Gerichte
ferliandeln.*
Die Nachrichten, welche die Zeitungen gebracht hatten,
Tersetzten Marie Louise in nicht geringe Bestttrzung. In ihrem
Auftrage wendete Oraf Neipperg sieh in einem Schreiben vom
31. December mit der Frage an den Fürsten Metternich, welche
Mittel eigriffen werden sollten, am eine Yerkttrxnng der Rechte
des Henogs von Reichstadt nach Möglichkeit hintansnhalten.*
Hettemich wiedermn war nicht gesonnen, an^^osichts der neuen
Wendung, welche die Te8tamentsangcle<,'enhcit jetzt zu nehmen
schien, in seinem Itisherigen Verhalten sich irgendwie beirren
zu lassen. Nach aussen hin durfte nur ein StAnd])uukt ver-
fochten werden, von welchem aus die österreichische Kegierung
* Anhang^ 11. Das von dem Henoge im Jahre 1814 ttbernomiiMne Depot
trii Rt'tragtt von 800.000 Franca war in der Zwischenzeit durch die vielen
Zalilnner**n, welchp Enfren im Anftmg-t* Napoleons hatte leiston müssen,
bedeutfciiil Ycrrinf;^«''! worden. Dio Tc^^taiuentsvollxtrccker traten in Jiälde
mit der F'^rflorung- an ilin IxTaii, iliin*n üUtjr die Interpwn jene« Capi-
talfl Rechnnng xu lugen. Der Ht^rxog machte dagegen trt-ltend, daas er
dttielbe als ein Depot flbenionmien habOt alao nicht verptliohtet werden
kOmie» für die Zinsen an&akonunen. Es enli^iann sidi In der Folge ein
langwieriger Process, welcher eist im Jahre 1860, und iwar an Onnsten
des herxoglichen Hanses entschieden wnide. YgL Engine, X, 408—425.
' & M. Mmo rarchiduchesso dnehesie de Parmo ayant lu, tant dana PAll-
pi?meino Zoitunp- d'Augsbourg, que dann !e jonrnal da D»'bat« du 10 dt'-
cembre des artiole.s qni ne refferont nu testament -If fVii rr^xpinpureur
Napoleon, et (jirils aununecnt qn'il a disjiosf' iL j l i'.ii iir.s imllions de
franca plncea durant lea cont jours clieifi le bauqixiür Latitte en faveur
dM omntes de Berlimnd et de Ifmtiiolon, me Charge de prior V. A. de
^ranloir bien ftire pie&dre des infomations, si ces nonireUes ont quelqne
fondsssent et «inol UMyen il 7 anrait 4 emplojer ponr empdchor le dorn-
BMge qni dolt en d^rirer natnrdlleniont pour le dnc de Beichstndt son
tk. Neippevg an Metteraidi. Panaa, ee Sl ddcembro 1821.
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44
dif! Sache ansah: der civiln ( litliche. In Betreff der politischen
8eit«' deö Testamentes war .M* it M-iiich fest entschlossen, zwar
die grösste Zurückhaltung zur Seiiau zu tratrcn, aber nichts-
destoweniger alle Vorkehrungen zu treffen, um ii^end welchen
BtaatBgcfHhrlichen Absichten mit Nachdruck begegnen zu kön-
nen. Er forderte General Vincent auf, der Angelegenheit, um
die es sich handelte, nur in dem angegebenen Sinne seine Auf-
merksamkeit za widmen und jeden Sehritt ängstlich zu ver-
meiden, welcher den Verdacht erwecken konnte, dass er Ton
Seite seiner Regierang andere Weisungen als solehe erhalten
habe, welche einzig und allein auf die civilrechtlichen An-
sprüche des Herzogs von Reichstadt sich bezogen.^
In Betreff des Ersuchens jedoch, welches Marie Louise
an den kaiserlichen Botschafter in Paris gestellt hatte, swisohen
ihr und den Grafen Bertrand und Montholon vermitteln zu
wollen, machte Fi'irst Metternicli den Jiaron Vincent auf eine
Depesche aufmerksam, welche er bereits am 4. Februar 1821
an ihn gerichtet hatte und die folgendermassen lautete: ,I)a
I. M. die Vrnu Erzherzogin, Herzogin von Parma, in der Ab-
sicht, ihn II iuölierigen Geschäftstrliger zu Paris, Herrn Poggi,
von dort abzuberufen, den Wunsch geäussert haben, dass die
k. k. Botschaü daselbst angewiesen werde, Udchstibre und die
' ^Lm mMuree qui ont M portto dans Tonlr» du droit des geiii et dam
celut dw dupoflitiona poittiqnes envwrs les membreB de la fkmiUe de
BotM{>iute, ont laisaä intitcts les droiti qnHls ont dans Tordre des loit
civilef ; et il doit vous ttro coimu, M. le baron, quo plusiours des mem-
hrm dö eette famille joiiinsent »ans troublo ot s.nis cont<^stattnn r!o lonrs
propri6t^8 ainsi que de tout antre effet des lois civiles en Franc«. D'apres
cotte consld^ration il iious iraporte k pliisieurs titres d'dtre luatruits si
008 rtelamatieiM ont en effectiveneiit lieu et si ellei ont donnd lieu k
des tninsactions Jndidairw on k d*Mitrei diapoaitiow, qni poomdent
affeeter la propriiti des dits Ibnda. H ne voos sera pae difficite, M. le
baren, deT^riBer ce qu'il eut y avnir de vrai dans ces infonnations, qui
nun seulement ont 6\A röpanducs dans tout« la France, mnis (\n\ ont
4t6 ögalement aeorMit^cs en ATi<rleterre. Je fl^is dntu- vous inviter k
vous enquerir sous luain (lo ctj qui oxiato n < ot ngard, eu vdus abstcuaut
toutefois de toute dörnarcbu avoudo ot ostennible qui pourratt autoriser
Topinion qne von« aves re^n de» ordre« k ce sujet Malgr6 la idierve
qne nwoM entendon« obterrer dam tont ce qui rentre dam la peiüe
politfqne de eette qneition, il ne nem eat pai pemie d*ignorer ee qni 4
eet 4gard ert du domaine dea lois civiles et de la propriät6 parücn*
Hin . , ,* MettenuBb an VInoent Vienne, le 4 janvier 1882.
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45
Angelegenheiten ihrer Unterthanen hei dem francteifichen Hofe
Sil hesur^<jD; so woUen Sie eich angelegen sein laeeen, den Au£-
trägen I. M, der Freu Ershenogin, ünsofem Sie in Ihrer Stellung
«Is Botschafter nieht etwa hei dem einen oder anderen ein ge-
grftndetes Bedenken finden, thunlichst nachzukommen, dabei
jedoch d'w Vorsicht gijliraiu'hon, Ihre diesfUlligtn Einschreitungen
von denjenigen, welche uul hitrortige Weisungen erfolgen, ab-
gesondert zu behandeln und nic h darüber mit dem Herrn FML.
Grafen Neipperg, welclu r fortiin die auswärtigen Angelegen-
heiten der HerzogthUnu-r l'aniia, Piacenza und Uiuistalla be-
sorgt, in unmittelbarer Corrcspondonz zu crlialten. Man erachtet
zu diesem Ende ein© besondere Accreditirung E. E. von Seite
des Hofes von Parma umsoweniger ftlr nothwendig, als die Be-
auftragung der k. k. GesandtschaAcn mit den Geschäften des-
selben eine natürliche Folge der swischen beiden Höfen be-
stehenden engen Verwandtsofaaftsbande ist und bisher bei
keiner der k. k. Missionen eine solehe Acereditinuig gefordert
wurde.*'
^ getreuer Befolgung eines solchen Verhaltes/ theilte
Hettemieh dem Baron Vincent am 26. Jitnner 1^22 nüt^ ,hat
ODS anch die Fran Eraherzogin das Schreiben Bertrand's ein-
gesendet nnd den Wunsch ausgedrückt, dass £. E. ersucht
werden mö;:eii, von Seite der Grafen Bertrand und IContholon
jene Erüfl'nungen cntgegijiiüuuehuicn, auf welche sie in dem
Briefe vom lü. August hinweisen. Ich bitte Sic also, in
dieser An^alejsrenheit sowohl, als auch in allen übrigen das
<>r<,'jiii der Herzogin von Parma zu sein und als solches bei
(Uli (u-iiannten, rtlcksiclitlicli derer Ihnen diese Depesche
im Noth£alle als Speciaivoümacht dienen möge, sich vorzu-
stellen.'
Dem btaatskanzler musstc jetzt umsomehr daran gelegen
sem, genauen Aufschiuss über das Testament zu erhalten, als
es niemand Geringerer als der Kaiser selbst war, welcher mit
aller Ekitschiedenheit darauf drang. ,Ich trage Ihnen auf/ re>
solvirte Franz 1. am 9. JMnner 1822 einen Vortrag, mit wel-
chem ihm Fttrst Metternich drei Tage Torher die aus Paris
und London eingeUngten Berichte vorgelegt hatte, ,bu trachten,
in Er&hning au bringen, oh Napoleon ein Testament gemacht
* Sehffiriben an Freiherm Vtucont ra Pari«, 4. Fabraar 1821. St-A.
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46
faabe^ wo es sich befinde and worin es bestehe, da mein Wille
J8t| dass die Rechte meiner Tochter nnd meines Enkels, sowie
Ihr Interesse in dieser sowie in jeder Gelegenheit nach der
strengsten Gerechtigkeit geschtUst und bewahrt werden, woftlr
Sie daher anch au sorgen haben/
Im Sinne dieser kaiserlichen WinensAnssenmg forderte
Metternich den Fürsten ESsterhazy neuerdinpa auf, Lord Bat-
huryt zu veranlassen, den Wüiibclieu des österreieliischen Hofes
gerecht zu werden. Indem er es als gewiss voraussetzte, dass
die Schicksalspfeftihrteii Isapoleous vom Tage ihrer Ankunfl in
England bis zu ihrer Abreise nach Frunkreieh auch rücksicht-
heh ihrer Correspondenz auf das Sorgfältigste iiberwacht wor-
den seien, machte er den Botschafter darauf aufmerksam, dass
daraus sich weitere Anzeichen erge})en könnten, um die Testa-
mentsangeiegenheit vollends auiauklären. ^
An demselben Tage ging auch eine Depesche an den
kaiserlichen Botschafter in Paris ab, worin diesem mitgetheilt
wurde, welches Verhalten er bei Gelegenheit der Unterhand-
lungen mit Bertrand und Montholon au befolgen habe. Metter-
nich erachtete es für khig, dass Baron Vincent mit jedem ein-
zeln sich ins EiuTemebmen setse, wogegen schon deshalb kein
£inwand erhoben werden dürfte, weil Ghraf Bertrand die offi-
cielle Anzeige Ton dem Tode Napoleons allein unterz^chnet
und zugleich im Namen seiner Getthrten gesprochen habe.
,Im Uebrigen,' bemerkte der Staatskanzler, ,gilt es als Regel,
dass, insofern mehr Testamentsvollstrecker vorbanden sind, der
Eine in Ermanglung des Anderen dafUr Sorge trage, dass die
,. . . Je no puls donc qu'engager V. A. a contiuuer »es dömarchea aupres
de Lord Batliurst et k m'en faire connaitre lo rt^sultat, afin que je puiss*»
en rendre comptt' ä 8. M. LV'xainen des i),'«]>if>r« rt riVets dwlaisse» par
Napol^u Bouuparto, dtisqueici fait meuttou k* nipport du guuverneur Sir
Hud«oa Lowe en date du 14 mai 1821, n*a produit que la preure du,
codicile «ft du legs d«8 boite» destia^ au duc de BeichsUdt, mai» od
ne peut alon dteouvrir d'avtre tnic« du tectament mfime qne la meotioa
qni en eat articnl^e dans le codidle. II serait donc dMrable de fattaeber
k ee premier examen les uotions ou les indices qne peavent aToir fennti
au !»ecretaire d'etat, vhtirg^, des colonies. soit la corretpondance des per-
Ronnes attat liee.s au prisonnier de {3'«-H616ne, »oit la «urveillance k la-
quelle ces j>erf>oime» uiit ('•te .HuiimUes k leur arriv^e eu Angleterre et
jusqii'ü leur depart ponr la Fracce . . Metternich an Esterhazy.
Vietme» le 86 jaavier 18SS*
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lelztwilHgeii Verftlgungea erflült werden, denn sie haften aoH-
dtfisch daAlr/ Um jedoch die Richtigkeit oder Unriefatigkeit
der Auwagen Bertrand^s und Monthdon's nsch jeder Richtimg
hin feststellen zu können, forderte Fürst Metternich den Bot-
schafter iiuij < inen Beamten der IJotschaft zu Marchand zu
entsenden, um uueli von diesem irgendwelche A ifschhissc zu
erhalten. Noch ein ganz besonderer Umbtaiid bestimmte ihn,
sie alle einzeln vernehmen zu lassen: es war ihm bekasmt,
dass (Traf Bertrand sowohl vor als nach dem Sturze ]iona-
parte'ü emes gimsereu Ansehens als Graf Montholon sich er-
freut hatte; nichtsdettoweniger war dieser in weit ausgedehn-
terem Masse als jener in den letzten Verfügungen des Ex-
kaisers bedacht worden. Die verschiedenaten Gerlichte, welche
darüber kiut wurden, verkündeten, dass es Montholon eben
geglückt sei, den Geluigenen Ton St. Helena in der letzten
Zeit sa ttheriisten. Man stellte ihn als einen Intrigoanten |Ton
dem Schlage Talleyrand's, SemonviUe's nnd anderer Chamtt-
leons der Revolntion' hin. In Paris erregte es Anftehen, dass
Monthokm seit Beiner Rückkehr einen Aufwand trieb, welchen
man nmsomehr besp(}tteln zu dürfen glaubte, als es stadtbe-
kannt war, dass er zur Zeit seiner Abreifse bis an den Hals in
Schulden gesteckt hatte. Wenn auch Fürst Metternich durch
solche Gerüchte, welche iliren Ursprung vielleicht in dem Neide
und der Missgunst einiger 13onapartisten haben konnten, sich
nicht beeinflussen lassen wollte, so hielt er dennoch den Ver-
dacht aulrccht. das8 er es mit eiin r al»sichtlicheu Verschwei-
^uvj:. wenn nicht mit einer Verln hiung der (ielder und Papiere
der Hiuterlassenschatt zu thun habe. Den von Seite 8ir Hud-
son IjOwe*6 dem kaiserlichen Botschafter in London gemachten
£r5ffhanp:cn schenkte Metternich um so eher unbedingtes Ver-
tranen, als sie auch den Gegenstand eines Berichtes bildeten,
welchen jener am 14. Mai 1821 an Lord Bathorst gerichtet
hatte. Sie waren das einzig Verlässliche, was die üsterreichische
Regierang über den Stand der Erbschaft wnsste, nttmfich: dass
ein Codicill vom 16. April 1821, dessen Inhalt man kannte,
Torhanden sei; dass nicbladestoweniger das darin erwähnte
Testement nicht yorgefunden werden konnte; dass Kapoleon
flonem Sohne einige Tabati&ren nnd Schmuckgegenstände yer-
macht habe, und dass endlich Bertrand, Montholon und Mar-
diaud die Vollstrecker seiner letztwilligen Verlü^Lmgcü seien.
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Baron Vincent wurde beanftnig^ gelegentlich aeiiier Unter-
bandlnngen mit den drei Genannten oret dann die Rede auf
die HinteriaflsenBcliafteiDaMe imd die bei Lafitte oder anderswo
deponirten Gelder an bringen, wenn sie Uber das in dem Schrei-
ben Bertrand's in Aussicht Gestellte sich ausgesproehen und
ihm weiters mitgetheilt hätten, in welcher Weise sie ihres Aof-
trages sich zu entledigen gedichten.
In ihrer E^igenschaft als Testamentsvollstrecker waren sie
nach französischem Rechte gehalten, ein Jahr nach dem Tode
dos Erbhissers licchenschaft abzulegen. Um ilxiien gleich von
voriilierein die Mt)gli< hkeit zu henehmen, das Vorhandensein
eines Testamentes in Zweifel zu ziehen oder gar zu bestreiten,
wurde Baron Vincent bedeutet, diese Fra^i'c gesprächsweise
ttber jedes Bedenken erhaben hinzustellen, nachdem sie von
Augenzeugen aus St Helena genügend erhärtet worden aei
und Abb<^ Vignali, sowie auch Antomarchi Kenntniss von dem
betreffenden Documente gehabt hätten.
In Erörteningen politischer Natur durfte Baron Vincent
sich nicht einlassen, weshalb er von Metternich angewiesen
wurde, dieses den Testamentsyollstreckem ansdrlleklioh an er-
klären. Damit sie jedoch ein solches Verbot nicht aum Vor-
wände nehmen könnten, die Verhandlangen abaubrechen, sollte
der Botschafter ihnen den Vorschlag machen, dass er gerne
bereit sei, Briefe, welche derartige Entbfdlungen betrilfen, aar
Weiterbeftirderang su Obemehmen, ohne nach ihrem Inhalte zu
forschen; von ihnen hingegen mtlsste er als Bevollmächtigter
des üHüu'lichen Krbcn jene Aufschlüsse verlangen, welche auf
das rein Sachlielic der ErbscluJt sich bezögen.
Fürst Metternicli ^vollte den Erfolp: dieser Conferenzen
des kaiserhchen Botschafters in Paris mit Bertrand und Mon-
tholon erst abwarten, bevor er endgÜti^i: darüber entschied, ob
es vonnothon mi, gerichtliche Schritte einzuleiten. ,Es ist von
Wichtigkeit,' schrieb er an Baron Vincent, ,in dieser Hinsicht
einer sicheren Grundlage gewiss zu sein, auf die man sich ver*
lassen darf; denn wenn man auf Zotungsartikel und blosae
Gerttchte bin bestimmte Schritte unternehmen würde, so könnte
man leicht «ich der Gefahr einer ans der Loft gegriffenen
Mystifioation aussetaen und mtisste 'es eines Tages bedanem,
in gerichtliche Erörterongen sich eingelassen au haben, um
nach imaginiren Schfttaen zu fahnden nnd Depots zu be-
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■ligpnielieii , deren Vorheiideiiaeiii durch nichto begründet
wire/»
Als Baron Vincent in einem Schreiben nach Parma die
Nothwendi^keit gerichtlicher ScimtUi hervorliob, gab Graf Neij)-
perg dem Fürsten Metternich zu bedenken, ob es nicht rath-
saraer sei, die Herzogin dabei gar nicht ins Spiel konmien zu
lassen. Für diese Anschauung NoipjxTg's öpiac h der l'iMstaiul,
dass Marie Louise den Kntschluss gefasst hatte, ihrerseit.s auf
Alles, ja selbst auf den lebenslänglichen NutzgenuHS der dem
Herzoge von Reichstadt «ufalicndea Jbkbschaft zu versichten
nad nur die Kechte dieses aufireoht su erhalten.'
IX. Capitel.
Aatoauurchi in Pftmin. — Gt^rüi-litü ill^er ihu. — Seine Aiiiiiens boi dem
Grafen Neipperg. — Kr reist nach Fans. — Baruu ViucwnL
Inswisehen war Antomarchi wieder naeh Parma gekom-
men. Schon am 18. December dea Terflossenen Jahres hatte
der kaiserÜche Gesandte in Florenz, Qraf Bombelles^ den Gra-
fen Keipperg von der beTorstehenden Ankunft des Arztes Ka-
poleons benachrichtigt und diese Anzeige folgendermassen be-
gründet: , Personen, welclie Antomarchi hier besuchten, ver-
sicherten mich, dass er bittere Klage darüber geführt habe,
gelegentlich seiner ersten Durchreise durch Parma von der
Herzogin nu ht empfangen worden zu sein. Auiomarchi Hess
sogar verlauten, dass, wenn ihm die Ehre zutheil geworden
wäre, I. M. zu sprechen, er ihr so Manches zur Kenntniss ge-
bracht hätte. Ich weiss zwar nicht, ob dieser Mann irgend-
weklie Anhaltspunkte über das Vorhandensein dea Testamentes
Ijapoleons su geben vennag und ob die Aeusserongen, die er
* Anhang 12.
' Le liaroa do Vincent est de rari.«* quo los iuti^r^ts M">'' ran liiilttchewe
ne puiiu»eut «tre trait»«, ^'il y a lieu, autreiueut <^ue par la voie judi-
daim, ^ iwts 4 juger «Ion e» qve ¥. JL eonaeiUeni mlenz qua tont antre,
^il oottTlMit qve 8. M. INÜMO intorvcoir daat ime eanae paraUIa. Elle
est bton dfeicUe 4 ne rien «oe^ptaTi pM mtaie kt jonianaoe ▼iafiro de
timt oe qui peot rÄaulter de lIiMtage da difont, dont il faudra ponrtant
qae le testament vienne uue fois an jonr. D*un aatre cöt^ cex .si^IIic-itudes
maternelles ne Int ptruiettent pninf de r^nonrpr nn nioinclr»» '»vMnt.-ige
Bor lequ&I puurrait avoir droit son bien aimö Iiis. Ineipperg an Mettor-
nich. Parme, ce 18 janvier lb22.
AnUv. B4. LXXX. I. Hüfte. 4
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gethan^ darauf sieh besiehen; aber niehtsdestoweniger habe ich
es als meine Pflicht erachtet^ die Aufmerksamkeit E. E. darauf
Bu leDken und Sie nicht in Unkenntniss darüber zu ^assen^
dass Antomarchi in wenigen Tagen nach Parma kommen wird/
An den Grafen Bubna jedoch richtete Bombelles das Er-
suchen, die Absichten Marie Louisens in Betreff Antomarchi's
in Erialinuig zu bringen. Zu einer solclien Auftorderuu^^ wurde
er durch die wiederholten Vorstellungen des Agenten Tito
Mansi gedrängt , welcher einerseits nicht genug die Noth-
wendigkfcit hervorheben konnte, dass die Herzogin von Parma
den Arzt Napoleons in eigener Person <Mn|)fangen möge, und
andererseits ihn als einen Menschen ganz gewöhnlicher Art
schilderte, von welchem er vermuthete, dass er wohl nie das
Vertrauen Bonaparte's besessen habe.* Indem Bombelles den
Fürsten Metternich von diesem Schreiben in Kenntniss setzte,
theilte er ihm gleichseitig als einen höchst auffallenden Um-
stand mit, dass Antomarchi, welcher bei seiner Ankunft in Eng-
land doch jeder Geldmittel bar gewesen sei, in Florena einen
grossen Aufwand getrieben habe und sogar mit der Absicht
sich tr^e, grossere CSapitalien ansniegen.'
* . . M. Maari m*s d*aboid «Morft connsStre k peiae le fnhtBWx Anto-
marchi, quMl m*A peint comme un lionune tont-^-fatt ordinaire, et n'ayant
jamaix posuAfl«^ la confiancp de Napolöon. M. >fan8i croit qne, si M"«
r.inliidache8«e eut jug<' i»ropo« dans sa haute srif^ossc de voir Auto-
iiiarcbi, eile aurait peut-ütro jm tirer uu plus grand parti do la coiiver.
•ation de cet homme que M. le comte de Neipperg, contra lequel il
panSt avoir beanoonp de priveiitioii.* BombsUee an lletterai«h. Fl»*
renx, 18. I>e«einber 1881. 6i-A.
' M. Tito Mansi m'a fait aavoir avaot-hier, k la suite de la convenatioii
qne j'ai oue derniöremont avec lui, et dont j'ai eu l'bonneur de parier
k V. A. daiis mon trim humide rai»]inrt 81, litt C, quo le professeur
Antomarchi alioit dans »jiu'hines jours repartir pour Paris. M. Mansi
continuant k croire qu'il s^^roit extremement important, qne cet homme
püt parier k 8. M. M^o la ducLe«üc do i'aruit), j'ai cru bien faire de
prdrenir M. le eomie de Bnbna des projeta de voyage da Sienr Anto-
marohi, afln qne, ^il le jnge k propoa, II ptdaie preaaeDtir k ce si^et lea
intrationa de 8. M. Ii»* rarchidaoheiae. J*%nore ai AnteHuarchi aait
qoelqne cbose de ])08itif aur rexistenee da tettament de Napol^oni mala
rn (]n\ est cert-ain, c'est (luo cot homme est arrivß en Angleterre prea-
qu'euti^renient deiiiie de inuvons jj^ciiniaires, et (jao dans ce nuiment-ci
non seuleraeut il a fait rine assvz praiide depeuHe k Florence, mais (jiril
chercbe mSme k placer des capitaux. Hombelles an Metteruicti. Flo-
renee, ce 19 ddcembre 1881.
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51
Ate nun Antomarcshi in den ersten Tag i n des Jttnner 1822
nach Parma kam, sprach er abermals bei dem Grafen Neipperg
vor. (>hn<' den ausdrücklichen Wunsch zu äussern, der ller-
toß^n vorjje stellt zu werden, brachte er die Rede blos auf die
lebensljln^::liehe Pension, welche Marie Louise ihm in Gemilss-
lioii di'ü Codicills ausl)ezahlen sollte. »Nachdem ich die Befehle
I. M. ein«re]iolt hatte,' berielitete Npippei'ir am ll.JiInncr dem
Bürsten Metternich, ,habe ich ihm in deuthclier Weise zu ver-
sieben gegeben, dass 1. M. fest entschlossen sei, weder von
einem weiteren Anspruch, nocli irgend einer Empfehlang in
Betreff dieser Angelegenheit etwas hören su wollen^ bevor sie
nicht Aber das Testament und' die lotsten VerAlgungen ihres
yentorbenen Gemahls im Klaren wftre. Diese Antwort schien
ihn nicht besonders befriedigt zu haben, und er ist gestern
nach Paria abgereist/
Mit keiner Sflbe jedoch erwllhnte Graf Neipperg des
Sehreibens, welches er Antomarehi filr Baron Vincent über-
geben und in welchem Marie Louise ^ihren wohlwollenden Ab-
sichten in Betreff des Arztes ihres Gemahls Ansdmek vor^
liehen hatte, dessen letzten Wunseh zu erfüllen sie bestrebt
sein würde'.* In Paris anj^elangt, entledigte sich jener seines
Auftrages und überrcirlit( das Schreiben Keipperg's dem kai-
serlichen J^ottichafter, IJuion Vincent. Dieser benützte die Ge-
legenheit, nm sieh Antomarchi's als Vermittlers bei dem Grafen
Bertraud zu bedienen.^
PhwoM der Testamentsvollrtrecker mit dem Baakhanie Lafitte. — Marie
LottiM. — Ernte Naebrieht Uber den Verbleib de« Teetamenles. — Diese»
irt «h Depot bei dem Gericbtobofe dee EnbieefaoA von Caaterbnir hinfter-
iflgt — Fttnt Mettemieb. — Eiiterhazy schickt Ansziipe dea TostAiuentei,
weldie er von dorn franssfisiscten l^itscliaftor orltaltcii hatte, nach Wien. —
Metleraicli*» Ansichten über deu Grafen Montholou.
Inswischen war in erster Instana über den Process ver-
bsndelt worden, welcben Bertrand nnd Montfaolon gegen das
Bankbaos Lafltte angestrengt hatten. Dieses begründete seine
Weigerung, die ihm anvertrauten Gelder herauszugeben, damily
* Antomarehi, 11, 240.
* Anhang 13.
4«
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52
dass nacli dem Bachstaben dee OesetsM der Brief Napoleons
keine rechtsgiltige Urknnde sei und weder der Erbhuser noch
der Erbe irgend etwas TerfUgen, beuehmigBweiie eine Ekb-
Schaft in Frankreich antreten könnten, nachdem die kOdglidbea
Verordnnngen vom 6. März 1815 und vom 12. Jänner 1816
sie beide als bilrgerlieh todt erklärt hätten.
Es erübrige ihm also nichts Anderes, als das Depot bei
Gericht zu hinterleiren, wo es verbleiben müsse, ,bis die Sache
spruchreif geworden sei^ VV' eiters erklärte Latitte, dass er nicht
dazu veihalten werden könne, die von Seite Monthoioa's be-
gehrten Interessen zu bezahlen, da er daa von Napoleon ihm
anvertraute Vermögen ausschUcssHch als ein Depot übernommen
habe. Es wurde kein Beschluss ge£s88( und die WeifcerfÜhmng
des Proecsses vertagt.*
Marie Louise hegte grossen Kummer darüber, dass man
die bei Lafitte hinterlegten fünf Millionen ihrem Sohne nicht
sosprechen würde, und fasste erst neuen Muth, als das ^Jonr-
nal des d^bats' vom 13. Muni die Nachricht braebtCi daas sie
gerichtlich deponirt werden sollten. In ihrem Auftrage richtete
Graf Neipperg am 26. MM» das Ersuchen an Metternich, er
mdge bei dem Kaiser sich daftlr verwenden^ ,dass jene an-
sehnliche Summe für den Hersog von Reichstadt nicht ver-
loren gehe'. Gleichzeitig Hess Marie Louise dem Fürsten mit-
theilen, dass das Testament dereinst Aul'seliluss über alle Ca-
pitalien geben werde, welche, ihrer Ueborzeugung nach, in
England und vielleicht auch in deutschen Handelshäusern an-
gelegt seien; denn sie erinnere sich, wenn auch nur dunkel
daran, dass Napoleon Bonaparte üir gegenüber einmal die
Aeusscrung gcthan habe, im Auslande Depots zu besitzen,
worüber violleicht das Londoner Bankhaus Baring die beste
Auskunft crtheilen könnte.'
————— ^
* Anhaug 13.
' Oe tttitement portera en soi appMreunieiit la d«f de toua Im eapitaiix
plae^ «n Angleterre, et peut-^tre detii quelques TÜlet de eemmeroe de
rAUemagne. B. M. ae rappile, qnoiqne oouÄudoieiit» qne reBempereor
loi a feit meutiou, dans lo temps qu*il dounait des lioence« au oonunevee^
((nMI nvait plat*6 des fonds dans des pays ^trangera, et il se poiimdt
bicn niio hl tnaisoti Bärin«»' k Londres fftt :\ rnpmp dp fonmir qii<'l(|Ti*»»
eclaircUx'iiieiits ä cet ^ard. b. M, iiie cliar>,'L' du prior V A , conimo
d*apr^ lu Journal de däbats du 13 man le jugement relaiit au ö mil-
lion«, qiii ae troovaient dam Im maim da Irnnqnier Lafittc, vieat d'^tre
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68
Inswisohen war im FebniAr 1882 die ente sayerlMsoge
Kunde über den Verbleib des Teetamentee naeh Wien gelangt
Daaielbe war ab Depot bei einem geietlicben Oericbtshofe,
jenem des Erzbischofe von Cantcrbury, hinterlegt worden und
befand sicli in den Händen des AnwalteB William Fox, wel-
cher es in der erston Woche des Jünntn- im strengsten Ver-
trauen überkommen hatte. Diese Naehriclit war Lord Hathuröt
von dem königlichen Procurator selbbt liiiiU rbracht worden,
worauf er sich beeilte, den Fiirsten Esterhazy davon in Kennt-
niss zu sot/en. In Form einer Note vom 26. Jänner theilte er
dem Botschafter femer mit, dasä Fox noch nichts gethan habe,
das Testament gerichtlich beglaubigen za iassen, worüber aber
noch eine lange Zeit verstreichen könne. Denn es sei unter
Becbtaanwälten ein nicht seltener Braach, ähnliehe Docnmente
Monate hindurch so ▼erwabren» beyor sie bei den C^richten
die erforderlichen Schritte nntemtthmen, ja es ereigne sich so-
gar anweilen, dass eme gerichtliche Begbmbigang vOHIg unter-
bleibe.
Eine Abschrift des Testamentes yermochte Lord Bathurst
nicht zu erhalten, und er sah ein, dass ihm kein rechtliches
Mittel zu Gebote stehe, den Anwalt zu bewegen, das ihm im
strengsten Vertrauen eingehändigte Schriftstück preiszugeben
und den Namen dessen zu nennen, der es überbrachte. Hin-
gftren wurde ihm von Seite des königlichen Proeurators die
Zusicherung zutheil. eine Abschrift des Testamentes zu er-
halten. «'>bald dasselbe gerichtlich beglaubigt worden bei.
Erst am 5. Februar sendete Fürst Ksterhazy diese Note
des Staatssecretärs nach Wien.' Fürst Metternich zweifelte
keinen Augenblick daran, dass der gcheimnissvolle Ueber-
mitder des Testamentes niemand Anderer als Graf Monthoion
gewesen sei, und er glaubte jetzt umsomehr der Anschauung
prononcd en audience publique et porte que co^ l'uutLi iloivetU etre cou-
ügniB k la caiwe des d^p6ts 0k consignations, de proonrer par une gra-
caean intotreiition de S. M. remperanr boq angiute p&ra, qua cette
•onme coniid^bl« ne toit point p«rdne ponr Mgr. le dne de Beicbstadt.
Neipperg an Mattemieh. Parme, le 26 man 1822.
* . . J'ai riionnftnr pntir plus «Vf olairciwement, de transiiieltre i V, A.
In nr.te ci-j-.iiito <lo Mylonl Hatliurat, auquel je m'^tai« ndro!«««^ pnnr me
prtKurer Am re»ij»eij.'iiC'inontä sur Tauthenticit^ du testarnfnt de Bonapart.-.'
£«ierhazy au MeUenüch. Londres, le 5 f^vrier 1S22. Vgl. Anhang U.
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54
Lowe'a beipflichten su dttrfen, daw man jenes Doonment in
der That, und swar aus folgenden fieweggründen unterschlage
habe: Entweder, fahrte er ans, enthielt daa Testament politische
Verfügungen^ in Ansehong derer man einer entschiedenen Za-
rtlokweisung von Seite des Goavemeurs sicher sein konnte, so
dass sie von dem Augenblicke, da man sie vorgebracht, nnll
und nichtig ^^eworden wären, oder man hat die Absicht ge-
liabt, der IHnterlasöenächai't ^ich zu bemächtigen. In dem (^incn
Falle wird das Testament schon an den Ta^- kommen, da 8<Mne
Vcröffentlicbung den Zwecken der napoh^oiuselien Partei ent-
spricht, in dem anderen aber werden dieseüien Hcweggriinde,
welche den l^etnig veranlasst haben, auch zur Entdeckung
eines solchen fuhren.^
Wie die Dinge jetzt standen, war ITürst Metternich schon
damit zufrieden, dass die englische Regierung sich ihm gleich-
sam verpflichtet hatte. ,Wenn Lord Bathurst,' schrieb er am
13. März an den Grafen Keipperg, ,fortfMui, der Erwartung
des Fürsten Estcrhazy zu entsprechen, so könnte das Verhalten
dieses Ministers den Verdacht wieder ansldachen, den Viele zu
hegen versucht sind, dass nämlich das Cabinet von St. Jamea
nichts Anderes beabsichtige, als die letztwilh'gen Veriilgungen
Boiiaparte's in ein geheimnissvolles Dunkel zn Indien.' Die von
Seiten I^ord Bathurst's versprochenen Aufklärungen schienen
. . II est höre de ditnto qno le tostament de Bonnpnrte et plusietirs
p.'irtieH de dfM-TiiArcs (lis[i<.j-iti()iis nut et^ soustratteH k ia connai(»aiico
do Sir iliuUou Lusve, qui reiiuissait ati »». personne toutes les autorites
dü rile do St«-I1616ne. C'cttc stmstractiüu a ötc faito ou parceq[u'il y
avftit des disposittons politiqnes que Ton avatt U certitude de voir re-
potuw^ pur le gonveraenr de lUe, Attenda qa*il n*a jamiuB raoonn« la
qaalitö de eonverain dana aon pnaonttier, et qoe par coneöqnent de pa-
reilles disposition-s eussent rejet^es dana le n^ut au nioment meine
de leur productiun, ou bien cotte soustraction 8* est faite 4 ät«-H('!( iie
dnn.«« den vtios dVxpilation dn l'h^^ri'dit«''. Dans le premier ca«, le testa-
iiu'iit s») tVrji jonr pnrcecpie l'oaprit de parti lui dervira de v6hicule, <»t
un«d decuuvtii'te puuira mener k Tautre. Dau» la suppositiou qiu» Ton ait
eu intention d'expilor la succession, i( en sera k cet ^ard comme d ettt
aniv^ an dipflt Lafitle. Le mdme mobile qui poiuie k la firaada an
aasture tot on tard la d^uverte — lee coropUces «e eipaieat aa jonr de
pertege. Ne doatons pas quH] n'en mU de ni4me aveo le« dotationa
Posthornes de 8ta-H61^ne: les artisans de U fraade (s'il y ea a en) ae
cbwrgorout eux rnftmes de la publier . . Metternich an Meippecg:.
Yieone, le 13 man 1828.
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65
Metternich jetzt um eo ntfthiger xu mn, als sie auch beweisen
sollten, daes all die Gerllchte» welche die Zeitungen über das
Testament Napoleons in Umlauf gesetst hatten, nichts weniger
denn auf Wahrheit beruhten.'
Weiters bemerkte Mettomich^ dass die Osterreichische Re-
giemng gewiss nieht ermangeln werde, festanstellen, was Napo-
leon Bonaparte seit den Jahren 1814 und 18 lö sein Privat-
vermögeu uenncn und worüber er im Augenblick«» seine« Tudos
reelitmässig verfügen konnte. ,Wenn auch nicht daran zu zwei-
feln sei, dass der Herzog von Keiehötadt nach t'ninzübioi hciu
Kechte zum Mindesten bcgrllüdeteu Anspruch auf die Hälfte der
Verlassenschaft erheben könne, so dürfe man doch andererseits
nicht die Vorsichtsmassregeln verabsäumen, die man unbedingt
beobachten müBse. Die einen ergäben sich in Ansehung der
Stellung des Kaisers und der Herzogin YOn Parma, sowie vom
Standpunkte der Politik^ die anderen hiugegen beträfen den
Pnnaen als Privatperson. In diesem Falle empfehle es sich aus
rein praktischen Qrfinden, in seinem Namen nicht früher ir-
gendwelche Schritte zu unternehmen, als bis man nicht den
wahren Stand des Vermögens Napoleons festgesteUt habe, um
' S i hatte die ,T!iii08' (Mo. Paris, 17. Jänner 1822, einen Auszug aua dem
TestAiuente gebracht, desseu Glaubwürdigkeit Fflfst Metternich aus fol-
genden Gr<lnf!cn in Zwtnf»-! /opr ,C*o qni donnerait ccrtes 1ü droit do
r^voquer on dnute rauthcnticit*' 'In tesUiiuont et des codicilles qui 8*y
troavent rappeles, c'est qu'il u y a uulle lueution d^uu autre codicille
dont r«atlieatieitd nws d»t complötemeot coiutatte, piiuqa*U a ät6
immMiatemeiit homologiiA apria le ddete de Napol^n BoaapMte et
la T^rifieation 8*«n est faito i S*«-H£töue tant de la part des ex^cntenn
teetamentaires qne eelle de 8w E. le goaTernenr de TUe. D'un autro
tM, le contenu de ce testameut du 14 avril ain» quo celui des codi-
cilles qui le «uivcnt, no Inissent pax cutrovolr des motifs qui auraient pu
df'tpfminer k en faire un aecret ä 6'^^ - lleleue et h lo soustraire de la
succ4)äc>ion jaconto, taudi» qu'on y laisaait apparaitro le cudicillti qui cou-
ceme les Souvenirs l<^gu4s a Mgr. le duc de Uoiclistadt et que Ton n'y
iBMtt pM jniet&re des lefl^ deetiate aux exiculenn teetamentairee. II
poorrait dono panttre doutenx ti Bonaparte, dana le dernier moie de
aon ezifllenoe, a rdeUement Üüt porter eee denilÄreB volontAt eur des
d^tuls aoMi exigu ou «i eee röminisceuces den cent jours ne sont pas
Toeuvre de cjuelques un» de ses partls.iiis? Du reste, Ton peut espörer
que lefl <^c!aircissenients pr lüii« j^nr Lord Hatburst ne tardentnt |»as k
nons fouruir des douiices plu.^ positives et propres ;"i di^tinguer le vrai
du laux.' Fürst Metternich au deu (irafeu Neipperg. Viuuue, le uiars
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66
nicbt etwa im Falle der unbedingten ErbBerklHrang mebr Koeten
tragen za rnttsaen, als der Weith der Erbaehaft betrage/
FVIrst Esterhaay blieb inswisehen nicht rnttasig, nm weitere
Au&chlüB8e ttber das Testament an erlangen, nnd er wendete
sich zu diesem Zwecke an den französischen Botschafter in
London, Grafen Caraman. Durch die Vermittlttng desselben
erhielt Ksterliazy eine Absehrift der Auszüge, welche Graf
Müütliulon bei Fox von dem Testamente sich gemacht und auch
dem französischen ( Jenenilconsnl »Söguier vorgelejrt hatte.* Sie
waren ausseröt lüekenbaft und enthielten im Wcbfiitliehen das-
selbe, was bereits durrh die ,Tinies' verotfentlicht worden war.
GelegentHch einer Jicspreehung mit Stagnier erfuhr Esterhazy,
dass Montholon das Testament nur insoweit excerpirt habe, als
ihm nöthi<r schien, um in den Besitz der bei Laütte hinter-
legten Millionen zu gelangen und die ausgesetzten Legate zu
bezahlen. Der Generalconsul , welcher das Testament selbst
nicht eingesehen hatte, versicherte dem Botschafter, dass es elf
Oodicille, sttmmtlich eigenhftndig von Napoleon geschrieben, ent-
halte ,und dass Montholon der Depositär der geheimen Absich-
ten und Fhtne des Verstorbenen in Betreff der VoUstreckting
seines letzten Willens sei'.
Nachdem Montholon seine Auszüge, erzählte jener, in Ge-
genwart von Beehtsfireunden und mit Wahrung der Formen
fertiggebracht hatte, welche nach englischen Gesetzen nOthig
waren, um die Eehtheit des Testamentes festzustellen, verschloss
er dieses mit seinem Siegel und gab es Fox wieder zurück.*
' Wenn auch die fransOsischen Gesetae in AdMbltng eines Teetamentca
nicht yiele Porraalitäten vorechrieben, sn war es d r!t iiothwendig, die
Clauseln, von wf>lchen man Gehraurli machen wollte, dort, %vn (]ns Te-
stament sich befand, durch einen fransOsischeu Consul beglaubigen su
lassen.
* C'est i M. le comte de Caraman mime que je me suis adressä dans ce
biit CTest k m coniplaiBMiee que je dois la piAoe que j'ai rhonnaor da
tnuMmettre ci-joint A. V. A. Co sont im eztraita qu« Ifontholon Ini-'m^m«
a prdsmtfa au consul gfct^nl de Fmaee S^tier (son parent) et dont
celui-ci a piia copie. Je puis donc en garantir Tautbenticit^. Voua
mnrfpiere?,. njon princo, loii) diff^reiitos lacunes qni tronvont »-o
(locument et t»ur Icsciuelle» Muiitliolon iio sVst jamni.s oxpliquö. II diftfre,
au restc, trds peu de cclui qui, dans ie temps, avait 6t& publiö dans
le Times.
Teailles . . .
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57
In dem Verdachte aber, daes llontholon bereits sur Zeil
des entao Besndbes Lowe's in Longwood im Beritae de« Te-
itunenles gewesen sei, wurde Metternich durch jene neuen Er-
dCnopgen nur noeh mehr bestttrkt ,Bb hat den Ansehem/
adirieb der Font am Märe ld2i nach Parma, ^als ob Mon-
Mm m der That beabsichtige, die letsstwilligen VerfUg-uiigen
Napoleons blos theilweise zu offenbaren, wie er ja auch auf
St Helena dem Gouverucur blos das Oodicill vom IB. Apnl
vorgewif-i II urul dabei bemerkt hattf, dass es p^anz merkwürdig
sei, dass kern Testament sich vorgetuudüu habe/
XI. Cnpitel.
MoQtholon und Bertrand bei dem BoUtchafter Baron Vincent — Ihr Schreiben
m liui«' LooUe. — Uontholon und Lafitte befahdea «ich in den Tages»
btWnrn. — ICiirie Louiae erhlH daa Codidllp welche« «nf lie Besng hat —
Ihr Unwille ^tafflber. — ' Der Henog von Lenehtenbeiig. ~ Sein Selireiben
n ITiiiof Fnuu. — Hitii'fltfthwrtben des Kaiaeort an den Fttrateii Hettemieh.
Endlich traten die Grafen Moutholon und Bertraud aus
ihrer bisherigen K^ serve hervor und statteten am 21. Febniar
dem kaiserlichen Botschafter in Paris einen Besuch ab. General
Bertrand stellte an Baron Vincent die Frage, ob er geneigt
wäre, einen fUr die Kaiserin Marie Louise bestimmten Brief zu
Postscript. J'ajonterai an präsent rapport quelqnes d^tails quo je
tiens <\o M. S^pruior, t|ne je vieiis de voir. II ra'a asflurä n'avoir vu du
te»biiueut quu la partie ci-juiutu uu extraits, et que M. de Montholou n*en
a?oit Üri que ce qui lui avait paru n^cessaire pour obtenir de M. La-
<tto lea nz millions d^poate ehe« Ini» et qnl conTriroient lee leg» et
wmm«» indiqu^ dana les dita eztraiti. M. 84gaier a cependant i^outA,
qii*U aavoit qii*U y avait eoae oodieillea, toua IctUm de la mam de
B 1] arte, «insi que son teetament, et qoHl Atslt certain que M. de
Moutholon ^tait le d^positaire de« intentions et pens^ea Beerbtes du d^
fnnt relativemetit k l'ex^ctjtion do scs demi^rcs volont6s. M. de Montho-
Ifn, apres avoir fait ces extraits en pn'seuce de« p^'ens de loi et d'apres
le* forme« usit^e« et requises do co pays-ci pour coiiistater Tauthcnticit^
de Tecritore de Bouaparte, a refermö ce testament de son propre cachet
•n prjaenee det mdmea peraonnes, et Tm remis entre lea mains dn pt>-
earew (proetor) Fez. Une anlre cireooslaace trte cnrleaae^ qni m*a M
nppertfe per 8ir H. Lewe et qni se troore eonfttmde per TexAnit
joial Mt de sa main (Müt), c'est qa^ «st po««tble que l'on ait aons-
tralt, contre Tintention meme de Bonaparte, la communication de se«
demi*T«»<* volüut^s, malgrt' Poffn» fnite ü <•»> «ujot par M. du MoTitli'don
^ äir ü Lowe qnif lorsqu'il demanda Im r^aliaation de oette offre, r^ni
58
Obemehmen und an sie golangeu zu lassen, nachdem Fürst
Esterhazy sich geweigert hätte, ihm in dieser Hinsicht getliilig
zu sein. Bertrand «praeh leruer die Absieht au», in Bälde nach
Parma und ivoiii zu reisen, um hier in Gemeinschaft mit Mon-
tholon den Verwandten und der Witwe N ipuieons gegenüber
der Auttr l^e sich zu entledigeu, mit d*'Tn n der Verstorbene sie
beide betraut liabe. Baron Vincent erliub keinen Anstand da-
gegen, jenes Schreiben in Empfang zu nehmen, aber er gab
gleichzeitig im Sinne der Instrn<'tion, weiche Fürst Metternich
an ihn gerichtet hatte, die l!<rk]ärun^ ab, dass er in AUem und
Jedem, was diese Angelegenheit beträfci der Bevollmächtigte
der Erzherzogin sei. Hierauf entgegnete Bertrand^ dass die
Politik mit dem vorliegenden Falle nicht das Geringste zu
schaffen und der für die Erzherzogin bestimmte Brief einzig
und allein die letztwilligen Verfügungen Napoleons zum Gegen-
stande habe. Graf Montholon, welcher an dem Gespräche
seines Genossen mit dem Botschafiter sich nur wenig betheüigt
hatte, richtete jetzt an diesen folgende Frage: ,Wisflen Sie,
dass wir mit Herrn Lafitte einen Process j^a liabt haben?* Als
Barou Vincent ihm antwortete, wohl davon unterrichtet zu sein,
jdass jener Banquier vor der Herausgabe dor in seinem Depot
befindlichen Gelder seine Vorsiclitsmassre<^(dn ergreifen wolle,
und dass sein Wunsch ein natüjücher sei, von Seite der Ge-
richte dazu ermächtigt zu werden, sie denjenigen auszufolgen,
denen sie p^ebührten', fidirte Montholon das Gespräch nicht
weiter, und auch Bertrand verhielt sich still.
Nach drei Tagen benachrichtigte Montholon den Bot-
sehafter, dass von seiner Seite nichts mehr im Wege stiinde,
ihn von den testamentarischen Verfügungen Napoleons in Kennt-
niss zu setzen. Am 4. März, erstattete Vincent dem Fürsten
Metternich einen Bericht Uber die mit den Genannten gepflo-
genen Unterredungen, während welcher des Herzogs Ton Reich'
Stadt mit keiner Silbe gedacht worden war, und Ubersendete
ihm gleichzeitig das an die Erzherzogin gerichtete Schreiben.'
ponr rftpoiiM, qii*il toit (ott extnofdinitiie qits le teitamwit ne «e trou-
▼«H pst, teadis qn*U ert msmteiuiiit pronvö que IC de Montholon en
dtait alors en poMOMion. Esterluu^ an llettemicli. Londrai, le 97 ti-
Trier I82i.
Ni le g(>nL>r;il I^ortrand, ni M. de Montholon n'ont fait mention
de M. le duc de Keicliatadt. Vou« trouverez ci-joiat, mon prinoe, la
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Dieses lautete wie folgt: ,Voii Kaiser Napoleon mit der
Ydlstreckong seines Testamentes betraut^ haben wir die Ehre,
Ihnen einen Aussog seiner letztwiUigen V^rftlgongen an Qber-
mitteln. Bis m diesem AngenbUeke haben wir es nicht vei^
mochte K M. davon in Kenntniss an setsen, weil es uns an
einer sicheren Gelegenheit gemangelt hat, Ihnen einen Brief an-
kommen En lassen. Wir sind auch damit betrant, dem Prinzen,
Ihrem Sohne, sobald er grossjfthri^ geworden, verschiedene
Gegenstände zu ubergüben, welche der Kaiser in Gebrauch
hatte/ Am Schlüsse des von Bertraml, Montlioloii und Mar-
chand unterfertigten Briefes richteten diese die Bitte an Marie
Louise, sich nach Parma bogeben zu dürfen.*
Am 20. Mäi'z überseliiekte 5I< ttHrnieh das genannte Schrei-
ben uneröffnet an die Erzherzogin und legte seiner Depesche
die letzten Berichte Vincent's und Esterhaz^s bei.
Der Umstand, dass Montholon auf einen Artikel Latitte's
erwidert hatte, welcher in einem Pariser Journal zur Veröffent-
lichung gelangt war und auf ihren beiderseitigen Rechtsstreit
rieh bezog, bestärkte den Fürsten in der Annahme, dass solche
Erörterungen endlich dazu fUhren wlirdeUi Licht in die Testa-
meotsangelegenheit zu bringen. ,Jener Vor&U/ bemerkte er in
leinem Schreiben an Neippcrg, ^beweist, dass die Privatinter«
eisen bereits den Schleier zu Ittften beginnen, mit welchem die
Umgebung Bonaparte's dessen letztwillige Verftigungen zu um-
hüllen die Absicht hatte. Der Lakonismus und die ZurWck-
haltung, welche jene zwei während ihrer Unterredung mit Baron
Vincent beobachtet haben, können uns in dem Vorsatze nur
bestärken, uns passiv zu verhalten und keine Verquickungen
und Lnannehniliehkeiten lifrlieizufiilnen. Man darf in der
That sich nicht vcrlu hlen, dass in Ansehung der vielen Per-
sonen, deren Privaliiiteressen mit ins Spiel kommen und
wrlehe in Folge der testamentarischen Bestimmungen alier
Wahrscheinlichkeit nach sich verletzt ft\M<'n werden, diejenigen,
welche mit der Vollstreckung betraut sind, nicht ermangeln
lettre öaonc^ <*i-d(?vnnt arlress^o k M>»« Tarchifltuhc^e ducheMO de
Parme . . Vinceut au Metternich. Paris, le 4 mars 1822.
t. . . Nous o»oaB e«p4rer que V. M. daigiiera nous permettre de döposer
4 aes pieds rhommage du respect avec le quul . • .* Paria, s. d^ f^vrier
im.
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60
werden, sie frtther oder später in die Oeffentliohkeit gelangen
2tt lassen/*
Als Marie Lonise die Depesche Metteniicli's vom 20. Mänt
und die Beilagen, welche diese enthielt^ gelesen hatte, glaubte
sie, keinen Augenblick mehr daran zweifeln za dürfen, daas .
die Testamentsvollstrecker in betrflgerischer Weise an Werke
gegangen seien. So wie diese Üeberseugung sie mit grOaster
Betrübniss erfüllte, so versetzte es sie nicht minder in Erstau-
nen, als sie dein Tcstamentsausziifi^c entnahm, tlass Napoleon
Bonaparte in einem seiner Codicille über eine Summe von zwei
Millionen verfügt habe, welche sie im Jahre löl4 mit sich nach
Orleans genommen hatte *
Marie Louise zögerte nicht, dem Fürsten Metternich zu
eröffnen, dass sie von diesem Oelde sowohl ihre Reise, als auch
die ihres zahlreichen Gefolges von Paris nach Orleans, Ram-
bouillet, Wien nnd auch ihren Aufenthalt in den Bädern von
Aix in Savoyen, femer die Rttckreise nach Wien bestritten
' . . Une lettre qne M. Lafitie « foit ine^r dan« le joanuU de Paris
da l«r de ce moie, ^blit d*ane manUre elaire, pr^dee et jnsle la quefl*
tion qiü B*eit Uwi» eotre eette nudeon de banque et les ezieatoiure
teetamentairee de NapoMon. Le monta&t des fSmds dont la snaisou P^r^
gaux Lafltte est restde diposUalie, 8*j triHiTe ezprimte, lea droits de
I'böritier natiirel de Texemperour y sont mentionn^ d'une mani^ro ex-
prefsgo. Otte affairo,' vermpintn Baron Vincent, ,]iortt'c anx tribunaiix n
6t6 discutöe k huis rlns, ;\ causo sang doiite des äumme» dont y dispose
le testateur et qu'il iinpute »ur lius r^clamatiooH k faire envera le go\i-
vernement actuel, qa'il semble qae Napolten ait p&rticuU^rement eu
rintention de eompromettre.* Vgl. Anhang 16.
* ,J*ai eu rhoimeiir de receroir la d^pdche de V. A. en date da 80 de ce
mois avec les rapports dn princa d'Esterliasy et du g^n^ral baron de
Vincent qni y 6taient j<rfnti en copi(> < t avec plnsieiirs piöoes rclativee
au test&ment de roxempereur Napoleon. Je me suis empresu^ de lea
Boumettre k la connaissance de S. M. Non seulemont lo eontenu do tous
ce» papiors qui prouvent ävidemment la fraude et la manvaise foi des
üxecutcurs testamentaires, ont fait une iinprossiuu det^agreablo 8ur Tesprit
de §• M., mais eile a surtout vu avec surprise quo daus uu des codi-
cilles son ddfnnt epoux disposait de la sonme de devx millions que 8. M.
avait empört^ de Paris an moment oA eile erat & Tapprocbe des armdes
alll4es qnitter cette eapitale p<mr se rMigier k Blois et k OrMans . . /
Neipperg an Metternich. Parme, c«; 20 mar» 1B22. Marie Louise hatte
blos 920.000 Franca und nicht, wie Helfert, p. 316, irrthUmlicherwoise
behauptet, auch jene >filltonen ihrem Gemahle nach Fontainebleau
gesendet. Vgl. Anbang Iti.
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und Rest dafür Terweiidet habe, um vom October 1814
bis zuiu März 1816 die Kosten ihres Hofstaates zu decken.*
,1. M./ schrieb Graf Ncipperg am 21i, März nach Wien, ,wiu'de
es unter ihrer Wtlrde halten, wem immer ausser ihrem Sohne
und ihrem erlnuohteu Vater Reclienschat't über ein»' so wenig
1>< deutende ^urume abzulenken, welche sie nicht einmal den
Fonds entnommen hatte, die ihi*em verstorbenen Gemahle an-
gehörten.'
Naeh reiflicher Ueberlegung glaubte Marie Louise das
Testament in seinen wesentÜobsten ßcstimmtmgen als nngiltig
snseken zu müssen. Der Tomehmste Tbeil der Veriassenschafti
liess sie sieh Temebmeni gebObre von reehtswegen einaig und
slleia ibrem Sohne, weleber aneb daaa verhalten werden konnte,
jenen Legataren eine £ntscbädigung zu gewähren, denen eine
solche mit Rttcksteht anf die seinem Vater «rwiesenen Dienste
gebabre. ,Es ist über jeden Zweifel erhaben/ schrieb Graf
Xeipperg am 2. April nach Wien, ,da88 das eigentUche Testa-
ment erst gelegentlich der Grossjäluri^keit des Herzogs von
Reichstadt eröffnet werden solle. Der I^laler Lsabey, welcher
kürzlich in Parma weilte, war erstaunt, dasb man hier sowohl
als auch in Paris darüber in Uukenntniös zu sein scheme, nach-
dem doch alle Welt es wisse. Es ist ferner sehr merkwürdig,
dasB sämmtliche Legate auf Summen sich gründen, welche &uß
dem Jalire 1815 stammen, während von jenen Geldern, über
welche der Verstorbene vor dieser Zeit verftlgt haben konnte,
* ,Neuf Cent niille francs furent dp suite t'fivnvL-s p.nr S. M, k Toxempereur,
le« deux autret» millioii« servirent anx frai.s (ie v<»ynf(e de S. M. avec nn©
conr immense, qni Vaccompiij^tait de PariB k Orleans, d'Orl^us a Ram-
bonillet, de Rambouillet k VionnOf de Yieune par tcmte la Stiim Muc
eaak «TAU ea Savoie, oh eil» s^arrdta quelques mois poor rertnir ea-
aaite par Manicli k Yienne. U»* rarchiditcliene a ponnru peadant tont
1e e^onr qn*elle a fait k SehOnbroim depvu le mob d^octobre 1814
jnaqu'au mois de niars 1816 arec le restant de oee denz millioiw de
francs k touteti les d^penaes de sa maison et de sa cour, saiu* jamais von-
loir accepter la pension qui, commc V. A. lo »ntt, lui devait etre pay^
k cette «'potjtie jtar la France. S. M. reg;irdorait au dessoMS de sa dijrnit^
de jaiitais reudre compte de Teuiploi d'uue somme aussi peu iiiiportaut6)
qni n'avait paa möme Öt4 priae snr les fonda appartenaota k eon d^fiint
ipoox, k qni que ce Bolti eioaptA k eoa fib, avec leqnel eile en a pattag^
remploi avec Im ploi gnuide deonomie» et & lon aaguto pte* Neip-
petf an Ifetternidi. Parme» ce 29 mav» 18it.
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69
nii^ends eine Erwtthnung t^schielit. Es ist dies nur ein Beweu
dafilTy dass sie die Capitfüien in sieh fassen^ welebe in ver-
schiedenen Ländern angelegt sind.'
Uni dem kaiserlichen Botschafter in Paris die Autgabe zu
erleichtern, dem Saohvorhrilte auf die bitur zu kommen, g^ab
Marie Louise dem Fürsten Metternich zu verstehen, es niüge
Baron Vincent mit ihrem Hanshofmeister liallouhaye sich ins
Einvernehmen setzen, welcher zur Zeit in Paris weilte.* An
ihren Vater jedoch richtete sie folgenden Brief: ,Rttcksichtlich
des Testamentes des Kaisers Napoleon, von welcliem Ptirst
Metternich dem Neipperg die meisten Acten mitgetheilt faat^
bleibt mir nnr übrig, micb Ihrer Täterlicben Gnade annnem-
pfehlen, da sonst der grOsste Theil dieses Vermögens fttr meinen
Sohn verioren sein wQrde. Das Testament scheint nach allen
Gesetzgebnngen als unrichtig angesehen werden sn mflseen, da
es von meinem Sohne, dem Hanpterben, kaum ^ne Erwähnung
macht nnd die Testamentsvollzieher nnr mit Betrag nnd Hinter^
list handeln zu wollen scheinen.**
Mit einer ähnlichen Forderung waren die Testamentsvoll-
strecker auch an den Herzog von Leuchtenberg herangetreten,
indem sif ihm das Codicill Übermittelten, welches von ihm Hie
Ansfolgung des Betra<jes von zwei Millionen verlangte. Naeli-
dem diese aus der Civilliste des vormaligen Königreiches Italien
zu behebenden Gelder weder von dem Kaiser, noch von den
übrigen Souveränen der italienischen Staaten liquidirt worden
waren, erneuerte der Herzog von Leuchtenberg in einem
Schreiben an Kaiser Frans vom 30. März 1822 sein zu wieder-
holten Malen gestelltes Ansuchen, er möge ihm diesen Rückstand
ausfolgen lassen, um den ihm auferlegten Verpflichtungen ent-
spredien zu können.' Am 14. April überzchickte Kaiser Franz
dem Staatskanzler diesen Brief des Herzogs von Leuchtenberg
und trug ihm au^ im Einverstnndnisse mit dem Finanzminister
* ,6i IL le gintod Iwron de Vincent veat te senrir de TintendaAt gte^nl
de U m^flon de 8. M.» M. Bellonhaye qiü le trouve «etueUement k Perie,
il pewm MUM donte lui gtre tr^ utile dane lei difftomtes rochefeheB
qn*il aera n£c&»aire do faire relMavement au testament.' Graf Neippeig
an den Fürsten Mettemick. Parmei oe 2« avril 1822. St A.
* Marie Louise an Kaiser Frans. Panna» IS. Apnl 199%
* Anhang 17.
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63
Grafen Stadion die erforderlichen Schritte einzuleiten und sich
eine authentische Abschrift des TeBtamentes Napoluoiiä zu ver-
schaffen.^
XII. Capitel.
An«*erjreric'htlic}jer \ erpleich zwischen den Testament'jvollstrerkern T<n-
litte. — Muutboluu boi ßaruu Viucoiit. — Mtjtternich's Weisungen nach i'aris
und London. — Sein Schreil)on an den Grafen Ncipjmrg.
Unterdessen war es zwischen dem Oralen Montholon and
Bertrand einerseits und dem Bankhanse Lafitte andererseHs va
einem anssergerichfliclien Vergleiche gekommen, wonach die
Gelder noch fünf Jahre hindurch, also bis zur Gros^ährigkeit
des HeraogB von Reichstädt» bei Lafitte, welcher sich ihrer
noch nicht begeben hatte^ verbleiben sollten, um dort mit 4 Per^
eent Zinsen^ vom 1. Jänner 1822 an gerechnet, angelegt zu
werden. Nach Abiaul dieser Zeit hätte iiiun auch dem Prinzen
das Testament selbst zu übermitteln. Dasselbe befand sich noch
immer als Depot am Gericiitshofe des Erzin srliof« von Canter-
bury. In u^l ;i'her Weise waren in Kn^^land auch die Gegen-
stände verwahrt, weiche Napoleon seinem 8ohne verm«acht hatte.
Von diesen Anordnungen wurde Baron Vincent durch den
Grafen Montholon in Kenntniss gesetzt, welcher ihm auch er-
lählte, dass man der französischen Hegierung das Testament
•emem ganzen Inhalte nach mitgetheilt und von ihr den Befehl
erhalten habe, es nur auszugsweise bekanntzugeben; alssdches
Kl es alsdann auch dem Gerichte vorgewiesen worden. Graf
MoDtholon versprach dem Botschafter eine Abschrift seiner Aus-
ittge und verschob die Fortftdurung der Unterhandlungen bis
m der Wiederkehr Bertrand's, welcher auf 14 Tage ver^
teiBt war.
Weiters gab Montholon dem l^otschafter zu dessen frrossem
Erstaunen in seinem eigenen Namen sowohl, als in jenem der
ihm gleichgestellten Tjcgatare die Erklärung ab, dass sie sich
sämmtlich in dem Sinne Ah Legatare betrachteten, als sie von
Napoleon Bonaparte mit Kücksicht auf die ihm geleisteten
Dienste bedacht worden seien.*
* Anhang 18.
* ^ai OQ jovdi damler eh«« noi xat entretten aree 11 de lloatiioloii. H
m*Kna ftit diM qaHl ne ÜMTnlt pss de dUAenltd de ne donoer connaie-
nnee da teetaine&t de Ni^Uon; je Itii STiie fidt dire qiie je raeevsali
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64
Während dieser Berieht VinoeDf b vom 2. April noch auf
dem Wege war^ ging Metternich dmn, die Depesche Tom
4. des vergangenen Monates an beantworten. In aasfbhrltolier
Weise setzte er dem Botschafter nochmals die Gründe ansein-
ander, welche die Herzogin von Parma bestimmten, mit den
Testamentsvollstreckern nicht unmittelber zu verkehren. Als
einen solchen hob er auch den Umstand hervor, dass Bertraml
und Montiiulon es nicht unterliessen, von Kapoleon als Kaiser
avec iut^ret retto i,<>njiiiuiiic«U*iii ; jü ci us qu'il venait y satisfaire, li
borua k uie purtor <le l'iu^tauce juritlique qui avait ea lieu entre les
ez^cnteiin teataaumti^ret et eu nline teupa Ugataires de Napol^n «i
la naiflon Lafitte, et qne qnoiqae le tribuDal ait prononcÄ k cet ^^ard»
tet Idgatains ■*4iaient entendiu avec 1a maiMm Lafitte^ et qn'it avait M
convenu quo lee fimäB qal ea troavaieal eaoore eatre eee tnaiai» j teete
nüent döpos^ pendant cinq aas et portaraient defoie le 1** janvier
dernier nn int^r^t de 4''/o-
M. de Moiithnlon me dit que le ponverneinent Franvais, a qui il
nvait <^ti^ iiiontr»> i n ^ n entier, avait (leniaiide ([uo le testaniPiit nr^ fftt
coimu que p&r oxtrait«, et que c'^tait ainsi qu'on en avait fait usag^e
vie-i-vie do tritaal.
Le teetanent doit Mre renie an dne de Beidietadt par lee eaDft>
eateaie teetamenteiiee, loieqall ania attemt T^poqae de ea m^iofilft.
Cette pi^ eet d^pos^ k la conr de TardieT^ue de Caaterbaiy k
Londree, male eile ne Test pas comme testament, parceqii*alon chacun
pourrait en avoir participatlon. Elle y est commo M\}ot et ©n sera retir^e
lors de la majorit«' du duc r]r' ]?rirh«t,idt; los nntrea effets 1^^^ par
N&pol^n ä 8üu Iii» sont aussi i1»4»uöüs An^-^h u^rre.
Leä exdcuteurs testamentaireti et le^ diti^reuta legataires semblent
ne paa dooter que le« dispotittona da teetament seront reeonnues par le«
hatten natorela et I^tlmee.
Je toB aeeea enfpris d'entendre M. de Montholo« en eoo nom et
en eehil dee aotree peiwmnee plaodee dane la mSme eet^oiie, m qnali-
fier de l^ataire« k titro onöreux; jo ne relerai rien.
Je demandai k M. Montiiolon s'il tronverait de la difficaltä k me
donner connaissance du testament on tout ou on partie; 5! rne r^pondit
qu'il me foumirait copie des extraits, et je devais aujoiird'hui roeovoir
cette communicatiou, aiusi que vuu» le vcrrez, nioa prince, par le billet
ci-joint; ce ne sera qa'aprös demain qa*il me remetira cette piÄce. Je Ini
ai %aleaient demandd nae notiee par derit dee diffirents objet« dornt il
avait fielt mention dane aon eatretien; il me dit qa'il ae prStendt Volon-
tieiv k ce qne je Ini demandeia, mala qne le gdndral Bertnmd dtant
abaent ponr qninze jours, il crojait convenable d'attendre aon retour,
ponr qne ce soit conjonctement avec Ini qu'il me soit fait les communi«
cation« par ^rit qne je Ini demandaia. Viaceat an MetteraiAh. Paria,
le 2« avril
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65
zu sprechen, obwohl Bonaparte diesen Titel durch den Bruch
des Vertra(,^es von Fontainebleau gänzlich verwirkt habe.
Weiters überschickte er ihm eine Abschrift des Briefes, wel-
chen die Te Stil lueuts Vollstrecker an Marie Louise g-criclitet
hatten, und legte seiner T^epcsche den Testamcntsausznn; und
die letzten Berichte Neipperg's bei. Baron Vincent war aber
von Allem bereits durch Ballouli-ivr- unterrichtet worden. In
Betreff der zwei Millionen, welche ilane Louise während ihres
Aufenthaltes in Orleans, und zwar noch vor Abechiuas des Ver»
Inges von Fontainebleau, also ssu einer Zeit übernommen hatte,
da de noch Kaiserin war, bemerkte Metternich Folgendes: ,Die
Erzherxogin befand sieh in Tollem Rechte, als sie jene Summe
fllr die Bestreitung ihres Hauses und Gefolges Terwendete, und
sie braucht weder den Testamentsvollstreckern, noch irgend
wem Anderen darttber Bechenschafb absulegen. Die in Fontaine-
bleau erfolgte Abdankung hat in dieser Hinsicht eine Grenz-
linie zwischen dvi kaiserlieheii Regierung und der Ilestaura-
tionsepochc gezogen. Kraü der Bedingungen dieser Abdankung,
weiche von dem üsterreiehischen, dem Berliner und Peters-
hurger, sowi< dem Londoner Hofe in Ansehung der zu ver-
gebenden Liinder angeouiiimen wurden, ist L M. die P^rau P'rz-
herzogin an dem Tage Herzogin von Parma geworden, an
welchem sie aufgehört hat, Kaiserin der Franzosen zu sein.
In allen öffentlichen Uebereinkommen hat das Datum des
Vertnigee von Fontainebleau einen Abschluss gebildet. Aus
diesem Qmnde hat unser Hof darauf verzichtet, die Mi^ift
der Erzherzogin zu reclamiren. Ebenso waren auch jene rot
der Abdankung ausbezahlten, für den Aufenthalt und die
Uebersiedlung der Kaiserin verwendeten zwei Millionen nicht
mehr verftlgbar, so dass ein Irrthum in den Bestimmungen
des CodictUs obwaltet, welches jene Summe als Legate aus-
fletzt'
Noch wusste ^letteriiich nichts von dem aussergerichllielien
Vergleiche, welelier zwischen den Testanient.svollstreekern und
'Km Bankhause Lafitte zu Stande gekommen war; ihm war
hlos die Thatsaehe bekannt, dass die französischen Gerichte in
erster Instanz das Testament Na]>üleons als null und nichtig
erklärt hatten. Aus diesem Wahrspruche schloss er die Folge-
rung, dass der Privatbesitz Napoleons, so wie er am Todestage
desselben bestand, nach den Bestimmungen des Code civil dem
Aichh Bd. T.TTI. 1. HUfto. 5
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66
natürlichen Erben zufallen rnttsste. ,Zn diesem PrivatvermOgen,'
setzte er Baron Vincent auseinander, ^ist unstreitig die Summe
zu rechnen^ welche als Depot in den Hftnden Lafitte's sicli
befand und welche in Gemässheit des Wahrspruches erster
Inst ;mz im Interesse der Intestaterben g"erichtlich hinterlegt
werden musste/ Weiters folp^erte Mett« rnit li aus der Aniinlli-
rung des Testamentes, da^^s die Grafen Bertrand und Montiio-
lon, sowie Marchand vielleicht nicht mehr als TcstÄments-
voUstrccker anerkannt sein würden, aber in diesem Falle
doch bis zu dem Augenblicke ihres Todes als Bevollmächtigte
zu gelten hätten und als solche der Pflicht sich nicht ent-
schlagen durften, über ihr G^bahren Rechenschaft abzulegen.
Sie kannten von Seite der Gerichte immerhin dazu verhalten
werden, die letztwilÜgen VerftlgongeD Napoleons vollinhaltlich
bekanntzugeben, wenn man solches verhingea wlirde, um den
Bestand der Intestatserbschaftsmasse festzustellen. In der Vor>
auBsetzung, dass die Grafen Bertrand und Montholon sich denn
doch entschlicssen könnten, Baron Vincent, wie sie es ver-
sprochen, von sämmtlichen Bestininiunjren des Testamentes in
Kenntniss zu setzen, wenn sie \s ussten, dass die üsterreichische
Regierung auch gerichtliche Schritte nicht scheuen wtlrde, wies
Fairst Metternich den Botschafter an, ihnen diese MdgUchk,^
vor Augen zu halten. Erst dann, bemerkte er, wenn man die
nOthigen Aufscblilsse erhalten hätte, dürfte man daran gehen,
die Streitfrage durch Kechtsgelehrte untersuchen zu lassen.
Aber nicht nur in Paris, sondern auch in Wien mOsste eine
solche Consultation stattfinden; der einen würde die Aufgabe
zufallen, die Angelegenheit vom Standpunkte der französischen
Gesetze zu behandeln, die andere hingegen hatte darüber zu
beratfaen, ob tmd welche Schritte unternommen werden sollten,
um die Rechte des Herzogs von Keielistadt zu sichern und den
Bflichten der Vormundschaft gemäss zu h.iiuleln.
Vor Abfertigung dieser Depesche erliielt Metternich den
Bericht Vincent's vom 2. A]iril. Er beeilte sich, auch diesen
zu beantworten, indem er dem Botschafter die kaiserliche Ent-
schliessung vom 14. April mittheilte, in welcher Franz I. dem
Fürsten aufgetragen hatte, ihm womöglich eine authentische
Abschrift des Testamentes zu verschaffen.^
* Anhang 19.
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67
An demselben Tage, am 34. April, ging aach eine De-
pesdie Metternich's an Keterhasy ab, welche diesen von Allem
in Kenntnisfi setzte, was Baron Vincent inzwischen nach Wien
berichtet hatti'. Mittcniicli liob es als lobenswerth hervor, dass
di<* französische Regiermif^ diiiauf gcdrim;^«'n habe, das Testa-
mrnt nicht anders denn auszugsweise bekannt werden zu lassen,
damit nicht etwa, den Absichten des Verstorbenen oder dessen
SchicksalsjL^efiilirten auf Öt. liüJ<'na «rernnss, dem Getriebe der
napoleonisehen Partei neue Nahrung zugeführt werde. Aber
eine solche Vorsicht, bemerkte er, dUrfe keineswegs so weit
sich erstrecken, dass auch die österreichische und die englische
Regierung in Unkcnntniss Uber die iU)ri^^en Bcstimmongen des
Testamentes yerbieiben sollten. Mit Hinweis auf die kaiserliche
Enlschliessang vom 14. April forderte Metternich den Fürsten
Esteihazj anf, Lord Bathnrst in eindringlichster Weise an das
Verspredien an erinnern, dai^enige, was man über das Testa^
ment bereits wisse, nach Möglichkeit yenrollstilndigen an wollen.*
Am 3. Mai ttberschickte er diese zwei Depeschen sammt den
Gesandtschaftsberichten, auf welche sie sich bezogen, an den
Grafen Neippcrg. Sein Schreiben nach Parma enthielt im
Wesentlichen folgende Erläuterungen: Der Umstand, dass das
Depot noch weitere fünf Jahre bei Lafitte verbleil)eu solle, be-
einträchtige nicht im Geringsten die Rechte der Erbfol<re, eben-
sowenig hindere er die üsterreicliische Regierung daran, ge-
richtliche Schritte «inzuleiten, um in Betreff der Erberklürnng
sich auszusprechen und darüber schlüssig zu werden, ob eine
solche unbedingt oder unter dem Vorbehalte der Rechtswohl-
that des Inventars stattzufinden habe, oder ob es nicht ange-
seigter wftre, die Erbschaft abaolehnen. Metternich konnte nicht
noüiiny dem Grafen Neipperg au bemerken, dass man sich
keinen Angenblick über die Nothwendigkeit hinwegtttnschen
dfirfe, die Rechte des Herzogs Ton Reichstädt auf gerichtlichem
Wege an redamiren. Das Vermögen Bonaparte's mttsste, je
aaehdem das Testament in den gesetzlichen Formen abgefasst
wäre oder nicht, nach den letztrsilhgen Verfügungen des Ver-
storbenen oder wie die Gesetze es vorsehrieben, zur Verthei-
lung gelangen. Angenommen aber, dass die Schenkungen auf
die Hälfte herabgesetzt werden sollten, da blos ein einziges
6»
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68
Kind vorhanden Bei, stünde zn erwarten, dass diejenigen^ welche
Ton Napoleon Bonaparte in Ansehung der ihm erwiesenen
Dienste mit gewissen Beträgen bedacht worden seien, aof diese
als auf Schenkimgen unter Lebenden Anspruch erheben und
nicht mit dem sich zufrieden geben wOrden, was die Vormund-
schaft des Prinzen geneigt wäre, ihnen zu gewähren. Wie
richtig diese Annahme Mettemich's war, bewies der Rechtstitd,
unter welchem, wie Baron Vincent am 2. April nach Wien be-
richtet hatte, die Testamentsvollstrecker sowohl als die libri^rcn
von Napoleon mit Geschenken hrdachten Personen als Lcrratare
sich boti'achteten. Mettei-nicli ^^lauhte auch nicht daran zwi-ifoln
zu dürfen, da.ss rUcksichtlitdi dies^er die französischen Gerichte
den letzten Willen des Verstorbenen melir oder minder, und
zwar auch dann berücksichtigen würden, wenn das Testament
nicht in den vorgeschriebenen Formen abgefasst wäre.
Weiters bemühte er sich, die Besorgniss zu zerstreuen,
welche Graf Neipperg geäussert hatte, dass die bei Lafitte de-
ponirten Gelder dem Fiscus anheim&Uen kannten. So wie Met-
ternich die sichere Ueberzeugung hegte, dass gegebenenfalls die
Rechtssache des jungen Prinzen von Seite der französischen
Gerichte dieselbe unparteiische Behandlung erfahren würde als
die eines jeden anderen Privatmannes, so glaubte er auch von
der Regierung Ludwigs XVm., imd zwar umsomehr voraus-
setzen zu dtirfen, dass sie in einer rein civilrechtlichen Frage
die Entschei<liing ausschliesslich den Güricliten anheimgestcllt
lassen werde, als sie ja in Ansehung der poiiiischen Momente
die nöthige Vorsorge bereits getroffen hatte. ^
Xm. CaplteL
Aettvs und Passiva der Verlassenschaft. — Anspruch des Herzogs Ton Beicb-
«»tadt auf die TTiilftt; (h'H Lafitte'schen Depots. — Rechtetitel, Tjnt<»r wplchpm
dio Lof^atare von St. Helena dief^ps l>ppot 1)oanspmrhon. — Vortrag Moltor-
nich's an den Kaiser über den bishurig'en (Janp der Tcstanjeut^augüliigenlieit.
— Die Privatduinaine Napoleoas. — V'erhaltuu der englischen Regierung.
Am 19. Mai ttberschickte Fttrst Metternich eine Depesche
Vincent's vom 30. April an Neipperg, welche den von Montho-
Ion mitgetheüten Testamentsauszug und eine Tabelle enthielt,
* Anhang 21.
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69
worin die von Napoleon Bonaparte als Legate ansgesetzten Be-
träge sammt den von ihm hiezu angewiesenen Fonds aiigc^ebcu
waren. Was auf anderweitige und, wie Metternich vermuthete,
auf politische Bi'stiniiiiuii^''( n des Testaraentos sieh hezog, war
diirrl» Striche ^'(dvt'nnzi'ichiK't. Aus diesr-r Liste ^ ging i"it
I)(utlichkcit hervor, (Inss den von Najtoletiu Bonaparte ausge-
setzten Legaten ein Vermögen gegenüberstand, welches, die
bei Lafitte hinterlegten Gelder nicht mit eingoreehuet, auf drei
Fonde sieb grümb te, -/m deren Liqaidinuig der Herzog von
Leuchtenberg, die französische Regierung und die Herzogin
Yon Parma veranlasst werden sollten. Die erste dieser Forde*
mogen^ welche die Summe von drei Millionen ttberstieg, bezog
nch auf die Civilliste des vormaligen Königreiches, die zweite
im Betrage von 800.000 Francs war an die französische Re-
gierung gerichtet, von welcher Napoleon Bonaparte die Heraus-
gahe der Krondiamanten und die Zahlung verschiedener Wech-
sei verlangte, welche während seines Aufenthaltes auf Elba zu
Lasten des SUiatsschatzes ausgestellt worden waren. Die dritte
1 i lerung betraf die Rückerstattung der zwei MiUionen, welche
Mane Louise im Jahre 1Ö14 übernommen hatte.
In AnsehuTiiT df^r Legate und Foiide glaubte Metternich
die Liste schon deshalb nicht für lückenhaft halten zu dürfen,
nachdem Montholon, wie aus dem Berichte Vincent's hervor-
gmg, mit der Möghchkeit zu rechnen schien, dass die Vor-
mundschaft des Herzogs von Reichstadt das Testament an-
fechten könnte. Denn in diesem Falle würde an die Testa-
mentsvoUstrecker die Aufgabe herantreten, den Beweis für die
Bichtigkeit ihrer Angaben zu erbringen und einen Eid darauf
zu leisten, dass die von Montholon tiberreichte Liste voUstündig
and darin nichts mit Vorsatz verschwiegen sei.'
' Anfang SS.
* ,Cö qw'i non^ portn .\ enjire qn'il n'y ,l p.ns (l'uniinnion dnns cotto d^si-
p-imtioii soriiinaire «los l('|,'s f;t ilf» foiuls (Ifstint*» k im ac«juitter. c'est
4u'au moLuüut oü le comte de Muutbuluu fai^ait comiuunication de ces
pi^ea k M. le b&ron de Yincent, constituö do la part de M** la dtt-
diMM do Panne^ le dit esieatmir testamentaife ae m dtehDoUit nalle-
inent q«e las tntoan de Uigr. le dnc de Beushstadt pourraienl bien s'op-
poter aax elfete du testametit Or cette opporition, une foia qa^elle lerait
POftte dennt les tribunanx, roiKlnlrMit n^ce.ssairement k raettre les exä-
cutours testamentaires dans I'obligation de consig^ner den pi6ces probante»
tjLoi fiiMat foi de TeiiMmble det divpoaitions testamentairas et d'alfinuer
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70
Nachdem Marie LeoiBe dem Fttrsten Metternieli bereita
erOflhet hatte, die an Bie gesteUte Fordeniiig nicht anerkenneii
zu weUeiiy tmd die llbrigen im Testamente bezeichneten Fonds
als uneinbringliche Beträge angesehen werden konnten, be-
ßt'liiiiiiktc sich das von Napoleon in baarem Gelde hintorlassene
Vermö«^"(»n auf das bei Lafitte befindliche Depot. l >ie iiuiic des-
selben war in der Tabelle mit 3,984.500 Francs anL'^pireben.
Von diesem Betrage mussto in GemHssheit einer BeBiiuinmii;,'^
des Code Napoleon die Hähte dem Herzoge von l?oichstadt zu-
fallen. Da aber zu befürchten stand, dass die französischen
Gerichte in Ansehung jener Legatare, welche die ihnen teatirten
Beträge als Schenkungen unter Lebenden oder als Gehalte be-
trachteten^ einen Abzug nicht zohiasen würden, so reichte jenes
Depot gerade aus, um diese Legate zu decken. Indem Fürst
Metternich dem Grafen Neipperg diese Sachlage in einer
pesche vom 19. Mai in dieser Weise auseinandersetzte, knüpfte
er daran die Bemerkung, dass fUr den Herzog von Bdchatadt
wohl nicht viel zu erwarten stünde.
Am l'O. Jmu uut<'rbr('it('te er dpiii Kaiser die letzten Re-
richte aus I*aris, London und l*arma in:l)st den Weisnnü^en,
welche darauf Bezuir hatten, und ben^leitctc .sie mit densell^en
Bemerkungen, welche den Inhalt seiner an den (irafen Neij>-
perg gerichteten Depesche bildeten. Eine Darlegung seiner
Ansichten ,über die Art und Weise, wie die Testamentsange-
legenheit am zweckmässigsten zu beendigen sein dürfte*, be-
hielt er sich jedoch bis zur Eiulangung weiterer Schreiben aus
Parma vor. ,Durch das bisher Gesagte,' setzte er dem Kaiser
auseinander, ,schmeichle ich mir, dem mittelst des a. h. Hand-
schreibens Yom 14. April mir gnädigst ertheilten Auftrage, in-
sofern selber das Testament Napoleons betriffity Genüge ge-
leistet zu haben. Sollten E. M. für angemessen erachten, das
von mir vorläufig abgegebene Gutachten prüfen und unter-
suchen zu lassen, so dürften Allcrhüchstdieselben vielleicht in
Gemäöslieit desjenigen, was E. M. in der über raeinen Vortrag"
vom 23. Juli 1821 erflossenen a. h. Ent.selilies.sun;^'- vom 26. Juli
sich vorgesetzt haben, den Vicepräsident*'n der obersten Justiz-
hofstelle Freiherm y. Glürtner hierüber zu yemehmen geruhen/
011 oatro, BOUS sennAiit qne la eonngnation fiuto eu est inttfgnlo
et tmm riticeace «nenne.* Mettemidi an Keippesi;. 19. Ifni 18iS.
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71
Der zweite Oegenstand dieses Vortrages betraf die For*
deraag des Prinzen Eugen^ worüber sieb Mettemicb in folgen-
der Weise llasserte: ^Vor Allem kommt zu bemerken, dass
Bonaparte in seinem Codicille böcbst unrichtig seine Ansprüche
an die italienische Civilliste Air sein Eigentfaom angibt Denn
als Napoleon am 10. April 1814 auf die italienische Krone, so-
wie auf jene Frankreichs verzichtete, wurden ihm jene Rechte
und Auöprilche nicht vorbehalten, und wenn dies auch der
Fall gewesen wäre, so hatte er s'w durch seine Flucht von der
Insel Elba im Jahre 1815 verwirkt. Was don Prinzen Eugen
betrifVt, so sind die Kntscliädi^^'-imf^r'n, wrlelic man ihm zu be-
willigen für billig erachtete, durch poUtisciie Verh an rl hingen
festgesetzt, auch sind ihm von den Finanzen E. M. sehr be-
deutende Summen ausbezahlt worden. Die von ihm in seiner
ehemaligen Eigenschaft als X'icekcinig erhobencni Ansprüche auf
die Rückstände seiner CiTÜliste sind von E. M. Commissliren
nicht anerkannt worden, und man hat sich gegen ihn ledig-
lich auf die Zusage beschränkt, dass Allerhöchstdieselben sich
bei den abrigen italienischen Höfen dahin verwenden würden,
seine Forderung liquidiren au lassen. Bisher ist von gedachten
Höfen auf die an sie ergangene Einladung noch keine Antwort
eingelangt. Der Finanzminister, welcher sich bereits über die
früheren Kliischreitungen des Herzogs von Leuohtenberg zu
äussern in dem Falle war, hat «'ikliut, dass uiua sich ohne
Compromittirung mit dem Prinzen Ku^^tn in keine ab «gesonderte
Vergleichsunterhandlunoj einlassen könne, weswegen man neinen
Bevollmiichtigten an die (Joniinission in Mailand zu weisen sich
bestimmt fand. Der letztlich von dem Prinzen Eugen zu Gunsten
seiner Forderung angeführte Umstand, dass Napoleon, welchem
er grossen Dank schuldig sei, den Betrag derselben zu Legaten
ftlr seine Diener ausgesetzt habe, ändert den Stand der Sache
kein^wegs, denn aus der letztwilligen Anordnung Napoleons kann
keine Verbindlichkeit für £. M. hervorgehen; und wenn schon
früher anerkannt worden ist, dass eine Ausnahme zu Gunsten
des Herzogs von Leuchtenberg nur unangenehme Verflechtungen
nach sich ziehen würde, so wäre dies gegenwärtig nur umsomehr
der Fall, wenn man hierüber aus Veranlassung des Testamentes
Kapoleons sich in Erörterungen mit demselben einlassen wollte/
Kaiser Franz trug dem Fürston Metternich auf, .den Her-
zog von Leuchtenberg auf die Liquidirung seiner Forderung in
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72
Mailand bei der Comtnission zur Liquidirung des debito publico,
wenn er glaubt^ eine solche mit Recht stellen zu kOnnen, zu
yervreisen/ ^Uebrigens/ schloss der Kaiser seine Resolntion,
^werden Sie mit allem Ernste das Beginnen dieser Commission
betreiben.'^
Ein Bericht Vincenfs vom 15. Mai klärte den Staats-
kanzler zum Theile über dasjenige auf, was in der von Mon-
tholon angelegten Tabelle aus Rücksichten flir die französische
Regierung nicht enthalten ^var. Ks betraf die Legate, welche
der Privatdomame ((loniaiiie privi') Napoleons, den Summen,
welche dieser während seines Kaiserthums von der Civilliste
sich erspart hatte, und den Einrichtungsstücken verschiedener
ehemals kaiserlicher Paläste entnommen werden sollten. Einen
weiteren Aufschluss darüber vermochte Vincent von dem Grafen
Montholon nicht zu erhalten.* Napoleon Bonaparte selbst hatte
den Werth seiner Privatdomaine auf mehr als 200 Millionen
Francs geschKtzt und die eine Hälfte den am Leben gebliebe-
nen Of&cieren und Soldaten der französischen Armee, ,die von
1792—1815 Air den Ruhm und die Unabhängigkeit der Nation
gefochten haben', und die andere Hälfte jenen Städten und
Bezirken in Elsass, Lothrin^^en, Franche-comte u. s. w. ver-
macht, , welche durch eine Invasion gelitten haben (Uirften^'
Auch Baron Vincent hielt an der Ansicht fest, dass, im
Falle f^erichtliche Schritte unternommen werden sollteu, der
Anspruch des Herzogs von Reichstadt sich blos auf die HäUle
des bei I^afitte deponirten Vermögens erstrecken könnte; man
möge jedoch, ermahnte er, nichts bop^innen, ohne zuvor mit
der französischen Regierung sich ins Einvernehmen gesetzt zu
baben.^ FUrst Metternich pflichtete der Anschauung Vineent's
> Baden, 19. JnH 16SS.
* Doch lag dorn Berichto Vincent^a mne Tabelle bei, welche die PriTalp
domaine Napoleons betraf und diese anf 14&,161.8S7*«ö Fraace schKtste.
Vgl. Anhaiifr 23.
' Correspondance de Napoleon, XXXII. Zwei Millioiu n sollten jedoch zu-
vor für die Städte Brifmu« uud Mai abgozujj^i-n werden,
* ,J"ai offert quelques ennsiilerations genörales sur Thöritage de Napoleon
parmi lestiuelle« V. A. jugora la valenr de celles qui poonraient «e
rattacher aox intdrftts du dae de Beielutadt} il eat certaia que, ti le t8«ta>
meat prodttil oa h prodaire par les ex^cateun est recoaaa valable» le
teetatear peut d'aprös les loix Fraa^ais diqHMer de Tuae des moitids de
M fortaae, et qae Taatre est aoqaise k «oa fils» la r^elaaiatioa ea fintev
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73
nur insoweit bei, als man vorerst Uber alle Bestinimungca des
Testamentes unterrichtet sein mllsste.^
Die Bemühungen Eslcrhuzy's nach dieser Richtung hin
waren inzwischen fruchtlos gcbHeben; das Testament Ix fand
sich als Depot beim Erzbischof von Canterbury, war als bolches
unantastbar und konnte nur mit Bewilligung der Testaments-
vollstrecker mitgetheilt werden. Vergebens war Esterhazy in
Lord Bathurst gedrungen, dass die englische Begicrung gleich
der französischen darauf bestehen sollte, von sämmtUchen Be»
atimmnngen des Testamentes in Kenntniss gesetzt zn werden.
Aber England war es gar nicht darum zu thon. Die politi-
sehen Rücksichten, welche Ludwig XVIII. zu dem Wunsche be-
stimmt hatten, den letzten Willen Napoleons vollinhaltlicli kennen
sa lernen, kamen für die englische Regierung nicht im Gering-
iten in Betracht, denn sie brauchte die politische Seite des
Testamentes nicht zu ftirchlten.
Indem Lord Batbnrst dem Botschafter dieses zn verstehen
gab, bemerkte er weiters, dass, wenn auch Graf Montholon
dem Gouverneur die Mittheilun^^ des Testamentes zugesagt und
es die Hüfiic likcit erfordert hätte, sein VerHprcchen zu erfilllen,
die engÜsehe Ke<;i« rimg um so weniger unter irgend einem
Rechtsvorwande darauf dringen dürfte, da kein Gerichtshof sie
IQ ihren Bemühungen unterstützen wUrde.^
du duc de Beidbstadt ne poarroit porter qne nur cette moittA des fonds
d^po»6s chez M. Lafitte. Jd pense an reste que l'avis de •rr-ns de loi
devient nicossaire poiir la mite juridique de cette affairo, et il faudra
sans doute en venir ]k du moment, qu'on sera d^terniin^ k ai^rir contro
le t*»stament; j'ai au reste be^oin d'Atre autoris^ »pA*ialotiif*iit jMtiir faini
consulter sur cet objet, et V. A. jugera s'il ne seroit \tm conveuablo aloru
d*eD pr^venir le mitüstäre, car U n'y & pas de doute qua cette raeherche
de Botre part, tonte jagte et fondie qa*elle wit, lera ezpoate i iiiie foule
d*iiiterpr<tetioin de tone lee partU; e*eet ce qni m*a engag^ k mettre Ui
rfeenre qve j*ai employfo jiiaqa*& cette heare dana une affiure, o& d*idl*
leofs les sftret^ n^cessaires se tronveat avoir ^t^ prise« dans le rapport
direct et finaucier relatif ;iux int<^r^ta pris isnlAmcnt du dac de fieich-
stadt.' Vincent an Mf>itoruich. Farif, le 15 m.-ü
* . . Maif! avnnt uous porter ii eette ilemarcliü, il taut pr^aiablemuut
coanaitre tuut Ic te^tameat, atteudu que ce n'est que sur la connalssanco
da toat qae la tateUe peat ae d^cider bot la qaeetion oa savoir e'U y
a Uea i fiüre la rfehunatioa.' Metternich an Neipperg. Yieane» ce
13 jain 18SS.
* JH peraft qae U fonne sone hiqaelle ee docnmeat eet d^posi k la conr
de TaidieT^ae de Caaterbniy, ne pennet paa d*en avoir conaaiaMuce,
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74
XIV. Capitel.
Sehreibeii der TastamenttvoUslreQkAr an Uari« LoniM nnd don FOnton
M<'tfornicli. — Sie wtt&Mlieii, dan dieKeiserin die letztwilligen VerfU^ngen
NapoleoiiB anerkennen nnd bestätigen ronge. — Metternich vertritt die An-
siclit, dass es am vorthoilhaftestfn soi, auf dif Erbscluift Verzicht zu leisten.
— S(«iiv Schreiben nach Parma. — Sein Vortrag an den Kaiser. — Dieser
verlanyf, von sämmtlicheu Bestimmungen de» TestameuUjs in Kenntnisö gö-
setzt zu werden. — Schreiben Bertraud's an Mane Louise. — Metternich'«
Depesche an Vincent — Die Teetamentavollstrecker übergeben dem Bot-
■diafter in Paris eine bef^lanbigte Abschrift des letiten Wülena Napoleont.
Ein Bericht, den Baron Vincent am 15. Mai an Metternich
schickte^ enthielt zwei Schrcilten der Testamentsvollstrecker an
den Fürsten nnd an Marie Louise, welche das bei Lafitte be-
findliche Depot zum Gegenstände hatten. Die Hem»gin von
Panna wurde angefordert^ ^als die Uberlebende Gattin und ab
VormUnderm die letstwilligen Verfügungen ihres erlauchten Ge-
mahls bestätigen und sanctioniren au wollend Gleichzeitig aber
erklärten die Testamentsvollstrecker, dass ^die von Napoleon
Bonaparte ausgesetzten Legate um ein Betrilchtliches grösser
seien als die Fonde^ denen sie entnommen werden sollten.
Weitere ersuchten sie die Herzogin, sich über das an sie ^e
sendete Codicill zu äuääeru, welches die ihr im Jahre löU
et la promesse que me fit i cet egard Lord Bathurst dans le temps,
nVt.'iit jarnais qn'en cas ou les ex/HMitPurs du dit t('stanient fusBont forc^
a k« {troduire comme tid et non comme depöt. Le gouvcmement nc pent
exercer aucune esp^ce d'a.utorit^ pour se procurer la commuuii .'itiini du
cette piöce, le pouvoir judiciaire et tout ce qui en ddpeud, ätAut iiid^-
pendanli comme les ponToii« 14gi«latife et ez^tife} M. Fox qni en est le
döpositair^ ne se latsseroit jarnais infloencer par ane antoriti qnelconque
et ne se prftterait i ancnne commvnication sans rantorisatiea dee ez^
cntenrs testamentaiies, ainsi qae tonte d^marehe ▼b*Aryis de Ini serait
infructaense. Quaal anz droits que le gouvernement Anglais pourrait
poss6der en commnn .ivec celui de France, k etre instruit de ta teneur
de ce testiinit'nt, Lord Batliurst m'a ob.nerv^ que Ics motifs «jui oxistnicnt
pour ce deniier, ^taient bien differents et d'une natura plus deiicate, jniis-
qn'ils pouvaient avoir rapport a la süret^ publique, et bien que M. de
Montliolon avait annonc^ le 5 m&i 1Ö21 ^ Sir llndson Lowe qn*i] toit
antofisi 4 Ini eommnniquer ce testament, et que la eooTenance eilt exigi
qn*U le f tt, que le gouTemement Britanniqne ne pouvait le pritendre
eomme nn droit qni pouvait d*aiitant mienz ötre contest6 quHl n*^t
pas souteuable vis-ä-vis d*ancnn tribnnaL Esterhasy an Uetleniich.
Londres, le 16 mai 1822.
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76
fbergebenen zwei Millionen und die im Herzogthume Parma
gekorenen Dotationen betraf. Im Uebrigen verwiesen sie auf
den Toataiiit'iitsauszug, welchen sie an Marie Louise gesendet
krt^-n, und Hessen diese in Unwissenheit über die anderen Be-
ßümmuugen des Testamentes.*
Dass Napoleon Bonaparte seinen Sohn nicht zum Universal-
erben eingesetzt und ihm nichts Anderes als wenige Ange-
denken vermacht hatte, begrilndeten sie folgendermassen : ,fi. M.
werden gleich weiland dem Kaiser, Ihrem Qem&hle^ bedenken,
dassy nachdem dieser die Welt beherrscht und Uber so viele
Schttse Torittgt hatte, eine Erbschaft von einigen Millionen für
seinen Sohn wohl von keinem besonderen Werthe sein könne;
die Ehre, dem Hanse Oesterreich anzugehören, durfte ihn ja
kernen Augenblick Uber das Schicksal dieses Prinxen in Sorge
käsen.'
Die Berichte aus Paris luid Luiuluü vuiii 15. und 18. Mai
samnit den holden Stdiroilx'n der Test^jinu-ntsvollslrecker bildeten
den Gegt-nstiind einer Depesche, welche Fürst Metternich am
13. Juni an den Grafen Neipperg abschickte. Er setzte darin
in der ausfuhrlichsten Weise auseinander, dass alle Auskünfte,
welche er bisher Uber die Verlassenschaft Napoleons und die
hieraas hervorgehenden Streitigkeiten mit den Testamentsvoll-
atrackem und den ttbrigen Legataren einzuziehen im Stande
gewesen wftre, ihn zur Ueberzengung gebracht hätten, dass das
Interesse des Herzogs von Reichstadt sowohl, als jenes der
Hexzogin von Parma es rathsam erscheinen lasse, auf die Erb-
ichaft Verzicht zu leisten. Nachdem der Prinz in diesem Falle
licli nicht als Universalerbe anzumelden hätte, wie er es sonst
nach französischem Erbrechte zu lliuii befugt wäre, so uiiissten
seine Vormündrr hei Ausstellung der Uenunciationsaote sieh
*>sentUch darauf besehränken, in seinem Namen als particulare
Legate jene Dosen und Vermächtnissstllcke nnznnehmen, welche
ihm sein Vater lestirt und die er schon aus Anstandsgründen
nicht von sich weisen könnte. Erklärten sich die Vormünder
des Prinzen mit der Verzichtleistung einverstanden, dann würde
such eine Bestätigung der letztwiUigen Verfügungen Napoleons
Ten Seite der Erzherzogin von selbst entfallen. Diese w8re im
anderen Falle allen Folgen der Testamentsvollstreckung und
i Anhang S4.
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76
mit ihrem Sohne den immerwährenden Forderangen der Lega-
tare ausgesetzt.
Sie niiis.ste auch <las Codifill anerkennen, welches sie
einerseits autl<Milerte, tiie Summe von zwei Milii(tiien Francs
zur RetritHli;:;init: einer p-wissen Anzahl von Legataren zu be-
zahlen, und anderereeits ihr die Dotationen empfahl, welche
dem Grafen Bertrand im Herzogthome Parma angewiesen
wurden. Diesei sowie alle übrigen ausserbalb des französischen
Ocliietes gelegenen Dotationen wftren aber durch den Parieer
Vertrag vom 30. Mai 1814 bereits annullirt worden.
Nach der Anschannng Mettemich's war also yon den
möglichen Entschlflssen, welche man in Betreff der Verlassen-
Bchaft hfttte fiissen können, am nachtheiligsten derjenige, durch
welchen dem Verlangen der Testamentsvollstrecker entsprochen
und die letztwilligen Verfüi^ungen Napoleons bestätigt werden
sollten. Er war über/eujrtj dass dii ser Wunsch keineswcprs auf
die Kiiekbieht für das lntores.se sännntlieher Leijntarp, sondern
vielmehr darauf zurück /ufidiren sei, dass die TesUimentsvoll-
strecker einzig und allem ihren persönlichen Vortheii sich vor
Augen gehalten hätten.*
£r forderte die Erzherzogin auf, einen Renunciationsaet
auszustellen, worin sie auch mit Hinweis auf den Vertrag von
Fontainebleau vom 11. April 1814 die Erklärung abgeben sollte^
als Herzogin von Parma nicht gesonnen su sein, Rechenschaft
tlber jene Summen abzulegen, welche sie als Kaiserin der Fran-
zosen empfangen habe. Dem Ermessen des Kaisers möge es
dann ttberlassen bleiben, in Ansehung der Erbschaft die ndthigen
Massrcireln zu ergreifen. Den Entwurf zweier Renunciationsacte,
von denen der eine dem Kaiser vor^^elegt werden sollte, schal-
tete Fürst Metternich in seine Depesche ein. Gleiehzeitig be-
merkte er, diisa eine solche Verzichtleistung nur als eine be-
dingte angesehen werden dllrfte, so lange man nicht f^.insicht
in das ganze Testament und alle seine Codicille ^irenommen habe.
Zu diesem Zwecke sollten die Testamentsvollstrecker aufge-
fordert werden, Baron Vincent eine beglaubigte Abschrift des
letzten Willens Napoleons zu Uberreichen, in welchem Falle
* Metternich verwies liifbei auf vin Schrpiben des Marquis dti Soinonville,
des Schwiegervaters Monthulon'», an llulnitU Floret vom 12. Mai, welches
seine Ansicht bekräftigen sollte. Dieser Brief liegt jeduch seiner aa
Keipperg goricbtotea Depescbe nicht bei.
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77
die Vbrmttnder fl( s Ilcrzogö vüii lieichötadt ihnen ohne weiteren
Verzug ihre Entscheidung bekannt geben würden.*
Marie Louise, welche nichts so sehr als die Ruhe liebte
und Alles vermieden haben wollte, was ihr nunmehriges Leben
nur im Geringsten zu trüben vermocht hätte, ergriff mit Freuden
die (jklegcnheiti die sich ihr bot, eine für sie so lästige An-
gelegenheit zu beenden. Sie erklärte sich bereit, in ihrer Eigen-
echaft als ttberlebende Qattin Napoleons nnd als Vormllnderin
des Herzogs von Reichstadt anf die Erbschaft Verzicht zu
leisten and im Uebrigen den Anordnongen ihres Vaters sich
m unterwerfen.'
Am 15. Juli unterbreitete Fürst Metternich dem Kaiser
diese au ^«eipperg gericlitete Depesche saiiiiut der Correspoiidenz,
aul welche sie sich bezog. ,\Venii K. M./ bemerkte er am
Schluisse seines VortraETCS, , hierüber dii- a. h. Ent55rhliessung zu
fas«5cn gemht haben werden, wird es noth wendig sein, den
Freiherm v. Vincent zu ermächtigen, den königlich französi-
schen Minister der auswärtigen Angelegenheiten in vertraulichem
Wege YOn dem hinsichtlich dieser Angelegenheit von E. M. ge-
fkästen Beschlüsse zu yerstftndigen, indem ein solches Benehmen
dem Könige nicht anders als angenehm sein kann, da es diesem
Monarchen einen neuen Beweis der Festigkeit und Gewissen-
baftigk^ liefern wird, mit der E. M. bei jeder Gelegenheit
sor Befestigung des königlichen Ansehens in Frankreich beizu-
tragen entschlossen sind/
Kaiser Franz erklärte sich mit den Ausfuhrungen Metter-
nichs im Wesentlichen einvei-standen.^ ,Uebrigens kann ich
* Anhang 25.
* ,6. M. M™« rardiidacliesse aceepte «ans restriction la proposition qno lai
fiut V. A. . . . ponr mettre nn terme k mi tthjot .inssi iiit^rossant |»oiir
eni.' Neipperg an Mett&riiich. Colorno, 21 jiiin is-j'j. St.-A.
* jSie haben vor Allem ron den ToRtamontoxocuforcn oiiie authontiwho,
alle Zweifel der £cbtbeit betieitigeude und vulletäudige AbM-hritt der
letiteu OiipfMilioiiMi Napoleon Bonapaito*» ni Tarlangen nmil ihattB ni
«lUiiMi, dasi Sie, ohne dieoe eilialten sa haben, sich in lidne definittTe
Eridirong «j«»^— Mwier Fran Tochter, der Henogin von Panna, oder
Meiner ab Gronraken und natllrliehen Vonnunded de« He»oge Ton
Reichstädt einlassen dürften. Da dem französischen Ministeriiun naeh
der Depesche des Baron Vincent der vollständige Inhalt dieses Testa-
mentes bekannt ist und ihm die Verlautbartinp der vorschwieponen Punkte
schon bei Gelegenheit du« Processes der TesLaiiieiit^t'\ü€Ut*»reu mit Latitte
oicht zweckmässig fUr die Bube Europas geschienen hat, so werden Sie
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78
micli dermalen/ bemerkte er, ,noch in keine Beurtheilnng der
von llmt'u aufgestellten Ansichten einlassen, du dieselben eines-
thcils selbst auf df»r Mittheilung des ganzen Testamentes be-
dingt sind, anderersscitö die Frage, ob und wie überhaupt in
dieser Verlassenschaftsangelegenheit vorire<:;angen werden soll,
für das künftige Wohl des Herzogs von Reichstädt wirklich so
wichtig ist, dam ich Ihnen schon jetzt auf^raf!;p, das in meiner
EntsctüiesBang vom 26. Juli 1821 f\ir den ! all i-inlangender
näherer Daten zosammensuberafende Conseii in Wirkflamkeit
zu setzen und bei demselben Ihre Ansichten nochmals in weise
Berathung nehmen zu lassen. Dieses Conseii wird mir auch das
Gutachten erstatten, ob es nicht zutrttglick oder nothwendig sei,
* zur Sicherung der allfUlligen Successionsrechte des Herzogs
▼on Reichstadt mittelst des französischen Ministeriums den ein-
zigen bekauiiteu disponiblen Fond bei Latitte vor Verschlep-
pung zu sichern und virtiialiter iu Beselilair zu nehmen/
Bevor noch Fürst Metternich Kcnntnisb von dieser kaiser-
hchen EntsehlieBsung hatte, schrieb er nach Parma und über-
sendete der Erzherzogin zwei au sie gerichtete Schreiben des
Grafen Bertrand vom 16. und 18. Mai.^ Das eine erinnerte
Marie Louise an den Wunsch Napoleons, in Frankreich be^
stattet zu werden. Indem ihr erüffnet wurde, dass die Testa-
mentsTolIstrecker sich in dieser Angelegenheit bereits an
' Geoig IV. und Ludwig XVHI. gewendet hfttten, tlberliess es
Graf Bertrand ihrer Pietät und ihrem klugen Ermessen, BHlr-
spräche einzulegen, dass der Wunsch ihres yerstorbenen Qe-
mahls berücksichtigt werde. In Betreff dieser Forderung er-
theilte Fürst Metternich der Hcrzojijin den Rath, nichts darauf
zu antworten: es genüge, dem Orafeu Bertrand dureh den Bot-
schafter bekanntzn<]^oben, dass der Brief der Herzogin von
Parma zugestellt worden sei.^
dM tnmtlMBelie Hiakteriun ron der Ihnen von Mir ndt dleeer Bni-
eehEeHong anbefohlenen Ek'kllmng an die TeBtamenteexeentoren in die
KeuntniM eelien und ihm bei Mittiieilnng dee genxen Lihaltee de« Teeta>
mentes dieselbe Verschwiegenheit versprechen, welche dseMlbe seihet
bisher iinerläjwlich g^Unht hat.* 19. Juli 1822.
' Der Berit Vit A'inccnt'» vom 9. Juli, welcher diese Briefe enthielt, liegt
uns nicht vor. Vo-I. Anli!m<r 2fi.
* . . Nolls peiisoiis lUmc qu'il ii'y -'i p-i"* li**u h r^pouiire k cette de-
maude du couite Burtrand et 4U il »uitira de lui faire conuaitre verbale-
ment par rintemMiahre de M. rambsnadenr 4 la conr de FMnee qae
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79
In dem zweiten Sclirciben richtete Hcrtraml die Bitte an
3Iarie Louise, die ihm von Napok-on angewieseiKMi \\t[(\ im
Herzogthunic Farma gelegenen Dotationen anerkennen zu
^«ill.ni: zum Mindesten möge sie ihm den Rückstand von
2U).<^ ! I^rancs ausbezahlen und sich beim Kaiser dafUr rer-
wend* ri, dass eine andere Rente im Betrage von 10.000 Francs,
weiche er von dem Monte Napoleone zu Mailand bezogen habe,
ihm gesichert bleibe. In seinem Schreiben nach Parma setste
Fürst Metternich dem Grafen Keipperg auseinander, dass auch
diese beiden Forderungen Bertrand's als null und nichtig er-
Uftrt werden mttssten. La Ansehung der einen verwies er auf
denBeschloss der Mailänder Coromission, welche im Jahre 1818
sich blos verpflichtet hätte, die bis zum 30. Mai 1814 laufenden
Riuk-uiiuk zii bezahlen; die zweite Forderung entfalle dureh
die Erklärung der Herzogin, sich an die Bestimmungen des
Vertrageö von Paris vom 30. Mai 1814 zu halten.^
Am 12. August theilte l^'ürst Metternich dem General
Vincent die kaiserliche liesolution vom 19. Juli mit und for^
derte ihn im Sinne derselben auf, von den Grafen Montholon
und Bertrand sowohl eine vollständige Abschrift des Testa-
U lettre a vt6 reinise a haute deetiiuitioii • . Metternich an Neip-
jfttfS. Vi<»nne, le 23 juillet 18'J2.
* . . Le traito de Fontaiuebleau du 11 avril 1814 «jue le cnmto lier-
traud iuvoquo pour le maintieu du« duUitiouä du mont Napoleon, est
tena par les pniaaancea eomme ayant annuU^ par la rdailiation do
Bonaparta. C*6rt par ee motif qae les dotattona du mont NapoMon ont
M icjjet^ par le« eonre qni relatiTement anz engagements de eet Ma-
blusement ont BoeMi an ei-dOTant royanme d*It«lie. La comnuHion
de Milan n'admis Tobligation de payer les arr^rages des dotaÜOQS qne
jasqn'au 30 mal 1814, date du premier tratti de Paria, ei eela en con-
fonnitä du jirotocok« d'Aix-lri-Cbnpello . . .
Pniir CO qui fst do i autro dotation de '2ö.()(>0 Fis. do r(Mite sur
de« domaiiiRs ou autres biens r^piitf'.s t«ds daiis l'etat du Pnrnio et la-
quelle a etö crMe ainsi qne ruit vott de Tacte d'institntiou, a la date
dn 26 noTembre 1819 et par eons^quent nn moia apr&s la perle de la
bataUle de Leipsic, je dois pr^mer, d*aprd» ce qne V. E. n^a ci-^evant
exprind an nom de S. M. H«« la dncheaae de Panne, qne eette anguate
prineeaae priMrera en aa qnaliiS d*Q8afraitidre de Tdtat de Parme, de
s'en tenir k la stipulation g^n^rale de Tarticlo V säpnr^ et seeret du
trjiitö de Paris du 30 mai 1814 par laquelle S. M. trf«-chr^tienne, au
nom des dotataires Fran<;ais, a donn^ acte de renonciation aux dotations,
8^nat/)reries et autrea dispoaitioua de ce geure aitu^es ho» da territoire
i ran^ . . Ibid.
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80
moTites zu verlangen, als ihnen auch die Zusicherung zu geben,
dafeö die österreichische Regierung in gleicher Weise wie die
französische das grösste Stillschwcif,^en in Betreff jener Ver-
filgungt'U bewahren werde, welclu' nicht zur Veröffentlichung
gelangen sollten. Weiters wurde Vincent angewiesen, sich mit
dem Minister der «aswärtigen Angelegenheiten^ Moutmorency,
in der Forni| welche Kaiser Franz genehmigt, ins Einver-
nehmen za setzen.^ Nachdem diese Depesche darauf berechnet
war, nicht nur den Testamentsyclktreckem, sondern auch dem
französischen lünisteriom vorgelegt za werden, fertigte Metter-
nich an demselben Tage eine zweite, als geheim bezeichnete
ab, welche die übrigen Ausftlhrungen, die in seinem Vortrage
enthalten waren, und die kaiserliche Resolution liinsiclidich der
bei Latitte befiudlielien Depots zum (Je^enstande hatte.
Indem Fürst Metteriu'eh es sieh vorbehielt, ein anderes
Mal auf diese Frage zurückzukommen, trug er Vincent blos
auf, sie Montmorency gegenüber von ungefiLhr zu berühren und
die Ansicht dieses Ministers in Erfahrung zu bringen.^
,ATant d'avoir acquis de la part de M51 les ezöcnteurs tcstamentaires
la connaissaneo timtcs los dLspositloiiH de ilomi^re volonte, la d^cla-
rntinn que rlomjL'rait In tutoHe du iluc de Kpii-hsUidt iie ponrrait etre
que iiartielle ou porter sur des articlef* iuconnu."«, c-e (jui eu ferait do sa
natura un act« conditionnel et iuüuftkaut . . . TuutefoU, comme le ^on-
vememeut Fran^ais auquel, suivaut Tassertion de M. de Montholou, le
testenMot avait M montari ea eatier, avait demand^ qii*U na fat laonnn
que par oztraitg et que c*4tait aiiui qu'il an avait it4 üäA naage Tis-
hrwiB dtt tribonal de premiire inatanoe i Paris, V. E. n*liMtera pas k
fiüze k MM. les exicnteun tetkamentatret Toffre de prendre rengage-
ment que le secret des dispositions dont il peat importer d*iyiter la
pabliciti, Mia gardi de notre pait auMi soigtiousement que de la part
du g^ouvernemetit FrarK^ais. . . . An »nrpluf», rintention de S. M. rem-
pennir est «uravaiit d'adiesser l'interpellatiou ci-dessus inentionneo a MM.
les (ixeeutenrs tüstameutÄin»«, von« commeiiciez, M. le baron, par prevenir
8. E, M. lü viconite de Moutmorencj taut du In duiuarcbü que voua ^•ons
trouvoz chai|;ä de faire vits-a-vb de MM. Bertraud, Moutbolon et Mar-
eliand en leponM 4 Itttn commiinieationi, que de la eondition que noua
j avons iniM d'admettre tonte« le* formes propre« d*eii garder le teeret
. . . y. B. ne ponrra, ee me semble» mieox rempllr k oet ^gard lea ia-
tenttona de S. M. 1. qn*en donnaat leotnra de la pr&ente d^pdche an
iiiiiiistre da roi avant de proc^der k son execntien.* Metternich an Baron
Vincent Yienne, le 12 aoüt 1822. St-A.
Anhang 27.
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81
Am 30. September konnte Vmcent berichten^ dass er im
EmTenttodiiisse mit dem französischen Ministerium seines Auf-
trages sich entledigt und an Montholon, Bertrand und Harchand
die schriftliche AufTorderunfr frerichtet habe, ihn von silmmt-
lichen Bestiminuntren cl(»s Tostamentes io Kenntniss zu setzen.^
Am 10. Octobcr erhielt er von Bertrand die Mittheilung, duss
ihm dieser in wenigen Tagen das Verlangte ausfolgen wUrde.'
* ^'absence de MJVL Bertrmad et Montholon m^avait fait diffArar de lenr
adresser la demando que vou» me chfir*r**?! *le Imir faire, mon prince, par
votrt^ dopecho <ln 12 amlt demier. J"ai Thonneur df von«« onvnypr ci-
joint la coj»iö de ce qae je viens il'ik'riro sur Tobjet eu quoHtiou mix
ctHriitenr» testflnipntJiireiÄ d« Najoiltion Bonapart«; J'aurai i'honnfiir de
faire connaitre k V. A. ce qui me «era ropoudu k cet ägard. Je La
pri» . . / Vmeent an Ifettomieh. Paria, le 80 septembre 18S2.
Inswitehen batto Marchand folgenden Brief an die Bentogin von
Finna gerichtet;
^'emperenr a daigni mVrdonner de ftire bin de see cfaeTeux
«pr&e M mort nn braoelet ponr V. nn ponr lladnme et une chatne
de moDtre pour le prinee wm fils, dont je reste dSpositaire Jnaqo*4 M
majorit^, ensaite de repartir le tpMc- <lniiK des petita möda&Uona ponr cba-
cnn des prinees ot prinressos du In t'nmillo.
Conformi'iiuMit ii cotto dorniiTi; vuloat«' de rcinporour, mon pre-
mier goin en arrivaut cn Franeo ;i et4 de faire couföctionner sous mea
jenx ces restes pr^cieux, et muu plus grand deflir aurait ätd de me
Nodre anpHta de V. M., ai dee taieona impdrienaee ne a^y ftuient eon-
ftnmneat oppoei«
jraTais nAnnmoina jnaqn^i ce jonr reepoir de dipeaer nun-mAme
aas piede de V. M. rhommage de mon req»eet profond et de Lni re-
meitre lea eberenx dont rempereur a daignd me ohaiger, main toutes
k> d^marehea qne yai ftwlei ponr ohtenir nn pameport, ont ^hou^, et j'ai
re<;u, il y a quelques jouni, un refns positif do la pröfecture de polico.
Ce refu« m'cst d'antant phifl penible, qu'il nu> prive de Thonneur de
faire r^nuaitro ;i V. M. les seijtimüofcs d'amour et «l'o<stiuie que Lui con-
servait l'empcrt'ur, aiiifi quo le courape qu'il a couHtamment apportö k
lOQ infortune. J'ai eu cüusequeuce l liuiineur d*envoyer 4 V. M., par la
n»e qne m*offre H. Labert, le braoelet et le m^daillon, <iai m'^taient
confiAs.' Paria, ce 1» jnUlet 18S8.
Marie Loniae Uen Marehand dnrch den GrafSen Keipperg ein Qe>
■dMBk ankommen, gleichaeitig aber den kaiaerlichen Botechalter in Paria
^r^noh« n, ^ auf alle mögliche Weise hintanznhalteni das« irgendeiner
der TestamentiTollstrecker nach Parma sich begebe, wo seine Anwesen-
heit tausend Unannehmlichkeiten zur Folge haben würde.' Nttppeig an
d^n Fürsten Metternich. Parma, 20. September 1822. St.-A.
^ Lettri- de M le corata de Bertrand 4 ä, £. M. le baron de Vincent
i ar^, et! 10 uctobre 1822.
indb. Bd. LIXX. I. ü&lfle. 6
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82
Am 17. October endlich erschienen die Genannten bei
dem Botschafter und händigten ihm eine getreue Abschrift des
Testamentes mit der Bitte ein, dass die österreichische Regie-
rung in Ansehung der Legatare eine günstige Entscheidniig
treffen mGge.^
Sie theilten Vincent zugleich auch jene Codicille mit,
welche Napoh'ou dem Grafen Montholon dictirt hatte. Sie be-
traten Antoniarchi, Vio^nali, Madame Lätitiaj <lii' Fürstin Pauliue
Bor<;heäe, dir Orätmncn Bertrand und Moatlioion und den Car-
dinal Fesch. ^
Metternich befand sich auf dem Für8tcncnTi<rrcsse von
Verona,' als er diese erfreuUche Nachricht erhielt. Aber er- ]>e-
dftuerte es, dass Baron Vincent die Acten nicht durch ein Mit-
glied der Botschaft nach Verona geschickt hatte, und forderte
ihn auf, ihm dieselben umgehend sukommen zu lassen.^
,J*«i re^n 1a letlra qua V. E. nov» a fidt l*hoiinear d*6crire m
comte de Montholon, 4 M. Marchmnd et k moi. Je sab ooavenn avee
oes Messieurs qne je repondiaiB en leur non et an roien que ooitfor»
niäment A l;i dcinniKlo qin* vous unns nvez adress«^'* ot dont von?» nvez
donne CKimai^saiico au iuiTu.<tere, ihmis ri?metton8 sou« pou do jours dans
les inains do V. E. des copios eu r^gle des testauieuta et codiciU de feu
reuipereuF Napoleon.*
^ ,D'apr^ Texplication que V. £. nous a fait Thonneur de nous adresser
le 29 septembre deniier, nons Loi eoToyone le pat^uet ci-joint, eontenant
1* U colleetion det teeCaments et codieilee de fen remperear Napol^n
tügaia et certifi^ par noua ex^entenn testamentatre» Bonoign^ 8« nne
oopie fignrfe dn teatament et des cinq codicilea enregStr^ k Londni^
contresign^s dos d<>ux notaires qui les ont re^ns en dt'pot . . . Comme
eharg^ des int^rüts de tous les ISgataires, oona priona V. £ do nc pas
so refuw»r ;\ solluitor on leur faveur nno d^cisiou anssi proini)t.> (inVdle
est nöcesöairo « la plupart dVntr*> pnx. N<>tis nsniis croiro cc soiitiriient
conforme h 1a dignite et h la niunilii i iuM' de rciiipcriMir votn« maitro et
do S. M. la duchcsse de l'arme.' Marchand, Bertrand, Montholon an
Vincent Paria, 17. October 1822. St.-A.
* Anhang 88.
' Um die Mitte October waren hier die Keirar Ton Oeatttreich nnd SiiaB>
lend, die KSnige von Preoaien, Neapel und Sardinien aebtt anderaa
italieniachen Ffirtfen, und die gefeiertaten Diplomaten enddenm, nm
di«- Boschlflase von Laibach in Erfttllnog en bringen. Daa Princip der
Li'{xitimitSt, welches in diesen beiden Congressen so recht aum Ausdruck
gelangte, vermochte alirr nicht, auf Intiir»* fit'h zu behaupten; Orifrhpn-
land wurde doch der Freiheit t'ür uürdij^' t rkaiint, und aucli Öpanieii
erhob eich von Neuem unter dem l^auner der Corres.
^ Anhang 29.
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83
XY. Cupltel. ^
ÜLttoniich unterbreitet dem Kaiser tia« Testament. — JJiesür verlangt Anf-
»ililu&s über tiöu Artikol^ welcher die it^lieniflche Civillist« betrifft. — Metter-
nich überschickt das Testament lieiu Viceprüsideuteu der obersten Justi^^hof-
stelle und fordert Um auf, darCIW Min Gntaohton lo eratatton. <— Vortraff
d«t Ticepriddenten an den StaatskanBler. — Metternich nnterbreitek dieaea
Gniachten dem Kaiser nnd fordert ihn stir Yeraiehtleiatnni^ aof.
Am 7. November legte Metternich dem Kaiser das Testa-
ment mit dem Bemerken Yor, daas er es seinerzeit mit den in
Wien zurückgebliebenen Acten vergleichen nnd sodann einen
Bericht darüber erstatten werde. Gleichzeitig ersnchte er den
Kaiser; ^es dem Wunsche der Testamentsycllstreeker gemftss
geheim zu haltend ^
Den Tag daranf stellte Eafeer Franz dem Fürsten Met-
ternich das Testament wieder zurllrk und forderte ihn auf, ihm
besonders in Ansehung jenes i'aiagraphen, wi lcher die An-
S})iiklie Napoleons auf die Civilliste des vonnalio^en König-
reiches Italien zum Gegenstande habe, sohahl als m<);;Heh einen
Vortrag zu erstritten, , damit ieh wissc;^, seldoss er seine eigen-
händige Resulution, ,was ich in dieser Hinsicht nach dem
strengsten Hechte zu thun schuldig 8ei^*
In der zweiten Hälfte des November übermittelte Czar
Alexander von Rnssland dem Kaiser Franz eine Denkschrift,
welche der Schwiegervater Montholon's, Marqnis Semonville,
▼etfasst und dem General Pozzo di Boigo mit dem Frauchen
überreicht hatte, sie dem Kaiser Alezander zukommen zu
r . . Indem ich E. M. «Ho Actun in der Anlnpe pehorsamst überreiclie,
erlaube ich mir nur xu bemerkeD| daas ich Hie hier unmöglich mit dou
froher erhaltmen Acten veigleichen konnte, weil letatere in Wien an*
rfickgeblieben aind. Ich behalte mir aber vor, nicht nar dieee Veiglei-
chnng anf daa Genaneate Tomebmen au laaaen, aondem anch E. H, einen
umfaaafindiin Vbitra^ Aber dieae wichtige Erbschaftsangelegenheit gehor^
amst zu erstatten. Indeaaen muss ich E. M. ehrfurchtsvoll bitten, den
lahalt dieaer Acten, dem Wunsche der Testamenteexectitoren pfemnss,
(r^hfifn «n haltcti und mir selbe nach davon genommener Einsicht aur
Verfassung meines Vortrages allei^ädipst zurtickÄUstellen.'
«Die Anla^n foljEren hiemit wieder zurück, und erwarte ich sobald als
mOgUch von Ihnen den Vortrag, was in dieaer Sache an verfügen sei,
inibaaondere in Anaehnng dea 4. Punktea dea §. III dea Teatamenteai
««Icker dgentlich mich betrifft . . /
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84
lassen.* Ans diesom Schriftstücke pfing mit Deutlichkeit lif^rvor,
welcUe KUcksiclitcn in Ansehuii*; der französischen Regierung
und welche Privatabaichten für die Testamentsvollstrecker be-
stimmend waren^ einen Theil der letztwilligen Verordnungen
Napoleons bei dem Gerichtshofe des Krsbischofs von Canterbmy
in London zn hinterlegen^ und welchen Werth sie darauf legteti
dass die Vormundschaft des Herzogs von Reichstadt das Testa-
ment anerkenne. Kaiser Franz ermangelte nicht, seinem V^
bündeten gegenüber sich erkenntlich zu zeigen, weshalb er den
Fürsten Metternich beauftragte, ihm das Testament Napoleons
Yollinhaltlich bekanntzugeben. Am 30. November verftlgte Metter-
nich sich zu Kaiser Alexander und Überreichte ihm eine Abschrift
des Testamentes mit folgenden Worten: ,Die Betrachtungen,
welche beim Lesen dieses letzten Manifestes Napoleon Bona-
parte's entstellen, werden der Weisheit und den tief relipösen
Anschauungen E. M. nicht ent<rehen. Ein altes iSprichwort sagt:
man stirbt so, wie man gelebt hat Der letzte Wille des Ge-
fangenen von St. Helena ist ein neuer Beweis ftkr die Richtig*
keit dieses alten Satzes. Auch er ist gestorben, so wie er ge-
lebt hat. Gott möge ihm die ewige Ruhe geben/'
Kach Wien zurückgekehrt, überschickte Fürst Metternich
am 9. Jänner dem Vicepräsidenten der obersten JustizhofeteUe,
EVeiherm v. Gärtner, diejenigen Vorträge und diplomatischen
Oorrespondenzen, welche auf die Verlassenschaft Napoleons sich
bezogen, und forderte ihn auf, darüber sein Gutachten vom
juridischen Standpunkte aus abzugeben. Diesen Acten lag auch
das Memoire des Marquis v. Scmoaville bei. Fürst Metternich
lenkte die Aufmerksamkeit (Järtner's uinsomehr auf diese Denk-
schrift, als der Kaiser die Frage aufgeworfen hatte, ob es nicht
nothwendig erscheine, von der französischen Regierung die ßo-
schlagnahme des Depots zu erwirken. ,Dnrch erwähnten Vor-
^ Anhang 30.
* S. A. le chancelier de coor et d'ötat k S. M. Tempereur Alexandre.
Novembre 1882.
lU. le prince de liettamicV h^art es daria, ^yaiit prM&r6 de
remettre de la mein k 1a mauL k 8. M. remperenr Alixandre lee copiee
l^elis^es du testament et des codieilee de Napol^n Bouaparte, il a*«
point &t& fait usage de Im pritente minute, qai eet k döposer aux aetes
relntifs a L('t ohjet, comcne faisant foi, quo les dite«« cipies ont 6t€ re-
iiii.Hos p.ir M lo [iririce de Motto mich k Tempereur de üuiaie le joar
d'hier 3U novembre 1822 4 Y6roue.'
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85
gang/ ftlhrte der Staatskanzler aus, ^verücbwindet die ßcsor^-
niss, dass dieser Fond der MasBe eutzoi^n-n werden kannte,
wahrend andererseits ein diesfillliger Schritt bei der französi-
schen KegieruniX dem künftigen Entschliissc der Vormuudschait
des Herzogs von. Beichstadt in Ansehoug des Testamentes auf
gewisse Art vorgreifen würde.'
Nacli reiflicher Ueberlegang drängten sich dem Flinten
Metternich vier Fragen auf, mit deren Beantwortung er Gärt-
ner beaoftragte. Die ersten zwei betrafen das Verlangen der
Testamentsvollstrecker, dass die Herzogin von Parma und Kaiser
IVans die letztwilligen Verordnungen Napoleons bestätigen soUten,
ond femer die Erwägung; ob es für die Herzogin und ihren
Sohn nicht vortheilhafter wäre, auf die Erbschaft zu verziehten.
Ohne das Gutachten Gärtner's irgendwie beeinflussen zu wollen,
setzte er diesem dieselben Ansichten auseiiiaiuler, welche er
bereits in dem Schreiben an Neii)}»erg vom 13. Juni und in
seinem Vortrage an den Kaiser vom 15. Juli zum Ausdruek
gebracht hatte. Die dritte Frage lautete folgendermassen: ^
der Voraussetzung, dass ein Beschluss dahin gefasst würde, im
Namen des Herzogs von Reichstädt einen Verzichtleistungsact
in der Art auszustellen, dass sich von jeder Theilnahme sowohl
an den Activen als an den Passiven der Verlassenschaft los-
gesagt werde, wftre es nicht dennoch den (Gefühlen kindlicher
liebe, sowie den Eingebungen der Religion und der Natur-
gesetze gemäss, dass gedachter Prinz das VermSchtniss jener
Effecten nicht ausschlage, welche seinem Vater grOsstentheils
zum persönliclien Gebrauche gedient haben und deren Ueber-
gabe seinerzeit von den im Tebtamente eigens hiezu bestimmten
Persüuen zu geschehen liat?*
Mit Ivlieksielit darauf, dass die Andenken, Avelehe Nai)o-
Itoii Bonaparte seinem Sohne vermacht hatte, meist Gegenstände
waren, die mehr einen Affectionswerth besassen,^ neigte Metter-
nich zu der Ansicht hin, dass der Herzog von Reichstadt ihre
Annahme nicht verweigern sollte, ,da es gewissermassen als
sme Verleugnung seines Vaters und als eine freiwillige Be-
schimpfung seines Andenkens ausgelegt werden könnte'.
* Kapolfon Bonaparto solbst bezeichnete sie als geringfügig', indom er Fol-
guudes niederschrieb: ,Je desire que ce faible legs soit cht-r k luou iils,
comme lui reirafaat le souveoir d'un p^rd, dont Tuaivers rentretieadrft.*
Teetameut.
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I
86
.Es iimss übrigens noi-h beinorkt werden/ schrieb er an
Gärtner, ,dass dieser Prinz, wenn iluu erwähnte Andenken und
Effecten nach erreichtem 16. Jahre Merden iiberbracht wer-
den, sich in dem Falle Ijefinden wird, die Depositäre weju^eu
der gehabten Sorge fUr ihre Aufbewahrung mittekt an^r«^
messener Geschenke zu belohnen; man wird sonach nicht
sagen können, weder dass er dieselben ganz umsonst emp&ngen
habe, noch dass dadurch der Masse der Legate ein Unrecht
geschehen sei.*
Die vierte Frage endlich betraf die Bestimmungen Napo-
leons rttcksichtlich seiner Privatdomflne, d. i. jenen Paragraphen
des Testamentes, welcher die besondere Aufmerksamkeit des
Kaisers erregt hatte. Imit ui l'iu st Metternich auf die Bestim
mungcn der Convriition von Fontainebleau hinwicj*, gemäss
deren Napoleon Bt>na|)arte allen SouverMnetMtsreehten über
Frankreich, Italien und die übrigen von ihm beherrschten
Länder entsagt hatte, ohne sich das yoranbehaiten, was er
unter seiner Privatdomäne verstand/ folgerte er daraus, dass
^Napoleon Bonaparte in seinem Testamente Uber etwas verfügt
habe, was nicht sein Eigenthnm gewesen sei'. Der Code Napo-
leon erkläre aber eine derartige Verfügung fmat noU und nichtig.'
Weiters theilte Metternich dem Freiheirn v. Qttrtner so-
wohl das Schreiben des Herzogs von Leuchtenberg an , den
Kaiser vom 30. Marz 1822, welches sich aui <1r- Aosprüche
des Prinzen auf die Civiliiste des eheniali«ren Königreiches Ita-
lien bexog, als aueh die kaiserliche lu Solution mit, wonach
Jener mit seinem Begehren an die Mailänder Oommission ver-
wiesen werden sollte. ,Nach dieser a. h. Entschliessung/ be-
merkte Metternich, ,glaube ich aber den Ueraog von Leuchten-
berg erst dann, und zwar mittelst einer ostensiblen Depesche
an den Gesandten in München — da eine directe Correspon-
denz mit gedachtem Hei*zog darüber nicht angemessen scheint
— verbescheiden zu sollen, wenn S. M. als Vormund Aller-
höchstihres Enkels einen definitiven Entschluss in Ansehung
des Testamentes Napoleons ergriil'en haben werden, indem l'nuz
Kugen sonst seine Weigerung, die von ihm verlangten zwei
Millionen zu entrichten, voreilig gegen die Testamentsexecu-
* Art. 1 and 9.
* §. 1081.
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87
toren und Legatare erklären und selbe einzig auf den hiesigen
Hof scliieben würde/
Als GiirtTier seines Anftrag'es sich entledigt und dem
Staatskauzier am 24. Jänuer sein Gutachten vorgelegt hatte/
unterbreitete es Metternich am 11. Februar dem Kaiser. Wenn
auch die Ansichten Gärtner's im Wesentlichfn mit jener des
Fürsten übereinstimmten^ so bedingten sie doch einige Aende-
nmgen in den Rennnciationsacten, welche dem Kaiser am
16. Jnli 1822 vorgelegt worden waren. Im G^ensatze zu den
TestamentsYollstreckemy welche behaupteten, dass der Nachlass
ond somit anch das Testament Napoleons nach den französi-
schen Gesetzen behandelt und beurtheilt werden müssten, wo-
nach dem Sohne die Hälfte des väterlichen Vermögens nach
Abzug der darauf haftenden Lasten gebühre, war Gärtner fol
gender Meinung: Napolen Bonaparte hätte seine letztAvilll^^en
Verordnungen nach den auf der Insel St. Mrlcua gclirnden
englischen Gesetzen verfassen sollen, denn er habe in Folge
der Abdankung von Fontainebleaa aufgehört, Franzose zu sein.
Dagegen wendete Metternich ein, dass die Erklärung des
Wiener Oongresses vom 13. Mttrz 1815, Kapoleon Bonaparte
ausser dem Schutze der Gesetze zu betrachten, mehr in Staats-
rechtlicher Ansicht gelte und noch immer die Frage offen
balte, ob er nicht doch seine privatrechtlichen VerhttltniBse
nach den Gesetzen seines letzten ordentlichen Domicils, näm-
hch Elha's, wo der Code Napoleon in Kraft bestehe, habe
legdn und darnach sein Testament machen können. Gegen
die Anschauung Gärtner's ftlhrtc Metternich nodi .m, dass die
eüglische Regierung Napoleon nie als Kaiser anerkannt, mit
ihm stets als dem ersten Consul der französischen Republik
unterhandelt und nach seiner Anlialtunj^ ihn nur als einen
General und kriegsgefangenen Franzosen angesehen habe,
dessen Bewachung ihr von den übrigen verbündeten Mächten
anvertraut worden sei. Tn Ansehung der Herzogin von Parma
und ihres Sohnes dürfe es jedoch keinem Zweifel unterliegen,
dass dieser nicht als französischer Unterthan und jene nicht
als die Witwe eines Franzosen zu betrachten seien. Im Uebrigen
erbeische es das Interesse der französischen Regierung, die
Krbschaftsangelegenheit nicht vor fremden Gerichten anhängig
' Anhang 31.
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88
machen und verliandeln za lassen. So lange aber nicht mit
Bestimmtheit vorausgesetzt werdtii könuC; das.s dem Herzoge
von Reichstädt irgendein Vortlieü erwachse, wenn man auf die
Erbschaft Aiif^pruch erhebe und der Voiiziehunfr des Testa-
mentes beistimme, so lange sei es als überflüssig zu erachten,
über die von Gärtner aufgeworfene Frage eine Entscheidung
zu treffen, liochmak legte Metternich dem Kaiser nahe, ohne
Verzog den BesehlusB zu fassen, dass den Testamentsvoll-
streckern in rechtlicher Form eröffnet werde, der Herzog von
Reichstadt leiste auf seine allf^lligen Erbrechte Verzicht Ab-
gesehen von allen anderen Beweggründen, welche fdr einen
solchen Antrag sprächen, handle es sich auch ,um die WOrde
des Kaiserhauses selbst, mit welcher es nicht verträglich scheine,
sich vor den fVaiizr>sischen Gerichten in Streitigkeiten einzu-
lassen oder anderweitige Seliritte hei dem tVair/'>sischen Gou-
vernement mit so zweifelhafter Aussicht auf erneu aus dem
Nachlasse zu ziehenden Vortheii zu machend
Er unterbreitete dem Kaiser die Rennnciationsacte, welche
nach den Ausführungen Gärtner's derart abgefasst waren, dass
sie nichts enthielten, was auf eine Anerkennung der firanxXtei-
schen Gesetze in Betreff der Entscheidungen über das Testa-
ment und die Erbrechte des Herzogs von Reichstadt hätte
schliessen lassen können. Die Verzichtletstung wurde ausdrllck-
lieh auf jenes Vermögen beschränkt, welches im Testamente
und in den Codicillen angegeben war, wogegen der Erbe sich
das Uccht in Ansehung jenes vorbehielt, welches ausserdem
noch vorhanden sein könnte.
Aber erst am 13. September, also nach Ablauf von sieben
Monaten, resolvirte Kaiser Franz diesen Vortrag Metternich's.^
> Kaiser Frans erklXrte, dass das Erbredit des Herzog von Keichstadt,
an welchem nicht zu zweifeln wäro, nur dann in Wirksamkeit treten
konnte, wenn Napoleon Bonapaite ein disponiblps eij^encs Vermrij^ren
hinterla.ssi-ji und danibor recht«gilti^ v< rfiii,'t hätte. NaclHlein Naj)c)Ionu
von Geburt uiu Frauüuse gewesen mi und sein letzter Willt) iu Frank-
reich liegende Capitalien beträfe, ho stehe os der fransüsischen Regierung
SU, jene iwei Fragen in Erwägung za sieben, und de mOge rou Baron
Vincent anfgefordert werden, hierüber eine Erlcllnuig absngeb«!. Gebe
ans derselben hervor, dass Napoleon Bonaparte in der That ein dispo-
nibles Vermögen hinterlassen vnd reehtsgiltige Verfllguiigen getroffen
habe, dann solle Vincent der franz(Mis< b*-n Keg-iemng nüttheilen, dass
er, der Kaiser, als Orossrater und natürlicher Vormund des Henc^ von
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89
XYI. Capltel.
Da» Gut 8tn ICirtino, — Vortrag Mettaniich*B «a den Kiüaer ttber die An-
'prficbe Reicbstadt'fl «af dieses Gut. — Er ersucht den K.uscr, oiiu n baldigen
Satachloss zu fassen. — Der Kaiser zögert damit. — Die franKösische Re-
fiemng^ h' fft, dass die Vormundächaft Keichstadfs auf die Erbsehnft Vcrzii lit
lei>teii wtTilo. — Metternich ersucht den Kaiser in einPtn iioiiorluhcn \or-
tragt; um eine baldige Entscheidung. — Einvorständni»» zwischfii der fran-
xustächeo Regierung und den Legataren, welche ihre Angelegenheit einem
Sdüedirichtercoinitö übertragen haben. — Der Spruch der Schiedsrichter, wc»>
oaeh die HUfte dee Lefitte'scben Depoti dem Henoge von Reichitedt Aber*
Imwd bleibt. — Neueriieber Yortmg Metternich*«. — Bewlntion des XaiaerB,
«oudi die IrensSsisebe Begierung su ^er betUmmten AeoBseraiig veran'
IftMt werden mUge.
Tnzwisehcii hatten Ansprüelie, welolie die Familie
Bonaparte und insbesondere die Furöliii Tauline Borgliese auf
San Martino erhoben, dem Staatakanzler Gelegenheit geboten,
Reich<rtadt gestatte, .dass alle iu den abscbrit'tlicli vorliegenden letztuu
Willeoserklärungen enthaltenen Diapositionen, insoweit nicht fremde
Bedite dAdarefa ▼erletst würden oder insoweit deren Vollni^ möglich
•ei, jedoch ohne dem Henog von Belchstedt die mindeste Lact oder
Verbindlichkeit Ar jetrt oder fttr die Ztüninft eufsnladen und ohne dessen
ICtwiiknng auf iigendeine Art in Anspruch en nehmen, in Erfttllnng
gebracht werden, dnsa der Henog von Reichstädt sogar aus Ehrfurcht fttr
die väterliche Willensmeinung, sofeme das bisher bekannte Vermögen
Bini.iparti-'s zur Erfüllung des letzten Willnn.«? nicht zurcuhen sollte,
aiuh dit» ihfri .'inpehlich bestimmten Andeiikon mit Ausnahm»! einer ein-
ziL'Pii, «orist uerthlosen Kleinif,'keit der soiistipen väterlichen Wilhuia-
ueinang zum Opfur briuguu wolle, djigegeu abttr die Geltendmachung
■eines Erbrechtes auf alles anderweitige, ihm noch nicht bekannte oder
nach ErfUluug der loteten Willensmeinung des Bonaparte erübrigende
Termllgeii desselben sieh atisdraoUich nud feierlich vorbehalte*.
Von Marie Louise hingegen verlangte Kaiser Firans, dass sie in
Betreff der Hinterlassenschaft Napoleons nnd des Erbrechtes ihres Sohne«
lieh in gleicher Weise äussern solle, aber er Uberliesse es ,lediglich
ihrem Gewissen*, rücksichtlic Ii der swei Millionen diejenige Entscheidung
sa treffen, ,welche ihr die gohürig'O zu sein scheine'. Weiter.s ertheilto
der KaistT seine Ziistiuiinuiig, dass die Erklärung der iiiirzof^'in von
Parma durch den liotsdiafter in l\'»ris übergaben werde, nur insoweit,
,aLt er jede wechselseitige Berufung in den beiderseitigen Fiiklaniugen
aorgfältigst vermieden wissen wollte*. SchOnbrann, 18. September 1823.
Die kaiserUehe Besolntioii selbst lantet wie folgt:
tUeber diesen Vortrag finde Ich Ihnen Folgendes an erwidern:
J8ie werden Meinem Gesandten am Pariser Hofe anftngen, da,
wo es nsthig ist, an evkllren, dass, da das Erbrecht Meines Enkels anf
90
den Kaiser zu einer Entscheidung zn drängen. Die Angele<?en-
li»it, um die PS sich liandeltc, war folgende: Zur Zeit seines
Aufeuthaltes aut Elha liattc Napoleon Bonaparte die auf dieser
Insel liegende Besitzung San jVrartino an sich gebracht. Als
Klba in Gemässheit der Beschlüsse des Wiener Congresses
unter die Oberherrschaft des Orossherzogthums Toscana ge-
stellt wurde, liess dieses Sau Martino durch eine eigene Ver-
waltung ganz abgesondert von den anderen Krongfltera ad-
ministriren. So lange Napoleon noch am Leben war, wollte
die VerluBensehaft sein« Vkidn, inaofern eine hinterblieben i«t» unbe*
sweifolt ist, dieoes Erbrecht aber erst in jenem Felle in WirluHunkeit
treten kann, wenn derBcIHe oin disponibles eipenf nn'Spr'n hinter^
lassen und darüber auf oinu g^iltip^t) Art letztwillig^ di.sjtonirt bat, beide«
at>('r r.n beurtheilen f!» r frnnznsisfb>'n R'^rrirrniifr ziisti ht, weil derselbe
seiner Gebnrt nach ein Frjtnzose war und seine vorliegenden Iftztwillip-en
Dispositionen meistens Effecten und Capitalien betreffen, die in Frank-
reich sich befinden, daher vorerst von der franzüsischou Regiemng er-
klärt werden mttsM, dam ein disponiblea VwmOgen vorbanden und die
hienreg;en Torliegenden letitwilligen Anordnnngwi rechtagiltig aeien.
(Sollte die Erkllmnip Ton der fransOaiaehen Regierung erfolgen,
daw din disponibles Venntfgen vorhanden nnd die gedachten Anord-
nungen rechtagiltig seien, so hat Mein Gesandter in FVankreidi Üamers
folgende Erkllmng absngeben, dass Ich als Grossvater nnd natürlicher
Vormund des Herzogs von Reichstädt unabgesehen davon, dass das Testa-
ment flammt den mehreren Codicilleu Bonajmrte's Mir nicht in Urschrift
vorgelegt wurde, noch Ich auch überzeugt worden bin, dass kein«' wei-
teren testamentarischen Anordnungen Bonaparte's mehr bestehen, t\>rnt'rs,
dass der Sohn in denen Ihnen abschriftlich vorgelegten letzten Willeua-
erkllrungen ganz fil)ergangen sei, anch in denselben Dispositionea ent-
halten seien, welche fremdes Eigenthnm betreffen dttrfken, gestatte, daas
alle in den abschriftlich vorliegenden lotsten WUlenserkllmngeii ent-
haltenen Diapositionen, insoweit nicht fremde Bechte dadurch verletit
werden oder insoweit deren Vollzug mOglich ist, jedoch ohne <leni Her»
zöge von Reichstadt hiedurch die mindeste Last oder Verbindlichkeit für
jetzt oder für die Zukunft aufzuladen und olnu» tU sscn Mitwirkung auf
ir{rcn«l»-in<> Art in Anspruch rn nehmen, in Krfiillunir jjobrai-ht werden,
ila.ss <lt'r litTzog von Reichstädt snsrar au.«* Klirlurcht für die väterliche
Willetisnn innngf jeuenfalls, wenn das bisher bekannte Vermögen Bona-
parte's zur ErfUilung desselben letzten Willens nicht zureichen sollte»
auch die ihm angeblich bestimmten Andenken mit Ausnehme <dner ein>
sigen, sonst werthlosen Kleinigkeit der sonstigen vSterlichen Willens»
meinung lom Opfer bringen wolle, dagegen aber die Geltendmaehong
seines Erbrechtes auf alles anderweitige, ihm noch nicht bekannte oder
nach ErfdUnng der leisten Willensmeinung des Bonaparto erftbiigende
YermOgen desselben sieh ansdrttcklich und feierlich vorbehalte.
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91
Kurie Louise kernen Schritt bei der toscanischen Regierung
unternehmen, um die Ansprüche des Herzogs von Heiclistadt
uüi dlesvs Besitzthnm seines Vaters sicherzustellen. Alb sie
jedoch nach dem Tode Napolrons in Erfahrung brachte, dass
die Faiiiili«' desselben und nunientiich Prinzessin Paulinr das
Out unter dem Verwände, sie hätten die Gelder zu seinem An-
kaufe vorgestreckt, reclamiiten, sah sie sich veranlasst, von
der grossherzoglichen Kegierung zu verlangen, dass man San
^frvrtino in keine anderen Hände als in die des Uerasogs von
Reichatadt übergehen lasse. ^
,Aiicb werdeo Sie Meinem Oenndten in Paria Auftragen, in An-
sehung «iorjuuigen lets^twilligen Dispositionen BonafMUte*!} welche dae do-
mnine prive des König-reichem Italioii betn^üffoii, abzuwarten und anzuzeigen,
was die frairzn^if^cln^ K'^-iriiTung- flher dio (iilti^»-koit dor l?onÄp«irto'»chou
letztwill itr«"n, nun vorlic^'cndt'ii Aii<>rdniuii,'fii illu'ihaupt buüchliessun werde.
,Kn(lll« h wenicii Sii> Meiner Frau Tiichter anzeigen, wa« Ich durch
Meinen Ge»Jiudten in l'ari'« in Bi-tn-tf drs Napoleonisdipn Verla-ssef und
des Erbrechtes erklären laHse, dn^s Ich zwar wünsche, dass sie in lliu-
•klit dea Eklmelites dee Heraogs von Beicbstadt und der Ansicht über
die letstwüligen Anotdnungen des Bonaparte, «eiche vorliegen, gleiche
Sprache mit Ifir fllhre» in Hinsicht der xwei Millionen aber, welche de
in Fontaineblean empfangen nnd worüber Bonaparte testirt haben aoU,
es lediglich ihrem Gewissen überlasse, diejenige Erklärung, Avelcho ihr
die gehörige zu sein scheint, abzugebi-n. Schliesslich finde Ich Ihnen
7:11 bemerken, da*<s* Ich z%var tre^tatt*', dass ilio Krklänint»' Meitipr Frau
TöchtfT glf'iclifalls durch Meinen Gesandten in Pari» iiber^^'chcn werde,
dass ich aber jode wechselseitige Herufunq- in Uuseren beidersoitigeu
Erklänmgen sorjrfaltig vermieden wissen will.
ySchonbrunn, 13. Septoiubor iÜ'Z'i. Franz m. p.*
*^ JA.tL Ifn« rarcbidnchene dnchcsse de Parme est instmltc dopuis long-
tempH qua le d^fnnt exenipereur Napol^n avait fait Tacquisition dana
nie d'Elbo, dans \f tomps. qn'il en ^tait le snnvorain, et nvpc «n»« pro-
pres fonds do ia propriete de San Martino. Dnrant la vic et la captivitö
de Tempereur, S. M. M""« rarehiduchesse n'a point cru convenable de
faire requ^rlr le gouverneraent Toscan, sous la souveraiuetd daquel »e
tiottve maintenaat Itle d*Elbe, de Ini fonrair dee detail* war la natare
de cette ptvpriM. Lea cireonstances ajaat cfaang6, S. M. cro jait qn^
wt de Bon devoir de mhn et de tntrice naturelle de aon flle, de ne rien
adliger ponr obtenir des renseignemonts exacts sur Tobjet en qnestion
et surtout pour empöcher qne l'inflneiu e 6trangere ou les men^es de la
famille Bonajtarte ne d<^naturent les droits bien positifs qne son fils
8. A. S. le due <le Reichstadt doit necessai reuieut avoir stir rette partie
de la sueo'ssion de son p^re. 8. M. M'"«' rarehifliirhesse, pleiut) de con-
fiance daus les preuves d'attacheuieut que vous avez donuä eu touta
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92
Da Fttret Metternicli es niclit für rathsam erachtete, dass
jMaric Louise in eine unmittelbare Interessenverliandlung mit
der FaraiLlie Bonaparte trete, und es vorzog, Zeit zu gewinnen,
so bersehränkte er sich lediglich darauf, die toseanisehe Re-
gieruDg einzuladen, das Gut iSan Martino nur demjenigen zu
überlassen, dessen Hecht darauf gesetzlich erwiesen und aner-
kannt sein würde. ^
In solchem Zustande verblieb die Sache bis 1823. In
diesem Jahre wendete sich die Fürstin Borghese abermals mit
dem Ersuchen an die toseanisehe Begiening, die Gerichtshöfe
mögen in Betreff ihrer Ansprüche auf San Martino einen Wahr-
Spruch fkUen. Im Auftrage des Grossherzogs, welcher sich da-
durch zur Entscheidung gedrängt sali, riclitctc Grat' Borabeiles
aui 1?.'. April 1-S23 ein Schreiben an den Fürsten Metternich
und ersuchte diesen, ihm die Aiifiicht des Kaisers mitzutheilen.'
occai»iuu ä »ou auguste personue« et dan» le ivlo avec lequel voiis soigues
ses int6r6t8, m*«ntonae i rons charger de U coummsioa delicAte de faire
toutes iea d^marcbes nteeMireB et d*office pria da gouTeniemeat ToMsa
ponr aoatenir sea jastes droita et empdcber que la poneBdon de San Mar-
tino ne puae en d'antres matna qtt*ea Celles de eon vrai propiütalre le
duc de Reichstädt.
D'apres \es informations positives qai nons sont parvenues, le gen*
vernenient Toscan fait adniinistrer cette possession, depuis qu'il a occup^
l'ile d'Elbe, d'ime maniört» pfirtirtilif'Tf» t»t s^par<^e des autrcs bions de
la eotironne par lo miuistre de l'iiitil'rieur Mr Neri Corsini/ ^ieijpperg an
Bfiiiilx Hos. Floieiicü, ce 26 septembre 1821.
* ,M. le comte de Noipperg m'a comiuuuique Toftice, qu'il a eu i'hoQneur
de T01U adrener le 86 septembre par ordre de 8. H. M*"* rarcliiduchesae
Marie Leaiae, peur tous inviter k Boutenir anprte dn gonvemement
Toscan lee droits de M. le dae de Beiehstadt k la poMession de San Mar^
tino, proprUtd aoqaise dana Tile d'Elbe par feu rez-empereur Napoldon,
et pour ompecher que oette possession ne tonbe en d'autres mains que
Celles de 8on fils, son heriticr natorel. J*ai cm devoir r^pondre A cette
Ouvertüre de M. lo comte de Nt ipperg par la d^jx^che d.»iit vons trou-
verez ci-joint une copie; je ino suis .ipp!i<|i]^ k y reh^vor i>lusi»iur.s mo-
tifs, qui doivent nous laiie (U'.sirer dauh l iaterüt de M»*»^' l arclnduche^t^e,
qu^elle ne se presse pas do mettre eu avaut dana cette aÜ'aire delicate/
Metternich an Bumbelles. Vienne, le l-t ociobre 1821.
* ,H. le Chevalier de Fosaombroni m*a fait hier la commnmoation con-
fideatielle que M^* la princesse Paaliae Borghöse -rient de renoaveler
les instances qn'elle a &ites d^& k plosiears repriaes ponr que lea tri*
bniiaax Tescans veaUlent bleu prononcer en demier appel aar lea pri-
tentiona que cctt^- princesse täche depuis long^temps de faire Taloir aar
le bien de San Martino sitnA dana l'üe d'ü^lbe.
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93
In dem Vortrage, welchen der Staatakansler am 15. Hai
hierttber dem Kaiser erstattete, ttnsserte er sicli folgendermassen:
.Die Entscheidung der Fra^e, ob Out San Martino fllr den
Herzog von Reiclista it l eolarairt werden soll, oder ob es vor-
zuziehen sei, diesen Anspruch p^anz faliren zu lassen, httngt
von (If-m a. h. Beschlüsse ah, wclciu ii E. M. über meinen Vor-
trag vom 11. Februar in Beü <'ff des letzten Willens Napo-
leons zu fassen geruhen werden. Denn sollten E. M., nachdem
AUerhüchstdieselben die auf Napoleon's Verlassenschaft haftenden
beträchtlichen Lasten und Schulden ab Vormund des Herzogs
▼on Reichstädt berUckBicbtigt haben, e8 in Ihrer Weisheit dem
Interesse 1. M, der Fran Erzherzogin nnd jenem des Herzogs
▼on Reichstadt räthlicher erachten, anf die Krhschaftransprttche
fitnnlich Verzicht zu leisten, dann hätte anch der Herzog von
Reichstädt, der nur als Erbe Rechte geltend machen kann,
gar keinen Rechtsgrund, ftlr sich das Eigeuthum von San
iiürtuio zu reclamiren/
Aber auch diesen Vortrag rosolvirte Franz I. am \?>. Sep-
tember, und zwar nichts weniger als im Sinne Metternich's.*
Fürst Mettcmicli wurde durch die so lange Verzögerung
der kaiserlichen Entschliessongen umsomebr in eine peinliche
,M. de Fossombroni & ajuut^ que d'apr^ le disiv exprimö dans le
temp^ par la miitiati de 8. M. retoperetir et roi i Florence (d^ motivä
per lee ordre« qne V. A. vonlut bien me commaniqiier en dete da 14 <m>
tobre 1881) le« tribnniuix evaieat M inidtte k ne point m bftter de
preadre wie d^bion queloonqne dam cette affaire. La note verbale ei«
jointe, qtii m*a ät^ remise par le niinistäre Totcan, fern voir kY.A. rim-
poMibilitö dann laquello se trouvo Mgr. le ^atid-dnc d'arräter plus long^-
temp«« l'action des tribiinaux, et je voiia supplie, irrnn prince, de vnuloir
bteu me dicter la r^ponse que j'ai a faire k cet egard.' Booibellea an
Metternich. Florence, 2U avril
' Die kaiBerliche Resolution lautet wie (olgt: ,Da Ich dem Erbrechte
If einee Enkels, de» Henoge von Reichatadt, auf die YerlaiMiiMihaft
Vaters «o entM^en Mich nicht befogt halte, m werden Sie daa-
lelbe auch anf das Domininm San liartino geltend machen» übrigens
aber Meinem Herrn Brader, dem OroMhenoge, bedeuten, dass Ich ihm
ftberlaate, in Ansehung der Ansprllclio, welche von anderen Seiten auf
das pe*!arhtc Dnmininm gemacht wcrdfii, den dortigen Laiides^'ost-tron
ihren freirn Latif zu lassen, bis zu (l»*r (r'^richtliclu-u Anstr.ip'uiip' dit-ser
Ansprüdie aber, welche mir anzuzeigen ist, die gorichtlich« Vürwaltung
dieses Dominiums ansuchen, vva.>i Sie auch Meiner Frau Tochter, der
Herso^n von Parma, und Meinem Gesandten in Paris er(MFnen weiden.*
13. September 1828. St-A.
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Lage Tersetzt^ als inswischeii nidit nur die Grafen Bertrand
und Montholon, sondern selbst der französische Minister des
Aeussem, Graf Chateaubriand, sich mit dem Ersnchen an den
Botschafter gewendet hatten, dass der Kaiser eine baldige Entr
Scheidung treffen möge. Wie Baron Vincent am 26. Mai nach
Wien berichtete, schienen sie vorausziist tzt ii^ dass der Kaiser
sich zu einer Verzichtleistung auf die bei Lafitte deponirten
Summen entsi liliessc n würde.*
Gedrängt durch die Vorsteliimgen der Legatare, welche
den Besitz ihrer Vennächtnisse ungeduldig verlangten, hatten
die Ti'stamentsvollstrecker, und zwar wie aus einer Note Char
teaubnand's an den Botschafter vom 26. Mai deutlich erhelltCi
im Einverständnisse mit der französischen Regierung den schieds-
richterlichen Weg eingeschlagen. Dass das Ministerium, welches
nur auf solche Weise jeder öffentlichen Austragung des Streites
vorbeugen konnte,* seine Hand mit im Spiele hatte, lag um so
nälier, als Cliatciuibriand den Jiotsrhaftcr ausdrücklich ersuchte,
seinen Hof zu einer rascheren Entschliessung zu veranlassen.
DiestT Umstand bekräfti«jte den Fiirsten Metternich um-
somehr in seiner Ansicht, dass es am vortheilhattesteu sei, auf
die Erbschaft zu verzichten. Er hielt es flir unausweichUch, den
Grafen Bertrand und Montholon eine Antwort zu geben. ,Wird
keine ertheilt,' setzte er dem Kaiser in einem Vortrage vom
15. Juni auseinander, ,so werden vielleicht die Testaments-
executoren und Legatare dieses Stillschweigen des Erben und
der Vormundschaft als eine stillschweigende Vensichtleistung
^ Anhang 32.
* Wie Baron Vincent vorläufig berichtete, war mnn (ibereing-ekommen, die
Vertheilmig- der disponiblen Hnlfto tax verfüg<'n und sieh eines jedou
Spruelu's in Üetreff der zweiten zu eatlialten, auf wt-lolie krat't der frau-
zOsiscliea Gesetze der Herzog von Reichstädt Anspruch hatte. Nachdem
die vorhandenen Suiuiuen nicht au^reicbteu, um alle Legatare zu be-
IHedigen, und Oraf BertMad, wie er entdrfleklldh nUlrte, sich nioht «nf
Kotten der Uebrigen bermchem wollte, §o Tersiehtete er raf jeden Vor-
th«], welcher fUr ihn «ras Mnem möglichen Znweehi hervorgehen konnte.
DIeae Versichtleiefeiiiig beeog sich nnf jene Beatimninngen des Teot»-
mentes, welche einerseits die im dritten Codicille genannten Legatare
von jeder Antheil nähme an dem bei Lalitte befindlichen Depot ans^i hIoNsan
und andererseits alb; fien St lii(ksnl.«geffthrten Napoleons anf .St. Helena
verui.M httMi Lcpfate aln I^i loliiiiiugea anführten, welche ohne jeden Abzug
2ur Vertheilung gelangen sollten.
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dinostellen trachten^ und es gelingt ihnen Tielleiclity die Ver-
theiluDg der bei Laütte depontirten zweiten Hälfte der Oapi-
tftfien gegen Leistung einer Caution für eventuelle Redamationcn
zu erwirk eu.'
Da Antomarchi in einem Schreiben an Baron Vincent
vom 25. April um die Erlaubnis« gebeten batte^ sich nach Wien
begeben zu dürfen um hier sowohl ein Werk über die Ana-
tomie des menschlichen Körpers verlegen zu lassen, als auch
eine Entscheidung in Betreff seiner Pension zu erwirken,* be-
rief Fttrst Metternich sich auch auf diesen Umstand^ um den
Kaiser zu ersuchen; ^seinen Vortrag vom 11. Februar in An-
betracht aller entwickelten Gründe bald zu erledigen'.
Nicht froher ab am 13. September resolvirte Kaiser Franz
aach diesen Vortrag des Staatskanzlers.*
Ein Bericht Vincent's vom 18. Juli enthielt eine ausführ-
liche Darstellang des Uebereinkommens, welches die Testa-
mentsvollstrecker und die Schiedsrichter in Anöübuiig der Ver-
lassenschaft j^etroffeii luitten.^
DariKieh war von Seite Montholoii's, Bertrand's, Marchand's
einerseits und den Legataren andererseits; die Füllung des Wahr-
spruches drei Personen, und zwar den Herzogen von Bassano
und Viccnza, sowie dem Grafen Dam übertragen worden. Am
16. Mai hatten diese sich darüber ausgesprochen, wie das Te-
' Antomarchi an Baron Vincont:
,Paris, ce 25 avril 1823, Kue de tivoli No 32.
Eaeellence,
J*ai rhonnenr de vous adreaaer une demaode pour obtenir Vanto*
mstioD draller k Vienne k Tobjet d*avotr rhonnenr de aouametlre 4
8. H. rempeienr ma poBitioo; lee servieea qve }*ai rendna an fen Tem-
perear NapoUMm dans ses derniers inoments, \e» extraofdinaires d^penaea
qne je suis obligö de faire ponr 1a publication rln mon ouvrage anr raaa>
t<>mi«* dp rhomnie, et »'iifin ponr hiiiiiilier k S M, la tleinando ponr ob-
tenir une d^eision en rn;i favenr i'uur la j»eusion de six niillr tVancs
qua feu rempereur eu mourant deinanda h son augUMte üpüii.sc de payer
k son medeciii pour les »orvicos qu'il avait eu occasion de lui reudre.
Je prie T. £. d*aecneilUr ikvorabtement ma demande, et avec pro-
fond reapeet Vhonnenr d'dtre . . /
* «Erledigt aich dnrcb Meine Entachlieaanng Uber Ibren Vortrag vom
11. Febmar nnd werden Sie Antomarcht'a Hieberreiae nicbt geatatten.*
SckSnbnmn, 18. September 1828.
* Anhang 88.
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stament zu yollziehen sei. Sie bezeichneten jene Legatare^
welche sie ftlr besonders berechtigt hielten, ans den bei Lafitte
hinterle^n Geldern bezahlt zu werden. Aber die Hälfte des
activen Vrrinüii:('ns stellten sie der Verftlguiig des Ilerzofr^^ von
Keichstadt anlieim und sicherten den Legataren von St. Helena
die vollst.'iiuli«]^e Bf*zalilun*r ihrer Lofrate nur f\ir den Fall zu,
als der Erbe sich bestimmt tindeu würde, seinem Antheüe
zu entsagen, damit der Wille seines Vaters in Erfüllung ge-
bracht und dessen Verbindlichkeiten Genttge geleistet werden
könnte.
Weiters erklttrten sie, dass die Legatare des dritten Co-
diciUes keinen Anspruch auf die erste Vertheilcing des Lafitte-
schen Depots hätten. Diesem Spruche widersetzten sich jene,
gegen die er gerichtet war. So äusserte die Herzogin von Istrien,
Witwe des Marschalls B«»ssieres, in einem Seln eiben an Metter-
nich vom 4. Juli in ihrem und im Namen Aller, welche Napo-
leon Bonaparte im dritten Codieill ■ bedacht hatte, den Wunsch,
dass, falls der Kaiser das Testament anerkennen und in dessen
Vollziehung willigen sollte, er ^ifloichzeitig auch erklUren möge,
dass sie sämmtlich an der Vertheüong der Lafitte'schen Gelder
theilzunehmen hätten.*
Indem Fürst Metternich am 6. Augnst dem Kaiser Tin-
cent's Bericht sammt den Beilagen und den Brief der Mar
schallin Bessi^res unterbreitete, ergriff er die Gelegenheit, ihn
abermals zu einer Entscheidung zu drängen. ,Ich fühle mich
' ,Je jse flatte qne 8. M. Tempereur, dont les bienfaitB seub MmU«nneiit
le noD Iwnorable qn*U a dugnö dtstingner, ser» mon protecteor conti«
une injustice si r^voltante, et refiuerm de lui donner le Bceau de «on
autoritä. Toiia les int^reas^s au testament de Napoleon doiveiit dMrer
que 8. M. d.nii^ic en pernieUro rex/ciition, mais ce geuereux consentement
prireroit lo tils du m.irc^ch.'il Hassieres du pröcieux t^inoiirnnci^o (ju'il a
re<;u de l affectioii du t(\stat(Mir pour rhonorabl« memoire de son pöro,
si S. M. 1. ne daigunit pas eu meine temps statuer t^iie lea l^gataires du
State eodieile participcroat k la diätribution des fonds Lafitte, de meme
qne ceox du teitament et du 4* eodidle; e*Mft le senl mojen que mon
fila alt d*ebtenir la justice qne lea tribnnau fran^aii aont den» rim*
pniMaace de Ini reudre. Je mefa tonte ma confiance daiu rangnste
■onTeiain protecteor de la Tenve et de rorpbeUn; je me repoae anr la
justice de ma eau«e{ et aomi, ezcellent prince, snr eette bienveillance k
laqnelle vous ni*aTeE accoutume durant mon s6jonr k Vienne.* Die Her^
sogin von Istrien an Metternich. Paris, le 4 jnillet 1823.
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▼erpflichtet/ begrtbidete er seinen Vortrag, ,hier ebrfbrclitsToU
m. bemerken, dass der Schritt, welchen die Herzogin Beni^res
gemacht bat^ ein Beweis und ein Vorbote aller Reclamationen
ist, welchen die Vormuudschaft des Herzogs von Reichstadt
aasgesetzt bleiben wird, wenn beschlossen werden sollte, sich
in diese Erbschaftsabhandlun^ einzulassen. Eben dieser Schritt,
wie auch die näheren Uintstäiulo cb s schiedsrichterlichen Spru-
ches vom 16. Mai beweisen ferner, dass so lange I. M. die
Herzogin von Parma in Betreff der von ihr durch das zweit©
CSodiciU vom 24. April 1821 geforderten sswei MilUonen Fran«
ken ibre Erklftning nicht abgegeben haben wird, die Testar
mentsexecatoren fortfahren werden, besagte awei Millionen
unter den Activen der Nacblassenscbaft an&nftlbreD, und dass
sie sieb berufen werden, alle unbefriedigten Legatare an L M.
die Hersogin zu weisen. Und wenn sodann ein Theil der Le-
gatare von den Testamentsezecntoren keine Befriedigung er-
hielte, so würde er am Ende noch die Schuld auf L M. die
Frau lit.'rz*)gia walzen, weil sie sich zu spat erklärt und sowohl
die Testamentsvollzieher als die Vermächtnissnehmer in der Un-
gewissheit tiber ihre Beschlüsse {gelassen hätte/
Zur grösseren Bekralti^uiig' seiner Anscliauuiig' unter-
breitete Metternich dem Kaiser ein Sehreiben Sebastianis* vom
1. Juh, worin Antomarchi dem Wohlwollen des Fürsten em-
pfohlen wurde. Aus diesem Briefe ging hervor, dass Anto-
marchi nicht nur auf seine Pension, sondern auch auf eine
Summe von 100.000 Franca Anspruch erhob, welche ihm die
Testamentsvollstrecker zugesagt hatten.'
Von der Herzogin von Parma darum angegangen, ihr in
Balde eine Entscheidung racksichdich des Gutes San Martine
sokommen zu lassen,' glaubte Ftlrst Metternich es nicht verab^
1 Seluttiaiii war D^ntiiter von Connea.
* Anhaa^ 84.
* v8. If. M<n« I'archidncheaae daohieese de Parme d^irant connattre ravis
de y. A. relatiTement k 1a posgossion de San Martino, Ritiu'e dans Vile
d'Elbo, 8ur laquelle se »ont älevdes des douteti anqnel dos heritiers do
fvu Tex-emperetir Napoleon eile doit un jour n|ij)nrtenlr, ot dont i'm ou
Vhouueur de faire mention k V. A. dans mou rapport eu date du 2*' du
mols de mai dernier, j'ose, mon prince, voos rappeler encore une fois re-
ipeetaeiiMmeiit cetto affidra. 8. M. 11» TarcliidttehjeMe n'y ajoule ancan
avtre pris, exeeptA oelni de tnmqnUliMr ia eoiucience i eet ^aid,
Afchjr. B4, UOX. 1. BiUliu 7
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98
sftumen zu dttrfeiiy den Kaiser auch an diese Angelegenheit an
erinnern. ^
Als Kaiser Franz, welcher nach reiflicher Ueherlegung
zu dem Entschlüsse gekommen war, auf die Verlassenschaft
nicht Verzicht zu leisten,^ m Ii dascn Voi*trag am 13. Sep-
tember resolvirte.* ühorsohii kt*' cv Metternich die vorange-
gangenen sammt den EntSchliessungen, welche darauf Bezug
hatten.
Gemäss dieser sollte Baron Vincent beauftragt werden,
▼or Allem die französische Regierung zu einer bestimmten
Aenssemng aufsttfordem^ was Napoleon Bonapsrte an verftag-
barem Vermögen hinteriassen habe, und ob seinen letstwilligen
Anordnungen gesetzliche Gültigkeit beigelegt werden könne ^
erst dann, wenn sie sich über den einen und anderen bejahend
ausgesprochen hätte, sollte Vincent seine Erklärung, wie der
Kaiser sie vorgezeichnet, abgeben.
Gotnnie mu Unie» Im antre« dlipocitioQf teitunentaire« de «on dtfnnt
^ponz, qn*elle a placiei sova la protoction de S. M. remperenr mb
angOtte pire.' Nripporff an Metternich. Badon, 30. Ju]i 1823.
' ,Bei cliß«or Gologciiheit fühle ich mich verpflichtet, E. M. Anch meinen
Vortrnp: vom 15. .Mai in Betreff des ztir Nnchlasspnsch.ift gehörigen Prä-
diimiN San Martin') atif der Insel Elba ins ( !eilä«litiii.'<.s (:'llre^bi^»t^^^^*t z\i-
rÜcki^iirulun, da die Fragu, ob die AntfprüchB doü Ilurzugs von Keich-
stodt auf diese Besitzung geltend gemacht worden sollen oder nicht, von
£. M. Enticlieidiiiig der Hauptfrage abhängt. Aiu dem aaliegenden
Schreiben des Grafen Heipperg geruhen AUerhOchatdieaelben deh so
abersei^fen, daw L U. die Frau Erahenogin sor Bemhigong ihres Oe-
'«riBBens eine Ihilieheidnn^ über diesen Pnnkl wOnsche^ welche jedoch
erst nach 8chlussfas.<;ung über die allgemeine Frage, Ton welcher dieser
Punkt nur ein Corrolarium ist, erfolg« n kann.'
* Kaiser Franz. welcher im September 1823 mit seiner Torhtnr .«ich in
Wf>ls Itüfand, hatt« mit di«'«or einp^'honde Bosprechungen über die Erb-
(»cbafUiangelegenheit {."ptlot^un, in BttrctF derer Graf Neipperg am S.Sep-
tember Folg'endes au Metternich schrieb: ,8. M. remperenr, apr^s pln-
sieurs entreiiens qu'il eut h ce sujet avec son augu^te lille, uie tit vuuir
liier dans son cabinet, et me dfolara qu'apr^s des mAres reflösions U
croyait qn*il serait pr^f&rable d*aecepler le testament cum beneficio legis
et tüTentarü, qne d'j renoneer, comme e*ittait le prq}et de V. A. et Tin-
tention de Madame rarehidachesse. V. A. senl quelle terrible oeosdqueiiee
pomrait avoir uim- r^solution de cette uatnre . . .*
' friedigt sich durch Meine Kntsch Ii essung Ober lliro VortrSpo vom
11. Homung und 15. Mai 1823, wonach Sie auch die Marsohaliin Bes-
si^res bescheiden werden/ BchOnbruuu, 13. &dpteuiber 1823.
Digitizod by Gu^ -l^,
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XYn. Capltol.
Wei.*UTifr an Baron Vincent. — Depeache nach Parma. — Note Cliateau-
briaiKl'fj an Vincent. — Die fraiixOsiache Regiernn^ sprirlit deiu HerzD^'-o Ton
Keichiitadt das itocht ab, in Frankreich eino Erbschaft anzutreten, und ge-
statttit den Legataren, »di uutoroiuander absofinden. — Vortrag Mettemich'a;
er foideit den Kairar auf, der ftuniOfliacheu Begiorung gogonUber keine wel«
terra Schritte mehr sn «nteroehmen. — Seine YonehlMge in Betreff dei
Gniet Seil MKrtino. — Keieer Freni geneliniigt die Anafltbmngen Metter*
nich'fl, will aber nicht in förmlicher Weiee auf die Erbschaft Verfiel if U isten.
— Er weist Metternich an, Erkundigungen darüber einzuziehen, ob Napoleon
niiht in Belgien, Englan«! oder Xiirdamerika irgon<lwokho<< ViM-mr>(^'fii ange-
legt habe. — Depeechea nach l'aris, London^ Florenz, Philadelphia und
Parma.
Indem Fttnt Metternich am 17. September den Botschafter
in Paris von dieser kaiserlichen EntscUiessung in Eenntniss
setste, hedentete er ihm, dass es zweckmässiger wilre, sich in
tmmittelbare VerbinrluTi^ mit Chateaubriand selbst m setzen,
als durch die VermittlLin^ der TestamcntsvolJbtrecker aufgeklärt
zu werden. Weiters wurdf iliui für den Fall, als Hertrand und
Montholon sich neuerdings an ilin wenden sülUen, ^a-stattet,
iliuen die erhaltene Depesche ynitzutheiien, da ihr luhalt nur
beweise, dass die Verzögerung keineswegs der österreichischen
Eegierong, sondern vielmehr ihnen zugeschrieben werden miisste,
nachdem sie nicht gleich von allem Anfang an in überzeugender
Weise vorgegangen seien.'
Ans dem Verhalten, welches sowohl der Wiener Hof, als
anch die Herzogin von Parma in Ansehung des Testamentes
Kapoleons seit dem Jahre 18S1 beobachtet hatten, ging das
deatliehe Bestreben henror, strenge zu imterscheiden zwischen
der politischen Seite der Angelegenheit und den dvihrechtlichen
* A S. le jninielre dee affaires teangirea a'^tant adreeei direetement 4
r€foa, M. rambassadeur, par sa lettre dn SO mai demier, je croia anesi
pliu oonvenable, qae vons vous mettres direetement en rapport k cet
Igard avec le ministre du roi pluiftt 4|De de provoquer le« /«claircisse-
ments par Tintenn^diain! (1<^ MM. Ics exi^cutfuiH tostamentniros. Kien
n'empeche fhi rcsto, rpi»* ikius le ca« vh ils rf [iroduirait-nt lours instan-
cee personuolle^ yrin de V E., Elle leur dünne It-cturo la iir<^sente
d^pSche. Son conteuu Icur prouvera, »jue les retard«« que raltuuo eprouve,
ae doivent paa nooa itn impat^ et qu'ils proviennent de ce qae lenii
pienüAree diSmamhee n*^taieiit paa anffiaamment i^gltioi^* Metternich
an Vinoent 17. September 1828. St-A.
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100
AneprUclien des Herzogs von Reichstadt, und beides nicht za
verquicken. Jetzt, wo das Testament in allen seinen Bestim-
mtingen vorlag) hielt Metternich um so eifriger an der An*
schanung fest, dass es in jedem Falle Sache der französischen
Begierung sei, Uber die von allen politischen Eirwägungen los>
geschälte Frage eine Entscheidung zu treffen, sei es nun, dass
die Vormundschaft des Herzogs von Reichstadt die letztwilligen
VtifVi^nininfen Napoleons bestätige, oder dass man dieselben
ann\iliireii oder eine Uutei'scheidung zwischen ihren gilti^^en
Bestinnminiren und jenen machen sollte, welche nicht anerkannt
werden dürften.
Indem Fürst Metternich dem Botschafter in Paris diese
Bemerkungen in einer zweiten Depesche vom selben Tage
mittheilte/ erklärte er ihm, dass die Vormundschaft des Her«
zogs von Ixoichstadt immer Gefahr laufen werde, die Interessen
eines Minderjährigen aufs Spiel zn setzen, so lange die Ange-
legenheit einer gesefedichen Grundlage entbehre.'
Metternich führte noch andere Beweggründe an, welche
seiner Ansicht nach die französische Regierung veranlassen
konnten, die Sache allen Ernstes in die Hand zu nehmen. ,Je
mehr das Testament des Gefangenen von St. Helena/ schrieb
er nach Pui i», ,sich als ein Aulnif an die Leidenschaften zei^rt,
je mehr es darauf berechnet ist, den Franzosen die Restau-
ration missliebig- zu machen, umsomehr ist es für das könig-
liche Minist<'riuni von Wichtijifkeit, die Alisicliten, welehe dem
letzten Willen des Gefangenen von Öt. Helena zu Grunde liegen,
zu vereiteln und den schädlichen Eindruck dadurch auszn-
gleichen, indem es alle jene schadlos hält, welche ans rein
persönlichen KUcksichten diesem Proteste gegen die bestehende
Ordnung zustimmen könnten.'
Bereits in Verona hatte Metternich Gelegenheit gefonden,
diese Anschauungen dem Herzoge von Montmorency gegen-
über zn llussem, weshalb er kein Bedenken trug, dass Baron
Vincent dem Grafen Chateaubriand die an ihn gerichtete zweite
Depeselie vorweise. Auch forderte er ihn auf, Dr. Antomarchi
die Passe nach Wien zu verweigern.
*■ Anhang 35*
* Hiabei bameikte er Folgend«: ,En toob parlant des intMts dn minenr,
U s^entend qne je ne tonche qne cenx qne le duc a de oommnn avee
tont hiritier ab inteetato; ce aont lee senl» qne nous lui reconmdaaons.*
DigitizGd by Gc)0
101
Zugleich mit der Depesche an Vincent schickte Fürst
Metternich ein Schreihon an den Orufen Neipperg ab, in
welchem er ihm die diplomatische Correspondenz, die in der
Zwischenzeit über die Testnmentsangelegonheit gefuhrt wordea
war, sammt den betreffenden kaiBcrIichen Resolutionen mit-
theilte. ^ ,Sie werden so gut sein/ Bchloss er seine Depesche^
M. der Frau £raherzogin diese TerBcbiedenen ActenstUcke
mit der Bitte zu unterbreiten, sie im Sinne der Entscheiditngen
erwftgen zu wollen, mit deren AusfUhmng der Kaiser mich be*
auftragt hat'
Der Weisung des Staatskanslers entsprechend, richtete
Vincent am 2. October 1828 eine Note an den Minister des
At'usiscrn, worin er ihn um die gt: wünschten Aufkliiriuigen er-
suchte.* Graf Chateaubriand nahm aber dieses officielle Schrei-
ben des Botöchatters nicht in der Weise aul", wie man nach
seinem Briefe vom 20. Mai liättc vermuthen können. Er ent-
gegnete Vincent^ dass er überzeugt gewesen sei, dass der
Wiener Hof schon längst auf jede Forderang Verzicht geleistet
habe. Indem Chateaubriand TOigab, yon der Meinung des
königlichen Conseils nicht gentigend unterrichtet zu sem, ver-
sprach er, dieselbe eiDzuholen und den Botschafter ehestens
Ton den gefassten Beschlüssen in Kenntniss zu setzen.'
' ,Me trouvaiit chargö \me les onlros de S. M. I. do i)'>rter ü la coimaia-
sance de S. M. H"*" la duchesse du Parme les ddtcrtuinationa aux(|uolle4
«m »i^iuta pire •*e0t «rrdl6 k r^lgtrd dei äAaaatthm des ex^tenn
lailsaieattireBy je ae rwx pM diff^ror de tohs tnuMmetfare» monsieiir le
comte» oM diffSftieate» mfonnatioiifl d^stiiitei d*Stre mites totu Im yenx
de Mb* rmrcbidtiebeMa.* Mettomich an Neippeig. 17. September 1823.
' ,. . . Conformöment k re qtic V. A. m'a preicnt par Ses döpöcbes N® 2
et 3 (Ml dato du 17 .s»>|>tombre dernipr, j'ni adress^ k M. le vicomte de
Chateaubriand au sujet du teatatnent de Napoleon Honaparto, la lettre
et la nate, duut j'oi Thonni^nr do joiudre ici nne copio. Je u'ai pas ret^u
josqa'ici de rSponse de la part de ce ministre . . Vincent an Metter*
mch. Paris, le 11 octobre 18S8.
* I. . . n me parat qne M. de Cheteaabiland n*4lait pea mnee instroit des
ditenninatiims du oonseil snr cet objet povr me rApondie avee qoelquo
pridsion; il m*a para qn*U 4tait persnadi que notre oonr arait
renonoi 4 toate r6elaiiiation k cet o^^ard. H i^onta qaUl d^sirait que
je lui remisse nne note sor Tobjet dont je renais de Tentretenir, et qu'il
me ferait connattre ce <|ne le conseil anr.iit d^terminÄ sur cotti- affaire.'
Ibid. Jedocli b»^reits am Ks. .Tünnor liattc. der Ministcrrafh die Erkl;inin(^
«bgegebtm, dass die frauzüsische Kegieruug keiueu Austand dagegen er-
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102
Am 14. OctoW 1823 theOte Vincent dem Fürsten Metter-
nich diese Antwort des Ministers mit. Da aber Graf Chateau-
briand noch immer mit der gewünschten Antwort jsögerte, sah
^lettcrnich sich veranlasst, dem Freilierrn von Vincent in einer
Depesche vom 18. März 1824 eine Beti'eibung der Angelegen-
heit aufzutragen.^ Nachdem dieses Schreiben nnch dem fran-
zösischen ^Tinistcrium vorgelegt werden sollte,* fertigte er
gleichzeitig ein sweites an Vincent $h, in welchem er dch
folgendermassen ftnsserte: ^Wir erachten es am so noüiwen'
diger, das8 wir von Seite der französisclien Regierung eine
bestimmte Erklämng erhalten, welche die Vormundschaft des
Prinzen in die Lage setzt, sich fÖr die Annahme oder die Aus-
schlagung der Erbschaft zu entselieideu, als sonst leicht der
Fall eintreten könnte, dass man ohne eine solche alle Verein-
barungen der Testamentsvollstrecker und Scliit'darichter in
BetreflF der Hinterlassenschaft für null und mchtig befinden
und verwerfen würde. Die französische Regierung, welche mit
aller Rücksicht vorgelien will, die jedoch auch wir zu beob-
achten beflissen sind, hat das löbliche Bestrebeni die Regelong
der Erhschaftsangelegenheit in der Weise zu yermittehiy dass
sie alle Legatare gleichmtlssig befriedige und den Scandal einer
öffentlichen GerichtSTcrhandlung vermeide. Sie möge aber dabei
anch die Vormundschaft berücksichtigen, welche sich keines-
wegs von den allgemein geltenden GrundsUtzen lici machcu
darf, die zum Schutze der Eigenlhumsrechte eines Minder-
jährigen aufgestellt sind. Diese Bemerkungen können Sie ohne-
hebo, die Gläubiger Napoleons aus den bei Laßtte deponirten Oelderu
bezahlt zu machen. Ent ans einem Memoirf», weldies ihm Graf Mon-
fholon im April 1825 Ubencbickte, weSoht Mettenüeih von dieeem Be>
schluMe.
^ ,M. le coute de Chateanbriand tous arait prdrenn verbalemeDti qii*il
derait conralter le eonaeil snr cet objet arant de voos fiüre puser nsie
r^ponse, mais votre Correspondancef M. rambaasadeur, ne nrnyant defniit
lora fourni ancuno trace de cette affaire, les ordre» de 8. M. 1. me font
nn df>vnir de rons In raj^poler Pt d<» vons invitor k faire une dömarehc
iurativu auprcä du ministere des affaires ötran^ree.' Metternich an
ViiKCMit. 18. Mürz 1824.
* ,Ed rappelaut k M. le cointe de Chateaubriand la promesse qnil voas
avait faite de vona faire connattre k cet les r^alutloiis du oonaeU,
auqael il Tonlait en rAfi&ier, il ae ponrra qn*6tre utile qne vona Ini re*
metties nne oopie de 1a d^pdche qal pr^Me la pr&ente.* R^rvte.
Metternich an Yinoent. 18. Mirx 1884.
103
weite» wmobl dem fransfieiachen MimBteriaiiiy als aaeb den
TaStBieiitsTollstreckern zu verstehen geben.'
In zwei Berichten vom 8. und 27. April zeigte Vincent
dem Fürston ^rettemich an, dass er zwar die officielle Antwort
der frar./. M-ehen Kegierung imverzü^rH^'h erwarte, jedocli nach
den vorläuhgea Aeusserungen Chateaubriaud's vermuthe, dieser
werde sich darin auf die von ganz Europa gegen Kapoleon
Banaparte verhängte Achtserklärung berufen^ tun dem Herzoge
m Eeichstadt jedes Recht auf den Nachläse und dem Veiv
stofbenen selbst die Befngniss einer letztwilligen Verordnung
absnspreeben. '
Eine Note Chateaubriand's Tom 30. April rechtfertigte in
der That die Voraussetzung Vincent*8. Dieser schickte sie,
ohne sie vurlicr beantwortet zu haben, am 8. Mai au den
Staatskanzler. *
In nicht mi.ss/AiverstflH iuh'r Weise kcnn/.eichnete sie die
Stellung der Irauzüsiselien Kegieruug zu der Verlassenschafts-
itage, indem sie Ludwig XVIU. das Kecht zusprach, Alles,
was Napoleon der Usurpator erworben, als sein Eigenthum zu
fordern; er wäre berechtigt gewesen, sich mit Ausschliessung
der Legatare und des Elrben aller in Frankreich deponirfcen
Gelder zu bemüchtigen, welche zu der Verlassenschaft Napo-
leons gehörten. Wenn der König dieses Recht nicht ausgeübt
und gestattet habe, dass die Legatare untereinander sich ver-
gleichen sollten, so sei er nur von der Absicht }4"o]citet worden,
dem Aerf?ernisse einer ötrentlielien GerichtsverliandUuig über
Fragen auäzuweichen, weiche die Vorgänge der Usurpation so
' i. . . tt n*a |»ani qw le gouTeraeinent Fnui^aii ohereheia k diablir qoe
U Position de Napol<^ou Bonaparfee, comiud ayant oncouru lo bnn do
i'Europe, intordit k sea hdritiers touto e«p<^ce do r^clamation k §on höri*
t^pp pt k lai niisme tonte fanilt/' dV'ii dispnsnr, mais j(* vonx paa
gär&Qtir toute fois <{uü cette n[iinioii nnit bi*Mi r<k-llumeiit celle du goa-
TWaement.' Vincent an Metternich, Paris, I»» H Hvril 1824.
,Le ministire Fran^aia ue iu'a,yaut paj» fimriii juüqu'ici les ^clair-
tivements t^ue, dam Taffaire du testament de Bonaparte, j'avaia 6t6 chargd
de Ini demander, je n*ai c«m6 de lappelw cet olget k H. de Chateaa-
^riand, mU rerbalemeiit, soH par 6cfli Ce ii*eftt qne depuU peu de jonre
^ je Iiis qn^on eet occnpd k wm minutfiie k me procnrer lee expli-
ti&tm demand^ par la tntelle de Mpr. le dac de Beidutadt . . .*
Viucent an MeUenüch. Paria» le 87 avril 1824.
* Anhang SS.
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104
nahe berührten. Wenn die französische Repeninff das Ton den
Testamentsvollstreckern an die Vurmandschalt des Herzogs von
Keiehstadt ^'eriehtete Ersuchen um Verzit tiilristiing auf den
väterhchen Erbtlieil unterstützt habe, so sei dieses in der Vor-
aussicht geschehen, der Wiener Hof werde die Verzichtleistung
als eine blosse Formsache ansehen. Bei nftherer Prüfung habe
sich aber die französische Regierung tiberzeugt, dasB der Her-
zog Ton Reichstadt auf Grund des AmneBtiegOBetzeB vom
12. Jänner 1816^ von der Erbschaft ansgeschlossen sei. Der
Anspruch, welchen ihm der Code Napoleon in Betreff der
Hälfte des Täterlichen NachUsses einräume, sei null und nichtig
und also die Verzichtleistung durchaus überflüssig.
Indem Chateaubriand dem Baron Vincent dieses als die
Meintmg des Conseils eröffnete, sprach er sich aber nicht dar-
über aus, was die französische Regierung eigentlich in Betreff
der den Legataren und dem Herzoge von Reichstadt vorbe-
hftltenen Antheile an dem Nachlasse Napoleons zu verfügen
gedenke. Nicht mit Unrecht machte Vincent in seinem Be-
richte, welchem die Note Chateaubriand's beilag, den Staats-
kanzler darauf aufmerksam, dass das firansOsische Ministeriiim
mit sich selbst in Widerspruch geratfaen sei, indem es die
froher so dringlichst angesuchte Yerzichtleistung nunmehr als
eine blosse Formsache darstelle.
Am 7. September 1824 unterbreitete Fürst Metternich
dem Kaiser die letzten Berielite Vincent's und die ihnen vor-
ausgegangenen Weisungen. Den Umstand, dass Chateaubriand
sich nicht weiter über die Absichten seiner Kegierung erklärt,
und auch die Testamentsvollstrecker keinen Schritt mehr bei
dem Botschafter unternommen hatten, glaubte Metternich nur
^ Eine Broschüre, betitelt: ,Loi relative k Tiimnevtie du 12 janvier 1816
suivie de Tappel nnmin.'il fait dans la s(?ance permanente de la Conven-
tion nationale dos 1(5 et 17 janvier 1793* lag der Note Chateaubriand's
bpi. Der Paragraph iV, auf wclrbon «sich rlir'Rer bernft, latitet folgender-
lUHMHua; ,Les aficendantt» et desceudaut« de Napoleon Bonaparte, ses
oncles et »es tantes, ses neveux et »es ni^-ce«, »es fr^res. leurs femnics
et leiirs descendanta, ses soüurs et leurs luariti, sunt exclus du royauuie
k perp^tuitft et sont tenne d*eii sortir daiu le d^lM d'mi moifl, wmu Ia
peine porige per Tartide 91 da eode pönal. lU ne pourront j joair
d*atteun droit dvil, y possMer ancon bien, tttres, penaions, & eoz aeeofdte
k titre gratnit; et Iis seront teitiia de vendre, daaa le dilai de alz moia,
lea biena de toute natnre qa'ila poaeMaient k titre onörenx.*
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105
dahin auslegen zu dttrfen, ,al8 die frauzösische Regierung es
den Legataren fortan gestatten wende, sich untereinander aus-
KUf^leichen*. Indem er ferner annahm, dass die französische
Kegierung eine Rechtfertigung ihres Verhaltens in jenen Be-
sümmongeii des Code Kapol^u za finden glaube, in welchen es
dem Monarchen vorbehalten sei, Uber das Vermögen einf s Ver-
ulheilten zu verfUgen,^ bemerkte er Folgendes: ,Es ist nicht
zu zweifeln^ dass das franaOsische Ministeriam diesen Umstand
benutzen werde, um einen ausgedehnteren Einflnss auf die Ver^
Isssensehaftsangelegenheit Kapoleons zu nehmen, und man kann
es sich aach nicht yerfaehlen, dass es durch das dermalen an-
genommene System mehr im eigenen Interesse handle, indem
die Legatare nun dasjenige, was sie von den in Frankreich
deponirten Geldern Bonaparte's erhalten werden, als durch die
Gnade des Küni^^s empfan^^en ansehen niüssen, während sie es
sonst einer Wirkung des Verzichtes des Erben und somit dessen
Grossmuth zugeschrieben hätten/
Nochmals gab Fürst Metternich sein Gutachten dahin ab,
dass der Kaiser keine weiteren Schritte unternehmen m(^e.
,In8ofeme sich nichts' gab er ihm zu erwägen, ,noch neue die
Lage des Geschäftes ändernde Umstände oder Thatsachen
offenbaren sollten, wäre es für das Ansehen £. M. compromii-
lirend und für die Interessen des Herzogs von Reichstadt ganz
ohne Nutzen, Uber diesen Gegenstand eine eifolgloee Verhand-
lung mit der französischen Regierang fortzusetzen/
Kaiser Franz erklärte sich mit den Ausführungen Metter-
nichs einver^standen. Indem er aber hinsichtlich des in Frank-
reich befindhchen Vermögens Napoleons das gelten licss, was
die Regierung Ludwigs XVIIT. dem kaiserhchen Botscliafter
eröffnet hatte, trn^^ er dem Staatskanzler auf, jedes von Seite
Frankreichs oder der Testamentsvollstrecker gestellte Ansinnen,
dass die Vormundschaft auf die Hinterlassenschaft Verzicht
leiste, mit Entschiedenheit zurückzuweisen. Weiters befahl er
ibm, Erkundigungen darüber einzuziehen, ob Napoleon Bona-
psrte nicht auch in England, Belgien oder in Nordamerika
iigendwelches Vermögen deponirt habe, da er entschlossen sei,
^ Rechte seines Enkels auf ein solches geltend zu machen.'
* $. 25 and §. 33 des Code Napol6oQ.
* ,Da der französische Hof in seiner Note vom 30. April 1824 die Bplinnp-
Umg anfiteUet, dass Napoleon Boaaparte bei seinem Todesfälle keia Ver-
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iüö
Ein weiterer Gegenstand des Vortrages betraf Sm Ma^
tino. Indem Metteniich auf daB GodiciU Yerwies^ worin der
ansdrückliche Wiuuch Napoleons ansgesprocben war, daas die
FttTBtin Boigbeae in den Beaitas dieses Gutes trete,^ machte er
den Kaiser darauf admerksam, ,dass der Herzog von Reich-
städt demzufolge diese Villa nicht anders zu revindiciren suchen
konnte, als indem er sich gegen den förmlich ansgesproehenen
Willen seines Vaters erklärtet
Für den Fall, als der Kaisei hich auch tlatllr entscheiden
und es dorn ]*nnzen «gelingen sollte, in Toscana als Erbe Napo-
leons anerkannt zu werden, beantrajijrte der Staatskanzler, wel-
cher eine Verzichtleistun}^ vorg"ezof:^en liiitte, eine Krbserklärung
Toa Seite der Vormundschaft nur cum heneücio inventarii.^
mfigt'ii in Frankreich mehr rechtmSflaig besitzen konnte und er somit
über (las in FrankrcicVi befindliche Vermfij.'-cn <n\t\^ nicht disponirea
konnte, so haben .Sie jedo von Mir iiHiiicns Meines Eukeb, des Herzogs
von lieicUjiUult, sei es nun von der l'ranzöüiächen Regioning oder den
Testamcntsexecutoren gefordert werdende Erklärung, wodurch ein Ver-
sieht auf die Titerliche Erbiohaft geleistet oder die Erbrechte deuelbeo
nur im IGndeileii beaiwtlndet oder verletiet werden könnten, anli fae-
stunmteBte hindan su weiaen. Uebrigena weiden fite Meinem Oeuuidten
am englischen Hofe nnd am niederllndiachen Hofe nnd Meinen General-
consul bei den nordamorikanischen Staaten anftmgeu, falls sich noch
oin dem Napoleon Bonaparte ^ehfJriges VernWif,'en in dicsRn Staaten ent-
decken sollte, die Erlirechte des Herzogs von Heichstadt unverzüglicb
zu verwahren.' Wien, 1. Februar 1826.
» Vergl, Auhang 28.
' ,Wenn es dem Herrn Herzog von Reichstädt gelange, in Toscan* wegen
der Yilla San llartino die Stgensehaft eines Erben Napoleons wirklich
geltend na machen, so ist mit Qmnd su besorgen, dass er nicht Mos die
etwa anf dieser Rttalitit haltenden Schulden llbemehmen mflsste, sondern
dass er als anerkannter Erbe in Toscana, wenngleich in Fra7Vk reich von
der Erbschaft ausgesdilossen, wegen eines vielleicht geringfügigen Ob-
jertcs den Behelligiing'en der Lffratare und Peni«ionisten Naj)oleon«? nnd
aller Jyuer, welche Fordenin^^en an ihn z« haben glauben, ausgiasetzt
bliebe. Dief»e Betrachtung:en stheinen niir wiehtif^ frennpf, mn die unma^s-
gebliche Meinung darauf zu griindeii, da^is iuBuferne E. M. wegen der
in der Sache eintretenden Bedanken und UnankOmmlichkeiten nicht etwa
gerathener finden sollten, auch Ton dieser Ecbsreclamation abausehen,
es dennoch vor Einleitong irgendeines Sdirlttes nothwendig sein dOrfte,
genanere Erkundigungen fiber den eigmitUchen Werth dieser Bealitit
nnd ttber die etwa darauf haftenden FMsiven einzuziehen, um darnach
ermessen su kOnnen, ob das Object es auch lohnen würde, sich den mit
dessen Bevindicirung Torbundenen öchwiengkeiten auflaosetaen, und dass
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107
Kaiser Franz yerwies anf seine Entschfiesming Tom IS. Sep-
tember 1823 und erklärte sicli nur insoweit damit cinverstaiulen,
dass der Herzog von Reichstädt die Erbschaft unter dem von
Metternich vorgeBcblageneu \ ui bt liaite antrete, als Na})oleon
Bonaparte über dieses Gut weder anderweitig giltig verfiijL^t,
noch solche Bestimmungen getroffen habe, welche es zum
Schaden des Erben belasteten. Darüber milsste aber die gross-
herzogliche Regierung entscheiden, und ihrem Scfaiedssprache
hAtte sich alsdann der Herzog von Reichstadt zu unterwerfen.
Indem Franz L am 1. Febniar 1825 den Staatskanzler ron
dieser seiner fintscUiessang in Kenntniss setste, trog er ihm
gleichseitig auf, aneh die Herzogin davon sa benachrichtigen.^
Der Weisung des Kaisers entsprechend, welcher in seiner
strengen Gerechtigkeitsliebe sich nicht im Namen seines Enkels
der Ansprüche desselben auf den Nachlass Napoleons beg^eben
wollte , ging Metternich nunmehr daran, die Depescln an die
Verü-eter des österreichischen Hofes in Paris, London, Parma,
Florenz, Brnssel nnd riHl;i»^-1]>liiii abzufertigen.
Die erste war an Baron V incent «xerichtet und forderte
diesen auf, jeden Schritt auf das jSorgtältigste zu vermeiden,
welcher die französische Regierung oder die Testamentsvoll-
strecker am der Annahme bereehtigen könnte, dass der Herzog
von Reichstädt auf die Erbschaft Verzicht leiste. Um jedem
Missverständnisse vorzubeugen^ wies er den Botschafter tai,
«• in jedem Falle »weckafarig adMin«, aveli diMsn Tbeil dM Neohlswee
Napole<Mis ntur cuin benttfieio Iflgis et inventarii anzusprechen, um das
Interesse des Herrn Herzogs von Reichstädt keinor GfiflUlfdliag aoiia*
setzen.* Vortrag ddo. 7. September 1824. St.-A.
' ,Was die unter der t<«s<-;inischen Re^iemn«? befindliche Domäne Nfnr-
tinn betrifft, sn ist bierwe^en Meiiio Ent.schlifs.Hiiiijr vr>m Bepteuiber
lä2'{ oren.'iii III Vollzug zu. üotzou uuü Mir von dem Erfulgo die Anzeige
SU erstatten. Jedoch will Ich, daas sich namens des Herzogs von Beich-
Kadt nvr cum ben«lifiio legis «k iiiTentarii m der in ToMana beflndlichea
'Srbsehalt dea Napoleon BonafMirte und daher andi so dam Dominium
flan Martino arlMerklirt weido, ond weoii ein geeetalieh nnd ^iUig er-
kttrter letetar Wille Mi^Ktleons mit diesem Dominio eine andere Die-
Petition getroffen hat oder die firbschaft durch andere giltige Disposi-
tionen Bonaparte's anderwptti^ prschnpft .«ein f?ollto, Über welche alle
Punkte lediplich '?or toscanist'hf>n Reg^ioriuifj die Eiitsehc'idting: ztistcht,
Mein Enkel .sicli (üeser Eutscheuiung' zn füg^cn Imhc. Von dieser Meiner
Eiitächlit^uug werden Sie der Frau Uurzogin von Farma Majestät um-
ständlich Nachricht geben.' Wien, den 1. Februar 1825.
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108
dem einen oder anderen Mandatar Kapoleons zu eröffnen, dass
er ausdrücklichen Befehl habe, keine wie immer j^eartete Er-
klärung abzugeben, welche die Erbrechte des Prinzen nur im
Geringsten gefälirden würde. Da Mettemicli viel daran gelegen
war, die eigentliche Veranlassung zu kennen, weshalb die
französische Regierung in der letzten Zeit ein anderes Ver-
halten als früher zur Schau trug, forderte er Vincent auf, auch
dieses in £rfahnmg zu bringen und die Testamentsvollstrecker
ftasarafoTBchen, ob es nicht etwa auf eine Verabredung zwischen
dem Ministerium und den Legataren zurdckzuAUiren sei.^
' iD'aprte catte r^latUm sonTerainA rom reoonnaisse/, M. rambaflsadeiir,
fjne nons rlevons nous abstenir soigneusement dv. tuutc, rf'-pouse ou
marche <jui füt suseejitiblo d'etre int«rprüt6e cnnune im ;ute de renon-
ciatiou de S. A. S. le Duc de Ht-ichstadt ou de la tutelle d«a ce princo k
B68 droits ä la succession de »tun pöre. . . . II ne sera tonte fois pas wins
utilit^, B'il De pr^nte jt V. E. tone occasiou natarelle de parier k Vvm
Ott k rmtre des troU extenteurs de le» privenir verbslement, qae tooi
ayes re^a Tordre de voos abstenir de toat sete de reaoiidation oo d'antre
dteUniion qni püt pr^ndieier aux droits de rb^ritier nstnrel. . . .
Vous aurez peat^tre roecesion d'apprendre d'eux si la Variation de coth-
duite qui s'est manifcstAe en dernier lieu dans le minist^re fran^Aia rela-
tivement h r.itTjiire du testanient, n'a pns 5t4 concert^e entre les person-
nes intäre.ssües ü rac-compUasemeiit des legs et le goavememeut.*
10. Februar 1825. St.-A.
Obwohl Metternich es als sicher voraussetzte, dams den Testamcnts-
▼ollstreckem die Kote ChateBnbrisod*s yom 80. April mitgetbeÜt weid
and es deshalb IBr aawalursdieiaUeb hielt» dass sie sieb neuerdings mit
dem Ersnehea an den Betsehafter wenden wflrden, dass die Hsnogin
Ton Parma das Testament anerkennen mSge» so glaubte er doch, ftr
den Fall, als dies geschehen sollte, die Vorsicht nicht ausser Acht lassen
zu dürfen, Vincent auf die gelegentlich seines Verkehres mit den Testa-
mentsvollstreckern zu bpohachtendon Ftlrmlicbkelton ntifmerksam zu
macheu. Deshalb trup er ihm auf, jodo an ihn, ob mündlich oder schrift-
lich gestellte Aufrage in der gleichou Wei.so zu erwidern: ,Comme de-
puis assez longtemps les exöcuteurs testameutaires out cessd de reuuu-
▼eler lenrs instances ponr que 8. M. M^s rarebiducfaesse Marie Louise
de Parme donnftt son aequiescemmt k rezieotion des dispontions de
demiire TolontA de Bonapaite, il 7 a d'antant moins lien de croire
qn*ils reviennent k la cbaii^ quHl n*est gnire doutenz qu'ils auront inA
instruits dans 1c temps de la teneur de la r^ponse du gouvemement
fran^ais du 30 avril 1824. Si cependant une teile demande dtait r^pro-
duite par MM. les ex^cuteurs testaniontaires ou de totite autre part, V. E.
ne pourrait se dispenser d'y r^pondre dans le seus j>rosirit par le pas-
tiage de la r^solution ci-dessoas transcrit. II s'entiiud que dans cette
hypotb^ V. E. reglerait aussi du cöt« de la fonae, ha reponse sur la
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Weiten theOte er ibm die kaiserliche EntachHessuDg in
Betreif des Gutes San Martino mit.^
Diese Angelegenheit war Gegenstand einer Depesche,
welche Metternich am 17. Februar 1825 an den Gesandten in
Florenz richtete. Er leiste seinem Schreiben den Entwurf einer
Note bei, welche Grat Bombelles ergänzen und der grossherzog-
Üehen Regierung yorlegen sollte.^
Den Ministem in Brüssel^ London, und dem General-
oodsdI in New-York hingegen trug Metternich «m 27. Februar
nfäf Erkundtgungen duttber einsoziehen, ob ausser dem in
dem Testamente und in den CodiciUen angegebenen Vermögen
noch ein anderes vorhanden sei, über welches Napoleon Bona-
parte im Augenblicke seines Todes habe verfügen können. In
diesem Falle hätten sie ohne Verzug bei den massgebenden
Beliurden die erforderlichen Schritte einzuleiten, um es fUr den
Herzog von Reichstadt sicherzustellen.^
denunde qui Lni aendt adreMte^ c^eat k dtre qa*elle 8e bonierait k nn«
eq»lieati<m verbale cliaqne foi« qae 1a qnestlon Lni en aenit fiito ww-
balemeol» et qoe a «Ue Lni telt adreisto par iaii, BUa j ripondrait
de mime. Cetto pi^oantk» aerait afecmaite poor qae le tileaee aar ane
p«reille Interpellation pour toit na pniiae itre intOfpr^tA oontre lea in«
t^rets da mineur/ Zbidem.
' JEntr'atitros notions qne vons y pnisercz M. rambas.sadonr, vous y re-
contudtrez de qnrllf maniere la tuteile <lo 8. A. 8. le duc <lo H>>icl)«tjidt
entend cjne Tou lasse valoir lea droit.s de ee prince sur le domuine de
Sau Martino, qne Napoleon Booaparte avait acquis k titre particuUer
dans rUe d*Elbe.' Ibidem.
* J>BDB eet ötat de choaes je doia vona isTiter, Ii. le comte, k domier
mite k bt riaolntion de 8. M. remperenr en ee qn*elle coneeme lea par-
tiea de l*fadiiti^ de Napolten Benaparte aitndea en Toaeane, et je penae
«jne nona ne pouTona mienx femplier lea intentiona de 8. M. L qa*en
meliTaat noe d^maielifla prda le goavernement ^and-dacal sur les prin-
dpea mime« anxqnels la tutelle de 8. A. S. le dac de Reichstadt a
«ppuT^ ses dtV-isions. C'est dans ce sens qne ponrrnit ^tre r^dip6 l'nftiro
a pr«^»eiiter ü la t-our de Florenco dans lequel il sorait hon df> • iire
i'Tiirur les nl()ti^"^< indiqti(*s dans lo projet ci-joint qae vons voudrez bien
du roste adaptt*r u Tetat actuel de« choses et modifier snivant les inci-
dents qui peuvent 6tre surveuaa depuis votre deruier rapport en d&te du
W avrU 17. Febmar 1896. St-A.
* iS. IL remperenr oonune atenl matornel et tnteor de 8. A. 8. le dac de
Beiehatadt m*a diaigi de donnw nne inatmctien aavoir, que dana le eaa
o& Ton dieonvitt qn*il j eftt en Angleteire, ans Pa7a>Baa en anx £tati
Unu des biena partieolien, dea eapitanx appaxtenants h ThMtage de
Kapolöon Bonaparte» lea miariona reapectivea anraient 4 faire aana retard
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110
An demselben Tage gab Fürst Metternicli dem Graten
Neipperg ausführliche Mittheilungen von dem bisherigen Ver-
laufe der Testamentsangeiegenheit und sendete ihm in Abschrift
alle AetenstUcke, welche sich auf dieselbe bezogen. Indem er
ihn aufforderte, seine Depesche der Herzogin von Parma vor-
znlegen, richtete er auch an ihn die Mahnung, Alles zu ver^
meiden, was als eine Verzichtleistung des Herzogs von Reich-
stadt auf die Verlassensehalt seines Vaters ausgelegt werden
könnte.^
Als Marie Louise die Note Chateaubriand's vom 80. Aprä
1824 gelesen hatte, war sie nichts weniger als ungehalten dar-
über, tlass die französisehe Regierung ihrem Soline jedes Heclit
absprach, das in Frankreich liegende Vermügen seines Vaters
zu erben. Sie glaubte^ dass die Testamentsangeiegenheit nun
endgiltig abgeschlossen sei und es den Vollstreckern anheim-
gestellt bleiben sollte, sich mit den Legataren abzufinden. Sie
ermangelte nicht, dem Fürsten Metternich ihre Befriedigung
darüber zu erkennen zu geben.'
I68 dteiarebM reqnisM ptte Im aixtoritft oomp^tentes ponr «wnrer au
moyeii de s^aettre on d^mtre« actet oonaemitoirM las r£claiiutti<nia qoe
la tntolle da dne de BeiehBtadt fen eninito valoir avr Im dit» biens
particulicrs on capitaux, on foudnnt rette demande 8itr ce qito In droit
du duc de }{« ictiHt.iilt de succ^der k de tels "b'ieuH ne peiit etre mis en
douto et quo S. M. l'emporenr en m qualit^ de tuteur iie se reconnait
pas le pouvoir de renoncer aux droits appartenant h titre particulior k
Bon petit-fiU.' An Esterbazy, Mier und Lederer. Wien, 27. Februar
1825. St.-A.
* ,Aprds «vdr rendn an eoauf^ «xaet & 8. H H"« PafeUdueheMW de Tdiat
actnel de oetto affain, il ne me reste qu'4 la temüner par mie obaer*
vation gAndrale aavoir, qn^il rtenlte de TeiMeinble des r^lutioiii aux-
quelles 8. M. rempeienr s*est anrM^ qn*!! est dana sei intentions qne
Ton i^abftienne soif^eusemeat de tonte Wipome en dSmarche qui (ut
susceptible d'etre iuterprßtie comme pr<^?nppo9ant im acte do rtMionciation
do Mgr, le Duc de RoidistAdt a l'lu'riüifre particuiier de soii pere. Je
ne puin qu'inviter V. £. k mettre cet« diverses notions sous les jeux de
Miuc la duchesse de Parme.' 27. Februar 1826. St.-A.
' ,. • • S. M. M<"c rarchiduchesse a 4galement rcmarqu6 avec plaiair dana
la döpiobe de V. A. qne le gouyeraemeat Fran^aia avait dMar6 fof^
mellement qne Mgr. le duc de B^ebttadt ne penvait d*aprfte la loi da
Ifi janvier 1816 fttre admi« d*ancuae mani^ k exereer lee droits d^li4>
ritier en Franoe. Elle croit que de cette maniAre Taffaire vieat d^dtre
terminöe de eoi-memet et qne les exäcutenrs testamenttUres seront seuU
charf^t's du partage des sommea qui so trnuvont ea France. . . ,* Neip«
peig an Metternieh. Parme, le 10 avril 1626.
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III
XTUl. Capitel.
Montholon'R Denkschrift über das Testament Napoleons. — Er fordert d5o
VormundBchaft Ueichstadt's auf, in förmlicher Weise auf die Erbschaft Ver
siebt stt leisten. Depeiche an Vincent — IMe FflnÜn Pmiline Boxgbeie
Tennicht Beidwiadt das Gnt San llartino, -~ Yoting Metternich*«. — Der
Kaiaer Terhungt la winen, ob San Martine der FQntin oder Napoleon Bona-
parle gebort babe. — Depeacbe nach Florens. ~ Die toaeaniacben Gerichte
erklären, rlass dif Fürstin Borghese Uber da« Gut nicht babe verfltgen kennen,
da es als Eigenthum Napoleons zu betrachten »ei. — Vortrag Metternich'«.
— Kesoliition des Kaisers, die nnthippn Rchritto oinzuleiten, damit San Mar«
tino lUr den Hersog Ton Keichatadt in Besitz genommen werde.
Am 5. April sendete Montholon eine Denkschrift an den
Staatskanzler, welche in ausführlicher Wei«c die Schritte bc-
sprach; welche von Seite der Testamentsvolltiticcker sowohl in
Frankreich, als auch in England unternommen worden waren,
um den letzten Willen Napoleons zu erftülen. Erst aus ihr ver-
mochte Metternich za ersehen^ dass das französische Ministerium
dem Wiener Hofe gegenüber in nichts weniger als loyaler
Weise vorgegangen war.
Mit Hinweis darauf, dass König Ludwig XVIII. am
31. Juni 1824 seine Zustimmung dazu gegeben batte, dass die
bei Lafitte binterlegten Gelder dem Grafen Montholon auj^ge-
folgt werden sollten, damit dieser seinem Auftrage GenOge
leiste, wogegen Lafitte des Depots sich nicht begeben wollte,
bevor der "Erhe sich nicht erklärt, richtete Montholon das Er-
suchen an den Fürsten Metternich, der Kaiser möge als Vor-
mund des Herzogs von Reichstadt auf die Erbschaft Verzicht
leisten und ihn oder die GÜiubiger Napoleons ermllchtigen, die
festgesetzten Lefcate auszubezahlen.^
Da Metternich nichts darauf erwiderte, wurde er von Mon-
tholon am 3. Juni neuerdings gebeten, ,im Interesse des Her*
zogs von Reichstädt die Aoftnerksamkeit des Kaisers auf diese
Angelegenheit ssu lenken'.
Dieses abermalige länschreiten Montholon's bewog den
StaatBkansler, den Freiberm von Vincent allen Ernstes aufzu-
* Die H«"»he demelb^n helief «ich atif 7Ö6.816'&4 Franca, so dass noch ein
reines Vermögen im Betrage von 2,461.683 Francs sturückblieb, dessen
«in» mifte wk dem Aiuapniehe d«r Schiedaiidtter IQr den Heraog von
Meidütadt rarHekbehaltan werden aoüta. Anhang 87.
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fordern^ die Testamentsvollatrecker nicht Jftnger in Unkenntniss
dttrtlber zu lassen, dass der Kaiser sich nicht fdr berechtigt
halte, im Namen des HerEOgs von Reichstadt auf die Erbschaft
Verzicht su leisten.^
Als Montholon diese Kntsclilie.ssuiig iiiii«i:etlicilt wurde,
erbat er sich eine Abschrift derselben; Baion Vincent jrlnubte,
ihm dieselbe niclii voronthalton zu dürfen, und V\ob>, sie zu
diesem Zwecke in einem Sinne anfertigen, dass daraus für den
Wiener Hof keine wie immer geartete Verpflichtong herror-
gehen konnte.^
Inzwischen war die LieblingSBchwester Kapoleons, die
Ftlrstin Panline Borghese, in der Villa Strozsino bei Florenz
am 9. Juni 1826 gestorben, nachdem sie in ihrem Testamente,
mit dessen VoHstreckung der Cardinal Rivarola zu Rom be-
tränt war, auch den Herzog Ton Reichstädt bedacht hatte. Sie
hinterliess demselben ausser einigen Mobilicn und Angedenken,
die sie durch den letzten Willen Napoleons erworben, auch das
^ J>m d^marcbe« fidtet fMur let ex^cateurs tegUmentaiTea de NapoMon
Bomparte, dans le cours du mois (ravril demier, prouvent que 1e« per-
sonnea chargäes do roxei-ution du teetament df Loiipwixi«! et de «es
codiciles se flattoicnt «mcor*? ;i eettp (^pociuo <nu> S. M. l"f:np»'rcur et roi
conime tuteur natural et lejj^al de S. A S. lo duc de Keichstadt rfnon-
eomit aux droits que ce priuce pourrait laire valuir sur le» fouds appar-
teuauts H la snccession» et que par suite de cette renonciation S. M. 1.
«ntoriflevait M. Lafitt«, ditenteor d*iuie partie de ces fondf, k en efFeetner
le payement et mSme le gannitirait contro toute reTendication possibl«.
Cetle penniaaioiL erron^ o& pmniiwent Atre lei exfenteim tevte-
meotsirest doit nona Uin an devoir, M. le baron, de ne pea lee Itiwer
daas Vignonnce d'une r^solution tont k fait oppos^e que 6. M. a prioe
apr^ avoir entendu loa oonseils de la tutelle. II nie suffira de rappeler
k ce stijet ;\ V. K. la eommunieation du texte de la resolution qne j'ai
eu l'ordrr do S. M. de Lui transmettro dans los premiers m<>is de eetto
ann<^e. Si dans t et intervalle V, E. n'&vait pas fait jiart h MM. les ei^
tniteurs testamentaires de la d4temiination a laquello la tutelle s'eat
arretee, je dtivrait» d'autaut plut» L'inviter k remplir k cet ^ard les in«
sferaettena de 8. M. L qu'EUe m'a eqjoint en Bilme teiups de &in eoniter
de raecomplisaemeat du diapoeitif de la dite r£folittioiL . . .* Metter-
nich an Vincent Milan, le 86 jnin 1886.
* ,0e dernier (Montholon) ajant toutefoit espiimA le dMr de poaeUer
one simple eopte, afin de pouToir randre aux co-int^resa^ un compte
exaet des tennes dans lesqnelles est eoii<;no la resolution Imperiale, j'ai
cm pouvoir consentir k lui en laisser une dans les forme» les plos COd-
fideatieiles et les moins auttieatiqaes.* Faiia, 11. Juli 182&. 6t.>A.
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113
Landgat San Martino. In einem Schreiben vom 27. Juli machte
Fftrst Borghese dem Gtrafen Bombelles die yorläutige Anzoisre
von dieser Verftigang itiid behielt eicli eine vollständige Mit-
tbdhng Tor^ biB die Anfbahme der YerlassenBcfaaft seiner Ge-
miUm beendigt sein würde. ^
Der Stellvertreter des Cardinalsy Josef Ugolini, wendete
iicli an den kaiserlichen Geschäftsträger in Rom, Baron Ge-
notte, und ersuchte diesen, ihn über die Abbichteu der Vor-
mundä>chaft in Betreff des T.ef]fatea zu belehren.*
Von Sf'ite der Familie Iii)naj»arte stand dem jungen Prin-
zen jetzt ruebts mehr im Wege, die Erbschaft anzutreten, und
es bedurfte blos eines Uebereinkommens mit der grossberzog-
liehen Regierong, welche San Martino abgesondert von den
uderen Krongtttem verwaltete. Indem FUrst Metternich am
30. Oetober 1825 dem Kaiser hierüber einen Vortrag erstattete,
erklirte er ihm, ,dass die toseantsche Regierung durch den Ge-
sandten m Florenz eingeladen werden mttsste, die Villa San
Ifarthio demjenigen anssnantworten, der ernannt werden wttrde,
um sie im Namen des Ilerzo^^s in Besitz zu nehmen und dem-
selben gleichzeitig auch die Avahteud der interimistischen Ver-
waltunir des Sequesters erhobenen Früchte zu verabfolgen'.
Gkichzs itiir beantragte er, diese Erbschaft nui* unter dör
Kechtftwohlthat des Inventars anzutreten.
Kaiser Franz wollte jedoch noch keine bestimmte £nt-
icheidong über diese Frage treffen, bevor nicht die grosshcr-
ngliche Regierang sich geftnssert, ob San Martino als ein Theil
ist Hinteilassenschaft Napoleons oder als rechtmässiges Eigen-
tknm der Prinzessin Borghese, Uber welches sie habe verfögen
können, zn betrachten sei. In dem einen Falle solle das Gut
ftir den Herzog von Reichstadt sub beneficio inventarii in
Besitz genonimeu^ in dem anderen hmgegeu der Gesandte in
*■ Anhang 88.
* ^»i rhoBiieiir de mettre som Im yetuc de V. A. un billet qae j« viens
4tt recevoir de Mgr. UgtiUoi eii sa «lualit^ dn subttitat exicatenr te«ta-
mataire de fsue la princenae Panline Borghese.
Ell commnniqnant lo tpxtp de Tartielü t!u testament tlf i t^r {.rin-
ct'Hse ijtii ,1 n'l.ntion aux 'ju'ello a faits k S. A. S- \<* dm* do lü'ich-
Btadt, il deiaiiiiäe d'etre lustruit imur dirertion, dos iuteutiou» des
earateurü da co s^ränissime prince k l'egard de cen leg». . . .* Geiiotte
ia Hetternich. Rome, le Sl aoftt 1836.
AnUv, B4. LXXX. I. Hilft«. 8
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Irlorcuz beuiittragt werden, es als lieprat der F!\rstin Borgliese
von der toscanischeu Keporimg zu beanspinichen. ^
In Betreff der Andenken, welche Pauline Borghese ihrem
Neffen yermacht hatte, erinnerte Metternich den Kaiser an seine
frühere Erkl&rung, ^dasB der Herzog dergleichen Mobiliargegen-
stände unter dem Titel eines Andenkens an seinen Vater an-
nehmen dürfe'.'
Dagegen erhob Kaiser Franz keinen Anstand, und er ver-
langte blo8, dass ihm diese Vermächtnisse vorerst vorgelegt
werden sollten.'
Am 14. M«arz 1826 theilte Fürst Metternich dem Oe-
sandten in Florenz diese KiiLschliessungeu des Kaisers mit und
beauftragte ihn, bei der grossherzoglichen Rej]^'erung die ge-
wünschten Erkundigungen einzuziehen.^ Auf das Einschreiten
• ,Meine Entschliessungen vom 13. September 1823 und 1. Februar 1825
haben Ihnen schon Meine Willensmeinnng nicksichtlich der Villa und
Besitzung San Marlino nnf dor Inw! Elba orf'ffnct. Dn es nun nicht
gleichgiltifr ist, ob dic.-^o Villa und Besitzung vo)i der hierzu competeuten
tnacanisc lu n lu ;^ienuig als ein Tli»»il der liiaterlassenschaft Boiiapartc's
oder alä ein Eigoathum der nuu gleichmässig versturboueu Prinzessin
Borghot»e aaerkonnt wurde oder werden wird, weil Letsteras dem Heno;
^ von Betchatadt ab ein reines Legat verbleiben kOnnte, ao liaben Sie
▼orent darch Meine Oeaandtachaft in Florena dahin ra wirken, daas die
toeeanieefae Begiening nach Haas Meiner obigen EntachlieaBongen die
Frage, wem dieae Villa und Besitzung, unabgesehon von dem L^;ata
der Fürstin Borghose «ur Zeit des Abstcrbons «b'rsclben g-ehört odor m
gehören habe, entscheide, um, im Falle das Erbrecht Meines Horm Enkels
auf diese vSterliche Verlnsf^rnschaft auch rücksichtlich dieser Villa und
Bcsitzuiif; als überwiegend anerkannt würde, durch die geschehene Le-
rjirun^;: dic'ser Ansprüche von Seit<> der Fürstin von Borghese alle An-
sUimlu uuch mehr zu beseitigen, oder im Falle, dass die toscanische Be-
gierung dieae Villa und Beaitsnng ala ein Eigentham der Fttntib Bo^
ghese erkläre oder erklSrt haben tollte, namena dea Heraogs von Reich*
atadt dieae Villa und Besitzung als ein Legat der Fllratin Boigheae bei
der toacaniachen Regierung anxneprechen.' Wien, IS. Jänner 1826.
■ Vortrag an den Kaiaer vom 20. Oct4)beT 1825. St.-A.
• ,Die Annahme der von der Fürstin Borghese dem Herrn Herzop ^f^"
Reichstadt legirten Nippes unterliegt übrigens keinem Anstände und sind
Mir dieselben, sobald sie Meinen Ges-nndten in Rom tmd Florena be-
hftndigt sein werden, vorzulegen.* Wien, 18 Jftnner 182n.
• ,. . . Vous vous convaincrez, M. le comte, par le texte do la nouvelle
räsolution (celle du 18 janvier de cette anudo) quo, malgro que cette
mAme poiaeaaion de San Martine ae troave maintenant legu^ an dae
de Beichatadt par U princeaie Fanline Borghese, 6. M. L petaiate nAao-
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115
Bombelles' betraute dar toscatkische Minister des Aeiisscnii
Graf Fossombroiiiy den obersten Gericbtsbof mit der Aufgabe,
diese Rechtsfrage zn nntersachen und darüber sein Gutachten
absngeben. Dasselbe lautete, dass das Gut San Martine ein
Eigentham Napoleons gewesen und von der Prinzessin Borghese
anberechtigter Weise dem Herzoge von Reichstadt vermacht
worden sei, welcher es somit in seiner Eigenschaft als Erbe
seines Vaters, immerhin aber mit der Rechtswohlthat des In-
ventars iu Besitz nehmen könne. ^
molus dans ro])iiuon quü los autorit^ Toscanes doivent ätre invit^ea,
pur QUO d^marche de votre part, k döcider la question k qiü appartenait
OH derait appartonir la dite propri^li de San Ifortino au moment da
diciiB de la prineewe PaaUne? 8i !«• aatorit^ de Tosoane a^jagent ce
domaine an dnc de Beiolistadt et d^larent qae la rielamatioa qa*en
avait faite la princeeM Panline Atait döpourvue de fondeinont, d^s lors
8k A. 8. den^t tee mise en posseiision k titre d'MriUer b^u^ficiaire de
8on pÄre. 85. nn contraJre, li>s nntr»rit<*'.s Tnscanes rernTinai*«^'!!^ quo la
prince*5f"^ Pnulino avait r6clam6 ä justo titro la proprit't«'- cit« Sau Mar-
tine, il eu r(j4iulterait que la testatrico on nurtiit valideniejit (tt««po!»iS, et
Youä aurlez alora, M. le oomte, k demaudcr au iioni de ia tuteile du duc
de Reichstädt que le gouveruement To«can lai en fiwie ratvie la poaiei-
Am k titre de legs partieaUer de la priDoease Boigheae.
8i la tntelle inBÜte, oomme TOtia voyes, IL le oomte, mr la d6-
drion de eetle quettion prialable, c*e>t qn'il n'eat anllement ia^0(6rent
qae Mgr. le dac poMMe cette rAaliti comme faiaaat pnrtie de ThMtage
dt^Ialss«^ par BOQ pire en Toacaue, ou comme une propri^t^ ayant appar-
tenii ä la pnnr»>>;'<f i]f\ Borg^h^se, attendn quf», dans ce dernier snppo«;('i,
eile passerait i Ml:i le duc k titre de legs pur et simple et avec ex6-
cation dp touie charge.
l,a secoude partie de la retK>lution du 18 Jan vier est relative an
■onTenir eousistant en bijoux et nippe« de pen de Talenr qae la prin«
eeiee FauUne a Ugai an dac de Reichatadt. On ne doit Cftire aacane
düEBeolti de le« aooepter et die que lee olvjeti anront 6tÄ dÄlivr^ anz
nüMioiie de Bome et de Floieaee, Ue aetont envoj&i id paar etre mis
k la diaposition de la tntelle. Yous aures ntn d^aeeompagner Tenvoi
que tou» ferez de ces objets, d'une cnpie du re<;u que vons anrez df^livr^,
aa nom de la tutolle, anx personnes chargfM's do l't xf'cution testamentaire.
Vous voudrez bien, M. lo comte, in'iiistniiro de von d^marche»
et de leurs result&ta atin que jo puibso faire couBter de l executiou des)
ordres de ä. M.' Metternich an Bombelles. Vienne, le 14 man 1826,
* Arne i mentoyati dabU indieaTano, et oome gli soritli legali del lodato
arroeato regio dimottraao, weeome aopra k ttafeo ImTemente eompilato,
aaehe alla conaalta k di pieieiite maaifiBsto, che la pertiiiensa della
teaata di San Martine e raoi anneasi, quanto e bastantemente giustificata
a fnrore di Napoleone Bonaparte e del di Ini figlio erede beneficciato,
8*
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116
In einer Note vom 22. Jänner 1827 tlioilte Fossombroui
dem kaiserlichen Gesandten diese Entsciieidung mit, wobei er
bemerkte, dass die Domänenverwaltmig des Grofishersogs bereit
sei, über ihr Gebahren Rechnung zu legen. VoB dem Ertrage
der Einkünfte würden blos die Verwaltungskosten and jene
Summen in Abzug gebracht werden, welche nttthig wären, nm
die Yon Napoleon Bonaparte, als dem Tormaligen Bentaer San
Martinos, contrahirten Schulden m tilgen.*
Es bedurfte nunmehr blos der Ernennung eines GommisBilrs,
welcher das Gut im Namen des Prinzen in Empfang zu nehmen
und mit der grossherzoglichen Guterverwaltung abzuscbliessen
altrettuto «d h flwliuft dfti diritti • dalU penons della fä prineir
peasa Borghese, ci6 posto alla stessa consnlta comparisco chiarianma
rinutilitA del legato, che Ia mentovata principossu face di detta tenuta
al figlio di Napoloone, la qua!« d'flltmiidp imn ebbe in animo di lep-aro
la Cosa alinna. Data jtoi 1 iiiutiUta di detto legato, ne potendosi dtibitare,
che sivssistonto, f:iiist<i e piu ampio e pii\ utile sia il titolo di erede
beneficiato da coutinuaräi a spiegare dal figlio di Napoleone, crede
dmiUnmto U eonnilta, che nn tsl tttolo tU qßtXh ehe meriti di easere
legalmente litenulo dal rammentato dnoa di Beichatadt Finahnente
siccome lo atato di ToacaDa ooncoida ^ non arer difitü aulla proprieti
di detta tenuta, la eonmlta crede pur aneo di ginatisia la consegna della
medesima tenuta al veneratissimo rappresentante legale del prelodato
erede, salvi quei rendimenti di conti, formalitü e cantele di natura dcl-
Tatto. Rapporto dell I. e R conMult«/ Beilage einea Berichtoa Bom-
belles', ddo. Floren«. 25 Jännor 1827. St.-A.
^ . . La Hupreme coiittulte aprus avoir entendu le dit avocat de la cou-
ronue a xeconna que la propriSti dxi domaine de San liartino appar-
leoait k Napolten, que le lega de la dite terra fait par la prineaaae Pau-
line Boigheae en Ikrenr du due de Beichatadt eat tout 4 &it iuutUe, et
que par cona^quent oe n'eat qne aotia le titre d*hMtier (anb benefido
legi« et inventarii) de son pöre que le dnc de Beicliatadt, et peur is-
t^röt de celui-ci S. M. Tempereur d'Autriche, son augiiste tuteur, peut
pror<''rl(>r k la prisp de possession du domaine de San Martino, avoc les
clause» et corulitiniiH inhärentes k la natnre de l'artf» dont il s'agit
S. A. I. et K. a approuv6 V&vis prononcä par la üuprüme cousulte, et
c'est en ex4cutiou de sea ordres souverains que lo soussignö a rhonuaor
de remettre k 8. E. H. le oomte de Bombellea une eopie du rappert
ftit k cet fgard par le dicaatAre auafoone^ k Teffet que ft. M. L et B. A.
pniaae donner lea ordrea nioeaaairea peur la r^ption de la remiae qui
doit lui Stre faite de la terre de San Martano. Le domaine du grand-
dachä qui a juaquHci adminUtr^ la dite poaaeaaion, eat disposd k rendre
compte de sa pestion, ain«! qne de« arrerag'fs, bien ontendu que du
roontant des rovenus de la dite terre on devra dikluirö itm trais d ad-
miuistratioa et le payement des dette« döjk faites par Napoleon, ancien
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bitte. Id einem Vortrage vom 9. Febiuar 1827 b«t Fürst
Mettemidi den Kaiser, die hierzu geeignete Persönlichkeit he-
lochnen nnd ernennen sn wollen.^
Gleichzeitig legte er ihm ein Schreiben Neipperg's vom
10. April 1826 vor, aus welchem der Wunsch Marie Louisens
erhellte, wegen des Verkaufes von San Martine mit der tosca-
nischeu Kegicnmg in Unterhandlung zu treten.
Dagegen sjtrach Mottemicli die Bemerkimtr aus, ^dass
man in die Veräusserung eines einem Minderjährigen zage-
iiöngen Gutes nur dann einzugehen pflege, wenn der wohl
oachzuweisende Fall einer Noth wendigkeit oder eioes augen-
acheiiilichen Vortheiles eintrete'.'
Kaiser Franz flberliess es dem Staatskanzler, einen Com>
missär zu bestimmen, welcher mit der Regelung der Ueber-
nahme betraut werden sollte.' In Betreff des Verkaufes von
San Martino resolvirte er jedoch Folgendes: ,Sie werden Meinem
Gesandten um toscanischen Hofe den Auftrag ertheilen, dass
propri^uire de San Mftrtiiio. . . / FonomtNrooi an B<»mb«ll«a. Florence,
le 22 janvier 1827.
* .Da es sich ntinroolir (Inniiii liandclt, dii» bc^aj^lc Villa nameiiii de» Hor-
togn von Koich^tadt in lit-sitz zn n«'hiiH«!i nnd hoi dieser Gelegenheit
die förmliche Erklärung ab/.up('hen. dass tipisfibf sirh zu den von seinem
Vater aLs Privateigen thum hiiitürla.Häuuuu Gütern und liechten nur cum
boMSficio legia et inveutarü erbserkläre, so sehe ich mich in dem Falle,
S. IL sa bitten, den UebemahmacomniiMir gnädigst benennen Sit wollen
den AllerhOelutdieielben aowolil sn dem besagten Untemehmuugsge-
•ehlfle, nie nncb sa der mit der gronhenoglicb toeeanlBchen Dominen-
edmSnirttatien in pflefenden Liqiddiranf der Aetir« nnd PeafiTaireragen
dieser Villa für geeignet finden düiften.' Tortrag an den Kaiser, 9. Fe-
bruar 1827. 8t.-A.
* ,M"* rarchidmhesse !*erait d'avis, qnand lo ponvemement To««cfin anra
prononci' »ur cette atluirr', qir<>n Inl offrit d\'n !ictiT 1»^ dit domaine de
S. M., fpii de toiitt! nianiAre .naii Im c<nis- tMi üikmix iju a .-<»n auguste
fils, vu que soq entretien lui serait trop onereux/ Neipperg an Metter-
meh. Parma, 10. April 1826. St.-A.
* ,Der bikah dieeea Vortrages dient Wt mu Wissenschaft, und werden
flie nnnmehf Sorge tragen, dass nnmens des Henogs von Betebstadt sieb
sa dieser latestatertiBehaft s^es Vaters bei der competenten toseaaiscbea
BabSffde enm benefieio legia et inventarii erbserklirt, die gebSrige Li<
qni^rnng mit der teseaniseben Domänenadministration gepflogen und
die AusfolgUDg der ganzen reinen. Moineni Enkid gebührenden Erbschaft
bewirkt werde, zu welchem Endo Sic die Hesttdlung einei* hiezu voll-
kommen ^eeigneton nnd vi>rlää8Uchea Commlss&rs besorgen worden.*
Panenbeug, 3. ä«^ttiiuber 1827.
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118
wenn diese Villa vortheilliaft, sei cä an die toscanische Begie-
ning oder nn wen Andern veräussert werden könne, er so-
gleich zu berichten hübe, ob und wie dieses am vortlir ilhaftesten
fUr meinen Enkel stattfinden könne, oder ob die Beibehaltang
der Besitzung ihm mehr Katzen bringe/
XIX. CapiteL
ICarehMid*« Absicht^ sich nach Wien su b^g^ben, am Beiclistadt dio ihm ron
seinem Vater vermachten Andenken zu ttbeigeben. — Weisung: Mett«r-
nich's an A]iponyi, dies*' Keifsc verliindem. — Schroibtiii Marclmiul'.-* an
den Hcrzof,' vnti Koirlist.'ult. — Kr bohiilt dit' Andenken zurück. — San
Martino. — Tod ilos Hi-rzugs von Keiclistadt, — Ik-r ]ie«uch des Herrn v.
Prokesch bei der Mutter Napoleons. — Betrübuii» de« Kaisers über den Tod
seine« Enkels. — ICsrie Lotus«. — Antomsrchi. — Marie Louise Terzichtet
in fBrmlicher Weise anf den Napoleoniaeken Nachläse.
Inzwischen waren dio liemiiliLinj^^on der iu London, Brüssel
und riiiladelphia l)('<z:laiibigten Vertrotcr des österreichischen
Hofps orfolirlos «robliclieii, über das V<tr]iandensein noch unbe-
kannter Capitalii'U Na])oleün Honaparte's etwas in Erfahrung
zu bringen.* 80 beschränkte sich das, was der Herzog von
Reichstadt zu erhahcn hatte, blos auf die wenigen Andenken,
welche ihm beim Eintritte seiner Volljährigkeit übergeben wer-
den sollten. Als nun die französischen Journale im Miü» 1827
die Nachricht brachten, dass Marchand sich zu diesem Zwecke
bald nach Wien begeben werde, wies FUrst Metternich den
Botschafter in Paris* an, die Reise Marchand's hintanzuhalten.
Er mOge zugleich den Testamentsvollstreckern bedeuten, dass
er bevollmächtigt sei, jene Vermächtnisse zu Übernehmen, und
dass er sie in dem Zustande, in welchem er sie empfan^ren,
nach Wien übcrschickeu werde. ^ Diesen Antrag wies Marciiaud
' fToutefois les inTSstigations que nous ETons reoommand^ anx repr^-
sentants de notre coor, doivent n'avoir amen6 aucune decouvecte, pois-
qii'il ne TionH a ^t<^ rien relnto k cot «^fr-ird.* Mott»^rnic■li nn Noipperg. Wien,
2'.]. Februar \y*'I7. St.-A. Die verschiedenen Nachricliten, welolie Bombelles
und Tito Manzi iunterbracht wurilon, diist^ Napoleon Bouaparta au^ehu-
liche SSuMiuien iu Livoruo und in Pari» depuuirt haben sollte, acheinen
nichts weniger als aof Wahrheit beruht in haben, wie man ans dem
Ansbleibeo jedes weiteren Berichtes hierttber mit Beebt vennothen kann.
Vgl. Anhang 89.
' Als Nachfolger Vineents war im Jahre 1826 Graf Anton Apponji nach
Paris ernannt worden.
* . . Maintenant, M. Tambassadeur, que vous devez vous consid^rer
comme appel^ k servir cet ^rd dUnterm^diaire, ainsl que l'ötait ci-
Oi§itized b^oegk '
119
jedoch zurück und verharrte auf seinem Entschlüsse, die Legate
dm Prinzen persönlich zu Uberreichen. Diese Absicht erhellte
aus einem Schreiben^ welches er am 18. März 1832 aus Strass-
bürg an den Herzog Ton Reichstadt richtete.^ Das Verhalten
Marchand's erregte nunmehr in Metternich den Verdacht, dass
es ihm gar nicht darum zu thnn aei, aeines Auftrages aich zu
entJedigen, und er das Verbot nach Wien zu kommen nur zum
Vorwande nehme, um desto sicherer in dem Besitze der ihm
anTertrauten Gegenstftnde zu rerbleiben. In einem Schreiben
Tom 14. April 1832 wies er den Grafen Apponyi nochmals an,
von Marchand die Verabfulgung des Vcrmächtniss< s zu ver-
lansren, und ihm im Wcijjerunorsfalle zu bedeuten, dass es
schwer sei^ an die Eediiciikcit seiner Absichten zu glauben.^
devant M. le baron de Vincent, je doU avoir Thonneur de vou» pr^venir
que rintontir.Ti rlo 8. M. Tempermir c*st da nn paa aatoriser l.n venno ir.i
du Sieur Marcbaud ni d juitrc <le.s <'xt'cut<'urs testamentaires pour re-
mettre lui-mdme le« o}ijt<t.s fontu's k s.i crardts; qu'en cons^qnence vous
▼ons refuserez, M. l'auibassadeur, h lui accorder des passoporta k cet
tfet ou a mftnir da votn yrin. ceoz qiii Toaa Mroieat pi^Miitfo aree
dMtanataon pour rAotriche; qne 8. M. remperenr vonUmt ntenmoinB
donner avx «xfontoiin teotameiitaireB de mdme qn^anz peraon&es da Ser-
vice de rez-emperear les ikcilitte eoaveiiablee poar qtt*ile pnnent t^ac-
quitter de la remi§o dos objeta confite 4 leiir« soine, vooa anrez, M. Tain-
ba.<»sadeur, k leur faire connaitre, lomquMI.'} so presenterout k Tambassade,
<]Tif> voTis Met ntitnri«««^ par la com Inipt'rinlf» a rerovnir tels objets des
mHtu!t des personneä qui anraient qualite pour voixa les remettre; k tous
cLarger envers elles de les traa^mcttro dans Tetat oü ils vous soront
remis, et 4 tous eogager ä leur faire ensuite parvenir des actes de
re^u et de la remise des legs certiflte par la •ignatnre de Mgt, le duc
de Beicbftedt. V. E. voadra bien pr&venir verbalement M. le minietre
des «ffMree ^tranyftree de riroponibüit^ o& Elle «e troave de viser de
•Miblablee pMeports ponr Vienne et rinfonoer en meme temps de ce
qu*Elle est aatoria^e a accorder des £Rcilites aBn d'^viter de donner lieu
k des plainteo. . . / Mettonücb an ApponjL Viennei le 21 mai 1827.
' Anhang 40.
' ,Comme les motifs qui oou« ont fait juti-^'r ciuivenablo de ne point faci-
liter Tex^cutioii de ce projet du Sieur Marchaud, lorsqu'il s'eu est agi !a
prenu^re fois, subsistent egalement aujourd'hui; c'est Intention de S. M.,
M. rambMMdenr, qae toob ÜMmes connaitre nn dit Sieur Uarehand, le-
qnel d*apr4i «a lettre eatdite, m troave «etneUemeat i Strasbonr^,
HAtel de la 6* di^iiien militaire chei le gin^ral Bmjer, qne la bante
tuteUe de M. le duc de Beicfastadt ne trouve pas qa*il y ait liea k rien
chaoger 4 la d^terininatiou, qui lui a ät^ notifi^e en 1820 par T. £^
qa'en conji6qaence la haute tutelle susdite ne peut qae lai faire renou-
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120
Der Ton dem Forsten Mettemicli gehegte Verdacht Bcbien
um 80 gerechtfertigter ea sein, ak die TeBtamentSToUstrecker
bei verschiedenen (ielegenheiten bewiesen hatten, dass ihnen
nichts ferner liege, als die Interessen des Herzogs von Reich-
stadt zu wahren. Denn durch sie war das französische Mini-
sterinni veranlasst worden, sich bei dem Wiener ilote dafür zu
verwenden, dass der Kaiser im Namen des Prinzen auf die
Hälfte des Latitte'schen Depots Verzicht leiste, and sie waren
es, welche dasselbe Ministerium anff^efordert hatten, za er-
klären, dass der Sohn Napoleons in Geni.isslieit des Geseties
▼om 12. Jänner 1816 unfähig sei, die in Frankreich gelegenen
Güter seines Vaters zu erhen. Ja sie hatten die französische
Regierung zu der Entscheidung verleitet, dass Napoleon Bona-
parte nicht als Franzose, sondern als Engländer gestorhen sei,
und man daher tther die bei Lafitte hinterlegten Gelder nach
enghschen Gesetzen verftigen dürfe, welche dem Sohne aus der
Verlasseiischat't des Vaters keinen rtlichttheil vorbehielten. '
Sowie jMarehand keine Anstalten traf, dem Prinzen durch
Vermittlung der kaiserlielien Botscliaft in Paris die wenigen
rref:;'enstände /u übcrsehieken. welche ihn an seinen Vater er-
innern sollten, 80 wurden auch die langwierigen Unterhand-
lungen Uber den Verkauf des Gutes San Martine zu keinem
Abschlüsse gebracht. Der Advocat Lamporecchi, welchen Graf
Bombelles mit der Regelang dieser Angelegenheit betraut hatte,
richtete zwar zu wiederholten Malen das Ersuchen an die
Osteireichische Regierung, eine endgUtige Entscheidung zu
treffen und seine Anträge hinsichtlich der Deckung einiger
zum Activstande der Verlassenschaft gehörigen Forderungen zu
genehm iy:en, aber Kaiser Franz zögerte noch immer damit,
einen Beschluss zu fassen.* So starb der König von iUnn, ohne
aus dem Vermächtnisse seines Vaters mehr als ein Porträt er-
halten zu haben, welches diesen in Lebensgrösse darstellte
veler la proposition de remettre entre les mains de rambainde le d£p6t
qni lui a it^ eoa&i, proposition qa'U aentira Ini-mdme ne pouvoir d^Ii»
ner de nonve«ti «ans antnriser les soiip<;ons qn'il serait difficile dans cö
<;/is (U) uf jias ijlcvcr sur la sinec'ritö de sa disposition ä s'acqnitter de
1h cotDinissiuu dout 11 oliargö par les actos de deruiere volonte de
Tex-empereur Napoleon.* Au Appuuyi, 11. April 1532. St.-A.
* Dies brmcfate die Oeterrridiisdie Eogieruug erst später m Krütknuig.
* AnhMg 41.
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121
uui ihm von Kaiser Frana persönlich übergeben wurde. ^ Ein
tngisches Geschick hat es gewollt^ dass der bereits dem Tode
geweihte Prinz nicht einmal in den Bentz jener Andenken
kommen soDte, welche Lätitia, die bo schwer geprüfte Matter
NftpoIeonBy für ihren Enkel hestinimt und Herrn von Prokesch
fibergeben hatte. Attf der Heimkehr nach Wien traf diesen die
unerwartete Nachricht, dass der Herzog am 23. Joli am 5 Uhr
Früh im Schlosse za Sehttnhrann Terschieden sei. An dem-
selben Tage und an demselben Orte war auch elf Jahre früher
dem daiiLil- zelinjäiirigen Prinzen der Tod seines Vaters mit-
getiaeilt worrlon. *
,Da.s Testament meines Vaters/ hatte iü iclistadt sicli fines
Tages vernehmen lassen, ,ist die oberste Vorsuhrü't für meine
ganze Handlungsweise.^^
Doch er war verdammt dazu, sein Leben thatenlos zu
heschliessen. Krankheit und Dankbarkeit zugleich hielten ihn
ah, dem Rafe seiner Partei zu folgen und das kaiserliche Frank-
reich wieder aufzurichten. Aher so lange er lebte, so lange die
Anhänger Napoleons auf ihn als denjenigen wiesen, welcher
bestimmt schien, sie zu führen, so lange fürchteten Metternich
und mit ihm die Vertreter des Legitimittttsprincipes, dass eines
Tages sein Ehrgeiz denn doch über jedes Bedenken den Sieg
davontragen und ihn verleiten werde, das hmggeschmiihte
Banner seines Vaters wieder zu Khren zu bringen. Wohl im
Hinblick aut solche Verquickungen schrieb ELaiser Franz, wel-
' Vortrag des Fürsten Metteruicb an Kaiser Franz:
(Wien, den 9. April 1831.
Allergnädigaler Herr!
Der k. k. Botecbafter sn Flotens firlgt mittelst des gehonamst sa-
TerwabiteD Berichtes an, was mit dem unter den VerlMsensdieflsgegen-
atinden Napoleons auf der lme\ Elba befindlieb gewesenen PorMU des-
selben in Leben sprdsse tn geschehen habe, welches ihm (Qrafen Sanran)
ehtatens von der toscanischen Regierung för S. D. den Herrn ITorzoo^
von Reichstädt 'i hergeben werden wird, ob nftmlich bosagles Gemälde
kiebür geschickt werden soll, und zwar in seiner deruiaiigen Form oder
aufgerollt?*
Besalntion des KaiMn: Dieses Mir bereits angekommene Portrit
werde Ich Meinem Bokel fibefjgebeii.
Wien, den 4. Deoember 1881. Frans.
* FMkesch, 76.
'Honfbel,
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122
eher den Veriust^ der ihn getroffen^ aufe Sehmeraliehste em-
pfand, am 26. Juli 1832 Folgendes an den Fürsten Mettemieh:
,Der Tod meines Enkels war ftlr ihn ein Glück bei seinem
Li3idcn und vielleicht auch fiir meine Kinder und die Welt;
mir wird er abgehen.**
Das Erbrecht des Ilerzotjs von Reichstädt ging uunniehr
auf die Herzogin von Parma über. Da bisher weder Kaiser
Franz noch Marie Louise sich entschlossen hatten, in förmlicher
Weise auf die Hinterlassenschaft Napoleons Verzicht zu leisten,
80 blieben sie Beide nicht davon verschont» dass verschiedene
Legatare immer wieder mit Forderungen an sie herantraten.
Antomarchi war es insbesondere, welcher seine alten Ansprüche
geltend zu machen suchte und hiebei auf die noch bei Lafitte
befindliche Hälfte des Depots yerwies.' In einem Schreiben
▼om 14. September 1832 ersuchte Baron Marschall den Fttrsten
Metternich, sich sowohl über diese Angelegenheit, als über jene
des Gutes Sau Martino äussern zu wollen.^ Kaiser 1 üiuz über-
liess es jedoch dem alleinigen Ermessen seiner Tochter, eine
Entscheidung zu treffen, was Metternich nicht ermangelte, am
13. October 1832 nuch Parma zu berichten.* Der Versicherung
Antomarchi's, dass das für den verstorbenen Prinzen bestimmte
Depot noch bei Lafitte sich befinde, glaubte der Staatskanzler,
abgesehen von der Erklärung Cliateaubriand's vom 30. Mai
1824, schon deshalb keinen Glauben beimessen zu dürfen, weil
die Testamentsvollstrecker mit Zustimmung der französischen
* Resolution des Kaisen auf einen Yortrag lfettornieh*8 vom 86. Jnli
1832. St.-A.
* Anhanp 42.
' ,En suppliaut V. A. de vouloir bieu lue dünner Ses inRtrnetions sur le
inode de torminer ceUe qaestion, je prends la liberte du »tatuer les prin-
cipauA points qui me sembleraieut devoir Stre pris en cousideration, n
la pvemi^ reneneiation a M lUte oo non de la mdre et dn fila, on
aeolemeot ponr la premi&ra» en qnel caa vn noavel acte de oelte natnre
deviendndt n^eeanto en aoite de* droits aequis par le d4o4s du second;
en quelle rolntion se trouverait cette queation arec oelle de San Martino
dans l'ile d'Elbe, et si dans le caa qn'nne aeconde reuonciation devrait
avoir lien p"iir ]i\ partie do la successiion f*» tronvant dans les mains du
banqnier ijatitic. cello de San Martin(} (b-vraif suivrc la memo ligne, ou
bien cüllu adopteö ä Vieuno puiir les «'ffcts du prim e.' Baron Marachall
an den FUrsten Metternich. Saia, le 14 »eptembre lb32. bt-A.
* Anhang 43. Die 1>etreffende» VortrSge Metteraioh'a an Kaiaer IVans
lind nicht Torbanden.
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123
Regierung an die englischen Gterichte sich gewendet und diese
erklärt hatten, dass der Erblasser nach Gutdünken über sein Ver*
mögen habe verfolgen können und sein Sohn auf keinen Pflicht*
thei] Ansprach erheben dttrfe. £r hob hervor, dass Air den FaU,
ab das Depot in der That zur HUAe noch TOrhanden wäre und
die Herzogin Ton Parma es verlangen wollte, sich diese den-
selben Sohwierigkeiton gegenübergestellt sehen würde, als wie
sie in Betreff dee Testamentes gieieh zu AnfSuig bestanden
hätten. Diese Anschauung Mettemich's war schon im llinbHcke
auf das Gesetz vom 10. April 1832 gerechtfertigt, welches,
Carl X, und seine Familie in Acht und Bann » rkliiivnd, zwar
den viertel Artikel des Gesetzes vom 12. Jänner isll) niifge-
hoben, aber nichtsdestoweniger die Bestimmungen aufrecht er-
halten hatte, welche die Napoleoniden betrafen. * Er tlberliess es
Marschall, sich tLber den wahren Sachverhalt zu erkundigen,
um darnach Antomarchi zu bescheiden, wogegen er ihn auf-
forderte, die Herzogin von Parma zu veranlassen, dass sie ihre
Bechte aof San Martino endlich zur Geltung bringen m6ge.'
Die Hälfte des Depots befand sich in der That, und zwar
hypothekarisch sichergesteUt, bei Lafitte, aber Marie Iiouise
liegte nicht die geringste Absicht, sie zu beanspruchen. Als in
Vertretung des Marquis de Maison, französischen Botüchufters
am Wiener Hofe, der Bolsehaftssecretür. (iraf S'* Aulaire, am
8. Juni 1833 eine Note an den FUrätcn Metternieh richtete, in
welcher er genauen liericht Uber die Sachlage erstattete und
weiche er mit dem Ersuchen schloss, dass die Herzogin von
Panna ihren Erbrechten auf die Verlassenschaft Napoleons ent-
asgen möge,^ zögerte Marie Louise keinen Augenblick, diesem
Wunsche Folge zu leisten.*
Nach langwierigen Verhandlungen Uber die Form der
Venichtleistung erfolgte eine solche erst am 12. Mai 1837, und
da sie alle Theile gleich befriedigte, war diese Angelegenheit
loniit endgiltig erledigt.^
In Betreff des Gutes San Martino hatte die toscanische
Regierung verfügt, dass der Herzogin von Parma nur der
* Vgl. Hsmel, Lonu PhUippe, I, 270.
* Aahaag 43.
* Anhang 44.
* Anhang 45.
' Anhiag 4S.
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124
lebenslängliche Nutzgenuss gebühre. Doch wollte Marie Louise
auch diesem enteagen, weshalb sie den Grafen Revizky^ er-
suchtc, die grossherzogUche Regierung davon mit dem Bemer-
ken in KenntnisB zu setzen, daas San Martino demjenigen ab-
getreten werde, welcher es nach dem Gesetze beanspruchen
dürfe.' Nun machte Fürst Montfort seine Erbrechte auf dieses
Gut geltend, und der Process, der darüber entstand, währte
noch lange nach dem Tode Marie Louisens fort.
> Seit laSG bevollmichtigler Ifiniiter in Floreu; leiii anmittelbarer Yor-
gtnger war Chraf 8en8t-PilsadL
* »Der Herr ObenthofmeiBter I. M. der Fran Emberaogin Hersogin ▼<>&
Parma hat mir die mit dem hohen Rescripte vom 10. December v, J. an-
gekündigte Absicht I. M. eröffnet, Ihr Besitstham San Martino auf der
Insel Klbn schon ilf nn.ilen c»nnz aufzugeben, von weUlioin ihr nat-h ilem
Todt' des Herrn Uerzogs von Eeicbatadt nur der lebenslängliche Frucbt»
genui^s ^i'hührt.
Eö wurde mir aufgetragen, von dieser Absicht die grüs-sUerzog liehe
Regierung mit dem Beisätze in Kenntniss zu setzen, es würde der Wunsch
I. U. «ein, den die IMbnnale angewieaen werden, Uber die gegrflndeten
AnaprUdke an entMbeidett, welche tith. anf das Eigentham von San Mar*
tino erheben werden, nachdem I. Bi. dietem Beaitatbnm eatngt haben
wfirde, und daai die Tribnoale dicj^ugen, die das Recht dean haben,
auch in den Besitz einführen.' Graf von Revizkj an den FBrBlen Metter«
nich. Florena, den 21. November 1887. St.-A.
BEILAGEN.
1.
Sir Hadson Lowe to Iiord Bafhnrtt.
81 He1«n% 14«^ mai 1891.
Mylord. In the first dajs after general Bonapartes death, I wiis too
mach oceapied in the various local airangements to which the event gaye
rise, and too solicitoiis tbat yoar Lordship shonld receiye the earliest pos-
•ible information of th« «rent, to enter into many details, npon which I
ibaU Bow baTO fh« honor to eomnraiuoat». I hate already had occarion io
nfcr to ihe letter whidi eoont Moi&iholoii addreflsed to m», aanoandng
ganeral Bonapartes death.
He took tbe oarlieet opportunity afteniarda to presB mo for a reply
aad ayaOed himaelf at the eame time of fhe aathority whieb, he said had
been delegated to bim by general Bonaparte, to make known to me what
he Said was one of his äy'mg requests; this requcst was, that Iiis heart
should bp sont to his wife, the archduchess Maria ijnui»a. I acquaintcd
coant Monthulou, that iiiy ordors wpre to inter tho body oii this islaud
and that I could not be said to do so, if I suffered any part of it to be
taken away from hence.
This proposal was made to me before the opening of the body and
ooont Montholon aoqaaintod sie at the same time, that general Bonaparte,
biTiDg thoiigiit it probable that the diseaee nndenrhich he bad been raffer^
big was the lame aa that of which hia &ther had died, vis. a Cancer or
Kiirhne of the pyloma, bad been desirone, hia body ehoold he opened as
& Dieane to discoTer if any remedy could be fonnd to preeerre hia son
front the same disease. We had no farther conTersation at the moment
nepeeting the heart; count Montholon oüly expressing his desire I would
consider his application to me and give him an auswar upon it.
When the body was opcnod, prnfossor Antoraarchi, who was the
principal Operator, wished to keep the heart and the diseased part of the
stuiuach separate from the body, an objection was made to this on the
pari of the medical gentlemon on account of their having receiTed no
4irectione from me on the subr^t Connt Montholon then came forward
in e Teiy eameet manner to Sir Tbomaa Beade, who was in the room
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136
dvrmg the dissection, to beg the heart uiight be leit out until tbe mattor
was referred to me, and to this proposal Sir Th. Beade, with whom I had
Bome pmioQS coiiYarsatioii in anticipation of wbat might occur, aasarted.
Having reflected Qpon th« tenor of oonnt Honthdon'a letter to me, and
the nae of the Imperial title in it, I feit I coiild not with proprie^, either
acknowledge or replj to it, bat aa it embraced anbjecta opon which he
and the other foUowere of genenil Bonaparte might natorally expeet to be
made acquainted with my det« riiiiiKition, I saw no reasoQ that shuuld
prevont me fmin writing a lettor to him, which should iaform him, as
£rom iDjsclf np'tii all tho poiiits in qiicstiün..
I thereforo adressed a letter lo the count of whicb copy is inclosed,
aud at the same time told him what my detenniuation was with respect
to the heart, that I could not aaffer it to be removed from the Island, bat
that it might be pnt np separatelj, presenred in any way he pleased in a
vaae and placed in the same coffln with tbe rest of the bodf. This at-
tention I oonsidered to be due to the illastrions personnage to whom
connt Hontholon had aoqnainted me, it was the deaire of general Bona-
parte his heart shonld be giren, thinking it equallj an act of doe atten-
tion to bor not du yield to count Montholon's desirc of conveying the heart
at onco to her, uuiiifuniied as 1 naturally iniist be in what light aftor so
lon^' II Cassation of any rfhition together, whetUer of a public or dgmei>tio
nature, auch requoBi might be received.
The heart which had been preserved in spirits of wine was conse-
qnentlj pnt into a small aÜTer vase, the stomaob in anotheri and both
placed in the coffin with the bodj.
Mr. Bntledge aasiatant snigeon of the 20*^ regiment was the person
who Boldered np the Yases in which the heart and stomach were phwed,
and saw them pnt into the coffin, the nndertakers being also present.
The body was deposited in the plain uniform of a Fraich colonel of
chasBcurü.
The coftiü, at the pai-ticular de&ire of count Montholon was con-
sti'ucted as foUows:
1. A ])lain cofüu lined with tin.
2. A lead coffin.
8. A mahagony coffin.
Connt Montholon wiahed to have the worda: »Napoleon n4 ä Ajacdo
15 Aofit 1769, mort &S*«-H6Une 5 Mai 1881', inscribed on it. I wiahed
the word Bonaparte to be inserted after Napoleon, to this oonnt Mon-
tholon objected, and therefore no inseription whatever was placed
on it.
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127
On the day aftor the foueral I waited on ootint Hoaibalon, to be in-
formd of the teatamentary dispoeitions» ganeral Booaparte had mado»
Mo; tt I had hefore nndentood from him not a will, but a codicil to
Ins will. He immediately aseented to show it to me, bot eaid it was ne-
tmxrj covnt Bei'trand, Signor Vignali and Mr. Marchand should be pre-
itüt, ht' wi'nt C(>nso(|iiL'iitly to call theiu, Litnit. colonel Sir Tli. "R<»ade being
about to foiluw mo and thpiii inta couat Montholon's apartuient, the
C!>nnt toM ino ho li.id hwn purticalarly enjoinod not to show thp will to
a&y persou but myself; I iusisted however upon Sir Th. Beade*» accom-
pe&jhig me and being pres^nt wben the will was opened.
Upon going into couni Montholon's room, he presented the paper
eoDtaming the will to me, it was only one flheet of paper with fiye seala
Ol it, Tis. thoee of general Bonaparte himself, oonnt Bertrand, connt Mon-
tbolon, Signor Tignali and Mr. Marohand folded iip precisely as in the copy
iadoeed.
After perafiing the Contents I returned it back to connt Montholon,
and told him I could not decide npon its validity in u legal point of view,
bnt that if I withheld my decision upon it, it would not be with any in-
tention to opposo its execiition.
It would be necessary however I should see the effects genoral
Bonaparte had left, bf'fore I conld decide in what degree it might be re-
qoisite for me to afSa. my own seal to tbem, prior to tbeir removal from
^e island, er to any final dispoeition of them taldng place.
On the following day, the 10*^ of may I again proceeded to Long-
wood aecompanied by major Gorreqner to see the elfects, which general
Boni^tarte had left, the whole had been laid ont in hie apartments.
Tbere was his wardrobe principally consisting of old clothes accord-
ing to inventary A.
His plate and porcelaine« as per invontary Ii-, an additional inven-
tiiy of bis plate. in posscssion i)f connt IJcrtrand C.
Three small niahagouy boxes with each tive seals npon them, con-
taining the articies specified in inTentaries 1 — 3, which count Mon-
tholon informed me it had been the reqneet of general Bonaparte, might
be deliwed to his son on his attaining the 16*^ year.
These boxes be particnlarly objeeted to open from respect as se said
to the dying reqnest of the person to whom they had belonged. I did not
presB him to open them on this first ooeasion.
Amongst the few articies of Talne which lay open on the tahles was
t snnff box of wrought golJ, with a cameo of large size representm^ i
goät wilb a faon riding upon it nibling at some grapes on a vine btulk,
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128
and aaother also of wrought gold with an N. rougblj engravod or rather
cat in apparently with the point of a knife on the cover of it.
The firsi of these boxee had been presonted to genenU Bontparte
by tbe Pape Pios the TII^ at the peaoe of Tolentino in ooneideration of
some favorable modificationa wbich general Bonaparte bad admitted, on
tbe treaty witb Hia Holjness on that oocaaion.
I had looked on tbese bozes, in the first instance without opening
them. b«t Walking about the room sbortly afterwards I took up that with
the wineo upüu it, to iidinir© the beauty uf tho workinaiisliip and at tho
game time openini^ tlio lid uf it, I observed at the bottuiii a siiiall card, cut
oxactly of the same siz© as the insidt» of tlie box with the followiii^ words
lipon it, written in general Bonaparte's own hand ,1'ompereur Napoleon
k Lady Holland t^moignag^ de satisfaction et d'estime'. On the hack of
tbe card waa written in anotber hand ,donn^ par ie Pape Pie YU iL
Tolentino 1797'. Connt Montholon and Honaienr Harcband obsening
mj snipriae at reading the card, eaid tbey bad no idea of tbere baving
been racb a card witbin the box, bat count Montholon added inmiediately be
had been charged by general Bonaparte to presentthatboxto Lady Holland.
On opening the otber box I found it half filled with snuflf — it was
tho last box gt^neral Bonapai te had in uso. Count Montliokdi told ine he
had been charged to present it to D' Ai nott, and that the N. on the top
of it had been cnt by general Bonaparte himself.
Count Montholon told me afterwards he had been charged also to
present to D** Arnott ,ane somme d'argentS Having aaked connt Mon-
tholon if general Bonaparte had not left many papers, be said very few
tbat migbt be considered as bia own that be bad some dictöea of general
Bonaparte, bnt be regarded them now aa belonging to bimself. Gönnt
Bertrand wbo waa present obeerred be bad some also in bia poBseaion of
tbe same Und. Haging begged count Hontbolon be wonld sbow me in tbe
first instance those which he considered to belong to general Bonaparte
hiraself, he went into bis room and brought out a buiidlo with him, tliey
were priacipaiiy nutes on tlie concordat, a roogh co])y of the lett^re from
the Cape of Good Hojtc published as a reply to the book of Mr. Warden —
au8wer to the manusci'ipt of 8^ Helena — , and various loose papers which
it would haye reqnired a immense time from the indistinctness in which
many of them were written, aimply in pencU, to have deciphered, tbe
beada and anbjects of none of tbem appeared to rekite to any otgeot
of paramonnt interesty and npon asking oonnt Hontbolon wbetber
notbing more exiated, be said tbat I migbt consider all papers of any
kind of oonseqnence, as baving been already transmitted in one way or
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<Hher to Europe. He added: vous en avez meme vu de publies referring to
tbe 9'^ book of the Memoirs. Thpy h;i«i advcrtised, th^v said. tho publi-
cation cf ihe 7'^, ö'*' ariil 1»'^ book, but they ha<l nt»t aiijH'ar».Mi. thesi' ba<l been
-nt to Mr. O'Meara, but not f<>r piiblicatioii, lus hiu\ ptiblished what ho
di'i withottt any authority and they were all t>xtremely angry with iiim
foT it. He, count Montholon, would compel Mr. O'Meara to sofTonder up to
him the remainder of the mannscript ke had in hia possesnon. General
Boniparte, he «ud, had been extremely snrprised and ineeneed at the
publkation ef any part of theee as well aa of the a«oonnt of the hattle of
Waterloo by general Gooigand, who was deeired to deÜTer the notea he
was posseseed of npon tbat eobject previons to hie departiire fnm hence
tnd thoQgh he had given up one c/»py he had retained or rather purloined
the other. liiai this circumstant hu i u iitaied general Bonapaito u.^miu.--L
geoeral Gourgaud more thau aoy tüiug eise ia his conduct, aud he had
iiefer forgiven it.
1 asked count Monthob>ii what had become of the tirst books ot the
memoii's; he said they had been eent bome, but he did not mention to
whom; he reiterated that every paper which might be considered of any
«ODBeqaenoe, had been eent to Eorope a long time since; that general
Bonaparte had diotated nothing of any interest since july or augnst hwt.
Vany of the artides belonging to general Bonaparte having been vety
nach combered together at my first vieit, I suggested to count Uontho-
lon that the whole of them might bo opened and laid out in the different
rooms which combiuiiig witli the dosire of ^>evoral persons to havo an
opjiN»rt«Tiity of stM'inir anything curioii,^ aml valuabb' amoag the elfccts,
that had bot-n liTt the following day was fixo«! uiioii for thoir being arrang-
ed io such manner, aud count Monthulon at tho same time said h(* would
cause the forniture of general Bona})art<>*s own apartments, which as 1
aaw them were in a State of entire disorder (one of them had been con-
Twted into a chapel and the drapery had been just stripped off) to be
inanged in predsely the same atate as they had been during his life-time.
The next day oTety thing was prepared accordingly, and as an aot
«f attention to the offioers and principal inhabitants of the island, the
honse was thrown open to eyery person of a respectable class in regulär
tarn to see it. The bedrooiu aud dresBingioom, being the most constantly
occupied by general Bonaparte, were arranged exactly in tbe maniu r tli^y
had bf-pQ during his life-time, tho <^ntirf walls of b-.th woie covored with
white iHUslin drapery, which it was his ciistom must be chang»'<i ovciy
fortnigbt. The rooms thus have a veiy neat an«i comfortable appearance.
Od the 13^ instant I waited again opon count Montholon, to inform him
Aicki». Bi. LXXX. 1. mifi«. 9
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130
of my detennination with respeet to ih« tbree boxe« which had been sealed
up and also with regard io the papers in his possession as well ae in
oount Bertrands. I told him it was absolutely necessai-y I shonld bo
enabled to say j'ai tont vu'. A minute of conversation I had on this occa-
sion with count Montholon and cotint Bertrand accompanies. Every thing
which I required to see was shewn to me. With respect to the will I had
it not in intention either to admit or to dispute the validi^» leafing it to
the natural hein, to litigate any points that might ariae npon it.
The articles left by genenl Bonapaita sre slinost entiiely the nme
ho brotight with him hither and whieh he was permitied by the British
gOTenunent to possess whilst here; the codicil refenred alone to such
objccts as he possessed here. Döring his life-time I might faaTO been an-
thorised in proventing any disposition of them, which might have rendered
them convertiblc to the lueans either of communication or escape, but
aft^r his death they appeared naturally to fall as an heir looni to bis na-
tural hüirs or to those persons t<> whouj he willed tbeni. The validity of
the testimouy as to his hand-writing and signature of persons wlio have
an interest in the requesis, might certainly be dispiited in a court of law;
bot the circumatances nnder which genenü Bonaparte died, are of a natore
for which no exact analogy I believe can be foond in any preoedent which
law book coold afford. I forbeor giving validity to his last testamentary
disposition as I might do in the same way as at the deakh of any other
person on this Island by i cquiring the witnesses and the execntors to
appoar before me and the Council to swear to the authenticity of the
papers presented and to admit the right of administcrint,' npon them, biit
at the same time I havu not ff»lt myself called npon to dispute the validity
by any diroct act of intorloronce, on my part. »atisfying myself simply
with asscrtainiug what the effects are and taking such step on public
grounds alone. I nevertheless feel I am not without legal argument for re-
fraining from any real dispute on the validity of the will or putting a bar
to its execotion, for upon referenoe to the only law book in my possession,
that I thought likely to present any light on the snbject, ]>omast*8 civil
law, I find all the argoments are in favor of the legatees; it is therefore
in some degree withhelding an aid firom them in not caUing upon them»
to swear to the validity of the will before me, and thns leaving it opcn to
any further discussiou, l)ut the ucutral course in such matter is that which
has appeared to me on the whole the most advisable to pursue,
I have . . .
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131
II.
Kinate of what oceand at Longwood on the 13^ maj 1821, ai
Hh anmmatioik of aome of tlie properiy left by geoenü Bonaparto.
The goTOTBor eaUad on oonnt Koatholoii aooompaniod bj Sir Thomas
lud« and major Gorroquor, and informed him ho had oome to Loagwood
kt ih« pnrposo of sj^oaking to him, Tolatire to tbo exammation of the
eiBds of general Bonaparte, that it was nocessary ho ahoold tm ewrj
thing before it left the islaud, in order that he might bo enabled t<) state
tt) bis gfivemmeiit, that the articles corrosponded gonorally with the iü-
TPütarios, and that ho inight be eiuiblfd to send tho offects home on board
the same ^ihip with the persons of Longwood instead of sending them
6ealed up to be eiamiued there, that it might thuü prevent many quoations
regarding them in England, and aavo mach trouble and inoonvenience to
thonuolfea, bonafter, aa the goTornment might at onee be enabled to
make its dispoaitiona re^eeting the effeola apon his report.
Coant Montholon asaented immodiately to the examination of oTory
thing except three amall bozes, eealed np with general Bonapaite^a own
teal and the sealg of foor of bis followera (▼ii. eonnta Beiirand and Mon-
fbotoD, abbe Yignali and le Sicur Mai*chand) saying: ,11 n'y a aucuno
aatre difficnlte qiu- pour cos truiü boites', that ho wouKl profcr every other
mode of piocooding iu respeot to them, tliau biuakiiig tlio soals. .nous
ßev(»iis', he Said, .rospocter ces dorui^res volontos* that it wouM bo plac-
ing them (the persons whose seals were afiäied) in au unpieasant 8i>
toatinn towarda hia son and tho other mombers of his family.
The goveraor said: ,Je m^riteraia d^Atra blftrn^ trte haatement, si
ja m oontentaia d'ezaminer lea artidea de la moindre cone^aence, et de
laisaer paaaer lea chosea lee plne pr^ieaaes sana loa Yoir.' The connt here
obserred: ,OBi, e'eat bien, ce qn'il y a de plus precienx €ertainement% tbe
gofimor nanmed: ,Ge serait me plaeer dana nne position asses ridicnle
qae de realer satisfait d'avoir yn nne partie et point Faiitre' tbai bis object
was by n«. moaiis oue of curiosity. but to hi- able to do hij? diity towards
gövetament, by informini: it ho liad oxaniiii»'>l all tho effeets gonoially. It
was not his iiiteiition tu inieitoi-o witli tlio disposition of the proporty
luentioned in the will, nor would he consider whother he could legally do
^ or not, he had no desire to impede the last intentiona of gonoral Bona-
pute in the disposal of that property. Etoq the regulations of the caatom-
lionse required that OTOiy ihing imported or eiported ahoold be aeen, and
in his sitaation of govemor he was not bonnd to dispenae with the role
«B thii oeeaaioA. In Boghad every box most be opened hy oifieeia of tbe
9t
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183
cnstoms, nothiag coold taken oat of tbe ship, withont fhai examination;
after bis seeing the contents of tbese boxes they might be again sealed
up and bis seal annexed to tbu otber seals. His object and desire from
tbe moment of general Bonaparte's lifiith had been to proceed in every
tbing with all the accord in his power. Otunt Montholon bowed sayin'f!::
,Oai certainement, vous Tavez fait en toutes choses.' The count theu sald
it was necessary be ahoold consult with the othtM i oi-^ons whose seals
(beeide bis own) were on tbe boxes, and consider whether tbej conld
accede to the gtTernor's desire of haviiig tbem opened, as tbey mnst aci
in nnison on sncb a point Tbe govemor remarked» be was desirons tbey
flbonld all act in concern in ihis affair. The count tben expressed a wish,
the goTornor should State bis desire in writing, not tbinking a verbal
commnnication snfficient, to justify tbem towards tbe son and fsmily of
general Bonaparte. After conft-niii^ with ihr oüm- porsuns concfined,
be wonld let the governor know th» ir opinion. The g^overnor Said he uii-
derstood that count Bertrand and hiins«'lf lia<l sevoral papers of general
Bonaparte 'p; dictation, tbese it wouid be uecessary be sbould also see, so
as to be informed of the t«-eneral teuor of tbem. ,11 faut% addod tbe gover-
nor, ,que je sois ä meme de pouvoir dire pour tout ce qu'il y a j'ai vn* to
this count Montholon consented witbout difficulty or beeitation.
Tbe gOTemor inquired wbat steps were meant to be tsken respeet-
ing tbe money advaneed to tbe etablisbment for which cooni Bertrand had
given receipts. The oonnt said, be wonld bimself bave the amoont paid
by Baring, it was be believed 60.000 francs. Tbe moment be arriYed at
Paris be would take the neceissary measures to bave it repaid, at all events
not above a nionth shmild pa^s after his arrival tbere without bis sending
authority to MM. Baring to pay it; the money so advaneed was f<>r ilieir
iiso in general. and he was e<|ually responsible for payment with
count Bertrand, be made bimseif answeralde it sbould be refunded.
Count Montbolon tben spoke respecting the booke at liongwood, pari
of which be sud belonged to tbe British gOTemment and part to general
Bonaparte» that tbe general had given some, belonging to tbe goTenunent,
to his wife (Madame Hontbolon) on her departure along witb otber books
of his own, haying taken tbem witbout seleetion or beeding to wbom they
belonged; that Hr. O'Meara had taken some away with bim withont tbetr
consent (or even leave to keep tbem in bis room) part of wbicb belonged
to government.
Tbe count handed over to me threo li^ts, marked n** 1 — 2 — 3 wbidi
be said sporified the wbolo of the ai iuh s contained in the three smail
boxos under seai. A list of general Bouapaite's wardi'obo and plate, and
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133
»Iso an additional an*' of tbö latter article, wbich he saiJ had been broiitrbt
ly count Bertrand Irom France here unknowu to aiiy body and bad if-
maiQt'd bitberto, in possession of the count, that he had taken it away
mthout mentionin^ it to anj one, and that it waF onlj aftf'r general
Bonaparte's death he had told him (count Montholon) of it. The gOTernor
infomed count Hontholon that the Camel, Btoreship» was flxed npon, to
tdn them all to Eniope, that the admiral was giTing the necesssry di-
netioDs to bave every pnpaiations made for their reeeptiony that it was
a yvj good and bige ship» with comfortable aooommodation» ihe captaiiL
a my respeetable attentive person, who was extremly well spoken of by
everj passenger who saiied with him, there woal^ be sometroops embark-
ed also on board her, bnt tbey would not bo crowded or incommodinl by
Wmn: ho thnns^ht be could not saj more in frivoiir of the veKsol. tban tbat
woiiid be bappy if bo c<»uld embark hiü fauiily cn bounl »o good a um,
öQ guing bome; rount Montholon asked abont what tiiue she might be
expected to sali, the §^Ternor mentioned the latter end of the ensning
WMk, to which the eount repüed ,le plutot taut mienx'.
The govamor then left eount Montholon who having gone to con-
nüt the other penons reapeeting the opening of the boxes, soon retarned
aad Infumed the gOTernor (who was waiting in the qoartera of the or-
deriy oflhser) that they had not objected to tbe breaking of the seals,
thit they said, as he was tbe person principally charged with tbe exe-
entiöii ul tbi- last wisbes of general Bonaparte, so long as be biiubelf
oppoj-eil no difüculty, tbey woiild not. It was bis business more tban theirs,
Äüd they would be r<^ukted by bim. Count Montbidon tbeii »'xpressed
bis readiness to havo the seals uf tbe three small boxes brokeii, imuiedia-
tely on receiving a lettcr from the go?emor expressive of his desire, to
Tiew the whole of the effects. The connt then withdrew and tlie governor
hanng written a letter^ to him on the sobjeet, I delivefed it, when, alter
castisg his eyes over it, he aaid he was ready to open the sealed boxe« in
thalihiaiy.
8ir! Lonj^-wond, 12*^» may.
It forminp part i»f my instructinns, n«it to suffor aiiy nrtu le apparUiiuiug
to Langwü'xl to qnit thi^ islniid witliont cx^iiiiiiiing the same, I think it
pmper to aiquaiut you tbat 1 can make ao exception whatever to
gbueral rule iaid dowu for mj g:uidaDce on thU head, bnt hsTe to de*
ine that the whole of what ia ineeiit to be conTOjed from hence may
be «xhibilited to me, 1, ■hall then have the honor of «cqnaintiiig yon
ai to any form in wbicb it may be allowed to depart. I have the
bonour • . >
XU
The governor theu proceeded iicfnmpanied as before to the library
where count Montholon and Bertrand and Sieur Marchand were asMmbled;
coant Montholon ha?ing said a few words in a low tone respeeting tiw
lettor he had just recdved from the gorernor, and hia having eonsented
to open the bazee, connt Bertnmd and Harehand howed and acqnieaced;
eonnt Montholon then oat the rihbons by which the seala were connected
and foatened on the boz 1, and Marchand who held the keya opened
it. I then pioduced the Hat H* 1 whidi had been delivered to me by eonnt
Montholon and the articles being read 07er and compared with what the
boxes containctl, thoy wcre foimd to correspond. Tho boxos N" 2 — 3 were
oponed and oxaiiiuu'«! in the same iiuinner as N** 1 and the Contents were
found to a^reo ^^■llh th(^ lifits, they wero immodiately lucktj»i up turros-
sively as examuied and the keys retained by Marchand. The govenu-r
then asked count Montholon whether they were not to be soaled ai^^ain,
as they were previons to their being opened. The count replied they woold
seal them up afterwards ^eneral Bonaparte' s seal being in their possession)
it not being absolntely necMsaiy, to do it inunediately, viewing, their
Contents had been aeen and compared with the liata. The goYemor then
ptoeeeded to connt MonthoIon*a apartmenta, where the connt ezbibited
a qnantity of pi^era in bis possessiony a great portion of whieh con-
aisted of notes dietated by genetal Bonapaite on his cimpaigns; there
were also severa] memoranda in his own hand-writing and directions
from bim in pencil on siips of paper to the connt, to make researcbes
on various pnblications, antl collect materials to iissist in prcparing what
he was thon compiling. Amongst tbeso i)apers was the acc-oimt of the
hattle of Waterloo, wiitten ont fair, the rough draft of which had been
talien away V)y general Gonrgaud ; tlie roply to the mantiscript venu de
S'^-Hülöne already published; drafts of the letters from tbo cape etc. etc.
Connt Montholon said he had destroyed a great quantity of such kind
of rough Jmfts as they had generally been written ont fair and he
wonld stiU destroy many more of these, they were be added fcept by
him as cnriosities. The governor then took his leave, connt Montholon
having called me back to ask some qnestions abont a snm of money
with which Marchand wished to form a fand, for the pnipose of se-
cnring a provision for a natural child of his on the island; the connt
afterwards mentioned he had been searching for a note dietated to him
by general Bonaparte a considerable time back, which he expressed him-
self conccM ued at not being able to find ,cai- c'ötait l'eloge du duc de
Wellington' it was written in the highest terms of praise of the miiitary
conduct of the duke.
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135
I tiien rejoiaed fhe gOTmor who had gone with Sir Th. Beade to
general Berinuid^s bome, wer© th« eonnt was laying opon iBeTeial porte-
folios of papers. The governor liad alreudy setni one containing cash
accountü of the estahlisbment of geuorul Bonap.ii ic at Longwood. Cuiint
Bertrand Üieu &hüweJ a gieat niimber of papcrs mnch of the samo iiii-
ture as those seen by the govornor, nt count Monthuioii'B, viz. dictations
of goiieral Bonaparte rough dniftt», and a great many uotes in the gene-
nUs own hand-writting. Among tbom was a translation bj count Ber>
tnnd into French of pai*t of Mr. Hobhauses publication, for general Bona-
parte (ke not being able to read Engüah) which had howeT«r been toddenly
abandoned as a work tbat ga?e only tha opiniona and viewa of one parii-
colar party. Also part of the dnke of Marlborongha lifo tnuuüated in
like manner by eonnt Bertrand, thia bad Ukewiae abraptly been giyen np.
k great maiiy OKtraeta fSrom the annnal regiater and varioua othera to
form akeletona (qnadrM) tbt tiie writings, general Bonaparte waa en*
gaged in. A colleetion of materials for a work in progress on the aroh-
dukes Charles caiiipaigns, which when he «aw that published bv the arch-
duke himself, count Bertrand stated he threw aside, saing .uiaiü je ii'ai
ecrit qiie des betises, ici je travaiUais eu suppusaut que reunüuii avait HO
ou 100.000 hommes en campagne, et je trouve qu'il n'cn avait environ
que 50.000^ He bad in this manner relioquislied several works in con-
temptation, and othere even begun in conpeqnence of the watit of books,
dm which he might bare obtained the Information whioh he foond ne*
oMaaiy , as a gronnd work to proeeed npon» anch for Inatanee, aa the
stnngth of annea their exaot poaition at particolar perioda etc. ,Ceci
l'tnut besnconp d^goftti de §68 ontragea parce qa*il n'avait qne aa tftte
poor tronitler et eela ne Ini aufBnit point' A great many of the papera
were on the Egyptian eatnpaign; count Bertrand mentioned that he had
partiealarlj urged him to write on the Raeaian campaign and that in 8a-
lony, as there was no individual sufficieiitly acquairited with his plane and
objecto during the latter campaign in particular to write a good ac€ouut
of them, no one but hiuiself beiug ftbl^ to explain his dispositions the
multitude of cuiiibinatums which were pui in action, nor the object of
many of them, he would not howeyer undertake it but replied, they wmild
speak for themaelves. The most bulky parcel of papers which count Ber-
trand opened was he said, on the defensive Operations of a division by
fieldworka, and the depih of formation of troops ; the French always formed
th«ir linea three deep, but aa the near rank oonld not fire over the two
othen in ita front, he moat approaved the Engliah method of forming
two deep, only so long as yon oonld not give effect to the Are of the thiid
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136
rank; ihis point conot Bertrand said had occupied kia raiad with a parti-
cnlar degroe of interwtednesa» lie wonld get vp seTond times in tba middle
of the night (o write notaa npon it and he fraqnantly sent biUata to cottnt
Bertrand on the subject eren at night; the whole of that parcel of pap«ra
had beea proparud diiiiiiij üiv liuio he was busied wiih tuükiiig Iiis Utile
garden; he there traeed otit all hia plaiij; uf tioldwoiks (»ii the giuand,
having them all (his foUowers) about bim. nn l |ioiutiüg out U> theiu hiß
ideas; he there described the mode in which he wonld give effect to thr»
fire of a line drawn np in ranks even as far as ten deop, bj placing the
ranka ob advaatageous inclined positions and drowing them np with thc^
man of loweat atatnxo in the front lank and the taUeat in tha near. With
bis ranka of 8 — 10 deep he ihonght himaelf perfectly inabordable and he
wonld hear of no ohjectiona to hia plana, he wonld efen propoee where
ihe gronnd did not oiTer a alope to make the men dig away a little of the
earth where they were to stand, like ateps whieh wonld gire anifioient
elevation to the near ranks to fire over these in front and this he would
have done in a minuto: when count Bortrand asked him for aiiother mi-
nute he said no in war half a minute is too miich to lose you would have
the cavalry upou you and be cut in pieces; to prove the pi-actibility of
auch depths of formation, in the little gaiden he would call out ,AUons
Koverraz viena ici, tn ea le plus grand, plante-toi la et Toua antres ap-
prochezS and having arranged them according to ein on a dedivity he
went on: »et moi qni auis le plus petit. Je aerai an demier rang pnia il
concheratt en Jone aTec nn bftton par deaana nos tMea* exolainiing in
triomph, ,eh bien ne voyez pas que je tire par deaana latAte de NoTerraa*.
Connt Bertrand aaid these papera were kept by him mostly from
curiosity, there were however a numbor of interesting things among them,
which he intcnded to put in (»rder, they could be usefuU to his sons. The
greatfr j)r<iiiortiou waa his (the counts) having been obliged to collect
material« and U> over n great deal of picparatory woik« (appareutly in
mathematiks and fortihcation) which he had at titis tinie alroost forgotteii.
Amongst the papera were also the reply to the mannscript de
3^-H41^ne» notes on the work of Fleury de Ohaboulon» Originals of the
lettera poblished as Crom the cape of Gkrad Hope, in anawer to Mr. Wardena
hook, Bome aketchea on the mode of framing a tablean of the reYonuea
and reaaonrcea of the Tariooa branchea of government.
Count Bertmnd aaid that general Bonaparte had written Uttle or
nothing aince july last and that generally all he had written up to aognst
1820 had been sent to Europe, that he had written much less here al-
together then was supposed.
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137
In the t uu(^t? of the convoifiation coiint Bei tiaiiil sai.l that in the
iJ^t i.f bo.iks they biul requesteii Livdy Holland to imrclias».' fttr LougWiMni,
some weie iiiclu>sed which wouKi have hma füund to contuiii infoniiatioa
aa the subjects reqaired by general Bonaparte to assist in hi8 wi itin^^s.
The goyernor said the books had been embarked from fingUuid
ftbout 18 rnonths ago, bot they hat not yet anri?ed hero.
Signed: CkkTrequer, m^or.
Sir Hudson Lowe an B. StÜrmor.
Ste-HÄl^, ce 27 mai 1821.
Monsieur le baroni
II n'existe plus — uae uuiladic hereditaire, suivant Topinion den
pt-rsunnes de sa famiile, l'a conduit au tombefin le 5 de re moi« — nn
ü^uirrhe et Cancer ä restomac pr^s du pylore. Eu ou?rant le curpM, avec
le consentimoat des personnes qui rentonraieut, ou adäcouTert un uic^
frte du pylore qai cusait des aJhesions au foie, et en niiTrant restomae,
on a pn tracer 1« progrte de hi maladie, rintöriear de restomac presqoe
«a entier ^tant ^ masa of caneeroti« diaeaae or of adiiiTOtta portions ad-
«neing the oaDeer^ Son pdre est mort de eette maladie k Tikge de 36 ans.
BUe Tannit frapp6 aar le trOne de la France, ä la t6te de aca arm^,
egalement conuae ici, k Thenre fixde, oomme on pent dire, par le deBtin,
ponr snitre sa propre fa<;on de penser snr ee sujet. Ce n*est que depnis
W 17 mars, qn'il a ete confine ä sa chainbre, mais on a remarqne un
changement en lui depuiü le mois de novembre passe — une päleur plus
qu'ordinaire, et une mani^re faible :i laarcher. 11 prenait cependant dr
l'exerci.se, ileui fois par joiir pöiuiralonient, dans une petito calüi-hc, mais
sa pkleur »«t sa faiblesse paraissaieut toujours restees. On a ofTiM t le con-
seil des medecins AngiaiBy mais il n'a pas voulu en recevoir ancune visite
joBqu'an i*^ avrii, le moia avant aa mort. C'est le professeur Antomarcbi
l'a 8oign4 avant cette ^poqne, et qui a continue mdme aprte jnsqn'ä
Ms dkia. C*€et le profeasenr aosai qni a op^ k rouTertore du corps
Ml pi^sance de preaqne tons les mMecins de Tlle. Le docteur Arnott da
^0 B«g(, homme trte sage et d*eip6rjence, eat celni qnl a 4t6 appel4 k le
^ an i*' aviil et qni Ini a continnd aes aolna josqn'ao demier moment
0 hii a narqn^ aa reconnaiaaance en le l^ant nne tabati^re d*or, la
dont il faisait nsage Ini-mtaie, et sur laquelle il avait grav^ de sa
propre uaiii la lettre iV. 11 lux a iaisäe austii une bouiuie d'argeut i^j^' bOO).
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Le cointe Mitntholon est (iovcnu le principal döpositeur de ses
deiüicres volont^s; le comttj Bortraud iif figruro qircii sf»cond. II avaii
tiös fortement recommand6 au comt^ Bortiaml de faire tüut bon possible
ponr se coiicilior avec moi, sauf toujours son point d^honneur — on m'en
a m6me avei^ti. II a fait des avances» et comme je n'Ü pas de la rancune
dans ma disposition (autant qu'une personne peilt jnger d*elle lui-m^me),
je ne loi ai pae toorn^ le dos. Ce sont toojours cependunt le pr^tensionB
,dii grand martehal' (et aon amour propre bles»S) plns que cellea de
pereur' qui ont gftt^ les affaires «rigisaireiDent ici, et les reoonuDan*
dations qne TniL a re9aes sont one pren^e que Tautre a oommenc^ k w
clair la flu. II y atait ttn codidUe de testament, par leqnel tous bm
effets ici fnrent Uubb^b anx comtee Bertrand et Montholon et h Harchand.
0*e8t Montholon qni est principal ex^nteur — on ne connalt rien, on dit
ne rien connaitre du testament.
Le ternjjfe que vous Hvez passe ici m'a fait croire que cp pen de
d^tails avaicnt quelque int^ret, et jo no fais pas de« excuses eu cett« epUrt
pour mon intrnsion. Faitcs agrdor iiies compliments atissi ccnx de Miladj
Lowe k Madame la baroune, et croyez-tnoi tonjourg Monsieur le baron
avec une coDsid^ration trte distingD^e Totre trte fid^e et tr^ ob^issant
flervitenr H. Lowe.
P. 8. Bonaparte a demiS Ini-mtoe la canse de aa maladie, pea de
temps avant sa mort. II a äinH qae son corpe fbt ovTert, afln comme
11 a dit par Bertrand et Montholon, de dkourrir sMl y auia quelque
moyen de garantir son fils de la mdme maladie. Excasez mon g^ffonoage.
DT.
Projet de lettre do S. M. M' '® rarohiduchesso Marie Louieet
duohease de Panne, 4 S, ML Tempereur.
Parme, le . .
D'apr^s les informations quo V. M. m'a fait donner dans le coorant
du mois de juillet dernier et d'apr^ celles qni ine sont parvenues depuis,
11 ne m'est ploa permis de donter, qne le Toutpnissant a diapoeö dea jom«
de donlenr de Napoleon mon ^nx. Les jonmanx avaient d6vano6 dans
Fannonee de oette nonvelle les lettres qne j'ai re9nee de Yienne et de
Paria; ila ?ont m6me plns loin, et prteentent d4jä plusieon Teraiona sar
* Dnzti l)eiiiiLrkt: ,11 serait d&sirable, que cette lettre tut datec des der-
niers Jootb du mois d'aoüt.'
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139
le iieu (iestine ä son sepiilcnv Si »Uipiiis 1^^14 il nc m'ii plus öte duimö
de faire eotendre ma voix dans les conjonctares qui ont de son
sort, je pense, qu*il en doit otra de mdme encore aujourd'hui, et qu'en
persäT^rant dans le silence, dont tos eonseils et ma Situation m*ont fait
an donble devoir, il no nie feste, qii*i renfemer en moi les sentiments
qne je dois naturellement ^roayer. Tootefois, si apzte tant de Yicissi-
tades j*«vais on Tcea k exprimer et i»our moi, et & ce qQ*i) me semble,
posr le dne de Beichstadt» ee ssfait, qne les restes mortels de mon man,
da pire de mon fils, fitssent mpeetfe. En d^posant avee nne conflance
eans bornes ce rmn dans le ccenr paternel de V. M., je Lni abandonne
le boiu de le faire counaltre, bi Elle le ju^e couveuable ou ndceäsaire.
V.
Baron ireumann an den Fürsten Uettemioh.
Londrec, le 81 matt 1881.
Mon piinoe!
Lord Battrarst, diarg^ en Tabsence de Lord Londonderry de lecs-
voir les commnnicatlons diplomatiqnes, me fit appeler, il j a den jonrs,
poor me lire an billet qae loi arait Mt Ladj Bnrgbersh, et par lequel
«Ue lni disait qii*eUe svait M priie de la part de 8. M. M"* rarehidoehesse
Marie Lonise, de s'informer si Bonaparte n*avait fait aucune disposition
Wstamentaire en sa faveur ou eu Celle de son fils, et en ^'eneral de lni
faire C'»niiaitr.» toutes \m circonstanc^B qui avaient accompagno co d^chs.
S. M. ajöuie a celaqu'au niomoiit rui eile ecrivait, pIIc n'avait encore re9U
aucnne conununication a ce sujet de la part de notre gouvernenient.
L'intimit^ dans laquelle M"** la duchesse de Parme semble etre vis-
i-Tis de Lady Bnrghersh, a fait envisager sa dömarche par Lord Batbnrst
coBune naturelle, et il me dit qa'il n'avait ancune objection ä faire par-
Toür S. U., par le caaal de Lady Bnrghersh, les mftmes eommnnications
^a*il aooB avait ftites, et de loi enyoyer copie des mtaies pidces qn*!l
Dens a rsmises alors. Lord Bafiiorst qoota qa*il taisserait ^nler bnit
<w dii jonrs afant de r^pondre k Lady Boigliersh, afln de laisser le
tempg d'en iofionner Y. A., et qnVIte sache de quelle maniire M"* Tarchi-
dsehiBse dnchesse de Fftrme anra obtenn les renseigneraents qn'elle a
demand^.
S. E. me dit qu'il y avait toiijoiirs le möme inystt^re relativement
ä son testameut, qu'il ne croyait pas quo Bertrand, ui Muutliolon sachent
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140
oü et en qii«UeB mains ü 6tait depos^, mais qu'en m^me temps U no don-
tait pas qne ce testament n'exist&t quelqne part.
Veuillez — — —
VI.
Graf Neipperg au den Füräteu Motteruiek.
Florence, 1« 1« oetobr» 18S1.
Hau prinee!
Le jeime comte da Dietrichstein, azp^i^ de Vienne comme ooimier
mardi le 25 du mois de aeptembro, m'a remis les depeches de Y. A. en
date du 24, avant-hier le 29 apr^s aroir en ane grande diligence. Je n*ai
pas miiiKiue de ]m soumettre a la connaissauce de S. M. M'"* l'archi-
duchpRS( »im-lu'sse Je riiiiiic Ct-tto aiit^uste princ€8äe a ete ivH p*»inee
de vuir, (III»' V. A. ait pu sn{)[»o.s('r 4111.' ce spi*nit im manqu»' de (-(Hifiauc-e
daus le zelo que vous avez toujours mis, mou j)i ince, ä soigner ses inter^tä,
qui aui'ait pu TeDgager k s'adresBer k Hüady Bin^hersh poiir a?oir des
informatioDS sur la mort ei les derni^s dispositions de Napol^n. V. A.
sait que S. M. a ^ instruite de cet ^T^nement par la gasette de Pi6-
moni, que le courrier de Vienne que vons m*aTei exp4di6 a?ec les d^tails
et les piices officielles venues de Londres, n*a pn 6tre envoj^ ä Panne
que quelqne temps aprte; H"* rarehiduchesse ne recevant de non?elles
certaines et officielles d^aucun <^tö et mue par un seutiment d'inqui^de
bii'ii luitund daus un muiuent paieil ot daus sa pitsition, sVst adresst'e ä
Lady Bnr^hersh (qui etait arriveo peu de temps avant a Loudrcs et qu'cUe
hoUMi«' li iine auiitiö particiilierc). poiir avoir des notious sur t<»ut cc qui
poiiviiit coucerner uii evenenient qui la touchait de si pres. S. M. eut la
bout^ dans ie temps de me faire part de cette demarche, et comme je re-
marquais que son r>s])rit se montait eztrfimement k cause du retard des
Communications de Vienne (qn*eUo ne savait k qnoi attribner) et sur le
manque total des nouTsUes sur T^T^ement de la part des augnstea per-
sonnes de sa &miUe et mtaie de edles qui ont Thonneur de les entonrer,
je crus d*autant moins la dissuader de s*adresser k Lady Buigbersh, tu
que la chose n*m\% aucun caract^re ofBciel, et que S. If. priait simple-
ment cette dame de lui faire part de tout ce qui ijounait vouir a sa con-
naitisauce, sans la charger de s'adresser au ministere Anglais, comme
eile le fit.
Lady Bnrphersh u'a eiiectivement rien fait d'autre et 8urtout au-
cuue demarcke au uom de S. M. £lie a ecnt k cette souveraine qne cou-
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141
naissant beaucoup Lord Bathin\st, olle lui avait ecrit iin billet. pour lui
-ieiiidüder des informations sur hi iui»rt de Napoleon et 8ur son tcstatnent.
l> ministre lui R-uiit hi cupie en. Aiigliiis dos Tiieme>? pi^cps, qoe V. A. ino
iii passer, il y a quohjue temps par 8<tn coiirri»;!-, et il y a hnit joiirs,
qu'elles nous 80nt parvenues ici par un counier Angiai» qui so rondait
ä Naples. Je me suis convaincn que Lord Bnr^bersh n*a pas memo (;te
instniit de cette affaire par Milady, qoi s*en est chargee elle-uH inc S. H.
Toyant que les papiera qa'elle loi envojait ne contenaieni rien de nou-
vea«, avait ä4ji pri^ cette dame avant rarriväe du comte de Dietrichstem
de ne plus donner de suite k ces infonnatioiiB et ä ses recberehes.
Mon Import ci-joint eur une eeeonde conversatioii que j*ai eue avec
ral»l)4 Yignali, aumdnier de Napol^n, reteurn^ de nie de 8^*H^l^ne,
pmuTera h, V. A., que 1e minietftre Anglaie anralt pu se procurer, eil en
RTait » u rint^ ntioü, des duimees plus certaines tant sur le testament,
qoe sur dt'S fnifTincnts de memoires laisses^ par d»'funt. S. M. efit per-
6ua«itJti et jf partafro rcsptM-tueusement son (•pijii..u, quo le viai moinfiit
de savoir quolqu»- chnsf ilc positif sur ces objets iüterossants a 6t4 man-
que. C'ötait avant ie depart de S^-Helöne que Sir H. Lowe aurait pu
nioser an g^neral Bertrand et au comte de Moutholon sa reconnaissance
da codicille, e'ils ne donnaient pae des notions positives sur le testament
et son contenu. En Angleterre on n*aura plus les mömes droits de le
leer demander, et sMIs rentrent en Fnuiee (on assure qu'ils y eont arri-
tos), comme il y a toute probabilit^, Iis auront tous les inoyens pour s'en-
teadre avec la famille Bonaparte, comme il est hors de donte qu*ils Tont
d^i^ &it. Si la fortone que laisse le d^fant est de quelqne consdquence,
il B^est sftreTnent pas dans Tint^t g^n^I qn*elle reste dans la fomiUe
BonapartO; qui ne peui qu'en faire un mauvais usage.
vu.
Haudfichreiben den Xaibers au deu f üräteu Mettenüoh.
Wien, den 15. October 188 t.
Lieber Ffirst Mettemicb!
Sie werden bei Gelegenbeit Ihrer gegenwärtigen Sendung sich
mOglicbst angelegen sein lassen, von der englischen Begiemng Gewiss-
hett XU erlangen, ob vom weiland Napoleon Bouaparte ein Testament vor-
liaiiden sei oder nicht, und im ersten Falle daUkr sorgen, selbes in glaub-
wflrdiger Form sn erhalten, welches Sie mir dann au unterlegen und dafür
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142
SQ sorgen haben, dass, wenn er allenMlfi etwas Meiner Tochter oder
Meinem Enkel Termacht bat, dieses sicher^egtellt und erhalten wcnit'.
franz.
vm.
Fürst MettermcJi an den Fürsten FaiU £sterliäsy.
Tiemie, te 2« octobre 1821.
Mon princet
Sn sigiuuit ma prMlente d4p6cbe K<> 5 daas laqnelle j*ai d^elopp^
les motift» qnt devaient nons für» attaeher nne haute valeor ä la eon-
naissance des dispositions testamentaii'es de Napol^n Bonaparte, je me
saia aper^o qoMl n*j ^tait Ikii aacone mention de celai, qni ridame peni-
Hre plus specialament, que tont autre, notre attentbn st Celle des eanra
allieus.
On ignorp quelle est la fuituii»'. m»*? P^"* i\\>nv hiissoe Napok'"ii;
mais Ic*: bruits los jiluft invraisemblahU ^ so sont iviiau.lus siir cot objefc
en Kiirope depuis sa iiioi t. et on • loit geueraleuient ou du mutuB ou Ef-
fecte de croire» que cette fortuuc est immense et se monte ä 80 ou 40 mii-
lions de Francs. Je suis trte äloign^ de partager cette opinion, et je auia
iDöme peranad^ que la auecesaion de Napoleon ne peot paa 6tre oonai-
d^iable. La qnestion an reste, aUl a laiss^ une grande fortnne ou bien
nne fortnne m^diocre, n*en est paa moins tr^s importante k felaircir soua
le point de Tue politique. Car, dans le cas oü oontre toute Traisemblaiifie
il aurait effectivement laiss^ nne grande fortnne, dont radministration se
trouvei"ait cinfiee aux depositaireb iucoimus de ses dernieres voloiit«^«, il
Hl- pniinail assuiLMiient pas etre indiflFeront ponr Ips Honvt iains alli»'s et
pour le repos de TEuiope, de lnis«or la liisposiiiitü de fmiils aiissi cousi-
derables ä des indivldus devoues ä ce parti, q«i pourraieiit cn faire un
usage pernicieux. Dana la seconde hypothcse, nomm^ment si la succossion
de Kapol^n n'eet, comme je suis trös port^ k le croire, qu*uii objei de
quelques cent mille livres sterl. il est encore intäressant, que cela seit
connn, parce qu*ii rensteBce suppos^ d^nne gründe fortnne laiss^ par
Napoltetti se rattachent nne foule d^eap^iancea conpables et de projeta
criminels. Sona ces deux rapports, de mtaie que par lea motifa d^Yeloppöa
dans ma prfoMente d^dche, U me paratt dono d*nn haut int^röt poU-
tiqne, de ne n^gliger ancnn moyen, qni puisse nous mettre ä meme d*ac-
queiii- a cet egard des donnees positives et exactes. Vous voudroz bieii,
mon prince, faire part de ces consid^rations au uünistere Britannique, en
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143
Ivi donnsDt conmüssance de Is pr^nto d^pAoh«. Nona noiis flattons»
qD'il les appreciera, et qn*il so penökera comine nous de la necebäite et
de l uuportuucc de vouer ä cet objet ratteution la plus .suivie.
EeceTea
IX.
Fürst Jletternioh an den Fürsten Faul Eaterhasy.
Uwrrte. Yienn«, 1« <• oetobre 1821.
MoQ prince!
Je suis inform6 de tres bonne souree. (lu'a hi maniere dunt ou s'ex-
prime .iaurJ Li maison lie Lady Holland sur le teätament de Napoleon Bona-
parte, on ne peut i)as dmiter de son pxistenco. II no serait paF impoR-
üUe, qoe Lord Holland eüt 4t^ eous ce rapport dans ia coufidence du
prisonnier de S'^^-Ueltoe, et qa'il ne connüt mftme la peraonne charg^
de €• d^i. Peui-ötre en poursiUYaiit avee sagesse cette trace, parvien-
«biit-eii h d^vvrir qnelque chose de posittf. D^apr^s nos notions» ce
tiettaeiit doit exister depais deux ans aa moins; car äpea prts fers cette
«jpoqne on nous a fiut esp4rer de nous en tSuie connaltre les dispositions,
DSU la personse qni s*en ^t chargee paratt ayoir ^ retenue par la
eninte de se comprouiettro yjs-ä-vis du parti. Si le testament oxiste
'Hmiij« dciix ans, il est vraisemblablo, que püur lo sou^tmire ä la eun-
ri:ii>Nin( (• du gouvt inenient Aiiglais, Napoleon anra pris la precaution de
itnviiyer en Kiiropp et de le fair»' deposer entiv les uiains d'une per-
aonne d^YOuee k ses interets. Serait-ce Mr. de Las Cane^ ou Ic docteur
O'Meara, qoi aniaient ehargte de cottc commission ? II semblerait»
qn« Sir Hudson Lowe, qui a exerc4 sar le prisonnier, qui loi a 4t^ con-
ane sorreillance s^vtee, ponxrait fonmir snr cet objet des indices
BtflH, et qne le gonTomement Anglsis devralt avoir des moyens d'en
Mqaerir par les indiTidas m^me de la snite de Napoleon, s*il vent 8*en
wenper B^iensement et avec int^rdt. Si e'est Mr. de Las Oases, qui a
Charge de porter le testament en Europe, il eßt Traisemblable, qu'il
laura depose entre le8 mains de Mr. le prince Eugene, avec lequel il s'est
place des sun arri?^e k Francfort, daus les rappoi-ts les plus intimes. Si
eVt an eontraire au doctenr O'Meara qne cette coinmission a con-
peut-etre le testament se trouve-t-il encore en Angleterre. Dans
tooB les caa j*ai cm devoir vous foire part des diff^entes suppositions,
^ se lont pr^ent^a sar cela ä xnon esprit» ponr vous mettre & möme,
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144
mon prinee, de l«e oombiner mc Im indioes, qne yous pourm rMMinbler
et ponr tohs Ikeiliter atnii ?o§ ndiorelies Btiiant qa*il eet en mon pouToir.
Ivtiievez — — — — — — . ^ — . — ^ _ — —
X.
Fürst Paul Bsterhiiy an den Fürsten Kettemioli.
Londret, le 19 d^eeoibre 1821.
Hen prinee I
Lord Bathnrst n'^üuit revemi en Tille qii*liier» je n*ai pn me eon-
certer avec Im sor lee recherebeB ä faire relativement aox diBpositions
testamentaires de Napolten Bonspaite, ne voiüaiii rien entreprendre par
moi-mt'int' et sAiis avoir consulte cc ministre. Je im- .suis cepeiidant mis
on i*appnrt iivec le ci-tirvant goiiv(L'ni«*iir d<^ S'*-Helene, Sir HiidFon Lowe,
et (luiinjue h-^ duiineeb qu'il a im nio f«turnir soient trm i^su^^i^tinle^. il
y a m\B u«^ajimoins plus d*obligeance qiie je no «ievais en attendre d'apret»
la repotation que lui avaient donnee les rapports de Mr. de Stürmer d*etre
tris pen commnmcatif, me promettant en meme tcmps toute rassislance
qu*il seralt en son ponvoir de me prdter. II m'assora de la manik« la
plus positive que Ini, ainei qne le goaTemement Britanniqne, i^oraient
totalement oü se trouvait le testament de Bonaparte, qnand il avait 4U
rMig6 et de qnelle maniöre et par qui il avait 6U apport^ en Europe. II
a cependant des motifs de croire qne c^est FabM Baonavita, qui avait
qiiitte Tile de S*''-Helene peu de temps avant la mort de Bonaparte, qui
on avait et^ chargiv Ne s'etant iMiint tn.iivo en relation avec Bertrand,
il rr«»n a r'u u jui rccueillir snr Trxisti'iK o d'iin testaincat; inais Montho-
lon en a »oavent parle, ainsi ipie di-a Pommes imuu'jiscs dont lo teHtat4»ur
y dispoeatt. Lui-mdme evalmut fion legs ä cent millo iivres sterl. Sir Hud-
son Lowe admet la possibilite que ce document ait ete sonstraity peut-ötre
contre lee intentions de Bonaparte» et ce qui le oonfirme dans cette opi-
nion, c^est la demande ezpresBe de celui-ci que le oodieüle fiit port6 i sa
connaiesance. Lorsque aprte sa mort le gonvemeur se rendit k Long-
wood, il crut y trouver un testament et non nn codieille; mais on pr^
tendit ignorer compl^tement qu*U en existait nn qui» du reste, n'etsit
point de son ressort, vu qu'il n'affectait point les proprietes du defunt
dans l'lle. On pnnrmit, me dit Sir Hudson Lowe, r^cuser la validiU' «i'iiu
pareil acte si, cnmme ou n'en pcut doutcr« il n'est point legaliäe par les
autorites locales.
Veuillez —
145
XI.
Baron Vincent au den Fürsten Mettermch«
Puii, le 17 jauTier 18«.
Mon prineol
Sous les dales du 4 2 7 decHUilin- lici tiicr j ai fait mention vis-
i-Tis de Y. A. de ce que j'aTais appris des derai^res dispoaitiouä de
Boaaparte. J'avais en des zaisons de croire qoe notre ambaasade ä
Löudres a?aii ea des renaeigDementK directs ä cet ^gard.
Le teetanneiit dont on Cut circuler dififörentes claoaea en Franc«, est
«ne sUaqtia contre le gouTememeiit actnel et on noyen d'inUrMser la
vieOle ann^ an nom de Napoleon.
n ne panUt paa qne Ton ait connaiasanee d^antrea fonds en France
qne de ceax qui sont chez le banquier Lafitte, et dont il aurait et^ dis-
pos^ en faveur de ceux qui out accompaiarne Buuaparte ä S**-H616ne.
On asfsnr^ qii'il en existe entre les mains ilu prince Engine pour un
luoiitaiit tres (•onsiderable; il a question d'iiu vityapc (in general
B«rirand a Munich, mai« j'ai appris depuis que c'etait Croargaad qoi y
D paralt qne Napoleon n'a d^gn4 d*aatre laga en fovenr de aon
lila qne celoi de aon ^p^ et d*une inatrnction qne le giDJkü Bertrand
miait ehaig^ de Ini remettre. Qnand am fonda qni aont ici chea
Lafitte, et dont il a 6t^ diapoatf par le teatament de Bonaparte, ce ne
nrut qoe par nne aetion jnrldique qae Ton ponrrait attaqner la dona-
tion, 81 eile est contrarre anx loia fran^aises, qui ne permettent pas de
dii^pos(-r au delä d'uue Ciinamu purtie de l'lieritage au desavautage des
H mt donc a ronsideier s'il convicnt «ii-maii.ltT (uim le?- vtucs
jT^'iidaires commuuication du testament, de le faire consulter par des
jonsconsultea, de mettre Opposition entre lea maina du depositaire dea
fonda et de commencer nne inatance, qui ne pourra avoir qn*nn grand
Mai, diplaire beancoup an gonTemement, r^feiller tente eaptee de aon-
Tenira et de combinaiaona par r^vidance, oü ae tronTera notre eonr dans
Ott« affaire et celle qn*elle donnera an duc de Lencbtenbeig.
Mr. de S^monville, beau-pere de Mr. de Uontholon, a 6berch6 k
connaitre ai notre conr avait le pi oj( t de revendiqner lea droito dn dne de
Btichstadt. Quant anx fonds (|u*on dit etro entre los mains du prince
Eagene, il scrait sans doute jKij<sible de sVn assnrer et do traiter sur
Tobjet 8an8 publicite et surtout sans I mterTention des tribunaux.
RocPTez — — — — • — ^ — — — — ^ — — — — — -
IrchiT Bd. LXIX. I. HUft«. 10
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xn.
Fürst Metternich an Baron Vincent»
Vieime, le 26 Jan vier 1822.
Monsieur le baron!
La depeche qae soa9 la dute du 4 janvier j'ai eu rhonneur d'adres-
ser k Y. £. relativement anx fonds d^pos^s ä titre de propri^te parti-
cnli^re par Napol^n Bonaparte chei le banqoier Lafltte» s^est crois^
ayec le rapport de Y. B. du 27 d^mbre dans lequel Elle m*a tdmoignö
le d^sir de recevotr une autorisatioa directe de notre pari, avaot de ae
roettre en rappui-ts d'aiFaireB avec MM. de Bertrand et de Hontholon
ponr les OQTerttires que, par snite de la lettre de Londres le 16 aoCkt
dernier, ils seruii'Ut dans le cas de faire a V.K. au bujet du testauient
de feu l'eponx <\f M"'' rarchiJu« lieBsi».
La düpbclie qui preceiif la pieseiite vuiis transmet, Mr. le baron,
cette autorisatiun, dans laquelle je uie suis borne ä des teruies ostensibles.
Ii est ti'^s probable qo'üs demanderont k en avoir communication, et
comme tous ne poarriez conTenablemeDt tous j refuser, le mienx aera
qae tous tous munissiez ä Tavance d'ane copie simple qae tobs lear re-
meftriet, sMls en fonnaient la demande aprös que tous leur en anriet
laisB^ prendre lecture. S'Hs montratent de la disposition k 8*expliqoer snr
le cbamp et k vous donner, par eitamit, la conmunication qa'ils ae propo-
saient de pr^Ssenter personnellement k M"* Tarchidncliesae, toos iie p«ur-
riez, dans ce cas, v<>im refiiser a donner la copie de voti'e aatorisatioii en
echange de leiir roiiumiiu. ation yar ecrit.
Comine It; i;uuih' Hei n and a ecrit en snn seiil iioin (^t que seul il a
signe la lettre, bien qu'il annonce que I t-x-empereur a liesiiv que lui
ainsi que le comte Montbolou se reudisgeut pres de M*"* l'aixhiducheese»
il serait preferable que V. £. commeafftt par voir ces Messieurs s^par^
ment et le conite Bertrand en premier. Cependant si celai>ci n*etait pas
k Paris, il conviendrait qae V. E. entamftt sa d^marche pr^s du comte de
Hontholon. B semble que Tun et l'antre peuvent 8*espliqner 8^par6-
ment, paisqoe dans Tannonce officielle de la inort de Bonaparte, Fun n'a
pas fait difficult^ d*4erire seul et de parier au nom de Tautre. II est d*ail-
leurs de regle, lors(|u'il y a ]>lusieiir8 ex^entenrs tAstamentaires, que Tun
a defant de l'antre doit veiller a ce que les dispositions testanientaires
soient r<Miiiilie.s, purceque les executeurs testam»'iitaii<>s sont solidaire-
uient reh>pouäableä. Peut-utre menie ae serait-ii pas mutüe, apies que
147
V E aunijt n\ im »nitiTtien avec Mr. Beitrai) 1 <ni nv««' Mr Montholon,
Kik cliai'geät Mr. le l»ar"D Hiuder ou uiie ;iiitrt' persouue de l'am-
ha&sade de s'adresser ?«rbulouiciit au Sieur Murchaad qui est aussi asso-
de ä racconipUsäemeBt du iestomeut» et de tächer d'en iirer quelques
kkirasMiaentB. Ii ne poorni qu^y avoir de Tavantage k comparer les
ntse^nements qiie Tiin et Tantre de cea ex^cateni« teatemeataireg
doBiieioiit de prime abord bot TüiteipeUatioii qui leur fleraii adreaa^. H
«t d'aflleufs une circooatance qai le read conaeillable de les sonder a^pari-
■iBt Le comte Bertrand, avani eomme aprto la ehnte de Bonaparte, a
toigoors joui <l*ane r^pntaiion plus honorable que le comte de Montholon ;
aassi ( elui-ci a-t-il ete plus distingue daiis les dernieres dig]»ositions de
Bunaj-aiti- qne le general Bertrand; on les vuit iiicmc siiiviti imo ulliire
diffeivut*' ilt'|.nis leur retour en France. 8*11 faut cu cumv dm iiibiüua-
tioDs ropandueb par des personues de ta ciieutele des freres de Bona-
parta, ü semble que Montholon avait reussi dans les demiers temps ä cir-
coavenir le priaonnier de 8*^ -Helene et qu'il s'est ompar^ de tout; on le
npresente comme un intrigant initiö ä T^le de Talleyraad, de Simon-
Tüle et d*antrea cuaSLiom de la rivolation. On a remarqui anaal k
Vtstis qoe, depnia son retour, Montholon a diplojri un luxe qu*on a
troQT^ ridieule, pareequ*on pr6tend qu*^ son dipart, U 6tait cribK de
dettes. Mais sans 8*arrMer k des rumeurs qni n^ont pent-dtre leur source
«|u« dans le sentiment d'envie et de depit de quelques auties Bona-
päitistus, il est permis d'admettrf» la conjectnro d'une reticence et mömo
i m receleni«ut, sdit dt' rar{^^»'iit suit des papiors de la sucoos.^iun.
V. E. R*' rappellera d'avoir lu dans im rapport de Mr. le prince
d'Esterhazy du 19 septembre que Sil* Hudson Lowe a assure de la
nani^ Ja plus positive que lui ainsi que le gonvernement Britannique,
tsnonient totalement oü se troufait le teetament de Bonapaite, qnand il
snit (liS r^dig6, et de quelle mani^e et par qni il a?ait ^ apport6 en
Bnrope; que Int (Sir Hudson Lowe) a cependant des motifs de croire que
e'Mt Tabbi Bnonavita, qui avait quitti Tlle de S^-H41^ne pen de temps
tfint la mort de Bonaparte qui en avait chargo ; que ne s'dtaat point
tn»T6 en relation avec Bertrand, il n'en a rien pn recueilUr sur l'exi-
stence d'un testamont, mais qm MunÜioluii m a souvcnt parl^ ainsi que
de s«)mme8 imnu ii^os dont le testatijur y disposait; quo lui meme (Mon-
tholon) evaluait suii legs a cent millc livres .sterliu^'s: qu'enfin Sir Hud-
son I.owp admet la possibilite quo ce document ait ete soustrait, peut-
contre les intentions de Bonaparte, et ce qui le confiime dans cette
0^on, c'eat la demande expresse d6 celui-d que le codicille tut porti
I la connaissance. Lorsque, apr^ sa mort, le gouTemeur se rendit k
10»
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Longwood, il erat j troaTer nn testament et non un eodicü]«, mais on
pr^tendit ignom compl^tement qaUl eii ezifitait nn.
Oe que Sir Hndcton Lowe a dit dans les premien jours de d^cemlire
Hr. le prince d'Eiterliflzy est tont h feit en aceord avec le rapport ofB-
ciel que le jefouverneur de S'*- Helene adressa k Lord Bathurst le 14 mai
1821 (c'cbt-a-dire neuf juuis aprös la mort de 6onai>artf') . et que le
minist^re Britannique ne fit aucune difficulto de coinumuiquer ä V&m-
bassadeur <h la cour Imperial*' a Lomlics.
Dans le fait, les notions que fournit le teTnoignai:^e de Sir Hudsön
Lowe sollt les seules donnees dignes de foi que nous avons sur Tetat de
la snccesdon de Bonaparte. Cc u'est donr. ponr lo monient, quo sur cee
notioDS que peuTent ötre motivues et entamees les recherchea qne notre
eour est aatorisie ^ faire, dane Tint^r^t de M.^* rarchiducfaease, pour con-
stater et mettre k coUTert les droits de propri6t4 d^Tolns an duc defieicb-
stadt. n importe de se tenir h cet ^gard k nne baae oertune et qne Ton
puisse avonerj car si Ton arenturait des d^tnarches explidteB aar des
artioles de gazettes et sur des simples rumeurs, on coumit le risque
d'une inystificatioii gratnite, et Ton aurait peut^tre un jour Ii regretter
de s i'tri' eiigagö dans des discussions judiciaires pour rechercher des
tresors imaginaires. t t reciamer des depöts d'argeat dout rexistence ne
serait pas mfeme prouvee.
D^sirant que V. E. se tienne h un somltlabU' puint de df'pail, je
crois devoir mettre k la dispositiou l'extrait ci-joint de la depeche de Sir
Hudson Lowe ä Lord Bathurst en date de S^^-Hel^ne» le 14 mni l?>21.
Je n'ai fait entrer dans cet extrait que les seuls pass^pes qui ^tabliaseat
1. qu*il existe nu codicille du 16 aTril dont la teneur est connne; qne
n^anmoiiiB le testament dtä dans ce codiciUe n*a pas ^t^ dtoouTert, lors
de l*examen des papiers et effets d^laiss^s par Bonaparte k S^-H6l^ne$
2. la preuTO du legs des tabati^res dont Bonaparte a dispos^ en fiiTenr
de son Als; 3. que MH. les comtes Hontholon et Bertrand et le Sieur
Marchand sont les ex^teurs testamentaires de ses derni^res dispositions.
Comme d'aprfts les lois Pnm^aises en niatiere de succession parti-
culi^re, les executeurs testiuiii utaii os sont tenus, ii Texpiration de l'annee
du di'ces du t*'statt iir, do rendro compte de lonr gestion, le fonde de pou-
voirö dl' M"" raichidiiclK^spe. tutrirr naturelle de son fils, est iiaifaite-
ment aulorise a eatrer en ouvertuies vis-a-vi>i des trois executeurs testa-
mentaires ou de chacuu d'eux en particulier sur les objots confies a leur
garde et nommäment sur le l^s destine ä Mgr. lo dnc de Reichstadt.
Oe ne sentit qu'aprds que los dits ex^cuteurs testamentaires auraient
fait oonnaltre de quelle mani^re ils se proposent de s'acquitter de cette
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149
Obligation et apr^B qu'ils anraient fait, d'eux-mSiues , les autres com-
mumcations qui sont annoncees dans la lettre Jii cumto de Burtrand, que
V. E. 8f rait duiis le cas d'amener la oonversatit.ii .<ur lea autres valeurs
qui f<»nt pai tie de la «ucct'üsiuu juc«üttj et, en paiticulier, sur \m ßumnies
depot^et' s chez Mr. Lafitto od ailleurs. Ce serait egalement par mani^re de
cooTersation que V. £. parlerait de Texisteace du teBtainent comme etant
STou^e par des temoins oculaires, reTenns de S^-Ii414iie, et qu'EUe pour-
rait domier ä entendre que Ton r^farde la chose comme d'autant plus in-
dabitable quo Mr. Tabbä Vignali, anmönier de Bonapairke, et Mr. Anto-
marchi oni en connaisBauce de ce docnment.
8i les ex^utenrs testaineiitairea paraisBaient vonloir entremMer
des commanicatiotia de natore ]M>Utiqiie aax renseignemettts d*mt^
priT^ et partkolier que vona 6te8 Charge de demaader, yona n*li6uteries
pas, Mr. le baron, & d^clarer qne toqs ne ponrrez vons prAter ii recevoir
des Communications pulitiques. Toutefois pour ne pas leur foumir de
C€tte riianit'ie un pretexte de s'aböteuii' de toiitü uuverlurf, voiis leur
offvirif'Z i expüdient de vous charger de traiisun ttrp dos lettres uii expli-
caiioüis par ecrit qn'üs vous confieraieüi, sans vi»us t ni|iieiir de leur
teneur, mais qu'en meme temps ils vous dounent sur les objets materiels
de la soccessioD les explicatious, qu'ea leur qoalite d*oxt'ciitenrs tcsta-
mentairea ils ne penvent refuser k la personne conatitaee de la part de
IIiMtier oAtnrel et direct du d^font.
Nona pensona qve dans le premier moment tos d^marehes ne de*
Traient pas aller an delä de ces ponrparlera et de ces explicatlona» et ce
ne sera qn^aprds en avoir connn le i*^8ti]tat qne nons seriona k mtaie de
nous decider 8*il j a lien on pas ä des d^marcbes judiciaires, all y a liea
OQ pas i s'adresser anx tribnnanx ponr les actes conaervatoires qui pour-
nient Mre conseillabies dans Tinteret du Juc de Beichstadt. Je dois donc
attendre le resultat de vos premieres deniarches, Mr. le barun, avant
*i ikrdcr des diroctious de detail, L«s notions que je viens de rappeler.
me paraifcficiit snffire pour g-uider res itri-inifies demarches et pour regier
^etre langage en ooosequence. Je ue puis que reiterer ici la remarque
par laqaelle j'ai teruiine ma dep^he du 4 janvit r, savoii que, rnabjre la
reeene qne neos entendons observer dana tout ce qni rentre daus la
pvtie politique de cette question, il ne nons est pas permis de rien
omeitie de ce qui, dans Tinteröt du duc de fieicbstadt, est du domaine des
loiB dviles et de la prepri^t^ particoliöre.
Teile est aossi la ligne de eondnite que les rösolntions de S. M. rem-
pweur nons prescri?ent et qne S. M. I. vient de rappeler encore dans les
^es les plus pröcis d*nne r^solntion port^ snr un rapport du 6 de Tan.
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150
Baoem
P. 8. La pr^nte d^ptelie fiaii termmi^ lortquo iD*6«t tarmh
Celle de T. E. dn 17 janvier par laquolle Elle noiis fait connaltre lee
nouvolles veraions qui lepandaient dans Paris sur les dispositians
testaniuutilires de l^miaparte et sur la nature des fonds qiii ilovraiptnt en
proveiiir. Vous vous couvaincrez, Mr. le hai on. a la lecture d" ina tir'pi'ch».*
quej'ai jirpsspnti egalementde mon cöt« les difticultcs et les inconvenieus
qui s'attachoraieat ndcesHairemont h des reclainations officielles, soii de
la part de la coor Imperiale, soib de celle do M"** la duchesse de Panne.
C'est dans cette persnosioii qne nou8 btohs limit^ les premi^i'W recber-
chea ä des dömarchee verbales et k msembler des moyens de comparalsoB
et de nipprochements et qne nous nous Bommes interdit, pour le momenty
des d^marches judiciaires. Le pen de Imni^res eertaines qua Ton ait snr
les actes de la dernidre volonte de Bonaparte, est renfermö dans le rappoii
offidet de Sir Hndson Lowe. Les donn^es (pril pr^nte, tont insnfRsantes
qii*ene8 soient, snnt n^anmoins Ior Ronln dignefl do foi anxqnelles on
soit autorise d'appuycr des demarchos. En tont 6tat de cau8o, la i rvcndi-
c4itiou quo Voll sr'iait dans lo cas do faire, est ntTossaironicnt cin-ouscrite
ä des objots, ayaut natiiic di* pruprieU« purticuliore ut d'iiitörtH piivt-, Ce
ne ■r^m-n d'ailleure qu a la suite de plus auiples inforinatioa« que 1 on sera
a müiiic de se decider s'il y a Heu ä entamer dos demarches judiciaires.
V. ß. estt priee de so tcnir cette reserve präsente, loi-squ'EUe sera dans
le cas de r^pondre k quelquo Interpellation sur cet objet.
XHL
Baron Viuceut an den Fürsten Metternich.
Paris, le 11 fövner 1822.
Mon prince!
Depuifi que j'ai reru la I. . h.' ijue V. A. m'a fait I huiineur de
m'adresst-r le 26 jaiivior deriiier, laquelle doit ine servir au hesoin
d'autorisation speciale vis-u-vis de MM. les cnnites de Rcitraiid et de
Montholon dans ce qui concerne les dis]>o>*itinris testanu-utaires de X.
Bonaparte ;i l'cgard du Iiis de 8. M. larchiduchesse Marie Louise,
duchesse de Parme, j'ai eu uno entrevne avec le docteur Antomarcbi, ie-
qnel avait nne lettre de la part de Mr. le comte de Neipperg ä me re-
mettre relativement k ee m6nie objet.
Dans cette premi^ entrevae je n*ai pas eu occasion d^approfondir
la mati^re, mais j*en ai profit^ pour faire connaltre ä Mr. le eomte Ber-
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151
tafind, par Torgaii» du doctear Antoraarchi, que 8*il d^einit me Iure du
CAnimnnications quelconques, je serais pr^t ä me rencontrer avec lui par-
tout üü cela lui conviendraii. Je ii'ai pat» eu de repoose jaaqu'ici sur coite
dUTertnre.
Je ne manqoerai point, ausüilut quo i oaasioii sVm pruBontera, de
faire U8age des directions que V. A. a hicn vouln iiio transmettre ii ce
SHjei dans Ses differeates dep6ches, et de Lui rendre un compte detail I^.
A cette occAsion je dois fix«r rattenti n ie V. A. Bur nn article du
JouTBal des Debats d'aiyourdliai, par leqnel £Ue veira qn« rinatance est
dej& commenefe entre HM. de Bertrand et de HontlioloB contre Hr. La-
litte, et que eelni-ci a dklar^ ne pouToir ae deaaaiair de la aomme r^cla-
qii*eii pr^aenee des tateora dee h^ritiera de Bonaparte.
Beilage: Journal dee Däbata. Lvndi, 11 fövrier 1822. ... La
premiero charabre dn tribanal de pretni^re instance, pr^sid^ par Hr. Mo-
riau, a fait ayp»jlt i- liior la cause entro M. Jsicques Lafitto, banquier, et
MM. les wmtes de M<'iith<ilnii et 15t rti;iiul. jiurti'Uib de l'ecrit particulior
t»ar l. quf-l Xapuleon Br»iiai»ai'to a cliiiigo M. Lafitte de payor entre leura
maius, six inois aprt-s soii «h c««, la Bomrae de cinq raillions qui lui a ete
remiso an mois de juiUet 1815, ä i'epoque de son depart pour S'"- Helene,
Mr. LaäUe a doclare, par ses conclnsions, qu'il ne pouvait se dessaisir
de la somme qa'en pr^sence dee tuteurs de Theritier de Bonapurto, ou
toi dtment appelte; mais en attendant il oifre de verser les foDde k la
euflse des consignations et döpöts.
üne difficult^ non moins grave est relative A la r^lamation des
iuterftks depuis cinq ans et demi, k raison de cinq pour eent. Mr. Lafitte
asenre qn*aiiciuie stipulation n'a ^t^ fiute k cet egard au moment de la
ranise des 6 mflUons, et qne, les eonsid^rant comme nn depOt eacr^, il
n eu a fait aucune ospece d'einploi. Mr. Hupin etait prc-t ä plaider pour
les demandeurs; mais, attendu le graiid iiuuibn} de caiiM S di jä commen-
cees qni suixhar^'t.'ai.Mit la seance, l'affaire a ete cniitiiuitM' a quinzaine
^aa samedi, 23 fevrier). Mi'. Persii est Tavocat de Mr. Laätte.
XIV.
C!opie d'uuc lettre do Lord Bathurst ä S. A. Mr. le prince
Esterhazy eu date du 26 juuvier 1822.
Lord Bathnrst has the honor to acknowledge the receipt of prince
Beterltttj^s note and begs to infonn bim that he has seen the king^s
pnwtor on the snbject of Bonaparte's will. It appears that a proctor of
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the nam« of Fox is in posBWBioii of the will; tbat he has had it for alMmi
a foitnight; that he has not yot taken any stopa to provo it; tbat it is
not an nnaBoal thing^ for proctois to be in poflaoaaion of willa for months
togetber beforo they are prored in conrt, and are somotimea nerer proT-
od; that there can bo no way of obtaining a copy of the will from Mr.
Fox, as it is lodged in his hands confidentially by the person who en-
trusted Mr. Fox with it; that Mr. Fox had not comniuiiicuted to the king's
proctor from what hiinds he had r('< * iv<>(l tho will, or aiiy circumstanccs
respecting it. The king's prootor will fiiniish Lord Batlmrst with a i-oyy
of thp will, tlu' iiioiucnt it is {»i nvo«? find «^ive bim any fuither inlorjnatiou
respecting it, in thf cvcnt i»f any transpiring.
Lord Batburgt did not communicate to the king's proctor his rea-
sons for making the inquury, aa there waa not the last neoesaity f<^
doing so.
XV.
A Mr. le rödacteur da Joiinial de Paria.
Paria» le 28 ferner 1828.
Monsieur l
L'ancienne maison de Ppn etraiix, Lafitte et C''' dont je suis liqui-
dateur, a nn cninj)tf h iv^hr av*'C hi sncco.ssion df Napoleon Bonaparte.
Ce conipto doiiii«' lif^ii :i im»' Contostation smimis*' au tribnnal d*» la
Seine et dont plusieurs journaux ont parle d'une maui^re plus ou moins
inexacte. Jnsqu'ici j'ai gurdö lo silence, osp^rant quo la pnblicite des
ddbats judiciaires ^clairerait suffisamment l'opinion pnblique. Mais au-
joQrd^hni qoe le tribunal a ordonnö quo cette affaire serait plaid^e k hnis
dos, Je crois devoir en fahre connaltre le v^ritable objet.
En 1815 Napoleon Bonaparte, an moment de qaitter Paris ponr »
rendre dans TAm^rique Septentrionale, fit verser dans la caisee de m»
maison nne somme de 4,320.000 fcs. qai au moyen d'autres valenrs en
recouvrement devait ßtre poi-teo ä 5 millions.
Mu maiäuu lui rcmit eu echancre:
1"* Une reconnaissance de 5 uiilliuü« aux tcrrnes du laqueile cöttc
somme etait remboursable ä vue
2^ Une letti «' >lo credit, egaiement ä vue, pour la meme somme,
sur des banquiers de Philadelphie.
Ainsi Napol^n Bonapai*te avait deux titres pour disposer do Cütte
somme 4 sa Toloni^, seit ä Paris, soit 4 ^tranger. Los valenrs cn re-
conrnment qui devaient compl^ter lee 5 millions n'ont jamais ^tö r^-
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s*^. et la somme de 4,220 000 f«"s st ule n-inise k uia maison. a ote re-
dnite par diT^^r« payements jtai tieig, fait*> 8ur ordre de Napoleon Bona-
pvte, ä colle d'eATiron 3»14 9.000 fcs. dont ma maison reste döbitrice
«Dveis sa svccession.
On apprend par nn eitrait do testament olographe de Napol^n
Bunparte, d^posä en Angleierre, qu'il a nomm^ des ex^cateors teata-
C*68t arec ce aimpl« extratt, ac€ompagii6 d*nne lettre miBsiTe,
signee par Napol^n Bonaparte, mais non ferite de sa main, que HH.
le» execateurs testamentaires se presentciit a inoi coinme liquidateur de
u m^mm Pi>rre£raux, Lafitte et C'*. Iis demaudeiit a regier le coutpte et
ä en t»»uclifr n'liqiiat.
MM. les» ex6cuteui-s testamentaires connaisseut ma disposition et
mtme moQ empressement k me libt^ror; iis sout d'accord aussi que je
4ois me refbser k toot payement qui u'(»p(;rerait pas raa pleine lib4ration,
Hais ils seatieiment qo^ils out la qualit6 pour me donner quittanoe
mbble; mes conseils penaent le contraire. Voilä le poini qui noua diTtse.
On dit, ponr moi, que la lettre missive, coneid^r^ comme mandat,
Mt r^voqn^e par le i6chs du mandant et qu'elle ne aanrait valoir comme
disposition h cause de mort pniRqn'elle n'est pas revAtne des formalit^s
voolues par la loi, que ce te^^taiiu iit olographe, ropresente par extrait,
nVst pas oxecutairt' ih- pl-Mii 'Irnit ciitr«* un ti«»r« debiteur de la succes-
sinü. qu»; ji- iie puis ni n»- lois me cuUfttitiH r juir»' s questions de droit
p'ilitique ttii civil qui pourraient s'eb'ver sur la validite de ce titre, que
cette validite doit 6tre reconnne par Theritier legitime ou verifiöe contra-
diefcoirement avec Ini, qoe dans notre droit il n'extste point de anccession
ms Mntter on repi^sentant l^gal» qa'il est on dans un parent au degr^
siMcesBible on dana la veuve ou dans T^tat, qn'enfin ee n'eat pas k moi,
aus k MH. lea ex^tenrs testamentaires k leclierGher et k mettre en
csQfe cet Mritier legitime quel qu'il i»uisse €tre.
En an mot, d'apr^ Tavis de mes conseils, je dis k MM. les ex^-
CTit<*urs testiimentaires : Je suis pret ä payer, mais je veux pay«'r yalaMe-
mcnt; je ne veni pas mVxposer ä payr doux fois. Faites verifier votro
titre ei votre mialit»' avrc h- cAntradicteur legiiime, ou bit-n souflfrez que
jö me libere par un versemeut a ia caisse des consignations.
Tel est, si Ton p'^it appeler cela, un proc^s, celui qui existc ontre
MM. les executears testamentaires et l'ancienne soci6t6 Perr^ux, La^
fitte et 0*.
J*ai rhonnenr d'ötre etc.
a\gn6x J. Lafitte.
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A Ib. lo rddaotoiir de CkmstltatioiineL»
P«ilSi le 8« um IMS.
Honsieiir!
Nons aurions atiendo en silenoe la d^ision dn tribanal ei Hr. La-
fitte n'ayait pas jnge convonablo ä sos interets de H'adros^or au public
pour faii o coii iiiiiti r'. dit il, le veritable ubjet du pioces.
La uiüüioiiü de Mr. Laütto le seii mal lorsqu'il dit qu>n echuiisre
des sommes vorsees ä na caisse. la Tnaison Perrei^anx Tiatitto a leuus:
1" uuü recoDDaissancc rombDiii sable ä Tue, 2^ uae lettre de crddit,
egalement remboursable ä vue.
La reconDäiäsance ne dit pas, rembonrsable k vne; eile dit:
Nona tiendionB k la dispoaitioii ...
La lettre de credit adress^e ä des n^gocianta Am^ricaina porte:
yVona TOUB rembourserei eur nons a dem on trois mois de yne' et
rinatmction Jointe k cette lettre de crMit ponr regier la mani^re dont on
e& nsera porte Egalement: ,Il8 pourront tirer snr nons k irois on
qaatre mois de yqo.'
Cette diffi^reiicc a son importance, surtout pour la question des
interßts, car im d(»pt'»t n'est pas ifinlioursabl** a trois ou quatre mois de
vue. Quant an fond du procf'^s, U» tiilumal avant cru dt-voir ordunnor que
Taftairc scrait plaidee ä buib dos, par n^r^pect pour cctto decisitm uous
ne croyous pas convenable de reproduire ici ies queötions agitees :\ l'an-
dience ; nous uous contenterons de dire que le resume presente par Mr.
Lafitte des moyens qui ont ete plaides pour lai, est loiu d'etro complet,
et que notamment il a fait plaider que ce testament etait nul en la
forme, pareeqii*il ^tait sigii4 Napoleon au lieu d*6ire aign^ Bonaparte;
au fonda parceque Tordomumce du 6 mars 1815 ayant ordonn^ df im
courir sub, il en räaultait que le testateur ^t frapp^ demortcivile...
Noua attendona avec oonfiance la d^sion de la justice.
J*ai Tbonneur
aigne: Montbolon.^
Diese beiden Briete verdanke ich der freundiicbeu Mittheilung des Herrn
Legatioossecretärs CigetaD M^rey vou Kaposmire, welcher die Gttte hatte,
sie für mich in der Nationalbibliothek au copiren.
üiyiiizeo by GoOgI(
165
XVI.
Oople d*jme lettre Werlte & 8. M. rimptetrioe per Xr. le
banm de Keneyal, le denx Jenvler 161S,
Parmi los objets qui Interessent le service de S. M., auxquolH j'ai
eu pari, jusqu'au momeut oii j'ai cesfi^ de remplir auprös de s& personne,
la place de secr^taire de ses commandements, il on 08t un sor lequol je
dois im compte pariiculier. J'oserai ajanter qa'ii m'impoiie qne 8. M.
seit parfiutemeDt telairöe sor les faits contenns dans la note aniTante.
Le 19 avril 1614, rirop^ratrice Marie Loatse ^tant h OtUtam,
par l*orgaiie de Mr. le prince Paol Gsterhaxy et du prince Wenxel
Uechtenstein, rinTitation de ee rendre k Bambouillet, potir j recevoir
S. M. remperenr d*Aiitriehe. Elle se decida k partir le soir da mftme jonr.
La sitoatioii oll se troQTait alors rimpi^nitrice, Bituation dont je n'ai paA
bosoin de ruppoler les circonstances «pii sont tri>p connues, rendait iü-
di8p<»nsable la jm fcantion de faire niettre dans les vi»itiiii s «jni suivaient
S. M. ä Kauilfiuillft. tiiu'lqiu s smuhii«"^ du trexnr particuli'T d<' rcmiK-r.'iir
Napoleon. La destinee du reste du tK s.T, deja condamnee par im arte
tlu pouviTiiement provisoire, dcvenait tres incertaine apres le depart de
l'imp^ratrice. Un sentiment de delicatesse lui inspirait de hi repugnance
ädispoeer de ce tresor; snr l'invitation r4iteree qu'ü importait qu'elle ne
restäi pas dena^e d'argent, 8. M. consentit h oe qu'on s'entendit k cet
egard aTec Mr. Pejrrusse, tr^sorier particulier de Temperenr Napol^n»
qni 86 ironvait k Orleans. Mr. Peynisse e^occupa, aans perdre an momenti
de placer dana les Toitares de soite de S. M. rimperatriee, dilKrentes
sommes dont le total s'^IeTa k frs. 3,938.600 et remit an g^n^ral Caffia^
relU et h moi, nne note de cos sommes. faite ^ la hftto. A TairiT^e de
rimperatriee si Kanibouillet notre prcniier soin fiit de verifier les sonimes.
U- {joner.al Caffai» Iii. le tren. ial Foiil» i , Mi. de S* Ai^'iiaii, Mr. de Bausset
'■t moi. iiMiis MtMis ietijiii>ii> i"»ui- iiimvder ä cettc veriticatii'ii. II (.•<Miv».'iiait
qu il en tut dre8.>*e un proc«i8 verbal vn regle; mais personne ue voulut
nconnaitre de mis-sion pour le eigner. On se contenta de dresser un
ümpie biudereau de veriticatiou. Mr. Bausset se cbargea de tenir ia
plaiae. Ce bordereau est reste duns st s niains; il constate que la somme
umonc^ de frs. 2,938.600 a <kto trouTäe intacte, snivant la note aom-
nuire remise k Mr. le g^neral CMTarelli et k moi, laqnelle fnt confirm^e
par r^tat en r^le qne le tr^sorier m*enToya pea de jonrs aprte.
Pendant le s^jonr qne 8. M. rimperatriee fit an chfttean furent pr^-
gor les frs. 3,988.600 et portdea k Fontainebleani snr la demande
qn'en fit rempereur Napol^n, savoir:
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Par le dnc de Vioenc«
Par ICr. de la Place» offlcier d'ordoimaiice .
Par Hr. Baillon, fonrrier
Ii«. S20.000
800.000
„ 400.000
Total
frs. 920.000
L'empereur Napoleon ayait de plus demande qu*uii million en
lettres de change lui fut envoje a Porto Fen-ajo, mais iLatie dit>position
u'a pa8 ete exäcutee.
Les ffmds qui restuieut ä l'iiiiperatrn-f a repoque du '20 avril. &e
montAient ä frs. 2,013.600. S. M. n'a pas donne ä Mr. le tresoner Pej-
raese de quittance de ces sommes, signue de m main; mais eile m'a
ordonn^ de rendr(> compte de ce r^ultat a rempenMn- Vapol^on; ce qne
j*ai &it, en riufoimant exactement, 1** do d^pöt de fra. 2,933.600 fait
par 8on träsorier danB les voHures de Pimpei-atrice et de la v^nficatioiL
qui en fut fiute. 2* de Tenvoi sncceasif des 920.000 fn. remis» tant an
dac de Yicence, qn'ä MM. de la Place et Baillon. Lea re^as de cea
frs. 920.000 doivent se troiiver dans les mams de Mr. de Bausset, qui a
r^uni tontes les piices de eette comptabilit^. II s'est cbai-ge de la conser«
vation des fonds importants dos frs. 2,013.600 qui restaient et de l'ad-
aiiiii.''Miition «lus depen.ses de la maisoii de l'imperatrice, comme lo plus
capablo <lf h'im remplir cette fonction, par Texp^rience et les comiai^jsan-
ces quo lui (.luuiiait sa charg« de prüfet du palais.
Quant ä co qui mo regarde, je declare que depuis cette » itoque, j'ai
ete ab8olumeut etrauger a la connaissance do toute disposltioü quelcon-
qae et d'aucun«' e^pece qui peut avoir üüte de ces loads.
Yienne» le deoz jauvier 1815.
Frina Bogen Heraog von Leoohtenberg an den Kaiser,
Jo j)iiu V. M. de nie panlduiirr si je La dei-:\nir«' 'le Se» occu-
pations plus iraportantes pour Lui parier de luoi; mais je me trouvc dans
la necessite de renoaveller aupr^s d'Elle les diverses instancea que je
Lui ai deja faitos relativoinont a la liquidation de la liste civile du royaume
d'Itaiie. Le motif qui m'oblige a cette nouveUe d^marche est le testament
de Tempereur Napoleon. Je ne le connaissais jusqn'ä present que par le
Siga^ B"'' de MeaeTal.
xvn.
Manicb, ce 80 me» 1892.
Sire!
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^^uit public et par des communicatinTis incomplMes: niais je viens de
rfi.vv(;>ir dfs PXPCTiteiir? tpstameataires iiui* tMpie de partii; de cc testa-
mcnt tt d'un codicUle qui me concernent. Par cette dermöre piece le
testeteur me Charge de pajer dhS^rents legs montants ä la somme de denx
milliong de iraiics, et il indiqne que ces payements doi?ent 6tre faits snr
It liqiiidation de la liite ciyile d*ItaUe teile qne argent comptant, menbles»
senice de Tenneil etc.
Y. M. I. et B. Se nppelera qne cette liqvidation prfoentait nn
wMe d'enyiron 8,600.000 Lit. ItalienneB dtt en argent par le tr^r
public Ii la liste civile. (Les commissaires de V. M. T. et R. n*oiit reoonnn
ce Solde que ponr environ 1,600.000.) Ii existait dans k* trt'sor ])ublir
des soiumes bien superieures. dont je poiiTaifä dipposer rl ce qwc je u ai
pas fait par seiitimeut de delicatcsso. Cfs iondn se sout truuvi's ä Tepo-
que de Tocciipatioa de Milan par im troupes de V. M. Eile daignera
aoMi 8e rappeler que les objets pr^ieox, vermeil, argenteric, meableSr
linge etc. ont 6t^ laiss^s scmpiileiisement en lenr lieu et place, que le
tr^r partieulier de la oonroime k m6ine ^ laiss^ dans son intäghtä et
le tont remifl dans leB maiiiB des «genta de V. M.
Je La prie done de me mettre k mtaie de poiiToir satisfaire anx
DOQTeUes cbarges qoi me sont impos^es» ea me faisant teair eompte du
lolde de la liste civile.
J'ose esperer qne V. M. I. et H. ne vena dans l'expose sincere de
c^iii' affaire que contiaiicp quo jf» mets dans Sn ddicatesse et dans Sa
justice, et dans rette niuivelle doinarche, rt'Xi)rt*sM<ui tVanch»' do n'cnn-
naissance envers celoi qui pendaat viugt ans de ma vie m'a teuu iieu
de pere.
J'ai Hionnenr d'6tre
1*"^^ Eugene duc de Leuchtonberg.
xvm.
Handaohareiben dea Kaisers an den Fürsten ICettemloh.
Wien, deu 14. April 1822.
Lieber Fflrst Metternich!
Aus der Anlage ersehen Sie, welches Ansinnen der Herzog von
Lenchtenberg als yonnahliger YicekQnig Italiens an Mich macht. Sie
wtrden darüber nnter Hittheilong dieses Schreibens mit Meinem Finanx-
■mdster, Grafen Stadion, das erforderliche EinTemehmen pflegen nnd
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Mir liimacli den gDtftehtUelieD Vortnig «istatten oder dnich den FiDaoi-
miniBter erstatten lassen.
Da Ich ans diesem Schreiben sn^Ieich ersah, dass Napoleon ein
Tßstamont und ein Codicill hinterlasson habe, so werden Sie Soi^e tragen,
daBS Ich in din y-enauc K« nntniss dfKselbcn komme, uüd daher Mir auch
wo möglich eine autheiiUijche Abschrift diei»er Urkunden verschaffen.
Frans.
XIX.
Vtat XMtoniioli an Baron Vlaoant.
VieDue, le 24 avril lUii,
En suite dn rappoi-t qne V. E. ni*a lait l'honneur de m'adresser ie
4 mars demier, j'ai eu soin de transmettre ä 8. M. M"* la dnchesse de
Parme la lettre que MM. les comtes Bertrand et Montholon vons avaieut
prie, Mr \c baron, dv tain- p;ii v»'nir a sa destiiiutiini M""*" rart hitluchesse
n'a pu que se borner a vous fii accusci' la r<M;ojili»>n auiM quelle l'a fait
par äa lettre du 2^ iiiar.s. Ii lui serait d'autant pluK impossible de se
mettre en relation directe avec MM., les execateors tesiamentaires qifin-
dependamment de la r^senre qne cette anguste princoese s'est prescrite
dans ce qni ponrrait se rattacber a ses anciens rapports avec la France,
eile n*eBt pas dans le cas de ponvoir repondre k des Communications daas
lesqueltes ces Messieurs continuent ä invoquer le nom d'empereor, lors-
quMl est cependant de notorit^ que le titre Imperial que Napoleon Bona-
parte 8*^tait r^serv^ dans la Convention Fontaineblean est venu h cesser
k soü ügaid par TiutVaction de la dite Convention et jiar la dfclaratiou du
13 mars 1815, laquelle a pris rang dans les ti ansactions pnlitiquis qiii
tieut tuiis It's {iiinifjs et etats de l'Knropo »-t par r.iusequent aussi M""^ la
duchesse de Parme. Cette cousideratiua est plus que süffisante pour qne
M"* la duchesse de Parme s'intordise tout echange direct de communi-
cation avec les dits ex«)cuteurs testauieutaires et pour qu'elle doive egale-
ment ä sa Situation d'^Titer de traiter directement avec eux, seit ä Parme,
soit ailleurs. Y. E. trouve Se m6me insti'uite, directement de Panne, de
la teneur des extraits partiels des dispositions 'testamentaires Joint« k la
lettre de MM. de Bertrand et de Montholon. A tout 6v4nement j'ai Thon'
neur d*en mettre nne copie exaete i la disposition de V. E.
Je ne puis mieux vous fairo connuitn*. Mr. le baron, rimpressioQ
que la demarche des executeni s ti staiaentuiirs a faitc siii r<'spnt de S. M.
^in« i'aichiduchesse, qu'en vous tiausmeltant des copies des depecheä
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da 96 et dn 99 min ainsi qve du S anil que le camte de Neipperg m*a
idrooirfeo k ce siqet.
?<ni8 7 remarquem d*abord, 1fr. le Imron, que K"* la daehMse de
Parme ajanl tonte confiance dane la loyant^ et le sMe do Stenr Ballon-
häv»', inteüdaiit goueral Je sa inaison, lequel se tixniv»' inaintonant a
Paaiü, eile desire qne ?ou8 disposiez enti^remeiit ile ses sei vioes pour Ics
recherchps de detail que vous jugeriez nöcessaire df taire. V'uus y roiiiar-
quwez tjgalembut quv les deux millions de francs n'inis ä S. M. l'inipi'ia-
trice pendant sod sejour ä Orleauä en 1814 out ete Vernes ä la caisBe de
la Duumm de S. M. avant le traite de Fontalnebleau et par consequeut ä
ane ^poqae uü. placäe sur le trOne de France, eile etait en droit de üaire
«mploi de ces foada pour rentretiea de ea maison et de sa «oite, eana en
deroir oompte ni am ex^ntenn teatamentairea ni k ancuD antra parti-
calier.
L*abdkatioii de Fontamebleaa a trac^ k cet ^gard ane Ugne de d^*
■■rcalion entre le goaTemement Imp^nal et T^re de la reetanration en
Flrance. En verta dea danaea de cetfee abdication, accept^ par lea coura
d^Aatriche, de Berlin et de Petersbourg comme aas« par Celle de Londrea
süf le point de la disposition des pays. S. H. M"" l aichiduchesse Marie
Lmise est devenue duche>^s»' ilf l'ariiif Ir jour oü t'lh- a ( ••sse d'etre impera-
Uic« des Fran9ais. Dans tiMitt-s l*'s transactions imMiqnos, la date du
traite de i^outainebloau a foi iiu- uue ligue de i lntiirc. (''»'sl pour ce raotif
que notre cour, sc tonaat a cctt«' liqi'nf' de Separation, s'est abstenue de
r^mer la dot de M*"^ Tarcbiduchesse. Far uue uieme consoquence les
dem miUiona Tere^ avant rabdication, ayant ete duomeut employes k
l'eatietien et anx liaia de d^phusement de la maison de rünp^ratrice,
eette aomjne n'dtait plua diaponible, et ü y a erreor dana la disposition dn
eodidlle qai aaaigne dea libiraütäa aar ces deax millions. II en idsnlte
que cette aaatgnation n'est k oonsid^rer que ooaime ane sorte de recomman-
dation. n en est de mftme de la recommandation qni porte sar la dotation
qai avait antrefoia appartena an comte Berkrand dans le territoire de
Parme et qui <'st venu ä cesser par Tai'ticlo secret du traite de Paris du
30 mai 1814. ou bicii t'ntiu de la partie de ses dotations qui etait assi-
gu*'.- 1». nioiit dt- Milan laquelle a esralpm*^nt pwrdn tont pff^t par l'an-
ruillatioii du traite de toutainobloaii. II cu renultt^ donc iiltrri<>mt'niL'nt
que, si meme lea dispositions testameritaires de Nnpolt'tiu Boiiaparte
tvlient et^ reconnues valides tout comiue eilea vionneiit d etrc declai'eea
caduqnes, Tasaignation sur les deux millions poiierait autant sur une
suppoeition anonie qne la recommandation de ia dotation dans les ätats
de Panae et snr le mont de Milan.
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Haiiitenftnt qii*tt est bien STenn que 1« testameni olographe a (Ai
d^elar6 nnl par le tribnnal de premitee mstence de Paris, les propriftee
particnli&res appartenaat it Napoleon Bonaparte ao 5 mai 1831 doimt
Atre d^Tolnes k son hantier natnrel, en oonfmiiiitä des diipositioiiB du cod«
civil des Fran^ais qui r^lent les snccessioiis ab intestat. Au nombre
de ces propri^t^s particuliires se trou?e 6tre incontestablement la Bomme
qoi fonnait d^6t entre les rnains de Hr. de Lafitte ei qni, k Ja snite da
jugement da tribnnal de premi^re instance, doli a?oir ^t^ jndieiairemeni
d^pos6 dans rintSrftt de Fh^ritier appel6 ab intestat.
Y. E. Se convainem par la d^p^ebe dat^e de Panne le 36 mars qw
rintentiou de S. M . rarcbidncbesse, comme tntrice naturelle de Hgr. le
dnc de Beichstadt, son Iiis, est qn^ils soient faites les d^marches et les di>
ligences requises ponr mettre k convert les droits de ce prlnce, et notsii-
ment cenx qni Ini sont devolns k T^rd dn däpOt ci-dessns mentionne.
L*une des snites de raannllatknn du testament sera qne UM. les eomtes
de Bertrand et de Montholon sinsi qne le Sienr Ifarcband ne seront pent^
Atre plns reconnns comme ez^ntenrs testamentaires, mais dans ce c*&
ils seront to^jonrs consider^s comme mandataires jnsqn'an moment dn
d^s et ne penvent se refuser a rendre compte de lenr gestion. Et
attendu qif ils se sont deji mis en cause, comme iah pres le tribunal de
premi^re instance, il semble que ce»t la qu'ils devraient dtre interpelles
k produire Ja totalitä des disposittons testamentaires comme 8er?ant de
renseignemenis nt'cpssnires sur la consistance de lenr snccession onTert»
ab intestat. En leur fesant insinuer que Ton ne pournüt se dispenser
de recevoir ä cet effet ä Tantoritu du tribonal qni se tronve saisi de la
connaissance de la r^clamation du depOt, on pourra peoi-Stre les deter-
miner a s'acquitter enfin envers V. E. de rentiere communication des
dispositions testamentaires qoo d^jh dans le mois de fevrier, ils avaient
annoncL> vouloir vous faire connaltre, Mr. lebaron, ce que jusqn'äpresent
n^anmoins ils n'ont pas onrnrc realis^.
Je ne puis qu'aluuuloiuKM ;in rh'->ix de V. E. le moyen qu'Elle jngera
le plus convenable pciir iour faire fano cett<* Insinuation verbale. II s^rait
peut-etre si propos d"y iijonter rnhservntion inöme dans ia qualite
dVxernteurs testamentaires ils aiiiiii''nt r<ihlig;itinn de rendr»' compte de
li'iir ir<';5ti<">ii dans le tfrnic i1"uih' amH'i' ;ii»i('S le deci^s dn testateur. Si
par cotte iusinuation, nu au ninvcii «i'auM"<'s ifcliciclifs imiiu' Icsquidles
V. E. ]>niirrait iin ttri' ru fivant le SiiMir Hallniili;iyt\ Ell»- i)arvi('nt ä rae-
jihis il'i'claircisM'mcnts sur les lui-tifs qni «nit liicti' l»' jiigenient
du tribunal lic iirfinii'r»^ iusstanct', nmis sauriois beaucuup de gre ä V. E.
des renseignemeats qu'Elle uous prucurera. Ii sorait particnli^rement a
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dfsirer qu ElK? piit avoir connaissance au moyon d<^ qin'lqnes gons do loi
du repnrru' <iu« It s avncats des deux parties et le procureur geuerai du
rui auiiint mis so\is Ics joux du juge avaüt le proflonce.
Eu reuuissant, ces differentes donn^es nouH en sorons mieux eu
jiiuatii n d i tablir Ie8 questions mr lesquelles on borait dans le cas de
h::r t< uir ime consultatioü de plusieurs juiisconsuJtes noa seuloment ä
pÄfib, mais ici ii A'ienne,
Celle qui serait tenuu ä Tarij» aurait pi»ur objet dVclaiicir la
question de fait et la manicre dont eile est considöree en France, et de
fiavüir quelles demarche» ii y aurait k faire dans Tinteret particulier du
de Beichstadt, en se reglant sur les lois Fi-an9aise8 de Buccession. Ia
cmniltition nlMrieure qui serait tenit« h Yieime par des panoimeB
attacbees k Tmidre jndidaire aaialt pou objet d« fixer si et qaelles d6-
iitfehes il 7 annit k füre pour mettre couTert lee droits du fils de
HU la dndiesse de Farme et pour remplir ä T^gard de celni-ci les devoirs
h la totelle desquels 8. M. remperenr eat chargö cuitjuintement svee
rarebiduchesse Marie Louise.
Vous Toyes, Hr. le baron, qn'il ne s'agit pas encore k pr6sent de
w pertet k nne demande judiciaire, mais seulement de se diriger dans les
Mnatdies d*information de maaiftre k pouvoir Aüre naage des risultats
si roa eet dans le eas d'en tenir k un reeonra formel aoi tribunanx.
SMevea —
P. S. La pi^ente diptehe 6tait d^jl exp^di^ lorsque le tapport de
T. E. da 9 ATril s. 1. F. m*a instrnit d*un eutretien nlt^rieur qo^EUe a
m avee Mr. de MontholoiL Je m'empresse de tous remerder» Hr. le
teiea, des noDTelles instanees que tous avei faitee pour obtenir la com-
umicalioB entidre du tesiament. Je crois d*aatant plus voua engager k
iosister sans relAdie sur oe point qu'nn ordre du cablnet de S. U. dont
V. E. tronvera ci-joint une copie, nous reconunande de ne rien n^gliger
IMV nons en procnrer uue entitee conuaiBSsnce. Hr. de Hontbolou ne
ioH pas avoir plus de difficnlt^ de nous communiquer le tont qu'ä Sir
Hadson Lowe auquel il avait annono^ sulvant le biUet Joint qu'U 7 ^t
atorisi par le testateur.
Beoevei
^nki*. Bd. hilX. L Bilft«. 11
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XX.
Fürst MettornlolL an den Ffinten Fmil EstorliABy.
Vienne^ le S4 Avril 18S8.
Je ii'ai pas inaiupu' de transrapttre aM"" rarchiduchesse. duchesse
de Parme, Im ronsoiiL^ni'incnts n-latifs aux dispositiuüs testamoiitaires de
Napoleon Bonaparte, rappeles dans le rappoi-t sub Litt, l du 27 fevrier
demier, tels qoe V. A. a su so les procurer par l'intorm^diairo de Mr. le
comte George de Caraman et de Mr. de Seguier, consul g6n4ral de Franee
en Angleterre. Dans rentretemps, M"** l'aiehiduchesse a refn avssi de
HH. de Uontholon et de Bertrand une comtnnnicaiion h pen prte sem-
blable, mais qni ne renferme Clement qne des renseignements partidB.
D^antre part, Mr. le baron de Yinceni a eu dans les demiers jours
de mars nn second entretien a?ec Mr. de Montholon» dans le r^t da-
quel je erois devoir releyer le pa^sa^e sniyant pour serrir ä rmformatieB
de V. A.i
Vous voudrez bicii rcmaniucr. mon piince, que Mr. de Muutholon
ne fait nulle difliculte (raffniner quo lo testament a ete montre en
son entior au gouvoi nt iiiont Fran^ais et sans doute par lui Mon-
tholon, depositaire connu des derni^res volontes du tostateur. Nous ap-
plaudissons Tolontiers ä ia sage r^serve qne le gouvernement Fran^ais a
prescrite, en empöchant la divulgation de tout ce qui dans les dites dispo-
Bittens testamentaires ^tait de natore ä alimenter Tesprit de parti, et
qni en effet anra 6i6 probablement con9ii dans ce bot par le testateur oa
par les personnee qni Fentonraient dans les temps Toisins de sa mort.
Mais le voen de cette r^erre ne doit pas aller jQsqo^ä laisser ignorer h
M"* rarcbidncbesse et anz tutenrs du dne de Beicbstadt ee qn*il lenr Im-
porte de connattre dans rint^rftt priv^ de ce prince. 8M1 7 a en toote
raison de communiquer lo testament en entier au gouvernement Fran-
^ais, parceque celui-ci etait le jugo le plus competont des inconveniens
que pourrait fiitrainer une ]>nbli( iti' indiscrete, il y a egalemont dos nio-
tifjj de stricte jii^^tice, h ]Kut inciiu' «nmix de (■'Hivenancos. ]iiuir qu'il - f
aussi communique en entier tant ä S. M. l'empereur notre augu^te uiaitic
qu'a la duchesse de Parme, attendu que si Ton ne connalt pas en
entier toutes les dispositions que Nai>ol^on a faites do sos proprietes
particnli^res, les totears du dnc de Reichstädt sont dans rimpossibilite
> Yergl. Anmerkang 2 anf 8. 63.
163
et de üaire ot d'om(*ttr<> c© que pom rait exiger l'iütert't do cc luinco;
qo'iis sont enßn dans? riinpf>«?sibilitö d<> dt-oidi-r s'il y a Heu a acceiit<T la
nfff-'!«!!-»!! et 80US (|U(11*- ci-inlition if 8i et ä qucl point il y a Heu ii b'oc-
cnper «Its l< gs et ä satisfaiic ä des dispositions is' Lm-s d.'s codicilles?
An suqdus, si le testament a etp montre « n cntitT au gouverno-
m^nt Fninviii-"^. il nons ]»arn1t qiic 1*' iri>uverneiiit'Ut Hritaiuiiiiuo a aussi
iii>i iliMÜs a on iccIainiT la ciuinaissanct.'. 11 y a mOuie erautaiit ]>liis de
drwiij. <iiit' le couit« dt' Mnnilinloa, eu dunnant avis h Sir Huds"ii iiowc
4p la in.'it df- Bonapartc, lui aimon^ait le 5 mai: ,11 (Napoleon) iii'a au-
1 riM' a vous »'ommuüiquef, vous Ift desirez, ses derniöres volont^^K' et
c«p»fiidaüt malgre que Sir Hudsou Lowe eut repondii a» conitt' d<* Mon-
tholon !(» 7 mai 1821, ,Jg d^sire ötre instruit des dijspusiUuu.s teütanu n-
Uiits quelconques qu'il pourrait avoir faitos', S. K. le arouverneur du
S^-Heleue est neanmoins regte exchis di- !a participatiou du it^steinent.
Nona ne diuit<uis donc pap. ([u»; fri.uvt'ruf'incnt l{ritanni([ut' n'ait
üil valuix a la siiilt' If droit (|u"avait reclamö ä justc titro Sir Hudson
L«)we. Nous vtiyons d'ailknirs ]»ar la ilepöche de V. A. cii date du 27 fe-
rner demit-r, que Lord Batluust a prumis a V. A. de Lui communiquor
le testameiit lueme de Bonaparte, tel qu'il est depose ä Londros entro
ke mains d'un nomm^ Fox. D'aprfes Tavea fait par Mr. de Honiholoa
qae le gouTernement Fran^aifl a eu communiaitioii du tont, nons «ooimes
perniad^ qu'il ne Toos sera pas difBcUe, mon prince, d'obtenir de mtaie
uft eemmiuuicafcion entntier, que le gouveniemeiil Britannique a le droit
•t Je fflojen de rtelamer.
Je doia prier Y. A. d'autant plus inetamment de menir k la pro-
mmt qne Lui a fiute Lord Bathuret ei, en g^nM, de ne rien nögliger
loor Computer les renaeigiiemeiita dont il a'agit, que S. M. rempereitr
per an bittet de cabinet do 14 de cw moia, ct-annex6 en eopie, m*a or-
doBB j de Lni proenrer nne expMition de ce docnment dans la forme la
plos anthentique qa*il aera poseible d*obtenir.
Beeerei —
XXI.
Fürst Mattomloh an den Orafen Neipperg.
Tienne, le 8 nmi
Monsieur h comte!
J'ai mis a profit les iudications que j'ai trouvecs dans la lettre de
T. S. da 2 avril, ä Favantage da Sieor Ballouhey, Intendant g^n^ral de
II»
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la maison dp M"" la i1im.'1i«'Ssc lic Panne juMir mettre ses Services a U
dispobition de .S. E. Mr. lo baion de Vincent a Paris.
Desirant tt iiir V. K. au cniniLnt de nus dt^inarchei» j'ai l'lionnoiir
de Till! transmettre ä i'eflet d'ea rendre compte ä S. M. M"' l'archi-
duchesäjf:
l*' la copie d'une d^^pdche ä Mr. rambassadeor de la cour Imp«riale
ä Paria, on dat<» dn 24 avril.
2" la ctjpie J'uiie depßche ä S. A. Mr. le i)i iii("(' d'Ehterbäzy, afflbw-
gadeur ä la cour de Londres egalemeut bous la date (in 24 avril.
3 " la copie d un rapport de Mr. le baron de Vincent, liate de Pari»
le 2® avril.
11 rchulte de ce rapport que les fond^s de pouvoirs de Napoleon
Bonaparte sont convenuÄ av( c la maison Lafitte, que les fonds coafies ä
coile-ci y restoraient enwre deposös pondant ciuq ans, avec uü interet
de 4Voj ce qui annonce Pintention do remettre la disposition du dep«>t ä
Pepoque oü le testament sei-a legalement communique k Mgr. le duc de
Reichstädt. Cet arrangement proTiaoire nous paralt n*avoir rien de con-
traire aux intA^ftte iventaeli de la anoceaebn non plus qu'anx aetes con-
Berraioircs qve Ton poumit Otre dttu le eas de tun inte dea faibimaiix,
nne fois que l'on anrait dee motift aoffisaiiB poor ae d^darer anr la
tion de h6rMit( et poiir se prononeer b*11 y a lien on k aecepter paremeat
et aimplement la BuceesBion, ce qni emportenüt Tobligation de fiure Cure
k tontes lee eiiargea, on ä ne Taccepter que Bona Mnffloe d*mTeiitaiie, oe
qui präseirerait dn rieque de ee Boomettre ä plaa de eharges que lea legi
0« la Partie de BucoeBBion eiigible i rdctamer pear le prince n'aniaie&l
de Talear, on enfin k i^pudier la aucoeBBion ponr ne paa fttre dana la
cessitä d*entrer dana nne liqtildatioii jadiciaire des valears de la sooceBBion
d'Qne part, et dn rapport dea aommea (da denx milliona) aaaignto aar
H"* la dachesBe de Parme, d*aatre part.
La Prorogation dn ddpdt entre lea maina de Lafitte fiut oeeaer an
moins Pappi^eoBion que Y. B. m*a täaoign^ par Sa lettre du 19 narB,
aavoir que le gouTernement Fran9ai8 ne Tonlftt confisquer lee qnatn» on
cinq millionB de franoa qui constitaent ce d^pöi Je n*ai jamaia partag^
je raroue, cette inqniitnde. L*ind6pendaiice dee trlbananx Franfais et
la Bfiretj dea ddpfttB aont aases reapecttes en France ponr qne Ton n'ait
pas k craindre nne disposition arbttraire de ce genre; et d^aillenrs le eon-
trölo qne fonmiBsent resprit de parti et lea d^baia de cbambrea ne lais-
aeraient paa commettre impnn^ent nn pareÜ abns d'antorit^. Au sor«
plus, les Talenrs actiTes de la BucceaBion pour autant qn'on pent les
estimer par conjecturei ne fonneront jamaia qn'nn objet de peu de ooa'
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sidintioii poiur le goaveniemeiit Francis. La senle chose qni a droit ä
80D attention, et ä tres juste titre, c'est la partie politique ou rcvolution-
Müe qiie pf iiveiit lenfermer les dispüsitioiis jmsthumes iln prisouuier de
S^-H^h'^iie; A c'est le motif qui waiserablaMcmoiit anr.i l;ui «lesirer au
uiiuiiitt'n' du nii «jiie In te«tainont Tic fiit c<»iniu pur extraits et qne
l'on ne deferät aux tribunaux «jue la cunnaissauce dea dispositioos d'in.-
ter§t piiv^ et dea übjeta puremeut p^uniairea.
Nons ne pouvonn dn reste nooB dissimilier qoe ce n'est i\w par la
mb jndiciaire qne la tutelle du prince ponrrait exercer la r^lamation de
SM droits, loraqii*il sen one fois d^ontrS qn*ll y amait plus d^avantages
qve d'inconv^niena k les mettre en avant, II ne s*agit ici qne des pro-
priM particnli^res qni appartenaient ä NapoUon ati moment de son d^-
cte. Elles doiTent sniTre la destination que sa Tolont^ leur a assi^4e
«Oy n sa volonte n^est pas expriin^ dans les fonnes reqtiises, la desti-
nation que la prevoyance des lois a fixec. Mais on supposant que le te.sta-
luf'iit soit definitivement aiinulü, en supjtosaiit qiic Ifs iiheralit^s 8oient
rf-<treiüteä k la moitie, ce qni est je cas l<>rs([iril ii"v a iju'un eufaat, les
l'^-ifionnes auxqueiles Nap'thM)u u fait diuiation des Homoies h titre de re-
muneration de leurs Services et de recompense de dovouoment qu'elles lui
ont marque en Taccompagnant elles et leurs familles pendant lea cinq
ion^ de sa relegation, ne manqueront pas de reTendiqner ces sommes
i titre de donAtion enti-e vifs, k titre de salatres etc., et Ton ne peat se
«scher qne iea tribnnam anront plus on moins d*^gard k la volonte du
^ont, lora mdme qne la forme ne serait pas reconnne comme valable
ponr on testament; l'on ne peat se dissimnler qne le jnge sera port6 k
titre d*eqnit6 d'arbitrer quelqne chose en favenr des legataires et qne
cssx-ei ne B*en remettront pas h ce qne les tntenrs dn prince tronve-
nlent bon de leur adjuger. Aussi voyons-nous que les exuciiti urs testa-
mentaires et ks autres persounes qui sont ^'^rritifieo« ou renninerees daas
les codicilles de S**-Hcl^ne, ont deja adopUi lo övstc'inp »If st^ faire consi-
derw comme lo^'ataires ou donataires h titre onereux.
Bans cette m6me supposition de reclamations par voies judiciaires,
il faui aussi s'attendre qu'en formant la deinande d'une Prätention actiTO,
teile que serait par exeinple collc du depöt Laßtto, on pi'end en mtaie
t«mpg Tengagemont d^entrer dans la diseusaion des pr^tentions passives,
cellea^ ponrraient bien rMnire le produit net k nne valenr d*a88ez
P«Q de eonsid^ration. Toniefois, dans T^tat actnel des choses nons con-
linnerons i sontenir, ainsi qne Y. £. S'en convaincra par Tannexe sab A
qne lg dncbease de Panne n*a de compte k rendre k personne des
fondii que 1 imperatrioe des Fran9ais a ens k sa disposition.
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•l ai eUbli ci-de88U8 que ce ne serait qu'en voie judiciaire qu© les
inti röts peciiniaires do la saccession poorraient 6tre revondique&, parcf^-
qu'un pout ;j peii prJss regarder cotnnie < oitjiiu iju il ü'y aiirait pas litu
k s'anangcr a 1 amiable avec los funJös d»' iMnivoirs de Napoleon et qne
les bienseances ne pt'iiiu'ttiiii^Mit m^me pas dV-iitrer uvec cux duus des
tiausactions directes, lt'^qul»llel5 laLsssciairut la porte ouverte ä une foule
de rep^titions intorminables do la part des l^gataires et donataires quo le
testament a eu en vue.
Si l*on 86 d^de ä eutamer des TOies jadiciaires, m&ai longtemps qa*oii
n*^pronTerait pas an d^ni da jnatioe» on na aarait paa re^ i aa plamdre
anprte dn gonTemema&i En matiera d*'aMtü privo, le roi, lasprlncea
da aa maison at la fiae doivant aa aonmattra i la dteiaion dea tribnuaiix.
II an aarait donc da mfime da la r^olamatioo intant^a an nom de Mgr. le
dii6. Lea droita qa'on anrait h fiura valoir en Franca poor ce pimca, aooa
le npport de aea int(Sr§ta particnliera, doivent tronver et troDveront la
garantie qn'aaaurant indiaünctemant laa lois civilea en mati^ de pro-
priet^ paiticnli^re. n en aarait tout antrement de ce qni ponrrait impli-
qner des droita politiquea; le genvernement dn roi de France n*en recon-
natt at ne peot en reconnaltre ancana da cette natura k 8. A. I. la dnc
de Beidwtadt. 8. M. T. Ch" data aon r^ne da jonr da d^cda de Lonia XYII.
O^eet aar ce principe, anivant tonte Traiaemblance, qne la partie da diapo-
aitiona teatamentairea qni iopliqne dea inUrfita politiquea, anra It6 ^cart^
de la commnnication aoumiee anx tribnnam; et c*e8t anasi, par eetle
mdme considA'ation, qn*il n'eat gu^re poaaible, ni convanabla qne notre
cour interrienne, en TOtea diplomatiques» pr^a le miniatöre de Louia XVIII
ponr Cure valoir dea droita de aucceaaion dont la eomplication a A«Qk ap-
peM l'attention de rantoritd royale dana la i'telamation da d^pOt de Lafitte.
Je crois devoir voua &ire la remarque de cet obatacle, en rdponse
k la propoaition qne Toaa ftvaa bian vonln me faire, Mr. le comte, daoa
Totre d^pdcbe du S6 mara anb 760.
Devant donc nona maintenir exdoaiTeDient anr la ligne dea droits
particnliera de ancceaaion, et ne ponvant januüa perdre de vne qne aotre
marcbe doit dti'e compaaade aar ce que i'on pnit nvancer et souteuir
devant lea tribunanXf nous nous sommes appliqut% ä rassemblor le plos
de donn^«i qa'il sora pussible de d^nvrir aoit k Paria aoit k LondraSf
afln de pouvoir poaer les questions d'uno mani^re qu'on puisse avouer ei
qni ne nona ezpose paa gratoitement k des demarcbes inconsid^r^es. Uue
fois que nous serona munia de renseignementa suffisana, le plus prudent
aera de faire tenir nne pramitoe consnltation jnridique k Paria et ensulte
de la aoumettre k un ezamen ultörieur 4 Yienne. Teile nooa paralt itre
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167
marehe i snim afin de ponvoir d'nne part faire tont ce qne la con-
semitioii des droits d*iin mmear exige et, de Tautre, ^vit«r d'engagcr la
tutelle dans .It s deniarches inutiles et par lä im me inconvenaiites.
II n'dchappera pas ä V. E. quo c'est ä cf l»ut >\\u- j'ai Boignensemfliit
ramene iiu's itijstructioü« du 24 do re mois a ^Ir. le priuce d'Ksterhazy ot
i Hr. le barun de Vincent qui forutHiit lei< aniicxes sub A et B.
Je croia devoir egalement donner p:irt a V. E., sub 1>. d'uue lettre
du duc de Leuchtenberg aiusi quo do l'ordre du cabinet de S. M. I. qui
l'accompagne. Yons reconnaitrez, Mr li> comte, qoe les ex6ciiteurs U sta-
mentaires exercent contre le prince Eugene one r^pötition aemblable k
Celle qaMlB ont annonc^e ä S. M. rarebiducbesse. L'iioe de cea r^-
petitiona aera miaeroblableineut aossi vaine qne Tauti-e.
Beceves
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21,462.963
1812 II 26.686.170 40 21,626.922
Profluit eil
interets
Total
8 ans 8 niois
5,810.Ü!>4*7
7 ans 3 mois
3.06394947
6 ans 3 mois
3,328.886-u
5 ans 3 mois
2,l51.58*i.M
4 au£ 3 luois
1,598.9S6-M
3 :ins 3 mois
1,108 966-40
2 aus 3 wüis
810.144-86
1 an 3 mois
31 6.200. w
3 luois
104.4S6'«4
8.196.539-61
7,500.89795
6.209.024-
7,128.949 m
5,059.248-46
1813 [1 27.210.225-4»! 18355.819 j 8354.906'4o
1814 il 6,750.000-- 1 3.500.000 3,250.lKMr-
lotal d?8 Economtes de 1» lute civile, en capital ei iut^ts, an
i«'aTril 1814
htMts alloues par le Code Napoleon a tout proprietaire d*un
capital fll^alemeat d^tenn par un tiera saisi: dnq anadea
a dnq pour ceut
Total aa 5 mai 1821, jour da d^cte de Tempwanr
Section II. Propricth fonnahtB,
fanpennr Napoleon » aequis plaaienra domaines; U en a auoeea-
flTement dispose. a rexeeption de trois fennoB dites le petit
parr (!,• V- Tsaillos. Elles ont coüte quinze ceut niilL- francs.
Elles font aigourd'liui partie da domaiae illoyale de Ver-
•ulles, ci
I'WMWI des dttee fermes, depuis avril 1814
StcUon III, MobiUer,
Mobiüer des p.ilais ^\c France
I>iU» des palaia de Pi&mout, Toacaae, Kome, lielgique et HoUaade
19,8704.5234
1 1,516.223 M
13,971.802'ss
10,348. 129-w
9,094.884*51
7,317.99040
7.984.094-7S
5,375 448 M
8,459.842»
3,2&0.0Ü0--
97,138.319oe
24.284.57977
121,422.89886
1,5W.000 -
Memoire.
20,238.439-
Memoire.
Smüdh I. Eoonomiei de la liste dvile
, IL Propri^t^ foneiira ....
.... 121,422.898-86
.... 1,500.000-
„ III. Mobilier 20.238.489--
Total gcoeral du domaine prive de ieuipereiir Napo-
leon, »u jour de sou deces 143,161.337-85
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170
XXIV.
Bto TeitiuMiftBvoIlslMeker Vapotoona «b den TQnfeeik
Paris, le 12 mai IbSä.
Prince !
Noiis adressons k rimp^ratrice Marie Louise une siippliqiie ä l'efTet
de Lui demander Sa sanction comme ^pouso et conime tutrico dt- Sou ÖIb
aus derniires dispositions de rnperenr NayoltV^u. Koua prions V. Ä. dH
faire parvenir cette lettre di^nt noQB aTons l'bonaevr de joindre ici
one copin.
V. A. TOudra^t-EIIe bien poiter quclqu'attentiou a c«lte aflfaire et
douner a l'assentiment de rimperatrice la forme qui Lui paraltra tuut ä
la fois la plu8 digiii- «l- cette graiide princess© et la plus convenable soit
ponr la liberation du banqiiier, soit pour la securation des legfataires.
Ce qiie nous avous dit k S. M. iious iie lo repeteroiis pas a V. A.,
persuades que nous sommes, qn'ElIe trouvera dans la dignite de la mai-
son d'Autriche, coinmo rimperatrice trouvei-a dans son ca'ur tyute raison
pour faciliter et assurer Texecutioa des dernieres voloutes d'uu graud
priuce.
Nous (■sii(''ron8 egalemeut que riiii|n'M;itrict:' daignoni otcinire Sa
muniticcnct' aux U'^ataires designes ilaiis Ks ci^diciUe qui La C4iuc< i iit' iilus
Hpt'cialfmcut. II t'>t qui sans (o dcruier sottveuir de remporeur
seraieut reduits a uüe existeiicf bif*n penible.
Nous avous rhoimeur d'etie
Die TeatamentavoUateeoker an die Eiaiaerin Harle lH>iil8e.
Pftria, 1« 12 mai 1S22.
Madame!
Lea ex^tenra testamentüreB aonssiipi^a de rempereur Napoleoa
ont 611 rhoiineiir d'adrwser les denii&rea disposttiona de ce graad priaee
ä y. M. aon auguste Tenve.
Ha laeoaieat k Elle aigonrd'hui ponr La supplier de vouloir bien
en Sa qnalite d^^poase sarrivaate et de tuirice donaer Soa approbatioD
et Sa sanctioa aux Tolont^s testamentau'es de llUnstre d^fliat.
D'apres le codo civil des lois Fraa9aifleB uu pere ae peat diaposer
que de la moitit> do ses biens, lorsqu'on mourant il laisse un fils; mais
ces lois qui r^gisseat les partlcttliers ae fureat poiat applicablea aa aon*
171
Teraia doiit les ilotnaincs ^taient gouvern^s par des lois speciales. Ce
n'est pas a la vcuve et au fils Uc l'empereur Napoleon qu'il aat nßcessaire
de dire quö puiir avoir perdu son tr6n©, il n'etait pas rc^pendaut deveuu
un simple particulier. II y a driiis la pourpre et daiiä 1 oactiou sainte et
sacrttd dd6 caractdres qui ne s'etTacent jamais.
y. M. pensora sans doute cotnme feu Tempereur son «poux, qu'apräs
avoir commande k Taiiivers et disposi* de tant de treson, ee ii*^tait pas
an häritage de quelques millions qui fat bleu pr^eox pour son AIb;
l'hoDiiear d'appartenir k la maison d^Antriche ne pouvait Ini lateser an-
enne inqniitnde snr le sort de ce prinee.
lU doivent ansei snpplier V. M. d'obsenrer que les sommes qne fen
Vemperevr a Mgu^es ezcMeni de beaoconp Celles qni se tronvent dispo-
nibles, accns^ qn*Elle poorra en juger par la note ci-jointe.
Y. M. est %a!ement suppliee de faire* connaltre anx snussign^ See
intcntions rt'lativemcnt uux legataires cumpris daiis If codicille qui Lui
est particuliüicuiont adrosso. I! seia doiiMeineut hoiioiable pour oiix de
deToir tout ä la tuis au .souveiiir dt* rcmpcionr et ii la niunilict'iuv sp6-
ciale de V. M. im don precieox pour tous et pour quolques-uns bien ne-
ceseaire.
Beilage. Note snr les fonds do la snccession de l'empereur Na-
poleon, qui se trouveut chez Mr. Latitte, banquier de Wm^.
Sur les 5,300.000 f». que Tempereur snpposait exister chez Mr. Lafitte
et rapporter un int^r^i de cinq pour cent Mr. Lafitte n'a re^n
qne 4,220.000 frs.
n deTait «tre vers^ entre ses mains 1,080.000 »
Qt qui anndt port4 cea fonde i 6,300.000 frs.
Maiä la somme de 1,08ü,0(m) frs. n'a point ^t^ versöe; nons n'en
avons pas encore les comptes et tout nous porte k croire qn*il ne rentrera
rien snr cette somme.
Sor Celle de 4,220.000 frs.
Mr. Lafitte a depense ctiul'uriüüiiieiit aux ordres de l'em-
pereur 871.500 frs., savoir:
Mandat an profit dn g6n6ral L'Alle-
mand 20.000 . — frs.
Mandat de Gülls son valet de
cfaambre 8.000. — »
Mandat dn oomte Monfholon 76.500 . — „
Mandat de la comtesse Hontbolon 144.000 . — „
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172
Mandat de Mr. W"' Bali oinbe
72.000. — frs.
Pension de M"" lUt«rj fenime de
8on secretaire
9.500.—
l'äujsioü dt la couitosse Montholon
30.000.—
Remboiiräeuient au comtc Las
Casos
100.000 . —
ff
Ei'inboui st'uit'nL au conit« Ber-
trand
41Ö.1G4 .«JO
Fi-ais de voyago en Angleterre . 1.035.40 „
Summe paieille . . . 671.500. — fr».
A 1« disposition des ex^atearsteBta-
menturcs pour les d^penses
de Ift SDCc^MD .... 100.000. — »
Total ä d^daire des fonds remis k
Mr. Laatte 971.500.— fi». 971.600 fra.
Lee fonde disponibles sont de 8,248.500 fre.
Mr. Lafitto a protondn et en ccia ropininu des hiniiint s d>- lui liii
a ete favorable que pai- la natiire de son rontiat, il iie devait pa.H d iu-
t«'M{'t.s. En conseqiiciico, en vt i tu du niandat sjK'cial qne nous avait donne
Tempereur ä cet effet, nuus avuuj> airöte le compte de Mr. Laütte et la
somme restante entre ses mains h celle de 3,248.500 frs., non compris
Celle de 100.000 frs. ä la disposition des executeui'S testamentahes, et
nuus avons reconnn qu'il ne devait pa» d'interßta.
I>*iia aatre cöt^, Mr. Lafitte a declaru qu ayant iU dans le eas
d*employer sourent une paiiie de cee fonds, il en ^tait HsaiU des b^ni-
flces ponr sa maisoa et qn'il crojait de la loyaute et de la jnstice d'j fun
participer les l^gatairee ponr nne aomme qull a arbitr^e ä sept eent mill«
franca. En coiuseqaence il a <t6 convenn qo*il bonifieraii les l^gataires
de la dite somme de 700.000 fre.
II fallt '>hserver que sur la bouirae restant chez Mr.
i-iiiitte de 3,248.500 fn>.
los dettes de la snccession et le.s frais ixigeront au
moins 148.500 frs., outre lo8 100.000 frs. mis
ä la disposition des executeurs tostamentaires a 148.500 .,
Ce qui r^dnira la somme disponible ä 3,100.000 frs.
En y ajuutant pour bouifications dMnterdte .... 700.000 ,
Lee fonds disponibles cbez Hr. Lafltte seront . . . 3,800.000 fis.
Paris, ce 12 mal 1822.
Signi: Berti-and, Moniholou ei Harciiaad
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173
XXV.
Ffini MettoniSol» an den Gnte IMvpeig.
Yienn«, ce la join 188t.
Monm«tir le eomtel
Votre EifelltMU"»' a et*' iiri'Vi>mi»' \k\v um ilciicolio *iu ;> mai düiuier
d*? instrurtioiis qiie j'avais eiivi'Vi'os» le 24 avril a Mr. le jiriiice d'Ester-
\uiy k Loüdreö «t ä Mr. 1« baioa de Vincent a Paris jioiir coiupleter le
qn'il serait possibie par leurs soiutj, les renseigtu-nu nts rdatifti aux
dispvsititms testaiiicntaires de Napoleon Bonaparte, aüu de pouvoir
ciJer, en {'leine c uiuiaissance de cause, ainsi quo c'cst roquis lorsqu'U
sagit de riatVröt d uii uiiueur, s'il y a Heu ä accopter ou ä reuoncer h
la saccession quc ^It . le duc de Eoichstadt serait eu droit de recueiUa*
cgmmo etant ^oii scul lieritier.
Je ne veux pas difFerer de faire pai veiiir sons les yeux de M"* la
duchesse de Panne les r^ponses que je vions do recevoir sous les datos
respectives dn 18 A du 15 mai, et dout Yotre Excelleuce trouvera ci-iu-
ehu des copies sub N« 1« 2* A 8".
n r^solte du rapport Mr. le priaee d'Esterhizy, que le docmnent
qoi nofeme les dispontions testamentaires de Bonaparte ]i*a commis
i h garde du Sienr Fox que eomme nii d^p6t de eonfiance dont le diposi-
taire est nniqnement et exclosiTement responsable envers celni qui le Ini
t wM, de Sorte qii*il est tenn ä en garder le secret euTers tont autre;
fi'an sniplns le muüstftre Britannique n*a la ftcnlt^ m par la voie des
tribasaoz ni par voie d^antoritä d'obliger le di^positaire k loi en donner
coQnaissanos; quo ce n^est done qn'avec rantorisation des ez^catenrs
t«8tomentairo8 qn^on poorra obtenir cette partidpation. n soit de la,
que les ex^tenrs testsmentaires demnt 4tre oa fore^s k cette eommnni-
ntion psr des ddmardies jndiciaires, dans le cas oü Ton tnterriendrait,
tt nem dn dne de Beichstadt, dans la poursuite dn proc^s k Paris, ou
(Bgigte k B*aoqnitter Tolontairement de la dite eonrainmcation, par le
frix qu'ils attsoheraient k iiitsr d« oontestations jndicisires de la pari
tuteurs de l*hiritier, on bien k obtenir rassentiment de la Oonr Im-
pWe k lenrs rnes. H snit enfin de la r^onse de Mr. le prince Ester-
^nj que ce serait en Tain que Ton ferait des instanees nltdrisures en
Aagletsire pour se procorer plus de lamiirea snr la totalitd des dispo-
litioi» de demi^ volonte de Bonaparte, et que d^wnnais e*est k Paris
([se neos demns eonoentrer nos d^nardies.
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174
Je passe a»x deux rapi-ortv de Mr. lo bai-on de Vincent du 15 mal
ci-annexes en copies sub 2"' A 3*:
Mr. Tambassadeur (»b^ifrve dans la pike sub N»* 2** que, dans le
cas de poursuito juridiqno, la r^clamation en faveur du duc df Ecichsiadt
nc pourrait porter que sur la moitiö den fon is ti<'pn«es chez Mr. J^afitte, ce
qui confirme f nti^l•oIn^Ilt l'opinion qiif* j"ai cni (i<'V(iir ('•nonrcr ä cet e^ard.
II obforvo {'II <tuttp que. si Ton etait dans le cas d en venir ä une poar-
snitf jiuitiique ot lio faire consnltfr pröalablement sur cet objet, il serait
CKiiveiiablc (ICn juevcnir le ministüre du roi, et c est ce qiii a toujours
eU) dans nus iiitontion«. mai> avant de nous ])artir fi ofttc domarche, il
fallt pr^alablement connaittc tont lo tostamciit. attcudu quo ro n'«^=t qn«
sur la connaisgance du tout <iue la tutrll«- peut se decidcr sur la question
an, savoii- s'il y a lieu ä faire la reclaniation?
l'ar le raiqioi-t, dont copie sub N" 3", Mr. le baron de Vim * iit nii-
transTTit't uno h-ttro dos trnis oxr'rntours tostartiontairos m dato du 12 raai,
avec CiijHt' df cöllo qu'ils adressent ä S. M. M""' rarchiduchesso Mari«
T,nuise, et cellc-ci juö.sente deux demnndos dp loui- ]iai t. Iis rprouront on
promier ä M™* rarcbidiichesso .pour la supplicr de vouloir bien on sa qua-
litü d'epo!i8p survivante et de tutrico drmnpr s<m approbation et sa s&nc-
tion aux voloutf^s testamentaires de l illuHtre defuut*.
A Tappui de cette demande, les oxecutouj's testamentaires disent,
,que M"" rarchiduchosse pensera sans doute, quo cc n'etait pas nn hori-
tage de quelques millions qni ffit bion precieux pour son fils: rhuiinour
d'appartenir ä la waisoii d Antriebe iie poavait lai laisser aucuue in-
quiötude sur In sort de ce prince'.
Les ex<^cateiirs ti'>tanientaires represeotent d« plus, qae 1«8 legs
excident de benucoiip les fonUs dispombies.
La seeonde demande qn'ils fonnent esl, de sapplier H"* raidii-
duclieBse de lenr faire connaltre see inteiitioits relaiiTMnent anx l^ataine
compne dans le codicilie qni lui est particnliireineiit adress^ (ce qni se
rappoi*te tant a la pretondue redevance de deux millions sur les fonds
remis en or ä S. M. ä Orleans, qn*anx dotations situ^es dans Tetat de
Parme). ,11 sera/ ajoutent los ex^cuteurs testamentaires, ,doublcmeni
honorable pour cos legataires et donataires. do devoir tout ä la fois iQ
eouTenir de Napol^n et k la mmiificence speciale de M*"** l^archidacheese
on den pr^ienx poor toua et pour quelquee-una bien n^cessaire.*
La premüre demande ezige de ma pari les obserrationa animit«
qni fourniront en mMe tempa la r^ponse k la seeonde demande et je dois
inviter Y. E. ä les Mumettre ä S. M. M"* raithiduehesse.
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17Ö
Doit-i«n recueillir la nioitie de l:i yuccossioa, en se pr^Talant lies
lois fiün<;aisf'S qni nt* porinettont a im \mc «jii»' ife disposor de la moitt^
de s«s \>\i.'U^, lorsqiren munrant il hiisse un IHsV ou ditit-on dans l'int»'Tüt
da fiuc de Reiclist.Kit et de M**' rarchiduchesf?e, donnor acte de ronon-
ciatiou ä cette suec«'8sion? Voüa toutn la quostion.
Si Ton se decidait ä ivolamcr la succfssion, ou no ]H.ninait le faire
que sous benefic« d'inventaiie, puibqu'il est avoue pur les exöcuteurs
tegtaroentair« s et prnuve par loa Communications qu'ils ont fait» s ä M°»*
rarchiduchi>i;ge, qu& les somtiH ä que Napoleon a löguees exc^dent de
beaaconp Celles qni se trüuvent disponibles.
Si, au oontraire. il est conseillable, dans Tinteröt bien enteudu du
dac de Eeichütadt, de pas se porter poiir rh^ritier tiuivorsel et d« ne
pas demandor la reduction des liböralitös, il faut quc la reiiüuciatiou üint
an nom de M^'-«' la duchesse de Parme, qu'en celui de S. M. TEmporeur
comme tuteur de sou jn^it -Iiis, s.iit aiticulöe de niauuiu ;i «"iiitcrdire
trtute participation k l'actif coiniuj au }»assif de la succossidii ot, sui tout,
de maiiitTo ä cxchiro bie'ii pobitivciiient la rL'Coiiüaig!»ance du codicillo.
adrtsse ä S. M. M™" la duchesse do Panne, par lequel eile est iDvitee a
parer dem millions de francs aux le^taires, ainsi qu'ä faire jonir qnel-
^es-UBs d'entr'enx de dotations dans Vtia,i de Parme et m6me dans
deutln parties de lltalie.
Dans ce cas de renonaation il ne pent noUement s'agir pour If*
b liiebcsBe de Panne (ahiti que lee exjcnteon teBtanentaires hd en
t4iweent la demaade), de donner en quallig de tntriee son approbation
fit aa nnction anx volontts testamentaim da d^funt. Donner une pa-
nflb sandion et approbation ce serait de la pari de M"* rarduduchesae
^ndie rar eile lea elfetg de rex^otion testamentaire; en derenir res-
poBttUe; 8*expo8er eile, et h la anite son flla, le dnc de Beiehstadt, k
kB rfelamations intenninables de la part des l^taires, lenrs TeuTes»
leon enfante et lenrs Mritiers; s'exposer en nn mot ä des r^damatienB
d'tatiDt plus In^Titables que, snivaot Paveu des extenteurs testamen'
tnns, les sommes que Napol^n a l^gn^es exc^dent de beanconp Celles
p 8» troQTent disponibles. Le bnt des exfeatenrs testamentsires en
piisDt rsTcbIduchesse de donner son approbation anx Tolontte testa-
■entures dn dtffont est, de se plaeer derri^ le nom de S. H. IC"* la
'ndMse de Panne, d*abord ponr ^re payte enx et les antres personnes
%\a ont partsg^ la eaptiTiti de Napoleon, de la totalit^ de lenrs legs et
i*fin ^ pay^s incessamment snr les fonds liqnides de la snceession, aa-
^ceox d^poste chei Lafitte; et en second lien ponr ngeter Podienx de
l^rMscIien des autres llgataires snr la pr^tendne volenti et sanction de
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M*"* TarchitluchesiSP. On ne peut so m^prondro ^ur cette intention des
executeurs testanicntaires lorsqu'on preud couüaissüiice d une lettre parti-
culiere que le marquis de Somoiiville. beau-pöre du comte de Moutholon,
a adressee sous cette inetno date dti 1 2 uiai a uiif personne ä laquelle il
a cherclio ä faire gotltor Tideo de fair« intorvenir In saiictiun de M'"'- la
duchesse d« Parme. 11 paiait dune demuutre que de tous les partis ä
prendre par rarchiducheese, le plus mauvais 8orait de donner Mn
approbation aux dispositions testamentaires, attetidu que cette deier-
minatiun ne condnirait qu'ä des inconT^nients et & des sacrifices gn-
tnita» saus offiir en ^dhange le moindr» ava&tage ponr le dae de Beich-
Btadt, puiBqo'U eet prouv6 que le passif excide de beaveoap Faettf de la
sticcesBion. En voilli asses pour ^tablir que, si Ton ae d^ide k moneer
k la BueceBBion, M"* TarcliidacheBBe doit Boignensement B*abBteiiir de eor-
lüborer par sa Baoetion lea volont^a teetameataireB du difoni.
L*oii ne pent, d*iia aotre ttM, ae disBÜnnler qne, ai Ton adoptatt
la premi^re partie de TalternatiTe et qne Ton se d^dalt ä ridamer la
BuoceBBion, fllt-ce möme aona la clause du Mn^fioe d^mTentaiie, Ton ren-
contrerait en grande pariie les mtaaes incoiiT^nieiits. II n'y a «n effet,
daas cette svccesBion godres d*autre reeoummeDt utile et liquide que la
moiti^ dtt fonda döpos^ ches Kr. Lafitte. Ce fonds 4taiit portä en compte
par les ez^utenis testamentaires ä 8,948.600 fra., la moitid qni seiait
r^lam^e par Hr. le dnc de Beicbstadt aenut de 1,974.250 fra. et par
cons^uenoe ne s^^leveiuit paa k la Bomme de halt cent mille florina de
Yienne qne nons aviona de prime abord admise par calcnl appreximattf.
Hais pr^a^oaent en rtelamant cette moiti^ du d^pöt de Lafitte, ce qoi
ne pourrait se faire qne par voie jndidaire, on doit s*attendre k roncontrer
roppoaiUon des extentenrs teatamentaireB et autrea l^tairea k tltre
ondrenz, lesquela comme aervitenra de Napoleon et comme ayant partagd
Bon ezil ä S^«H61^ne pr^tendent qne lenra lege ne aont paa ai^eta ä r6-
dnction. Si le juge de Paris lenr allone cette Prätention, le dnc de Beicb-
stadt ne recneUlerait aucnn avantage de sa räclanation juridiqne et aoratt
enoonra en pure perte loa plaintea de cette coborte de I^taires et de
lenrs adb^rents. Si, dans la meillenre anppoBition, le jnge rednit de moitie
les legs k titre onireux comme ceoz k Ütre simple, il arrivera quo Mr !e
dnc de Beicbstadt pour une somme de quelques centaines de miile flohns
qui aerait encore diminnie par les droits pr^leves sur les snccessions, et
qne pout etrc mönie on ne laisserait pas suivre avant sa niajorit^, sers
porpetuellement eu lutto aux reconis de la foule des legataires anxqnels
les exdcnteurs testamentaires ne manqueront pas d'inculquer qne c'est
par Topposition du dnc de Beicbstadt aux volontös suprömes de son p^i«
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(^o'eux, logataires et cliVnt« dpvitn<^s k Honapai-t^, si- tiiaivoiit tlc« hns dt-
hien&its. II >f-iait aiitifiiifiit <l:iii.s Ic cas «it« lonoiuiation de la
part Je M"* la duche^s«- de ranne el du du<- dt- h'^ii listaiit, ]iaiic(juo dans
wtte hypothe»e il n y a pas do di)ute q«if Tun «ui l autre lins legatairos
proToqaät pri^s du tiibuiial di- Paris la nomination d'uu i urateur k la
sacwssion vacant«. Dp c«» moint ut. ce 8»»rait entre le curateur judiciuiro,
c*müw repn'»sentaiit la gtnoralito des k-gatairos d'nno part et les exe-
fat*urs testamentaircs de l'aiitro quo la repartition de la succpssion serait
contradictoirement discut<^e et regime, de manlöre que ceux qui iie seiait iit
pas ctmtents de leurs lots, ue pourraient inipnter lenr mecompte, ni a
rarchiduchesse ni ä Mr. le dac de Reichstadt.
n egt i\<tnc pormis de suppuser qut- puur nc pas entrer en lii c avec
t.iat d iiit*?ii)tü i.t t soiinels et avec des gens porti's a l'exaspt ratioii, M"«
U Jiichesse de Pami"' lu« sfia pas jiIuh disposet- ü ivclanni juiidiquoment
la succossion s»»iis beuttici' d iiivtiilaiic. tjirEllo ne doit l'^tre a rccouFrir
de son approbation les liberalites ordonnees par le defunt.
Si par t/»n> » »'S in(ttif>. M"*" rarrhi<1nrh('s><- so decidait ponr la re-
D>>nciation h la >uc^esiiiuu, la maiche la plus couvenable me paruitrait
etr*- la snivaut»;:
P S. M. la diichessc de Parme exprimait ikiis uu acte contresign^
Tun de ses ministrea:
Qu'ayant re^u la communication du tesüiment et des codicilles ren-
fermaat les voloDtes testaineutaires de fea Son 4poux, tels qu'ils out ut4
remis par les executenrs testamentaires au baron de Vinci'ut. ainbassa-
iltur de la Cour Imperiale prös S. M. T. Ch"**, et tels qu'ils se trouvent
annexes ä la lettre du 12 mai 1822; qu'ayant ele invitee par la dit«
lettre ä donner, en qualite d'epouse survivante et de tutrice du duc de
Keichstadt, Son fils, Son approbation et Sa sanction aux volonte» t^'sta-
ttit'ntaires ci-d»^s«;us rappelees; qu'ayant ete en uiönie teuips invitee h
faire coniiaitr»' aiix dits executenrs testanientaires Ses intention» relative-
in«üt aux l^gataires, compiis dans le codicille qui Lui est pariiculiereuent
Qm, ii*ftfant mu d^antna bornes anx eacriflcea aoxqnela Elle a
MiKrit Ion dtt tnM de Fontaineblean dn ii avril 1814 quo ceUes qni
Un onl m trac^ an nom de l'intcrM gineral et de Son d6vonement re-
^Ktneux aux TOlontto de 8. M. Temperenr Son august«* p(-i <'. Elle no
wnii Se tronver aucunement appelee ni ä discoter ni a regier Tex^
cQtioD deä demieres dispositiono de fen äon 4poiui ei qu'an oontraire
AftUtr. Bd, LIXX, I. lUUto. IS
178
les memes considöratiouB qui ont motiv^ Ses determinations et 8on
acquioscemont aux renoncistions stipulöes par le irait^ de Fontainebl«iii
du 11 avril 1814, et onsuite par celui de Puris du 10 join 1817, Lui
fönt düstrer de s*ab8teiiir de ttmte interrention dant Te^ntion teet»-
mentaire ; qu'en Goiu^neiice EBe nliMte piB k donner ea tutt qne cda
pent La conflemer, acte de renondation aux droits de sncceMieii rfoil-
tant dea lois dTÜes fran^aises, dManmt de 8'en remettre pour tooa Sw
droita ainsi quo pour oeux qui competent ä Son bieii<atm6 Als, le duc de
Beicbatadti ce que S. M. Tempereur d'AutricIiet Son aoguste p^re, et
respoctiTement aieul du duc de fieichatadt trouTera bon de fiure, k qnel
eifet le prteent acte doit tenir Ueu, pour 8. U, I. et B. A. de ponvoiK
les plus ^tendus. Qne quant ä la noüfication qui Lui a 4i6 donade par
les dits ex^uteui-8 testamentaires du codiciUe en date de Longwood le
24 afril 1881 portant asslgnatlon de plusieurs legs pour one somme d»
deux miUions de francs provenant de fonds qui, en anil 1814 Lui avaient
4M remis en er, ä Blois, EUe dedare que de tout ce qu*Slle a fait et gki
dans Texercise du pouToir en France, Elle n^entend nallement en Sa qua*
lit^ de Souverain de Parme deroir en rendre compte ä qoi que ce seit;
qn*en qnalite de docbMse de Parme, Elle ne reconnatt ancune redevance
des fonds qn^Elle a toneUs comme Lnp^ratriee, lesqnels fonds ont d'aÜ-
leurs m employes aux frais de ddplacement et de voyage nommdment de
celui de Bambouillet h Vienne avec touteSa suite; ainsi qu^ä rentretien
de Sa conr jusqu'ä ce qu'EUe est entree en jonissance des roTenus de
l'dtat de Parme; quUl est d'ailleurs notoire qu'EUe n'a jamais rien r6-
clamd ni re^o du chef des pensions «t ind«nnit6s p^niaires dont il arnit
dt^ question lors des transactions de Fontainebleaa en 1814; que, pour
ce qui est des ilotations ci-«k>Yaiit etablii>s dans le ducbe de Parme et 8or
le niout Napoleon do Milan, .losquellos il est fait mention dans ce ra^mp
codicille du 24 avril 1821, Kllc ]•> ut d'autant moins accncillir la demand«
da rötablissement des dites dotations et de racqnitfctii- nt des arrei^ages
qui y 8ont relatifs, qu'il est de notoriete que toutes les dotations sitn^e»
hors du ten itoire fran^ais ont cte aunulees par l'article V** separe et se-
cret du tiaite de Paris du 30 inrii ISM. Et quo n'etant qu'usufruitiere
dans les duches de Panne, Plaisance et Guastalle, Elle doit regarder
comme interdit de retablir sur Ses sujets de Tetat de Parme des Charge.«
abroge(?8 par les transjictions g-öiu-rales; qu'en consequence et par une
snite nntnreüp i|o la rfnnnciation ci-dessus nientiounee, Elle declare de
n<' poiivitir concnui ir l u aucuiie maniere a Texecution testamentaire du
codicill«? du 2i avt il IH'Jl et de ne pas refoinisutr«- les charges et obÜg*'
tious qui y sout aüsiguues aar Ses etat» et Ha& iinances.
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<)D*eiiltn BU« 8*eii remftt k In SBgMse «t ä la aoltieitade d« 8. M.
rMupereiir Son angiute pdre de faire vakir la prteente dfelaiation paiv
lent oü beaoin aera.
FaJt il Parme etc. etc.
2 " S. M. rt'iuporeur comme aloul maternel de S. A. S. le duc de
Reichstadt, Son petit fils et comme autorisu, tant on vertu de la tutelle
qvi Lni a 4tj dffifirfo par 8. M. M"* la dnolieBBe de Parme que pur snite
de la dfelaration de renondation de Sa dite Majcst<^ ci-jointe (celle ei-
dMena mentioimfe) donnerait acte: qne 8a dite M. L et B. A. an nom de
S. A.. 8. le duc de Beichitadt, San petit flle dfolare que le dne de Beicli-
Stadt, se resfennant daiie le Bentiment de pi4t6 flliale, ae bomera ä ac-
cepter lea souvenin et effeta mobiliera qui, aalTant rafflmiatioii donnde
par les ox^uteura teKtamentaiiea k Sit Hudson Lowe, gouverneur de
S*'-Hö]onf', önt ^t« däsign^s pai- feu son pörc ptmr lni ctre remis; les-
qoels effet« luobilieiH. apres ta verificatiou qui en fut faite le 12 inai 1821
ä Longwaod sur trois bordfrenux indicatifs des dits effets, fun iit rophict'y
latis tniis boltes en ac^ou et remis k la garde des dits exäcuteur» testa-
mentaires.
Que so iti. nullit h cettc qualite de lögataire particüüer le duc de
E«ich»tedt <l«l;it t' de nc vouloir se prövaloir ni de Tarticle 913 iii d'antreH
dispositioiiB du coilt" civil de France et qu'il iri nlcnd ni deiiumder ä son
profit la reductiuii dpf« liberalit«s et des ai tcs df dt rnif'i c vulonte de feu
son pere, ni iiit<>rvfnii- mi iiiani^re quelcouque a rexücutiuii tentamentaire,
ni par consöquont etre tenu des dettes et charges de la successiiou ; qu'en
«mstquence il dünne acte de renonciution entiere k la succegeion dout U
ft^agit, 80 oonfoiniaiit i tona ^gaxda i Facte d^ti^rd par 8. IC. M"* la du-
dieaae de PanDOi ss trte bonoriSe wSbn, lequel acte de renonciation sera
4^leitteiit remis i MM. les ez^nteurs testameiitaiTeB en rftponse k lenr
Mmmunication, avec autorisation de faire valoir la pidseute dddaiation
partout ob besoin sen.
Fait k ViMine le . . . etc. etc.
3^ Bn iii§BM teuipb quo Mr. le baron de Yhusent eeratt requis jpar
■ae Mpdcbo, tenant lien de pouToint de remettre k MM. les «zdenteara
tesUaeiilaina les denz aetee de renoneialaoii ci-dessna mentioiiadB snb
H* 1« et 2*, U seiait ioTitd i donner prtelablement oonitaiBiaiioe de noa
^tearcbes au mmiatre des a&uw dtnngbrea de B. M. T. Cb"*, et k mettre
^ aa dispesition des copies de tous aetee et docameiits qui anraient lie«
^ aotre part an ai|Jet de la dite snccession. Lorsque Taffaire en serait
nun« k ce point, il n'j aurait non plus la moindre difftcultö que Mr.
IS»
180
rambasaadeur a^axpliqiiftt oiiTertoiiient via-i-vta de MH. ms mU^n nir
le ]Huti qa*flurait adopt^ Dotre coor.
Toatefoia aruit de donner ooora k dea aetes de renoaciafckm, U «rt
un lirtialable qni doit etre indisyensablement rcmpli. II faut, avant tont
avoir acquis df> la part «los exccutoiirs tostamentairos la connaissance tl»-
toute8 les dispositions de deniÜMe volout^ de Napoleon Bonapai-te. Sans
cotte fonnaissance du tout, la renonciatimi purtant partif snr l**?"
ai-ticic8 inc4innu8, serait d(> m natura im acte coüditiouuol et ^veotuel»
et il no peut convenir ä ik>i-.-<i »11110 qu il soit toi.
II en resulte que ni tre pi cmii'rf .iornarche (apr^i» toutefoi« qup S.
M. M"'*' la duchesse de Pai iiif aura fait a'nnaltre sea intentions ä la »uite
de la presenic communication) d(»it etie d'inviter, par rintermediaire de
S. E. le baron de Yincent, MM. le« ex^tenrs testamentaires i completor
la oonmnnicRtioii dea diapoaitionB de dernüre volonte de Napolten Beaa-
parte. Mr. TambaaBadeiir aerait en mdme tempa antoriai ä priTeair lee
dita ex^cotenra teatamentairea qne, da moment qu'ila anront aatiafiut i
ce pr&klable et qu'ila avroni affirmd en forme probante que ia commvni-
cation est ini^aio et aana nulle riseiTe, la tntelle de S. A. 8. le dae de
Reicbatadt leor fera parrenir aana le moindre retard aea d^miinationa
definitives.
Teiles sollt lea obserratioiis que je crois devoir soutnettie a U**
la duchesse de Panne siir roiistMiiMc des comninnicAtions et des demandes
qui font l'objt't «le !a lettre «lo MM. les executeurs tostamentatTcs en date
de Paris le 12 inai dornier. Ii me reste a attpiidro cc que M"'^' l'archi-
duches^e voudra bien nie faire connaltre pour me diriger eu conaeqaeiit
dan» mes r^pttnses a Mr. le baron de Vincent,
La preseiite depdcbe ctnit tt riiiiiu'i» lorsque m'a ^t4 remise la lettre
du 31 niai que d'ordre de M"" l'archiduchesse duchesse de l'aiuie, vous
m*aTez fait l'honneur, Mr. le comte, de m'adresser sor mea infonnatioaa
priliminairea da 19 mal. Quoique je puisse deja preeaentir eu gi-ande
partie lea Intentiona anxqnellea S. M. M"* rarehiducheaBe a'anttera i
r^^ard de la nouvelle oommnnication, ja n'en doia paa moinat maintenaat
que TaHiaire a pria vne marche plua ofBcielle, anppUer M"* la dncheeM
de Parme de prendre en oonaidäration lea demandea fermellea de MM. lea
ex^uteurs teatamentairea. II m'importe d'autant plua d'^tre inatnut de
determinatious que je serai dana le caa de m^en appnyer ponr prendre
A cet egard lea ordrea de S. M. Tempereur.
Beeevea —
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181
XXVL
Chmf BartMuid an dto XoliMln Maxi» Lovilie.
Pari«, 16 mfti 188S.
Madame!
Le pluB iOnstare des captifr doni Phütoir» pmn Januiis faire men-
tioiit le gteie immortel qui joignit h la gloire d*impo8er nlenoe h rEuiopei
pendant un quart de sitele» la gloiro plus duuce k sa trrantlf Arno Jn Vous
Mre doiUBiö poor 4poux, exprima dans les derniers jours de Sa vie le d^sir
que sa '^epouille mortelle fut transporiöc dans nn coin de la France; ses
oxecuteure testament^irps avant de quitter Londres adress^rent au roi
Ge<^nres IV un© reqoöte ä l'effet d'obtenir raceomplisscment de ce voeu
de feu i empcreur Napoleon. Iis oat adressö la möme pri^e k S. M. Trto
Chretionne.
^la.iamf», V. M. jugera dnns Sa piot4 et dum Sa satresse, s'il Lni
convioiit d'appuyor du puids de Suu intorccijsioü, ce desir Ju Tepoui que
la provideoce Vous öta, mais quo la providence Vous avait donne.
Je suis »vee respect — — —
Ad XXVl.
Graf Bertrand an die Kaiaexln Marie Louise.
Paris, 18 nui 1822.
Hidamel
Yotre Hajeste me pcrmettia-t-eUo de mettre k See pieda une r4-
clamation qui i überesse touto ma jcunc famille.
Par le traite do Fontaineblean los dotations ^iu iiiniit Napolt^on
fywnt conservees, maint-'iuies et garantirs et lo dncho dt» Pannt' pa^sa
*"U^ les loits d<^ V, M. t et övt*npnii'rit lu- iMinvait faiic »'vanmiii' la con-
:uiiLf que j'avai» tu lues droit« sur le mont -Napoleon et dans un duche
^ui deveaait V/»tre.
Pai- deä anaugemeuts politiques ulterieurü, cette principaut^ doit
na joiir retourner k la maimn d^Espagno. Si V. M. en cons^nenee de
Mtte clanee ne crojait pas pooToir me mettre en poseession des terrea
composent ma dotation dans Totre dncM de Farm«, j'ose esperer que
4ti Heins Klle m'en consemta la jouissance, on m'en dennera riquivalent
«t VDQdra bien m*en faire payer rarri^r^ qvi de 1814 jvsques et compria
lerne ponr hait annees une somme de äOO.OOO frs. J'ai rhonneur
182
do joindro ici copio do l'ucU> t\m compuso ma dutation de 25.000 £ri. de
rentti dans vtro duche di! I^inny.
Piiis-jü esperer aussi (jud V. M. daignera s'interohjsör ä mes droits
dans lo Milaiiais t't ha apimyer aupies de Toiupüreur d'Autricho Son pere,
afin qiril mo consenre ma dotatiou de 10.000 üs, de rento sur le uoufc
Napoleou.
V. M, ne trouvera pas oxtnidi-dinairo qu'avec iiue famillL- iioui-
brouso et uno fnrtuno reduite, je viuuuo i-üclamer Sa bioiivoillanco, o>ü-
flant dans les bontes d-»nt V. M. noiis honorait, ma fomrue moi, dans
des iemps plus prospero.s, et ouhardi par lo vren oxpriin».' par remponMir.'
QnoUo quo soit la decisiifn de Vntrc cnbiuet, je V'ous pi-io, Madamo,
Vouö qui avoz daign^ ötendre Votro intoi et jusqnc sur mos jounos oufants,
d'ötrc porsuadöo quo trop do Souvenirs me rattacheiit a V. M. pour que
jü puissß jamaijs perdie do vuu les t^outiiiieiits de rcspect, d'attacbemcnt
et do reconnaissaiicü , avoc lesquols jo no cosserai d'otro — — — —
Je erois doroir pour rinformation particidi^ de V. E. La manir
du teito mAme de la r^solation qoe 8. M. a prise le 19 jniUet sur mes
laiiports do 20 Jain et dn 15 jnillet aa sajet dn testament de Napol^a
Bonaparte. Tous j reconnaltres, Mr. le baron, que 8. M. L nous leeon-
mande en termes trto exprto de ne rien negliger pour asaurer les droits
de propriöt6 qui ponnaient ötare ddrolua an dnc de Beichsiadt et poor lee
prteenrer de tonte dilapidation.
D ne Toas ^appera pas que la d^pdche qni pr^oMe la präsente, a
ötö rMig^ de manibre h pon?oir «tre mise sons les yeux du gouTemement
Fhffl9ai8 aneai bien que sons ceux de MM. les ex^cuteoia teatamentaires.
Loreque cenx-ci se seront convatncaa que la tutelle est bien i
exiger la commnnication int^ale de rensemble des dispositions de der-
ni^ volonte de Napolfcn Bonaparte, il eet permis d'esp^rer qa'Us ^
fJe rt>coii)ii)aude ä rimp^rAtrico de t'jiire restitiior au coiuto liertra.ud i«5«
30.000 frs. de rente qu'il puss^de daus le ducbtS de Parnie et sur lo
nonte Napoleone de Ifiba, aiiui que les waimfgOB tehm.
xxm
Fünt Mettamioh an BiMm Vlnoent.
TieoM. le 18 aoOt 18».
CoaioiUe dn U «vril 1821, Art. 1.
■ SignAi Napolfoii.
ferenmt ä ia demando qiu> vous leiir nilrr ssoroz, plut«H que do nnns niottro
dang le cas de recoarir ä la voi'p jndiciaire ot de nmis rondre intcrvonans
au Qom de la tntelle danf lo pii qui a doj« etö iiirite nitir ciix t-t la
maisiin Ijafitt*'. Ou irontrcvoit d"aill«urs pas mm qm\ motif ils initir-
rnient lofusor ä uiio conimunication i-ejrnli^'n» H rotnpKiti', lorsqu'ils
aF^ut nt <?ux-nu'nu's nut< lo tf'>ätament a üt6 montro uu <?utierau gouverno-
ment Franrais. il est d un j»riiicipe genwnU ot il pst consacre crunint' UA
dao8 Ic io<\>' civil dp France, (pu' Ics tnlcurs iio ptiuvciit ni accf'iit<'r ni
repodier um ^ucocssiou »aun rautuii»atiou du conseil do fauiiUe ut par
cousequent, sanü uut« deiiberation motiveo. Or coramoiit sorait-il possiblo
d'autorisiT la lepudiatiun, racceptation ou l'approhation d'actus testamen-
tair.s .ii.iit uiiü partie des difpositions ooniuus pouii*aient Mre essen«
ti«<lleQient modifi^es par Celles dont on ignore la iiature et le c.int(^nu?
V. E. est priee do faire valoir ces considörations taut ii l'egard des
«iecui«ura tcstaitu-nuiires qiie vis-a-vis du nunistere de S. M. T. Ch"*;
Voug inviterez ä cet effet ks . xecutcuis testamentaires ä venir prendre
connaissanco de la depciho üsWüsiblii. Vous y ajoutercz qne du moment
que leg executeurs du testament auront satisfait a co pr^alable et qu'ils
turont affinn^ et fourni la pruuvo eu forme probante, que la conunuui-
otion e«i integiule et sans nulle r^senre» la taUHh de S. A. 8. le dnc d6>
BeidiMadt scra h mAme de prendre use d^tmination d^imtiTe.
n Importe d'antant plai de lenr tenir i cet ^gard un laogage cUdr
et (ositif, que d'aprös la nuurcbe obliqne arbitraire, pleine de rfiserre et
^'in^iilaritfe qu'ils ont tenue jusqu'a preRent, on a tout lieu de cfoire
qae dans cliacone de lenn d^marehes ils ne aont gaid^a qne par le desir
k km privalotr lenr int^rtt particnlier et de s'approprier ponr enx et
poiir les antres penonnes qui ont accompagn^ le prisonmer de S**-H^töne
duie le lieu de aon eiil, les fonde les plus liqnides de la BueceBsion et d*en
früstrer aoit rheritier aatnrel, sott les aatrea legatiüres desqnela ils ven-
l«Qt ae i^parer.
V. B. ama d^i iti6 k mdme de prendre une opinion dtfaroiuble de
MM. les ex^uteurs du teatament d'apria les tergiTersations dont ils ont
envers Elle, d*aprto Taifectation de mystdre dont ils ont cberch^ ä
emmir lenia demarelies» d'apris la tentative qa*ils ont fiute de s^empaier
4a d^t de Lafitte, et le parti anquel ils se sont ensnite dteides de pao-
tiser de lenr propre antoritä avec le d^positaire, et enfln d*apr^s les com-
nvmcations tardives Ineompl^tes anxqnelles ils ne se sont port^ qu*aprb
mir laiu^ ^nler plusienrs mois, puisque lenr d&narobe envers M"* la
dncbene de Panne n'eet qne dn 12 mal 1899, tandis qne le testatenr
teil deeed« depois le 5 mal 1891.
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S'il pouvait V0U8 restor lo moindro douto, Mr. le baion, surles vucs
toutes d'interct iiaiticulier dt« MM. les exocutcurs et sur los intentions
arbitrairos et exclusives qu'il« voulent apportor ä r«xöcution dos dispo-
sitions te8tamentaire.s, il suffira Mr. It' baron, quo vous preniez connais-
sancd dWe lettre que Mr. le marquis de Semonville, besa-piire du oomte
de Montholon, a ieiiib k ee stget an coDseiller auliqne 4« Fknret le 18 mai,
le mdmo jour oü Iw exfentenrB testamentaireB adreaMient ä H"* la du-
chesse de Panne nn» commonlcation tronqu6e et dünnte de tonte foiDe
propro k &ire foi. J*ai rhonnenr de joiudre id cette onvertare confiden-
tielle dn marquis de Semonville qne vooe voudt^z bien me restitner, apres
aToir pris lecture de cette pi^ insidienae. Mnni des donnees qne ren-
ferme cette lettre» toub ponrrez aborder, arec plns de oonnaisaance de
lenrs arridre-penB^es» la diacusBion verlmle ä laqnelle voub inviterei MM.
les ex^ntenn testamentaires; et tous ponrrai tirer plnB d^avantage de
Ja craiDte qn'ils ont de devoir entrer en lutte avec tona les 14gataireB et
inttireBafc anxqnelB üb vondiaient oppoBer le nom de M"** rarchidneheese
en 8e retrandumt derri^re sa pr^tendue YolontS. Y. E. verra par le der-
nier polnt de la r^Bolntion BonTeraine que 8. M. L a ordonnd qn*fl Ini aoit
Bonmia un travail bui la questiun B*il Berait utile oa n^essaire ponr TaB-
Burance des droits dventnels de suceession du dnc de Reichstädt» d*obtenir
dn gonveniement Fran^ais nne mesnre par laquelle la somme d^pos^ cbei
le banquier Lafttte fftt mise ä Tabri de tonte atteinte et plao^ virtuelle'
ment sons aeqnostre. Yons ponnries prendre occaBion de la commnm-
cation que toub seres dans le cas de faire de ma d^ptebe ostensible ä Mr.
le vicomte de Hontmorency» ponr toucber pr^liminairenient cette question
et tftcher d'apprendre quelle serait k cot ägard Topinion de ve miniatre.
Je me r^serve toutefois de privenir Bur cet objet, dans nne antre exp^
dition. Becevos
xxvin.
Onke les pikes copi^es d*autro part, il existe uno pike non i^i^nec
dont le comuicncement a ete ient par ton roinpcrcur Napoleon et doat ie
reste a ete eerit sons v<a dictiM> par le göneral MontboloD. Nons m fa^son^
mention que ponr m^inoiro do octto piecc qui est oucore ä Loudres. Nou.<
n\>ii avons psB de copie» mais eile porto en substanco les disposttiooB
ei-apr^s :
Cet act»} intitule H""« codicilK« port« la date du 28 avril 1^21.
Parrarticle 1*^ ccrit de la inaiu do rciiipcreur Napoleon, il recoin-
mandc a son angusto epousc Mr. Aiitomarchi son Chirurgien, Ini deuKinde
de l'attacber ä aa maison et de lui accoider nne pensiou do 6000 frs.
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185
Par raitieU 8* ^;al«m6tLt de la nuün de fen remperrar ü
nnmiiiiaxide ^ son angoste öpoiue Tabli^ Vignali, hii demande de rattaehw
i n malMA eomme aumAnitf jaaqn'A la m^jeritf du prinoe leiir flla,
^foqae & laqnelle ü ej^nme le dfeir qoe Tabbä Tignali passe an serfiee
de ee prineei oonune annihilier.
Atteste et certifl^ avoir la lea deu pnmiera articlea mentionnfc
ei-eontre Mte de la nain dn ieetateur. |
Paris, 17 ociobre 1822.
Sign<: Berirand, Montholon, Mareliand.
L'article 3 dicte an g^pneral Mnuiholon, doune ä M""* niorp de S. M.
diflferoDS biens on Curso de pcu il« viilour, dans U auppositiou quo par
stde de son regüe S. M. n'on auruit .lispo.-,i'.
L'article 4 ee-alt-im nt .lioto au gtiueral Moutlioloii. oxprime le d^sir
t|Uü la pnncesse Pauiiuu reutre dans la pobbebsiuu do la ville 8t. Martin
ä nie d'Elbe.
Par l'article 5 feu remperenr Napol^n donne ä la oomtesse Ber-
tiand ä la oemtesse de Montholon, la moiti^ d'nn cabaret de porcelaiiie
de Sinea, dont Taut» moiti^ reste aa prince son Als, oonform^ment ani
dtgpoeitioiis du § lY de Tötat A Joint au teetameni
L*artiele 6 donne au cardinal Fesch quelqii«« biens en Corse de peu
de valenr, dont le putige etait encore ä fiure, k ce qno penMut S. M.
Paris, ce 17 octobre 1822.
fiigne; Montholon.
XXIX.
Fürst ICetternloh an Baron VInoent.
Y^rone, I0 22 octobre 1822.
Monsieor l'ambaesadeur!
L'iut^ressantc Expedition de Mr. le conite do Brunetti quo V. E.
n*stianBinitie pur Son rapport Nr. 46 &n date du 1 7 de ce mois m'est par-
fno» ee matin, et Tonf avez prAvenu mos inientions Mr. le baron en me
iWojant par eourrier; mais j*ai rivement regrettö, qa'au liea de me la
traoMDftttre par le coiurier Kspagnol qni avait i\A expedie de Madrid, et
dont rtnivee i Yerone, au milien des sonverains et de leurs cabinets, ne
pomait manquer de fixer toos les yenx de TBorope sur TAutricbe, V. B.
a'sit ps8 eonfi^ cette eourse de preference ä un des employes de Tambas*
nde Ott s8on adjutant. Mr le couite de Buol et Mr. le comte deMemldt
186
9
sollt trop jMiu «Rcupcs dans cc iinuiii iit. nii t^uitos lois affaires sp con-
centrcnt ici, poiir qxic V. K. puiü&o pas Sr passer de riiii <ui df rantre
pondäut quükjut'i? afiiiaincs, et cVst d'ailli'iirs riniinir ä t-fs j>'iint'ji geu»
uno occasion favorablo (!'• taii .* un vo^iigc utilü «t d auj^niifiit«-! lo c«rcle
do lours coQuaisöHiicos. .Tr vhum ongago douc a los omployer Tun tst l autro
pendant la dureo do la icuuiun do Voronc a co genre de Borvico, et ä
mVxpedici* noinmement Tun do ces deux MessioiirH avc« la odlection mm-
plcto des actes renfernuuit les derni^res voloutös de Najudeon Bonaparte,
quo V0U8 m'annoncez vont» avoir eto remines püi MM. Bertiaiid, Montho-
lon et Marcband. Soit t|iii je 8oi8 dang lo cas d'en faire u8ago ici ou nun,
V. £. sentira quo je doivo mettre du pri.\ a pieudro connaisHauco d'actes
ausBi importaDts. Mr. le baron de Binder et Mr. le coiiite de Menreldt
ayaat Tiut et Tautre v&e Toitore de Ja conr ä knt diapontioii, «Um
peuTent senrir pour ceux des «mploy^a de rambaaeade qua V. S. seia
dMiB le cas de tii*exp^er en courrier. A rexception de LL. VJL lea nie
de Sardaigne et de Naplea qm ne eont attendns ici qii*ä la flu du moa,
tooB lea eoaveraiiis invites a prondre part k la reunion de V^ne
tronvent r^nnls avec leun eabineta depais le 16 de ee mois, et les grandes
affaires qoi doiTent s'y traiter ont eommeiice depnis quelques jonrs sovi
des auspices favorables.
Jö
XXX.
M 4molro remia par Kr. de Simoiiville au g^^ral Fosao dl
Borgo, pour dtre soumls par lui ä rempereur Alexandre.
26. Auguat 1823.
S'il est yrai que le plus grand öv^aement de rhistoüre moderne
soit r^I4vation et la cbute de Napol^oni les soaverains qui, pour rendn
la paix an monde, Tont condamn^ k m exU ^ternel, pensoront, sans
deute, quo ses mftnes exerceront encore pendant une g^n^ration ane in-
fluence notable sur le repos de TEnrope. C*rat dans cette pr^voyanoe
qaHtB tienoent eloign^ ses restes mortels. Mal9>cette prkantion seiait
nüne si eile Maü isol^. II est d'antres objets moins matMels, plus
propres encore h, agiter longtomps les esprits, etpar cons6quent do natore
ä m^rtter Tattention des souTemms.
Napol^n morty objet de ridol&trie int^ress^e des uns et des oatrages
d^hont^s des autres, occupe encore toates les pens^s. Toob les traits de
cette tragedie sont pi'^ns ä la memoii'« des penples. Iis se souviennent
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187
e^dlement et du jour oü im ostrui isme d'un gonro nonvoau lui fiit sigriifie,
et de h promosso solennelle prüiiDiicoi^ par rAiijrlt'ti i le, au mm deö piüö-
«lace^. qiip scs yolontes de^•ni^res seraiont iü.siit'ctot'S.
Quiüzo inois sp sont ocoules. auciino n'a wen sou exöcution.
On DO jirti-lf j)oint ilo ct'ttc ]>artif do 808 volontös dans laquclle
Napoleon, cinvaiit fiifun' portor Iii couioniio, n protondn locupr k dos
provinccs. ä deö villei«. a des Corps inilitaiics des j^ritiiiiu's eiiornics quo
labdicatioii iU> FontaiiicMeau avait ravie« k .Si>n pouvKir. Quel quo 8oit
IVinpl' i qui a pu en ütre fait posterienroment, Napol(M>n n'a point le
droit d en connaltre. II ne peut s'Mro fait illusion sur ct'tte vorite. Aussi
ses executenrs ont-ils, dans leur piudeuce, conisidiiro cfcttc partie de 8on
tcstanient plut^'d coinmp iin apjMd k dos passions vongercsscs iiuo comnio
des difcpositiniis roollos. Iis out buigiiüusemont 8»5par6 los uiics dos aiitiüa
et regardö (»mmo leur pieuiier devoir, on revoyaut lo sul do la patrie, de
Caire homroage au duc d© Richelieu d'unc r'>nfianco qu'il meritait ßi bion.
MM. de Montholon et Bortrand lui out remis le tostamont et ont
pris dans sos mains rengagomf ut do concilior lours rtdigieusos obli-
gations avec im respect profond pour le gouvernemont du roi ot la tran-
qaillite publique.
La retraito de co ministro et, plus tard, sa raort deplorable, ont
constern^ legataires saus rien changer ä lears resolntions. Des per-
soiuies, anitn^ par dM eentiments contraires aux leors, ayant d^termin^
Vr.La&tte k eontester la rwnise da depöt, Mr. de Montholon, d'apr^B Tin-
fMoB du dnc, est reparti ponr TAngleterre, afin d'y doposer le testa-
vwnt ä 1a coor de Canterbury» dans ia vue de pouvoir n*en comntiniqner
ux tribanaux de Fianee qae des extraits d^pouilles de considerations
pulitiqaes.
Ce plan a ^ sum sons le miniet^ro present, avec nne v^itable
tbs^Dation de Ia part des ex^tenra; car lo tribunal qui ne doit con-
ultre qae ees formes et la lettre de la loi, en roponssant toutes les all^-
ptioDs de Mr. Lafltte, a cependant d^lar^ les ex^nteun non receTables
jmqa^i la prodnctton deTaote integral; an moment oü üs Tenaient de d6-
darer k la bane qne, le tribanal lern* en donna-t-il Tordre, leur dfli-
catesse leur d^endrait de Tex^nter.
Kle a 4^, ai non rdeompena^e, du moins aentie enfln par Mr. Lafltte.
Mienx eonaeilK, il a aouaerit, le mtoe jour, la tranaaetion qu*0B
In afait Offerte k dWeraea reprisea avant la plaidoierie.
Les exteutenrs ont arrdt^ son compte, les fonda reatent dans sea
naina juBqn*^ ce qne le gouTemement Francis et l'li^ritier natnrel con-
lentent ä aa li1>^tion; il acqnitte les interftts.
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188
Ces intlröte, k quatre ponr oent» aont employfo k procnnr qmlqvM
secours ä des legatur«B nicenitenx, partkmUteement k de paavrM scrn«
ton» de S*«-Häine.
Lo gouvernement Fran^aU a fait jnaqu'ä present ce qui etait ea
son ponvoir pour la s^curitc i1f> Mr. T/afitte. Ind^pondarament des assu-
ranccK repötees qu'il a rcrues du ininistre des finauce», le procurenr
roi n'a pris aucnno conclusitin < ii favciu- du domaine. 11 y a plus; ie d(>-
maine lui-raßnn' , apr^s le ju^n iiieut, a percju sur Mr. de Moutholon les
droits rcsultaiiis lies somuies (U'po.socN pour compte des leisratAires ch«z
Mr. Lalitte. Getto perceptioü, tres ouürüUKe p<nir les oxucutuuih Usu-
mentaii'es, est la renouciation la plus formelle que puisse faire le dotoatne
k tonte Prätention.
L*ex6cntion testamentaire d^nd done imiqneme&t a^Jonrdlmt de
FadhMon de rUritter natnrel« en d'antres termes de la conr de Vienne.
Lee extenteuni ont Mam& aon intervention offtdeUement per le
minifltire de Kr. Vinoent, confidentiellenient per rmtermMiaire de Hr.
de Florei, ami de l'nn d*entr*eiii. L^amliaseadenr a le^ lenrs eoranranio
catione avec les fonnes polios I. caractcrisent; il a promis de lee
transmcttrc a sa cour, et declaro n'avoir enoore aneune Instruction.
Mr. de Florct, dans uno döpcche particali^o, annonce qu*on attend les
detormiiiations de rarohiduchesso Mai'io Louise, et pai'alt persuad^ que
<'<Hti' pi iiicesse dunnera dans cette circonstance des prenves nouvclles du
liani «It siateressenicnt dont eile a offert rcxi inple ä l'univers dans les
deruieres iinneeä. II semble iie point dnuti r (juVlle ne laisse uu libre
cours aus volonte« de Tillustn' dcfunt, ooalViinii'ini'ut a la loi et ä rt'i}uiie.
Ctjpcüduiit lo tcrnpü s'ücoulo bUüö qu'il soit possiblo aux oxecuteurs de
luesurer le termc de Icur attcutc.
Sans appui «m leur tem natale» Ds se refüsent k recevoir Tauxi-
Uaire des ennemis dn gonvememonty les* convenances leur dtfendent dMu*
Toqner Fauloriti dn roit et ile voient p^irir dans lenrs mains, malgri leur
sile et leur pnidence, la mission sacrie dont üs sont inTestis. L'histoire
lenr demandera compte de lenrs demarehes, et die anjonrd'hni les nom-
breux l^taiiiee, dans leur jnste impatienoe, les aocasent d*une timidit6
piisillanime.
Une gmnde respousabilite p^se sur cux; rien ae peut les y soiis-
trairc. Vainemcnt Iis diraient ä TEurope*. les volonte da citoyen obecnr,
dont la toinbe est prnti-gce par la loi, reposent sous la garde des magi-
*;trats: nf>;< pfforts n'ont pn defondre Ic malheur lo plus illustre qui alt
effraye le monde. c^iuls uiiiy<'ns In» px^cuteurs ont-ils de n tii i*r des mains
d'uo bauquier Frau^ais uu depOt de coufiauce qui devait etio remis ä la
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189
pnDiire reqniattionf De Celles de rarebtdnchesse Haiie Loniee, deux
niüioos platte snr billet an jonr de la d^^ee et r^lam^ sur le lit de
nort? De ceUes du prinee Engine, deox antres müliona redemandte an
nom de rhonnenr et de la reoomiaieeance an fils adoptif qni en a re^n
Tingt de la gdn^roflit^? etc. etc. Fint-il enfln qne, da&a lenr d^plomble
isolement, lea ez^tenn testamentaiies renonc«nt k In rosvive quMls
eent impes^ que» oMant anx inetancf^ des l^tairos dosespercs de tele
delais, ÜB appeUeat & lenr secours la paieeance devant laqtielle TKurope
s'effraj-e avec raison, et que Napoleon, nioit, demandant quelques de-
pouille« pour les partager entre des serviteurs fidcles ot d'nnrions rora-
pagnoDB d'anncs, inqui^te les cabinets et trouWp pf>tit-t'tn> hi Fiaiui' par
des revelations üvrees anx presses de Conqnot? Cc tort si giave, »i
etrao^r aii\ iuteiittous di's pxecuteurs, » \\ devait jainui» m roaliser, ne
pourrait Iciii etre imput^; ils um itHiniitciit |>as moins los apparonces et
les effetü. Dauü l'espoir de los pi-evenir, iU sc isont demandes 8'il seralt
iii%ne du pereonnage le plus auguste de couvrir de ea hante proteetkm
ke comps^nons d^infortiuie d*nn homme qui, par tant de haute fiiH»,
e*^t k rhonnenr d*6tre son alli^, plns tard, malhenreaaement, aon
«Dnemi; ai, enfin, lea exdeutenn teetamentaiiree de Napolten Tuncn, äkh
un6 et encore enohaind aprte sa mort, snppliant derant le ir6ne d*Ale-
landrer ^taient nn speetade an-deeeone de ea magiiaiiiinitif IIa attendent
et osent mtaie espdrer see d^ions enprtaieB. La pidt6 d*Acliille poor
rialbrtnne a illnetrö Bon nom antant que ses exploita.
Der yioepfiaident der Oberst«ii JvatislioftteUe» Frelhan von
O&rtttor, an dan Ffintan llatteniilch.
Wien, aui t4. Jaiiunr 1Ö23.
Dui*chlauchtigei Fiii-sil
Dnnh kolie« Beieript TOm 9. Jänner l. J. haben E. D. mir die im
Aaachliine gehorsamBt sorOckfolgenden Aeten mitgetheilt und mir auf-
gtbigen, Hoehdenenselben mein in jnridineher Hinaicht motivirtea Gnt>
Mhten Aber die von Napoleon Bonaparte hintertasBonen lelstviUigen
Anevdniingeii ftberhaupt nnd Aber vier dieeen Gegenstand beBonders be-
tnitade Fragen vonnlegen.
Das Ausserordentliche der Lage» in welcher sich der Testator anf
dif Insel St. Helena befimd, macht ea aehr achwierig, einen festen
biyiiizuü by GoOgle
190
Anhaltspunkt zu einer streng rechtlichen Pi üfuiig dieses Gegenstandes
zu finden.
Napoleon Bonaparte hat an mehreren Stellen seines letzten Willens
Terdeckt su erkeimen gegeben, dass er bis an sein Lebensende nicht auf-
bOre, oik und aeinen Herrn Solm für FrutoHn m halten. Die Teelft-
mentsexecntoren acheinen hierflber keinm Zweifid zn hegen. Die Folge
dieser Yomussetsmig wQrde sein, daes die Giltigkeit der letrt«rillig«i Yer-
föguugen und das SoGcessionsrecht des natürliolien Erben nach fismOei-
sehen Gesetzen xa benrÜieilen wären, und dass, wenn hierAber Schwierig»
keiten entstflnden, nur die fnmsOstschen Gerichte competent wftren. Ich
darf mir nicht annmssen, E. D. auf die bei der Frage: ob Napoleon Bona-
parte bei seinem Ableben annoeh Franxoae war? vielleiciit eintretenden
politischen Bflckaichten aofmerksam an machen. Ehen so wenig habe ich
an untersuchen, ob es nicht ratbaam aein dürfte, dieae Frage in den Yer«
handinngen mit anderen Hfifen oder mit den Teatamentaexecutoren m^
liehet au umgehen. Da ich aber angefordert hin, E. D. meine Ansichten
aua dem juridiachen Geaichtspunkte Aber den ganxen Saeceasionsbll so
eröflben, ao kann ich meines Orts in gegenwirtiger Aensaenuig nicht
nnterhusen, mich Uber erwihnte Frage auaauapreehen, indem aie aof die
Beurtheilung der Sache den wesentlichsten Einflnea hat.
Napoleon Bonaparte war ein geborner Franzose, weil anr Zeit aei-
ner Geburt Gorsica bereits ein fiestandtheil von Frankreich war. Er war
daher von Geburt franadsischer Unterthan, oder um midi des jetst mehr
flblichen, aber doch gleichbedeutenden Auadruckes zu bedienen, fransOei-
sdier Staatsbfii^r, Citojen. Dass er diese Eigenschaft in dem Angim-
blicke Teiloren hat, wo er sich die franaOeische Kaiaerkrone aufaetste,
llflst aidi mn deswillen nicht bezweifeln, weil Niemand zugleich SouTerftn
und Unterthan deaaelben Staates sein kann.
Durch die Benundationsacte, welche Napoleon Bonaparte am
11. April 1814 zu Fontainebleau ausstellte, und durch den ersten Artikel
des an demselben Tage zu Paris geschlossenen Tractats hat er seine Sou-
▼er&netätsrechte über Frankreich und Italien mit ciii/i^irer Ausnahme der
Insel Elba gänzlich aufgegeben. Elba wurde durch den dritten Artikel
erwähnten Tractats ein abpr« s.mdertes FQrstenthum, welches er lebeaS"
länglich mit voller Souveränetät besitzen sollte. In dem neunten Artikel
verzichtete er überdies auf alles Eigeutham, was er in Frankreich als
domaine exti-aordinaire oder als domainc prive besass.
Nach den Grundsätzen des Natur- und Völkerrechts ist es meines
Erachtens klar, dass Napoleon Bonaparte, der früher schon aufgehört
hatte, frauzdeischer Bdiger zu sein, und nun die Souverftnetit Aber Frank-
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191
mk müSgßb, dadnreb für Frankreich ein Fremder wurde. Br trtt
gagtn Fiuüareieli in die Yerhältniese, in welchen jeder uidere enropftieche
SooTofn gegen Fnnkreieh sfeehi
Dm nianliehe Besultat ergiht rieh, wenn man die Saobe nach dem
Code NapoMon selbst benrtheilen will. In den ft 17 dieses Oesetdraehes
httiHies:
JLa qnalite de Francs se perdra 1* par la nataraiiaalion acqaise
en ]»y8 etranger; 2** par l'acceptation non autoris^e par le gonvornetneDt
f.iDctions pabliqaes conferoos par nn pnivi'rnf'nK'iit »Hranger; 3** par
l iilüliation ä toat^ corporation (lui oxigora des liistiiictiims de naissance;
4' eufin par tout etabliBscmcut faii pays etranger saas
esprit de retour.*
Es lässt 8ich niüht wideibtreitüii, das» Elbu durch den Tiactat vom
11. Aprü für Fi'ankreich ein fremdes Land geworden ist, und dass
ll^oteon Bonap;u u>, indem er BouTerftn dieser von ihm selbst an seinem
beitindigen kttnUigen Anftnthalt gewählten Insel aof Lebensieit wnrde>
ein itabllBsement en psy s ^Stranger sans esprit de retonr erhielt. Mitbin
hat «r Bslbst naob den Vorschriften des Code Napolton die Eigenschaft
eines Fkanaosen ▼ericm.
Der traetatwidiige Versnch, welchen Napoleon Bonaparte im Jahre
1819 machte, um den franaOsischen Thron neuerdings zu besteigen,
kennte ihm die veriome Eigenschaft eines Franzosen nicht wiedergeben
and überhaupt an seinen persönlichen Rechtsverhältnissen gegen Frank-
reich nichts ändern. Auch hierüber enthftlt der Code Napoleon eine klare
fiestimmang im § 18, welcher sagt:
.Lf» Franrais qui aura jicrdu sa qualite de lM aii(;ais iKum a t^uijours
la tecvuvri'i en rentrant en France avec rautorisatiou du gouvt riu uient
et en declarant qu'ii veut s'y fixer et qu'il reuouce a touto distinction
oontraire ä la loi Fran9ai8e.'
Im § 20 wird noch hinzugefügt, dass Diejenigen, welche nach dem
9 18 das Bürgerrecht wieder erkngen wollen, Toreist die dort foige-
sdiriebenen Bedingungen an erÜUlen und sich desselben aasserdem nicht
n erfrsnen haben. Je offenbarer es ist, dass Napoleon Bon^tarte im
Jehre 1815 ohne Antorisation der französischen Begioriing, ja sogar sehr
gegen ihren Willen, nach Frankreich kam, nnd dass er hiebei nicht auf
jede dem fransjisisehen Qesetse sawiderlavfende Distinction versiebtet,
fieheehr die Begiernng mt stflraen gesncht hat, um so weniger kann an-
t;«aoiuinea werden, dass er, der, wo nicht im Jahre 1814, doch wenig-
tteiu im Jslire 1816 nach den obm allegirton Gesetzstellen aufgehört
kitte, Franaose sn sein, es durch seine £ackkehr nach Frankreich im
192
Jahre 1815 uud durch seinen liauialigen kurzen Aufenthalt in diesem
Laudo wieder geworden wäre.
Dass die folffondon Bogobeuheiuui, wodurch Napoleon IJonapart*-
Staatsgefaugi'iier der grossen verbündeten Mächte ^uide, ümi das fran-
zösische Bürgerrecht nicht verschaffen konnten, versteht sich wohl von
selbst. Heines Wissens hat auch die königl. französische R4>giening nie
so wkennen gegeben, dass sie ihn als französischen Unterthan betrachte,
und sie faitle 4ie8M nicht tiran kennen, ohne sich mit ihren ubenerwfthn-
Un GMetiMi m Widerspruch in Mtxen.
Unser Zeitalter kennt einig« Beispiele von fiegenten, die sicli twar
von der Segiemng zurückgezogen, aber keinem Staate als üntertliaiien
unterworfen haben. Ohnemcbtei Napoleon Bonaparte die SonverSnettt
Ton Elba nicht freiwillig aufgegeben hat, so kam er doch mit ebeo'
erwAhnten Begenten gewiaaermaseen in eine fthnliche Lage, weil er aaeh
anfhCrte, Sonverftn an sein, ohne doch auf iigend eine Art Unterthan
eines andern SouTerftns an werden. Aber der Umstand^ dass er im eogli'
sehen Gebiete lebte, verpflichtete ihn, sieh nach den englischen Gesetien
an richten, well Jeder, der in einem fremden Staate lebt (mit Ansnahaie
der diplomatischen Personen), fttr die Daner seines Aufenthaltes den
Landesgesetzen unterworfen ist. Von der juridischen Seite betmchtet,
glaube ich demnach meine nnvorgreifliche Meinung dahin devotest aas-
sprechen XU sollen, dass Napoleon Bonaparte zur Zeit der Errichtung
seines letzten Willens und tur Zeit seines Todes kein franzteiscber
Unterthan war, mithin weder I. H. die ¥na Erzheizogin Marie Loniae
als Witwe eines Franzosen, noch der HeiT Herzog von Eeichstadt als
Franzose betrsehtet werden können.
Irre ich in diesen Yoranssetanngen nicht, so glaube ich hieraus
die doppelte Schlussfolge ziehen zu dOrfen, nftmlich:
1. Dass die Giltigfceit der letztwilligen Anordnungen Napoleon
Bonaparte*s und die Successionsrechte seines Herrn Sohnes nicht nach
franzAaiacben Gesetzen zu beortheilen sind, und
2. dass die franzOsisdien Gerichte in denen die Yerlassenscbaft be-
treffenden und etwa zur gerichtlichen Verhandlung gelangenden An-
gelegenheiten der Regel nach, und wo kein besonderer Grund für ihre
Gerichtsbarkeit eintritt, nicht als conipetent betrachtet werden können.
Soviel den ersten Punkt, nämlich die Anwendbarkeit der franrösi-
f^chrn Gesetze, betrifft, su scheint mir an sich klar, dass, nachdem weder
der Testator, noch sein natürlicher Erbe als Franzosen betrachtet werden
können, nachdem das Testament weder in Frankreich errichtet, noch
deponirt worden ist, nachdem sich der Sterbefall nicht in Frankreich
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193
er«%'net hui, nachdem kuiue zu tier MaiM»e gebürigen BeaUt&ten in Frank-
rtidi Uegen, und nftchdem sich Toa der Kasse weiter uicbts als eine blos
pvaOnUehe Forderung des Erblassers aa das Haadlnngsbans Lafltte in
Amkreiefa befindet, kein Grund erUbrigpet, ans wetehem bebanptet wer-
den kfinnte, dass die 6ilti(pkeit des Testaments und seiner Codicillen nnd
des Soccessionsrecht des natOriicben Eiben nach den Gesetsen Frank-
reidis la bwrtheilen seien, fttr wehdiea ErUasser» Erben nnd Erbschaft
gleich fremd sind. Der Umstand, dass Lafttte dem Verstorbenen und nun
der Nasse eine bedeutende Summe schuldet, kann an dieser rechtlichen
Ansicht nichts ändern und hat keinen anderen Erfolg, als dass die Kochte
und Verbindlichkeiten zwischen d^r Masso mifl Lafittc nach franzrisischen
<>fir>tzpn bomf'Pson werden niüsst-n. N'ie ab*'r kann aus dorn Zufalle, dass
in Fi .;mdei «jine persönliche l'oidtjrung an einoa frau7/>sis<:hpn llandcls-
iiuiiin l'fsitxt. der Schluss gezogen worden, dass (iic Hi stiniuiuugon den
irauzu&jöciK ii Oosotzes auf den letzten Willen »Iii ses 1 roindeu und auf
die Erbrechte in sein ganze» Vermögen oder auch nur iit <la.s i'iauzusischc
Activum anwendbar seien.
AndwB wflrde sich die Sache verhalten, wenn Napcleon Bonaparte
W seinem Ableben fiealitäten in Frankreich besessen hfttte, welches aber
aieht der Fall ist, weil er seine sämmtliehen Domänen bereite durch den
Traetat vem 11. April 1814 der üranaösiscben Krone abgetreten hatte.
Nach meiner geringen Einsicht lAsst sich nicht wohl etwas Ande-
res annehmen, als dass blos die englischen, auf 8t Helena eingeitthrten
Oeseixe auf die lotztwilligon Anordnungen Napoleon Bonaparto's und die
Brbrechte in seinen Nachlass anwendbar seien, weil nicht nur die letzt-
liiligen Anordnungen in Helena errichtet sind und jedes Geschäft nach
dea Gesetzen des Ortes, wo es eingegangen wurde, zu bcurtheilon ist,
•ondera auch Napobvm H<»naparte seihst, wie ich oben iH-mcrkto. wäh-
rend seines Aufuuthaitcs in englischem Gobieto den englischen Gesetzen
BUterstand.
Aus den eben anirefühi t. a «M un.lon. welch»» na^-h Tiu incr geringen
Eiat>icht beweisen, da^s auf die ganze Sache nicht dlv französischen, son-
dern nu* die eugliscbeu Gesetze anwendbar sind, ergibt sich, wie mir
edieint, ebenso richtig, daes, wofeme gerichtliche fintadieidungen Über
^ OUtigkeit nnd Wirksamkeit der letatwUligen Duq>oeitionen oder ftber
<Be Saceeaaionsreehte des natflrlicben Erben nothwendig werden sollten,
lieht die fransösisdien, sondern die englischen Tribonale competente
KchtffsMn würden. Nadi der allgemeinen Bogel dürfen die Jnrisdictions-
^^nzeti nicht Ober die Landesgrensen ansgeddint werden, und es kann
^her keiner Gerichtsbehörde anstehen, sich in Erbschaftssachen eines
AkU*. B4. lixx. I. Hiin*. 13
194
ansflw ümm G«ricbtsBpreng«t verstorbenen and in demselben nidit as-
ifissisen Fremden flkr competent za erklären. Duch kOnnen besondera
ChUnde ointreton, wodurch die französischen Tribunale competont wer-
den, flbw einzelne auf den von Napoleon Bonaparte hinterbliebenen Nach-
lass bezugnehmende Rechtssachen zu entscheiden. Die Forderung der
Masse an Lafitte bat borpit? Anlass zu dnem Prorosse g'efrebc-n. in wpI-
ch<'in iliis Tribunal erster Instanz zu i'uris vollkouinu'ii c-anpett ut war.
weil der in Paris ilomicilirendo Lafitt« in »liesnr Sache der BeklatTt»^ tr«'-
wesen ist. Es wäre ferner möglich, liass Legatar»' oder andere Giäulii^cer
der Masse, um für ihre Fordcruuguu Sicherheit udcr eiü Pfandrocht zu
»ulaiigöu, auf die bei Lahtte liegenden Summen Beschlag oder Arrest
nachsttchteu. Dadnrcli wflrde Jnrisdietion der Piriier Tdbnnnle nbev^
mals insoweit gegründet werden, dass sie zu erkennen hfttten, obderBe*
schlag oder Arrest zu bewilligen and ob die Ansprache besag:ter Beelip
manten, insoweit sie die bei Lafitte liegenden Summen nicht flbertteqpen,
liqnid seien.
Weiter» altf sich die Jurisdiction der fkamdsiscben Tribunale durch
dergleichen specielle Titel begrflnden Hast, steht sie ihnen nach meiner
geringen Einsicht nicht zu. Nur kann ich hier nicht unbemerkt lassen,
dass der Code Napoleon den franzr^ischcn Tribunalen eine viel ansge-
dehntero .Turipdiction einräumt. Der bekannte § 14 dieses Gesetzbuches
sagt nämlich: .I/t'tranpor. mönie nun residant en Francft. pr,nrra etre cite
devant lea trilninaux Fram.Jiis pour l'ex^cution des obliiratinus par lui
central it ^^s Fianrt> avfcc un Fran^ais; il pourra 6tre traduit
devaut les tribunaux de France pour les nblie^ations par lui
contractees eu pays »'(trangor ouver» des Frau(;ai.s.' Durch diese
Verfügung ist die allgemeine Uechtsregel, dass der Kläger dem Gerichts-
stande des BeUagten zu folgen hat, umgestossea und das fiecht aller
souveränen Staaten, ihre üntertiianen nicht vor fremde Gerichte zi^en
SU lassen, verletzi Heines ErmeBsens kann kerne Begierung, ohne ihrsr
Wflrde zu vergeben und das Interesse ihrer Unterthanen an opfern, be-
sagte Disposition als giltig anerkennen, wie sie dann selbst zu den Zeiten
der fransOslsdien Uebennacht, wen^prtens von totsznidlisdm- Seite, nie
anerkannt worden ist. Wenn sich daher auch aus dem aUegirten § 14 des
Code Napoleon folgern liesse, dass jeder Franzose, der aus irgend einem
Grunde gegen die Masse oder Erben Napoleon Bonaparte's eine Klage
aiihriugen will, sie bei irgend einem ihm beliebigen französischen Ge-
richte anbringen kOnno: so trlnnbf ich doch, dass naxii i iclitif^fn Kochts-
gi'undsätzen die Jurisdiction <]• r Iranzüsischen Gerirht»' sich obcu be-
merkter Massen auf die Falle beschränken müsse, wo ein besonderer
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Titel EU ihnT Bc*^n«itin^ vorharnfon ist. i.. W. wtMin ein Fninzose als
Schuidner üei* Mass« belaugt oder weun auf das ia Frauiu'eicti betiudiiche
Acumm der Masse Arrest gelegt wird.
Nach diesen blos allgemeinen juridischen Bemerkungen, welche
mir jedoch dazu nöthig schienen, um einen festen Anhaltspunkt boi Bo-
nrtheilnng der Sache von der rechtlichen Seite zu erhalton. wondf» ich
mich zur Bf^antwortnng der mir von E. D. vorgelegten Fr;ip-t'ii. wovon die
erete dahin g»4it. oh es rSthlich sei, dafss T. M. die Fnin Eizlierzocrin
Herzegin v.m Parmn als nhfrlphende Gattin und S. M. der Kaiser als
\''inmmd des Herrn H'Tzogrf' v««n Kcii hstadt den letztwilligen Anordnun-
gen Xapolei)n Ronapartf's ihff Ht'istimmung und Bestätigung ertheilen,
wi*> dif Herren Bertraml. Montholon und Marcliand in dem an die Frau
Erzh*^rz'<£*^in am 12. Mai 1Ö22 gerichteten Schreiben ausdrücklich auge-
ancht haben.
Die Testamentsexecutoren haben in ihrem Srhreibrn v.nn 12. Mai
1^22 die Fran Ei-zhor70c:in als üherlobonde Gemahlin und Vormünde-
rin ersucht: ,de vouloir hien duuner son approbation et sa sanction au.x
T'"t!nn^'s tf ««tamentaires de Filhistre dcfunt'. Nach dem Code Napoleon
ist uur dir Mutter Voiniüiidfiin. Hieraus erklärt sirh. wannn die Tosta-
mentseiecutoren sirh nui an iif Fr.m Erzherzogin weudoton, ohne den
Dämlichen Schritt bei S. M iciu KaiM r zu thun.
Sie konateii von ihr nicht eine Erklärung vorlangen, ob Höchsfe-
di<'>' ]tu' namens ihres Herrn Sohnes die Erbschaft annehme, weil Napo-
1^>Q Bonaparte denselben nicht zum Erben eingesetzt, sondern nnr mit
Legaten bedacht hat. Sie wollten, wie es scheint, nur versichert sein, ob
4ie Frau Erzherzogin namens ihres Herrn Sohnes das Testament nicht
anzugreifen oder in welcher Art sie dessen firbsansprfiche geltend zn
aiachea gesonnen sei.
Aus diesem Grande wählten die Executoren den unpassenden Aos-
Inwk: ,de donner son approbation et sa sanction'.
HioBu kennen, wie S. D. mir bereits bemerUich zu machen ge-
nhten, L H. die Frau Ersbenogin Herzogin von Parma sich auf keine
Ali bemfen fthlen. Es sebeint demnach nnr darauf anzakommen, ob
■ad in welcher Art ?ei8ncht werden ktonte, dem Herrn Herzoge Ton
Imbstadi einen Theil der ?&terlieben' Yerlassensehaft zn verschaffen,
o4w ob (welche« E. D. zum Gegenstände der zweiten mir vorgelegten
ftage gemacht haben) dem lotensse des Herrn Herzogs von Betchsladt
aad der Fran Snhefsogln Herzogin von Parma nicht mehr entapieohen
«trde, anf die Erbsdiaft ganz zn verzichten.
18»
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Hit'itei entsteht vorei^st die Fragf. wio hoch sich das viai Naj»«.le,.n
Bonapat'te hinterlassono Vennogf^n hohiuf*'? Der bekannte Theil deīel-
ben besteht aus dem auf St. Helena gbwetieüen Mobiiiare und baarem
Geld, einigen hie und da deponiit» !! Gegenständen und der hei Lafitte
dep<inirtf'n Summe. Ausserdem will nocli das, wa.s der Testator in seinem
TeetaiiK'iit«' als S' in Eigenthnm angesprochen bat, hinzugerechnet wer-
den, üauilich ein© Forderung von zwi-i Millionen Franken an di*- Frau
Erzherzogin Herzogin von Parma eine gleich groüise Forderung an d. n
Herzog von Leuchtenherg und endlich das Domaine prive des \'erstorbe-
üen in Fraiikrüich und lUiiiäU. Soviel den Anspruch an die Frau Erz-
herzogin Herzogin von Parma anlangt, so kann ich aus den mir gnädigst
mitgetbeilten Actenstficken nicht mit Oewissheii entnehmen, woher die
Höchstderselben vor ihrer Abreise aus Frankreich bezahlte Sanune von
etwas Aber 2,000.000 Franken genommen worden ist. Waren es Staats-
geldcr, 80 liat Napoleon Bonaparte nicht das mindeste Hecht, sie als einen
Theil seines Vermögens zu betrachten und darftber zn diqioniren. H^idi-
stens könnte die jetzige firanzösisehe Regiemng sie recUunirsn, wogogn
es aber der Frau Erzherzogin Herzogin von Parma nidit sdiwer sein
dfirfte, sich zn rertheidigen, indem sie von Frankreich jedenfidls den
ihrem hohen Stande gemässen Unterhalt bis zur Besitznahme ihres neuen
Etablissements ansprechen, nnd ftossersten Fdls mit der flberwiegenden
Gegenforderung für die ihr jährlich zugesagte, aber nie bezahlte Summe
Ton einer Million Franken oompensuren'kann. Wenn hingegen die im
AprQ 1814 der Frau Erzherzogin Herzogin von Parma bezahlten zwei
Millionen Franken ans dem PriTatTormögen Napoleon Bonaparte's her-
rührten (was mir jedoch sehr unwalirscheinlich dfinkt), so wird die Frau
Erzherzogin sich ?on dem Bflckereatz derselben nicht blos durch andere
etwaige Gegenforderungen, sondern auch dadurch losmachen kftnnen,
dass ihr Gemahl verpflichtet war, die ihr nicht ans der Staatscasse zu-
geflossenen Mittel zum Unterbalte ihres Hofstaates nnd zur Bestreitung
der Reisekosten zu Terschalfen. Jeden&Us mnss dieses angeblich« AetiTun
der Masse als sehr zweifelhaft angesehen werden, und es wfiide d«tt Inter-
esse des Herrn Herzogs vonBeichstadt wohl keineswegs zusagen, wonn sol-
ches fttr die Masse hereingebracht nnd dadurdi den Legatarien wenigstens
zum grossen Theil zugewendet, zugleich aber dem Yermögen seiner Frau
Mutter entzogen wfirde. Bei der bekannten schlechten Beschaffenh«Ml der
französischen Tribunale dürfte es jedoch besonders wünsdionswerth sein,
diesen Gegenstand nicht zu ihrer Entscheidung gelangen zu lassen, und
wenn von den Tostamentsexecutoren Miene gemacht werden sollte, die
Sache bei einem französischen Tribunale anzubringen, so wfirde es Tiel-
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leicht an der Zeit sein. d!> oben von mir j,'t'gen die Ooiujiott nz dtTscIbon
angefahrten Gründe geltend zu tnacheu. Es versteht sich hicbci von
selbst, dass, wenn iPii Ttifitaiüuntiscxecutoren die Möglichkeit beuoininon
wird, die Frau Ij/Im 1/ u'iii H rzog^n v«>n Parma unter ilciii V'urwande,
ia^ sie die Witw. eines Franzvisen sei, und mit Bf»ziehung auf den ohen-
erwähnten § 14 des Code Napoleon vor fraazositfchü Tribunale 7M zit h«ü,
ihnen keine Wahl übrig bleibt, als entweder den Aufipruih ganz falltn
tu lassen oder die Frau Erzherzogin als Souveräam von Parma vor ihren
eigenen Oerichten zu behineen.
Soviel die 2,000. oou Franken betrifft, welche der Herzog von
Leuchtenberg der Masse oder eigenÜich mehreren LegaLarien zahlen soll,
eo hängen die dessfallsigen letztwilligen Dispositionon nicht wohl zusam-
cif'D. In dem Alsaiz III des Testaments erklärt Napoleon Bonaparte sein
D"maiue prive für sein ihm durch kein Gesetz tJiiUugenea Eigenthum
nnd schätzt es auf 200 Millionen Franken. Er rechnet darunter aus-
dröcklich: ,1*^ le portefenille contenant les ^conomies faites sur ma liste
dviie: 2^ le produit de ce portefeuille; 3^ etc. etc.; 4** la liquidation de
wm maisons du royanme d'Ittlie, tete qn*ai-gent, ai^enterie, bijoux.
MQbles, ^curiesS und diqionirt fliMr du Qua» djcses I>(MBune prive,
mkm er die Htifke den Soldaten und Offidezen der alten franaOsiBchen
Axmee md die twdte HUfte den Stuten ttiid BOffem in Eleaes, Lotli-
riogen Q. 8. w. nwendet Dennoch wird im ftnfken Codicill nenerdings Aber
iw« Millionen ,Biir la liquidation de ma liste civile dltalie tele qu'argent,
bijaos, argenterie, linge^ menblee» tenrie, dont le viee-roi itait ddpositaire
et qni m*appartiennent*, ond iwar ÜBr andere Legatare mit dem Beisatze
tisponirt: ,J*e8ptoe qne lans s'antorieer d'aneone raison, raon Als Eogtoe
S^Uon les aeqnittera fidttement. II ne peut oublier les 40 miUions qne
!• lui ai donnCs seit en Italie seit par le partage de la succesaion de sa
nire.' Man kann diese sweifache Disposition nicht wohl anders verstehen,
ili dsss Ton denen im dritten Absatz der Armee und einigen Städten und
Mrfern ragedaehten SOO Millionen ein Betrsg ?on 9 Millionen Ar die
im fiUiften Cbdidll benannten Legalare abgexogen werden solle, ond dass
dir Hsnog ton Lenehtenberg, ohnerachtet er anljgebArt hatte, Depositär
d«r zur italienischen Civilliste gehörigen Gelder, Aetiven oder wie immer
giarteten Oegenstiade in sein, doch die letitgedachten 2 Millionen be-
laUen solle, und swar nöthigenfUls aas eigenen Mitteln, weil er früher
10 MnUonen von Napoleon Bonaparte erhalten habe. Der Hersog von
iMdiUnbeig bat hie?on Yeianlassnng genommen, in einem nnter dem
30. MäR T. J. an S. M. den Kaiser gerichteten Sehreflwn am Besahloag
die Guthabens sn bitten, welches er ans der Ober die italienische Civil-
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liste mit den k. k, ("oniun-^ n n'ii gcpUDgeneu Abibclinunpr zu haben be-
hauptet, und er macht die Bezahlunf^ der 2 Millionen i\n die im fünften
C!odicilI i^enannten liepataro gewisserrnassen von der Bezahlung erwähn-
ten Guthiil^eiis abhängig. Ob die TestiiinentKexecutoren diese Einwendung
weiden gelten lassen, oder ob sie den Herzo^r von Lenchtenberg vitl-
leicht im firerichtlichen Wege zur Zahlung zu vernir»gon suchen, wo sie
ihn belangen werden und welchen Ausgang der Trüccss haben wird,
alles Dieses steht norli zu erwarten. Immer aber scheint es mir nicht
sehr wahrscheinlich, dass die von dorn Herzoge von Leuchtenberg zu
zahlenden 2 Millionen f^inL^elnacht w<-iden.
Das Domaiue prive endlich, welches Napoleon Bonaparte in seinem
Testamente auf 200 Millionen anschlägt und zu seinem disponiblen Ver-
mögen rechnet, war nach meiner innigsten Ueberzeogung, und wie flneh
von den Testamenteeiecatoren anerkannt so werdan selmiBt» anr Zeil
seines Ablebens nieht melur sein Eigenttanm. U<te die ftamteisdnB
Domiaen entacbeidet schon der Traetat vom 11. April 1814 in dem obes
ton mir angeftluten 9. Artikel wortdentlich dahin, daaa das Sigenfhun,
welches Napoleon Bonaparte in Frankreicli als Domaine eztraordiniire
oder ala Domaine priT^ besaaa, der ftunafeisehen Krone bleiben solle.
Von den Domfinen nnd Oberhaupt Ton drai Eigenihiim, welches
Napoleon in Italien ond in den anter seiner Regiemng mit Frankreich
?ereinigt gewesenen, aber dnrch den Pariser Frieden wieder davon ge>
trennten Lftndem besass, wird in dem besagten Traetat nicht so dentlieb
wie in Ansehung seines Etgenthums In Frankreich gesagt, dass es aa
die Regierangen, welchen diese Lftnder anfallen würden, flbergehen solle;
und gerade hieraus kannte man schltessen, dass Napoleon Bonaparte ver-
möge des Tractats vom 11. April 1814 sein ausser Frankrttch be6nd-
liebes Sigenthom behalten habe. Mehrere Stellen dieses ^"radats deuten
jedoch an, dass dieses die Absicht der Paciscenten nicht war.
Dahin gehört die Stelle im 3. Artikel, wo eine jShrliche Eente von
i Millionen ftr Napoleon Bonaparte ausgeworfen wird, welches nicht
nOthig gewesen und gewiss nicht geschehen wäre, wenn man die Absicht
gehabt hfttte, ihm die grossen Besiltungen su lassen, welche er sich
fraher zugeeignet hatte.
Im 6. Artikel wird bestimmt, dasa in den Lftndem, auf welche Napo-
leon Bonaparte verzichtete, fttr ihn nnd seine Familie von den Domftnen so
viel ausgeschieden werden solle, dass mit Hinzuschlagnng von Inscriptio-
nen auf das grossp Buch von Frankreich eine reine jfthrliche Rente roo
2^2 Millionen Franken entstehe, deren Yei theilung unter die Glieder der
Familie hiemächst in demselben Artikel mit dem Beisatze geschieht, dass
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difselbon ausserilom alles wie iiniiier freartetp bewejäflichc und unbcw(^licho
Ei2>:'nthtini. was sio hcsasspn, l>ehait«n sollten. Wonn »las Nämlichp auch
für Napoleon hfitto gcltf-'U s<t!l<>n. was für die Glieder ^^eim r Familie be-
stimmt wurde, t>0 hätte er hier wohl ebenso wie sie f^enanrit werden
mü^^f•n Da man aber für ihn eine Rente auswarf, ohne ihm nebenher
>m i.iTi^'e.s Eie-enthiim zu reserviren, fnr seine Anfrehf^ricren aber eine
Kenu> auswarf und ihnen nebenbei noch ihr Eigenthuiii resei virte. so ist
es mir ganz klar, Jabö die nicht 7ji der ffir die Bonafiai tisiiinUe Familie
bestimmten Rente anFgeschiedeueu Domänen auf huren i»uilten, das Eigen-
tham Napoleon Bonaparte's zq sein. Auch haben die Regierungen, an
welche iie vorher von Napoleon Bonaparto regierten Länder gelangten,
sich uhne Ausnahme sein dort befindliche** Eigenthiim zugeeignet, und
es igt mir nicht bekannt, dass Napoleon Buuaparte, wäUiund er auf der
iiisel Elba war. diipegen reclamirt hatte. Wollte man aber dennoch an-
nehmen, dass der Tractat vom 11. April 1814 dem Napoleon Bonaparte
sein Eigenthum, insofern es sich in den Ländern ausser dem eigentlichen
Ihuikreich befand, vorbehalten habe, so bleibt doch der allein schon ent-
idieidende Umstand übrig, dass Napoleon Bonaparte, indem er durch den
im Jalirs 1815 vefsuchteu Einftll in Frankreich hMapten Tractat brach»
ädi allo: ihm dordi denselben vorbehaltenen Sechte TStinstig machte,
und diSB dieaea durch die sogleich ton den TevMndeten Hichten erfolgte
KrUSniog «acb 9lfentlich ausgesprochen winde. Hfttte also aneh Napoleon
BoMVarte, während er zn Elba war, noch irgend ein Becht auf sein frfihe-
iM, in den abgetretenen LAndem befindlich gewesenes Eigentbnm ge-
babt, 80 hat er es doch offenbar Terloren, and es ist demnach in meinen
Augen unwidenprechlich, dass das Domains priT6, worüber er disponiren
wollte, nicht sn seinem Yennitgen oder jetzigen Nachlass gesAhlt wer-
dmifamn.
Allem diesem zufolge besteht das bekannte, von Napoleon Bona-
psrte hinterlassene TeimOgen blos in dem zu 8i Helena befindlich ge-
V4naen Mobiiiare und baarem Gelde, einigen bei Privatpersonen angeb-
lidi verwahrten Gegenständen, dem bei Lafltte li«gBnden Fonds und den
Fordenugen an die Frau Erzherzogin, Herzogin von Parma, und den
Herzog von Lenchtenberg, wovon erstere meines Bedflnkens nng^ündet
niul letztere hfldist zweifelhaft ist. Einige andere, in den letztwttligen
Anordmmgen erwähnte Ansprache, z. B. wogen Diamanten und Wechsel,
an die fransönsche Begiemng aind zn offenbar ungegrfindet und unein-
briaglieh, als daas sie eine besondere Würdigung verdienten.
Ich ersehe jedoch ans dem Berichte der k. k. Botschaft zn London
^ 5.E^broar 1699, dass das englische Hinisterinm vermnthet, Napoleon
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800
Bonaparte babe den bedeotendston Theil seines YemOgene nach Amerika
geecbicki. Unstrei% sind die engliaclien Minister von jeher in der Lag«
gewesen, liierflber am besten Erkondigongen einsniiehen. Nach mein«
geringen Einsicht widerstreitet dieser Vermothong nor der eiudge Um-
stand, dass in den nnn Ton den Testamentaexecntoren hervoigegebenen
Abschriften der letxtwilligen Anordnungen keine Spur hieron Torkommt,
und es dodi kaum glaublich ist, dass Kapoleon Bonaparte Aber den grOas-
ten Theil seines Yermfigens nichts verftgt haben sollte. Ich erlaube mir
jedoch, E. D. darauf aufmerksam cu machen, dass die Testamentsexecuto-
ren swar von dem Herrn Baron von Vincent anljB^ordert worden sind,
die leistwilligen Dispositionen vollständig hervonugeben, dass sie ab«
bei der hierauf erfolgten TJebergabe der nun vorliegenden Abschriften
sich keineswegs darüber bestimmt geAnssert haben, ob nicht noch ander»
letstwUlige Anordnungen vorhanden sind. Es ist daher der Fall möglich,
dass noch andere Anordnungen existiren, in wekhoi Aber die amerikani-
schen Fonds disponirt wird, und daas diese Anordnungen sich gar nicht
im Besitze der drei bekannten Testamentsexecntoren, sondern vielleicht
im Besitse dessen, welchem die Fonds anvertraut sind, befinden. Schon
das zweite Codicill beweiset, dass das erste nur verfasst war, um die eng^
Usche Reg:iorung zn täu.schcn. Haben sich die Testamentsexecutoren za
dieser Täusch ini!;r gebrauchen lassen, so glaube ich ihnen nicht Unrecht
lu thun, indem ich sie fähig halte, dass sie auch mit den dem Freiherm
von Vincent mitgetheilten Abschiiften eine zweite Tauschung unternom-
men haben. Molnes un massgeblichen Dafürhaltens ist demnach der Fall
immer noch als möglich anzunehmen, dass die Verlassenschaft Napoleon
Bonaparte's viel bedeutender ist, als äie bis jetzt an sein scheint, und ich
wage daher meine Ueberzeugung dahin auszusprechen, dass bei den jetzt
zu unternehmenden Schritten die Möglichkeit dieses Falles nicht ausser
Acht zu lassen sein dürfte.
Könnten die testamentarischen Dis^positionen Napoleon Bonaparte 's
als ungiltig uuigi'stosson werden, so würde der Herr Herzog von Reich-
städt als natürlicher Krl>i> den ganzen NacMasä, er mag bestehen, worin
er will, in Anspruch m-htnen.
Ob dies^es müglich sein wiU'de, vermag ich mit Bestimmtheit nicht
zu entscheiden.
Ein Testament kann futwoilci- wcirt n .Mangels au ilen zur Giltiir-
keit orfordi rliclu n gesetzlicheu lurmlichkuituu oder wegen seines Inhalts
angegrirtVu werden.
Wenn die Förmlichkeiten der von Napulcou Honaparte verfasston
letztwilligen Anordnungen nach französischen Gesetzen zu beurth«<ilen
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201
wären, so würde sich kaum etwas .ia^egen oinwenden lassen, weil sie
durchaus ei^nhandig ge- unil uutürüchrit'ben sein sollen und von drei
Zeugen gefertigt siiul. Nur iKji denen Anordnungen, dm-ch welche gerade
difsen Zeugen Vcrmfirhtnisse zugewendet sind, üeisiseu f^icb vielleicht
einige, wiewohl nicht ganz gegriiinlHto Einwendungen machon. Iiuiosscn
«inj diese Anordniingou, wie ich «ibfii gezoigt zu haiii-n glauho, nicht
nach französischen, isuudi'rn nach dcu engliischen, mir ganz imbekaiiuteü
Gesetzen zu beurtheilen. Vermuthlich wird aber auch nach englischen
Gwetzen das von einem Gefangenen verfasste Testament weniger Fönu-
hclkkeiten erfordern und giltig sein, sobald es von dem Testator eigen-
Uodig ge- und unterschrieben ist. Mit Bestimmtheit könnte sich hier«
tbN* jmr ein englischer Bechtsgelehrter aussprechen.
Soviel den Inhalt der AnordnmigeiL betriflt» m iat nach fnniAai-
adien, sowie nach englischen nnd andern Gesetsen so viel klar, dass die-
jenigen Dispositionen, wodnich Uber fremdes Eigenthnm diaponirt wird,
wirinugsloB sind. Ubin kann nicht einmal, wie solches nach römischem
Beebte gewissennassen der Fall wire, behaupten, dass der Brbe ver-
pflichtet sei, dem Legatar die legirte fremde Sache zn verschaffen, weil
in ton ganaen letzten Willen kein Erbe eingesetzt ist. Wenn aber andi
alle Dispositionen, wodurch Napoleon Bonaparte Uber Oegenst&nde, die
ihm nicht gehörten, verfttgt hat, als nicht geschrieben betrachtet werden,
M entsteht hieraus doch noch kein Yortheil Ittr dessen Herrn Sohn, weil
itüik doch die librigen Dispositionen, wodurch Napoleon Bonaparta Aber
hIa eigenthfimliches TermOgen verfügte, bei Kraft bleiben.
Wichtiger wftre die Einwendung gegen den Inhalt des Testaments,
dMs Napoleon Bonaparte seinen einzigen Sohn darin weder zum Erben
eiagaeetat, noch ex jusia causa enterbt hat. Nach römischen Gesetzen
lird dadurch das Testament nichtig. Das französische gibt dem Sohne
nur das Becht, seinen Fflichttheil, nftmlich die HftlUe des reinen Nach-
hnes, zu begehren, welcher den ftbrigen, von dem Testator bedachten
Pwaonen pro rata abgezogen wird. Was die englischen Gesetze hier-
wigett verfügen, ist mir unbekannt. Sollten sie aber auch dem natflr-
lichea Erben eben die Bedite geben, wie die französischen, so sind doch
aich meiner geringen Einsicht aberwiegende Grflnde vorhanden, die vor-
liegenden teslamentariflehen Anordnungen in Ansehung des jetzt bekann-
ten Theiles der Yerlassenschaft nicht anzufechten. B. D. haben dieselben
bereitii in dem unter dem 9. Jänner 1. J. an mich erlassenen Bescript auf-
G*(^Uirt, und ich glaube nur noch folgende Bemerkungen beifügen zu Bollen:
a) Da sämmtliche b tztwilligon Dispositionen, wie sie gegenwärtig
vorlivgen, hauptsächlich darauf berechnet sind, der Welt einen Beweis
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202
vuu dar Grossmulli uüd Daukhaikoit zu g■ob^n, womit Xa|*ulöüii Bona-
parte sich seiner treuen Diener nodi bei s. iu in Lcbonsende erinnerte,
so würde ein Process, wodurch diesen Leuten ein Theil ihrer Belohmm-
gen entzogen werden wollte, zu manchem schiefen Urtheile Anlass geben
und Erinneraiigeii wecken, die vielleicht besser unberührt gelassen
b) Ein Boleber Proeess wttrde ntNidier mit grossen Unannshm-
lichksiten Tsrknüpft sein, indsm «r, wenigstens nacli msinsr geringen
Einsicht, nicht Tor dis frsniösisehsn Gsriebte gebracht wwdMi dtlilte.
Immer wflrden die Testamentsexecutoien, welidie zugleich als Legatarien
ein sehr bedeutendes eigenes Interesse haben, Alles aufbieten, nm die
Sache for die ftaniOsisehen Tribunale an liehen und insbesondere die
Firau Enherzogin, Henogin von Parma, wegen der Foidemng von iwei
Millionen Franken in Frankreich au belangen. Man würde sieh dadurch
in die nnugenehme Nothwendigkeit Terwickelt sehen, die oben berühr-
ten, warn Theil sehr delikaten Fragen Uber Ka|M>leon Bonaparte*s persAn*
liehe VerhAltnisse öffentlich vor Gericht zu discntiren.
e) Httebst wahrscheinlicher Weise oder beinahe gewiss wtirde der
Yortheil, den der Herr Herzog von Reichstädt dagegen reichen dOrfle,
sehr unbedeutend sein.
Ich will nicht erwfthnen, dass die Testameatsexecntoren kein Mittel,
A&nn sie sehr yiele haben, unversucht lassen wflrden, diesen Vortheü zu
schmilem und die Execution zu vereiteln. Jedenfalls wflrde der Werth
der dem Henm Hersog von Reichstädt legirten Objecto, und zwar in kei-
nem geringeren Anschlage, in seinen Pflichttheil eingerechnet werden.
Mithin wflrde der Gewinn aus dem Processe nur in dem bestehen, was er
ausserdem noch bekftme. Mehrere Legate scheinen wirklich remunerato-
risch und von der Art zu sein, dass sie die Natur von Erbsdiaftsscbulden
annehmen, üeberdies sind noch andere Lasten, z. B. Fnneralien, Lied-
lohn aus der Ibsse zu bestreiten. Endlieh ist mir auch nicht unwahr*
scheinlich, dass Napoleon Bonaparte, besondere während seines letzten
Aufenthalts in Frankreich, mehrere persönliche Verbimllichkeiten einge-
gangen haben dürfte, und dass also, wenn der Theilung seines Nachlasses
einige Oelfcntlichkeit gegeben wird, sich noch mehrere Gläubiger finden
durften, welche den etwaigen Erbtheii des Herrn Herzogs von Reichstädt
in Anspruch nähmen.
Allem diesem zufolge glaube ich nach meiner geringen Einsicht
die mir von £. D. vorgelegte erste und zweite Frage dahin devotest be-
antworten zu sollen, diiss es auf keine Art rathsam oder von erwünsch-
tem Erfolg sein w&rde, namens des Herrn Herzogs von Reichstadt von
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SOS
dem jetzt bekannten Nachlasso Napoleon Bonapai-to^s melir als die ihm
ohaebin zugotlachten Legate in Ansprnch zq nehmen.
lieber die dritte* Fragp: ob dio vnn Napoleon Bonapart© dem HctTn
Hf^rzoiro von Keichst^idt zug'edachtcn Lc^'ato anzunohrnon srion"'' rrlnubo
i'.h ledicrlich den von K. I). bereits für die bejahende Boantwortunf^
»Dg«ftibrten, vollkommen überzeogenden Motiven devotest beisüounen
n sollen.
Die vierte mir von K. I), v«>rg<?l«f?te Fraise betrifft die in dein dritten
Abi^txe des Testaments sub 4" vorkunimende Steile, in welcher Napoleon
Bonaparte unter das der französischen Armee und nu'hvprfn Städten und
D<)rfern zugedachte Leir.it seines Duuiaine privt' am-h die Litiuidatinn de
8<8 maisons du icvaume d'Italif setzt ]ch habe b«ruit« oben die (! runde
>n?«föhrt. aus wtdchen nach meiner ViiUnten Uebeneugnog Alles, was
N^pultou Bonapartf iils Douiaiue jirive in Italien besas», schon vermöge
de« Tractats vom 11. April 1814 aufgehört hat, sein Kigenthum zu sein
Uüd in das Eicrenthum dor österreichischen Regieruntr und ri>spective der
übrig«»n Ket,'iernngen, an welche die vormaligen Uesit/untren Napoleuu
B«>napartt 's in Italien gelangten, Ühergeiraugen ist, und ioh habe über-
dies bemerkt, dass, wenn hieran am h wirklich nucli «in Zweifel möglich
wäre, doch soviel gewiss sei, dass Napoleon liuuaparte durch den Bruch
dfs Tractats vom 11. April 1811 und vermöge der hierauf erfolgten
Öffentlichen hlrklaning der verbündeten Mächte alle ihm durch den er-
»ilinten Ti-actat vorbehaltenen Jfechte verloren hat. Ich erlaube mir daher
«fcvötest, mich in dieser Rücksicht auf das oben (iosagto za beziehen,
voraus sich, wie ich mir schmeichle, flberzeagend ergibt, da88 8.k.k.Ua>
jestäi sich mit voller Berahigung als den recktmbHUgen nnd von jedem
gi^iQndeten Anspineli gemelierten Besitier des A. H. denenselben zuge-
fiUentn Theiln von dem Eigenthum, welches Napoleon Bonsparte eho-
nals in Italien bosass, betraehten kann.
E. D. haben gemht, mir die Entwürfe tweier Erkttmngen mitsn-
tbeilen, von welchen nnnmehr eine von der Fran ^berzogin, Herzogin
m Pama, nnd die andere von S. k. k. Majestät in Bezng auf den ganzen
NaeUasB anaanstellen wftre.
Der Zweck dieser Erkllningen ist, durch die Versichtleistnng auf
<iea Erbtfaeil, welcher Ar den Hsnog von Reichstädt angesprochen wer-
ben k<)nnte, ans allen den Unannehmlichkeiten su scheiden, welche mit
Rvichtlicher Verfolgnng besagten Anspruchs verbanden wftren, sogleich
sber die Fran Enhersogin, Herscgin von Parma, gegen die PrÜensionen
a sichern, welch« tbells von dem Erblasser, tbeils von den Testaments-
eneotdren an HOchstdieselh« gemacht worden sind.
204
Ich muss lediglich dem hohen Kruiessca E. D. devot«st anheim-
btelleii, ob dict^O: Pliklärungcn nicht nach den oben von mir aufgestellten
iinziolsetzlichen Ansichten in der Beziehung oinigermassen modifizirt
werden .iüilt* n, dass darin nicht die Anwendbarkeit der französischen
Gesetze und die Competenz der französischen Gerichte ausdrücklich an-
erkannt uuil auch nicht unbestimmt auf die ganze Verlassenschaft, son-
dern nur auf den disponiblen Tbeil derselben, welcher gegenwärtig be-
kannt ist, verzichtet würde.
Geruhen — — — — — — — — — .
xxxn.
Baron Vinoent an den Ffinten Metternich.
Paria, ee 26 mAi 1883.
Mon Prince!
J*ai rhonneur ä% traDsmetkre i V. A. Pori|ruial d^ane lettre qii«
m*a adresB^ Mr. le Tieoiiite de Ghateanbriand tonchant le teetament dt
Bonaparte, aiasi qa*iine cqtie de la i^nse qae j*j ai fute. Je veua prie,
mon prince, de Tooloir bien me fiure eonnaltre tob intentions & eet jgard.
Je joins ^^ement nne lettre qne m*a adieae^ depnie Kr. de Ber-
trand et per laqnelle il me eommimiqoe la ddelatation qn*il a flute et
deposte chea an notaire d*ici, moyennant laqnelle il lenonoe ä tont ae-
croiseement de lege qni ponrrait risnlter en sa fkvenr de la ancceeaba
de 8^-H61tee.
Kr. de Hontholon ayant de eon o6t6 6mi k Mr. le Chevalier Kaidier,
ce dernier a bien ▼onln me laisser prendre copie de sa lettre qne V. A.
trouvera ct-annei^. J*attendrai aur Tensemble de oes Communications 1«
directions qn'Elle voudra bien m'adreflser.
Agrto
Bt'iia^<'n:
Chateaubriand an Baron Vincent,
Paria, le 20 mal IMS.
Ifonaienr le baront
L'affaire du teatament de Bonaparte etant arrangee cntro les divere
legataires, je vous seraia infininv nt oblig^ d'^crire ä Mr. le prince de
Metternich afiu qu'ü renonce seion rintention de la maison d* Antrieb«,
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205
m soDunes depos^es dang la soccesBbn de Bonsparto, 8oiiiiii«b indi-
qi^ daiu lA tastameni. La raionebitioa doit Atra UaU »atre Im miiiu
du gonTttraemeiii Fnaftis par rinterrtntion du ninistte« dM afEureB
nionnmir —
Baron Vincent an Chateaubriand.
Parifl, ee 10 mgi ISIS.
llonsieiir le Tioomte!
.Tt» viens recovoir la lettre, en date dp c<» jour, que V. £. m'a fiait
rhoaneur de m'e< rir*' au siij>t du testament de Bonaparte.
Jt) m'tiinpresserai de fairo part ä Mr. ie prince de Metternich de la
lettre de V. E.
J'ai rhoniieur — — —
Cfraf Bertrand an Baron Vineeni.
Paris, lo 22 mal 1823.
Montievr le baronl
Je pense qve lom recevrw bientdt, si toiis ne r»Tei rwja mie ex-
peditkm de la sentenoe arMtnle dn aetsikie jovr d« ee mois, sur la suc-
CNsion de S^-H^l^ne.
Voici les motifs d'une deolaration dont je prends ta libeit^ d*eii'
TOfw copic ü V. E.
Dans mon opinion, si le tostateur avait voulu affecter Ic payement
j.-s ]^>,rK du coilicillp sur uü fonds special, il Taurait dit ('laiiHrnent,
^insi qu il l'a dit dauB les 2", 5' et fi* podicillt-s. Mais, j'ai la wnviction
qu'il a «jxprime l'opinion C4>ntmire: et lors }wm(' (lUf le chiffre sur lequel
Olk a ele?e des doutos existerait dans l'oi iiriiiai. lel quVn le voit «lans les
c^ie« tignrees, euvojees de Londres, cette circonstance ne »utVirait pat«,
i Boa avlH, pour älterer le aene de eette digpoaition. Siifln I« teataienr
•'ejuit fiut l'honnenr de ne diie k moi-mdme, qae la eomme de
&iS00.OOO francs, däpoB^s par lai en 1816 et lea inMrdtB de cette Bomme
(■kid^ h etnq poar oent, deiaieiit anfSref dMaction füte des depenaea
Vi'il avait ordonndea et qn^il lieaintala, poar oonTrir la totalitö de aea
Itgi qai a*dlevait k 6 milliona et qndqnea cent mille fianca, j'ai cm de-
^ i le» denii^ree TOlontda cette marqne de mon reapect. Je anta loin
de enündre les dons de la mnnifloenoe des potentator «t ma lettie Ii Tin-
piratrioe Marie Louise votie en eerait an besoin nne j^nve, Mr. bat -n.
Maig je (aroia ne deToir pa« aooepter de quelques-nna de mes co-log^taires
des dona anx d^pens de quelques nnt re?«; c'etit ce qai m'a d^termin^ a re-
mefctre nne declaration precise chez le notaire depositaire de 1a scutence.
L'accueil aimahlo quo j'ai recn äv vom. Mr. le baron, me fait esperer
que vous aq-greiTcz faviiralilcmcnt <••• iHnivel onvoi et qac v.ms vou'irei
bleu saiötr l'occasiuu, si eile se preseute, de solliciter une decisiuu un pea
prompte.
J'ai rhoaneur — — —
2)4claration faxte ä l'oi rnslnn de la senteyirr arhiiraLe relative
ä la succession de 8'*-Heiene.
Aprds aToir prie lednre de la sentence arbitrale du aflite de oe
moia, je dMare que je renonce k tont aocroiseenieiit de lege qui ponnatt
rfoolter en ma fikveur:
Premi^rement, de raitiele trois qui exclut les legatairee du 8* codi-
ciUe de la partidpation aux fonds on depOt cboz Mr. Lafitte.
Secondemea^ ^Tarticle q i ttrf qui cousiicTo comnie r^manen^one
pt par consoquent commo payables Jane lour integralite iee lega asaign^
aiu persQunes qui ont partage la captivite de Lougwood.
Paria, ce 20 mai 1823.
Le comte Bertrand.
Copie d'une lettre de Mr. de Montkolon ä Mr. le Chevalier
de Karcher,
Paria, ce 16 mai 182S.
Le jugement arbitral a d^dd de tontee les questiona lelatbes an
tesianient et eodicilles, en ^lagaant tontes oelles qui ponvaient se ratfcadier
direetment on indinetenient ji la poUtiqne. Une renonciation pnie et
simple k la possession des fonds, d^ndaat de la snocession, et entro les
mains de Mr. Laßtto terminerait tont. E anlflnA dono qne Hr. de Yineent
^ivlt ä Mr. de Chateaubriand dans ce sens.
Le Code Fran^ais i-eservant impMeusement daus tout« succession la
part de rböritifir, qui est de moitie, quand le tostateur no laissn qu'un
üb. les aibitrcs n'mit point ordonnc le partafj^e dt; fftttp pari reservöe. La
part disponibln Iis cii ont ordoniu' h partage au luarc lo franc, conforra^-
ment ä la loi et saus avoir egard aux droits que pourraient avoir ä ^tre
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207
«k toute TAendne de ce droit qne noiis mUhüm ^ nne prMSranee snr lea
antTM Idgatoirea ite ae aont sapposte mTfisÜB d«a ponvoin d« Thdritiar et
mt dit: ,qiw aiaiiinoüis pTenaiit «n oon>id4r«tiO]i les motifs de la rdelar'
mtioB hievte par le plus gnuid noin1)re d«e l^tuns de S**-Hil^ne, et
ee ponr le sev] cae oü la mmiificeiice de l*b<ritier le porterait k djbüaaer
aox ligataires, sa poitioQ heruditaire, pour raccomplissenient de» iutcn-
tiona du teetateor et Tacquittement do ses obligations, la distribotion de
Is dite portion hereditaire sera fute de mani^re k oompläter le payement
mUgnl dee legs de S^-H^ltoe.
XXXUI.
Baron YinoMit ma dm. Ffixatan Metteraloli.
Peiii, le 18 jnUlek 18S3.
Kon prinee!
Les exvcuteurs testaiaeutaires de Napoleou Bonaparte, inform^s que
M** la marfohale BeasiireB, duolieeee dlstrie, a fait pairenir directenent
i Tienne un mdmoiie relatif aa legs qai Ini revient de ta soceeesioii de
Beoaparte, m*oiit fait parvenir la cenanltation ci-annex^, aiasi qn'ane
eopie du ji^raieiit arbitral proiioiie^ aur le partage k £üre entre les liga-
tm de Kapolöon Bonaparte, avec inTitation de les faire dgalement par^
nnir rone et Tadtre k ma Court afln de Lni foumir toi» les documents
tfeettuies dana l'affaire de cette soccession.
Elle TOQdra bien Se rappeler k cette oceaaion la lettre qne m*%
xlrras^ Bur cet objet Hr. le Tieomte de Chateaubriand, et qae yai en
llwiukeiir de Lni transiiiettre dana le temps.
J'ai en cons^qnence Tbonnenr de Lui adreeser loa denx piices sos-
indiqa<es que V. A. tronvera jointea sous ce pli.
Becem — —
EKtraits du jugement arbitral porte k Paria le 16 Mai 1823 par
I«s arbitres et amiables compositours nomnies par )e compromia fait entre
Ugataires de Napol^n Bonaparte Ic 26 avril 1822.
Passages de ce jugement arbitral dcsquels la connaissance interesse
pins particnlikrement la tuteile de S. A. S. le doc de fieicbatadt:
L'aetif et le passif de la successlon ayaut m reeonnus eomme el-
^oni, neu avona paaa^ k la soiation dea qneationa auivaatea:
^08
Premiere qnestion. Les droits de I1i64ti«r dA Napol^n Bona-
parte doiTent-ils iton liwnit «t Im l^Uures ne pwTent-ils eiweer
leun droits qne sor la portion disponible?
Bn ce qni tonche la premiöre qnestion, attendn qn'anx tennes de
rartide nenf eeni treize du code citII, le testatenr qni a laiss^ qh eafiftt
legitime k son diScis ne pent donner qne la moiti^ de ses biena, d^daction
et pr^töTement Mts de ses dettes; que dans i^esp^ le testatenr a laiiee
un enflint Intime, d*oik il suitf qa'il ii*a pu donner qne la moiti^ de
ses biens.
Deuxiöme qnestion. Les sept cent mille francs proTenant des
frnits prodnits por hs fonds d^pos^ ohez 1fr. Lsfitte doiTent-üs ttre di»-
traits «lo la masso de Tactif d«" l:i ^luxe^Hton et Tenir en accroisseneot de
la portion disponible en favear des legataires?
En cc qui biucho la duuxiöme qaestion, attendn qu'U est constant
([ircn droit et par la uuiurc du contrat inUuvcnu ontre le tesUteur
Mr. Lafitte, oclui-ci n(« dovait auciin intürüt pour la iiomnic de trois mil-
liojis deux cont qtiarante huit millo cinq cents francs existant entre ses
mains; que neaniiinius il :i d(H-lan' qne si cfts fnrnls ont («tö «.luvont ini-
productifs, il en a quelquefoib einploye dans ses alT:ur< s et qu il i Miijiient
dans la seul<^ viio de favoriser Ics lo^atairos, ayant des. dunUi bin lo ca-
pital, ä les faire piuticiiuM- ;i titre particulior et en remplacement tl ijiU»-
röts, aux fruit« j>roduiti> pai Its diU fonds, Icsquols il a arbitro a la
soniuie de sept cent mille francs, quVn cons^queuce la.dite sommc est la
propricte privee des legataires ^ n .t|ipcii ticut point i la masse de la
snccession.
• Qnatriime qnestion. Ceni des legataires de S^'-H^line qni
clament le payement inU^ral de lenr legs ont-Us droit k ce priTÜftge?
En ce qui toucbe la quatri^me qnestion, attoadu que si le memoire
par lequel on a demande par privilcge le pajcment des legs Üüts aox le-
gatairee de S**-H£l^ne, semblaient concwner tous Im dits legataires, 0
rfsnlte des ezplications donnees par MH. les comtes Bertrand et de Las
Cases qnMls n^entendent prendre ancune part cette demande ,et par
HU. de Uontholon et Ifarchand qne ce privilige n*est proclamd par enz
qne dans le cas otk la portion h^rMitaire deviendiait disponible'.
^ttendu qne, qnoiqne les arbitres n'ayant re^u aucnn ponvoir d*hd>
ritier, cependant il pent lenr ^tre permis de priiwr le eas oik la mnni*
ficence de Thdritler le porterait a abandonner sa portion heröditaire ponr
concourir aiitnnt qn'il est en toi h i'aecompÜBsement des intentions ma-
nifesUies par le testatenr et k Taequittement de ses obligations.'
DigitizeL . oiJ^-
m
Atleida qie Im Mptairea qni «mt Bubi le iestBieur tfans wn ezil,
qid ont abandonnä tour Hunille, leiir «k leur pairie poiir partager sa
cqitiTtU, et qni n'avuent mis «nenne Iwroe & 1« dnrie et ä Titeiidne de
hQfs manfleee, se irooTMit dans nne condition partieoliite et ont des
titfes ä nne fnwa qMde.
<)n*ftyuit, en effet, M placie ea premier ordze dtne les diepod-
tions faites par le testateur, il est permis de penser que, s'il n'avait ein
n'avoir ä sa disposition que les sommes qa'U destimüt Anx l^taires de i
S^-H^ene, il aurait born^ ]k Bes liberalites.
Qa'il r^siilto, de plu-s, de tonnos doat s'est scrvi le tcstat^nr dans
r^iprpssinn de $»-8 derui^res voloutes qtie les legs faits par lui ä M. le
comte de Munthnlon, n'ötaient pas seiileraent ä titro de liberalite, mais
ausfsi k titre d'mdemnit^ deb pei't«K que aoü sejour ä S'^ -Helene avait
ocea&ioauäes.
Nous arbitres et amiables coinpositeors sasdits en vertu des pou-
Föirs sa?-^nonc^« disons ei ordonnons:
Preniierement, quo la nioitie de l'iu'tif composant la snccession de
Napvlcon Bonaparte sera reserveo et tenue ä la disposition du fils unique
du testateur.
Swoiideint nt. qno los sopt cent mille francs provonant des fruit«
pro.iuits par les foudts existant che/, Mr. Lafitte ä titre de depöt seront
port€s eu ac«roissement de la partie disponible.
Quatriemement, que les dispof^itions dn testateur exiedaut la por-
tion disponible, la reduotion des Icgs sera faite confi>rnit'meiit a l'ar-
tide 926 du cuiie civil uu uiaro le frauc eutro touti les legataires bans
Meime distinction.
Que neanmoins prenant cn consideration les mutifb du la reclama-
tion elevee par le pluä grand uombre dei^ legataires de S*^-H^l^ne, et ce
pov le seol cae ob la mnnificenee de rMritier le portenit k d^ianeer
Mu l^atalna sa portion hdrMitaii'« pour raccomplisBenieiit des inteif
tkns da testateur et Facquittement de ses obligations» la distribaüon de
la dit» periion sera flute (sauf la reienne proportioniwlle an payement des
Ml) de maniire k eomplte le payement ini^gral des lega des dita 14-
gituws de S**-Hffline, et te suzplns sei« Hparti an marc le franc entre
hs aatns Mgataires da teetament et du qnatriime oodieille dans la pro-
Fortioa de lenr lega.
Statoona, en oonsiqnence des dolens ei-desaus, premiirement
^ue les fonds sur lesquels sont affectes les legs distribues par cbacun des
Ktes qai foniu nt Tensemble des dispoeitions du testateur etant des fonds
AnU? B4.UXX. 1. Hilft«, H
210
speciaux, les legataires sur chaqne foii t -^iMH-ial n'oat aaeuo rseODlB snr
les aoires fonds en cas d'insafBBanco ou ä defaut du lear.
Lo präsent jugement, signe on double minate, sera depose au ^effe
du tribunal de proraiörf instancc söant ä Paris, pour mcttrc lea parties
cn raosuro de requoi ir ror^lvinnance iriinmolfi^'atinn ot chcz Mr. Hortrand,
notairo de la succession, alin quo MM. Ics legatairos poissent cn prcudrc
communication.
Fait ä Paris on la Jüiuüuio lio Mr. le >\\k do Bassani», riin dö uous,
le soizc mai mil huit ceixt vingt iuna, t»igue coiute Dai u, le duc de Bas-
sano, et Caulaincoort, duc de Vicenee.'
XXXIV.
Hbraoe Sebasttaaii an den Vüniten Kettemldh.
Paru, le l" juillet 1823.
Mon prince!
Mr. le docteur Antomarchi, recommandablo par ses talents et pu
aon caractere, celui qui a donii6 ä S'*-Hel^ne les dernier« soius a Tempe-
reur Napoleon, ra'a pri^ de faire parvenir ä V. A. sos justes reclamations
et de 8ülli< it<M Sa iiuis^anff^ intervontion. L'oiuporeur Xapolwn, satisfait
du deToneiiK/iit 'k- la (•niidiiit.e de Mr. le docteur Aiitum;i«'hi. a vnilu
Uli an tt'iiniiijiitM- sa gratilu»!»', on priant riinperatriep ^Marie Louise do lui
faire une pensiou viag^ro (jOOO francs, et i ii orddunaat verbalemeot
ji .»ies executeurs testameutaire.s, qui en ont fait uuu Jeclaration ecrite,
de lui payor uue somme de 100.000 fraacs. L'empcreur Napoleon n'a
pas oompriB le docteu* Antomarchi dans son teBtwnentf paree qae les lois
Franfsises annaUeiit tous les legs faits par le testatenr en fikveur de lenis
m^deeiBB. Ja8qu*ici le docteur Antomarchi n*a joui d^aucua de ces bien-
faite, et M poiition est deTenoe d*sutaiit plas dtffieile et penible qae
eomptani enr oette double reseoBrce, il a entrepris de poblier sea od-
vragM enr Taiiatomie de lliominey commencfe depuie loogtempe, et dont
plusieiirs livraisons ont dr'ja paru.
L^iinpöratrice Marie Louise avait annonc6 par Torgano de Mr. h
comte de Neipperg et par celui de Mr. le baron de Vincent, qu'elle accor-
derait h Mr. le docteur Antomarcbi la pension via^^ro de 6000 francs
qui Uli serait payce, aussitAt qno toutos les derniöres dispositions de Na-
poleon lui seraieiit couaues et quf l'^Tupereur Pranrois aiirait accirde son
avenement; il y a di'iii deux ans quo cftt^ gracieutse pruincsst« a ete faite,
maiii Ml*, le docteur Ant^juiarcbi n'a encore rien touchc. Kelativement am
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211
100.000 fiaius qui dvvaioiit ötro payes uu doctom siu la »iiccessioD, les
l%ataires ont plus qu'absorbe la portion disponible par le testateur, et
Mr. Antomafebi ne penl ttn nnibomA qie rar eelle quo Im Im aecor-
dcnt h 8. A. 8. Hgr. h dnc de Beiclistadi C^est poor obtenir cotte double
fimnr qne ICr. le doetear Antomardii a plaei ea deraiire eepdranee dane
la jostiee et llMuiiaoitd de Y. A. H penee que par Sa pniseante inter^
oneioii, il ponna jonir de la peneion qne l^hnp^ratrioe ICerie Lodee lui
a aocordde, et que les d^^MMitaires de la sttcceesion de remperenr Napo-
leon seront aiitoiil6$ k rembonreer sar la portion echue ä 8. A. S. le duc
de Beichatadt la somme de 100.000 francs qui lui a ^te accorduo. Jamais
demande ne fnt plus juste et ne merita davantage Tint^ret de V. A. qui
stoIm peilt rif-surer !e sort d'iin hommo (l'un ivH <?rand merite et le succfes
li'un uuvrage qui doit piiissamiiu ut cuntnbiH'i" au perfectlonnpinrnt des
8cipncf>s anatomiqnes Kmnij*'. Sa continuation dopend de la decision
qui beni puiW« de « ettt^ art'iiii»'. Döputo de la Corse, j'ai dö plaider la
cause de Mr. Antomarchi qui y est u« et qui a des titres incontestables
k Testiuie et ä ia bienveillance de V. A. J'ui aam aussi avec emprcHSO-
■eat roecasiün d'offrir ä Y. A. rhomumge de mon admiratiou pour la
bute eanidre politique qu'SUe a pai-Gourne et qu*Elle parcoimra long-
tevpa encore; j'esp^re qu'Ello agr^eta mon reepeet.
XXXV.
Fflfat Xettemtoii «n Banm Vlnoent.
SitenrAe. Vietme, le 17 aoptoiubre 1623.
Honeiear le baron!
La depeclip qui pit>oi'iii' buriu' a iudiq»<;r U'H t<'i in< s >iir lesquels
J'jivent pui ier lt'6 i;€lairci&&oiaoiits pri'alatih'S desirös par 8. M. reoiponMir.
Je crois bien faire d'ajouter ici pt»ui V. K. quelques rt'fl»'xiunj» dont Kilo
puurra faiic usoge dans Son ontiotien avec S. E. lo vicumte de Cba-
taabnaad.
Dana toutea les demardieB qui dcpuis plus de denx ann^ ont en
Im floic ici, seit k Farme, au eiQet de la suoceeeion du prisonnier de
S^Hcline, voue Tone lappellerei, Monsienr rambasBadenry qne nona avona
coBslamnieiit tena pour principe d'^earter soignenaemeni de cette aSaire,
taate reminiseence on oonaideration d'inier^t politique et de neue ron-
(uawr dans la recberche dea droita de propriet4 et d'luteret privo
4m da cbef de eeite suceeaeion pouTaieat competer au duc de Beichatadt.
212
Cette affaire, ainsi degagee de toute consideration politique, se reduisatt
uniquement ä une question de legislation ou de jurisprudenc« Pran9aise.
Soit que Ton veuille de la pari de la tuteile acquiescer au testament, soit
que Ton veuille s'abstenir de prendre connaissance de son dispoeitif, il
semble que, dang Tun et Tautre cas, c'est au gouvernement Fran<;aig et
ä lui seul qu'il appartient de fournir les bases auiquelles puisse s'ap-
puyer l'une ou l'autre de ces determinations. S'agit-il, en effet, pour la
cour Imperiale et pour la tuteile du duc de Reich8tadt, de donner, ainsi
que le demandent les executeurs testamentaires, Tapprobatioo et la sanc-
tion de la tutelle aux volont^s testamentaires des actea de Longwood,
c'est le gouvernement Fran9ais et non la cour Imperiale qui a qualite et
juridiction pour decider s'il y a une succession, s'il y a des biens de
libre disposition et si la mani^re dont le testateur en a dis-
pose est yalide et conforme aux lois.
S'agit-il, au contraire, de döclarer la nullit^ de ces actes de der-
ni^re volonte et de les regarder comme non avenus, les cours de Vicnne
et de Parme se trouvent egalement sans competenc« et sans autorite, et
c'est encore au gouvernement Fran(;ais h. decider la question prealable.
S'agit-il enfiu de faire une distinction entre ce que les lois civiles de la
France peuvent avoir permis de statuer parmi les dispositions testamen-
taires de Longwood et ce que, sur d'autres points des dites dispositions,
le droit public de la France rendait impossible ou illicite, c'est
encore aux organes superieurs des civiles et du droit public de la France
ä promener cette distinction, et ä tracer la ligne de d^marcation entre les
dispositions valables et Celles qui peuvent etre frappees de reprobation et
de nuUite.
Si d'un autre cAt^ Ton se rappelle que dans les premiers temps qui
ont suivi l'ouverture de la succession de Longwood, tout ce qui se rap-
porte soit ä cette her^dit^, soit aux actes de derni^re volonte, a et^ en-
veloppe de myst^res; si Ton se rappelle qu'ensuite il n'a et^ donne ä ce
sujet que des notions fragmentaires et denu^es de toute authenticite; que
plus tard, les Communications plus 6tendues qui ont et6 accord^es sur les
representatiiins reiterees de la tutelle, ont encore laiss^ ä desirer plu-
sieurs eclaircissements et l'observation de formalites ordinaires telles que
Taffii-mation qu'il n'existe pas d'autres dispositions que Celles qui ont ^te
communiquees; si Ton fait ces divers rapprochements, il n'y a pas lieu
d'ötre surpris que les gens de loi qui ont ^t^ entendus de la part de la
tutelle du duc de Reichstadt se trouvent arrötös par de differents doutes,
et qu'ils aient reconnu la necessite d'une manifestation d'opinion et d'une
communication d'actes de notoriete de la part du gouvernement Fran^ais.
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213
On ne peiit, «»ii efTot. liissimulor qu'j\ d^faut de connaltre une basf • ii-
üeiumeat legulu, laut nüv \'v\isU'in:v «l'uuc «uccessiim que sur la realit«
des übjetfi dost eile se compot>e, lu tutelle counait le riüqu« de cuiu|iro-
mettre tes intärflia dm mineur, soit par nn» renoneifttioii, soit par une
tMsptatioii da 1» poiüon h^rMiUiro. En toos putont des intir^ts du
minenr, il s*entend qae je ne (onche qne eenx que le dnc a de ecnnmun
atee tont h^tier a& »iialalo; ce aont lea aeula qne nona Ini reeonnaiaaona.
des eonaidtetions, ei je pourraia en ajooter beaoconp d*antrea,
aont tnp ^videntea ponr qne le miniatire Fraufaia ne reeonnataaa paa
eouTenabl« de Tenir par une just« initiative au secoora de9 motifii d'h^si*
taüon et de pcqilcxito de la tuteUe, leeqaela aont bien natonla, loraqn'il
a'agit des interöts d'nn minenr.
Plus d'nn expi'dit nt, nous semble-t-U, se trouvait h la port^e du
§rnnvcTu» inent P'ran(,nis. Pins le testament du prisonnier de S'*-Helfene
sc preeentait ctuniiiL' un appo) niix passions, ])\m il etait ralrulö k des-
affecüonuer 1*^ Fraiit,ais ä lu rtstaiiratiMii. plus il importait, semblft-t-il,
ao ministero du roi de dejouer \m iuteutions des d(>rni^^PR paioh s du
prisonnier de S**-Hel6ne, et d'en neutraliscr les mauvais offotü eii des-
inieressaut ceox que dos TueB porsonnollos ponvaiont rallier ä ce Systeme
4e proteatatiML eontre rord» aictiiel daa ekoaea. II ne panlt pa^ qu'U fnt
lüen dilftdle de lea dMntfoeeaer en ae mettant h la ttle de la liqoidation
de la aoccassion et en (iaiaant qaelquea aacriflcea pfenniaim pour Impoatr
nknee i rintdrH individneL D*aprte eea oonaiddntiona il nona aemlile
qae tont doit engager le gonTeomement Rinnfai a k a'euparar de eette aftira,
«t ne pM teiaaer anlwiater dea inaeiiitodea qni placent lea autrea dans
rimpossibilit^ de ae prononcer en pleine connalaaance de oanaa et arec
las^rit^ d'une baae %ale.
En liant la pr^nte explication k celles que j'ai eucs k Vörone a?ec
MM. de Montmorcncy ot de Chateaubriand, lo dfrnior de ces ministres
devra me comprendre et trouvor daus la n'-pnusp qifil reroit aujourd'hui,
one preuv«' DMiivflU' d« la hav.te connexion de ia p(»litique de l'empereur,
notre angu8t« maitru, aiubi que du scrupule avec lequel S. M. I. traite ies
qaestioai; de droit.
Kecevez — — — —
314
XXXVI.
Baron Vinoent an don Fürsten MettemiolL.
Parii^ l6 8 Buü 1884.
Hon prince!
l'ar man oxpt'ditioii du 27 du luois dornior. jVus rhonncur d iu-
fonner V. A. quo je m'attcndais h recevuir iiiccssamment de In part du
miuistere Fi-aui,'ais les ^laircKsHoments qu*en suitc de Sa dep^he do
18 mars de cette annee, j'avais 4te cbai^e de lui demander dans raffaire
du testameni de Bonaparto. En alfot, fai 1« 6 dt ee mois» mos Ii
date du 80 ayril, la l eponm d-jointe de Mr. le Tieomte de Chateanbrimd
k mon demier ofiice dn 26 man.
y. A. rel^Tera par la leetare de cette pi^ qn*elle se partage en
deux pai-tieB, dont la premlire est politique et la seconde jaridiqae.
Je saiSy en effet, que cette riponee, avant que de m*4tre tmuBUM»
a 6i6 commoBiqafe k Mr. le garde des aceauz, anasl ett-il viaible qve he
trois Premiers paragraphes sont rooTrage 'do ddpsrtement des afaira
^tranglres, et que le qnatriftme est sorti ^ bnreaux da miniskre de
la justice.
Au Premier aper^o j^avais pens£ qn'on pouiatt attaqner aree afu-
tage le raisonnement que fait le ministre dans le second pangiaphe, et
il Tent fitire enrisager comme nne aimple formalit^ la renondation qv'fl
noQS demande, pnisqne, si tel 6tait le cas, il ponvait a'en passer, tandis
quUl est prteomable, au oontraire que, puisqu^il ra?ait sollicitte, il Tafsit
envlsagte difffiremment en prämier lien du moins.
Cependant la loi du 12 jan?ier 1816, sor laqnelle est ianU le lai-
aonnement dn ministe, et dont j*ai Thonnear de joindre id an ezem-
plaire, m*a pam de nature k ne pas doToir rdpliqaer k la note de Mr. de
Caiateaatniaad, et ä me bomer k la porter 4 la oonnaissanoe de Y. A.
J*ai rbonnear
Beilage:
Chateaubriand an Vincent.
Paris, le 30 aviU 1884.
Monsieur le baron!
J'ai re^u, avec la lettre que V. E. in'a fait Thonnear de m'adreseer
le 26 du nini«; dornier, copie do la depeche qu'Elle avait re^ne de Mr. le
prince de Metternich, relativement an teatament de Bonaparte.
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215
Je dois «ommeDcer par voas rappeler, Mr. le liaron, qne, d*api-is
Uß diepoeitionfl qu'avaii no&trees Totre conr, le gouTernemeiit du roi
aiait pene^ qii*eUe ^tait dans rintention de regarder «t de fiure, comme
nae ehnple fornialit^, et »ans qu*il füi n^cessaire d^eatrer en explicatione,
1a reaoiieiation quc les exocuteurs testamontaircs et quelques Idgatairw
de Bouapart<^ avaient eu Tide« de reclanioi . II 8ombIait convooable, en
^ffct, et la cour do Vienne pnrtAgo sans doute cette opinion, d eviter l'ps-
pece de scandalf qiii jumvuit resulter d'iiiie diKcus8i<»n onvfrtp nur des
qn«>«t!on«! qui tienm iit ;iiix it'ssorts les plus delicats de l'ordre sccial. snr
le» droits de la legitiiiiite, mv Ifh faits de rnsur|>ati(»n et les trisU-s cun-
sequenc^s qn'ils ont entnilnees. Frappe di' ct tte considerati»»n. ]c roi, qui
n'a poiut iiesite ;i v iuiie le sacrifice des somme« qu il etait droit de
revendiquoiv ne m'aurait poiut autoriso ä demander la renonciation, s'il
a*eüt dü croire que, conme cbose oouTejine et de pare forme, eile serait
inuD^diatement envoy^e.
Yotre cour, Mr. le baron, n^aymit paa em poavoir termmer si
nmplement cette alBure, !e sonyaraement da roi doit replacer, aona son
TintaUe jour, la qaeetioa de Th^ritage de Bonaparte.
La Un du 12 janvier 1816 porle qn*aaenn aeeendani on deacendant
de Bonaparte, aucon de aea parenta, ne ponrra jooir en Franee d'ancnn
droit civil.
Cette dispoäition formelle annalle tout int6r6t qui, ä titre d'hdrd-
dit^, se raltiuhcrait a successiou. Aiicune personne, tenant k Ini par
iflo iieus du Biiiig, ne ^leut ni poss^der ui hdriter on France.
Un arguuient si peremptoire et dont je m'interdirai de tin r la
«»nsequenre, tranche nettemont la quostiuu et ue permet pas qu'il puisse
s'ehver rin dmitt' sin le snit du la succession. II rend superllue toute re-
üüüciatioii ä des diuits qui, en France, tiuuveut frapp6ö de nullite. II
ditrait le motif des questions que la cour de Vienne avait dü poser, dans
llijpoihiae quo cette renonciation dfit ae Mre.
Je poniraia ^onti^ qae Bonaparte, h T^poqoe ob fl a fait aon tea^
tttMut, ne ponviut Mi*« regard^ comme joniaaaut d*aacun droit civil.
Fnppi par dea actea qni le mettaient höre de la loi comninne, d^bn de
tont droit civil et aoctal, par la d^aration nnanime de TEurope, au mo-
Bient oü ü a'^diapput de Tlle d*£lbe, il n*avait plua lea qualitfe qn'exige
la loi pour dieposer de ses biens, en supposant quMl püt en posseder de
legitimes. Et cette anpposiiion tomberait, si je parlaia du droit incontcR-
qui. au monient de la restauration, amis en la posse^iou du roi de
hmnce les biens de toute nature que ruanrpateur avait pu acqa^rir, h
quelqne titre que ce f&t
21G
Mais le developperaent de ces principea n'est point iei necessaire.
La simple application de la loi que j*ai citee exclut irrevocablement tont
droit d'hereditc dans la succossion de Bonaparte, ot je suis persuade que
la cour de Vienne n'h^sitera point a le reconnaltro.
Je prie V. E. de vouloir bien lui faire part de cette communication,
et d'agr^er l'assurance de la träs haute consid^ration, avec laqoelle —
xxxvn.
Memoire sur la succession de rempereur Napoleon.
5 avril 1825.
Etat d€ la legislation en France et en Angleterre
sur les testaments.
La loi Fran^aise pose des limites aux dispositions testamentaires;
eile reserve iine legitime aux enfants du testateur; eile ne reconnalt des
dispositions legales que Celles manifestees par des testaments olographes
ou re<;uB par des notaircs. Les executeurs testamentaires n'ont de pou-
voir qu'en presence de Th^ritier qui, seul, est saisi de droit de tous les
biens de la succession.
La loi Anglaise ne connait d'autre r^gle ä nne succession que la
volonte du testateur; eile ne r^serve aucune legitime aux höritiers du
sang; Tex^cutcur testamentaire represente seul le testateur; il est saisi
de tous les biens de la succession et responsable, mSme par corps, des
dettes et obligations du testateur dont la derni^re volonte n'a besoin,
pour 6tre legale, d'aucune des formes prescrites par la loi Fran^aise; il
suffit qu'elle soit exprimee par un ecrit signö du testateur.
Dispositions de l'empereur NapoUon.
L'empereur Napoleon a laisse plusieurs actos de derniöre volonte:
un testament et sept codicilles olographes, un huiti^me /iodicille non
signe, une instruction pour Tex^cution de son testament, une lettre ä
Mr. Lafitte, depositaire des trois millions; enfin une lettre h Mr. de la
Bouillerie, ancien tresorier de ses domaines. Par ces deux lettres il donne
au comte de Montholon le pouvoir de recevoir les fonds qu'il demande ä
ces depositaires.
L'empereur Napoleon, en ecrivant h Mr. Lafitte, avait eu pour bot
d'eluder la question de la validito de son testament; il prevojait que la
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nimn ilY-tat iMiuiiüit, soit ä Paris, soit ä Vienue, ilntniner la suo^'egsit.iii,
et c «'SL «iiius cette peueee que, ie 2u uvni, il remit au coiute de Montho-
lon les recomudssancea de U mtiflon Lafitte, ainsi qv» U lettra mandat»
|tr laqueile il lui donne ponvoir de ioncher ew fondt.
ProcMttTds qni ont ea liev. 1^** ipoqii«.
Lw drooDttonoee ne pemetteieiit pos de fkin unfe de to l«tln
aditwde ä Kr. d« b Bouillerie.
Qttaai h la l«ttr» adnaade k Hr. Lafltte, la oomte de HonlMoii, k
ton retour de S^- Helene, la lui a pi-E^senk^e, ainsi que les reconnais-
smcM de la maison Perregaux-Lafitte, dout il a requis le paj«meat.
Sur le refus de Mr. Lafitte et sar sa d^laration, quMl ne pajerait
qu'en rerta d'un jngcment, la question s'cst ^levdo de saroir, si co juge-
ment serait poursuivi eu France ou en Änglet*irre. La consiiliM'ation de
rinterf't <\(' M'jt \r> doc de Reichstädt a detcrmine, j)ar les uiotifs qui
mroü% developptiä ci-apräs, ä snivre l'instance par devant ie tribuual
de Paria.
Mr. de Moathulüu s\-st preseute comme purieur du maaiiat da
Temperear et des reconnaiasances de ia maison Perregaux-Lafitte, et
CMBBM exöcateor testamentait» «ii iwrin du teatament dont il a prodidt
vn utrait conteuaiit toutes lea dispoaitioiiB pdcnniaires qui fornumt Ten-
nmUt dn teatamani» sauf lea dispositions polttiquea. Hr. Lafitte, pour
•oatenir aon reftu de payement, a (kit plaider lea metifa aohants:
1* La lettre de l'eraperenr est im mandai, et tout maadat eat an-
aale de feit et de droit par le ddeia da maadat.
2* Gatte lettre ne ponrrait former an titre valable, qve ai eile diait
consid^röe comme acte de derniöre volont«^; mai» un acte de dornig
volonte doit ötre ^crit en entier de la main da testateur, et la lettre re-
T^tue de sa Signatare est 6crite d'une main dtrangke, eile ne forme donc
QU titre valablo soas aunin rapport.
3" Des dispoBition? tcstanientaires rovetues des forioes voulues par
la loi, pour les testaineots olographes. et invesussant 1« comte de Mon-
tholon et stjs c<i-exöcuteins testamentaires de l'ex^cntion des volontes du
testat^nr et de la saisic de ses biens, ont «te coramuniqu^es k Mx. La-
fitte; ums li dät Sans quaiiie aux tennes de la loi pour an. contester on
n neonnaltre la l^galitä. Cette reconuaissance n'appartieni qn'ä llidritier
da Nag qni n*eat paa nie en cawae et qni eat eepeadant le aenl eontrap
dietnir ^gal qne paiaae «voir H. Lalltte.
4* Dana le eaa oü le teatament aenüt inattaqnable dane la forme
per k lot, et na aerait paa eonteatd dana aea d^poaitioiiB par Phdritier» U
218
poun'ait 6tro annuk' sous le rapport de la capacit^ des personnes. U
t^'stateur avait et« fiappe de mort civile, par rordonnance royale du 6 mar*
1815, et l'heritier avait ete priv() des droits civils, par la loi da 1*2 jan-
vier 1816: morts civilement tous les deux, ils ne pouvaient, I nn in-
poser, Tatitre recueillir.
5° Par Teffet n^c^ssaire de cos incapacites, le domaine serait in-
Testi de la proprietö de riiniversalitu des biens dn testateiir, h titro J«-
desherence ou de succession vacaate.
6" Independamment des considi'rations lepales exposees ci-dessus.
la r^clamation, tiint du testateiir qiie de ses execiiteurs testamentairrs.
pourrait 6tre contestee ä raison de Torig^ine des fonds reclain^s. Kien no
gai-antit qu'ils ne seront pas revendiques par le roi, comme provenant de
la liste civile pendant les 100 jours.
7" Enfin, par ces motifs Mr. Lafitte ne pourrait se dessaisir des
fonds dont il est depositaire, »ans s'exposer h la triplc reveudication de
rheritier, du domaine et de la liste civile. Mais s'il ne pent, dans 1 etat
4les choses, rien delivrer aux executeurs testamentaires, jusqu'ä cc qu'ils
lui procurent, de tous les ayant droit, quels qu'ils puissent ötre, une de-
charge legale, il est pret k les deposcr ii la caisse des consignations.
Le procureur du roi, a«1optant tous les motifs presentös par Mr. La-
fitte, conclut specialemeut a ce que la mort civile du pere et du 61$ fut
reconnue.
Un jugeraent rendu le 12 mars 1822, evitant de statuer 8ur la
question de la mort civile, a declare nulle et de uul effet, la lettre de
l'empereur Napoleon poiljiut mandat et rejete, quant ä present, les de-
mandes fondees sur le testament, attendu que cet acte n'ötait pas prodoit
dans son entier.
Procedures qui ont eu Heu. 2*™® epoque.
D'aprös ce jugement, le comte de Montholon aurait dü se croire
autori8(5 ä presenter le testament dans son entier, pour renouveler son
instance; mais il n'a pas tarde ä ctre informo de la resolution pnse extra-
judiciairement par le gouvernement de s'y opposer et d'interdire toute
procedure qui pourrait etre faite en consequence de Tonverture de la suc-
cession en France.
La voie des tribunaux etant ainsi fermöo, on a recourn ä celle d'un
jugement arbitral entre tous les legataires interessös ä Texecution du
testament. Ce jugement a statue sur la liquidation de Tactif et du passif
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219
h succession^ et sur les droits taut des l«gataireB que de l'b^ritier
4a sang.
Oft jagement poor 6tre eiecuUire, taut fn fnour rheritior et
m legataires qne des creanrior^, avait besoin de I humolugatiou du prti»i-
imi d« trihiinal (Ic l*"^'^ iristauce. Lo procureur du roi est iatei'feau, par
ordre du goayernement, et s'est opposQ a l'huiaologatian.
SnspenBion d«8 proeMnres; d^archm administratiTes. S^"*" epoqne.
Le comte de Mniithnlon aurait appelor dii jutrt'inent du ti ibuiial
de ingtanc« ä la onur nivale. ou s'aUn'bawr ä ia mmw coiir contro le
itüi de justice resolümt tiu refuö de prendre en consideratimi hi «it ui.iiuip
en homülogation du jii^'i'rneut arbiti"al; inais Iii cjuestion de la inort civilc
h üuc de lieiclistadt ayant ete plaidee par l'avucat de Mr. LaÜtt»', rrdevee
et soatenue avec foice. oü pöut meme dire avec violonce, par le piucureur
dn roi, c*tte iiuf-stion se serait in^vitableineut tiuuvee soumise k la cour
saperieure. Leü dispositious etaient telles qu'on devait prevulr clu'c'lle
lenit jngee affirmativcmeut; c'^tait Topinion des conseils du comte de
Montiiolon. Us pensaient qu'un jugement qui prononcerait la mort omle
dn 4oe de Reiclistadt, proscrirait k jamais et de toate la puism&ee de la
dtOM jogee, teiiiie inivocable par noB lois, toole inatanee Jndidun k
finMr dans rinUrtt da Tli^ritier war kB bieoB d^ndant de la BiiMea*
non; qoe cette ancceasioa ee trouvant alors par le fiut, et miBemblable*
ottut par les dlBpoBittons de ranfti, dtelarie Tacante, flrate d'h^ritier
bUI«B h avocMer» Beiait de droit d^volne au domatne k titre de d^
Irfnnce; que, par one cenBdqnence inlTitable, le eomte de Monfhelon,
BMI aeiüement debout^ de tonte aotion aar lea fondB dipoete cbe« Hr. La*
ttto, BBiait imm^iatement poniBnin oonune d^tentenr d^objets appar-
tMittt a& domaine et contcaint k ae desBaisir an moment mfime de tooa
k» €ffetB Btobiliera eonfide k Bon honneur ei deatinds an dne de Beidi-
4
liBdt n rtenliaii da Iii poar le oomte de Honiholoii im deToir qni Tem-
iMiait de eoutünier par appel ses üiBtaiicea deraiit lea tribnnanx; mala
Tflliiigsyoii loi reatait de dierdher k parvenir par d'aatrBB roias k Texd-
QrtMBi dea Tolontda da testateiur.
■ L*Mtif disponible a M feeomui par le jugemeikt aibitiml Mie de
S,248 500 fr«., et le passif d« 780.816-64 frs,, oe qoi donne un actif libre
de 2,401. ß83 fr», dont Li nioiti^ rvsoryde k 1« di!«positioM de rbSritier da
a«Dg, »er&it de 1,230.841 frs.; de laqiielle soinme il cunvieiit de döduiro
kl droits de soccessiou, ceux rdsultant des procMures jtidiciaires, et
«in lea intfalti dee deltee jnaqn'aa jour d« pajement: ennmble en*
viral 400.000 ta.
220
Mr. Lafltte, k qu\ le jn^ment d« 1*^ inttanm ftfiü donii aeto dt
Bon offre de d^pOt, ooDMntait ä ne pta prinloir •( i gvdir Im
fondB, jusqii*aa momeat ob le eomte de Monfliokni eerait pMmv k le
garantir contre tonte leTeDdieation k emoer, soH pw le goiTeneneBl
Franfais, eoit per l*li6itier.
La revendication du gonyeniemeiit Franfaie poBfaH avoir liaa 4
deux titres: k titre de fonds sortis de la liste civile des 100 jonrs;
ceUe rovendication anrait 4te exercee par le roi ; 2** ä titre de snceeeai«»
nun rüclam^e, Th^ritier nea'dtantpaaprdaenti; cetie revendicati«»! aniatt
eto exercoe par Ic domaine.
Ia' comto de Montholon a recouru, d'abnrd ä rheritier. par l'inter-
int-diaiir de Mr. rambassadeur d'Autriche; ensuite au gouTememeot
Friiui,'ais au roi et au domaine.
Li' President du couseil de iniuistres a rondu le 18 janvier 1823 la
decisioü äuivante: ,Le president du conseil declare, qae le gouTememeol
Fran^ais ne mettra jamais d'obstacle k ce que los cr^ciers l^iimea de
Napoleon Bonaparte soient pajös aar lea fonda qni ont appartemi i ce
demier, et qui aont entre loa maina du S' Jaoq. Lafitte.*
Le roi a aign^ le 81 join 1894 la ddciaion aniTante: ,8a Ifageetft
renonfant k tone lea droita quo, aeole, Elle aurait pu Ikiie valoir sor l«a
fonds ddpoade par Ni^oMon Bonaparte, ohea la maiaon PecT%aiii, Lafltte
et compagnie, aatoriae tont payement dea dita fonda, aoit aux crtenders
de Napoleon Bonqiarte, eoit an comte de Montholini, ponr raeqoit dee
reconnaisaances dont il est portenr/
En m6me temps le procnrenr dn roi, ä Toccasion de la demande
d'un < Tt-ancier qu'on avait fait intervenir, a provoquö l'interrention du
diniiaiiH- qui, se trouvant ainsi dans le cas de s'expliquer, a reconnu, de
l'avis dl' son conseil et de l'autorite du ministre des finances, que, dans
rötat des choses, la succession n'ayant pas etc legalement ouverte €B
Fraiit t' et declaröe vacante, 11 ne jugeait pas devoir inteiTenir.
Ainsi Mr. Lafltte pouvait, dans cette Situation, se deaaaiair dee
fonds rtelamda, aana que ni la liste dVile ni le donaine pussent, dans
aacun tempa, eieroer nn leeoiira k aa ehazga.
Mais l*hMtier n*8fBit pw parld; aon lioenoe laiaaait entier l'nn dee
motifs de la idaiataiiee de Mr. Lafltte.
Prooödnie en Angleterre. i* ^poqne.
La Idgislation Anglaiae qni reponsse lIiMtlerj lonqa'ü y a die-
positions et ex^cuteor teatamentaire, ofbait une Toie pour contraindie
Mr. Lafitte et lui proonier par jngeaMnt nne libdratioii Idgale.
w-
Digitizeal^ i^oQgI&
m
Mr. Lafitte s'y est pröte. Uno signification de companltre k Londres
hi » eti* faite d'accord STM luL II s'ett adresa^ pw lettre, le 13 afril
1^ i Mr. le garde de tomuu, pour obtenir U peimission de com-
fBittn «n Angleterre et d*olitfliiip^rar mx eondamiuitiODs qai y seraieni
imOBcees contre Ini; il en are^u le 20 avi-il h d^claration ^rite, que
ieeoiuwil da roi avait d6cide, qoe la tuaison Lafitte etait autoris^ h se
diinuir des fonds ä eile oonflte par Napoleon Bonaparte, seit poar ob^ir
tax jogements Anglais qne poarrait obtenir contre eile rezecoteur testa-
üientaire de N^oMon Bonaparte, Mit m4me pou ftiwair lee ooiidam-
aatioiis.
Tia conr supr^me de Canterbnry, k ]a reqnöte du comte Hontholon,
a reconnu la validite des actes testamentaires de l'emy>ereTir, y coinpris
les lettres-mandats adressees ä MM. Lafitte et La Boaillerie qiii, aux
t^rmesde la loi Anglaise, sont considerces onnme codicilles, ello en a re<,u
le d?|>^»t et ordonne l'execution. La cour du banc du roi a prononce, le
12 ferrier 1825, .<on jnefnieot dans l'instance entamee contre Mr. La-
fitte. et l'a condaiJiih' a i f mettre an comte de Montholon le montant du
iejKti. Cet arrft a eto signifie le 5 niars dernier ;i Mr. Lafitte, avec som-
matirtn de comparaltre s^ us huitaiue devant lo tribuual de l**"* instance
de Pans, ponr se voir condamner k en ox<'rutor les dispositions.
n n'v a pas de dnute, tjuo le jinri iueul d exe(|uatur ne soit accoide,
&oi>qii il e.st la consequeuce du isystenn qüi a ete adopte par le couseil
h m * t ijiii tend ä constater que la äuccesüiou de Tempereur Napol^n
aest poiüt une snccession P'raa^aise.
Mr. le prlnce de Metternich est arriv^ gnr cm c>ntrefait*8, et lo
comte de Montbolon, en lui rendant c/>mpte de la Situation de« choseß,
croit devoir lui soumettre une seule Observation. -
Lorsqne le jngement a mturvenir anra et6 rendu, soit qn'il so bome
» reconaaiiie que la 8acc<»88ion est legalement ouverte en .\ngleterro ot
r«gie par la loj Anglaise, soit qn'il aille, ce que ne nianqueiii pas do ro-
^Mfir le ministere public, jusqu'ä (itablir quo romporour Napoleon et ses
fcfritiers, etant sous l'empire de Turdonnance du 6 mars 1815 et de la
Inda 12 janvier 1Ö16, sont morts civilement, le duc de Reichstadt sera
i jimais recpnnn par Teffet de ce jugement, incapable d*exercer ancime
«tioa en France, ponr le recoavTement des biena d^pendant de la snc-
cMrioa de rempereor.
Le seid mojen d'^Titer ee r^Hit qn*oii peut nginler comme
cvtein, aenit de renoneer k ponmuTre en ?nuioe reztotion du juge-
MBt tendv en Angleterre; niii le comte de Hontbolon, charg^ par Tem-
pvnr NapoUon de raceomplieBement de ses volontAi, mettnit vaine-
m
ment on oubli, les int«ifts juivos »iin" s;i missioii lui comuiande de
defondro; un soiil des lefjataircs, un soul des cröanciors s'ompai-ant du
jugeiueut du baue du roi, puuriait le contraindre u companUtre devant leg
tribnnaux FraofaiB et obtenir, ä son d^faut, le jugement qu'U s'a^t de
n fSudrait donc dMnttfreasur les Mgataures et leg erfuuMn. Lei
premiera sont nombrenz; la plnpart ^prouTent des besoins preseuitB, et le
canet^ tarbideiit de ploeiean d*entr*enx ne permet d*eii ej^irer ni r6>
eignatioik ni modtfntion. D^i fktigate d*ane longae attente, ils se eroieit
aa moment d*ttre payfe de lenn lege, et tonte voie qoi ne tendnit pee I
leor en procnror lo prompt payement, irait oontre le bat qn*on se propose.
Ainai le point de la difficult^ aenut encore ce qu'il etait dte lee
Premiers moment«: garantir Mr. Lafitte contre tonte reTendication poi-
siblo. Une partie do la {^iraiiti<> {\n"[] a le droit d'exiper, rosiilte dejä de
la declaratiun du roi et di's dt'ri.sious iiiinistoriclle.s. Etant a l'abri, par
ces actes, de tout rccours dt* la part des autoritfs P'raiK/aisfs, il auni
attcint soll objet, s'il obtiont la Garantie bfaucoiip jdiis neci'i<sain", b<'au-
coiip pluH officace, beaucuup plus iinjioitaut*' de l liiMitier du j^an»: Si
S. H. Tempereur d'Autriche, agisbaiit coumic cbef de la famille Impfiiale
et comme tntenr enpi^me da duc de Beichetadt, ou si le doc de Beicfa-
Stadt eons raatoriti de son giaad-p^, renonoe k tout droit snr lea Cmds
en litige et autorise le dötenteur de cea fbnds i en effectaer le payeaeBt,
Mr. Lafitte aara alors ponr lai la l^slaüon politiqae et le droit oommsn;
la l^slation politiqae en ce qa*il aura payd avec raotorisatlon da roi et
da gouvernement Fnofais; le droit commnn, en ce qa*il aara paj6 avee
rautorisation de rh^ritior ayant seul an droit l^ga), pidsqae deraat Vh^
ritier disparalt toat droit collat^ntl. H aura pour lui la legislatioa
Anglaise, en ce qiiMl aura paye ontro les mains de Tex^utenr testamea-
taire revetu en Ancrh'tcrn' de tous les droits du testateur.
l.fs Itgiitaii t's soront satisfaits. puisque Pexecuteur testamentairp
Ulis i'U possesöiiia des fonds, en difiposora iiTifitriut'iuont au jupomoni
ai bitial que, d'uu commun accord, les legataircs out adopUi comme iraaa-
action entr'i'ux.
Quant aux creauciers sui^out, dont los oppositions ont eto fonn^es
posterieuremcnt au jugement arbitral, il» ne peuvcnt etrc payes, Belon la
loi Fran^aise, quo sor raotorisation de rb^ritier, les poavoirs de Texe-
cntear testamentaire ^tant p^rimis en Franee dans le d^lai d*nn an et
an jonr (selon la loi Anglaisot ces ponvoirs darent toate la vie et erat
mftne transmissibles par saccession); Tez^tenr testamentaire anrsit
donc, d'apris la loi Anglaise, le droit d*ordonner le payement des crtei-
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d«n FnuifMs; mais poor que ce payemeot eüt lieu en France, U &ndnut
qw le jugement Ju banc du roi y UA rendu oxe<.-ut<)iro. On retcnnbenit
aimi dsiu la dilßculte dont on a voulu sortir. II convient douc encore
duu ee eas, qne I h '-i iti*>r manifeste sa voloüÜ, en autoriesnt lui-möme
b psyement des cräanciera qrporans» pour le montant ddtermuö de lean
eratnces.
Sera-t-il permis an comte de Montholon dß sonmetire h Mr. le
prince de Metternich. a»miiie conclusion de ce memoire, un projot de re-
daction de la decisioii k rendre par 8. M. Temperenr d'Antricln'. ((u'il
consid^re comme la plus propre ä lerer et ä prevenir toute difficalte? £Ue
«et caiqaee sur la d^cision royale du 11 jnin 1824:
M. Temperear et roi, agissant comme ch)>f de la famille Imperiale
et comme tuteur naturel et l^gal du duc de Reichstädt, renon^nt h tous
!« droits qii'il atirait pu faire valoir sur les fonds deposes pai" rempcreur
Napoleon dans la maison Perreganx, Lafittc et C'*, autorise tout [laye-
ment deti dits fonds, soit au comte de Mniitlndon. pmir l'ncqTiit dos re-
coamuflsanceg dont ü est porteor, soit aux cr^ciers du dtiposant» savoir:
Au comte Ht-rtnind . . 2.H5ö'67 balance de compte.
^ . Montlioioü . . 17 171 60 dito.
payomentd'un b«>n tl« l empercur.
anvtc ^ic (•Miii|it.' jKiiir rr-mhoiirpr-
ordre do rempeiüur au jcuno
Walowskv.
Heritiers Cbartran
'«'Pire .....
l>'jiiiiilinu ....
'^''>m
Onchesse du S'-Leu .
Creanciere Bron. .
Capitaiiie Danais Bot^soy
Homaüu »L Wilson
PtyrBsse, tresorier
C«ar8ot, maltre d'hötd
Pluat
Barry, medeciu . .
Ö** Oourgaud , . -
Sutini, hoissier . .
BooMeao, argeutier . ,
12.508-84
18.000
6.510*97
2.100
30.UÜU
4.800
37.570 91
80.000
12.000
6.000
12.000
12.000
1.700
2.454
1.895 15
frais de voyage.
appointemcnts.
arreragcs de pension.
gages.
giiges.
pri\ d'tin collicr de diamantfi.
coinianiiiiit ioii juiliciairo.
iVft d'uu batiun'üt.
avancos a S'*-Helöno.
balance de caisse.
bon de 1 eiuporeur.
II
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224
Archambault, piqnenr . 1.750 gages
Chandelier, cuisinier . 1.500 ^
Peynisset „ . 900 ,
Lepage , 2.400 ,
Le tout, en capital et interßls ä la dat« du payement des dites
dottes, s'elövent ensemblo, en capital, ä la somme de sept cent quatre-
vingt-six millc buit cent seize francs, soixante quatre Centimes.*
Paris, ce 5 avril 1825.
Sign^: le gen^ral comte de Montholon.
XXX vm.
Fürst Camille Borghese an den Grafen Bombelles.
Florence, 27 jaillet 1825.
Monsieur le comte!
Etant nn des ei^cntenrs testamentaires de la princesse, mon epouse,
je crois de mon devoir de vous informer quo dans son testament se trouve
un article qui regarde le prince de Reichstadt. J'aurais boaucoup d'obli-
gation ä V. E. si Elle avait la bonte d'cn pr^venir S. A. le prince de Metter-
nich, afin qu'il en instruisit Tempereiir, tutcur de S. A. le prince de
Reichstadt.
Ceci n'est qu'une simple communication de Tarticle du testament,
puisque l'inventaire n'est pas encore termine; d^s qu'il le sera, je m'em-
presserai d'en informer V. E.
Je
Beilage:
Ariicolo estratto dal testamento della principessa Paolina Bor-
ghese, nata Bonnparte, fatto il di 9 giiigno 1825 in villa Strozzi
fuori di Porta S. Gallo nella cittä di Firenze,
Lascie e lego la villa e possessione di S. Maii.ino nelPisola dell'Elba
al mio nepote Napoleone, figlio dell'imperatore mio fratello; e piü il lavab«
di porcellana, che serv^ airincoronazione, e chegli ricorderä unadelPep^Khe
piü gloriosi dcUMstoria di suo padre. La casetta de prosumi, i piccoli bijoux
in oro, che Timperatorc mi ha lasciati per testamento ed il lutto in testi-
nionianza della mia tenora afTezione per lui.
(Beilage zum Berichte des Grafen Bombelles au Metternich, ddo. Flo-
rence, 28 juillet 1825.)
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225
XXXIX.
Graf BombellOB an den Fürsten Metternich.
Florenca, le 30 «oüt 1825.
Mon princdl
üne personne qui ne veut pas ötre connne et qni ne m'a pas
nommee, m'a fait savoir que, si on hii promettait nne r^mpense digne
de la rev^latien qu'elle fcrait, olle douneralt des rensoignements peaiÜfs
rar des sommes considerables d^posees par Napoleon, il y a quelques an-
n^es, choz des banquiers de Livourne. Quoiqu'au premior abord cotte ou-
T#>rt!]rp ait l'air d'one mystification ou plutM d'une fripoimerio, je n'ai
cependant pas voulu, dans nno affaire aussi importante, lu'gliger de por-
ter cette proposition h la cnniuiissauco do V. A. Je no ciois pas qu'il
nons convienne dp ripii iiroiiiottr*^ do positif a !a porsonne qui veut ven-
'Ire «on «prrc't. Car si, comm»' ('«'hi ost assez pi nhiiblo, cVst un fripon, il
1' nirait avcc ses conipliccs faiio Ics fmids pour uii»> snimue peu coiiside-
raMe et cxitrcr cnsuite la fortf rocompt-nsf^ qn'on liii aurjiit promise. Je
}*üse que ce qu'il y anruit de \>\n^ sas^o sfiait. s il y a qnelqiip fonde-
ment ä tout ceci, de pmniettn.' ritiilividu oii (luestiuii taut pour Cent sur
l^s pomme« on qußstioii dau.s le las uii ♦ noitivement on parvieiidrait a
i«s ictruuvt r. Dt' cf ite mani^io, il uy aurait aucuu risque ^ courir. J'at-
teads d cet i'giiv<\ les ordres de V. A.
J'ai täcliL' de sonder snr cette affaire i^Ir. Tito ^laiizi. .To nie suis
ii'vii;u (ju'il u'avait aucune iilee d'ai'gent laisse pai .Napnlfun a Livnurno,
ai mnuf de l'epoquo k laquollu ce placement out pu s'ellcctui r. Mais on
psüliut avoo Tito Manzi rex-ein[)ereui', il m'a dit que, lors de üüü der-
üier sejom il Tuscane, Mr. O'Meara l'avait a.sfjuro qu'iudependjimmeut des
ciüq uiüliitns, coüüei» ä Ali. Lafitte, Napoleou avait encore trois iiiilli..ns
j Paris, mais que cet argeut dcvait etre regarde couiiuu purdu, t'tü.iit
ti»mbe dans des niaius tr^s pen süres. O'Moara ne se rappolait plus le
Bom du bauquier chez qui devait so trouver cot aiLrciit. iiiais il croyait
qn'il portait Tun des quatrc üonis suivauts: lligaud, Luiuoicior, 13uuvard
fltt Genier. O'Meara ayant lu cos quatre nonis sur des tablcttes ecrites
^ !i niain de Napoleon, il ignorait encore ou feignait d'ignoror si ces
WBB ^ent T^ritables ou bien de Convention et servaut a eu cachcr
4*atttm. Des notions ausai pen süres et ausBi embrouill6es ne merite-
zntBA pas d*Atre portäes k la connaiaeanee da Y. A., si, je le repete, dans
affutw anaai ddlicataa il ne me paraiaaait pas indisponBable de Lm
fm tort atToir.
Teuillez
InUv. aa. LXXX. L BUlto. 15
226
. Ad XXXIX.
Graf BombellM an den Fürsten Metternich.
FkNMiM, I» U jarnitt 18S6.
Mon prmcel
Je i)ron<ls la liherte d'envoyer ä V, A. en original le rapport ci-
Joint du coiisul gL'iieral d'Autriohe ä Livourne. Ce rapport a trait ä l'af-
fuiii' dont j'ai eu l'hoiiueur d'eutit'tonir Y. A. dans la depecho qu(' je Lui
ai adresseo le 30 acut deruicr n'^ 25 Litt. C. .To dois toutefois ajouter quf
je n'avais jamais parle jusqu'ä presout ä Mr. Tausch de cotte aflfair*-. qui
et4iit parvonuf k ma connaissanc** par uu tout autre canal. Je n'entror;ii
au resto daus aucun pourparler ü cet egard avant du cuimaitre, mon
prince, vos pr^cises intentions.
Je prie V. A. de vooloir agreer —
Beilage:
Generalcomul G. Tausch an den Grafen Bornbelle«.
liTonu», 18 gemujo 182C
Eccelenzal
Dimora permaiieBtemente in Livomo Tawocato Vinoemo Vantiiii,
nobile naÜTO dl Portoferraio, e penaionato dal govemo Toacano, perehe
fu giadiee nel tempo del regime Francese, di poi gran giadice e ciambd-
lano di Napoleoue per il tempo che qnesto principe fa allMeola deU*Ellii.
Ho potato sapere che an individuo venuto da Furense n h preeen-
tato nelli scorsi giomi al aodetto aTvocato Vantini, inyitandolo a diigU,
8* egU avesse avnto difBcoltik di prestare Y opera sna per disooprire i capt-
tali, che si auppongono esistere in Toacana, Borna e airieola dell'Elbi,
appartenenti aUa snccesBione di Kapoleone f n medeainio ha replieako di
non avere yemna difficoltä, di avere anoora i meni per oonoscero i
poflseasori dei capitali, ed i tttoli» e le ragioni per obbligarli a pagaie,
che non averebbe faftto tale riTelasione nft trattato V affiue, altro che con
persona antorisiata dal govemo Toscano o Anatriaoo.
La persona ha dimandato aU'ayrocato s^ av^a diffiooltii di man
in Firenie per tratlare 1* affiue, ed egli ha risposto che n sarebbe andsio
mediante, lo sborso antidpato di seoohini eento, e la valida promeasa, che
Im solo sarebbe gtato impiegato per ü recnpero dei ci^itali tanto in Boaü
eome in LiTomOi Pistoja ed isoU d* Elba.
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227
L' arvocat/^ Vantini, con cni ho parlato, dopo avornii cunfoTmato
quant-i" sopra, sonza pfrö indicarmi chi lo ha ricorcato, mi lia lit'tlo di
piü, che ^li occorreua*» e in grado di funni conosc^rtj mediaute uii ad-
wjuato compenso, i mozzi che ha por l'osito IVlicc di ([iimV affaro, e lo
Simm^ di cm si trutta ]»nrzialniento, puiche csiätouo Iii Itülia uitro de' tre
mk> mila frauchi apptiiienenti al fü imperat^ire Napoleone.
Confido a V. E. che sicconie il Yautini o certo di vista, ho potuto
vtdeitt tra sue mani una Icttf-ra tinnata Pu^ras, che credo fosse im
j»|ratf»re, Jatata so non erro del giugno 1823 senza itae^c, ina cun mar-
chi Ii {iLfta di Fiaucia. piena di numeri, dalla iiualc ravv-icato faceva il
caiiA-Iii .it'lli;' somme, e pli scoppato, che franchi Iii luila Ii duve ü Viva-
nelli di Pi&Uija — fianohi 50 unl.i, Luciano h Koma i)or minerali ricevuti
M' isola d' Elba, che altii 451 mihi l'ianchi sono iü Livuiüo, resto di
franchi 180 mila, e che il rimauoiitt» di questi era süito passato a un iiidi-
ridoo a lui uoto. e che tal donaro noD 6 süito mai vursato noUa cassa di
iucmsionc, fatto che resulta da documenti di cul il detto a¥VOcato si
nnto poesessore. Finalmente, che per altri 140 mila francbi da incas-
sm, di coi poesiede i nomi dei debitori, che per tiuesti tra pochi giorni
Ti samuio i titoli e le piocnre.
He stimato di riferire tntto ci^ a V. E. senza Intendere di garan-
tin qoanto possino essere veri gli attesti de] Tantini. Si Ella gradisse
di avera pHk lati sehiarimeiiti, forse poM ancor' tentare di ^rocarame
{««sibilmente qnalcbe eoea di piü, non ne vado certo.
Con prolbndo rispetio
XL.
Kuohand an den Heraog von Beiohatadt,
gtrwboni^, 18 man 1883,
MM 4a 1» 6* 4iTtoi«B mfliUtn, ebax 1« ^ioMk Briijrer.
Frincel
Dflpuis plaaieurs ann^es je sollicite l*lionneiir de remettre hY. A. I.
Vulqnes objets tont de sentiment, dont votre auguste p^re, Tempereur
K^toleen, ni*a fait djpositaire dans sea derniers moments & S**-H61dne.
Persnad^ qne Tftme de Y. A. doit aspirer k sUdentifier avec eux, et
DM demandes ayant toiqeiirs 6t6 sana rdponses, je m'adresse k tous,
piiBn, avec Teapirance qne toqs me ferei connaltre ?08 ordrea et qae,
coBfonikient anx dernitees Tolont^s de rempereor, mon maltre, j'anni
IVnnear d*(tre admia ä toos remettre moi-m8me le d^pOt qni m*a ^ confil
fai l'bonneor d'fttre
16*
388
XU.
Vortng XeCfeendflli's »n Kyier Frans.
. (Cmwapt) Den 29. Auguai 1831.
Ans dem hier elmrbietigst anTwmdirteii, Tom Gnfeo Saum «in*
beghitetui PromenKVia des mit der ErlMcliftfkaang«l«gen]ieit 8. B. des
Herrn Henogn von I^cu listadt in der Insel Elba beanftn^n Advocaten
Lamporecchi werden E. M. die Gründe zu entnehmen geruhen, w -Iche
ilicspim Commissfir ^lio baldige a. h. Entschliessung Ober seine früheren
Autnipo hinsichtlich ('inifr''r zum Activstandf ilor orwähnten TcrlMeeB-
scUaft gehörii'i'ii Fufilcrmigcii (•r\vnn«5chlii-h zu niin-lieii scheinen.
Indpiii iili mich auf ineiii< n hierwegen untferin 31. März 1. J. pr-
stattptfin. n.ich in di u ;i. h, H;in.ii'ii befindlichen Vortrag gehorsamt.t k»-
zic'hf , kann ich die vuii Laiupuiecchi angofühiien Diingliclikeit^iück-
sichten aur K. M. Wflrdigung anheimstellen und der a. h. Sclilussfasiiiiug
in Ehi-forcht entgegensehen.
XLH,
Antomarotii an die Kaiserin Marie Louise.
FAme, le 10 leptembn ItSi.
Madame!
V. M. connalt na positlon a S"^- Helene ei les bienTeUlantes dis-
positions de remporour NapoUntn ä mon egard. Elle sait ausai avec quell«
parcimomV j'ai «'te Imito par los execntr^nrs testanientaircs, quelle obsti-
nation ils out iiiis».' ;i rpnvtiyor a niiniiliceuce lo *<oin d'acquittcr des
chargeg qne U succossiou dcvait purtur. Je ue mieudiai pas sur ces pe-
nibles det^iili?.
V. M. a daiguü uio piouiettro quo los intontions» do 1 omporeur Na-
poleon geraient reinplis. J'ai Sa pantlo; j'y compto et me boruc ä Lui
rappcler que la vie s^^coule et que j'attends depuis doue ans que d'au-
gustes Tolontds e'aeoonipliBMiit.
J*iu rhonneur ►
Antomvolii Baron Kanaoliall.
Fama, la tO saptenbre 18SS.
Monsieur la baron!
J*ai l'honnear d*expo8er ä V. E. qne la snceeBsion de TempeieiiT
Napd^n, ourerte k Paris chez le banqnier Lofitte, a dti de cinq mflUons
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enviroii ; a^tva avoir payo taute» les dettes dont la successiuii 6tait gra-
?ee, on procMa k la division pai- moitie entre les Idgataires et Tb^^ritier
Kapollon IL L» portion disponible d'apr^s [w loia FnufaisaB a M nb-
dvviite «ntre Im l^iairw an mare le franc, la portion indisponible est
resl6e dans loa mains de Lafitte attendant la mijoiitf de rangnsle Uritler.
Deox millions eaTixon, c'esk la somme qae le banqaier doit anx
hjritiera da malheareux priaoe dont noos d^lorons la peite, e*e8t snr
ees fonda qoe je meto aona la pioteotioB de S. M. rimpfoitriee Harie
Lonife, I'aeqnittement des derai^res volont^s de son auguste Apoox en
ma bvamr. Cee volontes sont ex[>riiiu'(>s Jans les six piöces que j*ai ea
llionneur de remettre ä Y. E. Elles renforment aussi les titres par les-
qnels j'implore !a haute protection de 8. M. la dnchesse de Panne.
J'ai i'hoimeiir
XLin.
Füret Mettermob. au Baron MaresohaU.
YiennA» ce 18 oetobie 1881.
MoDBienr le baroni
Bn reponse aaz denz letkm qne vona m^avea fiut rhonnear de
m'adiesser le 14 et 38 dn mots dwnier an siyet de la rMamation dn
doctenr Antomarfihi, j'ai avant tont calui de vona obaerrer, Hr. le baron,
^e rintentlon de rempereor, notre ai^oato mattre, teile qn^elle r^anlte
de la r^lntion sonveraine dont ms nw ^ inatmit par ma lettre da
Sl septembre demier, Aant, que la Solution des questions relatives k la
aweeSBion de feu Tenipereiir Napoleon, et qui, avant lo ir'isU'. ('vonpment
que noua deplorons tous, auraient dü etre somniaea ä la decision de la
baute tutelle de Mgr. le duc de Reichstädt, ait d^sormais k dependre
uniqu^ment du bon plaisäir de S M. M""' ran hiduchesse. dnchesse de
Parme; je n'ai pas oru dovoir ^^(Mtint'ttrt' ä S. M. IVmiicrt'ur vos K'ttics
Busmentionnees; ce qui toutwfois ne doit pas m'nmpechrr ilc vous commu-
ai'iut r ainsi que je vais le faire, mes r^flexions sui leui contenu, pour
M »?ga!il ([iie M"'' ranhiduchfiRs© tronvf»ra hon de leur accordor.
Les diverses piöceä aiiubxuos k la preuiiere de vos letties iudiquent
um que le docteur Antom^chi, en renonTelani a^joard*hui sa r^cla^
in^n, est parti de la snpposition que la moiti6 des fonda d^poses par
NipoUen cbea 1» banqaier Lafitte amait ^ tenue en r6ser?e ponr 6tre
»Im IIa dispoeition de Mr. le dne de Reidiatadt ä l'^poqne de sa v^o-
^1 efc qne maintsaant encore cette moiti6 se tranverait entidrement
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ä la disposition de S. M. M"*^ rarchidiiohesse, commp h(?riti^re de son
anguste fils. Cependant, loin que cette sopposition poisse paraltre
fondec, il est de fait au contraire (et c*est de quoi tous aurez pu
V0U8 convaincro, Monsieur, par la correspondance qui a eu lieu sur
cetto affaire entre fou Mr. le corato de Neipperg et moi) quo dans
une reponse oflicielle du vicomte de Chateaubriand, alors ministre des
affaires etrang^res de France, au baron de Vincent, le dit ministre de-
clare, par ordre de sa cour, que, non seulement l'empereur Napoleon,
comme ayant encouni le ban de l'Europe, avait cesse dös lors d'etre ha-
bile ä possedor aucun bien ou ä disposer de ceux qu'il avait laisses en
France, mais que, si möme on vuulait admettre le contraire, son fils,
comme attoint par la loi du 12 janvier 1816, ne pouvait dans aucun cas
avoii" le moindre droit ä sa succession, et que, par consöquent, la renon-
ciation qui d'abord avait ete demandee ä la haute tutelle de Mgr. le dnc
de Reichstädt dans Tintorct des legataires, n'etait qu'uno simple forma-
litü sur raccomplissement de laquelle le gouvernement Fran^ais n'avait
au fond nul interet d'insister. Or, comment pouvoir concilier le but poli-
tique que couvrait cette declaration de Mr. de Chateaubriand, et qui etait
ovidenuuent d'ompecher que les legataires de l'empereur Napoleon ne se
crussent redevables en partie a la haute tutelle de Mgr. le duc de Iteich-
stadt de la jouissance de leur legs par suite de la renonciation qu'elle
aurait faite ä la legitime de ce prince, comment, dis-je, pouvoir concilier
ce but avec la supposition dont part le docteur Antomarchi, et ne doit-on
pas bien plutöt reconnaltre que le gouvernement Fran^ais, en pretendant
d'un cöte exclure Mgr. le duc de Reichstadt de toute participation ä la
succession de son pörc, tandis qu'il renon^ait de l'autre en faveur des
legataires k exercer le droit qu'il pr6tendait avoir de saisir les biens qui
avaient appartenu h Napoleon (car cette derniöre circonstance est egale-
ment ci>nstatee par les actes) manifestait assez clairement par lä son in-
tention de voir la totalite des fonds deposös chez Lafitte appliqu^e ä l'ac-
quittcmcnt des logs et qu'ainsi il est bien difficile de supposer que cette
applicati<»u u'ait pas effectivement eu liou. Uu autre fait, paroillemeot
avörö et qui vient encore ä l'appui de ces considerations, c'est que les
executeurs testameutiiircs s'etant avec la pcrmission du gouvernement
fran^ais adresses aux tribuuaux Anglais, pour faire prononcer sur la vali-
ditti dos dispositions testamentaires de Napoleon, ces tribunaux ont dö-
claio que cette question devait se decidor d'apres les lois Anglaises, les-
quelles uo mettent aucuno borne a la faculte du testateur, de disposer
Selon son bon plaisir de la totalito de ses biens, soit qu'il ait ou non des
enfants legitimes.
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231
Je ne puls donc que r^p^ter d'aprös toiis Cfts faits, Mr. le baron,
qn'U est bieii difficile do croire que la nioitie dp« fonds i uiitif s ä la inai-
s*}n Laütte s'y trouvo cücoiü toujours deposeo ü l'Ueuio qu il eüt. Mai8
nitai« ea sapposant (ce qui apr^ tout n'est pas impossible) qae la chose
fti maMrieUameiift Mle, s^eosuivrait-U poiir coUi qm bi mmüealiw qne
8. M. rarchidudieBM, €omme liftritiöre de soa fila, vondrsit faii« de la
dite raoili6, a'dproiiTerait aaemie difflealti? n'eat-U paa Evident, an con-
trure, quo rexeeption ^ne, d'^irte la d^daration de Mr. de Chateaubriand
ti-desana, on n'auTvit pas maiiqii^ d'opposer ä la liaute totelle de Hgr. le
dnc de Beichstadt, ei eile avaii vooln r^damer la moitid dea dita fonda,
sabsiste oncore af^nrd'bui comme alore, et qu*ainsi il est plus que pro-
bable qu'on ToppoBeratt ^galement h M*"" I'aichiduchesse? Je dis quo
cptte cTception subsiate encore toujours aujourd'hui; car la loi Fraa^aise
da 10 iivril 1832 ([uc vous dtcz dans la seconde de vos lettroa, Monsieur,
n bifln ä la vi'iito ;ibrof.'tj rurticle quatrionic dp ccIlc dti 12 janvicr 18in,
mais loin de faire cesser rinhabilite des Josccnduuts de Napoltn»!! ä ji>iiir
äe& droits civils en France, eile conürme, au contiaire, tres expit ssomeat
les diRpositions que contenait ä cet ögard la loi du 12 janvier Iblti.
Eutin il ebt TiuH derni^re observiUn»ii jilus osseatiölle oncore que
I«s precedeates, savoir que uiOuie uu suppuaaut qu'une moitio des fonds
eenftfe ä la maison Lafitte, s'y trouvät encore Jopubeo aujourd'hui, et
qa'm antra eette moiH^ fnt r^dlement ä la diapoeition de 8. H. IT" l'ar-
dddnchesBO, toigoDra resteraii-il dans cette double suppositioii ä exami-
ner, a*ü aerait eonaeillable que eette augnste princeaae la revendiqu&t?
Or, ü 7 a lieu de eapoire que trte Tnuaemblablemeat cet examen ue pour-
tait que eondnire TarebidiicbeBae ä ae d4dder penr la u^patiTe. Tooa
ievea, en aifet, Toua Mre convainea, Hr. le baron, par lea ant^oMenta de
eette afUre qne, dane Thypotiitee que je vieiia d'admettre, M"'*' Tarchi-
dnchesse f^c tronvernit dans une position parfiütemeat seniblable k celle
qiie pr^sentait l'etat des cboses dans los promiors moments oü il s'est agi
de rexecntion du testanient de Napoleon. Von? aurez vn qu'alors on ne
contcstait pas encore ä Mgr. le diic de Keichj^üuit l iiabilete it locupillir la
part qui, d'aprps les loi.s Fr:iui^ait»ö8^ Itii ctnniJi'tait dans la sutccssiMii de
8on p^ro. <»t los cxecutoars testamontairos, aiiisi que le pouvcrneiiient
trau^ais lui-nu'inc, pensaieni si peu ä la lui iHutf<stflr qu'il.s s'eUiient
ädress^s, ceux-iä ä S. M. M""' l'aichiduchcjihc, ot colui-ci ü notre cour
(Our obtenir une rcnonciation volontaire k la part susdite; renonciation
^ liqoelle 8. H. rempeceur, en aa qnalitj de tnteur da jeune prince» et
rarcbidaehesse elie-mflme, ae eont effeetiTenient d(Soid^B, et doat
l'ieto fotmel n'eat reati inaccompli que paree que dana lea entre&itea
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est 8urveiiue la ileclaration siisnientionnce de Mr. de Chateaubriand, la-
quolle on mottant en question le droit de Mgr. le duc de Reichstadt k la
legitime quo lui douiiaieiit les lois Fran^aises, eüt reudu illusoire la clause
dont S. M. avait juge necessairo de vinculer la dite renonciation, c'est-ä-
dire la reserve des droits de son auguste pu^)ille aux biens laisses par
NapoleoQ, autres qua ceux specifies dans le testament et dans les codi-
cilles cominuniques par les executeurs testamentaires et dont Texistence
eüt pu venir au jour dans la suite. Or, si S. M. Tempereur et M"" l'archi-
duchesse clle-memo, a une öpoque oü ils otaient dans la ferme persuasion
du droit de Mgr. le duc de Reichstädt a la moitie des fonds deposes chez
Lafitte, se sont montres disposes ä renoncer ä Texercice de ce droit aux
termes des declarations ^ventuelloment arretees k cet eflfet, n'est-il pas
vraisemblable que les memes considerations qui ont detormine alors ces
augustt'S perssonnos, ongagoraicnt encore aujourd'hui S. M. M"* l'arcbi-
duchcsso a preudre lo meuie parti si, coniine lo pretend le docteur Anto-
marchi, il dopcndait ofroctivomont d'oUo de so uiettre cn posscssion de la
moitie des fnnds susmcntionnus?
Quoi qu'il on soit, commo dopuis la declaratlon souvent dite de Mr.
de Chateaubriand, nous n'avons plus ete dans le c:is de nous tenir si
exactement uu courant de ce qui avait trait a Texccution des dispositions
testamentaires do Napoleon, il ne pout qu*etro utile qu'avaut de preudre
8ur cotto alfaire une deterniination quelconque, S. M. M""' l'archiduchesse
vous Charge, Mr. le baron, de vous procurer des inforniations oxactes sur
son etat actuol et de vous iuliesser dans ce but a Mr. lo comte Apponyi.
Entietemps, et si toutefois vous croyez nccessaire de ropondre dh
ä present au docteur Antoniarchi, vous pourriez dans ce cas vous Iwrner
h lui faire connaitie (|ue ce ne sera qu'apres que les dites informations
auront ote misos sous les yeux de M""^ l'archiduchesse, que cette auguste
princesse sera a menie de porter sur Tobjet de sa reclamation une re-
solution definitive, que vous vous reserverez de lui faire connaitre en
son temps.
Quant aux biens laiss<;s par Napoleon dans Tile d*£lbo, il y a d'au»
tant moins de difficulto, a m(»n avis, que M™" l'archiduchesse en ordonne
le recouvrement ulterieur ä son profit, que s'il pouvait en rt^sulter quel-
qu'inionvenient, il aurait dejä ete eucuuru par la prise de possession de
ces biens qui a eu lieu du vivant de Mgr. lo duc de Reichstädt, et ne
pourrait maintenant ni etro atteuue ni aggrave par le fait de M"'° rarcbi-
duchesse.
Mais tel n*est pas le cas, vu que la haute tuteile de ce prince n'a
procede a cette prise do possession que sous benefice d'iuventaire. On
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pouiTait d'ailleui*» soutenir au besoin qoe c*ost moinä ä titre d*heritier
que Hgr. le duc de BeichstaMlt, oa poar pai'ler plus exactemeut, la haute
tot«lio de ce prince, a pris possession de ces mömes biens qn'ä celui de
Tabandon que la princesse Borgh^se, ä qui Napoleon les avaii läga^a par
oa de SOS codiciUes, en a (ait en faveur du prince boh neveu.
£«C6¥da
XLIV.
Fünt Mfltfeomioh an Baron UaxmohtXL
Yieone, le 8 juin 1883.
Honsienr le iHwonl
Une döuiarcbe ivceiit«' «i*- ^fl• i'ambaßsadüui- de Fiance, doiit lo but
"t les motifs sont reti*ac«8 daus Jn uiemorandura ci-joint. mo jiiet daiis 1«
de wpnir sur cft qui faisait le sujet do la lettre quo j'ai eu rhonneur
<le vüUö uiirt s-t*»'!- le 13 octobre dernier en reponse aus tloiix vMres du 14
et 28 scptembre de la mcme annee, relatives ä la reclamutiüu d un des
l^Jgataires de rex-empercur Napoleon, le docteur Antomarchi. Apriis avoir
developpe •iims ma dit« lepoase les considerations qui mo faisaiont pen-
5<r qu'il ue sorait nuUemont c*>nstilliit)lo ä S. M. M"" 1 iUxliiduclit'Hse de
Panne de revenduiiier la raoitiö des foiuls ilepuses pur Napoleon chez La-
fitte, memo en su}»posant quo cetto moitie se tituivät cncoro entre les
Bttins de ce dfinier, j'ujuutaisi qu'avant toutefois du preudru uuü resolu-
tbn detinitiTe ä cet egard, il pourrait plairo ä M*"*^ rarchiducbesse de se
procarer des informations positives sur Petat oü se trouvo actuellement ä
Pkris Taffaire de la saccession de Napoleon.
8i cetto angaste princesse a jugü a propos de euivre ce cohmU, il
«t ploi que probable qua iea inlmatioiu qtt*dle anra n9nes sont eon-
fnmufi il Texpos^ da memoiandttm ausmentionnd, et Itii aoront prouvj la
lUitf de ce que je n'avalB pn que eonjecturer daos ma dite letti'e du
13 octobre dernier, savoir que, 'bien loin de trouver le terratii favorable-
naat dispute poor la reTendication que le docteur Antomarcbi tous avut
nvr^atfe comme ei fädle et d'on succds ai certain, H"* rarcMdncliesBe,
n ae poHant i cetta dtniarGbe, ii*aiinüt pu» d*aprte la aituation actuelle
d« l'aflUre, qae nncontrer de nouTeaux et plus forte obstades. Tont ee
itnait doDC, me panit-ü, poor d^terminer d^flaitiTement M^* rarcM-
MeaM & renoneer, ainn que remperenr son aogueto ptee et eUe-mAme
t'j «taifiiit dS^ ddcidds präoMemmeDt, k Tid^e de pouToir faire valoir lea
Mb de 8. A. le dnc de Beicfastadt ä nne partie de la sucoeasion de Na-
234
poleon, et lors M"* rarohiduclie^üe trouvera sans douto ;ivüc moi qii«
le moment lo plus opportun ponr d^clarer cett» rf>nonclatinn est celni. oü
QU la deiuaiiiie comme an acte de condescendance a laquollo ou Jt-vra iui
teuir compt« de s'etre preise, ainsi qja'h notre gouYernemeut de lalui
avoir conseiiMe.
Je V0II8 engage, en cons^ofiiice, Mr. le baron, k porier le contena
de na pi^nte lettre h la cannaiesance de S. H. U"* rarehidnchene, «t
k la anpplier, ponr le cas oH eile seit dicidtfe & prendre le parti qne je m
pemetfl de lui oonseiUer comme celui qni ne panlt le ploa confonMl
ees ini^rtta, de toiib aatoriMr k me fidre oonnattre otteiellement bs ü-
termmation, pour qae je pnisse k mon tonr en donner acte» en bod
IjpQste nom, k Mr. rambaeeadeor de Ftance.
BeeeTea
Beilage:
Nifte dM ffwu^uehen BoitckafUn am YTiener Hofe.
Le testament de Fempereur Napol<?on contenait des Iftgs rt-nuinora-
toires qui devaieiit etic acquittes par Mj-. Jacques Lafitte jusqu'ä coucui-
rence de eertaines sommes appartenant au testateur, dont la maison
Laßtte «»it iMtfe d^poiiMre.
Oes Bommee se eont tronTte inffirienreB de moiti^ k la ralenr dee
legt port^B an dit teetameni, et lee l^gataitea ont dft Mre prtTtis ponr ee
mofif de la moitij de lern» lege.
Gelte moiti< pon?ait fttre rMnite encore au qnart attendn qne d*ipi^
la loi ciTile Fnuk^aise le teatatenr, laiaaant des eofimlB, ne peni diapoeer
qne de la moitiö de Tactif de sa succession.
Pour ce motif Mr. Jacques Lafitte craignant des ridamations ult^-
rienrf's do S. A. le dac de Beiohstadt on de ses ajant-cansee» refosait de
payer los Icg^.
Les executours testaineiitaip's, eu puursuivant la d^livraiue, avaioiit
obtenu en Angleterre im juginneiit de la cuur du ban du loi (lui se fon-
dnnt sur la disposition de la loi An(?!ais(> et sur le droit ((n'olU! accorde n
tout testateur de disiiKSci" de la totalit« de si'S biciis iiifublcs Cfimlauiiutii
MM. Jacques Lafitte et Cic. a i>e dosbaisir do la tutalite des fundü appai-
tenant k rempereui* Napoleon.
Le gonveniement Franfaia e'opposa ponr des motifs politiqaea k ee
que le jugcment de Londrea ftii rendu exmptoire par les tribnnanx Eran-
faia donnant dn reste sa renonciation pleine et eniike 1^ tonten lea Mar
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mt6m et acfcions qneleonqvee qii*U ponrrait, ä qiielque titre que ce f(tt,
iidr k •xneer mr b snecession de Terapereur.
Oependut eertains l^gateires de Tempereur Napoleon eprouvatent
des besoins pressante et sollicitaient avec instance la d^livi-aiico de leurs
le^; le Hr. de S^monville et le duc de Bassnno, ums pnr l<>s inutit's los
plu hoBonbleSy et pleins de conflanco dans la generositc «K's hcritit rs de
IVmperear, so rendirent personnellement t>;ai-aiits aiipirs d«' lu maisoii
Itffitte qu'aacnne reclamation ne serait jaroais eifvcc dans Tintöivt de
M h^tiers contre la legalite des payements SüUicitüa. La inaisoii La-
fitteaccepta cette garantie, vida sos main.s. mais prit une hypothequo lio
&00.000 fre. Sur les biens inuneuble» de Mr. le maiquis de Seiuouville et
de 400.000 frs. sar les biens meubles du duc de Bussan ».
Ces inscriptions contrarient vivomont aiijonrd'lmi los iiiterets des
dem famllles qni ne peuvent copi>n>lant obtouir la radiutiou que .si lu
Diaison Lafitte est mise h l'abri de tmit rt'cours de la part de S. M. Tim-
peratrice Marie Louise. La bienveillanco avoc hupu-lle S. A. Mr. 1«' itrince
i- Mptternich a bien voulu eoouter IV-xpost' df cttt- affain' disp(Ml^<♦' de
retracer ici les mntifs de divorse natur»- *\w imhu laii iit iiiv^quer Ic^ iiite-
ms^s. Oü Be bornera ä indiquer comme la Solution la i>liis simple une
tl^lamtion par laquelle S. M. Marie Louise rcnoni-frait a t'^us i^cs droits
Sur la succession de S. M. l'euipereur Napolt'-on, i-t approuvi lait iiuplicite-
nent oo explicitement les payements l'aits pai- la muisou Latitte.
XLV.
Kareiohall an den Fürsten Uettemioh.
Panne, le 21 juin 1833.
Mon prineel
Aussitöt aprJjs la nk-eption de la dopn iu' de V. A. du ö de rc niois
wncernant la renonciation deS.M.M"" rai chiduclicssc durhcss*- dol'aruu',
Monte idee de faire valoir les droits de S. A. ^Iirr. le dur df K«M« listadt
ä aucunf^ partie de la succession de Napob'oii son p»'i«', j«^ um- suis fui-
presse de la mettre sous les yeux de S. M.. aiiisi <nn;' Ir nn-niorainiinu d»*
Mr. Tambassadeur de France qui «"y tiouvait auiicxt'-. ot iin expose {,'>''ne-
la iiiaixhe de cette affaire depuis son oriu'iMi'. (F<dilt.)
S. M. M"* rarchiduchessc laquelle est (•iuiiiu»'»' de ]»ouvoir ^uivre
cette occasion une marche conforuu' aux intentions (|u'ellt' a numi-
ftltfn dis le principe de cette affaire, a daigue urautoriser ä deciaror ofU-
cUkiBent en son augnste uorn ä V. A., ainsi que j'ai rhoiineuc de le
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üin pur la piiseiite, qii*eUe i«nonfait Tolontairanwit h tonte \äk d»
tun vdoir 1«8 droits de 8. A. le dae de Beiehstadt k nne partifl d» b
snocession de Napoldon eon p&re. Priant V. A. de doniier acte d« cutte
dfelaration Ik Hr. rambasBadeor de France, aDssi bien qii*4 tont mtn
qa*elle ponrrait ooncemer, daignte
Beilage:
Fbrtraj^ iforMcAa^rt an Marie Louise*
Panne» le St jain im
Hadamel
TJne demande recente de Mr. rambassadeur >h Francis a Vieune,
ajaiit poar bat d'obtcnir de V. M. uim lenoiiciatiou fonnelle ä Vidt^ de
fairo valoir les droits de feu S. A. S. le duc de Reichstadt sur la succession
patemelle, me fatt vn deroir de retiaoer tHrttremeiit i Y. H. la wudn d»
eette affairo depnie eon origine.
Le teatament de Napoleon contenait des lege rdnnmdrateiFea qii
devaient dtre acqnittda par la maison de banqne lafitte» juaqineB A oon-
carreaee de cwtaiDea aommea appartenant au teatatenr, doni eette maiioa
4tait depositaire. Cto BomineB se aont troav^ iufdrlearea an montant des
lege portes an dit testament, et elles le seraient derenues encore infliii'
ment plns, si Ton s'^tait prevalu des lois civiles Franfaises, seien letexU
desqnclles le iestatenr laiaaant des enfuite ne peut dü^oser qne de la
moiti^ de Tactif de sa succession.
A cptte epoque et ponr cos catisos leg executoura testamentairf?
s'adresHÜioiit ä V. M., et le gouveriH tncnt Fran(;'ais h S. M. Penipereur
comme charge ilo la baute tutelle de fem S. A. S. io lue de Reichstädt, afin
d'obtenir de l iiiit' ot de l'autre partie iihp reuoaciatiou volontairo a la
part qui d*apii3s ks lui^ Fran^aises pouvait compdter a co jpune prince;
renoDciation ä laqucUe V. M. aussi bieu qua S. M. rempcreur, ea sa
qualite de tnteur de sou augaste petit fils, se sont eiTectivetnent d^id^
et dont racte formal n'est restä inaccompli que parce quo le gouTeme-
ment Francs ayant entretenps ehang^ de maniire d'envisager eette
affaire et mis en qnestion le droit du dnc de Beiehstadt i la Idgitime qne
Ini donnaient les lois Franfaises» la clanse dont S. M. rempereur avait
jngä n^oessaire de vincnler la dite renondation, c^est'A-dire la r^serre des
droits de son angnste pnpUle anx biens laissfe par Napoldon, antrea qne
anx sp^ifi^ dans le testament et dans les codicilles conunnniqnds par les
exdcntenrs testamentaires» serait devenne illnsoire.
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üepnis c«tte ^poqup, ni V. M. ni l:i haut»' tiitfllo fr-n Mi;r. lo «lue
de Beichstadt n'avaient plus donne auciino suit»« a « ott»' attaii«'. l..rs(nit'
l'automne passe, pou de mois apres k> iiialli» ui«'ii\ .lt'ci'> 'ic iiriiu-i«. h«
(l'KTteur Antomarchi sc presenta ä Paim*' nvlaiiiaiit V. M. rac(|uitti'-
ment des dernieres volontes de Son i'iioux on sa favt ui-, et !♦> f?ollioitaiit
Sur la partir- des fonds deposes chez !<• l>aih|iii- i Latittc la<|n<-ll<- x'lon
son asseilioii avait dü etre c«»nsideree CMiiime niü:>)>..nil>l''. ft r«'-t' r par
o^nsequent en depöt dans la dite maison do bauquc jusqu'a la iitnjuiito
dujeune prince.
V. M. daig-na m'^rdonner de porter la ifclainati^ai iu l>" t«M;r Ant-i-
marcbi ä la connaissance de Mr. le priiic-' dr- .M. (t« iiii<li < t .l»- .i< iiiatiiifr
♦n son noin Tavis de S. ^1. I. taut siir la >iJii|i">itii>u avaii« ! »' pai !<■ ic-
damaut. que sur la ligue de cnduito (ju il y amait a t<'iiir s"n> Ir lapp ut
ic$ propres couvenance« aussi bieu que sous celui des iiiterets des
legataires.
Mr. lo prince df Mfttcniich en nie rt-p'-n laut ••d dat«- du i«i t..ln»^
liernier quo. quoi(|nV-n suite de la n'-nlntioii s..iiv( iiiiii4- di- S. M. rrni-
p^reur, oominuniquee a la date du 21 srptt-niliK'. la -nlmiMii tl..> tiui-sti"iis
relatives ä la suroession de feu rempen'ui- Na|<''lt'"ii .ii parti-nait d<>iv-
navant entierement ii V. M., il n'avail pa.^ jiu Ltii >niiiii. tn-- iiif> <"iinini-
nications, ajoute qiril ne cruyait point quo i*da dut l'. niiM'. h. r d<' nie
C'iroinuniqner ses reflexions sur leur couteuu, p"ur tel e^ard qut* V. M.
jugerait c<.»u\ ' iialile de leur accorder.
S. A. etablit dans la pi^ce ri-joint»« . u ..i iLMual que. n»>n seulemeut
la supposition du docteur Antonuirelii >ur la jiaitic dos fnntls tenus en
rf<erve chez le bancpiier Latitte jusqu'a hl niaj«»rito de Mgr. lo duc do
Reichstadt etait prubablenieut err»»nec, mais qne ineuic dans le cas oü
f\k fut vraie et aussi bieu (jue dans celui uü il appailiendmit ä V. M. d'on
iispLsor, il ne sorait encoro nuUemont conscillable a V. M. do la rovendi-
qver, les memes considörations qui ravaient disi>osce ainsi que S. M.
r«Dq»ereur h renoncer dans le principo ji rexorcico do cc dioit, devant
Tnisemblablement L'engager encore a prescnt a prcndi'o lo inöuio pui ti;
il coBseiUatt en ontre eomme utile avant de prondi'c sur cettc afTairo uno
^Avmiiiilioii d^finitiTB, de ee procui'cr par Mr. lo comtc A}»pönyi des
nnseignemeiitB exacto rar eon
y. M. mettent mne pleine oonflsnco dans ropinion eunncec pnr Mr.
l«irrmee de Metfeemich, et n'ayant jamaia eu d*autrc intentinuquo d exa-
nniier ee qui poamlt Mre duiB Tinteret des Icgatairos qui s'ötaicut
^intsk k Elle, ne jugea point oonTonable aUns de d<»uuor suitc a ruf-
faire; k präsent Kr. le prince de Mettornicli en suite du nioniMnmdutn
23d
nmii par Mr. rambasrndflor de France, lequel aa tooava joial I ta d6-
ptohe da 8 da ee mois it pr< uve que lee oonjaetiina aiprim^ daas oeUi
du 18 oetobfe 1888 tont pariSutamaiit v^riiUea par lea fiato, eeoMOIa i
y. M. d'aodder i la taande de Kr. rambasaadear de Ranee, «t xe-
nooeer ainai qQ*BUe a*j «tait d^jä diddte pr^emmeat i toate U6% de
ftiia Taloir lea dimta de 8. A. S. le dae de Budiatadt ä ane parti« de b
aaooeaaion de Napoleon, oonaiddrant qae le Boaunt le plus opportun pour
dddarer cette lenondation eat ceini oii on la Lai demande ooBune aa acte
de eondeaeendanee, aaqael on devrait Lai tenir compte de a*Mre prtMe.
J'oae done prier Y. M. ai, d'apria Teipoed d-deaaaa» Elle juge eoa-
veaaUe de prendre le puti qal Lai eat «onaeilld oomaie le plaa eoalbnae
k See intdrMa, de deiner m'aatoriaer k fiure connaltre efficielleauiit k
8. A. Hr. le prinoe de Hetternieh la d^tenaiiiatioii de renanoer Tolonkahe-
ment k toate idde de fiure valoir lea droita de 8. A. 8. le dao de Beidiatadt
k ane partie de la aaceeaaioa de Napoldon aon pire, afin qa'll paiaae k
aon toar en donner acte & Uir. Tambaaeadear de Rance.
Le grand-maltre de Y. H.
ApproaTd Marie Loaiae m. p. Mareaeball m. p.
XLVI.
Noaa Marie Loaiae, Princeaae Imperiale, Archidaoheeae d*Aatriehe,
Dacheaae de Panne, Plaiaance et GaaataUa
Donncaa par oea pi^aeatea pleinpeavoir cbargd et aatorit6 k Mr.
Porcber de Lafontaine, acroeat de la coar Bojale, Chevalier de la Mgien
d*honaenr, demenrant k Paria, de fiure k tel tribanal oa aatoriti qn*ii
appartiendra, la d^daration qae Koaa renonfoaa parement et aimplement
tant en Notre nom peraonnel, qae comme bdriti^ en partie de feo
Napolten Fran^ois Charles Joseph dac de Beichatadt» Notre Als, k toos
droita et pr^ntiona, g^nöralement qnelconquea qae Nona et Notre fila
aariona pn avoir anr tous los biena meubles et immoubles, situes en
France, ajant appai-tenu ä Tempereur Napoleon Notre Illustre eponx,
d'affirmer quo Nous n'avons fait aucon acte d'h^ritier, enfin de faire et
eigner toutes d^larationa et affinnationa qai aeront leqniaea pour Tolyet
du präsent pouvoir.
Fait cn Notre r^denoe dncale de Plaiaance le douce Mai mille buit
eent trente aept.
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Abkürsiingeii.
Antomarchi: M^moires di\ docteur Antoin.ii rlii. Hni\t>lles -2 U.l.v
Correspoudauce de Napoleon: Correspuntlancü du Na]Mileou 1, {iublit>o
pw roidre de remp«raar VApoIAon UI. PAris 1858—1870. 32 Bde.
Bvf in«: Md—dm et ooneqMmdenee politique et militaire du prince Eugene,
p«r A. dn Gawe. Fkris 1860. 10 Bdo.
Forty th: Histoi/ of HhB tafAyitj of Napoleon at St. Helena. London 1853.
3 Bde.
Uamel: Histoire du rifne de Louis Philippe tHiMutt huite a rhistoira de la
tertroretiee, Jnlllet ISSO-^Pivrier 1848, par EraeBt Hamel. Paris 1889.
Belfert: Maria Lomie, Endieraogiii von Oesterreich, Kaiserin der Fransosen.
Wien 1873.
Larrey, Madame Mdre: Madame Essai histuriqne par le baron
Larrey. Fans 1892. 2 Bde.
Maria Loaise, Correspondanee: CSofreHpondance de Marie Louise. Vienne
1888.
Montbel: Le duc de Reichstadt. Paris -Versai lies 1832.
Montholon: Histoiro dw la captivit^ de S'' H.'-Iriic. Paris 184f>. 2 lU\o.
Oeiterroichs Theilnahmn an dtju H t ri' i ii ii ir^ k ri «'«r«- ii : Kiii Hcitra};
uur Geiicliieiite der Jahre 1813 — 1815, nacli .\ulzL'irliiuui;;«'ii vkii Friod-
rieh Ton Genta, nebat einem Anhang: Briefwevhscl zwischen den
FBnten Sehwanenberg und Kettemich. Herausgegeben von KIchard
Filntt Mettemidi-Winiiebiirg. Geordix-t und /lütaramengesteUt von
Alfons Freiherrn von Klinkowstr^in Wn n
Prokescb: Mein Verhältuiss zum Herzog von Keidi-stadt.
Scklitter: Die NapoleolüdM: Kaiser Franz I. und die Mapoteoniden vom
Starae Mapoleona bis an daaaeo Tode. Wien 1888. (Aus dorn Archiv
für OsterreidÜBche Oeadiidite» LXXU. Bd., II. Hälfte, aoparat abge-
druckt.)
^t.-A.: K. und k. Hans-, Hof- und StAatnan-hiv.
Thier»: Histoire du consulat et de Tempire. J'aris lö-iTi— 1 JSli2. 20 Bde.
Namens verzeichniss.
A.
Aignan, St. 156.
Alexander L von Rusaland, 19^ 83,
84. 186. IfiSL
Antomarchi, ProfeMor, 7, 12, 13^
88» 87i 88, 40j 48—61, 82, 96, 97,
100, 118, 122^ 123, 126, 137, US.
—161, 184, 210, 211, 228 — 230.
232. 233. 232.
Apponyi, Graf Anton, 118 — 120,
Archambault 168, 22L
Aruott, Dr., 128, lÄL
Aulaire, Ste., 123.
B.
Baillon IM.
Ualconibe W., 112-
Hallouhaye 62, 66, 159, 160, Ifii
Haring 52, 132.
Barry 223.
Bassano, Herzog von, 95, 210, 223,
m
Bathurst, Lord, 8, 10, 17, 18, 20,
24,26,28,33,41,42,46,47,53
—65, 67, 73, 74, 125, 139, 14L
144. 148. 161. 152. Ifi3.
BauBset, L. F., 155j löfi.
Bertrand, Graf, 3, 7, 9, 11 — 13,
26, 27, 29, 30, 33, 36-41. 43—48,
51, 67—59, 63, 64, 66, 74, 76, la
—82, 94, 95, 99, 127, 130, 132—
139. 141. 144—161, 168—160, 162,
168, 172, 181, 182, 185—187, 195.
204-206. 208. 210, 223.
— Gräfin, Ififi.
I Besseres, Witwe des Marschalls — ,
I 96—98, 16S, 2ü2.
Bessoy, Capitaine, 223.
Binder von Kriegelstein, Friedridi
Freiherr von, 147. Ififi.
Bombelles, Ludwig Graf von, 49,
50, 92, 93, 109, 113, 116-117.
120. 224—226.
Bonaparte, Familie, 89^ 44, 89. 9?,
113. UL
— Hortense, 223.
— J6r6me, 121.
— Josef, 28, i2.
— Lätitia, 14, 82, 121, IM-
— Pauline, s. Borgheso, Pauline.
Borghese, PauUue, Fürstin, 82. 89,
91, 92, 10«, 111 — 116, 185, 22i
233.
— Camillo, Fürst, 113, 224.
Bouillerie, de la, 216, 217, 2iL
Bouvard 22&.
Bron 223.
Brunnetti, Lazar, Conte. l&L
Bruyer, General, 119. 22L
Bub na, FML. Graf, &Ü.
Buol - SchaueuBtein, Karl, Graf
von, 1H5.
Buonavita, Abb^, 14, 34, 144, 111
Burghersh, Lady, 21, 24—26, 123
— LLL
— Lorf, 26, lAL
c.
Caffarolli, General, lö6.
Canterbury, Erzbischof von — , 51,
53, 63, 64, 73, ai.
Google
241
Cantillon, IM.
CarADian, Graf, 56^ tfig
Castloreagb, Lord, 2Ö.
Caa lainconrt, Herzog von Vicenza
166, m
Chandellier 168i 224.
Chartrand 168^
Chateaubriand, Graf, 94. 99. im
— 104. 108. HO. 122. 2üA — 207.
gll. 213. 214. 230—232.
Corsini Neri 22.
Courzot 168i 223.
Crenneville, Gräfin, U,
Cronier 225.
D.
Dam, Graf, 96, 210.
Denis, St, IM.
Dietrichatein, Moris, Graf, 13, 28,
24, 140j IIL
Dnpin 151.
£.
EsterhAzy von Galantha, Panl,
Fürst, 13, 17 —22, 26, 30, 31, 33—
35, 41, 42, 46, 51, 53,^ 66, 68—60,
67j 73, 74, 110, 142—144, 147, 148,
15L 155, 162, 164^ 167, 113.
F.
Fesch, Cardinal, 82, Ififi-
Fleury de Chaboulon IM.
Floret, Engelbert Josef von, Hof-
nilh, 76i Ififi.
foresti, Hauptmann, 13.
FoMombroni, Marqnis, 92. 93. 116
-117.
Pouche, Herzog von Otranto, 13.
Foul er, General, Ififi.
f William, 63, 56, 57, 74, 152,
183. 173.
f »»ni L 6, 13, 15—17, 20. 21, 23,
2L30j41,46,57,62,G(L71^77,
§0, 83—85, 88j 91j Ml 95i 99i
•05, 107, 113, 114, lITj 120—122,
1*2, 158, m iÜÜ^
Prianl, Herzogin ron — , Ififi.
AieluT. Bd. LIU. L Halft«.
G.
Gärtner, Friedrich Christian Frei-
herr von. 21, 70, 84—88, 189.
Genotte, Wilhelm Ferdinand von,
IIS.
Gents, Friedrich, Ift.
Georg IV. von England, 78. lÄL
Giliia m.
Gorreqaer, Major, 10^ 127, 131. 131.
Gourgand, General, 120, 134i IMi
223.
H.
Holland, Lady, 128, 137, US.
— Lord, 20, 26, 82, 33, US-
Hnzmann & Wilson 228.
L
Isabey, Haler, &L
Istrien, Herzogin von — , s. Bes-
siäres.
K.
Kar eher, Ritter von, 35, 204, 206.
Karl, Erzherzog, 1.S5
— X. von Frankreich 123.
Im
Lafitto, P., 6, 83, 36, 36, 41—48,
48, 51, 62. 64, 66—60, 63—70, 12
—74, 78, 80, 89, 94—96, 102, 111^
112. 120. 122. 123. 145, 146, 149.
151—154, 160. 164—166, 168, 171,
172. 174-176. 183. 184, 187. 188.
193. 194. 199. 206. 208. 209. 21fi
—223, 225. 228—237.
L'AUemand, General, 171.
Lamporeccbi, Advocat, 120. 228.
La Place, de, iftfi-
Las Casea, Graf, 7, 32, 143, 168.
172, 2üa.
Lederer, Alois, Freiherr, 110-
Lemercier 225u
Lepage ggi
Len, Gräfin, s. Bonaparte Hortenae.
Leuchtenberg, Herzog von, 32, AI
—43, 6L 62, 69j Tlj 86. 143, 146,
156. 157. 167. 168. 189, 198. täS.
Ifi
242
Liochteustein, Wnnznl, Fürat, IfiR.
Londonderry, Marquin, 33, 34, 13*J.
Louis Philippe, KUuig von Frank-
reich, 1^
Lowe, Sir Iludnon, 8—12, 17, 18.
20. 24. 27. 28. 33. 34. 46. 47, 64.
57j 74^ 125, 137, 138, 141, 143, 144,
147. 148. 150. 161. 163. 179.
— MiidAme, 138
Lubort ai.
Lndwig XVII. lillL
— XVIII. 19, 30, 68^ 73, 78, 103,
105. III. Ififi,
M.ii8on, Marquis de, 193
Maiisi, Tito, 50, 225.
Mar< band, 3, 7, 9 — 11, 36. 47, 69,
6»), 80-82, 95, 118—120, 127, 128,
131. 134, 138, 147, 148, 160, 168,
172. 185, 186. 195. 208. 222.
Mart'schall, Wenzel Philipp Leo-
pt)ld, Freiherr von, 122, 123, 228,
229. 233. 235. 236. 23B.
Mario Louise, Kaiserin, 3, 6, 7, L3
— 16, 18, 10, 21—28, ^ 36- 45.
49—52, 57—62, 65, 69, 70, 74, 75,
77, 79, 81, 89, 91, 92, 108, 110,
117. 118. 122—125, 138, 139, 160,
155. 159. 161. 16K. 170. 174. 181.
188. 189, 206, 210. 211. 228. 235.
23(2, 238.
Mnrlboroug'h, Herzog von, 135
Meneval, Baron, 165. 1 56.
Merveldt, Maximilian, Graf von,
185. 186.
Hett<*rnich, Clemens W. L., Fürst,
13, 15—20, 22, 23i 26, 27, 29-36,
39-66, 67—89, 92-116, 117-
124, 139—146, 160, 157, 158i 162,
103. 170, 173, 182. 185, 189. 204.
20:'.. 207, 210, 211. 2H. 221. 22^
—226, 228, 229, 233, 236, 237, 25».
Mi er, Felix, Graf von. UiL
Montfort, Fürst, s. Bonaparto J6-
röm«.
Montholon, Graf, 3,4,6—13, 26—
30, SS— 87, 39—41, 43-48. 61 —
63i&fi !>9,fi3,64, 66,69,72,74,
79—83, 94, 95, 99, 102, III, Iii,
125—136, 138^ 139, 141, 144-14><.
160. 161, 164. 168, 160—163. IM,
171. 172. 176. 184-188. 195, 204,
206. 208. 209. 216—221, 223, 2iL
Montholon, Gräfin, 28, 132, 171,
172. lÄL
Montmorencj-Laval, vicomte. 80,
100, 184. 21h.
Moreau IM
Muiron I£&
N.
Napoleon L 3, 6—8, 10—12, 14,
15, 17—20, 22—24, 26-37. 41-
43, 46, 47, 49, 50, 52—60. 62-79.
81—109, LU— 113, 115, HG, US,
120—123, 125-142, 144—152. IM
—156, 158—160, 162—166. IW-
171. 173. 176—177, 180, 182, 184,
186, 187. 189—205, 207 210. iU
—216, 218, 220, 221, 223, 225, Hl
—238.
Napoleon II. s. Reichstadt.
Neipperg, Albert Adam. Graf von,
16—17, 21j 23—28, 33, 37 — 40, 43.
45, 4a 55, 59—63, 65, 67, 68, 70,
73, 75—77, 79, 81, 85, 92, 98, 101.
110. 117. 118. 140. 160. 159. Ifiä.
173. 210. 230
Neu mann, Philipp von, 13, 29, US.
Noverras 136. ifiH
0.
O'Meara, Dr., 32, 129, 132, 113. 226.
Orleans, Herzog von, 4.
P.
Persil IM.
Poyrus 222.
Peyrusse 165, 156, 223l
PeyruBsel 224-
Pieron IM.
Pir^, G., 223.
Pius VU., Papst, 20, l2iL
Planat 168, 223.
Poggi 44, 223.
Digitized by CoUUjiiJ
243
Porcher de Lafontaine, Advocat,
2S&
PozBo di Borgo, General, 83^ iM.
Prokesch, Major, 118^ i2L
B.
Ramolino 22ä.
Ratery, Secretlr, 112.
Reade, Thomas, Sir, 9^ 125—127,
131. laiL
Reichstadt, Herzog von, 3j 4^ fi —
8jlOj II, 13il6jl7jl9j21i 23—
25, 29, 30, 34» l«! 3L 40—44, 46i
49. 52. 53. 55, 58. 61. 63. 6 t. M
— 70, 72,73,75^77,78^80,84,85,
88-94, 96-100, 103-122, 124,
139. 146. 148. 149. 160—162, 164i
166. 173—180, 182—184. 192. 196.
196. 200. 202. 203. 207. 211. 212.
217. 219. 221-224, 227—238.
Revizky-Revisn jo, Adam, Graf
von, 194
Rirhelieu, Herzog; von, 36, 1H7-
Rigaud
Rivarola, Cardinal, 112.
Rothschild, N., Baron, L3.
Ron8üeau '^^-^
Kutledge 12fi.
&
Santini 223.
Siurau, Franz, Graf von, 121,228.
Spbagtiani, Horace, 9L äUL
i^^guier bH 57, lfi2-
Semonvillc, Marquis de, 47, 76,
M. 84, 145, 147, 176, 184, 186»
Senfft-Pilsach, Friedrich Christian
Ludwig, Graf von, 124.
Stadion, Johann Philipp, Graf Ton,
63^ UlL
Stürmer, Bartholomäus, Freiherr
von, 12, lÜL 1^
Snrvilliers, Graf, s. Bonaparto
Josef.
T.
Talleyrand 4L 112,
Tausch 22fL
V.
Ugolini, Josef, 11^
V.
Vantini, Vincenzo, 226, 221.
Vicenza, Herzog von — , s. Cau-
laincourt.
Vignali, Abb^, 9, 12, 26—28, 37,
38, 40, 48, 82, 127, 131, 14^ 149,
168. Ififi.
Vincent, Karl, Freiherr von, 36,
39—42, 44, 45, 48, 49, 61, 57—60,
62—64, 66-69, 72-74, 76. 77. tiÜ
—82. 88. 94—96, 98, 99, 101 — IUI,
107. 108. III. 112, 118. 119. 145,
146, 150. l.>8. 162. 164. 167. 173.
174, 177. 179. IHO, 182, 18Ö, 188,
200. 204—207, 2m, -Jl 1, 214. iiau.
Vivanelli 22L
W.
WalewHky 22i
; Wardon, Dr, 12S, LälL
I Wellington, Herzog, LiL
i Wilson 223.
16»
InlLaltsverseicimiss.
I. Cftpitttl. Napolaon trifft Mine I«tetwil1i9«i Aiiordsiiiig«n. — Mn
Tod und seine Beisetzung 3
Ii. Capitol. Rir Hudson Lowe in Lonp-wnnd. — Er nimmt <Ue von
NapoltHiu Booaparte hinterlasaeneu Gugeuätändu in AugonscheiD.
Sein Barielit Muli Loiuloii. — Di« BobfctMlugeUhrteii N**
poleouR vorlasgea diA Insel St. Helena 9
III- Capiti'l. Der Ilorzop von Rpichstadt. Mrtrio Lnnise. — Tr.iucr-
feierlichkeiteu iu Sala. — Marie Louise wünscht von den letzt-
irillig«it TerfÜgungen Napoleoot In Kennini« geietst ca wer»
den. — Webangm Jleneniicli*» an den FHistem Eaterhiqr • . U
IV. Capitel. Verhalten der englischen Regierung. — Napoleons letzter
Wunsch, «Iftfis sein Herz nnrh Panna gebracht werde. — Metter-
nichts Vortrag an Kaiser Franz 17
V. Capitel. Hetteroieh't Sebraiben an den OraÜBa Ntdpperg und den
FUnten Esterbia^, — Nothweudigkint, dass die Osterreidrifldie
Regierung iu Bälde von den Bostlmmungen des Testamentes iu
Kenntniss gesetzt werde. — Marie Louise. — Ihr Brief an La<ly
Burgbersb. — Metteruicb's Unwille darftber Sl
TL Capitel. Ankunft des Abbi VignaK in Flornia. — Seine Zu«un-
nienkunft mit dem Qnftn Neipperg. Marie Lonlae ttbersen-
dt»t ihm einen King. — Seine Ansichten über das Testament
Napoleons. — Lord Batbuxsi. — Verhalten der Testameutsvoll-
itracker. — Kaller fVani vertritt den eivilrttditUeben» Fttnrt
Mettemicb den politischen Charakter der Angelegenbeit —
GcsprKchp im Salon dor Lndy TloIIand (iber ri.ns Trsf.nmorit. —
Erkliiniii<r der englischen Regierung, sich in nichts zu mi^iien,
was das Privatvermügen Napoleons betreffe ^
VII. Capitel. EaterbAiqr ertbeUt dem Forsten Mettenüob den Batb, in
Fnwfcreiell Kaebloncbcngen Uber den Verbleib iles Testamentes
anstellen üu lassen. — Sein Gcsprätli mit Sir Hudson Lowe. —
Bertrand und Montholon in ir'aris. — Ihr Procese mit dem Bank-
banee Lafitte. — B«ctnuid*s Bebreiben an llarie Louise. — Anto-
marebi in Panna. — Beine Andiena bei dem Grafen Kdppeig.
— Er sieht die Kaiserin im Theater. — ländmck, welchen die
Witwe Napoleons auf ihn hcrvnmift. — Mario Louise erhRIt
den Brief Bertrand's. — Sie wendet sicli um iiatU an den Fürsten
Mettemicb. — Dieser schreibt an Neipperg. — Marie Looiss
ersucht den Botachafter in Paris, in ihrem Namen mit den
TastamentsToUstreefcam na ttuterhaadaln SS
245
VnL CspIteL Saitaiimgarflielito flber Tortunent NapoleoM. —
LoM Bftthnnt. — BAron Vincent — Murie LouiHt> — Vor-
halten df's Fiirsto» Metternich. — Kaiser Franz fordort den
Staatskanzler auf, ihm zuverl&asigQ Nachrichten über das Testa-
nwBt m lurterbwiten. — Waimiigwi Melleniich*i naoli London
mid Fttii. — Mtrifl Lomae «rkllrly auf jedm KaAifeniiM dar
dem Herzog' tou Reichstadt mBg>Hdi«nreifle rafiülendeo Erb-
schaft Terxichten zu wollen 41
IX. Capitel. Antomarchi in i^arma. — Gerüchte über ihn. — Seine
AniBom bei dem Qnhn NeippOf. — Br xetit naeh Fula. ~
Bnn.M Vincent . 49
X. Capitel. Procesa der TostAmertsvollstrcclcpr mit dem Itankhauiie
Lafitto. — Marie Louise. — Erst« Nachricht über den Verbleib
dee Teetamentes. — Dieses ist als Depot hti dem Gerichts-
hofe des SnbisehoA von Canterbnrj biirterlegl — Ffirst Met-
ternich — Esterhazy schickt Auszüge des Testamentes, welche
er von dem französischen Rotfchafter erhalten hatte, nach Wien.
— Metteroicb's Aosicbten über den Grafen Montholou . . . &1
XL CapiteL Monaolon und Beitnmd bei dem Botaebafter Baron Vin-
oenl — Ihr Schreiben an Harle Louise. — Honflutlon und La-
tittp befehden sich in den TnpeHhIiiftorn. — Mnrie Louise erliSlt
d.i.H Codicill, welches auf sie Beznu' Im! — Ihr Un\>ille darüber.
— Der Herzog vou Leuchtenberg. — .Seiu Schreiben an Ivaiser
Frans. — Randschreiben des Kaisers an den Fflnten Metternich 67
III. Capitel. Aoasergerichtlicher Vorgfleiob zwi'^v iu n den Testaments-
vollstreckern und Lafittt^ - Montholon bei Haron Vinc«>nt. —
Mettemich's Weisungen nach Paria und London. — Seiu Schrei-
ben an den Grafen Keipperg 68
IUI Capitel. AetiT« und Passiva der Verlaaeensehaft. — Anspmeh des
Herzogs von Reichstadt auf die Hälfte des Latitte'scben Depots.
— RerhtMitel, unter welchem die Legatare von 8t. Helena dieses
Depot beanspruchen. — Vortrag Metternich's an den Kaiser
fiber den bisherigen Gang der TeetamentMUigeleg^nbeit — Die
Privatdomaine Napoleons. — ' Yerbalten der englischen Regierung 88
JUV, C.i p i t e 1. Schreiben der Tcstamentsvoll^itrpoker nri Marie Louise
und den Fürston Metternich. - Sic wünschen, dass die Kaiserin
die letztwilUgen Vertüguitgon Napoleons anerkennen und Im-
stltigen mOge. Hettemieh Tertritt die Ansicht, daae es am
▼ortheilliaftosten .'^ol, auf die Eriwcliaft Teimteht au leisten. —
Sein Schreiben nach Parma. — Sein Vortrag an den Kaiser.
— Dieser verlangt» von sämmtUchen Bestimmungen des Testa>
mentee in Kenntniss geeetat an wwden. — Schreiben Bertrand'a
an Kacie Loniee. — Metternich*« Depesche an Ylneeut —
Die Tosit.imontsvoUstrecker Übergeben dem Botschafter in Paris
eine beglaubigte Abschrift des letzten Willens Napoleons . . 74
XT. Capitel. Metternich nntorbreitet dem Kaiser A&a Testament. —
Dleaer Terlangt Anftehlnas Uber den Artikel, welcher die ita-
Smt»
liMiiielM Civilliite betritt. — Uettocnidi abMwhickt dat IV
aliment dem Tioepriaideiiteii der obeislen Jafttihofttelle und
fordert ihn auf, darüber sein Gutachten zu erstatten. — Vor-
trag des Vicepräsidenten an don Stantakanzlor. — Metternich
unterbreitet dieses Gutacliten dem Kaiser und furdert ihn zur
Vendchtleutaiig auf 83
XVI. CapiteL Dm Out San Maftino. — Yming Metteniieh*s an den
Kaiaer Uber die Ansprache Reieliatadf a auf dieaes Gut — Er
orsncht den Kaiser, einen baldigen Entschlnss zn fassen. —
Der Kaiser /,r>p'rt damit. — Die franzfisi.sche Regierung hofft,
dass die VormuiuUchal't Keichstadt's auf die Erbschaft Ver-
liebt leiaton «erde. — Hettemieb emeht den Kaber in aiiMin
neuerlichen Vortrage nm eine baldige Entscheidung. — Ein-
Teratindniss zwischen der fr.inzn$(iseben Regierung und den Le-
gataren, welche ihre AiiL't'l''L''*^itln'it einem Srliiedsrirhtercomitö
Ubortrageu haben. — Der ^jirncli der iSchit ilsiirbter, wonacb
die Hälfte dos Lafitte'schuu Depots dem iierzoge von iteich-
stadi flberlaaaen bleibt — Nenerlieber Yeitng Metteniich*a.
— Besolution dea Kaisen, wenaeh die firanaMaehe Bagienuig
zu einer bestimmten Aensserung veranlasst worden m^ge . . 89
XV'Il. Capitei. Weiftunjr an Baron Vinrent. — Dejiesilie nach Parma.
— Note Chateaubriand^ an Vincent. — Die franzüsiscbe
Regierung spricht dem HerMge von Bmchstadt das Recht
ab, in Frankreich eine Erbschaft anantreteOf nnd gestattet
den Lpgataren, »ich untereinander abzufindeu. — Vortrag
Mettornich's; er fordert cb-n Kaiser anf, der französischen He-
giorung gegenüber keine weiteren Schritte nielir zu mitemeb-
men. — Seine Vorschläge in Uetreif des Gutes bau Martine. —
Kaiser Frans genehmigt die AnsflUmmgen Hetlemieb*a, mUl
aber nicht in fBrmlieher Weise anf die Erbschaft Versieht
leisten. — Er weist Metternich an, Erkundigungen darüber
einzu/iflioii . ub Napideon nicht in Helpien, England oder
Nttrdanierika irgendwelches Venm'igen angelegt habe. — Do-
pcschcn nach Paris, London, Florenz, Philadelphia und Parma 99
XVm. Capitei. MonthoWs Denkschrift Aber daa Testament Napo-
leons. — Er fordert Vormnndschaft Eeiebstadt's auf^ in
fBrmlieher Weise anf die Erbschaft Verzicht zu leinten. —
Depesche an Vincent. — Die Fürstin Pauline Horghese ver-
macht lieichstadt das Gut San Martino. — Vortrag Metter-
nichts. — Der Kaiser verlangt sn wissen, ob San Martino
der Fürstin oder Napoleon Bonaparte gahQrt habe. — > De-
pesche nach Florenz. — Die toscanischen Gerichte erklären,
dass die Fürstin Biughesc ülior das Gut nicht habe verfügen
können, da es als Eigeuthum Napoleons zu betrachten sei.
— Vortrag Metternich'«. — Resolution des Kaisers, die nöthigen
Schritte einsuleiten, damit San Uartino fDr den Heraog von
Reichstadt in Besita genommen werde III
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247
XIX. Capitel. Marchand's Ablieht, sich nach "Wien r.n begclon, um
Reichstadt die ihm von Heiiiotn Vatf«r vernint liton Aiidunken
so Qboi]^bdn. — Weiaung Mettornich's an Apponyi, diß8e
B«i«e m vttiliindam. — SdireilMii IfkreliudV u dm He»og
Ton Betebatadt. — Er bebUt die AndenbM snvU^ — 9*n
Mnrtinri. — Tut] des Htrzrtß-s von Reichstadt. — Der I?f'snch
de» Herra v, J'rokesi Ii bei der Mutter Napoleons. — betritb-
tüa$ des Kaisers Uber den Tod seine« Enkels. — Marie Louise.
— AntomMTcbi. — Harle Loidae vendehtet iu ftmlicber Weiaa
auf dem Napoleooiwheii' Necblaae 118
Beilagen.
L Sir Hndwm Low« to Loid Bathvni 8t Helena» 14«^ mai 1891 185
IL Minute of what occured at Lonpwor.d on the 12** may 1821,
at the examination of some of the proper^ left by general
Bunaparte 131
DL Sit BxOaon Lowe an B. StOnner. 8t Helena, S7. Mal 1821 . 187
IV. Projet de lettre de S. M. M"** l'aiebidacbeMe Marie Loniae,
diuliL'sse de Parme, k 8. M. l'emporeur 138
V. Baron Neumanu au den Fürsten Metternich. London, 21. August
1881 139
YL €MNeipiiet];andeaFaiirtenMeMernicb.l<1onNis,1.0etoberl881 140
Vn. Handschreiben dos Bjdeen aa den Ffirsten MeMernicb. Wien,
16. October 1821 Ul
VOL Fürst Metternich an den Fürsten Paul E/storh&zy. Wien, 2. Octo-
ber 1881 148
IX. FSntMetteimeb an den FOnCen Panl EitarMtey. Wien, 8. Octo-
ber 1821 148
X. Fllrst Paul Esterhäxy an den Fürsten Metternich. London,
19. Decembor 1821 144
XL Baion Ylnoent ao dra Fttnton Mettentieh. Paria, 17. Jlnaer 1888 146
Xll Fürst Metternich an Baron Vincent. Wien, 26. .iXnnor 1B22 . 146
Xm. Baron Vincent an den Fürsten Melternidi. ParLs. II FeTiniar 1822 160
XIV. Copie d'une lettre de Lord Bathurst k Ü. A. Mr. le priuce Ester-
h4sj en date da 26 janvier 1828 151
XT. LaüMe an rddadenr dn Jonmal de Paria. Paria, le 88 f4vrier 1888 158
Montholon au r^acteur de Constitntionnel. Paris, le 2' mnrs 1888 154
XVT. C<<]>i» -I'une lettre ^rite k S. M. rimp4ratrioe per Mr. lo baron
de Meuevol, le deux Janvier 1815 .......... löu
XVn. Frina Engen Henog Ton Leoditenbeig an den Kaim. MOn*
eben, SO. Min 1888 156
IVUL Handschreiben dea Kaisers «n den Fllntea Mettomieh. V^en,
14. April 18-22 157
XIX. Fürst Metternich an Baron Vincent Wien, 24. April 1822 . 158
XX. FOnl Mettemieb an den Flintoo Panl ERterhAay. Wim,
84. April 1888 168
248
XXI. FM MeMernioh «a dan Qftfen Neippwy. Wim, S. Ifai 18» W
XXTI. Note nur Feaitoiition det deniiAret volonte de rempeceur Nir
pnl^on 166
XXLLL Domaiue prive de 1'eiupereur Napol^a ........ 166
XXIV. Die TeeteaMolvroilelrader Nepoleone den FBnlaii MeHv-
nieh. Paria, IS. Mai 188S 170
Die TestamentsTollstareeker an die Kaiaeris Ifaxie LoQiae.
Pari», 12. Mai 1S22 170
XXV. Fürst Metteniirh an den Grafen Neipporf: Wien, l.'i. Juni l^>•22 173
XXVI. Graf Bertrand au diu Kaisenn Marie Luuiüe. Parin, IG. Mai 1822 181
Ad XXVL Graf Bartnuidao die Kaiaerin Marie Loiiiae.Paiia» 18. llaiisn 181
XXm FBial MMIaiBioh an Baron Yineent. Wim», IS. Aagut 18SS 181
XX VITT. Aii.i; dem Teatamente Kapoleons 184
XXIX. Fürst Metternich an Baron Vincent. Verona, SS. October 1822 186
XXX. Memoire remi« par Mr. de Semonvilie an gteirml Poxso di
Borge, poor etre somnia par lui k rempereor AlixandM.
86. Aogoat 188S 186
XXXL Der Vicepriddeot der Oberaten Jostizhofstelle, fVeiherr von
GÄrtner, an doii Ftlryten Mett. rnirh. Wien, 24. .TSnncr 182.3 1*^9
XXXII. Haron Vincent an den Fürston Motternicli. Paris, 2<"). Mai 1S23 204
XXXm. Baron Vincent au den Fürsten Metternich. Pariä, Ib. Juli 1823 207
XXXIY. HoneeSebaatiani an den Fttraten Metternich. Paria, 1. JvU 18S8 SlO
XXXV. Fttrat Metteroieh an Baron Vineent Wien, 17. September 18S8 811
XXXVI. Baron Vincent an den Forsten Metternich. Paria, 8. Mai 18S4 tU
XXX VIT. Meinoiro snr la snccossinn do rcmiKTonr NajMili'i>n. 5.avrilld25 816
XXXVIII. Fürst Camillo Borgheae au den Uraleu BombelleB. Florens,
87. Juli 1825 884
XXXIX. Graf Bonbellea an den Flirrten Metternich. Florena, 80. Angwt
1826
Ad XXXIX. OrafBombellea an den Fttraten Metternich. Florana, 14. Jia>
ner 1K20
XL. Marchand an deu lierxog von Keichstadt. titraasburg, 18. Min
1888 887
XLL Vortrag Mettemieh*a an Kaiaer Fnna. 89. Anguat 1881 . . 888
XTilT. Antomarchi an die Kaiaerin Marie Loniae. Parma, 10. 8ep-
teml>or 1S.S2 228
Antumarchi an Baron Mareschall. Parma, 10. September 18S2 228
XLIU. Flirrt Metternich au Baron Mare«chaU. Wien, 13. October 1882 829
XUV. Fflrrt Metternich an Banm Mareachall. Wien, 8. Jnni 1888 888
XLV. Mareachall an den Fttiatan Mettemieh. Pannn, Sl. Jnni 1888 886
XLVL Urkunde Ober den Vorzieht der Kaiaerin Marie Loniae auf
den nepoleoniachen Nachlaas 2S8
AbkOrrangen 889
NamensvftrzoichniM 240
luhaltaverzeichuiM 244
Anügegeben am 80. September 1808.
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\rcliiv
'i
I Österreichische Geschichte, 'f.
1
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A
llf'raiispeffebeii
von der zur PIIpkc vaterländischer Rpschichte
Hnfirestol Itoii Coiiiiiiission
kaiserlichen Akademie der Wissensclia f'ten.
^Irlitsl^Mter IlMn«!.
Zweit«' lliilfft'.
In Comiulssioii bei F. I'E.Ml'SKY, JJiirliliainlU'r der kais. Akndnnie
«irr W)sson8rhnft<Mi.
I
Archiv
fQr
österreiohisehe Oesehieht
Herausgegeben
ton «ter
ZU Pll0ge ratorlaiHUadier G«8eliiGlite uifg«0teUtMi CoimisaiQi
4«r
kalmrlfclieii Akademie 4er WlmieiiflehftfleD.
Achtzigster Baad.
Zweite Hülle.
d Wien, 1894.
In Commifliion bei F. Tenpsky
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DIE
ÜBERGABE MÄHBENS
AK
HERZüft ALBRECHT V. VON ÖSTERREICH
IM JAHRE 1423.
(B£IT&ÄG£ ZUR GESCHICHTE DE& HUÖITENKIUEGE
IN ll&HREN.)
I
t
B. BRETHOLZ.
Aithiv. Bd. LXU. IL BUfte. 17
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t
Am 4. UctoLer 1423 wurden Herzog Albixrlit V. von
Oesterreich und seine Gemahlin EHsabeth, die Tochter und
alleinige Erbin Küuig Sigmunds, in feierlicher Weise mit der
Markgrafschaft Mähren belehnt, zu einer Zeit, da Böhmen und
Mübren inmitten eines fiirchtlMreii ReligiouskricgeB «tanden,
dessen Ausgang, nach dem bisherigen VerUtufe zu schliessen,
kaum absehbar war. Erhält das Ereignias schon hiedurch weit^
tragende politische Bedeutung, so wird diese noch erhobt durch
äie Wichtigkeit, die der Act in d3mastischer Besiehung für die
beiden Httuser Luxemburg und Habsburg hatte. War es doch
dn erster Schritt| um der weiblichen Linie der Luxemburger,
deren Mannesstamm an erlöschen schien, einen Anspruch auf
die Krone Böhmens zu sichern. Der factische Besitz des Mark-
grafenthums konnte einen festen Stutzpunkt fllr die Erwerbung
de«? «resamTntr-n Krmi,^reifhes ^jf'währer!. ' Audcrerf^tits bot sieh
ftir WcYAO'^ .All)riM lit von < )t-st(MT(ncli die Aussicht, zum zwoiton
M.ilc. j>fit(lfin dir Habsburger Nacb]>arn des böhinisfhtu
Reiches geworden \\ar('n, diese Länder für sein Haus zu er-
werben. Aber so verlockend auch für Herzog Albrcclit die
Erbschaft König Sigmunds, dessen Haupt drei Kronen schmUck-
feo, war, dies bildete nicht das hauptsächlichste Motiv dafür,
dsBS er ein durch Eiii^ und Unglttck schwer heimgesuchtes
Lsad mit den grOssten Kosten und Opfern in seine Verwaltung
snd seinen förmlichen Besits zu ttbemehmen trachtete. Und so
Udler es auch ist, dass KOnig Sigmund die treue Freundschaft,
* In der Uebergabearkande Kiinig Sigmunds vam 1. October 1423 (s. Unten
Heil. XVIl hr-isst Of, der Hirjchrrf von Dldiiitz nnd der HiTZog von
Troppati, deren unmittelbare Ziigebürigkeit Kur Krone liUhiaons aaerkauut
wird, suUen hiefUr ,deni8elb«u niMertn sun, berczog Albrechten nnd
«Bwrar toehter ir stgrmni« yebsn sn «buem knnig su Behüm und in
17»
biyiiizuü by GoOgle
252
m
die ihn mit Herzog Albrccht IV. von Oesteireich verbimdra
hatte, auf dessen Sohn Alhrecht V. Ubertrag, dem er nicht nur
frühzeitig gegen den Willen von dessen Vettem zor Emscbsft
in Oesterreich verhalf, sondern den er sich schon im Jahre
1411, da Elisabeth noch im jugendlichsten Alter stand, zu seinem
Schwieji^ersohne erkor, ^ so war« n es doch nicht in erster Linie
diese freundschaftlichen Gefühle, noch auch die S<nge um die
Nachfolge, die den König zu so fi*üher, keineswegs günstiger
Zeit zu diesem bedentiinfrs vollen Schritte bewofireTi. Die treibende
Kraft, (liircli wcIcIh' die beiden fläuser Luxembur«: und Habsburg
in so enge VerbindunEf mit einander kamen, war die Iliisitengefahr.
Sicherer als Erbvi rlirudcrun^'-on und Heiratsversprechen fUhrte
die gleiche Noth und Gefahr zur Vereinigung.
Daher stellt sich denn auch die volle Einräumung Mäh-
rens Kn Gunsten Herzog Albreehts nicht als ein kohner Schach-
zug Sigmunds in seinen politischen Combinationen dar, — dasa
htttte es ihm übrigens nicht minder als seinem Broder Wennl
an rascher Entschlossenheit gefehlt — sondern sie wt, entspre-
chend der steigenden Gefahr, das endliche Ergebniss der ve^
schiedentlichen Versuche, sieh Herzog Albrecht, den eifrig-
sten und unversöhnlichsten Feind der Husiten, als Theilnehmer
im Kampfe zu sit hern; und man kann in dieser Hinsicht wohl
behaupten, dass die Gewinnung des österreichischen Herzogs
der einzige whklitdic Erfolg Sigmunds bei seinen vielfachen
Werbun<?en um Buudcfigeuossen zvm Kampfe gegen die Husiten
gewesen ist.
Aber nicht blos um militHrische Unterstützung war es deiü
Könige zw thun. Sitrmund — - auch liionn seinem Bruder ilhn-
lich — bi tand sich in furtwährender (Jeldverlegenheit. Wenzels
unerschöpfliche Geldquelle, besonders in der ersten Zeit seiner
Regierung, war sein Vetter, der m&hrisohe Markgraf Jodocus
gewesen; König Sigmund wandte sich oft genug an Her«^
Albrecht von Oesterreich.
So könnte man denn nicht mit Unrecht die ganze feie^
liehe, in das ehrwürdige Gewand einer Belehnung gekleidels
Procedur als eine Verpfllndung des Landes Mähren ansehen,
ZU der sich KOnig Sigmund, durch die Verhältnisse gezwun«
gen, endlich entschlieasen musste.
* Vgi. Huber, GoKkicUte Owterrekb«, 64. 8, 8. 419.
Diüitizüü by Lji.Ji.Kic
253
Handelt es sich ans bei der DiirstcUun^ dickes Krcig-
nisses nicht sowohl um die Kenntniss der blossen Tliatsncltc, wie
sie die weitlAafigen Urkunden verkUndcn, als viclniclir um die
Unachen^ die wn demselben AÜirtcn, und mu don Zusammen-
hsagy in dem die locslen Geschehnisse mit der Goschichte der
Zeit stehen, so werden wir allerdings zunilehst einen HUckbHck
nsehen mUssen. Wir werden die Gesehieke des Landes Miihren
wenigstens von jenem Zeitpunkt«' .in verfoli,'< ri. <la mit (Irm 'WhU'
des kiinUrlosen Markgrafen Jotloeus am IS. .laniuir 1411 lüe
Secondogenittir des Hauses Luxemburg, di*- Liiiii- <l«-i- sr|lt>t-
standigen Markgrafen von Mähren, nach r»(li.ilirig» ni r.« stande
«rloBch. Laut der Erbverü'ftgc ans der Zeit Karls iV. i\r\ mm-
mehr das ^r.irkgrafenthura als erledigtes Lehen an dif Kn>jie
fiöhmen zurück und wurde nicht wicdrr ver^^ lteii, somlcni Itlicb
im Besitze K.üni^ Wenzels. Ein noeli engen r Contaet der bei-
den Länder war hiedurch bedingt. Ini Monate FeUniar des
Jahres 1411 erschienen der Bisciiot von ( )luuU/., die nulhrisclien
Barone und der niedere Adel in Prag, mu K'iiiig \\'( ii/.< l als
Markgrafen Huldigung zn leisten.' Sie t-rlangtcM hier die Be-
stätigung der Rechte und Privilegim der Markgratseliaft. vor
Allem i»ner drei \Nieliligen Urkunden. <lureli die ihnen seit
König Joliauns Zeiten einerseits dn-^ hidigenat tVir die holu-n
Landtisämter zugesichert war, und in di iieii aiulerer^iffs dir
Fälle, sowie die Höhe der allffenieiu /u < r!M'lM ndeu Benia e'c
sei/.lich festgestellt waren. - l 'iir d-is hiw lisic Laudes.uut, iVir die
Würde eines Landeshauptmannes <ler Markgr,tt'<( !>;if( Midncn,
Wstiramte Wenzel noch im Verlaufe dies^-s .l.diK s 1411 s< in»'n
Hofmeister Lacek von Kravar, einen utährisehcn Barun. ' llio-
' In einer Urkunde K. Wcnzol« vom -1. l''t l>rn;ir 1411, l'rafr (<'ri;.' im tnaltr.
Landüsarckiv) heUate«: ,Quod cotuttituti ali.'us in nostra nink>>tuti.s |irpsßiu;tn
▼onerabilli Conndtu episcopna OloHiuct'iiüiH certuinu ünn^K^s et tvrrijyi'fio
TOrehionatns noctri Moravt«, fidelcs uostrL dilecti, dum riobis suin et
alioruni eiusdem marclilonatua Monivi«' li.-iroiiiiiii vi(<> rt iioniino dvbita
fidelitatif», Mubieccionis et obedieacie pnjniisän (irt^staverc-.'
• S- Beil. I.
' Daniaeh iat TonuMehek, Badit und Verfaiwniig der Markgrafscliaft MKlirnii
in 16. Jmhrhiiiidert, 8, 47, wo der iin Jahre t417 ernannte Peter von Kra*
▼•f als Ilster LandoHbauptniann unter K. \V> I ^'fn.iinit wird, /.n < r-
pSnzen. — I^a^-ok wird noch in eiiior rrkiiml«- K. Wcn/fls vi.m -je. M;ii
1411 (Ori^. im mähr. Lande.sarrbiv), weK-bo die Krneiinuiig der l'n>i laa-
toran bei der Pnuentation der OlmütyjHT CiinoiiiliOr iKdritl^, bl<»H :tls ,iiia;;isl4>r
254
mit und mit dem Abschlüsse eines ftlnQährigen Land friede n 5 '
mit den milhrischen Herren zur Sicherung des Fricli ns und
der Ruhe im Lande hielt König Wenzel seine Th;iti<:keit für
die Markgrafschaft eigentlich für beendet; er erschien im letz-
ten Jahrzehnt seiner Regierung kaum jemals in Mäliren.' Die
Venraltung und Kegicrutig des Landes Uieb in den Hftnden
der mSchtigen Barone, welche die obersten Landetitmter inne-
hatten und die festen Burgen und Schlösser, sowie den grOsstea
Theil von Grund und Boden im Lande besassen.
Mit dem Jahre 141 1 sind wir bereits über die ersten An-
f&Dge jener eigenthümlieh gewaltigen Bewegung, die TOn Hus
ihren Kamen erhalt<m hat, Uber den Beginn der religiösen und
nationalen Revolution in Böhmen und lltthren hinaus. Noch
in die Geschichte des Markgrafen Jodocus gehört das Aufkom-
mtn) und die Verbreitung' wielifitisclior Lehren in Mähren. Wie
der Markgraf selb.st von ilus eine Ixihmisclio Uebcrs-etzun;^^ von
Wiclifs TrialofTus crlialten haben soll,** so werden alleuthulbeii
im l-»andc, l>eiiu hohen Adel, unter der Oeistliehkeit und sell)>t
im Volke, refürmatoriüche Schriften Eingang gelundeu haben.
Leider besitzen wir — das kann unumwunden gesagt werden —
Uber diese Periode unserer Geschichte bis nun sehr mangel-
hafte Kenntnisse. Obgleich Mahren durch Männer wie MiliS von
corie Dostre ragalia* bezeichnet Ab L«ndesliaaptiuann «racbemt er urkund-
lich suent tutdiw^bar bei der Er5ffiittn|f der Olmttteer Landtefel am
23. Januar 1412 (vgl. Die Laudtafel do« Markf;rafthuinci< Mähren. Olm.
Cudn, S. 293). Dio Wiirdo eine» königlichen Hofmeisti-rs !>..hult er bei,
denn noch in einer Urkunde vuui G.April 1412 (Abscbr. im itiiüir. Lnndos-
arehiv) nennt ilin Wense!: ,nn§er8 fnntentums sn Meriieni bauptman,
unMm hofineiater'.
* Die»o in hfibmisrli'-r Spradi.» ,-ilii,''ofas!;ti> T..'imlfritiii>'n.*iirkini<li' vmn 2. Fe-
bruar 1412, welche in einer pro.'ssen Anzahl von Artikeln mit dem dentschen
Landfrieden der Markgrafen Jodok und Prokop vom Jahre 138B (vgl.
Cod. d[pl. HontT., Bd. 11, 8. 446, Nr. 529) Tellkoauuen Sberainatimmt,
iat in das Tobitschauer Kochtsbuch übergeg.iii^^<*n iiml von Brandl, Kniha
Tovac^ovskn, ]• 2.'. cap. Sl nach dem Qn^oale des mährischen Laadee-
arebivs abgedruckt.
* Die unrichtige Angabe d^Elrert^H (Schriften der hktor.-etatfait. Seetion,
Bd. 13, S. S7), dan K. Weniel im Jahre 1417 am Bplelbeig in Brüna
geweilt hnW, benilit auf einem völlig verkehlten Regelt in Wolnj'e Maik-
grafschaft Mähren, Bd. 2. Ahih. 2. S. 12f',,
' Vgl. Richter, Dio Husitcn in Miiluun in Knltunbäck » Oestorr. Zeitschrift
für GeKhichta- und Staatafcnnde, 188&, 8. 862.
255
Kiemriery Stefan von Dolein, StaniaUus und Petrus von Znaim
0. A., die ftlr und wider Btritten, hervorragenden Anthcil au
der Geschichte der husitischen Beweguiii; irenomnu'ii hat, so
fehlt doch jeder Versach einer Sammlung' (K r bcKUirlii-lx ii Doeu-
mente, wie sie anderwärts xuich Terschiedencn Gesielitspunkten
bewerkstelligt wurde.
Als dann nach dem unheilvollen .{.ilir«* 1409, in welehciu
der nationale Kanij>f offen losbrach, di<' Tu wri.Min'; l»r>uiid<Ts
durch den Streit des Praj^er Erzbischot> Shinko mit llus als-
bald in vollen Zu<^ kam, Hus sich in otli neu ( H-:,^< nüatx xii den
kirchlichen Anordnungen stellte und hicdureli dir. Liui-iiwrh in
den Streit hineingezogen wurde, da erkcniuMi wir alK-rdiiigs
deatUchy welch' mächtigen Anhang Hus auch schon in Mähren
gewonnen hatte.
Unter seinen eifri«j:sten Gönnern erscheint von alh ni Antanirc
Lncek von Kravar. Schon im Septcmlx r d« s .I.tlir< s 1410. da
von Böhmen aus Bittschreiben an den neuen Papst ,I"liann Will,
gerichtet wurden, damit er das Verbot seines NUruitnt:' r>- l>e-
tn lV^ der freien Predii^t und des (T(!l)rauclii s w ii liliii>rher Hiieli. r
autlicbe, nimmt i^acek, «lamals noch .maiii-l' i- eiiriae'. eine h<-r\ 'tr
rajTfnde Stellun^r in <Ier l'artci ein. Sein uml >eini > P»ni(lei-s Peter
.Silireihen, das •jleii li/.eiti;; mit denen des KiiniL^-;. d' r lv'>niuiii
und vieler Ixdimiseher l^arone al)i,nnp:. keim/.eiehni ! >irii vm'
allt'ii ul)ri;_'en durch einen entsciiiedeneicn, ki ine'-weM^s sciir
drvoteii Ton. ,\Vas/ so ruft Tjacck in rhetnri^elit i- I'ra;:»' aus,
,v^.'lk*n uns dann die Kajx'llen in unseren Selil.'iv<rni niit/en,
in denen oft ^'cnuf^ das Wort Gottes i:e[>ri diut wnnlry Wie
konucu wir dann das ^^'l>^t des Ilenii verni lmien, wenn wii'
W Felde Hej^en, wo es doch am noth\\ eudi;4si«-u ist, d;i> \\'<'rt
Gottes zu hören? A\ ahriich/ so schliesst er seine .Maliiuiiiu.
.grosses Unlieil und schweres ZcrwuH'niss im N'ulke kiiniite dar-
aus entstehen/* Aber Lacek ist doch aucii unt< i- den Mitglie-
dern des Schiedsgerichtes, welche noch im .luli 1411 die Bei-
legung aller Zwistigkeiten und die HerstoUun«; des Friedens vor-
neben,' wie denn überhaupt sowohl Lacek als viele andere
Adelige damals nur in dem Sinne als Forderer der neuen Leh-
ren gelten können, als sie yon denselben eine gHlndlichc Ver-
* TgL I'aiacky, Documonta mag. Joannis Uu8, S. 4i:i, Nr. .10 V.
'A.a.O., 8.434, Nr. 40.
256
bcsserung der Sitten im Clerus und die Beseitigung so mancher
offenbarer Uebelstiinde erwarteten. Gegen den Vorwurf der
Ketzerei und der Abtrünnigkeit vom katholischen Glauben haben
sie sich stets mit aller Entschiedenheit verwahrt.'
Mit gespanntem Interesse verfolgten die milhrisehen Barone
die Yerhandhingen auf dem ('oneil zu (.'onstanz, und je gefilhr-
licher Husens Lage sieh dort gestaltete, desto dringender wur-
den ihre Bitten und Mahnungen an König Sigmund um Schutz
für den, als dessen Patron er überall in Böhmen und Mähren
galt. Schon zu Anfang de« Jahres 1415 forderte eine Ver-
sammlung milhrischer Herren zu Meseritsch* eindringlich von
König Sigmund, er solle Hus aius dem KerktT befreien, denn
jedweder, Fürst und Herr, Arm und Keich, rede hier im Lande
davon, wie der heilige Vater gegen Ordnung und Kcclit und
trotz königlichen Geleitbriefes Hus schuldlos im Kerker halto;
er solle ihm freies Gehör verschaffen, damit er sich öffent-
lich vcrtheidigen könne, wenn ihn Jemand der Irrlehre an-
klagen sollte; habe er doch auch frei und furchtlos im Lande
gepredigt. Erst wenn er des Irrthums überwiesen werde, ge-
schehe, was recht sei; doch unter allen Umstünden behaupte
der königliche Geleitbrief sein Vorrecht, seinen Vorsprung.*
Bald darauf, am 8. Mai 1415, wandten sie sieh von Brüim aus
abermals und mit noch dringenderen Bitten an Sigmund.* Dann
* In einem andorcn ät-liri-iben an (Ion Pa]iat Johann, daii biHhor nur im
OetterrnicliiM-hen Archiv, .Inhrg. 1K33, irrkundenblatt Nr. 3, 4, S. U,
Nr. 15 gedrnckt iitt, Mfrt Lacek: ,l'nde ft|ieratnu.i coniidt>nt«r, ipind mag'u
pie ac sapieiu-iuK V. S. nos rpK|ii<'l<it, (|iiaiii Alexander . . ., cum jiroRUnW
JvHU Christo duniinu ex intcgru umuc» ot niuguli |irofiteainDr
cathnlic.im fidem.'
' V^l. t'Alarkv, Dncum., S. blU, Nr. Gh. Di« nnterferti^ndcn Barone innd:
Laczko <lc Kmwar, r.i|iit.in(>iix Moravine, itucxkn d(^ Kunntnt nliaj de
I'odiübrad, Krhardus du KuiiittAt alias du Skal, Wilhulnius de l'crn$t«in,
Joannex de Lomnicz, unpruniiis camerariiiR Itrunenai«, IlanuMius de Lipa.
!iii|>rt>mii.'< niar!tsalcu!> rfpni Bohi>niiae, IVtru» de Krawar, NU|iremii5i canK"-
rnriii» OluniucenitiR, Jodocns Hecht de Ktiaicx, Ulricu» de Hlawatect,
marchiuuatu« Moraviae siibcKiuorariii!«, cotcri<]UO barunos nunc in Meterict
cunstituti, — alno mit die höcli.iten WUrdenträf^cr und LaudeKbtuinit«.'«.
* Der bfihmiiiclu' AuiwIriU'k i.st »ehr bezeichnend: ,a tw»' M" Rleit «( wiJy
pro»kok u\i'. Pnjskok hoiiu«! wörtlich etwa ,Durcb8pniiig* {». lirandl'«
GlutMr, a. 279), noKhalb mir die IJebuntutzung bei Palnckj- a. a. O.. S ft36:
,tnae maie.^tati;« litarii« autem Hemeler Iih-uh sit', zu iu-hwach klingt.
* Vgl. Palacky, Diwuni., 8. 647, Kr. 73.
2Ö7
erst vereinijn^en sie sich mit den Gleichgesinnten in Böhmen zu
eioer grobbartigon Kundgebung, uud die stattliche Zahl von
350 böhmischen und mährischen Uorren sandte von Prag aus
am 12. Mai ihr letztes Mahnschreiben nach Constana.* Dieaer
Brief entlehnt — bexeichnend genug — semen Wortlaut im
Gfoaeen lud Ganzen jener ernten, von den mährischen Herren
in Meseritsch abgefassten Beschwerde^ nnr yerechAift man die
Sprache dnrch grossere AnsfÜhrlichkeit, durch krOfttge, be-
zeichnende Epitheta, durch rhetorische Redewendungen.^ Doch
auch dieser letzte Mahnruf^ diese «niste \\';u-nung einer im
Lande Uberwiegenden Partei, sie nicht durch die zufiUlige
Uebermacht der Gewalt in ihren GcfUhlen zu verletzen, ver-
fialltc un!^( li"irt. Am 0. Juli wurde Mus, durch das geistliche
Srlnv« rt vt rdammi, durch das weltliche gerichtet^ in Oonstans
ais Kct/cr verbrannt.
Wenn CS lii-liti^'' u;lr<?, was König Sii^uumd ;iin 21. Mllrz
1416 Von Paris auts au die Häupter des ijijhuiisch-mähri.schcu
Uusitenbundes schreibt,^ dass er gleich dauial», als Iluäcus> Isame
Euerst in Böhmen genannt wurde, geahnt habe, wie daraus noch
grosses Wirrsal entstehen und die Sache nicht leicht au einem
guten Ende führen werde; wenn er in der That erkannt hAtte,
dssB die nun einmal in die Welt gesetzten Ideen gerade in den
hOhmiBchen Ländern auf guten Boden gefallen seien, dann ist
er von dem Vorwurfe nicht freizusprechen, dass er wenig ver-
ncht haty um die Feindseligkeiten der beiden Parteien recht«
sotig auszugleichen and vor Schritten, die nothwendig zum un-
heilbaren Bruche lUhren mussten, zu warnen.
Die Strenge und der Ernst, mit denen das Concil gegen
die Herolde der neuen Lehre verfuhr, die Drohungen und
W.imungcn an deren Anhänger verfeldtert in Böhmen und
Mahren bereits ihre Wirkun«?. Man erachtete Husen« Vcrur-
theilunjr als« eiii<- drui .allerchrisüichstcn Königreiche" uud dem
jWrühiuteu Markgrafenthume' angethane ewige Schmach. Der
* Vgl. Palacky, Dcwuin., S. 660, Nr. 74.
* DieMs TerhUtniM der beiden Urkanden im Origineltext ist Tom Heravs-
^ber nicht beachtet worden, 8<> dass in der lateinischen IJebersotKiingt
dip P.il.ii ky nur Erleichterung der Benützung den hnlmiisch geschriebenen
Stücken beifügen ll^ps, die beiden Urktuiden vüllig verschiedenen Wort-
Unt Mieren.
' V||. P«lMkj. Docam., a 609, Nr. 9fi.
258
Kreis der , Begünstiger der Häresie* erweiterte sich zusehends.
Die Briefe, in denen die böhmischen und mährischen Herren
am 2. September 1415 den Concilsvätem feierHch erklären,
nunmehr ihre gottergebenen und standhaften Prediger mit
Gefahr ihres Lebens, mit Hintansetzung aller Furcht und ohne
Rücksicht auf die von Menschen ergangenen Satzungen ver-
theidigen und schützen zu wollen, trugen 452 Unterschrilten
und Siegel, darunter die von 131 Herren des mährischen Adels
und Ritteretandes. An ihrer Spitze steht wiederum der Landes-
hauptmann Lacek von Kravaf, der denn auch als Vertreter
des Landes Mähren mit den Rühmen Cenko von Wartenherg
und Bodko von Kunstadt in den dreigliedrigen Ausschuss de*
am 5. September geschlossenen böhmisch-mährischen Husiten-
bundes trat. Die Hauptpunkte dieses für sechs Jahre giltigen
Bündnisses waren folgende: die freie Predigt in allen Herr-
schaften und Gebieten zu schützen, einen der Häresie beschul-
digten Priester in Böhmen und Mähren einzig und allein dem
corapetenten Bischof im Lande zur Prüfung und Bestrafung zu
übergeben, über den Bischöfen aber in Glaubenssachen die
Präger Universität als oberstes Gericht anzuerkennen und einstens
vor dem künftigen Papste über die ihnen widerfahrene Schmach
Klage zu führen und sich dessen Urthcile zu unterwerfen.'
Welch' hervorragende Rolle Lacek in allen diesen Ver-
hältnissen spielte, ersehen wir auch daraus, dass Magister
Hieronymus, als er anfangs auf dem Concil den Widerruf ge-
leistet hatte, versprechen musste, seine Bekehrung dem Könige
Wenzel und dem mährischen Landeshauptmann Lacek — diese
beiden werden namentHch angeführt — bekanntzugeben,' und
es ist vielleicht nicht ganz zufilllig und bedeutungslos, wenn
König Sigmund in seinem Schreiben an die Führer der husiti-
schen Partei Lacek an erster Stelle, vor Bocek und Cenko
anspricht.^ Genoss er solches Ansehen bei den Fürsten und
unter den Adeligen Böhmens, welche Bedeutung muss dann
seine Persönlichkeit in Mähren selbst ausgeübt haben, ^ wo er
» Vgl. Palacky, Docum., S. 680, Nr. 85 und S. 590, Nr. 86.
» A. a. O., S. 696, Nr. 88.
• A. a. O., S. 609, Nr. 95.
' Eis ist cfaarakteristisch, da^ er von El)(>rhard ^Yindecko dort, wo dieser
die Anhänger und GOnnor der Hnsiten aufzählt, ,der grosso herr Lazgo
Ton Mähreu' genannt wird. Dieses Epitheton wird er wohl in der Uni-
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als des Koiiijj^ Stellvertreter die ganze Regierung und Ver-
waituug des Landes leitete. Sein Tod, der schon im Jahre 1417
eintrat, war denn auch ein schwerer Verlust fUr die ganze
HuritenparteL Sein Nachfolger Peter von Krava^ und Straimc'
— Tielleielit sein Bruder — der uns schon bekannte OberBt»
kimmerer der OlmQtzer Cuda, war allenlings auch hnnttech
gemnnt; aber ihm feUte die Festigkeit der Gesinnung seines
Vorgängers; er ist, wie wir noeh sehen werden, nnbestitndig in
seinen religiösen und politischen Ueberseugungen, ein mährischer
Cenko von Wartenberg. — So lange allerdings König Wenzel
noch lebte, konnte der Adel unp^cliindi rt und ohne Orfahr
seine Hinneigung zu den neuen Lehren bekennen und auf sei-
nen Felscnburgcn luisitisthen IVicsteni den Gottesdienst anver-
tmut ii. Aber als mit dem Regierungsweclisnl die Verhultni?«sp
sicli rtrn, da zeigte ^m Ii. das«, so /ahlreiche Anhiliii^er
der Husitismus auch in diest in Kn isr hattt;, die Schlösser nielit
der sicherste Hort seiner Nit dcrlas^im^' waren; nur insolange
schienen diese Festen um^iiiuelunbar, als diu laiideshtirliche
Gewalt, von der trotz scheinbarer Selbständigkeit und Uuab-
hAugigkeit die Barone ihren Qlanz und ihre Üaeht entiehnten,
sich ihnen nicht widersetste; fielen aber die Süsseren Mauern
?fir dem Angriffe des königlichen Heeres, dann waren auch in
der Hehrzahl die stolzen Inhaber überwunden. Doch waren die
neuen Ideen schon lange nicht mehr auf die oberste CSasse der
Bevölkerung, auf den hochgebildeten reichen Adel, den zu«
nächst wohl die Opposition gegen so niancdien herrschenden
Ucbelstand in der Kirche anzog, beschrilnkt; sie hatten Ver-
breitung und milchtigen Anhang auch unter den niedrigen
Schichten der damaUgeu Gesellschaft gefunden,' fl\r die sich
Ansfiirht Ttnd Hoffnung auf eine Aendcnnig und Befsscnmg
erbärmlichen I^e, auf völlige UiuwUlzuog der ganzen
fBlniiii; dM K. Sigmniid i;efDhrt liaben. Dam damit Lacelc voit Kwnf und
nicht, wio v. Hngen (Geschichtsschroibor der deutschen Vorzeit, Lief. 79,
8.81, N 2) nng^ibt, Lncko vnn .*5tf»rTiH«rg gemeint i^^t, bpdnrf kpines Beweise-.«.
' Sein EmeDtiungsdecret ist wiederum aufgeuomuien ins Tobitaebauer Uuch,
§. Brand] «. a. O., 8. 19, Gap. 16. Vgl. «neli Tomaflchdi» Bedit «ad Yer*
fuBuog der Msifcgnftdiaft IttltreD im 16. Jalirkuiidert, S. 47.
* SchcfM 7,nm .fahr*» 1414 berichtet T^.inrenx von Bfezowa: ,Itaqne non solura
in Prapa »od etiam in niulti» n-gni Boemif ft marchionatus Moravie
civitatibus, ca^trie, uppidia et villift cowinuni» [•o)^>iilti8 cather^atim 'ctim
■Higiia devotiona ae reTorentia ad lattratiaeiniaiii otrinsque «peciai eom-
260
socialen Verhältnisse erschloss. liier unten wurzelten sich die
Lehren krilftiger ein, da sie sich von Anbejü^inn mit den vitalsten
Lebensinteressen verknüpften, und naehlialtiger waren daher
auch die Wirkungen, die der Husitismus in diesen Kreisen
erzeugte.
Aber diesen von gjinz vei*schiedenen Motiven geleiteten
Ilelfem des Umsturzes traten in Milhren wohl mit gleicher Ent-
schiedenheit zwei Factoren mächtig entgegen: das Olmützcr
Bisthum und die grossen, zumeist von deutscher Bevölkerung
bewohnten Städte. Nur hier in Mähren prägt sich wälin'nd der
ganzen Dauer der Husitcnkriege diese Gruppining der Parteien
deutlich aus, im Gegensatze zu Böhmen, wo sich von Anbeginn
die Stadt Prag an die Spitze der Bewegung stellte und das
(überhaupt des katholischen Clerus, der Erzbischof von Prag,
sich schon im Jahre 1421 für die husitischen Lehi*sätze er-
klärte. Während sich die Concilsväter nach Husens Tode, am
26. Juli 1415, nur an die Gesaramtheit der Getreuen in Böh-
men wenden, richten sie nach Mähren besondere Schreiben an
die Städte. * Voll der höchsten Anerkennung und des grössten
Lobes ist sodann ein Schreiben des Concils an die BUrger der
Stadt Olmütz vom 27. März 1416,'' also vom selben Tage, da
die böhmischen Adeligen vom Concil zu wachsamerem Eifer
angespornt werden, weil, was bis nun geschehen, keineswegs
j genützt habc.^ Allerdings hatten auch die Olmützer ihre Energie
dadurch bekundet, dass sie in derselben Woche, da Hus den
1 Scheiterhaufen bestieg, in ihrer Stadt Jünger der Prager Uni-
I versität, die Husens Lehre dort zu verbreiten gesucht hatten,
! verbrannten.^
muiiiunem frequentabat' (IlUfler, GcAchichtsscIireiber der husitischen Bewe-
gung in Br)hnien in: Fontes rer. Austr., 88., Bd. 2, S. 324).
' Die Adresse de« mit Palacky, Docum., S. Ä68, Nr. 81 fast gleichlautenden
Schreibens nach Mähren lautet: .Sacrosancta Cunstancionsia ."ynodus . . .
prudontibnR et circuuispectis viris, iuratin, consniibus et communitatibns
Oloniucensi», Bmnensis et aliaruni civitatutn oppidoruuiquo marchiouatiu
Moravie sahiteni in domino' (Abschrift in Bodck'.'* Sammlung im mähri-
schen Landesarchiv aus dem Olmfltzor Stadtbuch dos Wenzel von Iglau).
« 8. Beil. II.
• ,Licet itaque . . ., quia tarnen nnnnumquam profuit, ad vigilatiura vir-
tutum studia animos vigiles excitare.' l'alncky, Docum., S. 616.
* AusHcr dorn Beschwerdeschreiben der Prager Universität an den Lande-v
hauptmann Lacek vun Kravai (l'alacky, Ducum., S. 661, Nr. 78) haben wir
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Vielleidit wfiru auch der Widerstand von diesen ftsten
^tien des EaibofidsmuB «ob wirksamer gewesen^ wenn nicht
der Haaptpfefler, der in aUererster Linie berufen war^ die
Dlcbtige StrOmong sa hreehen, das Ohnttlier Bisthnm, noch
TW Beginn des eigentUchen Kampfes gewaltig nnterwfihU trnd
in sich gespalten worden wMre. Die Geschichte dw Ohntttier
Bischofsstreites bildet gldchsam das Vorspiel an den Hunten*
kämpfen in Htthren.^
Als niimlich der Olmützer Bischof Konrad der Westfale
im Jahre 1412 das Präger Erzbisthura übernahm, wurde Wenzol
Kralik. d. h. der Köni^rliehc. früher Propst am Wyäehrad und
Kanzler des Königs von Boluiicn, Onmracndator des (!)lmUtzer
Bisthums. Kein selbstäiidifjer fVster Charakter, kein unbeding-
ter Gegner der neuen Ldire, Mos ein ergebener Diener seines
Königs, war Wenzel wohl nicht die geeignete Person, um den
Zwiespalt, der sieh schon zu Zeiten IJischot Koiirads unter
den OhuUtzer Canonikern erhohen hatte, au hranen nnd die
Kirche in diesen schwierigen Zeitläuften fest nnd sicher an
lenken. Auf seinem Wege nach Constaoz, wohin ihn das Capitel
entsandte, kam er blos bis Prag, sei es, weil er, wie seine
Feinde sagten, das Reisegeld aUaogleioh vergendeie,* sei es,
was wohl yUA verstündlicher klingen dürfte, weil ihn der Wille
noch 6in«n kiiTiieii Beridit im Stadttmeh d«s Wense! von Iglan, abg;edniekt
TOB Loaerth in deu Mittheilungon dos Vereines für G^chichto der Deutschen
in BCLmeu, Jalir^r 19 fl8Hl), 8. 87, und von W. Saliner, lieber das 01-
ntäUer Stodtbui li den Wunzel vuu Iglau, S. 20. Auch iu deu Yorbemer-
kongen zu den ,Obl!gaci<m«e ciTitatu' kommt Wensel aof die schwere
Sdaldigmig der Stadt dnrcb die Hmiteii sorüdc und mgt untur Anderem :
et (juift i|»9ft rivitns Olorrmronii^ . . . hofitm nc pli;iii<Lirum iiiiciin ln^rcti-
conim HC viriliter inf^csserit et cives urbis pretacte prituum illius damp-
oate secto Johannis Hus profeasores, quo« reporit, igiüa cremacione et
eepitnm trnneadone eradkere nitebutar (Baligert 6. 48).
' Wir sind Uber diesen Bischofsstroit durch eine Anzahl von ActeustUcken,
die sich im C.hI 358 de« niiihrisclion Landesarchivs finilfti, sehr {jut utitor-
ricbtet; ich kann aber in diwem Ziuammeohang den äachverhalt nicht
im Detnil daietollen, wie e* die Urltiuden woU «nnSgHditeD, und gebe in
4«r Beil. nz auch n«tr die drei widitigeten Doewnente» ant die ich mieb
mebrfafh hi /.iclic, wieder. Tch bemerke fibrigcii!^, d.uHS Rnindl auf Grund
detwlben Materials schon im Jahre 1877 im Casopis matice Moravskö,
B4. d, ij. 29, einen Aufsatz, betitelt ,8por o biakupstvi Olomackd' (Der
Stnit van da» OJmtttMr Bistbnm), verOffentlieht bei.
' VgL Bichter, Seriei efiiteopenuii Olomncensinm, p. 148.
262
des Königs von der Fortsetsung der Reise abhielt Mit mehre-
ren Oanonikem lebte er in fortwährender Feindschaft| was sa
gegenseitigen Klagen bei dem Gonstanzer Concü führte. Eben
ans diesen Anklageschriften ersehen wir aar m klar, dass sieh
hier alle Kirchcnzucht und Disiäplin bereits gelöst hatte. ^
Da das Concil ebensowenig auf den Prager Erzbischof
wie auf den Olmützer Commendator mit voller Zuversicht baottl
konnte, so iM ti autc es den glaubensfesten Bischof Johann ▼oo
Leitomischl mit der sehwionVen Mission, dem Um9ichgrt'!f''n
des Husitisinus in den böhmischen Liindern zu wehren. £»
ernannte ihn am .'H. August 1415 zum Legaten liir Böhmen und
Mähren und <i:;i]j ihm Macht, die Häretiker zu verfolj^eu und
auszurotten.' Bischuf .lohann gelang es denn auch im folgenden
Jahre, am 24. Juni 1416, eine Vereinigung der beiden Capitel
Leitomischl und Olmütz zu gemeinsamer Abwehr der Wiclifitcn
und Hwritexk und m gegenseitiger Unterstlliaung mit ganzer
Maebt bis sur völligen Ausrottung der Hllresie aus Böhmen
und Mahren an erzielen.*
Bevor abw noch der Olmtttser Commendator Wenad an
diese sdiwierige Att%abe herantreten konnte, ereilte ihn am
13. September 1416 der Tod. Eine embellige Wahl eines Nach*
folgers war nunmehr, da sich die Spaltung des Gapitels in treue
Verthcidiger des alten Glaubens und mehr oder weniger offene
Anhänger der neuen Lehre auch hier bereits Tolhsogcn hatte,
nicht zu erw'arten. Eine Doppelwahl trat ein und als deren
unmittelbare Foln-e einer der heftifrsten Krlmpfo, den das unter
den Luxembui'ireni seliwcr geprüfte Bistlium < Mmiitz zu über-
daneni hatte. AutlHlli ud rasch, noch vor dem festgesetzten Wahl-
tage und in Abwesenheit mehrerer Canuniker,^ wurde neun Tage
* In dem genMoten Codex 308 indem rieb p. 917 ff. die Appellation de»
CHmflteer Canonilten Wilhelm ron Koithelmignn gegen Weniel an den
Prag^er Erabiscbof, p. 923 ff. Notizeu Uber vorschiodeiio noschwerden gegen
den Commendator, p. 963 ff. dir Verhandlung ül>rr litMi Stn-it WillipluiA
vuu Kortbelangen mit dem Altaristen Mathias von Gowitsch, oinum (iüiui-
liag des Commendator*, Tor dem Conetenser Concil, Aetenetneiie, weld»
alle raichlielien AnfacUnH Aber die Znitlnde der Olmfitier Xirehe wlhraid
König Wentels Hegienuig geben.
> PaUicky, Ilocum., ts. 574, Nr. 83} vgl. auch S. ö7b, Nr. 84} 8. 616, Hr. »7.
* S. Beil. IV.
* ,ante tenninnm eleodonie indiele alü« eanonieie mbienttbus^, heimt t» i«
^ner der AppeHmtionen, Beil. HI o.
Digitizcü Gi.)c)^
263
nAeh Wensel Knfik's Tode Bischof Jdiiuiii toh I^eHomisclil Ton
semen AnhAngem im Capitel postnlirt. ZwOlf Tage darauf, am
3. October, wlüüte die schwilchere Gegenpartei ihren Bisohof in'
der Person Albrechta (Alei), eines CanomkieirB Tom Wylehrad bei
Fteg nnd QttnstlingB EOnig Wemsels,^ der allsogleich yim ftnger
Ersbis<diof confirmirt wurde. Keine der beiden Parteien hatte anf
eine ordnungsmAssige canonische Wahl Gewicht gelegt; es lian-
deltc sieh also nur noch um die Machtfrage. Zunächst befanden
sich die bischöflichen Güter noch in den Händen zweier Admini-
stratoren, die auf Johanns Seite standen. Aber auf den Refehl
König Wenzels nn den liurirp^rafen von Müran, wo der eine
Administrator seiut n Sitz li^tte, dann ;in den Landeshauptmann
Lacck von Kravnr, an den kiinif^ditdicn Unterkiininierer Ulrich
von Tlhivatee und an die ttbri;rfn niiihrisrlien Landherren nnd
Beamten wurden die bischöflichen Güter den Anhängern Johauus
selbst mit Gewalt entrissen und Bischof Albrecht und seinen
Canonikem eingerAomt Schon am 20. NoTember war Albrecht
im Fetischen Besitase des Bisthnms und die Gegner aUenfhalbea
vertrieben. Mit Albrecht sogen husitisch gesinnte Priester in
die Olmtttser Kirche ein, so da» der Gottesdienst andi hiw in
ungewohnter neuer Form abgehalten wurde.
Die Stadt OlmütSy die keineswegs mit dieser Wendung
der Dinge zufrieden war, erhielt den königlichen Befehl, die
Anhänger Albrechts gegen ihre Feinde au schtltaen und diesen
Bischof allein zu unterstützen.'
Mit dem Anprenhlieke jedoeh, da \\m die ^Titte des Monats
Üecember 141(3 Bischof .To} i, -um von Leitomischl vom Constanzer
Concil die Administration des Ülmlitzer Bti»thums in spirilualibus
et temprjialibus erlangt hatte,' erfolgte der Zusammenstoss der
beiden Parteien; denn Bischof Johann, nachmals der Eiserne
zabenannt, ein, wie es die Zcitlu-ge erforderte, überaus energi-
scher Charakter, ein mit Feuereifer beseelter Vertheidiger der
kslholiscIieB Ordnung, griff unyercllglich die Anhttnger Albredits
in ihren Besitxungen an und verfolgte die Gegner mit seiner
,po«l po6ta1«eioil«m de pi«dieto domino Johanne epucopo LuthomialeiMi
Cfl!*»brnt?»m et consumntam et post xil dies ji (He pnsfnlncinnis facto comim-
Utos', schreiben dio Anhänger Johanns an d&s Concil, s. beil. Iii a.
'K«^ den AaCseicbitaugen des Stadtiolureiben Wenael von Iglaa, vgl.
Sdiger, a 85 nnd Birnndl, 8. 62, Kote 1.
■ B. BeiL y.
S64
ganzen geistlichen und weltlichen Macht. Jede der beiden Par-
teien wandte sich Überdies auch an den Gönner des Gegners.
Die Canoniker von Johanns Seite achrieben an den Prager Erz-
bischof, um durch ihn auf den Künig Wenzel einzuwirken.' Die
Partei Biscliof Albrechts verwahrte sich bei «leni Concil gegen den
Vorwurf der Kotzerei, und die königlichen Beamten protostirten
in Constanz gegen die ungerechte Verhängung des Kirchen-
bannes durch Bischof Johann. Auf di«!se Weise wurde das
Concil Richter in diesem Streite. Die eigenthUmlichc Process-
ftihrung, bei der das erstmalige, Albrecht günstige Urthcil um-
gestossen wurde und eine neue Untersuchung schliesslich am
1(5. Juni 1417 mit seiner Absetzung endigte, bildet einen eige-
nen Abschnitt in diesem interessanten Bischofsstreite.
Doch weder diese Kntscheidung, noch auch die ßestüti-
gung Johanns durch den neuen Papst ^[artin V. am 14. Februar
141 S,* den übrigens Künig Wenzel mit grösstem Eifer, aber
vergeblich, ftlr Albrecht zu gewinnen getrachtet hatte,' beendigten
den Streit. Albrecht nppcilirte abermals, und Pap!«t Martin be-
auftragte den Cardinal Branda von Piacenza mit der weiteren
Untersuchung. Im Sinne des pllpstlichen Auftrages verkündete
Branda am 7. Mai 1418 unter Androhung des Kirchenbannes,
dass Albrecht und seine Anhänger alle Besitzungen der Olmützer
Kirche dem Bischof Johann oder dessen Procuratorcn auszu-
liefern haben.* Doch erfolgte mittlerweile eine unerwartete und
eigentlich nicht ganz aufgeklilrte Lösung. Wahrscheinlich auf
Bischof Johanns Anregung wurde ein Wechsel der Bisthümer
vorgenommen, der die Zustimumng alh'r Parteien erlangte.*
Albrecht erhielt das Histhum in Leitoniischi, das dann wirklich
in den Husitonstürmcn zu Gninde ging; Johann Ubernahm nach
zweijährigen» Kampfe Ohnlltz.
Dies der äussere Verlauf d«'s Bischofsstreites. Liest man
jedoch die gegenseitigen Anklagen und Vorwürfe, dann erkennt
man erst die grosse Verwüsttmg, die sowohl in spiritualibus als
in temporalibus in diesen wenigen Jahren angerichtet wurde.
' Die betn^fTende Urkutide ist iiit lit ^druckt und befiudot »ich nach Brandl,
B. 64, N<ite 1 anf dem Innpiidcckcl de« C'cid. 20ä im Olmütser Capitelarcbiv.
* Vgl. Uirliter, Serie« episcoporum Olomuceiiainm, p. 149.
» 8. Heil. VI.
* 8. Boil. UI b.
» 8. Beil. VII.
Dlgitizei.
205
Scboa vor Eintritt des eigentlichen Kampfes, ao schildern die An-
hänger Bischof Johanns den Zustand der DiOcese, war das Land
durch die Irriehren TölUg serriasen. Die Hftresie der WicMten
und Hnaiten hatte sieh aüitberaU hin verbreitet und gewann,
geschützt und v( rtlioidigt durch Tide Barone, Adelige, Kittor
und gemeines Volk, iimaor grosseren Boden, wodurch dann
der katholische Glaube schwer geschädigt ward. Die heiligen
Saeramente, so klagen sie, wcrdon verspottet und verhülint, die
IcfrcliliVTieTi Strafen v«^rlaclU; <U r Gehorsam gegen die Kirche,
g< L'<*ii den ai)08t')li.sih( n Stuhl, gegen Bischöfe und Opistliehe
sei veruichti't. Und indem sie sodann auf das Einzelne ein-
drehen, berichten sie umstäiullieli, dum die Barone sich Priester
haken, von denen ihnen (las Altarsucrument unter beiderlei
Gestalt gereicht werde, dass es l'riester gebe, die die Oblate
vor der Elevation in drei Theile brechen und nur einen Theil
eiheben, ja auch solche, die in Fischteichen und Flüssen
tsofen; andere, selbst exoommnnicirte, celebriren auf Feldern,
in Scheonen, in Kellern ohne geweihten Altar die Messe; man
hilte keine canoniaehen Stunden u. s. w. Vielfiich wttrden Exe*
qnien Air die yerdammten Ketaer Hus und HieronTmus ge-
feiert, man veranst^dte zu ihren Ehren Feste und preise sie als
Märtyrer des Glaubens, ja man stelle sie ülier P<'tnis und die
tÜDrigen Heiligen. Die Folge davon sei, dass katholische Geist*
liehe vertrieben wttrdeu, das» man die Pfarrer ihres Eigenthums
beraube und sie zwinge, ihre Kircln n zu verlassen, da sie doch
n-r-ht-s liaben, um sich zu erhalten; dtn Zehrnt reichten ihnen
flit Patr'sTi*' nic-ht mt'iir. und fände sich tinnial t-in iM'arrkiud,
das ihn icLste, so wt-nlc er ihnen von den anderen wieder ent-
rissen. Ja, sie würden von den Husiten geschlagen, crcfantren,
gemartert, ertrilnkt oder sonstwie grausam getüdtel, und es
herrsche Gefahr, dass die ganze Älarkgrafschaft in diese liT-
thttmer häretisch«r Verruchdieit fidl^ wofern nicht das Ooncil
Bettang schaffe.^
lian wird diesen Bericht, der gleichsam die Einleitung
iqr Moürimng der Wahl Johanns bilden soU, als aiemlich
dOster gmalt ansehen dürfen, aber aweifeln kann man nich^
dass schon damals Mähren nicht minder als Böhmen durch die
Spaltung im Volke und Clerus sehr zu leiden hatte. Sobald dann
' S. B. il. III ;i
ArchiT. Bd. LXXl. U. Hälfte.
18
266
nach iUt Doppelwalil lU-r Kuni|)f der feindlichen lirUdcr be-
gann, herrschte auf beiden .Seiten nur der eine Wunsch, die
Gegenpartei vollkommen zu vertilgen.
Als der königliche Hauptmann auf Schloss Littau, PH-
bicho von Othlochowic, gegen den Bischof Johann, der ihm
mit dem Banne drohte, an das Concil appellirte, klagte er die-
sen an, dass er und seine Leute unuienschlieh wie Tyrannen
in den Gebieten der ülmUtzer Kirche gewüthet hätten, dass sie
Kirchen und Klöster beraubten, die Menschen gefangen abAlhren
Hessen, die sich mit schwerem Geld auslösen miissten, wenn sie
nicht in Kerkern gefangen gehalten imd mit Fusseisen und Hand-
fesseln gefoltert zu Grunde gehen wollton. Und ganz derselben
Grausamkeiten und Unthatcn bcschiddigte Bischof Johann eben
diesen königlichen Hauptmann in einem öffentHchen Anschlage an
den Kirchenthoren, wie Pribicho in der Appellation selbst angibt.'
Fehlt uns heute denn doch das Verständniss für ein der-
art grausames Wllthen im eigenen Lande, so werden wir es
auch besser hier und sonst unt<'rla88en, abzuwägen, auf wel-
• eher Seite die grössere Zahl oder die unmenschlichere Art der
begangenen Hchändlichkeiten zu constatiren ist. I^Iau bezahlte
so ziemlich Gleiches mit Gleichem.
Welche Ausdehnung schon damals die Anhänger de«
Ilu-sitisraus in ^lähren gewonnen liattcn und wo der eigentliche
Mittelpunkt ihrer Ansiedlung war, das ersehen wir aus der
Citationsbulle," mit der Bischof Johann unmittelbar vor seiner
Anerkennung durch Papst Martin am 5. Febnuir 1418 die
scbismatischcn Priester nach Leitomischl vorlud.* Besonders im
unteren Marchthalc von der KinmUndung der Hanna einer- und
der Becwa andererseit-s, in der Gegend um Kremsier, Tlumat-
scliau, Napajedl, Ung.-Hradisch, aber auch nordwestlich von
hier, um Strilek, bei Ostra, Wessel, Znorow, 8trafnic, Lipau,
Wclka u. s. f., dort hatten sie sich der Kirchen bemächtigt
und festen Fuss gcfasst. In der Folgezeit bot gerade in dieser
Gegend die Bekämpfung und Vernichtung der Husiten dem
Könige Sigmund die grösslen Schwierigkeiten, so dass er sogar
einige Zeit an eine Abtrennung dieses Gebietes von der Mark-
grafschaft und Entnatioiuilisirung desselben dachtet.
> 8. Beil. III b.
* S. Iteil. VIII.
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üas war die Lage der Dinge, als Jim hi. Aiiirnst 141t'
König Wenzel matt und krank,' wie ein sc-hon lange von d«'n
I ribilden des Wetters zerrissener Stamm, lu-im crsti-n kräftigen
Windstosse, der das nahende (Jowitter aiikiindigu-, ziisannufn-
brach. Es trifft diesen Fürsten walirlieli wonig Schuld an dem
l'nheiJ, das unter seiner Kegicning so raseh eniporgewaclisen
wiir. Kr war von Anbeginn zu .seliwacli. «Ins Krhtlu'il seines
grossen Vaters zu übernehmen. Immer und ininuT \\ ie<liT sueht
er einen Theil der Würden und Lasten auf «lie ihm zuniiehst
Stehenden abzuwälzen, zuerst auf seinen geistesstarken, ehr-
begierigen Vetter, den Markgrafen .lodoiMis von Miiliren. ilann
auf seinen Bruder, König Sigmund von l'ngarn. Wi-nzel stand
inmitten der böhmischen Win-en; er war nicht ihr l'rheber,
bScbstens Zeuge in dem Processc. ilcr sidi hier entwickelte.
Man hat sein Benehmen ein zweideutiges genannt; doch der
Ansdnick trifft nicht zu; ihm fehlte das Vei-stilndniss für seine
schwierige Aufgabe und für die rtlichten, die ihm seine Stellung
luferlegte. Wahrlich, auch ein grösserer (Jeist als er «ilre in
Zwiespalt mit sieh selbst geralhen bei der eigi-ntiümdichen Knt-
wicklung, die die Verhilltnisse in Htjhnien genommen hatten. Kr
ahnte nicht die Tragweite des Streites iler (ielehrten. er unter-
schätzte den immer wachsenden Gegensatz der beiden Natiu-
nalitäten im Lande, und als er sich mit einem Male entweder
als Ilusit und Ketzer von der Kirelie verdächtigt oder in die
Xothwendigkcit versetzt sah, seine l»i>lierigeii Freunde und
treuen Diener preiszugeben und zu verfolgen, da raste er in
seiner Verzweiflung und erlag thatsilchlich den furelilbarcu Auf-
ri'guDgen der letzten Wochen seines Lebens.
Sein Bruder, König Sigmund, iler ihm folgte, hatte bis
nun in einem Lande rc-giort, in dem von tJrund aus verschie-
dene Verhilltnisse herrsehten. Kr stand allerdings, wie wir ge-
ifhcn haben, in mehrfachen Beziehungen zu Inihniisehen und
mührischen Adeligen und war über die ilusseren Vorgänge in
IWiraen gut unterrichtet; aber nie hatte er in den letzten .lali-
ren im Lande selbst geweilt,' um sich ans eig^-ner An.schauung
Klarheit über die wirkliche Lage zu verschaffen. Signtund war,
besonders seitdem er die römische K('>nigswürde innehalte, viel
' Vpl. dM lUnenir K. Hifpiiundfl von 1114 — 1415» in Aschluich, Gcjn-Iiirlito
K. Si^unds, Bd. 2, S. 460 ff.
IH*
26»
in der Welt herumgekommen, aber uir^^cnds fand er die Häresie
HO sehr im Schwungo wie in soiiioii Erblan<lcn. Er unterschätzte
daher, von dem nur scheinbar richtigen Gedanken ansgehend,
da» denn docli du Htaflein Httmten in Böhmen nieht gegen
die gcsammte k&tholische Welt ankimpfen könne,' die Gefahr,
die allerdings nicht gleicli fl5r die ganze Kirche hcrlrohlich
werden konnte, irohl aber tUr tlus Land, dessen Erbe und za
künftiger Regent er war. Er fUblte sich mit dem W<A1 und
Wehe dieser Linder nieht so verwnehflen, wie diee MiBen
Bruder Wenzel immerhin nachgertlhmt werden mnss. Zu die-
sem selbst war sein Verhalten niemals, nnd am wonigsten in
den letzten Jahren, ein freundschaftliches gewesen.' Dessen
Freunde nnd Rathgeber konnten nieht die seintgen werden,
und dass ihm unter dem kmitisch gesinnten Theile der 6»
vitlkerung seit den Vorgängen in Constanz keine Symimthien
entgegengebracht wurden, ist leicht verstUndlich. Sigmund sah
in der Ausrottong der Hüresie in Böhmen nnr die eonBeqtwate
Fortsetzung einerseits seim-r Bemühungen um die HcrsteOong
der KinifrUeit in der Kirche, andererseits seiner Kämpfe gegen
die üughlubigen. ^ Er heg^e auch nach dem Concil nur den
einen Gedanken, aber auch äia dehere Hoffnung, er sei bernfto,
die Neuerungen der WicUfiten auszurotten.* Und unmitldbar
nach dem ToiL- Wriiz<-|s liat er noch die Absieht atisgesjirochen.
alle anderen Aufgaben der ZurUckdrttogung der TUrken und
* So Khreibt er den bflhinisch-niXhii«chen Baronen im Jahre 1416: ,A cbUliU
byats tak pKmö « twrdi Hitaowa atnnu diteti « biiniti, to b/ mim b/le
wtlml teSko, ie byat« wi«mn kFeafanak^mu sbnni ni8li odolatf* (Afl ai Ivb
obatinato «t pertinaci muiiin laii-.-im lliis su^d'iit.'ire etdatelden
▼elitta, id qvidea vobia difficillimum erit, uuiveraaa CbrütiaiiMnuB aocia-
lati naiatera). Paladcr, Doenia., a 610 (6IS), Nr. 96.
* \'^] l't'ioiiilori« (Ins .Schreiben Signniida Wrassl Tm 4. Daoiiakw 1419
(l'alacky, Uocam., S. 68*2, Nr. 119).
* Nam quid noUi prodeiaat tot laborlkna, tot wignatiia p«« müoM aedMiaa
inaudsMe, niai pro tarn pio tatnc|tic Milutifr-ro negodo corj^u« vm'sqnt
noatraa totalea exponeremna? quam gloriani re|Hirtare poaaemtu, »i uniooe
(■cc it sinn ckriatiaiiomin facta, Toacriaqua inimicia thriitifideliam intraati-
bua crabro chiiatiawiinm {Murlae npnlab aepusinie, WiUepkiatarm «I
HvailataniiD peatlmnm omnlnin heretioomin genoa nollaiinia daakvant
(K. Big'inund .in c.-inlin.-il Itmixl». 1'.). Juli 1421, in Fklacikj, UrkiiBtDicba
Baitrige aar Oeicbichte des Husaitankriagea, Bd. 1, & 187.)
* 8o aebrelbt «r ■■ II. JmH 1418 daa KnifllntOB Lodwi^vM dar HUs:
p . . tt qida noa etiam talttar in Boheoda dilifanter «1 anioaa labania
269
rlt?r Vt!rnirlifun<x dt r Klezci' liintanxusetzen. ' In A^'i^klii•hkeit
uberliess er ahvr zunächst in Böhmen flic l)irigc ihrem Lauf.
UüglicL auch, dass ihn die Unternehmung gegen die Türken
linger und mehr Tieacblftigte, als er Termutket hatte. Erst filr
die letzte Woche des Jalireti 1419 berief er die Stände ans den
'Hiliniisehen LUndern sicfi nach Hrllnn. In dieser einen Thatr
Sache, dass Künig Signaind hei geincun Kegieruiigsautiitte es
iwht wa^t^ die Hnldigaiig in Prag entgcgenzanehmen, Bon-
nern in der Haupt^itadt Mährens die Getreuen um sieh ver-
Janmieltc, kennz»>k lmi'f '-icli 1« r- its die verschiedene \\'tindung,
welche die Geschicke der t»eiden Lünder Boiimen und Mähi-en,
die in der biflierigen Entwicklang ziemUch gleichen Schritt ge-
halten hatten, von hier ab nehmen. Dort fulir nach Wenzels
Tude <\:i> l'uwetter mit einer alles IJcjsfclieriib- vi rniclttoinli'u
(jewalt Uber dafi Land dabin; Uber Mähren ütuud wohl auch
fortwlhrend daa drohende Gewitter, bald hier, bald dort ent'
lud e» sich mit verheerender Gewalt, und zu wicdeHlolten
M.i''ni w;iril atu-li (lii'i-i's Tj.iml \nii fuiTlitlian-n Ei'srliiilfri-nnuTi'n
heimgesucht. Schliesglieh hielten aber hier itie widerstreitenden
Klifte Moander doch beaser Sumd, und niemala worden die
Bnntra die IhalilichHehen Herren dea Landes wie in Böhmen;
nie, auch nicht für einen Augenblick, fiel wie dort die ordent-
tiehe köni^licli*' . beziehun-rswcise rn.irk'Tilfliche (iewalt in
Trümmer. In Allem wollte man mit den Brüdern in Büluncu
aitamniengehen, aber dem KVn^ den Clkhoraam verweigein,
»♦'ine Krbrechte ohneweiters für null und nichtig erklär<!n, dap
vur whrcckten die hnattsch gesinnten mährischen Barone denn
•loch zurück.
Auf jenem BrOnner Landtage in der Weihnachtewocbe
iesJahrea 1419 nahm König Sigmund, der in Begleitung vieler
Ffirsten, des pftp^tliehen Legaten, mehrerer Bischöfe, podami
seiner Gemahlin und der böhmischen Königin -Witwe iäoiihic
nschien, niclit blos die Huldigung entgegen, aondem traf auch
Verfügtingen wegen der Verwaltung und Regierung dieser Län-
der, die er ana den Händen der huaitiaoh gesinnten Beamten
faitoadiaM, «t novitotan, qnas iUiran de Wicklefiitis st oommuniter
nAram euuirexlt, porimiM ««adiflSN* (Deittieh« BeidialagiMteiif Bd. 7,
flu M«, Nr. 230).
' Aa 80. AugDtt MVi »chrcibt er .in den Dout^rhonlenK-IIorhineteter in
ffiam giiuw (Deutaebe EMdiatagMcteu, Bd. 7, & 398, Kr. 378).
270
in die treu ergebener kalliolischer Herren legte.* Was Ilähren
bctrifl't, so ist zwar die Nachricht, dass König Sigmund den
Magistrat von Brünn angeblich wegen husitischer (iesinnung
mehrerer »einer Hilthe entsetzt habe, völlig unrichtig.* E» lässt
sich urkundlich nachweisen, dass dieselben Rilthe, die am
7. April 1411) durch den königlichen Unterkäimnerer Haiko
von Hodietin eingesetzt worden waren, die Amtsgeschäfle un-
unterbrochen auch noch bis in den Monat April 1420 leiteten.'
Nicht in diesen bürgerlichen Kreisen , sondern im Adel
herrschten die Sympathien ftlr die neue Lehre. Windocke, der
Chronist König Sigmunds, nennt uns einige Kamen, wie Peter
von Kravaf, dessen Sohn Wenzel und zwei Mitglieder der
niächtigi'n Familie der Sternberge als treue Anhänger der
llusiten;* wahrscheinlich war auch bei Krhard von Sowincc
seine husitisehe (iesinnung der ( Jnind, weshalb er sich damals
die königliche Ungnade zugezogen hatte.* Von diesem letzteren,
aber auch von Peter von Kravar wissen wir, das« sie sich dem
Könige wieder unterwarfen und vom Husitisnms abliessen.
Gleichwohl verlor l'eter sein hohes Landesamt, die Würde
eines Landeshauptmannes von Mähren, welche auf ein ander«
Glied desselben (Jeschlechtcs, auf Heinrich von Kravar und
Plumenau, Uberging, dem wir allerdings unter den husitiäcli
' Vgl. Laurenx von Bfexnwa, .S. 347.
* Diese Nai-liriclit untiiahiii Anchbach, Bd. 3, 8. H4 tin» Elidel, Geschieht«
di>s ungrarischen Reicho», BJ. 'J, S. 297, und Uudik, Uettchicbte des Ben*-
dicUiiRrstiftoH Uaif^ent, Bd. 1, ij. 4CU aiu Muynert, Ueachichte 0««terreiclis,
Bd. 4, S. 599.
* Da» eririlit «ich au« Cud. Nr. 157 dos Brtiuncr Stadtarchivs, der al<
Te»laiii<Mit<'nbiich, anj^vblirh voiii,Jaliru 14<>0 (!) be^nnon«!, busoichnet wird.
* Vgl. G»iichicht().4chreiber der deulKchen Vorxeit, Lief. 79, S. »7, Cap. 99;
nnt«r Pet«r von i$troiifr«nnich int eben unser Peter von Straliiic lu ver-
sIeheu.
* In dum genannU^n Codux Nr. 137 findet «ich F<it. .'i7l folgende Rintn-
gung: ,Ad inandatuiii nnlülii« doniini lleiiriri de C'rswan», alia4* de Pliimp-
naw, capitanei Muravic, maiidatu iiiviclisBimi d. n«8tri Sigianiumti . . ■
factiiin a<' ad {Mticionos uubiliuin dominorum de Sobyonccz, alias de
Ewiünburg, nubilin Erhardns »ciaiii de Sobyenecx, rexidcni« in Dobrawici
receptufi mt ad gracinni . . . regia, ita quod eidem uinuo» cxceMuii. d^
quibuR in multia extitit acciitiatu.<i enorniiter in toio ac oninimodo tunl
indniti et dimi«iti, atc quud nibi do similibtis turiiibu» actibnn cavei«
debi-at in futurum. Actum fer. IV. puat fest. Dnrolhee |ti. Kebruar| a. i-
MCt'C'CXX. roram iuratis illiu« auui . . .'
S7I
geeinoten Baronen bisher nicht hogognottm.* E« ist wohl der-
selbe, der sich auf der Rückreise Ki'inig Sigmunds von Constanz
über Wien nach Ungarn in d<;88en Hegleitung b«'fand, und der
jenen Brief des Königs mit tinterfertijrto, in wrlchmi dieser am
U». Januar 1410 von Linz ;iu.s .st incn Bruder, König Wenzel,
unter maiinigtat iien \'(ii \viii Icii über degsen Verhalten gegen-
über den Huäitcn, zu einer Zusammenkunft nach dem uiähriseh-
UBgarbchen Qrrazatlldtohon Skalitz Aufforderte.' Sodann begeg-
nen wir Heinrich an der Spitae Derer, die bald nach dem
April 1420 der hvsitiscfaen Stadt Prag und ihrem Anhange
einen förmlichen Absagebrief sandten, neben ihm aameist Mit-
glieder des niederen A<b'Is und die StUdte OluiUts, Mllhrisch-
Keostadty Gewitsch, Iglau, Znaim und Brünn.'
Mag nun der Ornnd in Sigmunds eneip.sehem Auftreten
auf dein T>nndtage zu Firiinn oder in der Sehwileho und
mangelhalten (.>rganisation der husitisehen Partei in Mahren
gelegen sein, naehd<'m sich einmal die llauptfiihrer und mileh-
tigsteu Barone wieder unterworfen hatten, crlialteti wir zu-
ofichst kdne weiteren Nachrichten Ton Unruhen, die im Lande
dnrch die Hnsiten verursacht worden wären. Dagegen wissen
inr, daag an König S^mnnds erstem Feldzuge nach Böhmen
auch die Mährer Antheil nahmen,^ und nnveigesslich in der
Oeschichte des Landes 1)1» il>t d. r Opfertod der Herren und
Ritter aus Midiren, die mit ihrem Anführer, dem jugendlichen,
kühnen Landeshauptmann Heinrich, der dahin kam, um sich
vf>Tn Kfjnigc dif Brnnt zu linlen. stritt dessen aber die Todes-
wnmlc .-rliii'lt. in dvr iini^liieklielii ii Sdilacht am WvH«*hrad am
Aili:ilieiliir< iit;igc des .Jahres 1420 tielen. Die schöne Schilderung
^e«es Kauiples bei dem gleichzeitigen Chronisten Bfczowa ist
* Peter tob KiavaF «neb^t noch in «iiier Urkande vom SO. Oe tober 1419
{Abxclir. im inÄlir. Laiidesarcliiv) als LaiKlesbauptiiiaiin ; im .Iniiiiar 1420
(•rjbidirt bcroito Ueinrich mla Laadeschef d«o Landtafelsitsangen io Brünn
und Olmütz.
' T|rl PelMl, Lebenigoaeh. K. Weneetlftos, Bd. 2, Urkundeobneb, 8. 171.
* Vgl. Archiv desky, Bd. 4, 8. 380.
* Ubno die übrigen Zoncrniwio hei den Chronisten hier anzuführpn, erwähne
ich blo«, das« »ich in dor Hucck'scheQ Sammlung im mährischeu Laudo*-
trehir ein RegMt einer arknndlichen Anfeeidrann; im Znnimer Stadt-
Archiv mit frtIj»ftiii1*'iM Wortlante findot: ,1420. Kotizcn über die Aiiwe.^on-
hf\t der Trappen der knoiglichen titSdte Mährens mit KSnig Sigmund
Tor Prag.*
272
ein Ehreublatt in der vatcrlüDtlischen Gescbichte und darf wohl
Behon diwor EioaeldaTBldluiig der Ereignisse jener Zeit ein-
gefügt werden,
fE» wer/ to erzählt der utraquistiscbe SclirifisteUery jm
Tage Tor Allerheiligen, als der König um die Mittagastunde |
mit seinem Heere bis zum Neuen Schlosse bei Prag voi^rftekt
war; aber er zögerte, di«' Pi.iger noch am selb(m Tage anza-
greifen, erwartete er «loch die Barone aus Müliron mit p'mer
gTijRseren ^lentre Krit ;,'svolk8. Und diese kamen denn aucli des
Abends ebendaselbst an. Sie lagerten im nabfn Wtilde und
scliliefcn in Waffen gekleidet, damit sie am iViilicu iMorgcn bereit
wären, die Prager mit allen Denen, die ihnen Hilfe leisteten, aiit
dem Felde zu schlagen. In der Nacht sandte der K6nig eine Bot-
schaft an die Besataung auf dem Prager Schlosse, damit ancb
diese am kommenden Morgen zum Kampfe gerttstet wäre nnd
▼on der Burg herabsteigend den Thurm oder das Hans des
Herzogs von Sachsen belagerte mid, wenn sie es vermöchte,
auch in Flammen steckte; denn za gleicher Stunde würde er
selber mit der Menge Volke», die ihm am Abende zu Hilfr'
gekommen, die Prager aus dem J'elde schlagen. Gott aber, der
den Siolzcu sich entgegenstellt und den Niedrigen seine (inade
scbenkt, Hess den Boten mit dem Briefe in die Hände der
Prager fallen, die aus dem Schreiben den ganzen Plan des
Königs erfahren. So trafen denn die Hanptleate der Prsger
wachsam ihre Vorkehrungen und stdlten ihre Mannschaften
dort auf, wo jeder Einzelne am Morgen stehen und seinen
Posten gegen den Ansturm des Feindes Torsichtig yertlieidi-
gen sollte. Und sn sehab es, dass der König am näcbs4en
Morgen, als sebon die 15. Stunde (d. i. zwischen 8 und 9 IJhr
Morgen««) verstrieben war, mit seinem Heerp vnn IT» 000 bi^
20.UU() (Unbewaffneten vom Xeiien Schlosse beranrückend, sich
dem l'rager Heere näherte uiul von eim r Anh"ilie auf der
Strasse, die zur Kirche des heil, l'aueraiiu» hinautuhrt, luil
seinem hkuiken Schwerte, das in der Luft hlitste, denen auf
der Burg das Zeichen zum Angriffe gab, da er mit seinen
sahlreichen Volke, das man vom Wyiebrad ans sehen konnte,
bereit war, die Prager zu überfallen. Aber der König hatte die
festgesetzte Stunde nach Gottes Willen vensilumt, und nun
Hessi'n die Tlauptleute um WySehr.ul. indem sie die Tbore be-
setzt hielten, ^üemauden zum Angrilfe gegen die Prager hin'
Digitize<tby Googie-
S73
:^iis2iehen, wiewohl Viele, bcsondr i s dio Deutschen, es wollten.
Als nun die Adclifjcn im Heere des Königs bemerkten, dass
die Tom W^sehrad keinerlei Auätaltcn tral'en, dem Küuige zu
tielfeii, daM dageg«n die Ftafgee sieb hinter den Grfiben gnt
verschanzt hatten, ricthcn sie dem Könige, vom Angriffe abza-
iteheu, sofern er einen schweren Verliis? im »•iL'fiien Heere
vermeiden wolle. Doch der König sagte zu ilmen: „Weit ent-
hmtf nüch verlangt es heute, mich nüt diesen Bauern an
Khiagen." Leutselig erwiderte hierauf Ilrrr Heinrich VOQ
Plumcnau (Imi KOiii^c: pWi>sit. d Kiini;:. dnss ihr heute einen
groäaeu Schaden erleiden und ui \ «Twirrung zurUckwcieheu
werdet; ich wenigstens,** fügte er hinsu, „fUrchte gar sehr die
hivn liti« <rfl dieser Bauern." Darauf sagte zu diesem der
Kijnig: „Ich weiss, dass ihr Miiliivr fun htsam seid und mir
uickt tniu!" Da springen Herr Heiurieh und mit ihm die
fifat^en Barone aus Mähren allsogleich von ihren Rossen und
niiea: „Sieh' uns hier bereit ku gehen, wohin du befiehlst, wir
werden dort sein, wo du, o König, nieht sein wirst," — Sofort
»eiset ilim n der König einen gefaihrlielieren Platz an: in der
jSicderuug, zwischen Sümpfen und Teieheu, sollen sie die
Plager angreifen. Die Ungarn dagegen lllsst er von oben aus
auf der Strasse gegen das Heer der Prager vorrücken. Und
als »ie nun so freordnet von zwei Seiten gegen dit^ Prager bei
den Oräbeu tapfer unäturmeu, werden die&c erschreckt iiucrst
in die Flucht geschlagen und drftngen steh in Haufen um die
Kirche des heil, l'aneratius. Da dies Herr (.!russina sieht, ruft
fT mit mHchtigcr Stimme: gute Brüder, kehrt nochmals um
uad seid heute tapfere Ivricger im Kampfe Christi, denn nicht
um unsem, um Qotlee Kampf handelt es sieb. Bald werdet
ihr sehen, wie der Herr, unser Uott, alle unsere und Gettos
ifeiade in un»cre TTündo liftV-rn wirrl.*'
^och hat er kaum seine iicde beendet, da ruil Jemand:
«Die Feinde ffieben, sie fliehen!" Auf diesoi Ruf hin rennen
Alle mit Ungestttm, vertreiben die Feinde Ton den Grüben
luid werfen «je in die Flucht. Und als die Prai,'« r mit ihren
Adehgen ihnen nachfolgen, da strecken die Bauern mit ihren
I^rescbflegelu die einen, die in die Sümpfe, die anderen, die
m die Teiche, und mehr noch, die in die Weinberge nnd FeU
<l»T pertolu-n waren, grausam nieder. Niemanden gefang'-n lu-li-
meud, selbst wenn er versprach, die Gefangenschaft und das
874
Qesctz Oottes bis zum Todo Vn ciljaclitrn zti wullm. Div A'Ip-
ligeo, die mit ritterlichen Wafteii küiupt'tcn, nalimen allerdings
M Tide sie konnten gefangen, ja sie entriiMn aneh mit
ner Lebensf^i fuln- Viele den Flegelliieben ihrer Brüder. — Und
80 lag luVr Ilirr Hfinricli von TMtuncnan zu Todr verwundet
uud wurde als Gefangener in da» Kloster des heil. Pancratius
gebracht, allwo er beichtete und, nachdem er noch unter
beiderlei Gestalt au commimiciren verlangt hatte, seine Seele
aushauchte. Heinrich Lefl, gleichfalls tm Zelte liegend, beichtete
und stnri). nachdem er init< r hoidorlei Gestalt comraunirirt
hatte. Wellige von den iiaruaeu aus dem Lande Miihreu, di«
die Oommnnion unter beiderlei Oestalt bekSnipft hatten, Uieben
am Leben. Hier Herr Ilt inrieh von Plumenau. derzeit oberster
Hauptmann von Miilin-ii, dt-r um seine Hraut' mit zw «'it.msoTKl
der Seinen zum Könige g< k<mimen war, dort Jaroslaus vou
Wesele, Wok yon Holstein, llynko von Halenowic, Albrecht
▼OO Chotönow, Wilhelm, genannt Zajec von ^idloelmw ie, Peter
von Sternberg und Konopist, Raeko von Uiesenln-ri:. WeiizM
von KlucüW, Heinrich LeÜ, Herr auf Bechiua, .iVleä Krk,
Sobfifin, Janko, der Secretttr — diese und viele andere Barooe
ans Böhmen nnd Mähren wurden wie Schweine grausam nieder
gemacht und lagi-n, ilm r Waffi ii und Kh idcr beraubt, nackt
dn. — Wer. wenn er nicht grausamer <lenn ein Heide wiire,
httttc, Uber die Felder und Weinberge dahinechreitend, die ge-
waltigen KOrper der Todten sehen und nicht in seinem hmer-
sten Schmerz empfinden können? Wer, ausser ein wahnwitzi-
ger Böhme, konnte l»eim .Anblick so kräftiger, präichtigcr
Kriegäheldeu und lockiger, edler Jünglinge ohne schweres
Herzeleid bleiben? Zumal da Viele auf Befehl der Priester un-
bestattet in den Weinbergi n und auf den Feldern lifLri n ge
lassen wurden, auf dass sie Hund< u und ib'ii Vr.;:. lii
des Himmels als Aas und den Beschaueni als Eiitsetzeu dien-
ten, wofern nicht treue nnd fromme Seelen sie im Dunkel der
Kaeht in den Grilbeii beeiiliiiii n.' So !>eliliesst lire/.owa die
Beschreibung der Schlacht und des Todtenfeldes am Wyiehrad.'
* Tomek achUgt in ««iner Getichichte Pra^. Bd. 4, Ü. 108 (D^Jepis ui>-«t*
Praiiy, nirht fllientntzt) die i^eiiitreirbe, aber nicht nothwoiidigu (.'»lyeellir
vor, statt (jiro t>|>ijiisa »ua' zu lesen : ,i>rf> .«imnsinne »na' oder ,pro ii|ion8n tn«'.
• OluK" (truiiil liozwt'ifelt Loroni!, Doiit^rlil.iiiil» (lOscIiii'lif.nnH'lli'ii, Hl. I
(3. Anä.}, 8. S<3/4, Bfesoi««'» Antonwhaft diaaer 8childeruii|f ; Ubri^B
275
Bas gFanaame Verfahren Sigmimds gegen die Hunten in
Breslan, wohin er sich yon BrUnn zu. Beginn dee Jahres 1420
begeben hatte, sein un^ttcklieher i rsfrr Feldaug geg^n die
Husiten in Böhmen, der Untergang so vieler angesehener TIen*eu
und Ritter im könighchen Heere,' andererseits aber der furelit-
bare Siojj-esziip: ^i^k;i's durch fjniiz Hölimen, dnm keine Biu'g
und kiMiic Stadt W'idi rstaiid /u leisten vermochte, kuuule nicht
ohne iiuckwirkuii^' IdiMhi ii :iuf die doch blos zuiiiekgedilunnte
husitische Bewegung in Mahren. * Wir erhalten zunächst nur
Anzeicken ond Andeutmigen von Unmben. In «nein Schrdben
an den Rath der Stadt BrOnn aua Welwar vom 13. November
1420 dankt der König in allgemeinen Worten fUr eine Botr
Schaft und die dadurch bewiesene Liebe und Trene, and
laahnt, durch Mittheilnngen und Drohungen von KSi^iten der
Wiclititt-i) sich nicht schrecken an lassen.^ Ob aber schon in
Aiescs .lahr die Verbrennung mehren r N'orstadtgassen in Brünn
aus Furt-iit vor einr-r Bola^^t-nuig der .Stadt durch die ilusiten
gehurt. ersc'hL'int luolir al.•^ /wrirrlhaft. *
Krnslcr wurde die (Icfahr für Midiren, als in den ersten
Moniten des Jahres 1421 in der Gegend um !Stra2mc, den
Heireasitz des gewesenen Landeshauptmannes Peter von Kra-
▼afy der rohe Krieg begann. Eine Adamitengemeinde, die sich
auf einer Insel im Marchflasae beim Dorfe Nedakonic susam-
vengeschaait hatte, verwüstete die Umgebung und brannte das
nahe Kloster Welehrad sammt Abt, MOnchen und, wie aus-
ist in eiueni solchen Falle Hclion entacheidonii, d&M er jüä der Verfaawer
galten will.
* Oaraaf berufen sich auch die l'rti^^er in ihrem uniuittelbnr nnc-h der Schlacht
an r1tr> f ipsnniTntlK-It i1< i ]>riluni«:hen Barone gerichteten Manifest (vgl.
Laurenz von Bieztiwa, 8. -4*^5/6).
* VfL die idcbt gaur. richtige Bemerkung des Andreas ron Regensbuig:
,. . . «ed tine Tictoria inde leceaeit (sc. res) deacendens per Jfomyiam in
Unpariniu. Vo<t i-iiiiiH rcccssnin Mmaviri, iti »[itn lirK'ii«qtio iiatici fuorant
infidelesy erruribua et baeresibus cxceptis paucis polluitur* {,H<»tior, Go-
MUchtMefanlbw d«r HuHtton In FontM «er. Au«tr., 88., IM. 6, 8. 40D).
' . . und «olkher ewer trewe wotleo wir eudi in allem ^ute nymnior ver-
gesson UH't bpfTf^rfii. <1.t? irilfinun holmrrpt ntid ny^ni-ind f»r»rliroi kcii In^zot,
ob euch yoniand i< In /. turbringcn oder 8chril»t*a wurde, da« wider uns were,
ak die Wtceleffen pflogon an tmid . . .* (Orig. im Stadtarchiv in Brünn).
* Welnj, Ifarkgrafiebafk UXhfmOy BrUnaer Kveia, Bd. 1 8. 98, N. 1, beriebt
«ich .luf ein« Urkunde für da.H Stift Otdnv.nn niis dr-ni .Lihri' I i:"', clio «ich
unter den Urkunden dieaea Kioatera im Brlluuer Stadtttrcbiv nicht findet.
276
drttcklich berichtet wird, der Bibliothek nieder.' Der Bischof
von OlmUtz, Johann der Eiserne, mit seinen Leuten, mährische
Barone, ein ungarisehes und ein österreiohisclies Heer vi-r-
suchten aUerdings die Ausrottung dieser unschönen Ausgeburt
husitischen Scctenwcscns, aber mit wenig Erfolg. Dan hilngt
doch wohl damit zusammen, dass man nicht nur gegen die
fanatischen Bnuernsehiuiren im offenen Felde zu kämpfen hatte,
sondern gleichzeitig gegen die festen Burg<'n des husitiseh ge-
sinnten Adels dieser liegend. Das Anwachsen der Gefahr vcr-
anhi.s.ste denn auch König Sigmund, sich zu Beginn des .lahres
1421 aus Böhmen zuriu kzuziehen und sieh nach Mähren zu
begeben.* Die Lage in Mähren um diese Zeit schildert des
Königs Kanzler, Bischof Georg von Passau, vor einer Versamm-
lung von Fürsten und StJldteboten im Nürnberger Kathhaustiaale
am 17. April. Er sollte hier den König wegen «lessen Ausblei-
bens von der Versammlung entschuldigen und erklärte nun:
Die emstlichen Sachen im Mährerlandc, die den Christenglau-
ben betreffen, hätten den König zurückgehalten. Ja, hätte sich
der König nicht dahin begeben, so wäre solches Unheil im
Lande entstanden, dass es nur mit grossem Kummer und mit
schweren Kosten zu wenden gewesen wÄre. Denn da sei be-
sonders ein gar gewaltiger Mann, der schon vor Zeiten dem
husitischen Glaulxin zugefallen, jedoch späü-r dahin gebracht
worden sei, ihn vor Gott und den Heiligen abzuschwören. AWr
nachmals sei er wiederum in den Unglauben veriallcn, und als
ihn der König darob zur Kede gestellt, habe er blos entgeg-
net, er hätte es un» des allgemeinen Wohles willen gethan. Nur
des Königs Anwesenheit sei es zu danken, dass das Land wie-
der gehorsam sei, bis auf den Einen.'
Doch auch dieser — es war Peter von Kravai* — war
mittlerweile überwältigt worden, denn schon am Tage vorher,
' Vgl. Laurenz von Broiowa, 8. 451.
' Am 28. Fi-I>ruar 1421 m-liri>ibt K. Sig^iiiuud biiii OiikUu jui den Rath ävt
Stadt Znaim: ,Wir liuizon üuch wiszen, da« wir von hiiine ^erichu
Mcrhem zu xielieu; dorunib (gebieten wir vuvb, das ir «iwom zoiif^, budiMn,
hautwerk und sust ander «3wt>r geret zurichten und bor«;it4>n . . .* {Orijj.
im niilhr. LaudeKarchiv i. \)n»8 er daher schon am '26. und 26. Febniar in
Kremüier geurknndet liaboii soll (s. Aachbach, Bd. 3, Ü. 43S), ist nicht
leicht niClKlich.
■ Vgl. KcivlMta^cU<n, Bd. 8, S. 3ü.
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am lü. April 1421, konnte der Künig seinem Knnzli r voo
l'ng.-Brod aus raittheilen, Hass si( h Peter ondlk li vor iliin CT-
dcmilthigt habe, nicht ohne diese Machriebt mit einem enistcn
Zweifel über die Dauerhaftigkeit der Bekehrang so iMgleitou.*
König digmond sdieiiit aidi von Bühmen cunilchst naeh
Kremaier, also in die Nähe des Hauptherdes der hnsiti>schon
RPTi '^rnin er. T)pjrehpTi zn hnhon * Doch hielt er sich für keinen
Fäil lange dort auf; schon am 0. MUrz kam er nach Znaim,
«0 «r drei Wochen, bis Ende des Monats, Hof biett.* Da«
battc seinen guten Gnind, denn die Umgebung dieser Stadt, be-
sonders die Gegend gegen .Taispitz hin, war ein zweiter Hrenn-
ponkt der husitischcn Bewegung iu Mähren. Hier hatte sich
mler dem Schntse des michtigen GkaeUeebtes der Knnsladt,
der Bargherren auf Schloss Jaispilx^ lingshernm das Hu»iti>ii-
Aain atiPffcbreitet und h(?drohtc nun zunächst die katholische
Stadt Znaim, sodana aber, wodurch dieser ScbaupLitz besonders
Ar HenBOg Albrecht -wieht^ wurde, das Maehhariand Oesterreich
in uindttidbarater Nike.
* Tf I. ReicbftafMcteii, Bd. 8, 8. 26, Kr. 84, und mach fieioM, Künif Sigmund
od dia Benbifai«ge, 8. 144.
' Vgl. S. 276, N 2
* t'eter »Ue mit Ziuiim in ZinsamuiealiAog atehouden EretgniMa der Jahre
14tl and 14n faalwB wir ein« werlbvol!« QiMll* in dem Loaiuietlnicli dm
St.ult .■iu> ilii!si_-ii Lf'iiUii .r.ilifOii. liMli<rn ich <lie Hf.irli.-iliinir iliP-;-'r für
LocMlf^eiwiiichte reichhaltigen (Quellen ankUndig«, bt iiiurkif i<.)i, iliis* diene
loMiiigsbllc^Br lediglkb ffie Avii^bea nnd Einnahmen der Sudt ver-
mchnen. Sie reicbcn zwar bis in die llittedee 14. Jahrhundert« aurflck,
iuoh ist die Reihe leider nnr »ehr fragmentarisch erhalten. Die Ein*
Ittpm^ii der Aussahen anlä-wlich Aim K ui^'-lu-iichL'» werdt'u folgendor-
■iinn eingeleitet: ^tom anno donüai UCCCCXXl dotninica Judiea
f9. HKn) ■ereniwrimtis princep« et dorn. den. Slglsnnndn« del ffratia
Romanomm r- s «.'umer augustu» necnon Ungarie, IVomic otc to%,
domians noaUu gracio«iMimiu ad dm in loam Tenieni ciTitatem ibidem
pannkniat per xxiH dies nna cum gradulMiina domina noetn ngin»
Tiij^rie et cum alii.^ mnlti-' ih/1iilit>ii.s ot viris reTi i' r.'lis . . ', und aua
anderen Eintragungen emelien wir, da« auch die Kfinigin- Witwe Sophie
md der Xannler Biieliof Qeai)g Ten Paaaan ragegen waren. Am M. Hin,
tnei Tage nach der Belehnung in Soeft-Id (k. unten 8. 2S0), kam amelt
Hencg All>reclit von Oesterreich nach Zn.iiin. Wuliracheinlicll war anch
flignnnd« Tochter Eli^nbetli dort, dotiu in ti. iu lAim S. 275, N. 3 er-
«Umten Briefe K. €%mnnda an die Stadt Brttnii empfieblt er aie, die sich
waU aufdar SnrdimiM befmdi dnn Selmta» dee BUigoutifleM. leh et»
«Ikn« £«■ wegen dne TerhlltaiaMi iwiwdien Albieeibt nad SUaabslh.
278
Wir können den ersten Beginn \md Ausbruch der Un
ruhen in der Ge«:^end um Znaim Tiidit t'csustellen. Als unmittel-
bar nach des Königs Ahrcise am 11. April 1421 der neue
Stadtrath von Znaini sein Ami aiiüat, wurde bereits emsig an
der VerbeBBeniDg des Vertheidigungszustandea der Stadt ge-
arbeitet Es wurden die Grttben ausgebessert, ononterbrocheu
Fuhrenladangen mit Steinen za. den Thoren und Maueni hw-
angeftdirt, Hob ftr die Renovining der BrUdcen herbeigescliafil^
die ThUrme neu gedeckt. Diese und Uhnliche Arbeiten be-
Bchttiligten tn^jtrij^lich eine Menge von Knechten und bildeten den
TIauptposten der stÄdtisehen Ausgaben. Nicht weniger als
105 Arbeiter waren beispielsweise am 11. Mai allein mit der
Ausbessenuiir der Mauern boschUftigt. Wir finden verzeichnet,
dass schon im Monat April in Brünn und Wien der Einkauf
von Kanonen (pixidcs) besorgt wurde; daneben ward Blei und
Schwefel in grossen Mengen eingekauft Gleichzeitig herrschte
ein reger Botendienst nach Terschiedenen Richtungen hin, be-
sonders auch zam KOnig, und ein ausgeddinter Kundschafte
dienst in die Umgebung. Alles spricht dafttr, dass der F«nd
nicht frrn und die Gefilhr nicht klein war. Zum 6. ISlai findet
sich eine Eintragung, die genauer die Stellung der Feinde et-
kennen lilsst. ' Sie bedrohten bereits Schloss Martinkau, ebva
ftinf i^Irilcn nordwestlich von Znaitn ^«-olci^i'n, und von der Bnnr
Tempelbteiii bei Ei}>enschitz, die drn lirrrt-u von Lipa gcluirtf.
sollte Schutz geholt werden. Von du an kann man ob nun Tag
ftlr Tag verfolgen; wie die Husiten langsam, aber beständig
ntther rttcken und sich gleichzeitig ausbreiten, bis sie schliessiiclt
die ganze Gegend erftdlen. Es ist kein wirkliches organinries
Kriegsheer, sondern die husitiscbe Bevölkerung selbst sucht
Ort um Ort an sich zu reissen, die festen Platze einzunehmen
und Tollstttndig Herr des Gebietes zu werden. Anfang Jooi
kJinncn die Spilher nur mehr bis in die Nähe von Jaispitz vor-
dringen ; bis auf zwei Äleilen waren die Feinde herangekommen.
Daher werden denn auch in dieser Zeit die Befostieriings-
arbeiten ungemein beschleunigt und mit allen Krüfteu besorgt.
Und Avas that König Sigmtmd in dieser Zeit, da er doch
wahrlich allen Grund gehabt hätte, uunmelir, wo Bühmea
* l'ol. d9': Item nuncio Jiicobo in TeinpUtein propter c«st«llum MartnicXi
ne HoflsMiM intwent ... in gtroai.
2izka völlig preisgegeben war, Mähren wenigstens krttftige
Unterstützung zu schenken? Nach seiner Abreise aus Znaim
Ende März 1421 verweilte er bald in Brünn, bald in Olmlitz,
bald in Ung.-Brod, thcils mit der Beinihigung des Landes, theils
mit Vorbereitnnjren und KUstnnffon zu einem neuen Zuge gegen
die Husiten iu Böhmen beschattij^t. Nach seinen eigenen Mit
Üieilungen war bereits Anfangs Mai das ungarische, sciilesisclie
nnd österreichische Uccr ,mechticlich^ beisammen und der Marsch
gegen die Hositen unmittelbar berorstehend. ^ Doch tun die l^litte
des Monats weicht er aus Mähren bis nach Trentschin in Ungarn
nuHek, allerdings noch immer yersprechend, alsbald mit grosser
Hccresmacht zurückzukehren.' In Wirklichkeit tritt aber nun-
mehr ein Stillstand in allen Plänen und Unternehmungen ein,
für den ans jede ErklUrung fehlte,^ wenn nicht der Grund die-
ses unverstiindlichen Zauderns in der militärischen Ohntiinf-ht
Sigmunds zu suchen ist. die hauptsächlich dadurch Ixwirkt
wurde, dass die mit lierzug AllMecht, dem wichtigsten Verbün-
deten, wohl seit geraumer Zeit geptiogcueu (Juti^rhandlungcn
Usher zu keinem Abschlüsse getUhrt hatten.
Hentog Albrecht Ton Oesterreich hatte im vergangenen
Jihre 1^0, als er snm ersten Male, damals anterstutct von
seinem Vetter Emst ans der Steiermark, gegen die Husiten in
Böhmen und auch in Mährw gekämpfl hatte, grossen Schaden
und bedeutende Verluste erlitten. In gleicher Weise dem Könige
watNT zQ dienen, war für ihn kaum ausführbar. Der einsige
' Si^'ninrifl srhroiht nni 5. Mai 1421 vnti Hrnim aiii« ti,h-}i Hiidweis: ,W.'inii
wir uns jezuud mit volke voo Ungern, vnn der Ölosion und Toii (>«f« n ii h
nechticKcli besamcu, das wir wuero und eworn widenftcben uut gute»
Imir« mcchtklicli wld«iiteen wollen' (PatadEy, Urkundl. B«itr., Bd. 1,
S. 89, Nr. 86).
' Vi;l. dio zwei Öchn>il>on dos Krtnip.« ntrs Trrnt^^rliin von» 18. Mai 1481
au dio Schlesier in WH. rer. Silwionniin, IM. G. S. .M.
' Sigmund eutsi'huldigt allerdings noch am 1. Mai »ein Ferubluibou vum
KBrnbeifper Itoiclulag mit der drob«iid«n TBrkMig«fidir, aber aehon um
die Mitto dos MonatK int, ■w'u- wir ^i Iumi, hievon kciine Kode mehr. Daw
ini .I.ilirf' 1121 lii'in Türketicinl.'ill In Ungarn stAtt^'pfiiridpTi, wip noch
Aäcbbacii, tid. 3, >S. 12U aiiualim, darüber vgl, Iluber, Geschichte Ueüter-
nidia, Bd. fi, & A80. Kaeh den Bfli^etratarbachem K. fligmandi (im k. k.
8tMt«arehiv in Wien) tut Sigmund vom 2. — 2ß. Juni in I'refwburg, ur-
^rand<?t am 4. Juli in Th*»ben und J'rfsshitr^' (vgl. dagegen Awbliai Ii. Hd. 3,
^- 4;(*Jj; aut 19. Juli ist er scbun wieder tdr lilugere Zeit in l'rfüwburg.
280
Erfolg war etwa, dass ihn König Sigmund zum Beweise seiner
königlichen (lunst mit allen österreichischen Provinzen belehnte.
Von Znaim aus, wo, wie bekannt, Sigmund in der zweiten
Hulfte des Monates Milrz residirtc, begab er sich am 24. März,
am Ostermontag, zu diesem feierlichen Acte auf österreichischen
Boden, in die alte Belehnungsstadt der Habsburger, Seefeld,'
und kehrte in Albrechts Begleitung zu seiner Familie nach
Znaim zurlick. Dass hier wichtige Unterhandlungen geführt
wurden, steht ausser Zweifel. Der Bischof Johann von Olmütz I
erhielt damals die mührischen Städte Neustadt, Littau, Olmütz
und Kloster Hradi.sch in seine Gewalt und seinen Schutz, um
sie bis auf königlichen Widerruf zu verwalten und zu ver-
wesen, wie es sonst dem Landeshcrm zusteht.'' Ueber die Ver-
handlungen mit dem österreichischen Fürsten fehlt uns aller-
dings jede bestimmte Nachricht, aber da wir von keiner weiteren
Zusammenkunft in den nilchsten Älonaten erfahren, so lässt
sich aus den späteren Ereignissen wohl schliessen, dass eben
hier die ersten mündlichen Vereinbarungen wegen Herzog
Albrechts dauernder Theilnahme am Husitenkriege getroffen
wurden. Albrecht verlangte erstens für die voraussichtliehen
schweren Opfer eine materielle Entschädigung, sodann aber
eine cndgiltige Entscheidung wegen seiner in Aussicht genom-
menen Verbindung mit des Königs Tochter Elisabeth. Aber zn
einer festen Abmachung scheint sich Sigmund vorläufig nicht
herl)eigelassen zu haben, auch Frühjahr und Sommer ver-
strichen, ohne dass er eine Entscheidung getroffen hätte. Im
Juni 1421 weiss sogar schon der Nürnberger Rath nach Ulm zu
melden, dass der König mit dem Herzoge von Oesterreich
wegen der Hilfe im Husitenkriege in Unterhandlungen stehe.*
Dann vergeht wieder ein Monat, bevor wir eine weitere Nachricht
hierüber erhalten. Am 21, Juli schreibt ein Breshiuer Domherr
' Die Urkunden sind verzoichnot bei Lichuowsky, Geschichte des HaoiM
Ilabsburg, Bd. ö, Reg. Nr. 2009—2011.
' Orig. im orzbisch. Archiv in Kromsier, ddo. Znaim, 30. März 1421.
' ,So süll «oin gimdo mit dem hertzoge von Oesterreich von sUlicher sath
wegen auch in red sein' (Palacky, Urkundl. Beitr., Bd. 1, S. 126). Dm
ist die erste sichere Nachriclit, daas Vorhandlungen im Zuge waren; was
Frioss, Herzog Albrecht und die Ifusiton, .S. 17, voranla-ssto, den Beginn
der Verhandlungen, wenn nicht in den Mftrz, ,in den Monat Mai' tu ver-
legen, ist mir nicht bekannt.
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2H1
miff^r <rt^n!iucr AniUliruüi: «It r Bediiijfuiif^i'H. di i Krinl;.' li:i!)< sich
mit dem Herzog .penziich peeinct'.' (iloirliwobl ist auch diese
aorirOi^iehe Angabo nicht ganz richtig; eine wiiUiehe ▼oll'
kdumene Ventäadigun^ Uber die Bedingtingren war noch niebt
erfolgt; vielmehr scheint es, als oh gerade damals eine nicht unbe-
deutende Trübung des frcundschafthehen Vcrhiillnissos zwischen
den beiden Ftlrsteu eingclreteu wilre, die sich in der königlichen
Comspondens wiedenpiegclt. Am 19. Juli schreibt nftmtich
Sf^nnd aus Pressburg an den Cardinallegnten Branda und ver-
Hcliert ihn. die ganze Zeit nur y.u lUistungen und Vorbereitungen
fllr den liusitcnkricg %'erwcndet zu liabeu; jetzt werde er sich
gfinm mit den scblesischeo Herzogen und den deutecbon Reichs-
Alnten zu einem Zuge gegen die Bühmen vereinigen * Des
Hmogs Albredit geschiehl in ilii xmti Zusaninienltange als Theil
nebmcr am Fddzugc autlaliendcrwcise keine Erwähnung.^ Kr^^t
«pSt«r, da Sigmund, um die wiederbolte Veneögemng seines Zuges
ire^en die Ilusiten in Böhuien zu entschuldigen, auf die vielfachen
Hindernisse und Abhaltungen hinweist: wie er doch zuerst mit
liem Könige von Polen, beaoudcrs auch Milhrons wegen, habe
eio Abkommen treffen mflnen und nun ginube, die Polen von
ji'ier Oemeinscbaft mit den Iliirctikern abgezi>gen su haben,
fährt er wörtlich s<» fort: ,IInd auch mit dem Herzog von Ocstcr-
reicb (es fehlt bezeichnenderweise jedes Kpitheton, wie es di>eh
WtttaooftTorkommt) haben wir es m geordnet, dass wir meinen
MÜten, er werde von unserem Wunsche keineafalb abgehen;
Mfih mit Anderen mOhen wir uns.tSglich unermfldlieh ab.'*
' .Oai-h niiQio ewir pnadc, (\m iiioiii liem, der Romiidte kooior mit (lt>in von
Oüten^it-h ninb<> das frowlin von Uiufini uud all« aadir ncbin tUh
penrlich ^^einot hnt nnd der von CMereiiih, der lelt dem luMDlf(e
iiundirUkwsint horviter gnideii. dovor h«?r «>iii {'inpt'jjebiii lint und vt'r«)icxt
die novbgtüschrclMin stata und laut: in üehmen Badwis, in Uerbern
ISiieiniM, Egls, Clmpnios f nlebt Kamenit«, sondern wehl blonner Bcbreib-
f^hlpr fHr Jauinirz (»d«»i- .1* üinii .-i] iiml >i .iti' }!, m> dn» der v mi f'^ti-rii'li
Bit alle aeiner wacht lucinem horrcn d»ni kouig« vorgunviiriibeu buiKthebn
od hellb «il bia anm ende' (RaiehiticflBoten, Bd. 9, 8. 8S; vgl. aueb
SS. rer. Sile»., M. ß, 8. 8, Nr. 11).
* Vgl. Kcicli*tafr«i»cten, Bd. ft, S. 77.
* Idt will doch hier anmerken, Aa-ti^ Si.^-nnii'.d auch schon in noinim << iiri-iljen
aa die SchlMster vom 18. Mai ilenog Albreeht unter den 'i'li«iln«braeni
an Uusitenzug nkbt anfllhrt,
* ^ . . «un iUb [w. Polonia) eciam do Mornvia c^iinns taliter, nt crt-damiiü
ei» a qneenaiqiM «onMrcio pravitatia heratic« raduxian. ae cum duce
MU*. Bd. un. II. BMA«. 19
282
1 )of'li ernstlich könnt«* weder K<"iin<r SiffitMind aut Albrechts
IJntcisiiitzung verzichten, noel» mochu- sich dieser von einer
Aiigt lt ffonheit zurückziehen, die ihn fast ebensosehr wie den
König »elLöt berührte. Für Herzog Albrcchl war der Kuuipf
gegen die Häretiker, gegen welche der Pftpst aacli in den
toterreicbischen Ländern da« Kreuz batte predigen lasaeD,
mehr als eine bloB politische Action.
So wurden denn die Verhandlungen fortgesetzt, aber erst
dann sum Abschlüsse gebracht, als die Qe&hr aufs Hochite
gestiegen war.
An jenem Öaslauer Juni- Landtage des Jahres 1431, auf |
dem die Böhmen König Sigmund der Krone verlustig orkliiv
teUf nahmen auch die niUhrischen Hnsiten theil; es waren za-
gcp^en Peter von Kravaf, Joiiann von Lomnic und viele andere
nicht namentlich trennnnte Herren. Sie k.amen aber er^t am t
dritten Vcrhandlungstage tlort an und bildeten jedenfalls das
niiissigende Element in dieser von fast allen Parteien des Lan-
des besuchten Versammlung. ' Aul" ihren Vorschlag hin wurde ;
in den Pasnis wegen der Absetzung des Künigs dodi noch ein ^
^nisi Deus voluerit' eingefügt, und ftir sich forderten und e^
langten sie das Zngesiandntss, sich, wie sie es ihrer Ehre
schuldig au sein glaubten, noch einmal direct an den Efinij;
selbst wenden au dürfen, bevor sie ihm ihren Oehoraan
kündigten.
AiiHtrio cciaiit onliiinviimiH, iit .1 volo nostri) illiim iloviare millo modo
piitoiiius. et cum aliis ociiim coUdie laborariina« et laboraoios todefeMe*
(UuichiitagHacUiu, itd. 8, 8. 77).
Vgl. Laiuenx von Bfezowa, 8. 4SI. — & üi in w«it gcgnngon, wenn
Palaeky, Geachidite Bttbmem, Bd. 3» Abth. 3» 8. 214» den inriliii.«i lreD
TIrrrcTi dir' Itiitintivc 7a\ dioK<>ni L<aiidt.n^r'' r.tt«<-lir<Ml>f. Ks InTulit dies»
Aunalimc' auf üidori uudatirteu äclireibeu oiue« L'ubekauuteu an einen
htuitiaclieo Baron In MOiren, worin gemthea wii^ dem geplanten Angrif
d«r Pniger nnd 2iilui*i auf Hühren dadnrek navoraukommen, daaa iMU
mit ihiion in Verhandhiiigen trete ft!'r (druckt im Archiv coskj', Bd. 3,
8. äUO, Nr. 21). Iit dieuM Zuugniä.'« für uino so gewichtige iäache deun
doch au uabeetimnit, «o ist es andererseits meines Eracbtens TSilig nn-
rieht^, dais in einer aweiten, gleichfalls undatirten Urkunde (jetat ge-
dmckt in lirkundl. Hoitr., Bd. 1, S ^»1. Xr. ^»0 ,, ^vi<7 PaLü ky a. a. 0..
Note 179 behaui>tet, von einer Verliandlnng über dio Abhaltunp ciues
AllgcmeineD Landtages durch die ins böhmische Heer gekomnieoeu mähri-
schen Hnsiten Peter und Johann die Bede 9ti.
üiyilizeü by Google
888
Die Namen der mälirischen Barone f'riileii dnlu-r unter
den Uoterzeicbnem des Öaslauer Landtagsbeseblusscs, sie war*
dsQ «ueh bei der Zmammensetmiig der provisoriBcheii Regie'
rung nicht bcrücksiolitigt. Vom Landtage heinikelirend, ver-
sammelten sich die Milhrer albogleieh am II. Juni in Brtlnn,
um ihrerseits Uber die Caslaucr Beschlüsse zu bcruthcu. ' Da«
Eifebniae dieser Verhandlung ist uns erlwlteD.' Die mSkri-
üchen Herren, an ibrer Spitae der Lsndeshattptmnnn Peter von
Kravaf, der naeh «einer Unterwerfung wieder zu dieser Wllrde
emporgestiegen war^ verselireibeu i>ich den Uühmen %ur Eiu-
tuJtniif der Tier Vnf^r Artikel. In derselben Fassung, wie si«
in l'aglau vcrkQndet worden, verhiutbai' u ^i. flir Milhren die
Grmitl«jesetxe des husitisehen GhiulMjnsbekenntnisM •-, ilass I. das
Wort Gottes im Lande frei sein und ohne liimlernii^» von
chrisflichen Priestern verkündet nnd gepredigt werdoi sötte;
S. dass das Saeranient des Lcilus niid lUiitos Obristi unter
bcirlfn (testalten des Hrotes und NN'cini s all< ii treuen Christen
frei gespendet werden solle nach seiner Bestimmung; 3. «lass,
dl viele Priester und ll(bicke naob weltlioher Ordnung gegen
Christi Oebot nuin Kaebtbeile des priesterlicben Amtes und snm
Schaden des weltlichen Standes Uber irdisches CJut herrschten,
diesen solche rechtswidrige Ilerrschatt abgeuoninicn und sistirt
werden solle, auf dass sie gemiüis dem Laute der Bibel lebten
and SU einem Wandel naeb Christi und der Apostel Betspiel
geführt würden; 4. dass alle otTenbai-cn Sünden, die TodsUudcn
und andere den Gesetzen Gottes entgegenstehenden Tiiord-
Qungcu, rechtmässig und vcrbtttudig von denen, deren Amt
es sei, in jedem Stande abgestellt und bestraft werden sollen,
toi dass die Länder gereinigt werden mflgen von bOsem und
' Dil« Ziiaimor Lo»iii)p«bui'L mol<]ot Fol. 74": .Fori« III! jKint doniinirani
ante ftMtiim a. Viti [ll..Tuni| direxinius Brnniuin sd oonrocni.-ioiioiii baro-
■Hiis tcm Ifonvw nunoae IUI trticiilomni et «elerontm in Csulavi»
tnrtitninim pmdeat«n Ifidrasebinin winltem cum dnobua ««{fitUriw, qvi
' " IUI' |14 Juni] rurc'nenint, quibuii pro ex]>cn8is iiediinii.<> ... I Diarc.*
' E« iat j«D« uDilatirte Urknnde, die ftahw van Palaekj, Archiv teekj»^ üd. 6,
& SM and Uilrandl. Bettr., Bd. 1, a 90. Vr. 89, bitig um Monat ITal
gtwrftit wurde. 8ic ist «ber auch nicht, wie Ti>m«k (Ut'jepis Prahy'. Ild. 4,
& ItiS angibt, gifüclixeiU^ mit doiu Lattdta^Mrhluas dnr blihmi^heu
Hanra in ÖsaUv am 7. Jnnl ambitendain, aoodara in Brttnn am IS. Juni;
darnach int .iiu b doren Datiruni; i» der Aus^^ab« dar 8nimjr rnnrnvaki
im Archiv ceak)', Bd. 10, b. 246, zu corri^rcu.
1»»
I
SU
ungercchti'iii Rufe (povt'st) zum Wolilcr «Kt Itithmischcn Nation
im Königreiche und in (k-r ]^Iark<rrafscliaft.
Von den übrigen Artikeln der Caslnuer Landtagsurkimdc'
nahmen die mSlhrischen Barone nur noch den einen, der von
des Königs Absetzung handelte, auf, aber mit folgender Vor-
bemerkung: , Ebenso haben wir uns dieses ausdrtleklich vor-
behalten, das» wir vom nilchst kommenden Sonntag binnen
seehs Wochen (lö. Juni bis 27. JuU) an den König Sigmund
von Ungarn eine ordentliche (Scsandtsehaft sehic-kten und unwrc
Ehre gegen ihn verwahrten, und nachdem wir dies gethan, den
obgenannten Hen*en und den Gemeinden Antwort gilben auf
den fünften I'unkt, der unten folgt, und diesem Artikel ohne
Ausrede und Widerspruch beitreten und uns mit den böhmi-
schen Herren und (lemcindon zu einem Körjicr verbinden und
vereinigten. Dieses ft\nfte StUck lautet wie folgt' — und nun
wird der Absetzungsarfikel wörtlich wiederholt.* Alsbald er-
folgte auch von Prag aus an die Ilauptleutc husitischer Städte
in Mahren oder an der böhmisch-milhrisehen CSrenze, nach
Hradek bei (iewitsch, nach Zwittnu, nach Policka der Befehl,
diejenigen Herren und Inwohner des I^andes, welche von Peter
von Kravaf und .lohann von Lomnic, den obersten Haupt-
leuten, als treue Anhilnger bezeichnet würden, in keiner Weiw
an ihren OUtcm zu sehildig<'n, sondern ihnen auf ihr Verlangen
zu helfen und beizustehen in der ,Vertheidigung gegen die PVinde
der Wahrheit Christi und zur endlichen Bän<ligung der Schmach*.'
Lagen die Verhilltnisse so, dann können wir beurtheilen,
in welcher BedrJlngniss sich die katholischen StUdte des Lan-
des befanden, und begreifen, dass sie ungestümer als je vom
Könige Hilfe verlangten. Wenigstens ftlr die Studt Znaim lässt
sich aus den trockenen Notizen des Losungsbuches die da-
malige Situation schildern. Am K». und gleich darauf am IT.Juni
gehen Botscliatb n an den KiMiig ab, die letztere ,in hüchsl
dringenden Angelegenheiteu*.* Fast Tag fllr Tag werden Spillier
* Vgfl. Pnlacky, Gesell ichte nfShmons, Dd. 3, Abth. 2, 8. 282 ff.
» Vpl. Archiv fnaky, IM. 6, !<, 3'.>9.
* In dioBOn ZiixAmmouIiatip frchtlrt nninlicb diu untlAlirtc Urkunde, die
Palacky, Urkiindl. Knitr., Bd. 1, 8. UI, Nr. '.»(), unricljtig in den Mai U2I
»eXxt (vpl. oben, 8. 2h-.», N. 1).
* Kid. 70': ,Fpr. II [in-. (kwI ». Vilnm]: Itom Chiinzrmi niincio «d d. no*tnini
rcgvni in PoBouinni . . . Fi-r. III diroximna prudentom viritin Petruni !nü><
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285
nach Budwitz, Jaispitz, Pabitz, aber auch ia üUdlicber Richtung
gegen die Osterreicbische Grenze ,in montem Scliabas' auege-
Mndt. In der Umgebang kommt es mehrfach *n Zusammen'
stSMen mit den Feinden. Ende des Monats Juli müssen die
Büi-g» von Znaliii /II ilii<T Unterstützung gegen die Husiten die
L« uto AUS der Kachbarseliaft herbeirufen.' Es scheiut, daSS am
i. August die llusiten die Stadt Eibensehit» eingoiioinmcn
haben. ^ Die Bürger flüehteten aus der Stadt, doeh wurde dit s als
ein Verbreeljcn angeselien und mit der ( 'ontiscation der (^uter
bestraft. " Die Eirjlraguugcu im Monate Aui^ust zeig(?n ange-
sichtü «ler Gefahr auch ein ganz enormes Anwaclisen «1er Arbei-
ten an den Mauern und Grüben, sowie die stilndige Uubrik der
Soldzahlungen. — So unzureichend diese fragmentarischen An-
gaben aucb sind, sie genügen doch als Beweis dafUr, dass im
Laufe weniger Monate, seitdem Sigmnnd das Land verlassen
hatte, Mähren in immer grosserer Ausdehnung den Husiten zu>
iudicoin priorMii ad [^i';ii'ii.si*slmnin d. noxtrum rof:^ni, quem in Prwonio
inveuit, in certis dt niultutn nnliii» causis incutubcntibu» iioHtro civitati . .
* Fol. 88': ^^er. III et IUI [sc i>ui»t s. Jacobam, d. i. 20. and 30. Juli]: Item
vocATimus Imicos in cireumadiaeentibiu TUlifl rerädente« [Hi.$ rMidentibiu]
sobisilk mibtfidiiim cuntra Uussoncs et iiiiinieus uustros', oder 7.mn 12. Aiif^nst
(Fol. 92): .iinncio in RecK et Egnburk pro acqutrcndo populo . . . item
ex cadcju causa nancio in Laa et in Zefeld^ iibulich auch noch später.
' 8« »t doeh wohl die Eintragung im LoMinipibuch (Fol. H'J) suvenlehen:
,It«m sniitio poitanti noTS, qaod Eywnnczicz adquiHiissent' Die Annahme
eines ITebrrfnllce i]pr Stnrlt Ki')f nsrhitz iliiicli dii' Ilusiti ii im .Inliro 1121
wird vielleicht aucb durch Folgendes besser gestutzt: lin UrUnuer Stadt-
«rdiiT Codel aicli eis» Uiinnid«, dnrefc weleh« «B* A«btiMin Frsuedüi und
der Cbnirent des Kleetera Oflavaii bei Eibenichiti dem Kehter in Kloster-
iieuburg Nicla« Theym bestätigi^n, <lio Kloinodien rUekerlmltcn xn haben,
welche sie ihm in Verwahrung gegeben hatten, ,durch forbten willen unser
fe^-nd, der Uossen, die ko der »eytoa herscbten in uiwerm lande'. In der
Detimng ist entweder das Wort «avrej* ans .drey* oder nmipekehrt eorri»
pirt, doch halte ich gegen Wolny, Markgrafscbaft )I.^hren. Brünner Kreis,
Ud. 2, a. 202, dafür, dass die Urkunde zum 1-1. Suptumber l'l.'J gehört;
denn im daraufi'ulgeudeu Jalire herrschte gerade im Herbst grosse Uusiten-
gefahrt and die Zameknakme der Schitae seheint daber unwabrscbeinlicli.
* Znaimer Losungsbucb, FoL 19': ,Item anno quo supifa eirea festnm a. Pro-
copü [4. .luli 1121| perceiiiniM« quadragiuta »(uatnor «^cxjigenas peruniiirani
l^omkhewr, «^uas circa suas res iuveuiiuus, 4ua8 pucuuiaa ona cum rebus
abhine oocalte volnit abdacene et non aliud presumitnr, niai qnod ne*
cM^tatis tempore nna cam alila suis rebus abhtnc a nobis evasisset se
BobiKum wm ut probos et fidelis defendendo/
S86
gefuUen war. Denn wie um Znaim verhielt es sich wohl auch
in anderen Theilen des Landes.
Um dieser Ausbreitung nun Einhalt zu thnn, gab es in
der Tbat nur ein Mittel: die in königlichem Besitze befind-
lichen Burgen und die treuen Städte durch starke Besjilzun-
gen vor dem Eindringen der Husiten zu schützen, von hier
aus den weiteren Kampf gegen tVut Landbevölkerung zu ftih-
ren und allmälig Milliren wieder zum Stutzpunkte der Oi>era-
tionen gegen Böluuen zu luaclu-n. Dieser Gedanke schwebte
Herzog Albreeht vor, al« er schon im Frühjahre des Jahn*»
1421 mit König Sigmund — wir wissen zunächst mit welchem
Erlolge — wegen seiner Theilnahuie am Husitenkriege unler-
handeltc, und als er im April den Kurfürsten die Zusage
machte, am 24. August ins Feld zu ziehen.' Doch noch im
Juli war die Meldung von einer Einigung der beiden FUrsten,
80 bestin>mt sie auch dt^r Breslauer Domherr hinstellte, ver-
früht; auch im August schwebten die V^crhandlungen noch,
denn Albrecht zog zum versprochenen Termin ebensowenig wie
andere Fürsten, die sieh verbindlich gemacht hatten, ins Feld;
wohl aber weilen um diese Zeit wieder einmal seine Ruthe und
Bevollmächtigten beim Könige in Ofen, doch wohl nicht allein
um des «'inen (ieschilftes willen, das in <ler Urkunde, der wir die
Nachricht entnehmen, angegeben ist.* Es scheint fast Alle« ge
ordnet, denn schon zwei Tage nach dieser Botschaft an den
Herzog ladet König Sigmund, da er nun .gen Mehm wertz zu
ziehen' beabsichtigt, die Landherren, Ritter und Städte der
Murkgrafschat^ für den 4. September nach Straznie (im süd-
lichen Mähren) zu einer Ven>ammlung.' Und am 1. September
" Vgl. Eb. Windwke, .S. 92, Ca]i. 104, 105; ». iiuih Uozold, S. :>2. iM
uiAciit «eine DarRtelluniif den Riiidrnrk, aln nh Horx'tf; AIhmcht erst im
Juli den Kurfiirvttni da« Vernitrechon (jetjolien häUc.
• Keichitrefiri^ti'ntorbnrli ,G' (im Wii-ner .SUaUarcliiv), Fol. lU': Ein Brief
KOnig Si|;round8 an llerxop Albrei-lit wepon der AuHltifiiini; von kOnii;-
lichoni Sclimiu-k auk d<<n lländnn den ITnUf^rafeu Heinrich. Hprr.ofrx in
Baiem, und des Kanzler.« Itioch'^f Gei>r}f wm Viuumn in der Wci«s, jä*
wir nech»t mit dinen roten ii.<iz(;otrai;uti und beredt haben und ubervin
worden nein', dalirt; Ofen an sant liartholomejiabend ['J3. Aupiiit|.
• Dudik bringt in »einer üuRrhirhte de» Henediutinerftifte« Kavfrern, Hd. 1>
8. 475, Note 97 ohne Angabe den Fnudortc« (die Urkunde war wohl i"
Be«itze des in der Von'e<le erwähntun raKhr.-schles. Landrnthes J. CibulU)
den AuNigebrief an dio Stadt Znaim.
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287
sdhickt Herzog Albrecht Boine obersteo Rtttho und Hofleute
nun Kttnig, ihn um die veraprocbene Gemahlin sn bitten und
w^en Heimsteuer und Widerlage zu verhandeln.'
Doch trat ncucrdiiiirs eine Vcrzöjjferun«; ein, so dass die
Abgeordneten der niiihrischen Städtt; zwischen dem 7. und
14. September den Künig niolit in Mäliren, sondern nncli in
Unj^am, in Tyrn;i\i. trafen.* I >aini tlauerte es abermals im lir
als zwei ^AOclim. i^evor sich Sigmund, dor wold von «hm
Städteboicn Miitiii Hungen über die gefalirvollc Lage des Lan-
des erhalten haben wird, eudgiltig entschloss, die Verhandlun-
gen mit Herzog Albrecht zum AbscfaJuBBe zu bringen.
Ton den ftinf Urkunden, die zu PresBburg am 28. Sep-
tember 1421 ausgestellt wurden,' ist die erste der Ehevertmg
and betrifft IleiratJ^gut und Widcrlage/ die /.weite bezieht sich
»uf die Erbfolge, die dritte auf die Kr/.i*'liiin<r von Allircrlits
priLsurativem Nachfolger, die vierte enthüll ein gegenseitiges
Schutz- und TrutzbUndmss zwischen König Sigmund und Herzog
Albreeht.
Diese Familirn- und Krbvertrilj.^<' l»iM> ti>n di(' Vorbedin-
guugen i'ür den Abschlu&s eines weiteren V'iTtrages, «lurch den
* Vpl. Ilohonock. I)io löblichen llornm Stiindo des ErxluTzoptliimis Ocstor-
r<'\<h, IM S. "jIHI ; »-in ,Aiidr( :i> d- r !Iiirlc'in.>*|>fr;;tT', wir l-ci I.icliii'iw.sky,
Uli. .'i, Heg. Nr. 2031, Uur Dcvollmiulittgto liuisnt, Mtrtl hirr iiicJit goiiauut«
Modem Johann Graf von 8chaambiir|g>, Ott von Meüsna, Oberatmanehall
nnrl Schenk, Hartneid von Pottniulorf, Leo{K»ld von Ek-khartsau, Hans von
EV" r^tnrf. Oti(«r«t!<fiinTnPrf"r. \\'illieliii von l'ucchhfitT», (^nndinarachall.
Kauzler llc-iurich von KüUpidiel und Bath Micoiau« äoopück.
* Znaimer Ijoanngalmch Fol. 100*: ,Item ad literataiiun seriommi mandatui
ftaciosinimi domini nwtri regis Slf^smnndl direximas Unifariain ad
gnciain ij)}«!«« jiriulfTitr-s viro« Lnrnin 41p F. y\\ ntic/tr/ ff .Tobannoni IVro
grinom priori.s consiiii n istroit coiicive« iu curru cutn Iii i-qui.s ot III
equitibn» Miigitümi.s, «lui pruseneiam domini reg^is Mint aggr«!<si in T/niaw
et piino di« XIII rev«neniDt . . .*
* Sl. -in l v.M/.f i. hiM t lH»i Liclinow.-^ky, Bd. 5. Hop. Nr. 'J03n, .^C, - 1 1 ;
TgL Huber, Bd. 2, S. 461. leb b« iiu rke, dax.s im Itog. Nr. 2U3ß nicht
beiMMn darf: ,bek<)inutt er noch eine Tvuht«r, »o kann Elisabeth eines
der beiden KSnigreieh« mit Mihron wihlen', aondera ,aie kann entweder
l'nparn oder IVlhuien mit MHh.<!n wählen'.
* Die von Kurz. Oesterreich unter K. Albreclit II., Bd. 2. S. 1.3 und 48 ver-
tratene Ansicltt, die mehrfach in neuereu Uücheru wiederhult i»i (vgl.
Frien a. a. 8. 8S, Note t)» daw im September 1421 bloe Verlobung nnd
H*;ir3t«ooiitrnct j;e8ch lohnen, die Tranunp aber erst am 19. April 1422
voUsogen wurde, ist uuricbtig, denn in dem »chon erwähnten Ueicb»-
288
sich Albreclit seinem Schwiegervater zum Kampfe gegen die
Ilusitcn verpflichtete.' Folgende waren die hauptsächliclistcn
Bedingungen :
1. Albrecht erhttlt vom Könige eine Anzahl von Stildten,
Festen un«l Sehlössem in Rühmen unil Mälirt n, die dcracit
noch im Besitze des Königs sind, in Pflegschaft.
2. Albrecht darf alle Eroberungen an Städten, Scldössem,
Leuten oder Gütern, die in Böhmen oder Miihren liegen und
den Husiten abgenommen werden, in Pfand behalten zu jener
Schuldsuninif, die ihm der König auf Budweis, Iglau, Znaiin,
Jamnitz und Pohrlitz verschrieben hat."
3. Eroberte Städte und andere Besitzungen, die nicht zur
königlichen Kammer gehören, darf der Herzog den Seinen zu
erblichem Besitze geben, doch müssen sie dieselben von der
Krone Böhmen zu Lehen nehmen.
4. Eroberungen von ehemals kircldichem (»ut darf Alhrccht
bis zum Ausgange des Krieges behalten, nachher verbleibt ihm
unter Rückgabe an die bczliglichcn Bisthllmcr, Klöster und
Kirchen die Vogtei über diese (»üter.
ö. Bei gemeinsamen Unternehmungen der königlichen und
herzoglichen Truppen gilt der stilrkcre Thcil, der den Zug
unternimmt, als der rechtmilssige Besitz<'r der Eroberungen.
<». Bei einem Angriff der Feindtr auf eines der ftinf
Schlösser Budweis, Iglau, Znaim, Jamnitz, Pohrlitz ist der
König zur Hilfeleistung verpflichtet; ftlr den Verlust eines der-
selben ist Albrecht keinesfalls verantwortlich.
re^iitraturbuch ,G' find<>t Bich Fol. 105' eine Urknnde K. Sijrninnda vom
13. Oktober 1421, in welcher die.ner dem Herco|7 Alhrecht auflr8|rt, «n
Auna.Gouri; Eukorleiu'i» Witwe.dio llufinuiitUiriu »oiuor (jomnhiiii EliMbctli,
COO Guldun zu zahlen.
' Gwlnickt bfli Kurz, Hd. 2, 8 ff.
' Laut Ac* ElievertrKji^e« Imt Herauf Albrecht dorn KOni;^ lUO.OoO Du-
cjtton alit Widerlni^v der Mitpft bar zu |;oben; (Qr diese Summe saiuiut
100.0«<t Du<-,it<>n llfini.iteuer und -^mMH) Dmaten EnUrbädiffUnjf für Ji»
Kosten do» vurjillirigen Ffldznjji'^ vfriifandot ihm iler K5ni(; die SchlJl»«'f
Uudweis, If^laii, /^naini, Jamnitz und l'olirlilz, lotztt'rc» statt des frQbi>r
vurciubarlou Skulitz ^v;;:!. oben, S. N. 1). AuMerdem ver{itlicbti'l
sich der Ilerzr»^ unter der ISedin);:niif; der voraui«gegang>>nen rtH-litzciti^n
Einantwurtnnp der (genannten •'H:lilri»M'r, die fUr den II. November fett-
f^Mvt/A w ird, zur Ziihlun;; von je ^O.OUO Gulden zu FnMnai-ht und Georgi,
laut Lichnuwsky, Keg. Nr. :iO:t7; Tgl. Ubordieii Ueg Nr. 204'J und 2t»d4
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389
7. Ältirecht üt ▼«pflichtet, den königlichen Trappen die
ScU">>< r stets oflfcn zu halten.
>i. Der Herzog sull nicht ohne des Ktiuiga Wuaen mit den
Kunden Frieden schlicsscu.
Da» tmd die wiehtigaten Punkte jenes Vertrage«, der das
erste Stadinm in der ICrwerbang MtthrenB durch Herzog Albreeht
von Oesterreich bezoiehuete.
Uud diu Geführ war derart aaik Acus^eräte gestiegeu,
<Ims anventlglich nach AhBchluss dieser Vertritt ins Feld ge-
j:^:m werden mosste. In der Surge und Arbeit der kt^innien-
'len Wochf'Ti Verseil.!}) mriit :uu li ilii' Tlekanntgalie dI<M r Vi r
einbarungen und die Eiuautwortung der verplaudeteu Städte.
Znnt 20. December erst finden wir im ZnAtiner Losuogsbucb
rerzeichnet, dsss die Bürger an den KCnig «ine Gesandtschaft
riclitcten, um von ihm selber zu hören, das» sie den» Herzog
Albrccht ihre Stadt abzutreten haben.' Am 1. Januar 1422 er-
ichita sodann eine feierliche Botschaft der Zuuimer in Wien,
m Herzog Albrecht Treue und Gehorsam zu schworen.'
Von zwei Seiten her erfolgte der Angriir gegen die huM*
tischen Barone in Milhn'u. Aus Ungarn kam Sigmund und .sein
Ueer unter dem kriegi>kundigen Flureuüuer rippu von (Jzoru
ssd lagerte bei Strainie; in die westlichen, (Österreich be-
Biebbsrten Gebiete zog Herzog Albreeht ein.
' 114": ,E<Klcin saltbab) (sc. puat fcsttim «. Liicic) «lirL-xium» .k1 jfrftt'io-
»i»imiiin «loininiiin nngtrnoi royoTP pnideiitoH vir>>s M.irtinnm t'lftinol,
■aüeem Joliaiuiflai PatenuMtw aoilroin iuratum conclvem, Petniu Sali«
et J«iluuiii«m PorefTrintim Mmiorta cmkIIÜ ad audtondTuu orotoniM a do-
iiiiuo rep*», ijiifxl illu.stri prim ipi et iliniiiiio d. AUmrto Juoi Aiistrii> civi-
tatem condwceudsra deboanius, ubi dvminiia rax circa et iu Houtibua
CliQtiii« Mt invratua . . .'
'Kol. ii.V; ,Iteni ff>ri.i V (w. yost fo.stam a. Innoceotoin) in fircimicisimie
domini diraxünuB priore« IIU iuratos cum allia Mi lunUia necnon de
conmamtale conclvM et liuwlaii nuin«ro MTyetinam ad (llu»trom
I'riiidp«in et doniiniiin iL AllMTtum (luci^iii Aii.strio, (loniiniim iiontniiu
graciosMnmuin, i|oi ibidem iaranientiun et obedieoctiam pret*titenint ac
{•nmibcnint domlno dnri et primo di» V reTUieraiit . . .* Damaeb i§k
Kf -k' .. i'.i. a. O., i«. 21, Noll' it), ilas8 dio fiictisclm Vi-borjrnbf dw
^Uiit Htidwoi» und der andüren E^audobjuvtu crt>t im Märs tiifolgt
nii la barielitlgen. Bboo«» flodat ikIi (aaeb Bo^ek's Angabe) ia «iaein
U'Uuer Stadthiich zu 1422 in ocliiva c|)i|jhaui«) <lio Eiiitrafrnnp: »«i ia-
duliu Alberli duci« Austriu tit rouiivatiti iiimUtruin civitatis l^lavieuaia.*
Tcl.aadi ob«n & Sitft, N. S i. f.
290
Rascheren ErMg btaclite eigentlich der Kwmpf, den die
un<rarisrlit>n Ti u] ] ! n im MÜchen Milliren fl\hrtcn. Es scheint,
(lass liiehcr schon frllhcr ungarische Heiter pelcj,^t worden
waren, ,um das Land zu beschirmen'; der Breslauer Domherr,
d«r die TerfirfÜite Nachricht vom Abschlasee der Verträge
bringt, ^richt in <1ein>-i'Ihen Selin ilx n aiieli \i>n i-iiiem Ein«
marsclir- vmi 20(M) Mann IJeitiTi i iiarli M.ihnii.' Alur der
eigentliche Krieg begann doch erst im lI(Tb>te, nh naeli Ak-
Bchlom der VertrSge mit Aihrecht König Sigmund persflolich
mit dem Ilauptheere in das Land einrückte. Am 9. October
14i?l s( hreil»t er aus 'rn iitsi iiin nach Bieslau: .Nu ziehen wir
iu das laude zu Marhcru und wollen bei Olumuntz in der
nehe sdn." Neun Tage darauf weilt er bereits in seinem nddi*
rischen Schlosse Bmmow und Tericfindet der Stadt £|ger, dsss
sein Tieer mit di-m des Risehofs von Oliniitss vor einigen Wd-
ehen um < Hniiitz •:ele«,'en habe, dass er ta;L;til«rlich noch Zuzug
aus Ungarn erhalte, aber mit dem Angrifle nicht mehr warten
werde.'
T?> siinders hatten die Besitzungen d«'r Ohnützer Kirche
bisher viel gelitten. Kimig Sigmund <resti l>t es selbst zu, nanu-iit-
lich iu einer Urkunde, in der er dem itischut' .luhann am 1*0-
vember 1421 volle Gewalt einriiunt; an seiner Statt gegen die
Schftd^r voi-ziigehen und die damit zusammenhUngenden Streit-
sachen SU entselit-iib'ii.'*
Attfe Seliwerstf verwüsteten nun die ungarischen Schaaren
die Gfiter derjenigen Rarone, die sich mit den Prägern ver-
bunden hatten, und straften sie tVir ihren Abfall vom katbulisehes
rüanbeii und vom erbliclien Könij;e: \<\r Allein trat' dieses
Schicksal Peter von Kravar und Boeek von Kunstadt. Mit Brand-
Schätzung, Sehttadung, Niedermetdnng von Gross und Klein,
Jung und Alt wurde hier der Kampf gefllhrt. Das hatte denn
bald die Wirkung, dass jeder einzelne der niäliriselien l^aroDC,
die sieii in Xotli und (icfahr zu einer gcmein.sameu Vertheidi-
gung nie zusammeniiuden konnten, sich fUr seine Person be-
eilte, dem Könige Gehorsam su schworen, auf dass er ihn nur
wieder in ruhigem Besitze seiner GOter leben lasse. Wenige,
* Vgl. IMdnlHHwtMi, B«. 8, & «I, Mr. 70.
■ Vgl. SS. TUT. Sites., B.1. 8. S. 14, Nr. 21.
* Falacky, irrkun.ll. Bcilr., IW. I, S. Iß»; Hesnld. 8. 144.
* Coyto bu Olmfltiar CSpiteUrehiT.
891
wie etwa Haäek vou Obtroh uiul Peters Sohn Wenzel von
Kravar, raacliten eine Ausnahme. — So lautet ungefiihr der
Bericht des Chronisten,' imd die Urkunden bestiltigen seine
Angaben.
Der LandeBbauptmanii Peter^ stets obenan, solange man
Uos mit Worten seine Gesinnung bekunden musste, war einer
der Ersten, der Töllige Unterwerfung dem sicheren Untergange
vor/.i)^'. Kr stieg denn also herab von seinem FelsenscMoese
Heifenstein und bat den Herzog Pf'ein(>k von Troppau und
den edlen l>< neA von Kravar unter Einantworte ii:,' der ge-
nannten I>ur;,% ihm ilie BiMÜngungen kundzugeben, urUer denen
er de.<: Kölligs Gnade wieder erlangen köimte. Am 28. October
14:il kam der Vertrag und Vergh'ieh zu Stande,* der die
Ohnmacht des mährischen Adels, aus reinem Glaubeuscifer und
SOS Ueberzcugung die Sache des Hnsitismus sn vertheidigen,
deadich kennaeichnet. *
Pt^mek, Herzog von Troppau, und Benei von Kravai^ and
Knunnau Üiun kund, dass sie am der Ruhe des Landes nnd des
»Ugemeinen Wohles willen swtschen König Sigmund und Herrn
Peter Ton Kravaf und Stra2nie mit Beider Wissen und Willen
fölgenden Vei^leich vereinbart haben:
Peter erhftit eine l'Vist von vier Wochen, vom 22. ( )etober
an gerechnet, um selber Busse zu thun und auch seine Freunde,
nämlich die Herren Johann von T.oTnnie, Ilrt^ck, Müota von
Trawnik nnd Zbinko von Dubrawka zum l'ritritte zu v(^rmügrn.
Sollten l'eti r und seine Sr>hne doch wirdtr anderen Sinntb
werden und von dem \ ergleielie zurück Ueten, so soll Herzog
Pfemek die Burg Helfenstein, die ihm Peter bereits Ubergeben,
dem KOiii^ Sigmund ausliefern; doch darf Peter das bewege
liehe Out ohne Hindemiss auf seine anderen Schlosser schaffen.
Hllt er die Uebereinkunft, dann wird ihm die Burg unver-
adirt zurückgestellt. Peter verpHiehtct sich seinerseits, mit sei-
nen Freunden sofort zu verhandeln, ob auch sie Frieden mit
der königlichen Majestät haben und selber Ruhe halten wollen.
Vorpr?«! mögen befragt werden Ila^ek und Milotn. nnd d< ren
Antwort solle binnen swei Tagen dem Jvüuige zukommen, lüer-
' Vgl. Laurenz vou llfeaowa, S. 496/7 nnti 520.
' Di« in bOlmitaeher Spndie «bgefiutta Urkunde (Beil. IX) gebe ich oben
»•flllirticlier wieder.
202
auf erst Jan von Louinic und Zbinko. Peter muss den Kiinig
um Ouade und Vergehun}? bitten und erkliiren, dass er ni«
beabsichtigt hat und nie b<'absifhtif,'en wird, sich zu König Sig-
mund anders zu verhalten denn zu seinem anpcbornen Herrn
nach der Ordnuiij^ de» Landes. Dann seien alle Feindseligkeiten
vergossen, die sich zwischen der heiligen römischen Kirche und
dem Könige einerseits, Peter und »einen Freunden «ind Die-
nern, soweit diese sieh bekehren, andererseits ereignet hätten.
Die Ansprüche, die eine Partei gegen die andere zu erheben
habe, mögen entschieden werden vor dem Könige, vor den
mährischen Laudherren oder vor dem zustiUuligen (jerichte.
Nun war für die husitisehen Priester auch auf Peter»
anderen Schlös-sern keines HIeibens mehr. Sic wandten sich,
wie uns lirezowa b«'richtet, von Strainic in feii;rlicher Proce»-
sion, geftihrt von Magister Sigmund und von viel Volk be-
gleitet, zu Ilasek von Ostroh, ,dem festen Fels der Wahrheit".
Aber bei der Uebermacht des Feindes blieb diesem nichts
übrig, als sich mit seinen Getreuen, darunter sieh auch Peters
von Kravar Sohn Wenzel befand, bei Nacht durch das könig-
liche Heer, wenn auch mit bedeutenden Verlusten, durchzuschla-
gen — es erinnert Icbliat^ an >^ii^.ka's berühmten nilchtlichen
Durchbruch bei Kuttenberg — und zu den Brüdern nach Böh-
men zu fliehen; dort kämpften beide spilter zu wiedcrhulteu
Malen gegen König Sigmund. '
Fast schien es, als ob in ifilhren keine Hoffnung mehr
war, im Zeichen des Kelches zu si«'gen. Noch vor Ablauf der
vierwüchentlielien Frist unterwarf sich Peter von Kravaf am
13. November 1421 und mit ihm noch andere Barone, wie wir
aus der Liste der Bürgen ersehen, die Peter dem Könige in
seinem Angelobungsbriefe stellte.*
' Vfrl. I^urens von Bfe«owa, 8. 520, 526.
' E.H sind dies; Williolm von Penwtein, der nnne Landenhiiuiilnilinn vnn
Mähren, Jnbann von Lnranic, Sinil von Lirlitciiburf; nnd ItiHuw, Sulik vun
Konic, Heinrirli von Li|tA und Teni|>cUteiii, Allire<-liC von KunsUiIt, Jolinnu
von iloitkon'itz und Urauilis, Julianu vun Ciniburg uud Tol>it.<u'liau, (i»>ff
von St(<nil>vr^ und Luluin, Heinrich vun Waldütcin und iSndek, Gc^in^voB
Lirhteubnrg und liötou, Jubnnn und ^^t6fan von Liobtonbur^ und Cor
Ntein, Johann von Dublin, Johann von Suwiuec, Henik von Wald«l«in,
HIavat' von Iton.m nnd Jost Höcht von Ilmüits (Archiv dcisky, ltd. 6,
S. 400).
293
Die gewaltsame Niederwerfung der einselneii Barone war
nar ein Vorspiel für die vtilligo Bezwingung des gesammten
mährischen hasitisch gesinnten Adels aaf dem Landtage in
Brünn um die Mitte November. König Sigmund hatte, wie der
utraquistischo Chronist berichtet, die Herren y.n dieser Ver-
sammlung jSalvo conductu" gehidcn. Kaum aVtcr waren sie in
der Stadt, da Hess er die Thore von seinen ungarischen Trup-
pen besetzen und eröffnete den Baronen seinen Wunsch, sie
möchten von den vier Prager Artikeln ablassen und Busse
thiin. Ab die Herren die Schlinge sahen, in die Sigmund sie
gfloekt hatte, beriethen sie einige Tage und kamen schliesslich
XU der Uebenseuguag, dass ihnen nichts flhrtg bliebe, als ge-
horsam seiner Aufforderung zu folgen.^ Wie dem nun auch
sei, Thatsachc ist, dass die Barone Mährens in einer Land-
friedensurkundo am 17. November in Brünn ihr husitisches
Glaubensbekenntniss feierlieh absolnvurcii. dass sie sich eidlich
bekannten, dem christlichen Glaul)»'ii, wie ihn die rijuiisclu»
Kirche halte, treu, dem Papste, den Jiiöchöien und den von
ilinen eingesetzten rriestcrn in allen Glaubenssachen gehorsam
zu sein und dass sie sich schliesslich verpflichteten, die Ketzer
und Verdieidtger der Irrlehren auf ihren Gütern nicht zu dulden
imd mit aller Macht au ihrer Ausrottung beizutragen. Auf die-
sen feierlichen Eid hin erhielten sie Yon dem anwesenden päpst-
lichen Legaten die Absolution für ihre Häresie und die Auf-
hebung des Bannspnu'hcS;, den das Constanze r Concil infolge
ihres Boj^elnvordfscliruibens wegen Ilusens Verurtheilung über sie
veriiiiiif:! liattt'.'- Iliemit war eigentlich Sigmunds Aufgabe in
MüLr< II erfüllt,^ sein Heer konnte zunächst noch TL r/ng
•Mbreeht bei seinen Unternehmungen im ^judwcstlichen Mühn n
imterBtützen, bevor man den Kriegszug gegen Böhmen antrat.
Albreeht war gleichfalls Ton Bressburg aus unmittelbar
im Feld gezogen. Am 14. October senden die Znaimer Bürger
* VgL Liwei» TOD BfMowa, 8. 510.
* ICt AusnAhine der am Schlüsse an|;eni;iften Eidforniel ist die Urkunde
völlig i^li'i. Ii lautend mit dem Landfrieden Köni;.' Wenzels vom Jahn' 1 HJ;
gedruckt im Archiv ioak^, iid. 10, S. 24G, iu deut'^cher Ueberaetsung bei
Pdaek^, Urlmtid). Beitr., Bd. 1, 8. 166. — Den Eid und die AlNwhilioi»>
formel des LegStou bringt anch Bfezowa, S. »21/2.
' Man «ifht, wip nn«r«'r«>cht dor Voi wnrf T?PzoId'a (a. a. O., 8. 66) itif dSM
K'mig Sigmuud ^ubig' iu Mähren verblieb.
294
an flen mit IIcMTcsinacht heranrikk< iKl< n IIt'iv.u<r nach Ejrpeti-
bürg ein Mitglied ibrea Rathcs, den ätefau Jeiunitzer, wohl um
ihm aber die Ereignime der letsten Tage nnd die Lage in
JaispitB Mittheilnng zn machen, ' denn dahin richtete nch iet
Zup. Am 21. Octohi r la^'crte Albrctlit vor Znnini. wo ihn A\c
Bürger festlich bewirtlieteDi und übernachtete auf der Kbeoc
▼or dem Kloster Bruck.* Am folgenden Tage schon iat der I
Hcr/.ofr Vi II- .laNjiitz. Mit einem starken IIiirL',' zu dem unter
Anderen am li il r Snl/lmiirrr Kr/.hiM'lint' Kln rliard ein bedeu-
tendes Cuntiiigt-iit p'.stelit liutte,^ griÜ' uian diu Bui^ tai, und
nach fbnftii^iger Belagerung wurde dieselbe eingenommen md
sum Theilc zerstört. Die niederstürzenden Mauern begrobea
eine Anzahl der Söldner.' Der Besitzer des Schlosses, Sczima
von Kunstailt, dem weder von Böhmen, noch von den mähri-
schen Baronen, die es versprochen hatten, Uilfe geschickt wor-
den war,' kun xwar sammt seiner Familie mit dem Lehes
davon, wurde aber in die Oofangenschaft nach Wien abgefthrt
und erst 1423 freigegeben.^
* Znaimer L«i>uiiprMbiu-h, Fol. 105': .Peria II (sc. «nie festiim s. Oallt). ItM ^
direxiinuK iii E|;i>uburk ad illustrom priiicipom d. Alberlum ducem Aiulrie
pradentem Stcplumuai Jamnicsar mwtrnm coniuntttm concirom . . .'
* ÜM^ FoL 99; Jfotandnm ea qne impomiimii* et diatribatmna, com illutrit
priniwp* il'iiiiiim-i i!. Alliorliit il<-i (rr.-itiii AiiMttie ot4-. iiiliintraril
tsmm MorAviti {»eruot-Uinit iu plauicio caapi prupu uiouasteriuin LuceuM.
ubi fer. III in MIlliwB Vii]g;iiiiim (Sl. Oetobor) «mdmn domimiai U-
lii'itum ilurciii, rioiniriutn nnslriini ^rnririsum, li'Hior.'ivimna cum III Iw-
u.nriis vini, \ viisis cprvhu\ uno curru {lauuiu et ad nutuni f^racie Ht
direximiis oibi in Jc\M>|ti<:s XXVI neua TSM, IUI tmiMg. ligonum cua
XX lig^nibaa «t LXXX laboratnreei pro niptnra caatri ia j9W>piea . • •'
* Vpl. ab«r die venchiedeneti Aii);aboD Frie«», 8 19.
* Ergibt sich «lu einer Eintraguufr des TontAmentes de« .Salxbiir^vr Kittof
Caapar Turnlr in daa Znaimar Teatamentanbueli« ddo. 31. Oclober
wo aa unter Anderem hriaat; . . nnd in demaelbijren ber der enrirffip
. . . Eberhard frzbi.scbof zu S.nl/.pmk sein mh iktii-li \i.lk ^rvlialit lint, Ji
mitaaiubt dem vor|;eaanteu funtteu borrou Albnichteu sein guaoguu and
beben daa baoa Jawipiea nütaambt dem atatlein doaalbe in flunf tufan
ppwunnpu . . .'
* Zuaiiuer Losuiigsbnch, Fol. III: ^teui II muratoribus, qiii tpicsivenint
qnoadaa de qnlbu« direbator, qned per nmiea in Jcnspicz obriiti fuiateni'
* Daa aa^ ansdriicklich Laurau Ton Di'ezowa, S. 499. Wenn hier der Ort |
BeniMovire peschrieben erscheint, «<> ist <iji.«i «ohl einer der vielen Druck- '
fehler dieK4'r AiiB^rabu »tatt JeviMovicc, <!>'- Hniiil.<)cbrift beben dlHIa.
' Vgl Kura, Oeateiieicb unter Albracbt IL, Bd. 2, iS. 6a.
295
Aber mit der Zerstörung des einen FelsenBchlosscs war
keineswegSf wie man bisher nnncinncn konnte, der Feldzug
beendet und die Ruhe wieder hergestellt; vielmehr wührte der
Kriptf noch monatelang, indem die ganze Gegend durchznrjcn
werden niusst'*.* Zur Unterstützung schickte! Sigmund v'mvu
Tbeil f«elin r Truppeu hieher; am 18. November suchte sie ein
ZuAimei liute in der Gegend zwischen Laa undPohrhtz. - Der
HaaptBchlag sollte gegen die zweite Hasitenbnrg Rodimartinite
g^ttkrt werden. Unzählige Wagen mit Sttldnem werden von
allen Bichtangen durch die Stadt Znaim dahin gebracht Der
filampf wurde mit grosser Wutb geführt; Husiten, die man fing^
Anu*den gelegentlich in Znaim verhrannt;^ ebenso bttSSten ein
Znaimer Bürger und sein Sohn, weil sie des EinverstUndnisses
mit den Husiten schuldig befunden worden waren, ihre Gesin-
nung mit dem F» ucrtotlc. * Andere Getancreno wurden nur
gegen Urfehdeschwur fi'( iL''*'l;is><'u. ' Den eigeiitliclicn Ausgang
dieser Unternehmung kennen wir nicht. FUr jeden Fall war
das Ergebnißs des mUhrischeu Feldzuges im Herbste des Jab-
reB 1421 für den König und den Herzog nicht unbefriedigend;
das Feuer an dem einen Hauptorte war gelöscht, am anderen
wenigstens unterdrückt, so dass Hersog Albrecht persönlich
nach Oesterreich zurttckkehreu konnte. Innerhalb der Winter«
monate traf er Anstalten, um den König baldigst mit neuer Macht
wif seinem Zuge gegen Böhmen untorsitützcn zu können; und
nrar mussten die eigenen Lftndcr die Kustvn der Kriegführung
* Dt» ■«igMn «u die fortluifendeik Angaben an Sold, die wetteien Ans-
stndniigeii Tttn Boten und KmidsebaAerD nnd Ibpliehe Aogaben im Znaimer
I.i''-Ull;r''litlcll.
* Znninicr Lo8ung:8bui'h, Fol. 110': ,äclierhewfliuo pro expousls versiu La«
et Puh«riicis propter Uugaroe.*
* IbiiL: ,pn» lignb ad oomWitioiMtii Huseomim d« Martnics^
* Ihli} , Fol. 20: .Iteni aiiiio «(uo gupra feria IUI in crastiiio s« Stniniiifi ot
Judo ['2D. Octobcr] Vierdunk cum fiÜo JohAiuio pro|itor HuHMoniuii por-
fidiam Huut combutfti et propter taui maxiuiaui iuiquiUteui oiuuia bona
ipaonim devolnta simt in d. regem. Qraeioiä«dmiu autem d. notter rea
Cou^iderana mnltas tribulacione» et diversM gravedine», ipins per vif^ilLaa
et alia« varios niodos ab Hu8«ouibu8 perpossi sumus, et cciam uiaximais
et multAji iuipeus&ü, i^uaii super euieuUaciouem defeuse civitatis, super
•tipendiariii, enper magiatris pizidom, soper attinencBi dlToraia ad defen*
mn fpectaotibna inipo«itimu«» «adem bona noble in labelffitun donavit
' Vgl. Laiinovksky, üd. ö, Keg. Nr. 2üü2.
396
znin ^'niss. ii Theile ttborneliinen. Eine ausserordentlich« Steuer
auf die Woinbergr. Errichtung einer Landwehr, Vertrilge mit
LaTuHirm n w< f^eii Stelhmg^ von Söldneni, erhülite Besteucruxi":
des kircltlit lK ti Kinkonnnon?!, Anleihen bei österreielii^^rlii n
Stiidti n — das sind die Ciesehüfte, die Alhreeljt im Pt ri iii
Ixr 1421 und .Ininiar 1422 in Wien besorgte.' Aber niitlea in
diese Vürbereituiij;t n fiel der unverhofft schnelle und überaas
unglückliche Ausgang von Sigmunds sweitem Feiebuge gegeo
Böhmen. Sein Heer war Uber Iglau bis Kuttenberg vorgedrungen
und hatte daselbst ein grosses Blutbad angerichtet; als aber die
ungestümen Bauemschaaren unter 2ifka dassdbe bei Denticlh
lund anm ifT* II. flohen die Ungarn, obgleich sie ihnen an ZaU
bedeuk nd itlM-rlc . n waren, unter ungeheueren Verlusten SB*
riu1< n u ll M ihi u.^ Am Jsümr urkundet Sigmund bereits
wieder in Hriinn.
Wie s< Ikiii zu wiederholten Maltu, win den auch jcUt
\\ ii (lrr rli( iniilirisc lien llusiten gegen den verwundeten Feind
kühn. Nach i^i^munds unglücklichem Rückzüge aus Bülimeo
entstanden in Mähren aUenthalben Unruhen. Gerade auch in
Brflna scheint eine grosse Verschwörung geplant gewesen sn
soin^ die aber verrathen wurde und mit der Hinrichtung von
500 Schuldigen geendigt haben soll.' Diese Nachricht ist zum
Mindi-^ti'ii iil>. rti i.'ben. Doch Ifisst allerdings eine Urkunde
Krmij^' Si^niimuis .ms Hradisch vom 22. Februar 1422 auf ein
starl;t's \\'ird<T|irr- ortreten der ITnsitfn im T.nndc seldif ^ser:
in dci'sellx'ii ül)rrtrilgt näralicli der Künit;^ dem Burggraf' ii nut
Schloss Kii Kliorn, Peter Kutyeig, die Oerielitsbarkeit dasclUt
und lirlli lili ümi. «regen alle die, welche die vier Prager Artikel
einholten^ mit äussei-ster Strenge zu verfahren;* und noch klarere
Vorstellungen von der wieder erstarkten Macht dieser Partei
gewahrt eine zweite Urkunde des Königs aus Wessel vom 8. ApiÜ^
^ V gl. über dieoü \ t rhandlnngen Fries», ^. 19, 20.
* Vgl. den Bericht des Abte« Ludolf von Sagau (henuMgog. von J. Loaeitb)
im Arebir fUr Bsteir. Oeeeh^ Bd. 60, S. 542/8.
^ !s/t licrirlit) t Wiiiii.nke 0<|, raj». KW). Dor frcn.nip Zeitpunkt, sowie
dit>, KiuicllicilLni sind aber aiui die.ser Darstellung nicht leicht so enl-
oebmen. Sollte »ich nicht die Notiz im Zuaimer Lomingxbuch, Fol
sniD 1. IfSnt 1423 «iii|retr«g«&: ,iiiinäo BnuuuuD, qoi mwiivit boniBM
n -^tr.K rnntrri iiiiinicns, dum (a»mnt pro msrinbw in Miniuli fcro
Bruuti«^ . . dftr«uf besieben?
« 8. Beil. X.
Digitizcü by Guv.*:
207
dnrch die er oben demselben Peter aiiftrJlfrt, die (Jülcr «lor in
Mähren sich erajJörcnden und der Ketzerei nnhangcndoii In-
anen einzuziehen.'
Wenn ans auch nur die Schreiben an diesen einen Henmton
erhtltCD sind, so ist es doch wahrscheiiilicli, dus.s solche Hi-iehlu
lüerwärts ausgingen. Schhesslich melden iiueh schon Anf'iings
Miirz die Znaimcr dem Könige eb<nso wie dem Herzog von
ZasammcnkUnfien und Sammlungen der Ilusiten in ihrem Kreise,
in Zomstein, Jamnitz, Jaispitz*, kurz, die ganze (iegc<nd ist mit
anbrechendem Frühjahr wieder in h<'lh ni Aut'nihr. *
Von der Art der Kriegführung gibt uns ein origineller Be-
richt über den Ueberfall auf Jamnitz <'in deutliches Hild. Kr
stammt von einem Boten der Stadt Basel, der den König Sig-
mund in Nikolsburg erwartete. Darnach (ibcrficlen die llusiten
am 10. März das Städtchen und stUruiten es. hu Kampfe fielen
Miinner und Weiber, — denn es hcisst ausdriieklieh, dass viele
Weiber beim Ansturm mitthütig waren. Zugleich hatten die An-
greifer Verbündete in der Stadt selbst, die von innen Bn>schen
in die Mauern zu legen anfingen. Immerhin behaupteten sieh
die Einwohner, und ab) Herzog Albrcehts i^eute sieh sammelten
und dahinzogen, da flohen die Husiten wieder von dannen.* —
h solcher Weise spielte sich offenbar der llusitenkrieg in Mahren
«n mehr als einem Orte ab.
' 8. Beil. XI.
* Znaimer Losuiigsbuch, Pol. 1S5 cum 1. März; .Item liirexiiiiu» Wyoiinnni
ad gncioaiuimam dominum ncwitrum duorm [»riulfnti's virus S(L-|iiiaiiiuu
Jemniczer modern! et Petrum Salin »eiiioris i-im.'iilü rsi-iitno i'nngri'paoiuui.s
Hoa*onum . . und um nur noch dio wichti^'Kti'ii KiiitrriiriMi|roii .-iiiy.iifillin.Mi:
Fol. 127 mm 10. M&rz: ,It«m Jannkoni lifüiskuui i'iiuiti iiiMu-in in CV.oni-
itein propter Huiuionea . . . nnncio Wjrennam currcnti ad dominum dui-ciii
propter uoritates ex parte Jemuicc et Jt>w.<ipic/. . . . iiui»*i<i Cliuiizuni in
Drowndorf . . .*; Fol. 128 cum 13. März: .Kipiiti nuticio in I>ruKi.-iid)irf
et Jemnicz per quem inquisirimuj, quomi»do noKtric succudcrut ul uni
•piculatori in Jemnicc . . Fol. 129* nun 'HK Miirz: .nnnri» in l<a» rn-
ci«ne inquisicionia pro domino duce . . .' ii. a.
' Reichita^cten, Bd. 8, 8. 117, Nr. 103: . . o» li wis»ont, liolion hi'rren, t\tiz
bi xeheu tagen datum dis briefes die UuHM4>n fiir ein Hlatt, liei.'oipt tinnie-
■ha, . . . die statt ist lierxog AlbrLvchtc.* .SrliDn nns dieser bMxli-n HfMic*r>
knni; erjpbt sich, dass das dem Herzog All>r<><-Iit VHr|>t»niK'ti> .iNniiiitz go-
neint i»t und nicht, wie in den Reichstap^.n-tcii aiip-piOn^n ist: .Knnionitz
«.Toolglau'; das w&re ein kloinea Slüdtchüu dicM.'» Nauien» in UCkiiien,
*ber auch nicht Kamenitx 0. von Iglau iu Miilirou.
^ttn. B4. LXXZ. U. H&lftc. Ü)
298
Im fiBtlichen Thcile des Landes la<reii die Verhältnisse
nicht bosser, und schon im Älonate Februar hatte Si<rninnd
einen Anj^riff auf die Feste Steinitz im Sinuc ' — Wiederum war
also Herzog Albrcclits Untcrsitiit/ung unentbehrhch, und dieser
benutzte die Lage, um sein Verhiiltnies zu Mähren fester zu
gestalteu und für seine ungelicuren Opfer im Kriege besseren
Ertats ak bisher zu erlangen. Am 31. Wiiz kMnen Sigmund
tund Albrecht in Nikokbnrg zasammen,' und Tom 23. ist die
Urkunde datirt, dnrch welche Albrecht die Statthalterschaft is
Mfthren eingeriLomt wurde.* Aach diesmal handelt es sich in
erster Linie nicht um politische und Vcrwaltungszwecke, son-
dern um finanzielle und militärische Beneficien. Gleich der erste
Artikel des Vcrtrnjj^cs betrifft die EinantAvortung neuer Schlösser
und fester Punlite im liande in Pfand- und I'fl<'gschaft. Nach
Brünn, auf den Sj>ielbei ir, n.irh Kieidiorn, Kibrusehitz und Tre-
bitscli icoiinte Albrecht uunnn lir ^>t iiu' östrrreiclii.scht'n Truppen
einhigern und dadurch die betretYenden Städte sammt der Um-
gebung beschatzen. Fttr diese Besatsungen erhilt er ttberdiM
jährlich 12.000 Schock Groschen, die ihm, wofern sie nicfat
haar gegeben werden, auf den Schlossern als Pfandsomme
Begra. Der KOnig verpachtet sich ausserdem zur dauernden
Untrrstiltzunii: Albrcclits mit 1000 Spie8S< n, die er auf eigene
Kosten im Lande hält, und zu weiterer Hilfe, wenn das Laad
vom Feinde überzogen wdrde. *
Albreelit darf zwar ohne Wissen des Königs nichts vCT-
setzen, noch vergeben, unbeschadet allerdings der früheren
Vertrilgi! voiu .Jalirc 1421, die in Kraft bleiben; doch hat er
das Recht der Ein- und Absetzung aller Amtleute und Burg-
grafen, ausgenommen in den Schlossern, die der KOnig den
Ungarn ttbergeben hat> Diese Statthalterschaft dauert so lange,
> rM!;i( k\. rrkmiill- Hcitr., ll<l. I, S. 177: .i<lnili Ii.mIx^ii uir hetrachf,
nun di*.'«tilbe zeit [uiu den 23. Februar] wirdt gebiireii mit Steynitx amaie
sn goen, nachdem and wir das mit den MelieRlBeliea herren voitoiW
luOien.«
' Znniiiior Losuri'^sbiicb, l'ul. 12'.t: ,(]irfxiiims Nikls]iiirfrfnn jtmdi'tifo'i vin>»
Paulum de ücliotaw luudunii et JoUauuoui Perogriiiuiii sciiiuris coiuiliorum
nostroa eonetTfl«! nbi gradomasimi domini noatri iwi et dux eonTaaenst
. . .* Vgl. «adi Beicbstagawsten. Bd. 8, 8. 117, Nr. 108.
» S. Beil. XTT
* Dazu gebürte Güdiug, welcher Stadt K. äiguiund — WCiNfikirchen, 26. April
1422 — aeinen im Jahre 1404 gegebenen Brief bestiitigt, in welchem er die
^) ^ .d by Google,
299
bis alle Geldschuld, die den» Ilcrzog auf die Sehliisscr erwilelist,
abgelöst ist.
Da» waren durehaus Verfügung;en von ausserordentlicher
Tragweite, die Albrccht fast j«'tzt schon zum Herrn des I^an-
dcs wachten ; — das zweite Stadium in der Enverhiin«; Mährens.
Nunmehr vercinijften sich aucli die uuffarischcn und östor-
roichi-sehen Truppen zu der gemeinsamen Untemehmunp gcfjen
ilas Schloss Steinitz, die Sigmund seit Monaten plante. Mit di-r
ungeheuren I^Iacht von 30.Ü0(> — 4ü.()(M) Mann Kussvolk untl
10.000 Reitern lagerte Sigmund um di«; Mitt<" April' vor die-
sem jhawse', und fUr den 'M. des Monats erwartete er noch
Jen Zuzug Alhrechts mit 4000 Reitern.* Das war möglicher-
weise eben jene Truppenabthcilung, die bisher unter dem Bu-
k'lile ÜUring's von Hallwil in Iglau gelegen war, uud welcher laut
Urkunde vom '2'2. April 1122 Albrecht Krsutz aller Schilden,
die sie im Kampfe gegen die Ilusiten erleiden wUrde, zu-
sicherte.* Doch fehlt uns jede Nachricht Uber den Ausgang
dieser Unternehmung. Am 1. Mai ist Sigrauiul bereits in Theben
und um dieselbe Zeit Albrecht in Wien.* Da.ss diesen, wie be-
hauptet wird, ein Einfall der Ilusiten in das N'ieilel ober dem
Mauhartsbergc nach Oesterreich zurückzukehren veranlasst
hatte, ist eine unbegründete Aimahme.* Man Hndet aber auch
nicht, dass ungarische oder österreichische Truppen mitgeholfen
bitten, die nurdmilhrischen Stildtc zu schützen, als l'rinz Sig-
mund Korj'but von I'olen bei seinem Durchzuge nach Höhmen
im April und Mai 1422 dieselben zum Anschlüsse an die Sache
des Ilusitismus zwingen wollte. Diese Aufgabe, neben dem ein-
heimischen Feinde auch noch den Uus.stTcn abzuwehren oder
vielmehr aus den Grenzen der Markgrafschaft zu weisen, mussto
Bdr^r der Stmll, bu Ung« sio dem K«nijf von TTii);arii angvhnron wQrde,
Ton der ßezjihinnf; dp« OrpUKifffitcn befreit. (Vidimirt« AbM*lirift aus
iem Jahre 1747 im Staatsarchiv in Wien.)
' Im Kegistraturbueh ,ü' findet sich eine l'rkundo Sifrmunds, datirt ,ini Felde
vor Stvynitz, 1422, d<iunorRLa^ nach ofiiem' [Ui. Aprilj.
' Palacky, Urknndl. Beitr.. IW. 1, «. 19:.
' Vgl. Kurs, K. Alltrecht II., Bd. 2, 8. 47 uud Lichnow»ky, Bd. r>, Ki g.
Nr. S<j78.
* hi^andit Itinerar in difXHjr Zfil verzeichnet Palacky, Gcicliichtu BUUniouH,
Bd 3. Abth. 2, S. 303, Note 2H2; naih dem LosunRübuch (Kol. 141'^ peht
ein Bot« nin 4. Mni vuu Znaiui zum llurzu^ uacb Wien.
* Vgl. Friea«, S. 22.
80»
300
besonders in NortlmJlliren Bischof Johann von Olmtttz auf sich
nehmen. Es soll ihm denn auch gelungen sein, vor seiner Resi-
denz den polnischen Eindringlingen eine wenn auch kleine
Niederlage beizubringen, wofür sich diese allerdings sehr bald
auf ihrem Weitermarsche an der Stadt Mähr.-Neustadt räch-
ten. * In diesen KUmpfen erwarb sich auch die Stadt Olmüti
die besondere königliche Gnade und erhielt am 20. Mai 1422
f\\r die ,willigen und getreuen Dienste', die sie ,wider die Wic-
leffe und ketzer mit grossen kosten und arbeithen gethan und
beweiset haben', das Münzrecht in demselben Masse, wie es
Brünn schon besass.'
Ueber den Fortgang der Ereignisse sind wir sehr mangel-
haft unterrichtet. Die Quellen schweigen von weiteren Kämpfen,
und könnten wir einem aus weiter Feme, vom päpstlichen
Stuhle, kommenden Zeugnisse voll vertrauen, so mUssten wir
mit Papst Martin sagen, dass um diese Zeit ,fast die ganze Mark-
grafschaft Mahren gerettet und geheilt war';' doch werden
dorthin wohl vorzüglich nur die Siege eines Herzogs Albrecht
und eines Bischofs Johann, deren ja gewiss in den Jahren 1421
und 1422 viele zu verzeichnen waren, gemeldet worden sein.
Aber die Ruhe war im Lande noch nicht hergestellt. Schon
im Frühjahre des Jahres 1422 bot sich für die mährischen
ITusiten Gelegenheit, abermals den Eid des Gehorsams gegen den
König Sigmund und die katholische Kirche, den sie allerdings
nicht aus freien Stücken geleistet hatten, zu brechen, indem Prinx
Sigmund Korybut es nicht unterlassen hatte, seine Heilsbotschaft
auch den Milhrem zu verkünden und sie zum Abfalle vom
Luxemburger und Habsburger zu reizen.* Er hatte die Stände
und Städte Ende Mai geladen, ihre Boten für den 7. Juni zu ihm
zu schicken und dieselben mit voller Gewalt auszustatten, mit
ihm zu verhandeln. Die Znaimcr — von ihnen allein wissen wir
' Vgl. darüber Palacky, Geschichte Uübmens, Bd. 3, Abth. 2, S. 302 ff.
und Ajchbach, Bd. 3, 8. 164.
* Viditnirte Copie im OlniUtzer Stadtarchiv.
' ,nan], «icut audiviraun, tiouuulla oppida vi capta, quaedam metu dedita
aut voluntate Huut et fere totus Moraviae marchionatus reductus atque
HanatUR est,' schreibt Papst Martin V. in einem Briefe an K. Sigmund wahr-
wheinlich im Frühjahre 1422 (Reirhstagsacton, Bd. 8, S. 119, Nr. 106).
* Genanoro Nachrichten, als bisher bekannt waren, erhalten wir aus der all
Beil. XILI abgedruckten Autwort der Zn&imer au den Prinzen.
Google
301
es — bef^ngteir allso^eicli den Herzog Albfeeht, der in un-
mittelbarer NUie geweilt haben muas, da die Boten noch an
demsdlbenTage nach Znaim aarttdkkehren konnten, und sandten
schon am 2. Jnni ihre höfliche, aber entschiedene Antwort
nach Prag an Prinz Korybut. Sie stellten ihm vor, wie sie
nach König Wenzels Tode Sigmund als dem Erben und böh-
mischen Kt'inic^ r^cschworen und fj^elmldifXt liHttcn; das8 ihre
Stadt samiiit anderen nachmals mit der Hand ElisabctK^, <lrr
Tocliter des Königs, dem österreiehisclicu Herzog versclui« i>eii
und übergeben worden sei, der glciclifalls ihren Treueid habe.
Daher gcbtlhre es ihnen nicht und stünde ihnen nicht wohl
an, jemand^ Alleren denn dem Herzoge Albredit gehorsam
m sein. Indem sie ihr Bedauern aassprechen Uber die der
Ehre und dem Nutaen der iJLnder Bdhmen und Hihren ab-
tittglichen Zustände, betheuem sie ihre Unschuld, und dass sie
sich stets nach der Ordnung Qottes und den Gesetzen der
heiligen Christenheit gehalten haben und bis an ihr £nde darin
SU bleiben ofedilchten. *
In iilinliehem Sinne werden ^^ewiss audi andere Stilrlte und
Adciii^^e f^eaiitwortüt haben, aber da»» der Aulrid' nicht überall
in Mähreu tauben Ohren begegnete, dafür sprieht wohl, dass
KQnig Sigmund noch im Juli des Jahres 1422 dem Landes-
hauptmann Peter von Kravaf er war sdt dem 6. Mai die-
ses Jahres wieder im Besitze dieser Würde* — Befehl gab,
gegen die Widersacher im Lande mit aller Strenge yorsu-
gehen. ^ Qenauere Nachrichten fehlen uns aber.
Wir wenden uns von den kri^ertscben Ereignissen zu den
diplomatischen Verhandlungen, die nun zum letzten Stadium,
zur Abtretung Mährens an Herznjr Albrreht flihrten. Denn weit
früher, als man bisher annahjn. schon ^'< f,'eu En<h" «b's .lalires
1422, also bald nach der Erlangung der Statthalterschaft, wurden
dieselben in vollstem Ernste eingeleitet.
* ZnAimer Losungsbuch, Fol \iK /.um T JMnadmus nd graciusissimuni
dominiuii nftfitruni ilucein Ausfri»; jinidt ntcs viroa Paulnm de J^oli.itaw et
Miciuüi«ileui Fniicjcir nustrua coiictv«!« et coriiiiratos in certU anliu.>« causU
. . . qni eidem die wwmanat . . . Ilem dirazimaa nnncinm Mixonem
Vr$fun ema raif«iiK» ad prine^tan Si^ammidtitii . . .*
■ Archiv fM, Bd. t, 8. 494. Nr. S24.
' S. B«il. XIV.
:502
Anfangs November 1422 wi;iUc König Sigmund litngeif
Zeit in Wien l)ei seinem Sehwiegersohne: * im Deccmbcr war
wieder Herzog Albrecht beim Könige.* liei diesen Zusammen-
künften wurden wobl jene eigenthUmliehcn Vereinbarungen ge-
troffen, deren Kenntni&s wir finer bisher unbekannten, blos tU
Conecpt in das Rcgistraturbueh des Königs eingetragenen Ur-
kunde vom n. Februar verdanken, die dort bezeichnet
ist als ,<b)nacio marehionatus Monivie Alberto duci Au^tric'.'
Der Plan also, der erst im Herbste dieses Jahres zur Ausfiih-
rung kam. bestand thatsiichlieli sehon drei Viortrijahre zuvor,
und zwar in ganz d<'rf<ell)en Form, mit fast den nitmliehcn Be-
«lingung<'n bis auf einen rinzigen Vertragsartikel, der aber
alh-rdings von höchster IJcdcutimg war. Von der Vergabung
der Markgrafschafl sollten niimlieh nach dem ursprllnglichen
Projecte eine .Anzahl Schlösser imd Herrschaften, die an der
ungarischen (»renzc lagen und die der König gekauft hatte,
ausgeschlossen bleiben, l-ls sind dies: Ung.-Hradisch, Ung.-
Brod, die Schlö.sser Wessels, Göding, Bisenz, Buchlau, Strilek.
Orlovic, Cimburg mit ihren Zugehörungen. Wegen dieser
Schlösser, Festen und Städte, die sieh d«'r König vorbehäilt.
weist er die Grenze Muhrens derart aus: die Hecwa bis zum
Einflüsse in «lie March, und auf dem anderen Ufer der March
gegen Brünn hin die Hanna von ihrem Ursprünge (houpt) bi>
zur Mündung. Die weitere Grenzb4!»tiramung gegen Oesterreich
hin bleibt spätc;rem Ucbereinkommcn vorbehalten. ^Venn der
König, SU wird in dieser Urkunde bestimmt, ohne mJlnnliche
Leibeserben stirbt, so sollen diese Schlösser, Festen und Stiidte
mit ihren Zugeh<;rungen an Albreclit und Elisabeth fallen mit
jenen (jiniizeii zwischen Ungarn und Mähren, ,als das von
alter herkomen ist*. Daraus ergibt sich denn doch wohl als
Schlusstolgerung e contrario dieses: In dem Falle, dass Köni^
Sigmund Söhne hinterlilsst, welche ihm in Ungarn folgen um!
das an Herzog Albrccht verpHlndi-le und verliehene Mühnni
wieder einziehen — dieses Hecht der Kückeinlösung behält der
König sowohl sich als seinen mUnnlichcn Erben in allen Wer-
» Vjil. Friew, .S. 24.
• Vgl r.-il.irky, UrkniMll. Beitr, IM. 1, S. 278. Nr. 2l>3: .clor RnmUcli kanip,
hi'v «Ifiii wir yvti UL'wlicli sein gtiweaeii'.
• 8. Beil. XV,
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803
tiSgen Tor — in dem Faüe also, daBS Ungani, Böhmen und
Mäliren wiedernm in der Hand eines Luxemburgers vereinigt
wärfii tvften die neuen Grenzen in Kraft, und ein groaaes
Stäck des Landes Muliren wUrdc dann Ungarn einverleibt.
Sigmund vprfoirrte damit wohl haupts.'U'hlich den Zweck,
aus diesem an Ungarn gr< nzniden Gebiete das ilusitciitltum
durch Kntn?itionnlisining niiszurotten. Aber diese Grcnzrcf^di-
rung war denn docii zu gewaltsam, als dass sie hiltte zui" ^Vus-
fiihruug kommen können. Wenn nicht Herzog Albrecht, so
mn&sten sich ihr die mährischen Landherren auf das Entschie»
denste widersetzen. Dieser eine Funkt hat gewiss -viel dazu
beigetragen, dass der Vertrag in dieser Form nicht au Stande
kommen konnte. Dass aber vorliluiig jede Vereinbarung zwi-
schen Sigmund und Albrecht aufgeschoben wurde, hat noch
ander© Gründe. Zu günstig erschien gcra<h' um diese Zeit für
Sigmund die Lajr*'. utn sich nicht den Forderun^fii des
.Schwiegersi<ihnf's zu ciit/ii-licn, dessen Aussiciiteu nur dann i^ut
standen, wnin Si^nimnd, von allen Seiten verlas.-rn, sidi ünu
noihgi'druugea zuwenden musste. Das letzte Abkominen mit
Herzog Albrecht war an der Wonde der Jahre 1422 und
1423 in einer Zeit getroffen worden, da die Anseht, sich mit
Polen auf die Dauer yertragen an k^Jnnen, vollkommen ge-
whwunden erschien. Sigmund seiher war es, der aum Kriege
mit den Polen drängte, deren Fürsten er nicht nur des Einver-
ständnisses mit den Husiten beschuldigte, sondern der(;n go-
lipinier Unterstützung er die plötzlich am Beginne des Jahres
1423 für ihn sieh erhebende 'riirk<*n<j:'>f!>}ir ztisehricb. '
Am letzten Januar — also wfni;:r läge, bevor die Ur-
kunde für Albrecht wenigstens im Cuiu riif tertiggestellt wurde
— kam der grosse Jiund gegen Polen zum Abschlüsse, der
luchts weniger als eine Theilung Polens anstrebte.' Da leckte
der polnische KOnig Wladislaus ein, und je inniger von nun
sn das persönliche Verhältniss zwischen den beiden Königen
^nirde, das seinen Gipfelpunkt in der Fttrstenxusammenkunft
zu Käsmark und Leutschau im Mära und April 1423 hatte,
*ltsto geduldiger musste Albrccht werden. Unmittelbar nach-
<ieQi Sigmund mit Wladislaus den gemeinsamen Feldzug gegen
* Vgl. Griiiib.igeii, Die Hntiteiikliiipfe der Schleaier, B. 74.
' A. «. 0., A. 75 ff.
304
die Hnriten iMBcUossen hatte, nocli im April, schrieb «r an
Heraog Albrecht, theilte ihm diese Thatsache mit und forderte
ihn zur Mithilfe auf. Der Brief Iftsst erkennen, dass sich Sig-
mund Albrecht gegenüber als Schuldner fUhlte und die bis-
herigen Vertrt)stting^en wenigstens durch eine neue Versprechung
ersetzen zu müssen filaubtc. ,Von wegen Mähren/ fügl der
König seiner Mahnuug au Albrecht hinzu, .wisse, lieber Soba,
(lass wir . . . baldig Botächaft an Dich senden und meinen,
auch nächstens selber in Preseburg zu sein'. ^ Es war eine Aus-
flucht; Sigmand hatte bloe das Interesse, die Angelegenheit hin-
Buziehen. Gleichwohl sagte Heraog Albrecht seine TheOnahme
am Zage gegen Böhmen in; denn der KOnig nennt ihn foit
an stets unter denen, die ihm ihre Unterstützung versprochci
haben. Aber der Feldzug kam nicht zu Stande, und allmälilicfa
sehwand auch jede Aussicht, die Polen zur Einhaltung ihres
Wortes zu vernir)gen. Der Ausmarsch, zuerst auf den 24. Juni
aufgesetzt, wurde bald um einen Monat verschoben, aber nwh
im Juli regte sich nichts, und selbst das Erscheinen des päpsi-
liehen Legaten am ungarischen Hofe bewirkte keine Beschleu-
nigung. Ea herrschte eine aUseitige Missstimmung und vor
Allem eine Spannung awischen dem Könige nnd den dentBches
Korftrsten. Auch an die Ordnung der mflhrischen VerhJlltnitBe
wurde nicht weiter gedacht. Es bedurfte erst abermaliger
grosser UnglUcksfidle in diesem Lande, die wir in ihrer gan-
zen Gbüsse noch gar nicht kennen, des Verlustes der Stadt
Frerau und des Schlosses Kvasic an die Husiten im Sommer
1423, der iifu ii lan^ren blutigen Kämpfen erfolgen Einnahme
der bischötiielieu Stadt Kremsier; es musste erst die Botschaft
an den König gelaufen, dass nun wirklich Äiika .in Mlihren
eingefallen sei,' Sigmund musste erst die vollkommene Gewi»«»-
heit erlangen, dass ihn Polen im Stiche gelassen habe, und dass
sein längeres Zögern im Beiche und beim Papste die Stimmung
' Tgl. Palackr, UrkttBdl. B«itr., fid. 1, fl. S89.
' Wenn ich luer schneller all vorher aber die kriegeiiwhen ErdgalMO Intt*
weppphf», so pnsrhifht »lies natflrlich hlos aus dem Ornndp. wei! bis nun
die Quollen fehlen, tun ,hiu h uur irgend etwas mehr sa^n su kOonen,
WM siebt aebeo Palacky vor bald ^intm halben Jahrhuidert niedt^
geeehrieben bat Jkua sieh aber MMhiichteo noch weidmi fladea hmn,
die uns auch das Dunkel dickes für MShren ftirchtbftrsten Lt?iden!>ja1ir«
wiiireud der Uuntenawit lüfton werden, daran mag ich nicht ven(weifelu<
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300
gegen ihn wende, um endlich zum Knfscliliisso zu koiniiieii,
den l&ng^t vereinbarten V^ertraf: iiiii All»i< rlit zu vollzit-hfii.
Mitte September weilte der llcrzoj; l»<'i Si;rinuiiil iiuf drr
Blindenburg und sollte sich mit iluii von <lii naoli < H'^tx lic^'t'beii,
wo der päpstliche Legat und nivhri:iv (icsinultsriiartt-ii «Ics
Königs harrten. '
Am 1. October 1423 wurd« dir «Mp iillirlic l'i licr;ral»s-
oder Schenkungsurkunde König Sigmunds für II» r/.oi; Albp-dit
und dessen Gemahlin Elisabeth atis«^^»'str|lt. Si^- ist uns uirht
im (hnginale, sondern als Eintragung iiu Kfgistriitiirlitu-li<" «t-
Kalten.* Vom 3. ist die OriginaiausiVrtigung des UcV(Mx-> Al-
brechts und Elisabeths datirt utid vom 4. .-i-hlii>s>li< li ilif |{«v
lehnungsnrkundc des böhmischen und di«- Uf»liiti;rung>urkunile
des römischen Königs.' Es gcnilgl, den Inhalt iI<t c-rstjrcnann-
ten Urkunde wie«lerzugeben :
1. König Sigmund übergibt scin*>m Sfhwifgcrsuhiif. ll«r-
Albrecht von Oesterreich, nrid mmiht 'l'orliti-r Klzlu th. Al-
brechts Gemahlin, sowie deren Lcilx'scrlK'n da« Land, das
Filrstenthum und die Markgratsdiatt Miilin-u mit alim ihren
Zugehörungen und Rechten, wie dies vormals ilir Markgrafi-n
von Mähren innegehabt und besessen haln-n.
2. Von der Zugehörigkeit zu Miihren bleiln-n ausL,'i uommen
der Bischof von Olmütz und der Herzog \nn 'rt">|t|iau utnl deren
Nachfolger, die der Krone BöhmeTi unmittelliar unterstehen,
doch werden sie und ihre Erben vei|iHieliti t. di iu Mark;:rafin
ihre Stimme bei der Wahl zum K<inige von ISiihmeti zu p luMi,
falls Sigmund, ohne Söhne zu hinterlassen, sterben sollte.
3. König Sigmund behillt sii-h und etwaigen inilnnlichen
Krben das Recht vor, das Laixl wieiler zui i'iekti< liiuen oder
für so lange, als Albrccht nicht alle zur Nothdurft des Landes
»iisgelcgten Summen zurückerhalten hat. in ein blosse?. I'land
leben umwandeln zu dürfen.
4. Völlig ausgenommen von dies«'n Redingun;.'en bleibt die
Verschreibung der Scldüsser Iglau. Ziiaim. .laninitz uinl l'olir-
litz, die unverändert in Kraft bieiiit.
' Vpl. 88. rer. Sil«., Bd. 6, 8. 33, Nr. .^:».
• 8. Beil. XVL
* B«z1](r|ich der drei letzten L'rkuiidoii vjjt. I,ii-lin<iw>ky, Itil. f», Kvg.
Nr. :2146 — 2148; die boiJen Ietzt<-ii. It<'|i'liiiiiii;r *ui>l |!cst.Sti;;iiii),> vi>iii
Ksnig, fiuden lucli auch im Kegi»tr.'itiirlMii'|i ,1t', Fol 7 mni <'.
I
I
' I 306
. 1
j J 5. Stirbt Albrccht vor Elisabetli ohne Hinterlassung von
' I Erben, so bleibt das Land der Witwe ftlr die Zeit ihres Lebens
und fiUlt darnaeh an Sigmund oder seine nächsten Erben.
6. Stirbt Elisabetb frUher, ohne ilim Kinder liintorlassen
zu liaben, so behiilt Albrec-ht das Land und kann es auch an
seine Kin<ler zweiter Ehe vererben; beim früheren Aussterb'n
der habsbur^^rischen Linie Hillt das Land an Sigmund und seine
Nachkommen zurück.
7. Die alten Freiheiten der Einwohner des Landes und
der freie Verkehr mit Ungarn sollen gewahrt werden.
8. Das Keeht der Einlösung von Schliissern und Gütern
behiilt der König sich und seinen Erben vor.
Bis hicher stimmt die Urkunde würtJieb mit dem Concept
vom Februar Uberein. Der letzte (^9.) I'unkt aber lautet dahin,
dass sich der König filr sieh un<l seine etwaigen Söhne die zwei
milhrisehen Schlösser Brumow und Swetlow mit allen Zuge-
hürungon als königliches Eigenthum vorbehillt. — Das war von
jener langen Liste im Februarvertrage zurUckgebliebtm ; von
einer (Jlrenzausweisung ist aber nirgend mehr die Kcde.
Herzog Albreelit hatte endlieh sein Ziel erreicht. Welche
Wirkung die Uebertragung i^lulirens an einen eifrigen katholi-
schen Fürsten für den Fortgang des Husitenkrieges hatte, llisst
sich in seiner Tragweite kaum noch bcurthcilen.
Palacky sieht in diesem Ereignisse geradezu die Ursaicbe,
. weslialb die auf dem grossen l'rager sogenannten St. (iallusland
t tage des Jahres 1423 versuchte Anniiherung der Utraquisten
I an König Sigmund so schnell wieder in Brüche ging. Obwohl
I «1er König das verlangte sichere C>eleite zu einer am Neujahrs-
I oder Lichtmesstage des Jahres 1434 in Brünn abzuhaltenden
,Dis]iutation' zu ertheilen gewillt war, entschieden sich die
Prager schliesslicli, di(>Hen Tag nicht zu beschicken. ,Die dro-
hende deutsche Heri-schaft,' sagt Palaeky, ,<lrjlngte wohl Man-
chen in die Opposition gegen Sigmund, der sich sonst mit ihm
in kirchlicher Hinsicht \'ielleicht gerne verglichen hiitte." Es
I wird sich diese Annahme wohl kaum thaU^Jlchlich erwci«'n
I lassen. Nur auf Siute König Sigmunds herrschte in dieser Zeit
' die Sehnsucht nach Frieden mit den Böhmen vor. Der Pre8b>"ter
. . . . '
I ' Andreas von Regensburg, ein gleichzeitiger Chronist, gibt als
• G«Kchichto Ton Böhmen, Bd. 3. Abth. 2, 8. 344/5.
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307
Grand des Millingens an, die Hnaiten hAtten anter Anderem
den Vondte bei den VerhancUnngen in Brttnn gefordert, —
eine für den König an«nnebmb«re Bedingung.^
Der Krieg in Milhrcn spielte sich in den folgenden Jah>
Ten mit wochselndcin GlUcke ab. Für Herzog Albrecht war es
f\n gllnstigcr Zufall, das» 2i2k;i, eben als er mit aller Macht
im Herbste des Jahres 1424 Mähren anErrciffn wollte, an der
♦ trenzo, noch auf böhmischem Bodeji, zu Pri bislau, am 11. Oc-
tubcr eiuer pestartigen Krankheit erhig. Sein Heer zo«r aller
dings nach Mähren, eroberte und verwüstete Stildte und Kltistcr,
doch glich Albrecht diesmal sowohl wie spaterbin das Ueber-
gewicht der Husiten in Mähren theilweise wieder aus. Und
wenn aueh der fisterreiehiache Heraog im October des Jahres
U2G bei Lundenburg 2i2ka's Nachfolger, dem Oberfeldberm
Prokop Holy, im Felde weichen musste, wenn <!r auch in den
folgenden Jahren sogar in Oesterreich die Alacht des husiti-
schen nr-orcs nnt^r diescin AntTihrer schwer zu fühirn brkam,
so mas$ doch auch ilcr talxM'iiische Feldherr in diesen Kämpfen
den Her/.o- Albrecht, der sich Rein«m KroberungszUgen in Mäh-
ren und Oesterreich stets tapfer entgegenstellte, als Gegner
schätzen gelernt haben; denn nur der Unmuth spricht aus den
Worten, die Prokop H0I7 mit Beziehung auf Ueraog Albrecht
auf dein Egerer Tage im Jahre 1431 ausspricht: ,Specialiter
com eo treugas non habemns/
M . . ipei Hufwi.stno inter caetem {trao^entiAtn In mdientinm partintn p«ti^
▼enmt, uf, .-i |>arti\« nort possotit convcniro, qiKvd tnnc quidqiiiil l>Amnes,
(^uo8 ip.st tiiltile» regln Üohouiiae a|>^ellaliaait, apiiroUareut, osmt appro-
bttom; quid aateat reprobarant» «0Nt reprobstnm. In quo, aicat decnit,
non fueniDt auditi . . (FoatM rar. Auatr, SS.« Bd. 6, 8. 438).
BEILAGEN.
I
König Wenzel von Böhmen bestätigt die Rechte und Freiheiten
der Markgrnfschnft Mähren, insonders die drei in$erirten Privi-
legien König Johanns von Böhmen aus den Jahren 1311, 1323
und 1327.
Trag, 1411, Februar 16.
Wenceslana dei gratia Romanornm rex f^emper angustiis et Boemi«
rex notificamas t«nore praesentium univerHis: toties regia« celsitndinis
sc«ptrum extollitur ot ipsiiis Rtatus solidins roboratur, quoties derotorum
et fldflliutn vota benigno re«piciuutur afTectu et ad ipsonini iura, libertat«s
»ervandau oc commoditates augcndas gratiosus et pius principis auiinus
invonitur. Cum cnim omnis gloria Hive potontia principatuK in subditorom
praecipue consistat Botidata, fortunis expediens arbitramur et congninni.
ut simus subiectis et praecipue, qni nobili et generosa fnigent iuHtitia «i
dignitatp, faciles et ad gratiani liberalfs. Noverit igitnr praesons aetas rt
futuri temporis succi'u.siva post^u-itas, quod vcuietites nuper ad uostw
maiestatis pi-acsentiam nobile» I^ko de Krawarn, magist^r curiae DOi>tne
rpgali», Hanuiius de Lichtenst^in, Wilheltnus de Pernstein, Erbardn» if
Skal, Erhardus de Cunstat, lohannes de Lipnik, Petrutt de Strainic et alii
ceteri nobiies marcbionatus MoraTiae barones, fideles nostri dilocti, qni
unacum ceteris eiusdem marcbionatus Moraviae baronibus et aliis tarn
spirituaÜH quam doculari» Status ot conditionis incolis nnirorsts ad do8,
velut regem Boeniiae, post mortem quondam illustris lodoci marchionis
Moraviae etc. principis, patrui nostri carissimi divae memoria« legitimi
devoluti existunt, dum colsitudini nostrae, veiuti vom, iustn et naturali
eorum domino, suo et aliorum omnium praedicti marcbionatus MoniTiw>
baronum vice et nomine, debita fidoi atquc subiectionis promissa prafsta-
309
TVkt, nobis bumiliteretcnm nutgiutprecuui instantia 8upplicav«ruiit, qu:i-
tenas jpsis baronibns eeterisqne nobiUbas, militibus, clientiboa, praelutis
et gencmliter omni cloro rt terricrenis marcbionatns Morariae praedicti
uniTti>a f^ing^uliuiut' iura, juiviloffia, litonis et libi-rtatos n Ai\\a praede-
cefeeoribub uostiis legibus [{.u'iiiiae et inarchionibiis Moraviai- i't pracpertim
a serenissimo priacipe, doiuino loUaune rege Bütimiuo, avo uuhUo chlib-
äimo, ipsis concessa et couccssas approbaie, ratificare, ianovai'e et con-
ftnnara de nottne benigvitetis etementta grationi» ^^pmmm, Qaomm
privilegionim et literamm tenores praeeentibiu sunt inaerli et primi qui-
dem tenor aeqnitiir per mnnia in baee Terba: Noe lohannea dei gratia . . .
(firtnn, 1811, Juni 18, a. Cod. di|d. Mofav., B. 6, 8. 87, Nr. 49). Tenor
ieeiuidi priTÜegU esttalis: Nosloluuuies dei gratia Boemiae . . . (Braon,
1323, Aogaat 38, B. a. 0. S. 175, Nr. 284). Tenor vero tertii privilegU
gequitar et mt tnlis: Nos loliannes dei gratia Ropmiae . . . (Brünn, 1327,
Jan. 31, a. a. O. S. 250, Nr. 323). — Nos if,ntur pcnsatis attontp multa-
rum virtutum et probitalis luoritiB necnon imiefesHsie lidei übBequiorum
puiitate, quibus pra^fati nidiilcs, baronts, ntilites, clientes, praeiati, clerus
etterrigeuae uaiveräi marchiouatus austri Muraviae a nobis etpraodeces-
«Mribna aoatris, rogilniB Beemiae et nnreblonibna Morafiae et signanter a
praefoto domino lohanne avo nostre eoneeua et oonoeaeas cum omnibn«
■Bit pnnetia, claoaulia, sententüa et articolis, prent de verbo ad Terbnm
eipreasantnr snperins, sieat rite et Fatienabiliterpffoeenvnnt, aninio de-
blerato, sano fideliom nostrorum accedente consUio et de certa noetra
idMitia apptobavinraa, ratificaTimna, üinovavimaB et eonflrmaTtmnB, ap-
probamue. ratificanius, innovamus et yirtnte praesentium regia anctori-
tato Bfi»;iniae gratiosius conftrmamns, doc^rnentes auctoritate regia prae-
dicta et voleütes expresse, qiiod praedicta privilegia, iura et literae ipsonim
ei nunc et in antea poi petuam debeant obtinere roboris flrmitateui prae-
sentium üub legia^^ iioi^tiau iuaie:>tati8 sigillo teätimonio literamm.
Datum Pragao, anno domini MGCCCXI, die XVI. mmsia f^bnuudi,
ngnonim noftromm anno Beemiae XLTIII, Bomanomm ftm XXV.
Nach einer Abschrift in der Bo^ekVhen äammluDg im mährischen
ItfuhMidiiT ans einem nicht niher beielehneten Oodoz dos Pnger Capltel*
n^FoL38.
aio
Das Ontcil von Cujisfauz mahnt die Stadt Olmütz unttr Bt-
lobung ihre« bithirigm Eif< r» zum teetteren Kampfs gegen dk
llärttikvr.
Conitaax, 141 G, HXn Vt.
Sacroi«ancta et geiUfi-uLt» ttynodiiH Cunstaacicaäie dilectis Kcl««i«
6Ii» . . . magirtro ciTinn, eoaMiUbiui ot Mmmiiinitati civitatis Olimtaem«
ai» Mlnten et dci omnipotentiit benritictioni'in.
I.ctati »iiiiiitiv in (pio d»> vol'is fm|nt'iit«'i' iiiiiliviiiiuH, sfilift
(|Ui»d auibulatis lu st-iuitii« iuslici« ut tidoi oithtxioxe, qut>Jiiu«) ui veri
catitolici non pemiMtitb neo pormittitiB tob Beduei ii compticibi» «i
8«ctatoriliiis flaninate memorie loluuiiiis Huaa dam vlxit ««lenitissimi M
in npfitihsiuiis lu-ivsmii fDUH-iifi'' i'pr'lipnsi |i:irit*ir vi coiividi. ']ni 'riifs-
(liiiii orriircs wntra poritatem 'i\m\xA UJei augvlu ienebraruu prvcuntnte,
per (luundam lobannflin Wideff d avndrai lobKHmiB Huaa hereBlardM
damoabilitor editoa sfta va. mediain d« calieo BsbiloniB «ducios ac dudam
cciaiii \>ov (>cclcsiam et do novn in piTHcnti siuto conrilio siiinmis inkr-
veni<'iitibus rmiH «t laluMihns ac iustf snnctc j(>i»r»l>ati>s, k-mpörilms
IflliK in tfguu Buuiuiii ot Uli cimtiguu luurchiuuatu Moraviu, du quibm per
prins Ifltabnnd« dicer« potnit «edesi« CJittsU itiiiv«r«taa: natiiB in Boeaii»
et Moraria Jens, niiniuin periculoH«, ut animii« Christi fidoliuiii ot simpli-
ciuui illiiqucaroiit, dumuubiliti'r asson-ro a^iio dojpmatizare ociam |tnWirt'
in coutuoKsliam uostri creaturiii prui>uiupticruut et ipsi euniiidum lübauui«
Wideff et lobannia Hubs BsqanceB adbuc pTesnmaiit; sptetisiin« sau
dadrine atndiia et tradiciuiiibut> tsiuctonun pakoni contemptiH aJ ipso-
rnm sp<[ii»riiim et iniilti nnii alinnim ipsi.s cri'dwaciuiu et faveiiciuTB
daiupiiacionein auiniaruiii ud vauitate» et insjuiia« falsas converst, et
«vaoeptia da maiiu nthana eirernm pocnlia de Ulie^nedain m ipaos isM-
citer impkTOrunt, sed qaod anpliii» dot«^standiini o»t in plurv» minai
providos seil iiiran* ■!> iitrinsqiio soxns lioinin>'S. vi-i. Iii .'t nobiles et plfboos
iu prefttUs J'v^uo et luarctüoiuitu dogeutes, pubüci» pruclaiuacioiiibtts
haiuBmodi arroinm auoram poenla iBfefidaa Infcndera, quibiu illoB eeias
inebriara non Terentor; per qne staitia, rilus et oido «edeaiastid per
sjinctos palrcs spiritu sancto afllatos pn» tcmporum variotatc ot utilitat^
iidolium duduiu laudabilitor iutroducti et por ipsam ecclesiaui approbali
Doa sulum prupbauautur, eod et tutuui Duätro Udoi docu» por eus in illu-
BioBem et ridicalam Yertitvr acmdaloBe.
IIoc ita^jiio <liscrociouibu8 TMtria, filii carisi^iiiii. qtios oninium raris-
matum lai]ptore impartiente domino tu dei et miliUmtis ecdesie diieccion«
311
■tqu« iilM'Jitincia sti|ijit<)s atquu fiTvidon eiu^Jfin fidei e.vit-tcr« zelatuit-s
»[ifiti^oiniis instructi »h h<-c ' xcniplis quam j>luribii8 lamlabilibiis j)r«>ütfl-
ornr, ad bunc effectum siguificaada deerevtmu«, ut ad viiplautiorem cir-
cniiipeccioiiis e«iit«bun a v«ii«0cis Iwreticomm pnflitonim tos reddunm
aflhtibiifl prent conTenit premnmtos et ad oODsnigendiini mana valida in
a-iintiriom sppodicto fidei orthodoxe coutra pseudodoctoies et heresum
bKin^moidi secfcitorcs pfistif«ro.s oorumque defiinHoros et recoptator«» uua
twbiscnm zelo fortitudiuie C'\ciU«mus. Nos enim tuutas dci et ecciflsio flne
koinsmodi luiiiHas diwimotue p«r amplitw nolumiu nequ« debemna, sed
aniinicTi];uit>' n >l'i> sopwna gnicia ut !<]>9nMnu8 capita iiiipioniin scilicet
••r.rnti leiu sectat lum ad pptrniu alidoie curabimus. Kt prupU-ipa fcclesia-
?taü vibraU) iain per iws niucrouo coutra büjcticu» et ip)>oruii] fauUircs,
rac«ptatoreB etdefenBorMtaniaBmodi mcnndum caDonicas Ranceiones daii-
mii!) prucodundum et prout eoniiii ri'bellio et pertinacia *'X('<rmt in nomine
l'inini fciam prout sui l 't mi» procodomn?, |niid< nriain voslrain p»^r
vi^cera mij>«M-icordie düuiiiii uottth IoüU Chr)!<ti et per atip<ii't»iuufiu prticiusi
nngniais ip.<iiiis parittr obtecrantM, nqntrontM «t exhortantc« tn dsmüio
ntin rea agitar, quatonus in 7.oli n-ctitudino et i\<Wi pnrit^it« huiiisinmii,
{•ntut const!uit»«r incepistis, pf i si^tcnt.'s lau hbilitor sie curratis in stadio,
at promiesaia fidiliter operautibuti et coi bntibuB coronaiu ab ipiH) dvtuino
etaprahend«!'« valestifl, mnnea Irainamodi psMidodfletMm et Bectatwei eo-
nm, quo« in veetn« Umitibae rep^rire contigerit, ut ovea mmbidae, ne
tTi'a^eni dominiritm illic Hiiis piavis et falsis dopinatibus iiiliciant, ]>• uitu«
M[i«l)<'nd>) , nnllnni pn-boiitHS liuiu^inodi jx^stifoiis hoininibiis auditiiiii,
miliiun, coiihiliuui vei favorüin, svd uua nobiiscuui ad üuruui pur^^ecuciu-
un atqae eztensiDtnia ad dei ploriam virilitcr aasatgatis et ad illad
l'fni ^t operniii efBcaces qu&ntinn v >M< fuftit poagibile impeudentcs, ut
l'Mi-r Halutis promium, qnt»d ieidf robis i d' miin> annn<'iit" ]ii'rv<'tiift,
it vestri» ob«diencia et ztdi i'««titudine humsiiuidi ociani a nobis «t tutvno
Mmmo pentifloe posaitia merito eemmendari.
Datum Constanei« Tl. kaL aprilis, anno «t nativitate domini mOt*-
imo quadringantennio sento decinidi> apostolica Bede vacante.
Baeeianns.
G. de Perasio.
DUecti» eceleaift fliiie . . . ina|p«tro dvinui oonsuUbus ei eominnni-
Mi cintitiB Olomnoenait.
Ulkr, Leiutoiretoy, Cod. MS, p. 971 (minier gut «ad obn» die Uiiitar>
iAiiAee nad Admie aoob p.
312
IIU.
Die Canoniker de» OlmUtzer Bisthums vmi der Partei de* Bitchofi
Johann von Leitomischl klagen beim Concil von Constauz unter
genauer Darlegung der Zustände in der DiöceJte und der Vor-
gänge bei der Wahl nach Wenzel Kralik's Tod den ertcählten
Also und seinen Anhang der Geicaltthätigkeit an und rufen
um Schutz.
|14I6, zwiaclicn 39. November und 14. D«c«iiiber.|'
HovorcndiHsiuii patres ac prestantissimi domini! Expooitur XMine
patt-rnitati pro parte venerabiliiim vironini decani et capituli ecciesic 01i>
muccnsis cum gravi curdis amaritudine contra et adversuä perHonas infra-
scriptaH et dicitur, quia, cum * niultiplicata funrit heretica pravitas Wykle-
fistarum et Husrstarum in marchionatu Moravie et in diocesi Olomac«n»i
dictiuiue heretica pravitas fuisset tcnta et defensata per plures barones et
nobiIcK ac militare» armigeros et nonnallos populäres, per quam qnidem
hereticani pravitatom gravii«sime fides kathulica fuit>set et de preseuti es^t
iuipuguatu, sacramenta ccclesie per dkU» WjcleGuta« et UusintaH in levi-
tatem et quasi in ludibrium verna, clavos eccle^in et ccnsnre ecclesia«tic<>
per eüsdem in dcriüum posite, obediencia Komane ecclesie et sedi aposto-
lice nec nnn aliis epi^copis et prolatis per eoudem tutaliter sublata, ei
quibu8 dicta ecciesia Olomucensis est multipliciter et nimis ci-udeliter
nnacuro canonici» et clero dioccsis predicte gravistiimc oitpresiia. Et at
ad specialia descendam: nam quidam barones laici tonent presbjtero« a
4|uibus ci»mmunicant sub utraque specie sacramcntali corporis Christi in
cont4>niptum sacri concilii Coustancionsis et sedis apostolice et Boinaae
ecclesie; quidam ante elcvacionem corporis Christi sine consecracione
frangunt oblatam in tres partes et unam partem tantummodo elenot
populo; quidam in pisrinis, alii in fluminibus baptizant, ubi nullum peri-
culum mortis adest parvulis; alii excommunicati tarn a canonibus quam
ab homiuo et intorJicti ceiebraut eciam in campis et doliis et horreis in
nnllo altari cunsocrato; alii nec horaa canonici dicunt et sie se dinnis
ingonint, neque aliquas confessiones faciuut prcdicantes populo commtioi
laicali, quod non teneantur confiteri ; alii pro lohanne Uuss et leronnoo
' Die enitor« Zeit^cnie er^bt sich darauH, daM in dorn Brief selbst eiorr
htiKitim-hen Mei«s« Er»ähnnn(f ^e«chiebt, die an einem Advent»onnt»<
im OlmUtzer Domo ab|<:ehaltcu wurde. Die letztere, dass an dieteiB
Ta^ da« Concil von Cunatans BiMihof Johanna Wahl beaUtigt«.
■ So die Ha.
313
dupnatw bmlicii pablidi* flMduit in mcImüi «omn nidtitiiiiiiie populi
tieqnias, tunqnan pro fliMitHis d«ftutetis, »Iii fMinni ftatiritetee et caii-
tint .Gandßamns' et alia, taniqTiiun de martiribus, comparantes eap lcm
Di«hU8 et p«jus 8. Laureucio martiri et ipsos preferetiteu h. Petro et alik
■mcÜB; et sie nnlto grayi« et terribiUa ac bomnda contr» fidem katboU-
CMB et atatom eoolaaie Aeri procmmTwiuit et die bedierna proenraikt,
ynipter que dicta ecclosia. ut prt riictum est, mulliplicitcr extitit oppreHsa.
Kwn plebani kathr.Üfi r\pi [liintiii do parochiis propriis, spoliaiitur pecu-
tübas et pecoribus, graiiii>, frumentis et bladis ei ceteris Teätiineatis, su-
peOeetiblnia ae ceniib«», radditibns, ebveneionibiia et enolnnentia eirnt
spoliati et üpoliantur, ita at oinlti sunt coacti et coguotur suas parochia-
l'-s ecciesias derelinquere noii babentes, quibus posseut circa "Pisiioin ec«le-
»as siwteutari. Harn, et decimas ad ipsa« spoctaates quidam patroai eis
tottgamt et aliia probibrat, ne ipsia deeinas peraolvant. Alii oblataa deei»
MS ab aliis paruchianis ipsis rectoribus pcclesiarntn auferuat et eosdem
^poliant ot pns.jcm ili-titifiit sp'ilintAs; iilii pnr liirt.'S Hnsistas vf>rh^-
rautar, captivantur et pro pecumis exaccionautur et torquentur, alii sub-
ansiintiir. alii intarfieiintQr, ita quod preiHti H«ai«t« «t WyUefist» to-
tu iaatehi«ik»taiii dadueeiit in enona beretioa pi»Titatis, niai p. t. cele-
vUer provideant de remedii' opDituiin
ündo, reverendissimi imtros, vacantfl ecclesia Olomucensi nnpnr per
nortetn «lim domini Weuceslai patriarche Aathioceai, perpctui commea-
Marü dicte «oclMie, capitaium pndietan attendens et advwtan» pndiet»
[•• ricula in flde katholica ot erroros, qui invaloenint per Haaistaa et
Wjklefistas, et subvenirc katholicp et frclosip prediot^» volftitn^M nt
dm ita crudeliter et tniserabiliter oppresso et depi esso hinciiide, cogita-
tenmt mvttia diebaa ei noctibBa, qoaliter peaaent eedeaie et diele fidei
btholic« conHulere et ut talom posftent roporirn, qui ydoneas et atUia
'N»*t ecciesie antedicte et ipsam ecclesiani multipliciti t ("«illnpsaiii rcfnr-
aur« ac clerum a rioleuciia et ixiiarüii eiedein illati» defcn^are, hereticam
ptaritaiem extirpare; et wm valentea in tote regno Boeraie aliqueni talem
fperir«, concorditer vota sua in reverendom palram dominnn lobannMii
cpiswpom Luthomyslenscm Jf-dc'nmt ot in rnnilr-ni (•Dnvr-iicnint ipsumqnn
la paatorem ecclesio preßte cuoeoice postulanmt, ipsam postnlacionem
id Baeram oandliiun OoBaianeieDae et ad p. t. eonfirmandam «t ftppre>
baadtta trawHniaerant Et Taeante eceleaia Olomueeiiai oonaaalodo fbii,
ijt fivitate?, opida. ca«tra et alia bona debuernnt hnhnre rcHpectuin ad
capitalom et ad illoe, qui eweut deputati adioiuistratoras a capitulo in
* B$. daaipaatanaa hcfetteoma pnbUeofoni.
Mir. B«. LUX. n. aflft«.
81
314
temporalibiis nsque aii fiituniin opisropnm prr sctleni apootolicuu ronfir-
matum et approbstum. Et lic«t concordit^T fuisscnt depntati nuUo contra-
ilicentp in temporalibiiH administratoro.«, vidolicet dominiiR Haciko de
Trpenowicz et niagistor Jessko dt> Dubczan canonici prebendati wicsie
01<>muc«nsiH, roccpiHsentque promissa a larotilao de Kozoutal purgrario in
Meraw, qnod vcllet habere rcspectum ad ipKuni capitiilnm et ad eos depo-
tatos |K-r capituliim {in marg. ot realiter condescendit ipsi doniino Raakoni
uomiue Hupradicto), tarnen dictus laroslau« oblitus proniisso suo quandara
facioDH colluRionem unacum quodam Przrbittlao dicto Schopp de Schelberj;
omagiaii eccle»ie de consiliu Ubaldini receptis trecentis et XXVI mareis
Moravicalibus gross. Pi'ajtreusium, ut direbant pro dampnis, inpensis
et expenHi8, dictum Castrum ipso larosilaus tradidit in niauus Äl»s(>ni«.
ßaczkonein administratorem in temporalibus predictum tur]>iter et in-
houet-t« de Castro expclleudo. Et licet predicta postulacio canonice facta
fuissot, tarnen predictns Nicolaus Ubaldini et lanko de Sternborg se alie-
nantes a predicta postulacione associatis sibi canonici» et de civilat»-
Pragensi vocatis, videlicet domiuo Wenceslao de Hadecz, Nicola«) Henzlini,
Francisco preposito Boleslaviensi, lacobo de Wcrona, Lodwico de Holesi»w,
et nonnulli alii, ut in preten^a litera eleccioniti eorum continetar. post
postulacioueni de prodict<i domino lolianne episcopo Luthouiyglensi celebr«-
tam et c^msummatam et post XII dies a diu postulacionis facte computa-
tns quendam Alssonem canonicum ecclesie 8. Petri Wissegradensis prop«
Pragam de fact<» elegeruut ipsiusque pretensam elecciouem revorendi^iax*
patri domino Conrado archiopiscopo Pragonsi prescntanint. Et licet a
prefata pretensa eleccione fiiisset per aiitedictos decanum et capitaintn
occlesie Olonniceusis ad sacrosanctum concilium Cunstanciense ot apuät*>-
licam sedom debito tompore appellatum dicta<iue appcUacio et postulacio
tarn domino Conrado archiepiscopo quam parti advei-se videlicet Alssoni
ot aliiä intimata, nichilominus tarnen ipso dominus archiepiscopus ad ixn-
portunam instanciam prefat-orum canonicorum et contra postuiacionem *t
appoUacionem ad sacrum concilium et ad apostolicam sedem interp4>sitamet
per ipHum antea dolatam* ipsum Alssonem ad dictam occiesiam de facto con-
firmavit pretensosque processns pönales censnras ecclesiasticji« continenU'S
tarn contra clenim quam contra omagiales et alius episcopatui Oloniucensi
subditi>8 fulminavit et cetera focit, pront in dictis pretousis processibm
lacius continetur, quos hic p. v. dignemini hahiTc pro sufficieut4'r expre»-
818; ac domum dictt canonici eundem Alssoucm suffulti potencia laicsli
■ Iis. intorpusiUriim . . . dolatiiruiii.
<> Vur laicali ist rogali goatricheu, oiue bövkftt bezeichnende Correctur!
815
^Vyklefistarutn et lluüistaruni, lohaiiniH dicti Sadlo ac I>aczki»ni8 ac Pe-
tn de Straznicz et lobannis Je Lompnicz «t R. de Wlussyiii iiübilium
«•t baroDuni ac Ulrici subcaiiiomrii et llaykouis et alioruni armigcro-
niin, iiisam potenter et Tioleutur ad ei-rlcsiani Olomucenscm iiitruserunt.
Kt qnamvis antedictns dominus lobannes postulatu» sie ut premittitur
{H>tQi»«et resistere talibus violeuciiM, uichilouiiuits tarnen sanius decre-
vit pri) illo tempore siipersedore et dissiinularc eo, qnod litt*«ras
soe approbacioni» nondum babuis»et: dictu^que Ahao uuactnii prcuo-
ininatis canonicis et poteacia lalc^irum prufatonim ilusistarum et
Wyklefi.>;tarum civitates, castra, opida et villa» occiipavit et occupat die
iiodierna, ac cum temu ibus et comiuaciouibus sub peua perdicionis cnrpo-
nim et rerum iidem conati sunt avei-tero decauuui cum nünnulÜH uliis
canonicis a postulacione predicta et in eundem Alssonem pretenenm
electum et sie de facto conßi-matum cousentire, propter que quidam cano-
Dici postulantes coacti sunt de civitat« OKmnirensi rt-ceJuro et alii biti-
tare liraentes periculum mortis. Unde et illi. iu quos propter metum et
msaltnm dictorum Wyklefistarum et Ilusistarum pot«»tas et auctoritas
rapiiularis fuit ti-auslata et transfusa, in toto maix-bionatu non potuerunt
bibcre locum tutum et secunim, sed coacti sunt exulari de terra propter
icctiictos hereticus violentoü. Et ea de causa maxiuia dampua sunt per-
l<«!si. que tarnen ad estimacionom et intoresse dncentarum marranim et
ultra se extendunt; bona qiioque ad mensam episcopuloni pertinencia sie
occDpata sunt et dampntficatit plus quam in duobus niilibus marcarum;
inipensas et expcnsas coacti sunt occasione huius facore ad valorem
»imiliter ducentaruni marcaniui; iniurias quas sustiuuerunt et sustinent
ft quas noluis^ent sustinere ad estimaciDnem millu marcarum. ita quod
n prcmissis pars Wykletistanim et Husistanini videlicet ex pretensa
♦Iffcione et subsecuta pretensa coufirmacione et bonorum episcopalinni
K i'astrorum occupaciono maxime animata et fortiticuta cxistit; ita quod
n quadam presnmpcione in adventu domini proximc ]»reti<rit«i* quidam
inti-avernut ad ecciesiam Olomuceusem Ilusiste et ibidem Kub utraque
jpKie sacramentt a quoJam presbytcro nouiinc lolianne prcsi'iite dicto
pretenso electo Alssone conimunicavcruiit ; qui qiiidi'in presbytor nova
qaadam prophanacioue ante elevaciouem fre^it oblatam in tres partes ot
rum una ex eisdem partibus fccit elevaciouem; et licet dicti, tarn presbyter
C'Jiamunicans et verins propbanans quam illi, quos oommunicavit, fuissent
[x rcivesolomucenses katholicos detenti et dicto Alssoni preseiitati, tamen
\)>.<iU:i dicti Wyklefistc ot Husisto et alii plures herotici fueruut per dictum
* IU. preteriti.
i
»
'l
i
316
Alssunem absqne aliqua punicione et pena libeie dimissi ; iU qnod ucto
tone in nuuiero fueruut per dictum Alssonem liberati, qui faenrnt nota-
biliter de heretica pravitate confi'ssi et convicti.
Quare supplicatur p. t. pro parte dictoram decani et capitnii et ob
amorcm et zelum fidei katholice et ne ita turpitor et miserabiliter dicta
ecclesia iam multiplicitcr oppressa finaiiter unacum canonicis et clero
opprimatur et destruatiir per Hosistas et WykleflsUis et dictus marchio
natus et terra Moravie graviter infametur, dignetur p. v. de remediis
oportmiis proriderc et committere et mandare alicni ex reverendisbitniä
patribus ac domiuis cardinalibus aut alicui ex venerabiiibus sacri palacii
causarum anditiiribus omnia prodicta et .singnla ac causam et can&as
appellacionis et appellacionum ad sacrum concilium Constanciense et ad
sedem apoHtolicam pro parte dicti capituli iuterpositus ac causam et
cansas, qnas prefaiti decanns et rapitulum movent et movere iutendunt
prefntis videlicet reverendo patri duuiiiio Courado archiepiscopo Prägens!
necnon et Aisjsoni pretenso electo necnon honorabiiibus viris canonici."
scilicetWenceslaoKmlerz etc., tarn coniunctim quam dirisim audiendaü, de-
cidendas et fine debito temiinandas et cum omuibus et Singlis dependen-
tibus, inciJentibufl et conuexis, ut so de premissis sunimai'ie et simpliciter
ac de plauu informet, et si predicta aut aliqua repercrit Tora, dictum
dominum revereudum patrem urchi«>itiscopum ac dominum Alssonem pre-
tensum elot'tum necnon prefatos dominos videlicet Wenccslaum etc. com-
pellat a<i satisfacieudum de iupensis et espensis ac de dampnis et in-
iuriis per ccusuras ccclesiasticas et per sequestracionem et arestacionem
frurtuum et redditunm beneficiorum, prebendarnm et dignitatum decan«
et capitulo pro impensis et expensis factis ac dampnis et iniariis occa-
siono premissorum illatis et passis dandum, assignandum et applicandum
et 8ub pena iiltorius privacionis beneficinrnm obtentorum et ad futura in-
habilitaudoniui, eciam si opus fucrit cum iuvocacione brachii secularis et
cum putestat4^ citandi omnos et singnios supradictos tarn coniunctim
quam divisim in curia Romana et extra et ad partes et tocicus quocien^
opus fuerit et persoualiter in propriis i»ersoni« uciam ex ufBcio, cum pn-
dicta sapiant favorem et promocionem et defen»ionom horotice pravitatis.
et per edictum in Komana curia et in vicinis loci» sive pai-tibus affigeu-
dum, cum ad eos non patcat tiitus accessus; non obstante, »i hainsnuKli
canse non sint legittimo ad curiam Romanam et ad sedem ap<»Btolican)
dcvolut^i svu in ca de sui natura tractande aut finii>ude, ac aliis in C4)0-
tmrium «ditis non obstantibus quibuscumque.
Cod. 368, p«g. X97— )i98. furtgcwitzt pag. 911.
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317
mb.
Kotariatsimtruvient über die Appellation de« künifjUchm Haupt-
mamn tn lÄtUm, Pfihieo von Othloehombs, an da» Caneil von
ConiianM wtgeu der Androhung de* Banne« von Stittm Bischof
Jvhannx rnn Lt ifounxi'lil. fKnfhnJt riin' Dunifr'fltnifj der D<ipj>i !•
KaM in Olmülz und der darauf foLjendm Kämpfe in einem dtm
Gegenhutihof ÄthrwAt gilniiihj<'n Sinne.)
Littan, 1417, Febnur 17.
In nomine domini amen. Anno nativitatis eiusdeni M* qnailria-
^"»ntesimo dectiuo ^«iptiiuo, iuJicioue decima, dio deciuia scptima mensis
Febniarü, horis vesperorum vel qua«i, scdo apoätoUca curoute pa^tore, lu
LnthoTia OlonniosnBifl dicoeds et in domo bBbitadoDiB pro?idi viri
~ dicti Loes opidsni eiuüdetn opidi in estuario sive in stubella »uperiori,
iu m'x notarii publici infra^cripti tnstiumqiio prosonciu sabscriptorum ad
bgc Tocatonun specialiter et rogatorum coustitutus pci'suualiter validus
lir Fnibieo de OtUechowiei,* Ptagenn« dieoMle fluuÜRm «t Bervitor
imoisBinii principis et domini domini Wenceslai dei gnda regis Bona-
iii>nim pt Boomic if£!:i!5. quandau appellacioueiu in papiro scriptam, quam
uiftc in SQis manibus tcnebat, eandem interpusuit, intonecit «t publicavit
ae «udetn per tne noterinm pabliCBm infraseriptom le^ prücuravit, cmns
l«nv>r de verbo ad Terbiim sequitur per omnia ei est talis :
In nomine ili>niini amen. Cum apppllacionts remediuni in rulevamen
vppressorum a iuro et a sacris canoaibus sit salubritor institutiun ac in-
wütllffl, ut ea, qne ooubs n» et iutidun Itaerint, valMBt in etitui de-
Ktann refimnari, pninde ego Pnibieo de OiUocbowici naidena ia Lothe*
»^ia Olmuconsi» diofpsis < r>ram vobis honorabilibns ot rirnimspectis viris,
d'nuiniä t€8tibu8 hic astantibus et piesentibus et coram t« notario publice,
tuqoaiu persona auteutica et fidcli, auimum ut iutcucionoui provocaiidi,
imiB« ferins appelUndi propono et diso: qoed, qnamvia mereDdisalme
in Christo patre et domino domiuo Wenceelao dei {pncia patriarcha
Anthiix^no, perpetuo commendatario eccksie Olomucensis mortuo et eius
«orpnsculo Bepulthure ecclosia»tice tradito per honorabüea viros dumiua»
«tionioi» eedesie Olesniceiia» more aoUte et ex eensnetadine «ntiqaa
apad ipsam Ülomucent-eu occltsjam eleecienem servata et tenta
' n'ii'MÜ.-i vir dominns A!«so ranoniniH WiR«f»t»rnjl<'nKis ec-clesie propo
\'siugsua ad ipsam eccieäiam Oiomaceosem in epit^copuin et pa»U>rem
» Ma. Othoohlowii».
318
fuisset electUH, quem quidem dominnm Alssoncm prefati domiui cauoDici,
prout ox comiuuni fama fuit publicum (>t notorium, cum decreto sue elec-
cionis roverendishimo in Christo patri et domino domino Conndo dei
gra<-ia saut te Pi-agoiisis ecciosio archiepiscopo «edo apostolica vacante sun
uietropolituuo cuufiruauJum et institueuduiu in et ad dictom occleilam
Oiomucenscin proseiitarunt, quem douiiiiuH arcbiepiscopus virtnte sne
oleccionis ad ipsaiu ecclesiam Olumuceusem confirmavit preficieiido ipsum
dominum Alssouem eidem ecclesie iu episcupum et pastorem ac per su«ä
certos exfcutoies sub modi» et fiu-mi» oportunis circa ipsam ecd^siam
ab autiquo tentis iuvcstiri et iustallari procui'uvit, dans sibi curam et O'U
ministrucioiiem in spiritualibus et t«mporalibus in eadem ac de universiä
fructibus, i>ri>vcntib«s, consibus, rt-dditibus sibi mandiuis inte^litcr le-
spondere, qui dnminus Alsso virtute huiuBUiodi coufirmacionis et institn-
ciouis ipäiuH ecclesie Olümuceusis ac quoruudam castronini, civitatum,
opidorum et aliorum pociorum iocorum com revoroncia et obediencia cleri
et populi civitatis et diocesis Olomucensis, nt tunc publice famabatnr.
realem et actuulem possessionem est adeptus et assecutus: ex adver*i>
vero, Tidelicot per aliam i>art«ra canonicorura eiusdem ©cclesie Olomuceu-
siA circa eleccionem discordancium, reverendus in Christo pster et domi-
nus dominus lohauues episcopus LuthnnuKlenHis fuit in episcopom et
pastorem dicto ecrlesie Olomncensis pi-stulatus. cuius postuhwidn* non
publicata doininis canonicis electuribus ut asseiitur, dicti canonici, qui
ipMum dominum Iidiannem episcopum postularunt, cum sno decreto po«tu-
liicionis sacrosancto Coniftancinnsi conrilio vel forte futuro pape ut moris
est in et nd dictaui erclesiam virtute sue postulacioniH confirmaudnm
similiter et iustitueudum preseutainint. Cui sacium c^ncilium Conetan-
cionso, non providentes sibi de ea<lem occlesia virtute sue pustulacionis.
exiKt4»ntes ut verisimiliter presuraitur male informati ad quorandam dicti
lioinini Alssonis emulorum su^estioneui i»er suppressionem veritatis, cre-
dentes ipsam ecdesiam certo modo vacarc, sibi bullas certi tenoris iireit-
niiit, dantes sibi nudam administracionem ipsius ecclesio Olumucensis
tarn in spiritualibus quam temporal ibus, prout in ipsis bullis lacins c«d-
tinetur. Qui reverendus pater dominus lohanues luiiusmodi bullis re-
ce])tis HO de administracione ipsius ecciesie Olomncensis ingorens, id
quam administracionem non est realiter assumptus neque ad ipsius eccie-
sie possessionem admissus sibi omnino dicto domino Alssoue legittim«
possessore obsistente et se in sua possessione ecclesio existente, quo^djun
suos priM:essiis, nt fama veriloqua testatur, ad ecclesiam Olomuceusom di-
roxit, mandans in ipsis processibus, quod decanus, prepositiis, aicbidia^^'
Dus cbterique canonici ac mluistri oiusdem ecciesie Olomuceusia ip^1U>>
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319
domünnni lohannwn eam hIüh pcrsonis riritati^ pt dii»ce8is Olomaeenaia
dtbite nTenDcia et obedieucia in aduiiuititi-aturem eiusdem occlesie OIo-
■BctMM reciperent t/t adnütterent cnm effectu, que mandata lacius ia
tm imeeflsibiw continMtar. Bz ipiflmB qoidMi mudatii prslktaa dooi-
ni lokaoiMS «piscopus, amtraTeaiuido prooearibns dommi arehiepiMOin
Pngcnsis supradicti et obcdienci*' * ac pos^tt^sRioni dicti dnmini AlHHonis
electi et confirmati, ex sui odio iu iptui eccleäia Olomucensi inUn* perso-
ut Mdasi« <i oztas per totim dioeanm «t dfitattm OlomiNjeDseiiii noa
■odicMil ftett Missorim et magauni cicisroa in clero et populo, propter
quam fluidem scisstiram per tirannos »ibi et dicte ccrlfsie adTcrsanciam
pluriiua boua ecclettio Olomuceuniii et ad ip8am upectuncia ac aliorum mo-
lutnknm tl pkram loeonia iiüniBMait«r (btnut ixnm, depndat»
Mm violuiiB ei ipc^sta, hominae eiptin abdnaekuitiir per eoedein
tyniUlM et ahducniittir, (|tii paupcres hi>mint>s taximtnr pro pocuniis,
dwiwiiuig carceribtu teueotur et craciautur ia compedibus et manicis
ftmii die hodienM in dailraMdoiiMB, daeeluimefli et ■nehMilriMieiii
todu eleri et popnli eeelarie OUnnuwenaii prediete. SeranisaimiM vero
prioceps et dOBÜDlU dominus Wenccslans, dpi e^nciu d x Romanonim
Semper augustas et Boemie rex, qui ipsius iccifsip ulduiuccusis est su-
pranus patronuB et totor ex fondacione et dotaciono ac ipsin» ecclede
•rMtfame, snomm predeeeaaemm ngam et prineipain non infi-iogens
p«r hoc libertates et priTÜagia ipains ecclesio, iungena se paiii electomm
•-t adhi'rpns ipnorum ol«^ctioni, videns et conaiderans, (piod n jueinicsis
foiet magna scissura in ip«a ecclesia ex dictorum duiuinoniiu Altuionis
diett eonflnoBti et Tohannhi «piaeopi poctolati anpiadicti litigiadoin, et
fied «X lue iouniiMiet dicte ecclesie et peraonarnm dostnictio et bono-
rom. Tolens omirrere predicte sedicioni tanqiiam rex et patronus ao; do-
minus naturalis marcbionattts Horavie, in quo territorio iptia ecclesia
OtonncMMis oonajatit^ miehi Pnilneom enpradicto tanquan ano ftdeli aer-
Titori vire vocis oracalo ac eciam per certaa Saas regales littei-ae et sub
"M<'ntu rf'irie tiiaiestatis mandavit, ut mi- de omnibiis et siii|LMilis boiiis
ad ipsam ecclesiam iu terra Moravie »pectautibuD causa rei »t'i vaade no-
■Im ano intronittarMii et ipea bona regerem et ab inanltibuH tyranno-
nu et umaiono et depredadone ac eqieioDe hominnni et ipaonun de-
stnccione prohiberem, quoiisque Iis et cansa inter dictos litigantes super
eedem ecclesia Olomucensi per sodem apoatolicani omnino non discuteretar
et difBniretur, et habenti ins alterius conti-adiccione non obatante quod
* H«. obedil.
* Ha. mbolSI«.
320
de illiR bonis ppr mn tcntis nomine domini rt^^'s snpradicti ot n mu-
dato ipsius, tanquam supromi patroni et tutoris eiusdem ecclesie Olomn-
cenHis, mox wdtro doberem cum effoctn. Dp qiiibns qnidom bonis skut
prefertur causa rei serrande ex mandato prefati Serenissimi domini Wen-
ceslai regis ox cauHis promissis dum mo iutromiKissi^m et michi certaä
gentes armorum necessarias pro defensione dict« ecclesie ««t bononuii
eiusdem iunxissem, ne ipsa ecciesia et bona eiusdem et p^rsone per ty-
raunos iuvaderentur, modica subsidia pro expensis dictnrum armigemnim
ab hominibus ecclesie, de quibus me intromisi, postulando et pro susten*
tocione ipsorum recipiendo, ipsis tarnen hominibus ecclesie in nnllo in-
iurando nec oos quorisniodo opprimondn, sed pocius ab oppressiooibus
qnorumcumqae tyrannorum ipsis iniurias inferre volencium dcfondendo
mediant« subsidio et presidio dicti domini regia domini mei graciosissimi
et favoro, profatus vero reverendus pat«r dominus luhanncs episcopus
snpradictus, lic«t prius me Frzibiconem per suas litteras missivas, in qui-
bus scripsit, quia ipso iam essot npiscopus conürmatus dicte Olomucensis
ecclesie per sacrum conciiium, rcquisirissot, nt de dictis bonis sibi cede-
rem, cum tarnen hoc minime nou erat faciendum, nisi primum hoc ob-
tineret apnt regiam maiostatem, cuius nomine ipsa bona guberno, rego et
teneo causa rei serrande sicut est premissum et responso a me super
suis litteris congruo habito ot honcsto, büs non conteutus, per hoc
Tolens se ad dictam ecciesiam Olomncensem per me intrudore ipsins
ecclesie possessione non habita, nuper de anno domini M'CCCCXVII"
die XUII. mensis Pobruarii per suum cortum executorem quosdam Pro-
cessus 8U08 contra iuris disposicionem valris ecclesie Olomucensis anne-
xit, in quibus deducit in dcdecus et confusionem meam michi non modice
exinde iniurando non attendons mandatum regium: Qualiter ego Przibico
postposit« honoro dei, timore et hominum verecnndia ac conti-a mea pro-
missa veniendo per violenciam cogendo dictos homines ecclesie et peca-
nias michi dando et eosdem captirarcm, intruncarcm, tormentisarem, spo-
liarem et alia plurima gravamina ipsis inferrem; quod tarnen in re falsuni
existit, quod ego in talibus compertus essem et huiusmodi graTamina
ut ponitur dictis hominibus inferrem ot procurarcm, sed pocius ipsos
protego et defendo contra alios violentos oppressores et tyrannos, qui eos-
dem homines accioae dicti episcopi et sue iutrusiouis pretense mo\<^
stabant, spoliabant. captivabant per tormonta ab ipsis pecunias sicot
premissum est ext^rquendo. Ipse vero dominus episcopns supradictu«
pouens in suis pHKCssibus accione sue preteuse administracionit« asseren.«
se talia a me non posse toloraro contraveniendo regie maicstatis aupra-
dicto d«' premissis disposicionem et orilinacinuem a<? ipsius provisionem,
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321
IrahMiDOdi Ute panduite ipw bonft «eelene Olomacensia per tynnnos
inTftderentur, ine et complices meoe per MMdem proeessns suos publice
p«r «fiQxioAvni indebite et ioinate monere procuravit, ut ab huiusmodi
Teiaciombus, captivaeioiiibnü, taxacionibus, iormeutisacicmibus dictoram
hominum df'si.ctcioiu, alias so\ lütbus elapsis, qnrtl ipso facto deberem,
in senteucias la ipsiiis proct hsibus contentiis inciii rt'ro t-t involvi et ni-
chüominns loca, iu quibut^ dego una cum cotnplicihus iin is, qiiod ecclesia-
siico subiciantar interdicto; que omnia et binguhi Jiciub duiuiuus oplsco*
put in preindieimn mei, ymmo ▼«rius pnfirte regio maiMtaliB »t ipaius
nandali * de facto et eontra ioxia diapoaicionem procnnTit et grft?flmen.
Bt qvaboB omnibna et aingolia ego Pnibioo enpradictaa aeDcieaa me,
jnuDO veriuB prebtnm dominiun mewn dominoiii regem eupradiotnm,
cuiu mandato ptemissa geruntur, in proniissis, circa premissa et qoae-
libit' prenuaeonm de facto indebite et inioete per prefatum dominiim
epigcopom et per snos iniquos processus, si dici sie merentur, gravatum
timpnf'qnf' hnfMi.stcruiii plus forcius per eundem vel suoh exocutores pogse
^ravaii ab ouiiiibu«* et biuguliü causis, jrravaminibns, Hcntf^ncÜH ft intor-
dictis supradictis pt winim myi qiidliti' t curuiu, tauquam uullib luiusfis, in-
Talidi», t«iuerariib, luJebitist et iuiquj8, pro me et omnibus aliis et i:>iuguliä
laut mee appeUacioni adlierentibuB et adherere TDlentibna in fittnnim In
hüi seiiptia ad aanciam sedem apoatolieam et ad aacroBanctnm presens
C^utancienae oonetliam et ad fatamm papam provoeo et appello et si
qnatenna eat necease apoatoloa primo aecnndo et tercio instantiflaime
sab UDO contexta mibi dari peto et ooncedi, si qiiis Bit, qui michi eosdem
liare velit vel possit vol saltem a vobis dominis testibus et te notario
puMic.) littt^ras testimoniales, subiciens me il»- cr-tero et umnia bona mea
h'in<»ris iuni inra nfcnon nmnfs iiiichi t-t liuic appeUacioni mco ad-
iäereütej» Seil adhf'i eie in futurum volentes*^ proteccioni et presidi'» so Iis
apo8tolice et bacio concilio memoratis, ui protestor, quod baue meam ap-
peUacionem volo prefato domino lobauui episcopo intimare, insinuare et
ad ipnea notidam deducere, quanto eicius potero ipmi6 preaenciam adire,
«t poUice in eodeaia Olomoeenai pablieare, eeiam proteatort qned aalvnm
iH rnidii ina proaenten meam appellacienem corrigere, eoundarB, mi-
auen, diminnere aliamqne de novo interponere tociens, quoeiena miehi
Tinua fberit eipedire, ceteria inria beneficüs miehi aemper salTis.
Qoa quidem ^ipeDacione aic lecta et interposita prefatua famoKus
PtBbico petivit aibi per me notarinm pubiicom infiraecriptnm nmun vel
* Hg. mrnH H«. qaalibet
* B«. «dheranttbiu . . . TolenÜbiu.
322
plura publicum neu publica confici instrumentuin sen instrumenta. LerU
ot interposita e»t hoc uppellacio anno, tuiiicion«. die, mons«', horisetloco.
qnibus supra, pmentibus honorabili viro domino Lndwicu de H»let»sa«
canonico ecciesie OlomuccnBis, necnon famoiiis viris lohanne dicto Svrct-
lik de Kakusku, Welikoue de Olomucz, St«phano Czb<>l et Michcone it
Naussedlicz Olomuceusis diocesis et aüis plurlbus tcstibus circa premisa
constitutis.
Et ego Gabriel natu» quondam Michaelis de Grecz Pi-a^^en^is dioce-
Hiä publicus auctüritate imperiali notarius predicte appellacionis inter-
posicioni, int4'rieccioni et notiticacioni presens interfui »"atiu« omnia et
singula sie fieri vidi et audivi eand>Mnqi)e legi: arduis tarnen negociiü «-
cnpatus per alium notarium Hcribi pntcuravi, hic nie mauu propria »ub-
Hcripsi et in hanc publicam formani rodegi Kignoque et nomine meis wli-
tia et consuetis conHignavi requisitus in fidem et tefitimoDium omniun
prcmisHorum.
CocI. 358, |i«g. 9C7 —070, 8ehlaiiii pag. 977.
mc.
Cardinal Branda vovi Papste ^fnrt!n V. mit der Untersuchung der
Appellation All/rechts, Bischofs von Olmütz, betraut, entscheidet,
dass dieser und seine Anhänger binnen 12 Tagen die sämmtliche»
Güter der Olmiitzer Kirche an den vom Papste bestätigten Bischof
Johann abzutreten haben und droht im Weigerungsfalle mit dem
kirchlichen Banne.
Constanz, 1418, Mai 7.
Univeniis et singulis ChriHti iidelibns ot presertini Roemie nacionis
Rranda niiseraciuno diviua tituli saucti Ciemeutis sacrusancte Boman«'
ecclesie presbytcr cardinalis Placontinus vulgariter nunciipatus, iudex ft
coinmissarius ca\i8anim et cause ac partibuH infniscriptis a domino no»^'<
papa spcctalitcr dcputatus salutem in domino et mandatis nustris huins-
modi ymmo verius apostolicis Ünnit^^r obedire.
Noveritis, quod nuper sanctiHsimns in ChriBto pater et dominu»
nostcr, dominus Martinus divina providencia papa quintus, quandam
commiiisioDis sive supplicacionis cedulam nobi» per certum üuum cun^o-
rem preseutari fecit, quam reverenter prout docuit rocopimus huiusuKKÜ
»ub tenore:
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383
Beatissime pator! Vacaiit«' ;ilias ccclpsia Olomiironsi ]»or (il>itum
boue memorip tli^mini Wonceslai, qnoodain patiiairli«' Aiitliioroiii >■{ dicte
ccolesie dum vixit cotnendatarii, vcnerabilcs viii duiiiiiii cuuouici ipsius
ecclosie devotun creatorau, scilicet AlsBouem prcgbyteiuin de militari
genere procrMtom» tone eoclesie aaneti Petri WisaegnMteniis PFBgensis
canonicum, in suum eltgernnt episcopam et pastorem, licet nonnnlU cx
dnadem ecctesie canonieiB ante terminum elecdonis indicto aliis canonidB
absentibuB et in civitate et provincin Pragensi oonstitutiB minime Tocatis
Ben ealtem debite ei^peetatis rcvoreudura patrem domioiim lohannem epi-
Koptun Luthomyslensem ad eandein ecclesiain ut dicitar postularunt. Et
licet precodente proclamacione scu criJa sditis rt ronsuetis olocrio dicti
doinlni AIhsohIh por diitiiiniim Oonnhinm ai-cliii'jiiscojMiiii rnif^onsf-m, in
ciiiiis liR'tiMpoii dicta eccU'sia ()loiiiui-eii!<is tiiui exibttt, vaca.utt« sede apusto-
lica «outinnata fuisset ipstqiiü doiuiuus AIsso dicte («cclosie Olomucouais
pössüssionem assecutus extitisset ac teaeat de prosonti, prefatos tarnen
dominnB episeopas LntomTslenais dicta tall qnali Boe pretense postnla-
tiene innitens, miseiB per enm onüB anis nnncciis ad aacram generale
Cenatancienae concilinm tacitoqne de eleccione et conflrmacione domini
Alsaonia predicti folso^ne per eos conflctOr ^inod dictns dominuB AIbbo
danpnate Wiklcfistarum secte adhercrot, intenrenientibns ut creditnr
nonnullorum dicti domini AlBBonis emalomm 8agg<>st[i>nibu», dictam
fcd<^?!am Olornucensem ail rerttim tompus iam diidum i-fliuxuin p*'r dirtnm
sacrum ri»i)( ilium sibi obtiuiiit comrnoudari etvigore commt'ii lf admioistra-
cioaeio huiusuiodi contra prefatnm dominum Alssonem, carumicos ccclesie
OlomuccQsis et ipsis adhfrpntf^'S ut dicitur certoü preteusos processus
pauleafulminavit; a (^uibuä jti o parte dicti domini AlBBonia ad prefli^ini
BacroiD concüinm appellato et causa appeUacionis hninaniodi et negocii
(TindpaliB primo venenbiU wo domino Bertholdo de Wildungen Bacri
peladi apoatolici eaasarum auditori et deinde re?."** patri domino A/fe-
manno/ cardiuali Pisano dicitur faissc commissa, quique domiuaa A. car-
ünalis Pisanus forte cause meritia minus rite examinatis por suam
pretensam sentenctaui confirmacionem eleccionis Jirti doiuiiii Als.sDiiis
»xpcmfnti?! per dictum duminura archippiscopum Pragtnsi'in lactam cum
«uiaibus iiide spnitis ut dicitur annullavit et cassavit cam l uudi'iüpnaciono
expensaruiu; a (\nn apj^ellato «t causa appollacionis commiüsa icverendiRsi-
B*0 patri domino ¥. cardiuali Voneciarum; ipseque dominus h\ cardinalis
CBQsa ipaa rite et maturo proccdens prelkti domini cardtnatiB Piaani
aeateneiam pretensam per suam aentenciam annullavit ipaomque dominum
lobaimemepiacopumLuthomyBtenBem in «tpensiB coram ee et dicto domino
**nUiiali Pieano factta condempnavit; a quo appellato et causa appolla-
i
I
l
I
!
1
cionis huiusmodi commiHsa rcv."' patri domino cardinali Plac^ntino. c<->nini
quo ad nonuullos actus dicitur proc«!^sum, cuius cause statum s. t. digne-
tur haboro pro pxprossis.
Et licet, bRatissime pater, 8. t. dicto domino cardinali V^enecianim
cciam iut«r cetera commiserat. ut se de eleccione et coufirtnacione ac ha-
bilitaU) et ydoncitate perHone dicti domini AlsHunis exponcutis informaret
et 8. V. refenet, finniterque testes super premissi» per eum recepti et ei-
amiuati, iuteriui tumeu dicta lit« sie pondcute indecisa dictu» cardiAalis
Pisanus, qui iam dictum Al»sonero gravavit, eum plus ^avando testes pro
parte dicti domini lohannis episcopi ut dicitur recepit, pro parte dicti
AlHsoniB ad hi^c minimc vocatji; ad cuiuH relacionem eciam dicta Ute prn-
dcnte 8. T. ut dicitur factam, 8. t. dict4) domino lohanni opiscopo Lntho-
misBlensi de dicta ecclesia Olomucensi Ute huiusmodi adhuc curam dicto
domino cardinali pendonto indecisa dicitur providisso. Supplicatur igitur
humiliter k. v. pro parte prefati domini AlsHonis electi, quatenns causam H
causas huiusmodi, quam seu qua» movet seu movere intemlit prefato domi-
no lohanni episcopu tarn .super ecclesiaOlomucenHi ijuam cciam pretensepiv
stalacionis ac nullitatis et iniusticie ipsius ac processuum indo secutorum.
quam nullitatis processus per dominum caidinalem Pisauum in recepcio-
nem pretensorum testium partis advcrse habiti, committere alicui ex rev.*"
patribus sancte Romane occlesie cardinalibns audiendum, decidendum et
flne debito terminaudum cum omnibus et singulis emei'geuciis, iucidencii«,
dependencÜH etconnoxis cum iHttestato citandi ipsum dominum lohannen
episcopum prcfatum omnegquo alios et singiilos sna commnniter et divisim
Interesse putanteu per edictum publicum in Komana curia et in partibas
in civitato Olomucensi, cum ad eum non patot tutns accossus, tociens qn»-
ciens opus fuerit aflBgeudum necnon inhibeudum dicto domino epi8Cop<>.
ne Ute huiusmodi pendento indecisa aliquid innovot vol attemptet, eciun
Bub peuis ecclesiasticis de quibus sibi vidobitur; nun obstantibus, qui><l
causa seu causa huiusmodi forsan de soe natura non sint in dicta carii
tractande seu finiendo aut ad eam legitime doTolute stilo palacii, wüiii-
tucionibus apostolicis et aliis in contrarium editis non obstantibus qoi-
buscanquc.
In fine vero dict« commissionis sire supplicacionis cedule 8cri|iU
erant de alterius maniis littera superiori litt«re ipsius cedulo penitus et
omnino dissimili et diversa hec verba videUcet: De mandato domini nu^tri
papo audiat rev.'""" pator dominus cardinalis Placentinus, moneat diclum
Alssouem iutrusum et eius adhcrentcs sub pcnis et censuris etc.. q<i<^
desistant ab occupsicione etc. cum citacione oportuna in casa etc. ecitu»
per edictum.
8S5
fiost eoins qnidem oomniasioiik rapplicMsionis evdnl« presmt»-
cmm et rHrepcionem, proJuctis pcinm nobis per bonorabilem virum ma-
giütmiu Gerarduni lie Werdeua iu lUtmaua curia et dicti rererendi patrit«
domini lobanois episcopi LuthomisleDsis priucipolis in dicta nubis facta
<i presratata eommiasion« prmdpaliter iMmioatl procnratonm, d« eaioB
pn^cumtono mandato noblt UgitillA »titit facta GdoH, aonnwllibt iMÜblW
fii?f f:VTii< A^ inf itniiiiiilum aniinum ii<'«tntm 1« non tuto accocsn ad ipsnni
AU«<iDpm et aüos adbereuUui, ipeisqui« toHtibuä per uoü rite receptis, ad-
■Bm, inmtis et fidalitor «ximioati«, aabseqiiMiter fidmiM per enndeni
mgütram Geiwdiun de Werdena procuratoreci quo anpra uomine coram
noliü constitutum dfbit^» nun inst:inrin n'quisiti : 'iiiatonns ^ilii littfTim
moaitona» et ia eTentnoi citutoria« contra et a<lToräus AUi^ouem princi«
pal« in eadem nobia beta et preaantata oemmiaaione principaliter do>
aUntiuD aiiwitt« ooeaeiooe prediete eedleaie Olomaoengia «dhereiitee per
»■dictnm [nibHcnm in Romann rnria et in partibus in locis circumvicinis
ijieqnenduin iuxla vini, forinain et effectum ugoatur« comuuKBioma ftupra>
dict« decernere et concedere dignaretuur.
Nes qpitnrBmida eardinalia index et ewnmiaaariua prafataa atlen«
dent<>> huinf<niodi reqiiisicionem fore iiistam et conHonam rnciuni volentcs-
que in caasa et causis ac uei,'f>cio hniu'-inotif rite et legitime pror» ilcr»' :ic
partibu» ipäiä dante dominu iusticion miniKtraru ut ti'ueiuur, et quia ex
iafeniMiaone teattam predktoinitn repenmsa «d ipram Aheooem et tarn
adbemitee tntnm non patere aeeeBaum, idcirco anetoritnte apostolioa nobia
in hac part«- <"An<r!i>^«!i p«r lux- jiresens publicum r lirtüm in jimiicucia
|iublica litterarum rantnulictarum «licti domiui nontri pape legcudum ac
lalm Mn portia eancti Stepbanni Constaocie pro loco andieiicie canearum'
apMtoKee apecialiter depntato ac catbedralix Constanciensin necnon in
[lartibiis et loci» circumvicinis01oiiiii(-i :i-;.s vi Liit.liiiiii\>l''n-is cathf lrnliiim
«cclesiarum affigendum prufatoü AUsouem iulruHum eiuMquo adhereuto«
tcaei« pneenciiun letairiniiM et noneinns primo, secaodo, terci« et per«
«üptoiie eiaqve niehibnünaa et eomin CDilibet in rätnte eanete obedien-
li» «t üub excommuuicacioniH, agravaciouis, reagravui iniüs iw t er!' stastici
ijilerdicti in loca ponendi, ad quo talos dociinari contigerit, ac privacionis
tt inhabilitaciüuis beneficiorum, dignitatum et bonorum feudalium ecclesia-
«tieoran qoemmennque ebtentomm et obtinendonm penis, qnaa ipaoa et
e-imm qiiemlibet contrafncientem incurrere volumus ipso facto, nisi fece-
rint qup mandannis. listricte procipiendo raandantrs: «juatenug infra duo-
ircisa diemm Kpaciuni post lectoiam in audiencia publica et aftixioncm et
ipineidonem in valvia «en portta antedictia necaon pabUcadonem et exe-
cadoBen preeeneion modo et fimn* ptemiaaia fiMstia inmediat« eeqneo-
326
cinm, quiiruin (iiioilocim dicron qoatuor pro primo, quatuor pru liccunlH
«t reliquos quatuor dies eis et eomm cuilibut )iri> tcrcio et peremptorio
termmo ac monicione canouicu asbiguamus, iyau Alsso et alii sihi ad-
htrantM aea aliu bonomm diete ecclMi« OkmracMiBU oocopstom ab
occupacione et detoncione eccleeie OlomucenBi-s possesaioneqne eiosdem
occipsio necnnn civitadim. toirarum, castroruiu, vilhirum ot aliorum qi; •
rumcuuque bouoium aJ eaudeiu ecclesiaoi spectauciuui et pertineucium
deustant illisqiie, prehto domino lohaiini episo^o sen «im lagitiino pro-
eonitorio, le^itimo < * <]ant et illam sen tUa dimittaot realit4>r et cum effeetn
et iiiiipliiis f-i- viu fij^ilviii nmi iiitromittant nei; de cetiTn •■iiinl.'ii) .ionunnm
lobauneu epiMcopuui su|>er illiü impediant, uiuleätcut vel purturbeut hü
per aUos impediri procurant neenOD infr» triginta diM dictoe doodeoB
diefl inmediite aoqnentM m noitrii hninmiodi monieioDibua parniiM nos
▼el aliiitii loni nostri fursiin snrrogandutn iudicem et comiiiissarium certi-
Aceat, aiioquia dictis tenuinia eli^is per simile edictum modo et forma
praninii «n^Biodiiai pnfiitaiB AIimiimb et liki idhanstM cilnu:
qnatenuB vioeflimA die post pnbUcKienem presenoium modo «t fonu pro*
nÜMis faetUB et termiuos antedictos inniodiate »<i'queutos, dies ipsa
trieesiina inridica fnerit et nos vel alias loco nostri forsan surrogandus
iudex et commissaiiuä ad iura reddeuda pru tribuuali sederimui> vel sede-
rit, alioqain proxiiiia die inridica ex tone ininediate aeqnuite, qua bos
. Tel surrogandum iudicem et commiseariBm |Cedictiim Coostancie vel alibi,
ubi tunc forsan dictiis dominus nostfr papa cum sua curia re«idebit, hora
vcsperorum vel quasi cousueta ad iura reddeuda pro tribuuali sedere cvd-
tigerit, comparemt in iudieio corau nobia Tel ramgando pndicto ptr
so vcl procunitoreu) seu procuratoree buos idoneos ad oaniam aaa canHt
liuiusuiodi suffici'-uter iM^itruct<>s, se seotencias et penas ae eeniiiaapn-
dictas doclarari viauri ac causaui racionabilem, quare id flMi HÖH dabeak«
aUegatori aliaaqae didnri, ftetoii, anditnri et reoeptori, quod inaticia wa-
debit et ordo dietaverit raciouis. Coi-tificantes nichilominna aoadan MUii*
tos et citat^is, «luod. sivc in diclo citacionis tf'rmino ut premisstim «'st com-
parero coravuriot aive nou, nos uichiloniiuus vel surrogaudus predicius
ad deelaracionflm liiiaaBBadi alias ad premiaaa «BBaia et eiugula, proat de
ior» poteriatua sive poterit, prooedemm aire proeedet» di«toniin nMniteran
et (■itat«>runi ahsoncia seu contnniaeia in aliquo non obstante. Locn \m
audieucie publice c«utradiclarum ac valvarum seu portaruni ]irt'di(-tarum
ecclesiarum tamquam publica et jdonea ad mouicionem et cilacionco
noatras bnioamodi pnblicaiidniB ad inatar edidomm pnblicomm, qnedÜB
in albo pretorio scribebantur, duximua el^(aBda» qne pnaentes nostnt
citacionem et mouicionem auo qnaai aonoro preeooio ac patnlo indid«
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paMkabont, in qnitnu IpsM monidoiitin «( dtadonrai modo pranisso
d<H:r«Timas publicuidas, ne prenominati AUso ex adveno principAlis et
itJhfn'iites sie moiiiti et citati do jireniiBHis ijjnnninciam aliqimlitpr
^t«Ddere valeajit seu inpostorum qaomodolilHit allegare, ciitii tion sit
luiiinile «pot die(M aie nimloi «t ^Ma» nma»» iacognitum, qnod
tat patantsr et notorw «stitit omiubaa pnblkatimi, volantaa niehiloininiu
ft Jitta anctoritatp apogtolica dMeniPiitfs . qtM.i huiiismodi monicio et
citatio prefatos niouitos et citatos taliter arceat vt asti ini^it. ac si eis et
•oniD cuUibet fuisseut, essent proueucialiter et personaliter iutiinate et
indDaato. In qnorani omnioni at singnlomm fldan et (aatinuniiinn pre-
■liiBUiim presentes nostras littenu Hive preeana publicum instnimantnm
huiuiimodi nostras nionicionpin et citacionpm in m continonto'S sivo con-
tinens exiude äeri ut per üuaricum uotarium publicum uustrumque et
kainoMdi eanaa wtm nobia aeribam infinweriptuai aabseribi et pnblicari
naadanmna nostrique sigilli iussimua et fecimus appcnsione communiri.
Datum '-t actum ('onstancic pruvincio Maguntiiic in Jouiibus imj-trp
sollt« residencie buh aauo a oativitate doiuini M° quadriageutesimo do-
eiBM octBTO, indieiona nndaeinu, die vfiio aaptima manaia Uaif pontiflcaioa
dieti donini naatd doniiii Martini papa qvinti anno primo, pnaantibus
if'il'm rpvfrondo in Christ» patrf' doniino AUexio episropo PlacentiiM
D«ciiuu veucrabili viro doiuinu Niiolao de Liptdvia prepOHitu Wespriiueuiii
tialänu ad premissa vocatia specialiter et rogatis.
Et ag» Henriaui Bannar darieoa Padabnmenaia diac. pobUena apo*
stolica auctoritate notariu» dictiqne ravereadisHimi in Christo patris et
dijinini doinini Brande cardinulin. indicis et oontniissarii causanim et cause
boittsmudi coiani eo »criba, quia pre»euti» luuuiturii peticiom eiusque de-
ento gnuiibnaqaa aliia et aingalia, dum aie at pranittitar agarantur et
ferent, unacam pranominati:!' t^stibna presens interfui eaqne sie iicri vidi
't aiidivi, iJe<i preseiis puldiciuii instruniciilimi liiiiiistniMii in<iiiitiiriiiiii in
^ ci.iutiiiens per alium me aliunde occnpatu üdeiiter scriptum de ntaudato
VMBadom. eardinaüa indida ateonuniaaarii «xinde oonfeci, pablieaTi at in
haue poMicam formam redefn sipnoriup et nomine meis Kolitis ot c^msue-
tis unacum prefati .li>!nini i aiiliiialls iudicit* et comniisfui ii stirilin sitjnavi
rogataa et requisitus iu fidom et teBtimonium oomiuiu et siugulurum pre-
Ood. 860^ pag. 879— BB8.
328
IV.
Bischof Johann und das Capitel von Leitomtschl schUessfti ein
Bilndnis« mit. Wenzel, dem Administrator des Olmiltzer Bistkams,
und dem dortigen Capitel zu gegenseitigem Schutz und zur Ver-
theidigung gegen W'ikleßten und Husiten.
Leitomischl, 1416. Jnni 25.
lobannos doi gracia cpiscopus Liithomislonsis. Ad motnoriam et eri-
denciain iufi'a.scriptoruin notum ess« volumus universiK, quod nos unacnm
honorabilibus viris, prioiT et capitulo ilicto ccclesic Lutliomislensis, mstni-a
et exacta deliberaciono prehabita animadvertimus et rito ponsavimus ern)-
ri*s, disBensiones et scandala, que proch dolor temponbus nostris sunt
exoi-ta, sathagentes adveiHOs talia occurrere viis et modis opportun».
Quamobrem, cum quidam lohannes WiclefT Anglicuf« malMÜcte memori«
heresiarcha quandani heieisini dudum ante datnpDatam. ex quam pluribas
collectam et r^novatam plurimorum fidolium tu4>ut«s infecerit et non solnm
in regne Anglie, verumeciam ad extei-as partes perrenerit eius perniciosa
doctriua, nominatim ad regnum Boemiae, cui subest marchionatus een
principatiis Moravie. cuiuR errorem et hcrejsim quidam lohannes Hus iam
condempnatiis bereticus per sacrosanctum concilium Constanciense quisi
pro ceteris apprchendit et prout videtur experiencia («staute magoam
paii^mi Boemie r^ni ac eciam marchionatus Moravie p«rniciose infccit
et tarnen effecit, quod multitndinem spiritualium et secularium et quam
plurinm aliorum utriuHque sexus in devium et in rebellionom eccl6«ie
catholice induxit. qui ociam a>l tantani vesaniam di'venerunt, ut errorw
tales eciam usque ad sauguineni defeusare conentur et Universum cleran
atque fideles conculcare vclint et dolere, prout iam ex quihusdam prow-
dentibuH ipHa experiencia docet. Np igitur in tarn periculosa certamini'
deßcere videamnr aut tanta et talia conniventibus oculis pertransire, cum
auctoritas canonica dicat: error cui non rosistitur. approbari videtur. cl
cum omnis virtus collecta forcior sit so ipsa divisa, ad honorem igilor
omnipntentis ac pro defeusione fidei orthodoxe statnimus tantlH malis
nostro posse obviare. Nam memores sacre scripture esse debemus, w
quod omnia quo scripta sunt ad nostram doctrinam sunt scripta, und«
nisi vir furtissimus ludas Machabeus ecciesiam fidelium congroga.s8et. in
quo pcriculo oranes fideles, qui tunc erant, reraansissent. (|uia priwiii
dubio extorminata et a luce presenti deleti fuissont. Idcirco nos unacum
nostro capitulo ac reverendissimo iu Christo patre et domino, domino
Wenceslao, patriarcha Anthiocensi, commendatario perpetuo ecclesie Oli*-
329
DBceosiB» domuio nostro fndoto cA capitulo ipsius ecck'Hie OlomaoMatü
iopra^lkte conoirdiaiu seu moilTira cnni nriiii- iüi\iiiius ft id ipHum vigorc
ff««eBciiim stttbilioiiu, at omocs otriusquo eoxuii et coiascumque coa-
Saarn «xiatent, non lotoiD deriow T«iiiin edsm lucoi in pnMnti
■itaris tdmnnt qnoaeamqiM iafBaores at p«rturtetoir«s 4«f«nd«ra vali-
OOS ipsosque in nostram äffflnsionm assiiniininius. volentosi eo» non so-
!um «pirituali, quiuymo et tetnporali gladio prutcgere (iimutum posHunuiä
«tmh; et iii firmitatia »iguuiu «t rubur decrwimuti, prouiüimuti et viguro
praantinni HaorniiBM «t promittumu svb pnritata fidai «i boii«ria {tn-
djcto domino nostro gracioso et capitiilo ipsius piefato iidcliter asnisten,
ioTarf et adherere am b.inis nostris iiuacum capitulo uustro pielibato
tarn diu, quousque lata perniciosa doctrina predictorum hvrtiUctiram non
Aufit finaliter de ttga« «t uarehioiittD pradktlft «Uniinata •( entdkate m
toto. Id quoque simili modo prefatus dominus no«ter graciosus uobis et
capitolo nostro prf.tiiisit fideliter a^srstctv, iuvare et adhcn n- c'nin honh
ma ac capitulo buo iam dicto sab puritate fidei et buuorie, screniMäimiH
prineipibH et doniius iM»tr» videlicet WeooaslM at SigianniDdo Roma-
nonua etc. ragibni doBtuat exceptis, qui, ut speramus in domiuo, tali
wntagione non <>xintiint macuiati, sed pocius coufidiinu» et sperarf ilclip-
atm, qtiod et ipm odversue tarn iasenaatoi» et erroueoü uobia »uxilientur
•t opertVA» raeoimal St not WeneedaoB prior, MaryniiB caatoa, Im>
ftodiiB cankr, PetniB aoolistkiis aaenoo totvm cftpitilnn LodwodslanM
«de«!« predict« ad ouinia et sln^tln fiipradicta nostruin consensnui ma-
tura deliberacione prehabita prebemus, volenteü in fide catholica coDstaater
iienuauere et adveniut» pertarbatorae aluadem predietoa dominoa et patraa
owtroa aiA «iadem penis laboi et coipwe invaw et «is fldelit«r aaaiatare
Mo {Kiese. In quorum evidenciaui et robur iiiai ris fu mitatis sigilla,
vt4elic«t domini nostri epiHcopi et nofltnim, du ci«rtä nogtra nciencia et
volaatate prosentibus sunt appeusa. Datum et actum LuUiomiäsil ia ca-
pitnlo nwlro aono doniiid miUaauno qoadriiigeiitaainio aezto dedmo» feria
9n»t» in octafa oorpom dirüti.
N';i>')i o'iiK-r AVischrifl (lern Ori^'iii.il iltw OlMUtiar CeplleUralliv im
BüUkrijcbeQ LandeMirrhiv iBoiek'scho Saoinilung).
Xnhir. Bi. LXXX. U. Htm«.
330
V.
Da« Concil zu Constanz überträgt Bischof Johann von Leito-
misckl die Administration der Olmützer Kirche bis zur Wahl
eines neuen Papstes und drei Monate darüber.
Constans, 1416, D«cember 14.
Sacrosancta et generalis Hyiiodus Constancionsis dilcctis e€cle«ic
filiis univeriiis vasallis ecclesie Olomnconsis salutem et dei omnipot«ntU)
beuedictionem.
Quo ex iuspiratione gratie divine proveniunt, deb«nt derotonuo
Totis accedere, nt ex illis et spiritualo consequantnr gaiidiam et ipsi.
quantuin in eis est, deducant proprie ad effectnin. Sane dodum eccle»ia
Olomuccnsi tunc certo uiodo vacant«, Baidassar, tunc Johannes papa
XXIII, predictam ecciesiam sie vacantem b. in. Wencesla<i, patriarcbe
Anthioc«no, per eum tenendam ac etiam gubernaadam , qui>ad viveret.
per suas littenis auct<iritat<> aivostolica commondavit. Cum itaque p«6t«a
dicta commenda per obitiim prefati patriarcbe, qai in partibus illia de-
cessit, expirasset dictaque ecciesia Kecundum premissa fnisset et e»«et
paRtoris rcgimine destituta, noH attendentes, quod Lutbonilslenüis et
Olomucensis dioceses essent contigue quodque venerabilis frater lohannes,
opiscopus Luthomislensis, qui ecciesie Luthomislensi eatenus laudabilitu
preenit. prout tunc etiam preesse dinoscebatur, administrationeni ipsiiL«
ecciesie Olomucensis in spiritualibus et teniporalibus usque ad prefinituic
tempus infi-ascriptum posuet landabilit«r et utiliter exercere, ac spersntes,
quod ipso propter conversationem laudabilem et monim placidam honf-
statem ac in spiritualibus provideutiam et in temporalibus circumspectio-
nem, quam uedum ex fide dignorum testimoniis sed etiam couversatione
ac actibus suis, dum hic apud nos et unus ex nobis existeret, oimproba-
vimu8 evidenter et pro quo etiam dUecti ecciesie filii, capitulum ccciesif
Olomucensis per corum patent«» litteras asserentium, so enndem loban-
nem episcopum in ipsorum et ecciesie 01omuc«n6is prefate sie racaiili"
episcopum et pastorem concorditer postulasse, super hoc nobis hamilit«'
supplicarunt, [ut] idcm lohaunes opiscopus ipsi ecciesie Olomuccnsi esM
posset multipliciter fructuosus: prefatum lohannem episcopum admioi-
stratorem ipsius ecciesie Olomucensis per eum usque ad electiouem sununi
futuri pontiticis et postea per tres menses duntaxat regcndam et etiam
gubernandam in eisdem spiritualibus et temporalibus per nostras litten!
premissorum intuitu constitninius et ordinavimus, curam, regimen et od-
ministrationem ipsius ecciesie Olumuceusis in eisdem spiritualibus «t
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331
tanpondibna aihi intarim plenarie oommitiBndo, nt ipse dictun ecdesiam
OlomncenMiii hmiuniiodi administnunon« dmnte ■piritnftliter «t iempo-
nltter inxta datun sibi a Deo pradeniiam ngtret, dirigarvfc et aiigman«
iaret, ao J)> fhictibus, redditibus et proventibas, inribns et obTentionibug
univ« isis iid meusam episcopalem Olomvoenaeni speetantibus ordioant
vi dispon^ i ot, proiit vcri Olomacense» ppiscopi, qni fuorunt prn tempore,
de ilUs di^ponere potuprnnt et ptiain ilf^buorunt, ulienatinnp tanion bono-
rum immobiliom ot pretiojsorum raobilium iiisius t'c<l<^>i(' silii penitiis
interdicta. Quocirca discrotioni vestre per notstm Hcripla muudamus, qua-
teDU£ eimdem lohanuem episcopum pro nostra revorootia dicta darante
toumukäM dabüo proseqnentea bonore ac ipsius monitia «t mandatia affi-
cadier intendentea «i ftdalitatem solitam, necnon eonaneta aervitia et iura
a nobia ddem epiaeopo Olomvcenn enstenti pro tempore debita ezbibere
integre studeatia» alioqnin aeatentiam sive penam, quam idem epiacopna
rite tolerit aeu statuerit in rebellea, ratam babebimns ot faciemus auctoro
(Domino usquo ad Siiti^factionem condignam inviolabiliter < i vuri. Da-
tum CiinstÄntie XVIII. kalendas lantmrii, anno a nativitate «Intitini mil«
lesimo quadringeateeimo sexto decimo, apostoUca sede vacant>>
B. de JBoBsiB.
Kaeh einer Abaehrift in der Boiek*iohen Semmluiif im mihriielieD
IJMiJawareldT ena dem Origlaal im enUMhOflieben Aidiiv in Kremiier.
VI.
Krhtig Wenzel von Böhmen freist diu Wahl Martins V. zum Papste
lUid bittet ihn um ßestätijfuuy des yewählten und vom Prager
EnAiiehof Conrad wdinirUn Albreeht aU BUehof von Oimütx.
[1417.]
Sanctissime pater et domine reTerendissimet Poatqaam anriboB
BOBtria ittwiiTiit, quod S. V. nntn epiritua sancti ad apieem aedia apoatoliee
loret sttbUmatai beata, iocnnda et plarimam grata eiHrdi noatro gaadia
MGrenrant, w eo predpne, qnod benedietoa dotniniiB deaa larael nedmn
nbi Terum et urbi patrem contnlit et pastorem, qni sue roctitudiuis virga
nget popnliim in oqnitat«, splendorc sapiontie corda fidelinm illustrabit
fiponsam Christi liberabit ab incursibus emulonim. TTiinc exspoctabat
*c<lesia, huuc cleri «l^votio postnlabat, hunc omnes ot singuii ana nobis-
cttm toUfi affeetibus peroptabaut; gaudet imperium, exultant regna et
332
siugule pritviiicie C4jlletantur, qiiouiaui ipse. qui prius coliunpna fuit eccl«-
sie, factns est vicariuK Christi, quem oxornat Nipientia, quem venostai:
moram facit luce clarius prepollere. Congnmlont genes, iuvenes; tripudiaot
et virginog cum iuvenibus et vocum modulamiua prorumpunt, quoniam
illum patrom ko habere agnoscunt, qni iusticiam confovet, caritatis opera
imitatur et unicuiqne jus proprium nititur r«ni<ervare. Verum P. B. ob-
Burgentis atnoris affectum, quem aü personam nostram hacteniig^habuistis,
astsiduo aJ iiostro petitionis instantiam negotia nostra promovere et pii»
mentibug et affectibus dirigere non sprevistis. Ideo S. V. devotis et httmi-
Ubus precibUB duximus preseutibus exuraudum in de^idcriis cordis obti-
nont«s, quatcnns personam nostram, quam S. V. unacum inc^lis et in-
habitatoribuH tani spiritnalibuK quam secnlaribus coroue et regni nostri
Bobemie et aliorum principatuum noKtrorum humiliter et attent« recom-
mendamus robis recommissos snsripiendo nos et ipsos more pii et benigni
patris et domini, qnemadmodum prins benigniter facere consnevistis, »in-
ccris affectibus prosequeudo; et specialiter venerabilem A.flbfrtumj t/i
ecciesiam 0[/omucen*em} eku-tum et per venerabilem Cfonradumj archi-
episc^pum Pragensem, apostolice sedis legatum, l«Ki urdinatum principem.
conHÜiarium devotum not^trum dilectum, sede apO!<tolica pro tunc vacanU
confirmatum, capellanum devotnm nostrum dilectum, nostre c^mtemplaci'»
nis intuitu tamquam benenieritum conftrmando et si opus fuerit sibi de ea-
dem ecclesia de novo miniiiterio pmvidendd. Nam cousimiles confirmatio-
nes sede apostiilica vacante ex sacro concilii decreto in aliis regnis et
principalihus obtinuerunt et obtinent inviolabilis roboris firmitatem, qnod
etiam nobis non ambigimus fieri debere et nos et regnum nustrum circa
talia effectualitor consenare, (qnia] per einsdem etiam A. promotioneni
procul dubio plus providebitur ecrli-sie quam persone Ktiam si regia nostra
serenitas ajKTte n<in agnosceret prefatum A. ad predictam ecciesiam l'>n
ydoneuni et Kuflkientem, nequaquam pro ipsius pnmiotione v^ibis et socr'
Constantiensi concilio tot et tantis vicibus prius scripta sua direxis^.
Pot«rit namque ea<1em 0. ecclesia in suo felici regimine salubria i!a«ti-
poro incremeuta, ad que sibi cuoperare proponimus, pront fuerit op^Mlu-
num. In casum etiam si tempore medio apud S. V. aliqua contra matrem
nuHtram et A. supradictnni modo etiam quocumque attemptaretur per
quempiam, oadem non advei-t«nte8 , sed pro nihilo habent«s. quoasque
Serenissimus etc. frator noster carissimus uobiscum constitutus fuerit
propria in persona, qui S. V. porsonam nobis multum gratam de pre-
missis et aliis nostris peragendis negotiis, super quibus sibi ad prown«
scripta nostru dire\imu6, uostro nomine clarius et lucidins iufonnabit,
specialem in eo P. V. maiestati nostro gratiam faciendo. Persouam vestnun
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833
»anam et incolumpn consenrare di^^netar »ItiMbnus, ngünini eccleSM sae
sauet« feliciter et longeve etc. etc. etc.
Nach einer Abacimft in der Boäek'schen Sammlung im mfthriaehM
fwifeiifchiy au tiam Maanieiipt 1b OlmlUMr Capitebudihr.
m
Articuli concepti per dominum e^Ucopum LuthomüiUiutein pro
hanor» domün regi$ ad promoeioMm dieU Äl»$onx§.
Primo: ai et in cäsu dominum rex null! velkt cunHentire dumino
> p,rco(m de ecclesia 01omacen»i, ud quam per aedem apostolicam est pro»
nnnt, tan« into omnia dominns nostwr m nrnndat restitai nniTem et
i^iiignla boua caii*iuicis et clero occupatu per quoscuuqite, ue ultarionfl
tlainoiesi voniant in curiani et qutMl amplius eos non tnolestont.
Iteiu: saut treugo ab utraqu« parte äerviit« usquu ad fetttuiu b. Galli,'
«I M qnia neseitor, n cito ponlDt fkela in eoria aedis apostolicft tenui-
nari et slgnanter projitci n cessum domini pape ad remociorem locnm.
It*m: inteiiin .1 AIsm' non inpmt se ad regimen eccl. sit' Olinnu-
(«osis tarn in spirituaiibus quam in temporalibus excepto Castro Melicz
<t opido WiMhaw com omnibot p«rtin«ndi8 tnii «t alia naignvt domtno
t^UMStit tamqaam filius obediencie sedis apostolice, qaod p^ssit d. «pi-
Kopns nnacum <:a|iituli> a<l iioticiam domini pape deducere, qnaiiter pa-
niuset d. Alsso maadatlB apostolicis.
Item; tane d. noeter rex dirigat nondos aooa ad d. qioatdieam pro
ftmodmo» domini Alssonia ad ecdesiam Olomneeaaem vel Lnfhomislen-
•füi. secandum ijuiKi videliitur -sihi ; et il. opiscopus pro Toliintate regia
donuni dirigat auacins suos cum ph iio inaudatu eciam ad aedem apostuli-
OB dans pleniim etaaeaamn anum pro promocioue domini Aiasonie ad
fMimmqae ecdeaiam es istia dnabna, ita qnod d. epiacopo maneat nna
Mcbaia et domino Abaoni aecunda etc.
Nach einpr Aliritlirift .iiiü (Ihiti Wittinj».iii(>r .\rrhiv im mHhriwhcn
l.aadc*ari:hiv. ( llorckM in^ S.numJiiiig.j — Kiiutot «icli »uch, worauf icb xu
'['At aafmKrksani »iir<l>', im c->i\i-x Nr. 251 den mlhrteclieu LandosarahlYi im
^■"'intnliiiig mit anderen auf die Olmatier Wahl Benif babandea Stflekoa.
>tS. April.
354
vm.
Bischof Johann von I^iiomuchl ladet eine Anzahl geistlicher
Pertonen au« der Ohnützer Diöcete vor sich nach I^itomischl,
damit sie sich von der Anklage husitischer Ketzerei reinigen.
Leitomiiichl, 1418, FebniAr 6.
Citatio (>piscopi Luthamislensis. lohannes dei gracia epitcn-
pus Luthi>init<l<»nsiB, iudex commiusarius nt ox<>cakir otnniuni ot sin^la-
rum cansarntn horosnm, scismatum et emirum dampnat« memoi ie lohanni«
Wicleff et Lihaniiis Hus heresiarcharum in provincia ot dioc<>«i Pra^nsi,
Olomucensi et LuthotnislenHi quolibttt exortanim et pnlalanriam contra
quaHcunquo personas ac fantores et defensoros seu mutatores conindtm
a sancta sinodo Constanciensi universalem ecclesiam reprosentante ifi
spiritu sancto legitime cvngrogata 8p<>cialit(T datns et deputatns, pront
in literis dicte sacrosancte sinodi CimstAnciensis vobis factis et directis
picnius continotur et est expn-ssuui, quoruui copiam proptcr earum nimiain
prolixitatem hic inseri obmifiimus. Heresitute (f) tamen de iurigdicione
nostri parati sumus facere plenam ßdem requisiti (tie), honorabiiibus et di$-
cretig viris dominis. n. universis et singulis ecciosiarum plebaais siv« rect<:>-
ribus aut vestra« viccs gorontibns per et infni civitatem et diocesim Olo-
mucensem ubilibet constitutis, ad quos presentes nostre litere penreneriDt
et qui presentes fucritis reqiTisiti seu alter vestrum fuerit requisitas, a-
iutem in doniino et mandatis nostris rmo verins dicte sacrosanct« sin<xü
et apostolicis firmitt-r obedire vobisque et cuilibet vestrum, qui ut pre-
misHum est preseutibus fueritis requisiti seu alter vestrum fuerit requisi-
tus in virtute sancte obediencie et sub escommunicacionis pena, quam in
voH et vestrum qnemlibet trium tantnm dierum canouica monicione pr^
missa exuuuc firmius in hiis scriptis si non feceritis quod mandamo^,
auctoritate apostolica predicta districte precipiendo mandamua: qnatena«
V'itum de Lumnicz pretensum ofßcialem Olomucensem, Sigismundum olim
capellanum Laczkonis do Crawarn, Nicolaum Paulum dictum KajüDsr
occupatorera ecclesio in Straznicz, lohannem dictum Nalucba, Thomam
et duos Blasios occupatoies ecclesia iu Paczlawicz, Petrum occupatorein
ecclesie in Quaczicz, Paulum occupatorem wclesie in Velika, Lewstsch et
Lucam occupatores ecclesie in Wessel, Andream et Wenceslaum occa-
patores ecclesie in Ratay, Martinum occupatorem ecclesio in Wnoroir,
Thomam Kleczkam occupatorem ecclesie in Lipow, lobanuem Bedrici
filiam occupat<irnm ecclesie in TImaczow, Nicolaum occupatorem ecclesi»"
in Napagedl, Wenceslaum dictum Sklebong ficcupatorem ecclesie in Saro«,
335
Bartliolomeimi ocoQ]»torem «odeBie in Quamics, lohAnnem Bledong mm-
rinm ibidem, Pralnm plebtnimi in Stn^lka» JMolnim piclwniiin in Bo>
lies OlamunnolB dioeeiü, IDurcam oecapatoxvm mcImi^ ia Hradcnirict
penttDilitar inventis alias ]>iiMice in douibus sive in locis hnbitoeioniim
ipMmuB eoinm ftunilia, si ad ipsos tntus pateat accessus, alias per affic-
tion^m in portis occlesianim vicinarum ar per edictum publicum ad
nostrara peremtorie citf'ti^^ jtn'Spnciam. (juiis ft nos tenore prosonciiim
citamns, ut die duodetima a di« citÄCJonis vostr*' ijisis per nos facto a»ni-
pntaudu, si ipsa dies iuridica fuerit, alias prima die iuridica iumt^diate
Beqaenti coram nobis Luthomissl in Castro nostro procuratore nun ob-
rtiat» hon torcivnm compan«nt| cartia artiailiB in mkiefia fidei ipsis
par nos obidendis responanri at alia ÜMtori at Tecaptmri, qna da inra
fbarint fhciandn at radpianda at aieommnnicadona bninamodi qnis Ta-
rtnun qw dia aoadem dtavarit par scriptnism yestrsm dabitam at dgfl-
lonun Testroram appiaiaiona ad piaaans &dta nobia planam fidam ad
tennianm memoratum.
Datum Latbomisl anno dondni MCCCCXVIU*^ die qainta manaia
fabraarü uostro maiori sab sigillo.
AbMshrift im mlbruehen Landatarchiy (auch im Codas Nr. 861).
IX.
Herzog Premek von Troppau und Beiwsch von Krnvaf' hmfnnmi'n
die Bedingungen, unter dtnen der hmsiti^ch ijesinnfe Jiaran
Aler con Kravaff Herr auf Straznilz die Verztiihuny K'Onigs
Sigmunde erlangen k9nne.
Hxsdiicb, 14S1, Ootober 88.
My Przemek z bozie milosty knyezp n pan Opawski a Beness z Cra-
WZ o«%inad z Knimpnowa wiznawiimc tipiiit) listi-ia przied kn/.>litn. ze
gsme pro pokoy a pro zeuisko a (ibcozuo »iobre mezi niiyjasrvoyssim kiiyo-
Mtem a pan<^m panem Zigmundem rzimskiin kralem, rozunozitelein powäso
OMi rziggye a uherskim a czeskim etc. kralom, panem nassiin mylosty-
räi B^cdna a a urozenim paoem Fetrem z Crawarz odginad z Straznicze
t dmha atrani a gich abn dobra voli a prawim wiadomym fakownto nvda-
acdayli a oinyma mocii taboto liatn. Nayprwa yakoa pan Patr po-
■■dil, abi nyal rok ertjm^ nadyala od tato atnadi prwny po gadanaezti
^ywci dyaviaa ^ ka pnigiaty pokanj a w tiadi crtynadi nadyaladi pfoto
' 2t üctober.
336
abi gjm poczatek nebyl, abi sio tnohl sgiety sticmjto pan.T, s« pancm
Janem z Lompnicze, se panem Hasskeni, se panem Milotii z TravrnTki
a se panum Zbynkom Üubrawku a ma t» nanye wzuezty, a chtieli onv
kt«iDuz przistupity, magi pntitfmz osUity yako pan Pfitor: paklibi ony ne-
chtieli, ale pan Peter chtze y s syny pokany przigytr, paklibi sie pan
Peter y s gyny rozpaczil, a pokany przigyty nechtiel (?) podle n^in kostel-
nyeho, tehdi ya knyoz Przemek mam stiom hradom Holfstanem, kt<?rehoi
my gest pan Petr k wierne rucze postupyl, na Bwrchupganeh.» krale Sig-
munda hlediety, nez czozby tarn na hradye bilo panye Petruwi wieczi, ti
nui pan Petr swobodnye odstiohowaty na 8we gine twrze beze wssy la-
wady a my knyez Przemok manie gemu ti wieczi widaty. Pakli pan Petr
hwrchupsaue umluwi w toui czasu dokuua, tehdi gemu geho hrad swrchn-
pgani ma zasie wrai-zon bity beze wsüioho zmatku. Item pan Petr ma
obeslaty ty pany swrchtipsane bezmesskanye , chtiely pokoy od kralowit
miloety a gieho moczi myety, abi ony take kralowie milosty y geUo moai
pokoy dali. Nayprwe spiessnyo pan HasHok a pan Milota magi obeslanr
bity a czoz odpowiedy dady, to ma pan Potr bozmesskany we dwu Jnr
ztLyir& a pozagyti-zi kralowie milosty wiedyety daty. Pak o paun Janoni |
z Lompnitzo a o Zbyukoni Dubrawcze, o ty ma pan Petr w tera dny od-
powiod daty. Item ktomu sme tu smluwn zwedii, zo pan Petr proeil
ki'alowi milosty, abi gemu raczil swoy hnyew odpustyty czozby proty geho
milosty nczinyl a rzekl, ze nemyony any myenyl proty geho milosty ginak
uczinity nez yako proty swemu przirozenemu panu podle rzadu zemskeho.
Item take ty wssechni wieczi a uechuti a nepniczny, ktere gsu zasslj
mezi swatim rzim^kim kustelem, mozi kralowu miloHty a gieho sluzebnyki
a pomocznyki s gedno a panem Petrem a geho sluzebnyki a pomoczny^
strani dnihe, ty magi wssechai pomynuty, budU» mezy swietskimy nebo
duchownymy, kterai wzrzissenye a pokany przigmu, yako pan Pct^r
swrchupsaui podle rzadu kostelnyoho. Item kcozbi koliwick h Btranv
swrchupsanich myely spoln czo gineho czinyty, ti magy ssebu mIairitT
przied kralowu milo.sty, przied pani morawskimy a nebo przied prawem,
kazdi podle Hwoho prawa zasazonye. A ze »ie Hwrchupsana umlnwa tak
Htula a od swrchupsanich krale Zigmunda a pana Petra przigiatta a d«-
paH.styona, protoz na potwrzeuye a naswieJomye dali gsme kazde »t.na}*
tento nass Vnt pod na«äymy wisutymy peczetmy zapeczetyeny. Genz f*^^
dau w Uradysstzi leta po bozim narozenym tysitzeho cztyrsteho a potom
w giedemnostzietnu'in letyo, den 8watich aposstolow Symouysse a Judv
Ori^. im Hfauitniirchiv in Wien mit xwui aiihari^ouden Biegvlii.
337
X.
König Sigmund Uberträgt dem Jhtrggrafin /» Klrlihnm. l'eter
Kutyeg, die Criminaljuttiz (das l'oprarceitiimf/ ilastlhut und
beauftragt ihn, gegen die Ketzer mit niler Strenge einzuschreiten
igegen alle diejenigen, tcelche die vier Artikel haltai oder an-
deren Irrlehren folgen, tcelche ihnfti nicht tnitgaijen und Uitsse
thun wollen, oder nachdem sie Bttsne guthiiH, sich ihnen wieder
zu^ttendet haben und sie noch fördern). Ebenso befiehlt er
ihm auf die Wegelagerer Acht zu haben und i/nfür zu sorgen,
dau die geraubten Sachen, wenn sie auch auf eine liurg, ein
Schlots oder eitlen anderen sicheren Iht furtgct ragen würden,
dem rechtmässigen Besitzer zurück gestellt würden; die Räuber
aber toll er foltern und strafen nach Ijandf rledensrecht.
Ilradiüch, 1422, Februar
Mi Zigraund z bozie miluKty nimski kral |hi wsüe czoiti roztiuiozitel
nim« a uheraki a czeski etc. kral wzkuzugi'in Htutcrzn«>tnu Potrowi Ku-
tjergowt, purkrabye na Wewei-zie, wienieiiiu ltil^^elllll niili-inii uiilost kra-
low«kii a wsse dobre.
Wierni mili! Takoz gest dn«wf> |Mi]»rawii bila g<t>ina iiu Spilii-
bertie a na Wewerzie a tu puprawn geJ^n urxctliiyk /pniwxwnl. Uik niy
imuDenagicz, ze sie nani k puprawio hmiyss na Wowcntie u hoilyty Itihletis,
prrttoz moczi tohoto listu dawame plnii iihk-z, abi poprawu i>;i Wi'wiTzit-
wedl a nad zlimy lidmy poprawowal. yakoz zcsjumI psiiiK» i«taj,'i. Xiiyppw«',
tbi ti WBsichni, kterziz ti czyni kuxi (ir/ii> w Czvchitch wznykl«, niOntli
kt«ri gine bludne kusi wedu a ku pokaiiy .i k wzhrziesHeny o t<» ni'pi-zissly,
u«bo gesscze bozprzinuczeuy pnsiiafity ueclitit», an««bi> pcssti» «io toho po-
kiTwe zasie sie ktomuz nawnityli, an«bo pessoz<» ijif fOrdniiiri. nany<- kib-z
mozetui Hie ptal a nanye strahowal a straliMWuty kazal a na gicli liiilla y
ibozie t«hal a Hahnuty kazal a k nyni ])onistyl a pnprawowal püdl« iunt-
frida, abi sie ta czi nerzadowe wieczo w nansy Zfiny Mtiruwsk« ni-ilali.
Tak« daraiDf* pinu mocz, abi strahowal a strali-iwaty kazal na ti wst^ioiini.
klerzibi zemy inpily, aneb« komu ua silaytziH'h pizokaz»-!! a sskmin czi-
njli, badto dnchownyemu nebo 8wieczk< iuu, ktomii takc abi poprawil ya-
kozVo k zemskemu zhubczi. Geätli pak, zebi to iirano na kteri \u-jA, twrz
Dtbf> miestii nesseno bilu a ty lupeznyczi tu tak staw ^niicli. nato abi
patnii a kazal sobie t» brane a t»tiemy liipxznyki wiilaty a i» brai»' toniii,
aiz gest bilo, abi uawratyl a ti lupeznyki, abi k:ual iniiczity u »ilpia-
«ity podle zasluzeno tu, kdez nalezony bude pi*dl<i launtfriiiu. 'l'uk«)
338
b«zallibi kto w myestech a wewsech zemye Morawske a saad Udskeho
nessczost}' bledali neinagicze svoho pana. natoho kazdeho take dawame
mocz, kdiz giea zwioHs, ubi gwy zdwibl a Ktawil a nanjem cznz ^cst de
nyeho zwiedjel. A toho naswiedomy dawame tento list pod naä«y przi-
tyssczenu peczety. Geuz gest dan w HradysHczi leta od bozieho narozenj
HOCCCXXII, w tu nodyeli massopustno, l(>ta kralowütwio nasüich uher-
skeho etc. w XXXV, rziniäkeho w XII a czeukeho w druhem letye.
Ad mandatum dotnini regiä
Michael prat^posittis Boli^laTif'nsU.
Orig. im 8uataaivhiv in Wien mit anhangendem kleinen Siegel.
XI.
König Sigmund befiehlt Peter Kutyeg, Burggrafen auf Eichhorn,
die Guter der Wiklifeten und anderer Ketzer in Mähren in de$
König» Namen zu confitciren und die aus dem Jleimfall dem
Könige ericachgenden Rechte zu wahren.
Woesel, 1422, April 8.
Sigismundns doi gracia Komanorum rox sempc^r angnstus ac Hun-
garie, Boemie, Dalmacie, Croacie etc. rex strenuo Petro Kutyeg, buif*
gravio in Wewerzy, fidcli nostro dilecto, graciam rcgiam et omne bonum.
Fidelis dilecto! Sunt nonnulli terrigene et incole marchionatus nostri
Morayie, qui Wiclefistis et hereticis Christi inimicis ac sancte Romane
ecciesie et nobis ipsorum domino natural! rol>ollantibus adhei'ent totis
conatibus et consiliis ac auxiliis favorosis ipsorum dampnatam sectam
defendendo, nec hiis content! ultra hoc t«rram nostram Moravie et fidelcs
nostros dampui&cando, molotitaudo et graviter offondendo incendiis et
rapinis variis et diversis, quonim bona dicta de causa de iure cam^rc
nostre regie sunt confiscanda, ymmo defacto confiscata. Ne igitur tale^
sie impunes manoant et in suorum iniqnitatibuB glorientur, animo de
liberato et ex certa nostra sciencia tibi Petro predicto auctvritate regit
et tenore prcsencium seriöse committimus, iniungimus et mandamui
dantes tibi desnper plenam et omnimodam facultatem, ut te de aniversi«
et singulis hereditatibus, villis, curiis, censibus et aliis quibuscomqne
bonis, que Wicleilstoruui et heraticorum suut, ubicumque ea repererii,
nostro nomine et ad nostras manus intromittas, tenoas et guberse«
nsque ad beneplacitum nostre voluntatis. Ceteruni multe deToluciones io
dicto maixbionatu nostro uobis obticentur post mortem et decossus pos-
339
SMaonmi earan^em, per qne eeiun nobis videninr dimimii im« nosfen.
Iddroo ▼olmrnia «t tibi Gonmiittimiis, ut U mtm de BtngnlM iniibiifl, que
Bobis in qnibuseaiiiqii« bonis per devolneienem competere potenmtr intro«
mitlas 6i ipsa teneae, qaougqtie id non doxerimiift reToctndiim.
Mandamiis igitnr niUTersis et siogulis baronibiii^. nobilibas, müiti-
bas, clientibus, et communitatibug predicti marchioDatiis Moravie fiiniiter
pt districto. qnatenns tc in occupacione et gubernaciono dift^iruin bono-
rum nallat«aut> impediaut, qniupocius te circa i-adom iKistro nomine
tneantur fid<>liter et defendant, pront indij^uaciouem iioatram vohiprint
arcius evitare. Presenciiun äub nostri regalis sigilli appensione testi-
monio litterantn.
Datam in Weasele, quarta feria proxtnia ante feetuia pasche, anno
domlni miUeeimo qnadringeiiteniiio Tigenmo eecnndo, regnomm noetronim
anno Hmigarie eie. XXXVI, Bofnanomm dnodecinio, Boemie vwo aeeando.
fm ver$oJ S*". Ad mandatam domini regia
Mtcbael praeporitni BoteBlavieneis.
Orig. im fitulMMdÜT in 'Wien nüt anhaugaiidem Ueiaeo Siegel.
xn.
KSnig Sigmund übergibt dem Herzoge Albrecht von Oesterreich
die StatthaUerechaft in Mähren.
Nikolibug, 142«, lOn 28.
Wir ^nuand yoa gotM gnaden romiaciier binig so allen aejten
atrer des reycha und so Ungeran, an Behem, Dalmacien, Croatien eto.
taiaig, bekennen und tan kont olbmbar mit disem l»ie?e aUen den die
in sehen odir hören lesen: wann uns der almechtig got von seynen milden
gnaden mit prosscn mfchtigfin kunigrcyclipn erhöhet und boladon hat,
nemlich mit dem ln-iligt'n romiscbeu reyche, mit dem wirdigeu kuiii-i;-
reychö zu üugera und der namhuftigen crnnen 7,n Behem, und synd wir
Qit nach menschlichen gebrechüii uicht nberal geseyn mögen, noch unsern
<(fgNien leib nicht oberal geteylen, als wir gern teten Beliehen grossen
Mdwn naeb irr gelegenheyt fiimaeTn ond den genug zu ton, aia billieli
aad iMglicli weia, nraasen wir redliebe und erdeoliebe wege fbr vna
amen, wie wir aolidie nnsete loigen mit anderen lauten, an den wir
^e and redüekeyt legen, nna helfen an tragen; nnd dovon ao haben wir
ADg^ehen soliche trew und lieb, Temumft nnd weysbejt, die wir an dem
hofh5n.bomen Albrechten herczogen zu Osterreych etc. unserm lieben sun
QQd forsten gencalieb erkant und befanden haben, ao wollen wir im mit
34«
wolbe^lachiem mut«, gut«m rate unsorer forsten, edlen nnd getrew«n und
rechter wissen unser land und marggrafschaft zu Merhern mit herschef-
ten, steten, Herren, rittern, knechten, lnud>-n und leuten als eynetn stat-
halter von unseru wegen mechticlich bevclheii und eingeben und gnncze
macht und gowalt geben das zu verwesen und zu befryeden an unserer
stat noch seyneni vermögen und das zu ordnen gieicherweyso als wir das
selber teten; doch so sol er nichts verpfenden noch vorgeben an nnsem
wissen und willen unengolton der verschreibung, so vurmais zwischen
unser beyder sejrt beschehen sint. Ouch ist beredt worden, wenn wir
demselben unsenn sun herczog Albrechtou unsere stete und singse Spil-
berg, Brunne, Eychorn, Eywanczicz und Trebicz eingeben werden als
unsenn stathalter, das er dann die in pflegweyse ynnehat>en, verwesten,
besiezen und beseczon solle also vernemlich, das er in denselben Bli)$»eD
und steten lente haben solle zn ross and zu fuss eyn notdnrft zu be-
waren, zn befryeden und zu behalden dieselben Blosse und stete, als in
des beqwemlich und notdurft dunkcn wirdet und als wir des mit im uber-
eynkomen seyn und des genczlich im glauben nnd gotrawon und di»
teyle in den obgeuauteu sluss, wo in das nach gelegenheyt der sachen aller-
notdurflichst und am besten bedunkeu wird, dieselben slosz und uiicb
unser land zu verwesen und ouch zu befryeden; und zu widerstattung
solicher kost, die er also tragen sol, wenn er seyn volk in dieselben slus«
leget und wir des begeren werden, so sollen wir im ye auf eyn gaucz jar
zwelf tausent schok grosschen odir pfennyng geben nach lauffe der
muucze, die dann doselbs geuge und geh ist. aislang wir solicher leot#
und pferd in denselben steten und slosson boilurfen werden. Wer aber
Sache, das wir solicher lente in den selben slossen nnd steten nicht be-
dürfen wurden, was sich dann verlaufen hette in der zeyt, alslang «
die leut« gehaldeu hette, das sollen wir im pflichtig seyn, was er aber
leute nicht gehalden hotte, des sollen wir ledig nnd loze seyn. Su sol
ouch der egenant nnser sun solich gelt, doruff er so lente haben wirdtt,
auf den egonanten slossen und steten haben und uns des stathalder-
ampts des lands zn Merhern und derselben stete nnd slosse nicht ab-
treten, wir haben dann zuvor an im und seynen erben dieselben summen,
alslang er soliche leut« haben und wir der bedürfen werden, genczlich
beczalet, als oben geschriben steet. Onch so sol noch mag unser son
herczog Albrecht der stathaldnng des landes zn Merhern nicht absagen,
ee dann wir die egenanten geslos nnd stete von im geloset haben. W«r«
ouch Sache, das des vorgenanten nnsers suns herczog Albrcchtti leute tod
den feynden donyder legen und redliche schaden empfengen, an solicben
Schoden wollen wir mit demselben unsorm sun gnediclich mitleydnag
341
haben und in das fhmtlicli eigwien; legaU alMr die feinde gen sejnen
lenten donider, des sol er uns onch, was er an redlkhen g«Auigen ge-
wönne, Buitaflan. Oncli ao wollen wir taaaent ^^jasi nnaeia TOlka in dem
lande an Merhem haben und wollen mit denselben achieken und be-
stellen, das sy dem egenanten nnserm sun zo befVyednusz unsere ege-
nanten lands zti Mprhorn auf unsere 8elbf< z^ning' nnd !5cha<1on i^fhorsam
nnä i?efolgig aeyn snlloa und nachf<tlir« n. wo er irr bedürfen wirt und als
ft im not seyn wiiii. on alles t^fvordo und areelist, Onrh zu hehaldung
uubers sloss zu äpilbei-g, wenn wir das deui egtiuiiüteu auHorm sun
herczog Albrecbt eingeben werden, wollen wir im acbtbnndert schok
grosechen jerlich geben on Tero^ben, domlt er daaaelb atoea balden m»1
und nna doranff nicht mar riehen noch achadoi rechen. Wer aber aaehe,
das wir im aolicbe achthundert achok jerlich nicht geben als Torgeacbriben
ileet, ao aol er diae aditfanndert schock, wye oft im die anaiateen und
nicht gerejcbet werden, ouch auf denselben slosse habon und uns des
nicht abtreten, wir hotten im dann dieselben achthundert schok, wif oft
im dio ans7stfpn. zn voran bf^rzülot. Ourh wr-nn ab p"i>t wil das land zu
^'i-ihnrn in frycd 'iweiiu! und dcrsrdh iinsiu' sun herczog Albrt'ctil in den
egtüaut^u slosscn zu bofrieden uad la behnlt>'n uicht leute halten wirdet
und wir der uicht beJuifen worden, so wollen wir im alle jar vyerhundert
schock groBschcn geben an behalden die featen den Ejridiom und er aol
oDch dorauf niclit mer alahen und kejne acheden rechen. Wer aber aache,
dM wir im soliche Tjerhundert aebok ierlicb niclit geben, ala ror geachri-
Iwn steet, so sol er dieselben vierhundert scliok, wie oft im die ausssteen
QQd nicht gereychet werden, anch ufF demselben sloss haben und uns des
Dicht abtreten, wir betten im dann dieselben vyerhundert achok, wie oft
im die anszsteon. voran bpczalet. Ouch wurde dem egenante unserm
snn h<>iv7.,i^ Alhrctliton ndir st-jupn amptleuten der ^»e(»nauten sloss eyns
(dir miT von d»'U feyuden uiii<< vot lich angewnnnen odir ahgenott, dos sol
er uud seyuc erben gen uns und uusern erben und nachkomeu, knnigen
m Bebem und marggraven zu Merbern, onengolteu bleiben. Ouch wer es,
die die fejnde das land zu Merhern uberxitgen odir eynen furabig dorynn
tau wurden, so wollen wir demsdben unsenn aun heroeg Albrechten
IwMsn nadi allem nnaerm Termcgen nnd euch allen den unsern empfel-
beo, ab wir nicht zu land weten, das ay demselben nnaerm aun und aey-
am baupUeuten helfen und beystendig aeyn, doroit das land gerett werde.
Wer ouch sache, das der egenante unaer ann herczog Albrecht dheyue
sloss, stete, merkto und gtitere, die unsere voifaron. knnige zu Bchem
un^ Marggraven zu Merliern. oder wir versac/.t hetten, in dem hiude zu
Berbern lozen wurde, des wii* im sollen gewalt geben in disem brieve zu
342
tun, dieselben sloss, stete und gutere »il er uns und unsern erben, wenn
wir des begoren werden, wider zn lozen gpb€n, doch nicht hoher, wann
gye vorhyn verschriben weren; loset« er sye aber neher, wenn sye ver-
sohriben wereu, so sol er eye uns euch neher zu losen geben, als er sj
gelozot hott« on alles geverde. Onch so mag derselb unser sun berczr>g
Albrecht alle amptleute und burggi-aven zu Merhern entseczen und seczeo,
als oft in des notdurftig und gut dunken wirdot, auszgeuomen an den
slosseu und steten, die wir unsern Ungeren eyngegeben und bevolhen
haben, der sol er nicht verenderu an unsern wissen und willen. Mit ur-
kund disz brieves versigelt mit unserer kuniglichen maiestat insigel.
Geb« n zu Niclaspurg nach Crists geburt ^7erzehenhnnde^t jar und dor-
nach in dem zwey und zwenzigisten jare, am nechsten montag vor unserer
lieben frawentag annuuctiacionis, unserer royche dos ungriscfaen etc. io
dem fumf un<l drcissigisten, des römischen in dorn zwölften und de«
behomischen in dem anderen jaren.
/m tv^^»t)/ R. Henriens Fye. Ad mandatum domini regis
FYanciscus praepositus Strigoniensis.
Ori);. im Sbutsarchir in Wien mit aiihan^ndem grossen Siegel. —
Im Kegistrsturbucb 0, Fol. 117*.
xin.
BUrgermeitter und Rath der Stadt Znaim an Herzog Sigmund
Korybut: sie iciirden der Aufforderung, zur Versammlung am
7. Juni ihre Bemllniächtigti'n zn schicken, nicht nachkommen,
da sie treu zu König Sigmund tind Herzog Albrecht zu kalten
gewillt seien.
Znaim, U'J2, Juni i.
Hochgeborner fürst« und lieber gnodiger horr. Als uns ewr gn*l
geschriben und an uns begeret hat ettleich ans uns mit vollem gewalt zu
ow zu schiken auf den suntag der heiligen drivaltikait necbst kömenC
[7. Juni], das haben wir wol vorstanden und lassen ewr gnad wissen,
daz uns weilont der durleuchtigist fflrste. her Wenczlaw, ettwenn
Rilmischer und zu Behem et«. kDnig, erbleich von seinen vorvordeni
künigon zu Behem seliger gedechtnösse inngehabt und besessen hat-
Nach seim abgang haben wir seim bröder, dem allerdnrleuchtigist«n
fQrsteu, unserm Hoben gnedigcn herru, herrn Sigmunden RömischeD,
zu Ungern und zu Behem etc. kQnig, der yocz in leben ist, als eim erben
und kunig zu Behem gesworu und huldigung getan. Nacbmaln bat sich
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Jerwlb unser pnediger hör könig Sigmund mit seiner toohter gpfreiintct
10 dem hochgeboren fürsten anch unsenn liebon giifdigon herren, h<*rcz<ip
Albrechten, herczogen zu Österreich etc. und bat im diu stat zu Zn^im und
Uder stet in den landen zu Bchm und zu Alirhcru zu derselben seiner
tflchter für ir heyratgfit ingegeben und rerschriben, dem wir nach ge-
sch«fft und haitisen des egenanten unsers herren de^ ktlnigK geswom und
f«hnldigt haben. Und nach si'dichor erbschafft, sk die land zu iJeli^m und
la Mcrhern an denselben nnsern herren, den kunig go-rhet hiibi ut und
auch nach solicher huldigung und swern, so wir unserm herren \i>u Oster-
reich nach seim haissen getan haben, gepQrct* uns mit ereu nicht zu,
n»ch stünd uns wul an yemant andern denn df<m yeczgeniinten unscrnt
herwn von Österreich gehorsam und gewärtig ze sein uml bitten ewr
^lUki vleissicleichen uns das in arg nicht zu merken, wun wir nicht
anders versteen, denn daz wir daran recht thü. Denn als unü ewr gnud
verschriben hat, ob wir auf den vorbenanten tag mit vollem gewalt zu ew
Dicht schikten, so wesset ir wol, daz wir unseni will(>n woiteu luiben und
iaz uns die Verderbnisse der land Behem und Mi-rhcrn Hob w«-r und daz
vir zu dbaim geleicben nicht mainton zu treten; und ir wult mit rate der
iantherren, der von Prag, rittern, knechten, stften und andern gemainen,
die zu der andacht und dem gepot gots genaigt sind, darczu g>'denken.
laz das undei-standen und die andacht und das ge]n>t gots nicht under-
gedmngen wurde: lassen wir ew wissen, daz wir der land zu Ikdiem und
ta Merhem ere und nucz gern sehen, und ist uns zuuial laid, daz die in
»Mich abnemen und verderben, darinn sy yecz st<>t<nt, konien sind. darai>
wir als got wol wais dhain schuld nicht haben. Wir verstp^n und wisson
uch nicht anders, denn daz wir uns nach der «rdnung gots und d<>n go-
ieczten der heiligen kristenhait halten, als dajj woilent die heiligen veter
und die gemainschafft der kirchen zu Rom un<l di-r krist<-nhait gidialten
and anfgesaczt habent. Und ob ew yemant fihbracht hiet oder ntwh für-
bringen würde, daz wir solich Ordnung und g<'spczt d^r krist>'nhait nicht
fthallen bieten oder noch halten wtdten, bitt. ii wir ew mit vieisse das
nicht zu gelanben, wan wir hincz got hoffen uncz an unser end darinn
IQ besteen und ze beleiben. Datum feria III. infra octavas iicntiiei'osli's,
ano« etc. XXU*.
Bürgermeister und der rat zu Zn»ym.''
' jm' Tor ,^epUrot' iat durchgestrichen.
* Datnii), ITnterfertii^ng und DornnlndresiK! sind mit ni-liwJinterer Tint«
spttter hinziifcetuf^, was sich auch daraus eruilil, lia-ia An.* W'orl ,I)iituiii*
Ober dea ursprtinf^lichen SchluMHtrich c\; ^«.'SL-brioboii ixt.
344
[in verto] Dem hochgeboren furstfn und hemn, herczo^n Sigmun-
den von f^otes genaden fünften in der Lyttaw, unserm genedigeu herr«a.
Concept (violh'ii'ht vertlorbpnei» Oripin«!) »uf einem Qu»rtblatt im
mShriM-hen LandeMrchiv (Art. Znnim Illb), stAmrnt au« ZnAim (Sanioilnn^
Cibnlka'i). Bs Ut urtprttuglicb der Lüngo und Quere nach einmal ^£alt«l
und trS^ auMvn die Adrewo ganx wie bei Oriffinaibriefen ; dagegen kein
Vemckluiui und keine SiegeUpur.
XIV.
König Sigmund gibt auf Wunach der mähritchen Herren dem
Landeshauptmann volle Gewalt statt seiner Recht zu sprechen
in allen Dingen, die nicht unmittelbar dem Könige zustehen,
und Giltergemeinschaften zu ertheilen; doch sollen diejenigen,
die gegen die christliche Kirche und gegen den König sind,
von jeder Freiheit und vom Rechte ausgeschlossen sein und die
Landesordnung für sie nicht gelten.
Alt«ubur^, 1422, Juli 4.
Siginuuii z bozie inilüsti Uzymski knil a Uhorski, Czogki, Dal-
niaczRki, Charwatczski etc. kral, wyznawamy prziede wssyemy, le kn pros-
byo panow zemye Morawske, wyernych nassich mylych, »wolugotn y da-
waniy pluii uiocz y poniczieniy m<iczi tohoto listu na«Keho vrozenemu
pptrowy z Crawarz, odgynud z Traznyczie, han]>nianu markahstwye 5Io-
rawskeho, wycrnenui naitsomu mylemu, aby na nassem myestie spraweiil-
nutit cziuil chiidcmu y buhatemu podle paiisku rady y nalpzu; nez taki^
wye, ktcrez by wypczi przisliisKily na na», aby to odlozono hylo do na*.
Wyecze dawamy mocz Hwrchupii.aneniu haupmanowy nassemu, aby na
nassem myestie muhl spolkuov HWoluwati y dawaty tyem VKsyem, kU>i
by toho zadaly, dobrym lydcm, ktcrzyz nnygüu prnti koistelu gwat^mu a
proti nam; a ty wssychny, kterzyz w tioch norzadoch gsu, ktcrzyz eye
dyegi proti wiei-zio krziestanskey y proti nam, aby tyem Wfsyom y zailoa
tiwoboda auy prawo any rzad zemsky prospyessen any platen bjl. A l<>ho
na potwrzenyo nassi peczet k tomiito lyHtii gsmi przyvriotiily, gyenz ge:>t
dan Inta od naroz*>nye Rozieho tysiczioho cztyrstcho dwudczateho druh^ho.
tu svobotu, w Ältmbiirgu, na swateho Prokopa, lata kralowstwy nasBjch
VhorHkeho XXXVI, Uzimukobo XII, Czcskcho druhcho Icta.
Orig. im Wilttugauor Archiv mit kleinem Siegel.
XV.
AUtrtekt «m OnKfern-ich,
in dem BeiclMregiitnitarbach O, i i 177'.
Donacio marohionatiu Motwk Albt-rt« dix i Austrü'.
Wir Sigmund etc. bekennen etc., '..im wii' viirviitlldi ' ' i r umi
3ng*«eh?n halwn . /a>'f rö'!<'/j gltifli'- '-w} mit -Itv >i<)iiti'„i,',i »'■luv-
gtibturhinde, «. tifUagt X VI. big zu de» IW-r/ni (S. /.. Oj: w jo nft tl«>s
mtluftgMdliclltllDgVTWÜcb. NmiauM der Text >r<-'<er: AilcJi ausgf'no-
B«n ettlicher slosger und hemheft, die ai> Jt-ii imm u un ui z -ü siml
r"!'!'?!!, derottliclie zudemsolbfn liiml ^'i l. i iiM. i ■ \> . . i-'r ', , m-
H-jb«n laad geküoft haben, die genaut l uui ii.imi n mk tk• La^cik,
Ii» ilit ÜQgcifdi ftod, 4m ilon W^se^cIs. «las sKwz «ÜtKliiii;. lisuv üKisz
BiNBO, du sloM Bndilow, das Am 'fAvf\V», da» kIisz Orl -wia, lias
sl -s Czimburg mit iren zugeburungen, im w : ; , I i - r » -
iicluUten; und uinb dieselben geslosz, vi 'i u uaa >tt'i>-, .In- ujj i.ü >
tab« votbebaltcQ, haben wir die grean.> aiisjrowijü-t in vilii lkr niiiszv :
Waem dai mam iIb das g«t im die Marich, :in <K>t' :iti<t<'rn ^t•tt«>ll «{(^r
Marich, gen Brunn wert« das waaspr Ii i \ ; i n !i uj.t -A- ■
hitiz da« fleuszet in die Maricb, un 1 ..i i« i ll.ni.i u.>||< n wii liuilui
greni« gen Osterrich Worts vener u^iiMMiu. (Jit-iij^vu ,\Wy wir ab •n
MlMiteiB du »QU ir«rn» W B0U«II diMollu-n s1i»sz«t. v4>sO>ii und stet mit
ir<>n zugehArungen oncb an unsern »un und un<»r tikhl«')' und ir IvIUk-
'rU>n in dem rechten als vor hmirt m l i" i ; ' ' i n i
iclien Ungei'Q und Herhern, als duH von i >i> i n< i<iiii> n W w .i.iip u
•Mb ditwlbau sloanft veitcn und >tet mit iron zn^'diHniii«»?» , lii«' ivh-
Qsi zn Herbem vorbeihBltcii liaben, dem 'iifreuuiit unsfuu miii iitxi un^fi-
t'<-hter iricr<'1i<:/ii in 8olich(>r inHHrc, das -\ .i 'M-si'rzi'u h-m Ii" ' i . \\- v. il
itrkri^ wert und alle mouat ij" ungri.- ; ^ul.li n diii ;< ^. ii iin.i >,nu'u
i«imdiM«Ib«n flloner, Tutan, stet, leot <iii.i guti<r mit irvii '/.i)|^'eb«>t'U]it^;n
tk lifandl weis dafür inilhtbMl, nnCMn und nii-si^cn. als lang naiv, da:«
«V odtr uiiMr laibMirben, daa aan w«m, die unib ir darkgt-ii widvr
' ▼MtBfdit 6ilM Vrkapde: Datum Posouii XVI. <li<« Janonrii, imcliiVilyt
•Im, die aoagfiitellt ürt: BlindMilniri; am iuH-li.<t<«ii «IiriHTsta^ vor «Um»
fontag, «lit man in licr UeilifMi UrcJicij Mittet I»v<icavit ]rVbru:kr|.
tokn. M. 1.XXX. IL Hilfte. tA
346
von in losen, derselben losungsy uns atat sollen tun, wenn wir der an
begoren. Mit urkund etc. niai***. Geben zu Koczsec nach Cr. etc. am
nechsten donerstag nach unserer lieben frawentag purificacioui«.
XVI.
König Sigmund ilbergibt Herzog Albrecht von Oesterreich und
dessen Gemahlin Elisabeth die Markgrafschaft Miihren.
Ofen, 1423, October 1.
Donacio marchionatus Moravio Alberto duci Austrie.
Wir Sigmund etc. bekennen etc., wann wir eigentlich hcti-acht und
angesehen haben solich lieb, trew und dienst, die wir an dem hochgebor-
nen Albrechten, herczogen zu Osterreich etc., unserm lieben sun und
fursten* befunden haben und noch steticlich befinden und spuren und
sunderlich, das wir nachdem und wir im die hochgebornen Eizbet«a.
unser liebe tochter** zn gemahel geben und uns damit zu im gefnindel
haben, das wir beydersoit in stetiger und ewiger fnintschaft und lieb bej
einander muglich und billich beliben sollen, und haben im und derselben
siner gemuhein und iren leibsorbon dorumb und von sundorn guaJi'n
geben und geben onch mit rechter wiszen und wolbedechticlich in craft
dicz brieves unser land und fQrstentum und marggrafschaft zu Merbom
mit allen " herschefton .steten, ortrnichen, gebieten, dorffern, clostern.prob-
styen, lanthorren, manscheften, edeln, rittern, knechten, burgern, bawren.
leibgedingen, ackerleuten und czinsen, die zu dem ertreich gehören, vesU^n,
gininden, ackern, gebawten und Angobawten, perigen, tälon, ebnen, weiden,
puschen, waidachnn, wayden, wisen, gegeyden. fogelgeyden, weyern, tei-
chen, fischweiden, Weingarten, waHseru, wasserlouften. mulen, mit bergwcr-
ken, golt, Silber, blcy, czin und aller anderer bergwerk, gewalten, gebietco,
gerichten, herecheften, lantsteuren ouch auf des erwirdigen des biscbofe
zu Olomuncz nnsers furston und siner nachkommen gutern und euch auf
der andern lantherren und inwonern des landes zu Merhern püter mit
güoten, rentcn, uherczinsen, robotten, fällen, wandeln und mit allerley
gericht gemeinlicb und sunderlich, lehenscheften der kirchen und anderer
Varianten in der ersten Faiwnng vom 5. Febniar:
» fehlt: und fureten. fi>l(ft: und funtiii. Die PertinennformBl Unli'tt
viel kürzer: benicheft«ii, viutun, ntotuu, murktvu, durferii, herren, ritteiVi
knei-hten, lenten, gutem, nflczen, pilten, eren, »irden und recht^o
•Hon andern r.ug:eliuruugon, (fvirtliclien und wemtiichen, die dann fro*
boren, als das vormals dio marggravon zu Merhern tic.
got^ben und ouch mit allen ri> in i. i n, winlikciii'n. iniizm. iji-wnii-
heitcn nnl mit allon anderen zutn h i i «i«- •ii«' >nn l<'il!i )i src|n>i>>f!i
oderjj^euaut mögen werden, nichts .Lu>;," iu.i:iiu!iii. ai.i .ui» ^ci iuiii-^ ii«- tiKvrtr-
gmm ta Ifolnni wUfW g«declitnuG iinto^phabt uml l>rsi>ssi-ii hiihon
«■^verlieh in solicher roasz, d:.- k'ü-^'Ri iiiisvi i i > : 'iiuib«'!
iiDs*r liebe twhtfr ini'! ir loib^- 1 i-iK l;- i: ' ' i- ■ '^'a'k' I
werdeot, dass«lb land zuMerbtia ,tir, .tll.-; .- su-: ;i. r.n.i:
imilMlNii, b«0icwn, nnewii und iiii>sxi-ti nAU-n nnd tiitiur»-» mit r»ll<>ii
und ganzen gewalten, als die die- i martcffi'iivvii /.« .M. ; i : ini wir
innegehabt: im.lVifsi's^<>ii IiuImti, l-r: ■in<^^^•u,^mhi \ ! i i .•• i • »'.. -
moa und herczog Przemken von • i 'i i'inv umi ir n u uk< ;iiu.>'ii. >i < w.i
ui nnd dtf «roa to BahMm als cineni kunit; /■> Hibrim MialtiMt. \hu'h
WM mA«» dM wir «bgiMigiBii un leibsvrbeji <1ii> snn wi t> ii. so suDm
ders*lh hi«rhof »infl herczog Prz- n I ir crUi'ii tin>.i n.i ii i' :i ■ n !■ 'n-
s«Ib«n aniterm »un herczog Albni lic<.u uitd un«'n«r tulib i u >!Mtiiiii'
geben la einem konig sa BehMin und in lU'S ij4'U"lf<>ti si iii: Fullen in
«wk dM «gmaatea biMhoff und hmz<>^ Prznuk und ir «'rlw^u und u:u:b-
komen in dem land zu Merbern n i l i'bolfi'ii soin nnii iitiscv
herczog Albrecbt in widerumb im i -in u 'U > «'iiiaii liM bi\vJi'r>iit wr-
schribeu als das notduiftig sein >.utd<'t. W^-r ubt-r d:ih wir im ktiuniß«'»
CMÜai, all wir n gothofftn, lAihsnrbon ^r^wuniutn, das sun wer«'», und
wir 'lii'iiu iiiler dieselben nnaer h - i n, dii^ xuii wi.'r<>ii, \ ; _-• !■ nt..'
land zu Merbern mit sinor zugeb i i; - i r v !. I .il . :; v iiin. .Ja- ili «
<ui8 der egenanto herczog Albre<jlit', >''iü j;<-iiiUii<'[ iu> ir Ifilfsi'rtM-n. «»ij
ff dia mit mit einandir bieten, irid«*!* abtrnti-n. wr>nii wir d«>K au sy in-
gem. Dofb ob Hy Ton desselben I m 1- n • ifti n «.-i^i n iibiT sxlii'b niicx
•od roßt, di«» dasselb land bat, i.ir.' I"-" .> ! -'i bi'-' • .
4its mit äomni brecht und dos sy »l^^<■Jl'.lll ti ,t:i ti;a> ii< ü iu"<. iii< .t tm^ x i-
Udi, donuDb BoUen wir oder diwellieu inii>cr b-ibsprlKiu. das suu sind, sy
nr diB ^ ans daneHien landN stlttroti-iu iiuiinuht^n und biH ^ali'u. Ol
wir ab>T il<'s nicht t«'ti?n, so soll- ii m. i ■ .r 'j-'i ■! - -•■ I i i : i . ' - i'
ngehoruQg, als vor berürt ist, .si pljud*-:-»' !-, ii.ini; nnn ji.iiH ii. iiin /.rii
ni messen, aislang uncs das sy i^^rlicb» d:irl('^«'iis tj;oii«'zli«'b lH^c■xa1t und
•Uftridit werden und wann das g«;(cbi<l)t. sn s>dK ii »y auf- iIi-n ^■^^r^^^-
naoten lands zu Merbern denn a H i i n i I ^ . ^nnii.'* im.l \ i
b»n. ihvb imvi'rgrrifFenlich der ■. ■ niriliimt,'- ü i vi»'r ff«'sloss*ii l^^u,
Zaojin, Jempnicz und Poherlicz, >U> wir di in tg<itiijut«'ii HUsspnn Kiin und
MMr iSebter getan beben, die si») bi^y ir^u cf-ftr-n Ix-b'ilMtu nncb iim-
Utmg der brief, die wir in vtiriital« diimlK-r iri LCidwii Imii* it oii ;iiM>r
(genante beicsag Alttrecbt vor siun ;i«>niiilu*lik ihim<i tiM.bt«L mit <l<-iii
348
tod abgieng nnJ nicht leibRorb<>n, die er mit ir biet, hiniior im liesz, eo
sol dasscib lanJ mit siuer zugehorung in dem rechten, als vorgeschriben
Bteet, dennoch he<y dt^rselbeu unser tochter beleiben, wenn »j aber mil
dem tod abget, so gol es wider auf uns oder unser uechste erben gevalleD
und erben. Zu gleicher weis, ob dieselb unser töchter für demselben
unsorm sun horczog Albrechten mit tod abgieng on leibserben, die sj
miteinander bieten, so sol er dennoch dsts vorgonante land zn Merhem
mit siuer zugehorung in dem rechten als vorgeschriben stet, innhalten,
nuczen und nieszen unverkümmei-t, weun er aber mit dem t(»d abget ond
da^selb land in siner gewalt ungelöst blib, so sol es herwider auf uns
oder unser erben gevallen uud erben ungeverlich. Wer aber das derselb
nnser sun herczog Albrocht nach abgang der vorgenanten unser tc>chter,
siner gemabel, elich leibserben, das sun wcren, bey einer andern siner
gomaholn haben wurde uud die nach sinem abgang hinder im liesze and
das egenante land ungelöste in siner gewalt belibcn wer, als vor bemrt
ist, dieselben sein leibserben sollen dennoch dasselb land zu Merbem mit
siner zugohorunge innehaben, besitzen, nflczon und niessen in den rech-
ten als vor b^iffen ist. Doch ob wir leibserben, das sun wern, gewunnen
uud dasselb land herwider haben wolten, das sy sich mit dem abtreten
und loBung und in allen andern stucken gen uns halten, als vor an dem
brief begriffen ist ungeverlich. Oeschee aber das desselben unsers sunes
leibserben, di« er hinder im liesz, ouch on leibserben abgiengen, so sol (k«
vorgenante land zu Merhern dann ouch an uns oder unser erben gevalUo
in dem rechten als vor begriffen ist on geverd. Es sol ouch der egenant*
unser sun dasselb tand zu Herhern, wenn er das inuhat, als vor bernrt
ist, und alle iuwoner daselbs bey allen iren gnaden, friheiteu und rech-
ten behalten und die stra-szen durch Merhern gen Hungern lassen gen,
als das bey unsers vattttrs seligen, keyser Karls und kunig Ludwigs von
Hungern czeiten gangen, gehalten und herkomeu ist ungeverlich. Wir
geben ouch dem cgenanten uuserm sun unser tochter und iren leibserben,
ob sy die miteinander gewunnen, vollen und ganczen gewalt soliche vcr-
saczto und verpfendte slosser, stete vesten, leut und güter, die zu d«r
vorgenanten marggi-afscbaft zu Merhern geborent und von unsern vor-
dem oder uns kunigeu zu Behoim oder roarggrsven zu Merhern sin vtr^
saczt worden, in ir gewalt zu losen nub diesolb aumm, dorumb sy rer-
saczt sind, oder ob sy die umb myuner denn umb dieselb summ in ir
gewalt* bringen wolten, als vor boi-uii ist, das sy uns oder denselix'O
• brini^en mochten, <loch al»<>, ob on tu schulden kt>m, dnji wir loibwr'*"
iIm »un wuni ^wiiniiun und dawielb Und wider in un««r gew«lt bf""
^n wolten, aU vor berurt ist, etc.
349
aiisem eiboii dfiin dicselbon gcloy.tcn slossor, stote, voste, leut und guter
zu lözen ir> :i. ii nmli tlifi-t lt) suuiui, danimli sy die gelözt bieten <«n jro-
terde. Oucb »ul uuä dor vurgouante unser »ua mit dem egenanten laud zu
Stwheni und ainer zngebonmg in allen Sachen beistendig und geholfen
sein gen aUermeinclich nyemaiit ftUBgenoinmen, wenn nnd wie oft dee
notdnrfb geochicht iinge?erUch; sn glicher weis aollen nnd wollen wir im
in allen sadien, die dea land zu Merhem berOren, beiattndig und ge>
helfen sein gen allemieiigiich njemant ausgenoiiimen, wenn nnd wie oft
noidiirft geschieht ungeverlich. Auch babeu wir ana die awey aloai
mit namon Brunnaw (gic) und Swietlow mit iren zugobornngen, die rn dorn
niarfTirraftiiTTi und land zu Morhern \<m aldors peh^ren, behalden zu b«-
^un i»M lirbuiig und zu unBerm leib. Wer aber sachc da got lang vor soy,
das wir i>n hibmrbm mannps g'pslpcht abg^ipng'»»n. m nnWf^n dio «genanten
älösz Bruniuw und Swietlow mit ulieu irt^u ^ugeburunguu lediclicb an
dm Torgenanten nnaern ann nnaer iOehter ire erhen getanen in aller der
maas, als er das egenante marggraftmn und land innhat. llit nrknnd ete.
maiMtaa. Geben in Ofen nach crists etc. XXHI, am freytag nach aant
Midielatag, iniBer riche des hongriachen etc. in dem XXXYHt dea romi-
■eben in dem J3SSL ond des hehemischen in dem Vierden jaren.
Ad mandatom doniini regia
Johannes episcopna Zagnbienaia.
Heicturegifltiatiirlnich Ii, Fol ü\
«
i
i
ZUR GESCHICHTE l NliAKNS
(1671— n;83).
MIT BESONDEKKH ItrCKSlCHT
AUF
DIE THÄTIÜKEIT UND DIE (JESCIUCKE
JESUITENOKDENS.
D" FRANZ VON KIIUNE.S.
uxivxKMTti» rnoftssnii.
rounpoxbiHiuibta hituuux »tu kM> aku>uiic i>ui wi»!ii:Nm.'tum>.
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Yorwort
Der Vei&MW dieser Studio bietet einen Beitrag bot Qe>
scbiclite jener Krise im ungarischen Staatsleben, die innerhalb
der Jahre 1671 und 1683 li^ und uns den Versuch einer
politischen und kirchlichen Neugestaltung Ungarns seitens der
Wiener Regierung gewahren lUsst, wider weU-he die Bewegungs-
partei, die Kuruzzcn, im Bunde mit Siebenbürgen, Frankreich
(iTid der Pforte, mit wechselndem Erfolge ankämpfen und die
KroMi- allgemacli zur Acnderung ihn s Svstruis, zur Paeification
Ungarns drängen, deren wirksamster Hcbi l bt hliiöslieh die Kr-
fülge der kaiserlichen Waffen vor Wien 1683 und dann aid
dem Boden des Karpathenreiches wurden.
Bis zu diesem entscheidenden Umschwung bewegt sich die
vorliegende Studie, und ihr Schwerpunkt ruht wieder, gleichwie
dies bei der vor Kurzem an gleichem Orte erschienenen Abhand-
lung über die Jahre 1645—1671 der Fall ist, in der grossen
Rührigkeit des Jesuitenordens als Trflger der Rekatholisiriings-
tendenzon. Demgemilss bilden nuc-b die ,Briefe odor Bi-riehto
der üst^rri'icliisc'lK-n Ordensproviu/.' in gewissem Sinne die Grund-
lage, doch wurde der ganze Kreis mussgLbender Quellen beider
Glaubcnslager, Gedrucktes und Handschriftliches, herangezogen,
soweit es dem Verfasser zugllnglicb war.
Die Natur der Aufgabe bedingte zunächrt A) einen vor-
laufenden Abschnitt, der den ,QAng des ungarischen
Staatslebens in den Jahren 1671—1683' mit Rttcksicht auf
die politischen und kirchlichen Zustände darlegen soll. Ihm
sihliesst sich B) ,die katholische Gegenreformation und
der Jesuitenorden* als allgemeine Charakteristik der Ordens-
bestrebungen, ihrer Mittel und Weg« an, wiihrend der au?fiibr-
lichste Theil C), ,die örtlichen Geschicke des Kirt lun-
wesens and des Jesuitenordens' betitelt, den Gang der
inUr. «4 LXXX. D. Hilft*. 2J»**
354
kathobsclioii < Jefrenrcformatioii, den Kückschl/i^]: derselben und
die RoUe des Jesiiitciiordeas in diesen wechselnden Vorgängen
an den wichtigsten Stätten seines Wirkens erörtert.
Der Anhan<r bietet als Auszüge aus den ,Litt. ann. S. J.
prov. Austr.* I. — III. Nachweise über die Mittel und Wege der
Glaubensmission, den Stand der Bekehrunjren 1671- 1 BIS nnd
des Jesuitenordens in Ungarn 1(>74, woran sich IV. ein eharak-
terisiiscber Brief aus Kas(;hau vom Jahre lülb zur Geschichte
des KtmiBsenkrteges schliesst.
1) Der ^ng des nngariselieii SUatsleliens
in deD Jahren 1671—1688.
I.
Die Magnatcnversehwöning hatte ihr gewagtes Spiel ver.
loren. Uneinig, widerspniclisv oll in ihren Zielen und Zwecken,
erlnp: sie im ersten Augenblick des überhasteten LosschlageDS.
Die Schilderhebung Zrinyi's und Frangepani's niisslang, und
der Versuch Franz Räköczy's, im ostungarischen Berglaode die
Fahne des Aufstandes zu entrollen, nahm auch bald ein klfig-
Ücbes Ende.
Die gesetzliche Gewalt enang ohne grosse Opfer den Sieg
über die weitverzweigte Bewegung utid 1« >tieg den Richter-
stuhl, um zu untersuchen und zu strafen. Zrinyi und Frange-
pani bttflSten in Wi . Neustadt, Niidasdy zu Wien unter dem
Schwerte des Henkers ihre Schuld. Den Sohn des Fürsten
Siebenbürgens bewahrte als , Verführten* der Einfluss der loyalen
Mutter, Sopliie Bathory, und die Ftirspraehe dt s Heiden hoch
verpflichteten Jesuitenordens vor einem ähnlichen Loose. ^ £r
* lieniürkuuswcrth ist dio Acusseniug iu der 1675 latciuiäcb und deutscli
in Tyinaii gednickten Apologie des PreMboigor Tribunale« ans der Feder
de« Johannet Laptanasky (s. w. «.)> *ti* ^ der deutaehen Am»
gäbe, 8. 0—10, <>itiro: ,Ams wo» Ursachen aber Zrini uud mittels aeiiicr
ancli Fürst Rnkoczi denen Prädicnnten zu wilfalireii »ivh bereden las^Pii-
L'rl)f'1!(>t klar au.«s dem: dass nls cedaehter Fürst da« vor dison lauflFcn<lo
jührliolie Eiiikoninicii dcuuu rriidii-auteu auQ' ein neues verwiUigot, auch
jhnen an Abatattnug der vor etlieh Jahren hero hindenteLUg verblibenw
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sühnte seine Verirmng mit luterniruiig, .ohne seine Rangstcllung
als Magnat einzubUssen und seines wesentiiohen Besitzstandes
entäussert zu werden.^
Besolduug tauseud DucAten iu Gold paar ausssalilea lassen, einer auss
den Tomeliiiisteii CkMnbten mit heller Stüntn berlBr gebroeben vod
geaprochen: Hftttt hat Fili»t Rskocii 20.004) Stbel «o «ein Seiten ge-
hangen.
Sehet hier der treulosen AuffruUr und Kebeliion aigontliche Wurzel
und grflndlieben Vrsprungl Hauen dann diie Warbeit an be-
kr&fftigen auch noch heutigei Tag« Franz Rakocsi bezeuget
vnd auffrecht bikonnnt. flasi» vnil sein Schwähor fPetor
Zrtuyi) einsig und allein durch güttvergussene Auatifftuug
•o ansi der Pridicanten rnbillicber Anforderung endsprnn*
gen, zur Auffruhr angehetxet vnd nchändlich hinterführt
worden. Diosea Ftlrstens Fraw Mutter pch BAthory'! aber, als
ein sehr kluge verständige Fraw, vermerckte der Sachen Ansagang »ubr
weivliob, aandte alio, ibrM SohnM kdflhtM Naehgaben vnd Bewilligung
etlichemiawBn bintertieiben, ejrlfertig einen naeb den kaiserL Hoff
mit dfinütliif^stor Bitt. Ilir Kaysorl, Majestätt wollten jlnicn kpinn«wogs
gQruhen laman, solche durch Jhrcn königlichen Gewalt und Autoritet au
bekrifftigßu, weilen hllcbft an befiihren w&re, da« nldit etwan aoM Br^
firfinimng diser ■» nnbillicben und niebt im geringsten lebttldmisrigen
Besoldung eine Tfolx-Hinn vnil Anffruhr ondstnndp' . . ,
Mau sieht, wie vun kathoHiichor, und zwar officiiiser Seit» Kilköcay
als Opfer der Verführung von Seiten der lutherani8ch-calTini«cben ,Pri->
dicanten* entacbnldigt wird, der doeb, wie es nns die Jabieabericbte des
JesuitenordonA vor IfiTO besagen, mit dem Protestantismus zu Pat.nk nuf-
zuräunien sirVi hi-flissfn zeigt. Das« Franz Kikdczy nur dem Zwange
der Umstände nachgab, wenn er die proteetantischen Forderungen
befiiadigte, weil er den protestantiseben Adel fUr seine poli-
tischen Zwecke brauchte, zeigt sieh klirlich dargelegt in dem Bu-
richt«^ der '^tfrrwirhiwhen Ordonsprovinj! Tint»>r ijor Rnl>rik ,.\dvr-r?:n' r.nm
Jahr« . . . ,8tephauu« Bocskay, snpromus comes hujus cumiiatus
stipatns praecipnis e Xni baram partinm oomitatibns baeretids omiü-
bus coögit principem Itakoczium reditus omuos annnos, qui mnltorum
milHnm sunt, restituere Praedicantibasi Professoribas et ladimagistris
baereticü« . .
* Qemeittbin wird die Snmme Ton 850.000 Ooldgalden nnd der Yenicbt
taf die Trentschiner Gilter angeführt Uebor diu Vermittlung seiner
Matter nnd st iiu' HoroitwillJfjkclt, mit reichlichem Golde die eigene Ver-
irmog SU stthnen, s. Wagner, Uist. Leupoldi (Aug. Viudelic. 1719, I,
8. SM« a. a. 1670). Was ^e Haltong der raseb eingesebflebterlen Zem-
pliner Qespanseblft betritt» so s. darüber die zeitgenössischen Anfzeicb-
nniigen in dor jriaj»)'ari!«cli ppsrhrlr-lu non Chronik des Babocsay ,Fata
Tarcxaleusia' iu der Sammlung vun Kumy, Mouumeata Huugarica, axaa
Usgyar emtfluaetes irfsok (3 Bde., Pest 1816-1817). L Bd.
356
Die Bestrafung der Hilupter des Wagnisses war nur ein
Vorspiel ssu weitsehiclitigen Untersuchungen des Thatbestandes
und zu gerichtliclieu Verfolt^tinjr^n durch ausserordentliche Tri-
bunale, die seit 1072 in Thiitigkeit treten.
Anderseits hält sich aber aach die siegende Macht filr
ber< < Vitia^t, den Sieg auszunützen tind das nene Einrichtung^?-
werk rnirarns in die Hand zu nehmen. Der entschiedenste
Anwalt dieses folgenschweren Entschlusses war der Hof Kanzler
Hocher. Ans seinem bekannten Gutachten^ athmet die Ueber-
zeugun<r. dass nnr unnachgiebige Strenge den nnbotmässigen
Geist der Magyaren bannen könne. Man müsse ein »deutsches
Regiment' errichten, und dem wohlthätigen Zwange werde sich
der Magyare auch fUgcn lernen. Kaiser Leopold I. selbst hatte
schon während der Krise dem Vorhaben, Ungarn auf einen
anderen Fuss zu setzen,' Ausdruck gegeben, denn im Rathe
der Krone war der damalige Vordeimann, Fürst Lobkowitz,
gleich Hocher der Ansicht, Ungarn habe seine Verfossong und
Sonderstellung verwirkt und müsse den deutschen und böhnu-
schen Erbländem angeglichen werden.
So beginnt ein Aosnahmszustand, das Octroy,* eine Wiener
CSabinetsregierung fUr Ungarn^ und ihr Vertrauensmann und
Yollmachtstrfiger im Karpathenreiche der Stefanskrone, so weit
es noch habsburgisch geblieben war, Kaspar Ampringen, der
Deutschordensmeister, ein Fremdling im Lande, yoU redlichen
Willens, dem es jedoch an allen Vorbedingungen eines ge-
deihlichen Erfolges gebrach, sollte als kaiserlicher Statthalter,
Gubernator, Ungarn in das neue Gkleise drangen und des
schwierigen Amtes, nach oben hin gefügig, nach unten hin
unbeugsam, walten.^
' 8. den Abdruck diesei hockwichtigeii Gntaehtens bei Firnbaber:
ActenstUcke tnr Äufhellung der ungariMhen Geschichte des 17. nud
18. Jahrhunderts, ,Archir Ittr Kunde Iteterr. GeechichtwitteUen*, S. Bi.
(1862), 8. 1—75.
* Vgl. darüber Bidermaun, Ge.schichto der rtsterr. CtesaiiiintsUAteidee,
I. Abth. (Iniubrack 1867), S. 117-119, 123—124» 126—128, U7 . . .
* Vgl. Kirely, A magyar alkotminj felfUgesstte, 1678^ Akad. Mkt»-*
188S (Bndspeat). Sehr beaebtennrerth sind die AnsfttbniiigeD Kat/'*
(S. J.) in seiner Hist. regni Hunjf., III. Abth., S. 127 f.
* Das Dern^t d. r T^i^stallung Am|iriii<,'< irs, datirt von Wien, 27 Frhniar
1673, s. bei Katona, Hist. crit. r. Huug., XXXIV (1804>. S. KCJ-IÜJ!.
Der ufficiollc Titel Ampringon\s nadi einer Denkmünze (Sfhünwisnö'i
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857
n.
Die Neuerungen warfen ihren Schatten schon frühzeitig
voraus. Schon den 24. April 1671 schrieb Teleky, der hoch-
-rr»1if Ti'le Anwärter einer bedeutenden Zukunft, nn seinen
Dienstherrn, den Fürsten Siebenbürgens, Michael A])aty, er
könne urtheilen, wie sehr niun die ungarische Kation unter-
drücken wolle, wie man allerlei Steuern eiutordcrc, als habe
num tt mit fiauBin* m. thtm. I& Mttbren und Böhm«! sei es
Brauch, das« man, wenn es dem Kaiser nnd dem Hofe be-
liebe, eine Steuer nmsalegen, gedroekte Scbreiben ins Land
Mshieke, denen man Felge Idsten mUsse. Ancb in Ungarn
klebe man sclion solche Welanngcn an die Thore. Der Schrei-
ber dieser Zeilen meint, es wäre im Interesse Ungarns, eine
Biitsehaft an die Pforte ausr>ufertif:;-cn nnd sicli besonders an
den (Irossvezier zu w enden, weil ja auch der (protestantische)
Glaube in (iefalir .sei. ^
So finden sich denn in diesem Schreiben gleichsam in
Schlagworten die damalige Krise und ihr Gegengift angedeutet.
Ein WortAihrer des magyarischen SiebenbUxgens nimmt für
die gemassregelten Stamm- nnd GhtobensgaioBsen joiseitB des
KitaigRwaldes Partei nnd weul anf die Pforte bin als wohl-
woDende Haeh^ die sich entscheidend ins Mittel legen könne.
Noch war jedoch die hohe Pforte, bei aller Willfährig-
keit, inc^eheim oder nebenher den Gönner einer magyarischen
Gegenbewep^inej zu spielen, weit davon entfernt, «sich offen den
von ihrer siebenbürgischen Zutluehtatätte aus zum kleinen Kriege
rüstenden Malcontenten anzunehmen, den ihr so bequemen und
Vorth eilhaflen Eisenbui ger 1^'riedeu zu brechen und das ihr damals
mehr denn je verfeindete Pulen Oesterreich in die Arme zu trei-
M«tit ni nnmin. ab orig. ad praesens temptu, Ofen 1808, p. 563) lautet:
.Joannes Casparas, Dei p*"**'-'^ ndministrntor Prussici ordints Teutonici
magnus mallster, domiuus in Freudenthal et Eulenberg, caeoareae maie-
•taHs rtgid Hiugulaa ptenipoteotiariw fobcmator.* Tgl. flb«r die Ad»
ministration Ungarns auch die Bemerkungen bei i^zalay, Magyarorsxig
tÖTtinete, 2. Auag., V. Bd. (1866), 8. 160— IGl, wm] den oben citiHen
Aufiats TOD Kiroljr. Von deutscher ^ite A. Wolf, Lobkowita, S. 335
Vi» 861, UÜMolute Rc^erung in Ungarn*.
' Török magyar-kori okmänyt.ir, herausgegeben v. Sziligyi u.
Szilädi durch die ungar. Aka(l< mio, MI. Bd., 1871, S. 84— 26, Nr. XVI.
Uichael Teleky an Apafy, 24, April, Uusat.
d5b
bcn, wie dies das Schreiben, des moMclitigen Grossvezicrs Ahmed
Köprili vom 1. November 1672 klar andeutet, und auch Apafj,
durch den ersten Älisserfolg Te]ek \ 's Gunsten der , Heimat-
losen' gewitzigt^ Hess sich erst allmUhg liir ein entschiedenes
Zusammengeben mit der ungarischen ogrungspartei gewinnen
und dann erst dabei festhalten^ als ihm r'rankreieh und die
Pforte in ihrer PoUtik einen festeren KUckhait boten. ^
Der Kampf der Aufständischen gegen die kaiserliche
Herrschafl und ihre Fcldhauptleate war bereits seit dem Hoch-
sommer 1672 im Vollen Gange and sachte das ganze ostunga-
riscbe Bergland heim.' In der Saroscher Qespanschaf^ im
Zipser Lande, namentlich jedoch um Kaschaa im Abaajvirer
Comitate, setzte es heftige Scharmtttzel ab, und mancher Ort
fiel in die Hände der Malcontenten; aber das llanifeet der
Häupttinge Kende, Sznhay und Szepessy 23. September d. J.
hatte keine Massenerfaebung des ^freiheitsliebenden' und ^^MXt
bensstarken' Magyarenthums bewirkt,' und die Schlappe vor
Kascbau vom 26. October 1672 zwang das kleine Heer der
buntgemischten Freiheitskämpfer zum Kttckzug. Aber der Be-
stand einer solchen Bewegungspartei, die das, was 1670 — 1671
missltmgen war, wieder aufgr^, war und blieb eine Gefahr,
und das Mittel ihrer Beschwörung, die kaiserliche Soldatesca,
eine Nothwendigkeit^ immerhin aber auch ein Uebel, weil es
1 Zu dem Material, welches Uber die Anflbige des Kuronenluieges vai
Apafy*i rttokhal^e Politik — dem Aufetanda aad der Pforte, anderaneito
Oesterreich gegonüber — bei Katona, XXXIV, anfj^jospeichert, in S«ir
)ny, V, H-rvath, VI, Kereksry .4rt6, IV, Fc:^.sl. r Klein, IV, ver-
.itlii itct i'iliT ruiL'^M'-utot orsdieint, gesolltc sit h in ilon letzten Dticennioi'
reich lieh nouos, so im Török magyar-kori okmauytär (s. oben), in
Tbnly s AdalAcok a TbVMly BIkMkor indelom tOrtineltt»
(I. Bd.| Budapest 1878« die eonfiMMionell-polltiMlie Dichtani^ der Amf-
standspartiu), in den Briefen Tököly'a herauHgegeben von Deak (Ak»J.
Verlag, Btidapest 1887) in der Correspondons der Kuruzson (a Bujdosek
If-voltAra), herausgegeben von demselben, ebenda 1883; insbesondere
aber von Alex, ^zilägyi (im XV. Bde. der Monuni. comitiHÜa rcgui
Transsylvaniae [1669—1674], Budapest 1892), der bejreits iu saniiii
Werke Srd^lyorszag tffrtteete, II. Bd., einen klaren Einblick in die
Secblage bot.
« Vgl. J. l'auler, A biqdoeök Ouadtoi ie72lMa (Siisadok 1869 in A Abtb.
1, 85, 166).
* Daj* Mnnifcsit \un K. VVa^MM-r, Anal. Jäcepusü sacra et profaua l'o
4. Abtli.j, IV, und daraus bei Katuua, a. a. O., "M — dO.
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359
den alten (iroU fge^n die detttochen Miethlinge beim Adei,
Börger tind Bauer mehr denn je wachrief. Auch die Banern-
unruheii in der Arvaer und LIplauer Gespanscbaft^ waren be-
denkliche %niptome.
Und in dieser schwülen Zeit, als pnnz Ungarn in den
XachwchcTi dov Ercis'nis'^p von lf>7() — 1()71 bebte und ziickfc
und einen Ticiun Bürgerkrieg auflodern sah, der Krieg gegen
Frankrcicli drängte, und die Pforte immer deutlicher den Gön-
ner des Aufstandes in Ungarn abgab, erliess der Kaiser <laa
Patent vom 37. Februar 1673 zu Gunsten der neuen Ordnung
der Dinge, und die ^Stattbalterei', mit Auipringen an der Spitze,
nahm in Pressbuig nun alsbald ihre Thtttigkeit auf.
Das griff den Autonomisten Ungarns in beiden Glaubens-
lagem ans Ilerz; es traf auch hart den Ehrgeiz, das Selbst-
h. wuaetsein des Graner Primas Szelepcs^nyi, der sich bisher
als ,Locumtenen8 regia', Stellvertreter des Königs, gefUhlt und
die Leitung der Hochverratlvsprocf sse Ubeniomraen hatte.
Der Primas säumte auch nicht, als 1G72 dio Oubemators-
frage auf der Bildflächc eröcliienen war, in der entschie-
densten Weise für sein Loeumtencntiat einzutreten, eine mo-
raKsch'politisdie Denksebrift einzureichen und Ungarns Lojalitit
gegenüber dem geplanten Staal^treich zu Terfechten.* Was
Einige behaupten mOgen, dem Ueberwinder und Bächer des
Anfstandes stünde es firei, in Ungarn das, was ihm beliebe, au
TerfUgen, sei von der Wahriieit weit entfernt — heisst es darin
~ die Empörung das Venbreclicii nur Weniger gewesen, das
Ungamvolk in der Treue beharrt. Da es sich nicht in Waffen
gp^'en «einen K'iiiij; erhoben. dUrfe man jiicht lie^icLrt, nicht
stratliilhi: nennen. Habe man doch vor anderthalb Jahren nach
der Niederwerfung der Kebellen und ihrer Bestrafung als lioch-
verräther die wiederholte Versicherung unter Königswort em-
pfangen, die Uebrigen würden bei ihrer Terfessungsrnnssigen
Freiheit belassen und nichts Gesetzwidriges verfügt werden.
So traf denn der neue Gubemator, die richtige Yerkör-
P«ning des Ansnahmszustandes, des Octroy, Überall auf sauere
Ifisnen, auf den stillen, aber merklichen Antagonismus des
* Dar AoAtatid unter der FUirang des Ktupar Pik«, den General Spork
Von Trcnl.-chin an<? mit nlloM- Härte bewUtigtO.
' Vgl Katona, a. a. 0., 94—116.
m
p
k
i
360
Hauptes der ungarischen Kirche, auf passiven Widerstand aucli
dort, wo Ampringen auf Untorstützong in seinem dornigen Be-
rufe rechnen durfte. Anderseits aber gewann die l.iTii: * vorhan«
dene Aufstandspartei, gewannen die ,Verbannten*, , Heimatlosen',
^Flüchtigen' als bewaffnete Anwälte der ,bedrohten Liberttt
Ungarns' an Credit; jetzt gelangen die Partcinamen yKnrad'
und ,Labancz' ^ flür die Aufständischen und deren Gegner zur
Geltung, und ein wüster Krieg aufs Messer beginnt, dessen
beiderseitige Greuel zu schildern nicht unsere Aufgabe bilcUt
Und gerade damals mehren sich die bereits 1671 — 1672
eingeleiteten Zwangsmassregeln zur BekathoUsirong de« pro-
testantischen UngamSy' treten zu Tymau und Flressbnrg, am
Sitze des Reichsprimas und der Regierung^ in volle Tfaltigkeit,
jene ausserordentlichen Tribunale oder Gkrichtshöfe, die das
politische Verbrechen der sogenannten MagnatenTerschwitnuig
im Protestantismus aufzuspüren, an Lutheranern und Calvineni
zu rSchen bestimmt waren. Hatte man schon im Mai 1672 mit
der Vorladung der Pressbuiger nach Tymau begonnen, so er
reichten die Criminalmassregeln im Herbste 1672 und im Früli-
ling 1674 ihren Höhepunkt und zogen das Protestantenthnm
des ungarischen Beiglandes^ insbesondere des westlichen, in
Mitleidenscha^ *
* In der Sammlung Thaly'», ». oben I, 31 t., findet sich zum Jalire 1672
ein uemlicb scIiwiiiigvollM Lagarlifld der Kniniien oder ,annen G«-
aellen* (stegteylegteyek). Da hebst es beieptebw«^ In der SehlnaMtcoplM:
Bort kupimba, bort! embert a gitral
Tyi'ikody p.'ijt.i.x, iiiduljunk raja!
Verjiik ältal az labanczot a misviiä^a
Ugy ad isten bekessijget 6d©s bazaiikra —
Sodann folgt S. 39 zu Ende 1672 ein Spottlied der Lnbencser «nf
Paul Ssepeaey, Vicegespan Ten Bon6d u. w.
' Ikrer weiden wir gelegentUch im dritten Hauptabeehuitle gedenken.
• IMe zeitgenössische und aucli die spätere Literatur über die.se Vorginge
ist ziemlich umfnnpTr^u-h. In erste Linif tn^teji Kwei (M'^'t-iisihritt«?»!
Die officiello, katholische RechtfcrtipitTi*; des gi riehtlii heii Eiii.'-clireitens
gegen den Protoatantismus als liauptsehuldigeu au der Ven«chwOrungi
nns der Feder de* PrinintlnlMeretirB Lapsantsky (s. oben An». I)«
der als ynotsrins pabliens indicU delegati Poeoniensis* fttngicte (Tgl. Ho-
rinyi. Memoria Hung. .. ., II, -liU'i, im-sl'Iuoh in lateiniseher ond
deutscher Sprache inTf) in der JesuittMidrnckerei zu Tyrnan. dann
wiodi^rli'dt narliprdruckt, in deutscher Aus^abo 1683, in lateiuiäK'tier
noch 1(21. Dur latoiuücbe Titel lautet: »Extractua brevis et veru's
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861
Bot Bchon die Ztmtimienseteiii:^ des Gtericbtstribtiiiiils,
des judiciuni delcgatum, allen Orund zur Uebenengung im
prot^tantischen Lager beider Bekenntnisse, dass es auf eine
Vernichtung des Protestantisinus abgesehen sei, so erweckt
auch der Verlauf des ganzen Geriohtshandels, die Anklage des
Kroutiscus auf Gotteslftsterung, Keligionsstörung und TIkü-
nahme an der Mngnatciivei-öchwürung, die Erzwingung der
Laterschrift eines das Schuld bekcnntniss formulirenden Rever-
seSy andersMts die Einkerkerung der dies verweigernden Mehr-
saU und gar die Deportimng von 39 R^ormirten nnd 32
Lmberanern (15. Msra und 1. Juli 1676) nach Neapel aar
Gaieermstrafe den gerechtesten Zweifel an der Unbefangenheit
des Gerichtshofes und das gemeinmenschliche MitgeAkhl. * Die
quo candide deinuiistratur Acathrilicunim Praedicnntiuin e regno lltiii-
guriae pruscriptiu et degradatio £acta 08M renpectu KebeUitfois, uun
»ntem Reli^ponU, «owieiBqtte Frasdioaiitw non in gener» ««d in «pecie
eonvietoa, jndiealoe M Icgitiae eoiid«na«to« dedtestns Begio
delegato judicio Powoniensi* . ., ü7 SS , 12" (in flrr mir vorlippon-
den Tymauer Ausgabe von 1721); der deutecho Titel: .Kurtzer vnd
warbaffter Bericbta-Auaazug, wotuit vavarboleu vud Sonnenklar erwu«n
wird* . . 60 88^ kl. 4* (ha. der mir vediegenden Tjnaner «raten Atu-
Urabe vom Mürz IfjT.'V Gi>£jen Lapsanszky^s Schrift erschien zunächst:
,Hiin(r'i rinche Frädicanten- Unschuld wider die dreissi^fach un-
wahre Üe»chuldigang, damit allem Ansehen nach ein Jesuit unter dem
Namen Jobann Lapeanski des delagirfeen kSn. Ctariehte in Hnngam
Seoretarii in einem Gerichte-Auszug ganz unb^ründet, falsch und ver-
ISumderisch filrjriht, clatfs die im K. Hungam nnkatbolischpii PrHdicanton
nicht in Ansehung der Keligiou sondern der Rebellion wegen abgo-
tdmllet nnd des KBnigreldiee Terwieeen worden.* Gedmdtt Im Jakre
Christi 1G75, 4**, und unter dem Pseudonym Job Krzestyansky aus
Frey borg: ,Kurtze Nachricht pntfreponfjo.-tftzt dem I,<i;'<'iih;ifft(Mi 15*»-
richt oder wie er genannt %vird dem kunseu und wuruailU-ii Goriehtj<-
Anasqg eines wohl|peaogenen Pnlli Jendtioi Nunene Joliann Iitbaansky'
o. 8. w. . , . ,zn gebührender l^nschnldsvertheidignng' . . . (gedruckt 1683
III Verbindung ?nit doiii Wit^flprabdrucke des L.Hpsan»Kli.v'^( li< ii Tcxtnto«;
eineu fnilieren Jiruck kenne ich nicht). Dieser sogenannte Krzustyansky
verBffendielite im Jakre 1888 eine Sokrift gegen Btoony'» .Veritae tot!
nrande dedarata' oder «Entlarvte Wahrheit', und zwar unter dem Titel:
,Au«finirlichc Aiifwort auf Aic entlarvte Wahrheit' . . . ^V' \v< it. r tiiitcn.
' Die wichtigsten iui Auslände vielverbroitoten Behritttm sind die von
H. Qeoig Linyi (LealnB), Beetor der fickule ni Karpfen: ^wratio
captivitatis et liberationis' . . ., doutscho Avqjabe 1878 (1877 neu aufge-
legt): . . . .Kiir/.o iirnl wahrhaffte Ereehluug von der «rrnnsamf^n uml f.ist
uuerbürten papistischen Gefäuguuss wie auch von der wundcrbahreu
AiCUv. L»X. JM. O. BUft«. 24
362
gesamiutc öflcntliche Meinung des protestantischen Auslandes
brach Uber diese Massregeln den Stab und verbalf den Konu-
sen zu einem besseren Credit. Der Aufstand erschien am so
b^reiflicher, ja gereclitfcrügter, je dunkler sich die Schatten
Uber dem kaiBerliclicn Kcgiment in Ungarn zusammenzogen.
IS» war mehr als bedenklich, dass die Krone sich ge-
wiasermasBen in den Dienst einer Partei stellte und den Hass,
welchen das Verfahren dieser Parlil erweckte, wider sich
kehrte. Denn dass die katholische Hierarchie Ungarns und
hinter ihr der Jesuitenorden auf diesem Wege das grosse Ziel
erreichen, das Testament Päzmän's verwirklichen nnd den
Protestantismus aus allen gedeckten StelliuigeD, die ihm nocb
seit dem Linzer Frieden verblieben waren, drangen wollten,
erschien dem F^testantismus als ausgemacht. Das im Jshre
1671 erschienene Büchlein des Probstbischofe Georg Birsony,
die yVeritas toti mundo dedarata', führte eine sa dealliche
Erlüesuug' u. s. w., wrvrin »t soim? cifjonon Erlebnisse schildert, und «iie
des Schulrectors von Kiinabrezü in der Gömörer GespanscbÄfl, vormaU
Pwton in Nmuohl, Johannes Simonides, der mit anderen GeimMn
den Weg aiif die Qaleeran Neapel» einschlagen miuute» unter dem Titel
yOaleria omninin »anctorum catenis chrittiaiiAe rirtnÜB nbi deTioetoniii
nominibuB et »ymbolis in procelloso mundi pelago secure et cum bo-
nore cironmveliniidis* . . . (neu heranf{rp{rebpn von Fab6 in den Mo-
num. evangpelic. ang. Contess. in Hungaria historica, III, 1865, S. 3oI
bis 386), verdeatscht in dem von Qrellmann herausgegebenen Ibr
gaiin Mr Oeschicbte, Statistik und Staatmeht der Qslerr. IIonBi<die, I
(OOttingen 180«), 8. IM— 814. — FQr die Oesehichte der gerichtliehci
Vorfolgnng des Protestantismus als Mitschuldigen der Verschwörung irt
einer rlor {r<*nft«rsten Berichte aus der zeitponüssischoii Feder des exilirfi'r
deutschen l'astors von K.nq>fpn, Johanne» Buriu», unter dem Titel ,.Iesu ik-
nedicente l&bori pio Micae historico-chronologicae evaugelico-panuoaicM
ZKUrPA^IKfiS oolleetae et adtunbratae opella vigilaci dintina JoannisBniü
LanreaUPoStae tone pastorisOennaaiCarpoaensis, nunc Jeen Chiistiexolif
dnodecennis anno vero Oiifiati MDCLXXXV et insequentibus in ordinMü
redigi coeptae' ex antographo Posoniensi edidit Paulus Licbner (Press-
Itur^r 1Hf54). Den Hauptiboil mnrht dip (Joschichte des ,.liidirintr. P'^
äoiiieuse auno 1678' und der weitereu Mu^inregeln bis 1677 ^u»it will
reichen Persoualnotizeu) aus (S. 1 — HO); dann folgt ein Catalogus
exttlttm ex Hungaria vom Herbste 1678 (8. tlO— 148); ein Cata-
logus exulum Hungaricorum vom Jahre 1674(8.142—170; ein Ca-
talogus exulum Hungarine, qni in TnuissIWania perfuginm qn<^rcre
con' ti oniiit (S. 170 — 179); .'iiulfr** und solrbe Vprrp?cbTii?'«e mit
Additanionta .lohanni^ Hurii auctoris ortsgeschichtlicher ood bio-
graphischer Natur (S. 109—220).
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363
Spraebe. ' Lutheraner und Calvincr sahen in dem Herein-
lerren ihres Gkubens in die Magnatcnversehwörung, im Ans-
beaton and BreitscUagen der unseligen zwei Briefe Witnyedy's
aa Ambros Eecaer und Niclaa Bethlen von 1CI>8 und 1069^
and eines Schreibens aus der Eansslei des Ofncr Veziorpaschas^
aar ein mdauteres Mittel zu jenem Endzwecke. Dcnn^ wenn
man auch die Echtheit dieser Correspondenzcn nieht anfechten
mag/ eines vor Allem darf nicht ttberschen werden : die Leidcn-
* Wir WOTin diMM wiebtig«n Bttchteiiis a» anderer Stolle (Ior Naliereti
gvdankttt
* Di«ee vmti Briefe finden sich bei LA))!4anszk y in der latcinisi la ii mul
deutschen Ausgabe abgedruckt (di>rt S. 7 — 11, hh r . Ucido sollen
in ChLffrf'nj'chrift abtrefasst jji^pwo';. ti ^t iii . . . .<iiianiin « itVas in aliiiui-t
philoris fxplanatas Döus mirabili iii<Mii> |iatt ri' voluit per iuti-
muiu 4UtimdHm Com itiii Nad.is t ü fa in ili ar e m' vom Hofgesinde
des hiogerichteleii Magiiateii Franst Näda!«dr. zu dessen Minirtcrialon
bekanntUeh «aoh di6 Faniili« Witnycdy xäbUe) ; von dem Briefe Wit-
ajMy's an BaUilmi beiait «• bei Lapsanszky ; ,)ier cifras scriptarmn
. f'X Unc-nrico in Latinum versnrnm ar uti ex »»»ntextii
apparet meuso Maio anno lt>r.',t Kporicsini dataruin' ...
finden «icb auch bei Burius, MKao ^S. 17 16). in der Au^galte
Liebner's» bei Kraeatjanakj u. a. O. abi^eilnivkt.
' Den Brief an den Ofner Veraerpascha citirt, aber nnr inlialtUch ohne
nihere Angaben, Wagner in der Ili.Ht. Leop., I, 33ß— 3;i7 iiikI 1H ilni
'-.irnrnt den Untemcliriften tuad Si<'^'« hi ih'V i.ri<t(.'.«.tantis< l:t'ii < Jt-i^tlit licn)
ileiu ('otnin.indaiitcu von Komnrn, Fr> lln rrn v. 1 ( <> t'k i n- In' n , iiln'r-tndfn,
W'Mliirch ili>.': Hegienuig zur KeHnJni.«^.-* »ler Sa»lic j^Lk«Mnnieii hi'i. Uci
LHpsHuüxky find<jt er sich specioU gar nicht i-rwübut« In der Anklage
dei FiiGab, welch« rfeh. da (lateintaclio An^be S. 14— 15« dent«ctio
Angabe 6. 16 — 80) veneiiehnet findet» hoiMt «» nur: J-'rcquento)« cor-
respondentiae cnm Tu rei s . , . Tiircaa in {«ub.sidiuui dati pecunia
sollicitaverint, Turcis et lioliollibus sai onlntes ventlideiinC . .
* Man begreift, dn«s Mch die Apolofrie des K r z»'st_v an sk y (drutx jie An-
gabe S. lö f.) besonder» gegen die abMulute IJe^i i.skralt lU r eliitVrii ten
Britfe Witny^j'a stemmt und nicht obn«» Geschick (S. 23) darlegt,
«elcbee Hanptgebreehen tfnem solchen RowciMverfahron anhafte. .Nnn
*nll ich ... geftagt haben: Ob man einen citirt mid vui- dem (iei ic bt
•chon stehendra Beklagten, und zwar in einer liv\ ieiiti^'eti Saeh
Criminis la»»!«ap majestatij*. darnt» I^t ih und Lebi n, Klir nnd Kedlii likeit.
ja alle zettliehe Wohlfart hanget: Oli man, «ig ieh, aul Anlialteu de.^
Actoris und Qegenpart, welche «loch ui^hts ander:« xiiui Kcweis», als
«twa einen mit Chankieran, nnd zwar nicht an den B<^klagtcn, sondern
einen andern geiehriebeaen Brief dem Gericht vorlegen kann; selbigen
ia» Jadicea Hlr schuldig erkennet»« daran» couviitciren und verdammen
kteae von Bechte wegenT* n. s. w.
24*
364
schaftlichkeit und masslose Projectenmacherei, der Sangiimismus
des Heisssporns Witnycdy, * der von den grössten £rfo%en
träumte^ Uber die reichlichsten Mittel zu einer Revolution ver^
fügen zu können glaubte und in der pentfnlichen Bcfreundimg
mit protestantischen Geistlichen des ungarischen Oberlandes,
in der confessionellen Interessengemeiuschafit schon die Bereit-
willigkeit zum fertigen Aufstände, zur bewaffneten Massen-
erhebnng ▼erbttrgt sah.
Es war unter allen Unisiiiiiden misslich, dass die ver-
traulichen Briefe Witny^y'», die doch den Zweck hatten, mit
seinen Hüfemittehi zu prunken, zu Terbut lH Ti, was er Alles
zurVerfbgnng habe, um den ,papistischen Hunden'^ die Wege
zu weisen, den auf Umwegen ' in mysteriöser Weise erbeuteten
1 War «• doch WiteyMj, der %ta Zeit der ricli voTbereitMidOB Ifagnatm-
verschwöning den tollen PUtn entwarf, den Kaiser auf setner damali^n
Hochzeitsreise gefanpf*n zn nehmen, wns flcn Palntin Wee5ol6nyi rlprart
in Harnisch gebracht hubeu »oll, da^H er den (Querkopf kalt gtjiuacbt
wünschte. Die ganze von Fabö herausgegebene Correspoudenz Wit-
ny6dy*t athmet eine aolcbe aidi und die Mittel flbenebttieiMle Leid«»*
■ehaftlidkkeit
* ,Nos omnes pro Deo, ecciesia et Uberlate pvgnaturi et moritnri: Et
papistas ranes d oc nli i nui s,' . , . beisst es in dem Schreiben WU»
nyt^dyN an Ht'thl*>n i L .1 ]< -^ans^ky, lateinische Ausgabe 8. II).
' Bei LapHauszky, a.a.O., S. 6, beLut es darilber: ,De mortuo Witt-
nyedio ephebns quidam praeclpai Rebeltinak Hangarioriim
Donini, 6k TnuunylTaiiia In patriam lednz» idemqne Predieaati« fiUu
et ideo conseiui qnaeoam tractaTerit cum PrejUsantibne acstiiolid»
Wittnyedius: sciens praeterea idem Epbebus secretlores Wjtt-
nyedi.nnas literas osse penes nnum Dominum: !»popondit cor«ro
inflyli pnhprnii oxcellenti^siniis et illustrissiniLs coiiisiliarm, »e redi-
turum in Trausy Ivauiiuu et originales Wittnyedi literas secretti
allatnram (es muMte der Brief an Andveae Keeser» einen dem Eaatt
TskOlyi nabeetebenden Adeligen Obemnganw, ancb nadi Siebeobtlifw
gerathea lein. In den Briefen Emerich Toknlyi's kommt Ambroa Kecier
nur einmal lfi70, 25. Dccomhor, .il.>< ,ss?eg^ny ap&m*, iii '^'t Corre-
spoiulenx der unf^^uriscbe« Kuruasieen, ,bujdos<5k*. gar nicht vor, hänfig
dagegen Meinhard Keczer) iuductus ad hoc mille Imperi»-
linm promitsione; datiaqne moz illi ceninm imperialibui»
profeetne e«t itatim ei binamm, prent bie aequnntnr, copialanuD liti*-
rarum originales juxta promissam exhiboit' . . . YgL die Uttoren Aus-
fälle Uber diesen Anonymus bei Krzestyansky (deutsche Aiiü;:'' '
S. . , . , Erstlich kann niemand wiesen, wer df r hekanridtc» und nnjron.'in"''
Diouür uud wer min Herr geweseu, hay deiu or gedient, dessen Naiufo
man wol eines Mit Kebellon uud CompUcis hätte aufzeichnen köiuitB,
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365
Niehlus eines todten ManneB ausmachten, den keine Gewalt der
£Me TW die Gerichtsschranken zerren und seinen angeblichen
VenehwQmngsgenoasen Aug' in Aug' gegenüberstellen konnte.
Die Anklagepunkte stehen überhaupt mit dem Heweis-
Dsteriale und mit der Verantwortung der Angeklagten in
kauern richtigen Verhältnisse, nnd wenn man die Hast crwUgt,
in welcher man sie sa den ^Reversen' über ihre Schuld drilngte, ^
so wh^ der Eündmck noch ungUnsti<?er. Jedenfalls dürfte
nicht der gesammte Protestantismus als Mitschuldiger an den
Plänen einer Minderheit von nichtkatholischen Magnaten, Edel-
and Bürgersleuten gelten. Dass sich die Masscnvcrhürc und
so etwas daran gewesen wäre, Itom, wie der innerste Freund Nadasdy,
der die verborgene Ziffern an Tage gegeben, seinen 1(« rni zwar wie
JikIa.i verrathen, aber sich gleichwol mit Petm bek«'lirt, wio or, sa^ icli,
mit seinem Namen geheissen? DesHcn allen man koinun .Scheu
bitte tragen sollen; doch steht es frey, der Sachen genaaer nachzu«
•iimeB. Entlieh stehet im Gerichtaftuszng (Latwaiwzky's), dass gedachter
BeditBar ans Siebeikbtirf«n in lein Vatterland zurttck gereiset: wohin
aber und in welch Vatterland? Niemand weiss es. Ilom ist er eines
Prädicanten Sohn g^ewesen, vrM macht er aber zu Wien oder zu Press-
bnr<: bey den päbstischen Pfaffen?* . . .
' Bei Läuyi (deutsche Ausgabe C) heisst ea: ,Em wurde auch vtm denen
dürlBD nichts andera begehrt, als bloss die öubscription oder Unter-
sdifdtrang der Berenalen, und wenn das geschehen, so wäre die Sache
■eben richtig*; dann folgen die Fürinularii ii di>s Kgvlmso.> •Irn r, a) so
•as dem Lande zogtin, und b) so im Lande Lr«-ldi«'biMi. V;.'!. clt-ii im-
pleich genauer und ruhiger schreibenden Hurius ir. scint-n .Micae' übt^r
die Holle des Convertiten Grafen llleshnzy, als Mittels|)erson des
Judicium delegatum*, 8. 30 ff.; insbesondere die Stelle S. 33. Simonides
boBerkt darüber in e^ner ,Oalleria Sanctoram* 8. 36i (Ausgabe Fah6) :
(Variae erant rereivalinm formulae saepiusque mutatae, ro tarnen et
materia eadem aemper manente, nempe fassione rebellionis et vcl inini-
rterii abdicatione, vel spontanea o ro{riii> mitTrationo . . . Iiis n-versalibus
cnin in judicio anni 1673 onines sultx ripsfriiit, in hoc iiukhuu ultimo
jadiciü (1674) ante, in et yostj variis niudis, miuis et |>romis.sis ad sub-
Mriptionem eitati compellebantor.* — Lapsanszky (S. 25—26, 33—38)
kann mis in seiner gewandenen Barstellnng nicht glauben machen, dass
Alle^ ^6 solche Reverse nnterscbrieben, sich für überwiesene und be-
pnadigte Uebelthater hielten. Und ebensowfnifr vormair uns Wagner
(ni<t Leopoldi, I, 337— H38) davon m übcrzciigcn. ( EjiiMinxli scripto
daceuti triginta et sex ministelli [= rrndicantcn], nouiina .sua inseruere,
vti in Posoniensi Chartophylacio hodiuduin exstant.) Das manche Ueber-
tnibangen im Sohlldeni der Kerkerleiden z. B. (vgl. Lapsanszki,
a. s. 0^ 4S— 67), nnterlanfen mochten, mag richtig sein, insbesondere,
was die Karkermeitterrolle des Jeeniten Kell ins betrifft.
366
Verurthcilimgeii vor Allem auf protestantische Priester imd
Lehrer^ bezogen, steUte den ganzen Handel in ein um so ge-
hässigeres Liebt und schien zu beweisen, wohin eigentlich der
Sehlag zielte.
Kaiser Leopold I. war bei aller Stärke seiner katholischen
Ueberzeugongen eine rechtlich denkende Natur. Dm erittihe
in der Feme der Glaube an die Unbefangenheit jener Minner,
in deren Hftnden die Gerichtsverhandlungen lagen, und er
hatte keine Ahnung von der Grösse des Hasses, d^ sidi im
protestantischen Lager ansammelte und den Deutschhttiger,
den natürlichen Schutasbefohlenen und Interessenverbündeten
der Krone, kopfscheu und unzufrieden erscheinen fiess.
m.
Tiefer blickten manche Zeitgenossen, und das Wort dürfen
da mit Fug und Becht die Vertreter der Signoria Venedigs
beanspruchen, welche in der Regel ein scharfes Auge nament-
lich ftlr die Zustünde im Nachbarstaate Oesterreich bekundeten
und als gute Katholiken gewiss keiner wannen VoreingenommeD*
heit für den Protestantismus gesuehen werden können.
So schreibt der Cavaliere Maria Zorzi in seiner Finsl-
relation Uber das Jahr 1670:
,In Ungarn erfolgten die wohlbekannten Neuerungen. Du
Land besitzt gemeinsam mit Croatien das Vorrecht der Königs
wähl. Vielleieht wird man geltend machen, es habe diese FM-
rogative verwirkt und man könne Ungarn als mit den Waffen
erobert behandeln. Bis zur Stunde schritt man noch nicht ss
einer solchen Kundmachung. Immerhin bewegen sich die Vor
gänge bis zum halben Wege, die Absicht zu erreichen. Die Un-
garn werden ihrer Vorrechte entäussert, mit Auflagen bedrückt
Man führt Söldner ein, erbaut Festungen, klare Anzeichen,
dass man sich das Herz und den geheimen Plan erleielitem
wolle. Die Ung^arn, jeder Unterstützung entiiiisst it und der
Heraubung elendiglich überlassen, beweinen ilir Missgeschick,
indem sie den inneren (Jroll verhehlen. Es ist wahrscheinlicb.
dass beim ersten Anlasse die Flammen der Entrüstung und
Kaehe auliodern werden. Wcim die Türken den AutYorderungen
' Die genauesten Daten bei Buriua, a.a.O.
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367
der Rebellen ihr ^ Mir leihen, so ist eine allgemeiuc Bewegung
auch unter den Uehorsamen zu befürchten, da sie dui'ch die
Strenge der Massregeln erbittert sind, überdrUssig, ihre Frei-
heit unterdrückt, \hrv ältesten Rechtsordnungen verwirrt und
ftr das Verbredien Weniger die Strafe allgemein verhängt zu
sehen/ ^
Der venetianische Botschafter rOhmt allerdings die mit
geringem Anlande von Mitteln gewonnenen Krfolge Leopolds^
nachdem es ihm geluii^^en sei, die ,treuloseste KebelHon' nieder-
zuwerfen; er bcgliickwiiiiseht den Herrscher, der seine Auto-
rität ,ohne B]utver«2:iessen* aufrecht erhalten konnte. — Indem
er insbesondere auch Croatiens gedenkt, frohlockt er über die
glückliche Bannung der durch den Aufstand dem Christenglauben
damals drohenden G^efahren und bricht über die Rebellen den
Stab. Aber er kommt auch auf die Gefährdungen der Sach-
lage durch die zweifelhafte Haltung des Siebenbürgerfürsten,
des Schützlings der Pforte, und auf Frankreich, ,den Dom^,
das ,Damoklesschwert', den für das Haas Oesterreich nnselicren
, Kometen', zu sprechen. Die Freundschaft Polens, lutbc luaii
durch «lif Vermählung der Schwester des Kaisers mit dem
Polenküuige gesichert.
Als der Botschafter Cavaliere Zuanne Morosini seinen
Schlussbericht 26* Juli 1674^ erstattete, stand es in Ungarn
längst so, wie es Zond befürchtet hatte. — Bedeutsam zunächst
ist das, was der venetianische Kobile Uber das Wesen Leo-
p(dd»L aufzeichnet.
Der Kaiser sei klug, fHhig, das Wesentliche aller Begeb-
nisse, die eigenen und die fremden Interessen zu unterscheiden,
die Absichten und geheimsten Angelegenlieiten seiner Minister
herauszufinden, und er wilrde auch ruseli zu Entschlüssen <;e-
Wgen, wenn er mehr Selbstvertrauen besässe, sich von einer
gewissen ihm angeborenen Unsicherheit frei machen könnte
und nicht aUzuschr bedacht wäre, sich der Stimmenmehrheit
im Rathe der Krone anzuschliessen. Seit den Anflingen seiner
H^rung hätten seine Beichtväter aus dem Jesuitenorden ihm
^ Fiedler, Die BeUtionen der BotMshafker Venedigs ttber Dentachland
und Oesterr^ch im 17. Jahrhundertt IL Bd. (Fontes rer. Austr., 2. Abth.,
XXVII. Bd.), 1867, S. 119 ff. (datirt Tom 19. JSnner 167), insbesondere
8. 123—125.
* A. a. O., B. 143 ff., insbesondere 8. 144 und 153.
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!
368
diese allzu kluge Zurückhaltung ciugeflösst, unter dem Ver-
wände, in solcher Weise sein Gewissen bicher zu stellen, aWr
vielleicht ^mit geheimeren und weltlicheren Absichten^, wie diei
mehrmal die Erfahrung gelehrt habe.
Die Saclila>re in Ungarn kemiEeiclmet der Schlaaibencbt
mit folgenden Worten:
,Ungam^ von seinen alten liebeln aufgeregt, gegenwfirlig
seiner Priyilegien entkleidet, in seiner Regierungsform sur ezem-
plarischeu Strafe umgeBtaltet, wird vom Hofe nacb der Be-
bellion als Krbreich ungesehen und ist in SL-iiliuimcivr La^e in
Folge der äusserst gewaltsanu n Mittel, die man zu seiner Hei-
lung in Anwendung brachte. Man kann nicht genug wieder-
boleUi wie gross die Erbitterung der Völker anlässlich der in
Anwendung gekommenen Strafen und vor Allem der Groll
der Protestanten zufolge des bethätigten Entschinsses sei,
ihnen die Kirchen zu entsiehen und einen anderen GUaben
aufzudrängen/
Dennoch sollte der Wiener Hof, wie fest auch sein Glaube
an die Stärke seiner Stellung in Ungarn war, allmälig tm
leidigen Erkcinitniüs kommen, dass die inneren Gefahren uiii;
den äusseren wüchsen, und dass ang« sielits der5.eil>en und der
lähmenden Gewalt des passiven Widerstandes der ungarischen
Verfassungsfreunde — des Kernes der Nalion — gegen das
Octroi letzteres bald den Boden unter den Füssen verlöre imd
die einzige Bürgschaft eines dauernden Erfolges vermissen liesse,
das Gefühl kraftvoller Sicherheit in der VoUendung und Wah-
rung dessen, was man begonnen.
Den Ausgangspunkt der äusseren Krise bildet das Ab-
leben des Potenkönigü ^Michael Wisnowiccki und (20. ]Mai 1674)
die Wahl eines neuen Herrschers in der Person Johann So-
l)ie.ski's. Nnn konnte mit besserem Erfolge zu Gunsten der
Kuruzzensache in Polen und Siebenbürgen gearbeitet werden.
Marquis Bethune, der Schwager des neuen Polenkönigs, wird
als Vertreter Frankreichs in Warschau die treibende Kraft der
beiderseitigen Action, die in Siebenbürgen den rührigsten An-
walt an Michael Telekj besitzt So kommt es schon 1676 snr
Einftldelung der späteren Fogarascher Liga zwischen den Kn*
ruzzen, Siebenbürgen und Frankreich, das von Polen herüber
die Anfständischen nntcrbliit/.t, und. wenngleich (irossvezier
Köprili noch immer einem Bruclic mit Oesterreich ausweicht,
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369
denooch m geriuschlosen FreundBcluifbdieDateo der Horte
in der gleichen Riehtung. ^
IV.
Diese Yerwicklmigeii und die unerquickliche Sachlage in
Ungarn hatten schon anfanga 1675 den Wiener Hof zum Ein-
lenken beetinimt Spricht schon dafiir die Thatsache, dass man
den Besatzungen der Ch^nsfesten des kaiserlichen Ungarns,
wie Vessprim, Fäpa, TShAnj, VasonkGi L^va, Ftllek, prote-
stantische Glaabena&bung einräumte, daaa von Kaachau aus,
woaelbet Spankau ala kaiserlicher Obercommandant des nOrd*
liehen Reichatheilea aeinen Sita hatte, Verordnungen ausgingen,
welche einerseits den Knrusaen bedingte Amnestie, anderseits
den Evangelischen in jeder Gespanschaft einen Frediger auer-
kannten^ so erscheint als massgebend vor Allem die Berufung
TOD Bischöfen und Magnaten als Delegirter nach Presaburg
and Wien zur Berathung über die Sachlatre. *
Was da die Vertreter Ungarn .s als Heilmittel vertraten:
die volle HtTstelluii^^ der uiif^arisolirn Verfassunf?, die Einbe-
rufung eines Reichstairi-s, die Wahl eines Palutins. die Ver-
legung'- der freiiidiȟrtiireii Soldtruppon aus dem hauJr. die
aQSschliehsliche Besetzung der öffeiilli». lien Aemtcr, war aller-
dings so viel, dasü die lüithe der Krone zur cutseliiedenen
Kinsprache herausgefordert wurden und nicht gewillt wann,
das so entschlossen in Angriff genumnienc Einrichtnn<;swei k mit
einem Male fallen zu lassen.^ Immerhin Hess jedoch die Krouc
* lBtereA«ant Ober die ;iusserUcho H/iltiuv (1«t TtVirti' ist «las Schroibon
des kaiserlicbeu Fuidhauptmauiu bpuukau an den i«iebeiibiirgi»clioii
Magnaten HUmy Binffj ans Ksadiaii (18. Februar 1674). Die Pforte
«olle hintertreiben, daaa der kaiserliche Hof Polen« Verbündeter, Gorre-
fpondeut und Helfer werde . . . ^Qnoiid rebellee — conipromi.s.sionee fiacit,
qaod illos vel ex ditiouibuH suis pelloro, toI vero tnicidare omnino
rnrabtt, Jtaec sjvnndet f»t Yovct, pront magnificus dnmimis px inchiso certo
htUrariiin extractu p<;rcipere uberiua potorit ^TOrOk-magyarkori
okmauytar, 8.202—203).
* Vgl. Feaeler-Kleln, IV, 369.
' & die bemerkenewertiie Stelle in Wmgner, Hiet Leopoldi, I, 548. «Erat
boc consilium ejus persimile qni naufragü evitandi apem nuliam diceret»
Bin flncübna gnbemacala pennitterontor* . . .
m
ihre Geuci«rtheit zum Lrlasse einer Amnestie uud für Zuge-
ständnisse kundgeben, üeberdics bemühte man sich, bei dea
Unterhandlungen mit dem Fürsten von Siebenbürgen die con-
fessionelle Tendenz der bewussten Strafmassregeln in den JahrcD
1672 — 1674 entschied«'!! in Abrede zu stellen, wie dies das
Schreiben des kaiserlichen Vertrauensmannes, Stetan Orbäo,
an den Vr rti t ter Michael Apafy's, den Obergespan von Doboka,
Ladislaus Csäky darlegt.^ Jedem stünde es frei, seinen eigenen
Glauben zu bekennen, Niemand werde zum Glaubenswecksel
gezwungen oder verliere, wenn er sich nicht dazu bequeme,
die Gnade des Herrschers. Kur jene Kirchen habe man den
Katholischen zurückgegeben, auf welche sie berechtigter Weise
Ansprucb machen konnten. Kirchen, die von Protestanten e^
baut wurden, seien aus triftigsten Anlässen und Recht^grUndeD
in Besitz genommen worden, und auch dabei habe die k. k. Ma-
jestät ihre Milde nicht vermissen lassen. In Bezug der Aus-
übung des Glaubens könne man sowohl dies- als jenseits der
Theiss Oertlichkeiten oder Confinien anführen, ailwo die ,eni'
zelnen Prttdicanten' ihren Unterhalt f^den und ihres kirch-
lichen Amtes walten könnten. Was die in Haft gesetzten oder
vertriebenen Prildicanten beträfe, so habe man sie nidit am
confessionellen Beweggründen, sondern als Rebellen und Mir
jestKtsverbrecber vor den ktfniglicben Fiscus belangt, auf ge-
wohntem Rechtswege ttberwiesen und als dieser Verbrechea
schuldig verurtiheüt. Man könne daher ihre Wiedereinsetsnng
und Rttckkehr rechtmässig nicht fordern. Alle weiteren svi*
sehen der ungarischen Krone und Siebenbürgen scbwebendai
Angelegenheiten werde die dazu in Kaschau bestellte Gonmus-
sion austragen.
Wilhrend der Bürgerkrieg, die wilde Fehde zwisches
Kuruzzen und Labanczen, in Ostungam hin- und herwogt, and
der Nachfolger Spaukau's im Kaschauer Obercommando, Onf
StrasBoldo, mit einem neuen Aufrufe vom 20. Februar 1676,*
* S. den lateiniaeh geaehrielMnen Biief in d«m von Deik herau«gegebeiiMi
^i^doadk lev^tua* (Budapest 1883), 8. 243— dalirk vom 27. Kova»
her 1676.
• Katona, XXXIV, S. 242 f. Vgl. die Fragm. hist. Hung. (2. Abth. mm
Jahre 167G, S. 535 f.) flir tli«- .I^hro 1607 ICSI zu Kaschan von citT:>m
Jesuiten, Cornelius (Koruelj), auouyui hurausgegebeii, oiiu-in ZtMt^üm'Siien
seiner OrdeuabrUder, des magyariAci) suhreibeuden Chronisten 8[iangäri
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371
worin Amnestie in Aussiclit gestellt wird, die Rebellion be-
schwören soll, hatten wieder Versuche stattgefunden, du- hcliwe-
bende politische Frage einer Lösunf^ cntgegenzutühren. Sie
knüpften sich an die Verhandlungen B&rköczy 's mit den Käthen
der Kione sa Wien.^ Allerdinga erlangte er nicht die begehrten
ZogeetandnisBe, doch aber die Ermllcbtigung zu weiteren Ne-
gotiationen mit der Bewegungspartei
Eine günstigere Wendung schien die Annahme der Amne-
stie seitens des KuiHizzentiüircrs Kendo und seiner Waflfen-
genossen in Aussicht zu stellen,* aber der Kern der Aufstan
dischcn war und blich von einem solchen Schritte weit entfi rnt.
Gegen den Vertrag i^^ifler Leopolds I. mit Sobieski vom
24. April 1677 ^ spielte die nngarische Bewegungspartei den
Eittflofls der Polenktfnigin aus und behauptete die Erlaubniss,
Trappen in Polen za werben. Die firanaOeische Botschaft nach
SiebenbQrgen und Apafy's Gegengesandtschaft ftlhrten 27. Mai
1677 zu neuen Vereinbarungen zwischen Franlseich und Apafi,
denen zufolge der Ftlrst Siebenbürgens als Oberfeldherr der
Föderation, Tclckv als Stellvertreter mit einem Beirathe von
zwölf* Vertrauensmänueni der Kuruzzen den Kampf aufnehmen
sollten. Ohne Genehmigun«^^ l'Vankreichfi dlU'fo kein Separat-
friede abgeschlossen werden.^
und dM lateiniaeh sclireibendeD Pragmatiken F. Kasy ans der Zeit
Karls YL und der Anfluge Maria Theresiaa.
* Wagner, Hist Leopoldi, I, 562.
' Vgl Fessler-Klein, IV, 861, der sieli auf die Htst des troubles
d'Hongrio, II, 61 f., stützt. Wagner, Mist Leopold!, I, 652, bo-
handelt da» Gleiche als Ftl ^ ^ ni^ lor Unterhandlungen Bark/^czy's mit
den Rebellen «u Eperios. ,Eiu8 iudustria rediere ad fi<Iem 1500, eetori
ad 10 millia condttioncs scripsere tarn nbhorrentes, ut vt-l adscrihor»^
padeat: Jesnitarum lio.s o.sse laquoos, atebant: hanc caiitib-iiani
non velle aliud ao, ut, pruiecli» stulta crL-dulitato .'irmif, in cruce» ac
iwcurfs sö ipsi induant. Itaqae, ut provisum fuorat, trustra id conventi-
culum fuit.'
' LUnig, Keichsaichiv, P&rs spec. cont, 444 ff. Katona, XXXIV, 268
Us 271. Der Schwerpiinkt dieses Vertrages lag in der gegenseitigen
Verpfliditiing, jede Untenrtlltaiing rebelliselien tJnterthaaen an ent-
liehen und alten Gewaltthaten Tonabeogen. Vgl. über die Beaiehnngen
Polens SU den Knnissen 1674—1677 die Act« hist. res gestas Po-
loniae illQStranti«, VoL TU (Krakan 1879)
* 8. den Vertrag in TSrOk-magyarkori okminjtir (VII. Bd., 818
bis 419).
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372
Anfangs des Jaliros 1678 gestalteten sich die Beeiehangen
Frankreichs zu Michael Apafy und den Kurozzen noch enger,
und der Versuch einer Gegenrevolution in Siebenbürgen unter
der Führung Paul B^ldy's and Ladislaus Csdky's, auf welche
Oesterreich manche Hoffnungen set/.tc. misslang ebenso wie der
Versuch dieser Gegner Teieky's, die Gönnerschaft der Pforte
zu gewinnen. Denn der neue Grossvezier Kara Mustafa, der
Nachfolger des (20. October 1676) Yerstorbenen Ahmed Kö-
prili, neigte weit niclir zu einer Schilderhebong gegen Oestor
reich, wenngleich sein Entschlusn erst später reifte.
Der Wiener Hof hatte seit Ende 1677 die Pacifications-
angelegenheity die ungarische Ausgleichsfrage, wieder in AngnS
genommen und im December yon den Bischöfen and Staats-
räthen Gutachten begehrt. Nicht Alle dachten so stair und
unyersOhnlich wie der alte, dem Tode nahe Prohetbischof Georg
Birsony, der nur von der Vertilgung der Ketzerei wissen wollte.
Staatsmttnmscher äusserte sich der Neutraer Bischof Gubasöcsj
(Januar 1678},* der angesichts der drohenden Eriegsge&hr von
Seite des ^Halbmondes' und des ^gallischen Hahnes'* aunilchrt
die Einsetzung einer yPacifications^Oommission' anriedi und den
Ton darauflegte, dass sich das Ungamvolk am besten durch
Güte beherrschen lasse.
Dass die Gemüther ziemlicher Erregung voll waren und
es nur eines Anlasses bedurfte, um zwischen den ungarischen
VerfasBungsfreunden und den Vertretern des Octroi eine Btll^
mische Auseinandersetzung herbeizuführen, beweisen am besten
die Vorgänge in der Pjressburger Ifaiconferenz (1678). Als der
österreichische Hof kanzler Hocher, seit dem Sturze des Fürsten
Lobkowitz (167&, 4. Oct) noch massgebender im Rathe der Krone
mit seinen unentwegten Anschauungen yon der Nothwendigkeit
des Octroi, dahin abging und den gegentheiligen Forderongen
der Ungarn schroff begegnete, erhob der ungarische Hofkaad^^
Magnat Thomas Piilffy, seine Stimme zu Gunsten der Verfassung
und Freiheit Ungarns, und als Hocher der angebliche Avsraf
> Vgl K«B7t Hut reeni Bvag^ Ula, 166S— 1681 (260 ff.), und Katoe«.
a. «. O., 290f. Das Ontachton BArsony*« bei Kasy, 8. 996, bei K«p
tona, 305.
' ,ITr.sti3 noc in hieme est otiosus, Lima Ottoraanica de nortp «»TiiTrit, nt
ChristiaiKiH inprnlet. Gallus siiuiliter vigilat et aocius querit coufoede-
rationis' (Katoua, iS. SOO).
I
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373
entschlttpfte: Leopold würde glücklich sein, wenn er nur Knien
Ton «ehn Ungarn treu bcfHnde, brach Pdlffy jrogen den ,Hof-
diener* loB und nannte ihn schliesslicli einen /Windbeutel' (ne-
bnlo), worauf die Oonferenz in heftiger Aufwallung und ohne
Ergebnias abgebrochen wnrde.^
V.
Aber aucli im Laf»'er der Kuruzzen und ilir«r sicbenbür-
gischen tVeuude fehlte es nicht an ernstlichen Zerwürftiissen,
wohl aber an ausgiebigen Waffenerfolgen. Paul Böldy hatte
sein gewagtes Spiel verloren, dafiu- entstund ein ernstliches Zer-
wQrfhies zwischen Teleky und Wess^euTi, dem Feldhauptmann
der Kuruzzen. Die Truppen der säumigen Franzosenofficiere:
Böham und For^ral, waren weit schwächeri als man erwartet
hatte, und der Verstoss Teleky's gegen KascHau und das Si-
roscher Comitiit schloss bald (Mitte August 1678) mit dem
EUckzuge des l^Iinisters Apafy nach Kövar.
Um diese Zeit tritt bereits Graf Kmerich Tökolyi,* der
Sohn Stefans, des Genossen der Magnatenver&chwörung, in den
Vordergrund. Geburt, Besitz und äussere Vorzüge liessen ihn
zu einer fuhrenden Rolle wie geschaffen erscheinen, und die
Gunst Teleky's ebnete ihm hiesu den Weg. Hinter ihm lagen
die schlimmen Jahre der Flucht und Verborgenheit; die Zeit^
läge, die Gesinnung Frankreichs und der Pforte schienen gün-
stig, die Abberufung des gransamen kaiserlichen Generals Kobb
von Neudingcu, eines stalilharten Kriegers, den weder Wurm,
Güth »päter Leslie ersetzten, vei'sprach den Kuruzzen Erfolßre.
Tökulyi gewinnt im üstlicheu Berglande Boden, er kann sich
vom Gömörer Comitate aus bis in die Bergstädte vorwagen,
im October 1678 dort bereits den Herrn spielen, Münzen
' Vgl. (Cornelias) Fragm. hint. Hunjar-, IV. Abth, von 1676 an,
S. 55 ff. . . . ,Ad extremnm Nobulonom rompellat et aliis ejusmodi, quao
IäUs abuudo irufticit, malodictii^ copiose exagitat/
* IMe Tagebücher TokUl^rs waren braehstOckweise in KoTacsöczy's
ZeitKhrift ^rpAdia*. I, 68 f. im TndomAnyos gyüjtom^ny 1830, V,
8.S7f^ milgetiieilt wordtn; Tor ms gab sie von November 1676 bis
16, Hai 1678 in den Monnm. Hoog, bist, %. Abth., 18. Bd. (1866) berans,
den wichtigen Brieftreebsel TSkOlyi^s mit Teleby 1668—1687 Deik
(1882), die Ta^. bflcber fttr die spitere Epoche 1689 und 1698^1694
Thaly and J. liagy.
374
schlap:en lassen, die ihn als , Fürsten der Ungarischen Reichs-
theile' und den FransoseDköiug als ^Vertheidiger Ungarns^ der
Welt ankündtg:on.*
Eine abeateuerliche Erscheinung, der ehemalige Cano-
niker von Ei lau und Pfarrer sa TiUya in der Hegyallja des
Zcrapliner Comitatcs, P. Jözsa, greift als KuTUZzenführer zn
den Waffen und streift bis an die Nordwestgrenze Ungarns.'
Angesichts all dieser bedrohlichen Vorgänge musste die
Wiener Regierung den immer wieder abgerissenen Faden der
Unterhandlungen nach zwei Seiten hin wieder emstlichst auf-
greifen, ja es schien die Sendung Paul Szalay's aus dem Ka-
ruzzenlager, December 1678, an den Wiener Hof einen Atts>
gangspunkt filr die Anbahnung des inneren Friedens bieten za
können,' und dies umsomehr, als die Niederkge (November),
welche Töktflji im Waaggebiete von den Kaiserlichen eriitten
hatte, anderseits das Gerücht, der Friedensschluss Ludwigs XIV.
mit Kaiser Leopold 1. sei nahe, den Knrozzen die Annahme
eines Waffenstillstandes bis Ende Februar 1679 aufdiingteiL
Die Forderungen der Kuruszen, welche Ssalaj ttberbracht
hatte, mussten in ihrer Gänze allerdings unannehmbar erscheinen,
denn sie betrafen eine allgemeine Amnestie, die Rückgabe der
confiscirten Gtlter, Wahl eines Palatins, Wiederherstellung der
ungarischen Veriassung, Bewilligung der gesetzlichen GlaubeDS*
* Wag^oer, Biafe. Leopoldi, I, S. 667; Toll int tn Mineu £pi«t ittneranas.
V, 176, uikI Math. Bei in acinou Notit. Hung , IV. Bd., S. 19ö. der «ch
dabei auch auf Farschitsiaa' ,Hi8t. comitt.* und ,Tabella UuniganM^
stützt.
* V. Jözsa und Szepessi waren dahin »ammt dem Hanptmanno Bakos ab-
gesendet worden. Vgl. Aber den kttlmeii Handstreieh J^saa*« gegai
Kremnits und Schemnita inabeiondere den Brief dea Toll ine an Koip-
hauaen (Epiat itiner., Y, 156) nach Mittheilongeii von Augenaeagen,
die Anfieiclinung«u dos Parschitzins (Hist. cotnit. Hung., 8. 239) and
Wairnor. TTi.st. Leopoldi, I, 558-561. B^l, Notit. Tin njr ,, IV., a. a 0
' Uelor ili.>:40 Sendung Paul Szalay's iiudut sich auch im ,Btijdt»sök
leveltära', herausgegebon von Do&k, S. 89—91 eine bemerken«» erthe
Coireepondens, daürt ans dem Lager der Kurttzaen vor Kremnita, 20l Odo*
bor 1678, und awar ein Sdireiben an den aiebenbfiigiiQhen Magnatea
nnA BtaatHniann Telek y. Darin erklären die Kuruzzpn tinter Anderem,
ohne Zustimmung der Pforte, Apafy's, Ludwi^^s XIV. in keinerlei
Au.sgleich mit dem Wienor llofo n'ich oinlas.<«en zu wollen. Im P ^-
heisst es: ,T(}kOli uramnak akara^a ebben imuittAltuk magunkAt
«bbon az dologban.*
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Mi}
freiheit für die Kvangelischen und die Laiidesvcrwoisnng
der Jesuiten/ aber die Krone fand Gelegenheit, mit den
loyalen Ungarn über die Grenaen der Zugeständnisse in einen
GedaQkenaostausch zu treten.
Die Minister Schwarzenbeiig und Nostiz trafen zu diesem
Zwecke in Oedenburg ein, wo sich die Magnaten mit dem
Primaa an der Spitse yersammelten. Die Regierung gab zu-
siehst die Erklärung ab, dass sie mit den Rcbcllon nur dann
in ernstliche Unterhandlungen treten könne, Avcnn sie ssnvor
die Waffen niederlegen wOrden. Man sei bereit, das Palatinat
SD erneuern, aber mit Einschränkung seiner bisherigen Gewalt-
befbgnisse, auf die Besteuerung an Terzichten, wenn sich das
Land zur Zahlung einer Jahressnmme Ton 1,700.000 Gulden
bequeme, und den Protestanten jene Elirehcn zu überlassen,
welche sie errichteten oder noch bauen würden. Dies Angebot
kam allerdings den Forderungen nicht im Entferntesten gleich
und befriedigte auch die ungarischen Autonomisten äusserst
wenig.'
VI.
So bUeb die ungarische Frage wieder in der Schwebe,
der Euruzsen* und Labanczenki-ieg begann von Neuem zu
toben, und dn entsetzlicher Gast, die Pest, gesellte sich zum
Immer des Bürgerkrieges, dem der NymwiMr« r Frieden keinen
Siegel Torgeschohen hatte. Frankreich zog sich nur äusscrlich
TOS der Knruzzensache zurück.
Der Aufbruch Tökölyi's im Herbste 167J> von Gyönjryös
g^n die Bergstädtc hatte wohl keinen nanilinfton Kii. l-,
P. Jozsa's abenteuerliches Krieger- und Frciht iitcriclu ti < ii
«ligte mit seinem Fahuenwechsel und poreclitcn riitrrpmi;«*
r22. October),^ aber der neue Waft'eugang Tökölyi'si und sein
* Wnrrner, Hiüt. Leopoldi, I, 656 ... vBAcerdotutn <jitu<l«lani genus ^Jo-
saita««) regiio amovendos' . . .
'K«iy, Hist regni Hung., IH Abth., 229 f. W;i{,'iior, IHst. Lüopoldi,
I, 568^(69.
' Chandrtertatiidi Imatet die fltellftder (handflebr.) Lentüchnnor Clironik
nn Oolober 1679; ... ,Iat der beschrioene Kiihdlob, V. Jownn, Wi
Talya von dem Uofank, weil ihm nicht zu trauen, iiiederprcsäiielt
worden.'
376
Novembersieg an der Ilci-ndd gegen die Kaiserlichen bedeutet
eine neue, geftiliiHche Wendung zu seinen Qiinsten.
Das Jahr 1679 Hess auch den Qubernator Ampringen au
seiner undankbaren Stellung scheiden. Er sah firUh genug das
Unfruchtbare, Gebundene seines Amtes ein. Sein angebliches
Schreiben an den königlichen Personal Majth^nyi Ton EeseldkS
vom Jahre 1675 tLberfliesst YOm Eingeständnisse seiner schwie-
rigen Lage.^ Die Massregelung der Glaubens- und Kirchen-
verhttltnisse Oberungarns erzeuge Erbitterung, hetse ihm die
Beschwerden der betroffenen Gemeinden, ihre Bitten um Schuti
vor der bewaffneten Macht der Glaubenscommissionen an den
Hals. Betheuere er sein Unvermögen, so ,prostitmre und dts*
credltire' er seine Stellung, und wllrde er sich der Sache an-
nehmen, so hiesse es gleich, er stflnde den Absichten Seiner
Ifajestät im Wege und unterstlltse die Lutheraner yielmehr ab
deren Bekehrung. In so gefthrlichen Zeiten müsse man mit
Neuerungen äusserst Torsichtig verfahren.
Wie es sich nun auch mit der Anthenticität dieses Schreibens
und der Antwort Majtlienyi's ' verhalten möge, der Inhalt ent-
spricht ganz der Sachlage.
' S. Andreas Schmal (evangelUcIior Pastor zn Rnth<>), Adversana i4
illustr. bist, occlcs. evang'el. liun^ariam pertinontia ... bis 1765, heran«-
peg^ebcii von Fabo, Monmn. ovang'. A. f. in Huiig. historica, U (1(^63),
8. 230, dio Briefe Ampringon's und Majlhonyi'a.
* Oami studio et oonata dominus guberaator in negotio religionb ütM
majestatis regnioolas qnietos reddere et reeoncUiara offenaoiqae qoietM
et paeatos facere iniendat in hoc quoqae paasiit ne juzta dietaman eom*
mnnis proTerbii: ttufarea omnia poaeint. Legos indo datae sunt, quas
.iiibjnnq'flro. consensu rognicolanira rrtjulita-s et ipsa fido rftris confir-
niataa, hie luei censui. Et priniu quidoni, »\ in diaotis, iibi <>mnium
(|uerelarum locus e»t et tenipns propunendi et quorulaudi, eantnm t»t,
ne temerarie qoispiam negotium religionis movere auit» innvenie id
aiticalo 22 anni 1604, qnodve Ubentm dt ezerdtium eoncaasnm trirnn
religioDum in Hungaria, patet id ox articulo Viennimsi 1. et anni IßuS
art. 1, itom anni 1618 art 77, anni 1628 nrt 22, .uini ir,:50 .irt 3, anni
1635 art. 29, item anni 1647 art. 6. 7. 8. .iiiiii 164y art. 10, auni 1655
art. 18 et anni 1669 art. 1. quibua evolutis et bene perpeusis
facile coiligi potest, qnidnam exinde emergere qneat eam
manifeste fegts et regni detrimento. Pinta de bis, si liceiet,
seribere poraem, sed per aliqnos dicerotar, qnod sanctiarfmae easnri*
intentäoncs praepediantur, cum tarnen edocemur, uon religioni«
hic •■»dtciidi piotntem, -»ed parocltiarnm et )-»»•'>■ f; ei ornm
utilitatom, quibus habitits et perceptis tumpla de$o-
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377
^mpring'cii stand vom Hause aus auf cinoin verlorenen
Po?trn; die Ungarn waren gegen den octroiirten iStattliaher und
Fremdling eingenemmen,' der Primas suchte Ilm .in die Wand
zu drücken, immer und Überall seine Geltung: als ^^eistliehes
Magnatenhanpt und J^ocumtenens' vnrziisc liirbcn, - tmd der
Wiener Hof liess seinen Gubernator in ohnmächtigeni Kampfe
mit dem passiven Widerstände sich abnützen, ohne Am«
pringen's Autorität zu kräftigen. Die wichtigsten Angelegen-
heiten spielten sich Uber seinen Kopf hinweg; nirgends und
niemals tritt er in den Vordergrand. Mtide einer solchen Rolle,
gewahrte Ampringen in der damaligen Seuche einen willkom-
menen Yorwandy um dem Lande ftlr immer den Rücken zu
kehren.
m
Der Wiener Hof, je weher desto mehr von der Unvcr-
meidliehkeit eines Tttrkenkrieges aufgeschreckt, der dann die
Konusengefahr unabsehbar und unüberwindlich machen wUrde,
wollte nun in vorgerttckter Stunde an die Pacification Un-
ganis schreiten, und zwar sollten Jetzt Ungarn als Vertrauens-
rnftnner der Krone die Berathungen vom "Marz 1680 in Fluss
bringen.
latA vaeva pasaerain atrepitibus pro vuiicioinbiis romit-
tttatiir.
Vpl. Waguer, Hist. JLeojH>ldi, I, ößl 56J. Cti;iiakl«'i i-tisrli siinl die
Benaorkiiiigen des Jesuiten Kornr-Ii in seinen Fr.i^'ii» hi-t lluii;.'.,
III. Ahth., S. 480 — 482 (der sich ;ilh'i'liiifr?« dabei riin-H -.tarkni . iirnif».
logischen Verstos» zu 6chuidon koinuien iäwit, iii<leni er lias Eixlu der
Qnbttitatar dem Jabie 1675 suweiat, wie dies aneli Katona, a. n. O.,
8. 9X7 1 bemerkt, ihn aber an epftterer Stelle vcrbositort zoi^i). tG7t>,
6. Hai, atarb Hoeher'a Widenacher, Kanaler Thomas Pnlffy, doch (^fU'
lang ea der Part^ Hocher*«, die bcreiü« htnrk /tisaiiiiiH-n^tv'.clinitd/.cii,
<Jen strammen Reg'iertuiß'^mHiiri Kul 1 o n i t s r h an «lic St« !!«- Aiii]ii iii'^etrs
lu bringen. Er ver«<nb mir pnivisoii^il» d.-is Amt, (la< seimMii i'al<li;reii
Ende verfiel (vgl. liiiiormann, iieHcbiebte der i»>tt'ri-. (n->amint.stjkat.'>-
idee, I, 1S8). Schade, daas der meist wohl ttntemcbtoto Jim%\t Knzy
(nrl- Mine Eist Hung., HE. Abtb., S86) Uber diese Augclegciihoit »iah
ätuserst zurückhaltend äussert.
Die Fehde des Prima«-Lonimtenen'« Szeloju'sönyi ?o<ri'M deu Gubernator
deutet Kazy, a. n. O , III, 1-27 — l-'s, vnrsiehtiir, il-er «iemioob doutlicli
g«iiug an. Vgl. Katoua, XXXiV, zum Jahre 1«>7J, 8, lui» tf.
iickiv. UXX. M. IL Bilfto. Sö
378
Zu Tyrnau trafen der Obcrstlandrichtcr Adam Forgäcs
und Paul Eszterhdzy, Obcrcapitän des Keichstheiles jenseits der
Donau, ein, um mit den Vollniachttriigern der Aufstandspartei
zu unterhandeln.^ Da diese jedoch auf der Wiederherstelhmg
der Verfassung, auf der Beseitigung des Aasnahmszustandes
und auf der Bückgabe aller Kirchen, Pfarn^n, Schulen und
»Stiftungen an die evangelische Kirche bestanden, flir deren
volle reichagesetzliche Freiheit sie das Wort erhoben, so glaubte
dir Regierung auf dem Standpunkte der Ablehnung des Unan-
nehinbaren beharren zu sollen.
Nicht anders war das Ergebniss jener VerhandluDg^
wckh(? im Namen des Wiener Hofes Gleneral Oapnua däi
17. Mai 1680 in jUeut^cliau - mit den Exulanten anknüpfte, und
ebensowenig hatten die Negotiationen des Titularbischofe von
Siebenbürgen, Sebesty^n, einen gedeihlichen Erfolg.^
Dagegen schien die Zerfahrenheit and Zwietracht im Lager
der Knruzzen und ihrer siebenbUigischen Genossen, welche seit
1678 nur aUsu heftig gewaltet hatte, jetat beschworen sa
sein. Vorerst hatten sich der Kunuzenfllhrer Wesseldnyi md
Teleky befehdet, dann woUte Ersterer das Uebergewicht T5-
kttlyi's, des aufgehenden Gestirnes, nicht fügsam hinnehmen,
erlebte im Juli 1679 seine Veriiaftung und bald darauf, als er,
entkommen, auf eigene Faust wieder zu den Waffen griff, eme
empfindliche Schlappe, die sein Ansehen doppelt schädigen mosste.
Jetzt kam es zu einer Versöhnung Wesselänyi's und Tökölji's,
und die Erbitterung Telcky's gegen Letzteren, als undankbaren
Streber, soUte durch die Zusammenkunft in SomlyiS beschworen
werden. Allerdings trennten sich die Beiden einander so ent-
fremdet wie zuvor.
Teleky hatte mit Bestimmtheit auf die Vermählung seiner
verwitweten Tochter mit Tökölyi gerechnet, Letzterer aber
schon im Hochsommer 1678 den Entschluss g^fasst, die Witwe
Franz RAkiSczy's, Helene, die Tochter des hingenchteten Banns
Peter Zrinyi, zu ehelichen, und eine Reihe unverdächtiger That-
Sachen ftüirt den Beweis, dass ihn mehr noch ab die SchiMiheit
* Uobor die Tyrnauor Verhandlungen lam und aaehgemlw Wagner, BuL
Leopoldi, I, 562.
* Knzy, III. Ahtli., 8. 243.
* Katuua, &. a. O., 306 f.
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der gwamifien Miignatin das Begehren nach den grossen Gütern
reute, wdehe der erste Gatte Uelenens zurückÜess.^
Das nahe Ableben ihrer Schwiegermutter/ ^tic^ der
Letzten des Haoses Bäthory, liess ausserdem ein weiteres
reiches Erbe voraussehen, und wenngleieh die Kinder üelenens
ins ihrer Ehe mit Raköczy^ Franz und Juliane, die Anwärter
all dessen waren, so bot sieh doch Töktilyl als künftigem Stiof-
vater die erwünschte Gelegenheit, zunächst als Nutzniesser des
retcben Erbes die Mittel fUr seine bochfliegenden Entwürfe an
mehren.
Die um einige Jahre filtere Witwe fasste schon im Sonmier
1678 fUr den jugendlichen KnmzsenfUhrer, nocl) ohne ihn per-
sönlich za kennen, ein gewisses Interesse;' die Gefangennehmung
des Biuders Hel«aens, Johann Zrinyl, int SpAtjahre 1678, im
Gefechte mit den Kuruasen bei Vöke anf der Bodroginsel,
seine ^firOhliche' Haft in SiebenbQi^en und in Gesellschaft Tö*
kölji's bewirkten einen Brie^echsel Helenens mit dem Ku-
nusenfbhrer. Bald tausehte man die Bildnisse, und schon im
Febniar 1679 erhielt Tokolji von dem Vertranensmanne der
Witire Bäköczy'e die bestimmte Erklfirung, sie sei bereit, ihm
die Hand zu reichen. Zwei gewaltige Hindernisse standen
jedoch den Wünschen Helenens und Tökölji's entgegen: der
Wiener Hof und Sofie Bithory. Jener betrachtete sich als
Yormuid der Kinder Franz Bäkdczy's und konnte nicht ruhig
«liehen, wenn das protestantische Haupt des Auistandes mit
der Witwe reiche Güter und Mittel in seine Hfinde bekam,
wihrend diese als Mutter des im Spfttsonmier 1676 hinge-
achiedenen R^öczjr das neue Heiratsgelttste der Schwieger-
tochter und Tcnr Allem ihre Verbindung mit einem ,Ketzer' als
schwere Kränkung empfand.
Schon im Jahre 1679 hatte der Vertrauensmann Tökdlyi's
Paul Szalay, neben der Kuruzzensache eine geheime Angelegenheit
' S»lir cnitroheiicl beschäftigt sieh mit der Heirat-aiiirplofirenhcit T<ik<"!yi's
K-j1. Thaly iu seiner Monographie, ,11. Uakoczi Foroncz fcjodeleiii iQu-
siga 1676->1701' (Frsni lUkÖcsr» IL Jugend). Frewliucg 1881, 1. Ckpitel.
* Thaty, %. «. O., 8. Uf. Interemmt ist der Unwtuid, diiM d«r Reotor
des Ungvarcr CoUegidllM» Georg Tyukody, und der Mnnkicser Hof*
CAplan, sein Ordeiuigeimsse, der Witwe ZriTiyi'-^ \\\wr f!ic ihr noch ttnbo-
kanute PersOalicbkeit T5k0l/i'a Auskuuft gabeu (1678). S. Thal/,
». a. 0., 15.
2ft*
380
am Wiciii-r Hof« zu vortn-ti n. Si in 1 I< it sei bereit, die Waffrn
nied« i/.ulrw;< r!, wenn «1er Kai-* )- dir Heirat Tökölyi's mit Kä-
kr'r/.\ s WitW<: genrlmiiiif iin l die Einwilligung ihrer Schwieger-
mutter erwirke. Man lehnte d\> - in (l< r entsprechendsten Weise
zuvor Miiissc T')k-'»I\ i vnm Aulstnude suitLck treten und Seine
üntrrt !i;Liiriitr( uc Ijcwäln'» ii. '
Wenige MMuatc naeii der ersti n Begegnung Tökölyi's mit
srln«'r n*MU'ii Braut zu Mako^vic/ i < 1\ l)ruar 1680) — der Tochter
Teleky's l)att<' f r s< lniii ,1( n X'- Hobungsring zurtlckge-
SMi<l* t — >t irb Sofi' l'. ilhory { l \ I mi l (WO) auf ihrem Witwen*
sitze Munkiics^ und ihi I- t/f r Wille nnisste dem künftigen Ehe-
paare, insbesnii.1, rc dem .1 irsten* Ungarns, Tökölyi, sehr im-
angenehme Aufschlüsse In « Ii* . i n
Dies Testament vom 1 1 . A]m il, 1x1 dessen Abfn^siing der Je*
suitenpatcr Emerich Kis und die N onn» Lupstowska, die verwitwete
Schwester ^ der Matrone, sieheriich Antheü hatten, ist in doppelter
Beziehung denkwürdig: einerseits durcli die namhaften Stiftungen
zu Gunsten der OesoMschafl Jesu, die an Sofie BAthory ihre bedea-
tcndste, unvergessliche Gönnerin verlor, and deren an anderer
Stelle gedacht werden wird, anderseits durch jene letstwilUg«! Be*
Stimmungen, welche über das reiche Leibgedinge der Witwe
Georg KAkoczy's IL von Siebenbürgen yerftlgten,* Die Gnt*
herrschaften Munk^tcs, £cscd und Borsi im Bereger, Ssst-
marer und Zempliner Comit^ite werden unter bestinimten Be>
dingungen, vor Allem gegen Entrichtung der Summe tob
oO.OOO Gulden an die kaiserliche Kammer, den beiden finkeb,
Franz und Juliane, vererbt, unter welche auch der gosanunte
bewegliche Nuchlass zur Vertheilung kommt. Die BAthoiy'schen
Güter in Somly<» gelangen gleichfalls an das Geschwisterpaar,
die Herrschaft Sz.-jNIiklos tiillt dem Enkel Franz xa und
bei seinem Ableben ohne Krbeu an die Schwester Juliane und
• HciJvvij^ uml .Sotit; w.uou dir l'n liios Aiulrca» V. von Bathory-Soniljö,
eines Briulors Ualtriel Hxlliory'üf Filn^ton voo Siebenbürgen (f 1613)-
HedwifT ellelichte fleu |M»)iiisclieti Magnaten Lupntmrasky, nahm dutf
deu 8r)iIeiot- viiid iiltr-rlulitu tiiflii Inii^u ilird Schwester; ne rtarb nxcli
ir.>i Uli Kl.i^irr >t,iii_;n^k,i \ •ifir-r 'lu Üiwitzorgreifuiig von Miuikic*
liiiidi il( l«iu< Zrinyi aU Mutt«r Frunz und Jalianeiu Kikdciy Th^lji
a. a. < S. 22.
" 8. Katooa, XXXIV, S. 372—374.
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deren Nachkommenschaft beiderlei Geschlechtes. Die Ober-
▼ormundschaft der Minderjährigen nahm Kaiser Leopold L in
seine Hand.
Als nnn TOkOl^ri die Umstossnng des ihm anbequemen
Testamentes begehrte^ gab ihm der Wiener Hof in einer ähn-
lichen Weise wie damals eine ausweichende Antwort, doch
k.ua es zu einer Vcrlungerimg des Waflfeiiötillötandes bis Ende
Juni 1681.
vm.
Dieses Jahr bescheerte endlich angesichts der drohenden
Qefahr eines Doppelkrieges gegen Frankreich und die Pforte,
deren Sehtttzling Tökölyi zu neuem Waffengange rüstete, einen
entscheidenden Schritt der Kogicning in der dringlichen Ans-
gleichsfrage. Längst schon hatte sich die llcbcrzt'uuung den
massgebenden Kreisen aufgedrängt, (l.iss man den Ausnahms-
znstand Ungarns nii-ht aufrpc!itlialtt?n kr>iiiic. \\ Ohl behauptete
sich noch Hocher in der kaiserlichen Gunst, aber die entgegen-
gesetzte Meinung beztiglich der ungarischen Frage überwog,
und ancb ein KoUonitsch,^ der Wieuer-Neustädter Bischof und
P^essburger Kammergraf, wie behairlich er auch ftir seine
Diene bedentendc Persönlichkeit der Vorkäuipfer des Katholicifüima und
der Reform Ungarns in monarchischom Sinne, hat nun in Maurer
ein«« nodemen Biographen geftmdeti. Dsb fleissige, auf hsnciflchrift-
Itdiam Apparats beraheode, aber gemischtwerthige Bneli, tiieib Bio-
giaphie, theÜB Chronik und tlieils Excerpt, ftthri den Titel: «Cardinal
Gnf Leopold KoUoniticb, Primas von Vapan, sein Leben und sein
Wirken.* Innsbraek 1887 (XV, 674 88.)- Sein Schwerpunkt mht in
•It r späteren Epoche, seit 1683. — • Kollonitsch entstAnimte der Ehe
Eriut T. Kollonitoch* mit Anna Freiin von Kufstein; der Vater wnrde
1621 aus einem Protestanten fin Katholik. Lropold Kolonitsoh kam
1681 in Komorn. wo »ein Vater Coranjandaiit war, zur Wi*lt und wurde
Vom Cardinalprinias rä/iiuin aus der Taufe gehoben. Iö65 nahm » r als
Maltese rritter an oiiM in S» « Kriege gegen die Kreta bedrohenden Tiirkt u
Tlieil und erlangte daau 1(159 als Pfründen diu Commenden Äiailberg
in KiederOsterreich und Egor in Böhmen. 1666 wurde er Bischof von
Nentrn und betbitigte feinen Eifer im Bekehmogewe^ dartrti dam
«ngedehts dee ittrken Widentaade* es vonog^, 1670 den ungarischen
BisehofiMtnhl mit dem Wiener-Nenstldter an Tertanschen. 1672
inude er flbeidiea Viceprlaes nnd 1677 PriaeR der' langariscben Hof-
baoutter in IVembnrg.
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382
Person die Idee einer durchgreifenden Rekatholisinmg und
Neugestaltong Ungarns festhielt, mussten zusehen, wie die
herrsehende StrOmung zum Ausgleichswerke trieb. Btscbof*
kanzler Ghihassöczy, Rüdiger Ton Starhemherg nnd fVeiheir
Heinrieh HOrwart erscheinen als Boten der Regiening in Vrm-
bürg (Anlang Februar 1681), um hier mit dem Primas Szelep*
cs^nyi, Adam Forgacs und Paul Eszterhäzy die Grundlage einer
Verstllndigung zu schaffen.^
Der Reichst^ig zu Oedenburg, durch das kaiserliche Rund-
schreiben aus dem Hoflagcr zu Linz (28. Februar) auf den
28. April einberufen, sollte die Werkstätte der schwierigen
Arbeit des Ausgleiches bilden.*
TOkölyi yerschmMhte es, der Einladung zu folgen, obachon
Paul EszterhÄzj Alles aufbot, um ihn zum Erscheinen au be-
wegen, und den eigenen Sohn als Geisel und Bürgschaft des
sicheren Geleites angetragen hatte. Der KuruzzenfUrst war auf
seinem Wege zu weit vorgeschritten, als dass er sich ent-
schliessen konnte, das Ziel seines Ehrgeizes und die Hoffnuncren
der Aul^tandspartci zu opfcrii. Die März- und Aprilaltiuachuiigen
lUiL der Plortc fuhren vhw deutliche Sprache. Hinter Tökölyi
stand die Kricgülust der Pforte;"' auch au Aut'niunteruniren
Frankreichs t'eidte es nicht. Apafy seihst drängte ihn zum Los-
schlagen.
Als daher am 25. Mai l<iSl der ( )rdeaburger Reichstag
eröffnet wurde, hatte hereits [^20. Mai) Tükölyi dem General
Caprara angezeigt, dass nach Ablauf des Waffenstillstandes die
Feindseligkeiten wieder heginnon würden.
Die Einberufung des IJciehbUges bildet den ersten Schritt
der Rückkehr zu vcrfasäungsmüs^igeu Zuständen} als zweites
* Vgl. Kazjy Uist IluDg., III. Abth., S. 2-17, und Kovacliich, VestifU
comitioinm r. Hunfr-* 80Sf. Katon«, XXXIV, 896— 40d.
* Dm weitBeliiehtige Material lur Gesdiiehte des Oedenbofger Reicbitiv**
in der Bammluiig von Franz Bulyovasky'a Acta oomitäoinin dftpnh
nensiom anni 1681 und daraus bei Katoun, XXXIV, 410 — 670.
* Vgl. da« Atnameh der Pforte au die Knniz/.eii, die Weisuugon an
Apafy, die Hospodare der Moldau und Wnlachei, dio Paschas von Tp-
meavar und Grosswardein. ,Epistolae procenun Huugariae*, berau»-
gegeben von Pr«yt HI, 478 ff., «nden^ti die Goireepondenfeii hd
Deik, 3^idoe6k levät&raS S. 283 ff., and «war den Brief dei Erlaner
Pascha« au Em. TOkMyi vom 17. Decemlier 16S0t Cceden»
Michael TtfkOlyi vom 5. Mira 1681, u. A.
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383
müssen wir die Palatinswahl verzciciinen. Kaiser Leopold, der im
Gefolge dreier Regimenter mit s( inem Hofstaate nach Oedenburg
gekommen war, stellte in der ül »liehen Weise vier Candidaten
auf: Johann KoUonitach^ Banus Niclas Erdödy^ Paul fissterhäzy
und Peter Osikj. Die einstimmige Wahl fiel (13. Juni) Auf
Paul Eazterhisy.
Die Ständevereammlung hatte zunächst die Zuschrift der
Exulanten vom 7. Mai aus dem Lager ,bei Kapos zu erledigen,
welche Martin Izdenczy als Abjjronlnctcr der Aul'standspartei
den 14. Juni eingereicht.* Die Antwort der SUiiidi', driu Pal;itin
überwiesen, lud zui- lieschickung des Reichstages ein (18. Juni),
da so wichtige Angelegenheiten eine mündliche Erörterung er-
heischten. Die Erklärung Tükölyi's vom 6. Juli aus dem Lager
bei P41yi schnitt ab richtiger Protest den weiteren unfrucht-
baren Schriftwechsel ah. So blieh der Oedenbuiger Reichstag
auf die Lösung der Fragen beschränkt, die das loyal gebliebene
Ungarn betrafen^ und ihrer gab es vollauf. Der Schwerpunkt
ruhiü begreiiÜcherweisc in den Glaubens- und Kircbeuange-
legenheitcn.
Vorerst müssen wir da das Zahlcnvcrhältniss zwischen
den Vertretern der kathoUschen Kirche und denen der beiden
protestantischen Bekenntnisse ins Auge fassen.
Unter den Abgeordneten der GesiNmschaften gab es
3d Katholiken, 14 Caiviner und 13 Lutheraner, unter den Ver-
tretern der landesftirstliehen Städte 33 Katholische, 2 Calviner,
16 Lutheraner. Die Vollmachtträger der Abwesenden hatten
16 Katholiken^ 6 liUtherancr und 1 Calviner unter sich. Da
die Ablegaten dv.r Capitel selb.stverständlich der römiselien
Kirche angehörten, so war letztere dnreh mehr als zwei Dritt-
theiie der ganzen Ständeschaft vertieten, und die Akathoiiken
saheU bald die Schwierigkeiten ihrer Stellung als Minoritilt
wachsen. Denn als ihre Eingabe an die Krone vom 25. Juni
des harten Geschickes gedachte, das der evangelischen Kirche
seit 1671 beschieden war, und bei der ErOrtemng der erlittenen
Drangsale und Verluste auch die £«inbu8se hervorhob, welcher
man durch die Uebergabe von Kirchen, Pfarren und Häusern
' Acta comitiorniii Soproneniiiiiin, B. 8 f.; Katona, 424 f. Wieder-
lioU wird darin der Jesuiten als derer gedacht, sn deren Vortheile der
«ngerisehe Proteetantiiini» Schaden litt.
384
an die Väter der (jesellscliaft Jesu theilhaftig^ wurde, Ueasen
es die Katholisehon ^ an einer geharnischten Erwidcrunsj nicltt
fehlen. Ihr Memoriale erging sich in einer historisclieu Dar-
legung der Gcucinschädlichkeit des ProteBtantismus, da er die
Glaubenseinheit Ungarns zerrissen und innere Kriege erweckt,
die römische Kirche dem Verfalle preiszugeben angestrebt liabe.
Der Jammer der gegenwärtigen Lage sei von ihm verschuldet
Der Katholicismus erscheine den äussersten VcrungUmpfungeii
ausgesetst and in aahlreichen Comitaten, so in Liptau, Szatmar,
SsabolcSy Zemplio, Ungvdr, Bereg, Ugoesa, Abaujvir, Zips,
Torna und Gömör su einer Ausnahmsstellung herafagedrfickt
Auch in Veszprim, Sümeg und Biranya bestünde ein solches
Mtssverhtfltniss.
Während die Krone mit dem Wiener-Neustädter Mandate
▼om 19. Juli die Stände zur raschen Inangriffnahme der rdchi*
täglichen Aufgaben drängte, rüsteten die Protestanten sur Ab-
wehr jener Anwttrfe der Katholischen (1. August). Der fcaiser
liehe Commissbr Graf Nostiz suchte (6. August) die VOThandiong
der Religionsangelegenhoiten als Aufgabe einer besonderen De-
putation auszuschalten, doch gelang es ihm nicht, und die Pro-
testanten reichten den 18. und 26. August ihr drittes und viertes
Libell mit der Schlusserklärung ein, auseinandergehen zu wollen,
wenn sie keiner schriMchen Genugthuung theilhaftig würden.
Sie gaben auch alsbald die Erklärung ab, sie wOrden von den
Sitzungen so lange fernbleiben, bis ihrem Begehren wilUahrt
sei.' Wohl s})rach der Kaiser (28. August) sein Misslallen äber
diese Haltung der Evangelischen und Reformirten ans, stellte
ihnen aber anderseits die ,Yäterliche Ffirsorge' in Hinsicht der
Abstellung ihrer Beschwerden in Aussicht.' Die protestantisches
Stände Hessen jedoch 30. August durch ihre Bevollmächtigten
dem Palatin und Personal die Erklärung abgeben, durch diesen
Bescheid seien sie keineswegs befiriedigt und wttrden sich daher
in keine weiteren Verhandlungen einlassen.^
So schleppte sich der Oedenburger Reichstag in unfnicht-
barem Hader weiter, und die Krone fand sich durch die Haltung
der Protestanton und dui'ch die Kriegsgefahr veranlasst, deu
' Art.i cntniti<irtim Suproiieiislam, 6. 183 f.; Katona, 431 ff.
« Ibid., S. 173 ff.; Katon.n. 150.
• Ibid., S. 176 f.; Katon.i, J. 10-462.
* Ibid., ö. 178} Katoua, iifi.
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385
\\'eg von Zugeständnissen zu betreten und so dio Kriae zu
beschwören. Der Sommerfeldzug Apaffy's, io Verbindung mit
den Kuruzzen und von tllrkiscbon Schaaren unterstiltst^ nahm
wohl ein klägliches Ende, und der völlige Brach zwischen
Telekj und TOkölji schien auf die Entwürfe des LetEteren
eme schlimme Rückwirkung ausüben zu können. Dennoch blieb
angesichts der immer deutlicheren Kriegslast der Pforte die
Gefahr f^ross. und der Ueberfall von Strassbur^ »iuiifi Lud-
wig XIV. niusste als Wetterschlag im Westen die »Sorgen des
kaiserlicbeii Hofes steigern.
So versuchte es denn Leopold l. mit der Resolution vom
9. November.* Sie ^ift auf den Wiener Frieden vom Jahre
160t> zurttck und betont im Ii, Artikel gewissermassen als
yAnhang^ zn diesem Tractate das Zogeständniss der Ireien
Qkubenslibung an die BUiger der königlichen Freistttdte femer
an die Soldaten und Reichssassen der Grenzbezirke; die nächste
Bestimmung verbietet die Anwendung alles dem evangelischen
und calviuischen (iiaubriK^lK k* imtni-Söc widerstreiten den Cere-
monienzwangrs. Während der IV. Artikel diu UlaiifH'nsilbunj::
der Protostanten mit der zu Gunsten der grundheiTliciien
Rechte lautenden Einschränkung gewäbrleistety schützt der V.
die Pastoren und Pfarrer gegen Vertreibung und Störung. Der
VI. Abschnitt verbietet alle weiteren Eorchenentfremdungen, und
der nächste Artikel setzt bezttglich der Besitzergreifung der
Kirchen und der mit ihnen verbundenen Einkflnfte als Kormal-
jilir 1670 fest
Die weiteren vier Abschnitte haben es mit der Üe^elung
örtlichLi \ erhältnisso zu thun. Die Bür«rer von Pressburg er-
halten die Krhiuhniss, ein protestantisches liettiaus auf ihre
Kosten in der X'orstadt aufzurichten. Den Oedenburgern wird
die bestehende kircldiclie Verfassung gewährleistet^ die Befug-
niss, protestantische Gotteshäuser zu errichten, den königlichen
Städten Trentschin, Kremnitz, Neusohl, Bartfeld, Leutschaa,
Kperies, Kaschau und Kag} banja eingeräumt Ausserdem er-
acheint eine Reihe von Ortschaften in verschiedenen Oomitaten
Mmhaft gemacht, eine Zahl von Gespansebaften im Allgemeinen
SDgcftlhrt,* und ebenso der Grenzfestungen gedacht, allwo
' Acta eomitiomin Soprononsiitiii» 8. 191 f.; Katon«, 468 f.
* VIII._XI. Abschnitt, betrifft 1* res« bürg, Oedenborg, die anderen
i^'reistidte and die einMlnen Comitate (Bpecifieiii und auch die
a86
uberall die bestehenden confessionellcn Zustüiul»' nufirecht bleiben
sollten. Der XII. Artikel gewäbrt den Magnaten uud Edel-
leuten beider (Hrotestautiscber Bekenntnisse die Erlaubniss, ihren
Glauben aoasnüben und auf den Schlüsseni Bethäuser und Ca-
pellen einzurichten, während der XIU. die Glaubensfreiheit der
Katholischen schützt. Die beiden letzteren Abschnitte der
kMlserlichen EntschliessoDg behalten den Austrag von Re-
iigionsbeschwerden dem Könige vor und verbieten den Stän-
den jedwede Schmähang oder Veronglimpfung der Anders-
gläubigen.
Ubschon der Inlialt dieses küiiigliclien Reseriptcs beweist,
dass die Krone allerdings den Glaubensfrieden wollte, aber
dui'chaoB nicht gesonnen war, den Protestantismus auf den
Boden von Errungenschaften zu stellen, wie solche der Wort-
laut des Wiener Friedens oder gar des Heichsdecretes von
1608 und 1646 verbürgte, so beeilten sich doch die Katholi-
schen, am 22. November und 3. December gegen die ihre
Interessen schädigenden Bestimmungen Verwahrung einsdegen.
Um so entschlossener waren denn die Protestanten, am Krfinungs-
tage der dritten Gemahlin Kaisers Leopold I., EUeonore von
Pfa]z*Keuburg, die Gunst der Monarehin für sich anzumfen,
und gewahrten in der vom Palatin mttndlich gegebenen Er-
klärung der Krone eine allzu karge Gabe. Sie remonstrirten denn
auch am 17. December neuerdings mit der Kundgebung, dass sie,
wenn man ihnen nicht mehr gewähren wolle, die Ständever
Sammlung nicht weiter besuchen würden.* Und so währte dieser
stille, unfruchtbare Krieg bis 30. December 1681, der den
Oedenburger Reichstag zum Abschlüsse brachte. Die ArtOtel
XXV — XXVII enthalten in Uebereinstimmung mit der konischen
betreffenden. OertUehlcMten in denselben). Sodann heiiel «• in Binriekt
der pretestantischen l^i tliäust r: Szaladiensi .niquidein Vcspriniien:«!,
Com.iroiniensi. Aba-Ujvariensi. Vnphensi, liereghieiisi, Noogradieiisi, -Szol-
n(»k i>t Heve^Hieiisi, Post et Pilisiensi, Szab -ltsr-ii«?, Szatiiiariousi, Zoni^>Ii-
nctiHi et de Vgotsa ac Hontensi comitHttbuK de pracainiti essent Ia
' «sUf tandem in confiniis etiam rcgni et quidem in genereletn eontit
Guusam, in Egeme? et Sa. Oroth, in generalatn Jaorinenali in Tjktaj,
VeMin» Papa» Vessprim, Janrini et Comaromii; in generalatn aatenum*
tano Leuae, Carpoiiae et Fillekiiii; in generalatn superioris HungJtrisc
hl Putnok, Onod, äaendrO et Tokay; trana Tibiacnm in Sillo
Szathm.ir.*
* Acta cumitiorutu iSupronenai um, 6. 21ö f.; Katona, 4öy.
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387
Resolution vom 9. November die Eiiizelbestimmuageu über die
coiifesaioiieUeii Zugeständnisse. ^
IX.
Der Oedenbnrger Reichstag hat wohl Ungarn den Frieden
nicht wiedergeben können, er vermochte nicht, den Protestan-
tismus zu befriedio;en, aber er bewies deutlich genug, dass
Leopold I. mit dem Oetroi gebroehcn habe und in die früheren
verfassungsmässigen Hahnen wieder einlenke.
Der Wiener Hof mnsste auch den loyal gebliebenen Un-
garn diese Gesinnung an den Tag legen, denn die Gefahr
stieg ihm sa Häupten. Das Jahr 1682 sollte eines der schwer-
sten werden and noch Schlimmeres vorbereiten.
Im Mai kommt es zu den Abmachungen Tökolyi's mit
dem Ofoer Pascha. Im Vorgefühle wachsender Erfolge beg(dit
der KuruzzcnRlrst seine Vermählung mit der Witwe Franz Kii-
koczy's auf dorn Munkaeser SchlDssc (15. Juni),* und der
Wiener Hof lüsst sich dalx i durch (»ciu ral Saponara vertreten,
um jeden Anlass zur Beschleunigung des liruches zu ver-
meiden.
Einen Monat später erhebt siehTökölyi in \\ ati'<;n. Kr rückt
vor Kaschau und erlässt am 26. Juli aus dem Kriegslager ein
Hinifesty worin er sein Zusammengehen mit den Tttrken als
Qebot der Kothwendigkeit und als Bürgschaft der Freiheit
Ungarns zu rechtfertigen bemüht ist. Bald erscheint auch die
Kriegsschaar des Ofner Vezierpasehas vur Kaschau (11. August ),
iiüd die Ansi hliige der vereinigten Gegner auf die wichtige Fe-
stangsstadt üiiden in der verbitterten Stimmung der Bürgerschaft
* Cftrpiia Juris Hung., II. Katnna, a. a. O., S. 66«» -671.
* Thaly, II RÄknc7.y Ferencz fojt'de'k'in itjit.Mä^'.-i, 8. 24. Vgl. die Auto-
biographie Frau/ K}ik('>c^y'8 11. unter dem Titel ,Cr.iitt'ssiiini»s',
beratisgegebeu von der küuigl. uugar. Akademie der Wisjiousch., 1H76,
8. 6—7, und insbesoudero die bezeichnende Stelle, worin der Verdacht
aoBgesprocheii encbeiot» cUiia dem Stiefvater TOkOlyi der Tod dm na^
ba^iMniMi Erben Frans lUköcsy I> und Sofien» Bitbory willkommen ge-
««■en wire« (S. 8<->9) . . . »saepe enün nnam et alteram tentavit, nt me,
«Uibo Donmt meae snblato et retentia «rcibna et fortaliciia baere-
ditario jure Domni meae app^tinenlibiu» Begnnm et coionam Hnn-
{^ariae, quam affeetibnt, aoBeqni et manutenere poetet. Eo tendebant
conaUarioram ejua conailia . . . qni me perditnm enpiebant/ . . •
388
den envünschten Verbündeten. Kaschau ftlllt in die Hände Tö-
kölyi's, (')nod, Tokay, Szendri), Eperies und Leutschau (Ifihen
die Thorc den Kum7/'Mi
Von Kaschau breclien TökOlyi und Ibrahim- Pascha gegen
Westungarn auf. Filek kann nicht lange widerstehen, denn
auch die siebenbllrgisclien Sehaaren fanden sieh ein. Aber mit
dem jSchlepptrliger der Türken', mit dem ^Feinde des Vater-
landes' wollte Fileks Vertheidiger, Kohdry, um keinen Preis
jBusammen gehen, er zog es vor, als Gefangener nach Man-
kAcBf dann nach UngvAr und Patak zu wandern.'
19. September Hess der Vezierpascha vor dem «er-
störten Filek den Vertretern der dreizehn Comitate Oberungams
die Erhebung TökOlyi's znm ^Könige' verkünden nnd ging
dann nach Ofen zurück, während Tökölyi die Bergstädte zu
besetzen sich anschickte. Bald waren die Waaglinie nnd der
Thallauf der Gran den Kuruszen offen. Im Osten behaupteten
sich die Kaiserlichen nur in wenden Punkten.
Wenn Tökölyi im Spft^ahre 1682 durch seine Boten Sur-
maj und Jiinok;' dem Wiener Hofe einen Waffenstillstand an-
tragen tiessy so hatte er hiefiir seine guten Gründe. Es kam
auch zu einer TierwQchentlichen Waffenruhe, welche der Ku-
ruzzenfürst zur Einberufung der oberungarischen Stände nach
Kaschau (12. December) benutzte.
Dieser Ständetag fand den 13. Jänner 1683 sUtt, und be-
zeichnend fUr die Selbstverleugnung des kaiserlichen Hofes ist
die Thatsache, dass Kaiser Leopold I. kein ausdrückliches Ver-
bot seiner Beschickung erliess.'
X.
Am 31. März 1683 begann das riesige TUrkenheer unter
der Führung des Grossvezters Kara Mustafa den Ansmarsch
nach Ungarn, und Tökdlyi durfte nicht säumen, die Ergebenheit
eines Vasallen an den Tag zu legen. Zu TAllja, in der Zem-
pliner Gespanschalt, wohin er auf den 26. Mai die Stände
Oberungams einberufen, liess er die Phrase aussprechen, er
' Wa^rner, Ilist. T.iv.jioldi, 1, 673.
« Uml , 575. Vpl. Kntuna, XXXV. Hd. zum Jahre 1683; S»alAy, V,
•244 1.; Fe»8ler Klein, IV, 3y5— 396.
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389
ho;X^ die feste Hoffnung, ,das8 der Friede zu Stande koniiiu'u
\vordc', aber er kehrte zugleich den ^Herrn und Fürsten des
Landes^ herauf *
Anderseits hatte bereits d(m 18. Marz der Palatin die
Insurrection aufgeboten; was lialf dies aber, wenn, wie am
30. Juni EfizterhAzjr klagte, Pressburg, Trentschin und einen
Th^ -von Neutra ausgenommen, alle Qespanscliaften Ober-
ongams in Tokölyi's Gewalt seien, und der Türke (in dessen
Lager vor Eesegg 10. Juni der KumzzenfUrst eingetroffen war)
alles Gebiet jenseits der Donau, die Gespansehaften Wicscl-
burg und Oedenburg ausgenoniiiicn, iilxTschwemmt habe.
T<ikülyi nistete alsbald zum An;i,rif]V auf Pro«sburg und
Tvrriau. ]>*'V Oomitatsadel beeilte sich, von Pöring aus dem
Gewalthaber des Augenblicks die Huldigung nn zu bieten (1. Juli);
am 19. war Tymau, den 26. Juli Pressburg in Tökölyi's Gewalt.
Doch sollte der Knntzzenfbrst den Weg nach Gestenreich
nicht offen finden. Herzog Karl von Lothringen, der kaiserliche
Oeneralissimus, dem es gelungen war, den Anmarsch der
Türken vor Wien thunlichst zu verzögern, hatte sich dann,
seiner weiteren grossen Aufgabe eingedenk, in das Marehfeld
gewendet iiiul hemmte den Siegeslauf Tökülyi'b. Mit l*»ichter
Mnlie braehtt- « r i'n isbljur;^ wieder in die fTPwalt des Kaisers
und nöthigte den KuruzzenfUrsten und seine türkische Hilfs-
schaar^ zurückzuweichen. Allerdings brach dann wieder Tökülyi
TOT, und die Flammen von Tjrnau (8. August), das sich er^
geben musste und seine Verschonung erkaufte, um schliesslich
dennoch einem Schadenfeuer zum Gpfer zu fallen, schienen
eine schlimme Vorbedeutung des Geschickes zu sein, dessen
Ungarn theilhaftig werden müsse. Aber den Weg Uber die
March fand Tökölyi versperrt, und bald traf ihn die niedor-
i-rhiih'tteriid»' Nat-l!ri<'lit von der Niedfrlage des TiirkcnlieerL-ö
vor Witu (1:^. Septembar Die grosse Wendung der Dinge
in Ungarn bereitet sich vor.
* 8isUy, V, 358 f. (nscb bittoriKhen Aufxelchnungen).
390
B) Die katholische 6egeiirei'ormaüuu uud Uer JebUiten-
Orden.
L
Wenngleich die katholische Gegenreformation der Jahre
1670 — 1674 in erster Linie den ungarischen Episcopat als Vor^
kämpfer erscheinen Utsst, so war es doch im Grossen and
* Ganzen die VerwirkUchung einer Aufgabe, die der Jesuiten-
orden seit seinem Eintritte in Ungarn yerfolgte, das kirch-
hch-politische Testament Fizm&n*s, der auch als Primas von
dem gleichen Geiste beseelt blieb, der ihn ab Genossen der
Geselischaft Jesu, als Rathgeber des Graner Erzbisehofs Franz
Forg4cs erfUIt hatte.
n.
Niclits kennzeichnet die SachUge besser als jenes
DUclilein de» streitbaren Kirehenfiirsten Georg Bdrsony,
Zipser Prop:st('s und Titularbischof von Grosswardein, das unter
dem Titel: ,Veritiis toti mundo declarata* (, Wahrheit, der ganzen
Welt dargrtlum'): ,die k. k. Majestät sei zur Duldung der Lu-
theraner und Calviner nicht verpflichtet', im Jahre 1671 er-
schien und nachstehenden Anschauungen den schär&ten Aus-
druck lieh: ^
L Die k. k. Majestät sei zur Duldung der lutherischen
und calvinischen Secte nicht verpflichtet, da der Wiener
Friedenstractat (1606) auf Andringen Bocskay's zu Stande ge-
kommen sei, und einige später hinzugefügte Bestimmungen
keine Geltung hätten, anderseits die vorgenannten Sectirer die
darin enthaltenen Bedingungen nicht einhielten, und dieser
FriedensschluBS unter einer unmöglichen, daher den Vertrag
naturgcmäss störenden Voraussetzung erfolgte, so zwar, dass
wenn ihn auch ihrerseits die Sectirer erfreu wtlrden und der
Vertrag an sich, d. h. nach seiner Wesenheit und seinem
Gegenstande giltig wäre, er doch bei Abgang der angestrebten
,^'oritaH toti inuiido »U-clarnta sacram Cjicoareain rppiain<jin' inaii'.'it.itcin
nou obligari ad toleraudo» in Uugaria Lutherauus ot CHlviaistaä' . . .
1671, 1672 (4^ 20 88.), auch in deutadier Sprache enehienea.
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391
Znstimmaiig (des katholischen Thcilos) ungiltig und nichtig sei.
Diese ,unmö^Uche* Voraussetzung tindc sieh in der ClauBel
,ohne Nachtheil für die römisch-katholische Kirche' (sine danmo
ecclesiac catholicac).
Aach lültte sich der Protestantismus an die zweite Be-
dinpinsr des Wiener Friedens: Clerus und Kirchen des römisch-
katholischen Bekenntnisses sollten unversehrt und im Genüsse
der vollen Freiheit bleiben, ebensowenig als an die Forderung
gehalten, dass das in jenen Wirren occupirte Kirchengut zurück-
gestellt Averdo.
II. Die k. k. Majestät sei zur Beobachtung von Reichs-
artikeln keineswegs verpflichtet, welche nicht auf der Zustim-
mung und einhelligen Beschiussfassung der vier Reichsstände
beruhten. Da sich dies bezüglich der Artikel zu Gunsten des
lutfaeriscben und calyinischen Glaubens thatsftchlich so ver-
halte, entfalle auch für die Krone jedweder Rechtszwang.
m. Wenn die Oalviner und Lutheraner in Ungarn der
Duldung theilhaftig sein sollten, so konnte dies nur eintreten,
wenn die Calyiner sich an die helvetische, die Lutheraner an
die augsbuigiscbe Confession halten wUrden. Da dies aber bei
den Calvinern und Lutheranern in Ungarn der Fall nicht sei,
jene Reicbsartikel zu ihren Gkmsten hinwieder nur von einer
helvetischen und augsbnrgbchen Confession handelen, so hätten
weder Calviner noch Lutheraner in Ungarn Anspruch auf
Duldung.
Es war allerdings nicht sonderlich schwierig, die Schwächen
der Syllu^^istik Birsuiiy\s herauszufinden, wie dies auch sein
gleichzeitiger Gegner, der Verfasser des gleichfalls niehts weniger
als zahmen Btlchleins: ,Die der ganzen Welt dargelegte Falsch-
heit*' ... als Vertheidiger des ungarischen Fh)te8tantenthums
beider Bekenntnisse nicht ganz ohne Glück versuchte.*
* jFalKitas veritatis loti mundo declar.nta' . . . (der anonyme Verfasser war
ein Prufe.«i»<»r der Säros Tatakor Calviuur-Uuclisckule). Vgl. lIurHuyi«
Memoria Huug., ... 1, 122—126.
' Q«geii ihn and fttr BAnony trat sur Zeit des Oedenbnrger Reicha-
tagM (1S81) ans den Bethen de* Jeenitenordeui ein Verfechter de«
Katholit'ismua mit einem ziemlich nmfaugrciclien Büchlein anf Unter
dt'in Tift'I: ,Verita« toti nminii» d i- c 1 a r.i ta . . . anthnri' iirimum revcreiv-
dimmu Domino, Domino Gfnririn Harsoiiy . . . impugnata deimU' ali han-
reticü t^uodmu Prot^tantium tautoru sed praosoutl iicripto vindicata
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m
Immerhin liirlt der (laiii:ili<j:c Kpiscnpat. der aus den Zeiten
PjlzmrlTi's li('rvi»ri^<'i:ajmTn war und vor/n^sweisL' dio .Ic.^niten
zu Lidirerii hatte, die Logik Bärsony's fest, nnd dieser blieb
unentwi'2rt in seinem Ketzerliasse. als ihm nach dem Tode des
Erlaner Tilularbischofs Leonhard .Szegedy, des Gönners der
Kaschaiier Jesuiten, diese Würde zufiel.* Koch in seinem Todes-
jahre 1()78 erstattete Bdrsony ein Gutachten für die Krono,
worin er als einzigen Weg zum Heile die Verbannung der pro-
testantischen Geistlichkeit vorschlug nnd anpries.* Auch sein
Nachfolger in der Würde eines Erlauer BischofS| Graf Ferdi-
nand Fälfij, zählte zu den Eiferern im ,marianischen Keiche',
wie er Ungarn mit besonderer Vorliebe bezeichnete, und sa
den Gönnern des Ordens.^
III.
Die Jahresberichte der österreichischen ^)rden8provinz
kennzeichnen seit 1(>71 vor Allem die Thiltigkeit der GeseU-
Bchaft JesUi um dem Protestantismus in jeder Richtung Boden
abzugewinnen, denn die Zeitkge erwies sich glinstiger ab je.
Bevor wir den Weg durch Ungarn nehmen, um der 9rt*
liehen Zustände des Glaubenswesens und der Erfolge des Ordens
im Eänselnen zu gedenken, sei nur im Allgemeinen bemerkt^
dass die Buchftihmng Uber Bekehrungen da und dort namhafte
Ergebnisse verzeichnet,* und dass die allerdings seltenen Glaubens-
wechsel protestantischer Geistlichkeit vor Allem mit merklicher
Ausführlichkeit besprochen werden. Ycrhältnissmässig am be-
deutendsten war dio bezQglicho Bernte im Jahre 1674.
Dem Kammergrafen Bischof Kollonitscb gelang es, den
Prediger des Marktes Sommerein sammt Frau und fünf Kindern
dem Schoose der römischen Kirche zuzuAlhren.^ Nachdem der
per Catholicum Pa« !>. I'afri.u'. Majcstali.« (';ips;imu» Hc^'iaoqii»» et nxiti-
ijuae rt'lijrifiriis ('.-itlinlitatJ HC Hiuiparii'.'it' >tuili"Mnii. snb ip^is cinii-
tiis Sopronion.Hi bus an Iii IGöl,' 1- , 22 4 88. \^Tyniauer Druck, go-
lf>gentUcli einer thecilogidchen Promotion rom Jahn 1787.)
> Vgl. Katona, XXXtV, 237 f.
* Ka>7, Hist. Hang., III. A. xnm Jahre 1678, 8. und (Cornelius),
Fratrm. hist. Huuf; (Abtü IV, 1743), S. 11 f. Vgl. o. AiMchn. A), IV.
3 (CornoliuH). a. a. O,, Ü. U-ib.
* a. Aulianjr Nr. II.
> S. dArUber die Litt. auu. iS. J. Prov. Auflir. a. «. 1674.
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m
Convertit, eine brennende Korzo tragend, das katholisclie
Glauhensbekenntniss abgelegt, muclitc er in der Kiiclie die
Runde, um AliiK srii fllr sieh und die Seinigi'ii in ein silljernes
Becken einzusammeln. Um das Krtriigniös zu vergrössern. nahm
der Bisrliof selbst das Becken zur Haud und liesb es mit
iroujuueii ijpcuden ftillen,*
Bedeutsamer ersehien die Bekclirung eines calvinisrlu n
Predigers aus Säros-Patak, der, zu Dresden, Leipzig, Grönii L':«
Utrecht und Leydcn geseliult, des Ungarisclien, Slavischeu, der
lateinischen, griecliisehen, hebräischen ujul arabischen Sprache
mächtig gewesen sei und trotz des Ansehens eines Coeecjus,*
den die Calviner die ,8onne seines Jalu-lninderts' zu nennen
beliebten, durch das Buch des Jesuiten P. Becanus: ^ ,l)e fide
controversiis* auf den rechten Weg gebracht, dem Erzbischof
von Kalocsa* seinen üebertritt zum Katholicisraus versprach
und im JesuitencoUegium zu Wien der gründlichen Belehrung
theilhaf^ geworden, am 12, Juli (1674) das fiekenntniss öffentlich
abgelegt habe.
Noch höher musste man den Glaubenswechsel des ,be-
rilhmten Lutheraners' Adam Lassius anschlagen, den einst
Graf Stefan Csaky an die Wittenberger Hochschale sandte und
der, des Deutsehen, Lateinischen, Magyarischen, Griechischen und
Hebräischen kundig, an der £perieser Protestantenschule wirkte,^
' Litt. nm. S. J. Pn>T. A r. a. a. 1674.
* CoccejM«« Johanne?«, f fj. NovcniTuT infiO, ein beiloiitfiidpr protestautiMcher
Thfolo^»', 8<ihn (li's Bremer s»,-i<lt«irlu».>ibers Theodor Kucli, PrniV.'isor xu
Franuker in WestiViosland, d:i,uu 211 Leiden. Vgl. über ihn iiuppe.
Die Dognuktik d«s deatuhen ProtMtimtumiUi, I, 188—804, nnd Minen
AnfMti in der Allgemeinen dentschen Biographie, IV (1876)» 376—378.
' Martin Verbeeck oder Tan der Beock, Uecanus, geb. eu Hilverenbeeck in
Nordbrabant, seit 1583 dem Jesaitenorden au^h((rend, wirkte an den
Universitäten zu Mainz, W(irzl>nrg- und Wien und bekleidete die Stelle
eines Beichtvaters Kaiser» Ferdinand II., in welcher Eigenschaft ihm
(t 24. Jlnner 1624) Laniomiatn folgte. Seine vorzugsweise controversi*
sCisehen Schriften venraidinet Baeker in aeiner Bibt. dee torivains de
ta Comp, de J^i, I, 55 f. TgL aveh Dndik, Cbnespendems Kaisera
Ferdinand II. und seiner Familie mit P. Martin Bocanus und P. Wilh.
LiBmormain im AnduT fttr Ostecr. Geflchicbtsqnellen, Wien, 54. Bd.
(1876).
* Georg (IV.) Szechdnyi (16^8— 1686).
* Luelne odorLnains warProf««or der Beredsamkeit an der Bperieaer
AJudemittf iMTor er nack Afra sa den Hof SteAn TskQlyi^s alt Bnig-
AmUt. LXIZ. B4. n. OUfte. M
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394
dann zu dem Vater Emerich Tökölyi's, Grafen Stefan, als Hans-
geistlicher kam und in der Festung Arva nach dem Ableben
seines Gönners mit anderen Glaubensgenossen in die TTilnde
der Kaisorlichen fiel. Freigegeben, empfand er die wachsende
Hiniif lu un:^ Äum Kntl olicismus, und obschou er in Schlesien
von seinen Verwandten zur Uebcrnahme eines lutherischen
Kectorates aufgefordert wurde, kehrte er dennoch nach Ungarn
mit dem festen Vorsatze, kathoh'sch zu werden, zurtiek, stellte
sich dem Priiuas vor und vollzog dann in Wien den Glaubeu»-
wechsel.
Der Ürdensbericht der österreichiselicn (und ungarischen)
Provinz gesteht allerdings ein, weshalb um das Jahr 1G74 die
,fröhliche Ernte' der Bekelirungsarheit so reichhch entsprochen
habe : Die ,Prädicanten* mussten aus den verschiedenen Städten
und Märkten weichen. Lange hätten sie , hartnäckigen Wider-
stand geleistet'. ,In diesem Jahre jedoch, wurde zum riesigen
Vortheile der katholischen Frömmigkeit jene Pest von Strölchen
aus dem apostoHschen Reiche gänzlich verdrängt und ausge-
trieben,' ^ was längst von frommen Wünschen ersehnt, dennoch
aber nicht aagehofft werden durfte.
C) Die (Ertlichen Gcschfeke des Kirche invetücus und der
Jesuitenorden.
I. Pressbnrg.
Unter den Deutschstädten Westungams ward Press-
burg, woselbst trotz der früheren Einbürgerung der Jesuiten
als CoUegium die Bürgerschaft in ihrem Kerne protestantisch
blieb, von den Folgen des ßeweguugsjahres 1670 zunächst
heiingesacht^ £s schien für den Akathoiicisnras alihter yon
pfarrer abging. 8. Fab6, Monum. evangel., III, 84. Die Bekehrung
venelohnen die UlL
* Litt aniL S. J. Prov. Autte. e. a. 1674.
• Vgl. über das Weitere ausser den Litt. ana. S. J. Prov. Austr., seit
1670 . . . (Cornolitis) Frnfrm. hiat. Hung., seit 1067 >^ ls2ff.,
von protestaTitischer Suite die Zeitgenossen: Job. Li eh ergo tt, Tagübuch
von der Wuguabiuu der evangelischen Kirchen \md Schulen im Jahre
1679, hersiugegeben im Jslim IMl (Preashiug) und Rajminnd Bi-
mnndtts, »Von der Prenboiger Kirohen« nnd Sehiilverliuf (167S).
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395
•
schliiunistei- Vorbcdeutunir, daas alsbald die kaiserliclu'ii Com-
inissäre, CJnif .lolmnues liottal und Graf Heister, dw kaiser-
liche General, in IVessbiirg eintrafen^ und der köni^liehe Pro-
curator jene Aukia^j^en wider dreihundert Adelige, fast durchwegs
Protestanten, erhob, die mit der Verurtheilung zum Gutervor-
lust zur Kerkerlmft, zur Verbanuiuig und auch zur iiaurichtung
schlössen.
Dass ein ,ketzeri8cher Drucker' in Pressburg aus Anlass
der Enthaujjtung Nddasdy's ein Marienlied anzügh'chen Inhalts
veröffentlichte und dann, katiioiisch geworden, nach Tyrnau
übersiedelte, zahlte wohl auch zu den Ertoliren, deren bich die
Jesuiten rühmten. Man batt*» damals das Pressburger Collegium
von Tyrnau aus verstärkt, um aul' die zum Tode Verurtb«M!ten
bekehrend einzuwirken, und zweier voü üiueu, des Franz liuuis
und des Andreas Nagy de FUged, gedenken sie lobend als
Proselyten.
Die eigentliche Gefalu- für den Protestantismus bescheerte
jedoch das Jahr 1672, da nun der Hauptsclilag wider die
deutsche Kirehe di r Presshur^^er Protestanten «jeführt wurde.
Seit VAzmAn hatten die Graner Kirehenfiirsten geilen ihren Be-
staun! freeifert und nicht minder die mit ihr vcritandc'nc Prote-
stant«'n.seliul(' ani^cfoehten, schon zur Zeit, als die Bürj^'rrschaft den
Bau in Au«rrill nahm, und noch melir dann, als ertrotz dcr(ie£^en-
mandate Ferdinands Ii. und seines Nn eh folgers vollendet wurde.
Die Berathungen der Vordermänner der evangelischen
Gemeinde erregten durch ihre mit Ausschlug der Frauen und
Minderjährigen in der Kirche abgehaltenen Berathungen den
Verdacht, dass es sich um eine Verschwörung handle. Primas
Szclepcsenyi als ,Locumtenens* beeilte sieh, Anfangs F'ebruar
darch den Waitzncr und Fünfkirehner Bisehof verkündigen zu
lassen, dass die Prot^süinten das auf küuiglichem und erz-
bisehOflichem Grunde widerrechtlich Erbaute zu räumen hätten.
Dagegen sträubten sich nun entschieden die evangelischen
Gemeindegenossen, und die wachsende Verwicklung der Ange-
legenheit ftihrtc zu einem förmlichen Stadtkriege, in welchem
die £vangelischen sich zum Schutze der Kirche imd des
ClTmnasiumB schlecht und recht waffneten und auch von den
Frauen hiebei unterstützt wurden (März).
Ueberdies gaben die aus Wien zurückkehrenden Send-
Voten der Protestanten an: der Kaiser wisse nichts von den
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396
Vorgängen in Pressburg, die Anschlage aul das (Jyinnasium
seien ein Werk der ,katliuliselii'n PtatVon*. Da If^ten bieli der
Primas Szelepcs^nyi und der Kammergrut Bisriioi" Kollonitsi'h
ins Mittel und erlangten mit leichter Mühe ein kaiserliehos
Mandat, daa dem (Irafcn Nigrelli auftrug, mit vier Compagnit ii
des llciblcr scheu iiml Pio'schen Hegimentes einzuschreiten. 1 )ir
Soldateska besetzt die Stadt, worauf «'in ausserordentlicher (te-
riehtshof zu Tyrnau über die Kadelst'ührer des Pressburger
Aufstandes die Todepstrai'e aiisspneht. Virr der vorgeladenen
Protestanten werden freige<ri l)rii und nach Pressburg zurück-
gesendet^ um die Oomeindi/ willtahiig zu machen, nbrr ohne
Erfolg. Ancli Kolloiiitseh, mit starkem Priestergefolge aus Tyr-
nau herbeieilend, vermochte nicht die Heransgabe der Kirchen- r
Schlüssel zu eiwirken, und Primas Szelepcsenyi musste in
Wien so manches herbe Wort über das Unzeitgemässe von
Zwangsiiiassiegeln vernehmen. Doch gelang es seinem Ein-
flüsse und dem Drängen des Kammergrafen Bischof KoUonitseh,
ein neues kaiserliches ^landat herauszuschlagen, wonach
die unweigerliche Uebergabe der Kirche und Sehlde statt-
finden und die Todesstraie in Q Uterverlust verwandelt wer-
den sollte.
Den 18. Juni rücken in aller Stille sechs Compagnien
ein, consigniren die BUfger und stellen sich dem Bischof KoUo-
nitseh zur Verfügung. Da nichtsdestoweniger die Kirchen-
Bchlttssel vorenthalten wurden, so blieb nichts Anderes übrig,
als unter Geschrei und Verwünschungen der (ivangelischen
Bevölkerung die Kirchenthür zu erbrechen. So betrat man in
langem Zuge zuerst das Gymnasium, dann die Kirche und
nahm von Beiden Besitz. (Jleiehes verhUngte der Fiscus
Uber die Häuser KÄdasdy's und der Bttiger: Fischer, Kamer
und Auer.
Den 7. August mussten die protestantischen Frediger mit
Weib und Kind abziehen, und einen Monat später wurde die
evangelische Kirche der Deutschen vom Primas, die der Ma-
gyaren von KoUonitseh für den katholischen (lottesdienst neu
eingewebt. Die deutsche Kirche samrat dem Gymnasium der
Protestanten ttbeigingen in die Verwaltnng der Jesuiten, und
so gestaltete sich das confessioneUe Gepräge der Stadt äussere
Kch anders, wenn auch die (Besinnung der protestantischen
Bttrger unentwegt blieb.
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IL Oedeiiburg.
Einen nicht minder durch^^roif . jidiMi Wechsel des Geschickes
zeigen — und zwar unter hi t'ti^jtai Krisen — die (ilaubens/^usLände
der Schwesterstadt Oed en bürg ^ seit 1 <??!:?. •
1G3G hatte der Jesiuitenordenj dank dei' Gönnerschaft des
Kaaber Rischofs Georg Draskovich, * in Oedenl)urg, der pro-
testantischen StAdt deutschon (Te])r;lge8, nicht ohne Schwierig-
keiten Jiodeu gcfasst. und durch die Schenkung der gewesenen
Cisterzienseraljtui Peniau i lNinu'O^ gewann sein Bestand eine
willkomniem; raatericUc Frn-dfiung. Immerhin konnte seine
Thiitigkf'ii keine tieleren \\'ur/,( ln schlagen, da die evangelische
Bevölkerung, Ratli und Gemeinde, den passiven Widerstand
^ufrechthielt.
Anders iiiu.->ste es soit 1672 konimon, denn die confcssio-
nellc Politik des Wiener TTnfes, vor Allen von dem Pressburger
Kararaerpräses, Hiseliuf K II ouitseh, auf das Entschiedenste ver-
treten, zog auch Ucdenburg in das Bereich der Katholisirungs-
maftsregeln.
Am (jleorgstage 1672 rn^chienen als Ueberbringer eines
kaiscrlielien Mandates Biscliof Kollonifsrh und Paul Eszterh.-i'zy *
mit dem uiu*rfreuli(dien HV^M'hren, dass der halbe Rath der
Stadt mit Katholiken brset/.t* werde. Diefimal mussten sie aller-
dings unverhcbteter Sache absieben.
* Darüber f^'mä von dorLT Au^fmuliclikoif tlio Litt. ann. 8. .T. Prov.
An Str. n a. und öiii«-»villkoiiimeiio Erpniizuug bietet d.ns sfhr um-
stäudlich erBäUloiidii Tagebuch de» ZHitgeuossen Jokanues THchany, pro-
tectautiaelifiii Bürgers von Oedenbuig, antor dem Tital: «VeriaieliBiiB
Etlicher Historien, «o vön deti 1670 Jahr her geschehen Ihn den
KSnigreich Ungarn und aheonderlich boy nii«er Stath Oedeubnrg, welche
ich Hanns Tschany %ur sonderlichen Nachrieht den NachkOiuUngen hab
auffgenchriben;' heran«i|re^'*hf'n von .T. Paar im Magyar tr.rf. tÄr . ß. Bd.
(IH&d), S. 17—220; die Chronik reicht bis Ende 170H und ist gerade filr
den in Rede stehenden Zeitraum ungemein detailreich. Ueber die
Bealtsrerhlltnisie der Jeaniten in Oedenfani^ a. Kupp, Magyaronw.
helyrajai tOrt^nete, I, MB— 618
« 1635—1661.
* Abb 8 Marg. de Poroo-Beman, tu d. Piaka, im Eiaenboiger Gomitate,
gegniiKlt't vor 1'23S.
* Tschany spricht iy 21 vom »Kroisabockerische« pischoff",
womit wohl Kollonitsch als Bischof von Wiener- Nenatadt gentinl
•ein wird.
398
Kollonitsch erneuerte aber bald {20. Juni) seine Sendung
im Gefolge des vorgenannten Magnaten, unterscliiedlicher ka-
tholischer Geistlichen und Kammerherren. Der Rath und alle
EhrenUmter sollen zwischen beiden Bekenntnissen getheilt wer-
den. Zur Sühne für ihr hartnäckiges Abwehren der KathoHschen
müsse die Stadt eine jÄh fliehe Strnfsiunme von 2fHK) Guldeu
entrichten, und zwar vom Jahre 1609 an gerechnet. Allerdings
wurde von dieser harten Busse im Gnadenwege etwas nach-
gelassen.
Noch trilber sollte sich aber für die Oedenburger der
Jahresschluss 1673 und das n&chste Frühjahr 1674 gestalten.
Hier setzt der Ordensbericbt ausführlich ein und ihm geben
wir das Wort.
Zunächst wird der löbliche Eifer des Raaber Bischofs
Georg Szechenyi ^ gerUlmitj der zufolge der kaiserUchen Man-
date und von eigenem Reformdrange beseelt die Sprcngelgcbiete
von Stuhlweissenburg, Rechiiitx.. Piukaleld, Körmönd, Bük und
Güns durchzogen, mit Hilfe von Soldaten an achtzig Piil-
dicanten vertrieben und die seit huncU rt .lalnvn den Ket/i rn
verfallenen Kirchen wieder zurückerobert li.ilje. Ks gult nun
Oedenburg, die Zullucliltitättc der Ketzerei, von dieser ,Pest*
frei zu machen,
Szf^chonyi reiste nach Wien und erlangte die kaiserliche
Weisung, wonach die Stadt und die ihr zugehörigen Dörfer
bei Strafe kaiserlicher Fnjrnade den Sprengelbischof zur Kirchen-
visitation zuzulassen und ihm die mit den Gotteshäusern ver-
bundenen Kinklinfte, Schätze und sonstigen Besitzgegenstände
auszuliefern hätten.
Kollonitsch hatte bereits yoigearbeitet. Er war wieder am
Georgstage (1673) in Oedenburg eingetroffen, setzte den bisherigen
evangelischen Stadtrichter Johann Serpilius ab und bestellte
zu seinem Nachfolger den Katholiken Mathias Preiner, der auf
dem Rathhause als NichtbOrger zuerst den Btti^ereid ablegen
musste, bcTor man ihm das ^Scepter^ übergab.' Tags darauf
wurden die Besetzungen des Rathes und anderer Stadtämter
mit Katholischen voi^enommen.
" Georg (VI.) 166S— 1686.
■ Taeb«n7, s. O.. S. 85.
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S99
lI»'l)or(lies - erzählt weit(;r der Ürdensberieht — erlangte
Szecseuyi eine Vollmacht beim Hofkricgsrathe. derzufoige ihm
das Kegiment Wopping zur Unterstützung beigegeben ward.
Mit militäriscbor IMacht tarieb er nun die Pastoren aus der Um-
gebung Oedcuburgs.
Am 23. Dectinber 1073 (M'scliicii (Ut KuThcnfiirst mit
seinem Soldntenf^'ei'olge vor ( )('d(!nl)urg sen)st. Die Stadtthore
bleibe]! jedoch verscidossen, und die unwillkommenen (iäste
müssen zweieinviertel Stunden unter freiem Himmel warten, was
den Aerger des Kirchenftirsten über eine solche Behandlung
erregte. Endlich zeigten sich der Bürgermeister und Stadtrichter
am Thore, begrüssten höflich die Ankommenden und geleiteten
sie in die Stadt. Die Soldaten aber mussten draussen bleiben,
indem man nur die beiden Obersten cinlttsst. Alsbald wurde
der Rector des Üedenburger Jesuiten eolleginma zur Besprcchimg
enlboten und mit beiden Militärbefehlababeru der groBse Glaubens-
sweck verhandelt
Die Glauben sconunttsion besehliesst, in aller Stille vorzn-
gehcn. Als sich der gesammte Rath der Stadt in Folge der
Vorladung eingefunden, wird ihm das kaiserliche Decret vor-
gewiesen. Der Bürgermeister kttsete es ehrfurchtsvoll, las ei
mit lauter Stimme den Anderen vor und htodigte es wieder
dem Bischof ein. Der liath begab eich dann in das Stadthaus
zurück, um über die Antwort einig zu werden. Dann gaben
sie vor dem Bischof nachstehende Erklttnmg ab: Sie lassen die
Kirchenvisitation zn^ aber erst nach den Feiertagen. Niemals
seien sie bisher hiezu aufgefordert worden. Da sie bereit seien,
zu gehorchen, bedürfe es der Soldaten nicht, die man auch nicht
in die Vorstadt einlassen würde, da dies dem Freithum und
der Schuldlosigkeit der Stadt widerstritte. Sie blieben auch trots
dreimaliger Aufforderung bei diesem Entschlüsse.
Während sich all dies abspielte, hatten die Soldaten Yor
der Stadt sieben Stunden in der Kälte subringen mUsaen. Dem
Bischof reiset nun die Geduld, und er lässt die Mannsdiaft durch
ihre Befehlshaber snm £inrttcken in die Stadt aufinahnen. Ge-
sagt, gethan; die Soldaten reissen das Vorstadtthor aus den
Angeln und dringen in hellen Haufen ein. Die Bürgerschaft
bewafihet sich eiligst, ein Theil wirft sich den Soldaten ent-
g^^n, ein anderer besetzt den Friedhof und die St. Micluiels-
kirche; die Einen richten ihre Büchsen auf die Of&ciere an
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400
der 8pit/.c der Mannschaft, die Anderen muntei u sich gegen-
seitig auf, die kaiscrliclien Kricgsleute nicderzumaehcn.
Doch kam es nicht zum Blutvergiesscii, indem sich das
KriogsvolU inmitten di.s Aufruhrs ,sehr bescheiden, aber ohne
Furelit' voi wüi tsbewcgte. Man kommt ans Thor der inneren
Stiidt. Als diuch dasselbe der erste Officicr mit zehn Gemeinen
eindrang, ohne auf eine Wache zu stossen — das \'eli< lialte
sieli hinter dem Tliore angesammelt — wurde din Zugbrücke
aufgezogen und die übrige Mannschaft ausgeschlossen. Das
vereitelte die Ansehlage der Soldaten; sie gericthen daher auch
in A\ utli und wollten gewaltsamer aufbieten; der Bischof hielt
sie jedoch davon ab, und so bezogen sie ihre früheren Quar-
tiere. .Und also wurde die Ausführung eines so heilsamen
Werkes uiilerbroehen, ohne jedoch ganz aufgelassen zu werden/
Denn die g<*gen den Befehl und die Mihz des Kaisers
und wider die Person des Kirchenfürsten verübten Unbilden
schienen den Stoff /.u einer derart griindÜeheu Anklage darzu-
bieten, dass man ohne alles Waffengeriiusch einzig und allein
mit Kichtersprueh den Oedenburgern ihre Kirchen und Prädi-
canten entziel»en könne. Kaehdem sich Szccheuyi mit dem
Wieuer-Neustüdter Bischof KüUouitseh ins Einvornohmen ge-
setzt, reichte der beherzte Kirehoniurst beim Kaiser eine
Supplik ein, beleuchtete dir ihm und der Majestiit an;:ethane
Schmach und erlangte ein verselmrftes Decret, denigmiäss die
Bürger von Oodenburg und die ki tzeriVeundlichen Ivjithsherren
allda bei schwerster StraiV- vor das (Jericht der Krone zur
Verantwortung ihrer Handlungen gefordert wurden. Zu dieser
Amtshaiullung wurden Georg Kados. Diuuherr des Capitels
von Steinamanger, und Johannes Horviiih, Oberst vom Keiter-
regimente des Grafen Batthydny, ausersehen. Diese beschieden
nach dem Herkommen des Reiches den Rath und die Gemeinde
auf den 15. MUrz des laufenden Jahres vor das konigliclie Ge-
richt und schrieben die Vorladang an die üaufitliüren Jener,
die nicht bei Hause waren.
Nun wurden die Büi^er sehr besorgt, und da sie ihre
Pastoren behalten wollten, so fassten sie nach dem Beispiele
einiger Städte den Beschluss, durch Ucbei^abe der Kirchen
die Strenge des königlichen Tribunals su mildem« Sie wandten
sich an den \ ' r^tand der königlich ungarischen Kammer mit
der Bitte, dem i;'iscus gegenüber eine güthche Vereinbarung
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401
einznleitdi j dcrzufoljjjc ilmen die fmwilli'^'-c Atislieferiing der
Kirc hen an die Kutliolisclicn weitere Alindun^ün erspare. Das
erreich teil sie endlich. Der Kaiser bestellte zur Durchführung
dieses Handels als Comniissttre den ungarischen Kanzler Thomas
YiXSj und den Kammerprftses Bischof KoUoDitBchi die nach
reiflicher i^rwUgimg nachstehende Bedingungen der Amnestie
den Oedenburgem vorhielten :
I. Seien alle IGrchen, Capellen nnd Beneficien, Pfarreien
und Schulen, die altcrsher den Katholischen gehörten, mit allem
Zugehör und Hausrath, wie er sich gegenwärtig vurtiiiidc, dem
königlichen Fisens gewissenhaft auszulieieni.
IT. Die i'rädii-anton, CaplUne, Schulmeister und Gehilfen
sollen binnen fünfzehn Tagen nach Verlautbarung des Decretes
ans der Stadt und Vorstadt wandern. Wer aber von ihnen
bleibe^ müsse das schriftHche Versprechen leisten, keinerlei
Eärchen- oder Lehramt wllhrend seines Aufenthaltes ausüben
sn wollen.
m. Das Hans Witnyedy's^ in der Nachbarschaft der
St Georgskirche sammt allen Gründen, Zugehörungen und
Bürgerrechten, die ilaiaii iiafttMi oder haften könnten, sei dem
königlichen Fiscus ganz und gar zu ewiger innchabung aus-
zuantworten.
Dem entgegen mache ihnen der k(inigliche Fiscus Hoff-
nong, bei der königlichen Majestät die gnadenweise Genrhnii-
gong za erlangen, dass an einem von der Krone festzustellenden
Orte eine sichere Behausung für zwei PrAdicanten zugestanden
werde, von denen der Gottesdienst im Sinne des Augsburger
Bekenntnisses ftlr die letzterem angehörigen Kronbeamten und
Hofwürdenti'Äger, Käthe, Residenten, A1>K g.uun, Stände und
Flirst. n dos Heiilies gleichwie für anrh re Ulaubensverwandte
zu Versehen wäre. Da die verwitwete Fürstin von Eggenberg*
ihren ständigen Aufenthalt in Oedenburg gcnuiuuien, so sei ihr
zu gestatten, so lange sie hier wohne, einen Prädicantc^n fiir
den Gottesdienst im Hause zu beherbergen^ welchem auch die
Borger von Oedenburg anwohnen dürften.
* Der bekannte J^tofan Witnyödy.
* Anna Maria Markgrilfin von Ii r a nii o n 1» ii r ^' B n i r e u t h , Witwe dm
Epgenberger« .Tobanii Anton I, Fürsten von Gradinca (t 1649, 19. Fobruur),
1649—1658 Vornitiuderin ihrer Si^hne Jobann C'brisUan Herzog von
Rnauia and Johann 8eyfried Fürsten von Oradisca.
402
An Stelle des Witny^dy'sehen Hauses werde der Fiscus
ein anderes (Gebäude, das jetzt die Fürstin von Kg^enberg be-
wviluie, der Stadt Oedeiibui-f^ zu immerwährcüdem Besitze ein-
antworten und von alku biöiierigen Lasten frei machen.
Der Fiscus wolle die schwebende Gerichtsangelegenheit
f[\r immer abseticen, so zwar, dass kein Oedenburger, wosb
(n'seiileclite.s und Standes er auch sei, aus Anlass jener Klage
von einem ob ordentlichen, ob ausserordentlichen Gerichte
belangt oder beschwert werden dürfe.
IV. Der Fiscus wolle (b"e Freiheit der Olaubeusübung
und <Uis Gewissens allrn AnLcehilrifren des Augsburger Bekennt-
nisses in der Suidt einräumen und nicht gestatten, dass Jemand
von ihnen zur katholischen lu'h'^^jon oder zur Auswanderung^
wider s(M*nen Willen fjenfUiuL^'t wenb^ Jenen aber, welche aus-
wandern \\'ollea, stünde es Irei, ihre Habe zu verkaufen und
zu veräussern.
Diese Zugeständnisse, welche der Fiscus zu Gunsten der
Oedenburger beim Kaiser in Vorschlag zu bringen bereit sei,
sollten jedoch nicht als Ergebnisse eines Vergleiches, aondem
als königliche Guadenacte angesehen werden.
Die Bürgerschaft bequemte sich zur Annahme all' dessen.
Am 27. Februar trafen die Bischöfe von Wiener-Neustadt und
Neutra in Oedenburg ein. Der Kath erliess au aUe protestan»
tischen Bürger die Weisung, dass nächsten Tages alles Gesinde
innerhalb der vier Wände zu bleiben und sich ruhig zu ver-
halten habe. Es war dies der 28. Februar, an welchem die
Uebei^abe der Kirchen, ( ine glänzende katholische Procession
unter Betheilignng zahlreichen Adels aus der Nachbarschaft
stattfand, Messen und Predigten gelesen und gehalten wurden.
Dabei wirkten die PP. Franciscaner mit.
Aus dem Jesuitenorden wurden zwei deutsche Prediger
Itlr die Kirchen sum heil. Michael und heil. Johannes auS'
erschon.
Während so die Jesuiten der katholischen Mission unter
80 günstig neu gestalteten Verhältnissen oblagen, versuchten die
Oedenburger Protestanten, ihrem Gottesdienste an Stelle der
beschränkten Behausung, die ihnen angewiesen worden war,
ein geräumigeres Heim zu echaffeiv mid swar auf dem Wege
eines förmlichen Umbaues, so dass die Kirche nahezu 6000 Men-
schen fassen konnte. Ueberdies kaufte auch die verwitwete
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403
Fttrstin Eggenherir f^in neues, ihrer Kesidenz benachbai tt.s Ge-
biiiule und s^nh ilmi die Form einer Kirche, in w* lcht^ nicht
blos die Uedenburger, sondern auch die ,ketzerischcn' Bewohner
entl^ener Orte allwöchentlich in groBser Zahl sosammeii-
strOmteD. Das beunruhigte den Kector des CollegiumH auf das
AeosserBtey and vor Allem war es dem Sprengelbischof nnwill-
kommeiiy da man die ^Ketzerei' wieder zu Kräften kommen
■ah, während man doch ihren Untei^ang anstrebte.
Um dem ,kecken Hiflsbrauch' der kaiserlichen Gnade za
steuern, wandte man sich abermals an den Kaiser. Es erfolgte
nun eine schriftHrhe WeiBuiif^ au den Propst von Steinamanger,
die er dem Staduadic von Oedenburg eröffnm sollto. Dviiv/ai-
folge hätten die beiden i*rädicanten, welche in den bezeichneten
Häusern den Gottesdienst besorgten, innerhalb dreier Tage
Oedenburg zu verlassen und sich nach Eisenstadt zu begeben,
woselbst sie ihren geistlichen Verrichtongen in den ihnen vom
dortigen Stadtrathe anzuweisenden Häusern obliegen sollten.
Als die Oedenburger diesen kaiserlichen Auftrag ver*
nahmen, waren sie sehr bestQrKt und allgemeines Wehklagen
erseliuU; ,uoch nie sah Oedenburg so viel Thriiuen als an diesen
drei Tag-cn^ bemerkt etwas hämisch der Ordensl)criebt.
Alsbald sendet man Ab<;eordnete nach \Vien, um mit Ge-
schenken auf die Gesinnung der hohen Herren « inzuwirken
and von der kaiseiüchen Gnade einen Aufschub der Aus-
ftüumngsmassregel zu erlangen. Aber sie kehrten unverrich-
teter Sache zurück; die Oedenburger müssen sich fügen und
ydie Wolfe, die sie bisher als Hirten der Schäflein verehrten,
ans den Hürden entfernen'. Der Abzug der protestantischen
Qeistliehen erfolgte am St. Michaelstage.
Nunmehr blieb die Fürstin von Eggenber<r der letzte Trost
der Oedenbiir<;er Evangelischen. Sie hatte bekanntlich vom
Kaiser die Erlaubmss erhalten, einen .liot'prediger* fllr ihre
religiösen Bedürfnisse zu beherbergen^ und lUr gottesdienstiiche
Zwecke ein eigenes Haus bestimmt und eingerichtet. Dieser
,Ho^rediger^; Mathias Lang, versah denn auch den Gottes-
dienst für die Bürgerschaft vom Tage der Verbannung jener
zwei evangelischen Seelsoiger bis zum Jahre 1675. Die prote-
stantischen Taufen besorgte er heimlich zur Nachtzeit, wie sehr
sich auch der katholische Stadtpfarrer abmühte, diese Taufen
für sich zu erzwingen.
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404
Die ()ster5^,oit de» Jjihrcs 1075 bcschcerlo den Oeden-
Imr^er Protestanten die kaiserliche Genehmigung, dass die
beiden nach Eisenstadt intornirten Seclsorg-er wieder zu Ocden-
bnr«; ihres geistlichen Amtes walten konnten. Das Bethaus der
Fürstin von Kggenburg blieb die Stätte ihres Wirkens.
Dagegen brachte der St. Oeorgstag dieses Jahres die ka-
tholische lleformation der Gcincindcverwnltung nm ein gut
StUck weiter, indem an Stelle des bisherigen Stadtrichters
Nötl ywider die Fieilieiten* von Oedenburg ein katholischer
Mniryar, Namens Pisztor, eingesetzt wnrde und bald Gelegen-
heit fandy den Evangelischen ihre GlanbensUbung zu verleideni
vor Allem den Zuzug von auswärts zu dem Gottesdienste in
Oedenburg gewaltsam abzustellen.
Im Mai wurde auch das kaiserUche Edict an die Stadt*
thorc befestigt, demzufolge niemand Auswärtiger ^n prote»
standschen Gottesdienst in Gedenburg besuchen dürfe, es w&re
denn ein kurfürstlicher Minister, Besidenty Agent oder ein
anderer ,privilegirter' Herr.
Die Feuersbrunst vom 28. November des Jahres 1676,
die auch das protestantische Bethaus einäscherte, das Mandat
der ungarischen Kammer vom Jahre 1677, wonach die prote-
stantischen Handwerker bemllssigt seien, an dem Frohnleich-
namsumzuge theilznnehmen, and die Strenge, mit der man
jedem Versnche eines Auswärtigen, an dem protestantischen
Gottesdienste theilznnehmen, begegnete, waren für die Evan-
geÜBchen Oedenburgs unwillkommene Prüfungen. Aach wachte
das Jesuitencollegium mit aller Schärfe darüber, dass die Ver-
sache der Andersgläubigen, ihre Kinder von unterschiedlichen
Leuten, vertriebenen Schulmeistern n. dgl. insgeheim unter-
richten KU lassen, nicht um sich griffen. Da man nämlich die
städtischen Protestantenschulen abgeschafft hatte, so glaubten
die Väter der GeseUschafl Jesu und ihre Gönner, das beste
Mittel in den Händen zu haben, um den Nachwuchs der Be-
völkerung katholisch zu machen, da dieser Mangel an eigenen
Schulen die akatholisehen Eltern zwingen würde, ihre Kinder
den Jesuiten in die Lehre zu schicken.
Seit dem Jahre 1681 gingen die Zustände in Oedenburg
einem durchgreifenden Wechsel entgegen. Wohl erschien am
St. Jöigentage der stramm kathdische Vicepräses der ungari-
schen Kammer, Graf Volkra, mit einem kaiserlichen Mandate,
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405
das die völlige Entfornunj? der Protestanten aii^ dem Stadt-
rat Ik' und die Bes<Mziuig aller Stellen mit Katiiolischen vor-
schrieb. So ^elaniitm auch alle Gemeindeämter in die Hände
der Lotztcrcii. Docli nun inaclite sich der Umschwung schnell
und um äo greller gtiUeiul. Denn kaum hatte eine kaiserliehe
Vertiij^nnp' vom 2. Juli 1(581 — mitten in der Zeit des un^irari-
schen l\i'icli.sta«rrs, den jetzt < >ed('nbur;Lr beherbergte — den lie-
aueli des protestantiscln n Gottesdicn-itt's. ohne besondere Gc-
neimiii^uHij:, scharf' vei-pünt, so ward das Vcrliot auch schon
in Fol<XL' der Beschwerde der cvani^clisflK'ii Stünde vom 4. Juli
wieder zurückfr^ noiiimen und allen Ulaubcusgenossen der Ein-
und Ausgang lVeii,'-c_i;fben.
So «xestr.ltrtcii sicli denn die Ostern dos Jahres 1(362 zu
einem wahrt ii Auterstehungsfeste des Oedciiburger Protestan-
tismus. Kurz zuvor hatte seine Gönnerin, die Filrstin von
Eggenberg, das Zeitliche! gesegnet. Ihre Leiche wurde den
April in ihr Ei'bbegräbniss nach Baireuth in Üstüranken
ttbei-flihrt.
Die Oedenburger Gemeinde begann sicli wieder zu
üUhlcn. Als am Jörgentage Bischof Graf Kollonitsch die Wahl
des Evangelischen Uans äerpilios zum Ötadtriehter verhindern
und dann — nachdem sie vorgenommen war — nichtig erklaren
wollte und den Katholiken Niclas Horrith au dieser Würde
bestimmte, berief sich die Wählerschaft mit aller Entschieden-
heit auf den DiJltalartikel, und es gelang, die Hillfte der
Rathssteilen mit Evangelischen zu besetzen. Auch der Öe«
meinde-Obervormund zählte zu den Ihrigen. Ebenso hartnäckig
wahrten sie ihr Recht, als Kollonitsch am 8. Getober den
früheren Versuch erneut it« und am 10, II. Deceniber die Grafen
Draskovich und Erdüdy in Gesellschaft eines Kammerrathes
eischienen, nm bei dem Stadtrichteramte eine Aenderung
durchzusetzen. Die Evangelischen Hessen sich nur zu einer
Neuwahl herbei, die auf einen früheren Inhaber des Amtes,
ihren Glaubensgenossen Gregor Nötl, fiel, aber unter der Be-
dingung, dass dies ihrem Wahlrechte, das sie den 24. April
ausgeübt, keinerlei Abbruch thun solle.
Der Tarkenkrieg und der Heereszug Tökolji's nach dem
Westen (1683) drängten auch das Gemeinwesen Oedenburgs
in ein neues, geiUhrliches Geleise. Schon den 10. Juli erhielten
die Oedenbnrger ein Schreiben Tökölji's, worin sie aufgefordert
400
wurden, sich unter seine Herrschaft zu stellen, ,(licweil sie der
römische Kaiser schon dreizehn Jalire lang hart geängstigt und
bedrängt, sie uui weltliche Freiheiten und um ihre Priester-
schaft gebracht habe'. ^ Da sich die Nachbarn der Stadt, Graf
Draskovich auf Sarvär und Graf liatthyanj, zur Huldigung
an (U ii ivurnzzenftirsten bequemten, so schien dies angesichts
der Sachlage auch für die Oedenburger unvermeidÜch zu
werden. Sie steckten am 12, JuH eine doppelte weisse Fahne
auf und scLickteu zwei Tajire spMter ihre Bevollmächtigten zur
Besprechung mit den Commissären Tr>kölyi'ö ab.
Die Jesuiten, deiicii begreiflicher Weise der Be(l>»n nnter
den Fussen brannte, wollten schon am 15. Juli (K tlüiburg
räumen. Sie be<ral)eii sich theils zu Wniren, theils zu Fuss aus der
Stadt: die Ev-nii^clischen Hessen ihnen jedoch nachsetzen. Ihre
Wagen '.vuxlen mit Jicschlag belegt und die OrdenBvüter wie-
der naeli ( ^ denbur^^ zurt'iekgeschafft, bis auf drei, welche be-
reits entwichen waren. Erst den 16. Juli, an welchem Tage
die Oommissäre Tökölyi's die Stadt betraten, kam es nach
langathmigen Verhandlungen zur fürmhchcn Ausweisung der
Jesuiten, die sich grossentheils auf die Guter ihres Gönners,
Franz Grafen von EszterhAzy, nach Lakenbach, Landesere,
begaben oder in der benachbarten Steiermark, zu Friedberg
und auf der Ordensherrschaft Thalberg unterkamen. Auch
liessen es der Frovüuial und der liector des Oraaser Col-
legiums an Unterstützung der verbannten Genossen nicht
fehlen. Gleiches Loos ereilte die Jesuitenrof^idcnz in Güns,
die im Jahre 1G77 auf Kosten der Oedenburger Stadtge-
meinde dotirt worden. Die Ordeusgenossen trafen in Lande-
sere zusammen.*
Oedenburg musste den 10. und 17. Juli dem Kurnzzen-
fiirsten huldigen. ISIan ftigte sich <lem Zwange, gleich den
Nachbarorten GUns, Eisenstadt und Kust, ftihite aber r\nr zu
sehr das Drückend« der Lage und begrüsste erleichterten
Herzens den Christcnsi( ir vor Wiens Mauern {12 September)
als rettende That fUr Aile.^ Die Alleinherrschaft des Protestan-
» Tirhany, a. a. ()., S. 72.
■ Tschany, a. ». O., S. 34.
* Tschany, a. a. O.« S. 80: . . Uo«Mr LtolMr Heer Ooth, hat ▼oa Hinimel
4i«ea T«^ der Chrtstliehen Amme (sie) einen aolchea Bjg fafeben viidt
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407
tismus ging allerdings bald zur Neige, denn schon am 23. Septem-
ber erschienen die Commissäre des Palatiiis ' und forderten
unter An<lerem: 1. die Wiedereinräuuiuu^^ des CoUcgiums und
des Cüüvietes ^ an die Jesuiten: 2. ilie AViederbcsetzung aller
Stadtlimter mit Katholischen, wovon man aber Umgang nahm,
da während der Tökölyi'schcn Episode kein Einziger von ihnen
seines Amtes war entst i/.t ^vorden, und 3. die Absehaffung der
evangelischen Priidieanteu und Schuldiener, die in der gleichen
Zwiselienzeit eingesetzt worden wären, womit es aber vorder-
hand sein Bewenden haben solle.
Bald traf auch eine Zuseluift der auf diese Weise relia-
bilitirten Jesuiten an die Oedenburger Stadtgemeinde ein, worin
das Ersuchen gestellt wurde, jeder Bürger wolle das von ilmi
den Jesuiten entfremdete Gut freiwillig zurückstellen, was man
mit bestem l)anke entgegennehmen würde, im Gegeufalle
milästcD sie den Geriehtsweg betreten.''
Der neue, bestliwerliche Ausnahmszustand Oedenburgs
wurde 1*1^4 dureli das kaiserlich»' .liinncnnaiiift st Leopolds I.
seinem Kiide zugetl\lirt und die Stadtnenieinde zu dem Press-
burger Commissionstagc (24. Februar ) <'ntl)ot('u. Die ( )L'deu-
burger sollen t'iiuMi , körperlichen Kid' der l 'ntertbaut-utreuc ab-
legen und um Wiederaufnaliuie in die Gnade de» Kaisers i)itten.
Die Kirchenfrage bleibt in ilirer Lösung dem nilchsten Land
tage vorbehalten. Jedoch dürfe kraft der Diätalbeschlllssc vom
Jahre 1681 Niemaad in seinem Glauben angefochten werden.
m. Oüns.
Wir haben in der Chronik der Religionsli-lndel Oeden-
bui^ die Ordensstation GUns gestreift und wollen nun die
beschertli, das» ayo den Erbfoynd Chri!<tHchcs Nammbcns dc>ii Tiirckeu
-von der Stadt Wyun wegh geschlagen. . . /
* Tseliany, a. «. O., 8. 92.
* Mit dem Jesnitengymnasium verbunden.
* Tiitt. ano. S. J. Prov. .Vnstr. zum Jahro K'S.'}. Die Heliabilitirung
fan'l in Folge der VerhaudlMnfrfn des PalntuH mit den Oedenburgpern
und nach Ankunft der FP. Franz Fabiaukovit« und Peter QOdj den
21. September atett; in Gttns, 23. September in Folge der Palatinate-
weisany^. Der Jeraitanrector &nd alle Wohnrlnme der Reddena ye^-
mietfaet
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wichti*r<'Ti Vorj^äuge, die öich hier beit l(i70/7l abfipieltoo, ins
Auge lassen,'
In dieser 8tadt i'n^^to der Protestantismus bereits um die
Mitte des 16. Jahrhunderts festen Fuss. Die Ortspfarre mit den
beiden Kirchen zum heil. Jak« »1» und Emerich ginjjf ftir den
Katholicismus verloren; ja auch der Calyinismns bürgerte sich
neben dem Lutherthum ein.
D.er Raaber Bischof Georg Sz^oh^nyi erwirkte nun ein
kaiserliches Mandat und erschien alsbald in Gesellschaft des
Neutraer Bischofs und königlichen Kanzlers^ Tbomss Pilffj, und
des Burgherrn von Güns, des Eisenburgcr Obergespans, Petrus
Szdcsy von Rimaszdcs, in der Stadt Sofort rückten 25 deutsche
Musketiere ein, denen weitere 300 folgen sollten. Die Bttrger von
Gllns Qberlegten lange, was zu thun sei, denn ohne Verzug wollten
sie auf die anbefohlene Räumung der Pfarre und der beiden
Kirchen nicht eingehen, sondern baten um die Erlaubniss einer
Audienz beim Kaiser, dessen Auftrage sie dann unyerztkglich
Folge leisten wUrden.
Bischof 8z(5( henyi erklärte, dies sei ein nutzloses, kost-
spieliges Beginnen, der kaiserliche Befohl klar, und rtigte dann
mit scharfen Worten die .Winkclzüge' und die ,lTnbotniäasig:-
kcif der Bürger. Diese aber erklärten schliesslich, das, was
sie durcli so lange Jahre behauptet, nicht preisgeben zu
wollen. Das gemeine Volk, eine geheime Abmachung fllrehtend,
drängt sich tumultuarisch ins Rathliaus, verschliesst das Ge
bände und iHsst Niemand heraus. Man will (laim /,u den Waffen
greifen und iilx r die Adeligen im (lefolge der Kirrlu'iifiirsteu
und tlic Maim.'iclud't herfallen. Der Kanzler muht sich ab, die
Menge zu beschwichtigen und durch Hinweis auf eine strenge
Ahndtmg einzuschüchtern. Dann versuclit man es mit einigen
Kathsherren, welclie die toliciidc Menge zur Vernunft bringen
sollen. Das gelingt endlich, und am nächsten Tage übergibt
man tli« Seliliissel der Kirchen sammt allem Gerdtho, die Pfarro
und alh s (la/u Gehörige.
Mit \ iclem Gc[>ränge, unter Oloekenschall und Flinten-
salven, rindet die Einweihung der Kirchen statt. Der Komorner
Erzpriester und liaaber Domherr Peter Kuszenics übernahm
I (Corndlius), Fnigm. bist Hung., III. Abtii. (1740), a 194-211.
409
die Pfarre and sorgte filr die gründliche Geltendmachung seiner
Rechte und Bcfuguisso.
Unter solchen Umständen gewann auch der Bestand der
Jesuitenresideuz seine bereits seit lüOO angestrebte Sichemng.*
Bischof Szechönyi schloss im Jahre U>74 als BevoUmäch-
tiiTttT (lor Krone mit der Stadtgemeinde einen \\'rtra^\ dem-
zufül-^o ])ehut's (jründunü: einer ( )rtlen sreside n /. li e r
Jesuiten im Wcichbilde von (tüns die Jakobskirehe sammt
dem Ptarr^^e bände, sodauu der BodentiHehe inuüLun beider
und dii' anschliessenden drei kleinen lliuiser mit ewiger Frei-
heit von (Jeiucindelasten den Jesnit< n iilierwiescu wnrden, unter
Bedingungen, die gli ieli der Haupibestimmung im Jahre 1678
die BestÄtipfung der Krone erlan<;teii. I<)7'J kam es zur Bcsitz-
einweisunj; dt»s Ordens. Bald bei,'(gueu wir jedaeh i^treitig-
keilcn mit der Stadt, die sieh um so scharfer zuspitzten, je
kritischer die Lage ward. Der Weehseltalle der Jesuiten-
residenz, der Vertreibun<r und \\'i( dereiniUhrung der Jesuiten
wurde bereits au anderer Stelle gedacht
IV. £o2iiom.
Die Festnngsstadt Körnern beherbergte eine rllhrige Nieder»
lassung des Ordens, dem die Vorgänge des Jahres 1672 auch
hier äusserst günstig werden mnssten. Primas Sselepcs^nyi sorgte
daftlr, dass Mitte September der calvinische and lutheranische
Pastor den Ort räumen mussten. Während die Franziskaner
das Bethaus der Calviner zugewiesen erhielten. Ubernahmen die
Jesniten als Verweser des Pfan'amtcs: die St. Johannskirche,
die deutsche Schule, das Pfarrhaus mit 20 Joch Fehlgrund, was
Alles bisher den Lutlierancrn zustand.^
V. Tymau imd sein Misaionsgebiet.
Der Hanptherd der TfaXtigkeit des Jesnitenordens^ Tyr^
nan,* seigt schon im Jänner 1672 die Thätigkeit des Primas
* Riipp, Ma^yarons. holyrnj/i tr.rf/n. t.<, I, 563 f.
* Litt. ADD. S. J. Prov. Auätr. a. a. 1672. (Curnelius), FrAgm. bist
Hung., S. 282; Hupp, a. a. O., 156.
* Litt. «DB. 8. J. ProT. Aaitr. a. m. 167S. Kai 7, Eist Bvag^ UL Abth.,
vni Bkt TwiTwrt. TyiiuiT. (Cornelitt«), Fragm. hist Hang;, lEL Abth.
(1740), 8. 259 f. Katona, XXXIY, 84f.
AnUv. LXXX. Bd. II. Hilft«. 97
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410
Sselepest^nyi in TolleiD Zuge. Man erlangt die Eirehen der
Lutheraner und Oalviner für den Katliolietsmua zurUck und
geht dann ihrer Friesterschaft za Leibe.^ Die Prediger werden
in der schärfeton Weise verhalten, im Verlanfb von Ain&ehn
Tagen die Stadt an verlassen. Sämmtlicho Protestanten ver-
schwinden ans dem Sudtrathe und duu GeiueiudeUmtcrn und
rftumen den Katholischen ihren Platz.
Die Jesuiten Hessen es unter solchen Umstilnden au ver-
stllrktcra Bekchrunfj:seitV'r niclit fehlen. Unter den Konvertiten
befanden sich auch drei aus einem ili 11 Türken trihutpflichtipcn
Dorfe, an deren Glaubenswcehsel die Bekehrung des plauzen
Dorfes hini:. ^Ut Zustiuiniun<r des tllrkisehen Orundlurrn
gelang: <*s aucli zum Verdruss<i der Lutheraner und Calviiicr.
Auch war man bc.^treht, aus einem anderen Vorfalle <\i|utnl
zu schlagen. Es wurden uäiiiliili H7 Prossburger rrott-sUinton
\v(\i:(^n eines in ihrem Betliiiusc veranlassten .Aufstandes* zur
Krrkrrhai't in 1 v i-nau vcnirtluMit. Von dii^sen machten die
.Jesuiii'U drei kathtdiseh, darunter einen Beisitzer der könig-
lichen Tafel, der damals im Pressburger (lotti'shause ausge-
rufen habe: .Kiner fiir Alle. Alle flir Kinen.'
Da.x Tvnifun r ( ollcmuni war und blieb die Hiistkammer
für das Bek«dininu>\vi ik im weiten l'niknM>o. Vor Allem galt
es. d.is Netz der Mi^.sion auf dem Poxli i) der ])rotei>tan-
tiüchen Slovakei mögliidist weit zu .Hpaniien. Miawa. Ver-
bovee, Brezo, Turahika und Szenieza im Neutraer, — Hosenberg,
Li|)t<'»-Szent-MikIos, Ternovee, Kisjuiliigya, Tepliea, Szelnicza,
Deutseh-Lipese. Geib im r^iptauer, — Niezna im Arvaer und
Sillein (Szolna) im Trentsehiner Comitate wurden bald in die
(Jeleise der J^<'Ueliiiniir>arbeit gezogen* und letztere von be-
watfneter Macht unterstiUzt.
1 »iese \'ersueli<- liefen uicht immer glatt ab, wie schon
der iiettige \V iderstaiul. den bcispiidsweise die Weiber in Mlawa**
an den Tag legten, dartlmt. Besonders ernst gestalteten sich
* Beaottd«» taigt sich in dieser Sichtung thätig der hiezu bevollmichtsgte
Bischof von Wsttsen» Georg PongrAcs.
* Litt. «an. S. J. Fror. Austr. a. a. 1673.
* (Cornelius), Fnigm. bist Hung., a. a. O., 6. 407 f., som Jahre 1674.
Vgl. auch Kate na, XXXIV, 194, der die Fragm. hist Hang, dtiirt und '
ansscbreibt.
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411
die Vorgttngc in Ssenicza und im benachbarten Tura-
laka.'
In Szeniesa hatte schon im November 1670 Valentin Ba-
lassa von Pressburg aus einen solchen Versuch angestellt. 1672
zog eine bewaffnete Commission mit dem Propste Georg Bdr-
sony und seinem Brutler, dem neununddreissig-jilhrifren Proto-
notar Johann, an der Spitze, nach Szenicza, um sich der
Schlüssel des protestantischen liethauses zu bemikhtigen. Da
erhoben sich aber die Älarktbewohuer und die benachbarten
Uaurrii. insbesondere die von riuiihikn, sehossen den Proto-
notar nieder und Helen ühor den Propst lier, den nur der
Pastor von 'ruraliika, Daniel Krman, vor dem Tode bewahrte,
indem er ihn mit dem eigenen Leibe gegen die todüichen
Streiche deckte.*
Die Strafe blieb allerdings nicht aus, doch überschritt sie
weit das richtip» Mass. 1673 drangen Starhemberg und Cullalto
mit Truppeuuiaeht ein, ihre Oroaten steckten die Ortschaften
Szenicza und Turaluka in Brand, nachdem Plünderung und Ge-
metzel vorangegangen waren, und die Tyrnauer Jesuiten sollten
nun das Bekehruugswcrk vollenden.^
^ 8. (Cornelius), Fnigm. bist Huitp.» «. tu O., 8. S87 f. (anm Jahre 1678)«
Katon«, XXXIV, 87 f. (schreibt ate snt) Wagner, Anal. 8cep. ». & pr.
III, 115; von protuMlautischor Seite s. Andr. Sclinial, Adversnria ad
ill. hist. eccl. £v«ngeUco-Uangnricaiii ... (Fabö, Monmo., IJ, 218
bis 223.)
' (Cornolius), Fragiu. bist. Hung., a. a. O., 8. 2o7 ff., 544, wo vom Ab-
leben des Biachofs Bknonf» die Rede ist, wird «her den Vorfall b«> •
merkt: «Antistitein Geoipnn e coneitata nnper ad IfiaTani tompestate,
mulier, Samueli German, Lutberanici ministri nuper Peaonii ca-
tliolicf vit.i fiiiuti nxnr, »ccnndum Deuni ao Coclitea »orvasHO ecclesiae
terlur. Ne niiu (ii ruianu (sein lirudpr .TohanneH) conficeretur, cruentum
et vuliioribiis liianteiu 8uo corpore texit ndvor^ius Uurbaram plebem' . . .
8o wurde nacbtrif lieh das Ebeweib eines katholischen Gonvertiten als
Lebensretterin Georg Binony's in die Geicbiebte jenes Vorfalles einge-
schoben, und doch war es ihr Gatt«, der evangelische Pastor Daniel
(nicht Samuel) Krinan, von Turaluka. & Andr. Schmal (Fabö,
Monum., II, Jl«).
' Eis waren dies snnächst die PF. Job. Simouides und Nicol. Bl.Oi^kovicA.
Vgl. Klauicsa, Fata ang. tund» eeel. ... in eett, Hung. (Fab6, Mo-
num., m, 107). Simonides, dessen Bekebmngs^flsr 680 ,Ketuer* dem
Sehoosse der Kirche gewann, vermoobte in dem nnausHlgharen ,Ketaer*
neste* Turaluka nur drei Convertiten beranansiehen. 1674 wurde er
27«
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412
Im Arvser und Liptauer Comitate bot die Kirchen*
TiBitatioa dem Ph>p8tbiBchof Bärsonj den geeigneten Anlass,
die JeBuitenmiasion anzubahnen. So wurden den Protestanten
schon im Wkn 1672 die Kirchen in Bosenbwgy Deutsch-Lipcse,
Saelnicza mit Gewalt abgenommen und den Jesuiten Kirche
und Pfarre übergeben.^ > Dem geistlichen Haupte der Commis-
sion stand ein Tymauer Jesuit als Oewtssensrath und Vertrauens'
mann zur Seite. In Teplicza wurden die KirchenschlOssel den
Ortsfiltesten bei strenger Ahndung jedes Widerstandes abver^
Uogt. Sie werden ausgeliefert und die Kirche neu eingeweiht.
Der Jesuit liest sofort die erste Messe und httlt dann Tor der
Menschenmenge eine Predigt Als er dann an die Versammelten
die Frage richtet, wie ihnen diese Rede aus dem St^retf ge-
fallen, sollen sie geantwortet haben, mit emem solchen Prediger
seien sie zufrieden.
Das Abendmahl unter einer Qestah nehmen zunächst die
Familienväter, ,ihnen folgen die Frauen, Sohne und Töchter*,
so wird das ^vorher ganz lutherische TL})licza innerhalb nenn
Monaten katholisch', heisst es im Ordensberichte. Die reiche
Ernte im Liptauer Comitate findet sich hier erläutert. ,Der Be-
kehrung nützte am meisten die Anwesenheit der Soldaten,
welche in den Dörfern und Märkten so lange hausten, bis die
längst geplante, aber bisher nieht durchgesetzte Keforniation er-
zielt wurde/ Das Weitere besorgte der ,rastlo8e Eifer unserer
Missioiuirc'.
Der Erfolg gipf'cito im Jahre li>T4, ,als die siegreieheu
Waffen des Kaisers Leopold die hartnäckige Ketzerei Ungarns
bewältigten'.
Die Jahro — lG>>lt wurden für den TIauptsitz der
GeselUehaft Jtv>u auf dem Buden rn-anis verhängnissvoll, und
der Hochsommer des letzteren Jahres besiegelte die Vertreibung
ihrer Genossen.*
von uDb«]uuinteti Leuteu oreehla^on {». Corneliut, Fragm. hiaL Httog.,
m. Abtb. »lim Jahre H>74, S. 412—417).
* Darüber uud das Fol|^ende Litt. ann. 8. J. l'ruv. Austr., litiMuiJer»
a. a. 1674; (Cornelius), FrHgiii. lÜKt. Ilung., a. a. O.} KiauicasH, 6. ö2fi'.
* Bm Folgende nach den Litt. «nn. 8. J. Prov. Auatr^ der Chronik
dea Tyrnaner Jeaaiteneolleginmay in der Sammlung von Hove-
nessi, (Cornelia«), Fragm. luat Hang.« IV. AKtli m den Jahren 16S0
bis 1(182; Math. B^l, Notit Hmi?., II Kd., 59 ff. (ßenUtate hieftr die
ha&dschriftUche Hutoria den YiceuoUur» Fraiu& Koller.)
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413
ScKon vor der Uebergabc der Stadt Tyniau ;m Tökölyi
.hih) war das Oollppum grossenthcils gerUumt worden.
Den 2. August crsc'b*'inen die rcuninissfire des Kuruzzenftirstcn.
Man schliesst die ( >rden8vätcr im Speisesaale ein und lässt sie
von sechzig Haiduken bewachen. Der Reetor wendet sich an
den Bevollmächtigten Tökdlyi's, Atidrens Kcczer^ und erfahrt
ni seiner Besttlnsimg Nachstehendes: Man habe den gemessenen
Anftrag^ aUe Ordensleute, auch die Kranken, ins Lager zu
schaffen, unter die Türken zu vertheilen, in Kerkerhaft und
auf die Ckleeren zu bringen, oder 50.000 Goldgulden dem Col>
legium als Schätzung aufzulasten.
Der Kector versuehte Alles, um die türkische Gefangen-
schaft abzuwehren und die iinersehwingliche (Johlsunime herab-
zumindern, erreichte jedoch blos die Ermässigung aiii' 32.000 Gul-
den, welche innerhalb zweier Monate in Weeliseln zu erlegen
seien, und war hemfissigt, den Weg ins feindliche Lager ein-
TOSchlagen, um hier diese Angelegenheit au ordnen. Im Wei-
gerungsfälle wollte man die Jesuiten gefesselt dahin schaffen.
Inawischen erbarmte sich der Qn( Adam Czobor der
hart geprttften Jesuiten und veranlasste auch die Grafen Sigis-
mund llomonnay, Georg Erdody, Stefan Kiidasdy und den
Freilierm Niclas Bercsenyi, filr das Collegiura in Hinsicht des
Löse rrel des gutzustchcn, so zwar, dass die Ordensviiter und
Genossen auf ihren Schlössern als Geisein verthcilt blieben, bis
der Rector mit einem von den Ordensbrüdern an die Vorge-
setzten abgegangen wäre und mit dem Lösegel de znrttckkftme.
Auch erlangten sie eine Verlüngerung der Zahhingsfirist auf awei
Monate.
Nach • der Rtlckkehr des Rectors aus dem fdndlichen
Lager wurden die Jesuiten in sechs Wagen, denen zwei Reiter-
^^ompagnien das Geleite galx ii, nus Tyrnau fortgeschafft, und
zwar 12 Geistliche und G Laienhrüdei- auf das 8chloss des Frei-
Herm Nielas Bercsenyi, wo sie mensclientVeundliche Aufualinie
fanden, 3 Jesuiten nach SzomoMn auf das Erdödy'scbe Schloss,
B nach Jökö, im gleichen Besitze, und 2 auf das Schloss des
Orsfen Czobor in Bleskö^
* Zu all den lloinisuchmigfen Tyrnm-s kam noch dio Fenf'r'<bmnst vom
8. A«frtJ«t, welcher an 4(*00(?) Mensclion /.um Opfer gi'fallen ^ciii sollen.
Nor der Stadttheil 7.\s isdieii dem .Tpsnitencolleginni und der Hauptpfarr-
kircbe blieb verscliuut. (Dazu büiiierken die Litt. aitu. S. J. Prov.
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Der litictor des Collr^nunis bo^ab sich mit «Mnt^m Laien-
])ni(ler nach HoUtsch und von hier zum Ordenspro vinzial nach
Wien.
Die Ereignisse gingen rasch Uber diese Katastrophe hin-
weg. Die Niederlag-e der Türken vor Wien xmA dap ZuHlck-
we'ulion Tökölyis niachteii es möglich, diit>s Tyrnau schon
Ende Dccember von 23 Jesuiten wieder bessogen wurde.
VI. TrentMhfn» SiUeiii, Skallts.
Wenden wir uns norduiirts dem Trentseliiner Coniitate zu.
In der Stadt Trentsehin orwios sieh der ( ^ber^respan
und CTobietsherr (tabriel Illeshäzy als eifriger Kathohk und
Ktirderer der .lesuitenmission. Am 16. December 1(371 besetzte er
mit liewatfneten die obere Kirche, vertrieb den Pastor, Diakon
und Schulmeister und sehloss und versiegelte hierauf die untere
Kirche. Iliemit war das Geschick des Protestantisnnis ent-
schieden. Im August UMo wurde der Pastor Sinapius nach
Press) >nrg vorgeladen und verbannt. Der Oedenburger Land-
tag (liiSl) stellte den protestantischen Gottesdienst wieder her,
aber der Stadt- und Burggraf Jobann Prosper Burgesel war
den Evangelisehen nicht günstig.
Das Collegium und Seminar der Jesuiten flihlte erst lt)82
den Boden unter sich schwanken. Der Sommer H383 bedrohte
die Existenz der Ordensväter schon ernstlieh. Wold vermocht©
der kaiserliche Befelilshaber den Ausbruch des leidensehaftlichen
Grolles gegen die Jesuiten einzudämmen, aber ihr Grundbesitz
lag in der Hand der Aufstilndischen. Mathias Ruckmann, ein
Protestant von Ansehen, hatte den Kuruzzen gerathen, allen
Gmndholden des Collegiums bei Strafe der Plünderung dessen
Versorgunjr mit Lebensmitteln zu untersagen. Das geschah
denn aiicli. ,Gott geruhte jedocli, Air seine Diener nichtsdesto-
weniger zu sotten.' Denn der W^einschank der Jesuiten in der
Stadt reichte mit seinem Eklrage fUr die Bedürfnisse der
Ordensvilter vollkommen aus, obschon das Jßaaigeld des Col-
iegtums bereits in Sicherheit gebracht worden war.
Austr.: ,Co11egiiun tempiuinrjuo Academicnra prodigio »ervata fnisM,
ipri §eetarü coguov«rant.* (Zwei w«iM6 Tauben «cliweblen darflber!)
Litt «iin, 8. J. ProT. Anatr.« 1671 AT.; K In nies», Psta an|f. conf.
eecl (Fab4, Monnm^ III» 97, 107^108.)
415
Die Katholisiruiig Sil! ei üb (Szolnas) * ging im Jahre 1673
nicht ohne Widerstand vor sich. Im Milni dieses Jahres Übergab
der Dreissigstrerwalter Caspar Zirczius, yon Soldaten begleitet^
die protesumtiscliü Kirelie den Jesuiten, wahrend das hülzerno
ßethaiis in der Vorstadt den Fninzi»kauern ausgeliofert wnrde.
Um den Jesuiten zu ent^'elien, liatten die Mnrktbürger
den Auftrag der Pressbui'ger Kammer, sich der katliolischen
Restauration zu bequemen^ dabin deuten wollen, dass ibnen
die Wahl der Priester freistünde, und um katholische Welt-
geiatliche angesucht, der Rath yerschanste sich auch hinter die
Erklärung, dass er bei £infUhrang der Jesuiten den voraus-
sichtlichen Aufruhr nicht beschwichtigen konnte. Als nun die
o\>en erwähnte Uebergabe der Hauptkirche an die Jesuiten
vor sich ging, fügten sich wohl die Männer der iMassregel ohne
Widerstreben, die Frauen aber drangen wUthond iu Jielleii
Haufen zur Pfarre, und hatte sie das Militär nicht auseinander-
gesprengt, so wäre die Sache missglUckt. Ein Hauptgrund zu
diesem Aufruhr war die Anhänglichkeit an den Prediger, der
in dieser Kirche durch 33 Jahre gewirkt hatte. Die förm-
liche Uebergabe der Kirche an zwei Jesuiten fand den
5. April 167a statt.* 1682—1683 begünstigten die Tfikdlyischen
Wirren die Wiederaufnahme protestantischer QlaubensUbung.'
Der Grenzort Skalitz (Szakolcza) an der March, im
Keutraer Comitate, verfiel gleichfalls der Gegenreformation.
1072 überwies der Primas die evangelische Drcifaltigkeits-
kin he den Jesuiten, welche bereits seit 1G60 Eingang in das
Städtchen gefunden hatten/ aber keinerlei namhafte £i*fulge
* »Ilnereseos nidnni et asylum' (nennt es der Jnliresborirht der ö.^terr.
Jesuitenprovinz zum Jahre 1673), ,in quo 5U conipani (itn vocatit, i}ui
Utoris etUmtiQiii ▼■eaittss in fiitnros Tdibi ndnistroe ^ncjuitur) ad iiicre-
nenttini haoreticae prsTitatis alebnutor.* . . .
* Litt. ann. 8. J. Prov. Austr. «. a. 1678.
^ Kl.uiicza, Fata ang. conf. ccc-1. . . . (Fabo, III, 119.)
* I)< r daiualig^e Kalocflaer Erzbischof {>/.ele|»c.^enyi (uachnial.s rrim.-is)
tcrtigte den 6tittungsbrief für die Skalitzer JeHuitunresiden/i
nnd 1660 erfolgte die Niederlassung der OrdeuHtnännor. Die Btadt«
gemeiiide aehloM mit UuiAB einen Vertrag, demsufolge den Jeauiten ein
Hatiwntheil ttberlaaaen nnd unter Wahrung des Oemeindepatronates die
Benfitonn«: der 8t. Micliaelfliürche und Sacriatei für ihren GotteadteMt
K«tattek woide. fiupp, Magyarofaaa^ helyn^ai tOrtinete^ 1, 199 f, wo
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416
anMeaen, wftbrend das cahnnwche BetfahauB den Paufiner
Eremiten anfiel. Bischof Kollonitsch suchte 1681 die Zuge«
stündnisse des Oedenburgcr Landtages den Skaiiiaer Prote-
stanten zu verleiden. Die R&ckkehr des Pastor» fand erst
4. September 1683 statt, nachdem die Jesuiten den ungastlich
gewordenen Ort verlassen.'
Vn. Die westongarisohen Beigatadte.
Indem wir uns im westungarisclicn Oebii^filandn weiter-
bewegeUi Stessen wir auf das Qebiet der Bei^tädte, deren
Gemeinwesen, trota der bereits vor 1()70 vom Jesuitenorden
hierorts gewonnenen Uusscrlichen Erfolge, noch immer zu den
aähesten Verfechtern des Protestantismus zählten. 8eit 1 672 ging
man ihm nun ernstlich zu Leibt*. So licss schon 18. November
1672 General Strassoldo, der den Aufstand Pica's im Arvaer
Comitate gedämpft hatte, durch Leslie die Burgkirche in Alt*
sohl besetzen.*
Angesichts der drohenden Sachlage unterbreiteten die
sieben königlichen Freistädte des Berggebietes im
Jahre 1675 eine Bittschrift an den Kaiser, worin sie um Oe*
nehmigung je eines deutschen und slavischen Predigers evan-
gelischen Bekenntnisses oder wenigstens um die Erlaubniss an-
suchten, an Sonn- und Feiertagen Gottesdienst in Privathäusem
abhalten und Begrilbnisse mit Qlockengeläute veranstalten zu
dürfen. Bios Gesuch blieb begreiflicherweise vergeblich; denn
seine Begutachtung wurde dem Primas zugewiesen.'
sich auch die Priratettftiiqg«& su Onintea der JeaniteurMideiis ver-
zeichnet finden.
* Klanicza, Fata Ang. conf. occl. ... (F ab 6, III, 152—153.) Zur Wicder-
oratarkung des Luthvrthums in Skalitr. 1683 ersähl&u die Litt. ann.
8. J. Fror. Austr. uachatehendos Histörchen. Ein Lutheraner habe
die Statoe dee heil. Frai» XaTeriiu, des cmnonidTten Ordensmaimes, ge-
hSlmt: fQuid^bie «gis, tn Jeiulta, qnare cum alii* non fngiTiati?*
Tandem vibrata »ecuri a]i<|ii<<tii-s ><tatnam eoncnsKit, dicens: ,Eg'i^<lere tu
ncquam JcMiita ex ti iiii>lM iiostm, eanK^io .id plato.nm oiiecit.' (Der
Stadtiint.'ir habe dio m> ;,^t>niis8handelte 8tatuc in Vcnvahruug genommen.)
« Klanicxa, a. a. O. (Fab«S, III, 276 )
• Bibinji, Memorab. ang. Conf. in B^pu> Hang. (I7«7)» 22-37.
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417
All der Sjjitze Her BittiJteller standen SclioniTiitz und
Neiisohl. wo8cll)i>t «1» r .Icsuitenorden feste bleliungen gewoDueu
hatte, liepmicn wir mit Schemnitz.*
Per Ordeiiöbericht über das Jahr 1071 froldockt. dass es
keinen Festtag oder Sonntii^^ pil). an welchem nicht irgend
eine ,B®w^* Bekehmngswerk abfiel. Zwei Ursachen
seien hiebei förderlich gewesen: die Besitzergreifun«; vuu den
Kirchen fUr den Katholicisinns vom Jahre KiOH und die im
Jahre ir>71 von dt;n Jesuiten erwirkte Ju'>.tauration der (Je-
meiu(leverwalttin<i. Der innere und dvr äu.s.scre Kath sei zur
Hälfte aus Kallioliken zusammeii^'-cöetzt wtirdeii, welehc das
ihnen tibertrapeiic Amt als vertrauenswürdige Ptrsuneu aus-
übten, so zwar, dass sich die ijutheraner selbst dazu beglück-
wünschten und in vielen anderen Stadtgemeinden den gleichen
Vorgang- herbeisehnten. Mit Befriedigung erftlllto im Jahre 1G74
die straninikatholische Haltung des damaligen Stadtrichtei-s, der
es dahin brachte, dass den Andersgläubigen die Möglichkeit,
ihren Cultus auszuüben^ fast gänzlich entzogen wurde.
So schien die Sache der Evangelisehen in Schemnitz hoff-
nungslos zu bleiben, und auch der kecke Handstreich des da-
maligen Kuruzzenhauptmannes P. Jozsua gegen die B* rgstiidte
* (H')78 April) bewirkte nur ein kurzes AufÜackem des Prote-
BtantentbumB.^
£inen naehhaltifren rmschwung schien das Jahr 1682 be-
wirken zu sollen. Aber die Wirthsckall desTr.kr.lyisehen Kamraer-
grafen Jänoky, der einerseits den Evangelischen die Kirchen
und Schulen zurückgab, anderseits aber alle Bergämter nach
Willkür besetzte, konnte keinen Segen bringen, da sie nur
HasB und Zwietracht in die Bürgerschaft trug.
Die Jesuiten müssen weichen, docli ftihrtc sie der Wechsel
des Kriegs^liu kes den 0. December 1Ü82 wieder nach Schemnitz
rarttck. Kaiser Leopold erledigte das Bittgesuch des (toter-
> Litt. ann. S. J. Pr«v. Aiittr. 167 1^1 ASS; (CornelUs), Fngn.
liiBt Bvatg^ ni. Abth. KU 1671 f., S. 212 229 (sehr aitsiabrUch Uber die
Vorgeschichte). Math. Notit. llung., IV, 5'.I2 ff.
• Die charakteristische Btelle ia dem Briefe drs fr<'lt'hrten Kei.sonden
Tollius, der im Jahre 1687 Hehemuitz be«uchte, au Kniphausett (£pi-
stolae iüuerariae, V, lu6), über da^, was er von Augeuzeagen davfilMr
«vfnhTi bietet TolKnlMiaicb BAI, a. a. O., der au den Eist eomitetaum
▼OD ParschitsiuB (B.S8S) «ne andere AnfiMichnuiig beibringt
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reicliisclieii l^rovinziials dahin, dass die OrdcnsvÄtcr mit den
IvHiserliclicn als ,Caplftne* der Montanstftdtc einziehen küuuten.
80 bezogen denn ztsei Jesuiten die Schemnitzer Residenz und
be^rannen den ,von dun Ketzern zerstörten Weinberg des Herrn'
lu uerdin^'s zu oi stt llen. Sie fanden nllralich alle Kirchen in der
Hund (kr Gegner und die Frucht der Missionen in den Nachbar-
dörteru vemiehtet.^
Schlimmer noch gestaltet sicli der Öouinicr des» Jalircb l6S'd,
als Sehciunitz die Kuruzzen neuerdings vor seinen Mauern sah
nnd die Jesuitenresidenz aufirelöst wurde. Dem Siege üIkt die
TUrkt'ii vor Wien folirt»' dann die Wiederbesetzung der Stadt
von Seite der Kaiserlichen und der poluisehen Hilfstruppen.
Aehnlich verliefen die Geschicke des Ordens in Neu-
sohl. Hier beseheerte das Jahr 1674 der Jesnltenresidenz die
willkommene Gelegenheit, einen mne^sgebenden Eintluss auf die
Genieindeyerwaltttug auszuüben. Bisher nümlich habe die Be-
fitätigung des gewählten Stadtrichters dem Oberpastor zuge-
standen. Seit der Vertreibung der ,Prä(IIeanten' (eine Folge der
gerichtlichen Verfolgungen und ürtheile s Pressburger Tri-
bunales) wies ein kaiserliches ^fandat dem Jesuitensuperior
diese Heingniss zu. AU daher die Jäunerwahl des Neusohler
Stadtrichters erfolgte, fand sie im Beisein des Ordensmannes
statt und traf — was seit hundert Jahren nicht der Fall war
— einen Katholiken, den der Superior in seinem Amte' be-
stfttigte.
Von Neusohl ans griflP die Mission in das benachbarte
Kupferbei^werk Herr engrund (Vallis dominorum).' Kan
sollte für die Unterbringung zweier Jesuiten, die dort die ka>
tholische Seelsorge in Angriff nahmen. Mit Selbstgefühl ver-
zeichnet der Ordensbericht die Thatsache, dass, während früher
unter allen Httuem des Kupferbergwerkes kaum ftlnf Katho-
liken aufgefunden werden konnten, jetzt kaum so viel Anders-
gläubige vorhanden seien. Mit den Weibern, ,dte, als minder
verständig, spröderes Qemttth ftlr die Bekehrung aufwiesen',
habe man einen härteren Stand. Dennoch seien auch schon
' Litt «nn. 8. J. Fror. Austr. a. «. 1682.
* Ibid. 1674.
* Ibid.
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419
manche von ilmen iur (Kmi bossereu Gluubön guwouatio, und
mehrere wiir(k»n noch ii.ic hi()lji;fen.
Flir die Spernm;^^ der protcstautischcu Schulen habe mau
Sorpre «r^tra^^t'ii uud überwache scharf das Treiben der ketze-
rischen jStliolaren*.
Den Neu sohler Katholiken sei es sehr erwünselit «ge-
wesen, dass den Protcst.nnton auch die Heiligenüt-ist- uud die
St. Elisabetli-Spitalkirche entrissen wurdtsu.' Als BejLcrül>uiss-
sUitte erscheint den , Ketzern' ein kleiner Acker ausserhalb der
Stadtmauer angewiesen.
Im Juhre ItiTü zei«rte sieh unter den Keu.-juldt r Käthe»-
liken eine lebhafte Agitation zu Uunsten dw L'eberlragung des
Pfarramtes an einen der Ordensniänner. Der Frimaa kam auch
diesem BejL''elircn bereitwilli^^.st enti;ri,''en.^
Das Jahr lt>82 bescheerte der >«eu8oliler Jesuitenresidenz
das <,deiehe wechselnde Gesehiek wie der Schemnitzer Ordena-
ansiedlunii:. Die Jesuiten waiidcrtrn aus und kehrten als .Oa-
pläne' der Montanortc zu rück, in Keusolil wirkten dann drei
Genossen unter den neuen schwierigeren Verhältnissen, die im
Sommer lb83 einen neuen gefahrdrohenden Umschwung im
Gefolge hatten. Der Tökölyische Kammergraf Janoky begann
in Neusohl jene Neuerungen, welche er dann in Schemnitz
fortsetzte, und lieh den Klagen der Evangelischeu über die
Jesuiten ein wiUiges Ohr. Sie mussten dem Sturme weichen,
his das Jahr lt>Ö4 die Sttidt wieder den Kaiserlichen zuflährte.
Tm. BoMnan-Jölsva Im GömÖrar Oomttate.
Während die Chronik der Rosenauer Ordcnsansiedlung'
besonders seit dem Mai des Jahres 1U71, in Folge der Ver-
treibung des deutschen und ungarischen Pastors, die Vorherr-
schaft der Jesuiten im kireldichen Leben dieses Priinatialortes
befestigt zeigt und flir 1G81 ihren Niedergang, die Fhu ht der
Ordensväter vor den T »!; ilyianern bis auf Kinen (Valentin Ba«
logh) venseichnet, der im Jahre 1082 den Wanderstab ergreifen
mnaate, macht uns der Jahresbericht des Ordens von bis
' (C«riit*liu8), Fnigm. lii»t. Ilung., III. Abth. znm Jnhro IC76, S. 07G
bu (»7a
* LitL ann. 8. J. ProT. Auttr. «. a. lB88^16ii$8.
* Rotenaaer J«f uiteacliroaik (Hevonetsi't SuDnüttog).
420
lt»T4 mit einer neuen Mission im CJömüicr Com i täte, zu Jöl8va,*
Wekaimt. einem Orte, der wohl zum kaiserlichen Ungarn ge-
h(trte, den Türken jcdocli zinsjiHiclitiir war.
Das .liartTiftcki-re KcUernest" sollte schon im Jahre 1671
rekathdlisirt werden. Als die Prosshnr^tTer Kammer dnroh die
Muränyer Burgvcrwaltuniar die Kirohcnschlüssel abverlangen
Hess, kam es zum förmlichen Aufruhr, so dass man von der
Schiesswaft'e Gebrauch machen musste, nni Hio ]{<«w( f^iing im
Blute zu ei-stickeu. Die Kirche blieb nun geraume Zeit pre-
schlossen und der protestantibrlic ( iottcsdienft auf ein hiil/.ernes
Kirchlein beseliränkt. Mau sorgte auch für die Katholisirung
des Magistrates.
Die Jesuitenmission wurde im Jahre 1073 mit Geneh-
migung des Provinzials und des Zipser Kammergrafen Volkra
vom Kaschauer CoUegium eingeleitet^ Sie sollte wenig dankbar
werden.
Das Jahr lö74 ftlhrt die Kuruzzen in die Nähe. Ihre
SpUher werden von den Kaiserlichen aufgegriffen; Soldaten
und bewaffnete Marktbewohner vertreiben den Feind fllr karse
Zeit. In der Nacht vor Himmelfahrt Manä brechen drcissig
^fartolosen' das Thor des Castells ein, woselbst der Missionär
wohnt, und bedrohen ihn mit Schüssen und SteinwUrfen. Der
snveite Ortsrichter, ein würdiger Greis, rettet den Ordensmann
durch das Angebot von 40 Gulden, anderweitige Geschenke,
reichlichen Trunk. Ermnlinnngen und Thrftnen vor einer Ge-
waltthat der Strolche. Als er am 16. Octolun* zur Messe läuten
lässt, will ihn ein Trupp Kuruzzen überfallen. Der mit swölf
Dienern zur Weint( sc nach Tokay reisende Schloflsverwalter
stOsst zuOlUig auf die Bande und zersprengt sie.
GefUhrlicher noch gestalten sich die Zustttnde im Orte
selbet Die protestantischen MarktbUrger meutern gegen die
von der ungarischen Kammer verfllgte Restauration des Magi-
strates. Zweimal werden sie auf die Buig MurAny citirt, bleiben
jedoch hartnäckig in ihrem Widerstande. Da sendet die Kammer
Soldaten ab, die Bürger weichen der Gewalt, begeben sich
nach Muriny, bequemen sich aum KathoHoismus und werden
'Litt ann. 8. J. Prov, Austr. a. a. 1673— 1674. Vgl. Klanicsa
(Fabd, Monnin in., 17—19).
* Litt. «DU. 8. J. ProY. Austr. s. a. 1678- 1674.
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421
80 von der Strafe lost^esproclK ii. Dies naliiii alter der Pascha
von Erlau krumm, lud sie vnr .sii h. um dem (ilaubenswechsel
auf den (trund zu kommen, un<l als sie in die Türkenstadt
eintraten, rettete sie nur Besteehnnff vor einer liastcmade. Der
Pascha verübelte es ilmen. dass, wilhrend die Kosenaurr, vor das
Pressburper Tribunal eitirt, an dem inotestaTitischcn Glauben fest-
hielten, die Jolsvarer durch die blosse Wirladung nach ilurany zum
Abfall von ihrer Uelij^ion veraulaisst worden seien. Sodann le^e
er ihnen zur Last, dass sie einen ,Pfaflcn^ als Kildelsllihrer des
Ganzen in ihren Mauern beherbergten. Der Tllrke droht, er
werde 600 Reiter absenden, um diesen zu ergreifen und der
verdienten Strafe zuzuführen. Alle Bitten und Thrünen helfen
nichts. In Jöbva ist Alles voll Angst; man räth dem Jesuiten,
sich ni verbergen; er irrt nun IlUcktig in Waldungen berum,
und sendet eine llechtfertigung nach Erlau; ,mit welchem Er-
folge ist noch dunkel^, heisst es im Ordensbericht
IZ« Gyöngyjto,
Zu den voigeschobensten Punkten der Ordensthätigkeit
an der Grenze des ungarischen Berg- und Tieflandes sfthlto
Gjöngyös in der fruchtbaren Hevescher Gespanschaft.^
Hier gab das entschiedene Auftreten der Jesuiten, die es
anch an kirchlichen UmKÜgen oder Processionen nicht fehlen
Hessen, der calvinischen Bürgerschaft den triftigen Grund, sieh
auf den Kriegsfuss mit den geflthrlichen OrdensmKnnem zu
stellen. Man stockt sich hinter die Türken als Gewaltherren
des Gebietes und verklagt die Jesuiten. Sie hätten die Absicht,
den Akatholiken die Kirchen zu entreissen, die Flrttdicanten zu
erschlagen und die in ihrem Gotteshause versammelten Cal-
viner in Masse morden zu lassen — Beschuldigungen, ftlr deren
Thatsächlichkeit der Ordensbericht zum Jahre 1611 ein-
stehen mnss.
Der türkische Beg rüstet alsbald 40 Mann zu Fuss und
ebensoviole Reiter aus und Itfsst den katholischen Ffairer, den
Jesuitonsuperior und einige Rathsherren nach Hat van escor-
tiren. Als die Gefesselten den Wagen entstiegen, werden sie
eingekerkert — mit Ausnahme des Pfarrers und Superiors —
* Litt. aan. S. J. Ftov. Aaatr. a. «. 1671->188d.
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422
welche der Beg in sriiie Bcliiiusunfi: fRLren lUsst, ,ans klufjer
Besorgniss vor oinom Aufruhr der (Hatvaner) KathoHkcn', heisst
©8 im Berirliti , Nach sechs Tagen werden die Verhaftet» n frei-
gclassooy doch müssen sie dem Beg suYOr 60 Reichsthaler
LöscgeUl entrichten.
£in schlimmes Gonrittcr zog sich im .lahrc \(>12 zu>
sammen. Die Ketzer sei« n dem Ofner Vezier, dem Pascha von
Erlau und den verschiedetien Begs in den Ohren gel<^en, man
wolle sie mit der Verhaftung der Jesuiten betniuen^ die den
Tttrken selbst vordttchtig geworden waren. Die QyöngyOser
Katholiken waren jedoch auf der Hut und zur äussersten Ver*
theidigung der Jesuitenresidenz bereit. Ja, der Krlauer Pascha
liess insgeheim den Ordensvätem die Weisung zukommen, sich
ruhig zu verhalten, denn eine gewaltsame Entführung aus
der Residenz würde er nicht gestatten. Von dem ihm befreun«
deten Hatvaner Beg wurde der Superior überdies yerstündig^
es sei im Lager der Aufständischen beschlossene Sache, ihn,
wenn man seiner habhaft würde, bei lebendigem Letbe zu
schinden.
Die Lage der Jesuiten wurde immer schwieriger; auch
die Feuersbrunst des Jahres 1674 trug das Ihrige dazu bei.
Das Hauptquartier der Oegner, das Wirthshans, widerhallte von
harten Worten gegen die Ordensleute. Dennoch harrten sie aus,
versuchten überdies im Jahre 1677 eine Mission in den Pfarr-
sprcngcln um Erlau und jenseits der Theiss und zogen auch
JAszbereny In deren Bereich. Bezeichnend ist es, dass, als
1683 Tokölji die Gyöngyöser Jesuitenresidenz besetzen will,
dies der türkische Tschausch hindert Doch fehlte es nicht an
Drangsalen und Schäden.
Z. Fünfkirchen.
Das Seitenstilck der QyOngyöser Residenz ist die Ordens-
ansiedlung in Fttnfkirchen, mitten in der türkisch gewordenen
Stadt Westungams, ein geftlhrliches Feld seiner Thätigkeit Der
Jahresbericht von 1671 frohlockt über die Einführung des gre-
gorianischen Kalenders in Hettin, dem volkreichen l^Iarkte
der Nachbarschaft, da steh zu diesem nützlichen Vorgange auch
andere Orte bequemen würden. Den Tttrken wurde aber die
Mission in Hettin verdächtig gemacht Der Beg von FUnfkirchen
Digitizod by C<.jv.' .ic
42S
wollte den Jesuiten nach Ofen sebaffen und liier vor Gericht
stellen, aber der türkische Ortsvorsteher von Hettin dies nicht
zugeben, um sich selbst des Ordensmannes zu bemttchtigen.
Die Hetttner Katholiken schössen daher 300 Reichsthaler stt*
sammen und bewirkten so des Paters Freilassung.'
XI. Die Zips.
Eines der bewegtesten Wandelbilder in der Geschichte
der katholischen Bestauration Obcrungams tritt uns auf dem
Boden des Zipser Landes vor Augen.
Hier bildet noch immer das Jesnitencollcgium zu Kirch-
drauf (^Szepes-Vdrallyn), im Borciche der sogenannten dreizehn
Zipser Orte den Halt- und Ausgangspunkt der Ordensmisston,
deren Frtlchte bisher den Erwartungen der Väter keineswegs
entsprachen, während ihre Concurrenten, die Piaristen zu
Pudlein, einem der burghenschaftlichen Orte der polnischen
Zii>s, an das Bekehningswork rtbtig gingen, aber auch manche
Enttäuschung einheimsten.'
Das Bewi'<,Min^sjahr 1670 hatte dom Zipser Josuitencolle-
giiim an 3000 Gulden Sehadcn zup^ofligt und noch Schlimmeres
in Aussiolit gestellt.' l'iu so willkommenor war der Sieg der
kaiserliehen Saelu', denn er verbürgte zuglcieli den Ei'folg der
Ordensliestre hu 1 1 ^ r u .
liald nach der Capitulation V(m Kaseha« trafen d<*r kaiber-
liehe Commissilr (iiaf Hothal und General SjH.rk (^10. August
lti70) in liculöclit'inlnrl" ^l*u[»rad) zusannnen, um sieh üher die
Massregeln zu ver.stiiudigen, welche lür LeutsehaiF zu er-
greifen wären.* Am 20. des Erutcmonuts traf die kaiserliche
> Litl. aiiii. S. J. Prov. Au^tr. 1671, 1G74.
* Pud lein er PUriateucliroiiik (HUt. Provinci«e Scholwrum Piarum
Palonae 1642-- 1086 «. P. Mich. a. V. M. M. V. (Proviociatis) con-
s> riptite. (Miser.)
Litt, an II. S. J Prov Anstr.
* i>as Weitere «tiltist sich, aliLreselien von tlen Litt. ann. S. J. Pruv
Austr., auf die Leutschauer Chronik, und %\var auf die Hand-
■chrifk denelbea, welche der gelehrte Jesuit O. Wagner in «etuen stoff-
reichen ^nslecta Seepnaii sacri et profeni* (L, n. Put., 1778—1777 ett
Wien, m. und IV. au Pressburg, Kasckau 1778), die die wichti^to Ma-
terialsanunluug zur Geschichte de« Zipser Landes bieten, in der Pars II,
I. AbtU., ä. 1—46, «USX ags weise bis zum Ende des Jahres 1679
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Commissioii in der Hauptstadt des Sachsenlandea ein und yer-
blieb Hier bis Anfang November dieses Jahres. Es waren dies:
Graf Rothaly General Heister, Graf Volkra, Graf EssterliAsy und
Bischof Gubas6czj. Im October begannen Vorkehrungen, die
der protoBtantisohen Bürgerschaft ünsserst bedenklich vorkommen
mussten. Man besetzt die Stadtthore mit Soldaten, nimmt dem
Rathe die Schlüssel ab und trifft dann Anstalten, die windiscbe
Kirche sammt den Nebengebäuden fllr die fVanziskaner ein-
suräumen. Die Lentscbauer protestiren und ergreifen die Be-
rufung an den Kaiser.
Das war nur ein Vorspiel der Ereignisse, die der Frühling
des Jahres 1671 bescheoren sollte.
Den 26. April trafen der bekannte Vordermann der katho-
lischen Gegenreformation, Probstbischof BArsony, und Kammer-
rath Sigismund HoUö in Leutschau ein, um das für die Jesuiten
bestimmte Franziskanerkloster in Besitz zu nehmen. Da sieh
die Bürgerschaft beharrlich weigert, so lisst der Zipser Pkx>bst
am 12. Mai die Klosterthore sprengen.
Die zur Gegenwehr bereite Bürgerschaft wird vom Bathe
nicht ohne Mühe beschwichtigt Endlich bequemt man sich
(16. Juli), das Kloster den Jesuiten auszuliefern. So werden sie
in Leutschau heimisch, und die Verttnderung des confessiO'
nellen Gepräges zeigt sich schon darin, dass am 2. Juli eine
feieriiche Frocession der Katholiken aus den benachbarten
Dörfern vor das Kloster auf dem Marienberge in Scene gesetzt
wurde.
Die Sachsenstädtehen Hundsdorf, Donnersmarkt, Dirn,
Kabsdbrf verfallen den Katliolisirunf^smassrefjjehi des Zipser
Frohstes, nicht ohne Widerstand, den an letztgenanntem Orte
insbesondere die W eiher an den Tag legtt^n.'
Auch im jOriuidner Gebiete*, so in Reichenau (Riehno),
bürgert sie sicli ein.*
Weniger Glück hatten die Pudleiner Piaristen mit ihrer
Mission in Wallendorf, ja dies Missgcschick zoi; ihnen sogar
— wenn auch vorübergehend — den sclnvereu Groll ihres Ginind-
hemugab, wlbreud ihr TolUtSndiger TexUbdmck imGlIttingerMa-
g-nziu, hernusgc^cbon vuii Oeellraann, II, nicht m weit gedieh.
' LentHchauer Chronik sum Jahie 1671.
» Ibid.
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425
heim und Gönners/ des Erbstaiosten Lubomii-ski, zu, dessen
Mandate vom Juni — Juli KiTl den Vütern der l'rommen Schulen
Ansprüche auf die Hähto der kirclilichen Einkünfte und
Zehenten und die Capellen zu Walleudorf, Kirchdrauf,
Iglit (Neudorf^, Miehelsdorf, St. (i eorjji'cnbero^, Leibitz
und Bela eröffnen. ThntsHelilieh «jelan^'ten atuli die Piaristen
in den Besitz der cvang-elisclien Kirchen zu Bela, Leibitz, Neu-
dorf, Kirchdrauf und der Capelle von W allendorf.- Daflir ver-
sprach der Zipser Erbötarost, die Protestanten der dreizehn Ort-
schaften unbehelligt lassen zu wollen.
Das bewegte Jahr 1(572, das die Zips bereits in die
Wirbel des beginnenden Ivtiruzzenkrieges reisöt und iiu Herbste
die Insurgenten unter dem Befehle Petri^czy's vor die Thore
Leutschaus führt, allwo die kaiserlichen Söldner, das Regi-
ment Spankau, unter seinem Obersten Die]>enthal, anfilnglich in
der Vorstadt. d;uin auch in der inneren Stadt LiL'^rn, stellt uns
vorerst die Rührigkeit der Jesuiten, die Erütlnung ilirer Schule
in der Hauptstadt des Sachseulaudes ['2'J. .lull) vor Augen.
Hier wie überall suchen sie durch das geistliehr Schauspiel
ihrem Schulwesen < ilanz und gerHuschvolle Geltung zuzuwen-
den. 1<373 (4. ,lnni I fand bei Pauken- und Trompetenschail auf
offenem Markte eine ,Comoedia' statt.'
Das allgeiueine Geschick der Protestanten Oberungarus,
1613 — 1674^ gerichtlich Ycrfoigt m werden, ereilte Leutschau
* S. oben 4i*.'i, Anm. „' iihortüe Pudleiiier Piarif»tt!m lii nnik. UkI dor VVallon-
dorfer Miiutiua k«ini uh zur Veningliiupfuiig eiuer MarieiiHbttiie; die« ver-
uilaMte die Piamfeen w «o gerioaehvoUen Beschwerden, deae ihr OVnner,
der Zipser firbeteroet LabomUaki, darttber auf das Aeuaaerate erbittert,
die Plartsten der uuTerautwortücluteu Tactlosigkeit sieb, ja aogar an
den Lublauer Vicopräfocten die Weisung ergehen liei«, er »olle den
Kiclitorn der 13 Ortschaften (der polniHchon Zips) verbieten, die Pi.nri«tt>Ti
antV.unehmen, ja ihnen ,nur einen Biseen Brot zu reichen'. Er drohte
aogar, das Pudleiner Kloater an zerstören, so daaa kein Stein auf dem
andem bleiben aolle. Dieaer Stnrm legte ü»h aller^ga bald wieder.
1674 flbemahmen die Pndleiner Piariaten die Ffiunre in Bdla, naebdem
der dortige Pa.ntor weichen muaste.
* Vgl. auch die Hi»t. orrl. fvan*». Anpsb. conf. «ddirtornm in HnnpariA
uni versa, praocipuo vero iu Xlll oppidis Scopusii {HalborsLaill 1830),
25. Ibl d'. und Sam. Weber, Die evaug. Getuoiude Bela (Käsiuark 1885).
* Litt ann. 8. J. ProT. Auatr. a. a. 1678, 1678.
* FQr die katholiacbe Gegmrefonnation in der Zipe bieten von prote-
stantischer Seite zw^ Zeitgenossen Qnd Zäpaer Pastoren An&eieh-
AnAkt. LUX. Bd. IL HiUls. 28
426
im Frühjahr 1674. Man bdani^t seine Vertreter unter der
Anklap^e auf Bcthcih;^un^ an d<-r .Rebellion' des Jahres 1()70
vor das Pressburger Tribunal {6. Februar); Kammerpräses Bi-
schof Graf Kollonitsch, fordert (25. Februar) die Leutschaner
auf: alle Kirchen, Schulen und die Pfarren den Katholischen zu
übergeben und den protestantischen Gottesdienst aafzulassen.
Dann werde man sie von der Anklage lossprechen.
Die Stadt fertigt nun Gesandte nach Pressburg ab, welche
durch das Angebot von Kirchen die fiscalischc Klage ab-
wenden sollten. Man scheint Willens zu sein^ darauf eimsugehen.
Doch zeigte schon die Weisung der Pressburger Kammer vom
13. März, wonach die protestantischen Geistlichen ihre Func-
tionen einstellen sollten^ und die Massenvorladungeu vor das
Pressburgcr Tribunal; wessen man sich zu versehen hätte.'
Nun bequemte sieb der Stadtrath zur Einstellung des
evangelischen Gottesdienstes, was unter , Wehklagen' der Be-
vc'tlkerung vor sich ^Inp:, und liarrte in unruhiger Spannung
des Eintreffens der kaiserlichen ^Glaubenscommission'. Abends
(5. April) trafen Probstbischof Bärstniy, Kammeri^raf Otto Volkra
und Dr. Grandel, der Leutschauer Dretssiger, in Leutschau ein^
▼on croatischer Miliz begleitet» und stiegen in der Jesuiten«
nungeu vou Belange, uud zwar Christoph Klosuh (Pastor tu Goorgeu-
bmg) in dem Tractote ,Saccincta papiaticae io Xm Seepiiaiad«
HungwiM oppidiB anno 1674 inatitutae deformationis enarratio*
(Jena 1679, 4°, 4 BIl.) und Michael Kloin (Patitor zu Orow-Lomnits,
Sohn de» Georgenberger, dann Michelsdorfer Pa/itors Clement Klein),
wflclifr da'' Tan-pbnch seines Vaters von 1R50 — 1674 fortsptztf». Er
selbst wurde am 17. Jänner 1072 verjagt uud lebte in der Vürbannung.
AusKttge daraiu bietet Wagner, Anal. Scep., P. III (Kircheugeschiubt-
lifihe»)» lt5f., und Joliann Sam. Klein in aeinen ,Na«]iricbten nm den
Lebennimatilnden und Schrillen evaageliaeber Prediger in allen Ge-
meinen des Köuigreiehea Uogtum*, III. Tb. (gesehrieben sa Kaschau,
25. Mai 17?*9\ herauAgegebeu von Fabr^> in dfn Motinni. erang. A. C. in
Hnng., IV 212, mit AuszUgun aus dem Tjifrt'^nrhe 214—219.
,1672,' hciast es da, ,den 12. Jänner ist denen zu Sperndorf, Palm»-
dorf, SchmOgen, Eisdorf, Behlagendorf, Mablbacb, Hnne-
dorf. St Andri die Kirche weggenonunen worden, aneh dureh den
Bischof BAraohonj mit Hilfe der Soldaten und vielen rftuberiachen
Gesindel.*
* Vgl. über die Ki rohdraufer Aprilverh»re 1674 der Protestanten derl.SOrt-
Bchaftea vor einer gemisohteu, ungarisch-polnischen Gerichtscommission
unter dem YMiitM dea Bitehoft BAieony, wobei ein gewiaser Beier die
Yertheidigang fttbrte, die oben 8. 426^ Anm. 8 eltirte Hiat eecL evaag.
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421
ref^idena ab. Stadtrichter und Rath stellen die Uebergabe der
Kirchen und Scholen in Aussicht^
yDocb es sollte ganz anders kommen/ heisst es im Ordens-
berichte. Als nftmfich das Volk witterte, nm was es sich handle,
liess es nächsten 1f orgfen um 6 Ühr aussergewOhnliche Glocken-
zeichen geben, sammelte sich auf dem Friedhof, die Miimier
mit Schwert und Büchsen, die Frauen mit Heugabeln und
Knitteln l)ewaÜnet, und bewachte diesen Ort ))ei Tag und
Nacht derart scharf, dafis sich ihm Niemand nähern durfte. Die
Kachtwache verbrachten sie bei Lampenlicht und ,wunderUchen
K]ageUedem^^
Die kaiserlichen Commissttre entbieten nun den Stadt-
richter und Senat vor sich und fordern ihn auf^ das Volk ssu
beschwichtigen und die Kirchenschlttssel aussultefem. Sie er-
klären, gehorchen zu wollen, wenn es die UnbotmRssigkeit des
Volkes gestatte, vor der sie selbst nicht sicher seien.
Diese Tumulte hielten volle acht Tage an; deshalb begab
sieh (iraf Volkra als Zipaer Kamniergraf nach Käsmark und
sammelte hier MiHtärmacht, um den Wideistand der Leut-
schauer zu brechen. Inzwischen ündet sieli der Rath d r Stadt
ein und übergibt dem Prohsthis» lief die Schlüssel der Kirchen,
Schulen und der Pfarre. Als aber BÄrsony Leute absendet, um
die Pfarrkirche in Stand ssn setzen, werden sie beim Betreten
der Pfarre vom Volke ergriffen, misshandelt und das Gebäude
mit Stdnhagel tlberschUttel Die Rathsherren eilen herbei, um
den Aufruhr zu stillen, aber sie haben es mit einem förmlichen
Kriei:sheere zu thuu, das sie mit Geschrei und einem ftirmiicheu
J^teioimgel empfiingt.
Da trifft mit einer Keiterschwadi*on der Uberstlieutenant
des Regimentes Dünnwaid ein. Sein Erscheinen wirkt auf die
Hnlberstadt 18;^o) znin .Jab.n^ lt»T I itml Fessle r- K I e i ii , Ooschiehto
Liiffanis, IV, 366. Vgl. im Ailtri'iiifiiieu auch die Litt, aiiii S J. Prov.
Austr. a. a. 1674 niid iCurncli iis\ Frag'm. liist. Huu^'., :iC)4 f, 395 f.
xum Jahre 1073, 1G74, oft sülir geuau mit den Litt. ann. t?. J. Prov.
Aastr. ztutammeoBtimmend.
* Dto lUthsherren, «eiche unterhaiidelten, waren: David Spilenbefger,
Bmib« Lerche, Ctqpar Zeltner und der OemeindeTorsprech Daniel Pfan-
lehmidt.
* noetemqne ilhun inter QoUacentee lychnos et ineonsnetorttm nae-
niarum modnlationes dojcere inwmnem (Litt, ann, 8. J* ProT.
Aaitx.>
Digiti/Cü by C_ji.Jv.Kii^
428
Hftnncr einschüchternd, aber die Weiber halten den Friedhof
mit Hartnäckigkeit besetzt und eifern mit Wort und Beispiel
die Männer zum Widerstände an. Graf Volkra fuhrt nnn aus-
giebige ililitUrmacht herbei, und so legt sich endlich der Auf-
ruhr. Am 13. April ziehen die .Testiitrn mit starkem Militär-
gefolge zur Pfarrkirche St. Jakob, und so eröffnen sich die
Pforten äc^ r^pttegbanies dem KatholiciBmus, welchem sie Uber
ein Jahrhundert lang verschlossen waren. Der feierlichen Hesse
folgt ein Gastmahl im Jcsuitencollegiura.
Die Väter der Gesellscbaft rechnen auf die Sinnesände-
rung der Bevölkerung, deren junge Nachkommenschaft den
OrdensmäninTii zuzulaufen und ihnen hdflich die Haiifl zu
n'iclien anhub. Am 20. April vi i l.isst der evangelischo Prediger
Selen sammt Weib und Kindern Leutschau, um den Weg nach
Schlesien einzuschlagen. Der Kath gab ihm bis ?:ur Orense das
Geleite, und es fehlte nicht an Klagen über seine \'orbannung.
Der Stein war nun im Rollen. Bald nach Neujahr 1676
crlHsst die Zipser Kammer den Befehl zur Wahl katholischer
Riithsherren und Gemeindevcrtretor. Alles Sträuben hilft nicht
f\lr die Länge, denn ein kaiserliches Mandat vom 1. Juni yer*
schürft jene Massregel.
Den 27. d. M. findet sich Kammenath Sigismund HoH6, ein
rücksichtsloser Gewalttrilger, ein, und seine Forderung an den
Rath der Stadt, seinetwegen und der ihn begleitenden Dom-
herren willen ^ungarisch' au sprechen, yerrätb am besten den
Geist seiner Sendung.*
Die LeutBchauer machen alles Erdenkliche geltend, um
sich der Zumutbxmg, EdeUeute in den Rath aufzunehmen, zu
erwehren. Sie wenden sich an ihren Gönner und Glaubens-
genossen, den Obercommandircnden Grafen Paris von Spankau,
in Easchau, der ihnen rathen lllsst, einen eigenen Boten an
den Kaiser abzusenden. Hollö, der in Leutschau bei den
Lcntfcbaner Chronik sum Jahre 1675. HoUd fordert tob den in
»deutMhon Hinteln* sieb einfindenden Katlulierrett, Stadtrichter und
Yoimflndern der Gemeinde, man solle ,ungari8ch* sprechtMi, ,weil wir
nnter einem nng^ariockeii König im K<(nigreich Ungarn
lebton'. Darauf ihm znr Antwort p'f>».'«''"'n r .i^n«;« wir aln Deutsche,
wie or hu» dem Habit entnehmen kann, keine andere
Sprache als Deutsch rodon kOuntou, welches er wiewohl ungern
feieheben laaeen.'
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499
Jesuiten ein- und anspHg-, begibt sieh (19. Juli) nach KUsmark,
wü er die Kathsstellen in seinem Sinne he^Gtsaen lässt, und
kehrt dann nach Leu tschau zurilck.
Spankau liutle zum Schmerze der Stadt das ZeitHche ge-
:3egnot/ und ein IMoniit später (15. August i vollzog Hollö die
Restauration des T^eutseliatior Magistrates, denn hinter ihm
standen 60 ^lusketirc und oOO (Jroaten. Die Neuwahlen ti'afen
fast durchwegs Magyaren, und so versehwand bald die alther-
kömmliche dcutsclie Tracht im RathscoUegium.
Die Jesuiten hatt<Mi allerdings an Kirchdrauf und Leut-
schau /Avei wielitige Stutzpunkte tVu- die Zipser Mission und den
besten Anwalt in dem Frohste Jiärsony, der (15. März ItJIti) als
neuerwählter Erlauer Bisc hof den Einzug in Leutschau hielt, ge-
willt, seine Residenz auf dem benachbarten itute Schauuik zu
nehmen, aber immer näherte sich wieder der Kuruzzensehrecken,
und die Vorstellungen der Ordensmänner an den Erbstarosten
Lubomirski, die Gegenreformation durch sie in der polnischen
Zips, im Gebiete der dreizehn Orte besorgen zu lassen, brachte
sie in ein schiefes Licht als ,Störer des Landfriedens-^, 00 dass
aie Mühe hatten, diesen Sturm zu beschwören.^
Immer drangroller werden die Zeiten, die nächsten Jahre
verwandeln das Zipser Land in ein Kriegshiger, und der Tod
des streitbai*en Jesuitengönners Bärsony (IH. Jänner 1G7Ö) fiült
aach als schwerer Verlust fllr den Orden in lie Wugschale.
So lässt uns das Jahr 1()80 in dem Aufruhr der er-
bitterten Weiber, in den Steinwürfen, die man den Jesuiten
xadackte, das -Wetterleuchteu einer Krise, einer Entscheidung
' ,1S. Juli t in Kaachaa Graf Paris von Spankan, eis alter Herr« aonder-
lieher Patron der Stadt Leutaehan, dämm uniere Widenacher hSbniach
sich verlAuteii laMseii. duss il« r T. f n fHc haner Abgott todt sei*
(Leutachauor Chronik zum .)a)iii> 1676).
• Litt. nun. 8. J. Prov Au.«tr a. a. 1076. ,.\dvorsa mnlevolorum.' d^uod
a CHlüititiiniu Principe LuboiuirHki retoriuatiu SviihMih Leteroduxi in XIII
SeepnaBanis oppidis per nostroe impetrata sit, graves contra nos
pnblieosqne nnotus ezcUavit, ira HaeretiooraDi nos nndiqne ineu-
•sntiiioi et proetaioantiQiii tamqaam torbatorea paeis eommunifl
et ambitiosofl omniiim gubernatoroH etiam quae forum Toli-
tienm roncernnnt. Suhsidit antrrn (]tirint<it iiirs haßc raltimnii»s.»niiii
procelia, quando benevuli reipublic-ao niodoratore» poiidt'ni.s;i« no^tras
excalpatioDi« declarattoue» approbanrot oosqae in coeptis püs exenatiis
pergere josseninl
430
gewahren, die dem .Jahre 1682 /.iilalit. Zunächst sind es That-
sachon, welche bt'weiäeiij dass man ang'esichts der Kuruzzen-
get'ahr von Seite der kaiseilicheu Coininandanten in Iliusicht
der Glaiibcnsfragc einlenken will, wie dies schon der Oedcn-
burger Landtag ankündigte. 80 konnten die protestantischen
Leutschauer im Frühjahre lü82 an die Berufung zweier evan-
gelischen Prediger denken. Adaiui und Lazari aus Breslau er-
langen vom kaiserlichen Stadtcommandanteu Öaponara die Er-
laubniss, am Gründonnerstage in Leutschau einzutreflFen. Sie
wählen inzwischen ihren Anfentlialt zu Topporcz bei dem Zipser
Adeligen Michael Görgey.^ Im Mai nimmt schon, vom Oom-
nundanten Saponara gedulde^ der protestantische Gottesdi(>nst
seinen Anfang; vom 2d, Mai gestattet ihn lÖrmUch ein Bevoll-
mächtigter des Kaisers.
Nur 2tt bald verlieren die Kaiserlichen jeden festen Halt in
der Zips, und die Leutschauer Jesuiten fühlen anter solchen
Verhältnissen den Boden unter ihren Füssen brennen.
Zur Zeit, als Tökölyi die Lisurrection des Zi{)6er Co-
mitatsadels aufbot (Mitte August 1683), verliess die Orden»-
colonie bis auf zwei Priester die ungasthche Stadt. Gerftchte
werden laut, in £peries und Kascbaa seien die Jesuiten von
den Tökölyianeni erschlagen worden; man habe sie durch
solches Gerede einschttchtem und verscheuchen wollen.^ Doch
sie harrten aus. Das« sich auch der Zipser Pkobst nnd das
Capitel zum Pactiren mit den Tökdlyianem bequemten, kenn-
zeichnet die Bachlage.
Schon am 1. September erlfisst der Fisealpräfect des Ku-
mssenfÜrsten die Weisung an die Insassen des JesuitencoUe-
giumSy dasselbe mit Zurttcklassnng aller beweglichen und
unbeweglichen Habe zu räumen, da sich die Jesuiten als
Feinde des Vaterlandes benähmen. Den 3. September werden
die beiden Ordensvilter von den Commissftren Tökölyi's ausge-
wiesen. Er selbst halt den 25. November seinen Einzug in
Leutschau.'
Der Rttckschlag knttpft sich an den Jahresschluss 1683.
Die IVuppen des aus den ungarischen Türkenkämpfen heim-
' Leut8cliHuor Chrunik zuui Jahre 1G82.
* Litt aiin. S. J. Prov. Anstr. «. a. 1683.
* LenUchauer Chronik «ain Jahre 1668.
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431
ziehenden Polenkönigs Sobieski vereinigen sich am 4. December
bei Keudorf mit den Kaiserlichen unter Dttnewald, am 6. De»
eember beginnt die Belagerung und Beschiessong LeutBchans,
das sechs Tage spAter seine Thore Offhet^
Xn. Speries, Bartfeld.*
Auch die Sdrosoher Oespanschaft war kein dankbarer
Boden fttr die Jesmtenmission, denn die alten königlichen Frei-
stfldte EperieSy Bartfeld und Zeben mit ihrer deutschen Alt-
bttrgeischaft erscheinen frühzeitig als ausdauernde Bollwerke
des Fh>te8tantismu6y und die beiden erstgenannten Orte bleiben
namhafte Sttttten seines Oultes und Schulwesens.
Um 80 entschiedener musste daher in den streitbaren und
rührigen Trügem der katholischen Gegenreformation der PUn
* Ii6Qt«chauer Chronik zum Jahre 1683. Vgl. die knrzen Andoa-
tnngeu bei Wapfiier, Hi8t. Leopold! I., 629—630. D(>n 25. November
traf Sobieski mit 4o,000 Mann vor (Mn!f!;i\va) iu der Abaujvjlrer
Gespaitöchatt etu, irmrscbirto dann aut Kasciiau, zog nacl) Eperiea,
von wo ans die Polen beschoMen wnrdent nnd wandte ri«h dun über
den BrmnitekoMttel in die Zips. Der ErbsterMt Stanialaiu Hersklina
I.ul)<>riiir>kl li.itte inzwiscben (84. November) Käsmark besetzt, der Btldt
«Icn Eid der Treue ahs^onooimen nnd 1m«i,m1> s'uh (Linn nach Piilen.
* Für daa Weilero ausser deu Litt. ann. S. J. l'rov. Austr. die Chronik
der Eperieaer Jestiitenmlaaion, deren Uesideiiz in der Saiumliuig von
Herenesti, die Bperieeer Chronik etnee proteatontiachem Zeit-
genoMen (Bndaperter Nat.-lfiumim» Germ. q. 94) und daa ^«EclkAilla
handschriftliche Denkmal der katholuchen Oegenrefomiation attda tinter
dem Titel: ,Warba0tig vud vmbständliiito rioschretbang der grausahmen
Reforin.itjon p'mfs wohlrrwirdigeu Miuiütt^rii und If^blichen Landps-
g^iiinattii auch eiiicsi wobledlcn Ebrcnvesten Magi»trati» und loebltchea
Gemeine der kOn. Freystadt Eperies durch Grafen Yolkra ab ka,ys. Com-
iniMario und Pimipotentiario mit hoeebetem Vngectflm Terabet im Jahre
des Herrn 1678 im Monat Martio durch Martin Bohert damaligen
Snbdiaccinum der dentacbeYangeUwben Gemeine alda mit allem Flein
und ]triostorlirlit'r Trone 5rn!«nmmpnpr'*s<'?iri'^b*»n in s^in^m Fxilio zu
Lontscbau. EtKium anno <>t nii>ns.>' 12 Bil. fo. (der .Sciilus» fehlt). Icli
gelangte 1&Ö9 in Kaschau durch meinen damaligen Collegou, den vor-
Horbenen Prof. Dr. H. Bidernann, znr Benützung dieser Handschrift und
eopirte sie. Der Inhalt findet sieh siemlieh wortgetreu in meinem Anf-
satie: «Ans der Kuni/./t'it- und Labanc/.ouzeit Unj^rarns', in di r Ootterr.-
Ungar. Kerne, XIV. .lahrp, 1 Hoff (Wien lH(i;}), J^. 2G— HC. Vgl. auch
(Corneliuj*), Fratrm. bist. Hmig., iU. Abth. zum Jahre 1673, S. 349 f,
und »56 f.; Kazy, iüat. Uung., F. III, ä. 132—133.
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432
reifen, ihre Thätigkcit m diese Hanj)torte zu verpHanzcn, und
zwar in einem Zeitpunkte, der <,Minsti^ war. Denn die Nieder-
weH'uDg der , Rebellion^ des .laliree 1070 bedrohte in ihren
nächsten Folgen den Protestantismus.
Schon im Jahre 1670 konnte der Erlauer Bischof Szegedy
die Gunst der Umstände für die Katholisirung der Stadt Epe-
ries verwerthen. Die protestantische Hochschule wird ge-
schlossen, die Pfarrkirche den Evangelischen entzogen. So war
der Boden fUr die Jesuitenmission vorbereitet, welche vom Ka-
schauer Collegium ausging und den Ordensmann P. Valentin
Balogh als Superior an der Spitze zeigt. Sie habe — erzUhlt
der Ordensbericht — eine gastliche Aufnahme bei KathoUschen
und yHeterodoxen^ gefunden und sich auch des Entg<^;«ii-
kommens Ton Seite des Stadtrathes zu erfreuen gehabt^
Gerade jedoch als die katholische Restauration In der
Hauptstadt des Säroscher Comitates vollzogen war und — wie
ein protestantisclier Zeitprenosse bitter bemerkt — die deutsche
protestantische AltbUrgerschaft zusehen musstc, wie aus dem
gegnerischen Glaubenslager ,Taglöhner und Bierbrauer'* Site
und Stimme im Stadtrathe erhielten, die Pfarrkirclie den Evan>
gelischen entzogen ward, erschienen (20. September 1672) die
Kuruzzen unter der AnfUhrung Petröczy's und Pika's Tor Epe-
ries, und die verzagt und verdrossen gewordenen Bürger
Bchhessen alsbald einen ,Accord' mit den Insurgenten, welcher
dem Protestantismus abermals Kirche und Schule in die Hände
spielt. Dit; .Jesuiten hatten flUchtcn müssen.
Aber bald entreissen die KaiscrHchen (3. Jänner 1673)
dem Feinde die Stadt, und im Frühling 1673 sollte mit dem
Protestantismus allda gründlich aufgeräumt werden. DerKammer-
graf Volkra, der den B. !\Tärz in Kperics mit seinen Amtsge-
nossen eintraf, und dem tler Jjiszcier Probst, zugleich Titular-
bischof YQü. Erlau^ auf dem Fusse folgte^ war der Mann, dies
' Litt. apD. 8. J. Prov. Anatr. «. s. 1678. ,HinniuiiiM «xcepü et luAitt
sunt PP, nostri tom a CathoUeia tom ab Heterodozis £peiisaini» qni
priini CaWNlvia evocati mituiionem illajii, (luandoiiue in «tebil« domicUram
origenduin nuflpicAti Hiiiit. Ho» oiiiiu nun MagiKtmtua soluni seil etiain
privat! civo» »infrnlari !>onoTol«>ntia protHJcuti Munt, jäiibmisgiKqne saepiuH
ac liberaliter ^uutidiano victiii necessariu labore« et indigeutiam uustru-
ram recreaniDt*
' Bperieser Ghro&ik (proteat).
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433
unbedenkÜch durchzuführen; verfügte er doch über müitärischen
Beistand.
Schon am 9. Mlirs worden drei Jesuiten des Kaschauer
Collegiums mit der Bestimmung, das deutsche, das magyarische
Predigeramt und den Jugendunterricht su übernehmen, einge-
f^lhrt und ihnen zugleich die ungarische Kirche Übergehen,
während der Erlauer Titulardomherr Geurg llorväth zum Stadt'
pfarrer bestellt erscheint.
Die Abschaffung der protesUiu tischen ( Jeistlichkeit und
der akademiBchen Lehrerschaft, die l^csitzergreitung von den
swei Kirchen der Lutherauer uuil die
Stadtrathes und aller Gemeindeämter folgten am 9. — Ii. Mär^
Schhig auf Schlag. Qrttndlicher und rascher war nicht so leicht
eine ^^stauration^ durchgeführt worden.^
So wurden die Jesuiten in Eperies heimisch, verstanden
es, ihre Mission populär su machen, und konnten nach Eröff-
nung der Schulen am 18. März 1673 bald von 300 Schalem
sprechen.^ Dlmiü MÜtdem die protestantische Hochöchulc in
Kjtcrits Ix'Sf'itii!"! worden war. I»eherr8chten sie allein das Feld
des IJuicn Rliteö. Al»ljald übertmg man ihnen auch für fünf
Jahre die Stadtpfarru mit einer gestifteten Einnahme von
eOO Gulden und 100 Thalem Stolgebtthren.'^
Im Juli 1677 bezogen sie das protestantische Collegium-
gehäude. Das war der Höhepunkt des hierortigen Missions-
erfolges. Seit 1678 wuchsen die Bedrängnisse von aussen, die
Kriegsgefahren, und 1682 kam der Bestand der Jesuitenmission
in Frage. Sie muss sich von Mitte Mai ab die Nachbarschaft
des verhasöten evangelisc-lien Gottesdienstes gefallen lassen.
Drei Monate öpittcr verhandelt bcn^its die schwat-lic kaiserliche
H« >atzunor, vierhundert FuHsknechtc vom Kejj^iiuente Stnissoldo,
iiiit den Kuruzzen die Auslieferung der Stjidt, deren Schlüssel
am IG. August 1G82 den Bevollmächtigteo Tökölyi's übergeben
werden. Die Lutheraner nehmen nun unter dem Gelftute der
Glocken Besitz von der Pfarrkirche und Schule. Die Jesuiten
mässen auswandern und treffen mit den gleichfalls verbannten
Ksschauer Ordensgeuossen auf dem Wege nach Polen zusammen.
' Martin Hoher'» , Besch reib ung*.
' Chronik iWr E[teriosr>r .1 o.sii i tenr Oxiden s (Hevenesar« Sammlang).
* I^itt auu. S. J. Prov. Austr. a. a.
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Die Mission in Bartfeld knüpft sich an das Jahr 1673.*
Mit kaiserlicher Vollmacht erschienen Probstbischof Saegedy
und Kammergraf Volkra in der hart mil^enommenen Stadt und
begannen die Restauration mit der Absetaung des lutheranischen
StadtrichteiSy an dessen Stelle ein Katholik trat^ nnd mit der
Einfbhmng des Sendboten des Kaschauer JesnitencoUegiuns.
Bald verwandelt sich der ganze Magistrat in einen katholischen
nnd leistet den kaiserlichen Commissilren den Handschlag mit
den Worten: , Waren wir bisher schlimme Lutheraner, so wer-
den wir jetzt gute Katholiken werden/ Der Ordensbericht*
rühmt die werkthätige Gönnerschaft der ungarischen Kammer
und unterlässt nicht, hervorzuheben^ dass das Ansehen des Je-
suitenmissionttrs wesentlich stieg, als er bei der Disputation mit
einem gewesenen Professor der £perie&er Protestantenakademie
den Sieg davon trug.
Die Bartfelder Mission unterlag den gleichen Wechsel-
fkUen wie die in Eperies, ohne die Bedeutung und den Umfang
der letzteren zu gewinnen. Die Stadt selbst, deren deutscher
Qrundcharakter ausharrt, litt unter den Gh^ueln des Kuraszen*
krieges unsttglich. Das Jahr 1683 bescheerte dem Protestan-
tismus einen vorübergehenden Erfolg, wie dies nach der Räu-
mung der Stadt seitens der Jesmten die Abhaltung einer Synode
der königlichen Freistadte in Bartfeld (27. Juli) beweist*
TTTT, Kasohau.
Seit der Capitulation von Ejule Juli 1(»70 befand sit-li in
Kascluiu* eine starke Süldnerbesatzung und General iSpankau
' Litt. ann. S. J. Prov. Aiistr. a. a. 1S74. Die katholische Gdgonvefitt^
niation hatt« in Bartfeld InTt its im Sominer i!i .s .Tnhres li>72 l»ef»'onn(>n.
Srh<ni Endo Mai nuA Anfangs Jnni wolUu »lor Erlnuer Grossprobst
Euiorich Koloz.sväry die protestantiscbeu Kirchen oecupircn, erhielt aber
Toin katwrlichen Comnumdlrandes Ifolehior Hitter die fewttnsdite
militlrlBche ÜntentOtmuig niebt Der ErUiner Biachof SaMgttdy nahm
unnmeiur die Sache in Angriff, indem er am 6. Juli die Thür der ver-
sperrten TT.uiptkirche crlutM-hon lies« (». Ribinyi, Menior. Anpib. T'-iif .
II, IG), .(|uo(l pHset a cÄtholicis pxfiodifirntnni, nee poMet »ine prae-
iudieiu cathnlicae religiunia a Lutht'ranis possideri'.
' Litl ftnn. 8. J. ProT. Aiistr. a. a. 1674.
' Lautaefaaiier Chronik snm Jahre 16S8.
* Für das Fol^nde hanptsXchlich die Litt. ann. S. .1. Pr<iv. Anstr. ;
KaKy, Hist llqng., P. 1II| (Cornelia«), Fragm. hiet. Hung., III. Abth.
^1671— 1062).
435
tibeni&lim die Feldhauptmannschaft Oberungarns. Nor mit
Widerstreben hatte sich die protestantiBohe, mit magjrarischem
Volksthum stark gemischte Borgerschaft in das Unvermeidliche
gefügt, and die Ueberlieferang berichtet von dem vereitelten
MordanscUage gegen die verhasste Besatzung.^
Das Jesnitencolegiom hatte die Wirren des Jahres 1670
ohne schwere ScbAden ilberdauert, nnd die kaiserlichen Ver>
fbgungcn vom Jahre 1671 — 1672 schienen dem Wirken des
Ordens an dieser Stätte den Boden noch günstiger zu gestalten.
Im November 1671 wurde der Kammerrath Leopold Borsicaky
beauftragt, die Elisabethkirche, den alten, schonen Dom, den
Protestanten abannehmen. Diese hoffken noch im lotsten Augen*
blicke auf eine günstige Intervention des Commandirenden Span-
kau, doch dieser ftüilte nur als Soldat und soll — wie die Je-
suitenchronik ensählt — den Bittstellern, seinen Olaubensgenossen,
erklärt haben: Würde ihm sein kaiseriioher Herr den Auftrag
geben, Luther selbst in Eisen sn legen, so thttte er dies ohne
Widerrede.
Im Jinner des nächsten Jahres 1672 meldete sich die
Katholisirung d^ Rabies nnd der Gemeindevertretung an, und
der Erlauw Bischof Leonhard Ssegedy entzog den Reformirten
ihre seit 1650 erbaute Kirche.'
Die RurnzzengefSedir des Jahres 1672 bedrohte vor Allem
Kaschau, in dessen Nähe die Kuruzzcn ihr Lager aufschlugen
und von hier aus Kundschreiben und Drohbriefe erliessen.
Spankau erlitt bei Enyiczke eine Schlappe und musste sich in
die Stadt zurückziehen, doch ging der Erfolg der Au&tändischen
bald in die Brüche.
Nicht unbedcnklicli war Ende Juni 1G73 der Aiifrulir des
Spaiikau'scheii Kt'<;iinentes aul;i."?tilR-h der Soldriiekstilude. ^Viler-
din<rs wurde er dureli die Zahlung von 1000 Gulden an jede Com-
pafjnie heseliwiehtigt, doch .schien es nothAVi-udiir, die Schuldii;ru
zu strafen, um der Disciplin aufzuiielfen. Alan zog daher ein
' Für dieso- Ueberlieforuttg, die Mich xu dem Jahre 1670 gestellt findet
(s. B. B. Tntko, Sz. kir. Knam varotiävuik tttrt ^vkOiiyvo, löO) and
•ach in Hieran Gironiken anfüradili» IsMen sieh keine manfgebenden
ZengniMe auf bringeo. file bXngt gewi» mii den TlialMehen dee Jahres
1674 (s. weiter nnten) zuHanimeu.
* Litt, nun .1. Pr.iv. AuHtr. a. a. 1«.7'2. Vgl, (C'ornelton), Fragni.
hist. Uuug., Iii. Abth., S. a6j(— it64, 2»»— 2»4.
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croatischcs Regiment ond eine Schwadron Reiter in dif Stadt,
beaetste die Thore, warf 100 der Schuldigen in den Kerker
und venirthcilte 23 zum Tode, den 17 (Anftmgs August) that-
silchlich erlitten; 6 morden begnadigt^
In 80 bewegten Zeiten konnte auch (1674) das Gerücht
Glauben finden, dass die protestantische Btirgei-schaft Verrath
gegen die Katholischen plane. Da thaten sich diese zusammen,
vor Allem die Akademiker der Jesuiten, und hielten, von der
kaiserlichen Besatzung unterstützt, drei Tage lang die Umfrie-
dung der Domkirche wie ein Feldlager besetzt.'
Der Jahresbericht des Ordens .(1674) thut sich nicht wenig
auf die Bekehrung des Freiherm Sigismund Tökülyi, des
nächsten Verwandten Emerichs, an Gute. Er sei ein ebenso
geriebener als aäher Lutheraner gewesen und habe unter seinen
Olaubensgenoasen das Ansehen eines Patriarchen gehabt. Seine Be«
kehrung zur Wahrheit sei vornehmlich dadurch erfolgt, d«8S
man ihm aus protestantischen Oesohichtschreibem den Nach*
weis erbrachte, alle Dogmen der katholischen Kirche seien in
den fünf ersten Jahrhunderten von den Christen geglaubt
worden.'
Das Kaschauer CoUegium betrieb auch Missionen in der
Nachbarschafl, aber in diesen Zeitlttuften mit sehr geringem
Erfolge. So wurde das Bekehrungswerk auf der den Türken
tributpflichtigen Herrschaft Balog (im Gtömörer Oomitate) ver-
sucht. Die ,Rebe]len^ yerhinderten jedoch ein regelrechtes, stän-
diges Bekehrungswerk. Ueberdies machte man dabei eine eigen-
thtUnliche Erfahrung. Ein alter Hann äusserte sich nämlich
* Kasy, «. «. O., 8. 13S.
* Kasj, a. a. O., S. 168; (Corneliui), Fragm. bist Honfr«*
Wie «ehr tlberhaupt der kafholiwhe Clenu Kfuscbanfl militiruiche Haltnup
an den Tag legten adgt eine Stelle bei «loiii Letztfreiiannten, S. 28S:
.K|»isro]ii, Cniuiüi^'ornm, fpiMi SotTiiimrii, quod Cnssriviai' t >*t. f'lpricornni
iinperiu dtH e<li-b.Hiit (eci leKia«» ; )iliiniim anuKi iim nossesüione. H i, q u u ii i .i in
mile» pro templis operam cuuferrc abnuerot (Spatikau, der C«»m-
maadirendei, war selbit Pretmtant) cum aareinatore domn» TeutoBicoram
habitn et annia aeito militem aarimulante pagoa obibant cireum Caaao-
viani. ParaocÜH rainifttros, Hterarüs pueroroin India Magiatroa abigebant,
atutnm demigrabatur. lubebant reeludi luicras aedeM; pnndebantur. Bu-
pelloctilcin et clave^ nnTU[ti;un rf^ddendas poatnlabant; mos gerebatar.
Uude plurimus dolor et acerbitan acatbolicia.
* Litt. ann. 8. J. Prov. Aaatr. a.a. 1674.
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folgendemassen. Wenn die Einwohner durch ein k^nigKches
Mandat Teranlaaet wttrdeo, den Calyinismua aufzngebeny so
möchte er ee darin AUen suvorthun und als Erster uch zn den
Katholischen schlagen. ,So wünschen denn die Aermsten eher
auf Befehl als freiwiUig in das ewige Leben einzugehen'^ heisst
es im Ordensbericht Da bei den Erwachsenen die Bekehrung
nicht sonderlich verfing, so entschädigte sich der Missionttr
durch Kahlreiehe Kindertaufen. ^
Die Zeiten Tcrdüsterten sich immer mehr, der Knruzzen*
krieg verschürfte sich. Den 13. Juli 1675 starb der Oomman-
dirende, Graf Franz Peth6 trat an Spankau's Stelle, um bald
darin von General Strassoldo,' 1677 von General Kobb, dem
Inbegriff soldatischer Hlirte,* und dieser wieder von Schmidt
abgelost zu werden. Dann taucht abermals Kobb auf, und
diesem folgt im Spätjahre Graf Wrbna.
Seit dem Jahre 1678 wurde Kaschau von der Kumzsen-
gefahr enger denn je eingeschnürt; es kam zu Vorzeichen einer
Katastrophe^ die nur wenige Jahre auf sich warten liess.
In den Jahren 1676 — 1680 erlitt namentlich das Ka»
schauer JesnitencoUegium den Verlust zweier GOnner, die fyr
die Ausbreitung der Ordcnsthätigkeit und für den materiellen
Halt derselben Unvergessliches geleistet hatten.
1676, den 8. Juli, war auf seiner Burg Makovicza Franz
Riköczy gestorben, sechs Jahre nach dem Zusammenbruche
jener Hofinnugcn, die ihn und seinen Schwiegervater, Banus
Zrinyi, der MagnatenYerschwOrung zogeftihrt hatten.
Das Geschick veiigOnnte ihm noch, die Geburt eines Sohnes,
des Stammhalters (27. März)/ zu erleben, dessen Dasein sich der-
einst allerdings glänzender gestalten, aber von langen Jahren
* Litt. ADD. 8. J. Prov. Auttr. m. «. 1674.
* Vgl. (Coroeltiis), Friigm. hi«t. Rvmg. a. a. 1676, 8. SSO. Ueber die Auf-
tudtma 8tra!«Hol{1o'i in Kaadiaa hcusüt m in der crstniigeführten Stelle:
,. . . Cu880vi;uii iiKMinft' hoc auiio ijulnritiir, mi II f» f|Hod »ciain
ponipn, iiiilla iU> iiiept«t Mafjist r;it u iiobilittiu civiumvo
gralMtiuue, pra(>ten[iiaiii t^iiod in Ai-ademico iSociotatis Ju8U Col-
leglo com nommllis Firacentnui et Nobttlbn« enm qnaestnne eousiliarib
es militiM praefeetis acceptns finigatibaa epnlia et a eebolastiea jnven-
tiiti^ ludii) thoatralibuB recreatiis saIutatii8C{ue est/
^ 1 eher tUc Grauaamkoiten Stra-^^^oMMS und Köhli s > ('(irnelius), Fragm.
Uiüt. Illing., S. 508 f., der da deu ualiuualtiu Magyarcu liervorkehrt.
* Vgl. Thaly, a, a. 0.
438
der Verbannimg in tfder Fremde bescUossen werden sollte. Der
Leichnam des verstorbenen Magnaten wanderte im August des
Jahres 1677 nach Easehau und wurde vom Erlauer Bischof
Georg Birsony in der Gruft des EHsabetfadomes beigesetat*
1680; 14. Juni, starb Räköczy's Mutter, die Letate des
namhaften Hauses BAthory, auf ihrem Witwensitsc Munkics,
und ihr letzter Wille ' zeigt am besten, welche bevorzugte Stelle
darin dem Kaschauer JesuitencoUegium eingeräumt worden war.
Es ist dies ein Codicill vom 11. April. Abgesehen von der
Heimzablung von Schuldsummen an das Kaschauer GoUeginm
und Pismaneum (die Summe von 50.000 Gulden wird ihm auf
die CKlter Munkics und Borsi verschrieben), orhillt das Erstere
10.000 Gulden für den Ausbau der Thürme an der Jesuiten-
kirche und ebensoviel werden ftkr die Ausweihung von Prie-
stern legirt. Das, was die verewigte Sofie mit ihren rächen
Mitteln ermöglicht hatte, der Bau der E^aschauer Jesuitenkirche,
erschien im Jahre 1681 vollendet und zeigte an der Stirnseite
ihr Wappen und die das Werk der Hingeschiedenen verewigende
Inschrift.^ Ihre sterblichen Reste waren auch die ersten, welche
in der Gruft der ,l)reit'alti|^keitskirche' beigesetzt wurden.
Das Jahr H)81 boscheerte dem JesuitencoUegium schwere
(lüterschiiden und seinen Genossen wachsende Sorgen. Zwei
.kbiiiten wurden auf ihrer Berufswanderung von den Kuruzzeji
augehalten und ausgeplündert.
Die Kilt'hnisse des Jahres 1682 sollten aber Alli .s fVülu ro
an Drangsal überbieten und dem Kaschauer (Kollegium eine
Katastrophe bereiten. Als Vorliotf derselben konnte schon der
Streit zwischen der Witwe l{ak<»( zy's. Helene, der Braut Tö-
kölvi's, einerseits, anderseits den Krctoren des Kaschauer Col-
IcgiuHis und l'ilznianeums, Nietdaus lli-al)ov>/.ky und Andreas
Fugatäch, über das Testament Sotic Bäliiory s angesehen werden.*
* Die Inacbrift ImUeN*: .('ßli^is.'^imiiH LKiiniulU Domini» FnnciMui.H RAkoozy
de Ffhn-Vnrl.Hj:, olectii.«» Traii-^s\ 1\ .iniao Priiionj»». partitini Rf><r"i Huii-
fr.iri.u' 1 >. »minus, ac Sicul<»ruiii t oiiie» jK*ii»otüns de Säros, ejuwlenniue
t'oinitatiw siipremuü ac porpotuus conio« etc. obiit auuo Do mini
1676, 8. Juli aelati« »nae anno 31/
* Katona, Hiflt. erit r. Hang., XXXIV, 8. 87Si
* ,Houori sanetifliimM Trinitati« Frincep« Sophia Bllboiy poannit anno
Domiui 1681.'
« Katona, a. a. O., 8. 727—729.
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439
Letstere hatte nMmfich den 1. Hitre 1672 23.000 Ghilden yom
Kaschauer GoUegiam^ 1678, 1. Jänner, 15.411 Gulden voni Pis-
maneom ab Darlehen genommen und dieae Summen auf Gtttem
siehergeateUt Wir haben sie in den 60.000 Qulden su suehen,
welche im Testament and im Codieill Sofie BAthoiy's vom
Jahre 1680 su Gunsten des Easchauer CoUegiums und des
PAsmaneums ausgewiesen erscheinen. Der Rector des einen
und der Regent des anderen klagten nun bei dem Kaiser, dass
Helene, Terwitwete BAAczy, weder die Zinsen entrichten, noch
die Gapitalien ausfolgen wolle und AUes auf die lange Bank
schiebe^ um beim Wiederausbruche des Kumasenkrieges den
Anwälten der JesuitenansprUche das rechtseitige Eintreffen vor
Gerichtsverhandlung unm^lich au machen und so die Sach-
fiilligkeit Jener Ansprüche au erlisten. Kaiser Leopold L er^
theilte nun als Oberrormund der hinterlassenen Kinder Rikö-
czy's und Cnrator des TestamentSTollznges (3. März 1682) dem
Protonotar des Judex curia«, Stefan KalmanczaV; den Auftrag,
die Bzecution vorzunehmen.
Sieben Tage yor der VermAhhmg mit Helene, RAköczj's
Witwe, 8. Juni 1682, erliess TttkOlyi an die Jesuitenoberen ein
Schreiben, worin or sie emstlich abmahnte, den Rechtsweg
weiter sn ▼erfolgi'u, widrigenfalls sie zu ihrem Schaden er-
fahren würden, dass er ,Ihre Gnaden die Fürstin' solchergestalt
zu bedriingcn nimmer gestatten wolle.'
Uns liegt Jedoch noch ein anderer, früherer, wichtiger
Act vor, der uns darlegt, wie sehr man im Kreise der unga-
rischen Notablen bemüht war, den ilrgerliehen Handel vorder-
hand bei Seite zu schieben. Am 2J). April 1(582 gal)en nämlieh
der Primas, der Kanzler und viele ungariselie Maguattii aaeh-
stehenden Erwägungen Ausdruck. I )a 8e. Majestät beabsiehtige,
den Frieden des Keiehes herbeizulYihmi und den Grafen Tö-
kölyi zur Treue und Dienstpflicht zurik-kzubiingcu, Tiikölyi
aber seine Heirat mit der l'iirstiii Hfikoczy bereits gesehlosscn
liaboTi soll, und falls LtUtcre saehfiillig und der Kxccution auf
ilircu Gutem aiisi,a>.s('tzt würde, uIü Gatte Gewalt wider Gewalt
setzen und derart zum Schaden des Gemeinwohles und der
Religion seinen guten Vorsät/xn abtrünnig gemacht werden
könnte, so habe man beschlossen, das allgemeine Beste über
^ Katona, a. a. O.
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440
den Privatvortheil zu stellen, und dies um so mehr, ais. es ja
ungewiss sei, ob die genannten Jesuitcncolleport, auch wenn
sie den Process gegen die Fürstin gewännen, die ßefriccliin^ng
ihrer Ansprüche erlangen wllrden. Es sei daher das Käth-
licliste, vorderhand von jeder Verfllgung Umpani]^ sn nehmen
und der Fürstin einen Aufschub von drei Wochen mit der
Mahnung zu gewähren, dass sie vorderhand die aufgelaufenen
Zinsen entrichte. Die Kückzahlung des Oapitals wolle fried-
licheren Zeiten aufgespart bleiben. Erst wenn die Fürstin diese
Zahlung nicht leiste, möge der Prooess gegen sie im Sinne der
Schuldverschreibungen an^rostrengt werden.^
Jenes Schreiben Tökölyi's vom 8. Juni logt uns nahe, dass
diese ganze Angelegenheit auf keinerlei Weise zum geränsch*
losen Austrage gebracht werden konntcv Bald sollte man den
Knruzzenftlrsten im Ejiiegslager vor Kaschau erblicken.
Wir besitzen die massgebendste Schilderung von den Er-
eignissen, die mit dem Verluste der Stadt für die Sache des
Kaisers schlössen, aus der Feder jenes Andreas Szirmay,*
der dem Qrafen Emerich Tökölyi die Besitzergreifung von
Kaschau als vorderste Aufgabe anrieth, denn dann sei man des
Anfalles von ganz Obemngam sicher. Dies zeige am besten
das Vorgehen eines Bocskay, Bethlen und Georg Ri&kdczy I.
Szirmay kannte die Kaschauer Citadelle durch längeren Auf-
enthalt und hatte zu Frankfurt an der Oder die Kriegsbau-
kunst stndirt. Sie sei ftlnfeckig, nach modemer Art angelegt,
kugelfest zufolge der Ungeheuern Breite des sie umgebenden
Walles, unzugänglich fUr Minonlegung vermöge des Wasser-
* Kfttona, a. O.« 7S9— 730.
* jAndreae Ssirmaj de Szirma accnnita dORcriptio ciUdelUw Cmm-
Tiensis suo dactu auvpiciU «ntom Emeriei TOkOli ^nteroeptae.* Anno
CMDCLXXXII, in Kovat-Iiicli , Si-ript'tms reruiu Hung'. minores, I
(Uud.no ITIis", S. H(i(» — ;!14. Dh-ho Anfzoicliiiint'^r üliorniLTt alle ainlorpn
an (tenanij^koit nn«l Aubnilirlichkcit. Von \Viiiitigkt«il i>t aueli die Mit-
thuiluiig iitis Magnaten Alexander Kärol^'i, der, damals vierzehnjährig,
in KmcIwu Schttler der Jesuiten, und «war ,6rammatist* war. 8. die
Auagabe der 8e1bBtbio|^raphie Kirotyi's tou Ludütlaiis Ssalay:
Magyar t^'rt. omlrkck, IV. Ahth., Grof Karolyi Saudor nn<^l»itirä»a 6»
napI<^jO}ryzi>tei, I i^Hutlap '-t 1S(k'.\ S. s ff Schon Kalo na hat diese Stelle
au» einer Handschrift in hittiuischor Spracht? (XXXIV, S. 737 --740)
verzeichnet. Vgl. auch die Fortsetzung der ,Magyar kronikn' vnu Pethö,
fortgesetst von dem Jetuiten Spangdr (Kaaefaau 1734, 17dB).
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441
j»rabens: die armirten Werke widerstünden d«n (Jiuiiaten und
dem Feuer, und auf verrätberische UclxTi^-abe sei nicht zu
fltthleu. Szirmay r<'chnete nur auf einen günstigen Umstand: auf
den MftDgel eines gedeckten Ganges westwärts, auf die Seichtig*
keit des Grabens und die Uebersteigbarkeit des unteren ^^'alIes.
An^Migs Juli soUte der neue Commandant Graf Herber-
ateiii nach Kaschau abgehen, wo derzeit Lamb befehligte^ wurde
jedoch auf seinem Ritte von Eperies aus aammt 150 Reitern
von den Rurnzzen Überfallen und festgenommen. General Sa-
ponara hegalj sicli in dieser Angelegenlieit vi»n Säro.s-Patak iu
das L^iger Tökülyi's bei üjfalu. Als er in Erfüll nui^^ l>rachte,
man bereite einen Ausehlap^ auf Kaschau vor, bestach er die
ihm zum Geleite nach Epeiies beigegebenen Kuruzzen, bog
nach Kaschau ab und verständigte den Commandanten Lamb
von der Sachlage. Dieser pochte jedoch auf die Befestigung
und yerabsinmte es, die Besatzung zu verstärken.
Sairmay war dreimal unter dem Verwände, im Namen
TGkÖlTi's Verhandlungen pflegen zu sollen, in die Kasehauer
Citadelle gekommen und fand so Gelegenheit, sich noch besser
zu Orientiren. Den V.K .luH entbot ihn der KuruzzenfUrst aus
dem Lager vor Ujfalu mit lÜUÜ Mann zu Fuss und oOi) Heitern
zum Ueberfall Kaschaus. Er nahm den Weg über Szaiancz
und äzeplak und Hess auf dem Marsche von Muilersleuten drei
Ellen hohe Stunnleitem anfertigen. Auf dem abendlichen Zuge
durch Ba^lek vernahm er von Leuten, die aus Kaschau heim-
kehrten, dass der Festungsgraben mit Wasser vollgefüllt sei.
Das erflüite sein Fussvolk mit Unmuth und Sorge ^ da beim
Durchwaten des Grabens ihr Pulver nass werden mttsse. Schon
wollten sie den Marsch aufgeben. Szinnay's Gegenvorstellungen,
man könne dann den 8äb» l brauelien, und er werde sich an
ihre spitze stellen, beschwichtigten den Unmuth.
So überst liritten um 11 Uhr Nachts die Kuruzzen den
HemadAuss und machten auf Schussweite vor der Citadelie
Halt. Die Reiterei besetzte die westUche Anhöhe vor Kaschau
und erhielt den Befehl, sobald die Scbtisse ihrer Kriegsge-
Bossen ertOnen worden, den Kordtheil der Stadt zu ttber&llen.
Ste&n Kassay sollte die der Citadelie ostseitig benachbarte
Mühle angreifen und so einen verdeckten Ueberfall ermüghchen.
Um Mitternacht befand sich das Fussvolk Szirmay's vor
der Citadelie auf BUchsenschussweite, nicht ohne Fui'eht vor dem
ArchiT. LXXX. Bd. Ii. U4if4«. 29
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44?
Trommelgewi rbel in der Stadt und Citadelle. Bald durehwatetea
200 Mann den Oraben, halben Leibes im Was<ter. Sieben Sturm-
leitern wurden angel^, und nun erschallt von der Ostseite
der Citadelle her der mit Schüssen vermengte wilde Schlacht-
ruf der Genossen.
Der Ueberfall gelingt, der Befehlshaber der Citadelle fäXii
im Handgemenge von einer Kogel getroffen als tapferer Soldat;
and binnen einer Stunde ist der Feind Herr des festen Platzes
ohne nennenswerthen Verlust. Mittags den 20. Jult trifit To-
kolyi mit dem Hanptheere ein und lagert an der Hemid. Aaloa
Sairmajy der Eroberer der Citadelle, wird anm Befehlshaber
allda ernannt und der «weite Theil der Aufgabe, die Eroberung
der Stadt, in Angriff genommen. Der Commandirende, Lamb,
rechnet jedoch auf sicheren Entsata, den ihm von Leutsehau
her Graf Strassoldo bringen werde.
TökGlyi sandte nun NemessAny nach (>n6d, um den Zu-
zug der Türken zu beBchleunigeu, und den Kuruzzenhaupt-
mann Fetröczy mit drei Kegimentern in die Zips, um den An>
marsch Strassoldo's aufzuhalten.
Drei Wochen währte der Kampf um die Stadt Kasckau,
welche aus der Citadelle beschossen und von den Knruzzen
belagert wurde. Lamb erwiderte das Feuer nach KriAen und
bot den Angriffen Trotz. Das Zurllckweichen des kaiserlichen
Heeres und der Anmarsch der Tttrkcn vor Kaschau schien
das Geschick Kaschaus hoffnungslos zu gestalten. Aber auch
jetzt noch wies Lamb alle Aufforderungen des Feindes zur
Uebergabe ab und nöthtgte den Kuruzzenfilrsten, am 12. Augast
die Laufgräben zu eröffnen, die Stadt mit Granaten ttbersehtttten
zu lassen und also eine regelrechte Belagerung einzuleiten.
Der beste Verbündete Tökfflyi's und der Türken wurde
jedoch die Gesinnung der Einwohner, welche, der Belagerung
müde, den (Jommandanten und die Besatzung zwangen, am
14, Augast der Uebcr;4abe Kaiichaus zuzusehen. Doch muaste
man den Herrschafts Wechsel thoucr bezahlen.
Hier setzt nun der Ordenabericht ein und crzillilt Nach-
stehendes Uber das Geschick des Jesuitencollegiums.*
Am Tliore der Stadt stund unter den Anderen, denen es
die Sacldagc nahelegte, der licctor des CoUegiums. Graf Tö-
* Litt, an II. 8. J. Prov. Austr. a. a.
443
kirtyi reichte ilim in auszeichnender Weise die Ueehto. Nach-
dem eine und die andere Stunde seit dem Einzu<ro verstrichet»
war, kam Einer mit zehn unficariöehen Fusssohlaten von der
Leibgarde Tökölyi's and erklHrte, von ihm zum Schutze des
Colle^unis abgesandt zu sein, damit die Kirclje, die Inwoliner
and der Hausrath nicht irgendwelchen Schaden nähmen. Fünf
TOQ ihnen warden am Kirchenthor au^estellty fUnf Andere auf
dem Gange sur Sacristei.
Wfthrend dieser Zeit wurde Niemandem^ auch den Je-
suiten nicht, der Zutritt in die Kirt he gestattet, so dass die
Ordensväter voMe vier Tage — his zu ihrer Aus\van(h^ning —
die Messe theils ])ei den Franziskaner!), tlieils in eineni Krenideu-
zimmer lesen mussten, zu welchem Ende sie einen Kelch heim-
lich aus der Kirche schafften. Jene Vorkehrungen, die unter
der Maske der Beschirmung getroffen wurden, zielten dahin ab^
die vermeintlichen grossen Schätze, welche im CoUegium von
den Jesuiten und Anderen untergebracht wären, zu erlangen.
Da sich jedoch nichts Anderes als etwas Kirchengeräth und
einige Kisten unbekannten Inhalts, die von einer Frau hinter-
legt und im Collegium veruahrt uurdcii, vorlanden, so dürfte
man wohl sehr enttäuscht gcwetjen sein.
TökOlyi le^te der Stadt eine Zahlun«; von H().(HM) Keichs-
thalern auf. Die Gemeindevertretung besteuerte hiezu das Je-
suitencollegium mit 4000, das Convict mit 500 Gulden und das
Kisdy'sche Seminar mit einer gleichen Summe. Als Grund fUr
diese starke Forderung wurde hervorgehoben, die Jesuiten seien
die Urheber der CapitulationsverzOgerang gewesen und hätten
die Besatzung durch Reden, Geldspenden und andere Hilfs-
Wittel angeeifert. Zufolge dieser Hartnäckigkeit im Wider-
stände habe Tökölyi die lUi kcn, seine Helfer, zur Plünderung
Kascliaus ormäeliti<rt. dRim aber den Rarharen eine Ablösunpfs-
bUDHiie von GO.UOU Ucichsthalern aufgedriingt, weiche Snnnne
die Bargerschaft endlich durch wiederholtes Bitten auf die
Hälfte ermässigte.
Wie sehr sich auch die Jesiuten sträubten, so mussten
>ie sich doch zur Entrichtung von 2400 Gulden im Baaren
lind in Metallwerthen bequemen. Allein man bestand auf der
2aUu&g des Restes und bedrohte im Weigerungsfalle den
Rector mit Einkerkerung. Und es wäre sicherlich dazu ge-
kommen, heisst es im Berichte, wenn nicht die Tökölyi'sehen
29»
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(Jommissflre anfrcdcutet hftttcu, es sei zw. <-k(li«inlieher, die Je-
suit^^n MUS dor Stadt und aus dem Lan<lt' zu weisen. Tökülvi
•MiipHu^' (1(11 Kector &h Bittsteller mit s(;heinbarer Güte: da
»Tdclilfin plötziic li ein Mandat, dm div Jesuiten als .Unrulit -
Stifter* über Nacht und niit Znrücklassung aller Habe auszu-
wandern zwanir. Nur dem kranken Ordensbruder P. Niclas
.Szecsenyi wurde eine A ut'entbaltsfrist vergönnt und derselbe
zu den Franziskanern übertragen. Am H*. August verliessen die
V^ilter der riesellsehatt Jesu die ungastlich gewordene Stadt im
(Jetolge von anderthalb Hundert entwaftneten Söldnern. Zwei
Jesuiten folgten etwas spiiter nach und erfuhren am Stadtthoixj
gröbliche Behandlung. Auf dem Wege, trafen sie mit ihren
aus Eperies verbannten Ordensgenossen zusammen. An der
pohliaelien Orenze mnssten sie (Jeleitgeld zahlen.
l >er ( )rdt;nsbericht verzeichnet die Schaden, welche da-
mals das Kaschauer (/ollegium erlitt, i^ic betrafen dessen theils
angekaufte, theils durch froniraes Vcrmächtniss erworbene Be-
sitzungen und d'v Nielas Probstei von Mislc mit sieben Dörfern.
Die Bibliotliek des CoUegiums, die Apotheke, die Kirche wor-
den sehwer heimgeBttckt.
Schlagen wir nun den Weg südwärts, in die Zempliner
Oespanschaft, ein.
xnr. 8iroe*Patak,^ TaresaL
Die (junst rler UAköczy's, der Mutter und des Sohnes,
hatte die Jesuiten hier heimisch gemacht, und die Gefahr des
Aufstandes von 1610 ging wieder vorUber. Bald aber (1672) zog
der Kuruzzenkrieg Patak und seine Ciegctnd in Mitleidenschaft.
Der Calvinismus konnte wieder sein Haupt erheben, und in
der Stadt, welche eine Hochschule des reforrairten Bekennt-
nisses barg, den ilerm spielen. Die Jesuiten mussten die
höheren ( 'lassen, Poesie und Rhetorik, schliessen (1070), denn
ganz Patak wurde von d<>n Kuruzzen dem Erdboden gleich
gemacht, und die Burg alN in blieb die Zufluchtstätte der
Insassen.^ Man konnte die Schulen nur bis 2ur ^Orammatik'
eröffnen und musste einen weltlichen Lehrer anstellen.
* pRtaker Jesuiteiichronik (vuii IHiKi nii ,Ui(tt4>na Kesidentiae Pata-
kienils*» 1663—1758. Bu<ia]ie.st«r Nationalmas., Handsehr., f. IX f.). Litt,
ann. 8. J. Prov. Austr a. a. 1673—1677.
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Mit doppelter Befriedigung erzählt der Jahresbericht (1677),
wie sehr die aufopfernde Seelsorge der JeBuiten die Gemlither
der ^Rebellen' den Ordensyätem sugewendet habe.* Sie hätten
darum auch die Weingärten, Felder und Landhäuser derPataker
Residenz gegen alle Unbilden Tertheidigt
Das Testament der bewährten Gönnerin Sofie Bdthoiy
(1080) bedachte auch die Pataker Jesuiten mit einem Gttter-
antheile von Nagy-Biiry, mit Weingärten im Hegyalljagebiete
SU Tarezal, Tolesva, B^nye und DJhely.*
Das Jiilir 1082 vorUberjjelieiul stellte den Fortbestand der
Jesuitenresidenz in B'rage.
Zar Oeschiclite der Greuel des Kiiruzzciikrii ucs bietet
einen Beitrajr das, was y.nm Jubro 1B72 von der nt liaiidlung
eines Jesuiten in Tarczal verzeichnet wird, den man auf den
Markt sebleppte.=' Der türkische Bef<"hlshaber schrie alsbald,
als er ihn erbHckte, ob man dem rebellischen Pfaffen den Kopf
vor die Füsse legen wolle. Als man dies verneinte, gab ihm
der Tl\rke acht Strciclit». Der < )rdensmann wurde hierauf durch
den Ort geschleift und vorspottet, zur Eisjirobe verurtheilt, in-
dem man ihn,. nachdem die Hisrinde durchbrochen, bis zum GUr-
tei in das Wasser tauchte. Vier ungarische Meilen währte dies
quälende Possenspiel und Überall hörte man die fketzeriscben Re-
bellen^ den höhnenden Ruf anstimmen: , Dominus vobiscum, per
omnia secula seculorum* u. s. w. Unter solchen Beschimpfungen
ging es bis an dou Ort, wo er kriegsrechtlich behandelt werden
sollte. Doch kam er mit dem Leben davon und erlangte am
ö. Februar 1673 seine Freiheit.
* LUt. «nn. B. J. Prov. Aaatr. s. a. 167d. . . Urb« enim tota in pla-
num aolnm redacta propter Rabellaa. Snperest apex. aola, inquiUnoniiu
refngimn.
' Litt. ann. S. J. Prov. Atistr. a. a. 1677: ,Patakini ipsiniet Rebelles iiobi.s
facti sunt fidele»: audieiite!« fniip]if rh;»rit,item illntn a iiostro Patre in
»ocios {»«idiiiunifl oxercitaiii, 4Umiic1u pro ctira .solamiiiis fumautett rogoa
iuacendit, ardentesque ad patientuim fractiferam animiirit: ben«fieium
illad, paneia foctnm, omnibas impntatuin Toluenint oommniüqQe bene»
Tolentia nobia gnSi «Me atnda«rant» dum Ttneaa nottra« rMideatiao pro-
prias, agrog c|aofiue et alios feudos domosqtie praediales a eunetis in.'»
comtnodis defendemnt.'
*• S. obc-n das Testament SoHe Bathory's.
Litt. ann. J. Prov. Austr. a.a. 1672.
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XV. Unghvar.
Die Erfolg« in ünghvAr konnten bei der ^HalesUrrigkeit'
derCalviner, ^wdlche die der Juden Übertreffe', und angesichts
des Aufttandes keine namhaften sein. Umsomehr Gewicht
musste das CoUegium auf die Bekehrung des Grafen Andreas
ForgAcs ^ legen, der nach dem Tode seiner Mutter als junger
Mann von viorundzwanzig Jahren und als ,einaiger Verfechter
des Calvinismus in Oberungam' aum Aerger des Fürsten von
Siebenbtlrgeo und der Stünde jenes Landes fUr die römische
Kirche gewonnen wurde.
Die seit Jahrzehnten bcti'icbene Union der ,gricchischen
Schismatiker' mit der römischen Kirche, auch ein wichtiger
Gesichtspunkt der Ordensbcstrebungcu, bot allerdings nur eine
schwache Ernte, denn nur acht Proselytcn verzeichnet der Ordens-
bericht zum Jahre 1G75. Umsomehr war man bemttht, die Gräfin
Maria Eszterhüzy fdr diesen Zweck zu «j^cwinnen. Und auch die
Zahl von einigen Siebenzi«^, die dem Calvinerthum entrissen
wurden, ,sei Äusserst spärlich angesichts der Masse des Ketzer-
volkes, in dessen Mitte das Unghvarer Colic^^iiiiu bestände.'
XVI. Munkacs.
Auf den Hiiköczy'schen Herrschaften MunkAcs und Ma-
kovicza sollte nacli dem Ordensplanc vom Jahre 1671 für das
Werk der Bekchrun«; unter den Sehisniatikerii und anderen
Ketzern eine bewährte Kraft verwendet werden^ um mit Einem
iSfhlage die jlrrtliUnier* auszurutt^'n. Fran^ Käk<)ezy lie.ss sich
herbei, einen glaubenscitVigen und hoeligebildeten Theologen
aus Polen, von adeliger Herkunft, der Seelsorge zuzuiuhieii,
und seine Mutter, die Fürstin -Witwe SoHe, wies ihm 1000 Gul-
den an, damit er ohne materielle Sorgen »ich ganz diesem
Zweek<' widim'n könne.
l\äk«'jezy vertrieb die protestantiselu ri i'n digcraub Iviräly-
Helmeez; seine ^Mutter begltiekwUnscltte den Sohn zu diesem
Erfolge und utaelitr ihn bald wett, indem sie den Munkäcsor
PrMdicanten die Weisung ertheilte, binnen drei Tagen auszu-
wandeiii. Mit der Bekehrung der Ketzer ging es allerdings
' Litt. «uu. Ö. J. l'tvv. Austr. a. 14)76.
447
nicht vorwärts. Da Hess Sofie die KirchenthUr sperren mifl
durcli don Burf;liau]>tiaann die SchlUßgcl den .Jt-Miitniniissionärcn
ausfolgen. Die den Protestanten soleher^estalt entrissene Kirche
wurde gereinigt und iuii 17. Novcinlicr 1G71 für kathoHsche
Zwecke feierlich eingeweiht. Auluiiglich fanden sich ausser
der Jugend nur wenige Ketzer ein, aUmäli^^ aV»er erschienen
auch Erwachsene, ins^M - ndere als die Morgen- und Ahend-
gebete in der Muttersj)rH< he eingerichtet wurden, und homit
die Beschwerde aufhöite, man verstände nichts von der Messe. ^
Als eine der wichtigsten Aufgaben ilcr .)»^siiitenmission
im fernen Osten T^ngarns musste die l^ekelirun«: der Bergstadt
Nagvhdnya- im S/.atmarer Comituti* Lr<lten. W'ur hnttv sieh
seit achtzig Jahren der Calvinisuius eingebürgert und mit Ilart-
nÄckigkeit aufreelit fM-lKilten.
1074 erHess nun die Krooe den Befehl zur Einfdhrung
des kathoHschen Gottesdienstes, was für die katliuHsehen Dorf-
bewoliner der Nachbarschaft sehr ti'östUeh war. Die Mission
übernahm das Kascliauer CoUegium und sandte einen der
Ihrigen^ nach Nagybiinya, woselbst er auch trotz der Gefahr,
den Knnizzen in die Hände zu fallen, am 7. März wohlbehalten
eintraf. Angesichts dieser Oefahr fVir das c alvinische Bekennt«
ntss hatten die Gemeinde und der Hath beschlossen, sich jedem
Anschlage auf ihre Kirch < iiiir 1 f-waffneter Hand zu wider-
setsen. Am Thorc wurde der Drdensmann von etwa 26 Leuten
aus dem Käthe und der Gemeinde höflich begrUsst und er-
sucht, daAir zu sorgen, dass die kaiserlichen Commissäre den
kirchlichen Zustand nicht gewaltthätig stören mögen. Darauf
habe der Jesuit erwidert, er sei nieVit zur Aufstdnmg, sondern
vielmehr cur Unterstütanng nnd Trtiatang der Bürger er-
' Litt. ann. B. J. Prov. Atistr. a. 1671.
* Ibid^ 1674; (Corneliv«), Fragm. hiat Rrnig., IIL Abth. a. a. 1674, 1676,
S. 426 ff., 521 f.
' Valentin Halotrh. (Cornelius), Fraptn. liist. TTrinpr . a a. S 127.
l>j»'s«' l)ai>ti3lluug Iä.s.>»t allerdings» nicht lit li rt^n Kinbliik in die
Nag^ybAiiyaer Mksiuu werfen, welchen die Litt. nun. S. J. Prov.
Attstr. gewibren. Eine Pridicantenbekehrung behandelt (Corneliv«),
a. a. O., 6. 488-489.
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448
schienen, uiirl don UnlU gebeten, ihm im f^inno der köni^'^lichen
KaninifM- i-iau Wohminir anzuweisen. Das sclilu^on sie denn aber
ab, indem sie ,in aller Bescheidenheit* • rwiderlcu: dein ( )rclens-
manne stunde der Eintritt in die Stadt tVei. aber zur Anweisung
eines Quartiers iu der Stadt sei man nicht verpfliehtet.
Endlich nahm den Jesuiten ein .schismatischer Inmanii,
nicht Kinwolmcr' in seine Hchausunp^ auf.
Am nächsten Tage hielt man die Kirchen geschlossen und
die yPrädieanten' entliielten sirh des Gottesdienstes. Der ( )rdens-
raann verriehtote in seiner Behausung vor vier Katholiken dio
Andaclit und Hess heihge GesUnge in der .Mutters[»nu-he ab-
singen. Dann verfügte er sicli in das städtische Krankenhaus,
woselbst er geistlichen Trost und Almosen spendete. Als er
dann auch den Kerker besuchte, fanden dies die ,Prädicantcn'
und die , Kitigeren* in der Gemeinde sehr verdächtig: ,.Seht,*
sprachen sie, ,welchem Ende die jesuitischen Praktiken zu-
steuern!' Als der Sonntag (Passio redemptoris) herankam,
wurde die katholische Feier in eine gerilumigere Statte ver-
legt. Es war dies vormalB eine adelige Behausung auf dem
Hanptplatze, die aus Anlass der Theilnahme der Besitzer an
der , Rebellion* dem Fiscus verfiel. Es kostete keine Schwierig-
keiten, diese Behausung dem Ordensmanne anzuweisen. Der
▼on Musik begleiteten Mosse wohnte eine sahlreiche Voiks-
mengB an.
Bis zum Ostersonntag hatte dry Missionär seinen früheren
ünterstandgeber und drei ,8chismatiker* bekehrt Als er am
Ostermontag einen (^alviner zum Proselyten machte und dieser,
ein ,Arcularius* (Stjiffirery) von Gewerbe. s(>inc geschickte
Hand zur schmucken Ausführung von Heiligenbildern her-
geben wollte, wurde er aus seiner Zunft gestossen, mit Schlägen
Kart gezüchtigt und war nahe daran, in den Kerker geschleppt
2U werden, wenn nicht der Ordensmann mit dem ganzen Aul-
gebote seines Ansehen.s sich dawidergesetzt und die ,An8chl8ge
der Uebelwollenden* also vereitelt hätte.
AU das Begräbniss eines Katholiken sich ergab, wurde
anch die Gestattang des Glockengeläutes durchgesetzt Während
dabei nahezu die ganze Stadtbevölkerung erschien, um dies
ungewohnte Schauspiel zu sehen, hielt der Hisstonär am Grabe
eine Ansprache, worin er vor Allem das Lob des Verstorbenen,
sodann die katholischen Leichenbräuche umständlich erörterte.
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449
So brachte er bis Mar» Himmelfahrt 42 £inwohner sur Beichte
and zur Communion.
Bald wurdeo die Jeeaiteii; dank der Umsieht und Muhe-
waltnng ihres Ordensgenossen und der Gunst der Krone, Herren
der Sachlage. Es gelang ihnen, die Pfarrkirche und die
Martinskirehc sammt dem Spital zugewiesen zn erhalten, so
dass die Protestanten sicli mit einem bescheidenen Rethausc
begnttgen mnssten und 1675 die Gemeinde einen dem Katbo-
licismus sehr günstigen Vertrag einzugehen gezwungen war.
Ueberdies mosste der ,Prädicant' Stefan Q. Szersin 1076 einen
förmlicbeii Revers ausstellen.'
So bieten uns die Clnonik der Ortlichen Wandlungen des
Kirchenwesens und die vielgestaltigen Wt'ge. die dabei der
Jesuitenorden einschlugt, eine Fülle wechselnder Tliatsachcn,
die das Oeschichtsleben Ungarns in einer seiner bedeutendsten
Epochen beleuchten und gründlicher erfassen lehren.
* (Cornelius), a. a. O., S. 421» : ^uro por Deiim vivuin ine in tide ergo
CaeMurem R^iAinque mai«stattiui peratiturum, ueque convitfum RonuuMM»
religtoni, ^tuB Bcgis Mt» verbo sut aseu« faotanwi. Si fsUam, rena
majMrtsM« bsbetr.*
üiyiLizea by <^OOgle
ANHANG.
Die erste Abtheilunj^ bietet Aussig ans den ^Litterae
annoae S. .1. Prov. Au^triaeae'. aus <leiien mancher nicht un*
wichtiger Aufseliluss Uber (ti(> Mittel uud Wege der Ordena*
mission im Bereiche dvs liokclinni^jsworkes «jowonnen wird.
gilt die AiifspilrnnfT ufid Ve rnichtung ,ket2erisili( i' BUcher,
die Eiuflussnnlnue auf die dienende Ulasse und die Pflege der
katholischen Gesinnnng bei den yvon ihren Gatten gekränkten'
Frauen.
Die sswette Abtliciiung Uef<>rt uus der g:leichen QoeJIe
siffermilssige Ausweise über die Bekehrungen an den
einzelnen OHen der < )rdensmiBaion| während die dritte den
Personalstaud des Ordens vom .Tahre 1(574 nach den ein-
seinen rnIl<Mrien, Residenzen und Missionen auf ungari-
schem Boden bietet.
Den Schluss bildet (IV) ein für die Zustände Ungarns
charakteristischer Bnef vom Jahre liilö, aus der wUsten Zeit
des Knruzzen- und Labanczenkrteges.
I.
ÄU8 den ,LittemB annuae S. «7. Provineiae Auttnaeae* ffdsr doB
B€kekrung$wß8€n im Jahre 167i,
. . . A«i constauti;im lominn iu tido catholica ^it^rvaudaui sutniuctio
lihi oriim haoroticorum nivit pluriininii. Quovi »»pere 8aga<!itas ojuTa-
rum Collogii VionnonslR, Styrciisis' et Tri iichi ihuimIs* A Kesidcntiao
NeoHtadiensif! probats est. lila vei-o qua« in missiuue patrum tertia« pro-
* StJt'lt Sft^yr in OhArdatorreicb.
* Tr4)ul««:hiu in Oberangani.
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4&1
batioDig Judenbnrgensis ' in oj>j*ido et castro Snniar- exercita phiii-
buß profiiit. Noll iU multoß annoß pulso jn aedicante couverMiui id
fiierat et intcv illos Pra^dicantis uxor, apud quam i& mortoufi biblio«
tbocam libris sat ciijiiosis iffin-tani reliqnit.
Apiil ilhiiii igitur taiii ficti ({uuiii tanguidi catholici rx)U-
TPnticala frequf'ütia iiistituobant, nt so \ol in haon'si confirmabant vel ad
Aomitutn «»oniin lootiono dinpc<iiob;int. In cniiip if-i nostor*'' vnnit rngni-
tionem, dum illins honpitio in miHüiono utitnr. I)it f'ntem enini audivit bo
übros haboiT, ex quibus etiam ipsi I«iHuitae haurire do«;trinam possint.
DissiiDuIatn 1*0 proxima Dnrnini* ;! ;n1 illaiii rinn socio et Parooho venit, so
libris pinsinodi egere siniulaiis et iiiiitiio^s obtiniiit, secunKpK» acoepit, ex-
ceptis quibiisdani sdiolaKticis, i?t Viilcano Ira^lidit • sei vatis tamoii bibliis
tanietKi nonnihil coniiptii; et cathaUiK** libroiuin arcis inscriptis, pro
nostris Bubindt^ illic sigentibiis et iiiin hiifK^icis acturis, qiiod magno
catholiconim et praecipne ciiiionis factum gandio, qiii (am |>erniciot!;am
sub cinere latere favillam ignoravemfc. t'urontom denao proptei'oa femio
juun landem etiam dextre sedavit.
PLnres deinde efamnloramsortead haereticonim deeerveDda 86r-
Titia indttcti» 11t fidei catholicae et anae profMstoni conformiter sine peri-
colo TiTerant, quod amptina fiutam Poaonii et Sopronii, qiiibas looia
com doDunoroni pennntatio non Um facilia ait, eo, qnod pnecipui quiqne
liaereBi infecti aint, primum effectum, nt niai ea conditione seiritia et
ancillatna reciperatur, ut in exereitiia eathulicia nulla ratione irapediren-
tur. A quibiia deinde id non semttim, ab Ua disceaaus pamaaua» in quo
qoorttmpiam her<ma aeae animna extulit. Non dabitarunt enim rei tempo»
ralis propierea iactnram facere, qnos inter etninait adolesoena, qni non
aolum commoditatea, qnaa babait, sed etiam parentem ipanm deaernit, cni
tarnen proviaom apud oathollcoa de anatantatione honesta.
Tain a Sz a 1 1 marieusi quam a Thuroczien;?! Residentiis idcm
et viciuui piühtiuiiii et 10 dispertitos per couiitatuiu Thurocziensem a
maritis afflictae matronac succumberent opportuno recreatae auxilio
et ne ah illis pervcrtcnmtur luboratae: illic evocatae taui diebn?» <l<»miui-
' Zu Judenburg in Oberste ierinark «.-.utwickehe seit 1620 eint» der
grüssten Jesuitencollegien und xugleicb PrubaUousbatu.
* Im Eiaenburger Comitate an der Mflndnog der Ottus in die Kaab.
' Der Jevoit, der mit dem Miarion«werke in Sdrvir lieCrattt war.
* d. i. verbiaonte «e.
463
eis qnam fMfcis ab iis, qni haeretieos inter mere cngebantur, non sthn
ad invictuin in Ado robiir sod ad vogctam etiatn et solidam in mediu pn-
vao gcntis piotatem äervandam excitaii. •
n.
Zur Statistik der Bekehruiu^eu durch den Jttuitenordtu.'
1671.
Uiighvar 49 (rorsonon); Agrain H; Königin h3; Gyönevö« 45;
Neusohl 8; PaUik 72 Lutheraner, 45 Calviner, 2 Anabaptist^u ; Zip*
80 Lutheraner und Calviner, 9 Schismatiker; Szatmar 21 und 1 Muham-
medaner; Thuiöcz 14; Warasdin 36 (Legnider Mission); Andok ii\
Leopoldstadt 40; Hunkacs 14 und 2 Schismatiker.
1672.
Raab 170; Pressbnrg 161 (darunter ein Greis Ton 86 Jahren);
MunkacB 12 (2 Rnthenen, 10 Calviner); Neuflobl 60; Schemnitz ftier
100; Patak 58; Rosenberg 140; Rosenau 45; Zips 64; OedenbaigSO;
Szatmär 59; Tarczal 34.
Beichten fautl*ju >tiitt lu: Kaschau 19.n4:i; tiyöngryös 954U;
Kanb 19.800; Presshurg 19.100; Munkäcs 1027; Zips .'»ouo; Tr^ntschiß
lo.öoo; Tjrnau 37.400; Warafidin 21.500; Vessprim 18.200; Agna
82.260.
Im Gänsen 4886 (daruntor 6 Joden, 8 Tfirken, 19 AnabajitMi
2 Schismatiker» 29 Apostaten). — Kaschau 98; Raab 118; Fressbu;
243 (21 Apostaten, 4 Anabaptisten, 3 Juden, 1 Türke); Oedenbvigl9;
Trentschin 1952; Untfhvär 38; Thur^^cz 15; Warasdin 37; Andok87;
J»ilbVii S4; K«»iii<'in ;;7; Leutschau 167; Neusohl IftO; Szatui.n
Liptan 320; Le-ijinldstadt 1»>; Munkäcs 18: Ko.seuberg 320; liob^iiä«J
: Zips 80; Özeuicza 813; Verovicza (Veröcze, Verbeucze) 35;Vesipr"''
30; Siilein (Szolna) 2G2.
Beichten: Agram 82.780; Pressbarg 27.000; Warasdin 31.000;
Trentschin 14.050; Zips 9550; Leutschau 3200.
iU74.
Veröcze 580; Tjrnau 880 (8 Prftdicanten); Jdlsra 857 (1 Fii^'
cant); Hissio castrensis 835 (2 Pradicanten, 6 Juden^ 1 Türke); ^
' Nach den »Sutnmarion iu den Litt. ann. S. J. l'ruv. Auntr.
Digiti/Cü by C_ji.Jv.Kii^
453
JtJU; Press burf? 264 (16 Prädicanten. A ii;il)aptist<'Uy ; Leutschau lüii
ü Präditiinteu); Gyüugyös 7H: Silleiü Ibi; Kasehaii 128; Komorn 72
(ir> I*nulicantpn, 3 Türken); Zips Gf) (4 Piüdicautoii, '6 Tinken); Thu-
Kic2 62; Skaliiz 57; Leopoldstadt 45; Oedenburg iU; Nagybanja 5.
1675.
Komom 29; GySngyös 28 (von denen Einer dum wieder 100
katholisch machte); Lentschau und in den 13 Orten 2100; NeuBohl nnd
SchenmitE 1400: Patak 26; J^Isva (von Patak aus) SOO; Szatm&r Ober
100; Thnn5cz 44; Warasdiii 2 Juden und 2 Schismatiker; Andi>k 48;
Leopoldstadl 18; Fiiiifkiichea 22; Kosenherg 165: K4»8euau (ihav UO.
Von der MiHsiun bei den Kakocz3-'s im Herrschaftsgebiete Mako-
'
Ticzas heisst es: »Evicei-unt noatri visitationem ab eptscoo onito gnMci
«rdinis, imde apes secntnri fractoa'.
(1676 nnr allgemeine Sammarien.)
1677.
Kaschau 169; Raab 491; Trentschin 97 (daronter 12 Anabaptt*
äteu); Pressburg 137; l ughvär 4ü (5 Schismatiker); Oedenbui^ 9;
Agraiii 1: Wanisdin 4 Schismatiker; Funfkirchen 11 (2 Ariaiit i ) : (lyAn-
•iyf>6 17; LeopoMsta.ll 17; Patnk 22; Thiir-cz 24; Komorn 37; Sellye
58; Rosenau 69; Kosenberg 75; Andok 75; Leutschau 247 ; Neusohl 491.
1678.
Im Ganten 1184 bekehrt.
,Der grtaere Theil von Kirchdranf ksthoüflch gemacht, besonders
mit Uoterstatxnng des dortigen Pfarrers. Gnter Schnlbesnch.'
Kaschau 164; Neusohl; Schemnitz; EremnitK; Heirengrand; Tyr-
UM 72; Leopoldstadt (ThuriSczer Mission) 12; Kaab r>8; Tt-eutscUin 58;
Komorn 302; Gttns 29; Gyöngyös 25.
Iii.
DU ärüiekm Betiände de» Jetuitenordens tm Jahre 1674*
Die ganis Mertsichische Ordenspnrrins zihlie in dem angegebe-
tMii Jahre 1161 Jesuiten (darunter 11 auswärtige). In dieser Zahl er-
tt1i«in«n inbegriffen: 620 »socii* (Ordensang' hörige im »^ngeren Sinne),
,5*cholastici', 275 ,NoTitii scholastici' und der Best »coadjutores'.
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454
Auf Ungarn entfallen aji Zahlen für die Ordensgeuossen im
tianzen:
. . 64
15. Sobemnitjc . . .
. . 5
16. Bosenan . . .
. . 49
17. Skalite ....
. . 25
18. Gyöügyös . . .
ß. Baab . . . .
. . 23
19. Fatak ....
. . 22
20. Ssatmar . . .
. . 16
21. Thorrs . . .
. . 12
22. Fanfkirelien . .
. . S
23. Leopoldstadt . .
. . 2
. . 11
24. Tessprim . . .
. . 2
. . 7
25. Nagybanya . . .
. . 2
. , 7
26. Andok ....
. . 2
13. Zip8
. . 6
27. Zelen (Sitlein) . ,
. . 1
Von diesen Sitzen des Ordpiis wareti 1 — S Oollegien (Waras-
din wurde es erst 1678 zufol|?e der Stiftung der Ordensg-nnneriTi, Anna
Maigaietha, Gräfin von Thanhausen), 9 — 21 Residenzen, 22 — 27
Missionen.
IV.
Sekreihen etne$ Ungenamtm au$ Katchau vom 1. Mai 1675.^
Neues passiert alhier wenig, ausser das negster Tegen Ihro Kx-
cellenz mein Herr Hcnoral* sambt Hein Graff Csakhy,^ Herrn Hardiani*
und Herrn Hollo alü ptenipotentiariis nacher Munkh.'iz^ verreißen vnnd
iilda mit dennen liebelten fridt tractieren werden; wie man in gemain
spargiert sollen deren petita sein: Expellantur Jesnitae, educatur
niiles Germanus, restituantur privilegia, bona immobilia et
templa liUtheranis et Calvinistis in tota Hnngaria.
^ Dieser Brief findet »ich in den Ifiacellaneen des Oraxer Joannram-,
jetzt Laiiflo.Harcliiv.H; ohne Adresse und Namen de« Correspondenten.
* General Spankan (f 13. Juli 1676 ak Obercommantlant in Ungarn).
* Offenbar Stefan (VllL) Graf Csakj, geb. 16äö, Ubergespan von Bereg,
kab. Batli nnd KimmeNr, Feldbaoptmann und Gonuna&daal in Siattnir
(t 1<I99).
^ Johann von Harkyin, 1670—1676 Vicegespan des Ugocaaer Comitataa.
» Manliia«.
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455
Verganngnen Sonnabendt Bc'iüdt allhier 22 Rauher so vnter ddm
prtteit der Bebellen vil ybel gestifflet alle leben ndig gespiest, vorher
aber mit glüenden eysernen schienen bi8 auf die Deiner erschrecklich ge-
prennt, ia gleichttunb lehendtig gebraten worden. Defigieifihen hat man
selbigen Tag einen dOj&hrigen Haan wegen Sodomiterej sa pnlner ge-
prennt.
Herr P. Josna^ hat widemmb 40 solche eehelme gefimngen; wer-
den alle negster "nigen alhero geflihrt vndt ihren Cammerrathen an den
Spifi GeseUaehaft leieten mflssen.
Vor Knnem erschien der jüngste (16.) Band der Honnmenta
comitlalia regni Transsylvaniae (Grd%l oroi^iggyfll^i eml^kek),
berattflgegeben Ton Aleiaader SslUgyi, Budapest t898, 699 SS., 8^
Denelbe umfoest die wichtige Epoche der siebenbüiigisch-ungari-
sehen Ereignisse Yon 1676 — 1679 und bietet (S. 4 — 114} eine klare
nnd sachgemässe Darlegung des Ganges der fiffentlicheu Angelegenheiten
und (8. 116 — 699) 149 Aetenatflcke, welche fftr die Geaohichte der
Kriegs- nsd Friedensfrsge, des Zosammengehena Siebenbflrgena mit den
Kumizenr der Diplomatie Frankreichs und Polens, der Haltong des kai-
serliehen Hofes u. s. w. eine breite nnd sichere Grundlage bieten.
Der bukaunt« Titulardoiuherr vüq Erlau uud Pfarrer von Täll^a, der
sieh qiiter als kecker KriegMnaaa an den KBraiaam fcLlug uud safolge
«•inee FahneHweaheelB ihrer Sache erlag.
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Inhaltsübei'äxcbt.
Vorwort 353
A} Der Gang des onirarlfdi«i StMttilebeiM ta ieii
Jahres 1671-M8S.
I. Die Fiilgon der Magnatonveracliwürung. J)ie Bestrafung und dag
Oetroi 354
n. Siebenbtlrgm. Die Pforte. OabernAtor Amprlngen und Prima»«
LocnniteiieiM Szelepes^nyi. Der Knruzzenanfirt&nd. Die 0ericbt8>
tribunnle und der Protejit.nntismnx. Die Haltung der Krooe. Die
Anklnpc nuf Hochverratli iinrl ilir Keweiamaterial 3ö7
III. Venezianische Finalrelationen von IGiU uud 1674. Die lUuMre
Oefabr. Polen, Frankreich und ifie Knrossen (1676) .... 366
IT. Das Einlenicen der Regierung und die PadBeaüonaflrage (1675—
1678) 866
V. Die Kunizzen und Siebenbürgen. Graf Kmoricb T(5k<ilyi. Die
Unterliandlnnfrrii der Krone mit d^ti Kiituzzen (1678 — 1679) . 373
Vi. Di« üinlielir int iiegieruDg»8yijtetu. üubernator Auipringen ver-
iXmt Ungarn (1679) . . . '. 375
>VI1< Di« Tymaner und Lentocbauer Negotiationon. WetMwUnyi, Telelty
nndT6kßIyi. Dcsnon Hoirateplan. Helene, verwitwete BAkdeay.
TesUnient der Fürstin Sofie, geb. lUtlinry (1680) 377
Vlil. I>i*^ Tlirkonn:ef;ilir und der Oedenbnrger Keicbstag in aeinem Ver-
laute und ÄbHchiode (1681) 381
IX. Die KriM» der Jahre 1688--1688. Die Wendnof vor Wien . . 8S7
X. Schluae 388
ll> Dte kathelisehe tieffenrefemiatieH uttA der Jestttteaeriea.
I. Liie Stellung und Aul'gabe de« .Te«niteni<r<b-ii.s 390
II. Prubstbisehof Caeurg Bärsouy und seiu BUchleiu: ,Veritaa toti
nrando daelarate* 390
IIL Die Jahreibericbte der (Merreieiuachen Ordemqfwovina Aber die
Mittel nnd Wege dea Bekehrnngawerkes und deeMo ESrfSolge . 892
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45?
C) Die örtlic iu rt (ü schicke des kircheuwebouK
uud des Jesuit«iiordeiii.
I. Pressburg IHM
II. Oedenbttit 397
lU. QUns - 407
IV. Komorn 409
V. Tyniau und sein Miit«iuusgeblet 409
VI Trent.sciuu, Sillein, Skalitz 414
VII. Die westungarischen Bergstädte 416
Tm. Rosenan und JuLnr« im üömOrer Comitate 419
EL Oyöngyös 481
X. Fttnfkiniliaa 428
XL Di« ZifM 483
Xn. BperiM, Bartfeld 4SI
XIII. Kaschan 484
XIV. SArofl-Patak, Tauvaal 444
XV. Unghvar , . . . 446
XV! Munkacfl . . . . ! 446
XVII Nr»irybanjr« 447
»chlus*Hort ^ 449
Anhang.
I. Ans den ,Litterae annuM S. J. Provinciae AnaftriMae* Aber daa
BakahningsweMn im Jahra 1671 450
II. Zur Statiatik dar Bekoliraiigan durch dan Jasoitenordaii .... 458
HI. Die Ortlirlieo BaitMnda daa Jeauitanordana im Jahre tH74 . . . 458
IV Schreiben einaa Unganannten aiia Kaacban vom 1. Mai 1675 . . 454
Machtrag, t 455
iicUr. LIXZ. M n. BUfl«. 80
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BRIEFE
KAISER LEOPOLD
AN
WENZEL EÜSEB
HERZOG IN SCHLESIEN ZU SAÜAN,
FCßSTEN VüN LOBKOWITZ
1657—1674.
NAC?I DEN ORIGINALEN
FÜRSTLICH VON LOBKOWITZ'SCHEN FAMILIENARCHIVBS
BAÜDÜITZ AH DKH £LB£ IN BÖHMEN.
HEKAUSUEGEBKN
VOM
MAX DVOÄÄK,
BIBUOTHRKAB OMD ABCHITAR.
30*
Vorwort.
Die Briefe Kaiser Leopold I. an Beinen erftten geheimen
Rath und Obersthofineister Wensel £uscb Herzog in Sohleaien
zu Sogan, Fttrstan von LobkowitSi welche «ch im fUrstliohen
Arohiye an Raudniti befinden, umiasgen den Zeitranm von
1657 bis I. October 1674, also knra bis wenige Tage vor
seiner ungnädigen Verabschiedung vom kaiserlichen Hofe,
welche den 17. October 1674 erfolgte. Die meisten sind nicht
bloe von persönlichem, sondern auch von politischem Interesse,
und nur der geringere Theil, der von der Veröffentlichung aus-
geschlossen blieb, enthKlt unwichtige Dinge, Einladung au einer
Conferenz u. dgl.
Im EVflhjahre des Jahres 1657 wurde Fttist Wensel von
Lobkowita, damals kaiserlicher geheimer Rath, Fddmarsohall
und Hofkriegsrathspräsident, vom KOnig Leopold als Haupt
der königlich böhmischen Oesandtschaft zur rOmischen Kaiser-
wahl und Krtinung nach Frankfurt entsendet, wo er durch
kJuge Unterhandlungen sur römischen Eaisenrahl Leopold 1.
dUitigst mitwirkte. Der neue Kaiser Leopold L, das wesent*
liehe Verdienst des Fttrsten um seine i^hebung erkennend,
schenkte ihm fortan sein unnmsehxftnktes Vertrauen und Über-
häufte ihn mit unausgesetsten Zeichen seiner Gunst. Als im
Jahre 1665 der kaiserliche Obersthofmeister Johann Ferdinand
Fttrst von Portia gestorben war, ernannte der Kaiser noch im
selben Jahre den Fürsten Wenael von Lobkowita zu seinem
Obersthofmeister.
Die Briefe, welche in den Jahren 1659 — 1664 sich noch
meistens in dem Rahmen der Angelegenheiten des kaiserlichen
Hofkriegsrathes bewegten, werden vom Jahre 1666 immer um-
fassender und ausgebreiteter, behandeln nicht nur die Ange-
legenheiten des kaiserlichen Obersthoftneistoramtes, sondern auch
jene der inneren und äusseren Politik.
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462
Gleichzeitig mit der am Dcceinbor 1669 verordneten
Verbannung des Fürsten Johann Weichard von Auerspcrg vom
kaiserlichen Hofe wurdci Fürst Wenzel von Lobkowits zum
ersten gebeimen Bathe ernannt, und swar in Anwesenheit des
Kaisers mit dem ersten Votum, in Abwesenheit des Kaisers
mit dem Präsidium des geheimen Rathes betraut, nachdem ihm'
der Kaiser die Anwartschaft darauf schon den 6. September
1666 und wiederholt den 27. Marz 1668 versprochen hatte.
Kun war der Fürst erster Minister des Kaisers und hatte
den mächtigsten Einflnss auf die Leitung der Hof- und Staats-
angelegenheiten geübt, was nicht allein die Briefe des Kaiser«
selbst, sondern auch eine reiehhaltige Folge von Original-
Correspondenzen des Bandnitzer Archivea mit Souveraineii,
Kur- und BeichsAlrsten, kaiseriichen und fremden Gesandten,
Ministem und Staatsmännern, Statthaltern und Stünden der
kaiserlichen Erbländer, Generalen, Cardinälen und anderen
KireheniUrsten beurkunden.
In der ersten Hälfte des Juni 1673 bat der Fürst den
Kaiser um die Entlassung aus dem Dienste, welche Bitte ihm
jedoch vom Kaiser nicht gewährt wurde. Fürst Wenzel von
Lobkowitz verblieb daher im Amte, aber mit jenem Briefe vom
1. Ootober 1674^ in welchem der Kaiser die Emsendung des
grossen Buches des Hofprotokolles veriangte, war auch das
Buch des ersten Ministers des Kaisers geschlossen, denn schon
am 16; October 1674, publicirt den 17. October, wurde die
Verbannung vom kaiseriichen Hofe ausgesprochen.
Die Briefe Kaiser Leopold I. sind bisher nicht veröffent-
licht worden, und so mögen sie denn als ein Beitrag sur Quellen-
geschichte des 17. Jahrhunderts bestens dienen und emf^hlen
sein.
Kaudnitz, im Mai 18'J3.
Xax DvoMk.
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I.
Prag, 27. August 1667. »
Hodtgeborner Heber Oheim und Fflnt. Mit was ffkr vfttorlicher
BenedicÜOB die pftpstUohe Ueiligkeii meine «igetretene Befl^ienug njid
letiones segnen ond welchergestoU dieselbe mir und meinem Hans alles
Aufnehmen, Amplification und Erhöhung anwünschen, das haboii Euer
Lieb'ien aus copeilichen Beischlnss Ilirer Heiligkeit au mich abpolassenon
brwis apostoHci mit mebrerem zu i-rsebca. Und ist darauf meiu Lnm<ii|,^j>tor
Bt'tehi an Euer Liebden hiemit, dass Sie mit dem ehistcn Ueiegenheii
suchen, den nnnciiim allda sn visitiren und demFcIben ob «iioser Ihrer
Heiligkeit gegen mir tragenden, sonderbaren, T&terlichen Affection ge-
tichOpfte Freude mit mehrerem contestiren nnd dabeinebens anlAhren
wollen, dass ich Ihrer Heiligkeit Intention nnd Meinung unter denen
Worten toam toaeqne domus amplifleationem mit hi^shstem Bsnk nnd
anderster nicht aaftiehme, als dass Sie mir die kaiserliehe Hoheit viter-
lieh gönnen thäten: und liesscn (Uihci j?<'dachten nuncium ganz beweglich
ersuchen, sintpmalen nun drtlini ki^uiiiieii, dass die Wabl pines Komi-
schen Kuüig.- iiiK li^-ti r Tage ihren Fortgang ci rcichen solle und des Heri'n
Kurtürsten zu UaiüA Liebden hierbei einige Ketlexion auf die in der Nähe
und auf denBeichHgrenzen sich befindende Französischen Waffen machten,
tammt man doreh Erwfthlong meiner Person mit Frankreich in einigen
Krieg genthen k<)nnte, dass Seiner des nnncü nnd Ihrer Liebden mit
mehrerem representiren woHe, welchergestalt nicht allein allen diesen
tofs Ihrer Liebden besofgenden GefiUirlichkeiten, wenn man sich nur
darfiber ?ertrenUeh Temehmen nnd TerBtehen wird, zu Deroselben nnd
^ Reiches Sicherheit und Satisfaction lemedii t und abgeholfen werden
küiiiie, sondern dabeineben auch zu G«'müthe führen, was für Gefahr so-
wohl dem heiligen Reich als der ^'anzen Christenheit zu gewärten stünde,
weon der Erbfeind hören und in der Tbat erfahren würde, dass die Üobeit
* I>ie Brieife Kaiaer Leopold L von I.— XIL sind nur aaterfertigt, alle
librigen gaas eigenhündig.
464
des RAmisehen Evserthnms toh meinem Erahans, so das heilige EO-
mische Beieb von M viel langen Jahren her bis auf gegenwftrtige Stande
als die einsige Y<Hrmaiier deesethen mit Anfsetanng Guts nnd Blnta de-
fendirt und beflchfltsthat, auf diesmal hinweg kommen w&ret dassmaa hier^
durch dem TOrken (welcher dasselbe vornehmlich auch danim nnangefochten
gelassen, dass er besorgt, er wQrde e« nicht allein mit eratgedachtem
meinem Erzhans allein, sondern auch mit dem Boich zn thnen haben)
Anhus geben wflrde, sein vielmals versnchtes blutiges Vorhaben auf
die von ihm so lang erwünschte Gelegenheit, bei erfolgender meiner
Praeterition mit höchstem Nachtheil nicht nur des BSmischen Boichs,
sondern anch der ganzen Christenheit lu Werk zu setsen; mehrberagtes
KnrfQrsten zu Mainz Liebden dabei ersachend, sie wollten diesfalls das
Interesse der ganzen Christenheit allen anderen Considerationen Tor*
ziehen, nnd sich auch ihres Orts mit Ihrer päpstlichen Heiligkeit Inten-
tion bei der mir und meinem Erzhaus gönnenden Amplillcation confor"
miren» wie dann Euer Liebden der Sachen schon weiter Bechts ta thnen
wissen werden, Dero ich mit königlichen Gnaden und altem Guten wohl
gewogen rerbleibe.
Leopoldt.
n.
Png, 30. Angittt 1667.
Hochgeborner lieber Oheim nnd Fflrst. Aus der Beilage A werden
Buer Liebden ersehen, welchergesialt nicht allein die SiebenbUrgische
Besataung aus Krakau ausgezogen, sondern auch mit der Sehwedischen
dergestalt accordirt worden, dass sie auch bereits ausgezogen sein wird.
So weiset Idtera B, C und D, dass sich der FArst von Siebenbflrgon zu
Haltung des mit ihm aufgerichteten diplomatis erbietet; wie nicht weniger
sub E, was die rerwitwete Fftrstin dem Palatino auf das an sie gethane
Sehreiben wegen Einstellung Hirer Torgehabten Werbung för ein Antwort
gegeben hat. Welches slles ich Euer Liebden hiemlt zur Nachricht zu
commoniciren für eine Nothdnrft befondai und verbleiben Deroeelben
mit königlichen Gnaden wohlbeigethan. Geben auf meinem kdniglichen
Schloss zu Prag den dreissigsten Monatetag Angusti im Sechzehnhundert
sieben und fllnftigsten Jahr. Euer Liebden gutwilliger
Leopoldt.
P. 8. Nach Vollendung dieses ist ein Kurier von Malland kommen,
welcher berichtet, dsaa Aleiandria Gott Lob mit grossem Spott und Ab-
bruch der Franzosen entsetzt sei.
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465
m.
Prag, 2. Septembttr 1667.
Hoohgeborner UelMr Oheim nnd Fürst. Nachdem des Heim Knr-
AnteD zn MaiDs Liebden die Ihro meiner Peieon halber bei der Wahl
eines BAmischen Königs fttrgebüdete difflenltates noeh immerfort fBr nn-
Uberwindlich halten, auch durch Dero an meinem königlichen Hof an-
wesenden Abgeordneten Blnem meinen geheimen R&then anderweit an-
zeigen lassen, dsss sie die jetsigen Co^jnnctiirett also beschaffen befinden,
dasB sie bei ihrem vorigen Temperament Terbleiben mfissen nnd dieses
nicht so sehr wegen der mir in Weg gelegten Hinorennitit und anderer
Einwurfe, als ans Furcht auf des Beiches Orensen sich befindender
FranxOsischen WalFen, nnd dass'sie etwa einsigen FranillsiBchen Ffirbrachs
der Enden -besorgen, wie Euer Liebden aas dem eopeiliclien Beischlnss
mit mehrerem w ersehen.
Also ist mein gnSdigster Befehl an Ener LietHlen hiemit, dass Sie
sich nichtsdestoweniger so vorbesagtes Herrn XorfOrsten Liebden be-
geben nnd Beroselben gans glimpf- nnd beweglich zu Gemflth fbhren
wolle, ich hfttte ans demjenigen, was dieselbe obgedachtem ihrem ge-
heimen Bath Bhiem aufgetragen Aber die wegen des Wahlwerks sn Ge-
mfith gehenden DifBcnlteten gegen meinen geheimen Bftthen fAr ander*
weite ErwShnnng zn thun und was sio dabeineben wegen ihrer sn mir
tragenden Affectton contestiren wollen, dass sie hiem&ehjBt, was rieh die
Sachen hier anschicken. wfirden, gern cooperiren wollten, dam ich znm
B9mischen König helftidert werden mlW^hte. Wie ich nnn der guten nnd
hocherspriesslichen Dienst und Freundschaft, welche Ihre Liebden meinem
Erzhans bisher in der Tbat ganz rflhmlich erwiesen, mich wohl infor-
miren lassen, also hielte ich mich Tersichert, wann Ihre Liebden das
Werk recht flberlegten, Sie wtlrdett nicht allein selbst befinden, da man
fiber die vorgewandten Difficulteten sich nur Tertrenlich unterreden und
vernehmen wfirde, dass dieselbe meinerseits mit Ihrer Liebden und des
gesammten kurfArstlichen coITegii Sicherhett nnd Satisfaetion aus dem
Wege sn rftumen, sondern auch Ihr Liebden derjenige sein, der meine
Intention am meisten befördern werde, wie ich dann diese von Ihrer
Liebden movirte Difficulteten auch anderer Gestalt nicht anfoehmen
thSte, als dass sie solche zu dem Ende anderweit bertthren lassen, dass
idi mUHi desto mehr befleissen sollte, dieselbe zu überwinden. Sollten
dann Ihre Liebden nochmalen auf die androhende Qefiihr gegen den
Bheinstrom sich bexiehen, item dass die Fortifioation Ihrer Stadt Mains
noch nicht vollendet und sie bei ihrem Erzstift nicht sidier sein kannten,
so haben Ener Liebden hinwiederum zn antworten, dass ich mich
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466
erinnerte, w« Ichor (lestalt ineinos in tiott ruUeinl« n Herrn Vaterb Ma-
jestät sich noch im Octobri vei-wicheuon l654Kti'n Jahren gegen dieselbe
erklärt, Ihrer Licbden» wann Sie in Dero Kr»- und Stiftern angegriffen
werdfo 8o)t(en» von 10 bis switlilaiisend Mann in HOlfe an achioken, wo-
zu ich mich dann nicht weniger erboten haben wollte» oder wann Dero-
selben mehr mit einem Stuck Geld xur Forteetrong der FortiBcation
gedient wftre» daaa ich Ibro auch mit selbigem an die Hand gehen und au
allem dem gern concurriren wflrde, was au ihrer Land und Leute Sidier-
heit vertr^lich wfirde sein kOnnen. Däfern aber Ihre Liebden auch avf
diese offerta sidi von ihrer vorigen Meinung nicht dimoviren lassen
wollte, so sollen Euer Liebden dagegen auf Ihrem Tortnig constantiflsime
verharren, sich von meiner Ihre bekannten Intention aof keinerlei Weise
abwendig machen lassen und mich des Erfolges alsbald berichten, Dero
ich beinebens mit königlichen Gnaden und allem Guten wohlbetgethan
verbleibe. Geben auf meinem königlichen Scbloss an Prag den 2. Septem-
bris Anno 1657.
Leopoldt.
IV.
Prag, 27. December 16&7.
Hochgeborner lieber Oheim und Fflrst. Euer Liebden wird unge»
sweifelt bekannt sein, was für Comnüssion des Herrn Eurfftrsten au
ICaini Liebden meinem geheimen Bath dem Grafen von Dettingen an
mich wegen Beförderung meiner Beise nach Frankfurt auftragen and
Ihre Liebden sich dabei in hohem Yertrauen erboten haben, dass Sie
nicht allein ihres vornehmsten Orts die Wahl beschleunigen, sondern
auch des Herrn KurfQrsten au K61n Liebden (weilen Kur- Triers Liebden
ohne das von selbst dasn indinirt) an einem gleichmfissigen disponireii
und vermögen wollten.
Wie ich nun diese woUmeinende olferta billig mit hohem Dank
annehme, also bin ich nunmehr beständig entschlossen, ausser Gottes
Gewalt auf den 14. schierkllniligfin Monates Januarii von hinnen au&u-
brechen, auch meine Beise soviel als immer m(iglich zu beordern, setze
dabei ausser Zweifel, vorbesagtes Herrn Kurfürsten zu Mainz Liebden
werde des Herrn KurfArsten zu Köln Liebden auf Dero Seiten zu bringen
und des Herrn Kurfttrsten an Trier Liebden in Dero guten Intention zu
bestärken nicht ermangeln. Dieweilen aber dieselbe mit so vidfidtigen
Obsorgen beladen, dass sie dieses Werk nicht allemal in steter Gedicht-
niss haben mfichten, und dahero leidit <*in Verzug verursacht werden
könnte, also wollen Euer Liebden die Gelegenheit an Hand nehmen und
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irorbesagti'i; Herrn Kurfürnton Licbdon von meiner nunmehr rr- »!virten
Reise md das« ich dasn den Tag auf den 14. schierkflnfUgeji Monats
J&iuiani beBtimmty auch diese meine Besolntion dea Herrn KnrArsten zn
Sachsen Liebden durah Abordnung de« Grafen Ton Wolkenatein su dem
Bnde nottficirt, geatalt ans des Aufbroehes mit einander za Tergleieben,
von meinetwegen parte geben and zugleich entschuldigen, dass ich wegen
Beschreibung der zu Fortsetzung; derselben bcnöthigten Fuhren, den
Termin nicht oneror oinzir-liou kuuueu, dubcini'bt'ns jibor Ihn-i- lickiinEiten
DexU-rittt nach ^'liiiijiliuh insinniren, dass Ihre Liebden Dero Erbi«»tens
eingedenk verbleiben und bemühet sein wollten, obgedachtes Herrn Kur-
fürsten zu K6ln Liebden auch auf diese 8eite zu bringen. Waa des Herrn
KorfÜraten zu Trier Liebden anlangt, wann dieselhe nur von Ihrer des
Herrn Kaifttraten zn Mainz Liebden guter Intention Nachrieht haben,
zweifle ich nicht, Sie werden um so viel mehrers zu allem dem gern con-
cnrriTen, waa zur Beorderung der Sachen wird gereichen kennen. Bin
hierfliber Buer Liebden Terlftsslichen Antwort gew&rtig und rerbleibe
Deroselben mit beharrliehen ktoigUehen Gnaden wohlbeigetban. Geben
auf meinem königlichen Schloss zu Prag den 27. Decembris Anno 1657.
Leopoldt.
■
V.
Prag, i. Januar 1668.
Hochgebomer lieber Oheim und Fflrst Euer Liebden thne ich
gnftdigat nicht Terhslten, dass ich gftnzlichen entschlossen bin, meine
Belse nach Frankfurt mit nächsten fiMionsetsen und den Weg auf Eger,
sodann Schweinfurt und weiter dahin gegen gedachten Frankfurt zn
nehmen. Diesemnach wollen Euer Liebden solches dem Herrn Eurfftrsten
zu Mitmz unverlangt hint(-rbrinu:<'n und zu verstehen geben, dass wir
bereits einen eigenen Kurier dabin abgefertigt, weiclifr dor benöthigti^u
Quartier und anderer Requisiten halber die Nothdurft v<»i k» Iik u sulle.
Nachdem aber auf uiein«* und der Meinigen Securitet bei dieber be-
vorstehenden Reise absonderlich zu gedenken und nun zwar des Herrn
Kurfürsten zn Mainz Liebden durch den Gi'afen von Dettingen sich au-
erboten, mich mit genügsamen Geleit zu versehen und alle Sicherheit zu
verBchaffen, so möchte ich doch gern vorher eigentlich wissen, wie und
welcher Gestalt ein und andere Verordnung diesfalls geschehen und ein*
gerichtet werden solle. Welchemnach Euer Liebden mit Gelegenheit der
jetzt ferstandenen Anzeige des abgefertigten Kuriei*». gegen des Herrn
Kurfoiiiten Liebden auch dieses unisUintllieh «gedenken, Deroselben
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eigentliche Meinung hierüber erkundigen und mir sodann ohne einige
Zeit Verlierung dnrch Ueberbringern dieses wisslich machen, dabeinebens
aber avch des Herrn Knrfflrsten Liebden vermelden wollen, dasa ich tu
meiner Begleitung bie in die sechshundert Reiter mit mir xa nehmen in
Wittens, selbe aber ohne m&nnigliches Kaehtheil nnd Schaden vnterhalten
nnd bei meiner Anknnft aaf Frankfurt, sodann zn Mergentheim einlostren
wollen, massen dieses nicht allein meiner Königlichen Hoheit gem&sg,
sondern es werden sich Seine Liebden ohne dies wohl mrfiekerinnern,
dass weiland Kaiser Mathias bei damals fHedsamen Zeiten an dem Wahl-
tag Anno Sechzehnhandert und zwAlf bis tn swölfhnndert Pferde in
seiner oomitina gehabt, welches alles Kner Liebden mit dienlichen Mo-
tiven in repräsentiren, meine diesorte angezielte Sicherheit mit des Herrn
Karfftrsten Liebden wohl so stabiliren und sodann mich unverlangt
dessen zo berichten wissen werden. Sollte sich anch des Herrn Kur-
fOnten Liebden bei Ankunft dieses Kuriers annoch zu Mains befinden,
so werden Euer Liebden unter d^ Yorwand einer visita alsobald sich
dortbin an begeben und eines und anderes obverstaiidenennasaen su bo-
f)$rdem Dero angelegen halten und ich verbleibe im flbngenKuer Liebden
mit kftniglichen Gnaden wohlbetgethan. Geben auf meinem königlichen
Schloss SU Prag den vierten Monatstag Jannarü im Sochsehnhundert acht
und fDnfzigsten Jahr.
Leopoldt
VI.
Prag, 12. Januar 1668.
Htfchgebomer lieber Oheim und Fflrst. Aus meinem an Euer
Liebden unter Dato den 27. Decembris abgelassenen Schreiben haben
dieselbe seither nngeaweifelt vemommeu, was ich Ihre aufgetragen habe
bei des Htfrn Kurfürsten su Maina Liebden wegen meiner gescliApften
Resolution zu Fortsetzung meiner Beise nacher Frankfurt und sonsten
von meinetwegen anzubringen. Ob ich nun wohl der Zuversicht gelebt
gehabt, es wftrde des Herrn Eurftkrsten zu Sachsen Liebden der von mir
bestimmte Termin zn unserem auf eine Zeit venuüassten Aufbruch auch
gelegen gewesen sein, so ersehen doch Euer Liebden aus dem Einschluss
sub lit. A, wessen dieselbe sich auf die von dem Grafen von Wolkenstein
derentwegen in meinem Kamen abgelegte Werbung erklärt haben. Also
dass ich verorsacht worden, gedachtes Herrn Kurfürsten zu Sachsen
Liebden durch ein anderwftrtige eigene Absendung nochmals nm Fort-
setzung ihrer Beise nach Ausweisung eopeilich beigefügter Instruction B
aulb beweglichste zu requiriren und lebe der bestftndigen Hoffnungi Sie
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worden sich, nachdem icli veruehme, daäs Dero gewester Abgesandter zu
Frankfurt Dr. Strauch nunmehr zu Dresden auch ang»^langt und Ihrer
Liebden von vurbesagtes Herrn Kurfürsten zu Mainz Liebdeu guten
intflntionibui» zu Rosrhleunigung des Wahlwerks selbst noch mehrere
Sichcrhftit gebracht hab<'ii wird, deötu mohrors zu fürdorsamstfr Fort-
setzung Ihrer Reise beweguu lassen. Auf deren l iiilangeiido Antwort,
um die ich hoffentlich zu meiner Intention von meiuem Gesandten bei
eigen» III Kurier erwarte, ich nicht unterlassen werde, mich unverlangt
auf den Weg zu begeben und meine Koise also zu maturiren, damit ich
sammt obgedacht^'S Herrn Kurfürsten zu Sachsen Li( ])den, sobald als
immer möglich, zu einer Zeitdaselböl zu Fiiiukt'uiL t'iiilanjtjfii iiiü<^c. Wie
ich .iarin d*'S Herrn KurfOrstens t\\ Rnuult'iihmii- Lii'l)ili'ii ,liir<-h meine
Abgeordneten «icn tirufen von MMnti-( in i oli mnl Lisnla Inhalts hiebei-
gefiigt>*r Absrlirit't lit. C um Ab&chickutiL'- iliit-s l'iinfipal Oesandtens
niolit wfiiii^cr hfweglich ersuchen laMscn. weklu.'s ich V.m-v Liebden zu
dem Knde nicht bergen wo||f>n, dass 8ie hiervnn »ifs llei-in Kurfürsten
zu Mainz Liehdt'U, dunüt Sie die Ursache dieses Verauges wissen mciu""!!,
Von meinetwegen auch parte tj^eben und Sie versichern köiuten, datss j^o-
bald mir die verlangte weiteie Krkluruug von den Herrn Knrfürstens zu
Sachsen Liebden einkommen wird, ich nicht ermangeln wenie. meine
Reise na^'hster Ttige unfehlbar fortzustelleo. Und ich vi ibleibe Kuer
Liebden mit koniglii ben (inaden und allem Outen wohl beigethan. Geben
auf meinem königlichen Schloss zu Prag den 12. Jauuarii A"
L«opoldt.
VH.
Pnff, 16. Januar 1668.
Hochgfborner lieber Oheim und Fürst. Demnach der Obrist Schle-
busch nach verflossenen Werbungs-Termin gar schlecht aufkommen wnd
nur etliche wfnisre Mannschaft, nämlich zweihundert drei und seohzitr
Köpfe lant der den zwanzigsten Decembris einfresrhirkten Listen in (ieiifn
Quartieren gesteilt hat, ich aber vernehme, dass er sich nach IVankfurt
nnd Mfmster begeben, um zu sehen, wie er ilaselbst einige Volkei au sich
bringen könne, als habe ich Euer Liebden snjchos hiomit zu dem Ku.ie
zu erinnern für nothwendig befunden, dass Sie gedachten Obristen
Schlebusch zu sich erfordern nnd demselben wohl zusprechen wollten,
damit ei- seiner Capitulation nachkomme und sein Regiment bis Ende
Februarii, weh.-hor Termin allen in niein«Mii Krbkonii^ieich uml T/nnden
werbenden und reci'utirenden Obristen gegeben, auch au selbigen Tag
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eine Generalmusterung angestellt wordeu, unfehlbarlich complet stellen
solle. Wie Euer Liebden ohne das wohl zu Uran wissen und ich verbleibe
Deroselben mit behanlicheu königlichen Halden und Gnaden wohlbei-
gethan. Geben auf meinem kuuiglichen Schloss zu Prag den fünfzehnten
Monatfitag Januarii im Secbzehnhundert acht und fünfzigsten Jahr.
Leopold!
vm.
Fngf 19. Januar 1668.
Hochgebor ner lieber Oheim und Pftret. Hiebei gefügte Einschlüsse
geben Euer iJebden mit mehrerem zu vernehmen, was auch an der Otto-
manischen Porten für Reflexion auf die Römische Wahl gemacht und
welcher Gestalt sich meines Erzhauses widerw&tüge dieser Dihition zn
Nutzen zu machen wissen. Davon ich Euer Liebden zu dem Ende parte
zu geben der Nothdurft erachtet, dass Sie hiervon auch des Herrn Kur-
fürsten zu Mainz Liebden verlässliche Nachricht erstatten m^^gen. önd
ich verbleibe Deroselben benebens mit beharrlichen königlichen Gnaden
wohlbeigethan. Geben auf meinem königlichen Schloss zu Prag den
19. Januaiü Anno 1658.
Leopoldt.
IX.
Prag, 83. Januar 1658.
Hochgeborner liebei- Oheim und Fürst. Mir sind beide Euer Liebden
gehorsamste Relation- und Antwortschreiben vom 8. und 16. dieses ab-
laufenden Monats .Juiiuarii wohl einkommen und aus denselben mit
mehrerem referirt worden, wessen des Heiiii Km fiiisten zu Mainz
Liebden auf Kiiei Li<»bden bei Deroselben wegen meiiie.s auf den 14. hujus
desigüirteu Auüiruchs und F'^itieise über Eger und Schweinfurth abge-
legte Werbung erklärt, w.is fiir unterschiedliclie Wege Sie mir von
Schweinfurt bis nachcr Fiankfurt vorgeschlagen und sich dabei für An-
stalten m ein und anilt-reni zu niaclien erboten haben.
Wie ich nun alle dit-su mir dicborts gethane Offerten mit sunder-
baiem hohen Dunk annehme, also werden Euer Liebden aus uieüiem an
Sie unter Dato den 12. dies abgelassenen Comiuunicationschreiben in-
dessen schon vernommen haben, aus wiui für eingefallener Verhinderung
ich meine Reise auf den bestimmten Tag nicht fortsetzen können, sondern
verursacht worden, mich des Herrn Kurfürsten zu Sachsen Lif.hdi^n
persönlicher Erscbcinujig durch eine eigene Absendung anderweit zu
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versichern iiiid Jn ^eib*- zu schleuniger Fortpotzimtr D'm - ll. isc uiii sn
vui mehr zu .iiöponirpn. Nachdem ich aht-r d > -i Iii. Ilm- Aufhniohes
gegen den 4. Febi-uarii heKUlndig as.>^eciuirt'n hissen, allerrnjusscn Huer
Liehden aus d<ir Üt^ilage sub lit. A weitifiufiger zu y( i iiclmicn. albu
habe ich nicht vscriiijt r lueiue Fortieiise von hinnt-u auf den 26. hujuB,
nämlich den uäi hstkummendi ii Muütag, uunuiebr pnhiiciren lassen,
solchen Tag auch Ihn-r d<»s Hwru Kurfürsten %n Mainz, wu- nicht weniger
Kur-Trier. Köln und Pfalz Liebden seihst niditit ii t. wif aus beigeffltrtcn
Abschriften sub C. I> unil K mit ni.hrerem zu ersehen. An iin i
Liebden dabei gnädigst bogeliicnd, Su- wulb-n ilas an Kur-Mainz lautende
verschlossene Oritrinal Demselben nicht allein gebühiend einliefern,
Fondern Ihn» auch von meinetwegen n«« linials nni die gethano treu-
herzige conto.stationes und MfUTten irt biihi Midi-u hidn'u Dank erstatten,
die Ursachen, wanim irh nu-ine Abreise bi^ auf diesen jet/t iiuldi<-iil<'ii
Tag zu verschi' bi u a i Nnthdurft erjichtet. anderweit vnrfslellen and
nächst romniuniciiung hieheikommenden lista Deiosjdben GutbeHnden
anheimstellen, wie und wuh Sie v«'inieineu, w.iun n h Dero Landen er-
reichen werdf. dass ich für einen Weir am besten und gi jet'ensten zu
nehmen haben luixhie, dem ich uiich ilaiui auch uifin- v oits albidiiisrs
bequemen werde. Was die ;iuf all«' bessere Kürsorg niiinidun< ii,ii
600 Pferde anlangt, werde icli sein n. wann ich der Knds anlangen
werde, ob und wie weit die Nothiliii ft . i foi ib rn möchte, dieselbe in
di'i- Xalie bei mir ZU halten iKb i sie entwedei ganz «'der zum Theil nach
Mergeiitheim zu schicken, rntenlessen wird mir zu hnhenj Dank ge-
reich.n. wann Ihre Lielnlen die weitere Vei«n,liiiiii'-r ergehen zu lassea
sich b<'lielten lassen wollten, auf tlemjenigen W'e^'. welchen Sie am
besten und i)et|uemsteu ei;i« bten werden, weilen ich isiunmt nndner Hof-
statt und iiuaidi libei 20(MI IMerd Mtark reisen und mich wegen des
Hntorkomniens hei dieser grossen Kalte etwas niehr»Ts als Mnnst^'n
düntiren muss, die Nothdurft für Mann und Pferd um die »J 'I^Olir bei
/eiteii verschafft werden niAge Wie dann Euer Liebiien lur Sai hen
weiter rechts zu tluien wissen werden, l^nd ich verbleibe Deroselbeu mit
königlichen tinaden w(dilgewogen. Geben auf meiaom königlichen Schloss
SU Prag den 23. Jaouarü Auao 1668.
Leopoldl.
KOuigshofen, SO. Jantinr 1658.
Hochgeborner lieb<»r Oheim und Fürst. Aus Euer Liebden gohor-
samsier Eelatiou vom zweinodzwauzigstoii Jftuaarii habe ich veraommeii,
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wasgestalten des Herrn Kui-frirstpn zu Mainz Liebden auf die von Kuer
Liebden eingpwandto Entschuldigung, warum ich inciut- K«»isc bisher
etwas austfhfui hissen, sich gegen Euer Liebden neben ab^'iinaligor Con-
testiruüg ihrer beständigen Affection gegen mir getreulich ciuiathen,
dass irh solche länger nicht differiren sollte. Nachdem nun des Herrn
Kurfürsten zu Sachsen Liebden mich Dero unfehlbait-n Aufbrudis auf
den vierten Ffbinaiii uiisei.-s Kalenders versichert. als<) habe ich mich
heut Dato zu Mittag von Trag eihobeu und meine Kuic»e bis anlier foi t-
gesetzt, auch Fhrer Liebden solche notiticiii, wie aus der Abschi'ift liiobei-
kominenden Oiiginals mit mehrerem zu ersehen.
Und dieweilen diesHbc mich zum andeii:^ iiiiial unter Dato den 7.
nnd 12.hiiius zu <j:utlicliei- Heib-gung der oc^asione des l\)lnischen Krieges
durch den der Krön Pub-n vi pjictorum geleisten Suicur}» besorgt- n der
Missverständniss und anderer Krieg^nnruhe aus Ihrer Liebden männiglich
bekannten Fru-dbegierdv wohlnieinend erinnert, uhu wollen Euer Liebden
Deroselben von meinetwegen auf dieses ilin r b.-kannt.'U Dpxteritet nach
so viel anzeigen, das« jcli nunntelir in Aufbruch und Hinreise begriffen
und solche nächst di-m \V;ilihve>,'U auch dannu uui so viel mehrerus 'in be-
fordeiii mir ani^eb-gfu s»-in lassen werde, damit ich auch hierüber mit
Deroselbeii müniUii li mit meliicit-m vtsrnehmen kr>nnt(». da ich mich also
erklären und erweisen werde, da>s daraus nuin friedUebend«'s (ie-
müth niclit weniger zu verspüren haben werden unil ieli verbleibe Euer
Liebden mit königlichen Gnaden und allem (Tuten w .hlgewo>i:('n. Gebeu
711 Königshofen den dreissigsteu Jauuarii Anno Sechzehuhuudert acht
und fünfzig.
Loopuid t.
XI.
Pilaem 8. Februar 1668.
Hochgeborner lieber Oheim nnd Fürst. Ans meinf»m an Eiter
Liebden ans Prag den :30. näcbstabgewichenen Monats .l;inuarii abge-
lassenem gnadigstem Schreiben haben dieselbe nn-inen Aufbruch von
danneu seither ungezweifelt vernonnnen. Nachdem aber meine convoi
wegen des eingefallenen tif^fen Selmees nifht fortkommen und bis Dato
bei mir nicht anlangen können, habe ich dahipr zu Pilsen nicht allein
derentwegen, sond^^rn auch diewei! ich die meinige zu dem auf den
12. dieses zu Warschau ausgeschriebenen Oonvent der Notlidurft nach
zu instruiren gehabt, in etwas suhsistiren müssen. Dieweilen uun dieses
auch seine Richtigkeit in so weit ei reicht, dass ich dieser Sorge unter
Wegs ferner überhebt bloibe und meine Ueise hinfür desto schleuniger
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fnftsi'tzvn kann. S'i htech» ich jetzt gleich von hinnen weiter ;inl' noch
Teinitz nntl werde an mir nichts prwiinien liussen, diiniit ich sr. haM als
immer uiöplich zu Frankfurt einlaugeii möge. W^lche^ ich Kner LiohJea
zu dem Knde niclit herfr^n woH(»ti. damit Sie hiervon mit (ielct^enheit
a»ich df'S Herrn Knrfiirsten 711 Mainz Liebdcn parte geheu uiöt^on. I'nd
ich verbleibe Deroselben Iteineliens mit behaiTlirlipn kf>nijGrliphen (iuadeii
wohlbeigethaii. Geben ia meiner Stadt Pilsen den 8. i'obruarii Anno 1658.
Leopoldt.
XII.
Wien, 9. November 16fi8.
Tiieber litTZüg zn Sagan. Deumücli i' b für meine I>ienste zn Fein
betunden, dits vacirend«? Hofkriegsraths-Vi« t'ja.i.sideiitüiistellf zn erft izen,
als habe ich selbige Stolle motueni ireheimen Kath und Feldmai bchall
Don Hannibal Marchesen von Honziiga, Kitt«rn dos güldenen velleris
gnädigst cont'orirt, *lergestalt, dass er von Kuei hiehden als meinem
H"fkriegf5raths-Präfid<^nten «eine Depondoiix haben und solche Stelle,
wie sie der verstorl>ene Feldmarschall (Jiat v<in l'nchaim gehabt, bedinnon
solle. So ich Kiu'r Liebdcn zur Nachricht nicht veriialten wollen und ver-
bleibe Deros.dbeu beiuebens mit beliarrlichen kaiserlichen Hulden und
Gnaden wolilbeitrethan Geben in meiner titadt Wien den Neunten Novein-
bris im Seclizuhnhundert acht und fünfzigsten Jahr.
Leopoldt.
XIU.
Ebersdorf, 7. October 1664.
Liober Fflrst von liObkowitz. Weilen moin Dienst erfordern thuet,
dass die dnrch Ablehon des Grafen \>>n ]*nchaini orieditrle Grenzobrist-
siello zu Koniorn bei die.sen Zeiten bald ersetzt werde, also habe ich in
Gnaden resolvirt. diese Stelle dorn Feldmarsrhall Grafen von Souches m
verleihen; und Aveijen auch durch seine Promotion da« (Kommando auf
dem Spielbersr eiött'net wird, also ich entschlossen. Hclbigos Commando
dem Obersten Grafen von Hofkirchon zu conferireü. Welches Ihr also
den Parten notificiren und die f^ewrdinlichon expeditiones ausfertigen
lassen wollet. Die Besteliuntr der neuen Grenzen freien Nenhäiisel bleibt
noch der Zeit in suspenso bis nach reifer Deliherirung ich mich eines
Beständigen entschliesse. Bei Andentune: dieser meiner Resolution wollet
Ihr anrh den Grafen de Souches zu guter Correspondenz und nachbar-
lichein Vernehnien mit den andern Grenzobiisten und absonderlich mit
▲rehir .LXXX. Bd. U. Hüft«. 31
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dem GenorallioutPiKint M>tuk»cuccoli ermahnen und uufnjicbfn. So ich
Euch guiidigst iiii-lit vt'ihalt< u woll< ii und verbleibe Euch allzeit uiit
kaiserlicheu Huld^n uud i-inaden wohlgewogen.
Loüpuldi.
XIV.
8. Oetober 1664.
P. S. Auch lieber Fürst. Jain sequituj- explicatio des Billets
wegen Komoru :
1*. Habe ich das J>alum auf gestern gesetzt und cum voriute me
possem excu8ure cum aliis, dass es nimuier les integra sei und habe
geeilet, w. il. n ich genierckt, dass man bat wollen wider den ehrlichen
Sui»a cabaliks iiiarliiu. De quo |)liir;i «U'etenuB.
2**. llalfi' ich Spielberg biiu;iugesetzt, ut saltem in alitiuo satis-
fiat dem anu« ti TeutVl «h in Hofkircheu uud weilen ich ein Gesehmack
bekommen, dasb Susa \n<> ülio legen wolle.
8". Habe ich dii Grenzen an dvi Wag in suspenso gehalten,
weilen ich gemorckt, wo mau damit hinauswolle uud musa e8 beut so-
gleich debattirt werden.
4*. Wegen guter (^orrfiRpoinu-nz mit Montecuccoli id [losui. weilen
ich gumtuckt, hoc imiltcs ipsi np^posuissn auch dann küuue Launea haben,
cum sit in aperia ininiioitia rmu Montecuc<!oli.
Und dies habe ich v->i gut befnnd*»n. das» die Quartier Sailie noch
muss recht debattirt werden, dahpi sollt Ihr morgen früh eine Conferenr
halten bei Euch praesentibus, si vobis it;t si<lebiiur, Gonzaga, Lessei,
Nostitz. Kammei-präsident. Hofkunzler und Hohenfeld. Zu diesen habe
auch 'i« ni Thürhüter Auuibal befohlen, er soll sich bei Euch um Ordonnanz
anmeldeu.
Letztlich wollte ich gern wissen, ob Schwarzenborn schon citirt
worden proptei* tui cica, si nun est factum, fiat hodie. Uud ich verbleibe
Euer gnädigster Herr.
Leopoldt.
XV.
18. Jmnnar 1666.
Lieber VniA. Weilen ich verlangte, bald des Carlingfordt proposi-
tiones zn vernehmen, ich auch vernommen, dass er schon bei Euch
gewe&eij st i. also wollte ich, dass auf das eheste Ihr sammt dem von
LiunberiT vorb iib i'tf't (mit /iU/Jehuutr 'It s ^\ aMerode zum protokolliren,
welches ich aber Euch auheim gebe; uud sodaun seine propiisiiiones
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formaliter anhörtet. Und w^iilon ich nini^'cn Voniiittag zu nüsen ge-
denke, so könnte dcinials füglirli bebdiehen, dann abends wollte ich
eine Conferenz halten. Si vobia iUi placet. krmnet Ihr es mit dem Lam-
berg vergleichen. Wollet mir aber mit ein paar Zeilen hieiunf eine
Aatwori geben. Und ich verbleibe allzeit Euer gn&digster Herr.
Leopoldt.
XVI.
Laxeubarg, 6. Mai 1666 um 97, Uhr.
Lieber Obersthofineister. Aus den Beilagen ersehet Ihr, WM Prinz
Aleiander Ton Portngall durch seinen enyoy^ (so gestern bei mir Andient
gehabt) anbringen lassen, daher gleidi wohl mnss resolvirt werden. Ver-
meinen also, Ihr sollet selbe Schriften wie auch die Vorigen von Ki^ln
und Sachsen in hac materia dem Schidnitz (iilcr Walderode zustellen et
primo, occasione consiiltationis hispanicac seihe zugleich könne resolvirt,
si Vobis fortp aliud vi.leatur, so bernhU'L es nur. 2^°. Weril«' ieh lieute
dem lieben iLovdt dem Keiflenberg Audienz geben; mi dicono ch egli vuol
eojkfertür alla nostra religione il elettore di Sassonia, ma la sua vita non
troppo eaemplare non mi pare habile a simile intrapresa. Vi(lel>o, qnid
dicei 3*^. Wird der CroUo Lanzia ein eingebundenes Bnch bringen,
wettet selbes dem Plettenberg schicken, nt tradat electori. Ist ein cambio
aof den Seinigen. 4*. Habe ich heute keinen Bath gehabt, qnia nnllns
Tiennensimn Tenit ad nos. Hiemit yerbleibe ich Ener gnftdigster Herr
illieit.
Leopoldt
#
xvn.
Wische, 19. August 1666 um 7*/,.
Lieber Fürst von Lobkowitz. Als ich dahier ankommen, so hat
mich der Hofmarschall gebeten, ich wollte ihm erlauben, auf 3 oder
4 Wochen auf seine Oflter zu Terreisen occasione des Linzer Bartho*
kmiei, et nt ait, dass er ktone Geld machen za meiner Hochzeit. Ich
habe es ihm auch nicht absdilagen kOnnen. Obtenta licentta hat er mir
aUsogleich fttr seinen Angeset^n in dieser seiner Abwesenheit votge-
schlagen den Ferdinand von Harraeh. Nun wollte ich es ihm wobl geben,
allein omnes, so ältere KanimeiiieiTeu sind, sunnne ili,st,ni.star»'ntnr. Ich
▼ernehme, dass Sprinzenstein es auch verlang"«, das ka,uu aber wohl nicht
8«^iu, weik'U er zugleich würde judex f>ein in inferiori et supenori in-
stantia Es hat mich auch Graf Wilhelm von Oettingen darum in Ver-
den augeredet, allein non vnlt publice praetendere, ne offendat
81»
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Laiiihorjr et mos. Er ist anjetzt der ult^'si'- K;miinoi>r; wahr if?t es, dass
< r nicht gar zu ^estudiit hat, allein iu eiütu so kurzen Zeit von 4 Wochen
weiden ja ukhi m schwere casus bei dieseni Amt v<:>rfallen. Weiss also
nicht, was ich thucn .snllf. Jit'denkt Kiich darüber und kommt morgen
IUI» iiall» 5 ühi" gi ii Hilf, allwo wir davon reden und einen Schlnss
machen wollen, dann unser alter Satl will übennorj^en abreisen. Hic de-
bemus ire sine rfspet-tn per^onanim et secundiini jiistitiani. Sodann ist
Roxas bei mir ^'ewesen, habe ihm befohlen, mit Km Ii weiters zu reden,
quid cum Kalbitzio agendum. Stuiann kann man sehen, an et qnid aliis
consiliariis della giiinta fit coinniunicandum. Hiemii wünsche ich von
ganzem Herzen Euch eine gute Nacht und verbleibe wie allzeit Euer
gnädigster Herr.
Leopoldt.
xvm.
S9. Augiut 166«.
LieboT Ffirat von Lobkowitz. Weilen die Zeit verlauft und ich heute
mit Ench nicht mflndlich habe reden können, als habe ich hiermit etliche
pnncta erinnern wollen. Und zwar 1^ hat eowohl der Fttrst von Dietrich"
stein, als Graf Carl von Waldstein unterschiedliche puncta eingegeben,
wie sich in der bevorstehenden Reise lu verhalten. Weilen nun morgen
ohne dies nur eine Stunde Bath» also wollte ich selbe in der ordinären
giunta consultiren, zugleich auch die infantica des Ffirsten und etiidie
andere puncta (so zu diesem nogotio gehörig sind) proponiren, si Yobis
tarnen hoc ita videatur, quid subito libenter sdrem.
3^. Wollet Ihj' alles also disponiren und austheilen, dass die Hof-
statt gewiss fiber 8 Tag abreisen könne. Auch nachfragen, ob alle be-
stellten Sachen in semitis sind, und dass Alles a tempo komme. Dann
jetst in nichts keine Zeit zu verlieren Ist.
3". Wird nunmehr auch Zeit, den Oberst^Silber-Eammerer-Dienst
zu ersetzen, wollte also gern wissen, ob Ihr noch auf den Faravidni ver-
meinet. Und ob sich vielleicht Jemand um den Unter-Silber-Eammeier-
Dienst angemeldet hat Erwarte also Euere dieste Antwort absonderlidi
ad 1"" punctum. Und verbleibe best&ndigst Euch gnftdigster Herr, so lang
ich lebe.
Leopoldt.
XIX.
Wien. r,. K(>iittember 1666.
Lieber Fürst mn Tvobkowitz. Nachdem ich den Fürsten von
Anerspeig auf sein inständiges Ansuchen ad cardiualatum recommandirt
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habe; ich aber auch Enero getreue Dieusie (welche nur vor allen andern
li» b nnä anfrcnohm) gtnn in Gnaden erkennen wollte; als^ hal.c irh bieinit
Euch diese absonderliche Gnade thuen wollen, dass sobald (U r Kürst von
Auersperg von liir päpstlichon Heiligkeit 7.11 <h'm Caniiiialat dcdarirt
sein wird. i« h sodann alsobald ipso facto de^ lai ii t-n und resolviren werde,
dass Ihr im geheimen Kath und anderen Conferentieu me praosente das
erste votum, in meiner Abwesenheit aber die Directii>n haben sollet.
Dessen ich Euch hiemit zu Euerer Cousolation gnädigst versichern und
dabei ersuchen wollen, dass Ihr von dioser meiner Versicherung keiner
lebenden Seele etwas sagen, noch selbig»' einem Mensch^-n weisen sollet,
weilen ich es absonderlich verlang' . ■^^'u■h mein Dienst es also erfordert,
wie dann hicvon Niemand weiss, als loh. die Kaiserin und Ihr. Ver-
bleibe anbei Euch mit beharrlichen Hnldea ailteit wohl gewogen.
Leopoldt.
XX.
Eh»»rs<biif, «, October 1666.
Lieber Fflrst. Hiebei ein Brief! an frater Gabriel, wollet ihm selbes
zukommen lassen. Des Wicka Abreise deuuo recommendo. Senaten bin
ich wohl allhier angelangt, bin zwar mit dem Zahnwehe von Wien abge-
reist, die Luft aber hat mir si>lbe vertrieben. Hiemit verbleibe ich Euch
allzeit mit beharrlichen kais. Mulden wohlgewogen.
Leopoldt.
Heute ist des Grafen Schlickfn Tag, dann ihn alle ironice den
pater Bruno heisren ob ordinem a divo Bi-un tn«' fandatum, cujos hodie
BOlemnia celebramoSi also spricht die heilige Kirchs.
XXI.
16. October 1666.
Lieber Fürst. Der Walderode ist mit den Jarosinischen Schriften
schon fuüg und also bereit zur Carlingfordt'schen Conferenz. Weilen
ich nun sehr vsrlang^i dass salbe bald geschehe, als wollet Ihr machen,
dass selbe ohnfehlbar bente ins Werk gesetst werde. Und kann ad ma-
terialia foederis nur praeparatoria machen, nur daes man den Carling-
fordt allhier erhalte. Mein Fürst haltet noch heute diese Conferenz. Und
ich virbleibe allzeit Euer gnAdiger Herr.
Leopoldt.
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xm
12. November 1666.
Lieber Füist. Ich üi^clit.- wohl wissen, ob morgen nwch di*» Con-
fereuz solle voi"gehen iü auiicis und was dorn anhängig; nnd ob Ihr m
annoch vermeinet, auch ob morgen dann Naihuiittag wieder wir das Koss-
probiroü. Erwarte also eine Antwort durch Bringer dieses den
üiMlrus. Und ¥erbleibe mit Icais. Gnaden allieii gewogen.
Leopoldt.
Dt^ei folgende Dauqutt-Funktation von des Kaisers eigener Hemd:
Cacsari schenckt Markgraf Leopold von Baden.
Imperatrici regnanti der Fürst von Dietrichstein.
Inipt-ratrici viduao.
Archiducissae Leonorae Graf Willielm von Oettinguu.
Archidui issae Mariannae Graf von Sprinzeusteiu.
Diesen tliuen vor.schiii'idt'n :
Dif Grafen Kin^ky und Skiwata.
Und die der Silberkammerer G. v. Mollar.
Legaüs schenken aus der Aussen Hofstatt.
Cardinali einer de nascitii. Und schneiden vor 2 kais. Vorschneidor.
Wartet auch auf der Faravicim als Untorsilberkammerer.
XXUI.
;j. März 1667.
Lieber von Lobkowitz. Sprinzenstein es^t valde afflictus. tarnen
dicit se esse filium obedientiae et omnia se facturum. Tn 1 wnlh^ lifb» r
einem Freiherrn als einem Doctor weichen. Er wolle aber noch einmal
mit mir selbsten reden. Petit etiam, si esset possibile, ein Billet von
mir mit einer Vertröstung auf die Nieder-Oesterreichische Statthalter-
oder Landmarschallstelle; si Vobis hoc videretur factibile, habe ich ein
Concept ^ ä huon conto veiDasst, si vobis placet, dicite mihi. Und wollet
1 CoDcept-l^et ftu Kadttr-OMtarraieliiKken RoffiMkMisler Ferdiaaad
Mu Qmitxi von Spfiiweaitoiii dato Wien, 6. Min 1667 1
Lieber 6priiU6«Utein. In gnädigster Consideration Euerer von M>
vielen Jahren mir sowohl in Justicistellen, als in der Kammer ge-
leisteten, erspriesslichen und angenehmen Dionsteu, und auf da.-s.s Ihr
verspüren mOget» dass ich annoch bestündig in meiner g^^ Euere
Person tragender Wohlmeinuug verharre, habe ieb Euch hiemlt gnidlgat
veniclieni wollen, daaa bei sieb ereignender Yaoaae der Nteder-Oealer»
i^iebiecben Statthalter* oder LandmarBchalldienrte, ieb Euere Pevmt
in abeonderllohe Connderation >iehen> and Euerer vor anderen sieb
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mir alsbald antworten, oder si non amplius hic essem, mir die Ant-
wort durch einen Beitenden nachschicken. £ con qaeeto ü buon d^.
Leopoldt.
XXIV.
fix piüiitio, 26. Min 1667.
Liebor lurst von Lobkowitz. Weilen ich vernommen habe, diii^s
Ihr Euch was übel auf bclindet. als erkundicre ioli midi hitinit. wie Ihr
Euch befindet und wie bald Ihr vvtrJet .tuskonuuen können. lla<- occa-
gione remittu inclubu. Was des Windisch-dnitz Holation anlanget, gebe
ich Euch anheim, ob Ihr wollet auf den ReicJjsii. li.rJi geben lassen.
Was aber den Wicka anbetrifft, weilen dergleichen Privatschreibon den
ajiUeren Käthen nicht pflegen communicii-t zu werden, putarem non fore
abs re, wann Ihr ihn Wicka dahin weiset, dass er alle Posttat^e ex i^fliciu
eine Kelation uu mich abgehen Hesse. Und alHu Ideiheu wir iu solito
stylo. Den Gisen müssen wir besser ausnehmen lassen, er ist neulich
nur in terminis '/i ntralibus geblieben. Hiemit verbleibe ich Euch mit
kais. Huldeu wuhlgewogen.
Leopoldt.
XXV.
19. Miii 1667.
Lieber Fürst. Hieboi des Liaola Schreiben iu materiis anglico-
gallico-b( l^'icis. Wollet selbes stracks lesen und es also befördern, dass
ceteri c^nf>iliarii ( cnferentiae alle es noch heute haben und lesen nu ge».
Dann morgen volentü l»e.i w dlen wir dir; Hanpt-Consuita vornehmen.
Nor fein geschwind. Und hiemit einen guten Morgen.
Leopoldt.
XXVI.
22. Hai 1667.
Lieber Fürst. Hiebei Eueres Nachbars notata, wie auch meine,
non videntur absurda. Wann es also gefallet, so wollet Ihr es also ein»
richten. Wollet Ihr auch pro securitato den Schwarzenberg darüber
femehmen: non erit abs re» doch cito, and dass er nicht merke, dass
«iieigiieindeii Competenten abaoaderlich werde ia Gnaden bedacht seiOf
▼erlange aber, daaa dies noch diese Zeit in geheim TerUeibe. Und bin
Eadi wie alleaeii mit kais. Haiden nnd Gnaden woUgawogen.
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von Riifo horkoimno. ^Vanii llii iillft* gebeben, wollet Ihr mu' Euere
Mi-inuiiL' mit eiu paar Wi rten oder Zeilen wiesen lastfeo. Und ich ver-
bleibe Euer gnädigster Herr.
Leopuldt.
XXVil.
8t. Veit, 30. Jnni 1667.
Lieber Fürst. Iii» bei kommen meine Schreilr» !! auf die Post. Ich
hatte auch dem fr. Gahrirl g-e^schrieben, wann ich etwas, so ich ihm
schicken solle, bei «Im Har.J hätte, soll aber mit Nächsten jßrescheben.
N^'hst dieson habe ich Euch w.^llen f^riniK""!!. >!ass wr-ilcn heut^ der
Kurier nach Rom oxpedirt wil l. Iln Kammerpräsidenten befehlen
wollet meo ni>mine, dass man ihm Kurier Aber das Rittgeld noch oin
mancia oder Trinkgeld v^n 100 fl. reichen solle weg^n tphr pruter Zeituncr,
so er von Rom gebracht bat. Und verbleibe Euch mit kais. Uulden allzeit
wohlgewogen.
Leopoidt.
Ks kommt auch Kines Cardinal von Hai'rach, so Ihr hac occa-
äioue des Kuriere furtschicki ii wollet.
Und wi'ilt'ii die.sea Morton mein (n-mahl zum nstfumal lebendig
empfiiiKii'ii hat. hnh<^ ich nicltt unterlassen wnlltui, im|M'iaiiici vidiiae
davon parte ^'•.h* !) Also wolli-t Ihr auf Empfang dieses, den Brief be-
5-tellen und siulariii »«.-Ibst in ili«' Faviirit;» fahren und dor Kaiserin lU'bst
Ueberreichung dieses Schreibens hievou parte geben. Um halber elf.
xxvm.
18. Outober 1667.
Lieber Fürst von Lobkowitz. Weilen ich unserem crestrigen accordo
gemäss das Decret an Fürsten von Dietrichstein habe ausfertigen lassen,
Qi onmla eomplMutur, so bleibt es bei der morgigen Ablegiug des Jun^
ments, und zwar vor dem geheimen Rath, damit er Fossess nehmen muge.
Wollet es also ihn Fürsten, wie auch den Hof kanzler von wegen des Jura-
ments Euch erinnern Ia<ison. Expedit etiam. ut Gonzaga adsit et habeat
de Omnibus praegustum. Wie es dem i -inino Nigromontio gefallen wird,
stehet dahin, ma importa poco. Und ich verbleibe nebst Wünschnng
einer guten Nacht allzeit Euch mit kais. Hulden wohlgewogen.
Leopoidt.
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xxnc.
26. Ootober im,
Lieb«r Ffint. Aub d«r Beiligo ersehet Ihr» was Anecspeig fftr
einen Vonchliig thnet, Sahnig tob Trient la excaüreo. Wann Ihr also
Ihr gnt haltet, non eeeenk eontnrina, irtilet ee mit dem Hocber oommn-
nleireni und wann es fttr gnt findet, alsbald in Sxeention setien. Ver
eins a«iierdo: macht mir der Bottal alles rebellisch, indem er den Oberst-
kftmmerer inetigirt ad agendi^n pro Francisco, vermeldet auch, diesen
schon disponirt tu haben ad acceptandum, so ich Euch nur pro directione
ennnem wollen. Verbleibe anbei Euch mit beharrlichen kats. Hulden
gewogen.
Leopoldt.
XXX.
16. November 1667.
Lieber Fürst. Nachdem ich diesee Billet empfangen habe und dae
Werk hnuptwichtig ist, habe ich Euch solches hiemit einschicken wollen
mit dem Verlangen, daas Ihr alles wohl fiberleget, und mir sodann Euere
Meinung morgen nebst Zurflckgebung selben Billeta eröffnet. Agitur de
toto, ergo prudenter et caute procedendum. So kommet auch hiebei ein
Brieil an fr. Gabriel, die materia der Kurfflrstin ist eben wegen des
Klosterbauers. Hiemit eine gute Nacht.
Leopoldt.
XXXI.
21. November 1667.
Lieber Fürst. Euch zur Nachricht erinnere ich, dass ich «Ion Prä-
sidenten schon durch ein Billet anbefohlen habe, dem Plittersdorf noch
andere hundert Ducaten zu geben. Sodann ist der Herzog Christian von
Mecklenbui*g bei mir gewesen. Videtur totus galliiare. Flura <tfetenua.
Und ich verbleibe Euer gnädigster Herr.
xxxn.
11. Jatraar 1668.
Lieber FQrst. Weilen ich nicht weiss, ob Euere Indisposition Euch
xttlftast, heute abends aussugehou, als habe ich Euch erinnern wollen, dass
ich* heute abends wollte eine Incognita Gonferenx halten in causa nota.
Dann Gr6monvilIe inatat et ui-get condasionem operis. Wollet mich also
stracks erinnern, ob Ihr kommen könnet Und ich verbleibe Euer gnä-
digster Herr.
Leopoldt
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XXXIII.
16. Jauuar 1668.
Lieber Fflrst. Hiebet sehet Ihr des Grämonvilie Faxen. Wollet
mir alsbald Euere Meinung schreiben quid faciendum, dass ich ante
6^"* den Aaersperg instruiren m<ige. Das N&chste wird sein» nisi velit
sataciibere, mittei in GfkUiam.
Leopoldt.
XXXIV.
SS. Febnuur 1068.
Lieber Fürst. Der Kinsky ist angekommen; herg»«gen habe ver-
nommen, dass Burggraf pro magna parte satisfactioniö halten würde,
wann ich dem Kinsky nicht alsogleich Audienz geben thäte, absonderlich
weilen er sine licentia heraus gereist, so sonst res prohibita ist. Dies
wird ihn abermal disconsoliren. Ich sollte consoliren, quid facifuduni.
Et si petat nulii luqui, qualc Uli responsuni dare debeam. Wollet mir
Euere Antwort bei Zeiten auf Himberg schicken. Und verbleibe nebst
Wüus< hung einer guten Nacht Knvi allergnädigster Herr.
Leopoldt.
XXXV.
NeusUdt, 27. M&n 166«.
Lieber Fflrst von Lobkowitz. Nachdem ich den FOraten von
Anerspefg auf sein inständiges Anhalten ad cardinalatum recommendirt
habe; ich aber auch Euere getreue Dienste, welche mir vor allen andern
lieb und angenehm sind, gern in Gnaden erkennen wollte, also thue ich
Euch hiemit diese absonderliche Gnade, dass sobald nur er Fflrst von
Auersperg von Ihrer p&pstliehen Heiligkeit sum (^dinal resolvirt sein
wird, Ihr sodann ipso facto et immediate gleich darauf ohne weitere £r<
kUmng und Vorbescheidung, wann ich mich g^nwftrtig im geheimen
Rath befinden werde, das erste votum, in meiner Abwesenheit aber bei
allen vorfallenden Versammlungen und consultationibns die Direction
ohne einsigen Eintrag noch Verhinderung haben sollet. Dessen ich au
Buerer Nachricht und Consolation Buch hiemit Tersichern wollen. Ver-
bleibe anbei mit beharrlichen Hnlden Euch allseit wohlgewogen.
Leopoldt.
XXXVl.
5. April 1668.
Lieber Fürst. Sofern der Gr^monviUe Euch die bewussten notitiaa
eingegeben hat, so verlange ich, dass Ihr selbige alsbald italienisch
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vertirt n Insst f uii.i also vertirter morgen mitbringen sollet, dami ich im
NaiüHU Guties morgt'n um ö L'hr in pleno ronsilio intimo die Spanische
Sache vorbringen will, das8 wir linrnialfn eins aus .lifser Sacht* kommen.
Mein, kom^t in puncto nm ii, dann ich nuiss bald nach 10 fertig sein
wegen meiner Gemahlin Aderlass. Und gebe £ud) hiemit eine gute Nacht
Leopoldt
xxxvn.
Laxeiiburg, 7. April um lialb 4 Uhr s. a. (I668j.
Lieber Fürst von Lobkowitz. Ich habe Eu»m Schreiben empfangen,
und habt Ihr Euere Commißsion irar wohl abgelegt, si vera sunt, quive
Gr^monville dicit, prD nobis valde bona sunt. Ille idera wird jeut bei
mir Audiens haben, ingleidien iegatns hispanicua forte in ipga eadem
materia.
Sodann erinnere icli Ruch gnädigst, da^s impcratrix vidua morgen
zu Mittag allhier sein, allwo abermals der Punkt wegen des Wagens
hervorkomnun wird, ubi ancfps haereo, weilen ich sorge, mea impe-
ratrix habe keine Lust, im fremden Wagen zu fahren. Habe also diesen
eigenen Reitknecht hinein schicken wollen, wollet ihn nicht aufhalten,
sondern alsbald mit Eucn r Meinung zuiückschicken, was Ihr vermeinet,
dass ich thuen soll: ah^r ich hätt« heute noch gern eine Antwort. Ver-
bleibe also Each mit beharrlichen kais. Hnlden wohlgewogen.
Leopoldt.
xxxvm.
Lasenburgt 'i- Mai
Lieber Ffinst Ton Lobkowitx. Es wird vielleicht Eoch der P. Emeric
unter anderem referirt haben, was ich mit ihn geredet habe wegen des
Don Filippo de Sapanara, so sich bei der Camarera mayor aufgehalten
hat, prätendirend freiberrliehen Stand, ans welchem Ihr werdet m-
standen haben, dass nodi res integra ist. Weilen aber eben teilte so-
wohl meine Gemahlin als die Camarera major mich um diese Gnade
insttndigst ersncbt nnd gebeten haben, er Füippo auch siemlich sein gut
adeliges Herkommen beweiset, so seinem Vorgeben nach von denen bft-
roni del Seggio di Napoli gewesen, aber hernach im Abnehmen gerathen
sein solle; also vermeine ich in Ansehung dieser Umstände konnte* dem
Supplicanten gewilUUiret werden, befehle auch durch diesen Binschluss
dem BeicihsTicekanxler die Ausfertigung des diplomatis. Weilen ich aber
vor allem Terlange» dass dieses mit Euerem Vorwissen nnd Qutheissen
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geschehen sollf, al;«'» habe ich bemeldeten Kinschliiss Euch hiemit oin-
whlipssen wolh-n mit dieser Erinnerung, dass sofern ihr hitM wider kein
Bedenken haben werdet, Ihr selbige dem Beichsvicekanzler zustellen und
die Expedition anbefehlen lassen möget. Es fallen mir noch zwei andere
Ursachen ein, warum es mit dieser Concession kein so grosses Bedenken
haben soll, als orstlichen, dass ich wohl schlechtere Personen zu diesem
Stand befördert habe, als Bluem, Mayerberg, Ebelino and dei^leichen
andere. 2^**. Wann auch vielleicht hierwieder sollte geredet werden, so
würde seine m^trgige Abreise und nicht so geschwinde Zurückkunft denen
Leuten das Maul bald stopfen, daher auch nothwendig sein will, die Ex-
pedition 7A1 befördern und nicht viel 0 »M hi ei dämm bq machen, so ich Euch
so ausführlich erinnern wollen, damit Ihr daraus mein zu Euch habendes
gnädiges Vertrauen und das mein in dieser Bache geführte proccdere er-
konncii niügot ]n Frwartang Euerer Antwort verbleibe ich Euch mit
behai-rlichen kaiä. Mulden woUgewogen.
Leopoldt. Vidi.
Der Aderlass Iftsst mir nicht su Ton eigener Hand au acbieiben.
XXXIX.
6. Hai 16«8.
Lieber Lobkowitz. leb will morgen eine Conferenx halten in arduis
und weilen ich hoffe, Euere Cur wird schon ein Ende haben, also wollte
ich wohl gern, dass Ihr morgen um ^1^9 gewiss alUiler sein sollet Ohne
Euch konnte ich ja keine solche Hauptsache vornehmen: est de instmendo
Lisola com goarantia, decerta resolutione danda legato hispanioo Ac.
Liebster Ffiret, ich hoffe, Dur werdet nicht ausbleiben. Und ich bleibe
Euer gnädigster Herr.
Leopoldt.
XL.
Lu«aburg, 13. M&i 1668.
Lieber Fürst von Lobkowiis. Euer Sehreiben habe ich empfhagen;
der Bluem schreibt mir eben dasjenige, vrill es ehestens pro forma in
einer Conferens proponiren. Ich aber bin ganz Euerer Meinung, dass
diese Visits im Julio geschehen solle, sowohl wsgen der grossen comedi
als Jagen und anderen Divertimenten. 8ed de his plora prozime. Hir
ist leid, dass Euere Cur noch kein Ende hat, dann ich Euerer Person
wohl bedürftig, absonderlich in materia des Maradas, der imperatriz nach
meiner Intention viele gnte passns geihan hat, und will sie ehestens
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einen oeaen Stallmeister machen. lila potüt meam o]Mnionom circa sub-
j»Ttuin. Tres Uli proposui: Jr»rger, Trautsoii uii<i K.nl von Wal<lst«Ma,
et forte iste ultimus uon esset abs re; sod de hoc etiani plura orefcenus.
T>aher ich wohl vorlange, »lass Ihr doch bald hprauskoniuicii wollet, ot
quo citios, eo inolius. Sodaim wird der Präsident mit £uch reden in
matemy so zu Neustadt allhor remittiri; imd weilen Ihr daraus hoffentlich
meinen sii Euch genei^ften Willen Tenpflren werdet, also hoife ich aoch,
Dur werdet hingegen aneh alse die cameralia beftidem helfen, damit
alles wohl eingerichtet und mein aerarimn vermehret werden m<)chte.
Verbleihe anbei Ench mit beharrlichen kaia. Holden wohlgewogen.
Leopoldt.
XLl.
6. Februar 1669.
Liobor Fürst. ist vm Kiirzfui der Generali ientenant Monte-
caccoli bei mir gewesen und roferirt, qaod iterum videatui* impossibilis
transitns Danubii et quod nullo modo cras inip«*ratrix possit discedore.
Sie Kaiserin sei ganx perplex, sie verlange, das» Ihr diesen Abend in
pnncto nm 6 Uhr bei Ihr sein sollet. Allda kQnne man debattiren, quid
fsciendnm? et casn impossibili, quid regi Poloniae significandom?
Weilen es aber ein punctum summae importantiae ait, also vermeine ich,
gnt zu sein, dass Ihr auch den von Schwarzenberg hinbescheiden wollet,
allda Montecuccoli auch sein wird. Allda venneine ich, Wnne man de-
battiren: 1" Ob diese Kfiso annoch könne fortgesetzt werden. 2° Casu,
quid recri scribendum vel sigiiificaudum et per quem vel a quo. Fallet
mir f-in, ob nicht thnnlichiT regi zu eriTinern das Hinderniss des Eises.
Weilen man aber nicht wisse, wann imperatrix könne, und der
KAnig vielleicht nicht lange warten könnte, ihm heim zu geben, ob er
nicht wollte einen vornehmen Senatoren cum plenipotentia et procura
entgegen schicken, der zu Olmfitz oder ubi Imperatricem obviam haberet,
coniraheret matrimonium deponsando ut procurator roginam per verba
de praesenti in foro ecclesiae, ut cum canonibus loquar. Habe Euch also
dks alles erinnern wollen. Und verbleibe Euer gnftdigster Herr.
Leopoldt.
XLU.
19. März 1669.
Lieber Fürst von Lobkowitz. Hiebei kommt des H. Vorschlag, wie
T Tenneint, dass man dem Gremonville auf seine beschehene sehr willige
^ropesition antworten solle. Wollet selbigen wohl leseuj consideriren
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nnd hiernach eine respectn Euere Meianntr eröffnen, was darin zn ver-
ändern sein möchte. Wollet auch, nachdem Ihr selbiire »-eleppn, auch
dem Hofkanzler commoniciren. nml ihm befehlen, dass er mit dieser
Proposition zwischen 4 und 5 Uhr Abouds si( h l>ei Hnfo einfinden Bollr».
Wollet Ihr auch damals erscheinen, bene quidem. sin minus. woHet Ihr
mit ein paar Zeilen Euer sentiraent mir zu wissen tiiuen. So erinnere
ich auch gnädigst, dass der Oberstkämmerer selbige schon orolpsen hat.
Est negotium ardunm, Deus nos illuminet et casum istum benigne
ftvertat. Womit ich Eoch mit kais. Halden wohlgewogen Terbleibe.
Leopoldt.
XLIII.
LMCftobuf, 9. Mai 1689.
Lieber Fflnt. Eb bat mir der AaerspeTg beiliegende Information
Uber des Gr^monTille jftngst eingegebene Scbrift eingegeben, auch dabei
ein Project annectirtt wie er vermeinet, dass man ihm Qr^monville ad
calamnm more hucusque soUto dictiren solle. So ich Buch zu dem Ende
einschicken wollen, damit Ehr selbiges wohl flberlegen, auch sodann es
mit dem Hofkander, welcher item allhier in Qnntersdorf wohnt, auch
commnniciren, nnd sodann mir Enere Meinung erSlTnen sollet, was man
hierin thuen solle. Et vi serri per ariso Oberstkflmmerery als welcher
herauBsen ist, selbiges schon gelesen hat, et haec pro primo. 2** antem
liegt hiebei eine Relation von Cratsenbuch ans Spanien, qiiae lectu digna
est et continet multa et valde aromatica. So schicke ich Ench auch 91^ die
foglietti aorttck. In gleichen kommt 4* ein Schreiben vom Prinzen Ton
Lothringen, wollet es allein bei Encb behalten nnd auf keine Ezpedition
remittiren. Es ist anch 6* ein Schreiben von Kenborg eingelaufen in
eadem materia, dieses wird Ench schon more solito per Walderodium
commnnicirt werden. 6^ Habe ich Euch jttngst ein tfemorial von Baischel
geschickt} qnfpetit andiri, möchte wissen, was su thnen sei. 7^ Schreibe
ich Euch hiebei sub n. S ein absonderliches Schreiben die capitaneati de
gnardia betrefTend, wollet also selbiges in Gottes Namen pnbüciren nnd
SKeqniien tossen. Habe es mit Willen aperte geschrieben, ne confnndatur
cum bis materiis. Schliesslichen nnd 8* weilen ich morgen ins Feld gehe
nnd Samstag einnehme, also wird unnOthig sein, dass Dur Eudi incom-
modirt vor dem Sonntag allher zn kommen. Und erinnere Euch snglMch,
dass JPranz Augnstin heute allhier ist, aber morgen gleich Nachmittag
will ich ihm hinein sagen Adie. Und verbleibe Buer gnidtgster Herr.
' Leopoldt.
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487
XLIV.
LuenbrniTT V. Mai
Lieber Fürst. NaclidtMu v*>rf?estern der Markiarraf V(Ui Baden bei
mir f,'t'wet»öu un<l nebut gt-horsaiüei Duukoiiguug wegen der ihm ron-
ff-rirteii Warasdiuifchcii Grcnz-Obristeii-Stftlle auch zngleirli die bis auher
v.)n ihm bedieut^^ Hartschier-Guardi-Hauptmanu-SteHe r*"^iirnirt hat, ich
auch diese K*'signatiuu iu kaib. Gnaden an- und auftrennmmea habe; und
diese Stelle nunmehr vacant ist: alH«» hab»- ich in Gottes Nam<»n
rtifcülvirt, selbige dem Grafen Franz Augfustin vun Wahlstein auf sein He-
gehren zu conferircn. Und weilen hiedureh auch beiu« bedient*' Tra-
banten-Haaptmann-Stellc i]»K(i facto vaciret. also habe ich sftlbige dem
Genei :ichtmeister D. Gibert^» Pio de Savoia ingleichen auf sein in-
stiniiii; Anhalten conferirt. Welchi-s alles ich V.nch %\\ dem Ende in-
timireu wollen, damit Ihr als Oberst L -tmcistfr nicht allein i's den Neu-
begnadeten intimiren, sondern soa.tiiu dasjenige vuikehren und exequiren
sollet, v,as in der^^leichen Fällen gebräuchlich i5<t. Hülf<* auch diese
Election weiae durchgehends von allen ap|)laudir*'t werden. Vei'bleibe
Euch aobei mit ieais. Uulden oud Gnaden allzeit wohlgewugea.
Leopoldt
XLV.
Laxcuburg, 13. Mai 1669.
Lieber Ffli-st Weilen ich nicht wf>>igH, wann Euere vorhabende Cur
Euch heraus zu konunen zulassen wird, hingegen der Gr^monTiUe in»
ständig eine Resolution verlanget, also habe ich Euch hiemit erinnern
wollen, dass Ihr ohnvorlänggt und wann möglich noch lieate mir Euere
Meinung eröffnen sollet, ob man es bei dem von Auersperg aufgesetzten
Project lassen, oder ob und wa^^ darin zu ändern und .'Moniten ihm Qr^
monville zu insinuireu sein m(^chte. Tnd weilen ich bald Aderlasst^n
werde, kann ich vor diesmal nicht länger scbreibeo» sondern Terbleibe
EDeh mii beharrliclien kais. Halden woUgewcgen.
Leopoldt.
XLVI.
Wien, aiu 29. Juli U>f>U um U Uhr Nachts.
Lieber Fürst. Ener Schreiben sammt den Beilagen ans Polen habe
ich, als ich eben das Nachtmal vollendet, empfangen, und sende selbe
wieder zurück an den Hof kanzler und Walderode, wohin sie gehörig sind,
und theils noch werden massen dedfrirt werden, wollet also selbige
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488
alM;iliiii hctViriiciii. S»»iiä>t« n viili tur milii clectus nolle ante coronationem
sich ni» lit voIHl' hf^ran^^lasst ii, und würde es vielleicht uicbt schaden, dass
P. Sylvaiius s^ inc vorgehabte licise fortsetzen möchte. Mnita teutanda,
ut tandem ftuis> ubtineatar. Wünsche ich anbei eine gute Nacht.
Leopoldt
XLVIi.
81. Anglist 1669.
Lieber Fürst. Ich habe üochinals die projecta auf K«>iii woiil über-
lesen. Was nuü Euereh anlanget, ist solches also wohl imH fstuttlich c<>n-
cipirt, dass es wohl nicht leicht besser sein könnte, hätt^j auch glt ich ab-
copirt. Weilen aber mit Einrichtung der Hf ssischen Expedition noch wohl
der inorgii?«' Tag hingehen wird, als lasse ich bis -lahin anstehen, und
stelle Euch uui- dies anheim, ob ess nicht k<tiuite ein wenig abgekürzt
werden; <lanii zu b'.im halten sie viel auf d'w brovitatem in pcribendo,
doch miisst'H dif cumplinienti und rissentinienti darinii<'n verbicibfu und
wohl exjiiiuiirt werden. Bei des Hochei"S Pn>jAri an Hessen sein mir
etliche kleine Erinn»! im^<»ri eingefallen; habe also um ihn srescbickt und
mit ihm fferedt: sf^in am h ihui ftlirb»' einerofalli u. Habe alsi. vur gut be-
fundt'ii. Ilm M'llist zu Kuch zu fjcbickfii, dass er Euch seine Meinung
sagen mögu. Soiianu k<onit Hir dem Königsfj^g uud Waldenxlc die
Expedition anbctV-hh-u, da.s8 uIm» zwischen iuoi<r»'n und übermnipcii dieser
Kurier auf Rom möge abgefertigt werden. Vorlasse mich also auf Euch
und verbleibe Euer gnädigster Herr.
Loopoldt.
XLVUI.
Wien, 28. Augiist 1669.
Lieber Fürst vnii Tinhkowitz. Es liat mir äcv Paior Euu-rich gewiss
mit gar guter Manier unti s«>br wolil Eucif afüictiones vorgetragen. Nun
werdr't Ilir hoffentlich bis dato genugsam verspürt haben, wie inniglich
ich Euch liebe uud mein Vertrauen v«"illig zu Euch habe, dass ich also
gewiss Selbsten nichts H"li' res verlange, als Euch mit ruhigem Gemüth
und consolirter zu sehen. \\ • ileu aber dei' Pator Emeru h, wie Euch be-
wusst, zum deflnitoriü reiset uud also vor seiner Abreise nicht wuhl
möglich, ein solches Hauptremedium zu finden, wie vielleicht wohl mein
eigener Dienst erlordern und Euch ein Trost sein würde: als<i hofife ich,
Hir werdet imlesseu diese kleine Geduld gerne iiageu uud Euer Gemüth
zur Rulle e^'!>en. ich versichere auch Eucli guiidigbt, dass ich auf solche
Weise der Welt aeigen will, wie hoch ich Euch aesUmii-e und was vor
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489
ein grosa Vertrau ob ich ta Euoh habe, das« Ihr fgvmtB alle Satisfaction
daron haben sollet.
Mein Fürst, glaubet mir, ich liebe Kiich von Herzen and sefcse mein
ganzen Vertrauen 211 Euch, und will diese» uffentlicl), et opere non solom
TcrbiSy aller Welt Migen. Plura expUcabit pater Kmericu« ante nmm
di8C(>ssnni, qno me remitto« Verbleibe anbtti Kuch mit beständigen kais.
Uulden wohIgew(^n.
Leopoldt.
XLIX.
Ebendorf, 18. September 1669.
Lit^btji Füist. Hu hfl hchirke ich Euch zuvörderst ein Schreiben
vom Cardinal vuu ilesKon, aus welch» m klar erscheint, che Ii prnti ci
vogliono paearp con helle {»aiulc. p^n» questa m'MU'ta nun vaie pur iiui.
Wollet sdlrhi' wühl üht ilü&iju iiii l solche sodanu Utiui Königsegg auch bald
(gebeuj.quid nltedub nohi,« s^it l'.uiciidum.constantia ist vor allen vuimOthtMi,
gonst^iin wüidö des nuncii ass» rtiu wahr: che 1' Imperatore et suoi iiiiuiKtri
sono facili a contentare et appagare. S<m1;iiiii liegen hierneben ^Schrtiben
von Schaffgotsch, wt-lchf alle in des Waldürude Kxpedition ijphfircn. Wollet
solche auch Itjsii'U, ihm zuschicken, damit selbe sodann auch uliis cmsi-
liariis kniiubu commnnicirt werden. Und weilen seine verlangte liiti-
matioa auch vorhauiivn ist, iilsv» wullet ihr alles zusammen richten lasMm,
damit man ehistens darüber deliberiren mrig-f I>as kU iut' Zottele ist in
Zitl't 1. wollet selbiges dem Abele schick- n. w.'iUii ich sujijHUiii c, Ilof-
kiinzlti sei hoi aussen. So Kuch hiouiit antiigeu wollen und verbleibe
Euch mit kais. HuUeu wohigewogou.
Leopoldt.
Nachdem dies gesehrieben, kommt Abele Selbsten, habe also das
Zettele decifriren lassen und kommt hiebet
L.
Wien, 1. Docrember Itiöy.
Ideber Pfirsi von Lobkowitz. Weilen mir der Graf Nadasdy ein
gehorsamstes Memorial überreichet und darinnen seinen Zustand vorge-
tragen, als werdet Ihr in meinem Namen ihm darauf l)edeuten, daas
seine in gedachtem Memorial beschehene, unterthänigste Submission und
dann erbotene, trenschnldigste Beseigang und Beförderung zu meinen
Diensten und Besten, mir zn gnädigstem GefoUen gereichet, auch mich
auf die Werkstellung dessen gftnalich verUissen thne. So habet Ihr auch
AtckiT. LXXIL Sd. U. Hälfte. SS
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490
ihm aobei anzuzeigen, dass ich die getreuen und ei-spriesslichen Dienst»*,
so rr Nri(1as.!y und <iio Seinigen mir .Twoisen worden, jederzeit gebührend
aufnehmen und gnädigst erkennen will. Was im tibriiren Euch anbe-
fohlen, das wollet Ihr ihm gleichfalls ausführlich vortni^'ou. Und vor-
bleibe ßuch mit kais. Uolden und Gnaden allxeit beständig wohlbeigethau.
Leopoldt.
LI.
Wion« 10. DeeemW 1669.
Lieber Fürst von Lobkowitz. NaclKii in d>jv Fürst vuii Auersperg
aus gowi^Bcn und erheblichen Ursachen von meiner kai#. Hofstatt in
Aliziii; iH'LTiiÜen, ich aber auch Euere getreue Dienste, welche mir vor
allt'u andt rn lieb und angenehm sind, goni m Gnaden erkennen wollte,
als thiie Euch hiemit diese absonderliche Gnade verleili» u, duhn Ihr als
oliuf liit s anji't/.i moin erster geheimer Kath und Ubcister Hofmeister,
Von luiut l»atii. wann ich mich in dem geheimen Kath bclindcn wtside,
(las erste Votum, in meiner Abwesenheit aber bid verfallenden consulta-
ti*>nilMis uml alb'ii Vuifallenheiten die Directinii olme l inigen Eintrag
und Hiudeiuiss hal»eü, iiiirb'ii'hen es unveraiulriiich und lM-st;iii.lig auf
alle Zeit dabei verbleiben Bolle. Deh&eu ich Euch zur Nachricht und
Cousnlation hi*uiiit gnädigst versichern wollen. Und verbleibe anbei Euch
mit beharrlichen kais. Gnaden wohlgewogoa.
Leopoldt
Sl. Janiuur 1670.
Lieber Ffirst. Ich habe keine Bähe noch Bast in meinem Gemflth
wegen der abgeschmackten Beiae des Hontecnccoli in Polen. Ille quidem
est promptissimuB, sed ndetnr haec c^us promptitudo similior porae re-
aignationi. Uir gehet nil Gntea yor; animua valde inquietua, dann ich
aoiige, er komme nimmer heim, oder es werde aolche Oocasion kommen,
daaa sein Aussein schMHch sein kffnnte. Wer wird die Schuld haben?
Caesar et Lobkowita, et quidem juste. Hat denn die Euserin keinen *
Andern finden können als eben diesen? Desto mehres, dass er ipae sich
gegen mich etktftrt, er könne diese Function nicht annehmen, wann er
keine spedflca istmttione habe, wie er sich in allen, absonderlich in
ceremonialibus et puntillis verhalten solle. Wer wird eine solche In*
atruction machen? In summa horret animus. Dies habe Euch an-
fügen wollen und gebe es vOllig auf Euer Gewissen und Verantwortung.
Verbleibe Obrigens Euer gnädigster Herr.
Leopoldt.
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491
Lm.
Stocker&u, 26. Jum 167Ü.
Lieber Fttrst. Der Oberatwachtmeisier Spork hat mir diese Briefe
von seinem Vetter dem General Oberbracht, aus weldien an sehen, dai»
mit dem B6k^zy ollee richtig ist. Benedictus Dens, dass alles so wohl
abgelle. Habe also die Schi-eiben Ench su dem Ende schicken wollen,
* damit Hu* selbige (l^sen) und sodann alles disponiren kOnnt, dass alsbald
der Qeneral-Lientenant und ich auf Wien kommen werden, inter solitas
personas eine Conferenx gehalten werde, quid ulterins in hoc toto ne-
gotio bungarieo fiKiendum sit. Die Hitce ist gestern so gross gewest^
dass von der Stadtguardi ein Husquetier im Heransmarsch alsbald todt
geblieben, ein CoipiH»] aoeh beut auf dem Sprung stehet Und ver-
bleibe Euch mit kais. Helden gewogen.
Leopoldt.
LIV,
14. September 1S70.
Lieber Füist. Ks ist mir von ITerzen leid, »lass Ihr was nnpfis-slicb
Heiet, will aber hoffen, es vv.'nb' fhistciis völlig- ^Mit werden, wie ich Euch
wCmscben tliue. So kann ich auch Kucli niclit verhalten, dass einicrf^
negotiii von jrrussor Importanz, so wohl einer Beschleunigung bedürfou;
als V die llungai'ica officia: was mit dem Nadasdy anxuhfben und was
fernere dem Eottal circa procossnm contra röbelles zu schreiben sei? So
sein 2^° die 3 ablegati von Mainz, Tner und Lr5thriny:rii bei mir gcwest
in puncto 3 ligae, und verlangen einen miiiistrum, cum quo couferant:
habe Euch liiezu donominirt. Ergo videndura, quid faciondum et quomodo
hoc negotium Hnieudiim, damit wir unsorn wenigen Credit bei Spanien
erhalten und accresciren mögen. S^. Haben sowohl Prinz Carl von lioth-
ringen nnd ein Lothringischer secrotarius, als der Gremonville bei mir
ihre Nothdurften vorgebracht wegen b s Franzosischen Einfalls in Loth-
ringen. Dies halte ich vor ein Hauptwerk, von dem in viel wriren mein
Interesse und Reputation dependirt. Also muss man sehen, (juid fa-
ciendum. Trinz Carl instat um Kesolution. dass er wiijse, was er
thuen solle. Alle diese negotia gebe Eu< li aiiheim, als in dem ich
mein einziges Vertrauen gestellet habe. Macht und doliberiit. wie
und was Ihr wollet, scitis facere si vultis, sagt P. Müller, und
Euere Prndenz comprehendirt wohl, was hieran gelegen ist. So in-
siötirt auch der Ungarische Kanzler um Audienz in geheimen Hatb,
dicendo, es warten viel Parteien ans Ober- Ungarn et alinnde mit
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sposa. Si aiTliiopiscopus iion vouerit brevi, wiiil man s^s wohl nicht
v«>r^hi«beii köunen. Verbleihe Euch aubei mit kait». HulUeu gewogeu.
Leopoldt.
LV.
Ebemdorf, 2. October 1670.
lijober Fürst. Weih'ii »I^t Bayer *li»>seu Nat tiiiiitta^ mir ilie V.\-
peilitioii an SchatVg»»tsch gesclin kt li.il, als hah«* solUo imterisclirirlH'n.
Habe auch vor gut, ihm «^itrenhäniiigc nricfcl niitzug:<>bt'n, Jamit er gratior
allda sei, und rex et rtgina auch mein liiftb fik-nrnn mögen. Sonde
Euch also diese Schreiben au ihn Schaffgot^Jcli. woiiii die andern ge-
schlossen sein, und wollet selliiL'"<»K mit der ubiigen Expedition fort-
schici%eu und befordern, dann iif Zeit ist kurz. TVi.iipiis sein die
Spanischen Brief ankuiinneu iitui all«« do Cast« llai .s Zollangen erlogen,
dann laaii vi ii iiil bchreibet, al^ »iass.s Muiiloie) in Niederland bleiben
solle: ila>.^ . ;ii,iiiuili Arrak'ona ein quarto bei Hof sei gegeben worden,
nihi die tii-<Hiii. wulu'i Joch quasi lontra ordinfm scheitu t. dass Nostitz
dem ^V. is>. ii\vnlt" anteponirt wurden. So ich Ench curiositatis causa
voran berii ltieii w 'ib-u. bis des Pöttiug relationeii eiu mehr&res weisen
werden. Und verbleibe Euer guäJigäter Ueir.
Leopoldt.
LVL
WioD» 11. December 1670.
Lieber Ffirat. Hiebei schicke ich Euch 1* des Balbazes Memorial.
80 cum occasione einer Conferenz zu delibeiiren sein wird. 2^ Das Gut-
achten des Erzbischofs, so mich ziemlich wohl eingerichi bedfinkt; allein
obtestirt er sehr das secretum, also wird man bei der moiigigen Conferenz
nicht daTon sprechen dflrfen. Ich wollte aber sehen, dass noch morgen
alles wohl eingerichtet, damit es eoram mundo scheine, dass wir alles
thuen, was zu thaen ist. Euerer Dexteritefc und Prüden« gebe ich alles
anbeim, Ihr wisset setbsien am besten, was an diesem Werke mir,
meinen Srblanden, Ja der ganzen Christenheit gelegen ist, dass ^les wohl
eingerichtet werde. Hingegen werde ich Euch allzeit gern in allem schützen.
Womit ich Euch mit kais. Hniden und Gnaden gewogen verbleibe.
Leopoldt.
LVIL
2r>. Jftuuar 1671.
Lieber Fürst, üiebei kommt die von Abele decifrirte Uolation des
WindiKch-Orätz, und wird m dieser Conferenz nil hehdren als deti Abele
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4Ü3
g-eniacbt« r Extract. Doch ist hoch v iimotlit ii, ti;tö8 sowohl Ihr als die
aiuioren Coüferenz-Käthe diese Keliition mit g^iitem Hedacht lesen Hollon.
dann sie? bat viele siibstantialia in sich, und halt sich Windisch-Grät/ so
wobi, dA88 er w«dil ein Bildl vordient. Doch sehet man auch klar»
was unser Herr GrömonviUe vor ein saubei-er Geselle ist, und mUssen
das Tor gewiss in Obacht nebmen, dann uns sonsten die Herrea Galli
«ma anh&ngen werden. Enere Pnidenz wird alles zu beobachten wissen.
Und ich yerbleibe Bach mit kais. Hnlden gewogen.
Leopoldt.
LViü.
Ijixtniburg, 'J.6. April 1671.
Lieber FQrst. In meiner gestrigen Kchnellen Abreise habe ich ver-
gessen, mit Euch zu reden wegen Äbschlagung der Hände, ob man diese
elende Gnade diesen reis thuen solle oder nicht. Mich gedflnkt zwar, ich
habe etwas davon mit Euch discurii-t. Weilen aber nun die Execntion her-
znnahet, also stelle ich Euch ^^nm absolute anheim, was Ihr in diesem
Fall, absonderlich wann sie bitt4'n sollten, thuen wollet. Was Ihr mm
h» tiiid' n solltet, könnt Ihr snn.ihl dviu ilofkanxler als dem \hi'h ad exe-
cuUuaeui anbefphlei», \v*'lchi' ich in alb-m absr.lnto an Kurh allein ge-
wiesen habe. 8u ich Euch durch diesen Eigenen anlügen woileu. Und
verbleibe Euch mit kais. Uulden gewogen.
Leopoldt. ^
LIX.
29. April 1671 hora 11 et Vi-
Lieber Fürst. Vor kurzer Zeit enipfan^'e ich diese Relation von
Abele: ob und was hierauf zu thueii, stelle ich Euch völlig anheim. So
* Copia der (UrBtUcheii Antwort de dato Wien, 28. April 1671.
Allwgnftdigster Kidser and Herr. Was Euer kais. Mi^eetit «nsu«
befehlen sieh gefalleo iMMeti, das habe ans Dero diesen Abend ver-
mlttelBft Eaer kaia. MajestiLt Kammerdiener Dorsi mir angebrachtem,
gnXdigstem Sclireibcii vom 2s .\iitil iiii1r'itli;iiiig".st verstandou. Und ob-
7.war nllbier scdioii iiber.ill ersi-liollen, dass Euer kais. Maj«\stät die De-
bniiUfiitcn wcpt'n .Mi-^clilagitng der Tirimb'' hc-trunflft, nnr}i <b r.MtlinHirn
allbereit ^:eb'tri'j'e \'oi<>ribinn<ir op/chcn huisuii, sulb' d<>r]i zu g^eborsambter
' Folge von mir uii bt fi iiiaii^'ult werib ii, bei dem Hotkanzler und Abele
uucbmalen gübiihremlu Eriuuerung ex »uperabuiiduuti vurzukcbren, da.ss
Eoer kMh. M^estät gundigstc luteutiou und Meinung Ki-buidigst vull-
^^ogeu werde. Wormit achlieoalichen an Deroselben beharrlichen kaia.
Gnaden mich unierthAnigat Und gehorsamat befehle.
Euer kaia. Majaat&t allenmterthSnigater und gehorsamaler
W. H. a. Sagan,
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494
hat niii r Iii I kan/.lei von Nadasdy 2 Memorial ii^chick^n laswüi. ho ich
Eucli aiicli Hchickt'ii und dah<M llt'illl^t«'!!<Ml woUon, wa« bih Ii in iliesum
Fallo zu thnon nei. Ihr werdi t st li- ii. wir hart dorn Fi (lan das
Storlten uukoiiiiut. iiiugogen ist Ziiii ^miiz ütMluldig. In buii;i i t sttdle
ich Euch dioüüs ganze Work anheim und vorbloibc Euch mit kai». Huldea
gewogen.
Lcopoldt.
leb habe »uch durch den Dorst Euor Schreiben bekommen» so
Euch zur Kttchricht aafflgen wollen,
LX.
2'.». April 1671 firrj* 4*">.
Lk'Ir'I Fni>l. llit)b<'i ein Meiiiortul von Nadasdy'sciicn Kinduru;
filialis ainnr hat nicht wi^nigor thiion konnfii Frininm momhrum kann
nicht s<>in; n-;is in 2^" ZU thuen, stelle ich Euch anheim und verbleibe
Euer gnädigster Herr.
Leupoldt.
LXI.
Lazenhiirg, HO. April 1671.
Liei)er Fürst, raupe-r Nadasdy rcqiiicsoat in pace; habe schon
2 M«!ss((n vor ihn gchürt. Aus dor Beihig or.s< lu t Ihi', wie sich die zu
NtHihtadt haiton, und wie wohl der Fraugcpaii disj.oiiut ist, macht einem
schon die Augen uass. Ührigeus bedanke mich Euerer Bezeigung und
vorbieibe Euch mit kais. Huldeu gewogen.
Leopoldt.
LXU.
Laxoiiburg, 2. Mai 1671.
Lieber Fürst. ObwohK-n ich wohl gewünscht hätte, dass Ihr bei
dem heutigen Rath hättet sein können, weilen die Ungarische Uepar-
titionssacho proponirt wurden, so hat mir doch der Oberstkämmerer vor-
gebracht, da SS Ihr zur Pflegung Euerer Gesundheit darin habt bleiben
mfis^en. Und weilon an Euer Gesundheit mir auch nicht wenig gelegen,
als habt Ihr wohl irrt hau. Und habe ich befühlen, Euch von demjenigen,
Ro in obgodachter Kcpai titianR-materi passirt, parte zu geben. So schicke
ich Euch auch diese Schreiben und verbleibe allzeit Euer gnädigster Ueir.
Leopold!
Morgen werde ich der Procession bei den P. Franciskanern bei-
wohnen, allwo wir einander hoffentlich sehen werden.
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495
Lxm.
Laxenbni^» 6. Juni 1671.
Lieber Für«t. Weilen tuan luii L'csagt, da.^s die liontier«^ Conferonz
noch nicht könne iu\ ndjitioiii-m i^clnnclit woHmi. «It-r Krii-lisvicekanzler
aber sammt dem Hut'kauxier die cuuiitialia liubuii, ii\m iiabe ich selbige
bestellen laasea, doch nlirs an Euch i< mittirt. Wann also was änderst
n^>thigor zu referiren, müsset ich in Zeiten bestellen. Und weilen Gr^on-
ville heut bei mir Aadiens haben und zweifelsohne dabei daBjenige vor-
bringen (wird), so er dem Hof kanzler jflngsten proponirt hat und in dem
bestehet, dass er annoch eine Erklärung wolle haben, dass wir denen
Hollfindern nicht helfen wollen, so suus rex sie angreifen wollte; so habe
Euch auch erinnern wollen, damit casu quo ihr die Gonferenz Uber des
Lisola Schreiben halten thuet, man dabei auch reden könnte, quid ulte-
rius illi sit respondeudum V St liliesslich wnli^t Ihr darob sein, dass die
Räthf incrtrt'ii biUd nach K allhici- ?><'in sullen, damit man ein i;utc Zeit
Kath halten möge. Uud verbloibo Euch allzeit mit kais. Uulden ge-
wogen.
Leopoldt.
LXIV.
17. Juni 1671.
Lieber Fflnit. Ich zweifle nicht, Ihr werdet bei heutiger ordinai'i
h'iii Giiif« n vnii l'tjtiiiig das bewussto Decret zuschicken, welilicm ich
auch in li'tc siippositr» es gPHchrit'l)»'ii luibe pro T"". Pro 2*^^ erinnere
ich Euch, dass Nachmittag der Bi.^* lud vou R^iab bei mir gewest und sich
ziemlich wohl bezeiget, doch seine Hungurismos mit darein gemischet
hat. Kein anderer hat noch Dato nicht zu mir verlanget. Ist also die
Frage, quid faciendum? Und ob die Gonferenz morgen noch zu Imlten
Mi? Will also von Euch erwarten, was Ihr vermeint, dass ich thuen
Mlle. 8*. Schicke ich Euch dies Bitlet von Nostits, werdet darob sein,
damit dem Banner geholfen nnd der Sachen recht auf den Grund ge-
fielMn werde. Und ich verbleibe Euer gnädigster Herr.
Leopoldt.
LXV.
Ebersdorf, 26. September 1671.
Lieber Fürst Weilen einige Schriften eingelaufen sein, so habe
Ith solch«' Euch zuschit kt'M vv«dleii. Und ist ahfondorlich seltsam, was
v«ft der Abtei Öigburg einlaufet und wüi'de einem bald die Lust vergehen,
ein gewählter Kaiser zu sein, wann ein jeder Fürst keinem den Respect
ballen solle. Stelle Euch anheim, ob Ihr davon wollet mit Schwarzenberg
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496
iiu«i Konijrsep^ communiciiou. an et quid sit lacit ndnni? So zweifle i» h
iiiclit, der ilot'kim/ler werde Kiich referiit haben, was zwiatli'.n 1)1111 und
(Jrenionville pussirt ist. I8t aromaticuni negotium; wollet Euch t-ia wenig
niit dorn llofkan/.Ier untorredtii, was feiuers zu thiieu s^i. üud verbleibe
Euch anbei mit kais. Ilulden und Ouaden gewogen.
Leopoldfc.
LXVI.
ao. Hin 1672.
Lieber Fftrst. Hiebei das Billet, so die morgige PropositioiL in sieh
haltet Wollet also in Gottes Namen solche fortsetzen, zweifle nicht, dsss
es gar einen guten KiTect haben wird, et spiritus sanctus nobis assistet.
So schicke ich Euch auch ein Schreiben regis Foloniae, so sammt des
Stoems Relation auch bald eine consnlta bedürfen thnen. Fflrwahr das
Polnische Wesen stehet flbtd aus, und ich kann es nicht also gehen lassen,
dann meine Blntfreundschaft. eigene Sicherheit und Convenienz lassen
mir es nicht zq. Ist Polen hin, so kommt das beneficiam ordinis amf uns,
und praevideo, dass Gallus viel thuen wird, wann man ihm alles wird
angehen lassen« Ich bekenne, es geföllt mir praecise der Status gar
Abel. Und ich verbleibe Euer gnädigster Herr.
Leopoldt.
Kann die Oonferenz Vormittag nicht fertig werden, so kann man
den Nachmittsg auch daran setzen oder die passus auf einen andern Tag
remittiren.
LXVU.
30. Mai 1672.
Lieber Först. Hiebei schicke ich Euch des von Anhalt sein schrift-
liches Anbringen und vermeinte, dass wann os Euere Gesundheit zu-
liesse, morgen Nachmittag daröber bei Euch könnte eine Oonferenz ge-
halten und dabei das foedus Suecicum, des Lisola, Goes, Grana und andere
publica vorgeiKtmmen worden, wie Ihr os am benten erachten werdet. So
schicke Euch hiebei allerlei ander«' S< hrift«*n. wie auch ein Schreibon von
Bischof Xolonitsch und wollet bedacht (sein), wat! man mit den Pres-
burgern anheben solle. Und weilen Euch de.^ Oborsljägermeisters Tod
bewusst ist und ich selbe carica nicht lang unersetzt lassen kann, auch
Euch vor diesem meine Intention von dem Grafen Wilhelm von Oettingen
eröffnet habe, als habe Euch nochmals befragen wollen, ob Ihr noch
dieser Meinung verharret. D«'i >tyliis ist. .lass man dem neu angehenden
Jftgermeister ein Decret von der Hof kauzlei ausstellet. Wann ihr aber
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noch vorln»ri> es ihm von Üt'ttingt'ii ainiMutoii wolltot. bin ich wohl zu-
frieden und könnte e» morgen beschehen. Doch will ich noch eho Euere
Antwort erwarten, wie auch, ob Ihr die Coufereuz halten könntet. Doch
nehmet Euere Gesundheit wohl in Acht, dann an selber mir auch nicht
weuig geli^eu iet Verbleib« fibrigene Euer gDudignter Herr.
Leupuldt.
LXVIII.
Ultiiiin Mai 1672.
Lieber Fürst. Euer Billet habe ich empfangen, und bin wohl zu-
frieden, das8 die Tonfercuz verschoben verblieb«o, dann Euere Gesundheit
ich über alle« verlange. So ist derweil von Euch gar wohl disponirt
worden, dass Indessen der Hofkanzler mit dem von Anhalt praelimi-
narit<>r conferire, m wird sodann leichter zu conferiren Hein. lugleichen
bleibt efe bei dem, da.ss Ihr dem von Oottingen die Resolution anzeiget
und dem Hofkanzlor die gewöhnliche Expedition befehlet. Und wann
Ihr kein Bedenken hättet, so wollte ich morgen mit den 3 übrigen Con-
ferenz-Räthen des Pötting relatione« cousnltiren, wollen molken die
ordinari in Spioien gehet, damit das filum negotii bleibe, und werde dem
Schwarzenborn: morgen befehlen, Euch hodaun von allen in refeiiroil.
Schliesslichen lege ich Euch hiebei diese Schriften und verbMbe Buer
gnädigster Herr.
Leopbldt.
LXIX.
I.Jiini 167S.
Lieber Fürst von Lobkowitz. Der Pater Kiiwrirli hat mir ein Billet
gebracht iiiiil wird Ein']i mit mehreren meine M^nmuiL' hinterbringen.
Habe doi-)i alloiii liii'lw'i so viel l»ernhrf«n wollen, diiss i« h wühl zufrieden
bin, da.ss nuui t veiiluiiliter mit dem Hot'kammerpnisid<'nt> ii von des rol-
legii Best' Uiinir rede. sodan:i nn !) sich näheres mit dem Deutschnii ister
vernehme. Ich vermeine, liir haijet um vorniHl M»dbst otliche)iinl gesagt,
da,ss Ihr »«ben dieser Gedanken si i- t. man müsse vuilioi iiber das
Werk mit den anderen Käthen b lil»eriren* nt omnia magis justilicentur.
ut odia sine causa evitentur; man darf ^'bon nicht der Deputirten ihre
Relation vernehmen, quod ipse mininn' jn ii« «, sondern nur die substan-
tialia eröffnen, und sodann andi tias ^irojectum instructionis überlegen.
Dann wann man sonsten gb icli resolutive gehen s(dlte. so würden viel-
leicht eben die, so nicht davon wiiiäeu, tricas daium machen; und mir
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hat ni:in all/oit fr^fa^rt, f^ns sei nur ein Pröj> i t. »'im' VnrnrT>«it, nachher
müsse man dio Saclicn coiisiiltirnn. T-'s wird abor godarhtor P. Emorich
ein infbroros iiagou, wohin ich mich beziehe. Sodann koninion oinicre
Ungarische Schreibf»n. Die Posonif^nscs haben Andien/ bcfrohrt. wollen
sif» abnr condemnirt worden, so habo ich Bedenkon frehabt und ihnen
sagen lassen, sie sfilloii ihie Nnthdnrft schriftlich halten, und wird mao
sodann sehen müssen, quid faciendüm, und vcrdi i st (piid archiepiscopo
Strigoniensi jubendum sit? So hebt der Fürst von Anhalt an, gar unge-
duldig zu worden, will wiederum bei mir Audienz haben, also vermeine
ich (wann es ja Euere Gesundheit zuliesse), dass morgen oder längst
übermorgen diese Sachen Nachmittag consultirt und ex fundamento de-
liberirt würden, quid faciendüm. Hieltet Ihr davor, dass Montocuccoli
dabei sein sollte, bin ich auch wohl zufrieden Dabei können dir publica,
Lisola, Goes et atia considerirt werden. Es hat auch legatus Hixpaniae
mich angetrieben, eine Resolution zu fassen, und es gibt ps ja einmal die
Noth selbst an die Haml, wann wir nicht wollen sehen, dass rex G.iUiae
uns Über dorn Kr»pf sitze, quod ego certe nuUo modo pati volo. Allein
muss man sehen, dass es mit Fundament, Bestand und Sicherheit be-
stehe, mit Dilationen und Fingirnng lasse es sich nicht richten. Hoffe,
Dir werdet so wohl auf s*^in, dass Ihr werdet die Conforenz halten
kdnnon. Und verbleibo Euch mit beharrlichen kaia. Hulden und Qnaden
gewogen.
Leopoldt.
LXX.
4. Juni 167«.
Uiohnr Fürst. Aus Euerem Hillft li.ilic ich den Progress der
gestrigen Tcuiferenz gern versüinden. Wegen <l<'r Driuitation mit An-
halt, wann Ihr f»s selbst nicht veiTichten kiinntci, ."^^o tnir am liohston
wävo, bin ich wolil zufrjf»dr>n. da^^s stUic durch den Muntocuccoli und
Hof kan/h'i- geschehe. Allein nieino icli, wird (iio trestrii^e ContVi-enz mir
nvM'li viuhor roforirt worden müssen, ut ec« saltoni sciaui. quid cum An-
haltino tractandum sit? Sn schicke ich Kuch auch ein Schreiben vom
Erzbischof und wird man wühl urhen müs.sen, ! sit agendum? Die
Prosshurger haben noch nichts eingegeben; hingegen urget archicpi-
scopns: woiss ich nicht, oh es eine Conferenz bedürfe. Dor Hofkanzlor
liegt zwar am Podagra, hottet aber dessen bald !<>s tn worden. Übrigens
wünsche ich Euch die Erholung der Gesundheit und verbleibe Euch mit
kais. Uulden gewogen.
Leopoldt.
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LXXI,
10. Juni 1672.
hichev Ftirst. Bei der heiuo haltemioa Cunferoaz vermeine ich,
werden narhf lgendc piincta zu doliberiren soiu, nh:
1*". Was jfingst durch den Hontecnccoli und Uofkanxler mit dem
fon Anhalt gehandelt wordu!, ob und was noch femer xa thoen sei.
2*. Ob und was man davon dem Spanischen Gesandten allhier und
dem Ton POttini^ in Spanien zu communiciren und au befehlen sei.
8^. Weilen Or^monTille stark mit dem Hofkansler exchunirt, wie
man sich mit ihm zu Terhalten.
4^. Ob dio durch den Kanzler mit dorn Daaischon ovcntualitor ab-
gehäudelte puncta zu approbiiou und was ferueis mit ihm Dauiscben zu
handeln.
5*". Was man ferners mit den Holländern tractiren, auch dem
Linola befehlen solle.
6*. Wird man de foedere Sueco-Gallico reden mOssen und ob nicht
deswegen auch generaliter mit dem Puffendorff xu roden. Weilen auch
der Hof kanzler impossibilitirt ist, zur Conferenz zu kommen, also habe
ihm befehlen lassen, seine Meinung schriftlich zu erOlTnen. Sollten auch
die puncta nicht alle heute können absoMrt werden, so kann dio Con-
ferenz morgen frflh continmrt werden. Und ich verbleibe Buer gn&-
digster Herr.
Leopoldt
LXXU.
14. Juni 1672.
Lieber Fürst. Ich bin von Herzen froh, dass der Ffirst von Anhalt
80 content abreisen tiiuet, hoffe wohl, es solle viel Gutes ans diesem
Werk folgen. Und werdet Ihr aus den Beilagen sehen, was sowohl der
Markgraf Hermann selbst, als auch der Graf Albrecht von Sinzendorf
nomine imperatricis vidnae in der bewnssten Hateri angebracht. Con-
f«88o che mi trovo imbarazzato uud nicht ohne Ursache. Werdet also
mir an die Hand zu gclM ii wissen, \va.s ich thuen Bollo. Uud verbleibe
Euch mit beharr Ucücu kuis. Hulden gewogen.
Leopoldt.
Lxxm.
21. Juni 1Ö72
Lieber Fürst. Nachdem abermals allerlei publica ad deliherandum
Torbanden sein, als (wann Ihr vermeinet) könnte heute Nachmittag eine
Conferenz gehalten werden» und könntet Euch mit dem Hofkanzler, so
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•
ÖOO
zwar aiiiftzo da im ii'atli i^t. v<M-n<»hin«>!i. was 7,11 di'lÜM'i ii »üi, Ocusionaliter
mnss man wicilcnuu ledHii, qiii<l atrcnilum ciini '^r*'iiiiinvil!p. Puffendorff
ot Hollaiulo. SuinTna i«t. (la.-«'^ (ialli i'iuiiiai viel Fuss im Keiche fassen,
Uütl dass mir das Hi'iv, \s. Mf. dass <u\> m» ) ini|it'riü Gallus also av.in-
tagircn Holl«». Ii ii h»dl\? ahcr mit I jit icr l>ii«'<;tioii und anderer iiathe Kin-
ratht'ii, wollen wir woh! (»Inctanu n ; uIUmh mniiiif ost a^hnovenda operi,
wir ich dann Euch alh's in iinsttdl»', mich vüllig auf Euch verlaöSö und
allzeit Euer gnädigster Herr verbleibe.
Leopuldi.
LXXIV.
Lwlier FttFüt von Lobkowite. Ich habe gar g«>rae ▼«rstandes, da»
die Conferenz so wobl abgelaufen, und will mir selbige heute nach der
Vesper vortragen lassen. Habt Ihr nocli was dabei xu erinnern, so wollet
Ihr es thnen, hernach werde ich Each durch den Abele alslmldi roferiren
hissen, wie es ab^elattfBn. So hat aucli der Ungartsdie Kanzler mir alles
referirt, und appi obire ich, dass der Krzbtschof bald herkommen solle,
allein tnyss mau sehen, dass wann der Deutschmeister eodem tempore
hier sein wQrde, dass er nicht tmibarazos gebo. Augestern hat der Gas*
coni bei mir Audienz gehabt und gebeten, ich wollte ihm ministros b»-
nennen, mit welchen er negntiiren solle; also habe Ich Euch benannt
und völlig uu Euch gewiesen. Stehet also bei Euch, oh, wann, wie and
mit wem Ihr ihn weiters vernehmen wollet. Ingleichen hat auch der
Conto Oualdo mich gebeten, weilen der Mayerberg nicht allhier sei, kk
wollte dem Nieder-OestOTreiohtschen Itcgimentsrath Bottoni befehlen, ihm
zu aesjstiren, und meinte ich, er würde hiezu gar tanglich sein. Wann
Ihr also nicht ein absonderliches Bedenken herwlder hattet, so wollet Ihr
dieses ihm Bottoni anbefehlen und dem Gualdo dessen erinnem. Letztiich
schicke Euch ein Schreiben von Goes und ist auch ein Schreiben von
Kur ■> Brandenburg eingelaufen, in welchem der den Franzosen Einfall,
wie er ihn nennt, in das Clevische notificirt nnd bittet, die Sache auf
Kegeu:>burg kommen zu lassen. Ich verneinte (wann Ihr es approbirt),
ich wollte selbiges an die Rcichstagi^cuufei'Ottz romittiren und verbleibe
Euer gnädigster Herr.
Leopoldt.
LXXV.
2. Juli 1672.
Lieher Fürst. Icii iiabo liiier Uillel samuil dem Aufsatz dt r Hof-
btatt zu der ]S^'m empfaugeu, vermeine auch, et> könne iu allem dabei
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verbleiben, ansser dass alle HofdainnR mit werdent weilen es überall gute
Loäirang bat^ aoeh der Färst von Dietrichbtein es selbst verlangt. Wann
mir auch aunoch was einfallen sollte, so werde ich es nicht unterlassen»
Ench bei Zeiten zu erinnern. Fnd vvcilen sowohl Stoem heilte allerlei
aronrntica eingelaufen, uu*] auch des Goes .Schreiben da ist» 80 gebe ich
Euch anheim, ol) nicht ehistens selbige in einer Conferens vorannehmen.
Ingleichen wird aiu h ' ine andere in negolif» Posoniensiuin gehalten
werden müssen, weilen der Erzbischof schon alihier ist. So wird bei der
DentschmeiBters Anwesenheit emilirh lüe von Euch selber approbirte
Hntiptconferenz in Hungaricis zu befördern sein. Verzeihet mir, da«8 ich
Kiirli so viil Arbeit aufgebe, allein weilen nun die Nikolsburger Kirch-
fahrt herzunahet, so wollte ich gern ehe alles despartiren, damit ich so-
dann mit ruhigem Herzen fortreisen möge. Hoffe auch und wünsche es
von Herzen, dass Ihr bald TöUig restituirt sein mühtet. Und verbleibe
Euch mit kais. Hnlden gewogen.
Leopoldt.
LXXVI.
Ad P. Emericttm (^pQcinmn, 6. JalU
Beverende in Christo Pater. Audio principem a Lobkowitz fuisse
vatde tnrbatnm ob conferentiam heri babitam, ei uUns habet cnlpani rei,
qoae fait mere accidentalis, Ego Ut« som. Nam cnoi ob mala nova, qnae
ex Polonia Tenenint, valde torbatos faerirat et ad imperatrids Eleo-
norae instantiam aliqaid reaolrere necesse jodicabam, sie misi per (pro)
Abele» et cum venisset, subito dedi literaa ad decifrandum. Interim ad
luerandam tempus curaTi Tocari consiliarios, animo id signiftcandi prin-
dpi. Post babltas literas, quae cum primum mihi post septimam allatae
fherint» non erat ampUns tempus, et ut Terum fatear, etiam oblitus Ali.
In eonferentia memor factus, subito id mihi evenit, et post conferentiam
misi Abelium ad principem, nt illi omnia referret, et etiam excusaret, cum
antea ilU nil did cnmrerim. Haec est spedes fecti. Hoc T. B, signi-
ficare Tolnl, nt sit informata de omnibus» et principi monstret, mihi nec
in mentem avenire illins omissionem, sed partim ob brevitatem temporis,
partim ex obliYione, partim etiam, quod mdiderim, eum vesperi non
posse venire» id accidisse. De reliquo cgo vere amo illnm, et omnia rea-
liter et confldenter Uli confldo. Wann er ihm sodann was änderst ein-
bildet, kann ich nicht danror. Hi Pater, animet illum, et ista e mente
dispellat. Ego antem me V. B. commendo.
Leopoldus.
(Descriptum ex copia.)
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60S
LXXVU.
Wolkemlurt, 14. Juli 167«.
Lieber Fürst. Bei meiner gestrigen Abreise habe ich vergessen,
£acli M sag^n, dass, so oft Ihr mir schreibet oder Schreiben schidcen
werdet, Ihr es auch der Frau Aya erinnern wollet, damit sie uns Ton
unserer Tochter auch berichten möge. Übrigens sind wir gestern um
nenn Uhr wohl jillhier anj^'i lnt't iin,l ist es heute ein gar schönes
Wetter. Verbleibe ftbrigen» £ucb mit beharrlichen kais. Hulden ge-
wogen.
Leopoldt.
Lxxvm.
WUlfemdorf, 15. .Inli 1G7J.
Lieber Für«t. Euer Schreiben haln. ich •■miifani.^'n und daraiis
versiandon, wie wohl die nogotia expodirt worden, aus welchen Euer Itc-
ständijrer FIftiss und Application erscheinen thuet. ich auch damit ihm
wohl zufrieden bin. Die «jesrhii kte liatification kommt zurück. Übrigens
gehet nnspre Reise wohl hinein; allein ist es heute gar windig, auch ein
Regen zu besorjron. Pnf Hans allhier ist gar holdselig; nach welchem
ich schliesse und Euch mit beharrlichen kais. UulüftQ und Gnaden ge-
wogen verbleibe.
Leopoldt.
LXXIX.
Nikolsburg, 17. Juli 1672.
Lieber Fürst. Der Abele ist gestern um 8 Uhr schon allhier ge-
west und al.st) gezei'jrt, dass er so ein guter Kurier als Secretari ist, und
hat mir Euer Schreiben sammt den Beilagen gebracht, auch gar aus-
führlich referirt, was in dieser Zeit gehandelt, auch wie die Conferenzen
ab^'eiaiifpn. Wie ich nun daraus Eueren Fleiss sehe, und wie applicirt
Ihr in meinen Diensten seiet, also sage ich Euch gnädigen Dank und
werde es gegen Euch in kais. Gnaden erkennen. Gottlob, dass die Hun-
garica sn wohl abgelaufen, so ich es allein Euerer guten Direction zu-
schreiben thue. Hi^ niit schicke ich Kndh einige Schriften, wie auch einen
Brief an den Grafen von Mannsfeld, weilen seine Mutter die Aya gar
übel auf sein solle. Sonsten sind wir alle wohlauf und haben haupt-
schöne divertimenti. In summa ich raste recht a meo munere. Eisgrub
ist wohl eine aus den schönsten Sachen, so ich mein Lebtag gesehen
habe. Verbleibe fibrigens £oer gnädigster Ken*.
Leopoldt.
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5üa
KlewM Zettelchen ohne Datum (1679).
Lieber Fflret. Die Beilage des Gnudscheii 8cbreil»en wollet Ihr
alsbald üborsotzon la.sson. Kox mala volvit; man muss zur Sache thu«^u,
Siinht gcscliiekt uiui, was UuUaudis geschchou.
LXXXl.
Eberadorf, 5. September 1672.
Lieber Fürst. Ich l)in vor oiiior Stunde allhier glutklich angelangt
und habe alsobald (!• i> Brief ad regem Galliae abgeschrieben, welchen ich
Euch hiemit beiscUliesse sammt den beiden Goncepten. Meine wohl
wenigen Correcturen sind auch in dem Enrigen m finden» obwohlen
wenig darin sn corrigiren war, weilen Ihr selbigen gar wohl eingerichtet .
habet. Wollet also machen, dass der Hocher selben dem Honsienr Gr^-
monville gebe and ihm dasjenige mflndlich vorbringe, was in der jflngsten
ConfereDR geschlossen worden. Übrif^ens recommandire ich Euch die
heut«' apuntirteu uegotia, absuud<uiicli abur dio Hiingarica wegen des
Deutecbineist^rs. Und verbleibe Euch mit kais. Uulden gewogen.
Leopoldt.
LXXXU.
6. September 1672.
Lieber Ffiisl. Gleich jetit ist vom EnrArsten Ton Sachsen ein
Kavalier kommen, der von Schleinits, nnd hat mir dies Briefl gebracht,
BO eicQsationes in sich hAlt, warum er nicht mit meiner armada Völker
schicken kann. Und weilen es su der Conferenz taugen m^te, also
habe ich e8 Euch alsbald schicken wollen. Der von Schleinitz sagt,
Mannsfeld werde fibermor^'en fol^'on KriniuK! Euch, nicht zu vergessen,
in der ('onft rcn^ nd «bdilMMuiiilimi zu proponiren, wie man sich mit Krdn
unä Münster verhalten solle. Und verbleibe allzeit Euch mit kais. Uulden
gewogen.
Leopoldt.
Lxxxm.
Ebersdorf, 20. September 1672.
Lieber Fürst. Hiebei die decifrirte Relation des (ienerallieutenant^i
sammt den punctis in conferentia propositis un»l darauf gefolgter Reso-
iation, so ich Euch schicken wollen, damit Ihr di« Conferenz halten
nSget. Es liegt wohl viel daran, also wollet Ihr alles wohl deliberiren
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und consultiren. So hnho ich auch die Schreiben vom ErzbiboliMf l)e-
kommen, so in 2 puuctis bestehet, den statum publicum und seine Frivat-
klage contra cancellarium. Was diess anbelanget, wollet Ihr sehen, dass
er consolirt werde. Die publica betreffend vermeine, sollte man halt auch
was mit den Ungarn (^fliberiren, ne p^ssint acrijiero praetoxtnm, sc osse
plane abjoctos rt omni riiinae expositos. Und weilen ich xweill»', ob die
Conferenz fertig worden wird, so stollp ich Ench anheim, ob Ihr selbe
gleich übermorgen fortsetzen und contiuuiren woilt t V In taü casu wollet
Ihr alsbald bei Eigenem erinnern, dass ich wisse. ich am Konners-
tap Rccreation habo; casu autem nou conti nuanda confereniia, wollet
Ihr in geheimen Kath heraus ansagen lassen derjenigen Expedition,
so was haben wird. Ihr werdet schon alles recht zu disponiron
wissen, und ich verbleibe Euch mit beharrlichen kais. Uuiden gewogen.
Leopoldt.
LXXXIV.
Ad P. Emencam Capucintun. Vieniwe, 19. Decembris 1672.
Beverende in Christo Pater. Becordabltar B. V. me jam ferme
triboa menaiboa comiti a Poeiting dediase licentiam, ut proximo vere hnc
ad meam anlam redire poesit. Notam ettam est V, B., meam inteatlonem
et firmam rasolntionem Semper fuisse et adhnc esse» ut loco praedicti
comitia jam in Hiapanias pro legato mittatur comes Ferdinandus ab
Harrachy et hoc qnidem maiime ex eo capite, quod dictum comitem aliquo
modo conaolari velim, eundem vero ad consiliariatum intimum jam pro-
mo?ere, minima e mea re osaet. Jam rellem hanc resolationam in oibc-
tnm dedueere, et ipsam comiti ab Harrach notam facero. Hoc vero ex
offtdo anpremnm aulae praefectam dncem Saganeusem ooncerait, sie V. B.
hoc comfflittere volui, ui dicto principi de Lobkowits hanc meam mentem
patefiKeia» eidemque meo nomine injnngere velit, nt hanc resolotionem
dicto comiti qnam primam, et vel maxime hac tota septimana, vel im-
minentibna festis natalibus intiroare voUt, ut proximo veredario haec in
Hispaniam acribi, et dictus comea Interim se parare possit ad hoc iter
proximo vere infallibiliter aggrediendum. Nec pnto dncem Saganensem ha-
bitunun difficnitatem, cum ipse olim ferridissime dictum comitem pro hoc
munere mihi commendaverit. Hisce me B. V. precibus eommendo.
Leopoldua.
(Desci'ipium ex copia.)
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öüö
LXXXV.
Wien, 19. Juni 167«.
Lieber Fürst vou LobkowiU. Euch ist vorhiu wohl bekannt, in
was betrübten Stund mich dio ^r>ttlichu Allmacht (durch den gar zu fruh-
loitigwi and bAchstsGliiiienli^heii Todesfall meiner henliebBten GemabUo
hochseliger Gedftchtmss) geaetst hat. Und obwohlen das Leid annoch so
groeSy vaek die Wnnde also frisch ist, dass ich annoch nicht wohl einigen
Gedanken %n neaer Heiratii haben kfluno; so werde ich doch von allen
Orten aebr angetrieben, absonderlich aber von Ihr päpstlichen Heiligkeit
als Patre nniTersali, auch meiner Frau Schwester, der Königin in Hi-
>[)aniL'ii. ^.i; krallig iiiigeiiiahnt't, dass ich endlich mich werde ciit-
schü^i»i»ea inüüfeeu, ad bucunda vota zit schielten. Habe also bicniit Euch
gnädigst befehlen wollen, in don iiaciisteu 6 Tagen Euerer o))lKibi'aden
Pflicht gemäss mir ein schriftliches und klaies Gutachten ganz iibere zu
geben, was für eine Prinzessin ich su meiner künftigen Gr^mahlin er-
wählen solle. Hieran erstattet üir meinen gnildigsien Willen und Ich
verbleibe Euch mit kais. Hulden and Gnaden gewogen.
Leopoldt. ^
' Copia der fürstlichen Autwort de dato Wien, 22. Juni J678:
AllergDüdigHter Kaiser und Hetr. Aus Euer kait. H«y«stlU em-
pfkageaem gnädigstem Billet vom 19. Juni habe gehonaouit Tentanden,
den» naehdeni die göttliche Allmiicht durch den hOchstsehmeinilichen
Todenlall Dero henliebsten Fran Gemahlin hochaoliger Qedllehtnin Euer
kais. lla|eetit in so ])etri!t)ton Stand gesetzt, dass ob Sie zwar wegen
noch grossen Leides und frischer Wunden nicht wolil einige Gedanken
zur nmipn licir.'ith haben können, Etu r kais. MajesätMt joiloch von alhni
OittMi an^'otridbon, absonderlicli ;iI>.t IIiil' i>;ij»siliche Heili^'kcif Jil.s Patre
universali. auch Dero Frau .Schsvestor, Ihre Majestät der Xünigin in
Hiüi^auieu, krallig angeniHlinet werden, Euer kais. Majestät sich eudÜch
eniichUessen miUsen, od secuods vota m schrttiteu, uud daheru gnädigst
ansabefehlen aicb gefallen lassen, meiner obhabenden Pflicht gonOUa in
denen nicbsten 6 Tagen ein schriftlichM und klares Gutachten gans libere
tu geben» was fttr eine Prinzessin Sie snr kflnfUgen Frau Gemahlin sn
erwihUa bitten.
Gleich wie nun zuvorderst dem AllerhUchsteu gebührendei Dank
zu entatten, dass vermittelst dessen Euor Majestät kau«. Gemiithe allhin
geleitet wonlpn, diese hoch!?^blii'hp Hc^olntion zu Dero h?iclist orlonclitoten
Er/.lj,'niso> in der Cliristonheit Ni>*luhirtf und I'oHtfn zu srliöjift^u, daau
aiK-li Derselbe überhäuften f^i-^'cn und Uuad vou oben Iterab ferners ver-
leihen wolle, diesemnach weites und kann bei meinem guten Gewissen,
eieh SU imtertliänigster Folge der verpflichteteu Schuldigkeit, womit
Euer kais. M^jestit verbanden bin, su keiner anderen Prinaessia ich
aiomizatiieB, als an der Frauen Claadia Feiice Onrehlanehti bei wacher
alle di^enigen ▼ortreffliehen Qnalititen conconiien, die vem Himmel
AicUv. LZXZ. Bd. II. Bilft«. 83
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LXXXVl.
ZtiAim, 17. September 1673.
Lieber Ffirst von Lobkowitz. Nachdem ich nicht sweifle, (dass) Ihr
schon zu Wi«n sein werdet, also habe ich Euch biemit gnädigst grflssfn
nnd beinebens eriDoera wollen, dass ich meine Beise Gottlob in allem bis
Dato gar wohl sogebracht habe, auch mich gar wohl befinden thue. Bin
gleiches will ich auch von Eacb verhoffen. Am Brchtag abends werd<»
ich, wills Gott, an Wien anlangen nnd in der FbTorita das Nachtmahl
nehmen. Zu Wien kann ich mich nicht Iftnger dann 6 Tage aufhalten,
dass ich bei Zeiten an Graz sein möge, dann mein Gespons wird den
21. dito von Innsbrnck aufbrechen. In dieser kurzen Zeit muMen wir
2 Hauptraehen einrichten, nämlich die Spanische familia fortschicken,
und meine Hochzeit nnd was dazu gt hdrig, wohl einrichten, dazu ich
Bttdi wohl werde Tonnlithen haben. Übrigens nnd nachdem der KAnig in
Frankrach alleweile mehr Hostilit&ten verttbet, sich der Stadt nnd Burg
Priedberg, Kolmar, Schlettstadt, Aschaffenbnig nnd Selingstadt be>
michtigt, als kann man nicht l&nger ceremoni machen. Habe also fllr
gut befunden, dass Gr^monville von Wien abziehe nnd ihm solches durch
den Grafen Albrecht von Sinzendorf doch per gradus angezeigt werde.
Sofern er von Sinzendorf Buch noch nicht Nachricht davon gegeben hat,
befehle ich ihm, dass er es alsbald thne. Indessen bis wir mllndlich ein
mehreres sprechen können, addio, und ich verbleibe Buch mit beharr-
lichen kais. Gnaden gewogen.
Leopoldt.
Lxxxvn.
Lazenboiir, W. April 1674.
Lieber Fürst vou Luitkowitz lliebei schicke Euch dmrh Hip iK ii
•If.s liiafiii von Harracli Relatiun, wie auch eine von Wja.iisch-Uratz
uud ein Schreiben voui Abtfni von lian?. Habe zur Gewinnunt,' der Zeit
selbige dem OberstkäniTii»'it i allhifi l>'son lassen, wollet es jftzo die
darinigen Rätiit: uuch bs- ii niii.lnn und <h\V"h -.uht haben, das« des
Windisch-Gnltz am Montair /.in ( "i iifi i . n/ niitgtbiacht werde. Dann U-h
vor alli'ii s<'ll)iirf Schn-ibt u aU ut-gotiam magis urgens und die mit Bal-
bozes und Holländern indessen gehabte Confereuzeu deilberiien werde.
IQ erwßnBcben, in der Welt zu verlangen und Euer kaw. Majestät ohn-
fehlb«r dabei «ehr gIBokmIig srin, «ttch allen oontento and Vergnügen
vollkomnentlieh empfinden werden. Und thne eehlieMlich sn Dero be-
harrlichen kab. Gnaden nnterttilnigat and gehonamat mich empfehlen.
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äonsten sind wir allhior Gottlob wohl i[; allein hat bub der heutige
KegMi gehindert, dass wir diesen Abend nicht haben aiiakommen k5iinej|.
Und ich verbleibe Knch mit kais. Uulden gewogen.
Leopoldt.
Des Haii^ SclniMbeii ^'ehort auf die Heichskaiizlei. Ich habe diesen
Brief geschrieben, ehe ich des Windisch-Grätz seinen irbiuchtu habe,
iM'ti iflft nur dit Hamburger Streitsachen und gehört auf den Eöichshofratli;
kommt alsu hicbei nichts als des Harraeh Relation.
Lxxxvm.
1. October 1674.
Lieber Fflrst. Ihr wollet befehlen, dass man mir alsobald da«
grosse Buch des Hofprotokolies heransschicke, dann ich nothwondig
seibäten etwas darin aufzusuchen habe. Und verbleibe allzeit Euer gii&«
digster Herr.
Leopoldt.
LXXXIX.
7. October nm 12 Uhr, ohne Jabr (1664).
Lieber Lobkowitz. Tm den lieben, ehrlichen Adolfen ist mir so
leid, dass ich i n ein paar tt Stück von den Meinigen für ihn gäbe.
Ma pfttientia requiescat in pace. Ich erachte aber auf diesen Fall 2 Di-
ligciizt ii fiu nothwendig: 1 au Oberstlioutenant Badowan zu Kumorii
viiiu Urdinuiu vom Kriegsrecht auszuObeu, ut uiimiiiiodo ab excureionibus
abstineat, nevc ullo modo sub iria\issimis poenis Tuicas laccssat.
2"*". wem wollen wir den Dienst gcbi u: l)uil;icli, Catuliriis. Susa, Cob,
Sparr, Oberst Hoffkirchen. Cetorum, qui<l putaul Turcuc. Wann werde
ich etwa.s von ihnen hören. Kxspecto rcsponsum et maneo Euer gnä-
digster Herr.
Leopoldt.
Hiebei kommt ein Sehreibeji vom GenoralHoutenant, aocelurentur
die QoartierBKhen.
xc.
UndatirU (Zvm 14. September 1670.)
Lieber Ptrst. Der Erzbiscbof ist gleich jetst bei mir gewefen« h*t
viele gnte intentiones; concedat Dens, nt effeetuB conespondeat Weilen
88*
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or nun iillhior ist, und der üngariKcbe Kanxlor drin^'t, am Samstag
Andion/ XU haben, um Hongaiicn zu pn>poniren, dor Erzhischof aber
scheint, nh wonn er solche verschieben woIlU', so wollet Ihr es also ein-
richten, damit am Samstag selbe Sachen mögen proponirt werden, auf
dass die Parteien nicht l&nger warton dürfen. So ich Euch annoch vor
meiner Htnausreise oriAnera wollen und verbleibe £uer gnädigster Herr.
Loupoldt.
XCI.
Ündatirt.
Lieber Lobkowit/.. Ir h w«dlte gern wisNcu, ob Ihr die Confereuz
wegen iiuüerer Be.stelliing der militiae tempore i»acis schon gehalten habet
oder wann Ihr solche zu halten vermeinet. Pro 1", 2^^ wann Ihr meinet,
diiij.s in derselben oder einer anderen Materi herau.s Kath solle gehalten
werden vor meiner Hineinroise, so am Montag gewiss geschehen 8<dle,
HO mfisste es am Samstag geschehen. 3". kommt ein Memorial von meiner
* armada nuvale. Ich meine, luaa .^oUe die Üei nli niter bald abdankon und
schicken, heben sonst nur Händel an. Erwarte in obigen puui tis Euere
Antwort per harum latoiem und verbleibe Euer gnädigster Herr alhicit.
Leopoldt.
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f
IiihaltBverzeiciuiiss.
Seita
L 27. August 1G57. Der Fürst solle dorn Ntnitiii» i\vu Dank T<e«>pol(j8
an Seine plipstlirhe Hoilipl<eif vermeMpii f?lr H^n Wutisrb 7Mm
Antrili (Ii I l\rL:i< rnng'. Der Nuntius iui<l <lfr Fürst mögen den
Kiirfiirston von Mainz hei der Kaiserwahl ftir LeojM)ld um-
stimmen 463
IL 80. Angnat 1667. Aassug der SiebenbUrgischen Besatsuug aus
Krakau, wie auch der Schweden. Der FOrat von Siebenbttfgen
will «ich nach dem Diplom halten; die verwitwete FttraMn
■teile die Werbung ein. EntBetsung Ton Alezandria und Absog
der Franiooen 464
ni. 2. September Th-r Fflrst inr>^e Alli s nufbieten, den KUT*
filrsten von Mainx bei der Kaiserwabi für Leopold Mi g^winnou.
Wpfron der etwa daraus zu befürrbtenden Frnnrn^rnfrofnhr oino
Hille von zehn- bis ^wnlftausend Mann und Geld zur Fort-
setzung dvr Fortiticati<>iii<n von Mainz Hubieten 465
IV. 27. December 1657. Verspreclien des Kurfürsten von Mainz, die
Wahl an beschleunigen und den Kurftin>teu von Köln für Leo-
pold sn gewinnen. Die Abreise Leopolds von Prag anf den
14. Januar 1668 bestimmt. Ansage des Tage» der Abreise an
Knr-Sachsen. Beistellnng von Fuhren. Einwirken des Knr-
IHnten ron Sachsen aaf den Kurfürsten von K6ln fDr Leopold 466
V. 4. Januar 1658. Reisedispositionen 467
VL 12. Januar 1658. Des Kurfürsten von Sachsen Erklärung wegen
der Reise. Erput hpn an don Kurfllrsten von Hrandenbuig, einen
Principalgesandten nacli Frankfurt ahrn^fnden 468
Vn. 15. Januar 1668. Der Oberst Sclil. hu.v« Ii tiuige die Werbung fort-
setzen und sein Regiment bis Ende Februar complet stellen . 469
Vm. 19. Januar 1668. Verhalten der Pforte aur Kaiserwahl .... 470
IX. 23. Januar 1668. AuüMhab der Heise auf den 28. Januar 1668
wegen Knr-Sachsen 470
X. 80. Januar 1668. Aufbruch Leopolde von Prag. Abreise des Kur-
fürsten von Sachsen den 4. Februar 1668. Zur gtttlichen Bei-
legung des Polnischen Krieges werde Alles nach Wunach des
KurRlr^ten von J^aclisen geschehen 471
XI. H. F<.'l>niar 165?*. Längerer .^uffuthalt in Pilsen <»h \if1pii Schnees
und des auf den 12. Februar 1658 ausgeschriebenen Conventes
in Warschau 472
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tkite
Xn. 0. November 165t}. Ernenuang des geh. Rethes und Feld-
manchallt Don Hmnibiü nuvli^ Ton Oonsaf« xam Hof*
kricg8raths-Vi( < ittH^i<lenton .... 47Ä
XIII. 7. October lt»G4. Verleihung «1<m r;r.»n7,4ibri8t«tol]e 7M Kouiorii
.nn finn FelcItnarsfliHll rirnfni de Sunrhes, de« ('oTrminndf's
.mit 4i<>iu Sjiielbergu ai\ tWu Ot»(•r^t♦•Jl Grafen von KoiVirchen,
die OreniMibruMelle in NenMosel bleibe noch offen. GiAf
de Sovche« mftge mit dem Oenenillieuteiieni Grafen Ifonte-
cnecoH In gutem naebbarlichen Einvernehmen le1>en . . . 478
XIV. 8. Oi'tober ir>64. NKIiero ErklXntnf d«s vorangehendra kaiior»
lirlioii Hiiffi"« 474
XV. 18. Januar liiiW». l'rojHJMtimu'U «les (^arliug^lMiüt 474
XVI. 6. Mai 166*». AnUicnic d&s Ge.sundteu de» Trinzeu Alexander vou
Portugal. Schriften von Knr-K<»ln and Kur-Sacbsen. Attdiens
dem Keiffenberg. Gemihenk an den KurfHraten von Saehaen 476
XVII. 19. Ang^iiKt UUK». Urlaub drs Mi>fin>u>('lmlls Heinrich Grafen
Voll Slrirli« tiilinMif, ub seine Stflle vertrrti n snlle (Sraf Fpi*-
dinauil ll.-Kiach od»'r (iral Ferdinand Max Sjirinzeii!*tein ♦ider
Wilhelm (iraf vou Uetliugeu 475
XVni. Sd. Angust 1666. Instntction ftlr den Obersthofmeiater der kais.
Br*nt Margaretha Thereeia von Spanien, Ferdinand FQnten
von nietrich>itc'in und den Viceatallmeistor Karl Grafen von
Waldstriii zit ili I Heise na*"b !?«>veredu. .\1>n ise des Ilof-
8taAti> in :u ]it Tilgen. Besetzung <1it Oborstsilberkämmorer-
stollü vielleicht durch Faravicini 476
XIX. 6. September 1666. Kecommandatton de» Fttrsten Johann Wet-
chard Aueraperg siun Gardinalat Kach erfblgter Promotion
werde derPflrat im fxeheinien Kath bei Auwesoulioit des Kaiaera
das erste votntn, in Alnvt'scnht-it lU» IMiortion führen . 476
XX. 6. October l*>('fi, Brief an Fat» r (iabriel. Abreiso des k.iis.
Gesandten Johami Fraiu von Wicka, Graf ^schlick . . . 477
XXI. 15. October 1666. Conferens mit Carlingfordt 477
XXII. 12. November 1666. Conferens in Hofoaeken. Probe sum Boss-
balb t B.uikettpnnctation 478
XXIIL 6. Mar/, iriTiT. .Vinvartf^i liaft auf die 'Nu derOsterreiehische Statt-
halter- ndcr Landmarschalistelle an Ferdinand Max Grafen
von Sphnzenstein AIÜ
XXIV. 26. Mira 1667. Erkundigung nach dem Befinden. De« Gmian
Windiach-Orftts Rektion. Privatschreiben de« Gesandten von
Wicka 479
XXV. Kl. Mai 1667. Des G, sandten Lis-da Hchreiben 479
XXVI. 22. Mai 1667. Einvi i uabine mit dtm Fürsten Schwarzenberg.
Abgabe seiner Meinung 479
XXVII. 3U. Juui 1667. Beförderung der Puht. £xpeditiun des Kuriers
nach Rom. Brief an die Kaiserin -Witwe 48U
XXVIII. 18w October 1667. Ablegnng des Jnramenta vor dem geheimen
Rath des FArsten von Dietriohsteltt 460
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XXIX.
XXX.
XXXL
XXXII.
XXXUI.
XXXIV.
8«.
IG.
81.
11.
16.
XXXV. 87.
XXXVl. 5.
XXXVII.
XXXVIU.
XXXIX.
XL.
XLl.
7.
8.
ti.
18.
5.
XLD.
XLUl.
19.
9.
XLIV. 9.
October 1607. Den FUi>t«n Auenpeig Vor«chla|f, 8abtbarg
von Trient z\i excntirpiv 481
NoveiHbi'v ItiiiT. \ i-rlangl «le.»» Fürnteu Meinung. Briet' an
Pator Gabri«! 481
NoTembtt- 1667. Dem Pliltendorf sind 100 D«««t«D ro
g«bea. Httiog Christiau y<m Mockleabuxg ..... 481
Janiur 1668. Abbattnnif einer Conferans, da QrtoonTille
auf einen Beschhij« driingt 481
.lanuar 16Ö8. D«b OrtmonvUle Faxen. Inatntction an
Anon'perg 4855
Februar 1668. Ankunft <b«H Kinrtky. Des Oberstburg^graton
Wunsch, dem Kinsky iiiclit allaogloich Audienie zu geben.
Welche Antwort soll gegeben werden? 482
llin 1668. Nach Bmennnng dee Fttnten Anersperg tarn
Cardinal werde der FOrst im geheimen Bath bei An-
wesenheit dc8 Kaisers dax erste votnm, in Abwesenheit
des Kalsor^ die Directiou haben 482
April l<jt;.-i. DrH Liremonvillo Notizen siuii tu «las Italio-
uische -^u iiburaetzeu uud in den geheimen Uatii ku
bringen, da die Spanische Angelegenheit verhandelt wer»
den solle 462
i^ril 1668. Des Qr6monTilte und des Spanischen 6e-
.laiidten Audienz 488
Mai 1668. Erliebung de« Don Filippo de Sapanara in
den Freilierrenatand 483
Mai 1668. Abhaltung einer Cunfereaz, uui dem kai:>. üe<
sandten JLdsola eine Instruction und dem äpaniseheu Ge»
sandten «nne Antwort ra geben 484
Mai 1668. Des kais. Besidenteo t. Blnem Sehrelben.
Beeetanng der Stallmeisterstolle bei der Kaiserin . . .484
Februar 1669. Montecuccoli's Bericht, dass zur Pohiiachen
Heise der Kaiserin Witwe der Ueberjj'anir über die Donan
nnmOfrlich. Wh» da zu thun, was dem K>">ni^e von Poluii
ansnzoigen sei? Ob nicht die Venuähluug per procura-
tionem in OlmUta geschehen könne? 486
Hin 1669. Welche Antwort man anf OrdmottviUe^s Pro-
]insitionon geb^ solle? 485
M.ii 1669. Auersperg's Proji^rt.iiitwoit nnf de« (4r«'Mnon-
vilb) Schrift. Der Fürst milfr« ssie lesi-a, dem Uot'kaii/.ler
mittheilen und .seine Meinung darüber äussern. De»
Crataenbttch Relation ans Spanien. Briefe «om Prinien
Ton Lotibringen; von Nenbniig. Memorial von Baischel.
Franz AupustSn Graf ^V;ll.l^t45in 486
Mai IfWi'.V Ernotmnii); dos F(»ldmar--rli;iIilifiiffMiant- Wil-
helm Leo|)>ild Markgrai't4ii von ßadeii zum (jli'en%obriKten
SU Worasdin; des Grafen Franz Augu-ntin von Waldsteiu
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KUin Cnpitäii dov Arcierpit rtrid <\en Don Oibwio Pio de Sft*
voia zum HHuptuiHuii <lcr Tiali.iuteu 487
XIiV. 13. hlaX 1669. Greinonx illü'ii Verlangten nach eiaer Ke^ulutiou.
Ob Aoeraperg'» rroject anzuuchmen oder v\as zu thun sei? . 487
XLVI. «d. Juli tm. Naehriehton an» Polen 487
XLVIL 21. Aufuat 1«69. Pmjecte nach Rom und HeaMU 4SS
XLVm. 28. Angmt 1<(69. Veraieberl den Fttraten «eines Vertnmena und
■einer Hocbachätxung 488
XLIX. 18. September 1669 Zwei Schreiben vom Cnrdinnl von Heaaen.
Drei Schreiben von SchaffgotTli . , . 489
L. I. Decomber iWV. Graf Näf^ns'ly nIlt^'r\^il^t ,sr1i .... 489
LI. 10. December ItitiU. Abzug des Fürsten Auer^perg vuui kain.
Hofe. Ernennung des Fürsten zum ersten geheimen
Rntlie, in Anwesenheit dea KAiMn mit dem entern Totam,
in AbveMohwt mit der Direction des geeemmteu gebeimen
Rathea betraut t90
LII. 31. Januar 1C7(). Heise d**s (irafon MoutecnccoU naoh Polau . 4'.Kl
Llll. 26. .Juni 1670. Des Opnorals Spork Hriefo über KÄk(J» xy . . 4U1
LIV. 14. September 1670. Wa« mit NAda^dy mid cb>n rn^-^.ni.sohen
Rebellen geschehen soll? Die drei Gesandten von Mainz,
Trier und Lothringen TOrlnngen einen Minister, mit dem
aie verhendeln kennen. Prini Kurl von Lothringen, wie
Grimonville yif^gva dea FVaneOaiaQhon Bii^la in Lofliringen 491
LV, 2. Ortnbpr 107'^. Chri.stoph Leopold Grafen v»u SchnfFgotaeli
GeHandtfihatt /.ur Krönung der Folniacheu Königin Eleonore.
Sp^nnrhe Briefe 492
LVI. 11. December 1670. Du» Balbaze«) Memorial. Gutachten de«
Erabiachofo 492
LVIL 96. Jenner 1671. Relation dea Windiaeh^Grite. Charakter dea
Grdmonville 49S
LVIII. 28. April 1671. Stellt dem Fürsten .inheim, ob den Unga-
rischen Hebellen vor der Execution die Hände abgeschlagen
werden sollen oder nicht 493
LIX. 29. April 1671. Relation des Abele. Zwei Memoriale dea Grafan
NAdaedy. Dem'Fvangepani falle daa Sterben schwor, Zrini
sei geduldig 493
LX. 29 April 1671. Memorial der Kimior des Cüafen Nidaadjr . . 494
LXI. Ho. April 1671. Hinrichtnng des Cirufen Nadasdy 494
LXll. 2. Mai 1671. Confereuz wegen der Ungarischen Kepartitions-
sache 494
LXin. 5. Juni 1671. Conferena. Qrimonville** Verlangen, den Hol>
ländern nicht zn helfen. Brief des Lisola 496
LXIV. 17. Juni 1671. Dcrret nn den Grafen Poetting. Bischof von
U:\n\). Billet von Nostitz 496
LXV. -Jb. September 1671. Abtei Sigburg. Hufkanzter und Grömon*
vUle 495
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8«ltP
LJLVX 30. März 1672. BUlet mit den Propositiooen. Brief den
Königs von Polen. Traiirip;© ZnstJtndo in Poleu . . . 496
ULVil. 80. Mai 1672. Abhaltimp einer Conferenz übor das .«rltrift-
liche Anbrinp n drs Fürsten von Anhalt, wie nucli uiitsr
da« foedns SniH icimi, des LitKila, Ooi^s« Qrana und andern
pnblica. Brief des Bischofs Kollonitsch. Tod des Oberst-
jigemiilan. flein« Stell« loll WiUMln Qnf 0«ttiiigen
«ihftlten 4M
JLXVm. 81 . Ifai 167S. AofKlmb dwr ConCmiw w^n UnwohlMin de«
Füntoii. Der Hofluwsler mOge mit dem Ffinton vom Anhalt
conferiren; Enenniiiig dex Orafen Wilhelm von Oettingen
mim Ober^flgtnneiittr. Conmiltatioii Aber des PMtting
Relation 497
LiXJX., 1. Juni 1672. B*»jirHohnnp mit dorn Hnfkiuuinoriirjisidcmttm
wegen Befftolhinp ilfs < ollopii, eheuso mit dem Deutsch*
meister. Project dor Instruction. Ungarische Briefe. Der
Filrst von Anhalt 497
LXX. 4. Jon! I^t. Monteeooeoli and der Hoflumiler mdgen mit
dem FHiiten von Anhalt Teihandeln 498
LXXI. 10. Jnai. Itlt. Conferens mi halten, was ferner mit dem
Ponten von Anhalt «a thnn sei, waa dem HpaniBchen Ofa-
sandten hier an sagen und dem kais. Olesandten Puetting in
Spanien zu befehlen mi. Or^monville und der Hufkansler.
Vorhandltmjren mit den Dflnon und TTolländern. Rück-
spratdie initPoffeadorf wegen des8chwedisch-Fraiuü«schen
Bündnisses 499
LXXn. 14. Juni 1072. Abreise des Fürsten von Anhalt. Anbringen
des Markgrafen von Baden and des Orafen Albrecht von
Sinaendorf im Namen dm Kainerln-Witwe 4M
f.'Tf ifi Sl. Jnni 167S. Abfaaltnn; einer Oonferena, wae mitGrimon-
▼ill«, Poffendorf nnd den Hollindem an thnn aei . . . 4M
LUIV. SS. Jnai 1071. Qnter Verlauf der Cnnferana. Der Brabiecbof
und Dentscüiroeister sollen nach Wien kommen. Audiens
dea Gascogni. Kegimentsrath Bottoni mßge dem conte
GaleaxoGualdoPn orato assintir»'?». Brirff» ans Kur-Branden-
borg melden den Eiiir;ill 'Ici Fran/.oson in Cleve . . . 600
LXXV. 2. Juli 1672, Heise, l'n t ' \ oii .Stooni und Goes. Conferens
iu Uiigarischou Angelegcuhoiteu 500
LXXVI. 6. Juli 1679. An den Capnciner P. Emeridi. Der FUrst mOge
enteehnldigen, dam die ConÜBirana wegen der eehleehtan
Naehriehtan ana Polen ohne «ein Vorwimen abgehalten
woide» nnd rnOge vom vollen kaiaerlichen Vertwnea
fiberaetigt eein 601
LXZTIt 14. JnÜ 167«. Abreise. Der Flirrt möge achreiben nnd die
Aja Aber die £nbenogin*Toditar beticbten 508
LXXTm. 15. Juli 167S. Zufriedenheit Uber die Expedition der Ge*
Mhllte 602
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lAXIX. 17. Juli IG72. Abple hnW <k'n Itrief (^bracht tuunmt den
Beilageu uud über Alloa ttit'erirt. Dankt dem Fürsteu
fttr seinen Fleim. Guter Verlauf der Ungarischen Ange-
Icige&lMiteii. Brief an den Grafen ManmfaM 60S
LXXX. Undatirt. (Ift72.) Schreiben dei de Onna MS
LXXXI. 5. September 1672. Brief an den König ron Frankreich . 500
LXXXli. 6. 8eptf'mber in72 Brief m in Kurfürsten von Sachsen. In
der Conferenz niüge berathen werden, wie man sich mit
KOlu und Mfliister veriialten solle 608
LXXXm. 20. September 1672. Kelation dei GeoeralUeuteaante. Briefe
dee Bnbiadioft 508
LXXXIV. 19. Decoinber 1G72. An den Capuciner P. Etnerich. Ab-
IjcntfuTTir fius kais. (jlcsaiidten flrafcu Poottiiip nn< Hpnninii
und desMJit £r»et£uu(^ durch den HratV'!) Furdinand Har-
lach. Der Fjpit mOge das Ntiiiiij,'c verHulHsseu. . . . 604
LXXXV. 19. Juni 1673. Sowohl Seine pipetiiehe Heiligkeit ab die
KSnigin von Spaai«», Schweiter des Kaisen» mahnen den
Kaiser, aar aweiten Ehe zu Hchreiten. Der Fürst mü^^e
daher binnen !«fMl)s Ta^un du ?M*liriftlifhe?« (tiitachton ab-
gubon, welche lVui/.UKHin d«r KaiMjr erwählen (t«>1!r> . itüb
LXXX VI. 17. äepteuber 1673. Wuhlbetiudeu auf der Heise. Ankunft
in Vneqit Aofenthali daaelbet fünf Tage. Abreise uaeh Gras.
Abreise der Braberaogin Olandia Felioe Ton Innabmek
den 21. September. Vorberoittingoii KUr li<K*hzoit. Fuind-
iteligkeiteii dt s K-iiiiga von Frankreioh. Absug dee Or^
nionville von Wien 506
LXXXVIL April 1674. Abhaltung einer Conferenz über die liclatiuu
des Grafen Hamadi» wie aach dee Grafen Windlaeh-Grita 606
LXXXVm. 1. Oetober 1674. Das grosse Bneh des UoliMotokollei mOge
zii(;ej4chickt werden 607
LXXXIX. 7. Oc tuber oIiik- Jahr ( ir,r> t). Dem Oberstlieuteuant H;<'^>^vMll
in Komoru ni6ge der lieiehl ertheilt werden, die i iirkeu
nicht zu beunruhigeu. Besetauug einer Stelle .... 607
XC. UndaÜrt (Zum 14. Septeaaber 1670.) Abhaltung einer
Coafeiena in UqgariadMn Angelegenheilen 607
XCL Undatixt. Conferemi. Memorial von deramada navale. 608
' Ausgej^'t'ben ain 1 ± Jianw 1804.
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■
I
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.\>iHgo<reljen am TJ. .liiniier iyH4.
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irchiv
*
fttr
Österreichische Geschichte.
UerAUsgegeben
TOO d«l'
zur Pflege vaterländisclier Geschiclite aufgestellten Commission
der
*
kalflerlielien lloulemie der Wisseiuioliflfffccii.
9
Eiuuudaclitzigster Band.
Mit sw«i Tftfela.
Wen, 1895.
In OomraisBian bei F. Tempsky
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I>rae1t TM Aiolf JfoUWnMB,
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Inhalt des elnandaehizigsten Bandes.
9«ite
Stadien snr Geichichte <l«r Oiteneiehiachen VolkawiithMshaft unter Maria
Tbereri«. I. Di« «Rtorreiehinehe Indttstriepolitik. Von Adolf Beer 1
Der Comiiiiini^ininn ilfr iiiährLscheii Wif^lerüiufcr im Iß. ujmI 17. .lahr-
hnndert. Beitrige za ihrer Oenchichte, Lehre nnd Verfiuwnni^.
Von Dr. J. LoMerth 134
8tuilieu zu tlen unßTiri.'*fhpn (J*'srli'nlit.t4>ielloji. I. mi<l II. Vüh Dr.
R.iiinnn.l Frii»<lric1i K.iindl S2S
Sigmar «ml Utrnhar«! von KreitiHiiiüiistcr Kiiti««rli« .Stu<1i<Mi zu «len
Geseliii-]it.>i4(uelit II Voll KrernfmünstLi' im und 14. Jahrhundert.
Von l>r. .1. Loserth. (Mit 2 Taffln ) S47
Beitriij^e zur Stiidtc und Kechtsgcschichto ( »iHTuhgarns. Von Di". Frau/
von Kroiit'H 44 «
Die Fi.T<:e ik-i- liftrnnziehnng des Deutschen Onh-us zur Vertheiiiiguug
der ungarbchen Grenxe. Von Dr. Wilhelm Erben .... 513
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STUDIEN
ZUR
GESCHICHTE DER ÖSTERREICHISCHEN
VOLKSWIKTUSOUAFT
UNTER MABIA THERESIA.
I.
0I£ OäTUKKKlCUISOUE INDUSTUIEFOLITIK.
TOS
ADOLF BEER,
«ikiL. «raun» IN» lAii. AKAMwn nw wiM—mmmw.
Anslür. LXXXI. Bd. I. HUfte.
1
L
ixcin östcrrei( liischer Regent hat sich am die Entwick-
lung der Industrie solch' ^rogse Verdienste erworben wie Maria
Theresia. Die grosse Bedeutung eines regen gewerblichen
Lebens^ einer entwickelten Industrie für den Staat war ihr früh
snm Bewnsstsein gekommen, nnd seit Uerstelicmg des FrifMlens
finrdert sie unabllftsng Haasnahraen zur Erweitenin|^ bestehen-
der, zur Einbtti^mng neuer Industriezweige. In grossen Fragen
bekundete sie nicht selten ein wunderbares Verständniss und
steuerte unbeirrt auf das von ihr als richtig anerkannte Ziel
los. In Einzelheiten war sie nat(li*Iich abhangig und vielfach
bestimmbar; die yielleicht oft gefärbte Darstellung eines Ver-
trauensmannes veranlasste Entselieidungen, die nicht leicht mit
anderen Uber denselben Gegenstand in Einklang gebracht wer-
den können. Die eigenhändigen Randberaerkun<r<^Ti, sowie die
zahlreichen Handschreiben sind glänzende Belege ftlr die Leb*
hafligkeity mit der sie die wirtlischafltlichcn Angelegenheiten cr-
fasste. ,Uni die Fabrikanten au Unternehmungen anauirischen',
iässt sie sich die Erzeugnisse derselben zur Ansicht vorlegen.
TJnersohöpfltch in Anfragen, unermüdUch in Forderung von Er-
h'intcrungen und Auskünften, ehe sie eine EntSchliessung fasst,
heischt sie sodann unbedingte Durchführung derselben. Herber
Tadel trifft ihre Behörde, wenn ihren Weisungen nicht Folge
gegeben wird. Die von den Länd rstellcn einzuliefernden Ta-
bellen las sie mit grosser Aufmerksamkeit, sie spricht ihr Be-
fremden darüber aus, wenn dieselben zu spät einliefen, und
fordert ,mehrere Verlftsslichkeit'. EmpfindÜch über die öffentr
liehe Meinung, verlangt sie Rechtfertigung der getadelten Mass*
nahmen und Widerlegung von Druckschriften, in denen das
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\vii*ths('li;iftlielic System einer Kritik iinu-rzo^n wird.* Für
jede Anregung empfänglich, raaeht sie den ( A»nnn(»rzienratli auf
die industriellen Fortschritte in den Nachbai lainlern aufmerk-
sam. Huer Initiative ist I^Ianclicrlei zu danken, was sieli als
förderlich iVa die industrielle Thätigkeit hätte erweist n k imen,
wenn die mit der Ausführung betrauten ( )rgane iniiuer und
Uber.Mll der ihnen zupfcwicsenen Aufgabe eutsprücheii hätten,
allein sehon die zaliliviLlicu Weisungen der Kaiserin, den
Kreishaupücuten, von deren AViderspeustigkeit in den Vor-
trägen Erwähnung geschieht, den Vollzug der Anordnungen
einzuschärfen, nöthigenfalls die Entfernung vom Amte anzu-
drohen, zeigen, dass manche treffliche VerfUgusg auf dem
Papiere stand.
War au(!li Oesterreich beim Reprierungsantritte Maiia The-
resias überwiegend ein Agrieultui^taat. dem zum Absätze des
Ueberfiusseij seiner Naturerzeugnisöc ins Ausland nur ein aus-
gebildetes Strasaenneiz fehlte, wozu erst die Anlange vorhan-
den waren: in einzelnen Ländern hatte sieh schon eine nicht
unbedeutende Industrie entwickelt, deren \'ertrpter Handcls-
verbiaduDgen mit fremden Ländern angekntiplt halten. Böhmen,
^ In einer Draekedirilt wurde die HandebbeliVrde Aber ihre Seanaeligkeit
getadelt. Die Kaleerin aberwies dieselbe dem Commenienhofretlie mit
der Weisung, dieselbe zti bcmtwurton. In dem Vortrage vom 1. Marz
1763 Iieisst e» iiTin: Znni W.Hclistlnun der Manufacttiren hat C3 hx Böh-
men und Mähreu duu guiisti(^äu Aiu^chein, indem dieiüe Länder nicht nur
mit Uberflüüaigen Producta gesegnet, sondern zugleich von einem arbeit-
■eman Volke bewohnt t&ad. Umi suche die Obriglseiien sor Unter-
irtAtmng des Fleiaaes dnrdi eile «nreiiendeo Mittel sufknarantem nnd
den Werth der Indiistrialfrüchte erkennen zu machen. Grössere Hin-
dernisse Süssem sich in Kärnten nivi Tirr«! wo der wahre rVimmerzg^oisI
fast gänzlich erloschen zu sein .scheine. Wcuu m der Kniiierin gefällig
sein sollte, dem Publicum von den. erbländischen Commerseinrichtungen
etwas bekannt su machen, ao würde man es fttr ittUieh nnd deeom
halten, dam damit so lange innegehalten werde, bis ein solidss Kantb-
system gefasst nnd auch das Manufactnrwesen in Innerösterreich und
Tiri'1 vuMk"TiimPn oinf"h"''''t sein werde, nra die Welt violniohr durch
reelle Au8t«ilUiu zu ilbcrzeugcu, ah) das« man derselben nur schmeichel-
hafte Ideen vorlegen und sich amnit der überhaudnehinenden Schreib-
sncht answendigw Scribenten noch mehrsies blossstellen sollte. Bsso-
Intion der Kaiserin: Ich begnehmige das Einrathen, dodt isl, sobald die
in dem Ünillkweaen annoch bestehenden grossen Mängel und Oebrecheu
behoben sein werden, die Beantwortung dieses Impressi mramgingllch
nOthlg.
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Mähren und Schlesien erzeugten Garn, Leinwand, GJas und
Tuch. Die fiiaeninduBtrie in den Alpenländcm war im Auf-
sebwan^ begriffen; Sensen und Sicheln fanden einen fUr die
damalige Zeit nicht unbodeutenden Absatz in fi*emde Länder.
Der Bergbau, zumeist noch in den Händen des Staates, (ör-
derte nicht unbeträchtliche Mengen an Kupfer, Zinn, Queck-
silber, Gold und Silber zu Tage, und diese Artikel fiinden in
Holland und England, in Italien und Spanien Abnehmer, wo-
durch dem Staate, dessen Steaerquellen sonst spärHch flössen,
zeitweilig ei^ebige Einnahmen envuchsen. Vielversprechende
Keime einer industriellen Thätigkcit waren jedenfalls vorhan-
den. Es waren zumeist naturwüchsige Industrien, welche den
Rohstoff im Lande selbst fanden. Auch standen in einigen
Gegenden die Fabrikanten auf der Höhe der Zeit. Sie waren
mit den Fortschritten in den anderen Ländern bekannt und
suchten dieselben bei ihrer Fabrication einzubürgern. Es ge-
nügte indess nach damaliger Auffassung nicht, wenn in einem
Lande Massenartikel ersengt wurden; die mehr zu Tage tr^
tende Erscheinung, dass ftb* Luxuswaaren grosse Summen
ansser Landes gingen, war bestimmend, auf die Erzeugung
derselben besonderen Wei*th zu legen. Die Bedürfnisse der
untersten Classcn waren einfach, und der häusliche Gewerbfleiss
soiigte für die Befriedigung derselben; die höheren Stände be-
sogen ihren Bedarf an feineren Waaren zumeist aus dem Aus-
lande: in Wien und frtther in Lins und an anderen Orten
fanden sich Niederlagen auswJbrtiger Erzeugnisse. Diese Lücke
in der heinii^^c-hen Production auszufällen, war die Verwaltung
in erster Linie thätig.
Für die Emporbringung der einseinen Industriezweige
waren im AUgemoinen jene Ansichten massgebend, welche Justi
in seinen während des 18. Jahrhunderts vielgelesenen Werken
dargelegt hatte. Die Ueberzeugung, dass der Regierung Alles
gelingen könne, durchdrang die Behörden, denn wie Justi sagt:
der Rogent kann aus seinen Unterthanen machen, was er will,
wenn er nur die rechten Mittel ergreift. Dass der Staat das
wirthschaftliche Leben zu regeln die l^cht habe, wurde fest-
gehalten, da ,die Erhaltung des Nahrungsstandes den wichtig-
sten Gegenstand der Regierung ausmachet *■
> Gffsf Blttmegw» in «iaem Totim vom ft. Septsoiber 1771.
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Vornehmlich war es der (ieutsche Stamm, welcher die
regste induslnciie Thätigktit im IS Jalirhundert entfaltete. Zu-
meist sind es deutsche Namen, die in Böhmen, Mähren und
Schlesien, Uberhaupt in den von Slavon bewohnten Gebieten,
als Industrielle and Kaufleute namhaft gemaeht werden. Kein
kleiner Percentsats derselben war ans dem Auslände lusdi
Oesterreich gekommen. Die mit besonderen Vomchtea «u»-
gestatteten Niederleger, deren PifvÜegien auf Maximilimn I.
soiilckreichen und die unter den spftteren Herrscheni beträcht-
lich erweitert wurden, waren Anslfinder^ die an&ng^s rametst
den Handel Oesterreichs mit dem Auslande in Ilünden hatten
und unter Maria Theresia, nachdem durch die Ein- und A-llö-
fulirverliutc der Verkelir mit der Fremde imterbnnden worden
war, sich industrieller Thätifi^keit zuwendeten und sich an di r
Einbürgerung neuer Industriezweige betheiligten. Zahlreich sind
auch die nichtdeutschen Ausländer: Niederiftnder, Englftnder
und Franzosen.
Die Einführung neuer Industriezweige und die Verbesse-
rung der heimischen Arbeitsmethoden sollte durch Heranziehung
fremder Arbeiter bewerkstelligt werden. ' Die Emporbring^ung^
der feineren Wollmanufactur, der Seidenindustrie, der Band-
fabrication konnte nur auf diesem We^re erzielt werden. Zu
wiederholten Malen erpn^en Weisungen an die Behörden. Ihre
Majestiit sei geneigt, hcisat es bereits in einem Erlasse \'om
2. August 1749, allen Fremden, von wuiciicr Nation sie auch
sein mögen, wenn sie nur gute kUnstlerisclie Professionisten
sind, in den Erblanden alle Erleichterung und Beförderunjr nn-
irodeihen zu lassen. Nach Prag ergingen Aufträge, ausländische
Fabrikanten und Appreteure aus der Nachbarschaft heranxa-
adehen, besonders komme es auf jene Fabrikanten an, ,die in
einer neuen oder noch nicht zor Vollkommenheit gebrachten
Manufactnrgattung erfahren seiend ' Während des dritten
* E» habe weltbckaiintfriiinsse«, heisst es in einem Schriftotücke vom
Jahre 1749, ein Füi>t ;illo Anstrunguiipen peinacht, hoch^waehisene
Leute zu bekuniuion, un«l kuiiicm eine OfticiurHstoIlo verliehen, der nicht
vorher auf seine Koston mehrere grosse Leute zugeführt habe. Sollte
nicht die Kaiserin Terf&gen kOnnen, daw ktttiftig, wer tun eine Civil-
magiatrator «ich bewerbe, einen geschickten Fabrikanten oder KQnstler
herbetsniiehen ▼erbnnden sein eoUe?
* Bescript an die bshmieche Bepritoemtsntenkammer, 21. Kevember 176S.
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KriegeB mit Preussen wurden vertraute Personen nach Sachflen
und der Lausitz abgesendet, um Unterstützungen jenen zuzu-
sichern, die in Oesterreich Fabriken grttnden wollen. ^ Aus
Freussisch-Schlesien nacli l^fähren eingewanderte Zeugfabrikau"
ten fiuiden bereitwillige Aufnahme und wurden den Zttnfien
unentgeltlich einverleibt. Auch erhielten diese ,Tran8migranten*
filnfjährige Befreiung von dem Manufactorbeitrag. Die Gesellen
waren der Reorutimog nicht unterworfen und konnten sich ▼er'
heiraten, jenen Künsten und Manufacturen, welche zur
Vollkomnienheit noch nicht gelangt sin !/ lautet eine kaiserl.
EntSchliessung auf ein Protokoll vom 7. Mai 1766, ^en einige
Prämien fUr fremde Gesellen von Zeit zu Zeit auszusetzen, so
den Vortheil der Künste an Hand zu gcbr n wissen.* Fran-
zosen, £nglttnder, Niederländer Hessen sich in Wien und In
den hervorragenden Industrieorten BöhmMlS nieder und er-
hielten jede inijf^liche Förderung. Welchen Werth Maria Thl^
resia auf die Heranaehnng fremder 3! i^tcr legte, geht auch
daiaos hervor, dass sie sich mit der Zulassung von Luthe*
ranern befreundete nnd sich durch den Wtderspnu-h der böh-
misehen Stände, welche auf die alte, von der Kaiserin eidlich
bestütigte Landesverfassung und auf die Schädlichkeit der Re-
ligionsvermischung hinwiesen, nicht beirren Hess. Auch die
Geistlichkeit erhob ihre Stimme, und namentlich der Erzbischof
Yon Frag S|Knu^ sich entschieden dagegen aus, da freie Reli-
gionsttbnng gegen die fundamentalen Grundsätze des König-
reiches Verstösse. Die Gutachten der Behörden stimmten
nicht Uberein. Die böhmisch-österreichische Hofkanslei Ter>
focht die Ansicht der Stände, während der Hofcommerzienrath
freieren Gesichtspunkten das Wort redete; die Nothweudig-
keit^ zur Hebung der Industrie, zur Entwicklung des Verkehrs
Fremde heranzuziehen, bestimmte die Monarchin, ihr Gewissod
damit zu beschwichtigen, dass die Zulassung und Begünsti-
gung der Akatholiken &tt die Wohl£üirt ihrer Länder er-
spricsslich sei.
Der Adel wurde fUr die Anlegung von Fabriken au ge-
winnen gesucht. In Böhmen und Mähren entstanden auf den
adeligen Herrschaften viele Fabriken, und die gräflichen und
' EntachHesaanif auf ein FvotokoU vom 14. Deoember 1761 { Cirenlar vom
M. Februar 1763 und uideie lablieiche SefarifIMIteke.
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*
fürstlichen Herren waren stolz auf die Anerkennung, welche
ihnen die Kaiserin mündlich und schriftlich zollte. In Mähren
ging der Präsitleiit dos Reichshofrathes Ferdinand Bonaventura
Graf V. Harrach mit ^rutcm Beispiele voran. In Böhmen haben
die AiM i ^pcrg, Waldstein, Bolza u. m. a. auf ihren Herrschaften
Fabriken gegründet. Die gros:^U;n Verdienste erwarb sich Graf
Josef Kinsky nicht nur durch die P^inbiirgerung einiger In-
dustriczvveifrc auf seinen Gütern, sondern auch als Vorsitzender
des böhmischen Commerzconsesses. Die Kaiserin war ihm
unt^^emcin gewogen; sie sowie ihr Sohn liessen selten eine Ge-
legeiili Mt vorübergehen, ohne seinen Beniülmngen volle Aner-
kennung widerfahren zn lassen. Der Graf berichtete jährlich
von den Fortschritten, welche mif seinem Gute erzielt wurden.
Maria Theresia las die ScliriltstUcko mit gros.ser Aufmerksam-
keit und verlangte nicht selten Auskünfte. Kinsky's V^crtraut-
heit mit den gewerblichen Verhältnis^ n }> ilimens wurde in
Wien gesehätzt, und man zog ihn destialU nft den Sitzungen
des Conmierzionrathcs bei. um jene Massnahmen zu berathcn,
die zur Entwickluno; des Handels und der Indublnc getroffen
werden sollten. Kinsky huldigte mercantiiis tischen Theorien,
und die Interessen der Industriezweige, welche er auf seinen
Gülci n mit grossem Eifer empurbraehte, fanden an ihm natür-
lich einen beredten Auwalt. Die adeligen Herren erhicitcu
auch fette Unterstützungen oder beträchtliche Vorschüsse, und
nicht wenige hielten die Zahlungstermine nicht ein. .Tosef hat
später in scharfer Weise seinem Mis'^juuthe über diese Wirth-
schaft Luft gemacht und die Behörden angewiesen, die KUck-
zahiung entschieden einzutreiben.
Horeits unter Karl VI hat der Staat Fabriken ins Leben
gt^riiten, und unter Maria Tlicresia bothciligte er sich an der
Gründung neuer oder an der Ucbernahme bereits bestehender
Fabriken, jedoch die industriellen Unternehmungen, welche er
aul eigene Rechnung führte, machten fast durchwegs schlechte
Geschilfto und bereiteten der Regierung grosse Sorgen. Nur
jene lieferten vorübergehend bessere Ergebnisse, wo os gelun-
gen war, eine geeignete Persfinlichkeit ausfindig zu machen,
die Gcschäftskenntniss und Ordnungssinn genug besass, um die
Verwaltung in entsprecliender Weise zu leiten. Das Commerz-
directoriuni scheint kerne erspriessliche Wirksamkeit in dieser
Beziehung entfaltet zu haben, und die seiner Obhut unterstellten
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Fabriken liessen Mancherlei zu wtlnschon übrig. ' Der Coin-
merzienrathj dem bald nach seiner Gründling die Verwaltuug
der Staatsfabriken, welche einige Zeit die Bancodeputation ge-
ftohrt hatte, übertragen worden war, grlnTi-^He zur Uebcrzeugangj
dass die staatlichen Fabriken durch alba hohe Erzeugniss-
kosten die Waaren an einem billigen Preise nicht abgeben
kiSnnen. Dw Kaiserin^ welche die Bilanzen einer sorgfiütigen . '
Dnrefasieht unterzog, ertheüte wiederholt die Weisung, Capita-
listen zur Uebemahme der Fabriken zn bewegen und den
staatliehen Fabriksbetrieb «ranz aufzulassen. Josef erneuerte
später dringend diese Weisungen, jedoch ohne Erfolg. Einige
dieser Fabriken wurden bis ins 19. Jahrhundert vom Staate
betrieben, so die von Karl VI. begründete Neuhauser Spiegel-
fabrik bis zum Jahre 1830^ ^ die Linzer Wollenzeu^abrik bis
IdÖO; am längsten erhielt sich die Porzcllanfabrik in Wien,
die erst auf Andringen der österreichischen Volksvertretung
angelassen wnrde.
Dnieh Gewtthrung von GeldnnterstUtznngen ans der Com-
merzialcassa wnrde die Errichtung von Fabriken, namentlich
die Einbürgerung neuer Industriezweige zu fördern gesucht.
Die zur Verfügung stehenden Geldmittel waren zwar nicht be-
deuteiul, aber die Kaiserin zögerte nie, su oft ihr die Noth-
wendigkeit oder P^rspriesslichkeit vorgestellt ^vurdc, jerlem An-
trage zuzustimmen. Unterstützungen bis zum Betrage von 350 Ü.
konnte der Commerzienrath im eigenen Wirkungskreise g6>
währen,^ bei griJssorcn Betrugen mnsste eine Vei*8tändigung
zwiBchen den rerschiedenen Behörden erfolgen und eine kaiBer-
liehe Qenehmigung nachgesucht werden. Nicht selten ging die
' Maiia Thereiia bat über die Thätigkeit de« Commendireetoriums ein ver-
inehteadee UrtheU geftlll «Uebfigeiw wird dem Cominenieiuath ob-
liflfea*, heiiBt es in einer Enteohliesfong «nf den Vortrag Tom 6. Angoat
1768, ,worin Aber den Znatend der Kladmber Fabrik Bericht erstattet
wurde, kanftighin auf der Fabrikatiir iieasere Obsorge, als nicht Ton
dem ehemaligen Comitterziendirectorio geschehen, an tragen, deren Hän-
iiikI Gebrechen sogleich abzustellen, dahingegen aber anch denenselben
die ndthige Hälfo nnd Beistand angedethen an lassen oder erwirken an
machen*.
' Kaiserlicho Entwrhlie.'iMiiitj: v(jin 4. .lanuar 1830. lieber die anderen Fa-
briken die Ausführungen im Anhange.
* Voitiag Tom 7. Jnli 1762. Im Jahre 1762 betrugen die Einnahmen der
ComamiencaaBa 309.S57 fl. (Vortrag vom 83. August 1764.)
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Weisung zur Unterstützung eines neuen Industriezweiges von
der Kaiserin aus, sei es, wenn ilir irf^cnd eini Nachricht von
einer im Auslande errichteten Fabrik zukaiu, oder wenn sie
aus den ciii;re.scii(leten Berichteu der Commerzconsesse ent-
nahm, dass die heimischen Erzeugnisse dem Bedarfe nicht ge-
nügen, oder wenn Pässe für die Einfuhr irgend einer Waare
, gefordert wurden. Die Liinderconsesse waren niindich ange-
wiesen, jährlich Ausweise einzusenden über die Veranstaltun-
gen, ^welche für das Connnerziuni und ^lanut'aeturwesen ge-
troffen worden seien', und zugleich die t?lwa zu trefienden Vor-
kehmngen Air das kommende Jahr anzugeben. Die Berichte
sollten Angaben enthalten, welche Fa])ricatnr zu vermehren,
durch welche Mittel dies bewerkstelligt werden krhmte, welche
neue Industriezweige einzuftihren, welche Waaren zu verbieten
seien. ^ Seit 17G<) \\ m deu besondere Couuuissärc abgesendet,
um einerseitJj Erhebungen Uber den Stand der Industrie
zu maclieji. sowie die indtistriellen und gewerblichen Kreise
oinzuvernehmrn. wclcln' Massnahmen getroffen werden sollen.
Durch die Hast, allr l)* laugreichen Bedürfnisse durch heimische
Erzeugnisse zu befriedigen, wurden vit le Unternehmungen ins
Leben geiufen, die nach kurzem In stande wieder eingingen.
Manche konnten nur durch fortwährende hetriiehtÜche Oeld-
hilfe erhalten werden vuid ^'ingeu erst naih Jahrzehnten in
den Besitz eines intelligentcu, thatkräftigen Mannes über, dem
es gelang, Dauerndes zu schati'cn. Die Kunde von den Be>
* An sXmmtlich« Lindentellen» 2. Novemlior 1763. Welehe Anftuüenatgen
von der Kaiserin gestellt vrardeOf ist aiu einem Handbillet vom S9,,
acc. 30. August 1771 orsichtlich. Die auschlüssigo Tabelle über den
i^t.iTnl firr Mannfactnr in Stfiennark theilp uli doin ('ommorzienrath !enm
«lieusamon Gebrauch mit, uuii sind dh^ jrlcirhiniissigeii Tabelleu auch
von deu Ubrigou Läuderu abzufordern umi mir zur Eiosicbt vorsul^eu;
es mttssen jedoch in donselben, nm von den ConuneninlkiiABn eines
jeden Landes ein verUssliehes Urtheil schöpfen su können, nicht nnr,
wie ID dem gegenw|{rti<rcn Äuswoiae geschieht, die Producta artis» son-
dem atic'li Ijoyl'infig die Erzeugnissen der Natur angomerket, anbey der
Consumo von dem Tnmsito atirresMndcrt, iiiifl was an ein oder dem au-
ilern pro Consumu aiuigufübn wurden, klar ausgewiesen werden, welche«
mittelst deren Uauthextracten gar leicht eriioben werden maf, m den
Ende dann dem steirisdien Commeraconsess anfsutragen ist» dass selber
über die dasigen Producta natarae in der bemeldten Art obenmiUsig an-
noch eiue Commerzinltabello verfassen Dttd solche als einen Nachtrag
zur gegeuw&rtigeu eiu^diicken solle.
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stroliuuixt^n der Kegiorung zog viele Fremde nach 0<'stem'ieli,
welche aussichtsreiche Anträge steUteu^ die sie jedocii niclit
immer zu verwirklichen vermochten, und es ist jedenfalla
beseichnend, dass die meiBteii Industriezweige^ die später zu
grOflserer Aosdehnuiig geUngten, Ton EVemden eingebürgert
wurden^ eine Efseheinung, die sich auch im 19. Jahrhundert
wiederholt
Erst in dem letzten Jahrzehnte der Kegierung Maria The-
resias trat in dieser Beziehuii;^ eine Aenderimg ein. Bereit-
willig hatte die Kaiserin bisher alle Anträ^re auf Gewilliruiig
von Vorschübseii und Unterstützungen an ein/A'Iiic Fabrikanten
genehmig und nielit unbctrMcbtUche Suiiiiiicn liiefiir an;_'^cwiesen.
Die Erfolge^ welche durch die vom »Staate ^jrtheilten Gelduntcr-
stfltaningen erzielt worden waren, befriedigten nicht, und auf An-
regung des Staatsratlies orfoIjTte die Weisung, mit diesem Systeme
m brechen.^ Ueberhaupt kann ein jeder zur Unterstützung
der Fabriken angewendete Zwang als schädlich angesehen wer-
den, lautet eine EntBchliessung auf den Vortrag vom 7. Januar
1771, es wird also künftighin nicht mehr so leicht auf einige
den Fabrikanten zu leistende Oeldvorschüsse einzurathen, son-
dern vichnehr darauf zu sehen sein, dass dergleichen ordinHre
Waaren einem jeden zu arbeiten gestattet werden nnir^'e, indem
hicdureh allein dio Wohlteiiinjit und Concurrenz mit fit^nden
Waaren gehofft und erhalten werden könne. Auch ziehe eine
aUzu grosse BegUnst)a:un^ der Fabriken ein wahres Monopol
nach sich, indem sich das Publicum gefallen lassen muss, nicht
lülein die eigenen schlechten Erzeugnisse der Fabriken, son-
dern auch dasjenige, was ihnen mit Pässen einzuführen erlaubt
werden will, um theures Geld zu bezahlen, da sich die Fabri-
' Die kftiierlielie EntBchlientug wujrde in Folge eines GutacbteiiB des
Btsatsratfaee erlassen, ^ns dem wichtigen Satie,* heisst es in dem fichiift-
itttcke Binder*8, »dass die Industrie mSglielist m befördern nnd das Geld
im I^de sn behalten sei, haben wir die richti^^u Folgo gezogen, dass
unserea eigenen £nieugnisH<'ii na ht besser aU dorch Verbote, Monopole
und Zwang aufgeholfen worden k-iniH'. Es w-tre zu wünscbcn, d.'is>s der
Cominorzienrnth soiii«" VoilioVie für FabriktMi und seine 'WillfalnI^'keit
tn GeldvorschUttseu miii^igü und statt des Zwaii::«'» nach und nach niohrorc
Freiheit einftihron möcht*».' ,Alle Uebel,* meinte liliimegen, ,rübren von
den Von$chi!b«ou her.' Staatsräthliches Gutachten über das Protokoll des
Conunenueniathes yom 7. Jannar 1711. Den Anlsjis gab ein Gesuch der
Psazinger Fabrik» die bereits damals dem Staate Unsummen gekostet hat
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ken bc»fleissen, die fremden Waaren von schlechter (jrattung
wohlfeil Hiiäuschaffen und tliourer zu verkaufen. Auch spHter
wurde dem Commcrzicnratlic cinf^cschärft, auf die Gewährung
von Vorschiis.seii au die Fabriken nicht mehr einzurathen,
,a!!crinasseu dergleichen Fal)rikeu, die ohne Vorschüsse nicht
fortkommen können, allenfalls ehender aufzulassen sind". ^ Nur
wUrdig'en Personen sollten von nun an Beiträg*" y.nv Anschaf-
fung von Werkzeugen und ArbeitsstUhlen bis znin Betrat: ^ von
300 fl. gewährt und vierteljährlich die Ausweise vorgelegt
werden. *
Die Errichtung von Fabriken wurde durch Krtlieilung
von ausschhessliehen Privilegien zu ftirderu gesucht. Seit Karl VI.
erblickte man darin ein Mittel, einige Industriezweige einzu-
bürgern, * und die Regierung Maria Theresias hielt daran in
den ersten Jahrüiehuten fe«t Die privilegirten Fabriken er-
hielten die ausschliessliche l^x tugniss zur Erzeug uil" bestimmter
Waaren in einem Lande oder auch nur in einem Bezirke.
Gleichzeitig wurde 'li<» Hinfuhr der von denselben erzeugten
Artikel verboten uiirl nur für den Fall gestatt<'t, ,wenn die
Corapagnie un?<'aelitet allen Fleisses die Liincier damit nicht
versehen k'iiiüic'. Die Kitlu-iinng eines Passes ])elHirs Kiitfuhr
von Waaren sollte nur mit Zustimmung der betretfendeu Fabrik
erfolgen. Wohl fehlte es nicht an Klagen Uber die vielen Pri-
vilegien, , wodurch der monopolistische Gewinn nur Fin/elnon
zugewendet, unzählige Andere aber ins Verderben in macht
würden*^. Speeiell in Wien wurde von Seiten des Sta Itmagi-
strates und des Handclsstandes auf die Nachtheile derartiger
Privilegien hingevriefieu. *• Das Commerzdirectorium, unter
* EritschJiossiin«^ auf il.is Prnf..l<nll vom 1. AiifjiHt 1774, rep 27. AllgaBil774.
' Protokoll (los Conimerzieuratht's vom l'J. .Sei)(i.'mber 1774.
* Vgl. die Privilegien für die Linzör Fabrik Codex austriacus, IV, 227
vom Jahre 1717, ferner Abr die orieatelisehe Fabrik vom 8. Jeanar 1726,
für die Erriditnng einer CkiM> und SilberbortenfaMk vom 7, Win I7S7;
Hainbtuiger Tnchfiibrik 1796 Codes AnatrieciM, IV, 896» vgL audi 17. Jtdi
1731
* So mit fho Krtlieiiuiitr eine» ausscliliesslichtiu liademmn^rnzin.s zur Hehtinur
der PapiertabricAtiou an einen gewiMou Kohlmünzer im Jahre 1754,
femer de« dem Bnehhiadler TrAttner etmehliewUcli dM Recht ertbeilt
wofden oei, die Bttchhinderei en treiben, wodnrch den bOii^lSchen Biieh*
bindern viele Arbeit entgehe» indem «r 16 GeBeilen halte nnd mehrere
Jungen anidinge*
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Oboteck's Leitung, suchte jedoch die Masffidahmen zu rechtforti'
gen. Dass derartige Privilegien mehr hemmen uls fbrdern, wurde
bereitwillig zugestanden, aber nur in dem Falle, wenn sie auf
längere Zeit gewährt werden; mnn vcrl(;ihe sie jedoch nur auf
einige Jahre, um während derselben tttchtige Arbeiter zu ,er-
zügcln'. £inige Fabriken benOthigen anfangs grosse Capitalicn
und hätten in den ersten Jahren grosse Einbusse zu erleiden;
ohne £rthcilun^ von Privilegien fkUide sich Niemand, der der-
artige gefährliche Unternehmungen ins Leben rufen würde.
Zwischen den verschiedenen privilegirten Fabriken gab es nicht
sehen Streitigkeiten« welche zumeist in der Heranziehung der
Arbeiter ihren Grund hatten. So führte die Schwechater Fabrik
darüber Klage, dass die orientalische Fabrik in dem Viertel
oberm Manhartsberge die Wollspinnerei ausbreite und dadurob
die Baumwollspinnerei schädige. Die Cottonfabriken mUssen
,mit höherer Hand beschützt werrlfn, um das Wohl des Wald-
viertels zu fbrdem*. * Jahre hindurch wurde die Frage erörtert,
welche Fabriken grössere Berücksichtigung finden sollen. Das
Commevzdirectorium huldigte der Ansicht, dass die Cotton&bri-
ken, wozu das Materiaie in der Fremde erkauft werden mUsse,
bei Weitem nicht den Vorzug verdienen, dessen die Wollmanu*
factur wQrdig s^ weil diese mit der Verarbeitung der eigenen
in grosser Menge vorhandenen Wolle einen ungleich grösseren
Noteen Tersehaffe. Die Kaiserin entschied jedoch im en^egen-
geselBten Sinne,'
' Note vom 30. October 1752.
* Protokoll des Commerzdirectorioms vom 23. Februar, rep. 10. März 176L
Dto kainrl, Bnt^U«nti^ lavtet: 4^ Ü» Cotfamftbriqtteii d«m Staat»
und dAm NahmncMtande auch jener kfinUiehen nnd sehwacben Per-
ionen, die SU anderen Arlieiten nicht i»iq;lieh, so betrloMlichea Nutzen
vorsclinfTon, dio bilance hingegen zeigt, wienach die jezo bestehende
derlei Fabriqucn die ganze Erfordemiss an ganz- und halben Cottonen
noch nichl^ und au Uarchent gar wenig hervorbringen, daa baumwollene
Strickwerk aber Cut allee «naser Landes beigeeehaSt werde, nieht ndnder
auch das Yerbot wegen Einbringang der gans> nnd halben Cottonen in
allen Erblftndem noch nicht bestehe, dann endlichen die biengen Lande
das rohe Matoriale aus der ersten Hand haben und dessen Transport in
anderf» T-arido dahier transitiro, fUrzndenken »ein dOrfte, noch mehre
Cottoutabri«j[uen anzulegen nnd sodann den Verbot der Einfithr auf alle
Lande anadifleklieh sn entrecken, femers Parchetfabriqnen nnd banm-
wollene fitrickwecfce einanricbten, dann jene oder mit der Zeit dae tna-
dtitende dieeüllige nbe Materiaie mit ^ner Abgabe an belegen, anf
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Der Anstel zum Bruche mit diesem PriTtlegiensystemc,
welches einzelne Gesellschaften oder Fabriksinhaber ausser*
ordentlich begünstigte und jeden Mitbewerb in den betreffen-
den Industriezweigen unmöglich machte, ging vom Throne ans.
Als die Erneuerung des Privilegiums fUr die Schwechater Fabrik
bevorstand, erklärte die Kaiserin, dass sie ein Privilegium
exclusivum zu ertheilen nicht weiter gewillt sei, ,da die exclu-
siva höchst schädUch sind und in Ansehung derer Fabricaturen
auf die möglichste Vermehrung im ganzen Staate das Augen»
merk gerichtet werden müsse/ ^ Vergebens wurden ihr Vor-
stellungen gemacht. Wenn die Fabrik nur zwei Monate lang
mit dem Verlag der Spinnerei innehielte, würde der Contri-
butionsstand von ganz Oesterreich unter der Enns in eine Ver-
leijenhcit gcrathen. * Es sei zu bezweifeln, ob Privatgesell-
schaitcn in jetziger Zeit ein Unternehmen beginnen würden,
welches viel Capital erfordere, anfangs mit Verlust verbunden
sei und in der Zukunft mir zwcil'clliaften Gewinn verspreche.
Die orientahsche Compagnie habe einen \'erlust von 150.000 fl.
erlitten: die Schwechater Fabrik sei nach dem Urtheile der
Fremden die vollkommcuste der Art. nur liabe sie Mangel an
Gespinnsten. Keineswegs werde die Errii htung neuer Fabriken
so raseli von JStatteu gehen, um den Aljgang zu ersetzen, wel-
cher durch die Einschränkung der Schwechater Compagnie
gewiss erfolgen ^viu•de. Bei dieser Gelegeulieit entwickelte das
Commerzdirectorium auch einige Ansichten, welche eharakto-
ristiseh sind. Es frage sich auch, in welchem Liblandc eine
Cüttunfabrik zu errichten sei. Schon bei der Erriehtuni,' der
orientalischen (^mpagnie habe mau tVir die Bannnvollspinnerei
und (.'ottonweberei die österreichischen Kiluuinlc ausersehen,
die böhmischen ErblUnder lur die Kinbiir^enmg der Schafwoll-
und Leinenmanufactur wählen zu solK u ;^ri:laubt. Man sei
beschäl ti^^t, in den letztgenannten Gebieten die leinen und ordi-
nllren Tuchfabriken emporzubringen, die Erzeugung von wol-
lenen, halbwollenen und iiulbleineucu Zeugen einzufülu*en, die
daM die fremde Ck>ttonikbriquw denen hiesigen nichi wohl gleiefa arbeiten
und dien letetere so viel mehr emporkommen, eofort anoh ihren Ver-
scbleitw ad extra treiben mOgen.'
' Kaiserliche Eateehliewnng auf den Vortrag yom 8. April 1761, rep.
25. April 1761.
* Protokoll vom 28. Joni 1761 and andere bchrift$tUcke.
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Leinenfabrication in Gang zu erhalten und eyentuell zu ver-
mehren, Wachslcinwand, wollene StrUmpli; und Strumpfwirkerei
zu bc^lnati^en. 01> mm aber auch noch mehrere Cottoiifabri-
ken im Lande zu errichten und die Industrie auf diese Weise
auf alle uiuglichen Gattungen anzuspannen räthlieh sei, ^'etraue
aich das Dürectorium nicht zu bejahen. Es sei wohl kein Zweifel,
daas derartige exclusive Privilegien schlUlhch seien^ allein in
gewissen Fällen seien dieselben nothwendjg. WUrde das Fh-
vileginm Air die Fabriken zu Schwechat und Sassin mit Ende
1762 mdh^na^ dann würde es Oesterreieh wohl Jedermann
freistehen, CSotton&briken naeh eigenem Gefallen za erriehten,
sn weben und zu drucken, die bestehenden Fabriken werden
aber ihre Erzeugung' eiuscliränken und nur die sieliercu Be-
stellungen beibehalten, woduixlt jedoch die Cuttoulabricatur
nicht vermehrt wurde. Man möge daher der Schwcchater luid
Sassiner Fabrik vuu der bevorstehenden Aufhebung liircr i: abrik
nichts kund thun, um sie in ihrem dermahgen Eifer und Be-
theb zu erhalten. Ohnebin erstrecke sich das Privilegium nicht
snf die bobmischen Lande, wo es daher Jedem freistehe, sich
sof die CSoltonersengung zu verlegen. ^
Die Kaiserin liess sich nicht irre machen «nd wurde in
ihrer Ansicht im Laufe der nächsten Monate noch mehr be-
aOrkt, als Klagen der ungarischen Kaufleute zu ihr drangen,
dass die Schwechatcr Fabrik die bei ihr vor ^lonatcn ge-
seilten Bestellungen nicht ausführe. In der That erschien
' AUenmtertliiiügsto Note vom 4. Juoi 1761, onteneicbnet Chotek. Di«
kuMrliehe ESntschlieasung laatot: »Privilegia excliuiva su ertheilen ut
Oft«» «afloglichen uSthig, solelie aber su entrecken nadinukb schld-
lieh; ttoA gleiobwie in aUen, insbesondere aber in Commenialsaehen bona
Ilde ftiipegaiigea weiden mnae, so ist der schwechater Cottontfabriqoe
Compagnie von nun an su bedeuten, deae ich denelben allen Schutz zur
Beförderung ihrer Fabrique angedeiheu, auch es allem bevur bey dem
Verbot der Einfuhr dieser Cottonwaareii ans fremdeu Landen imniRrliin
bewentlen bisse, kein pnvativuni aLt-r hierüber in Zukunft niolir accor-
diren werde; diMu publico i.st weit«'r.s hiernach /.iiß'hMch j^ewr.hnl icher
inaaiisea uicLt nur der fernere Verbot der Kiufuiir sutliauer (Juttoue auh
framden Ltanden, •ondera auch bekannt au uiadben, wi«naab das der»
nalige tabebliiende dletflUligu prlvatiTiun nach ezapirirang des Termini
Mite und eieb jedermann, der ein derley Fabriqne an enichten willens
**t» bei dem Commeniendiieetorio hierwefen melden kOnne und aolle;
io BeMT der ^rfh^vi^ derley Fabriqaen in Böhmen gewirtige das»
jMUge^ wis vom dasigen Gbnaess kierilber berichttiok einlangen wird.*
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am SeUiUfle des Jahn» in dem wienerischen Diarium die Aller-
höchste Verordnung Yom 16. December 1761: ,Da bey Verlauf
des mit Ende'eilcsehenen Pririlegii privativ! der Cottonfabriken
zu Schweehat nnd Sassin die Kaiserin keine weitere Verlän-
gerung dert^ben m bewilligen noch ftrohin auf die Cotton-
erseugung ein Exelusivnm in dero Erblanden zu erthcilcn ge-
denke, 80 wird mit Anfangs 1768 Jedermann irejstchen,
ersagte Cottone zu &hridren nnd die hiezu erforderlichen Spin-
nereien allerorten ansnlegen, wo deriej Spinnereien von den
beyden Fabriken au Sehwechat und Sassin nicht schon ein-
gefUbret und in wirkUchem Verlage sich befinden, da allermassen
es bey der verbothenen Einfuhr aller fremder Cottone sein un-
Terändertes Verbleiben habe^
Die unbedingte Freiheit, Fabriken errichten zu dUrfen,
wurde nach einigen Jahren vielfach angefochten. ^ Die dagegen
sprechenden Grttnde sind in einer Denkschrift zusammenge-
faast Anfangs sei diese Freiheit durch die nothwendige Con-
currena erforderlich gewesen. Wenn hingegen mehrere Fabri-
ken derselben Gattung schon vorhanden seien, deren Verschleiss
lediglich auf den inneren Verbrauch gerichtet sei, oder wenn
die Möglichkeit, Absatz im Auslände zu finden, fehle, so würde
die übermässige Concurrenz sowolü dem Unternehmer als auch
dem Verschleisser, endlich auch dem PubHcum nachtheilig sein.
Kein Fabriksunternehmer sollte daher ohne vorläufige Anzeige
und Concession an die Errichtung schreiten dtlrfen, und zwar
wäre eine behördliche Zustimmung nöthig bei den Cotton-,
Zitzen-, Wollzeug- und feinen Tuchfabriken, ebenso auch bei
Erzeugung von Sammt, reicher Seide, Seidenstoffen und Bän-
dern, Messing- und Drahtwaaren, Ikm Porzellan und Spiegeln,
bei Leder, Wachsleinwand u. dgl. m. Die Consesse hätten bei
' la «inlgen Lindern forderten die fewerUichea Kreiee Beeeluialnuig«
In Reiehenberg führten die Commerzialzünfte Klage, dass die Errich'
tiing von Fabriken für <l.is Tucliiiinoljcrliandwork nachthöilip sei. Achn-
lich sprachen sich dio Lcinonwcber aus. In Mähron bomänpoltt'n die
Starnberger Weber die beabsichtigto Gründong einer Fabrik in Langen-
dorC Ohnehin liabett die Weber dnieh die Jeaowiteer Fabrik — eine
Uniemebmnnf dee Grafim Hanaeb — eine merUiehe VerkUnma^ er^
ibhren. Würden noch mahrere deriei Fabrlkon t rriohtet werden, so
werden die Game im Preise »teigen, wodurcl» viole Hun(U'i-t Wobor-
meiBter s.nmrnt Weib nnd Kind an dfn ol«'H'l"ston Hottel«t*b gebracht
wttrdon. Schriftstficke ans den Jahren 176ö und 1771.
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IT
Ertheiliing einer Concession zu untersuchen, ob der Unter-
nehmer mit den genügenden Mitteln versehen sei, ob er durch
seine persönlichen Eigenschaften der Sache gewachsen^ ob aus
dem vorgelegten Plane, aus der Lage der Fabrik, axm der
grösseren oder geringeren Entfernung des Bezu^ortes des Roh*
Stoffes und aus anderen Umständen abzunehmen sei, dass das
Fabricat zu einem anständigen Preise werde geliefert werden
können, ob die inländischen gleichen Erzeugnisse schon derart
wären, dass sie sich der Vollkommenheit nähern, ob die übri-
gen Fabriken fUr den Bedarf ausreichen oder nicht^ endlich ob
die Wahrscheinlichkeit vorhanden sei, dass der zu erzeugende
Artikel sich ftlr den Export eigne. Der HofcommersEienrath
hätte nun in Bezug auf sämmtliche Erbknde sein Augenmerk
dahin zu richten, dass dergleichen Concessionen nur für die
Befriedigung des inneren Bedarfes ertheilt werden und in Folge
dessen die Passertheilungen hinwegfallen können. Das Aerar
würde daraus den Vortheil ziehen, dass die von ihm bisher
ertheilten Vorschüsse eingestellt werden könnten. Femer sollte
in einem Patente der Unterschied zwischen Fabriken, Manu-
factnren und commerziellen Zunftarbeiten festgestellt werden,
denn es sei für den Unterthan, den Verschleisser und für das
Pubhcum gleich nachthoilig, wenn eine zur Manufacturarbeit
groignete Fabricatur in eine Fabriksuntemehmung ,Uber8etzt'
wird oder umgekehrt, da durch eine derartige theilweise Ver-
änderung der Nahrungsstand im Ganzen keinen Zuwachs er-
lange. Manche Fabriken seien vortheilhait, wenn sie in den
Schranken von Lehrschulen erhalten werden können, sonst aber
nachtheilig. Den Zünften wäre die Tuch- und Hutmacherei,
die Strumpfwirkerei, die Erzeugung von reichen und seidenen
Stoffen, Dünntüchem, Galonen, Tressen von Gold- und Silber,
P<»amentierarbeiten zu überlassen. Als Manufacturarbeiten
wären zu erklären die Erzeugung von Leinen und Halbleinen,
sowie der gemeinen Gattungen von Wollweberei, Barchent,
Mousselin und Schleier, alle Arten von Stickerei, Spinnerei und
Zwirnerei, Taffet, leichte und halbseidene und Florettzeuge,
Grepp und Seide, Woll- und BaumwoUfabrication, Knöpfe,
Spitzenmacherei u. dgl. Es sei auch ein Uebelstand der be-
stehenden Freiheit der Fabrication, dass sich alle Gattungen
von Kunsterzeugnissen in alle Erblande verbreiten, wodurcli
der stärkere Betrieb in jedem Lande gehemmt, die Aufsicht
ArekT. UUULL Sd. l. um$. %
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vervielDlltifrt, d\o llandelsverbiiifhiup zwischen den verschiede-
nen ilri)l;in(len gehindert werde. Es wUre la Zukunft von
fülgendt-n ( lesielitspunkten auszuj^ehon. Leinwand scheine flir
alle Krbhindc geeignet, folglieh sei die t'hielis- und Hanferzeu-
gung überall anzurifern, die feinen und mittleren Leinwände
hingeo^n, sowie Battist und Schleier wären mehr für Böhmen,
sodanu lur die (tebirgscre^cnden Sehlesi(^ns und Mährens vorzu-
behalten^ wilhrend L^ngaiii, Siebenbürgen und Innerösterreich
auf die schweren und gemeinen Leinwände, die einen langen
Transport lüeht vertragen und einen beträchtlichen Absatz m
Ungarn besitzen, zu richten wäre; die 8])innerei und Zwir-
nerei wären in ähnlicher Weise einzurichten; die Leinwand-
fal>ricaturen könnten in Oesterreich ob der Enns belassen wer-
den, für die Baumwolimanufactur scheine Oesterreich unter
der Enns, dann das flache Land in Mälircn, welches mit Woll-
spinnerei noch nicht })elegt sei, geeignet und daher daselbst
zu })egründen; Barchent und Mousselin gehören zwar zur näm-
lichen Gattung, da jedoch mit der Erzeugung dieser Artikel be-
reite in Böhmen der Antang gemacht worden sei, mögen die be-
stehenden Fabriken daselbst erhalten, neue Coneessionen jedoch
nicht ertheilt werden; die ijaumwollstickerei, die Erzeugung der
ll;inmwollflöre und Halsbänder, sowie die hiezu erforderliche
Spinnerei wäre vorzüglich in den Gebirgsgegenden in Oester-
reich ob der Enns, Steiermark und Kärnten anzueifcrn, zur
Verarbeitung der Schafwolle scheine Böhmen vorläufig am
meisten geeignet, ohne jedoch andere Länder in dieser Be-
ziehimg zu beschränken, da Wolle fast in allen Ländern er-
zeugt werde; für Jie Seidenwaaren werden 0(5rz, Gradisca,
das l^iturale und ein Theil von Untersteiermark und Unter-
österreich in Vorschlag gebracht. * Eine principiell wichtige
Entscheidung erfolgte erst später im Hinblick auf die Entwick-
lung der Industrie in Ungarn.
n.
Die meisten österreichischen Handelspolitiker vertmten die
Ansicht, dass Ungarn in wirthschaftlicher Beziehung von den
* Gerann ken über den Mauafaetarenstand der k. k. £rblande and deiMn
£mricbtiiiig.
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llbrigeii Ländern der MonArchie in einem Abhängigkettsyerhält-
nisse gehalten werden mUnse. Ungarn sollte daher Beingeland
ftkr die in den dentBchen Elrblanden notbwendigen Natturerzeag-
nisse nnd Absatagebiet für die daselbst eraeugten Industrie*
produete bleiben, eine Ansicht^ welche jedoch erst seit den
Sechaigenjahren principiell festgehalten wurde. ^ Ans vielen
Weisungen der Kaiserin ist jedoch ersichtlich, wie sehr sie ge*
wünscht hätte, dass auch in Ungarn eine Industrie sich ent^
wickle, und sie machte auch einige Artikel namhaft, die in
den Erblanden nicht wohlfeil genug oder nicht in genflgender
Menge erteugt werden, daher als unschädlich in Ungarn ein-
geCtthrt werden können. Es muss jedoch bei Beurdieilung der
besO^ch der wirthschaAlichen Veihähnisse Ungarns ergrifienen
Massnahmen im Auge behalten werden, dass auch fUr die
dentsch-Ostarreiehischen Lande der Gmndsata galt, in jedem
nur gewisse Waaren einaubttigern und su begünstigen, hk ans-
ftbrücher Weise wurde die Stellung Ungarns in dem Wirth-
schaftssjstem der Monarchie unmittelbar vor dem Landtage
1764 in Erwägung gesogen. Maria Theresia forderte nämlich,
als der Zusammentritt desselben in Sicht stand. Ton dem Pfi^
sidenten. des Commenuenraihes ein Gutachten, und die Mitglie-
der wurden daher angewiesen, ihre Ansicht^ danral^n.'
Reiscbach, später als Vicepräsident mit der Leitung des
Oommeraienrathes betraut, stellte an die Spitae seines Gut-
achtens den Sata, dass bei der E<ntwieklung der Industrie in
Ungarn das Augenmerk dahin gerichtet werden solle, den
deutschen Erblanden keinen Abbruch au thun, namentlich seien
nicht jene Manu&cturen in Ungarn zu ftrdem, welche den Ab*
aug der Österreichischen hemmen würden. Die Hebung des
Dia wahre CommerziAlsystem bezfiglicb des Zosanunenhanga der livn-
garucben und deatschen ErbUnde scheine darin zu besteben, dass man
trachte, so viel als ceterLs paribus greschohen kflime, Hungarn an Volk
uud beglückten Unt^rthauea, uicbt ahar an dem »ich allda sehr ungleich
▼ertbeilenden 6«ld illaa reich cu machen, aondera die WohUisilhait der
Katonfieii tn erhalten, dass solehe Ittr die Ssterreichiseheii Lende er«
«ftoschliehe nsehrera PopolmtioB der ladostrie «lid den Fabriken gleich-
sam eine beständige NahrungsqneOe sein mQge. Ans eiaeas Sohrillstllok
Ton Mjgind vom 1. März 1762
Handschreiben vom 3. August 1763; das Gutachten sollte sich auf die
den Handel betreffenden Punkte erstrecken, wodurch denk KSnigreicb
Ungarn einiger MatMU «od Yerthelt vecsdiaflt weiden kSnnla.
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Feldbaues uiicl der Viehzucht sei anzuRtreHen: zu wünschen sei,
dass Böhmen austntt mit poluiscliem Vieh, mit ungariseheni sich
versohen rattge. Süwiu die meisten Gutachter wies Kcibchach
auf die Wichtigkeit der Vermehrung der Bevölkerung hin,
allein , diese sei iiiclit nuzuhoffen, wenn diejenigen, die in ein
Land gelockt werden, die Früchte ihrer Arbeit und ihres
FleisseB zu geniessen nicht versich<M-t seien, soudern wülkür-
hch translocirt oder j;ar wegges< luit^t werden können'. ,Die
Anziegelung neuer Inwnlmer' sohle iiiclit blos darauf gerichtet
sein, Lundieute zum Acker]>au lieranzuziehen, sondern auch
Professionisteuj dadurch werde den deutschen Erblanden kein
Eintrair geschoheu. indem ,Ai-tefacta, so den Pracht betreffen
und einigrii »icschuiack erfordern, in diesen Städten nicht auf-
kommen, sondern ferner aue der hiesigen Residenzstadt oder
aus der Fremde werden genomm« n werden'. Wenn die Spin-
nerei und Weberei im Lande emgefuhri seni werden, dann
können auch Tuch- und Wollenzeugfabriken entstelle», diese
werden aber in einem Lande, wo die Einwohner noch so wonig
zur Industrie vorbereitet sind, den Manufacturcn in den deut-
schen Erblaudcn um so weniger Schaden zufügen, da die böh-
mischen und mährisrlicn Tuch- und VVoUenzeugfabnkcn nicht
im Stande seien, Ungarn genugsam zu vei-sehen, welches der-
artige Erzeugnisse in grösseren Mengen aus der Fremde als
aus den Erblanden beziehe.
,1 )ul)lhoticn* wies in seinem (iutachten daraufhin, dass die
Bergwe rke einen grossen Theil von ( >berungarn ernähren, und
dass mindestens zwei Dritttheüe des , Bergsegens' in der in-
ländischen Circulation verbleibe, und zwar theils als Arbeitslohn,
theils als Frachtlohn. Auch die Viehzucht sei eine reiche Quelle,
um fremde Barschaften ins Land zu bringen, ind*^m das Erz-
herzogthum Oesterreich und Mähren jährlich bei aO.UUO Stück
in Ungarn kaufen, was, das Stück zu 4U tl. berechnet, 2 Millio-
nen betrage. ,Die Population' sei in Lhigarn zu vermehren. Würde
Ungarn so glücklich sein, ,da8S (^s nach dem Beispiel der deut-
sclum Länder ohne Benachtheiligung der Viehzucht nach und
nach mehreres inpopulirt würde, so kiinnte es nicht fehlen,
dass es in kurzen Jahren zu einem biiüienden Wohlstand ge-
langen könnte*. Der Seidenbau wäre allein in der Lage, .un-
zähligen Insassen den Unterhalt zu verschaffen', ebenso kr»nnlen
Farbkräuter: Krapp, Waid und Küthe angebaut werden, welche
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jetet ans Holland, Thflnngen und Schlesien in grotser Menge
bezogen werden mOssen und wofür das lyaare Geld ausser
Landes gehe. Die Tabakpflanzungen Hessen sich erweitern, die
Erzeugung inüsste jedoch verbessert werden, daniit der Tabak
in fremden Ländern Anwerth fUnde. Allerdings mUssen ,an-
rt'izende Mittel* ergriffen werden, deren sich auch andere
Staaten bedienen, um fremde Unterthanen und KUnstler her-
beizulocken. Man mUsste den fremden Professionisten und
Ktlnstlem auf einige Jahre freie Quartiere anweisen, die An-
flchaffnng der Werkzeuge ttbeniehmen, ihnen das BOrgerreoht
eyentaeU gratis ertheilen, die Handekleute und Negocianten zur
Ysrsflbenmg der Waaren anfirisehen. Doblhoff ist nicht gegen
die EinlMlrgerang von Manufacturen im Lande, allein er wttnseht,
dass blos solche beftJrdert werden, wofUr dermalen das Geld
ausser Landes gehe, und ■wenn dadurch anderen Erl)landeu
kein empfindlicher Abtrag <xcschelic. Er weist auf die Erzeu-
^ngr der Hanfleinwand, auf die Tuchniacherei liin, welch'
letztere schon in einigen Comitaten eingebürgert sei; da es dem
Königreich Ungarn an Wolle nicht fehle und die mährischen
Tücher sehr wohlfeil seien, scheine es nicht nothwendig, Uber
die Erweiterong dieser Manufactur besorgt au sein. ,Nach der
wahren Staatsklugheit,' bemerkte er, ,könne man mehrere Län-
der, so anter einerlei Beherrschung stehen, nicht wohl anders
ab in der Totalität und ihrem Zusammenhange, mithin nur für
einerlei K<$rper betrachten; es mttsse daher das Augenmerk
vornehmlich dahin <rerichtet werden, damit nicht ein Land dem
andern Schaden zuftige, daher auch nicht eine Manufactur
durch die andere zu Grunde gericiitct werde, sondern alle
^Sorgfalt sei darauf zu wenden, jene Fabriken zu erweitern,
welche fllr den inländischen und ausländischen Handel noch
unerklecklich sind.' Brspriesslieh wäre es, wenn Ungarn sich
auf die £raeugung von Halbraseh und auf das sogenannte
Abbatttch veriegen würde, welche Wollstoffe ,sur Pracht des
gemeinen Volkes' dienen und mit geringer MUhe zu yerfertigen
^d. Auch die ,Eniege]ung^ geschickter Hntmacher wäre ins
Auge zu fassen^ indem diese Waare mit grossem Nutzen nach
I^sfien und Spanien abgesetzt werden könne.
In umfassender Weise erörterte Dcpfcluiaiin, später die
einflussreichst«' Persönlichkeit in wirthsehafthchen Anj^elegen-
^eiten, die commerziellen und industriellen Verhältnisse Ungarns.
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Die EndQgniase dea Landes mtlasteii iheÜB vennelirt» theüs ver-
bessert w^en. Iii erster loxiie sei die Veorbesseniog der Sehftf-
waeht, die Venaehmng der Bienensuokty bessere Pflansoog^
Sortimiig, TrooknoDg und Packung des Tabaks ansustrebea.
Die Lederensengang sei ebenfalls in Ungarn einer Vermehrung^
fidüg, und der iUr den Seebandel taugliche Weizen erfordere
eine besondere Verbesserung. In Beaug auf Aussaat und Auf-
bewahrung mttssten jedem Gomitate Aaleitangen gegeben wer^
den; au wtLnschen wftre, dass einige Dominien wie in Slavonien
mit gutem Beispiele yorangeben wfirden. Ebenso erfordere die
Verbesserung der Horavieb- und Pferdezucht bes^mdere Ver-
anstaltungen. Die Fleisch- und Buttersalzung und der Export
verdienen nAhere Erwttgnng. Wo der Handel blühen soll, müsse
auch eine prompte Handelsjustiz bestehen, es kannte daher
wegen Einführung des Wechsolrechtes und dessen Legalisiruag
in Ungarn die ,Anmathung' gemacht werden. Bezüglich dea
Weinexports, der den Ungarn am Heraen liegt, solle ihnen der
Fingerzeig ertheÜt werden, dass derselbe nach Bussland und
Polen auf den neu herzustellenden Strassen geftihrt werden
kdnnte. Was die Vermehrung der Industrie im Königreiche
selbst anbelangt, werde es nicht schwer sein, den Ständen be-
greiflich zu machen, dass ,von der Industrie die Nahrung, von
derselben die grossere Population, von dieser die Kräfte des
Staates und zugleich die Wohlfahrt der Einzelnen abhängen^
Die traurige Lage, in welcher sich Ungarn befinde, den nOthig-
sten Hausrath und Kleidung aus der Fremde zu holen und
anderseits seine Naturerzeugnisse an den Mann zu bringen und
das weit unter dem Werth der Erzeugung dafllr erhaltene Gkld
wieder Fremden zu geben, sollte die Wohlgesinnten bewegen,
Veranstaltung zu treffen, um den Uebelstttnden abzuhelfen. Es
sei daher auf die Entwicklung der Industrie in Ungarn vorzu'
denken, jedoch nur solche Zweige derselben ins Auge zu fassen,
welche zu den Landesmanufacturen hinleiten und dem Gtenie
der Nation gemäss sind. Nicht aus KUcksicht für die übrigen
Länder, sondern aus der wahren Beschaffenheit der Sache
würde es übel Air Ungarn gedacht sein, wenn man an die Er-
richtung von kostbaren, mehr zur Pracht dienenden Fabriken
denken, dagegen aber die Iiandesmanufactnren ausser Acht
lassen würde. Unter den letzteren seien Hanf-, Flachs-, Baum-
weil- und Wollspinnereien die vorzüglichsten. Die Spinnereien
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können nur durch Spimuohulen entwickelt werden; in jedem
Gomitat wie in den königlichen Städten wftren daher nach dem
Beispiele der BergHtiidte eine oder zwei Spinnsehulen je nach
der Grosso der Bev«)lkerung zu orrichtiju, daselbst in jßner
Spinnerei^'-fittung, welehc für das Coraitat am sc-hieklieliston
wäre, durch eigene LehrmeiBteriuneu Unterricht zu geben, J5e-
lohnungen auszusetzen, die GeräthBchaften und das ert'order*
liehe Matemi beizuschaffen. Es sei zweifellos, dass die Ge-
Bpinnste * einen beträchtlichen Verschleiss in den deutscherblän-
dischen Fabriken finden dOrften, da die Linser Fabrik einen
Theil ihrer Getpinnste ans Sachsen besiehe und die Friedauer
Spinnerei auch in dem Karlatädter GenenJat eine Filiale «isa-
legen gedenke, in der Sdiweiz viele Tausend Ballen tttrkischer
Gespinnste Absatz rinden. Was die Weberei anbelangt, so
treibe sogar die wallaehische Nation dieselbe. Man juuge daher
in Ungarn \V ebersehulen erriebtm und diejenigen Manutacta,
welehe am leichtesten nnd vortiiedbaftesten seien, erzeugen. In
den königlichen Städten könnten die Baumwollstickerei, die
Scckenwirkerei, die Hut> nnd Hauben- und ordinäre Tuch-
macherei eingeführt werden. Zar Hebung der Seidencoltur
wären bei den Städten und Dominien Pflanaechnlen anzulegen,
um die jSeidenerziegelung' nach und nach einzuleiten. Für die
FUMhaeraeugung wäre die Anstellung yon Versuchen und die
ErdieOung von Unterricht nöthig; endlich könne auch in Un-
gani dahin gewirkt werden^ dass in der Anpflanzung von
Tabuk, Gel, Hüben, Färbepflanzen, Ijaumwüllc die Anleitung
gegeben wordp. Die Lederiabrication könnte einen grösseren
Aufschwung erlangen. ^
Mit den Gutachten erklärte sich die. Kaiserin im Wesent-
lichen einverstanden, aber sie machte auf einige Zweige der
Lsndwirthschafi und des Gewerbfleisses anfmerksam, deren För-
derang angezeigt sei. Anf dem Landtage des Jahres 1764
bitchten die ungarischen Stände zaUreiche Beschwerden Uber
die Hemmnisse des Verkehrs vor,'
lieber die Mittel, welche zur Hebung der Industrie in
Ungarn ergrifi'eu werden sollten, wurden auch später wieder*
* Dmm Schriftstflek: Vorläufig« Gedanken, wie die Yomohlige in Com-
QWfcialibae an die -venanmelten Stände des KOnIgreiehee Hungern tu
bringen, TOm 8. Juli 1764.
' üandMbreiben an den Grafen Andlem Tom S7. Juni 1764»
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holt GiitAchten von dem Commerzienrathc verlaufet. ,Nach der
für alle Meine untergebenen Ueiehe und Lande hegenden glei-
chen Sorgfalt/ lautet die Entsehliessung der Kaiserin auf den
Vortrag vom 12. Februar 17(37, ,will Ich das Wohl eines jeden
derselben befördert wissen/ Es sei daher in einem Gutachten
darzulegen, ob einige Bedenken obwalten, dass diejenigen Be-
gtlnstigungeu, die den deutschen Lrblandeu für Fabriksuiate-
rialien und Artikel zugestanden werden, auch Ungarn, Sieben-
bürgen, Temesvar und der Militar^iunze zugewendet werden
können, jedoch ,mit der Beobachtung, dass wegen der Erzeu-
gung der Fabriksmaterialien eine den besonderen Ilmstilnden
eines jeden Reiches und Landes wohl angemessene Kiiitheilung
getroffen, somit die Krforderniss in dem Gauzcn erlanget und
von keinem der Länder dem andern zum Sehaden gearbeitet
werde'. Als durch VorLi'ag vom 5. Mai 17G8 die ungarischen
Commerzialtabellen vorgelegt wurden, schrieb sie auf denselben,
sie erkenne zwar die dermalitre Nothwendigkeit, diejenigen
Maiiufaete in Ungarn so viel tluuilich hintanzuhaiten, welche
der Aufnahme und dem Debit der deutsch erblündischen In-
dustrieerzeugnisse schäfUich fallen können, dagegen aber sei
sie ebenso sehr von der unumgänglichen Nothwendigkeit über-
zeugt, dem Volke in Ungarn durch Verbreitung einer der
deutsch-erblftndischcn unschudllcheii Industrie einen grösseren
Nahrungsverdienst zuzuwenden, und sie gewärtige demnach das
umständliche Outacliteu des Conmu^rzienrathes, welche Manu-
facturgattungen in Ungarn und mit welchen Mitteln dieselben
einzufllhren seien, und ob nicht von nun an darauf Bedacht zu
nehiii' II sei, dass vorzüglich diejenigen Manufaetui-en, welche
aus fremden Ländern nach Ungarn eingeführt werden, z. B.
grobe Tücher und Leinwände, halbwollene und halbleinene
Zeuge, in dem Königreiche selbst erzeugt werden können.
Der Commerzienrath entledigte sich durch Vortrag vom
30. Juni 1768 der kaiserliehen Weisung. Ehe er an die Be-
antwortung der kaisedichen Anfragen ging, glaubte er einige
allgemeine Sätze vorausschicken zu sollen. Die deutschen Erb-
laude, heisst es in dem Vortrage, haben eine Population von
ungefähr 6 MiUionen Seelen, die migarisehcn dagegen kaum
die Hälfte; jene entrichten eine Contribution von 12 ^lillionen
Gulden, und die übrigen Auflagen belaufen sich auf (3 — 8 Mil-
honeu, in Ungarn betragen dieselben etwa 4 Miilioneu; die
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£rblandi3 seien in der HandeLsbilanz passiv mit inigciahi "2
lionen, während Ungarn ein fast gleiches Activum ausweise.
Wenn man daher der antlimetischcn Proportion folgoii wollte,
80 könnte auf die gesanimtcn ungarisehen Lande nicht mehr
ab mi^jei^hr der zehnte oder zwölfte Theil von der in der
ganzen Monarchie ^möglichen Industrie' fallen, ohne dass den
übfigen Lundem nahegetreten wttide. Zwar könne man dieses
Anamaas nicht ala eine nnUbersehreitliche Riehtsduuir nehmen,
aQein man wQnachte Uoe begreiflich an machen, mit welcher
BehntBamkett vorangehen sei^ um nicht ein in der That ge-
gründetes Verhldtniss aufzuheben. Die gütigste LandesfUrstin
konnte zu ihrer Ansicht, eine Vermehrung der ungai'ischen In-
dustrie als not h wendig anzusehen, vornehmlich aus folp^enden
Gesichtspunkt' [i irelan^^^t sein: entweder den Austliiss rles (leldes
zu verllindern, daher den Reichthum des Staates und der Unter-
thanen zu vermehren, oder den letzteren die Mittel zur Er-
sehwingimg einer grösseren Contnbution nach Erforderniss der
Ümstflnde an verschaffm, oder aber ihnen ein gemächlicheres
Auskommen an ermöglichen. Die erstere Absicht vereitle sich
von selbat, sobald der Ansflnss nicht ans der Monarchie ge-
schehe nnd jenes vortheühafte Verhftltniss ftbr Ungarn fort-
dauere, welches den übrigen Erblanden *?< ^2:entiber wirklich
bestehe; die Erleichterung der (Jontribution dürfte durch Manu-
facturen nur insoweit erreicht werden, als sie einen Nebenver-
dienst dv - Ackerbauers abwerfen, ohne ihn scmem Ijeriife ab-
wendig zu machen, da es ja bekannt sei, dass die ConU'ibution
in Ungarn auf Grundlage der ,Habschaft' abgemessen imd diese
bei dem Ackersmann ergiebiger als bei den ,industrialisten' sei.
Daher sei die Vermehrcmg der Contribntion in der Vergrösse-
rang der ^Hahschaft des Unterthanen' zu suchen. Welche Zn-
kauft der Ackerbau noch in Ungarn habe, gehe daraus hervor,
dsss ganae Landschaften unbebaut seien. Man müsse daher
SQ folgenden Schlüssen gelangen: dass in einem Lande, wo die
Bevölkerung fUr den Ackerbau ohnehin nicht ausreiche, die
Maaufitcturen demselben noch mehr I fände entziehen, da der
Industrielle gerincrercn Lasten als dw Ackerl)auer unterliege.
Ohnehin bescliiifUgen sich in Ungarn mit dem Handel und mit
der Industrie die Bewohner der Städte, sowie die Raizen, welch'
letitere dne Million Seelen ziLhlen. Sei einmal der Gkist ftür
Mannfsctnren erweckt^ so sei man nicht mehr Meister, den-
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S6
selben Schranken zu setzen, zumal dort, wo jeder Grundherr
me betreiben könne und sogar der Handarbeit des Unterthanen
sich zu bedienen befugt sei, and wer weiss, ob nicht der für
die Unterthanen in Aussicht genommene Vortheil in der Folge
lediglich dem Grundherrn zufliessen werde. Das Beispiel der
Grafen EssEterhazy, Batthyany und Fargmsk, dann der Städte
Pressburg und Ocdenburg beweise, dm auch Cotton-, Band-,
Woll-, Zeug- und Seidenfabiiken in Ungarn beigestellt und be-
trieben werden können und tum Theil hiedorch erbländisdie
Manufacturisten abwendig machen. Durch eine Aneifemng der
Manufacturen in Ungarn und Siebenbürgen werde das Paanvum
der übrigen Erblande sich zum Vortheil der ungarischen Erb-
lande vermehren, der Yerschleiss der letateren und in Folge dessen
auch der Contributiousstand abnehmen, da jenaeita der Leitha
die Lebensmittel wohlfeiler, die Abgaben geringer uid die Roh-
stoffe durch die Befreinng von Zoll und Mauthen billiger seien.
Hierauf wird, ,um dem a. h. Befehl die aUeruntetthänigste
Folge au leisten^, erörtert, welche Industrie in Ungarn an-
zueifem sei, mit welchen Mitteln das zu geeehehen habe und
auf welche Art der Versclileiss der erbländischen Manufacturen
nach Ungarn dcherzustellen sei. Der ,unschädliche Industrial-
trieb' in Ungarn scheine vornehmlich in der Vermehrung und
Verbesserung der Rulistoffe flir die erljländischen Manufacturen
zu bestehen, wie Seide, Wolle, Hanf und Flachs. Der Seiden-
bau könne beträchtÜeh erweitert werden. Man habe kttn-
lich 8000 fl. zur Einlösung von Galetten nach Slav<mien ge-
schickt. Der Bischof von FUnfkirchen habe sich zur Errieh-
tung eines Wasserülatoriums geneigt gezeigt^ und die Kaiserin
mOge demselben ihr Wohlgefallen au erkennen geben. Die
Wollerzeugung sei einer Verbesserung flihig, auch eine neue
Gattung, nänilieli die einschUrige Wolle noch einzuführen, die
einen beträchtlichen Theil des erblltndischen Verbrauchs aus-
machen könnte. Flachs und Hanf werden awar in einigen
Gegenden, namentlich in Ob^rungarn erzeugt, aber nicht in
genügender Menpro, und es scheine nicht sowohl in dem Klima,
als an den Mängehi der Bearbeitungsart zu Hegen, dass diese
Cultur nicht allgemeiner werde { man möge daher dieaen In-
dustrialtrieb vermehren, indem man die Ausfuhr der erzeugten
Materien in die Erblande erleichtere und durch Abhaltung der
fremden Rohstoffe den beständigen Absatz sichere, IVoben auf
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27
den Cameralhefraehaften vornehme, einige Grundherren En einem
glcicbfln Voigange anffordere und auswllrtigen Samon aoschaife.
Man möge auch Agriouhaigesellschaiten errichten. Was die
Manufaeturen anbelangt, so scheinen filr Ungarn hauptsächlich
diejeoigeD geeignet zu sein, die zur Kleidung des gemeinen Man>
nes dienen und aU Haasarbeit ohne künstliche Qeräthschaften
getrieben werden können, wie a. B. gemeine Flachsleinwand^
Abbatttcher, alle Gattungen von gemeinem Strickwerk, Flöre,
Loderwerk, ganz gemeine halbbaamwoUene und halbleinene
Zeuge zu Kopf binden nnd Handtüchern, wie de von den Türken
den Walacben ingefthrt werden. Diese Eraeugmsse vertragen
wegen ihreB geringen Preieee nnd schweren Gewichtes keinen
weiten Transport nnd können daher ftlr Ungarn in den dentsehen
Erblandeni wo der Arbeitslohn thener sei, nieht woU aa%e-
bracht woden. Von einer Ausdehnung anderer Industrieeroeug-
nisse in Ungarn, wie b. B. der yerschiedenen Wollwaareui be-
ffirehtete der CommeraienFath eine Verwirrung und einen Um«
atnra des bestehenden Systems, wenn Ungarn, dessen Rohstoffe
in den deotachen Erblanden erforderlich seien, auch den Fabri-
caturgewinn an sich bringen wttrde. Ohnehin sei man schon
auf dem Punkte» dass jede der erblJtaidiBohen Provinsen alle
Erfordernisse eraeugen werde, demnach die Handelsverbindong
derselben untereinander aufhören und das Hautherträgniss fllr
die Finanaen verioren gehen würde. Wohl aber empfehle sich,
unschädliche Mannfactnren in Ungarn anaueifem, durch An-
legung einiger Spinn- und Webschulen in jenen Districten,
welche für die erwähnten Fabricate am günstigsten liegen.
Die ungarischen Lande, heisst es in dem Vottrage vom
9. November 1768, müssen auf keine anderen als die ihnen
unentbefarfiohen Hanu&ctnren angeleitet werden, wenn «wischen
ihnen nnd den llbrigen TheÜen der Monarchie das natürliche
und für den Staat vertbeilhafle Commeraitmi fortwähren soU.
Attse, was aur Fracht, sur Bequemlichkeit gehfirt, müsse ihnen
von den ttbrigen Erblanden geliefert werden, sie hingegen
müssen das abgängige Materiale dasu verschaffen. Dieses sei
die alleinig richtige Proportion, worin der Nahmngsstand von
Landen bestehen und sich verbessern könne, die ungleich in
der Population und in den Abgaben seien. Jedes Land fllr
eine kleine Monarchie ansehen nnd in demselben all' daajenige
einführen wollen, was zu dessen unabhängigem Selbstbestand
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28
erforderlich sei, würde dem Untomchracn einer Mutter gleichen,
die vierzehn Kinder auf das nämliche Gewerbe Betsen and
jedes derselben unvermögend machen wollte.
Unter Festhaltung des Grundsatzes, nur jene Industrie-
zweige in Ungarn zu begünstigen, deren Erzeugnisse den deutsch-
crbländischen ,un8chädlich^ sind, wurden verschiedene Mass-
nahmen getroffen, um im Temesvarer Banat, in Croatien und
Slavonien, in Siebcnbttrgen und vornehmlich auf den Cameral-
gUtem in Ungarn einzelne Gewerbe einzubürgern und Fabriken
zu errichten. AUerdin^ ging es damit imgemein langsam TOf»
wärts, da es an einer Arbeiterbevölkerung gebrach, die ongft-
rische Hofkanzlei keine besondere Rührigkeit zeigte und andi
der Wiener Commerzienrath trotz aller Weisungen der KaiMrin
keine lebhafte Thätigkeit entfaltete. Die Impulse p;ingen im
7. Jahnehnt von Maria Theresia ans, die unerschöpflich in An-
fragen, unermüdHch in Weisongm den lebhaften Wunsch hegte,
anch jenseits der Leitha eine gewerbliche Thätigkeit festen
Fuss fassen zu sehen. Durch Handschreiben vom 13. Januar
1761 wurde die österreichische Handelsbehörde aufgefordert,
ihre Meinung su eröffnen, ob nicht im Temesvarer ßanate der
Anbau von BanmwoUe nützlich wäre, ob in Ungarn PflanEnngen
von Far})waaren, Waid und Färberröthe zu veranlassen seien,
und bald darauf wurden diesbezügliche Verfügungen getroffen. ^
Im Jahre 1762 erfolgte die Weisung, auf den imgarischen Cameral-
herrschaften des Bäx^ser Bezirkes die Jnpopulation' mit mehr
Eüfer anzufangen. Die Leitung wurde dem Hofkammerrathe
Gothmann übertragen. Versuche mit dem Anbau von Waid und
liöthe wurden gemacht nnd die hieftir erforderHchen Summen be-
willigt.' Bekanntermassen, lautet die kaiserliche Entschliessong,
werde auf diesen Herrschaflen mehr Getreide <^^cbaut. als zum
Gebrauche nothig, während an Waid und Aöthe in den £rb-
laiiden Mangel sei, weshalb die Einfuhr aus Thüringen und
Schlesien nöthig werde. Der Hanf- und Flachsbau sollte durch
Prämien nnd ttnentc:( Itliche Vcrtlicihing Yon Samen befördert,
Seidenbätime gepilanat werden. ^ Der ungarischen Uofkammer
> An Porlas, 26. Jauuar 1762.
' Protokoll doa ComtnerKieorathoa vom 29. April 1763 und Allerhöchste
SntflchIi«Mnii|f.
* VortiiKo Tom tS. Angurt, 15w Oolober and 14 NoTSmlMr 1763, Hand-
Bohrelben an Andlern.
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8^
wurde wftbeher Haaftamen fiberaendel ' Graf Liobnowsky,
damals in Trieat^ wurde angefordert, Hanftamen ana Bologna
kommen au laaaen; awei SadiTerstftndige dieaer Stadt wor-
den naeh dem Banat aar firthtthiag yon Belehrung entaen'
det.' Die Bienensaeht sollte geldrdert werden dnreb Yer^
mehrang der herrsehaftUehen Bienen, nm das Volk an diesem
Zweige der Landwirthschaft an animiren. ' ^Asiatische Böcke
nnd Geisen' sollten Ton Wien naeh Ungarn gesendet werden,
und die nngazische Hofkammer wurde deshalb angefordert,
eine vertraute Person naeh Wien aar Besorgung des Trans-
portes au sohicken. Die Zttohtong maoedoniseher Sohafo wurde
empfohlen mit der Bemerkung, dass die Kaiserin gewillt sei,
jene, ,welohe sieh in Bewirkung ihrer Befehle vor anderen
emsig eiMigen, voraOglioh lu befördern und auch soosten mit
Qnaden ansusehen'. Den Unterthanen sollle der Zehent von
dieser neuen Gattung Sohafo erlassen werden; im Jahre 1779
wurde eine Betehrung in ungariseher, laisinisoher und siovaki-
scher Sprache tLber die Zucht spanischer Schafe und Verfeine>
rang der Wolle hinausgegeben.
Die in Böhmen bereits seit dem Jahre 1753 verbreiteten
Belehningen Air den Anbau von Fkehs wurden im Jahre 1767
auch in Ungarn verOffentUcht und in die Landessprachen ttber^
setat In der Einleitung su der in Pk«ssburg bei Johann Michael
Landerer gedruckten Schrift: ,Kurse Anleitung sum Flachsbau'
betitelt, wird bemerkt, dass diejenigen Ifianu&ctnren in einem
Lande die ntitalichsten seien, wosu der nöthige Stoff nicht erst
von der Fremde keigeholt werden mllsse, sondern Im Lande
selbst eneugt werde. Der Nutaen sei hiebei ein vielfecher.
Nicht nur werden bei den Manufeeturen selbst viele Menschen,
die sonst der Hauptqueile aller Lastsr, dem Mttsaiggange, er*
geben wftren, emlhrly sondern die Eneugong der hieau nflthi-
gsB Materialien beschlftige die Hllnde des Landmannss und
gebe ihm Gelegenheit, nebst dem gewöhnlichen Feldbau sich
auch auf manche andere Art etwas au verdienen; sodann gehe
itar die Materialien das Geld nicht ausser Land, sondern der-
jenige Nutsen, den sich Auswärtige verschaffen, wenn sie die
* 28. MAi 1764 an die ungarische ITofkanzIei.
* An Lichooweky, 18. JAouar UM-, Comiuemenrath an die Bancodepu-
tatioD, 27. März 1764.
* Ywint ▼Ott SS. Hoveinb«r 1767 HatilUa-Oleichai.
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so
inländischen Materialien für vt'mon geringeren Preis an sich
bringen, solche verarbeiten und die verfertigten Waaren wieder
mit grossem Vorth eile verkaufen, könne den Inwohnern ver-
bleiben. Folgende drei Stücke Hoicn sam mensohlichon Leben
ausser den Nahrungsmitteln die nothwendigsten und imentbehr-
liebsten: Leinwand, Tuch oder andere Wollzeuge tituI I^dcr,
denn alle Menschen haben Leinwand zur Wäsche, Tuch zu
Kleidern und Leder tu Schuhen unumgänglich nöthig. Das
Königreich Ungarn sei wefrf^n seiner vortheilhaften Lage und
wegen seines fruchtbaren Bodens zur üervorbringung dieser
drei Hauptnothwendigkeiten TOTSttgUch tatttrlich und könnte
daher nicht alktn su seiner eigefien Notbdurft diese Waaren
verfertigen, sondern noch in grosser Menge die benachbarten
Länder damit versehen. ^ In demselben Jahre wurde auek dne
kurse Anleitung behufs Pflanzung des Anilkrautes, ,aus wel-
cham. eine blaue Farbe, Indig genannt^ snbereitct wird^, der
ungariaehen HofkMnmer sur Verbreitung im Lande Aber-
mittelt
Die Errichtung von Papiermtihlen wurde in Angriff ge-
nommen, und böliniiselie Arbeiter sollten in Ungarn angesiedelt
wwden. Der Gedanke wurde angeregt, böhmische Glasarbeiter,
die in Böhmen keinen Verdienst finden und in andere £rblande
oder gar in die Fremde xiehen, an der Carolinerstrasse anzu>
siedeln, wo durch die grossen Waldungen Gelegenheit geboten
werde, den Venetianem einen Theil ihres mehrere Millionen
betragenden Verdienstes, weleher ihnen durch die Glasfabri
eation zu Theil wird, abzugewinnen. ' Im Warasdiner Generalat
wurden Versuche mit der Einführung der Seidencultur gemacht
Die Kaiserin liesa dem Manne, Beck mit Namen, der sich hie-
hei Verdienste erworben hatte, ihre ZuMedenheit aussprechen,
,da es dem Staate cum Nutaen gereiche, wenn die Seidencultur
* Bei AbfaMung der Schrift, welche tod dem Flachvban, you dur Art und
Weite der Beerbeitang de« Erdteichee, von der Zeit und Art» Flaehe mi
aten n. dgL m. kandell^ wurde die in Pnf im Jahre 1758 ertebienene
Abbandlmig belltelts ^rt und Weise, wie der edle LeinsaiAen prRpariret
anpebanöt und consemrot nnd wie da ein guter, langt»r und schfhier
FIäcIis mit bosondt'rem Nutzen erTiief^elt mid ziigerichtot wird, dann was
hej dessen Anbau zu beobachten ist', femer eine spüter enchienene
Sehrilk: ,17nteiriekt von den edlen FtoohalNtiiS beantst
* KaieerlidM Bntwlilie»iuig bei YoHage der Oonumretebelle ihr dae Jabr
1768.
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Midi in den gesammten uDgaroclieii und slavonischen Ijlndeni
wie aneh in Croatien beeifeit werde'. Die ftr llanlbeer|^-
tagen erforderlieben Kosten sollten aus der Oommernalcaflse
bestritten und Pribnien ertheüt werden. Auf allen grosseren
Gameraldomfinen sollten Maulbeeipflansnngen, sowie aueb in
Slavonien und Croaüen angelegt werden.' Spftter plante man
aueb die Errichtung eines Seidenfilatorinms in Esseg. Um die
Erseugung von Abbatllehem au fördern, erging an die Be-
bttrden der Auftrag, »Lente aus der Tttrkei mOglicbst berbei-
aolocken, welche Abbatllcher verfertigen'. * Die Einfuhr wurde
▼erboten. Auf den Cameralgfltem wurden auf Staatskosten
Fabriken gegrOndet, mit geringem Erfolg.
Sowie in den deutschen Erblanden zur Hebung der Volka-
wirthschaft die Verbesserung des Sebulweaens in Angriff g^
nommen wurde, sollte auch in jenen Gebieten der Länder der
Slefanskrone, wo die Regierung freiere Hand halte, an die CSn>
richtung Yon Schulen Hand angelegt werden. Die ungarische
Hofkanclei erhielt den Auftrag, dass in Agram und in den
grosseren Ortschaften Croatiens ,tentBche Schulmeister' ange-
stellt werden. Mit dem Unterrichte im Nähen, Stricken, Spitzen-
klöppeln, Sticken seien einige arme QfficierstOchter, ,auch an-
dere derley Weiber mit einer geringen Zulage au ihrer Pension
oder auch mit einem geringen Lohn von 150 — 200 fl. au be»
trauen. In weiterer Folge sei sodann ftbrsudenken, wie aus
▼acanten Beneficien eine Hülfe zur Errichtung einiger Kloster
von Ursulinerinnen und englischen Fränlein Yerwendet werde,
um Öffentliche Schulen ftbr das weibliche Geschlecht xu er-
haltend Den Beamten sollten einige gute Bttcher mitgetheilt
werden, am sich ttber Agricnltur und Viehaucht au unterrich-
ten, fltar das Volk daraus Auszüge au machen, in croatiseher
Sprache an drucken und unentgelilich au Terthdlen; einige der
ydasigen Edelleute' auf Kosten des Aera» sind aum Besuche der
Gollegien Uber die Camerahrissensehaften anauhalten und der
etwaige Anfnrand von 400 fl. aus der Commencasse anau-
weisen. Ueber Scha6uch1^ Verbesserung der Wolle, Fflanaung
und Zurichtung des Hanfes und des Flachses, flber Anbau der
,ohnehin dortigen Enden' wachsenden Farbenkrttuter sollte aus
* Kaberliche EntschlieMiuig «ui d»o Vortrag des CommertiearatiiM vom
15. Män 17SS.
* Tortrag voa HalifiBia-OIetchen vom 1. M&ni 1769.
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82
den Büchern ein AuBsug gemacht und in die croatische Sprache
tthersetet und unentgeltlich verthoilt werden. Ein Gleiches sei
auch mit anderen Verbesserungen der Gultnr nnd Industrie zu
beobachten, ^überhaupt aber durch auszusetzende Prämien der
Wille aDZnfrisehen und ein Mann dortigen Enden anzustellen,
der dem noch iinkimdigen Volk mit Rath und That an Händen
zu gehen wizae und TOn allen Vorkehrungen die Berichte an
den Commerzienrath rasch zu erstatten hättet ^ Im Banale
sollten Spinnschulen wie in den deutschen Erblanden errichtet,
naeh Siebenbürgen Mädchen zur Erlernung der Wollspinnerei
gesendet und die Unterthanen ,zur Erzeugung von Gespunsten
autoiitatiT angehalten werden'.* In Mehadia sollte eine Baum-
wollspinnerei gegründet werdeUi weil man daseibat die Baum-
wdle ans erster Hand bekomme und das waUaehische T/eibs-
▼olk eine besondere Geschicklichkeit im Spinnen habe. Drei
Oolonistenmflgdlein sollten nach Wien gehen, und «war ein
raiaisches, ein wallaehisches und ein deutsehes, um daselbst
das Spinnen zu erlernen.* Ein Anonymus schlug zur Verbrei-
tung der Spinnerei yor, die priesterliohe CSopuIation allen Hin-
nern und Weibern zu yersagen, die nicht erweiseD konnten,
die Spinnknnst zu besitzen*^
In einigen Gegenden Ungarns wurden Fabnken errich-
tetj deren Anzahl mit der Zeit in Wien Bedenken erregte.
Von einem Anonymus wurde eine Denkschrift der Kaiserin
überreicht, worin dargelegt wurde, dass Ungarn von den deut-
schen Erblanden für Getreide, Vieh und andere Pkt»daete mehr
Geld empfange, als es für Manufacturen zahle; die Bilans sei
daher für Ungarn günstiger und dürfte für die Erblande noch
nachtheiliger werden, wenn die Fabriken in Ungarn eine grössere
Ausdehnung erlangen würden. Wenn Ungarn Alles seihst ▼er'
fertige, so werde es die Osterreichischen Lttnder nicht mehr
benOthigen, und die Gelder, die für Victnalien nach Ungarn
gehen, werden keinen Rückfluss haben; es konune darauf an,
,das Ungarland mit den diesseitigen Ländern im Credit und
Debet bilanciren zu machen'. Die ungarischen Fabriken müssen
unterdrückt, wenigstens die Errichtung neuer gehenuit werden;.
' Kaiserliche Kesolution auf <lßn Vortrag vom ;>. September 1764.
' Kaiserliche Sntscblieosuog auf das Protokoll vom 2ö. ä«ptoiub«r 1764.
* Vortrag von 4. Jumar 1770.
« Piolokon ▼om 0. Jant 1778.
33
Die Kaiserin forderte von dem Grafen Rudolf Chotek ein Gut-
achteu. ^ Der oberste Kanzler wies in seinem Vortratre vom
22. October 1770 darauf hin, dass in früherer Zeit als (Inind
satz anerkannt worden sei, den unf^arischen liundei von dem
deutsch-erblttndi-elion abhängig zu machen. Auf den ersten
Landtagen jedoch^ welche unter der Keprif^rnng der Kaiserin
abgehalten wurden, habe man daran gedacht, Ungarn, welches
damals Verdienste sich erworben hatte, auch an der allgemeinen
WohlÜiat einer lebhaften Industrie tfaeilhaftig zu machen. Ein-
zelne Landtagsbeschltlsse wurden auch in dieser Richtung ge-
fasst. Kaiser Frans habe in äassin, einem zur Herrschaft
Holitsch gehörigen Orte, eine Cottonfabrik errichtet, welche
sjmter in die Iliinde eines Privaten ühergegan«?en sei. Seitdem
mehren sicli in Ungarn die Fabriken. Erljlandisehc Handels-
leute tragen seilest dazu bei, weil sie in Ungarn einer scharfen
M&uthmanipulation sieh entziehen können.
Der Staatsrath, dem der Vortrag Chotek's zur Begutach«
tong vorlag, stimmte den Ansichten desselben bei. Binder mein-
te, die Wohlfahrt Ungarns erfordere, dort nicht auf Anlegung
Ton Fabriken und Manufacturen das Hauptaugenmerk zu rich-
ten, sondern auf die Oultur und den Export der Ackerbau*
oRcugnisse. Ein Land, dessen Grund und Boden fruchtbar sei,
habe selten an Arbeitern üeberfluss und kOnne durch Pflege
des Ackerbaues weit grössere Vortheile als durch Fabriken er-
knjjen ; es sei die grfisste Vorsicht zu tragen, dass Ungarn nicht
zum empfindlichsten Kachtheil»' der deutschen Erblande in Ma-
nufacturen begünstigt werde. ßiUmegen wollte einige Fabriken
ausgenommen wissen, so die Erzeugung grober sogenannter
Abbatücher, grober Leinwände von Hanf, Segeltücher u. dgl. m.,
was für die deutschen Erblande nicht schädlich wftre, dagegen
aollen Leinen-, SchafvroUen- und Seidenfabriken keine PriTilegien
gegeben werden; wenn derartige Elrzeugnisse aus Ungarn nach
^ Erblanden geftlhrt werden, sei ein Zoll wie für fremde
Waaren eu entrichten, erbländische Erzeugnisse jedoch sollen
bei der Einfuhr nach Ungarn blos 5 Percent zahlen. Kaunitz
stimmte Ulümegen bei. Es sei Alles daran gelegen, bemerkte
er in seinem Votum, der ungarischen Nation über ihre eigenen
wahrhalten Vortheile die Augen zu öil'neu. Die kaiserliche
* Handschreiben ▼om 6. Oetober 1770.
s
34
EntBcUiesmmg auf den Vortrag Chotek's lautete im Sixuie der
ataatsreditliehen Anträge. ^
Die Kaiserin forderte nochmak Chotek auf, im engsten
Geheim und ohne daes hieTon das Geringste transpirire, nor
allein mit dem KammerprSsidenten die zu ergreifenden Mass*
nahmen in reife Ueberlegung zu nehmen. In dem von den
Grafen Rudolf Chotek und Hatzfeld von Gleichen am 3. Ja-
nuar 1771 erstatteten Vortrage wurde beantragt ^ die Kaiserin
mochte durch eine Verordnung an die Staatswirthschaftsdepn-
tation zu erkennen geben, dass in Hinkunft in den gesamm-
ten Erblanden keine neue Fabrik ohne die Allerhöchste
Bewilligung errichtet werden solle. Ohnehin sei hiezu ein
Beweggrund Forhanden, da der Commerzienrath schon bei
einer anderen Gelegenheit vorgestellt habe, dass zu befilrch-
ten sei, wenn sich die Fabriken Uber den Verscbleiss Ter-
mehren, der Umsturz einiger nothwendig erfolgen mttsste.
Das Königreich Ungarn wttrde sich daher nicht zu beklagen
haben Uber eine Vorsicht, welche auch fUr den deutsch-erb-
lAndiachen Nahrungsstand getroffen werde. Es werde immer
von der Kaiserin sodann abhängen, ob und wo neue Fabriken
anzul^n seien, und der Commerzienraih werde bei jedem
einzelaMi Falle in Erwägung zu ziehen haben, welche Gattung
der Fabricatnren fUr Ungarn und Siebenbürgen und den Temes-
▼arer Banat geeignet sein dttrfte.
Zufolge eines Handschreibens vom 21. Januar 1771 er-
ging am 14. Februar 1771 an sämmtliohe Länderstellen die
Weisung, dass die Kaiserin die Vermehrung der Fabriken in
den Erblanden mit gnädigster Zufriedenheit wahrgenommen,
dabei aber in Betracht gezogen habe, dass öfters von einer
Gattung zu viel entstunden, dass eine die andere in ihrem Fort-
kommen hindere und, weil anftnglich der Verschleiss* der Ei^
' Dan stAAtsrechtliche Votum vom 18. Juni 1770. Die kaisorlifho Knt-
solilittwung besAgte: ,Der Haiipbrntsc habo allerdings seine Richtigkeit,
dM8 die Errichtung mehrerer bungari»cber Fabriquen und Manufactureu
wenigst insoliuige Hongam die allgemeinen Abgaben nicht in einem
gleichen VerbKltnhMe mit den tentschen Erblanden entrichte, den lets-
teren zu grossem Nachtlieil geroi<rhen wünlo, folglich da.s.s .illfnllngii
die wirlcsamen Mittel vorzukehren, um gegenwärtig din Vormplininj; und
den weiteren Anwachs der Fabri^uen in Hungern xu erschweren und
mBglichvt atwuhalten.'
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35
zcnfjunt; nicht angemessen sei, die Untertliaiien Spliaclen leiden;
in Zukunfl solle rlalier k(Mne neue Fabrik in den gesammteil
Erblandeu ohne Bewilligung errichtet werden dürfen.
m.
Sogenannte Qualitäten- und Bescliauordnun<jen fUr die
verschiedenen Indu55triezwei2^e enthielten Bestimmunt^en über
die Erzeuji^mg der A\'aaren. In der Re^el wurden vor dem
Erhisse derselben ^-onaue Erkundigun^'en eingezogen über den
JStand der Fabriken, nhev die Art und Weise des Betriebes,
über den Kohstoff, die Qualitüt und Quantität, sowie den Preis
der Waaren. Mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgte man
die industrie-pulitischen jMassnalimen anderer »Staaten. Die von
Friedneh II. erhis.senen Verffigungen wurden eingehend studiii,
und gaben nicht selten Anlass zu Anfragen an die LUnder-
eonsesse und zu Auflorderungen, ihr Gutachten einzusenden.
Die von Friedrich II. am 27. Juli 1742 erlassene Beschauord-
nung fllr die Lcinwandfabrication wurde In Oberösterreich als
Muster empfohlen.' Die in Olatz 1748 erlassene Instruction
für die Pabriksinspeeloreu wurde am iJO. December 1701 dem
bfjhmischcn Consesse mitgetheilt, um eine ähnliche zu entwerfen
oder die bestehende zu verbessern. Auch sollte bezüglich der
ganz- und halbwolleneu, der ganz- und halbleinenen Manu-
faeturen eine gleiche Vorschrift verfasst und Fingerzeige ge-
geben werden, , worauf es denn eigentlich ankomme, dass eine
echte und annehmbare Waare erzeugt werde'. Die in BerUn
erlassene Anordnung, dass die Gesandten bei den fremden
Staaten die etwaigen Besehwerden gegen preussische Erzeug-
nisse zur Anzeige bringen sollten, fand den vollen Beifall der
Wiener Behörden. Allgemein wurde anerkannt, dass die Hand-
habung der Verordnungen in Preussen ausgiebiger sei, da den
Magistraten und Landräthen, sowie der Domänenkammer eine
genaue Befolgung obliege, während man in den Erbianden, ,wo
das Commerciale nicht alle Zeit nach seiner Wichtigkeit be-
trachtet werde, sich begnügen müsse, wenn die politische Be-
hörde die Assistenz nicht verweigere^
* kn die Depntiition und Kiimmer, 17. Jali 1749.
3*
Digitizod by Gvjv.' ..c
86
Eingehend Avmdc die Fraj?"«' crwotron. ob die F.ilirikanten
an die Qualitittonordimiig gebunden öein sollen, und ob es den
Privaten gehlattoi sein soüo. .willkürliche licstellunEren' zu
machen.' Willkürliche Bestellungen, so lautete nun das Votum,
wären zu untersagen bei allen Waaren, deren Einfuhr ver-
boten sei, folglieli ausser ( 'oneurreisz stehen und ledigHch für
den inneren Cousum bestimmt heien, da hiebci der Käufer fjegen
Uebervortheilungcn sieherzustellen sei, ferner bei jenen inländi-
schen Fabricaten, die auswärts in Folge ihrer Qualität Credit
erhalten liaben. Hieher f^elir.ren Leinwände, Tücher, einige
Gattungen Wollenzeuge, als: Kr(»nrase.h, llalbraBcli, Ganz- und
Halbcottonzeuge. Dagegen kiinnc man dieselbe nicht versagen
bei Waaren^ die inDcrhalb und aufi&erimib des Landes mit
,übwohlen «war verscliiiMlene von don pn-tissischen Satzungen wogen
ihres otfenbar guten Uruudes und Nuuu:irk0it ohne weitere Berichtab-
fordernog mgleich eingafUliii werden kOnston, m b^ti«1kmige doeb dM
Osfllrlialten des CcNmmeKieimthe«, dam die betreffenden Stellen TerlKafig^
derUber tn ▼emvhraen aeien, jedoch uiit dor Ein.schränknng, dass von
dptinn fonimpr/.inl(onsr?<«pn nnr .tlltiii die hiosiperi mul iii.-ihi i>(Iioii mit
ihrer Gutiueinung einvferiioiiiiiit'ii wt-nlen ^nllen, und da diene von (Ilmioii
durch den Commercienrath vorhin stabilirten GrundsätseD nicht abgehen
können, to bat der Commerueofath jene Sitae, wegen deren die preoaei"
flehen Ordnungen ein Beeserefl enthalten, aelbeten snr weitem Frage nnd
Deliberation aufzustellen, als wohin inflonderhoit niitgeliOret, dat» hier-
landos denen Verlegern frey polasson wirfl, dlf FaUricnt.i n.-u Ii ihrer
Willkür zn bestellen, .somit von dor lirwit«, Lsiiipc nnd (iiitr« rlcr f«nn<»t
vorgeschriebeuen Fabricaten abzugehen, welcher irrige Unindsats in
effecta dahin aohlieiflet, daas denen Verlegern freygelaaflen wird, fiüflche
Waare verfertigen an laflaen und damit daa Pnblicnm an flbervorlheilen,
worauB flodann der Discredit deren inländiaehen Fabricatomm erwächat,
dahingegen in der preiissischon Ordnung ganz recht darauf bestanden
wird, daKs alle unfl jcdo Fahrirata in gleicher Güte, Breite und Länge
verfertigt werden müssen, weit dem Cotnmercio am meiatea daran ge-
legen and au deasen beatModige Anfhahme gereiehet, daaa der Credit der
Waare oonserrirt bleibt und anch Terftlsehte nntBehtige Waaren nieht
geaehwicht werden. Ea iat alao auf diesen wichtigen Hauptpunkt der
sorgfältige Bedacht ku nehmen und die Einbringung des endlirlii'n Out-
achten» flber aclit Wochon nicht atifznhalton, wie anrh fertior die Be-
stellung allenthalben dahin zn machen, damit dem Uommersienrath die
in auswärtigen Beieben und L&ndern herauakommende, die Cnltor, Ifa-
nafiietnr nnd daa Comnereinm betreffende Anordnungen und Abhandinn-
gen jedeamal aukommen, am davon den diensamen Gebrauch weiter
machen zu kennen/ EntAcblieaaung auf da» Protokoll des Commeraien-
lathea vom 83. Märs 176S.
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57
fremden Waaren coneurrirom nnd durch wo!ilt(Mle Preise den
Vorzug gewinnen müssen, tcnu r bei solchen, welclu' sich nach
dem veränderlichen Geschmack richten mliasen, im Jahre 1775
wurde die Behörde angewiesen, jene Ordonnanzen m bestim-
men, welche besttgÜcb der WaarenquaKttt beibehallen werden
sotten; im Uebrigen mttsse jedem Ifannfacturtstan freigesteUt
bleiben, nacb dem Verlangen und Geschmack seiner Abneh-
mer, aach allenfaUs zu einem Versnob Waaren su verfertigen,
welche die ordonnanzmassige Lftnge und Breite und andere
Eigensc-haftcii iiic-lit Iiabeii; es müsse durcli ein keiinbares Zei-
chen (las Publicum zu warnen 8« in, dass die Waaren nicht
naeli der allgemeinou Vorschrift vcricrtigt sind. ^ In « iner spä-
teren Verfügung hicss es, es sei nicht die Absicht, dass bei
den Seiden- nnd Uaibseidenwaaren alle QualiUttenordnong gana
ausser Acht gelassen werde, und den Fabrikanten vollkommen
frei gestattet werden soUe, die Waaren gana nach Belieben
bald llinger, bald breiter oder sonst in abgeänderter Eigenschaft
▼erfertigen zu kannen, aber er solle nur abweichen dürfen.
Dieses sei exceptio a regula.* Erst unter Josef wurde die bis
dahin bestandene Qualitätenordnnng auf Seide ganz aufgehoben.'
Einige der fUr die verschiedenen Industriezweige erlassenen
Ordnungen enthielten auch Lohnbostimmnngen. * So z. B. die
am 10. October 17,'>1 erlassene Qualitiitcnurdnung fllr Seiden-
zeuge, ,damit die Waare durch übermässiircn Arbeitslohn nicht
vertheuert w^erde, noch auch die Gesellen wider liilligkcit ge-
druckt, sondern hierin eine durchgehende Gleichheit beobachtet
werde, mithin sowohl die Meister als Gesellen wissen mdgen,
was bei einer jeglichen Gattung der seidenen Zeuge, welche
gut und kaufrecht yerfertigt seien, denen Gesellen fürohin für
Lohn gebttbren würdet ^ Später beschäftigte man sich auch
mit der Regelang der Löhne fttr die Baumwollspinnereien. Die
' Kaiserliche EaSachliessung auf •Icn Vortrag d«ft GoHunontonnthw vom
'23. November, rep. 3. Deceniber 1775.
' Kaiserliche Enfsi hHossinifr .uit den Vortrag: der böbmuch-dsterreichisclieii
Hofkanxlei vom 10., rop. -S. iioruiuij.' 177ti.
' All s.iuiintlicho LänderHt^jIluii, "Jn. M;ii 1782.
' LiiiiQbcätioimuugeu für Maurer, Ziuimerleute uu<l Ta^orker bereits 1722
CA. IV. lüö.
* Äolmlieh dt« am 1. September 1766 in Prag erlMaene SammtqiMlititen-
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88
sQ diesem Zwecke einyernemmenen Fabrikanten bemerkten,
daas der Spinnerlohn sich nicht fiziren lasse, weil dadurch der
Elfer unter den Spinnleuten aufhören wllrde; auch sei der
Preis der Esswaaren und Übrigen Bedürfnisse durchgehends
nicht von gleicher Beschaffenheit, weshalb auch der Lohn an
den verschiedenen Orten kein gleichmfissiger sein kOnne. ^ £me
von dem Orafen Josef Kinsky als Präsidenten des böhmischen
Consesses gegebene Anregung fand jedoch bei der Behörde
grosseren Anklang. Nach eingehenden Untersuchungen Uber
den Spinnlohn im Inlande und in der Schweiz wurde ein ,soge-
nannter Spinnfuss' normirt und aunKchst in den Staatsfobriken,
wie in Linz Angeführt, sodann auch den PriTatfabriken aur
Damachaehtong hinausgegeben. *
> Berieht dn nledmOtterraichtoehen OoDtesses von Philipp v.SItisendoff 1784.
• Nicht oliiio Intf-reMe Ist eine Bemerkung der Kaiserin: Daa gute Vor-
haben doH Commensienrathe", ria denelbe bei einijren Fabriken den
Arbeitslohn zn vemriiKleru und hif^rdtireh eine mehrere WohltViliieit zu
erkalten gedenket, begnehmige voUkuinmon, doch wird bei der hier
in Wien mnehmenden Thfiuentnf alter Lebensmittel, aolebes der Zeit
bart wa bewirken sein, beaenden naebdem die Arbeiter den gneaen
Lohn bereit! durch lange Zeit bekommen baben. Kai-^i rlK he Eni^chlieä-
8Ung auf den Vortrag vom 22. Jannar, rep. 21. M.-ii/. 1767, betreffend
die niederöstorreichi.Hchen ManuJacturtabellrn Karl Graf Zinzeii-
durf »prach sich über die iSpiundistricte uud den äpiuntu^s wegwert't^ud
ane. Man kOnne, bemerkt er, dieae flbr die BanrnwolIgeHpinnste an-
gewiesenen Dtvtricte nicht andern als Ar eine Veranstaltung ansehen,
wodurch die Spinner unterdrückt und die Mannfacturen und Fabriken
he>chrÄnkt worden. Die S|'Iiiin'r li.Oion in einem solchen Dt«trirt keine
andere Wahl, nh entweder für dit- l'alirtk ttm fr^*'"ingen Lohn au >]iin-
nen oder iimiger» mi sterben, (.iitiichwiu auf einer Seite dem
Fabriksuntemehmer freistehen muss, an denjenigen Orten »pinnen in
lamen, wo man ibn am besten nnd wohlfeilsten bedient, so mnss anf
der andern Seite dem Spinner die Freiheit belassen werden, fttr den*
jenigen tm r<pinnen, der ihn am besten bt-zahlt. Das Spinnerpatent vom
16. November 176Ö, kraft desst n der Lohn für eine jede Gattung von
Gespinnat gesetslich vorgeschrieben winl, i^t diesem Endzweck entgegen.
Ee wird dadurch dem Spinner alle Hoflbung genommen, sein Schicksal
BU Terbessem und seine Arbeit gegen Tortheüliaflere Bedingungen ver^
richten au kOnnen. Solchergeatalt muss ihm der Muth sinken, weil it n
die Motive zur Aneifernng btMiomnion werden. Wenn daher oino Fabrik
gut bedient werden will, so muss sie nothwendig das Patent indirect
übertreten. Dies geschieht auch, indem an iSpinnor neben dem ge^etz-
miaelg vorgesehiiebenen geringeren Lohn et«ras mehr unter dem Titel
einer Frimie sugetheilt wird.
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39
Durch die Normirung des Spinnfusaes beabeichtigto man
zwei Extreme zu vermeiden: einmal, dasa die inländischen
Fabriken durch Steigerang des Spinnlohnes nieht ausser Con-
durens mit den fremden gesetzt werden, sodann aber, dass
daa Landvolk durch enge Schranken, die Spinnerei als einen
Nebenverdienst zu ergreifen, nicht abgeschreckt werde. Man
beflbn^htete, dass durch eine Steigerung des Spinnlohnes die
inländischen Erzeugnisse mit den tVemdeu den Wettbewerb
niclit aushalten könnten. Den Bebürden sollte aufgetragen wer-
den, daös sie den Fabriken und den Faetoren derselben eine
anspebig"e Assistenz zur Einfribrun^^ der Spinnerei iiaeh dem
neuen jSpinnfusö leisten sollten. Wenn jedoch bei einzelnen
Nummern ein geringerer Betrage als bisher wirklich bezahlt
wurde, festgesetzt wäre, so sollte es gestattet werden, dass in
denjenigen Spinndistricten, wo ein höherer Spinnlohn besteh^
derselbe in den .erwähnten Nummern allein bezahlt werden
könne. Femer wurde bestimmt, dass die Eltern ihre Kinder,
insoweit sie derselben immer entbehren kOnnen, in die Spinn-
schulen /ii schieken haben. Die Obrigkeiten und Comnierzial-
beamten haln n zu i nt-sclieiden, ob dem Folge geleistet werde,
und jene Eltern soJlten besti'aft werden, die naeh erlolf^ter Kr-
innerun*: ibre Kinder oder ZögUnge in die lS])innschulen zu
i»chieken, unterlassen. Damit tüchtige und cclite Gespinnste
erzeugt werden, sollten diejenigen ausgelernten Spinner, die
sich als nachlässig bezeugen würden, entweder das Material er-
setzen oder, im Falle sie dies nicht zu thnn vermöchten, mit
Leibesstrafe belegt werden. Diese Lohnbestinunungen wurden
spftter anfgehoben, nachdem die Zuweisung von Spinndistricten
an die Fabriken fortgefallen und die Erzeugung von Cotton
freigegeben war. An Klagen über die neuen Verftlgungen
feblte es nicht. Aueb die Arbeiter waren nicht dunliwct^s mit
der BesseitiunuijLi- der Spinnicilme zufrieden; die EaetoreFi der
SchwcebatiT Falrrik z. R. baten, dass ihnen der ehemalige
»^pinnerlohn wieder verabreicht werde. Der früher bestandene
iiwang der Spinndistricte, sagte die liandclsbehördo, sei be-
seitigt worden, die Spinner können sich nicht beschweren; wenn
sie hei anderen Fabriken httheren Arbeitslohn erhalten, können
sie darauf eingehen. ^
* Ptatokoll Tom IS. NoTember 177fi.
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40
Für die Beschau der Leinwand wurden Hcschaumeistcr
angestellt/ wolur der Weber auf dem Land»' einen Kreuzer per
Stück, in den Städten und Märkten anderthalb Kreuzer zu ent-
richten hatte, Gebühren, welche erst 1772 enttielen. Einer
kaiserHchcn Kntschliessung vom 16. December 1762 zufolge
sollten alle inländischen Fabricate küiifti^'^ beschaut und mit
einem kennbaren Stempel bezciclmet werden. Die Kroisliaupt-
loute waren angewiesen, die ,Eclitheit* der Leinwand zu unter-
suchen, eine Verfü«^unnr. die jedoch nur auf dem Papiere stand.
Es handelte sich nämlich darum, ob die Leinwand im In- oder
Auslande bestellt sei, wobei die liestimumngen des Patents vom
Jahre 1750 eingehalten werden sollten. Auch Ilausleinwand
musste beschaut und jjjestempclt werden. Durch Verordnung:
vom 27. Februar 1764 wurde das Ellenmass der zum inländi-
schen Verkauf bestimmton Leinwand auf (K) Ellen, für die nach
dem Auslande bestimmte Waarc auf" 58 Ellen festgesetzt. Die
crstere sollte zur besseren Unterscheidung mit dem ganzen, die
letztere hingegen mit dem halben böhmischen Löwen bezeich-
net werden. Schlechte und llbel qualifieirte Leinwand sollte
dem Eigenthümcr zurückgegeben und weder mit dem halben,
noch mit dem ganzen Löwen bezeichnet, sondern blos als eine
liederliche Waare mit einem NB signirt werden. *
Die richtige Vcrtheilung der Gewerbe in Stadt und Land
bildete in der zweiten Hälfte der Regierung Maria Theresias
den Gegenstand eingehender Enirtemng. D<!r Ansässigmach ung
von Gewerbetreibenden und Fal)rikanten in den kleinen Land-
städten wurden Schwierigkeiten bereitet, indem die Ausübung
des Gewerbes an gewisse Bedingungen geknUpft wurde, deren
Erfüllung von Magistraten und Dominien g(dbrdert wurde.
Die Kaiserin wünschte die Gewährung von Erleichterungen, um
in den Landstädten das Aufkommen der Gewerbe zu beför-
dern. Ihrer Anregung Folge leistend, wurde die Frage, durch
welche Mittel die Verlegung von Fabriken und Manufacturen
in die Landstädte bewerkstelligt werden könnte, in Erwägung
gezogen. Es könne von Seite der Behörde nichts geschehen,
lautete das erstattete Votum, als den Weg zu bahnen, Hinder-
nisse zu beseitigen, etwaige Begünstigungen su gewähren,
' Instruction fttr dio itouon lieschaumoutor Tom 1. J*iiaar 1752.
i Protokoll vom 16. Iäept«mb«r i7S4^
üigiiized by
41
dem frei\v*il!i£rcn Zucfc nicht ent*3:(»genzutreten, da man sonst
auf ungewisse SeitenstrasscD geratiien wtVrde. l)*'r Zug gehe
nun einmal in die grossen Städte, und man getraue sieh nicht
einzogreifen und die Gewerbetreibenden in die LandstlUlte
zu lenken. Erst müsse der Haaptstamm Wurzel hMen, ehe
aich die Aeste Terbreiten kennen. Nicht alle Gattungen von
Fabriken können aiuschliesslich in der Stadt oder anf dem
Lande betrieben werden. Jene Fabriken^ weiche grössere
Anfncbt erheischen und daher sorgfUtig beschaut werden
müssen, der Beihilfe und Mitwirkung anderer Gewerbe be-
dürfen , mit den Verlegern hesUindiges Einvernehmen pfle-
gen niiiä.sen und sieli naeh dem wccbs«-hi(len Geschmack zu
rie])tf'n liaben, sind fiir die LandsUldte nielit geeignet, z. B.
Seidenzdigfabriken, Galanterieerzeugnisse, Band-, Borten- und
Stiekarbeiter, Hutmacher und Strumpfwirker. Durch Ueber-
leitong ans den Städten awf das Land würden überdies die
CSonsomtionsgeilÜle der Hauptstädte vermindert werden. Da-
gegen geboren auf das Land Spinnereien und Webereien von
Tuch und Leinen, Stahl-, Eisen-, Messing&briken u. a. m. Die-
aen Auseinand^setzungen stimmte die Kaiserin nicht ganz bei.
Sie gab zu, dass das Commerzdirectorium gute Ursachen habe,
,den Anlang deren Fabriken in der dahiesig(Mi Stadt und deren
nahen Gegenden anlegen zu lassen*, sie stininitc den über die
Bc!.t liau, Uber die V' rbindung mit den Kaufleuten und über
die Berücksichtigung des Geschmacks dargelegten Ansichten
hei, fügte aber hinzu, ,dass darauf zu sehen sei, dass diejenigen
Gewerbe, welche in den kleinen Landstädten fortkommen kön-
nen, dahin geleitet wttrden'.^ Auch war sie über jene Ge-
werbe, deren Standort m kleinen Städten wohl am Platze sei,
zum Theil anderer Ansicht, denn Hntmacher, Strumpfwirker
^ Eine kalMrlicbe Weianng beugte, dass, da w^n Theoenuig der Lebens-
Büttei in einer volkreichen Hanptitadt die Fabriken nieraaU aufkom-
mea kOnnen, weil die Fabricate allzu thouor würden, wäre zu bedenken,
dass dahier (in Wien) keine Fabrikanten mehr niedergesetzt, vielmehr
darriiif ffJrg-ed.ieht werde, wie die bestellenden Fabrikeji in tliunlielipr
Art nacli und uacli in diu Landstädte versetzt werden. ,Erkeiiiii; Ich die
gute UräacheQ, vvulcUü da.H üuiumerciendirectorium bewogen haben, den
entereu Anfang deren Fabriqueu iu der hle^igeu Stadt und deren nahen
Oefenden anlegen sn Inasdn; dMselbe iet weite» dsrnm »eht dnimn,
jene Febriqoen, welebe eine nebrere Nnchsicbt und Beeoban, ao-
wie die Beibttlfe enderar Pf oÜBMioniaten erfordern, mit deren Verlegern
L.iyuizcd by Google
4S
und Scidcnzengiuachcr gohörtcii ihrer Ansicht nach in die
LftndstAdtG; denen durch Verwohlfeilang der Waaren ao^e*
Keifen werden könnte, ^denn in regola ist es aUeseit beeser,
wenn liene Fabriken zwar nicht gezwungen, aber angeleitet
werden, sich auf dem Lande zu ctabli^en^ ^ Auch die Strumpf-
Wirkerei sollte einer Weisung der Kaiserin mifolge in den Dorf-
schaften und nicht in den Städten eingeführt werden, ,weil f^r
derlej Arbeiten der Bauer zn einem geringeren Preise ver-
wendet werden kOnne'. Sie hielt daran fest, dass von Seiten
der Regierung etwas geschehen kOnne und müsse. Sie ver-
langte nach eingeholten Erklärungen der Landeastellen einen
Antrag, wie das Unterkommen der Manofacturen nnd Fabriken
in den Landstädten thunlichst zu beftirdeni sei, * und gab auch
die Mittel an, wie dies geschehen kOnne. Es bestehe, schreibt
sie, in den niederOsterreichischen Städten die Anordnung, dass
Niemand als Btlrger aufgenommen werden dttrfe, wenn er nicht
ein Haus angekauft habe} da nun angehende Fabrikanten die
Mittel dazu nicht haben, daher von der Aufnahme in die Städte
indirect au^eschloesen seien, habe der Oommersienrath mit der
Kanalei zu ttberlegen, wie diese Hindernisse aus dem Wege zu
räumen seien.'
ein b«."st;iiifli;,'i's Eiiiverwtändniss uml AbitH'linuug uiit«irIiaIt>Mi, um! »Ich
uach dem iiuinur .ibwt)cIu>olndeu Gtiscliiniick dar IlaupUtadl guriclitut
werdea mnss, auf dem Land oder in kleinen StSdten uch aiuser ihrer
Lage befindeten, dannoeh aber bat desnelbe darauf in Beben, den diese
Fülle uicht Überschritten, sondern die Obrige Fabricauten, welche üi
kleinen StäiUen aufkuminpii inf?|^en, und nnfer welche die Uuttuacher
und dtrumiifw Ii Kor, wio aticli ein Thoil di reu Seidenzeug^machern mit
gehören, dahm geloitut, und darmit iiebit dtjr WoUoiluug iu der Waare
ancli deren Landstidten aufgeholfen werden, dann in regiila iat.
* Protokoll vom 88. Juni 1761 rep. 80. September 1761 nnd die dasu go-
hörigo Resolution.
' 9. November 17
^ Kai-ierlii lic Kntsr}ilio!«üiinrr auf den Vortrag vom -U. Octobor, ri'i) No-
vember 1762: Icii geiiubmige das Eiuratliuii, doch iüt diose Fabrii^ue
niebt hier In Wien, sondern in einer Lendstadt sn erricbten nnd da bey
den mitleidenden StSdten in NiedOsterreich die Anordnung bestehet, duu»
k6in<>r in dirse als Bürger eingenommen irerdeu darf', er hebe denn mit
Ank;infun<r «mih's l!au^o>^ ^\c]\ jmsossiunirt jromat'ht: liio iiPu angehende
Fabrikanten aber il;uu die Mittel nicht besitzen. fulj^'Uch per indirootum
vou der Eiunehmung üi diese Städte ausgebe iilussen sind, so hat der
Commewiennttli mit der Gansley das Vernehmen *u pflegen, wie dieses
Impedimentum in allen StScken am ansMndigsten sn beheben sejrn
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43
In der nfffChston Zeit wurden wohl einige MaMnahmen in
Vorschlag gebracht In der Umgebung yon Wien hatten rieh
auf dem Lande einige Gewerbe angesiedelt, die mit ihrem Ab*
satB natttrlich auf die Hauptstadt angewiesen waren. Nun
mnssten dieselben, wenn rie daselbst BSn' oder Verkftufe mach*
ten, AusfuhnsQlle für den Rohstoff und ConsnmsOlle bei der
Einfuhr nach Wien aahlen, konnten daher mit den in Wien
wohnenden- Gewerbslenten nicht concurriren. Die Gleichstel-
lung der Landfabrikanten in Bezug auf ihre Erzeugnisse wurde
Ton der Kaiserin verfügt Jn Berichtigung dieses so wichtigen,
mit dem Wohlß des Staates so eng verknüpften Gegenstandes/
heisst es in einer kaiserlichen Entschliessung auf den Vortrag
mOge? worüber mir sodann das gtinmiaiichattlicho UutacliUiu heraut'za-
geben sej. Ef wird nun zwar nach meiner wegen des Kämel genom-
monmi Bnfwhli«Miinf, dsM dieser mit «einer F»briqme in eine deren
mitleidenden Slidten s«mM werdm soUev dem Jeaner wefen denen
noch fUrdanemdon PriTilegii kein Eintrag gethan, jedoch hätte dareuf
von Seiten des Coinm©rj:i<»nrathp'5 dio Kilcksu lit ;xP»iotnmen werden «ollen,
indem den Fabriknnton das i-iuiijal ertlieilte Wuit lieilip sfi halten und
damit dadi allgeuioiue in Cuuitnerzialsuciien tio nüthige Vertrauen zu bo-
gfründen aeyn will, und da die BrfordemlM nn derley Bindern ao grOM
ist» dem aolehe von einer Fabriqne nieht kenn TerMhaffet werden, dem
.T.miior ea aber nur an Wlsaenachaft einer geschickten Manipulation ge*
bricht, ist dahin luraudenken, wie solche ihme bo\ ^^übracht, Humit
diese Fabrii|UO für iliren Yertall l»e\valiret wonlen müy'e. ."^chliesulicheu
ist dem Kämel der Auftrag zu machen, da»» er trachten möge, noch einuu
Fkbrilnttten für das Land Tyrol an ▼eiBohaffen. — Kalserllcbe Betotution
aof ein Totom dee Hbfoommereienrathes, ddo. 27. September be-
treffend die Befreiong der in den mXhriechen Laudet*ät»dtcn .•sicli nit^der-
la-«««««»nden Kabrikanton von tlom n«\worbsbeitraj(0. Da das AbNohnn
d;iliin gebet, «m die Fabrikauttüi in dif^ iStadto einzuziehen, und darmit
diese wioderiuu zu bevölkern, iti der Folge aber die Acciseu erträglicher
tttt machen; ao ist indJstinotim allen Freurfen und innUtndisehen Fap
brikanten, m> in dae Iiandee-Stadt eiwiehen, eie mSgen eine nette oder
allschon bestehende Fabricatur betreiben, eine ^iuijiiiirige Freyheit von
der Oowerb-Steüer zuzuge.Htehcn , dieses Benetlcium aber auf die Zeit
von fünf .laiirfn zu bosrliränken, und von solcben jene anszuschliesseu,
welche von einer 8tadt in die andere wandern. wäre zu wiiuschou,
heiait ee in einer EntechHeMung auf den Vortrag vom ti, Januar 1767,
dam mehrere Fabriealnren, die ein grameres Personal erfordern, auf das
Land oder in die andern Krbländer flbenetst werden kennten, wodurch
die Waarcn nm Viide*< w.diltViler erzenrrt werden und anch den Vortrieb
nach Aussen linden könnten; auch würden dadurch die ausländischen
gleichen Waaren, obue eines Verbotes zu bedürfen, am so gewisser von
den Eridaiiien abgehalten werden.
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44
vom 3. Decembor 1762, ,hat der Commentenrath ein ganzes
und in alUni Theilen ausgiebiges System zu verfassen, Uber
dessen Thunlichkeit und Durchführbarkeit mit der Banco-
flcjiutation das Vernehmen zu pflorrcn, und Mir das £laborat
baldmöglichst vorzulegen, indem Ich solchem mit vielem Ver
hingen entgegensehe, um die bi> mm so mehrfiütig vorgekom-
menen Vorschläge einmal in EdUllun<j: tresctzt zu wissen/ Sie
wird nicht mftde, in der Folge manchmal auf diesen Gegenstand
zurllckzukommcn, und c:c währt den Ansiedlem auf dem Lande
eine fUnQährige Freiheit von der Besteuerung. ^ Im April 1765
fordert sie, ihr endlich einen ,Hauptvortrag' vorzulegen, wie
die Unterbringung der Mann£icturen in die Landstädte su be-
gün^tigr-n sei.
Bereits im Jahre 1764 wurde vei*fllgt, dass Fabrikanten
und Manufacturisten, welche in landesfdrstliche Stibdte und
iNlärkte einziehen, nicht verhalten werden können, H.lnser au
besitzen; das Bürgerrecht sei gratis zu ertheilen;'' die Bürger-
und Meisterrechtstaxen wurden herabgesetzt.' Zwölf Jahre
spntcr, am 30. März 1776, wurde an die gesammten Länder^
stellen ein Nonnale erlassen, welches besagte, dass geschickten
Commerzprofessionisten, Fabrikanten, Manufaeturisten und Arbei-
tern die Gelegt nlicit, sich ehrlich zu ernähren, möglichst zu
erleichtem sei. Tüchtigen und guten Gesellen sollte die Hoif-
. nung zur Erlangung des Meisterrechtes mit geringem Aufwände
erm(}gltcht werden, die Eingeborenen daher nicht blos von der
Auswandemng abgehalten, sondern auch fremde geschickte
Arbeiter zur Einwanderung bewogen werden, überhaupt aber
durch erleichtt rt«' Nahrungswege die Vermehrung der Bevöl*
kerung und die daraus folgende Ermunterung zur Erweiterung
des Ackerbaues erzielt werden; Magistraten und Amtsobrig-
keiten sollte gestattet werden, alle Commerzprofessionisten, Fa-
brikanten und Manufaeturisten, ohne sich an eine bestimmte
Anzahl zu binden, aufzunehmen und denselben auf Verlangen
das Bürger- und ^Feisterrecht in ihren Bezirken zu erth eilen.
Die Magistrate und Dominien wurden angewiesen, sich von
den bisherigen Vorurtheilen nioht leiten zu lassen und sich der
* Kaberlicbe EntschlieMUug anf das Protokoll vom N«v«mi»«r 1768.
* Ood. AiMtr., VI, 8ia.
* Kaiterlieh« EntMhUaMOiig vom 14. Jnli 1766; Cod. AmAf^ VI, 888.
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Aufnahme solcher Arbeit« r nicht zu vvidersctKen. AiisdrückJicli
wurde aueli anbefohlen, Arbeitern, wenn sie ihre Tüchtigkeit
gehöri«: ausgewiesen haben, <lie Ertheihmg des Meister und
Bllrgerreehtes nicht zu crsehweren, sondern auf alle nur immer
bilh'«re und thtnihehe Weise zu erleichtern. Den Bcschwerde-
ftlhrern wurd»« der Rocnrs offen gelassen. Zur Erleichterung
der Meisterrcchtabewerber wurde fcnier verliij>:t, dass dieselben
von dem Nachweise vhwa ^'ern1(■■>g■ens^ Avelclies zur Anscluiffunr:;
der nöthigen ITaiidwerksj^cräthschaften und des ersten Materiai-
verlages erforderiieh sei, enthoben werden sollen, es genüge,
wenn sie hinreichende Beweise ihrer Profeasionst&chtigkeit dar-
gelegt haben.
Die letzten Verfiigunp^en über die Krleichtenmp: der
Niedcrlassunr,' von Fabrikanten, Commerzialprofessionisten und
Manufaeturisten erfreuten sieh niclit allerorten gtinstiger Auf-
nahme.^ Die obcrösterreiclii.sehen Stände waren der Ansicht,
das?i die Vermehrung der Fa])rikanten meht nur keinen Nutzen
habe, sondern viclmelir schädliche Folgen nach sich ziehe; die
Anzahl der Fabriken müsse mit der Monge der Consumenten
und Käufer in ein billiires Verhältniss gesetzt werden; der
ruhige Besitz ^inge durch eine Vermehrung verloren; der bis-
heriire Besitzer werde , eines Capitals entsetzt'; die Häuser,
worauf die Gewerbe radieirt seien, verlieren ihren Werth; die
Hausinhabcr seien dann ausser Stande, die bisherigerf Abgaben
zu leisten; die Anzahl der Professionisten und Fabriken sei
fast zu grofis^ die zahlreichen Fallimente geben hievon Zeug-
* Die Bestrebung«!! der Regierung, in den Stidten die Fabriken empor-
sabringen, fanden ebeniowenig Anklang wie tpRter die Verauche, die-
gelben nnf daf Land zn vcrpflanzon. S<> sprach sich der Wiener Stndt-
rath gegen die Gründung von Fabriken in den Vorstädten ans, wogegen
Qraf B. Cbotek in einem Vortrage bemerkte: der Stadtreth unUirxielio
CkfQMtifaide «einer BeiutheUung, wovon «r keine Kenntnin bebe; dem
gemeinen Weaen nnd nocb mehr dem aerario civico eei daran gelegen,
In den hiesigen VoratXdten die Fabriksarbeiten enponnbringen. (Aua
einem nndatirten Vortrage [1755?].) Als sp.ttor der niederttstfirreicliische
Consess am 28. Jnli 1763 angewiestMi .vurdc, atif diu Erzeugung der
SeidenatrUmpfe und äeideobUte in den Laadstädten bedacht au nehmen,
maebten die bfligerlieliea Seidenetrumpfwirker Vontellnngen: ee befibiden
sieh in Wien 64 Heister nebst 80 Oesellen nnd so Tiel Jungen; das Ge-
scLäfl .sei !>chl6cht, 30 Mei.ster Würden ffSx den Oonsnm genügen. Aneb
die Hntmaeher maohten Einwendungen.
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46
nifls; auch drohe die Gefahr, die Berntthungen der bfirger-
lichen GewerVe and lianu&ctorea mit den harten Arbeiten des
Feld« und Ackerbaues in keine Vergleichung gesetzt werden
können, dass eine zahbreiche Menge sonderheitlicb von dem be-
mittelten Landvolk den Pflug verlassen und in Hoffnung; als
Bttiger der Recrutirung zu entgeh«i and ein gemächliches
Leben za führen, sich der Eriemung der Gewerbe widmra
werde'; die Landwirthschaft werde abnehmen^ die Gewwbe za-
nehmen.
IV.
Der Zunftzwang wurde bei einzelnen Gewerben gemil*
dert und später ganz beseitigt, namentlieh bei der Weberei.
In Böhmen wurde den Webern 1755 goetattety sich anszuzünftra.
Eine Ausdehnung des Zunftwesens auf Gewerbe, bei denen es
nicht bestand, wurde nicht gestattet; man sei nicht gewillt,
heisst es in einer Weisung vom 15. Januar 1756, Gewerbe,
welche den Zünften nicht einverleibt seien, zttnflig zu machen.
Die Gewerbetreibenden erhohen mcht selten Vorstellungen gegen
die freisinnigen Massnahmen dar Regierung. Als z. B. im Jahre
1768 die £>zeuguug von Bändern freigegeben wurde, hatte die '
Behörde fast alQihrUch Bitligesuche abzuweisen, welche Wieder-
einfÜhmng des Zunftzwanges verlangten. ZUnfle mit geschlosse-
nem Mdsterrecht beklagten sieb, dass ,neae Meister' zugeUssen
werden, , wodurch viele Professiones geschwächt und die Bor-
ger ausser Nahrangsstand gesetzt werden'. In Böhmen, wo die
Weberei von Zeugen an Ausdehnung gewann, wendeten sich
viele Leinenweber derselben zu. Die Frage wurde erörtwt, ob
jedem Weber freigestellt sein solle, alle Gattungen von Leinen-
und Wollwaaren zu verfertigen. Der böhmische Consess qirach
sich dagegen aus, da dadurch nur Schleuderei und Hemmung
des Handels entstehen würden. Die Leinenweber würden von der
Verfertigung der guten Leinwand abgezogen und zu schlechten
Wdlwaaren angeleitet werden; nur jenen soUe die Erlaubniss
erdieilt werden, welche darthun, dass sie nebst ihrem Gewerbe
auch noch für eine andere Manu&ctur die Fähigkeit besitzen. -
Der Commerzienrath sprach sich damals dahin aus, den Leinen-
VorstelUiQg Tom 4. Juni 1776, unterzeichnet TliUrheim.
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47
Webern die Verfcrtijjrung von linlUwollencn und halbleinenen
Zen^<Mi zu f^cstetten, und wenn sie zu Z('u<;inachern übertreten
wollrii. iKicli abgoleprter Probe eingezunftct zu werden, auch
möge ihnen wieder erlaubt werden, zur Leiuejuveberei zuriiek-
zukebreu; jenen, welclie besondere Kunst in einer oder andern
Waareng-attuni: besitzen, mögen Particuhirconcessioneu zum Be-
trif bt; ertheilt werden. Die Jungen und Gesellen, welche bei
den erbländischcn Zeugfabrikanten das Oewerbe crlemen, sollen
nach erfüllter Lehrz<'it und zweljüliriger Arbeitszeit, ohne bei
den ZUnften aulu 'lmiLf ?< zu werden, freigesproehen und für
zunltuiässig angc^ehi n, tulglich nach abgelegter Prube zur zunft-
mässigen Meisterschaft zugelassen werden. Die Kaiserin ge-
nehmigte diese Anträge.*
Kinige ,Jahre sp;it(u' wurde der niederösterreichische Con-
sess aufgefordert, ein Uutaebten zu erstatten, ob bei den Cotton-
webern nicht (be ZUnftigkeit aufzulieben sei. * Die Wiener
Weber sprachen sieli gegen die ])eabsu hiigte Einschränkung
des Zunftzwanges aus. Der Conunerzienrath wies jedoch darauf
hin, dass in den anderen Ländeni gerade die Freigebung die
gedeiblicbsten Felgen gehabt habe, nie würde der Manufacturen-
stand in Böhmen, Mähren und Oesten'cich ob der Knns einen
solehen Aufschwung gewonnen haben. ^ Durch die Aufhebung
(Ins Zunftzwanges erwai*tete man eine Erweiterung der betreffen-
den Industrie, indem derselben dadurch eine gröbsere Anzahl
Arbeiter zugeführt und der Arbeitslohn erniedrigt würde,
die Waare daher in Folge eines billigeren Preises Absatz nach
Aussen finden durfte. Die Tendenz war in der That in den
nächsten Jahren darauf gerichtet, die Zünfte wo nicht gänzlich
aufzuheben, doch wenigstens bei solchen Ocwerbsehaften, die
ihrer Natur nach einer Erweiterung fähig sind, eine grössere
Freiheit zu gewähren. Der Antrag wurde gestallt, in Wien und
innerhalb der Linien die Befugniss auf eigene Hand oder mit
Gehilfen zu arbeiten, lediglieh nach Erforderniss der Umstände
blos den verheirateten Gesellen, mit Ausschluss der ledigen, zu
ertheilcn, ihnen zu erlauben, ihre Weiber und Kinder beiderlei
* Bericht des bOhmueheii Consesses vom 16. Juni 1764. Protokoll dos
Commetsieantthw ▼om 31. Juli 1764, in Folge do— am W^twagn an die
Behörden in Böhmen, UUifen und InnerOsterreieh «m 6. deptember 1764.
'Ali den niodorSsterreieliiadien ConseiiK, 4. Februar 1768.
' Vortrag des CommenieiiratheR Tom 9. April 1768, nnteneichnet Chotek.
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48
Geschlechts an flrn "U'rbstuhl zu setzen, ohne dafür an die
Zunft eino Gebühr ontru litcn zu niUsson. Auf dem Laud«' sollte
jedem Gcsollen, wessen Standes er sei, allein (»dir mit (lO-
hilfen, sowi«' mit WHbsjx'rsouen für Fabriken zu arbeiten er-
laubt sein. Dudurcli werde die Weberei eine Hausweberei
werden und die Nahrnr'C' für die weiten Kreise des Volkes er-
leiehtert werden. Die Kaiserin genehmigte das Kn^-nthen. je-
doch mit einer Besclirilnkung: Es sollte allen A\ > l)crge8ellen
auf dem Lande di»' Krlanbniss ertheilt werden, für Fabriken
und Verleger allein oder mit Gehilfen zu arbeiten, sie inaehte
jedoch einen Unterscdiied zwischen verheirateten und ledi;:en
Gesellen, indem h-tzteren nicht gestattet sein sollte, auch Weil)S-
pers'vneTi zu verwei\den. * Allen sei unterschiedslos die Krlnnb-
niss zu ertheiler!, Jungen aufnehmen und denselben Lehrbriefe
nach vollendeten Lehrjahren ausfertigen zu können. Ni« ht blos
die Zttnfte sprachen sich, wie erwähnt, gegen die Freiheit der
Arbeit aus. aucli die Fabriken machten Vorstellungen. So bat
die Linzer Fabrik seit 1771 wiederholt, den Webern in ( )ber-
österrcich nicht zu gestatten, gewisse Gattungen wollener Zeuge
zu vcrferti2:en, sondern allein der Fabrik zu überlassen. Zur
Verbesserung und Frweitening der Leinwandiii.iimfactur in
Mähren wurde verfugt, dass allen zünftigen und unzUnftigen
Webern das L^nterkommen im Lande erleichtert werde, welche
durch Probestücke darthun können, da^ si<' ihre Kunst im \'ei"-
fertigeii der zum inländischen und ausliindischen Handel be-
stimmten Leinenwnaren gut verstehen.- In TTinkunft. lautete
schon eine Weisung an die Behörden in Mähren, Böhmen und
Sebli Sien vom 20. Juli ITO.o^ sei es jedem Tuehmaehergesellen
erlaubt, so vifde (Tesellen, Stiihle und Jungen zu halten, als er
seinem Xuhrungstrieb fürtriiglich zu sein selbst ermessen werde,
dergestalt, dass gegen sothane Erlaubniss die etwa bisher be-
standenen Privilegien, Zunftartik(d, Gewohnheit oder Kinver-
stiindniss der Meisterschaft tVir unkrutii«: erklärt werden. I^as
Verbot, auf Mühlsttililon zu arbeiten, weiche die Handwcrkfi-
* Vortrag vom 19. Mai 1769.
* An den Consess in Mähren, 4. März 1771. Uei mancbeu Zünt'teu wurtlen
die bifhorlgen Boechriakaagen aufgehoben; ho durfte >. B. in Iglan Jeder
AttgMeneae Mebier biet 4 Stück Taeh monaUich Terfortigen; in Bffbmeii
dnrfte o!n TTicfiinaohermoistcr b]o8 auf einem StaMe ubetten. WeriM»;
IgUuer ToduaAcfaenunfl» S. 184 ond 188.
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49
artikel der Posamentirer voibciiriebon, wurde 1770, als die Aus-
breitung der ßandfabricatioa hindernd, beseitigt. ^
Die Beschäftigung der Frauen bei den Gewerben wurde
angefochten. Die Leinwandordnung vom Jahre 1750 enthielt
die Beatimmang, dasB ^den Weibsbildern nicht verboten sein
soUe, hei den zunftmässigen Leinenwehem oder Wittiben mit
dem Leinwandmachen sich an emJlhren'. Die Kaiserin legte
für die Verwendung weihlicher Arheftskraft besonderes Inter^
esse an den i^^i:: Als sich diu Scidcnzcu^macher beschwer-
ten, dass der l- aln ikant (Jatzi eine AN'eibsperson in ihrer eigenen
Wohruuiir zur Taft'eterzeuguii^ verwende, bemerkte Maria The-
resia: die wohlfeile TafFcterzeugung . könne nur dureli Weibs
bilder erzwungen werden, wie es in Frankreich und Itaiiou
geschieht.
Bis in die Mitte der Sechaigerjahre hatte man dem Wan-
deam der Gesellen ins Ausland hei den meisten Gewerben nicht
mir keine Schwierigkeiten entgegengesetat, es wurde als er-
spriesslich angesehen, wenn dieselben firemde Orte aufsuchten,
vtm die Fortschritte ihres Handwerks in dem benachbarten
Sachsen und Preiisseii kennen zu lernen. Nur bei einigen
(lewerben wurde diu Auswanderung; tüehtiger Arbeiter zu
liindern fjesueht und zahlreiche Weisungen an die Ikdiörden
V i'ifiin^en , auf Werber zu fahnden und dieselben zu be-
strafen. Namentlich dem Wegziehen der böhmischen Glas-
arbeiter sollten Schranken p^esetzt werden." Die , Abwendung
des KmigrantenUhels^ scheint jedoch nicht geglückt zu sein,
obgleich den Arbeitern mancherlei Begünstigungen zugestanden
wurden. Zu wiederholten Malen wurden Verhote bezüglich der
Auswanderung von EiBenarheiteni, Sensenschmieden, Künstlern,
Fabrikanten und Stahlarbeitern erhissen.' Ab man im Jahre
1763 Kunde erhielt, dass in Prcussen Anstalten zur Hebung
der Wollmanutaetur getroffen werden, wurde die Behörde in
Schlesien beauftraget, darauf Ae!it zu haben, dass etwniij-<Mi An-
erbietimgen nicht Folge gegeben werde, Zinzendorf Hj)rat h sieli
dahin aus, das beste Mittel, die Auswanderung zu verhüten,
itei, einem jeden Individuum sein VaterUnd so angenehm als
' Kai,t:rliolie Eut < ii 1 iL-ssiuifr auf den V^rtra^-- vom Novomber 177U.
' Kaüierliche EutscIihoHsung vom 12. Augunt 1762 uiul U>. Juli 1753, oft
witderholt.
' tt. JnM 1768, spttar wtoderboU.
Anliff. LXZXL Bd. I. HUfto. 4
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60
möglich zu machen. Denn die Ursachen der Auswanderung
der Glasarbeiter liegen nicht in dem Mangt l :in Arbeit, sondern
darin, dass die Gesellen zu Sclaven der Glasmeister gemacht
werden und ihnen von ihren Arbeitgebern die sclilechtesten
Lebensmittel zu theuren Preisen verkauft werden. Allein mit der
Zeit erwac hton Zweifel Uber die Erspriesslichkeit des Wandems.
Säramtliche (Jonsesse Warden am 7. November 17(i7 aufgefor-
dert, sich darüber zu äussern, ob das Wandern der Reichs-
zünftigen und der Handwerksgesellen in der That aum Besten
des ?5taates und zur Aufnahme der Manufacturen jrcrcichc, (»der
ob nach dem Beispiele anderer LäTidci- das Wandern der Com-
merzialgesellen sn verbieten sei. In Niederösterreich sprachen
sich die Seidenceugmaclicr, S< idonflubcr. nünntüchhuacher fUr
daa Wandern aus. Obgleich die Gesell« ii hiezu nicht geawun*
gen werden, so sei es doch nützlich, da auf diese Weise manche
Vortheile der Profession in der Fremde kennen gelernt würden.
Auch die meisten anderen Gewerbe waren dieser Ansicht. Es
scheint jedoch sur damaligen Zeit zu einem Abschlüsse dieser
Enquete nicht gekommen zu sein; bei der Briserin wurden Be-
denken rege, und sie verlangte die Erstattung eines Gutachteos. ^
Abermals ergingen Weisun^^en an die Beh(^rden um Darlegung
ihrer Ansichten. Der schlesische Oommensconsess sprach sich
gegen eine jede in dieser Hinsicht zu ergreifende Massregel
aus, welche weder dem Staate noch den Gtewerben Nutzen
bringen würde, im Gegentheü sollte man den mis wandernden
Professionisten jene Orte anweisen, wo ihr Handwerk blähe und
mit der grössten Geschicklichkeit betrieben werde. ^ Ganz ent-
gegengesetzt lautete das Gutachten in Mähren. Die B^olgen der
Auswanderung seien schtidhch; die geschickten Landeskinder
gehen ins Ausland, die ungeschickten und unerfahrenen bleiben
zurück, auch werden viele in den fremden Ländern ,aufgerodet'
d. h. zu Soldaten gemacht. Zeige doch die Erfiahrang, dass
eine bessere Einrichtung der heimischen Fabriken nur durch
die Heranziehung fremder Manufacturisten bewirkt werden
könne, woraus folge, dass die bereits seit mehr als 100 Jahren
übliche Wanderung wirkungslos sei.' Das Wandern ins Aua-
land sollte den Gesellen freistehen, aber Niemand dazu ge-
* BeMlntion anf du Pfotokoll vom 19. M&ra 1770.
I Gutichtam vom 16. Januar 1770.
' Ghttaehtea vom 18. Februar 1770.
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zwiinfjon werden, ' lautete eine, Verfügung an alle Lilnderste-llen
mit Ausnalnne Stlilesiens. An dm königliche Amt ia dem
letztg-enannttMi Land«' erging erat eine nlniHehe Weisung am
5. l-'ebruar 1780. Die unterlassene Wanderung j*ollte bei der
Meisterreciktswerbung kein HindenuBS büden und hiefUr keine
Dispensationstaxe gefordert werden.
Zu den socialen Fragen des vorigen Jahrhunderts gekOrte
die Verheiratung der Gesellen, die bei vielen Handwerken ver-
fehmt war, da die vereklichten keine Arbeit fanden. Die Kai-
serin interessirte sich lebbaft für die Frage. Sie fragte an^ was es
damit für eine BescbaiFenheit habe^ dass yerbeiratete Gesellen
nicht mehr arbeiten küiincii; dieses bindere die Population: es
sei mithin ein Gutachten zu «Tstatten, wie sothaner Abusus ab-
zustellen sei. In breitöpunger Weise setzte ihr die liotkanzlei
auseinander, dass sehr viele Gewerbe regelmässige Sammlungen
einleiteii oder Beitrilgc von ihren Gliedern erhalten, nm soU-hen
Gesellen, die keine Arbeit haben oder aus dem Auslände kom-
men, ein Geschenk zu verabreichen. Diese sogenannten ,ge-
schenkten Gewerbe' dulden keinen verbeirateten Gesellen^ da
die Gaben für eine Familie nicht genügen. Femer bestünde
eine enge Verbrüderung zwischen den hiesigen Zünften und
jenen des Reiches. Würde in Oesterreich ein Gebrauch einge-
tuhii, der bon^t nicht üblich sei, so wilrden die Gesellen im
deuts In 11 Reiche keine Arbeit erlangen. Erst wenn man durch
Heranbildung tauglicher Jungen tiicliiige Gesellen crzligelt haben
werde, wUrde man auf che ,Reichsgcsellcn* verzichten können.
Die Auakonüt befriedigte die Kaiserin augenscheiniicb nicht,
denn die anverheirateten Gesellen konnten so lange nicht warten.
Sie schreibt auf den Vortrag, dass die Ilofkanslei mit dem
Commerzienrath überlegen solle, ^ob nicht bei einigen Hand-
werken den Gesellen das Heiraten erlaubt oder wenigstens in
casibus specificis dispensirt werden möge, ohne dass einem sol-
chen verheirateten Gesellen die Arbdt bei den Meistern ve^-
hindert werden solle/ ^
Eine Umfrage ergab, dass folgende Gewerbe das Heiraten
nicht gest^ittcten: Posamentircr, biirgl. Bandmacher, Gelbgiesser,
Gürtler, Hutcrer, Messerschmiede, Kothgärber, Radier, Papier-
^ Allerhöchste Rewlntion vom SO. Mirx 1776, ErUm vom 6. Febmsr 1780
«a die Linder.
* Yortnf der Hoftamslei vom S6. Angiut 176S.
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miiiler, Scliwarzfärbcr, (iross unrl KK'inuhrm;ifhcr, WcissL'är-
ber, Wollstrumpfwirker, Lan^^Miiej^sorsc-limicdc, Selilosscr, Zeujr-
sehmiede, Zirkelsohmiede. KfUfürber, LtMlerer, Seidoiilarber. '
Ks (lauerte einige Jahn;, <'he die An^eleLrenheit entschie-
den wurde. Eioe von Josef* erlassene Weisung forderte die
Ausarbeitunji eines Patentes, wonn der bisherige IJnfiig, dass
den (resellen bei den Ziinften das Heiraten nicht Ljestattet sei,
abgestellt werden solle, mit dein Hinweise, dass ein (Jleiehes
schon von Karl verlügt worden sei. * Ein hierauf btv.iig-
licher Entwurf wurde mit Vortrajr vom 30. Juli 1771) vorp^elegt.
Die Genehmigung^' erfolgte mit dem Zusätze; um die Hand-
werksmeister zur Aufnahme der verheirateten Gesellen desto
gewisser zu vermögen, sei ausdriiekh'ch beizufiigeHj dass, wenn
derlei riesellen bei der Zunft sich gemeldet und blos, weil sie
verheiratet, von den Meistern nicht angenommen werden, ihnen
iptso faeto gleich den Hofbet'rciten fiir siel» /u arbeiten gestattet
werden solle. Das I'nteTit vom 1. September 1770 besagte, dn
,der Unfug bei einigen Handwerken, dass die ledigen neben
den verheirateten (gesellen nicht arbeiten wollen, noch immer
geübt werde, «jbgleieli dieser Mibäbrauch in der Generalhand-
werksi>rdnung abgestellt worden sei, es werde daher verord-
net, dass bei allen Fabriken, Manufacturen, Professionen und
Handwerken ein T^nt« rseliied /wischen den verheiratheten und
ledigen Gesellen nielit gemacht werden solle. Sollte eine Zunft
sieh weigern, verheiratettjn Gesellen .Arbeit zu geben, so sei
denselben ihre Profession auf eigene Hand zu treiben gestattet
und die liehördcn verpflichtet, dieselben zu schützen; ledige
Gesellen, welche neben verlieirateten nicht in Arbeit stehen
wollen oder sogar sieh erkiduien, jene, welche dieses thun, abzu-
reden, zu schimpfen oder zu strafen, sollen mit empfindlicher Ge-
i^ngniss-, Zuchthaus- und Festungsbaustrafe geztk'htigt werden."'
Zu eingehenden Berathnngen gab die Frage Anlass, ob
Arbeiter, die ,ohne Abschied* f iitlassen worden sind, von einer
anderen l^'abrik auigenommeu werden dUiien.^ Die Friedauer
' Ann ouit;r von tieiii niederOstorreichiscIitin Conseas« entwurfeueu List«,
einem Buriuhte vom 24. Januar 1704 l/eiliagt^ud.
* KaiMrlicbe Enttchliesroiig auf das FkotokoU von 6. Min 1770.
* God. Aoitr., YI, 1870.
* Eine kaiserliche EntMchlieatuiif anf den Vortrag vom 28, Juli, rep. 21 . ADg:iut
iiaa veifilgto, dau in Ungarn elna PoÜMkndnvng ra verkflndon aei, data
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Fabrik wendete «?irh an Hie Behörde, lürfilr eine Strafe vmi
UM) Dncnton f'cstziisctzrn und die Verpfliehtun^ auszusprechen,
dass die abrikßinhaber die Arbeiter auf eigene Kosten zu-
rückzustellen haben. Wer einen Arbeiter zur Mittheihing von
Fabriksjfeheimnisson verleite, sei mit 300 Ducatcn zu l»estrafen;
endlich sollten Fabriksdiebatähle vom Landgerichte pfliehtge-
nütos zur Verhandlung genommen werden. Aehnliche Begehren
stelhen auch einige andere Cottonfabrikanten, wie Schweehat
und Kettenhofy die unter sich bczilglieh der Arbeiter und dor
Fabriks^eheimniBBe ein Abkommen {getroffen hatten. I>er Hof
< üiiimerzienrath war ent^ehieden ftir eine Ertiillun;^ der Wün-
sche: Oraf Kollowrat \\ h 6 jedoch aut die Schädliehkeit einer
stAiitiichcn Verfü^uii^'^ hm. Die Arbeiter, lernte er dar, werden
in eine Art Sclavcrei von den Fabrilcanten gerathcn, geschickte
und fähige Arbeiter aur Auawandenmg gezwungen; denn die
Fabrikanten werden einem geschicktou Arbeiter nie den Ab-
schied ertheilen. Die Kaiserin mochte ohne Anhörung der ober-
sten Justiastelle keine Entscheidung treffen und forderte auch
die Erstattung eines nicht blos auf Cottonfabriken beschränkten
fhitachtens. Die oberste JustizsteUe sprach sich dahin aus,
dasv«? das von den Cottonfabrik unten ^'^etroffcne Einverständniss
in Betreff des FabriksgeheimniBsrs auf eine bestimmte Zeit ge-
nehmi^rt. ohne jedoch (iffeutlich verkündigt, keineswegs aber
anf Fabriken in anderen Ländern angewendet werde. Und
ein Jahr später stellte die Justizstelle auch den Antrag : dass das
Knverstäodnisa der Fabriken wegen Aufnahme der Fabriks-
aibeiter, sowie wegen Erforschung des Fabriksgeheimnisses,
letzteres auf drei Jahre^ genehmigt werde, jedoch müsse die
Kkge binnen sechs Monaton vom Tage der Betretung einge-
reicht werden. Was den Fabriksdiebstahl anbelangt^ geniigen
die Bestimmungen der Therenana (Art. 94, §. U). Die Kaiserin
prcnchmigto das Einrathcn, jedoch mit dem Zusätze: ,l>ie nach
den gemeinen Rechten jedem Re8chädi<rten zustehenden For-
deninpon werden durch dieses PrivateiQvcrstaruluif^s. ^veIehe^l
alle crbländischen Fabriken naeli ei;_'-cnem Enneööeu bciti'cteu
können, weder beschränkt noch auigehobon.* *
kein Geselle oUite urduutUcheii Al»«cüiud vou seiuom Principal, bei dem er
in Arbeit gestAudeu, bei Fabriken oud Haiidwerksni «it%«iiomiiieo werde.
' Ymtng Kolowiwto Tom 26. Jttil 177S; Yartnig der obersten Jastiwtelle
vom 91. Jali 1774. — Ancb die Alteiwetrorgnng wurde angeregt. Die
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54
V.
Bei den Bestrebungen, die wirtliscliaftliclu' Thätigkeit in
allen Theilen des Heiches «u fördern, liatte Maria Theresia auch
ethische Ziele im Auge. ,An der Erziehung der Jugend ist
Alles gelegen/ lautet ein in den kaiserlichen Entschliessungen
öfters wiederkehrender Satz. Lange beyor die epochemachende
Verordnung vom Jahre 1774 erschien, welche gnindlegend ftkr
die Entwicklung der VolksschiUe war. ergingen Weisungen an
die HandelsbehOrde, das fachtiiihe Unterrichtswesen, wie der
moderne Ausdruck lautet, su pflegen.
Zur Förderung der Spinnerei und Weberei wurden Spinn-
und Webesohulen erricditel. In Böhmen hatte Ohamand auf die
Nothwendigkeit der Errichtung einer Spinn- und Webschule
hingewiesen und von der Wiener BehOrde die Qenehmignng
erhalten.^ Klagen Uber die Mangelhaftigkeit des Gespinnstes
boschäftägten in den nächsten «Tahren wiederholt die Regierung,
hieeigen Fftbrikev geUni^n snm Wachttlrain, heiMt e» in einem Vor-
traj^e de« Coinmerzienratlu - vom 0. Mliiv. 1704, und et« ereigne «Ich, dett
nosfllori. die ^ic1l durch laii)^jäliri<rt' Arbeit verdienstlich jfemacht h.nbon,
am Ende kraftlos worden od*'r \v<'^'en niissliclicn ncstniflhoit'^/u.stniKlos iler
Profe<>t»ioQ nicht mehr obli»igeii küimou. Die bodaueniswerthcn Leute bitten
obne UnterlMfl, ftnf ihre Venorgung iniMhenig Bedacht sq nehmen. Der
Gonimennenntth flbeneiehe denurtige Oeraehe der bShiniflch'OBtenreiehi-
«chen KsBilei an die milile StiftnngfxcomniiNxion ; jedodi ^eee reflectire
hiemnf wcnig^, wcuTiircii den KQnstlern und Fabriksgenotuen alle Last und
jeder Muth entfalle, da sie in ihren alten Tagen keine Versorgung haben.
Mau richte daher au die Kaiserin die Bitte, jene Personen, die bei deu
hiesigen Fabriken alt oder gebrechlich werden, miüiin anr ferneren
Arbeit nntanglicb aeien, im gro««n Armenhaane voraliglieb anfkanebmen.
Die* werde den Fabrik^arboitem neuen Muth erwecken, den Verarmten
Trost und wohlverdiente Hilfe gewähren. ,Ich begnehmige dieeen billi"
gen Antracr*. schrieb Maria Tlirro«>ia auf dm Vortrag-.
* ,Um die iSpiuner in der be.s.soren Art der GcHpimst zu einem dichten uud
gedrehten Faden, die Weber aber in Verfertigung .schwerer Coramenial*
leinwand und der feinen ge«)fenen Waare gehSrig m nnterrtchtenS
heiast ee in der Instraction an Cbamard vom 23. Febmar 1766. Der
landesflirntliohe CommiMlr in Oesterreich ob der EnuH, Graf Sohlick,
erliiolt den Auftrajr, .den Spinnerinnen nnd Stickerinnen, welche die
BauernrnÄgdlein von Ort zu Ort unterrichten, den nötbigen Gehalt an«
zuweisen, auch sar Anfrischun^ der Jugend PrNmien anmsusetaen.*
8. Aogost 17<9.
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55
und eino Verordnung vom ö Juni 1765 besagte, dass jede Per-
son liiann liehen oder wfiblichpn rresrhleehts, die tauplicheTi
Kinder iiibegrilten, welche binnen drei Jahren von dem Tage
der Pablication in eine Fabrik oder öffentliche Spinnsclmle zur
Erlernmi^ der Flachs^, Hanf-, Baumwollen- und Wolispinnerei
eingestellt werden, durch vier Wochen 2 kr. täglich an» der
Commersialcassey und wenn sie die Fähigkeit vor dieser Zeit
erlangen würden, den auf vier Wochen entfallenden Betrag ak
IMimle erhalten. Zahlreiche Weisungen der Kaiserin, theils
Handschreiben, theils Entschlicssungen auf Vorträge und Rnths-
}irotokolle fordern die Fördenni«: <l«^r Spinnerei auf dem Lande
und in den Städten. Nach maiiiii<j:t'alti_2:en Berat huii<jjen erschien
am 7. November 1765 das sogenannte Spiimpatent. In allen
landesfürstlichen Städten und Märkten, wo die Spinnerei noch
nicht eingeführt sei, soll in Spinnschulen Unterricht im Spinnen
vom 1. October bis zum letzten März erfcheih werden; Schol-
rftomlichkeiten, Beheizung und Beleuchtung seien auf Kosten
der Btädtischen Cassa beizustellen^ einem Rathsmanne die Ob*
sQige EU ttbertragen ; der Magistrat wurde für die Durchführung
der Nonnen haftbar gemacht. Fftr den Spinnmeister oder die
Spinnraeistcriji wurde 1 i\. wöchentlich aus der Landescommerz-
cassa bewilligt. Nicht nur die inÜ8si;j:eii und armen Kinder,
sowie Waifien, sondern auch riie Kinder von Handwerkern von
7 15 Jahren, die, der Spinnerei nicht kundig, von den Eltern
entbehrt werden können, sollen in die Schule ,ge8tellt' werden;
wenn wiederholte Ermalmungen nicht helfen oder keinen Er-
folg erzielen, sollen die Eltern oder Vormünder mit einem
bürgerlichen Arrest von 3 — 3 Tagen und bei weiterer Wider-
spenslagkeit mit schärferer Strafe belegt werden. Auch er-
wachsene, in der Spinnerei nicht geübte Mägdlein, wenn sie
nicht im Lohne dienen, sollen von den Eltern zum Besuche
der Schule angehalten werden. ,Ausgelerntc Kinder' seien dann
von den Eltern oder Vonuundem zu llaubu zur Sjunnerei an-
zueifern. Der Spinnlohn ist den Kindern während der Schul-
zeit zu veral>fo]i2:en, und zwar in den ersten vier Wochen täg-
lich 2 kr. Auf dem Lande haben die Obrigkeiten für die
Errichtung dieser Spinnsehulen Sorge zu trafen. Für die herr-
Bchaülichen Beamten, welche sich die Beförderung der Spin-
nerei angelegen sein lassen, wurden Prämien zu 150, 100 und
^ fl. bestimmt. Wo die Einleitung der Spinnerei von Demi«
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nicn. Olnipkcitoii, herrschaftlichen licaiutt n nirlit übernommen
wi i <lc, solle es ( M iiji'inch-n, Zuiiiieu uml ir<l( in Privaten frei-
islclicn, in den unt^rthänijjren Stlulten, Marküleeküu, Ortsehalten,
Dörtern und Bezirken derartige Schulen zu errieliten. Ausser-
dem wurde verfl\rrt. dass den OpHflloii bei verschiedenen Com-
nif^rzialzüTittfii (las Heiraten einer der Spinnerei oder einer
anderen Manut'actnrarbcit kuudip^en Person gestattet werde:
(L iarli^re Verehelii linii-en «ollen bclürdert, Müssiggänger und
liettlt r in Strafspinn hausern untergebracht werden. Wiederholt
wurde die Iiefo!ii:nng dieses Spinnpatentes einireschürfl , die
Magistrate und Dominien zur Emchtung von Spnini5ciinl«Mi an-
getrieben. Da die Brlinner Tuchmanufactnr, wie aus dem iie
riclite des Commerzialeonsesses hervorging, dnreh den Abgang an
jgenugsamer Spinnerei behiiulert ^vurde^ crluelt dfis <^inbernium
die Weisun*?, die in dem Bezirke drei Meilen um Brunn gele;;e-
nen Dominien zur üerstelluDg von Spinnschulen anaueifern. ^
* 1. Deeeinber 1768. Anf dor oberOtterraichiMilieii Huva^hVlMm Herr-
schaft F^istadt wurde eine Spiiiii!<chiile orrichtot und bereitwillif: eine
Kenuineratiou gewährt. In Wien wurden Spiunftchulen r-nicliU-l zit
,Mat7!»'lhtorr, im Neu-L^rrlienfeid, in der Rossau und zu Erpor (Erd-
))i'ri;}. Die erstere wunle im zweiten JaUro wieder au%eUti80u, weil
die Kiuder nicht ,ge«»heii' weiden konnten j im Lefdienfeld wvrde die
Schule durch dw ,Weib des Coiiinieni«lbe«:hattera Puchbinderin'« in der
Kotman durch den ehemaligen kaiserlichen Trabanten und «pSteren Be-
Mjfger der Armenkinder^chule Jo.sef Peckenlechner, in Erdberg durch den
.lyuwosten kAiserlich<»n Hattcbier' Ilannibal Lamberty besorg^. Die Lelirer
erliielten 10 kr. per Ta^, «He Kinder in den ersten acht Tagen 2 kr.,
in den nftchsten acht Taj^eu je 1 kr. per Tag. {Am einem Schriftstücke
vom 16. Februar 1768.) In Qras werden drei Spinnschnlen als vorxOg-
lich gut gerühmt, die von awei Zwirafabrikantinnen, ,die Liedlerin und
die Tirmannin*, errichtet wurden. Ferner befanden s*ich SpinuRchnlon
für Flachsgarn zn Frnlmleiten, IJruck, Wildou, Veitnberg, Loobfii, Vor-
dernberg, Knittelfeld, Judenbnrg, MUntzuHchlag; Spinnschnlen für Wull-
garn iu der Fci^ituug au Graz uud im Spinnhau»e zu Pettau^ allein alle
diese Schulen hatten mit grossen Schwierigkeiten au kämpf«m. Die Ma>
gistrate und Obrigkeiten lienen ea an Eifer fehlen nnd die EltMn flber-
liesxen ihre Kinder lieber dem Mügniggange, al» dieselben snr Schule zu
»chiclvoii; (Ins («am fa?>d keinen AbKatx. <la >u-h in dor pranzen Steier«
mark kein Verleger "(Um Factor, auch kein tiarnhändk-r befand, den
Schulen fehlte oa an Flachs. Iu Kraiu wurden diu Spiunnchulon be-
sucht, ineolange die Kiuder den Spinnbeitrag erhiettou, dann .kehrten
die Kinder in ihrem vorigen Lebenswandel anrückS (An die Landes*
hanptmannsohaft in Krain, 9. Angnat 1770.)
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Lcidrr hatten diese Mahnnuhmen nicht überall guten Er-
Mf^ In Oberöstcneicli wurde das Spinnjmlent nicht <Mninal
viTotienliieht, narlidem von der dortigen LandpHbeliorde vor-
gestellt worden war, dass die Errii litunj^ von Lehrschulen zur
Unterweisung in der ^Kadlgespunst' nicht nothwendig sei, da in
den Gebieten jenseits der Donau die Bevölkern n^:: der äpinaerei
^ergebeQ^ sei und in der WinteraaeitKnechie und Migde spinnen ;
auch Im Tiwm- und Hauanickyiertel werde viel gesponnen.
Auch für die Weberei worden Schulen emchiet^ sur
Unterhaltwig derselben Untersttttsungen gewahrt. In Böhmen
erwarb sich der Commerzialinspector Licblcin Verdienste.
Namentlich jene wurden ffpfHrdert, die (!inc hi^lier unbekannte
Fabiicationsmethode einbürgern sollten So wurde y.n Hohen-
clbe in Böhmen eine Schule von dem .Schweizer Fabrikanten
Mitterholzer ins Leben gerufen, um ,die echte Gesponnst ein-
nftfaren', Webermeister und Gesellen in der Erzeugung von
sehweixerischer und hoMündischer Leanwand, sowie der Sohleier
m unterrichten^ auch eine bessere ROstong des flachses in
jener Gegend zu verbreiten; gleiehneitig sollte auch die BUitt»
bmderd gelehrt werden. Die Schule erflillte jedoch die darauf
^resctzten Erwartungen nicht, einerseits durch die Indolenz der
Uevölkenmg, welche aus ,Voriirtlieil' sich ferne lüelt, da nic-
maiMl III (Icui Anbau und der liöstung dos Flachses Unterricht
iirhiiH'ii wollte, anderseits aber, weil Mitterholzer seinen Ver-
ptlichtungen nicht naohgekommcn war. Der Unterricht war
auf sechs Monate berechnet, und die Lehrlinge erhielten im
ersten Monate 45 , später 30 kr. wöchentlich. Nach einigen
Jahren ging die Schule wieder ein.^ In Wien und in einigen
Fro?inien wurden SpitsenklOppeleischulen gegrOndet * Ein be^
Müderes Verdienst erwarb sich Theresia Mayer, von der he-
msrkt wurde, dass sie durch ihre Bemtthungen 300 armen
Mftdchen Nahrung durch ihren Unterricht verschafft habe,' SO-
Hann Katharina von Boullemont, ,die Stifterin der niederlän-
dischen Spit^eumanufactur*. * Auf Anregung des Triester Han-
' J'sliriftjitiii'kp« an» »lein Jahre 177o u. H
* «St III Kraii) nml Brihmen; »»in«! in Vmy; vuii <i>Mri (Jmfnn Clnry uej^üu-
dete iiichulü wurde von Jostsf llardy geleitet, ging jedoch bald eiu.
* Prtlokol! vom 23, Juni 1762 und Deeret vom 5. Febniar 176S.
* Sie kam i78S naeb Wien, «v6lta«to »pKter iwei Sehnlen und whislt 1600 a.
d«r nieMindisehen Cama xsaä 18u 4. m dem DlttminstlODifonde.
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dolsmannos .Takn}> Hirfchl, dw im Auftrafro Hör Regierung:
Böhmen bereiste, um oinf HandolRverl)indunp mit Böhmen ein-
zuleiten, beschäftigte man sich mit dem Plane, Appreturscliulen
zu p'iinden. ' Ein Sachse, Gottfried Knobloch, wurde mit drr
Leitun^'^ einer derartigen Schule in Neuschloss betraut und er-
hielt 600 fl., ferner fUr jeden Appreteur, dem 100 fl. verab-
folgt wurde, wenn er einen dreijährigen Unterricht genossen
hatte, 20 fl. Das böhmische fTubemium stellte den Antrag,
Niemand den Leinwandhandel zu gestatten, der nicht durch
ein Zengoiss der Seluile answeisey ^dass er die dies^iige Wich
senschalt erlernt habe^, was da«? einzige Mittel sei, um den
Leinwandhandel seinem schlechten Zustande und das Gebilde
der BchlesiRchen Abhängigkeit zu entreissen. '
Die Kaiserin intcressirte sich lebhaft ftlr den Fortgang der
Schulen. Sie licss den Beh(3rden ihr Missfallen aussprechen,
wenn das Spinnpatent nicht befolgt wurde. Der niederöster-
rcichische Conscss wurde angewiesen, nach je sechs Monaten
Bericht zu erstatten.' Durch Patent vom 1. September 1766
wurde eine Art Sehulzwang eingef\lhrt. Nicht den J£ltem,
welche die Kinder der Schule zu cntsiehen trachten, sondern
den Obrigkeiten, Magistraten und Commerzialbenmtcn sollte die
Entscheidung Uberlassen bleiben, ob und welche Kinder £Ür
die Hausarbeit entbehrlich seien, die Eltern sollen in ,angeme8-
sene Strafen vorfallen, die Uber geschehene Erinnerung die Kinder
nicht zur Schule schicken'. * Die Kaiserin forderte sodann
»mehrere Anzeige' Uber die Wiener Spinnschulen und die von
solchen ,ge8tiftete und noch zu erwartende Frucht'. Der Be-
richt war nicht sehr günstig. Zwar wurden die Schulen in den
ersten Jahren besuclit. aber alle Bemühungen zur Verbreitung
der Spinnerei in der Residenz waren vergebens, da durch die
Vermehrung der Seidenzeug- und Bandfabrication, dann der
Spitzenklöppelei die Jutrend Gelegenheit fand, sich mehr zu er-
werben als durch Spinnen. Im Jahre 1771 wurden daher diese
Schulen mit Zustimmung der Kaiserin wieder aufgehoben.^
Und in den niederösterreichischen Ortschaften gingen die
* Kai!$erIicho Ent8chli68sung^ aut doit Vortrag vom 4. Märe 1771.
* 9. September 1774. Vgl. Schreyer, I, 61.
* An di« Lftüdenttellen, S8. Ati|^»t 17S6.
* Dm Patttnt wurde für Kiedertistorreicb mUumn.
* KaiMMrlicli« EntaeUieMniifr auf dM Protokoll vom 6. Mai t771.
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>ciatleD ^vicder ein, da Niemand die Gebpuuiotc abnehmen
wollte.
Zur Förderung der Scidenmanufactur, sowie für die
Galanterie- und Metallarbeiter sollte durch den Zeichnungs*
Unterricht Sorge getragen werden. Znnttchat wurde in einigen
WatsenhAnsem aeichnoi gelehrt. Florian Zeiss Qbemahm die
Henoibildang von BlnmeD^eiobneni^ sowie ,den Seidenarbeitem
die Wissenschaft beyzubringen, wie sie ihre Zeichnungen sur
reinen Bearbeitung in die Charta rigata übersetzen sollen'. Die
von ihm geleitete St liult liuluii guten Fortgang; die Söhne der
Meister nud nm-h Wi-bcr^^csclleii besuclitcu diesi*llM» Zeiss er-
hielt jJiluiieii V20() tl. von der K<'t>ieriinj,'; den Knaiieti wurden
Prämien ertlieilt. Zeiss besass jedoch keine Kenntnisse von
dem Manixfacturwesen und verstand die Stuhleinriohtung bei
der Bandfabrication nicht. Diesem Mangel sollten swei Werk-
meister abhelfen, ,iim einige des Zeichnens kundige Scholaren
gegen Vergdtang eines mttssigen Kost- and Lehrgeldes wa Uber-
nehmen and in der Eänrichtnng von WerkstOhlen su unter>
richten, die Seidenfabrication zur letzten Perfcction zu bringen
und die Krbläuder mit <,'iiteii Meistern zu versehen'. Der Pflege
(\es Zeichnennntcrrichtes zollte Maria 'J'hercsia j^rossen Beifall
und fjewäliric benilwillig: die erforderlichen Prämien. jDas In-
stitut der Prämien für die in der Zeiehnungskunst sieh hervor-
thuende Jugend ist rühmlich und höchst nützlich', bemerkte sie
auf ein Commissionsprotokoll vom 13. August 1761, ,massen die
Fabriquen und insonderheit die Seidenfabriquen ohne gute Zeich-
uero nicht aufkommen kttnnen^. Die ftlr Prämien ausgewor-
fenen Preise erschienen ihr aber zu gering und waren ihrer
Meinung nach die Ursache, dass die Zeichnungsschule von den
Knaben nicht fleissig besucht werde. Sie erhöhte daher das
erste Pnimium auf 50, das zweite auf i50, das dritte auf 25 fl.,
Hir die im Zeich iumi excellircnden Meister und Gesellen auf
l'>0 und 1(K) Ii. ' Spinner und Stickerinnen, wclehe als Wan-
derlehrer von Ort zu Ort zogen und Unterricht ertheilten,
sollten für ihre Müheleistung entlohnt werden. * Da es im
Qörzischen an Zeichnern fehlte und für geblt^mte und broschirte
* KnUerliche £ot«ehliewuiig aal' da« Cuiumbsion^protokoU voiu 13. August
1761.
* Ab deu lande«fUrMtlichen CommiAsär in Oesterreich ob der Emu«, 3. Ait-
pist 1769.
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Seidenstoffe betrttchtliche Stnnmen ins Ausland gingen, wurde
die Absendung von Landeskiodern nach Frankreich und Italien
empfohlen.^ Üiin 24eichlieilO]eister aiis Vertf^dig, Bernardo Za-
noni, wurde in Wien angestellt, damit Daniaschin und geblümte
Moire in irechter Qualität* verfertigt worden können. Einige
Dessins wurden den ^ugmacbem in Görz mitgetheilt, da die
mangelhafte Zeichnung Ursache sei, dass die dortigen Waaren
nicht genugsam ,beliebt* seien.' ZeicbnnngBScholaren sollten
Untcrstiitznngen erhalten. Auch in Prag wurde am 2H, Novem-
her 1 7(if> die Errichtung einer Zeichnenschule verftlgt. Kupfer-
stecher Schmuzer wurde nach Paris entsendet ^u seiner Per-
fectionirung^ und nach seiner Rückkehr zum Director der neu
enicliteten Kupferetecherschule ernannt Man erhoffte, dass
die Knpferstecherei als ,8chwame Kunst' bald mit anderen Län-
dern um die Wette streiten werde. Vier ,Scholaren* sollten
für die schwanse Knpferstecherei abgerichtet und denselben
Unterstützungen gewiÄrt werden. Auch die Errichtung einer
Bossir-, Graveur- und Verschneidungsschule wurde in Aussiebt
genommen. ' In den Universitätsstädten wurden .mechanische
Ijectionen oder CoUegien', ,welche ftlr die meisten Professioni-
sten höchst nützlich s^nd^ ins Leben gerufen. * Das Rechnungs-
wesen sollte im Grazer Waisenhause gelehrt werden.^
Bei Errichtung der 8pinnschiden hatte man zunächst die
Verbesserang der Ciespinnstc von Flachs und WolK^ im Auge,
wobei mit Rücksicht auf die eigenartigen Verhältnisse des be-
treffsnden Landes die Erseugung feinerer oder gröberer Ge>
spinnste empfohlen vnirde. Als später die Baum Wollindustrie
an Ausdehnung gewann, wurde eingeschärft, das Baumwoli-
1 Juni und Juli 1777.
' Vortrag vom 18. März MiVi.
^ ZuiiKchMt fiir Ar>)ettcit niif Oold uud Silber uihI Suhl, diireli kHi.-ierliche
EntiscblieMung mit der Uutuerkuug guiieUuiigt, Uia-tuu löblicbun Eifer auch
auf andere Kfinste «pd FabricationeQ su emtrecken. Vortrag vom 27. Hai
I7e7.
* 2a Wien berriti 1766 dmob den ,M«o1isaiGQN' Walcher; durch Hand-
schreiben der Kaiserin vom 26. März 1766 erhielt er 400 fl. cur Bo-'
streitnii«? der Ausladen, Nach flraz «^ririitfr ninn liiBrauf beKflplu'Ue
WeiHung am 17. April 176U. Eine uiechani«che Schule wird in Kraiu
erwibnt.
■ KaiMrliehe EntwUiflMuiicr «nf dM Protokoll vom 90. MXn» rep. 12. April
1769, infolfe d«tiMn aveh die Weuiung vom 17. April 1769.
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t[>iiinc ii nur in jenen < u ircnden zu fördern, wo der Flaehs-
imd Wol]spinnei*ei kein Eintrag geschehe, * ein Gesichtepunkt,
der während des ganzen Jahrhunderts festgehalten wurde. Die
arbeitelosen Spinner sollten den WoUaeugfabriken ttberwieaen
und die letetoren snm Verkge an%emimtert werden. Das
Augenmerk sollte darauf gerichtet werden, dass die WoilBphi-
nefei in Böhmen in dem Gebirge, wo die Flachs- nnd Hanf-
spinnerei eingeführt sei, nicht au deren Nachtheil gereiche. Die
Obrigkeiten wurden aufgefordert, ihre ünterthanen zu feinen
AVollspinnereien anzueifem, «lamit das für Garn liinausgehcudc
Geld im Laude behalten werde. * Auch das Militär wurde in
Muböcstunden mit Spinnen besehiittigt.* Den Lascy'sehen Ke-
gimenterii wurde Wolle monatlich zum Verspinnen verabfolgt.^
Ak sich herausstellte, dass sich viele Leinweber der £rzeu-
gong von Wolle and Zeugen zuwendeten, fordorte die Kaiserin,
dem Sehranken au setien und die Leinenweberei au heben,
fiess sich jedoch durch die Darlegung beschwichtigen, dass
WoU- und Leinenweberei gleichen Wertii hinsichtÜch des Nah-
nmgsTerdienstes haben.
Die Verbreitung der Spinnerei wurde überhaupt auf jede
Weise gefördert. Die Waisenkinder sollten mit der Spindel
bekannt gemacht und denselben PrHraien ertheilt werden, um
durch Anfninnterunt; feinere Uespinnfite zn erhalten.'' In den
Zuchthäusern sollte Spinnen, Weben und Sticken gelehrt wer-
den, ^ dieselben erhielten Spinnbeiträge, 2 kr. tliglich. Von
der Kaiserin speciell liegen zahlreiche Weisimgen in dieser
Richtong vor. Die Allerhöchste Gesinnung gehe dahin, lautet
eine Zoschnft an den niedertSeterreichisohen Oonsess vom 23. Ja-
aoar 1766, dass TorzQglich in den hiesigen Vorstädten die
jungen und mttssigen Weibspersonen von dem Mttssiggange ab-
gezogen und zur ehrlichen Arbeit angehalten werden mögen.
Auch die in dem Gnadeuötockhause befindlichen Arrestanten
' An den ConseM in Mähren, 28. Angmi 1769.
* An den Consess in Mähren, 1». Febrtuur IT 70.
* 16. .Juni 1768 und 14. Juli 1760
* Vuiirag vom 6., rep. lö. Octobcr 17»>s.
' An die BepräsentaUoa and Kammer in OeHterreich ob der Euan, G. .Inni
1749.
* fichoii QBt«r Karl VI. hierauf bMOglifihe WeUongeu, 3. Fabnuur nnd
90. September 1717. Cod. Aiwtr., IV, 8. 18.
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sollten zur Arbeit in der Wollspinnerei verbftlten werden. ^ In
Schlesien wurde bereits 1752 die Errichtung eines Spinnhaorcs
veri\lgt, in Kitrnten 1763^ in Mähren 17t>4. Auch erfolgte am
14. Juni 1766 die Weisung aur Errichtung von ArbeitsbAua^n in
allen Provinzen, wo dieselben nicht bestehen.* In Böhm» !i wurde
der Armenleutaufschlag zur Erhaltung derselben verwendeL Dem
Arbeitslianse in Triest wurde ein Theü des Weinaufschlagcs zu-
gevsneaen (16. December 1771), ebenso in Fiume (29. Mfti*z 1773).
Josef wies auch den erhöhten Weinaufschlag dem TriesterArbeits-
IiTiuse zu (1786). Auch in den Armenhäusern sollten Manu-
factumrbeiten eingefilhrt werden, junge Mädchen, die sich da-
selbst befanden, zum Seidenabbiaden abgerichtet werden (1761).
Verbesserte Spinnräder wurden unentgcltlicb vertheilt.
Die Einbürgerung und Verbreitung eimselner Industrie-
zweige wurde durch (le Währung von Prämien zu fcirdem ge-
Bodit. Nicht selten machte die Kaiserin die Behörde auf den
einen oder anderen Industriezweig aufmerksam, der ihrer An*
sieht nach dadurch emporgebracbt werden konnte. Städten,
wie z. B. TiUln und Ybbs, welche sich um Prämien zur Er-
richtung von Spinnereien bewarben, wurden dieselben bereitr
willig gewühlt. Für die Erzeugung der feinsten Tücher wur-
den jährlich 200, löO und 100 fl. bestimmt. ^ In Mähren wurde
die Einfllhrung der Tucherzeugung auf inländische Art beson«
ders empfohlen und die Brünner Lebnbank mit dem Verkg
betraut (16. Juli 1761). Die Regierung Hess Wolle zum Ver-
spinnen kommen. Für die Spitzenmanufactur in Böhmen wur*
den lOOy 7Ö und 50 H. bewilligt, ebenso auch für die Zwirn*
crzeugung auf holländische Art. Auch in Siebenbürgen wurden
für 10 Jahre Prämien für das feinste Qespinnst und für die
feinsten und besten Musseline ausgesetzt, und zwar eine Prämie
von 50 fl. für das feinste Gespinnst; zwei Prämien a 30 fl. ftür
das eweitbeste und vier Prämien a 20 fl. für das drittbeste
Qespinnst; 100 fl. fUr das beste Stück Musselin und awei Frir
mien ä 50 fl. ^ die zweitbesten StUcke.
Die Garnsamnilery wie man auf dem flachen Lande die
Käufer von Garn nannte, wurden verpflichtet, die Game an
* Allerhüchstoi« iiaudbillul vom 1. Mm 1766.
' In der Mitte der Seehzigerjahre besUadeo Arbeittbftiuer sa Stendorf,
CMding, Giaa, Ua», PUeeo, BiegMibiiig, Trieet, WeiMwaeier, Wiea.
* Ksiierliche BatMhUeMOiig auf den Vortrag vom 4. Juni 1761.
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einheimiache Weber oder auf priTÜegirten Oammftrkten ztxm
Verkaufe au bringen; nnr jene, die nicht al^esetxt werden
konnten, durften gegen Entrichtung einer Gebühr von 15 kr.
per Schock — eine EUnnahme des Oommeraialfondes — ausser
Landes yerftlhrt werden. ^ Zwei Jahre später wurde Lothgam,
wovon das Stttck höchstens 1& Lolh wog, yon dieser Beschrttn-
kang ausgenommen. Die Errichtung von Gammttrkten wurde
angeordnel^ inländischen Webern der Verkauf gesichert. Die
GammKrkte, lautet eine Verfltgung Tom 23, Februar 1755,
haben um 8 Uhr Sommers und 9 Uhr Winters ansufiingen und
ist den einheimischen Käufern eine Stunde der Vorkauf gesichert,
eine Verordnung, welche am 23. August 1763 erneuert wurde.
Als im Jahre 1772 die inländischen Gampreise von 36 kr. per
Stack auf 31 und 18 kr. herabsanken, wurde die Beschriln»
krnig des Verkaufes auf den Gammärkten aufgehoben, der
Handel freigegeben (1. Juli 1772), wobei die Ansicht ausschlage
gebend war, dass die Zahl der Spinner grosser sei als jene der
Weher, daher mehr Rttekstcht yerdiene.' Im Jahre 1774
wurde in Böhmen und Mähren infolge des Ver&Ues des Garn-
und Leinwandhandels das Gamsammeln ab em freies Gewerbe
erklärt, während bisher eine Licenz erforderlich war.'
Der angestrebten Verbreitung der Spinnerei und Weberei
auf dem Lande stand in den böhmischen Erblanden das Unter-
thanenyerhältniss im Wege. Die Obrigkeiten stemmten sich In
manchen Gegenden dagegen, dass die Kinder ihrer Unterfhanen
ein Handwerk erlernten, und die B>age wurde erörtert, ob den
Dominien nicht die Befugniss zur Ertheilung oder Verweige*
mng eines Consenses, ein Handwerk erlernen au dOifen, ent-
sogen werden soll. Der Oommersienrath hielt es nicht fftr
rädilich, da jedes Dominium zu sehen hätte, damit durch allzu
häufige Manufacturiflten nicht der Ackerbau selbst leide', nur
die ,B«zoe8se' sollten abgestellt werden, z. B. in Mähren, wo
einige Dominien fbr die Ertheilung des Consenses bis 6 fl. for*
derten.^ Abgesehen von den Grund- und Häuserzinsen, von
' MMhlni^piiteiit 1758.
* Yfl. Schruyor, I, S. 27, der dieser Anaidit nida beipllielitet
■ 88. lan 1774 fta dM Gnbamiiini ia BOiuiMa.
* Zusdbiill dos Coiniiienl«ikntliM an die bOhfolMli-SiteneieUMhe Hof-
kMiil«!, 4. Deoember 17M} F^otokoUe der MHuniMh-Sfteneiahiicheii Hof-
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EHiru Ilgen und Frohndicnsten hatten die Unterthanon einen G^e-
werbesinB za leisten, der in eiiügen Ländern ziemlich gross
war. So mussten in Schlesien noch im Jahre 1770 die Unter*
thanen, welche sieh einem PoHzei- oder Commerzial^cwerbe
widmen wollteni einen sogenannten Licenzzettel bei den Obrig-
keiten nehmen und hieftlr an manchen Orten mehrere Thalcr
erlegen, femer jährlich 6 — 8 Groschen entrichten. Die Natural*
robot hinderte den Landmann, ausschliesslich ein Gewerbe zu
treiben. Die Klagen gingen dahin, dass durch dieselbe die
Arbeiter das zur feinen Weberei nöthigc besondere GefUhl ver*
lieren. Zwar konnte die Robot abgelöst werden, aber nur
dnreh einen fi^i unerschwinglichen Zins^ ^ Auch in Kärnten
MTurde die ^clavische* Verfassung zwischen den Unterthanen
nnd Herren ab Hinderniss illr die Ausbreitung der Gewerbe
bezeichnet, ^ und die dortigen Fabriken konnten sich nur schwer
die nöthi^on Arbeiter verschaffen.
In Mälii'on wurde die ^Roboiguspunnst' den Obrigkeiten
theils urbarmässig und nach uralten Gerechtsamen, theils aber
. infolge richterlicher Erkeuntnisse verabreicht^ und zwar in ein-
zelnen Orten entweder in natura oder durch eine andere pro-
portionirte Kobotleistung, z. B. durch den Holzschlag ersetzt,
oder aber durch baarcs Geld rcluirt. Ks fragte sich, ob eine
Aenderung nicht zweckmässig sei. Die Landesstelle, namentr
lich der liuidständische Ausschuss sprach sich dahin aus, daas
diese weder rathsam noch billig sei; eines neuen Gesetzes be-
dttrte es nicht, weil jene Obrigkeiten, welche infolge eines mit
ihren Unterthanen geschlossenen Tructatcs oder infolge irgend
einer Abmachung urbannässig oder kraft eines richterlichen
Spruches dazu berechtigt würen, von der ihnen zustehenden
Gerechtsame, so lange dieselbe ihnen zu Nutzen gereicht, ohne*
hin niemals ablassen werden. Auch dort, wo bisher diese
,Robotgespunn8t' durch Geld reluirt worden warj fand es der
landständische Auaschuss nicht angezeigt, die bisherige Ge-
wohnheit zu ändern: weil Flachs und Hanf nicht allerorten ge-
baut werden, auch nicht in jedem Jahre gleichmässig gerathen;
das Material zum Spinnen sei daher nicht Uberall vorhanden,
kaiiziüi vuui lU. uud 20. Dticembur lliiö, worin »ich dieselbe mit dein
CommOTsionnillis einywitsiidsn erklirle.
' Note TOQ HaiMb, Troppau, 18. Joli 1770.
' Protokoll dm ComoHnnioiinithes vom 9. Min 1764,
Digitizod by C<.jv.' .ic
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daher am h den Uiitcrthanen (icspinnstc iu naLuta zu liefern
im Allg^*j meinen nicht wolil zujii^cniutlu.'t werden k^5nno; auch
wMr*^ »^s tur die Obrigkeiten selbst niclit zuträfjlii-h, thcurc oder
unrichtige Gespinnste libemcbmeu zu müssen. Dies wäre auch
die Ursache gewesen, weshalb in früherer Zeit derartige Re-
luitionsttbereinkommeD geschlossen woirden seien. Den Obrig-
keiten würde durch eine hierauf besOgUche Vonchrifty Ge-
spinnste in natura übernehmen au mÜMen, weit mehr Schaden
als Nutzen zuwachsen. Auch habe der Landesunterthan ein
vollkommenes Recht, wenn er auf Grand der alten Ueberein*
kommen mit den Obrigkeiten darauf bestehe, die Robotgespunnst
mit Geld reluireii zu können. Ueberdics sei es ja bekannt,
dass selbst in jenen < )rton, wo seit laugen Jahren die Ge-
spui liste in natura ab'ieUi^fert werden müssen, Uneinigkeiten
und Streitigkeiten Äwischen den obrigkeitlichen Beamten und
den Unterthanen bezüglich der QoiüiüUy des Gewichtes, sowie
des Fadenmasses fortdauern, mit nnch ein Grund, weshalb viele
Obrigkeiten zur Reluirung der Robotgespunnst geschritten sind.
Auch wäre die Landespraxis zu berücksichtigen, wonach die
Uuterthanen von allen zwischen ihnen und den Obrigkeiten
nrbarmttssig getroflfenen Vereinbarungen überaus ungeme ab-
gehen und die geringsten ganz unschKdliehen Nenemngen mit
änsserster Hartnäckigkeit verabscheuen. Aus einem liobotge-
spunnstzwanji ^Muden daher nur Missverstiindniss, Widersetz-
lichkeit niul V erbitterungen der Lanflesunterlhanen irocren dio
Grundübrigkeiten entstehen. Um aber auch die Emporbringung
des Handels mit Gespinnsten zu ennöghchen, so sei es dien-
sam, wenn der mährische Landmann zu emsiger Betreibung
des Spinnens und zum Verkaufe gegen billige Bezahlung an-
gefrischt würde, aber in dem Patente sollte auch beigerückt
werden, dass in jenen Orten, wo die Obrigkeiten die G^pinnste
gegen baare Bezahlung einführen, den Unterthanen kein Nach-
Üml erwaehsen solle, wenn selbe darein willigen. ^
Das fUr Böhmen am 13. August und ftir Mähren am 7. Sep-
tember 1775 erlassene Robotpatent bestimmte b( zurrlich jener
Unterthanen, welche bisher obrigkeitlichen B iaciis oder Werg
*■ An« einem fichriABtttcka^ Brttos, 16. Angaat 1768( nnteneichiiet: Chriitof
Freiherr BlSmegen, ¥tm Freiherr t. Tsuber, Joeef Freiherr T.Wid-
nana, Ignu SehrttfU toh Maiubeiif .
AnUf . Lxm si. I. nun«. 5
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entweder unentgeltlich oder um » inen gewissen Lohn zu ver-
spinnen schuldig: waren, ilas.s ein künftiger Handrohoter nicht
mehr als ein StUek und ein ktinltigcr Znorrohoti r niciit mehr
uIb zwei Stücke Garnes zu spinnen schuldi*; sei: ,ll;it über ein
oder der andere bisher noch weniger zu spinnen gcliabt, so
würde derselbe auch noch in Zukunft bei seiner geringeren
Spinnschuldigkeit zn verbleiben haben/
Auch den landwirthschaftlichen Gewerben, namentUch der
Erzeugung der filr die Industrie nöthigen Hohxtoffe wurde Uber
besonderen Auftrag Maria Th<'resias Sorgfalt zugewendet. Lein-
samen aus Riga wurde vertheüt, bessere Röstung des Flachses,
sorgfältige Behandlung desselben, sowie von Hanf wurden an-
befohlen. Zahlreich sind die Verordnun-^t'n Uber die Verbes-
serung der Schafzucht in Mähren, Krnin, Unpirn und den
Nebenlanden. Die Erweiterung der Ptlanzungen für Krapp und
Rothe in den Erblanden wurde den Behörden ntifgetragen.
Die Hebung der Bienenzucht wurde von Maria Tlieresia be-
fohlen. Dieses Geschäft sollte mit allem lernst e in Gesterreich
und Mähren unterstützt und dahin getrachtet werden, dass die
,landesmUtterlichen Sorgen' wenigstens in der Nithe unter den
Augen der Monarchin mit Eifer befolgt würden. * Eine Bienen-
schule sollte daher errichtet, im Augarten bei Wien unentgelt-
licher Unterricht ertheilt werden. Auch in den anderen Län
dern wurden Lehrer für die Bienenzucht mit einem Gehalt
von f>ÜO fl. angestellt, Priimien in Krain, G(5rz, Schlesien, Böh-
men, Mähren gewährt. l)ei- Jugend soll Unterricht im Acker-
bau von den Landsehullehrcm ertheilt weiden, lautet eine
Weisung vom 19. August 1771. In Krain wurde angeordnet,
Uber die Sanienzubereitung zur Aussaat Belehrungen zu er-
theilen, ^ Im Mitterburgischen Dlstriet .'tollte auf den Anbau
von Seide, Lein und Ohvenöl hintre wirkt werden. In Steier-
mark wurde die Anpflanzung von < )bstbäumen den Strassen
entlang anbefohlen,* ferner niederländischen Leinsamen au ver-
theilen* und die Öoluiisuclii zu vermehren.^
1 Au> 'MDAtn Protokolle dur ätaatswirtliscIjAftsdepatation vom 7. Januar
1773. ÜäAb ala Beferent.
* LailMeb, 14. Hin 1772.
* Protokoll Tou 8., rep. SO. Norember 1768.
« Protokoll vom 18. Februar. Mp. 14. M&r% 17(jH.
* Protokoll vom SO. Ociober, rep. 18. November 1768.
07
VI
Als das wirksamste POrderangsiiitttel der Indottrie ersehie-
neu die Verbote. Zu wiederholten Malen wurden Beratlinngen ge>
pflogen Uber eine oonseqnente DnrchfUhmng jener Orandsfttsey
welche Johann Joachim Becher und Otlokar t. Homeck em-
pfohlen hatten. Unter Karl VI. wurden in dieser Richtung be-
reits mehrere Massnahmen getroffen, welche die Einfuhr frem-
der Ihdustrieartikel erschwerten. NamentHoh die Zollordnungen
fär NiederBetsfreichy Mähren und Böhmen enthielten Bestim-
mungen, die in den Kreisen der Kaufmannschaft und auch Ton
einigen Verwaltongsbeamten scharf bemSngelt wurden. Die
Verbote worden an&ngs nicht fto alle Linder der Monarchie
eriassen, sondern in jedem Lande die Einfuhr jener Artikel
untersagt, die in demselben erseugt wurden. Auch war die
Absieht bei einaelnen Eritfasen vorwaltend, dem übertriebenen
Lumis au steuern. Von denselben Gesichtspunkten wurde aueh
die Regierung Maria Theresias in der ersten Zdt gelltet
Wohl befürworteten einige Handelspolitiker, viele Waaren von
den Osterreichischen Mttrkten auaausohfiessen, aber man be-
schrflnkte sieh in den Zollordnungen auf eine bedeutendere
Steigerung der Zollstttae, und nur aOgemd entschloss man sich,
das Verbot einer Waare aussosprechen. ^ Die Forderung von
Verboten ging aumeist von den einaelnen Lttndem aus. Nicht
bloB die Einfuhr auslftndischer Waaren sollte verhindert werden,
nicht selten verlangte ein Erbland Schnta gegen ein anderes.
Viele Gkwerbe in Wien klagten, dasa sie an Omnde gehen
mflssten, weil so viele Waaren eingeführt werden, so die Fftr-
her, Qalaoteriearbeiter, (Joldschlfiger, Uhrmacher, Hutmacher
u. s. w., während man in der Residena so viel eraenge, um
AI« sich die btadt £ger nach Wioii mit der Forderung um Rjchuts fUr
ihre Tuch-, Wollen- und Zeugwaaren wandte und darauf hinwies, da»
4ar VendileiN ein geringer eei, die eingeMlirten Zenge and Tttcber die
Uiesehe eeieo, dm ihve Wneien «TeneUsgen* werden» dahm ein hslmrer
Aufschlag auf dieselben gelogt werden mOge, wiir^o bei Prüfung der
Egerer Erzpn£niti*so bofundon, da*«^ tlie Farbe und niiorbnnpt (\'w Appretur
viel 2U wüutichäu übrig lasse; hier smi oinzugroiton, wenn der Verschlei^i«
befördert werden solle. An die bohmisohe Repräfientatioii, 22. Decembor
174».
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das Publicum sowohl dor Qualität als auch der (Quantität nach
versor^on zu köiincTi. Diese Anliepnn wurden zunächst ab-
schlägig beschieden. Die Verbote fremder Waaren^ lautete ein
Hcsciu idy seien wobl xntrftglich, wenn die Länder mit ein-
heimischen sattsam versehen seien. ^ IJnd noch zwei Jahre
später sprach sich die Behörde dahin aus, insoweit die hies^en
Fabriken gute Waare in hinlänglicher Menge und zu erträg-
lichem Preise ensevqg^^ verbiete sich die Einfuhr schon durch
die erhöhte Consumomauth. Die General verböte fallen nicht
nur allen benachbarten Fürsten sehr gehässig in die Augeo
und geben dann zu vielen schädlichen Retorsionen Anlaas,
sondern seien selbst ein Hindemiss für den Handel, welcher
keinen Zwang leide, sondern sich nach der natürlichen Oon-
▼enienz in solche Länder zielic, wo die Waare besser und
wohlfeiler zu haben sei. Man künne weder Ungarn noch
Siebenbtkigen, Ltfnder, welche den Hauptzweig des Wiener
Handels ausmachen^ an die Wiener Manufacte binden, und es
sei ein Irrthum, wenn man glaube, daas alle diese Fabriken
bereits einen hohen 0rad erstiegen haben, um anch nnr die
firbländer damit versehen zu kOnnen. ^
Die lifimischen Industriellen erblickten nur in Verboten
ein Mittel, dem fremden Wettbewerb entgegentreten zu können,
und hielten einen Zoll von 30 Pci'cent nicht ftlr genügend zur
Beschränkung der Einfuhr. lu den an die Behörden gerichteten
Eingaben wurden nicht selten Berechnungen der heimischen
Erzeugnngsk Osten angestellt und der Beweis zu erbringen ge-
sucht, wie viel billiger das Ausland die Waaren herzustellen
im Stande sei, daher nur ein Verbot Abhilfe gegen den Mit*
bewerb der Fremden verschaffen könne. Diese Anseinander-
setzungen machten um so grösseren Eindruck, wenn der Be-
sitzer der betreffenden Fabrik dem Adel angehörte, der seine
sociale Stellung nicht selten ausbeutete, um ein Verbot auf die
auf seiner Herrschaft erzeugten Gegenstände durchzusetzen.
Die Stimmen jener, welche auf die Nachtheile einer Absperrung
gegen die Fremde hinwiesen, verhallten, da sie zumeist aus
dem Kaufmannsstande kamen, I r damals freieren Annchten
huldigte als heutigen Tages. Vor Erlass eines Verbotes wurden
* An dte Bepribeatatiioa vaA Xanmiar ia Kirnten, 21. Juli 1U9.
* Au «inen in Jalne 1751 enkatteten Veitrage.
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in der ersten Zeit zuerst Erknndigiuigen eingOBOgen ftber
den Stand der Industrie. Auch adlten die VeÄote nur eine
bestimmte Zeit in Kraüt bleiben, wie aus einzelnen Anfragen
hervorgebty ob die VerhilltniSBe, welche Air den Erlaas eines
Verbotes ansschlaggebend geweseui noch andaneni. Die Rück-
aiehtnabme auf die alteren Poüaei- und Eleideroidnungen war
bei Erneuerung oder Verschürfnng des Verbotes ausschlag-
gebend. ' Spttter wurde die Ansieht, dass Verbote sur Empor-
bringiing der Industrie unbedingt noihwendig seien, ein Axiom
der Wirthschaltspolitik. Jeder Anregung wurde Folge gegeben,
und die Gesuche der Adeligen, die auf ihren Gütern Fabriken
errichtet hatten, fanden eine gOnstige Eriedigung.' HSn Zoll
▼on 90 und mehr Percent erschien nicht genügend. Nur unter
dem Sehutse yon Verboten ktSnne die Industrie gedeihen und
steh entwickeb. Dieser Wandel der Ansichten vollaog sieh
während des sechsten Jahrsehnts und fand spiter unter den
MÜgliedem des Commersienrathes die eneigisohesten Vertreter.
Der PHUrident desselben, Graf Andlem-Witten, war ein ent-
schiedener Anhänger des Verbotssystems. Bereits als Landes-
hauptmann in OberOsterreich hatte er sich dahin ausgesprochen,
wenn auch die heimischen Feilschaften, wie s. B. die Erzeug-
nisse der Linaer Fabrik, höher im Preise stehen als die frem-
den, ,die im Lande bleibende Oeldctreulation und die dem ge>
meinen Wesen durch derartige Fabriken TieHkeh erwachsenden
Voriheile übertreffen weit obigen Anstand'.
Die Tolkswirthschaftüchen Schriftsteller; so spärlich sie
aueh waren, sahen darin das einsige Heil für die industrielle
* Vgl. ZtntHchrift lür Social- Hn<i Wirth»fliaft»güschicht«, ö- 341.
* 8o richtete Qraf Josef Klusky ein Gesuch an die Bebttrde, da«» er in
BargKtetn WadisMnwamd in genflgendnr Menge enwng«. Am 80. Juni
1769 muri» «ine Vtrardmng verSltakiHeltl, bMagend, in BShnnn ward»
die WnehnlainirandAbrik mit ^tem Fortgmng betriebe», die Erzeog-
nisso seien mit jenen im Auslände im Prpine und iti Agt Gnt*^ frl^'i^'h,
die Einfuhr wf^n^e daher verboten und di^ Kautleute au die Bürgi«teiiier
Fabrik angewiecsau (Cod. Au»tr., VI, 58). Der Graf wurde gleichzeitig
angefordert, «sich in genngiunen Verlag aller Oattengon sn «etaan, die
Xaolieote mit da» bialierigen blUigen Pleiaen an Tenehaii waA aaf die
Erzeugung der noch abgängigen geblQmten Sorten fBrandenkea*. (Ad
Jovff Kinsky, 30. .Tuiii ITaO ^ Dfi«; Verbot der Kinfnbr von Grausten
erfolgte auf Ansuchon dos Ohorstiiurj^rtrrafon von H/^hiiien, Grafeu Ko-
lowrat, der auf seiner Uerreichaft Swietla eine Fabrik zur Verarbeitung
von rohen Onoaten errichtet hatte. (18. Jvni 1781.)
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Entwicklung-. Jnsti's Schriften wurden von den Beamten studirt
und dessen Ansichten über die Hebung der wirthschafUichen
Vorhllhnisse, wie aus vielen Erlässen ersichtlich, zum grössten
Theil befolgt. Horneck's ,()csterreich über Alles, wenn es nur
will^, wurde vielfach gelesen; eine neue Auflage erschien 1750
mit einem Anhange: ,UnpartheÜ8che Gedanken über die öster-
reichische Landesökonomie', hervorgcnifen wie bemerkt wird
durch jene Verändeningen, welche seit dem ersten Erscheinen des
Werkes eingetreten seien. Der patriotisdic (iolst des Bucheft
fand bei den Staatsmännern Anklaii«: Auch aus den Werken
Zinken's schöpften die Mitglieder des (Joramorzionratln s Be-
lehrnn^ Irre i< Ii nicht, so hat eine Schrift auf die MassnahmeD
der Px liördcn, das* Verbotesystem in grösserer Ausdehnung ab
bisher durchzuAihren, Einfluss gehabt, welche im Jahre 176S
erschienen iöt Den Bestrebungen der Regierung, das Fabrika-
und iMaoutiicturwcgen in den Österreich isuhen Ländern in guten
Stand zu setzen, wird von dem Verfasser alle Anerkennung
gesollt, allein die Bemerkung hinzugefi'igt. di^ die Massnahmea
einen entsprechenden Erfolg nicht gehabt hiltten, künftig milsste
die Einfuhr aller fremden Waaren, welche im Lande aeUwt
vcrfcrtl^rt werden könnten, verboten werden, da «onßt nicht zu
hoffen sei, die Landcsmanufacturen emporcnbringen. Das Bei-
spiel anderer Staaten biete hieflir Belecro. Die Kaufleute wtU^
den dadiin 1> geawungen werden, sich mit dem Verschleisro
inländisclx r Erzeugnisse zu befassen, was sie sonst nie thuA
würden, da die Leichtigkeit, womit sie auswärts Credit finden,
die Voitheile, welche sie durch auswäiligc Waaren erhalten,
und der gute Absatz derselben ihnen den Verschleiss inländi-
scher Tndustrieartikel ,nicht so angenehm mache', als es die
Wohlfahrt des Staates nnd dessen unmittelbarer Nutzen erfor*
dere. Die Niederlagsverwandten, deren Hauptgewerbe bisher
der Verkauf ausländischer Waaren trewi ^i(^n, würden vielleicht
durch das Verbot bestimmt werden, Fabriken anzulegen. Aus-
lände herangezogen worden, sich in den Osterreichisehen
Staaten niederzulassen ; die Untersttttziin«: von Fremden oder
Einheimischen, die Manufacturen und F.i Unken anlegen, wird
empfohlen. ^ Erst später machte sich der Einfluss von Sonnen-
> Abhandliiiig tod den Haanftotar- und Fabrik» wsun in dsn k. k. Erb-
tlndent, «bfedniokt in der Solurift von C. F. M(eixiisr): AnmMkiiiigen
über die natürlkjie Beeehataheit der k. k. Erbtoad». Anglibmg 1763.
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t'eJs geltend, der jedoch in zoIlpoUtiäüiien Frageu keine scharf
aofi^sprochene Richtung vertrat.
Die Bedeutung dos am 24. März 1764 erlassenen Patentes
beruht darin, dase in demselben alle Waaren snsammenge&sst
wurden, deren ESininlir in den leisten Jahren zam Tbeil nur
in wi geinen Lltndera verboten war, die nun in allen dentschr
dttviaohen ErUändem, Tirol und Vorarlberg ausgenommen, aus
der Fremde nicht mehr eingeftlhrt werden durften. • Das Patent,
welches durch Trommelschlag an einigen Ortiiii bekannt ge-
macht wnrdo, rief in den botlicili^ten Kreisen manniirfachon
Widerspruch hervor, nnd aus den Lantleshaujjtöt i li u kamen
zahlreiche Vorstellungen über die groaee Anaahl der verbotenen
Waaren und Uber die kurz benK^ssene Frist fth- den Verkauf
der vorrftthigen Waaren. £ine fieschwerdeschrifit des Wiener
Handelastandes übermittelte Maria Theresia dem Commenien*
rathe mr Berichterstattong. Einige ron den verbotenen Waaren,
hiess es darin, werden nicht in genügsamer Menge oder gar
mckt erseugt Durch die Vermehrung der Verbote werde der
ungarische und siebenbürfTfische Kaufmann von Wien vertrieben,
dagegen der Transitoliandel der Türken begünstigt. Die V'er-
l»ote seien nicht blos für den Handel, sondern auch für die
Fabriken hinderlieh. Der Ausiliiss de» (leldes, der durcli
Wechsel im Gleichgewicht erhalten werde, sei nur Bcheiiibar.
Der Commerzienrath hielt e.s für nothwendig, auf die Grund*
sitae hinsaweisen, die bei der Ausarbeitung massgebend ge*
Wesen waren. Sin grosser aosammenhängender Staat, so lauteten
die Auseinandersetanngen, der seine Bedttrfnisse aus der Flremde
bemehme, müsse mehr auf die Beförderung der Manufaotnren
als des Handels bedacht sein. Wenn die Vortheile des Handels
ond der Manufaeturen sieh kreuzen, müsse der Handel zurück-
treten, und d(^rselbe sei nur insoweit zu beo-ünsti^en, als mit
dem Forrk'imnien der Manufaeturen vercinbarlieli sei. Ks
WTirde uiciit m Abrede gestellt, dass unter den verbot« tu n
Waaren einige sich befinden, die vorliUiHg nicht in hinreiciien-
der Menge erzen ^rt werden. Hieftir schaffen jedoch die Com-
UMndalpllsse Abhilfe. Auch sei ja das Patent nicht ftir den
^e^cuwflrtigen Augenblick, sondern für längere Zeit erlassen.
Man habe daher viele Artikel nicht ausnehmen können, eines-
tbeih ,wei] von den meisten schon ein An&ng der Fabrication
voihanden, die angeeifert werden mttsse^, sodann aber auch,
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,weil die Yerl^^ Bonderlich der neu angehenden Mannfacturen
plcidisam erzwungen werden müssen*. Ueber etv^'aige Schwie-
rigkeiten glaubte der CoinmersEieiirath leicht hinwegkommen cu
können: durch £rtheilung von Pässen und Aoeilerang von
Fabriken zur Erzeugung jeuer Artikel, die bisher anflachliees-
licb aus der Fremde eingeftlhrt wurden: durch Bevonugong
jener Handelsleute, ,die den Landesfabriken geneigt seien und
diese Neigung mit Bestellungen erweisend Dem Staate könne
es gane gleichgiltig sein, ob der Ungar und SiebenbUi^r die
Baarschaften für fremde Waaren nach Leipssig und Breslau
tragen oder ob sie der Wiener Kaufmann dahin versende. Nac li
Erweitening der Landesfabriken können auch für Ungarn die
Verbote erlassen werden, und wenn die Kaufleute darauf hin*
weisen, dass sie den Geschmack nur mit fremden Waaren be-
fifiedigen können, so werde man ,die8en Geschmack an ver-
botenen WaareU; die lediglich aur Pracht dienen, durch Er-
höhung der Mäuthe verbessern, und wenn an dieser Verbesserung
vollkommene Hoffnung nicht vorhanden sei, so werde der Sata
nicht bestritten werden können^ dass, wenn der Handel nicht
nur den Mannfacturen schädlich, sondern auch der Vermehrung
der Pracht und dem Ausflusse des Geldes ihrdeiÜch sei, der*
selbe vielmehr hintansuhalten als au begttnstigen wttre*.
Obgleich das Patent erst im Min 1764 erlassen worden
war, wtthnte der Commersienrath bereits im Juni ,weikihätige
Vortheile' zu verapQren. Mehrere Unternehmer und Verieger
von Fabriken hätten sich hervorgethan, die Industrie &nge bei
Particularen an wachsen an, die Juden gewöhnen sich an in-
ländische Manufacta, und schliesslich wurde die Hoffimng ans«
gesprochen, dass die Kaiserin dem Handelsstande zu erkennen
geben werde, dass es bei dem Patente sein uBabAndettiobes
Verbleiben habe. Die Kaiserin genehmigte den Antrag, fllgte
aber hinzu, ,dass für die noch fehlenden Waaren Pässe auf
Grund der sich herausstellenden Nothwendigkeit ertheilt und
die Hinwegschafiung der fremden Waaren nach Umständen
eine längere Frist bewÜligt werdet ^
Mit welchen Sebwierigkeiten jedoch die Durehfilhmng
verbunden war, geht aus der OorrespondenB des Oommenien-
Yoffing dos Oomnenraimthai fvm SS. Jan! 1764, flbeiiBebea am S. Jali,
SQzttehfekiigt an 8. Jvli; Rsforont Degelmsiui.
7S
raih«*s mit den Landcsbchürden hei*vor; wiederholt sah man
sich gcnöthigt, dem ^Irmahno^ entgegenzutreten, dass das Patent
beseitigt werden dttrile. Mancherlei Erläuteningen \Xhor die
DorchfÜbnuig des Patentes erwieseii sich nothwendig, ebenso
auch genaneiB Beseichnnng der yerbotenen und erianbten
Waaren. ^ Die Vorstellnngen Uber die SchHdlichkeit der Ver^
böte kamen nicht blos aus den Kreisen der Kanfleute, sondern
ancfi die Gnbemien im Gegensatze mit den meisten Commerz-
coiiscsseii stellten AiiUagt; aul Aufhebung der Verbote oder
auf Milderung der bolieii Impobte namentlieli für solange, bis
die inländischen Fabrieatiiren mehr empor^ebraeht seien und
siel) im Stande behnden wiirdei], das liand der Menge und
Qualität nach mit den betreffenden Waaren zu veraoTgen. Zu-
{rletch wurde die Forderung gesteilt, Handelsverträge zum fie-
hnfe des Verschleisses nach aussen abflosoUiessen. '
Auf die Behörde machten Yorstelhingen nnd Klagen
keinen fSindnick. Es konnte nicht in Abrede gestellt werden,
dass die znr j'Fneht geeigneten oder durch Verwöhnung zur
Notli wendigkeit gewordenen fremden Waareu mit erstaunliehen
Abgaben' von 40 1(X) Percent belegt seien, allein man hielt
es ftir notl)^^ (/ndig, eine Minderung nieht eintreten zu lassen^
um die staatlichen Einnahmen nicht zu schmälern. Zwischen
politischen und privaten Handelsmassregeln mfksse ein Unter-
schied gemacht werden. Der Handelsmann sehe blos auf
seinen eigenen Kutten, und es sei ihm gleidigUtigy ob derselbe
mit dem allgemeinen Besten za Yerehibaren sei oder nicht.
Die Zwischenzeit von dem Anfange der Uaaufactaren bis au
ihrer besten Vollkommenheit sei ftlr den Handebmaon aDer-
^tings die beschwerlichste, so wenig aber die zwei ftussersten
Punkte einer geraden Linie sieh vereinigen lassen, so wenig
ist der Zwiselienraum von dem Waehsthume der Manufacturen
zu besfitlircn' An<'h wurde der Beweis /u erbringen ( sucht,
dass einzehie Artikel in den letzten Jahren gerade intblge der
Verbote grossen Aufschwung genommen haben. So werden
Damaste besser und wohlfeiler ersengt als in Italien, ebenso
werden gemeine und mittlere Ootton- sowie Seiden£abricate den
' VrI. Cod. Aubtr., VI, S. 596.
* Ouberuialbericht »im Böhmen, der von der bfthmif^ch-rtsterreichischen Hof-
buislei am 25. October 1765 dem Hofcommerzitiurathe übermittelt wurde.
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Eaufloutcn zum seihen Preise wie in Lyon angeboten, in Bar-
chent, Leinwand und TischEeu^rcn könnt' man tlic CoDCurreuz
aushaken, die Wollenzcugc nähern hich der Vollkommenheit.
Allein das wiehti^te Arjjument für die Seliädlichkeit de.s Han-
dels mit fremden Waaren, wobei natiirlii Ii auf die Einfuhr von
Tndustrieartikeln zumeist hin^^o^vi(•st•u wurde, war die passive .
HjiTulclsbilanz, nur war die JJcgründung jedenfalls *>ricjinejler
aib bei den modernen Theoretikern, ,Da8 Passivuni,' wurde
darg-eleprt, ,sei nicht bloö nach dem Q.uanto, sondern auch nach
dem QuaH der Wuuren nbznmesfäen, derfrestalt, dass jones I^and
in der Bilanz verliere, welelies i^eiren Kohniaterialien ein glei-
ehes Quantum ^lannfnrturen einrülii-e.* Die Verbote bezwecken,
das Pn.ssivum in Mainilaetiirei-zeuirnissen von den KrbUinden
nbzuluilten und das Activum zu vermehren, den neueinjreführten
Fabricaten den Verschleiss /.n verschaffen: dem Nahrungsstande
wtlrde din*eh Aufbebung der Verbote nicht geholfen werden.
Es sei zu wiin.selion, dass die Mauthen für das leitende Princip
des erbländischen Handels angesehen würden, da sie aber zu-
gleich das Mittel abgeben müssen, die Staatscrfordomisso zu
decken, so sei freilich nicht leicht, den Endzweck in dieser
doppelten Rticksicht ohne Beschwerde der Länder zu erreichen.
Handelsverträge könnten nur zwischen jenen Staaten mit Nutzen
bestehen, welche nicht die gleichen CommercialabsichteD, folg-
lich nicht die nämlichen Handelsmtereseen haben.*
Noch grössere Ausdehnung erhielten die Verbote, seit
Josef Einflass auf die Geschäfte gewann. Bald nach seiner Er-
nennung zum Mitregenten wurde die Frage über die Nützlich-
keit derselben erörtert, da von ▼erschie denen Seiten Beschwerden
über die ^^^1areneinfuhrverbote eil^elangt waren. Ein Ansturm,
den Graf Philipp Sinzendorf gegen die Zollpolitik unternahm,
indem er in einer Reihe von Denkschriften die Schädlichkeit
derselben und die Nothwendigkeit, Handelsverträge mit den
Nachbarstaaten abzuschliessen, nachzuweisen suchte, wurde von
dem Grafen Kudolt" Chotck abgeschlagen. In einem Hand-
schreiben vom 19. April 17(k) bestätigte Josef ausdrücklich die
Verbote;* ohnehin war nach der INleinung des jungen Mon-
archen noch ZQ wenig geschehen. Die Einfuhr fremder Waaren
* Protokoll vom 6. December 176Ö.
> Abgedniekt bei Am«th, IX, S. 606, Not» 712.
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erschien ihm noch immer zu grotMj was er dadui'ch erklärte,
ydass seit dem Verbote gewisser Waaren sich die Ausländer
beeifcm, neae Kamen und Waarengattangen zu erfinden, um
•ich den verlorenen Verschleiss zu verschaffend Bereitwillig
ging der Commercienratli auf die Ansichten dea Kaisers ein.
^e Neugierde/ heisst es in einem Vortrage» ^biete dem Unter-
nehmer die Hand, und da die erhlflndischen Mannfacturen sich
inawiscfaen dem NachahmungsgeiBte Überlassen, so entspnngen
daraus swei Folgen, wovon eine jede dem Staate gleich gefähr-
lich sei, iiaiulic'h dass man in das Mannigfaltige j^erathü, ohne
in einem Stücke die Vollkommenheit zu erreiehen, und zu
dieser erst alsdann f^clange, wenn die Fremden den Geschmack
schon auf andere A'eui^^keiten geleitet haben; niemals seien
vielßiltige Aendcrungen des Nationalgcschmackcs einem Staate
Yortheilhaft und in dem Manufacturstande nur jenen Völker-
schaften yertrttgUeh, die nicht mehr fUr den eigenen Bedarf,
sondern f)ir die benachbarten Staaten arbeiten; sogar der öftere
Wechsel der Trachten lasse bei Privaten eine Unentsehieden-
heit mntfamasaen; bei ganxen Nationen entdecke derselbe den
Maiii:i l ühereinstimmcnder Grundsätze der Erziehung und der
l)eiiküüg»art/ Man erbat sicli daher die Genehiniirunir folgen-
der (irundsiltÄc: Es sei nicht rathsam, die Naehalimun^^ aller
fremden XeniL^kr-iton und Ei*liiidungen in den Mannfacturen mit
gleichem Eifer zu treiben, sondern sich nur die Verbesserung
der nothwendigen, nützlichen und vortheilhaften angelegen
so lassen, daher fremden Fabricaten die Einfuhr auch dann
in verbieten sei, wenngleich die eigene Erzeugung nicht so
weit in Bezog auf die Mannigfaltigkeit gediehen wftie, da die
fremden Waaren den Verbrauch eines erbländischen Productes
hindern. So z. B. Überschwemme England viele Provinzen mit
«Der Art Papiertapeten, welche wohlfeil seien und dem Kauf-
manne einen Nutzen von 30 — 40 Percent gewähren. Die Ein-
"vvendung, dass sie wohlfeil seien, falle nicht ins ( Jcwieht, ,wenn
ciiiü übereinstiuiiuende l^rziehung mit der [)atrioti>e]ien Den-
kungsart nur gelehrt hatte, dass in einem wohlgeordneten Staate
die enibchriiche Bequemlichkeit au%ewogen werde durch Ver-
besserung dcR Nahnmgsstandes. Was demnach an Patriotismus
fehle, müsse die Gesetzgebung zu ergänzen trachten*. ^
* Vortnig vom 26. Janasr 1767, Beferent Deyelnuitiii.
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76
Der hcrvorrap^cndste Vortrct» r dos VorHots\ stcms, Deffel-
mann, entwickelte eine ausserordentliche Thfttigkeit, um jene
Massnahmen zu ersinnen, welche zur strengen DiirchfUhrunj^
erforderlich waren.' Das Patent vom 24. März hatte sich schon
insofenie als mangelhaft erwie^^en^ als ganxe Waaronc lassen
verboten wurden, bei näherer Prüfung sich erst später herans-
stelJte, dasR darunter auch mancher Gegenstand begriffen war,
der in den Erblandcii gar nicht erzeugt wurde; anderseits
unterlagen einzelne Artikel nicht dem Verbote, welche z. B. in
der Kadelburger Fabrik verfertigt wurden. Neue eriäutemde
Verzeichnisse von verbotenen Waaren mussten entworfen und
an die Behörden versendet werden. Das Patent vom 31. Anglist
1767 war das Ergebniss eingebender Berathungen, and nnch
Un^' u-Ti und Siebenbürgen worden den Ländern angereiht, Ihr
welche die Waarenverbote ausge<?prnrhen worden.
Gleichzeitig mit den Einfuhi*verboten worden aoeh Aus-
fohrverbotf erlassen. Es scheint, dass man sich anfangs nur
sögemd dazu entschloss, später aber bereitwillig den Wünschen
nachkam, sobald die Industriellen es forderten. Auch hier ging
der Anstoss zumeist von Böhmen ans. Die Flachsspinner heisch-
ten ein Verbot für Flachs, die Weber für Garn, die Toeh-
macher fllr Wolle, die MetaHfabriken für Beigwwksprodoote.
Die Rohproducte sollten im Inlande verarbeitet werden. Eine
kaiserliche Entschliessung vom Jahre 1102 besagte, dass nicht
bei allen Ciiitorn die Ausfuhr nützlich sei, und machte eine An-
zahl Rohstoffe namhafl, als: Kupfer, Messing, ESsen, Zinn,
Stahl, deren Ausfuhr nicht zo h^rdem, sondern die im Lande
zu verarbeiten seien, dagegen sei ftlr den Verschleiss von
Quecksilber, Getreide, Wein und Obst Sorge zo tragen, die
Ausfohr von Flachs, Garn, roh und gebleicht, von Häuten,
Hasenbftlgen, Wachs und Schaffellen sei zo erschweren.' Graf
< Weinniif an dl« Landeagnbemien Tom Hin 1767, die ▼erllMKchera
Msamehmang in Anaehang der verbetenen Wasreii betreffend.
* Eine kaiserUche Ent^iehliessting auf eineu Vortrag der Hofkaminer in
Mihizwesen nnd Montaninticb vom 10. Aupript 1770. tmtr<r/.eicbnet Fran«
üriü Kulowrat. lautet: ,U«b©rh«upt ist «war dor ull^-emeino Orniid.Hafr.
t'ortau ^uiu KicbtiimMs xu uehraon, dass keiue Ausfuhr der inläudischeu
Pradaeten >ii geatotten, soweit deren Verarbeitong in Meinen Landen
mit gatem Nntnen geediebea, milbin da« Bfateriale In einen hSheran
Preie goeetaet weiden nng.
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77
Josef Kinsky hraehte später in Antra«; und erhielt die Zustim-
mung' ftir das Ausiiilirverlx)! von i'ottasclic, uin (ieii bi)liiiii»i'lien
Glasfabrikanten den Kohatoö' billiger 2U verschafiV'n. Schon
früher hatte der Commercienrath einen ähnliclK^n Antrag mit
Rtlcksicht anf die Bleichen gestellt, denen ybald der Vorzug
mkommen werde', und die aächsiaehen, sowie die schlesiBchen
Kftufleate würden genOHugt sein, ihre Leinwand zor Bleiche
nach Oesterreich an senden.
Das Sjstem der Einfbhrrerbote wurde dureh Gewfthrung
von Pässen, wodurch Einzelnen die Erlaubniss ziir Einftlhrung
gewisser Artikel zeitweilig oder dauernd gestattet wurde, durch-
brochen.* Es dtlrftt' aber schwer sein, genau die Grundsätze
zusiimuientassen zu wollen, von den* n man sieh leiten lieas.
fehlte nicht an Willkür. Vieltach hing auch die Bewilligung
oder Abweisang des Gesuchswerbers von der mehr oder minder
freisinnigen Ansicht des Referenten ab und von der Wärme
seiner Darstoliong in den Vorträgen an die Kaiserin. Einigen
Fabrikanten wurde die Kinfhhr beetmimter Waaren gestattet,
wenn «ie doh Terpflichteten, eine ebenso grosse Quantität in
einer bestimmten Frist auMufUhren.' Fabrikanten, deren Er*
,Doeh Hart aioli Ar dltt Pille, ob und wann eigentUeli 6a» Verbot
oder einige Beadurinkiiiig der Ausfiibr einea Bergwerka-Prodocti eiotii>
treten habe, nnd so auch wegen der Preisen, die in Änaehmig der in-
liodiaeben Fabriken, dann der fi omdon Abnehner sn balten iejD wollen,
xnm Toraus kein gewisses Nonnale festsetzen, sondern wird de casu
in rn«inni nach den jeweiligen Umstfinden sich ku richten, auch alienfall««
Uber die vorkommende Betraclituiig'en dip Anzoig^e einverätandUcb mit
dem Commercienrathe kh Meiner EntschliesMint»^ abaustatten »eyn.
^Sow4dit ein Ueberfluiw au Metallen ttiuh ergibt, der iu den Lka-
den niebt «n^earbeilet werden mag, da kann «Uerdinga anf die Br-
tbeilnng der Freypäiae mr freanden Anafobr gemeinadielUiflb von der
Caneiel« and CoiaiBereial<telle toners aiitetnifeQ weiden.'
' Weaien, die naeb dem Patenle Tom IS. September 1749 einenfttbren
verboten werden, dürfen mit Pftsaea in die deutschen BrUande einge-
führt worden, als schwere seidene, gana* nnd belbaeidwie enattodiaobe
Zen^, Blondee und aoaatig« Oalenteriewauen (Jnwelen an^ieiiommen).
Cod. Austr., V, 713
' Orftf Boltza bat, hnii) iStück fremde K'>hcott<ine zum i?<irtinient ?«einer
Fabrik einführen zu dürfen, und zwar entweder (jog«n ©ini'n vollständigen
MautUuachlawt oder gegen eiueu Zoll von PerAient, wobei er jedoch
die gleiebe Anaebl eigeaer Fabriente binnen nwei Jabien rnnaer Lande«
*■ fftbren verpliiehtet wwdea aollln. I» dem Ooliehteik beb der Commer>
«teonidi berrer, daaa der Mtothaata in ttftmen nnd in Oeatefeieb ein
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sengnisse Terbolen waren, die aber den inneren Con^nm za
befriedigen nicht im Stande waren, erhielten die Erlaubnias^
eine bestimmte Menge des betreffenden Artikels fUr eine be-
stimmte Zeit^ einzuführen, nnd mancher Besiti^er einer Fabrik
dehnte seinen Betrieb nicht an>^ weil ihm die fremde Waare
grosseren Gewinn abwarf als sein eigenes Product' Bei der
mang^elhaften Grensübemachunc^ blühte der Schmuggel, and
ganze StOsse von Contrebandacten liefern einen besseren Ein-
blick in die Menge der Einfuhr als die officiellen, fast dorch-
wegB fiuf unsicheren Grundlagen beruhenden Tabellen; so er-
findensch man auch mit Vorkehmngen gegen die Einfuhr frem-
der WaarcTi war: die Behörden wurden doch ilberlistety und
die angeBtcllten Zollbeamten druckten mehr als ein Auge g^gen
ein gutes ,Douceur* zu.
Von der Kaiserin kamen wiederholt Weisungen, die Ge-
währung Ton Fussen ,in ein festes System zu bringend Ein
Verzcichniss der erthcilten Pflsse musste ihr alljährlich vorge-
legt werden; sie forderte, ^Ton Zeit zu Zeit nachzusehen, ob
die einzufiihrenden Waarcn, {i\v welche Pässe verlangt worden,
nicht in den flrblanden verfertigt wtlrden, und die Handelsleute
auf die Fabriken aufmerksam zumachen/'' Nur in jenen Fällen
sollten Pässe ertheilt werden, wenn der Commerzial« und Fa^
Tenchiadeser «ei, indem in dem entgeosimten Lande S fl. rem StOok
Gamcotton and die Hälfte von dem Stttck Halbcotton m entrichten
komme, in OoHtfrnMc}! j-^HmcIi werde (Vw WflarenachjitEunj^ von dem Zoll-
amte vorgenoninien ; Körner werde zwischen rohen nnd ganz fertigen
Waaren kein Unterschied gemacht Ks müge dem Grafen Boltsa ge-
Blattet werden, 7000 Slllek gegen Bntriebtang von V4 Pemnt einin-
fuhren, jedoch hätte er lioh Ende 1768 mmsoweiMn, dM gleiehe Qnantam
von dieser oder von den »elbiit ersm^flen Cottonwaaren in fremde L&nder
ansgefilhrt 7,11 luihen, Dicxser Antrag wnrde genehmigt, jedoch mit dem
ZnAatze, da.<<«, falb die 7U0U Ötück nicht ausgeführt würden^ Graf Uultza
verpflichtet wäre, die übrigen 28 Fercent Zoll noch nachzuxahlen. Pro-
tokoll def Ck>mmentienMth«e Tom 18. November 1766.
' 80 der Fkbrikeat Lvs; ferner dm Peosiiiger Fkhrik die Elnfiihr von
BKiiilern aaf swei Jahre. Protokoll des Commenrienratbea von 7. Januar
1771.
• Auch Private erliielten für die Kiiiluhr gewisser Wfi.ireii Zcillbepiinsti-
guugen; so wurde eiugerathen, datut dem Erzbl»ühul°e von Prag ,blos die
rtnlkebe HnnthgelHlhr von dem heieingebmefaton enellndieehen Snount
nn eatriohtan vmfOnnt weide*. 86. Uli* 1778.
* Vorlnif dee OornmenlenntiiaB vom 7. lUn, rep. 80. April 1766.
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brik^iiiapector das Zeugnis.s j^ebe, dass die verlani^-ten Waarcn
nicht vorhauden seien.* Sie nahm Anstoss daran, dass die Pässe
bald gewährt, bald verweigert werden, namentlich bei jenen
Waaren, die im Lande, wie man ihr darp^clcf^ft hatte, in ge^
nttgender Menge enengt wurden. Bei den Wiener Krttmem
wurden 3041 Stocke WoUenxeuge voigefbnden. Sie verAlgte,
dass nicht nur diese, sondern afle in den deutschen Erblanden
befindlichen Waaren bis Ende December unter Confiseations-
strafe ausser Landes gebracht und keine Pttsse auf wollene
Zeujsre ertheilt werden aollen.* Einige Woelieii spUter Hess sie
sich jedoch bestimmen, wieder einigen Fabi ikanteii auf Kin-
rathen des Comineraieuratlics Passe für die Kinliihr wollener
Xen«,'e zu ertheilen, fügte aber hinzu, im Uebrigcn habe es bei
den Verboten zu bleiben.' Bei der Passertheilung sollte auf
das Genaueste untersueht werden, ob das angebliche Quantum
inländischer Fabricate von den Bewerbern abgenommen worden
sei, ferner ob die nämlichen Mengen nicht sweimal Torkommen>
Der Commandenrath habe zu inTigiliren, dass die fUr die in-
lindiscfaen Fabriken eingeführten Materialien von denselben auch
venurbeitet und nicht sum Schaden des Mauthgef)llls verkauft wer-
den.^ Die Menge der seidenen Waaren, auf deren Kinfuhr Pässe
mlunlt werden sollen, ersehien der Kaiserin zu i£;ross, und si»? wie-
derholte ihre W ri-^ung, dass deraiiige Bewilli«4un*(en nieiit so leicht
ertheilt werden sollen und die Giltigkeit der Pässe auf sechs Monate
zu beschränken sei/' Bei der £rtheilung von Pässen sei nicht
auf die angebliche Bestellung gleicher oder ifhnlicher Waaren
bei den inländischen Fabriken, sondern auf die wirklich er-
folgte Abnahme inländischer Waaren Rttcksieht au nehmen.*
Der Oommerzienrttth machte Vorstellungen, ohne jedoch die
Monarohin Von ihrer Wdsung abbringen au kennen; sie be-
erte bei ihrer EntBohfiessung und fügte eigenhän^ hinsu:
,wire besser keine melir zu geben*.® Feine Tücher werden
' Protokoll vom 2., rep. vom 23. April 1767.
' Protokoll vom 1. Juni, rep. 1<> Juli 17G8.
' Protokoll vuiM 28. Juli, rep. l >. August 1768.
* EntHcliIieji.suTig auf don V rtrag vom 30. JAnuar, rep. 14. Februar 17G9.
* Baadbillet vom 2. Mai I7bl>.
* BsMÜMmiig auf den Vortrag vom 12., rop. am 88. Mira 1770.
* ISstMliliMmiig sof d«a Vortrag Tom 9., rep. «m M. April 1770.
* l^nHokoU vom 14., rep. 96. Mai 1770.
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gemigtani in den Krblandcn erzeugt, lautet eine EntschUeflSiiiig
vom Äogurt 1770. Die Fabriken fahren Klage Uber geringe
Abnahme; es seien daher keino Pässe auf' feine TUcher su er-
theilen, ausser wenn die Handelsh ute nachweisen, ^bes die ver-
langten Gattungen in den inländischen Fabriken nieht zu haben
seien.^ Und einige Wochen spttter verltigto sie^ dass die Pass-
werber durch Zeugnisse der Fabriken ausweisen sollten, dass
diese nicht im Stande seien, die Waaren aur rechten Zeit zu
liefern.^ Auf ganzseidene Bänder sollten Pftsse nicht gewIÜut
werden (30. Juli 1770), /u^^It ich aber in Vonehlag gebracht
worden, wie und in welchen Arten die Erzeugung der Sammt*,
Flanell , Halbseiden-, Harras-, Zwillich- und Leinenbänder am
fUglichsten eingeleitet werden ktfnne^ um das inländische Be-
dUrfniss zu befinedigen, die fremden Waaren hintaniiu halten
und den Kahrungsverdienst den eigenen Unterthanen ztumwen-
den. Am 27. August 1770 erging an die Oommendaloonsesse
mit Ausnahme von Niedorösterreich, VorderOsterreich and Tirol
die Weisung, dass bei künftigen Passgesuchen auf verbotene
Waaren nebst der Menge, dein Gewicht» Stück oder fSlenmass
auch der Geldwert!) sowohl der abgenommenen erblftndischen
als einzuführenden fremden Waaren boilllafig angegeben werde.
yFttr dermalen,' lautet eine Entschliessung, ,will die Erthei-
iung dieser Pässe noch willigen, iUr das Künftige alier wird
für solche Waaren, welche wegen des schon vorhandenen Sur-
rogats leicht entbehrt werden können, besonders aber ftir Seiden-
waaren auf Ertheihmp: von Pässen nicht mehr anzutragen seyn.*
Der Commerzienrath habe auch nach Pflicht gemä^ss fUrsudenkoi,
wie die Fabricatur derjenigen Waaren, die nicht zu entbehren
sind, in den Ländern noch eingefUhil oder nach Erfordemiss
erweitert oder allenfalls ein anständiges Surrogat beschafift
werden möge, um auf die eine oder andere Art die fremde •
Einfuhr voHendB beseitigen zu kftamen.'
Dtxrch diese Verbote waren namentlich jene Länder hart
getroffen wordeni deren Industrie gar nicht oder nur in ein-
' IVMt/.k..lI vom i;^ AupiHf, rpp. 23. Aiiuust 1770.
^ rrutokoU vum '21, Au^runtti, rep. 3. tjeptomber 1770.
' Protokoll vom 16., rep. 26. October 1770. Circulare ui eämmtUohe L&a-
dentsUeo, DMembw 1770t mit C<miiiMni«lpliMn «ei inrlklamlullen tei
Waafon, die weftn dM hier und dort beBtehendeii SvirogAtB leicht ent-
behrt werden kfliuien.
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zeliien Artikeln entwickelt war, die daher bei den noch UDg&-
nUgenden Strassenverbindangeii nicht nur die ErzeugniBse
thcorer bezahlen mn5;stcnj sondeni auch für ihre eigenen
Waaren ihre Absategebiete verloren. So besog das G^raisclie
wollene StrCUnpfe, Flanell^ Kronraachi ordlnttre Tttcher auB dem
Venetianiflcben zu billigeren Freisen als etwa ans Mfthren oder
Krain. Der Wiener Handelsstand führte Klngfn durch den
Hinweis, dass im Lande nicht alle Waaren in genügender
Men«rc und Olite erzeugt werden und die Geiieralverbote .sehii-
digend für Handel und Verkehr seien. Geringere Zölle würden
einen grösseren Waarenabfatz zur P^ol^e haben und aueh dem
Staate melir iLiunahmen abwerfen. Die Preise der inländischen
Fabricate seien an hoch und übersteigen die auswärtigen um
80 — 100 Percent Der Handelsstand bat nach dem Muster an-
derer Litnder um Errichtong einer ans geschickten Handels-
lenten soaammengesetzten Handelsdepntation. Der Commernen-
rath sprach sich gegen diese, und andere Fordemngen ans.
Der Handelsstand; meinte er, sei unwissend, mit den Grund-
sätzen der Handelspolitik nicht vertraut, eigennützig. Nur Graf
Kolowrat beturv\ortete| den Wünschen des Kaufmannsstaudeä
Rechnung zu tragen.^
Auf die Kaiserin scheinen die wiederholten Klagen Ein-
druck gemacht zu haben. Sie hatte wohl früher selbst den
^^JuUtBB gegeben, dass die Verbote in grösserer Zahl erlassen
wurden, aber von Zeit zu Zeit tauchten denn doch Bedenken
bei ihr auf, ob dadurch Handel und Industrie in entsprechen-
deier Weise gehohen werden. Linz, noch im ersten Drittel des
Jahrhunderts ein besuchter Marktplatz, hatte seinen eintüttg-
liehen Handel eingebtisst. Die Kaiserin verlangte einen Plan,
wie und auf welche Weise nach dem Kxi mpel anderer be-
rühmter Messorte, als Leipzig, Mainz u. s. w., in Linz aiinliehe
Einrichtung'en iretroffen und die in der Mauthverfa.ssun;^ he-
ruhenden llindernisse hinweggeräumt werden können. =^ In einem
ausftüurlichen Vortrage setzte das Commerziendirectorium aus-
* Vortrafr 1772.
' ,I)ie Messen sind der Ureprting alle« Verschleimtes, tmd i]or Vt'rscliloiss
»«t der alleinig RiOiflf zur mehreren Krzougtiufr deren Fnl)ii( ;iti>rnin, da
e« aber eben an der V ollstreckunp dieser obnumstösslichsten Grundsätzen
gebricht und die Herstellung der Lin/.er Me««j"e die gedeylichsten Folfr^n
nach sich ziehen miiss, so will vua mir die ^ueHtio au? in BtiUeÜ der
AnUv. LXSXI. B4. t. BUIt*. 6
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einander, welche Ursachen zum Rückgang der ehemab be-
rühmten Messen m Bosen, "Wien nnd Lins mitgewirkt haben.
Der Handel liabe s(?it der Auffindung des neuen Seeweges nach
Ostindicu von Venedig sicJi abgewendet, und die Städte, über
wolrhc der IFandelszup^ seinen Wep: frenommen, haben dadurch
Einbuöse erlitten. Vor 50 Jahren soicn in der Monarchi«' kein-^
anderen Manufacturen als Leinwand, Tuch und Eisen vorhanden
gewesen. Die Fremden konnten daher viele Waaren einiilbren.
Nun werden auch noch andere Indnstrieartikel in erträ^liclior
Gttte nnd su leidlichem Preise enseogt, so dass die üremdtn
Waaren entbehrt werden können. Man habe daher dieselbes
verboten oder mit einem hohen Zolle belegt nnd kdnne auh
daher nieht Terwnndem, dass sich die Fremden von den Jabr
markten fernhalten. Wenn die erbländischen Jahresmessen nicht
mehr so l>luhend seien wie vormals, so sei dies vielleicht um
so besser. Es fehle den inländischen Waaren nicht an AbsaU
nach aussen. So werden Eisenwaaren, Sicheln und Sensen in
Menge nach ItalieUi Polen und dem Orient verillhrt; Leinwand
and wollene Zeuge gehen in die Fremde; an Cottonen werdeu
schon ÖO.OIK) Stück eraengt; die Wolienzeugfabrik in Linz habe
einen Aufschwung genommen. Man sei bemfiht, dem Handel
alle Erleichterong zntheil werden au lassen, nnd habe die Antr
fahr- und DurehfuhrsOlle herabgesetst Erblftndische Erssog*
nisse werden Ton den Anslftndem wohl nicht auf den Meesn
gekauft, aber in das Ausland gesendet. Nach hergestelHan
Frieden sei Hoffnung vorhanden, dass die Waaren aus Nürn-
l)er«r und Leipzig" ihren Zug durch die Erblande nach Italien
neinnen werden. Ob den Erblanden ^'eniitzt würde, wenn Mittel
angewendet werden zur Herstellung florissanter Messen^ sei
sweifelhaft. Ein wesentliches Erforderniss hieftir wäre die Ge-
stattung freier und uneingeschränkter Einfuhr, dann wären aber
Ver&U und Umstore der wichtigsten LandesmanuÜMsturen ^
unvermeidliche Folge. Fremde Eaufleute werden sich dann niH
erbländischem Gelde bereichern, der inländische Nahntngsstud
aber Abbruch erleiden, denn die schädliche Sehnsucht nieb
fremden Waaren sei bekannt. Der Erhaltung des Oeldes in
Lande sei alle Rücksicht zu zollen. Dies geschehe auch in
Etabliruug: eiiior lleaae allda dadtureh Dormiit und ivt nur «In wohlw»*
gearbeiteter Plao Tonalegen."
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83
anderen Staaten. Das BciBpiel kleiner Staaten sei kein Beweis
i\ir die notbwendige Begünstigung freier Messen. In Oesterreich
müsse nicht der auswärtige, sondern der innere Handel gehohen
werden. Linz sei allerdings f\lr den Handel gfbutig gelegen^
aber es mangle an verm^Hchen Handebleuten^ welche im
Stande seien, wohl assorlirte Waarenlager zu eirichfon.^
Diese Auseinandersetzungen befriedigten die Kaiserin. Die
Berichte der Beh?$rden Uber den Stand der Industrie lauteten
ungemein günstig, allein die alten Zweifel über die Küt/.lielikeit
der Verbote erwachten, als in der zweiten Hälfte der Sechziger-
jahre neue Beschwerden von Seiten der Kaufleute einliefen, die *
namentlich gegen die grosse Anzahl der in den Jaln « n 1764
und 1767 erlassenen Verbote gerichtet waren.^ Es scheine sehr
bedenk h'ch zu sein^ helsst es in einer kaiserhohen Entschhessung
auf ein Protokoll, welches einige Anträge Uber zu erlassende
Verbote enthielt, ^dass die inländischen Fabriken durch den
doppeken Zwang, nämlich durch das Verbot der ausländischen
Einitihr und durch die Vorhaltung der Handelsleute zur Ab-
nahme inländischer Waaren beständig unterstützt werden sollen,
und dies küime aueh die Ursaelie sein, dass die Fabrikanten
wenig bedacht sind, ihre Producte in der Gtite und in Preise
den fremden gleichzusetzen. Dieser wichtige Gegenstand sei
* VorlKig VOM 4^ yep. 80. Juli 1761, UBtenMiehnet Graf B. diotok. Dia
kaiserliche Entschlieasung lautet: »Dieoer Yofftrag ist sehr wohl und
grflndlich rerümet, mul da Mein Absehen wegen der Wiedererhebung
•1er Linnor Mesne dahin j^foliot, nm den inlKiidisclu n Fabricatis, doren
einige tschon zur VnnkoinineTihfit iivd ,utch zur {ri-nü^lic-hHii M' til'^i
gediehen, die Gelegetiheit zu. euierti niehrou Vur^chleiü^ zu vfrsc)iatV*Mi
und den Specerei- wie auch den Ei^eohaiidel wieder nach hiuz üu ziehen,
(K) hat da» Commerzdirtictorium sich auäi&ula»8eit, wie die Erreicliung
dieser beeden GegeosfKade beordert wwden kOnne ; übrigens tsl dasselbe
gaaa recht daran, dass der freie Handel mit den fremden Waaren, welche
thttOa schon Terbden nnd fheil^ weil sie inner Landes fabrinrfe werden,
weiter m verbieten sind, dam Aufkommen deren Landesfiibriken sehid-
lieh 0ey, und da bey den inländischen Fabriken die geringen Tücher,
Leinwand und Leder si hon in der Menge eziatiren, so hat da» Commera-
^irectorium auf Mittel und We<j;^e, wie deren Ver^ehkus.s zu l»of?\rdern,
beiH>nderb aber auf Errichtung derg!eic]t<Mi Sociot&teu, wie das Inatitutum
der mflhriächon Lcheubauk iät, iüizudcukeii/
' Auf ein Protokoll vom 1., rep. 15. October 1767 schrieb die Kaiserin
eigen luindig : ,Mi>chte ein £xeui|ilar vou dein Druck haben wegen aller
varhotanea Waam.*
6«
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daher in reife Uebwleguiig zu nehmen und zu seiner Zeit ein
Vorschlag zu nmchen, wie das Fabrikswesen wenigstens nach
und nach ohne vielen Zwang vfil^essert werden möge/ Und
einigp Monate später schrieb .Josef auf ein Protokoll, worin
die Beschwerden des Handelsstandes dai^elegt wurden^ es
sei sich gegenwärtig zu halten, dass die Verbotaanordnimgett
wedor va weit zu treiben, ebenso wenig aber allgemein davon
abzusehen sei.^ Gleichseitig übersendete Josef dem Commerzien-
rathe einige Anmerkungen, welche als Anleitung dienen sollten,
wie diese Verbote, die bisher vielleicht sn weit entreckt wor>
den, in dem rechten Masse zu bestimmen seien.'
An die vwschiedenen Commerzconsesse der deutschen
Erblünder wurde am 10. Juli 1772 die Anfrage gerichtet, wel-
che Waarenprattungen in hinlänglicher Menge und derart va^
fertigt werden, dass ne den fremden in der Gtlte und im PniB6
• Auf «äiuöu Vurtrag vom 22. Juni 1772 uuterzeichuet Kulowrat.
' Sobald man das Verbot einer Waare veranlaaiten wolle, so lauten die
Anmofkoagen, habe nmn auf dju OemrottBle sa iintennicheii, ob num
dietelbe im Inland« in hinliagllcher Menge nad «e Terfertigen kSnnet
6m»h die der fremdfin an Ofite und Prei« wohl nicht vollkommen, den-
noch btMlaiifig ^'l^^iclikninme, oder ob sie nicht von einer Ei^'en»<< l!aft «s^i,
(lans mau sio entwehren oder dum Publicum ein anderes aiigonehineä
Artefactum darbieUin ktione, das dessen Abgang ersetze. So wäre es
nicht wfaidlich, die Elnfnbr der BaomwoUwaeren ra Terbieten, wenn
man dnreh Enettgnng hialingUeher wollener Waaren den Abgang der-
selben zu ersetzen im Stande wire. Sei dieser Punkt aufgeklärt, so sei
sodann in weitere Ucberlojrung zu nelimen, ob der FrenirlL', des-^oii Wnar»»
verboten wunlo, durch dieselbe einem anderen inl/indisehen Wanruuarnkol
der Handluug nicht mehr Schaden tliuu kann, aiü derselben durch die
Abhaltang des verbotenen Artikels Nttteen angebt Man bat also wobl
einnueken, ob der Fremdet welcher die Laadesprodnete nnd ArleCute
Ton dem ^sate abgenommen, dafttr aber andere Waaren abreichet, siolche
not h ferners pepren bares Geld werde abnehnjen mOa^'^n, und ob er nicht
solche anderwärt« sich werde verscIiafTen kt'mnen. Ist man inm des er-
stereu sicher und hat da« letztere nicht zu betUrchten, ao kann luit dem
Verbote vorgegangen werden. Es wird dem Nnteen nach sieb ceigen,
dass das Pnblicom nngeaebtot des Tomrtheili fltar die Fremden sn Zeiten
auf schleobtere Wa^re den Landescinwohneni jenen Nutzen wird zu-
wenden mOwen, welclien hi«h»T der Fremde geno^en. Nacb diesen Ge-
sichtspunkten wären alle dermaligen Einfuhrverbote von dem Uommer-
ciali und der politischen Stelle in die genaueste Ueberlegpimg zu nehmen
und nach Umsttnden beisnbelialtan oder abmindern. Idi g lanboi man
wttfde finden, dam die Auf hebnng eines Tbeiles derselben für den 8teai
ebenso nolhwendig als die Beibebaitang des anderen Tbeiles sein dürfte.
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gleichkommen ; ob Fremde, welche österreichische Natur- odw
Kunsterz eugiiisse austuiircn, andere Waaren einftihren oder dio-
selben mit baarem Gelde bezahlen, ob eine Vermind( ruii«r des
Absatzes österreichischer Erzeugnisse eingetreten sei, weil die
ausländischen mit einem Einfuhrverbote belegt worden seien.
Die ConBesse wurden auch angewieseUi Kaufleute und Fabri-
kanten einzuvcrnehmen.
Die Ansichten g;ino:en weit anseinander, aber es ist be-
merkensvverth, dass damals di»; Ivaulieute sich mit ihren For-
derungen nicht den InduaLriilien aiiseldosseii , wie dies im
19. Jahrhundert der Fall war luid ist, sondern liberalen zoll-
politiseheu Gesichtspunkten das \\ ort redeten. Ks seien Waaren
verboten, lauteten die Voten der Kautieute, welche im Lande
nicht erzeugt werden. Die stHhlerncn in Klairenfurt verterti^t(!n
Lichtputzeu, die BUrgsteiuer Papierspiegel stünden den Nürn-
berger Erzeugnissen weit nach: die Stahl-, Messing- und Metall-
waarea könnten auswärts wi t:* n des hohen Preises und der
schlechten Beschaffenheit nicht abgesetzt werden; die türkischen
und siebenbUrgisehen Kaufleute machen in Nürnberg ihre Ein-
käufe; einige WoU- und hcidentabneate, deren Einfuhr dem
Verbote unterliege, werden in den österreichischen Landen
nicht verfertigt; die Brünner, Klagenfurter und grüHieh Wallen-
stein'schen Tuchfabriken könnten weder die uöthigc Menge,
noch die gehörigen Farben liefern; bei Ausländem linde man
eine Auswahl von Mustern unH langen Credit; Bestellungen bei
den inländisehen Fabriken werden nur lanirsam geüefert. Die
Tnehhuiidli r baten um Oestattunir der Einfuhr feiner Tudie.
Ueberlwviqit schilderten die .Kautieute die grossen Naciithcile
des lieschränkten Handels. Das Verbot ersticke den Wetteifer
und den Flciss, der Handel olini- Freiheit gedeihe nicht und
nehme ab. Der Wiener btlrgerliche Handclsstand machte
8ü Artikel namhaft, die vor Krbis« der Verbote von der Resi-
denz nach Polen, Ungarn, Siebenbürgen und der Ttirkei ver-
sendet worden seien, währen fl sie in diesen Ländern nunmehr
aus Leipzig, Breslau und Fratik!art a. O. bezogen werden, da in
Wien kein voUst-ändiges Sortiment der erforderlichen Waaren
vorhanden sei. Gleichzeitig seien auch inländische Waaren ab-
gesetzt worden. Dagegen wurde geltend gemacht, der bilrger-
Üche Handelsstand sei blos Oommissionär der englischen Fabri-
kanten und yVergrÖBsere den Geldmangeln
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Katlldksh htuleteii die Äeniseningeii der Fabrikanten in
einem anderen Sinne. SeidenenengniaBe, bebmipteten die Fa*
briksinhabery seien in Güte nnd Menge ToriumdeDy die Verbote
müssten besteben bleiben schon mit RUckncbt auf die beacbltf-
tigten Arbeiter. Die Friedaner Gottonfiibrik wies darauf bin,
dass ihr Erzeognisi auch ins Ansland gehe, sie aahle 150.000 fl.
Arbeitslohn^ ein bober Zoll würde nnr den Sehlelebhandel be-
fördern, eine Bebauptung, die bis zum Jahre 1848 stetig wieder-
kehrt. Frankreich und EngUnd hlltten ihre Fabriken dnreb
Verbote, Prämien und Rficksoll entwickelt und gehoben; Hol-
hind, die Schweiz und Hamburg dagegen mUssten sich auf den
Transport verlegen, Tansende würden durch Aufhebung der
Verbote ihr Brot verlieren. Einige Fabrikanten, wie Fries A
Comp., welche sich im Laufe der Zeit in Oesterreich bereichert
hatten, forderten ein allgemeines Verbot für alle firemden Waaren
mit Ausnahme einiger, deren Einfuhr durch Pftsse gestattet
werden soll. Die Folgen der Aufhebung der Ausfuhirerbote
wurden in herzerschütternder Weise geschildert Das geheir
ligte Wort der Kaiserin habe so yiele Unternehmer ermuntert,
beisst es in einem Schriftstücke, so viele Millionen angetrieben,
zur Glückseligkeit des Staates, zur Erweiterung des Nahrungs-
standes neue Fabriken zu gründen. J>in Volk von einer Mil-
lion Familien nähere sich dem Throne und lege sich seinem
gnädigsten Landesvater zu Füssen, welches Erzeugnisse mehr
als 30 Millionen Gulden im Werthe liefere, es rufe zitternd und
hoffnungsvoll um Hilfe, um von seinem Unter^^ange und Elende,
von seiner Verzweiflung gerettet zu werden. ^
Die oberösterreichische Regierung sprach sich für die Auf-
rechterhaltung aller Verbote und bei einigen Waaren für die
Ertheilnng von Pässen aus. Bei Eisen- und Stahlwaaren hob
sie hervor, dass die ordinären Gattungen im Inlande erzeugt
werden; die feinen können in Preis und Qualität die ausländi-
schen nicht erreichen, auch ,ohne Abbruch der bereits ange-
* Atu einem au Josef gerichteten Schriftstücke aus dem Jahre 1772. Fries
9i Comp, wttndelisn lieli eben&lb an JoMf, der das Pram«moria aoi
4. Febrasr 1773 henbgab. Id entor Linie war et Frie« om seine Seiden-
fabrik ku thun, die, wie er betonte, 474 Pprs nuni beNcbäfHge nnd 79
StOlile Ijositze. Jedenfalls meintP pr, sollto ilio Einfuhr nur gegen Pfijfse
jetxMi postuttet werden, die ^icli trorpflichten, sweimal «o viel von ein-
heimiAcheo Fabriken absunehmen.
87
wöhnten ordinJbren Sorten nicht zur GenUge enengt werden',
tSkr die leteteren möge daher daa Rinfnhrverbot anfrecht bleiben^
fbr feine Sorten ein Zoll von 15 Procent festgestellt werden;
Ktthnadeln sollten nur gegen Pttase bereingdassen werden;
Kalender können in den Erblanden zur Nothdurft gcdmckt
werden, ,folgsain* sei deren Kinfuhr nicht nothwcndig. Der
innerösterreichische Conimcrzconscss setzte auseinander, Ver-
hole seien nützlich, wie das Ik-iis|>iel anderer Stauten beweise;
auch die Wiener 8piegellabrik sei nur dadurch emporgekom-
men; der Staat werde durch Ausfuhrverbote bevölkert, das
Qeld in Umlauf gebracht; ohne dieselben werde das Landea-
capital geschwächt and die Arbeiter aar Auswandening ge-
swangen; ein Land, welches z, B. eine Million Familien aus je
sechs Seelen bestehend besitze, wovon jede jährlieb blos ftür
Rkidnng nur 5 fl. bmacht, wtirde in 10 Jahren 300 Millionen
an Capital verlieren und das Volk ohne Nahrangsverdienst sein,
laicht in Ucl)crcinstimmun;„^ mit den Voten der (Jonsessc wa'reu
die Gutachten der Guberuicn. Verbotsgesetze seien ,in totali
dem Staate schädlich*, schrieb <las innerösterreichische Guber-
oium, höchstens grobe Leinwand, grobe Tücher, wollene Strümpfe
a. dgl. wären zu verbieten. Für Tirol, bemerkte das oberöster-
reichische Gubemiom, seien Verbote nicht anwendbar, die be-
stehenden sollten aofgehoben werden, erbiändische Manufacte
seien wegen des Preises unerschwinglich. Im Banate erklärte man
sich ebenfalls gegen Verbote. Das böhmische Gnbernium sprach
sich dahin aas, es komme bei dem Erlasse eines Einfahrver*
botes darauf an, ob die betreiFende Waare entbehrlich sei, ob
sie im Lande selbst in genugöamer 3Ienge und Qualität um
denselben Preis wie die ausländische erzeugt werde, endlich
oh der alUailige Geldentgaug bei der Einfuhr durch die Aus-
fuhr inländischer Waaren ersetzt werden könne; durch Gestat-
tung der Einfuhr werde der Eifer zur Verbesserung der hei-
mischen Erseognisse mehr gesteigert als durch Verbote j die
Fabrikanten müssen sich dann bestreben, dieselbe Waare zu
demselben Preise and in gleicher Qualität zu liefern, da es
dem Käufer ganz gleichgütig sei, fremde oder heimische Waaren
SU eihalten, wenn dieselben nur gut und proiswQrdig seien. *
UAhrens und Schlesiens Länderstellen entschieden für Verbote.
* Beriebt vom 6. März 1773.
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88
Von den eingelaufenen Voten der Consesse und der Linder*
0t^en sprachen ach blos 2 flir unbedingte An&echterhaltang
der Verbote ans, 26 waren fkir tbeüweifle Anfhebong, 7 Lilii*
derstellen nnd 6 Separattroten für ginzÜche Aufhebung.
Der Gommenienrath besehlftigte sieb auf Grand der ein-
gelaufenen Gutachten im Mai 1773 mit der Frage. Die Majo-
ritflt sprach eich fOr die Aufrechterhaltimg dar Verbote at».
Durch Binfnhrverbote sollte der herrschenden Auffiusung nach
den Untertbanen antner dem Ackorbau dne nlitdiche Beschfif"
tiguiig verschafft, dem Staate selbst die grOsste und beste Be-
völkerung gewonnen werden. Dieses Ziel könne in einem
grossen Staate, wie der österreichische sei, durch den Handel
nicht in jeuer ausgiebigen Weise als durch die Manufacturen er-
reicht werden, da jener weit weniger Hände beschäftige und ohne
Manufacturen passiv, daher dem Lande schädlich wäre. Wo sich
daher die Interessen der Industrie und des Handels kreuzen,
habe der letztere zurückzustehen; dagegen müssen die Manu-
facturen dem Wohle des ersten Erzeugers weichen; dies werde
jedoch selten eintreten, da die Manufacturen die BeTölkerung
und den Reichthum des Staates vermehren. Der österreichische
Staat würde auch schwerlich seit dem letzten Kriege eine Er-
höhung iler Abgaben von 8 Millionen ertragen haben, wenn
die ManutactuFöbegünstigungen nicht eingetreten wären. Die
Verbote seien aber das ausgiebigste und sicherste Mittel zur
Entwicklung der Industrie: das ausgiebigste, weil sie den Unter-
nehmer reizen und den Wetteifer hervorrufen, das sicherste,
weil sie an dem Fortgange keinen Zweifel übrig lassen, folg-
lich den ersten Aufwand bei den Fabriks- und Manufacturs-
untemehmungen wagen und versclimerzen lassen. Zollsätze
wirken nicht so stark wie Verbote, bei denen der private mit
dem allgemeinen Nutzen dergestalt vereinbart werde, dass der
eine von dem andern un/.ertrennlieh zu sein seheine. Es sei
auch gefährlich, die inlänJiselic Maniifaetur allen Ucbervor-
theilungen der auswärtigen preiszugeben. Die Zölle werden uüui
lieh, um dem M.mdelsmanne die grösste Erleichterung zu ge-
währen, nucli dem Gewichte aljgenommen. Werden die frem-
den Waaren leichter oder sehniiller geniaelit, so sei der Zoll
geringer, was dorn Ilandelsinaune zu gute kommt Auel» kön-
nen die verbotenen Waaren, selbst wenn sie dem Mauthbeamteu
entgclicu, leichter aL> diejcuigtiu, deren Einfuhr erlaubt sei,
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erkannt werden, wenn die letzteren den Zoll umgangen luiLen.
Wohl verringern sich die MuuthgefUUe, allein die Consumtinns-
abgaben steigen. Der nützliche Handel könne durch Verbote
keine Aenderung erleiden, da der Tausch gegen baares Geld
weit vortheilhafter als jener gegen Waaren sei. Der Handel
mit dem Aubiande werde dadurch nicht geschädigt werden;
man könne sieher sein, so lanf*' die österreichischen Staaten
w nlilteile und den Nachbarn aiiftiaiidige Waaren haben werden,
werde man di«>«e!lM ii ungeaclitct der Verbote ausfuhren dürfen.
Auch sei die Lage der Erblinde ho beschaffen, daäö die Furcht
vor Kepreööalien nicht die geringste KUcksicht verdiene. Italien
und die Levante, wohin die nützlichsten Speculationen gehen
kl im. n, seien in so viele kleine Staaten getheilt, dass von deu-
Bciben nichts zu besorgen sei. Frankreich, England und die
Schweiz, welche die meisten Manufacturwaaren liefern könnten,
seien von Oesterreich weit entfemt. Sachsen und Schlesien
sind in den wichtigsten Erzeugniösen die ("oncurrenten von
Böliiiit II und Mahren. Das Erforderniss von Bayern sei wenig
brtra* litlich, dass man deshalb eine Ansnahme von der Regel
machen sollte. Ja wenn die Verbote noch nicht bestünden,
80 pcbiene es für die Vermehrung der allgemenien Wohlfahrt
am türtrilglichsten» dieselben einzuftihren. Auch habe der Staat
eine Art von Verbindlichkeit oinfr^^eranfrcn. die Verbote zu halten,
da die Fabriksuntemehmer iiii \ ri fi um n auf die (Trleichfoniiifr-
keit des Systems und auf dif Stamlliaftigkeit der allgemeinen
Anordnungen ihre Privatmassnalnnrn gewählt haben, und es
würde gegen die (Tcreclitigkeit laut'eu, zu einer iränzlichen und
jähen Aufhebung der Verbote zu schreiten, v, f Irlic den Umsturz
vieler Fabriksuntemehmer und eine nicht gieicligiitige Verwir-
rung in dem Privatcigcnthuui nach sich ziehen, dadurch aber das
allgemeine Vertrauen empfindlich schwilchen würde. Die Conunis-
fiion aprack sich jedoch für eine Verminderung der Verbote aus. ^
' ,]>i«0elbeii soIltoD nidit bloi fUt jeme Waaren, die in qnanto, qnatt et
pretio, MBdem aiicb für jene, welche in quanto uud quali, uud wie einige
sie)] atis-ipr-ifliOTi, nur in qtiii»tn hi <lpn Er^'liiH^'n angebracht worden,
ohne Kück.Hichi auf da« protiuni torUin weiter bcsttiliou, denn wenn dn.s
qaantam leicht aufgebracht werden kOnne, &oi dlas ein sichereti Keuu-
nidMu, iam die Fabrleatar ftr das Land geeignet and an hoffen aei,
da« anoh die entgegeaMtebeoden Hinderaiaae noch gehoben wilden, um
auch bezügUeh der Qnalitit nnd dea Preises zn einer weiteren VoUkom-
aMHÜMit an gelangen; «n» jedoeh Quantität nnd Qualitit nieht vorhanden
90
Schliesslich wurde d'w Fra^'e t'nirtcrt, ob die Verbote
einiger fremden \\ uai cn den Absiatz erbländischcr Erzeugnisse
herabgemindert baben. Die meisten C\)nimerzeünsesse und
Landesßtelleii behaupteten das Gegentheil und bemerkten, dass
iu Bübuien und Niederüsterreich sogar eine Vermehrunir des
Verschleisses mit erbiäudischen Erzeugnissen eingetreten sei.
Allein die (Jonuui^sion weist daiaui hin, dass diese Angaben
durchaus nicht verlilssHeb seien. Es könne nicht geleugnet
werden, dass schon vor dem Jahre 17(54, also noch vor den
Verboten, die ungarischen Weine nach Schlesien keinen Al»-
2Ug mehr gehabt liaben, dass dagegen böhmische Leinwand
und böhmisches Garn nach Sachsen, Schlesien und Holland ge-
führt werden, dass Sachsen Holz und Kohle, vielleicht auch zur
Unzeit, Getreide und Vieii auö Böhmen führe, sowie die Schweiz
und Bayern WüUe aus Böhmen und Ungam ziehen, dass wäh-
rend der Herrschaft der Verbote halbleinene Zeuge aus Oester-
reich ob der Enns nach ItaUen, aus Niederösterreich Damast,
halbseidene Zeuge und Kattune in das römische Reich, femer
Spiegel, Waehsleinwand und gedruckte Tücher aus Böhmen in
verschiedene Länder versendet werden.
Die Commerzcommissionen waren aufgefordert wor<len,
sich zu äussern, welche Manufaeturen fUr jedes Land beson-
ders geeignet seien und durch Aufhebung der Verbote am
meisten benaclitheiligt werden dürften. Aus den Berichten ging
so viel hervor, dass die Leinen-, Wollen- und Baumwollen uianu-
facturen für die meisten Erblaude, die Seidenmanufacturen iUr
Niederösterreich und Görz die wichtigsten seien. Wie viel
wahre Vortheile aber durch die Veränderung eines Systems,
das sein Gutes schon dargetlian habe, gegen scheinbare und
ungewisse aufs Spiel gesetzt werden, bemerkte der Commerzien-
rath, sei eine Sache, die der Empfindung eines Patrioten nicht
entfallen könne und die daher der aüerhüchsteii Eutscheidoog
überlassen werden müsse. ^
rtoion, wären dio Verbote aufzuheb^o.' Die entbehrlichen Surrogate seien
zu beseitigen, (jommerspiisae fUr so wenig Artikel aia möglich zu ertheilen.
J» dm TOidtrOslMmkihiiieltMi Lanlm wii«A dto Verbote guu und gar tmd
in Tirol Ar alle AvtUcal mit Aviaabne von Ttadi anfiraheben, iaden
dtaM Linder in einer anderen YerüaMung als die «nderea Sibland« stehen.
Protokoll flbcr die ansRoronlentliclieii Sit/uiis^on des Commerzienrathes
am 11., 12., 18. lUMi 19. Mai 1773 wegen Aafbebuiif oder Mftaugiuig der
91
Der Comiaenienrsth theflle die Waaren in sechs ClaBsen:
in solche, welche in Besag auf GHlte und Preis den auswärmen
gleichen und in hinlänglicher Menge in den Erblanden ^car-
beitet werden, oder welche wohl in grosser Menge vorhaiuieu
sind und aucli hinsichtb'cli ihrer Qualitiit ausländischen Waaren
gleich stellen, aber theurer im Preise sind, femer solche, wel-
che in Bezug auf Güte und Preis hinter den fremden Waaren
zurückstehen u. s. w. Hiernach wurde sodann die Erspriess-
iichkeit oder Notliwendigkeit eines Verbotes bemessen. Nur ein
ein^es Mitglied der Oosnmissioii sprach sich gegen Verbote
Qherhaia|it ans: Carl Gbaf von Zinsendorf.
Die Vorschlftge des CSommendenrathes gelangten an eine
ySnsammcDgesetste* Commission, ans Mitgliedern der böhmisch-
österreichischen Hofkanzlei , der Finanzstellen und des Coni-
merzienrathes bestehend. Mit der principicllen Frage, ob die
Verbote beizubehalten beien oder nicht, bes( hättigte sich die
Conumssion nicht. JSie sah dieselbe eigentlich durch den Wort-
laat der kaiserlichen Eutüchiiessung als in bejahendem 2Siuue
entschieden an und sämmtlicbe Stimmen sprachen ihre Ansiclit
dahin ans, ^dass, wenn eine Waare in qnali, quanto et pretio
der fremden gleiche^ dieselbe dem Verbote zu tmterliegen hättet
Nur Graf Philipp Gobenzl war für die Beseitigaiig der Verbote,
wefl inlftndische Erseagnisse die Concnrrens mit den fremden
nnt so 'weniger sa befftrehten haben, denen ein 90peroentiger
Zollsatz genügenden Schutz gewähre. ^ Man könne nicht be-
haupten, fiigte er hinzu, dass bei solchen Umstünden das Ein-
fuhrverbot wenigst« HS unschädlich sei, nachdem durch die ITint-
anhaltung aller möglichen Concurrenz die inlandisclioD Fabriken
sich in ihrem Fleisse vernachlässigen oder den Preis der Waare
nach ihrem Wohlgefallen erhöhen kdnnen; es sei übrigens ei;ie
klare Wahrheit, dass in Oommersangelegenheiten jedes nicht
snbediiigt nothwendige Zwangsgesets ein Uebel sei.
lieber die Frage, ob Waaren, welche in Besag auf Menge
utd Gfite den anslllndisohen gleichstehen, aber nur hoher im
Sfaifiibwarbole firenidBr Waarott in die Erbtanda. Gegenwärtig: Viise-
prta. Bamm Beiiehadi ab Voimlaander, die Hofirithe Gmf Zinsendorf,
Vaimagetta» Doblhoff-Dier, Bottenbeig, Degelmaaii, Raab, Titelbach,
^r, die Hofreorellz» Taube^ Paradu und Trieb.
^ Vgl. aber Philipp Cobenzl meine Abhaadlaiv in den Hittheilangeti des
Meiv. Intt, JLV, fl. 264 807.
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Fkfeüe sind, mit dem Verbot su belegen seien, gingen die An«
siebten auseinander. Die einen wiesen darauf bin, dass das
Verbot einer im Inbtnde enengten Waare, die nngeacbtet eines
SOpercentigen Zolles thenrer sei| eine Bedrlleknng und gleidi-
sam eine neue Oontribiition ftr den Goosomenten wflre, wobei
ancb das Aerar ▼erliere, ,ein solcbes Fabrieatom' sei daber den
Erbländem nidit angemessen. Der Hinweis auf den GMdab-
sebloss wurde mit der Bemerkung bekämpft, ,dass in frflberen
Zeiten wobl viel weniger Fabriken Toibanden waren, dennoeb
weit mebr OM eirctdirt babe.' Aneb blltten die Erblftnder
allemal eine Menge Gattungen Waaren» welebe sie ausser Lan-
des gegen andere Waaren baratiren können, obne dass baares
Geld binausgescbickt werden mttsse, ,da doeb nur der Baimt-
bandel sur Beförderung des Commerswesens beitraget Da-
gegen Tortraten andere die Ansiebt, dass der ^abaubahende
Ausfluss des Geldes nacb dem Beispiele der meästen grossen
Staaten den Hauptgegenstand der su treifenden Anstalten in
Handlungssaohen bildet Einige Stimmen wollten bei der Aus-
wabl der Waaren, welebe dem Verbote unteriiegen sollten, aueb
darauf Rttcksicbt genommen wissen, ob dieselbeii ans einem
Lande eingefübrt werden, welebes ,in keiner weebselwasen
Verbindung mit den Erblanden stebe'. Graf Oobenal vertrat
aucb in dieser Benebung einen anderen Standpunkt Em soleb
allgemeiner Gmndsata, meinte er, sei irrig, denn er würde daau
fiibren, dass ,ein jedes Land die Coosumfion der eigenmi Er-
aeugnisse einsebritnken und die Handelsehaft mit allen übrigen
Völkern nebst alleo daraus entspringenden Vortbeikn aufbeben
mttsste. Das Augenmerk sm hauptsächlich darauf au richten,
dass in jedem Lande die seiner Natur und seinen Umattnden
aiii besten schicksamen Erzeugungen in grosser Menge, in guter
Qualitttt und in wohlfdiem Fr^ae heigesdiafffc und die Hand-
luDgscirculation sowohl inner Landes als mit den Fremden wohl
unterhalten werde, wo sieh alsdann die Importation mit der
Exportation von selbst am allerbesten balsaeiren und kein Geld
in ein fremdes Land gehen werde, das nicht entweder aus dem
nämlichen oder aus anderen fremden Ländern wieder ersetat
werde, welches dem Staate sehr gleichgiltig sein müsset'
* Protukull über die Sitzungen rom 12. bis 19. Mai und 20. August 1773.
Qogeuvvärtig: Oberster Österreichisch- bOhioiacher Kauzlor Qraf BliLmegeu,
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93
Die Beratliuiij^sprotokolle gelangen nun an den htaatü-
nUh. Loehr sprn( Ii sich dahin aus, dass Zwang and Verbote
gar nicht das Mittel seien, den Handel emporzubringen, und
diese Massnahmen sieh am allerwenigsten fUr die firblttnder
schicken. Seitdem man im Jahre 1764 die Verbotagesetse er-
laasen habe, sei etn gedeihlicher Erfolg bisher nicht Terspttrt
worden; der Handel habe abgenommen, viele Fabriken, wenn
sie aneh mit vielen imd ansserordentlichen Begünstigungen an-
fingen, haben die Concurrenz nicht ertragen können; nur -^las
Publicum sei bedrückt worden, die 1 abnken seien aber den-
noch zu Grunde fregangen. Er rieth jedoch ab, von einem
Extrem auf das andere zu verfallen, und empfahl, blos aU-
miüig das Verbotssystem zu verlassen. Kresel meinte: Man
mOeae jedenfalls den Preis der Waare in Betracht ziehen, um
daa Fublicnm nicht za bedrücken; wenn man z. B. die nieder-
Satemichisehen Fabriken Ins Ange fasse ^ so mttssen^ um
28.000 Seelen sa erhalten, 900.000 Unterthanen contribuiren,
sber auch jenen 28.000 werde nicht geholfen; bei den höheren
Freisen der inlibidisehen Waaren sei die Schwärzung unver-
meidlich; in einem landwii*tliscliaftlichen Staate müsse der Pro-
ducent von Flachs und Wolle vor Allem begt\nstigi werden,
erst nach ihm komme der Fabrikant Ziemlich ausfülirlich sprach
sich Kaunitz aus. Wenn man den Endzweck der Verbote be-
trachte, setzt er auseinander, so durfte derselbe ein zweifacher
sein, nlbnHch die Erhaltung des Geldes im Lande and die Be-
schttftigiiBg der Einwohner; um Geld im Lande zn erhalten
oder ins Land zu sieben, komme es jedoch nicht anf die Menge
der angelegten Fabriken an, sondern anf den Werdi der er^
zeugten Fabricate; eine einzige Art von Fabriken, die eine
Million Gtilden jährlich ins Land bringe und darin erhalte, sei
von grösserem Eutzen al» zehn Gattungen von Fabiiken, die
nur üüO.iHH) fl. jährlich im Lande erhalten oder hereinziehen;
auch sei es gleicligiitig, ob die nämliche Summe (ieldes durch
Katur- oder durcli Kunsterzeugnisse ins Land komme; dasselbe
gelte von der Beschäftigong der Einwohner, die sich ebenso
gut dnrcb eine oder mehrere Gattungen von Manufactoren,
Graf Leopold Kolowrat, Graf Auerüperg, Baron Reisch.icb, Graf C(»lieuzl,
B&rou V. Spiogelfeid ; die Hofräthe Zenker, Degelmauu, £ger; Commer-
sienralb Grul»er, Secrekire Panidis, Vogt.
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durch Belebung des Ackerbaues oder der Industrie erhalten
UmoD; enteres sei sogar aus vielen Rücksichten vorzuziehen.
Hieraus folgert Kaunitz die Freiheit als Regel, die Verbote als
Ausnahme. Hohe Zollsätze seien eine Mässigung der VerbotOj
welche denselben Endzweck erreichen^ ohne dem heimischen
oder dem fremden Pablicum in so gehässiger Gestalt zu er-
scheinen. Wenn 20 Percent nicht hinlänglich seien, einer hei-
mischen Fabrik aufzuhelfen, werde ein Verbot dies ebenfalls
nicht bewirken; nur der Staat hätte den Nachtheil, indem er
weniger Einnahmen erhielte; es würde wenige Fälle geben, wo
Verbote notli wendig oder nützlich wären. Auch f\lr die Be-
seitigung der Ausfuhrverbote erklärte sich der Staalskanzleri
weil dadurch die Erzeugung unstreitig vermindert werde; ,der
Ackerbau sei in einem Staate wie Oesterreich, der so viel Erde
und so wenig Manufacturen habe, den Fabriken TorBOsiehen'.
Die P'.rtlieilung von Pässen habe aufzuhören.
Gebler war der Ansicht, dass infolge der allerhöchsten
EntSchliessung vom Juni 1772 die Einfuhrverbote weder aufzu-
heben noch allzu weit zu erstrecken seien, sondern nnr an
mXssigen wären. Es sei nicht nöthig^ die Ansichten, welche
fUr allgemeine Handdsfireiheit sprechen, su widerlegen; aUge<
meine Sätie, wenn sie wohl aufgeputzt seien, machen anfangs
einen grossen Eindruck, unterliegen aber Lei ihrer wirklichen
Anwendung vielen Schwierigkeiten und bedürfen unendlicher
Einschränkungen; es wäre viel zu gefiilirlieh, mit einem Solchen
in keinem Lande praktisch bestehenden Idealsysteme einer all-
gemeinen Handelsfireiheit in der österreichischen Monarchie
einen Versuch ansustellen, w^odurch allein in Oesterreich ob
und unter der Enns mehr als 60.000 arl)citsamc Familien an
den Bettelstab gebracht und der Abfluss des Geldes um viele
Millionen gesteigert würde; die Erzeugung einer genügenden
Menge für den Bedarf sei hinlänglich fUr das Verbot; die
Qualität bringe die Concurrenz unter so vielen Hunderten und
bei manchen Artikeln, z, B. leinenwollenen Waaren, Tausenden
inländischen Fabrikanten nach und nach von selbst hervor; der
Preis regulire sich nach den abwechselnden Umständen der
Lebensmittel oder der ersten Materien; der fremde Fabrikant
konnte dem einheimischen Kaufinanne, um die ihm so verhasste
österreichische kaum aufblühende Industrie auf ewig zu ver-
nichten, einen langen Credit gewühreni wodurch der erblftn-
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dische Kaufmann in den Stand p:osotzt würde, ohne Fouds und
Kiflico seil) staatsschadlirlics Gewerbe zu treiben.
Hatzfeld behauptete : es sei einer heimischen Fabrik ohne
Unterstützung nicht möglich emporzukommen; 20 Percent seien
nicht hinlänglich^ man mllaee das Interesfie fbr das Gebäude
in Anschlag bringen; die^ Arbeiter^ welche sur Yerwendang
gelangen, seien mittebnässig geschult , eraeogen daher viel
^owel', die Ausländer gewinnen bei dem Verkaufe an dem
Oelde 10 bis 18 Percent, keine Waare sollte jedoch länger als
20 Jahre einem Einluhrverbote unterliegen; eine 1 ahrik, die
nicht innerhalb dieser Frist im Stande sei, mit dem Auslände
zu enneurircn, (rewähre keine HotFimn^, jemals dahin zu i^e-
laugen, aber für beständig seien jene Waaren zu verbieten,
welche den Verbrauch der inländischen yerhindem; so z. B.
die Einfuhr fremder Fajence sollte nie gestattet werden, weil
sie den Consnm des ainnernen Geschirres so sehr herabsetze;
nur jene Waaren sollten einem aeitlicben Verbote unterliegen,
da» in einer solchen Menge veifertigt werden, dass die eigenen
Länder gr^tostentheüs damit Tcrsehen werden können; endlich
können Waaren verboten werden, welche der Pracht dienen,
also aus Polizeiursachen zur Uuterdrüekung des Luxus, wie
z. B. kostbare Arbeiten von Silber und Bronzen oder auch
Tischler- und Sattlerarbeiten. ^
Eine Denkschrift Josefs vom 11. Februar 1774 war die
Veranlassnng, dass der Staatsrath nochmals zur Abgabe Ton
Gutachten mfgefordert wurde.
Die geographische Lage Oesterreiclis, setzte der Kaiser
auseinander, ^e Niederlande und Wälsddand nicht inbegriffen,
Mifilr den Handel nicht vortheilhaft; es seien zumeist fruchtbare
Linder, welche die Monarchie umgeben, deren Bewohner auch,
z. B. die Venetianer und Schweizer, wenijxer Steuern zahlen
und daher wohlfeiler produeiren, wogegen in der österreichischen
Monarchie die pfnatlichen Bedürfnisse gross seien. Der Bogen
sei hoch gespannt, es sei aber uothwendig, es mtlssten daher
&üe Mittel angewendet werden, dem Bauersmanne die Erleich-
terung zu Temchaffen, die grosse Last zu tragen und bei einem
&icge noch grossere zu fibemehmen. Auf einen grossen
Dima (tutachtou wurdu von den Mit^^lioderu daa titaat^ralb&tj iu duu
Konateu Septembor bU November 1775 abgegeben.
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Absatz könne die Monarcliie nicht rechnen, aber sie sei nicht
klein, von 13 ^fillioiuMi Menschen bewohnt, sie besitze durch
ihre Fruchtbarkeit die nothwendigen Producte, die zur Nahrung
und gröberen Kleidung gehören, im Ueberflius, sie brauche
aus der Fremde nichts als Speccreiwaaren, feinere KleiduDgB-^
und Luxusartikel* Alle £rbländer müssten daher als Eines an-
gesehen, die Grenzen überwacht und alle Vorsichten erprriffen
werden, damit die Einfuhr fremder Waaren Hintangebaltea
wtirde. Ungarn, Siebenbttigenf Galizien mflseten sich mit hei-
mischen Tüchern nnd Leinwanden yerseken, ond wenn sie auch
darunter litten, sr> sei die Monarchie als eine Societät von
13 Millionen Menschen zu betrachten, dass, wenn 8 oder 3 Mil-
lionen dabei einige Beschwerniss hätten, 10 Millionen thtae ge*
Winnen, der grossere Natzon dem kleineren Uebe] vorzuziehen
wäre. Einige Gebirgsgegenden in Böhmen^ 100 Fabrikanten in
Wien würden zu Grunde gehen, was aber nicht in die Waag-
schale falle, denn jetzo sehen diese Fabrikanten, diese Lein-
wand bändle r nur auf sich, jeder Herr nur auf seine Herrschaft,
jeder Kreishauptniann nur auf seinen Kreis, jedes Land nur
anf sem Wohl und kein Mensch aof das Ganse der Monarchie.
Wenn aber ein Mann fUr den anderen stehe, was das einzige
Kettungsmittel fUr die Monarchie sei, werden sich unfehlbar
grosse Veränderungen vollziehen. Handelsleute und Fabriken
werden sich an dem einen Orte vermindern, an dem anderen
Orte erstehen und emporkommen. Werde die Monarchie von
einer Zolllinic umschlossen, dann sollte auch die Einfuhr aller
Waaren, die in geeigneter Menge erzeugt werden, wenn auch
Qualität und Preis den firemden Erzeugnissen nicht gleich-
kommen, verboten werden. Irrig sei der Einwand^ dass die
Qualität w^en Mangel an Concurren?: sich nie !i eisern werde;
man hebe nur alle Monopole und Privilegien, alle Zünfte und
Handwerksinnungen auf, dann werde sich eine mächtige Con-
enrrenz von Individuum zu Individuum, von Land sn Land
bemerkbar machen. Die Besorgm'ss, dass, wenn man von
Fremden nichts kaufe, auch die überflüssigen Erzeugnisse nicht
abgeeetst würden, theilte Josef nicht und führte einige Artikel
an, die man immer ausführen werde, wenn man nur einen ent-
sprechenden Preis fordere, wie GlaS;, Eisen, Rupfer, Queck-
silber. Auch der Gedanke, der namentlich in neuester Zeit
vielfach zur Begründung des Schutzzolles angeführt wurde,
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dass bei Hcbuug der Tivlustric und Vermehnuig der Bevölke-
rang die JaodwiiihechaftUchen Erzeugnisse onteprechendere Vei^
w^rdiung: 6nden werden, daher die Kothwendigkeit der Aiu-
fillir entfallen dürfte, wird von ihm ins Feld geftüirt.
Gebier stimmte dem Gmodsatie des Kaisers vollkommen
bei; besonders das Princip, dass man wegen des hohen Preiaes
oder der Qualität einer inländischen Waare die fremde zulassen
solle, schien ihm ToUständig unrichtig. Letstere — d. h. die
Qualität der Waare nämlich — bestehe oft nur in der Einbil«
dung oder im Betrüge der Kaufleute, welche gute inländische
Fabricate ftr fremde verkaufen und ein missrathenes Stttck
zuweilen cum Beweise der Ungeschicklichkeit unserer Nation
aufaeigen. Aus diesem Qrunde eine Erleichterung der Einfuhr
eintreten zu lassen, wäre höchst schttdlidi und das sicherste
Mittel, die aufkeimende Industrie su erstieken, welche nnmög*
lieh der fremden sofort gleichkommen könne. Löhr meinte,
dass die Absichten des Kaisers Ton der höchsten Wichtigkeit
seien. Wenn man der Folgen sicher wäre, wttrde es eine der
grtfssten Glückseligkeiten sein, sich selbst reciprok asu verseben
und jeden Geidausfluss zu vermeiden, ohne den Zufluss su
hemmen, allein seinem Ermessen nach sei die Gefahr au gross,
der man sich durch gfinaliehe Abbrechung des ausländischen
Handels aussetze; wenn der Ausländer keine Gelegenheit zum
Ahsatse habe, werde er auch die österreichischen Producta
nicht nehmen; wenn es auch möglich wäre, dass sich ein Staat
von allen flbrigen mit Vortheil im Handel 'absondern könnte,
so könnten doch die UmstHade Mk ändern, und ein einmal
ahgewendeter Handel bliebe Abr immer verloren; selbst zur
Emporbringung der Landescultur scheine alle nur mögliche
Erweitenuig des Handels noihwendig, da der Landmann ledig-
lich durch dk Aussieht auf grösseren Verschleiss seiner Fto-
dacte snm Fldsse angespornt werde, dies aber nur durch den
auswärtigen Handel od^ durch die Yermehrnng der Arbeiter
möglich wäre, denn der Handel von einem ErUande in das
andere sei nicht betrilchtfich; dass der österreichische Handel
mit dem Auslande bisher sich nicht sehr vortheilhaft entwickelt
habcy durfte wohl in den bisher genommenen Massnahmen
fiegmi. Eresel äusserte sieh folgendermassen: ,£in Staat, der
sich gänilich einsperre und keinai auswärtigen Handel treibe,
werde immer ärmer und schwächer bleiben, da die innere
li«klT. LXUl. B<. I. Bftlft*. 7
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Handlung lau^c nicht so viel als die äussere betrag'e. Jene
Länder, welche Naturalien gegen Artefacta vertauschen, haben
allemal den Activhandel fUr sich: die grösste Freiheit des Han-
dels könne dalicr nicht iiachtlK'ili«^ sein; nicht in allen Manu-
facturen seien die Xaclibarn OcsteiTcich überlcfrcn; mit Lein-
wand, Glas, ordinUren TUcliern, Eiscnwaaren künne Niemand
Oesterreich zuvorkommen; bei grösserer Freiheit wären diese
Industriezweige noch weiter gekommen, es seien dies fiir Oester-
reich geeignete i^fanufaeturcn, welche nie ein Verbot nöthig
gehabt haben, sondern ledigHch Freiheit; sie haben ohne Unter-
stützung dennoch Millionen ins Land gebracht. Trotz der vielen
Kriege seit 1740 sei früher nie su grosses Elend zu Tage ge-
treten wie gegenwärtig; die Ursachen seien Hemmung des Han-
dels, Störung der Industrie dureli zu Tiele Kücksichten; er
glaube, dass jener Staat der mächtigste sein werde, welcher der
eröte seine Industrie und seinen Handel durch niclits Auderf«
als Freiheit und Sicherheit, durch gute Strassen, sowie durch
bcluitz nebst einer raschen Justiz i»Mten und vergr(5ssem werde.
Hatzfeld stimmte dem Kaiser wohl bei, dass die ganze geo-
grajihische Lage der Monarchie zur Verftihruug des Ucber-
fiusses nicht so leicht wie jener Staaten, die eine hinlängliche
Anzahl von JSeehäfen und schifFbaren FlUssen haben, sei, in-
dessen sei es nielit richtig, dass der Vertrieb der österreichi-
schen Erzeugnisse in die Fremde nicht betriichtlich sei. Sach-
sen nehme Gai-ne und Leinwände in grosser Menge, fei-ner
Getreide, Wein, Vieh, Wildi)?t t. liutter werden für Millionen
ausgeführt; seit dem Ver]ju[ss\>ii m li;il>(' Sachsen allerdnig-i ilic
Einfuhr erschwert und Ueäterreicli gelitten. Bayern nehme
Hopfen, Vieh, Wein, Tuch und Leder j Polen Wein, Sattler-
arbeiten. Stickereien, Galanterie waaren; in die Türkei weiden
versendet Porzellan, Kupfer, Uhren, Leinwand, vSpiegel, Glas,
Getreide und Kisenwaaren; in das römische Reich Wolle, <Te-
treide, Wein, Eisen unfl Kiseiiu aareTi, Kupfer. Blei, Stickereien,
Leinwand und gcrmgc Tücher; nach Italien Ki.senwaaren. Tabak,
zeitweilig Getreide, Glaswaareu, Leinwand, Vieh, txili mische
Steine, Kti})ter und Quecksilber; Frankreich beziehe Glas-
waareu, böhmische Steine, Stickereien, schlechte Bijouterien;
Holland Lothgamc und Leinwand, Quecksilber und (ilaswaaren;
Spanien Glas- und Eiscnwaaren und Lcmwand. JSaeh Aufzäh-
lung dieser Austuhraitikci kommt Hatzfeld zu dem Schlüsse^
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dass alle jene Wuareii verboteu werden sollten, die den Län-
dern im Ganzen nützlich seien, also nur jeney welche gentiglich
in Güte und Wohlfeilheit den fremd on Waarcn ziemlich gleichen.
E«tiiiits he$og ach auf sein schon einmal abgegebenes Gutachten.^
Wahrend semer Wirksamkeit in Böhmen hatte Graf Hata-
feld C^eJegenheit gehabt^ sich mit den industriellen Verhältnissen
des schon damak wichtigen Landes bekannt an machen, nnd er
betonte es, dass die Einfohrverbote der sllchsischen und schlesi-
schiiu Wuaren dem Vertriebe der österreichischen Erzeugnisse
iiH n vielleicht unersetzlichen Schaden zujErcf\\n;'t haben, allein im
Widergpruche mit dieser Ansieht trat er deniioeh für Verbote ein,
und zwar bei einigen Artikeln, nicht wie die anderen SUiatsraths-
mitglieder beantragt hatten, auf eine Anzahl von Jahren, sondern
auf ,ewige Zeiten^ So sollten nach seiner Ansicht baumwollene
Zeuge für immer dem Verbote unterliegen, weil sie den Woll-
fleug&briken Eintrag thun nnd bei deren Abgang der mittlere
Btligerstand sich nicht in Baumwolle kleiden werde; die baum-
wollenen Zeuge können nur geduldet werden, wenn der Ar-
beitslohn in den Erblanden bleibt. Hatzfeld's Ansichten waren
schon insoferne von grossem Eniflusse, als er damals die Vor-
träge über die Gutachten des Staatsrathes erstattete und daher
in der Lage war, seine perRönlielien Ansichten seliUrfer hervor-
zuheben und zu begründen. Die Kaiserin war auch diesmal
von seinen Vortrag entzückt und genehmigte die Anträge.*
In dem Patente vom 14. October 1774 wird bemerkt, dass
in der Absicht, dem Nahrungsstande durch Industrialbeschäfti-
Das Gutachten von Kaunitz lautete: ^ch lese meine Uber die^eu Gegen-
itsiid bereili €wtstletoB Toten fMeh tmd finde» dus idi in blosse l^eder-
holangen rerfidlea mflwte» wenn ieh gegenwärtig noch weiter in die
flidie eingehea wollte, Wm die a. k. AeuBterang dee Kaieen M^estit
betrink, bin ich mit den Voten der F^eilienen Lshr, Stapea, Krewel
und boaonders mit jenem des Herrn Grafen Ton Hatifeld fast in eilen
Punkten Tolllcommen einventanden.*
Am 25. April 1774 wnrde von Hatzfeld die «lleruuterthänigste Note mit
den Antrigen erstattet Die Kaiserin »chrieb eigonfaHudig: ,p1acet find
e<« nnverbesHerlich mögte eine abschrift davon haben.' Gleichzeitig sollte
ilio Passertheilnng abgestellt werdoTi orf..ljrto die Weisung, das^ die
flbrigen noch bestehenden Vi rbote iiüch deiu Grundsätze, dass die Frei-
heit al» die Kepel. dio Vcrhote ubnr als die Ausnahme anzusolien sribii,
in eifrige Ueberluguug uciiiuun und die gegen diei^eu Grundi»atz .strei-
tenden Verbote gleiohfelb «liknbeben wiren.
7»
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too
gangen Zuwachs zu verechaffen, in den Jahren 17<)4 und 1767
verschiedeue Verbote erlassen worden seien. Einige Industrio-
zweige haben sich jedoch seitdem entwickelt, dass das Publi-
cmn sich weder Uber die Güte noch den Preis der Enengnisae
zu beschweren habe, auch dem Bedarfe der Erblttnder entsprO'
eben werde, daher 66 bei dem Verbote dieser Wnarengattungen
■ aucli iTi Zukunft zu verbleiben habe. Die Anzahl der verbote-
nen Waaren bÜeb jedoch noch immer zahlreich genug. Auch
die Ertheilung von PftSBen wurde eingeschittnkt und sodann
ganz beseitigt.^
* Auf ein Protokoll vom 21., rop. 3<). März 1774 über die in den letzten
acht Ta|;en vorgekommenen PaAsgesucbe hatte die Kaiserin eigenhändig
g8Behri0b«n: »IKeM foUen die letxt« Pin« seyn, die gegeb«ii weiden,
indem vrenigstenB auf 6 Monat selbe sia^endiie, bi« dun Mir Tom Com-
mercium-CoUegiam klar beigelegt viid, was ftir Waaren dann in Erb»
landen in solcher Menge gemacht werden, wnniit die <loiit.«!olie und liun-
gariflche Erbl.iiidfii ohne Pjuh.s für frt'mdo Wiiareu jrf inigsnui vergeben
" werden können. Wann dies klar Mir gezeiget wird, sollen die Verbote
bleiben. Im Widenpiel teies rin tddldlieli, imbillig nnd da» raiwwi llioi
len keineawcga iiMtlndlg.' — Anf ein Protokoll Tom 9., fep. 15. Mai
1774 oehrieb die Kaiserin elgenkSndig: ,Ee wire mir eine Lide an
geben von jenen Waarra, welche kflnftip werden erlaubt .^eyn: vor
diei>e ktinnou nicht oiiiigon, aber allen Kaufleuten Pitsse gegeben werden;
verlange Ewey Listen von jenen, die kilnftig werden erlaubt werden
oder verboten bleiben; alle Monat die List^ die Piuse bekommen/ Auf
den Vortrag vom 8., rep. 24. Anguit 1774 erfolgt die Entscbliemnng,
,von nun an ttlwriianpt gar keine Commetnialplme an ertkellen*.
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Grössere Aiimerkuugea.
I. (Zn S. 7.) Vom Grafen Josef Kinsky liegt ein eingependetes
Venteicliiiiss der von dem Adel fi^t^g^ründfton Fabriken ans dm) Atifmsirf
dm- Öechzit'erjahre vor. Hieuach busUiui zu Oberleutenedorl mm dem
Grafen Wiildst^in i^ch^^rigp Tnchfahrik mit HOStfihlon: Wollzeugfabriken
zu Bi-aauau, auf Kosten des dortii^oii rnilaton errichtet, später von Franz
Winter übernommen, ferner zu Ossegg dem Priilaten gehörig; Graf
Scbafgottsche hatte im Königgrötier Kreise ond Graf Pieoolomini sa Nachod
WoUieugfabriken ins Leben g^rnfen; florett-, Boy- und KolseniU>riken
la Henüets und Hnmpoletii dem Baron Nelher giehftrig; der Oberstbniip*
graf TOn Böhmen hatte bei Prag (Swistia) eine Knopimannfactur nnd
Hut&biik begi-findet; in Jenikan bestand eine Band&brik des Grafen
TJlfild, SU Kosmanos eine Leinenfabrik auf 10 Stühle des Grafen Bolza,
Baumwollfahrikeii zu INtttoiißtciii, dem Grafen Chamarö gehörig; lia feine
Strümpfe liehiand lu i>ux eine vom Grafen Waldstein angelegte Fabrik;
in Reichenberg wird Clam, in Kamnitz Pfirst Kinsky als BegrOnder vnn
Leiuwandfabriken genannt. In Sdilesien wird Mjlord Ta&ffe aU Gr&uder
einer Strumpffabrik erwähnt.
Auch in Mähren betheiligte sich der Adel an der Grfindnng Yon
Fabriken. Graf Hamich errichtete eine WoUenseuglkbrik in Kamiest,
eine IjeinenÜabrik, Bleichen und Bisenhammer in Janowits, Graf Mi-
troiTBki in SfiiadkFwiti eine Fabrik fAr halbleinene und halbwollene Waaren,
Freiherr Hauperski eine Leinen- und Barehentfabrik in Bossitz, Graf
Coniessa erwarb sich um die Einführung der Baumwollspinnerei Ver-
dienste, üraf iUuuiegen rief in Lettewitz eine Baumwollfabrik ins Leben,
auf der kaiserlichen Familu'nliprrschaft in Göding wurde eine Leinen-
fabrik geLTündet. in einigen Ländern hat auch die Geistlichkeit zur
Förderung der Industrie beigetragen. Der Prälat von Kremsmünster
stellte Webstühle auf und Hess GOO Spinner abrichten; sameist wurden
•oicbe Artikel eneugt» weiche die fieligiosen nt Kleidungen bendthigten:
Gslmant, Droguet, Eronrasch und ordinAi'e Tflcher; er liess Strflmpfo
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stricken, wch-ho der Haiiil«u!>r«T Ailicit ;ini uüchsten kuiiH-u. (^Aus einem
Berichte vniii 6. April 1749.) lu Käiutt-u ist eine LtJiiiwaiidfabnk des
Bit>rhntV vnii Gurk zu ni nnon. In ObprO.sterreich wird Graf Clam als
Förderer einer BaunnvuU- und Zwimstiunipffabrik genanut. In Krt-nis
hat Oraf En^'el zur EiTichtung einer Taffet- und Sammtfahrik beige-
tni^^en. (V*''t'i'J,' vv<ni 21. Juli 1768.) Die Ik'träpe. wriche vun Seiten
dor Ifefrifrung den Iiiliaberu deradtdi^^en Fabriken vorgcsehosHon wurden,
^iind betiacbtiich. So erliiek Graf Waldst^jin aus der böhiuiscli-mährischeu
Cuüirneieialcapsa. welche damals mit 50.000 11. d<>tirt war, lO.oOO fl.
gcgfen N'er.sieherung auf das Fabi iksgebäude Yorgfselvissen (an d«-n Con-
soss in Bohuiou IG. Juni 17(;4), Graf Starhember^' 30.000 fl. (Hand-
schreiben vom 7. F<'bruar 17<m}, Oberstburg^naf Graf Kolowrat 4000 fl.
auf fünf Jahre zinnfrei zur Krw eitpninp" geinei- Hulfabrik in Swiatla (Pro-
tokoll vom 7. August 1769), Gnf Clary, der bich in Böhmen um die
Einfühning der Spitr.^nklfippel.M durch Errichtung von Schulen Ver-
dienste erworben hatt*\ rj.00(» II. (Protokoll vom 30. März 1772). Die
Tuchiuacherschaften Böhmens eriueiten 1764 zur Erzeugung miitel-
fpin^r Tuche O.'jOOfl.. Kaemel erhielt zur Errichtung einer Bandfabrik
in Penzing 30.000 fl. {b. Februar 1770), Tbjs in Klageufurt lOO.OOü fl.
(18. April 1775).
Einem im Jahre 1785 augelertigteu Verzeichnisse entnehme ich
folgende Angalien : Es schuldet<»n damals dem Staate Graf Theodor Bat-
thyany für die im Jahre 1769 übernnmmeue Nadelbiirgpr Fabrik
124.911» fl., der Kauf^ billiug hatte 270.268 fl. b. tiaKen; Graf Philipp
K'idaw i at schuldete 2(;uo 11, seit 1770, auch waren die Zinsen seit diesr>r
Zeit rückständig, ferner weitere 1400 tl. Nach einem Ausweise der
Buchhalterei vum 27. Juni 17«:') war«n au.sständig 679.527 fl. ; hievon
wurden 658.029 0. för einbrin^^lich erklärt, .f;) .'>. 385 fl. für zweifelhaft,
der Rest wurde abgeschrieben. Die meisten Summen kamen auf Bölunen,
und zwar 343.477 fl., ferner auf Niederüsterieich :Jl?4.279 fl.
Die Verdienste jener Männer, welche in irp:eud einem Industrie-
zweige Horvori-agendes leisteten, wurden bereitwillig anerkannt tind be-
lohnt. Der Abt von Braunau Hess Halbrasch aus böhmischer und schle-
sischer Wolle erzeugen, wofür ihm das Wohlgefallen ausgedriickt wurde.
(28. September 1752.) Die nu-isie Anerkennung erntetf Graf Josof
Kinsky, der sich t^rosse Verdienste um die Emporbringuug der Industi ie
in Böhmen erwarb. Alljährlich legte er den »status* seiner Fabriken
vor, die Kaiserin und Josef drückten ihm wiod<Mbolt ihi-e Zufriedenheit
aus. Seine Rathschliige fanden volle Beachtung, da er als der kenntniss-
reichsto Maua Böhmens galt. Als im Jahre 1767 Graf Kinsky den Stand
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8«iii«r aefat Fabrik«ii vorlegte, bemerkte der Oemmercieiusth in dem Pro-
tokoll vom 12. Februar, dass daraus ,der Anwuchs und der blühende
Zustand der Bur'^»?isteiiier Fiibrikeii zu ersehen sei*. Die kiiiseiliche Kiit-
K'hliessuug lautet: ,D('m Kiusky ist meine besuii lere ziifriedenlieil über
die errichtuiig und weiten« erhultung' dieser fabiniueii zu erkennen zu
geben, wobey aber die Ursache 2U erheben, warum der Terschleiss derer
vacbsleinwand ad exira abgenommen habe/
In BtUgstom bestanden Leinwandfabrik und Handinng, die Wacba-
liinwindfabrik» Spiegel£ftbrikan« FoÜen&briken n. dgl. m. Erriobtet War-
den die meisten Fabriken im Jahre 1766, dain kam im Jahre 1767 die
IiMimiidlileiehe» 1769 die SehOnftrberei und 1760 die Barchent&brik.
Die Fabriken etanden in Verbindung mit ItiUiren, Oesterreicb, Ungarn,
Italien (Livorno und Lugano), Spanien (Cadix und Sevilla), Portugal
vLi&sabun), Holland (Amsterduiii), Dänemark (Kopenlutgenj , Kurland
(Libau), Polen, Sachsen, Livland, England, Muskau, Preuseen. (Aus
• lucm Ra(iport der Burgsteiner herrschafÜichen J^'abriken vom 1. De-
cember 1764 bis 31. October 1765.)
Auf ein Protokoll Tom 12. Januar I76d schrieb die Kaiserin ;v
,Dem Kinakj ist naeh dem Einiathen wegen seiner so patriotisofaen nn-
^gennfltaigen TJntemehmnngen mein WoUgefallen in den aUeiignftdjgaten
Ansdiftcfcen xn eikennen xn geben; besonders ist Mir sehr TetignQglieh,
n enehen, dass die Eabritiatnr nicht etwa nur in den Fabrikshftnsem
bleibet, sondern sieb aneh auf dem Land ansbreiteti welches des sicherste
Mittel, soklie fest zu gründen. Uebrigens hat der Commerzienrath die
Ursache des angezeigten geringen Abgang» der gezogeneu VVaaren näher
2U unters uciit-n.'
Der Statu» des Joact Kiuökj für das Jahr t7»5i> wurde mit der Be-
merkung vorgelegt: ,Er seige die Fortseteung der von dem Grafen Kiuskjr
emgef&hrten Fabricatnren, nur beklage sich derselbe, dass die gesogenen
Wssien oder Taielseiige keinen Abeata findaa nnd diese den sehlende-
riachen, lediglich dnreh die ftnsserliehe Zurichtung ansehnlichen ans-
lindischen derlei Wasren nicht gleich sn gehen TermAgea.' Der Com-
mBnienrath machte darauf adberksam, dass diese Waaren verboten seien,
daher lu hoffen wäre, daas sich ein Verschleiss der Kinslgr^schen Frodncte
ergeben werde.
Die kaiserliche KebüiiiLH'ii auf das Protokoll vom 11. April 1770
lautet: »Der Kinsky verdient wegen seiner Meinen SUiatcn zu Hebung
dp*ä Xahrungsütandes so nützlichen Unternehmungen, dass demselben dai'ob
Heiud besondere Zufriedenheit zu erkennen gegeben werde.
Joseph, Corregent/
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Killt' ahiilicho Kcsoluiion tlcs Kaisers uh^r oiii«n Vortrag vom
1. April 1771 : .Dom Kiii.^ky ist über «üe Forttietznng seiiiei patritttischen
Bemühungen Mein j,niäJig.-;tes Wuhlgefallcu zu erkeimen zu geben, und
was am Ende seinfs Berichtes wegen des Missbrauobs der den Manth-
ämtern anvertrauten Stempeln ankommt, erfordert eine nähere Er-
örterung. Joseph , Corregent.'
Seit 1755 erhielt Josef Kinsky zur BefÖrdemng der gezogenen
Ijeinwande und Tischzencrmanufactureu 1000 fl. auf zehn Jahre, Ende
1765 auf weitere luiil .Jalire auf sstsin Ansuchen. In (\<*m Votum wird
bemerkt, seine Erzeugnisse kommen den s^hsischen der t^iuiliutt. nicht
aber dem Preise prlpich; dies werde erst erreicht werden, wenn diese
Fabricatiir in ein* Hausarbeit oder Landesmanufactur werde verwandelt
und li.iUurch die auf das Directionsgebäudo entfallenden Kosten erspart
werden können. Man mßge Kiusky, wurde gesagt, der unentgeltlich das
Präsidium des böhmischen Consesses versehe, sein Ansuchen bewilligen
unter der Beilingung, die erwähnte Fabricatur in eine Hausarbeit zu ver-
wandeln und um wohlfeilere Preise m liefern, sowie auch künftighin zu
erweitern durch Herstellung einer Schule. (Protokoll des Oommercien-
rathes vom 18. December.) Auch Zollbegfünstigungen wurden ihm ge-
währt; zur El le ich terung des Handels mit fremden Ländern hatte er für
die ,per baratto eingeführten ausländischen VVaaren' nur die Hälfte des
Consnmzolles zu entrichten. AuBgeschlossen vi»n dieser Begünstigung
waren wollene, leinene und lederne Waaren. hu Jahre 17 70 klagte
Kinsky, dass er einen Waarenvorrath im Werthe von 270.000 fl. habe
und für gezogene Waaren oder Tafelzeuge keinen Absatz finde, »weil diese
den schleuderischen, lediglich durch die äusserliche Zurichtung ansehn-
lichen aiibläudi&cheu derlei VVaaien nicht gleichzustehen vermögen*. (Pro-
tokoll vom 11. April 1770.) Einige Angaben Uber Kinsky in dei: Schrift
von Pandlor ,Graf Josef Kinsky, Leipa 1885.
Unter den Niederlegen! zeichneten sich zwei als IndostrieUe aus:
Thys und Fries.
Thys hatte für die in Klagenfuit errichtete Tuchfabrik folgende
Privilegien erhalten: für seine Person und seine Familie und für alle in
der Fabrik wirklich angestellten Bedienten und Manufaciui stt u dit-
gänzliche Befreiung von jeder persAnlichen Contribution; Keaiahgaben
hatte er zu leisten, dergestalt jedr.ch, tiass auch die bei der Fabrik be-
scliäftigten Personen mit keiner höheren als den gewöhnlichen InJu-
siiial- oder Gewerbesteuern i)elegt werden solleii. AVeun er sich in
Oesterreich sesshaft mache, soll er diebelbeu Privilegien wie die Nieder-
lagsverwandten in der Besideuz bekommen, ohne verpflichtet zu sein, sich
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<ti68«r Körperschaft einzuverleiben, daher an jenen Orten, wo er sein
Domicil wähle, keiner amicieu Gerichtsbarkeit als dem foru uobilium oder
uamittelbar der landesfürstlichen Regierung unterstehen. Das in Manu-
facten nnd in seinem Geschäfte angelegte Capital war von jeder Contrl-
bation wie auch von der Nachät^uer be&eit. Seine Erben, solange sie
die gleichen Manufacte nnd das Commercium fortsetzen, hatten eine Erb-
Bteuer nicht za eatriohten« JSb rtand ihm frei, in aUen landesfllntUclieii
Sttdton Niederlagen ta eniditen, Gross- oder Stftokhaiidel so betreiben
«nd aneh seine Waaren anderen Niederlegen! in Conimission in geben.
(PriTilegiiim Tom 10. Jnli 1768.)
Im Jahre 1765 arbeitete Tbys auf 31 Stfthlen, es fehlte jedoeh flta*
die von ilini geplante Erweiterung seiner Fabrik an Gespinnsten, woran,
wie es in einem Protokolle vom 2. April 1765 heisst, ,die Widerspen-
stigkeit der Douüuieii und deren Beamten* die Schuld trage. Es sei
dem Hülster, lautet eine kaiserliche Entschliessuug auf das Protokoll
Tom 8. April, rep. 16. April 1765, ein beeonderes Resoript za er-
lassen nnd demselben im Kamen der Kaiseiin auiautragen, sich die
Förderung der Taclimanuiactiir allen Fleisses angelegen sein in lassen^
erfordirlichenfkllB selbst dahin an wirken, dass das Volk lur Spinnerei
lerhalten werde; die Kreishaoptlente haben auf den Volltog der kaiser-
lichen Anordnungen unter onnachaiciitliflher Strafe, von ihrer StelluDg
ödfernt so werden, zn sehen nnd ▼ierteljfthrlieh Tabellen einsnsenden.
Prämien wurden für jene I3eamte besliuiint, welche die Spinnerei am
meisten befördern, und zwar das erste Praniiuin luit 200 fl. und zwei mit
je 100 fl. Die Bancodeputation sei anzuweiHen. den Bfamteu der ehe-
maligen Lamberg'schen Herrschaft aufzutragen, in iStiuiteu, Marktflecken
und Dörfern, wo Thjs Spinnschulen errichten wolle, die müssige Jugend
zur Spinnerei allenfalls unter Strafe zn yerhalten. Jedes Haus sei anzn-
halten, drei Pfond Gespinnste gegen baare Bezahlimg jShrlich sa liefern,
and da an der Srnehnng der Jugend zur Arbeit Alles gelegen sei, dem
Spnnhanse snr Yennehmng seines Personals den ArmenlettieanfseUag
ud die Qaote des BeeratenbonifleationsqQanti anzuweisen. Es fehle an
ttner guten Polizei, ohne diese aber könne das Fabriks- und Oommerz-
wesen nicht gedeihen. Thys stand in grossem Ansehen und wuide den
wichtigstea Berathungen in finanziellen und kaufmännischen Fragen
beigezogen. Später errichtete er eine zweite Fabrik. Der Staat gewährte
ihm bedeutende Unterstützungen, und zwar 100.000 ä. Die Ton ihm
gegründeten Fabriken gingen naoh seinem Tode ein.
Johann Fries, ans der unter schweizerischer Eidgenossenschaft
stehenden Stadt Mfihlhansen im Sundgan gebflrtig, wurde nach dem
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Aachener Frieden nach London geschickt, um 100.000 £ zn übernehmen
und zu nl)t!rwachcii. 1752 otablirte er sich in Wii»n al^ Niederlagsver-
wandter und erhielt ein Privilegium protectorinin nw Errichtnng einer
Fabrik für Barchent, halb- und ganzwolleno Zeuge auf den Herrschaften
Fridan und Kabengtein in Oesterreich unter der Enns. Artikel, welche
die orientalische Coinpagnie nicht erzeugte (ir>, -lanuar 1752). Graf
Chotek übertrug ihm die Direction der Seidoninanulacturen. welche er bis
zur Aufhebung des Seidenmagazins mit Tagniola gratis führte. Bodann
für seinen Vorschoss den K est der Waaren tnid Oräthschaften nh^rnahm.
Er errichtete spater eine Fabrik für Sauiinr- uud Seidenwaareu, Hess
Arbeiter aus der Fremde kommen, beschall iltU; 100 Stühle, errichtete
eine Halbrasch- und Halbcastorfabrik, bürgerte die Nürnberger Messing-
gusswaarenfabrication in Oesterreich ein. rief mit NefFzer eine Wollzeug-
fabrik in Böhmen iiip Leben und erhielt am I.Juli 1752 den Thaler-
handel. In dem '/»-träume bis zum 1. Juli 176fi waren 1 1.281.751 Stück
Thaier ausgeführt und an die Commerzca^sa nach Abzug der Spesen
1,017.757 tl. abgeführt. Auch Hess er Silber aus dem Auslande kommen
und ausprägen. Der l^utzen für das Aerar belief sich auf 173.522 f1.
Ans dem fremden Silber wurden 5,851.417 Stück ausgeprägt und nur
der Rest aus kaiserlichem Silber. 1757 wurde er von Kaunitz in einer
geheimen Kichtung ausgesendet, aus den Acten sind die nähereu Det;iils
jedoch nicht ersichtlich. Im Jahre 175;«, als das Münz- und Borgwesen
an Chotek kam, errichtete er die Bergwerksverschleissdirection. Der Ver-
schleisß belief sich bis zum Jahre 1766 auf 13,979.566 fl., der Nutzen
betrug 4,091.479 fl. Wähi'end des siebenjährigen Krieges machte
Anticipationen. Alle Geschäfte, die Kaunitz durch ihn und das Haus
Nettine in Brüssel machen liess. kosteten nicht mehr als V* %• Nach der
Schlacht bei Frankfurt au der Uder, als das Laudon'sche Corps an Allem
Hangel litt, unterstützte er dasselbe mit Geld und Lebensmitteln. In
einem Actenstücke vom 10. Mai 1790 wiesen Fries & Comp, darauf hin,
dass sie bei der Cottonfabrik zu Fridan und Kettenhof, welche 2000 Men-
schen beschäftige und 80.000 Stück jährlich erzeuge, mehr als zur Hälfte
interessirt seien. In der Ueberzeugung, dass Fabriken in den grossen
Städten nicht gedeihen, haben sie ihre mit 120 Stühlen betriebene
Seidenfabrik nach Wiener-Neustadt verlegt. Die Florfabrik, die Masgotz
in Döbling gehörte, wni'de durch sie beschäftigt und mit ihrem Capitnl
betrieben. In Galizien haben sie die Fabriksstadt Ederow mit 100.000 fl.
eiTichtet, in Böhmen den Leinwandliandel untei*stüt?!t und zum Absatz
das Haus Reymond Piatti in Neapel mit 165.000 U. dotirt. in Fiumo bei
der Zacket&bhk «ioh mit 260.000 fl. und auch bei der Raffiiuiri« ui
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Trieet betheiligl^^. Sie haben Zuckemedereien m Klosterneubuig und
König^juil Iii I»uhii»«*n errichtot, nm den Oonsuin tu Oesterreich zu decken;
'ii'.' Prtxiuction wiiti auf 8i).UUU — lOü.u'i'' fl. angegeben. Die Fabrik in
Köuig'Siuil war anf Actien errichtet, ebuusu auch die iu ^achod; der
Actieniond in Königsaal belief sich anf 760.000 fl.
II« (Zn S. 8.) Sine eifigvhtndo DarateUang der Tom Staate fiber-
üMiuaMiiMi oder gegrflndeten Fabriken wftre Ar die Keimtiiiaa der indn-
strieUen V^rbältaisse unter Harm Theresia Ton hohem Werth. Hier mOgen
einige Angaben Plati finden.
Die ym Christian Zog m Liehtenwitrth bei Wiener-Nenetadt g»-
giündete Nähnadel- und Drahtzugsfabrik wurde vom Stuatt* unterstützt,
,11111 iVipso Manufactur, welche insonderheit deraniien.liigund viel Nahrung
verschafft, empoi zubrin£f«>n*. Zug bezahlte mit dem erhaltenen Oelde
Schulden, der Staat sah sich genöthigt, die Fabrik zu übernehmen. (Vor-
träge vom 22. April 1751.)
Artillerielientenant Schmid und Johann Fries erhielten ein Prin-
Itgivm piivatom ivr Enengnng Ton Nfimberger Waaren, einen Yorschofla
mt 4000 fl. MB der GomnencaMe, Gnssmesnng tos Tirol nnd Ton
Fnaenthal in Steiermark nm i> % im Preise geringer ala Andere nnd
einen riermonaftliGhen Credit Broohmeseingf welchea nm den Kfim*
bergern angekauft inirde, sollte mit einem höheren Zolle belegt werden.
Im Jahre 1 754 wurde die Fabrik von dem Directorium für Müuzwesen tiber-
1. uaiieD, Schmid erhielt 10.000 fl. haar, Fries die VerschleLssadmlui-
tiü-atiün der Weihseubacher und Naiielhuiger Fabrik, um den Vertrieb der
Nähnadeln zu erweitern, nnd zwar nach Smyrna, Aiepyo und anderen
orientalischen Orten; die Versendungen von Waaren sollten auf Bisico
dw Staates laufen. Aus einem Schriftstücke vom 2. Mäi-z 1756 geht
hBTTor, dass in Kadelborg ein Vorrath ?on 60 Millionen NAhnadeln vor«
Inndm war, die jedoch keinen rechten Vertrieb hatten, weil die Nadeln
ans Mannheim nnd Schwabaoh billiger eingefUrt wurden. Fries wnrde
vae rieipereentige Frorision migesiehert, nnd als das IHreetorium spiter
Yersehleiss selbst fibemahm, gewährte man demselben eine Ent-
«hädigung von 12.000 fl. (Vortlage vom 22. April 1751, 22. Mai 1752,
Convention mit Fries vom 15. December 1754, Separatartikel vom 15. Ja-
nuar I7r)5.)
Im Jahre 1762 fand der damalige Präsident des Commerzienrathes
bei eiueni Besuche der Nadelburger Fabrik, dass daselbst ,allzuviel wenig
Abgang habende Capi eneogt werden'. Der geringe Absatz erklire sich
^h den hohen Preisi der durch den »kostbaren Arbeitslohn' veranlasst
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werde, »uuiSM'ii die Arbeiter in weni^' Tilgen so vid erwerben kuiuien,
als ihnen erklecklich, die übrigen Täere der Woche ohne Verdienst zu-
briugeu'; es sei daher nothwelldit-^ 'ine VDllständige Büauz der Er-
zeugungs- umi übrigen V('l '.vendungi5ko^t"ll zu entwerfen, nm den \\:Lliren
Stand der Fabrik zu erk. iii]i»n, was durch die Hofkammer bewerkstelligt
werden möge, deren Um.- il:*« die Fabrik anvertraut sei. (Vortrag vom
10. October Die Kaiserin verfügte, dass die Directiou dieser
Fabrik von dm r unmerzienrath zu ftbernehmeu «ei, da der Kammer die
2ieit nicht erübrige, ,iu eine bei dieser Faliricatur in allen Theilen
nöthige Dataglio und mcrcantilistische öpeculatiun einzugehen*. Ein
Jahr epäter erfolgte die kaiserliche Entsrhlipspungf, Vorkehrungen zu
treffen, dass di<' Fabrication, wenn nicht mit NutzfU, doch wenigstens
ohne Schaden Im i rieben und endlich das ganze Werk durch Verkanf
hiütaügegeben werde. (Protokoll vom ao. April 1763.) Erst 1769 wurde
dieselbe an den Grafen Bäthyany verkauft, der noch anderthalb Jalmehnte
spater (1786) den Kaufschilling grossentheils schiihkte.
Das von Karl VI. erbaute Filatorium in Fara wurde von dem Banco
mit Verlust verwaltet: die Privaten benutzten es nicht, die Behörde
musste Seide kaufen, nm die Arbeiter beschäftigen zu können. Im Jahre
1763 wurde der Antrag auf Verpachtung gestellt. (Protokoll vom 23. April
1763.) Vom 1. November 17B4 wurde das Filatorium auf fünf Jahre an
die jVermöglichste Seidenfainikanten' gegen einen j&hrlichen Pachtschil-
ling von 720 fl. verpachtet, 1770 wieder in eigene Administnitiou ge-
nommen, jedoch mit jährlichem Verlust von mehreren Hundert (xulden, 17 75
um 1000 fl. jährlich wieder verpaclitet an die (iörzer: Bonaventura Rossi,
Jakob Pezorzi und Jakob Hosti, Alois Zor/.ini, Aron Morpurghi und
Bruder, Ventura und Gentile Caventi. Der Pachtnngscontract vom
24. April 1775. 1780 auf weitere zehn Jahre gegen 720 fl. Pacht.
1784 EntSchliessung Josefs, das Filatorium zu verkaufen; Zoi'zini und
Genossen: Josef Mois^ Lozxato» Moise Morpurgo und Gentile erstanden
dasselbe um 18.000 fl.
Christian Sind, Kathsbürger und Handelsmann in Linz, erhielt auf
Antrag der Stände ein Privilegium zur Errichtung einer Fabrik zur Va-
zeugiing von Wollenzeugen mit einer Kunstfärberei (11. März 1672),
welches durch Patent vom 14. Mai 1682 auf seinen Tochterroanu Ma-
thias Kolb und später unter Josef I. auf den Bruder desselben, Dominik
Kolb V. Kolbenthurm (7. April 1707) übertragen und von Karl VI. am
22. Januar 171:') bestätigt w urde. Dominik Kolb vorkaufte die Fabrik
1716 an das vor dem Schottoüthore zu Wien gelegene Soldatenspital und
gr<M»e Armenhaus, was auch am 15. Januar 1717 vom Kaiser genehmigt
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wurde; 1722 ging die Fabrik durch Kaufan di" k V. priv orientalische
Compse^nie fiber (ratißcirt vom Kaiser am 27. März 1724), damit ,die
«ich vermelireiide Bettelleute, Kflasiggeber, Feiernde und Almosen
suchende Personen tor Arbeit nnd inr Qewinnnng einer tftgliohen
Nahnins^ verwendet werden*. 1764 ftbemahm der Staat die Fabrik um
930.000 fl. und übergab dieselbe dem Baneo als Hypothek. Bereits 1759
wurde sie von dem geheimen Zahlamte eingelöst. Der Werth der yerkanften
Waaren wird uiiK'ogeben 174H: I78.0(j0fl., 1740: 229.000 ü., 1750:
241.000 fl., 17r)l: 270.000 fl., 1752: 304 000 fl., 1759: 400.000 tl,
1760: 571.000 fl. fCommissionsprotolioll vom 9. Mai 17(52.)
Die Leitung der Fabrik wurde Franz Paul v. Stegner übertrageu.
(Ziigfhrift an doo Bepräsentotionsprfteidonten von OeBterreich ob der Enns,
Grafen Andlem, vom 9. NoTember 1754yMittheilun; wegen üebemahme
der Fabrik und BestaUnng Stegner's mit 8000 fl. Oebalt nnd & fl. Beise-
geld täglich.) Eine Beibe von Massnahmen wnrde sn Gunsten der
liinier Fiabrik getroffen. Ans den Hanufaotnrtabellen in BObmen wollte
man entnommen haben» dass mehrere Gattnngen wollener Zeuge im Lande
«elbst verfertigt werden und der etwaige Abgang leicht durch andere
L«iudeöfabriken. wonintor die Liuzer gehörte, beschafft werden kannte,
l>pr Consess, darüber befragt, äusserte gich dahin , dnss Guinette, Barcan,
Mantel- nnd Pfaffenzeuge wohl an vcrechiedeuen Orten verfertigt werden,
aber nicht in solcher Qualität, um die fremden firzeutrnisso verbieten zu
kennen, auch Calmanken und andere Zeuge wegen Abgang der erforder-
liehen Färberei nnd Appretur keinen Vergleich mit den auswärtigen aos»
kalten k<(nnen. Man entschloss sich daher, Torläufig den ZoUsats fflr
Linier Fkbrlcate von 5 auf 87« Vo herabsuaetKoni obgleich das GelUle
«nen fintgang erleiden wftrde» nnd wenn die Linier Fabrik sich an-
keisehig machen wQrde, den Abgang in B5hmen in Bezug auf Qualität
imd Quantität zu ersetzen, sollte ein allgemeines Verbot erlasseu werden.
Auf die.se Weise wurden, wie Chotek darlegte. ,die sfesammten Erblande
in ( in geg'enseitiges Verhältniss des Absatzes gesetzt, um den L Hberfluss
les einen Landes dem anderen zuzuführen'. Gegen die Gewährung der
iteciprocität, nämlich Festsetzung desselben Zollsatzes für die Einfuhr
böhmischer Tücher nach den österreichischen Landen, sträubte sich
jedoch die Linxer Fabrik, und Chotek schloss sich dieser Ansicht an; ,den
Böhmen', meinte er, ,wäie die YertrOstnng sn ertheüen, dass, sobald die
dortigen Fabrikanten das ganse Land mit dem Erforderlichen zu vef-
Mhen im Stande sein werden, die freie Gommnnication gestattet wfirde*.
(Vertrag vom 19. Juni 1 759.) Ein EinfiibiTerbot aller fremden wollenen
^ssren ohne Ausnahme wurde erst später erlassen und die Direction
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der Linzer Fabrik angewiesoD, »sicb mit den noch nicht oi /»nprlfn GaI-
toiigen dieser Waaren in Verlag in Betzen und damit die Kaufleute in
der geh^rioreii oder in der anvcrlangten Qoalitftt zn einem billigen Preise
TOTersehen'. (Am 29. Juni 1759.)
Die Ausweise der Fabrik lieferten ein stetig steigendes ErgebnisSp
und in den Kreisen der Verwaltung wähnte man, dass die Erwerbang
derselben für den Staat eine neue Aera in der Kntwicklnng der Indu-
strie bezeichnen werde. In der Umgebung der Kaiserin wiknselite man
jedoch, dass auch jene Artikel erzeugt werden mögen, wolchc aus dem
Ansilande eingeführt werden, so Leydener Camelotte, deren Einfuhr einem
Kaufmanno Namens Stöckholzer mit Zustimmung der Linzer Fabrik ge*
stattet worden war. Auch erschienen die Preise der in Linz erzeugten
Waaren zu hoch. »Nachdem die Billigkeit erhoiscbe/ lautet ein Hand-
schreiben der Kaiserin an den Prftsidenten des Cknnnierzienrathes, ydass
dm inländischen Fabriken nicht gestattet werde« ans dem Verbote der
fremden Einfuhr einen Missbranch zu machen und ihre Fabricate su
einem aUsn hohen Preise den Landeseinwohnem anfzndringen, so sei
nOthig, daaa wegen der Linzer Fabrik, welche in dem Lande ein schäd-
liches Monopol habe und in fielen Waarengattungen zu thenre Preise
ansette, kflnfüg eine Yorsehong som Besseren getroffen werde*. Der
GommetzienTath wurde auffordert, mit Zusiehung der Direotion der
Linser lUirtk Mittel und Wege T^nnsciilagin, wie die Wollenzeugfabri-
catur erweitert und die Preise bflUg in derselben Höhe wie die fremden
bestimmt weiden mflgen. »Qleichwie nun diese WoUfeilheit durch die
Mehilieit deren Fabriken eneuget» so ist eines und das andere nOtliig,
indem die Linser Mricatar alleine nicht sureicht, um die Bedtrfnisse
lÄT die gesammte Monarchie zu Tersehen und mehr auf das Publicum als
auf den mehreren Privatgewtnn der Mrik sn sehen seyn will» gestslten
ans der Totalitftt des Nahrungsrerdienstes Meinem Aerario ein weit
grosseres Einkommen znfliesst'. (Handschreiben der Kaiserin an den
Grafen Andlem, prfis. am 19. Mirs 1762.)
Die eingeleitete commissionelle Terhandlung stellte die Leistungs-
fthigkeit der Fabrik in das schönste Liebt Die Direction Tersicherte,
dass schon einige Versncbe mit der Eneugnng der sogenannten zwei-
farbigen Brüsseler und anderer Camelotte gemacht worden smen und
derartige Fbbricate nicht bloa in der gleicben Quatitftt, sondern aucb um
einen billigeren Fteis geliefert werden können. Sie zeigte sieb erbötig,
die Preise einiger Waaren herabzusetzen. Die Klsgen der Juden und
einiger Hftndler, die fremde Wollenieuge einfflhren, seien nicht begröndet.
Zwischen den sichsischen und österreichischen Waaren könne ein Ver-
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III
gliMch nicht gemacht worden, sie seien im Ellenmass. in der (Qualität und
Breite verschieden. Es wäre nicht zu ratheu, dass die Linzer Fabrik als
die Hanptfabrik im Lande von dor ijuton Qualität, wodurch sie ihre Waaren
aadi im Auslände in Credit gebracht, abgehe ; das inländische Publicum
sei schon «Inr^n gewöhnt, und die fremden fangen an, dieselbe zu wür-
digen. Die firzengong ?o& geringen (äettnngen sei daher, wie der Oom-
MrnBnraili meinte, den nen ansnlegenden Fabriken und einzelnen ^ng^
madiemliaftea tu fibetiaaeen. Allerdings beeaas die Linier Fabrik grosse
Yomchie^ allein, setste der Oommerzienrath auseinander, eine nene
Fabrik tos solehem UmfSinge nnd solcher Wichtigkeit werde ohne be-
wundere Begünstigung aufzukommen und die Hindernisse zu überwinden
nicht im Stande sein, und aus diesem tmiiid.« wurde nicht blos die Be-
lassung der sciion eingeräumten Privilegion, sondern die Ausdehnung
derselben befürwortet. Die Fabrik wünschte, den Rohstoff mauthfrei zu
erhalten. Der Commerzienrath sprach sich dafür aus, indem er darauf
hinwies, dass dadurch einn bedeutende Kinbus^e an Einnahmen nicht
«ntsteben dOrfte, da samsist inländische WoUe verarbeitet werde. Die
Diiecfcion gestand sn, dass sie mit den erwngten Tnchmengen das Sr-
foidcniiss der Monarehie nicht sn befriedigen im Stande sei, sUein sie
wtnsefate denn doch, dsss mit der Brriobtnng von Tnehihbriksn insohmge
innegehalten werden solle, bis die Wollspinnerei in mehreren Gfegenden
eingeführt und verbreitet sein werde, sonst stünde zu befürchten, dass
eine Fabrik der anderen behufs Ei langung des erforderlichen Gesplnnstes
Cencnn-enz mache, wt/durcii beide .aufliegen' würden. Das Publicum
würde dann nicht einmal mit dem Nothdürftigen versehen werden, und
das Einfuhrverbot fi emder Waaren könnte dann nicht aufi echt bleiben.
Wenn genug Gespinnate vorhanden sein werden, könne die Errichtung
m Fabriken Jedennann gestattet werden. Die Linaer Fabrik als die
Lihnehttle nnd Hntter der Übrigen wttrde dann bssOgUch der Firberei
Qsd Appretur die anderen Fabriken nnterstflteen können. VorlAnfig sei
Moch die ünser Fabrik bei ihren Begfinstigangen in belassen, da Fri-
nto mehr auf die Fructificirung ihres Capitals als aof die Oenenlfabri*
cation lim ksicht nehmen würden. Die Fabrik sei crbütig, die neuen
Fftrbereieii inii Tjehrmeistern und Factoren zu versehen, auch das Ma-
tf-nale unentgeltlich zuzusenden und die Gespinnste an sich zu lösen.
(Protokoll des Commerzienrathes vom 9. Mai 1762.)
Die Resolution der Kaiserin auf dieses Commissionsprotokoil lautet,
wie folgt: J>ie Linser Fabrtqne hat sich in allen Funkten meiner Intention
8«niBs, and wie es der Nntsen des Fablicnms erfordert, erklärt. Es ge-
nichet Kir demnach zui* besonderen Zufriedenheit, dass mit Emst und
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diircli Krgreifiing gehörigen MiU<'l tlaran ^'caibcit^'t w^rdc, .Ii»- sfhr
wichtige WoUenzeuguiannfactTir anszubrciton und nicht nur die M'Miopolia
7.\i boschrankpn. sondern auch die ernannte Linzer Fubriqne dem Publico
nützlich zu machen. Es walte kein Bedenken ob, daes zur Kinfuhr der
fremden feinen Camelotten kein Pass mehr ertheilt wird, da die Linzer
Fabriqne ihrer Krkläruntr tremiiss sich hefleissen werde, die feinen Ca-
melotten in der nämlichen Qualitiit und im billigen Preis, wie die Frem-
den, zu erzeugen, somit die Handelsleute damit zu versehen, und wenn
auch würklich die Qualität anfänglich nicht ganz gleich ausfiele, so ge-
reichet es doch allezeit zum Nutzen des Public! , wenn das Geld, so für
die fremden Camelotten ausser Land gegangen, inner solchen erhalten
werde und mehrere Lente dmch die Spinnerei und andere Arbeiten die
Nahrung erwerben.
,Ist die Billigkeit und Notwendigkeit bereits bei den Cotoufabriquen
anerkannt worden, dass die Spinnerei und Weberei in ansgemessenon
Bezirken den alten schon eingerichteten Fabriquen nicht entzogen werden
solle, daher denn auch billig, dass der Linzer Fabi ique ihre eingerichteten
Spinnereien in Oesterreich ob- und unter der Faihs, auch in dem erstem
Lande die Webcrscbaften flberlassen werden, damit diese Arbeit nicht Ter-
Iheuert und die Fabricatur durch Schleuderoion in ihrem bisher er-
worbenen Credit nicht herabgesetzet werden mOgen, wo tlbrigens die
reciproke Einfuhr der in Meinen Erblanden erzeugten derley wollenen
Waaren bereits verwilligt, auch notwendig ist, dass bej den Transito-
gfttem« wie es bey allen andern pro Consnmo einzuführen verbotenen
Wiuren geschieht, alle mögliche Vorsehung gemacht werde, damit die
per Tmisito einngebende fremde wollene Waare nicht im I/aad Terblei-
bell m9ge.
ylstden producirt«n Mustern von allen Gattungen keine Ausstellung
SU machen, und da die Fabriksdirection viele derselben sogleich in dem
Preis herabgesetzet, auch nach jenem hiemit noch weiter fürzngehen er-
klärt, als derselben eine Erleichterung in denen Mftutben zugehen wird,
so hat der Commercii^nrath alleine dahin fOrzusorgen, womit die aiagv-
setzten Preise nicht überschi'itten, auch jene in den allgemeinen Gommen-
Principüa g^^ndeton ond in der Xotification de anno 1749 verspro-
chenen HautherleichtemDgon in balden horgoatellt, hiedurch auch dem
Pnblieo der Nutzen einer wohlfeilem Wiiare zugewendet werden möge,
in wessen folge dann auf dio bef^sere Einriobtong derer Mauthen Bedacht
zu nehmen und Mir das diesfällige und wegen der eben erwähnten Noti-
fication de anno 17i9 abgeforderte Outachten ehemöglichst herauf sn
geben seyn wird, mästen es, solange diese Maatheiniicbtiing nieht sn
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Stonde kommt, keineswegs befremdlich fallen knaa, wenn sich keine
neuen Fabriquen henrortbuH, dahergegen, wenn diese Sache recht ange-
griffen wird, die bereits in Vorschlag gekommene Sociotät der inländisoben
Kanflenten wohl noch zu Stande zq bringen seyn dürft«. Es könne von
der Linser Fabriksdirection wohl niclits Mohres verlangt werden, al»
wozu sie sich selbsten erbietet» so welchem £nde demnach die von Mir
ertheilende Freiheit in allen böhmisdienQndüincröstcrreichiscbenL&ndem
dergleichen Spinnereien anzulegen, sndi ordentliche Fal)ri<|nen zu or-
richten, den betreffenden Bepräsentationen mit der Tereprochenon Ufllfe-
leistung kund gemacht werden kann, obwohl sehr zn zweifeln stehet,
dass deri^eiohen ein sehr grosses Capital erfordernden Fabriquen so bald
entstehen werden, da bisher ohnangeeehen der m einem Jahre publi-
cirten freien Cotonfabrioining noch Niemand Torgekommen ist, welcher
eine solche Fabricatur zu errichten Willens wäre /
Der Yerkanf der Linzer Fabrik, sowie der anderen vom Staate über-
nommenen Fabriken wurde jedoch nach einiger Zeit von der Monardiin
dem Commenienrath empfohlen«
Zumeist worden grobe Game gesponnen. Als aas den Büchern zn
entnehmen war, das bedentende Summen — 76.000 il. — ftr feine Oe-
spinnste ins Ansland gingen, wurde die Direction angewiesen, feine 6e-
q>innste im Lande su erzengen.
Dm Linaer Fabrik stellte das Ansnehen, da sie nicht im Stande sei,
die Ansschosswoile im Lande absnsetsen, nm Befireiong ton dem Aus-
fohrsiolle. ^ tagnehmigo twar,' lantete dieBesolntion der Kaiserin, ,den
Antng, dass der Linser Eahriqne mit den jedesmal ansvehenden Aos-
fbhrptosen geholfen werden mOgo, jedodi ist sogleich dahin in tischten,
dass diese Anssehnsswolle, gleidiwie soldie die Aogshniger branchen and
Torsrlisiten, nnn also anch in den Erblanden selbst Torbraiidit vnd anf-
gearbeitet werde, ?on dessen Btfolgo, wie solcher erwirket worden, binnen
eine« Jahre Mir die Anseige sn erstatten.'
Bestehende Mriken wurden auflnerlanin gemadit, wo etwa Fi*
Halen enichtet weiden kOnnen, nm anch den indnstrieannen Undem
einen Nahrongsverdienat tn verschaffen. So wurde der Linser Fabrik
Knin als ein Land, welches mandie YortheÜe biete, beieichnet: leichte
Znfhhr bnlgarisdier Wolle nnd von Ftobwaaven snr See, wohlfeiler S^pinn-
lohn und Biport nach Italien. Als die Direction spftter Aber Hangel an
inlftndisdien Oespinnsten Klage führte, wnide ihr die Steiermark als ein
smr Wollspinnerei geeignetes Land nsiahaft gemacht. (Vortrag des Com-
menieorallies vom lt. Febmar 1765. Zuschrift an die Linier Direction
vom 4. September 1T66.)
ImUv. LXIXL Se. L Hllfl«. 8
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114
Die Kaiserin verfügte (Protokoll vom 1., rep. 26. October 1770),
das» vor Allem der Stand der Linzer Fabrik, wie hoch eich ihr jährliches
£iirägni8B belaufe, aus sechsjährigen Rechnungen und Bilanzen za-
sammenzufindeu, ihr zur Einsicht vorzulegen sei. Sie wiederholte, dass
der Sinn ihrer Anordnung wegen Uintangebung der Linzer Fabrik allein
dahin gegangen sei, dass eine dem Werke wohl accreditirte Oompagnie
ausfindig gemacht und an dieselbe unter billigen Conditionen die Fabrik
käuflich überlassen werden solle; für den Fall, wenn der gänzliche Ver-
kauf der Fabrik nicht zu bewirken stünde, könnte auf den Ausweg fQr>
gedacht werden, eine Administration auf die Hälfte des Gewinnes zu be-
stellen, jedoch müsste die Compagnie für das bisherige ErtrfigTiiss der Fa-
brik nach einem drei- oder sechsjährigen Durchschnitt gutstehen und das
Soperpltus mit dem Aerar th* =1« n Einige Zeit später (Protokoll vom 7. Ja-
nuar, rep. am 9. Februar 1771) entschied die Kaiserin, dass gegenw&rtig
keine Ursache vorhanden sei, die Liuzer Fabrik zu verkaufen, derselbe solle
nur dann erfolgen, wenn ein besonderer Voi-theil damit eiTeicht werden
k(}nne,Von einer administratorischen Pachtnni^ solle weiter keine Rede sein.
Mit der Zeit tr;it* n Ihm -l» ! Li'itung der Fabrik fiele Uebelstände ans
Licht. Auf einen V^orti-ag des Präsidenten vom 27., rep. 28. Februar 1772
ttber den Vortrag der über die Linzer Wollzeupfal»! iksangelegenheit an-
geordneten Hofcommission vom 18. Januar 1772 erfolgte die kaiserliche
EntschliesBung: Der Stegner sei voti tlr>r geführten Direction dieser
Fabrik sogleicli zu entheben» nnd es könne ihm der bisher als Director
bezogene Gehalt keineswegs gelassen worden. Der Commoi-zienrath wurde
beauftragt, die demselben zur Last liegenden Facta, über welche die Com-
mission, wie es scheint, zu leicht hinausgegnnGren, nochmals wohl und
grftndiicli m erwigen nn l >kh gatftchtlicb zu äussern, ob nicht etwa der
Kanimorprocurator snr Einklaguni^ <ler von der Bochhalterei zu tiqni-
direnden firsatspost anzuweisen oder eine diesfallige neue Untersuchnngs-
commission anzuordnen sei. Sorgenthal, der iieiu» Pirect^u-. erhielt 4000 fl.
nebst freier Wohnung- in der Fabrik und die Weisung, gleichseitig beider
obderennsischenLandeshauptmannschaft in Manufactur- und Commerzien>
Sachen als Landrath beizusitzen. Den Antrag, demselben den Hofraths-
iharakter zu verleihen, lfdmte die Kaiserin ab. Stegner überreichte
einige Wochen später ein Pn »memoria, um fernere Bt liiKsung seines bis-
herigen Gehaltes. Hierauf schrieb die Kaiserin eigenhändig: «Indexen
die Untersuchiing des Camer-Procui-ators sistirs, ibme die 4000 fl. vom
aerario auch eontinuire als eine Pension/
Dem nsoernannten Director, einem tüchtigen, geschäftskandigen
Hanne, gelang es, durch Herahmindemng dor Oeschftftskosten und Ver-
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bMsernng der Bneugnisse UeberechQsse vü vmehn. Wio aus einem
Berichte Sorgenthars um dem Juhru 17 72 zu entiiehmon, waren die
Eraengiingskosten bishor um 20 — 50 höher als in anduien Fabriken.
In der Linzor Fabrik wurde der Spiinil' hu il«?rai L fontgosotzt, dass (»in
fleissiger Spinner seinen ganzen Unterhalt davon bestreiten, die Spin-
nerei daher nicht bIo8 ein NebcnTerdienst^ sondern sogar ein Haupt-
virdieiist weiden konnte. Gegen Yeruntrenung und Verwahrlosong de«
Mstarials tob Seite der Spinner hatten die KraiBftinter üntenitQdnng sn
gewtiirem; die GemeindeToretehnng sollte die Jugend Bnm fleiseigen Be*
eoeh der Spinnechiüen anhalten. Jenen Spinnereien, die in Beiirken
enielrtei werden, wo dieselben noch nieht bestehen, sollen Unter-
stötznngen gewiUirt werden. Auf diese Weise hoffte und erwartete man,
dem Gespinnstmangel abhelfen zu können. (Vortrag vom 5. Decomber
17ö6, die Entschliessiinpr langte am 22. Dccember herab.) Die kaiscr-
lichp Entschüessung lautete im Allgtunemeu üustirameüti. Iis >[\Ai>' len
Fabrikanten und Verlegern, sowie einzelnen Webcrschaften zwar frei,
<u-h ihvf, Spinnerfordernisse auf mehrere Jahre oontractm-assig zn sichem,
jedoch die Schliessung der Contncte sei keineswegs der WiUkOr der Gmnd-
ohrigkeit oder ihrer Beamten sn flberlassen, sondeni dieselbe habe von
der Indifidnaleinwilligiuig und (MwUligen Verabredung der einseinen
Bsusrfiier mit dem Yerieger auf der herrsoh&ftlichen Eanslei im Bassin
dar Beamten, dann eines HÜgUedes des Xreisamteo abiuhftngen. Dem
solchergestalt Yerabredeten und entworfenen Contracte sind die Namens-
Unterschriften f»der eigenhaudigen Krouzzpichen aller Contraheuten bei-
ludrucken. gegen die Contractbrüchigon Assistenz zu leisten. Mit dem
Hofkriegsrathe sei sich ins Kinvomohmon zu setzen, um die bei einigen
K«gimentern bereits mit gutem Fortgange eingefüiirien Wollspinnereien
n verbreiten; die Linaer Fabrik soll die Wollspinnerei und WoUklauberei
in Ungsm einiufthren suchen.
In den Jahren 1780-^1790 wurde die Pkbrifc durch grosse Bauten
trwsitsrt, 1796 die Fussteppiohfhbnoation und ein Jahr darauf eine
XMchminnanufiustar ins Werk gesetst. Ein Tnehwalkgeb&nde wurde
«nicktet, 1810 Tochsdieer-, Kartenranh- und Farbholimasehinen er-
iWrtet. Der Wikauf erfolgte in Linz, ferner in Niederls^en zu Wien,
Hil l Mailand. Die kriegerischen Wirren im ersten .Jahrzehnt iinse-
i'es Jahrhunderls veranlassten durch liorgung der Materialien und Waa-
i^n, f<owie durch Invatiionskosten betrachtliche Auslagen. Nach Her-
i^UlluDg des Friedens wurden Jaqnardmaschinen aufgestellt, 1820 eine
i^ru<kerei auf Schafwollwatren eingerichtet (Vgl. ,Linier Zeitung*
1866, Nr. 189.)
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Bei dvr 1 I >ii liuiiur 1 r M o i .1 1 i n tr"r Fabrik, welche fi3.000 tl.
kostete, durch >"U'u<-üthiil t'i)/;iU H.'h .Marii;f?l an Calculation mnl Srnntri,
BpschalTuntr äoi rathscliafk'ii m l« liyrem Werthe, willkürliche GebahriLog
mit Gespinnsieu, höher« Erzeugungskosten, und zwar um 20 % höher
als in Linz'. Der grösste Verlust rflhrt<> von ileu vorrathigen Seiden-
bändern luT. deren Vorrath .ilfin Vernehmen nach' von einer anfönglich
betriobeüfeü Seiden fahr ication herstammt, .weil in den Acten des C^nn-
moi-zienrathes von der ganzen Errichtung dieser Fabrik nichts Legalws,
ebensowenig von dem Fortgang vorkomme*. Die Schäfereien brachten
ebenfalls Verluste. (Vortrag vom 16. M&iz 1772.) Die kaiserlicho Eat-
schliessung genehmigte den Verkauf der Schafe. Für Endo 1 77 7 wurde die
Vorlegung der Bilanz gefordert, um die kaiserliche Enti»chlieesiuig eiu-
zuholea, ob die Fabrik au&ubeben oder weitonnfiUireii Mi.
III. (Zu S. 9.) Von den Unterstützungen, welche einige von
Privaten gegi-Ondeto Fabriken erhielten, soUeu nvur jene erwähttt wei'dea,
die bedeutende Betrüge bekamen.
Handbillet der Kaiserin an den Grafen Hutzfeld ddo. 12 Deeember
1763, betreffend die Leinwandfabrik Eichhorn A: Comp, in Klagenfurt:
,Ich habe über einen Vortrag des Commercien-Raths zu verwilligen
befunden, womit derjenigen Oompagnie, welche sich zu Errichtung
einer Leinwand-Fabrique in Klagenfurt unter dem Namen Eichhorn
et Compagnie hcrvorgethan, das anverlaugte Quantum von dreysig
Tausend Gulden auf acht Jahre ohne Interesse aus der Commercial-Cassa
vorgeschossen, und zu Händen der Commercien-Hätho Thys, und Herbert
Succossive verabfidget werde, gegen deme, dass von besagter Compagnio
die Kuckzahlung nach obiger Frist in denen darauf folgenden ersteren
drey Jahren, und zwai* in gleichen ratis geschehen solle; die Cassa-
Direction wird also hiernach die Achtung zu nehmen, in benöthigtem
Fall mit dem besagten Commercien-Bath das nähere Einverständniss zu
pflegen, und hierwegen das erforderliohe auch der Rechen-Cammer zui
Vormerkung zu eröfnen haben. Maria Theresia m. p.'
Zu Gunsten der Ponegger Fabrik wurden alle ausländischen ge*
wirkten und gestrickten Harrasstrümpfe mit 30 7o ^ deatschen
Erblanden belegt ; den Interessenten wurde erlaubt, in Wien und an anderen
Orten, wo sie es für nothwendig finden, ein offenes Gewölbe zu halten;
zwei Jahre hindurch sollten sie bei der Oonmerzcasse 1 fl. für jedes
Datsend Strümpfe erhalten, wobei ihnen eingeschärft wurde, darauf zu
sehen, dass die StiUmpfe in Qualität und Form den ausländischen gleich
eeien. (Vortrag vom 20. Juni 1766; an die Intereasenten der Ponegger
Digitizod by G<.j..'^.v.
in
Fabrik 8. Jnli 1764S.) Di« Falnrik erhielt später auch ToraehflBse: 10.000
bis 15.000 fl. auf iwei Jahre ohne latereeaen, aodann In halt^rigen
Baten rflckiahlbar k SOOO fl. (Vortrag vom 10. Deeemher 1767), ein am-
Behlieasliehea Monopol ftr den Handel mit Strflmpfen (Yortrag jorn
94. IfSra 1768), wogegen die ongariache Hofkanxlei bemerkte, da» daa
der Fabrik ertheilte PriTileginm privativom als den nngariechen Geaetaen
entgegen im KSnigreieh nicht pnblidrt wwden dftrfe. Die VorsehllaBe
stiegen in den nSchaten Jahren bis 1774 auf 50.000 fl. Anch erhielt
aie die Erlanbnisa, anf sehn Jahre 6000 Dntsend eftchaieehe gestrickte
nnd gewffkte, sowie Berliner Sommerstrfimpfe gegen einen Zoll Ton
IS'/t fl- einsnltthren, wSbrend die tarifinftasige Oebflhr 46 fl. betrug.
Als im Jahre 1779 der damalige Beaitaer der Fabrik um eine Ter-
lingenmg der Brlaobniaa bat, da er sonst die FM>rik nicht fortsetien
kannte, weil er nur auf diese Weise die eigenen Ersengnisse abselaen
könnte, baten die Beichenberger und Kamnitser Strampfbbriken, der
Bitte nicht sn willfahren. Der Antrag der BehOrde nm Ablehnung des
Geandies erhielt die kiiaerliehe Genehmigung. (Yortrag Tom 31. Auguat
1777.)
Die TielgerOhmte Waldatein^sche Tnchftbrik an Oberlentensdorf
erhielt 1756 einen vnverainslichen Yorschnss Ton 4000 fl. und 1764
«inen Y&achnss von* 10.000 fl. auf Alnf Jahre unYeraiuslich, in den
darauffolgenden filnf Jahren in Baten k 2000 fl. rflckaahlbar. In einem
Schreiben an die Kaiserin, nnterseichnet Bmanuel von Waldstein, prfts.
am 6. Juli 1766, heiast es: ,Der Fiabrik gehe nichts Anderes als der
YersdUeiss ab, um von Znt au Zeit den kostbaren Tuchvorrath an den
Hann sn bringen; er bitte, die Tncbhbidler in Wien, Brflnn, Prag und
anderen Orten ansuweisen, Tflcher aus seiner Fabrik zu nehmen.* Im
Jahre 1770 wurden dem Grafen die darg«li«h«n«n 10.000 fl. noch auf
weitere swei Jahre gegen eine dreipercentige Yersinsong beUusen. Als
er 1775 starb, war jedoch die BQckiahlung noch nicht erfolgt.
Johann Baptist Faliorger, der eine Erausflorfiibrik anlegte, erhielt
freies Quartier in dem HontecucuH'schen Hanse in der Leopoldstadt,
welches dem Commenialfonde gehörte, zur Herstellung .von Tier Fila-
torien nnd der ersten swanaig Stflhle SOOO fl., snr Anschaffung sweier
Ff«rd« und aum Betriebe aweier Filatorien 160 fl. ein- fftr allemal, Ur
jeden Jungen oder jede« Migdlein S5 fl. Bemuneration. (Yortrag vom
16. Korember 1767.) Die Genehmigung erfolgte mit der Weisung, tob
Zeit in Zeit naehsnaehen, dass Landeskinder mfinnlichen oder weiblichen
Geschlechtee, Torsfiglich Weibspersonen in die Lehre genommen und
wohl unterrichtet werden.
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Auch Valero erhielt 1771 für eine ähnliche fafarik 9679 fl. zur
Anschaffung von Gtor&thachaften. Eine Erweiterung dieser Fabriken
wurde 1772 angestoebt, in Folge einer Anfrage Maria Theresias bei Ge-
nehmiguDg einer Passei-theilung für FiOre, mmw es hafte, das» diese
KrausflOre in den Erblanden bisher nicht genng^am erzeugt werden, mit
der Weisung', eine Yeimehrung der Erzeugung einzuleiten. Es schein!»
dass Belogt nnd die S<^weiz den österreichischen Ei-zeug^nisseu be-
tr&chtliche Concurrenz machten. Die Kaiserin bemerkte aof ein PretokoU
vom 21. April 1772, die Fabrication dflrfte weniger Kosten vomrsadieil,
wenn die Zubereitungsart in den aoalAadiachen Fabriken in Erfahrong
gebracht werden könnte.
Die Kaiserin genehmigte, dass der Hontfort'schen Cotonfabrik zu
Zell ein Voi'schuss von 3000 fl. mit zweiperoentiger Verzinsung auf acht
Jahre gewährt werde, mit dem Zusätze, es sei ihr lieb, dass auf die Kr-
hebong des Hanufacturwesens in den Vorlanden der Bedacht genommen
werde, nachdem die daaige starke Population die Verschaffung eines
Industrialvordieiist(>8 onnmgftngUch erfordert, (Protokoll vom 18., rep.
22. Januar 1770.)
Für Oommenialontemehmnngen in Tirol wurilen 10.000 fl. jfthrlieh
anf zehn Jahro anj^ewiesen. (Entschliessung vom Febniar 1764.)
Beträchtliche Vorschüsse erhielt die Penzinger Fabrik: anfangs
Januar 30.000 fl., für weitei-o 20.000 fl. wurde Oarantie geleistet. Die
eigenhändige kaiserliche Entschliessung auf den Vortrag vom 1 8. De-
cember 1769, rep. 5, Januar 1770 lautet: ,P]aeet aneli ohne Interesse
hat sich die Kammer anheischig den Vorschuss zu machen, doch gewiss
denselben wieder znrflck zu zahlen.' Schon nach einem halben Jahre
stellte sich die Mothwendigkeit hersos, abermals 20.000 fl. vorsnschieesen.
(Protokoll vom 16. Juli, rep. 3. Angnst 1770.) Die kaiserliche Ent-
schliessung lautet: ,Kaeme] et Gomp. ansttwsiisn, sich xm Partienlar-
darlehen der anstandige Fideijussores zu bewerbe, wonof sodann über
weitere Anzeige der Vorschuss geleistet werden konnte.'
In Mährisch-Neustadt wurde von dem Goneinderatbe eine Zeug-
fabrik gn^flndet Sine Gesellschaft brachte 60.000 fl. auf Actien smf.
Das Privilegium vom 3. Mai 1769 ertbeilte ihr das Beeht, aUe in die
Zengroanufaetur einschlagenden Halbseiden-, WoU-, Halbleinen- und
Baumwollwaaren auf englische und sSchsische Art lu veifi«rtigen. Diese
Fabrik soll 5000 Menschen beschäftigt haben. (Engel, Oesehidite von
M&hrisch-Nenstadt.) Sie erhielt ein Darlehen von 10.000 fl. am 8. Fe-
bruar 1778. Bereits im Sommer lag ein Gesuch vor um einen Geldvor-
schuBS xam Ankauf von Wolle. Sorgentfaal, Direetor der lanxer Bibrik,
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eriüeli den Anfing» in die Bfleher d«r FU>rik Büuicht in nehmen. (Vor-
trag Tom 20., i-ep. 26. September 1773.)
Ein Schouskind des CommerzieiuaLhc» wai diu liiuuuer Fabrik,
Im Jiihi t^ 1 7 4'* wurden Tuchai"beiter aus Ve!*viers nach Iglau berufen,
die auti luiaudiselier Wolle ,durch luederlilndiscbe Manufactursait' euiö
gute TacherzeugUDg ftinbCUgem sollten. Das Streben ging dahin, feinere
Tnchsorten, als bisher enengt worden, in Oesterreich einzuführen. Unter
dieeen jSf iederländern war anch Baülonx, dem nachgerflhmt wnrde, gflnsiige
Bifidge «Hielt in haben, allehi Zfrktii^eiken mit den Zünften maohten
siuie Bntfeaning aue Iglan nOthig und bestimmten den Kaieer Fraai, der
la aUen wirthaohafttidieB Angelegenheiten eich lebhaft betheiligte» Tmsh-
ftbriken auf seinen Herrschaften in Böhmen m errichten. Bailloox and
Commerzienrath Westerhoid wurden nach Böhmen entsendet, um den
t i lieblichsten Ort für Spinnerei, Weben i und Färberei auszusuchen. Kla-
dnib wurde gewählt. Mit welchen Beträgen sich Franz bei der Gründung
dit'äer Fabrik betheiiigte, ist aus den Acten nicht ersichtlich. Jiailloux
war verpflichtet, die erzengten Tücher nach Wien zu senden, und erhielt
fsn dort B|»ani8che Wolle. Nach mehr als einem Jahrzehnt zeigte sich,
dass BaUlonz seiner Anfgahe nicht gewachsen war, obgleich ihm Ten
fleite der Kaiserin noch lahlrelche Begflnstigiingen gewährt wurden, als
berate die Behörde Aber den ManiL sich in abilUiger Weise aui^e-
sproehen halte. (In einem Vortrage vom $1. Decemher 1761 wird Bsilloox
yVnTerlftsslich' genannt; die Entschliessiing der Kuserin lautete dennoch:
fiesem nützlichen Mann sei aller förmliche BeiäUuid zu geben'.) Aber
alle Unterstützungen brachten die Fabrik nicht empor. Im Jahre 17ü2
wurde endlich eine Untersuchung angeotanei, weiche die mbsslichen Zu-
stände derselben ausser Zweifei stellte. Als Ursache wird ,die erniau-
gelnde ünterstütrang der Camersiadministration* , am allermeist« u aber
4» tihle Qebahnmg des Baillouz angegeben. £r schuldete damals dem
Staate 82.000 fl. (Vortrag vcm 9. Augast 1768. BaiUonx wurde sp&ter
in Brftnn angestellt und erhielt 10 fl. Wochenlohn.) Die BemOhnng,
naanVerlc^r flr die Fabtik xn sobaflfen, blieb ergebniselos, obgleich
man sidi geneigt zeigte, ein Capital Ton 80.000 fl. auf acht bis zehn.
Jahre zu borgen, und man entschloss si^h, dieselbe nach Brfinn zu fiber-
tragen. Die mähi'ische Loht iiliank übernahm dieselbe auf zwölf Jahre,
üUeiu schon im Jahre 1767 wurde dieselbe an KOiiller übergeben, der sich
anheischig machte, die Anzahl der btühie vun zwOlf aui' zwauzig und in
seclia Jahren auf vierzig zu vennehren. (Vorti'ag vom 26. Septembei 1767.)
Die von ihm gestellten Forderungen behufs Erweiterung des Fabrikshauses
uid anderer Herstellungen, worauf 13.000 fl. yerwendet werden mussten,
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wurden ihm gewährt. Auch erklärte er eich bereit, die vor Kurzem
daselbst errichtete Plüschefabrik des in Ämiens gebürtigen De Vaux zu
übernehmen. (De Yaux erhielt eine lebenshingliche Pension von 1000 fl,,
für jeden Stuhl RO 11., für jeden Lehrjungen 50 Ii., u, dgl. Die Kegienmg
kaufte ein Haus für 2r)ü() ti. De Vau x starb 17ßG.) Nach einigen Mo-
naten niusste man jedoch zugestehen, dass Kötiller nicht die uothigen
Eigenschaften besass, um das Unternehmen emporzubringen, es gelang
jedoch, eine Anzahl Kaufleute zu bestimmen, sich mit ihm zu vereiniEren.
(Vorträge vom 1. ()ctüber 1707 und 26. Mai 1768.) J)er zwischen Blü-
megen und den Theilnehmern ap dem neuen Unternehmen abgeschlossene
Contract trägt das Datum vom 1. Augast 1768 und wurde am 29. De-
cember 1768 ratificirt. Von Seiten der Regierung nnterzeicbnete Graf
Bhlmegen. Die Theilnebmer der Fabrik waren: Leopold Edler v. Kßflller,
Franz Josef Wachner, Franz Augastin Steyrer, Antonio Buzini, Franz
Stimmer. Bereits nach einem halben .lahre wurde ein Vorschnss von
50.000 fl. erbeten, sowie die Handelsleute zur Abnahme der Erzeugnisse
zu verhalten, wie auch die Einfuhr zu verbieten. Man gewähi'te 25.000 fl.
auf fünf Jahre gegen vierpercentige Interessen. (Handschreiben vom
18. Mai 1769.) Auf das Verbot ging die Kaiserin nur ungern ein. Die
Erzeugnisse der Fabrik fanden jedoch in Wien keinen Anklang. Die nach
Wien gesendeten zwei prämiirten Tücher wurden von der Kaufmannschaft
,zu fett gefunden, mithin gerne von den Motten angefressen werden',
sie seien nicht fest genug, im Preise übertrieben, die Beicbenbei^r und
Olmützer Tücher seien besser. Zu wied^ rlu lffn Mnlen wui'de der Ck)nse8s
in Mähren beauftragt (am 38. August 1 769 und 7. November 1769), die
dortige Tuchfabrik anzuweisen , sich beasenr fabricate zu befleiBsigen,
da sie die hiesigen Tuchlaubenverwandten mit unechten Tüchern be«
dienen. Auch wurde die Farbe bemängelt. Der Commenieurath stellte
den Antrag, der Tuchfabrilc zu Brünn von den ihr vorgeschoMen^
25.000 fl. nach vier Jahren ungeftbr 10.000 fl. nacbsulaasen. Hiennf
erfolgte die kaiserliche Eutschliessnng: ,Die Oompagaie werde wegen der
übernommenen schlechten Waaren ihren KegreB§| wenn aie «inigee Becbt
zu haben glaubt, bei den betreflfenden Parteien zu aodien haben. Wenn
sodann in einer Zeit von vier Jahren dieselbe auBWeiee, dass sie die
Fabricatur in den Stand gebracht, um ihre Kundschaften mit guter Waare
zu einem billigen Preis versehen zu können, so werde eie nach bewandtot
Umständen der Compagnie einige Bemunerimng angedeihen zu lassen
sich geneigt »eigen, doch solle derselben auf kein gewisses Quantum die
Vertröstung zu geben sein.' (Protokoll vom 27. December 1769, refv
2b. Januar 1770.) Nach einiger Zeit legten die Theilnehmer das Ge-
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stftndniss ab, dass sie nicht in der Lage seien, den Verfall der Fabiik
weiter aufzubaltrn Der mährische Consess gsb «1b Ursache an: die Ab-
neigung des HaudeltiBtandes, dieJBinschwäi-znrtgen, die fWlimente einiger
Hftndelalente. lu Wien liess man sich jedoch bestimmen, die Fabrik noch
weiter sa autersMtien, da Simon, eine in den Kreisen des Conini^^men-
rathes ugeaelieae Persönlichkeit, der Fabrik das Woi-t redete. Die
Weisung eifolgte, dass Thys aus Klagenfurt nach Brüiiu abzugehen
habe, um die dortige Tuchfabrik zu untersuchen, den Werth des Vor*
ntbea in bestimmen und den Schaden, welchen die Compagnie erlitten
babe, ansuieigen, die Manipnlation sn nntersnchen und die etwaigen Qe-
bredmn und nothwendigen VerbesHenin^cn namhaft zu machen und an-
suieigen, welche Hoffnung man sich in Zukunft von dieser Fabrik stt
machen habn Thys solle auch die Mittel vorschij^en, ob und wie dieser
Fabrik zu helfen sei; mittlerweile sei, um dar Fabrik bezüglich des todt
erliegenden alten Waarenlagera unter die Arme zu greifen, die Verfügung
zu treffen, dass Passansucher auf fremde TQcher zur Abnahme eines
Viertels von diesem alten WaarenUiger sn verhalten seien, auch sei der
Jndenschaft in Böhmen und Mähren durch den Consess kundsumacben,
dass man auch den Juden auf fremde feine T&ober Passe ertheilen würde,
wenn sie ein Drittel ?on dem alten Wasrenlager der Brünner Fabrik ab-
nebme. (Protokoll vom 4. Man, rep. 16. April 1771.) Thya erstattete
einen eingebenden Bericht: die Fabrik, seilte er auseinander, habe
yiele .physikalische und Local nachtheile', das Wassor sei schlecht, die
Arbeitslöhne zu hoch, die Fabrikslocalit&ten zerstreut, weshalb die Auf-
sicht schwer, die Direction unerfahren, die Mittel der Interessenten su
^ klein, die Sneognisse in Misscredit seien. Dennoeb r&th er zur Unter-
stfitning des Unternehmens. Um die Fabrik vor ihrem Ver&Ue in
retten wurde der TnchTorrath im Wertbe von 86.000 fl. von der Com-
mencassa übernommen. Bine Weisung an die Qubeniien in Böhmen
und Mähren besagte: Jbre Mi^estftt babe sum fiestsn der Brünner
Tusbfbbrik in «ntsshlisssen geruht, dass aueh Juden inr Einfbhr
fEsndsr ÜMner Tücker GommenialpisBe erUieilt werden soUen, wenn
sie dagegen halb so viel Tüober von dein attsn Wasrenlager der Brünner
Tnchfbbrik abgenommen nnd sieh darüber hinreiehend ausgewiesen haben
werden.'
Auf Giund dieses Qutaehtena eifloss die kaiserliehe Bntschliessung
auf ProtehDll Tom S4. Juni, rep. 86. September 1771 : ,üm diese Flabriek,
die TOT andern eine besondere Bucksidit nrdienet, von ihrem Yeiftll sn
retten, bewillige Ich derselben, ihren alten Tncher-Vonath, der anf einen
Betrag von 6- bis 86.000 fl. sich belaufet, und swar in dem Preise, wie
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solcher m luveutario nach eigenen Erzeuguugs-Kosten einkommet, ab
ttrariö abnehmen zu lastifu.
,Ks vin<! ginlaciitrii K:Lbrick anforderist die m .i4 ti , deieii
sie zu Bezahluirj i* j schon aiitgekiui'lf'ten Kapitalien am mi sThii hydarf.
gleich jezo von dem Commerden-Katli ,:u veiublolgea, irrigen deine, dass
sie alsriirleich um diesen Betrag so viele Tücher von besagtem Vorrath
auhero abschicke.
,Was südauu au dem Vorrath noch erübriget, wird in quartaligen
ratis jedesmal mit einem Betmg von m/lO 11. zu überuehukMi. und der
Fabrick so, wie sie iiuartaliter für diesen Betrag die Tücher abgiebet, da-
für der üeld-Retrag abzureichen soyn. Doch bleibet dffr Fabrick a\ich frej
und vorbehalten, einige dieser Tücher auch während sothaner Zeit, soweit
sie einen Verschleiss dsuu findet, hindangeben zu mögen.
,So ferne in der Commercien-Cassa die Baarschaft zu dieser Aus-
lage nicht obhanden ist, hat indessen die Kammer hiei'zu den Vorschoss
au leisten.
,Der Verschleiss dieser Tucher ist sodann von dem Oommercien-
Rath in der Art, wie er es am besten finden wird, »«inruleiten, ob näm-
lichen diese Triclier unter den geeammteu Handeistand meiner Erb-
länder, wie aus Mähren eiugerathen worden, vertheilet, (»der aber jeder-
männiglich, der immer auf fremde Tücher einen Pass impetriret, die
Ufilfte ans diesem Vorratb abzunehmen zugleich gehalten seyn solle.
.Das aus dem Verschleiss einlösende Geld ist so, wie solches ein-
fliesset, zur Commercien-Cassa. oder zur Kammer, wenn TOU dieser der
Yorscbuss gescludieu, wiederum iibzuführen.
, Wegen Austindigmacliung eines Uuiglichen Manufacturisten von
Verviers beguehuiige das Einrathen, weashalben also dem Thjs dei* Aof-
trag zu machen ist.
,Da übrigens diese der Fabrick zugedachte Hilfe genug ergiebig
Boyn wird, ihren Verfall abzuwenden, so ist einiger Nachlass au den
Forderungen meines a^arii nicht einzugestehen, aus besonderer Gnade
will ich noch verwilligeu, dass der Betrag der 12.500 fl., auf die sich ihr
Verlust bey dem alten Vorrath nach der Angabe des Thys behutÜBt, an
diesen Forderungen abgeschriohen werden mfige.'
Allerhöchst eigenhändiger Zusatz:
,E8 mnss ihnen gleich in 8 Tagen geholfen werden mit denen
m/3B fl. Vorschuss, um ihren Creditoren rarabalten, reooomeiidire ihme
aiio bestens es gleich zu besorgen.'
Auf einen Präsidialvortrag vom 25., rep. 29. Juli 1774 über den
Protokollaextraict vom 11. Joli, die Verlftngening auf weitere lehn Jahre
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der vorn Cani< t ile der Hi iituiri K;ibi ik vorge8cho88('non 25.000 fl. be-
treflend, eriulgUi diü kaisoi iii lir liutschliöböuiig: ,Vüü eiuem weiteiii
Vorscliu^ss sei es lediglich abzukummen, doch verwillige, dass das ver-
faUene Kapital von 25.000 il. iiocli auf drei Jahre bejrgelassen werdea
mfige unter der Warnung jedocb, daas ihre Bemahung und ihr Vermin
hMpteichlidi Mtf die BeMbttng der FMirik und nicht auf Nebenge-
Mhftfle oder gar Sehwftnerei Tenrendet werden aolle.*
Bedeaienden Abaate ihrer Enengniaae aeheint die Fabrik nicht ge-
balyfc nt haben, aie wendete aioh an die Begierang mit der Bitte: die
Toebhftndler ,durdi Bedrohnngen ni bewegen, Bestellungen zn machen',
wurde aber abgewiesen. (.An das Guberniiim in Mahren vom 5. April 1 7 7ö.)
Seit 1786 scheinen sich die Verhältnisse der Fabiiti dtm Berichte
zufolj^^'- bi s^tii i zu haben; in einem Vortrage vom 12. October 1784
ist sogar von einem Absätze nach Constantinopei die Bede. Ein Jahr
darauf wurde ein Gesuch um einen Vorschnss ans dem Beiigionsfonde im
Betrage von 40.000 fl. zur Erweiterung der Fabrüc abgewieaen; sie hatte
den bisbeiigen noch nicht larflckgeiahlt.
Mflhaelig erhielt aich die Mrik bia imn Jahre 1789, aeit Aagnat
konnte aie iliren Verpflichtungen nicht nachkonunen. Da der Staat» lautet
m» kaiserliche Entachlieaanng auf den Yortrag vom B. November 1789,
an einer blos für die Privatindustrie geeigneten Fabrik keinen immittel*
baren Antheil n tiiuen kann, so wird diese Fabrik, wiMui nicht Piivat-
unternehinimgen liire Forts».'tziing auf ihren Risico auf sich nehmen,
lediglich ihrem Schicksale zu überlassen sein, jedoch da deren Erhaiiuug
erwQnschlig, so will ich die bei der KfifiUerischeu Fabrik anstehenden
Staatsgelder auf längere 2eit böigen, wenn dieses ein Mittel au deren
Fortaetsang sein kann.
lY« <Zn S. 18 f.) Sier ml^gen einige Handschreibeii und Ent-
aehHeaanngen der Kaiserin, Ungarn betreffend, Plats finden:
Maria Theresia an Bistifeld (rep. 8. Mftn 1762): ,Ich Terlange
eine Auskunft über den dennaligen Stand der Seiden-Cultur im Bannat,
und da der Seiden-Bau bekanntlich von einem grossen Nutzen ist. und
dieser auf denen vielen Haiden, und öden Feldern im Bannat nützlich
angewendet werden kann, hiei-zu das dasige Clima, und Terrain behuiiders
geeignet ist, daher auch der deutsch -orbländischen Oultur keinen Ein-
tng macht, viehDABln' dieaen su ihren Fabriken ein wohlfeyleres Material
reiachaft, so ist auf deaaen Erweiterung alle Soigialt su tragen und
^«gm AbiOsiiBg denn Galleten sich mit dem Goomercio-Birectorio ein-
nveratohsn.'
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m
Kaiserliche Entschliessiuig anf p'incn Vortrag Tom 8. März 1763,
Qiktereeichnet Hcilii rstcin, acc. 4. April 1763, Ueber die ^«gelung der
macedonischen Schafe auf den Cameral-Hf>n-s( haften in Ungarn: ,Ich be*
giif'hmige das Einnithen, anbey ist allen Cameral-fiMmten tu pnbtttirexi,
dass in denen nächstfoigenden 6 Jahren von einem jedoii derenselben
al^i&hrlidi aogeoeigt werden soll, ob und inwieweit derselbe mit der An-
ziehung der macedonischcn Schafen fürgegangen tey? aus welchen An-
zeigen mir denn alljährlich ein besonderer Vortrag zn machen iet, maaesen
Ich gesinnet bin, jegliehen, welcher in Bewirknng dieses Meines Befshls
sich Tor andern emsig erzeiget, vorzüglich zu befördern, asdi senstea
mit Gnaden anzusehen. Und damit auch die Unterthanen zu sothaner
dem Staate sehr nützlichen Sehs&acht angefrisohet werden mOgen, so ist
denenselben der Zehend» so Ton denen Lämmern ans Dominium mna»
abgereiehet wer Jen, von dieser neuen Gsttong von Schafen auf 6 Jahre
nachsnselien. Im Uebrigen, da der Stegner die Camel-Gaisen dahier zur
Firepagition gebmcht hat und deren Anzahl sich bereits über 100 er-
strecket, so können Ton diesen GiUsen ebenfidle einige auf ein jedes deren
Gunend-Dominien abgegeben werden, am anch deren Propsgation zn
erweitem und mit der Zeit die andern gemeinen Qaisen gar in Yer-
blethen.
,Sine fernere nütilkhe Anordnung wird anf den Oamerai-Dominien
dahin sn treffen seyn, wenn die Mandelb&nme daselbst angsbant wttrden,
gestalten kmt deren Commercial-TBbellen für 80.850 fl. Handeln in anno
1761 ans Italien in die BrUande einegeflkbret werden.'
An Grafen Andlem (98. Jnni 1768): ,Das Wohl des Staats er-
beisebet, dass die Anlegnng deren Mannfactnren in Hnngam nicht be-
hindert» sondern dazn vielmehr beygewtrket werde, wobey aber das vor-
sfigliehe Angenmerfct dshin zn richten ist, dsss nur aUein solche
Fabricatoren in dem ernannten Königreiche angerichtet werden, welche
Meinen deutschen Erbfainden nicht sohJUItch sind, oder seyn konnten,
dahero dann jene Fabrifcatiiren nsch Hongam geleithet werden mflssen,
mit deren Eneignns man in den deutschen Erblanden auf die erforder-
liche Wohifeilkeit in denen Preisen nicht kommen ksnn, oder deren Br-
fordemiss so gross ist, dass sn solchen die Arbeiter in den deutschen
Erblanden ennangebi. Wie dann die Bnengnng des Segel - Tuchs, die
Gesptmnst von Baumwolle, in denen Cbttonfobiiquen, die gestrickte
baumwollene Strumpfe, Bauben, nnd andere deriey Waaren in Hnngam
ohnschidlich eingeftthrt werden kdnnen. Weiter werden die ans Baum-
wolle Terfertigte Mftntel, so die Croaten, und alle Qrtniser trugen,
in gleichen die auch von Baumwolle verfertigte Pferde-Decken, die in
. j ,^ ^ _y Google
125
ganz Euinpii verführet werdon. \uh\ ein jiihrlichoH Con.suni von mehreren
Millioneu ausmachen, in der anliegenden Türkoi gearbeitet; da nun diese
Fabricatui den deutschen Erblandon ebenfalls unschädlich, für Hungam
aber ganz ausgiebig ist, so ist auf deren dortige Einführung hinzudenken.
— Im übrigen, da der Weinwachs in Hungarn so gesegnet ist, so können
aus diesen Weinen alle Gattungen von Liquors gebrannt werden, als
wovon ein grosser Abgang nach Polen, Moscaa und andere nordisdie
Länder auf der Weichsel zu erwarthen ist. . .
Die Kaiserin forderte einen Vortrag, der un 12. Juli arotattei
wurde; die kaiserliche Entschliessung lautete: ,Da in Hungarn nur auf
solche Fabriken, welche denon deatschen Erblandeu unschädlich sind,
der Antrag» auf einmal ein Anfang, so schwer er auch ist, gemadii
werden miiSB, so wäre damit anzufluigeu» dam den Administratoren zu
Altenbnrg und Bäcs durch die Cammer «ad reapective Bancodepatation,
mit welcher hierüber das Einvernehmen zn pflegen, angetragen werde,
womit sie sich beeifern sollen, mit der £Mimwollflpinnerey in dasigen
Distncten einen kleinen Anfang zn mafihent worzu jeder einen Verlag
von 8000 bis 4000 11. aus der Amtscassa zu verwenden hätte, an dem
Fortgänge dieser Unternehmung omb so weniger zu sweifeln, als die
Baumwolle in denen hnngartschen Bergstädten all^ichun gesponnen wird
und die Cottonfabriken an diesem Gespunst einen Mangel haben. Hier-
durch wird also in Hungarn nichts Neues noch minder etwas SchidUches
für die deutschen Erblande angegangen. Zumahlen, da die gesponnene
Baumwolle sogar aus der Türkei beigeföhrt wird. W^eiters ist mit der
Cammer zu übr^rlcgen, wie die Baumwollspinnerey in denen Bei^gstUten
durch die dasige Beambte mehrers beeifert und verbreitet werden mflge.
Maria Theresia.*
An Graf Andlern (3. December 1763). ,Was Ich wegen der Be*
schftftignng des Modersfeld (früher Steuereinnehmer in Prenssi8eh*Sohle-
mn) auf den hungarischen Cameralherrsehaften and wegen daselbstiger
EiaflUirung einso anderer nfltsliehen Cultur der Camer unter einstens
aol^^etragen, sololies theile ihme sur Nachricht und dem Ende andorch
in Absehrifl mit, um das weitere von Seiten des Commeroienrathes an
verflgMk, damit d«jeii^ Mann, welcher den Waid- und BOtte-Baa auf
den NeffiMfnGflteni in BObeim eiagefidiret, dem gedachten Modersfeld,
wie es Meine Anordnung Tsnnag, beigegeben werde.
Maria Theresia.*
Beiliegend folgende AUerhOchste Besoluftion: ,Der Modersfeld ist
auf den Bieser Hemehaften an belassen und ihm au&ugeben, dass er
auf Bolchen den Waid- und BGtte-Bau einflUuen solle. Bekanntermassen
126
wird »uf besagten Herrschsiftcn iin-lir (Jt tniiil gflmiit, ah zum Ohiauch
dasolb^t nni:rfl)ra( ht weiilon mag, dahingf'iErfu iut an Waid und Kött^ an-
noch ein Mangel in den Erblandcn, so, dass (iio dif^sfiillige nambaftf'
Erfordernis!' für die hierländigeu f^abriken aus Tb&riugea und Schlesien
angeschafot wurden mm».
,l)if» Erfahrenheit hat bpy d*'n anpcstolton Prnbpn trezeigot, dass
je näher diese Farbzeug an Hungaru augepflanzet werden, desto besser
solche in der Qualität gerathen.
,Dio Barsor Herrschaften werden durch diesen nütslichen Bau den
doppelten Yortheil erhalten, eines Theils, dass ihre überflössige Grund-
stücke, damit angebauet werden, anderseits aber, dass die mit diesenii
dann der Znbereit- und Verführung des Produkts beschÄftigte mehrere
Personen, das jetzo unanbringliche Getrayd consumim.
,An dem Wejd-Saamen nnd B^tte-Pflanzen kann es ebenfüls nicht
fehlen, dass beede in den Erblanden allschon angezohen, und Ar heuer
sogar HM' )i Saamen von der Bötte erhalten worden» dahero es nur auf die
weitere Veruiehmng und das nöthige Terrain hieranter ankommen will.
,Dem Commerclenrath gebe auch untereinstens mit, demjenigen,
welcher diesen Bau auf einigen böhmischen Gütern bereits eingeffihret,
dem Modersfeld bejaugeben, um die Ansfflhrang dieses nfttsUehen An-
trags desto sichorer zu erreichen.
,Der Bau der Seiden-Bäume soll Meinen ergangenen Anordnungm
sufolge auf den hungarischen Cameral-Heri-schaften ebenfalls gehoben
werden, wozu der dortige Grund Tor andern tanglich ist.
fDw Modersfeld kann also anch su ffinf&hrung dieses Baues und
nachhin zur Seiden-Cultur selbststindig angewendet wiffden, da ohnehin
der Bischof von Waitsen hienu aUsohon den Anfiuig gemacht hat.
,Die Einführung der BaomwoUen-Spinnerei auf den Cameralherr-
schaften ist demselben sn gleicher Zeit mittugaben, und da Meine
tenteehe Erblande an dem Ilacbs noch einen Mangel» an dem Hanf aber
einen Abgang haben, so soll auch der Flachs- nnd Hanf-Bau anf denen
mehrbesagten Oameralherrsehaflen au lieben nnd ihm, Moderafeld, hier-
wegen der Auftng au machen aeyn.
,Der Umstand, dass er, Modersfeld, der hungarischen Spiidie nn-
kündig seye, kann hierunter keine Hindemfiss machen, ind«m die Ca-
meralherrschaften grflsatenthetls mit Tentsehen inpopularisirt sind. Im
Üebrigen ist derselbe ansnweisen, dass er halbjährig von dem Fortgang
seiner Terrichtungen die Beriehtsanseige machen solle, wo mir sodann
der Yortrag heran&ugeben, wie weit derselbe in ein und dem andern fftr-
geichritten sej. Maria Theresia.'
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An Graf An<llt>i ii (15. Juli 1764): ,E8 kommt vor, dass ein Glaa-
meiater was Böhmen, Namens Hollub, mit 350 Personen an die Carolincr
StaruBe, um daflelbat die angehofifte Grandstücke zu beziehen, abgcscliicket
worden, dahing«g«]i aber bishero diese GnindstOcke nicht habe erhalten
können, sondern auch schon durch Terschiedene Woclien ohne Geld und
Anshfllfe gelassen, folglich dadurch in die grösste Verlegenheit gesetiei
worden sei; es ist Mir daliero olin^'csäumt die Aiisktinft sa en^tiitten, was
es mit dieser Sache für eine Beschaffenheit habe und warum Meiner die
BeTöikemng der Garoliiieii Strassen betreffenden Anordnung nicht nach-
gelsbet wird. Maria Theresia/
AUerhtefastes HandbiUet vom 13.» aoc. 16. Mai 1766: ,£r ersiehst
ans dem Ansehlnss des Mehreren, was ftr sine Annige wegen deren in
einer AnsaU von 200 herfihertretenen Land Geiaiaehen WeUenieogCsbri-
kanten voigebomaien; da es von besonderer Widitigkeit ist, diese nflta-
fiehen Fabrikanten i&r den diesseitigen Staat va erhalten, so habe bereits
entscUosssn, denselben bey ihrer Herllbertretang alle UntersttttMing an»
gedeihen in lassen and ihnen das Unterkommen in einem Meiner Erb-
laads, wo das Intherisehe Beligions-Bzerdtiiim ohnehin gestattet ist, an-
ntweisen.
Jn dsm diesseitigen Antheil Schlesien nnd in dem freyen Seehafen
Fiooie würde die Etabllmng dieser Leute dem Staate am nfltdichsten
ssyn; ans Schlesien würde Hnngam nnd Polen, von linme aas aber
InnerOsterreieh nnd Hnngam mit ihren Fkbricstis Tersehen, anch nach
nnd nach ein natali^dier YerschleisB nach Italien nnd Spanien eingeleitet
werden können; daher sie dann anf diese beyde Gegenden am ersten an
leiten sind.
(Seilten ms aber daselbst sich nicht niederlassen wollen, so k6nnen
selbe in fliebenbflrgen, wo eine slcfasischs Nation allschon bestehst, ein-
genommen, oder anch in dem Marmaroser Comitat in Hnngam, sonder*
heitlich in den StSdten Siigeth nnd Hnst (Hnssth), wo nebst dem schon
obhandenen calviniechen noch das Intherisehe BeUgions-Sierdtinm ge-
statlst werden mag, das Unterkommen verschaffet werden.
»Endlich können sie in dem Fkll, wo sie in besagte L&nder sich
nicht begeben wollten, anf den hnngarischen Cameral-Glltern sn Alt-
Ofen oder in dem Bicser Distrikt eingenommen nnd ihnen allda die volle
BeUglonsfreyheit geatattet werden.
,Dem Conunsrcienrath will hiemach den Auftrag andnrch mitgeben,
ganz fllrdsraaaist einen geschickten nnd wdilvertrsaten Mann ansm-
wilden nnd mit der Anweisung nach den bemerkten regnlis diteetivis in
diesen Lenten insgeheim nnd mit der gehörigen Behntsamkeit abia-
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scliickun. zu ^'loiclit-r Zeit uIht aut.li dif wcit'-n« VcranstaltuDg troffen,
diinüt in i'incr der böhniiHchon <Trä!i7.(>ii ein gonug-^am beTollmächtig1i»r
Katli (Icion Ankunft crwart»', um mit ihnen die Convention zu schliesseu.
in woU'lier ihnen dann unter andern Punkten die Zusage zu machon ist,
dass ihnen nebst der Religionsfreiheit noch das Bürgrerrecht und eine
sechsjäh rij,'e Befreyung von aller Contribotion und andern Personal-
Abgaben, auch auf 30 Jahre die Befreynng von der Hekrutirung ge-
skttet, auch die Gebäude, wo deren einige sind, unentgeltlich eingeräumet,
zu den neu errichtenden aber die Beyhülff ;ib Aerario geleistet werden
soll. Von dem Foi'tgang des Geschäftes ist Mir sodann die ungesäumte
Anzeige zu eittatteo, am nach IIa« der arfolgwideii Erklining das
Weitere verfügen zu können.*
Kaiserliche Entschliessung auf den Vortrag^ des rommerzienrathes
über die Einleitung der eigenen Erzeugung der Farbkräuter und die Veiv
bewerung der Färbereien vom 19. Februar 1767: ,lch begnehmij^ den
zu Meiner Zufriedenheit gereichenden Inhalt dieses Vortrages, hupt-
sachlich aber ist dem Lieblein ein Stftck Erdreich in dem Banal, so groas
derselbe solches verlanget, auszuweisen, überdies aber ihm zu gestatten,
dasa er nach Verlangen und Nothdarft Arbeiter anstellen k<>ane, wo
dann einem jeden dieser Arbeiter, wann deraelbe diese Pflanzung und
gaoie Manipulation der Farbkräuter erlernt haben wird, ein Praemium
Yon 100 fl. und den anf die Coltar der Farfokrftnter sich Verlegenden die
Bobotli-eiheit fttr die gante Zeit» ala aie dieeen Ban auf dem halben Betrag
ihrer Onindatflefce lUiren, einsngeilehen, anoh ferner diesen die Arb-
krftnter bauenden Untertfaanen das doppelte GonatitutiTom aoaiioniB an
Gnindatllcken auf Verlangen abiogeben und endlieh auch die f^tfbbiater
¥on den Zehentabgaben m b^regren sejn werden. Nieht minder ist dem
gedachten Lieblein die Veraiehemng sn ertheilen, dasa» wenn er die
Caltnr der Farbkrinter in dem Banat ins Grosse bringen werde, ihm
eine weitere seinem Fleisse angemessene Belohnung tu Theil werden .
würde; femer ist ?on demselben nnTeraflglioh eine Idste sller Krinter,
wo?on er die Saamen in dem Banat aufsuöhen will, mit ihrem gemeinen
und botanisohen Kamen absufoidem, damit man solche auch tn Meinen
ftbrigen Brblftndem wihrend dem Sommer aufsuchen lassen, und wenn
man sie alle oder tum Theil findet, selbe mit den Kiinteni sns dem Banat
in TetglsM^ng sieben, auch die Eigenschaft des Terrains, wo sie am
besten wachsen, nnteisnchen kOnne, indem soloheigestaltsn die Sache
am geschwindesten und leichtesten aussubeuten und durch die von den
Agricnltor-Oesellschaften und andern Landwirthen anzustellende Ver-
suche XU Vollkommenheit su biingen wftre. Schliesslichen ist dem Lieb-
Digitizod by i^<<)y >^<.^
129
Ittik «Iwat von dem Indigo-Saamtn (wdelMn leb d«n Oommmsamth,
wMin sokbw Mir das diesiiUs jftngsthin «bgttlbnlarte Oata«litB& «ntaltot
ktlMB wird» wwde mkonuiMii l—am) mr Anptemng im Baaai mitor
dir Ziui€b«niii^ nutnigelMii, daw iknm, wenii «r mit d«r dieaftUifui
ProW glflcUich aadaiigMi soUto^ ein« Btmniittnition Ytm, 100 Dukaton
abgmieliet werdiii IrMi. Maria T haraaia/
EaiBerliche EntscUiessnng auf einen Vortrag vom 14. October
IWi »Waa die Bieneniaelit avf den hnagariaehen Ouaeial-fierriehaften
betrifft» dasi selbe in den wannen baBgaiiscIien Landen allerdings Ton
einem gioisen Bettaeht werden kann, so hat die Kammer forllnfig den
Fropenenten tn prüfen, ob er im Stande sei, seinen Vonoblag selbst^ ans-
sofllbren, and ob das Vertrauen in ihn gesetrt werden kdnnte» ihm die
Direotion des gansen Weite nnd so anch Besorgung viid Verreehnnng
dar daianf n Terwendenden Unkosten aniOTertranen. Nach Befand nnn
hat die Cimer entweder einem andern den Werk gewachsenen Snbjeeto
die IKrsDiion sa tbergeben oder fblis in den Plroponenten das Vsrtranen
gesetst würde, wenigstens aof dessen Benehmen eine genane Obsiöht m
tragan, damit aieht die Unkosten Tetgeblioh verwendet werden. In
diesem letstem Fall also ist dem Proponenten die enrtere Anriobtuig
der Bienangirten naeh dessen Antrag aufzugeben, ihm dia dast nOtUgen
Unkosten sammt dem Salario Ton 300 fl. auf die nm ihm selbst ange-
trsganen • Jahre abrarNsfaen nnd fiberdiea ihm der aebente Thail des
jedes Jshr anslbileaden Gewinnes nmsioheni ; anbej ist anch in Gamainl-
Domlnien kimd tn machen, dass jenen der Untertveamtsn, wekha gleieh-
miss% Bienengirten erriditen woUen, der diesMeige Verlsg werde ab-
gereiobet and denenselben ebenmlsaig der lohenta 1MI des Oewinnes^
dann den Oberbeamten fflr die diesftUige gnte Obeicht der zwanaigate
Tbeil von dem eingehenden Totaigewtnn dieses neuen Profebts abge-
geben wird.
^Zugleich hat die Cainer über die zwei Einwürfo, dass der Wind
die Bienen im flachen Hungaru vortreibe nud dass die Krankheiten
öfters uutor den Bienen eiüreissen, den Pruponenten in vernehmen,
nnd wenn er tauglich scheint, ihn ToreügUch zur iiüiecution auüzu'
wählen.
,In Anaehnng derimter den ünterbeamten eiuxuluhrenden Bienen-
zncht beguehmige das Einraihen der Camer, dass diese AH der kleinen
Landwirthächaft so viel immer thnnlich unter dem Laudvuik ausgebreitet
werde, nnd da viele von Cameral-GCitern ihre portas separatas haben, so
ist bei diesen Gütern in dem Falle, da*js die Rieneiikt»rhe ein Objectum
contributioni«! aufmachen, zu statuiren, dass deren Anfänger die oreten
ArchiT. LXXXi. Sd. I. iUllte. 9
lao
drei Jahre wegen der Bieuenzacht mit einer Contribntion nicht beieg-et
imd in künftigen Zeiten die Contribution nur von 10 Bienenstiicken ab-
genommen, die über 10 habende mehrere Stocke aber contributionsfrei
gelassen werden, zugleich hat sich die Camer Ober die weiters in dem
Vorschlag des Thomee vorkommende Puncta wegen des zn befördernden
Yerachleiageg des Wachses and wegen Errichtong einer Wsohsbleiclie
annoch zu äussern.'
Eine kaiserliche Resolution auf den Vortrag vom 20. Juni 1768»
die am 9. August 1768 herabgelangte, lautet wie folgt: ,In Ansehang;
der Cultur begnehmige kh das Einnftben, dass wa deren Verbessening'
auf den Cameralgfltern der Anfang za macben sei, m welchem Ende der
Kammer untereinsteiiB rnit^'ebe, dass von nun an ein der Agricultar
wohl verständiger Mann aufgenommen und bei der ungarischen Eammei*
mit dem Auftrage angestellt werden solle, dass selber zur Verbessentng
der Cultur in den ungarischen Cameralgütern in loco die Anleitung gebe
und dnicli fiurlwflhiige Visitationen aach in loeo die £in- and KadBiclit
nehme, damit das Verordnete v^Uiogen werde. Ein Gleidies liikte andi
in Siebenbfligen, jedodi nur mit Anstellnng eines Tfissaanats-Assessoris
m gesehelian, wflhrend Mir die Oamer mit BinTernehmnng des agrienitor*
verständigen Kosian diese swey Snl^ecta in Seit von 14 Tigen vor*
seUagen soll. Inf^idien gebe den hetrelfenden Behörden natereinstans
mit, dass in Hnngam, Croatien, SiebsnMigen nnd dem Temetfaxer
Bannat Agrioottar-QeseUsebaften erriehtet und daaa noch dieses Jalir der
erste Anfiuig gemaoht werden soll.
,In Ansebnng der Mana&ctoren ist unter den ▼eraehiedMien
Beiohen nnd Landen ein üntersohied in nmchen. In Hnngam nnd 8ia-
Tonien ist nach dem Sinratiien des CommeroienraChes mit den ange>
tragenen filabrieatis, nämlidi Abba-Tdehern, gemeinen Leinwanden Ton
Hanf und Flachs, allen Gattungen gemeinen Strickwerks, Baaem- nnd
andern Floren, gemeinen halbbaumwollenea und halbleinenen Zeugen tu
Eo]if binden, Hand- und Ffirtflehem, Lederwerk filmgehen nnd diese
MannÜMtoren in den königlichen Stftdten, gebirgigten Gegenden und in
giOsseren Marktflecken der kSnigl. Quneraigfttar aniulegen.
,Wegen der k^inigliGhen Stftdte lasse durch Behörde an die stildtiiche
Gammission den Auftrag ergehen, dass selbe dann gehen solle, damit in
einer jeden der kOnigl. StUte die Fabrieation einiger der vorlMsagten
einen allgemeinen Abaug habenden Waaren eingeffthrt werde. Zu diesem
Ende sollen die üntemehmer dieser Fkbrloataren mit einigen Geldvor-
sehflssen ans denen den St&dien in Folge ihrer Passiva bestammten Er-
sparnngs-Fundis unterstAtat und Mir alle Quartal von dem VoUiug und
131
Fortgang dieser Anordnung die ÄnzcigA gemacht werden, aUermasaen
aacb dem Mass, als dioso inländische Erzeugong anfknininc ii wird, Ich
geneigt wäre, die EinfQhrang dieser Fabricatornm ans fromdrn Landen
so verbieten, mit dem weitem Beysatz, daaa jene Magisirualen, welche
in dieser Sache sicli vor andern nfltalick verwenden wttrden, von Mir be-
wmdera werden belohnet werden.
,W^nder stärkeren Marktflecko auf den königl. Commorciaigfltem
ergeht dex nOthige gleichmässige Anftrag an die Ctioer, desg leichen anefa
wegen der gebirgigten Gogeudeu, in welchen es am Erdieioh mangelt
nnd an Volk ein Oberfluss ist, dass in denselben» besonders in jenen des
Mamareaer Gomitats die u&mlichen Anordnungen getroffen, ancli da^
selbst ein des diesfikUaigen Fftbrikenwesens kOndiger Commen-Beainter
eigens angestellt werden solle.
»Wegen SiebenMtargen gebe der Behörde mit, dasa selbe dem von
Mir nen zn erriebten anbefohlenen dasigen Gommen-Conaess avijBfeben
•oll, damit selber mit der Eneognng der oben angefbbrten Fkbrieatonnn
den Msten Anlkng von danun mache, weil deren Yeracblena in dem
Lande allgemein, nnd bei der Erbehnng dieser Fftbrieatnren Ich geneigt
bin, die EunfUming derley fremder Flibricatorum an verbieten.
(Wegen des Baanats ergebt nntereinstena anch die Anordnung, daas
die ftr üngam angetragenen Fabrikate jetsmalen nach der dasigen
TherMienstadt eingeleitet, die Unternehmer dieser Fabricatnren in dieser
Stadt mit einem Geldvorschnss nnteratottt nnd Mir alle Quartale Uber
den Yollsug und Fortgang dieser Anordnung die Anseigeo gemacht
werden sotten.
fWas endlich das Mantkwesen anlanget, so gebe der Gumer mit,
dass selbe die wegen der siebenbflrgischen Tarif von dem Commerden*
ivkhe geforderte Auskunft alsogleich abgeben soll. Weitere trage der
Bechen-Camer auf, daas dieselbe in einer TabeUe darthun solle, wie die
bungariache, sowie auch die siebenbftrgische Tnü in jeder Gattung der
Waaren mit der innerOsterreiehiscben, auch niederteterreicbisohen und
bflhmisohen, dann mit der tirolisehen insonderheit auch wegen des dasigen
GbnaumioUs sich verhilt. Zu Berichtigung der siebenbUigischen und
bungariscben Tkriffen aber bat der Oenuneroienrath sich in Zeit von
14 Tagen dergestalten gelhast in halten, damit in einer unter dem
Fiaesidio des Forsten Starbemberg «t den betreffenden Stellen abiu-
haltenden Commission dieses so lange andauernde Gesebift in den Haupt-
sätzen einsmal zu Stande gebracht werde.'
Handschreiben an Hatzfeld, 8. August 1768: Job habe he*
»oblobütin, dass von nun an ein der Agricultur wohlvoi'ständiger Mann
m
eiguudu uufgeuuinmen, und bejr der liuiigarisclicn Kainmer mit dorn Auf-
trag angestcUöt wurdeu solle, dasb beibor zu der Vorbt'»t>oruiig der Culiur
auf don huugarischen Cameral-lSritcrn in loco die Anleitung gebe, und
durch foitwürige ViBitationen üuch iu loco die Ein- und Nachsicht
nehme, damit das Wn-Diilucti^ voliiogen werde. Ein gleiches hat in
Siebenbürgen jüdoch nur mit Austelluns;' eines Tliesaunat«-As><Hgsorejs iix
bescheben. Die Kammer hat Mir also naoii Kinveroehniuitg «los Agri-
tiulturverstäiidigeu Koziaa diese zwej Subjecta in Zeit von Ii Tagen
Torzuschlagen.
,l)a Ich ^^eiU'ib bt^schloswKü luibt\ das« mit der FabricMion einiger
Manufactureii, uamlich Abbatiicbor, gf'ni»»inf>!- T/ojjiwandf^n von Hanf und
Flachs, aller Gattungen gijmemenStrickwürkg, Bauern- uud an i ji t i FMi-e,
gemeiner halbbauuiwollenor und halbleinener Z*;ugB zu Kopl t in Ion,
Hand- und Fürtüchern, auch Ledci wcrk iu Uungai'n und Slavouien tür-
gtigangeu, und in den königl Städten der gebürgigen Gfgcndi'u, wo oa
am Erdreich mangelt und an Volk ein Dberfluss ist, auch in don grosseren
Mai'ktflecken »h-i- könig. Cann-ial- Gütern diese Mannfactureu ang«^lt^get
worden aollen; so hat die Kammer der städtischen Conimission aufzu-
geben, dasB selbe daran myn solle, damit in einer jeden der konigl.
Städte die Fabrikation einiger der obbosagten, einen allgemeinen Alizug
habenden Waaren eingeführt werde ; zu welchem Ende die Unternehmer
dieser Fabricaturen mit einigem Geld -Vorschuss aus denen den Stadtea
für ihre Passive bestimmte Ersparungsfonds zu unterstfitzen sind, und
alle Quaiial von dem Vollzug und Foi-tgang dieser Anordnung Mir die
Aüzoitre 7m erstatten ist, indem Ich nach der Maass, als diese iuilln*
disohe Erzeugang aufkommen, geneigt wäi*e, die Einfflhmiig dieser
bricatorum aus fremden Ländern zu verbieten; welchen annoek hejm*
fügen, dasB Ich jene Bf agistratnalen, die meä in diefler Sache vor andttm
Afttzlich verwenden, besonders belohnen werde.
,Die gleiche Anordnung ist auch in den stärkeren Marktflecken aaf
den königl. Cameral-Gütern zu bewflrken, Attoh sind die Unteinehmer
dieser Fabriken mit einem GeldvorsohtusB zu nnterstitien. Weiters ist
in den gebürgigen Gegenden be9(Miders des Mannanaer Gomitats, ala in
den Stftdten Hust, Ssiget etc., daa n&mliche sa Taranhiwaa, nnd daaeltMiil
ein dea diesfUligan Fabrique-Weseaa kandigarCoDuneTeialjbeamtor aigenda
aniuBtelkn, aneb dem dangen GaBeraI*Obaiteamtaa lo badraten, daaa
wenn er dM dieaftlUge Ton Mir iMgende Absehan au Verbeaierang dea
Na]ininga*8tande8 dea dasigen Volks wohl anaftthren werde, darMibe einer
weitem Dienatbefftrdening sich ta etfreoen haben, und an dam Ende alle
Quartal Ober den Fortgang dea Fabrikanwetena den Bericht erstaftton solle.
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,Von Sölten der Bancodeputation aber ist die Voiiiebung dahin zo
machen, damit die obigen für Hangarn angetragenen Fabricate in dem
Bannat, und twai* hauptsächlich nach Theresionstadt jetzmalen einge-
leitet werden, zu welchem Ende die Unternebnier dieser Fabrikatnren in
dieser Stadt mit einem OeldTorsehoss za nnterrttttien sind, aadi Viertel-
jahn Aber den Yollnig und Fortgang dieser Anordnung die Anieige m
machen ist.
,ITnd da Icli beseUossen habe, dasi in dem Baanai eine Agrionltnr-
geseilschaft errichtet werden soUe, so ist die nMhige Vorsehnng dahin
sn treffen, damit dieses nfltiliche Institatom daselbat baldest einge-
ffthret» und damit noeh dieses Jahr der erste Anfimg gemaohet werde.
yBndlich bat die Sommer sowohl als Bancodeputation sn dnsmaliger
Besichtigung der siebenbfligischen and hnngarischen Mant-Tariffen sich
in Zeit ?on 14 Tagen deigestalt ge&st sn halten^ damit in einer unter
dem Fflrsten Starhemberg sn haltenden Commission dieses Geschalt in
seinen Hanptsitsen einsnuds besichtiget werde. Dabey aber hat ICir die
Kammer ihre Wohlmeinung sn erOfihen, ob sn BeguUrang der TarifTen
die Hnngarische und siebenbttrgiBche Kansleyen mit beysuxiehen seyn
wollen. ^Anch hat selbe dem Commercien-Bath die Ton demselben wegen
der siebenbOrgiscben Tariff erforderte Auskunft alsogleich absngeben.
Maria Theresia.*
Handschreiben an Grafen Bnd. Chotek, den 15. Juli 1769: ,Die
Anlag enthaltet die Nachricht Ton dem eisteren Anfang der Pflansung
der Baumwolle in der Bacser Herrschaft, und von dem an der snm Ver-
kauf eingeffthrt werdenden Baumwolle mit befindlichen Saamen. Nach-
deme die Pflanien einen guten Wachsthum in dem dasigen Grund ge-
winnen, so stehet nunmehr su erwarten: ob solche auch inr Zeitigung
gelangen oder, wie besorget wird, yon denen ftHhen IVosten Schaden
lejden werden. Maria Theresia.'
DER COMMUNISMUS
DER
MÄIlllISCHEN WlEDEKTÄUFEPi
IM 16. UND 17. JAHMüNDERT.
BEITRAGE
Zü
IHRER GESCHICHTE, LEHRE UND VEKFASSUNU.
TON
I
J. LOSERTH,
rK0F£8SüK D£K UKSCHICUTE AH DGK UNIVBKHITAT lü ÜUAZ.
Vorwort.
Unter den aiu dem Kachlasse des Holiratbes Dr. Josef
Ritter Beck stammenden Materialien snr €tesc1iiclite der
Wiedoiiäufcr in Oesterreich befand sich eine erhebliehe An-
zahl solcher, die f\lr die Geschichte der Wiedertäufer in Mähren
im 16. nnd 17. Jaluliandert viel Belaiigreiches boten und bis-
her weder Ton J. v. Beck in den yGescbicbtsbttehem der
Wiedertftufer' yerwerthet, noch anch TOn mir in meinen bis-
herigen Studien zur Geschichte der Wiedertäufer verarbeitet
worden waren. Sie bezogen sich zumeit?t auf die Beziehungen
der mährischen zu den Wiedertäufern in anderen Ländern,
dann anf ihre Stellang in Mtthren selbst Besonders reichhaltig
sind sie fllr das innere Leben der mihrischen Wiedertftofer,
ihr Lehrsystem nnd ihre commnnistischen Lebensformen. Nach
dieser Seite hin btaiui mir eine ausserordentlich reichhaltige
Menge von ActenstUcken, Sendbriefen, Lehrgebäuden, lland-
werksordnongen u. dgl. zu Gebote, auf deren Grundlage eine
gerechtere Wttrdiguiig der mährischen Wiedert&ufer mOglich
war, als man sie noch in Tielen neneren Btlchem findet Na*
mentlich konnte der comraunistische Gnmdzng, der die Huter<
sehe Gemeinde in Mähren von den übrigen Religioiisverwandten
schied, bis ins Einzelne dargelegt w^erden und fand Manches
von dem, was J. Beck in seinen Geschichtsbüchern nur an-
deutete, eine ausAlhrliehere Darstellung. Der erste Theil ent-
bslt die ftuBsere Geechichte der Wiedertäufer in Mähren; hier
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mussten des Verständoisses wegen einige Punkte berfihrt wer-
den, die ich mihum in meinem yAnabapti»mua in Tirol', sowie
auch in meiner Monographie ttber Balthasar Hnhmaier erOrtert
hatte. Doch konnten auch hier noch einselne wichtige Ergän*
Zungen gemacht werden. In den Beilagen theile ich ftinf Stücke
mit, von denen das ei-ste ein Beispiel abgibt, welcher Art die
Sendbriefe waren, welche die Apostel der Wiedertäufer an die
^Gemeinde' schickten, die übrigen den Kachweis liefern, dass
die QneOe, aus der zuerst die wiedertänferischen Elemente
nach Mähren einströmten, bis in die letzten Zeiten des Bestan-
des der mährischen rtonieinde nicht versiegte.
Indem ich meine iStudien zur Geschichte der VViedertllufer
in Oesterreich an dieser Stelle beende, will ich nicht unter«
lassen, der Familie des verstorbenen Holrathes Dr. Josef Ritter
V. Beck für den reichhalti<;(-ii mir zur Verfügung gestellten
6toü' auch diesmal meiueu Dank auszudrucken.
Gras, im September 1893.
J. Losertb»
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L Theil
Die Huter^&clie ^Citeiiieinsehaft^ iu Millireu von Ihrem
Entstehen hU zu Ihrer Vertreibung.
1. CapiteL
Hie BftrteiiuifeE «iter den T^iil||MlaalaiL in Xllirtn yom Snb-
meiar^i bit n Jekob Hnlir*! Tode.
Die Hinrichtang ihres Apostels Bahheaar Hubmaier war
fllr die ungeheure Menge der Taufgesinnteiiy die sieh in Nikols-
barg unter dem Schutze des llaiuses Liechtenstein zusammen-
gefunden hatte, zweifellos ein harter Schlag. Nicht weniger
bitter wurde die Vertol<^rung empfunden, die in Oesterreich und
Mähren eingeleitet wurde. Wer aus der Zahl und Art der von
der Regierung hiebet in Anwendung gebrachten Mittel aut^ die
Erfolge schliessen wollte, der mUaste meinen, dass sich fortan
weder in fiOhmen ond Mahren, noch in den Ostorreiehischen
Erblandem Wiedertäufer in grosserer Anaahl hatten behaupten
können.^ Und doch war dies nicht der Fall. Es war nicht
nur nieht gsJungen, der Secte Herr au werden, diese griff
vielmehr noch weiter um sich; nur war ihr Aufreten weniger
geräuselivoll und wurden ihre Erfolge weniger bemerkt, weil
Jie wachsende Tiirkctmoth die ganze Aufm» i l^samkeit der Be-
völkerung imd vor Allem der Landespolizci auf sich zog und
die Rüstungen gegen den Erbfeind des christlichen Namens das
Werk der Gegenreformation ins Stocken brachten. Darüber
▼erknr die Regierung aber das Ziel einer TOUigen Ausrottung
* Di(j fol^;eiidpti Auaführuugou knfipfen unmittelbar an (l;i.s letzte Capittj!
Difiiitt^s Buciu's i^S. IM;') ff.) .Dot t"i Haltlmsar Hubmaier und die Antnnge
der Wiedertäufer iu Mäbreu, Biuuu 1093' «u.
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der Taufgesinnten keinen Moment aus den Augen, umso-
wcniger, als sie wusste, dass die Hervorragendsten unter ihnen,
Männer wie Bader, Spitt« liiiuier, Jörg von Passau, Hans Hut
u. A., von der Ankunft der Türken eine Verbesserung ihrer
Lage erwart« tri I, und i:laiil)te, dass äie mit diesea in einem
landesverrätlici iac'ljen Bündnisse ständen.
Kaum waren daher die Türken von den Ringmauern
VVieui» zurückf^eschlagen, so fing das Werk der Ghiubens-
reinigung wieder an und forderte an vielen Orten }>lutige Opfer.
Nur in Mähren hielten die Stände ihre schutzende Hand über
den Wiedertittifeni. Von ihnen begünstigt, Hessen sie sich in
Znaini, Eibenscliütz. Brünn und anderen Orten nieder. ,Als
der Profoss/ erzähh-n die ( Jesehiehtsbüelier, ,vou seinem Naeh-
japen in < )«'^;terrcich aufhürtr, schickten die Herren von Nikols-
burg iioten auf die Berrrc und in die l)eitnh*chen Orte der
Wühler, dahin die 1* iTiiniucn gefloheu waren, und Hessen ihnen
sagen, dass jedermann v> ieder in sein Haus und seine Herberge
sieben soUe und sieh nicht fürchten möge.'
Damals ,kam einer gen Rossitz', das den Herren von
Pernsteiu gehörte. Es war Gabriel Ascherham, seines Zeichens
ein Kürschner, aus Schärding im Baierland, eine der origi-
nellsten Oestalten unter den Separatisten in Mähren. Seine
Ueberzeugungen und Lehren hatte er an dem Herde des
deutschen Separatismus, in Oberdeutschland und der Schweiz,
gewonnen * und dann in Glogau und Liegnitz, Schweidnitz und
Glatz ,ein Volk' gesammelt das sich in Bossitz niederliess. Hier
fanden sich auch Gcsinnimgfligenossen «ob Heesen, Schwaben
und der Pfalz ein. Rossitz wurde bald zu enge, und die Pfälzer
sogen unter der Führung Philipp Plener's, der nach der Art
seiner Gewandoi^ auch ,Blauärmel' oder nach seinem Hand-
werk , Weber' genannt wurde^ nach Aaspitz. Beide ,VOlker'
— Gabrieler nnd Philipper — ,standen in Lehre und Kin-
richtangen aof gleichem Boden." DaTOD, dase die Beiden, wie
* lf«n liest in schlesisohen GMcliiehtobSohem, so schon im Cod. 9004 dar
Wiener noll>iHliotliek, dass er erst in ßchle-ii n arif «pijif naeliTnAligen
Ueberzpug-ung-üu grekoninien. Eine vollständig gerechte WUrdi^ng^
Ascberiiaiu's ist durch den Umstand erschwert, dass jene Leute, die (Iber
ihn ai—gkm '— dto HwIn^miImii «■toe «oiynumhamlen Geg^ier
wann.
* Beek, GMchiclitobllcliMr 4«r Wi«d«rtiI«fBr, a M.
141
spÄtere ScluittateUer, PetrejuSj rkire uuti Mebhovius, melrleii,
die riottheit Christi geleugnet oder die Dreifaltigkeit gelästert
hätteu, k&nu keine Rede sein. Die jüngere GenoBseuscluifty
die sich später auf Huter'a l^amen sammelte, machte ihnen
sum Vorwiu^By dass sie der eommmriatiflcben Grundlehre Huter't
— der yGemeinsohaft' g^nttber lioh ktthl Terliietteii.
InKWHwheii war in KikoUbiiyg der «Ite Gegensatz awiBolieii
den Anhängern Hubniaiflr's nnd Hnfc'a^ über die Fragen
jvom Sehwert und Krieg, von der 8leaer imd Gememtehaft'
in verschärfter Weise zum Ausbruche gekommen. Hubmaier s
Platz wurde durch Hans Spittehunier ausgefüllt; nn Hut's Stelle
traten Jakob VV iedemann und Phili}j{> Jäger. I hatten eiuea
grossen Anhang and waren nicht gewillt, nachzugeben ^ daher
gebot Spittelmaier den Seinen, allen Verkehr mit ihnen absn*
brechen. Wiedemann's und Jäger'a Anhänger werden nach
ihrem Ghnindpriacip die ^Geaeinaehaftler' eder ^täbler'
genannt^ denn sie sagen, daas ein Christ mit gntem C^wissen
vnd nach dem Worte Ootles kein Sehwert, keine Walto and
keinen Krieg f^lhren dttrie. Ihre Gegner hiessen die ,Schwertler.'
Auf Seite dieser^ sUiad L*'(>n]iaid von Liechtenstein. Kr hatte
wiederholte Versuche gemaelit, d'w. feindlichen Brüder zu ver-
einigen; als dies nicht gLiiiiiii:, t rliielteu die Stäbler den üefehl,
seine Ghrttnde zu räumen und hin wegzuziehen.
Der vomehmlichste Grund der Trennung war die Streit-
frage ,ttber die Gemeinsohaft'. ,Die Führer der Auswanderer
breiteten Tor allem Volke einen Mantel ans, nnd hier brachte
jedermann mit willigem Qemttlh, ongeowongen nnd ungedmn-
gen, ZOT Unterhaltung der Dürftigen in Gemftsshett der Lehre
Christi sein Vermögen dar." Noch jetzt machte Leonhard von
Liechtenstein einen Versuch, die Abziehenden zur Uiakkehr
zu bewegen. Mit etlichen Reitern kam er bis Bogeuitz, wo
die Oemeinschaftler rasteten, herangesprengt und sprach sie
äi), wu sie denn hinaus woUen. Sie hätten wohl zu Nikolsburg
bleiben können. ,Ihr Gewissen nnd Herz,' erwiderten sie,
fbaben wider seinen Frädieaateii geaengt.' ,Sie bitten ea f(kt
* 8. hieraber meinen «BalthaMur Hubmaier* S. 129—136.
' Diese in Nikol^hui^ «nrfickbleibonden Wiprl*»rtKufer pfl<^pfte man sp.ntcr
^cbweii&er Briuler m aeoMA. Sie boaetzien einige Dtfrfer ia der üm-
^bfiii^ von Nikolabunj.
^ Cj«HcLicUUbacher, &. 76. in Nacbabmuiig der AjMMitel, Act Apodt» lY, 34.
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142
ungöttlicli erkannt, dasK er und sein Hrudcr dem Profossen mit
Gewalt widerstanden, da er docl» von der ()brigkeit geschickt
worden sei.* Sie zogen weiter. Liechtenstein l)ef,'leitetc sie bis
Unterwistemitz, ,ver8chaffte ihnen dort einen Trunk und hielt sie
mauthfrei'. Von Gross-Nembschitz bei Nusslau sandten sie vier
Männer nach Austerlitz, das den Biiidern Johann, Wenzel, Peter
und Ulrich von Kaunitz, Freunden der neuen Lehre, gehörte.
Ulrich von Kaunitz hatte schon 1511 ,den Pikarden^ in
Austeriite eioen Plate eingeräumt. * Die Boten baten um Auf-
nahme, ^lan möge ihnen gestatten, ürei nach ihrer Lehre sa
leben. Ihrem Gewissen seien nar Kriegseteaem und Aehnltches
zuwider. In das könnten sie nicht willige. Die Herren von
Kaottitz erklärten, sie aufennehmen, und wenn es ihrer Tausend
wären. Um ihnen die Reise zu erleichtem, sandten sie ihnen
drei Wagen entgegen mid räumten ihnen drei abgebrannte
Wohnstlltten ein, in denen sie die nächsten drei Wochen ver-
weilten. Auch die Bürger von Ansterlitz benahmen sich freundlich
und erwiesen den Fremdlingen manche Wohlthaten. Die Herren
von Kaunitz gaben ihnen schliesshoh die Erlaubniss, ,aaf dem
Hafenmarkt' ihre Häuser so hauen, schenkten ihnen das zum
Baue nittfaige Holz und erliessen ihnen die Robot auf sechs Jahre.
Austcriitz wurde nun der Hauptsitz der i'aafgesinnten in
Mähren. Von hier aus betrieben sie eine eifrige Propaganda: ,sind
die Brttder aas göttlicher ,,Anmuth" verursacht worden, in an>
dere Länder au schicken, vornehmlich in die Grafschaft Tirols '
Aber auch in Austerlita wurde der Friede bald duix;b
neue Zwistigkeiten gestOrt; schon nach drei Jahren wandte
eine gritasere Ansahl von Tan^esinntm den Ansterlitzem den
Bttcken und beschuldigte sie, nicht nach der Lehre Christi su
wandeln* ,Sie haben,' ersfthlt Sebaslaaa Ffank, ,au Ansteriits
Oeconomicos, Schaflher, und alle ein Kuchmftckel, daraus
man einem Jeden soll geben, was ihm Koth ist Ob es aber
geschehe und recht ausgetheilt wird, frag ieh sie nmb.* Sie
^ ChTtU, Dm fBnflieli KaiiiiM«*ae]ie C«atni1«vi:liif m JarmwMi tn MUiimi
im V. Bande der Schrift«ii der hisi-Btat Beetion sn Biflon, 8. 96.
' Geschichtsbüclier, S. 76.
' Die Antwort findr't sieh in rlpr Epistel Rpiiblin's an seinen FtpimuI Pil-
gram Mar|Hick vom 2G. .läuiier lüäl. Corneliiui, Ut»8chicht« (ie«t MüiiHteri-
scheu Aufruhrs, II, 8. 257: ,Si hoat das anBeken der per«on geiialtou, den
veiebeii veigant aigne hloelelu . . .*
143
thun die andern Brttder in Bann, und ist des Bannens in ihrer
Gemeindu viel — und ist schier eine solche Freiheit bei ihnen
zu glaub<^Ti als im Papbtthum. Wer nit zu allen Dingen Ja
sagt, dem bat Gott die Ohren verntopft, und will er nit um-
kehren, 80 seh Hessen sie ihn aus/
Die Anfänge des Anaba})tisniii8 in Mähren waren somit
wenig TerheiBBangsvoU. Wohl hatten sich aus yerscliiedenen
HimmelastriGhen Wortführer der neuen Richtung eingefunden,
und noch immer dauerte der Zug der fremden Leute in das ge-
lobte Land der Gewissensfreiheit fort: aber kaum hatten sich die
eingewanderten Schaaren an einem Orte niedergelassen, so be-
pann der ( iiaubcusstreit unter ihnen, und der (ieist der Ver-
neinung machte sich hier noeh in höherem Orade geltend als
in der alten Heimat: bald standen Nikulsburger und Auster-
litser, später Kossitser und Anspitzer, Anspitzer dieser und
jener Riehtung gegeneinander. Der Genosse von gestern Yor*
ackmihte es, mit dem yBmder' an einem Tische zu sitaen und
iu einem Hause zu beten.
Li diese rerfahrenen Zustände brachte die krtlfUge Hand
des Tirolers Jakob Huter Ordnung. Ihm gdang es, feste und
dauerhafte Formen fiir die Wirksamkeit der Taufgesinnten in
Mähren zu finden und die getrennten Brüder zu vereinen. '
Wer den Tirolern d( n Weg naeh Mflhren gewiesen, ist nicht
überliefert. Die Kunde von den grossen Freiheiten dieses
Lsndes wird wie nach Steiermark so auch in die Berge Tirols
gedrungen sein und weckte da ein kräftiges Echo. Die Tiroler
Qeuossen sandten ihre Diener Jakob Huter und Sigmund
Schützinger im Herbste 1529 nach Austerlitz und vereinigten
«ich mit der ,Gemain der Heiligend Huter kehrte hierauf nach
Tirol zuriVck, sandte von da ,ein Völklein nach dem andern^
nach ilklircn und stellte sie unter die Obhut Jörg Zaunried's.
,Kntten weise' \: ii-sten die Taufgesinnten ,de8 Oberlandes*
in (las Land ihrer JSeiinsucht zu entkommen. Und doch waren
die Verhältnisse daselbst recht unerquicklicher Art Die wieder-
täuferischen Elemente in Austerlitz waren zu venohiedenartig,
* lieber die AnfHnpo Hut<'r's siehe meinen Anfsat^ I^wr AiiHKaptismus in
Tirol','» Archiv Pir r^^fm-r. f»psch., 78, S n'" ff Im mtihlick jiuf die au8-
f^lhrliche Kr7jihltul)^ daselbst ist dio lolgendo DiusUlhmp: knapper ge-
tuilt» )) uuii nur die Verhäliaisse der luäbrischeu Gemeinde selbst etwas
«luguhuuUer beiiaudell.
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144
als dass es an ht zu schweren Reibungen und Kämpfen ge-
kommen wäre. Ihre Zusammenkünfte hatten sie des Sommers
im Freien gehalten. Jetzt bei der strengen Wintti kälte fanden
sie keinen Platz, geräumig genug, Alle zu fassen. Darum wurde
das ,Vo!k' an drei Orten gesammelt und jeder Abiheilung ein
Diener beigestellt. Diese Tlieilung erwies sich als schädlich;
die Lehre war eine ungleiche: der Eine brachte dies, der
Andere jenes vor. Die Einen nn intcn, man dürfe sich den
bürgerlichen Pfliehten und Eiden nicht entziehen, denn auch
Christus sei zu Kapharnaum Büi^er gewesen und iiabe als
solcher seine Schuldigkeit gethan: Andere, unter ihnen der
Diener des Wortes Jakob Wiedemann, quälten die Schwestern
mit seltsamen Fragen, und einzelne Genossen wurden in li^ssen
und Trinken vor den üebrigcTi 1>evorzugt.
Fiiim r der Unzufriedenen wurde Wilhelm Reubliu. Die
Vorwürfe, die er in seinem Briefe an Pilgram Marpeck gegen
die Austerlitzer Lehrer erhebt, finden wir 70 Jahre später in
den Schriften des Gegners der Wiedertäufer, Christoph Andreas
Fischer, Pfarrers von Feldsberg, wieder. * Die heftigsten Vor-
würfe bezogen sich darauf, dass die iQemeinBohaft' nicht in
der rechten Weise gehalten werde.
ReubUn und seine Anhänger, Tiroler, Schwaben und Rhein-
länder, schlugen den Staub von ihren Fttsaen und wanderten
ReubUn an Marpeck, Cornelius, 1. c.
257: Item im essen habent die
gmaineu bruod&r ain crboisz und
kraut vor guet genomeu, aber die
eltitton «od in weiber Attisch,
ynltHmB, flieh, TOgl und gtttttan
Die iungfrauen gegen den kna-
ben ontt ins hanei» wiMen ver^
mlehlet and in die ee ▼erbonden
nil vil Bwang nnd dnng an gotec
befelch . . .
die innpen kindlen on milch
herter Hjteia verderbt, deren auch
mer daun xz anagtdort nnd Tttr*
dori»ttn dnt; fs mMht ain«a stain
•rbannen.
Georg Scherer in seiner PoaÜll
(in Fe««to Trinit.) citirt von Fischer,
Autwort auf die Widerlegung 13. III.:
Ihr Vorsteher werden samt ihren
weibern httnlich tnotieni mit ge-
•ottettttm nnd gebiBtenam, nül Fi-
schen nnd Wildpret, mit edlem und
ktistlichem GetrxTik • nuf dio aadetn
gehört Rnben nnd Kraut . . .
. . . warumb ir swai wider iren
willen tiuanMnknllpft und benamt
inen «Im> ite fteiheil^ die da von
nMen kt . . . (Antwort F. IL)
In Fisoher'« Zeiten wurden die
Kinder erst mit rwei Jahren von
den Mattem genommen (F, Q), aber
die Kiefen ttber eefaleolitB Xindei»
tndit ventnmmten noeh immer idcbi
4
145
am 8. Jfiimer 1531 Ton den falschen Brüdern zu Austerlitz
■weg und greg^n Auspitz, wo ihnen die Aebtissin des Königs-
klosterb in iiiuiiii als (jrrundlierrm von Auspitz umi .Suui owitz
Wülmsitze einräumte, liier fanden sie sieli .wie auf einer rei-
chen küstlichen iiisel im Meere, wo Wein, Koni, Fisch, Fleissch
und sonstige Nahrung reichlicher vorhanden ist als anderswo
im deutschen Land^
Die Aniknge der Taufgeirinnten in Auspitz und Steurowita
waren ireilich aohwierig genug, ^denn die Leute waren der
Arbeiten des Landes und der Weingärten nit berichtet'. Schlim-
mer war eBf da« die neue Gemeinde auch hier nicht die ge-
wünschte Einigkeit fand. Gerade das, was RenbHn den Auster*
litzera zum Vorwurfe maehte, der ,Eigeiuiulz\, ward an ihm
selbst entdeckt und wurde die Ursache seines Sturzes. ^
Die Auöterlitzer und Anspitzer hatten mittlerweile einen
Schiedsspruch von Unter erbeten. Dieser erschien und ent>
schied zu Gunsten der Auspitzer. Die Leitung der neuen Ge-
meinde erhielt Zaunried, und als sich auch dieser unfähig er^
wies, Sigmund Schtttsinger, wie Huler selbst, der abermals
Usch Milliren gekommen war, ein Tteler. * Die Einigkeit awi-
sehen den einzelnen Haushaben wurde zwar hcrgesteUt, aber
flie war doch mehr eine ftusserliehe.
Eine straffere Ordnung wurde erst durch Jakob Hüter
begründet, der iui Sommer des Jahres 1553 vor der bluugen
Verfolgung in Tirol nach Mähren entwich. ,l>ie Tyrannei hatte/
nach dem Ausspruche der im Juh d. J. im Guti dauner Bezirke
zahlreich versammelten Brüder^ ^einen so hohen Grad erreicht,
dass ftkr die Heiligen keines Bleibens mehr war/ Sie Alle be-
schlossen, nach Mähren zu ziehen, und Huter wurde abgesandt,
um seinen Gteainnungsgenossen ,die Wege zu bereiten^. Am
12. August erschien er, von wenigen Freunden begleitet, in
Aiispitz und wurde Ton der Gemeinde freudig empfangen. Die
Freude dauerte nicht huii:^ : Keiner von den Führern der drei
* Ueber die ^spStorcn Schk-k.sale Keublin's (KoiVtlin'.s) s. Bosscrt, DIp THufer-
bewegung in der Uer»chaft Hobeabeig. Blätter f. wttrtteuib. Kircbeu*
^wh. IV, 73.
* Es g.il) rmn drei Hanshaben: zwei in Auspitz, die Tiroler und i'Uiiipper,
und da« zn KutMit^i unter Giibriel; jene zäblten no 2000, dieses an 1200
F^noneiL Die EtmelnlMiteo über ZeniirflrftiHwe Mi» in meinem
tAnabeptimiu In Tirol*, S. 498 n. ff. nnd in den ,Geicliichtsbachera der
Wiedefünfoi', 8.
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146
Gemeinden wollte zu Gunsten Huter's seiner Stelle entsagen,
und diesem selbst ,war es nicht pregeben, des Wortes Gottes
k'dig zu pehen'. * Bei den fortwährenden Streitigkeiten tliat
aber eine kräftige, üielbewusste Leitung dringend Noth. Zur
Durchfuhrung der ,Lehre' hatten die bisherigen Führer sich
untaii^'lich erwiesen. ^^enügte nicht, mit dem ,eiuaugeten^
Jakob zu sugca, ,ali' unser Heil steht iui Wasser'. ,In der
Lehre von der Obrigkeit schwankten sif liin und her/ und
alle hit nj^en noch an dem ,Ei^cn*, um dessentwillen zuerst Ja-
kob, dann Keublin von ilirem Amte entfernt worden waren.
Aucli Schlitzinger verlor es ^wic ein zweiter Ananias' au6
demaelben Grunde. Sie hatten ,von der wahren (jemeiusehaft^
nicht den rechten Begriff. Wahrend sie Alle insgeheim (ield
aufspeicherten, brachte Tluter aus der Heimat .eine Gab' im
Zeitlichen mit, ein Uplei fh-r Siissigkeit, ja ein klein wenig
Zehrung, damit sie ihre Schuld an die Nonn' ica Brünn und
die Anspitzer abzahlen konnten'.
Mehr noch als die Wahl dureli das Loos im biblischen
Sinne ^raU ilim aber die innere Krweekung: ,l)er heil. Geist
hat ihn zur Leitung berufen; davon kann er niclit abgeiieu.'
»Seine Pflicht sei es, die l)inge zu bessern.' Unter unerquick-
lieiien Kiiini)fen-' erlnelt er die Leitung der nunmehr uaeh ihm
genannten Gemeinde. Kr hat ,(lie wahre (Gemeinschaft dureli
die Hilfe und Gnade (lottes in eine ziemliebe Ordnung ge-
bracht, daher man uns nueb iieut' die Huter'seben nennt'."'
Huter nuielite den Versueb, die l*hibp]»er und Gabrieler *
von ihren Kübrern zu trennen, nber er hatte darin keinen Er-
folg; selbst von den Tiroler Brüdern ging ein Tlieil, der von
Schützinger nicht lassen wollte, verloren. Dafür erhielt Huter
reichlichen Zuzug aus Tirol und anderen Ländern. Infolge
der Berichte, die er aus der ,heiUgen' Gemeinde in Auspitz ins
,Oberland' schickte, kam es zu einer fortgesetzten Wanderung
der Tiroler Genossen nach Mähren. * Noch im Jahre 1Ö33
wurde in dem eine halbe Meile von Auspitz entfernten Schäcko-
witz ein neues Haushaben gegründet. Selbst Leute aus dem
tirolischen Adel, wie Sigmund von Wolkenstein, pilgerten nach
1 Der Aimbaptiimiu in Tirol, l. c, C^p. 7: Die Hutemcben in MAhren.
> Ebenda» 8. 5S8.
■ GMchichttbacher, S. US.
* Ueber Zuidg l«r ans Kmam riehe meinen JaiMh^f/Hmw in Tito]*, 8. 6S1.
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147
Auspitz. Zu Anfang 1534 war die Bewegung unter den Tiroler
Taufgesinnten eine allgemeine. Aber schon war die Regierung
daran, .den Fremden' aucli die Aufenthaltung in Mnlirm .ah-
znstnckcn'. Der Schlag, zu dem sie ausholte, war von langer
Hand her vorbereitet und in der Hauptsache eise Folge jener
£reignissey die sich eben in Münster abgespielt hatten. Von
iJlen Seiten worden nun Mandate, schärfer als alle Torher-
gehenden^ erkussen, und was noch schlimmer war: die alten
Vorwürfe gegen das Tanfertbnm, als sei es auf einen ydUigen
Umstuns nicht blos der kirchlichen, sondern auch der 8taat>
liehen und gesellschaftlichen Ordnung abgesehen, gewannen
nunmehr einige iierechtigung. Schon längst hatte man auf die
Betheiligtmg Hubmaier's an den Wirren des Bauernkrieges liin-
gewieaen; die Aeusserungen der Wiedertilnter in Mähren und
Tirol: Wir haben mit denen von Münster nichts gemein, wir
kennen sie nicht — wurden als Lug und Trug hingestellt
Triumphirend wiesen die Beh((rden darauf hin, dass sich ihre
Annahme^ die Wiedertäufer würden, wenn sie nur erst in einer
Stadt oder einem Lande das Heft in die Hände bekämen, das
von ihnen verabschente Schwert sum Schrecken aller Anderen
gebrauchen^ durch den Erfolg bewährt habe. Nun wurden
auch solche Körperschaften zu einem scharfen Vurgehen Avider
sie bewogen, die, wie die Stünde Milhrens, vordem von einem
solchen nichts !i:itt*'n wissen wollen. Ks wurde darauf hnige-
wiesen, dass das ,Fundanient der Rädelsführer dieser Secte die
Zerstörung und Vertilgung aller Obrigkeit und Ehrbarkeit sei'.
Dem Wunsche des Königs entsprechend, beschloss der
Landtag, der in der Woche des ersten Fastensonntags in Znaim
zusammentrat, dass ,die Wiedertäufer hinf^ nicht mehr im
Lande geduldet, sondern aufgetrieben werden sollten'.^ Die
kttrseste Frist Ulr den Abetig ward ihnen zugemessen: ,Zu
Georgi täüllten sie das Land räumen und ihr Brot anderwärts
vtr/.eliren/ Eine Klageschrift, die sie den Landesherren über-
reichten, Imttf^ cbensowoniL'" Erfolg wie die Epistel, die Jakob
Huter dem Laudeshauptmann von Mäliren übergab:- die Aus-
weisung wurde ohne Zögern durchgeführt, und nun strömten,
allen Qegenmassregeln zu Trotz, die Wiedertäufer ,haufenwei8e'
* Das Nähere hiehe iu lueiuetii ,AuHl>apU8mua iu Tirol', 1. c, S. 544 ff.
' Sie hat bei Ranke, SftmmU. Weriie, III, 869 weder die richtige chrotio-
logifldie Stellung, noeh die entsprechende Wflfdiguiig gefunden.
10»
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148
in die Länder zurück, aus denop sie gekommen ^Naren. iu
Niederösterreieli, Bohtuen, Ober^Ssterreich, Passau und in an-
deren Geg'ondi'n wurden sie einzeln oder gruppenweise aufge-
fangen, zum Widerruf gezwungen oder eingekerkert und hin-
gerichtet. Von grossem Interesse sind die Angaben jener Wieder-
tÄufcr, die im Sommer löBö im Gebiete des Kisthums Passau
gefangen genommen wurden; ^ es waren zumeist Schwaben.
Alle wiesen den Anwurf, dass sie mit denen von ]\IUnster Ge-
meinseiiaft halten oder Beziehungen zu den Türken haben, mit
Entrüstung von sich: ,Mit denen von Münster haben wir keine
Gemeinschaft; denn man sagt, dass di(!se fast kriegen. Wo sie
solches thuen, seien sie ihre Brüder nit.'' ,Ihr Fürhaben sei nie-
mals gewesen, der Obrigkeit Wideretand zu leisten, denn wer
mit dem Schwerte richtet, wird selbst damit gerichtet werden.*
fihr Anschlag sei nichts Anderes, als nach dem Worte Gottes
zu leben.' Einer von den Gefangenen schätzt die Zahl der
mährischen Wiedertäufer auf 3000—4000. Die meisten bleiben
auf ihrem Glauben bestehen: ^ne wissen, dass sie auf dem
rechten Wege seien*.
£«inem Häuflein der Aaswandernden — es gehörte den
Schweizer Brüdern zu — erstand in der Person ihres ehe-
maligen Qrundhemi Heinrich von Lomnitz zu Jamuitz ein
Fürsprecher und Retter. ^ Solche Fälle ereigneten sich freilich
selten genug. Oft wurden nicht einmal jene Wiedertäufer, die
^abstanden', begnadigt So sandten die bairischen Herzoge
einige Schreiben an den Administrator von Passau, in denen
erAviihnt wird, man gedenke auch Ton den ,abgestandenen*
Wiedertäufern einige dem Schergen anm Bicbten su Übergeben:
,Eb sei des Beispiels wegen.'
Die Ausweisung aus Mähren traf alle Schattirungen der
daselbst vorhandenen Taufgesinnten: die Schwertler in Nikols-
burg so gut wie die Stäbler in Austerlita, die Gemeinden des
Philipp und Jakob Huter in Auspitz ebenso wie jene des Ga-
briel in Rossitz, und wo sie sonst in Gruppen oder vereinzelt
im Lande wohnten. Die schweren Zeiten, die Uber sie Alle
hereingebrochen waren, milderten ihren harten Sinn den Tauf-
gesinnten anderer Richtung gegentlber. Von den Austeriitsem
' Maudien, BeieluareluT, Psmoer Acten.
* OMchichtobUcher, & 152.
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149
sog ein Theil in die Sloyakei, ein anderer bis nach Erasnikow
in Podolien. An diese ^Fremdlinge nnd Filgrime au Krasnikow
in Polen' schrieb der Tiroler Ulrich Stadler seine Sendbriefe.'
Die FhOipper sogen sameist in ihre Heimat aurttck, und die
Qabrieler sogen nach Schlesien, wo sie in Randen und Wohlau
Aufnahme fanden, oder nach Polen und Preussen.
Von den aus Mähren flüchtigen Wiedertäufern hatte sich
eine erhebfiehe Ansahl in die tirolische Heimat gerettet. Unter
ihnen befand sich Huter selbst Hier hoffite er allen Verfolgun-
gen zum Trotze sich behaupten zu können. ^Wir haben/
schreibt er bald nach seiner g^tlcklichen Ankunft, ,fast viel zu
arbeiten, und es wär^ von Notiien, dass unser mehr Diener
wären und taugliche Brllder.' In Mähren hatte ihn die Ge-
meäide in smnem eigenen Interesse nicht mehr geduldet Die
masslose Sprache, die er dem Landesherrn gegenüber in seiner
Eingabe an die mährischen Herren geftthrt hatte, hatte zur
Folge, dass sich die Verfolgung vomehmlich auf ihn bezog.
Bald sollten seine Brttder er&hren, dass ihr Oberhaupt auch
im Oberlande nicht sicherer weile als in Mähren. Die Nach-
richten von seiner Gefangennahme, seinem Processe und seinem
Ende folgten einander auf dem Fusse. Bein Nachfolger im
bischöflichen Amte, Hans Amon, schreibt ,von der grossen
Lehr', die Huter durch seinen Tod gcthan habe: Gott sei mit
ihm gewesen*. Es fragte sich nun, ob die Hnterischen in
Mähren sich auch ohne ihr thatkräftiges Oberhaupt zu halten
vermöchten.
2. Capitel
Fortschritte des Aiiabaptismiis in Mahren Jiach dem Tode Juknb
Hnter's. Per Kampf gegen die .Gemeinschaft' und die sweite
grosse Verfbigung in Mährea.
In schwerster Zeit hatte Hans Amon — der Tuchmarhfr,
wie er in tirolischen Schriftstücken meistents g^onannr %Miä —
die Leitung der Huter'schen ,Gemein8chaft' in Mähren über-
nommen. Von den Vertriebenen kehrte mancher zurilck, als
* Stadler «mehtete Ar aeinfl Anhlafsr «in Hai» ra Bniiehowifat in llikmi
und vereinigte sich 1637 mit den HuteriBchen, worauf -i ihrrii Wohn-
nti wieder in Anaterlite anftchlngen. & J. v. Beck, Gesckicbtobacher,
8. ^7.
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160
die Vcrfolgunfr etwas nachlicss. Kein Geringerer als der Landes»
hauptnumn selbst und einige Landesherren Hessen sich ver-
nehmen, es sei nicht gerathcn, die armen Leute zur Vensweif-
lung au briogen, nicht recht und \n\\\'^. sie aus ihrem Besitz,
von Haus und Hof, die sie um ihr Geld gekauft; zu vertreiben.
Vn.n s( liiidige die Grundherren, denen sie tüchtige Arbeiter
stellen, und das Land, dem sie Tribut und Steuern zahlen,
ohne dass sie hiefUr etwas Anderes begehren, als dass man sie
bei ihrer Arbeit und ihren religiösen Gebräuchen lasse. * Noch
im Jahre 1Ö3() waren sie unter diesen Verhältnissen im Stande,
ein neues Haushaben in Bntschowitz, in der Nähe von
Austerltte, zu errichten. Aus einem Briefe Hans Amon's an die
Gefangenen in Mödling ersieht man, dass sie damals noch Tier
andere Haashaben besassen. * Im folgenden Jahre wurde
Austerlitz wieder besetzt, dann Popitz in der Kähe von
Auspitz und Steinabrunn an der mährischen Grenze in Oester-
reich. * Ja 66 gelang Amon, die Vereinigong mit den bisher
getrennten Austerlitzer Brttdem zu bewerkstelligen: Amon
kehrte nicht wie Huter stets die schroffe Seite hervor. ,Ubich
(Stadler),'^ schreibt er an die Gefangenen in Modling, ,ist jetzt
nicht da, aber ich erwarte seine Ankunft Mit den Abgefalle-
nen habe ich bisher nicht handeln mögen. Ich hoffe in memem
Herzen, sie werden aufgenommen. Der Herr möge es schicken
nach seinem göttlichen Willen und gebe uns, dass wir handeb,
urtheüen und richten in seinem Hause, wie es ihm wohlgefilllig
ist^ Unsere Einigkeit hat schon Etliche angeeifert, nach uns
zu fragen.' Zu dem Stillstände, der seit 1537 in der Verfolgong
eintrat, trog der Umstand, dass die Regierung durch den Tür-
kenkrieg viel zu sehr in Anspruch genommen war, als dass
sie diesen Dingen ihr Augenmerk hätte zuwenden können
wesentlich bei. Die Hoffnung, dass der Tttrkenkrieg ihre Lage
ändern könnte, gaben die Taufgesinnten nicht auf. In diesem
Sinne wu-d den Gefangenen in Mödling gemeldet: ,Wir haben
die Hoffnung, dass Gott Euch uns doch einnud wieder schenken
werde. Die Gottlosen schreien wohl und ftLrchten sich fast vor
' Vgl. auch MeshoviuH, lib. IV, 86.
* Geschichtsbücher, 8. 181.
* Ebenda, S. 133.
* lieber Ulrich Stadler sielie lueiueii ,Aiiabapti«mus in Tirol', Archiv fUr
Stterr. Gesch., 79, 8. 52.
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151
dem Tfliken: Sie werden, weDH er nahe iatj Busse thun wollen;
aber noch sind sie Tentockt wie Pharao. Unser Qott kommt,
uns Bu rftchen ob des Unschuld^ vergossehen Blutes. Komm'
0 Herr, erlöse d«n Volk/ Die Verhältnisse lagen nun doch
schon so, dasB sie 1538 Häuser in Pulgram nnd Pausram
aufinchteten und in Aosterlits ,ein Hans auf grünem Wasen
erbauten'.^ Zu Allerheiligen wurden schon wieder fünf Brüder
SU Dienern der Nothdurft erwäUt nnd au Schäckwita' der
Gemeinde vorgestellt Es fehlte freilich noch viel, dass sie sich
Ttflfa'ger Ruhe hätten erfreuen dttrfisn. An einseinen Orten kam
es au blutig Scenen: Am 17. April wurden in Olmttts drei
Brüder Terbrannt, ,ein Klempfner, ein Meiser und ein ausge-
laufener MOnch^*
Die im Jahre 1589 in Ungarn herrschende Waffenruhe
brachte die Frage der Austreibung der Wiedertäufer aus
Mähren wieder auf die Bahn. Die Regierung stellte, am Bar*
tholomäi-Landtage au Brünn an die Stände die Forderung, die
Taufgesinnten anssuweisen. Die Stände waren indess keineswegs
gesonnen, der Forderung der Regierung nachaukommen, sie
erhoben vielmehr so lebhafte Beschwerden, dass Dub&msky,
der lauteste von ihnen und ein Sectirer, mit seinem Anhänger
Wogkowsky auf MilhostitB nach Prag vor das Hofgerieht ge-
laden und dort eingekerkert wurden.* Die Stände erklärten ein
derartiges Verfahren, welches mährische E^elleute ihrem ordent-
lichen Gerichte — dem Landrechte — entziehe und ihr Leben
nnd Eigenthum einer Versammlang ausländischer und ab-
hängiger Richter unterwerfe, als Landfriedensbruch. Dubdansky
wurde auf die Bedingung hin entlassen, dass er auswandere
oder sich der Verbreitung von Irrlehren enthalte. Aber auch
> Geaehiehtobaeher, & 185.
• Hier befandun »ich 500 Brttder nml Sthw csUi n . uutor diesen auch
A^nos von Waltenhofen, aus vornehmer Tiroler Familie. S. .T^er Anabap-
tbmuB in Tirol*, Archiv fflr tist^rr. Op«rh., 79, 8. öl. Die \'i>r>.t('ht_'r der
Wiedertäufer ia Mähren waren damals nach den Tiroler Acten: Kaua
Tuchmacher, Lienhart Sailer, Hans Gentnw juis dem Schwabenlaiidf
Chriilopli GtoUl, Peter tob Gmonden »und •anefc ein SeUecidger'. Die
Zahl der mibfieohen WiederOofer wird von Tiroler BrOdero auf lOOO
— ebne Weiber und Kinder — bcreefanet»
» Diidfk. Geschicliteiiuollen, I, 8. 9.
* Chiumecky, Karl v. ^erotin^ ä. 71.
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I
152
darauf gingen die StÄndo nicht ein. ,In der Wahrheil/ schrt iben
sie, ,al!' unser rTedjk liti)ifc.& kann es nicht hejrreifen, dass i*'nial>
zuvor ein Küuig hier zu Lande auf irgend einen Einwohner
des Glaubens wegen mit etlichen Bestrickungen oder Oefitag-
nissen gegriffen oder ihn gepeinigt hätte.^ Vor mehr als hand«rt
Jahren sei m Böhmen und Mähren zweierlei Glaube maSBT-
standen, viele Priester habe es da g^ben, die dem Glaobeo
der Römer ,wider8tftndig' gewesen, sodann Pickarden oder
Bunzlaner, Wlanstennser (sie), Nicolaiten u. s. w.,^ und wie-
wohl Gemlith und Sinn aller dieser Leute wider die römisehc
Kirche ji^rwoscu, habe S. kais. Majestät keinen Inwohner und
,LandtVit'dencr^ mit Bestrickung oder Geftingniss iingogritf«M>. m>
viele Verbote auch ausgegangen seien, dass der Glaub unter
zweierlei Gestalt nicht gepredigt und die Versammlungen der
Pikarden oder Brüder abgestellt w(Mdon sollen. ,Ohne Zweifel
haben die Vor&hren Sr. Majestät erkannt, dass die Leut* nicht
mit Gewalt zum Glauben genöthigt werden können, die weil der
Glauben nichts Anderes ist denn die Qabe Gottes tmd von
niemandem Andern denn aUein von Gk>tt gegeben werden
kann, und dass es sich Ihrer Majestät nicht geziemen will,
wider die Freiheiten und unseru Landfrieden mit Bestrick ung
und (jel'iiiiprniss .Icinanden anzugreifen. So wurden auih unter
Kaiser Sigismund ilus nnd lliernnymn^ mit keinem (Jefäno;-mss
angegriffen, sondern vor dem GonciHum gehört und dort ge-
richtet/ ,Aueh jetzund im Reich Sr. kais. Majestät^ wo aus
allen Ständen viele von der römischen Kirche abgetrelen sind,
wider diese öffentlich gepredigt wird nnd sahhreicbe Schrif-
ten ausgehen, wird Niemand des Glaubens w^n ge&ngea.^
Demnach bäten die Stände, dass Niemand von dem, was er
zur Seligkeit seiner Seele für nothwendig halte, abgedrängt
werden solle.
Am DreikönigstÄge 1540 fanden sich die Staude Mährens
in Olmütz zum Landtage ein. Von hier aus sandten sie dem
Könige eine Botschaft nach Böhmen, die auf mehrtache Be-
schwerden der Krone Bescheid zu geben hatte.' Der König
* An» einer frl<*it'h7,citi{ren Abschrift IV, II. 3 im Archiv des Ministeriums
Inneni. Uobersetzt nun den böbmiacb^n Pwiuitkenbttcbenu Ammg
iu der v. Beck'seheu Sntiiiiiluiip.
' Archiv des Ministeriums des Innern iV, JhL 3 und mähiisdhes L*«ndM-
archiv.
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153
hatte mitt r xVnderm Klage «jeflUirt. dnps si( h «lie WiVrlnrtäufer
neupftens wieder in «grösserer IMcii^c in imd um Nikolshurp:
aufhalten, wogegen (iie Kegierung schon auf dem Znaiiner
Landtage Stellung genommen habe. Dalier habe Sc. Majestät
auch anzeigen lassen, dass er im Hinblicke auf diesen Land*
tagsbeschluBB die Wiedertäufer im Lande nicht su dulden ge-
denke. Die Stftnde erwiderten, sie ftnden nichts daas der
Beachluaa in solcher Weise gelautet habe; es sei ihnen in
fnscliem Angedenken, dass Ihre Majestftt auf dem Znaiiner
l^ndta^^e nur verlangt liabc, dass jene Stände, die Wieder-
taiil'or auf ilircn Besitzungen beherbergen, sie hinwcgliiucn;
fiaa geschehen. Sie hätten kein Wissen, dass solche Secten
jetzt noch im Lande vorhanden seien. Sollten sie in Zukunft
betreten werden, so sei ihnen zu befehlen, zu gelegener Zeit
aus dem Lande zu ziehen. ^Väs aber die betreffe, die auf
ihrem eigenen Boden und besonderen GrUnden sitaen oder
Herren dienen, auch sonst alle Unterthänigkeit leisten und sich
gegen ihre Herren gehorsam erweisen: wenn ,wir diese Leute
▼on unseren Grttnden verweisen wttrden, so möchte hieraus
nichts Anderes denn Aufruhr erfolgen. Unsere Gründe würden
öde und wüst Hegen und Se. Majestiit im Kriege gegen die
iiuken vielfach gehindert sein. Deshalb mr»ge Se. Majestät uns
sammt unseren Unterthanen bei unseren Privilegien und Frei-
heiten verbleiben lassen und auf die Personen des Markgraf-
thumes Mfthren nicht greifen^
Die Htttnde stimmten demnach nur dann in die Aus-
Weisung der Wiedertttufer, wenn sie auf ihren communistischen
Lehensformen, der ,Gemeinschaft' behanrten, weil man immer
noch mit Schrecken des Von den MUnster'schen gegebenen
Beispieles gedachte. Wo sie Sondereigenthum erworben hatten,
was ja bei den Wiedertil ufern mit Ausnahme der Iluterschen
der Fall war, oder wo sie in ein Dienstverhältniss zu dem Adel
des Landes getreten waren, dort sollten sie geduldet Averden.
Ja einige Grundherren gingen noch viel weiter: Jaroslav von
Perostein empfahl dem Könige eine allgemdne Toleranz. Dar-
anf ging dieser aber nicht ein. Wegen utraquistischer Lehr-
mebmigen, erwiderte er, habe in der Bdlarkgrafschaft Niemand
Anfechtungen su erdtüden. Solche Secten seien aber, als irrig,
in keiner Weise zu dulden. Es filnden sich Leute in Mähren,
die weder von Gott, noch von den Sacramenten etwas wttssten
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154
und, den Thiercn gleich, nicht einmal an die Auferstehung
glaubten. ^ ( Mer soll man auch dio dulden, von denen nicht
einmal Luther und Zwingli etwas wissen wollen?
Auf die Bitten der Stünde antwortete der König am
30. Jannor 1540: Was sie darüber gesagt, dass sie von keinem
Landtagsbest'hlnss und keiner Bewilligung wissen, nach der
die Wiedertäufer im Lande nicht geduldet werden sollen, be-
fremde ihn in hohem Masse, zumal sie flbor solche ungläubige,
unsinnige und aufrührerische Leute dio Hand halten — über
Leute, die aller löblichen und christlichen C>rdnung wider-
■treben und jeder Hoheit und ObrigkLlt feind seien. Se. Ma-
jestät erinnere daran, dass sie auf dem Znaimer Landtag zu-
gesagt haben, dass die WiedertiUifer im Lande filrderhin nicht
2tt dulden seien. Sie mögen sich auch erinnern, dass 8e. Ma-
jestät mehrere Schreiben und Mandate dieses Inhalts nicht
aUein auf den Landtagen, sondern auch an den Landeshaup^
mann habe ausgehen lassen; wenn man aber jetst ,theUe', als
sollten die Wiedertäufer, so in ,Soiiderheif angesessen seien,
besser sein als jene ,iii der Versammlung', so sei au bedenken,
dass sie doch einer und derselben Secte angeboren, dass sie
ihre Versammlungen in Häusern abhalten, die Leute ▼om ohnst*
liehen Glauben weglocken und viele bOse Sachen wider den
Glauben und die Obrigkeit handeln. Se. Majestät vermOge da-
her nicht zu verstehen, weshalb man solche Leute nach dieser
Seite hin au scheiden habe; auch sehe man nicht ein, wie die
Grttnde in dem Markgrafthum, wenn die Wiedertäufer entfernt
worden, leiden konnten, da die Wiedertäufer doch ztmieist nur
Firemdlinge seien. Wie sei es denn in den Tagen gewesen, da
es noch keine derartigen Seeten gegeben? Man habe ja auch
damals keine Verödung der GrOnde gesehen. Aneh die Vor*
fahren Sr. Majestät hätten Unordnungen im Lande nicht ge-
duldet, dabei aber in keiner Weise gegen die Rechte und IVei-
heiten des Landes Verstössen. Se. Majestät gebiete demnach
Allen, die solche Wiedertäufer auf ihren Grtlnden beherbergen,
sie abauschaffen. Wer sich dagegen auflehne, gegen den werde
man vorsugehen wissen.
Die Stände Hessen sich von ihrer Meinung nicht abbringen.
£s blieb bei dem Beschlüsse des DreikOnigs-Landtages, dass den
* Bvehhols, G€Mliidito Fei^naada IV, 8. 466.
155
Wtedeiläutcrn in Zukunft nicht costattot sein solle, in ,(iemein-
scbait' zu leben. Wo dk^^ tVndt rliin nocli vorkünic, da sollten
sie abgeschoben werden. iJic in Sonden igenthum lebenden an-
aiflrigen Brüder sollten fUr den Fall, ab sie Gehorsam geloben^
TOD der Aatwetrang nicht berührt werden.
Es handelte sich somit eins^ um die Frage, ob die
Wiedertftufer geneigt seien, yon ihrem Commnnismus su lassen.
Nnn war aber gerade ,die GemeinschafV das Ideal der Huter-
scbcn Brüder. Wer das angriff, griff an ihren Lebensnerv.
Sie waren denn aiu-h iV-st enti^chlosscn, es in keiiici' Weise
prois/Airroben. ,Wir sind noch/ solireibt Hans Amon in diesen
Tagen an die gefangenen Brüder in IVicst, ,ini Mulircrlande.
Aber auf Pfingsten ist beschlossen, alle Die, so in der Geinein-
Bcbaft leben, za yertreiben. So sind wir denn mit Gottes Hüfe
gewillt, eher zn sterben, als die Gemeinschaft sn verlassen.' In
mehreren anderen Schreiben klagt er über die Notfa der Zeit
J^ider,' schreibt er an die G^angenen anf Falkenstein, ,sei es
wahr, dass man anch zu Eostl und Pulgram den Abzug ge-
boten und sogar die Krankon und Kinder hinausgostossen habe.*
Auch auf die Herren in Schlesien suchte Ferdinanrl I, in
prleicher Weise einzuwirktn. Am 28. Mai Iö4Ü verlano^te er von
den Piandinhabern von Oppeln und Ratibor, Jir^ninsti^rungcn
der wiedertäuferischen Winkelprediger in keiner Weise zu
dtdden. ^
Bei den Gesinnungen des mährischen Herrenstandes war
an eine allgemeine Ausweisung der Wiedertäufer aus Mähren
nicht zu denken. Eben in diesen Tagen waren zahlreiche Ge-
simiungsverwandte in Hessen geneigt, nach Mähren zu ziehen.*
Hans Amon klagt in einem Schreiben an die Brüder in Hessen,
dass dieae an den mährischen Genossen irre werden, weil
einige Leute, die man aus der Gemeinschaft ausgebchlossen,
Uebies von ihnen berichten.
Allen Anfechtungen zum Trotz vermochten es die mäh-
rischen Wiedertäufer damals, in Rackwitz und Saiz neue
Wohnsitze zu erwerben. ,Wir wohnen noch,' schreibt Amon im
April 1541 an die ^ausgebliebenen' Falkensteiner Brüder, |an
den Orten wie vorher, und sonderlich ist die Versammlung zu
* Buchhulz, (ieHchichte FertUuanda L, IV, 8.463.
' Lenz, V, 8. 168.
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156
Schflckowitz noch im ITausc, wiewohl man täglich über uns
schreit und uns droht mit Verfolgung, zumal jot/.t, wo der
Keichsta^ iu R^ensburg versammelt ist und, wie £tliche Mgcm,
ein Concü snsammentrcten soll. Denn sie glauben, man werde
uns dann nimmermehr leiden. Aber wir stehen in Gottes
Hand.'
Amon selbst stand damals am Ziele seinea Lebens. ,Naeh
harlom Kampf und Streit und nachdem er seinen Glaubens-
genossen viele heilsame Lehren mitgetheilt, ist er als ein be-
währter evangelischer Diener Christi und Vorsteher der ganzen
Gemeinde friedlichen Herzens um Lichtmess 1542 auSehäcko-
witz entschlafen.'^ Zu besonderem Lob wird ihm angerechnet,
dass er den gefangenen Briedern tröstliche Sendbriefe zuschickte.
Nicht weniger als siebsehn sind von diesen erhalten. Auch als
Liederdichter versuchte er sich, doch stehen seine Liedw so-
wohl nach ihrem Inhalt als in der Form w^ hinter denen man-
cher sonst minder bedeutender Glaubensgenossen zurück. Die
letzten Tage seines Lebens wurden durch die Angriffe Gi^riel
Ascherham's auf die Huterische Gemeinde yerbittert. Dieser Hess
1542 ein Büchlein erscheinen,^ in welchem er die Huterischcn
ihres Hochmathes zieh, Jakob Huter selbst veninglimpfle, ihn
einen Schalk hiess und sagte, dass das Opfer eines solchen ein
Frevel vor Gott sei. Die Hnterischen Hessen dagegen ein offe-
nes Sendschreiben ausgehen.' Dies machte unter den Gsbrielera
grosses Aufsehen und veranlasste Asohersham^ eme Steeitschnft
abau&ssen, die 1544 unter dem Titel ,Vom Unterschied gött-
licher und menschlicher Weisheit' erschien.^ ^Ordnung und
Taufen/ lehrt Gabriel, »steht Niemandem zu, er sei denn in der
christlichen Kirche; Niemand ist in der chrislJichen Kirche,
er habe denn den heiligen Geist. Weder der Glaube noch
der Geist kann aus der Schrift genommen werden. Auch ist
der Glaube nicht der Grund und Ursprung unserer Selig-
keit' Der Schrift sind swei Vorreden nülgegeben. ,Wie sind,'
sagt er in der einen, ,su dieser Zeit so viele Barchen unter
dem Namen des Evangeliums au%erichtet: ein jedes Volk hat
« GeschichtebUcher, S. 150.
' CS Amnn noch zu CJpfichte kam, ist allerdings zweifelhaft.
^ Verantwortung dm GabriHÜschen Brieten; Cod. 235,375 uud 23i in Fest.
Copie in der v. Beck'schen SaminluDg.
* Cod. pal. Vindob. 1 178A. Copie in der ▼. Beek*Khen Benunlnn;.
157
seme Secte und jedes will das rechte Christenvolk sein, wes-
halb sie die Andern verfolgen. Die Einen vertheidigen ihr
Christenthum aus der Schrift, die Anderen aus Wundem und
Zeichen, Etliehe mit Leiden und Sterben, und so flickt ein
jeder Theil an dem zerrisseueu Gewand mit neuem Tuch, d. i.
mit mancherlei neuer Ordnung^ und das Gewand ninimt immer
mehr ab, und der Schaden wird mit jedem Tage grOaser. Jeder-
mAxm meht die Sehrift Auf seinen Theü und will seine Sache
damit ^bewehren', was doch nicht aus der Schrift geschehen
kann. Auch kann kein Mensch seinen Glanben durch äusser-
Hche Dmge bezeugen, denn auch der Teufel thut Zeichen und
Wuiicliir. I )iL' Schi üL ist uns gegeben zur Unterweisung und ist
(ein Seitcnliiel) uif Huter) nur Denen sregeben, die darin
g'eübt bind, nanilleh den heil. Geist empfunden haben Er will
daü, ywas aus dem heil. Geist predigt^ lehrt und tauit, in ein
Beich, als sein Volk, beschlossen habend
Die aweite Vorrede ist auch von Gabriel geschrieben^
doch liees er sie im Namen seiner ^Diener und Milgehilfen'
ausgehen, die in Mähren und Schlesien Tersammeh sind. Auch
diese Vorrede wendet sich mit spitzen Worten gegen die
Huterischen und preist Gabriel; , dieser ist durch die göttliche
Erkenntiiiss gesondert von den Seeten der Brüder, die man die
Schwertler, Austerlitzer^ Schweizer und HuLorisehen nennt. Mit
deren Leben nicht zufrieden, ist er ein Bruder derer, die im
Lande hin und wieder zerstreut sind und auch etliche Brüder
in Mähren haben, ,die in reiner kindlicher Liebe, in der Furcht
Gottes und im Gehorsam gegen die Obrigkeit leben und ihre
Seligkeit nicht in Wasseri Brot und Wein, Silber oder Gold,
sondern in einem abgesonderten L^ben suchen und gewaschen
sind durch die Gnade €K>ttes'. Von sich selbst sagt Gabriel,
dass seine Predigt aus Gott sei. ^Dem Christen ist die inner-
liche Wirkung des lieil. Geistes nuthwendig. Wer den Geist
nicht in solcher Weise empfanfren hat, ist kein (Jlirist. Xur die
der Gt iit Gottes treibt, snid Gutles Kinder. ^Ver die \\'eiäheit
uur schnitlich empfangen hat, dessen Geist gleicht dem Schatten
an der Wand und dem Schaum auf dem Wasser. Darum sage
ich Euch: Niemand soll sich weder um die Schrift noch um
die Ordnung bekOmmem, er habe denn den Geist der Vei^
heissong, denn ausserhalb dieses Geistes gibt es keine christ-
Uche Kirche: studire, lerne Tag und Nacht gar fleissig auf
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158
der hohen »Schule, du wirst den rioist, der die christliche Kirche
baut und versauuiieh, in der Schritt niclit finden.* Wie man
sieht — der reine Gegensatz zu Hubmaier, dem begeisterten
,Bucli8täbIer'.
Mit tloTi ü))rigen Taufg-esinnten hat Gabriel die Verne htuuj^
der hohen fechulen gemein: ,Was hat uns und unsern .luukern
seit lö(H) Jahren der Besuch der hohen Schulen zum Seelen-
heile genützt? Jene, die wohl darnach j^etraehtet haben, hat
man gehindert, und nueli lieute wird im Grunde der \\'aiirhcit
nicht Einer gefunden, der durch ihre Lehre und Predigt selig
werden könnte/ •
,8agt aber Jemand, er habe den heil. Geist empfangen
und ist immerdar unstet, der besitzet üin nicht. Einmal sucht
er die Wahrheit bei diesem Volke, eine andermal bei jenem,
und solche Unstetigkeit tindet man am meisten unter den
Brüdern. Und die sich am meisten des heil. Geistes rUhmen,
einmal sind es die Schwertler, dann wieder die Auster-
litzer, über eine Weile die Schweizer, endlich Hutorische;
ja jedes Volk unter sich ist nicht einig: 80 viel lyVerstü.nd'^ und
Auslegunfr ih r Schrift tindet man unter ihnen, dass es oft
spötthch wäre, zu huren. Und es nimmt auch der Zank unter
ihnen kein Ende: bald laufen sie zusammen und sind ihrer
Einigkeit froh, dann laufen sie wieder anseinander und ist
ein solches gegenseitiges Schelten und Lttstem, dass es eine
Schande zu hOren ist.'
Oabncl ^rift* in seinem Büchlein fast mehr noch als die
^äpstischeu und Lutherischen' die einstigen Genossen an. In-
dem er lehrte: ,Du sollst die Vereicherung Deiner Seligkeit
nicht in auswendigen elementischen Creaturen, im Taufen^
Kachtmahly in der Gemeinschaft oder in einem keuschen
Wandet suchen: Du findest sie auch nicht bei den Menschen,
und wenn man Dir sagt: Dieses Volk liat seinen Glauben mit
dem Blute bezeugt: O, Ueber Freund, wenn die Versicherang
Deiner SeUgkeit keinen anderen Grund hUtte als diesen, so ist
sie nichtsnutz; du musst dein Wissen vom heil. Geiste empfangen
haben'; indem er sich selbst gegen das Tau^rincip kühl ver-
halt und lehrt: ,Der pl^»Btische und lutherisclie Haufen und
alle yerm einten Brüder durften sich um die Taufe nit also
sanken und beiasen, denn es wird viel unschuldiges Blut dar-
um yeigoBsen: die Taufe gebe Niemandem den heil. Qeist,
159
drum dttrfe man ihretwegen Niemanclen verdaTumen; weder mit
dem geistlichen noch mit dem vveltliclten Schwort, und indem
er endlich die Kiiidertaute nicht flir Hündliaft erklärt, musste
er mit seinen eigenen Anliiln^^^em in Widerhtreii geratlien: auch
fieine Lehre von der ,Gemein8chatV ^ re;<te die (Genossen auf.
Wie es acheiut, hatte Gabriel die Namen der Diener und
Aelteaten seiner Gemeinde miaabraucht, als er in der Vorrede
sie erklären liesB, sie seien mit dieser Schrift einverstanden.
In WiiUiohkeit waren sie weit davon entfernt^ ^den wüsten
Gienel des Kindertaufs^ su billigen, and so wandten seine Ge-
nossen sich Ton ihm ab. Dieser bemerkenswerthe Mann, der
an Tiefe des Wissens und in der Gewandtheit der Darstellung
alle anderen Separatisten in Mähren weit hinter sich liess, zog
uun nach Öclilesien. Dort ist er ir)4r> i^estorben.
Seine Anhiing'er suehten und taudcn nun ihre Vereinigung
luit den Huterischen. Vier Gabrieler: Bärtl Kiedemaier, genannt
Scldesinger^ Fabian FUtz^ Merten Veit und Jakob Heusler
schlössen am 15. Jänner 1545 mit den bisherigen Gegnern anf
Orandlage der fbnf Artikel der Hnterischen eine Ueberein*
konfty die dann von der Mehrheit der Gabrieler gebiUigt
worde.
In Bezug auf die ^Gemeinschaft* erboten sie sich, den
Huterischen einfach beizutreten: denn wiewohl sie auch bisher
schon sich der Gemeinschalt gerühmt, .habe es ihnen doch am
Werk und an äusserlicher Handreichung geteidt'. Auch in Be
2Ug aut die Ehe nahmen sie einfach die Huter'sehe Lelire an,
^dass die £he nichts scheide als der Ehebruch^. ^Wenn Jemand
eb anglilabiges Weib hat und sie Hesse es sich gefallen^ bei
ihm stt wohnen, der scheide sich nicht von ihr, falls er für
Semen Glanben nicht Gefahr lanfe nnd die Kinder im rechten
Qknben erzogen werden. Der Obrigkeit mnss man Zins, ZoU
and Kobot leisten, denn sie ist von Gott gesetzt. Nur was zum
Blutvergiessen dient, brauehe ihr nicht geleistet zu werden.
Audi gebe man ihr jene Ehrenbezeigungen nicht, die Gott
allein gebühren, wie die Bezeiehnungen: gnädig, fürsichtig,
weise u. s. w. Beide Theiie erklären sich bereit, alle Gemcin-
schaft ^t den Gottlosen' aufzugeben. ^Wir haben mit ihnen
nichts sn schaffen, weder im Kaufen noch im Verkaufen, oder
' 8. darfibttr d«n swoiton Theil dieser Abfaaadlimf .
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160
im Arbeiten, (irüssen. Eissen und Tnukeii, dieweü Alieb, was
Bie haben, ein (lützenopfer ist/*
Nur ein klf'iiuT Tlieil dtT (lahrit-ler trat schmollen«! znr
Seite nntl Itohaupteto zu Kit'iu bei (lildin«; sein Süudei'dasein
bis löl>ö, wo er auch der (Teiueiiisehaf'l der Huterischen beitrat.
Die Leitung Leonhard Lanzenstiers — so hiess Anioti 's
Nachfolger — Ijegaun daher unter glüeklic^hen Vorbedeutungen.
Ein /m^: hessiseher Wiedetüfufer, der sich ir>44 aufmachte,
um naeli iMaliren '/a\ /p lien, wurde in Nürnber«; aufgegriffen. *
Die Treuen Ansiedler brachten in kurzer Zeit einzelne Ge-
werbe, i>o namentlich die Tuchbereitung, zu ausserordentlicher
BlUthe. Die Wolle scheinen sie aus Unfrarn eingefrdnt zu haben.
Da die 8Uuide hierin eine Beeinträchtigung des heimischen
Marktes erWickten, so eriiessen sie 1544 das Verbot,^ .die
WoU' für unsere Werkstätten anderswo als in den könifjlichen
Städten oder auf den Schlüssern und Höfen der Grundherren
zu kaufen*. iSolchen ({eboteu gehorchten sie um so williger, je
eifriger die (irundherren sich ihren Schutz angelegen sein
lieaaen. Zu ihren Schutzern gehörten die edelsten Familien des
Landes, die Herren von Lipa, Zierotin, Kravaf und Andere, die
ihnen in den Jahren 1545 und 1546 neue Haushaben in Räck-
schitz, Kromau, Gobschitz, Bisenz, Napajedl, Paulowitz, Alten-
markt, Göding, Schackowit2, Paraditz, Pochlitz, RubechttSy
Gurda, WeseH, Paslavritz und Frätz einräumten.*
Auch in Ungarn machten sie sich ansässig. Sie gründe-
ten in Sabatisch (Sobotiät) im Neutraer Comitate eine starke
Gemeinde, die sich in ihrem Glauben bis 1784 behauptete.^
Mit den Anhängern ihrer Lehre blieben sie in reger Ver-
bindong. Ihre Qlaubensboten in der Fremde waren eifrig
* Ann Ca<«pnr Broitmichl : ,Wip und welcher Wt is' iVip Brüder von dem
Uabritil sicli mit uu» vtsreinigt und in alU'ii naii|)t.-trtikelii den UlnnU-u
betreffend .luch in andern die GoUiilli^keit geniüHH znelricdou worden sein.*
Cod. 235, fol. 361—875. Cod. Aitolf. 316—325.
* Z^toebr. f. bist TheoL, IMO, 8. m
* Oeschicbtsbilcher, 8. IT^S
* Die vollständigen Anf/iililniii,'i>n der Wie<ltMtftnferbAUshabi»n s, unten
2. Theil, Cap.: Die DurchfUbruug der Gemeiiucluift. a) Die llaun-
habeu.
* Ueber die Sabatisebar Wiedertftttfer, die sogeDanntea Ilabanerf «. die
OeBcbichtabttcfaer, 8. 165. VgL auch dea AuüMtx von Hedayaiisky im
^e^nii* von 1608.
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161
bemüht, ihren Rnhni in der Hnttergememde verkttndigen m
lassen. ^
Es konnte nicht fehlen , dass das Wachsthum der Ana-
baptistengcraeinde der Regierung grosse Sollen bereitete. Am
Montag nach Lätare (16. Mttrz) lö4ö kam demzufolge ,aber-
mals ein Befehl von Prag, dass man uns an keinem Ort im
Land mehr dulden noch behausen, sunder hinausjagen und
nimmer einziehen lassen solle. Auf das hin haben die Herren
des Lands den KUnig mehr als Gott gefürchtet und habw
bewilügty dass die Brüder bis zum Kunigundentag ihre Haus-
haben verlassen und die „Oemeinsekaft" aufgeben müssen, ist
aber mit Gottes Hilfe nit darzu komen'.^ ,Ist ihre Meinung
gewesen» dass nur vier oder fUnf in einem Hause sein sollten.
Das konnten die Frommen am ihrer Bekanntnuss des Glaubens
wegen nickt thun/
Gegen den Landtagsbesohloss yon 1545 legten sie in
einem ausftUiriioken Sendbriefe ,an die Mftrberischen Herren'*
feierliche Verwahrung ein. Sie geben von ihrer Lehre und
ihren Einrichtungen Rechenschaft und vertheidigen sich gegen
alle wider sie erhobenen Anschuldigungen: »Aus keiner anderen
Ursache, als um Gott au dienen, was ihnen wegen der Ty-
nnnm der Obrigkeiten an keinem anderen Orte habe gedeihen
wdlen, seien ne nach Mttbren gekommen. Trotadem sie sich
eines unstriflichen Wandels befleissen, sei doch von leicht-
fertigen Leuten bOses Ckschrei wider sie erhoben worden, wes-
halb sie genothigt seien, ttber einige Artikel, als Uber die Obng-
kei^ Steuer und Versammlung (Gemeinschaft), Reebenschaft au
geben. In allen diesen Punkten stimmt die Erklärung mit jenen
Artikeln Oberein, die bei der Vereinigung mit den Gabrielem
festgesetst worden waren. Mit einer gewissen Feierlichkeit ver-
wahren sie sieb gegen eine jede Vergleichung mit den Mttnste-
ri sehen: ,Niemaad von ihnen habe deren Art an sich, denn
diese Art stamme vom Teufel.*
Die ,Gemeinschaft' wolle man nicht dulden, weil man
ghmbe, sie wttrden, in grosserer Zahl versammelt, so handehi
wie die Mtlnsterrachen. Das hätten sie nie im Sinne gehabt
Ihre Gemeinschaft beruhe auf liebe und Biinigkeit und habe
* fe. uuttiu, II. Theil, 1. Cap.
' Geschichtsbucher, ä. 163.
* G«drnekt ebmida, 8. 169 ff.
li4Uv. LXXXI. M. I. Hllfl*. 1 1
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162
80 uuch in den Zeiten der ersten Kirche bestünden. Wonn sich
etliche Städte darüber beschweren, dass wir den Landhand-
werkern das Brot vor dmu Munde wegschneiih'n, so wüsstcn
flie hicvon nichts; sie hätten in Allem sich treuer Arbeit be-
thsöen und jedem seinen PfenniL-- vcrp^nlten, ,weiche unsere
Treue nun fabt miier alles Volk gi koniiiion ist*.
Nieht ohne (irund habe sie (lott in dieses Land geführt,
dem er sonderiieli viele den Glauben l)etretTendc Freilieiten
^p^eben, so dass weder König" noch Kaiser die Maeht
iiabe, demselben Kegel und Ordnung zu {^chen, son-
dern ein Jeder seinem Glauben leben mag, wie er auf
das Trcuhehste (lott zu dienen weiss.
Was endlich ilire ^lusse Zahl betrelTc (mau spreche von
tttiielien Tausend), so miisstcn sie sa^^eu, dass der erwachsenen
Personen im I^ande etwa bei 2(MH) seien, die in ungefähr
21 Ortrn wuiincn, in dem eiin ii in grösserer, in dem anderen
in geringerer Menge, Je nachciem er zur Arbeit gelegen ist.
Zu Schäckowitz, um il( -sentwillen man ein besonderes (iesehrei
erhebe, seien wühl ctiiehe (melir), aber meistens Alte, Kranke
und Kinder, die wenig oder gar nichts ansriehtcn können. Das
sei der Sachverhalt, und damit wollen «ie sieh in den Schutz
Gottes bejjeben und die mährischen Herren warnen, Hand an
die FrouKiK Ii (Jottcs zu legen Man sehe jetzt deutlieh: Wo
Mitleid mit dem Volke Gottes walte, vr-rsehone er um der
Fronnnen willen das Land, wie denn auch gegenwiirtig der
Türke C)esterreich völlig durcbstreifey aber nach Mähren nicht
gekommen sei.
Von den Beschlüssen des Ltttarclandtages war Ferdinand L
wenig befriedigt. Am Iii. Mai versammelten sich die Stände
abermals in BrUnn. Hier Hess er ihnen seinen Willen eröffnen:
,Üie Wiedertilufer, die der Kaiser weder im Reiche noch sonst
irgendwo dulde, seien von ihren Gütern abzuschaffen und aus
dem Lande zu weisen.'* Die Herren beriefen sich auf ihre letzten
nur gegen ,die Gemeinschaft* der Wiedertäufer gerichteten Be-
schlüsse; der König blieb dagegen auf seinem Willen bestehen.
Der Landtag verhielt sich im Hinblick auf die grossen Ver-
luste, die das Land durch die Ausweisung so tüchtiger Arbeits-
kräfte erleiden wttrde, gegen den Willen des Königs ablehnend.
> Q«flcliiebtob<idMi, 8. 177 ff.
163
Unter diesen Umstünden strömti ii noch inunor nouo Schanren
von Tautgüssinnten ins Land. Viele Tausend, hcisst es in den
A<*tpn der Wiener TJniverbität von ir>4*>, lohton damals in
Mähren. Daher erginpf am 26. März der wiederholte Befehl,
sie ans dem Lande za weisen. ^ Die Ausweisung traf nun nllc
die, welche gemeinsam wohnen; sie sollten bis Jakobi 1546
auswandern, die Anderen bis Georgi 1647 das Land verlasaen.
Ihre GN^nner worden mit Strafen bedroht.
Der böhmische Aa&tand von 1547 und dessen Unter*
drQckutig dnrch Ferdinand L bot diesem die erwünschte Ge-
legenheit, nicht blos in pohtischen, sondern auch in kirchlichen
Dingen die Zügel straffer anzuziehen.' Namentlich waren seine
Absichten darauf gerichtet dem Sectenwe.scn in Mähren ein
völliges Ende zu bereiten. Am Mittwoch nacli Ostern ir)4.S cr-
liess er zu dem Zwecke di n l^cfehl, allen Denen, welche sich
der Wiedertäufer noch nicht entledigt hatten, die Verpflichtung
anßEueriegen, dies sofort zu thon. Fortan sollten sie nicht ein-
mal an den Landesgrenxen geduldet werden.' Am Georgi-
landtag xa Brttnn yerkündete er seine Absicht, die Glaabens-
zustände vom Jahre 1Ö26 wieder herznstellen und die in Mlähren
80 weit verbreitete Häresie mit Gewalt au8snrotten> Die Aus-
tuluviii|j; des Mandates gegen die Wiedertäufer wurde dem
Laudeshauptmanne Wenzel von Ludanitz übertragen. So stark
war die Stellung des Königs geworden, dass er mit den nnga-
rischen Ständen auf dem Reichstage von Pressburg den Be-
schluss fasste, den Katholicismns im ganzen Beiche wieder her^
anstellen. Den Wiedertäufern wurde diese Lage der Dinge
▼erhängnissvoll. Ftkr sie begann ,des Trabsala Leid', die Zeit
des Kreuzes und der schweren Verfolgung.^ ,Da geboten uns
* Quorum undecun*jue frequens ost numerus; iiiaximo vero in Moravia
multa deguut nüllia . . . Acta universitatis Vindob. L. UL, Fao. tbeol.
ad ttuMim 1646.
* ,Es ttotnd aber «IIm still bei sinsm isr odor darttber bis in das ]547ta
iar, da« aie nit vil ernit mit uns biaucbten, bis das der Ksiaer Karl . . .
da« reicb, mit deaai er atreit bat, fiberaiegt und benog Hana gefangen
ward . . Geschichtsbücher, 8. 179.
* Mandat Ferdinanda L, Landeanrcbiv Brflnn, Cople in der t. Beck'schen
Sammlung.
* Cblnmeckj, Karl von Zierotin, S 77.
* ,Ei ließ der Hi rr kumeu
Im lö47ten Jar
Trfibtsl ttbet die Dremen etc. . . .*
tf
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164
die mÄhrisrhen Herren auszuziciien, mit Juner und Alf. Schwachen
und Krank«»n. Da zng-cn wir von einem Orte 25um andern und
wussten nicht, wo aus und wo an/
Ein Theil von ihnen wurde In TTnirarn. .einem uns zum
Tlicil noch unbekannten Lande*, autgenoninien. Der iierr Niäry
von Prüntsch, der die WiedertÄufer auf seiner Besitzung zu
Bisenz kennen gelernt hatte, räumte ihneii li runde bei IbobotiSt
ein. Ein audorcr Herr, Peter Bakisch de Lak, zog sie naeh
1 'ntf r Nussdort. ,Die Herren waren froli und sahen es g:em, dass
man also arbeitet, reutet, hauet und bauet, und erboten sich
2U aJlera Guten, aber es dauerte nicht lan^e/ *
Schon am IH. Jänner 1548 war für die niederösterreichi-
schen Lande ein Befehl erschienen, auf die nus Mahren ver-
wiesenen und abziehenden Wiederiauler rieissig zu achten. Am
S. Februar wurde befohlen, auf die in der Genend von Nikols-
burg weilenden Taufgesinnten sorgsam zu achten. Auf den Jk'-
richt der Landesregierung befahl Ferdinand am 5. April 1548
von Augsburg aus, durch ein ,Generale' den Bewohnern von
Niederösterreich neuerdings einzuschärfen, den Wiedertäufern
die Aufnahme zu versagen. Dies erschien am 8. Mai: Man
möge fleissig Fürsorge treffen, ,damit die Wiedertäufer in
unsere Lande nit einschlaiffcn.' , Haben deshalb an der Märhe-
riselien Grensen unseres Erzherzogthums ernsüich Befehl ge-
geben, die Wiedertäufer keineswegs in onBeren Landen zu
gedulden . . /* Acht Tage später wurde den ungarischen Grund-
herren aufgetragen, die zu ihnen Geflüchteten abzuschaflF<Ml.
Peter Bakisch leistete sofort Folge. Von den also Flüchtigen
zog ein Theil nach Mähren zurück und sammelte sich im Ko-
hateteer Waide. Auclt Nüry wies die Taufgesinnten fort» und
diese sogen gegen Strainits an die mährische Grenze. Von da
sandten sie vier Brüder nach Polen, um dort Wohnplätze zu
suchen. Diese gelangten bis in die Wallache!, erreichten aber
ihren Zweck hier ebensowenig als in den Beigstlldten Ungarns.
B. die Oesciücbtolittchw der Wiedertäufer, & 177, soa Brndonaier^e Lied
von 1585.
* Oe8ehichts;hOclior, S. 180 — 181.
» Mandat vom b.Mai 154«. Gedruckt vou d'Elvert im Notixenblatt 1871», Nr.a.
Im Maudate wird dannf liiiigewieieD, daw die WiedertKofor neh nicht blo»
naeb Nieder-, eoadem auch necb OberMeneieli wenden, hier ,aa%enoni*
rnen, gehanat, beberlMurgt, geitat, gelrinlct «nd unterhalten werden . . .*
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166 ,
Die meisten der Flüchtigen wandten sich nach Mtthren. Die
Polauer Berge itnT ihr^^n Höhleu boten ihnen ein \ O sieck.
Auf die von ihrer Riirkkelir wurde das Aus-
w('isuugsdecret um Judica 1549 eriifuert; dorh j^jewahrtc man
ihnen bis Mitlsouuuer des nächsten Jahres i^^rist zum Abzüge.
Das Ausweisungsmandat A^nirde Übrigens in Mähren ebensowenig
aUgemein befolgt wie in Ungarn der elfte Artikel des Reichs-
tages von 1548, der gleiehfaDs die Ausweisung der Wieder-
täufer geboten hatte.
Gegen die Absiebt des Königs, die kircbüchen Verbalt-
ntsse in Mähren auf den Zustand Ton 1526 zurückzuAlhren —
eine Absicht, in der diti Stünde nur den Anfang einer gänz-
lichen Ihni^restaltun«]^ der Landesverfassuns" orhliokten — erlio])en
sich diese auf dem Georgilandtage 1550 in seliroftster Wei^e:^
,Die Markgrafschaft Mähren sei ein freies Land, es liat treio
Rechte und darf hierin vom Landesherm nicht beschränkt
werden. Die Mährer haben das Recht, nach altem Gebrauch
und Herkommen, nach Qntdttnken und Gewissen zu richten.
Sie können ihre Verfassung bessern und ändern wie freie Leute;
nur in iriehtigen Dingen holen sie die Genehmigung des Königs
ein/ In feieiüeher Btnnde erinnerten die Stände den KOnig an
ihre Rechte. Fünf Jahre war es her, seit die W' iedertäufer eine
ebenso feierhche Mahnung* an die Herren {gesandt hatten, sich
dieser Hechte zu erinnern. Der König musste die Herren ge-
währen lassen; das landesfiirstHche Prineip vermochte nicht wie
in Böhmen den Sieg Uber das ständische zu erringen; dazu
war die allgemeine Lage nicht angethan, denn die Beziehungen
Ferdinands I. zu Karl V. waren eben im Frühjahre 15öO
schwierig genug: Der Plan des Kaisers, seinem Sohne Philipp II.
die Kaebfolge im Reiche zu Terschaffen, hatte einen tiefen
Schatten auf das VerbäHniss der beiden BrQder geworfen; die
Gähmng unter den Protestanten war im Wachsen. Das nOthigte
i tixlmaiid, in ^lähren in raassvollerer Weise mil/Aitretcn und
demgemäss auch in kirehlielien Dingen so weiiij^ als möglich
in gewaltsamer Weise zu ändern. ,Muhren sollte auch in Zukunft
(las Land sein, wo ein Jeder ungestört in seiner Weise Gott
anbeten durfte.''
' Chlamecky, ICarl von Zierottn, S. 78— 8S.
* ChluMcikj, 8. 88.
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m
So mochten auch die WiedertiUifer bessere Tage erwarten.
Zunftehst freilich wurde noch 1551 verboten, dass man die
Brüder als Arbeiter verwende, von ihnen kaufe und ihnen
verkaufe. Hire Wanderzttge aus Mähren nach Oesterreich und
Ungarn und von dort zurttck dauerten noch längere Zeit an.
Es konnte nicht fehlen, dass Manche kleinmUthig wurden, abor
es trat doch auch der Fall ein, dass .trotz der schworen Kotli
Viele zur Gemeinde traten' und deren Leiden willig theilten.
,Das waren die rechten Kiterer Gottes.' *
Die Xüth dauerte bis ins fünfte Jahr; .Dann bat sieh die
Gemeinde Gottes wieder gesammelt und die christiiclie Gemeiu-
schaft so tieissig gefialten als jemals zuvor.*
Vom iualiriselien und üsterreieliischen Adel hatten P^inzelne
selbst in diesen kiiüscben Tagen ihnen ihre Unterstützung an-
gedeilien lassen. * Wir finden, dass noeli im Jahre 155() in
l)ambersebitz, einem der i'iuuilie Kaunitz gehörigen < )ite,
und 1553 in Sehiidüwitz und Gupsebitz neue llaubhaben
aufgerichtet wuideu. Zwar erschien uocli ini lolgenden Jahre
,gleich nach Jeronyme* (30. September) ein landesfllrstlicher
Befehl an die mährischen Herren, ,nit zu dulden, daös diu vcr-
fUhreriöche Secte der Wiedertaute r, die man weder im Reiche,
noch in anderen Landen dulden mag, sich im Lande nieder-
lasse, häufe und stark werde*, aber im Ganzen und Grossen
waren doch die Gefahrcu ,fui* die Gemeinschaft* vorüber, und
schon das Jahr 1554 rechneten die Wiedertäufer selbst ,ZUT
guetcn Zeit der Gemein*.
3. Capitel.
Die Wirksamkeit Peter Eiedemann's und Lienhard Lansenttieri,
Feter Walpot's und Häniel Kral s. Die glückliche Zeit der Qe-
meintchaft und die zweite Einwanderung aus der Sdiweii.
Der Wiedertäufergemeinde gereichte es zum wesentlichen
Vortheile, dass ihrem ,Bischofe* Leonhard Lauzenstiel gerade
in den kritischen Jahren ein schriftkundiger Mann als ^U'euer
' GeschichtebiUli.T, S. 177—193.
' In Oesterreich die Herrea vou LIechteuAteia uud Hauh von Filafkirchen.
S. T. Beck, 1. c. S. 181.
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167
Gehilfe* zur Seite stand — Peter Riedemann, der hervorragendste
Schriftsteller unter den Genossen in Mähren. Er wird aiu-h der
ygroBse' Peter oder von seiner lanjrcn Haft in Gmunden ,Peter
TOn Omnnden' genannt' Um 1506 zu Uirschberg in Schlesien
geboren, mnse er sohon sehr früh den Separatisten beigetreten
sein^ denn schon zur Zeit der ersten Verfolgung in Oberöster^
reich finden vrir ihn als Diener des Wortes thätig. Als solcher
wurde er 1529 gefangen und lag drei Jahre imd einige Wochen
in Hafl. Schon damals trat er als Schriftsteller auf: In seiner
Rechenschaft und Bekenntnisa des Ghinbens lehrt er, wie man
das Hans Gottes bauen solle, und welches die Pfeiler dieses
Haoses seien. Auch In Kflraberg lag er mehrere Jahn* lang
gefangen. Die hervorragendsten Theologen der »Stadt siuhten
ihn von seinem Glanben abzubringen, hatten jedoch keinen Er-
folg. Der langen Haft mUde, erbot er sich 1537, weder in
Nftmbeig, noeh im Gebiete der Stadt zu taufen oder zu predi-
gen, sondern an der Gemeinde nach Mähren zu aiehen. Hier
traf er 1589 ein, wie ein Sendbrief der Gemeinde den Brüdern
in Hessen m^det ' Als Diener des Wortes sandte er ein Trost-
schreiben an die gefSsngenen Br&der auf dem Falkenstein und
sog dann nach Hessen, um den Irrlehren des Hans Both eni*
gegenxuarbeHen. Hier wurde er an Walkersdorf gelingen. ^
In seiner Epistel an die Gefangenen in GUpling einreibt er,
dass die Gemeinde des Herrn sich tHgHch mdire. Die meisten
nenbekehrten BrAder aus Hessen aogen nach Mähren. Dem
Vorsteher Lanaenstiel ,half er die Last der Gemeinde tragen'.
,Er war,' wie die Geechichtshtlcher schreiben, ,reich an allen
göttlichen Geheimnissen und Kenntnissen und floss von ihm
heraus wie ein WasserqueU, der ttberllluf^ und Alle, die ihn
hörten, hatten fVeude an ihm.' Er starb 1656.
Man wird kaum Irregehen, wenn man annimmt, dass die
meisten von 4er Gemeinde ausgesandten Schrifitstttcke aus seiner
* Vgl. Brackiiisi«r*8 «Vlterlifld« in den GflMiiiehlibttckeni» 8. S17. Beine
Haft In Qmnnden ebenda, fl. 89.
* Cropie in der v. Beck'schen Sammlnog.
* Geschichtsbücher, 8. 143. Der Sendbrief in Copie in der v. Berk'si lion
Sammlung. In dpm Bendbricfo werden die Brttder in Ileaaen vor den
Irrlehren des Hans Botb gewarnt.
* Oeeeliiclitibflcker« 8. 148, 161. Vgl. Hodilinlh in der Zeilaehr. f. hlet
Theel. 1880, U, & 888.
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168
Feder slHiimien; namentlich (liutte er den Sendbrief' an die
lualiriechen Herren vom Jahre io4.) vcH'asst haben. Von ihm
rührt das einzige zusammenhängende ,Lehr^eVjil»(le' ilires Glau-
bens her, das die Wiedertäufer in Mähren besassen, und das
wohl auch in jener Zeit verfasst, aber erst 2ü Jahre später
gedruckt wurde. ' In späterer Zeit wurde an ihm nichts mehr
geändert.
Die eif^entlichen Geschatte der Gemeinde ruhten in der
Hand Lanzeustiers, dem das ,Väterhed* die .Anrichtung;^ vieler
schöner ^Ordnungen* nachrühmt. * Leider hat sich von ihnen
nichts erhalten; denn die ältesten aut uns gekommenen Lebens-
und Handwerksürdniuig-iii stammen erst ans den Tagen Olans
Breutel'ti, nur die Schustenntimiu^ rühri noch von Leonhard
Lanzenstiel her. Unter seiner umsichtigen X'ei-waltiin^ nalim
die Gemeinde einen ausserordentlichen Aufsciiwunf]^. Naelideni
die Gefahr fiir «l'Ten Ik'stand beseitisrt war, wurden zunächst
die alteii Ilausliaben vei-sorgt und neue eijii;erichtf;t. ^ Die
Propaganda iuk'Ii Aussen wui'de v<>ti unn au in ieblKttrcsicr
Weise betncüen: die Missionen gingen nach allen Himmels-
richtungen. In Ungarn,* Baiern,* Tirol *' mv\ \^orarlberg,' Salz-
burg,* der Schweiz,"' in Würtemberg und am Rhein," in
Schlesien, Polen und unter den Slovaken" verzeiclmete man
«grosse Krfolg-e. Selbst nach Italien suchten die tjiufgesinnten
Glaubeusboten ihren Weg. Schon im Jahre 1 lenkten
30 Flüchtiinge ,aus Welschland' ihre ."Schritte luicii Mähren.
Zu ihnen gehörte Francesco de Sa^ai, (b-r srlnüi in den i>reis-
sigerjaliren an der Spitze eines kleinen UUui 1< ins von Sepn-
ratisten im Venediger Lande gestanden und dann nach Mahr- n
gezogen war, wo er der lluterisehen yGemein8etiii<ft' beitrat.
« S. dariJber Th. II, Cap- 1-
* OeschichtobUcker, S. 217.
* Ebenda, & 806, 808, 810, 811, 814 u. a.
« Ebenda, S. 808, 808.
» Kbeiida, S. 204, 222—234, 288, 301, 306.
" Ebenda, S. 204, 217, 819, 888, 884, 866, 870, 888, 807.
' Ebenda, 8 2«S
* Ebenda, 8. 221, 256, 274.
* BbMda. & 888, 885—887.
» Ebenda, S. 888, OOS.
" Ebenda, S. 226, 230, 268, 888.
" Ebenda, 8. 888, SO», nun noeh Schwaben, & 819, 868.
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169
An diese sandte er, nach Hause zurttckgekehrt, eine Anzahl •
von Geeinnnngsgenossen. ^ Wichtiger noch war es, dass sich
eine grössere Anzahl von Schweiser BrtLdem an die mährische
Gemeinde anschloes,^ demnach die communistisohen Grundsatze
dieser annahm, weil ,bei allen denen keine wahre Liebe gefiin>
den werden kann, die im Eigenthume sitzen'.
Der Glaubensmuth der Gonossnn wurdc^ durch die Be-
richte Uber die Leiden und don Märtyrertod, den einzelne
Sradboten in Baiern und Tirol, NiederOsterreich, Salzburg, den
BhainUnden nnd in Italien erlitten, angefacht.^ Ihre Thaten
worden yon gesinnnngsverwandten Dichtem im Liede besun-
gen. Biese iMtfrtyrer' schicken ihre ,Sendbriefe' an die Ge-
meinde nnd mahnen die Genossen bot Standhaftigkeit. ^Lasst
Enofa/ sehreibt Hansl Schmidt, der am 19. October 1568 za
Aachen hingerichtet wurde, ,znm Abfall nicht verleiten. Bleibt
steif im Glaaben. Gott soll Euch seinen Tempel sehen lassen.'
In einem zweiten Sendbriefe klirt er seine Genossen Uber einen
schwierigen Glanbenspnnkt, den Artikel von der Menschwerdung
Qhristl, auf.^ Seiner Gattin schreibt er, ,sie mOge keck sein
im Worte des Herrn'. Seinen Mitgefiingenen schickt er Trost-
briefe, die in der Heimat die Genossen erbauen. Die Hutter-
gemeinde bittet er, yorsichtig zu sein in der Aufnahme von
Brüdern. Es treiben sich viele fidsche Brttder herum. In einem
zweiten Schreiben an seine Frau nimmt er von ihr Urlaub:
Sie werde am besten thun, zur Gemeinde zu ziehen. Er liege
allein im Gefltngniss, eine reiche Frau habe ihm Nahrung ge-
sehiekt; er habe ihr sagen lassen, das werde ihr, wenn sie
nicht fromm werde, wenig zum Nutzen gereichen. Seiner Frau
aende er mehrere Lieder, mit deren Verfiissnng vertreibe er
sich die Zeit.
Weniger belangreich ist der Brief Wolf Maier's an seine
Gattin; aber man sieht auch aus ihm,' dass die Wiedertäufer
beherzt in den Tod gehen, weil sie die Ihrigen versorgt wissen.
' Seine iplteren Schieluale e. in den Qewhiehldbnchertt, 8. 210^248.
* Ebenda, 8. 826— -229. UeVer die ZoMunmenlKnnft in StraMburg a. ebenda
und Ott, Annales Anab., p. 120.
■ S. die Geschu litxbiU l.Hr, 8. 204, 20.'i, 208, 217, 218, 219, t»*21, 222, 230, 2:\9.
* DiM SeiKibrieft? Hansl Srhrnid'H in Ckipien in der v. Beck'schen S&mm-
Inng (nach dem Cod. Bruckunaier).
* Copie in der Beek*achen Samnlomf.
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170
Ein grösseres Ansehen g-enosseii die Sendbriefe, die Claus
Felbiuger, der 1560 mit einem Genossen zu Neumarkt in Baiern
gefangen, peinlich verhört und hingerichtet wurde, nach Mah-
ren sandte.* In seiner ,Rechenschaft^ entwickelt er das ganze
Lehrgebäude der Iluterischen Gemeinde, in Miihren, fast ganz
in der Weise^ wie dies in Riedemann s grosser Arbeit der
Fall ist.
Nicht weniger erbaulich waren die Sendbriefe eines Hanal
Kriii, Hans Mändl und Genossen.* Einer von diesen Send-
briefen ist an die Hauer und Weingärtuer in der ( Jemeinde
zu Mähren g-erichtet. Viele Sendbriefe bieten einen rechten
Spiegel der Zeit. Thomatj von Imbroich, genannt der Buch-
drucker, sagt seinen Richtern: ,Ich will Euch selbst fragen, ob
es nicht sei wie in den Tagen des Noe. Man baut und pflanzt,
man vorkauft einen Acker an den Andern, man frisst und
sauft, man greift zu der Ehe uhne Furcht Gottes, und die Sol-
ches thun, das ist genug offenbar. In allen Winkeln findet
man solche Greuel. Der Herr wulio sie Alle bekehren.* Onnz
in der Weise Iletzer's rügt er die, so sich an ihrem Glauben
allein genug sein lassen und lustig darauf los ^rn rlifi^en: .Dass
aber Etliche ohne Sorge leben, ist die Ursaeh', dass sie keinen
Fürgang schon und ssind darauf getröstet : Ich bin ein (Jhristen-
meuäeh, ich bin getauft, und meinen, es sei Alles genug, wenn
man getauft ist, aber sie wissen wenig, was der Tauf ist. Denn
sie haben den lebendigen Brunnen noch nicht getrunken.''
Die Lage der Wiedertäufer in Mäliren war noch keine
völlig gesicherte, es erschien noch am V). Juli 1557 ein Decret,
das ihre Ausweisung gebot;* aV)cr es kam doch noch öfter vor,
dass man in einzelnen Fällen Milde walten Hess, oder dass
einflussreichc Protestanten sieh der Wiedertäufer annahmen.^
Manche von ihnen bek)nir<'n die Spaltung und weisen den
Protestanteu selbst die Öchuid hiorau zu: ^Nun die armen
' Ton diesen Briefen ist einer in der Zeitoclir. f. allg. Gesch., I. Jahrg.,
abgedruckt. Ein sweiter fol^ ab Probe derartiger Sendbiiefe im An-
hange, Nr. 1.
• S. meinen ,Anabapti:imiui iu Tirol', Archiv C önterr. Gesch., 79, 8. 189.
* Ob der Brief Lnbroidi*« in den mlhiMchen Taufgesinuten gelangte, üt
nicht gaos lielier.
♦ Cod. Austriacu» II, 437.
^ QMchiohtobtlclier, 8. 880.
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171
Täufer," schreibt Kathanuu Zell 1557, ,cla Ihr so ^rimiuitr, zor-
nig über öie seid und die Obrigkeit alleuthalben über sie
hetzet, wie ein Jil^^er die Hunde auf ein Wildschwein imd
Hasen. Sie bekennen doch auch Christum mit uns im Haupt-
stlick, darinnen wir uns vom Papstthum g'etheilt haben, über
die Erlösung, aber sich in anderen Din^^en nit vergfeichen kön-
nen. Soll man sie gleich darum verfolgen und Christum in
ihnen, den sie mit Eifer bekennen und Viele unter ihnen bis
in das Elend, GefUngniss, Feuer und Wasser bekannt haben?
Lieber gebet Euch die Schuld^ dass wir in Leben und Lehre
die Ursache sind, dass sie sich von uns trennen. Der Böses
thut, den soll eine Obrigkeit strafen, den Glauben aber nit
zwingen und regieren, wie Ihr meint: gehört dem Herzen
und Gewissen zu mit dem äusserlichen Menschen/ , Freilich,
wenn Euch eine Obrigkeit folgen wollte, sie würde bald eine
Tyrannei anfangen, dass ötädt' und Dörfer leer würden . .
Diese Sdmmung kam den Wiedertäufern an Tielen Orten za
Gute. Tn Mähren hörte man von Annäheningsveranchen zwi-
schen den Angehörigen der Brüdergemeinde and den Wieder-
täufern. Blahoaiaw Iies.s 1559 in Eibcnscliitz ein Gespräch mit
den Austerlitzem, freilich nicht mit den »Gemeinflchftftlem*»
sondern mit den Gabrielcrn abhalten.^
Man wird aich nicht wundem, dass unter diesen Umstän-
den der Zuzog nach Mähren immer bedeutender wurde. ,Mäh-
ren,' so schreibt Vei^erius 1558, ,wimmelt mehr als jemab
froher von Wiedertäufern.' ' Und dass auch recht bemittelte,
hie und dä auch sehr wohlhabende Leute ihnen zuliefen, sieht
man aus den Aufzeichnungen der Tiroler Behörden.* Die Lieder
der Wiedertäufer gedenken dieses Anwachsens der Gemein-
schaft,^* das unter dem Regimente Lanzenstiel's stattfand. Ihm
folgte 1565 Peter Walpot (nach seinem Handwerk ,Scherer*
genaimt) und mit ihm die glückUchste Zeit der milhrischcn
Täufeiigemeinde. ,Mlt Lust und Liebe Mengen/ wie ihre Qe-
* Datum 24 Hwtii anno 1.^57. Kathnrina Zellin, des »eligen Iffttlili Zellen
n.T 1.^' l.iHSPne Hausfrau. FUs^Iin, Beitri^^ V, 273 -277.
* Arcli. iirutr. IX, 2&ö, in Herreuhui; s. Giudel/, CajiopLs 1866, II, U.
■ GesclUchL-ibüi her, 8. 209.
* ,Der Anabaptiamm in Tifol' L e. 6. SIS.
* Bifl oneer ein gute Sumaie — «w gnaden worden «ein. QeidUchtebQeber»
6.217.
172
schichtsbüeher niehk'ii, ,<lie Fromiiifn an diesoin Unten, von
dessen Leß'zen holdseli^^e Worte zu fliesson pfleg-teii/
Oleich Kiedcinaiiii , wenn aucli niclit so ausführlich als
(lieser, luuulelt er in seinen Schriften von den Hauptpunkten
,unseres christlichrii Ohiubens: der Taufe, dem Abenduiahl und
der (iemeinschatf Sclion 1540 hatte er einen Sendbrief an
die gefantrenen Brüder in W ien <;erichtet.* Die Schweizer Brüder
sandten an die Huterische Genossenschaft sieben Artikel ^ in
denen sie mit diesen ^göttlichen Frieden und wahre Sicherheit
suchten'. Auf diese Artikel antwortete Peter Walpot 1567 im
Namen seiner Gemeinde: Das Büchlein der Schweizer erfillle
seinen Zweck nicht; es enthalte , menschliches Wissen, ver-
messene Kühnheit, eigene angemasste Sicherheit und hitziges
Lästern und Tadeln wider die Huterische Gemeinde und ihre
christliche Ordnung'. ,Wir haben aaoh keine Hoffnung, dass
nnser Fleiss bei Euch viel ei*äehie88en werde, da man bei Euch
nur zankischen Eifer für Erhaltung fleischlicher Freiheiten spüre.*
yDa wir aber achten, dass vielleicht nicht Alle von Euch also
gesinnt sind, bo senden wir Euch eine kurze Antwort, doch
q>rech6n wir Euch zu, dftss Ihr diese vor alle Eure Mitgenos-
sm kommen lasset.' Die einzelnen Artikel verbreiten sich Uber
den von den Schweizern gehassten Comraunismos der Hute-
risch«i, die Qemeinschaft, Ehe, das Verhalten su der Obrig-
keit II w.y und enthalten viele einzelne Züge aus dem Leben
nnd Treiben in den einzahlen Haushaben, zeugen aber gleich-
itdtig von den tiefen G^egensütsen awischen den Terschiedenen
Gruppen der Taa%ennnt«n.
Die in Alzey gefangenen Brüder tröstete Walpot (1568),
,8ie mögen in dieser Probe des Glau])ens dem Herrn stillhalten
und ihm ihre Sache anrertranen'. Von besonderem Eifer war
er Air das Schulwesen der Taufgesinnten erfUUt, das ganz dem
communistischen Leben der Gemeinde entsprechend eingerichtet
wurde.' l^och einmal wandte er sich (löH) an die Schweizer
* Cod. Olomne. I, Vm, Fol. 249fr. Enttiült • I^^entlioh Anf Pnakte; sn den
geiuinnten noch von der Obrigkeit und EUieecheidnng.
« Co.l. 235, Fol. .'^7— 43.
* ,PeU>r ächerers Keil, wa» ar samt andern eltaMten mit den schulnieittteni
mu Nembachitx geredet hat den 15. Novembris l/>ß8.* Cod. Olomuc. h. 53,
und AteUv in BrBnn, Kr. 42; ■. TnuMler'i Allg. JenrnaL DeagMchen
Sehnlordnung 1668^ ebenda. Ueber b^de «. unten »Daa Sebnlweieb de«
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173
Brüder Uber die Frage der Vereinigung: ,Wie sollten die, so
einen Glauben, eine Tauf u. s. w. haben, eieh nicht gern auch
äusserlich zusammenthuenV* Einen Tag, nachdem er seine ,lctzto
Red' an die Aeltesten' gehalten, starb er, am SO. Jänner lö78. *
Im Regimen tc folgte ihm Hans Krftl, wie Walpot ein
Tiroler, ,cin fast gütiger Mann, von friedlicher Geberd', sanfl-
mUtlii^, aueli mild geneigt, in Stock und Banden wohl be-
wtthrt, bei dem alleweg ein guter Rath zu iinden^^ Hans Krftl
war der Verfasser eines yGemain-QeschichtBbaohes'; leider ist
es heute verschollen.
Wie die Verhältnisse lagen, konnte die Gemeinde die Zahl
ihrer I laushaben bedeutend vennehren: 1560 wurden Pribitz
und Landshut, 1566 Scheikowitz und Pruschanek, ir)67
Wostitz, 1ÖÖ8 Urschitz, lö70 Kikolschitz und Neudorf,
1573 Popita, 1581 Frischau nnd Pohrlita, 1583 Nussla
errichtet, wogegen sie allerdings aus einem und dem andern
Hause, wie z. B. aus Selowits, wieder ahziehen mussten. Auch
In Iglau liessen sich Gesinnungsgenossen nieder,' ebenso in
Znaim; doch wurden hier schon 1568 scharfe Verordnungen
gegen sie erlassen und 1571 und 1673 erneuert* Auch Gaya
bot den Wiedertttufem bereitwillig ein Asyl.^ Nur in Nikols-
hurg begann Adam von Dielrichstein eeine hoffirangsvoUen Ver-
suche der Wiederherstellung der kathoilisehen Lehre.* Aber
an eme plötiliche Ausrottung der tau%esinnten Elemente war
auch hier nicht zu denken: sunftchst schon aus Tolkswirth'
schafUichen Motiven. Kamen doch schon Toreinxelte Fälle vor,
wo die Grundherren Zwang anwenden mussten, um ihre zum
Abzug geneigten, so schwer zu ersetzenden Arbeitskrftfte zu«
rttckzuhalten. Um so geneigter mussten die Heiren und Ritter
im Lande sein, die WiedertKufer vor plötzlichen Ausweisungen
und damit steh selbst vor grossen Verlusten zu schützen. Es
Wiedertäuler'. An die Schulordiinnp üchliesseu «ich Kinder-, Tisch-
gebete u. 8. \v. an, die wohl auch von Peter Walpot herrühren dürften.
* Seine übri|^D Schriften s. in den QeschichtabUcbem, S. 271.
* Ebenda, 6. 987. S. flb«r Walpot ntid XriQ moiiieo »Aiiabaptiflniiui in
TifolS B. 919.
' Freilich noch viel mehr Schwenkfehler, wie man an* den Schiilton 4m
Igl.'iner Predigers Tnaias TrihaittT «'ritniinmt.
* Ziiaimor Verhörbuch sub üguu XII, a, 11, im stäiid. Archiv su Brünn.
^ Gindeiy, Gevch. der bOhm. Brüder II, 241.
* Dm Nlhei« in folgenden Abeelinitte.
174
kam iliiuMi sehr gelcj^cn. dass ein in rolipös«^n Frasren so milde
(ienkcndt f Monareh u k- Maxiiiiilian IL aut' dein Tiiroue i>hss.
Bei ihm flurt'tcii sie ein wcsenflirhcs Kiit^cf^enkonmien erwarten.
Auf dem Drciktinifijstiige des .lahivs l.")67, der in Brünn tag^te,
Hessen ah-uu die Herren und Ritter d»>ni Könige melden, wie
gross der Manc:oI sei, der im gaiiüMn Lande nu Handw orkerD,
Taglöhnern und Dienstboten herrsche. Ua si< li nun luiter den
Wi<M]frtiiuf('rn aiispr/.pjchnete Arbeiter (wvburny dielnici) he-
tandcii, so m(»jre er alier<;tKi<ligst gestatten, dass sie im Lande
verbleiben dürfen.' Maximilian IL erwiderte, (hi6i> sehon nein
Vater nnd dann er selbst sich niit dieser Frage besehäftigt
habe. Er habe sie mit den Käthen in Erwjtgung ge/,<»gen. 7a\
einer den Wiuisehcn der < Jrundhcrren völlig entsj)reelienden
Verfügung Hess er sieh nicht herbei, sondern l)e willigte den
Wicciertäufem den Aufentlialt auf die Dauer eines Jahref, in
welcher Zeit sie sich Hott zu raachen in der Lage waren. Der
weitere Aufenthalt wurde bei TodesstrafV untersagt. In ihrer
Erwiderung wiesen die Stände darauf Inn. dass es ganz un-
möglich sei, (li(> Wiedertäufer innerhalb eines Jahres auszu-
rotten. Sie fragen dalier abermals an, was zu thun wäre, wenn
sie ihre Gründe auch dann iiii lit verlassen wollten. Wohin
sollten sie sich auch wenden? Sie w iii den sieh eher tüdti>ehlagen
lassen, als das Land räumen. Der König iiess vermelden, er
werde die Sache neuerdings in Erwägung zielien nnd ilinen
seinerzeit antworten Damit war die Angelegeiiln ii vorlaiitig
erledigt: ,Wir blieben/ sagen die (icschichU>bUchcr^ ,wo wir
waren, unbeschwert.*
Nun strömten die Taufgesinnten aus den Naehbariandem,
aus Polen, von wo sie im Se|)teml)er l.'Hih verjairt wurden,'
ans Siebenbürgen, wo zu dcrsellien Zeit das Kilu t von 1548
wiederholt wurde,' und aus Tirol und Vorarlberg herzu.' Ein
alter Herd de«: Anabaplismus, die ^tndt Steyer in Oberöster-
rcichy sandte gleichfalls einzelne Funken nach Mähren.^ 1Ö68
' Landta^-Ocdeiikbuch im Laiidesarchiv zu Brttmi H, Oopie und
Uebor«<'t'"nij; in der v. Beck'schen .Snuimlnng'.
^ OttiuH, AuQ. Aoab.; Lubentius, llist. pere. Fol«, 194; FttaBlin, Beiträffe»
V, 385.
* Baiig U, 828—829.
* Der AnabaptiMiias in Tirol, L c. 816—886.
* Vide Pritz, Getcbicht« dar Stadt 8tqr«r, 8. 818. Pimieiibiiber, Aiuiil«!
881—888.
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175
'klÄg:t die Stadt Stejer vor dem I.niidcshauptmann, ,dass unter
«lern geraeinen Volk uinl Ilaiid werkern hier zu Steyor Viele zu
tindf»n p^ewesen, die in ihrem (ilauix'n miirl<'ie}i, iiiul hv'i ellielicii
wieilei*tauicrii5chc und dergleichen iiTthiimer erfahren werden*.
,Iia.rt in der Anrainung ihres Burgfrieds und also stracks an
der iStadt unter anderer UerrBchaft linden sich die vornehm'
sten Rftdelsfilhrer der wiedertäufsrifichen 8ekt' dieses Orts, als
ein Schuster am Dach&berg, desgleichen ein Bauer und Schnei-
der, die nicht allein viel einfältige Leut' aus ihrer Bfbrgerschaft,'
sonderlich aus dem ungclehrten Handwerksvolk verftlhren,'
sondern dahier sich auch zu etlichcnmalcn des .lahres andere
ihrer 8ecten Anhänger gar aus dem Land Mähren her und
andere mehr verhandeln und daselbst lu-indiehe Convoiitikel
und VVinkelpredigten, auch ihre besondere Taui*" und Abcnd-
mal halten/ ^
Solche Verbindungen hatten die mährischen Wiedertäufer
aac^ mit Salzburg, vornehmlich aber mit der Schweix, von wo
seit der Mitte der Siebzigeijahre eine zweite grosse Einwan-
derang nach Mähren erfolgte. Am 15. September 1574 stand
Lfadwig Tttrgger (Törker) mit zwei Genossen vor den Verord-
neten des Rathes zu Zttrieh und beantwortete die Fra<i;e, ,au8
was Grund sie sieh in dies Land verftigt und daselbst v^o-
preriigt'. Er stamme aus der Gegend von Frankfurt, wohne
jetzt in Mähren. ,Nachdem verschienenen Jahres viel Volks
aus der Kidgenossensehaft zu ihnen gezogen und sie jctzund
Fürsorg' getragen, dass auch das gegenwärtige und künftige
Jahr viel zu ihnen ziehen wUrden, hätten ihre Brilder für gut
angesehen, EtUche zu verordnen, die in die Schweiz wandern
und die, so weiter zu ihnen ziehen woDen, unterrichten, waa
ihr Glauben, Thun und Lassen sei, damit sie dessen ein Wissen
hätten und zu ihnen nioht also unbedacht kämen. Und da wäre
er mit den zwei Briiderii heraufgesehiekt worden.' Sein Ge-
nosse Hieronymus Falk war vor drei Jahren auf Geheiss seines
Vaters nach Mähren gezo^i^en, der dritte ist der dureh seine
Tbätigkeit als Sendbote der Wiedertäufer im Bregenzerwaldc
bekannte Melchior Platzer aus dem Etschland.* ,Wiewohl mit
ihnen Allen viel dispulirt wurde, sind sie doch Alle steif auf
* Entwurf im Archiv der Stadt Steyer.
* S. ttlier Ilm meinen »AnaliaptiniQs in Tiiol\ S. StS.
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176
ihrer Meinung geblieben.** Gleichzeitig wird geklagt, dass der
Vogt zu Aesch und Andere mährischen Wicdert&ui'em Unter-
schleif geben.
Dieser Auswanderung nach ^^ähren suchte der Rath durch
ein Edict vom '2'^. März 1575 zu steuern,* in welchem es hiess,
diiss die Zurückkehrenden keine Autnahuic im Lande zu ge-
wartigen hätten. Iii (itcs«em Jahre sehreibt Haus Hottinir'T von
Briraelsdorf, jetzt im Lande Mähren zu Sehaidewitz wohnend,
an seine Freunde in Brinielsdorf bei Zürich: es gehe ihm in
Mähren gut; er lobe Gott, der ihn zu der wahren Lehre gc-
brac})t liat. Er möchte den Freunden vergönnen, dass sie ihr
süiidhattes Lei) ii rrkennen. Dir Rri'tdcr, die in ihr Lanti hin-
aufkommen, liio^cii sie Ireundlich aulneiimcn und ihm selbst
nachfolgen. Dem Jacki Lnpfer möge man mitthcilen, da er
darum gebeten, dass es ilnu in Mähren gut gehe. ^
Am 11. 1 1 bruar 1576 crlicss der Magi!5trat von Zürich
ein Edict: da jetzt so viele Leute mit .L(m1) und Gut' in das
Niederland, genannt Merhei'n, ziehen, m<'igc man auf jene, die
etw^a wiederkehren, achten und sie nicht mehr in das Land
einlassen.
Am 18. März desselben Jahres schreibt Peter Seynwelt
seinem Bruder Hans zu Lentishofcn: er möge die ganze Freund-
schaft grtlssen und ihr vermelden, wie wohlfeil Alles in Mähren
flei, sonderlich Wein und Brot* Das Schreiben selbst möge
gegen Mengs, dem Wirth zum kleinen Steinbock, zugestellt und
dann dem Bruder Marx nach Freiburg gesandt werden. Dem
Mandate vom 11. Februar entsprechend, wurde Jakob von
Lonpen aus Bulach eingezogen. £r erklärte am 2. Mai, er Bei
▼or 2wei Jahren nach Mähren gegangen und jetat gekommen,
um sein Hab und Gut sammt seinen Kindern zu holen. £r
habe nicht die Absicht, Jemanden aufzuwiegeln und hinwegzu-
ft\hrcn; denn man habe ihm im Lande danieden befohlen, sich
Niemands za beladen.** Ein 'Jahr später verlangt derselbe
Wiedertäufer vom Käthe der Stadt Zürich freies Geleite, um
* %ürii})er Staataudiiv, Keligioiwnclien L Copien in der v, Beck'schen
Sammlung.
« OttiuB, ö. 164.
* Züricher StaatMurdüv.
< ElModa.
* ZOriehw StutmehiT, Bel^onaneliM 1.
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177
seine im Züricher Gebiete aiuetehettden Gelder einzuziehen.^
Jakob von T^upen hielt sich nuu zu Sciowitz auf. Am 17. Juni
1577 wurde Müller aus der GrafsehulL iiadi ii verklagt, dass er
w ! edertäufV" rischc Predigten halte und die Leute zum Abzug
iiacli Mahren verlocke. Auf das hin wurde zwei Monate bpäter
vua den Zürichom cnt^schieden, dass man solche Leute abziehen
laaseiiy ihnen jedoeh die Wiederkehr verbieten möge.'
Am 3. Juli 1579 schreibt Hans Mayer aus LettowiUs in
Mahren an seinen Bruder Wolf und seme Schwester Regele,
sie mögen fromm werden und den Bruder, der su ihnen kom-
men werde, gut aufiiehmen.' Die Zuzüge nach Mähren nahmen
ihren ungestörten Fortgang: seit 1679 zogen die Taufgesinnten
aus Appenzell iiaiiu r zahlreicher dahin* und setzten auch ihre
OeMiinungsgenossen im Jiregenzerwalde in Bewegung. Im Jahre
1580 crliessen die Züricher ein neiicrliclies Verbot der Ver-
sammlungen und Predigten der AV' iedertäufer: man wolle sie
im Lande schlechtweg nicht dulden. Daher soll man nach
ihnen greifen, damit sie laut unseren Satzangen gestraft wer-
den.^ Das Jahr darauf wurden die alten Bestimmungen gegen
sie wiederholt. Nichtsdestoweniger sogen noch im Herbste
mehrere Familien aus Bremgarten, Ober- und Niederbergken,
Oberwyl, Rudisteten, Wyningen und Grüningen dahin. 1584
wurden die auswandernden Wiedertäufer in Appenzell des
Lantli • ehtes verlustig und uutaiug erklärt, etwas zu erben; im
folgenden Jahre wurden zu Aarau, Zflrich und Bern KrlHsse zur
Abstellung der wiedertäuferischen Secte publicirt; immer wird
die Verbindung mit Mähren aufrecht erhalteu. Von der leb-
haften Correspondenz der Taufgcsinnten in beiden Ländern
liegen einige Belege vor.* Auf der Tagsatzung, die am 28. Juni
1585 zu Aaran tagte, wurde ,Ein Bedenken' yorgelegt, ,durch
was Mittel der Töufferejr möge gewehrt auch wie die TOulfer
und sunderlich die RedKfnerer under ihnen söllind gestrafft
1 Züricher Suiataarcliiv, KeligioDiMcbett I, ddo. 13. April 1677.
« OttiuB, p. 164.
* Züricher Staatsarchiv.
* Der Auabaptismus ia Tirol, a. a. O. ü. 220. «
* Ottin««, p lß9.
^ Ausser dcu obeu im Texte geuaunteu Stücken liegen luir i^ch Schrift«
stücke vom 23. October ibSl, 26. AngoMt 1684 und ein ,CiirittUcli-eui-
fiUtiger Brief (Druck) von 1688 vor, die alle die Besiebungen der mfth-
riechen und «chweiserieclieii TnedertKitfer beilfttifen.
AnfeiT. LXXXL Bd. L Htlft«. 12
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178
werflen*. * ,Da etliche,* hebst es darin, .mit Weih und Kind
nacli Mähren und anderuwohin ziehen, dunkt es uns schwer,
ihnen zu gebieten, dass sie nie mehr in ihr Vaterland koiniiu'n
sollen, ob sie g-leich von ihrem Trrthum abf^cstandon. Denn
dadurch würde ihnen der Weg /Air Busse und Besserunrr vcr-
öcldus.son.* Die Wiedertäufer vertlu iiliL'ien ihre Lehre und s and-
ten eine Supphcation an Bürgjermeiister und Rath: , Dieses Tauil s
wisscu wir uns keines Irrtliumb seliuldig"/ In der Begründung
ihrer Lehre kommen sie auf den alten Streit zwischen Zwingli
und Hubmaier zuHtck. Die Bewegung wurde noch lanjre nicht
einy^edämmt: noeh 1587 ziehen Tautgcsumte aus der Schweiz
nach Milhren. Freilich so stark wie Lö85 waren die Zuzüj^e
nicht. Zu diesem Jahre melden die Geschichtsbücher: ,In disera
lf)Sf) iar kam so vil volke aus dem Schwcitzerland also dass
mau an etlicli orten die thor must zuesperren; den man kundt
sy nit all an und aufncmeo; doch aber wui'de irer ein gucter
theil angcnomen/*
Da der Staat im Jahre 1567, wenig-stens indireet, den
Wiedertäufern Duldung gewährte, die dann erst von Ferdinand IL
naeli dem böhmischen Aufstande zurückgenommen wurde, zog
man sit; zu Abgaben fllr diese ,unverdiente* Duldung heran.
Man hat die Leistungen der Wiedertäufer, beziehungsweise die
Forderungen des Landes an ihre Steuerkraft, stark verkannt,*
weil man in unseren Ta^ren nicht woaste, was ein WiedertÄufer-
,haus' zu bedeuten habe. Wenn man erwägt, dass ein einzel-
nes Haus his zu 2000 Bewohner zählte und nur eine einzige
KUchc besaös, so wird man es nieht fllr übertrieben halten«
wenn der Staat von einem solchen Hanse jAhrlich 20 oder go-
legentlich einmal 80 Gulden nahm.^
Der Landtag]: vom Jahre 1570 (Montag S.Bonifacii=ö.Juni),
der in Brünn tagte, beechloss, die ÜAnser, das Vieh, die Wein>
■ TgL dm ,SttmmariKh«n Bericht d«r drc& Kilehea Born, BmtA (fMDint
dar hoben Sehn]) and Schaff hnnien, betreffend die Abaebaffilng der
Tauferei*. E. II, 444, p. 244-246. Staatsarohiv Zdrich. Die Snpplicatfon
der W!e<lcrt''n)0 r, ibr - Lehre vertheidigend, ebenda.
' Geschichtsliücht 1 . S '2 95.
" Gindely, Goschioiite .lor höhin. lirüder II, 21.
* .Wttrden,' sagt Gindtjly, ,die anthentuchen Landtags-GedonkbUcher uicht
nech jelat bestehen, ao wttiden wir anstehen, iigend einem anderen Be*
richte bei ao nngehenrea Snmmen Glanben an aehenken.*
179
gftrten u« s. w, der BrUder su schätsen ond von je tOOO Qulden
Werth 10 Gnlden sa verlangen, die halbjährig gezahlt wer-
den sollten.^ Die Qnindherren sollten die Gelder einheben und.
abftlhren. Die Schtttsnngen sollten von den Ortsgerichten ver-
fasst werden.
Im Jahre 1Ö75 Mmrde auf dem LandtHge iii Brünn, der.
,die Wochen nach Elspet' tagte, geklagt, dass die Wiedertäufer
ihre Wohnsitze mit Brauhänsem ausstatten, wo sie nicht wen^ '
Bier brauen, was gegen die Landesordnnng sei. Es wurde
ihnen daher das Brauen von Bier in den von ihnen errichteten
Häusern und das Aufkaufen des Getreides untersagt Zugleich
wurde beschlossen, dass eine jede Person von ihnen, so Uber
10 Jahre alt ist, 4 weisse Groschen steuere.* 1576 wurde zu
Olmttts befehlen, dass sie 5 Groschen Kopfsteuer zahlen.* Vier
Jahre spiltor wurden zur Sicherung der Ruhe im Lande 3500 Leute
anfgesteUt, wozu die Stände die entsprechenden Steuern be-
willigten: eine jede Person in den Haushaben, so Uber 18 Jahre
alt, musste 4 weisse Groschen zahlen.^ Ebenso wurde 1582
yon jeder Person, so 20 Jahre alt ist, der Betrag Ton 2 weis-
sen Groschen gefordert und der Aufkauf von Getreide in den
Dörfern ausserhalb der Markttage untersagt.^ In den sonstigen
Giebigkeiten wurden sie den ttbrigen Unterthanen gleich ge-
halten.* Für die Steuern kam die ,6(emeinschaft' als solche
auf; sie war auch durch ihre Organisation leichter im Stande,
Hungerjahre, wie das von 1569, zu ttberdauom.* Eine fort-
gesetzte Aufinerksamkeit wurde den einzelnen Handw^en zu-
gewendet, von denen das Schmiedehandwerk, die Tnehmacherei
und Hollerei einen immer grosseren Aufschwung nahmen. Schon *
jetzt killten die Handwerker anderer Confessionen ttber den
ungleichen Wettbewerb mit den Gewerben der Wiedertäufer,
^onrcn den sie nicht aufzukommen vermochten^ und der ihnen
in ähnlicher Weise wie den Juden gi'ossc Missguust eintrug.
' ZjandM-Pamatkenbficher, p. 898.
* PainMkenbUchor und GeschichtebUcher der WiederUCufor, S. 267.
' Montag nach Philipp und JaooM (6. Mai). Pamalkenbttcber 127.
* Landtag^ö-Painatkenbücher.
^ Geschicbtsbacher, S. 282.
« Ebenda, 8. 323.
' Uober die Vurkulinuigeu, die damals getrotfuu wurden, s. den 2. Tbml.
12»
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180
Um 1571 w.ir die Genieinde genöthij2:t. den Richtern und Bür-
gern von Gollitz (Holit«ch) einen Rri<'t' zu senden, worin bic
sich gegun die Zunmthung, als hätten sie die Mauth umgangen,
verwahren. ,Dayb llir uns/ heisst es daselbst, ,nngläubig achtet
und den Juden vergleichet, daran liegt uns niclits, denn wir
sind Gott bekannt und rühmen uns seiner Gnaden.' 1 )ass solche
Ueherhebung den Nnchbam wenig gefallen konnie, leuchtet
ein: ,Wer uns," sagon sie, ,anfeindet, hasset und Uebles thut,
der thut es nicht uns als Mensehen, sondern Gott sell)er an,
dessen „Augapfel" Ihr antastet. iJrum seid gewarntj ladet nicht
Gottes Gerieht und Urtlieil auf Euch."
Von ähnlirli n lieber he bungen weiss man übrigens auch
aus den Sendbneten ihrer Märtyrer. Am beseheidenäten hielt
sieh noch Niclas Geyerspüchler, der 1567 zu Innsbruck hin-
gerichtet wurde: ,Sie bilden keine Synago<re. Dass f^ic aber
die jGemaind* f— Gemeinsehaft) halten, er und seine Brüder,
das thun sie, weil sie es in di^r heil. Geschrift und sonderhch
in der Apostelere'iehicht' befinden.*^ ,I)as Nachtmal haben sie
zunltehst bei ihren llau!?ern im Land zu Mähren gehalten; da
kommen allweg eine grosse Anzahl Personen dazu. Er kundte
die Stadt', Flecken und Orter nit ?dle nennen, da sich seine
Brüder in Mähren niederlassen und wem die Obrigkeiten der-
selben Enden zugehören; denn sie lassen sieh an vielen Orten
nieder, da sie ihre Haushaben angerichtet. Seien ungevertlich
in die 20 Meilen Wegs die weitesten von einander in ihren
Haushaben ausgetheilt. So werden sie oft von einem Ort su
dem andern verjagt.*
Solche Sendbriefe, welche die Gemeinde erbauten und zur
Nachahmung aufforderten, liefen in grosser Zahl ein. Hänsel
Mang, der zu , Sendhofen im Schwabenkuad* im GeiiHogniw blg^
schreibt: ,Kr hoffe, die Ketten Wiarden ihm schier noch eine
^te Wärme geben und ihn an jenem Tage bass sieren als
der Gottlosen gttlden Ketten/^
' Ex oxl. .Antolf, Fol. r^a— 362. Coj.ie in <I«'r v. Iku k'srhcii Sjunmlnn?.
Eiu älUsres Schreibon von 1^53 <ra ") mii Wt-nzd vi in Ludanitz, eine
Elheangele^^enheit betretleiid, eitthält ähnlich» Uebärhebungtiu. Ebenda,
Fol. 75-^81.
* 8. ,I>ar AnalmptMinQs in Tirol' a. «. O. 8. 214.
• 6eiehidit8l>aelier dar WifldertSnfer, 8. 262.
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181
Aus Alzey sandte Leonhard Dax seine Briefe an die
Gemeinde/ aus Salzburg Veit Grünberger/ ans SchMrding
Wolf Binder," aus Wien Marx und Bernhart Klampferer,^ aus
Wttrtembeig Matthes Binder, Paul PrSl^ und Paul Glook,<> ans
der Pfalz Hans Arbeiter,^ aus Salzburg Hans Zuckenhammer
und aus Vorarlberg Melchior Platzer.* Einzelne Sendboten sind
in ihren Zusendungen unenuftdlich: die Berichte Paul Glock's
umfiiflsen einen Zeitraum von 13 Jahren und sind entweder an
seine ^eheliche Schwester' Else oder an Leonhard Sailer, Peter
Walpot oder an die »Gesehwistrigeten' Oberhaupt gerichtet, alle
voll von Erinnerungen an die mfthrische Heimat der Kinder
Gottes und an einzelne Taufgesinnte in den verschiedenen Haus-
haben Mfthrens.* Das kecke Auftreten der mtthrischen Send-
boten im Würtemberger Lande veranksste die Stuttgarter, ein
ansfllhrfiches Ghitachten Aber die Wiedertäufer und ihre Lehren
,von den verordneten R&then' zu veriangen.*^ Mit Scharfe soll
man gegen die , Vorsteher' einschreiten: , Wiewohl nun die
Reiohsconstitutionen,' heisst es daselbst, ,und die Mandate von
1589 und 1651 verordnen, dass sie an Leib und Leben ge-
straft werden sollen, so mOgen sie's, weil es in diesem Fttrsten-
thum bisher nicht üblich gewesen, ihnen ob der ,wiedertlUife-
rischen LrrthtLmer' allein das Leben zu nehmen, weil damit
auch die Hofihung auf Besserung hinfilllt und mit dem Iieib
auch die Seele ins Verderben kommt, am Leben erhalten und
mit Rerkeriiaft gestraft werden.'
*
^ Deren Charaktoristik bei J. v. Beck (Getchiehtobtteliery 8. 966) wOastA
icli nicht« Wt'.seiitlltlic.H niiznfügoa.
* h. die Geschklit.sbiu liiM- a. n O.
' S. die Geschichtsbücher, «. 2&7— 258.
* Ebenda, 8. 861.
* Ebenda, 8. 866.
* Ebenda, S. 269.
' Ebenda, S. 268.
» EbPTida, R. 274 und 283.
* Abscliriften vun allen finden «ich in der v. Heck'schen Sammlung.
*• V. Bock'iK'he Sammlung.
182
4. Capitel.
Dm Bnde dar güeklioheA Zeit der Wiadertänfer in Mihren, die
Anfange der kmtlLoUeelien Eeaetion in likoltbiirg und die Streit-
fchriften kathoUtdier Scliriftiteller wider die Hnterisdte ,Oeniein-
•eheft' a588-1600).
Die Lage der Huterischen Gemeinschaft nach dem Tode
Hans Krftl% des ,Kitzbüehlers', war in jV dor Beziehung eine
hoffnungsreiche. Von der Rcg-icrun«? geduldet, von den Herren
des Landes geschüUt und demnach vor einer Ausweisung ge-
sichert^ konnte sie ungestört an die Durchfilkrung ihrer Auf-
gabe schreiten und eines weiteren Erfolges um so sicherer
sein, als sie in der Person Claus Braidl's^ der nach seinem
Hnnd^vcrke auch ,Schuster* genannt wird, ein ausgezeichnetes
Oberhaupt gewann (1583).* Er hatte sich als LHener des
Wortes und Sendbote des Evangeliums in hohem Grade be-
wälirt und in den verschiedensten Gegenden des Reiches seine
Verbindungen angeknüpft. Wie sich die Sache der mährischen
Gemeinschaft bei einer firiedlichen Lage der Dinge in Mähren
entwickelt hätte, kann man aus dem ungeheuren Zuüuss von
Gesinnungsgenossen in den Jahren 1ÖÖ4 InSt; ermessen. Die
Kttmpfe in Ungarn, unter denen gerade die Wiedertäufer in
ihren zahlreichen Haushaben am meisten litten, brachten sie
itidess zeitweise au d^ Kand des Verderbens. In dieser Lage
hielt Bruidl muthig aus und verstand es, die vielen Verluste
durch seine treffliche Verwaltung wieder wettzumachen. Von
ihm rühren die meisten Handwerksordnungen der Wiedertäufer
her.' Was in späterer Zeit auf diesem Gebiete bei ihnen ge-
leistet wurde, fiUlt wenig ins Gewicht
Die andersgläubigen Nachbarn wussten von diesem Wieder*
täuferkönig fireilich wenig Gutes au sagen. Erhard und diesem
folgend Christoph Andreas Fischer stellen seinem sittliehen Ver-
halten ein sehr schlechtes Zeugniss aus, ,er habe in einem und
einem halben Jahre neben seinem Eheweib, so hübsch und
schön ist, sieben seiner Schwestern Weibspersonen geschwän-
gert" — Anklagen, die wohl kaum begründet sind.
* SoiiH« Charaktoristik von J. r. Reck in den GeBdiichtabflcheru, S. 360.
» GoschichtsbUcher, S. 304, 318, 3ö«, 300—363.
* Brhard, Qrllndliehe, kurzgefajRte Hbtoris, 8. 117; Fischer, M erheb-
liche UrMcben, 8. 94, 9S.
183
Der Zuzug seitens der Schweizer und Vorarlberp^cr Gesin-
nungsgenossen hielt in ungeschwUchter Weise an. Am 13. August
richtet W. Köler aus Gottmading einen Brief an Michael Feld-
thaler in Nikolsburg, einen Freund des bekannten Ai^tes Oeoi|p
Zobel, desselben, der 1599 nach Prag an des Kaisers Huf ^
rufen wardOi um .der Infection, so derselbigen Zeit lieftig in
Böhmen regieret^, beizukommen. Man hoffte, ^dass er fUi- die>
selbige Krankheit in des Kaisers Burg werde Rath schaffen
können*.' Der Brief gewährt Aufschlüsse Uber die andAuemde
Bewegung unter den schweiserischen Taufgesinnten, ,von denen
man itzund viel unser thalben um Geld gestrafft hat, die uns
gelierbringet, essen oder trinken geben haben, auch die so bei
der Fredigt gewesen sind. Da wttr' ich den Zürichern schier
in die Kluppen kummen, denn ein Meil' von Ztlrich, da hab'
ick das V<ilkl, das kummen ist, besucht, ihnen eine Zeit be-
stimmt, wann sie sollen auf sein.' Dieses ,Völkl^ wurde wie
viele andere zur meinde' geschickt. Er selbst ,AviIl sich mit
seinem Bruder wieder zu der Gemein richten. Der Herr wolle
ims mit Freuden heim helfend*
Tags darauf schreibt er an Braidl ,su der Neumüll' selbst:
Er habe das ,Völkl' bei Ulm abgefertigt: ,cs ist woi ein ziem-
lich freches Gesindel, aber sie haben sich wol erpoten'. ,Unter
ihnen befindet sich Einer, der vor swei Jahren zu Schadewitz
ahge&Uen und nun Busse thun wiU.' Auch eine Witwe Barbl,
die YOr acht Jahren zu Brotak» ,wegkommen', begehrt von
Henen Boss' au thun.*
Nicht weniger als im Jahre 1585 kamen 1686 nach Milh-
ren:* ßn disem 1586 ist vil volks aus dem Schweizeriandt zue der
gemein sogen/ Erhard redet von 1600 Personen, die aus dem
Oherbnde nach Mlhren gekomiMn seien. ^ Noch im Jahre 1598
klagt der Magistrat von Zürich : Durch Messer und Ähnliche
kleine Ghscfaisoke locken sie das Volk an sich.*^ Drei Jahre
* Geschichtsbücher, S. 329.
* OriguuU in der v. Beek*nheD Sammlnng,
■ Do^fleielMii.
* Geschichtsbücher, S. 295, 296.
* ,E» ist nit ein kleines, dnss sie nnno 1587 (»ic) vrm Ostern bi» nuf
MichAcli'« MUH) Personen . . . von Teutsch- und Ob«>rlnnilisclien Lnnil-
Volk wt MÜrheru gebracht' Gründliche, kursverfasste Jlistoria, S. 41 b.
DlMolbe in Fischer, 5i Ursachen, ä. 82.
* OMm, 8. 191.
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184
sjiätcr kamen tinitro Täufer aus Mähren in die VogUn Grüiiin-
gen unri fanden hier und in der Nachbarsebaft viele Anliänjxer.
Die Obrigkeit erliess ein scharfes Gebot , laut welchem ,<lie
fllrnehmsten VernUirer' atis dem Lande vertrieben wurden.
Auch in Graubündten machten sieh diese bemerkbar:^ , Des-
halb gemein 3 Pündt geordnet, wo sieh bi uns nie t<5nffer
erheben wunlent, dieselben mit höchster unirnnf abzusteln;'
iiädelsAlhrer sollen am Leben gestrig, Verführte aus dem
Lande gewiesen werden.
Der Zug nach Mähren hörte auch aus Hessen und Baicm
erst auf, seitdem den WiedertÄufem in Mähren selbst die T^ebcns-
adem unterbunden worden waren. Nicht anders war es in iSalz-
burg und Tirol. ^ ,Aus dem Reiche kamen noch 1604 über
200 Taufgesinnte nach Mähren.'*
Unter solchen Umständen waren sie im Stande, nicht blos
eine Anzahl neuer Haushaben in Ungarn und Mähren, wie in
Levär, Sabatisch, KobeHts, Wostitz, Göding und Bud-
kau zu errichten, sondern «ttch in grösseren Städten, wie Iglau*
und Znaim, allen Verordnungen zam Trota Foss zu fassen. In
Brttnn forderte man 1594 nicht blos einen evangelischen Lehrer,
sondern anch Duldung der Wiedertäufer. Auch in Meseritsch
wurden sie heimisch, freilich nicht auf hinge, denn schon 16U0
wurden sie auf Betreiben der Jesuiten wieder vertrieben.^ Bis
nach Freiberg im nördlichen Mähren reichten ihre Verbindungen.
Doch schon zu Ende der Achtzigerjahre trat in diesen
Verhältnissen ein Umschwung ein. Eine Anzahl von Haua>
haben mussten sie, wenn auc h nur auf einige Zeit, verlassen.
Schlimmer war es, dass manche Taufgesinnten, wie maü schon
den Schweizer Acten entnimmt, die Gemeinde yerliessen. £inige
thaten dies unter grossem .( Jeschrei*, so Hans Jedelshanser von
Ulm, der mit Weib und Kindern aus der Uuterischen Gemein-
schail austrat und die Gründe, aus denen er dies that. i^urch
den Druck bekannt machte.^ Von den GrOnden ist freihch
i H«iia Ardfiner, Shitischo Chionik, Chur 1877. 8. 178.
* Erhar.1, S. 3.3. n. Hochhut in der Zoitwhiift f. Uat TheoL 1800, 8. 209.
' FisoluM. TAubeiikobol, VoriiHlo.
* D'Elvert, ( JoschiHito von If^lau, S. ISO. Zuftimor Verbörbnch Xli, a. II.
» Scluuidl, liist. tioc. J. l'rov. Boh., Pars 11, Lib. lU, Nr. 48.
* Zwölf «iehtifs Ufsschen Uansen Jedelnhaiuen vou Uhn, Mine« Hando
werke* ein Nadler, wanun er . . . ron den Wiederlftnfem eei abge-
treten . . . logolstiidt 1687, bei WoU^g Eder.
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185
Manches von Christoph Erhard dem biederen Nadlermeistcr in
die Feder dictirt und Manches behauptet worden, was der
Wahrheit nicht ganz entspricht. Glauben mag man ihm, dass
er die HciHgkeit des Lebens, die er unter den Wiedertäufern
erwartete, nicht gefunden hat, und dass auch hier Neid, Haas
und kJcinhche Klatschaacht ihren Boden gefunden hatten. Den
Wiedertänfem mochte es recht beschwerHch sein, dass diese
Dinge an die grosse Glocke gehiingt wurden. £ine Widerlegung
scheinen sie nicht yersacht zu haben.
Im Uebrigen ziehen katholische Schriflsteller ihre Gegner,
und unter diesen gerade die hervorragendsten, wie Claus Braidl,
Georg Zobel u. A., mancher Vergehen gegen die SitÜichkeit,
des Umgehens des Mauthgef)Ules u. dergl., wobei sich nicht
immer ersehen lässt, ob die von ihnen erhobenen Ankia<;on
gerechtfertigt sind oder nicht. Einige von jenen Klagepunkten,
die Christoph Andreas Fischer gegen die Wiedertäufer toi^
bringt, wurden von Clans ßraidl sofort in Abrede gestellt.^
Auch sonst lagen manche Dinge fUr die Wiedertäufer
nicht mehr so günstig als in den früheren Jahren. Von den
Familien des Herrenstandes^ denen sie ihre mehr oder minder
gesicherte Stellung im Lande verdankten, zog sich^eine und
die andere von ihnen zurück, und bald setaste der Kampf
gegen sie gerade an jenem Punkte ein, ^v > sie ihre ersten
grossen Erfolge errungen hatten — in Nikolsburg. Dies war
das erste Bollwerk, das sie zu rftumen genOthigt waren. Hier
hatten sich die Verhältnisse seit dem letsten Viertel des 16. Jahr-
hunderts durchaus zu ihren Ungunsten verschoben. Leonhard's
Sohn Gfaxistoph (IV.) von Liechtenstein war es, durch dessen
Verschulden die bedeutendste Besitaung des Hauses fiir dieses
auf immer verloren ging. Seine Versehwendung ndthigte ihn
1660, die Herrschaft Kikolshurg an einen reichen Ungarn,
Ladislaus von Keretschin (Kereeaeny), um 60.000 böhmische
Thaler su verkaufen. Dessen Sohn Christoph starb 1572 ohne
Erben. Nun fiel Kikolshurg an die Krone, und Maximilian II.
verkaufte es 1576 an Adam von IKetrichstein, Jedoch mit Aus-
nahme ,des vierten Thefles in der Stadt Nikolsburg sammt den
Unterthanen in den Vorstädten, so zur Herrschaft Eisgrub gehörig
* Die .ScandaU Fiaeherianii* im EinseliMii attsttfBhfen, mlloht» sm weit
fniirmi, alle ,M «rlMbliclie UnsoheD* md voll davon.
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186
gewesen, and die der Kaiser du.-. Jahi zuvor an Hartinann von
Liechtenstein verkauft hatte'. ^ Adam von Diotrichsteui, der Vater
des öpüteren Fürsten und Car dinals Franz von Dietrichstein, be-
trachtete es idü seine vornehmste Aufgabe, jalle Ketzer auf s»ei-
ner Herrschaft auszurotten'. Die Anfänge davon waren schwer
genug. Nocli konnte der erste Prediger der Stadt den neuen
Herrn in öffentlidier Predigt schmähen und ihn und den Kaiser
Knechte des Antichrist nennen. Dieser Pre(lii:er dürfte ül)ri«rena
eher der lirriderjjrenieinde als den Taufg-ebinnti'n zugehüii, haben.
Adam von Dietrichstein i^laul)te, (hiss <lie Bekohrun^ dieser leich-
ter erfolgen würde, wenn der (jceiiub^ de» iveiclies freigcireben
würde, und weclusehe hierüber mit dem Biöchof Lambert \*<n
Neustadt viele Briefe.- Man konnte indess in dieser Sache in Rom
keinen Erfolg erzielen. I)a Ijerief er (ien .iesuilen Michael C'ar-
daueub ans Wien, der sich schon vordem um die Bekehrung der
Ketzer viele Verdienste erworben hatte, lieber dessen Thlltig-
keit nnd Erfolge liegen einige Briefe vor.'^ Siliufi nni Juli
157'J konulr er seinem Herrn um ld( n: ,Wit wohl man viel von
Nikolsburg sagt, dass niclit ein ciiiziger Hausgesessener noch
sich weggezogen als nur ein einziger Baier, den der Land-
marschal^von Oesterreich der Religion halber von da vertrie-
ben, so ist doch der alt*? Secter und Sabbatber, die bilhg vor
einem halben Jahre hätten wandern sollen, noch da. Man kann
sie nicht wegbringen: so sind sie in ihr Nikolsburg verliebt.'
,Die sancti üdalrici haben wir zu Voitelsbrunn (einem zwi-
schen Nikolsburg und Feldsberg gelegenen und zu Nikolsbui^
gelnJrigen Orte) das Fest unseres Patrones St. Ulrich celebrirt,
allda haben sich alle Hausgesessenen mit (iotL und seiner Kircho
veraOhnt, gebeichtet und sich speisen lassen, und ist nun das
ganze Doi*f wieder katholisch, ausgenommen eine einjcige wieder-
tttuferische Person, welcher noch wird zu helfen sein. Ew. Gna-
den können abnehmen, wie es den Prädicanten zu Feldsberg
und £i8grub gefallen ronss; sie möchten vor Bosheit bersten.
Die guten Leutlen zu Voitelsbrunn sind aber itzt so fireudig in
ihrem Gewissen, dass sie öffentlicb und ohne Scheu sagen, sie
Falko, GeäcUiebte des fürstliclicii IlauK»'s Liechtcn8t»m II, 71, 72.
Adauctus Voigt's ^Lebon Franz Fürsten und CardüiaU von Dietricbsteiu',
8. 182.
In d«r Corrct|ioiideiUi Adamt von Dietrichsteiny Hans-, Hof- nnd Staat»»
archiv. Cofuen nnd AnHttgn in der Beck'telMn Sammlnng.
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187
wollten für diesen heiliji^en Glauben Leib und Leben lassen.
Am 5. Juli habe ich dann zu Pul^raiu (auch einem Haupt-
orte der Wiedertäufer) meine erste Predigt gethan. Das Ki reh-
lein war gesteckt voll/ * Am 16. Juli 1582 meldet er, mit
welcher Pracht heuer das Festum corporis Christi in Nikolsbiug
ond Unterwisternitz abgehalten wurde. Er fUgt eine Klage
Uber den Olmütser Bischof and dessen Gesinde an^ die ^nicht
allein am Samstag, sondern oft anch am Fteita^ Fleisch ge-
gessen habend £äner Bttrgerslratty die bei Lebaeiten gesagt
hatte, ySie brauche unser geweihtes Erdreich nit', verweigerte
er ein christliches BegrUbniss. Ein anwesender schlcsiseber •
Edelmann begleitete die Leiche, die in dem Garten der Ver-
storbenen, neben ihrer Mutter, begraben winde." Die Gesin-
nungen und Wunsche des Cardaneus fanden noch keinen all-
gemeinen Beifall: ,I>er Hauptmann und seine Gattin (eine
,Fleischfresserin') wollen, dass der Lorenz draussen (zu Wister-
nits) am Galgen hinge und alle Jesuiten dazu;' * er klagt^ dass
dieser Hauptmann es mit den Brttdem halte. Am ^l.Beeember
meldet er, die Borate werde ,hier und zu Wistemitz täglich
gehalten, dazu das Volk an beiden Orten fleissig kommet Der
PfaiTer zu Wisternitz habe vor einigen Wochen einen Bruder
f^esehlagen, darob die W iedertäufer ein grosses Geschrei er-
heben. .Darauf er mich herein berichtet, der Bruder hab's an
ihm ge&uelit, er hab' ihn „dutzet" ( gedutzt) und also ange-
fahren: Paul^ wo willst Du aus und einV und ihm dazu den
Weg verstanden (= verstellt). Zu welchem er gesagt, was er
ihn zu duzen hab'V Hei, duzet man doch auch unsem Gott
im Himmel. Darauf haV er sich über ihn ergrimmt und ihn
wo! „abbufißt''. Dass ihm aber der Bruder genugsam Ursach
geben, hab' er Mitbürger zu Wistemitz zu beweisen, so dabei
gewesen.'
,Der Brüder Trutz kann nicht wohl entschuldigt werden:
gehen mit Fleiss trutzig für die Priester, so das heil. Sacra-
ment zu den Kranken tragen, thun ohn' Scheu keine Reve-
renz. Nächstens hab' ich einen einlegen lassen, der mich ohne
Ürsach' einen Rauber nennete und duzete. Der andere sagte
mir: Du bist der rechten Gesellen einer, darvon der Prophet
' T. Beck'üclie iiauiuiluiig. äclireibeu vuui •^'■J. Uetober K>79.
* Ebobda. Jall 1582. * Ebenda. October 16S8.
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I
188
Joremias sclireibt: Welche do laufen und srintlt nit gfesandt,
predigen und niemand liat's ihnen h< lohlcn. Tst mir hImt
entmnnen. Hette £w. Gnaden viel davon zu erzählen, bed de
his alias.'
Die Erfolge des Cardaneus in der AutVirhtnn^' d^ r alt< n
Lehre erregten grosses Aufsehen, Wir tindcn i)ui donn in der
Folge wiederholt auf den schwierigsten Posten: in Sachsen,
wo er den Kurfllrsten fUr die katholische Lehre gewinnen
wollte, in Baiern, wo er zu Regensburg fiir die Katholiken
das Wort führte, endlich in Steiermark, wohin ihn Erzherzog
Karl berief, und wo er ,rait Gefahr seines Lehens* ' ^r in Predigt-
amt verwfdtetö. In Graz ist er am 1. August 1 ;")*.♦(► t^estorben.
Nicht weniger erfolgreich war die Thätigkeit Christoph
Erhard's, den Adam von Dietrichstein als Pfarrer und Dechan*
ten nach Nikoisbui'g berief, wo er im gleichen Dienste secha
Jahre thätig war. Mit den Wiedertänfem in tfiglichem Ver-
kehre, der wohl nioinab freundlicher Art war, wie denn £i-hard
mit einzelnen seiner Gegner gelegentlich tu raufen genOtbigt
war, schrieb er eine Schrift voll arger Invectiven gegen die
Wiedertäufer. Weil die Herrschaft Nikolsburg wie eine schöne
Rose unter den Domen, d. h. unter den Ketzereien ist, den
Latheranem bereits von vielen katholischen Mftnnem die Larve
YOm Gesicht gerissen, auch die schläfrigen und faulen Picar-
den durch Wenzealaus Sturm widerlegt wurden, so habe er,
der ^diesen Schwärm durt h tägliche Nebcmvohnung' genügend
kennen gelernt, ein Werklein verfasst, in welchem der Huteri-
sehen ,TUck und Stttck' ans Tageslicht kommen aoUe.^ In
Folge einer so umfassenden, vielseitigen ThAtigkeit wurden in
verhältni.ssniiissi«; kur/er Zeit die Bewohner von Nikolsburg und
der alten Wiedertäuferorte Voitelsbrunn, Polgram, Polau, Ber*
gen, Unterwisteruitz u. A. katholisch — es waren an 3720 Per-
sonen. Gregor XIII. gewährte am 4. Mai L583 den Bewohnern
▼on NikoUboig mit Ausnahme der Juden und WiederCMofer
* Adanotns Voi^, «. s. O., Anbaiig, 8. 182. Vgl. Hdmrleh Christoph
Lemker, Nachricht vou der Unterdrückting der evau^elisdl-llltlieriMhfla
Lehre auf d» r lUTrM-li.ift Nikolsburg. Leinijo 174><, \u 4".
* Gründlicbt) niid kiiry.\ friussi*» llistniia vuh Miiiistcrischen WiderlÄufern
. . . durch C'iiriätuplieu Eihard, Tliculoguni, huh der fiirsUu'heu Graf-
■ebaft Tifol von Hall geboren. Gedruclct an MflaobMi b«i Adanit heraug.
Anno 1689.
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189
einen Ahlass und belobte Dietrichstein liir seine erspriessliche
Wirksamkeit. Dies that auch der Ershorsog Kaii von Ocster-
roicli, und der Herzog Wilhelm von Baiem bezeugte seine
Freude durch einen Brief, den er 1584 den Nikolsburgem
schrieb, ^darin er sie zur heilsamen RUckkehr in den Schooss
der Kirclie beglückwünscht und zu standhafter Beharrlichkeit
crmahnt*,* Namentlich rieth er ihnen die Aufrichtung einer
Brudersehafl Corporis Christi an. Dietrichstein wollte lieli>er die
PArttnden unbosct/.t als mit solchen Geistlichen versehen wisseUj
die ihrer Pflicht nicht durchaus gentigten, und schon 1586 er-
klärte er, Keiner könne sein Unterthan sein, der nicht eines
Glaubens mit ihm sei.
Die Fortschritte des Katholicismus beleuchtet Christoph
Erhard in seinem Buche: ,Catiiolische Brieff und ScndtBchrei-
ben, darinnen vnriiuldot, wie es ein BeschafTenheit umb das
Religionswescn in der Herrschaft Nicolsptir^ in Märhern.'* In
der Widmung läast Erhard den Unterschied zwischen Einst
und Jetzt scharf heraustreten. ,Ganz Nicolsburg/ sagt er, ,liat
dermassen von wegen gottloser, verdammter, verbannter Sect
einen bösen Kamen bei dem ganzen heOigcn römischen Reich
bekonuneUi dessen noch bis dato viel unschuldige katholisebe
Christen entgelten mtlssen, dass ihnen nit allein ihre Ottter und
Erbschaft abgeschlagen worden, sondern oft einer in Leibes-
und Lebensgefahr kommen, allein des Arguments wegen: Er
ist von Nikolsburg, ergo ist er ein Wiedert&ufer. So (nun)
doch das contrarinm kann vermeldet werden: Er ist von Kikola-
burg, ergo ist er ein römischer, katholischer und jesuitischer
Christ Demnach zu sonderlichen Schtttzung und Rettung, dass
dem nit also, sondern dass die Nikolsburger rechte katholische
und „babstische^ Christen, ist auch dies Schreiben von mir in
Druck verfertigt worden/
Erhard rtthmt an Maximilian von Dietrichstein, ,dass er
nit wöllen das wolgebome Fräulein Helena Khrusytsin zu einer
Ehefrau haben, ob sie gleich noch hunderttausend werth und
eine ganze Grafschaft zu ihm brächte, ehe sie zuvor katholisch
worden^. Er lobt Maximüiaos Bruder Sigismund, dass er sich
' Ad. V'uigt, Leben Frans i^'flnten und Cardinais von Dietridutoin, Ö. 131
bis 133.
' (Sampt augetrucktem Gespräch etc.* Ingolstadt dim:h Wolfgang Eder
1686. 4« 81 8.
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190
in der Olnilitzor .Trsnitrn SocieUit dermassen veriuüten, dass
mau sich von ihm etwas <ir<tssrs vcrheissen. *
Trotz der unifassoTidcn Thätigkeit der geistlichen und
weltlichen Boliörden zur Ausrottung der Wiedertäuferei in und
um Nikolsburg scheinen immer noch zahlreiche WiedcrtÄufor
daselbst zurückgeblieben zu sein. Ei*st zum Jahre 151)1 melden
ihre GeschichtBliru licr, dass die Brüder aus ihren Haushaben zu
Pergen und Voiteisbrunn, da sie über die drcissig Jahre gehaust,
desgleichen aus Pulgrani haben abziehen müssen.* Der Herr
Sigismund von Dietrichstein habe sie von da atu^trieben, und
sie seien nach Wostitz und Sabatisch gesogen. Zum Jahre
wird noch ein Binder Thoman Haan von Nikolabui^ ge*
nannt, der zu Freibuig im Baierlande gefänglich eingezogen
und um des Glaubens willen gemartert wurde.
Ja in Nikolsburg selbst tinden wir noch bis zum Jahre
1508 Wiedertäufer, die sich dort mit Wissen und Willen Maxi-
* Don ^eudacUroibou' ist ein .Dialugiw odur Cüespräch' beigegeben, .w*
von den bekehrten katholischen Bniyenikindera su Micolspurg in An-
kunft des wolgebomen Herrn Adams Ton Dietrichstein anno 168t gehilten
worden'. Hior treten die drei theologischen Tugenden, GlanhOt Hoffnung
und Lich)% nitf, d»nn dor Tt iii'o!, der Vati-r der Ketser, tt. w. Der
Glaube hoia&i den Baron willkommen und sagt:
leb bin der alt cathoIiBcb glaub
Dor liic viel isr c>-'Iiabt Urlaub,
Der ketseriscb glaub an meiner statt
Allbie durchaus regieret bat. . . .
Die IfoffitJiitp spricht den Wun»ch aus, die Nikulsburger Herrucbaft
möge furttalireu, diu Ketzer auszurotten. Die Liebe »iiricht:
Ich bin die alt cntlioH.scIi lieb,
Die Martin Luther, der »oel diob.
Den alten Christen duser statt
Ans Iren hersen i;establen hat
Die Kirdie bittet dann
Für alle bekehrten burger
Fflr alle umbwoner und Nicolsb^rger.
]>er Teufel klagt, dass er alldieweil so weal|F ausgerichtet, snmsl seit-
dem der Jesoiterische Mann hieheifekommeni von dem wird gemgt:
Den alten pnpistisehen QUuben
Thet er wieder sniamnien klauben.
* Qeicbichtabaeher, 8. 805.
191
niiliaas von Dietriolistem anfbielten und erst als sie auf sein
.schweres Bc^c^hren* nicht willigen wollten, zum Wo^zujj: auf-
gefordert wurden. Aber auch jetzt zöjrcrte or noch, die ertrag-
retclien Arbeitskräfte zu entlassen. Die (jiescluciiU»buchcr mel-
den darüber:
Jn diesem OH Jar, den 30 tag Juni hat Herr Maximilian
von Dietrichstein, Hsrr auf Nikolsbnrg^ die Brueder auf Beinen
Ordnden zu Nikolspurg und Tracht ausgeboton: in 18 Wochen
und 3 Tagen die Häuser an räumen und abzusiehen. Ist aber
doch zuletzt in sich selber gangen, die Sach wieder dahin ge-
bandlct und kommen hissen (als man schon im wegflibren ge-
weben), daös man l)licbf'n und nit WL'<j:zo;Xfn ist/*
Man cntiiiinnit daraus, dass Maximilian von Dictriclistcin
trotz des firoyseii Lobes, das ihm Erhard öpeiidet, Uber die
Wiedertäufer und ihren Werth seine besten Unterthaaen')
anders dachte als Adam von Dietrichstein.
Wenn man zu alledem noch erfahrt, dass das Bimdcrhaus
der Tauigesinnten in Kikdsburg fortbestand und selbst die
schwere Heimsuchung des Jabres 1619, wo es durch das Dam-
pierre'scbe Eriegsvolk ,hart geplttndert und auch die Kranken
und Kindsbetterinnen beraubt wurden', ttberdauerte, dass sie noch
1621 ihre Schule dayelbst hatten, ja ihr Sehulmeister es wagen
konnte, eine Abhandlung wider das Papstthum absehreiben zu
lassen, und dass der Cardinal Franz von Dietriehstein die Brü-
der erst 1(322 von seinen Gründen in Nikolsburg vcrstiesSi so kön-
nen die Erfolge desCardaneus und Erhard's nicht so ausserordent-
lich gewesen sein. Zu einer Bedeutung wie in den Zeiten Hub*
maier's Termochte Kikolsburg freilich nicht mehr zu gelangen.'
Gleichzeitig erhob sich von einer anderen Seite ein leb-
hafter Widerspruch gegen die Huterischen Brfider, der viel
weniger gegen deren Lehren, als vielmehr gegen die scharfe
Concurrenz gerichtet war, welche sie in ihren vcrsehiedcncn
in höchster Bltithe stehenden Gewerben den übrigen Hand-
werkern und Händlern im Tiande bereiteten. Man vernimmt
die Stimmen dieser Leute aus einem Liede jener Tage, das
Worte und Wendungen gebraucht, die wir von nun an in den
Schriften der Widersacher der Taufgesinnten, ja selbst in offi-
* Vgl. daiu die Nut« lieck's in den Gefell iclittjbücheni, 8. 826.
* G«ieU«htBhncher, S. a7o, 395, 407. Das Nikolsburgor Volk zog uacb
der Vwtraibang aaeh 8eliIditEts.
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cirlirti Schriftstücken, wie z. H. in dnii ( Ji iirialniaiul.Htc KudolfsII.
vom Jahre lüOl ffOf^en die W uMlrrUiulcr, wicdertimlcn. Es ftihrt
den Titel: Vau midvvs schön newcs Lied. Darinnen der Betrug
und arglistige art der Huetterisehen Widcrtaurt'er warhaiftig und
eigentlich vor äugen gestellt wirdct. Allen gutherzigen frommen
Christen zu nothwcndiL'^cr Krinncruii«^ und getrewcn Warnung
gemacht und in Truck gcb«!Ti durch .loliami Eysvogol von Cöln,
gewestcn Hutterbehcn WidcrtautTer liruder zu Auötcrlitz in Mär-
hern. Im Thon. Wie mau das Lied von Olmütz singt Anno
MDLXXXVI
Dieses Lied bildet im (i runde das (Terüste, auf dem
sich 20 Jahre spater die Jeidenschaftliehou Jlelzbchrilh n des
Feldsberger Pfarrers Chribtojih Andreas Fischer aufbaui-n Hes-
sen. Alles, was er Uber die un^rleiclie Behandlung der Brüder,
über die Kinderaufzieliun^'', die (iemeinschaft, die Ehe, die llaus»-
habcn, den Kcichthum der Wiedertitufer n. s w. hart, finde t
sich schon in diesem Liedo und ist ent'.\'< drt uinnittelbar dar-
aus oder aut dem Umwege durch Thristuph Erhard, der es ab-
druckt,' von ihm aufgenommen worden. Aber hier tindcn sich
auch schon dio in der Folge beliebt gewordenen Schlagworte:
Das Gotraidt thnn aio aufkauffcii
Wol in dorn Mäxliorlandy
Sic »chütfcns aaf ein baaffcn.
Ist doch ein grosse scband,
BasB mans von in tbnt leiden . . .
Oder TOQ den Handwerken:
All Handwerk sie verdorben
Hiorumb wol in dem Land,
Hit allerlei gewcrbca
Sein sie gar wol bekannt . . .
Sie sein die rechten scbindcr . .
Können naebstellen dem gdt.
Oder von der Behandlung der ^Christen':
Vmh zwiefach (Jclt sie geben
Ihr Waar' ohu alle schow,
Kauften alle^s auft' davnciion,
Kciu urmor kuiu|it nil bei.
* Grandliche knrte yerfasste Bistoria von Mttnstorischen Widertanffern,
8. 35—38.
Digitizod by G«.
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D&s Brot tbun sie abschneiden
Dem urmon wol vor dem Maul.
Das macht: dass man s ihut leiden . * .
Uod vom Qdde:
Das gelt thun sie bohal(«ii,
Daawlb' Terdompt sie nit . . .
Von der Blleidung:
Kein iamet sie nit tragen.
Aber das beste Tuch . . .
Wol umb ein oUcn (»iu) geben
Drei Taler ono sch»Mi,
Einen ii^uten Wcl^h dauubeu^
Ooppül Barehat dabei.
Kein Tfaidt »ic lassen krösun:
Sie sprechen ,es sei sünd*,
Fähren ein geiBtlichi Woaon;
60 aber ein iarmarkt kombt«
Die schönsten leiden kaufen,
Damit man'i in stepi ans.
Sie haben aneh den Hänfen,.
AU iannärkt sie anahndfen
Das gaaae iar dnrohana.
Solche Kedea waren nicht ganz unbegründet; es ist ja
begreiflich: von jenen Handwerkern, die ihre Geschäfte im
Kleinen bctridicn and ron der Hand in den Mund lebten,
konnte kein Einziger wirlor oine Gesellschaft aufkommen,
welche die einzelnen Handwerke nach Art der Fabriken im
Grossen betrieb, das Bobprodnct in gn}sscr Menge und dämm
auch bilUg kaufte, wofern man es nicht gar in den eigenen
Höfen erzeugte, und wo die Arbeitatobne nicht nu hr kosteten,
ab der einzelne Arbeiter Air Nahrung und Kleidung braucht«.
Die Schlagworte vom Aufkaufen dea Getreides, davon,
dass sie den armen Handwerkern das Brot Tor dem Maule
wegschneiden, wurden ein beliebtes Agitotionsmittel gegen die
Wiedertäufer, und landständische und landesftirstliche Obrig-
keiten sahen sieh genöthigt, diesen Dingen auf den Grund zu
kommen. Wir finden diese Schlagworte in den Erlässen Beider
zum Tbeile wortgetreu wieder.
iMfciv. LXin. B4. I. Hilfl». 18
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Auch andere Dinji^c, deren das Lied erwähnt, lehrte der
Augenschein: dass die Ländereion der Wiedertäufer — man
beachtete freilich nicht, dass es deren Verdienst war — die
schönsten des Landes waren, dass sie die schönsten Rosse be-
sasscn, ,uuf den(ui sie den Landherren fifleieh im ganzen Reiche
herunitrabtcn', dass sie in iliicm äusseren Auftreten sich nach
Herrenart hielten, wie sie aueh, wohl nach heimischer tirolischcr
Art, Jedermann duzten u. a. dergl., erregte natürlicher Weise
eine nicht geringe* Missgunst. Aber noch viel mehr wurde der
Neid durch die abenteuerlichen Gerllchte rege, die ühtr die
ReielithUmer der Wiedertäufer im p;ans5en Lande verbreitet
waren. Selbst am Hole wurde diese Sache geglaubt. Der
Unterkaannerer Niclas von Hradek erstattete auf eine höhere
Weisung hin folgenden Bericht:* ,Er sei kein Zweifel, dass hei
den Wiedertäufern eine dergleichen Summe vorhanden sei, man
habe aber bisher nichts Eigentliches in Erfahrung brinf^en kön-
nen. Die Sache folge aber darau>, dass allr du , so sich unter
die Wiedertitufer bce^f )m>!i, eine grosse Summe Geldes mit sich
bringen* imd den \ orsteiiern übergeben. Dann fUnden sich
unter ihnen Handwerker, die nicht allein zu ihrer Nothdurft,
sondern auch anderen Landesbewolmern das arbeiten, was sie
brauchen, an einzelnen Orten Wein verkaufen, selbst Bier
brauen, ohne das Biergeld davon zu ontriehten. }>i8weilen auch
Gäste in ihren ll;iu.><ern gegen Bezaliiung beherbergen, Gctrei<le
in nicht geringer Menge jedes Jnlir sowohl auf den Mili'kten,
als auch in den Dörfern und Häusern von den T^auersloutcTi
und Anderen kaufen, Alles mit baarem Oelde bezahlen, und
was sie Anderen arbeiten oder verkaufen, solches Alles ziem-
lich thcuer und gegen baare Mllnze wohl anbringen, wodurch
denn die Handwerksleute in Ihrer Majest.tt Städten einen nicht
geringen Schaden und Naehtheil an ihren Nahrungen erleiden
müssen, da fast ein .Jedermann von ihnen, was ihm am Noth-
wendigsten sei, erkaufe. Sie sässen auch mit Ruhe und ohne
Sorge, allein nur ihrer Nahrung und ihrem Gewerbe wartend,
and thäten dem Iifuide and dem gemeinen Nntsen wenig nnd
* U'EIvert im Noüzenblatt der hist.-8tat. Sectiou 1878, Nr. 2 und 3.
* Am nhlreiehen ,Ui|ciohten* Tiroler Wiedertäufer hatten die Behörden
erfiUireii, i$m reiche Leute Heb nnd Oat verkaufon und den Brite den
WiederClufern abei|peben. ,Der Anaheptiemus in Tirol*, 8. 19^ IM, 197«
212.
ui^u\^cö by Googl
196
schlechte Hüfe. Es leuchte daher ein, dass die Wicdortäufer
Dicht so unvermüglich seien, wie sie sich selbst ausgeben.*
Das auf solelie Weise von den Behörden selbst ausge-
gebene Stichwort, dasi die Wiedertäufer ihren Nachbarn ,dM
Brot von dem Manie wegsehneideii*, nahmen ihre Gegner mit
Behagen md und machten es sum Mittel- and Sttttspunkte ihrer
heftigen und kidensehafttiehen AngriffiB, die anf nichts mehr
and yremger ab auf die yoUstftndige Veijagong der Wieder^
täufer ans Mähren hinnelten.
,In disem Jar (1600)/ melden die Goschichtshtteher, ,i8t
von unseren Widersachern gross Geschrei anganj^en in Äliir-
hern, wie sich die Brücder Uber die Maßen im Liuul hauffen
un<l mit ihrem Handwerk den St'ldten uiid 1 lecken nielit ge-
ringen Schaden und Abbrach Üum. Die Landherreu liaben
derohalbeii beschlossen, ans die Amfiichtang neuer Haushaben
SU untersagen, den Grandherren aber auch fernerhin aa ge-
statten^ sich der Arbeiten der Brileder an bedienen.' ^
In Mtiiren, wo die Wiederttofer an dem Adel «nen
starken Rückhalt besassen, hatte dies Geschrei nicht die ge-
wünschten Folgen, in NiederOtterreich whrkten die Oerttebte
▼on (Irin Reiehthnm nnd der ins Unerlaubte drehenden Con-
currcTi/. der Wiedertiiufer nuclihaltiger und veranlas.stcn das
Mamiat Rudolfs IL vom 23. Miirz 1<)01, darin befohlen wird,*
ydasfi sich alle Widertauffer, es seyeu Manns- oder Weibs-
personen, bei Verlicrung Leibs und Lebens, sammt den ihri-
gen lengst innerhalb drey ^fonaten yon Pnblioiernng dieses
Genflfalmandats aoaoraiten gewisslichen ans dem gansen Land
aowol ob als ander der Ens hinwegmaohen nnd ginslichen
ans diesen beiden Lllndem abeiehen, aaeh hinUkro «osser son-
derer 1. f. BewilKgung nnd Erlanbnnss aof keinerlei Weise
noch Weg weiter darein begeben , sich darinnen aufhalten
> Ctotdiklitiblleiiflr, B. 831.
• 0«^niclct in Christopli Aiulroas Fischer's Antwort anf die Widerlegiing,
so Clans Breutel der Wiedertauflferkönig oder Obemta «te. hat g^ethan,
L. II, L. III, lind in dessen ,54 erhebliche Ursachen, wamml» d'n'- Wider-
tauffer nicht »ein im Larul xn leyden', 8. 20~2!V. Dio rm lin n Drucke
in J. V. Beck, Geschichtsbücher, 8. 882. In der Einl«ituii«r nimmt das
Mandat anf da« Generalmandat Ferdinands 1. vom ö. Mai 1548 gegon
die ,Ein8chlaifung' niähriücLer Wiedertäufer in Ober« und NiederOster-
reicb Besug.
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noch betreten lassen/* AU«», tlir solclic WicdertÄufer aufjr*»-
nommcn, haben sip bei Sirafc von öiM) I)iiuaten in (ioUi zu
,urlaubuu untl auHzuachaffen'. Kt inem von ihnm soll imder-
hin TTcrbcrpre, vSpeise oder Trank, ,Unterschleit oder Unter-
haltung' f^cbüten werden. ,Auch sind in ganz Ucsterreieh in
Städten und Märkten Projihosen gesetzt oder geordnet worden,
wo sie einen Bruder antreffen, der nicht Befehl oder gntv
Kundselmtt von der Obrigkeit hat, den sollen sie ge^glich
einziehen.' *
Von Wielitiuk* it ist, was von den Beweggründen gesagt
wird, die zu diesem Erlasse geführt haben: ,Fast allen Hand-
werken, aueli liantirenden christlichen Bürgersehatten und
Landsinwohnern, entziehen die Widertaufer mit sonderin listi-
gen Vortheil und Besuch ihren (tewinn und Nahrung und
schneiden ihnen das Brot vor dem Mund ab, daher sie denn
auch viele aus dem gemeinen Mann desto eher an sich ziehen,
dass sie es mit ihnen halten müssen, oder sie werden von
einem ( )rt zum andern verl'olg^t, und lassen diese also nicmands
neben sieh aut"konimen, so es nicht mit ilmen iialten thut oder
ihrer Öoct anhängig ist.' Das sind die Motive, die wir in den
nUchsten Jahren in den iStreitschriilen und iuvoctiven ihrer
Gegner wiederrinden.
,Dies ^landat/ sagen die Geschichtsbücher, ,au8 Angaben
der Jesuiten (erlassen), währet nit lang, jedoch haben die Her-
ron aus Furcht und Schrecken unsere Mttlier and LHenstleut
geurlaubt und ziehen lassen.'
Der Erste, der sich die in dem Mandate enthaltenen
Motive aneignete und gestützt auf sie die obrigkeitliohen Ge-
walten zur Austreibung der Wiedertäufer antrieb, war der
Pfarrer von Feldsberg in Niederdsterreioh, Christoph Andreas
FiBcher. Als er, so sehreibt er zwei Jahre nach dem Krlaaaa
dieses Mandates, nach dem Antritte ^oincs Amtes in Feldsbcrg
sahj wie dieses gottlose Gesindel handelt und wandelt, die
annen Christen yerfUirt, übervortheilt und ihnen ,das Brot
vor dem Maule wegschneidet', habe er nch oft gewünscht,
entweder durch mündlichen Verkehr oder aus ihren Schriften
genaue Kunde ftber sie zu erlangen. Beides sei ihm zutheil
* Nilieng mtMi, i. Tb«!]« 6, Osp.
* G«M]iicbtibflefa«r, S. 388.
geworden, und nmi sei er in der Lage, ,von der WiedertRufer
▼erflnchteni Ursprnng' und ihrer gottlosen Lelire zu sclireil>en
und die Frage /.u beantworten, ob sie iiu Lande zu dulden
seien oder nicht. So entstand diese Iletzselirift Fischer's, die
den Tautgcsinnten in Mähren viele Sorge machte. * ^Wie ein-
stens Hnbmaier seine Tractate den Herren Leonhard und Hans
Ton T.if^clitenstein gewidmet/ also hab' ich/ sagt Fischer in
der Widmung an Kail von Liechtenstein, ^diese meine genüge
Arbeit in Ihrer Gnaden Namen ausgehen lasseui weil sie wie
ein rechter Liechtenstein leuchtet^ als die sich jetst m dem
rechten allgemeinen katholischen Glanhen hat begehen . . /
Das Buch enthält zwei seinem Umfange nach sehr ungleiche
Theile: der erste handelt vom Ursprung der WiedertÄufer. über
den Fischer freilich niehts Keehtes weiss, ihren Lehren und an-
geblichen Laäteni, ihren zahlreiclien Secten und irrif^en Artikeln,
die er im Einzelnen bespricht und bekämpft, im zweiten Theile
werden alle Obrigkeiten ermahnt, sie auszatUgen.
Da sich in der Schrift Fiscber's zahlreiche Anettglich-
ksiten gegen die Taa%eBinnten in der Umgebung yon Felds-
berg und Nikolsbnrg Ihnden, ihnen viele Verbrechen zur Last
gelegt wurden und sie also ftkrchten mussten, dass die Landes-
herren in Mähren hiedurch gegen sie eingenommen werden
könnten, so griff Claus Braidl zur Feder, um die Angriffe
Fischers zurück zuweisen. Die Schrift liraidl's tVihrt den Titel:^
,Ein Widerleg und warhafte Verantwortung der Hllcrgrausamo-
sten I abschewlichsten [ und unverseiiamisten Gottslestening |
Schmach | und gautz unwarhaffitigen Beschuldigungen so | Chri-
stoff Andreas Fischer Pfarrherr zu Veldtsperg | etc. theils auü
seinem bDsen Hertzen über uns Brttder erdacht: Anderstheils |
was andere Gottlose yerkehrte und irrige Volcker (die nie mit
ans in einem gleichen Glauben gestanden | anch unsere Brttder
* Ihr genauer Titel Untet: ,Voii der Wiedertauffer | verfluchten Urapmnp,
pottln«»<»n I Lfhre, nnd derselben frT^lndlii*ho"Wtderle<rnngf. ( Näi'Ii ««»Icher
^'ffra^r* nirdt. | Ol» die Wiedertautfer im Luiidt zu Ifv-^den sHind odor
nicht? j l>tin-li ] ( liriHtuphornm Andream Fisrlifnun der n«iU-|gun J^cliritt
Docttiroin ]*tarrherrn /.n S oldtsporg. IGU.'t, Cum licentia illnstriMimt Card,
d. Dietrichdtein etc. epis. Olomncenflifl, etc. Uedmckt M Bmek «n der
Teya.«
* 8. meinen 3akh— r HubmaEer', 8. 187.
' 8. Fbcber, Intwort auf die Wlderlefvef, A. IIL
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nie gewesen* | weder theil noch gemein mit uns nie gehabt)
für böses gestifftet nnd der weit gaiitz ergerlieh worden: Aas
lauter Neyd und Huss | mit einem solch gifftigen Schreiben
understandeii [ zur schuiach über uns unsehuldiffen in Jic Weh
auüzuselireibeii und drucken zu lassen | damit (wie es ein un-
selnni liut) er ihm selbst einen rühm | und seiner gelehrte einen
NauRii machon wollen. In welehem seinem unordentlichen lan-
gen Schreiben [ wir olin notli geachtet | aulf ein jede so t»itl
iingesaogene Lesteruug j Arn wort zu geben | sondern nur der
gröbsten Lesterung ein theil widerlegt | JaL»ey die übrigen seine
schmachredeu auch woi können verstanden werden | wie un-
war und ungereimbt sie seind. Demnach unsere der Bruder
(so man die Hutlerischen nennet) gründliehe und warhatlnge
Verantwortung/ Die Sclu'ilt erschien 1G04.- (iegen sie richtete
li'iseher noch in demselben Jahre eine Antwort,-^ die alle schlim-
men Anf>eliulJigungeii aufrecht hält. Den Geist der Schrift er-
kennt man aus dem Motto: , Antwort dem Narren nach beiner
Narrheit, dass er sich nicht weise lasse dünken/ Prov. 20. Sie
sehlie^st mit einer hitzigen AulT rderung an die Obrigkeiten,
die Wiech'rtjiufer auszutilgen: ,lch bitte auch und ermahne alle
Obrigkeiten, dui^ sie unter ihren Gebieten und Herrschaften
venuüg' des vorgedacluen l'< r<liiiandischen und Rudolphiselien
Kaisern l^Iandats dieses seh.nllirli Unziefer nicht leiden, nicht
einkommen lassen, nit annehmen noch behausen, nooh ihnen
Herberg, Speis', Trank, Unterschlaitf oder Unteriialtung geben,
sondern süacks wegschaffen und abziehen lasscTi, ihnen auch
keine Maierschaften , Schäfereien, Mühlen und andere Wirt-
schaften im Bestand lassen, viel weniger aus ihnen die Weiber
zu Sauganmien nehmen, dieweil sie sampt der Milch das Wieder-
tauÜ'erische (iift etlichermassen den christlichen unschuldigen
Kindern zu trinken gel>en. Bedenket, o ihr lieben Obrigkeiten,
die ihr etwa umb eines geringen Nutzes willen diesen Leuten
* Sie ««Ikfeii lieh gegen eine Vergleieliiinf mit den MttiteriMifciB Wieder-
tänfern.
* 8. OeBcliirhtHhncliPr. S. SRO.
* Antwort autf die Widerlegung, hu Ulnuß BreUtel der VViedurUufer Küttig
eder Obente aempt leinea SpiotagoioUen bat geüiaa auf das Buch, »o
▼eneiüaeii Jahr unter dieieni Titel wider de iek anOgangeii. Von der
Wiedertenffer verflacbten ete. dofdi Ch* A. SiMhemn etc. Oedraeki im
Ciorter Bmek an der Teja. Am 16M.
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Ort und Fiats Tentatteky wie UDasählig viel einfilhigor Leuth
dnreli ne yeiführet und m ihrer Terdammten Seetevi mit fiU-
sehen gleissnerischen Schein überredt werden. Und du gleieli
kein Seelent^eiahr zu flircliten wäre, so soll doch allein das zu
lin zen srciK »mracn werden, dabb die Wiedertauter in politischen
Sachen einem gaua^n Land nachtheilig sind, indem sie den
LiAiidesinwohnern, Handwerkern, auch hantiereiMieii chriatliclien
Bürgerschaften ^ ihren Gewinn und Nahrung mit Bonderm listi-
gen Vorteil und Beeuch entaiehen etc. . . /
C9«i8 Braidl setste die Fehde nieht mehr fort Fisoher
aber arbeitete eine neae Schrift aoe, widmete sie mit einer
Zueehnft vom 1. Se|ilember 1605 dem hoch- und wohlgebore-
nen Herrn Maximilian von Dietrichstein und Hess sie 1607
unter einem nicht sehr reinlichen Titel in Ingolstadt erschei-
nen.* Die Obrigkeiten mögen, lehrt er, sicii des Kaisers Theo-
dosius Beispiel vor Augen halten, die 8chhften der Wieder-
täufer prüfen, und falls sie mit der heil. Väter Meinung nicht
ubereinstimmen, die Wiedertäufer samnit ihrem Schwärm ver-
werfen und veijagen. Die letste Schnfi FiBchev*» Akhrt schon
einen anweisenden Titel: ,Vienmd{Ünimg eriiebBehe Ursachen,
wammb die Widertanffer nicht sein im Land an le jden,^ ' und
das verstHndliehe Motto: ,Den Zanberer sollst dn nicht kssen
leben/ Noch aufreizender ist der Schluss: ^Schlafet nicht mehr,
liebe Mährer, thut Herzen und Augen aui", seht zu, wie sie
Euch vertil^'cn wollen. Lasst nicht zu, dass diese Fremden, der
Abüchauni der Krde, Eure üiiter rauben und besitzen. Uebt
nicht länger zu, dass sie jb^ich das ganze Land verschlagen,
£uch als Obrigkeiten verachten, Euch die Regalien abstehlen
and li«uch für Heiden und Ungläubige hallen. Lasst sehen,
dass Ihr Eoer streitbares Hers zur Erhaltung von Land und
> Worte des Decrets von IROl.
• Der Hutterischen Widertautfer Taubeukobel: in wolchpin /ill ihr Wüst |
M!st 1 Kott ] 1111(1 IJntlat j »las i«t | ihr fabcho | stinkendo | untliJtigrp nnd
abscheuliche Lt^hrn ' . . zu tinden . . . auch des j^^ioßen Tanltons d«'s
Jacob Hutti ra Leben . . . angoheiukt: dnrrh Ch. A. FUcher. M^ dnu kt
Z1I luguisUiit, in der £deri»cfaen Truckerei durch Andream Aiigenueyr.
Aimu 1Ü07.
' Getruckt au lagoUtadt, bei Andream Aagermejer. Aaso 1007. Diese
Bchiift bat danelbe Titelbild wie die vorige, einen .Tanbeokobel*, der ein
HaoAsbea der WiedertSuler venianbUden seil. Ueber den hietofiadien
Gehalt dieeer Sebrillen a. den aweiten Theil der imrliegenden Abhandlmtf .
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Leuten noch nicht verloren habt, sondern Tif^ib, Out nnd Blut
daran setzet. Lasset uiclit zu, .<lass Euer l^iind durch den
Aufenthalt dieser Mörder, Ehebrcclier und anügesprun^jenen
MOoche und rfallV n einer Mördergrube g-Ieich^eachtet werde.*
Pls ist zweilelhaft. ob die Taufiresinntcn auf diese leiden-
schaftlielieu Angriffe ilires (ieii^nere, die im (xanKen und Gros-
sen (loeli nicht nielir enthalten, als sich schon in Christoph
Krhard s ,< 'l iiinllichen, kurx verfassten Historia von Müimtc^
risehen \\ uU-i tauUern* tindot. mit < le^xenschrit'ten antworteteii.
Die Zeit«'?! waren um i t darnach angethan, sich auf eine weit-
läulige Polemilt eiuzuiji.sscu.
Die nächste Fol^e de« Gesclireies der Leute von dem un-
geiieuren Keiclithum der Wietleiläufer war eine Erhöhung der
Steuern, die ihnen anf|£rele;,'-t h iirde. Sciiou am Montag nach
lavoeavit 1585 (v poudeli po netleli Invocavit) wurde zu Ig-Ian
der lieselduss «;cfasst, dass die Wiedertäufer, die auf ihren
Gründen eigene lljiuöer und MUhlen haben, von jedem lfTn>^c
und jeder Mühle auf drei Jahre zum Termin der Erlu bun^^
des zwanzifTsten Oroäclienö' 10 Oulden jährlich erlevfen suUen.
Diese Summe sollte fllr Aci'^tn und T^andeisdüctoren verwendet
wer<le?i. 2 Der Brünner Landtag von L^>H8 * verlfln«,n'rte die
Zahlun<^^spflicht auf zwei weitere Jahre; die Summe wurde
überdies noch um U) (lulden erhöht. Seit kla^^en zahl-
reiche Landi^cwolin'T von Mähren (und die Kia^^en liefen bei
den höchsten Laiuiesilmtem ein), ,wie nach die Wiedt'rtätifer
nicht weni^- Getreide auf den Dörfern und bei den IJntertha-
neu aufkaufen, sicli zufühn'n lassen, Wein in il»ren Ilausern
nn> Gehl schenken uml massweise verkaufen*. Dementsprechend
wurde verordnet, daös sie in Zukunft bei Strafe der (*oiitisea-
tion des Getreides ,von den Baueni in deTt Dörfern kein Ge-
treide kauli n und sich zufUhren lassen dürfen. Der Einkauf
dürfe nur auf offenem Markte bewerkstelligt werden; auch soll
in ihren Haushaben kein Wein geschenkt werden;* der Befelü
wurde im folgenden Jahre auf dem Brünncr Landtiige wieder-
holt;^ zugleich wurde der Beschliua gefnwt, da« ,die Wieder^
^ S. hterOber d Elvert, Zur Osterr. Fiiuuizgedchichte, S. 16S— 164.
* L>nat«g>>PlMttatk— . Annng in der ▼. Baek'iebaa 8nualan|r.
* Ifonteff naeh InTocavh.
* NotiK In der v. Beck'acben Swimlitiif. OMeUehMbSthttr, 8. 817.
* fiMk'aob» Banunlmy.
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täufer von jedem Hause, darin sie wohnen, ob viel oder wenig,
es sei in Städten, Märkten oder l)urfei-n, in<,Heichen von jeder
Mühle, die ihnen gehöre, 12 Gulden diu'cli drei Jahre zu steuern
habend ^ Im fol<]^enden Jahre wurde ,iin Landtji«^" beredet, dass
sie, dieweil sie des JLouides sattsam geniesieny allein wenig con-
tribnireOy überdies von jeder Behtaunngf darin eine Kuchol
(d. h. die grosse KOche för das ganze Hanshaben); 8 Gulden
ma die GmiidlieiTen bu entriohten haben; ist aber nicht dazu
kommeD^ Dagegen begehrte man im folgenden Jahre' von
ihnen^ dass sie sitr Bestreitong der militlirischen Bedttrfo»se
des Landes beistenem, nnd swar so, dass sie Ton jedem Rade
eigener Mühlen 1 Gulden, von jedem Hude gepachteter Müh-
len 7 Grosehen und von jedem Briiderliause mit einer Kliehe
10 Gulden entrichten sollten.^ Das war den \V uci<^rtiint'eni
über alle Massen beschwerlich, denn Steuerleistungen für Kriegs-
zwecke waren nach ihren Satzungen verboten, und das war
auch der Grund, weshalb die Brüder von den Besitzungen
Maximilians von Dietrichstein lieber hinwegziehen als sich zu
solchen Leistungen herbeilassen wollten.^
Ein Jahr später hatte die kaiserliche Regierung die Ab-
sicht, ven den Wiedertilnfem in Mtthren ein grösseres Dar-
leihen zu nelimeu. Aus Aidass eines räuberischen Ueberlulles,
der auf die Nenniühle bei Eisgrub, wo der Wiedertiluferbischof
residirte, ^eniarht wurde und wobei man der Thäter habhaft
wurde und sie peinlich verhörte, waren einige kaiserliche Käthe
m der Ueberzeugung gekommen, ,dass aldoi-ten zur Neumüll,
80 die Wiedertauffcr besitzen, ain ansehentliche Paarschafl; und
Vorrath von Geld vorhanden sei, welches die Tfttter auskund-
schaff nnd dammben sie die Widertauffer überfallen habend
Da nun bei dem jetzigen gelUhrliehen Kriegswesen hohe be-
schwerliche Ausgaben vorfallen und das Kammerwesen an Geld
iuät erschöpft ist, ,so haben wir solches Ew. Kays. Mnj. *j:cliur-
samist andeuten wollen, ob sie dem Landeshauptmann in Alar*
*■ Genchichtsbücher, S. 318. Auasiiga ans den Pamatkenbttchera in der
V. Beck'when Bftmmlang.
' V pontl' Ii jto MistMironlia« Doniini auf dem Landtage in Brünn.
• Cuj»i<i in «h^r V. Hock'acUen Samtnlung. In den Ue»cbiclitäbäüUurn wird
die ümclie /.um Jahre er/.atiit.
* Die genannten Fordemugen wurden anob 1696 W ttfeda po InvocSTit
(Hin 8) ▼ Bni g«steUt
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hern gnedigist schreiben wollttni, (iauiit luaa durch mittel eines
anlehens von derselben TiiutF<^rischcn I^urschafft zu einer wol
austragenden Summa gelds kummeii möchte'.*
Der Kaiser erliess in der That die entsprechenden Wei-
sungen an den Landeshauptmann Friedrieh von Zierotiu, den
Landrichter Joachim (Haugwitz) von Biskupitz und den ünter-
kftmmprer Niehls von Hradek, mit den Wiedertäufern wegen
der Aiünahme einer Siaiiuie (jcldcs zu Krieg-szwcckcn zu ver-
handeln. Zierotiu, welcher ihre Verhältnisse w ohl kannte, mag
den Befehl mit Kopfschütteln ento'egeii genommen ha})en. In
der That sa^l er in seiner Aen^si lung (14. October 10^1)): Er
werde zwar allen Fleiss anwenden, wundere sich aber, wer
Sr. Majestät angezeigt, dum die Wiedertäufer eine solche Summe
haben sollten: ,Er wäre ihrer Gelegenheit und Vermögens wohl
kundig^ habe auch mit ihnen wegen eines Darlehens gep-en
genügsames Pfand öfter unterhandelt, aber nichts erhalten kön-
nen, da sie sich mit Armuth und ilirem Unvermögen entschul-
digt, wie es denn nicht anders sei, dass unter ihnen ein großes
Spital sei und der so arbeiten kann, anderer sechs wol auch
sieben, so ihr Brot nicht erschwingen können, aushalten müsse.*
Die Verhandlungen konnten natürlich das vom Kaiser
gewünschte Ergebniss nicht haben, denn die ^^'iedertilufer
,redeten sich mit dem Vorwande aus, ihre prof'essioü und wis-
sen zeigete solches nit aus, dass sie zum Kriegswesen, was-
gestalt es sei, verlnilt lu lu n sein sollten, sondern thue ihnen
dasselbe vilmehr wehren und \ ( i l ictcn'. Selbst als die Com-
missäre sagten, 8e. Majestät benütiuge das Geld zur Abzahlung
anderweitiger Schulden, konnten sie von ihnen nichts erlangen,
einfach aus dem (i runde, weil sie, wie sie in einem beachtens-
werthen Actenstücke darthun, das Geld weder hatten, noch
haben konnten: ,Ersthch, weü miinniglicii weiss, dass wir weder
mit Kramerei, Wucherei, Kaufmanuschaft noch müssiggehen-
dem Gewerbe umgehen, sondern mit saurer harter Handarbeit
unser Brot gewinnen und keine Schätze zurtkklegen können,
zum andern, dass oft gegen 10 Personen, die „der Gemain"
nichts gewinnen, kaum eine gefunden wird, die mit der Uand
etwas weniges erwirbt'
Ann den Acten des k. k. Hofkaniine^iurehivMi mHgettiailt von d'KWert
im NotiienbUtt der hiaL-«t»t SectioB 1678, & 14.
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Diesen Ai^imcnten sclieiikte freilich, wie man di-in bereits
erwähnten Berichte Niclas' von Hradek (vom 7. i'ebruar InO?)
entnimmt, die Obrigkeit geringen Glauben. Alle die Ereignisse
der letzten Zeit mnssten nun Viele in der Meinuiisr bestärken,
dass die Wiedertäufer in der Tiiut im Besitze grosser iScliiitze
sind. Der Znaimer Landtag von KlOO kam daher dem Ge-
ikihrei von den ReichthUmern <Ier ^\ ii It i üiufer ent^^ei^en, in-
dem er festsetzte, dass sie ausser der Steuer, die sie mit dem
zwanzigsten Groschen zahlen, noch von jedem Hause, wo sie
Küchen haben, 80 Gulden, und von jedem Bierbrau in ihren
Haushaben 1 Gulden zu schössen haben. * Ftlr 1601 wurde
die Suuuiie auf ÖO, ^ liiO'^ aber wieder auf Öü Gulden fest-
gesetzt.
Noch im Jahre 1600, in der Zeit, als der Lärm tiber den
Heichthum der Wiedertäufer am lautesten vernehmbar war,
suchte man nach Mitteln, wie man sie schärfer als bisher zu
den Landesbeiträgen heranziehen könnte. Am 2. Jänner 1601
fand eine Commission, die sich mit der frage besehifUgtef
wie Ihrer Majestät Ehikommen in Mähren au bessern sein
mtfohte, daes ,bei dem künftigen aUgemeinen Landtag eine
Hanptsteuer auf die Uuiterieehen Brüder unter dem Prätexte
WXL erhalten wäre, data man sie nnr sur Zaldong der inländi*
sehen Schulden mid zur Entledigung der Herren Landsa^n
ans den fUr ihre Majestät gemachten Bttigaohaften gebranchen
wdle'.*
Trots so bedeutender Stenerleistungen fanden die Behör-
den noch zwei Jahre spttter, dass die Wiedertäufer viel sa
wenig belastet seien. Ks sei nur billig, ,dass sie si( h besser
angreifend Zu dem Zwecke trug Rudolf U. am 28. Juli 1604
dem Landeshauptmaane von Mähren Karl yon Liechtenalein auf,
die Wiedertäufer entweder zur Erlegung einer grosseren Baar^
summe oder aur Beistellung einer Anzahl von Ross und Wagen
zu vermögen. Der Landeshauptmann erklärte am 30. Angust, er
habe nur geringe Hoffiuingen gehegt, etwas au erhalten, gleich«
wohl aber die Aeltesten der Wiedertäufer vorgefordert; dieae
erklärten, sie seien nicht in der Lage, mehr au leisten.'
» üeachiclitöbücher, Ö. 331.
* NotiMnibUtt, a. a. O., S. 16.
* Auf iM kaiaarl. begMniit den Herren OominiaMriMv Kurier Bericht
Gednieki im Notiienblatl, e. a. O., a 29. ÜJui erfäkrt daiane, Umm de
Digitizod by G<.jv.' .ic
204
Tn ilii-fi- BtMlr;ini,niiss taiulcn kIc im i.andtÄge Beschützer.
Dieav iiu'inirn. sri lainl|träehtig, »lass tiie \\'iedertllufer SO viel
Stem-r /ahlrn als ander«' T^ntortliaiK ii ira Lande. Man könne
nicht ^'^•'stattun, sie mehr zu l)i'S( li\v(Meir '^I'rot^^dem wiirdc an-
gt iu-dii'-t, dnss sie von jedem Rad in ilircn Müldou 1 (inliU^n,
von jedem Kinu r i^cpressten Weines 2 weisso Grosrheii steiu rn
sollten.* Ihuit lti'n MieliPTi din ^^cwöhnlic-lien Alii^alM-n vuii Hier,
Wein, (n treido und anderen Sachen bestehen. Ihre Leistun-
gen für die dun liziehondm Krie^aleute berechneu sie tUr das
Jahr 1602 allein auf 7000 Uuhien.
Nichtsdestoweniger forderte der Kaiser den Landesthaupt-
mann am 12. October 1604 auf, die Wiedertüut'er zur Erlegung
einer Kriegshilfe zu vermögen, dieser meldete am .S. November,
nach seiner Erkundigung bestünden im ganzen Lande 37 Häu-
ser; wieviel Pei'sonen sieh aber in jedem aufhalten, das habe
er nicht in Erfahi'ung bringen können. Er vcrmuthe, dass in
jedem Hause ausser den Kindern 200 Personen vorhanden seien.
Auf diesen B' ri( lit hin .sollte Liechtenstein ein Gutachten
abgeben, ob man nicht ein- tUr allemal von einem jeden Wieder
tüuferhaus, das iOO Personen sUhlt, ÖOO Gulden^ von einem
mit 200 Personen 1000 Gulden verlangoii sollte. Der Landes-
hauptmann meldete am 19. Junner: es habe wohl den An*
schein, dass die Wiedeiiäufer nicht ohne Baalgeld seien, da
sie in ihrer Arbeit fleissig und diese daher vor anderen ge-
schiitzt sei. Dessenangeachtot klagen sie über grosse Annnth.
Und wenn man sieht, dass der grüsstc Theil von ihnen sich
von geringer Speise; nilhK, weshalb sich auch nicht viele Per-
sonen mehr ihrer Religion an-, sondern eher von ihr abwen-
den, 80 müsse man meinen, ^n"^"^ nn ihren Aussagen etwas
Wahres sei. Daneben sei os auch nicht ohne, dass sie ausser
der gewöhnlichen Steuer jührlich von einem Hause 100 Thaler
contriboiren, auch von den meisten ihrer Herren, unter denen
sie wohnen, streng gehalten und durch das in diraem Lande
gemusterte und sonst durchziehende Kriegsvolk großen Seha-
den erleiden. Daher besorge er, dass nichts Ergiebiges von
ihnen zu erwarten sei.
ausser den ubon genannten 80 auch nocb die gevrtfhulit^eiu 90 OnUem
sahlra nntsiton»
> 06Bchifihlri»1loher, 8. MC
905
Die LandheiTen kannten die Noth der Tauffyesinnton
lipssrr. Alt» *lcr Kaiser diireli seine (yOimnissärc im Landtage
von !()().") begehrto, dass sie ausser ihn n sonstigen Leistungen
noch von einer jeden Uber 10 .lalire alten Person in ihren
liuisbabcn Vt Thalcr zahlen sollen, wurde dies von den Land-
herren abgelehnt. ' Aber schon 1607 mussten sie sich be-
qnemen, fi^r das kommende Jahr von jeder Küchel 20 Gul-
den, von jedem Mfthlrad 7^/, Oroschen, von jedem Eimer m
der Weinlese 1 Groscken, von jeder Mass gebrannten Wassers
1 Groechen, von jedem Stein Wolle in der Schur 3 Groschen
und von jedem Schock Garben in der Mahd V, Groschen zu
zahlen.
Der Kric^r in Ungarn lastete mit uncrtr«^Hchcr Schwere
auf der Gemeinde, deren Wohlstand in den Jalnrn 15W bis
160b einen argen Stoss erlitt. Ihre Haushaben wurden von
durchaiehendon Kriegsschaaren oder den Feindon arg mit-
genommen; innerhalb der genannten Zeit verging kaum ein
Jahr, wo nioht die Plünderung oder gänaliche Vernichtung
omes oder mehrerer ihrer Hänser zu beklagen gewesen wäre.
Ihre Jahrbücher bringen ausfllhrliche Kachrichten Uber die
schweren Leiden, die sie in jenen kummervollen Zeiten durch-
zumachen hatten.* Erst H)()9 konnte die (jcineinde aiH ithnien:
.Und dieweil man nun voiliin vi! Jar, in denen (Vw, ut'nuün vil
g^alt, uberdranj?, unbili und f^rosse beseliwernuü erdulden
mllesseo, besciiriebeu und veraaioimet hat, so will sich auch
gebühren und ist billich, dass man dises 1009 gueten frid-
samen Jars, das gott sonderlich disem Land verheben hat,
Mch soll gedenken und nit vergenen, indem wir dann eine
feine stille ruhige Zeit gehabt und keinen sonderlichen scha-
den erlitten, ausgenommen von den nmbstreifenden Kriegs-
leoten, die zu Oesterreich lagen, hin uad wider in der gcmain
vier Rüüs geraubt wurden.*
Wie schlimm die Zeiten waren, welche die Wiedertäufer
'iiii\lizukäni[*ten hatten, mag man daran« entnehmen, dass aliein
,vrährciid des erschrdcklichen Aufruers anno X6U5^ nicht wcni-
* Geschichtsbücher, 8. 36t.
' Zum Jahre 1596 8. 321, 15i»7 325, 15Ü« Ü. 320, löÜU Ü. 329, 1600
& 331, 1601 S. 333, 1602 S. 334, 16<M S. 336, 1605 S. 337—349, 1606
&858, 1607 a 854, 1608 aSM.
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gor als 153 Wiedertäufer aus den Hausliaben 8abaUs> Ii, Levär.
St. (ifor^cn, Protzg^a. BittoAvitz, Strästinit/., Rabenspurg, Neu-
dorÜ. Sv6tl;i, Loucka, HulkH, Wätzeuobiä, Milotitz, ^listfin,
Svatulioritz, Kreuz, Tvrdonitz (von hier wurde die gauze
IMädclienschulc gefangen hin woggeführt), Jarolin^witz , Dara-
büfitz, Bofetitz und Kakwitz von den Feinden enttidin und
Einzelne bis Constantlnopcl goachlcppt wurden. Nieht weniger
als S.| }^>rsonen kamen dabei um,' Ein Müller, v^alomon Pöger,
dem Weib und Kind hinwoggtiuin-t worden waren, machte
sieh zu Anfang 1607 auf den Weg, um die CJofangenen aussu-
lösen. Von der Reise schrieb er seine interessanten Briefe an
die Acltcsten der (icmeinde, wieviel der Gefangenen er edragt
und was er unter solchen habe leiden mllssen. S« Iik ]^riefe
sind (1607 und 1608) ans Komorn und Ofen,* (lb08"l aus
,Grieehiseh -Wcissenburg^, Uonstantinopcl, Adrianopcl, (ItiOO)
ans Ofen und (KilOi Levär datirt und gewähren einen er-
greitendcn P^inbliek in die entsetzliehen Qualen der armeü
Gefangenen, zumal der Mttdchcn und Frauen.^
Die Zahl der Blutzeugen ftlr die wiedertÄuferische Lehre
wird allmälig eine kleinere, denn die Behörden erkannten doch
nicht mehr Uberall, und auch wo es vorkam, nur in seltenen
Fällen anf die Todesstrafe. Gleichwohl bot der Opfertod eines
Melchior Platzer, Andreas Püi'chner^ u. A. der Gemeinde hin-
rachenden Stoff zur Erbauung. Katholische Schriftsteller unter-
lassen es nicht, auf den Umstand hinzaweiseii, dass die Send-
boten der Wiedertiiufer nicht die fernen heidnischen linder,
sondern mit Vorliebe die der christlichen Naofabarachafl aaf>
suchen, was sich freilich leicht aus dem Büdtmgsgrade dieser
Sendboten erklären Ittsst.
' Ueber die Teidieittto, di« aldi Salomon P0g«r um die BefMeng der
Gefriqfeiieii erwarbi i. die Oeaehlditibtteher, 8,
' ,Dio Goflchwistri^t haben gMSgti das« sie Scbindiinf uiid Schmähung
haben leiden mUs^cii, als wauti man San rnetj;prpt und etliche haben
»ich am Hoiten vorderbt, <la«8 ihnen da« Blut tlborabgcloffeu ist und
viele davon gestorben sind. Ich bitte Euch, iasoet doch nicht des
•cbaMen CUdei willea de« Yolk ia dieMm Jammer/
* Cvp» taa der Heedwhrift POger in dw v. Beek*aehea Bemminwg.
* QeMhiehttbflflher, 8. S8S f., woiilbat eUe ElaielalkeUSB aagMrt aad.
la den SmdbftofiBn findea ileh aar wenlfe HIbwaIm aof mihritclie
TwUltaitM.
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907
5. Capttel.
Die Tertreibniiif der Wiedertinfer au XihreiL
Das Land, das die ersten Taa%e8Uinten nach Mährou
gesandt hatte, hielt seine Besiehungen zu den Wiedertäufern
daaeibet bis so deren letztem Augenblicke aa&ecbt. Noch
1611 wandern Tftitfer ans der Schweia nach Mithren. Am
30. Deoember 1613 erlieBsen die Behörden yon Zürich ein
scharfes Mandat^ gegen diese ,in sehttdlichen, erschreoklichen
und handgreiflichen IiTthümern befindlichen' Leute, welche
die Kinder vcrftlhren, so dass diese von den Eltern lauten
oder die Eltern hinweg nach ISIähren locken und so die Kin-
der um ihr Erbgut betrügen. Am 26. Jänner 1613 vernahm
man neuerlich von Taufgesinn ten, die in Mähren gewesen. Am
20. April 1614 sclireibt Madlena Knen ihren Schwestern gen
Oberlängen im Zttricher Gebiet: es gehe ihr and ihrem Jakob
gar wohl. ,Wenn etwa Euer eins wäre, das Lnst und Eifer
httte^ an una her (nach Mähren) au aiehen und kunnt sich
also in die Foreht Gottes schicken ^ so wär es ihr gar von
Herzen lieb.* An demselben Tugv, meldet der Zimmermann
Heinrich Thomann seinem l^iu li r Jäckl zu Wüpkingen bei
Zürich, dass es ihm und seinen zwei Kindern wohl gehe.
jWeil mir Oott der Allmächtige durch seine Gnade zu einem
fronunen gottesfllrchtigen Volk geholfen hat, das sich von Her-
zen der Treue y Wahrheit und Billigkeit befleisset und nach
dem Ebtempel und der Lehr' unsers lieben Herrn Jesu Christi
lebt, desgleichen man weder bei Euch, noch in der ganaen
weiten Welt nit finden kann, so gedenk' ich oft an Euch und
wünache, dass Ihr auch bei uns wäret Unserer Schwester
geht es guetig, auch ihrem Mann, dem Felix, sammt ihren
sechs Kindern. Sind zu Schäckowitz, eine Meil Wegä von
mir, wohnhaft/
Ebenso schreibt der Ziegelschläger Heini Kuen aus der
Neumtihl bei Kisgrub am 15. April an seinen Bruder Uans zu
S. Beilage Nr. 2. Dass aWr anvh iler Zuzug aus aiuloron Liinderii,
namentlich He^üscu, eiu Überaua starker war, ». iu Hochhuth, FrotesUn-
Uache Sectengeschichte in Hessen, im XXX. Bd. der Zeitsclirift f. hittt.
Theologie, 8.
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208
WyHiof Altdoif im Zürichtr (Jebiet: ,Wer um seines
.S«'»'lcnhcili!s willen dulier zeucht. (Im ;^»!reue es nimmer. Äfan
kuniic (\a tausendmal besser frouiiu sein und Gott dienen als
druiissin In j Euch. Die Brüder werden Euch solches
mündlicli besser sap^en als ich/
Am 13. April desselben Jahn s }ribt Konrad I><'h(>nfV»rflror
dem Hans Jakob Bürkli in Zürich Auskunft Uber scmeu fcohn
Heinricli, rk-r bei dvu HrUdern war: ^Er ist we^^sogen, wiese
nit) ob er todt sei oder lebendip^.*
,Au8 Maskowitz im Märhernlaiid' hisst sit 1» Madlena Häscni,
aus Pftusrnm Bitrbel Sieberin vrjTehuK-n: jene wünscht ihren
Verwandten, das reehte \o\k zu sm'hen, diese meldet^ dass eS
ihr und ihrem lieben ,Huü* (Haus) wohl fj^elie.
Fridli Notz vnn Hf5^n^^ Jetzt zu Weselen im Me^huKl^
sehn^iht dem Vogt Lnuby zu Jlnnn^ um Kineassirung von ( Jehl,
und dass seine Verwandten zu ihm kommen möcrrn: ,Kinen
besseren Sehatz vermöchten sie nit zosanuneniegen, denn dass
sie zu uns kommen.^
Elisa bf^th Schweizerin schreibt aus Wützcnobis an ihren
Vater Balthasar nach Zürich: er möge sich nur nicht um sie
und ihre Kinder sorgen und bekümmern, denn es gehe ihnen
Allen wohl. ,Ieh lass Dieh auch wiss^ dass ich gern bei
diesem Volk bin, begehr' nimmer hinaas, dteweil ich durch
Gottes Gnad' einen rechten Grund und iSieherheit hab', dass
dies der rcelitf» Weg der Wahrheit zum ewigen Leben ist.
Sünd 1111(1 Laster werden nicht geduldet, und was man
Übels und irrigs davon sagt^ das ist nicht wahr. Da*
neben, wie Dir wohl bewosty bin ich Ton moineni Mann gar
verlassen. Möcht' gern wissen, wo er hinkommen ist. Die
Fnimmen aber nehmen sich gar fl( issig tun mich und um
meine Kinder an und lassen uns keinen Mangel leiden. Langt
darum meine Bitt' an Dich, wüllist den Brttdem um meinetr
woc:cn, wo Du kannst und weisst, alles guet beweisen. Wie
ich bin heraogen, hätt' ich wohl etwas mitnohmen kUnnen,
68 aber nit gethon. So wollt' ich nun gern, dass Du mir
und meinen Kindern etwas zu einem Denkzeichen schickest
und schreib', wie es mit Dir steht und wo Du zu Tisch
bist.* 1
' Ans dem ZOricfaer Stsatsarchir, BeligiouMHMilien I.
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809
Diese acbt Briefe trogen Heinrich ^Bttler von Briltisell'
in der Orrnfteluift Kybnrg nnd JocKem Arter von Ebenechweil
in der Herrschaft Knonaii in die Schweiz. In dem Wcllfinberg*
gefangen nnd gcfrat^t, weshalb sie in dies Land gckoniiH«
sa<rto Jener: ,d}iss er bei zwcilf Jahren mit Weih und Kindern
nach Märhem gezogen und in dieser Zeit zum viertenmai all-
her gekommen sei, vor vier Jahren in Erbschaftssachen nach
seinem Veter. Er zeige an, dass er vom Husz (Haus) Weselen
(Weseli) «et nnd von der Bmdersohaft daaelbet Befehl erhalten
habe, seine Freunde allhie nmben heimznsnchen nnd ob er
etwa einige bewegen mOchte, dieselben mit sich dahin füh-
ren, so würde er es gethan haben. Mit ihm seien noch sechs
Wiedertäufer hichergekoramen, von denen etliche schon wieder
hinweg-prezo^en seien. Er habe sich sechs Wochen aufgehalten
und Bri<*fe initf^c]>rac}ity deren er noch etliche zu verftlegcn habe*.
In ähnlicher Weise sagt Jochem Arber, der schon seit
siebenandzwanzig Jahren in Mähren weile, aus. Beide wollen,
wenn man sie entkuse, wieder dahinziehen. Das geschah. Sie
moBsten anvor versprechen^ nicht wiederzukehren, widrigenfaiis
es ihnen als Meineid angerechnet und sie darnach gestraft
würden.^
Mittlerweile hatten sich in dem ^gelobten^ Lande aller
Taufgesinnten deren VerhttHnisse wesentlich geändert. Schon
im Jahre 1611 fügte das Passauischc Kriogsvolk der Gemeinde
argen Schaden zu,^ noch scliHimiier wurden die Znstftnde seit
dem Ausbruche des grossen Krieges, als /traf Tampierre mit
ethch KHK) Mann ins landt kam, diejenigen, so von im (dem
Kaiser) abgetreten, und nit widerkeren und gnad begeren, mit
fener und sehwert heimzusuecheo und im das land Mttrhem
wider anterthänig zu machen. Welche schreckliche straff und
haimbsaechnng aber schier am meisten die Gtemain des Herrn,
die doch an allem Handel ganz unschuldig war, betrafP'.
Unmittelbar vor dem Ausbruche des Krieges fand sie ein
Reisender Namens Zeiller noch in ziemlichem Wohlstand. Er
' Actum Mittwoch den 6. Juli 1614, Züricher Staatsarchiv. Die Abreim3
verzögerte »ich bis in den Herbst. Sie warteten auf den Bruder des
Wortes Hmnrieh Harfauum, der mit ihnen in die Schweis herauf'
gesogen warf v. Beek*sebe Sanmlnng.
* IXese Ding« werden, da sie in den Oeschiehtsbfldieni anslUirlicli be*
bindelt werden, hier nur berübit. Gescbichtshilcher, & 861 ff.
AnUT. um Bd. L HlUli. 14
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210
beredmete ihre Zahl auf ungefähr 70.00(X* Aber die Tage
nicht nur ihres WoUbeündens, sondern ihres Bleibens in MMh-
ren überhaupt waren gesählt Ihre Oesohiehtibttcher sind voll
von Nachrichten Uber die Ungltlcksfiülei welche die einndnen
Hsnshaben betrafen.' ,Also ist die Qemain des 'Herrn dits
1619 Jar amb 12 seiner Hausbaben, one das, was an Kobilits
und Dameiaclnts abgebrunnen, darunter anch 6 Schneien ge-
wesen, komen. Welche 12 Haashaben die TampieriBchen gans
in Grund verbrennt und verderbt haben. Desgleichen 17 H&ua-
haben jamerlich verderbt und geplündert^'
Die Haoshaben, die der Feind verschonte, wurden mit einer
neuen, um 50 Procent erhöhten Steuer belegt.* In den folgen-
den Jahren plünderten die polnischen Hilfstruppen des Kaisers
und andere kaiserliche Krit g^vülker die noch verschonten Haus-
haben. .Es war eine sehr traurige Zeit, dass man nit wusste,
wo aus und wo ein, wie man sich verstecken oder verkriechen
solle. Oft ist gesagt worden, wenn mau nur eine Nacht sicher
wäre vor der unsilglichcii An^st und Furcht/
lu HO schwerer Zeit fehlte den Wiedertautem eine feste
Leitung. Nach dem Tode Hraidl's wurde (1611) Sebastian
Dietrich zum Oberluiupte gewälih; er gab sich grosse Mühe,
die m den verschiedenen llaudwerken eingerissenen Miss-
liiiiuclie ahzustcllen, zu welchem Zwecke einzelne Haiidwcrks-
ordnuügen revidirt wurden,'' aber den schweren Stürmen, die
seit 1618 über die Gemeinde hereinbrachen, war er nicht
gewachsen. Er starb schon im folgenden Jahre, und nun
wurtic Ulrich JaussHng zum Bischof gewaldt; er st^irb 1621
,nach viel Kummi r und Trübsal, so ihn und die Geniain des
Herrn dieser Zeit betroftVn. auf dem Schloss Bränitsch in
Ungarn'. Der Kummer um die Gemeinde brach ihm das
Herz: ,Er hat vor seinem £nde oftmals gewünscht und ge-
* Ottii Atinale».
* G»i£.cluLht«bücher, 8. 873 tf,
* jVerzeichnÜ! unbur Leut, alt und jung, uuib welche die Gemain in dem
leidigen tanf llaehea Krifl^r* ün Jalir 1018 ia BQlieiai angefangen,
komm«! itt* Anno 1619. Daan d'Elrvrt, Beitrig« atur GMebieht« der
Bebellion, im XVL Bd, der flclirifton der liiat-elnt. Seetion, 8. 58.
* CtewJiichtsbücher, S. 380.
Ebenda, 8. 381—406.
« Ebenda, 8. 888.
ui^u\^cö by Googl
211
beten, dass sicli doch Gott der Herr sein Volk und die * r< nuun
in flieser letzten bösen und ktunnierÜchstcn Zeit, rl?i ( s am
aJl r^'efährlichsten mit uns stand, wolle treulich beioiüen sein
lassen/
Leider war das Mass de« T^nHiiekes noch nicht voll:
einen Vosraiul, den die Huterit( (imifinde hatte seines
Amtes entkiculen und aus der Gemeinsciiatt aussehlicssen müs-
sen, hatte sie bisher noch nicht gehabt. Sie erhielt rhion sol-
chen in der Person Kadolf HirzVa^ der luu 9. Mai i&^i ge-
wählt wurde.
Noch immer meinten die Behörden des Landes, dass die
Wiedertäufer grosse Schätze verborgen hielten, und so liess
der Cardinal Franz von Dietrichstcin am '2. .luni Rudolf Hirzl
mit zwei anderen Brüdern von der Neumühle abholen und ins
Gefänguiss nach Nikolsburg führen. Nachdem sie dort einige
Wochen gelegcm, begehrte der Cardinal ,)>charf und emstlich
von ihnen, kundzuthun, wo sich das Geld der Gemeinde be-
ende; wenn man es nicht gutwillig sage, würde man die Ge-
meinde von Grund aus vertilgen und mit Nikolsburg und der
Neumühl den Anfang machen. Wenn man aber zu Willen sei,
werde der Kaiser sie als seine treuen Leute in Schutz neh-
nien wid sie mit Freiheiten begaben^ Auch verhiess man,
dasB man nicht daran denke, ilmen das Geld zu entziehen,
man wolle es nur in Verwahrung nehmen, um es vor den Re-
bellen sicherzustellen. So wurde Rudolf Ilirzl beredet, das Geld
der Gemeinde, den sauren Schweiss so vieler Frommen, auB-
zaliefern. Er meinte damit dea Volkes Leben zu retten, erntete
Air seine That allerseits nur Sehmach und Schande und wurde
flchhesslich seinee Amtes entsetzt. Er starb am 27. April 1622
tn GK^ing ,an der gelbsüchtigen Krankheit^^
Zu all diesem Elend kamen noch die Bedrängnisse der
meisten Haushaben durch die das Land durchziehenden kaiser-
lichen und feindlichen Heerhaufen, die Noth und in vielen Fäl-
len ein elender Tod vieler Brüder.^ Auch der Friede von
Nikolsburg, der am 3. Jinner 1622 zwischen dem Kaiser und
Bethlen Gabor geschlossen wurde, endete nioht^ wie sie hofften,
* CMiiehlilifidMr, S. 897- S98.
* «Yeneiduiia d«r I««iite» jung und al^ um welch« Gemain des Hemi
in Jahre leSl konM UL* Sbeada, 8. 400^401.
213
ihre Lei<lon: Ann das kai?.erisclie kriepsvoik, ho zu Kremsier
und derosclbcn orten gegen die ungarische und markirräfische
Armada lagen, mckten alsbald wieder heraus auf unsere häu-
8cr'. ' ,Es lagen nit allein die L"»wlisehen Heiter, sondern sunst
noch ctlich lÜÜÜ man kaiserisehes volk, allerlei Nationen, Inn
und wieder in Mähren und auch in unsern hiiusern, denen wir
durchs jar im Paren und Trank und FUeterung aus des Car-
dinak verordnimg eine schwere Contribution erlegen musten,
nnangesehen dass viele unserer häuser verbrennt, die ttbngen
ausgeplündert und unsere barschaft auch ziemlicher maßen da-
hin war. Es half beim Cardinalen kein Bitten noch Klagen,
^lit Noth haho man am 22. Februar zu Pausram in der Person
Valentin Winter's ein neues ( )! erliriTipt gewählt/
Es war kein Zweifel, dass die Folgen der Schlacht am
weissen Berge aneh auf das Haupt der Wiedertäufer in Mib-
ren fallen würden, nnd die Hoffnung, welche diese ,Uber allen
erlittenen grossen Schaden hinweg' hegten, dass es wieder
besser werden nnd man sie auf ihren Hanshaben ihr kümmer-
liches Dasein werde fristen lassen, war dnrchans eitel.
Am 8. September 1622 erliess der Kaiser ein Rescript
an den Fürsten Liechtenstein: ,Wir wollen Deiner Liebden
nicht verbergen, dass Wir aus sehr grossen und gewichtigen
Beweggründen, die Unser innerstes Gewissen berühren, wie Wir
sie cum Theile bereits Sr, Liebden dem Cardinal von Dietrich^
stein angezeigt haben, die yOlIige Entlassung und Ausweisung
aller Wiedertäufer aus Unserer MftrkgrafSwhafl Utthren und
dass sie hinfort weder in Unseren Königreichen und Ländern
noch auch im heil. Römischen Reiche verweilen dürfen, an-
geordnet haben. Daher geben \\'ir uns keinem Zweifel hin,
dass Deine Liebden, sofern bisher auch auf einigen wenigen
Deiner Herrschaften und Wirthschaften , wie Wir vernehmen,
solche Wiedertäufer geduldet worden seien, in Zukunft die
Ehre Gottes und das Wohl des Staates dem geringen Vor-
theile vorziehen werde, der Dir auf Deinen Herrschaften von
derart verhärteten Alenselien yai Tlieil werden könnte, und dass
Deine Liebden Unserem Auftrage enti^preeliond, die erwähnten
WiedertUnfer vertreiben und hiedurch auch Anderen ein gntcs
Beispiel zur Nachahmung geben werde. Das wollen Wir Deiner
* Die T«rflchi«deiian VorfiUl«: Qeiehicbtsbltoher, 8.408.
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213
Liebden ans besonderem Wohlwollen und Liebe aar Kenntniss-
nabnid und Damachacbtung mitgctheilt haben/'
Das entscheidende Mandat erfloss am 17. September.
Ferdinand II. schrieb an den Cardinal Dietrichstein:- ,Wir
wollen Ew. Lieben nicht verhallten, dass bei Unsorn liocheri
und grossen ti aL-^i rulen sorgfeltigkeiten, wie in Unseren König-
reichen Liiul Liiiideii zutorderst die Ehr und der Dienst Gottes
erhoben und befördert, und dann ^ute und bestilndige Ord-
nung angerichtet und erhalten werden niö^e. W 'iv unter andern
Uns auch insonderheit erinnert und /u Gcniüet f^ezog:en, was
gestalt die im ganzen Heil. Römisclien Keieli bandisirte und
verbotene Sect der Widcrtauffer in Unserem Markjjraltliuinl)
Mahrern dermaßen eingewurzelt, dass sie sieh auch von wenig
Jahren und noeh täglichen mein* und mehr erweitert und aus-
breitet, und viel eini^tiges unwissendes Volk an sich ziehet,
ja gar von fernen Orten hinternicks der Obrigkeit und wider
starkes Verbot abstüt nnd aus dem Land filhret^ und weil
dann außer jetzt angedeuter sweien Ursachen, nemb-
' lieh das berOrie Widcrtauffer ans dem ganzen Heil. Beieh
▼erwiesen und ausp-r-i Idossen und dann mit Verführung und
an sich Ziehung des in- und ausländischen einMtigen Volkes
viel Uebles stiften^ auch ihre dritte Eigenschaft iaty dass sie
keiner Obrigkeit nach dem Willen und Qebot Gottes, wie sich
gebtlrety unterworfen sein woUen und neben diesem viel andere
▼eidambte eigensinnige Irrthamben lehren nnd im Schwang
lühren, auch sonsten andere nicht geringe Ursachen mehr mit
unterlaufen: als hat Uns Unser Pflicht nnd eigen Gewissen er-
mahnt und getrieben, weil diser liCutt Thun und Fttmehmen
Gott und seiner Ordnung ssuwider strebet und hmfet, sie weder
in obbemeltem Unserm Markgrafthumb Mlhrem noch an andern
Uttsem Königreichen und Landen» so wenig als im Bfimischen
* Aus Carafa's ,CommtMitnri.i «ic GmnaniH sjicra rei^taurata'. Köln 1639,
DecreU etc., p. 67. Mi^jetheüt von U' Elvert, Beiträge sur Geschichte
der BebeUlom, Bsformatioii» dee draieBigjlhrigea Kriege« und der Veo-
gefltaltiiiig Wüaw» im 17, Jahrhnndett, im ZVL Bd. dar Sdiriftea der
liirt.*ilat. SeeUon, & 147.
' In der vorliogenden dttotaehen Faetnng au« dem Orig^iiuil CoucoptC' im
Fr;inxon.s-Mu.HPii!n 711 Brttllll bei d'Elvert I. f.. p. B8Ü— In lateini-
si her liedaction aua Cimfa*» «ComiuenUria etc.', p. 69 bei d'Elvert, 1. c,
p. 147.
Digitizea by <jOü^it:
214
Reich lllnger zu passieren oder zu dulden. Icft derowegen Unser
woU berathscUagter and einmal geschlossener endlieber
Will und Meinung, dasa Ew. Liebden ehist doreh offene an-
geaehlagene Ediota und PateAten, in Unserem Nahmen Pabli-
eieren und veiordneni aUe Widertanffer, Weibs- und mans Per-
sonen, und welche derselben Sekt anhAngig sein, inner einer
kuersen, dabei beetimbten Zeit von allen GhUnden und Boden,
wo sie jetso ihr Aufentlialtung haben, gttnzfichen ab und hin-
weg SU sebaflfen, mit diesem Anhang, dass sich bei VeihiBt
Leibs und Lebens kein einaiger mehr oder weiter, weder in
mebrgedachtem Unserm Markgraithumb Hfthrem noch in eini-
gen unserer Kl^nigreich und Lttnder finden und betreten lassen,
sondern derselben allerdings mttssig gehen und enthalten, auch
auf den widrigen Fall nicht selbst f\irsetzHch die angesetzte
unnachlässliche Straff auf sich laden sollen. Wurde sich aber
einer oder mehr weisen und von ihrem Irrthnmh auf den
rechten Weg leiten lassen wollen, denselben solle nlh'r Fiir-
schub und Hefördcnm^ erwiesen werden. Wie Ew. Liebden
diseni allem wolil zu thun werden wissen, dero Wir mit Kaiser-
und Kön. affection jederzeit sonders wohl zugethan verbleiben.' *
Dem kiiiserlichen Befehle entsprechend, liess der (kardinal
am 28. September 16^2 ,ein offenes Patent in Mnhren ergehen,
dass alle diejenigen, so der Hueterisehen Brudersehafl zu-
gethan, es seien Mann- oder Weibspersonen, von gemeltem
dato an übe?- 4 Wochen, bei hoher Leibs- und Lebensstraf
sich nit wtiiter in Mähren sollten finden und betreten lassen'.^
jDarauf mussten wir uns nun unangesehen, dass die kalte
winterliche Zeit schon vorhanden war, ins Trtlbsal richten.
Doch sparet man bei Tag und Nacht, mit Supplicieren und
Botschaften an den Cardioalen, desgleichen an andere Fürsten
und große Herren, wie auch letzthch an des Römischen Kai'
sers Miyestät und die Kaiserin Selbsten, keinen Fleiss, ob man
doch nur den Winter mit den Kranken und Alten in zwei
oder drei Haushaben in Mtthren bleiben könnte^ mit dem Er*
' ,Caofl«r Btimulante Pontiflfiio OtatOM Csrafik, die XVn. Aug. ad Cardio
nalpm Dietrichstoiniiim, snpremnin Moraviap Pastor^ni ot nubeniatorpm
ijKindata dodit, ut, Aiiabaptistis ante «niinia relegatis, Reformationis opiw
quod iHudatt) cuepieutet, omni ope proseqaatur ac perficiat.^ iScbmidl,
Hiat Soe. J«ra» P. MO.
> GMchiolitebaeher, S. 407—406.
Üiyiiizeü by Google
215
bieten, duhn man auf den FH\!iling, verinög dos kaiserlichen
Mandats, das Land räunion wollr. Es ward uns nhar alle
Onad' abgeschlagen. Also wurden wir im Monat Ootobcr dieses
1522 Jahres auf Gebot des Kaisers Ferdinand, durch den An-
trieb dea Cardinals von Dietrichstein aus 24 Haushaltungen
in Märhem, wie auch ans rielen Maierhöfen, Mahlen^ Bräti-
hftDBem, KeOer- und Kastnerdiensten, and £war ans den aller^
meisten mit leeren HSnden, um des Glaubens willen verfolgt
nnd vertrieben, als von den Haushaben an : NeumDhl, 8chftcko-
witz, Kobelitz, Tracht, Pausram. Prybitz, Poherlitz, Nusslau,
Austerlitz, DHmerschitz, Gerspitz. Nikulshurg, Nembschitz, Ole-
kowitz. Sti£!: niiz, VV ischenau. 'IV i kowitz, Schermakowitz, Masco-
witz, Aiteniaarkt, Göding, iSchaidowitz, Urschitz und Gostl/
^ disen jetztgemelten Orten,* so fahren die Geschichts-
bUeher fort, ,b]ieb der Gemein des Herrn von allerlei Getraide,
10 man durch den Sommer gebaut und eingefechset und auch
auf den Winter schon wieder ausgesilet hatte, desgleichen an
Wein, den man diee Jahr mit grossen Unkosten erbaut, item
an Tuch, Leinwand, Sala, Schmale, Wolle, Kupfergeschirr,
I^il>- und Bettgewand, wie auch an allerlei Vieh: Ross', Ochsen,
Kuh , Schaf, Schwein', ohne die gebauten Häuser und alle
liegenden Güter, dann kustbaif Handwerkzeuge ein sehr gros-
ses Gut dahinter (zurück) und war nunmehr Trübsal und
Elend mit unsem Witwen und Waisen ausser des Landes,
darin wir bei achtzig Jahr in aller Erbrigkeit und KedÜchkeit
gewohnt, unser bescheidener Tfaeil und wurden uns unsere
treuen Dienste, die wir dem Herrn Cardinalen und seinen Vor*
&hren, wie auch anderen Herrn in Mllrhern viele Jahre red-
lich erwiesen, mit grossem Undank bezahlt, was wir alles aber
ohne Rache dem gerechten Richter, der Herr ttber Tod und
Leben ist und einem jeden ohne Ansehen der Person nach
seinen Werken vererelten wird, heimstellen; der weiss auch die
Seinigen zur rechten Zeit aus aller Trübaal wohl zu erlösen."
Da der Gubemator Kemerkte, dass viele Wiedertäufer,
von den früheren Grundlurrschaften begünstigt, unter dem
Vorwancle, aber nicht in der Absicht, katholisch werden zu
woBen, den Winter Uber in Mähren ssuzubringen die Absicht
bsgen, dann abef' bei günstiger Jahreszeit sieh ausser Land
* Oeiehichtobficher, 8. 408, 400.
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216
begeben mOchteHy erliess er am 27. November aus seiner Resi-
denz zu Nikolsburg ein neuerliches Patent folgenden Inhalte:
yWir Franz* . . . entbieten denen vier Stftnden dieses
Maiiggrafthambs . . . demnach Meniglichen nunmehr wol be-
woety wir; . . . vorwichener Zeit auf der Röm. Kais. Maj. ge-
messenen Befeich ... die absclieulieh und im ganzen Heil.
Büm, Reich bandisirte Widertaofferische Sect aus diesem Mark-
grafthamb Hfthrem auügerottet: wie auch die VertreibaDg der-
selben allen . . . emstlich anbefohlen ... Ob nnn zwar . . .
eine ziembliche Anzal solcher Hntlerisch- nnd Widertaufferischen
Brüder ihren Irrthnmb erkennet nnd im Lande verblieben, die
meisten aber sich anderwärts hinb^ben nnd anitzo wegen
selbiger orten erzeugender grossen Thewerung und zu nahen-
den Kidten Winterszeit widerumb hauffenweiß allhero in Mir-
hem einschleichen und gleichnUlssigen Prtttezt, als wollten sie
zu unser Religion treten, fürwenden: so ist doch auß vielen
beweglichen Vermutungen zu besorgen, dass solches allein auß
bezwang nnd diesen Winter hinzubringen, hernach aber anff
nechstknnfftigen Früling sich widerumb davon zu machen und
in irer Sect zu verharren, von ihnen angesehn sein.
Damit nun aber derjL,'lciclien nit «gestattet, sondern ob-
angeregtcu pubücierten Patenten naehgelebt und festiglich dar-
üb gehalten werde, als wollen, an »Statt und im Namen mehr
hochsterwabuter K. K. etc. Maj., Wir solches hiemit allen Hohen
und Niedrigt-n, deroselben Statthaltern und < »ftiziren dieiist- und
freundiieli angedeutet, dcm n :il>ri- aus allen vier . . . Ständen ganz
gemesseii luiliLlubleu haben, rlass i^elner, seye was btaudes Er
wolle, dl ieiieii wiederum einselileiehende Widertauffer, so-
wol i^Iunns- als Weibs Personen (es wäre denn, dass sich die-
selbigen auf ein oder der andern Herrschaft oder Suidt alsbald
in würklicbc IJnterthllnigkeit begeben und von ihrem Irrthumb
ab- und zu unser Religion treten wollten, wie sich dann ein
jeder Inwohner wohl zu versichern haben würdet) bey Ver-
meydung hoher Straff und Ungnad auf seinem Qrundt und
Boden keineswegs gedulden, auffhalten noch einige Wohnung
oder Unterschlaiff verstatten, sondern alsbald und ohne alle
Hinderung von denen ab- und hinweg gschaffen solle. Dar-
nach sich nun ein Jeder zu richten und vor Ungelegenheiten
Ifit «iiiig«!! Kflnsangen und Teff^fadimig der Orthogrsphie.
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217
zu httten. Geben anf unserm ErbaeUoss Kicolspurg am 27. Mo-
natotag Novembrb des 1622 Jar.*
Wenn nun aach das Patent Ton einer aienüichen Anaahl
solcher Wiedeitäufer spricht, die zu dem katholischen Glauben
übertraten, so war doch der Uebertritt bei den meisten ein
bloB ftOBserK<^er. Es wird in dieser Hinsieht nicht anders ge-
wesen «ein als bei den Angehörigen der Brüdergemeinde und
den Protestanten: ,Nur die Zeit vermochte in manchen Familien
die Erinnerung an die Hcligi ii ihrer Viiter verwischen. Leute,
die man ftir gute Katholiken liielt. haben noch nach mehreren
Generationen <len Trost der Reh'gion zurückgewiesen und tiie
Annahme der Stcrbesacramente verweigert.' *
Das Patent des Cardinais vom 27. November hatte den
ausgesprochenen Zweck, eine vollstilndige Autirottung der ^\'ie-
dertäufer in Mähren herbeizutuiiren. Den gleichen Zweck ver-
folgte das Patent vom 12. April 1623: ,In diesem 1623 Jalir/
berichten die Oeschichtsbiiciicr, " ,ist abermals in MUrhern ein
grausams Mandat ausgangen durch den Cardinal Dietrichstein
im Namen und anstatt des Kaisers, dass alle Brüder, so noch
im Lande seien und allda im Dienst blieben oder sonst ihre
Aufenthaltung haben, zur Bezeugung ihres wahren Glaubens
(wie sie es nennen), ohne allen Aufsc hub alle bisher noch un*
getauften Kinder taufen lassen, und dass Niemand, sei er wes
Standes immer, so! che Brüder, die von ihrem Glauben nicht
abtreten wollen, bei Vermeidung hoher Strafe and Ungnade,
aaf seinen Grttnden dulde/
Pas Patent vom 12. April wiederholt Übrigens ,die wider
die Tanfferiachen Sektisten publicaerten Patente in allen Artikeln
und Klauseln' und fbgt am Schlüsse hinan: ^Diejenigen Wieder-
täufer, die Uber so vielfllltiges Verbot sich widerspenstig er-
weisen, sollen an Leib und Leben gestraft werden/'
Den erflossenen Mandaten zuwider hatten einaelne Herren
in MJlhren neuerdings Wiedertäufer als Meier und Zimmer-
leute, MtÜler, Kellermeister nnd Ziegelschlager in Dienst ge-
nommen. Die Regierung erliess daher im Monate Märs 16^
' Kopfiwa im IX. Bd. der Schriften der bitfL-stat äeciion, &. 257.
« S. 416.
' Dna I'atcnt vom 12. April 1623 ist (mit einigen unwaneaUichen Kttrann-
gen) gedruckt iu den Geschichtsbüchern, S. 416, 417.
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218
ein Patent i]r< Inhalts: /lass sich iiiiKilialh 14 Tagen von
dato dns ( rL.i iu''n<^n Befelilä Niemanrl, so der Iliitcrisclion
Bnidfrschaft zii^ctlian sei, weiterhin iiocli in Mfthrt'ii finden
oder betreten lassen solle. Würde man hierüber jemanden er-
gi'eifen, so solle er ohne weiteres Urtheil niedergehauen, an
den nächsten Baum aufgehängt oder mit Feuer verbrannt wer-
den*.* ^uf welcheB nun etHche mährische Herren, die unsert-
w^en des Kaisers and Cardinais Ungunst nicht auf sich neh-
men wollten, die Unsrigen in ihren Diensten wieder urlaubten,
der ein Theil abermals wie in voriger Verfolgang fast mit
leeren Händen dartm ziehen musste. Den andern wturde das
Ihrige auf der Strasse von den kaiserischen Kriegsleuten mit
Qewalt gerauht' Aher auch jettt noch gab es einsehie mäh-
Tische Barone, welche der Dienste dieser Leute nicht entbehren
wollten und sich Heber der Gefahr kaiserlicher Ungnade ana-
setsten; ,Es schicket aber/ sagen die Gbschiehtsbflcher, ,der
allmächtige Gh>tt dennoch durch etliche gute Hexren noch m
Mitteil dass die unseren diesmals^ wie hart auch das Gebot
war, nit alle aus Mähren vertrieben wurden/*
Durch die Ausweisung der Wiedertäufer hatte sieh die
Regiemng einer Menge tttehtiger Arbeitskräfte beraubt Den
Ausfall einigermassen zu ersetKen, wurden jene Handwerker,
Meister und Gesellen, die eben katholisch geworden waren und
bisher unter den Huterischen Brädern gewohnt und den Hand-
werksbetrieb von ihnen erlemt hatten, in jeder Weise geftJr-
dert. Schon im November 1622 erschien hiertiber ein eigenes
Patent des Cardinais: ,I)a Se. Kais. Maj. aus hochwichtigen
und ganz beweglichen Ursachen unlängst die Hutterischen
Brüder habe ausweisen lassen und bei deren Abzug sich aller-
lei Handwerkspersonen von ihnen und ihrer vertlamiulichen
* OMehieblibfleli«r, 8. 4t4— 426. W0I117 im AfcUv fOr «Msrr. Qetdk T,
m, und d*£lv6rt L c, p. I«0.
* Die MB IQIuren veijAgten Wiedertäufer zogeu grossentheils uacb Nieder-
Osterreich, wu-^elUst sie bei einigen Herrschaften Unterknnfl fanden. Auf
(Ins hin wurde :im 3. M.'lr?: 1626 ein Genoralniand.nt crlx^^en, in ■welchem
die früheren erueut'rt thhI strenpftpns pr^hoteii wird: 1. dass Niemand
einem Wiedertäufer Uuteraait gebe; 2. daas die Obrigkeitea darub und
daiaa lein mOgeu, die Wiedertinfer atu dem Lande mi trüben, und
S. dM» denen» so «abetehen', alle Gnade und chriailiclie Liebe enrieeeu
werden iolle. Mandat nacb einem gleichneitigen Omeke bei Beek,
Qeechichtsbttcher, S. 426.
I
Digitizeci Uy ^oosle
219
Sekte abgewendet und liinwoi^begebcn habrn. jetzt aber ihr
(jewerbe und HantieniiigtMi neben anderen eiiriiebendon Zünf-
ten und Zechen 2U treiben gedenken^ so befehlen wir, damit
ihnen von anderen Handwerksgenossen oder Zünften nicht
etwa Uinderoisse in den Weg gelegt werden, dass alle diese
Personen in den Stftdten, Märkten nnd Dörfern von den
Obrigkeiten angenommen werden, Sbm sie frei nnd ungehin-
dert ihre Qewerbe betreiben und die wandernden Gesellen
ebensogut wie die anderen Meister eu befilrdem befh^ sein
sollen. Auch die (iesellen, so von den Wicdertäufei ii „ausge-
treten seien", mögen auf allen Handwerken ohne Bedenken
geradeso wie die anderen Gesellen mit Arbeit befördert wer-
den und alles das den gemeldeten Zünften und Zechen zu
keinem Nachtheil und keiner Minderung ihrer Privilegien ge-
reichen. Die Obrigkeiten werden schliesslich aufgefordert, den
,ansgetreten Handwerksleuten^ Meistern nnd Gesellen allen ge-
btthrliehen Schuts sn gewfthren, sie von aller GewaltChätigkeit^
Schmfthtmg nnd Verachtung zu verüieidigen und den Dar
widerhandelnden „unnachlOssige* Strafe snznmessen/^
Die aus Mähren vertriebenen Wiedertilufer fanden Auf-
nahme und Schutz bei einigen ungarischen Grossen. Der Um-
stand, dass ein grosser Theil ihrer Haushaben hart an der
ungarischen Grenze lag, erleichterte ihnen den Abzug; noch
werthyoller war es ftlr sie, dass sie schon vor mehr als zwei
Menschenaltem ihre ersten Niederiassungen in Ungarn be-
grflndel hatten. Schon 1646 waren sie in Sobotifit oder Saba-
tiMsh; das sie FreischütB nannten^ eingesogen. Sieben Jahre
später finden wir sie in Protska, hart an der sfldlichsten Spitze
Tsn Mlliren; 1588 gründeten sie in LevKr, wo ihnen der
kaiserliche Mundschenk Bernhard von Lembach Wolvnsitze ein-
räumte, ein grosses Hanshaben. Von hier aus besetzten sie
allmälig eine Anzahl kleiner Ortschaften in den slovakischen
Landestheilen.
In Ungarn, wo man die wirthschaftliche Kraft und die
Bedeutang der Wiedertäufer wohl za schätsen verstand, legte
* Das l'atcnt — nach dem Drucke — bei d'Elvert, Beiträge zur Gi^scliuhte
der Kehellion, XVI. Rd. der 8chrift*^n der hist.-stjit. Hection, S l IS U9.
In dem Drucke fehlt die An^ral»»^ des Tafres, der von der betrürtendeii
Behörde er«! in dem Angiiiiblicke hinzugefügt wurde, wo das Patent
angMchiageu wurde.
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230
man ihDen wenig Hindernisse in den Weg. So hatte anch
BeÜden Gabor ihren Werth fUr die Entwicklang von Acker-
bau und Gewerbe kennen gelernt und siedelte eine Colome
von 183 Personen in AlvincE an. In dem Stiftongsbriefe vom
4. Juli 16S2 ssgt er: Da er vemommeny dass die Brilderi die
man die ,Mfthrischen' nennt, aas ihren Sitxen vertrieben and
überall hin verstreut seien, so habe er tue als tüchtige Ge-
werbsleuta und Handarbdter, die Anderen Lehrer sein kOnn*
ten, bei sich aufgenommen und weise ihnen in der Stadt Ai?incs
AckergrUnde und Weingärten an, wogegen sie an die fürst-
liche Kammer den Zehent au aahlen und in Gewerbe und
Taglohn um den halben Preis su arbeiten haben.'
Aus ihren Haushaben in Mähren zo<^ßn die Meisten noch
im Herbste 1622 nach Sabatiseh, Protzka mid Levllr. Das
,V«jlk'^ so hier iiiclit untt;rf(chracht wcrdfii konnte, musste hin
und wieder bei den Herren in Ungarn, , deren uns ein Tlieil
willig autualnn', Unterkunft und Winterherberge suchen. .Das
Xikolsburger Volk wurde gegen Eelitelwitz, das von Kobtl
g-e^en Kesselsdorf. das von N^mschitz gegen Farkasehin ge-
lUhrt. Die ilaskowitzer und ( )llekowit/er zogen zu den Unsri-
gen nach Siebenblirgeiu die Stiganitzer saniuit ihren Zugehöri-
gen auf die 'i'rent.schiner Herrschaft:, iiaeli l)ubuitz und .Sobl.i-
how und wo man son.st noeh unterkoninien konnte. Von den
ungarisclien Herren waren ihnen die Grafen von lüyeshasy
und die Herren von Kollonitsch besonders gewogen.
Noch hielten sich von ihnen zahh'eiehe Brüder in Mähren
auf; solche, die im Dienste einzelner Landesherren standen; da
liess , Fürst Cardinal von Dietrielistein als bevollmächtigter Herr
und Gubernator des Markgrafthums MUrhern, abermals im
Namen Ihr. K. K. Maj. ein offenes Patent in Märhern aus-
gehen, des Inhalts, dass alle Herren, welche noch Brüder in
ihren Diensten haben, diese innerhalb sechs Wochen abschaffen
sollen, bei Vermeidung Ihrer Böm. K. Maj. hocher straff und
ungnadt Auf solches sein die unsrigen sämtlich, so vil deren
noch in Märhem gewesen, abgeschafft worden und mehrers*
teils herab eu der Gemain in Ungarn gesogen^' Der Erz-
* Hof kanuiiorarohiv. Regest in der v. lieck'schöu baniniiung;. Vgl. d6n
ScluiUbriet' vom 25. August 1G2& ia den GeschklttsbUcherut ü. 427.
* GeMhtebtobllclidr, 8. 485— 43S.
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221
bbehof von Qran kämpfte vergebJich gegen diese Einwande-
ning an. INe Re^erung verbot ihnen, BekehrungBversuche zu
machen. So wurde auf dem Landtage von 1635 im 26. Artikel
l>rsehlossen, (lass die Wiedertäufer, olnvohl sie zur Zeit im
Lande f^cduldct werden, .sieh nicht unterfangen sollten, eineir
.Christen^ unter sich aufzunehmen oder wiederzutaufen. FUr
jede wiedergetmfke Peraon sollten sie eine Strafe von 500 Reichs-
thalem zahlen.^
lu ihrer neuen Heimat organisirten sie sich in ihrer ge-
wohnten Weise mit dem gemelnschafUichen Tische und aUen
sonstigen commnnistischen Gebräuchen, wie sie diese in der
Heimat gettbt hatten. Durch anderthalb Jahrhunderte haben
sie auf ungarischem Boden, wo man sie Habaner nannte, ihre
EigenthiiniHchkciten bewahrt. Zu einer Bedeutung freilich, wie
sie eine selche in Mähren besass« !!, vermochten sie nicht zu
kommen. Die kirehliehen Behörden Miihrens freuten sich ihres
Triumphes: Am 7. ( Jetober 1628 fragt der Cardinal von Dietrich-
Stein bei seinem Beichtvater Georg Dingenauer an, ob er ihm
nicht einen Bericht Uber die Fortschritte der (katholischen)
Religion in Mähren schicken woDe, namentlich aber über alles
dsSy was mit der Verjagung der Anabaptisten zusammenhängt;
der Nuntins, der nächstens nach Italien reise, interessire sich
daftbr. Näheres hierttber ist leider nicht bekannt. Nur wenige
Notizen aus späterer Zeit, wie etwa die aus Merian's ,Topo-
gra|thie von Mähren', erinnern noch an die Huterischen
daselbst.
Unter den kaiserlichen Propositionen, die am 9. Anjxust
1650 dem mährischen Landtage unterbreitet wurden, ist aller-
dings eine nicht blos gegen die im Lande überhandnehmende
Jndenschaft, sondern auch gegen die sich neuerdings ein-
schleichenden Wiedertäufer gerichtet: diese mOgen flirderlichst
abgesehafit und nirgends im Lande geduldet werden. Der Land-
tag bewilligte die Bitte, ,da8s den Juden kein anderer Auf-
enthalt eingerÄumt werde, als wie sie ihn am 1. Jänner 1618
besessen; atieh soll ihnen der Besitz, die Verpaelitung und Ver-
waltung der Mauthen nicht gestattet, endlich auch die Wieder-
^fer im Lande nicht geduldet werdend'
' A. Fralb. T. M(edii7«iMk7) im HMpenu, 1810, lY, & S17 IT.
* a^avert, B«lti«g«, a. «. O., p. 5IK», 601.
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222
Domentsprechend sagen die Ofscliicblsbiiclior : In diesem
165(). Jahr im Monat November sind auf dem Brünner Land-
tage alle die Unsrigen im Herrendienste aub Mähren wieder
al^eacbafft worden.^
Da8 war das £nde der lluterischen ,Gemeiiisoliaft' da*
selbst, jenes communistischen GemeinweBens, das sich unter
80 wechseivollen 8oliick8alen langer als ein Jahrhiindert be*
hauptet hatte.
IL TheiL
Leben and Lehre der Wiedertlnfer In Milireii»
1. Capitel.
Stimmen der Zeitgenosten aber Leben und Wandel der Wied«-
tanfer. Weiterbildimg ihrer Lehre. Der Commnniimai.
Schon den Zeitgenossen ist der grosse Zdan^ den die
Wiedertäufer allerorten fanden, anfgefaUen, und man hat sehen
damals wie auch später nach Gründen ftlr diese Erscheinung
gesucht. Was imm in neuerer Zeit von zuständiger Seite ge-
sagt hat, dass es vornehmlich die Wiedertäufer waren, die
bebuM tVlib den lutherischen Predigern und ihren (iemeinden
den gänzlichen Mangel an Zucht, Sitte und \\ulirer Frömmig-
keit vorwarfen und gerade dadurch im Vülke ihren grossen
Anhang rrewannen, dass sie siel» vor den Anhängern des Pro-
teptantismiis durch ein ernsteres, Mtthelieres Leben vortheilhaft
auszeichneten, das ist scliou von cinsielitsvoUen Männern des
16, Jahrhunderts ^,a*-sa^'t und geschrieben worden. Nur be-
schr.tnkte man sich damals nicht einseitigerweise darauf, die
Mängel in der sittlichen Haltung nur bei den Protestanten zn
sehen. Niigends mehr als in der Umgebung Ferdinands I.
drang man auf eine strengere finnehang des Oiems und eine
Keform, die an diesem Punkte ansetzen mOsse^ weil so viele
und nicht die schlechtesten Kreise de« Volkes gerade an dem
> 8. 490.
* DSllinger, Die Befiwmstwn, I, t. Aufl., 8. IM, 118.
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aittlioben Verlialtoii der Geistlielikieit den grOasten AnatOBS nali-
men: ^Oim' ain gemwa Reformation/ erklärten die Tiroler Bo-
liOrdeiiy kflnne man die verderblidie Secte nicht austilgen.
Es waren in der That iiiclit die Lehren (wenn auch viele
Leute nicht he^riffen, warum Miinner wie Luther/ Zwingli und
Calvin niit der Kiiidertaufe ein gnte^ Stück KathoHcismus be-
hielten), öondcrn das Leben und die ganze Haltung der Wie-
dertttafer, die ihnen die Sympathien der grossen Massen ge-
wannen. Man rnnss ihren Böhm von ihren Gegnern ^ Katholiken
mid Protestanten, vernehmen: ,Sie leben,' sagt Fischer, ,moht
stattlich, kleiden sich ein&ch und kennen keine weltliche
Ptaeht^* Das gemeinsame Stichwort iiwt atter Beformbestre-
bongen in der Kirche in der zweiten Httlfte des Mittolaltm:
das Zurückgehen auf die Zustände der ersten Christengemeinde
zu Jerusalem, kennen auch die Täufer (wie sie sich nennen)
(los 16. Jahrhunderts, ^lan sah sie^ njicli dem Beispn 1 c der
tlungcr Christi, verkaufen, was sie hatten, und den Erlös zu
den Füssen ihrer Lehrer legen; man hörte, wie sie standhaft
alle Marter und Pein, selbst den Tod, für ihre Lehre ertrugen.
Die sahireichen PMcesse gegen die Wiedertttufer legen laut
Zengnise dayon ab, dass ihre Btandhaftigk^t den nachhaltig-
stsn Eiadnick auf die Zeitgenossen machte und das ,Blat der
Mirtyrer' der Same war, ans dem sich die Wiedertaufe fort-
pflanzte. Wie viele wurden erst, nachdem sie Zeugen des Todes
dieser Leute gewesen, für ihren Olaiiben gewunnen. Ks war
nicht ohne Grund, wenn in Tirol ein und das andere Mal der
Vorschlag gemacht wurde, die Hinrichtungen insgeheim zu
ToUziehen. Nie ist ein Huterischer Bruder, sagt der Vogt,
der 1573 Mathes Binder verhörte, im WUrtemberger Lande
▼on seinem Glauben gewichen. Und Binder selbst schreibt an
die Gemeinde: Jedermann im Volke ist ans geneigt, selbst der
Vogt und die SeineA. Dem Veit UhrmiMiher sagt der Pfleger:
fWenn's blos an ihm wäre, er wollt' ihn lieber ziehen lassen/
,Wie er Abschied von uns nahm, gingen ihm die Augen über,
Frau und Köchin schluchzten.' Der Scherge des Hans Uhr-
' Luther lebrfe: Di» Taufe ohne den aiaabea iit sia Uomm «irkungslosefi
Zeidien. Wie woiil aber der Glaabe mSglicli eein im Sftngling? Mit
Habmaier ttimmte Zwingli lange Z^t ftberein, bis ancb er nch wieder
waltet die Flügel der aHen Kiiehe flfieblete u. e. w.
* ,Von der WiederlKnfer veifliicliteni Uiepfong*, Mm. II.
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maclier (im (ii 1 n tr des Bischofs von Speier) weigerte sich, den
rjrfancfpnen zu biiuien: ,cr wolle niclit scluildij; sein am Oe-
laii^iuss (k'S Frommen. HMtt' ich «xewusst, man werde sie hin
den, so wollt' icl» sie pnvarnt haben'. Der Schulthciss selbst
war penöthi<rt, Sfhrr<;en<l!( nste zu thun. Als er einige Wf>ehen
darauf starb, sah der grineine Mann hierin eine Strafe des
Himmels. Wenn man, sa^ «rar Hosins, die Wahrheit einer
Religion nach der Bereitwilligkeit und Freudigkeit bcurtheilon
sollte, die ihre Anhänger im Leiden zeigen, so könne die Mei-
nung keiner Sccte wahrer und zuverlässiger sein.
Dieser tugendhafte Wandel der WiedertAnfer wurde frei-
iick Ton ihren Gegnern &kr eitlen Schein und Heuchelei ge-
nommen, wie man ihnen, denen es gnmdslUzlich verboten ist,
das Schwert sn fklbren/ auch fortwtthrend und noeh sechs bis
acht .Tahrzehnte nach den Ereignissen von Münster Absichten
auf Empörung und Umsturz der bestehenden VerhAltnisse unter-
schob. So schreibt Frana Agricola in seinem ^ETangeliscben
Proeess Uber die Wiedertäufer': Unter allen jetat sdiwebenden
unterscheidlichen Secten (deren Uber anderäialb hundert, ob
sie sich gleich alle des heil. EyangeUi und einer wahren Re-
formation mit Tollem Munde anmassen) ist keine, so, ,äiisser-
lichem' Schein nach, einen ungezogeneren, besseren, gottselige-
ren Wandel fühirt als die Wiedertiufer oder, wie sie sich
nennen, die Täufer, denn während sich die anderen Secten,
Yorab die Lutherischen, Zwinglischen und CalTinisohen, in auf-
rUbrerisch, blutdürstig und alleriei weltliche und fleischliche
WoUUste eingelassen, sind die Wiedertäufer, soviel den äusser-
lichen und öffentlichen Wandel betrifft, eines gar eingezogenen,
ehrbarlichen Lebens, an welchen kein Lügen, Trügen, Schwö-
ren, Hadem, Zanken, kein Fressen, Saufen, keine Hoffart,
sondern Demuth, Oeduld, Treue, Sanftmüthigkeit, Wahrheit,
Leibeskasteiung, Massigkeit und allerlei Aufrichtigkeit gespürt
und vernümmen wird, also dass man meinen sollt', sie hätten
den heil. Geist Gottes, wie sie sich denn auch rühmen, gewiss-
lich und ohne Zweifel. Daher auch Viele ihnen vor anderen
Secten insonderheit geneigt sind, dass sie sich zu ihrer Rotte
oder christlichen Bruderschaft begeben und meinen, dass sie
* We«halb »ie steta ge^n eine ZtiBammenwerfung mit den Mttiislariiehcm
Wiedertftafem in lebhafter Weise Einepmeh erhoben.
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ntminehr den rechten Weg ^eingeschlagen und ihrer Seligkeil
allermassun versichert sein sollen. Daher sie den Tod zu er-
leiden keine Schon tragen, ja sich mit Freuden braten, bren-
nen, sieden nntl wiugen lassen. . .
Dieser Ansicht huldigte nicht blos der gemeine Mann,
sondern auch viele hochgebildete Leute: , Heute/ sagt Schweok'
teld, der freilich der Hinneigung zu den Wiedertäufern ver-
dächtigt wurde, ,Bieht man alle die, so ein gottseligeB Leben
fklbren, ab Wiedertäufer an.' *
Jji ihrer Lehre entfernten sich die mährischen Tauf-
gesinuteti, die cu ihren Gesinnungsgenossen in Norddentschland
keine nachweisbaren engen I^cziehungen unterhielten, wie sie
sich — die Huterischen — allein fllr das auserwählte Volk und
Mahren für das auserwählto Land (iottes hielten, nur in einem
einzigen Punkte von den Doctrinen ihres Apostels Balthasar
Ilubmaier. Seine Schriften von der christlichen Taufe, vom
Nachtmahl Christi, der brüderlichen Straf, dem christlichen
Bann, vom fieien Willen und vom Schwert liegen allen späte-
ren dogmatischen Schriften der Lehrer der mährischen Wieder-
täufer entweder unmittelhar oder mittelhar zu Grunde.
Eine wirkliehe Fortbildung hat die Wiedertäuferlehre nur
durch die conimunistischcn Lebensformen der Gemeiiule, der
sogenannten , Gemeinschaft', erhalten. Sie steht bereits in dem
Lohrixebäudc des mährischen AnabaptismuSj das Peter Kiede-
ni.inri, der ,grosse^ Peter, unter dem Titel ,Kechenscliaft unserr
Keligion Leer und glaubens von denn Brtledern so man die
Huctterischcn nent' abfasste, und das 1565 gedruckt wurde,
im Mittelpunkt.'
* Folgt die Behauptung, daa» «Hei das nur äiuMrer Scliein und unter allen
Seelen keine echindlicher und abecheuUeher aei. Agricols, Brtter evan^
feltaeber ProoeM wider allerlei gimnaanie Irrtfiflnier der Wiedertinfer.
GBln 16B2.
' Salig in, 989.
• Gedruckt auf ein Neues durch Pliilipps Vnllandt 1565 in 16". Es i»t
aber kein Zweifel, flass rlio Rechenschaft schon früher (J. v. Beck nioint
[ft\v.T« zu früh l.'il'Vi nhp-pf:»«Ht \vnrfh> Dn viele Theile mehr oder uiin-
tier mit H iilnijai» r's l^«:"tir!»ystem libcreiustiminen, dieae» im 2. Thoilo mei-
ner Monf'^iapliio ,B<>l*ha.sar Hubmaier*, Rrfinn 189.*^, nnffflhrlich dar-
gestellt ist, so möge hier nur eine kurzo Inhaltanugabe der Hiu henschaft,
die mir in einer Copie J. v. Beck's vorliegt, genttgeu: Volgen erstlich
die 12 Hauptstade der bekantnna des glanbene. Waa die KiTcihen iei.
ivcUr. LXXU. 114. I. HIUI«. 16
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Die Kcchenschaft Riedcmann's scbliesst sich enge an die
^L'liriflen Hubmaicr'e an. Die J^cliren vom Glauben^ der Gnade
und Busse, rlem Testamente des Hernie der Taufe nnd dem
Abendmahl, der Gemeinschait der UeiligeDi der Ehe, der Uhng*
keit und den Verpflichtangen gegen dieee, von den guten Wer^
ken und der Ordnung des Lebens stimmen im Weaentlicheo
mit denen Hubmaier'B überein. Selbst in der Lehre von der
Gemeinsehaft steht er in gewissem l^nne auf dessen Schal«
tem.' Bevor wir indess die Lehre ^yon der Gemeinschaft*
ausführlicher darstellen, mOgen noch einige Worte Aber den
^Unterscheid der Aemter^ und die ^apostoHsche Mission' an-
gefügt werden.
Die Grandzüge der VerfiMung der Wiedertlnfer sind im
Capitel vom ^Unterscheid der Aemter' in Biedemum's »Rechen-
Schaft' enthalten. Bei der Beeetsnng der einseinen Aemter
gehen sie nach dem Beispiele der Apostel in der ersten Zeit
der Kirche vor: ,Nicht sie selbst besetsen das Amt, sondern
Gott/ der in inbrünstigem Gebete angerufen wird und seinen
Willen durch das Loos kundgibt, das über die Würdigsten ge-
worfen wird. ,Wenn die Gemein einen oder mehrere Diener
nothwendig hat, so soll sie nit nach ihrem eigenen Gefallen
wälilen, sondern auf den Herrn warten, was der anzeigt.'
GeineinsohalVt (Ut lieiiigeii. Verge1>iiii(r dt-r SflTHlfn Anf«'r«t('lnmtr f^P"
Fleische«. Ein ewiges Leben. Was der (il.tnbyri sev. \ <in di r Lwre.
Ordnung der Leere . . . Wa« die SUnde »uy. Von der Erbsünde. Wie
weit Erbettnde aeliade. Von der Reue. Von der Boaie. Tom Tecla-
ment Gottes. Vom Kindertanft, Von der ErwBlnng der Diener. Untere
scheid der Aembter. Vom Abendnial CÜiristi. (jemeinAcbaft der Gfletter
(s. das Folgende). Von der AbsUndernng. Vom Pfaffen und warum wir
nicht« mit ümrn r.n sdiaffen haben (Sie erfüllen das Amt nicht, zu dem
sie bt rul'en »iu<l. Sic haben den Geist nicht. Ihre Werke sind Trunken-
liuii und Geiz, Hoffart und Unzucht. Den i>ieui»t vorrichten sie ,bucli-
stnbisch'; nicht dem Geiste nach, der lebendig macht). Von der Ehe
(s. unten). Von der Obrigkeit. Von den Kriegen. Von der Stener. Vom
BcbwertemiAchen (s. anten). Vom Kl&idermachen (s. nnten). Vom 8diw0>
ren. Von Gmss und Gebet. Vom Fasten. Vom Feyem. Von Krämern
und Wirt (s untt n). Vom Zutrinken. Von der Kinderxncht. Vom Bann.
Vom ganzen Tracht, Wiindel, Schmuck und (Jezier der Cbriateu. Wie
Gott aeiu Volk orwält hat. Wie dtu» üauz de« Herrn erbeut werden solle.
Vom Gnadenbnad in Christo. Vom Abendanl ChristL Vom Sdiwtfren.
Von der Obrigkeit. Die leCsten seeha Capitel tliid ein NaehtMig.
> 3r unten S. 896.
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327
^«ch enutüchem Anhalten werden die tauglichen füi^estdlt.
Sind ihrer riele^ so warten wir, welchen uns der Herr durchs
Loos anzeigt. Ist aber nur einer, so nelimen wir ihn in der
Furcht Gottes als eine Gab' und Schenkung von ihm an. Ihm
wird das Amt vor der ganzen Gemeinde durch Auflegung der •
liä.ude bestätigt. Es wird aber keiner im Amte bestätigt, er
sei denn vor Gott bewährt und der Gemein offenbar und habe
flas Zeugnis« eham „berühmten" Lebens und Wandek^ auf
d«8S er dem Lttaterer nit in die Strick' falle.'
Auch in Besag auf die Aemter halten ue sich an den
Qebraueh der alten Künshe:^ ^aulus sage, dass Qott zuerst
die Apostel in der Gemein gesetzt habe. Das sind die, welche
von Gott und seiner Kirche mit dem Befehl, das Evangelium
zu predigen, ausgesendet werden. Darnach sind die Hischöfe
luid Hirten glciehen Amts mit den Aposteln, nur datw sie an
einem Orte bleiben und die Gemeinde Christi weiden/
,Darnach sind die Helfer, die neben den Hirten dienen^
das Volk zu vermahnen, an der empfiuigenen Lehre festzu-
halten.' Die genannten Diener werden zumeist als ,Diencr des
Wortes' beaeichnet. ^Darnach sind die Begierer, die das Haus
oder die Gemein ordnen, jedem den zustehenden Fiats an>
weiaen, auf dass die Gemem yersorgt werde, und heissen sonst
Diener der Nothdurft.*
,Zuletzt bind die Aeltesten, die man allenthalben zu aller-
lei Nothdurft der Kirche brauchet und die mit allen Dienern
luit Flciss auf den Nutzen der Kirche sehen, deren Wohlstand
zu fcirdern suchen und also den Dienern die Bui'de tragen
helfen, auf dass man nicht die ganse Gemein mit einem ita-
lichen Handel beschweren dtlrfe/
Das höchste Ansehen gemessen Jene, die als Glaubens-
boten au^gesandt werden, um die ,Heidenkinder' der ,Gemeindo
des Herrn' snzufhhren: ,In disem 1584 Jar hat die gemain
7 evangelische Brfleder in die Landt ausgeschickt, auf dass
die Völker wohl durchsuclit werden*/ die sieben ziehen in die
Schweiz, nach Wllrtemberg, an den Khein, nach Baiern,
Schlesien, Tirol und in die SlovakeL Mit Stolz bekennen sie
* Auf alle disM Fwekte weist tclion J. t. Bsck, QMchiolitBbfidisr, 8. XVI
«nd X7II, hin, ei acbeiat aha doch Ton Belang m sein, ^e Quelle
selbit ansoIHbren, aus 4er J. t. Beck geechOpft bat.
Xb*
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228
sich vor dvn i Scriclitsluitcii als Ap 'sicl. Haus ArbaiUjr, li^>^»
zu Kircliw( iK>r im Bi^^tllUl^ Spei» i- i:rt';i!i<:]^en, antwortet nitf die
Frage, ob er ein Apostel sei: Jn, dies Amt sei ihm von (iott
in seiner (Icmcinde befohh'n worden, aiieh Andern den Wv^x
'des Heils zu zeigen.* ,Wir ziehen/ sagt (Jlaus Felbingcr, .nicht
allein in dieses Land, sondern in alle Länder, soweit unsere
Sprache reichen mag. Wo Gott ans eine Thtlr auflha^ eifrige
Herzen zeigt, da ziehen wir hin. Und dazu haben wir gött-
liche Ursach: Himmel und Erde ist des Herrn, dazu alle Men-
schen. Wir haben uns ganz Gott ergeben und «u^eopfert^
wohin er nus schickt, dahin asiehen wir, nnangesehen, was wir
daranter leiden mttssen.' Sie gehen ireadig in den Tod, den
sie, wie die amtlichen Aufzeichnungen melden, förmlich mü
Sehnsucht erwarten. Sie sind hochbeglückt aas Mar^nriom au
gelangen: ^Ihr Beispiel werde Andere nachriehen/ Sie treten
mit grosser Sicherheit auf: ,Ich kann's nit lassen,' sagt Hans
Mandl, ,das8 ich nit sollt* reden, was mir Gott geolfonbart'
Den Neubekehrten Terkftndigen sie, was ihrer in der
Gemeinde warte: ,Man soll den Leuten nicht von der Fidle
guter Tage und fnedHcher Zeit predigen. Man soll sie auf
merksam machen, dass sie ihre „Habe' verlassen müssen/*
Unter grossen Feierlichkeiten aiehen die Gkubensboten in die
Fremde.
Ueber den Aussug der Sendboten belehrt ans ein Bericht:
,Wie die brttder des worts, so in die land gezogen, vor der
gemain Urlaub nemen.* Er ist zwar nur in einer Handschrift
des 17. Jahrhunderts überliefert, es ist indess kein Zweifel,
dass derselbe Vorgang auch schon im Iti. Jahrhundert geüht
>vurde. Der Sendbote tritt vor der zu diesem Zwecke ver-
buiamelten Gemeinde auf: ,Im Käthe des Herrn sei beschlossen,
einige Genossen in fremde Länder zu senden, um dem Herrn
eine Gemeinde zu sammeln. Auch ihn, den liedner, habe man
hiezu bestimmt: er sei zwar in Wahrheit zu diesem Werke
viel zu gering und ungeschickt, denn es Viedürfe grosser Wet!?-
heit, die Menschen von dem breiten Wege auf den lunalen
zu bringen. Wiewohl es ihm mm dem Fleische nach liart und
sauer ankomme, so begehre er doch seinen Gehorsam zu er-
> EbroDpreis, OrdnitiigeD, S. Mit den BrQdeni, so in« Land nehon, la
reden.
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2ü9
weisen und hierin der Gemeinde zu dienen. Gott habe ja „oft
dui'ch schÜclite und einfache Menschen sein Werk getrieben^,
und 80 sei auch er, der Sendbote, der üoffiiiiiig, er werde ihm
die Gnade Terleihen, die Herzen der Menschen zu erwecken.
Wenn es dem Bedner gelingen sollte, zahlreiche Genossen für
die Gemeinde za werben, wenn also die Leute Haus und Hof,
Vater und Mutter, Weib und Kind verlassen, um zur Ge-
meinde zu gelangen, so möge man diesen durch das lebendige
Beispiel beweisen, dass das Leben der Brüder ihrer Lehre
völlig entspricht. Nehmet denn solche Leute mit Freuden auf,
habt (ieduld mit ilinen, seid bescheiden und gelassen; lahret
sie, faÜB sie ihre Arbeiten nicht sogleidi versteheUi nicht hart
an, etwa mit den Worten: O du grober Schweizer, da spitz-
lindiger RheinstrOmer, du zorniger Hesse ; seid vielmehr demüthig
gegen Jedermann und bedenkt, wie wohl es Euch war, wenn
flidh im Anfang Eures lIIHrkens Jemand Euer mit Gutthat und
Freadigkeit annahm. Wie würde es Euer Gewissen drücken,
wenn ■ etwa Jemand um Eur^r Grobheit willen ^ die Gemeinde
verlassen würde. Den Fremdlingen ist ja im Anlange Alles
ungewohnt: die Sprache, die Arbeit, selbst das £ssen und
Trinken.' Der Redner richtet hierauf Ermahnungen an die
Jugend, den Alten zu folgen, von ihnen zu lernen, ,Ötraf und
Aiured^ mit Dank anzunehmen; dann folgen Ermahnungen an
die Alten, sich der Kranken und Altersschwachen, ,auch der
Aufgearbeiteten, so Eure Hilf bedürfen', der Witwen und
Waisen anzunehmen. Lasst Euch die Aeltesten als unsere
Väter befohlen sem, ,yerd6nkt es ihnen nicht in Speise und
Trank',' sondern nehmet, was sie zu Euch reden, hoch auf
J)nH fnine Benehmen der Wiedertäufer in Mährea bezeugen selbst
knUioiisi he Scliriftsteller.
Darauf wird sieh wohl der Vorwurf Fiacher's (aus der rustillo Georg
Sdiem^s) btiielieii: gebet aber uugluicb tn bei dieser Gemeintcbnft,
80 das tingleicbe Scbllaseln ecbitcbe Brttder nacben. Ibre Torstefaer
werden laiDint ibren Weibern berrlicb traktiert, mit Gesottenem nnd
Ctobcatsnem, mit Fieeben nnd Wildpret nnd edlem nnd kSsÜicbem Oe*
trftnb. Anf die andern gebOrt Bnben nnd Kraut, Geiste nnd Brei, und
Wesser dazu. Wollte »ich einer gern laben mit einem Tmuko 'SVrin^,
so flSgt der Kellner; Bruder, komm' nicht oft, kn nzige dein Fleisili,
wir sind tiiclit liier weg;eii des E'^sens nnd Trinkuns/ u. s. w. Vfj!. auch
«Warum die Wiedertäufer nicht iui Land seiu zu leiden^ von Ch.A. Fischer,
8. »7.
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230
und nclitct Euch darnach. ,Lasst Euch das Vertrauen zu
Euren AelteBten nicht schwächen/ Der Redner bittet schliess-
lich, da er niclit wisse, ,was Gott mit ihm vorhabe', die Ge-
meinde um ihre Fttrbttte und Nachsicht, falls er Jemanden ge-
kränkt habe; er dankt flir die liebe, die sie ihm Yon Jng<end
an bewiesen, nnd nimmt nan von Allen Abschied, ,weQ ansers
Verreisens bald geschehen mfichte^
Hierauf erbebt sich ein Mitglied der Gemeinde und prsist
die Sendboten, die da hinanssiehen ,wie die Schafe unter
reissende Wölfe', als Leute, die dem Tod sageeignet sind, ab
ein Spiegel der Welt, die sie verachtet und verspottet, Uber
sie die Nase rtlmpft und die KOpfe schtttteh, der sie ein ,Schabab
und Kehraus' sind. Ihrer wartet der Thurm und die Bande.
Damit ihr Werk einen glacklichen ,Fürgaug' habe, wollen wir
beten. Und wie es in den Zeiten der Apostel Sitte gewesen,
dass die Gemeinde sie bis vor die Thore der Stadt begleitete,
segnete und entliess, so thaten es auch die Wiedertäufer.*
Kam dann einer von den Sendboten von seiner gefahr-
vollen lu isc zurück, so wurde er empfun^Lü, ,als ob er der
Herr selber wUre^ Ihre Erfolge wurden gepriesen und nicht
unterlassen, andoron Spsndboten, namentlich solchen, die im
Kerker schmachteien, Bcrielite zuzusenden.
Auch in ihren »Seiuibriefen an die Gemeind*' folgen die
GlHubeiisl)oten dem Beispiele der Apostel. Die Sendbriefe sol-
len die (»emeinde erHauen und zur Nachfolge aufmuntern. Wie
der Ajxistel Paulus sieli der Leiden und Mühseligkeiten rühmt,
die er um Christi willen ausgestanden, so rülnnt Hans Sehmidt
sieh der gransamen Marter, die er im Würteniberger Lande
erduldet, und fährt dann fort: leli batt' auch eine grosse Plag'
mit andern Gefangenen, bei denen ich oftmals liegen muste.
Zu Schorndorf lag ich bei einem Wildschützen nnd einem
Forstknecht, auch bei einem, der Hurerei getrieben; su Stutt-
gart lag ich im Geflingniss bei VollBäafern, Zänkern und Leu-
ten, die Schulden halber gefangen waren. Zu Beichenberg lag
ich bei Landsknechten. Da mag ein Frommer selbst nrtheilen,
was Air Kurzweil ein Gläubiger mit solchen Leuten hat Was
für unntttae Reden sie gegen die Gläubigen treiben, da doch
< Der ganse Bericht findet sich in dem Codex Kilian Waldi. {O. J. X-f^l
29) sa Qnn, Fol. 1S6 ff. Ansing in der t. Beck*aehen 8unmlnn|r«
231
der Fromme sein Gebet gern besonders tbäte, ,auch wie sie
oft die Speis' theilen^ Die Sendbricf'c, Rechenschaften und
Lieder der bedeutenderen Mitglieder ihrer Gemeinde, eines
Hüter, Jeronyme n. A., waren eine reiche Quelle, aus der sie
ihre £rl»aiiung schimpften. Hans Schmidt (KaifEer) bittet aus
seinen Banden, seine Madien (Magdalena) m9ge ihm das
3Ci^U' ▼OD Jeronyme abschreiben lassen und des Jeronyme
Rechenschaft^ die im ^gewissen BUchP ist. In einem anderen
Schreiben bittet er: ^Schicke mir mein weisses Liederbuch,
sonst darfst Du mir nichts schicken/ In einem anrleren: .Hebe
mir noch meine Bücher auf, bis mir Gott eiuen Ort mueht.
Wenn Du aber hineinkommst, so schau^ dass Du sie nidit
Tiel hin und her ausleihest» die nämlich, so geschrieben sind.'
8. Capitel.
Bio Lehre wn der Osnalasehaft
Die jGemeinseliafV spielt in den Kämpfen der zahh'eiclien
Secten der Taufgesinnten gleich vom Anfang an eine wichtige
Rolle. Von dem Standpunkte, den Hubmaier einnahm, bis zu
jenem, den Huter festhielt, und der strenge genommen den
Skfttspankt des ganzen Systems der Täufergemeinden in Mäh-
ren im 16. Jahrhunderte bildete, war nur ein Schritt In den
am 24. Februar 1527 au Schlaiten am Randen vereinbarten
sieben Artikeln wird von der Taufe und dem Bann, vom Bre-
chen des Brotes und der Absonderung, vom Hirten in der
üciuciuJe, vom Scfiwt rt und vom Eide, nicht aber von der
Gemeinschaft gebprocheii. Von dieser vernehmen wir zuerst in
den Streitigkeiten, die in den Jahren 1527 und 1528 in Nikols-
borg ausbrachen. Wie es scheint^ verfochten jene Gruppen,
die man unter dem Namen der Stäb 1er oder Kieinhäuffler
zusammenfesst^ die behaupteten, ,ein Ohrist kOnne mit gutem
Gewissen und nach dem Wort Gottes kein Schwert, Waffen,
noch Krieg fahren', und die auch dagegen waren, dass ein
Christ in der Obrigkeit sitze, zuerst den Gkiindsata der /tc*
meinschaff. Wenigstens nannte man die Anhänger Jakob Wiede-
mann's und Philipp .Jager's die ,Genieinseliat'tler'. , Haben/ htusst
es b den Geschichtsbüchern, ,in den Häusern hin und wieder
232
Versuminlung griialten, die PiJ^ram, Gäal und Fremdling aus
anderen Ländern aufgenommen, die lyGemeinscbait*^ ange-
nommen/ ^
Auch Gabriel Ascherliam liii lt die ,Uememschafl*, allein
lilssig, wie Hans Mflndl lölJi ijcriclitet. Mit besonderem Eifer
folgten die Tiroler Tauigesinnteu dieser Lehre. Hutcr taufte
gleich zu Anfang seines Wirkens ,uni Geld', d. h. die Getauf-
ten hatten einen Geldbeitrag zu dem gemeinen 8&ckel zu er-
legen. Die zahlreichen Genossen, die er nach Mähren »h-
fertigte, nahmen ihr Vermögen mit^ um es in die yGckmeiii-
Bchaft' za than. Diese bildete den PrUffitein, an dem man
erprobte^ wer zum Führer geschaffen sei, und rasch nach eiO'*
ander wurden Rcublin und Schutzinger von ihrem Hirten-
amte abgesetot: Reublin hatte, der Gemeinachalty der sich
angelobt hatte, nneingedenk, heimlich Geld verborgen, um es
fUr unvorhergesehene Fälle su gebrauchen,' bei Schtttsinger
,fand man Leilach, Pfaidlen und anderen Ueberflnas nur au
viel', darunter 4 Pfund Bemer Secheer und 40 Oulden, worüber
Huter und die Aeltesten ,iast erschrocken sind', weil man sol*
ches von ihm, der die Gemeinschaft lehre, nicht habe erwarten
können. Die grosse Reform, die Hüter bei den midirischen
Taufgesinnten durchführte, bestand in der Aufrichtung ,der Ge-
meinachafi^ Die erste Predigt, die er Im seiner iweiten An-
kunft in Milhren hiel^ hatte die »wahre Gemeinschaft Gottes'
zum Thema. Die Genossen bringen, was sie an Zeitlichem be-
sitzen: Geld, Leinwand, Betten, Truhen u. s. w. Sie kOnnen
sieh wohl nicht gleich in die neue Lage schicken. Jörg Fässer*«
Frau hielt, während er selbst seinen Besitz an die Verordneten
abgab, ihr Geld und etwas von dem (lelde der Kinder zurück.
Dafür wurde sie von der ganzen Gemeinde ,hüch vermahnet
und bestraft*. Huter selbst brachte ,eine kleine Gabe im Zeit-
liclien* aus Tirol mit; sie diente zur Tilgung^ der Scimid, die
man in den Tagen der Notli bei der Acbtis.^iii von Mariai>aal
in Hriiiin mid einigen Anspitzer Bürgern aufgcnomnu'U luitto. In
Tiiol, wo iiuter eigene , Haushaben* nicht errichten konnte, be-
nützte er die vod dt n ;^^ewonnenen Glaubensgenossen eingegan-
genen Gelder zur Unterstützung armer Witwen und Waisen
• Gesell icUtjibUcher, S. 72.
* ^Der Anabaptuma« in Tirols S. 49&
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233
otlei anderer armer Brutler uud Schwesteni, die dessen be-
dürftig seien.*
An dieser ,Gemeinschiift' hielten die ,Huteri8chen* unter
allen Verhältnissen fest. Sie hatten noch in den Dreissiger*
jähren eine Anzahl von .Haushaben^ gegründet, in denen sie
ifcunen commnnistischen Lehren praktische Gestaltung verliehen.
In dem grossen^ an die mtthrisohen Herren gesandten Mani-
feste vom Jahre 1545 sagen sie: ^Dass man uns in der |,Ge-
meinschaft^ nicht dulden wiU^ davon ist die eine Ursach', dass
man fUrchtet, wir könnten, wenn wir ihrer viel beisammen
wliren, handeln wie die MünHterischen, was niemals unsere Ab-
sieht geweben; die andere, weil wir in der Wahrheit wandeln.
Ks kommt ja vor, dass Leute leichter Art uns zulaufen, die
dann sagen, wir hätten sie um das Ihre gebracht, wiewohl sie
vielleicht nicht einmal soviel Zehrung besassen, dass sie in
dieaes Land hätten gelangen können, wenn wir ihnen nicht ge-
holfen hätten. Und haben Andere das Ihrige gegeben, so haben
aie das gethan anr Unterstlltsung der Witwen und Waisen/
Die Anaahl der Schriften, die seitens der Wiedertäufer
ausgi gangen sind, um ,die Gemeinschaft' g^'gcn alle Angriffe
von feindlicher Seite in Schutz, zu nehmen, ist eine sehr be-
ilcutende. Es wird hier genügen, nur die wichtigeren heraus-
zuheben.
Eine ,kurze Rede von der w.nhren Gemeinächaft' ündet
sieh in dem Cod. Michnaj (p. 8L — 83). Sie rUhrt, wie eine
Note J. V. Beckes sagt, von Eitelhans Langen man tel her und
enthält eine knappe Vertheidigung der ,Genuiin8chaft, die wir
in geistlichen und seitlichen Gtttem beweisen thun'.' Man
sage, ,08 sei nit ein Gebot, dass man die Güter in gemein
haben sollt', so es aber in Lieb' und frommen Willen geschehe,
sei es wühl recht. »Sonst aln r nia^ ein jeder es ins gemein
freben oder behalten: er wud doch von der rechten Gemein-
schalt Christi nicht ausgeschlossen seiu^ Das höchste Gebot
* ,Der Aimbaptiamtis in Tirol% S. 669 and 683.
* Ueber Eitel Hans (EitelhanK) LmigMISMtitel s. v. Beck, GeHchiohts*
bUcher, 8. 3.'». Ati» einer reichen AngHbui^or Familie sUmmend, litt er
filr seine U»'lM'r/«'titriing den Märtyrertod (ir)Jl>). Ol) er der VorfaHser
der obigen Lehren von der G«me!nscliaft i^t, niüehte icli nicht so fest
wie V. Beck behaupten. Diese iiicbrü't scheint einer jttngereu Zeit atizu-
gebdreu.
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Gottes ist die Liebe: ,Liebe Gott ttber Alles und deinen Näch-
sten wie dich selbst.* In der Gemeinschaft der zeitlichen Güter
wird diese Liebe erkannt. Niemand soll SAgen: Mein, mein.
Es ist auch des Bruders. Wer wird wohl seinem Bruder die
höheren, geistigen, zukünftigen Güter geben, wenn er sieh bei
den zeitlichen weigert? Nur wer die ^Gemeinschaft^ h<, ist
in Clii isto, wer sie nicht hält, ausser ihm und seiner Gemein-
schaft.^ Wollt aber jemand sagen, weil man dann alle Dinge
gemein haben soll, so mnss man aach die Weiber gemein
haben; so sag* ich nit also, sondern was GUHt ansammen ge*
ordnet hat, das soU der Mensch nit Andern. Dies aber ist die
rechte Gemeinschaft;, dass Keinem abgeschlagen werde, was
ihm Noth thut: ein Weib für sieh an nehmen allein, es ge-
schehe in dem Herrn. So soll auch in leiiliehen Gutem einem
Jeden zugetheilt werden, was ihm Noth thnt ,Solche Gemein-
schaft, wo der Eine reich ist nnd viele Güter hat, der Andere
arm nnd Mangel leidet, gehört nit Christo an/ ,Wolle Jemand
einwenden, es sei anch im alten Bnnde gewesen, dass man
Gott lieben solltf und den Nächsten wie sich selbst, und doch
habe es vor Z^ten anch reiche und aarme Fromme gegeben,
so ist zu sagen, wenn das Recht wäre, hätte Christas nicht zu
koiniiu n brauchen, um ein besseres anzurichten.' ,Dnrch den
licil. (leitet ist diese GemeinschalL anji^erichtct worden: die From-
men wurden so eines Herzens und Sinnes, dass von seinen
Gutern Nieniim<l iiielir sprach.*
Eine Schrift Uber die (lomeinseluift seliricb Ulrich Stad-
ler. Im Anh.nnsr K})rielit er von / >r(lnungen der Heiligen in
ihrer Gemein&chalt und in ihrem Leben*, wie sie mit den
Gutern ihres V^t^ rs allhier verfahren sollen. Alle Jene, die
wahrhaftig glauben und in Christo ^iiu/. ergeben sind, haben
alle Gaben und (iiiter Gottes jremein. Diese (liUer den Kin-
dern Gottes auszutheilen, ist eine Gnade des Höchsten. Nicht
Jeder besitzt sie; der sie nicht hat, der möge wenigstens nichts
von seiner Habe Verbergen und verleugnen, sondern dem Dürfti-
gen mittheilen und die Diener des Herrn davon nehmen lassen.
Die Diener der Nothdurft haben die Aufgabe, darauf zu sehen,
dass nicht der Eine Ueberfluss habe und der Andere Mangel
> Dann folgt du BeiapSel von Aoaniu und Saphiin mit weitlftnägen E^
klirunfen, die ntdbta Neues bieten.
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235
leide, sie soUen Einkttnfe imd Verkäufe der Gemeinde beeor-
gen. Die Kinder Gottes sollen dienen und arbeiten, nicht ihren,
sondern den gemeinen Nutzen suchen. Die BrUder sollen mit
einander nicht hantiren und nicht kaufen und verkaufen wie
die Heiden. Man sage zwar, um des Zankes und Murrens
willens sei es besser, dass Jeder ftlr sich selbst sorge, das tluin
aber nur die Leute, die ihrem 1' Irisch nicht abi^estorben sind
und ihre Lust und Begierde nicht zKhmen. Mau wende auch
ein, die Kinder Gottes könnten nicht alle an einera Orte woh-
nen, nicht alle in einem Lande sein ; das sei wohl richtig, aber
wer die Gefahr liebt, kommt darin um; danim ist es besser,
nur mit den Ileihiron Gottes zu leben; wenn mau sage, zu den
Zeiten der Apostel seien nicht alle Dinge gemoin^sam gewesen,
so sei zu erwidern: ,Dama]s habe man die (il;iubigen bei ihrem
Besitz gelassen, jetzt haben sie ira ganzen römischen Keich kei-
nen Platz: die römische Kirche speiet alle Kinder Gottes nur
aus und treibt sie in die Wüste hinaus. Da müssen die Aus-
erwählten die Wahrheit bekennen, und diese lautet: Wir ge-
hören uns selbst nicht an, haben auch in Wahrheit nichts Eigc>
nes, sondern alle Gaben Gtottes, sie seien zeitlich oder geistlich,
sind gemein und müssen nach Zeit, Ort und Gelegenheit den
Kindern Gottes zum Outen gelenkt werden. Im Hause des
Herrn gebe es kein Mein, Dein und Sein. Gleiche Liebe
herrsche, gleich sei die Sorge und gleich die Austheilung der
Guter. Und Jene, die gläubig werden und trotsdem bei ihren
Häusern verbleiben, die sollen nur ^treue Wirthe und Ausspen«
der'' sein/^ Stadler nimmt somit nicht den strengen Stande
pnnkt ein, wie ihn die Huterischen verfechten.
Der Gemeinschaft der Güter hat Peter Riedemann' in
seinem grossen Lehrgebäude ein eigenes Capitd gewidmet:*
,Dieweil alle Heiligen in heiligen Dingen Gemeinschaft haben,
wie denn auch Christus ftlr sich selbst nichts, sondern Alles
für uns besessen, so sollen auch alle Glieder seines Leibes
in seitlichen Dingen nichts flir sich haben. Gott hat dem Men-
' Stadler, Yon wahter Geneinaeball der Heiligen, Ood. Jüdmaj, 291—298,
vm f. S9/86, I K. 8 f. 18b Copie in d«r T. B«ak*Msben Sunmlan^.
" Ueber Peter Riedemano ». J. v. Beck, Geschicltt^hücher, S. 207,
' ,Rechen8chafft nnserr Regilion (sie), Leer und glauben von den Briedern
so mann die huettrischen nent auBgangen durch Peter Riedemann.* Copie
in der v. Beck'scben Sammlung (329 Seiten. 4**).
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236
sehen nichts Eigenes verordnet. Wer für sich sammelt, handelt
gegen Qottes Satzungen. So kann auch der sterbende Mensch
von seinem Eigenthum nichts mit sich nehmen^ und ChriatuB
heiBSt zeitliches Gut fremdes. Niemand müge sein Uens an
solches hftngen. Die „Gemeinschaft" blühte in den Tagen der
Apostel: Niemand sagte damals von seinen Qtitern^ das8 sie
sein wären. So soll es auch jetzt sein. Ni<3mand suche seinen,
sondern den Nutsen des Andern.' In Riedemann's Lehrgebäude
nimmt die Lehre von der Gemeinschaft keinen breiten Raum
ein; er stellt den Zustand der alten Kirche als Muster hin: eo
möge man auch jetzt veriahren. Das ^LehrgebKude' lehnt eich
mitunter in wor^etreuer Uebereinstimmnng an die Ijehrsllae
Hubmaier^B an. Riedemann hat es geschrieben, nm den Vor-
würfen der von Qegnem veriietiten Obrigkeit, als seien sie
Kottirer und Sectirer, von vornherein die Spitse abmbreehen.
Weiter als Hnbmaier geht Riedemann selten; wenn man seine
AusfUhrangen liest, meint man mitten im Kampfe Hnbmaier's
gegen seinen grossen Gegner Zwingli su stehen.^
Wie in den Tagen Huter's galt es anoh spiyter als Sflnde^
selbst geringfügige Dinge als Eigenthum zu besitsen. Hans
Schmidt, zum Tode verurtheilt, schickt seiner Magdalena sei-
nen ,( )hrlötl'el' zum Andenken, in der VorüU.ssctzun<j:;, dass die
Hriider nichts dawider haben. Derselbe Hans Schmidt stirbt
fiu <lii Lehre von der Gemeinschaft. ,Sie ist ihm der höchste
Scli.it/, das Schönste auf Erden, dessen beraubt zu sein das
grussLe Un«:lUck ist.** In ihr hat der Kranke den Arzt, der
Schwache seine Lagerstatt, der Eifrige seine Predigt, der
Hungrige Brot und der Durstige Trank. So lobt Geien»-
pUchler (ir>6G) seine Ocnossen vor (iericht, denn sie halten
die jGeraeinde', wie sie es iu der heil. Schrift und vornehm-
lich in der Apostei«<eschichte befinden. Und Leonhard Dax
lehrt (lüüT): Wer seine eigenen Güter hat und missbraucht,
mag wohl verdammt werden, wer seine Güter nach Gottes
Gebote freiwillig austhcilty wird selig. yWoüt Ihr vom rechten
Brauch der Güter reden, es kann ja nicht anders geschehen,
denn nach dem apostolischen Grunde der ereten Kirclic. Die
rechte Gemeinschaft der Heiligen stellt unter dem Volke Gottes
* 8. oben 8. 286.
* Haas Scboiidt» Erl«tiiu«e in Wartomber^. Oopie in d«r v. fieck'aeheii
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ab die Bfindfaaften Zeichen der Finanz and des Betruges,
Kalifen und Verksnfeni Eigennutz und Geis, Wncher u. s. w.,
was Alles dem vom heil. Oeist in der Kirche gelegten Grunde
von der Gemeinschaft widerstrebt. Warum finden sich denn
in Eurer Kirche, so redet er die Andengläubigen an, so viele
Landstreicher und Bettler, die auf den Strsssen und vor Euren
Hftttsem sich heiser schreien nach Afanosen? Das ist kein
Zeichen der wahren Kirche. Frei bekenne ich: Wenn Petrus,
Paulus oder ein Engel vom Himmel kftme und lehrte eine
solche Gemeinschaft wie Ihr in Eurer caMnischen Kirche, so
wäre sie meinem Hersen abscheulich. Bei uns gibt es yerord*
nete MftDner, die das Geld und Gut aufheben, um der Noth
der Gemeinde zu steuern. Wenn Ihr 8a<rt, die Apostel lehren
nicht, dass iii;ui aüe Güter gemein niaclitn soll, wie es unsere
Kirciic in i\Iiiliren zu thun pflegt^ so antworte ich, dass dies
der Gebrauch in der alten Kirche gewesen. Soll das jetzt in
der letzten Kirche schlecht sein?
Peter Walpot stellt alle Stellen zusammen, die von der
Gemeinschaft handein; diese ist ihm dm Höchste. Wie das
Gold im Feuer, so wird der Mensch in ihr bewährt. ,(»ottes
Wort (von der (Temeinschaft) wär' nicht schwer, wcfn? der
Eigennutz nicht wär'.* Mit diesem Vers hat er freiiirli die
Sonde an die Wunde gelegt, an der die ,Gcmeia8cbaft' krani{.te
und später zu Grunde ging.
Dass die alte Kirche nicht blos in Jerusalem, sondern
auch sonst ,Gemein8chaft' gehalten, erweist Zuckenhammer
aus einer Anzahl von Stellen älterer Kirchenväter. Gott will '
nicht, drückt dieser Wiedertäufer sich derb aus, dass seine
Kinder in der Zeitlichkeit leben wie das Vieh, etwa wie die
Hunde, die gar kein Genüge finden und den Trog aUein bo-
sitsen wollen. Gemeinschaft heisse nichts Anderes, als aus Liebe
sum Nächsten Alles gemein haben; Jeder legt, was er hat» in
die Gemeinschaft zu gidchem Nutzen nieder; da erst theilen
Alle Alles mit einander: Leid und Freud. Nur bei den Heiden
hat ein Jeder sein eigenes Geseta, sein Haus, seinen Acker^
seine Kfid&e, seinen Keller und seinen eigenen Tiscb. Mein
and Dein sind die Ursache aller Kriege gewesen und sind es
noch heute. Beide sind zunächst dem Geiz verwandt.
Eigener Will' und Eigennutz, lehrt Ehrenpreis, ist ein.
starker Baum; man kann ihn so leicht nicht entwurzeln. Wie
Üigiiizeu by <jOOgle
238
zur Zeit dor Apostel, so ist es jetzt bei uns.' Freilich war
man /ur Zeit des Eliren|)nis von der Ihiterisclien Streng^e
schon ahijckomincn. 8chon war es erlaubt, Leib- und Bett-
gewaiid sein Ki^i^cn zu nennen.
,Di(' ( leineinschaft.' Iclirt er weiter, ,ist kein Zwang und
Drang. Man Ix'sehuldi^^i uns unprerochterweise, dass wir eine
Gewalt, Zwaufj und Dran^ daraus machen, Gemeinschaft zu
halten. Wen nicht die Liebe, die Erkcnntniss und der Geist
Gottes dazu zwingt, der mag's bleiben lassen. Nur die der
Geist Gottes treibt, sind Gottes, die anderen sind Kinder der
Welt. In der Weit ist Alles Lust der AugeD und des Flei-
sches, Kigenwille und Hoffart. Der Heiz und die Begierde
nach dem ewigen Leben, der ewigen Freude und Seligkeit^
zum andern die Furcht vor der ewigen Straf und dem Zorn
Qottes soll uns treiben und zwingen. Den Zweien kann Nie-
mand dienen: Gott und dem Mammon.'
Wenn man gegen die Oemeinscliaft vorbringe, sie sei die
grOsste Ursache xur Uneinigkeit und Zertrennung des christ-
lichen Friedens, so seien das nichts als Feigenbltttter, am seine
eigenen ungereimten Beschönigungen des Eigennutses zu be-
decken; das sei fast so, als wenn man sage: Mann und Weib
sollen nicht heiraten, denn man sehe so Viele in der Ehe nicht
wohl hausen.
Zank und Streit komme wohl in der Gemeinde vor; aber
sei CS denn nicht auch im Leben und der Lehre der Apostel
ganz ohne Mühseligkeiten abg'eganf]:on? Habe nicht selbst Chri-
stus den Apostel Petrus anfahren müssen?
Die Gemeinde ist nichtsdestoweniger das Haus des leben-
digen Gottes, die Säule und Grundfeste der Wahrheit. Wenn
der Kine oder der Andere schwach ist, darum ist doch nicht
das ganze Volk za verwerfen? Warum treibt Cliristns so hart
darauf, dass man den Eigennutz nicht suchen soll? Warum
wird der gemeine Nutzen geboten?
Eigennutz
Ist ein böser Lutz.
Eigen will
Brennt in der Holl.
Ebrenpraif gebraucbt «inen filanimaa: ^^at es tich bei uns.*
üiyiiizea by
Hat nicht Christus der Herr selbst Qemeinschafl gehalten?
War denn nitht Einer allciii der Säckel meistery Der Gemeinde
der Apostel fielen Tausend^ zu, sie achteten das Z(Mtlichc nicht
?o lioeli, wie es heutzutage n^eseliielit. Aber auch nachher galt
es viele tausend Liebhaber Gottes, Manns- und Weibspersonen,
die stattlich Haus and Hof und ihren eigenen Willen verliessen,
mit leeren Hftnden zur Gemeinde kamen und Gott Zeit ihres
Lebens dankten, dass er ihnen die Wahrheit su erkennen ge-
geben« Die hätten nicht den Reichthnm der ganzen Welt, nicht
Ehre und Gnnrt dafiir genommen.
Wieviele sind da herzugekommen, Lehrer nnd Schüler,
aus mancherlei Brüderschaften, wie z. Ii. die Schweizer Brü-
der, deren Lehrer ihre ,Völker' zur Gemeinschaft herzuluhi Ion
und diese mitunter durch Feuer, Wasser und Schwert bekann-
ten? ^ Wie ist CS duch mit dem Eigennutz V Warten nicht die
Erben auf die HinterJassenaehaft wie die Würmer auf den
Leiehnam? Warum sollte man so am zeithchen Eigenthum
hängen, dass man ihn nicht um Gottes und der Glaubensge-
nossen irillen yerlassen konnte? Veriieren wir es doch immer
durch den Tod, oft durch den Raub der Tyrannen und andere
Mittel. ,Damm haben ohne Ruhm, nur wegen Gottes Ehre zu
melden, sich in diesen letzten, allergefährliclisten Zeiten so
viele Helden gefunden, die, in der Schrift trefflich erfahren,
das reeilte Licht angezündet und die Walirheit bezeugt liaben:
die haben die rechte Gemeinschaft wider alle Pforten der HöUe
nnd alle yerzagten Herzen bezeugt und wider die Zweifeisüch-
tigen ihre Haushaltungen eingeführt/
Sehr viel beschäftigt sich d^r Codex ritualis, der noch
dem 16. Jahriinnderte angehört and in einer Handschrift von
1699 in der Pressbnrger Lyceumsbibliothek erhalten ist,' mit
der Gemeinschaft; die Motive, die er vorbringt, sind die näm-
lichen, die wir in den anderen Wiedertäufer-Schriften finden.
Wie dort werden auch hier zahlreiche Bibelstellen zusammen-
getragen, die zu ihren Gunsten sprechen. Die Hauptbeweis-
steile wird auch hier aus dem Leben der ersten Kirche ge-
* Aus Andrea- Kli i enprois, ,EiD StMidhri^f . . . liriiderliche Gemeinschaft
das höchste Oebut dor Liebe betreliend . . . Auuo 1660.* Ueber das
litorarlächa Wirkea des Andreas Ehrenpreis s. die Geschichtsbücher,
8. 602 ff.
* Kl. S*, In Mwcloileder gebvoto. Cöpie in der t. Beck'schen Sammlung.
240
noTTimon. Daraus erselie man, dass ,es v'in Anrichten niul <»m
\\ i rk (los hei!. (Geistes ist. Das gilt uns niolir als Zou-
pMi; denn ilie Apostel liahon es von ihrem Meister ^ehftrt und
gelernt, und so liudct man klitrlich geschrieben: ,Sie biiehcn
hcstcHndig in der Lclire der Apostel und in der (lemeinschait
und Alle (merke: Alle, nicht nur ein Tlieil), die da gläubig
geworden waren, waren bei einander und hielten die Dinge
gemein/ ^re Güter und Habe verkauften sie und theiiten me
atis unter Alle, je nachdem einer Notb hatte/
Man findet auch, dass Christas gar hart wider das Eigen«
thum redete, da er sprach: O wie schwer werden die Reichen
in den Himmel gchinf^cn, fUrwahr, leieliter ist os, dass ein
Kameel durch ein ^(adelöhr geht^ als dass ein Reicher in
Qottes Reich kommt Eiine harte Red' fttr Alie^ die Eigen-
thum haben. Wer diese Worte aus dem Munde des Gottes-
sohnes yemimmt und nicht darauf achte^ der bat gar ein
steinernes Hers. Dass die christliche Oemeinsobaft keine neue
Erdichtung oder ein Ghitdttnken sei, sondern sum Qnmd- und
Eckstein der ersten apostolischen Kirche gehOre, das ersehe
man aus dem Bekenntniss unseres cbristfichen Glaubens, wo
Ton der Gemeinschaft der Heiligen die Rede ist Im Eigen*
thum ersticken die Menschen unter dem Troge des Reick-
thums, den Sorgen um die Nahrung und den Domen der Zeit-
Hcbkeit Es ist seht» nicht anders, wie wenn man dem Kinde
SU seinem Schaden und Verderben das Messer lässt, bis ee
sich verwundet. Wie der Käfer im Rossmist und der Wurm
im Ilolz, so hat der Geiz seine Wolinung:, sein W^erk und
sein Wesen im Ki^-entiium Xon alledem das Gegontheil ist
die Geineiüseliaft: da kann man daü Wort Gottes, so unser
besserer Theil hier auf Erden ist, mit grösserer und besserer
Gelegenheit haben und h^ircn, eines über das andere waclicn,
es brilderHeli anreden untl strafen und die Jusrond in der
Gütlcst'urelit aufzielien, damit sie nicht, auf den Gassen umher-
lungernd, die sodomitischen Anreizungen dieser Welt sieht.
In späterer Zeit hat man, je weniger die ,Gemeinsciiaft
sich bewährte, um so Iftnixerc Schutzschriften zu ilirer Ver-
theidigung geschrieben. In den Tagen des Andreas Ehrenpreis
war die Gemeinschaft schon von den Wiedertäufern selbst viel-
fach aufgegeben. Schon im Jahre 1606 schrieb Josef Haus er
seine ^Unterrichtong, dass die Gemeinschaft der aeitÜchen Güter
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m
eine Lebr' des neuen Testamentes sei nnd von allen Gläubigen
erfordert werde'. Die Lohre Ton der Gemeinschaft, die man
jetst nicht nur nicht achtet, sondern Ter^ottet nnd als eine
gar fremde ansehe, sm unter den Geboten unseres Herrn
eines der wichtigsten. Ich yerstehe, sagt er, unter der Ge-
meinschaft nicht, dass man nur das, was ttbrig ist, dahingibt
und das Meiste behftlt, sondern ,dass man Alles, was man hat,
▼on sieh abihut, das Herz davon reinigt und zu gemeinem
Nutz' der Heiligen freiwillig und fröhlich dariogt', wie ,es der
(}eist des Evangelions Teriangf, und wie sie die Heiligen zu
Jerusalem gebrauchten. Man fliehe sie heute, gleich als ob im
Evangello kein Wort davon stünde, ja als wenn dort geboten
wäre, sich an das Eligenthum zu halten. Der Eine nennt sie
ein Menschengebot, der Andere einen Menschenzwang, der
Dritte eine GouiUthsverlUhrung und vorinciiitc Gomelnschaft.
Viele warnen Jedermann davor. Das habe Ilauscr bewogen,
sein .einrältiges' Sclireiben aus Gottes Wort duzu zu thun, da-
mit man sehe, dass ,dic Gemeinschaft eine Lelire sei der höch-
sten Vollkommeuhcit^, die ,Christu8 auf Erden goieiirt und darin
er seine Apostel unterwiesen habe'.*
Hauser zieht nicht blos eine Reihe von Bibclstellcn au,
sondern macht auch den Versuch, die Einwurf»' der Gegner
zu widerlegen. Wiehti^er sind die wenigen Benieikuugen über
die wirthschaftliehe La^e der Wiedertäufer in Mähren: ,Jetzt
sind wir ihnru zu reieh, jetzt sind wir ihnen zu arm.* ,Der
Herr sei gelobt, dass wir die Armen sind, die doch Viele reieh
machen/ ,Wenn die Armen, um ihres Glaubens willen ver-
folgt, zu uns kommen, so nehmen wir sie auf in unseren Httu-
sem, setaen sie an unsem Tisch, speisen, tränken, kleiden und
versorgen sie; ihre Kinder verordnen wir in unsere Schulen/
,Ich schweige von den vielen Blinden, Krüppeln, Alten, Kran-
ken, betrübten Witwen und Waisen, denen uns der Herr immer
„ein gut Theil" an die Seite stellt/ ,Der Mammon sorgt fUr
sich, nicht für die Armen/
Die ,Gemeinschaf^ unterhält die Lehre Christi: Man soll
Alles verkaufen u. s. w.; das Eigenthum behält Alles wider die
Lehre Christi, ja es kauft lieber noch dazu. Die Gemeinschaft
> Copie in der v. Beck*«cbeii 8«mni1tiDgr aiu Cod. P«0t. V. d. (IVil. 108^146)»
dar awiiehsn 1M5 ttad 1630 angele^ worden ift
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S42
sucht den Nntsen der Nächsten, das Eigenthnm den Eigen-
nnts. Die Gememschaft sorgt, dass die Kinder nach der Schrifty
Ordnung und Zucht des Herrn ersogen werden, das Eigenthnm
thut es nicht; die Gemeinschaft bringt es mit sich, dass man
gemäss der Schrift ruhig und mit den Händen arbeitet, etwas
Redliches schafft und dadurch Gelejs^enheit hat, den Armen zu
geben, das Eigenthuiu verursacht, dass man der zeitHehen
Nahrung wegen ,kablet', hadert, z,;iiikL und sieli das Eine Uber
den Andern entrüstet, dass man Wucher treibt, Kenten nimmt,
d. h. nicht mit den Händen arbeitet. Die Gemeinschaft pflanzt
ein einiges, gehorsames, gutwilliges, demuilüges Volk, das
Eigenthnm ein eigenwilliges, widerwärtiii^es und trutzigcsj. Die
Gemeinschaft hält das angenehme Juh* Ijahr, da Niemand dem
Andern etwas schuldig ist, es sei denn du" Liebe, das Eigen-
thum hält die unfreien Jahre, da ein Jinider den anderen
drängt, die Schulden eintreibt, wuchert, auf Bürgschaften Geld
gibt u. s. w. Die Gemeinschaft handhabt gute Ordnung und
Ehrbarkeit in ihren Versammlungen, das Eigenthum Unehrbar-
kcit, dass oft ein Geschrei ist, als wäre ein Haufen trunkener,
unfriedlicher Xjeute in einem Kruge beisammen. Die Gemein-
schaft besacht die Völker und hält sie zur Besserung des
Lebend an, das Eigenthum hat mit sich selbst zu Üitm. Die
Gemeinschaft betrUbt die Geisigen in ihrem Eigennutz und
ihrer Wollust, das Eigenthum stärkt sie nur darin. Die Ge*
meinschaft lehrt, dass Jener, der im Himmel mit allen From-
men das ewige Leben gemein haben will, auch hier anf Erden
sein aeidioh Gut gemein machen muss; das Eigenthnm lehrl^
dass ein Jeder wie ein Fochs seine Grabe und wie ein Vogel
sein Nest filr sich selbst haben soll. Die Gemeinschaft leigt
dem Reichen ein Nadelöhr und dem Armen gemeine Lieb', das
Eigenthum zeigt dem Reichen ein Stadelihor und dem Armen
die Eigenlieb'. Die Gemeinschaft ist vom heä. Geist und ein
Gebraucb der H^ligen an Jerusalem, das Eigenthum stammt
von anderen Herren und ist ein Gebrauch der Welt
Wer sich den Tau^esinnten luwandto, hatte sieh somit
seines gansen Besitzes zu entttussem und ihn den yenndneten
Vorstehern zu übergeben. Der Gemeinde wandten sich nun
allerdings vornehmlich arme Leute zu: Arbeiter, Handwerker,
Kleinbauern, aber wir erfahren aus den Tiroler Acten, dass,
ganz abgeseiien von vereinzelten adeligen Personen, sich auch
I
243
reeht woUliabende Bauern der neuen Lehre snwuidten. Jhr
wissty' schreibt ein armer Handwerker, der 1606 ausgezogen
war, iiui eine Anzahl von Wiedertäufern zu retten, die in türki-
sche Gefangenschaft gerathen waren, und auf seiner Fahrt bis .
Constantinopel ^'langte, ,dass so Viele ihre Heimat verlassen
und üir Vaterland, auch in der ^^Gcmain"^ vor lauter Arbeit
ihre Glieder verkrUmmet: AUea in der Hoffnung, dasB sie ihre
8eele tob der Hölle könnten erretten/ ,Was kümmert Ihr Euch/
ruft er an anderer Siellei da das Geld nicht gleich aar Hand
iBt^ um die Gefimgenen auasnlOeeni ,iim das „abacheuHche* ^
Geld?' »
,Um die Kinder/ scbr^bt Hatthea Binder, ,hahen sie
keine Sorge, denn die werden von der „Gcmain" aufgezogen.
Drum häugen die Kinder an der Gemeinde, die sie auferzogen
hat, wie eine Mutter und gute Amme ihre Kinder/ Für ihre
Ziele konnten sie das Geld der reicheren Genossen sehr wohl
brauchen. Von den Wiedertäufern, die sich 1555 aus Tirol
naeh Mähren begaben, trugen allein zwei Brttder Heugen
ans Eyra den reichen Erlös iUr ihre Gttter mit und lieasen
noch 12.000 Ghilden an Werth BorQok.* Ans Sohlanders aogen
fönf Jahre später Taufgednnte »mit grosser Baarschaft' nach
ICähren.* Ans den Oeständnissen Mändl's entnahm die Inns-
hrucker Kegierung, dass er auch viele ansehnliche und ver-
mögende Persoiieii zur Wiedertaufe gebracht und bewogen
habe, nach Mähren zu ziehen.* Die Wiedertäufer, die im
Jahre 15t54 uud den folgenden Jahren aus Kitzblichl abzogen,
waren meistens wohlhabend.^ Sie Alle legten ihren Besita in
^ Ueber 4»n Cod. Poger and Muisn Inlialt b. v. Beck, GMcbiclitibflcher,
8. XXVm, XXDL Abfdirift in dar t. B0ek*Mli«n Ssininliuig.
* ,D0r Aaatoptiimiii in TiroL* Arobiv filr «Merr. G«Mh. LZXIX, & 66.
' Ebenda, 8. 68.
* Bbenda, S. 71.
* Ebenda, 8. 86. Vgl. auch Christoph Andreas Fischer, ,Vierundf11nfzig
erhebliche Ursachen, warumh <lif> Wiflortanffpr nicht soin im T,aii(i zu
leiden; 29. T^rsach: durch diso und dergloichon lieuchlerife« lic und
schmeichlorüiciie Wort haben sie anno 1687 iu die IGOO und anno 1004
in die 800 Pemonon aus dem Reich, Tyrol und Bayreu, die aller-
reichsten, ver inüglichsten, sterksten und besten Arbeiter . . . za
•ich gezUglct' Vgl. auch FlMlier, »Yoa der WisdMtSafer Terflnebtem
Ursprung'. Bf. m. üb; Denelbe, ^twort anf die Wid«rlciping, m> Clanas
BieStel tte. . . / 1 IT.
16»
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244
die ,Gcniein8chalV. Da durfte er Um splhist in dem Falle nicht
mehr zurilek bekommen, wenn er aus der Genossenschaft Uber'
haupt austrat Die üuterischen worden deswegen von ihren
Gegnern hart genug angehusen, und das nicht erst am Aus-
gange (ics 16. Jahrhunderts. Schon das Memorandum vom
Jahre 1545 an die mährischen Herren nimmt auf diese An-
griffe BesQg.^ Wie dieses vertheidigt em Jahrirandert später
Andre Ehrenpreis das Vorgehen der Wiedertäufer: ,Und wenn
auch,' sagt er, ^einer hinterher wieder ahfidlt und das Seinige
wieder fordert und haben will, so kann man ihm doch nichls
wiedergeben; denn einestheils hat er es nidit auf solche
Wiedeigabe hergegeben, anderesthetls hat man es bereits auf
ihn und auf Andere gewendet, daher ist man vor Gh>tt und
aller Billigkeit ihm nichts mehr schuldig: Was einer Vormit-
tags hergibt, ist Nachmittags nicht mehr sein. Uebrigens sagt
man dies allen denen, die in die ^Gemeinschalt'' treten wollen/
Mit dieser waren nun freilich nicht einmal alle Wiedertäufer
einverstanden. Die ySehwehser Brüder* verwarfen diese Ge-
rechtigkeit, die nach der Meinung der Huterischen ,allcin vor
Gott gilt und von allen Gläubigen erfordert wird*.
Heftiger noch hat sich der WiedertUufer Gabriel Ascher-
hain gegen sie aiisgcsj)rochen, wie er sii li ju schliesslich selbst
gegen das Tuut'princip der Huterisclicn kühl genug verhält.
Die Apostel, sa^ er, haben nichts von der Gemeinschaft ge-
predigt, und die Gemeinschaft, die man jetzt hält, ist der in
der alten Kirche nicht gleich : diese war freiwillig, zu jener
niUssen die Leute gcniithigt werden. Jetzt werden die Leute
nicht aus Liebe vom heil. Geiste zu ihr y; trieben, sondern
ihre .Simonie* uHthigt sie dazu, ,ob sie vielleicht darum das
Reich Ciotles zu kauten vermöchten'. .Wirst du nicht selig
ausserhalb deiner Gemeinschaft, innerhalb ihrer wii*st du es
noch viel weniger.* ,lch meine, die einfältigen Päpstler werden
dereinst die richten, die der Gnade und Barmherzigkeit Gottes
in den Arm fallen wollen, mit Werken das Reich Gottes er-
zwingen und meinen, die Seligkeit bestünde auf ihrer Buss-
fertigkeity Taufe und Gemeinschaft. Nicht daran werde die
Seligkeit am Tage des Gerichtes gelegen sein^ sondern an der
Gnade Gottes.'
' Geioliielitilylloher, 8. 171.
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245
3. Gapitel.
Die Burohfuiiraiig der Qemeinichaft.
Die Hamhahen,
Das Leben und Treiben der mährischen Wicdertiuift r
war somit von dem Gnmdsatzc der Oenieinsehaft geleitet. Die
Gemeinde besitzt Alles, der Einzchie nichts. A(!cker und Wie-
sen, Willder, Häuser, Oewerke und Gewerbe gehören ihr an.
Ackerbau und Gewerbe werden betrieben, damit der Einzelne
in der Gemeinschaft ,sein Auskommen' rinde. Die Gemeinde
versorgt alle ihre Angehörigen mit Essen, Kleidung und Woh-
nung. Darum haben die £ioaelnen, wie es in der Mullerord-
nung heisst, darauf zu sehen, dass ihr nichts verloren gelie.
Niemand darf thun, als ob ihn die Gemeindeordnnng nichts
anginge: ^Mancher hat so wenig in das gemeinsame Haus zu
geben, zehrt aber doch par küstlich; es ist nit recht.' Er ist
Terpflichtet, alle seine Kräfte iUr die ^Gemeinschaft' anzuspan-
nen. Sie zu fördern, müssen sich Alle angelegen sein lassen.
yWenn die Hausbälter zusammenkommen, sollen äe von dem
gemeinen Nutzen reden, den jungen Haushaltem zur Nach*
ahmnng.* Alle Handwerker ^sollen in Bedenkung des gemei-
nen Nutzens ein Aufmerken haben und sich nichts anmasseui
sei eSy was es wolle*. Niemand besitzt ein Eigenthum^ und sei
es auch das geringfügigste. Wenn em Bruder entschlftft, sind
alle Sachen, die er für sich und sein Handwerk bentttzte, ein-
zufordern.^ Selbst das Leib- und Bettgewand ist abzunehmen
und ^auch die Bttcher soll man uns zustellen nach der Ord-
nung der Gemeinde'. Alles Qeld, das im Handwerk eingeht,
ist den Hanshältem zuzustellen. Der Gemeinde gehören die
Geschenke, die der £inzebe vim seiner Herrschaft erhült*
Selbst Esswaaren, die ihm geschenkt werden, sind an die
Gemeinküche abzuliefern. Mit den Gewändern und Werk-
zeugen soll Jedermann sorgsam umgehen, denn sie gehören
nicht ihm. Aerztc und Bader dürfen von Brüdern kein Geld
nehmen, was sie sonst erhalten, gehört der Gemeinde j ihnen
selbst ist der Eigennutz sti'eugstens verboten.
* Zimmermanns-Ordnnng' von 1574.
* .Trinkgelder tund floüu»ig eitizufodern.*
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246
Ihre Lehre Ton der Gememschaft einerseits, die Abson-
derung von den ,Heidenkindem< anderaeits brachte es mit sich,
dass sich die Wiedertäufer aufs Engste aneiiiaDdersehloeseii.
War eine genügende Anzahl an einem Orte Tersammelty so
gründeten sie eine ,Haushabe'| ein grosses Hans mit einer An-
zahl von Nebengebäuden, deren sie rar Aufnahme der in dem
Orte ansässigen GUnbensgenossen bedniAen. Sehen im Jahre
1535 wurde die Zahl der in Mäliren wohnenden Wiedeitiiifer
auf mehrere Tausende geschätzt Von den in Passan gefiu-
genen Wiedertäufern sagte Dietrich vom Heilhronn am 20, AngnsC
des genannten Jahres aus, dass wohl 3000 — 4000 Wiedertäufer
in Mähren gewesen seien; jung und alt hätten sie in drei Heir-
Schäften, Täcbäckowita, liarsehalk (sie) und der Klosierfirauen
gewohnt Bernhard Schrott berechnete die Zahl der in Anspiti
wohnenden Wiedertäufer auf 1000. Der glcichfidls in Passan
gefangene Wiedertäufer Schneider sagt aus: Zu Auspits wohn-
ten sie 1586 in drei Häusern, ^darinnen allerlei Personen, Jung
und Alt, bei 300—400, gewe8en^^ Im Hause an Schäckowiti
weilten 1540 an 500 Brüder und Schwestern. In den grössten
Haushaben betrug ihre Zahl oft mehr als 2000. Die erste Ge-
meinde wurde 1520 jUiit Muht und Arbeit' in Nikolsburg er-
richtet. Im Laute der nächsten Jahizchnte finden wir Haus-
haben in Austerlitz, Auspitz, Altenmaikt, Alexowitz, Bergen
(bei Nikolsburg), Bogesitz, iiu lcspitz, Bisenz, Boretitz, Bobu-
titz, Bilowitz, Budkau, Birnbaum, Czermakowitz , Dambor-
schitz, Durdenitz, Eibenschitz, Eibis, Frätz, Frisehau, Gob-
sehltz, Göding, Gurda, Ilrubschitz, Uosterlitz, Herspitz, Jamnitz,
.iermeritz, Kromau, Koblly, Kostl, Kanitz, Kreuz, Lundenbursr,
Landühut, Moskuwitz, Mil »titz, Mistrin, Muschau, Napugcdl,
Neumühl, Nembschitz, Ncmschau, Neudorf. Nikolschitz, Nikols-
burg, Nusslau, Popitz, Pulgrams, Fausram, Puslawitz, Paulo-
witz, Polehraditz, Pralitz, Polau, Pribitz, Pruschank, Pohrlitz,
Rossitz, Räkowitz, Rackschitz, Rohatec, Rampersdorf, Steuro-
witz, Schäckowitz, Saitz, Schaidowitz, Schaickowitz, Klein Se-
lowits, Skalitz, Swetlau, Swatoborschitz, Tannowitz, Tayko-
witZy Tracht, Tscheitsch, Tumitz, Urschitz, Voitelsbnin%
Wacenowita, Wesselj» Wisehenan, Wostits, Welka» Wemalit^
Wistemita.
' PMHmmr Adan in Mflncheowr BetdiMurahiT.
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847
Sie behielten freilich nicht alle HauBhaben für längere
Zeit; manches Haas musBten sie ein «weites-, ja seihet drittes-
mal kaufen und einrichten.' In ihren Sendhiiefen gehen sie
die Namen der Haushahen oh nur in verdeckter Weise an.
grOasen Ench/ schreibt Hans Amon, ,die Kindlein Gottes
aus dem Orte, da der Oswald hanshaltet und die Mard kocht
(Tiscfalawits), aas der Stadt, da die Kuchel im Keller ist und
Walser haushaltet (Gostal), die in dem Dorf, da der arme
Wirth ist und wo der Leonhard zuletzt hausgehalten hat*. Die
bedeutendsten unter den HHUshabeii mochten jene jE^cwescn
sein, die sie bis zum Aiigenblieke ihrer Vertreibung in Mähren
innehatten und aus deren Vertreibung ihre Clironiken aus-
drückliche Meldung thun. l)ass damit aber nieht alle genannt
sind, die sie im ersten und zweiten Jahrzeluit des 17. Jahr-
hunderts bf'sassen, lehrt ein Blick in die verschiedenen, heute
freüich ;^rhr selten gewordenen Biicher des Feldsberger Pfar-
rers Christoph Andreas Fischer, der ihre Häuser mit Tauben-
kobeln vergleicht, in denen sie ,air ihren Mist, Koth und Un-
flath^ abladen, und der dann auch ein Buch wider sie unter
dem Titel ,Der Hutterisehen Taubenkobei' geschrieben hat. In
seinen ,54 erheblichen Ursachen, warum die Wiedertäufer nicht
im Land zu dulden seien^ nennt er ,Uber die 70 Hausbaitun-
gen, Meierhöfe und Wirthschaflen, in deren jeder man vier-,
fünf- bis sechshundert Personen finde, ja in einigen sogar
tausend, als zur Neumühl, Prlwitz u. s. w., unangesehen die
Meierhöfe, Mühlen, Brauhäuser, Gärten, Schnfcreien, Ziegel*
Stadel, die ihnen die Herren verordnet habend* Er macht den
Behörden Angst vor ihrem Wachsthum; sie würden es, wenn
sie nur einmal ein Schloss oder eine Festung in Mähren in die
Hände bekämen, nieht anders machen als vordem ihre Oe-
sumnngflgenossen in Mttnster. Im HtnbHcke darauf war den
Obfigketten des Landes in der That das Zusammenleben der
Wiedertäufer sehr unbequem imd schon mehr als swei Men-
schenalter Bttvor das Verbot ,der Gemeinschaft^ erlassen wor-
den.' An einer anderen Stelle sagt Fischer von ihnen: ,Die
Geistlichen sind ihnen ein Dom im Auge; weder eine Kirche,
» Geucbichtsbnchor, 8. 281.
* Geschicbtobficher, S. 148.
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348
nocli eine Kapelle findet man bei ihnen, ob ne schon noch
einmal in die 70 Btatllichiten Httf und Httnaer in Mähren
hatten/^ Wie sich das Leben und Trmben der Wiedertftnfer
in Mähren gestaltete, darüber haben wir leider für die ersten
Jahnsehnte keine genflgenden Anfseichnnngen, und selbst die
ans der Mitte des 16. Jahrhunderts stammende ^Rechenschaft
unserer Religion, Lehr und Glaubens von den Brfldem, so man
die Httterischen nennt, ausgegangen durch Peter Riedemann',
gibt hierttber keine Tollstttndige Auskunft.
Ueber die Anlage der einzelnen Haushaben finden sieh
einige Andeutungen bei Fischer. Indem er die Niederlassun-
gen der Wiedertäufer mit Taubenkobeln TCigleicht, äugt er:
Wie diese ganz frei und am besten zu stellen seien, so seien
auch die Häuser der Wiedertäufer an den besten und gelegen-
sten Orten. Wie die Taiibenkobel sehr viele kleine Löclier
haben, durch welche die Tauben ein- und ausgehen, so seien
auch der Wiedcrtiinfer Häuser und Höfe voll kleiner Fenster-
lein. Ein Taubenkobcl ist inwendig voll von Nestern, in denen
die Tauben sich aufhalten können, also stecken bei ihnen alle
Winkel voll mit Wiedertiiulern, ja auch gar bis an die Spitze
des Daches. Das ist doch wohl so zu verstehen, dass der Hof
eine grosse Anzahl von Stuben und KJlmnierchen enthielt: die
Stuben ftlr die gemeinsame Arbeit in den einzelnen Handwer-
ken (erwähnt wenb'n in den Sendbnefen die Wasch- und
Wollstnbe," die Backstube u. a. ), tTir die Schule u. s. w., clie
Kammern fiir die einzelnen Ehepaare mit den ganz jungen
Kindern. Eine I laushabe musste dementsprechend einen ziem-
lich bedeutenden Umfang haben und sieh neben den Häoschen
der sonstigen Insassen einer Ortschaft recht stattlich ausneh-
men; daher die fortwährenden Klagen Fischer's: ,Sie besitieo
die schönsten Häuser' u. s. w. Dass sich neben den sahl»
reichen grossen Stuben in jedem Hause noch mehr Kämme^
cheu befanden, ersehen wir auch aus einer Klage dos Andreas
£hrenpreis, in dessen Tagen sich die alte Zucht bei den Wie-
dertäufern schon aufsulüeen begann: ,Ja wohl^ Kämmerlen/
ruft er ausy Jetzt mOssen sie nit nur Kämmerlen, sondern auch
Kucheln und jedes seinen eigen Herd haben/
* 64 Lirsachen, Ö. 110.
* Den SehwMtera in d«r ,B«ii]iiW(»11atiibni* sendet 1B61 HSaeel Kill aeloe
OrOaa«, Laaienstiel nnd Feeaer den Schweetom in der Knehel.
4
249
Im Hause befanden sich daun rlic srrossen Vorrathskam-
mcrn ftlr die Küciic und die verschiedenen im Hause getriebe-
ne Gewerbe, neben dem Hause die Ställe, Scheunen u. s. w.
£rBt ans der Zeit, da die Wiedertäufer ihre Wohnsitze
in Ungarn aufgeschlagen hatten, sind uns Berichte erhalten, die
über die B^nrichtungen in den einzelnen Hanshaben selbst eini-
gen Aiifschlnss geben. In einem seiner Anfsätae sagt Andre
EUurenpreis, ein Mann, der schon den Verfall der alten Ge-
meinschaft beklagt:^ ,Tapfere Helden haben zaghaften Seelen
und zweifelsüclitiiien Menschen den Beweis geliefert, dass es
gar wohl müirücli sei, eine Geuieinscliaft aufzuricliten. Wir
haben demnach zu verschiedenen Zeiten 20 und mehr Haus-
haltungen gehabt an verschiedenen Orten, Städten sowohl als
Märkten nnd Dörfern. An einem solchen Orte gab es mitr
nnter an drei-, vier-, ja auch sechshundert Personen in einer
einai^en Hanshaitang neben einander/ ,Sie alle hatten nur
eine Kachel, ein Backhaus, ein Bräohaus, eine Schnei, eine
Stäben für die Kindbetterinnen, eine Stäben, da alle Mtttter
mit ihren jungen Kindern bei einander waren, und so fortan/
,Da in einer solchen Hauslhiltuiig ein Wirtli und Haus-
halter ist, der alles Getiaid", Wein, Woll', Hanf, Salz, Vieh
und alle Nothdurft einkauft von dem (Jehl aller Handwerke
und alles Einkommens und wiederum nach Nothdurtt an alle
im ganzen Haus austheiltc, da holte man das Essen fUr die
Sehnlkinder, Sechswöchnerinnen und fllr all' das andere Volk
msammen in eine Stube — das Speisezimmer. Für die Kran-
ken sind Schwestern yerordnet, die ihnen das Essen und Trin-
ken antragen nnd ihnen dienen/
,Die gar Alten setzt man besonders und reicht ihnen
etwas mehr als den jungen und gesunden Leuten, und allen
nach der Gebühr und Vermögen/ ,Und dieses Aarieliteii dw
Gemeinschaft hat nun aus Gottes Gnade zu unseren Zeiten
schon seinen richtigen Gang weit über hundert Jahre unzer-
brochen und in guter Ordnung geliabt. Und ob wir gleich
durch yiel Trübsal, Raub und Brand oft in die höchste Arniuth
geiathen, durch Kriegsgewalt yerdorben und etliche Haushaben
sammt HaV tmd Nahrung dahingegangen, sind wir dahingezo-
gen, wo man uns noch einen Platz gewährt hat, und haben
^ Andre Ehrenpreis, »Eiu äencibried' anno 1656'.
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950
alle Verfolgten und Verjagten hier aufgenommen und nns ge-
duldet, bis Gott uns wieder ein beeterea Auakommen gegeben
hat Vor der ganzen Welt k<(nnen wir aageUi daas wir die
Erapamisse guter Zeiten Air die aeblimmen verwendet haben/
Waa die Gemeinschaft in den Handwerken betri£ft^ stand
die Sache wohl aehon Tom An&nge ao, wie aie Andre Ehren-
preiB in seinem zweiten Briefe an Daniel Zwicker in Daaxig
> berichtet: ^Waa Handel^ imd Handwerke betrifft^ so hat ein
jedes aeinen Vorgesetzten.^ In der That wird in zaUreieben
Briefen und anderen Schrifbtlloken der T^edertSnlSur yon 4^
gestellten' Elingenschmieden^ Heaserem, Mfülem, Tncbmachem,
Webern, SchuBtem, Bothgtlrbem, KUradhnem, Schneidern, Zim-
merleuten, Bäckern u. s. w. gesprochen. Und auch jene Hand-
werker, r<m denen diea nicht anadrttcklich bemerkt wird, hatten
ihren yVorgeaetaten', wie die Binder, Kutscher, Gärtner, Hauer
u. a. In dem Briefe, den Hans Staudach 1546 aus seiner G^e-
fangcnschaft in Wien an die Geiiiciiule schreibt, griisst er die
Acltestcu in der (ieraeinde, in di r l{nintiv.ull und Nähätube,
auf der Schul, im iiackenhaus und ui der Kuchcl.
,Der „FUrgestellte",* fUhrt Ehrenpreis fort, ,hat die Auf-
sicht Uber das Volk und die Werkstütte, kauft Alles, was zu
seinem Hantlw rk «gehört, gibt einem Jeden seine Arbeit her-
aus und nimmt die geleistÄt^^ in Empfang. Er verkauft sie so-
dann nach ilirem billigen ^^^*rth. Das Geld, das er riiimmmt,
gibt er, sowoit es nicht zum Einkauf der Kohproducte gebraucht
wird, wie Irl in die Gemeinschaft/
,Alle Handwerker aber müssen vorerst mit ihren Bedürf-
nissen die Gemeinde versehen und diea thun, ohne irgend eine
Bezahlung auzuuehuien/ ^
4. Capitel.
Die SandwerkserdnvngeiL
Fttr ein jedes Handwerk besteht eine eigene Ordnung.
Sie wird den Handwerkern an bestimmten Zeiten vorgelesen
* SlirenpreiR macht hier oincn Lapsus oalaini, dciiu ,Krämeroi umi K i it-
mannRchaft zu troibou', sagen diu Wiotiürtüufer, ,gdäLatU»u wir Keinem
vou uu», dieweil es ein aüudhafter Handel ist*. Fbcker, Taabenkobel,
&61.
• Ood. G. J. VL «8 (Qran), Fol. 77— Itt.
251
und ihnen die Verpflichtung abgenommen, sich getreulich dar-
nach zu halten. Die Ordnungen der Wiedertäufer, soweit sie
noch erhalten sind, stammen erst aus einer späteren Zeit Doch
gBh es offeabar sehon in den ersten Jahren der Gemeinschaft
solehe Ordnnngen^ da nch ohne sie die Qemeinscliaft über»
bjuipt nicht erhalten lieaa. ,Anno 1561/ sagen die Geschichte-
bttcher der Wiedertäuier, ,den 9. Decembria von den Eltesten
Briedern des Worts nnd der Kothdnift: Die Schuester Ord-
nung erkennt (und demnach anno 1570 widerumb eniewcit)^*
jAnno 15*1 alle turgestellten Miliner zusammengefodert
and ihrer Ordnung halber mit ihnen j^eredt."
,Anno 1574 am Ostermontag geordnet worden, wie mit
den Zimmerleuten soll gehalten werden/'
iAnno 1591, den 8. Januarj seind alle Filrgestellten zu
Nenmfll yersamlet gewesen und im Beisein aller Diener des
Worti und der Hanahalter die Punkte mit ihnen beredt, was
die Schneater, die Zoeschneider, Flicker nnd die Einkauffer
8oll^ nit anelaasen oder aufkomen/^
yAnno 159S den 26. October mit den flirgestellten BrUe-
dem geredt etlicher Artikel und Unordnung wegen/'
,Anno 1610 den 16. Tag Augusti (hat Claus Braidl) ira
Beisein aller Brlleder des Worts und aller Ilaushalter in gros-
sen und kleinen Haushabeu^ auch der Einkäufer und Aus-
geber abermals alle ftlrgestellten Müller und ihre Gehilfen zu
Neumttl gesammlet gehabt, mit ihnen anis treulichste geredet
nnd darnach die ganze MttUerordnnng yerlesen.'^
In derselben Weise wird dann noch zu den Jahren 1612/
1635* n. a. von Festsetzungen und Handwerksordnungen ge-
sprochen. AIhnSfig stellte sich das Bedflrfeiss heraus, die alten
Ordnungen zu erneuern: ,Im Monat Fcbruarj anno 1640 für
nutz und nothwendig erkennt, aua etlich gemain Ordnungen,
* Gewhiditsbaeher, 8. S18. Die Notis stemmt au dem Codex, in dem
die nocli erhaltenen Ordnungen Tenelehnet rind (a. nnton).
* Gesehiehttbflcher, & 260.
» Ebenda, S. 267.
« Ebenda, S. 304.
* Ebenda, S. 318
* Ebenda. S. 358.
* Ebenda, S. 363, 363.
* Ebenda, S. 455, 461 u. 8. w.
252
welche vor tÜ imderschidlicheii Jwtea in der Gremain des
Herrn yon unsern lieben Altvfttem, christlich nnd vttteriicher
Fttrsorg nach, geordnet und geschriben worden^ die nolhwen>
digsten Punkten henuiBsiiziehen und Jede Gattung snsunmen
zu setsen, damit solche füeglich den Briledem möge ftigetr»*
gen werden au der Gemain Besserung/^
In den alten, noch aus Mähren stammenden Ordnungen
gab es einzelne Punkte, die ftlr die Verhaltnisse in Ungarn
nicht mehr passend waren, ein Grund, um sie au Andern:
,Anno 1640, den 13. Martj, die fllrgestellten Mttlner aosammen-
gefordert und irer Ordnung halber mit inen geredt, was man
diser Zeit notwendig erkennt hat.*'
Es war ein Verdienst des Wiedertäuferbischois Andreas
Ehrenpreis, der durch dreiundzwanaag Jahre ,als rechter, from-
mer, treuer Hirt' seines bischöflichen Amtes waltete und 1662
zu Sabatisch sturb, dass er die Ordnungen sammeln Hess. Sie
findon sich in dem Codex G. J. VI. 2t) der (Jraner Primatiül-
]iililinthek und wurden 1640 im Monate Februar geschrieben.
Er üiitliiilt 142 paginirte Blätter in 8** mit einer Anzahl von
Zetteln, die von Ehrenpreis selbst eing'eleg't wurden, nnd wurde
ex librisi .Josephi Heinrich 1775 an die Grauer liibiiuthok al>-
g-efrehen. Das Motto ist der bek umte Wahlspnieh Baltliasar
ilubmaier's: ,Die Wahrlieit ist uutödtlieh/ Nebst den eing^e-
lesrten Zotteln hat Ehrenpreis den grosseren Theil des Inhalts,
naiueiitbc li Alles, was die Zeit von 1633 — 1642 betriüt, selbst
goscUrieboQ. ^
Fol. I — 5* findet sieh die Ordnung für die , Diener des Worts'.
— 7* enthält die Festaetsuogen flir die Diener ,drau8-
scn im Land*.
„ 7'' — 14': Mit den Haushaltem zu reden.
„ H** — 16": ,Anno 1642 den Haushaltern auch diese drei
Punkte gesagt worden.*
„ 18"- 2P: Schuster Ordnung vom 9. December 1561.
„ 21'— 23": „ » » 8- Jänner 1591.
„ ^4*— 25'*: Einkauffer Ordnung anno 1639 den 31. Octobris.
> Gesell ii htabücher, 8. 462.
' Absehrill mit Beschroibuug der Handschrift in dar Be«lk*tdu» Sftnun*
lung.
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253
Fol. 26* — 30**: Was den Ausprebeni und Hauslialtcrn lu^tlnvcn
di^ zu reden ist, ,vor imderschidlicheu Jarcn
also erküimet'.
„ 31 — aS: Mullner Ordnimg. Anno 1571 und dcmnAch 1588.
Item 1591 und 1610 auch noch alle fUcrgestcll-
ten Miliner suBammengefodert und iror Ord-
nung halben mit ihnen geredt, jetzund aber-
mab den 13. Mar^ dise nachvolgenden puncten
mit inen geredt.
„ 38 — 43: Anno 1650 den it>. Martj mit den Wciiizicrlcn
nach%'olgcnde Puncte geredt in der großen
VersaiiüTiliinjc; zu Sabatisch.
„ 44 — 66': VerzaichnuÜ vil notwendiger Puncten und Ar-
tickel so Anno 1612 den 9. October in der
großen Versamlung sur Neumttl von den Kite-
sten Brlledern etc.
^ 66** — 74*: Anno 1569 . . . Ordnung wie die Gemain zu
unterhalten sei in diser einfallenden tewerung,
damit man in die Wllste gelangen möge.
y, 74 — TO**: Anno 1574 ;iin Ostermontage geordnet, wie es
mit dcü Ziuimerleuten soll gehalten werden.
jf 81* — 84**: Anno 1612 und demnach wiederumben anno
1617 den 30 Tag Januarj in beisein alier Brü-
der des Worts, so liaushabeu versehen, alle
flii^estellten Hufschmied, Segesen- (Sensen-)
und Kupferschmied^ Schlosser, Uhrmacher,
Klingenschmied und fürgestellte Messerer zu
Schttckowitz yersamlet gehabt, auch die Schai-
denmacher und Hafner, und volgende Punc-
ten mit ihnen geredt und sie vermanet.
„ 84** — 85": Anno 1641 den 15. Maij Messerer Ordnung ernst-
lich gelesen.
Anno 1650 den 25. März emstlich mit allen
geredt.
Anno 1665 den 4. Jänner emstlich mit allen
geredt.
9 65* — 87*: Mit den Messerern, Elingenschmieden und Schei-
demnachem au reden.
„ 88* — 91*: Anno 1612 den ll.December ist in derVersamb-
lung zu Kosstl von allen Eltesten Brüedern,
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I
2d4
auch etlich HÄUÜhaltem und der f^rhu^ter.
Einkäufer . . . Uat'ner und Mebäerer er-
kennt (worden).
Fol. 91'— UV: Anno 1641 den 7. Tag May zu Dcchtitz, in
Bcywesen aller Brtleder des Worts und der
Uaushalter mit allen fUci^est eilten Mefiserem
nachvolgcnde Punctcn geredt.
„ QV— 91*: Anno 1650 den 4. Augusti in Beysein aller
Brüeder des Worts die fUergesteUten l^fe»-
serer versamlet m Sabatisch ihnen ihr
Handwerks Ordnung sambt nackyolgenden
Punkten mit Ernst verlesen.
91': Anno 1641 den 7. May m Decktits in Bey-
wesen aller Brtteder des Worts n&d der
Hanshalter alle fteigestellten Hafiier bej-
samen gehabt, ihnen ihr Ordnung geleeeiij
dameben nachfolgende Puncte mit ihnen
geredt
„ 92*~ 94*: Was der Hafoer nmb des kOsdich tenem Ge-
schtters halben erkennet worden anno 1612
den 11. Decembris.
„ 94^^-100^: Anno 1610, den 16. tag Augusti in Beysein
aller Brtteder des Worts, aller Haushalter
in großen und klmen Haushaben, auch der
Einkaufer und Ausgeber abermals alle fUr-
gestellten Miliner und ihre Gehilfen zur
Keumül gcsaiulct gehabt und ilmcn diese
. . neuem . . Puncten . . . gercdt . . und
daiicben auch die ganze MUlordnung ver-
lesen worden.
„ 101* — III': Was mit den Maierlcutcn zu reden.
„ III" — 113": Anno 1633 mit den Balorn zu Levär geredt.
0 113": Anno 163^ den 16. Augubt zu Levär mit den
Badern gercdt.
Anno 1635 den 18. Januarij abermals.
Anno 1637 den 12. Januarij verlesen.
Anno 1654 den 19. Februar verlesen} ^ba-
tisch.
Einlageaettel: Anno 1666 den 21. Marty mit ernst verlesen.
Sabatisch.
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255
Fol. 114*— 120*': Anno 1593 den 26. October mit don AlrgesteU-
ten Badern geredt.
„ 121»— 132*: Ordnung der Faerleaten.
133*^134^ Anno 1639 den 2. Novembris in der grossen
Versamlilung zu Sabatisch von allen Brue-
dem . . erkennt . . und durch den Bruuder
Andreas Ehrenpreise mit vil lehrhaflcn wer-
ten und Exempehi in alle Haushaben ge-
meldet . .
„ 13Ö»— 136': Anno 1640 den 14. Martu zu Lebär in der
grub^cn Vci^amblunc: von allen Brucdcrn be-
schlossen . . . (Ordnuiii^^ in einzckicn Punk-
ten für die meisten Handwerke),
„ ISG**— 138*; Mit den Naterinen zu reden.
„ 138* — 142*: Mit den Kellnern emstlich zu reden.
Aus dem vorliegenden VerzeichnisBe ist zu ersehen, dass
für die meisten Handwerke und darunter 6ir einige^ die, wie
die Tttchmachereii besonders lebhaft und erfolgreich betrieben
wurden, keine Ordnungen mehr erhalten sind. Auch jene, die
der Zufall gerettet hat^ stammen aus jüngerer Zelt, doch ist
OS noch möglich, aus ihnen jene Ordnungen zu erkenneui die
in der ältesten Zeit geltend warra, und auf die Einriebtungen
in jenen Handwerken zu schliessen, von denen sich keine Ord-
nungen erhalten haben.
Der Hau$hälter,
Es gibt grosse und kleine Haushaben. In jenen kommen
auch die Bewohner der kleinen Haushab^ zusammen, um das
heil. Abendmahl zu empfangen.' In ihnen wohnen die Diener
des Wortes und der Nothduift. Au der Spitze der letzteren
steht der Haushttlter. ^Er hat alles Volk mit seitlicher Noth-
duxft zu ▼ersoigen, an die Arbeit anzurichten und auf seinen
Wandel zu achten. Darum soll ein Jeder seinem Befehle ge-
horsam sem, damit er in der Ordnung des gemeinen Kutzens
fi»rtznkommen vermOge.' ,Darum geht der HaiishMlter, wenn
er etwas zu richten hat, zu den FttrgesteUten und sagt ihnen
* Owehiditslrilcber. S. m.
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an, was zu thun von Nöthen ist und wie viel Person« n er hie
im«! da hcdarf. Oie muss man ihm Kisscmi. Wimui d<'r Haus-
häh<'r nicdit daticim ht, so soll man si>inc-n Gehilfea ohne alles
„8trausscn" gleich sowohl folgen als ihm selbst/
Der Ilaushillter ist schuldig, ,früh und spät, bei Tag und
Nacht die Hut und Wacht mit Fleiss auf sich zu nchmen^'
,Ei' hat darauf zu selien, dass alle Anstellung uad Arbeit su
rechter Zeit mit den Amtleuten, Gehilfen und Weinzicrien ab-
geredet und ordüntlieh angestellt werde/ ,Die Haushälter sol-
len selbst überall nachsehen, dass der Sttnd' und allem Un-
recht gewehrt werde und es allerorten recht nnd wohl eu-
gehc/ ylnaonderheit soll er im ganzen Hause nachsehen, wie
CS um die Feuerstätten bestellt ist, auf dass kein Feuer aua^
komme. Er soll oft in die Kttche gehen und die Speisen selber
kosten. Die Kranken, Alten und Kinder stehen unter seiner be-
sonderen Obhut. £r hat Acht au geben, dass einem jeden nach
seiner Gebühr nnd seiner Kothdurft gereicht werde. Mit den
Acltcsten hat er Raths zu pflegen, mit ihnen freundlich umxn>
gehen und nicht ein jedes Wort oder Werk gleich ttbel zu neh-
men.' ,£r soll besonders darauf sehen, dass es bei der Austheilung
von Speise und Trank gleich zugehe, dass sie nicht nach ihrem
Gefallen Wein und Fleisch geben. Wollten sie etwa den Acker-
Icutcn Wein aufs Feld tragen, so könnte dies nicht gestattet
werden.' ,Es ist ihre Sache, darauf zu sehen, dass Niemand in
der Kttche etwas Besonderes aufbringe, sich eine besondere
Speise koche u. dgl.' ,Des Weines halber sollen sie fleissig
fragen, Avieviel ein .leiblicher baut, wie er damit umgeht und
ob er mit Kuth daiiiit handle/ ,Sie haben darauf zu sehen,
dass di(i „Essenträger" diu (JMstc nieht lauge herumgehen las-
sen, bondcru sie rasch bedienen, wie es ihnen gebührt/ .Sic
sollen nieht auf je<ien Jahrmarkt laufen; namentlich soll iiie8
den Jungen uicht erlaubt werden. Man hebt nur wenig Ehr'
damit auf/
Wenn sie Vieh, Weingarten oder Ackerland kaufen, soD
dies nie <.)line den Katli der Aeltcsten gf>schehon. ,Mit dem
rtrid sollen sie ges{);irig und gesehmeidig unigciicn, denn es
sind der Gemeinde Sachen, und viel davon verthun, ist gar
§ 1 der Ordnong der Fdbileate. Andre Ehrenpieifi Oidniingeiv Ood.
O. J. 8« in Gran, Fol. ISl.
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eine achleehte Ettnet, und ist doBjenigc, so man erspart, gleich
so gut, als man es erst gewinnen soll und muss/
Kein Ilaushälter soll ,ein tadelhaftiges Koss als gut vcr-
K.uiffn, denn v» kann mit gutem ({('wissen nicht geschehend
,Vor SchuldenmAchon soll ein Jeder sich hüten, sei es, dass er
Geld oder Getreide ausleiht, denn meistens bat man nichts da-
von als Feindschaft und Schaden.'
Wenn der HanshJÜter Hftuser oder Güter kaufte ,soll er
JegBcbes Yorher fleissig anatmgen^ verbriefen und versehreiben
kseen, dieweil wir oft mit Schaden gewitzigt werdend
,Dae Bauen soll mit gutem Rath geschehen; kein Stfthel
und keine Kammer soll zur Kuchel gebaut werden, um da-
selbst etwa Gastereien zu halten/ ,Den Ilandwcrköleuten yoll
üian nicht so gemeine Kämmerlein maelien, sondern wo es
Noth thut^ soll es mit gutem Rath geschehen/
Von denen, die aosgeeandt werden, ,soll die Zehrung
fleissig abgefordert werden — es ist der Ordnung wegen^ nicht
ans Misetraiten^
yAUe 14 Tage hat der Haoshttlter das Geld von den
Handwerkern einaiifbrdeni und Niemandem gestatten, ohne
firlaabnis auszugehen/
Er soll Jeden verhalten, ,fleissig aufzuschreiben, was er
<ler Herrschaft leistet, damit nicht einer über den andern
klaget Er achte darauf, da^s Niemand ,sich mit Arbeit über-
nehme^, dass ,die Handwerker vor allem anderen die Gemeinde
St ilist versorgen; denn etliche streben nur gern nach auswärts
and sagen dann, sie können die Gemeinde nicht versoigen^
Die einadnen Handwerker, Riemer, Sattler u. s. w., haben
ysonflehst noch die alten Zeuge zu bringen, fiüls sie noch aus-
subessem sind'.
Von den Haushältern soll einer dem andern treulich hel-
fen; sie sollen die Neuankommenden gut versorgen und darauf
achten, dass die Jugend, Buben und Dirnen, in der Furcht
^-'Ottes erzogen werden. Der armen Verwaisten mögen sie sich
annehmen, Jedermann billigen und freundlichen Bescheid sagen
Qiid die Schlttssel zu dem Eigenthum der Gemeinde weder
ihren Weibern, noch ihren Kindern überlassen. Eine Glosse
MS späterer Zeit fügt hinan, ,sie sollen diese auch nicht mit
heiserer, daher anetttesiger Kleidung versehen'. ,Ihre Weiber
sollen in der Spinn- oder Kindsmutterstube sein.'
AnkiT. UXIL Bi. 1. BUfU. 17
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,Vor aclitzip^ Jahren/ schreibt Ebronprciß, ^alflo in der
Zoit des Blüthf Standes der Gemeinde, ist auch das in die Ord-
nung der Haiuhälter gesobrieben worden, das» sie nicht beson-
deres, besseres Bettgewand, d. h. Federbetten hnbrn ' Jetet
aber/ fUgt er klagend hüum, ,haben sie nicht allein dieses,
sondern sie versorgen meh, ihre Frauen und Kinder mit den
schönsten und besten Linnen, die sie niir bekomnien kOnnen.^
Auch die Bemerkung, dass die HaushStter ,die anderen Schwe-
stern nit zu ihren Betten gewöhnen, mit ihnen nit seherslieb
oder Itteherlieh seien, was einem Bruder llbel anstehe und der
Gemeinde Traner und Schmach eneuge', mag wohl schon aus
späterer Zeit stammen. Die Haushxlter sollen darauf achten,
dass ,die Weinsierle nicht so lange daheim henimsiehon, son-
dern im Felde bei den Arbeitem seiend fiie alten Hauer
wissen gar wohl, dass es ein gemeiner Brauch gewesen, einen
Zug Drescher in der Woche 3 Math Korn dreschen und einen
Mäher in einem Tag eine Fuder Heu mähen 8U lassen'.
Es ist Sache des Ilaiishiilters, darauf zu aehtcn, dass
alle Fuldfrüehte rechtzeitig {:!;oschnitten und ins Haus gebracht
werden. Auch das Gras musö man zur recliten Zeit mähen
las.'icn, denn wenn es in die Stengel wächst, kann das Vieh es
nicht geniesscn.
,Der II;utsb;Üter ^oll tieissig achten, dass die Haushälterin
nit jun|^c Dirnen braucht und sie in Kammer und Keller hin-
und herschickt: man möge viclmclu* gottosfilrchtige Schwestern
benutzen, die mau dann auch brauchen kann, wenn jemand
krank wird/
Junge Haushälter sollen sieh nicht zu viel ,an die Herr-
schaften und Amtleute hängen, so dass man sie bisweilen ron
diesen nicht untei-scheiden kann^ ,Für den, der für die Ge-
meinde und ihr Recht Rede und Antwort zu stehen hat, wird
es gewiss immer Feindschaften geben.* ,Mit Fleiss sei ein
Jeder darauf bedach^ vorfidlende Gerichtshändel nicht stocken
zu lassen und wachsendem Sehaden nicht lange durch die
Finger zu sehen/
,Mit Essen und Trinken sollen sich die HaushAher mJIssig
und gebUhrlieh halten, weil sie der Gemeinde Gut in HUnden
haben; namentlich im Txinken soUen sie sich der Nachtemheit
befleissen, dass man des Morgens den Branntwein und Tags
über den Wein nicht an ihnen spüren muBs.'
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,Kin jedtT soll, was ihm von der Gemeinde anvertraut
ist, als das theuerstc ansehen und als seinen besten Hehatz
betrachten Wie ist es ein gut und gross Ding um erneu klu-
gen und treuen ilaushaltor/
yUnd haben die lieben Altväter vor langer Zeit die
Uaasliäiterordnung mit dem beechlosseDi daes, so etliche
sich am unsere Befehle niobt kttmmenii es auch kein Wunder
sei, wenn der Herr den Segen nieht gibt'
In diesen Punkten ist die wesentliche Thätigkeit der
Haashillter geseiehnet Aus der letsten Anmerkung ist ersicht-
lich, (lass es in der Hauptsache die Satzungen sind, die wiili-
rend des Aufenthaltes der Wiedertäufer in Mähren ge^^fhcn
KaVjcii. lui Jahre 1040 wurde eine Zusatzordnung erlassen, die
2U Funkte umfasst und die Uaushälter zu einer genaueren Be-
aufsichtigung der Feldarbeiter mahnt ^er Hausliiüter soll
tigiieh wissen, was ausgerichtet werden kann^ damit man nicht
eine ganze Woche an dem hftngty was in zwei oder drei Tagen
gerichtet werden kann/ ,Die Haushälter sollen auf Getreide,
Uehl, Schrot, Kleie und Futter Achtung geben und bedenken,
dasa man durch den Winter gelangen kann/ ,Wenn die Haus-
hältcr bei einander sind, so sollen sie vom Nutzen der Ge-
meinde und dem, was ihr Noth tliut, reden, den jungen liaus-
hältem zur Nachahmuug, und alles unnUtzc Qespräch unter-
lassen/
5. Capitel.
Ans sittielnen Handwerksn.
i. Verbotme oder nur bedingt erlaubte Handwerke,
Nicht alle Geschäfte durften yon den Taufgesinnten be-
trieben werden. In Peter Kicdcinann's yKechenscliaft' * lesen
wir: ,Krämcrei und K;uilmannschaft zu treiben untc^r uns, «ge-
statten wir keinem, diewcil '.'s vui sl^J^li^l■J• HaiicU I ist; wie
denn der weise Mann sagt: Ein Kaufmann und Kramer kann
sieh schwerlich bewahren, dass er nicht sündigt, und wie sich
ein Kagel zwischen Thiire und Angel einawängt, also die SUnde
zwischen Kaufen und Verkaufen. Darum gestatten wir keinem,
dass er auf Wiedenrerkanfen etwas kaufe, wie die Kaufleute
Capitel: ,Vom Krewer'. Vgl. Fischer, Taubeukobel, S. 61.
17»
360
und Krftinnr zu thun pflegen. Aber einem , der kauft xar
Nothdiu'ft seines Handwerks, um dieses damit tn treiben, und
'das, was er daraus gemacht, wieder zu verkaafen, das acbtoa
wir nicht fUr unbillig. Das allein halten wir für unrecht, wenn
einer was kauft und gleich dieselbige Waar^, wie er sie kaul^
wieder yerkauft und seinen Gewinn und Uebemuta davoD
nimmt und dem armen Mann die Waare vertheuert und ihm
das Brot vor dem Mund abschneidet^ so dass ein Armer mt
mehr als der Reichen Knecht sein kann/
Nicht anders war es mit dem WirUisgeschlft. ^ ,Aach
hissen wir unter uns keinen su, dass er ein offener Wirth sei,
Wein oder Bier schenke, dieweil alles unsllchtige, ung^tliehe
und verderbte Wesen dabei geschieht und alle trunkenen und
unnateen Buben da ausanunenkonunen und ihren Muthwülen
treiben. Ein Wirth kann sich, wie der weise Mann sagt, der
Sttnde auch schwerlich enthalten. Das aber thun wir und ist
auch recht gethan, wenn Jemand über Feld kömmt und nit
weiter weiss und kann und zu einem unserer ßi*iider einkehrt,
80 nimmt ihn dieser auf, beherbergt ihn und dient ihm, so put
er immer kann, über nit ums Geld, sondern frei umsonst. Also
Hilden wir auch, dass die Heiligen gethan haben tmd gastfrei
gewesen sind/
Auch das Schneiderhandwerk durfte nur unter gewissen
Einschränkungen betrieben werden. ,Mit allem Fleissp/ sagt
Riedemann, ^sollen und wollen wir unseren Nächsten dienen,
mit allerlei Arbeit zu seiner Nothdurft, und dass (Jott darin
gelobt und unser FloisH erkannt werde. Was aber allein zur
Pracht, zum 8lok und zur Hoffart gereicht, als „zerschnittene,
verbremte und ausgestochene'^ Werk, das machen wir Nie-
tn nn dem, auf dass wir unser Gewissen rot Qott unbefleckt er-
halten/-
,I>ieweU die Christen ihre Schwerter Terschmieden oder
hinlegen sollen, dürfen sie noch Tiel weniger solche machen,
weil sie au nichts Anderem als aum Wttrgen, Beschädigen und
Verderben der Menschen dienen. Darumben wir weder Schwert,
Spiess, Büchsen, noch dergleichen Wehr und Waffen machen.
* Riedemami, HechenscbAft, Capitel: ,Voin Wirth'.
* ElModa, Capitel: ,Vom Kld4erauu:hen'. Copio in der Bedc'aefcca
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W«8 aber sn Nute und tanglioheiii Gtebranch der Menscboa
geniaclit wird, als Brotaietser, Aexte, Hauen u. dgl, mö^en
wir wohl machen uod thun es auch. Wenn man gleich sagen
kann, es mag damit auch der eine und andere erwürgt und
*^etüdtet werden, so wird es doch nicht von uns des Erwürgens
und Tödtens wegen gemacht. Darum es zu machen uns nichts
hindert. Will es aber ja einer Eum Beschädigen gebraucheD,
so geschieht das ohne uneere Schuld; dämm m({ge er sein
Urtheü tragen/^
Weder dae Schmiedehandwerky noch die Schneidersttttten
konnten eomit zur voUen Entfalinng gelangen. Dem Schneider-
handwerke stand dae Gebot ein&eher Tracht' im Wege. ^Der
Schmuck der Christen besteht nicht in iiusserUclier Pracht und
Zier, im Umhang des Goldes, Anlegung der Kleider und der-
gleichen Aufputz, Hoiidern in der Unverriickbarkeit cmos sanf-
ten und stillen Geistes. Derhalben die Christen ihreu Fleiss
auf äusseren Putz der Welt zu Gefallen nit legen sollen^ und
ist solcher Putz nit eine Zier der Christen^ sondern ein Zeichen
ones Unchristen*'
Ueber die Tracht der Wiedertttufer in Mähren belehrt
die Kleiderofdnnng und Weisung filr die Tuchmacher, die auf
dem Convente von Pribits am 37. Deeember 1605 beschlossen
wurde: ,Anno 1605 den 27. Deeember zu Brywitz erkennt,
dass mau in gemeinhin in die Brüdcirück' die Knud nit weiter
den vierthalb Viertl schneiden soll, einem alten Bruder aber
ellenweit, und dass die SchOss' au den Brüdcrröeken in gemein-
hin nit länger als eine halbe £llen lang und aufs weitest
anderthalb Glocken sollen geschnitten werden. Einem alten
Bruder abw mag man die Schöas' am awei Finger länger
machen. Was aber die BrOder des Worti belangt, denen soll
msn's machen, wie es jedem in seiner Ehr^, Weis', Alter und
Dienst vor dem Volk su stehen geziemt'
,Die Hosen sollen fttrhin weder oben noch unten umb
die Knie so (zu) weit geschnitten werden. Sie dürfen uinb
die Knie nit eingezogen oder gefaltet sein oder Uberhangen,
* Riedemariti, RiHhen«chaft, Capitül: ,Voui Öclivveriiii.ielieii'.
* Ebenda, Capitel: ,Voin gauzeu Tracht, Wandel^ Oesclimuck Ql^ Zier
der ChriitenS
* CML Q. J. VI, 26, in Onn, Fol. SS. Einleg«blatt Copie in der ▼. Beck-
•dm» Bammliuig.
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362
damit man sich der Welt gleichstellt Also hat man
18 Paar grosse und kleine Brttderhosen aus einem Stück
Tnech Bchneiden kOnnen. Den grösseren Schwestern ain Rock
sechs Ellen weit, einer mittleTen Schwester sechsthaib EXen
weit^ so kann man ans 9 Stack Taeh wohl eilf SehwesterrOck
machen, werden förmlich und weit genug, dass sieh keine
schämen darf/ Ans einem Stllek Tnch kann man schneiden
18 Schwesteijupen, grosse, mittere nnd kleine und dabei kann
man auch bleiben/
,Ans einem Blatt Leinwat, sie sei gleich so klneg (fein)
oder grob sie welle, (kann man) nit weniger denn 5 Brüder-
krägen schneidern und Schwesterbmstpfaidlen nit weniger dann
6 Krfigen machen/
,1>ie Brustpfaidlen sollen Niemand weiter gemacht wer-
den als aus einem halben Blatt ein Eniiel, es sei die Lein-
wand klueg oder grob; wo man aber weitere fiiult, sollen als-
bald zur N;iht»'nu gebracht nnd anders gemacht werden/
,Alle gefalteten Briistpiitdicu, Ketnätl (sic\ Zeteln, die
stolzen, prilehtigen Gürtel mit köstlichen Beschlägen, auch alle
aiislilndischen Schlossgürti l, soll alles abgestellt sein und blei-
ben und sollen die Beschlag und äenkl (!) am QUrtel nit län-
ger als znllaiiL'' sein/
,l)ie Aus«;eljer solleTi liiiifUr flelssijrer Aehtnnsr haben, daas
Rolelic l)in<j^ in der (t< mrin nicht zugelassen ' werden. In-
sonderheit rindet sich grosser Mangel an Ausgebem, dass sie
nit genug aufschauen, wie es bei den Schneidern zugeht. Sie
lassen's einen Theil machen, wie sie wollen/
,Bei den Tuchmachern gehfs auch dem Ansehen nach,
dass sie nicht nachschauen, dass die Tuch gut gemacht wer-
den; sie eilen auf den Feierabend, wirken sn dttnn, die Spin-
ner spinnen zu grob, die Tuch werden kurz und au schmal
und die Karten (= Karden, cardo, «um Rauhen) zu sehai-f
und ist alles dahin gericht, dass man bald die halbe Zeit
Feierabend macht, dem Bästlen (Tändeln) und £igennnts ans-
wartet. Demnach werden die Tuch schwämmet (schwammig)
and schlecht, haben keinen Boden und reissen schnell dahin.
Es ist die Frage, wie Ausgeber und Haushalter solches ver-
antworten können/
' Cod.: g«bad«ii gepsMirt) worden.
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263
In Wirklichkeit stand das Tuchuiüclieigc werbe der Wie-
dertäufer auf einer sehr hohen Stufe; ihre Tticher waren aiisscr-
orclentiieh geschätzt, so dass man nach ihrer Vertreibung aus
.Mübren daran dachte, gewerbstttehtige Niederländer ins Land
m rufen, um den bo wichtigen Erwerbezweig auf der ahen
Muhe m erbahen.
2, Erlaubte Handwerke.
Den andersgläubigen Handwerkern bereiteten die Wie-
d.ertiiiifer in Maliren eine äusserst 8chai*fe Ooncurrenz, der jene
sclion aus d« iii (irunde nieht iJ:ewachseu waren, weil, ganz ab-
gesehen von den viel einfacheren Lebensverhältnissen und Ge-
wohnheiten, die Prednctionamethode in den einzelnen Hand-
werken eine einfachere war. l^er ging Alles anf den Grose-
betrieb ans, nnd die einaehien Handwerker arbeiteten einander
in die Hftnde. £b war strengstens untersagt» ein Robproduct
wo anders als von den Wiedertinfem selbst au nehmen^ yor-
ausgesetst, dass es vorhanden war.^ So wurden ans den
Schlächtereien die Felle an die Gerber abgeliefert und von
diesen zubereitet an Sattler, Riemer und Schuster geliefert.
Kbensn war das VerhältniH« zwischen den Baumwollstnben und
Webereien, den Tuchmachern und Schneidern u. s. w. Nur
wenige Bohproducte, wie Eisen, feinere Gele u. a. wurden aus
der FVemde genommen. Im Einselncn wurde das Gewerbe im
Grossen betrieben, denn ftbr ibre Producte: Messer, Sensen,
BeuteltQcher, Tttcber, Schübe u. s. w. fimden sie nicht allein
an den eigenen Brüdern, sondern an den ttbrigen Nachbarn
fleissige Abnehmer. ,Sehe ich/ fragt Fischer, ,niebt alle Sonn-
und Feiertage, sonderlich des Morgens, die Leute haufenweise
zu Euch gehen und ihren Bedarf von Kuch kaufen?* ,Und
(las ist/ fügt er bei, ,nie!it allein zu Feldsberg, sondern allent-
halben im Land der Ir'all. Daher die lebhaften Klagen, dass
die Katholiken neben ihnen nicht aufkommen, dass ihnen die
Wiedertäufer das Brot vor dem Mund wegschneiden/ Diese
Klagen hatten zur Folge, dass am 23. Mäm 1601 ein förm-
licbes Mandat gegen die Wiedertäufer für Ober- und Kleder-
• Diu* galt .iLu Ii von anderen Produeten, s. üeschiclilMhiiclier, S. 463, ,die
Fenster uiciit bei deu Judeu udor Olaseru wachen zu liutsen*.
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264
ö^tcrreieh erUutten wurde, ' ,da88 die Landherreii in Oesterreich
die Brueder, wo sie in HUelen oder «ndem Orten unter ihnen
wohnen, Urlauben «rilen, und wo ein Herr sie über das weiter
aufhalten wurde, BoU er in kaiterlaohe ätraf und hohe Ua-
gnad' fallend
Das Mandat, erlassen ,au8 Angaben der Jesuiten', hatte
nur geringen Erfolg. Auch sind die Angaben, dase die Wie-
dertäufer zu den gemeinen Lasten nichts beitrugen, fidls sie
sich, wie in dem Buche von Fischer, auch auf die mährischen
Wiedertäufer erstrecken, durohaos unrichtig. Die Besteuerung
der wiedertäuferisohen Hanshahen war eine siemlieh bedeu-
tende.* Dass man die anderen Handwerker aufiniagt, leugnet
Claus Breutel entschieden. ,Wir müssen,' sagt er, ,un8 wehren
mit täglicher Handarbeit und nicht mit MUssiggang. Wir be-
gehren einem Jeden, was er kauft, umb sein Geld au Ter^
gnUgen, und wenn die I^eut' nicht um ihren Pfennig veignagt
wären, so würden sie uns lange nicht angehen.'* Damit er^
ledigt sich der Vorwurf Fischer'»: Den Handwerksleuten schlagt
Ihr den Preis so hoch an, dass sie neben Euch nicht arbeiten
küunen. Die \\'iedertiiufei dage^jcn sagen, dass sie nur die
gebührlichen Preise verlangen. Alierdings. ,wie sie eine Sache
bieten, so muss man sie nehmen'. Aber sie sahen ihrerseits
strenge darauf, dass nur gute Waare zum Verkaufe gelangte.
,l)ie Klingen,' heisst es in der betreffenden Ordnung, ,dio man
als niangelliaft erkennt, soll man nit verkaufen, auch unsaubere
Arbeit nicht bu tlieuer geben als andere.* ^Einkäufer und Zu-
schneider sollen nnch der Cionn iii Sinn und Ordnung dai^auf
sehen, dass gute Arbeit ausgegeben werde, damit der Geraein
guter und ebrlielier Name nit verloren gehe oder verlästert
werde, auch die Leut' nit um ihr Geld betrogen werden.**
Den Scbeidenmachem wird eingeprägt, den möglichsten Fleiss
* FiaehMV »64 erhebliefao Unachen% Sl. Andere Dmeke bei J. t. Beek,
Qesehichtsbacher, 8. SSS. 8. oben 8. 196.
* Bcztiglich der Steuern b. ztinächst ihre «ErklXmng an die Mährlsclien
Herren', GoitchicbtsbÜclior, S. 169. Besteneningen aus den Jabren Iblb
(«benda, S. 276, von jeder I'erson über 10 Jahre 4 weisse Groschen),
1679 (ebenda, S. 273), 1Ö82 (ebenda, S. 282), 1694 (ebenda, S. 320).
1698 (ebenda, 8. 826, 827) n. a. NIberee darflber oben.
* FUeher, Antwort, P. II.
* Einkaufer-Ordnang von 1689.
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265
aimiwendeii, dM die Scheiden fein atttiberlicli und gut ge-
macht werden, ,dieweU die Scheide das Messer siert und
schändet^ ,Die Messerer sollen auf saubere Arbeit halten, da-
mit die Leut' um ihr Geld^ dieweü die Messer iu hohem Preise
stehen, etwas Urdentiiciies erhalten/ .Man soll den Leuten nicht
ungarisches oder schlesisches Kiscn statt des steirischen hin-
aosgehen, denn daraus entstünde Lästerung und es wäre nit
Recht Auch verschlägt man sich damit die Arbeit/ In diesem
Sinne lauten die Weisongen ftlr alle anderen Handwerke,^
Die für die einzelnen Handwerke Tenmtwordichen Auf-
seher sind die Einkäufer^ Ansthetler (oder Zuschneider) und
Vorgestellten. Allen sind in den Ordntingen die genauesten
^Veisungen iiir ihr Verhalten gegeben. Die Einkäufer sollen
bei grossen Kaufen mit einander Rath halten und nicht gegen
einander nnf Vortheiie bedacht scni. Mit dem Oelde haben
sie sai|;8am und ,gewahrsam^ umzugehen und darauf zu achten,
daas man mit den erhaltenen Stoffen gebilhrend verfahre. ^Wcil
dem Einkäufer ein grosses Gut anvertraut ist^ so sollen sie mit
dem Einkaufen nicht Üederiich und unachtsam sein^ Handels-
leuten, FleiBchhanem und Juden nicht aUzuviel trauen und
nicht eigensinnig nach ihren eigenen KOpfeUi sondern nach
dem Bathe der Aeltesten handeln. Solchen Rath sollen sie auch
dann nicht vtrarhten, ^\ < im er ihnen nieht gelallt. Kiupfange-
nes Geld ist fb ia Huushälter zu überfifcben. Sie sollen das
Geld Niemandem, auch ihren Weibern niclit, anvertrauen, son-
dern sich mit den Aeltesten und Uausliältern ins Einverneh-
men setzen. Der Einkäufer beaufsichtigt die Vorgestellten, nimmt
die Vertheilong der Eohwaaren vor und sieht darauf, dass
diese ihrem Zwecke auch zugefilhrt werden* Die Arbeiter
dürfen Ton dem ihnen sugetheilten Stoffe nichts ins iägenthum
nehmen und nichts Terkaufen. Die Einkaufer sorgen dafür,
dass das Gleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben er-
halten oder zu Gunsten jener verschoben wird; sie sollen über-
haupt ,fleiasig in den Werkst ilten nachsehen^ wie man mit den
dachen der Gemeinde umgehet Die Käufe von Rohprodueten
waren oft sehr bedeutend. Zu Protzka allein kamen eines
Tages 20 Wagen mit eingekauften Rohstoffen an, ,so dass es
Soweit man eben warn den noch erhaltenen Ordnongen en erkennen
renneg.
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266
in der gansen Nachbarschaft Aufteheu erregtet Eben dämm
Bollen solche E^änfe nicht ohne Wissen der Aeltesten der Ge-
meinde vollzogen werden. ,Ks hat dcb angetragen^ daaa ein
einaiger fürgestellter Schmied m Wessele bei einem Eisenkanf
bei 1300 Gulden rh. Schulden gemacht hat tind ▼oo den IjCw*
ten Geld geliehen, von einem Juden allein 100 Gulden, und
die Gemein dauiit zu Schaden gekonunen.' * Wegen des ,öehie-
sischen und ungarischen Kisens soll uucii ein Jeder Aufmerk-
samkeit haben, da es nicht so g-nt ist als das steirische, wie-
wohl es >vuhltei!er ißt. Im llofe sol) nicht viel unnützes Kisen-
zen^ liegen; man müge bedeüken, ,dass Eisen und Köhlen in
einem iu)hen Preis seiend 3Iit Kosbecureii sollen die Schmiede
sich niciit ?ih<T^.])en: wenn ein K'oss umfitUnde^ würde das Geld
der (remenuie zugemessen werden/^
Unter dem Haushalter stehen die Ausgeber (Zuschneider);
sie sollen ihnen zur Hand sein und bei der Arbeit helfen. Das
Geld, das sie fUr Tücher und andere Waaren lösen, sollen sie
nicht heimlich behalten. Sie dürfen ,unseren Leuten', wenn rie
wandern^ nicht angeschnittenes Tuch mitgeben, damit aie es
nicht an anderen als den bestimmten Dingen Terwenden und
dann an den Orten, wohin sie wandern, neues verlangen'. Die
Zu8chneid<-r thellen wohl die Rohprodacte aas, dürfen solclte
aber nicht einkaufen; sie nehmen das Geld in Empfang und
stellen es alle vieraehn Tage dem Einkäufer (oder Haushalter)
au. Von den einseinen Handwerkern moss der QdderiOs dem-
nach mindestens alle Tierxehn Tage abgeliefert werden. Als
Regel gilt flbrigens, ^dass nicht jeder einaebe Schuster, son-
dern der Zuschneider das Geld von den Bauern m Empfimg
nimmt Die Ausgeber müssen genau Teradchnen, was jedem
einzelnen Bruder und jeder Schwester an leinenem und wolle-
nem Gewand aukommt; auch haben sie darauf au sehen, dass
die alten Kleider nicht von den Schaben serfreasen werden.
Wenn Brüder sterben, müssen sie deren Gewandung und
Werkzeuge einferdem. Feinere Tücher und Leinwand und so
auch die besseren und theueren Waaren soUen sie nicht her-
ausgeben, ohne die Aeltesten zu Ratho zu ziehen. Die Aus-
geber sollen beim Vcrthcilen der Gewänder nicht nach Gunst
^ Ordauug vou 1610.
267
vorgehen, sondern nach Billigkeit, ,denn nicht ihnen, sondern
der Gemeinde gehören die Sachen, die sie in ihren Händen
habend Sie sollen bUü:^ <lie Stuben selber sperren und die
Schlüssel an sich nehmen. Beim Vertheilen seien sie nicht
gprob gegen die JOngeren^ diese mOssen dagegen etwaige Ver-
weise gut aufnehmen. Des Morgens verfügt eich der Ausgeber
yfein bei Zeif in die Spinnstabe (beziehungsweise in ein ande-
res Handwerk), damit die Kaehlflesigen Furcht vor ihm haben.
£r achtet darauf, dass in der Weberstabe fleissig gewirkt
werde ; die Tnchmacher darob seien, dass die Ttteher die
rechte Breite und Länge haben. Ebenso ins Einzelne geliend
siiiil die Vorseliriften ftlr die Vorgestellten^ der einzelnen Hand-
werke. .1 ►it V(»ri?estellten der Mühlen sollon darob sein, dass
die Müldeu allenthalben gut eingeheftet seien und recht go-
Mirt werden.'
Das Müllerhand werk hatte neben dem d( r Tuchmacher
und Messerschmiede einen ansgeseichneten Rnf. Wir wissen
ans einem Sendbriefe, dass die MoUer bis in die Schweiz ge-
sandt wurden, um dort die verschiedensten Arten des Betriebes
kennen zn lernen.* Die Vorgestellten haben den Lohn an Oeld
und Zu«^ehör tleissig einzutreiben und nicht ausstehen zu las-
sen, bis zu viel zusammenkommt; sie haben ihn dann dem
Betrettonden zuzustellen und in die Zettel eintragen zu lassen.
Bei den Mühlen sollen die Vorgestellten ihre Hausarbeit, wie
Holzhacken, GrasmUhen, Heumachen, Graben in den GUrten
und andere Arbeiten ^nicht verlohnen, sondern es mit ihren
Leuten selbst thnn, damit das unntttae Geldausgeben unter-
weg bleibt'.
Auf die Nenankommenden und die Buben ist besonders
zu achten, dass sie redlich und fleissig seien und zur Frömmig-
keit und zum Handwerk angeleitet werden. ,Man soll sie nit
sehlagen und raufen oder sonst grob mit ihnen umgehen. Der
Fürgestelite soll sie in seinen Schutz nehmen und darauf scheu,
dass sie das Lesen und Schreibeu nicht vergossen.* Am mei-
sten ist daran gelegen, dass sie zu einem ehrbaren Wandel er-
zogen werden. Neuankommende werden ron dem Haushalter
Zu Zeiten .sincl 8iu /.uglenjh die Aiistheilor.
Umgekehrt konnnt 1fi60 ein MillN r aus Bellinzoua zu deu Briideru, um
hier das MuMtei* einet ,OcliäeiuuUhle' zu haleu.
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368
empfangen; er gibt ihnen, wenn es Noth thut, Kleidung und
weist ihnen die Lagerstätte an. Auf die Arbeit der j untren
Handwerker ist besonders zu sehen, damii sie bicL meiit an
das jSchleudern' gewöhnen. ,Die jungen Sduniede sollen an-
gewiesen werden, fein und |^ut zu beschlajjen und allerlei
saubere Arbeit zu lernen, damit da^ Schmiedehaudwerk uit so
gar in Abgang kommt/ Aueh die juTiL'eii Uaushalter sollen
sich gewöhnen, etwas zu arbeiteiiy anzu^eifen^ wenn sie lauge
Weüe haben/
Es kam wohl vor, dass einzelne Werkstätten viel zu groes
angelegt waren; , sollten sie ganz besetzt sein, so kann man
die Menge der fertigen Messer nicht verkaufend Wenn dann
in einem Handwerke weniger zu arbeiten war^ mnssten die
Handwerker aock bei der Feldarbeit fleissig angreifen. Die
meisten Brüder waren wohl in den Werkstätten thätig; aber
sehr viele arbeiteten anch in Wald und Feld, nicht in der
Qemeinschafty sondern in der ^AinOd'. Auch diese erhahen ihr
Oewand von der Gemeinde; dm Lohn an Geld mttssen sie an
diese abgeben und die freie Zeit, die ihnen bleibt, sn Arbeiten
ftr die Gemeinde verwenden. Viele waren Vorsteher in Privnt-
diensten der Brüder. GejerspUchler bekennt am 39, April
1566: ,Er sei ein Mfillner und in einer Mtthl' und Uaieihef,
einem behftmisehen Herrn, Simon Helden, aogehOrig, Zuseher
und OhermtÜlner gewest'
An Sonntagen durfte des Vonnittags nichts Terkauft wer-
den: ,es verftlgt sich ein Jeder zum Wort des Heimd Ob sie
des Nachmittags arbeiteten, ist aus den Ordnungen nicht er-
sichtlich. Wahrschehilieh nicht Ihre Arbeit war keine leichte.
Die Arbeitszeit datierte vom Sonnenaufgang bis zum Untergang
und war nur des Mittags dureh eine Stunde Hast unterbrochen,*
in der aieh tlie Handwerker m die Ksstuben verfügten.
Bei ihrer harten körperlichen .Vrbeit war es nöthig, dasB
sie in entsprechender Weise genährt werden. Von ihren ge-
meinsamen Maiil/.ciii 11 ist schon gesprochen worden; auch für
jene Leute, die sich als P\ddarbeiter, Weinhüter, Maurer, Zira-
merleute u. «. w. nach auswärts verdang: » i!, rmisste in entspre-
chender Weise gesorgt werden. Ueber die Art und Weise, wie
dies geschah, belehrt eine ,Ordnang^ aus dem Jahre lü69.
OiduoQg^ der Haniihilter
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269
.Oamals ist die ^oss teueruiig anfangen, dasa im 1570 iar ein
laili brot 4.) krcuzer i^oltcn hat/ In dieser Noth crliessen die
Acitcsten am 19. September 1569 zu Altenmarkt eine Ord-
nungy yWie die gemain zu unterhalten sei in dieser einfallenden
Teuerung, damit man in die Weite gelangen m<^e^^ £6 wur-
den die Auif^ben in Kttehe und Keüer u. 8. w. wesentlich
eingeechrftnkty man wird aber ans dem Folgenden ersehen^
dass die einssefaien Mitglieder immer noch reichliche Nahrang
hatten: man kann wohl sagen reiehHeher, als sie der Klein-
bauer und Handwerker (auf dem Lande) heutzutage in ge-
wöhnlichen Zeitliiuften hat.
,Das gemeine Volk/ heisst es in dicsi r ( )rdnung, ,erhjilt
um 7 Uhr das Frühstück, zu Mittag ein Brot, zur Nacht wieder-
amb (wie des Morgens) gekochte Speis', am Mittwoch ein Fleisch^
und auch am Sonntag, wofern man's haben kann.'^
,Den Hanem^ Dreschern, Zimmerieuten nnd Maurern, den
Schmieden und den „harten^ Arbeitern ist in der Woche awet-
mal Fleisch, aber kein Bier an geben, es sei denn, dass ihnen
die Herrschaft Bier gebe. Sonst soll dies nur den Kranken
und Dürftigen gereicht werden; den Arbeitern gebe man, so-
weit es langt; dagegen lasse man ihnen „zur Marent" einen
Käse zum Brot znkouimen/
Dasselbe erhalten die Gerber und Müller. Wenn diese
in der Nacht arbeiten, reiche man ihnen einen Trunk Bier.
Handwerker, die in der Stube arbeiten: Weber, Tuchmacher,
Ktoohner, Sattler, Seiler, Hafiier, Binder, Schuster, Wagner
und Tiaehler erhalten sweimal die Woche FleiMsh und swei-
mal ESae ,zur Marent'.
Brüder, die im Hof ,soh]ettem', Hols hacken n. dgl.,
sollen sich mit gemeiner Speis begnügen und hie und da zur
Marent einen Käse erhalten. So soUen auch die Schneider,
Sackler, Mcssr^rsdi miede, Nähterinnen u. a. gehalten werden.
Dtiu Alten mag man dazu ein ,weic]i Brot^ und einen Trunk
Bier geben, den Schwachen ihre Krankenspeise. Die ,gar'
Schwachen, auf die man besonders aufmerken soll, erhalten
einen Krug Wein; die tOdtlich Kranken ,haben kein Mass oder
Ordnung*, sondern man soU ihnen reichen, ,wa8 sie m($gen^,
QeschtclitAbücher, 8. 251.
Andre EhrenpreiB, Ordnangen.
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270
nach den Kräften der Gemeinde. Man soll fleissig ssf sie
sehen und in doiu^ was ihnen Noib thut, keinen Fleiss sparen.
Den Kindbcttcrinnen p^cbe man, dieweil der Wein in
einem theuren Kauf ist, acht Mass Wein, sonst Bier. Die
Kindsmuttcr erhalt den Tag anrei ISeidl Bier, so auch die
Schwestern, die an besonderen Orten speisen. Den Gästen im
Lande, Brüdern und Sehwostem, so von einem Hansbafaen
tum anderen reisen^ soU man bei Tiscb und in der Kammer
nur Bier geben, es wAre denn ^eins' echwacb, denen mag man
einen Schluck Wein reichen.
Das Kttchcngcsinde erhält des Tags Uber einen Trunk
ßicr, Wächter und Wächterin in Schalen und Haushaben er-
halten in der Nacht einen gebfibrÜchen Trunk; ebenso die
Bader und ihre Gehilfen. Das Meiereigesinde bekommt in der
Woche zweimal Fleisch, so lange man es erschwingen kann,
Bier soll man nur den Kranken und D&rftigeu yon ihnen
^bcn. Von dem Sehulgesinde erhalten die Gescfawistrigetea
in der Woche zweimal einen Trunk Bier. ,Den Aetzkindem*
wird (l(?s Tags dn-imal ein Koch, etwas Bier und ,zur Marent^
eine Suppe srec-ehen, die grösseren erhalten alle vieraelin Tage
oder, weim man cö haben kann, alle uclit Tage Fleisch. ,Dcr
Wein in die SchuP ist ganz abgestellt.
.Diese Ordnung gilt jetzt für die theure Zeit und auch
tVir den Winter, wie man es erschwingen kauu; wii*d es iuzwi-
schrn wohlfeiler, so wird man auch nach dem Vermögen der
( icnieindi- ein Bedenken haben.' Im Anhange folgen nocli ein-
z< Ine Büstiiumungcn, <lic mit den vorigen mehr oder minder
im Zusammenhange stehen.
Während man vordem die Kinder mit zwei Jahren in
die Schule gab^ sollte dies nunmehr mit anderthalb Jahren
geschelum; die ^Aetzkinder' sollen schon mit einem Jahre ^ab-
gespehnt^ werden, damit die Frauen an die Arbeit gehen kßn-
nen. Kein Handwerker soll eigen Geld bei sich haben; dieses
musB vielmehr ohne Verzug den ,FürgcsteUten* übergeben wer-
den. Kein Vorsteher soll ans eigenem Ermessen auf die Märkte
gehen oder schicken, um daselbst Einkäufe zu machen, kein
Müller darf Getreide, Fusemehl, Kleie oder Schrot Terleiheo
oder yerkaufen; dieses ist vielmehr dem Aeltesten zuzustellen.
Kein Haushalter soll Uber diese Ordnung hinaus eigene
Anordnungen treffen oder nach seinem Ghitdttnken das Volk
271
mit Speise und Trank yenehen; das wtlrde ihm nicht gut auf-
genommen werden.^
6. CapiteL
Die Landwirthschaft.
Grossen Neid errefftc es unter den andcrsgliUibigen Nach-
barn des Landes, d;iss die Barone mit Vorliebe aus den Wie
dertäufern ihre Gutsverwalter und anderen ]i('(li(Misteten aus-
wliblten. Christoph Andreas Fiseher schreibt daniher: ,Weil
Ihr die Herrn in Märhern nha Imbt cinjr<'nommcn, das» sie
Alles thnn nach Euerm Kath m l Aiü^elx n. weil Ihr von den
Herren Uber alle ihre Wirthschatten zu Kaötuem, Kellnern,
Burpr^rrafen , MlUlnem, SchUfflern, Fischmeistern, (lärtnern,
Forstern und Meiern gesetzt werdet, weil Ihr bi'i ihnen in
f^rosser Kepntiition und Ansehen seid, also dass Ihr auch mit
ihnen esset, trinket und dergleichen Favor von ihnen erlanget:
hcisst das moht herrschen und regieren? Ileisst das nicht die
Christen verscUagen? Weil Ihr dureh Eure Handwerk der
Christen auch gar nothwendige Handwerk niederleget, dasa
auf drei oder vier Meilen, ja auch wohl weiter um Euch kein
guter Handwerker gefunden wird und Ihr ihnen also das Brot
▼or dem Maul abschneidet, so sage mir, ist es wahr, dass Ihr
aus dieser Ursache aus gans Oesterreich vertrieben seidV^^
Fischer hat mit s^ner leteten Bemerknng nicht iteoht,
denn nieht aus diesem Grunde wurden die Wiedertttnfer in
Oesterreich nicht eingelassen: aber das ist richtig, dass neben
den Arbeiten der WiedertKufer der Wettbewerb der Anderen
nieht aufzukommen vermochte. Den Herren, katholischen und
ntraquistischen oder protestantischen, empfiihlen sie sich dureh
ihre unbedingte Treue und GewissenbaAagkeit und durch die
' Wie es in späteren Jahren in der Gemeinde mit Speine und Trank ge-
halten wurde, sieht man aus den Ge?«chicht8büchcni. S. 467: ,Flci»ch
haben wir alle Tag Ubers Nachlüsseu; Mor^j^ens: die Woch ein-, zwei-,
drei- oder viermal; anders nehmen wir mit GemUs vorlieb. (Der Text
i«t liier oflreabar venlerbt.) Alto Tajp Ober Bmmi iwdmal oin gMohmeidigs
Trankt Wein . . . Mit dem Brot^ wie man« im Hans gemein faet» neh>
men vir gern Arlieb. Lenen nns xaeh des ganse Jahr nichts beson-
der» auflegen.'
' .Antwort auf die Widerlegung, 80 Claus Brentpl* ftv., Q. II., .Ursacb,
warumb die Wiedertäufer nicht im Land sein zu leiden', p. 108, 126.
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272
Eiiili.iltiuii: jfiier »iri'ii^MMi ( h'dnung, zu der die Meter und ihre
Leute vorpHiclitot wtirden:*
,Die rrt'fl.niikt'n des ^It'icrs sollen auf äHc Werke, < >rtr
und Winkel früh und spät gerichtet sein, was gut, ehrhch und
nutz sei, zu fördern, allem Gcgcntheil so viel als möglich zu-
vorzukoninirn und es zu VOThindern. Kr sei der JEirste aus
dem Bett und der Letzte dnrin, wie es einem ileissigeii Wirthe
geziemt. Morgens und abends gehe er in alle Ställe und sehe
ab und su aach wiihrcnd der Nacht nach, ob nicht etwa ein
Dieb vorhanden sei, ein iiothleidendes Stück Vieh schreie.
SonderIk-1i sei er wobl aufs Feuer bedacht. £r sehe fleissig
auf Aecker^ Wiesen und Gründe, m welcher Jahreszeit nnd
Witterung nnd mit welchen Mitteln auf ihnen in arbeiten sei,
achte auf die Qepflogenbeiten anderer guter Wirthe^ behandle
die Leute mit gebtlbrendem Emst, leiste ihnen Rath nnd Hilfey
achte daraui^ dass im Herrendienst nicht xu viel Geld au%ebe
u. B. w. Er sehe auf die Boboter, dass sie ihre Dienste Idsten.
Die Fattemng soll au rechter Zeit geschehen, das Gras nicht
au alt sem; denn namentlich die Öchafe kennen das stenglicbte
Futter nicht vertragen. Heu und Streu soll man recht gebrau-
chen, um auch in langen Wintern ein Auslangen au finden.
Wenn der Meier nieht nn Felde zu thun hat^ so soll er im
Hofe arbeiten, an Dach und Tharen, im Stall und an den Zäu-
nen bessern, die Meierin beaufsichtigen und „sich nicht in
MUssiggang begeben, uin nicht auch Anderen Ursache dazu
zu geben Ks ist einem Meier eine grössere Ehre, wenn ihn
der Herr nicht „in einem säubern Sehürzcl ', das auf den
Müssiggang deutet, sondern in kothigem Hemde findet*
Der Herr soll nicht Ur«aelic liaben zu klagen: ,Der Mcicr
besseri keine Lücke im Zaun oder keinen Schaden im Stalle
aus, lä^öt das Geschirr im Frcit n Hegen, lässt den Pferden zu
viel einlegen u. s. w. Das muss fürwahr ein lauler Kerl sein;
denn wäre er ein rechter Bruder, dann wäre er auch im Fleisse
anders, als er ist/
Im ganzen Lande berühmt war die Pferdezucht der Wie-
dertäufer. Auch die Gegner sprachen mit Lob davon.* Man
* Wm mit den Maieraleatea sa reden. Eratlicb mit dem Haier. Ans
Andre Ehrenpreis, Ordnungen 1600 (circa) bis 1666. Cod. G. J. VI, 86,
in Onn, Fol. 10 i iL
* Fischer, Antwort» 0. 4.
üiyiiizeü by Google
273
eiitniuiint rs rlcn hctretTenden Ordiiuiitron, dass man in <\en
Ha-ushubeu uiul Meiereien tier Wicdertilufer mit einer gewissen
Vorliebe der Pflege des Viehes oblag, gewiss noeh eine Erb-
schaft aus der tirolischen Heimat der TaufgeBinnteo. ,Weiiii
schon/ heisat es in der genaanteii Ordnung, ,der Meier über^
all» hinten nnd vom, selbet daran sein soll, so soll er doch oft-
mals des Tags in die Rosställe gehenj weil das Fürnehmste in
der WirdiBchaft an den Rossen nnd dem Fahrwerk gelegen
ist. Da möge er zusehen, wie der Kossc mit Heu und andc'
rer Fütterung gewartet wird. Er soll selbst naehsehcn, damit
sio nicht iibnrfilttert und ilni^n somit das Essen verschla^'on
werde. Desgleichen soll man sie in der Hitze nicht überwäs-
sem^ sondern wenn sie aus der Hitze heimkommen, eine Zeit
lang beim Heu stehen lassen und ablöschen; dann erst müge
man mit Aufmerken ihnen zu trinken geben. £b dürfen sich '
dann die Herren nicht eines etwaigen Schadens wegen bekhi-
gen und von uns keinen Ersatz veriangen. Sollte sonst ein
Fuhrmann mit den Pferden in Stall und Acker grob umgehen,
sie etwa aus Zorn mit der Strcugabel schlagen, so darf es der
Mrtcr unter keinen ümstäuden dulden und muss mit einem
suichen groben ^Knausten^ (Knechten?) ernsthaft darüber reden/
,Was den Ackerbau betrifft, soll der Meier seinen Fleiss
darauf verwenden, dass er jedes Feld unterschiedlich nach
Grund und Boden kennen lerne, ob er sandig oder lehmig,
lettig oder rauh, sperr oder geechlacht, ob er hoch oder tief
oder wSsserig sei; darnach muss dieDUngnng dngerichtet und
die Ableitung des Wassers voigenonmien werden. Beim Ern-
ten ist darauf zu achten, dass das Qetreide nicht „ttberzeitigf^
ist. Beim Einführen und Schöbern hat der Meier selbst zuzu-
sehen und /.u helfen. Den 8clilus^ol zu den Scheunen hat er
wohl zu verwahren, damit den Herren kern Schaden zuge-
fügt wird.*
Was ,im Gedingt erlaubt wird zu mästen, es seien
Schweine oder Ochsen, 8q|l nicht von dem Eigen der Herr-
schaft gemSstet werden; auch soll man sieh stets an die vor-
geschriebene Zahl halten, damit die Herrschaft nicht argwdhnen
kann, ,es gehe von dem Ihrigen^ Von dem, was der Meier
dßLT nch erQbrigt, soll auch nicht Alles verbraucht, sondern ftür
die Bedürfnisse der Gemeinde zurückgehalten werden: ,Er möge
bedenken, dass der Lohn klein und die Kleidung theuor ist,
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274
daher die übrige Zugehör, als Jun<::vieh; HUbner, Eier, Schmals
u. a. sclbätwiilii:^ in das Haus geben, wohin er das Jahr über
die Kranken, Brestbaften, Schwangereii und die juagen Kia-
der schickt.*
Eiimahmeii und Ausgaben soll er genau verbuchen and
sich nicht auf sein GtedAchtniss verlassen. Mit den HaoshaHem
sollen die Meier fleiasig berathen and weder Geld, noch Ge-
treide veiieihen. Ihren Frauen m(fgen sie nicht so viel Macht
einräumen, dass man sagen kann, sie meistere den Meier.
Der Adel des Landes sah in solcher Weise Haus und
Hof, Aecker und Wiesen und die gmnie Wirdischalt am besten
yersoigt und konnte vor Uebenrortheilungen unbedingt sicher
sein. Er brachte den Wiedertäufern daher ein unbegrenztes,
von den Katholiken des Landes ungern vermerktes Vertrauen
entgegen. Jetst finden wir, klagt Fischer, dass sich Alles im
M&brerlande mit den Wiedertlnfem gemein macht; der hohe
sowohl als der niedere Stand treibt mit ihnen Handel und
Wandel. Nicht blos das: ,Sie essen und trinken mit ihnen,
laden sie zu (nistj ^cbraiicyioii ihre Biider, sie lassen sie in
ihren Kranklieitcn zu sich rufen, nehmen Arznei von ihnen
und vertrauen ihnen ihre Kinder aulzuziehrn Dass diesem
also sei, })ezeuget das ganze Land.* ' ,tSobal<l nur solch' ein
Wiedertäufer zu einem raUhrischen Herrn kommt, so ist er
der beste bei ihnen. Man begehrt seinen Gebuils- oder Lehr-
brief gar nieht einmal zu sehen; sie fordern nicht ab seine
Kundschall und sind sehon mit dem zufneden, dass er ein
Wiedertäufer ist. Die sind die besten am Brett und ihnen
werden Land und Leute vertraut,** ,Also sind Etliehc den
Wiedertiiufern geneigt, dass sie ohne diese weder essen können,
noch Wüllen. Fahren sie aus, so mtissen sie dabei sein, in
ihren ßathschlttgen und Geheimnissen sind sie die nttchstcn.
Alles, was sie au ihrem Hof bedürfen, mnss bei ihnen gemacht
werden, als wenn sie die allerbesten Handwerker wären. Sie
handein heber mit den Wiedertäufern als mit den Christen,
fahren bei ihnen ein und aus, suchen sie heim,, bleiben bei
ihnen Uber Nacht, rucken das Hüüein vor ihnen, geben ihnen
die besten Worte und baden mit ihnen.' ,Während die Chri-
*■ 64 «rli«bKcbe Umehen, 8. 86.
* Ebenda, S. 84.
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275
sten, und oft Torneliine Männer noch obendrein^ bei ihnen (den
A<\cli^en) eine Stund' oder gar drei in den Zimmern warten
müssen, gehen die ^\ l^(!cl•täu{'e^ frei und unan^^'esa^ zu ihnen.**
,1 und anderes dergleichen kommt aus dem ialsehen Wahn
imd der Einbildung, als wenn die Wiedertäuter die AUorbesten
und verständigsten wären. Dos 1605. Jahres haben sie allhie
za ITeldaberg sieh öffentlich rUhmen dürfen, dass sie allein die
anserwllhlten Kinder Gottes seien, denen die Herren alle ihre
HerFBcliallen zu regieren anvertraut haben/' ,So weit haben
sie es achon gebracht^ dass die Unterthanen aittemd und ihre
Hüte in den Hftnden tragend vor ihnen stehen mOssen.'' An
einer anderen Stelle sagt Fischer: ,8o grosse Frciiicit geben
iWe Herren den Wiedertäufern, dass sie in ctliehen Aemtcrn
gar keine Keclieiischaft jreben dürfen. Also iiat ein stattHclier
Landherr einem Wiedertäufer alle seine Weine ohne jede
i^tungp vertrauet Sie kommen auch, wohin sie wollen^ und
trinken, soviel sie wollen/ ^lit einaelnen Wiedertäufern knüpf-
ten die Ijandherren in der That enge Beziehungen an, und es
ist wahr, wenn Fischer klagend ausruft: Sie sitzen mit ihnen
an einer Tafel, essen aus einer Schüssel und trinken aus dem-
selben Becher. Ja also spielen sie mit den Herren und der
Ctn\ndobrigkeit, dass sie auch den wohlgeborencn Herrn Fried-
rich vuu 2ierütiu unter sich ,Unscrn Fritz* genannt haben.*
Nach alledem wird man begreifen, dass der Adel in den
Fällen^ wo es die Austreibung der Wiedertäufer galt, nur sei-
nen eigenen Vortheil wahrte, wenn er recht nachdrücklich zu
ihren Qunsten eintrat .
7. Capitel.
Die Arzneikonde und die Bäder der Wiedertäufer.
Grossen Zuspruches erfreuten sich ihre Bäder. ,Die ge-
schwollenen Bader,' sagt Fischer, ,reiteD im Lande auf und
^ 64 erhebliche Unaohen, 8. 89, 90.
' Ebenda, S. 92.
• Ebenda, S. 93, 9'\ 101. ins, 11H
* 8. U. UrsÄüh, warum diu W iedertäufer nicht im Land rn Ii uleu äwieu,
S. 30. Gemeint ist der LandoHliauptmann Friedrich vi>ii Zerotin, der
deu W'iodurtauturu iu Pribita die iiau2»habe eiuräututej s. J. v. Beck,
Gflfchichtsbücher, 8. S47.
18*
276
nieder. Alle Samstage sind ihre Bttder mit Christen voll an-
gesteckt. Und nicht aUein der gemeine Mann, auch die üer-
ren laufen ihnen zUj wenn sie ir-rcnd eine Arznei bnuicheii,
gleichsam als wenn die Wiedertäufer die einzigen wären , bo
diese Kunst ganz und gar inne haben/ ^ Die vomehmsteB
Bäder waren sa Tscheitsch, Paasrsm und Voitsbrunn*
Die ältesten iBadeoidnnngen' sind leider nicht mehr erfaaiteii;
wir besitaen solche nur noch ans den Jahren 1592, 1633, 1635,
1637 und 1657, sumeist also ans einer Zeit, da sie ihre Hans-
haben längst nach Ungarn verlegt hatten. Die einseinen Be-
stimmungen der Terschiedenen Ordnungen lassen erkennen, daas
die Bäder den Ruf, den sie besassen, auch verdienten. Nur
einige Punkte m0gen herausgehoben werden: Die Bader sind
verpflichtet, ihres Berufes um ihres eigenen Seelenheiles willen
zum Nutsen und Wohlstande der Gemeinde fleiasig wahno-
nehmen. Bei allen Ständen mOgen sie ihre Treue und Red-
liebkeit, ihren Fleiss und ihre Nttchtemheit sehen lassen.' Sie
sollen fleisBig in den Arzneibüchern lesen und sich aus ihrer
Werkstätte nicht entfernen, damit sie zur Hand sind, sobald
üic gebraucht werden. Sie sollen fleissig' Kräuter und Wurzeln
sammeln, gegen alle Leute freundlich sein und Niemandem
einen trotzigen Bescheid geben. Ihr Zeug sollen sie fein sau-
ber und scharf halten, ,dass dvn Hauern nit die Augen Über-
gehen beim Sclieeren. Aderlässen oder 8< lin)|>fcn'. ,Im Bad
sollen sie freundlich «ein und sicli der Leute tieissig annehmen,
ausserhalb des Bades sich nur in der Scheerstatt aufhalten.*
Mit den alten Kranken und Bresthaften sollen sie sich viele
Muhe geben und ihnen mit Freundlichkeit dienen, so dass ,sie
nicht klagen und seufzen müssen'. Mit dem Eingeben von
Arzneien soll man gar vorsichtig sein, , damit man nicht Blut
auf sich lade^: ,die Verantwortung vor Gott sei eine gar
schwere *
Die Aerzte der Wiedertäufer waren im ganzen Lande
gesucht: der Adel zog sie in seine Nähe, und es kam wohl
vor, dass einer selbst an den kaiserlichen Hof gerufen wurde.'
» 32. ITrsach. 8. 85.
* Mit •ieii Hndern zu I^vär geredt, Anno 1633. Cod. O. J. VI, S6, in
Grau. Fol. lll'^-lia''.
* Anno 1699 war der bmed«r GeOrg ZoImI g«n ftag «a dw kayMn H<tf
erfordert, wegen der Infeetion, lo deneUngen Z^t heftig ia BlAiiiea
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277
Qegfin solche Tereinaelnte Fälle liess sich seitens der Verord-
neten nichts einwenden; sie sahen aber gleichwohl eifrig dar-
auf, daas ihre Aerste nicht danemde Bestallungen aosserbalb
ihrer Kreise annahmen: ySie soUen sich nicht bei den Herr-
schaften anhängen, dass sie nit leicht mehr ledig oder abge-
wechselt werden kOnnen/ Es war ihnen strenge geboten, sich
in keiner Weise su ttberheben: ,SoUen auch fleissig in die
grosse Stäben warn Essen gehen, wie es auch su Nicolsburg
den Alchimisten Stoffel Eckstein und Nathaniel Hamer ist ge-
ordnet worden. Sollen sich auch nit so gar an das Reiten und
Fahren gewöhnen, was noch Jung und gesund ist.*
Da die einzelnen Haushaben im ganzen südlichen .Mahren
zerstreut higen, so zogen sie in eigenen Wagen, auf denen sie
ihre Arzneien untergebracht hatten, von Haushaben zu Haus-
haben. Die ,FUrgeätellten' sollten dabei nicht mehr als eine
Fuhr oder einen Wagen voll mit sich ftihren ,und damit ver-
gnligt sein*.* Sic sollten auch ,a]ie gebrannten Wasser sammt
Krügen und Gläsern, Kriluter und Essitr zurücklassen, ,den
„distellirten" (sie) Essig spiritus vim ausgeuommen, so zu Wien
erkauft worden ^
,Auch wenn er sonst etw:is frombs hätt' von Exträten, es
seien Pillen, Latwergen und was sonst in Feuer gearbeitet
wird von Oelen, das mag er auch mitnehmen/ dagegen soll
,aUes Brennseug und Kessel, alles was aus Kupfer ist', xurttck
gelassen werden.
Die Bader folgten sich, wie es scheint, am schwersten in
die ,Gemeinschaft' ein: ,Ein Thei) lassen sich so ungern Ord-
nung geben und bleiben nit gern in der Ordnung, nehmen
sieh gar au viel fVeiheit und sein viel au eigenwillig, wenn es
einen nit wohi filgt, es sei sum Beschau oder sonst, so bleibt
er aussen gleich ganz herrisch." Geklagt wird, ,dass sie die
Bresthaften mit rauhen Worten anfahren', sie ,sollen bedenken,
dass sie wegen der G«8chwistrigeten da seien und ihnen zu-
nächst beistehen, damit man nicht sage, dass sie den FVemden
helfen, ihnen aber nit: Es gibt ttberans viel Seu&er und Kla-
ragfiert, gueter Hoffnang, dam . . . «f wsid« Satii «chsfan mOgen.
Geschichtsbücher, S. 329, 33ti.
* Aus der Onhmnfj von 1592.
• Ebenda. V^gl. üasi-hicht.sbüohor, S. 4Sü, die Badorordimiig von lrt.'»4, die
in den VerfuU der ,OeineinHchnit* Hrbon tief blicken lÄiMt.
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gen, sonderlich in Schulen'. ^Wenn die Geschwistrigeten niebt
m rechter Zeit ins Bad kommen oder sieh das Haar achneiden
lassen, -soll man ihnen nicht hOsen Beaeheid geben.'
S. Capitel.
Die Schulen der mährischen Wiedertäafer.
Schon den Zeitgenossen ist die tiefe Missaehtnng der
Wiedertäufer yen alles gelehrte Wesen, die hohen Schulen
und die einzehien Gelehrten Aufgefallen. ,Sind denn diese
Wiedcrtiluter/ ruft Fisclif^r aus,^ , nicht meistentlieils lianer.
Bauern, Handwerker, jj^ar grobe, fleischliche, unwisseutle, uii
geUdirte Leute, vom gemeinen Pöbel zusammengerottet? Ver-
achten sie nicht alle freien Künste, wie auch die heil. Schrift
da, wo sie ihnen niilit taugtV Schlagen sie nicht alle hohen
Schulen in den \\ iiul? Veniichten sie nicht die trclehrttn
Leut V Verwerten sie nicht die lIi8torien?^ Es ist viel Wahres
an dem, was Fiselier behauj)tct. In zahlreichen gericlitliohen
Verhören und Sen l i f irf» n an die Gemeinde in Maliren spra-
chen sie ihre Verachtung gelehrten Wesens unbedenklich aus,
ja selbst ihre gelehrten Richter und die zu ihrer Bekehrung
abgesandten Geistlichen verschiedener Confessionen behandeln
sie aus dem Grunde »emlich gerin gschutzig. ^lan darf nun
zunächst nicht vergessen, dara ihr Vorgehen die Antwort anf
die verüchtliche Behandlang war, der sie eben als arme Bauern
und einfUltige Handwerker in vielen Fällen aiiRgeselxt warea.
Dann aber — and das ist bei ihnen wohl die Hauptsache ^
braucht es denn Gelehrsamkeit vm got mid fromm an we^
den? Wer waren denn die Apostel, die Christoa anserkoren
hat? Hier fanden de ihr Vorbild, an das sie sich hielten. ,Ei
werfen uns,' sagt Felbinger, »die Weltweisen ihre Kunst vor.
O, ihr thörichten Leute f Die Weisheit Gottes IXsst sich nicht
aus den Bachem klauben und auf hoben Schulen lernen. Haben
wir nicht das alte und neue Testament? Sollte Niemand ael^
' Vier und flinffsig Erhebliche Urwu-lipn, WArnmb die Widertaaifer nicht
fein im Land zu leiden. Gentellt dunh ('lirist<>iihorinii Andro.mi Fisdit^r
P. Pfarr!iprrn zu Veldsporp. Exodi 22. Den Zauberer solbtti nicht
In.H.scii lebim. Ingolntadt, Auno 1607, B. 64, 65. So auch ia den ande-
ren Werken Fijcher'a.
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279
werden, ak wer Enres VorliabenB ist, so würde schier die
^ans^e Welt verdammt werden müssen. Ihr Klugen, luit sehen-
den Augen seid Ihr blind und taub mit hurenden Ohren/
So sagt Hans Arbeiter den Gelehrten, die sich auf ihre
Sprachenkenntnisse viel zugute thaten: ,Weder in Rom, noch
in Speier lernt man die Weisheit; auch in den hohen Schulen
nicht, sondern allein in der Schule Gottes, Ton der Ihr Andern
fireüich nieht wiMt, wo sie ist. Die Ohristam anfi Erenz nagel-
ten, -verstanden anch Latein^ Hebritisch und Oriechisch, ja vor
Zeiten gab's keinen Sanbirten nm Rom, der nicht lateinisch
gesprochen hätte, denn es war eine gemeine Sprach', jetzt
heisßt's eine weltliche Kunst/
Die Verachtung ,eitlen' Wissens tlieilen sie mit den ver-
wandten Kirlitnni^'-en. wie jener ScliwenckfeM's, der sich Uber
die Gelehrten und erkehrten nicht weniger hart auslttsst.
Dagegen haben sie ihr Schulwesen schon im IH. Jahr-
hundert auf eine verhältnissmilssig hohe Stufe gebracht. Als
eifrige Bibelfreunde — sie hentttaten znmeist ,das kleine Zwingli-
sebe, au Zftrich gedruckte Testament'' — sahen sie darauf,
daas ihre Jugend auf das Sorgsamste in den Anfangsgründen
des Wissens unterrichtet werde. Wohl die meisten der mähri-
schen Taufjs;esinntcn waren des Lesens und Schreibens mäch-
iiir. Von ihren Sendbriefen zeichnen sich nicht wenige durch
eine klare und gewandte Darstellung aus, in einigen findet sich
eine schwungvolle, oft poetische Sprache, und manche der
Wiedertftuferschriften, wie z. B. jene des bei den linterischen
gerade nicht gut angeschriebenen Gabriel Asehcrham, gehören
au den schönsten deutschen Froeaschriften im 16. Jahrhundert.
Ihre Schulen genossen eines guten Rufes und waren nicht
selten auch von Andersgläubigen besucht. Diese mussten sich
allerdings in das System ,der Gemeinschaft' einfügen. Von der
Brust der Mutter hinweg wurden die Kinder von der Gemeinde
in die Zucht genommen. Ihr Schulhaus war ihr Vaterhaus.
Hier fanden sie zunächst die notlnv^Midige Pflege des Kürpei*9,
der sich dann jene des Geistes anschloss. Das Sehuihaus ent-
hielt die Räume für die Pflege der kldnen Kinder und die
Schulung der grossen. Hier gab es gemeinsame Schlaf-, Speise-
ünd Arbeitsaimmer. Manche Gemeinde besass awei Schulen,
* Fiicher, 1. c, pag. 81.
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die eine ftir die Erwachsenen, die andc i « tür die kleinen Kin-
der. Zu dieser Zucht war eine gut eingeübte Lehrerschaft
nothwendicr; da gab es einen oder mehrere^ Schulmeister, eine
Schulmuttcr, eine Anzahl von Schulschwegtern uocl Kinds*
dirnen. Diese letzteren haben die groben Arbeiten im Hause
zu verriehten und sorgen fl'ir die iieinhaltung der iSchlaf- und
Speiscrüume, die Schulschwestem reichen der Jugend bei Tisch
Speise und Trank, beaufsichtigen sie des Nachts, pflegen sie
in Krankheiten n. 8* w. Die Schitknutter sorgt fllr dit» Wirth-
Schaft im Hause: alles Nüthige an Nahrung und Kleidung
wird von dem HaushiUter beigestellt Die Hauptarbeit ist den
Schulmeistern zugewiesen , nicht blos das geistige, auch das
körperliche Wohl der Jugend ist ihnen anvertraut ,Ihnen sind
die Kinder vom Herrn und den Aeltesten der Gemeinde empfoh-
len,8ie haben sie deshalb auf die Ehre und Furcht (Rottes an
weisen und ihnen das Beste von Jugend an sn gew&hren/
Daher wird ihnen untersagt, sich für länger als flir einige
Stunden vom Hause su entfernen oder die Verantwortung filr
die Aufsicht etwa auf die Schulschwestem absuwätzen. Man
soll die Kinder nicht den Weibern Überlassen, denn diese ge-
rathen gar oft in Zorn und fahren mit der Ruthe unter die
Kinder wie unter das Vieh, ,dass diesen das Fleiseh filrbricht'.
Mit harten Streichen wird nicht viel gerichtet, 'man mag die
Ruthe wohl lange ziehen und aushalten, wie denn Mancher
Lob dafUr haben will. Man muss durch die Lehre auf die
Kinder wirken, ,deun wilre selion an sich so viel Gottesfiircht
in ihnen, daas sie sieh sell)st ^verhlUen'^ könnten, so bedürfte
man keiner Sehuluieister'. Wenn sie die Kinder beluindeln,
als wären es ilire eigenen, ei*8t dann wird der Fieiss etwas
fruchten.
Für die Erziehung und den Unterricht gab es in der
Mitte des 10. Jahrhunderts bei den Wiedci-tiinfern alte ,Briluehe',
die in der Schulordnung von 151)8 fc^tu:' Ir^! wurden, weil die
daniiilii:» 1! Lehrer zu jung waren und diese Bräuche nicht
l<annten. Sie ,verzeifhnet etliche nothwendige Punkte, wie
die fUrgesteliten Brüder und Schwofttem sammt ihren Mi(-
*■ Aus Peter 8eherer*e Bed* an 4ie Schnlmeiater in menbeehilE (e» waren
«Im mehrere dort) am 15. November 1568. Cod. der Stod. Bibl. In
OlmUtf, h. M. Landeaarcbiv Brttnn, 42. 8. AUg. Journal Ton TrSMler
iB Brttnn.
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gehilfen in Schulen in Zucht und Pflege der Jugend Ordnung
hAlten sollen'.'
Der grössere Theii der , Ordnung' befasst sich rait dem
körperlichen Wohle der Jugend, und man findet da Örund-
slttse, die auch der Schule der Neuzeit £hre machen würden.
Die Lehrer y Brüder und Schwestern , sollen stets ein-
gedenk sein, warum sie vom Herrn und den Seinigen zu ihrem
Amte verordnet seien. Da auf ihrer ^Ordnung' des Hauses
Heil beruht, so sollen sie friedsara und ,vertraulich' mit einan-
der sein; denn ein friedliclier, verträglicher Wandel reizt die
Jugend zur Stille und Zncht an.
Der Pflege der Ktinlit likeit widmet die , Ordnung' einige
Abschnitte: ,Wenn ein Kind zur Schule gebracht wird, so muss
sein Gesundheitszustand auf das Sorgsamste untersucht werden,
wenn es eine bdse Sucht hat, als Fäule, Franzosen u. dgl., so
muss es während des Schlafens, Essens, Trinkens und der
Reini^ng von den übrigen Kindern abgesondert werden/
Hat ein Kind ,einen Scliaden*, so soll das nicht verbor^^en
werden, vielmehr soll so rasch als möglich Hilfe und Kath ge-
sucht werden.
Wenn die Schulmutter den kranken Mund eines Kindes
gereinigt hat, so soll sie nicht mit ungewaschenen Fingern den
Hund der gesunden Kinder untersuchen, sondern ,alleweil zu-
vor mit einem sauberen Tüchel und Wasser die Finger reini-
geu'. Auch soll sie die Schulschwestern unterrichten, wie man
den Mund der Kinder reinigt.
Alle Wochen einmal ist das Gewand der Kinder genau
SU untemehen, ob es nicht Ungeasiefer enthält; ebenso soll das
Bet^ewand stets sauber gehalten werden. Kindergewand soll
sieht zu viel, aber stets nach Bedarf vorräthig sein und sauber
gehalten werden. Die Gewänder fiir die Knaben werden Ton
^inem Bruder, alles Linnen von der Schulmutter ausgotheilt.
Eben so ins Einzelne gehend sind die Anoninuiigen für die
Bäder der Kinder. Man soll sie nicht zu hciss ])aden, da es
ihrer Gesundheit abträgUch ist. Kein Kranker darf zugleich
mit emem Gesunden baden.
' Cod. der 8tiid.-Bibl. in OlmQts, h. 63. Fol. 12—35. Nor »t sie dort
ftltehlioli TOB 1A78 dstirt.
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2S2
Do» Schlaf der kloinen Kinder haben die Schwestern m
überwachen. Man hUte sich, sie zu schlagen, wenn sie etwa
im ScUftfa aufBcbreien. Wenn sich eins Bufdeckt, decke man
es zu, auf dass es sich nicht erklUte. Bei der Nacht darf
keinem Kinde, wäre denn krank, zu essen gereicht werden.
ScUafende Kinder soll man ,niGht aus dem Schlafe aii£Rttlebon
zwingen'^ es sei denn, dass zwingende Gründe dazu TerW'
lassen; sonst lasse man sie schlafen: die l^ator wird sie voo
selbst auftreiben.
Morgens und abends sind die Kinder Toa den Altes
genau zu ttberwacheni man soll sich da weder auf Buben,
noch anf Dirnen verlassen. Die Mädchen werden nur Winters-
zeit um 5 Uhr ^zum Spinnen', die Buben um 6 Uhr geweckt
Dieweil sich diese anÜeideni werden die Kleinen und Kleni-
Bten in Ordnung gebracht Abends soll man darauf sehen, dus
die Kinder nicht zu früh nach dem Essen zu Bette gehen, des
Sommers mögen sie — es wären denn ktthle Abende — hk
nach Sonnenuntergang aufbleiben.
Brot und Fleisch theilt der Schulmeister den grossen
Kindern zu, Aepfel und Birnen im Einverständnisse mit dw
Schulmutter. Bei Tische sollen die Schulmeister mit den Schwe-
stern nicht ,lautselig* sein und von I)in;^(>n reden, die nicht
bessernd oder auferbauend sind. Die Kinder, sonderlich die
Dirnen, hriren so Manches, was sie nicht vernehmen sollen.
Die Si>< is«' soll den Kindern gereicht werden, w^ie sie ihnen
gebülirt, ohne auf sie einen Zwang auszuiihen.
Man achte auf die Nothdui'ft der Kinder, zumal wenn sie
krank sind. Dann darf man mit ihnen nueli nielit hart sein,
weiiu sie Verschiedenartip^es begehren, man hebe und lege,
wische und wasche sie, wie sie es bedürfen.
Man sei mit den Kindern nicht unntitzerweise strcni:
Wenn ein Kind beim Spinnen etwas verschuldet, hüte man
sich, sofort dreimsuhauen. Da gentigt eine Anzeige bei der
Schulmntter. Die jjrossen Buben züchtigt der Schulmeister,
die Dirnen die Schuimutter. Wegen Diebstahls, LOgens und
anderer Sünden soll die Strafe stets ,mit dem Rath und der
Erkenntniss eines Bruders festgesetzt werden^
Da die Zucht der Ruthen nothwendig ist, soll sie in
Gottesfurcht geschehen, gegen schalkhaftige, verlogene, diebiselie
mit Emst nach dem Verdienste ihrer That, nicht im Donklco,
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S88
^■in(]»T"n vor allen Iviiulfni, damit sie , Furcht daraus Kincn'.
Ailvai strenfje Zi*ichti^nnp;on. etwa Schlagen an die Küpfe oder
auf den Mund, sind streng untersagt. Auch soU die Strafe
nicht früher erfolgen, bis der Gnmd hiezu sorgsAm erkundet
ist. ]>ea grwnen Buben und Dirnen ist nicht gestattet, die
Kinder wa stouen, rapfen und su schlagen.
In. der Zucht der Kinder bedarf es grossen Aufmerkens
und eines reckten Unterscheids: das eine lässt sieh mit Freund-
Uelikeit ssiehen, das andere wird durch Gaben gewonnen, ein
drittes erfordert streugerc Zucht.
Den i\ leinen, die zum ersten Male zur Schule koiumcD^
soll man nieiit die Kopie zu brechen versuchen.
Die Schulmeister haben ihrer Aufgabe, die Kinder losen
und schreiben au lehren, au obliegen. Sie dttrfen sich ni( Id
ohne Nolh von der Schule entfernen oder auswärts Arbeit
suchen oder gar auf die Märkte laufen, um da nach ihrem
Oefallen Einkäufe zu machen. Den Unterricht sollen sie nicht
den Au6ehem abertragen; desgleichen dtlrfen die Schwestern
nicht ihrem eigenen Nutzen nnchgehon, etwa mit Nähen n. dgl.
,KGiiie.s soll mit Widurwilleii <leiii iVndoren dienen: es Aväre
kein Sogen dabei, und die armen Kinder müssten es ent-
gelten; ,wo der Wille nicht gut ist, da sind die Worte un-
geschickt'
Der eigentlichen Schulordnung folgen Verordnungen für
die ,Eomentrilger und das Kuchelvolk', Kindergebete, wenn sie
auf- und niedergehen, die Erläuterung der zehn Gebote, die
aw^ Artikel des chnstliehen Glaubens; Tischgebete yor und
nach dem Essen, endUch ein ausführlicher Katechismus. Das
,Kindergebet zur unfriedHohen , gefthrliehen und trObseligen
Zeit' ii>t geradezu ergreifend und wohl in den Tagen schwerer
Verfolgung: niedergeschrieben. Im Katecliismus steht die Lehre
von der Taufe naturgemMfs im iSfittclpunkte.
Ob diese Schulordnung in allen ihren Punkten so streng
eingehalten wurde, wie ihr Anordner voraussetzte, muss man
billig beaweifelo* Wir tinden unter ihren Batzen einen, der
eben nicht darauf schliessen lässt: ,Auch sollen Brttder und
Schwestern in den Schulen sonderlich Acht haben, dass sie
den iremdcn Geschwistrigcten, die in die Schule kommen, um
die Jugend zu besichtigen, mit Zucht und Ruthen nicht an*
«tössig seien.*
384
Den meisten Zeitgenossen war diese f>nehiiit^metbode
ein Greuel- Am eifrigsten polterte Fischer dagegen: ,Die Ter-
kehrten Wiedertäufer handeln gegen die Natur; sie sind un-
Terständiger ab die kleinen Vögelein und anbarmherziger ak
die wilden Thiere gegen ihre Jungen; denn eobeld die Mutter
das Kind entwOhnt hat, wird es von den rechten, natOiücken
Muttern genommen and beeteUten Sehweetern llbei|^beii« Her-
nach den anbekannten Schnlmeistem and jähaernigen Kind-
aieherinnen, die dann ohne Idebe, Sittiamkeit and Erbannong
biBweüen heftig aad onbarmherBg dreinsehlagen. So werden
ne mit der grOisten Strenge erBOgen, ao dass ne wohl manche
Mutter nach fUnf oder Bechs Jahren ond gar ktatlich nacht
mehr recht sieht, noch kennt, aas welchem Tide Blateduuiden
entstehen. Femer treibt man diese Kinder anf ein Bei^g^ein,
oder gar schlecht haufenweise TOr die Thttre auf eine kleine
Hohe, nicht anders als die 6küue oder anderes Vidi, and doch
nicht so frei als diese/ Das geschehe, ftigt Fischer hinso, alle
Tier Wochen einmal, oder wie sie es jetzt verändem, alle vier-
zehn Tage einmal. Sonst stecken die Rrinen Kindlein wie die
Wesjteii übereinander daheim, so dass man ihrer nicht warten
kann, wie siu es brauihen. Daher seien es meistens un-
gesunde, aufgeblasene und geschwulleiu*j kranke Kinder. ,Wär'
CS denn nit billig, dass man sie bei ihren Müttern lie&se, bis
sie das ftlnflte oder sechste Jahr erreicht haben, weil sie ja
doch (lureh die Liebe und den Fletss ihrer Eltern besser ver-
sorgt werden als durch Fremde/ *
In diesem Punkte mag man Fischer zustimmen; aber
diese Art der Krziehnng der Kinder hatte doch liir nium lie
Wiedertäufer, die fern von den Haushaben als Hauer, Hand-
werker oder Schaffner wohnten, das Gute, dass ihre Kinder
einen geregelten Unterricht genossen. Ein kränkliches Aus-
sehen durften wohl auch die Kinder der Wiedertäufer nicht
gehabt haben, wenn es walir ist, was Fischer an anderer Stelle
behauptet, dass die Vornelimcn im Lande die Ammen so ihren
Kindern gern unter den Wiedertäuferinnen suchten.'
* Vier und fuiitluig erhebliche Ursachen u. s. w. ,Die 14. ursach,* S. 63, ö4.
* ,Goti erbarm, es ist alles zu weit kommen, denn es mQsseu jetst fiut
alle Frauen In Mähren m ihren Hebammen» 8augammen nnd Kindi'
wlrteiinnen hiater wiederlänferieclie Weiber haben, als wenn eie
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Dem Unteirichte im Lesen und Schreiben folgte der in
der Lehre der Wiedertäufer, der wohl erst, wenn die Jngend
die Fähigkeit beeass, den Stoff in sich aufEuiehnien, snr Be-
handlung gelangte. In der Form von Fragen und Antworten,
wie dies einst Hubmaier gelehrt, werden der Jugend die wich-
tigtten Stacke aas der Lehre von der Tanfe und dem Abend-
mahl bcigcbimcht In der Sache weichen diese ,Kinderberichte'
▼on Hnbmaier's Lehren nicht wesmtlieh ab. Der Unterricht
wurde namentlich in diesen baden Punkten' grikndiich vorge-
nommen, weil sie die Stutzpunkte des gesammten Systems sind.
Daher kommt es auch, dass die in der Fremde «j^efanpcncn
und vor (Tcriclit gezogenen Wiedertiluter auf die an sie ge-
richteten Fragen stets ihre Autwort bereit haben, und dann,
dass die Autworten der nn verschiedenen Orten uiui zu ver-
sehiedeneu Zeiten in Untersuchung gezogenen Wiedertäufer oft
bis auf ein Wort mit einander übereinstimmen.
Welche OeG-eustitude sonst noch in den SchuK*u vorge-
nommen wurden, und die Art und Weise, wie sie zur Behand-
lung gelangten, dartiber ist nichts t\berliefert.
Bei der gi-ossen Wichtigkeit ihrer ,Sendbriefc* ist es be-
greiflich, dass sie der üebung im BnefVchroiben grosse Auf-
merksamkeit zuwendeten. In späterer Zeit benutzten sie wohl
auch eigene Briefsteller; sie fanden in diesen die Muster für
Boss* und Ermahnungsbriefe, ^ Trostschreiben u. dgl. Kinige
dieser Mnsterbriefe enthalten Aufforderangen zum Eintritte in
die Genossenschaft^ oder Lehren^ wie sich ein gläubiger
Diener einem ungläubigen Herrn gegenüber zu yerhalten habe.
In einem Briefe drtickt ein JUngling seinem Freunde die hoho
Befriedigong aus, die er geniesse, seitdem er ^die Wahrheit
kennen gelernt habe',' in einem anderen wünscht er, dass sein
Fkennd desselben Qlückes theilhaltig werde.
allein in diesen iiiacheu die erfahrensten wären.' Die 40. ur»
wich, 8. 101.
* Cod. Posou., Nr. 163.
* a. B. Cod. Posen., Nr. 163, Fol. ISO*.
* Elmi4a, FoL IM.
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286
9. Oapitel.
Der Verfall der Qemeintchaft
Es kann gar keinem Zweifbi unterliegen, daas die yod
Andre Ehrenpreis aofgcxoichnetcn Ordnungen schon ans einer
Zeit stammen, in der sich die ^Gemeinschaft' in Auflösung be-
fand. Aber obon darum sind sie von besonderem Interesse,
denn sie zeigen dotitlich alle die Uebebtitnde, an denen das
cominunistische Geracinweseu krankte. In der ersten Zeit des
Bcbtclu iis der mährischen Wiedertiiuferiiremeinden bcdurt'to
dcraili^er Ordnuneren niclit. dt'mi alle diu ötrungen Befehle, die
sie enthalten, waroii nicht iur «li<' ältesten TTonossen mit ihrem
glühenden Eifer ftir die (tomcindc bctiiiiumt. Jet^t war dieser
Eifer zum Theilo ( rkidtet; scibsi die Diener des Wortes muss-
teil an ilirc niichbten Verptliehlimgen j^omahnt werden, und
aub der ,L;ru'-scn Anzahl von Uebclstiindon, vor denen sie ge-
warnt Averdcn, iässt sich liiclit schliessen, dass die Gemeinde
an den meisten von ihnen thatsäehUch krankte.
Aus der Ordnung für die Diener des Wortes ersieht man,
dass sich diese zu viel an die Obrigkeiten herandrängten, was
^▼orhin nit unsers Brauchs gewesen*; dass mancher von ihnen
besondere Begünstigungen aus KUeho und Keller fUr sich imd
die Öoinigen begehrte. Man wird da an die Vorwürfe ei^
innert, die Clni.^topli Andreas Fischer den Wiedertäufem
machte: ihre Vorstände sorgen nur fttr sich in Essen und
Trinken, die Anderen müssen siisehen. Man nimmt wahr, dass
sie den Frauen zu viel Macht selbst in Dingen des Amtes ein-
rSumen. Ja, indem sie gemahnt werden, dass sie ihre Kinder,
Anderen zum Vorbilde, zu rechter Zeit in die Scbale geben,
wird es deutlich, dass dies gar oft nicht geschehen seL Sie
zeichnen ihre Kinder vor den anderen durch besondere Klei-
dung mit Pelzbesatz u. dgl. aus, sie verUngen fUkt ihre Frauen
einen besonderen Tisch und lassen hier reichlicher auftragen,
,waB nit sein soll'.* Auch der Friede in der Gemeinde Hess
' Bflsonden bOtes Blut machte et bei dem weibliebea Theile der Qe»
meinde, dm ^ Freuen der Diener de» Wortes feinere liSgentXtten ,mit
Flach» und Flaumen* hatten sie die anderen. Das gibt bei deiieu, ,die
Arrmitli li i'lcn mtlssen, schwere Seufzer, Aerpemifl» nttii Itetiübniu*.
Khrenpreia, der dioso Nute in der Handf^i linlt ei^n'uliäiuii;; antuet, mUM
also wukl in dieser Beziehung böse Ertahningen gemacht haben.
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387
>[anches zu wünschen übrig: die Einen waren mit den I^rU-
dorn und Schweötcru zu igemeiu und bchcrzlich', die Anderen
zu ,gr*indig und seltsam'.
Koch deuUicher ersieht man den I*iiedergang des ,Gq-
meiDsinnes' aus den Ordnungen für die einzelnen Handwerke.
In allen finden ach bereits die schärfsten Malmangen wider
den ytäfennats^ und das eigenmllchtige Qebahren mit dem
GemeindeTennOgen. In der jüngeren Schosterordnung yom
Jftiiner 1591 wird geklagt, dass die Schuster »Drahtstrinner'
▼erkaufen nnd das Geld fUr sich behalten, die ,Flicker^ das
Geld lunjLje ziisammensjjaren, und dass die Kinkäufer und Zu-
schneider auf den Märkten ilm^n Weibern verschiedene Sachen
von dem Gemcindegelde ciukauleu. In der Ordnung flir die
Einkäufer vom 31. October iüüy wird bemerkt: ,Eö will ver-
lautony dass die jungen Einkäufer und Zuschneider sehr ge-
neigt seien anm Verthun, Fleisch, Wein, Gewürz und andere
Dinge an kaufen wider den Sinn der Gemein und wider die
Liebe sum Nllehsten. Daher komme es^ dass so viele Unord-
nungen entstehen, wie denn die jungen Schuster von den Ord-
nungen nichts wissen wollen.
Die Müllerordnung stamiuL aus dem Jahre 1571 und
wurde 1591, 1610 and 1040 erneuert. Auch sie enthält in
ihrer letzten Fassun^c Klagen über den Vcrtall des alten Her-
kommeus. Die ,Fürge8teiiten* seien an das unordentliche ,Au8-
laufen' ins Dorf zum Wein gewöhnt; manche meinen, die
Aeltesten und Ilaushälter hätten ihnen nichts mehr au befehlen.
Bei Einaelnen habe man nach ihrem Tode Schätze gefunden,
Andere laufen auf die Märkte, frtthnen mit den Gemeinde-
geldem ihrer Eitelkeit oder versorgen, ehe sie der Gemeinde
etwas austeilen, ihre Ktthe- und Schweineställe, ihre Tmhen
und Betten. Manehc brennen Branntwein, verkaufen ihn aber
nicht zum Nutzen der Gemeinde, sondern trinken ihn allein
oder iü ( remein^jehaft mit ihren Freunden. .Wenn Kiner wan-
dert, lümmt er nicht blos Kuehelspeise (Gries, Graupen u. s. w.),
sondern auch dürres Fleisch, Schmalz, Salz, Kerzen und Oel,
ja selbst Kessel, Pfannen und Kiichengeschirr mit, das um der
Gemeinde Geld gekauft wurde, und betrachtet es als sein
Eigenthum. Eine ,Fuhre' reiche nicht mehr hin, um das Alles
wegaufUuren. Sie sollten sich erinnern, dass ihre ,Voifahren'
mit Leib- und Bettgewand nnd dem n()thigsten Handwerks-
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288 '
£eiige safneden waren. Ja, auch dieses wttrde in der ttltesteik
Zeit nicht als Eigenthum hetraohtet, mit dem man nach Gut*
dUnken schalten und walten dürfe. Die Leute in den Ge-
meindcmUhlcn seien im Essen und Trinken dermassen wähle-
risch, dass man es ^kaum mehr erschwingen kaiin^ Das
^lablgdd wird nicht selten unter ihnen getheilt.
In der Ordnung flir die Weinäerle Tcnn 16. Mta 1650
heisst es, dass sich die Leute von der Arbeit abziehen, so dam
die Nachbarn und Bauern über ihren Unfleiss klagen, ,wie
unsere Leut' so lanjjsam an die Arbeit kommen, vor Et^sens-
zcit vvciiij; ihuii und daim wieder eine Stund' versitzen*.^
Am Sonntage, heisst es in der Ordnung vom 9. O('tol»rr
1010, laufe das Volk seinem oifrcncn Kutssen nach. Von den
Versuchen, dem Eigennutz beizukommen, bind alle Ordnungen
voll, und es uiöi^e gonUrren, zu den bereits erwähnten nur
noch »'inigt' wenige Falle nn zu füll reu , da sie einander ohnehin
völlig gleichen. So wird ULkiagt, dass sich die Bader Oe-
meindcsachen aneignen und stehlen, was sie nur können. In
den Werkstätten, zumal bei den Webern, werden verbotene
Arbeiten heimlicher Weise ,fllr den Eigennutz' gemacht. LHe
BrUder lassen sieh eigenes, kostbareres (5 eschirr brennen, sie
,krämlen und iifichieu' (handeln) diuuit. Im Uebermalcn des
Geschirres kann man jetzt nicht genug thun, während die
Bri'idcr vordem mit den einlachen Farben Schwarz, Gelb,
GrUn und Koth zufri« den waren. Jetzt mUssen verschiedene
OegensUlnde auf dem Geschirr gemalt sein. Die Messer'
schmiede treiben es am ärgsten. Die Ordnungen klagen, dass
sie sich zumeist mit unerlaubten Arbeiten befasseni sie suchen
sich die schönsten jBeiner' aus, ^ben sie und wenden das
beste Zeug ihren Angehörigen zu. Daher haben diese die
schönsten und köstlichsten Messer^ was doch nicht erlaubt sein
soll. Alles, was sie an eigenem Nutaen haben; KImgen, Mes-
sing, Elfenbein, grttne Schalen, Perlmutter, Sandel u. s. w., in
Summa Alles, was aur Nebenarbeit dient, soll surlickgestellt
werden. An einer anderen SteUe wird gekkgt, dass Klingen
und Gabeln entwendet werden.
Noch mehr Klagen finden sich in der ,Beredung^ mit den
,{hrgesteUten Messerem' Tom 7. Mai 1641. ^Unser Volk und
^ Vgl. GescbiehtobUcher, ißt, 478. 480.
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289
sonderlich die Schwestern tragen par kostbare Messer, nicht
allein mit ^^riinon Knöpfcln, sondern auch mit Perhuuttei-schulen
und sonst die Hoßart aufbringt/ Man trägt auch Uber
die Massen hoffHrtigc Gürtel und Beschläge; die Schwestern
richten diese wie einen 8piegcl auf den Rücken.' Kiemandy
heisst es in der Ordnung von 1640^ mOge sich nnteratelien,
Stahl oder Eisen su seinem Eigennnüs zu entwenden. Es
komme nun yor, dass man der Gemeinde Sachen angreife,
seinen eigenen Nutsen damit schaffe, dass es tn erbarmen ist.
Da ist keine Furelit Gottes und kein Gewissen. Kin Messerer
all III liat bei einem Sehenken in neun Wochen 8 Gulden ver-
trunken. Bei einem fand man 17 Paar Messer. 15 neue Sehei-
den, M) Ivhngen, 33 Gabeln, 15 Gulden in Baarcm und vieles
Andere. iSolcher Leute hat man binnen kurzer Zeit einige
gefanden, nnd diese haben ihrerseits bekannt, dass es die
meisten Messerer so thiin. ,Und solcher Unrath ist nun offen-
bar bei Denen, so die Gemeinde yerlassen und bundbrttchig
werden. Sie vertrCeten sich auf ihren Geiz, bilden sich gute
Tage ein und haben auch anflUiglioh Zeug genug, wie man
bei einigen Leuten in Trcntschin sehe. Wie soll man aber bei
solcher Unredlichkeit die Gemeinde ernähren? So raachen es
auch die Seheidcnmacher, die ,vertra«T''n', was sie nur erlan-
gen können. Man sieht es auch hier bei den Ab«irL>fallenen in
Städten und Dörfern, die sich von der Gemeinde Sachen er»
nflhren. Gutes Zeug nehme man von der Gemeinde entgegen,
schlechte Waare liefere man ab. Die schönsten Messer kann
man auf solche Weise gar wohlfeil geben. Daraus folgt leider
noch viehr der Seelen Verderbnis«. Wenn nun aber Einen
inige, so leugne er Alles ab.
Wenn wir Fischer glauben, so war nicht erst 1()40, son-
dern schon 1600 die ,Gemeinschaft^ an vielen Punkten brüchig.
Wioviele. fraf::t er,* sind, die heimlich Geld haben? Wieviele
Meister smd bei dieser ehrbaren Zunft, die das, was sie von
den Christen schinden und schaben, ihren Haushältern nit Alles
nistollen? Das wissen die Krämer gar wohl, die um sie woh-
nen, wie oft sie von ihnen allerlei Sachen heimlich kaufen.
Diher arbeiten die Messerer oft gar schleuderhaft und achten
nur darauf, dass sie bald auf den Feierabend kommen. Sie
VoD der Wiedertäufer verflachtem Ursprung, T. III.
ArchiT. LIXXI. Bd. 1. HmiiU. 19
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gehen mit (lem theuersten Zotig uiisHuber um und eilen mit
der Arbeit, um auf tlcii Fcicrabeiid zu kommon.
Ehrenpreis bemerkt, dass auch der alte Fleiss abnehme.
Mit Mttsaiggehen sei es nicht maghcb, die Weiber, Kinder und
Alten zu emAhren. Man arbeite ja ohnehin nicht mehr so
wie einstens in Mähren. Kritmer, Frfttschler und Jnden lasse
man in den Häusern ^einschliefen', nur damit »das Volk' Ge-
legenheit finde, zn kaufen. Dabei nehme der Luxos aber-
band. Den Brttdem kann man die Gewänder nicht mehr gat
genug machen. Schon Fischer klagte (in seinen ,54 erheb-
lichen Ursachen'^): Wer ist hoffärtiger und ttolcer als sie? Sie
haben bisher die Welt so hoch gescholten, dass sie Sammt
und Seide trage. Tragen nun doch die Hnterischen Weiber
die schönsten Doppeltaffete, von Pomeranzen und anderen
Farben Itocke und seidene Gewänder^ als wenn sie von Adel
oder gar Freünnen wären, welche doch nur gar etwa Ba<]( i> .
Kellners-, Haushälters- oder Dieners-Weiber seien. Ja es ist
gewiss, dass einige von ihnen ihre eigenen silbernen Lutl« 1
haben und silbernuis Trinkgesehirr, schöne, kleine, güldene
Uehrlein, ht nliche Teppiche und was der Pracht uu lir ist, mit
silbernen Uürteln und Korallen. Es geht das Biidergcsinde
80 stolz und geschlissen mit ihren schönen, glatten Hosen, als
wenn die ganze Welt auf ihre stinkende Hoffart öähe. 6ie
reiten aut den stattlichsten Kossen trat/. ^ im'm KHelmann.
Wenn Fischer s Öcliildcrung übertnelK-n ist und auf die
Zeit von lüUO kaum passen dürfte, so diirtte doch jene des
Ehrenpreis von \i'A'2 den Verhrdtnissen entsprechen;^ ,dass
man besser hüeten un<l wachen soll wider die Hoffart. dann
die Schwestern wieder gar zu gemein werden mit den glitzen-
den leinern Schürzen, damit sie daher rauschen, sowohl als
mit den schienen Röcken, so köstlichcni Bettgewand und andern
Dingen mehr, welches man alles heimlich wider alle Ordnung
gewiss am Geld kaufen muss.'
Die ,Gemeinschaft', wie sie die Gründer des mährischen
Anabaptismus erdacht und durchgeführt hatten, war auf die
Dauer nicht mehr zu erhalten, und man wundert sich nicht
weiter, wenn anderthalb Menschenalter später der Beschluss
^ 6.
s GMcliicbtabaeber, S. 466.
Üiyiiizeü by Googl
291
gefasst wirdy d^BS ein Jeder für sich sahlen soll. Aach
ohne die ^oih der Zeit'^ die ja sweifellos auf die Gemeinde
stark drCtckte^ wäre die ^GemeinBchaft' nicht länger su er-
halten gewesen. Sie erlag dem Eigennutz, wie es gut ^gemein-
sohaftlich' gesbnte Leute lüngst Toraosgesehen hatten:
,Die Oemeinsehaft wär* nicht schwer,
Woim der Bigeantits nicht wür*.'
19»
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BEILAGEN
Nr. 1.
Ein sendtbrfleff Claus Folbinger, gescliriben aus seiner ge-
fenckbnua an die gmain gottes in Märhorn im ain 1000, 500,
des 60. jars.
(Cod. bibl. Olom. L VUL 1.)
Die göttlich gnad und auch sein himlisdwr sogen samht der wüik-
lichcn kraft Am heiligen goigts w5lle sich hei allen kindlen gottos ror-
niereu; dtis wünsch ich Claus Fei binger euer mitgenoss des glaubons,
yt'X'ii gefangen zu Lands huct im Baiernland umbgottes warheit willen,
von ganzen hereeu durch Jesum Christum Amen.
Ir sundor vi! trehliebtcii hrfiriiur und schwt'sti'in im honen, ich
kau unil map aus waier gollete raiiit-r lipb, die ich in mcineni herzen zu
oiich trag uit underlagsen euch zu bchreiben, dicw-il mir got gelegenheit
und blat darzue vergunt, wie es uns eect. So wais icli got jscy \oh nit
änderst dan im herren wol an; allniii » in weil haben wir vil anrenuens
gehabt von den kindern des Unglaubens, in denen freylich der teuffei
werk treibt, Jan sie thuen gleich wie *^r. Welche« mich auch bewejrt
und ursa« iit euch zu schreiben, was sie bisher mit uns gehandlet und für
list gebraucht haben und noch für und für an uns hantieren, ob sie uns
mochten von unsorer hoffnung abfueren, das wir unser fürbaben in gott
in ein sweyfel stellen wie sie, dass wir inen gleich worden» dan der sa-
than wais wid, wan wir da^i thuen, das wir den glauben verlaugnet
betten ; das schreib ich allen fromen zur wamvng, das sie die tiefe des
toufets und der schlangen list anch dest bas mOgen erkennen, was er im
sin hat.
Das ,Cronirkol' s.nrrt '/.um Jahre 1560: 2 Brüder Claus Felbiiiger, Diener
des Evangeliamb, und Hans Leiitner, g^emeiner Bnider, zu Neumarkt in
üaiern geCangeu, dann nach Landab ut abgeführt und gefoltert. Claujs
•chieket iwei Seadsidireiben so Bruder Leonhard Sailer and ^ Ge-
neindef dann Beide gekdpft. GeecbicbtebQcber der WtedertliifBr, 8. SS4.
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293
lob wil aber mmderlich den tauf ftr mich nemen, der in gegen
uns am aller h<!iie8ten im weg ist, da der satan am allermeisten wOrt,
aasa nur der recht christlioh ianf nit «ffenlMr werd oder auf kfan; und
iat anch kain minder nit» ea m<kbt rax nit etwas entaogen werden: dan
wan der recht christlich tanf an den tag kflm, der den glaobigen nnd
verstftndigen Ton gott angeben und bcToIhen nnd nit den kindem, so
Word man baa wissen, was man goti scbnldig ist. Dan der recht tauf iet
ein bnnd eines goeten gewissens mit gott, dass sich der mensch mit gut
Terbflndt und verlübt, wider gott nit mer so sflndigen sunder gott mit
ain guptt«n gewissen sein leben lang in warer frfimbkeit zu dienen und
aiizuliaugen, sein treu nimenner ;in im wnl brechen; darumb sagt ein
mensch im tauf dem tenfel den dienet auf, gibt der weit mit ireni sündigen
wAllupt Urlaub suuibt aller nngr<»rechtigkeit. Und das understünd der
situiu gern; daniuib haltet er sich des kindstauf: dan dio kindpr lassen
in den biiinl fiit gott nit haiss ang-elegen sein, dieweil sie auch nit w isv. n.
was mit iu q-ehaudiet ist. Wie aber das i \cm tenfel widergesagt
hat, gibt das werk zeutruus, bald es erwachst, all sund und boshuit treibt,
gott schendt und bchmrifht un 1 Im uet im n)it hist. Der kindstauf ist
dem satan nit zuwider, es wird im niemand dadurch entzogen, dan er
ist auch durch seinen schalkhaftigen lästigen geist durch den widercrist
erdacht, dem waren cristlichen tauf zur schmach und uneer. ünd dar*
nmb haltet der greulich greyel, der bapet so stark darob, der alle ding
verkerty was gott geordnet und giiet gemacht hat. Darumb wM'rt in auch
gott erwfirgen mit dem athem seines nrands: dan dei kindtanf ist nichts
anders dan ein aofhaltang im nnrechten nnd ein hindemos der waren
nndergebung gottes. Dan ein verständiger mensch, der gott etwas ver-
haisst und mit im in ein band geet, der waiss, dass gott nit m Tersnchen
ist^ dass er nit mit im Schersen lasst, so er änderst gott fi)rcht und kennt,
der fliiBst sich mit «nst, gott smn gelllbd sn besalen.
Brsilich sein whr gefangen worden nit weit von Nenmarkt, den
dinstag nach Judioa f2. Jprä) in der fluten des 60. jars nnd der
pAeger zn Nenmarkt hat uns behalten bis auf den Bahntag (7, J^U)
frne, wie gleieb das volk in tempel hat wdllen geen. Da haben sie uns
anf diey kftnen geschmidt, ain yeden besonder, den pauren, mich nnd
den Hansen. Aber ee in den 5 tagen hat uns der pfleger mit seinen bey-
Hytzem swaymal verhört nnd uns an dem rechten cristlichen tanf am
allerhdrtesten verwyseu, dass wir uns noch einmal haben taofen hissen.
Da hab ich gesprochen: Wir halten den landstauf ftr kein tanf; es ist
nur ein menschenpflans, die au^gerent mness werden, Gott hat in nit
bevolhen und die apostel haben in auch nit gebraucht, sunder haben sich
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des ang'ebfns iievS inaisUTS gehalten und nur die ghiubigf-n getauft, di^
ans der leer cristy oder seiner apostel seind bewegt worden, sich gott zu
schenken und sich in seinen göttlichen gehorsam zu arKlorg^ben, wie
auch ge6chrieb«n ateet: Die eein woct gern annemen, die üessen 9kh
taufen, wi» vil ir zum ewigen leben Terordnet war«n. Actonim.
So spricht der gerichtschreibtir: Das wär zu erbanuen» 8oU 4ie
ohriBtUch körch so lang geirret haben? So sprich ich: Ey nun, wir
glaoben der göttlichen seugnus, die da sagt: Ks sey nur ein glaab und
ein tnof. So flndt man tob kindstanf nit ein bnchatah; nur die glaabigen
sein getauft worden aof iren bekanten gkuiben.
Da apricht der Schreiber: Ich wiU endi göttliche seognus gnoeg
zaigen, des kindstaof halben. So sprich ich: Wo? Da Iheht er an and
qiricht: der Zyprianns, der schreibt acbdn darvon. Da sprich ich : I>er
Zyprianus steet nit in der bibl. Wir lassen uns nit in frembde gesclirift,
wir halten nicht von legenden, bfleehern, wir ghuiben der göttlichen bibli-
schen geschriftw Darin findt man grunds gnueg, so vil snn leben aot Ist
sn wissen.
Demnach haben sie uns, wie vor gesagt, aut rentem nnd tnben-
den wol bewart und gen Landshnet geschickt und ain jeden besnn«
der gelegt.
Und in denselben wochen seind die herren, der haahtnianii, der
hfudentnech, * der altpfleger und der cansler daher ffir die gefänknos
kumen und mich zu inen hinaus lassen ffieren und mich freundlich anere-
sprochen, sie wären aus gcnaygtcn treuen gniflet zu mir konien, nach-
dem sit' gehört hotten, dass icli Viloss ninbs glaubens willen hie gefangen
läg, nit von kainer obrigkait go&ihickt. siinder mich kumen zu trösten,
nachdem sis suuderlich in der mart i iicii lur ein guetts w^rkh halKiü.
Aber sie (seind) mir nur kuiiitiii, meinen einenfaltigen sin in
Christ I /II cr-spohon; das hab ich wol gemerkt, dabs tue^ sich ans meiner
an falsL'iien I)ekantnus erst über mich gerüst haben mit gegtiuwüif dt-r
8chi ift, mich darnach haben gesnecht irr zu machen und mich aus memer
vestung und Sicherheit zn Yerstossen, nachdem sie bald mer sein knmen,
gehofft, mich aiumal schwach zu finden nnd ein rechte stund treffen.
Aber der gerechte gott ist bisher mein treuer beystand (und) Ver-
fechter gewesen, dem sey auch allein der preis. Eben das hoff ich, dass
er die weisen in iren tücken kan ergreifen and behaltet in seinen kindlen
das feld; die im sein eer trenlich lassen im sin ligen, die bewart er wie
' Vielleicht: haidentnecher; tnecher: Knecht, IHener.
* Handaehrifk hier aad Öfter: ^eh.
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sein aug^pfel im aug; das habe ich schon selbst erfaren, dass eis in
keiuHii Stacken last zu Hchanden werden.
* Nuu wie sin niclit luibeii au iu sciiaöt'U künen, da haben sie zweu
dechant aus der btadt henmsp^esrhickt, 7;wen predigor, die haben uns des
sacraments halbers und warumb wir uns vun der rechten cristUehen
kflrchen haben abgesfindeii, and des kindstauf halben auch bericht thnen
MlleB. Sie Semd aber ungern knmen, haben selbe gesagt: sie wollten
lieber waia wo sein, dieweili ich glanbs.
Da hat der ain angefiuigen, was ieh vom aaerament des altars halt
Ob ich nit glaub, dass Cristns leibhall und wesentlich darin sey, wie er
am 8 tarn des heiligen creuz für uns gelütten hat. Da hab ich gesprochen:
Xain. Ich jj^lanhs nit, dai unib, Cristus ist aufgefaren geen himt^l; da sitzt
öF ZU der rcchieü des vatters, von diint-n er künftig ist. Darunib husst f.r
sich nit in die sunder hcnd herab zaubern. So haltstu uns für zauberer?
Was ists änderst? Judas hat in nur einmal verkauft, so verkauft ir in
alle tag. Wen ers wär, wie ir meint, er ist's aber nit Darumb seid
ir ftrger als Jndas. Dass ir aber meint, wir haben nns von der rechten
cristlicben Icflrche abgeafindert: sag ich nain, sunder von der rSmischen
ancriatlichen kttrehen, von der gmainschaft der gottlosen nnd ver-
sanunlnng der boshaftigen als: huerer, eebreoiher, lugner, götiendiener,
von geizigen, tinnknen, fressern, sanfem, hoiTärtigen, gottes feinden,
du- nit aufhören, gott zu lä.stern und zu schuuilinn, sein augi'sicht zu
erzfii iion, von denen allen haben wir uns wui abgesüudei't nachs
herren wort.
Aber zu der rechten waren cristlichen kiircht n. di«» gott im goist
und in der warheit dient, die frumb, redlich ist und gottsallig lebt, in
der hab ieh mich gethon und heiff zu gott: ich werd mein xeit in gottes
gnad bey in veraeren, dan ich waiss, dass ea die rechte gemainscbaft der
heiligen ist, darin veigebnng der sQnden ist.
So spricht der ein dechant: Nun, was haltstu dan vom aaerament
der tauf? Vom rechten cristlicben tauf halt ich wol vil, den Cristus
selbs bevolhon hat. aher vom kindstuul. du lialt ich wr)l nicht, dan er ist
luiv »'in nit'iisclieii godicht. Es 8t*>et in (h>r ganzen üibel nit ain bueeh-
stat) darvon. Da spricht dir pfatf: Es ist war, es steet nicht darvon;
giaubstu aber, dass die cristliche kürdi, durch den heiligen geist ist ge-
samlet worden und alle ding in ir anrieht und ordne. In der rechten
cristliflhen hOrcbe glaub ichs; die sich den heiligen geist lassen regieren,
die leitet er in die warheit und haltet sie beständig darin. Da spricht
er: Waistn auch, wie Cristus dort xu seinen Jüngern sprach: Ich het euch
wol noch vil au sagen, aber ir kOnts jetsnnd nit alles vassen noch tragen.
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Hau abtT jener, der geist Her warhf it. wii t kiimen, iler wirte euch alles
eriiiiuTii. üud daruinb ist der kiu4?uiul diii nut h « ist durch den heiligen
f^i'i^i lur ^'Uft erkent und geurdüiit worden, das Ciistiis iiit deatlicfa hat
lH>v«>lht'U. bteet auch nit p<>8fhril)i'U. dass du «in Schlosser »olst sein,
es ist dcuiiocht geschehen. Mit eiueut boichen grund haben sie mich
wollen stürzen.
Da hal» ich gesprochen: Nun wie kumbi«« aber, dass der heiiigt»
geist dem Paulo nit auch des kindtaufe bei iclit und (>rinert hat, der dem
herren ein anserwelt^r rustxeug war, seinfu naiiu ii zu verkündi^n» der
erst hernach nach d^ n andern aposteln ist erwölt worden. Nun schreibt
er nit ein wörtl darron. Daiiimb i£t nichts nit. Dan man sieht, do er m
Hileto von eltesten von Epheso urlaab nimbt nnd spricht : Ich bezeug
euch an dem heutigen t^, dass ich euch alles das, das da nuiilich ist,
ja allen rat gottes verkündigt hab; darumb wil ich min sein von eurem
bloetf dan idi hab euoh nit Terfaalten, das ich euch nit TerkOndigt hefte,
dammb sehaat auf ench aelbs. Ja daaa «r er des kmdstaof mit aim wort
gedfichte, dan er ist kain lat gottes nie gewesen: dan wan der kindsftaof
von Gristo oder dnrch seinen geist Itet soUen far den rechten cristlichen
taaf gebrancbt werden, Cristns bet in nit allein dentüch bcTolben, simder
ernstlich geboten, wie man sieht, da sieh Jobannes widert, den herren
VBL taafen Hat. 8., da sprach er: I«ss es yetet also sein, also gebirt es
sich alle gerecbtigfceit nt erfüllen.
Nun wie diso auch nit richten haben können, da haben sie mit der
marter auch versnecht nnd da haben sie gott sei lob ancb nit gelangen
mögen, nachdem sie nnser nnachnid in der msrter erst gemerkt haben,
gleich entseilt sein, nns sn tUten. Dan es mness nor gottes nrtel
treiben, ire snnd sn erftUen. fis ist inen hang mit uns; wie dan der
pfleger spi'ach: Ich weit, dass ir 100 meü von hinnen werendt: sie
siicheut weg manchoi lay weis.
Sy habf'n aucli von Mflnichen «wen dochant, anserlesne schlangen
wo! 9 meil we<^s zu uns geschickt, die halu-n ain ganzen iamerepi fleh
aufzaichiiot aus der bibel, den kindstauf damit zu bezeugen, hat 8ich ab^r
kainer troffen. Haben nur ire thorheit anzeigt, dass sie nichts von i^ott
wissen, sunder nur veinden fiioier sind, und da Ii lin n gemaint, dass
ich inen nit zne fallen wil; da hat es in keffentlich antliou. Da hat der
iün ans:»'fani(en und ernstlich zu mir gesprochen: Nun dieweil du denn
alh'ding mit der schrift wilt bexengr^'t haben, so sa^^ mir: was haltjstu
vom sunta^r? Was sol ich darvon halten? Wir halten nit ain tag für den
andern, man nimbts vom gesatz her, dass man den sibenten tag feürt.
CristuB hat in nit geboten, sunder er selbs hat alle seine werk am sabath
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than. r>;iruml> d'w ju<ien maiiu-ten, er wer iiit von trott, weil er sicli nit
still hiflt. Da sprach Cristus! was ^rt.laiil sich zu thuen imi dm\ sabath.
güet^i Oi\iu ijöf.t's> Du .Vicht man. «lass i^'uets thncii alh« tag- »'rlaiibt ist
lind das böse alle tag verbct' Ti. Wie der prophet Ksayas am 56 meldt;
I« r das hoch acht, das gott gefallt und seine hend verhOot, dasB sie koia
bi>sos thuen, der halt dem herren seinen ssbath recht, wen der sftndlich
leib doTch den geist flberwmiden wird, dass er f«ai*en mneees mit seiner
sOndigen Wirkung. Anf das« wii* aber die unwissenden Völker nmb nns
nit nrsaeli geben an lesiem» so luüten wir den sontag aaeh still, aber nit
nmb ires gebets willen, snnder wie Torgesagt, ergernas tm vermeiden.
"Weil doni lierryn niclit (iarilurcli verfrcben wild, 80 handlet man hey mm
des lieiTen wort allen frumeu zum trost.
Da hat der pfaff ^'omaint: du kannfit in mit kein*»r schrift bozmigon.
Nun sag mir: Uat Maria die mutter des Ihm ren mer kinder tragen als den
herren? Wir halteas nit dafür. Non woher kumen im dan seine brfleder.
Da faftb ich im gessgt: Wir achten, es seyen seine nftchsten freund ge-
wesMi, naeb der alten gebraneh, die sunderlidi seines gesiftcfats seind ge-
wesen, haben sie brfleder geheissen.
Da sprieht er: Do kanst diso ding gleich also wenig mit der sehrlft
becengen. als den kindstanf. Da hab ich gesprochen: Es ligt nichts
daran, wau mciii dise dins; gleich nit waiss, es seind nit artikel des
glaubens, die man wis.^en imuons, aber der rocht cristliche tauf ist uns
not zu wissen, dan es ist ain i^erechti^keit, die um gpbflrt zu erfüllen,
dan Cristus hat deutlich gesagt: Predigt das ewangelium aller creatur,
wer da glanbt und tauft wird, der wirt silig, wer aber nit glaubt, der
wird Tordambtu
Sprechen sie: So mness das kind ein glauben haben und tauft
werden, soll es änderst nit ?erdambt sein, dan der apostel sagt auch, es
sey on glauben unmfiglich, dass man gott gefallen mfig und was nit aus
glauben geet, sey alles sUnd.
Merkt wen das kind die predig des woi*t8 verstoet, so mag es gleich
Wül ein glauben haben: wo nit. sn liat es auch kein nit, dan der glaube
kumbt nur auj? dem gehör der predig und die pre<lig aus dem wi»rt gottes.
fij 80 seind die thumen und die doron alle verloren nach eurer meinung?
8o sprich ich: Wie so? Dammb weil sie die predig nicht versteen so
habens auch kein glauben nit. Da sprich ich: Wie mögt ir nur so un-
Tivstindig sein? Oott wird freylich von thumen und von kindern, denens
onmflglich htt, keinen glauben fodem. Wftr doch gott su beschuldigen.
Das sey ferr von im. Er thnets auch nit; er Ist treu und gerecht und
neoht sein geschOpf su erhalten und hat kein Inst oder gefallen an
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yr'inauds vei iicrben. Nun verdampt er «loch ein vich iiH, wolt f-r daii dta
unwissenden inciischcn sc hiiit sciiiV Diui der ^\nvi\\ wird nur v..ii denen
gtifodert, die wytzifT sfin. die vei'stAnd und veruunt't haben, -lif» den
glauben nnVliten fa^^t'u uin! t'ott ditinen in warer tVoml k. ir un-l wüilen
aber muetwillig-licli kein wissen tragen, wie g'eschriben sieet : Wer lia
waiss, guet^ tluien und tbuets nii. dem ist8 i>ünd, ders aber iiil waiss,
kau oder vermag, den lasse man dem herren in seinem urtel eteon.
So sprechen sie dan weiter: Nun wai'umb wolts gott uumnglich
sein, dass das kind kein prlauben knndt haben? Ist dofh der glaub ein
gab gottes, ist im doch müglich gewesen, mit ainem wort bimel und erde
IQ schaffen» bo k&n freylich das wol auch sein. Da sprich ich: Es istgott
wol ein grossere möglich gewesen als das, es ist aber seim göttlich wort
zuwider und der gfttUidien sengnus entgegen. Ir last die göttlich leog-
nns ffu^n nnd geet nur euren gedanken nach. Ir dörft euch um die an-
schuldigen nit komem, wie sie gott riebton wird: Er wird niemand to
vil ihnen» scbant nur ir, wie ir euer sOndigs leben mit warer ran nnd
bness wftli ablegen, gnad erhingen und frid mit gott und seinen kindlen
überkommen, damit ir auch der siehem hoffnung, djar siligfceii gewiss
wSrendt und nit sweyfflen dArft dnrch nnghmben. Und daromb achant
yeta in der gnadenseii, daas eure sflnd yertllgt werden, damit ir nicht
am tag des ainsprechens müest in schänden werden: dan gotl wird nur
die kennen, die im in sein wolgefallen mit treuen gedient haben.
Sie fallen an, den achindlichen kindatauf widerumb au beUagen;
es sei doch (aprtehm $k) ein einleibung in die gmain gottes, gleichwie
im alten testament die beschneidnng: dan welchen knUden am aehton tag
nit beschnitten wurde, das muest ausgerent werden. Also mocht den
kindlen auch geschehen, wo sie nit getauft wurden, dan Paulos sagt
deutlich: Wir setnd kinder des soms von natur, dartimben wird der
mensch erst rain von der erbsOnd durch wasHerbad; im wort wird der
zorn versünt. Es ist alles ein eitels geschwiit/ un <,'iund. merkt aber:
Dieweil ir mrint, es mfiessen die kiudleu durcli den kindsiauf anfrenom-
men werden in dif guiain Rottes oder in die zal seiner kinder, H.uiiiiib
hat den Cristus (niej sülig preist nn den kindstaiif und g-ejta^ sidcher sey
das reicli pittes. dan er hat die Unschuld frey Zflt. wie auch der projdiet
Ey.ecliiel sagt: Du wärest ganz volkumen vom tac: deim-r erschalTung an,
bis die missethat an dir erfunden wart, und ais*> glaub ich». 80 aber
das kind erwachst und da« guet und hAs kau undersrhaiden und eg ver-
laust d2i8 guet und thuet das bos, d;i falls erst iu zorn. Dan der propbet
sagt deutlich: Wer selb« sündigt, uniess selbs sterben; es werden die
kinder der vätter miseethat nit tragen, noch die vätter der kinder, der «0
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mir snndet, mness vertilgt werden. Dms aber das kind ain ang'oborne
iUU.LTlichkeit hat. d.i.s auch süiui iiaibt. das ibt ilie ti bsünd von Adam her,
so schad im die selbsfind nit weiter ; dass sie im ein ursach des zeiilicheu
toäs ist, das sieht man an den jungen kindlen, die in irer masz wol so
iuurt sterben als die alten, die gott noch nie haben erz&mei, kein sfiud
nie getboa und omb keine auch nit gewist.
Aber an. der s&ligkeit ists in knin nachtail, weil Cristne ir recht-
ferti^ng ist. Wen »her Cnstoe nit wer kamen und den zem seines
mtom gestUlet faete, dnrdi sein Terdienst, so glanb ichs» dass die jungen
sambt den alten in der gnad gottes heten müesaen Tereddossen bleiben.
Cj nnn, spricht einer %n mir, so glaubstn dase aneh der Türken
kinder sälig werden? So sprich ich; Ii hOrts wol, weil die kinder der
Väter inissethat nit werden tragen uud Cristus ir rechtfertigung ist. Dass
ir aber so haii. auf <iie bcschueidung dringt, sie sei ein bild auf den
kindstaof, das aber nit ist: dan mau het die uiaydlen auch beschneiden
niflessen, weil sie doch ancb erben dos lebens sein. Nun wen es schon
wer nach eurer meinnng, das aber nit ist, so raüest ir bekennen, dass
Abrnhaai kein kind an fleisch mocht beschneiden, sie wurden im dann in
sein bans geboren. Ja es ist also.
Ey nun, wan die beschneidnng ie ein bild daranf wer aniTen tanf,
so mnest man Cristo in seineni hans die kinder Tor anch lassen geboren
werden, wie dau auch nur die nengeburt giltet in Cristo, die aus dem
unzergcnglichen sanien des lebendigen wort gottes, das ewig bleibt, ge-
schihet; denen hat er macht geben, gottes kinder zu werden und nit der
fleischlichen geburt, dau was vom fleisch geboren ist, das ist Heisch und
was vom geist geboren ist, das ist geist, wie zu Bomern am 9. steet: Nit
seind das gottes kinder, die nach dem fleisch kinder seind. Sonder dass
ir aber meint, die kinder weinien dnreh den taof besser, rainer nnd der
erbsftnd ledig, das ist nichts: der tauf macht niemands frOmer, wo nit ein
lebendiger glauben ist. Die erbsflnd heben die junger gehabt bis in die
gmeben, haben sie sich derselben beklagt: Dass aber Panlns den zom
anzeucht, das redt er alleruiag lut von kindern, wie man es dan siclit,
daää er die glaubigen 7,u Epheso erinnert ires eytlen wandels halben, den
sie weylend wider gott nach dem lauf der weit gcfiiert haben in den
Insten des fleischs, danimb sie auch iebendig tod waren durch gepresten
• und snnd. Da warens kinder des zorns, wie alle die nach dem geist der
iMWheit wandlen on gott in der weit, danimb betten sie aooh kein hoflt-
nnng nii.
Lieben m&nner, hwt nnr ab, ir bexeugt mich nit, dass ich dem
kindstanf snelUl nnd recht geb, dan er ist ein greyel vor gott nnd vom
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^ doo
ind«rcnst erdacht. Ir kfint in weder mit Worten noch mit werken be-
seligen, dast er gaett sey. Na aagt mir, was feJgt doch f&r nutz darans»
er ist nur ein anf iultung im unrechten, dann ein jeder last sich duiken,
er aej ein crist dammb daaa er criatlieh getauft aej, er leb wie achfiadlieh
er wftl, 80 doch ein menach den aamen nit vom taut Bender vom wrsndal
hat» dan der crisUich lebt, der ist ein orist, nnd wer haidniseh lebt, te
iat ein heid. Da spricht der ain plaff: Sagt doch Panlna, wer in Cristo
getanft aey, der hab Criatom aniogen ond angelegt Ja ein warkaikigier
rediter oriat, der sich gatt acbenkt nnd begibt in sein gflttlichon ge-
horsam mit aeel nnd leib und allen glidem, der wird seinea gemtea fiüug,
der legt Cristom an mit aeiner art and aigenachaft» der mag wäre firfkmh-
keit beweiaen, in der warheit wandten. Was aber die Tormaint cristen-
heit fftr ein geist hat aniogen, beschan man die frOcht: die weric geben
seugnus, daas aie der geist der bosheit regieii., dam sie andi In gehoraun
begeben haben.
So spricht ein rogent: herr^ Clans, du dringt so hart auf das aan-
wendi^. So sprich ich : was ist, dass man sich rQembt und das werk zougi
daiwider, das reich gottes steet (nit) in wollen sunder in der lliat und
beweisnns: oineR g:ottsrili|^en Icbt-ns und Cristus der hei r li;it uns auch
bevolhen, v>ir sollen den pauin an d^^r f nicht erkennen lernen: ein Lruetei
bäum bringt g-uet*' frficüt uud kau keiu büse tragen. .Juliaiuies sagt: wer
afis ^ott ist, der thuet nit sänd und mag nit s&ndigen, dan der samea
gottes behalt in.
Nun so saj^t der c^nrlei , der dreynial mit etzliehen herren bei mir
gewesen und sich vil heniühet, oh er mich möcht iiT machen, aber dem
heri'eii sei allein der preis, der mich bisher von der listigkeit d^r
schlangen unverletzt bewart hat: ich hoft auch zu gott, er werdt mich mit
seiner gereditigkeit bedecken und mit seinem arm ewiglich beschirmen.
Der facht an und spricht: Claus, ich vernim nun in deinen roden, dass
du den kindstauf darumb vernichtest, dass kein gnote frucht daraus Tolgt
oder darumb dass in die sündig-en pfa£fen handien. So sprich ich: Sr ist
auch wider des herren bevelch. Ey mein Claas, nnn lagt ye Cristas som
Nicodemos dentlidi nnd gnety kund es sey dann, dasa yoannd, als wil er
sagen alle nMOSchen, ana waaaer nnd geist Tom neuen geboren werden
mfigen, sie nicht in das reich gottes knmen, da setrt er ye ans gedrockt
das wasaer vor. Kon aprich idi: Wos wOlts damit beiengen, es ist dar-
nmb kein kindertanf verordnet, dan der tauf iat ein bnnd eines goetea
gewissen mit gott; das kind wats von keinem gueten gewissen nichts. Das
berr in der Haadiehrift. Wohl wie «idttar: M«r = WtHtar.
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901
er aber da« wasser vor den {(eist seist, das findl man oft, das» der heilige
ge\»i natib dem tauf erat über die glaubigen ist ausgössen worden.
leb acbt aber: Oristna hab dem Nicodemo daramb vom waasertauf
vorgesagt, veU er der treffenlicben leerer in Israel einer gowcsen, dem
on xweiffol der wassertanf der bnees, den Johannes gepredigt wol bekant
gewesen wy, dan Johannes war ein vorbot, der Oristo dem herm den
weg s^lt bereiten und im ein eiugaug under die kinder Israel machen,
weil er in auch verhaissen ward, drumb er zu in sprach: Ich tauf euch
mit wassor, der aber nach um kamt, wirt mit dem lieiligen geist un<i mit
ft'uer taufen. Wie auch Cii.stus Lucas am 12. sagt; Ich bin komon. das«
ich ein feur anzflnd, Wris wolt ir liobor. dass es schon anzfludt wer? Ich
muoss mich aber vor Utufou lasneu mit einem tauf. Ü wie ist mir so aii^xst
und man sichts auch, dass der heilitr creist erst über die g-hiubigen komen
ist uacli dem iuiden und sleilM'ii Ciisli, da er widor auferstanden ist.
Darumb i.^i auch nichtz von kiudern gercdt. Da 8]iricht dor I^iolandt der
altpflcger: Claus, da.^s du muinst. es sey ein kindisch (iing und ein ain-
faltic:f*r hündcl, dass mau mit dem «'in kind oin solchen ernst wi»!
brauchen, das nicht verstee, das bevilcht man gott; nun so hat man aber
in der kürchen Cristi auch geordnet und für guet erkent, wen das kind
erwachst, das sol man examinieren und wo es 7nm irlaaben t&chtig erkent
wirt, dass maus firme und mit der firmunLr V^c^tättigeu: wo es aber noch
nit geschickt ist, da mflessens die geden oder der kinder eitern den
glauben bas leemen. 0 lieben männer, es ist alles ein erdichts ding das
in keiner göttlichen leugnns nit fanden wirt; (Es ist frejlich im neuen
testament vil darvon gescliriben irie das hend auf i<^n ein annemen und
ein weiten bestftttigen sey in die gmain) also ist die firmnng auoh*. es
ist alles ein erdichtang on gnind über den kindertanf erdacht, Ire tfaorheit
damit TO verdftttigen. Das hendanflegen ist allerding kein kind bevolhen
an im an branehen: schan man die geacMebt bass an, es findt auch nichts
von gOtten, dan es kan ye ainer als wenig für den andern glauben als
wenig einer für den andern essen kan oder Termag.
0 fregrlieb, spricht einer, mag auch einer fÄr den andern glauben.
Waist dn nit, wie dort im evangelinm ateet, dass die lent ein sol-
chen glauben beten, wen sie den kranken nur ftr den berren brScbten,
dass er gesund wurd. Und do aichta man, do sie den kranken duiehs
liegeldaeb darnieder Hessen fttr den berren nnd er Iren ernstlichen
glauben sach, da maeht er in gesund. Da sprich ich: Der krank hat
den glauben auch haben müssen, sunst het in der frembd glauben nit
mögen helfen, dan es steet geschribeii, der gerecht wird seiueü aigneu
glaubens leben.
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Da facht der caii/.l< r v\ iiK i uiril» au un<i sjnicht: Wi»- ich verDomeo
liab ;iii8 deinen roden, du /ciijrst darumb so hart widrr den kind^auf.
daf*B in die sündigf^n pfaffcn handion mit BolchiT listigkeit, iiWv h:it er
mich fahon wollen, dan er hat mirs froy nachpeben. Nein, sa^jt ich,
or ist auch gott zu der schmach erdacht, durch den widerciist ; ir küodt
in auch weder mit wurten noch mit den werken Vx^zeugon, dass er nutz
oder goct scy, dun alles das, was gott geordnet und ^^nmacht hat, ist
alles nuts und goet. So sagt mir, was hat der bapbt ye gelernct oder
spyn anhang, das gott gefollen hab? nie nicbts. Nun hat er doch gott
sein heiliges angeben flberaU verkert und hat es wdUen besser macheBf
der wfiest greyel, damit er die menschen in irrthumb und in unrechten
mdcht sufhalten and nach seinem moet am strick fderen. 80 ^chi der
cansler: Her Glans, dass ich dir bekennen und nachgeben, dass di«
weit veirucht und mit den Sünden hoch kernen seind. Dammb straft
uns auch gott und gibt ans kindische und unTerstftndige lent sn leerem,
wie der prophet sagt: Bs geschee ambs Tolk (Ibertretany willen, welches
den mich und waiss wol — mer gnthersige leat Abel bekflmert, dasa der
iinhill yeta so gar Aber band nimbt Ich hab 4 kinder da: wan die nit
wftren, so weit ich, dass mich gott heint Ton hinnen neeme. Das ist alles
gewiss bej mir, als gewiss. Ich hoff sftlig su werden; da mficbst wol für
ein gcspott halten; dan ir maint, wer nit enies bnnds sey, der sey gar
Terrucfat. Da hab ich gespi-oehen: £y wan eoch dan das nnrechi ao wee
thuet, warumb straft irs dan nit, dieweyl ir die Obrigkeit und die heapter
in der weit seyt, die den andern anleitung sollen geben. £y, wer kans
alles erstrafen. Ey ja, ir sollonts verbüeten, dass mau gott nit lostere,
und die herrschalt üiull-: mü üuivst<»ii
Miin sol sich nit vol .saufen, liii ius den die andern last«r alle ent-
steen. ^V(l liiidt man mcr, Jan in-y den henenV Daiumb küut irs ja
nimor stiafeu, ir habt die kraft verloren. Da spricht aiuer: Sagt doch der
horr, mau sul das unkraut lassen wachsen bis zürn m Imitt. Ja, also »ieckt
ir vur unrecht fein mit eitit in sprüchiein zue. Nun wo tluiot ir das wort
hin: Thuct hinaus wa.s bös ist, darumb mögt irs wol <>rkeüueu, dasip ir
nit ein irmaiii gölten seit, weil ir euch seiner Ordnung nit gebrauch»'nt
und ^eiu wort vcrhisseii Iiaht. bo hat er euch auch verlassen and den un-
rechten 11 borgchen, wie dan das werk zeugnus gibt.
Nun Claus spricht ainer, mainstn, dass die pfaffen gottes werk nit
treiben oder sein woi't reden, weil sie nit fromb sunder der sund under-
woifen sein. So sprich ich: Sie k&nnen ia nit gott dienen, weil sie sich
sein heiligen geist nit lassen regiei'en, dan gott fertraat sein heiliges
wort den hnerern, g^^tiendienem, lugnem and geytiigen nit, dan die
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803
testerlichen tollen pfaffen toHfen Ihr gott nit treten, er ist feind allen
ftbelthitem. Gott iats wort selbs, das bevilcht er treaen memwlien, die
geaehtckt sein, auch andere va lernen^ wie Pliulns aom Timofheus am
dritten nnd Tito am ersten sagt, wie die ewangolisehen predigw sein
sollen: bewbrto mftnner» die ein berfimbte leben fUeren» dass sie dem
lesterer nit ins niiel fatten, die die gehaimnns des glaubens in reinem
gewissen tragen, die treoi warhalt nnd dem geiz feind sein. So spricht
der oansler: ich glaubs aber, daas das ampt und das wort nit geschwecht,
minder in seiner craft bleibt, wie Gristns sagt: Äof Moses stnel haben
Bich gesetzt die gcschriftgelerten. Was sie euch nun sagen, dass irthoen
sidUut. das lialttnt iiiui thucnt, aber nach ircn werken thnent nit.
Nun schaucnt, os ist uit abgcfchlH)oroii od<3r veibott-i), wort zu predigen.
Ky, 80 sugt mir nun, was hat iiuui <iiif dem stuel Mose verkfindt, nämlich
das gosatz und nit die gnad und wailicit ist durch Cristum geben. Der
hat den fridcn und dio vergebnncr der Miiidur durch den glauben ia soiuim
nanien husseii vei kündon durch trouo nienschen, die in geliebt haben, in
seine fues8st;ipf(*ü tretten, im iiacligevulgt in der widergeburt, auch bey
im beharret sein in allen anfechtungeii. Die hat er auch mit seinem geist
begabt und iuon sein lebendiges wort in iren round und das selbig
bekrefti^, da.ss es auch den menschen hat eingriffen, wie ain scharffs
zwayschneidents schwert, das seel und geist durchdnn^^t, das die men-
schen von Sünden geschreckt, erneuet und frumb gemacht hat. Wo haben
die püfiffen das lebendig wort: Es geet niemandt zu herzen, es macht auch
niemand von sünden frumb, es hat gar k'-in kraft» es ist nur ein lärer
plsst und wind on geist, vom todten buechstaben genauen. Dmmb dro-
schen sie ein Iftres stro, ir predigen gibt nichts aus, dan ursach: sie reden
nit aus dem mund gottes. Gott bat in nichts be?oUien, sie reden nur ir
guetdunken und den betmeg ires hencen, sie thun nit mer mit irer leer
dan sich selbs und alle, die in mehdren, im unrechten aufhalten und tot-
derben, wie Cristns sagt: ir nattergeiflcht, wie knnt ir guets reden, dia-
weil ir bös seyi Dan ein böser banm kan je kain guete frncht bringen:
80 kan man von disteln nit feigen noch Weintrauben von dömem samlen.
Hag man von keinen unreinen gereinigt werden so sagt man (sagt der
Sirach): von keim Ingner die warheit hoffen. So spriecht der Buelaadt:
Nun wie dan, das Gristus selbs dem Gayphas sengnus gibt, wie er pro-
phetieret bab und hab die warheit gesagt, darumb, dieweil er des selben
jar hoher prister war. Dmmb meinen wir gänzUcb, es bleib aUea in
seiner kraft: das ampt und das wort So sprich ich dzauf: Cristos hat
seine junger und seine nadivolger henlich gewamst vor den valschen
Propheten, dass sie nit durch iren sauertaig etwo wurden betrogen und
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8un»i«'rlirh vor «It-iii iiiut tlinir 1111»! vir dm gediugtvn knt'< lit«*n. di^ nur
unib Um pnHligeii, Sie sollen 11 ^tmi als tlor frcmbden stiin iiit alleio
hören, sonder von inen Iliobt'ü, Dan alle die. so vor Crif^t<» beiiautVii.
or sie bpend&t, tiüiidt, dieb und mördor kumeu Bur zu wüigeu sielleu uiiü>-
aubriugou.
Demnach stfind £wea at|;lttftige pfiiffeu auch zu mir sroaeliickt wor-
den» dia liaben micli aus der gcfangnvB in ein änderst haiü» laswa Ifteraa
zu inen, iat auch ein doctor der ^cscbrift und ein scbroiber bej inen g«-
wesen, der alle ding hat bescbribon. Die haben sich doch nit gespart, ob
8ie mich möchten irr und kleinmfieUig machen. Aber der treue gott in
himel, der den kleinen beyateet, die sich sein halten, der hat mir noch
ein gnädige auekomen geben, im soy lob. Die haben aoch nur mit dem
kindstauf am ersten veraaecht, do sie aber am selben ort gu niditn Imbeo
sdiaffen kflnnen, habens mich mit fngßn geauecht an greifen, wie dan der
teuffei Aber alle maas geschwind ist in schalkheit. Und hat der ein an-
gefangen: Wir versteen an dir, dass du dich gar sicher dunkat in deinen
bentef. Da hah ich gesagt: Ja ich bin sicher, gott sei lob, und hab keiB
sweifel, dass ich nit recht dran sey. 80 spricht er: nun so merke ich da
dein vermessenheit, so ObertrilliBt dn den Job und bist übern David und
thuest Paulo bevor. Da hab ich gemaint: Wie soV Darumb de haben
solche kflenheit nit gehabt wie dn, sie haben sich imer su der irmng be-
sorg, sie seien nit recht dran und ir seid so frech nnd kAen in enren
und thuen (?) arguuent, als ob ench gar nichts fiUle. Da hab ich ge-
sprochen: Mein kfienheit ist nit aus dorn Heisch sonder der geist gotet
versichert uns, dass wii' frowiss wissen, dass dius die rechte fjna«! t,'»tics
ist. ilann wir steen mit allen frumoji. Darin ich auch hoff selig zu wer-
den; (1. 11 Hill ird ich solches iu mein göttlichen eifer.
Lieber, !sa<:t iler ein pfaff. verlass (li< h nit zu vil anf dein eifor: es
hat oft lier fjottlich fifer IVinne leut iu grosstu schmerzen eingefüert,
dass sie t."»iiii-li «rclhan haht ii, wie nians mi\\: sehen an fromen Panllo,
der ein stark* 1 . \ feicr uniti ^'ott war; noch verfolgt er die fronieu cristen
und wer woll .saj^'-cn. dass ers nit hfizlich prnet fremaint hah. Wie im aber
gott soli lics zu erkenen gab, 0 wie hart hat er sich in seiner thtu heit etc-
schämbt und sich seines Unverstands beklagt; desgleichen auch David,
den an zeiten auch ein ththichter eifer hat bestanden, darin kfien cre-
wesen und in für ein gr^ttlichcn eifer irohabt, ist im gross herzlicher leid
daraus entstanden. Das kumbt allea daher, wen man zu sicher und
sorglos wil sein, welches in zoletat auch gedemöotigt hat und in ein
Ibrcht triben, dass er zu gott bat: 0 herr leere mich deine weg, dan wer
waisa die iming; mach mich ledig von den baimlichen. Und Panine sagt
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d06
such: Ich sag oicht» dass ich volkutnon sej, ich jag im erst nach, ich hab
wol lost an goiies g^aate dem inwondigen meniicheii nach, ich empfind
aber ein ander geaatB in meinen glidem, daa iriderftdit dem geaati gottes
in meinem gemftek. 0 ich eilender mensch, wer wiixl mich erlOsen vom
leib dieaee todia? Nnn aicb sne, man findi auch in aoinem acbieibea, dasa
er die bmeder lernet, aie aollen nit sorglos aein, aonder aieh förebten,
dan der ateende mag ivol tue aeben, daaa er nit fall; dammb aollen aie
mit sitiern luush ibrer atiigkett traobien. 80 aagt der beilig Job (idi acbi
am neindien nnd Qberall): Wenn ich gleich fromb und onschnldig bin, ao
waiaa daa mein aeel nit. Auch der weia man aagt in aprflohen: Wer will
sagen ich bin rein, rein bin ich nnd der afind ainig?
Hit Bolchen aeharfea aprflehen haben aie mich geaoecht ane feilen.
Aber solche airick seind in mein henen gewesen, damit aie mir mein ge«
wiaaen haben wellen binden, gleichwie ein zwirender fkden, der vom
fener gesengt wirt. Es ist mir auch nit zue herzen gegangen; ich hab
wol eriient durch j^ottes gnad, dass es nur de« teufels pfeil sein, die man
durch den schilt des gluubcns iniioss uihslcschcn. Sie haben mich nie kein
glauben gelernet, fmndrr nur don zwoifel: Diih Lab ich von aufang für
des tuulol predig » ikt-iit. Aber gott s« v alle eer vom herzen geben umb
seinen boystand, der mein herz nuch m üreuden raiu und das gewissen
unverletzt hewart hat. Ich hof. er werd mir sein baruilierzigkeit furspanen
und gnad beweisen zur /» it. wan mir und JiUen fronion hilf unt wirt sein.
Nun wie sie ire jifeyl gar hab*'n vorschussi'n. da hab ich zu inen
gesprochen: weiss icli, da.'^s nit litts verdamlichs an denen, die in Christo
Jesu sein, die nicht nier nach dum fleisch sonder nach dem geist leben;
dan (d) sich wol si'ind im tieisch erregt, so man don sündigen gedauken
nur nit nach hängt und der anfechtung nit stat gibt, so schadts aim nicht,
und dieweil ir noch so unsicher seyt, so zaigt ir damit hell und klar an,
dass ir vom geist gottes nichts wisat, dan wo derselb ist, da ist auch
aicberbeit und freiheit, wie Paulus sagt: Der geist gottes versichert
onaem geist des, dass wir gottes kinder sein und miterben Criatj, dan
die schwachen hertaen, die gott nit glauben und Teitranen, die werden
auch von got nit beschirmbt, dan das wanken ires gemfleta macht aie
fiülen. Sie dürfen auch nit gedenken, daaa aie etwas erlangen hei got.
Und dohin sucht ir mich ne bringen von dem aichom in ein unaichen
vom glauben in ein nnglauben nacha teofels angeben nnd leer.
£j nun, ir habt da lang von den alten gesagt, wie sie sich vor gott
gefftrcht haben. Das thnent wir anch und ich waiss, gott wird mir das
teognoB geben, dass ich seinen namen tronlich fftrcht nnd vor seiner
herriichkeit xittere, wie es dan anch billicdi ist; aber im glsaben sweifel
AmUt. IZXXI. Bd. h Bilftt. 20
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306
ich nit und bin nit un8icher, dan ich waiss, da88 putt in seiner zu^-sag"
wfirliaftig ißt nn I mt lictrin kiin. Wan ich euch aber suit emllen voq
der alteu frciuiigkcit nn gkubeii: ich hat lang zue bugen. Wie der Job
dorton seine freund von im abweiet, die in auch immer haben gesuecht
kU'inmiietig zu machen: Weicht ir elenden tröBter, wan dan schau gott
mir zu güricht stüend, so wolt ich iinscbuMiLr ilai-von kuiui-n und frey-
ledig ausgeen, dau ineiu gewLsj^en. das heisbt mich nit. So sieht man
aoch, wie der David im griawben getrutzt hat wider alle gottesfoind. Ich
fßrcht mir nit, wan die erd einfiel, ich fTucht mir nit vor einem glänzen
her, der ist mein hilf und heil. Vor wem .solt icli midi förchten? Er ist
meines lebens craft. Vor wem solt mir grausen? Ich wil mit meinem
gott fiber die mauer springen. So sieht mans auch an Panlo; die weil ir
die ansogen habent, so sag ich auch nar oben toh denselben, dan die
ganz wol Tertraat in gott lebendig in der hofifnung, auch feurig in der
lieb gegen gott gewesen sein, les man das acht capitel zun KAmem, wie
man die auscrwälten gottes nit beschuldigen mOg, die nicht mer nach
dem fleisch sondern nach dorn geist gotiea wandlMi; dan ea ist nicht»
▼erdaaüiGha an inen, den ist gott for nna, wer wil wider uns sein? ich
bin gewiss, due mich weder tod noch leben, weder engel nodi ftrsten-
tiromb, hein gewalt hocha noch tiefe, kein trfiebsal kein creator, nit
mag gchaiden von der liehe gottes, die da ist in Christo Jesu unserm
herren.
Da hat es dem ain pfaJf heftig «ngetban: hat gemeint, du darfot
dich Paolo nit yorgleichen, da bist auch nit im dritten himel gewesen.
Darauf ich sagt: Ich gleich mich Paolo nit, ich red es dsinmb, disweil ir
sie also anseocht, sie seien nit sidier in irem glanben gewesen.
Nun spricht der schwfthisch pfaff: Felhinger, ich merk wol, weil
wir dich an dem ort nit kftnen beaeugen, da werdest dich in andern
Stacken aach nit geben. Nnn was wil wir dan lang da sitwn? Da sprich
ich: Es ^ derfsf s nit nl bemfiehen, ir habt mein sin im schreiben, acht
ich, in allen stucken wol vemume^. Dasselbig beken ich fQr die göttliche
warheit und gedenk mit gottes hilf darhei zu verharren, wil diuber des
henen erwarten, was fr fiich über mich verliengen uad zuela^sen wird.
Da tsuind die aufgestanden und hat der dootor angefangen: Nun
Claus, CS ist Uli» allen laid umb dich und gleich ein kumer, dass su gai*
kein heilsame leer oder treuer bericht nit haften mag, dass du so ver-
sunkt magst sein. Gott im himol waiss, dass wirs herzlich guet mit dir
moinea. Da sprich ich: Dem Üeisch nach meint ii*s gut; dem war es
' d. h.: Ihr dürft auch: ee ^ Of ir.
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307
wol ciu hoilsumer bi^riclit, er wind der gefaukiiu» und de» crouzoH lu8,
die seel müest darundcr vonicrbcii. Cristus spricht: Wer min leben
wil erhalten, der verleui-ts, der es aber umb meinetwillen verUm-t, der
fiAdts wieder.
Nach dem allen isfc der Vitzthum mit etzlicben caniley herron für
die gefänknas kumen und gar mild mit mir geredt, mich geeaecht mit irer
freundligkeit su «nraielittii. Da hat der caniler angeüuigmi: Nun Cbiiui
da bist non nahent 10 wochen da and nachdem man treulich mit dirge-
redt hat vnd dich bericht, hast dn dich nit auch emecht und «rinnert,
ob da nit etwa ein irrtumb in deinem herzen betest fhnden» den dn waist
on zweifei wol, an was ort du yetzund bist und was dir entgegen steet.
Darauf ich geantwurt: Ich ei^suech mich ulk Ug, find aber keinen irr-
tbiiinb in meinem heraen, ich bin nit unsicher sond«'ni wiiiss, dass ich in
der rechten gnad gottes stee. Darin man salig wird, darin beger ich mit
gottes hilf zu verharren. Da spncbt der canzler: Claus, gee recht in doin
herz, da wiret noch etwas finden, du bist im ortel leiden schnei. Du
meinst, wer nit enres bonds sey, der f5roht gott nicht, gleichwie der
Elles dorten, der anch gmaint hat, er sey allein aber bliben.
O nein, es waren noch \t1 tansent, die den berren eerten nnd dar-
ürab bin ich auch gewiss, daas der herr noch yU frnmer henen hin und
her zerstreuet hat, die im auch treulich förchten. Da hab ich gepn^, so
waiss ich auch, da^s kein zerspalten reich gott wil haben, ^^oiitiei ii ii.uss
• inipr J^ri, dan er spricht: wer nit mit mir ist, der ist wider mich. Dauh
aber gott nit in andern sprachen, die nicht von uns wissen, nit auch solt
frome hersen haben, in denen er sein heiiigs werk anrieht, der weit zu
einer zeognas» dass widersprich ich nit; dan gott last sich in keinem
land nnbeaengt, aof daaa niemand kein entschnldignng hab an seinem
tag. Non aber seit der seit Gristos anferatanden iat, hat er geheiligt alle
die, die seim wort glauben geben, sie von der weit heissen aoageen, mch
abaflndem und kein unrains mer anrfleren, auf das sie ein tempel nnd
ein lustbarlicher tabornakel seien, darin got wonen und wandten wil, ir
pot und vat^r sein und sie für seine kindei und erbvolk haben nud dar-
uitÜH ii lialten »ich anch die glider des leibs Criaty /-iisamen, damit eins
dem andern durch treuen dienst aus aller crnft handraichung thuet mit
der gab, die es von gott empfangen hat, zu bessern den leib Cristj; wie
dea die lieb ein art hat, bis dasa sie mit einander erstarken und wachsen
Kor grOss, die got gibt sum rechten Tolkomen alter Grieti. Und das ist
auch die recht gmatn gottes, die er selbs gerainigt nnd geheiligt bat
<lDrch sein eigen bluet, dass sie on mutze nnd on allen fle<^n sey,
heilig wie der, der sie bemefen hat. Und dieser gmainschaft der heiligen
«0»
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hiit er auch dcu schlüssol and gewalt geben, die sund aufzulösen und ZM
binden, welches auch die rocht thür im BchafüUl isi. So aber yemand
andeniwo (don durch mich, das ist durch meinen leib, welche mein
gmain ist, der i«b mein wori der göttlichen kraft, darch weiches ann
abbricht und anahaut, v«rtraat hab) hinetnateigt, der ist ein dieb and ein
mörder. Und daramh sag Ich, welcher meaaeh seiner eftnd wU loa werden,
der maesa dorch das ffiigehot der gmaind gottea vnd durch die warbaftigan
dlener Criaty gerechtfertigt und frey geaprochen werden oder aeina «find
hocken im noch Tor seiner thilr.
Spricht der caniler: So steest da, ala oh sanst kein TeigebuDg der
snnden aey, dan da in eurer gmain. Antwurt ich: Ir hOrta wol, ea ist je
nnr ein leib and ein geiat, dan es kan im je der mensch die sflnd nii
▼ergeben. Sagt er wldemmb: So giaab ichs aber ganslich, daaa gottdem
menecben die stand selb vergeh und Teneucht, so er die von hersen be-
reut, er sey, wo er wOl, dan David spricht: ein lerscUagena hers wirsta
nit verachten. Ey ja, dennoch hat der harr alle ding dorch mittel und wc!g
oder rechter maa in seinen heiligen gehandlet und wider sein wort nichts
nit aogofangen. Dan man aichts am 32. p&almen, dass David spridit:
da ich mein sünd wolt verschweigen, da faulten all mein gebain von
mein täglichen heülen, dan mein craft war dürr wie im t^umer, dan die
Land gottes war tair uuil uat-ht schwer ob mir; du ich aber meine tund
bekent, da vergubbtu sie mir, dalur werden alle heiligen biten zui*
rechten zeit.
Da .spricht der caiizler weiter: Nun so sag mir, wer meint ir, der
dcu hchacht-r am creiiz uiul auch den Potnim, der flhel gehandlet hct, ab-
solviret. Ja wer w-.lt.s zur Sellien zeit thau haben, als der lierr selbs: dan
es ist kein richtige gmaiu uiudert gewesen. So hat Cristu« den gewalt
die Sünden zu vergeben seinen jungern eret nach seiner aufereteeung
übergeben; derselben hat er darnach nit cinprifen, sonder hat seiner
Ordnung die eor geben. Da sihet man, da Cristus den Paullum nider-
schlug auf dem weg und selb« mit im redt sagende: Saul, Sani, wils ver-
vülgstu mich. Und er fraget: Wer biatu oder was muass ich thuen? £r
hets im alles wul erzellen kflnen, was er raness thun und in absolvieren.
Nun, er bat es nit gethon »^onder in hineinge wiesen in die stat aom
apostel Ananiaa, der hats mOossen than, weil es audi sein ampt war. so
sieht man auch am Coiiielio, des sich gott erbarmet, weil er gott furcht
und in dem treu war, das er erkenet vor got recht sein. Drumb sendet im
auch got ein engel, der zu im sprach: Cornelius deines gebeta und
almussen ist vor got gedacht worden. Dammb send hin geen Joppen und
lasa her födern Simon Peti'ua, welcher su er kumbt dii* wird sagan, darin
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300
du ftälipf wii-st. Dnimb uuiir nuiiis (h-utlirli stehen, tiasH er seiner onlniinf^
nit liat iib.upiiom»^!. i'V liuts durch dvn engel auch mogpn ansrnliton,
Fetms der apostel muestg thaen. Es hot auch got den verschnitnen
kämmerliog selbs wol absolvieren kfinen und aufrichten, dioweil er in
eins rechten gmflet erkenet Nein« er thets nit, sondern er trib dnreh
Beinen geiet den apostel Fhilipi»en hinne vm wagen, der mflest im die
göttlich zengnnsB erklären nnd den weg gottes dae hail dnrch OriBtom
dar anzeigen, in welchen er auch glanhet nnd in eeinem namen von Phi-
lippus tauft wart. Und da habt fr mein sin. Sie aber sprachen: So
glauben wirs ganzlich, dass kein sfind so gi'oss sey, wan der mensch dar-
i^ber von liorzdi laid trau:t, so vollzeicht iins gott. Su sprich ich: Ir mögt
wol glauhoii, aber m int mi verkerter Hin, os stet die gantz weit also, es
wird euch föllen, das haltet auch im unrechten auf, dass sie der
waren buess dest mflndter nach fragen, weil sie mainen, sie wollen den
herren gleich henuckhen, wen sie wellen, wie sie den sagen: Cristas ist
nmb der sfinder willen kamen, gleich als hab er iaen erat fr^jheit geben
ao aftndigen, nun hat «r doch (sagen sie) gnneg für uaa getfaan. Dammb
sQndigea sie nnr aahin auf gottea bannben%keit, Termeinend, wen sie
nvr zn letit ein gveter seyfiEer lassen, so sey es alles schon Tersflent, nnd
darumb spai-t auch ein yeder sein bosserung bis zum tod. So doch der
herr spricht: Heut, heut, so ir mein höreiit so verstockeut eure herzen
nit und bindet nit zwo süud zusameu: daii unib die eine wordt ir nit un-
gestraft bleiben; dan der mensch mness vor gidt rechenschaft geben von
ainem yeden unnützen wort, vil mer von werken. Und also haben sie
nachgelassen, zuleist alle ding faren lassen und gemaint, es sey nit ein
wunder, dass sich yemandta der verrachten weit entschkeh. Es wnndeii
mich aadi nit, mein Chms, sprach der eaailer, dass da dein sQnd nit so
bald Allen last, weil du 11 jar daran gesamlet hast. Ea ist yilleicht die
stand nit, wir wollen yetaand von dir geen; ein andermal, als wolt er
sagen, w^lUen wir sehen, ob wir dich bezeugen kfinen. Da hab ich ge-
syrochen: Nein; ich hof, ir soll die stund nit erleben, dass ich die warheit
verlasa. Ich veitran meinem got, er werde mich bewaren. Spricht dei-
canzler: "Wan wir nur mit den» kindertaiif bass machten znsamen knmeji.
Drauf einer sagt: Von sacrament oder vom abendmai bat er schon ge-
Bchriben, aber ?on seiner wfirknng haltet er nicht.
Kun q»nichen sie: Sieatu dan gar nit, dass da wOUea bericht an-
nemen? Ir kflnt mich mit der warheit nit berihten, den ir stet nit in der
warheit nnd dromb wil ich in der einfalt Cristy bleiben.
Da sagt der canaler: bistn einfaltig, so kan ichs nit glauben, ich
denk, es aollen ir wol hundert herauf komen, die sich also verantwurten
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nit küiH'D, \ml' du tUufst, dan 'u \\ lialt dich für kwiuen scUwcinitT. wu-
man ir find, die da umblaufen on lm iui.1 Das hat in g-ot g-piirttiirt. .ta^s
ftrs hat Tnüo}5«:<>n bf^k^'nnon. mir 7.\\ ciiicin tin^t. alter gott all •in di«* »•♦!•
lind all» 1 )ii i'is: dci st 1Im> soiu heilige warboii in uns schlechten vertädigi
allen froinen zu einem irost.
Amen. iünd. Finis.
Nr. 2.
Benesch (WenMch) Köhhr an MafthäuB Binder tn Öottal (Kogfl)
Uber »eine Erfolge in der Umgehung von Zürich, — Gottmading,
12. August 1594,
Der herr mit seiner Gnad, kraft, weisbeit, nnd . . .* der wohne
Dir noch in jeder seit bei, incwnder gliebter bmeder Hathes. Ich mtiSB
Dir gleich aber ein wenig schreiben, wiewol Da der brief schier mISehieil
nrdrllsug werden, dass ich Dir eo olt schreib, es Terdreist mich aber nit^
and msch Dich auch dcater gwiner, daas ich Dich von henen (sambt
allen fronen) lieb hab, nnd wenn es mir möglich wer, ich wolt eadi alle
woehen ainmal schreiben; daramb ich auch die hoifonng hab, Da wirsi
mein schreiben Im besten nlfnemben, dan ich auch vom henen gern er-
frewet wflrde, wan (ich) einmal ein botschaft von encb als der gmain des
Herrn hab. Daramb, lieber Braeder Mathes, geefc es mir, dem Cfaristoffel
sampt meinem Brueder wot im Herrn neben allem kämpf and trObsal,
nnd hab irnmersne ain innerliche freadt Im hersen, wan ich an die gmein
gedenk, nnd hab andi die hoffnnng, der Herr wird mich schier mit fren*
den xn denselben ftteren, wiewol ich noch manchen knmmer nbereteen
nmß. Ich hoff aber, diu Herr wird mich wider trösten, dan so oft ich
ain mal uiu Volk (ildVrtige, so goet es an kiimernul] (wie Du wciOi) uit
ab. Dan ich werde (willß Gott) 8 tap: mich disi in ahci- ain volkh ab-
fertigen, das ans dt-ni ]5as<-I(ge)biet kunu'n. so es nit utgühalten wurdt.
Vom haim/iclitMi kan ich Dir sonderlich uit völ schreiben. Ich bin aber
der hotTiiuiit(. auf Michaeli im landt zu sein. D(^r herr wflle seineu gegen
^'«d)('n. 8t'i also Gott dem alnitfclitit,'t'n und sf'infui srhutT: nnd srhirni
(sauibt der ganzen gmain) bcvoihcn und darneben ^-iir trfulich trf^Tiu'^
sambt Deiner Ursel. Grüß mir auch in.HOTiderhcit deine gehülfen, den
Andre Loienzo. den .Teniy Planer, den Lorenz Hanshalter, drn Nol. In-
sonderheit grüeß mir das knchelvolck nnd des Christophes Kegina sandd
allen Katerin(en), den QaU Haushalter und Bertol Kellner, Mathias
> Hier fehlt ein Wort
Bnechbinder xn BitowAtc. In smniiui grfleB mir und metnem Bnieder die
ganz ^aiu, alle fruinmen uüt dem ianerlichen fridea Jesu Christi, wo ir
»y mit des herrn wort bi^siiechet.
Datum Gottniadin^ in Eil, den and(^rn tag nacli Laurenti, auno ifiHi.
Sunst aber lieber brneder Mathes thue ich dir sn wiflwn, dass ich
samlyt aiaen Jungen aclmeider von Seheckwfltt den 4. Angnst bald
wer ^e&ngen worden zu BirmesAdorf, 1 meU yon Zflrcb, da aber des
Undenrogts weib den ansdiiag Temomben batte, da ward sj sehr be-
kumert (dan dein brfleder sein ir Heb), da hat sy Ton stund an ibren
knecht (dpr anrh mit disom volck komen ist) zu uns ^:r'srhickt, in dos
Bartels von Scliäckwfltz haus und uns lasson warnen und heissen
fli>h»»n. So wir kaum anss doni hruiss kuinfii nnui nhor ain»Mi borg aus
in aineii wald, da kumen die Pilatusknocht« dahor, aber der herr hat
uns darYon geholfen, hotten sy mich orwüscht, so hett icb hinein geen
mflsaen gen ZOrch. Aber der Herr hat ihren ansehlag xu nichten ge-
macht; wir haben aber des dings noch mehr sn gewarten. Der herr
welle nna bewaren. Amen.
Weneseh E6ler,
Schick Dir anch hie mit dem fiartel ainen Schweizer Ziger; wellest
abH> TOD mir mit ainer iMshlechten gab vor gnt nemen. Ich hoff,, ich well
im helfen essen. Sonst «aiss kli Dir aus disem groben, inuchen, her-
giehten, waldigen, wässrigen, migeschickten landt auf diamal nit änderst
sn schicken. 0, wer ich hei der gmain, mein Gott im himel. Seid onser
Torrn herrn ingodenk.
An Mathens Binder m Qostal, meinem insonder gliebten brneder
sn henden.
1» tergo: Oopy Sohrejbenfi Weneseh KoUerss an Mattheufi Finder
sn Oohstall. Datirt den 2. tag nach Laarenlj anno 84.
Nr.S.
Benuch K^hUr an Michael Veldthaler zu Nieolsburg Über teme
ftng$Un Erfolge und weitere Abeiehten in der Sehweit^, — CfotU
mading, 13, Auguet 1684,
Der herr sei alleseit mit ond hei Dir. In snnder geliebter Bmder
Michael. Ich kan nit nnderhusen, Dir sn schreiben abermals, wie es mir
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samt memem B(rue(ler) gehet. So gehet e8 udib iiti hcrn n j^leich noch
wol mitten unter unsern feinden. Aber doch bleibt kämpf und streit uit
was, samt der sorg, mfieh und arbeit tag und nacht; wie Du dann dasn
selbig in gueter erfarung hast, ist oiiot zu schreiben. £im gellten ist
gut bredigen. Sunst aber, lieber brueder lüchaelt wies, dass ich dein
schreiben den suntag nach Jacobi empfangen hab, welches midi auch er*
freuet hat, daas Du mein im träebsal so fleissig eingedenk gewesen bist
Bin auch durch Dein und vUer Brueder Bchreiben wol geti östet worden
und gleich ein neue kraft» muett und eiffier emp&ugen. Da Herr im
Himmel sej treulich und fteiasig gelobt . . Nun aher gelieb«r Bmeder
Michael, wias, daas es sich itsnnd gegen der letsta «mlich aireng wil an-
hiSBen, da man dan auch ¥il leut unserthalben um gelt geatr&ft
hat, die uns geherbringet, essen oder triiiken gehen haben, auch die so
bei der bredig gewesen sind; auch so wftr ich den Zflrchem schir in die
kluppen kumen, dan 1 meil Ton Zftrcb, da hab ich dises das
kummen ist» gesucht, inen ein zeit gestimpt, wen sie sollen auf sein. Bin
also durch den pfaffen auskundtschafft worden. Der hat an den Ober-
vogt gen Zurch gesdmben: Die teuffer bredigen alle nacht in dea Bartels
haus (der mit au der gmein sogen ist). Da hat (der) oberrogt den brief far
(den) Bath tragen. Da hat man von stund aa einen boten ins Dorf ge-
schickt: Der üntenrogt soll uns gefangen nemen. Da aber des Under-
▼ogts weib solches veninmen bat, hat sie uns bald lassen warnen dArdi
ircn knecht, der auch mit diesem Totck kamen ist. Dann so bald mir ans
dorn li;iul5 kiiuKii sind, so ist der undervogt gleich kumen mit seinen
Tvliitusknechten. Aber der Herr liat uns also aus iix'U henden erIeJig<'t,
im st y alle eor und aller brein. Nun aber, so hab ich eiiun r.ui^ hit n in
zu tUun ins Heern (grMmi^^ »s daraf'?) ung<>ferlich ist. Dir H"ir
wel uns bi'Wiuen. Vnd wenn ich di'ii vcniclit»', so wil ich iiii'li mit
sambt nifinom liruiicr (wils fJTutt) wider zu der ^«'iiiein richten. Ufr hftr
well uns Ulli In'üdcn heim hulfuii. Sei hifinit Gott dem alium litigen
sambt deinen f.s/* ) und kiud bofolhon, ilauu gar treulich samt deiner Ursel
und deinen gehülfon. dem Tauln und allen frommen gegrüsset mit dem
innerlichen fhden Cristi.
Gottmading d*-n 13 Augusti 1584. In K}i.
W. Küler.
* Einige Ihttliche Sitie «ind oben weggalMsen worden.
* Umd «Mgestriflhan; dafllr: biet
* danken in der Handsehrill.
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Seit njiser vonn Hexni eingedenk. Bs lant Dieh anck der David
tr^lieh grieüsen.
Ui ubii mir sonderlich den Gurg Zobel. ^
Nr. 4.
Bmeseh Köhler an dm Wieä$rtäuferlniehöf Clauss Breufel
zu der Nmmilhl Uber Bern« lei!^m Krlehnigne ah Sendbote in
der Gegend roii Zürich. Kündigt die Aukuufi eineß bekehrten
Völkleim an. — Qvttniading, 14, August 1684.
Der Herr sey olzeit mit und bcy dir. Insonder vilgelibtcr Bruder
Iii Ii. l>ah gleich Ureach Dir wiederuinh zu schreiben somltiiich
dieises Y"iklins luilber; da ich dann bub sorg gehabt, mun luit sit- aiilgc-
halten, da ich dieses Tor dem Volckel hab abgefortigei, dir geschriben
haite, da hab ich einen bruedor lassen hinter sich lanfTen gen Schof-
hausen, wie ee mnb difi Volckel stehet. Da hat er sy mit einander beim
schiff fanden; also sein sy den andern tag an Mittag hemadi kbnmmen.
So hab ich Ihnen geholfen nnd an Gottmfidingen, 1. meil von Sehaf-
bansen wiedemmb ein for ged^igt bis gen Ulm nnd hab sie also abge-
fertiget. E6 ist wol ein simlleh freches gesindel» aber sie haben sich wol
erpotfn, dann ich emstlichen mit inon geredt hab. Den ich mit Ihnen ge-
hchiciit Lutte, also den Hen (t), Ilt iirich und Partid vom Scbeickwitz, der
ist noch beim Pi iwlcr. Auch ist unter lliut n allen kein gfschwistriget,
wiewol ich mit deu vurig'en aüch anf hofnuni^ (sie) g'ehaiuilet liahe, dan
sie alle über r> oder 7 fl. über dj zernag' nit gehabt haben, dai'Biit sie mit
einander steil fortkomen, dan ich hab selber hinein müssen gen Birmess-
dorf, ein Meil von Z&rch, dass ich Ihnen den tag gestimbt hab, wan sie
sollen auf sein, nnd hab die dasigen, die im sinne haben gehabt^ bienein
tn sieben, lassen Yeisamblen, am abendt bey licht nnd mit Ihnen geredt
was mir der faerr geben hatt: Was ihr anszug sey nnd was sy bey der
gemende finden werden.
Pn pin ich durch den pfatlVu auskuntsciiatU worden; der schreibt
gesrliviindt hinein jj:en Ziirch an die Oborv(»jj:t (da haben die Obervogt
den brief für den nitli ti*agenj, iia.ss ilie taullVr itzt» alle nacht ins Bartels
hauss sein nnd predigen. Da habens von Stund an die ätadt|>oten heraus-
Der Arxt, der einmal nach Priig gerufen wurde, tun in der Kaiserbarg
HiUb tu leiitea. Er und Feldthaler werden in den Geachfehtebltcheni
wiederholt geneimt 8. 8. S76.
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di4
geschickt, man sol uns gefangen nehmen, joron Zürich pringQiir sind aber
durah des Vogta Weib, die einen knecbt geechickt hal, gewarnt worden,
dann so bald wir ans dem hana kennen sein, so kombi der nnderrogt
rombt seinen gesellen daher. Aber der Herr hat nns geholfen, dam wir
ans iren banden entronnen sein. Dem sei die Sher.
Sonst aber, lieber prneder Clanfi ist ein abgefalner bej diesem
Voickel, heiat Heini Bencker, ist m Sehadewiti Tor swei Jana weg
komen. Der stett wieder buss an tiran, hat sieh sonst bei dem Volck Bit
nbel bewisen.
Ein Witfrau heisst Barbl. Ist sn Brotifca vor seht Janen w^-
komen. Die hat anch angehalten» begert Ton hertsen bneB in thnen. St
hat sieh auch nit nngescbiekt beim Tolck gehalten. Dn wirst nan aller
nach halben wol wissen sn thnn. Ist aber mein Pitt, Du wollet den
Christel von Broschen mit swd oder drei jnngen bedenken, die han^r
mOehten ausgeben; setx dies in deinen willen. Sej also von mir sambt
meinen brfledern, sambt Deinen gehülfen, deiner Ammdel (sie) und der
gaaizHn gemfiii troulich cr^^^-rrisst.
Dalum Uottmäding den 4 ütg nach Laurents^ annu 84. In ejl.
Sejrd unser vorm herrn eingedenk.
W. KöUer
ä(em) \(id>er) bCmderj ](m) h(etm).
An Clan0 Brädl zn il* r Nenmüftl, meini^m insondem und gelipten
Prüedem im herrn su banden.
In irrgo: ('.ipy St'hicybcnr) Wciiosch KAllors all ClauB Fmdl zu der
Neumüll, datirt den 4. tag nach liaureiitj a" 84.
Orig« Pap. in der Beek*idien Sammlang.
Nr. 5.
Mandat der Zflrirher gegen die vnrk Mähren zUhmdmi Wwdef'
täufer, — 1612, 30. Deeembw,
(ZOricher Stadtarebir.)
Dias Mandat Ist bestetiget md soll Inn truck Tcrfertiget vnnd Inn
Statt vnd land öffentlich Torfchflndt werden.
Actom Mitwochs den SOien Decembris Anno 16IS. Prftsentibos
Herr Bürgermeister Bhan, Bhat vnd bnrger.
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Wir <!Ar Biirjrnriiii!i.stüi, Rath vnnd dor gross Rhat, so man nennt
die * \ liti» ! i dr'i Statt Zürich. Embiotcii«! allen vnnd I(slon ?nnseren
bürdeten, liiwohiieren, Ober: Yniid Vndervögten. auch allen anndereu
vnnseren Zugehiirigen , (loistlichon vnnd Weltlichen Inn vnnsor Statt
GraÜBchaffteD, Hemchafften, Landen, Gerichten Tnnd gebietea wobnhafft,
▼nneeni gftiifitigoD g«neigt«n wUIue vnnd aUea gnts savor vnnd thnnd
hiemii vcb aampi vnd Bonden sn Yomommen. Nacbdem die Irrige eect
d^r WideHbftflfferen an etfiehen orten nur Immerdar mehr xa dann
abnemmen will, mind aber ein Jede Cbristliehe Oberkheit tbs obligender
pflicht. sölliche Widertaüffery vnd dero anhang, vn^iT^sirafft nH hingahn
l;i^>^••ll kiian, als dif nit rin^' zuachten Ist: diewvl die Widfitliaii tTr^r ril
schädlicher, f-njchrorklu Imt vnd grifflich(»r Irrtlnual*» u vun \il attickh-n
habend vnnd lürend, ina donpn si nit allein den Kindoi tauff sdiendend,
dann von vnsers lieben Herren Nachtnial schlecht haltend, sonders
Irrend auch Inn dem rechten Innptpnncten der Christlichen Lehr, als
da sj ffligfibend, das ay durch Ire eigne werck vnd iyden aiiig werdinI,
lAhrend biemit vsa den thflren verdienst vnnserB Herrn Jean ChriBti, dnrch
weliieben allein wir dese beyla ibeilbaffdg werden! Item durch Ire lebr
werdent alle Christenliebe Kirehen verwirrt vnnd sevstOrt, desaglyoh
die Ri^ineiit vnd hnsBhaltnngen zerrfittet, dann 9y wendend menigk-
licheni so vil Ihnen nüiglich ab, von ordonlichem Kirchgang, lehrend,
kein Christ möge Im stand der Oberkeit svn, nennend sy anrli nur
FTeyiion. hebend die rechten Eid vf, mit denen die vndci iluiiiin n ln*n
harren vnd Obei'en verbundf-n sind. Vemers trennend sy die Ee, türend
einem biderman sjn PJelich wyb hinweg, einer Eerenfranwen Iren
Beman, wyssend aaeh die kind vnd dienst vf, da« sy von Iren eiteren
vnd HeiTen lanffind, deaqglyeh die Elteren von kinden, beraubend aneb
die kinder Irer Srbgnteren, damit sy vil gut vss dem land hinweg fer-
tigind» vnd Irer Gesellsehafft Im landt Herrhern zneignind, wie
glych etliche, so dnrch Ir fidtsche anleitung sich daselbet hin begäben,
7Ai Ireni widerkheer den trug vnd bschiss anzeigou kli-'uncn. Bruchend
anch mit vorschlen kun der zollen vnnd abzngen, aucli iiuderni den
Obcrkeiti-n ziigeliKit, allerloy f^falircn. entblüssend vnnd boi-anbcnd das
Vaterland der hilf wider vyentlichen gwalt. Inn sunima sy vertrybond die
recht Bimngelisob Beligion vnnd Christenliche bilUche politische sa-
chen etc. Das wir vsa Christlicher OberkeitUohen pflicht s6Uichem
actaidliehen Irrsal, vnrecht vnnd vbel mit ernst vnnd nach gebflr sn-
begegnen vemrsachet worden sind, vnnser vormaln hierwider vssgangen
Mandat, widervmb Inn vnnser Statt vnd Landschafft mit etwas ver-
besserang vnd vemeren sosafcs zuenifiweren. Vnd gebietend danif xum
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aller orntsflichistf n «las Bich mt nififklich vnder vnns vud «I*'n vnsseren
von difor Tniffii \Viil«'rtli:iüiiff('iiHclien lelir al» zücUe vn»l »lei&t-lbeu
eathalte, dann w<^r sich diiM aiihcng^i^ niaclu h vund dahor sich d«»s
ordenlifhon Kilchg<iu<r('s, iiacli vniis'Tm Chi isl«>iiiiciii'n tdiibaiu aajjeheQ,
Yssfito, vnd (las pmein gebäU vnd dw pn digen Inn syner PfaiT aW
Küchen (wif andere gehoi-samf burger vnd vnderthannen zethund pfl»:"-
gend) nit bosiichte, vnnd ah t i st« r synps Pfarn i s ald I'rodicant«^n oder
eines Krsamincu Eegerichts Inn vnnser Statt alhie vnd vfl vuser Landt-
schafft des Pfarrers, Vndorvogts, Eegaumeren vnd der eltisten Inn der
ömeind. fnintlicher vermannung, erinneren vnd wannen von der brochen-
den söiuh ruug Im Kilcbgang abnutahn nQdt thete, aonders nachmain
Tsseri der ordenlichen Temaibliings predig blibe, von dem ald, denen
soU des nechsten Sontags nach der warnung fünff pfund gelts, deas
andern Sontags darnach i«hen pfond, vnd desa dritten Sontags fanf-
sechen pfond an barem gelt Tnnaerer wfihmng vnd benantlich jede der
Jetet beatunpten bnssen gljdi iS den Soniig deas Ybenehens Tnd vee^
blf bens der Fredig gestrax vnd ohne gnad la rechter atraff Ingwogaa
werden. Da die Predkanten, Tndervögt^ Weibel rad Eegoomer, Jeder
by synem Eid sOUichea allwegen Iren Obervfigten leiden vnd anaaigeii,
weite dann by einem die abnemnng voranelteir gelt bnasen nfttsit helfen
noch Terfahen, So aoll dannenthin ein aOllicher Tngidiommer, lat er eia
bnrger ald Inwohner Inn vnnaer Statt alhie» von vnd vea aynor Znntt
vnd Qsellschafft vsageschloeeen, vnd syn handtwerch gwlinn vnd gwerb
Ime verbctien vnnd nidei-gelegt, vnnd die vff vneer Landtschait von
aller gmeinechafit vnd nntanng der gnieinen gflteren Inn holti vnd veld,
Inn wiesen] ngen, kanffen vnd verkanffen, vsegescbloeeen werden, vnd
dessen, alle die wyl vnd so hing sj sich nit gehorsamlieh stallondy vn-
genoss vnd nit vohig syn.
"Welliche aber, es sygind Mann ald wyb, Inng oder alt, vbor das
alles Inn In>r lialsstarrige fflrfüreud, vnnd sich nit bfU^hten lassen
\v(dton, d<«r vnd dieselben söllent zu vnnsercn als der hohen Oborkpit
iiamirn j^onumnicn, vnnd Inn gfangen seh äfft srelegt werden. Vnnd d.i
man gegen khUkIioii widei"?!ppnnippn Iflthon niitt vorneini fiiintlichen
vndemrhtcn vnd ah\\y> »'n vom IiithiiniU amh nudt schaff«'n khundte.
80 wollend wir als dunu vßs oherkeitlicUen gwalt den vnd dicsolbcn von
vunsor Statt vnd Landt^chafft vorwyssen, vnnd no sy darflbcr wvtt r <lar
Inne ohne voi'gende bogebun^' d^i- c^fhorsamr^. vnd abstand vom Irrthumb,
betretten wurdint, sy widerunib Inn gofengknuss legen, vnd mitt mos«
vnd brot spyasen lassen vnd da sy sich vss gütlichem wort nochmaln
nit 2um abetand vnderrichten lassen weiten, den vnd dieselben noeh
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einmal von vnnser 8tott vod land verwjssen. Wore dann einer bo frelfea
▼nnd wideraettig, vber daa or warn andern mal Tcrwiaaen werden, »ich
abennaln widemmb ohn erlauMansa Inns landt lieaae, oder das einer
sich nit tos dem Jandt wyssen lassen, sonders mit gwali dar Innen be-
.lyben weite, wie dann etliehe Toflifer so venntesen sind, das sy Inen ein
sdllicbes fttmemmen vnd der Oberkeith sich anch Inn dem widenetaan
dOrffvnd, gegen 8<^iUchen balsstanigen mentschen, an denen alles nftdl
helfen will, werdent wir mehrern emlst anwenden, vnd dieselben als
meineyde vfrArische iQtb, vnd die sich allem OberkeitUcben rechfanessigen
gwali tratslich widersetsend, an Irem lyb, oder anch am Mben nach
gstaltsamme der Sachen stralfen.
Ynnd wiewol wir vor Jaren, die Jhennigen, so mit der Tättflbry
befleckt sind, mit Irem hab md gnt yss vaneer landschaift verfaren
lassen, Sidtmaln aber utigonschfinliclf sich erfindt, du8, wann sy hinab
Inn das land Morrhein, oder aber Inn berflwou khommcnd vnd wider-
umb dem Vatorlandt zu/ücliend, oder da sy viiduu absterbend, vnnd
(l;um Ire kinder, iils vnschuldige, sich widci liMmbworta begebend, alles
gut eiutweders vt rbnit lit IhI, oder Iut«ü aiuh ischwo abgenommen vnd
vorgtdialten wirt, da f<o wcllfiid wir khoinen undir .1er viiiisuruu, 8o sich
d«r Tiinffcrisjchon scct anliciiirifj: inachcnd. oder mit Iiu'ii hinweg zOchend,
In'.s zytlichen hat vud guts üüt/.it volircii las«eu, alle die wyl sy Inu
Tlucr vugehorsamme vorharrend, goudcrs datiselbig zu vnnstM cu banden
Inn bevogtigung vnd Verwahrung nommeu vud vf behalten la-si^cii, damit
wann hernach sy oder Ire kinder widerumb Inn berüwou viul zu land
Miommend vnd gehorsam syu wellend, wir den vnd dieaelbea nach
viiiitierm gefallen vnnd gutbedunckeu, vss sdllichem gut bedencken
khönind, welUchs wir vnns hicmit Torbehaltend, Ifacb gnaden vnnd
gstaltsamme der Sachen sethnnd.
Ynnd als dann vnns f&rkompt das « tlicbe Taöflfer m vormesscn
sind, das sy sich Inn vnnseren landen vfsteUeud, vnd Inn wincklen vud
an hciniltlichen orten dess j^redigens anmasson dOrffend, vnd darmit ein-
fslte Lüth an sich xe hen<^en vnnd sn verfQren vnderstahnd, da Ist vnnser
ernlstlich gebott vnd meinnng, so bald man vernlmbt, das sOlliche Ifttb
verhanden, sy sygind frflmbd oder hsimbsch, sOllint alsdann vnnsere
vnderthanen schuldig syn, by Iren Eyden vnd vermydnng vnnserer
hMtsten vngnad vnnd straff, den neohsten ohn venog sOlliche Lehrer
vnd Prediger ansugryffen, vnnd vnns der hohen Oberkeith gfengklicb su-
lefllren, gegon denselben nach vaswyssong vnnsers Mandats vnnd Irem
verdiennen sehandlen. Wo aber derglychen heimbliohe versamblungen
vndV^iS^i^ vnnser verhoffen In vnnsseren landen gebalten
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wurdint, vniul etliche' der vunsiTi-n so vnbodarlit vnd wundei-pf h wr r< n.K
das sy aix söllichc hoimblichen prodipron gionpcnd, es weren wyb ald
man, jnng oder alt, bouekhend wir vnnseren Obervögten, das die-
selben all, anderen zu einem by^pil, bnssen vnA 8ti-»ffen söUiot.
Denne die, so hcimbschen vnd frömb'li n Tönfferen, sy sygind l&en
verwandt oder nit, wfluenüicb vnd(>rs( lilau(f vnd platz Inn Iren ]iflBsen>n,
schüren oder gflteren gebend, anthreffen«!, von dem vnd denen, sol dmch
vnsere jligi vnd Amptlflib so offt dai bescbicbt^ laben pfund gelts Toab-
lesslich ta boss Ingeiogen werden. Ss mfiebte aber einer Inen im
predigen, oder Inning annderer Ifitben sy andi abtrQnnig xemaehen, der-
massen förschnb tbun, oder sy nit leyden oder veijagen, wir wurdint es
denMlben (als Ifith die fhrflw Tod eyd an Iren Herren Tberfiven babent)
ohne gnad reebnen, Tnd dar Inn niemandts Teraebonnen.
Ob anob Jemandts, wer Joeh derselbig were, von wflssentlicfaen
Tönfferen gut verkanffte oder vmb xinss bestttnde, ebne Yorwflsflen Tiini
willen der Oberfcetth, der vnd dieselben sdUent das gut» vnd was sy dann
bezalt betten, onch die Lebenscbafft oder bestandt dess gute, verwilrckt
vnd verlobren baben vnd dasselbig an vnnserea banden genonunen
werden.
Anlanngend die Tfwigter vnd Lebrer so alle land dorehätrychend,
vnnd fromme einfalto lüth Inn Irrthumb, auch mit lyb vnd gut vss dem
land fhOrend, daher ein Christliche Oberkeit billichen sy an lyb vnd
läben ziisti-anVii liatt. vmitl das nit \<>n dess Glaubens nondors von ile>s-
wogen, Jus sy vfi-urbch liauiil<-ii.l. iiieyneyd sind, mi I Amn- Kisiinwu
Oberkeith Ire vnderthancii viigUurhum machen«! vn.l vt i furcnJ: \\\> nun
yöllicher vfwipleren vnd Lehreren einlebe, wer ay loch sind, frönibd oder
heiiiibsch, Inn vnnseren giichten vnd gebieten vorhanden, vnd erfareu
werdent. di<' sollont nngents ohu alles s-innfii mit allem crntst vnd Yfer
gfenfrklirh angenommen vnd vnns bewahrt /.u^rciürt wcnli-n, gfgen deu-
selbeii wir vnns, nach JetiebM-u verhandk-n und voi di» luu-n vnd gstalt-
samo der sach, mit stniflf an gut, oder auch am lyb vnd leben fürsa-
nemmen, vnnss hir'mit l'ryg vorbehalten hnbon wöllend.
Ynnd so dann hienobent die Täüäor vil vnd grossen anlass ucm-
mend, sich von vnnserem Glanbon vnd Küchen abzusönderon, by den
lästeren der trunckenhoit, gyt8, liederligkeit vnd anderen, mitt denen
etliche Predicanten vnd Kilchendienuor behafftet sind, dessglych auch
by dem, das vnnseren Christ^nlichen Satzungen vnnd Mandaten etwan
nit nachgesetzt, vnd dieselben nit gehalten vnnd gebandthabt werdent,
so wellen wir hiemiti alle Predicanten vnd vorstebnder der Küchen, lrf»r
pflicbt vnd ambts, dam sy von Gott vnnd vnns Irer Oberkoith berülR
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Bind zum eriktotUchiBUii erumeret, Tnd daby vormaniictt haben» das sjr
Bich Blies ergerilchen wandels vnd lebena, nmd aller deren dingen so
Iren beniff Tnd ambt nik gesimend, entfialtind vnnd Iren vertniwten
KUcfagnoBsen ein gut byspil Torlttrind. Wir Termannend aucb biemit
cum allerthrelfBnllehisten alle Tonsere Oberrflgt, Ynderrtigfc, weibel,
Eegaumer, gesebwomen Tnd Bltisten aÜADtbalben Tff vnnaer Landi-
«ebaffit, das sy alle eampt, Inen die bandtiiabong Tttnaserer Satmngen,
Ynnd Innaonderbeit vnnaaen Handato vnd emft werong raneerer Cbriaten-
lieben aatningen, m wir Im Angatmonai deaa necbatTergangnen Ein-
tbnsaent Secbaabnnderliaten vnnd einlifllen jars Im tniclc TBagahn vnnd
öffentlich vlT vnnser LandtecbaHt TerkhUndtn babent faiaaen, mit mebrerm
erntet Tnd Yfer dann Usaber enwigt werden M, binftro angelegen syn
laaatnt, die Ybertretter ebne vergebonnen angfibind vnnd straffind, vnnd
wo vnnssere ObervÖgt rnd nachgesetzten AmptiQth In Irem ampt sunt-
solig vnnd hinlässigr werind, vnd Ir ptlicht uit erstattotind, das dann
dassflbig als bald uhno foixht vud schüchen vnubereü Buii,'L'rmeistcron
fing«. bracht vüd augezeig^t werde, damit gegen den Jhenigun, so .^<'^;^s »u ts
nitthetend, was sy schuldig bind gf'bün'iidfr priitst nach crfordi'iung dur
nothurfft erzcitrt, vnnd also aller anla^s. so von f Jcistlirhon vnnd Welt-
lichen den T Mi Heren gegeben werden mochte, als wyt Immer müglich
lat, abgestluiiUi'u vnnd fnrkhommen werde.
Vund diewyl dann zum hschhiss, fflrnemblich an dem gelegen Ist,
das diss vunser Mandat, wir der Wider ToOfferen halber abermaln
vjit^gahu zelassen, vss erforderter not vcrvrsachet worden sind, volstreckt
vnd demselbigen nachgesetzt werde, so vbergebcnd vnnd beuclchend wir
Tonsenn Eegi icht albie, desaelbigen ezeeaüon vnnd volnstreckung, was
vnnser Statt alhie, vnnd die Wachten vnd Gmeinden vsscrthalb so alhar
Pfarr- vnd Kilcbgnössi;: sind, belanget, mitt dem ernstlichen beuelcb,
da« sy die verordneten Eerichtere, wer die In der «yth sind, by li'on
Ecren vnd eyden, vff die Toflffer vnd andere personen, die nit Inn die
Kilcben znr predig gabnd, vnnd anndere opinionen vnd Irrige meinongcn
Tnnserer Cbristenlieben Religion vnnd vssgangnen Glaubensbekhantnuss
xDwider baben möcbten, mit allen tbrflwen Ir flyssigs Tfeebens babint»
vnnd so bald sy derselben einicbe erikrend oder Inen geleidet werdenl,
dieselben den necbsten ebne verzag fÄr sieb bescbicken, vnnd mit aller
frOntlicbkeit vss dem wort Gottes bericbten» vnd von Iren Irrigen mei-
nungen abnistabn emstlioh vermannen» vnnd welliebe nit geborsammon
vnnd sieb abwyssen lassen weiten, dasselbig alsbald för vnnser kleinen
Batb bringen söllint, gegen söllicben lAtben wyter nacb gebOr se-
bandlen.
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Vnnd heuelchund domoach Mcb aUen vanserai Frwiica&t«ii, Ober-
Tnd Vndervöpttn, Wciblen, Ee^onmeren vnnd and^ron nmdig-escteteD
gantz crntstlich vnnd wellend, das tsy ob dissonn vnnscrm Christen-
licbea Mandat mit allem flyss styf Tud stet hAltin«! vn>1 demselben mitt
tbrQwen nachsetzind, damit die viigehni*saininen, Mer wie Torgel&tbert
Ist, gebOnuide utitiff empfachind. Wo aber etwan die nachgesetiten
Amptlfltiiy es Bjgen vnderrifi^i Weibel oder andere, hier Innen somaelig
weren, vund ydeb Yond vnnseren Oberrligteii nit xuspringen Tnd das so
Inen beuolchen wirt vnnd ey Irer dientstea halber le fhnnd adroldi^ sind,
nit Tssrichten wnrdint, so eftllent Tnneere Oberrfigi dieselhigen Bom-
seligen mitt erntet daran halten. WelUche aber vber das einem Oberrogt
hier Innen nit gehorsammen weiten, das söllent vnsere Obenrögt
vnns klagen, da wir dann die Tngborsammen Irer Empteren ynd diensten
entsetaen werdeni Ob auch etwan vnnsere Obenr<lgt Iren Ton fnns
habenden benelcb, was diss vnnser Mandat belangt, nit verrichteten, das
soll man ohne schflchen vnd Tencag vns anieigon, gegen denselben was
sich gebOrt, fAnunemmen, vnnd sy zu erotattuig mnsers benelehs te-
halien wQssen. ])as alles Ist TUiser emstlidier will vnnd meinmp, dann
wir je der Widerthofifferen vnTerdacht gyn, vnnd sy Inn vnnseren landen
nit lyden noch dulden wi^liend. Darnach wftsse eich ein Jeder zerichten.
Geben vud bcschloBscn Inn vunscrui grotssem Rhat vff den (wie obtn).
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INHALT.
I. Theil.
Die Huter'sobe «Oemeinsohalt* in Mahren von Ihrem Ent^
stehen bis sa ihrer Vertrettning.
1. IKe Firtaliiiigtii unter 'den Taii%Muiiiten in MShrttn von Hnbmater*«
bis sa Jakob Huter*» Tode 139
8. i^ortscliritte dc^ AiiabaptiMniU in Mähren nach dem Tode Jakob
Huter's. Der Kampf gegen die ,Qeiiieinachaft' und die Bw«ito
*»rosse Verfolgunp in Mähre» 149
3. l>ie Wirksamkeit l'et«r Kif^<limann'8 und Lienhard Lauzeiistiers,
Peter Walpot's und Häusel KraKs. Die glückliche Zeit der üo-
meinschaft und die zweite Einwanderung aus der Schweiz . . . 166
4. Das Ende der glücklichen Zeit der Wiedertftufer in Mihreu, die
AnfXng« der katholiecfaeD Reaotion in Nikobbarg und die Btreit>
achrifteu katholischer Schriltsteller wider die Hateriache ,Qemein-
eebaft' (1688^1009) 182
». Die Yertreibniig der WiedertSnfer aus IfMhren 207
11. Theil.
lieben und Iiehre der Wiedertäufer in Mähren.
1. ätimmeu der ZeitgeuuMüu übur Leben und Wandel der Wiedertäuler.
Weiterbildnng ihrer Lehre. Der Commuuismu«t 222
2. Die Lehre Ton der Geneinscbaft 281
3. IKe DnrdifBhning der Gemeinadiaft 245
4. Die Handwerkflordnangen 250
6. Ans einsehiea Handwerken 269
6. IHe Laadwirthschaft 271
7. Die Arzneikundo and die Bäder der Wiedertäufer 275
8. Die Schulen der mährischen AViedertätifer 278
9. Der Verfall der Gemeinschaft 286
AicUv. 84. 1. Hilfle. 21
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S22
Beflagon.
Smim
1. Sendbrief Clau» Fvlbinger'« an <1h- ,Gemain' Gottes in MJlhren. 1560. 298
2. Henf'^^cti K^ttlf^r nn MatthKu» Binder in Ko8tl Uber Mio« Erfolge ia
der Umgebung von Zürich. 12 Antust 1584 810
3. Derselbe an MicbaelVoldthalur zu Nikolsburg über daKselbe. 13. August
1584 311
4. Derwibe au den WiedertinferbiKfaof Clann Breatol so d«r NtumtUü
Aber duselbe. 14. Aagiut 1984 813
5. Mandat der Züricher gegen die nmeii Mllurea siebendeik Wieder-
t&nfer. 80. Decenber 1618 314
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STXJDiE:isr
zu DEN
ÜNGARISCiiüN GESCmCHTSQÜELLEN.
1. UND II.
TON
D" RAIMUND FRIEDBIGH KAINOL^
niVATDOOBlTni flf OUBKOWm,
At«hiT. ULXXl, Bd. I. JUlfte. 22
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L
Ueber das YerbUtnUs der Hartrlei eps. Tita & Stephanl
SQ der Tita malor und Tita minor.
Bekanntlich sind über das VerhlUtnisB der Hartvici eps.
Vita 8. Stepbani zu den beiden anderen Stepbanslcgenden bis-
her Terschiedene Ansichten geäussert worden. Ker^kgydrtö
hat es nioht zu entscheiden gewag't. * ob Hartwicii die Vita
minor uiul maior oder diese ihn compilirt haben. Nach Watten-
bach* hittte ,( in Bischof Hartwich. vielleicht von li( «];^eiisfburg
(1105 — 112G), die Vitii minor und maior mit einander verbun-
den', ein ai^er Plagiator, wenn er nicht vielleicht selbst auch
der Verfasser der grösseren Legende gewesen ist, mit welcher
er die kleinere verschmolz. Dagegen hat Marczali den Be-
weis zu führen Tersucht,^ dass gerade die Hartwich'sche Legende
die ursprilnglichste sei; die kleinere und grössere Legende
wären aber AuszOge aus derselben, und zwar in der Art an-
gefertigt, dass ,die erstere Ubernahm, was die letztere stehen
liess^ Endlich hat Florianus beweiscu wollen,* dass die weit-
läufiL^sir Lebensbe8chreibuii;j: Stephans gar nitlit von Hartwich
herrühre; sie sei vielmehr erst um das Jahr 1200 verfasst.
Diesen Ansichten gegenüber wird im Folgenden der Bc'
weis geführt werden, dass 1. durchaus kein Grund vor-
handen sei, an der Autorschaft Hartwichs zu zweifeln
und die Entstehung der unter seinem Kamen bekann-
ten Legende in die Zeit Emerichs zu versetzen (gegen
Florianus); dass ferner 2. die Hartwich'sche Legende in
ihrer ursprünglichen Gestalt mit der Vita minor durch-
aus keine Berührung gehabt hat ^^gegeu Wattenbaclij; dass
' Vgl. Mar G sali, UD|^«rn« Geschtchtsquellefi, S. 14.
* DentielilaDda GeschiehtaqneUen IX*. 146.
* OMchichtsquelleD, 8. 14 £f.
* Hirt. hnng. font I, 188 ff., und II, 803 ff.
22*
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sio aber endlieli 3. jcfK iifalls j iinj^cr als die Vita maior
ist und diese aius schrieb (gegen Marczali).
1. Bei unserer Untersuchung wollen wir von einer Kritik
der Aiisicliten Florianus' ausgehen.
Ders' ll»«' stutzt sfiiio Ausfiilii-iingen im AUgcmeinea auf
die im Pesfer Codex aul bewahrte Keccnsion der Vita und he-
miilit sich, darzuthun, dass einzelne Ausdriu k*' und ^Iitth< iliin-
gen derst'l])en auf ihr Entstellen um das Jahr 1-<MI deuten.
Die Widnnmg des Werkes an Köniir Of)loman, in der sieh
Hartwieh als Autor nennty hätte dann für eine spätere Fftl-
schung zu gelten.
Es ist nun bekannt, dass im TVstcr Codcx^ der seinem
Scbriftcharakter gemäss kurz vor 1200 geschrieben sein dürfte^
die älteste vollständige Aufzeichnung der Vita vorliegt. Ist ans
aber in dieser TTandschrift die Legende auch in ihrer arsprttng-
Üchen Gestalt erhalten? Auf diese Fra^e }iat Florianus viel
zu wenig Rücksicht genommen, und doch hfttte er den ihm
vorliegenden Text nur dann in der Art, wie er es that, be-
nutzen dttrfen, wenn er mit Bestimmtheit als der ursprüngliche
bezeichnet werden könnte.
Dem ist nun aber nicht so. Der Pester Codex ist bereite
Abschrift^ und zwar offenbar das Werk eines SchreiberSi der
an dem ihm Torliegenden Texte absichtliche Aenderungen Yor-
nimmt Dass in diesem Codex bereits eine Abschrift vorliegt^
geht schon ans dem Umstände hervor^ dass in § 6 und § 8
die Stelle sed quoniam Pannonia . . . simile fecit episcopiis
wiederholt wird^ und ebenso im § 23 die Stelle advenienCe
yero tempore . . . deberet esse querendura zweimal sich findet.'
Sieht man femer die citirte Stelle in § 6 und § 8 genauer an,
80 ergibt es sich unzweifelhaft, dass uns hier nicht fh'r ge-
nieine Fehler des Doppelt^ehreibens vorhegt, üondern zum
Theile willktlrliehe Aeiiderung. In § 6 steht nüiuHeh die
Periode sed ([uoniam Pannonia . . . simile fVeit episcopüb iu
einem Zusanuuenhange, iu dem sie in der Vita maior, aus der
sie entnommen ist, nicht vorkommt: tVnier ist sie im § f> ura
den der Vita minor entnommenen Öatz niliil ex rebus eo-
rum ad opus sui reservans und ferner durch den originalen
> Florianus, a. a. O. I, 40f. und 43 f.
* Ebanda 1, 63 f.
Üiyiiizeü by Google
Zusatz übt aanctus Martinua cum adhuc in Pannonia degeret
oraiianU sibi locum assignaverat erweitert. Im § 8 kommt
dagegen die Stelle in demselben Zusammenhange wie in der
Vita maior nnd ohne alle Zuslltze vor. Da man nun nicht an-
nehmen kann, dasa die Stelle in der Vorlage doppelt rorkam,
80 ist die Wiederholung auf den Schreiher des Pester Codex
zurückzuführen 5 da fernor der Wortlaut an beiden Stellen
nicht derselbe ibt, so liegt Absiebt vor, und 7Avar ist jedenfalls
die erweiterte Stelli- im 0 als eine Meuenin;,' unseres Schrei-
bers anfzufasseH; während er sie im § 8 in seiner auch sonst
zu Tage tretenden Lässigkeit^ unverändert nochmals aus der
Vorlage Übernahm.
Da also der Pester Codex eine mit willkürlichen Acnde-
nmgen und unabsichtlichen Fehlem angefertigte Abschrift einer
aheren Vorlage ist^ was sich übrigens später noch evidenter als
bisher ergeben wird,' so hätte Florianns aus einzelnen Aus-
drücken und Mittheilungen desselben nicht auf die echte Vita
/.urüekschH(-.ssen dUiten. Seine i;anze Beweisführung könnte
nur erg< i)eu. <hisf< die im l'e>i< r Codex vorliet^rende RedaetiDn
uin 1200 entstanden sei, was übrigens sclion aus (h'ni Sciiritt-
charakter des Codex ohnehin folgt, ent^scheidet aber niehts
Uber den Bestand und die Beschaftenheit einer echten älteren
Fonn derselben.
Zu dieser Behauptung sind wir selbst dann berechtigt^
wenn die Beweisführung Florianus', auf welche wir gleich
näher eingehen werden, durchaus richtig' wäre und die von
ihm herausgehobenen Ausdrüeke und Mittheilungen des Pester
Codex in der That nur uui 1200 einirefli«xt werden konnten.
Die Vita hätte, da es sich doch nur um einzelne W ürtcr und
J^^achhchteu einer willkürlich geUnderten Abschrift hauch lt,
ohne dieselben doch schon früher bestehen können. Sind aber
die Beweise Florianus' hinfiülig, so sind wir au dieser An-
nahme nmsomehr berechtigt. PtUfen wir nun seine Beweis-
fthnmg im Einzelnen.
^ Tgl. in meinen «Beitrlgea inr älteren ongarischen OeBcbicbte*, 6. 88,
die AnsfDhrangen fiber das im § 12 eingeschobene «^e dkttttf ebenso
die oben citirte Wiederbolnog im § 93, Aber welche encb weiter nnten
die Stodie n sn vevgleiGhea ist
* Wir weiden nämlich eine ältere Fessnng der Vita als die im Pester
Codex erhaltene nachweisen können.
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328
I, 147—200 weist Floiiauus zunächst darauf hin, dass in
der Vita iiiiin>r iiutl mai<»r tür die Zeit Geisas die xVustü-ücke
regmiiu und r»'>jalis als Svuuii^iiia lür ducatus und ducalis ge-
braucht wiudt n. Nvälimwl Hartwich dieselben streng nur für
die Zeit Stephan» anwcitdeii soll. Er bciuülit sich sodann, nach-
zuweisen, dass diese strenjre Auscinanderhallung" von repuiiii
und ducatu?5 otr. erst für die Zeit Kmerichs charakteristisch
sei und somit aiu li die Vita erst um VÜK) verfasst sein könnte.
Um indess zu erkennen, wie hinfUUig dieser Beweis sei, *renügt
es, zu beachten, dass nur au zwei von den vier Stellen, auf
welche es ankommt, in der Vitii llartvici gegenüber der Vita
maior die von Florianus hervorgehobene strengere Scheidung"
der beiden Ausdrücke vorgenommeii wurde: es ist nämlich
das regnum im § 2 der Vita maior in ducatum § 2 Vita Hart-
vici geändert, ebenso das accessus regalis im § 5 der Vita
minor in ducalis accessus iij 6 der Vita iiartvici| dagegen blieb
im § ö der Vita Hartrici das regali . . . educatu und im § 6
das regnoque Pannonica stehen, und zwar beide Male in lieber-
einstinunung mit der Vita maior und für die Zeit vor der
KOnigskrOnang Stephans. Unter diesen Umstunden kann der
Beweis Florianus' keine Geltung beanspruchen.^
Noch weniger stichhältig ist seine folgende Bemerkung
(I, 200). Nach der Vita maior § 5 . starb Geisa im Jahre 997,
und nach § 9 fand die KOnigskrOnung Stephans qninto,post patris
obitum anno statt, also 1001. Hartwich behalte nun das Todes-
jahr bei, ändere aber das quinto in quarto, so dass nach seiner
Ansicht die Er<)nung in das Jahr 1000 su setzen ist Wodurch
und wann konnte diese Aenderung yeronlasst worden sein?
frägt nun Florianus und gibt folgende Aufklärungen: Die be-
kannte Urkunde Stephans für Martinsberg,* nach deren Post-
script dieser König im Jahre 1000 die Krone erhalten hatte,
ist im Jahn; 1213 Andreas vorgelegt und von diesem bestätigt
* Ist <lor H«weis Florianns' sfh(>n df^halti nulinlfhnr, woil die hotreffen-
dnii AiiH<lriii'ko iiiclit so streng, als er es Huniiiirnt, iiu Pöster Codex
gubraucbt uenluu, so wird ihm durch dio folgende Betrachtuug vOlUg
der Boden entsogen. Wir wordoi nftmlieh nuten im Texte aeben, da»
du fducatam* im § 2 Mshon in einer Redactbn der Vita steht, die aicber
Uter ala die Fester ist, und somit nnr das »ducalis* im § 6 anf den
SchfüibHr de.s Pester Codex sorücksufllhren ist. Vgl. auch die Studie II.
2 Fej^r, Cod. dipl. 1» 2«0ff.
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m
worden; aus dieser UrkuiKle und bei dieser Gelegenheit wäre
das Jahr 1000 fUr die Ki^nigskrOnuBg Stephans bekannt ge-
worden; folglich konnte jene Aenderung im Pester Codex erst
am diese Zeit erfolgt sein. Wie gezwangen nnd unwahrschein-
lich diese Ausftthrungon Florianns' sind, ist augenscheinlich.^
El)enso unbegründet ist seine Behauptung (I, 200), dass
die Er>vahmni^ des Erzbischofs Scljaöliaii im ^ 12 der Vita
Hartviei mir auf diia i'üstseript dcrbelben Marti iisberger Ur-
kunde zurückzuiiUiren sei, wo er ebenftills geiianut werde.
Nichts berechtigt zur Annahme, dass man nur aus dieser Ur-
kunde Nachricht Uber Sebastian erhielt^ und noch willkürlicher
ist die Annahme, dass man gerade erst im Jahre 1213 bei der
Bestätigung der Urkunde ihn aus derselben kennen lernte.'
Wenn Florianns sodann behauptet (I, 200 £), dass die in
den 8, 9 und 12 enthaltenen Nachrichten Uber den Bischof
Astrik von Kalocsa sicher vor dem Jahre 1212 noch nicht ge-
schrieben waren, weil sich in dem daiaaifc. zwisclien Gran und
Kaloesa herrschenden Streite über das Krönungsrecht Niemand
darauf berief, dass dieser Astrik von Kalocsa die Künigskrone
aus Rom gebracht habe, so ist auch dieser Beweis hiuikUig. Noch
nach der echten Fassung des Pester Codex ^^ -ir es nämlich
nicht Astrik von Kalocsa, sondern Erzbischof Astrik von Gran,
der die K^^nigskrone geholt haben soll. Erst eine spätere Hand
hat die betreflfenden Aenderungen vorgenommen.'
Nach der Vita maior § 2 ist ferner bekanntlich Geisa
princeps (qu) intus ab illo, qui ingressionis Ungarorum in Pan-
nonia dux pi-imus fuit. Geisa war albu nach dieser Angabe
der fünfte Fürst nach Arpad, unter welchem die Ungarn in
die Tlieiss- und Donauebene kamen; gezählt wurden in dieser
Keihe offenbar Arpad, Zulta, Phalitzes, Toxun und Geisa. An
der entsprechenden Stelle in der Vita Hartvici erscheint hin-
UebrigeuH li.it schon die poliiisi li-uugarische 1 hruiiik ^boi Bielowski,
Mou. Pol. liiöt. l, öOU), Uie sicher eine ältere Redaction der VitA be-
ntttate, ab die im Fester Codex ist» das ,quarto'. Ueber die in der
Chronik erludtene ursprüngliche Form der Vits vergleiche welter naten
im Texte.
Man TeiigWehe in meinen ^eitrigen rar ülteren ongs riechen Geeehichte*
die Studie XI.
Aach daraber ist mein« in der Torttehenden Anmerkung citirte Arbeit
ttt vergleichen.
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330
gegen Geisa als pimceps quidam qaartus ab iUo etc.; bei
dieser Zählang ist offenbar Pfaalitzes ausgefaUen, der auch m
den ungarischen Chroniken nicht erscheint. Anders deutet
FlorianuB den Sachverhalt (1, 201). Er behauptet, der Verfasser
der Vita maior habe von Almos, dem Vater Arpadsy und ohne
Rücksicht auf Phalitzes die ungarischen Fürsten gestthlt Unter
Andreas II. 'seien dann die Ungarn von den Griechen belehrt
worden y dass diese Zählung unrichtig sei^ und dass nicht
Almofi, sondern Arpad die Ungarn nach Pannonien gefUhrC
habe. Nun hätte man Geisa als den quartus ab illo etc. ge-
zilhll, und dicHcm Stande des Wissens entspreche der Pester
Codex, der somit erst im 13. Jain Imndert geschriebt n .sein
mübbte. — Abgegeben von allein Anderen liat Floriauuü den
Beweis vergessen, warum denn die Ungarn erst unter Andreas II.
und nicbt sdion in früheren Jabr/rhiilen, da doch auch ein
sehr H'ijj'r V( rkt lir /.wiscbon ihiu ii und den Griechen statt-
fand, y'Ui- Aufklärung erbalten liaben konnten.*
\\ » nn schliesslich die in der Vita (i;>§ 4 und 9) erzählten
Visionen der Eltern Stepbans und des l^apstes in einer Ur-
kunde Andreas' vom Jahre 12o3 erwähnt werden, so kann
man sicher nicbt mit Florianus (I, 201) den Schluss ziehen,
dass die Aufzeichnungen dieser Visionen in der Vita gerade um
das Jahr 1233 und nicht schon auch viel früher haben statt-
finden können.^
Aus Allem gebt somit hervor, dass die ganze Beweis-
fubrung Florianus' lünfäUig ist Wir gelangen zum Schlüsse,
dass die von ihm als um 1200 allein mOglicb bezeichneten Aus*
drücke und MittheiluDgcn des Pester Codex durchaus nicht
zwingend in diese Zeit gehören. Umsoweniger ist seine An-
nahme richtig, dass die Vita erst um 1200 überhaupt entstan-
den sei. Sind nun aber die Ausführungen Florianus^ irrig, so
werden wir auch nicht mit ihm die Widmung Hart-
• Die der iM»luic!ch-uiifr.nrir<t.luMi Cliruuik zu üraudu liegoudc ursprüngliche
KodActioii der Vita ^v^l. 8. 3i*J, Anm. 1) siblt Geisa übrigwia andiachoD
als den vierteu Ffinten (Bielowftki, Mon. Pol. bist I, 498: AquiUi—
ColttiiKiiiiius — Holn — .lef«^e fd. i. (jtiisa|).
* ThntMäciilicli sind dioso Visionen schon in oinor älteren Faa8uug der
Vitn vnrh.incl(>n. cUo weiter ira Toxto nachgewto^oii wird. Sie stehen
nämlicii in der polniHch-nngarischcu C^hromk im Ca|>. 4 und 6 (Bie*
lownki, Mon. Pol. hist. I, 499 t. un«i 5Ü2).
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331
v.-iclis an Coloman fUr gefälscht erklären and müssen
die Vita aU zn Anfang des 12. Jahrhunderts von Uart-
wicli yerfasst betrachten.
2. Unsere vorstehenden Ausführungen wttrden sehr an
BeBtiimntheit gewinnen, wenn es möglich wäre, eine Redaction
des Hartwich'schen Werkes nachzuweisen, die ^»'^^enüber dem
Pester Codex ein ursprüiiiclieheres Aussclu n lialx n würde und
dem iSclireiber desselben vielleicht als» Vurla<xe gedient haben
könnte. Eine bulchc liedaction ist uns uuu in der That, wenn
auch nicht vollständig, erhalten.
Vergleichen wir nämlich die Vita Hartvici mit der be-
kannten ungarisch-polnischen Chronild^^ so wird es klar, dass
dem Verfasser der letzteren die Vita yorlag und er dieselbe
im weitgehendsten Sinne ausschrieb. Aber diese enge Ab-
hängigkeit erfilhrt doch in einer Bezieliung eine Einschrttn-
kunj<. Ueberall nämHch, wo die Vita Hartvici sich an die Vita
niaior anlehnt oder eigene, sie charakterisirende N.ulnichten
briugt, btimmt die Cbronik mit ihr üUereiii; dagegen begegnet
sich diese uir^M iuls nut tler Vitii minor, aus der doch in der
Uedactiou des Feöter Codex viele Stellen vorhanden sind. Wir
wollen diese Bemerkung zunächst durch einige Citate stützen
und dann unsere Schlüsse ziehen.
Vorerst mögen einige Stellen angeführt werden, aus
denen es henrorgeht, dass die Chronik überall dort, wo die
Vita Hartyici aus der Vita maior Entlehntes oder ihr Eigen-
thilmliehes bietet, dieselbe aiisseiir» il)t. liemcrkt sei noch, dass
in den f'oij^enden Uitaleii aus der \ ita Hartvici nach dem Vor-
gange Floriuinis' die aus der Vita maior entnommenen Sätze
mit stehender bciiritt, die derselben eigen thümlichen aber mit
cursiver gedruckt sind. Dementsprechend sind auch die Stellen
aus der Chronik wiedergegeben.
Vita Uartviei:
§ i. Omne datum Opti-
mum et omne donum perfectum
desursiiin e8t,deseendens a patre
lumiiium. Iluiita pati 'is datum
Optimum et doiium perjtctum
Ungar.^poln. Chronik:
(Praefatio). Omne datum
optimnm et omne donum per-
fectum de siirsuni est dcsccn-
dens a patre lumiimm. Huius
^atrüt datum ojitimtmi post
^ Bei Bielowski» Hon. Pol. bist. I, 4M ff.
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332
tn omne« large provenim» . . .
ßagellum quondam fuisse con-
stai diffiutuvi eat. Nc(iue «Miiiii . . .
i:^ 4. Expcrgclactiis priu-
ceps viöiüiK in stnpidiis prius
secum, post cum Christi lideli-
bns et suis pertractans, deo
grutia» pavinieiito manibus ex-
pansis adhereus humiliter egit
. . . Nuntiatur ei beatuui Adal-
bertiim Boemiensis cceltsio
pontiticcm ad sc vcntuiuin
propter conversioneiu ipsius. . . .
Oritar leticia novis (Jliristi mi-
litibns inenarrabilis. Dux ob-
yiam tyroni Cbristi cum Hdcli-
btts quibusdam procedit et ho-
uorabiliter suscepit. . . . Igitur
iubente principe fit ubique con-
gregatio gentis Indomito, per
sanctam episcopum fitmt et
per Buos exoitatioiies continue,
conyertuntur et baptisantur
alamni patrie, statuuntur multis
in lociB ecdesie. . . . Nec hoc
9ilefUiü preUreundum est, , , ,
uxorem eiut tarn irropinquan'
Um pariui tali voluit viUone
dioina ^atia contolari. Äppa-
mit namqtie Uli beattti Umia
et j^ii fpfhomnrtjjr Stephnnii$, le-
vUiei hnhitiis oniatits insigiii-
hus, (jui efun (illoqui talifer
cepit: conjide hi dumino mutier
et ceria eMo u. s. w. bib Quo
dich) d ispnruU.
§5. Nabcitiir intcrea prc-
diotiis a domiiio lilius principi,
quem sccuikIuih prophctuiii.
antc(^uam in utero concipcretur
passionem et gloriosam . . .
ad orientalem Ungaronim re-
gio nein usque diffusum eM . . ,
Cap.4. Expergefac t iiö pi i u-
cepa visione stiipidus, post (?)
seeuiu, poöt cum ( 'lll•i^ti tldeli-
bus suis pr'rtractanH, Deo gra-
tias huniiJitir egit. Et ecce
nuntiatur ei beatum Adalber-
tum. ]>ontifieom noljemiao ad-
vt iiturum propter cünversionem
ipsius. Oritur laetitia üovis
Christi militibus. Diix obviam
tironi Christi procedit, honora-
biliterque snseipit Igitur fit
ubique congregatio gentiB in-
domitac per sanctam episcopiini
Adalbcrtnm, fiont exhortationee
continuae^ oonvertuntor ett>apti-
santur alumpni patriae, statuun-
ttir multis locis ecclesiae. iVo-
pterea uxorem ehu Äthleidam,
tarn prapinquanism pariui, tali
tyUione voluit divina gratia con-
solari, Apparuü namqu^ ei
beatua proUmmrtyr Stephtmui,
Zemftco habiiu omatua, in vi-
aionibw, (pti eam alloqui tali'
ter coepit: Conßde in dümino
mulier AthleidU et eerta etto
u. s.w. bis Quo diclo disparuiL
Cap. 4 (^Scliluss). Nascitur
interea a deo i)rn<'(lictus Hlius
1 . . . '
pniK'ipi. quem, antequam in
I Utero conciperetur, dominus
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333
novit, et cui, anUquam noBce-
reiur, protomaiiiyr 8tephanu9
nomm mum indidit Hnae
deo dflectos Adalbertus episco-
pus etc.
Cap. 8 (Schlusö) und Cap. 9
(Anfang), /f/em quoque rex san-
rfnsf, solicitudme regnlium dis-
jposUionum occupatus etc.
dominus novit, et cut anitequam
fUMMiseTetuf per proihomartyrem
tuum nomen indidit. Hone do-
mino düectiis Adalbertus cpi-
80opiis etc.
§ 18. Idem quoque rex
heatits sollicitudine regaliwn
'l t.sj/asitionum ocrnpattis etc.
bis zum Schlüsse; durchaus ein
eigenthttinlicher Zusatz der Vita.
Ans den vorstehenden Stellen, die sich flhrigens leicht
vermehren Hessen/ «;elit es klar hervor, dass die Chronik mit
der V'iUi iiartviei Uberall da übereinstimmt, wo diese der Vita
maior folgt odvr ei<;enthUinlichc Mittheilungen bringt; dagegen
werden die folgenden (Jitate beweisen, dass die Vorlage des
Schreibers der Chronik keine Berührung mit der Vita minor
hatte. Za den Citaten aus der Vita Uartvici sei bemerkt, dass
der gesperrte 'Druck Entlehnungen ans der Vita minor kenn-
seichnet
Vita U&rtvici:
§ 5. . . . Hune domino
dilectus Adalbertus episeopns
crisnuüi bapttsmate secnndum
crediüitatis sne veritatem in-
tinxit et suseeptor suus ipst-
fttit. Komcn bibi impositum est
Stephann«. . . . Strigoniensi
vero oppido nativitatis ex-
ordium habuit, et pner ad-
huc scientia grammatice
artis ad plene imbutus est
Crevit infana düigenii et regaH
nutritos educatn, qui transacta
pueritia, postquam gradum ado-
Iciieentie primura ascendit, con-
vocatiä pater suus Uungarie
Cbrouik:
Cap.4(SchIass). . . . Unnc
deo dilectos Adalbertus episeo-
pns cbrismali baptismate secnn-
dum credulitatis saae virtutem
inuiixit et ei nomen Ötephanus
imposoit Cre-
vit inians diligenH nutritus edu-
catu, quem transacta pneritia
convoeatis pater suis Ungariae
primatibus, post se rcgnami uni
populo praefecit.
* Vgl. die ToHiOtidtge ZvuemmenMlnng der betreffenden Stellea nnten
ia der Studie IL
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384
primatibttB cum ordine sequenti,
per communw conmlittm eoUo-
quii, filium suum Stephanum,
post 8c rcgnaturum populo pre-
^^Cl^* • • •
Die Entlehnung aus der Vita HarfcWci hört also
in der Chronik knapp Tor dem in der Vita enthalte-
nen Citate aus der Legenda minor auf und setzt sofort
wieder hinter demselben fort. Wäre in der Vorlage
der Chronik der Sats aus der Legenda minor gestan-
den; so hätte der Chronist denselben sicher abemom-
men, da er eine sachliche und wichtige Mittheilung
enthält
§ 11. . . . Ipse vero rex
episcopia nuper incepta . . .
familüs et redittbus regaliter
dlsposuit, crucibus et vasis
aliisquc supellectilibus ad mini-
Stenum dei pertinentibus secun-
dum quod unicuiquc opus fuit
sufficienter decoravit, et sin-
gulis annis quamdiu ad-
vixit munera et oblationes
superaugebat, ne aliquid
oxtrinsecus quererent etc.
Die Cliruuik entnimmt also auch hier die Schilde-
rmv^ der Tliilligkeit Ste})hnns der Vita Hartviei, soweit
dieselbe der Vita maior folgt, bricht aber dann mitten
im Satze ab, sobald das Citat aus der Vita minor
anhebt
Cap. 7. . . . Stephanus,
Üugarorom rcx, episcopales ec^
desias amplians, regaliter dis-
posnit, crucibusquc et vasis
allüsquo supellectilibus ad minis-
terium dei pertinentibus secun-
dum quod unicuiquc opus era^
sufficienter decoravit Tribus
▼ero post etc.
^5 18, Idcni quoqiie rex
heattis sollicltudlne regalhim
dispn.slt iuiimn occupatvs iem
pii8 diuviiinv r<>ll(i(jiiiiK u. s. ^\ .
bis zum Sclilusät.' : hiandh yrius
8firmo)iihHs quid vidis^et scis-
rlUihatur, poüi retjiis donis eo
diiato, m cui patefaceret, guodr
Cap. H (Sehluss). Idem
quoque rex sanctiu solicitudine
i-egalium dispositionum occu-
j>a(i/i< f(uii)H8 dinmiim rnllo-
qiiiiis II. s. w. ])is /.mu Sehhis^se
des Ca}). 8; dann Cap. 1' bis
bland in prius sermonibus, quid
vidisset, scisciUibatur, post ne
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r
336
adusque ipse rex viveret, in-
temiinabatur ei. § 19. Fama
Hominis sui in auribus
multanim gentium soeula-
rium liitTusu ii. a. w. bis zum
Schlüsse nis (lü'p Vita minor
mit iiincuu iitnu ii, eif^cnthümli-
chen Nachsätze. § 20. In
beato (juo(jUC rege consfait apo-
stolicum illud implctum quod
legitur, quoniam per multas
tribiilationes a. s. w.
cui diceret, duntic ijtse viveret,
imperavit. In
beato quoque rege constat illud
impletum etc.
Auch hier riberniiuiut also die Chronik ans der
Vita Hartvici Alles, wns diese nna der Vita, malür
sehüpltc, eiitluili aber nicht da» eingeseljobene Citnt
aus der Vita luiiiur. Dasselbe bemerken wir in den
folgenden »Stellen:
§ 21. ... Vix unquam
ad risum hvbiu niovit . . . Sem-
per sie apparens ae si ante
tribunal Christi staret. Interio-
ribus oculis eins prcsentiam
viiltii vrrtMidd cttn-^piriciis, Clii-i-
Btiiui in orc. ( 'hi-i>tinn in eorde,
Cliri.stuni in cunctis nctibus
he <:estjire deinonstravit. . . .
§ 2'2. Post non multum tem-
poris egrotationem incur-
rit, qua postmodum cor-
pore excessit u. s. w. bis et
adversus eos iudicio locu-
tus digna eo» multavit senieU'
tia. Tandem per nuBericordiam
dei dignus eentnplicate retribu-
tioniB bravio tactus febri etc.
Cap. 10. ... vix unquam
ad risum laliiu niovit^ sed Sem-
per sie ajjpareus, ae si ante
tribunal Christi staret. lu ura-
tionibus oeiilis rius praesentiam
eon.spieiens, < 'liri-tniu in ore,
Cliristuni in conlc, ( 'Iiristmn in
eunetis aetibun se gcstare de-
monstravit. Tan-
dem per miserieordiam dei
digntis centuplicari rctnbutio-
nis bravio expectabat etc.
Aus den vorstehenden Betraelitunf^cn ergibt sich, dass
CS eine im Vergleiche zum Pester Codex ursprlingHchere Form
der Vita Hartvici gab, welche wohl die der Vita maior ent-
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836
sprechenden Stellen und ebenso die di(3 Vitn Ilartvici charakteri-
sireiidon und ihr cis^enthUmlichen Erweiterungen utuI Nach-
richten enthielt, sich aber mit der Xna minor noch nicht be-
rührte. Von allen im Jooster Codex l)ereits vorhandenen, ziemlich
zahlreichen und zum Theile umfangreichen Stellen der Vita
minor ist in derjenigen Redaction des Hartwich'schen Werkes,
welche der Clironik zu Grunde liegt, keine Spur zu finden.
Pie Ilartvici eps. Vita s. Stephan! war also urs|)rünc:-
lich keine Compilation aus der Vita maior und minor;
sie hatte vielmehr mit der letzteren keine Bertthrungs-
punkte.^
3. Es erübrigt uns schliesslich, die Frage Uber das Ver-
hältniss der Vita Hartvici zu der Vita maior zu erörtern. ISiu
bedeutender Unterschied in ihrem Alter ist sicher nicht anza-
nehmen. Wattenbadi lüsst den Gedanken zu, dass Hartwich
möglicher Weise auch die Vita maior verfasst habe. Ander*
seits ist er geneigt, eine Priorität der Vita maior anzanehmen,
während Maresali diese als einen Auszug aus der Vita Hart-
vici bezeichnet.* Um aber zu erkenneUi dass letztere Ansfcht
irrig sei, genügt es, eine und die andere Stelle aus der Vita
Hartvici mit der Vita maior sn vei^leichen. Man wird immer
finden, dass die Unterschiede zwischen beiden Fassungen auf
Erweiterungen der ersteren gegenüber der zweiten, nicht aber
in Kttnsungen der zweiten gegwUber der ersten bestehen. So
ist beispielsweise in der oben S. 333 angeführten Stelle aus dem
§ Ö der Vita Hartvici der Satz: et cui anieguam wueerelur
nomen (ndidit leicht als Einschaltung in den Text der
maior zu erklären; dagegen wäre es unverständlich, weshalb
der Schreiber dieser Legende aus einer ihm etwa vorliegenden
Vita dcnfeclbcü nielit aufgenommen hätte. Ganz ähnlich ver-
hält es sich, wenn der § 9 der Vita ilartvici ebenso wie der
§ 9 der Vita maior mit den Worten Quarto (quinto) post patris
» Wenn also Huber /Mittli, d. Insf. f. r.siorr. Oescliichf^f. IV, 130 f.) aus
flf-iii Umstände, flass im ^^ der \ ita Hartvici der Ssii'g Sttiy»hani§i Uber
die Auf^täudigeii xweimal, nflmlich Kunächst nach der V ita maior nnd
dann nach der Vita minor, en&ihlt wirdf den SchloM lOg, ,d08 Hart-
wieh seinen Bericht aus beiden Legenden maammengeeohweiBat habe*,
M iat dies nnriehtigr. Seine Benericung gilt nur vom Pester Codes,
nicht aber von der ursprilugtichen Vita.
* Vgl. oben 8. m.
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337
obitum anno divina commovente (sie voluntate) dementia an-
hebt, die diesen Worten in der Vita niaior unmittelbar folgen-
den Sätze Ix ncdictionis fer^o) aj)ostolice literis etc. aber erst
im § lü der V ita Ilartvici crscheint n. l )tMi bessten Beweis fllr
die Priorität der Vita muiur werden wir aber im Folgenden
erblicken dfirfen. Wir liaben schon fiilher erwähnt, dass in
der Vita Hartnci die Ansdrt\oke regnnin, (Uu-atus etc. zum
Tlu'ilc scliilrfcr gestdii^vK'n wurden als in der \'ita maior und
minor; hier werden nämlich diese Wörter ohne Rücksicht dar-
auf gebraucht, ob es sich nra die Zeit vor oder nach der
Königskrönung Stephans handle, während in der Vita Hartvici
dieser fehlerhafle Gebrauch wenigstens an zwei Stellen richtig-
gestellt erscheint. So ist in der Vita maior § 2 zu lesen: sta-
tuit (Geisa) insuper preeeptum ceteris christianis regnum suum
intrare Tolentibus etc.; hingegen lautet die Stelle in der Vita
Hartvici, und zwar nicht nur im Fester Codex § 2, sondern
auch schon in derjenigen Bedaetion, welche der Chronik zu
Qmnde lag (Cap. 3): ducatum sunm intrare volentibus. Es
ist nun wohl denkbar, dass der besser untenrichtete Schreiber
der Vita Hartvici an die Stelle des fehlerhaften regnum der
Vita maior das richtigere ducatum setste, nicht aber dass das
Umgekehrte stattgefunden habe. Somit ist die Vita Hart-
▼ici jünger als die Vita maior.
n.
Eiiilire Bemerk iinjren Aber den Fester Codex und sein i
Verhültniss zu der in der pohiiscli-ungarischdi Chronik
enthalteneii ursprünglicheren KtMlactlon der Hartvici eps«
Vita 8. Stephanie
Es ist bereits an eiiici- früheren Stelle gesagt worden,
dass der Pester Codex das Werk eines Schreibers ist. der so-
wohl iiiiabf?iehtliche Fehler, als auch vor Allem wiilkinlirlie
Aenderurigen sich zu Schulden koruiin ii li. ss. Ks würde nun
sicher von grosstein Wcrtho si-iii, Itcsoiidcrs die ahBiehtliehen
Aenderung'en und /usiit/j- di s Sriircibers dieser liandschrilt
festzustellen. W ürde nun die Vorlage des Pester Codex be-
kannt sein, so würde die angeregte Untersuchung nicht bedeu-
tende Schwierigkeiten verursachen. Da aber in der Chronik
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338
▼oM eine ältere Redaction der Vita Yorliegt^ niclits jedoch zar
Annahme herechtigt, dass diese aach anmittelbar vom Schrei-
her der Fester Handschrift benOtet wurde, so entstehen be-
dentende SebwierigkeitoD. Hierzu kommt noch, dass in der
Clironik die ViUi nicht vollstiindip erhalten ist, wodurch die
vergleiehendo Hctrnclitung ebenfalls erschwert wird. So wird
denn die vollstilndiL'e Lösung <ler oben nngerei^^uii i'ra^»' /u
nächst wohl uiuuöulicli --in: doch scliciiit »li<- Untersuchung
immeiliiii » iiiige beiaerkt iisvverlht Krgcbr)i<s.' zu bieten.
Die lu'<lai'tion der ViUi im Pt ^trr Codex weist aiit den
ersten WWck dieierlei Bestundtheile aut: 1. die aus der Vhu
maior entnommenen Stellen, 2. Entlehnungen ans der Vita
minor und I^. (endlich die »^ie elinrakteri^in ndrii eiirenthflTn-
liehen Aenderungen an <len vorgenannlen Citaten und origi-
uelle Naeliriehten. Die Entlehnungen aus der Vita maior und
gewisse eigenthllmliche Mittheilungen sind, wie wir gesehen
haben, nach d« ni Ausweise der Chronik der Kern der ur-
sprünglichen Vita Ilartvici gewesen; hingegen sind die Stellen
ans der minor und ebenso möglicherweise auch neue Aende*
rungcn und Zusätsse erst spUter hin/ug<'kommen. Es entstehen
nun die Fragen: 1. Ist vielleicht die V'ita minor erst durch
den Schreiber des Fester Codex in die ursprüngliche Vita
Hartvici eingeschaltet worden V und ^. was gehört von den der
Vita maior und minor nicht entlehnten Nachrichten bereits der
ursprünglicheren Fassung der Vita Hartvici und was erst der
Kedaction im Fester Codex anV
Die folgende Untersuchung wird es versuchen, diese
Fragen, soweit dies hei den oben geschilderten Schwierig-
keiten möglich ist; zu lösen.
1. Für die erste Fr^ige ist die Betrachtung des § t] der
Vita Hartvici von Bedeutung. In demselben ist nämlich der
§ 5 der Vita minor von den Worten ceperunt autem (enim)
urbes eins ... ad opus sui reservavit (reservans) unter
Umständen eingesehall» i, welche den dringenden Verdacht er-
regen, dass diese Interpolation erst durch den Schreiber dar
Fester llaudschrift vorgenommeu wui'de.
' Hierltoi spJien wir tiatilrlicli völlig ab von «Ion ganst neueu ZusJitien,
wrJrli.- in (!lt Au-^^mI-«- ti.i ri.irranus f».'tt jfedruckt sind und erat dorch
oinu spätorti liAud iu deu Poster Codex eiugetragen wurden.
. kj: i^cd by Google
539
Bt^trachten wir zunächst diesen Parapfraphen in Bezug auf
seine Bestandtheile und seine Nachricliten.
Die Worte Kegnoqae Paunonico . , . subtrnliere molie-
batur sind der Vita maior § U entnommen tmd ächildern die
AnfUn^e der Regierung Stephans bis zum Ausbruche der Re-
bellion. Hierauf folgen die Sätze Ceperunt enim arbes eius
desolari . . . utrinque decertavorunt, welche aus dem §5
der Vita minor herBtammen und das Treiben der Aufstfindigen
ficbfldem. Dann fol<^t die Schildemn«r des Sieges Stepbans
wieder nach der Vita luaiur: (^uos omnes . . . diötribiicndu
romy)ulit. Während nun die Vita niaior mit diesen Worten
deu vi^ <» schlicsst, schildert der Pester Codex mit den der Vita
minor ^ 5 entnommenen Worten taudemque . . . meliora
elegerat nochmals den Sieg Steplians und fUgt sodann eine
Kacliricbt über die Gründung des Martinsberger Klosters an^
welche aus der Vita maior § 8 herrührt (sed qnoniam etc.).
Zu merken ist noch, dass an unserer Stelle — § 6 der Vita
Hartvici — dieses Oitat aus der Vita maior durch einen Satz
aus § 5 der Vita minor (nihil ex rebus eorum . . . reser-
vans) und tlberdies durch zwei eijS^enthiindielie Zusätze (iihi
öinictiiis Marti)iu8 . . . assiynaverat und couiitifueHii . . . daret)
evwL-itert iät und sich im § 8 der Vita ohne diese Zusätze
wiederündet
Ans den YOrstehenden Bemerkungen ist der auffallend
angeschickte Aufbau des § 6 der Vita Hartvici leicht ersicht-
lich: Der Sieg Stephans über seine Feiode wird zweimal er-
zfthlt, und zwar zunächst nach der Vita maior, dann nach der
Vita minor; die aas dem § 8 der Vita maior aber hierher ver-
setzte und mit dem Satze aus der Vita minor interpolirte Stelle
wird später in demselben Zusammenhange und in demselben
Para<]craphe, in dem sie in der Vita maior steht, nochmals
wiederholt. Das Unpassende dieser Fassung haben alle jünge-
ren Redactionen der Vita iiartvici gefühlt: sie Hessen im 6
die der Vita maior entnommene Schilderung des Sieges Stephans
weg und haben im § 8 die Stelle quoniam . . . episcopüs nicht
wiederholt^
^ Es ist bemerkeuHwerth (vg'l. die Atisgabe bei Florianns), class bereits
im Pester Codex durch die Til^niiig de^ die Stelle einleitenden ({ut^niani
deren Wogffall be^teichuei zu seiu scbeüit. Aeliiilicli dürfUi auch im
Archiv. LIXli. bd. I. U41it«. 113
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I
340
Wenn somit nicht Alles trügt, 80 trigt der ^ 6 des
Pester Codex deutlich die Spuren einer ungeechickteD, eben
vorgenommenen Umarbeitung; dieselbe ist somit dem Schrei«
ber des Pester Codex snznschreiben, und dieser ist es aach^
der die Stellen aus der Vita minor in diesem Para<
graphe interpolirte.
Ob nun auch alle anderen Stellen der Vita minor durch
denselben Schreiber eingeschaltet wurden, Iflsst sich freilich
nicht nachweisen, aber es ist sehr wahrscheinlich, denn man
wird kaum unnehmtn können, dass dieselben durch verschie-
dene Schreiber interpolirt wurden.
2. Wir geljinf^oü nun zur Untersuebuug der zweiten
oben angeregten Frage.
lieber die Scheidung der (;igenthUmHchen Nachricht^
u. dgl. des Fester Codex in solche, welche bereits in der ur-
sprünglichen Redaction standen, und in solche, welcbe erst auf
den Schreiber dieses Codex surUcksufilhren sind, gilt offenbar
zunftebst Folgendes: Alles bereits in der Chronik w(hilicb aus
der Vita Citirte oder doch irgendwie Bentttste gehört bereits
der älteren Redaetion der Vita an; wovon sieb in der Chronik
keine Spur findet, das kann entweder in der Vorlage gewesen
sein und wurde in die Chronik nicht aufgenommen, oder es
gehört einer jüngeren Redaction an, ob jedoch erst der Pester,
muss von Fall zu Fall nachgewiesen werden.
Zuiiiichst Wüllen wir alle jene Stellen zusaninicnstellen,
in denen der Pester Codex mit der Chronik übereinstimmt, die
also ])ereits der ursprünglichen Redaetion der Vita Hartviei aii-
gcliurten. Die vergleichende Untcrüuchuiig unifasst dii; §§ 1
bis 22 der Vita, da die Chronik nur bis zum letzteren Para-
Paraphe dieselbe benutzte. In »lirscn Paragraphen finden sich
nun folgende 13 parallele Stellen:^
§ 23, wo die Stelle adFeniento Tero tempore decUuatioiib eto. swetnel
•teht, doreh Wegradirnng der drei enten Worte der Wiedei4ioliuig deiea
Aiu&ll ftpgedetitet worden aetn. Qegenwirtig stehen almlieli diese
Worte zwar wiedpr an «lom Itt tn fTiMKleu Orte, aber mit anderer TÜDle
^OFicIinohen und auf ciiu-r liasiir, .ilsi> wohl von späterer fiand BßQßT-
ding» nachgetrat^ni. Vpl Florian um I, t>4, Note 12.
* lieber die typographiKcbe Wiedergabo derselben vgl. oben 8. 331
and 3S8.
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341
Vita HartTiei:
§ 1. Omne datiim . . .
diffusum est. Vgl. das gauzc
CiUit oben S. 331 f.
§ 2. Ea siquidem tempes-
täte (pia (fem prefaUt dei ec-
clesiam depopulabatur erat in
C'i })rinecps quidam q^tarfus
ab iiJo etc. — Geisa wird liier
also gegenüber der Nachricht
in der Vita maior fquintus; vgl.
oben S. 329) alä der vierte
nach Arpad bezeichnet.
Ebenda. Statuit insuper
preceptum cimctiB cbristiaois
dwsa^m saum intrare volenii-
bua etc.
§ 4. Expcrgcfactus prm-
cepe . . . Quo dicto diaparuit.
Vgl. das ganze Gitat oben S. 332.
§ 5. Nascitur interea . . .
suum nonien indidit. Vgl. das
ganze Citat oben »S. 33!? f.
Ebenda. Crevit iutans di-
liijenti ei regali uutritus edii-
catu etc.
§ 9. Quarto post patris
obltum anno etc. . . .
£benda. . . . divina com-
moyenta dementia eundein
Aßtricum pruuUm etc. Eraäh-
lung Uber die Gesandtschaft an
den Papst um die Königskrone.
§ 13. In diesem Para-
^jrraplien wird die Erbauung der
Kirche in Stuhlvveissenburg und
die Vorrechte derselben geschil-
dert. Unter Anderem hei»bt e«
Chronik:
(Praefatio). Omne datum
. . . diffusum est. Vgl. das
ganze Citat oben 8. 331 f.
Cap. 3. In diesem Capitel
wird Jes8e = (iei&a ebenfalls als
vierter FUrst der Ungarn auf-
gezählt: Aquila^ Cohimauus,
Bela, Jesse. Dass in den Na-
men grobe Irrthümer vorliegen,
ist filr unsere Untersuchung
gleichgiltig.
Ebenda. . . . cunctis chri-
stianis dueaium suum intrare
▼olentibus etc.
Cap. 4. Expergefikctos
princeps . . . Quo dido dia-
paruii. Vgl. oben S. 332 das
ganze Citat.
Ebenda. Nascitur interea
. , , liijuuin saaiii indidit. Vgl.
duii Citat oben S. 332 f.
Ebenda. Crevit infaus di-
liymti uutritus educatu.
Cap. ö. . . . Q^arto post
obituni patris anno ete.
Ebenda. . . . divina com*
movente dementia ÄBtricum
prciesulem etc.
Cap. 7. . . . taliqtM eam
liberttxte eorrobortwtt, ut nuUus
archiepiscoporum vel episcopo-
nun in e,a cuiunquö iurisdictio-
nem habebat etc.
23*
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342
daselbst: nullus episcopus vel
missam celebrandi vel cuius-
Übet epiitcopalie oßdi exercendi
8ihi licentiam tLSurparet^
§ 18. Idem quöque
beatU9 soUicUudine rrrjalium
. , . deacmdere ßmjitahaU
Ebenda. Quod cum$eduU>
tfiritualls d/ttid^rii freqamta-
rei officio f nocUt ptadam templo
dei hn^ remoio, descenderat
quippe cum illo tuo magno et
nobUi comiUUu, fixU UnioriU
in eampe9tri$ amplUudiniM loco,
eeterif sopore depreiaisf turgtnt
a leeio etc.
§ 20. Cuiiu (sc. Henriei)
anima ip9a transitus sui hora
cuidam episcopo Grecorum gan-
eie conwftationia viro revela-
tum est, deferri per angelos ad
cell paUitia . . .
§ 22. . . . Ubi per nnnos
plures dominm per ij>si(is nie-
Cap. 8. Idem quoque
deteendere ßagitabai.
Cap. 9. NocU igitur fua-
dam, cum aestatis Umpore in
campe$tribuM fixis Untorii§ gtor
rent, oeUrit iopori deditis, 9ur'
gens a leeto etc.
Cap. 11. Quidam autem
episcopus Graeeorum tandae
conmi'giotiis, in ipaa iramiitu
mi hora auditit animam §aneii
Stcphani (!) in coelum defet'
reiitem per angelorum choros
Ebenda. Snepe harmoniae
supra sepuIchruDL eins audie-
rita iiinltis iiic<})>n)io(/'i patienti- ' haniiw angelorum, saepe la
hns.ffJn- [< itaiitibiis,!! fßict lone m
t t iuiacri'Uii anam proclnnif/vti-
bu8, iudichi iiupie portaut ihns
heneßcla prisfiftf inniniwra.
Sepe per iioctem uh fotJin nintus
angeliri a miiliis andiebantnr,
odoris suavissimi dulccdo per
Itailt'f ardentes in atr* rid,
hdiifiir, inuJfonim vero i>iirri.
qui in infirrniiate aua tiiLS Ii-
mhiihus devovehanf II i\ vni.r tif
perrenifibanf, curuhmitur au.ri-
lianfi' domino nostro Je*u
Christo.
latera templi ditpergebatur.
Alle diese angefUlurten Stellen und Nachrichten mttssen
also in der ursprünglichen Redaction der Vita Hartvici gestan-
den haben. - Doch darf man hierbei Folgendes nicht übersehen:
^ MAresali (8. 17) hat al0o mit Heclit vermitthet» du» die Atuftthnu»
gen fiber die Itochte der Stuhlwelneubnrger SatbednUkireiie ytm Hart-
wich herrllbreR.
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S4S
Die CShromk filhri nicht aDe EnUehnimgen wörtlich an, yiele
▼erkUfst sie hedentend. Wenn also Ton den oben citirten
Steilen im Pester Codex manche eme weitläufigere Fassung
hat (2. B. § 13), eine andere (§ 20) dasselbe Ereigniss von
venchiedenen Personen ersählt u. dgl., so ist eine sichere Ent-
soheidung, ob eine Erweiterung im Pester Codex oder eine
Kttnmng in der Chronik stattfand, ob der Fehler in jenem
oder in dieser stecke etc., sehr schwierig.
Gans ähnlich verhält es sich mit vielen derjenigen den
Pester Codex charakterisirenden Stellen, welche in der Chronik
gar nicht berührt werden. Auch bei diesen ist es schwierig,
7Ai entscheiden, ob sie sehon in der ursprünglichen Fassung
standen und von der Clirouik nicht berücksichtigt wurden,
oder ob sie erst neue Zusätze sind. Bei manchen dieser Stellen
ist ^'liU- kl icherweise die Frage ohne vielen Bclane", weil es sich
in 'Iriäselben nur um den sprachliehen Ausdruck oder um
riiiascn handelt. Der Vollständigkeit wegen führen wir auch
rin si im Folgenden .in. Im Ganzen sind 16 Stellen zu be-
traeiiten. Ein V zeifjft an, dass sich über die Convenienz der
Stelle nichts Bestimmtes sagen liisst.
Schluss des § 1. Quody qualiter et quando facium sif,
$Hli officio memorie cotnmendare congruum duximus. Phrasen.*
Anfang des § 2. Ea siquidem tempestate qua gens pre-
faia dei eceUnam depoptdabaiur, , , . Statt des blossen ytunc'
in der Vita maior. ? .
Schinss des § 5. . . . apad se cepit meditari^ qualiter
$ubitetum $ihi populum uniiu dei etUtui manciparet, sed quia
p^rpend^at id abtque vidnarum gentium eonfederatitme ßeri
minime fo»8e, § 6 regnoque pannonico. . * . Die Worte qua-
Itter — jMMte stellen den Uebergang von der ans der Vita
minor entlehnten Stelle zu dem aus der Vita maior entnonmie-
nen § 6 her; unter der Voraussetsung, dass die Einschaltangen
aus der Vita minor auf den Pester Schreiber surttckzuführen
seien, rOhrt auch unsere Stelle von ihm her.
Ebenso ist im § 6 im Citate aus der Vita minor die
Aenderung des regalis der minor in ein ducalis auf den
Pester Schreiber zurttckzuführen.
* Der Gedanke, diese wie ähnliche andere Phrasen dem Schreiber des
Fester Codex beizulegen, Uegt nahe, bleibt aber doch mir Vermathnng.
344
In deiDBelben Pangrapbe sind die Sitae (ubi Moncliu —
anignaverai und am$Hiuen$ — dartt), welche an die ans § 8
der Vita maior entlehnte Stelle geknüpft sind, Zusitae des
Schreibeis der Fester Redaction. VgL oben S. 3S9.
§ 7. ... donativiM 94mcU ducu . . • ?
§ 8. predicium vero nod tublimamt sind nach meinen Ans-
fUbmngen in den Beitragen znr ungarischen C^eschichte, S. 79 ff.,
ganz neue Zusätse, die in den Pester Codes erst wieder nm
spttterer Hand eingetragen worden.
Im § 11 sind die Worte tarn videlicet ipsam archiepi-
gcopaleni, quam omnes episcopales eccltsias, amplissimam sin-
gulis assignang diocesim^ et unicuique Semper preßciens ido-
neum presulem eine ziemlich bedeutungslose Sj)L'cificinin}^ der
aus der Vila maior licrrUhrenden Worte episcopia nupcr iucepta;
sie dürften wohl vom Poster Schreiber herrühren, der in diesem
rarai^raphen gleich darauf eine ähnliche Bemerkung aus der
Vita minor inteqK)lii"te.
Der § 12 ist in der Oliroiiik niclit beleprt; e« ist aber
kein Ornnil vorliaii(l(»n, dens» IbiMi als neuen Zusatz zu be-
trachten: nur die Worte mpe dictus seheint der SehreibiT des
Pester Codex in Folge eines Versehens eingeschaltet zu haben.
Man vergleiche hierilber Kaindl, Beiträge sor älteren ungari-
schen Geschielit«', S. 83.
Der Scbluss des § 19 quod ob terrorem incneimdum relt-
^i», zelü cum iu^ticie fecisse credendum est etc. steht im An-
schlüsse an ein Citat aus der Vita minor und rührt daher
offenbar vom Schreiber der Pester Redaction her, welcher mit
diesen Worten Stephan wegen seines strengen Urtheiles an
rechtfertigen sucht
Dasselbe gilt von den ebenfalls an ein fthnliches Citat
aus der Vita minor geknüpften Worten im § 22 digna eot
muliavit sentonh'a.
Im § 38 scheinen die beiden Zusätse interiectiB iU^qw
XLV anni» . . . ad dominum conv0rti$äent und 9ed ut o»ten-
deret . . . niehil ante ponderit habuitset Einschaltungen der
Pester Redaction an sein. Der Aufbau dieses Paragraphen ist
nämlich folgender: einer Stelle aus der Vita maior folgt der
erste oben erwähnte Zusatz und diesem wieder das 0tat aus
der Vita maior adveniente yero tempore . . . querradum; dar-
auf folgt der aweite Zusata und auf diesen aus der Vita maior
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345
nochmaiä die 8tciic advciiientc etc. Die Wiederholung^ dieser
langen Stelle in demselben Paragraphe scheint nicht aus blos-
sem Irrthum durch Doppeltschreiben hervorgegangen zu sein;
sie ist vielinehr wohl durch den Vorgang beim Interpoliren
veranlasst worden. Zunttchst schrieb der Interpolator die erste
Üinschalttmg und beschloss das Capitel mit der Entlehnung
aus der Vita maior; hierauf fligte er die zweite Einschaltung
hinsa und setzte nun wieder den Schlnss aus der Vorlage hin.
Da die in den jüngeren Redactionen übri«,^ens bereits getilgte
Wiederholung ^ natürlich erst auf den Pester Schreiber zurüek-
zuführt-n ist, so niuss er auch der Interpolator, wenn schon
nicht beider^ so doch der zweiten Erweiterung sein.
§ ^4. . . . Quorum tamm aliqua, quia cuncta non pos-
»wmu, innotescere satagimus . . . ?
Der Schluss des § 24' kia interendum videtur etc. ist als
jüngerer Zusatz schon durch die Anfangsworte gekennzeichnet
und steht überdies auf einem besonders eingeklebten Bhitte.
Ob derselbe von dem Schreiber der ganzen Handschrift her-
rühre oder jünger sei, ist nicht bekannt."
' VfTl. auch oben S. 331», Anni. 1.
' Bei Florianas 1, 66 ist hieraber aicbts bemerkt.
An^egebeu am 22. Juni 1894.
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Ausgeirehon am 22. Juni J
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österreichische Geschichte, o
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Jn Commission bei F. TK.MPSKY, UucliliändU-r <l"'r kais. Aka«!««!!!!«»
der Wissiinschat'tcn.
norausfroofeben
von der zur Pflege vaterländischer Geschichte
anfs^estelltoii ('ommission
kaiserlichen Akademie der Wissenscliaften.
Klnan«lMolitxifr«ter HMnd.
Zweite Hälfte.
Mit zwei T a fo 1 n.
Archiv
für
Isterreichische Geschichte.
Herausgegeben
von d»r
zur Pdege vateriänditsclier Geschichte auigestellteu (jummissioi)
<l«r
kai»erlii'heii Akademie der Wisbeiibihatten.
Einundachtsigster Band.
Zweite U&lfte.
Mit iwei Tafeln.
^ Wien, 1895.
In CoDimiHsion bei F. Tcmpflky
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SIGMAR UND BERNHARD
VON
KllEMÖMÜNSTEK
KRrriSCH£ STUDIEN
tv r»tv
GESCHIUHTSQUELLEN VON KB£MSMÜNST£R
IM Xlll. UND XIV. JAHRHUNDERT.
TOM
D'* J. LOSERTH,
FROrtMO» »nt aMOBICRTB AM DIR SAM. rRANZm-innVBUITtT n OIAS.
MIT ZWEI TAFELN.
ArchiT. LXXXI. Bd. II. IliUrte.
24
Einleitung.
Vor Bweiundzwanzig .Tahren erschien meine Ausgabe der
Geschiclitsquellen von Kremsmllnster im 13. und 14. Jalirlnui-
derte. Einem glücklichen Umstände danke ich es, dnss icli die
Studien, die ich damals abgeschlossen wähnte, im veiHussenen
Sommer wieder aufnehmen konnte. Und das war mir sehr will-
kommen ^ denn bald nach dem Erscheinen dieser meiner Erst*
lingsarbeit fand ich, dass die Resultate^ zu denen ich nament*
lieh in Bezug auf das Verhältniss der Randnoten im Wiener
Codex 610 zu dem Autograph des sogenannten Bemardus Nori-
cus (Kremsmttnsterer Codex 401) gelangt war, keineswegs so
ganz gesichert seien, wie ich vordem angenommen hatte. Schon
damals hegte ich den Wunscli, eine neuerliche Untersuchung
des Gegenstandes in Anprriff zu nehmen und ilir das Original
des sogenannten Bernanius s( Ibbt zu Grnnde zu legen, denn
meine Ausgabe ruhte nicht auf dieser, sondern auf einer Copie,
die mir zur Verfügung gestellt wurde, und die, wie ich nach-
tiiglich ersah, doch nicht immer correct war. Daraus erklä-
ren steh einzehie Irrthtkmer und unrichtige Angaben in die-
ser Ausgabe. Der Aufenthalt an einem weit entlegenen Orte,
die Unmöglichkeit, die gesammten zu diesen Studien benöthig-
ten Materialien dort untersuchen zu können, IVagen zu er-
örtern, über die man nur in Kremsmünster selbst Auskunft
erhalten konnte, zwangen mich, diesen Gegenstand voilauüg
zur Seite zu legen. Geraume Zeit hernach erschien eine Ab-
liandlung von Georg Waitz unter demselben Titel, den ich au
die Spitze dieser Blätter gestellt habe, ^ und nicht lange darauf
* PondraDgen snr dentschen Geaehichte» XX. Bd., 8. 605—616.
24»
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350
eine Anfigabe von seiner Hand im XXV. Bande der yMonn-
menta Qermaniae^
Waits kam in den wesentlichen Punkten za anderen
Resoltaten. Während ich der Meinung war, daas Alles, was
der Wiener Codex 610 an KremsmOnsterer Sachen enthalte^
auch dort geschrieben sei and mit Ausnahme der Randnoten
▼on dem Qrosskellermeister Sigmar herrtthre, der denn auch
die dem sogenannten Bemardus Noricos zugeschriebenen StQcke
Tcrfasst habe, fand Waitz, dasa der in 610 enthaltene Katalog
der Aebte von Eremsmttnster ursprünglich und im Wesentlichen
wohl Sig^mars Werk sei, freilich nicht in der jetzt vorliegenden
Gestalt, dass die Randnoten daselbst keinesfalls aus 401 stam-
nuMi. (lass 010 und 401 so viele Widerspruche enthalten, dass
sie in keini'in Kalk; vou einem \ \tiasser herrlihren, dass der
Verlasist r von 401 zwar (UO und einen Theil der dort befind-
lichen Randnoten benutzt, die anderen aber selber einpretrag'en
habe, dass endlich der Autor von 4()1 Bcrnardus sei. derselbe,
der seit Aventin Hornardu;> X<)ricus lieisse. i*^i^'nnir könne nh
Verfasser dieser Stücke unisowt'niirf'r an^fselien werden. ;ü» er
\29H wahrseheinlieh gar nicht mehr unter den Lebenden weilte,
während der Autor von 401 noch bis 132r> fleissiir arbeitet. Eä
fehle daher aller Grund, dem Sigmar eineu Platz unter den
Historikern des Mittelalters anzuweisen, und andererseits sei
kein Grund vorhanden, das Zeugniss Avcntins und einer Mün-
chener Handschrift (dieselbe ist aber nicht älter, ja wahrschein-
iich viel jünger als Aventin selbst, was Waitz hätte hinzu*
Algen können) zu verwerfen» die einen Bemardus als VerfiMser
der uns erhaltenen Schriften nennen.
Diesen Ergebnissen Rechnung tragend, hat aueh die neue
yon Waits Teranstaltete Ausgabe dieser Quellen im XXV. Bande
der jMonumenta Germaniae' ein ganz anderes Aussehen, und
wird Sigmars Name als Autor auch nur einer der in Bede
stehenden Schriften gar nicht erwähnt
Den Resultaten, au denen Waita gelangt ist, kann ich
weder im Ganzen, noch in den einielnen Theilen beitreten.
Waitz hat sunttchst den Zweck, dem die Arbeiten in 610 su
dienen hatten, verkannt, und dies deswegen, weil er die ande*
reu handschriftlichen Materialien von KremsmOnster aus der
Zeit des Abtes Friedrich TOn Aich unberücksichtigt gelassen
hat. £r hat jene Stellen, die ganz aweifellos Sigmar als den
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351
Autor mindesteiiA des Abtskataiogcs von 610 bezcichuun, zu
gering' j^oAchtet und ttbcrschcn, dass ausser dem Abtskataloge
mindestcus auch noch das Annivcrsiirienverzeichnisy von ihm
herrührt. Audi soinc Angaben über den luu 12i)b erfolgten
Tod Sigmar's sind, wie mau den unten iulgendeii Bemerkun-
gen über d&ä Todb nbuch entnehmen wird, nicht blos iinwahr-
si-lieinlieh, sondern geradezu unriehtiir, womit der Hauptgrund,
an Sigmar als Autor dieser Stücke zu zweifeln, liinwegfüUt.
Auch die von ihm betonten Widersprüche zwiselien (JIO und
401 sind entweder nur selicinbar solehe oder lösen sieh auf,
wenn man die verseliiedcnen Zwecke im Auge behalt, die in
010 und 401 verfolgt werden. Auch sonst bedürfen manche
Angaben der Richtigstellung. Wenn Waitz S. (506 sagt, dass
im Cod. 610 zum Jahre 1304 eine andere Hand eintrete, so ist
das unrichtig, wie ein l^lick in die unten folgende erste Tafel
ergibt Die dort (2. Columne, Zeile 5 von unten) stehenden
Worte: ^utus tempore anno domini 1304 computatis' etc. sind
▼on der nändichen PTand eingetragen, die auch das Vorher^
gehende geschrieben hat, freilich, wie man dem Originale ent*
nimmt, zu anderer Zeit, mit anderer Tinte.
Unter solchen Umständen schien es mir zweckentsprechend
zu sein, die ganze Frage nochmals in ihrem vollen Umfange
aufieuroUen und hiebei die Originale zur Grundlage der Untere
suchung zu machen. Ich kann mir nicht schmeicheln, die ein-
schlägigen Fragen mit unbedingter Sicherheit gelöst zu haben,
namentlich vermag ich nicht zu sagen, woher Aventin und die
dem 16. Jahrhunderte angehOrige Handschrift (die wohl den-
selben Ursprung haben) ihre Kunde von Bemardus erlangt
haben, aber um einen guten Schritt dürfte die hauptsächlichste
Frage ihrer Lösung nähergerlickt sein. Jener aber, dem die
unten folgende Begründung der Autorschaft Sigmars für die
Werke dos Cod. 401 nicht zwingend genug erscheinen sollte,
wird ihm wenigstens du Rechnung tragen müssen, wo man es
crwiesenermasson beanspruchen darf
Dass ich in die einsehl.i^igen Originale Einsieht nehuieu
koiHite, danke ich der ausserordcntHchcn Liberalität des hoch-
wurdigen Ables von Kremsmünster, Leonhard Achlcuthner, der
selbst ein ausirt /j'ielinetcr Kenner der hier bt liamlelten Gegen-
stände ist. leli konnte den Cod. 401 nielii lilos in Krems-
münstcr einschen, sondern auch hier in Graz mit den beiden
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Codd. 610 und 375 der Wiener Hofbibliotbek ▼ergleichea.
Leider war die Urkunde von 1292, die Sigmars Namen trigt,
nicbt au&nfinden. Zum ScbloMe sei mir gestattet, dem boch>
würdigen Herrn Abte Leonbard Aebleutbner, dem BibHotbekar
von Kremsmünster, Herrn P. Hugo Scbmid, der mit seinem
reichen Wissen mich freundlich unterstutzte, dann dem Director
der k. k. Hofbibliothek, Herrn HoiVaili W. v. Härtel, cudlich
dem Director des liicsijren Landesarchivs, Herrn Regierung^
rath J. V. Zahu, für vieliaelH' Förderung dieser Studien Dauk
zu sagen. Er gebührt aueh dem Herrn P. Altmann Altinger,
der mich in das seiner Bearl)ciiung und Ausgabe auvertraate
Nekrolog Einaioht nehmen liess.
§ 1. AUi^emciiie Bemerkungen Uber die literariHche
Tkätigkeit in Kreuismftnster unter dem Abte Fried-
rieh Ton Aieh.
VoB KreiD&mflnster sind an der Wende des 13. und in
den ersten zwei Jahraehnten des 14. Jahrhunderts einige histo-
rische Arbeiten aasgegangen, welche die Österreichische Qe*
echichtschreibnng der nächsten Jahrhunderte stark beeinflusst
haben. Von diesen Werken kommt nicht allen derselbe Werth
zu: während die Erzählung von dem Entstehen und Wachs-
timme und von dem Ruine der Kremsmünsterer Kirche zu den
schönsten Klostergeschichten des ganzen Mittelalters gehört,
sind die einzelneu Theile der Uistoria Cremifanensis als» solche
and in ihrer Gesammtheit wenig bedeutend. Und dennoch
waren sie es: der Katalog der Passaaer Bischöfe^ die Hersogs-
liste von Baiem^ jene von Oesterreich a. s. w.^ die sich grosser
Beliebtheit erfreuten. Durch sie sind nicht wenige sagenhafte
Ztige erst festgese&t worden, lieber die Pers<Snlichkeit des
Verfassers aller dieser Aufzeichnungen ist man in neuerer Zeit,
namentlich seit den letzten Bemerkungen G. Waitz'* und der
Ausgabe in den ,Monumentis Gennaniae*, mehr im Unklaren
als jemals früher; denn wenn Waitz auf der einen Seite sagt,
(^as3 die Abfassung des Abtskataloges in dem Wiener Codex
610 zweifellos auf den GrosskeUermeister Sigmar von Krems-
münster zurttcksuführen sei^ so hätte man andererseits gewiss
erwarten dürfen^ dass diese Autorschaft auch irgendwie in der
neuen Ausgabe der |Monumenta Germaniae^ deutlich angemerkt
worden wäre. Man darf aus diesem unsicheren Verhalten des
jüngsten Herausgehers dieses Kataloges den Schluss ziehen,
dass ihn seine Untersuchungen zu keinem völlig gesicherten
Eigebnisse über die Frage nach dem Autor der StUcke des
' Fonehungen wax detttocb«n Geecliiclite» XX, 606^619. Hon. Oerm. Hirt.
Script XXV, 610 ff.
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354
Cod. 610 gefilhrt haben. Am diesem Grunde nui^ es an* 1
gemessen erscheinen^ wenn wir hier der Sache eine bretlore 1
Behandlung zuthefl werden lassen, als es uns vor sweiund- 1
swanzig Jahren mOgUch gewesen. Vielleicht wttrde man den
strittigen Fragen, um die es sich hier handelt, firflher auf den
Grund gekommen sein, wenn man den Ausgangspunkt der
Untersuchung von einer um&ssenderen Würdigung der in jeder
Besiehung bedeutsamoD Thtttigkeit des Abtes Friedrieh Ton
Aich genommen hfttte. Vielleicht gelingt es uns, auf diesem
Wege die Streitfragen, wenn auch nicht ganz zu lösen, so doch
ihrer Lösimg näher zu bringen.
Von welcher Seite man aiu-h an die Verhalinissc Krems-
münsters in jenen Ta^en herantritt, überall begegnet man den
Spuren einer ausserordentlich erfolerrcichen Wirksamkeit des
Abtes Friedficl», un<l <lie Worte, mit denen die beiden Abts-
kataU)i:e. sowohl der des Wiener Codex 610 (Siijinar), als aueh
der des Kremsmünstorer Codex 4Ui (Bernardus) über öcine
Thätigkcit berichten, sind noch lan^e nielil ausreichend, um
das völlig zu erschöpfen, was er für IlerstcUuntr der
mönchischen Zucht, die Erwerbung neuer Kircheuschätze und
die Erhaltung der alten, für Kirchenbauten, die Ordnung der
Besitzverhältnisse u. s. w. gethan hat. Er verstand es wie selten
Jemand, für die grossen Arbeiten, die seiner Kegiemng Yor^
bohalten wsrcn, die rechten Krätze zu. gewinnen.^ Von dieser
herrorragenden Wirksamkeit Zentren noeli heute die beiden
prächtigen Urbarbüchcr. 1 Copialbuch, das dem einen Urbar
angefügt ist, das Nekroiogium, das auf seinen Befehl neu an-
gelegt wurde, und so viele andere Werke, die auf seine An-
regung surUcksufÜhren sind. Leider ist von diesen Manches
und, wie es den Anscheüi hat^ nicht Unwichtiges yerloren ge-
gangen, während, was hier auch gleich angemerkt werden mag,
schon damals Einiges, wie z.B. das ältere Todtenbuch, als (durch
die Auflegung eines neuen) veraltet beiseite geworfen wurde. |
* Steh«* Uertber anch Loveas, Deutodüandi Q<«oluchl»qii«lka im Mittel*
aller I, 217, und Tli. Hagn« Dm Wirken der Benediktiserabtei KreiDf
. mÜMUter für Wissenschaft. Kunst und Jugendbihluiig, S. 31. Zu dieiea
\\'.Mk( ii koiiuut jft/t iiocli h. At"lil«'iithm>r . I>a!< älteifto Urbarium v<mi
Kremsmiliistor, Fosts« lirift ans- Anlrtü» de« 1 It'OjHhrig^en Jubiläums, 8.1
u. IT. Die Hhere Literatur i.>$t voliatäudi^ vur-mcUuet in Lurouz, QeKuhtciits-
quellou, a. a. O.
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«
365
Don giüBSten Eindruck machen auf den Besucher des
Stiftes noch heutsutage die grossen BücherschAtse, deren An-
lage und OrdnuiijjT auf diesen thatkräftifren Mann zurllckzu-
führcn ist.^ Was im KaUtlogc der Aebte liierübcr gesagt wird,
ist duichaiis zutreffend: Jlera multos et solciiij)ne9 libros äcribi
fccit de imisica atque textu, scilicet tria missalia, integrum vero
quartum, uuum evangeliariumy unum epistolarium; matutionalem
de tempore unum, altcnim de sanctisi duo officialia^ tria anti-
phonaria in sex voluminibus, tria gradualia. . . / Nun, das
waren Bücher, die in der Sacristei hinterlegt wurden; nicht
geringer war die Zahl jener, die wissenschaiUichen Zwecken
dienten: ,totam hihliaro in quatuor voluminihus, Sentencias Petri
et Scolastteam HiBtonam, Registmm Gregorii, Sentencias Isidori
( t De Doctruia. cordis in iino voluniine, Gregorium super Can-
lira et Tsidorum buper Kptaticmn in uno (voluinine'), unum
Ubruui de posse<?sionii)us et privilcgiis ecclesie (der
Codex Fridericianus A), alterum item de possessionibus,
de ecclesiis ac decimis (der Codex Fridericianus B), Regu-
lam sancti Benedicti cum martyrologio, Josephum in duohus
Toluminibus, duo paria hymnorum'; gewiss eine stattliche Zahl
neu angefertigter Bttcher. Wir sind heute noch in der erfreu-
lichen Lage, diese Angaben des Eremsmünsterer Hauschronisten
bestätigen zu können, denn die meisten von den »genannten
Schriften sind noch du und vci-kiiudigen den Kuliia des hoch-
sinniiren Abtes. Dies im würtHcheu Sinne, da bei eiiiiircn Biiehern
ausdrüeklieh ani^emerkt wird, dass sie auf liefehl de.-^ Alues
geschrieben wui'doü. Auch das Jahr, wann dies geschah, wird
hinzugefügt.
So finden sich die oben genannten Werke Gregorius super
Oantica etc. im Cod. 37 der Stiflsbibhothek. Hier heisst es auf
Fol. 189:»
* Mit Keclit st hreil)t Hru.soliiiis, Chronicon mon. CL-nturia secunda, p. IGÖ:
,Kri(leriru,s nobilis do Aycli, <\\ü rnopit arliaiuistniie . . . 1273, }ir:iecepit
ö7 ;iunis, iiisi^nis b i b 1 i '> t h e c .-i e a u ^- m o u ta t u r, sud tit aliarum ceiiu-
bii püiä*essi.(iiiun-* Kettoiiiiaclier , Aiiiialt'.s inuiiasterii C'reuiif., p. 2U8:
,BibUothocaiu itiuki» librt» uiixit.* Iii. Uagn, Dai» Wirken der Bone-
^ctinerabtsi Krommifiiiatari S. 49.
* El ist, was schon hier bemerkt werden mag, dieselbe Hsnd, die den
Codex FjridericiiWQs nnd alle nnter dem Namen des Bemardas ^henden
Selurillea gesehiiebea hat
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«
6b6
,In8truit ist« libt*r. «t Icctor crimine über
Sit btiue moroäuä hc ad mala qu^oe moroeuB.^
yScriptuB est anno'domini 1312 tempore Friderici abbatis anno XL
minus 1/ Die andere oben genannte Scbrift Isidors u. a. w. iit
vier Jabre später gcscbrieben : ,Explicit tractatus firatris Tbome
de prcparacione cordis, coinpilatns eirca annnm domini 1280,
scriptos vero anno domini 1B16 tempore domini Friderici abba-
tis, ordinacionis sue anno XLII apostolica sede Tacante et Pata-
Yiensi tanto tempore viduata et tmperio in duos reges diviso/
Wenn es endlich im KatAlofjc der Achte hcisst: ,ac pliires
alios scrihi fV-cit', so ibt auch «liosi; Tliaisache bc'zeii|^i. Der
Chronist h a, wie es scheint, hlos jene Hiicher hesonders her-
ausgcliohen. d'ia tVir das Kloster Kremsmünster eine grössere
Bedeutung heaiispiut-hcn, wie den Codex Fritlerieianus, «l«'r
später unter einem anderen Titel noelnnals ^^enannt wuci^ oder
die durel) ihre Grösse und schöne AustUlinin;^ besüuders her-
vorstachen; denn einij*c dieser Werke sind von einem selten
grossen Formate, gut um ein Drittel höiier und breiter, als e;«
sonst selbst grosse FoHanten zu sein pflegen, und alle von einer
wahrhaft künstlerisehen Ausstattung. Ich hebe hier nur die
Bibclbilnde heraus, von denen der Chronist spricht, den ^JosephuB
in duobus voluminibus' und die ^colastica Uistoria'.
Diese Prachtwerke sind, was gleich hier angefUgt werden
magy von einer anderen Hand gcschri« hen, als jene Schriflen
aufweieen, die dem sogenannten Bemardus Noricus zugehtfreo.
Von diesen Schrillen wird zunächst zu reden sein.
§ '3. Der Codex Fridericianns.
a) Das Urbarinm des Abtes Friedrieh Ton Aiek
Tn ( Hier Zeit, wo mnn allerorten daran ging, Urbare anzu-
legen, rolL,'te nuui auch in Kremsmünster dem g-egebenen Bei
spiele naeh. Hier erwies sich die Anlage eines sulehen als eine
der dringendsten Aufgaben: sollten die Uebelstilnde in der Ver-
waltung des Stiftes sich nicht bis ins Unerträgliche steigern, so
mu88te nicht blos rasch, sondern auch nachhaltig ans Werk
gegangen werden. Und dass dies geschah, davon legen nahesn
alle in jenen Jahren in Kremsmünster verfassten Schriften Zeug-
niss ab. Nahezu alle sind geradezu unter dem Qesichts*
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357
punkte der Kogciun«^ nnd FeststcU iiufr dcb liesitzea
a])Lref;isst worden. Selbst die Anlage des Todtenbuelies diente
in letzter Linie diesen Zwecken, und ohne diese wäre man
kaum an die Abfassung jener historischen Arbeiten ^geschritten,
die an die Namen des ürosskeilermeisters Öiginar und des so-
rrenannten Bcnmrdus Noricus geknüpft sind. Mit Altaich, dem
Muttcrkloflter, hatte KremsmUnster seit seinem Bestehen nahe
Besiehangen. Dass jenes mit der Abfassung eines Urbars vor*
angegangen war, wirkte aufmunternd auf dieses. Von zustän-
diger Seite ist mit £echt bemerkt worden/ dass es das Alt-
aicher Urbarium war, das dem von KremsmUnster zum Vorbilde
gedient bat Gewiss erkannte der Abt schon beim Antritte
seiner Regierung' die Nothwendigkeit einer Festsetzung der
Besitzverhldtmsse und Becbtstitel hiezn; unter den Brüdern
drängte der Prior Hartwig auf die AusAlhmng des wohl schon
seit längerer Zeit bestehenden Planes.' Der Convent erwog,
dass man bei der Lage der Dinge gar nicht wisse, welche Be-
sitsungen and Einkünfte dem Kloster angehören, von wem die
Giebigkeiten su leisten und welchen Wohlthätern man au ewi-
gem Danke verpflichtet sei/ Gerade weil die Besitatitel nicht
▼öllig gesichert seien, kOnne es gesehehen und ist es auch in
der jüngsten Zeit noch geschehen, dass dem Kloster gehörige
Besitzthümer von fremder Hand besetzt worden seien, wozu
nicht wenig die Unachtsamkeit der Besitzer selbst beigetragen
habe. Diesen UebclstHndi n imisse ftlr alle Zeiten vorgebeugt
werden. Das könne nur so geschehen, dass man alle Meier
nnd Colonen des Stiftes zusammenrufe, beeide und unter An-
drohung^ der Entfernnnnf von ihrem Gute verpflichte, anzu-
geben, was ihnen in Bezii^*- auf die bisher su sehr vernach-
lässigten Rechte der J^ürche bekannt sei.
^ Leonard Acbleuthner, D&a älteste Urbarium von KremsmUnster. Wien
1877, 8. IX.
* Die Worte; ,ex aMumptf regiminis debito oobortati* lusen fast «tkranf
schliesBen.
* ,Circa annum domini 1300, tempore dnmini Friderici abbatis, ordinacionis
f<!i»> ?iTiii«< XVVI con'^ilin convcntns pt pre<Mpue Hertwii-i prüin«! ac
iinpcno eutödeiu abbatis etc. . . .* KremsmUnsterer Qe^cbichto^uelleD)
ä. 18.
* »Conddenintes redditua «e fHWMasionea . . . nee ex 11IH0 scripiaro monn-
nentb diieere poMe, que peucflalones, quid aolvere debeuit . . .* Aeh-
leuthner, L c., S. 4.
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aö8
Diese Arbeit aoBsufÜhren^ wurdeo swei Hftnner auserlesen,
von denen mindestens der eine sieh in den Priyflegien des
Stiftes schon einigcrmassen auskannte: ein GeistKcher and ein
Laie, jener der Grosskellermeister Sigmar, dieser der Hof-
richter Dietrich.* Sie erhielten die gemessene \Voij?un'X. in
Bezirke des Stiftes zu ziohcn und von Allen und Jedem ganz
genau in Kxl'uhrung zu bringen, was man zu wissen noth-
wendig hatte. ,So ist es geschehen,* sagt der Prolog zum
,Liber por-scs.siouuni', ,dass man die Namen der (dem Stifte
gehörigen) < )rto, die Lage der einzelnen Besitzungen und die
Beschaffenheit und (Tnisse der Einkünfte vollständig kennen
lernte.' Wie Avcit sie sich liiebei auf das ältere Besitzregister
stutzten, ist ^ehwnr zu sngen.^
Slixmar war es, der in (iemeinschafl mit den Meiern der
dem ►Stifte gehörigen Höfe und von den Bediensteten des Stif-
tes begleitet, diese Arbeit durehf\ihrte. Er legte ein genaaes
Verzeichniss aller dem Stifte gehörigen und zukommenden
Besitze and Rechte an, das dann im Laufe der nächsten Jabre
in eigenen Bänden besser angeordnet wurde: ,8criptam nobis
attulit nostromm redditutun totam summam, immo pocios reli-
quias remm, que raptorum manus effugere eontingebant, qui
deinde in voluminibus sunt melius ordinati.'
In solcher Weise entstanden die beiden Exemplare des
Urbariums, wie sie heute noch vorliegen. Vollendet waren sie
im Ganzen und Grossen im Jahre 1304/ doch konnte es nicht
fehleui dass noch in den beiden nächsten Jahrzehnten zaU*
reiche Nachträge eingezeichnet werden mussten. Von den bei-
den Exemplaren zeichnet sieh das eine durch seine Grtae und
seine feinere Ausstattung vor dem zweiten aus, welches letztere
* . . qaMdsm de lubieetia nobw penonis, fratrem sdlicet ßi^nianiflif
tnne oelleiariiuA de monachis et Ditricum preposttnm ex laicis de eoa*
Btlio nostri coiiventus etegimus ad hoc ipsum, qui onniea distrietas bostroc
perHmbtilantes et de fpiihnf^libet inquirendis diligtJiicius rcqnirputes ad
nostram deferrent iiuticiam iiniver«a ' Prr>Ii>rr /mrj ,Lihor {losäeteionum*-
' Ibid.: ,Hiuc factum Q»t, iit uuuuuh lucurum, situ« posso^siunum et reddi-
taom qualitaten cam qiwntaUte pleoarie diMeremur . . .*
* ,Et «bbine iio»ti« eccle«ia videtor abbato carnisae, ut patet iu regütro d»
poAseMionibni» quas Araoldiu dux vendicavit.* Men. Oerm. Hist Script
XXV, 8.631.
* .Itom anno domini 1304 . oompnüitis rcdditihuj» ecclesie hactenU!«
iieglöcti» et iu scripta reduutiii iuvuuta suut da XVlll ufficüa . .
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369
wohl ,dem jeweiligeB Verwalter der StifUerakllnfte als Hand-
exemplar dientet ^ Inhaltlich unterscheiden sich die beiden
Exemplare nur wenig und fast nur in Bezug auf die allerdings
nicht seltenen Nachträge; der Hauptunterschied ist, dass die
Reihenfolge der Geld- und Naturalabgaben, welche die einzel-
nen Meier zu leisten hatten, in beiden Exemplaren verschoben
ist.* Da eine Beschreibung der beiden Biicher, eine Schilde-
rung: dtiT Einrichtung des Urbariums und eine sachgemiisse Er-
klärung einiger im Urbarium erwähnten Giebigkeiten von sacb>
kundiger Seite vorliegt, so wird weiter unten nur noch Uber
das Verhältnisa des Urbanums au den eigentlich historischen
Schriflen Kremsmttnsters au handeln sein.
Im Stifte fand die Arbeit die verdiente Anerkennung.
Auf diese Arbeit darf man wohl eine Notiz im Kataloge der
Aebte beziehen : ,Item quidam ex suis profcssis monachus forma-
vit quciulnm librum de feodatariis, ministerialibus, censualibus,
fiscalinis, quem ort um ecclcsie nominavit/ Dieser ,Hortus
ccclesie* ist zweifellos das Urbar der Kirclie, denn die ron
jenem gegebene Inhaltsangabe ,Iibcr de feodatariis' etc. fitinunt
saclilich ganz mit dem Inhalte des Urbariums überein. Auch
in diesem best man Fol. 46: ,Uec sunt feoda^ que nobis domi<
uns Hugo de Morspach ex suis proprits possessionibus pro
ecclesie nostre dampnis rcsignavit et a nobis in feodo acce-
l)it . . / lieber die Oensuales siehe im Urbar Fol. 45^: ,De
censu ecclesiarum', und auch die Fiscalini werden an vielen
Stellen genannt.'
,Hortus ecclesie' — solche Hezeielmuiigcu liebte man im
Kloster. Man besass einen Codex, den man den ,Liber vitae'
nannte, und von dem es im Copialbuche Fol. 66'* heisst: ,Nota
quod in libro Annalium nostrorum, qui dicitur Libcr vite,
habetur, quod homines ibidem residentes cum suis posteris de
denint ad censum quinque denarios.^ In diesem Sinne wird
der ,Liber vitae' httufig citirt
* Aclilenthner, L c, p. XXUL
* Ebprifla.
' Ebenda, 8. 9.
* «Siehe den Excurs.
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360
h) Der Liber privüegiorum.
Die Angabe, die Sigmar sugefiülen war» war mit dem
Absuchen der einselnen Berarke doch nur soni Theile ent
er^t Der Bchwierigere Theü lag we anders. Er hatte die
Privilegieii des Stiftes zu sammeln, ordnete sie zuerst nach d«r
Zeitfolge, setzte darnach fest, unter welchen Aebten sie aus-
gestellt waren, und benutzte hiebei eine Abtsliste, die er, wie
weiter unten ausgeführt werden wird, aus den Privilegien selbst»
ans CShroniken und TodtenbUchem in mttheyollBter Weise zu-
sammengebracht hatte: ,Qui dum ordinem datonuu privilegio-
ram et quorum abbatum tempore essent data, vel nttmOTm
eorundem quereret, nequaquam perfecte poterat invenire, verum
tarnen sicut potuil ex privileiriis et ex chroiücis ac ex defuneto-
rum calendariis colligcrc aimotavit . . .' Die Kuimtniss der
einzclueii Privilegien hat er sich in langjährigem Studium er
worben. Von (h u Privilegien waren viele verloren gegangen.
Die Passaiicr liiscliöt'e luitun einzelne zugleich, wie man in
KreniömUnstcr klagte, uiit den Besitzungen au sich genommen.
Schon vordem waren viele in der Ungarnnoth, andere durch
Brand zugrunde gogjuiüen. Solchen Verlusten sollte gleichfalls
für alle Zeiten vorgebeugt werden, und zu diesem Zweekc licss
der Abt Friedrich in dem zweiten Theilc jenes Prachtbandea,
der das Urbar enthält, auch die nunmehr im Kloster vorhan-
denen Privilegien niederschreiben. In dem für das Urbar und
den jLiber privilegiorum' gemeinsamen Prolog sagt er, nach'
dem er der Thätigkeit Sigmars und Dietrichs gedacht: ,Venim,
quia impium esse iudicaviraus» si anime eorum qui hec contole-
ranty epcratis oracionum stipcndiis frandarentur,* votorum nostro-
mm affeccio perrexit ulterius, indagare videlicet omnia nostre
ecdesie privilegia, que in tota bibliotheca poterant repe*
ririy quamvis vix reliquie remanscrint ablatis pocioribus a pre-
donibus tarn domesticis quam hostibus alienis. Quoniam auten
instituimus de ipsis rebus verba non perdere intellecta, qae-
libet inquisita prout sunt cognita» ne unquam a memoria foge-
^ Aus dieser Notis poht kl.ar hervor, dAM auch ^ie Anlage des neuen
Todtonbnc'lipf*, von dem Nsoitcr unten gespmchen worden »oll, mit der
Iv('tr<'lniig dor lieKitzverlinltnisäe zus.nmmBnIi.Hnpt. Man soll wifweii, vrs-'
man besitzt und wer ea gegeben, damit dem Verstorbenen der ver
hdasene Lohn, die FOrbitte bei Gott, nicht vorenthalten werde.
36t
rent, primo loco huius tractatas scriptorum vincnlo per ordinem
iuaaimas innodari; dehide privilegia qne rayenimiia sabfiequenter
feeimna registrarit ni, dum ex Kbris pia pioram facta memorie
snperatitiuii recitantiir, propter misericordie opera et oraoionum
anffragia, ipsonun misericordinm anime in eterna vivant memo-
ria ante Denrn/
Und so heisst es Fol. 50: Jncipiunt capitula huius libri.
Auno domiui 1302 coHecta sunt et registrata ecclesie nostre
privilegia niiivcrsa, quc tune in nostra bibliotheca poterant iu-
venii'i tempore dommi Friderici abbatis . . / *
Ge8chriel)en ist der ,Liber privilegiorum' von denuelben
Schreiber, der das Urbar geschrieben, doch davon wird weiter
unten zu handeb sein. Hiei: genttge vorläufig die Anmerkung,
dasB am Rande des Textes sahireiche Koten stehen, die wort-
getreu mit solchen historischen Aufzeichnungen übereinstimmen,
die in Kremsmttnster damals mehrfach gemacht worden sind,
wjp sie sich beispielshalber im Cod. 610 der Wiener Hofbiblio-
thek so häufig finden.
Dieser Thätitrkeit des Abtts P'n. drich wird im Katalojife
der Aebte rühmend gedacht: ^unum librum de possessionibus
et privilegüs ecclesie (das ist der Codex Fridericianus A), alte-
rum item de possessionibus, de ecclesiis et de dccimis (das ist
das zweite Exemplar des Urbariums) scribi fecit.'
Dass der Abt mit der Anlage des Codex Fridericianus
auch Zwecke der Pietät verfolgte^ wurde schon angedeutet.
Mehr tritt diese Sache im Todtenbuche dieses Abtes «utage.
§ S» Bas Todtenbaeh des Abtes Friedrieh Ton Aich.
Wie die anderen berühmten Klöster der Nachbarschaft
besass auch Kreinsmünstcr ein Todtenbuch, das sich nicht blos
durch die Beichhaitigkeit der hierin verzeichneten Namen, son-
dern auch durch sein hohes Alter auszeichnete. Es gewährt
^ Gedruckt sind die einselnen fltfieke des Codex FrideticUniiB in Vrknn-
dmbncibe nm Kremsmüiuter, herausgegeben tod Theoderich Hago,
Wien 1868. Man Iseee sieh aW darch die dort angewendeten T^pen
* nidit ineAhrent als wire der Codex Frideridanns in dieser Schrift ge*
schrieben. Bin guter Abdruck der Schrift findet sich nuf den heidon
Tafeln der Achlenthner'when Ansgrabo des Urbarinms. Auf die Tafel
Nr. 2 will ich noch weiter unten sorfickkommen.
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362
dem Forscher eine wahrhafte Befriedi^npf, in diesem Buche,
▼on dem sich jtinpfstens Trümmer, freilich recht dürftige, vor-
gefunden haben» eine Fülle altdeutscher Namen, darunter nicht
wenige eehr selten vorkommende^ zu lesen. Da die Krems-
mttnsterer Todtenbücher demnächst genaaer wis<;enscfaafUich
antersncht und der weiteren Forschung zugänglich gemacht
werden dOiÜen, so genUge hier nur noch die Bemerkung, daas
der Raum in diesem filteren Todtenbncbe nicht mehr fbr viele
Namen ausreichte. Auch mochte sich dessen AnUge schon an
und fQr sieh als weniger passend erweisen, kurz, indem man
einmal eine vollstllndige Nenordnnng in allen Dingen vornahm,
welche die Aufkeichnmig der Rechtstitel und BemtaverhäUnisse
des Klosters betrafen, ging man aach daran, jenen Persönlich-
keiten für alle Zukunft gerecht au werden, denen das Kloeter
zu Dank verpflichtet war. Es wnrde daher unter dem Abte
Friedrich ein neues Nekrolog angelegt/ das, auch wenn man
die Namen aus dem alten dahin ttbertrug, fUr lange Jahre ans-
reichen konnte. Dieses Todtenbuch, in einigen Thoilen leider
recht beschädigt und namentlich auf der letzten Seite zum
Thc'ile unlcsrrlith, liat sit-li ürluiltcü. Das alte ging nun ein
und wurde, vielleicht noch in der Zeit des Abtes Friedrich, zu
Einbanddeckeln benützt. Vielleielit lässt ein freundliches Ge-
schick uueii die noch fehlenden Trümmer an den Tag treten.
Wie metliodisch man bei der Anlage des neuen Todtcnbiiches
verfuhr, ^whi man auü versehiedenen Andeiitnn£ren. Auf dem
letzten lilatte tiuden sich längere Erörterungen über die ver-
seliicdenen Arten vuu Wuhlthätcm, denen das Stift verpflichtet
sei: ,Quidam enim absolute sua remedia contulerunt, quidam
distriete: qtiibus sunius ()nini))us debitores. Ulis . . . dcbemus
comnninieare omnia bona nostra, taui communia quam privata,
que eis secundum meritum prosunt. . . . Ulis vero qui distriete
. . tenemur reddere, que emerunt'
,Honim namque quidam sua hona legnverunt^ nt eomm
memoria inter mortuos perpetuo recolatur. Quidam vero, nt
propter ecis et vice eorum sanctoram memoria eelehretitr. . . .
* Eine Aus<Tabe der lu'krolofrisrlien (^nollen des Stifte« veraustaitr-t 1'. Alt-
mann Altinger. Ihm dauku icL die Kenntniss der Fragment« des alten
Nekrologiuma. Ans dem nouea tboUo ick nur «o viol mit, ala siun Ver-
KKniliiiMe (ler Beniudiu-8igiiMr-Fiiige nofhwendig isL Im Uebrigen
Terweue ich auf Altinger*« Arbeit^ die wir wohl bald erwarten dttrfen.
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863
Item quidam sua predia coiituicruiit, ut fir ipsis pictancic nomi-
nate in suis anuiversarÜB prebeautur, et De liceat hec omittere
sine pena . . /
yQnidam autem nec qualitatom anniversariorum in officio
nec in fratnim solacio distinxenuit: igitor, nt nddamns cpie
condicionaUter sant permisBa, Bciendttm quod aecnndum con-
dicionem in privilegüs comprehensam debemns «sequi officia
mortuoram et assequi beneficia commodorum, «t ipsis, sicot de-
sideraverunt et (piantum meruerunt, proftint labores vivorum et
sutFrag^ia beatorum.' . . .
Kach dem in diesen Worten ausp^esprochenen Sj'slenie
werden daun die eiuzelneu Wohlthäter aufgezählt, endlich auch
jene Persönlichkeiten aus dem Stifte selbst angeführt, deren
Jahrestag wegen ihrer Heiligkeit oder ihrer sonstigen hervor-
ragenden Verdienste gefeiert werden muss: ,de quorum nomero
sunt sanctos Wisinto, Erchenbertus, Ratnboto, Gerhardns, Ditri>
cQSy Alramus et alii quam plnres/ ^ oder, wie es im Nekrologe
selber heisst: ^Wisinto, Rainboto . . . qni mfracnlis daraerant'.
Dann folgt auf demselben letzten Hlattc eine Auizcililuii^ jener
Klöster, .in qni})us Imbemus fratcriiitatem^ An der Spitze der
Woliltliäter des Stiftes steht natiirlich Tassilo. Es ful^^en in
der im Kloster üblichen Schematisirungsweise zuerst die welt-
lichen, dann die geistlichen Würdentriigor.
Es ist nns selten ein Todtenbuch begegnet, wo dessen
Zwecke in so lehrhafter Weise vorgetragen würden als hier.
Doch nicht gentig daran. Es finden sieb in diesem Todten-
buche zwei Urkunden des Abtes Friedrich, die mit den Zwecken
des Bnches in nKchster Verbindung stehen. Ich füge den wesent-
lichen Tlicil der beiden im vollen Wortlaute an, weil aus ihm
weiter unten ziemlicli weit^'^ehende Seblnssfolgorungen gezogen
werden sollen: ,Circa anniun doniini \?A0 decretum est a do-
mino fratre abbate et fratribus universis, ut anniversarii fra-
tnun nostre congregacionis devocius celcbrcntur, hoc scilicet
modo, ut compulsatis campanis cantetnr ofßcium defunctomm
et missa publice in conventu pro fratribus defunctis ab anno
domini 1300 et deinceps in etemum; et eorum prebenda ut
vivorum pleno detur pauperibus eo die/ Man sieht hieraus, es
wird in dem Todtenbuehe keiner jener Brttder mehr fehlen
' Do anu'iiitato loci spiritnaliter. Narracio de eccleaia Chremstn., p. 92.
Archiv. LXiXl. Bd. Ii. Halfto. 25
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dürfen, die seit VSOO gestorben sind. ,Scd ne nmhitiido de-
fanctoram indies aucta transeat in negtigenciam et errorem,
buiusmodi scriptum est taliter moderaDdanii at tribus annii
continuis cniudibet amuTenahus taliter specialiter peragatiir,
reiiquia quatnor aimis eorum anniTeraarinB, qaontm occairefik,
infht xnenaem omni semel agatur, et de poet septenmum gene-
rali commemoracioni fratmm congregadonia commniuter con-
iimgatarj oisi sit aliquia qui maioribas laboribna Tel
meritia mereatur ulteriua memorari.' Und ntan folgt auf
einer neuen (der vierten) Colunme derselben Seite (jede Seite
bat 5 Columnen): ,Hti autem sunt fratres ez hoc tempore
defuneti', wobei su den Worten ^ez hoc tempore' an bemerken
ist, dasa sie nicht wörtlich vom Jahre 1300 an an deuten sind,
denn wir finden erwJlhnt den Chunradus Heidenheim von 1297
und den Quntherus Dens (Zahn) aus demselben Jahre. Das
Venseiehntss Uuitet:
(l.V MartinuB Sunel preabyter et monachus.
(2.) DitmaroB RuBticus presbyter et monachus.
{S.) Ulricus presbyter et monachus (de) Iiand(8habe?).
(4.) Haertwicus (de) Slazzelberch presbyter et monachus.
(5.) Leutoldus (de) Hagw(ald) presbyter et monachus.
(6.) Berchtoldus de T^wetel presbyter et monachus.*
(7.) Wemhardus de Law 1313 presbyter et monachus.
(8.) Wemherus phisicns 1312 presbyter et monachus.'
(9.) Mieinhardus presbyter et monachus.
(10.) Chunradus Haidenh(aim) 1297 presbyter et monachus.
(11.) Di(e)tmaru8 de Älta presbyter et monachus.
(12.) Quntherus Dens diaconus et monachus 1297.
(1)1) Otto conversus de Achliten 1310.
(14.) Ulricus conversus famfliaris noeter.
(15.) Ulricus conversus de Augusto (sie cod.).
(16.) Wernhardus presbyter et monachus de Aschperch.
(17.) Wernhardus presbyter et monachus.
(18.) Otto de Medlicü presbyter et monachus.
(19.) Ivicherus presbyter et monachus.
^ Di« Znhlen sind von mir hinxugefOgt, die AbkUntungen der Haiidscbrift |
* Er hinterlieM dem Kloiter werth^olle BUeberi i. den Abttdmtaiof S. 77.
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365
(20.) Enicstus prcsbyter et mdiiaclms.
(21.) Di(e)lricus presbyter et inüiiucims.
(22.) RuduUüs Sartor conversus.
(2-1) l''i"i(l(*ricus . . . presbyter «luno domini 1320.
(24.; ileinricus de . . . presbyter . . .
(25.) . . . conversus . . .
(26.) Hcinrieus abbas (?) presbyter et monachus.
(27.) H*'iiiricus conversus.
(2ö.) Öigliardus presbyter et inonachus.
(29.) Martinus presbyter et monachus.
(30.) . . . erus presbyter et monachus.
(31.) fiylprandus presbyter et monachus.
(32.) . . . bertufl presbyter et monachus.
(33.) Fridericus quondam abbas (schon Ton anderer Hand).
(34.) Fridericus presbyter et monachuB.
(35.) Fridericus diaconos.
(36.) . . . etmarus presbyter.
Rest anleserlich.
Man sieht auf den ersten Blick ^ wie auflserordentUch
wichtig dies Verzeichniss fttr die Beantwortung der Sigmar-
und Bemardus^Frage ist, und wie dankenswertfa, dass diese
Liste schon mit 1897 beginnt und nach 1326 endet. Sie
dttarfte uns mit ein Mittel an die Hand geben, die Sigmar-
Frage zu Iteen. Was man namentlich gegen ihn als Verfasser
der Kremsmttnsterer Geschichten eingewendet hat^ war ja nicht
Bum Wenigsten der Umstand^ dass man ihn um 18S0 längst
unter den Todten raeinte. Wie man aber ans der Liste siehl^
lebte er noch, denn er befindet sich nicht in ihr. Er erreichte
also wulil ein si'lir hohes Alter und konnte in dieser langen
Zeit jene zaiilreichcn Werke volleudcn, von denen sich noch
die meisten vorfinden. Doch davon später.
W^ie ernst es der Abt Friedrich mit seinem in der oben
angefiihrten L'rkuiidc erwälinten Befehle nahm, sieht man dar-
aas. jlas8 er mit einigen Aeudcrungen nin 29. September 1312
rnu'uert ■wurde: ^Ne ca. qiu^ a presentiinin provide ac salubri-
\cv (lispoiiuntur, rcccdant a memoria posteriorum, stnbili scriptu-
rarum debent tostimonio commendari . . . Noe ig^itnr Frideri-
cus, Dei gracia abbas totusque conventus ecclesie Ohrems-
munstrenais . . . statuimos . . . ut quando vocante domino
26»
unius fuerit 6nis nostriini, qui hodic sant in carne Dodudo
servientes in monasterio hoc professi . . . per triginto dies a
semorum ordine sacerdotum nsqne ad ultimum incboantes dica-
tur diebuB singiüis una missa , . . com Ato Maria tociens
Paternoster ... in anniversario vero compulsatis ter campaois
opus aingulariter defunctorum et in crastino missa una . . .
(folgen genauere Bestimmungen). Que suffragia impendantnr
omnibuB ab anno domini 1310 iam defunctis et deinceps per
tempora poBt futura^ abbatibus . . . dupKcata.'
jActa sunt hec anno Domini 1312 in festo aancti arch-
angeli Miobahelis.'
Neben diesen wichtigen Notizen, die sich, man mOcbte
sagen ab Anhang ^ im Nekrologe finden, hat dessen eigent>
lieher Inhalt (llr die Beantwortung unserer Frage eine geiin-
gere Bedeutung. Nur die Schrift und der Inhalt gewisser Hand
noten wird weiter unten noch genauer zu unteröucheu sein.
S 4. Die Ylta mucU AgapitL
Dem Verfasser des Abtskataloges ist es aufgefallen, dass
des PatroTu s der Krenismiinsterer Kirche, des heil. Agapitus,
in den Urkunden der älteren Zeit so se lten Erwähnung gethan
werde. Er bringt die grössere Ven liruntr, die mau diesem
Heiligen in der späteren Zeit zollte, mit der Einweihung der
Kremsmtinsterer Kirche durch den Bischof Altmann von Passau
im Jahre 1082 in Zusammenhang: ,Huius tempore/ sagt er,
,idem Altmannns episcopus nostrum monasterium iam tercio
consecravit anno Domini prenotato (1082), precipue in hono-
re(ra) Salvatoris et sancti Agapiti martyris nec non sancti Bla-
sii. Et deindc festum sancti Agapiti cepit solemnius
eelebrari et festum Salvatoris mediocriter I -hran
cepit.^ 8o ganz übergangen wurde nun der heil. Agapitus
auch in Älterer Zeit nicht; wenn die Tradition seine Anwesen-
heit im Stifte schon in dessen erste Anfilnge versetet, so wird
dem wohl so sein, denn wir finden, dass der heil. Agapitus
▼on Kremsmünster schon in der Urkunde vom 22. Oetober 893
erwähnt whrd, in welcher König Amulph dem Stifte die ihm
sugeiallenen Güter der Qrafen Engelschalk und Wilhelm za
immerwährendem Kigenthom schenkt: ,nOB quasdam res iuris
nostri, id est, quicquid Wilihelmus et Engilscalcus, germani
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367
fratres, comites yidelicet quondam strenui ... ad sanctiuu Dei
martyrem Agapitum tradiderunt, ... ad monftsterium sancti
Salvatoris, qaod Cremisa nuncupatur, ubi idem electos Dei
martyr corporalitcr requiescit . . . donamus et tradi-
mus . .
Dann schweigen die Urkunden für Kremsmünst^^r allerdings
lauge von dem heil. Agapitus. Erst um das Jahr 10^3 wird
er wieder erwähnt: der Edle Arnold schenkt zum Altare des
heil. Agapitus den Ort Wartberch unter der Bedingung, dass
dort eine Pfarrkirche erbaat werde. In der StÜtungsurkunde
für Kremsmttnster wird gesagt, dass die Kirche erbaat sei
honorem sancti SalyatonB^, imd so wird in einer und der ande>
Ten der folgenden Urkunden das Kloster geradezn ^monaste-
riimi sancti Salvatoris' ;j:enannt. Im Jahre 1095 wird schon
von einem ,altario Salvatoris mundi sanctique Agapiti^ gespro-
clien. In einer Urkunde vom 30. April 1099 wird Krems-
münster ,monasterium Salvatoris mundi sanctique Agapiti^ ge-
nannty im folLronden Jahre ^cenobium Salvatoris mundi sancti-
que Agapiti', 1135 ^Salvatoris mundi et sancti Agapiti'. Im
«fahre 1140 wird zum ersten Male davon gesprochen, dass
die Kirche in Kremsmttnster auf den Namen des heil. Aga<
pitos geweiht sei: ^tradidit ad ahare sancti Agapiti, ad cuius
memoriam et patrocininm idem fundatnm est cenobium . . J
In der Urkunde vom 4. Jänner 1189 schenkt Leopold VI.
einige Güter wieder zurlick, die einstens die Grafen Adalbert
und (.M'bliard von Kebgau und ihr Vater Albert dem lioü. Aga-
[utus in Krenismünster ül»eigebcn hatten (beato Agapito . . .
tradiderunt). In dem Privileg Leopolds von Oe>t('iTeich vom
15. Mai 1217 Hest man: ,Omnes iusticias . . . gloriose Christi
martyri Agapito contulimns.^
Man sieht^ wie gut sich der Verfasser des Abtskataloges
aus den Urkunden unterrichtet hat: mit Recht konnte er sagen,
dass das Fest des Erlösers vor dem des heil. Agapitus in den
liintej-^auud trat. Dementsprechend wussle man allmählich die
Meiuuni^ 7a\ vertreten, dass dos heil. A£!;apitns Gebeine schon
vom Anfange an im Kloster \varen. lu der Pnpstliste wird
beim Papste Adrian lünzugelUgt: ,cuius tempore Tassilo dux
construxit nostrum monastcrium anno domini 777 et suum
tilium ab ipso papa bapti^ri procuravit, et corpus sancti Aga-
piti martyris ab eodem sibi dari peciit et nobis attulit.' Wenn
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diese in KremsmUnstor mit ZuStaen venelieiie PapstfiBte das
Verdienst^ den Leichnam des heil. Agapitns nach Kremsmttnster
gebracht zu haben, dem Herzoge Tassilo zuschreibt, so ist
doch zu bemerken, dass es hierüber am Beginne des 14. Jalu-
Imnderts noch keiuc feste Tradition gaVj. Die ,Narratio de
ecclcsia OhreniBmunstrensi* hat diesem Heiligen ein ganzes
Capitel gewidmet; es führt die IJebcrschrift: ,De patroni sub-
limitate'. Zunäelist wird Klage gefülirt, dass man die Geseliielite
der Translation dieses so erliabenen Patroues uielit kt ime i euiusi
translationis historiam proli dolor ignoramus), dann wird gesagt,
dass es wahrscheinlich sei, dass der Papst Adrian selbst den
Leichnam des heil. Agapitus iiaeh Kremsmünster gesiindt habe^
und zwar aus Liebe zu dem Gründer und zu Karl di'ni Oros-
seo, von denen er Jedem einen Sohn aus der Taufe hob. Hier
wird also si hon Karl der Grosse eingeführt; anch darü])er, wie
die Translation geschclien sein könne, war die Ueberliefenuig
nicht feststehend.^ Viele Möglichkeiten sind angedeutet. Dieses
Capitel zeugt aber andererseits auch davon, dass die Verehmiig
des heil. Agapitus in d< r Zeit des Abtes Friedrich eine «nsser-
ordeDtlich rege war: yUabemus et secnndum patroDnm inter
iamulos coeli ciyes, solemniiim meritomm, tanctiumimam Aga-
pitiim ..." Mit Schmenen beUagte man es, dass man die
jHistoria translacioms' nicht kenne; man nntersttchte seine Reü-
quien, und da war es ein grosses Verdienst des Abtes fVied-
rich von Aich, dass er nicht blos für cUe Reliquien dieses Heili-
gen Soxge trug, sondern dsss er anch eine Legende dieses
Heiligen abfassen liess. Von der Sorge für dessen Reliquien
wird in den Kremsmttnsterer Aufkeiehnungen zweimal gespro-
chen; das Verdienst wird dem Gustos Hertwicos zugewiesen:
,Item/ heisst es das eine Mal in dem alteren Abtskatalogc,
Jit eerte, nt ipfiun fUndatoraiD hninamodi ni«B«ribttt in ineepto proiMMilo
confirmaret . . . vol cum nimcU pape nd Tasmloiiem ot e converao non-
i'ii Tassiinnis ad (lapam legacionpH j>;n-is ferentes iifiit ot redirent, pot-
erarit apportari. Si fjui vero vtüiiit alTninaro, qnoil unuifrc Lr-nnLs pape
eiusdem sancti martyris roliqiiia« liabeHiuuü, noa saciu» arbitramur,
jilieno intellectui cedere» quam conteudouibaa desorvire. Nan
Mstimsri poteet, qnod bas Karolot ab ipso impetiavit . . . aut ipM Tm-
•ilo iam conversus bas impetravit . .
Dasn die Stelle im Abtakataloge: Jtem conciinits solcmuis fuit ad reli-
qTiins i^aTirtt Agapiti martyrU, que destructo gummo alUari «ob ara bealM
Mariae fueraut oollocata» . , .* Ue«cbicbt«quelieii, S. 73.
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^aius tempore Hertwicus ciistos renovavit crucem et caput
sancti Agapiti', und so auch in dem jUngcrcn Kataloge; ,Iteiu
idem frator ( Hertwicus) caput sancti Agapiti renovavit/
Indem nun der Abt Friedrich von Aich emen neuen Altai*
«lüs heil. Agapitus errichten und einweihen liesSi lag es nahe,
das Verlangen nach der L^ende dieses Heiligen^ die man noch
vermiaste, an äussern. Biesem Verlangen kam ein Mitglied des
Klosters entgegen. Als er sah^ dass sich yon diesem Mftr^jrrer
nielitB in den Bflchem finde, habe er grossen Schmers empfim-
den: ilndolni, fiUeor, et erubui, toto oorde desiderans et orans,
nt I>eu8 pro cuius amore idem sanctus sanguinem suum fudit,
«li^naretur inspirare nlicui suorum devotomm, ut cantum face-
rot a(d) öui j^lonam ipsi proprio martyri assignantem. Scd cum
hoc desiderium cernerem non impleri, taudem primo anno
mci sacerdocii, qui tunc fuit (annus) domini 1300, quia
tepedins audissem prcdicti martyris sollempnia celebrari, fui
saper eo solito plus turbatus/ £r geht dann an die Arbeit und
bringt sie in yieraehn Tagen zu Stande. Sie findet sich band-
Bchrifidich in Kremsmttnster in demselben Codex, der die Schrif-
ten des sogenannten Bemardus Koricus enthält. Auch wenn
das Jahr 1300 nicht genannt wäre, \vürde man es wissen, dass
die Schrift in jener Zeit vcrfasst wurde, denn sie ist nicht arm
an zeitgenössischen Koniiniscenzen : Fol. Dl*: ,(,^um ergo quiHbet
laicus» merito sue perfeecionis clericalem vitam transcendit, eius
eleccio rata potest haben. Nam et nostris temporibus JStepha-
nus dux Wawariae fuit electus Salzpurgensis,^ et Albertus dux
Austrie Pataviensis et Dyemudis begina de Polbaim fuit abba-
tissa in Erlaco/ eine später, aber wohl von derselben Hand
angefügte Randnoto. Dass ihr Verfasser dem der ,Narratio de
ecclesia Chremsmunstrensi' nahegestanden, sieht man aus gewis-
sen wörthchcn Uebereinstinnnungon, wie z. B. aus dem Satze:
»Torro eiusdcni translationi.s scripta proh dolor non hahentes',
der wörtlich mit einem Satze dos Capitels ,Do patroni subiimi-
tate^ Übereinstimmt.^
K renisnui ustercr Ge«chichtnquolIeu,
\'ita sniuti Agapiti:
l*orro eiusdom translacit»-
n i s f« «■ r i j» t .1 ]> r o dolor nun
haben itic», tum <|uia aut votiisLato
yel infiendio vel oegligencia peri«-
S. 5G.
De patroni snblimitjitt;:
Cuius t rannlaciuniä liihto-
riam ipiaiDquain proh dolor
iguorainus, que una nec miuima
doloris «rt «t gvnitiiB noatri eattM,
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I
I
370
Fol. 85 erklärt er, warum er die Legende schreibe. Sein
Lehrer habe ihn atifgefordort: ^Tandem . . . cum aliquam noti-
ciam croDicanim concepissem, ciosdem memor obediencie, ad
quam exequendam monitiB predictl magistri et quomndam alio-
rum quotidie provocabar, collegi ex triboa, qae apud hob haben-
tar, legendis ooam . . J
^Processi pretcrea in scribendo et ex ore cuiusdam valde
aenis et literatissimi viri de fratribuB noBtri loci, ad prcdicti
magistri et domini mei iiuBum reportavi, que idem eive lecta
Bire audita didicerat de origine huiuB loci additis nonnoffia^ qae
cgo ipse ex cromcis invenisBem/
Die Schrift hat einige Aehnlichkeit mit den Yoriieigebeii>
den Texten. Dass es ganz dieselbe Bei, mOdite ich nicht be-
haupten. Weder an Sigmar, noch an Bemardus als Verfasser
wird zu denken sein, wenn die Worte ,primo anno mei sacer-
docii, qiü tunc fuit . . / nicht etwa auf emen Irrdiiim siirftck*'
aufUhren sind, denn auch Bernardus mttsste 1300 sein erstes
Priesteijahr Ittngst snriickgclegt haben, wenn er Alles das ge-
schrieben haben sollte, was ihm die Tradition zuschreibt So-
viel ist sicher, dass auch diese Arbeit in den Kreis jener
gehür^ die auf Friedrich von Aich zurückzuführen sind.*
§ 5. Ble historischen Arbeiten in Kremsmflnster »as der
Zeit Friedrichs ron Aich und ihre handsehriltliehe
Uelierliefening*
a) Der Cod. 401 in Sremamunster (die »Hiitoiiae Cremifananist*
und die ,Varratlo de eeelsBia ChremBmuBBtrenBi* des Bogenaanten
BemarduB Vorions).
Wie bereits oben (S. liöO, 354) angemerkt wurde, sind
bisher noch alle Ilenmsireber der Werke des sogenannten
Bemardus Noricus in den Fehler verfallen, dsBS sie fUr ihre
nmt, aut qnia ab raptoribii» sunt
ablata, hoc siifticit M'iro, (juml i'lus
pre««!']!»; i 0 perbibeut ttstimo-
nium jscripture in eiiisdem o^ai-
btis figurale et diverisrum cn-
raciones iufirmitstam.*
* Siehe Anbang Nr. 9.
tninen certitudinem eins preaencie
imMs prcätniit «^criptitro retemitt et
tuiracula modornurum.'
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371
StiKÜcn nicht das pcsattimtc haiulschriftliche ^latcrial zu Rathe
gezogen haben. Es müssen bei einer solchen Arbeit nicht blos
jene Schriften zur Hand f]ren()mmcn werden, die ihm selbst
zugeschrieben werden, ferner jene, die seinen Studien als
Quelle gedient haben, wie die Stücke der Codd. 610 und
375 in Wien, sondern auch die oben angeführten Urbare, der
yLiber privilegioram' und das Todtenbuch nebet einer Anzahl
anderer Codices ans dieser Zeit. Erst dann wird man im
Stande sein, die ganse Bedeutung des Autors, heisse er nun
Si^i^ar oder Bemardus, zn würdigen. Wer sich nur an den
Ivreiuömiinstcrer Cod. 401 und die beiden genannten Wiener
Codices hiih, kennt die Bedcntnnp: dieses Mannes nur nach
einer öeite hin; einen reeliten Einblick in aein Wirken als
Organisator gewähren erst die anderen Stücke.
Bei einer kritischen Untersuchung dieses Gegenstandes ist
es aber onerlässlich, von jenen Werken auszugehen, die als
GesehichtBwerke des Bemardus bekannt sind: dem ,Iiiber de
origine et ruina monasterii Cremifanensis', wie ihn der jtUigste
Herausgeber,^ oder die ,Narratio de eedesia Chremsmunstrensi',
wie der Autor selbst sein Buch benannt wissen woUte, und die
,liibtoriae Cremilauenses'.
Sie tiuden sich in jenem hrrühinten Codex zu Krems-
müiister, der als Autograph des ik'rnardus in hohen Ehren
gehalten wird. Dieser Codex wurde von vornherein so an-
gelegt, dass in allen Theilen mit Ausnahme des letzten, der
eine in sich geschlossene Arbeit bildet und wohl deshalb an
leteter Stelle steht, Kachtrftge eingeateichnet werden konnten.
Es wurden daher gleich im ersten Theile, dem Kataloge der
Lorcher und Passauer Bischöfe (Fol. 2' — 8*), an Tielen Orten
leere RÄume gelassen. Sie sind ;j^erinp^er an Zahl für die
älteste Zeit, mehren sich aber vom Jaiire 508, wo die be-
kannte Tradition Österreichischer Quellen über die Einwande-
nm^ der Baiern erzählt wird. Hier iindct sich ein leerer
Raum von drei Zeilen. Zum Jahre öli), wo vom Tode des
beil. Benedict gesprochen wird, sind zwei Zeilen, zum Jahre
520 eine, 532 eine, Ö47 zwei, 694 eine, zu Bonifatius eine, dem
Bischöfe Anseimus eine, Odilo eine, zu Hatto 807 sechs, zur
Translation des heil. Othmar eine, zu Tiemo zwei, zu Berchtold
» Mo». Germ. Hiut. Script XXV, p. 638.
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372
von Garsten drei, zn Rcfriiibcrt sechs, zu Bischot Koiirud drei,
zu Albo drei, Heinrich drei, Diepold vier, Poppo zwei, ^fane-
gold vier, (Jhiinnidus (dux Pol.) zwei, Petrus acht, Wichard
sieben, Wernhard und nach 1320 eine ganze Seite frei geblie-
ben, 60 dass man deu Zweck erräth : es sollte der Katalog der
Passauer Bischöfe^ za deren Diöcese Kremsrntlnster gebörte,
forl^fesetzt werden.
Der Text ist in einer sehr geiUlligen Schrift aos dem
Begiane des 14. Jahrhunderts peschrieben; eine gute Probe
bietet die Tafel (IV), die G. Waitz seiner Ausgabe beigegeben
bat (Textschrift oder Texthand).^ Die Nachtrage hat, was
WaitB Übersehen hat, der Autor alle selbst besorgti und xwar
sind sie in dreifacher Art eingetragen: 1. innerhalb der frei-
gelassenen Zeilen In gleich grosser Schrift, a. B. Fol. 1: ,et
infra obitt anno XXV'; Fol. 8**; ,Item sancta Gertrndis viigo
floroity fiÜa Ptppini I, neptis Angist maioris domns; Fol. 3*: fi,
anno domini ISOCM; Fol 2*: ,nnno'; Fol. 4^: ^Huie Engenios papa
pallioni confirmaTit'; Fol. 6* sind die beiden Worte »est ezorta'
nachträglich dasngeschrieben; Fol. 6*: ^et sanotns Cholomannns
martyrisator^; FoL 6^: ,hic consecraTit ecclesian yiehtw(ang)';
Fol. 7': Jste consecravit ecdesiam Wartperg anno domini 1185^
In allen diesen Fällen wird man ganz dieselbe Hand tmd
nur hie und da eine um einen Ton dunklere Tinte finden.
Für eine Anzahl gWisserer Nachträge war innerhalb der
Zeilen kein Platz; da wurden die oberen, seitlichen oder unte-
ren Ränder in Anspruch sfenoramen (siehe Waitz, Tafel IV,
unten rechts). Die Schrift wurde dann meist etwas verkleinert.
Älan wird indess bei i^rnauerer Untersuchung gewahren, dass
ihr Charakter derscllM ist; die Eigt nthümlichkeitcn der gnisse-
ren finden sieh aueli in der kleineren Selu'itt wieder (bei Waitz
findet sich von dieser aus dem Kienismünsterer Codex keine
Probe, dagegen aus dem Wiener Cod. .Item mareliionatus
Austi'ie' etc.). Zu dieser Gruppe von Aufzeieiinungen gehören
FoL 3': ,qui Theodorum archiepiscopum Laiu*eacen8em con-
firmavit'; Fol. 4': .Tluic Symmachus papa palliom deatinavit
Require infra'; Fol. unten: ,Huic Benedictas papa pallium
dedit^, oben: ,Quod eidem Agapitus papa confirmaYif; FoL 6^:
ycanonicus Wlrtabargensis*; FoL 7*: ^ut diciUir*.
Keh« auch unten Beilage 8.
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373
Fol. 4* unten: ,S. Emmeranns sub Dietfme. £t notandnm —
est commiflsa.'
Fol. 6: ;quod ad cum — ante eripuit^; ibid: yideo sciUcet —
ab antiquis/
Fol. 6* unten: ,Ab hoc episcopo dedicata est ecdena in Hag
anno domini 1033'; ibid.: ^quarn nunc habet monaste-
rium Glunicense'; ibid.: ^anno Domini 1082^.
Fol. 6^: ^obiit anno Domini 1091'; ibid.: ^yel forte non tot';
ibid.: yltem consecFavit ecdesiam Cbirchdoif anno '
Domini 1199^ ord. aue XX VD, quam Air. contraxe-
rat anno Domini M . . .'
Ibid., 3. Oolunme, zwischen den Zeilen: ^Huins tempore anno
Domini 1133 — Babenberg.' Die folgenden Worte:
,8ub Lothario rege' sind yon derselben Hand, aber
später hinzugefügt. Ibid.: ,8ab Ch. rege, Leup. II
duce.'
Fol. 7*: jltoni Chirchpcri^ rcconsecravit anno Domini.'
FoL 7^: ,tit forte plus'; unten: ,Uuiusmodi vcrba sunt öupcrdua
— et inviccm.'
Ibid., 2. Cohimne, zwisclien den Zeilen: ,Hic contulit suo decano
eccleäias nostrasVoi . li l a-f et Wa'izeliirchen' (die dem
Schreiber derTexUchnlt 6o cigentliünilicho Verschrän-
kung von 8e, das aber nicht immer ae zu lesen, findet
sich aueh liier in der kK i neu Schrift^.
Fol. 8*: ,anno poutiticutud sui XXX°.'
,anno 1321.'
ySalzburg.'
,Wienne.'
Von den Bandnoten musstcn einzelne noch kleiner ge-
schrieben werden als in der gewöhnlichen liaudnotenschrift, so
Fol. 6 unten: ^Ab hoc episcopo dedicata est ecclesia in Hag
anno domini 1033^; ibid.: ,quam nunc habet monasterium Glu-
nicense.'
Man muss sich httten, gleich an eine etwa neu eintretende
Hand zu denken; dass es hier dieselbe ist, kann man schon
FoL 6* aus dem ,Beziehungszeichen' 1* ersehen. Es ist die-
selbe Hand; da diese oft weder in demselben Jahre, noch mit
derselben Tinte geschrieben, so ergibt sich natnrgemäss ein
Unterschied.
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374
Derselben TIand gclu'iren endlich die VerUeö^erungen des
Textes an, die sich zwischen den Zeilen fimlcn: Fol. 1* nber
jCcclcöia' gesehrieben ,civitas'; Fol. l*" zu ,Sixto^ hinziif^etiiiri
,11*', ibid.: ,ambo*; ,Wiennam'; Fol. 2' ,Hatispoüam' ; Fol '2
,Ncaj)oHm'; ,Gcisericu8 rex*; ,8ub Celcstino CG episcoponuu';
Fol. 3** ,lUr zo ,Bonifacius^; Fol. 4* einige ZahJii&o. exl den
Namen, und so auch Fol. G% 6^, 7'.
Bei dieser Schrift (b) ist es nothwendig, noch etwas wa
verweilen^ denn sie ist es, die sieh nahezu in allen älteren
Codices von Kremsmünster in ähnlieben Randnoten findet (ein
Beispiel findet der Leser in Achleuthner, a. a. O., Taf. 2 rechts).
Derjenigey den Abt Friedrich beauftragt hat^ die Besitsverhillt-
nisse des Stiftes zu fixiren, hat offenbar auch bei der Inventari-
sining der Handschriften diese seine Thfttigkeit ent<et Wir
finden diese Schrift anch in dem Jüngeren MÜlenarios^ in den
Randnoten des Fridericianns, des Todtenbuches, der Krems-
mflnsterer Annalen und des Cod. 610.
Noch eine dritte Schriftart findet sich schon auf den
ersten Blättern dieses Codex. Die Schrift ist ausserordentlich
fein, so fein, dass sie wohl auch ttbersehen werden kann, wie
das mitunter in der neuesten Ausgabe von Waitz der Fall ge-
wesen ist, z. B. Fol. 2*: ,secunda universalis, tercia, quarta uni-
versalis.' In dieser Schrift sind Noten, um auf etwas atiftnerk-
SMiii zu machen, z. B. 4», das sonst ,obiit* lautet, hier aber diese
Bedcutunir nicht besitzt, oder .Nutu* etc.
Audi dicbe Iland ist, was mau weniger aus diesem Codex,
als vielmehr aus den von Waitz nicht beachteten Codices Fri-
dericiani zu erweisen im Stande ist, dieselbe wi(? die Textliand
tnid die Hand b. ■Vraii vi rgleiche z. B. Fol. G' üben das ,prac-
dicli*, das schon den ^'^^«'rfranir '/-u dieser Schrift bildet. Proben
bietet der Cod. (> 10, beziehungsweise die von Waitz seiner Aus-
gabe beigegthenij Tafel (IV).
Es ist demnach festzuhalten, dass ailo drei Scbrittartcu
einer und derselben Hand angehören.
Nach dieser langen Erörterung über die Schrift des ersten
Thciles des KremsmUnsterer Cod. 401 ist Uber dessen folgende
Theilc nur wenig zu bemerken.
Wie mit dem Bischofskataloge vcrlilllt es sich auch mit
den unmittelbar folgenden Katalogen der Herzoge von Baiern
r,De ordine ducum Wawarie sive regum' Fol. 9' — IS**) und
kj, i^cd by Googl
575
Oesterreich (,De origine et ordine duoum Austrie' Fol. 15* — 18*).
Oie Schrift ist die nämliche, nur dara die zweite Schriftart^ in
der die Nacbizttge zumeist erscheinen! hier viel weniger, die
ganz feine Schrift gar nicht yorkommt. Für Nachträge wnrde
anch hier entsprechender Raum gelassen, am wenigsten für die
älteste Geschichte, was dann zur Foli^e hatte, dass die Kach-
triiirt*, die sich duch ergaben, am oberen und unteren Rande
eingetragen wurden. Je nilher mau an die Zeiten Tassilos
rilckty desto reidier werden die Lücken in der Handschrift:
man will womöglich Alles, was sich noch irgend Uber die Per-
son des Stiflers findet, eintragen. Vor 748 (Grifo) sind ein und
eine halbe Zeile, nach Grifo eine Zeile, nach 756 zwei, nach
771 ein und eine halbe, nach 773 zwei, nach 777 sieben, nach
782 zwei und eine halbe, nach 785 zwei Zeilen leer geblieben.
Ptlr die nächste Zeit werden die leeren Räume seltener. Nach
790 ist eine, nach 810 eine, nach 812 eine, nach 813 eine, nach
828 eine, nach ^'M eine, nach 888 eine, nach 9(K) eine, nach
911 eine, nach 948 eine, nach zwei, nach 1161 eine und
eine halbe, nach 995 eine, nach UU7 zwei, nach lOül tiinf,
nach 1002 eine, nach 1047 eine und eine halbe, nach 1049
zwei und eine halbe (von denen aber zwei bald ausgeftült wur-
den), nach 1066 zwei, nach 1066 eine, nach 1070 eine, nach
1119 zwei, nach 1143 drei (eme wurde alsbald ausgeftült), Tor
1190 eine, darnach zwei, vor 1240 ftinf, dann weiter unten
zwei und f\inf, endlich bei den letzten Zeilen der bairischen
Herzoge noch drei Zeilen leer gelassen. Für Nachträge aus
den folgenden Jahrzehnten blieb ein ganzes Blatt frei.
In der llerzogsliste von Oesterreich ist ein verhältnis-
mässig ausgedehnterer Raum iiir etwaige Kachtrilge freigelassen
worden. Vor 1042 eine Zeile, vor 1056 zwei und eine halbe, vor
1075 sechs und eine halbe, vor 1072 zwei, vor 1096 fünf, vor
1106 sechs, vor 1196 eine, vor 1139 drei, vor 1142 eine, vor
1152 acht und gleich darauf zwei Zeilen, vor Leopold VI. vier,
vor Friedrich dem Streitbaren zehn, nach Ottokar Pfemysl sechs,
nach Albrecht I. sieben Zeilen; für alles Folgende wurde auch
ein ganzes Blatt frci^a^laöscu.'
Bei beiden llerzogslisten tritt die Texthand A in den
Vordergrund. Sie hat auch die Nachträge zum grossen Theile
' Nor fnnf Zeilen wurden Fol. 18 beschrieben.
376
eingezeichnet. Fol. 9" oben: ,Circa hec tempora Narses patzi-
cius ab impemtrice offensns Longobardos in Italiam introdiusit
sab Jobftnne papa/
Unten: Jtem aanctue Ifedardne episoopus moritnr et sanctos
EnninlgSdoB rex a patro occiditar, et frater eins Richaredus
cmn Qothis eonyertitar/
Jtem 8. Gregorina Rome pape creator 591* et anno 594
ab eo concilinm celebratnr.'
,Itcm s. Kudbcrtus in Wawaria aocpssitnr et Krchenfridus*
[das Folgende ist durch einen »Schnitt am Kunde nicht uiehr
deutlich genug].
Fol. 11^: ^quia quidam Leupoldus post Rugenim de Preelara
ibidem per Ärnoidam monaekns (Cod. numacbo) est
effeetus.*
Fol. 12'': ,({ui multos lilieros hahuit.*
Fol. 13': jlste nionastcrinm Sootonun constnixit/
Fol. 16^: ,l8te Leopuldus regem An^Mie captivavit (fein durcb-
gestrichen), Medelicum con&truxit'
In kleiner Schrift schrieb derselbe Schreiber eine Anzahl
von Nachtrugen: Fol. 9^: ,Kt Maclnnet christianos sedueit. Item
Heraclius rediixit lernsnleni s. crucem/ Hier ist die Schritt
fast noch der gewöhnlichen Textselinft gloicli. In »ler üblichen
Weise der Nachträge, d. h. in der ^ebi ,ii irliliehen kleineren
Schrift finden sich einige Notizen auf Fol. lÜ"; ,lste Grinwaldus
defuncto fratre suo Theodoaldo uxorem eins duxit. Pro quo
ipsum sanctiis Corbinianns episcopos increpavit. Item sanctus
Emmeramus martinsatur et Ratispone sepelitur.^ Fol. IP: ,tein-
pore Leonis V. pape et Gerhardi Laureacensis.' Fol. 13' (na
yUeinricos dux Wawarie in Saxonia obiit^: ^rclinquens ibi Hliuni
Henrienm.' Die sonstigen Randnoten sind jünger. Wie beim
Kataloge der Rischöfe hat aneh hier der Verfasser Einiges in
den Zeilen nachtrttgUch gebessert: eine Zahl angefllgti ein Wort
(Fol. 11^: ^Ottonis') eingeschoben: ,qui suocesserat Hermanne'
(ibid.) tt. dgl.
Die kleinste Schrift, die in dem Kataloge der Bischlile
einige Male vorkommt, fehlt hier. Es ist derselbe Schreiber
wie dort, der den eigentlichen Text in kalligraphischer Form
schreibt und in kleinerer Schrift später einige Zns&tze an-
üiyiiizeü by Googl
377
tii^.^ bedeutender aiüd lüeäu im Kataloge der Heraoge von
Oesterreich:
Fol. lö*": ,Licet legatur, quod anno domini U20 Leupoldus pri-
mus ibi marcUio fucrit post Rugemm de Preclara,
aed qui vel quot ante hos vel post ftierint impe^
ratores/
Fol. 16^: yCirca hec teinpora monasterium Qlunich est constme-
tum anno domini 1133 a Fmnone nobili. Et Otta-
chcnis raarchio dcdit ei privilep:iiim Chaesaw, quod
a Babcuberch habuit, ubi Cliremsmunster dederat
ab'iid antea episcopus Bnlx^ibergensis Otto II, quod
contirmavit Ekbertus aiuio domini 1237/
Fol. 17*: yCirca hee tempora^ scilicet anno domini 1190, Otto II
episcopus Babenbeigensis constnudt hospitale in
Pimo monte^ cuius presbitenim inslituere debent
abbas Admontensis, Qlunicensis^ Gerstensis et pre-
posituB s. Floriani, ut videtur in pmilegio/
,Itciii Ottacberiis inarcliiü dedit monasterio in Gluuieh
villam Tiulicb, quam ab episcopo Pataviensi in
feodo habuit, sed pro ea postea Leupoldus dux,
avns Friderici ducis^ dedit eis ecclesiam Tudich a.
1201 sab Steveno abbate successore Marqoardi post
Ulricum abbatis in Glimicb.*
Fol. 17^: ,Iste Ottacherns occiditur anno domini 1378.^
Die Note Fol. 15^ in marg.: ^scilicet de Vobbtirck' ist in
der gewöhnlichen Textschrift geschrieben. In der klemeren
Schrift findet sich dann noch eine Anzahl von kleineren Nach-
trägen: 1042 ist zu ,Albertus marclüo' d'w ZifVer über die Zeile
geschrieben, zu 105U ist vor ,Leo^ das ,et^ nachgetragen, zu
»Ernestus^ die Ziffer IV (lOö«»).
Pol. 16: Zu ^Leopoldus IV ist ,vel Leutoldus^ am Rande
nacli^retragen, ebenso dir Ziffer VI bei ,Leopold VT*; ,dictu8
^ Uu^gtts'; das letaste Wort ist gestrichen und ,ptaB' darttber
geschrieben.
Fol. 16^ zu 1106 . . . ^Leupoldus' steht am Rande ,pins',
SU ,Heinrici V regis' findet sich am Rande: ,per quam plures
* Van anderer Hand sind die Kandnoten Fol. 18* und IS*',
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378
filioB generayit'. 1136 ibI su ^LeopoIdiiB' ttber der Zeile ^lArgos'
and ^Vn* angefügt, ebenso 1142 za yHeinricas': yVIII marehi«/,
zu fiivaB Leupoldi': ^argi^.
Bei 1177 ist zu ,Udalrieo' die Ziffer m hmsugefllgt, dann
am Rande su ^Ottachenis': ,111' und ,Kt comites de Rebgaew
Vichtwan^ otc legaverunt*.
Fol. 17. jitem dictus est*: ,eciam'.
Denselben Schriftgebrauch finden wir i?) den folgenden
Stücken: ,Dc kathalogo abbatum* (Fol. 19* — '62*, wo mit den
Worten: ^uic ancceasit Fridcricus luven is quidam ctatc' [ab-
gesehen von den gar späteren llandnoten des 17. Jahrhanderts
und einem Stücke auf Fol. 18 von 1380) zum ersten Male
eine andere Hand, die der ersten seitlich sehr nahesteht),
dann in dem letzten Stücke , der ,Historia de ftmdacioDe*
(Fol. 4ö' — 60*). In allen haben wir drei Arten von Schriften:
1. die grosse, sehr sierlich gehaltene Haaptschrift,
2. die kleinere, in der die meisten Zusfttse angefügt
wurden, und 3. eine noch feinere, in der sich ein-
zelne Bemerkungen und Noten finden.
Von derselben Hand, welche die Hauptschrift geschrie-
ben, rühren in diesem Codex noch her:
Fol. 61* — 62'': ;£pistola (Gassinensium) de consuetndine regu-
Fol. 63*— 64*: ,Decretales pro ecclesia Chremsmunstrensi.'
Fol. 64^: »Kpistola de ccssione abbacie.*
FoL Gö* — 79*: ,D<^ «ligmuite ecclcsie Laureacensis (chartae Sym-
machi, Agapiti, En<r«'nii. Leonis V, Benedict! etc.,
d. h. die bekauutea Lorclier Fälschungen).
Auch die Schrift, in der die beiden folurenden Stücke ge-
schrieben sind, weist mit der in den vorhergehenden Theilen
eine gewisse AehuUchkeit auf:
Fol. 85*— 96\- ,De sancto Agapito* (siehe Anhang Nr. 2).
Fol. 97' — 104': ,8ermo de sancto Agapito.'
Die folgenden Regulae FoL 105— 139** sind von einer
anderen Hand. Derselben Hand scheinen dagegen wieder an-
zugehören :
. .^L.^ l y Googl
379
Foi. 141*- 146'': ,Con8titutione9 nionachalüti.^
Fol. 146"*- 150': »jnodalbeschlttSBe.
Die folgenden Stücke stammen wieder von i'incr anderen
iiand her:
Fol. 151 --181*: ^Oonstitaüones. Vita 8. Oholomatuii^ etc.
Fol. 183*— 183": Lei^nden.
Fol. 184'— 185*: ,Dc sancto Udalrico.*
b) Dar Cod. 610 der Wiener Hofbibliothek (die Kataloge der
Pateauer BiieliSfe, der bairiiehen Henoge und der Aebte Ton
Xremtmnntter).
Eb kann sieb hier nicht darum handeln, den vielen Be-
schreihnngen dieses Codex eine neue anznfttgen, denn wenn es
hier um eine einfache Beschreihnng an thnn wäre, könnte das
rar Noth genüge n, was die ,Tal>b. codd. manuscr. . . in
.Bibliotheca Vindobonensi' (I, 106) sag^en. Die folgende Be-
schreibung soll aller, mit dorn xusammenr^pibalten, was sich
unten in dem Abscdniitte iil)cr den ersten Abtskataloj^ und aoi-
iien Verfasser findet^ über die Art und Weise, wie der (Jrosb-
kellermeister Sigmar gearbeitet bat^ einiges Lielit verbreiten.
Die Handschrift wurde in KremsmUnster angelegt und gehörte
dem Stifte an. Darttber, wie nach Wien gekommen^ ist
dort nichts bekannt. Sie enthält auf Fol. l*-<-lö* Einhards
yLehen Karls des Qroesen', Fol. 15' — f)%^ dessen Annalen und
die y Annales Laurissenses', Fol. 56'— Sl** den ,Monachus San-
gallensis: Oaroli Ma|^i Tita et faeta'.
Oh diese Handschrift mit jener identisch ist^ deren im
zweiten Abtskataloge Erwähnung i^^ethan wird, ist zweifelhaft,
doch immerhin un'iji^dieh. Dort heisst es: Jtom de libris chj'oni-
cis chronicam Martini, cui eonseripta sunt gesta Karoli Magni.*
Dann wäre freilich der Ausdruck ,cui ;,conscripta" sunt* nicht
gut gebraucht, denn mit diesem beginnt der Codez^ wie er
jetst vorliegt. Auf die ^Chronica Martini^ könnte immerhin die
Papstreihe ffthren, die in derselben Handschrift unter den
Arbeiten Sigmars steht und von Anadetus bis auf Adrian
reicht. Wahrschoinitcher aber ist es doch, dass sie beim Zn-
sammenbinden der einzelnen Scliriften, das später stattfinden
mochte, nicht mehr zu der ,Vita Karoli' gegeben wurde.
Arcbiv. LXXXI. HU. ii. HuHt« 20
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a8o
Der Cod. Ii 10 f:obr>rt zu der Keilie jener, dio untor dorn
Abte FnVdrieh in KfciiismUnstcr gescliriidien worden sind. Sich
mit dor (icsidnehto Karls des Grossen zu befassen, hatte da-
mals ausser dem streng literarischen noch einen besonderen
Zweck. Man besass aus dieser Zeit Urkunden, und was das
Wiehti^'^äte war, in diese Zeit fUUt die Gründung des Klostets.
Mhu erhielt eine und die andere Auskunft Uber Baaem and
seinen Herzog, den Stifter von Kremsmiinster. Die ganze Elin-
richtnng mahnt, wie man der Beilage Nr. 1 im Vergleiche m
der zweiten entninmit, an die Handschrift 401. Hier wie dort
dasselbe Fomut^ hier wie dort jedes Peigamentblatt in vier
Ck>lamnen getheilt u. s. w.
Eün Blick anf die unten folgenden Tafeln I und H lehrt»
daas in beiden Handschriften eine und dieselbe Hand thJUig
gewesen. Freilich bei einem nnr flQchtigen Anblicke der leta-
ten Theile von 610 kOnnte man meinen» es sei dort eine grös-
sere Zahl von Händen nachzuweisen. Sicher isl^ dass wir jene
Hand aas 401 hier wieder finden, die wir dort die Texthand
genannt haben. Sie erscheint auf den unten folgenden Tafeln
I nnd H, von denen jene aus 610, diese aus 401 stammt
Aber auch die beiden anderen kleineren Schriftarten sehen
wir hier wieder, jene, die wir oben mit b und c beseiefanel
haben. Sie erscheinen hier, um so wie dort kleine Verbeesenm'
gen vorzunehmen, Zahlen anzuftlgen oder Hinweisungszeichen
anzubringen. Wichtiger als dio ersten Theile des Codex, die
von einer anderen Hand geschrieben sein dürften nnd bei
denen nur die Nachträge von der Hand b herrühien, sind iur
uns die letzten Blätter mit jenen Aufzeichnungen, die mit der
Geschichte KrcmsmUnsters selbst in einer nälieren oder ent-
fernteren Verbindung stehen. Sie reichen von Fol. 82* bis *J7-
und enthalten: Fol. 82' — 83" den ,CatAlogu8 c[»iscupomm Pata-
viensium^; Fol. 84*— 8G' den ,C<'italogus dueuni liavarie'; Fol. 86"
ist leer; Fol. ST"— SR» ,CalaIogU8 Pataviensium episcoporum:
Cum sacrosancUi — dant Coronas* (Loscrth, Gesciiiclitsqucllen,
S. 12 — 14, Zeile 12 von oben); Fol. BH*» eine Columne leer;
Fol. 88'' — HV)" eine Columne ,Nunc restat viderc — vacuavit';
Fol. 89"— 90" ,Sequitur videre — defecerunt'; Fol. leer;
Fol. 9P — 95* ,Catalogus abbatum Cremifanensium*; Fol. iK»'
bis 97' ^Oatalogus paparum ab Anacleto usque ad an-
num 777^
381
Diese Listen wurden zu einer Zeit angele^J die sich
lifiite nocli bestiniincn Ulsst. Fol. J^H ist ,Wernhar(lns' j^onaTint
mit dem Jahre 1284. Nacli diesem Jahre wurde die Liste
geschrieben. Die folpronden Worte ,sedit usque ad anDuiu 1313
et centenarins obüt et vacavit sedes* sind spJUer hinzugefügt
worden und gehören demnach nicht in diese Rechnung. Da^
gegen Fol. 86*: 1231 ,Ludwious duz Bawarie XXXIX anno
soi dueatas presente familia raa a quodam ignoto cultro per-
cnssos apad CheDieim obüt'i also 1270, ^eui sueeessit filios eins
dax Otto, qui iam ducatum Bawarie regit XXII annis^ also
121)2, tlaiin von derselben Hand in rother 'J'iiite: jOtto'; dar-
unter: ,Heinricu8*; darunter: ,Otto et Stefph.imis) iam, seilieet
anno 1301/ Ebenso deutlich lUsst sich die iSache aus der
Abtsliste ermitteln. Bei dem letzten Abte Friedrich stehen
voran die Jahre 1270 (was allerdings nicht zutreffend isl^
daher sich auch Spuren einer Corrector daselbst finden)^ dann
schrieb er dazu ^XXVTTTT*, hat aber in Erwägung, dass der
Abt ja weiter regiert^ die Zahl gestrichen und drei rOmische
Zehner sammt einem genügenden freien Raum zur NaehfUlnng
angctVigt. Wenn man die ursprüngliche Zahl 29 zu 1270
addirty so erreicht iiüiu auch wieder jenes Jahr, in welchem
die luventarisirungsarbeiten in Kremsmiinster noch im besten
Zuge sind.
Diese Listen blieben im Gebrauche, bis sie durch bessere
ab|]felü.st wurden. Das war sicher vor 1313 noch nicht der
Fall; die Uaod, die den sonstigen Text geschrieben, fügt am
Schlüsse der Bischoftreihe, wohl gleichzeitig mit dem genann-
Jahre, an: ^sedit usque ad annum domini ISIS et centenariua
obüt et Tacarit sedes^
Wer diese Listen des Cod. 610 sieht, findet sofort, dass
ihnen jene des Cod. 401 in KromaraUnster nachgebildet sind.
Auch hier dieselben leeren iiäume liir spätere Kac htr;i<3re, auch
hier dieseibc Art der Eintragung in den Linien, über den
Linien, am oberen, unteren und den Seitenrändem, in einer
* Ich möchte durch das WOrtchen .arifrr'lofrt' nicht wieder ein Mifsver^
«ät?lnflnif<s horvornifen und bemerke der Darstellung von Wartz «»-(»gon-
über, »lass ich 1871 so wenig- wie honte ilaran p-nflarht hn\m, da«s dicae
bischofs- und HorKopdistm ursprfhi^lirh in K rcnisiiithiBter anpelepr^ vvnr-
den. Siehe Waitz, Sigmar nud lltinihnrd von KremsmUnster. ForKcbuu*
gen zur deutschen Qcscbichte XX, S. 6U6.
26»
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m
Schrif^grOsBey die sieh gaiis nach der Gitae des rar Ver-
f^Sgoiig stehenden Baumes richtet^
e) Der Cod. 375 der Wiener Hofbibliothek (Anetariiini Cremifa-
neme). Bmige Bemerkimgeii nber den Schriftehankter der ürbar-
hiioh«r, das Todteiibudiat iL Ä.
Dieser Codex ist im Jahre 1142 angelegt worden: ,Hoc
anno Über iste scriptus est',* liest man zu diesem Jahre, und
in den Noten zum Abtskatali)«,^^ "vvird beim Abte Adelbert an-
gefügt: ,ltem annalis cronica est scripta, quc apud nos habe-
tur/' Wie es scheint, wurde er bei der groissen Inventari-
sirunp:, die unter Friedrich von Aich stattfand, einer genauen
Untersueliung unterzogen. Dahin zielen Notizen, wie Fol. 5**:
jKeliqua require, ubi positum est infra huiusmodi signum X';
und darunter: »deest unus areus seiiieet duo folia ab anno 54
usque. ad annnm 74' Der Codex, den schon Wattenbacli vor
42 Jahren beschrieben hat,* enthält eine Fülle von Nach-
triif^en, Hesserun<j:en und Ilinweisun^^en, die alle von der Hand
herrühren, weiche wir bereits aus den Codices Kremsmünster
401 und Wien 610 kennen, denn dass die meisten dieser dem
14. Jahrhunderte angehörigen Nachträge einer Hand zuzu-
weisen sind, hat sclion Wattenbach bemerkt: ,Per totum codi-
cem sparsae sant adnotationes de rebus Cremifanenaibus et
PataviensibiiB, qnaa primo intuitu a diversis seculi XIY «cripto-
rihns veniase putabam. Sed cum singulas discemere oonarer,
frnstrata opera eo deductus snm, nt pancis quihnsdam exceptis
cetera omnia ah eodem scripta esse extstimem sed modo festi-
nanü ealamo modo accnFatOy «joo tanqnam vetmtioiiim anna-
linm pars apparerent' An diese letzte Bemerkung milchte ich
gleich eine Beohachtnng anftlgen, die man in dem Codex
machen kann. Der Schreiber bildet ältere Zeichen, die er in
diesem Codex findet, nach. Im Cod. 375 findet sich in der
lütoren Schrift jenes eigenthttmliche U, das dem Y sehr ähn-
lich sieht,^ s. B. Fol. 13*: yYolnsiaBns'; FoL 4*: ,Yespasianns'.
1 NUlicres hierüber siehe nnlen § 8: 4)er Abtiketelo^ nnd Min Teffitteer.*
' Cod. 37r>, Fol. 63 \
' Lo!«erth, Ge«chichtsquollen von Kremsmttneter, ti.
* Mon. Genn. Ilist. Script. IX, p. 481.
Leider fanden sich keine Lottern für dieses und die näch8ten Zfiichen
vor. Das V, dem T JIhnlich, hat den enrten Thmletrieli auRgebogen* der
u kjui^L-ü Google
383
In einer Schrift des 12. Jahrhunderts finden wir das natttr-
Hch: nicht so in einer des 14. Jahrhunderts. Man tindct aber
von der Hand, welche in 375 die Nachträge einzeichnet, im
Cod. 610 <?cnau so das U, Fol. 9P: ,(C)Ym' n. s. w. Nicht
rinders steht es mit dem Buchstaben E; er benützt dio dorn
12. Jahrhundertc angehörige Form E mit Vorliebe, z. B. Fol. 90*':
E in ,£ngclbcrtus^ Von hier scheint er auch das eigenthüm-
liehe SS, das einen Haken an der Seite trägt, genommen zu
haben. Ich habe dies Zeichen allerdings sowohl in Urkunden,
als auch in Bttcherhandschriften gefunden, z. B. in der Grazer
Handschrift des Magnus yon ReicherBperg zum Jahre 1951;
Fol. 92*': yHaertwicus^; ebenso in einer und der anderen Ur-
kunde selbst noch vom Ende des 13. Jahrhunderts, jn sop:ar
noch in einer vom Jahre \'M\1. Aber dieses Vurkommen ist
im Anfange des 14. Juhrhuntierts schon sehr vereinzelt, dann
erscheint es meistens in deutschen Wörtern, um den Umlaut
zu bezeichnen. Hier finden wir es nicht blos im Cod. 610,
sondern auch in allen bisher besprochenen Handschriften, man
kann sagen mit Vorliebe, oft mit einer gewissen ztir Manierirt*
heit werdenden Aufdringlichkeit (siehe Waitz, Mon. Germ. Hist.
Script. XXV, Taf. IV, und Achleuthner, Das älteste Urbarium
▼on Kremsm finster, Beilage Taf. I). Sollte der Schreiber es
nicht ans Cod. 375 j^enommen haben, wo es auT uiancher Seite
viermal angewendet wird? Fol. 44**: ,HaMnricus rex Boemiam
petit.* 932: ,flii;iüricus Abodritarum et Nordmamionira regem
christianos cffecit^ u. s. w. Er wendet es noch in demselben
Cod. 375 an. 979: ,Sanctus Wolfknngus episcopus damit Ratis-
pone et Hairtwicus Salzpurge'; Fol, 49": ,mansus in Wachflsin';
Fol. 52^: ,BanctU8 Berchtoldus GiBrstensis primus abbas damit'.
Es schdnt also wie bei U, £ und einzelnen anderen Zeichen
ein Archaismus zu sdn, dem er huldigt Wir können dies
Streben auch im Todtenbuche von KremsmUnster finden. Auch
dort sind einzelne Naniea mit Buchstaben, die denen einer
idicreu Zeit uachgebildet sind, p:eschrieben.
Dieser Schreiber zeichnet nun im Cod. 375 mit Vorliebe
schon für die ältesten Zeiten jene Dinge ein, die auf Krems-
mUnster irgendwelchen Bezug haben, z. B. zum Jahre 164:
swoite Tbeti bi«gt neh weil unter dem e»leii fort Da« hie und da
in der Mitte eingebogen, iiat oben an der Schleife einen scharfen Abatrich.
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, Quarta persecucio chribtiaiionim orta CBt^j dazu: ,in qua et
Agapitus puer quindoniiis ai)iul Pifiiestiiiain iiiartyrio coroiui-
tiir/ Mit 249 beginnt er auch liier wie in Ii 10 mit dem Kai-er
Philippus und seinem Solme die fabelhaft4?' Oeschichte der
Loreher Erzbischöfe: ,ls Philippus cesar Pannonie superioris
fuit et infi^rioris ac ^lesiarum, qui arcbiepiseopatum Laureaecn-
sem exftltjivit . . / oder 268: ^Eucherius LaureAceosis archiepi«
toopuB sedit, qui coneilio Sardieensi interfuit^ u. s. w.^
Mit 508 greift er die Geschiehte der Baiern auf und flögt
die wichtigsten Daten in ihr» r Ix kaniiten fabelhaften Gewan-
dung an, Alles Dinge, die wir in den Noten des Cod. 610 und
im Texte von 401 wiederfinden. Die Schrift ist, wie schon
Wattenbach bemerkt hat, nicht Überall gleichmMssig: an eini-
gen Stellen, 80 namentlich FoL 26, ist sie von ausserordent*
lieber Schönheit, an anderen Stellen flüchtiger und kleiner,
ganz so, Mfie wir dies aus den beiden genannten UandBchriften
kennen. Auch hier finden wir jene drei Schriftarten wieder,
die wir dort als Textschrif);, als Schrift b und c, beseichnet
haben, auch hier sehen wir die eigenthümlichen Zeichen 4
und n in der feinen Schrift von e^ von denen auch hier das
erstgenannte nicht ,obiit' hetsst, sondern eine allgemeine Ver-
weisung andeutet. Schon Wattcnbacb hat in dem Schreiber
jenen Mann gesehen, der den Cod. 610 mit seinen Glossen ver-
schen hat. Er hätte noch hinzulllgen können, der alle die auf
KremsniUnstcr bezüglichen Thoile liieser Uandschriil geschrie-
ben liat.
Man Laim aber noch weiter gehen und sagen: Die bei-
den Exemplare des , Li her |K>ssessionum' und des ,Liber privi-
legiorum* sind von einer und derselben Hand gcsehriel)en, und
zwar ist es dieselbe Hand, vvelehe wir im Cod. fHO und 375
der Witiuer llot bibliothek uud 401 in KremsmUuster gefunden
' Der 8cbnttb6r prunkt an vi^n 8tell«& mit seinen chronologiachen
KennUuMen, «o i. B. wenn er ao einer Stelle sagt, den die Jehre der
Zoitiechnung nicht stimmen: .ad niinum 298; nota qnod anni poutifica-
tiis l.iiii ot Cleti, Hcilicot 22 in online suceessivo pojHintur, et pr«>i)ferrta
est liic urior. Ponutiir er|»o priniu locu post s. l*eürum puntificatiis s. C'lo-
ineuti» au t :ioUui» aut M. (»ic ! uiedii V) et tercü, ot eic uouconiabit passiü
Tbebeornm tempore imperatoris a. Dioeleeiani et apoetoUd Maroellini, qni
oedditar et Marcielliu succedit po»t Eueobinm, inde Meleiadee* etc. Ebenso
Fol. 84^: ,N(»n eoneordant cronioe in temporiboe piq»e SergU et impera*
tori«.'
385
haben. Aach im yLiber possmionnm' und ^priTilegiomm^ finden
wir dasselbe Verhttltniss der drei Schriftarten. Der einrige
Unterschied ist der, dass jene Schrift, die wir die Textechrift
geniiiiiu habeu, im Codex Kridftricianuis entspreclicud der bo-
deutend«'n Grösse des Codex etwas grösser genommen wurde.
Am grossu;]! ist sie im Codex Fridericianns A, kleiner in B,
noch etwas, wenn aut li unbedeutend, kleiner im Ood, 401,
dann in 375 und 610. Auch hier hat dieselbe Uand sich in
dreifacher Weise bemerkbar gemacht: in der Schrift des Textes
und der kleineren Schrift der Nachtrage^ die, wenn e» sehr an
Raum mangelte, noch etwas TeijOngt wurde. Die Textschrift
unterscheidet sich von der Schrift der sogenannten Ptacht-
werke ans der Zeit FViednchs Ton Aich Kunttchst dadurch,
dass die Schäfte alle noch ungebrochen sind, selbst im Fride-
rieianus A, wo man wegen der (irüssi- des (jodex imd dem-
entsprechend der (»rösse der Scliril't Im i * iis eine reine (soge-
nannte) Gothik erwarten sollte; nicht emmal die Neigung dasu
ist vorhanden. Dagegen findet sich die I^igatur von a und e
in auffallender Weise, in Worten, wo man dies nicht vennuthen
Bollley und so gehäuft, dass man auch hier sagen darf, es ist
Manier eines Schreibers geworden. Dass diese Ligatur nicht
immer auf den Umlaut deutet, sieht man ans WOrtem wie
Elrtech, ^mperg, gmeinfßr, pODi u. s. w. Und wie im Cod. 401
so auch hier: man tindet diese manierirte Form nicht blos in
der sogenannten Tcxtschrift, sondern auch in der Schrift b, ja
selbst in der ausserordentlich feinen Schrift c. Fol. Gl'': Schön-
laüikebcn. Uasselbe ist mit dem eigenthlimUchen d, mit dem
^enartig gebrauchten Zeichen für ,con^ ^ u. A. der Fall. Man
wird festzuhalten haben, dass aucli hier die grosse, mittlere
und kleine Schrift von einer einzigen Uand herrtlhrt Der
mittleren (b) begegnen wir noch in vielen anderen Krems-
mlinsterer Handschriften. Wer auch immer der Schreiber ge-
wesen, die meisten der unter dem Abte Friedrich in ein Ver-
zeichniss aufgenommenen Handschriften sind durch seine Hände
gegangen und enthalten Sfjuren von ihm.
Aurli im Totlu iibuche linden wii* die Züge von b wieder.
Diese Uand hat zunächst die Worte: ,(Iste Über) est (eeclesie)
8(ancti) Agapiti m(ona8terii) in Ohremsmunster^ geschrieben.
* Et bat ftote unten emen Haken «ngefttgt.
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386
Auch hu-r IiikIcii wir die oben angeführten eburaktenätischeu
Merkmale ^viede^, und zwar nicht blos in dor ächrifl son-
dern auch in c.
In der mittlereu Schrift b sind z. B. die oben (S. 363>
erwähnten Actiiistiieke geschrieben, in denen die Trauerteier
fUr die abgestorbenen Mönche von Kremsmiinster geregelt wird.
Uebcr jene Handschriften, in denen sich die Schrift b
üudety worden zunttclist noch einige Andeutungen zu macheD
sein. Man wird aus ihnen entnehmen: der Mann, dem
diese Schrift angehörte, muss an der Feststellung der
Eigenthums- und Kochtaverhilltuisse des Stiftes mehr
als irgend ein Anderer mitgearbeitet haben.
§ 6. Die Ordnimg der Bibliothek ron Kremsmiinster
anter dem Abte Friedrich Ton Aich.
Dieselbe Sorgfalt, die der Abt Friedrieh von Aich dem
liegenden Besitze zuwandte, brachte er auch den beweglichen
Besttsthttmem entgegen. Die Bibliothek wurde nicht nur reich
vermehrt, sondern es wurde auch Sorge getragen, dass die
vorhandenen Btlcher einer genauen Durchsicht unterzogen wer
den. Auf jedem Buche wurde an der Spitze eine Note an*
gebracht, die das Eigenthumsreoht des Stiftes bekundete. Man
suchte alle tbeologisehen Schriften zusammen, also die Schriften
des heil. Augustinus, Ambrosius, Hieronymus, Origenes, Cyprian,
Rernhardus, die biblischen, liturgischen und homiletischen Schrif-
ten, die Passiunsbiielier und Lriienden. die exeii'etiselien Seliriften
berühnitiT Doetoren, Biieliur juridisclien Inhalts, pliilosophibciie
Arbeiten. Stiulien aus der Astrologie, Arithmetik, Geometrie,
Physik, 31usik, Khetorik, aus der Mcdicin, endlieh die lüstori-
seliun Schlitten. Es sollte nicht blos ein suiiiinarisehes Ver-
zeichniss iin«]:eh»2:t, sondern vielmehr jede einzelne Schrift auf-
<ri"/.eie)in»'t werden, wozu es leider nielit mehr iz:ekonmien ist.
Daher Imden sich an jenen Stellen, wo der Selu'iften der einzel-
nen Verfasser geda<'ht wird, im Abtskat^duge se tnosse Lücken:
,It<'ni de hbris Augustini*, folgen 13 leere Zeilen; ,lteni de Ubris
Gregorii*, folgen 11 V \j leere Zeilen; ,Iteni de libris Ambrosii*,
8* 2 leere Zeilen; ,ltem de libris Hieronymi', ^Vs leere Zeilen;
,Item de libris Origcnis', 10 Icei-e Zeilen; ,Item de libris Cypriani*,
>if ,Itcm de libris Bemhardi^, 10 leere 2^1on, und so geht es
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bei allen jenen SchrifteD, die nur somniarisoh genannt sind.
Dass freüich der lecr^bliebene Raum hingereicht hätte, nm
.ille d\ü Bilcher eiii/utragcn, die man von einem Autor bcsuss,
uKu hten wir billig bezweifeln. Die Worte, die das Besiterecht
des Klosters wahren soUten, lauten zumeist: Jste über est cc-
clesio sancti Agapiti monasterii in Obremsmiuibter.' ^ Von den
im Abtekataiogc angefllhrten Werken ist zum Glück noch ein
groeser, -rielleicht der grössere Theil bis 2u dieser Stande vor^
handen. Es finden sich beispielshalber noch die Schriften vor,
die der Arrt Wemher dem Kloster geschenkt hat» nnd yon
denen es im Kataloge der Aebte heisst: ^Itern de Übris medi-
cinaKbns, qnos frater Wemherus medicos dereliquit, seilieet . . /
Ebenso der .Liher passionum et legondarnm',* die ^Serinoncs^,^
die , Summa Senteneiarum Petri*,* dann Manches aus den ,Libris
metricis seu rytliniicis^*
Nicht wünig:;e von den so erhaltenen Codices erinnern
noch heute an die Arbeiten der von dem Abte Friedrieh ein-
gesetzten Commissiony und die Art, wie das der Fall ist, ist
beseiohnend gonng. Heben wir beispielshalber den Cod. 27
heraus.^ In einem seiner ältesten Stücke findet sich ein Ver-
zeichniss der Schriften des heil. Angastinus: Jncipit mdicium
Kbforom sancti Augustini episcopi a Possidio episeopo oomposi*
' Das ist s, B. beim TodtonbudiA, dem unten in bespredienden CocL 27
und vielen «nderen Bfkhern der Fall.
* Er enthält ^e iPaaslo o. Thome episcopi et martyrifl, Bauciorum Haclia-
beoruin', die ,Geata Tel paasio sancti Leodeg^arii episcopi et confSessoris*,
die fPassiü snuctrinim martyrnm Kilinni et Hocioruin oiiit^, die ,V]ta
•ancti Btirciiardi ttoiifessorisS die «Pasaio t. Ubnatopliori* elc,
* üemelttt sind nmichBt die Codd. 14 nnd 880.
* iSenteneie Petri*, Fol. 27
* Von den hiolicr gehürigen Schriflcn habe ich bei dor Kürze der mir zur
Verfügung stehondoii Zeit nur Einzelnes durchnehmen kOniuMi Ks findet
aWh ohi'' Srlirift mit dcMn Anfange: »Ituijiit rithtnnn i\c iiudii.ui'Mio per
Septem Lorts- uiit HMiidhemerktinfren, die ganz der Zfit FricdridiM Vf>n
Aich angcböruu iii»d von der Hund herrühren, die aui-h die Sdiritti'n
de« sogenannten T^crnardns Noricu« mit Randglossen veraschen hat. dnnn
jlncipit qiüdam diulugitü Hninie et curporis homiuiä muriontui/ Kguiiuj»,
ood.m
* Wie er beute vorliegt, bestand er 1300 nicht; beule sind noch tünig»
jüngere Schriften angefügt, auf denen sieb natOrlleb Ten den oben er-
wibnten Bandnolen nicbts finden kann.
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3S8
tum.* Da beisst es bei dem Werke ,De utilitate rn^drndi':
Juibcmus*, Dieses ,hahi }nuif' ist von dvr Hand i;» ^rlirn Ix n. «ier
die mittcljJTOSseTl Randuoteu dos aojf^enHniileii Jirniardu^ ( n lex
angehören. Und so liest man zu ,Solilo(juioriim libri II": Jinbt-
mus*; ,De agone christiauo': ,ha}>emns*; ,De aermonc evan-
gelii in Monte*: ,habemu8'; ,De In prineipio erat verbum, col-
kbtio*: ^hemu»'; ,Item de doctrina chrisiiana libri quatuor*:
fQuortim un%tm habemui'f ,Confcssionum libri XIIP: fHaec habe
mris'; ,Dc opere mofnachonim* : ,habemn$*; ,De virginitate Hb.!*:
jhabemua'f' ,De bono ooniagaH lib. I': ,kabmnui*. Zu dem SatM:
^Quatemio unus quem propria mano 8. Augustiniu episeopos
iiii( iavit* befand sich eine Note, die aber nun snm grossen
Tbeile yerkratxt tat ^De pneseneia Dei': ,hah0mu»'; yPsalmo-
mm expofliclo a primo a primo uaque triceaimum aecundum':
,Hahenna omnet in quatuor voluminUfw'^
Dieselbe Hand findet sieh in gleicher Weise auf dem
ersten Blatte desselben Codex: JncipU proiogns sancti Augu-
stini episcopi in librum qui dicitnr Encheridion ad Lauren-
cium.' Am unteren Bande stand eine Note, von der man nur
noch Spuren findet
Fol. 3: ,£xplicit prologos. Incipit über Encheridion saoeli
Augustini/ Der ganse Tractat enthält feine Randnoten der^
selboD Hand, dann Hinweisuugszeichen, wie wir sie genau so
auf den ersten Blättern des sogenannten Bemardns Könens
finden. Beliebt ist besonders das Zeichen 4 oder N^^nota,
oft sehr verzogen. Dieselben Zeichen finden sich in einer
demselben beigebundenen Schrift des Petrus Damiani. Zu zwei
Ijidlen (Jrcgors VIL sclirich lUryclbe Hand folgeiulc Noten;
jNota (niclit ganz zu Ic;scii, da das ßhitt am Kaudc zu stark
bescliuittcij ist): Isto Gregorius VII (auch hier die Gewöhn
heit, die ZitTcrn über die Nann n zu schreiben) papa . . . n
dictus fuit Hiltjirandus . . . prior Gluniacensis et (a)postolicc
sedis legatus. In d. LXXXUI Si quis foruicarius^ etc. bis ,ab
Ehn; Anmerkung xu Valeriuin de nupciis' ist ntui verwischt. Somt
liiiiU'u sich noch solche Anmerkungen zu: ,Ex evangeliu luhanuls: Nuu
potest tilius favero quic^uatn etc. Ex eodem lobaone: Pater euim dili-
gU filiiun, Do Trinitat«. Da In prineipio. De lobanntt BaptiM». De
deoem vixfinibna. Probet ^ orando. InHane, de aancta individiiitate.
lugttm meura suave/ und noch bei einer weitenn Aauhl von Wel-
ken, die wir iiier Übergehen liOnnen.
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ofHcio suspendutur.^ ^ Weiter unten: G. vivua et mortuus
. . . roiraculis gloriosus.^
An die Arbeiten dieser Commission erinnern die Codices
XIY, VII, XXIV, CCLXXX, XXXU, LXX w. «. Immer ist
es der genannte SLlneiber, der sich bemerklich macht. Im
Cod. XIV hat er dreimal die Wort© eingeschrieben: ,Iste liber
est sancti Agapiti martyris in Chremsmunster/ Von derselben
Hand finden sich im Cod. VII die Worte: y£a qae continentur
in hoc volumine, reperies adnotata post hanc quatemum/ Die-
selbe Hand achreibt im Cod. XXIV: Jncipit dialogue beati
Gregorii pape/ Liber primns, Fol. S: ,De sancto Libertino'}
Fol. U*: ,Nota bec ezempla'. ,Fol. 59 hat er ein dem Jahre
1314 angehörendes Ereigniss, die Geschichte einer FVan Gislla,
die den Heiland im Saoramente sah, angemerkt Eine Ungere
Note findet sich Fol. 77^ und so noch dfter. Es ist die Hand,
die sich auf der von Waita seiner Aufgabe des Bemardns
Noricus beigegebenen Tafel (Mon. Germ. HisL Script. XXV,
Tab. IV, Mitte links) und noch besser auf der zweiten Tafel
der AcUeuthner'schen Ausgabe des ältesten Urbarinms rechts
am Rande findet Von draser Hand finden sich Noten im
Cod. CCLXXX. Cod. XXXU trägt wieder an der Spitae die
Worte: Jste Uber est sancti Agapiti in Chremsmunster. Incipit
exjto.sic'io beati leronymi super Ecclcsiasten/ auf dorn letzten
lilalto (lit- Zeilen: ,Hic Über cuutinct isla: Prinio cxposicionem
beati leroiiymi super Ecclesiasten. Item cxposicionem Albiia
super eundem. Item cxposicionem Wilrammi &uper Cant. Cant.'
Von den Seiiiilien des übengenauiileii Physikers Wernhcr iindet
sich Einzelnes im Cod. LXX. Von der i,'enannteii Hand stam-
men die Wolle her: ,8Hncti Spiritus» asbit nubiö grucia. Wern-
hcrus. Lil)er sancti Agapiti monasterii in Chremsmunster.' Eben-
so an der Spitze des bcigebiuuleneii ,BÄrbarifimus Doiiati ;j;^rnin-
matici^: ,Iste est hbcr 8. A^^apiti m. . . / Und öo tiiulen wir
diese Hand des sogenannten Bernardus Norirus in vielen Codices,
entweder um das Eigenthumsrecht festzustellen, oder um hie
und da auch zu corrigircn und zn commentiren. Gewiss ist es
wichtig, dass alle diese BUcher solche sind, die im Kataloge der
' Aaf der folgenden Seite: J6' O. in d(i8tinoeione): Conaentire videtnr, qnl
ad reeeenada qne coirigi debent, non mennit.* Und eo aaeh auf der
nioliflteo Seile.
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Ael»t«> autV^t'zählt werden. Sie sind alle durch die HJlnde dieses
Schreibers gepiiii^eii, der ofTonbar ein Inventar aufnahm, eine
Arbeit also verrichtete, die einen Theil der grossen orgaoi-
satonsobeD Tbätigkeit des Abtes Friedrick von Aich bildete.
§ ?• Zweek der Blschofis- und Eenogsliste Im Cod. <(10.
Wer die Bischofs- und Her/.o^sliste im Cod. 610 einer
Betrachtung unterzieht, findet, auch wenn er die Einleitang
zur Abtaliste noch nicht gelesen hat, wo von ihrem Zwecke
die Rede ist^ diesen ohne Mühe heraus. Weder die Herzogs^
noch die Bischoisliste enthalten etwas von Krenumfinsterer
Sachen. Beide waren in Kremsmanster nicht entstsaden, und
dorty wo sie entstanden waren, hatte man keinen Orund^ auf
KremsmUnster sonderlich Besug zu nehmen. Im Cod. 610 smd
beide Listen, Ton geringen Zusätzen am Ende abgesehen, in
einem Zuge geschrieben. Das ist bei der Ablsliste nieht der
Fall. Dort hat ein Autor lange — wohl einige Jahre — zu
tbun gdiabt, bis die Liste ihre jetzige Gestalt eihielt Und
das ist ja begreiflich. Die Bischofs- und Hmogslisfeo stand
fest, den Abtskatalog hatte der Autor erst zu entwerfen, und
um dies thun zu können, bedurfte es ausser den Urkunden
des Archivs noch der beiden Listen; diese sollton ihm das
Gerüste bilden, mittelst dessen der Autbau des Abtskatalogcs
erfol^rcn konnte. Diesen aber brauchte man sehr notliwendijsr.
uiu die Keilienfolir*^ der Privilegien des Stiftes festTinstellen. um
zu bestiniuien, unter welchem Abte diese gegeben wonleii
seien: .Qui dum orrlineni datoium privile^iorum et qnoruin
abbntum tniipore essent data vel iiumerum eorundom qii« rer< t,
nequaquam perfectc poterat invenire . . / Um (Hf^-sf Arbeit
zu vollenden, nitisste grosse Mühe und viel Zeit angewendet
worden. Die Privilegien, die ,<>onica annaiis*, die Todten-
bUcher gaben über viele BVagon nicht genügende Auskunft.
In diesen Quellen suchte man in erster Linie nach den in
Rede stehenden Personen: ^icut potuit, ex priTÜegüs et ex
chronicis ac ex defnnctorum calcndariis colligere annotavit . .
Da KremsmUnster zur Passauer Diöcese gehörte, lange Z(üt
dem Biätlmme einverleibt war und auch nachher in so vielen
engen Beziehungen zu ihm stand, da man, was noch wichtiger
war, eine ziemliche Anzahl von Bolchen Privilegien hatte, die
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TOD Passaaer Bischöfen ausgestellt waren, in vielen anderen
auf die Pasaauar Biach(^fe Beang genommen wird, da man im
Gebiete von Eremsmtlnster so viele Kirchen und in den Kirchen
Altttre hatte, die von ihnen geweiht worden waren, da. man
endlich andereraeita von Paasauer Bischöfen auch gar vieles
Ueble hatte erdulden müssen, so musste natuigemilss der
Wunsch rege sein, eine Liste der Passauer Bischöfe zu haben,
wie sie ja auch die meisten KlOster in Oesterreich schon be-
sessen. Im 18. und 14. Jahrhunderte enthalten diese Listen
oft schon die fabelhafte Herleitung des Passauer Bisthums von
dem Lorcher Erzbistfanm. Man nahm eine solche Liste, die
bis aum Jahre 1285 reichte und den Bischof Bernhard, der in
diesem Jahre den bischöflichen Stuhl bestieg, noch enthielt.
Sic enthielt nichts als Namen und Zahlen. So nahe es ge-
legen wäre, ein und das andere Datum aus der Gescliielite
von Kremsmünster einzutüten, wie etwa vielleicht Eiui^^es aus
der Geschichte des Bischofs Manc'^uld, der doch zuvor Abt in
Kremsmiiüster gewesen: es ist nichts davon angefllgt worden.
Es heipst einfach: ,1201 Manegoldus episcopus Patime sedit
sine pallio annos novem, menses tres.' Ebenso findet hieb über
die Beziehungen des T^ischofs Altmann zu Kremsmünster auch
nicht die leiseste Andeutung.
Tm Besitze dieser Liste, konnte man die entsprechenden
Ansahen in den Privilegien, der Clironik u. s. w. näher er-
läutern. Man schrieb bei den einzelnen Bischo&namen zu,
welche Privilc<!:ien er dem Kloster gegeben; solche Noten wur-
den dem Bischöfe Regraar beigesetzt: ,Iste a. d. 1140 dedit
claustro montem sancti Martini'; dann dem Bisehofe Theobald:
,forte propter violenciam quam intulerat Chrcnismunster. Hio
dedit noliis Chirchperch'; Wolfger: ^c dedicavit capellam
sancti Michaelis in Chircli]>erch; hic cum duce Leupoldo . . .
lerusalem ivit'; Ulrich: ^Hic remisit steuram in Mantam et
dedit de Puchel in Privilegium monasterio Chremsmunster^ qnod
speciali iure nobis attinet'; Büdiger; ^Hic commutavit Wnis-
ehirchen et dedit in Privilegium: Recognoscentes etc. . . /
(folgt eine Stelle aus dem Privilegium). Diese Notisen wur^
den von derselben Hand nicht blos an den Rand dieser Liste^
sondern auch in die ^Chronica annalis' eingetragen. Und so
war es auch bei der HeraogsHste. Der QrUnder des Stiftes
war ein Baiemherzog. HeraM>gc von Beiern hatten in der
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Alteren Zeit es reicli begabt. Die Reihenfolge der bairischen
HerBoge genau za kennen, war daher noch wichtiger; an einer
Stelle liest man: ^ec dicta sunt, nt elarescat huins nostri
anctoritas fondatoris/ Auch hier wftnschte man an wissen^
wann die einseinen Hensoge gelebt, welche Aebte ihre Zeit-
genossen waren, von welchen man FriTÜegien hatte, n. s. w.
Gleich bei Tassilo wurde am Rande in rother Tinte angemerkt:
tAnno 777 monasterium Chremsmilnster edifieavit/ An späterer
Stelle: ,PriTilegium dncis Heinrici habet, quod Welfo dnx dedit
hnbara Hall. Huius filins Heinricus dedit manstim, qiit cora-
routatus est pro alio manso in montc vicino . . . Itera hu ins
Heinrici filius Heinricus dux conHrmavit donacioiiem bonorum
ab Horenbach scorsum in ChremsmÜnstcr/ Anch nach den
Herzocrgliaten konnte man nun die Daten der Urkunden in
mannigfiiclirr Weise ergänzen. Man fand, dass Herzog Weif
das Out iStt iiiporz gössen Mochundorf an das Kloster ver-
tausclite. Wann war da^ V Kn^^ähnt wird der Abt Abrain,
dessen Zeit man darnacli l)cstimmen konnte.
Man na})ni also einen Katalog der Herzoge von Baiem,
der bis in du Mitte des 13. Jahrhunderts reichte, von wo aus
man ihn in Kremsmünster selbst fortsetzen konnte. Solche
Kataloge standen an mehreren Orten schon in Gebrauch. Sie
begannen mit 508, in welches Jahr die bairische Stammsage
die Kinwandenmg der Baiem verlegt.
Da man fbr diese Zwecke auch einer Papstliste bedurfte,
so schrieb man eine solche ab, und zwar zuniielist nur bis
zum Papste. Adrian, demselben, der dem JBUoster die kostbaren
Reliquien des heil. Agapitus ankommen liess, was in der Liste
am Schlosse anter einem angemerkt ist: ,Adrianus sedit Ronie
XOVm loco post Petrum apostolorum, cnins tempore Tassilo
dnx constnudt noetrum monasterium anno Domini 777 et snnm
filiom ab ipso papa baptiaari procnravit et corpas sancti Aga«
piti martfris ab eodem sibi dari peeüt et nobis attnllt/
Doch wir sind dem Gfegenstande vorangeeilt Vor der
Papstreihe wurde bereits der Abtskatalog angd^. Deutlicher
als bei dem Bischofs- nnd Hersogskataloge acht man bei dem
Kataloge der Aebte, wie diese ganze Arbeit in dem aller-
engsten Znsammenhange mit der unter dem Abte Friedrich
Toigenommenen InTentarisirung steht.
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§ 8. Ber erste Abtskatalog and sein YerllMser.
Wir sind an dem Kemponkte der gansen Unteranchung
angelangt Viele haben bisher die Eremsmilnster betreffenden
Theile des Cod. 610 dnrchfbrscbt, beschrieben, nachgebildet, *
aber wenn irgendwo, so darf man hier die Worte des Dichters
sagen :
,Ich weis wol, ir ist tII gewesen,
die von IVistande hftnt gelesen;
und ist ir doch niht vil gewesen,
die Ton Im lehls haben gdesen/^
Und doch kann nur ein genaues Betrachten dieser Hand-
schrift die Lösung aUer einschlfigigen Fragen bringen. Was
enthält der Abtskatalog In 610? Nicht mehr als das, was anr
Ordnung der Privilegien von Kremsmttnster am nnerlJIsslichsten
war: die Jahre des Regieroagsantrittes der einzelnen Aebte,
deren Namen und die einseinen Privilegien, die ihnen ron
geistlicher oder weltlicher Seite xutheil geworden. Einige Bei-
spiele mögen das Gesagte verdeutlichen. Heben wir fllnf in
diesem Kataloge unmittelbar aufeinander folgende Aebte her-
aus: Gerhart, Erchenbert, Peselin, Dietrich und Alram*
1040 ,Gerhardu8. Huius tempore computate sunt omnes res
ecdesie mobiles tarn in libris quam in vestibus con-
secratis/ *
1060 jErchenbertus. Huius tempore datiim est nobis Privi-
legium ab Heinrico imperatore de Schutsing et Diet-
halming.'
1060 ,Pezelinus. Hic redemit loeum ecclesie in Thalheim cum
dote sua a quodam servo sanctt Agapiti snb Albino
advocato.'
1072 yDietrieus. Huius tempore domino Altmanno episeopo eon-
6nnante tradita est nobis ecdesia in War^[>eroh et
* Gottfried, TUte, 181.
• Das Invent.nr fand man im Klostor, wo Jineh noch ein Sltpros im ) !• '
neren ,Coilex millenarius' nach dorn ENnnjrf'liiini (Ins heil. Mnlthäiis ,iiif-
hpwnliH wnrflf» Siolio Hnfr". I^fi?' Wirki-ti der MfiuMlictinerabtoi Krems-
münt«tar, 8. 27. Die genannten Inrentaro siehe in meiner Aiu^ahe,
S. C7» 68.
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m
mtaumÄ in Wachaein et apud no8 reformata est qae
deoreverat monastica diBCipUna.^
1093 jAlramas. HuiuB tempore Bcriptus est matiitmalis fiber
chori antiquns et datum est nobis priYÜegiam ... de
Petenpach . .
Man sieht, es sind in ei*ster Linie die Privilepen des
StifUsy aas denen der VerCasaer die Kunde von den Aebten
und deren Aufeinanderfolge gewinnt. Von vielen Aebten be&nd
8i(;li im Kloster wohl eine alte Tradition; damit begnügte man
sich nicht; man suchte nacb urkundlichen Daten: ^Sunt enim
plures abbates, quoram rcgiminis tempus nescitur^ seitieet Ho-
holdus . . . Sigmanzs . . . Beitoldns . . . Wolfi:ama8y quorum
si aKqui dicto Fater successerint, nequit sein . . Oder man
hatte Frivilegien, kannte die Aussteller, wusste aber nicht,
welchem Abte sie ertheilt worden: ^Et acLendom/ quod eciam
a domino Karolomanno hnios Amnlfi patre data sant tria privi-
legia de plurtbns rebus a se ipso et a suis capellanis nostre
ecelesie delegatis, sed qui abbates tunc prefuenmt huie loeo
. . . nullatenns invenitur.'
Manche Notiz fand man in der Chronik des Hauses. Doch
was war das für ein scliwacher Behelf? Die ,Chronioa anna-
\W war ja erst 1142 augelegt worden, und das Kloster bestand
seit 777. Der erste Abt, von dem mau in der Chronik sichere
Kuiide hatte, war Alram, und auch da fand man nur das Jahr
seines» Rücktrittes, nicht seines Antrittes. Erst von Alram
konnte man eine rechte Abisiiste aufstellea; ,Abhinc abbatum
ordo in ehronicis invenitur usque ad Rudolfum/ d. h. bis 1210.
Das Weitcrc wusste man aus mündlichen Berichten: ,Abhinc
abbatum ordo cognoscitur ex reiatu.'
Sichere Zahlen hatte man also vom Abte Hermann bis
au Friedrich y<m Aich, und nun ist es interessant sa beob-
achten, wie wenig man sich damals im Stifte auf die heiT'
sehende Tradition verliess: Man aeichnete in die anzu-
legende Liste erst jene Aebte ein, von denen man
völlig sichere Kunde hatte. Fttr jene Aebte, die man
noch nicht sicher bestimmen konnte, liess man vorne eini|^
Seiten frei. Der Abtshatalog begann also bei der urspiilng*
liehen Anlage gar nicht mit den jetzigen Anfangsworten ,Cum
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395
Antiqua ecelesia CremsraunstrensiB', sondern mit dem enten
AbtC; den man in der «Chronica annaUs' las.
Im Cod. 375 liest man aber Fol. 52": 1123 .Alramos
abbatia decesRit. llennannus eligitur in abbatem, qui in brevi
eliminatur. Adalrammus abbas ubiit/
Fol. 52". 1126: ^ermannus abbas yita decessit Ödalriciu senior .
abbas preficitur.'
Fol. &3*. 1131: ^Ödalricua (darüber: ,1 de Ohremsmunstiure')
abbas obiit. Ödalricus innior successit' (Uber dem
Namen: ,11 in Gbremsmunstiure^.
Fol. 53^ 1146: ,Ödalricas abbas obiit Adelbertus successit'
Fol. M^ 1159: »Adelbertus abbas obiit'
1160: ^Hartinus abbas efficitur.'
^Martinas se . . . lans (?)... abbatiam resignat'
Hier sind awei Stellen radirt
1165: jAdelrammus (darüber von zweiter Hand:
in abbatem eligitur . .
Und so geht es fort.
Diese Kamen, bei denen man immer gleich die Zahlen
hatte» trag der Verfi»ser ans der »Oronica annalis' in den
Katalog ein. Cod. 610, Fol. 92**: ,M . . . Alramus. Huiua tem-
poie. . . . MCXX Hermannus . . Fol. 93*: ^MGXXVI Vitt-
cos (anch hier ganz wie in der Vorlage die Ziffer darüber
geschrieben) . . . HCXXXI Ulricns.' DarUber: »H . . .
MGXLVI Albertus . . . MOLX Martinus . . Fol. 93":
,MOLXIV Aliamns de Geraten . . . MCLXXÜI Ulricns de
Gersten . . . MOCVI Chunradus de Sintensteten . . Fol.;^94*:
,MOCIX Bcr(n)liardus electus . . . MGCX . . . Rudolfns'. . .
HGCXXI Heinricns . . . MCCXLVn Ortolfiis . . J Fol. 94":
»MCCLVI Berchtoldns . . . MCCLXX ... Fridericus.*
Dass anfangs thatsächlich nur jene Acbtc eingetragen
wurden, von denen man im Kloster f^anz sichere Knude, sei
es aus den Annalcn oder ex relatu, hatte, kann man ius dem
Cod. ßlO noch hin zu dieser Stund« deutlich entncluueii. So
ist z. B. auf Ful. lU" (siehe die Beilage Nr. 1), siebente Zeile
von unten, der Käme Fridericus «.ingetragcn. Der Name des
Abtes, zu dessen Zeit die Auf/eiehnurii,^eii tremacht wurden,
erfuhr die Aiis/.eichiiunir, dass er in ^jr^isserer Selirift gubcli rie-
ben wurd(\ denn w.ilireud die Buchstaben des dancbeustehcn-
ArchiT. LXXII. Bd. II. Uilfte. 27
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396
den Textes nur 2 Millimeter hoch sind, haben jene eine H(5he
▼on 3 Millimeter. Die Tinte ist eine von der des sonstigen
Textes verschiedene. So finden wir es auch auf derselben
Seite, 7. Zeile von oben, mit dem Abtsnamen Berchtoldos,
der auch noch um Einiges grösser und schärfer geschrieben
ist als der Übrige Text. Und so auch auf der Seite vor-
her die Namen Ortolfus (^>4"); wo zwar die Buchstaben nicht
grösser sind, aber die Schrift in Bezupf auf die Tinte hervor-
sticht, so bei ,Hcinncus' (Fol. 1>4*, 7. Zeile von oben), ,Kudol-
fus' (ebenda, 1. Columnc, 7. Zeile von unten) und Jn ri ojhar-
du8* (ebenda, 7. Zeile von oben), so Fol. O^i*": ,Cbuuradus de
Siiitenstetcn', wo das überflüssige n durch eine Correctur ge-
tilgt wurde, ,Manigoldus . . . Ulrirus de Gersten . . . Al-
ramus de Gersten'. Auf Fol. t>3» treten die ursprünglichsten
Kiiitra;,Mni;4-en — di<- .'Kbtsnaincu ganz allein — am deutlich-
st« ii luTVor: .Martiiius, Albertus. Ulricus, Ulricus', und so noch
ViA. '.'2'': ,Herniunnu« . . Von diesem Abte angefallenen wur-
den all«; Abtsnamen mit den Zahlen des liei;ierungsaiitritt'S,
die man beide in der ,Cronica annaiis' oder aus dem Munde
noch lebender Mitbrüder hatte^ eingetragen. Bemerkenswerth
ist es hiebei immer, dass man gerade, was den letzten Punkt
betrifft, bei dem Abte Friedrich einen Fehler machte. Sonst
aber ging man so sicher als möglich. Man schrieb demnach
im Ganzen fünfzehn solche Namen ein. Sonst stand anfäng-
lich nichts oder nahezu nichts dabei^ wie man dieses noch
ganz deutlich Fol. 94' sehen kann, wo auf die Worte, be-
ziehungsweise Ziffern: ,1209 Ber(n)hardus electus* fünfisehn
leere Zeilen folgen. Genau so sieht man es auf Fol. 92^, wo
auf die Worte: 1120 ,Hermannus tribus annis prefhit. Huius
tempore . . .* nichts mehr folgt. So wurde offenbar das Schema
aufgestellt. Erst dann zeichnete man zu den Namen ein, was
man aus ihrer Regiei*ung8zeit in sichere fir&hrung brachte,
z. B. Fol. 94* beim Abte Rudolf: ,Hic construxit capeUam
beate Marie.' Dann, zweite Einzeichnung: ,Huius tempore
datum est nobts privücgium de ecdesia in Puchchirchen.'
Dieses Privileg fand man im Archive; sein Inhalt konnte also
bald vermerkt werden. Später schrieb man dazu — es ist
aber doch dieselbe Hand — ,et remissum perchrecht de Plikers»
perch'; dann: ,et absoluta est ccclesia nostra ab oppressione
advocatorum per L. 11 ducem'; dann: ,Item absoluta est dccima
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397
in Achllten'; ebenso: ,Item absoluta est steura in Mautarn^
Dazu kommt dann eine Anzahl allgemeiner historischer Notizen,
die am unteren Bande der ersten Golumne beigefügt sind.
Beachtenswerth ist die Notiz, die noch hieher gehört: ,Abhinc
abbatum ordo cognoscitur ex relatu.' Noch beachtenswerther
ist die knapp an das Ende des fllr die G^esehichte dieses Abtes
noch freigelassenen Raumes gedrängte Notiz: ,Hic rediens a
Roma Tervisii mortuus sepelitur/
Nicht weniger lehrrcicli ist der Abschnitt über den Aht
Manegold, Erste Einzeichuuu^; .lalir des Eintrittes, N.iiue.
Zweite Einzciciiuunj^^: liegierungsjalu-c und: ,postea liictiis
episcopus rutavicnsis. Iliiius tempore eonfirmata et aueta sunt
predia nostra in Vieehtuaiieh et data curtis qiiedaiu apud Sicr-
iiikli et jtrivilegiuiu fle punte in Wels/ Dritte Einzeich-
nuüir (luan sieht hier deutlich, wie die Feder neu ansetzt):
,ltem eeelcsia in Vorichdorf data est iiohis/ Vierte Ein-
zeich ming (neuer Federansatz): ,Item ideni f'actns episoopus
Pataviensis dedit no})is vlnc.im in Plikersperg." Fünfte Ein-
zeichnung (Tinte schwärzer, Schriftzug derselbe): ,Item datum
est nobis predium propc Kor.' Sechste Einzeichnung, zu-
sammenhängend in blässerer Tinte: |Huius abbatis tcmporo
magna fuit in ecdesia disscnsio^ quia intrusus per Diepoldum
episcopum fratreni stinm, fratres nionasterü ad Luciom papam
appellauteS; cum breviter esset defunctus, per successorem cius
Urbanum tertlum iinem discordie acceperunt. Cuius litis sciipta
require in Übro De excepcionibus ecclesiasticis ante K (viel-
leicht K « Kegistrum Jeronymi*). Endlich folgen oben und
unten am Rande Notizen in der feineren Schrift.
Man steht aus diesen Beispielen zur GenOge, in welcher
Weise die Abfassung des Katali^es vor sich gegangen: Wenn
man aus einer Urkunde eine sichere Angabe, aus irgendeiner
Quelle eine auf Kremsmttnster bezügliche Notiz gefunden hatte,
so wurde dies in dem Kataloge bei dem betreffenden Abte ange-
merkt Bei manchem konnte man aus den Privilegien gar nichts
finden, daher blieb der ihm zugewiesene Raum unausgeftillt.
Und so kann man die ursprungliehe Anlage des Kataloges
noch jetzt in der Handschrift deutlich erkennen. Der Ver-
* T>h' bötreHeridon Stü< ko siiul die Nuiuiiiern 41, 42, 43, 44 «nd 45 im
Kremsinünsturer UrkundeiibticL, 8. 54 - &8.
27»
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fasser setzte von jenen Abtanamen, Ober die es keineo Zweifel
mehr gab, je zwei auf eine Golnmne, Tier auf eine Seite, und
zwar immer einen auf die 7. Zeile von oben und die 7. Zeile
▼on unten (beziebungsweise die 7. und 24. Zeile). Die da*
zwischenliegenden Zeilen sind ursprünglich ganz leer gewesen
und bei einigen Aebten sind sie es auch geblieben. Die ersten
Aufzeichnungen machte der Verfasser da, wo er seiner Sache
ganz gewiss war. Aus der Regierungszeit seines Abtes Fried-
rich waren ihm alle Urkunden und auch jene Thatsaclien, die
nicht in den Urkunden verzeichnut waren, bokaiint. Hier
konnte er unverweilt in einem Zuge schreiben. Und su war
es auch in Betreff der Regierung des zweitletzten Abtes Bercb-
told. Wer die unten bei^egebenc Tafel Nr. 1 anblickt, sieht,
dass Alles von einer Hand an schrieben ist. Dieselbe Persön-
lichkeit, welche 1 - Namen Berchtoldus geschrieben, hat auch
alles Weitere ungclug^t. Ein Wechsel in der Tinte tritt ( r?t
ein nach ,Hnin8 tempore* auf der zweiten Columne, h. Zeile
von unten: ,anno domini 1304 coniputatis . . / Zwischen dem
Folgenden und dem Vorhergehenden hegt ein Zeitraum von vier
bis iUnf Jahren; die Hand ist, wie man sieht, immer noch die-
selbe.
Man wird also festzuhaiten haben, dass die Hand, von
der die Einzeichnung der Abtsnamen UerriÜirt, auch den Text
von Fol. 1)4'' geschrieben hat (siehe Beilage Nr. 1). Man kann
die Gleichheit der Schrill in den ftinfzehn Namen und der auf
Fol. 94** bei allen Buchstaben bis in das Einzelne verfolgen.
Man wird z. B. ohneweiters zugeben, dass das H in ,Heinricns',
Fol. 94* ganz gleich ist den vielen H im weiteren Texte von
94^, z. B. in der Marginalnote ,Huius tempore^, in ,Hic restau*
ravit' u. s. w. Dasselbe gilt rem R in ,Badolius', 94% 2. Co-
lumne, 7. Zeile yon unten, und ,Rugeru8', 3. Columne, 12. Zeile,
in dem Worte ,Heinricns', 94% T.Zeile, und ,FHdericu8% 13. Zeile.
Hier wie da zieht er durch die Buchstaben, die er hervorheben
will, einen Strich.
Wenn man aber zugeben muss, dass sämmtliche Eigen-
namen und der zu den Aebten Berchtold und FHedricb ge-
hörige Text von einer Hand herrOhrt, so muss mau weiter
sagen, dass dieselbe Hand die ganze Schrift geschrieben hat^
welche wir die Textschrift geuaimt haben — auch den Anfang
des Abtskatalogcs.
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399
I>ie Art des Entstehens dieses Katiiloges erklärt es, wes-
halb die Tinte so oft wechselt, vviilirond die ilaud dieselbe
bleilit. Man sieht es ptiiz deutlieli, dass mau es in dem Abts-
katiiioge von 610 mit einem Entwürfe zu tlnm hat. Es fehlte
in dem Kataloge so viel, was dann an den KUndern nachge-
tragen werden muflste. Man hatte ja nooh nichts darin aufge-
Dommen als Namen des Abtes, Antrittsjahr, knappen Inhalt
seiner Geschichte. Die wichtigsten Daten aus der allgemeinen
Oescliichte fehlten: welche Päpste damals regierten, welche
Kaiser, welche Bischöfe von Passau, welche für die Kloster-
zucht bedeutsamen Verordntmgen da und dort erlassen worden
waren. Alles das niusste mm in irgendeiner Weise nach(]cetra-
cfcn werden, und da für die Nachträge die wenij^en frei^^eblie-
bt in'ii Linien nicht mehr ausreicbten, so nahm man die Käuder *
zu Uilfe. Was man am schmerzUchsten vermissen mochte: von
den Achten, deren Katalog es ja schliesslich war, waren nicht
einmal die Todestage eingeschrieben, man wusste nicht, wo sie
begraben waren. Hier war es in erster Linie nothwendig, £h>
gänasnngen anzobringen; und wenn man nun dies Alles zusam-
menbält; wird man sich nicht wundem, dass der ganze Kata-
lo^, wie er im Cod. 610 vorliegt, mit Noten wie ttbersttet ist.
Diese finden sich nicht blos zwischen den Zeilen, sondern
auch an den oberen, mittleren und Seitenriindern. Und wie.
in einem rechten Concejito finden wir im Texte und in d( n
Noten einzelne Worte, ja häutiger noch ganze Satztbeile und
äätze ausgcstnchen; so die Note: ,Ilie abhas (nilmlich der Zeit-
genosse Friedrich) usum iniule non habmt nec habere studuit;
eins tarnen tempore ipsom Privilegium in sacrario Pataviensis
ecdesie cum XVI et eo amplius . . . cognitum . . . fuit' Es
lag doch ein leiser Vorwurf darin gegen den regierenden Abt,
dsss dieser sich um ein ihm gebührendes Recht nicht be-
kümmere, und 80 strieli nun lieber die ganze Note weg.
Solche Streichungen bielit man auf Fol. 04. und es ist inter-
essant zu bemerken, sie betreten dtii Entwurf einer Stelle,
mit dem der Schreiber nieht zufrieden war, denn mit wirklich
bedeutenden Schwierigkeiten hatte der Autor zu kämpfen.
Am schwierigsten war es, die Reihenfolge der ersten
Aebte (precipue a Snelperone usque ad Dietricum) festzustellen,
und so hat man die ersten Aebte von Fater bis auf Dietrich
erst eingezeichnet als man einigermassen in der Lage war,
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400
dies tliiin 2tt können. Wieviele Scliwierigkeitün die Festselaniiig
der Namen und Zahlen dieser Aobto machte, sieht man :im
deutlielisten, wenn man die entsprechenden Angaben in 375
und 610 zusammenhält. Man seichnete diese Abtsnamen erst
in 610 ein, von da wurden sie in 975 eingetmgon; nun stellte
sich oft genug der Fall heraus, dass die Zahlen nicht passten.
Während in 610 Gerhard ohncweiters zum Jahre 1040 ange-
setzt wird^ sagt derselbe Schreiber in 376: ^Gerhardus abbas
prefuit. Circa hec tempora seu plus yel minus/ Ebenso bei
Erchenbertus: ^circa hoc tempora sive plus vel minus/ Pese-
linus steht in 610 zum Jahre 1060, in 375 ist sein Name beim
Jahre 1063 weggestrichen und zum Jahre 1057 gesetzt Den
Abt Dietrich hatte 375 erst beim Jahre 1066, dann aber hin-
zugefügt: ,1Icc notnla debet subsequi circa annum domini 1060',
und so stand wohl auch in 610 erst 1066. Das wurde wcg-
radirt und die ricbtirrere Zahl ang( ln-i. Genau so linden wir
CS hei Alram. So kciuii man denn noch heutigen Tages aus
der Handschrift seihst die Worte des Abukataloges erkennen:
,Qui dum orfliiicra datorum privih'iriorum et quorum al»l»atum
tempore esscnt data vel numerum < • »rundem quereret ahbatuiu,
nequaqnam jk rloete poterat invenire.'
l>i< srr (T^tc Th<'il niusste also zuletzt ausgeführt wt-rden.
Man sehrielj ihn, sohaM inan »ich einmal für eine bestimmte
Ucilienfolge der ilUercji At l)ti' entschieden hatt«-, ein; sie ?inH
denn auch, mit Ausnahme eines Nnmens, der iiodi iiinin r
nicht feststand, in einem Zuge geschrieben. Da man bei der
Anlage nicht wusste, wieviel Abtsnamen der ältesten Zeit ein-
zureihen sein würden, konnte man sich auch an das Schema,
nach welchem imni«^r nur zwei Abt>n:\mcii in mner Columne
stehen sollten, nicht halten. Wir finden daher auf dor be-
treffenden Columne (untere Ilillfte) allein nicht weniger als drei
Namen: ^Gerhard us, Krchenbortus, Pezelinus/ In der nSch*
sten Columne: ,DictncuBy Alramus^ Hermaunus'; dazu dann
noch in Cursivschrif^ unten: ,Sigmam8 abbas', oben: ,Wolf-
ramus abbas, Hoholdus abbas'. Das sind offenbar die letzten
Partien gewesen, die in das im Jahre 1297 begonnene Werk
eingefügt wurden. Auf der ersten Columne wird noch des
Jahres 1303 gedacht, doch finden sich yereinzelte Nachtrige
noch in dem Bischofskataloge zum Jahre 1313. Damals war
demnach der Kremsmttnstercr Cod. 401 noch nicht angelegt
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401
denn sonst hätte man das betreffende Datum nicht mehr hier,
sondern nnr mehr dort angemerkt. Auch die Eiinleitung wurde
nun, d. Ii. um 1305 oder 1304, angefügt; sie hat filr uns ein
um so t,q*r).sscres Interesse, als wir endlich der Frage nach dem
Verliisser dicoes Katalog't's niili('rriick< ii können.
I^ass das immer noch eine Frage ist, muss eigentlich
Wander nehmen^ und für mich ist es denn auch seit 1871 nie
t inc Frage gewesen, «umal im Cod. GIO ausdrücklich Sigmar,
der Ghrosskellermeister des Stiftes, als der bezeichnet wird, der
,daB da', d. h. das, was folgt, geschrieben; ,qui ista scripsit'.
Die ganze Stelle lautet: ,Tempore domini Friderici abbatis,
ordinacionis sne anno XXVI ex consih'o conventus et prec ipnc
Hertwici prioris ac imperio eiusdcm abhatis Sigmarus tunc
cellerarius summns una cum villicis et officialibus ad hoc ne-
cossariis omnes nostre ecclesie })()bscssiüiies perambnlans et
diligciicms investigans scriptam nobis adtulit nostrorum rcddi-
tuum totam summam immo pocius reliquias rerum, que rapto-
ram manus ef^gere contingebant, qiii deinde in voluminibns
sunt melius ordinati. IVeterea et privilegia, que transoripta olim
fuemnt, de ipsis instrumentis, antieqnam yetnstate corrumperen-
tnr, Tel eerte priusquam per rapinas per rapinas dissipancium
auferrentor, et que in nostra ecclesia poterant aut alibi reperiri,
similiter scribi fccit . . / Damit erweist der Abtskatalog, dass
die beiden Arbeiton, von denen oben öchon gesprochen wurde,
der ,Liber posses i mihi' und der ,Liber privilegiormn', auch
auf Sigmar zurückzutüiiren sind. Die von ilim angelegten
J^chriften wurden nur ,melius ordinati'. Der Begründer des
ähestou Urbarbuches ist somit (ausser dem Abte, der den
Befehl zur Abfassung ertheilte) Sigmar. Von ihm sagt der
Katalog weiter: ,Qm dum ordinem datorum privilegiorum et
quorum abbatum tempore esscnt data vel numerum eorundem
quereret, nequaquam perfecte poterat in venire (etwas später
angefugt: ,precipue a Snelperone usque ad Ditricum*), verum
tarnen sicut potuit ex privilegiis vi ex chronicis ac ex
defunctornm calcndariis colli^cre annotavit, incipiens a
primo abbate iuiius loci et perduccns ad illum abbatem, cuius
tempore ista scripsit.'
Und eine gleichzeitige Randnote sagt: ,His eciam addidit
diem obitus abbatum vel locum sepulture, sicut a senioribus
didicit annotare.'
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402
Damit ist doch «^'osugt, dass der Mann, der das ürhar
und, nachdem er dic«<^8 angefertigt Imtte, die Transsiiiuiruug
der Privilegien veranlasst hat, auch den xVbtskatalog' vom rrsten
Abte an bis auf seine Zeit ^geschrieben hat. Kr liat Namen
und Zahlen aneinandergereiht, die Privilt i::it n der einzelnen
Achte dazu geschrieben und die Todestage und die Begräbniss-
stätten derselbea angefUgt: ,sicut a senioribus didicit annotare^,
d. h. wir dürfen in ihm \rohl den sehen, dem schon Tordem
die Führung des Todtenbuches anvertraut war.
Nach alledem scheint jeder Zweifei ausgeschlossen, einen
Anderen als Sigmar als den Verfasser dieses Abtskataloges an-
zunehmen. l!ilichtsdestoweniger ist dies an sich 80 klare Ver-
hältniss jüngst durch Georg Waitz verdunkelt worden. Er
findet den Katalog ,wesentlich' als Sigmars Werk/ ,wemi aneh
▼ielleieht in der Weise^ dass das von ihm gesammelte Material
von einem Anderen in die vorliegende Form gebracht wurde'.*
^Denn gerade dieser Katalog enthalte so viele Aenderungen, Zu-
sätze, wie es schebt von verschiedenen Bünden,' mit verschie-
dener Schrift und Tinte,* dass das Urs2)rUngliche vieUSftch gar
nicht mehr zu erkennen sei.'
Und so sagt Waitz an einer anderen Stelle, dass das
Kremsmttnsterer Abtsverzeichniss ein Werk sei, das jedenfalls
auf Sigmar zurückgehe, aber in seiner ursprünglichen Gestalt
nicht mehr vorliege.*
Nach meiner Ueberzeugung liegt die Sache so, wie sie
die Einleitung zum Abtskatnlo'j^«', deren Wahrlieit zu bezweifVln
kein Grund vorhanden ist. und die mau dtiin über Bord zu
werleu kein Recht hat, darlegt. ,Ista scripsit' — ich weiss
nicht, mit welchem Rechte Ci. Waitz diese Wort»' mihetlkk-
sichtigt gelassen hat. Aber sicher ist wohl, dass kein Grund
' Was ihn freilich nicht bewogen hsl, in «eitter Aasgfiibfl der ,Hi»toriA
Creniifanensi«% wie er nicht ganz richüg dieeen Katalog betitelt» Sig-
mars Narnon an dio Spitze zu stellen.
* Etwas in oinc rartipe ,Form briii|»en', wio e« 610 bietet, ist etwas
nahezu U ii;:I;ui]iliche8, weil Unmögliches. Man kann c» höchstens aus
ilio^er Form in eine beä^ero briugeu: «melius auuotarc/
' Daaa es dieeelben Hftnde lind, «iehe oben.
* Das ist richtig.
* «Sigmar und Bernhard Ton Kremamfloater* im XX. Bd. der Fonehnngen
zur deutschen Qeachichte» 8. 606, 608.
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4oa
vorliegt; an der Wahrheit dieser Aagaho zu zweifeln, denn in
Kremsmünstcr, wo ditt^er Katalog um 1300 geschrieben wurde,
wird doch wohl ein Jeder genau gcwusst haben, wer ihn ge-
sebrieben hat, und hätte ihn ein Anderer geschrieben als Sig-
mar, so würde man dessen Namen doch nicht an dieser Stelle
geduldet haben. & — Sigmar — also war es, der den ersten
Katalog der Aebte angefertigt hat. Wir erfahren aber noch
mehr, nämlich wie weit dieser von Sigmar angelegte Katalog
reichte (incipiens a primo abbate huins loci et perdueens usqne
ad illum abbaten^ coins tempore ista scripsit); wir erfahren
auch etwas aber die Quellen, die er bei seinen Stadien an-
wandte. Er bat fttrs Erste die Kremsmtlnsterer FriTÜegien
einer genauen Untersuchung untersogen (ordinem datorum privi-
legiorum quesivit), eme Arbeit^ m der man offenbar den f^lhig-
sten Mann im Stifte aussuchte, und der muss damals wohl
Sigmar gewesen sein, denn es handelte sich hier um die
Leetüre von Uikiinden, die ein lialbes .lalirtausend alt waren;
er mußste diu iiiiihevoUsten üntorbuchungen anstellen, um test-
zustellen, unter welchen Aebten die Pnvilcgien gegeben worden
waren (^u-n inn abbuluni tempore esscnt dat;i); zu diesem Zwecke
zog er die Privilegien selbst herbei (sieut putiiiL ex privilegiis),
und wo diese nicht ansroichciid waren, vertiefte er sieh in das
Studium d»'r Clironiken (ex chronieis) und der Todtenbücher
(ac cx Ii [mi 'torum calendariis), und es gelang ihm so, die
Liste der Aebte bis auf die Zeit jenes Abtes, unter dem er
,die8es da* (ista) geschrieben hat, zu Stande zu brin^'en. Inter-
essant ist es, ihn bei dem Studium der Chroniken zu rinden;
dass damit in erster Linie die Anoalen von KremsmUnster ge-
meint sind, ist ja natürlich, und wir erinnern, dass derselbe
Schreiber, der die Listen von. 610 geschrieben, sich auch im
Codex von 375 bemerkbar macht, und ebenso rinden wir ihn
im Nekrolc^um thälig. Wie kann man nach dem klaren Wortr
laute dieser Stelle und nachdem der Thätigkeit Sigmars auch
im ,Liber possessionum' in einer geradezu auffiiUigen Weise
gedacht wird, mit Waitz nur sagen: ,£2s liege nicht der min-
deste Grund vor, in Sigmar den Autor von W (oder eines
Theiles von W), d. h. des Cod. 610, zu sehen.'
In den Worten ,ista seripsif steht es doch klar zu
lesen, dass er selbst und niemand Anderer den älteren Katalog
der Aebte verfiisst hat. Man hat nach diesen Worten, die
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404
jeden Zweifel aiisseliliessen nrnl beweisend w.in ii. aiu li \\< ii
wir die palHog^raphischen Merkmale nicht hätten, keiii. Hecht,
zu sagen, ,dass der iilterc Katalog: auf Sigmar zurückgehe'
(WaitZy S. 608); ,er ist SigmftFa Werk selbst/ Man darf nach
den eigenen ^^^>I•ten Sigmars dessen Arbeit durchaus nicbt so
gering veransi lil.i^jen, wie dios Waitz gethan. Zunächst rnusste
er mit den Urkunden nieht blos gut umzugelien wissen, es
mufisto ihm auch deren Wortlaut bis in die l.in/.*'Iuheiten be^
kannt sein, er musste nicht blos die Urkunden des Krems milnste-
rer Archives gut kennen, sondern auch in auswärtigen Archiven
Nachforschungen halten, und dass er dies that, erfahren trir
aus mehreren Stellen seiner Schriften. Dass er ttherhaupt den
Werth der Urkunden so ausserordentlich zu schätsen wnsste,
dass er eine Absdirift des gesammten Urknndenmateriales Ter-
anlasste und bei dieser Sammlung auch die auswärtigen ArchiTS
berücksichtigte, sagt er ja selbst: ,Preterea et privilegia, que
transscripta olim fuerunt, de ipsis instruroentis, antequam vetn-
State corrumperentur vel certe priusquam per rapinas dissipaD-
cium auferrentur et que in nostra ecdeaa poterant aat alibi
reperiri . . . similiter scnbi ieeit • . .*
Man könnte nun sauren, dass nur die oben erwähnten älte-
sten Theile des Katalogcs von Sigmar hcrrllhren, nieht auch
das, was sj)ät(;r innerhalb der Zeilen und ausserhalb aji den
ivandern beigefügt wiir<h;.
Wt nn wir die Partie, die offrubar :^!t den eiöten Ein-
zeichnungen gilimt. vom Abte Bereht<)l(lu^. mit den früheren
Listen der Bisehöfe von Passau und Ilnzogc von ( >i'Sterreicli
vergleichen — es ist dieselbe Hand. Wi iui wir dirst ibe Partie
mit den spiiti it'n Nnehtrfigen (aiu IrlnTeiehsten sind die dem
Abte AllKTtt vi'i-i:It'irli« ii CS ist dieselbe Hand. Nur ist ilu*
Tinte nieiit dieselbe, und der Charakter der Sehrift zeigt die-
selben kleinon Schwankungen, die wir bei einer Hand linden,
die nicht in unmittelbarer Zeitfolge schreibt, beim Abte Albert
mindestens fünfmal, und es ist doch immer dieselbe Hand.
Wie steht es nun aber mit den zahlreichen Noten, die
sich im Cod. 610 finden? Ich war früher geneigt, diese Koten,
wi(^ dies auch schon ältere Forscher gethan, einer jüngeren
Hand zuzuschreiben. Man ist dazu um so geneigter, wenn
man die extremsten Schriftarten dieses Codex nebeneinander
hält, wo eben die zierhche Minuskel neben einer ausserordent*
. kj: 1^ od by Googl
405
iich f(?iiien, oft sehr stark verwcreuen Ourbivc steht. Ein ande-
res Bild, gewinnen wir '^clion, wenn wir (Wo (unzelnen Schritten
nach ihrer Grösse unmittelbar aneinander reihen: da kennt
man bald, dass es eine Ilaiui ist, die Alles das geschrieben
hat. Aber anch so ist die Aehnliclikcit schon in die Axigea
faUend. Wer z. B. Fol. 94» (Beilage Nr. 1), Zeile 13, das Wort
yWieischirchen' mit dem gleichen Worte am Rande vergleicht^
wird sich kaum leicht Überzeugen kOnnen, dass das zwei vei>
echiedene Hände sind; das N von Tafel I, Colamne 2, Zeile 3
von unten, findet man in der Cursive auf fi*llheren Seiten
wieder; ebenso das R, wo der Abstrich förndich seitwäi'ts hin-
ausgeworfen wird, und so noch manclies Andere.
Doch wir haben einen unmittelbaren Beweis dafür, dass
Noten und Text yon einer Hand herrühren. Wie heisst es im
Prologe, nachdem von Sigmar gesprochen wurde, der ,das da*
geschrieben habe: ,HiB eciam addidit diem obitus et locum se-
pulture^ sicut a senioribus didicit annotare.' Welches sind denn
diese ,Additamenta'? Wir finden sie alle in 610: Fol. 92^: ,Her-
mannus obiit secundo Kai. lan.'; Fol. 92^: ,Huia8 anniversarius
est VI Kai. Febr. Sanctus esse creditur*; ,Huiu8 anniversarius
est VIII Kai. lulii et banctus esse crcditnr*; Fol. 92'', '2. Co-
\ttmne, oben: ,HniuR anniversarius est V Idus Deeeudu'ib et
sanctus creditur'; Fol. 92'', 2. Columue, rechts: ,(Jirca colunip-
uam mediam in dextro choro in capella quiescit', und dar-
unter: jObiit V Idus Marcii . . .* Wenn nun, wie der Prolog
«agt, das Sigmars Schrift isl^ und wir haben daran zu zweifeln
keinen Grund, so haben wir den Autor ftlr Alles, was der
Cod. 610 an EremsmUnsterer Sachen enthält, festgestellt. Ich
mache namentlich auf das Anniversarienyerzeichttiss aufmerk-
sam: das ist dieselbe Schrift, die uns im Todtenbuche und
80 vielen Büchern der KrenisniUnstcrer IJibliothek begegnet,
iu allen denen, auf die oben liiii^n'wiesen wurde.
Dieses Resultat ermöglicht es .ilK r aui Ii, der Persönlich-
keit des iSühreibers von 401 näher zu rücken.
§ 9* Bas TerliSltiiiss des ersten zum zweiten Abts-
kataloge. Die anderen Kataloge.
♦
Aus der vorheigehenden Darstellung hat sich ergeben,
dass es Sigmar war, der die Aufzeichnung sämmtlicher Ein-
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4üü
kiliiftr, Keehtf^ und Fr( ilM'iu>n vot^onorameii hat, und •la>- das
angelegte Vcrzeichniss uicht all*ii Wünschen entspraili. Kr
wurde also eigenen Biintii-ii" besser un;i;cordnet i , melius
ordiiiati*'). Aehnlich lai_''»'Ti die Dinge zweifellos bei (K'in Abts-
katalüge. So wie dieser nun im Cod. GIU vorlag, mit seiucn
zahllosen, kaum lesbaren Randnoten einerseits und seinen noch
vorhandenen Lücken andererseits, endlich mit einigen darin
▼orhandenen Irrthümcrn, mochte er Niemandem EnsmgeOy am
wenigsten vielleicht dem Schreiber selbst. So wie er es nnii
gewesen sein wird, auf den die Ausarbeitung eines besseren,
weil übersichtlicheren Schemas der Urbare (und darin liegt
wohl das ^melius ordinäre') zurllckzuführen ist, da sich kaum
ein Anderer in diesen Dingen so zurechtfand wie er, so hat
wohl er selbst auch den berichtigten Abtskatalog hergestellt
Man wird bemerken, daas die erste Anlage des Kataloges,
vermehrt am die Noten dazu, den zweiten Katalog gibt, wo-
bei denn freilich manche UnregelmAssigkeiten, hie und da
auch einige Widersprüche, mit unterlaufen. Die meisten von
diesen sind es aber doch nur scheinbar, wie weiter unten er
wiesen werden wird. In dem Kataloge, wie er nrsprtlngÜch
angelegt war, standen nicht einmal die Angaben der Todes-
tage und Begräbnissstättcn der Aebte. Der Autor hat das
zwar in den Noten nachgetragen, aber dus konnte nieht ge-
nügen. Man wünschte vor Allem ein*; sauhere 1 )arstcUuii|j
dieser Dinge. Mit denselljeii Worten wie im ersten wird im
zweiten, bisher dem Bcrnarilus zugescluifbrnen Katal<)«;e von
dieser Aibeit gesprochen: ,Nihilo mnius tarnen .singuloruui
noiuina notiibuntur in ordine veriori et dies obitus ae sc-
pTiltiire locns.^ Alles das findet sich in der That in dein
zweiten Kataloge. Kr benützte hiefÜr die ,caiendaria defuncto-
nuu^; diese werden dann in dem zweiten Kataloge auch ge-
nannt: ,Hohoidus post istura crcditur praefmsse; de quo nil
aliud invenitur nisi quod in Calendariis dicitur abbas esse
. . . oder Berchtoldus ... in Calendariis mortuorum abbas
dicitur . . / Oder er zieht, wie er es selbst sagt (ex chroni-
cis), die Chi'oniken zu Käthe: ,ex libro vite^ discitur mani'
feste. Kam Wawaria pluries ab Ungaris est vastata, . . . ut
ex chronicia invenitur . . . Anno domini 1040 prefbit Ge^ha^
Siehe darüber den Escun.
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407
dm tempore H^iBrici regia filii Chnnradi, nt Habetur ez libro
▼ite'; oder: ,Po8t hmie Berchtoldns ... in libro annaliiim . . .
Abbinc abbatttm ordo ex cbronica üiTemtur . .
Kachdem Sigmar erwieseDemuuroeii den ersten Katalog
verhast und die schwierige Untersachong besttglich der Sterbe-
tage und Begräbnissstätten der Aebte durchgeführt hatte, ja
welche Arbeit wäre tlenii noch für einen uiKlereii Verfasser,
etwa für Bcrnardiis, überheblichen V r>nthiilt denn der zweite
Katalog, den mun diesem zuschreibt, überhaupt viel mehr, als
was Sigmar thatsiielilich geschrieben? Setzen wir einmal zwei
Berichte über denselben Abt aus dorn ersten und zweiten Kata-
loge nebeneinander:
1.
1064 jAkamus de Gersten
IX annis; hic construxit basili-
cam sancti Egidii et sab altare
qniescit; bic deponitur a Die-
poldo episcopo Pataviensi . . .
Hnina tempore data sunt
noble predia in Hoitenbaim et
in Percbwinden snb Ottachero
marcbione; item sab eodem
date sunt nobis due vinee in
Eriacb.'
2.
1065 (die Correctur aus
,Auct.Crem/) ,Alramu8 de Ger-
sten annis IX. Postea deponi-
tur a Diepoldo episcopo. Hic
capellam sancti Egidii constni-
xity quam consecravit Albertus
arcbiepiscopus Saltapnrgensis
a. d. 1170. Huius tempore data
sunt nobis predia in Percbwind,
ubi forte eodesiam fabricayit^
Item in Haitenhaim sub Ota-
cbero. Item due Tinea in JEr-
lach. Obiit m Nonas lulii et
sub altari est scpultus.'
Der einzige Fortschritt ist hier ausser einigen ganz uu-
bodoutendcn Zusätzen die Anfügung der Todestage, und die
geht, wie mau sieht, auf Si^rinm- /^urück: .Iiis eeiani addidit . . /
Es ibt noch die Methode zu sehen, wie der Autor arbeitete,
um von den mitunter etwas dürftigen Angaben des ersten zu
den reicheren des zweiten zu gelangen. Er schrieb au den liund
des ersten Kataloges einfach noch hinzu, was er über die ein-
zehien Aebie und ihre Zeit noeli in Erfahrung brachte. Von
denen der ältesten Zeit vermochte er weder Todestag, noch
Begräbnissstätte aufzutinden, denn wenn es, und wir zweifeln
nicht daran, ältere l^ekrologien gab, so waren diese in den
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I
408
MagjareDStÜmen za Oninde gegaog€D. Weder yon dem Abte
Fater nocli von Sighard fand er, was er snchte: ylste abbas
qnamdia rexerit vel Tizerit vel nbi sepnltaB faerit^ ignoratar',
heiBSt es gleichlautend vom ersten und aweiten Abte.
Vom Abte Burkhard erfuhr er, dass er am 14. Jänner
(XIX Kai. Febr.) gestorben sei. Im sweiten Kataloge ist er
merkwürdigerweise ganz aus der Liste gefallen. Das kann
aber nur zufUllig geschehen btiii, denn envähnt wird er doch
bei seinem Naclifolger Snelpero: ^exceptis Iiis (ju.' Purchardo
et Sneljx runi contulerat/ Er kennt im erstiii Katnlog^- rlie
Nachricht, dass Hor/oo' Arnulf dem Kloalcr dir ( Jrtsi liaft
Papilundorf g^gtiln ii lialx-, und wenn er klagt: .scd net- in-
sti-umentum nec rrscriptuiu proh dol^r invcninius', so ist das
richtiir. df^nn dio Schrnkunir des Bositzos bei PapiliiiKlörf wird
in einer anderen Sclu nkuiiLTSurkunde vom 3. .TUnner ÖÖÖ als
vordem geschehen erwähnt; die Sehcnkunj^surkunde ,de Papaln-
dorf wurde auch später nicht gefunden. Er weiss, dass dieser
Abt Porchard in einem ,Privilegium venerabilis abbas' (Nr. 8
des Kremsmiinsterer ürkundenbuches), in einem aweiten ,fide-
lis noster' (Nr. 9) gtmannt wird. Pass in dem zweiten Kata-
loge der Todestag bei diesem Abte nicht angemerkt ist^ rührt
wohl daher, dass er nachträglich fand, dass dieser Todestag
zum Abte Bercbtold gehöre, von dem er ja sagt, dass er sei-
nen Namen im ^Kalendariis mortnorom' gefunden habe, und
hinzufügt: ,Obiit XIX Kai. Febr.' Er hat also einen begange-
nen Irrthum im zweiten Kataloge verbessert
Ganz dasselbe gewahren wir bei dem Abte Snelpero. ür^
sprünglieh hiess es da: ,Huius tempore data sunt nobis tria
privilet^ia.' Am Rande wurde ,tria* in ,i^uinque' verbessert, uiul
so cr.sciieinl er nun im zweiten Kataloge. Im zweitcii Kata-
loge wird nur noi Ii knapp von den einzelnen Privileirien der
Inhalt vermerkt; es ist hier also streng»-»' g<'nomnien nur eine
weitere Ausliilirung dessen, was sieh im ersten Kataloge rindet.
Wieviele Münehe während der Mfipryarennoth umgekommen
seien, darüber gab es im ^^lit'te eine feste Tradition: man
nannte .50 Personen. Im .Jahre 1303 erfuhr man aus dem
Monde einer besessenen Frau, dass mehr als 200 Menschen^
homineSf Rlustorleute.
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409
ihre« Qlaubenfl wegen mngekonimeii seien, die 50 Mönche
werden noch beeonden gerechnet Zu den Worten ^per ob
femine obsesse' machte er dann die Randnote; |licet talibus
testibuB non credatnr', und so blieb diese ganze Geschichte im
sweiten Kataloge weg; dagegen nahm er fUr die 50 Mönche
die Tradition als Bürgschaft auf (et dicunt nostri seniores).
Nach Snelpero kannte man die Reihenfolge der Aebte
nicht bis auf (Terhard (1040), oder wie es in einer Kandnotc
zum ersten KhI.Uwur heisst: ,vel poeius u.st|ue ad DitriLuiii a
quo rt deiiiecps u&quc ad Fridcricum a chronicis et privilcgiis
cogüuäcuntur*. Der erste Katalo^'^ hatte: 1. Fater, 2. Sigliard,
3. Purchard, 4. Snelpero, ö. (Jcrhard, 0. Erchenbert, 7. Pezeliu,
8. Dietrich, 9. Alram, Naoli Sin li)cro gab es eine Lücke; hier
galt es. einige Namen mikrziibiiii^^eii, weiche die Tradition ak
AbtsnamcTi festhielt. Schon in scintr ernten Liste klagt der
Autor: ,8uut et piures abbatcs' etc. Die Namen lluhold, Sig-
mar, lierchtold und Wolfram hat er gar nicht in die Liste
aufgenommen, weil er nicht wusste, wohin er sie setzen solle.
Die zweite Liste bietet bis auf Alram schon folgende Namen:
1. Fater, 2. Sighard, 3. Purkhard, 4. Snelpero, 5. Sigmar, T). Ger-
hard, 7. Erchenbert, B.Wolfram, 9. Fezelin, 10. Dietrich, IL Ho*
hold, 12. Bercbtold, 13. Ahram.
Hier ist also Sigmar an die fünfte, Wolfram an die achte,
Hohold an die elfte und Berchtold an die zirOlfte Stelle ge-
rückt Aher wie lange man schwankte, bevor man diese Reihen-
folge feststellte, sieht man daraus, dass sowohl in den Noten
zum ersten Kataloge, wie anch im zweiten Kataloge eine Moti-
^^"g gegeben wird, warum man diesen oder jenen Abt so
und nicht anders einreihe, und wenn sich da schliessHch in
der FestBtellnng der Noten und dem zweiten Kataloge Un-
ebenheiten finden, so wird man das nach dem Gesagten er-
klärhch Huden. Die Widersprüche erklUren sieh so: In einem
Jiuehe ^ (in ,Min()ri Plenario') fand er ein Verzeiclmiss des von
Sij^niar iüntcriassenen Klostergutes, vielleicht (denn die Stelle
ist nicht ganz klar) auch eine Notiz, die ihm sagte, warum
Sigmar nach (Jcrliard zu setzen sii. Imlem er nun ahrr die
beiden nocli erlialteueu Klosterschatz-liiventare näher mit eiu-
* Nach dem Evangelinin des lieil. Matthii» im Ideineraii HiUenar-Codex.
triebe oben» und Ua^, 27.
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410
ander Terglicb, stellte sich heraus, dass das, was Gerhard
hinteriiesB, &8t doppelt so viel ausmache als der Klostersdiats
Sigmars^ daher mttsse er der spätere sem. Und dementsprechend
wurde in dem zweiten Kataloge die Sache festgelegt Ebenso
hat er in Bezug auf die Reihenfolge von Hohold und Wdfiram
sp&ter eine richtigere Meinung gewonnen. Während er im
Anfange meinte, Hohold noch vor Sigmar setaen zu dürfen,*
kommt er später au einer besseren Ansicht von der Sache;
man sieht ihn an der Arbeit: ,hic quoque alios duos pono.'
Der Grund, weswef^en er Hohold nach Dietrich setzt: ,quia
Hoholdus Ditrici tcm|)on' fiiit j)re[)()sitius.'
Oft findet sich im zwcituii Kataloj^e eine Ergänzung zn
dem, was iu den Randuoten gegeben ibt. Berchtold fehlt im
ersten Kataloge ganz; in den Randnoten und im zweiten Kata-
loge wird seiner in gleichlautender Weise gedacht
Randnoten:
,Invenitur cciam quidam
Bertoldus abbas in K., scriptus
est in libro vite pro testimonio
eensualium; sed quando pre-
fuit ignoratur.'
Zweiter Katnlog:
yPost hunc Berchtoldus
creditur prefuissc. De quo
eciam nichil constat nisi quod
in libro annaiinm in testimo-
uium eensualium est adductos
et quod in Kalendarüs mortuo-
mm abbaa dieitur. Obiit XIX
Kai. Feh/
Die letaten vier Worte bilden die einzige Ergänzung.
In den Randnoten sagt er bei Alram I: ^Abhinc abbatum
ordo in cronicis invenitur usque ad Rudolfum', und so im er^
gänzenden Sinne im zweiten Kataloge: ,Honun omnium abba-
tum noticia tantum ex privilegüs et annalibua est inventa.'
Im 6hinzen und Grossen steht also die Sache so, dass
der zweite Katalog nicht mehr als der erste und nur an
einzelnen Stellen einige Zusät/«' und Verbesserungen enthält
Nehmen wir als Beispiel das, was über den Abt Hermann ge-
sagt wird. K italüg I bchreibt; ,1120. Hemiannus ti'ibus annis
prcliiit. Iluius tempore . . /
' ,Siitit i nim plaree abb«tea, quorum fCf^iniais tempna neaeitiir, Milieel
lloholduii, Bigraanis . . /
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411
Dazu sagen die >loteü; ,Ubiit II Kai. lan.'
Nichts Anderes bietet der zweite Katalog: ,1120. Herman-
nna preiiiit tribas annis. HoiuB tempore^ ... 6 Zeilen leer . . .
yObiit H Kai. lannarii, tamnlas ignoratnr.' 8 Zeilen leer.
Der zweite Katalog hat den Worten dos Autors zufolge
ilcii Zweck, auch die Todestage und BofrräUnissstätten der
Aebie anzumerken. Warum findet sicli weder bei Ulrich I,
noch bei Ulrich II eine hierauf bezügliche Angabe? Der Grund
ist der, weil der Autor nichts Sicheres wusste; man kannte
den Todestag von zwei Aebten dieses Namens, von einem den
Begräbnissplatz, welcher von beiden aber ,VI Idiis Maü', wel-
cher fYl Kai. Sept.' starb, welcher es war, der ,ante candela-
brom in capella', wie die Noten sagen ^ begraben lag, das
wuaste man nicht, trad darum wurde Beides im zweiten Kata-
loge ganz unerv,a)ii:t gelasRon. Vielleicht hoüte mau, später
durch weitere Forseimu;xen auf den rechten Sacliverhalt zu
kommen, darum liess man beim ersten Ulrich 7 Zeilen, beim
zweiten 4 für Nachträge frei.
Bei dem folgenden Abte Albert bildet der erste Katalog
mit den dazu gehörigen Randnoten den zweiten; dasselbe ist
bei Martinus der Fall. * Den Todestag kannte man nicht; in
den Randnoten heisst es nur ,ante turrim est sepultus', imd so
steht aueli im zweiten Katalot^e nach ,obiit' eine Lücke.
Bei Alram II findet sich im zweiten Kataloge nur der
Zusatz: |Iste Alramus emit vineam in Plikersperg.'
Fttr Ulrich III hat der zweite Katalog einige Nachtrüge,
die sich in den Noten zum ersten Kataloge nicht finden; be<
zeichnend aber ist, dass diese Nachträge auch im zweiten
Bjitaloge erst , nachgetragen' wurden. Die erüte Anlage daa '
zweiten Kataloges hatte sie nicht. Dieses Verhultniss gewahrt
mau aueh beim Abte Mane^Mjld und hvi Cliuniad; wuä sieli
bei Letzterem in der zweiten Liste melir findet, ist auch in
dieser erst ein jUngerer Zusatz, allerdings noch von der-
selben Hand.
Sämmtliche Ausgaben der Kremsmtüisterer Geschichts-
<iue]len — auch die neue von Waitz — nennen nach Chan-
Tadus de Sitensteten einen ,Gerhardu8 electus*. Einen solchen
hat es aber ihcIiI gegeben; der Schreiber meint auch ^^nv kei-
nen Gerhard; das G ist um* ein etwas verzogenes B, also
ArcbiT. Ui&Xi. Bd. U. Hilft«. 28
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412
Ber(n)hardtt8; dann ist zweitens darch swei BesieliiuigsseiclraD
a und die auch von den Herausgebern ttberseben worden
sind, die richtige Reihenfolge ^Rndolfus, Bemhardus' heigeatellt
worden, und ist darnach das ^Omittitur Bemhardns^ qoi sedit
a. 1222—1280' in der Waitz'schen Ausgabe richtigzustellen.
In der That stehen auch im ersten Kataloge alle die
Noten bei seinem Nameu, die der zweite Katalog in den Text
mit aufnimmt.
Im Wesentlichen ist dus Verhültniss auch bei den folgen-
den Achten Heinrich, Oitulf, Berchtold und Friedrich kein
anderes. Eine riclitij^e Bemerkung hat G. Waitz bei der Er-
wähnung < M-tolfs gemacht.* In den Noten findet sich n.lmlich
zu ilicstin Abte Folgende««: ,Hiiiiis Ortolti tcmpure creditur
Privilegium de infula abbatuni nostrorum, quam habuit ipse.
esse venditum (Jttoni, ejoisetipo Patavicnsi a custode Holn-
pergensi; quia in sigillo antecessoris eius vidimus ipsum sedere
inftüatum, ad cuius evidenciam idem sigillum in armario iussi«
mus reservari/ ,Hier spricht offenbar eine Person^ die der
Sache gleichzeitig war, die auch im Kloster etwas anordnen
konnte/ Das passt aber sehr gut auf Sigmar, der ja auch
eine solche Anordnung in Betreff der Anlegung eines neuen
Gopialbuches getroffen hat: ,preterea et privUegia similiter
scribi fecit.'
Das jiussimus resenrari' hat er freilich noch in den Noten
selbst mit eigener Hand in ein ,ecclesle reservatnr' abge-
schwächt; im zweiten Kataloge ist die Sache noch mehr abge-
blasst: ,Item Privilegium de infnla abbatnm, cuius usum ipse
sui regiminis tempore habuit, est yenditnm a custode ecdesie,
forte PeUndorfer Ottoni episcopo Pataviensi/
Waitz hat übrigens Übersehen, dass der Autor an einer
Stelle seiner ^Narratio de ecdesia Chremsmunstrensi' im Oapitd
,De violentia episcoporom* weitläufig darüber spricht, und dass
das wolil der Grund ist, weswegen sich Sigmar im zweiten
Abtskatalüge kürzer fasst als in den Koten zum ersten. Die
Geschichte von der Tnfel wird übrigens auch bei den beiden
letzten Achten Berclitold und Friedrich erzählt.
An diesen Beis])ielen mag es genügen. Man dürfte ihnen
eutuouunen haben, dass das Verhältniss des Kataloges I au II
^ 1. c, p. 610.
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413
das eines Oonceptes zur Reinschrift ist. Und nicht anders
steht die Sache bei den übrigen Katalogen. Freilich müssen
hier nothwendigerwelse jene Einschränkungen gemacht werden,
die sich aoB der verschiedenen Art der Entstehung der Kata-
loge ergeben. Im Cod. 610 ist Sigmar der Antor des Abts-
kataloges; die anderen Kataloge hat er einfach ans einer ans
Passaa stammenden Vorlage copirt. Nur die Noten, die er su
diesen Katalogen macht, rühren von ihm her, und man findet
sie auch \s i- der in den Katalogen des Cod. 401. Dieser Codex
ist genau «u angelegt wie OK), die ganze Richtung ist dieselbe:
Bischofslistcn, Herzogsiisten, Abtskatalug. Den einzigen Unter-
schied gewahren wir darin, dass die Kataloge in 401 etwas
reicher ausgestattet sind. Und das ist ja auch erklArlich, denn
Vieles von dem, was dem Autor bei der Anlage von 610 noch
nicht bekannt war, ist nun zu seiner Kenntniss gelangt und
wird non auch behandelt Da die ältesten Listen vor 1300
geschrieben sind, wird man sich nicht wundern, in den jünge-
ren Zusätze zu tiiiden, welche Ereignisse des Jahres 1300 be-
rühren. Die meisten Zusätze sind aus dem ,Anctariuni Cremi-
fanense' (Cod. 375) genommen, wo gie entweder sehen vordem
eingezeichnet waren, oder erst kurz zuvor eingezeichnet wur-
den. Dass es im letzt eien Falle von derselben Hand geschah,
die wir in 610 und 401 finden^ ist schon bemerkt worden. Im
Grossen und Ganzen bietet auch hier der Text von 610 sammt
den Noten die Grundlage von 401.
610.
Text: ,1333 Rugerus epi-
8copu8 Patavie sedit XVIII an-
no6 et sex menses.'
Noten : ,Hic commutavit
W<eizchirchen et dicit in privi-
legio: Recognoscentes quod ei-
dem ecciesie ex eo quod de
eorpore
• • •
Kfemtmtbntt CtoscUcbtBqn., 8. 16:
,Piligrimu8 archiepiscopus,
vir maguificus atque sanctus^
401.
,1233 Rugerus episcopus
sedit Patavie XVIII annis et
sex mensibus.
Hic commutavit nobis ec-
clesiam in \V ieizchirchen pro
Altenburch. Item dicit in privi-
legio: Recoguoscentes quod ei-
dem ecciesie, sciHcet Ohrems-
munstrensi eo quo de cor-
pore . . .*
,PiHgrimus archiepiscopus
öcdit Patavie annis XVIITI.
28«
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4U
ecdeBiam strenue rexit, et qae
bftrbari occnpaveraiit et de-
struxerant, ingenio magno et
anxilio imperatorum revoeavit.
Capitulum, quod sevicia barba-
rorum opibus exhaustttm fuerat,
virüiter reformavit'
Daau die Noten: ;Hic
contulit beneficia circa Trnnam
et Hausruck Ottaehero mar-
ühiuni et ecclesiaui Tudicli/
late fut vir magnificiis et eo-
elesiaiii siiam strenne reiü
Que barbari oceapayerant et
destnucerant^ ingenio magno et i
auxüio imperatorum reyoeavit
Capituium quoqae Tiriliter re-
fonnavit. Hnic Benedictas papa
pallinm dedit bte eontoEt ee>
I clesie nostre predia circa Tru-
] nam et Ilaiisnick et AscIiä
Ottachero uiarchioni St_yrie tiÜo
Ottacheri.
Huius tempore apostoÜci
resumpscrunt investituras eo-
clesiarum qoas Adrianns papa
Karolo Magno contulerat, sed
renatentibas imperatoribus di»-
sensio propterea in eccleaia est
ezorta/
So genau sind die Angaben in den Noten von 610
in 401 ubergegangen, dass aucli das Tn verstaut] iiclu« her-
UbiTgeiiumiuen, aber durch einen Zuöuu verständlich ge-
macht wurde:
610.
,Christianu8 episcopus se-
dit sine pallio Patavie annis
xxn . .
Noten: ,Hic eciam dedit
Chremfäiuiiiister iure legitimo
sacrc I'ataviensis occlesie sedi
pf iliuentem* (fehlt das Sub-
stantiv). Diese Note war nur
dorn Kenner des Privilegiums
selbst verständlich.
401.
,Christianus episcopus se-
dit Patavie XXH annia, Jste
nihil dari gesät et sine psilio
decessit . . .
Hic eciam specialem sHm
iurisdiccionem in nostra ecdc-
i sia vendicavit. Unde dicit
' in privilegio: Chrcnismiinstren-
sem ecclesiam satrc Patüvienai
s(>di iure legitime pertinen-
tem . .
Die Herxogslisten sind oft gar nicht erweitert:
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416
610.
834 ^Ludwieiis imperator
et ex Bavarie iudicio episcopo-
rum depomtar et recluditur et
eodem anno relaxatus ab in-
clasorio ama resumpsit et
regnavit'
401.
834 yLudwicuB imperator
depomtar et recluditur; sed
post breviter restituitnr regno
suo.'
§ 10. Dar Cod. 401 In Eremamflnsier und der angebliehe
Bemardas Norleas.
Die ohi^o Untersuchung hat orp^cben, dass das Anniver-
«arienverzeichiiis« des Cod. 610 von Sigmars Hand herrührt.
An dieser Stelle niöjs^en noch einige Bemerkungen angeftlgt
werden. Wie man Jon b< trctTcndcn Stellen entnimmt, hat der
Schreiber diese Notizen durch (rothe)* Linini, die er nntf'n
entweder gerade oder amli in Form eines W inkels anbringt,
hervorgehoben. Ks ist dlosc-lbc Art, die wir auch in seiner
grösseren Schriit linden. So hat er in der ersten Beilage
(Fol. 94'') die in schöner Textschrift, aber am Rande, geschrie-
benen Worte: ,Huiu8 tempore collati sunt nol^is redditus in
Karinthia' mit rothen Linien eingeklammert. Die Tode.«tage
der Aebte und tloren HegräbnissstAtten fielen nun gleich in
die Augen. Nicht Uberall finden wir diese Klammern, es sind
offenbar nur die ersten sicheren Daten von ihm in dieser Weise
ausgeaeichnet worden. Die späteren finden wir in fernerer
Schrift und ohne solche Klammem, aber die Hand ist doch
sweifeDos dieselbe. Wir finden diese in der sogenannten Text-
schrift; da sind einaelne Buchstaben so gross geschrieben wie
im FridericianuSy wir finden sie in der Einzeichnung der Anni-
▼ersarieU) d. i. dieselbe Schriftart, die wir in so vielen Codices
der Kremsmttnsterer Bibliothek finden, endlich in der noch
kleineren Schrift an den Rändern, wie sie uns oft und am
zieriichsten in gewissen Noten des Codex Fridericianus begeg-
net. Er hat sie dort angewendet, um einige bisher übersehene
Die Farbe lässt sich dem Abdnicke leider nicht entnehmen. Durch die
Farby heranffri'liobeTi «»ind die Todestage und Begräbnissstätton von tier-
hard, Ercbenbert, Fezeliaus, Alnim» Ulrich, Martin, Alram II.
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416
Angaben nachzutragen, aber öfter noch, um etwas vorzu-
schreiben^ was dann später kalligraphisch ausgeführt werden
sollte.
Alle Schriftarten^ die wir in BIO sehen, findeii sich, wie
bereits oben erwähnt wurde, in 375 wieder. Gams dieselbe
Hand, welche z. B. in 610, Fol. 92', oben, die Worte geschrie-
ben: ,Huius tempore datum est nobis piivikgium a Ludwieo
pio et Lotbario fiUo eins de Gninzwit', hat im Cod. 375 oben
angemerkt: ,Hoc anno datum est nobis priyüegium a Ludwieo
et Lotbario filio eins imperatoribus de territorio in Ghrmswh
flub Syghardo abbate/ In beiden Handschriften ist das Wort
yGronzwit' ausgestrichen und in 610 darüber geschrieben, and
zwar in der Cursive ,de territorio inter Snmerberch et Dnua-
munster'; das leiste Wort ist durch darunterstehende Punkte
getilgt. In 375 findet sich in derselben Cursiye Uber ,Grnns-
wlf das Wort ^Sumerbergfa'. Wir haben also hier beide Schrift-
arten und dieselbe Correctur, die offenbar ein und derselbe
Schreiber gemacht luit. Aber nicht immer ist da^, >vas in 610
in einer bestimmten Schriftart von dem Schreiber einfretragen
worden, in dieser auch in 375 vermerkt. Fol. 93 tiiuiet sich,
imd zwar in der feinsten Schrift, die er anwendet: jCirca hec
tempora HeMorfus fuit camerarius, qui tot bona comparavit/ In
375 (aber in der Tcxtschn'ft von (HO) steht Fol. 03-': ,rirca
hos annos claruit Ileldoiius eamerarius huius loci, cuius iiidu-
stria multa bona aucta sunt nobis.'
£s kann hier nur die Frage auftauchen, ob er die Zu-
sätze — denn er und kein Anderer ist, wie schon Wattenbach
richtig gesehen hat, der Wrtasser des ,Auctarium Crcmifanense*
— vor oder nach der Einzeichnung der Nachträge in 610 ge-
macht hat. Ich mochte glauben, dass er aus 610 das , Aucta*
rium' angefertigt hat Und das ist auch natttrlioh; die ^Gronioa
annalis' durfte nicht durch fortwährende Oorrectnren Yerunsiert
werden. Nur was sicher war, nahm er hier auf. Während
er z. B. bei den älteren Abisnamen in 610 schwank^ radirt,
ausstreicht, bessert, hat er in 375 die Dinge so eingetragen,
wie sie in 610 ihre letzte und endgiltige Gestalt bekommen
haben.
Wie steht es denn aber mit 401, mit dem sogenannten
Autograph des Bemardus Noricus? Auch hier finden wir, wie
schon oben aus der Beschreibung der Handschrift ersichtlich
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417
geworden, dieselben drei Schriftarten wie in 610 und 375
(jAuctariiun Cremifanense^): die SchriftzUge Sigmars, die einen
unbedeutend geänderten Charakter haben, geändert mit Rück-
sicht auf die Differenss der Zeit; denn von 401 ist das Meiste
mindestens um einige Jahre später geschrieben. Wo sich aber
auch in 610 aus späterer Zeit solche Nachträge findeui ist die
Schrift ein und dieselbe, z, B. 610, Fol. 85^ der Zusats: ^sedit
usque ad annum domini 1313 et centenarius obiit et vacavit
sedes . .
Hält man fest, dass dieselbe Hand, welche das Namens-
yeraeichniss der Aebte in 610 angefertigt, auch die in der
ernten Beilage unten befindliche Textschrift geschrieben hat,
80 sind wir im Stande, auch die Identität dieses Schreibers mit
dem von 401 festzustellen. Man vergleiche z. B. nur das erste
Wort von 4U1 : ,(.'Vm' - ,ciim* mit dem ersten Worte des Abts-
kataloges von OK): ,(C)Ym*. Wir fanden oben, dass der
Schreiber von IllO mit Vorliebe das dem 12. Jahrhunderte an-
geh ii iue Y — V oder u anwendet, wir finden nun, wie wir
sehen, dieselbe Manier iiueli in 401.
Denselben Fall haben wir mit dem gleichfalls dem 12. Jahr-
hunderte anp:chöri*^cn c E, dessen Kenntiiiss er sich ebenso
wie die des u aus dem Annalenbuebc, das er so oft in Hän-
den hatte, erwarb. Wenn wir es dort geschrieben tinden in
,Eutices' (Fol. 22**), so ist das ganz zeitgemäss; es ist aber eine
Manierirtheit, wenn Schreiber des angehenden 14. Jahrhunderts
solche Buchstaben anwenden. Jenes e nun, das 610 so oft ge-
braucht (Fol. 87", 88', 89", 90% 90" u. s. w.), sieht man oft
genug im Cod. 401 (siehe unten Tafel II, Columne 1, Zeile 10
,eceleBii8^} Cohimne 2, Zeile 2 ,£piphania' u. s. w.). Und wie
einzelne Buchstaben dieselben sind, so ist denn natürlich der
ganze Schriftcharakter in beiden Codices der gleiche. Es fin-
den sich in den beiden Handschriften ftst die nämlichen Stellen;
da ist denn der Vergleich der Schriften besonders lohnend. In
610 liest man Fol 94** unten («ehe Tafel Kr. I, Colunme 2,
ZeUe 5 von unten): ,Huius tempore anno domini 1304 com*
putatis reddidibtts sunt inventa in Nativitate sancte Marie
LVIII tal. den. et in alüs direrBis temporibus XUX et II tal.
Werch. et Stainpfenning preter minorem . . .* Zur Vergleichung
/.iche man aus dem Cod. 401, Fol. 28% 1. Columne, die ersten
neun Zeilen (siehe unten üeilagc 2s r. 2, 1. Columne, Zeile 1
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418
bis 8) heran. Man wird Hndcn^ dass die Schrift in beideo
Fällen 80 ahnlich ist, als wären dio gleichen Typen einer
Druckerei augewendet worden. In dieser Schrift ist aber der
ganze sogenannte Bcrnardus Noricus (401) geschrieben wor-
den. Daraus folgt, daas es ein Schreiber war, der den Abte*
katalog in 610 sammt den vorhergehenden anderen Katalogen
und den Cod. 401 geschrieben hat Nun konnte ans den Wor-
ten des Abtskataloges: ,cuiu8 tempore „ista** scripait* Sigmar
als der Schreiber dieses Eataloges erwiesen werden: er mnaa
somit auch 401 geschrieben haben. ^
Bei dieser Lage der Dinge dfirfte Mancher es ftr ein
aberflüssiges Unternehmen halten, noch eine weitläufige Unter-
suchung Uber die Persönlichkeit des Verfassers der im Cod. 401
enthaltenen Stücke anzustellen, aber andererseits dürften Man-
chem die Uusseren Grtinde für die Identität der Verfasser der
Werke in 010, 401 und des .Aiutariüui Cremifanense' noch
nicht genügend erscheinen; zu diesem Zwecke wird es ange-
messen erscheinen, jiueh die Uhrigen, in den Wciken selbst t
enthaltenen ni-iiude für unsere Auti'aösung uuchnials aufzurollen;
das ist Hin so wichtiger, als von Maneheni zwar /ufifeireben
wird, duss Sii^niar die in ülU entiialtenen Stiieke geseijrieben,
beziehungsweise verfasst habe, dabei aber bemerkt wird, dass
fUr die Stueke in 401 ein Anderer als Verfasser anzusehen
sei. Mau pHcgt bis in die neueste Zeit herab die historischen
Stücke, die sich im Cod. 401 finden, auf einen gewissen Ber-
nardus, den man seit den Tagen Aventins den Noriker nennt,'
* Oben wurden nur einige Aehnlichkeiteii in der Schrift beider CSodieet
heranigehoben; rie lanen sich leicht nhr bedeutend vermehren; jenei
eigenthttmliche R» das wir in 610 mehr&ch beobachten, finden wir
wie da» gleich gebildete K oft in 401. Dazn ist die ganse Anlage
beider Codicen die.selbe, wie man aus den Beilagen entnimmt und
wie pH dein Urnndsafze dm Autors entspricht: ,Unf?p ot spacia racna
rt-scrvavi circa tem|torii singulorum.' Das sagt dor niif^blirlio llor-
nanlu8, ahmt aber nur das Verfahren Sigmars nach, wie man am» den
Beilagen aieht
* fATentinns in «yllalto AUtorum . . . quos aeeutns eil . . . Beraaidus
Noricna, monachus in Cbrembsmunater, de lebu« Boiomm . . .* Weiti
bemerkt SQ dem Namen Noricus: ,Noricus genere eclam Hieronymus
dicitur neqiip nr>mar<ll ajriK»nif»ti habendum est ... In ver^iono G*:*r-
manicn prnrsiis oiuittitur: Beruhard von KrpmMniüiisti>r, oin 15(Mu'iliiti>r,
bat von den Beyrischen Fürsten gesclirieben, bei Kaiser Friedrich« de«
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419
um fl«iiie bAjavamche Herkunft anrodenten, sarttcksnfilbreti.
SehrifUicbe Belege ftlr die Autorschaft des Bemardns yennag
Niemand beisabringen, denn Jene Handschrift^ die von dem
Mönche Bemardns als dem Verfasser der von ihr copirten
Stücke ttber Baiem spricht^^ ist ausserordentlich jung.' Sie
stammt aus der aweiten HllUte des 16., wenn nicht gar schon
aus dem 17. Jahrhunderte, ist abo jüngeren Datums als selbst
der Druck Aventnui und kann demnach bei der Beurtheilung
der Toriiegenden Frage nicht ins Gewicht fallen.'
Auf welche Quellen sich Aventin stützt, wird nirgends
angemerkt. Eine KrcmsmUnsterer schnliliche Quelle wird es
nicht gewesen sein. Die KrcmsmUnsterer wissen von di«'Soin
Bemardus «xar nichts; man hat es dort nicht der Mühe worth
gofnnden, (Wo Krinn»'nin<j: nn dief?rn Mann, dem das Stift au-
geblicli so inis^rroi /i( iitlH*!i v!''l (lniikt(% in der Schrift festzu-
haken. Mfin weist heute 'iiif.u'l» auf die Tra<litii n liin.^ Ich
bin der Letzte, der der Tradition ihre Hereehti.Lcnni? absprcclien
möchte, aber luisslich ist es gewiss immer, auf eine blosse Tra-
dition hin einem Manne einen £hrenpiatz in der Geschichte der
historischen I^iteratur anzuweisen, wMhrcnd man durch gute
Zeugnisse genothigt ist, diesen Plntz einem Anderen zuzu-
erkennen. Wie alt ist denn diese Tradition? Man hat Bei-
spiele, wie Traditionen gemacht werden. In Lambach weiss
man s. B. von einem Abte Sigmar, der aus Kremsmttnster
Anten Zeiten . . (Und eoldien Angaben, man «piicbt da beeehCnigond
▼on «Tredilien'y wird hente mehr geglaubt alt jenen, die gnt begründet sind.)
* Das ist der Cod. 187S in Mttnebeii: «Ich weiss nicht»* sagt Waite, »warum
man diese Zeugnisse inrllckweisen soll, da doch su dieser Zeit ein ge>
wtsser Bernhard in KremsniUuster gelebt haben hoII.' Gewiss-, sogar
zwei, wie man dem Todteiibuche entnimmt. Wenn ilm aber im Todten-
bndif» oinf Hand (>iiiträj;'*t, dio schon dor Mittf do«-- 11. JnlirhiiridertÄ an-
gchnrt, S() wird er kaum der Hi-riiliard sein, der sclioii im orstoii .Tahr-
zehnt de« Jalirbunderts oder gnr noch im letzten des 13. äcLriftätellerisch
tbitig war. Wamm hXlt man sich da nicht an Sigmar, der erwieeener^
messen in der fraglichen Zeit noch lebte? Freilich meint Weite, gesttttet
aof die beiden Quellen (I), dass jener Sigmar dem Bernhard die Palme
nicht entwinden kann. Aber dntn 101 nur wen% bringt, was nicht schon
in 610 stünde, das hat Waitz Ubersehen.
' Mittheilung von Dr. A.ChroiMt in Mttnohen, dem auch S.Biesler beistimmt.
* Ho schon Pez, Script, rer. Äostr. I, 688: ,Don aliunde constare opinamnr
quam fiuna perpetaa ac constanü maaonim tradicione/
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420
stammte und mn K-K)2 in T..imbach Abt geworden sei. Die
Krerasraünstcrer Herkunft dieses Abtes begründet man aneh
auf die Tra(liti()n. Nun, cur Zeit, als Braschius schrieb, kaimte
man diese Tradition gewiss noch nicht, denn er weiss von
diesem Abte Überhaupt nichts, also auch nicht, dass er ans
KremsmOnster stammte.
Wenn man mit Waitz sagt, dass in der Zeit des Abtes
Friedrich ein M0nch dieses Namens in Kremsmttnster gelebt
habe, so ist ja damit noch nicht bewiesen, dass das auch der
Verfasser der genannten Schriften ist, wenn man dann aber,
wie Hagn u. A., weiter sagt, dass dieser Mönch namens Bemard
1290 Subdiakon gewesen, 1399 Priester geworden sei, u. s. w^
80 befindet man sich in einem Zirkel, denn das Letztere wird
von dem Verfasser der Kremsmiin.sterer Ucj^cliichteu gesagt,
nach dessen Namen aber erst noch gefahndet wird.
In Kremsmünster hat im zweiten Jahrzehnte dieses Jahr-
hunderts ein «relehrtes Mitjrh'ed des Stiftes, Jakuh Schwarzen-
brunner, Vorarbeiten zu einer Ocschichte von Kremsmünster
gehefert, in denen er im ersten üande, 8. i)ü5, sagt: ,Bei der
Ansieht so vieler schätzbarer Sehriften unseres Stiflsmitgliedes
ist die, Kntstehung des Wunsches ^anz natürlich, einige Nach-
richten aus seinem übrigen Leben zu erhalten. Aber die
Befriedigung dieses Wunsches ist grßsstentheils un-
möglich. Woher der Verfasser stammte? Welche Aemter er
im Stifte bekleidete? Darüber schweigt unsere Geschichte
gänzlich, und er selbst gibt in seinen Schriften keine nAhere
Aufklärung darüber. Nicht einmal sein Name kommt irgendwo
daselbst ausdrücklich vor, so dass wir eigentlich nur der be-
ständigen Tradition die Aufbewahrung seines Namens verdan-
ken. Das älteste Zeugniss ftlr seinen Namen kommt in Aventias
„Annales Boiorum" vor, welcher in seinen 1554 ausg^beneo
Annalen dieses unser SUftsmitglied unter den von ihm bentttx-
ten Schriftstellern mit folgenden Worten anftihrt: „Bemardns
Noricus, monachus in Chrembsmunster de rebus Boioram*'.'^
* Wa0 Sehwaraenlvniiner aonat nodi von Bemaidof ist Folgend«:
J)er Znname Noricm maelit ei tor Oewinhoit (ilalio ffbor diesen Zu*
namen Weite, p. 616: ,Noncus bei Aventin ist nickt Beiname, sondern
nur Beseiclimjnp der bairisdien ITcrkunfl'), tlnan Oesterreich ob dor Enns
sein Vaterland war. .Stiino Ab;<taniniung von nicht unadeligLMii Geblflt«
verbürgt er selbst aus seiner Voirede zur Legende des heil. Agapitus
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Wenig genug, wie man sieht, was man von Bernardus
weiss. Die Thätigkeit Sigmars ist dagegen vorzüglich bezeugt.
Im Proloo^e zum Codex Fridericianus schreibt Abt Friedrich:
,Sane dum iutirmitatis nostre vires ad execucionem tarn utilis
ac pernecessarii negocii metiremiir eaa» nimium imbecilles et
id quod in hac parte mentis noBtre presnmebat affectio, singu*
lares nostre manne ezeqni non valerent, qnaedam de sabiectie
nobis personasi firatrem aeilicet Sigmar um, tone celerarium de
moBAchis, et Ditricam prepoeitiun ex laieie de eonBÜio noetri
conventns elegimns ad hoc ipsnm.'^ Wie sich die Thätigkeit
dieser Manner äusserte, sagt der Prolog gleichfalls: ,Sie durch-
zog^en alle unsere Bezirke (qiü omnes districtus nostros por-
ambiilantes), durclifVtr^cliton alle jene Dinj^Cj die zu unter-
suchen waren, sehr genau (de quibuslibet mquirendis diligcncius
requirentes) und brachten das Ganze zn unserer Eenntniss,
und so ist es geschehen, dass wir die Namen der Orte, die
Lage der Besitaongen und die Beschaffenheit und GrOsse der
Einkünfte yolktttndig kennen lernten (ad nostram defeirent
noticiam nniyeraa. Hinc &ctam est, ut nomina looorumy sitos
poasMionam et reddititam qaaHtatem com quantitate plenarie
Fol. 86. Von seiner Geachichtalnude nnd seinen Talenten mneste der
NoTiienmeister viele nnd sicbere Proben erhalten haboi, denn dieoer
war eiy der ihn zur Verfassung einer Legende vom heil. Agapitus anf*
forderte^ welche er jedoi}i orst im Jahre 1300, dem ersten seine« Prieeter-
tliames, nachdem er schon im Jahre 1290 die Dinkonswclhf* empfangen,
wirklich verfasKte. Schon etwas früher scheint er seinp _Narratio de
ecclesia ChrBmsmiin.strensi", auf welche or in der Vonrilr m seiner
liegende aagpielt, gescliriebeu zu hal>en. Zu den letzten Früchlen seiner
historischen Bemühungen gehören die Folgeroihou der Bischöfe von l#orch
und Paüaau, jene der Herzoge von Baiem und von Oesterreieh und der
Chronik von Kremtmttneter. Bei allen dieien Hees 9t viele leere
Zwieohenitnme, welche er in der Folge hei einer Ueherarbeitanf mehr
oder weniger anasniailen gesonnen war. Die letste Nachricht von seiner
Hand ist die Resignation des Abtes Friedrich sn Anfang 1825 (Fol 32)
welche er im Jahre 18M hinsogeiBgt haben mag, weil die letalen Worte
Ton seiner ITand lauten: „privatum deineeps vitam duxit per annum . . .**
1318 ist ein Prior Bernhard im Stifte . . / Vgl. Tl r dorich Hagn, Das
Wirken der Benedictinerabtei Kreninininister, 8. 22 ff. Siehe Urkunden-
buch vr^n Krcmsmflnster, S. 194, Hx. Ittü. Urkundeubuch von Oesterreich
oh der Ena» V, 231, Nr. 240.
* Fast mit denselben Worten charakterisirt Sig'mar Polb.'^t im ersten Abts-
kataluge seine ThätigkmL Vgl. Achleuthuer, Das älteste Urbarium, p. 4.
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diseeremus). Abgcschlosseu war diese Arbeit im Wesentlichen
im Jahre 1299: ,Anno domini 1299 scripta sunt predia reddi-
tiis atqne iura, qnc trinc eeclesia Clirerasmunstrenfis m tota
aMiacia vidobatur haben'*; man sieht aber ans den beiden
Frifbrieianen. dass noch fortlaufend Nachträge hinzukamen,
und darum möchte ich darin keinen Widerspruch finden^ wenn
es ha Abtskataloge heiast: ,Anno 1304 . . . computatis redditi-
btts ecciesie hactcnus neglegtis inTenta sunt de . . /
Die OommissioD^ die zur genauen Erhebung der Besits-
▼orhldtnisse ausgesandt wurde^ nalim die Aussagen aller Untei^
thanen genau zu P^tokolL Von diesen Aussagen lassen sich
heute noch Spuren auffinden, und es ist ja beaeSchnend, dass
auch sie 'von jener Hand geschrieben sind, die Uber die Besita-
und Rechtsverhältnisse von Kremsmttnster so genau Buch filhrt
Es bezieht sich die Sache auf den CSensus von War^erg. Da
heisst es: ,Predia in Wartperch dedit nobis quidam comes
Amoldus, ut ibi ecelesia fundaretor. Quam Ditricus abbas
construxit et episcopus Altmannus eonsecravit in honore sandi
Ohyliani mar^nris. et Ceterum nichü seribaro, quia his «nbas
choma Pataviensis, sibi, licet iDieite^ usurpavit^ hac ex causa:
Hanc enim Ditmarus clericus de Hagwald olim a
noütra ecelesia habiiit^ ut milii dixit. Sed cum eius col-
lacio sicut Chirehdüri esset ad cpiseopum devoluta, quc tarnen
postca debuerat revocari, abbas Fridericus, mcnte pavidiis,
potenciam episcopi verebatur. Et »ic iam tercio per episcopos
sunt collate. Qne si repeti debeant, questio esse potest.'
Nachdem die einzelnen Bezirke des Klosters durchforscht
waren, ginjj Sigmar daran, die Pnvib'gieii des Stiftes zu sam-
meln, ordnete sie nach der Zeitfol<:e, stellte fest, unter welchen
Aebteii sie ertheilt worden waren, bestimmte ihre Anzahl und
benützte hiebei eine Abtsliste, die er aus den Privilegien selbst,
aus Chroniken und den Todtenbüchem zusammenstellte: ,Qm
dum ordinem datorum privilegiorum et quomm abbatum tem-
pore essent data, vel numerum eorundem quereret, nequaquam
pcrfccte poterat invenire, verum tamen sicut potuit ex privi-
legiis et ex chronicis ac ex defunctomm calendariis coUigere
annotavit . . Blr führte diese Liste vom ersten Abte bis auf
jenen Abt, unter dem er schrieb: ,incipienB a primo abbate
huius loci et perdncens usque ad iUum abbatem, cuius tempore
ista Bcripsit' Wer wird leugnen wollen, dass das jene Arbeit
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ist, die ich unter Nr. 5 in den , Geschichtsquellen von Krems-
mttnster im 13. iiiul 14 Jalirliunderte* und W&itz als ^Uistoria
Cremifanensis* abgedruckt bat*?
Diese erste Liste, die er yerfasste, genügte seinem Sinne
i iXr geschichtliche Darstellaog nicht. Sie Iiattc auch noch viele
f^ehler. £s war notbwendig, auch die Todestage der Aebte
land die fiegrabnissstätte eines Jeden anzufügen. Alles das war
in jener nicht; sie hatte nur Namen der Aebte mit der Auf'
asftblung der Privilegien, die ihnen zufielen. An den Rändern
der Liste stellte er zunächst das Fehlende fest: ,His eciam
iiddiilit diem obitus ubbatum vel locuni sepultiirc . . Auch
mocbte ihm die Reihenfolge nicht gauz klappen. Man sieht
ihn an der Arbeit, wenn es heisst: ,hic (pioque ulios duos
pono'; oder: ,abhinc abb&tum ordo coguoscitur ex relatu^
u. s. w. Die vollendete Arbeit erhielt nun den Titel ,CatA]og>us
abbatum^ Noch immer freilich war er mit seinem Werke
nicht Bufrieden; es gab noch Irrthttmer und Widersprüche, die
nioht YOUig auftubellen waren: ^otandom^ quod multomm
jkbbatum tempora non possunt veraciter inveniri, quos tamen
abbates Chremsmunstrensis ecclesie eztitisse ex calendariis
Tnortaomm et libro vitae (siehe darüber unten) discitur mani*
feste, sicut WoltVami, Sigmari et aliorum. Kquidcni ncc eorum
omniutu. (Quorum tompus regiminis invenitur, liais aut princi-
piuni vahiit perscrutari . . Ni( htsdeBtowenio-er habe er die
Kamen der Aebte in besserer Ordnung angefügt und Todestag
und Begr&bnisssüitte hinzugefiigt. Und dass er dies that, nicht
ein Anderer, sagt die Note des Cod. 61Ü ausdrücklich: ,HiB
eciam addidit', nämUch SigmaroSi von dem der Text der Note
spricht* Die Ausdrucksweise dieser Note findet sich auch ganz
im Kataloge der Aebte wieder.
CocLSlO:
,IIis eciam addidit (Sig-
marus) diem obitus abba-
tiira vel lociim sepullurae,
sicut a seniohbus didicit au-
notare/
CUalogos abbatum:
jNichiloininu.s tarnen sin-
galoruni noniina notabuiitur in
ordinc veriori et dies obitus
ac sepuiture locus/
Soll ein Mann, der mit den Nekrologien, Zeittafeln und
anderen Quellen umangeben wusste^ den man im Kloster zu
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dem nach der AbtswUrde wichtigsten Amte berief, dem einet
Kellermeisters^ eines Guterdirectors in nnserem Sinne, nidit im
Stande gewesen sein, jene CompiUtion zosammensnbriDgen, die
dann ab ^Uistoria de fondaoione monasterii Chremifiuieiisis* be-
kannt wurde?
Umgekehrt^ nar Deijenige^ dem die Privilegien des Stiftes
so oft durch die Httnde gegangen waren wie Sigmar, konnte
jene ,Historia' ahfiMsen, welche in jedem Capitel auf die Ur-
kunden des StiftsarchiTS Bezug nimmt; denn ihr Verfasser
kennt nicht nur die im StiftsarchiT seihst vorhandenen Privi*
legien sehr genau, sondern weiss auch von denen, die dem
Stifte entzogen wurden, und wo sie augenhliekfich bu finden
sind. Von den dem Stifte gehörigen Outem hefimd sich eise
ziemliche Zahl in den Händen der Passauer BischOfSe. Auch
die entsprechenden Urkunden hierüber waren dahin gelangt,
äci es, (lass sie von dioseii mit üewult dem Kloster entrissen
(sive sint nuljis violenter ablata), oder dass sie freiwillig an
das Hochstift gegeben wurden, um sie vor auswiirtigen Fein-
den oder Feuersgetahr zu sehützen (sive a nobis illo pro tuteia
contra pervasores et iguis voragiuem frequentem transportatal.
Der Verfasser der ,Kftrratio* sagt hierüber: ,Dass die Passauer
unsere Besitzungen sammt den dazugeliörigen Privilegien inne
haben, dafür besitzen wir einen lebendigen (vivnm) und wahr-
haftigen Beweis; denn ab um das Jahr 1308 einer von den
Brüdern unseres Ortes in Angelegenlieiten des Klosters nach
Passau gekommen war, gewann er dort die Gunst des Custos
in so hohem Grade, dass er ihn in die Scbatskammer ftihrte
und ihm jene Privilegien Torlegte und sie lesen liess.' Der
Wortlaut, den der Verfasser anwendet, fUhrt natuigemäss dsr*
auf, dass dieser Mönch, ehen um diese Privilegien kennen su
lernen, nach Passau gegangen sei; denn er erhielt es ,ge*
wfthrtV <lf^BS er diese Privilegien sehen und lesen durfU. £r
musste also wohl um diese Vergttnstignng hesonders angesucht
hahen; er ist auch keiner von den unhedentenderen Hönehen
gewesen, denn ftirs Erste sendet man einen solchen nicht in
wichtigeren Gteschlften der Kirche ans, dann vermochte er die
.ipsa privilegia concederel lef^^oro et videre.' Er fand damals aHw^r
dem obengenannten noch 16 l'ri\ ils-f^ien im !'a-s.saner Archive, die nach
Kreoism Cluster geborten. Geschichte von KrumsmUnster, S. 27, Note.
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alten, Uber sweihimdeit Jahre zarttckliegenden Fri^e^^en der
Kremsrnttnaterer Kirche nicht bloa an leaen, aondem er merkte
auch ihren ^ihait an. Er fand unter den Frivilegien eines,
das dem Abte den Gebrauch der Infel gewahrte, er &nd
weiter, dass dieses Privileg heimlich nach Passau verkauft
worden war. Er unternahm ein fürmliches Studium hierüber,
wobei er fand, dass der Schuldige aller WahrscheinUchkeit
nach kein Anderer sei als der Custos des Stiftes, Konrad
Pellendorfer, aus der Zeit des Abtes Ortolf (f 12öü).
Aber nicht genug daran, er weiss, welche Privilegien
Passau sonst noch hat, die nach KremsmUnster gehören:
,Superioribus quoque teraporibus Christianas episcopus dinpuit
ecelesie dotem in Petenpach et quedam alia predia et hec con-
tiüit Lenpoldo, marchioni Austrie, que restitoit Ueinricna III
rer/»
Dieser Bote kann in der Sehatakammer anch jene Ur-
kunden Ottos n., Ottos in. und Heinrichs III. ein^sehen
haben, in denen die betreffenden Kaiser die ganae Abtei
Kremsmünster an das Hoohstift Passaii schenken (Urkunden-
buch, Nr. 15, 16, 17, 19, 20). Man wird bereits Termutfaen, wer
der Bote gewesen, den die Kremsmünsterer Mtoche au diesem
etwas heiklen GeschAfte nach Passen entsandten. Es war der-
selbe, der das Oopialbuch im SMfte angelegt hat. Und nun
wird man sich nicht wundem, erstens dass so yiele Stellen in
den Noten des Copialbuches wörtlich mit den Angaben der
,Nai- ratio' übereinstimmen, und zweitens daes beide von einer
und derselben Hand geschrieben sind.
Man wird sich auch nicht wandern, zu weic hem Zwecke
und weshalb eben dieser Mönch nach Passau entsandt wurde:
schon um 1290 hatte er erfahren, welche Kremsmünsterer
Schätze sich in Passau befänden. Als nämlich der Bischof
Bernhard dem Clerus und den Bürgern der Stadt die Reliquien
rirr Kirche zur Verehrung aoBStellte, fand man unverhofft die
Körper der Heiligen Tiburtius und Valerianus und das Haupt
der heil. Oftcilia mit Urkunden, welche es auswiesen, dass sie
Ton Kiemsmttnster hergeführt worden seien. Dieses Ereigniss
sah der Schreiber der ,Narratio', der damals zum Diaconus
* Vgl. dasu lUikmidenbiieb von Kfemtmaoater*, Nr. 80, amnmt Koten.
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ordinirt wurde; er sah die Reliquien und bOrte die Schrift-
stücke hierüber veriesen.
Seine f^enauere Bekanntschaft mit dem Krems münsterer
Archiv t i weist der Verfasser der ,Nari Jitiu' schuii im Pmloire:
er bat nach den im Arcliiv lie^omlen Urkunden j^'-arbeitet uud
will das, was von diesen urkundliclicn J>elijiuen der Hiinii der
l{Hul)i'r entgangen, zu Nutz uud Frommen der künt'iii^eii (iliiubi-
ireu feststellen. So werden denn nicht blos (He älteren im
Stifte vorhandenen Privileirien im All£remeinen eitirt. sondern
auch längere Auszüge aus diesen geboten. Vom l'rivüeg Ulriche. *
des Nachfolgers Manegolds, theilt er aus dem Wortlaute einige
Sätze mity ebenso aus der Urkunde des Bischofs Rudiger von
Passau vom 21. August 1242, beide Stellen mehr formelhafter
Art, aber doch wieder so, dass die Vorlage der Urkunde rat-
ausgesetzt werden muss; aus der Qrttndangsiirkunde stammeD
xunftchst in dem Capitel ,I>e origine et causa ftudationis mona-
sterii Ohremsmimstrensis' die Worte: ,Tassiloiie anao dacstoi
sui XXX, indictione prima (Urkandenhuch, S. 2) et anno primo
dncatus sui fiUi Theodoius' (Urkandenbuch, S. 2), dami in dem
Capitel ,De patroni sublinutate' ein langer Sats ans dem Privir
leg des Königs Amulph, wo er dem Stifte die eingezogenen
Liegenschaften der . Grafen Engelschalk nnd Wilhelm anweist'
Im Capitel ,De donacionibus munificis' sind die StiftongsorkundB,
dann die Bestätigungsurkunden Karls des Grossen, Ludwigs
des Frommen und Lotbars Schenkungsurkunden, drei Urkun*
den Karlmanns, die Urkunden Arnulphs vom 3. und 4. Jänner
888, sowie die* sonsllgtu l rkiuideu Arnulph.s ciUit. i^asselbi-
ist der Fall im zvseiten Tlit ilc der .Narratio', der von den dfui
Kloster zugefligten Entfremihiuircn handelt.
Wenn e« feststeht, und «iaran kann man naeli den vor-
hergehenden Bemerkungen wohl kaum mehr zwcib lu . dass
der Haupttext von CIO sammt den Ni» litrH£:en von Si;j:inar
herrulirt. so haben wir damit den 8clut'il)er der ein;>< Idägigeu
Stllcke von 401, den Verfasser des ,Auctanum Cremifanense',
den Schreiber des Todtenbuches und jener zahlreichen Noten
^ Uur Ivaiuti ist irrig.
* Die Stelle ist deiwegen interwwnt, weil der Vtarfawer der ,Nanmtio* noch
einen Naehtng bringt, den er eben&Ib dem Privileg entnimmt, nimlidi
die Worte: ,«d sanctam Dei martgrieffl Aga^itaro*.
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gefunden^ die man in so vielen KremsmUnsterer Handschriften,
Tor AUem in dem ,Liber possessionum' und dem ,Liber privi»
legiorum' sclien kann.
Die in 401 enthaltenen Kataloge bieten ja im (jl rossen
uiul Ganzen ohnehin nicht viel mehr, als sich in 610 findet,
und da sich diese Kutalofre von der ,Narratio de ecclesia
Chremsmunstrensi* nicht scheiden lassen, so wird man natur-
gemäss in Sigmar gleichfallö iliren Verfasser zu suchen haben.
Die stilistischen Unterschiede sind, wenn man den Zweck der
Kataloge einerseits und der .Narratio' andererseits im Ann^e
behält, doch nicht so bedeutend, als Waitz meinte. Der Autor,
der in den Katalogen nicht mehr als nackte Thatsachen, Tabellen
geben will, muss da selbstverständlich mit seiner Person in den
Hintergrund treten, und schliesslich ^ar so vordringlich ist
auch der Verfasser der ^Narratio^ nicht. Er tritt an swei, drei
Stellen hervor.
Wie steht es denn aber mit den Widersprüchen in den
beiden Fassungen der Kataloge? Waitz sagt: Auch seine An-
sichten mttsste er wesentlich gelindert haben. So wird Alt-
mann im Cod. 610 ^Pataviensis ecciesie destractor', an anderer
Stelle ysevns destructor' genannt. Es heisst von ihm, dass er
seine Kirche ^nsque ad interitum dimembravit^ suos eanonicos
usqne ad ultimam paapertatem deducens'. Im Cod. 401 heisst
es Yon Altmann: ^bonus et religiosus fait et dum canonicis
et aliis dericis male virentibas resisteret, de episcopatu deiec-
toB.^ Das ist nan freilich ein aiger Widerspruch. Aber, was
Wattz ganz Übersehen hat, die ersteren sind keine Sätze, die
Sigmar angehch*en. Darüber, dass die Liste der Passauer
Bischöfe aus Passauer Quellen stammt, existirt kein Zweifel.
Wie konnte man aber in Tassau von Alt mann etwas Gutes
sagen, wenn es wahr ist, was man ihm naelisagte: .Hic de
püösessionibus ecciesie Pataviensis et sui capituli phnimas eon-
ventuales ecclesias fundavit, restauravit et dit^ivit, suam autem
usque ad interitum dimcmbravit et suos canonieos ad ultimam
i paupeitatem dedneens, castra ecciesie et comitittus et aquaruia
alhivia ut eunonicis posset resistere, nobilibus contulit, quibus-
dam eciam infeudavit.*
Ja, wie konnte man von Aitmann in Passau Gutes sagen,
wenn er so aus dem Körper seiner Kirche Kiemen schnitt?
Aber ist denn das die Meinung Sigmars*? Was sind Sigmar
AnUt. LXIXL Bd. II, HAlfU. 89
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428
diese ersten leisten der bairiselien Herzoge nnd der Bischüfe
von Lorcli-Passaii? Doch nichts Anderes als ein Faullenzer
ftir seine eiji;ene Arbeit. Wer seine Ansicht über Altmann ken
nen lernen will, niuss daher entweder einen Blick in die
Noten zu ülO oder in den zweiten Fassauer Bischofskatalog
werfen. Hier weist Sigmar deutlich nach, dass Akmamri ein
GOnner von KremsmUnster war, denn ^hic nostnim monasle-
rium in disciplina roonastica refonnavit . . . dedit decimas eo*
clesiarum^, ja er hätte noch mehr gethan: ,et forte dignitatem
pristinam restituifiset, si indigcna fuiaaet, nt eam sciTisset^ aot
violencia principam non obstetisset . . . Isto posoit termmos
ecderie Tudich, quam fnndator nobis dederat' . . also lauter
Verdienste, die er am Kremarnttnater Iiatfee. Wenn alles das
im zweiten, d. h. dem allein in Kremsmdnster abgefsssten Kata*
löge der Biscbltfe von Lorch-Fassan, entsprechend gewOzdigtp
besiehungsweise gerühmt wird, so ist das ja gana begreiftich.
Aber unbegreiflich ist es, wie man mit Waita ssgen kann,
dass hier Sigmar mit sich selbst in Widersprach gerathen. Ist
denn Sigmar der Autor des ersten Kataloges der Passaner
Bischöfe? Was den Passauem hier recht schien, das hfttte
den Eremsmünsterem sehr unbillig scheinen mttssen. Daher die
verschiedene Behandlung Altmanns in Passau und in Krems
rtiünster. Von einer Aenderung der Au&ichten Sigmars wird
mau alöü nicht wohl reden dürfen.
Auf einige andere angebUche Widersprüche >viu\ie bereits
in anderem Zubamuienhange hingedeutet. t>a.s a))er wird man
doch nur ganz billig finden, ,da8S K (=Cod. 4üi Kremsmtinsier)
genauer nnd besser erzählt als die Glosse zu W* (d. h. als die
Noten in 61Ü). Ist doch der Cod. 401, um mit Sigmars Wor-
ten selbst zu sprechen, der Liber , melius ordinatus', eine ver
besserte Auflage dessen, was der Text von ÜIÜ saumit den
Koten bietet
Dieses jmelius ordinäre* kann man nirgends besser beob-
achten als in den Bischo&katalogen. Im Cod. 610 ist die Oe-
se] lichte von Lorch in vier Theile zerrissen: den eigentlichen
Bischofskatalog (Fol. 82* — 83^), dann, unterbrochen durch den
Heraogskatalog von Baiem, das StUck ,Cum sacrosancta —
dant Coronas' (Fol. 87'— 88*), hierauf das Sttlck, welches von
dem Patrimonium der beiden Philippe handelt^ und endlich eine
Untersuchung ttber die Frage, welche der Bischöfe würdig
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429
seien^ dass die Nachwelt dankbar ihrer gedenkt^ und welche
nicht (FoL 89^ — ^90^). In dem zweiten Kataloge wird Alles in
aystematiacher Weise angeordnet. Auf dass kein Zweifel be-
stehe, dass der erste Katalog die Grundlage des sweiten bildet,
beginnt dieser mit einer Beangnahme auf jenen, dann aber
nimmt er sofort ein Stück aus Nr. 3 (Cum sacrosancta — dant
Coronas) und gibt hierauf eine Beschreibung des Erbgutes der
beiden Philippe. Erst nachdem dies geschehen ist, f^hrt der
jüngere Katalog mit der Geschichte des zweiten Bischofii fort;
wir erhalten somit im Wesentlichen dasselbe, die Darstellung
ist aber nunmehr abgerundet. Aach das Papstverzeichniss, das
wir im Cod. 610 finden, ist ausgenützt.
Unter den Argumeuten, die \\ aitz gegen Signiaiö xVuU/r-
schaft vorbringt, ist eins, das von besuiidercm Gewichte ist.
,E8 scheint/ sagt er, ,tiberhaupt zweifelhaft, ob Sigmar seine
erste Arbeit lauge überlebt oder sie nur zu Ende gebracht hat.
Er heisst in der Vc»rrede y.uni Abtskataloge in W (ijlO) „tunc
cellerarins summus'^, und ebenso steht in der Vorrede zum
„Liber possessionum" : „Sigraarum tunc cellerariuni de mona-
chis" ... er muss also, da dies geschrieben, entweder schon
gestorben oder zu einer höheren WUrde befördert gewesen
sein. Denn dass er jenes Amt aufgegeben habe und wieder
zum einfachen Mönch herabgesetzt sei, wie die vorher ange-
führte Steile den Autor der Gründungsgeschichte bezeichnet,
ist doch ganz unwahrscheinlich. Wäre er aber zu einer höhe-
ren Stelle befördert, so hätte dies wohl Erwähnung gefunden.
So liegt es am nächsten, das „tunc** auf seinen bereits einge-
tretenen Tod au beziehen.'
,Er muss also entweder schon gestorben oder zu einer
höheren Wfirde befördert gewesen sein.' Diese Schlussfolge-
rang aus dem WOrtchen ^tunc' zu ziehen, ist etwas kfihn. Er
braucht weder gestorben, noch auch zu einer höheren WUrde
befördert worden zu sein. Das ,tunc' hat in dem Falle ent-
schieden nicht die Bedeutung des ,piae memoriae', das wohl
hier stunde, wenn es den ThatBachen entspräche. Davon, dass
das Amt eines OeDerarius ein lebenslängliches ist, steht in der
Benedictinerregel kein Wort.^ Der Abt, beziehungsweise der
* Eb heisst von ihm: ,CurÄin gerat de omnibns. Sine iufsiono abbatis
nihil faciet. Oinnia vasa monnstprti mnctainque Kubstaaciam, ac ai alta-
m vasa sacrata conspiciat, nihil ducat uegUgenduui . . .*
89»
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430
CoDTenty ttbertrMgt es, ohne sich nn ein bestimmtes Alter zn
binden, dem, den er filr den Tauglichsten hJÜt; er kann es
ihm eben so gut wieder abnehmen, nnd es ist sogar sehr wahr-
scheinlich, dass ihm in dem Augenblicke, als er su seiner be-
schwerlichen, ihm von seinem Abte ttbertragenen Arbeit, ein
Inventar des gesammten Besitzstandes des Klosters aufzuneh-
men, ein Verzeichniss der Privilegien anzulegen, diese zu ex-
cerpiren, mit ihrer Hilfe an Ort und Stelle auf dem Lande
langwierige Untersuchungen zu pflegen, als er, genOtfiigt, Ar
die Anlage des Abtskataloges Bebelfe su suchen, Bischofs- und
Herzogsreihen copierte, mit einem Worte, als ihm diese lange
dauernde und schwierige Arbeit übertragen wurde, das ver-
antwortunejsvolle Amt eines Cellerarius abgenommen wurde,
um^joinehr, als seine Arbeit ihn für längere Zeit aus dem
Süfte führte.
Waitz legt ein grosses ( Jt wicht darauf, dass 1298 schuu
t-in andt'i-er Kellernicijjter genajint wird. Dem ent.sju i<. ht es,
»agt er, wenn •^••liun \2WS ein Ernestus als Nachfolger genannt
wird: .j»er niaiuiiu fratris Krut-sti eiu.sdem h)ei eellerarii pro-
testaraur* (Urkundenbuch von Kremsmünster, 2^r. 13r>; L'rkuii
denbuch von Oberösterreieh IV, Nr. 316) . . . Aber führt denn
nicht Sigmar im Abtskataloge die Bezeichnung ,ceUerariu8 sum-
mus', woraus hervorgebt, dass er oinon Subeellerarius an der
Seite gehabt haben mussV Und da» ist ja auch begreiflich, da
Sigmar wegen der Elrhebungen, die ausserhalb des Stiftes zu
pflegen waren, Iftngere Zeit vom Hause abwesend war (siehe
Achleuthner, Das Älteste Urbar von Kremsmttnster, S. XI).'
> Wie sehr alle in der Zeit dee Abte* Friedrich in KrenumOniter rer
furntm Weriie dem Ziele, in die BesitsverliBItiiiase de« Stiltee Ozdaviif
la bringen, dienen mOasen« riebt man daraus, daai dieae Frivilegioi
und Rechte niclit blo8 in dem Annalenboche eingetragen wurden, son-
dern «Irhs ««opar tlas Todtenbnch dnzn verwendet wnrde. Anch hier finden
wir die Üclieukun^ri'ii <>injfetr«<ri'ii, liic an d.is Stifl gemacht wurden;
,WuIchunus frater noster'-, dazu: ,bic dedit nobis sagenam in Atersee et
omnee poMeadonea et dedit et SO hominee . . Fol. 48^: ,dedit nohii
(in) Keoholen, Aspaeh, Wele . . . Chnnegnndia eonvena de Mxäpug
•oror noetra. Nota, de hoins patre et matre, aeilieet Hertwieo et Oerlntde
de Hnlperg, habemiu eciam in Aptsy et tinum eampum in |^«eipido
Biiper Chremsam . . . Itpm per oam habemns curiam in HaPng . . .
Item deeimnm in mri.-i Aii.-im. Itrin . . . Hiltwinii«« pri^sbvtf'r frater
noster, plebanus de Thaihaim; hic dedit iiubis tal . . . {pro) amürena-
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431
Davon, dass Sigmar etwa schon in den Jahren 1301—1303
gestorben wttre, können wir nicht nur nicht die mindeste Spur
finden, wir können viehnehr mit Sicherheit sagen, dass Sigmar
in der Zeit von 1297 — 1320, ja sogar noch ein^e Jahre dar-
über hinaus, nicht gestorben ist. Wir müssen an dieser Stelle
jene zwei Urkunden, von denen oben die Rede gewesen, in
Erinnerung bringen: In der ersten setzt der Abt fest, dass
und in welcher Weise die Todtenandacht fUr die Mit<^4icder
des Klosters, die seit 1300 verstorben sind, su halten sei; in
der zweiten wird dies flir die seit 1310 verstorbenen bestimmt.
In dem Todtenbuche, das beide Schriftstücke enthält, werden
nach di-ni ersten die Namen jener ( 'onventsniitglieder aufge-
zählt, die nieht etwa seit 13(K), sondern schon seit \2i)l ver-
btorhen sind; wir lindrii Namen zu. 1297, 1310, 1312, 1))13,
1320 u. s. w., im fianzm 3fi Namen, was ftir die Zeil von
circa 25 Jahren genug is>t — aber Sigmars Namen tinden wir
nicht unter den Verstorbenen, Damit entßlllt der erste Theil
des S( hlusssatzes von Waitz, der zweite ist ja ohnehin nur
der Form wegen gestellt. Zu welcher höheren Wilrde, da die
des Abtes besetzt war, hätte er aufsteigen können?
Nur eine Möghchkeit wäre noch da, die zur Annahme
fuhren würde, dass Sigmar zwar noch über die genannte Zeit
hinaus gelebt habe, aber dennoch nicht in der Lage gewesen
sei, seine Arbeiten zu vollenden, nämlich die, dass er etwa an
ein anderes Kloster als Abt postuh'rt worden wäre. Und in
der That liest man in dem 1865 herausgegebenen ,Breye
Ghronicon monasterii beatae Mariae Lambaeensis', dass der
rio sgendo (a)iio et raorum ... V Id. Dee. Hertwieiu ^ratbjter et
nwmaehitii, prior et cnttoe titias loci . . .* Darüber: ,Sc1ilfliaelbeif*. Allee
in rother Tinte, um ihn auszuzeichnen, dnun ee jener Hertwicoe, von
dem der Abtakatalog ' 1 ) sa^'-t: ,Item huius tem|K)rt; Ilcrtwicu» custo« re-
novavit triicpm et caimt ^iaucti Agapiti', uii<l im zweiten Katalog«:
,ltem umnes leneatre monaüterü per fratrem iiartuicum cuätodem vitri»
pulchrius deeorata . . . Item . . . idem freier (renovavit) ambo plena-
ri»; item bracUnm sanctl BUuai . . .* Hartwig drängte auf die Her-
etellniig der Ordaang der BeeitaverhlltniMe, aiehe .CataL abb.*, 8. 18:
,et precipue Hertwici priori» . . .* Abt Friedridi selbst ist im Todten^
bttdie Angetragen: ,X Kai. lairaar. Fridericus presbyter et monacbus,
isti»!«« loci fiunndam abba? . . .*, in marg., zum Th*»t!f worp^frescIiiiitt'Mi :
,XLJ11I aiiuis . . . iavlt Uiud iulii tm.s . . . aniiu IHiJü*, und von jünge-
rer Hand: ,Uic rexii öl auuis et multa bona tecit.'
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m I
siebzehnte Abt von Lambacb Sigmar geheiesen habe und ni> 1
vor MQncb in Kremsrnflnster gewesen sei. Die Aunkflnfte, die 1
ich über diesen letaten Punkt erlangen konnte, gingen dahin, I
dass die Tradition in Lambach die Kremsmttnsterer Herkonfi I
des Abtes Sigmar festhttlt Aber ich habe bereits erwfthst, I
dass diese Tradition keine alte sein kann, da Braach von ihr
nichts weiss.^ Die Sache klappt aber noch nach einer ande-
ren Seite hin nicht. Dieses Chronicon von 1865 sagt: ;13(B
Sigmarus. Griflfone, Lambacensinm electo, per episcopum Ber
luirdiiiu repulso, per arcliitpi^copum Salisburgenseiu quidera
confirmato, denique anno 1305 ultro cedent« — Sigiiiaiu*.
monaclius antea Croniit lu iisis fratribus Minoriiijus saceUtim
B. M. V, Welsii confinunvit . . / Er soll dann — von Quellen
wird keine cronnnnt — am ö. Juli (dabei ein Fragezeichen]
1321 gestorben sein.
Vor 1305 ist kein Siormar in Lambach als Abt nachzu-
weisen. Krwälilt war naeli Christians Tode (triffo, der am
17. April 1305 sein Amt in die Hftnde des Bischofs Bemhart
von Passau niederlegte. Davon^, dass sein Nachfolger Signuu*
aus KremsmUiister postoUrt wurde, findet sich in keiner Ur-
kunde eine Andeutung} wenn dem so gewesen wnre, so hätte
der Schreiber des Kremsmttnsterer Todtenbuches seinen Sterbe- |
tag im Juli 1321 doch angemerkt, da zwischen Lambach und
KremsmUnster Gonfratemität bestand. Die Tradition in Lam*
bach dürfte nach alledem auf eine blosse Oombination sorttck«
zufuhren sein: es könnte der Abt Sigmar derselbe sein, der
sich vordem um die Herstelhmg wirtfaachafUicher Ordnung in
Eremsmttnster so grosse Verdienste erwarb. Diese Combi- i
nation lag dem Verfasser des ^Chronicon*, P. Schmieder, um so I
nAher, als auch der damalige Abt Th. Hagn, dem er daa ■
W^kcben widmete, ans Kremsmfinster stammte und vom £n-
bischof Scbwarzenberg zum Abte von Lambach ,denomiDirt^
wurde. i
Im Prologe zum ,Liber possessionura* wird bemerkt, dsBfi
die Aufzeichnung der Güter, Einkünfte und liechte der Kirche l
^ 3ruiehU Chronicon sive centoria nennd.* p. 137. Kr ftUurt Sigmar flb«r*
hanpt sieht an; nach Chri»(i:in fol<ron Henrieng, Siraon, loannee; Hbo
ganz andere Namen nennt die Tradiüoii, der er iweifello« folgte, alt t»
der Qescbichte entsprechen.
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433
in Kremsmllnster durch Sigmar im Jahre 1299 vorgenommen
wurde. Die Arbeit zog sich bis in das Jahr 1304 hinaus. Sig-
mar Jeo^te ein scliriftliclies Elaborat vor, das dann ,in Bänden*
besser angeordn* t w urde: , scriptum nobis attulit nobtrorum
reddituum totaiu suminam*. Damit ist p^psagt, dass der Ver-
fasser des jLiber possessionum' Sigmar ist. Wir können, wie-
wohl sich das ^melius ordinäre' auch leicht anders deuten lässt^
selbst annehmen, dass die ursprangliche Arbeit Sigmars nach
einem Übersichtlicheren Systeme abgeändert wurde; in der
Sache blieb doch stehen, was er zusammengestellt hatte. Im
jX/iber posseasionum^ lesen wir Fol. 46: ,Hec sunt feoda qne
nobis dominus Hugo de Morspach ex suis propriis possessioni-
bua pro eedesie nostre dampnis resignavit et a nobis In feodo
accepit . . .' Fol. 45"; ,De censu ecclesiarum' u. s. w. Ist
dieses Buch nicht dasselbe, von dem es im zweiten Abtskata-
lofro bei dem Abte Friedrich hoisst: Jtcm quidam ex suis pro-
iesöis monachus foniiavit (pieiidam liitrnm de feodatariis, mini-
sterialibus, censuaiibus, tiscaliuis, quem ortum ecclesie appella-
vit.' Sachlich würden beide miteinander wohl übereinstimmen.
Und finden wir nicht in dem Capitel ,De censu ecclesiarum*
noch jene schon oben angefahrten (protokollarischen) Angaben,
die IHetmar von Hagwald dem Autor machte: ,ut mihi dizif
(Urkundenbuch, S. 378)? Dieses Buch führte den Titel: ,Hortus
(ortus) eedesie'. Derselbe M0ncfa aber, der dieses Buch ge-
schrieben, hat aber auch Einiges über den Urspi ung der Grün-
dung und das Ansehen des Gründers geschrieben: ,Item de
origine fandacionis et fundatoris dignitatf (jucdam scripsit.'
Nun wird von der ,origo fiindacionis^ und der ,diguitAS funda-
toris* in der ,Narratio de ecclesia Chremsmunstrensi* gesprochen.
Ein Capitel der ,Narratio' fUhrt den Titel: ,De origine et causa
fundacionis monasterii Chremsmunstrensis^, ein anderes ,Dc pa-
troni aublimitate^ Dass wir unter dem Werke ,D6 origine fun-
dacionis et fundatoris dignitate' nichts Anderes zu verstehen
haben als die ,Narratio de ecdesia Chremsmunstrensls' mit
ihren zwei Abschnitten: ,De construccione' und ,De ruina ec-
elesie', steht demnach fest. Derselbe Autor hat somit dieses
Werk und deu ,Liber de feodatariis' etc. geschrieben. Wie
nahe liegt es hier wieder, an Sipraar zw denken, und der Um-
stand, dass eine und fliesel})e Hand es ist, die beide Bücher
geächrieben hat, kann diese Meinung nur unterstützen.
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434
Dass diese im ^Mittelalter aohv gern j^ebrauchte Wen«luni:
mit .Q^lida!n^ wenn der Autor sich selbst mt-int, auch hier auf
den Verfasser zii It und somit unter dem ,Quidam' in beiden
Fällen Sigmar zu verstehen ist, dafür tinde ich noch einen
Beweis ia seinen eigenen jächriften. In seiner ^Narratio de
ecciesia Chrerasmunstrensi' im Capitel ,De violentia episcopo-
rum* (Mon. Germ. Hist. XXV, p. 648; Loserth, Gescbichts-
quellen Yon Kremsmttnster^ ä. 103) liest man: ^Quod antem in-
cunctanter predia cum privilegiis Chremsmunstrensis ecclesie a
PatayieosibuB teneantur, vivum et verum testimonium sie faaW
mu8. Nam eirca annum domini 1308 quidam de fratribos
noatri loci in ecclesie negoeiis veniens Pataviam, tantam costo-
dis eiusdem ecclesie meruit graciam et faTorem, ut enm in
sacnuium introducens ipsa privilegia legere concederet et videre.
Inter que Privilegium quoque de usa infule vidit et legit, et
quod sit occttlte ipsis venditam, intellexit Quod potest esse
fiictum per Ottonem episcopum et nostram cnstodem fratrem
Gbnnradum Pellendor&rium tempore Ortolfi abbatis . . / Wer
ist dieser ,Quidam'; der das Privileg Uber den Gebrauch der
Infel durch die Aebte von KremsmOnster in Passau gelesen
liatV K^! ist der Autor der Noten im Cod. tilO. Dort nennt er
bicL (Müu. Gt rni. Ilist. Script. XXV, p. G35): ,Huiu8 Ortolfi
tempore creditur Privilegium de intula abbatum nostrcruni,
quam habuit iste, esse venditum Ottoni episcopo Pataviensi a
eustode Hülenpergcnsi, quia in sigillo antccessoris eius vidi-
mujs ipyuni scdcre intulutum; ad euius evidenciara idem sioril-
Inm in armario iussimus rewrvari'. Das kann anden^r-rit-
nur Jemand von sich schreiben, dem wie Si^nnar ein \ er
fllgungsrccht über die Dinge zustand, Jemand, der sieh nicht
scheut, gelegentlicb auch Uber den Abt einige schtfrfere Worte
2U sprechen.
Dass der Verfasser der älteren Theile des Cod. GIO und
der Stücke in 401 eine und dieselbe Person is^ erhellt auch
sonst aus einigen gelegentlichen Bemerkungen^ von denen wir
nur eine und die andere herausheben. Im Prologe zu seinem
^ordo episcopomm' sagt er: ^Vemm quia nihil in humanis ad-
inventionib'us perfectum esse potesl^ m. quid minus fecero aut
ultra quam debeo vel forsitan erravero, quod non spero^ dili-
genti adhibita caucione venia non negetur, cum a vetustisaimis
exemplaribns et diversis collegerim, que scribere cogitavi, licet
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485
ad onuiia qae Yolui ezemplaria non potuerim pervenire/ Wenn
der VerfasseTi der dies schreibt, nicht derselbe ist wie der von
610^ so sagt er eine grosse Unwahrheit, deren man ihn zu-
nächst in seinem eigenen Hause, wo mau seine Thätigkeit
g-enaii kannte, fi^eziehen liiitte. Denn mit nichteii ist dieser
Autor d>"^ >U\vki:a ,De ordiue cpiscoporum Laurea* u-iunn' und
der folgenden Stücke in 401 auf die ,vetu8tissima cxemplaria"
zurackgegangen. Die Arbeit, in diesen ^vetustissimis exempW
ribus* zu forschen, war schon von dem Autor von 610 ge-
macht, und der von 401 hat seine Vorlage einfach abgeschrie-
ben.^ Die Redewendung ^cum a vetustiasimis ezemplaribus et
diTersis oollegerim^ finden wir aber ganz correct, wenn der
Verfasser beider eine und dieselbe Person ist. Er hat dann
in 401 seine früheren Arbeiten einfach neu geordnet, erweitert
und ergänzt, in einigen wenigen Punkten auch verschlechtert,
vorgelegt Er Katu. aucli weiter nicht iiütliig, sich um die Er-
forscliung der Todestage der auf Suelpcru folgenden Aebte
grosse jMüho zu geben: was da geleistet werden konnte, hat
Sigmar geleistet, und in einigen Sätzen, die 4U1 schreibt, trMto,
wenn man zwei verschiedene Verfasser annehmen würde, nichts
als die Verlogenheit des zweiten zutage, der sich einer Arbeit
rühmt^ die der erste schon gemacht hat; denn wie konnte
Bemardus Noricus so von seiner Arbeit sprechen: ,CSrca quod
notandum, quod multorum abbatum tempora non possunt Tera-
citer inreniri, quos tarnen abbates Chremsmunstrensis ecclesie
extitisse ex calendariis mortuorum et libro vite discitur mani-
feste, sicut Wolframi Sigmari et aliorum. Equidem nec eoruui
omni um, quorum tempus regiminiB invenitur, finis ant prinei-
pmm valui porscrutari, sicnt Sii;liardl, Snelperonis ot aliorum
. . . nihilominus tamen singulorum nomina notabuntur in ordinc
veriori et dies obitus ac sepulture locus.* Hier würde sich
Bemardus einfach die mühevolle Arbeit Sigmars, über die im
ersten Kataloge fast mit denselben Worten gesprochen wird,
zugeeignet haben.
Hilit man alle Umstftnde zusammen, dass die Codd. 610,
375 und 401 in der Anlage ganz oder theilweise übereinstimmen,
Wetni pr liinznfflj^t: ,Unde pt sp.'iti.'i vacua rcst'rvavi cin a tompora
siiip-uloruin', 8'» bofoljrt er nnvh mir das, \\o/.u fjlUdas Hei^piol gegeben,
und wovon man sich in der von Waitz pubiieirteu Tafel überzeugen kann.
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436
dass in den genannten Handschriften yoraehmlieli drei Sclirift^
arten vorkommen, die anf eine emsige Hand znrflckauftlhreD
sind, und dass diese Hand es ist, die in allen jenen Sachen
SU thun haty die in erster Linie auf die Feststellan^ der Rechte
und Besitsimgen des Stiftes Kremsmttnster Bezug nehmen, dass
als der Autor der Stücke in dem einen Codex Sigmar genannt
wird, auf den nachweislich auch die ,Libri Fridericiani' zu-
rUckzufillircn sind, crwilgt nian cudJiih, dass Sitrmar innerhalb
der Jahre — 13^0 nicht gestorben sein kann, tla das Ver-
zcichiiiss im Tudteiibialie von Kremsmttnster seineu 2v'ümeD
nicht neuat, üü wird man wohl zu dein Sclilusse «^elan^en,
dass kein Andoror als J^iirmar es ist, auf «Ion alle dem so-
genannten Bernardus !Noricus zugeschriebene u Arbeiten zurück-
zuführen sind.
Völhg erwiesen ist dies in Bezui^' auf den Abtskatalog
des Cod. 610 sammt den hiezngehörigen Noten. Wer aber
wird leugnen wollen, dass mit dieser Arbeit das Wesentliche
geleistet war, das der angebliche Bernardus geleistet hat? Wenn
die Tradition Recht hätte, dass ein Bernardus den Cod. 401
gesell rieben hat, so könnte sich dies im ilussersten Falle nur
auf das St In-eiben als solches beziehen, aber dann mUsste
seine Thätigkeit als Schreiber anf viel mehr Handschriften als
allein auf den Cod. 401 ausgedehnt werden. Die letztere
Losung wird indess gewiss nur Wenigen zu gefallen im Stande
sein. Das Wahrscheinlichste is^ dass auch die Tradition mcbt
tther die Zeit des Aventinus hinausgeht
g 11. Ergebnisse.
Wenn wir den Veiiasser der ^Narratio de eodesia Ckremi-
munstrensi^ mit den herOhmten Worten Cioen» ,De oratore' 9,
9, 36 über die erhabene Aufgabe der Geschichte prunken
hören^ so k5nnte man leicht meinen, dasa die hnmerfain wht
bedeutsame historiographische Thätigkeit^ die in diesem Stifte
am Ende des 13. und am Anfange des 14. Jahrhunderts entfaltet
wurde, auf die Vorliebe eines einzelnen oder einiger MOnche
für die Geschichte zurückzuftlhn n sei. Es liat ja damals auch
in der Thal ein Mitglied des Klosters gelebt, das, wie mau
schon der vorgelegten Probe entnimmt, von der Geschichte
und ihrer Bedeutimg die höchsten Begriffe hatte, aber im
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437
Ghrande genommen hingen diese hktorischeD Studien in Krems-
mttnster sammt und sonders mit der Regelung und Sicher-
stelluDg der Besitzverhältnisse zusammen, die man, durch arge
Verluste belehrt und den Beispielen benachbarter Klöster und
Stifter folgend, endlich in Angriff nahm. Diesem Zw» eke zu-
liebe wurde ein Urbar angelrgt, die Urkunden inventarisirt und
in ein Copiaibuch eingetragen und ein genauer Katalog der
Aebte von Kremsmtlnster angelegt. Begreiflicherweise mussten
sich die Voistudien auf eine Geschichte der Bischöfe von Passaa
and der Herzoge Ton Oesterreich und Baiem erstrecken; auch
der Pttpste^ die dem Kloster manche Privilegien gegeben hatten,
muBste gedacht werden.^ Solche Listen der Bischöfe von Passaa
and der Herzoge von Baiem fand man viele in der Nachbar-
schaft. Man schrieb eine solche Liste ab und ging dann an
die Abfassung des Abtskjitalog'f^s, Diese Arbeit bot grosse
Schwierigkeiten. Man hatte eine sichere Abtsliste nur inso-
weit, als die Aebte in der ^Chronica annalis' einf:;etrageu waren-,
doch diese war erst 1142 angelegt worden. Wieviel aber war
an historischen Materialien in den MagyarenstUnnen verloren
gegangen? Die Festsetzung der Keihenfolge der ersten Aebte
bot daher die grOssten Schwierigkeiten: die alten Todtenbücher
und die Privilegien, die man neben der Chronik allein als
Quelle benutzen ko^mte, reichten nicht aus, um die vielen vor^
handenen Lücken su füllen. In mühevollster Weise wurde end-
lich eine Abtsliste aufgestellt und in diese eingetragen, was für
die Geschichte von Kreinsmünster bedeutungsvoll war: zunächst
der Inhalt der Privilegien. Diese Abtsliste in Verbindung mit
den hiezngehörigen Vorarbeiten und den Nachträgen zu ihr
bildet den Inlialt der auf Kremsmiinster bezüglichen StUcke im
Cod. 610 der VV iener HofbibUothek.
So wie die Abfassung des Kremsmünsterer Urbars, so
sind auch diese dem Fieisse Sigmars zu danken, der damals
die eigentlichen Geschttite als KeUermeiBter an ein anderes
Mil^lied des Stiftes abgab. Auf ihn ist auch die Abfassung
des yAuctarium Cremüanense' snrUcksufUhren. In der alten
Chxünik des Klosters fand er das Vorbild, nach welchem er
seine Geschichtswerke anleorte, wie auch manche Archaismen
auf dieses Vorbild ssurUckzutuhreu sind.
^ Uricandenbooh, Nr. 38<-39, 41—46.
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Dass Sigmar der Verfasser d* Abtskataiog^s ist, wird
ausdrücklich angemerkt; da ihm die Untersnchung der Benti-
yerhaltniBse abertragen war und er za dem Zwecke die PriTi-
legien dea Kloster« der sofgeamsten Unterencbung ontenogea
hatte (votorum noetroram affeccio perrexit olteritu^ indagare
omnia nostre eccleaie privilegiay qae in tota bibliotheca pote-
rant reperiri), so war es begreiflich^ dass er den Inhalt dieser
Privilegien bei der Erwähnung der einseinen Aebte kurz Ter*
zeichnete. Um eine voUständige Kenntniss des gesammten
Materials zu erlangen^ war er genöthigt, aach die ArcluTe der
Nachbarschalty namentlich das ron Passau, zu durchforscheiL
In der That fiind er dort nicht weniger als 16 Urkunden, die
nach KremsmUnster gehörten. Ihren Inhalt, dann die Todes-
tage der einzchuu At»bte und manche historisclie Notizen, die
er in der ,Chrouiea aiinalis' luiid, trug er auf den Räudem
seiner Kataloge auf. In dieser Weise finden wir den Autor
bis 13 lö thatig.
Wie aher schon vordem aus seinem Verzeichnisse der
Beslt/nnfj^en, Einkünfte und Hechte eigene, schrm presch riehtuc
Volumina angefertigt wurden waren — wie wir vermuthen,
von seiner eigenen Hand — so stellte sich auch das BedUrf-
niss heraus, diese .silva rerum^, die nun in den verschiedenen
Katalogen angehäuft lag, in eine bessere Ordnung zu bringen
(melius ordinäre). Zugleich sollte eine eigene Schrift von dem
Entstehen, dem Wachsthume und dem Verfalle von Kreni>
münster Zeugniss abgeben. Das wurde in der ,Narratio d«
ecclesia Chremsmunstrensi' geschildert, deren zwei Theile dem
genannten Gesichtspunkte entsprechend die Titel fähren: fh
construccione ecdesie' und ^De ruina ecclesie'. Der Ruin
wnrdo voroehmlich auf drei Dinge zurtlckgeftlhrt: die Invasio-
nen der Magyaren, die Begehrlichkeit der Passaner Bischöfe
und die Verschleuderung durch die eigenen Aebte. Im An-
hange dazu wurden die alten Kataloge neu bearbeitet und
eine Liste der Markgrafen und Herzoge von Oesterreich hin-
zugefügt. Die neuen Kataloge enthalten im Wesentlichen nicht
viel mehr als die alten, die sammt den dazugehörigen Noten
das Concept zu den neuen Katalogen bilden. Auch in den
neuen Katalogen und in der ,Nairatio de ecclesia Chrems*
munstrensi' liegt auf den Urkunden dub Hauptgewicht. So
entstanden aus den Schriften des Cod. ülü jene Werke, die
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439
flieh im Cod. 401 zq Kremsmttnster finden und seit den Tagen
AveiktiiiB einem HOnche des Klosters^ Bernhard dem Noriker^
zugesclirieben werden.
Dass diese Annahme wenig Berechtigung hat, ergibt sich
aus inneren und äusseren Kriterien. Jene zeigen^ dass für
die Arbeit des angeblichen Bemhardas alles Wesentliche schon
durch Sigmar gethan war, diese stützen sich auf eine Ver-
gleichung der Schriften, indem die Gleichheit einiger zweifei*
loa von Sigmar herrührenden Stücke aus dem Cod. 610 mit
der Schrift anderer Stücke dieses Codex und der Handschrif-
ten 401 und 375 erwiesen wird.
Von den Notizen Sigmars ist eine erhebliche Anzahl
dem Kremsmünsterer Todtenbuche entnommen, das gleichfalls
von ihm angelegt wurde, wie auf ihn möglicherweise auch
noch die in jenen Tagen in Kremsmünster abgefasste ,Vita
Agapiti' zurückzuführen ist. Dass man seine Hand im ,Codex
MiUenartus und in so vielen anderen Handschriften aus der
ftlteeten Zeit Eremsmünsters wieder findet^ <igt von dem
grossen Eifer, den er bei der schweren ihm zugefallenen Auf-
gabe entfaltete.
Im Todtenbuche zeichnet er noch den Tod seines Abtes
ein; Fol. 41": ,X, Kai. Dec. Fridericus presbytrr ot monachus
istios loci, quondam abbas pie memorie (re)xit lAlü annis . . .
avit Ried infirm . . . anno domini 1326.' Bald darauf wird er
selbst gestorben sein, denn nur so ist es zu erklären, dass im
Abtzkataloge die Regiemngsjahre dieses Abtes nicht mehr von
seiner Hand eingetragen und an einer anderen Stelle noch
Ltk'ken gelassen wurden, die man kaum erwarten sollte: Jste
ai*l>ate mortuo anno sue elatis . . . ordinaciouis . . . anno do-
mini MCCCXX . .
Die vorstehenden Blätter suchten seine Verdienste in die
reehte Beleuchtung zu rücken, wie dies auch früher schon,
wenngleich nicht so weitgehend, Dümmler versuchte, wenn er
sagt: Im Ganzen hat man den Werken des Bemardus Neri-
cus bisher einen viel zu hohen Werth beigelegt, da man nicht
erkannte, wieviel er seinem nächsten Vorgänger zu verdanken
hatte. Meine ciprcne wissenschaftliche TJehcrzeugung von der
Sache linbe ich seit «'innndzwanzig .lalin-n nur in nnwesent-
Uchen iJmgen zu ändern Ursache gehabt, ein genauerer Ein-
440
blick in das geflammte einschUlgige bandschriftliche Mateml
hat die damals gewonnenen Anschannngen nur befestigen
können.
AiNHANG.
Nr. 1.
Der LIber vitae tou Krentömilu&ter.
Im Codex Friderii ianus findet sich auf Fol. 66*' du- Notiz:
yNuta, quod in libro anualiuin, qui dicitnr Liber Vite, liabetur
quod homincs ibidem residentes cum suis posteris dcdcrunt ad
censum V denarios* (siehe Th. Hagn^ Urkuudenbuch von KremB-
münstrr, S. 87, Note 2).
Darnat-h wäre der Cod. 375 der Wiener HofbibhOthek.
welelier die KremsniUnsterer Aiiiialen enthalt, einstens Lilw^r
Vitae ^eheissen worden und dieöes Buch mithin nicht unter
jene zu rechnen, deren Verlust seither zu beklagren ist. Des
Liber Vitae wird sowohl in den Stücken des Cod. Ii 10 als im
KremsmUnsterer Codex sehr oft gedacht In jenem tinden sich
folgende Stellen: Juvenitor eciam quidam Bertoldus abbas, qai
est scriptas libro vite pro testimonio censualinm' (Fol. 92* nnten);
in diesem: ,Circa quod primo notandnm, quod multonun abba-
tum tempora non possont yeraciter inTeniri^ qaos tarnen abba-
tes Gbremsmunstrensis ecdesie eztitisse ex calendariis mortao-
nim et libro Tite diseitnr manifeste . . . Anno 1040 prefoit
Qerhardns tempore Heiniici regis filii Chonradi^ nt babetar ex
libro yite . . . Post hnno Bercbtholdos creditor prefoisse, de
quo eciam nibil constat, nlsi quod in libro annalinm in testi-
moninm eensaalium est adductus . . / Zum lotsten Male in
der Qeschicbte des Abtes Friedrieb: ^quas require in prologo
libri vite . . /
Ebenso im Liber privilegioram: ^Privilegium huias re-
quire in principio libri vite, in novo folio', Urkundenbuch,
S. ol'J, bezielit sieh auf eine Urkunde Alexanders III. . . . Zu
einer Urkunde vom Jaiirc llÖU wird bemerkt; ,Item de buiu*-
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441
modi require in libro Tite, capitalo: Omniam; et Privilegium
de liberUte pontu in Wels ex parte Fridrici de Bor reqnire
in medio Hbri yite . . ,*
Sehen wir nun in den ^Annales Cremifanenses' nach, so
wird darin der Berchtoldna gar nicht genannt, geschweige denn
die ^quinque censuales homines ibidem residentes . . / Zum
Jahre 1040 wird Abt Gerhard nicht genannt, sondern erst zum
Jahre 1044 und auch da von einer Hand des ausgehenden
13. Jahrhunderts und mit HinsufUgung (von zweiter Hand):
yCirca hec tempora sui plus ytÜ minus/ Ebenso stimmen alle
anderen Angaben mit dem Annalenbuche, d. h. dem Cod. 1375,
nicht zuöummen. Ka wäre nun freilich nicht unmr»g-lich, diiss
mau in der Zeit des Abtes Friedrich von Aich noch ein zweites
Annalenbuch angelegt hätte, in das man dann verschiedene
Nuclitnige eingezeichnet hätte, wahrscheinlicher ist aber doch,
dass das Wort ,Annalis' an der oben^'enannten Stelle ^ir nicht
die Bedeutung unseres ,Jalu-buch' hat, sondern entweder die
,Messen' Vredeutet, die an bestimmten Tagen für die an diesen
Tagen versiorbcTiPTi Wohlthäter zu lesen sind, wie man solclie
Stellen mehrfach tindet/ oder die Einkünfte, die in Gemäss-
heit der letztwilligen Anordnungen eines Gönners des Klosters
an einem bestimmten Tage des Jahres dem Convente auszu-
folgen sind,* oder endlich überhaupt eine Art jährlicher Ein-
kOnfte.«
Nr. 2.
Zur Tita sancti Agapiti.
Die zur Vita Agapiti gehörigen Stacke finden sich im
Cod. 401 auf Fol. 85*-104»; die Vita selbst steht Fol. 87*
bis ihr geht eine Erklärung des Namens Agapitus Toraus,
und vor dieser befindet sich der Prolog, dessen wesentlicher
Inhalt bereits oben yermerkt wurde. Fol. 87* folgt: ,Uq saneto
^ ^teiu iego sex Ubran ad Uiioii auuales faciendos . . .* Du Gange I, 256;
aaeh «Aimsl« » AxmiTttrMriam » dies qni pro movtnia eelebratnr aingalis
uuiit . . .* Ebenda.
* tAnnale, qaod pro dttAmcto dagnlif annui ant Mltem per unum annnm
datur Tel eoHTentui vel pauperibus/ Du Gange, 1. c.
* , Annale», censun nnnni spccios: et questas et tolt.is et nlhei^M et man-
ÜAtua et Anna loa cenaus et usua . . / Du Gange, ibid.
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442
Agmpito vuatyre Oiristi*, dann Fol. 97* ein ^ermo de aancto
Agapito Buutyre'. Ueber die Etymologie des Namens wird
sehr breit gehandelt^ Die Geschichte des ans PrKneste stam-
menden Heiligen ersäblt der Autor in verhilltnissmässiger Kttne
ohne charakteristische Einzelnheiten, was sich ja nach dem in
der Einleitung Gtesagten begreift Wir fügen eine längere Stelle
an, weil man aus ihr des Verfassers Art su arbeiten ersieht:
yHuius autem gloriosi martyris Christi oesa dehinc (de Prae>
nestina urbe) cir<$a annum domini 770 translata sunt in fines
Wawariü proyincie Germame inferioris (sie) et locata in mona-
sterio sancti SalTatoris ordinis sancti Benedict! Pataviensis dio-
cesiSy quod situm est in Pago Traunp^a super alveum Clireni-
sam, a quo eciam nomcn traxit. Hic locus est tvrocinii iiostri
tc'Stis et in t\n<> de tanti niartvris reliquiis gratulamur. Porra
eiusdum traiiblaciuiiis scrijita ])roli dolor üon habentes, tum quia
aiit Yotustate vel inctiudio vel ncgligencia perierunt, aut quia a
ra{)t(jril)nB sunt ablata, hoc sufficit scire. Et quod p\un pre-
öciiciL' pcrliibent testimonium scnjiture in fiiisdeni ilms ti^ju-
rate t t diversarum curaciones iutiriuitatiun , ([waa uou solum
iegimus sed oculis vidimus, et veraritci- tcstes sumus.*
,Sed ad hoc, quod beatus ieronyraus dicit, quod passus
sit sab An^ocho reo^e potest dici, quia Aurclius Antyochum ex
preside regem fccit vel quod errore scriptoris poeitnm est
Antyochos pro Aurelio^ sicut in legenda sancti Cyriaci Maxi>
mianus ponitur pro Gnlerio et in sancti Lauren cii Decius pro
Gallieno et in sunete Katbarine Maxencius pro Maxime. Nam
nuUus rex vel imperator huius nominis circa hec tempora re-
gnasse ez cronicis Orosii, Ysidori, Eusebii, Honorii vel
Martini invenitur. At contra: Martyrologium id, cui pre-
mittitur prologus sancti leronymi, non est eins, quia in eo
Agapitus dicitur ab Aga qnod est festivus vel «olempnis vel loquent
ve) nu^ilitaiis et Pntns, quod est pnj«sio, vol podos, quod est puer . . .
vel dicitur ab Agapoo pci, quod out donuui datuu) ex dileccione . . .
vel dicitur ab Ago, quod est facio vel procuro et patoa ... vel dicitar
ab Agos, quod Minmctiu, eipatos, quia sangnittS tiaetoi • . . tsI dieitiir
ab quod est üat, ei Geoa terra, et Patoa . . . vet dieitiir ab Ag% qaod
ett doeoo et pedoa, qood aonat pneroa . . . vel dicitur a Oapite, quod
ideo croatom ett rtne cAmo secundunn pbiloaophojn, at velocioris et
mcHori« sit ««••nsTt'' ot quia ipse Optimum capttt hnbnit . . Zu jeder
Lin/cIiuMi Ableitung werden die entaprecbeudeD ausführlichen Motive
angefügt.
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443
plurimum mencio fit sanctoram, qui post sua tempora clarae-
rant. De hoc martyre eciam dick Houorius: Sub hiis imperar
toribus scilicet Lucio Aurelio Commodo et fratre eius Marco
Antonino Vero quarta peraecucio christiaiioniin est exorta et
multa martynim millia Rome, Orete, in Sjria et in Alexandria
sunt martjno coronata^ in qnibns et Agapitus puer quindennis
apud Prenestinam martyrio coronatur . .
Die Predig^ welche sich an die Legende anachliesst^ ent>
häH keine bemerkenswerthen Angaben^ aus denen sich über
Zeit und Autor etwas feststellen liesse. In der Legende finden
sich^ wie schon oben bemerkt wurde, einige historische Notizen
aus der Zeifgeschichte. Die Ereignisse, die erwähnt werden,
liegen freilich ziemlich weit auseinander. Zu unseren Zeiten,
heisst es, ist der Herzog Stephan von liaieni zum Erzbischof
von Salzburg gewühlt worden. Das geschah Albrccht
von Oesterreich, von dem gesagt wird, dass er Bischof von
Passau war, wurde 1313 gewühlt. Da nun der Prolog der
,VitA A^i^apiti' davon spricht, dass er KiOO g<'sehriebeu wurde,
so ertj;^ilit sieh, dass der Theil der ,Vita*, in welehem von der
Bischofswahl Allm elits ges})rnchMn wird, um ganze dreizehn
Jahre später gcscliriebcu wurde als der i*rolog, oder dass die
jVita* vielfache Nachtrüge erhielt. Und da rauss gleich von
voinherein bemerkt werden, dass nicht die ganze ,Viüi Aga-
piti* von einer und derselben Hand geschrieben ist, und dass
die obige Angabe des Jahres 1300 sich mit den sonstigen An-
gaben geschichtlicher Art gut vereinen lässt.
Der Verfasser, der sich im Prologe meldet, ist in schrift*
steUeiischen Sachen ein An&nger: ,Rogo antem humilibns lite-
ris ac desiderüs tocius cordis, ut super huiusmodi presumpcione
devota seu devocione presumptnosa, qni hec legeris, veniam
mihi prestes et moneo nichilominns quam attcnte ne hiis quasi
mea anctoritate utaris in publice sed nec passim in cubiculo/
Er besitzt, wie man merkt, ein starkes Lampenfieber. ,Sed,'
fthrt er fort, ,ut occasione accepta ex hiis que scripsi satis-
faciens meo voto Tel obediens iuiperio senioris alia edas scripta
aut saltim (sie) ista corrigas.' Dieser Wunsch ist ihm erftdlt
worden, und es war auch wirklich nothwen diese Sachen
zu überprüfen, denn abgesehen von der stilistischen Unbeholfen-
heit, die er fast in jedem Satze kundgibt, zeugt des Autors
Schrift von einer solchen Uukenutniss im Schreiben, dass man
Arohiv. LXXXI. Bd. II. UHtU. 30
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444
fach nicht wandeiiy wenn scUiessIicli ein Anderer ihm die
Feder aus der Hand nimmt nnd den ange&ngenen Faden
weiter spinnt. Die Verbesseningen dürften; was man zum
Thefle noch sehen kann, aneh stUistischer Art gewesen sein:
Fol. 85* (2. CSolumne, Zeile 3 von nnten) hatte er geschriehen:
,ante me intemptata ansns fberim usnrpare.' Der Ausdruck
^usurpare' passt nicht, darum schrieb der Oorrector darfiher
,adtemptare'. Andere Correcturen sind zahlreicher. Sie be-
treffen ausjETclassene Wörter. Fol. ^5**: .qui* iu dem Satze ,tunc
fuit doiiiiiii lauU'"*; Fol. 85V- ,viaii.ua uf; Fol. Sb^ macht er
aTis dem siiuiloseii ,assigat': ,aö±>igiiatum*'. Fol. 86' ergänzt er
ein ausgebliebenes: ,scito tanicn*; Fol. Bö** bessert er ,a quam
exequondam' in: ,ad f]naiii excquendam* u. s. w. Man sieht
schon daraus, da - sich hier auf einem Blatte uiiuewrilm-
Hch viele Fehler tindcii. Und dabei ist dem CorrectDr notdi
der eine und andere entgangen. So steht an einer Stelle
(Fol. 85*) statt ,oxemplum de eo habemus^: ,cxemplum Deo
habem^s^^ Im AHgemcinen gewinnt man den Eindruck, als
habe der Schreiber bisher sehr wenig mit der Feder ge-
arbeitet: er weiss die Wörter nicht geschickt genug auf die
Zeile zu vertheilen, so dass er genöthigt ist, nnp:f'Av ■Imliche
Umbrechungen vorzunehmen, z. B. FoL 86 endet die Zeile mit
,8(er)mo(ny^ wobei die in Klammem stehenden Buchstaben die
Abkürzungen andeuten; das noch fehlende e setzt er auf die
andere Zefle; er schreibt ,ac deino* statt ^divino', weil er nickt
weiBSy wie man richtig das Wort zu kürzen hat; er kürst
fporro' (p^*"), wie man es nicht gewohnt ist, schreibt ^Inperro'
statt ,inperio^, ,armantibus' statt ,animantibu8'. Das sind Dinge,
die man von einem Schreiber, sei es nun Sigmar oder Bern*
hard, nicht erwartet; denn ob man nun an den £inen glaubt
oder den Anderen verfieht, wie dies Waitz thut, wir wissen,
dass er um 1300 schriftstellerisch thätig ist und eine gute
Feder fülirt. Das, was auf FoL 85* — 86* sicli findet, kann
daher weder der Eine, noch der Andere geschrieben haben.
Die Unb(^li«)lfenheit des Schreibers des Blattes 85 ist eine
geradezu kläghche, und wir besrrcifen seine Bitte: ,Non enim
(et [sie!]"* mihi in hoc estmo (eorrit:;irt von anderer Hand:
estimo) dcrogari, dunimodo amateria (sie) tarn uobili et (fehlt,
> Ebenio ,aauuii gloriiun'} oder /de* «tatt ^icnt'; ,admode* stati fadmodau'.
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44&
TOD anderer Hand ergUnzt) utili imo (coirigirt: immo) neces-
saria non recedas. Scito tarnen (beide Worte am Bande er-
gänzt), quod hec ipsa manns transiemnt archydiaconi Padnani
et aliorum litcratonim virorum, quibus ea idcm archydiaconus
commiserat corrigenda. Si vero nee aiin scriberc nec suscipere
isla placet, hec saltiin (sie) que de diversis . . /
So weit reicht diese Hand. Uli'enbar wurde ihr die Feder
genoiumen, uiul dieselbe, die den sogenannten Bemardus ge-
schrieben, corrigirte die vorhergehenden Fehler und führte nun
den Text weiter, und zwar in doi'spll)en leiehtpn und elr';^':intcn
Weise wie dort. Auch hier finden wir wieder die drei Schrift-
arten: Textsc!n*ift, kleinere Schrift in den NachtrUgen und die
ganz feine Scliriff, in der er hie und da sein ^Nota^ anbringt
oder eine Bibeistellc citirt.
Ks ist nach dem, was im Prologe bemerkt Avird, wahr-
scheinlicli, dass eben der Mönch, dem die BUcher in der
Bibliothek wohl bekannt waren/ und der im Passional die
Legende des Schatzheiligen im Stifte yermisste, einen seiner
jüngeren Genossen aulBTorderte, eine solche zu schreiben. Dass
man da in erster Linie an Sigmar als jenen denken wird, der
2U der Arbeit die Anregung gab, liegt auf der Hand. Da sich
aber der Autor seiner Aufgabe wenig gewachsen zeigte, wurde
sie ihm von Sigmar abgenommen, und dieser wird es gewesen
sein, der die Arbeit ergänzte und ins Reine schrieb.
Sieh» oben § 6.
3ü*
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INHALT.
Seit«
Binleitaiiiir U9
§ 1. Allgemeino Bemerkungen Qber die literarische Tbitigk«it ia Kraau-
rnttutar unter dmn Abte Friedrich Ton Aldi 368
§ S. Der Codex Friderieianna SM
aj Das Urbariun des Abtes Friedrieh von Aich 3(6
b) Der L&ber privilegionim 360
I 8. Das Todtenbueh des Abtes Friedrieh von Aich 361
§ 4. Die Tito sanctl Agi^iti 366
i 5. IMe historischen Arbeiten in Kremsmflnster ans der Zeit Friedrichs
Ten Aich und ihre handsdiriflliche Ueberliefisraiijr 370
a) Dfir Cod. 101 in KrenismünBter 870
I»i r Cod. 010 der Wiener Hofbibüothek 379
c) Dur Cod. 375 der Wiener Ilofbibliothek 362
§ 6. Die Orduuu^ der Bibliothek von Kremsmflnster unter dem Abte
Friodricli von Aich 386
§ 7. Zweck der Iiii»chofs- und UerzogsIiHte im Cod. 6lü
§ 8. Der erste Abtakatalof^ ntid min Verfasser itilü
§ 9. Da>i Vt rh.Hltniis des ersteu zum sweiton Abtskatal(^e. Die anderen
Katalojre 405
§ 10. Der Cod. 4u l in KremsmUnster uud der angebliche Bemardos Noricus 415
§11. Ergebnisse 43«
Anhang 44u
1. Der Libor vitae in KreinsmQnster 440
2. Zur Vita sancti Agapiti 441
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LosEKTH Sipimir und Bernlianl von Kronisniünstpr.
Taf. 1
inn£.T MS ffne(^ mmuii^
▼Ulis
tib rt^^»^ in .\m(:"%w rcfbiursiL mihi
tormtKtA- qfwinr tncrrlif reb''>i(P|tt
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nilhvbif AuYir. ^tio^iA an
n|>K<maTit»Zi-.T vnü mm'*-
Vi.iK)him'ib'?tTR ^uAUÄ.inf
b^- tvm btbltÄ xivuitf litema
nmnalf in ^uM^llW tcoUf
TnifTulef .o<!^ fi>Uefmtf Ub's.
in ftag{U ivlutniir. 1 hioi
^ iputacmb'itttHiuii-fcnbt
ftor. ITtfSe ino AxccMif
tturtns rek6ialC(ui tnvioi
l iT^^u ^'^v
I -iw't?^.^* •' tiftfhä l^iapftn?Wiui^u«^^^ , .
ifixrujf -I ir pflffdU<mü.-t<un«i?«tiie. ^ -r ...
' J^v^tr T?^.**'? ki^ m u
f. U<tV ^«*»* «rtfc >•
Aus (\om Al»tskatalo«r «los C«m1. Viixltili. t»l«>
Archiv fßr öBicrrcichische Geschiubti-. LXXXl. BauJ. II. llültte.
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Lo.-»KKrii Siytiiiur uihl lUM iiliard von KreinsinfuisWr.
Taf. II.
4^jjf Äno Mix <*'»crc»4ij cihuAS
ms flu Anc ipMCAti^ rei^tfib"
«itÖArhi.mventA fwr 6'r
tilf.W/»h*rr i^bunpfeiii 5
pfminoii numu taitm ■
f .caiTiTt fuific . q dhrnir
^ql; vnu 'r^Ttfa>fhtttn.r2>.
pr öcnmÄ ifm/im.
5»' nr. cus- ir.tal'.a Ir cafci .
fiif- Niünulu cccp.
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Ah ^icxdUahrv.
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4 4ltanA dtaiur. whin6# a
leiJii^ C'Xx* hiufi oi>tntii
All.- »U-iu Abtskatali*^'- »lr> C'««!. 401 in Kn'iu>iiiruisti'r
(AuUij'rai>liii- <l(.'-> !«>);<'»uiuil< 11 Ittiiunliiü Nuricii«<.j
Aicbiv für üi«tfrrcicliis.lii' (icschicUlo I.XXXI Band. II. Ililfti-
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BEITRÄGE
ZUB
ÖTÄiiTE- UND MüiLTSGEiSOfllCflTE
OBERUNGAßNS.
VOM
D* FRANZ VON KRON£S,
oounpomiMnnwH maaum tm kais. aiadhiii du wieiimoB«fm.
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V or beiiiör k ung.
Der VerfaBser bietet unter diesem Titel dreierlei Bei-
träge zur Städte- und Rechtsgeschichte Obeningams.
Die I. Abtlieilmig: ,Analektcn aus dem Kascliauri Stadt-
arcliiv«' enthält acht Urkunden und deren sachliche Erläuterung.
Zwei davon gehören der Epoche der ^Böhmen in Oberungam'i
den Zeiten Jiskra's von Brandeis an; drei faUen in die Zeiten
K. Mathias Corvinus und gcwäluen uns deu Einblick in zünftige
Verhältnisse und gewerbliche Interessen der Stadt, abgesehen
von ihren sprachlichen Eigenthflmlichkeiten, während die drei
letzten Urkunden den Thronkrieg zwischen König Wladislaw II.
von Böhmen und Ungarn mit seinem Bruder Albert und dessen
Folgen pkr Kaschau beleuchten.
Die n. Abtheilung: ,Znr Geschichte der königl. Frei-
stödt Zeben' versucht es, aus einem Bruchstikkwerk hand-
schriftlicher Aul/f icluiungen die wechselnden Geschicke einer
der DeutBchstädte des Säioscher Comitates in der StrOmting
der Jahrhunderte aneinanderzureihen.
Die III. Abtheilung: ,Zwei deutsche Rechtshaudsehriften^
untersucht einerseits die zwei Theile eines im Jahre 1599 yer-
fassten Manuscriptes, deren erster eine jttngere Fassung der
sogenannten Zipser Willkür oder des Landrechtes der Zipser
Sachsen enthält und gewissennassen in der Mitte zwischen
dieser Rechtsaufzeicbnung und jener Articulirung der ^Zipser
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4ö0
Willkttr' steht, welche sich in einem GoUnitEer Fonnelhnche
aus dem Jahre 1666 findet und vom Verfasser im ^ArchiT
lUr Kunde österreichischer Geschichtäquellen^ 1865 besprochen
wordcy während der zweite Theil eine Bearbeitung des Sieben-
bürger Landrechtes bietet, und yeneichnet anderseits die
Oapitel emer Handschrift unter dem Titel: ^Der Bergstetter
gcsehriben Rcclit und Freystetter creschriben Recht,* die sich
als Privatarbeit des Tyrnauer Stadtrichters Kaimuudi ^zu Nutz
und Frommen seiner Kinder' heraosstellt und als systemati-
sches Handbuch des persönlichen und dinglichen Rechtes und
der Rechtshandlungen nach den Grundsätsen der Jurispmdeni
erscheint.
V
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Erste AbtheiluDg,
Analekten aus dem Kaschauer StadtaroMve.
Das hier Gebotene entstammt der Zeit meines berufs-
ivuissigcn Aufenthaltes im Jlaiiptorte des ostungarischen Berg-
landes, Studien, die ich als wissbegieriger Gast der alten
• deutschen Ansiedlungsgemeinde mit fmchem Behagen am be-
deutenden Geschichtslcben Kaschaos in den Bäumen des Stadt-
archivs betrieb. Manches von dem^ was ich später nach der
Rttckwandenmj]^ auf den Boden Oisleithaniens als Excerpt oder
Abschrift mit mir nahm und als Aehrenlese liebgewordener Thätig-
keit TerwahrtOy schien mir der Veröffentlichang werth, und so
biete ich denn eine Reihe solcher archivaliseher Findlinge^ die
ichy in Gruppen geordnet, sunächst inhaltlich würdigen will.
1.
Au» den Zelten Jiskra^s Ton iiruiuieiä 1449).
Bie erste der im Anhange mitgetheilten Urkunden fUlt
in die Zeit der Machthöhe des Söldnerftihrers nach harter Be-
dr:lnr(nis8. Jiskra, der oberste Fcldhauptmann der Künigs-
witwe Elisabeth und des nachgebornen Sohnes Ladislaius^ wie
dies eine von ihm veranlasste Inschrift im Kasehauer Elisabeths-
dome noch heute verkündet, Latte den Handstreich des Erlauer
Bischofs Simon Kozgonyi gegen Schomnitz, anderseits den An-
griff der polnischen llauptleute Komorowski nnd Czaika auf
Eperics, den llauptort des S;lroselier ('omitates (1442), dureh
den Sieg vor den Mauern der letztgenannten Stadt und dureh
die Erfolge innerhalb des Gebietes der Grundner Bergorte und
der Gemarkung des Zipser Sachsenlandes gründlich wettgemacht
und .den Erlauer Bischof zu einem Waffenstilistande gedrängt^
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463
welcher anfangs September 1443 za Neodorf (Iglö) in der Zqps
abgeflcUoBBen wurde, dem ^Hauptmann yon EaBchau^ den Besitz
dieser Stadt, Leatschaus, ,imd der anderen Städte nnd Festun-
gen des Berggebietes' (Krenmitz^ Schemnitz, Neosohi, Königs-
berg, Pakancz, Libethen) auerkannte and bis zum 8. Hai 1444
wäbren soUte.^ Der 3. Febmar 1444 war zor Aofiiahme der
eigentlichen Friedensunterhandlnngen ausersehen.*
An der Wende dieser Kriegsvorßllle war jedoch (24. De-
eember 1442) die schwergeprüfte Küuigswitwc und Mutter des
habüburgischcii Anwärters der Krone Ungarn^ eines jaheii Todes
verstorben; sie hatte die ^löglichkeit eines gedeihlichen Reichs-
friedens mit sich ins Grab genommen und anderseits mit dem
bitteren (ictühle die Augen geschlossen, dass ihre Oeld^ uml
Machtmittel nieht hinreichten, ihrem Sohne den Bet^it;* Lngarns
zn errini^en. Hatte doeli schon früher Jiskra von Brandeis bei '
aller Unisielit und eisernen Willeut^ kraft für Sold und Verpflegung
der schwierigen Söldner nicht leicht das Nöthige aufzubringen
vermocht, und die Bedürfnisse wuchsen in dem Masse , in
welchem die Bezogsquellea mit dem guten Willen der Land-
und Stadtbevölkerung, die unbequemen Söldnerrotten zu Ter-
pflegen^ schwanden.
In die Zeit vor dem wichtigen Ofner Reichstage, der, vom
polnischen Parteiktfnige Ungarns, dem Jagellonen Wladiskw, ein-
berufen, den 18. April 1444 seinen Abschluss fand' und auch
Jiskra yon Brandeis, mit Geleitsbrief des Kdnigs, unter den Be-
suchern zllhlte, filUt die ausfilhrliche Urkunde, in welcher Jiskn
▼on Brandeis die Treue und Opferwilligkeit der Easchauer rühmt
und sich vor Allem als Schuldner ftir die Summe yon 16.388
Qulden in Qold einbekennt. Wir merken der langathmigen
* Kaprinay, Hang, diplom. iemp. Mafhiae Conrini I* diMeri V., KatoB%
Hist crii Xm, m Die Urkunde bei Teleki, Hunjradiak Koi«, XLBd^
p. 135, Nr. 62. Vgl. aucfa Hatvani (Horväth M.) im .Magyar tört.'i :
IX. (1861), ,Magyar rogestAk' (ans f5{ä<lti>r]it'u .\irliivoii\ p. 145 — U7,
und ,Mon. Hung. Hi<?t. 1 A. Diplom.', 1. Bd. Vgl. auch Krnnc??, Oie
bölimificlicii Söldner im östiicheii Obertingara (Progr. des Gramer akad
Gyaui. 1862), uad Kwiatkowski, Jan Giskra z Braudysu. Lemberg
1886.
* Die Haap^nkte der Neadorfer Abaaehang drehten rieh nm die Bintan-
haltung der Qewaltthaton aller Art und um die Zahlung de« Geld- nnd
Vtctualienzinsc!« an Johannes Jittkra.
> Kovachich, S^lloge decretorom comitiaUnm i. r. Hang. 1, p.
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468
Sprache der Urkande sogleich an, daas sie der Feder des
Rathsehreihers entstammt, dass die Stadtrertretung seihst be-
miiht ist, ihre Verdienste um den habsbnrgischen KOnig Ungarns
und den Verfechter seiner Rechte nachdrttcklichst zur Geltung
sa bringen, und dies erweist auch die lateinische Schlnssformel
der Urkunde, die pn Gegenwart Herrn Jiskra's von Brandeis,
des obersten Feldhauptmannes', ausgestellt wurde, als er ,mit
lebendiger Stimme im Ratho der Stadt Kaschau weiltet
Die Urkunde* hebt mit dem Nacliweiso an, dass die
Kaschauer Stadtgemeindc ihm als iiauptmann der Königin
Elisabeth und ihres Sohnes Ladislaus mit ,ganzer Treue' an-
hing und die angeführte Summe vorsehoss, an mancliorlei
Heerfahrten sich mit Wagen imd Aufgebot zu Fuss und yai
Ross ge^^en die gemeinsamen Feinde betheiligte und daher für
ihn- tr<Mien Dien^ste, Mühen und Leistungen der ewigen Dank-
barkeit Jiskra s versichert sein könne.
AN'ir wissen allerdings, dass die Kaschauer Bürger nach
dem Ableben der Königin Elisabetli und angesichts der Macht-
stellung des jagelionischen Ungarnkönigs keineswegs gewillt
waren, ihre Parteistellung hervorzukehren, sondern ▼ielmehr
sich be( Ilten, mit K. Wladislaw auf guten Fuss zu treten, denn
eine Urkunde des Letztgenannten vom Jahre 1443 lobt die Blr-
gebeuheit der Kaschauer.^ Solange der stramme SöldnerfUbrer
die Hand über ihrem Stadtwesen hielt, mussten sie sich aller-
dings seinem Begehren ftlgen, wie mttde sie auch des wüsten
Parteikrieges waren.'
Die zweite Urkunde vom 19. Juli 1449 gehtfrt euier Zeit
an, welche die Stellung Jiskra's von Brandeis ab königlicher
Feldhauptmann wesentlich verilndert zeigt. Allerdings hatten
sich seit 1445 die Reichsstftnde in ihrer Allgemeinheit zur An«
erkennung Ladislaus Posdramus' bequemt, aber die Tage der
» Perpranicnt-UrkiiiMl«^ ( Acta Pnliticx Nr f Eine zweite Urkunde (Nr. 236)
be/.otigt eiuen nouen Vorschuss von .T.'iitti (uiMen.
* Timon, Cussoria vctus et nova, gedruckt 17^2 zu KascLan, p> 66, uud
Teleki, a. a. O. X., p. 123.
* Eine willkommene ZaMmmenstellung der Auslagen der Kaachaa^ Qe*
meinde in der Epoche CUskra's, iasbesondere 1440-^1446, bieten die
kfirslich (1892) von L. Ketnony jun. herausgegebenen Rochnungsbücher
unter dem Titel: ,Kaä9a varos vo^'i y/,;iiiiaila.s-köuyvei 1431 — 1563/
Kaschau, Verlag Adolf Maurer* 8. 22— 30 (in deutscher Sprache).
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454
oligarchischen Verwaltung Ungarns durch Beichshauptleute gin-
gen zu £nde, und die Wahl Johaimes Hunyadi's zum Reichs*
▼erweaer (1446) legte die gaoze vollzieheade Gewalt in die
Hände emes Mannes, der entschlossen war, mit den Söldner
rotten Obeningams anfsuTilumen und den ktiegstQchtigen, un-
beugsamen Jiskra an die Wand zu drücken. Aber auch dessen
Machtkreis hatte inzwischen wesentliche Verftnderungen er&h*
ren. Jiskra's SOldnerrotten landen allerdings noch immer in
' Ostungam ihren Halt, so im Abaujyirer, Sftroscher und Zipeer
Comitate, sie besetzten GAlsz^cs und Homonna in der Zempüner
Gespanschaft und waren auch in Gömör heimisch geworden.
Aber sie begannen auch da und dort auf eigene Faust zu
wirthöc haften; Barczal von Dobra, dem wir \A4b , Statt-
halter* Jiskra's in der Zips begegnen, zeigt sich später auch
iiielit verläsölicli. Der Reichstagsabschied vom 22. März 1447
drängt auf eine Riiuiuung der .Stiidte von Seite der Sflldner,
und Hnnyadi rüstet von 1446 auf 144^ zu einem Hauptsehlage
gt'grn die wichtigste Stellung Jiskra's, das westungarische Gebiet
der lierjyetiidii;, das der böhmische FeldluiujttMi um vor Allem zu
decken bestrebt sein muss. Aber er blieb cbcuso entschlossen,
seinen Einfluss in den ostungarischen Städten^ so namentlich in
Kaschau, Leutschau, Eperies und Bartfeld, aufrechtzuhalten und
sich im Bewnsstsein^ dass er nur dem Könige unterstünde, den
Znmuthungen^ des ungarischen Reichssenates nicht zu ftigen.
Die Urkunde vom 19. Juli 1449* datirt von Altsolil, ^vo-
selbst sich Jiskra in Kriegsbereitschaft befand. Er meldet den
Kaschauem sein Wohlbefinden und die Uebertragung der
(Kasehauer) Mttnze an Herrn Czancko (Zenko). Die nttchste
Stelle bezieht sieh auf die Friedensaction der obengenannten
ostnngarischen Stftdte.^ Während derselben hätten die ungari-
schen Herren um den 4. Juli^ Kremnitz mit 1600 Pferden über-
fallen wollen, was aber missglückt sei, doch wären ihnen dabei
*■ 8. Juni 1449 forderte der Reichssoiiat die vior guuaunten Städte auf,
dem schon in der FastenMit an sie gerichtctou Maudate zufolge albo»
gleich Abgeordnete behnfr der Unterhandlnngeo mit Jiskia absoMiideii.
Kovachieh, Sappl, ad Taet>§^ eomitioniin II, p. 110.
« Aiiliniifr, Kr. II.
' Vgl. KoYachich, Suppl. ad vestigia comitiorum II, p. 110. Vgl. Knanz,
Az orssägos tanAcs 6s or8i4gg\ilI«^sek tört6n< te 1445 — 14,5* (l'e?t 1869).
* piu am flurejrtage acht tage% d.i. acht Tage vur dem Freitage vur Dorothea.
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455
Peter Kolar imd andere Gctrour Jiskra's in die Tliinde ge-
rathen. Hätten die Bevollmächtigten der Kascluiu» r, wie sie
beabsichtigten, die Reise nach Ofen angeti*eten, so wäre ihnen
ein Gleiches begegnet. Sie sollten daher auf der Hut sein.
Schliesslich fordert Jiskra die Stadtgemeinde auf, seinem Mttnz-
meister in Allem behilflich zu sein. Wir stehen am Beginne
des Krieges, der nach dem Erfolge Jiskra's yor Sornas und
Kremnitz gegen Sz^kely und Hanyadi durch polnische Ver-
mittlnng zur Abmachung einer Waffenruhe von Anfang De-
cember bis 25. Juli 1450 ftlhrte, worauf zu Knschaii in der
Osterwoche des Jahres 1450 Jiskra den iSüidten Kaschau,
Leutschan, Bartfeld, Eperies, Kremnitz, Schemnitz und Neu-
sohl einen Friedensbrief ausstellte. ^
n.
Ans dem gewerbllehen Leben Easehans fn den Tagen
K. Mathias Corriniis' (1475, 1482, 14S3).
Ans staatlich geordneten Verhältnissen, aus einer Zeit,
deren kriegerische Verwicklungen Ungarn nicht imniittelbar
berührten, treten drei Zeugnisse für die rege gewcrblicho
Thätigkeit Kaschaus an uns heran.
Den Keigen eröffnen (Nr. IVj die Satzungen oder Statuten
der Kaschauer ,Bruder8chaft der Steinkrämer^ Üifenbar haben
wir es mit der Zunft oder Innung jener Krämer oder Kauf-
leute zu ihun, welche in ^steinernen', gemauerten Lftden oder
Kramen, die sie laut der in Kede stehenden Urkunde ,vor
langen Zeiten' Ton der Qemeinde kttnflich erwarben, ,erblich'
besessen and dafür jlthrlich einen Zins entrichteten, ihre ge-
mischten Waaren feilboten.
Der erste Punkt dreht sich um die Einschränkungen des
Waareu Vertriebes der , Ausländer' oder Solclier, welche nieht
das Bürgerrecht der Stadt Ka^clmu besitzen, ilie weiteren
Satf.nngen um die Kegelung des Verkaufes einzelner Waaren-
gattungeu.
Die nttchstfolgende Urkunde Yom Jahre 1482 (IV) bietet
die Satzungen der Kaschauer Gerber znnft, eines in Ungarn
' Vgl. Teleki, X, p. 119, und Hatvani, a. a. O. I, p. 162, Nr. CXX.
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456
besondors firUh und namhaft entwickelten Gewerbes. Ee sind
im Qansen 45 Artikel, von denen 16 — d3 mancherlei Alh
änderuDgen enthalten und 34—45 in grosserer Schrift auf der
Rfickseite der Urkunde angebracht erscheinen. Die Arixkel
1 — 11 haben Torzugsweise mit der Standesmoral, der Ehmog
der Todten u. A. za thnn, die fügenden (12 — 33) betreffen
Fellkanf nnd Lederbereitung, während die letzten (34 — 41)
sich mit der Erwerbung der Meisterschaft mit Gesellen und
yLehrknechten' beschitftigen.
Beide Stücke sind belangreiche Denkmider das mittel-
alterliche Qewerbe Oberungams nnd die Sprache^ des Kaschauer
DeuU^chthums.
Das letzte Stllck dieser Gruppe (V) ist ein Schreiben des
köni«?liehen Bur:,"i::rat"t n und Kämmerers der ostuiii^ärischen
Bijr^.sUidt Napyhänju,- Stefan Zöld von üsztopan,^ an die
Kaschaucr. Letztere hatten sich an den Genannten mit «lern
Gesuche gewendet, das für die Montaninilustrie nothw. iidige
Ülei von ilinen und nicht von den Polen zu bezii h« n, <l;i sie
dm j:-I< lohen Preis in Sill^rr zu gewähren erbutig j?* it n. l>t-r
Kaunuer;^oal' bedauert, dem Wunsche der Kaschaucr nicht ent-
sprechen zu können, da er sich infolge der Verarmung seiner
Berghilucr und zur Vermeidung königlicher Ungnade weder
mit den Kaschanem, noch mit den Polen in irgendeine bin-
dende Abmachung einlassen könne, sondern zum Nutz und
Frommen Nagybänyas £reie Hand lassen mOsse.
* Vergkiiche diesfalU den Anhang *u meiner 1864 im ,Archiy f. Kunde
Siterr. G«achiehlM|Qell«n*, XXXI. Bd^ «rschieneaen Abhandlnng: .Zur ilte*
sten OeMshichto der obeningaruKbeQ Freistadi KMeban* und meinea Auf*
■ata in der ,Zeitschrifl fQr dentoche dUtnigeadnchteS Nene Folge, her
ausgpgeben von Chriatiaii Meyer, Berlin, II, 1. Heft (tSSlX S. 80— Sl,
Uber Ktucliauer DeataohbUr^erthuin und seine Nainen'.
^ UjvArns, Neustadt, Aflamnypatak, Kivali dominaram im SBatminr
Comitat.
8 Djp^p Familie, ^volchr- ztinRclist im Somop^ypr Comitate auftaucht und
das l'riirlirat T'crncs/.i tilhrt, vorzweigt© sich auch nach Siehenbörg«n.
Vgl. Nagy, Mngynninti.&^ caalidai, VIJU. Bd., p. 299, uud IX. Bd., p. 244
\
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457
Aus der Zelt des Thronkrleses K. Wladlstow H. ron
Ungarn (und BOhineii) mit seinem Bruder Albert von
Polen (1491).^
Infolge der Bfldmig einer polnischen Wahlpertei im nord-
östlichen Ungarn tinter der Führung der Magnaten Emerich
Fer^nyi nnd Bhisius Magyar kam es in der Zips, im Abanjvärer
und Säroscher Comitate, besonders vom Herbste 1490 an, zu
krie<2jerisclieii Krci-^iiisscn. Kaschau^ liiclt mit Leutsc hau, Käs-
luark und lJurtfcld zu Wludiblavv, dem Caiididaten der IIauj)t-
partei Ungarns, welcher die Personalunion Bühnu ns und Ungarns
herbeiführte, wilhrond Eperies, Sdros und Zeben der Partei
seines Bruders Allx^ii von Polen beitreten musstcn. Anfangs
Octübcr 1790 hatten die Kasehaiier, von der W.itl'enmaclit
PfTciivi's und Magyar's eingeschlossen, an K. Wiadislaw ge-
schrieben, sie seien kaum im Stande, sich ohne Entsatz noch
zwei Wochen halten y.n können. Wladislaw, damals auch von
König Maximilian I. im Westen bedroht, vertröstete die Kasehauer,
so gut es ging, und Gleiches that die fUr Wladislaws Krhebung
thätige Könifjswltwo Beatrix, während Albert von Polen mit
polnischen nnd ungarischen Kriegsyölkem vor Szeroncs im
Zempliner Comitate lagerte nnd von hier ans drohende Mahn-
schreiben sor Haldigung an die seinem Bruder anhängenden
Stfldte ergehen liess.'
£ndlich nahte ein Banderinm der Königin -Witwe zum
Entsatz von Kaschan, Blasius Magyar zerstreute diese Beiter-
schaaren. Sein Tod in diesem Treffen war und blieb der
härteste Schlag, welcher die Sache Alberts treffen konnte. Die
» \ Katona, Hung. hist. crit. XVI (bis 1490) im.l XVII (1191—1495);
Foüäler-Klein, UI (1467—1576); Falacky, GescUicbte Böhmens V,
i. A.
* Im hierortigai Aichive fiudeu sich sämmtUcbe im Texte angezogene
CORespoDdanieii in dar AMheilmig ^cta politiea' v«r.
* Haaptqaelle; Boofin, B. H. Dec. 1. und 2. Biusli, 1490— 149S. D«sa
TttberOt Comm. a. temp. Bagos. Ausg. von 1784, I, 1. hii^ t. r>ucli (bei
Schwandtner, Script, rer. Hung., II. Bd.); ferner Pray, Epist proc.
rer. Hang.» LBd., nnd Wngner, Diplom. Siro». (1780, Poflou. CaMoviae).
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Ziisclirifl der Feldherren WladislawSi Stefan BAthory und Rani
Kioizai (vom 7. December), vertröstete die bangenden Kaschaaer
Bürger auf die Ankunft K, WladiaJawB mit dem fintsatsheere
binnen sechs Tagen. Der römische König habe sich suriick-
gezogen^ und die Polen würden nicht standhalten, ,wenn es
auch xwei solche Feldherren wie Albert gäbe', in der That ein
schönes Zeugniss ftJr die Kriegstüchtigkeit des Gegners!
Doch blieben die Kaschauer abermals in ihren Hoffnun'
gen auf Entsatz getäuscht Vielmehr fand sich Ende 1490
Albert mit frischer Kriegsmacht im Feldlager yor Kaachau
ein. Die Strenge und Qefithrlichkeit der Belagerung wucks,
das Gcsctioss richtete wachsende Verheerungen in der Stadt
an, von denen auch die schöne Hauptkirche zur heil. Elisabeth
heimgesucht wurde. ^
So verstrichen der Jänner und h \ bruur des Jahres 1491.
Kasehau leistete Widerstand mit dem Aufgebote der letzten
Kräfte.
Endlich — den 13. Februar 1491 — hn^irte ein Send-
scbreiben K. Wladislaws ans dem .Feldlac^er' nahe bei Ka<ehau
ein. Die fürstlit hen Brüder, inmitten deren Kriej^svölker t iu
Zweikampf des waÜ'entüchtigen Demeter Jakusith mit einem
riesigen Tataren im Kriegsgefolge Alberts vor sich gegangen
war, hatten einen Priiiiminarfrieden abgeschlossen^ welcher der
Belagerung Kaschaus ein Ende machte.
Die letetgenannte Stadt wurde mit dem Onadenbnefe
Wladislaws vom 17. März (datirt vor Kaschau) entlohnt, der
ihr für die erlittenen Unbilden 6000 Gulden in Baargeld und
3000 in Salz zusicherte^ und swar in einer Weise, dass sie
bald in der Lage sei| ihren Verpflichtungen gegen die Krakauer
und Andere nachkommen zu können.
Diese Urkunde bietet der Anhang (VI) als ein arohiYsfi-
sches Zeugniss dieser Zeitläufe.
Das zweite (vom 24. April 1491, datirt Ofen, Nr. VH)
beweist, wie unsicher und schwierig die nJlchste Zukunft sich
anliess. Die Kaschauer hatten nämlich bald darauf an K. WUmUb-
law einen Sendboten mit der Nachricht geschickt, sie bitten
gehört, dass der Polenkönij:^ Kasimir, der Vater der streiten-
den Brüder, an Johann Albert gebchrieben, er brauche nicht
* Vergleiche auch (Tiwoo) Uassovia vetus et nova {^Cam. IT^i).
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TJngarD sa räumen^ Bondern die Eriegshilfe absuwarten, die er
ihm alsbald zusenden oder pendnlleb snfilbren wolle. Sie sollen
dies nicht glauben, noch solchen Gerüchten das Ohr leihen, da
er von seinem könijj^liehen Vater, welcher ihn schon ,König
von Ijügarn* neune, nichts FeindscHges zu besorgen habe.
Aiulerseits sei ihm kürzlieh ein »Schreiben des Bruders Johann
Albert zugekommen, demzufolge dieser nur durch die Ueber-
schwemmung der Wege am Abzüge ms Ungarn verhindert
wäre. Gleicherweise habe der Unterliäiidier Wladislaws, Zako-
loczky, des Friedens wegen nach Schlesien entboten, durch die
austretenden Gewässer eine Verzögerung seiner Ankunft er-
fahren. Die Kaschauer mögen denn ohne Furcht in ihrer
Treue beharren und sich um die Drohungen der benachbarten
£delleute, insbesondere des Niklas Lapospataky,* nicht küm-
mern. Die Sache werde bald eine ganz andere Wendung neh-
men als diese vermeinen.
In diese Zeiten einer unerquicklichen Sachlage^ denn der
Krieg zwischen den beiden Brüdern nahm in der That seinen
Fortgang, gehdrt auch der Sendbrief der Krakauer Kaufleute
an die Stadtgemeinde Kaschau vom 14. Juni, aus Leutschau
in der Zips abgesendet (Anbang, Nr. VHI). Das Schreiben
handelt von der gegenseitigen Wahrung der Handelsinteressen,
mit dem Bemerken, .dass die Absender des Briefes sich des
freien Geleites Palatins Stefan Zdpolya^ des Erbgrafen der
Zips, des Tomehmsten Anhängers K. Wladislaws, versichert
hätten.
Der wiederausbrechende Krieg zwischen Wladislaw und
Johann Albert gab somit jenen Besorgnissen der Kaschatier recht,
wie dies K. Wladislaw in seinem Sendschreiben xoiii .). August
1491 eingcbtchen musste. Palatin Stefan Z:l|M)lya überkam nun
den Oberbefehl mit unumselnaiikLcr \ ollnuiclit und zwang end-
lich den Prinzen Johann Albeit zum liiickzuge. Sein Anliang in
Oberungam schmolz auf ein kleines Häufchen zusammen und
die Stildte Eperies und Zeben erlangten (1402) die Versiche-
rung des Palatins, dass ihi'e ohnehin nur durch die Sachlage
^ 2tikla8 L., Sohn Sigmunde, des Burggrafen von Preasburg, wurde 1491
all ifldkfllliger Parteigängor 4m Burggutas Bebet im SAroeeher Comttate
▼erlnetig erklärt und deuelbe der von Ihm geadildigteii Stadt Kascba«
mgMproebeB (Ifagner, Diplom. EUbroe., p. 7b),
Inhir. LXXXL B4. tt. Hftlft*. 81
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460
enswimgeiie Parteinahme für den polniscben Tbroneaodidaten
ongeahndet bleiben solle. Die Prflfungeseit Air Kaacbau ging
rorttberi^ und seine Treue wurde durch eine nmfangreiche
Gnadennrknnde K. Wladiskws (vom 8. December 1492, Ofen)
enüÜohnt, welche der Stadt ein neues Wappen beacheerte.*
Urkunden - Anhang.
I.
1444, 7. Februar, Kasohau.
Wir Johan Gyskra von Brandis des alleiiluixhlewchtig'isteu
fürsteu vnd Herren Laslan, künigeb ze Huni!;ern. Dalmatien, Ciuatieu etc.
hauptman: Bekcanon thuen offenbar ?or allermeuicklychen, den diser
vnser hriflF furbracht vvii-t yeczunder und zukumfTtigk und sunderlifhen
vor deme obengeschribunt'n deuie allerdurchlewcbtipisten furbten und her-
ren künigLaslan und vor allen andern nochkomundon an der heiligen cruu<f
des reif lies ze Hunt^ciii: Noclidenu; als uns dye allerdurchlewchtigiite
fürstinne und frawe, frawo Ely/ahcth zu Hungern, Dalmation, Croatien ek.
kaniginne erpfrawe zu Behemen berczoginne zu Osterreich und markgraf-
fine zu Merheren selige gancze macht und volkomene crafft geben, aastat
nnde von wegen des achtparen Ires naturlichea von keysers kuniges ge-
seybe (!)^ und kyades kunigis Laslan erpherren und worhafftigen gekrOne-
ten kuniges der Torgenenten lande in seyner dnrchlewchtikeyt yugent iit
zn den selbigen cseiten beoolben als einem getrewenbawptman tnTonresen
mitsampt den trewewirdigen herren Ton den steten in disen obirlanden,
dye dann in seyner konig^tcben genaden teyle su den caeiten Testigk-
lieben mit ganesen trewen beygestanden» nff das der egenante allerdureh-
* Die getiainuita C<in-esjiondenz über den Polenkrieg von. 1490 — 1492 um-
faast im Archive der Stadt die Numaiera 662—692.
* Al^odrackt nach dem Originsl im Ksachaner BtadtsrehiT io Tatk<»,
Kmm Tivot tOri MObjvb, Ksadum 1861, Anhang, p. SM-^SIO,
Nr. XyL
* = Guippe, ffippe.
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lewehtigiate ftinto und htm li«rre knnig hwlfty ukiar luikirliclitr hem
wider Got und Backt und In nlle redalitfae uraacliA, das fnd«r eriBten-
lewten Tomuüa nngebort ist — von Mjme Taterliclitn erbe nidit ver-
triben word«, do got dar hana ewige vorsey. Als dann TOiiganaman ist
worden Ton dam allarduralilawclitigstan furatan und Iiamn Wladialaan
XU den caafitan kunige so Folon atc, und aeynan halforn: darkegen und
mehr wtnn obinnogen ^ sich dy erbern berren von d«n steten in dyaen
landen obenberQrt mit namen dy wolwürdipen der stut Caschuw irem
naturlichen höiren kiiuig Laslaeu um an ftciuer genadeii stat als eyme
ha^^ ptiiian j^utliclien dargeligen sich angegriffen,* uffb allerhochsto loyp
( iniil) £,Mit mit uns g'etrewlichcn geteilet, das wir nymmer mögen dye folle
Viil.laiickf n ^ und yeczunder mit crafl't dises iiusers briffis soliclier trt'we
und beystendikeyt bis in unsern t(td nymmer wellen vorgfsscn und mit
namen^ ans geligpn ^ nn goldes silber gelde nach inuehaljiiiii^«' dnr register
etc. darliehen awsgedruckt sechzehen tawsent drey hundert nnd
acht und achczig goldein in golde und der wirde unuorgessen vil
manicherleye andere notduilft auch gar meriiiiche czeitan gehalten haben
und ab got wil noch werden getrewiich halden bys an ir anda.* Noch
▼il mehr bekennen wir, wye gar vil und mancherleye reysen die eegenan-
ten berren von der etat Caacbaw mit waegen als das awch beschriben ist
can roaaa nnd fDaae wydar dy flynde kunig Laalaa trigelichen (aic)^ be-
waiaet, tag ond nacht gawachat, daa do koatit nnde stehit ayna gar groaaa
mnmoaBen marcklicha hadewtliche summa geldis, awaganomen anderen
Bctaadan do numioh wolgaborn man aowol unaerthalben von gestann (aic)*
also aoat geatorban iat adaU nnd nnadall donon mehr wann an vil wer
an adiroiben. Ala dann daa offinpar gamck (aie)* ist in tU oriaten-
landan.
* mehr als über ihr MUgen = Vermögen, Uber ilire Knifto.
* — 'TTtit) ^ntlicheu (gutwilligen) dargeligeu (Darlehen) sich angegriffen
(ang^erttrengt).
* djre foUe (Fülle) voldanoken, d. i. Dank iu autäjirechauJtir Fülie aus-
* geUgen « geUeheo.
* und nicht vergi—cn wird noch viel mancherlei andere Nothlege, welche
ne dnmh gar meiUselie Zeiten ertragen haben nnd ~ ao Gott will —
noch werden getrenlich ertragen bis an ihr Ende.
' soll wohl ttriTolidien* «= «trenlich* heiasen.
* SB Wiegestanden, erlitten.
* gerudc s Gerttobt
81»
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462
Nu Iiaben wir wol petnditet in dysen so harten itb«niw«iicidkhit
dinsten au siat konig^Laalan von den vügenuiten beeren von Oaadisv
vor andern in grossen noien mehr wann m vfl ereieigei nnd snndir
csweiffel noch gotia willen nooh niii voUkninge^ der werke hinflr miidir
gerechtikeyt beweisen werden, also ferro in nicht geprieht leyp noch got,
nnd an Tomws haben wir so heresen genomen als ptUidhen ist sollen wir
Torgessen solioher woltat nnd getrewen beystendikoyt der warheit,' die
dan dy vilgenanten geti-ewen beeren von Caschaw getan bnben, das wir
in nn noch nymmer mögen gedaneken mit ToUbmiige solieber becalosge
nnd widergeldnnge nns mildeklioben ftn alle widenrede etlwedidte' er-
czeigot und wir auch solche woltat Toreweif^en schrifftlich und montlidi
das von arm und reich gutlich dargeligen ist und dorumb den vilgenan-
ten herren von Caschaw in und iren rechten erben odor nachkomeling«n
in zukumfftigen tczeiten nicht belonunge oder g^nui/Minikt yt geschehen
Wolde, mag allerweniklich wol erkennen, das is widtM allor recht wert-
und It'steruuge in smuhbit der tr«»! sm iickeyt/ das goth unde das geliickf'
nymmer werden vorhengen. Dorumb du ruffen wir an alle allerdurch-
lewchtigiste ffirston und heiTen und rechte nachkoraen an diser heiligen
crone zu Hungern und eynen iczlichen besunders was wesens der sey,
den unser britf furbracht wirt, ßunderlichen kunig Laslnn noch gotis-
willen in^ merklichen bitende mit demutigen fleisigen andächtigen bcgtr>
liehen suffczenden beten, so wir höchste snllen, ermanen mit geneygtem
bawpte durch ansere getrewer dinste willen mit sampt den steten kunig
Laslan in harten noten ercieiget und ab got wil mit beweisnnge der
werke binfur su bebaltunge wkwg und besduimunge seyner geaadeo
▼aterlicben lande nnd erben noch nnserm höchsten Termogen b^tendig
sein wellen und das auch also one alles abelassen, als püliGben ist mit
gancser eyntracbt nod mit bulffe der höchsten warbnit forgenomen faabea
in solichen getrewen dtnsten bis an nnsem tod so Tollbren und bleiben
welche wol angehabene treffliche merkliche dinste ffirflntscbafft nnd ober-
swenckliche darlegonge der vorgenanten sommam geldis an atatt knnig
Laslas nns geligen su bniffe der rittovchafft, dye nns dann von BumehesQ
landen geriten nnd gedienet unbelonet nicht bleiben, damff bekennen
wir mit craflt disis unsere brilfis bey unsem guten Trewen an eydiststi
ateo in ym selbist ist gesehen, das wir soUche somma schuldig seyn mit
> s y olUfthrang. * der Wahrbelt gvnlee.
* =^ mhd. Steswenne dicke.
* tind eine LKaterong rar Sohmach der Qeieehtigkeit.
* ihn.
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463
Yolknmener warlieit gwcboliea und gelig^n «1« obMi ist berflit und dor-
ynDe keynerlej gwerde nencben noch g^mwehen. Siindw der offfege-
melte nnur natorlielier herr knnig Lasl» oder eejne anwaldon die ob-
geschnbenen boren von Cascbaw solicber trewer dinste mftbe arbeit and
beystendikeyi in sondern genaden nicht worden genissen lassen,* das
doch nnpillidi wer. So geloben wir und vorsprechen in masse als obge-
schriben ist unsern naturlichen herren und dy seynen ogciiielt trcwlichen
aiizuhalton, das cynes solchoü kogcn den herron von Caschaw und ireu
erben in allem triite nymmer sol vergesson werden und suüderliche dy
wetlo wir hawplüiau sein und bleiben werden in Ii pn rechten erben (und)
erpkomenden- der egenanten ai&i CaHcbaw innwonein ycziinder und zu-
knnfFtig noch^ unserm höchsten vermögen belonuug w-yderstat danrk-
sag-unge mit beweislichen teylhaflftigon werken dorc/u wir wellen ge-
dencken i\n alles oblassens.* Also ferro vns Got der herre vorleyhe unser
lebtage iinde nicht gebrechen in beswerunge leybis unde gutls,^ so sol
aolicb gelawbde^ dises imsers briffis ewigk no und yinmer^ aws unserm
herczen gelassen njmmer, wann zugedencken wo sieb das wirt gebfiren so-
wol in liebe fordern n^n woltat bestis zu wissen gedeyen in aller wolfsrt
awfrichtiger nnstrefflicher boUfe rotis nnd totis,^ dy wir dann vor goto
sebnldigk so tbuen sein inn merem geesewgnys der bocbsten warheit all
eadt ftn alle aigelist generde nnd newefunde* dy an dysem unserm briffe
nw and ewickliob soUen awsgesnndert bleiben nnd abgefirret,*^ keynerley
do got Yor sey geprfieben** noch an bnlffe annirfiffen wann warbafftig
erbare lawtre forsorgnnge inn bedewibUcher merklicher belonnnge so bey«
atendik^ den egenanten berren von Caecbaw nnd all Iren rechten nach-
kommen erblingen nnd rechten beyligem*' dy weil wir leben, mit urkond
Torsigelt mit onMnn angchangeu ingesigelL
Qegeben so Gascbaw am freytag noch sant Doroth» tag der seli-
genn jnngkfrawen. Noch Cristi geport Tawsent yirbondert nnd in dem
virundvirczigsten iaren.
t oioht würden ediadlM halten Iumd.
t mm Erbe kommenden.
■ nach. * ohne alle« Abliuwen.
^ sofern uns Gott der Herr das Leben flchenkt and wir nicht Schaden er
leideu an Leib und Gut.
• Gelübde. ^ jederzeit * Rath und Tbat
* nene Fände » Kniffe»
M bewitigt
11 gebrüchen = gebiauohen, benfltMa.
^* Binwobner, Insaaie.
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464
Coram proprU praoBentia d. loh. Oiakre de Brandis Capitw
snpr. Besidens viTa noee in eonailio civitatis Cassa.
n.
1448, 19. Juli, Altaohl. — Johanu Jiskra'e von Brandeis Send-
sohreiben an die iCasohauer.
Deii naiiihaftifrf'ii und weisen herron richkTen unde geschwomen
purgereii czw Casöchaw imsereu besundereü ^'utten gunneren und fmnden.
Unspin dinst czuuor litiiii lierren, wir tun ew^rnn erenedin zu
wissin, daz wir frisch und crcsnnt seyu von den geuedm guts, Uüd lU
geet uus gar wol ; desglejcheii herct wir gerne sagen von euch, anch tnn
wir pwer Weiset' zu wissen daz wir dem herren Czancko- dy moucze^
befolen haben und auch pey im dv probe* g^sant haben und wirgetrawen
euch wol daz ir uns beheltl'en wert sein. Auch tun wir )>wer Weishaitn
wissen, dacz dy hangehsche herren in dem ffride, den Ir czwischen Im
gemacht habt, haben sy wolt^ wberfalendy Crempnych^ mit fnnfflz' h -n-
hnnderih pherden, and das hat uns got bewaai und ^tie leate, und dax
solde gesehen sein gewest nw am ffrey tags acht tage ond haben g»-
fangen herren peter Oolar und andere onser diner, und wisst, das sj ven
uns nie nicht gnttes gedencken, und wert Ir hegen Owen^ geritten, ab
Ir den mnt habt gehst, so wert Ir alle ge&ngen; dcnunme bewart eneh
seihest nnd was Ir ader newer leitange wert haben, das Ist nns sncb
wissen, und desgleichen wellen wir hegen euch tuen; wir pitten eoch,
das Ir dem herren Zenko beholflich seyt,* das dj moncse ein forgang*
habe Ton tage caa tage umb nnsem gnedigisten herren kflniges Lasls
willen nncs nnd auch unsem, sls Ir dann Toimols getan habet alle leii
Ge gebin Im Alden Sole am snnobenih nehest noch sent Harga-
rethin tage als man schreibet noch Christi gepuri thaosent firhundei-t ond
in dem XLIX. lare,
Jan Giskra von Br.iüdis des allerdurchleuchtigisten fürsten und
herren kuniges Lasla Oberster hauptmann.
(Ori?.)
^ Weisheit (Titalatur der Kathsbürger) 0. w. u.
* w. n. Zenko geschrieben.
* llflDM». * Xfiiisprobe.
* gewollt * Kxemnita.
^ Ofen, wohin ein Landtag einberufen war.
« Mid. 0 Umlauf.
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465
lU.
Statuten der KMObamer Bradenohfllt der ,8t0in-JDr&mer*
Tom 21. MSn 1475.
Wir Johannes Müssikgank anff die seit richtor, Hanns Tlioiklar,
Hanns Wogmaister, Johannes Weysser, Banns Villach, Czotmar Frauts,
Hanns Henckel, Johannes Bwsdorffer, Johannes Wakkhart, Hanns Ool-
man, Petir Seghart, Sabrancsy Janusch vnd Stephan Broner gesworne
latmanne der stadt Cascha bekennen offenlich mit disem vnseren offen
l»n«fe allen nn jecslichen da Tnnd es notb wflrde sein xu sehen odir
leazen, das vor Tnns komen seyni die f&rsichtigen Tnnd erharen lewte der
brudiischaft der Stejn-Grome vnd halienn Torbracht ire anh giude^ noth
In cze lindn* Tnnd anderlich^ geboten en' Ire freiheitTnd gerechtikeit,
so sie mit denselben cromen die sie denn Tor langen zeitenn Ton eynem
erbaren Rato diser stadt gekauft haben, vnd von alter bysher auff sie ge-
erbt vniid komen scynt vnnd noch vor czinsen^ jcrlich miiszcn, auff eyn
newsz zu bestetigen vnnd zu conlinuuen ober das ' ^ia auch durch merk-
lichei' nütdorft willen mit etlicliünu stücken der iremerey höcher zu be-
gnaden vnnd zu begoben vnnd sie de« mit eynem briefe sukher besteti-
gUQg zu versorgen; wii- allzeit gutwillig snvn mit ;;:iutzigem' fleys
gemaynen nncz allenthalb^^n tn betrachten denselbi^n-nn in der künig-
lichen vnsern stadt zu erheben vnnd forderen mochten.* dadurch eyn
ieglicher in vnnserem mittel in soynem woszen" bey vns sich aufhalden
Tnnd besseren mochte, habenn wir en eyntrechtiglich aws wolbedachtem
mntte mit reifen rate vnnd guttem willen mitgeben TorÜhen Tnd auch
sie begnadet mit den ai'ticklen, als denn in mosze vnnd weisze von wort
zn werte clarlich begriffen hernach Tolget. Darnoch Bich eyn jecalicher
kanftnan beide fremde Tnnd eynwoner^^ mit seynem handel wisse zu
halden Tnnd zn richtenn.
Zu dem ersten, das alle awslender odir die nicht bnrgerrecht diser
Stadt habenn, nicht suilen aaslegen odir feilhaben awsschneiden aws-
messen hinwegen odir Terkanffen auff dem markte an keynem tage, aws-
genomen in dem freien Jamarkte, sunder in iren herbrigenn^^ snilen
* aaHegende. ' lindeni ' andeiMitt. * « fai, Ihneii.
* Tor-ziiuen, Zins oder Abgabe zahlen
* tlberdies. ^ gKnz1ich(^m ToUem. ' mochten.
* Wesen — Beruf, Geschäft.
sowohl Fremde als Einheimische. her bergen.
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466
sie Vüud mOgen verkaufTeii uocli awssatzimg* der stÄdt^erechtikeit noch
den articklen, die hcnidcli beg^rilTt-n vniul gfczai<heiit sevnt. awsu-'-nomen
all and*'re pfeiiu-rt* wclclu'i lej vuüd wie diu geuaüi iiioc-liteu werdeü, dit
alhie nicht be.styni[>t imüt aws^(»di'uckt s*»ynt: der 8ol ejn gast^ dem
andern nicht verkuufTtiu odir kauffen vnder vier gülden.
Item eyn ieczlicher eynwoner sol frej seyn in der wocben ejnea
tag vnd nicht mer, das itt am donrstage, aoff dem markte aiuiii]«gen
feilKohabenn vnd in Torkauffan Til oder wenig was oder wi der wfl,
aander snat all andern tage in der wochan magk er vnnd aol in aejnem
hawae odir herberge yerkfaanffen Tnd hingeben noch awasatsnng der atit-
gerechtikeit nmd anch noch diaen articklen hie vnden awageciaicheiit,
Bonder allerlay andere pfemert, welcherl^ tnnd wie diä genant so Tod
hie noch nicht begriffen aejnt mit ejnem golden Tnnd darmder nickt
kanffen odir Terkanffen awagenomen festilspeiase^ allerlej die sol idt
anff dem markte ynnd der herbrige an kanffen vnd an Torkaoffen ejneai
ieczllchen noch sejnem vermögen frej seyn.
Item CS sr.l nymant verkautfcn odir hingeben vndir eynen vierteil
eyneä czcntners bloenczwyrun nicht.
Item nndlr eynem vierteil eynes czentners wetgarn^ nicht.
Item nndir ciwehn caindel posth* nicht.
Item vndir czwehn %tflcken leynnt nicht die do nwaslendiacb Tnnd
nicht bej der atadt gemacht ist, wie die genent were.
Item yndir czwehn Stöcken goltsch^ nicht
Item vndir czwclicn liarisson® nicht.
Ttrin Yüdir virr stiickt ii scliiuer nicht awsg^nomeu eyn leczUche
fiaw ( dir liiiwoni rin 8ol frej seyn ecbloer zu kaufen zu wes leibee not-
dorft zo vil vnd ir noth ist.
* nach Bostlmmiuig.
* V pfennigwert, pfenwert, Verkanfrartikel, Waare, ioBbeeondere KifliB>
waara.
* hospes, Ausländer.
* w»1ir!<cheinHch FastenspeiBe, v^t. Brinckmeier, Gloss. I, p. 775,
lind Srhmellpr-FromariTi, Mair. Wtb. I, p. 763— 766, ttber ^^Mtal*.
* wot-^arn; wote — wa-te, Gewand.
' ofVonbar zusatnuieiiposetstt aus ,rzindel' ,zcndel' (S<>rt© VOtt Tafft) osd
jKi.sth = jiosztu, ina^var. Bpjseicbimnp' für Tuch, St*)ff.
* goltäcb, vgl. jKülscli' bei Scbniel 1er- Froinaun, p. IJil = Loinensenf.
* h&riäson, vgl. Harras, Tuch vou Arraä, düuues Tuch, üriuckuieidr,
OloflB., p. 962.
Digitizeü by <jüOgI(
467
liem Tndir acht flchiUing droemeU nieht, sander eyn ieatieher
«yDwoner ader eynwoBerm so wer notd(»rft vil adir wenig frej seyn uaA
mflgen kaoffea mb oyuoii golden wider caa TorkraiFen.
Item Tndir vier spulen Tntosengolt' nicht.
Item vndir vier gantcen parchent nicht.
Iten Tndir eymem thnain* hoszen nicht.
Item Tndir dreisig t zu heu* nicht.
Dio obgeschribeii ai tickol ^«jbitpii wir oniHtlich stet vnnd vnverukt
zu halden. Wor abir ymaud der solche vusero ^,'<^bot öbirtretenn vnnd
anders denn hie vorgenomon ist mit kaiiffon dir vprkaiiffen gefunden
Aviii lo. der sul dieselben soyue gutter verloren haben vnnd dazu in
vnnsere strafte verfolenn seyn.
Zu urkumi vnnd mcror sicherhejt haben wir vnoser Stadt Insigel
an dison brieff thun hengenn.
Der geben ist noch Christi vnnsers herren gebui't Tawsont vier-
hondirt vnd darnoch im vQmf vnnd sibenczigstenn Jare an dem
nagaten Dinstage noch dem aontag Palmaram.
(Fefg»iMiit>Uikii]ide.)
IV.
1482. — Sttbrangen der Kaaohaoer QerberBiinft.
Item das ist eyne lobeUche gewonhejt vnd eyne anelhng Ton aldies
her das do haben angehaben dy meyster ald Tnd inngk der aeebe der
gerbir das sy geübt haben mit gemeyner stymme eyntrechticlioben das
man das halden sol bey gehorsam der seche dy nochgeschriben stftcke:
(1) Item cso dem ersten: das vjn meyster den anderen eren sol
Tnd forderen, ys sey wo ys sey, wer es aber Sache, das eyn meyster
denn anderen vuern wurde ader ligen^ heyszen, der sal die busz vor-
fallen seyn.
(2) Item czu dem anderen mol, das keyn meyster der czeche heym-
lichkeyt nicht sal awsbrengen vnd der es awsbrengen wirt, der sal seyne
huBze nicht wyszen.^
* Stangen? vgl. Brinckmeier, Qlo«., p. 641, und Schmeller-Fro-
mann, p. 662.
^ V Blattgold; uncz, uucse al» Fläclieumass. ^ thu^in — Dutzeud.
* tenbea » Ztoehm, Ueberzag. Sehmeller-Fromann, II, p. 1079.
* Lflgea.
* wiien n ausweichen, meideii« rg\. entwtten Twluitig gehen» leer aus-
gehen.
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468
(8) Item cia dem dritten» ab yndert eyn meyster wurde jx
ebrecherey adir yn dewberey infondeD, «dir ya vnetlicbeii aadieii, d«
do mit rechter worheit oberaewget wurde, der aal keynen m^yrtar dv
cxeche nicht gut wyn,^
(4) Item ja dem iore ein fyrmol aal man lel meai' loaien aingan
alle qnatQor tempomm bey dem geboraam, vnde eyn yder meyster aal
aelber dabey seyn. Vnd wer daa erate opper* Teraewmpt, der lat bnaa-
Tellig eyn halbt phnnt war;^ Tnd Ui ee aaehe» ab eyner henweg wolda
ayhen, wen en* daa zeychen noeh do heymen begreyfft,^ der aal lawbe
nemen7
(5) ItPTO wen (?yn nieyster stirbt ader eyne meysterin. do sal der
meyster mit saiiipt seyner hawsfiawen czn der leyche geen vniid czwyer
cza opper geen vnd den meyster ader meysterin weder * heym beieyten
bey di'V biisz.®
(6) Item btirbit aber eynes mevbters kint, das sich bericht^'' bot,
80 sullcn sy auch beyde geen vnd ejn mol cza dem opper vnd den man
adir fraw wodir ht^ym beleiten bey der biisz.
(7) Item stirbet eynom meyster eyn dinstbote, ys sey mayt adir
knecbt, dos sich bericht hot, do sai*^ czn der leyche geen vnd eyn moi
csn dem opper geen.
(8) Item stirbt aber eyna meyatera kint das nicht beriebt ist, so
asl auch eyns cza der leyche geen, vnd wer dy leyche yn dem bawsM
nicht begreyfft,^ daa ist bnaafellig eyn halb ^bnnt war.
(9) Item CSU dem eraten snllen dy fir iimgaten meyater do asjn
vnd snllen bor kereaen^ vnd daa leyehtuch dartrogen; ist daa aache, das
ay daa versewmen, ao aeyn sy dy bnss Torrallen bey eynem l^mit war.
(10) Item keyn meystei' ad dem andern seyn dynstboten mA-
freden^^ ea aey kneoht adir medt;^^ wer daa thnt der aal a^ bisi
niebt wyazen.
(11) Item ab eyner qweme csn feU* adir ledir, ao aol her vp»
kewffen vnd der andere daa ander, der doresn kompt, csw dem kawff«
' der soll keinem Heister der Zeche genehm sein
' Sceloiimease, Todtenamt. ' Messopfer. * Waare* • ihn.
* da» Glockenzeii-lien noch zu Hause ereilt.
* Urlaub nehmeu, seineti Abgang melden.
* wieder * bei Strafe.
" berichtet hat = mit den Bterbssacrsmenlon venehen ward«,
u (Meiiter oder MeiMarin.) » ? bertthrt.
" Bahrkenen, Todlaii]i«bter.
^* entfremden, abwendig machen.
» medt = Maid, Magd. Fell.
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»
469
kompt/ abir der erste hot dy wole,* was her kewffen wil; wer das über-
trit der ist dy busze vorfalleu nach dyrkeutnysz ' der meyster.
(lüj Iteiu ayinaüd ys czii woertheii* wodir leder noch fei vmb geit.
(13) Item der do by wurde kewffen vf dem marckta fei adir leder
Tnd wer nicht hantwerg^ is, dem sal man nicht abe kewffen, js sej
d^ime, her brenge is Ton dem lande; wer das obirtrit, der aal seyne
Irass nicht «jnen.
(14) Item kejn meyster sal keyn raw]eder * Tff den Amen * kewffen;
wer das tbnen wurde, der sal dy bass Torfallen.
(15) Item ab eyn meyster ?mb asohe* kewfft» lo sa! her eynem
andern teil loszen, her kewff sy vmb gelt ader vmb gülden, dy weil eyn
ander dy asch t * ^^i üifift oflf dem wa^eii.
(16) Item keyn meysterin ani keyii rawleder kewffon, vnd wurde
sy begryffen, zo sal ir man dy bnsz nicht wyszen, Is sey denne, ir man
wer kräng, ader nicht do heymen, so sal sy lawbe nemen^ (cau,, der SatB
wm yls sey' . . . <iii durehsirichen).
(17) Item eyne meysterin hot frey aUenosal fel^® zo kewffen: eyns
adir swee obir eynem hawffen Tnd snst nicht mer obir eynen hawffen
md auch vnder den bencken nicht Ynd von den tysdhlem anoh nicht
(mm., twA ,obir eynen hawffen vnd auch vnder den bencken' diireA-
#tinusAcii).
(18) Item eyn meyster adir eyne witwe, dy das hantwerg arbten,*'
an ÜLui II 10 II tat: siilion sy fyer ieder awstragen adir sechzehn fei vnd an
dem dornstiige VI ledir adir eyn firtel fei.
(19) Item wen eyn meyster ledir adir fei awstret vff den marckt,
so sal f's der meyster selber vorkewffen vnd sal das nicht das weib lossen
Tork«wffen, vnd her wolde vff dem marckte vmblawffen raw ledir kawffen
> rieh beim Kaufs einfindet * die Wahl.
* EikeimtaiM, Btiaferkeaptaiw.
* 86Ule ee eoTiel wie «werdereii*, absdüUien, teadren (Brinckueior, II,
p. 7S7) bedenleii?
* hanlweffg b kaatwetger, vom Handwerk.
* Ranhleder = unaus^oarbritelesi rohes Leder*
^ LängeiunaM odor Bestimmung des Leders zur Fussbeklaidung?
' Das 7nm Entbnnren der Häute nothwendi^ Aetzmittel. S. W. IL »AfGher*.
* die Erlaubniss ausuclien. *° Fpüe in jeder Zahl.
Eine schwer verständliche Stelle. Der ,hawffou' miiss eine bestimmte Zahl
oder Masse vou Fellen oder Häuten daruttillou. Die ,beacke' düi-ften sich als
Fleischbänke, die «tyschler' vielleicht als Fleischer, die nicht in Bänken,
■dodem anf »Tieohen*, d. L «nf Bünden verkaufen, deuten lauen.
** f erblea» eihlieh Hhetkemen.
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470
d«r B«l dy bunt Torfidlen seyn dornooli dj mejsinr dirkennen^ als der
kBwff ist (cait. wnd dmtlMriAm)»
(SO) Item Byn yder meyster ader wHw« aal dj gewdrditeii f«l
loaien aehawoD, ae das her qr Tovkewft ader dy achoster wegtragen, sy
seyn Irewg* adir naai. War sie nicht last aohawan, der ist vorfUlaa van
ydem fhrtal fei eyn tphnni war.
(21) Item keyn meyster sal keyn meyster' leder TorkewfTen ftn d«r
fir meyster^ wille Tiid lawbe. Is sey denne das es ein dj fyr meyster be>
fuleu adir hyszeas en awskagen vff den marckt.
(22) Item den buttern czn gote leychnamstag adir off EUsabet,
welche en hutten, den sal aiaii bfien.*
(28) Item man sal keyuem bürgen dy eyn genge ader den phenig
alle fyr wochen.*'
(24) Item ab eynem meyster eyn ler iunge entlewft so sal der
meyster ein eyn ior nooh harn ee das her eyn andern off nympt (catg.).
(25) Item wen eyn meyster eyn lerknecht freysaget das her bot
auRgeloert so sal her aweh eyn yor em noch bam ehe her anden
off nympt.
(36) (MÜ kUmeret S6kr0) Item wen eyn meystar eyn terknecU
Tf wU nemen so sal her lewb nemen von esween ^nneistem ader an cm
wyssen thftn^ hey der hnss.
(97) Item eyn innger meyster der nawlieh euch gewyni sal vnder
eynem yor keyn lerhne^t anfiiiemen.
(38) Item keyn meyster eal eynem TUTordlngten* knahen den eyn-
stoss* gebin.
(20) Item keyn meyster sal den rymeis geescherte^* leder aws dem
aacher yorkewJfen wer es vbirtrit der iat dfe bnsi TorfhUen (c<ut.).
^ erkennen, das Urtheil fällen. ' trocken. ' kttitma MeiBter.
* Die Tier Meister als VoratAnde der Gerberzunft.
* Schwer rentindlidil Sollte deh dies auf die Erbauung von Altarbüttw
bei den Uvchliehen Ftelkhkaltea am ArduileiduiaaMrtiga oder «■
Tage der heil, XUeabelht Patronin der ff mwhm er .Haapflriwhfti bedehn?
* Gleichfalls dunkel. Dürfte die Zufristung; der »Bii^|liige^ oder dei iUe
vier Wochen in die Znnftcasse einxQsahiendoii PfoDiiiga belieffeii»
' oder Einem wih««»?! Ia8.sen.
* unverdingt = m die Lehre aufgeuoininen,
* ^instom* des Felles oder der Haut zur Qerbnng (vgl. w. u. § 46).
.geewAerle*, d. l. mit der «Aeeh«^ {a. u.) behandelle Felle oder Bbito»
bedehangaweiee da« am ihnen bereitete Leder.
" Der flaoher*, der Baum in der Gerberei, allwo die »Aeodieniag' odtr
BeiiuBf der Felle vor ei^ geht.
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471
(80) Ttcm was dy meysUir haben czii reden ader czu schafFon dy
fyrmeister, so sal sy nymaut dorjime iru ader eu Tuder schreyau/ das
man eyn sache awsgerichte.
(dl) Item hot ymant csn reden adir cur sdiaffen» der etee ?ff vnd
trete for den tjtdi* tmd red Beyn notdaift yn l>6eclieydenheit.
($8) Item keyn m^yster ssl freneln yn der csech mit werten noch
mit wereken bey der Imai.
(33) Item wer Terbusit yn dem lore, der aal es eyn brengen i6r der
newen firmeysterschafft' bey der boBz.
1482
(Mit pOuerer Schrift folgt auf der Rttckaeite der Urkuu<lt> Nach*
stehendes:)
(34) Item wer won eimer^ meyster wil weren, so sol her der czecb
gerecht werden nnnd eol putgerrecht gewinnen das her wold erbeten du
het her nicht iErey.
(86) Item won her wil meister werden so sol her anlf [eiwentisch]
itilichen tysoh drey geriebt geben wnd eyn orth^ tphennig sol her nyder
legen off den tyseh.
(36) Item eyn freyer ledigrer knecht won eynei- kj mpt, der do czech
wil ^ewmuen, Der sol off czwe schoflfel awszwirchen,® das her sol domit
pesteu,^ ist in nicht gut, so musz her is c^am andermol wyrchon.
(37) Item der halb czoch* hot, sey liald^ cyiinys uieyster sun
ader meyster tocbtei*» der sol vff eyn scboff fei arbeteu,^^ das der czech
esw steth.
(88) Item won eyner meyiter wH werden, sol her priff prengen,
des her enff richtig hat awss gelöhrt^^^
(89) Item das eyn gesel dynth,^ der sol nicht leder kewffen pey
wegen das herwm woldet huiflia wnd von den flesoheren^* weidet auch
kanffem, das gestat wir nicht, wen sist wider dy rymer^^ wnd wider dy
* ihnen daswiaehanieltraieii. ' im Zisamer der Znnft.
* Die Tier Zenftvoietlnde wediaehi jSliflidi.
* wann einer. * Stflck.
' Als Probestück hat er zwei Scheffel H&ate oder Pelle aussnarbeitea
* pesten — benteheu, damit den BefiUügongniaGbweis liefern.
' halbes Zei Inm oder ZunftrechL
* hald halt, sei er nun . . .
Die li&lfte der im § 37 Toin^schheboneu rrobeleistung.
" gelernt ^* Wer als Gesell dient. " Fleischern.
" Denn das ist dem Beehte der Biemar abtrigUch.
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473
mejBter seyder pflj den pronii; * lo mag h&t am donnerstafr kaaffen ctmef
ledw. Item mer wer aol leder* wil admeiden» der sol kejn leder wirobeii,'
her fiol eynes loasen * •
(40) Item der ejn freyer lediger gesell yai der gaats csech gewjot^
der sol yn dy eieclie geben fyer golden vnd vor eyn gülden war.
(41) Item ist her aber eynes meysters sxon ader nympt e^ns
meysters tochter ader meysterinn, der halbe cseeh bot, sol geben jn dj
czeche ij gülden vnd vor ejn halben gülden war.
(42) Item Wfii iiiau eyu Iciknecht aiidyngot, szo szol her y:ebt'n vn
dy czeche vor eyn gülden war. Das yiste lor hot her eyn hey balk-" ^ju
ciustoszen, Das ander lor (>yii leder, Da^ dritt lor czwe leder.
(43) Itpiii wer evii lerkiif-cht droy lor lernet, yst her seyuein ler-
meyster iij gulili'n vt-i jilliclit. It i ii'-t er a»lef mj. 9Z0 yst her frey.
(44) Item wen eyn ierkueuht dy belffie ausz gelernet, szo gebort
ym das tmuckgelt*' dy helfi'te.
(45) Item vyi* meyster vnd vyr meyster daz . . czech der gerb«r
haben eyn beslosz gemacht mit eyntreohtiger stym das eyn iczlicher
mayater er sey iunck ader ald . . . ader nicht mer leder sol eynstoss«!!
yn eyn aaaser (Ascher) dan . . . vnd nicht halb . . . fert ader heybelcL
(PecfsneDt-Urkeade.)
V.
148S, M. Hai, Burg Na^ybanya (Hivallia dombuniiB).
Sohreiben des könlgl. Burggrafen tuid K&nunerefB Stolhn
Zöld von Osathopan an die Easohauer,
Pnidentes et ciicttmspecti amioi honorandi. Scribitia nobis vestris
in litteris ex parte plmnbi nt a Vobis pocins qnam a Bsionia predo com-
peraremus qoi nobis non rariori precio nti ipai Poloni dant venderitis et
argentum in sortem solncionis ipsius plumbi in Tslore eodem quo ipos
Polonis vendimus conipararetis. Sciatis, quod libenti animo faceremus«!
etiam comodo vesti» plus quam Folonorum faueremus. nisi utilititi Ktgiv
maiestatis et juribus ipsarom montani&i um faceremus, quia ipsa moutäna
^ Was unter den Moistem ,seyder pey deu prooii' (Branneu) gemeint ift>
bleibt dabiugesti^lU.
' Sohlenleder. ' gerben.
« Br daif nieht beiderlei Handweik rereiidgeii.
• Balg, Bllge^ HttHe oder Belle, he^f
• Draogeld, Angeld.
' Die aiiq»iuikttrten Stellen in der lehadhafteii Uvkaade aatoaerlidi*
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473
noii p.irvi sunt deterii r ita ot ijisi montan in itiiniam deindp dpnene-
runt paupertiitem. Coubidenmk's eiiiMiiodi [in iVctus et neces^sitalc•8 in-
dignationemqne regie maiestatis exinde üicunere foimidantes. Et neque
TOS ToleniM scimas ftiiquid nos a^ere, quod po&sit obesse statui et houori
nosiro. Igitor etiam puie plmnbi aliquod pac(iiiiii) aotdi^osieionem ali-
qnaiii Deqoe yobimnim neqoe cum Polonis facere poBsnmas. Sed alinnde
et a qmbuscimiqae tarn pro ntilitate Begiae maiestatis tum eciam siuten-
tadonem Ipsorom Montanistanim a Vobis seu a Polonis aot quibnscnm-
que piedo leTiori liabere possomiis, prent per Begiam matestatem samus
infonoati comparare necessitamnr et comparamiis.
Ex Castro Riviilidouiinai'uu) bubato proxüno autu le»tum Sanct«
Trinitaiitt aono domini M.LXXX"**' teiüo.
Steplianas Zewld de OszthopaiL.
comes et camerarius de BiTolodominarum.
(Original mit Siegel.)
VI,
1401, 17. MiTB, Kuohaa. — Onadonbriof K. Wladialaw n.
ftlr die königl. Freistadt Kasehau.
Nos Wladiölaus dei «riatia lex Himgariae Bohemiae etc. Recogno-
«oimus üt teiiore pR-seueiuni sicrnificamus, quibus expedit univei-sis, quoii
nos volentes fideles nostros pnuieutes et ciiciunspectos ludiceni et Imatos
ceterosqae cives Imius civitatis aosire Cassoviensis ob illam praeclaiam
Udem et integeiriiiiam fidelitatem, quam in hoc regiminis nostri exordio
et pTesertim ab eo tempore, quo iliostrissimiis dominus lobannes Albertos
dnz et frater noster diarissimns dTitatem ipaam CassoTiensem obsiderat
et longa diatomaqiie cq^pngnadone fittiganenii, ergo nos et sacram ooro-
nam oonstantissime ostenderunt ab Ulis debitts» qne iidem üdem tempose
hmnsmodi obsidionis pro defensione eiusdem civitatis et snstentaeionem
stipendtariomm contraierunt, benig-ne ac liberaliter ut par ee^ relevare,
eisJciii Iii parat. i i)i'i_'uiii;i sui milia tlorenos et tiiu laiUu lu ^alibus dai'ü
et solvere nitro jii uinisimus et poiliciti sumus. Ita videlicet, quod medie-
tatem dictorum sex miiium fioieuuruia ad iVbtuiii Puiilii acionis beate
Marie Virginis proxime Teaturum, reiiquorum vero medietatem ad fijstum
beati lobannis Baptistae extimc immediate sequens, sales vero praetactos
ciciüs ao celerius quo fieri poterit reddi et persolTi iacere teneamnr» nt
ipsi qnoqne creditoribns eomm a& tenninos prefixos tarn scüieet mereato-
ribns OnooriensibQS qnsm edain aiiis satisfaoeie et so ab illonim in-
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474
fMtMioM Ubeiran poBsint et vileiiii. immo promittimiif «fc poUkeanr
hanim ncwtnunim vigon et tostimonio literamm medirat».
Datum in prvdlcta dTitate noBtn CBSsoTieDsi fem qiimta proma
post DominicMn Letare Anno domini Millesimo QiHidring«iitfleimo Nona-
g«simo primo Begnonim nOBtroinm anno Hungariae ek. |>i ima Bohendaa
Tero Tigesimo. Wladislaus Rex m. p.
(Orig.) (aufgedrucktea Siegel.)
VII
1481, 2A, April, Ofen. — K. Wladiatewa n. Brief an die
Wlndislans dei »nK*!« Hex Hungarie et Bohemie.
Prudeutes ot circumspecti fideles nobis sincere dilecti. Ea omnia,
qoe nobis de preseuti formidine vestra per han€ hommem Teetnim Boipei*
atifl plane intelleximus.
Ad que vobis taliter respondemos et imprimie obi scribitig, tos ai]-
diviflae, qualiter Serenissimus dominus genitor noater doonwoB Bei Pokh
nie acripaiaaet, Uli Illuatriaaimo fratri noatro lohaiini Alberto dnei etc.,
quod de hoe regno exire non deberot, aed expectaret» naoi propediem aat
peraonaliter ad eom venire ant eopiaa et plnrea eciam gentea aibi mitten
Teilet, dioimua, qaod hec erodere non debetia nee omni rumori et aimili
fame üdem adbibeaüa, qnoniam certi aomna, qnod noa patema üla maie^
Btaa iam non oppognabit, aed pocina omne aubaidiom nobia contra boitea
noatros prestablt Qnod videli€ot ex boe manifeste elioere oonjeotaripote*
atis, quod nos iam Begem Hungariae acribit et appeUat, quod antea nan-
qnam fedt neqne modo faoeret, ai aliqnid dnistri in nos attentare et vel
solus venire aut copias suas contra nos, ut vos dicitis, mittere vellet. II-
lustrissimus aiitom dominus dus liater noster Iiis diebus snpcrioribuii
nobis scripsit, quod nuila ulia cauga remansiouis sue in hoc regno cssf-t
et libeuter do ipso diu exiiss^t, prout yerisimile est, nisi inundacio aqaa-
rum et viarum incommoditas i]>«iim prohihuissont.
Nam plures in aquis de suis pt i is-,' scribit et ideo Nos rogat4)s
habuit, ne hiiiusinodi morara suam m njalaiu partem inteq>r*»t«'mur, pro-
misitque mox post festa ista pascalia cum omnibtis gentibus suis eiire
vellet, prout ipsnm iam eciam exivisse non dubitamus. Acceditqoe homo
quoque noater, Tidelicet dominus Zakoloczky, quem iuxta concordiam
lactam pro assignandia dicto domino fratri noatro civitatibaa et caatris
ad Slesiam misimna propter canaaa praaeriptaa predpoe aquai-um ex-
ereaeenciaa intrare non potoit, qne lea qooqne enndem doninnm docen
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475
hactemis retiniiit. Idcirco dp his vohis, cum oss* ih ii debot noquo hec vos
ptjrplexos, iit vos sciibitis, rt'd(U*re di-bt-i, *iuaiido(juidein wm nibi p.iieni
et tranqnilliUtem ab illis paiübus expectamus. Confortetis eciam reli-
quiun populum et fideles nostros et ipsos ob hunc metam recedere non
permittatis. Kam falso ad vos hec onmia perferuntur. Uabemus antem
▼obis graeias non Tulgares, qiiod Nobis hec significastis et circa con-
servaeionem illiiis cmtatis adeo soUiciti estis» rogamiisqDe ut eciam dein-
ceps 81 quid tale aenaeritis ad aigniflcatiim dignam erit, Nobla peracriba-
iia. Gerti enim aiiia, quicqmd Nobia a YObis profei-etar et aigniflcabitur,
aemper gratnm Nobis erit et perinenndoin. — Habete eciam interea costo-
diam illins civitatis et nudiori modo quo scitit; pro vestra in Nos inteiecer-
rima fide et fid^litate cons«'rvHcioiii eiusdcni iucumbit^^. Oetwinn ubi do
mioiB illis, quo vobis per vicinos iiobiles et öiguaiitor per Nicolaum
LapaFpatliald imponantur, Kobis saibitia» dicimua, quod baec advei*tere
et curare neu debetis.
Nam aliter quam ipai credant et sciunt, res deo duce soccedent et
in bravi tempore omnia occaaio minandi eia anrripietnr. Sitis igitar boni
aaimi, qnoniam Noa Adelitatea Teatiaa nnnquam deaerere sed de conatanti
Teatra eiiga Noa fide et fldeUtate aemper memorea esse rolnmaa.
Datum Bode in feato beati Georgii Hartyris, Anno LXXXX™® primo.
(Original-Urkunde.)
vm.
1481, 14. Juni, Leutsohan. — Krakauer Kaufleute schreiben
an die Kaaohttoer in Hinaiolit der Verkehrsverh<nisse.
Nambafftig eraam wolweisse herren deaz rothisz zu Casscha, auch
boBiindere ganner wnnd forderer der gancien gemein der aelbigen atate.
Bwer N. W. iat nicht hejrmlich dy caweitracht wnnd krigh diaseai Baichisa,
daaz dan wnaa nicht weniger ala ench leith iat, daax wir deas mit euch
entgelden aoldin, welchias wir nicht geniaaen, doch in aller cristenhaith
luntTmannatrew gehalden wirth wo hmdaftirstin sieh caweyen wnnd wn-
aynsz sint. Dem kauffman sagz man zu fride (sie), so her auffsleg, mauthin,
dreissigst iiucli laiulisz gewoiiliaith g:ibt. Habe wir wnsz sie lu ibait li;ill>»!n
gefurdert mit vil eynwouür diszes laiides ym kauczin C/.ips<'r ^'ebitli desz
gi'oszmechtigen herrn Steffen gelaith halben laibisz wand giittisz wnnd
wir auch ewer nyderlag bawende besser sicherhait iialben bltteu als
TDnser gotte herrn wnnd fronde, so yndert eyner ausz vnsz auff ewer
nyderlag hweme, mocht frey aeyn leibia wnnd gnttis. So wir diaa vor-
aiehert werdin vor ewer W. wnnd der ganczen gemeyn, weiten wir mit
AicUt. LXZXI. Bd. H. BUflt. 82
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enandtr kaaffslag«!! als« toh aldem her mit ewer K. W. g«lotth» ap wnsd
SU mit Uub wnnci mit gatl. So wir BOlehe antworth von ewer Wetsaik
derlangten woUe wir ew«r N. W. sa willen wjn mit aUen geburliebMi
dingin. bitende mit diBien eieilen i> u gunstig antword.
Datum czw der Lewta am eontag vor petri vincula. 1491.
(Origiual.) KawflQewth Yon Croca.
Zweite Abtheilung.
Zur GescMokte der königlioiieiL Freistadt Zeben.
Die königliche Freistadt Zeben (Oibiniamy nuigy- Kis-Szeben
zum Unterschiede von Nagy-Szeben Hermannstadt in Sieben-
bürgen) im Tharcsuithale der Säroscher Oespaiuehaft T«rdaakt
der Epoche des AngioTinen K. Ludwig L und seinea Nadi*
folgere^ E. Sigismand von Lnxembnrgi ihre gesteigerte Beden*
tang. Als deutsche Ansiedlung können wir Zeben bis ins
13. Jahrhundert hinauf verfolgen; eigentlich atädtüsehes Gemeiii-
wesen, entwickelt es in der Schlnsahälfte des 14. Jahrhunderts.
E. Ludwigs Freibrief vom Jahre 1370 ertheilt den ^Oigen
und Oästen' ron Zeben das Recht freier Gerichtsbarkeit^ und
die Gnadenurkunde E. Sigismunds vom Jahre 1405 gewthrt
der Zebener Gemeinde alle Vorrechte* einer königlichen Frei-
stadt, indem sie mit Kaschuucr Kecht bewidinet wird, die Be-
fugniss der Ummaueniiii;, der freien Richter- und Geschwornei»-
wahl erhält und iii Itechtssachen die Berufung oder Appellation
bei der Stadt Kasehau, in letzter Instanz beim Tavernicus
(Magister tavi i üu oi um) als Vertreter der Krone in allen frei-
städÜHchen Angelegenheiten ergreifen darf.
* Vergleiche die sutreffendeu Bemefkimgeii Aber daa atldtiaclie Beehti-
weien Zebena in der sehr ampreehend«! Momogiapbi» tob DenltV;
yk febOmagyarorscigi v&roBoIc ölct^rOl a XV.— XVIL sutzadbaa* (Bada>
pMt 1890), p. 8, 7, 11, IS, die allerdinge nur daa AUfemeinale atoiüBa.
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477
Bald darauf (6. Jftniidr 1406)' erhalten die Bttiger von
Zeben das kircbliche Patronatsrech^ wie ea die Kaachaaer be-
wttwieii. Gleicbaeitig wird ihnen die freie Holzung in den be>
nachbaiten ySchwarzwmdem' (nigrae ailyae »Nadelholz) gewähr-
leistet nnd die Freiheit yom Zoll- oder Dreissigatanite in Ujfaln
suerkannt
So hatte denn Zeben bereits einige Jahrzehnte stildtischer
EiOtwicklnng hinter sich, als die Eintragungen in jenes Buch
begannen, welches den "Htel ,Liber annalium liberae regiae
ciTÜatis Cibin ab anno 149(V fUhrt. Es ist eine Art von
Stadtchronik, ein Vormerkbuch gemischten Inhalts, das uns bis
ins 18. Jahrhundert das Geleite gibt und die wechselnden Ge-
schicke des Städtchens, sein Leben und Weben in der Strömung
der Zeiten wie in Stichproben kennzeichnet.
Die Ausbeute ist allerdings spärlich, immerhin nicht un-
willkommen, denn auch die kleinschlUchtigen Verhältnisse eines
solchen Ortes haben ihre Bedeutung.
Zu den frühesten und wichtigsten Aufzeichnungen zählt
die vom Jahre 1461 :
,1461 feria VI. proximal post festum Visitationis ill. V. M.
haec civitas incendüs Bohemorum ac praedonum nulla domo
snperstite neque campanis coramutata est penitus in favillam/
Der Freitag nach Mariä Heimsuchung (3. Juli) des Jahres
1461 blieb wohl lange in der Erinnerung der Zebener haften,
denn die ,Btfhmen und Räuber' äscherten die Stadt ein, dass
kein Hans, selbst die Kirchenglocken nicht verschont blieben.
Dieses Ereigniss hftngt mit den letzten Zuckungen des Krie-
ges K. Mathias Corvinus wider die böhmisch-mtthrischen SOld-
nerrotten in Obernngam zusammen.* Der junge Ungamkönig
hatte Ende 1460 seinen Gttnstling Emerich Zdpolya mit dem
Oberbefehle alldort betraut und ihm seinen Bruder Ste&n ZA-
polya, sodann Ste&n Bithory und später Ladislaus Upor als
» Wagner, a. a. O., p. 178—179; Fejör, C. D. X, 4, p. 608.
' Eiue Notiz von ddoiselben bietet auch Kiss iu ,Szazadok* 1881, bixottm.
jelent^ p. 108.
• Iii einer andereo Nolls beiwt es ferU terti« (Dienstag naeh Ifsrii
Heimsuchnng) st 7. Juli.
* Vergleiche da» geschichtliche Material bei Kaprinai, Hnng-. diplorn.
temporibug Matthiae Conrini II, p. 492f.; Katoaa, XIU} TeUkl, Uimya-
diakkora X.
88»
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478
Feldbaupdeate zugeseUt Ste&n ZApoly« erlitt vor Säroscb eine
Schuppe und wurde gegen Zeben mrllekgedrftngty das nmi
Ton den Böhmen beBtUrmt und in Brand gesteckt wurde/ ohne
dass dies Zäpolya Terhindem konnte.
Wir besitzen eine Urkunde aus naher Zeit, ein Seud-
folireiben, von K.Mathias auf iscincr Pfalz l)i<'>su^vör den '.K An£ni<*t
14(jl ausgefertigt, worin er d'iv Zt-lx iirr seiner kr»iii;,'-li( }it a
Gnade und auch dessen versichert, sie von der Krone Unirarns
nimmer trennen zu wollen. Die schwer heimgesuchten Zebener
begrüssten gewiss erleichterten Herzens die Wendung der Dinge
im Jahre 14G2, das Ende des ,Böhmenkricges' in Oberungam.
Langsam erholt sich das Stüdtchen. Zehn Jahre später iag
hinter ihm eine neue Krise. 1471 — 1472 wurde Zeben Ton der
polnischen Bewegnngspartei oder der sogenannten Magnaten-
verschwörung gegen den Corvinen als einer ihrer Stützpunkte
ausersehen, wie dies ein Mandat des polnischen Prinzen Kasimir
(1471) andeutet,' der von Siros aus die Verthetdigang der Stadt
Zehen anordnet. Nichtsdestoweniger muss K. Mathias die Ge>
sinnung der Stadt loyal befunden haben,* da er in der Urkunde
vom 3. Octoher 1472' die Freiheiten der Zebener als solche
besttttigty die denen von Kaschan und Ofen gleichkämen.
Aus dem Htadtbuche erfahren wir nun, dass bald darauf
(1474) Zeben mit einem Palissadenzaune und Gräben versehen,
also neu befestigt wurde.* Doeli müssen wir dies nur als An-
ßluge einer VV'ehrhaftmailmiitc ansehen, da eine folgende Notiz
darin das Jahr 1482 als solchem bezeichnet, in welcljeni die
Pest wUthete,^ und am Ta^^e Johannes des Täufers {'J4. Juni)
die Befestig ui)«,'^('n iliren Abschluss fanden. Auch darf man da
wohl auch nur an provisorische Fortifieationen denken, da eine
Urkunde, der Befehl K. Mathias', 1485, Juli, aus dem Lager
vor Wien,^ die Anweisung von 100 Goldguiden auf vier Jahre
zur Vollendung der Stadtmauern von Zeben enthält
* In der Rubrik ^Incendia civitatis' heisst es 1461: ,pu»t vi« it. Maria«
feria tertU corabastom foit Cibiniam totaliter.* Su oben 8. 477, A. 3.
* Wagner, Diplom. Sin»., p. 186^187.
* Ebenda, p. 187-188.
* Liber ann.: ,baec civitu robonta est et eiieamdata eom M|»e et IbMlii.*
* peste maxima vi^ente.
« Wagner, Diplom. Siros., p.
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479
Seit dem Jahre 1481 bestand die ,windischc' Kirche für
die slawischen Miteinwohner von Zeben ^ and ein Stadtbad, wie
dies eine Notiz im Stixdtbache zum Jahre 1482 verbüi^gt.'
Der Tod des Corvinen und der Throzistreit^ der nun ent-
brannte, bescheerte den Zebenern sobwere Tage. Die Partei
des Jagellonen Albert nOthigte aueb die Zebener zur unfrei-
willigen Parteinabme gegen dessen Bruder Wladislaw^ den
WaUkOnig der Mehrheit. Doeh gewfthrte schliesslich dessen
Feldbauptmann, Palatin Stefan Zdpolja, den Zebenern im Namen
Wladislaws Verseibung für ihre Parteigängerscbaft'
lieber diese Vorftüle schweigt das Stadtbueb. Seine mage-
ren Au&eichnungen sum Anfange des 16. Jahrhunderts machen
uns nur mit dem Baue der St. Martinskapelle und der Kirche
zu Ehren Johannes des Täufers bekannt. Die Wölbungen des
Chors der St. Martinskapelle führte Meister Nikhis Kromp-
holz von Kascliau au^ und erhielt 122 Gulden au^hezahlt.*
Die Einzclausla<;('n bctnifjen 250 Gulden. Eine Monstranz wurde
um den Preis von 40 (iül<U^n vom Meister Paul aus Leut-
schau vergoldet. 1518 wurde die Wölbung der Johanußs-
kirche, und zwar der vier rückseitigen Kapellen, vom Meister
Hanns aus Eperies vollendet.^ Man hatte als KostensuuiiiiQ
1 175 Gulden vereinbart. 1519 findet sich der Bau der Stadt»
schule erwilhnt *
Mit diesen Notizen nähern wir uns einem neuen, be-
deutungsvollen Zeiträume, dem der Verbreitung des neuen
Glaubens in Oberungam.
Um diese Zeit fand auch ein drückender Ausnabms-
zustand Zebens sein Ende, die VerpfHndung der Stadt an den
Magnaten Emerioh Pertoji, Erb-Obeigespaa von Abaujvir
' Uuter der Babrik Jloceadia dvitatis': 1491 BrectAm est fiUvonim
teniplnm.
' Halneum autetn anno hinc proximc pr(»t<'rito est erertutn et conipletnm.
" W.igner, Diplom. S<4roH. 1492, 6. Jäuner, aus dem Lager vou Eperiea,
p. 193—194. Vgl. oben S. 4öÖ.
* Lther ann. zum Jahre 1603.
* Liber ann. 151H in die S. .Tnhaimis E. tiutta mt testitiitl.» ecrlesiaa
S. Johanuis B. ad quatuor capeUas posteriores per Mag. JoLauuem de
Epperiea.
' Scoia lapidea editicata.
480
(Beit 1506)/ indem die Regentschaft K. Ludwig II. die Wieder-
einlOaang (1518) bewirkte.*
Die Lehre Luthers, der ^dentsehe Glaube', fand bald Ein-
gang in Zeben, gewiss schon TOr dem grossen Verhlngmsse
bei MohAcs.* In den drangvollen Tagen Tor der blutigen Eot-
scheidnng, als die lotsten Yersnche geschahen, die drohende
Gefahr an beschworen, mnssten anch die Zebener die Kosten
des Eriegsaofgebotes tragen helfen. Sie aahlten 140 Gulden
in altem (420 GKdden in neuem) Gelde und stellten 10 Mann
Söldner.^ Auch nach der Mobäcser Schlacht mussten sie sdch
zu weiteren Opfern herbeilassen und 20 Söldner ausrüsten.^
Nachdem die Wahl Zäpolyus erfolgt war, entschlossen
sie sich wohl, Geschenke nach Gran einzusenden, allein die
Huldigung leisteten sie nicht, wie der Leutschauer Chronist Sper-
fogel erwähnt.* Das Kundschreiben Zapolyas vom 24. August
1527/ worin auch die Zebener die Ermahnung" zur Treue
empfingen und gewarnt wurden, die Zuschriften Ferdinands an-
zunehmen, hatte doch keineswegs die Partetsteilung der Zehe*
ner zu seinen Gunsten gelenkt.
Die Säroscher Deutschstädte Eperies, Bartfeld und Zeben
hielten mit Kaschau und Leutschau zur Fahne K. Ferdinands,
and dieser unterlicss es daher auch nicht, in seinem Send-
schreiben Tom 16. Februar 1528* die Zebener in ihrer Treue
zu bestärken und ihre Befürchtungen zu beschwichtigen. Leider
sollten diese Recht behalten, denn die Schlacht hei Silrospstsk
Tom 26. September 1528 entschied das Uebergewieht der ZApo-
Ijaner in Ostungam. Die Zeiten worden immer schwerer, der
Parteikrieg Terbissener. So hatten beispielsweise 1532 die Zebe-
ner von Hieronymns Lasaki Mancherlei an erdulden.* Umso*
mehr Anspruch hatte daher die Stadt auf Anerkennung ihrer
Ansdaner in ihrer Parteistellung, wie dies auch E. Ferdinand I.
* Wagner, Diplom. Siros., p. 195, 34. Juni d. flfnhlTTfiiiioiibmy
" Ebenda, p. 196 (13. December. Ofen).
* Doch kam es erst splUer zur eigentlichen Froteatantiäirung Zeben«.
* SperfogeTi LentMdmmr Cliroiük; W«gner» Anal. Scepoaü p.
Vgl. Wagner, Diplom. SinM.» p. 199.
* Spsrfogel» a. A. O., p. 147.
* Wagner, II, p. 148.
» Ebenda, p. 200-201 (datirt von Erlau).
" Ebenda, p. 2ül — 2U'2 (datirt von Gran)
' Leibitser's Chronik bei Wagner, AnaL äcepusii U, p. 61.
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481
in seiner Gnadenurkimde vom Jahre 1533 betliatifite, indem er
den Zebenern das Recht der bevorzugten Städte, mit rothem
Wachs zn siegeln, veHioh.*
Immer enger t^cstaltetc sich zufolge der gumemsamen
Notlilage und der Glaubensverwandtsehaft der Vorl)«*ind der
,Fünfstiidte', derPeutapolis des ostungarischen Berglandes. Schwer
traf daher auch die Zebener die Nachrieht, am Barbaratage
(4. December) 1536 sei Kaschau durch Verralh den Zäpolya-
nem in die Hände gespielt worden. Dieses Pireigniss Andet
sich daher auch in den Jahrbüchern von Zeben eingeschrieben.
So schlössen sich denn bald (anfangs December 1636) die vier
Städte Leutschau, Eperies^ Bartfeld und Zeben aneinander.*
Letstgenannte Stadt hatte nunmehr vor den ZApoIyanem doppelt
auf der Hut za sein. Besonders läst^ gestalteten sich die
Feindseligkttten von der Burg Säiros aus, daher ihre Erobe-
rung durch die Anhänger Ferdinands am 21. September 1537
den Zebenern sehr willkommen war.
Aber die Ungunst der Zeiten sollte auch der Grosswardei-
ner Geheimfriede (1538) nicht bessern; nach dem Tode ZApo-
lya's (K. Johanns) trat der Parteikrieg in eine neue Phase, und
Ferdinands Machtmittel waren dem Kampfe wider den Anhang
Johann Sigmund Ztlpolya's und die Türken nicht gewachsen.
Aus diesen drangvollen Tagen stammt der Trostbrief des Ver-
trauensmannes Ferdinands, des Zipser Propstes und Tiiular-
bischofs von Fünfkirchen, Stanislaus Varallyi (1546, 16. Fe-
bruar), an die Epcrieser und Zebener Bürgerschaft.'
Doch müssen wir auch einen Blick auf die eonfessionellen
Verhältnis^! Zcbens werfen. Längst schon hatte sicii in di« x( a
Gegenden der Protestantismus entwickelt und namentlich aniiart-
feld und dessen Kefonnator Leonhard Stiiekl einen besonderen
Halt gefunden. Unter seiner Führung wurde auch das Glaubens-
bekenntniss der Fünfstädte — die Confcssio pentapolitana —
(1549) yereinbart und dem Könige Ferdinand unterbreitet.
* Waipnar, Diplom. SAtm.» p. SOS— S04 (Charwoche).
* Sperfogel's Chronik, a. a. O., p. 185.
* Diplom. SAros., p. Wi*- . . . ,j»ro xenio, qnod niisere, gratiam lial>eiiius (be-
lieht flieh anf die ihm vou den Eporiosern zugeschickte Gratiüciition),
tanquam fratrtbus nobi« apprime dilecti«. Immo vet pro ipso bono
suuno, quo domioatimies vwlnw «rga um mn%, intendemaa jNuem giir
tbuB onul gimtttadine ac atndio ipais rafarrA.*
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482
Auch Zeben hatte mit den Glaubensgenossen in DeolBch-
Umd stetige Fühhmg; 1554 yeraeichiiet die Wittenberger üni-
versitÄtsmatrlkcl zwei Zebener Bürgersöhne, Paul Kroener
and Anton Plattner, welche asu den Füssen Melanchthon's
Sassen.^ Im Juli 1560 war Zeben der Versammlungsort (Synode)
der Glaubensgenossen aus den fUnf Städten, und solche Tfaat-
Sache wiederholte sich den 15. April 1563, den 95. April 1564^
den 11. Februar 1579 und den 9. Blürs 1599.*
Inawischen hatten die Geschicke Ungarns bedeutsam ge-
wechselt K. Ferdinands Regienmgsselty in welche (1546) der
im Stadtbuch verzeichnete Ankauf des Adelsgutes Orknta
seitens der Zebener ftttt,* der Befehl des E9nigs vom 33. April
1566 gehOrty wonach die Zebener den abgebrannten Kaschaueni
mit Zufuhr aushelfen sollten, und an deren Abschlnss die Bot-
schaft zweier Abgesandten Zebens zum Wahl- und KrOnungs-
tage des Kaisersohnes Maximilian II. (1563, 6. Juni)^ grenzt,
wird von den Herrschertagen des Letztgenannten abgelöst, ohne
dass sicli die allgemeine Sachlage bessert. Es verschärfen sich
die Parteikämpfe in Ostungarn, alhvo Lazarus Schwendi und
dann Rueber von Pixendorf, die beiden protestantischen Feld-
hauptleute Maximilians, ihr wechöeludes Kriegslager aufsehlatrcn.
Aber auch der rürkniknefr zieht die Zebener in Mitlri-len-
sehafl. Schon in dem Kundschreiben des neuen Herrsehers,
das den Tod seines kaiserlichen Vaters anzeigt (L). Juli 15t>4),*
wird die Stadt zur Aufgebotsleistung gt^gcn den Erbfeind vf^r-
halten. Bald darauf sollen die Zebener zur Wiederherstellung
der Burg Säros beitragen* und zur Eroberung der feindlichen
Vesten Szadvir und Monkics Söldner und Geld beschaffeA
helfen (1566).
* SevAas Uagyar tanuMk Wittanbeigben MelaaditlKni halaUi^. TWL
tir., 6. Bd. 1869, p.«)6ff.
* Die ZaMmmenatellniig dieMr Synoden bei Korabinvsky, G«ogr.-UiL
und Productonlexikon von Ung-nrn (1786), p. 850.
' Lilicr ann., z«m Jahru 154("., 29. Juli. Es war der Edelmaim Lnbtckj«
welcher Orkuta verkaufte, und zwar um 11*J0 CJulden.
* Kovacbicii, bcri[)t. minorefi rcr. lumg. I, p. 137 1".: .Coronntin regi*
Maxiiniliani' 1563. (Bericht des (iabriel Zent^yfJrg-y, socrot. i lioina» Jiä-
dasdi.) Zebens Abgeordnete waruu: Andreas Braun und Matli. Laniat.
* Wagner, Diplom. Siro«., p. S07—
* 10. November 1564. Ebenda» p. 89»90.
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Dann folgt die lange, aber nnaellge Begienmgsepoche
Rudolf II. und verdüstert sich immer mehr, je nilher wir dem
Wechsel der Jahrhunderte kommen. Der Türkenkrieg ver-
schlimmert sich/ und der unerwartete Schlag, die Niederlage
der Kaiserlichen bei Mezö Keresztcs (26. October 1596) und ihre
naturgemässe Folge, der Fall Erlaus, entscheiden das Ueber-
gewicht der Osmanen. So schliesst das 16. Jahrhundert, das,
wie die Jahrbücher Zebens kurz anmerken, 1668, den 4. Sep-
tember, eine Ueberschwemmung der Vorstädte durch den Hoch-
stand des Tharosaflnsses und 1591 der Sttdseite des Stadt^
platzes eine vernichtende Feuersbmnst bescheerte.
Mit dem 17. Jahrhundert gewinnt für uns das Vermerk-
buch des ehrsamen Zebener Blligers Valentin Böntsch' die
Bedeutung ^ner Stadtchronik, welche in willkommener Weise
die spärlichen Aufzeichnungen im ,Liber ahnalium' ergänzt.
Das Jahr 1662 bildet die Schlussgrenze seiner gutgemein-
ten Emtragungen, welche meist in der Kurze von kaleiider-
artigeu Jsotizen gehalten sind. Ueber ihn selbst erfahiea wir
nichts. Dass er dem Glauben seiner Mitbürger^ dem prote-
stantischen, anhing, erweist die Einzeichnung zum Jahre 1662,
oder, riehtiger gesagt, eine gelegentliehe Wiedergabe lateinischer
Gedeukverse, die dem protestantischen Ungarn damals gelilufig
sein mochten und dem Kriegsplane der ,Jesuiter' und jPapisten'
den ^besseren Kath^ der Lutlicrfreuudc gegenüberstellen. Da
diese Verse lateinisch sind, so darf man voraussetzen, dass
unserem Böntsch die hdhere Schulung nicht fehlte:
VersvB a Jesuitis.
Qua vatione qneat Qemania tuta tnoA
Aeeipe eonaalituiii lector amiee, meam.
Vtere iure tno Cbeasr, Mrvosqne Lutheri
Ense, rota, ponto, igne, neea.
Kcspousiiin opjiositum.
Si vis et*8c diu prorinana monarchia toeLix:
YCere coumlio, patria chara, meo:
* 1693, 19. 8eptBmber, Wien. Enhenof Matliüui* Aufgebot an dis Zebe-
ner (Wn^aor, IHpIoou Slioa., p. 209} aiit W«iaiiligeii, da«s die Stadt
mit All> m TW vAmor^en, ihi« Befestigung wusabestern und die Bttrger-
welir zu muBtcni «ei.
* BudApester Museaibibliothek, Mscr. Germ , 12", Kr. 33 (Sigmruog sor
Zeit, aU ich es — 1^68 — benutzte).
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484
Christi Evangellmn tittarc, tubamqae LnÜieri
C^Mtei« «onnti enncte reliqne Deo.
An dicsf! Gedenk versu schliessen sich allerhand jGoheim-
mittel', welche uns im 16. und 17. Jaliilumdert gar so häafig
verbucht begegnen und gewissermasöen den eisernen Vorrath
des hausväterlicheu Sjiiritismus jener Zeiteo darstellen. Die
Arcana fliegen das Fieber, die untei-schiedliclien Salben und
Speeifica für allerhand Pferdekrankheiten sind allerdings Sachen
der Volksmedicin, die weder etwas mit der ^Sympathie*, noch
mit der ,Mag^e' zu thun haben; dann aber folgt eine Reih"*
eigentlicher Gehcimmittel, die ,Geierzunge' als Arcanum, ^dass
dir deine Feinde hold werden', der Ouss sicher treffender
Kugeln, Abwehr gegen Zauber und bdse Geister, Bannung des
Unfiriedens im Hauae, Versicherung gegen Brand, ,Nader>Paii>
neu' — eine Art von Schlangenbeschwörung; ,was man an-
stellen muss, um Allen zu gefallen'. Kabbalistisches wider den
Diebstahl, ein Geheinunittel wider das Abgeworfenwerden Tom
Pferde, die Sache nach dem aanberkrttftigen ^Krottenstein' ii.A.
Da und dort mischt sich Latein mit dem deutschen Wort
BOntsch hat nicht blos EirlebteB, Zeitgenössisches in seine
Aufiseichnwigeny welche kunterbunt durcheinander laufen^ ein-
gestelll^ er merkt auch Ereignisse an^ welche bis ins 15. Jahr-
hundert aurttcki^ren* So gedenkt er des Zebener Brandes
von 1461| des Baues der ^windischen' Kirche Tom Jahre 148t,
Thatsaohen, die wir bereits keimen und im Stadtbuch Te^
zeichnet fanden. 1494 wird mit der Bemerkung, dass die An-
kunft ,dreier Könige auf einmal stattfand, versehen. Es be-
zieht sich dies offenbar auf die Zusammenkunft K. Wladislaws
von Böhmen -Un^^ani mit seinen Brüdern, K. Joliiiiin Albert von
Poleu,^ Sigisnmn<l und Alexander, zu Leutsciiau ^10. März
1494). Der ausfiihrliehe Berieht des zeitgenössischen Chronisten
Bonfin gedenkt der Heise Wladislaws über Eperies, Zeben
und Burg Säros in die Zips zum Empfange der Brüder.*
Dem 16. Jahrhundert gehört die Notiz zum Jahre \:A9
Uber die Eingabe des Glaubensbekenntnisses der fünf Städte
Die Angabe, d.isa ea drei Kfinige w.nrcn, kfJnnte nur gulten, wenn
Wladislaw in seiitor Doppelei|peiiachaft &U KOnig B{(hmen« uod Unganif
in Rechnung kommt
Bonfin, Rer. Huug. Dec. V, 1. IV, iu der Ausgabe de» äambuciu.
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^(Joofessio Pentapolitana) an, die schon weiter oben erwähnt
wurde. 1566 berichtet im^cr Gewälirsmann des Vordringens
der Türken bis Kaschau.^ Die Daten aus den kSchhissjahren
mögen immerhin mit .Tugcnderinnerungen unseres Böntsch zu-
sammenhängen, 80 158G die Erbauung des Stadtthurmes^ 1588
die Belagerung und Einnabme von Lublaa in der polnischen
Zips durch die Ungarn, ein Ereigniss von Torlibeigehender
Bedeatnng, zur Zeit des polnischen Thronkrieges Erzherzog
Maximilian III. Zum gleichen Jahre heisst es: ,Ist die Schlacht
▼nter Six (!) gehalten worden, so haben die Ünsem die Schlacht
gewonnen/ und 1592: ,Ist der Tttrkh bis zur steinernen Brucken
kommen zu Kaschaw/ Die obige iSotiz über die Tttrkenschlacbt
findet sich noch einmal, deutlicher imd genauer, aufgenommen
und die Oertlichkeit mit Szikszo bezeichnet; 1300 Ungarn hatten
es da mit mehr als 13.000 Türken zu thuu. Auch die Feuers-
brunst vom Jahre 1591, wobei die halbe Häuserreihe am Platze
ein Raub der Flammen wurde, fehlt nicht.'
BOntsch erwfthnt der Pestsenche in Zehen zom Jahre 1600.
Genaueres bieten die ,AnnaleB civitatis'. Es ereignete sich dieses
Sterben im Monat Jnni znnllchst nnd wahrte bis zum October.
An 800 Menschen raffte die Seuche dahin. Voran ging empfind-
liehe Theuerung, so dass ein Scheffel Weizen 8, ein Scheffel
Gerste und das gleiche Mass Hafer 4 dulden kosteten.
Das Stadtbuch verzeichnet dann zum Jahre 1()01, 25. Juli,
die Enthauptung des Bürgers Miche) Heinrich wegen des Ver-
brechens der Blutschande in Gesellschaft der schwangeren Ge-
nossin seines Verbrechens.'
Das ereignissTolle Jahr 1604, in welchem Bocskay's Schild-
erhebnng die grosse Krise Ungarns herbeiführt, beschMlkigte
auch lebhaft die Zeitgenossen In unserer kleinen Stadl Einen
* ,1566. Der Tator (Tartareii als türkische Streifschaaren) ist hin an die
»teinorue Bruck zur Kaschaw kommen.* Es w&r wohl nur ein Beutezug
in die Umg^bunp^ der Festungsstadt,
* Auch der ,Liber annalium' verzeiclmet bedeutname Zeitereiguisse , so
1598, 29. Mär?, die Eroberung Raabs durch Sehwanenbeig im damaligen
TOrkeakfiege, oder I5M» 96. Oolober, die Niederlage de> kaiaerlicheii
HeeM« TOT Brian ( . . . ,pene vietvr Tietiui eat*).
* yAnno 1601, 26. lolii, proxim«« aaaewer Indioia Dominl Ciir. Bntnail
Ifiobael Heinridi pvopter iaeealom cum pririgna commissum publica ad
ftatuam oapite tmneatar est naa com dtcta ptiTigoa Uieela giaTida.*
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Vorboten des kommenden Unheils, die Wegnahme der Kaschauer
Hauptkirche durch die kaiserlichen Comminftre (1604, 6. Jin-
ner), yeneichnet fiöntech ak Protestaut mit schwerem Henen.
Das Stadtbnch spricht tarn 26. August 1604 von einer Vinoo,
die auf schlimme Eriegazeiteu und einen neuen ^beUenkOnig'
gedeutet wurde.^
Die charakteristische HSrslÜilungy welche die Ueberschrift
iVisio in Tihisco ad Beregaaa' fUhrt, entspricht so gana einer
politisch aufgeregten Zeit, welche sich in BeAlrchtungen, Hoff-
nungen, abenteuerliehen Gedanken und — nachfaUgiichen —
Weissagungen erging. Zn diesen mochte anch das ^Gesicht an
der Theisfi bei Beregszäsz' trotz des Datums (16. August), also
lange vor dem ersten Siege Bocskay's bei Diöszeg (14. October)
Uber den kai^erlii licn Feldhauptmanu Barbiano de Belg^iojoso,
zählen. Der ,aufst?iii(lis(.'lR'' oder .Rebellen*- KönifTT und sein ,ge-
treuester HelfershelfVr' ersclH-inen (Inmi als Boeskay und Valen-
tin Druireth von Homonnu verkörpert. Die Vereinigung des
vom 1 lirkeu zerrissenen Ungarn unter dem neuen Könige war
als Wunsch in den Kreisen des Aufstundes gewiss verbreitet,
aber verwirklichte sich nicht.
Dir Aufzeichnungen Böntsch's enthalten ein Nachspiel der
Vor<;üng:e in Kaschau vom Spätherbst 1604.* Er schreibt:
,1004, den 7. November, haben die Deutschen mißen ihre
* Die au8naIiiiMw«jie aoiRIlurlicbe Eintragung im »lab«r aonalinm' Untat
wörtlich: ,AnTin ir>04, die 16. Augusti nd oppirinm ReregTsaz (Kere{r"'2i8«
im Bercgher ('"nnt.ite) <lip serftio et anuMio, diM Hiis.'yiri rubris .imicti
vestibus, quorum uiius rubrum vüxilluiu et curuitam iii capit«, in qa&
cmx «tabat, habobat, presentibus plus quam 400 bominibua mnltotiM
per TibiMaiD hne stqne illae oeleiiter tranaradere cou^pecti mik IdqM
aliqnotiee facti tante* tMiden evaaaeninl Hnngart visionem iaian
ita interpretati auiit In TibUei rdg^ioiiibuB fato et praesagio
Domini novus rex seditiosns cum complice sao fidissimo
brevi consurpct, prn.sporab i liter cuniqne applansa vnigi
pngnans utraiiKiue ripain Tibisci occup.'ibit. Kex erit terri-
bilis, impigur et i udeteasus, qui Kegnum Uuugariae a
T{vrcia) diviaum mnlto «angvine redigel in mmni.*
* Yefgleidio darILbar axumr i«m «aUgeiiOaiiaefaea Berichte bei OrteU««:
(ChxoBologiB oder UitsriMlie Boeehreihniig aller KricgienpSmiig' . , .
(t607), der Chronik de« Pethö-Spangir, Katona, Hint, crit. ITung.,
XXVllI. Bd., zum Jahre 160-t, den iutore.ssantpn, «{uellentnä.ssijroii Auf-
BÄtz von O, Kfimniel: ,Au.s der Türken- und Jesuit^nzoit oiuer deattcb*
ongariacbeo ötadt' (Kaschau) in den ,Greaxbotea' 1879, Kr. 6.
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Büchsen und gewer ya auch von Gold und Silber zu Zöben
l&fien ttnd hcmachcr aii£a Zerwenitzer Hattert und sie nieder^
gehawen worden.^ Die etwas unklare £intragaiig bezieht sieh
auf die mmiittelbaren Folgen der Besetsung Kaschaiu durch
Bocskaj (31. October). Die deutsche Besatzang erhielt capitu*
lationsmOssig freien Abzug. Als jedoch das Söldnerfilhnlein mit
12 Gepttckswagen (1. Kovember) von Kaschau unter Bedeckung
eines Reitertrupps der Bocskayaner den Weg nach Polen durch
das SAroscher Gomitat einschlug, wurden die Ahnungslosen in
der Nähe von Zehen Ton der Bedeckungsmannschaft über-
fallen, ausgeplündert und zum TheÜe niedergehauen, zum Theile
gefangen gesetzt. So lautet der liericht des dabei in Mitleiden-
schaft *;ezogencn k. Mustermebters Erich Lassota. liüutscli,
dessen Aufzeichnuiif; bei aller Sprcxligkeit der Worte das Ge-
prüge tler Gt'iiaui^^keit verräth, ergänzt diesen Berieht weaent-
lich. Ihm ziilul^e mu88 in Zeben gerastet worden sein. Hier
kam es auch zur Entwart'nuu^ und Au^pUindcrl^ln;■ der deut-
schen Söldner; dann ebcortirte man sie weiter, und auf dem
jZerwenitzer Hattert' wurden sie niederf^ehauen.*
Das nächste Jahr (ir)05) führte die Anhängei*8chaft Bocs-
kay'a vor Zeben. Da die Bürjn^erseliaft die Uebergabe der Stadt
verweigerte, so steckten die Gegner die Vorstädte in Brand und
verwandelten sie sammt den Mühlen in Asche. Auch die Stadt
befand sich in der grössten Gefahr, und nur die Wachsamkeit
der Frauen vorhinderte d;is Schlimmste. Dartiber berichtet das
ätadtbuch austührlicb.* Bontst h spricht nur kurz von dem An-
griffe der Hajduken und dem Versuche der Brandlegung.
Aus der nächsten Zeit wissen wir, dass 1613 (18. Juni)
und 1618 (30. October) Synoden der glaubensverwandt^ fünf
Städte in Zeben abgehalten wurden. Ihrer gedenkt weder das
Stadtbuch noch Böntsch. Dafür verzeichnet ersteres den Tod
E. Rudolf n. (21. Jänner 1612) mit der Angabe eines drei-
tägigen Unwettera' zur Zeit der kirchlichen Leichenfeier, wie
^ Wir finden anderorta die G«gend Kwisoheo Uäthin (Siabfinliuden) and
Pics<-Uj£ala beseidmet.
« Liber ann. 1605, 10. April. ,. . . P. Sef^ie ot DeseOffj deditiooMii civi-
tjitis huiu8 uomino prineipis Botskay ur.seriint . . .*
• Liber aim. ,ut tectum tonipli niaiori.s moenia et alia editieia Tiolata
fuerint. Bioiilem tempostatem riri septnageuarii non memiuerint/
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man es seit Langem nieht erlebt hätte. Böntsch (aaat sich
kOner.^
Der Epoche Gabriel Bethlen's gehört eine Beflie tod Notizen
in den Au&eichnungen Valentin Böntsch's an^ Be zunflchat der
Niederlage^ welche der Gegner Bethlen'B, Homoimayy mit aeiiuB
6000 ,Eo8ak^' vor Zehen (1619) erlitt Dann wird (1621,
23. Angoat) des greulichen Unwettern nnd der filrefateriichen
Waasemoih gedacht ab Heimanchungen Gottes.' Auch das
Stadtbach enthält die Angabe, dass der 23. August des Jahres
1621 eine Ueberschwemmung Zebens durch den Thareaafloas
bescheertey und spricht an anderer Stelle Ton 1621 — 1622 ab
Hunger- imd Pee^ahren.
Böntsch Terzeichnet zum Jahre 1622 die Thatsaehe, dass
,25 zechmiUäige Personen die heilige Krune bis TreiiUichia be-
gleite ten^*
gedenkt er des feierlichen ]]iaptanges, den (27. Fe-
bruar) die Zebener Bürger der Braut Gabriel Bethlen's, Katha-
rina von Brandenburg, auf ihrer Reise nach Kaschau Ix r. iteten.*
Dana U'efl'en wir auf oiue Reilie von Daten der Epoche
( Irorg Raköczy's I. (IGäO — 1648\ die uns Böntsch liefert, ohne
dass sie mit Zeben in Verbindung stehen. Sie beziehen sich
eben auf Vorkommnisse von aügenieiner Bedeutung oder Be-
gebenheiten in der Nachbarschaft. So, zum Jahre 1633, der
Abschluss des Vertrages zwischen K. Ferdinand II. und Geoig
Räköczy in Eperies, 1637 der grosse Brand in Kaschau vom
25. Jänner, welcher 200 Häuser einäscherte,^ das Erdbeben in
Siebenbürgen vom Ende des Januar 1637, und 1643 (3. Februar)
die Hochzeit Georg Käköozy's des Jüngeren au Wetasenbuig mit
Sofie vom Ecseder Zweige des Hauses Bithoiy.
^ Er spricht nur von dem ,LeichenbegängniM* fUr Kalter Radolf in den
FünfirtidtOD, gibt aber dafür den Zeitpunkt der fizeqnieii (S8. Febnv)
an.
' BOntschr ,. . . hIso daß man p^onntzlicUe diese große strafe vor ein
Erdbeben und 8chiekang GoUes erkeuul habe.'
' 16S1, 7. NoTember, wurde beksaatlieh der NUmkbuiger Friede iwiMben
Ferdinand DL nnd Gabriel Befhlen abgeeehloMen. Densnfolge frnd
anoh die AniUslanuig der «ngaiisehen Beiehakrone eeitene Gabriel
Bethlen's an K Ferdinand II. statt.
* Die Hochzeit fand zn Kaschau, 1. MSrz, statt. Die fürstliche Braut
nalim den Weg von Zeben nach Eperie-s und von hier nach Kaschau.
' Dieses £<reiguiss findet sich an zwei verschiedenen iSteUeu eingetragen.
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Zebener V orfilUe m dieiem Zeitraome yereirigt das Stadt-
buch, 80 die UebenchwemmangBgefahr toh 1621 (33. August)
nnd 1635 (25. Mai und 1. Juni), die Feaenbniost in der unteren
Vorstadt (1630, 3. Mai), den MttUenbnmd Tom 13. Mai 1631
und die sehr geiUirliche Fenersbronst in der Stadt selbst am
• nftohsten Tage (14. Mai).
Die Aufteieknungen Vakatin BOntsoh's Air die Aera RA-
köcEj n. (1648^1660) in den Schlussjahren der Regierung
Ferdinand HI. und an der Schwelle des Königthums Leopold 1.
haben das gleiche Gepräge wie die vorher zusiuumengestullten.
Die Wiederbesetzung Kuschaus durch i'alatin Wessel^nyi
nach dem Ableben Georg Räköczy L (18. November 1648), die
Hochzeit Sigmund Räkoczys, seines jilngeren Sohnes, mit Uim-
riette von der Pfalz zu SdroRpntak ^^iööl), das frühe Hinschei-
den der Neuvermählten iiu gleichen Jahre (10. Decembcr), der
der hotfiiungsvolle Gatte von 29 Jahren sclion wenige Wochen
spater im Tode folgte (1652, 4. Februar), sind Ereignisse,
welche in keinerlei engerem Bezüge zu der Stadtgeschichte von
Zehen stehen. Dennoch bietet sich ein solcher an einer ande^
ren Stelle des Büchleins unseres Gewährsmannes. Zum 22. Juni
(des Jahres 1651, das Jahr ist ausgefallen) stellt Büntsch die
Weiterreise der Braut Sigismund EAköczy's (,Fnedricb Königes ^
Tochter in der Pfalz') nach kurzer Rast in Zeben.
16Ö0 gedenkt B()nt8ch der ^grossen Octava zu Eperies',
d. i. des sogenannten Octavalgerichtes des Palatins.' Eine der
ausfllbrlichsten Kotisen findet sieb unter dem 10. October des
Jabres 1651 ab Beitrag zur Tflrkennotb Ungarns trota aller
FriedensBchlttsse :
,Hat der tttrkisebe Blnlbund ein jttnuneriicbes Scbreoken
.^in der Obristenbeit geftbt, indem er bej der Nacht bis auf
Zanto* kommen nnd alldan das Dorf Kdry^ mit Fejr ange-
steckt, bey die 500 dunsten in die türkische Dieostbarkeit bin-
getrieben vndt sonderlich auß dem Saaroscber Oomitat ettficbe
vornehme Adeleyt (Edelleute), unter welchen auch war Petzy^
Gaspar sambt seiner Frawen, item 3 seiner Diener.'
* Br nteiat den SzkSnig von BOhmttn, Friedridi tod der Pfals.
* Bin Mildiea Oetavmlgwtcht vooi Ifal 1611, dia Pulatin Thiifsd in EperiM
abhielt, erwähnt B(fntsch an früherer Stelle.
■ Ssdnto, Markt im Abaujvarer ComitAto, an der Qieiute de« ZampliiMr.
« bei äduiid. ^ Föcsj.
490
1653, 7. Mftrs, gibt es ein groeees Erdbeben in den Berg-
attldten. Beaonden sfark venpOrte man es in Eascbwi, aillwo
die Sehflnehi von den Gestellen kemnterfielen. Der 7. April
des gleichen Jahres enthalt die knrae Angabe, dass Graf ,Me-
rodus' ^ als k. CommiflSär an die fünf Sttdte eniboten wurde;
1654 (32. Jani) folgte ihm Paul PiOffj ab Palatin, ,aber erfolg-
los'; es galt Versuche einer kaiholiseben Restauration in den
protestantischen Deutschstftdten Oberungarns. Doch blieben
diese in abwehrender Haltnng und suchten im engen An>
.Schlüsse aneinander die eigene Glaubenssache aufrecht zti hal-
ten. Auch Zebeii behcrberg^te 1645 (1. November) und 1666
(15. Juli) Synodalversammhinijrn der fduf Städte.
Das .Jalir der Mission des Palatins PAlffy war auch ein
schweres Pestjahr. Tu Eperies starben nacli der Angabe unse-
i'<'> Bontsch 1200 Personen; Zebeii blieb von solch ächworer
1 Icinisnchnntr verschont. Gleiche Gunst des Geschickes war
auch im Jahre 1662 den Rttrfrcrn unserer kleinen Stadt be-
schieden. Grosse llungersnoth lierrschte in und um Kasehaa,
in der Zips und im Säroscher Comitat, so in Eperies; Zeben
entging dem Uebel, wie Böntsch mit Befriedigung niederschreibt.
Dieser letzten Notiz unseres Gewährsmannes geht eine
andere gleichen Jahres voran, die uns eine interessante Episode
aus der kaiserlichen Söldnercampagne in Oberungarn vorfllhrt
Montecuculi^ der kaiserliche GeneralissimuSy hatte 1661, Mitte
September, den Bttcksng aus Siebenbfii^n angetreten und sieb
gen Oberungarn auruckgewendety wo er seine Winterquartiere
aufsuschlagen gedachte. Das stiess auf grosse Widersetslich*
keit der Oomitatey wie sehr sich auch im Januar 1662 die
kaiserlichen Commissäre in Kaschau mit einer beallglichen Ver-
einbarung abmühten. Böntsch ersählt nun, um Pauli Bekehroig
(25. Januar) 1662 sei Montecnculi mit 800 Mann yor Zeben
erschienen und sei am vierten Tage ^mit grossem RaubeV ,weil
man ihm nicht freien Pass geJassen', abgezogen. Er hatte, e^
afthlt BOntsch weiter, sein Lager bei Siebenlinden (H^tbirs),
in der Nfthe von Zeben, aufgeschlagen und hauste im Siroseker
Offeabar Qraf Ermt Merode^ welcher im lOfi. Artikel des oogariMkeB
Beichstagsdecretes vom Jehre 1649 als 4ndigenirlf oder in die ungariidie
LATiflsUndscbaft an%enoiiuneii «lecbewt.
Dies ausgeatrichen.
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491
Oomhate zwei Monate ^fuTchtbar'. Endfich schlössen die Btkiger
▼OD Zeben mit dem Obersten Jobann Qfmfen von Herrenstem
einen yAccord^ Das Stadtbuch schweigt von Allem dem und
bietet uns höchstens eine Notia Aber Wasserschftden (1602,
6. August) oder Uber das Abbrennen von swanzig Stadibftuseni
(1661, 9. Juni) sufolge eines Blitzsclilages. Fttr den Sommer
1669 (Aug:a8t) verzeichnet es das Hinsterben von mehr als
600 Einwohnern Zebeiis.
Mittheilsamer wird unsere (Quelle seit der Zeit des los-
brcchendi'u Kiiriizzenkriej^^cs. Es tindet sicli nicht blos die
Aufzeiclmun^ zum 22. April 1679 über den rlluberischen Ueber-
fall der wehrlosen 8tudt durch den Iiisiu'yeutenfuiirer Kis zur
Nachtzeit und die arge Plimdrrung des Ortes, sondern uueh
ein Verzeichniss der Schaden und Auslairen.^ wrlche dif Stadt
von 1676 an bis 1714 zu tragen hatte, also über die Kuruzzen-
zeit hinaus, in den Tagen des grossen Türkenkrieges und der
Insurreetion Franz Rdköczy II. Wir stellen dieses Verzeichniss
ein, weil es zur Geschichte der Drangsale der obemngarischen
Städte einen nicht bedeutungslosen Beleg liefert.
1676, 8. Mai, Brandschaden ö.OÜO ä.
1679, 8. Juli, Piarrkirche und Thurm vom Blitze
getroffen l.ÖOü „
1678, 20. September, Brandschatzung durch Pater
Stefan Josa büO „
(Es ist dies der bekannte Kumzzen-
fOihnv, P. Jdzsua, Pfiurer Ton TäUya, der
im April 1678 den kfkhnen Handstreich gegen
die westuogarisohen Beigatftdte unternahm.)
1679, 29. April, Brandschatzung durch Franz Kis
und SzahUiczv fKuruzzenfllhrer) 10.000 „
1680, 22. Juni, 1 jrandschatzung 3.000 „
„ Brandschatz ung durch Gcor<i: Njidastay . . 5.000 ^
„ Erpressung von Seite der Kuruzzeu .... 2.300 „
Unter der Tököly'schen Herrschaft. 12.000 „
* (Exbactafl brevi« damnofam et axpenaanim üb. BegUe Civ. (Hblniemi»
in eomitata de Smunm ab aimo 1676 — 1714 eoannatiu.* Es geschah dies
1794 boi acle<,'on1jeit der Begiitriitin|p der Stadtoximiideii durch den
Notar Einerieh Idczonyi.
▲MliiT. LXJUU. £4. U. mtf. 8S
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(Wahrend der Jahre 1681—1682 brachte
es TokOly ■mr Vorheiroeliaft im oetongari-
sehen Bcwjf^ftnde.)
Unterhalt der Kaiserfichen and der TttMjuier . . 30.864 fl.
1683, vom 8. December bis 4. Mttrz 1684, VerklMi-
gung des Polenheeres 30.000 ^
„ iiir den PolenkSnig 4.000 »
(Ab E. Johann Sobieski den BOckxag ans
Westongam In sein Reioh antraf ftlhrte ihn
die Marschrichtung auch über Zehen.)
1684, fUr General Schulz (Befehlshaber des nach Ost-
iingurn uud Siebcubiirgeu bestimmten Armee-
korps):
a) H(K)U Kabel Getreide 24 rKK> „
äO.UUO ,
540 ,
1.800 .
h) l']r[)roösuugen von Privaten
c) andere Giebigkeiten . .
1684, 5. Kovember, bis 1685, 4. October
50.ÜÜO
Diese Zahlen führen eine deutliche Sprache; nicht minder
die weiteren Angaben:
1686—1703 .
53.341 fl.
Den Schluss macht die lUköczy'sche Insnrrectionsepoclie:
1708 30.000 fl.
1710 7.248 „
1711—1714 6.387 ,
Als Gesammtsiunme fHr den Zeitraum von 38 Jahren
(1676—1714) finden wir 807.080 Qnlden eingesteUt; ftr ein w
bescheidenes Gemeinwesen wie das von Zeben tewahr m
starker Posten!
Das Stadtbnch enihftit unter den Rubriken ,Theuening'y
,Uebeirachwemmungen des Flusses Tharcza', 3^°^^ ^i^r Stadt
Zeben^ noch einige Daten, die uns bis in das dritte Jahrzehnt
des 18. Jahrhunderts bt g'leiten :
1710 herrschte vom Juli bis Octobcr eine Seuche, welche
2278 Einwohuur Zelx ns daliinrafFte; 1724, 29. Jänner, wurde
gegen Mitternacht ein Erdbeben verspürt; 1730 (5. November),
1732 (30. Mai und 21. Juli) ereigneten sich Stadtbräode.
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Zu diesen Aufzeichnungen gesellen sich die ,Denkwürdi^
keiten' * seit 1738, aus der Feder des Stadtschreibers Tohias
Gala 111 1)0 3, magere Angaben, so zu den Jahren 1738, 1741,
17tjö, 1770.
Von diesen Notizen interessirt uns am meisten die vom
letztgenannten Jahre, wenn sie gleich nicht Zeben, sondern die
Sobwesterstadt Eperies betriflft,*
,1770, 3., 4. und 5. Juni, rerweilte der erlauchteste deutsche
Kaiser Joeef II. mit kleinem Gefolge und ohne allen Prunk au
Eperiea und musterte sein dort befindliches Regiment persön-
lich. Mittags hatte Jeder freien Zutritt zu ihm, gegen Jeden
benahm er sich aufs Gütigste und, was das Denk würdigste isl^
er ging während der ganzen Zeit seines dortigen Aufenthaltes
in ungarischer Kleidung einher."
AVir vcrzielitcn darauf, die weiteren Notizen, die ins
19. Jahrhund eil hinübergreifen, heraussuschälen, wollen jedoch,
bevor wir von Zeben scheiden, noch einer chronistischen Quelle
gedenken, die dem 18. Jahrhundert angehört.
Es sind dies Au&eichnungen, welche dem Piaristen-
kloster in Zeben angehören und die ,HauBgeschichte' des-
selben darstellen.
1721 wurde eine eigene ,ungari8che' Provinz des Ordens
der Väter der frommen Schulen gebildet, was den veränderten
Zusiänden Ungarns entsprach. Iiis /.um 18. Jalirhimdcrt konnte
die ,Congregatiü pauperuin Dei'. wie ursprlüiglich die ,Patre8
pianim scholarum' hicsscii, im kalhoilHeheu Ungarn nur schwache
Wurzeln sclilagen, da die Jesuiten tiberall, wo sich ein Halt-
punkt fUr die Mission der römischen Kirche darbot, in den
Vordergrund drängten und keiner Ooncurrcnz hold waren. So
gab es ausser den ältesten Ansiedlangen der Piaristen in Ober-
nngam, su Pudlein in der Zips und zu PHvigye im Neutraer
Comitate, nur noch awei Residenzen des Ordens, in Briesen
(BresnobAnya) und zu St. Georgen in der Pressburger Gespan-
schaft; jene beiden Collegien knüpfen an die Jahre 1642 und
^ Mtiinurabilia ab aiiao iT6\i couäcriptA per me Tobiam Galambos C. K. C.
CibiuieDtiiti Nüt&rium.
* Wir vecdvatMben die latelniBche Anfiseichimng.
* ». . . et qnod memoiiae digniirinwin est, toto morae soo tempore in
bungaricie veilibiu incedehat', iras den daauJigen StadtoolKr Zebens,
rtnen Ifagyaren, erbanen moMte.
88»
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1632, die zwei Rendensen an 1673 und 1686 ihreD Bestand.'
Seit dem 18. Jahrhimdert wurden die Vttter der frommen
Schulen in Neutra (1701), Vesprim (1711), Waisen (1714),
Kecskem^t (1714), Pest (1717), Debieczin (1719), Karpfen
(1720), Szegedin (1720), Gross^K^ly bei SsatmAr (1737) ond
Sziget im Mannaroscher Comitat (1730) heimisch.
Seit dem Szatindrer Friedeu (1711) und der glücklichen
Beendigung des Türkenkriejjes dnreh den Tractat von Passaro-
witz (1718) begann die katlioliscli«* Strümunfr zu erstarken.
Siirosclier Deutschstüdtc waren seit Jahrzclmtcn vom kalliuii
scIk'u Element unter den mafry arischen und slavischen Neu-
blu'gcra uuiner mehr durchsetzt worden, uud dies bot der
katholischen Mission die Handhabe.
Graf Samuel Dezsüffy von Csetnek, Obeigespan Ton Siros,
fasste den Entschluss (1736), die Piaristen auch in Zeben an-
zusiedeln, um für die katholische Stadtjugend zu sorgen. Zu-
nächst wurde die Dotation mit 10.000 fl. in Aussicht genommen.
Baugrund, Baumaterial und Brennholz sollten die Väter der
frommen Schulen umsonst erhalten und überdies einen Jahres-
beitrag Ton 100 fl. aus der Stadtcasse beziehen. Die Kasehaner
Kammer trug (1737) 100 fl. bei.
Die Ordensansiedlung in Zeben fand den 3. October 1740
stiitt; den 21. Kov» mber wurde bereits das Gymnasium der
Piaristen mit 64 Schülern eröfi'aet; 1743 nahm das Convict sei-
nen Anfang.
Das Hausbuch der Zebener Piaristea bietet auch die
Zeit vor der Gründung des Collegiums einige Daten zur Stadt-
geschichte. So hnden wir darin die Angabe, dass 168S das
Stadtarchiv durch die Tökülyaner arg mitgenommen wurde und
ein gewisser Fako die Güter der vertriebenen Zebener Katho-
Uken in Beschlag nahm. Man habe mit den katholisehen
Heiligenbildern und Statuen das Bräohaus geheizt und höhnend
vom ,heiligen Bier' gesprochen.
Ftbr die Epodie der Räkdczy'schen Insurreetion gedenkt
das Hausbuch der Piaristen der Beschickung des Szecsener
Tages der Confoderation (1705) durch die Zebener Abgeord-
* Vgl. .Merkur fllr Ungarn* 1787, I, p. 402 ff., und Horinyi, Soviptoist
piATOin •choUrom, Ofen 1808—1809, 2 fida.
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neten: den ,Notar* Fakö ^ und den Schusterraeister Lehoczky.
Der katholische Pfarrer habe in Noth und Elend seine Tage
Terlebt and den Gottesdienst in einer Friedhofkapelle abhalten
müssen. Die Lutheraner Zebens pflegten die Kathohken ,pol-
nische Hunde^ (canes polonid) sn schelten. Jeden&Us führte
die katholiadie Oegenrefonnation, welche im Siroscher Comitat
da and dort' yersacbt wurde und aach in Zehen begann, m
Verbitterangen, welche sich 1744 in SchlMgereien iswischen Pro-
testanten und Katholiken kundgaben.
Dritte Abtheilung.
Zwei deutsche Beohtshandsclirifteii.
Als ich im Jahre 1865 im XXIV. Bande dusor akademi-
schen Publieation unter dem Titel , Deutsche Geschiehts- und
Rechtsquellen aus Oberungarn' 1. über ein Göllnitzcr Formel-
buch nebst einem Anhange von Zusatzartikeln zur sogenannten
Zipaer Willkür oder zum Zipser Landrechte Mittheüungen her-
ausgab, erhielt ich einige Monate später ein .Schreiben des
verdienstvollen, nunmehr Inngst verewigten siebenbürgischen
Geschichtsforschers Josef Franz Trausch (f 16. November
1871), worin er sein Interesse an diesem Aufsatze aussprach
und mir zwei Handschriften zur Einsichtnahme und beliebigen
Verwerthung ttberschickte. Ich machte von diesem firennd-
lichen Angebote Gebrauch, sandte die beiden Handschriften
zurttck und liess meine Notizen jahrelang im Pulte Hegen, da
sich meme Arbeiten in anderen Qeleisen bewegten, und ich
* Dar Hotuins, StadtebreOMr Fsk6, dllifle wohl mit ätm weitar oben
som Jsbr» 1688 AagaflllirtMi ideatiach «ain.
' So sn Hithirs, Biobenlindon, in der Nlbe von Zebea im Jahre 1747.
Der Ort war, bis auf drei IlÄUF* r, panz protestantisch. Es wurden
Oowfil»mittol anpcwpmU't, so aucli 1752 in Dar6cz, allwo Karl Pobay
mit 12 iiajdiikeii die Kirche den Proteatantoa eutrias (Uatubuch der
Zebener Fiaristen).
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▼onnssetzen durfte, dass jene beiden IlandBchriften Y<m ande-
rer Seite ihre Verwerthung ftnden. D« letEteres meines Wissens
nicht gesollall, mehr als swei Decennien seit dem Tode des
würdigen Mannes Terflosseti und mich die LieblingsneJgimg za
Studien Uber die Vergangenheit des Deatschthnms in Ungarn
wieder anwandelte, so entschloss ich mich, den Fadigenoseen
eine Beschreibung nnd Inhaltsangabe beider Handschriften ▼or»
sulegeD, und dies nmsomehr, weil ihr Inhalt mit jener aka-
demischen Pablication vom Jahre 1865 stofflieh susammenhängt
Ich beginne mit der Handschrift, welche In ihrem erst«
Theile eine besondere, jüngere Fassung der Zipser Will-
kür oder des Zipser Landrechtes vom Jahre 1599 enthält,
während der Hnd(M*e Theil t-inc I'rivatarbcit über das IJechts-
wesen der Siebcubürgcr Sachsen verbucht. Für unseren
Zweck fjült zunächst der vorlaufende Theil ins Gewicht
Die Papu r- Handschrift, Klein-Quart, zUhlt 81 Blätter. Auf
der erbten Bluttseite findet sich unter dem Texte der Name
, Andreas Bertraraus Pharmacopaeus*, aller Walirsehein-
lichkcit nach des ui"sprüngUchen Eigenthümers der Handschrift,
dem wir wohl das Apothekerofe werbe zusprechen dtlrfen. Die
Zeit der Abfassung der Handschrift wird durch die Schluss-
worte des vorUufenden Theiles, Fol. 36: ,Lau8 deo feliciter
finitnm 11 die 7 bris anno 1599^ angedeutet Die Schrift
trägt den Charakter der Wende des 16. und II. Jahrhanderts
Den Anfang macht (Blatt 1 — 15) die Transsnmirting des
Freiheitsbriefes der Zipser Sachsen Ton 1392 in deotscher
Sprache mit den Emgaogsworten: ^Wir Gapitel von Sanet
Herten Propstd Ziepea bevelhen das an einem gedechtnis Allen,
denen es noth ihuet, das die ersamen ynd yorsiehtigen Manne:
Mathias Rissdorfer GtnS der ailff stedte in dem Ziepss und
George Grenitaer Richter der Stadt Lentschaw nnd Gristsn
Heiderich Schreiber der elff Stedte sein khonunen sti nnscr
gegenwttrtigkeit mit voller Unterweisung der gantaen Gemeine
der vorgenannten Stadt Lentschaw und haben ans beweiset ett>
liehe Briffe die auf pcrfranient offentlieh j^e^eben seint von dem
allerdurchleichtigsten Fiirstn und Herrn Herrn Sig^isniundt, der
da ein Kliaiser ist und der melirer Komisches Keichs und »in
Khüni^ der Landt von Ungern, von Böhmen, von Dalmatia,
vou Croatia ete. unter äcinem whareu Sigell, weiche Brieffe
von furchte wegen ritterlich wären zu fUren über landt (sie).
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XDanimben Imben Sie uns demtttiglich gepeten^ das wir die
vorschreiben und verantworten unter unsenii Sifjell, welcher
iDrieiOf von Worte zu worte lautet also' . . . nun folgt das Trans-
sumpt des Freilieitsbi it;li^, hezielmngsweise der Bestätigung
der Privilegien und Coutirnuitioncii von 1392, 1347, 1328 und
1271. Daran reiht sich Blatt 16 — 36 eine Art von jüngerer
Vsasang des Zipser Landrecbtes gegenüber dem Texte der so-
genannten Ztpser WiUkttr von 1370^' beziehoDgaweiBe ihrer
^nfxeiohniuig yom Jahre 1540,' aammt einer Reihe von späte-
Mn Znstttzen. Wir haben es sohin mit einem Seiienstück sn
dem Funde zu thun, welchen der Verfasfler dieses Aufsatzes
in einer jüngeren Handschrift, im Göllnitzer Formelbucbe,
machte und seinerzeit (181)5) an gleicher Stelle beschrieb.
Wir wollen nun die 96 Artikel mit Schlafj^worten ver-
zeichnen, unter fortlautender Rücksichtnahme aut die einschlä-
gigen Paragraphe der Zipser Willkür (ZW.) und der Auf-
zeichnung im Göllnitzer Formelbache (GF.).
1 Lcilikautrccht.^ (S. w. u.)
2. iSchlachtungs- und Verkaufsrecht der Fleischer (ZW. 70).
Etwas abweichend gefasstj die Busse ausdrücklich mit
3 Mark angesetzt.
3« 4. Befugniss des Richters in Bezug auf Gefkngnisshaft aus
Verdachtsgründen (ZW. 78).
5. Bassgeld yod 10 Mark, das ein Kichter im Falle der
Gefangensetzung wegen unehrhcher Sache als Busse neh-
men dürfe und nicht mehr (vgl. ZW. 77 und GF. 74).
6. * üeber den Verkauf und Wiedenrerkauf von Pferden, Ochsen
oder Rindern auf dem Freimarkt (vgl. GF. 75).
7. * Erbrecht der Frau und der Kinder eines Erschlageueu oder
Ermordeten (vgl. GF. 76).
* Ver^leicho über fliose Rechtfqnelle die 1801 als SeparataMnirk aus den
»Ertekezf'sok ina^^'yar tf^rt.* ( HiHii nst, akadfinische FablicAtiouen) er-
schienene Abhandlung von Dciniktl, Östepesi jop.
* Siehe Michnay und LicUner, Ofner Stadtrocbt (l'reiisburg 1845),
p. 221 — 235. Diethe Aofzeichnung wurde von Henrich Geners Ich ,anno
domlni 1540* volKUvt
* Aamerirong: Dnrdi Sterndieii endi^nen die der Handaehrift ei^a-
thllmliehen, d. i. in der Zipaer Willkflr nicht vorkommenden Capitel
lierrofgelioben, nnd ebenao jene, welche im QF. vorkunmen, jedoch Ab-
weiehendee in der Fammog leigen.
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8. Klage vor dem Bichter oder Gxafen (vgl. ZW. 82 — ab-
weichende Fassung).
9 * Verbot des WUrfeki^lee (vgl GF. 77).
10. Recht der Vererlmiig ernee bestmunten VemLOgenatbefleB
(ZW. 2).
11. Bei Lebaeiten ihres Hannes hat keine Frau das Bech^ au
,taidingen' (ZW. 3).
13. Anspruch ans Erbe kinderlos Versloibener (ZW. 4).
13. Gtttertheilung beim Ableben des einen Ehegatten (Z W. 5).
In der ZW. heisst es ,zwen prüder ader ein ge-
schwistert*, iiier abwciclieud ,2 brtieder oder 2 schwestem'.
— und 14. Behandlung des Erbes der Kinder bei Wiede^
Verheiratung des verwitweten Ehetheiles (ZW. 6).
15. * Erbrecht des Enkels beim Ableben von Grossvater oder
Grossmutter.
yOb die enigkhel nicht wehren, so griff der Nehiste
(Verwandte) daran/ mit Ausschluss des ^Ahnherrn' oder
der ; Ahnfrau'. Vergleiche damit Art. 63 der ZW. ,Wenn
ein enkel stirbet und vater und mutter noch geschwistozt
nicht hinder im lest, wir weDen, das sein erbe und sein
frwt auf den anherren und auf die anfran erben soll und
liicht auf vetter noch auf wazc^n (Basen) noch auf ömen*,
worin wir unter anderer Voraussetzung der gegentheili-
gen Anschauung begegnen {s. w. u. Art 70^ identisch mit
ZW. 63).
16. 17. Kocht der Waisen (ZW. 7).
18. Erbrecht der Oeschwister (ZW. 8) in ausfuhrlicherer und
etwas abweichender Fassung.
19. Thcilung des Erbes zwischen dem Kinde und dem Über-
lebenden Ehegatten (ZW. 66, etwas abweichend).
SO. Verheiratung von Sohn oder Tochter und Rechtsfolgen in
Hinsicht der ,Schnttrche' (Schwiegertochter) (ZW. 9).
21. Erbrecht der Schwiegertochter und der Enkel (ZW. 10).
32. 23. Erbrecht der Kinder (ZW. 11).
24. Erbtheilung awischen den Kindern und dem flbeiiebenden
Gatten (ZW. 12).
25. Kecht der Frau auf die Morgengabe im Falle der Geburt
eines todteu oder lebenden Kiadcb ^ZW. l'd, etwas aus-
führlicher).
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36^ 37. Nothsueht an einer Witwe oder Jnngfinui (ZW. 14).
28. Enterbung bei eigenwilliger Verheiratung (ZW. 15).
3i9. 30. Anspruch des Eheweibes im Falle der Bigamie ihres
Gatten (ZW. 16).
31. 32. Vurtretuns: dar Kinder aus erster Ehe (ZW. 17).
33. ächuldzahlungsfirist der Frau bei Abwesenheit ihres Mannes
(ZW. 18).
34. Klage mn Geldschuld (ZW. 19).
aö. Desgleichen (ZW. 20).
36. Klage um verdienten Lohn (ZW. 21).
37. Klage mn Bttrgschaft (ZW. 32).
38. 39. Klagereeht des Einheimischen wider den (hat und um-
gekehrt (ZW. 23).
40. Geldschuld und Pfandforderung (ZW. 24, die Casuistik der
ZW. 25, 26, 27 fclilt in unserer Handschrift).
41. 42. Betr?itj^ der Schuld über eine Mark und mehr (ZW. 28).
43. Verpiiiühtung der Eltern, iiiren Sohn (als ,Brötlmg') vor
Gericht zu vertreten (ZW. 29).
44. Gewaltsame Heimsuchung (ZW. 30).
45. Verfolgung in ein fremdes Haus (ZW. 31).
46. fibgt^fangf eines Mannes oder Weibee^ die bei ^schlafen-
der Zeit' im Hause oder Hofe betreten wurden (ZW. 32).
47. Recht des Bestohlenen zur Nachforschung (ZW. 33).
48. Garteneinbruch (ZW. 34).
49. Verbot des ,PayF-Tragens (ZW. 35, ,hekel').
50. Pfandrorht (ZW. 36).
51. Desgleichen (ZW. 37).
52. Bruch des Veisprechens (ZW. 38).
53. Taxenrecht der , Versprecher^ (Anwälte) (ZW. 39).
54. Gesetzliche Beschränkung des Spielverlnstes (ZW. 51).
56. Verpflichtung eines StrafifUligen gegen seine Freunde als
Borgen (ZW. 53).
66. 57. Verpflichtung zur ^Mannschaft' (ZW. 53).
58. Gerichtlicher Zweikampf (ZW. 54).
59. Erscheinen vor Gericht ohne Wehre (ZW. 55).
60. Ol. Rücktritt von der ,Graf8chaft* (des Landgrafen der
Zipser Sachsen) (ZW. 56).
62. Bezugsrecht des Zipser Sachs(mgrafon und der 24 Richter
auf die Gerichtsgelder (ZW. 57).
63. Fehdereoht (ZW. 58).
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64. Verwondung eines ,£dliiig«]i -Holden' (UnterÜia&en eines
Adeligen) (ZW. &9).
66. 66. Verwundung emes Zipser Landstaeen durch einen Edfing
oder Holden (ZW. 60).
67. Schwere Yerwundang und gerichtliehe Verfelgang der ThftCer
(ZW. 61).
68. Eidenhlegung des Schuldigen (ZW. 48).
69. * Gebot der Yenchwiegenheit des Richters (GF. 83).
70. Erbrecht des .Ahnherrn' und der yAhnfrau' (ZW. 68 —
vgl. oben Art. 15).
71. Erbrecht rlc^s Enkels fZW. 66).
72. Erliinguug der Mündigkeit (ZW. 64).
7B. Geftihrlichcr Hund (Z W. 73).
74. Falsches Mass (^ZW. ü8).
75, 7lj. llopfenhandel fZW. 69).
77. * Vorrecht Desjenigen^ der Haus und Hof verkaufte, tk
Glänhiger (G F. 84).
78. Busse dessen, welcher eine Sache ,zwier taidingt (ZW. 80).
79. * Vorladung innerhalb der Landesgrenze (GF. 85).
80. * Geldbussenbezug der Zipser ^Grafen', des ^ungarischen
Grafen' und des ^Landgrafen* (s. w, u.).
81. * Kein Weber darf Richter werden, er habe denn seit
14 Jahren das Handwerk nicht betrieben (GF. 86).
82. Busse auf nasses Marktleder (ZW. 72).
83. Beschiftnkung des Wuchers der Mtthlherren (ZW. 74).
84. Bichterliche Beiugniss (ZW. 75).
85. * Wenn eine Frao ihren Mann suchte mit dem Recbten
(GF.87).
86. Wenn ein ,Elender< geschlagen wurde (ZW. 42).
87. Wenn ein ^nder' ,Terterbet' wurde (ZW. 43).
88. Wenn ein Mann ^▼erachmeraet' wurde (ZW. 44).
89. Wenn ein Mann oder eine Frau ,verterbet' wurde (ZW. 46).
90. Wenn ein Mann einen unrechten Weg gehet (ZW. 46).
91. Wenu ein Maim , verschmerzt' wurde oder erschlagen
(ZW. 47).
92. Ikandlegimg Drohung (ZW. 49).
93. Todtschlag-1 Vollung (ZW. 50).
94. ,Wenn ein Mann den andern beklaget umb Geld and der
Kläger stanilet' (ZW. 88).
95. fWenn ein Manu Gewand pringet in das Land' (ZW. 40).
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501
96.** yWenn ein Mann mit dem andern zn kriegen khemp und
einer dem andern seinen Bartli auürauffet^ (GF. 89).
Vergleicht man die 96 Capitel unserer Handschrift mit
den 98 Paragraphen der ursprünglichen Zipsor Willkür, so
decken sich 78 Capitel der ersteren mit 67 Abschnitten der
letzteren, und zwar wenn wir die Paragraphcnzalil der Zipser
Willkür voranstellen und die Capitelzabl der Uandscbrift in
Kiammern beifügen; nachstellende:
2 (10), 3 (U), 4 (12), 6 (13), ö (14), 7 (16, 17), 8 (18),
9 (SD), 10 (21), 11 (22, 23), 12 (24), 13 (25), 14 (26, 27),
15 (28), 16 (29, 30), 17 (31, 32), 18 (33), 19 (34), 20 (35),
21 (36), 22 (37), 23 (38, 30), 24 (40), 28 (41, 42), 29 (43),
30 (44), 31 (45), 32 (46), 33 (47), 34 (48), 35 (49), 36 (50),
37 (51), 38 (52), 39 (53), 40 (95), 42 (86), 43 (87), 44 (88),
45 (89), 46 (90), 47 (91), 48 (68), 49 (Ü2), 50 (93), 51 (54),
52 (55), 63 (56, 57), 54 ( 5H), 55 (59), 56 (60, tU), 57 (62),
68 (63), 59 (64), 60 (65, 66), 61 (67), 63 (70j, 64 (72), 66
(71), 68 (74), 69 (75, 76), 72 (82), 73 (73), 74 (83), 76 (84),
80 (78), 88 (94).
Es fehlen daher in uoBerer Handschnft folgende Para-
graphe der Zipser Willkür:
1. Das uns Zipser kein mann zu laden hat gen hofe in keinerlei
Sachen.
25.
26. F&ndrecht.
27.
41. Ab ein laDdnchter einen finge mit yerlornem gelde, wie
mans damit halden soll.
62. Ab ein mann erbe und holden hat, die dem lande dienen,
wer die za richten hat.
65. Ab etlich mit einander kinder haben, und ir eines stirbet,
ab die kinder mit dem anderen unvorenderten teilen
ml^en.
67. Ab einer ein eid tut, und seinem vorsprechen nicht recht
nachredet, was das recht sei.
70. Wie sich die fieischer halden sollen.
71. Ab ein schenke mit einer unrechten masz derfunden wOrde,
was das recht sei.
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508
*
76. Ab sich tmBat wider seinen richter setsen wolde, was das
recht sei.
77. Ab imant umb uneriicbe sacben gefangen würde und miif
andere bekente, was recht sei.
78. So eiü richter einen finge in vordechtnuä uuerlicher Sachen,
wie mans halden wü.
79. Was ein ider goldschmit einer mark silbern ansecaen w3.
81. Was ein toark goldes, die gemoigengabet wir^ wert ist
82. Ab einer sein saoh vor den grafen anders füren wolt^ wenn
sie Tor dem richter geftlrst ist^ was der bestanden sei.
83. Wenn ein richter einen fing, es sei wo es sei, so soll er
dem grafen in die Leutschau überantworten.
84. Von dienstpoten.
85. Richterwahl in den 24 steten.
86. Bichter* nnd Grafenbesttge für das Beschauen von Schmer-
zen und Wunden.
87. Klage auf Verwundung und Todtschlag.
89. Rechts- und Friedensbruch.
90. Busse fUr Todtschlag und Wunden.
91. Klage nach todter Hand.
92. 1
Von den vorzeiten.
Es fehlen also, abgesehen von den späteren Zusätzen von
1505 und 1516 (94, 95), 26 Paragraphe der Zipser WiDkiir
Dafür bietet die Handschrift in den Artikeln 1, 6, 7, 9, 15^
69, 77, 79, 80, 81, 85, 96 swölf Satzungen, welche als spfttere
Zusfttse oder Ergttnaungen zu gelten haben.
Wir haben es eben mit einer jüngeren Fassung des
Zipser Landrechtes au thun, wie sich eine soiohe auch in der
noch jüngeren GOllnitaer Handschrift findet Der Schreiber
der ,Jura terrae Scepusiensis' sagt hier ausdrilcklich: ,anno
1666. Seindt sonst 116 Artickel, ich hab aber die Noth-
wcmdigkeit von fürnehmste ausgezogen vnd auszgeschricben
90 Artikel.' Dass der Verfasser des vorlaufenden Theiles unserer
Handschrift von 1599 ebenso verfuhr, zei^t schon die That-
sache, dass 20 Paragraphe der Zipser Willkür und ebenso die
Zusätze von 1505 und 1516 fehlen.
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m
Vei^glekhen wir nun die Artikel miserer HuidschrÜt: 1,
6, 7, 9, 15, 69, 77, 79, 80, 81, 85, 96, xwö]f an Zahl, die
auch als jüngere Satzangen des Zipser Landreclites sa gelten
haben, mit den analogen (17) Ergänzungen in der GoUnitser
Handsebrift, so decken sich beiderseits nachstehende:
6. (GF. 75). Abweichend ist der Strafkatz; dort* heisst es 10,
hier* 4 Mark.
7. (GF. 76). Abweichend; dort lieisst es: jTschlap^en wurde
oder derm ordert,' hier fehlt das im Druck Gesperrte.
9. (GF, 77). Dort heisst es: ,Au(h wollen wir das zu ainera
recbtten haben, wyrffelspill soll vcrpothen sein bey drey
marckhen ewiglich aU weitt das iandt ist'; hier:
,Da8z wttrffebpiel ynd Karten verbotten sey bej 3 marck
das wirdt mitsampt gestrafft.
15. (GF. 78).
69. (GF. 83).
77. (GF. 84).
79. (GF.8Ö).
81. (GF. 86).
85. (GF. 87).
96. (GF. 89). Die in der Göllnitzer Handöchrift ausgefalle-
nen Worte lauten dort: ,Weu ein Man mit dem Andern
zu Kriege kern' . . .
Die Capitel 74, 79, 80, 81, 82, 83 und 90 der GöUnitzer
Handschrift von 1666 fehlen somit in der von 1599.
Dagegen finden sich in der letzteren zwei Artikel, und
zwar der erste und achtzigste, die uns in der Göllnitzer
Handschrift nicht begegnen.
Der 1. Artikel lautet: ,Wir wollen tzu einem Rechten
haben, das kein leykaufF man nicht mag lenger gestehen noch
getzcügcn, wenn allein ihar (Jahr) vnd Tag vor dem Hechten . .
Der 80. Artikel: ,Aueh wollen wir das zu einem Rechten
haben, das die G raffen haben zu nehmen von einer KÄmpffer-
' iDorf bezieht sich auf die vorliegende Handschrift.
* ^er* bMi«lit doh auf die asUnitaer Handachrift.
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604
wunden 5 margk^ yon eiDem stich 5 margk, der TOgrische
Oraff soll nehmen zwey thail, der Landtgraf ein drittheü
▼nnd von einer schlechten wiandten haben rie m nehmen
6 margk.'
Dieser Artikel ist sachlich verwandt mit dem 86. Psnir-
graphe der Zipaer WiOkttr, worin es heisst; ,Wir wollen auch
das m einem rechte haben, wo swen Biehter schmersen be-
schauen, ir sein yiel oder wenig, so soll der richter 6 gr. dot-
von nemen, die soll der wunde geben, tat er genug den rich-
terea, so sollen die richter den schmersen in 4 wochen tot
den grofen pringen, und sies nit teten, und prechten den
schmerzen in 4 wochen nicht vw den grofen, so sollen sie
den grofen ein mark bnsze geben/
Unter ,Graffen' siiul im Allgemeinen die Verweser der
Landcsgerechti^^keit zu verstehen; sie werden weiter unten
specificirt. ^Ungrisclier GrafT ist der Comitatsgraf (comes eomi-
tatus Seepusiensis), unter Xandtgraf* ist der Graf des im Zipser
Oomitate eingeschlossenen, aber privileg-irteii Saehsenbodens, mit-
iiin der comes terrae Saxi ii nn Scepiisieusium* oder der Leut-
schaucr Sachsengraf zu verstehen.
vSo bietet denn unsere Handschrift gleich der Gf^llnitzer
in ihrem dem Jahre IHGG angehürigen Zipser Landrechie
einen Beleg flir die Umstellung, Veränderung und Ergänzimg
der ursprunglichen Zipser Willkür vom Jahre 1370, und ihr
Text steht gewissennassen in der Mitte der Aufzeichnung vom
Jahre 1540 und der Textirung im Göllnitzer Formelbache.
Hier spricht der Schreiber schon tob 116 Artikeln, ans denen
er die ^fUmehmsten' ausgezogen, während die Aufzeichnung
vorn Jahre 1540 zu den ursprünglichen 93 Paragraphen nur
zwei hinzufügt, welche löOö und 1516 entstanden waren. Unsere
Handschrift bietet, abgesehen Ton den Ansseheidungen, zwolf
Zosatsartikel, von denen zehn auch im GoUnitzer Formd-
bnche aoftaaehen, während zwei darin nicht Torkonunen.
Unsere Handschrift von 1549 verrilth auch noch in andern
Richtung die Oleichartigkeit ihres Inhaltes. Im CkfUnitser
Formelbuche findet sich (S. 99 — 163) ein Auszug des Land*
rechtes der Siebenbttrger, durch Mathiam Fronium
ybersehen und vermehrt'. Es ist dies eine Wiedergabe der
bekannten Verdeutschung der von K. Stefan BAthorj bestätig-
ten ,Jura municipalia Sazonum in Transsylvania', wdche unter
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Ö05
dem Titel ,Der sächsischen Nation in Siebenbüri^* ti Statuta
oder Eigen Landiccht' im gleichen Jahre (IÖÖ3) Matiiias Fro-
niuB, Rathraann in Kronstadt, verdeutschte.*
Aehnlicher Art, aber in Anlage, Gliederung und Umfang
nicht ubereinstimmend ist das Rechtsbueh vom 37. bis 82. ßlatt
unserer Handschrift Es iat eine zweitheilige Bearbeitang des
Xjaadrechtee der Siebenbttiiger Saclweiiy deren erster, kttrzerer
Thefl vom Bewetsverfaliren, vom Erbrecht and besttmniten
Zahlungsverbindlichkeiten hAndelt, wfthrend der zweite, nm&og-
rmchere die ,peinliehen Fülle' erörtert Dase sich der Inhalt
auf das Rechtswesen der SiebenbUrger Sachsen bezieht, erhellt
schon aus der Stelle (Fol. 32'), wo es heisst: ,\Vir werden be-
richt, dass etliche ausz vnsem Sachsenstüelen ein vndter-
scheidt vnter Draw- (Droh-) und Vheden- (Fehde-j worten zu
XQAchen püegen/
Die Form des Statatarrecbtes zeigt sich in den Aus^
drücken: ßo ordtnen und petzen wir' . . . ^Unsere Verordnete
halten es dafUr/ So heisst es bei der ,Straff des, so den Pflug
beatillt nnd beraubet^: »Obwol die Saebsischen Recht yermelden,
das der, so einen Pflneg beraubet, mit dem Radt soll gestrafft
werden, alldieweil aber hierr allerley weitleufftiger verstandt
gesucht wirdet, demnach setsen vnd wollen wir' . . .
Als Rechtsquelle wird auch der ,^emeincn kaiser-
lichen Rechten' Erwähnung p^ethan.
Bei dem Capitel (Fol. Sö") ,zwiefaolio Ehe* wird der
,peiniichen Halsgerichtsordnung', im Capitel über , Ehe-
bruch' der ,Con8titutionen Moritzen Herzogs von Sach-
sen und Augusti' (dux Saxoniae) gedacht.^ Das Qanze gUedert
sich in nachstehende Artikel:
1. Eidschwnr; 3. Beweis und Qegenbeweis; 3. ,Briefliche
Urkunden'; 4. Folgen der ,Publication der Beweisung und
Ghgenbeweisung'; 5. Dienstgeld der Bauern; 6. Schuldthurm;
8. ,0b die Verpfknduug unbeweglicher Erbgfltter für (vor) der
Obrigkeit, dai- unter sie gelegen, nach Sächsischem Recht ge-
' Siebe Schaler-Libloy , Öiebeuburgtäche liechtägeseUichte, 2. Abtli.,
U. Bd. (1868), p. 233—334.
* Von glttciiOT Zeit und Hand wto du Vorheigebende.
* Iffofis von Sgfibaen und lein Naehfolger Ansagt, die entan Knififarslen
▼on SsduMi Toa der Linie der A11»reehtiner (1647— 166S und 1668 bis
16M>
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506
schehen mttsse'; 8. ,0b der Vatter nach SächfliBchem Beebt
die Matter von der Kinder Erbschaft anwchlieBse.'
Nun folgt nnter dem Qesammttitd ,De criminalibas'»
yVon peinlichen feilen' eine Reihe von Satzungen: 9. Gottes*
läetemng; 10. Zauberei und Wahrsagerei; 11. Todtschlsg so
Kindern; 12 Abtreibung der Leibesfiiicht; 13. Umbnng«ii,
Bestehlen oder Verschmachtenlassen von PestdendETankeat
14. Todtechlag bei Irrthum in der Person; 16. Todteohlag bei
Auflauf; 16. Todtschlag als Nothwchr; 17. Herausforderung:
18. Herausfordenin»' unter dem Vorwandc verletzter Ehre:
19. ,0b der, welcher urab Todtsclilags willen als des exccs-
siven Exeess bei der Defcusion begangen des Landes ver
wiesen wird, des Todten Freunden zug^leich ein Webrgeld. so
der Oerter (an Orten), da Säciisisch Recht gehalten, zu <,'eben
scbuldi^^V' 20. We^^elagcm oder , Vorwarten'; 21. Fehden, Fehde-
briefsehreiben, Autstecken von Brandzeiehen: 22. Drohworte,
Absage uder Fehde; 23. Fehdebriefe: 24. Mordbrennen, ,so
die That nicht verbracht*; 25. Vergiftung der Weide; 26. Ehe-
brach^ 27. Zwief^iehe Ehe; 28. Ehebruch, dessen eine Wittfrau
von den Erben beschuldigt wird; 29. Incest^ Blutschande;
30. Ehebruch und Blutschande zugleich begangen; 31. ^Ver
mischong bei naher SohwUgerschaft'; 32. Besohlafnng einer
gefangenen Weibsperson durch den Qefangenwftrter; 33. Be-
schlafung einer wahnwitzigen oder sinnlosen Person; 34. Jungfem-
Bchändung; S&. iSoUediteHurerei', simplez lenacinium; 36. Notfa-
zucht; 37. Nothsaeht oder Schändung von Mildchen unter iwOlf
Jahren; 38. Diebstahl; 39. Raub an einem Todten oder Ge-
hängten; 40. Bestrafung dessen, ,80 den Pflug bestielt oder
beraubt'; 41. Diebstahl der Hausgenossen; 42. Theilnahme der
Wächter am Diebstahl; 43. Kundschafterdienst bei Diebstahl;
44. Injurien; 45. Misshandlung, Verwundung und Injuninuig
der Obrigkeit; 46. Sehandschriften; 47. Wenn sich einer
rühmt, er oder ein anderer habe eine Ehefrau, Jnngfnut oder
Witwe beechlafen ,vnd sich dasselbige nicht befindet';' 48. ,Wan
wider die Iniurien vnd auch wider die Famos '-Schriften vor-
faret werde'; 49. ^Wie diejenigen zu strafi'en, so autf einen Uhr-
ielid^ verweiset vnd doch ein oder melirmahl wiederkiiommen'.
* als unwahr heraasstellt.
' «brenriÜirig« Scbrifteu, Fiuuphiete. " Urfehde.
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507
So liietet denn diese Handschrifi gleich dem CMdlnitser
Fomelbuche den Beweis, dass ein lebendiges BedUrfiiiss naeb
gegenseitiger Recbtsbelehrang unter den dentseben Stammes-
genossen des angariscben Reicbsgebiet<ss bestand.
Kttner können wir uns ttber die swMte Handschrift
fassen. Sie fhbrt den Titel: ^Der Bergstetter geecbribne Recht
und Freystetter g^eschribne Kecht^, und hatte, wie es zum
Schlüsse heisst, .Raiinundi, der königlichen Stadt Tirnaii
Judex', zum Verfasser, also eine Aiut-^person, den StaJliichter
einer der bedeutendsten Coinmunen Westungarns, welche, seit-
dem Grau in Tiu'kenhand gefallen (1543). als Hanptsitz des
ungaiibclien Reichsprimas einer der Brennpunkte des katholi-
schen Lebens wurde. Die Sehrift des 118 Folioseiten zählen-
den Papierbandes gehört der Selilusshiilfte des lU. oder schon
dem 17. Jahrhundert an. Näheres Uber Kainmndi konnte ieh
nicht in Erfahrung bnngen. Es ist eine Privatarbeit, deren •
Zweck der Verfasser zu Anfang des Buches in folgenden ge-
mUthÜchen Worten auaspricht:
fVon wegen der vaetterlichcn lieb, die leb gegen meinen
Kindern gehabt, hab Ich angefangen nach meinem geringen
Verstand durch yU emsigen Vleiss, arbeit vnd Mtthe auf das
ainffeltigst zu verfassen ein kurae nualicbe und kleine
Summa der Rechten oder Oeseta, damit Sj sich darinnen
ttben mUgen, bis Oy su etwas groessem kommen Und rueffe
des hejligen Oeystes Qnade an, der mir solch werk vollbrin-
gen helffe, one welchen kein rechter anfang gemacht vnd kein
end entspriesslich und löblich getroffen kann werden' . . .
Der Titel des Reohtsbuches und diese Eingangszeilen er^
weisen I dass der Ver&sser als berufsmässiger Kenner des
Rechtes der königlichen Freistttdte im Allgemeinen und der
westnngarischen Bergstttdte im Besonderen ein Handbuch zur
Rechtsbelehrung der eigenen Angehörigen abzufassen sich be-
wogen fand; anderseits finden wir in der Gliederung und
Textirung des Ganzen die Belege fUr die gelehrte oder fach-
liehe Schulung Raimundi's.
So heisst es beispielsweise im ersten Hauptstüeke:
De Reetore et Gubernatore civitatis. ,Von einem
Regenten oder Verwalter einer Stat oder Regiments. Das 1. Ca-
AmUt. LXXXI. Bd. U. Hilf»«. 31
608
pitel. Es ist von nOtten, dM ein Bagierer oder Vemalter emer
Statt oder Regiments aufs wenigat zwey Ding an sich habe,
nembfich Wissenheit der Recht and Qeseta und FOrsichtigkeit
oder wehr und waffen, damit Er in Zeit des Prides der Heu*
sehen BoIUieit abstehen möge. Derhalben wöUen wir eratlieh
Yon Rechten und Gesetsen und ftirs andre von Waffen
und Wehren sagen. De iustitia et jure: Von der Q-erechti^
keit und von Rechten. Das II. Capitel: Die Qerechtigkeit ist
ein beständiger und innerer Will* . . .
Dif Systematik der lieliandluii^ gebt aus der Zusiiii.üjen-
stelluni: der Capitel nach ihren Leberschriften hervor. Der
Vertas.ser selbst hat einen sorglUltig abgefasbten Index der
klar und sauber gehaltenen Handschrift angefUgt
Das erste Buch.
De liectore et gubernatore civitatis. Von einem
Rep^enten oder Verwalter einer Stat oder Regiments das 1. Ca-
pitel (Fol. 1). 2. Von der Gerechtigkeit und vom Hech-
ten (S. 1). 3. Die Austaillung der Rechten (S, 2). 4. Von
Ursprang der Rechten (S. 3). 5. Von Taillung der Rechten,
6. Warumb die Gesetz gemacht sejn. 7. Yon Maß und Qe>
stak der Geseta. 8. Wie Gesetz gemacht werden. 9. Wie man
nach dem Gesetz vrtaillen soU (S. 4). 10. Wer zum ersten
Geseta gemacht. 11. Wer au unsem Zeiten Geaeta au machen
Macht habe. 13. Wann die bürgerlichen Recht erfunden
sein. 13. Was nicht gesehrieben Recht sein. 14. Von
Wirkung und Tugendt einer guten Gewohnheit. 15. Von
geschribnen Privilegien der besondem Geseta und Frey-
haiten. 16. Von öffentlichen Instrumenten und briff-
lichen Urkunden (S. 5). 17. Wie ein Instrument onorefftig
wird (S. 6). 18. Von crafft der SigeL 19. Wie einem Sigel
abbruch beschehen mag (S. 7). 30. Von den Rechten, ao die
Personen derselben Güter, Gewerb, Verpflichtung und recht*
lieh Klagförderung belangt. 21. Von gemeinem underscheid,
stand und weseii der Menschen. 22. Von der vätter-
lichen Gewalt (S. 9). 23. Wie weit sieli die viitterliche
Gewalt über ihre Iviuder ersti-eckt. -4. Wie die vätterhche
Gewalt aufgebebt wird. 25. In wie vilerley Weg einem die
Stadt verbotteu wird. 26. Von Ehestifftungen oder Vor-
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509
sprechung und von HochseTt oder Hejratt (S. 10). 27. Ver^
sprechen de futnro, d. i. auf kttnftige Zeit, werden aus drey-
zehen Yrsaehen gebroeben (S. 11). S8. Von der Ehe oder
GemahUohafft 29. Von Verhinderung der Ehe (S. 12).
30. Von den Nntabarkeiten der Ehe (S. 15). 31. Von der
Klag wider die Ehe (S. 16). 32. Von der Vogtang oder
BeBehirmnng der Wa^rsen (S. 17). 33. Von dem Onrator^
Vorsorger oder Pflegvater. 34. Von vOerley Tutoren. 35. Wer
Tntor oder Beschttzer sein möge. 36. Durch wieviel Mittl die
Tutel oder Beschllzung ir endschaft nimmbt. 37. Wer Be-
schüzer sein mag. 58. Wie man sich der Tutel cntziclicii oder
enUchüldigcn raag (S. 18). 39. Von verdiiehtigen Gerhaben
(Tutoren^ nnd allerlei Ursachen des VcrJaehts. 40. Wer die
Gerhaben anklagen raag. 41. Von Straff der verdilchti^^en Qer-
haben. 42. Von tadlhaftigen und verworffneii Contracten.
43. Von der Wittweu und Jungfrawen Uecht. 44. Ein
Weib kann one iren Mann nicht handien (S. 19). 4.5. Worzu
die Ehe dient. 46. Worauf ein Mann, der lieyraten wil, Aelitung
haben soll. 47. Wie sich ein jeder selbst regieren soll (!S. 20).
48. Vom üaus Kegimcnt. 49. Von der Weiberzucht. ÖO. Wie
sich das Weib gepfen den Mann halten soll. 51. Was der
Mann dem Weib zu thun schuldig. 52. Was die Eltern den
Kindern schuldig (S. 21). 53. Wie sich die Kioder gegen
den Eltern halten sollen. 54. Wie sich ein Hausvattcr halten
soll. 55. Vom Statt-Regiment (S. 22). 66. Von Statt-Regen-
ten und ihren Aemtern. 57. Vom Bürgermeister (S. 23). 58. Was
einen guten Rath findet 69. Worliher man ratfaschlagen soll.
60. Von der Rathsherm Wahl. 61. Von des Richters Regi-
ment 62. Was anf dem Itichthaus oder Schrann zu thun
(S. 24). 68. Was die Rathsherrn thun sollen. 64. Von des
Fttrsten Amt 66. Von Tyrannen.
Das andere Buch.
1. Von der Gttter Recht (S. 26). 9. Von den Gatern,
die wir durchs natürliche Recht hekommen (S. 26). 3. Von
der Bienen Art und Gerechtigkeit (S. 27). 4. Von den aus-
fliegenden Vöglein. 5. Von denen Thiercn, so wieder zu
Hause gehen. 6. Von Haus -Vöglein. 7. Durch Fangen wer-
den wir auch eines Guts habhaft. 8. Durcli Finden. 9. Wie
84«
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man dureb Verlas sung bekommt (S. 38). 10. Dmrcb An-
scbQtt der WasserflaO. 11. Durch Waebssen. IS. Dordi
Erraglimg (Erseugung) (8.29). 13. Dnrch FArbang (S.aOj.
14. Durch VermiBcbmig der nassee Dingen. 15. Durch Yer-
mischnng der dttrren Dingen. 16. Durch Bauung. 17. Durch
Pflanzung (S. 31). 18. Durch Säung. 19. Durch Schrift.
20. Durch Malen. 21. Durch Kaufung. 22. Durch Nie-
ßung der Gründl (S. 32). 23. Durch NieÜung des Viehe*..
24. Durch Gebung. 25. Durch Ht \ ratsgut. 26. Aus Vtr
k.iufung. 27. Von unleiblicheu Gutern (S. 33j. 28. Von
Grnnddienstharkeiten. 29. Von GebMndedienötbarkei-
ten. '50. \'on Niessung (S. 34). 31. Vom blossen Brauch.
32. Vom Brauch eins Hauti fS. 3ö\ 33. Von Ersit7:ung, und
zwar . . . 34, Von Präscription. 3Ö. Von Ueberkommung
durch Geschenk (8. 37). 36. Dass die Donation, welche des
Todes halber geschieht, widerruft kann werden. 37. Vod
Hey ratgut und dessen Speeles (S. 38). 38. Was das Heyttta-
gat aey. 39. Wann der Mann dem Weib die Wider lag zu
tbun Bchuldig fS. ?)9). 40 Wann das Heyratgut abgefordert
mag werden. 41. Von Widerzalung des Heyratgutes. 42. Von
der Cautel als Sicherheit. 4d. Von andern des Weibe Gütern,
2U Qriechisch Paraphema genannt (S. 40). 44. Wie man dtudi
Testament ttberkombt 45. Was znm Teatamentmachen ge-
hört (S. 41). 46. Wenn man etwas schaffen oder testuren mag
(S. 42). 47. Was für Dinge mögen verschafft werden (S. 4S).
48. Was ein GscbftffI (Legat) sey. 49. Wievil man TerschaffBii
mag. 50. Von einem aierlichen Testament (S. 44). 51. Von
Zengen des Testaments. 52. Warum die Testament antriebt
werden. 53. Von Einsetzung der £rben. 54. Von £rben und
Erbschaften. 55. Die Weyß, wie man einsetat (S. 45). 56. Die
Enterbung der Söhne. 57. Von der Enterbung der Töchter.
58. Von der Aiter-EinsetKung (S. 46). 59. Wann einer testiren
mag (S. 47). 60. Von des Testaments Execution (S. 48). 61. Auf
wievil Weyß einer ohne Testament abgeht. 62. \'on Erh-
gerechtigk »*it, so von Tcstameut cnfallet. 03, Von Erbschaft
der absteigeiuleii Linie. 64. Vom Erblall der Beiseittreundcn
(S. 50). 65, Vom Erbfall, den aufsteif^enden Personen znsrc-
hörig (S. öl). 66. Vom Erbfall, der auf die Weiber kumbi.
67. Wann die Kammer erbet. 68. Von der SchwagerschaÖ't.
69. Von der schwagerlichen Freundschafft (S. Ö2). 70. Von
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Gerechtigkeit des fi^insats in des Gestorbenen Güter. 71. Von
Austeilung der gemeinen Dinge (S. Ö3). 72. Von Ver-
frembdung der Dinge. 73. Von den Exceptionibus und
des Rechte Wohlthaten (S. 54). 74. Von Gerechtigkeiten,
deren rieh einer snm teü begeben mag und nun teil nit (S. 57).
Das dritte Buch.
1. Von Rechtshandlongen (S. 58). 2. Vom Darleihen, wel-
cbee SU Lateinisch Mntuum heißt (S. 59). 3. Vom Darleihen,
welches an Lateinisch Commodatum heißt (S. 60). 4. Vom
Behaltnus der Tertrauten Gut (S. 62). 5. Vom Gläubigen
und Tom Glaubten (S. 64). 6. Vom Pfandt 7. Von Ver-
haissun^'c n (S. 66). 8. Von Blii n (S. 68). 9. Von Pacten
oder Gedin^an (8. 69). 10. AußteiUung der Gedingen (8. 70).
11. Die ander Teillung der Gedingen (S. 72). 12. Die dritte
Teillung der Gedingen. 13. Wie die Peen in Gedingen ein-
jsrleibt verwirkt wird (8. 74). 14. Ein ander Teillung der Ge-
dingen. 15. Ein- und Austeilung der Gedingen. 16. Von un-
möglichen Gedingen. 17. Von der Abhandlung (S. 76). 1.^. Von
scliriftlicher Verbindung (S. 78). 19. Von Verpflichtungen,
die aus Bewilligung der Partheien beschehen (8. 78). 20. Vom
Tausch der Dingen (S. 81V 21. Vom HinlaRsen und Bestehen
(Locatio et conductio) (S. Ö2). 22. Vom erblichen ewigen
Bestand (S. 84). 23. Von Geselschaft (ö. 85). 24. Von Ge-
walten (Mandatio) (S. 86). 25. Von Verpflichtungen, die ans
Handlungen, so sich einem rechtmässigen Contra et vergleichen
(S. 87). 26. Von Bezalung (S. 88). 27. Von Contracten
(S. 89). 28. Von Verpflichtungen aus Malefizhändeln (S. 90).
29. Von des Diebstahls Klag. 30. Von der Klag, die Dieb-
stals halber Abgenommen (S. 93). 31. Vom Wucher (S. 95).
32. Von der Falschheit (S. 97). 33. Vom Eirchenraub (S. 98).
34. Von Räubern, 35. Von Jungfrau- und Weib er raub
(8. 99). 36. Von Strassenräubern (S. 100). 37. Vom Bren-
nen. 38. Von Zauberey und Wahrsagung (S. 101). 39. Vom
Todschlag (S. 102). 40. Von des Todschlags Straff (S. 104).
41. Wer Todschlags halber klagen möge (S. 105). 42. Von
Injurie und zugefügtem Schaden. 43. Von Schaden, der
durch Unrecht zugeaigt (8. 107). 44. Von Straff der Schaden
halber (S. 108). 45. Von Schaden, den die Deinigcn Andern
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sugetllgt haben (S. 109). 46. Von VerpflichtungeD, die m
Handlungen, welche M^leHzhiindeln gleicbsehen , herflieijeü
(8. 110). 47. Vom Bann (Ö. III). 4^. Wie sich einer vod
Bezieht purfi^ire nnd i-einifi^ft (S. 113). 4IJ. Von Straff 'S. 1151
60. Von Veränderung oder Verwechslung der Ötrai' (Ö. 117;.
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DIE FRAGE
DER
HERANZIEHUNG DES DEUTSCHEN ORDENS
ZUB
VEETHEIDIGUNÖ
DER
UNGARISCHEN GRENZE.
TON
D»- WILHELM ERBEN.
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L
Sehweniirs Bemflliangeii um BnlelLtaiig eines ftttter-
ordens an der nngarlsehen Orenae.
Der Gedanke, den Deutschen Orden zur Abwehr der
Türken an der ungarischen Grenze heranzuziehon. findet sich,
soviel ich sehe, zum ersten Male in einem für Kaiser Maxi-
mihan II. bestimmten Gutachten ausgesprochen, welches im
Frühjahre 1566 entstanden sein muss. Der Verfasser dieser
Schrift war Laswirus von Sehwendi, der AbkömmHng einer in
Schwaben heimischen Adelst'amilie, welcher seit den Zeiten des
sehmalkaldischen Krieges Karl V., dann Philipp II. in diplo-
matischen und kriegerischen Missionen gedient hatte und im
Jahre 15G4 nach längeren Unterhandlungen mit dem Ober^
befehle tiber das kaiserliche Kriegsvolk in der Zips betraut
worden war. In dieser Stellung hatte Sehwendi im Jahre
1565 die kriegerisclien Operationen gegen Johann Sigmund
Zapolja nieht ohne Erfolg geleitet, freilicli anck duroh die
Einnahme Ton Tokai zum Wiedelausbruche des Tttrkenkiiegea
den Anstoss gegeben.
lütten unter den Vorbereitungen zum TOrkenkriege ist
Sekwendi's Denkschrift entstanden.' Ln Vordergrunde des Inter-
jBedenkon was wider den Türken fürznnchmon nnil wio man sich ver-
halten m«clite,' gedruckt in dp>r .Oesterreichisrhf^-n militärisclieu Zeit-
schrift', J&lirg. 1821, ä, 82 ff., und darnach bei J a n k o , Lazarus Freiherr
von Sohweikdi (Wien 1871)» 55 ff. — Da di« Belagerung von Ualta iae
Ttigaageiie Jalir geeetet wird (Jsako, 8. 66) und «neb lehon von dem
eben nbgeUofenen Winter die Rede ist (S. 60), anderseits aber das Ein-
treffen der beanspruchten Verstürkungen für den Mai in Aussicht ge-
nommen wird (8. 62), so dOrfte der Min 1666 lia Abfiuaungsseit des
Bedenkens anzusehen sein.
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I
esses steheD dem Ver&sser natorgemilSB die Angelegenheiten jen«
KriegsBchaapUtzes^ auf welchem er selbst das CSommando m
führen hat; er erörtert aosBihrlich die Bedürfnisse der oheronga-
rischen festen Pltttze^ bittet dringend, ihm die zum Erfolge ndüit-
gen Mittel aor Verfügung za stelleUi und berichtet ttber dss
Verhalten des Siebenbttrgers. Daneben gibt er jedoch anch
Raihschliige für die Kriegführung Im Übrigen Ungarn, welche
freilich allgemeiner gehalten sind, aber gerade deshalb in erhdli-
tem Masse Beachtung verdienen. Er empfiehlt eine gnädige Bo-
handlung der Ungarn, die durch das GefUhl der Zurlicksetzuü^'
leicht zur Untreue verleitet werden könnten; aber er betreibt
auch t'ner<j;isch die Werixiriir tüchtigen Kriegsvolkes in Deutsch-
land nnd insbeüüudcre m Burpmd, Frankreich, Lothringen imd
den Niederlanden; er räth, den risterreichisehen Adel starker als
bisher zum Kriegsdienste heranz;u/.ielien und die Säumigen mit
Veriuüt der Standesehre zu bestrafen: er hält ea für wünschens-
werth, dass der Kaiser selbst Feldobrist sei, und dass auch
seine Bruder sieh persönlich am Anszufre betheiügen möchten
Allen seinen Ausführungen aber liegt der Gedanke zu Grunde,
dass nur im Defensivkriege und in der Schaffung einer ständi-
gen Grenzbefestigung Heil und Erfolg zu suchen sei. Dies ist
der Znsammenhang, in welchem Schwendi von der Verwes*
dung des Dcatscheu Ordens redet Indem er an die ursprüng-
liche Bestimmung dieses Ordens erinnert und auf die Erfolge
der Johanniter hinweist, welche erst im vorigen Sommer den
Angriff der türkischen Flotte auf Malta so ruhmvoll znrtlck-
geschlagen hatten, empfiehlt er dem Kaiser, au erwttgen, auf
welche Weise auch der Deutsche Orden ^wieder in sein alten
Stand nnd ersten Beruf möchte gebracht werden, dass er nSmlich
all sein Vermögen und Thun auf den Krieg wider den Türken
mttssfe wenden, nnd dass sich die Ordensritter, aUe last in
gleichmässiger Ordnung wie die au Malta, in einem gewissen
Platz in Ungarn zum Krieg gebrauchen (lassen) mflssten, wie
solches wohl ordentlich und stattlich möeht ins Werk gebracht
und die Bewilligung einer solchen Reformation leiehdich bei
dem Pabst und den Chor- und Fürsten des Reichs möcht er-
halten werden, dann man sie doch sonst, da sie sich änderst
in ihren Beruf nieht schicken, wie Jetzt die Zeit und Leute
geschaffcu, in Kui'zem vollends zerreiüeu und zu Grund rich-
ten wird^
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517
In vielen l'uaktcn ist der Kaiser den Rathschlägen von
Schwcndi's , Bedenken^ gefolgt, aber filr die Ausführung so
^'eitgehender PlUnc waren weder die wenigen Monate vor dem
Anzüge 8uleimans. noeli die unmittelbar fol«renden Jahre gün^^tii^.
Der erfolglose Ausgang des mit grossen Miltein untemoniiucnen
-Feldzuge» hatte die Unzufriedenheit der Köichsstiinde geweckt;
überdies wurde die Thcilnahme fUr die ungarische Angelegen*
heit auch durch die wieder aufgenommenen Unterhandlungen
mit der Fforte gemindert, welche im Februar 1668 su dem
Frieden von Adrianopel führten. Indem so die allgemeine Auf-
merksamkeity von den Oetliclien Grensen abgelenkt, sich ande-
ren Fragen anwandte, worde anch Schwendi ein nener Wirkungs-
kreis besobieden. Die Religionskriege in Frankreich and in den
Niederlanden begannen die angrenzenden Lttnder des Reiches in
Mitleidenschaft zn riehen. Deutsche Söldner, von den kämpfen-
den l'aitcien geworben, durchzogen das westliche Deutsehland;
einzelne kriegführende Parteihäupter der Nachbarländer räch-
ten durch Einfttlle in deutsches Gebiet die schiecht gewahrte
Neutralität; am schwersten litt der Rheinhandel unter den
Gcwaltthätigkeiten. Unter solchen Umstünden wurde eine
festere Organisirong der Kriegskräfte des Reiches zum drin-
genden Bedürfnisse; sie bildete den wichtigsten Berathnngs-
gegenstand auf dem 1569 zu Frankfurt abgehaltenen Depu-
tationstage und auf dem Speierer Reichstage des darauffolgen-
den Jahres. Zu Frankfurt hatte es Maximilian erreicht, dass
er zum Generalobersten tlber sttmmtlicbe Kreise gewtthlt wurde;
SU seinem SteUyertreter in der Austtbung dieses neuen und
wiehtigen Amtes hatte er Schwendi ernannt, der an diesen
Massregeln den lebhaftesten Antheil nahm.^
Es verstand sich bei dieser Lage von selbst, dass auch
Schwendi's liath vor KrölTnung des Reichstages gehört werden
musste. Von Zabern aus sandt.e er am 5. März 1570 eine
Denkschrift an den Kaiser, in der er seine Gedanken |Uber
* Yg\. Bezold, Briefe des Ffalz^rafen Johann Casimir T, 73. Zn kriege-
ri.schein FinThreiten ist es während der kurzen Amtefübrung Schwendi's
nicht gekouinien; als aber zu »Speier die Fra^e seiner Belohnun^^ zur
bprache kau, konnten ihm MaiuiA uud Oetiterreicb uachriihmen, dsu6» er
flflin Amt fl«iMig Tetaehan und groMe Kotten «nf Kuntiaehafton wntgt^
braucht habe. Wiener Stattiarehiv, Maüuer Beichrtagaactftn, Füe. 66,
F. W, 860^
ÖlB
den jetzigen Stand and Wesen des heiligen Beichs, unser«
lieben Vaterlandes', zuNUimieiiiasste.^ Schwendi vergass hiebei
nicht, neben den eben erffrtertsn Fragen auch die Bedttrftiine
der (totUeben Beichslllnder mit einsubesiehen. E2r wiederbolle
seine BathacUige Uber die Befestigong der nngarischen Qrenie,
forderte eine beaaere Kriegsttbong Tom dentBcben Adel und
yerlAngte auch Bier die Verpflansnng dee Dentaehen Otdeni
nach Ungarn. Kau mOge dem Orden einen Plata in üngani
snr Reddens anweisen und ihm alle im offenen Kriege ge-
machten EiToberungen zu Eigen geben. Dadnrch würde nicht
nur dem Grenaweaen genUtil» aondm ea würde zugleich eine
Art von Ritlerachule geachaffen werden, aus welcher in der
Folge die beaten Befehlshaber und HeerftÜtrer hervorgehen
würden.'
Noch vor EröfFnuno^ des Reichstages wtu-de Schwendi zum
Kaiser beschieden, uud der grösste Theil seiner Vorschläge
fand Aufnahme in der Proposition, die am lo. JuH den ver-
sammelten Stünden vorgetra^r^'n wurde. Aber desOrden6[)i tes
war hier nicht gedac ht: MaxiiuiHan wollte wohl abwarten, wie
sich der Reichstag zu anderen, dringenderen Anträgen stellen
würde. Erst als die Antwort der Stünde auf den der Türken-
hilfe gewidmeten Punkt der Proposition vorlag-, ruckte der
Kaiser mit dem neuen Gedanken heraus: ,Zur Erleichterung
der Kosten,' so hiess es in seiner am 27. August den Ständen
aberreichten Erklärung, ,und damit derselben Enden erat mehr
Kriegszucht und Tugend verpflanzt und aolche gute geübte
Kriegaleut unter dem Adel gezUgelt werden möchten, deren
man sich zur Regirung des andern Kriegsvoika bedienen möcht^
sei ihrer kais. Majestät su GemUthe kommen, weamaßen vor
Zeiten die lieben Vorfahren und alten Deutschen durch Anstel-
lung und Anordnung etUch ritterlicher Orden und Unterhaltaiig
vieler adelicher und ritterlicher Peraonen . . . viel anagerichtat
So stellen die kaia. Majeetüt hiemit lu der Stünde wofanaiali-
chem Nachgedenken^ ob nicht bei jetaigen Zeiten ... ein
ritterlicher Orden au Einführung dea deutachen Adeta und
* Vergleiche über diese bisher ungerlnukte Sclirift Kluokliohii. Allpem
Deutsche Biographie d3» 990 1» und Janssen, Gescliichte des deutsches
Volkes 4, 281 ff,
* Jausseu, 4, 284.
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519
Pflanzung männlicher Tugend and beharrlicher Gegenwehr . . .
auf der Frontier an einem oder mehr gelegen Fiats nnd Ort
angeordnet werden mOchte'. ,Darch sein männlichea Znthun
und hoehntttaliche Gegenwehr/ so sehloss die Erklirung, wttrde
der neue Orden bald , soviel Ansehen gewinnen, dass mancher
begierig wäre, denselben auf mancherlei Weise zu stÄrken^*
Als der Kui iui stenralh an die Besprecluiiif^ der kaiser-
liclien Erklärung herantrat, vertrat Sachsen mit Entschieden-
heit die Ansicht, es sei nicht Sache des Reiches. Orden zu er-
ricliten, und am wenigsten hätten die An^'-chörip;en der Augs-
burger Coiifi ssion damit etwas y.n thun; nachdem auch die
übrigen Stimmen erklilrt hatten, lucht zu wissen, wie die Sache
ins Werk zu setzen sei, kam man zunächst überein. der Kaiser
möge auf die Mittel zur Durchftlhnmg des Planes bedacht
sein; sobald nähere Vorschläge gemacht wären^ wUrde man
eich femer darüber erklären. Als aber in einer zweiten Be-
rathang der Erzbiechof von Main:^ ^ erlas, was über das Er-
gebniss der ersten zu Papier gebracht worden war, da schien
es fast allen Mitgliedern des KiurfUrstenrathes au gewagt, von
den Mitteln der DurchfUhrang an sprechen. Un<) i^achdem
auch der Fürstenrath gewillt war, das geplante Werk dem
Kaiser ^ttnalich heimausteUen', so beschloss man, diesen Punkt
mit möglichst knrzen Worten absuthnn. Die Ueberzeugung yon
der Ntttalichkeit des Gedankens konnten die Stände in ihrer
Duplik allerdings nicht nnterdrücken; ,dieweU aber dies neue
Werk ganz weitUlafig und den Stünden nnd Gesandten der
Oerter Gelegenheit unbekannt', so seien sie nicht im Zweifel,
,ihr Majestllt werden in diesem, was dem Beich und gemeiner
Christenheit znm Besten gelangen mag, wol nachzudenken
wissen'.*
Fragen wir nach Aem Gründen dieser ablehnenden Ant-
wort, 80 liegen sie zum guten TheUe in der unklaren; jedes
bestimmten Vorschlages entbehrenden Form der kaiserlichen
Erklärung. Sollten die Kcichsständc ernstlich zur Theilnahme
an dem von Schwendi angeregten Plane herangezogen werden,
^ Wi«n€r SkulaajreliiT, Malnsar Beidutagneleii, Faw:. 67, t S88.
* Die Protokolle der Boratirnngen der Kurfnn4ten am 31. Aagnst, 2. und
7. September in dem Fase. 66 der Mainzer Reichstagsacteili t 218\
834 nad 266} das Conoepi dar DnpiÜc im Fase. 67, f. 892.
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690
dann maaBte fluien die Art der Darchftkhnmg com Mincle^^ten
«ngedentety es mciMte ihnen mitgetheilt werden, was der Kaiser
hieza beisutnigen gesonnen wäre und mwiefern er ihre Hilfe
in Anspruch nehmen wolle. Statt dessen waren alle diese
Punkte mit Schweigen ttbei^ngen worden, ond selbst die Er
wähnung des Deutschen Ordens, an dessen Verwendung ausser
Schwendi doch auch der Kaiser in erster Linie gedacht habes
muss, war sorgfilltig vermieden. So wurde den Ständen die
Berathang erschwert und wohl auch die Beftrchtung wach-
gerufen, dass zur Aufrichtung des neuen Ordens die finannel-
len Kräfte des Reiches angespannt werden sollten;* denn msa
hatte sich gewöhnt, die Frage der ungarischen Grenavertheidi»
gung nur vom Gesichtspunkte der lästi^ren Steuern aus zu be-
trachten. Zu dem Misstrauen, welelies die unklare Fassung
der Erklärung erzeugt hatte, gesellte sich die Abnei^un^' der
Stände, sieh mit den Details einer Frage zu befassen, die sie
als innere AiiL^elej^enlieit Ungarns und der österreicbischen Erih
lande anf^tssehen ^Yis^^en wollten.
öo war der erste Versueli, den Gedanken Schwendi s in
die Wirklichkeil zu überaetzen, j^änzlich gescheitert. Das einzige
Ergebniss der ganzen Action war die Versicherung des Kaisern,
der Sache mit allem Fleisse weiter nachdenken zu wollen.'
Immerhin hätte auch dieses magere Versprechen eine Bedea-
tnng erlangen kOnnen^ wenn M^umilian sich dadurch ver-
anlasst gefühlt hätte, die Ausführung des Projectes durch
solche Schritte vorzubereiten, zu doien er einer besonderen
Ermächtigung yon Seiten der Reichsstände nicht bedurfte. Kr
konnte vom ungarischen Landtsge die Zussge der Unte^
Stützung verlangen und im Einverständnisse mit ihm und des
Ständen der eigenen Erblande die Ausftlhning eiOrtem, oder
er konnte in directe Verhandlung mit den beiden in Deutsch-
land bestehenden Kitterorden, dem Deutschen und dem Johsn-
niterorden, treten. Der letztgenannte Weg Isg um so näher,
als hier auf die Mitwirkung des Papstes und des KOnigs von
Spanien gerechnet werden durfte und als der Hochmeister des
* Jkm adebe B«4enkeD mitginpielt haben, ISut das in der Torigan An«
raerknng anireflllirto Concopt der DupHk erkennen, wo die Worte ,ohne
Beschwi-nni.s dor h>tHnde' an den Hand geaetsti dann aber doch wieder
go.stricluMi worden sind.
^ Triplik des Kainer«. Maiaxer Beichstagsacteii, Fm»c. &7, f. 399.
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521
I>eatBch6ii Ordens, der vor AUem in Betracht kam, gerade in
den letsten Jahren wiederholt die Hilfe des Kalsera in An-
spruch genommen hatte.^ Maximilian hat von alldem nichts
gethan. Schweodi suchte allerdings den Bruder des Kaisers,
E^hersog Karl, fitr die Sache zu gewinnen, um wenigstens
auf kleinerem G^ehiete seine Gedanken zu yerwirklichen. Nach
dem Kriegsplane, welchen er den im April 1574 zu Graz yer-
sammelten Aosschfisaen der innerOsterreichischen Stttnde vor*
trug, sollte den Deutsehen und Johanniterhäosem die Unter-
haltung einer Anzahl von Pferden an der Grenze auferlegt
werden.' Aber auch diese den innerOsterreichischen Ständen
gegebene Anregun^^ bat keinen praktischen Erfolg gehabt.'
Maximilian ^va!• in der zweiten Hälfte seiner Regierung
von anderen Gedanken in An.s])rue}i genommen. Seine wieder-
holten Bemüluuigcn um die Krone von Polen verliefen ebenso
resultatlos als vordem die auf Centralisation der Keichskriegs-
macht gerichteten Pläne. Mit um so grösserer iSorgialt wurden
* Schwarz, Briefe und Acten sur 6e ( I i hte Maximilians II. 1, 40 u. 85.
■ Diiuitz, (jeschicbto Krains 3. 42. Im onpfsten Zu«Amnjpnhanf^o mit
dem von Dimitz auszugüwuihü niit}i;'Otheiltt'n Kriep'splanp steht ein von
Schwendi verfasstea , Verzeichnis einer HeratschlHguu(^ wie man wider
den Türken kriegen ning', wovon die Hs. Viti der Wiener Hofbtbl. auf
f. S— 20 eine Abichrift entfallt; in Betreif des Bitterordens whreibl bier
Scliwendi, Ibre Dnreblaneht (damit kann aaeb den Zniammenbange nur
Erzherzog Kar) gemeint nin) hXtte vifh^ IVsache, hiemit in ihren Erb-
landen den Aiifanj*' zu marhon, ,tlerg'c.'<talt, dass Ihro Purchl. alle ih'utst hn
HStiscr aufh dio Jolianneser Häuser, die billieher für iiir Vaterland und
Obrigkeit dann anf dem Moer für andere streiten, desgl. die KlOster in
ihren Erblanden anf eine gewisse Anzahl Pferd taxierten und ihnen auf-
erlegten dieselben Pferd an einem gewissen Ort und Plats anf der
Frontiere sn unterballen and sich der ersten Einsetaung und der Sta-
tuten ihres Ordens nach, welche man auch jetziger Gelegenheit und
Notdurft reformieren, ändern und bessern inöclite, an dem Feind stttig-
lich gebraiiclien zu laasen und dass sondcrlit li keiner von dauueu nit
möt lit abziehen noch zu ainicher Komenterey nicht möchte kommen, er
hätte denn seine Anzahl Jahr ausdient und dieselbe durch sein ebriicb
Wolbalten tot andern Terdient» dase er auch alsdann ein andern jungen
Ordensbruder an seine Btatt verordnete*.
* Dem die innerSsterfeichischen Oeseadten auf dem Beicbstage Ton 1676
in irgendeiner Form das Ordensproject anregten, wie Valvasor, XII,
48, berirlitpt, ist, nachdem schon 1574 in Graz davon die Rode pewoson
war, naturlu ii nicht .aiispesclih>.sson ; aber auch dieser Autrag geht dann
indirect wieder auf Schwendi zurück.
632
die Verhandlungen über die Nachfolge in Ungarn, Böhmen
und im Reiche geführt, die sich bei der wankenden Gesund-
heit des KaiBen als nothwendig herausstellten. Erst nachdem
in den beiden östlichen Königreichen die Erhebung Rndel6
erreicht worden wnr^ traten im Oetober 1575 zu Begensbmg
die deutschen Kurfürsten susammen, um die Wahl eines rOmi-
sehen Königs vorannehmen , die nach des Kaisers Wunadi
ebenfalls auf seinen ältesten Sohn fiel.
Der Wahltag bot aber gleichseitig Gelegenheit, aoch die
sonstigen Angelegenheiten des Reiches von neuem in Berathang
zu ziehen. Zu diesem Zwedke war neben anderen Grafen and
Herren aucb Schwendi vom Kaiser mit der fSinladung beehrt
worden, in Regensburg zu erscheinen;^ er leistete dieser Auf-
forderung Folge und wurde von Maximilian zu verschiedenen
Aufgaben lierangezocren.' insbesondere zur Ir'eslstelhmg dessen,
was auf (liMii l{(nchsuif,'e zu beratheii wilre, zu dessen Ein-
berufung für tlus folgende Jahr die Kurfürsten ihre Genehrni-
g^in^»" ertheilton. Koch während der Atnvesenheit des Kaisers
in I\«'o;eiisburg seheint ein von Jörg Ilsung, Landvoirt in Seliwn-
beii, gemeiuöam mit Sehwendi verfasstes ,BeHlenken, was auf
kUnftip^en Keichstag zu handeln*, entötanden zu sein.* Sicher-
lich war e.s Seliwendi, der in dieses Schriftstück abermals sein
Project betretfend den Kitterurdtu elnfliessen Hess, und der
damit den Anstoss zu einer neuerlichen und weit gründlicheren
Behandlung der Frage gab. Weil die Erhaltung der Frontieren
zu Friedens- und Kriegszeiten ein ewig Ding sein mllsse, so
möge der Kaiser die Kurftlrstcn erinnern, ,das8 man auf ein
Ritterorden wie bei andern Potentaten und vor Zeiten auch im
Boich geschehen, bedacht sei und den Deutschen Orden dahin
reformire und stärke'; zu diesem Zwecke mOge der Kaiser dem
Orden ^ediche Orttnispittts eingeben und mit merem Commen>
dareien und anderm Einkommen und in allem so mOglich, die
Hand bieten/ Derselben Zeit dttrfte ein Verzeichniss der auf
dem künftigen Reichstage zu erledigenden Gegenstände an*
geboren, an welchem Schwendi ebenfalls betheiligt war, und
* Sch n t* i (U, VollgtandigeQMchichted«rfflmiichenKflnig»-WahlB«dirf^l»IL
(Wiraburg 1792). 357.
* Schneidt, S. 536.
* Wiener Staataarcbiv, Reichsta^sacteu der Beichakauzlei 1676, tom. 1, Orig.
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5S3
in dem die yVerwendiuig des teutschen Ordens sum Bitter-
Orden auf die Frontier' an zweiter Stelle aa%enommen ist'
Die Vorarbeiten Air den Reichstag bescliäftigten Sehwendi
such nach Schlnss des Knrflirstentages. In einem Briefe, den
er von seinem elsSssischen Gute Eienzheim aus am 26. No-
Temher an den Kiuser schrieb, empfahl er ,die Fortsetzung
des Ritterordens zu we)B:en', dem Kaiser ,norhmal8 zu hoch-
fleiÜiger ^ädigister Befurdrung'. Seinem Briefe fügte Scliwendi
ein besonderes Schriftstück bei, in welchem er gemeinsam
mit Carlowitz und Dsung darlegte, was noch vor Eröffnung
des Keichstages in dieser Sache zu unternehmen wäre.* Vor
Allem war hier die Notliwendigkeit hervorgehoben, zuverläs-
sif^e Kenntniss von dem Vermögen und der Leistungsfähigkeit
des Ordens zu erlangen, und es war eine Anzahl von Män-
nern naiiiliatt i:('iri'(( ht, deren man sich hiebei bedienen könnte.
Daneben müsse auf dem nächsten ungarischen Landtage fest-
gesetzt werden, welcher Platz dem Orden zu überlassen sei
und ob ihm für etwaige Eroberungen das Eigenthumsrecht —
unter Vorbehalt der Rechte des Kaisers — zugestanden würde;
für den Anfang würde es genügen, nur einen Ort ein/nr-iumen,
Kanisza, Raab, Papa o. dergl.; aber es solle dem Orden
vorbehalten bleiben, seinen Besitz der Verproviantirung halber
durch Ankauf oder lehensweise zu erweitern. Ferner müsse
sich der Kaiser entschliessen, durch welche Mittel er den
Orden zu stftrken gedenke; yErfolglassnng^ der Comthuraen in
den Erblanden, Einyeileibnng der Johanniterhäuser und Ein-
* £beuda; da» Schriftstück igt undatirt und niclit uutorzeirhiiet, aher die
in dorao eitigeirageno Aufschrift ,Vers&aiühuiti etlicher Artikel durch die
kai. Ift auf künftigen Beickstig an kandeln nnd m erledigen*, rttkrt
von Sehweadi^f Hand her.
* Der Brief Schwendi*t vom S6, November (Otig.) nnd ,der verordneten
Käthe Gaetbedenken» wha in Anrichtung: dr^s Rittorordens zu Ungern und
auf dio Tfandlung 80 auf künftigem Reich^ta^ dorwegen vor der Hand,
raittler\\ eil xu bedenken nnd zn thnon welle von npfen sein', hoidc in
den Reichstagsacten der Reichskanzlei 1576, tora. 1. Die letztgenannte
Schrift Ut in dorM» al* «Der SO. kai. Ht drei verordneten Rftthe nem-
lieh Chr. v. Cerlowiti, JSif Ybniig*« nnd L. v. Sehwendi*« Bedenken
Sher AMtellnng de« Bltterordene in Ungern* beMicbnet, ist aber blos
von Sehwendi und Ilsung unterzeichnet; Cerlowitz wird wohl nur in
Repensbnrp nn der Borathmiß: theilpenommen haben, inde^ Ilsung
ßchwendi hin auf Koine Elsäaser Besitzungen begleitet haben dürfte.
jlrchiT. LJLXXl. M. II. U&lft«. 85
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624
Ziehung TerOdefer Klöster smd die wichdgBten Uawrogelii,
welche die Räthe sa diesem Zwecke empfehlen. Um dem
Reichstage einen ordentÜehen Discnrs und aosltlhrlichen Bericht
über die Frage vorlegen zu können^ sei es nttthig^ dem Deut-
schen und dem Johanniterorden schon jetst ihre Statuten ah-
auTerlangen, damit die Räthe rechtaeitig in dieselben Einsicht
nehmen könnten; yielleicht wttrde es auch nfltalich sein, in
Florena^ Savoyen und Spanien über die dortigen Ritterorden
anzufragen. Endlich müsse der Deutschmeister aufgefordert
werden, persönlich auf dem Reichstage zu erscheinen, und
müsse ihm anbefohlen werden, alle seine Landcomthure mit>
zubringen.
Ein besonderer jDiscurs', welchen Schwendi ül)orfli('s <ler
Fra^<' f^^owidmct zu haben «scheint/ ist uns nicht erhalten, doch
ist sclidii ans dem liier ( t«'.«ai^"tiMi cr.sichtlich, wie energisch
Schwendi für seinen IMan eintrat. i>er Misserfoig zu Speier
hatte ihn keineswegs entmuthigt, sondern vielmehr angespornt,
seinen Gedanken besser zu begründen und mit umsichtiger
Fürsorge das Gelingen der neuen Action Torzubereiten.
Und in der That, wenn Maximilian Schwendi's Rath-
schlagen folgte und seine Autorität für die Sache einsetzte,
dann waren begründete Aussichten auf Erfolg Torhanden, denn
gerade jene Partei des Reichstages, die sonst überall den Mass-
nahmen des Kaisers ihren Widerstand entgegensetzte, war flbr
das Froject gewonnen, ehe der Reichstag zusammentrat, und
hatte mit Eifer den neuen Gedanken in ihr eigenes Programm
aufgenommen.
Seit dem Regeusburger Wahltage war tl(^n Kurfürsten
zur Genüge bekannt, dass die Frage der Türkonliihi aherraals
einen Hauptgegenstand in den Beratliun^^en des niichsteii IJeichs-
tatre.s bililen würde. Kurfürst Friedrich von der Pfak vrr-
säumte deshalb niciit, in der Instruction, die er seinen zum
Keichstage abgehenden Kätheu am 4. Juni 157(5 ertheilte,' auf
* In dem oben betprodbenen »Qaetbedankon* htM m dort, wo tod d«r
NoUbwendigkeit geredet wird, dem kanfti^n BeichstA^ einen anrführ»
liehen Bericht vorsulegen: ,bo int zu dieser Verfufong in dei fWi
8rbwpn<li 'nincur» auch ein guter Anfancr gemacht.'
• In ausführlichen Aussjttg«« ^«'i l iiizelnen Punkten der f'ropositwa
mitgetheilt von Uäberlin, Neueste teutäche Keichi»ge8chichle lü, f?. 15,
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525
Jifittel und Wege hinsaweisen, die ihm geeignet schienen, eine
neuerliche Tttrkenetener abaenwenden oder mOglichBt zu ver-
iringero. Von einem Offensivkriege wollte der Kurftlrst von
^ornehmin nichts hören, man solle Tielmehr trachten, gleich
Anderen Staaten m einem dauernden Frieden mit den Tiirken
xii jBrelangen. Sollte aber eine Defensivhilfe verlangt worden,
dann lasse sieh kein bessere» Mittel vorschlagen als die Stiftung
etlicher Orden, die man auf die tiirkisehe Grenze senden und
■mit jährlichen Einkünften versorgen könne. Um die Mittel zur
Gründung und Krhaltung der Orden war der Kurfüröt nicht
verlegen. Vor Allem seien die Palliengelder and Annaten, die
nach der Meinung Friedrichs ohnehin anfangs wider die Tiir-
ken eingeführt wttren, heranzuziehen, daneben aber aach die
Güter der eingegangenen Kloster. Für weitere Stttrkong wür-
den KOnigCi Fürsten and Herren ohne Zweifel sorgen^ aach
sei dem Orden, was er erobert^ vom Reiche als Lehen an
Überlassen* Der Knrfftrst zögerte auch nicht, seinen R&then
den Lazarus Ton Schwendi als eigentlichen Urheber des Planes
namhaft an machen, und befahl ihnen, sich mit diesem in Ver-
bindung zn setzen und unter allen Umstftnden -anf dem Vor*
schlage zu beharren; aueh wenn es infolge des von der Geist-
lichkeit zu erwartenden Widerstandes nicht zu einem einheit-
lichen Bt^sehlusse käme, solle doeli der Antrag an den Kaiser
gebracht werden. Aueb wJthrend der Iieichf«tagsverhandlungen
ist Friedrich in der Correspondenz mit seinen /n liegensburg
weilenden Käthen wiederholt auf diesen Punkt zuiückgekom-
men, und bis an sein Lebensende hat er ihn im Auge behalten.'
Neben dem Kurfürsten von der Pfalz hatten noch andere
Vertreter der protestantischen Partei Schwendi's Plan zu dem
ihren gemacht. Die rührigen Chrafen der Wetteraa hatten im
Verein mit Gkmbens^ und Standesgenossen aus anderen Theilen
des Reiches auf dem Regensbuxger Wahltage eine Supplik
überreich^ welche die Beschwerden des Standes zusammen«
ftsste and insbesondere die allgemeine Zulassung der Augs-
burger ReligionsTcrwandten zu den Stiftern und geistlichen Bene-
ficien forderte. Nachdem dieser Schritt auf dem Wahltage
SO tt. •. w.; das Dstnm Klaokholiii, Briefe Friedrieh des Frommen
2, 966.
^ Klnckhohn, s. a. O. 2, 970, 9U, Anm. 1, 9S6 and 1021.
36«
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626
ohne Erfolg gewesen war, wurde er gleich zu Beginn des
Reichstages erneuert; in erweiterter Gestalt wurde die Bitt-
schrift TOigebracht. Indem nun die Grafen und Herren sich
bemttfaten, neben den schon frtther angeflüirten GrOnden für
die Freistellung noch weitere beizubringen, und indem «o
trschteten, die Einwendungen der katholischen Stinde ma mat-
streaen, bot sich ihnen ein mit Scbwendi's Project Terwmndtei
Auskonftsmittel, um beide Parteien wa befriedigen. Die in
kirchlichen Beneficien gelangten Evangelisehen sollten hiiAb
▼erpflichtet sein, dem Kaiser und Reich Kriegsdienste so Idstsn,
und sollten sich vor ÄUem wider die Türken gebrauchen lassen
nach dem Muster der in anderen Landern bestehenden geiat>
heben Orden, ,denen der eheliehe Stand nicht Torboten wire^
und die doch geistliche Gflter und Stifter ohne deren Sehmile-
rung und Zerreissung genOssen^ Die Bittsteller yeigaasen nicht
daran zu erinnern, welch wohlthtttige Wirkung diese Binrichtung
auf die Wohrverhältnisse des Reiches haben wUrde, und wie
dadurch die iiistigen Contribiitioneu, wenu nicht beseitigt, so
doch verringert werden könnten.'
Ohne Zweitcl haben auf die giiiistige Aufnahme, welche
das Ordensproject auf dnii äussersten Flügel der evangelischen
Partei fand, die persönlichen Beziehungen eingewirkt, welche
Sehwendi zu einflussreichen Protestanten unterhielt.* Aber auch
in sachlichen Punkten ))erührten sich Schwendi's An u hten
mehrfach mit den politischen Forderungen der Pfälzer. Zu
Zeiten Karls V. ein eifriger Anhänger des Kaisers und an der
Durchführung des Interims hervorragend betheiligt, war Sehwendi
während seiner niederländischen Wirksamkeit immer mehr von
dem streng katholischen Standpunkte abgekommen. Unter Maxi-
milian II. hatte er nicht nöthig, seine Gesinnungim au verbw*
gen; fireimUthig äusserte er sich zu wiederholten Malen Uber
den religiösen Zwist und trat ein flir Ausschliessung alles frem-
den Einflusses und volle Toleranz beider Bekenntnisse; ja^ auch
die Forderung der Freistellung hat er gerade auf dem Regens-
burger Reichstage in einer eigenen Denkschrift ▼erfochten.' £i
» Häberlin, 10, 270 1
* Lo8!«en, Der külui.sche Krieg 1, 306| 404, und Kiuckhohn, Allgeia.
deutliche Biographie äü, '6^1.
* JAusaeu, Geachichto det dentochen Volke« 4, 465, und Klackhoha,
a. a. O. Hoch 1688 wandten «ah die Weltaiaiwr Gfnfm an 8ebv«n<i ia
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^37
entsprach dieser Stellung, dass Schwendi an ansgiebige Heran-
siehimg der geistlichen Güter zu Gunsten seines Ritterordens
dachte. Schon in seiner für die innerösterreichischen Stünde
bestimmten Denkschrift hatte er neben den Ordenshäusem auch
die Klteter anr Unterhaltung einer Anaahl von Pferden yer-
pflichten wollen. ^ Noch einen Schritt weiter ging das ^Bedenken',
das Schwendi im November 1575 dem Kaiser Ubersandte;* hier
war die Einverleibung der verödeten Klöster in Aussicht ge-
nommen und ausdrQcklich hinzugefügt, der Kaiser möge sich
nicht an die Bewilligung oder Weigerung des Papstes kehren;
auch die Domstifter sollten ein^ ihrer Präbenden dem Werke
widmen. Solche Gedanken waren freflidi dasn angedian, dem
Projecte die Sympathien der Protestanten zu gewinnen; dass
sie demselben in den Augen der Katholischen schadeten, wäre
noch nicht allzu schwer ins Gewicht (gefallen, wenn nur der
Kaiser selbst sich von allen Bedenklichkeiten freigehalten und
die von Schwendi empfohlenen vorbereitenden Schritte unter-
noiiimen hätte. Dazu konnte er sich aber auch diesmal nicht
entschliessen, vielmehr kam es in fleni j:^oheinien Rathe, der
im März 1576 über die dem Reichstage vorzulegende Pro-
position berieth. in Betreff des Ritterordens zu einem Beschlüsse,
der einer Ablehnung ziendieh nahe kam. Indem man an den
misslungenon Versuch zu Speier unknU])fte und die BetUrchtung
äusserte, das neue Project konnte die Bewilligung der Türken-
hilfe beeinträchtigen, beschloss man^ von der Aufnahme dieses
Punktes in die Proposition abzusehen. ,Aber damit sonsten
der Sachen ein Anfang gemacht, mücht man beim Reichstag
mit dem teutschen Meister darauf reden und indes dem Herrn
von Schwendi, CSarlowitz und Usung befehlen, Nachdenkens
und Nachfragens zu haben, wie es ungefHhrlich anzugreifen,
was der Orden dabei tbun m(tohte und dergleichen prae^mra-
toria mehr/*
Sachen der IVet»tellitiig. Besold, Briefe dee VhXtgraioa Johann Cteimir
% 71; v^l. eneh 8, 08.
' 8. oben 8. 681, Ann. 8.
' 8. oben 8. 523 f.
• Protocollum und Verzaichnis äen Anfang;», Ansschroibens nnd Vnrtfrfinp«
des neuen Reichstags, m auf den 15. Februar anno 76 ausf^nsclirit'beu
werden soll. Wiener Staatsarchiv, Heiclistagsacton der Reichskaitzlei
1676, tom. 8,
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628
Die Verfasser des ^Bedenkens' Tom November 1515, in
welchem die Toribereitetideii Schritte so deutlich erSrtert und
so dringend empfohlen waren, hatten alle Ursache, mit diesem
Bescheide onaufiieden am sein, und am schwersten magSchweodi
empfunden haben, wie wenig er anf die Unterstiltsnng jen«r
Männer rechnen kdnniB, welche die nnmittelbare Umgebimg des
Kaisers bildeten. Dennoch gab er die Hoffnung nicht auf nnd
setzte seine Vorarbeiten eüHg fort. Als er gegen Ende Juli
1576 m. Regensburg eintraf,* brachte er als Frucht seiner Arbeit
einen umfangreichen Discun über das gesamrote türkische Kriegs-
wesen mit sich, den er am 30. Juli den geheimen RlUhen Tor-
trug.* Da8 Ordcusproject hatte hier insoferne bestimmtere
Gestalt luij^cnommen, als nucli (Icr Ort genannt war, welcher
den Ordensrittern zum Sitze bestimmt werden sollte : es war
Kanisza, dessen ordt'ntliclie Besetzung dir nngariachen Stände
vor zwei Jahren als hrsondt is wiehtitr lu rvur^^ehoben hatten.*
Der Kaiser fand an Scliwendi's AiistVihrun^i'n (ietallen und er-
theiltc ihm den Auftrag, auf Gruud seiiu's ,r)iscuröes' zwei
Schriften zu verlassen, eine Uber den Ritterorden und eine
Uber das Kriegs- und üreuzwesen Überhaupt^
* Am 30. Juni war 8chwencit noch nicht iu liegen^buig, b. Kluckhohn,
Briefe Friedrieh des Frommeii 2, 957; im gebeimen Beihe ist er •nent
in der Sitsung Tom S8. JoU nachweUbar, in welcher Uber die Antwort
der Btftnde sof den enten Artikel der Fropoeition berstfaen wurde.
* Reichstagiiacten der Reichskanzlei 1676i, lOD* 1 (avch für das Folgende
benUt/t). N.K'h dem kur/.en An^znpe, welchen das Protokoll von
vprlpseiifii Discurs bietet, itst nicht /.u boxweifeln, dass derselbe i(leiitL9*;h
iät mit der lateiuischea i^chrift Sehwendi's: ,Quomodo Turcis «it re-
siBtendam eonailinm*, die sich bei Renener, S«IectiMlniarnm oratleiMiiB
et counltationum de belle Tnrcieo, toI. 4, pars S (Leipsig lft96)f p. 6€ff^
und bei Conringr, De belle contra Tnress pmdentor gerendo libri Tarii
(Holmstildt 1664), p. 382 ff., ^ruckt findet. Diese Schrift nimmt a»
drücklich Ik'zng' auf die Vfrlian<llini^'i'ii de« Keichstag^e« (Conring,
p. ayt»:; da .sie die Dnppelwahl, uoUlio am 12. und 14. Deceinber 1575
XU Warschau erfolgte, voraussetzt vp. kauu sie nicht ideuiiscb sein
mit dem «DLsoors' äcbweadi's, dessen da« ,Bedeuken' vom Novemb^ 1679
Erwihnnng thnt (s. oben Anm. 1). Dws die in der Hs. Mit der Hof*
bibliothek erhaltene Abbandlnng Sehwendi^s (s. oben B. MI, Anm. %) tta»
di-utsclie Fassung der vorliegenden Bchrift biete, wie J.^hns, Qesehidlts
der Kriegswissenacliaft« n, S. 541, behauptet, ist sum Aiindeetein angeosn.
* Monnm^nta comitialia reftii Hnnfr»riae 6, 106.
* D'w eine der beiden Denkschriften, der ,Discurs wie dem TOrkcii zu be-
gegnen und Abbruch zu thun sei', ist auszugsweise gedruckt bei Iläber-
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529
Auf Grand der bislierigeiL Vorarbeiten konnte die ge-
stellte Aufgabe rasch gelitot werden, aber ab am 2. Angnet
beide Actenstttcke fertiggeetellt waren nnd dem geheimen
Rathe vorlagen, tauchten die alten Bedenken auf, die schon im
Aiärz gegen das Ordeiisproject uugefülirt worden waren. Der
Obersthofmeister Leonhard von ITarrach war es, der jetzt einen
abermaligen Aufschub der Angelecr^^nheit l)eftirwortete und erst
die Bewillif^un^'- der von den Standen verlangten TUrkenhilfe
abzuwarten für nüthig hielt, ehe man mit der Nebenschrift des
Kitterordens halben ^herfUrkoramen' sollte. Schwendi sprach da-
gegen und fand Unterstützung bei dem Kaiser, welcher dies-
mal der Sitzung des geheimen Käthes beiwohnte; da jedoch
die Entscheidung auch nach Maximilians Meinung .erst von
einer nochmaligen Anhörung des in einigen Punkten der Ab-
änderung bedttrftigen yDiseurses' abhilDgig gemacht werden
sollte, gewannen schliesslich doch die Gegner des PTojectes
den Sieg. In Abwesenheit des Kaisers beschloss der geheime
Rath am 4. August, die Schrift Uber den Ritterorden erst nach
cndgiltiger Erledigung des ersten Propositionsartikels den Stän-
den zu übergeben; überdies sollteu einzelne Punkte gemildert
und l^Ianelies, was Schwendi als bestimmt hingestellt hatte, nur
,fÜrschlagsw(M's gesetzt' werden. Die Zusage, dass die GlUer
der eingegangenen K Irrster dem Orden zugewüudet werden
sollten, wurde demgemäss gestrichen, auch die Erwähnung der
entfremdeten Ordensprovinzen Livland und Preussen musste
wegfallen.
Erst nachdem diese Aenderungen vorgenommen und nach-
dem auch die Angelegenheit der Ttlrkenhilfe ihrer Erledigung
nAheigerückt war, wurde am 15. September neben anderen
Repliken nnd Tripliken des Kaisers den Ständen auch der yDis-
cttis vom neuen Ritterorden in Ungarn' augeetellt.^ Der Zeit-
lin 10, 44 ff., und erweist »ich aU eine UeberarbeitunR' pinifror Ab-
Rfbnitt*! <1<'S Coiisilnim* bei (^'onriiijr, p. -iÜ- tV ; <\'w Sclirift ü1>im- <ieu
Kitt<Tijr(len, woIlIm' in dfr Fi)riu, wie sie u;it'btr;ij,'Ii<li ilfii »Stauden vor-
gelegt wanle , von Zwiedineck-Siiden hörst im »Archiv für Osterreichi-
Mhe Oeschichta* 56, 408 ff., mitgolliellt ki, beraht in der Hanptaaohe
inf dem im November 1576 durdi Sehwendi etogereichten Bedenken der
dxei BUfce.
* Meeh Zwiedineeki p. 406, wiie der ,Discurs* erst am 18. September
übergeben worden, nach Voigt, Geschichte äm Deutschen Ritterorden«
S, 219, am 17. September, aber nach den BeichstagMcten dee Wiener
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530
punkt war ungh\cklioh genug gewählt. Der Kaiser war er-
krankt und konnte nicht mehr sein persönliches Ansehen in
die Wagschalc Avcrfen; die pfUIzische Partei, welche anfangs
das Pro|(>ct des liitterordens begünstigt hatte, war durch den
ihren Wünschen zuwiderlaufenden Gang der Verhandlangen
Terstimmt; alle Stände endlieh sehnten sich nach Hanse^ naeh-
dem flie achon naheau drei Monate in Kcgensburg getagt hatten.
Unter solchen Umständen fiel es den Abgesandten des Deutsch-
meisters nicht schwer, die Berathung der Ordensangelegenheit
auf dem Reichstage an hintertreiben; konnten sie sieh doch mit
Recht darüber beschweren^ dass sie und ihr Herr bisher in der
Sache nicht belragt worden seien. So kamen die Stinde ttber
ein, die Angelegenheit bis auf den nächsten Depntationstag sa
verschieben; inzwischen mOge der Kaiser bei Spanien, Florens
und Savojen ihrer Orden halber anfragen and mit den Hei'
Stern des Deutschen und des Johanniterordens verhandeln; die
Stilnde aber sollten in ihren Kreisen davon ,tractiren und Kacb-
denkens haben, damit sie ad deputationem^ desto besser ,ge*
fasst seien'. Der Kiuser erklärte sich bereit, die gewünschte
Unterhandlung mit den Ordensmeistern zu führen, und in den
am Todestage Maximilians verlesenen Keiehstagsabseliied wui'de
ein kurzer Bericht über den ganzen Hergan*^ aufgenommen.*
Dies war das Krjrebniss der zu Reg^ensburg in Sachen
des Ritteroniens eingeleiteten AcUon. Im V ergleiche zu ih-m
vor secbää Jaliren zu Speier gefassten Bescblvisse der Kuekver-
weisung an den Kaiser war e^ wohl ein Forlöchritt, dass uuü
die Kreis- und Deputatioustage mit der weiteren Berathung be-
traut wurden, aber die Aussiebten, auf diesem Wege zur Ver-
wirkliehung des Projeetes zu gelangen, waren nieht gro?«.
Maximiiian hatte zunächst jede directe Verhandlung mit dem
Deutschen Orden vermieden, wohl in der Meinung, aucli gegen
den Willen des Meisters oder seiner Abgesandten einen Be-
schluss der Stände zu erzielen; indem aber diese die Entschei-
dung hinausseboben, erwuchs ein doppelter Nachtbeil: man
hatte dem Orden Ursache gegeben, sich zu beklagen, indem
man ihn nicht vorher von dem Plane veiständigto, man liets
titaaUarcltives fand die U «übergäbe am 15. statt und erfoli^ schon am
17. die erate Verlesung dos Antrages Im FQrstenrAtlie.
> Neue «ad TolhtKndige Sammlung dar Beiehnbnlilide (Fnmkftirt 1747)
%, 868.
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58t
ihm aber oun doch Zeit, hiesu Stellung so nehmen nnd seine
Gegenmassregeln sn ergreifen.
Dieser Nachtbeil wog am so Bchwerer, als in den Elret-
sen des Ordens eine dem »Translationsprojecte keineswegs gün-
stige Stimmung herrschte. Ohne Zweifel hat der Mangel an
Theilnahine iUr die auswärtigen Verhältnisse des Reiches, ins-
besondere die wachsende Entfremdung der österreichischen Erb-
iiiiidt: dazu bcifi;etragcn, dca Mitgliedern des Ordens eine starke
Abneig-un^ g^'^X^'" beabsichtigte Versetzung nach Ungarn
einzutlüssen ; herrscliti- dot li auch unter den Fürsten und Kur-
fürsten des Reielics nur sehr mang-clhaftes VerBtllndniss für die
Hedürfnisse, welche die ständige Türkengefahr mit sich brachte,
nnd wollten doch auch sie die dagegen zu ergreifenden Mass-
regeln niemals als Sache des Reiches gelten lassen. Für die
MitgHeder des Deutschen Ordens aber lag noch ein besonderer
Grund vor, den türkischen Krieg mit ktthler Zurückhaltung so
betrachten. Die geschichtliche Bedentung des Ordens beruhte
in seiner Thätigkeit in den Ostseellindeni^ und er vermochte
nicht 80 schnell seine Vergangenheit zu vergessen ; die Ver-
snche^ das durch den Ab&U des Hochmeisters Albrecht ver-
lorene Prenssen dem Orden wiederzugewinnen, waren nie unter-
brochen worden, und gerade in den Siebzigerjahren des 16. Jahr»
hiinderts konnte die Hoffnung auf endHchen Krfolp: dieser Be-
sti ' l)iintjen aus niunelierlei Umständen neue Nahrung schöpfen.
HurzOiT Albert Friedrieh, der im Jalire 1568 seinem Vater,
dem einstigen Hochmeister Albrccht, in der Re^i^ierunr^ des
Herzogthums Freussen gefolgt war, erwies sich als regierunf^s-
unfi&hig, und auch der polnische Tliro% von dem die neuen
Herzoge ihr Land zu Lehen trugen, war zweimal nacheinander
verwaist. Wenn es dem Kaiser gelang, die erledigte Königs-
krene sich oder einem seiner Söhne zu erwerben, dann war
aneh die Lösung der preusaischen Frage zo Ghinsten des Ordens
erleichtert Waren somit die schwankenden Verhältnisse in
Freussen und in Polen nur dazu angethan, in den Kreisen
des Deutschen Ordens die Hoffnung auf Restitution in seine
nordischen Besitaiingen waehzuerhalten,* so war es schwer.
* Siehe die Supplik, welche der Administrator Hoinrich im Jahre 1573 an
den Kaiser richtete, bei Venator, IliHt^irischor Bericht von dem MätIä-
iii«ch-teutBchen Bittor-Ordeu (Nürnberg ICÖü), 438 S.
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b32
ihn Air ein vOllig neues Project zu gewinnen, welches mit
jenen Hoffnungen in keiner Beziehung stand und dess^
Durchführbarkeit um so sweifelhafler erschien, als die finan-
«eilen VerhaltnijBse des Ordens in der That nicht die günstig-
sten waren. ^
Zu solchen allgemeinen Grtlnden kamen sicher auch Motiye
▼on mehr persönlicher Art Zur Zeit des Deutsehmcistefs Wolf-
ganig Sehnshar war der Orden mehnnak aa mSUtbischen Unter-
nehmungen betheiligt gewesen; auch dessen Nachfolger Oeoig
Hund von Wenekheim war noch mit kriegerischem Prunk auf-
getreten; er hatte sich 1566 auf dem Reichstage au Augshuig
unter freiem Himmel vom Kaiser belehnen lassen, und er
hatte vier Jahre spftter Maximilians Tochter Anna, die Braut
Philipp II., von Speier in die Niederlande begleitet; beide Male
war er von einer stattlichen Schaar von Ordensrittern umgeben
gewesen.* Aber zum emstlichen Kriegsdienste war der Orden
seit dreissig Jahren nicht mehr verwendet worden, als an ihn
die Autfurdcrung herantrat, die Vertheidigung von Kanisza zu
übernehmen. Wie sollte es ila a Tiders sein, als dass neben allm
.indcrcn Gründen .sich ancli dit- \'t»rliebe für das lansre gr^wolnite
friedliche Leben und die Abneii^nn;:: gcg^n ein {jjcwairteis kriege-
risches UntemehniPTi coltend machte? Und gerade bei den älte-
ren MitL'lit'dorn <]r- < »i U ns. bt'i denen die Entscheidung lag,
mus.sten naHir^ciuibs diese Bedenken überwiegen. Heinrich von
I^obcnliaiisen, der seit lf)72 die Stellunfr des Hoclimei.^ters be-
kleidete, war damals schon hoch in den Jaliren^ und hatte
überdies bei denen, die ihm nnhestandi ii, den liuf eines Man-
nes, der das fudd lieb hat.* Vielleicht hatte Ilm sehen die Erfolg-
losigkeit des Schrittes, den er bald nach Autritt seines Amtes
* Vfjl. hiprübcr Voit^t. (Jfscliii'lito diw Dt'utxclieii Rittorordetis 2, 265 f.,
und Dudik, Dos hohen Deutschen Eitterorden« MQnzsauuulaug, S. 169,
Anm. 6.
* Venator, 8. 378 ff. und 4t4 ff.
* Er war schon in den Jahren 1648 — 1567 Comthnr In MeigenÜraim und
Fraskfart geweeen. Voigt 810.
* Bischof Julius von WUrzburg, der im Jabf6 1582 bei dem Dmticli*
meister eine GoldunterstUtzung fUr den neugewfthltoii Krxbischof von
Köln au erlangen vt rsiulit hatte, srhreibt rl.irüber an Herzog Wilhelm
von Baieru, er utüü>.':<o ihm im Vertrauöii mitttteilen, daits er befuuüen,
dass der gut alt Herr das Geld lieb hat. Lossen in ^Forschungen zur
deuttclion GMohichto' 23, 861.
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533
in der preussischen Sache unternommen hatte, gegen Maxi-
milian eingenommen, aul J^Ilii Fall war die Umgehung seiner
Ant oriUlt in den Vorverhandlungen betreffend die ungarische
Angelegenheit nicht dazu angethan, eine etwa vorhandene Ver-
Btiramung zu beheben. Es half nichts, dass der Kaiser noch
zwei Tage vor seinem Tode ihn mit der Administration des
btiltrs Fulda betraiitf, nachdem der dortige Abt Balthasar von
Dernbach von scmeii eigenen Fiiterthanen im Verein mit dem
Würzburger Bischöfe abgesetzt worden war.^ Heinrich hatte
von Anfang an die stärkste Abneigung gegen das Project (ier
üebertragung des Ordens nach Ungarn gefasst, und er hielt es
für geboten ; sich mit allen Mitteln der Verwirklicbung dee^
selben zu widersetzen.
Zuerst galt es, sich der massgebenden Personen im Orden
selbst zu versichern. Noch im October und Kovember lö76
theilte daher Heinrich allen Landcomthuren mit, was anf dem
Reichstage Torgegangen und beschlossen worden war, yerhehlte
ihnen ntcht^ dass es nach seiner Meinung ndthig sei, dem Plane
des Elaisers entgegensutreten,' und berief fikt den 14. Jftnner
1577 ein Groescapitel nach Keckaisulxn.* Dieses hielt aunächst
eine Umfrage bei der freien Ritterschaft des Reiches und die
HersteUung genauer Verzeichnisse Uber die Verml^nslage der
Balleien fktr nothwendig, zwei Massregeln, denen die Berechti-
gnng nicht ganz abgesprochen werden kann, die aber doch zu-
gleich aeigten, dass es dem Orden nicht um rasche Erledigung
* Das Deoret, mit welchem die Administration dem Bisohof Jnlins abge-
nommeu wnMei datirt vom 5. October 1676; am 10. October erfolgte die
UebertrapiiTig- an den DtMitscbmeister. Hii*t.-|)nl. Bliitter 50, 101. Am
17. November ertlicilte iliiii Hndnif von Linz aus die Uewalt als kaider-
lieber CommiiMiär in der Fuldai^cben Sache. Häberlin, 18, 622.
* Voigt, 2, 219. Die Verhandluugen dea Jahres 1577 sind von Zwie»
dl neck * Sfldenhorst im «Archiv f&r Ssterreiehische Geschichte*
6^ 418^441» so ansflihilich besprochen worden, dass ich mich hier
kflrser tesen kann. Neben Zwiedineck-SQdenhorst kommt Jedoch
auch die vo!^ H rn nicht berOcksichtigte Dantellvng der Ereignisse bei
Voigt, 2, 21b-2:i0, in Betracht.
* Voigft, 2, 219, setzt die Eröffnung wohi irrthünilich auf den 21. Jäii-
uerj das« da« Capitol schon vor diesem Datum getagt hat, ergibt sich
ans Yenator, 466 (Capitelsbeschlnss Tom tS. Jioner), und ans der
ToUmacht der anl Qrand der Ciq^telsbesohlOsse nadi Fnnklnrt au de*
legirenden Abgeordneten, die Voigt selbst (2, SS6, Anm.) als Tom
19. Jlnner datirt beseichnet.
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634
der Angelegenheit sa dum war. Deutlicher noch trat clia AV
sicht der Ablehnung in anderen Schritten zu Tage, welcbe
Heinrich unternahm. Dem Mainzer £rsbiBehofe wnrde ein mge^
nes Promemoria ttberroichf, das bestimmt war, ihn, von der
UndurchAlhrbarkeit des Planes an llbersengen. Um aneh die
anderen Theilnehmer des Depatationstages^ der am 1. August
au Frankfurt ausammentrat,^ fUr die Ablehnung geneigt au
machen, wurden ihnen die in den letaten Jahren dem Orden
auferlegten Auslagen und sonstigen Beschwerden im £«inselnen
vorgebracht, die Bestimmung des Ordens flir die septentrionalen
Länder gebührend hervorgehoben und die Lage von Kanissa
In den sehwSraesten Farben gemalt; auch Ueinilcher Mittel,
um die Stimmen der einzelnen Stande ftkt sich zu gewinnen,
sclieinen die Gesandten des Ordens nicht geschont zu haben.
Als aUer auch der Deputationstag nur zu einem Aufschub der
Verhandlung führte und der Kaiser aut die liiiu überreichten
Bedenken des Ordens seine Forderung nur uiu so bestimmter
wiederholte, da ergriff Heinrich ein letztes Mittel, er schob die
lieautwortung des kaiserlichen Schreibens, das ihm die Stände
am 6. November von Frankfurt aus zusandten, in unirebühr-
liebster Weise hinaus* und benutzte die so gt \w)miene Frist,
um den »Sclmtz des Papstes anzurufen. Im Februar 1578 war
zu diesem Zwecke ein Gesandter des Ordens in Rom einge-
troffen; die deutsche Congregation, welche am 8. März über
die Angelegenheit berieth, hatte bald den wahren Zweck der
Gesandtschaft erkannt und scheute sich bei ihrer ungenügen-
den Kenntniss der Verhältnisse mit Recht, ein entscheidendes
Wort auszusprechen; dennoch fiel aneh ihr Votum mehr sb
Gunsten der Annahme als gegen dieselbe aus.^ Heinrieh war
ohne Zweifel schon von diesem tmerwünschten Ergebnisse in
» Häberlin, 10, 505.
* Birst am 24. Februar eutiicLuiiU^tü t^r nich. beim Kaiser für die Unge
Venögerung; Voigt, 186. JH» wirklieb« Antwort erfolut» «nt m
15. April. Diese VenOfenuig war nn wo anpuMader, alt Heiniich ia
der Zwiadienaeit beim Keiaer aeine Belehnong einholen Uem, die tlu»
auch am 30. Jlaner 1578 sutheil wwd«. Dmellliie, Hialotia oidiaii
eqaitnm Tpntonicoram 2, 34.
' Schwarz, Briefe uinl Akteu zur GesehicLte Maxinnliaii.s 11 2, 127 f.
Vergleiche auch daa Breve des Fapstes bei Petteuegg, Die ürkondeo
dei DenfeMh-Ordeiii-CeiitralarehiTs lu Wien 1, 665, Nr. S686w
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535
Kenntnifls gesetzt, als va HeObroon am 12. April ein neues
Ordenseapitel erOffiiet wurde, dessen Aufgabe es war, die knge
hinansgeäcliobene Antwort an den Kaiser festzustellen.
Es muss anerkannt werden, dass dieselbe mit Geschick
abe^efasst und dem angestrebten Zwecke vortrefflich angej)asst
worden ist. Formell schloss sie mit dem Anerbieten, das i k
der Translation mit allen Mitti^la des Ordens, mit L» il> und
Ont fördern zu wollen. Aber dieses Anerbieten war abhängig
gemacht von Bedingungen, die kaum zu erMlen waren: Hein-
rich verlangte nicht nur die Klickstellung des dem Orden ent-
fremdeten Besitzes, er forderte auch mit besonderem Nach-
drucke die volle Wiederherstellung aller dem Orden krsft
seiner PriTilegien Bostebenden Frttheiten^ Ezemptionen and
Becbte. Obwohl die KeichsoiuDittelbarkeit des Ordens ausser
Frage stand^ hatten doeh die einseben Fürsten und Stünde
die in ihrem Gebiete gelegenen Balleien und Ordensblluser
vielfach gimebwie ihre eigenen Untertbanen zu. Abgaben and
Pflichten berangeeogen ; je stärker sich die landesf^lrstliche
Gewalt entwickelte, um so drückender waren die Lasten, die
dem Orden hinaus erwuchsen, und gerade die in den liabs-
buro:!.sehen Erblanden angesiedelten Balleien hatten am schwer-
sten darüber zu klagen; aber auch in den anderen Theilen
des Reiches hatte sich seit dem 15. Jahrhunderte dasselbe Ver-
httltniss herausgebildet.^ Indem nun Heinrich und seine Be-
rather in ihrer Antwort an den Kaiser die Behebung dieser
Beschwerden forderten, hatten sie eine der wichtigsten den
Orden angehenden Fragen aufgeroDt; aber es wäre Irrthum,
sa glauben, dass sie auf eine wirkliche Erledigung derselben
gehofft hätten, es war ihnen vielmehr nur darum su tbon, sieb
binter einer nnerftUlbaren Bedingung gegen die Wunsche des
Kaisers sa Yerschansen. Wie sehr sie ihrer Sache sieber waren,
zeigt der Umstand, dass sie sich auf eüiehe sehr angesehene
Kurftrsten, Fürsten und Stände berufen konnten, welche keines-
wegs gesonnen seien, auf ihre landesfUrstlichen Rechte gegen-
über den Ordensrittern ihrer Länder Verzicht zu leisten, da
sich diese ihres landesherrlichen Schutzes ebenso erfreuten wie
die übrige Eitterschaft.^
* Vgl. Voigt, 1, ins.
* Voigt, 2, m.
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So unbestimmt diese Aetuserung gehalten war, so ging
doch ans ihr hervor, dass die BemtÜrangeii des Ordens, sich
gegen die Pläne des Kaisers zn schtttseo, wenigstens in einem
Punkte von Erfolg begleitet gewesen waren; es war Heinrich
gelungen, Bundesgenossen su finden an dnigen Beichsstipden,
welche fürchteten, durch das Translationsproject jene Einkünfte
XU verlieren, welche ihnen von den Ordenshftusem der e^^en
Lande suflossen.
Wdche Kurfilrsten, Fürsten und Stände sich auf solche
Weise dem Plane des Kaisers entgegenstellten, das war aus
der Antwort Heinrichs nicht zu ersehen, aber wir wissen aas
anderer Quelle, und auch dem Kaiser konnte es nicht verlM»^
gen bleiben, dass selbst der König von S|iamen sieh in An-
betracht der ihm aus den niederländischen Ordenshäusern zu-
kommenden Einnaliuien gegen die X'ersctzung des Ordens nach
Ungarn ausgesprochen und seinen (iesandten fUr den Fntiik
furter I )eputatiüU8tag in diesem Sinne instruirt hatte.* Nichts
konnte die Aussichten des Ordensprojectes tiefer htraijtlrticken
als diese Stellnngnahme Philipp II. Wie konnte Kiulolf von
den Ständen des Reiches Upterwilligkeit erwarten, wenn der
spanische Zweig seines eigenen Hauses 5«o deutlich jedes Ent-
gegenkommen verweigerte? ¥jS blieb ihm allerdings unbenom-
men, auf weiteren Kreis- und Keichstagen den GegensUmd zur
Berathang zu stellen, aber er musste voraussehen, dass das
derzeitige Haupt des Ordens die einmal gestellten Bedingungen
nicht aurdcknehmen und dass auch die Stünde zur Aa%ahe
ihrer Ansprüche nicht zu bewegen sein würden.
So hess der Kaiser nach dem letzten Schreiben fienh
richs die Angelegenheit ruhen. Als im Jahre 1582 ein neuer
Reichstag zn Augsburg zusammentrat, war Heinrich darauf ge-
fasst, dass dort die Verhandlungen Uber die Translationsfrage
wieder an%enommen würden; trotz seines hohen Alters erklirte
er sich deshalb zu persönlichem Erscheinen bereit, falls dies
der Kaiser für unumgftnglich nothwendig hielte.' Aber Budolf
* Zwiedlneek-Sndenhortt» 8.48S.
' Heinrich an Kudolf, 13. Juni 1582. Reichstagsacten der Reichskanslei,
Faso. 50. On^. Tleinrich erklärt, sich Altors halber darch Gr'.<.aii<!tschaff
vertreten lasaen xii wollen, obwohl es ihm sehr liob gewesen wäre, dem
Kaiser persönlich anfzaw arten, ,und da es die Gelegenheit geben, wie
widerwärtig und hinderlichen es meinem Orden bei eines Theils Chnr*
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537
dachte nicht daran, die Stände mit dieser Angelegenheit zu be-
lassen. Weder in der Proposition, noeh in den vorbereitenden
Acten wird ihrer gedacht, und auch von dem Anerliieten Hein-
richs wurde kein (iel)rauch gemacht. Wäre nicht vun Seite
der Stände eine neue Anreirung erfolgt, so wäre der Reichstag
ohne jede Erwähnung des j^eseheiterten Versuches abgelaufen.
Indess hatte Kurfürst Ludwig von der Pfalz den Punkt, wel-
chen sein Vater beim letzten Reichstage mit so lebhaftem Inter-
esse verfolgt hatte, in der Instruction seiner Gesandten nicht
nnberttcksichtigt gelassen.^ Die KurpfUlzer werden es also ge-
wesen aein^ auf deren Anregung die Stände den Kaiser er*
maluiten, die Eniditung des RittmrdenB in fernere Erwttgang
sa sieben und ,80Tiel thnnlich und nfttzlieh ins Werk an brin-
gen'.' Der Kaiser aber hielt es nicht fttr nöthig, auf diese Mah-
nung weiter einzugehen; er wies in der Replik ganz knrs anf
seine auf dem Deputationstage unternommenen Bemllhungen
hin und verspraeh, es hierin und in anderen Nebeni»unkten
des ersten Propositionsartikels bei den Bcisclilüssen des Rekens-
burcrcr Reichstages zu behissen.* In dem Abschiede Hess der
Kaiser die Zusage wiederholen, ,auf solche Mittel und Wege'
denken zu wollen, ,wie naehmals ein löblicher Ritterorden an
und auf den christlichen Conünien gegen dem türkischen Ein-
brechen anzustellen, auch mit guter Ordnung, Unterhaltung und
und Filreten des Reichs begegnet und susteht, ihnen mttndUcIien Jil>-
bftlden zu eatdeeken nnd ihres ▼Uerliohen alleignedigsten Bathes und
Gntbedenkent . . . darAber su erholen nnd sn gebnnchen*. Wenn der
Kaiser es fttr driogend nftÜAg hält, will er persSnlieb erscheinen.
> Dies ergibt sieh ans der karplUsischen Reiehstagsinstmetion vom Jahre
1607, in weleher den Gesandten an%etragen wird, die in den lustruotio-
neu von 1576 und 1582 enthaltenen YorschlHgo betreffend Errichtung
des Ritterordens zu wiederholen. Ritter, Briefe nnd Akten aar Ge-
schichte des dreissigjährigen Krieges 1, 105.
* Erste Erklärung <ler Stiind»' ;iuf den ersten Artikel der Proposition, tibnr-
reiflit 2n Juli. I\LMrhst;i^sju'tf-ii di-r lieicbskanzlei, Fa«c. 58»: ,Danu auch
dasjeuiu'"' . z'H' AnsUiUuiif; üiues lütterurdens anno 76 zu Regena-
burg uud anuu 77 s&u Frankfurt ohne sonder Nachtlieü der Stände Ar
gut angesehen werden, in weiteres Naehdenlna au nehmen* n. a. w. Die
Wort« ,«luie sonder Naehth^ der Stinde* lassen erkennen» dass aneh
jetst keine Neigung bestand, die von Seite des Ordens gestellte Fenle-
rang tu erfüllen.
* UeichstagaMten der Beiohskanalei, Fiae. 68».
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538
anderen Nothwendigkeiten sn yenehen';^ alier nach Mmem Ver-
halten während der Verhandinngen iat mr Gkntige sn etken-
nen, dass er alle Hoffhnng aufgegeben hatte, anf dem bisher
eingeschlagenen Wege sum Ziele su gelangen.
Ausser den Misserfblgen des Frankfiirter Deputationstages
wird noch ma anderer Umstand dazu beigetragen haben, das
Interesse des Kaisers fllr das Fh)ject herabsumindem. Schwendi,
der Urheber des QedankenSi der seine Besiehungen su Maxi-
milian II. wiederholt bentttst hatte, um die ins Stocken ge-
rathene Frage des Ritterordens wieder auf die Bahn zu brin-
gen, war bei dem neuen Kaiser in Unj^nade g^efallen, ohne
Zweifel weil seine Ansieliten ilber die eonfessioüellen Fragen
Jenen der neuen Regierung /.uwiderliefeu. Schon als im Jahre
1580 über Abhaltunn: eines KurfÜrstent^es zu Nürnberg ver-
handelt wurde, tiug Rudolf Bedenken, JSehwendi hiezu einzu-
laden, und wandte sich deshalb an Mainz; er wiederholte die-
sen Schritt im Jahre 1582, und mit ZusHmniun<r des Erz-
kaiudie» unterblieb ächwendi's Berufung nach Augsburg.'
< Nene nnd volbtiiidige Sammliuig der Beieluabecliiede (Frankfurt 1747)
3, 403.
* Rudolf an üeu Kurfünit@u m Mainz, 27. Jänner 1582, Concept Reichstag»-
actea der Reichskanzlei, Fase. 57. ,Was wir D. L. verflossonon 80**
Jahn vamen Ratiu Lasati von Scbwendi Freybenm Efforderang hallMB
BQ daanmal bevoigewesenem ChnrAbntentag in Nttmbeiip in VertnmeB
■ngesehrieben nnd danebens an D. L. wegen ErSftinng Ihres ratsamen
Gutachtens begert, das haben D. L. aus beiverwahrter Abechrift zu sehen
(Abschrift llo^^t «lern roiicopt nicht bei). Wann dann jetjso bei Ans-
?rbreihnii)j (lie."*fs mist-ra Keitlustagos iiit weniger zweiflich fürf.illet, ob
ormulUir vuu ächwuiidi dazu stu beschreiben oder ntt, und wir uns aber
mi erindern klJnton, da« von D, L. begertes Gnetbedenken einkonten mm^
himmb gerinnen wir an D. L. hiemit fteundlich nnd gnedigelieb, Sie
wollen berfirten Sachen anf ein nnd den andern Weg nochmals na^ia*
denken unbeschwert sein und was Sie darunter su t}iun ermessen, uns
fUrdcrlicli eriiffnen nnd znsehreiben.' — Vom selben Tag'e .('i^v.rcyt su
Beschreibung etlicher Grafen, Herren und von Advl iu HotVath .-vul den
Reichstag', wobei der Name Schwendi'a dnrcbstrichen ist, ebenda — Er»-
bleehef Daniel Ton Hains an Rndolt 81. Pehmar 1582, Orig., ebenda.
Entschuldigt, dass Jenes Sehieiben von 1580 unbeantwortet geblieben ssi,
wtil der Knrfllrstentag an Kflmbeiig sieh senchlagen habe, nnd flOut
fort: ,Und ob mir gleichwol bedenklich ftlrfellet, in diesen Dingen etwas
m- oder .iVirnrn^b"«, jedoch wann h-h >i< denke, was neben 'b^n NIi!er-
lendiscbcn Hamiliingen. davon in kat. i\iat. Ausschreibung uieldung p*^
schiebt, Docli vor andere Farticolariteteo iu RoUgiona- and andern
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An den Gesinnungen des alten Schwendi konnte diese
ZurQcksc tznTig nichts ftndern. Er blieb der Ueberzeugung treu»
dasB der Kaiser nur durch eine zwischen den beiden Confes-
sionen vermittelnde Haltung und durch Ausschluss des römi-
schen und spanischen Einflusses das Wohl des Reiches fördern
könne und scheute sich nicht^ des Kaisers Bruder MaximOian
vor den Wegen zu warnen, welche die neue Regierung einge-
schhigen hatte.^ Und so hielt er auch an seinem Lieblings-
gcdanken, der Verwendung des Deutschen Ordens an der
ungarischen Grenze, bis zu seinem Ende fest: In seinem Te-
stament hat er fUr den Fall, als alle seine Verwandten sterben
würden, den Deutschen Orden zum Erben seiner gesammten
Besitzungen eingesetzt, unt^r der Bedingung, dass derselbe
»mittlerweile dahin reformirt und angestellt w%re, dass er auf
der Frontier in Ungarn wider die Türken, «gleichwie der Johan-
ser-Orden zu Malta kriegen und sich zur BeschirmuDg des
Vaterlandes gcbruuelien lassen werde*.* Diese letztwillige Ver-
fugung ist nicht in Wirksamkeit getreten,* aber der Gedanke,
dem dieselbe ihre Entstehung verdankte, hat auch nach Sehwcn-
di's Tod fortgelebt und hat schliesslich zu einer Ivcform des
Deutschen < )rdens geftlhrt, welche dem von Öchwendi ange-
strebteu Ziele wenigstens theüwcise entsprach.
Sachttn fiirfallen werileti and djuran gelogen soie, ilas liierin «thno affec«
tion mild lienlnr ^-f'tr.itiifoti wordo, wio es d'to liolir* Nf>tturft siuiflcrlit h
(Ipr uiH'h ührijfuu 8tiiiiH)f ilcr cathrd Keli^rion in unstTiii r^clii-liten Vütcr-
laud tüutdfhur Nation erl'urdert, was flergleiclicii Siii;rulHrit«ten viel Nuts
dabei scbaffeu keuiieu, wie E. kai. Mal. allurgnuiUgKt besser Als mir be«
wuflt sein mag. Darumb dann ancb E. kai. liat, desto mehr den SacLen
ein anergnedigsten Ausschlag au geben wissen werden.* — Mit Reckt ist
von dem EmpfXnger dieses Briefes in i!<>is.> bemerkt: »obscure, inagts
tamon quod tion.* — Dans Schwendi'« Einl.Khttifr TttitorMiib, ergeben
auch dio Erijinonnijrssrhrßiboii, diu am 20. Mai 15b"J an «Iii; in den
Ilüfrath BeacliriL'bcuüu auiH^inpeti; bior ittt ebeuso wie bei den Eiii-
ladiiugun vuin 27. Jäuuer nur Karl von Scbwendi genannt, uach
Janko, 8. 140, ein Oroseveteer unseres Lacams.
^ Scbwendi an Uaximilian, 8. November 168S. Janko. 188. In dem-
selben Brief» klagt Scbwendi darüber, dass man am Hofe seine Dienste
mit Misfttrauon und AufsäsHirrkeit beb>hno.
' Martin in Zeit<irbnft fllr Gf»««rhif'htc dos OherHieiii», Nouo Folge 8, 402.
• Di«' i lsHHsischcn (Jiit. r Si liw t ii-Ii's sind %uitäctiHt im Besitze »einer Nacii-
kuiniuuti geblieben, biä üie bei ßositzuahmo de« Elsass durch Ludwig XiV.
in franaOeisehe HXndo gelangten. Martin« a. a. O. 404.
AreWv. LXXXI. Bd. U. lliUto. 36
1
540
n.
Die Erhebung des Erzherzogs Maximilian zum Uucii-
njcfstor des Deutsdieu Ordens.
AuB der Ehe des Kaisers Maximilian II. mit Maria von
Spanien stammten sechs Söhne. Es war begreiflich^ dass schon
bei Lebzeiten des Vaters die Verscrguig der Jüngeren Prinsen
emstlich in Erwägnng geaogen wurde. Fflr die beiden j&ngsten,
Albrecht und Wenzel, sollte in Spanien gesorgt werden; dem
einen sollte das Erzbisthum Toledo^ dem andern das Gross-
priorat des Malteserordens yerliehen werden. Am dringendsten
schien es deshalb, den beiden mittleren, Uathias und Maximilian,
eine angemessene Stellung au sichern. Das nftchstliegende Aus-
knnftsmittel wllre die Bewerbung um ein geistlicfaes Forsten*
thum des Reiches ^( wcäun; nach seiner gansen religiösen Bich«
tung war jedoch der Kaiser hiesu wenig geneigt Er hatte sdne
Söhne nicht zum geistlichen Beruf erzogen, und da mit Aus-
nahme von Albrecht keiner Neigung zu diesem Stindc i nipfand,
\v;ir er auch nicht ;,n'\vi]lt, einen der anderen hiezu zu zwingen;
er vertrat diese Aulla^sung ohne Kückhalt gegenüber dem
Cardinallc gaten Morone, der mit ihm auf dem Kegeubburger
Reichstage wegen der bevorstehenden Erledigung des Erzbis-
thums Köln verliandelte.*
Ganz anders als Maximilian stclhe sieh Rudolf II. zu dieser
Frage; in bcwus^tom npfrensatze zu seinem Vater war <?r eat-
sehlosscn, si'inc lirüdei' durch geistliche Ftit-^tnitliumcr zu ver-
sorgen; die Schwierigkeit schien ihm nur darin zu liegen, ob
CS gelingen würde, jene fiir eine solche Laufbahn zu gewinnen.
Mathias setzte hartnäckigen Widerstand entgegen; Maximilisn
erklärte sich zwar hiezu bereit, wenn nach Meinung des Kaisen
das Interesse des Hauses es erfordere^ aber auch seine Neigung
bheb einer kriegerischen Laufbahn zugewendet.^ Trotz dieses
geringen Entgegenkommens that der Kaiser sofort Schritte, um
eines der wichtigeren Stifter seinem Hause zu gewinnen. Bei
* NuDtiaturberiehteaitBDeutücblaiid, III. Abth., 1,21. N ach dieser Meldunf
Moroiio'M scIkmiiI gs mir uinvahrscheinlich, dass, wio Lossen, Der kffl-
iiigcht' Krio^r 1, 474 berichtet, Maxitniliaii auf d®m Repfenshurirer Rciths-
tAgo den Erxbischof Saloatiii gefragt h&tte, ob einer seiner Söhue uadi
Köln gebracht werden könne.
* Nuntiaturberiehte III, 1, S6 und 29.
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* 541
der Bewerbung am Köln, welche er in den ersten Monaten
des Jahres 1577 betrieb, stiesB er auf den eneipschen Wider-
atand yon Baiem; aber obwohl er auf die Vorstellungen des
Herzogs Wilhelm diesem versprach, niemandTAndem als dessen
Sruder Emst zu empfehlen,' hielt er doch an seinen Absichten
fest und crthcilte am 31. Mai seinen nach Köln abfischenden
0<>niniis.siircn eine geheime Ntb^ ninstruction, nach wclclier sie,
laiis die Wahl Emsts nicht durchzusetzen wäre, für einen seiner
T3rüder einzutreten hätten.* Als die am 5. DeoenilKM- 1n77 er
lV)i;4^te Wahl Gebhards in gleicher Weise die IIolTiiimguii Oestcr-
reiciis und Baieras zerstört hatte^ wandte Rudolf sein Augen-
merk anderen Stiftern zu. Im Sommer 1579 begannen seine
i^emiihungen^ fUr Mathias oder Maximilian eine Coadjutoric in
^i^zburg zu gewinnen;^ daneben Hefen Unterhandlungen, welche
bezweckten, einen der kaiserhchen Brttder zu dem seit mehreren
Jahren erledigten Bisthum Münster zu verhelfend Aber weder
liier noch dort hatte Rudolf Erfolg; während sein Versuch in
Salzburg an dem WiderwiUen des Capitek, sich von einem der
beiden benachbarten Fttrstenhttuser abhftngig zu machen, schei-
terte, gewann in Mtlnster Herzog Wilhelm von Jülich-Clevo'
Berg den Sicp^, dessen Sohn Johann Wilhelm schon vor sechs
Jahren gewählt worden war, nunmehr aber mit der Admini-
stration des Bisthums betraut wurde.
entsprach den Oesinnungen der beiden kaist rlichen
Prinzen, dass sie au>srr drr vom Kaiser bt trif-lH-nen Bewerbung
um geistliche Fürsienihiimer noch andere i'iäue verfolfj^ten, die
ihren persönlichen W Unschön besser zusagten. Ohne Wissen
Budolfs stürzte sich Mathias im Herbste 1577 in das nieder-
ländtBchc Abenteuer, in der HoOnung, einen Mittelweg zwischen
der spanischen Politik und jener Oraniens einschlagen zu kOnnen.
Maximilian dachte wenigstens eine Zeitlang daran, das Com-
mando in der Zips zu übernehmen; bei Schwendi, der einst
auf demselben Schauplatz gewirkt hatte, holte er sich im Herbst
1Ö83 Rath fUr dieses Amt.<^
1 Lossen 1,
* NantUturbericlite III, 1, 128, Anm. 3.
' Lossen 1, 6H6f
* Lo!<<«eu 1, 677flF. Be>old 2, 28, Mr. 34.
<^ Janko, ö. im.
36*
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542
Wichtiger wurde für Maximilian, dass ihm schon im Jahre
1578 Erzherzog Ferdinand von Tirol den Eintritt in einen
Ritterorden empfohlen hatte. Den Anlasa hiezu mag der am
22. September 1578 erfolgte Tod des Erzherzogs Wenzel ge-
geben haben, der dem Malteserorden angehOrt und im März
1577 Yom Papste die Ezspectanz auf das Grosspriorat von Ca-
stUien und Leon und auf die Ballei Lora erhalten hatte ;^ denn
Ferdinand rieth seinem Nelfen, in erster Linie die Grossmei-
sterwiirde des Malteserordens anzustreben. Dem jungen Erz-
herzoge aber scbien vom Anfange an das als wanschenswerther,
was sein Oheim nur an zweiter Stelle genannt hatte: die E^
langung der Deutschmeisterwtlrde.* Neben dem Wunsche, in
Deutschland bleiben zu k(5nnen, dürfte bei dieser Entscheidung
^laximilians der Tiedanke massgebend gewesen sein^ die Kräfte
des Deutschen Ordens einst zum Schutze der östeireichischen
Kil)l;inde gegen die Türken verwenden zu können: denn von
den Verhandhingen über die Translatitin des < Jidcns musste
der Erzherzog schon damals Ki nntiiiss haben, wenn öich autlj
er>t t'ür etwas s|nlt«*re Zeit narliwriscn lässt, dass zwisclien
Ferdiiian«! und ^faxituillan die Er<>rl''rung de» im Jalire lölö
bei 8rit«! grsttlllcn Prnjfi'trs wie<it'i- aufgenommen wurde.
Es wtthrte jedoch einig»' Jahre. l»is die im Herbste 157^
gegebene Anregung weiter verfolgt wurde. Zum Thcil wird
sich diese Verzögerung aus den anderweitigen Plänen und Be-
werbungen erklären, welt he erst mit der Wahl des bairischen
Herzogs Ernst zum Erzbisehof von Köhl ihr Ende fanden —
denn n( u h b<;i der Kölner Wahl des Jahres 1583 scheinen die
Brüder des Kaisers nicht ganz ausser Betracht gewesen zu
sein;* ausserdem Avird sieh der Kaiser mit gutem Grunde ge-
scheut haben, unmittelbar nach den unliebsamen Verhandlungen
Uber die Translationsfrage dem Orden die Auüiahme seines
Bruders zuzumuthen. Erst im Jahre 1584 wurde die Ange-
legenheit in Angriff genommen, und es war nicht der Kaiser,
sondern Erzherzog Ferdinand, der sich zunächst ftlr Maximilian
einsetzte.
• Vertut, Histoire tlf»s chovarier» do .S. Jean de JeruMleill 4, llä.
• Hirn, Erashoraog Ferdinand II. ve>n Tirol 2, 29(J.
• Nuntiaturberichte III, 1, 306 und bessold 2, yi, Nr. III; vgl.
auch Besold 2, 9ö, Nr. 117.
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543
Ab UiiterliändJer benutzte Ferdinand den Comtbur auf
dem Ritten, Claudius von Roccabrun; in des Erzherzogs Auf-
trag brachte derselbe im Sommer 1584 dem Administrator des
Hochmeisterthums mttndlich die Werbung, Heinrich möge den
Erzherzog Maximilian in den Orden aufnehmen. Ferdinand
er<)ffhete zugleich, dass im Falle der Gewährung er selbst und
das ganze Haus Oesterreich und Burgund aus Dankbarkeit
nicht ermangeln würden, sich (Ur die Wiedergewinnung der
Ordenshänser in welschen Landen zu verwenden. MiBstrauisch
iiHhm Hcinrieli diese Botschaft auf; der weitlUutijjen VertrÖ!<tung
auf Wiederjifcwinn der welschen licsitzungen war weni^ Werth
beizumessen, und welche Consequenzen die lk\vil)i;^un^ dos
Ansuchens für ihn selbst haben dürfte, konnte er leicht voraus-
selien. Kr hi<-lt es deshalb für {^ut, zu erwidern, dass zur
Kntseheiilung einer so wieiitiiren Frage ein Genei alrapite! noth-
wendi^ sei, und dass in Anbclracht der iiicderlandiseheu Wirren
fiir solche Pläne die Zeit nicht I2:iul^^til;• s(»i. Mit diesem Be-
^(•lit ide meinte er die Fra;;e erKili^ii /.u. halu-n.' Fmliiiaud
aber Hess sieh auf d!ps«> \V*'ise nielit von scinnii \'orlial»un
abschrecken. Fti icllit li fordcrtt' er l^leinrich auf, < r nui-i^-, wenn
er schon die Aufnahme nicht ohne vorherige Berathung auf
sieh nehmen wolle, sogleich die näclisti^rcsc 'ssenen Landeomthure
und Comthure hierüber befrai^en, moghchst l)ald ein General-
capitel einbenifon und ihm den Termin desselben rechtzeitig
bekanntgeben.^ Diesen energischen Forderungen musste Hein-
ricli nachzukommen vei'sprechen,'' aber ehe er an di<' Ein-
berufung des Gent!falcapitels sehritt, holte er sich bei seinem
Nachbarn, Bischof Julius von Würzburg, Bath, was in der
Sache zu thun sei. Am 23. September hatte der Kanzler des
Ordens eine Unterredung mit Julius. Heinrich scheint durch
seinen Gesandten dem Bischöfe angedeutet zu haben, welche
Befürchtungen er hege und wie dem unwillkommenen Projecte
zu begegnen wäre. Julius aber war klug genug, sieh ent-
' schieden zu Gunsten der Aufnahme Maximilians auszusprechen ;
> Sclirolben Heinrieb* vom 29. August 1584 an den Lftndcomtlinr voa
Franken, in weK-hom Uio früheren Vcrlianilliiiifr'^Ti rosuinirt werden.
Cop. im Deut»ch-Ordens-Central-Archiv v.n \\ im, rt-raonaim Nr. 1127/L
• Ferdinand an lloinricli, 10. August 1584. C<»ii. ebenda.
• Utiiurlch an Fordin.niid, Ib Aiigusit 1584. Cup. ebenda.
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544
durch VcraOgernog oder Verweigemiig der gestellten Bitte könne
man nur MiBstrauen erwecken; eine abemalige Befiragang der
Ritterschaft, wie sie Heinrich aus Anlass des Translationspro-
jectes inscenirt hatte und nun wohl zu wiederholen gedachte,
sei zu vermeiden; die Persönlichkeit Maximilians, den JoUiu
auf dem letzten Reichstage kennen gelernt habe, gebe zu keinen
Besorgnissen Anlass; der junge Erzherzog sei ,ganz demtithig,
freundlich, ^^cspritchig, wohl erzogen und eines guten Verstandes'.*
Als dann auch von dem Laibachcr Comthnr Hanns Cobenzl
von Prossegg, der den neuen Gedanken mit derselben Freude
be*j:rUsste, mit der er Rieben ^lalire vorber für das Translations-
pfoji t f ringetretcn \\iu\^ ein sebr günstig^es Urtbeil über Maxi
miiian einHef, da entschloss sieb Heinrieb, seine Btdtdktü
aufzugeben. Am 12. Oetober konnte er Ferdinand davon be-
nachrichtigen, dass selion für den December ein General-
eapitol naeb Mergcntbeim l inbcrnfen sei.*
Als sirh dort die Vertreter der Balleien einfanden, er-
sebienen zugieicb (u sandtseliaften des Kais(M-.s und der beiden
Erzherzoge Ferdinand und Karl. Ibrer Werbung konnte das
vei-sammeite Generaleapitel nielit wid( i-streben, obwohl es Thun
und Lassen gk'ieb bedenklieh fand. ' 80 erfolgte noch am
3. December 1584 iMaximilians Aufnahme in den Orden.*
Dem Daukscliroiben Maxiniilians, welches am 3. Jänner
1585 an Heinrich abging, fügte der Neuaufgenommene einige
^ l\( l:iti<>ii dos KaiizlurR über Kiutiulnng^ oino8 Ratlies von H. Bischof
/.II Würzburg, ehendfi. — iVr Aiiw&senheit Maxiiniliaii<^ Aug^burg^
gedenkt auch lläberlin 12, 48. Er kam am 4. August mit seiueui
Bruder Matliias iu Augsbui^ au und reisto am 16. August zu seium
Oheim Ferdinand nach Innsbruck, wXhrend «ich Hathiaa nach Uni
wandte. Berichte von Ant und Ilsnnf an Enhersog Ferdinand in Ftac
^)^^^ dor Reich8tag»acton dor Reichskanslei.
* Vgl. Zwiediiieck-Südenhofift, Archiv flir tisterreicbi.<4che Geschichte
ö6, 427 ff; Coln II/IN Schreibon vom 13 Sepfembor 15H4 (Oric". Doiif^.li
Ordeus-Aicliiv, l'ers. 1127 I ) ist aus i'rag datirt, dürfte alüo vou den
am kais. Hofe horrscliondfii Absichten beoiudus«t seiu.
* Heinrich an Ferdinand, 18. Oetober 1684. Cop. Dentaeh-MeiM-ArduT,
Peri. 11S7/I. — Die meisten Landcomthure hatten in ihren Antwortes
an Heinrich (ebenda) die EinbenifiiQff de« Generalcapitels «rat fllr den
Anfang de.s folgenden Jahren in Aussicht genommen.
* Handlung und Abschiej^ de'^ C.ipitols zu Mergönth«*im. 3. December
st. n. 1584. Deutsch-Ordens Archiv, Gross-Capitularia Bd. 8. — Voigt
2, 24y.
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545
eigenhändige Worte hinzu, welche die Anbahnung guter Be-
asiehangen hoffen lieBsen.^ Die Ftthning der durch die Auf-
nahme nöthig gewordenen Unterhandlungen behielt aber auch
jetzt Ferdinand von Tirol in seinen Händen. Am U). M iiz
übersandte er das Formular der Obligation, welche Maxirmli in
selbst, der Kaiser und die Erzherzoge dem ( h dcn ansznst« Ikn
hatten; am 3. April ^-.ih or die Modalitäten bekannt, unter
denen die feierliche Einkleidung des nenen Ordensritters statt-
finden solle.- Die Landconithure von Franken und Elsass, der
greise Volpert von Schwalbach und Hug l>ietrich von Hohen-
landenberg^ die Oomthure von Freibui^ und Wirsberg, Christof
Thum von Neuenburg und Adam von Klingelbach nebst den
OrdenaprieBtem Mathias Marquart nnd Andreas Heoseler worden
Ton Heinrich beauftragt, an der Einkleidung theilznnehmen,
die nach Ferdinands Wunsch am 1. Mai ku Lins stattfinden
'sollte. Als sie am 29. April dort anlangten, war aus Anlass
der Messe und des Landtages die Stadt OberfÜllt, aber Maxi-
milian war nicht zugegen; er hatte nur seinen Kammerherm
Hans Jakob von Löbl dorthin abgefertigt und Hess durch diesen
die Gesandten des <)rdens auffordern, mit ihm die Heise bis
Wien fortzusetzen, wo sie am 1. Alai eintrafen. Am dritten
Tage darauf erfolgte unter Entfaltung lVu\stlieiien i'runkes in
der Augustincrkirelit' die 0<'remonie der Einkleidung. Von den
Geschwistern Maximilians wohnten Erzherzog Emst und die
Königin -Witwe Elisabeth der Feier bei; Erzher/og Karl war
durch Krankheit in Laxenburg festgehalten, aber seine Ge-
mahlin war zugegen, ebenso der Bischof von Wien, der Schotten-
abty der Probst von St Dorothea und viele angesehene Männer
und Frauen. Die Gesandten wurden durch festliche Bewirthung
geehrt; ihren Heimw^ mussten sie Uber Prag nehmen, wo sie
vom Kaiser in Andiene empfangen wurden.'
* ,Ich thue midi p-Rjyon K. L der wilfnniTij^ imd inrf»r f^iietlierzipoii .nfffc-
tion ff-antz freiinclttk*h btxlfiiicklion, vpräi< Ii tnicli /.n E. L. vill guette»
und aller befürderung', Diß hingegen »ambt lerem orden, wo ich jetzo
imer liebs und gutts erzAigen khan, ein getreuen freundt an mir haben
■ollen.* Orig. DentselfOrdens-ATchiT» Pen. 11S7/I.
* Beide Briefe Feidinands Dentaeh>Of«leii»>ArcbiT, Pen. 1187/1.
* Briefe Ton Hng Dietricli und Volpert an Heinrich tarn- JAnz, 29. April
1585, uu(\ ans Schnaitteubadi vom 13. Mat 1585 im Deutsch^Ordens*
Archiv Penk 1127/1. Einen officielien Bericht Uber die AeaaMrlicfa«
I
546
Maximilian liattc am 2G. April ein ('ij::enliäiiili:;».'s St-lin iben
an lleiiu'irli <:iriclitet. in welchem er die durcli den Lmzer
Landtag nöthig gewordene Verlegung der Einkleidiingsfeierlich
keiten nneh Wien entschuldigte; um sieh die Zuneigung dea
Administrators zu erwerben, stellte er ihm zuj^'^lrlch einen Zag
yon aiebenbUrgischen Pferden lüs Geschenk in Aussieht.^ Indess
war von Innsbruck ein zweiter entscheidender Schritt ta
Gunsten Maximilians geschelicMi. Nicht lange nach drni Mergent-
heimer Generalcapitel hatte sich im Auftrage Ferdinands Johann
Achilles Usong bei den Landcomtburen, Comthuren und Kath^-
gebietigern der einzelnen Balleien eingefunden, um sie fUr die
Wahl Maximilians sam Ooadjutor des alten Deutschmeisters m
gewinnen. Ilsung konnte sich darauf berufen, dass auf dem
Generalcapitel Heinrich selbst die Anwesenden schrifUich and
mündlich ersucht habe, sie müchten ihm mit Rücksicht auf sein
Alter und die seltsamen Zeiten die Last der Regiemng
leichtern und eine andere geeignete Persönlichkeit hiemit be-
trauen. Es ist nicht sicher ob Heinrich, wenn er im December
16H4 so ZQ dem Generalcapitel sprach, gerade an Maximilian
als seinen dereinstig^n Coadjutor und Nachfolger dachte. Die
auffallende Art, in der ihm Uber die Werbungen Usung^s be>
richtet wurde, und die Zurückhaltung, mit welcher er diese
Meldung aufnahm, kssen auch eine andere Annahme zu.' Viel-
keiten der Einkteidiinif bi«tot dM ,Hugonu Blotii s. caeau nui**» biUio-
thecae praefecti hi«U»iic« breris et ver« iwmitio ... de mlenni celebri-
täte qua «erenuiurou» princepa BfaximtHanus. . . . tese in enm aoratae
militine equestrom uriliiioni i|iu !n Mnrianutii vocaiit Teutoiiiriirii, eo<>|it«ri
pnwus (isV in tl.T Wi. iK.r Hufhihliotlifk ('..<!. H13ß, L. III, f. O-io. Wenn
ich mich niciit taiiNchc^, rührou eiiiigi* IvaiiillH'iiierkuiigtiii xu tli» -^oin Eitpin-
plare des Horiclite« von Maximiltaus eig»!n«T Hand her. Derselbe Benchx
findet Mich nach Angabe der ,Tabnlae codicum* ancb ia den Codd. TIW,
7306 und 7648, ferner primae Uneae einsdem narrationw in Cod. 7661 and
eine namtio germanica bierflber in Cod. 7850.
» Deutsch-Ordens-Archiv, Pers. 1 H'T/I
• Heinrich schreibt an den Landcomthur in Franken, Volpert von Seli\\.i!
bnch, 7. Marx st. n., or habe «lf^?<pn Rclireihen vom 27. Februar
erhalten, in welchem V. mittheilt, ,was Achilles ll»un|r . , . nach
Überreichter Credeiiz von der fUrRil. Durchlaucht Ersh. Ferdinand n
Oeitorrttiob wegen dero Vettern H. lUkimiliao, Ersb. tu Oeeberreicb*
bei V. ^peworben*. ,Und lanea wir swar eolch Werben and Saebeo
auf ^eh aelbit and in «einem Wertb and UawerÜi rnhea* . . . bia la
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547
leicht dachte Heinrich daran, durch die rechtzeitige Wahl eines
ttichtigen Coadjutors seinem eigenen Widerstande gegen die
gefährlichen Pläne des habsburgischen Hauses mehr Kraft yer*
leihen zu können. War wirklich dies die ursprüngliche Ab-
sicht Heinrichs gewesen, so musste er doch bald einsehen, dass
gegeuaber der wohlvorbereiteten Action zu Gunsten Maximilians
jeder Widerstand vergeblich sein würde.
Kurz vor Eröffnung des auf den 20. Mai 1585 iiaeli Mer-
gentheim einberutenen Ut'nerak-a|iitels crliielt Heinrich einen
Brief des Kaisers mit dem Auftrage, sich zu einer vertraulichen
Unterredung mit Bischof Juhus von \V Urzburg zusammen/u-
finden.' Als am 14. Mai zu Biitthard die gewünschte Zu-
sammenkunft stattfand, ei*üfluete Julius im Namen des Kaisers
das V^erlangen, Heinrich möge, falls er wirklich, wie man er-
zähle^ zu resigniren gedenke, dem Erzherzog Maximilian zur
Kriangung der niedergelegten Würde behiltlieli sein. Heinrich
lehnte eine Beeinflussung der Wahl ab, erklärte jedoch die
Erhebung Maximilians ftir wahrscheinlich. Drei Tage nach
dieser Unterredung trafen in Mergentheim Graf Karl zu Hohen-
zoUern-Sigmaringen, Sebastian Schenk von Staufenberg und
Johann Achilles Ilsung ein, legitirairten sich ab Abgesandte
des Kaisers und der beiden Erzherzoge Ferdinand und Karl
und brachten zunächst dieselben Wünsche vor, die Julius in
lies Kaisers Auftrag geäussert hatte; als ihnen hierauf Heinrich
am 18. Mai die gleiche Antwort ertheilt hatte wie zuvor
dem Bisehofe Julius, erklärten sie am niiehstt-n Morgen, es
wäre gar nicht die Meinung ihr<*r Auftraggeber, dass Hein-
rich resigniren solle; Maxinnlian möchte ihm nur als Coadjutor
beigeordnet werden. Inzwischen war auch von Künig Philipp
nücliHtoni sclion aiibeiauinfttin tJoneralojipitol. Er habo auch voninüimen,
(la.s» p-UMcfio W(>rhtiTt;r sclion boi «Umi Ulirin^on Lautlciiinthuioii uiul Katlis-
pC'hiff i;:«'! !! iMtMl^'l '-. i. Colli'. DtMitscli - UnliMis - An liiv, Per«. 11*27^1.
Am .'Ju. Mürit l >bri btnieliift Volpert, da-ss or bui Aiihünttig der Kecli-
nniigen in DonaawOrth nnd Regensboi^ in Bericht btftmdeti habo»
dasB eben dergleichen Werbung wie bei ihm auch bei den Comthuren
Ton Blnmenthal und Dettingen durch Ibnng verrichtet worden eeien.
Orig. ebenda.
* Rudolf an Ucinricli, 6. Mni UySd. Deiitsi li-Ordens-Archiv, Orost-Capitularia
Bd. 8. Ich boniltzö don in iliist in l'ande «Mjthaltenen Bericlit üIkt
da« Qros8capit«)l vom ÜU. M&i löb6 auch flir das Folgende. Vgl. auch
Voigt 2, 2ü4ir.
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648
eine Oesandtscliaft eingetroffen, welche ähnliche Beförderungs-
Bchreiben sowohl an Heinrich als an das gaaae Capitel mit-
brachte and ttberdies in der Lage war, einen Befehl ihres
Herrn an den Hersog von Parma vorzuweisen, in welchen
dieser beauftragt wurde, den Orden in seinen niederlftndischen
Besitanngen an schützen.^ Endlich warf noch der Papst sein
Wort in die Wagschale, indem er in drei besonderen Breyen
den Bischof von Wttrzburgy den derzeit^n Administrator und
den Orden ermahnte, die Wahl Maximilians zum Naehlbiger
oder wenigstens zum Ooadjutor zu befördern.*
Nach so gewichtigen Fürbitten konnte der Aasgang nicht
zweifelhaft sein. Voa der wirklichen Resignation Heinrichs
wnrde abgesehen^ da sich die angesehensten Männer im Capitel,
unter ihnen auch Oobenzl, der Vertreter der Bailei Oesterreich,
dagegen aussprachen. Heinrich behielt seinen Titel, es wurde
ihm das Haus zu Cronweiasenburg zugewiesen, ftir den AbziiEr
eine Summe von 1000 und für jedes Vierteljahr 500 Gulden
luid v'm Trunk Ntu karweincs bewilligt; in wichtigen Angelegeu-
hriten des Ordens solle mit seinem V(»rwissen und Rath ge-
h:iii(it'lt wcnlcii, die Führung der Giöchafte aber und die Ein-
künfte des I )( utj!icliniciätt'i-s sollten dem Ooadjutor zufallen. Am
'il. Mai wurde Maximilian durch einhellige Wahl zu ditscr
bisher im Orden uiiIm kannten Würde erhoben und ihm aus-
drücklich die Nachtblt:;e /.uges-iehert.
Kine am 2. September desselben Jaliros zu Mcn^n-utlieim
abgehaltene Oonvocation befasste sieh damit, den Kid für den
Coadjutor festzusetzen und seine Wirksamkeit genauer abzu-
grenzen, wobei die schon im Mai angenommene Scheidung
zwischen wichtigeren Dingen und gewöhnHchen Angelegenheiten
beibehalten wurde, so dass die ersteren mit liatb und Weissen
des alten Meisters, die nndcron selbststilndig von Maximilian
zu erledigen sein sollten. In formeller T liiisicht wurde bestimmt,
dass die ofiicieUen Schreiben in beider Namen auszustellen
and dass beider Siegel in eines zu bringen seien; doch solle
über diesen Punkt noch mit dem Coadjutor yerhandelt wer-
* Dip Schreiben Philipps sind vom 4. MSrr.. Sarngossa d.itirt.
• Sie ilatiren vom 3. Mai 1589 niul gelangten über WUrjtbtirg »ach iler-
geutUeim; mit Schreiben vom 17. Mai Obersendet sie Julius an Heiuricb.
Vgl. attch Oropp, Wirtsbnrgisehe Chronik I, 388.
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549
den.^ Bftld genug fand dieser Anlass^ seine eigenen Wünsche zur
OeHnng^ ssn bringen; schon im folgenden Monate übernahm er «
selbst die Regierung* und beantragte bui den Lande omthurcu
'von Elsass und t iaiikcii, da der Titel Coadjutor nieht gut auf
Sfine Stellung passe, ihm den vollen Titel: ,Adiuiiiiötrator des
JÜeutich-Ordens in deutschen und welschen Landen^ zu geben.*
Am 14, September des nttchston Jahres kam es im Schlosse
Stocksberg zu einem Ausgleiche zwischen den beiden Uäuptem
des Ordens, in welchem Heinri(d) gegen Aufbesserung seines
^Deputates auf das Regiment Verzieht leistete.*
Dnrch einträchtiges Zusammenwirken hatte somit das Haus
Oesterreich einen Erfolg errangen, der nach so manchen fehl-
geschlagenen Bewerbungen der letzten Jahre doppelt erfreulich
wirken mosste. Dem Deutschen Orden, der an Reichthum
und politischem Einflüsse zur Zeit freilich den meisten Bis-
thtlmem nachstehen mochte, gaben die niemals aufgegebenen
Ansprüche auf Preussen und die M((glicbkelt einer besse-
ren militärischen Organisation erhtihten Werth. In protestan-
tischen Kreisen dachte ninn zuiiä( lisL an das crstgcna?inte
Moment, als sich die Niu linclit von Maxinulinns Aufiiabnie in
den Orden verbreitete; Pfalzgraf .Johann Ofisiniir betrachtete
dieses Ereignibs als eine Warnung Air Preussen, und die Rätlie
* Handlung g«n Moig«iitlieiin anagMchriebener Convocation, 2. September
ir>»5. DeiitAch-Onlens-Arcliiv, GroMhCapitalaria Bd. 8.
* Dudik, Münz.san>mlnn{j, S. 173.
■ ,V>>n der ftlrsfl. !>iirrhlnnr1it Erzh. Msiximiliflu ... an hPidf» Laiulcomthnro
El.<»a.«<.s uml l'ranlicii mit ^Mi.iilfii zu Iwif.hrfn/CotU'J^pt vom iO. 0<'t«>l»<T(! .'V8:'»\
DeutMch-Ordon.H-Archiv, l'vrs. 1127/1. Die«eii BegcUreu wird Maximilian
SU Mnrgentheim mOndlich gestellt haben. In eeineni ane Wien datirton
Scbretben vom 4. Angnsl 1685 (Dentach-Ordens-Archir, Pen. 1127/1.)
meldet Maximilloji Heiniich» daas er durch Verhandlungen wegen seines
erblich«! Deputatee nech murltdcgehftltaii werde, dast er aber noch vor
Ende September nach Mertj^entlipim aiifzuhreehen gcdoiiko; am 4. Sep-
tember erfolgte daraufhin Heinricli.s Einladung' an L;ui(lt onitluir
von El^ass (und wohl nnrh an Andere), sich xu Ende September iu
Mergentlipini «nazutinden. Conc. ubenda.
* Das Datum des StockMber^^er Vergleiches bei Dudik, Münzsammlung,
S. 178, der Inhalt dea Vertrage» ebenda 170, Anm. 1; bei Voigt i«t der-
aeilM nicht erwihnt; daai der Stoekabeiger Veijgleich einen Versieht
HeinHcha auf daa Regiment enthielt, entnehme ich den in Bd. 8 der
Oroae-Capitalaria dea Dentaoh-Ordena*ArcliiTa enthaltenen ,articuli propo-
sitioniB' an der Cenvocation rem 1. August 1680.
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550
tlfs Markgrafen Georg Friedrich von Aasbauh, welcher seit
1Ö78 an Ötellc seines geistesschwachen Vetters Albert Fnedrieh
dem Herzogthunie Preiissen als Gubernator vorstand, wollten
wissen, Maximilian beabsichtige ihren Herrn entweder auf güt-
lichem Wege oder durch Occupation der markgrSflichen Lande
zur Abtretung Preussens zu bewegen.* So radicale PUne hat
man auf österreichischer Seite gewiss nicht gehegt. Von Mazi>
milian wenigstens ist bezeug^ dass er seinen Einfluss auf den
Orden in ganz anderer Richtung zu verweithen gedachte.
Im Frühjahre 1585, kurz vor seiner Wahl zum Coadjutor,
hatte Maximilian Gelegenheit gehabt, seinem Oheim Ferdinand
gegtmQber seine diesbezüglichen Gedanken darzulegen.' Nach
seiner 3feinung sollte nun das Project der Einfllbning des
Ordens in Ungarn in AngrilV genommen werden; statt Kanissa
hatte er einen festen Platz der eroatisch-slavontschen Grenze,
Copreiniz, Karlstadt^ Bihitech oder Zengg als Stützpunkt Id
Aussicht genommen. Ks ist zu vermuthen, duss Berathungen
mit lüzlierzog Karl von Steiermark oder mit dem Laibacher
Comtlmr Cobenzl, der schon im Jalire lö77 Copreiniz ak SiU
des Ordens » iiij-tolilca hatte,' tur diese Wahl Maximilians mass-
gebeud waren, l'erdinand stimmte seiiieia ^Sellen bei. aber er
hieh es für nöliug. iliii zur Vnr.siclit zu mahnen. Auf die
F ■ utristiitzun«: der Kurfürsten und «Irs Papstes dürfe iuun wohl
i der Ausführung dii"-t > ri.uies rerlmen. aber ztmUchst müsse
im < h'den selbst fester li'»den gewonnen wi-nlru; erst wenn es
gelungen sein würde, unter den Ordensrittern eine verlässliohe
(isterreichische Partei heranzubilden, erst dann möge Maximilian
mit seinen Absiebten hervortreten *
Vielleicht hätte ^Maximilian trotz dieser verständigen Katli-
schlägc seines Oheims den Gedanken der Translation energ^h^
betrieben, wenn nicht soine Aufiuerksamkeit bald einer andern
Seite zuj^elenkt worden wäre. Durch den am 12. Deeeraber
erfolgten Tod Stephan BAthory's ^\ m der polnische Thron
von Neuem erledigt, znm dritten Male im Jjaafe von fünfzehn
' Rrirff Julian n Casimirs 2, 267 und 328.
' Hirn, Hr/lirr/og Fordiiiaml "i, 297.
* ZwitMÜnock-äUdonhurMt im «Archiv für ötttorroiclii«cbti Qtsscliicbto'
56, 433.
* Hirn, a. «. O.
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651
Jabren. War Kaiser Maximilian gchon 1573 und 1576 als
Mitbewerber aufgetreten und das eine Mal in der That Ton
einem Theile der Wähler znm Könige erhoben worden, so
. standen nach Bdthory's Tode die Aussichten fÖr einen öster-
reichischen Bewor])er noch «j^Unstir^cr als frUher. Von Nachtheil
war CS jcdocli, dass von österreichischer Seite anfangs kein
bestimmter CaiKÜdat namhaft jjcmaclit wurde. Neben drei
BrUdern dt-s Kaisers, Krnst, Mathias und Maximilian, bewarb
sich auch deren (Hn im Erzherzog Ferdinuiid von Tirol.
Von allen dic»»'n Candidaten der österreichischen Partei
hatte keiiK I- <o c^rosscs Interesse an der Erlangiinj^ der pol-
nischen Krone als» Maximilian, den die Rücksicht anf den
Deutschen Orden bestimmen musste, sie!» mit hosoiidt rcni Kifi-r
der Sache anzunehmen.' Seit zwei Jahrhunderten war Polen
der gefiihrlichste Gegner des ( »rdcns gewesen, unter seiner
dhrecten oder indirecten Herrschaft »tanden die alten Kemländer
des Ordens, West- und Ostpreussen und seit 25 Jahren auch
Livland. Allen BestreVmngen um den Wiedergewinn dieser
Lande war bisher Polen im Wege gestanden. (Jelang es nun
dem Erzherzoge ^taximiliany mit seiner Stellung im Deutschen
Orden die polnische Krone zu vereinigen, dann war eine fllr
den Orden günstige Erledigung des alten Streites vorauszusehen.
ludern Maximilian diese Aussichten darlegte, wusste er schon
jetzt die Kräfte des Ordens zu Gunsten seiner polnischen Bewer^
bung heranzuziehen. Schon im Frühjahre 1587 trat er an den Land-
comthur von Elsass mit dem Verlangen heran, auf seine Ballci
ein Anlehen von 50.000 Gulden aufzunehmen und diese Summe
dem Coadjutor Torzustreckcn; ein gleich hohes Anlehen hat noch
im selben Jahre die Ballei Franken auf sich genommen und
* Dam diese Rfleksiebt fttr Bfsximiliiui beitiinineiid war, i»t in den Car
pttelaTerhandlniigen Tom November 1688 und vom Docember 1593 ausge»
sprochen, s. Vo i gt S, 267 nnd 273. Für die im Orden horrscheiKl«' An tTiissung
ist liiii Bericht Wostcriiaeir« über seino sofrl< icli zu ürwüliiiemien Vor-
liandluii^eii il<»in Lfnidt^omthur v»>ii Elsn^ü bezeichnend; bier lu isst
es, der Landcomtbar haiio sich erinnert, ,wir Ordens hetUMi ein gntbe
Zeitt heer groAses Terlaugon getragen und horsUch gowiuat, dM der
Fall und Oltlokb es dermal ainisl dahin achicklien und wenden wollt,
damilt das hoehlObl. Hatuw Oesterreich au der snccession |in Polen] ge-
langon und hernachor der Orden durch diss Büttel siu soirifn ciitwctidten
I.aii l<-n und Lout]iüu widerumben Icomen mecht.* Conc. l>eutiM;h-Ordetts>-
Archiv, Pen». 1127/1.
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552
Maximilian zur Verfügung go8teUt.^ Daueben konnte der Coad-
jutor seine Stellung im Orden noch in anderer Uinsicbt zu dem
angestrebten Zwecke ausnQtsen. Dem findierzoge Ferdinand
war CS bei seiner Mitbewerbnng um die polnische Krone weniger
um sich als um seinen Sohn Karl zu thun. Er erkJftrte sich
daher gerne bereit, zu Gunsten Maximilians seine Candidator
zurdckzuziehen, wenn dieser dafür seinem Sohne zur Ekiangong
der DentschmeisterwOrde behilflich sein wolle; indem Maximilian
sich hiezu bereit fand, vereinte Ferdinand seine Bemühungen
mit denen Maximilians, um diesem den Wahlsieg zu sichern.'
Der Erfuig war kein vollständiger. Am 19. August wurde von
den Gegnern des Hauses Habeburg der Sohn des schwedischen
Königs, Prinz Sigismund, durch seine Mutter ein Abkömmling
der Jagcllonen, zum König gewählt; drei Tage später erhob
die österreichische Partei Maxiraihan / uti Oe^fcnküiiig.
Mehr noch als bisher Ijcdurfte nun iMaxiiniiiaii die Gcld-
hilte verwandter und hctreundeter Fürsten, wenn er seine wohl-
erworbenen AnspriUlic mit Gewalt durchsctzcii wollte. Aber
seine Sache fand nur <:»'rin^''e Thcilnahme,' In dieser Lage
trat nun der gewUldte KüuiLr nochmals an seinen Orden heran
mit dem Verlangen einer Liil>|»r«'Lhendon Unters^tützung. Zu
Anfang i^'cbruar 1588 tagte zu Mcrgentbeim eine Yorsammlung,
* Am 6. April 1687 «ehreibt der Landcomihur von Els«ss mit seineD zu
Altiihausou vorMimmelteii Cumthuren an Maximilian, das« or sich auf
WoHtoruach"'» Vcrlnttfr<»n nach Ulm bepi^'n^n und dort dns lictrfhrpn des
Krzhpr7.n!rs veruomni««u liabc, 50.000 Guhion auf ^eiua Ballui ant'zuutiltmeQ
und für <lic poluischc Angoiugonbeit bereit z\x halten j er erklärt, da^
die La^ der Bmllei dies nicht salame, bittet, ed ihm su erUnea und
will etet» wenn wirklich Maximiltan stim Künif gewXblt wOrde, erfotder-
lichenfatls anstatt eine« Reiterdienstee eine niemliebe Stunme Geldei
Iristi'n. Deutach-Onlens-Archiv, I*er8. 1127^1. In seiner Antwort Tom
4. Hai (ebenda) lässt ^T.iximilian diese Entschuldigung nicht gelten und
wiederholt seine Fonlcrunfr- Au» den Verhandlmicfii der ConvocatioH
SU Mergenttieira am 4. Februar I58H (Doutsch-Dniens-Archiv, Gruss-Capi-
tularia Bd. 11) ergibt sich, dass eboosu wie Eluss auch Franken 60.000
Golden darlmhen muarte.
* Heidenstein, Bemm poleoicamm libri XII, p. 868t HirD, JEhndienwe
Ferdinand 3, 268; anch nach erfolfter Duppelwahl hat Maximilian seine
Verwendung filr Karl in Aussicht gestellt. Hirn 2, 277.
* E. V. Mayer, l>fs Olmfltzor Bisdnifs Pawlowski Gesandtiäch.'iftsrri'en.
5. 89 f., und Sieniawski, Das luterroguum und die KOni^w&hl in
Polen im Jabre 15Ö7, S. 77.
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553
^olehe die VertheiluDg der im Yoijafare von den BftUeien
IVanken und Elsass aufgebrachten Aidehen regelte und dem
Coadjutor, der neuerdings einen Reiterdienst begehrt hatte,
12.000 Gulden zu AuBrüstung und Führung von 100 Pferden
bewilligte.^ Aber noch ehe diese Beschlüsse gefasst waren,
liatten die Angelegenheiten Maximilians eine seliliiiime Weinlung
g:enommcn; vor Krakau von den Anlillii'j-ern Sigismunds ge-
sehlagcn. hatte er sich nach Schlesien zuruckziielu!n müssen
und war am 24. Jänner bei Pitschon nach tapferem Widerstände
in die Hände der Feinde gefallen.
Wenig geneigt; es nun auf einen Krieg mit Polen an-
kommen zu lassen^ bemühten sich der Kaiser und seine Ver-
-wandten, auf gtttUchem Wege die Befreiung Maaümilians su
erreichen. Trotodem wollte sich Rudolf fllr den Fall, als An-
wendung yon Gewalt nothwendig werden sollte, der Mitwirkung
des Ordens yersichem. Im August 1588 berief er deshalb den
von Maximilian eingesetzten Stetthalter des Ordens, Johann
▼on Westernach, den er selbst nach der Gefangennahme seines
Bruders in dieser Würde l>estMtigt hatte,* zu einer Berathung
nach Prag und beauftragte iliii im nächsten Monate schriftlich,
ein Generalcapitcl einzuberufen und einen Beschhiss über die
im Kriegsfalle von Seite des Ordens zu gewürtigende Hilfe 7AI
Stande zu bringen. Am 2"^. November traten zu Neekarsulm
die Laudcomthure, Comthure und Rathsgebietiger zusammen
und erklärten sich bereit, im Falle des Krieges 400 Pferde
durch sechs Monate auf Kosten des Ordens zu erhalten and
BU fahren.' Aber die Vorausseteung dieses Beschlusses traf
nieht ein. Auf Grund eines von dem pftpstlichen I^egaten
Aldobrandini yermittelten Friedens erlangte Maximilian am
S8. JuU 1689 seine Freiheit
Maximilian hat das unverdiente Missgeschick, das ihn bei
seiner Bewerbung um Polen getroffen hatte, schwer getragen
und sich lange nicht darein finden können, seine Hoffnungen
* Origiiialrecet$ü cnnvocationis s. düpuUitiuiiis zn Mei^entheim G. Februnr
1588, Deutoch-Onieii»-Ärchiv, GroKs-Capitularia Bd. 8 uud Uaudluug und
Abschied der CoDVoeation sn Meti^eaÜieiin, 4. (!) Februar 1588. Deutsoh-
Ordem- Archiv, OroM-Capitnlaria Bd. 11.
* Orig. Rttdolii vom 80. Febnuur 1688. DeiitMh*Ordeiii>Arcfaiv, QroHhC«pi>
tnlMria Bd. 8.
* Dentsch-Ordens-Arahiv, OroMhCaptitOaria Bd. 11. Voigt 8, 868f.
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554
gänzlicli aufzugeben ; erst nach vielftltigen Unterliandlungen hat
er unter ausdrücklicher Wahrung der Ansprüche des Deutsdien
Ordens auf Preussen und Livland am 8. Mai 1598 eidlich auf
den KOnigstitel ycrzichtet.^ Auf sein Verhältniss zum Deutschen
Orden hat die polnische Angelegenheit immerhin in mehrfacher
Beziehung nachgewirkt.
Das im Jahre 1586 zwischen dem Coadjutor Maximiliaii
und dem alten Deutschmeister Heinrieh getroffene Abkommen
hatte keine geiii\<;ende Scheidung des beiderseitigen Einflusses
bewirkt. Hatten sich, wie es scheint, schon bald nach Abschlun
des Vertrages I^fissverstündnisse eingestellt,^ so wuchs die
Spanminjr, als während Maximilians polniseher Unternehmung
nnd Gcf.iiiLrensehaft dessen Statthalter VV'esternaeh die Vcr-
waituni: führte; die Kachbani klagten über sein unfreundliclses
Heiriment, ' innl mih Ii ini<)nl«'T) selbst begegnete er iiiclit uberall
dem gebrilux nil' ii ( !« h>i)->,un ; der deshalb seines Amtes ent-
setzte O^mtlnir von I ii ilbimm suclilr und t'and Srlmtz bei dem
händelsiiclitiir'ii Pfal/u raitii Johnmi Casimir luid tictzle «ich
übt rdit's mit dem alten OeulschiiieiftU r in Verbindung,* der es
ohne(He!« nl'» ^sehwere Hohidiirnnir eini»fand. dnss Westernach
eiLremiiru htig und ohne iini /u liuilie /ai ziehen die Verwaltung
leitete. Sehen im August U)66 tVdirte Ileinrieh über Wester-
naeh Klage beim Kaiser." Bei dem im November desselben
Jahres vorsammelten OeneraleapiteJ Hess er durch zwei Ge-
sandte seine Beschwerden vorbringen; sie richteten sich diesmal
nieht nur gegen Westernach, sondern gegen Maximilian selbst,
welchem, entgegen de-n getroffenen Verein barun-jen. der nur
ihm zusteheudc Titel eines Administrators des lloelnnf 'ister-
thums in Preussen und Meisters iu deutschen und welschen
Landen beigelegt werde. ^ Dass seine Gesandten nicht zu den
* ]Iirii, MirtiM Utiii^'eii des IiuÜtates f. Oatorr. Qottchiditsfoncbang i. Et-
gäiizung^band, 266.
* Voi|;:t 2, 260.
* Narh Oropp, WirtzburgiHche Chrouik 1, 342, bftttan sieb die hinter-
Iwienen Begenten Maximiliaiu tsonderor Unnsvhbsnchaft atiter«Uuid«n*.
* Uetnrich ao Koipping» 14. Februar 1588. Deutiob-OrdeiiB'ArcbiT» Pen.
Heinrich an Kiulolf, 18. Aiipiist 1588. l>eut*< Ii Ontens-Arcliiv, Tors. 1127 I
■ Voigt 2, 259. Die allerdings unvollstämli;,'^*' 1 iiMtructioii der Ge«antiu-ü
vom 21. November 1588, die hierauf erfolgte Ivetiulutioii de» Ueueral-
capitels vom 'M. November und die Replik der Gesandten, nndatirt»
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565
BerathuDgen beigezogen und ihre Beschwerden mit einer ihnen
nicht genügenden Kosolution beantwortet wurden, ^rnb Heinrich
nenen Anlass^ an den Kaiser zu berichten and auf Erledigung
seines früheren Schreibens zu dringen.^
Als Maximilian seine Freiheit wieder erlangt hatte, war
es seine dringendste Aufgabe, in diesen Verhältnissen Ordnung
zu schaffen. Im November 1589 konnte sich der Ensherzog
nur kurae Zeit in Hergentheim anf halten, erst im Frfthjahre
1590 weilte er länger dortselbst,' und vermuthlich filUt in diese
Zeit eine Versammlung zu Neckaraulm, welche sich mit der
Bestellung des Eegimentes zu befassen hatte.* Als aber die
Unzufriedenheit fortdauerte, beschloss er, das Uebel an der
Wurzel zu fassen. Er berief im August 1590 eine neuerliche
Versammlung nach Neekarsttim und eröffnete sie mit dem ener-
gischen Verlanjren, jeder seiner LandcomÜiure, Comthure und
Riithsg^cbictifrer nif^«;«, wenn er Ursache zur Klasre gegen ihn,
gegen seinen Staiiluilter, Kanzler, Rälhf und lio«,nerunp: hätte,
seine Besch werde ,ohne Scheu, gut deutech, rund und ü-ocken,
schrif'tlioli und in specie' vorbrinj^cri, damit Abhilfe preschaffen
werden kinnif'; wenn aber einer trotzdem der üblen Nachrede
nicht entöagen sollte, den müsse er, so erklärte Maximilian,
, nicht fUr ehrbar und rcdlicli halten*.^ Es ist nicht bekannt,
ob daraufhin irgendwelche Klugen vorgebracht worden sind;
sHinnitlich Deut«r1i OrdeiiB-Archiv, Per». 1127/L, than indeas der Titel*
* HeinricU au Kudoli", 13. Deceiubor (verschrieben November) löd8. Orig.
Deutech-Ordens- Archiv, Pora. 1127/L
* Am 81. Norember 1589 «ehMibt Mucimillan ans Meigentbeiiii aa HeiO'
Heb, bedauert» ibn nieht lehen m kanneii, da er eine eilende Beiae
nach Innsbruck vorhabe. In f inein Briefe vom 10, Februar 1690, der
ebenfalU au« Mergentheim datirt i lioiilc I'era. 1127/1"), meldet er ITein-
rich seine Absicht, fich auf «eine Häuser «in Naeknr zu bofrebeti. Von
Merten th mm ans lii.lt Maximilian den aum Comthur in Fianl :nrt ver-
ordneten Adam von Clingolpach auf einen Tag tur Besprechung noth-
wendiger Dingo naeb Mergentbebn. SO. April 1590. Orig. Dentaeb-Oidene*
ArehiT, Oroaa-GapitulMfia Bd. 8.
* In der PropoiUtton de* im Angost 1590 ?i1i<:*'baltenen Gespriebee an
Neekavmtlm heisst es: ,Ea wimen sich auch kgl. WUrdo zu entsinnen, w.ia-
masson sie bei nepsfon allhie zn N. prphaltencn Gespr.Hch tatj wet^fon
Bestellung dm liügiiiieiit.s pmiionirt, was auch der Herren Landcomthare
. . . Meiuuug daraof gewesen.'
* Deutsob-Ordena-Arebiv, OrowGapitnlaria Bd. 8.
IzAiv. LXXXLBd. n.BUII*. 87
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656
vielleicht hat das sichere Auftreten des Erzherzogs genügt, dir
Unsufriedeuen einzti8chüchtern. Von grösster Bedeutung war
es auf jeden Fall, dass gleicliz» Itig mit jenem Gespräch zu
Neckarsulm Wich ein befriedigender Vergleich mit dem alten
Deutsch TU ciBter zu Stande kam.^ Heinrich behielt seinen Titel
Tind sein Einkommen und sollte, wenn wälirend Maximilians
Abwesenheit von dessen Statthalter und Regierang Aendemngen
in dem Verhältnifls der alten OrdenBpersonen> Diener nnd Be-
amten vorgenommen werden mUsuten, hieven verstilndigt ond
auch sonst in wichtigen Sachen um seinen Rath befivgt werden;
er erklärte sich hingegen bereit, die Hassregeln der von Maxi*
milian eingesetzten Regierung anzuerkennen und, falls tibniai'
liehe Landcomthure ihre Zustimmung ertheilen wttrden, auf die
Regalien zu verzichten. Am 12. December 1590 erfolgte
BchrifUich die Aufkündigtmg der Regalien durch Heinrich,'
im Februar des nächsten Jahres die Huldigung der Untertfaaoen
ftor den neuen Herrn,' und am 9. November eihieh itf^^rifnfti«*
von dem Kaiser die Belehnuog.^
Neben diesen Anseinandersetzungen, welche Maximilian
zur vollen Herrschaft im ( 'rden fllhrten, inaclitcn sich noch
andere Folgen der polnischen Unternehmung bemerklich. Ub
wobl weder der im Februar 1588 bewilligte, noch der im No-
vember des gleichen .lalires in Aussicht genomincne Rciterdieii&i
wirklich geleistet wurde,^ hatte der Orden doch unter den
* Orig. Vertrap vorn i;>. Auj^ust, Nijck;irHuliii, im DouUich-ürdoua-Aruliiv, Pen*
1187/1. Vgl. Voigt 2, 270.
* Heinrieh an Rudolf, 12. December 1690. Cop. I>eQtoch*Ovdeiie-AfcUv,
Per«. 1127/1, vgl. Toitft 8, 871. — Ans dem Wortlmt des Vcrtregw
ergibt flieh, da»» Heinrich sieh schon am 3. Jintier 1587 schriftlich bereit
crktürt liatte, die HegaÜon zu reeignireo, falls alle oder doch die Mdir*
zahl der Landcomthure Eustiminton.
* Westernach an Maximilian, 9. Februar 1591. Cop. Deutacb-Ordous-ArciUr,
Per». 1127/1.
* DaellUs» Historia ordiuis Theatonioi (Wieo 1727) 2, 34 ond Voift
8, 878« Amn. 8.
* Daas die im Februar 1588 bowilligtoii 18.000 Qutden (s. oben 8. US)
nicht gezahlt worden Hitul. « i^öbt sich ans einer Qaitttlli|f, welche Ws*
et^Tnafli ixim 2 Mai 1688 dtiu Landconithnr von ITf >i«!f»n »»f««t<^l!f: W.^t^r
nach varpüiihtöt «ich in der^M^llton, dm vou «iiösem Heiterdieuste »u!
Hessen entfallenden Ketrug zuritckzustelleu oder von aaderea Aulsg«a
abaureehnen, falls es »infolge des widerwärtigen unTeibofeatfichan 2a-
Standes ihrer kgl. WUrde', d. h. infolge der Oefengenechaft MiudmUiaas
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657
Hiianzielien Nachwirkungen der gegi- Ii eiterten Candidatur su
leiden. Ucber die Anleihe von öO.iXJi) Gulden, welche der
Landcomthnr von Elsass im Frühjahre 1587 auf seine Ballei
aufgenommen und dem Coadjutor vorgestreckt hatte/ entspannen
sich langwierige V< rli.indlungen. Im Februar 1588 war der
^anze Betrag von 50.000 Gulden in neunzehn Theile aerschlagen
"worden: vier derselben Ubernahm filsasSy die anderen wurden
auf die übrigen Balieien, Franken ausgenommen, vertheilt^ und
das Meisterthum Übernahm die Bürgsehaft für die richtige Ab-
Zahlung an die Ballei Elsass.' Aber schon die Bezahlung der den
Balleien auferlegten Theile sttess auf erhebliche Schwierigkeiten,
insbesondere in Sachsen, Lothringen, Westfalen und an der
£t8ch.' Da überdies auch Maximilian nicht alle eingegangenen
Gelder zur Abzahlung der Schuld an Elsass benützte, so konnte
die Ballei durch Jahrzehnte nicht zu ihrem vollen Bechte
kommend Auf einem im December 1593 abgehaltenen General-
capitel war Maximilian indess mit neuen Anforderungen an den
Orden herangetreten. Er legte in semer Proposition den ver^
sammelten Vertretern des Ordens dar, in welche Schuldenlast
er durch seine polnische Gefangenschaft gerathen sei, hob hervor,
dass 8L'iiic Unteruehmuiig nur zum Nutzen der Christenheit
und ,zur Vermehrung und Erhöhung des Ordens gemeint ge-
nicht zu dem Beiterdiensto kommen ebllte. DetttBoh>Ordens-Archiv, Pen.
1127/1.
1 s. oben S. &51f.
* 8. oben S. öö2f.
* Wiederholte Mahauiigeii «n die Balleien ond GegenToiatellaivea Ton
ihrer Seile im Detttoch^Orden«* Archive, Pers. 11S7/I.
* Am 19. Jäauer 1589 batto das Meisterthum 18.1S4 Childent am 12. November
1592 12.500 Gulden an Elsass rilckerrttattet ; von nun nn prfoIj,'te bis 1608
keine Abzahlung mehr. Der I.nnrleointhur mahnte am 25. März 15'J5
und am 2.H. April 1596, aber vor^obuiis. Am 17. Jänner 1597 versuchte
vielmehr Maximiliau den Nachlafis der ganzen Schuld zu erlangen; aber
Hug Dietrich und «eine Cromthnre weigerten sich wiederholt, der Ballei
ElaaM diese neue Last anfanladen. Erst am 3. Juli 1699 erkUrten sie
sich bereit, die aufgelaufenen Zinsen, deren Summe ll.OOO fl. 24 kr.
betrug, nachzulassen, falls Maximilian Uber das noch ausfltändige Capital
voTi 19.474 Gulden eine Kf-hul^ltirkiiiKlf .'lusstollen und von mm an der
Bailui füiifix.TLTiifig-o Ziu^ieu bexaUluu nolle. Das» dieser Ausgleich nicht
sustandu Ivuiii, ^üigt eiuo Rechnung vom Jahre IBOb; die Schuld des
MebtarOnnM an die Ballei war damals auf eine SumoM Tom S9.887'fl.
10 Vs Basen angewachsen. Deutseh-OrdeospArehiv, Pen. 1187/L
37*
658
gewesen^y und verlangte deshalb nochmals eine mitleidige Uil£e
Ton 150,000 Gulden zur Erledigung seiner polnischen Ange-
legenheiten. Bewilligt wurden ihm allerdings nur 100»000 Gulden.^
Znsammengenommen^^mit dem gleich hohen Betrage, den Maxi-
milian noch vor seiner Wahl dem Orden zu leisten auferlegt
hatte, bildete diese Summe aber doch eine nennenswerthe Be>
lastang für die Verhältnisse mancher BaUeien. Es konnte daher
nicht ausbleiben, dass die pohüsehe Angelegenheit anf die
Leistongsfidiigkeit des Ordens dnrch eine Reihe yon Jahrea
einen ttblen £inflns8 llbte. Trota dieser ongOnstigen Kach-
wiiiLung bedeutete es jedoch aoch einen erfreolichen Wende-
punkt^ dass es dem jungen Coadjutor dank seinem Ansehen
und seiner persönlichen Tüchtigkeit gelungen war, die Kräfte
des Ordens wieder für die auswärtige Politik des Reiches nuts-
bar XU machen, der sie einst mit so grossem Erfolge gedieot
hatten. Nachdem die ganae Thfttigkeit der Ordensritter seit
Jahrzehnten in der Verwaltung und Erhaltung ihrer GQter nnd
in erfolfrlosen Unterhandlungen wegen der verlorenen Ordens-
güter aufgegangen war, musste die finanzielle Betheiligung an
den polnischen Bestrebungen Maximilians als ein Fart^eliritt
betrachtet werden. Freilich fehlte noch viel zu der Opfer
wilhgkeit, welche Schwendi dem Orden zugemuthet hatto. Zur
Ausführung solcher Pläne bedurfte es der persönlichen Ik-
theiligung der I\itter am Kriege; der Wiederausbruch He?
TUrkenkrioges sollte Maximilian den Anlass gehen, auch in
dieser Hinsicht ciuuu Schritt nach vorwärts zu machen.
m.
Maxiuiiliaaü l^eidzfige in den Jahren 1594 and Ib^h,
Seit dem Jahre 15(38 hatte dem Namen nach zwischen
dem Kaiser und der Pforte Friede geherrscht, wenn aueh die
Beibangen und Streifzüge an der Grenze niemals wirklich unter-
brochen wurden. Erst zu Beginn der Netmzigerjahre tmt ein
Umschwung in diesem Zustande des Scheinfriedens ein. Nach-
* Orig. -Protokoll Tom 10. Doeember IftM» D9atoeh>Ovd«iio<Af<Bbin OroM-
CapitnlAiu, Bd. 8. Voii^t % 278.
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559
dem die Pforte im Jahre 15dO mit Fernen Frieden geechlossen
hatte, nahm am tttrkischen Hofe die Neigung zu, die Kriege-
krftfte wieder auf ungarischem Boden an yerwenden. Schon
1592 kam es zu einem grosseren Zusammenstosse, in welchem
Hassan, der Pascha von Bosnien, die christliche Besatzung vou
Brest vernichtete; entscheidend wurde, dass ihm, als er im fol-
genden Jahre seine Unternehmungen fürtzusetzt u und durch die
Einnahme von Sissek zu krönen gedachte, auch die christHchen
Streitkräfte besser gerüstet und geleitet entfrf'^'en traten. Der Sieg,
den die Innerösterreicher, geführt von Kupn rlit von Eggenherg
und Andreas von Auersherg, am 22. Juni lä93 bei Sissek er-
känipften, hatte nebst der Vernichtung eines türkischen Heeres
auch den Bruch des Friedens znr Folge. Am 13. August er-
folgte die Kriegserklärung des Sultans, der zugleich den Grosa-
yezir Sinan und dessen Sohn, den Beglerbeg von Griechenland,
anssandte, die Niederlage Hassans au rächen.
Der Kaiser, der schon im Vorjahre bei einzelnen Kreisen,
Stftnden und befreundeten auswllrtigen Fürsten um Unterstützung
angesucht hatte, musste sich zur Einberufung des Reichstages
entschlieeson und ti'achtete, ein Bündniss der christlichen Fürsten
wider den Erbfeind zu Stande zu bringen. Kiemanden konnte
die Sorge des Tttrkenkrieges näher berühren als den Erzheraog
Maximilian, der gerade im Jahre 1593 die Regierung der inner-
(toterreichiBchen Lande und sngleich die Vertheidigung der
croatisehen und windischen Qrenae Übernehmen musste. .Schon
im Torhergehenden Jahre hatte man darauf gerechnet» dass
sich durch seine Verwendung der Deutsche (Men zu einem
Reiterdienste bewegen lassen wlirde;^ nachdem ihm nun ein
so wichtiger AntheU an dem bevorstehenden Kriege zugefallen
war, beeilte sich Maximilian, noch vor dem Reichstage von
seinem Orden eine ausgiebige Kriegshilfe zu erlangen. Am
20. September 1593 liess er das Ausschreiben zu einem General-
capitel ergehen, welches am 8. Decembcr zu Mergentheim zu-
sammentrat.'
' Hurter, Geschichte Kaiser FerdinAiicLi IL und seiner Eltern 3, 140.
* leli benlltM hi^r daa Orig.-Proiokoll vom 10. December 1693 im Dentaeh-
Ordens^ArehiTe, GrQae*Gapitnlaria, Bd. 8 nnd eine am 85. NoTember
17d9 verfoMte acteiituiusigu Relation der Bailei Altenbiessen, ,wm Ton
leiten den h. TeutHcheii Ritterordeu.H an Mannschaft oder sunistiger Hülf
der Chrutenheit wider den Erbfeind in Jahren 1693, 164Ö und
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56a
Den yersammelten Landcomthiiren, Statthaltern und Be*
yoUmächtigten liess der Erzherxog die waehflenden Fortaehritte
der Türken darlegen nnd mittheilen, welche Aufgabe er seHMt
auf Wunsch des Kaisers ttbemommen habe; er nnteriiess auch
nicht^ an die ursprüngliche Bestimmung des Ordens zu erinnent
und die Vorwurfe und Gehässigkeiten ansudeuten, welche dem>
seihen aus der ablehnenden Haltung gegenüber dem Tran»-
latiotisprojecte erwachsen waren ;^ das Oeneralcapitel mdgeihm
daher die Erhaltung einer Leihgarde von 200 oder mindesteiis
150 Pferden und von 100 SehUtzeu zu Fuss fiir zwei Jahre
bewilligen, wogegen er beim Kaiser die ganzliehe oder doch
thrilwcisf N'a< ltla>siing der Heichscontribution erwirken wolle,
welclu' voruus^iclitlich heim näcliötcn iJ ei ehstAge beschlossen wer-
den wiinlt'. Dass die Versamm*^lten diesen Autordenm^en einifr*"
EiuwfMidiiii^'t^n entgegenstellt« !!, und dn«s die Lnndronitimri' «la-
Unvermiigcii ilirer Halleien btitoni<-i!. ist iniiJ^t)weiiiL''er zu ver-
wundern, als Maximilian gleidi/« iti;:- zur Krlediguü;:: seirtpr
aus der polnischen Gefangensehaft erwachsenen Schulden eine
sehr beträchtliche Geldhilfe beanspruchte.' Trotzdem kam e?
in iwei Tagen zu einem einhelligen Beschlüsse, der im Ganzen
den Wünschen des Kr/lu rzogs ent^iprach. Die Hilfe zur Er-
ledigung der pnluischeu Angelegenheit wurde allerdii!2'= von
150 (MX) auf 100.000 Gulden herabgesetzt, und auch bei der
Zahl der zu unterhaltenden Reiter hielten sich die Vertreter
des Ordens an die kleinere der beiden in der Propoeition vor
geschlagenen Ziffern. Immerhin hatte Maximilian eine stattliche
Hilfe durchgesetasty denn zur Erhaltung von 150 Reitern und
100 Schlitzen zu Fuss auf zwei Jahre war nach Reichsbe-
stallung eine Summe von 63.600 Gulden erforderlich.
Ausser diesen Geldhilfen^ deren Aufbringung in einigen
Balleien nur durch Verpfitndung von Ordensgtttem ermOglieht
166S rr« und gelewtet worden'. Ueutäcli-Ürdons-Axchiv, MU. 131;
vgl. Voigt 2, 272 f.
* . . und dann ire kgl. WQrde sich der Fandation, HerkommeiM and Auf-
nehmens dero lübl. Ritterorden«, «ach ww etwaa demselfaen ein Zeit
bero Yeilileinerliche von den Widriehen anlgesnelit und ftvgewofftn
worden, gnädigst erinnern und dabei erwägen, wie rflhmlicb es »ei, der
Fandation und der alten im ritterlichen Orden Vorfahren löbliche Foa-
pfadfn nnch^^ngehen.*
* S. oben ö. 657 f.
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561
werden konnte,^ wurde jedoch anch die Frage der persönlichen
Betheilijyung der Ordensritter an dem bevorstehenden Feldzuge
in dem (ieneralcapitel in Jirmthung gezogen. Die Proposition
hatte zwar nicht ausdrücklic h über diesen Punkt gehandelt,
aber sie hatte durch den Hinweis auf die urspri^nt^liclie ]]e-
Stimmung des Ordens die VV iiiische des Erzherzogs angedeutet,
die er dann im Verkehre mit den Landcomtliuren sicherlich
noch deuthcher zum Ausdrucke gebracht haben wird. Daa
Ki^ebniss der Berathungen war, dass es jedem Landeomthur
freigestellt wurde, einige iiitter und Ordensbrüder ans der ihm
anvertrauten Bailei unter den bewilligten löO Reitern mitaiehen
zu lassen. Manchen Kreisen im Orden machte diese Frei-
stellung der willkommene Ausweg sein, sieh der persönlichen
Betheiligung am Ttlrkenkriege zu entziehen, im Ganzen fiel
jedoch die Anreguug auf fruchtbaren Boden, so dass* wenig-
stens an dem Feldzuge von 1594 eine grossere Anzahl von
Ordensrittern thcilgenommen hat.* Ausführliche Nachrichten
liegen nur Uber die Betheiligung der iiicderrhcinisehcn Balleien
vor. In der Jiallei Altenbiessen war noch vor^Kröffnuug des
Generalcapitels ein der pi-i-sciiiliclit n liclhrili^^un^- «jünstiger Ca-
pitelsbesehluss zu Stande <;i-k()iniii» n. Um die Mitte des Monats
April zogen von hier aelit Ordi nsritter mit zwölf Dienern aus;
jedem von ihnen hatte das Capitel ausser den bisherigen Be-
ziigen zum Anritt und zu der Zehrung noch 150 Keicbsthaler
bewilligt; über l\r< ra^(Mitheim, wo sie vier Katen der auf ihre
Bailei entfallenden Tttrkenhilfe abzuliefern hatten, gelangten sie
Pflttenegg, Die Urkonden des Deiitwh-OrdeiiB-CeiLtnitorehivs su Wien
1, 66», Nr. 2571 und 666, Nr. 267Sff.
Die Ton Daelliua, HUtoria or^nii Teutonici 1, 47, dann Ton De Wal,
Essai mir Tliistoire de Tordre Tentoniqne 8, 616, von Diemits, Ge-
schichte Kiains 8, 261 und Vautcek, 8|)ecia1geschichto lier Militft]|prenxe
1, 270 angegebene Zahl von lOü Theilnehmem dürfte wohl zu hoch
frf*Fr'"'ff''n Kfin. Di« iS'.'ulnitht bei Yptiatür, Uistiirisclier Bericht vom
Manani«ch-t«uts( lu'ii UittcioKlt'ii 407, «l;iss Ai't <>nUii ausser den 63.6ü0
Gulden schon vorhur 4uU i'l'cidu bewilligt und durch tucliS Monate unter-
lialten habe, kann sich mir auf den im November lö8d gefassten, aber
nicht ansgefflhrten Beeehlufls des Neckanulmer Oenendcapitoli besiehe»
(«. oben B, 668); De Wal a. a. O. hat diese 400 Pferde mit den 68.600
Onldea in Yerbindang gebracht nnd beide Angaben ttberdiee auf den
Feidang Ton 1696 belogen.
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662
nach Donauwörth und von da zu Schiff nach Wien.* Etwas
froher waren jene beiden Ritter an%ebrochen, welche die BaOet
Utrecht in den Krieg sandte; von Mergentheim aus reisten ae
in Begleitung des Statthalter» Westernach und langten^ da sie
in Regensburg mehr als drei Wochen stUle gelegen wareo^
erst am 22. Juni in Wien an; nachdem dort ein Rttstwagea
angekauft worden war, wurde am 24. die Reise nach Neustadt
fortgesetzt' lieber die Betheiligung anderer Balleien belohren
uns nur einige von Ordensrittern ausgestellte Quittungen über
ihnen bezahlte Soldbeträge' und ein unvollendet gebliebenes
Verzeichniss der Theilnehmer.*
' Auszüge aus den CapitelsfichlUssen vom 27. Nnv.-iiiber 1593, 19. April
1594 (beide zu Knln) und einem blos mit li^'Ji «iatirteti, fr-rner Briefe
de* Landtointliurs KtunchpnbtTj; an Maximiliun und an Westernafli v^m
18. April Ibi^i uud Autwurt des LeUitereu vum 9. Mai, ^lumtlick aLt
Beilagen dar oben 8. 659, Anm. 8 erwlhnten «etenmSseigen Belmtioa
▼om Jahie 1730.
* J. J. de Oeer« Arcbieyen der ridderiijke daitsche orde, iMille tu Utrecht
(Utrecht 1871) 2, 547 fr-, die dort «bgedru. Ivten R^senotizen der Ritter-
berren Willem MuUrt and WiUMtt Sloet tunliaien die Zeit vom April
bis August 1594.
* Deut«cb-Ordens-Archiv, Mil. 135 enthält Originalc^uittungen von deo
OrdeBMittam Friedrich Ton Neuhausen Uber je 30 Gnldea vom 86. Mti
and 89. Jaü 1594, dat. Betschungen in Ungarn (mit Bemerkung: ^den
84. Aprilis bin leb au FranStfort atiaiogen*){ Ton Hereulec Kan an Belaqr
über 45 Quldf^ii und von Ferdinand von TOrring Ober 180 (tutdeu, beid«
vom 13. Juli 1594, Pcttnii; von \V«»lf Erbard von Mukenthal über 30 (Jiilden,
ebenda 14. Juli, und vn ll.ins Philipp Schuz von Hokhansen ütu r 9l»
Gulden vom 25. Februar (ielztero mit Bemerkung: »und ist mein Monats-
Bold den 16. Tag Febraar »ngangen'). öäwmtHche Quittuugeu siod
dem Rittmeister Jobann von Gleichen, Ckimtiinr an Hrilbronn, aa*-
geitellt.
* Deutflch-Ordena-Archiv, Mil. 136 enthält auf^loeem Zettel ein Verzeic^v
der Ordenslinrron ,<«o ansboid(»n Balleien Bisten und Coblena nacher Ungani
gezogen den If). A\>r. 151*l'. Ans der Bailei Bissen: Johnnn von Steinhaus,
Comthur zuGhtradl, lieiuricb vou HoldurfT, Comtlinr stubLGiHea in Aachen,
Wilhelm von Schasberg, Comthur zu Beck(enifurt, Dietrich von Laut«
beig, SdiaSner an Benieh^, Adam von Spiesz, Stefan von landen,
Edmnnd von AnaCerrodt, Wilhelm von Knrtebaeb, falle Tentaebordeoi
nnd mit ihnen iween vom Adel mit Namen Werner von Binsfelt, Jobana
von Blackherey'. — Aus der Bailei Coblen«: Winant von Schelli.irl,
,tenti»cbordcns'. — Ann dnr B.ilkn Utrecht: Wilhelin v.iri Schlodi und
Fridrich (!) vou Möllert (e. oben Aura. 2). — Aus der Bailei Hessen: N.
Schwarz (der Landcomthur vou üeeaen Wilhelm von OinhauRen empfiehlt
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563
Maximilian, in dessen Leibgarde die Ordensritter den
Feldang mitmachen soUten, befand sich anfangs Mai in Gras
und traf dort wichtige Vorkehningen für den Erieg.^ Vom
Kaiser hatte er die BewÜIignng zur Anwerbung von 1000 deut-
schen Reitern erhalten, Air deren Bezahlung Budolf zu sorgen
versprach; am 5. Juni hAtte nach dem Bestallungsbriefe zu
Neonkirchen* die Musterung dieser Truppo stattfinden sollen;*
infolge des Qeldmangels trat eine Verzögerung ein.' Erst am
27. Juni wurde nahe bei Neustadt die Musterung der Ordens-
ritter vorgenommen; der Comtlmr von lleilbroiin, Johann vou
Gleichen, übernahni das Amt des liittnieisters und Joiiaun von
Steinhaus jenes des Fähnrichs; so erfolgte am '2. Juli der Auf-
bruch, am ü. die Ankunft in Graz, wo Maximilian seine Ordens«
ritter der Erzherzogin Maria vorbUille; naehdem dann noch in
Pettau eine zweitürige Käst gehalten worden war, wurde um
den 1<S. Jidi Agram erreicht.*
Als Ziel des Fehlzugos war zunäelist das Blockhaus Pe-
trmia ins Auge gefasst, welches den Türken als Stützpunkt
für ihre Kaubzüge in Turopolieu diente, in zweiter Linie wohl
am (27. M&rz =) 6. April 1594 dio Oidcushorren Heinrich Stabl und
Benilmrd Schwarz al« Theilnehuicr «ks IV Idzuge». Deutech- Ordens -
Archiv, &Lil. 136). — lu dew Verzeiciiiiittae fulgt noch die Ueberschrift:
.all« der E«llei WMtftlen' aber ea «ind keine Hamen mehr eingetragen.
> Von Gras» 1. Mai ist ein Artikelabrief Maximilians für die deatichen
Knechte aof der windischen Grense daürt, von welchem eine im Be-
sitse de» Herrn Figdor in Wien befindliche Hnndsclirift, deren Kennt-
nis?» ich Herrn Prof. Herzberg-Fränkol verdanke, eine Abs^idirift
Liotot: zn Gra« niass also auch die vom gleichen Tage datirt»! Hcstalhuig
für Eggenberg ausgestellt sein, die Z wiediueclc-äüdenhorst in den
.Mittbeilnngen dea bist Vereines Ittr Steiermark* 26, ISS erwJibnt.
* Oonoept der Bestallni^ im Kriegearebive 1694, 8, 17.
* Bine Zeitung ans Oraa vom SS. Jnnt in der Bs. S947 der Wiener Hof biblio-
thek (Fiigfer'Hche Relationen Tom Jahre 1504) f. 611 meldet, Maximilian
befiudi« sich mit dem noch un«r<»umstprten Kile^volke in der Neu-
ütadt; diiMri Golduiaii^M'l den späten Anzu;; verschuldet habe, schreibt
Hasimiliau au Kudolf, Ib. August. Orig. im Kriegsarchive 15^4, 8, 26.
* IKe von De Geer a.a.O. abgedruckten ßeisenotiaen finden ihn Be-
slfttigang in den am IS. nnd 14. Juli au Pettan ansgestellten Qnittangen
(s. oben 8. ftftS, Anm. S). Aber ein Brief Maximilians an Mathias ans
Pettan vom 14. Juli, Cop. Kriegsarchiv 1694, 7, 3, meldet, dass er
gestern Abend mitsammt seinen Hoifahnen und Orden daselbst ange-
kommen wSre, Nvilhroud sich aus jenen Notiien der 12. ala Tag der An-
kunft in Pettau ergeben wttrde.
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564
Sissek, das im Vorjahre trotz des gljlQEenden von Clggeii-
berg erfochtenOD SiegcB schlieasKch doch den Feinden in die
Hände gefallen war.* Ehe jedoch das christliche Heer an die
Kalpa gelangte, stellten sich neue Schwierigkeiten in den
Weg. Zu Agram lagen vier Fähnlein, anf deren Mitwirkung
Maximilian gerechnet hatte; aber Krankheit und Mangel ao
Geld hatten sie so weit heruntergebracht, dass es besonderer
Unterhandlung bedurfte, sich ihrer zu versichern.* Um nicht
durch solche Zögerungen den Vortheil des Angreifera au ver-
lieren, sandte er seinen Oberstlieutenant Ruprecht von Elggen-
berg mit dem «ri össoren Theile des Heeres, welches im Ganzen
12.0(X) bis IG.ÜÜO Köpfe zählte,» voraus. Am 21. Juli traf
* Obwdhl üVirr <V\r- p. r-^nlii lio TlioiluahiiiB «Irr On1eii««ritter ftir f!i« .Tr.br
1594 nur «euigc, tür 'i;»s tuliri nilo Jahr p«r k< ni<' Nacbrii liti ti vxilii ^eD.
will ich ducli uiue ErxHhhiiig der betreflV>udt«ii Operatiuneii m bieten
Tenmchen, welche in der neueren Qeechicbtiliteiatar fa«t ginslich Ter*
gemen «ind. Maximilians kri«geri0che Thitigkeit im Jahre 1S94 faat ia
Grafen Rudolf Coronint von Cronberg 3«llttm Petiinienge* (Goriliae
1779) <>ine aiiKfübrlirbo, aber nicht tiberall zuverlä^^isige Darstellmig
{^ofiindon; aus ihr i.st goHosw'ii, wa« Hirhtpr in H'>rmayr's Archiv,
H). Jahrg'., 326ff. Ulier diesen GegeusUtad gei»cluic'l>eii hat. Corouini
hat unter Anderem eine von Jakob Schüller, ZahUueister eiuesCoronini'scheu
Kttramier-Regimentea verfaaate dentaehe Belation Aber die Ereigiiiaee Tor
Petrinia, aowie denn lateinieche, Ton dem Jesniten Jeaef Kanffnaan
besorgte Uebenrntsang benQtat (vgl. die Anmerkungen 44, IIS, Iii de»
, Helium Petrinienne'); diese Quelle, welche durch die atai^ Betomny
1' - Atillif'iN, 'If^n di*» Fam?)»»» C<>rAiiin5 an den Eroig'uissen »renommea,
Vt rUiicht errept, li.'it aiuli .Tut ila." Hiu li do?? Ornfen Rtidolf CiTorini
uugüustig;^ eingewirkt; aber die Neueren sind in ihrem Mii>e»trauen xu
weit gegangen, wenn ein die Unternehmung Maximiiiaoa ginalich ttbei^
gangen oder wie Zwiedineek>8fld»nhor«t a. a. O. IM, Anm. 61, Thal-
sachen, die aaeb anderwlrta beaengt sind, in Zweifel geaogen haben.
BoÄKore Quellen als f''»rMiiini hat Hamm o r - P n vir > t a 1 1. ( Jijjchichu^
deH ohinanischen Heiohe!» 4, 222, henUtzt; bei Fesuler- K lei n, Ge-
schichte von ITn^j.irn 4, 21, ist der Feldzu^ Maximilians im Jahre lb$i
mit wenigen, al>«;r nicht ganz zutreft'enden Worten abgethan.
' Maximilian scliroibt an Kudoif am 18. August, er habe auf dem Uineiu-
ange an Agram mit den daselbst gelegenen Tier ,Fendeln* nntar dem
Hanptmanne Weidner, welche wegen Jlangel an Beaahlnng matt, krank
nnd armselig waron, Ilandluui? {dk^n mfisseu.
* De Geor 2, 65o wihlt 10.000 Heiter nnd 2000 Fussknechte; da Maxi-
milian St lli^t wnvh dfr«flhf ti Qik Mc nur ITtiH) Mann hei «ich ht liielt,
nm8S K^'j;t'iil)<T^' s llci>r lU.OOü Mann »tark gewfs» n soin. Istvanffjr,
Regni Huugarici histturia 367, berechnet en jeduch mit lt>.OuO Mauu.
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ÖG5
dieser vor Pt tiinia ein. Rustan Beg, der Befehlshaber in Pe-
triiiia, Hess dem christlldu n Lager gegenüber eine Schanze
errichten iind rrf^tlnetc von da Uber die Knlpa hinüber das
Feuer. Tndess i!< l;i)iir es JC^itcenberof, das windiM lic Kric^rsvolk
lind ein« n Thcil dvr deutsohcn iSehützen weiter oben über den
Fluss zu setzen; so wurde die feindliche Besatzung aus der
neu errichteten Schanze verjagt, und vier Falkunete fielen den
Christen in die Uände.^ Trotz dieses glücklichen Anfanges
konnte aber Eggenberg nichts Wesentliches ausrichten, da er
m wenig Fussvolk bei sich hatte.* Als Maximilian die Nach-
richt von einem Ausfalle der Türken, der dem christlichen
Heere starken Abbruch Temrsachte, erhalten hatte, beschleu-
nigte er seinen Marsch und traf mit 1500 Mann, unter denen
sich auch die Ordensritter befanden, am 38. Juli vor Petri-
nia ein.*
'* Zeitung ans Oru vom 86. Juli in Hs. 8067 der Hofbibliotlisk f. 524
meldet: »Den 81. diu ist der H. t. Eg^. mit dem Kriegsvolk für
Petr. ankommen, der Rugtaiiib Begh aber ein Silianz gegen der unsera
über greniacht iind ?tnrk in unser Lager pp«rbo?Rf»n. Tf.it der H. v. V.icvr.
djw Windiflch K ri<'L:-^v<ilk s;unt etlich teuterhen Jr^cliiitzen wf-it über
der iSchuiiii lnH.seii iiUHrturen, die haben g^edachton Hu^tauib liegh
stracks aus seiner Schanz gcschräckt und 4 Stuck auf Kiidom sammt
etlich Köpfen bekommen/ Diese Worte machen den Hergang besser
verstKndlich als die «neflihrtichere ErsShlnng bei latvanffy 887f.
* So Maximilian in dem oben S. 664» Anm. 8 erwthnten Bericht vom
18. Anfuai; vgl. auch oben S. 5G4, Anni. 3.
' Die Nachricht von dem Ausfalle bei Istv.uiffy 388 zum 27. Juli, in
einem angeblichen St lii fMl»''n der Bege von I*etrinia und Sissek an Sinan
Pascha, welches Maximilian seinrni Bcrichto vom 18, Aup:'ii«t beilegte,
xum achten Tage der Belagerung, dm wäre zum 28. Juli. Nach einem
kurzen Berichte, den Maximilian am 10. August unmittelbar nach er-
folgter Einnahme von Petrinia dem Kaiser dnroh Courier ankommen
Ken (Cop. Kriegaaiehiv 1M4, 8, 13 V,), "^«^ 87. Jnli vor
Petrinia gele^; dies «ehliesst die genaueren Angaben von Istvanffy
a. a. 0. nnd Kercselich, Historianirn cntli. eccl. Zagrabiensis pnrtis
primae, toui. 1, 299 nicht ans, wonach Maxiiuülm am Abend des 27.
eine halbe M>Ah^ vor Petrinia Vh i T-ntovanlc Halt niaf htc uiirl ;ini fol-
genden M(iri:t ri im L;i'j;er eintraf. Kino Zeitung au» (ira/,, Iis. h'.)G7
der Hof bibliothck t. lUü und 494, berichtet, Maximilian wäre am 28. Juli
nachts vor Petrinia angukumuien. Die Notizeu bei De Geer ergeben,
da» die Ordensritter, wie zu erwarten» erst mit Maximilian von Agram
jinf brachen, aber nach ihnen bitte der Manch von Agram bis Petrinia
vier Tage beanspmchl
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566
Maximilian sali bald ein, dass nor vom rechtsseitigen Ufer
der Kulpa eine erfolgreiche Beschiessnng des festen Blockhauses
möglicli sei. Er setzte daher mit dem ganzen Heere über den
FloBS, sehlag nahe bei Fetrinia in einem dichten Walde sein
Lager auf ^ und Hess am 5. August, um sieb den Rftcken ra
decken, das eine Stunde sttdlich von Fetrinia gelegene Hrasto-
yicE wegnehmen and mit deutschen und windiacben Knechten
besetaen.* Nun erst begannen die ernstlichen Bdageiungs-
arbeiten. Am 6. wurde die erste Schanze angeworfen; am 7.
erstarmte man eines der beiden feindlichen Vorwerke^ welches
allerdings bald darnach sammt seinen Eroberem in die Luft
flog; am 9. entstand eine zweite Schanze nilher gegen das
Blockhaus zu, und am Morgen des 10. fiel auch das zweite
* Der Bericht HuimiliMii tod 18. August letet des FliusHbecgaiig aaf
den 8. Anguat, eine Zeitung^ aua Qras Tom 16. Angiui (mitgetheilt alt
Beilage Nr. 1) aof den SO. Juli, Kereaelieh anf den 1. Angoat; nach den
Notizen bei De Goer a. a. O. zog vier Tage nach Maximiliana Ankunft,
<1«» wäre also am 31. Juli \n\vr 1. Augrtist, das ganze Heer fiber den Fluss:
ob die««! DifTürenzen auf Fühlern der QuelleD b<3ruheu, oder ob der
Uebergaiig nur allmäJig erfolgte, läi»t sich nicht entscheiden.
* Daa Dfttnm fibareinatimmend in dem Berichte Marimiliana Tom 10. Anptit
und in der Flufschrift: ^ewe Toa Oott verliehene | Yietorin nad
Zeittang | Welchennaaaen «her- 1 mal in Krabaten vad Win- 1 diadi
Land, dir R«(ni: Kay: May: etc. vnsers Allorgonidi- [ giaten Herrn etc.
Kriojjß Vt.lck, etliche Vestung vud Grä-|uitB Heuser . dem Türcken
j aberhnlten vud eingenoiiten habeu. . . . AuiS dem Christlichen V(>!d-
läger I vor Petriuia, den (i. vnd 7. hernach den 10. | vnd 12. Augui»u
dises 1&Ü4. Jar auisiert | vud zasamcngesetzt.' — Am Schlüsse: ,Ge- j
dmckt an Wienn in Oakerraich, | bey Georg Hieber, Fonnacbneider.
I Im I5M. Jar.* 4* 4 Bl. Wiener Hof bibliothek 39. K. hl (Terseichaal
bei Kertbeny, Bibliographie der ungarischen Literator 1, S60, Kr. 1100).
Hier lieisst es, Lenkowitz soi ,Diit seinem Kriegsvolk und den Carl*
Städtern auf Rastowitz znj^i rilckt. dif^polben iü F'il Uberfallon, die Ft^ütiing
mit Sfnrni erobert und die darinnen gewesemen Türken alle niedtrt|e-
haut*; dai$a hiobei 4b Wlacbeu getudtet wurdeu uud der PlaLae öo deuu>che
nnd 60 windiaebe Knechte aar Beaatanag erbielt» melden eine Zeitaag
aus Oma vom 13. Anguat (Ha. der HofbiblioChek 8967, f. 436*} und nach
ihr die Herbatrelationen dea Jahrea 1694 Ton Byainger (bei Stiere,
,Ueber die ältesten balbjährigeu Zeitungen oder Me^relationen*, .Ab-
handlungen der Münclienor .Akademie IIT. 01a!«<?e If., IfT., vorzeicbnet als
Nr. öi») Ö. ü6 und von Fram us (= Stieve Nr. b'.») 8. l.ö.S. Damit stt^ht
im VVideraprucho, dasa nach Istvanffy, S. 388, uud nach Kercseiich,
8. 299, Hraatoviea pacta ineolnmitate abergeben worden ist
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567
Vorwerk Id die Hände der Christen. Von diesem Punkte und
"von den Mden eigenen Schanzen aus konnte nnn die ener-
gische Beschiessunjs: des Blockhauses geführt werden; zugleich
versuchte man ^lincn unter die Festung zu legen. Nun ent-
sank den Türken der Muth; sie begehrten zu unterhandeln,
aber Maximilian erklärte, sie hfttten die Zeit zur Gnade ver-
säumt. Da auf Entsatz nicht zu hotlen war, entschloss sieh die
Besatzung zur Flucht; in rier Nacht vom 10, auf den 11. Auf^ust
verliessen die Türken durch eine Hinterpforte das Blockhaus,
nachdem sie die Geschiltze and sonstige werthvolle Dinge ver-
graben und in die Festung Feaer gelebt hatten.* In der Nähe
▼on Sissek, wohin Maximilian noch in der Nacht 100 Reiter
unter Lenkowitz sandte, wurden 400 FIttchtige, die theils
KU Land, iheib auf Schiffen ihre Rettang sachten, angetroffen
und niedergehauen, und schon am folgenden Tage verliessen
auch die BesatKungen von Sissek und Gera ihre Posten und
gaben ihre Castelle den Flammen preis.'
Als am 11. die Führer des christlichen Heeres das er-
oberte Petrinia besichtigten, waren trotz aller durch i\.uupf
Ull i Flammen verursachten Verwüstung dennoch die Reste
einer starken Festung zu erkennen, deren gewaltsame Erstui-
* Die beale und ^unaueste EnXhlung gibt die in der vung«ii Anmerkung
angeftlhrte Flugschrift. Mit ihr stimmt in der Sache üboreiu der Bericht,
den Maximilian am 18. Ani;n.<«t dem Kainer erstattete. Dio Zeitung aas
Graz vom 16. August i Heil.-ijre Nr. 1) erwähnt wlinn bei lier Erstürmung
der ersten , Katze* am 7. Augiiüt die Zengger, während dio Flugschrift
nur bei der zweiten ihrer guten Ualtung gedenkt. Da in Bes&ug auf
die Beton die dxei geneimtoii Ton einander nnabbängigon Qaellen ttber«
einatimmea, ao mllaaen die abweieheaden Angaben b^ De Oeer (eiater
Stnim anf daa aBIookbana* ~ richtiger Vorwerk am S., awetter am
9., Flacht der Tflrken am Abend des 9.) auf Irrthum beruhen; auch in
einer Zeitung aua Wien vnm 20. Auguat, Hs. 8967 der Hof bibliothek,
f. 410*, >vir(l »lio Flucht dor Türken irrthümlich tw äi^m Abend des 9. Au-
gust prcsetzt, was wohl durch die verschiedeue Deutung des Ausdruckes
.8. Loren^enabend' erklärbar ist.
' Der Bericht Maxiuiiliaui» vom 16. August sGUtt den Fall von Öisüek und
Gera aaf ,den Tag hernach*, das iat anf den 11.; auch die anderen Be-
liebte beeeicbnen dieae Ereigniaie ala unmittelbare Folge dea Brandea
▼on Petrinia, demnach mnM anch hier die Angabe der in TOfiger An>
merkung angeftthrton Wiener Zeitaqg yerwoilian werden, nach weldier
Siasek and Oora erat am IS. von ihren Beaatanngen anijpegebea worden
wiran.
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568
miing ßchwerlich gelungen wäre.' Das gtltige Geschick, welcbes
die Belagerung abgckiirzt liatte, war um so freudiger zu be-
grttSBen, alß sich nm 11. Regenwetter einstellte und aach der
Gesundheitt^zustnnd <l* s Heeres sich bedenklich verschlechterte.
Zunächst hielt noch das Suchen der von den Türken Tergfm-
benen Kanonen, sowie die Berathung über Aufrichtung einer
neuen Befestigung den £rzhensog fest An den Wiederaufban
▼on Petrinia wurde nicht gedacht; es schien vortbeilhafter, auf
einem der zerstörten Festung gegenüberliegenden Punkte am
linken Ufer der Kulpa, da, wo einst Brest gelegen war, eine
Festung zu erbauen; daneben erschien die Herstellung des
zerstörten Sissek wichtig.' Aber der Erzherzog fand in dieser
Hinsicht kein Entgegenkommen bei denen, deren Interesse
doch Tor Allem dabei in Frage kam; auf Brest musste yer
ziehtet werden, Sissek sollten die Agramer Domherren her*
stellen, verzögerten aber die Arbeit in unTerantwintiicher
Weise.*
Auch eine Fortsetzung des Feldznges in der Richtung
nach Südosten; insbesondere einen Au;,q iti" auf Kostajniza, wo-
hin die Hüclitigen Besatzungen von Petrinia uml Sissek sieh
zurückgezogen hatten,^ erklilrto Maximilian selbst für höchst
' Ein (iiiNcbnnlioheH Bild von dem Zii»t|inde, in d«Di die Sieger Petrinit
fanden, bietet ein Bericht des Grazer Gohf iiiischn ibor? Peter ÜMal MU
die Erzhfrzojrit! Mnria, den ich al» I^oilac" Nr. 'J wH-ficfjfebe.
• ,und obnul ilivin) UauHer erobert, ho i»i tii»ch damit wenig au^gencht,
venu nicht auch diu darauf gehörige und hedürftigo Geltsverlag item
BeMtK- tiD4l V«ntllrlniDg denelben eheai . . . sn die Hsad genoniiieii
wird.* liiuüiniJiaii im Radolf, 17. Angiut Orig. Kriegnrchiv 1«M«
8, 26; in demselben Schreiben empfiehlt Haximilian den Aofbu VOD
Bf6«t. Siehe auch deo Beiiciit CSMÜ'a, «VDftCh M«simiU«ii am 18. dsD
Plntx berichtigt hnt.
' Maximilian schreibt an den Kai-i r ;uii is August, er hahu doch noch
da8 Ndthigu anordnen wollen, um Sii^sek und Brest wieder zu erbaueu
und sa befetitigen, aber M seige sieb hietin ein eolcber Unwillen und
WiderwKrtigkeit» dsu er acblechter Hoffnung stehe, hierinnen wa« Fhitlit-
barliclis m richten. Als Eggenbeig nt Anfiing fieptember von Agfnm
nach (Kssek ritt, dat<6elbe eu beMichtirr« it, wie es die Domherren «lld»
hauen, dn war die Arbeit noch nicht einmal angefangen worden. Zeitung
ans vom 8. .St'ptonibor 151>4, 11«. dor Hof bihliothek 8<>r»7. f. 354.
Wenn Kerc»elich 8. öOU berichtet, das» schon am 12. Augutst der Auf-
hea von äiMek hegouuen worden sei, so verdient er keinea Qlaaben.
* De Geer 8, 650.
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569
-wttnsclieDSwerthy aber hiexu reichten seine geringen Streitkräfte
nicht aus; denn ein guter Theil der Reiterei^ besonders die
steirische, war theils mit, theils ohne Erlaubniss nach Hause
gezogen, und unter dem ohnehin nicht zahlreichen Fnssvolke
Ovaren viele krank oder verwundet.' So iiberliess es Maxi-
uiiliau tseineu Unterhefehlshnbern. Htreifzii^^- iiai li versi liiedonen
Richtungen zu unteniehnien,^ uiul keiirte am lü. August nach
Agram und von da nach Steiermark zurück.^
Unter solchen Verhältnissen konnten die errungenen Vor-
theile nicht lange behauptet werden. Als zu Anfang September
der Pascha von Bosnien mit einem Heere von 15.ÜU0 Mann
die Unna tiberschritt, wehrte ihm Niemand, Petrinia wieder
aufzubauend Damit war der entscheidende Gewinn des Feld-
znges abermale verloren; es half wenig, wenn es Eggenbei^
am 5. September gelang, den in Turopolia streifenden Artogti
Beg zu besiegen und gefangen zu nehmen,^ und wenn am
15. Noyember Lenkowitz die Stadt Wihitsch Überfallen und
an 1200 Christen von dort fortführen konnte.*
* Max an Ru(lf)lf, 18. August.
* Die Steirer zogen in die Possega, Lenkowits mit den KSmtnern, Krai-
nern nnd Carlstldtern gegea KoitigBlsa, der Bau wandte sich nseb
einer dritten Seite. Dan Lenkowit» Kostajniu (Gastanitata) beeetst hUtte,
wie Coronini S. 73 und naeli ihm Biohter 8. 847 nnd Tanieek I,
871 beriehten, beruht auf einer Verwechslung:.' von Kost.ijniM mit Hnisto-
vicz. Coronini ist zu diesem Feliler wnlil dmtli ('nnnpnna vorführt
worden, welcher den Namen Hrastovizn in ( 'astrovi/.H vcrMtulort hat,
,äupplimento all'historia della vita de catolico re . . . Filippo U.' (Ve-
nedig leoy; f. 83'.
' Bericht Maxioniliana an Rudolf, datirt aus Agram vom 17. August Kriegs-
aiehlT 1694, 8, 24.
* Zeitung aus Gras vom 8. September, Hs. 8967 der Hof bibliothek f. 854.
* Das Datnm ergibt rieb aus der in voriger Anmerkung angefUbrten Zeitung;
vgl. auch Zwiedineek-SUdenhorst a. a. O. S. 1S4 und die auaftlhr-
liclje, aher nicht ganz ziivorlftsHigo Erzühlunsr bei Coronini, S. 80ff.
* Einen Bericht hierüber brinj^t die Me!i8rt l;itiuii : ,Knrtzer | Eigentlicher
vnd war- I haflFtiper I?* rifht, etlicher j^ewinNor N»'ui>r | xeitnnfren . . .
vom »September bi»8 auff | drn Monat Martü in dii'sum jetzt«ciiwebenden
1 MDXCV. Jahr. . . . | (Vignette Eyzinger's) | zu Cölln j Bey Wil-
belm von Lfitaenkirehen, Anno 1696. (14 B1. Hofbibliotbek 901. F. S)
f. 88* (bei Stieve a. a. O. nicbt verseiobnet). Dieselbe Meldung findet
rieb aaoh In Eysinger's Frfl^abrsrelatlon vom Jabre 1696 (» Btieve
Nr. 62), S. 86 — wo jedoch Ueberecbrift nnd Einleitung beigefügt sind,
die glauben macben konnten, daas Haadmilian selbst an diesem Unter>
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I
570
Die Deutfichordonsrittcr hatten an den letzten Kriega»
Unternehmungen des Jahivs lö04 nicht mehr Antheil srenonunen;
nachdem sie zugleich mit ihrem Hochmeister den Rückmarsch
angetreten hatten^ wurde zu Pettaii ihre Fahne abgedankt
Krankheit und Tod hatten in den Reihen der Ritter empfind-
liche Lücken gerissen. Schon während des eigentlichen Feid-
suges hatte die kleine Truppe Verluste erlitten; und auch von
denen, welche den Rttckmarsch von der Grenze antraten, sahen
nicht alle die Heimat wieder; in Marburg, Graz und an an-
deren Orten blieben manche krank zurttck und erlagen zum
Theile den Folgen des Feldzuges; unter den Letzteren befiuid
sich auch der Fähnrich des ganzen Häufleins, Heinrich Ton
Steinhaus, der nach längerem Krankenlager am 6. October za
Graz verschied.' So endigte die erste Theilnahme des Ordens
am Tlirkenkriegc. Es scheint, dass die Wafien der Feinde
den Rittern weniger verderbKch geworden sind als das EÜma
des Landes und die Verpflegäverhältnisse im christlichen Heere.'
Ein solches Er^'^elmiss war nicht daKu angethan, die Lust zur
weiteren Bctheiligung an diesen Fcldzllgeu zu befördern; es
wird ohne Zweifel auf die persönliche Theilnahme <ler Ritter
au dem Feldzuge deä tolgenduu Jahres ungünstig gewirkt uaben;
neliAeti botkeilig-t geweaen wäre, was nicht zutrifft — dann in dw
Fastenrolation des Fr.mcns von l^Of» fSti f vf> Nr. 91). Au«! der letxteren
{■»t sie ni'Prj]rf»}Tfi'ipoii in dm* Buch: ,Unp< rischer uml Sn>onbi1rfftscher
Krie^äbiiiidul außtUhrHchc Beftchroihung, wul^ sich vom Friiliug Anno
1592 . . . biß den Früling dieses jctztlauffenden 1696w Jars, zwischen
gemeltem Erbfeindt vnd den Chiistai . . . siig«itng«ii . . . Fnnkfiirt ui
Mftjni hej Chrialian Egenolpht Erben, 1696/ 386 Boiten und 10 Bl., da
Werk, il.'iH /uiiiei.>it auf den Relationen des Francus beruht und audi ia
den folgenden Jahren fortgesetzt worden ist; hieher gehören die von
Stieve als Nr. 97, 106, III und 116 verzeichneten Schriften, zu d<»nen
ich noch die Frühlings- und die llt rlisfrelalioii von 1507, sowie «iir»
Uerbstrelation von 1598 nachtrage, von deneu die beiden erstgeoanuteu
Jekob Pre7 ale Yer&aeer nennen; die gnnte Reihe dieeer Berichte b»
Herbit 1598 Terainigt der Band 68. H. 8 der Wiener Hof bibUothek.
' De Oeer % 660ff. und De Wal, Ebbsi rar l'histoire de Vordre Tee-
tonique 8, 619.
* W äre einer von den Rittern der niederrheinischen Balleien vor dem
Feindt' frefallen oder den Wunden erlegen, so hätte dies vemiuüilicb in
dem bei De Ueer 2, 651 gedruckten Briefe Erwähnung gefondeoi indes»
ist dort nur v<m Kranken und Yentorbenen die Bede; von der groMn
Krankheit im Lager qireehen aneh die Reiienotiaen ib. 560.
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671
dass dieselbe gttnzlich unterblieben wäre, ist jedoch nicbt wabr-
aobeinlicby wenn sich auch keine bestimmten Kaebricbten da-
gegen anführen laaeen. YeTmatfalieh waren in der Ho&hne,
welche am 10. Juni 1595 m Wiener-Neustadt von Maximilian
gemustert wurde/ auch diesmal einige Ritter des Deutschen
Ordens eingetheQt. Ihre Schicksale werden eraJihlt sein, wenn
wir uns die kriegerische Thätigkeit Maximilians im Jahre 1595
vergegenwärtigen.*
Wenig befinedigt von den Erfahrungen des letisten Feld-
zugeSj trachtete Maximilian so rasch, als er konnte, YCfa der
Regierung der innerOsterreichischen Lttnder loszukommen. Seine
BemtthuDgen fielen zusammen mit jenen der verwitweten Erz«
herzogin Maria, welche die Entfernung ihres Sohnes Ferdinand
aus Ingolstadt, der sie zu Anfang des Jahres ir)()3 noch ent-
gegengearbeitet hatte, und seine Kückkelir nach (iraz nunmehr
mit Ijfer betrieb. Nach einigem Zügem entschlo&s sicli der
Kaiser, diesen Wünschen zu entsprechen; er berief am 7. Fe-
bruar 1595 Ferdinand von Ingolstadt ab und übertrug ihm
zwei Monate später nach den Vorschh'igen Maximilians das
Regiment in den einst von seinem Vater beiieri ^' hten Ländern.*
Lösten sicli auf diese Weise die Bande, weli ln Maximilian
au Graz fesselten/ so wurde er doch noch in der ganzen ersten
* Zeitangen ans Wien tom 8. und 10. Juni, Iis. der Hofbibliothek 8968
(Fugger'sche Relationen vom Jahre 1695) f. 447', 449\ 467\
* Dieselbe ist wenigstens von den dent-seh schroihendf»n Historikern bimher
nur gestreift worden; was Fpsslt^r-Kloin 4, 3Uf. hierüber horiclitet,
ist reich an Fehlern; Maximilian wird mit Mathias verwechselt, Basta's
BeroAing» die 1597 erlblgt ist, wird an 1696 berichtet n. e. w. Ich Ter*
■uelie also aneb hier eiae snatnitDeohtiigende EnMblmig wx geben« be-
merke jedoch, dass mir die etwa eineehl&gige ungarieehe Literator wegen
Unkenntniss der Sprache unbekannt geblieben ist.
* Hurter 2, 561 und 3, 199, 229, 518; Stieve» fifiefe und Acten rar
Geschichte des dreissigjährigen Krieges 4, 114 f.
* Die bei Francus, Herbstrelation für 15i^& (ätieve Nr. 95), S. 34, uud
Ungerische nnd SiebenbOigiecbe Kriegafalndel, 8. 19S, flberlieferte Naeb-
ridift, da» MariniiHan noeh im Jnni 169ft auf dem cnatiadien Kriegs-
■ehanpIatM thitig geweeen «Ire nnd dort den Pascha von Bosnien ge>
schlagen hätte, verträgt «ich nicht mit der Thatsache, dass der Erzhersog
in der ersten .TuniliJilfte in Wlencr-Neiistailt wellto nnd dort seine Tnjyjxm
suni Ahzu|j;e nach Oberungarn mnsterte (s. oben Anni. 1). DaH.s nur ein
falscUeii Geriiclit dit^ser Meldung zu Grunde lag, zeigt eine mit der Stelle
bei Francus fast wOrtlich Ubereinstimmende Zeitung aoa Plag Tom
AnUv. LXXXL Bd. U. HUfl«^ 88
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572
Hälfte des Jahres 1595 vod einer Angelegenheit in Anspruch
genommen, welche in enter Linie den innerösterreiohischen
Zweig des Erzhaases betraf, sogleich aber itir die gesammte
Caterreichische Politik von gitater Wichtigkeit war. Es gehörte
au den Bedingungen, die der Woiwode von ^ebenbOigen,
Sigismund BAthorj, bei seinen BUndniasverhandlungen mit dem
Kaiser gestellt hatte, dass ihm die Hand einer Enhersogin ge-
währt würde. . Nachdem am 28. Jänner 1605 das BOndniss sn
Prag geschlossen worden war, fiel die Bestimmung, Sigismunds
Qattin zu werden, auf Maria Ohristiema, die sweitälteste tob
den TOchtem der Erzherzogin Maria. Am 5. März fand zu
Graz die Trauung durch ProcnratioD statt, wobei neben dem
eben aus Ingolstadt heimgekehrten Bruder der Braut aucb £rs-
herzog Maximilian als Brautführer fungirte. Die znr Hochzeit
erforderlichen Vorbereitungen und eine bedenkliche Erkrankung,
in welche Maria Chribtiema verfiel, verzögerten jedoch die
Reise nach Siebenbürgen, auf welcher Maria ihre Tochter be-
gleiten woihe, bis in den Sommer, Erst Mitte Juni erfolgte
der Aufbruch von Graz, am 17. die Ankunft in Wien, wo zur
Selioming der kranken Brnut bis zum 22. gorastet w< r»Icn
mubbte. Auf dem weiten l'inwege über Kaschau gelangte der
Hochzeitszug erst am "24. Juli nach Klausenburg. ^
Es war wohl j^vucn dm Wunsch Maximilians, dass er
auf <lem weiten Wege bis an die si(d)enbür<xiselie (irenze die
beiden Erzherzoginnen begleiten oder ihuen vorauziehen mnsste.^
II. Juni 1Ö96 (Ha. der HofMbUotlielt 8968, f. 471')» die mit den Worten
anhebt: U^nheat gibt man mehrer Orlen für gewi» aoa, dew vu s. w.*; ent
Franc Qs hat alM der fUeehen Nachridit den ScheiB grlh»er»r BUh»'
heit gegeben.
* Nohen Ilurter 8, 323 ff., 565 ff. und R^issenber^rer in «Mittheilungen
des hi.^tori«clien Vereinps fiir Stri<*r!iiark' 30, 31ff. vgl. auch die in der
niu-hstüu Anmerkung augutührten <^UL'llün.
' Die IIa. 8968 der Hofbibliotbek enthält hierüber fulgtiude Zeitungufi: f. 486
ane Wien, 17. Joni: »Heute kemmt die siebenbUigiaehe Brnnl hieher,
«te mU Montag (da« irt am 19. Juni) abreiaen; Ershersog Maarimiliaa
Boll auch Montag fort nach Obemngam; Ist sn Termatben, das» er dai
Frl. nach Siebenbürgen begleiten mfipsen wird, obwohl er «ich dessen
•ehr geweigert.' f. 606' aus Wien, 21 Juni: ,l)io siebenbürpische Braut
hat flieh bi.s dato wegen tipbrischer Krankheit nicht sehen lassen, morsr^n
soll sie fortgeführt werden, eiu Weg oder deu andern.' f. 661' ttua
Kaachan 9. JuU: aOeatem iat Ersheraog Maximilian mit efUdi hundert
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57S
Der Eraherzog hatte jedoch hiebei GelegeDheit^ mit Sigismund
in persönliche BerOhrang za treten;^ er wird dieflelhe sicher
bentttst haben, den jnngen Forsten enger in das Intoresse des
Hauses Habsburg an sieben und Verabredungen Uber die Krieg-
führung zu treffen. An den Hochzeitofeierlichkeiten nahm Mar
ximflian nicht theil; sobald er sich seiner diplomatischen Hission
entledigt hatte, eilte er nach Obemngam in die Gegend von
Tokaj, wo die unter dem Befehle Teoffsnbach's stehenden
Tmppen schon seit mehreren Wochen in Rakomasz ein Lager
bezogen hatten.* Zu grosseren Unternehmungen nicht stark
genug, bfgiiügten sich die einzelnen Bi^fehiähaber mit Streif-
Zügen in das türkische Grenzgebiet. Zunächst wurde Hatwan
hievon betroffen,^ und Maximilian im Lager eingetrotFen
war, sandte er neuerdings o(MX) Heiter aus, die sich iiacdi Süden
wenden sollten; sie verbrannten die Vorstadt von Szolnok und
in der Gegend von Gyuia an 36 Dörfer.^ Solche Züge be-
Hnnaren und 500 dentechen Knechten ankommen and heute das FrL
Ton Gräz mit vierzig Kiitscheu. Die hat ein ziemlich bOse Färb, die-
weil sie tUg-lich mit dem Fieber behaftet.' f. nus Ti>kaj, 20. Juli:
,I>Gn 14. Juli m-in ir knii. Würde Maximilian siimiut der P>/Jierzi»pin
titnl Braut von Caschau um 3 Uhr zu Morgens früh aufgewest und von
der ganxen deatadien Beiterei anßeihalb dee Fnaerolks, Hunaren und
Landvolka, ao aieb Uber 8000 erstrecken, bis auf die siebenbttigisebe
Greiue begleitet.* Dieselbe ICetdunff, iittr mit etwas geindeiten Daten
(.statt 14. Juli: 16.; sUtT 3 Uhr: 9 Uhr) in Franc us' Herbstrolation fUr
1595, 8. 44, und Unperische und Siebmibilrjijisi lio Kriegshiiiidel, S. 204.
* Plinc Zoitnng aus Wien vom 24. Juli (alten ötiles, Ha. böGö der Hof-
Inbliutliuk, f. üu7) meldet: ,ir Durchl. Ersh. Max hat den Eid von
dem SiebenbUrger aufgenommen and sich alsbald wieder gewendet*.
£twas ansftthrlieber Ungeriscbe und Siebenbflr^sche Kriagriiindel, B. lOÖ.
* Naeh einer Zeitung vom 80. September (Es. 8968 der Hof biblietbek,
t 776) war das oberungarisdie Lager damals schal drei Monate lang
an der Theiss stille gelegen; es muss also schon im Jnni beaogen
worden sein.
* Eine Zeitung avi.s Hakomas« vom 10. Aiipm"* (Hs. 8968, f. G77') berichtet:
(Unser Erlauische Kitt«r8chaft sanibt dcu Roth- und GelbrOckel-Archi-
bnsieten sein gestern T<m Hatwan sonigg kommen. Den Hatwanisehen
Tflrggen ir Weiber, 1200 Ochsen, 9000 Schaf nnd ander Tiel Vieh weg-
getrieben, auch etliche TSrggen niedorgehaut, 12 gefangen nnd 20 Robs
mitgebracht . . . Davon sie ir kön. Würden ein Vererung thun wöllen.'
* Einp Zpltnnpr der Hh. l^',>fis, f. R77 meldet, d.-t«« df>m Entherzope 100
au.serleseuo Ochsen von Ucui boi Hatwan (rewoinujnen Kaube verehrt
worden seien, und fährt fort: , Darauf sein wieder äüOO Pferd ausgeschickt
88*
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574
raabten nicht nur die Beaatsungen der tOrldachen Greils»
festnngen, die Ton den Leistungen der nmwolinendett BatLom
lebten, ihres UnterbalteB, de hatten ohne Zweifel aach den
Zweck, das eigene Heer zn verproviantiren und das Heran-
nahen des feindlichen an erschweren.^ Erst als mit Sicher-
heit erkannt werden konnte, dass sich die Hauptmacht der
Türken diesmal nicht nach Ungarn, sondern gegen die nnters
Denan wende, scheint sich Maximilian sar OffensiTC entschlossen
au haben. Am 5. und 4. September hielt er Musterung aber
die ungarischen und kosakischen Truppen seines Lagers.* Das
Landvolk und die Spanschaiten hatten 4900 Mann su Boss
und an Fuss gesteDt; hiezn kamen 1000 Kosaken, die der
Erzherzog schon auf seinem Marsche nach SiebenbOrg:en in der
Gegend von Szathmar geworben hatte." Von den in diesen
Zahlen nicht inhogrifFenon deutschen Truppen mussten zur
selben Zeit 15tKj schlesischo Heiter dem Fürsten von Sieben-
bllrgcn zu Hilfe gesandt wenlen; nicht viel über 2000 Deutsohe
blieben im Lager zurüekj so dass die Gesammtstärke etwa
8000 Köpfe betrug.^ Mit diesem kiemen, zum grössten Theile
worden . . . ir kOu. VVUrdß Vdsst da» Reuuen auf Solnok geben/ — Wenn
itt elBMn B«rieht» am Prag rom SS. Angust (Ut. 8M8, t ^ dann
«tcb bei Praii«iit, Herbstrelation Tom Jabre 169(», 8. 96 (= üngeriacbe
ond Biebenbtliigische KriegsbAndel, S. 241) wiederkehrt» fowohl dar Zu;
gegen Hatwan als der ^egen Szolp.ok und Ojnla dem Erzherzoge selbst
rnj^eschrieben wird, i«t dies, wie die hier und ui der vnrifTfn Anmorknn?
abgednickteu «Stellen pnvpi«eii, in keinem Falle wr.rtlich zu nehni'U;
diese PlUnderungszUge hat Maxiituliau der leichten ungarischen Heiteret
Uberliwen and ist inätm im Lager still gelegen.
* Ana aoldleii Qrttnden hatte einst Behwendi, als v selbst in Obenrngem
das Commando fthite, dem Kaiaer ansdrUt&lidi empfobten» die Zeit vor
dem Herannahen des türkischen Heeres, das gewOhnllcb im Spltaommer
erfnlp^c, mr Dnrchstreifnnp der Gron-'^fhifto Rn«»EnnfltKen: 9. dessen .Be-
denken, WILS wider den Türken fürzuiiplimen ... de anno 1666' in
Oesterr. militär. Zeitschrift, Jahrg. 1821, Bd. 3, 8. 95f., und Janko, La-
zaroa Freib. v. Schwendi S. 65.
* Zeitung ans dem Feldlager in Obemngan hA Bakoraaas Tom 5. Ssp*
tember 1606 (Ha. 8968, f. 726').
* Francns, HerbstrelaHon des Jahres 1696, 8. 46 Kriegsbindet
8. 206.)
* Am 11. Soj^tembor wird .ms dem ohpniti'^.irisclien L.'ipor pei«ch rieben:
,\Vir f^itllun viel Vö^tiingtju eiuitehniuii und den Feind schlagen nnd
sein gar schwach and in Wahrheit Uber 8000 Mann nit' Ha. 8968, f. 766.
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575
aus irregulären Trappen gebildeten Heere war nicht viel ans-
zurichten. Unter solchen Umständen wurde der Beginn der
Operationen noch weiter hinansgeschoben,^ und Maximilian
wandte sich mit der Bitte um Verstärkung an seinen Brader
Mathias, dem am 2. September die Einnahme von Gran ge-
glückt war. Indess hatte auch Mathias seinem Brader ge-
schrieben^ in der Absicht, ihn zu einem gemeinsamen Unter-
nehmen gegen Pest oder Ofen zu bestimmen.^ Klickbichten auf
Siebenbürgen, von wo zur selben Zeit uiiiriinstige Nachrichten
eintrafen, bewogen Maximilian, dicöeu Gedanken zurückzu-
weisen.^ Maximilian hatte inzwischen sein Ln£rer al)Ln'brocben,
hatte die Tlieiss überschritten und war am rechten Ufer des
Flusses gegen Südwesten vorgerückt. In der Gegend von
Mezö-Keresztes/ wo er im nächsten Jahre mit dem Heere des
Sultans zusammentreffen sollte, hielt er still und liess bei Osege
eine Sehitil^rUcke schlagen, an der 1500 Mann zu Ross und
zu Fuss Wache halten mussten. Auch hier Terbraohte er
1 I^Batlidie Klagen biarfllMr biingt eins Zsitnng am Kaochan rem 26. Sep-
tember (Hs. 8968, f. 778X wo indes» die irrige MflUang vorliegt, dsM
ifMiiwiiiM« Yon RefcomM« nach GeoO geiofen wlre; das beniht anf Ver-
weehfllnng mit einer von den Siebenbüigem auBgefUhrtan Untentehmung}
8. KriegsblntM S 280.
* In cinom Ori^'innlliriefe des Chrißtof Wincklhofer ;in Philipp Eduard
FiifTfirer ans Praf^ vom Ifi. Snjitiniiber (R«. S968, f. 752) hebst mi ,Seid
der Eroberung [vnnj Gr.iii ist von uuserii iiiflits ftlrg'enoinmen, und warten
jetzo auf antwurt, ub erzherzog Maximilian mit äoiuem Inger icu inen
«toeaen und Pest nnd Ofen belagern belfen welle/
' Zeitungen ans dem oberungariseben Feldlagw vom 2ft. September nnd
ans dem Lager bei Kockem vom 1. October, Rt. 8968, f. 800 nnd 818,
gedruckt in ^Doenmente priyit6re la iatoria Bomftnilor,' 8, 243.
^ Nadbriebten vom 26. September, 4. und 6. October in der Hb. 8968 dap
tiren ana dem Foldlaprer boi RaretzteH, Raretzes oder Karotze«; in jener
vom 4. October hcisst es: ,un«er Srhiflfpruggen Ober dif' Teyssa, so ein Meil
Weg vom Laijor, ist bereits fertig*; und in einer weiteren Zeitung vom
26,October(H». Ö9t»8,f.868) wird berichtot : »ir kOu.WUrden (haben)den l7.0o-
lober h«A Tidiega mit dem gaasen banlen Aber die Tbeiis gesetatp die Scbüf <
prügln allda Tersebanat* n. s. w. Wenn nun« wie ansonebmen, die am
4. Oelober ToUendete Sebiffbrflcke identisoh ist mit janer bei Taebega oder
Cbege (6^3 Meilen westoordwestlicb von Debroczin), so kann unter Ka-
retzes, soviel icli f ohe, kein anderer Ort verstanden worden als das 2*/a
Meilen nordwestlich von Csege geleg-ene Mr'/.fj-KoresKte» (eine Meile
östlic h von Me/ö-Kövesd); da» Lager muss also zwischen Mezö-Keresztes
und dem Flusse geschlagen worden sein.
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676
wieder naheaa zwei Wochen unthfttig; vielleicht waren es Unter-
handlungen mit Sigmund HÄthory oder mit Erzlu raog Mathias,
die ihn an diesen Ort fesselten. Ohne Zweifel ist hier das
Schönau'sche Regiment, ans dem Gruner Lager kommend, sn
den Truppen Maximilians gestossen^ nnd vermatlilieli erwartete
der £rsberzog hier die Nachricht von dem Herannahen der
7000 Mann^ die ihm der Siebenbfliger zu Hilfe sandte.' Noch
ehe die letstgenannte Verstärkung eintraf, brach Mazimiliatt
auf, ttberschritt am 17. Ootober die Schiffbbritcke and nftherte
sich dem türkischen Castell Sz. Miklos.'
Sobald die türkische Besatzung dieses Platzes die ihr
drohende Gefehr erkannt hatte^ verliess ne ihren Posten und
übergab das Castell den Flammen, indem sie es Mairimilian
ttberUess, den Graben aussuftdien, den hohen, aus Quadern
erbauten Thurm umzustürzen und sich der vorhandenen Vor-
rftthe und der acht Feldstücke zu bemächtigen. Noch während
Maximilian mit dieseu Dingen beschäftigt war, sandte er eioen
Theil .SLiiK's Heeres — 1000 hussarische Pferde und ebensoviele
Trabanten, dnun 3Ü(J Arkebusiere, 2U0 deutsche Kru i hte und
vier grobe Geschütze — ge^en Südosten. Ohne Schwierii^kcii
konnte dieses Detachement sieh der Castelle zu Szarvas, He-
kes und Erdöhegy bemttchtig"en. In einer Woche waren nicht
weniger als vier PlHtze den Türken abgenommen worden;
gelang es noch, die Festungen Gyula und Szolnok zu bewiil-
tigen, dann war iu der Tliat ein grosses Stück Landes den
Feinden entrissen und, was unter den gegebenen poHtisehen
Verhältnissen besonders wichtig scheinen musste, es war die
nächste Verbindungslinie von der Donau nach Siebenbürgen
gewonnen.^ In der Hoffnung auf die Unterstützung der sieben-
bürgischen Truppen, die etwa Kwdlf Meilen entfernt Tor Eis-
' Kriegpahiindel, 8. 264, 284.
* Zeitang ans Prag vom 7. November, Iis. 8968, f. 903.
* Ha. 8968, f. 868> wo die StXrke det HeerM mit 8000 Manii «ngcfeboD
iit, und Ktiegahladal, 8.884.
* Die in der Hs. der Hofbibliotbek 8968, f. 868, 900 und 949' enthaltOMn
Zeitungen Uber die ThHtigkeit Maximilians im October 1595 stimmen
überein mit Jonen hei Franctts, F.nstonrf latirm ftlr das Jahr l')'.»ö
(Ötieve Nr. 101), 8. ö7 — 61 (= Kriepsliäudel, S. '284 — 287 ( uml bei ( >r-
telius, Chronologta oder Histurischo Bescbroibung . . . (Nürnberg 16o3),
8. 886f.
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577
Jenö lagen, glaubte der £rzherzog des Erfolges sicher au sein,
und schon Hess er am 26. October Abends darch seine Ge-
schütze die üblichen Freudenschüsse abgeben. Aber seine
Hoffimngcn nnron trügerisch. Kaum waren die Truppen vier
Tage vor Szolnok ^clo^r.n, als ihre Kraft erlahmte. Mangel
an Qeld und an Proviant^ wie anch die vorgeschrittene Jahres-
seit mochten die wichtigsten Ursachen der Unzufriedenheit sein^
die insbesondere den ungarischen Adel befiel. Der Rttokcugi
der also 2u Ende October oder Anfangs NoTember angetreten
werden musstei ging nicht ohne Unfall von statten. Zur Deckung
des Rückens war an der Schiffbrücke eine Nachhut von 200
Landsknechten zurückgelassen worden; die Türken zu Szolnok,
welche den Abzug der Belagerer zu einem Aus&lle benützten,
überfielen und vernichteten sie und .hieben nieder, was ihnen
von Kranken, oder sonstigen Nachzüglern in die EÜlnde fiel.
Ohne diesen Streich zu riehen, zog Maximilian nach Norden
weiter und legte bei Kaschau seine sftchsischen Reiter ins
Winterquartieri er selbst aber veriiess Ungani, am erst im
Sommer des nächsten Jahres — diesmal als General-Feldoberster
— seine kriegerische Thätigkeit wieder auf'zunehiiien. Mit ihm
werden auch die (Ordensritter, soferne sie w irldieh ;in allen
Uutoniehmungen des Jaines 1695 theilgcnoiumcn iiatteu, nach
Deutschland zurückgekehrt sein.
IV.
Die Beform der i:>tatuteu des DeutöcUeu Ordens.
Der im Jahre 1593 ausgebrochene TUrkenkrieg, der gleich
im ersten Feldzugsjahre die Einberufung des Reichstages noth-
wendig machte, erweckte im Reielu- bri den weitesten Kreisen
lebhafte Theilnahme. Neben gedruckten Flugschriften, welche
über einzelne Ereignisse vom Kriegsschauplätze Nachricht gaben,
bemllchtigte sieh die im Entstehen begriffene regelmassige Be-
richterstattung der Hess- und Monatsrelationen des willkommenen
Themas, und ausser den eigentlichen Berichten entwickelte sich
bald ein zweiter Zweig der Türkenliteratur. Es hatte seit jeher
nicht an gebildeten Mftnnem gefehlt, welche die Türkengeiahr
erkannt und mit der Feder ihre Zeitgenossen zum Kampfe an-
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578
gespornt hatten; niemals aber wurde eine solche Menge von
Reden und Predigten wider den Erbfeind gehalten und gedruckt
niemals herrschte so grosser Eifer, den Fürsten mit Radisclilägm
ftber die Ix stcn Mittel des Widerstandes an die Hand zu geben,
als um die Mitte der Neunsigerjahre des IC. Jahrhunderts.^
Von besonderer Wichtigkeit war es, dass hiebet aach altere
Sckriften Uber den Tttrkenkrieg, gedrackte and ungedracktSy
abennals oder zum ersten Male an die Oeffentlichkeit gesogen
wurden.' Diese literarische Strömung brachte es mit sich, dasB
auch das Project, den Deutschen Orden zur Vertheidigung der
ungarischen Grenze heransusiehen, wieder herYorgehok und
neuerdings erörtert wurde.
Im Jahre 1596 wurde jene Denkschrift, welche Schweudi
lEwanzig Jahre vorher dem Reichstage vorgelegt hatte, cum
ersten Male dem Druck Ubergeben; hier* war^ wie wir ge-
BtAtm haben, dem Deutsehen Orden neben den Stftnden der
österreichischen Länder und neben jenen des Reiches ein her-
vorragender Antheil an der Vertheidigung zugedacht.' Zwei
Jahre später gelangten drei IvedcD über den TürkLukrieg zur
Verüftentlichung, die der Ötrassburger Kector Johannes Sturm
um die Mitte der Siebzigerjahre des Jaiir liunderts, aufgefordert
von dem schwäbischen Landvogte Georg Ilsung, verfasst und
* Stieve, Briefe und Acten 6. 340 ft".. li;it «mik- Uoborsicht dieser Li teratar
gegeben. Von EinJielschriften wäre den Christian Kr:vni-ns .Doliom
Diogenis strepitu «uo colUiborans djnastis bellum in Turi^a:» paraotibas'
nacbzutragen. DaM dieM Schrift 1694 entstanden und erschienen ist,
ei^bt tich aut dem Inhalte und aas einer Erwibnung derselben in einem
Briefe Tom 19. NoTember 1594, Bens n er, Epiatolarum Tnrdicinim,
Uber Xn, XIII et XIV (FhuiUdrl 1600)^ p. 97. Abgedruckt ist sie bei
Rensner, 8electiMiniarum orationnm et consultationmn de belle Turcico,
vol. 4, pars 2, p. 53 ff., und darnach bei Conring, De bello eontim
Turca» prudenter gerendo Hnliiistiidt 1664), p. 4i;nr.
' Die grOssten Yerdieuate bat »ich in dieser Büziehuug Nicülaus Keuäoer
erworben, welcher 1695 und 1696 sa Leipzig vier Binde ,8electi«i*
mumm omtiontun et oonmltalionwn de belle Turdco* etseheinen Um.
Benfaer hat hiemit einen Ctodanken «ugeftthrt, welchen schon dw
kaiserliche BiblioUiekar Hugo Biotins gehegt und in einem tob»
10 Srptfniber 1576 datirten Bericlite an Kai.Tr Maximilian II. ansge-
spriH heu hatte; s. Keusuer, Epistol&e Turcic«e, Uber Xll, XUi et
XIV, p. 4.
* Reaener, Seleotiarimamm cn«tioniim et eouniltatioBUB, vol. 4» pan 9,
p. 7Sf.; Tgl. oben S.6Sa.
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579
mit Vorreden an den Kaiser und an die Knrfürsten nnd Fttrsten
des Reiches versehen hatte.^ Storm, welcher Schwendi's Rath-
schlag, betreffend die Anstellung eines Ritterordens, frtthaeitig
kennen gelernt hatte,' nahm zwar in seinen Sermones, in denen
er sich ein noch höheres Ziel gesteckt hatte, nicht eigentlich
hierauf Rttcksicht, aber er gedachte in der zweiten Vorrede
ausAihrlich der Verli;in«llung<'ii, welche auf dem Regensburger
Reichstage von 1Ö7G über diesen Gegenstand gepflogen worden
waren.* Indess hatte schon, bevor die »Scliriften von S( liw eiidi
und Sturm an die OcflentUchkeit <r<'langten. der?,ell>e Gedanke
an Johann Lauterbacli einen warmen Vertreter gefunden; in
einer im Jahre 1594 verfaästen St lirift, welche 1595 heraus-
gegeben lind schon im folgenden Jahre wieder abgedruckt
wurde, empfahl derselbe, von den gemachten Eroberungen und
aus den Einkünften der Kirchen einen Ritterorden an der
Grenze zu errichten> Aehnlich äusserte sich der herzoglich
hairische Rath Johann Fickler in einem aus Anlass des Ver-
lustes Ton Raab yerfassten, an den jungen Herzog Maximilian
gerichteten Qutaehten, welches 1595 zu München im Drucke
* JoMuüs Sturmii J)e bello adTemu TarcM peipetno administnuado . . .
coiDm«iitaiii a. aermones traa ... ex recognitioiie H. Banane rL Jena«
ir>98'. Zu der EntstahiuigsgeKrlncIite dickes Werkos vgl. die bei Reusner,
Epistolaram Turcicarum, Über IX, X et XI (Frankfurt 1599), p. 136 und
139, und über XII, XUI et XIV, p. 15, 17 und 24 jredrnckten Briefe.
' öturm schreibt an Heinrich Rudolf Thiirinp am 30. August eines leider
unbekannten Jahr^jä: ,Vidi consilium baionis Schwendii de ordinibus
equestribua Bhodiorum, Teutonicorum, JohannitArum.' Rousner, £pU
stoUiniD Toroieamm, Uber XII, XUI et XIV, p. 84.
* ,aeitiv quid de eqneatri Tentonioo ordine aaperioribna comifüa ad imperii
ordinea reUtttm ^t; baee enratio Um eaeaari iDcnmbit; ut biiie erdiai
Gtaiaa et iUa ▼ieiiulaa aascribatur; ut boram equitum Ikcoltates annuae
angeantnr . . . ut huic ordini discipUna praescribatur ... ut haec disci-
plina bis milifibiis iure et legibus confirmelur. Sttirmii Sf^rnioncs, f. 51.
* Johannis Lauterbachii in NcMCOwits ,De bello contra Turca» siisci-
piendo coinnient;itio, Lipf«iae 1595', mit einer vom 1. Mäx/. liiUi ilatirten
Vorrede; ohne diese bei Keusner, Orat et consult 4, 1, 127 flf. Ueber
den Bitteroiden aagt Laaterbaoh 8. 79 (Beuaner, «.«.0,6. 167):
quid obatat quomiana Tel de patria (Uea: partia) bec bello bonia Tel de
reditiboa eccleaiaaticia aliia, eommani principtiin «ooaeiiaa, tnatitiiatar eqni-
tazn aaeranun noTua ordo ad exemplum Rhodiorum vel eoram qni divi Ste-
phan! nomine iusigniti a Cosmo II. Florentiae duce sumserunt initium.
Iti iuvenps nobiles otio miixna diMaerent baeoqae militia contra barbaroa
aemper ezcnbarot.
680
erscliien und du i .lalire später neu aufgelegt wurde.' Mit aus-
drUcklicher Berufung auf Schwendi nahm ein Unbekannter,
der im Jahre löI^T einen Discnrs ttber das nngarisehe Kriegs-
wesen Terfasste, den Vorschlag der neu zu errichteiidcn Kitter-
orden auf - Achnliche Gedanken hatte wohl auch der Verfasser
eines im folgenden .Jahre gedruckten TractateSy wenn er den
deutschen Adel aufforderte, lieber nach Ungarn zu siehen, an-
statt nach Preossen und Livland.* Ebenso war m dem ^Netten
Tttrkenbttchlein' des Simon Wolder, das schon im Jahre 1568
im Druck erschienen war, in den Jahren 1595 bis 1597 aber
wiederholte Abdrucke erlebte, des laylilndischen OrdensataaSes
gedacht; unter scharfem Tadel ihres epiknrftischen Lebens er-
innerte diese vielverbreitete Schrift die Ordensritter an ihre
Pflicht, fUr den christtichen Glauben zu streiten.^
Bei so vielfacher £rwtthnung in publicistischen Kreisen
konnte es nicht fehlen, dass anch von jenen, die an der Politik
* .Klap^rhrifft (ihnr dm lir.chärliSflliclicn Verlust' u. 8. w. (1595'^ und ,Trea-
herzigo Warnuiigschritit an »lie blüniie zn Reg'onfiinirg-' ^iöi>Ö — vg'l.
Stieve, Briefe und Acten 6, 352, Anw. 4), i. 126': ^t von nOtlien, dasa
num dieMlbig« Stittt und Flecken . . . mit neuem Volk su beeetien und
gewiiM Kvigeorden wie vor Zeiten die Johanniter, Tentflckorden nsd
andere mehr Kriegs-CoUegia ■nnutelten* n. ■. w.
* Joh. Com. T. Friedensbei^ tatS Wahrtfels, Discnrs oder Bedenken Tom
if«t!(i^n nn?eri<ichpM Kriegswesen bei Ooldaet, Politiaehe BeirJuhindel
(Fratikfurt H'.U > S. i>h\).
' ,lVMctat oder kurtze anzeigung durch was nnttcl da£) man den Erbfejndt . . .
8ol mUgen bekriegen.* 1696, ■. 1. SO nnpaginirte Bl. Unter der Ueber-
•cbriftf ,IHe Tom Adel helangendt* werden nuf Seite D die HnchtheÜe,
welche die grone Zahl der Adeligen in DentMhlnnd ntr Folge hnbe, gnehil-
dort und wird vorgeschlagen, die Adoli^on sollten, 8r>vv<>it nie es verdienen,
,in Ungarn fwclclics eint* Landscbatt i-^t, dariiuio Milrh uiidll<«ni^ fleiist iiiul
viel besser um-li von aller Notturft überüüssip^er als LevlVIandt «kIit
Preusson m'm inügen, die eine Zuflucht pflegen icu sein diu» tüutechea
Adels) zu guten Qtttem kommen auch Hollen viel feiner Leuth dienlich
sa beachttts- nnd boBchirmung der Clirialenheit and des rOmiiehen Beicht
im Krieg gettbt mit der Zeil ersogen werden.*
* ,New Tilrkenbüchlin' . . . dnreh Simon Wolder. 1668. S. 1. £ 16*: 4)ie
deutschen Orden in Lifland . . . sollen ihre Macht nach Anul irer ge-
sflinleten Stour (nachdem ff'w dann auch sf<in«t fllr den christlichen GlaiiHen
stu »troiten nnd nit wie die Epicurer allein uflf frem^u und sautfen
fundiert sein) zu den Muskawitteru, Poln, Sachsen oder Oe»terrt«ichi»<;heu
Hnnffen Minen . . lieber die Nnchdmeke dieier Schrift in den Jnbren
1696 bis 1697 a. Stiere, Brie«» nnd Acten 6, 868, Anm. 4, 864, Anm. 6.
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581
Antheü za nehmen berufen waren, ao£ das Projeet des Ritter-
ordens znrttckgegriffen wurde. Es waren Vertreter protestan-
tiacher Stände, welche auf den beiden in den Jahren 1598 und
160S 2XL Regensbnrg abgehaltenen Reichstagen das Ordens-
project zur Sprache brachten. Als am 17. Jänner 1598 im Eor^
Alrstenrathe über die Befestigung Wiens und ttber den Nachsug
berathen wurde, da setzten die brandenbm*gisclien Käthe aus-
einander, dass die Festungen und Pässe besser besetzt uud
das« hiezn die Orüiidung eines Ritterordens in Angriff ge-
nomincn werden sollte; wie einst Sehwencii, rietlien auch sie
zur Transferirung: des Deutschen Ordens nach Ungarn; fUr die
Statuten möge man den Malteserorden und andere zum Muster
nehmen, bei der Aufnahme der MitgUeder aber sei der Religion
halber kein Unterschied zu machen.^ Auf die Zulassung der
Protestanten legten aucli die kursttchsischen Vertreter Gewicht,
als sie am 21. Mai 1603 bei Berathnng der kaiserlichen Replik,
ihre Mitstände in sohGner patriotischer Rede su einer higheren
Hilfe anspornend, zum dauerhaften Schutze Ungarns die Errich-
tung eines Ritterordens empfahlen; wenn man den Orden aus
Personen beider Confessionen bestehen lassen wolle, dann werde
auch ihr Herr das Seinige beizutragen nicht unterlassen.' Am
Mainzor ReichsLaf^sacten, Faac. 96" (Protokoll).
Mainzer KeiehstajT-HHcteii, Fase. 97 (Protokoll). Nachfleni Trier und Köln 74,
Pfalx nnr 54 Monate bewillifrt hatten, führte Sachseu aus : dif Noth
ia Ungarn so groas soi, dsm» billig sei, alle Privatbe^cbwerden auf
8«ite sn setaeii und dahin m tracbteo, wie dem gemeiDeD Unheil
mit Eniat entgegengegangen nnd yoigebant weiden kOnne, k» ezkennien
lie Aeh flir fcbnldig, ihr. Mt mit der fetneren begehrten Hlllf an die
Hand %a gehen. Wollten nit dafür balten, dass ein anfriohtig deutsch
Qemitfh lein werde, dem diese gemeine Noth der Christenheit nit emsdich
anp^olppen sein werde oder soin Vorniügon dabei ufzosetzen [nit] gemeint
Hein werde. Dati einmal fir'u-n wir dem Vaterland geborn, Gelt und Gut
UTul alle»«, was wir haben, kouime aus demselben, sei also billig', dass
man es xu Ueschützung de.s Vaterlandfl anwende. Stellen es daheru dabin
nnd seien ihreneit» erbötig, ihr. Mt mit 80 Monaten ku helfen. Jedodi
Milte Ten eatraerdinari'Httlfen abgeseb«! werden. Und dieweil ihres
Erechtemi diesem Werk dnrob ein solche Hilf nit gnogsam geholfsn,
balten sie dafür, dass man anf ein perpetaram praesidium, so in Hnngem
gehalten werden machte, gedacht sein müsse. Sein hiebeTOr Ton einem
Ritterorden hol etruhen Tagen allerhand vor«relotVen, da man den.selben
nachmals von Personen beiderlei Religion anzuordnen gemeint, werde
582
gleichen Tage hatte sieh auch der Füretenrath mit der Ritter-
ordensfrage zu befassen. Die Gesandten von Pfalz-ZweibrUcken
hatten darauf hingewiesen, dass es nöthig sei, dem Beiche die
Last des TUrkenkricges zu erleichtern, da ihm auch von anderer
Seite Gefahr drohe; für den Fall, als Friedensverhandlungen,
die unter Zuziehung fremder Potentaten mit dem Türken zu
fuhren wären, kein Ergebniss hätten, schlugen sie eine Reihe
Yon Mittehi vor, die geeignet schienen, das Reich Ton der Ver^
pflichtnng der Tttrkenhilfen ztt entlasten, danmter auch die
AnsteUang eines Ritterordens.^
Während die protestantischen Stitnde und vor allen die
Pfillser ihrer Instmction gemttss eifrig auf diese Anregangen
eingingen,' beobachteten die Katholiken eine sehr reserrirte
Haltung; sie erklärten, für diesen FaD nicht instmtrt an sein,
sie wiesen auf die Schwierigkeiten hin, denen das Project bei
den früheren Berathangen begegnet sei, oder sie gingen stitt-
Snchsen hiozn das Seinige daVjf»! thnn, dann die Erfahmnp > i-hero j»«-
goben, d;««« «lurch ilergloirhfii Rittürordon, als nemlich <\t'r M litt-sür uuü
Florentiner lütter, viel Guts %n gemeiner Christenheit \Voltart bis jetzo
Milg«rushtet woidao.* — Ueber die lOiiBtigea Yeritwidlungen vgl. Eitler,
Briefe und Acten 1, 888f.
* Beidielegsecieii der Beichakeiielei, Fiiae. 7S*, FOntrarethspratokoll. IKe
Mittel eilldt 1. einen Verein christlicher Potentaten su gründen: 2. Afi-
Stelhinpr Pine!« Ritterordens; Ii. rolonias dcducirpn; i. <-inen Aufschlag'
auf alle trcmden Waaren zu inachen; .'». den Uobortlt)«"' .t^^chaffen. it«io
Simon Wolffen (!) Fürschlag imperatori FeniinanUu tactum zu Werk
richten/ Der Protokolbcbreiber bemerkt sum letaten Punkt: »qnod neno
itttellezif, ee ist aber nicht m beeweifeln, daae hiemit Simon Woldei'«
,Neaee Tflrkenbflelileia* gemeint war (•. 8. 580, Anm. 4\ welehee, wie
die Vorrede besagt, swei Jahre tot dem ersten Brecheinen Feidivand
im Concfpt vor^t-lppt worden wnr.
* Vg-l. die T?i«tructioii der piaUischen Gesandten bei Kitter, Briefe und
Acten 1, l*'i'>. Auf Brandenburgs Anregung im Jahre 16^8 erklärte
Pfalz, die impedimenta konnten wohl abgeschafft werden, Sachsen em-
pfidkli wenigetena von der Sache m redeot ,oh «ich*e thon lieace, hitt
seinen Weg*. Im Jahre 1608 erinnerten die pflOsisehen Hltiie an das
lebhafte Interesse, welches Knrflirst Friedrich lU. an dem Proji ct^' ire
nommen hätte; , woran aber die Fortsetzung solchen Werks derzeit
prsitxfn pobliobpn, könnten sie nit wissen*. Die Hratidf>nhtir<^er hielten
es diesmal für gut, firh nicht mit der Sachu auUuhalten, damit dem
kaiserlichen Cuumiiü>är nicht Aula«» zum Tripliciren gegeben werde.
Mainaer Beichstagsacten, Fase; 06» und 97. Ueber die Haltung d«a
FOnleniathes vgL Stleve, Briefe nnd Acten 5» 408, Anm. 1.
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583
schweigend darüber hinweg.' Trotzdem wurde beide Male in
die BescUttsae des KuifUrsteDratiies eine diesbezOgliohey freilich
recht nnbeatimmt gehaltene Erinnerung an den Kaiser aufge-
nommen. Im Jahre 1698 schlosaen sich die ttbrigen Stände
dem Votum der Kurfürsten gänzKch an.* Im Jahre 1603 htn<
gegen fiel die Replik der Stftnde^ betreffend das ungarische
Kriegswesen, nicht einheitlich aus, indem sich die Räthe der
Kurfürsten und der Stildte weigerten, der hohen Bewilligung
des Fflrstenrathes beizufallen;^ aber die Frage des Ritterordens
fand in den getrennten Gutachten dennocli die gleiche Erwähnung:
alle Stände ermalmten den Kaiser und seinen Stellvertreter,
das Ordensproject behufs stiindiger Beschützung der ungarischeu
Grenze als letztes Mittel im Auge zu behalten.^
^ Das letztere ^It von der Zweil^rückon'&cbün Aureguug im Fürsten ratbe.
* In der Stände ersten Erkl&rung, dem Erzherzoge Mathias ttherretcbt «m
11. F«bniar 1598: ,Be«ehlieHlich60 und als auch von eiaea Tb^ dM
GhuHDiBtenrattis erwiCbnt, vi« au beharrlicher Defeiwion gegen daa
wttetterich Einbrechen dea Türggen nach teataehar Nation der hievor in
anno 76 fUrgeschlagen nnd damals wie auch . . . anno 77 zu Frankfurt
envog-eno Ritterorden . . . wieder zn bedenken und anzurichten odor zum
wenigsten von Mitteln und Wegen prneparatorie zu reden, hätto man
sich doch andern Theils, wtis derselben Zeit Hunderlich zu Frankfurt vor
inipudtmenta, warnmb fruchtbarlich nit daau an kommen gewesen, fftt-
gelaofen, auch erinnert und derwegen weil solche impedimenta noch
vorhanden und es damals bei den StXnden nit angestanden, aus Mangel
Befelchs sich darttber weiter nit einzulassen gewiisst, insgemein aber
dafür geacht, ihr© kni». Mt. allerunterthänigst erinnern, dass ftje hier-
inucn eins cxler andern dies Orts Gelegenheit »einer Zeit zu Work zu
ziehen allergnädigst cindächtig sein wollten/ Reichstagsacteu der Keichs-
kanslei, Faae. 69. Vgl. Hiberlin-Senkenberg, Neueste teutscheReicha-
geaehichte «1, 849f.
> StieTe, Briefe nnd Acten 6, 640.
* ,1^ hi auch bei Berathschlagung der kais. Replik bedacht worden, waa
hiel>ev()r hei weiland . . . Kaiser Maximilian des andern Lebzeiten Wfrr4"n
Anstellung eines Ritterorden in der Cron llungorn N'orschläge geschehen,
und nit vor undienstlich erachtet worden, wauu e& sich jehe mit dem
turgiachen Kriegswesen soweit verlaufen sollte, das durch ein solches
Mittel anf ein bestlndig perpetuum praesidinm gedacht werden mochte,
wekhaa sie doch allein ans unteithllniget gehorsamater Wolroeüinng an*
geregt und es sunsten zu vielhOchstg onannter kais. Mt. und ihr. DurchL
mehr nnd hoch verständigerem Nachdenken gestellt haben wollen.* Replik
der Stände, übergeben am 25. Mai 1603. Reichstag^aetan der Reichs-
kanzlei, Fase. 76, f. 828'. Vgl. Häberlin-Öenkenberg 22, 93.
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584
Kndolf wäre im Jahre 1598 nicht »bgeneigt geveesen, auf
die Anregung der Stände eiiuagehen; er erklärte sich bereif
alles Mögliche zur Beförderung des Frajectes aa thtin, und
woUte gerne das Gutachten der Stände darüber ▼emehmeo,
wie das Werk aasustellen wäre und wie die bisher bestandenen
Hindernisse aus dem Wege geränmt werden konnten.^ Anders
dachte des Kaisers Bruder, Ersherzog MatfaiaSy welcher sowohl
1598 als 1603 die Verhandlungen des Beichstages als katser
lieber Commissär au leiten hatte und in unmittelbarem Verkehr
mit den Ständen eher Gelegenheit fand, die Aussiebten des
Projectes richtig zu beurtheilen. Er erblickte in den Antrlgeo
zur Errichtung eines Ritterordens dne Gefahr fHar die kaÄo-
lischen Stünde; denn die Proteetanten würden sich mit dem
Deutschen Drden nicht gentigen lassen, sie würden auch andere
geistliche Güter zu ilerasell)en Zwecke verwundet wissen wollen,
solche Pläne aber hätten, wie Mathias wohl mit Recht voraus-
sagen konnte, eine neue Quelle des confessionellen Haders und
ein ITt'nininiss für den Gang der ReichstajLrsverhandlungen
werden nuisbcn. Indem Mathias in diesem Sinne an Rudolf
berichtete," versiclirrlr er die Stünde mit uuverbindliclien
Worten, dass der Kaisur ihrer f^utlu rzijjon Erinnerung' cinjre-
denk sein -wolle, und dass er es, wenn etwas Fnielitbares
gethan werden könne, an seiner Interposition und Zuthuung
nicht ermangeln lassen werde.' Von seiner Absicht, eine weitere
Erörterung des Gegenstandes zu verhindern, Hess sicli der Erz-
herzog auch dann nicht ablenken, als die Stände in ihrer Da*
plik hierauf zurückkamen und ihrer Ueberzeugung von der
Nützlichkeit des Projectes erneuten Ausdruck gaben;* mit
> Rudolf «n UatfaiM, 98. Febnur i59d. Beiehstignetaik der Wetchskswritf,
fasc. 69.
» Matliia« an Rndolf, 2. März 1598, ebonda,
• Koplik des Erzlifr/oß^s vom 26. Februar 16ü8. Mainaör Keichtsa^sacten,
Fase. 95\ Vgl. Hüberlein-Senkouberg 21, 262.
* Duptik der Stände» abemicht am 14. Ifln 1698: Jhm «neb ihre kai«.
Mi. ▼on wegen Anstellung einei Bittefofdene der Sttnde gutbeniger
BrinneniBg wollen <ängedeiik 0^ da trigt nuin keinen Zweifel, all>
dicwei] da deavelbe frncbtbnrlieb angeeteUt worden n>llle> gar ein nütz
Ikh Werk .«ein nm\ ihrer Mt , nnch fr'inzcm Wesen go^on den Erbfeind
gemeiner Cliristeiiheit zu p-utem Nutzen orsprießen knnntp, deme ihre
Mt., wie eä frucbtbArlich ins Werk zu stellen, allergnädi^t temer nach-
zudenken wissen wird.* Mainaer Beicbatagsacten, Fase. 94, f. S35.
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585
einem kunen Hinweise auf seioe frühere Antwort erklärte er
die Sache diesmal für abgcthan.^ Ks war reine Formalitut,
wenn auch in dem Reichstagsabschied das Versprechen, der
Kaiser wolle der Sache eingedenk sein, Aufnahme fand.'
Trotz dieser Zusage wurde in den folgenden Jahren, soviel wir
sehen, nicht der mindeste Schritt untcrnoramen, um das Projcct
zu fördern. Und als im Jahre 1603 die Stände von N« uom
denselben Gedanken anre^rten, du liiip Matliias gar kein ]5e-
denkeu mehr, ihn in elxnso (»briHiiclilicher Weise abziitliim
wie fünf Jahre vorher, ind^'in er sowolil in seiner Triplik als
im Reichsaböchied das leere Versprechen wiederholte, dass es
der Kaiser gegebenenfalls an seiner Beförderung nicht fehlen
lassen werde. ^
Sicher wÄre es auch diesmal bt i dem leeren Versprechen
geblieben, wenn nicht die schlimme Wendung der Dinge, die
sich im Jahre 1604 in UDgam einstellte, dem Kaiser nabe-
gelegt hätte y nun seinerseitB einen Versuch mit dem vielbe-
sprochenen Ordensproject au machen, dessen Ausfllhrung ihm
in der allgemeinen Verwirrung wie ein letzter Nothanker er-
scheinen mochte. Zu der Erhebung Boczkay's gesellte sich
die schwierige finanzielle Lage ; die Reichshilfe war verbraucht,
was die Kreise oder auslilndische Für.sten gewährten, fiel kaum
in die Wagschale, die Soldaten waren unbesoldet und der
iSIeuterei nahe. In dieser verzweitiungsvollen Lage fiel der
gemUthskranke Kaiser auf den (J (danken, die reichslVeie
Bitterschaft zur Theiluahme an dem ungarischen Kriege zu be-
* Triplik des kntg. Comiuisäärs iu puncto contributionis, übergeben am
18. Män 1698: »Wegen Anstollunp eines Bitterordens in Hangern wider
den TttAen haben die Stfude ilire Mt Meinung und Erpieten vu der
Replik gennngMoib ▼enHanden, dabei es ihre Aretl. Dnrehl, tot dieemsl
beruhen lassen.* Mainzer Beichstagflacten, Faso. 94,
« HKber lin-Senkenherg 21, 311, § 4«.
• Kais. Triplik und St hlussscbrift, 27. Mai 1003: ,Von Anricbtung eines
Ritterordens wider den Türken wisHcn iliro k.nis. Mt. w.is fflr diesem bei
anderen Reichstagen fUrkouimen, auch whh für Dii'HculUiten dagegen im
W !•;,'«: gestanden, sich wol zu entsinnen, wollen aber der Reichastäude
itsiger gutherziger Erinnerung ingedenk sein und da etWM frvchtbar-
liches hieron kflnfUg angestellt werden kann, an mOglieher Znihuung
nnd. Befilidemng nichti erwinden laaeen.* Beiehetagineten der Beiehe-
kanzlei, Fase. 7ß, f. 8.14. Reichstagsabschied § 14 bei LUnig, CSorpvs
iorU iniUUris 1, 366 und Häberlin-Senkenberg S2, 180.
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586
weg«D. Dm Bedenken^ welches auf empfimgenen Befehl ein
mit den deutsehen und ungeriachen Verhiiltiiiaaea Tertranter
Mahh im Laufe des Jahres 1605 hierQber dem Kaiser er
stattete,* lässt deutlich den Zusammenhang mit dem Pftgecte
des Bitterordens erkennen. Der Verfasser des Bedenkens Hess
jedoch den Deutschen Orden aus dem Spiele; er empfidil^ sich
direct an die Bitterschaften in Schwaben, Franken und den
Rheinlanden zu wenden und diese sur TheHnahme am Feldzuge
aufisufordem. Eine bestimmte Gegend in Ungarn, zunächst
etwa der Strich von Toksj bis SeatmAr, sollte den Rrttem zur
Vertheidigung und zum Unterhalt zugewiesen werden. In
Tokaj möge man unter dem Scheine eines Winterlagers die
Sachü in der Weise beg-innen, dass neben den 11)00 Pferden
der Ritterschaft 600 Haiduken und 3(X) Knechte erhalten
würden; es sei zu hoffen, dasa viele Kitter sich zu dauernder
Niederlassung in T'Ugam und Siebenbürgen entschliessen würden,
und da&s auf diese Art endlieh der lange betriebene Ritter-
orden sicli ins Werk sitzen lassen werde. I^duifs besserer
finanzieller Iiefrrtln<lun<r und um den ausfredientcn Rittern und
sonstigen Kriegern einen Zufluchtsort für das Alter zu sichern,
war die Zuweisung der Stadt Donauwörth an den zu gründen-
den Orden in Aussicht genommen.*
Die Kraft der kaiserlichen Regierung war indess so voll-
ständig lahmgelegt, dass es, selbst wenn Rudolf sich ent-
schlossen hutte, den Rathschlligen des Gutachtens zu folgen,
gewiss niclit zur Ausführung des Projectes gekommen wäre. So
scheiterten alle Versuche^ den Gedanken Schwendi's ins Werk
zu setzen, nicht so sehr an dem Widerstande des Deutschen
Ordens^ als an dem Mangel entschlossener Initiative Ton Seiten
des Kaisers und an den BeAlrchtungen, welche die katholi-
schen Stunde Tor einem Plane hegten, der seine eifiigsten
Freunde in dem protestantischen Lsger hatte und bei dessen
' Gedruckt bei Goldast, Politische Reichsh&ndel 672, nnterseichnet: ,Ge-
boiMuniler edler Knecht N. von N.,* am Bude die JahfnBhiwwnhimBg
1606.
' Da das Datum des Bedenkens nicht bekannt ist, ntuss ddilngeitollt
bleiben, ob dasselbe auf die im Sommer 1605 befriinmndo Artion pepen
die Reichsstadt Donnnw«rth fam 9. Juli ere-iiijr das erst<» F"'nalmandat
in die^or Sai^lio. Stil.^v0, Der Kampf um DouauwOrtb, ö. 4G, Anm. 2)
▼ou Eioduss geweüeu mL
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DareUÜhniiig ihre eigenen Gilter schwerlich venchont geblieben
'W&ren. Von entseheidendem EinfluBs war es endlich, dass anch
MaTimilian, der bei seiner Aufnahme in den Orden selbst sa
den Anhängern des Tnmslationsprojeetes geh(}rt hatte, ^ im
Xiaufe der Zeit zn einer anderen Auffassung gekommen war.
Der Erzherzog, der sich durch seinen Feldzug gegen
Petrinia einen guLeu XaiiK-ri gemacht hatte- und in den folgen-
den Jahren wiederholt den Oberbefehl in Ungarn führte, war
in dieser Stellung befähigt und bemfen, die allgemeinen Be-
durfnisse des uugarisehen Knegsneaeiis ms Auge zu fassen und
seine Erlahningen und liatlischläge dem Kaiser bekanntzU'
geben. Als es sich um die Vorbereitungen des Reichstages
von 1598 handelte, Hess er tlber Aufforderung Kudol& eine
ausführiiehe Denkschrift Uber den Krieg in Ungarn Terfiusseni
welche, auf mehrjährige Erfahrung begründet^ nicht nur für
die nttchste Zeit Torsorgte, sondern das ganae System der
Kriegfiihning in die Erörterung einbezog;' es kann kein Zufidl
sein, dass des Ordensprojectes hier mit keinem Worte gedacht
ist Die bessere Kenntniss der ungarischen Yerhfiltnisse hatte
wohl Maximilian selbst Ton den Schwierigkeiten tiberzeugt, die
einer Verwendung des Deutschen Ordens auf diesem Boden
entgegensüinden. Die iicianzieliuug eines kriegstüchtig eu, dem
KliniH gewachsenen Heeres,* das der Feldherr das ganze Jahr
hindureii völlig in der Hand halben müsse und zu jeder Unter-
nehmung gebrauchen könne, erschien ihm als das oberste Be-
dtirfniss; wie sehr die Kitter seines Ordens den verderblichen
Wirkungen der ungarischen Luft ausgesetzt waren, hatte er
vor Petrinia erfahren; wie gefkhrlich es gewesen wäre, dem
1 a »iM& a 6fto.
* Vgl. Bnissius Scotus, ConsUimn de bello adv. Turcos gerendo (ge-
Bchrieben 1694/96) bei Reusner, Orat. et consult. de bollo Türe.
4, 2, 107 und den Discorso sopr« la prewnte guerra d'Uugaria (a. d. J.
1596^ im To.^nro politico 3, 109.
■ Maximilian nebst seinen Käthen au Rudolf, 13. November löiJ?. Heichs-
tagsacten der Reichakanzlei, Faso. 67* (vgl. StieTe, Briefe und Aeton
6, 868, Anm. 2). Der wiehtigtte Punkt dieses für die KeDotolie der
wfariwbeii YeiUltaiiMe aelir wertfaYoUen Onteehteoe ist wolil das Ver-
langea nadi «Wiateriiilfea'.
* Lothringer und Wallonen halten naeh Marinrilianw Gntnchton die Luft
nicht aus, am wenigsten aber die Italiener} deeiialb solle Florens statt
der Leute Gold beisteuern.
▲rcbiT. Lim. Bd. 11. Hilft«. 88
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588
Orden die Verth eidigang einer einzelnen Festung ansuver-
tranen, seigte der ganae Verlauf des Krieges; weigerten sich
doch auch einzelne Re;]rimcnter, in Besatsoiigen gele;^ xa
werden, weil hier die Gefahr weit grösser war als im freien
Felde.* £b entsprach jedenCalls auch dem Standpunkte des
Hochmeisters, wenn der Gesandtei welcher im Jahre 160B den
Deutschen Orden auf dem Reichstage an Tertreten hatte^ die
Instmetion erhielt, sich gegenüber der neuerlichen Anregung
des Traoslationsprojectes ablehnend au yerhalten;' die Zu*
Stimmung des Ordens sollte Ton denselben Bedingungen ab-
hängig gemacht werden, welche einst Heinrich yon Bobenhausen
gestellt hatte, Bedingangen, an deren ErftÜlharkeit die Ordens-
mitglieder jetst ebensowenig glauben konnten wie einst.
Dem Plane, den Orden ak solchen auf dem ungarischen
Kriegsschauplatze zu verwenden; stellte sich somit Maximilian
so gut entgegen wie sein Vorgänger. Aber dies hinderte ihn
nicht, aQ die Heran/ieliung der einzelnen Mitglieder des Ordens
zur Thtiiualiiiu; am Tiirkenkriegc zu denken, in einer Weise,
welche der ursprünglichen Bestimmung des Ordens genügte
und gleichzeitig den gegebenen VerhiÜt nissen Rechnung zu
tragen gestiittcte. Vor Beginn des Htüchstages von 1603 legte
Maximilian dem Comthnr und Kanzler zu MergciithLim seine
diesbezüglichen Absichten dar. Seine Meinung war, ,dasa die
* In dem ohen erwfihnten Gutachten fordert MAximilinn. jef»llcbes Roeiment
»olle eich »u »Uou Unteriielimnnj»en g^ebraucheu lassen, in« 1.- u ierc
dürfe siuh keines, wie die« häutig vorkomme, weigern, in Bebauung ge-
legt m werdsiL,
* Inrtractioii dM Comfliitn» Kaulen und dar Bithe ni UoffentlMim flir
Johami Jakob Haioldt, 80. M li 1608. 4)en nmeii Kitterordaii batnCoid,
im Fmll weiters darvon geredt and dtt littarlicb Teutschorden darunder
pomeint sein infU-hte, habt ler pupt votnm mit Kürz dnliin zu richten,
man fTiTtnert sich Ordens wegen der l'un iation. war auch je und alwegeu
der Wuu&ch dahin gericht, das mau viel Mazes schaffen und Terrichten
machte, hätte an guetem geneigten WUlen nidits gemanglet, da da« Un-
fem9gtn niebt «n Weg gelegen. Im IUI aber der Oiden widenunb
reetitaiert nnd wm ihm abgemonraiea, ^ngemunbinad «ader Mittel vumI
Wag, so anno Chrürti 76 und 77 Torgesehlagen, richtig gomadi^ wllida
der Orden das Seinig, wie gering es gleich ist, dabei auch gern aof-
setzen und an ihm nichts ermanglen lassen. \V<»)ltt>n euch derentwegen
auf vorige anno Christi 77 bei dem Deput-atiouaLiic zu Frsnkfnrt be-
sehene Anerbieten referiert und gesogen haben.' Deutsch-Ordeuü-Arclüv,
IfU. IST.
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689
jungen ungezogenen nnd zur Hanshaltiuig untauglichen Ordens-
brüder za mehrer ihrer Bändigung und Erfahrenheit sollen
ausgestaffiert, wider den Erbfeind chrisdichen Kamens in Tin-
gern fortgeschickt nnd angeführt und etwa bei solchen Obristen
und Befehlichhabcrn unterbracht und emstlich comineiidirt
(werden), dass sie wohl im Zwang und sorgftlltiger Aufacht
gehalten werden und also künftig unserm Orden nnd ilinen
selbst zu Elir und Nutz gedeihen mögen^^ riiiicre Acusserun-
gen, auf die sieh der Erzherzog liieljei lierief,^ sind uns uielit
bekannt, a]>er auch die vorliegende reicht aus, um seine Ab-
sichten zu verstehen. Der junge Ritter sollte sich im Dienste
wider den Erbfeind erproben^ er sollte eine militärische Schu-
lang durchmachen, die ihn befuhinrcn würde, spUter als An-
fllhrer TtLchtiges zu leisten; durch aJimfllige Ersiehung der
Ordensritter konnte dem ungarischen Kriegswesen ein weit
besserer Dienst erwiesen werden, als wenn eine ganse Schaar
Ton Rittern auf einmal den Gefahren des Tttrkenkrieges aus-
gesetzt und der Bestand des Ordens von dem ungewissen Aus-
gang eines Feldzuges oder einer Belagerung abhängig gemacht
wurde. Erst wenn der Orden eine genügende Anzahl im
Kriep^e gescliulter Kriifte herangezogen hatte, erst dann konnte
un die AusfiUirung weiter gehender Pläne, an die Uebernalimo
einer einzelnen Festung oder eines ganzen Grenzabschuittes
in den Schutz des Ordens «rf-^cli ritten werden.
Um diese Absichten durchzusetzen, bedurfte es, wio
Maximilian bald genug erkennen musstc, einer grUndUcheu
Reform der Ordensstatuten, die zu den Verhältnissen des
Ordens olmehin nicht mehr passten. Als Grundlage fUr das
Leben der Deutschordensritter mussto um 1600 noch jene
Fassung des Ordensbuches gelten, welche unter dem Hoch-
meister Conrad von Erlichshausen im Jahre 1443 auf einem
GhroBBcapitel zu Marienburg festgesetzt worden war.' Indess
' Hbudmilian an Cointhur und Kau/Jer i&u Mergentheim, 10. Miirz 1603.
Eztr. I>eat8ch-Ordei»ArebiT, IGl. 137.
* JOarbei wir daa nochmals auf nnsarer Torigen Ueuiiuig ginslielt be-
rnheii.*
' Hennig, Die Statuten des Deatschen Ordens (Königsberg 1806), hat das
im Staatsizeliive xu Königsberg boHndliehe Ortg* -Exeoiplar des Ordens-
buches von 1448 «bgedrackt. Eine ZusamnieiuteUang Ton HandachnAea
89»
590
war es im Jahre 1442 nicht etwa zn einer Nengestaltimg der
Statuten gekommen, man hatte sich vielmehr auch damals mit
einer endgiltigen Redaction des von altersher Uehemommenen
hegnttgt. So reichten die einaelnen BestandtheQe jenes Ordens-
buches, das bis 1606 in Kraft stand, in weit Altere Zeit, ja
cum guten Theil bis in die Entstehtmgszeit des Ordens zurftck.
Die Regeln, die Gewohnheiten nnd ein Theil der Qesetie
hatten sich in jener Form erhalten, die ihnen um die Mitte des
13. Jahrhunderts gegeben worden war; hiesu waren noch die
Bestini Duingen einzelner Hochmeister und Capitel aus dem
Ende des 13. und aus dem 14. und 15. JahrVmndert gefügt
worden.* Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts uud vollends seit
der Losreissung Pn ussens war diese gesetzgeberische Thätig-
keit in Stilktand gerathen. Das ( )rdensbuch von 1442 enthielt
demnacli Vieles, was auf die neuen Verhältnisse keine Anwen-
dung mehr änden konnte, und es Hess alle Fragen offen, die
sich aus diesen entwickelt hatten.
Das Reformwerk, welches sich unter solchen TTmstMnden
nh TiothweTidi<^ liernusptellte, leitete Maximilian durch eine sorg-
fältige Beratliuiig- iniicrhalh des Ordens ein. Nachdem er mit
Hilfe erfahrener Ordensraitglieder mit grosser Mühe einen £nt~
wurf des Ordensbuches zustande gebracht hatte,' Hess er den-
selben vorerst zu Cöln, Ulm, Mergentheira und Innsbruck
durch Abgeordnete der betreffenden ßalleien getrennt berathen,
um ihn dann einem für den 27. Februar 1606 nach Mergentheim
berufenen Grosscapitel zur endgiltigen Beschlussfassung
dieses aehr verbreiteten Ordensbucbes gibt Perlbach, Die Statuten des
Dentichen Ordens (Hülle 1890), Einleitung S. XXIX.
^ 7gl. Perlbach a. a. O. und desselben »Beitrlge snr Kritik der iHerten
DeutRchordensstatnten' in den .Historisdien Aofiltien, dem Andenken an
Georg W&its gewidmet*, 837 ff.
• Zn dfnen, deren Rath MaximiHnn hiobei benützte, gehOrte der Ordens-
priö-HttT und Vfarrer Mathias Marquard, der ira Jahro 15S5 bei Maximi-
lians Einkleidung zugegen gewesen war (s. oben S. 545/, und den er in
einem Sehveibmi Tom 8. Jinner ICNX anffovderte, ToreckKg« fltr die
beabsichtigte Beform ra machen, insbesondere in Betreff der Wahl eines
Dentaehmdslen. Ich verdanke die Kenntniss dieses im ltottfialt««i>
arcbive zu Innsbruck lieigenden Briefes Henm Prof. Hirn. Ira Uebrigen
sind die auf di»» <>rr1en8angel"tT"iihoiten bezflglirhen Acten Maxiniilianjt,
wie nur Prof. Hirn frenndlic)i><t niittheilt, bald nach dessen Tode aas
dem innsbrucker Archive ausgehoben worden.
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legen. Durch den am 7. Män daselbst erfolgten Abschied sind
die Maximilianischen Ordensstataten, welche bis in unser Jahr^
hundert in Geltang blieben, aum Beschluss erhoben worden.^
Der erste Theü dieser Statuten im weiteren Sinne ent-
hält die Regeln und bezieht sich auf die geistlichen Verpflich-
tungen der Ordensmitglieder, auf ihre Gelttbde, Gebete und
gottesdienstlichen Haüdlungen und auf die Einschränkung ihrer
weltlichen Freuden. Iiier lehnen sieh die iiestimniungen von
160G überall an das ältere Ordcü^lmch an, indt-ni sie die ein-
schliigigtiu l*urtion demselben in mehr oder weniger geänderter
Form wiedergeben.* Selb&tötilndiger erweist sieh der zweite
Theil, der unter dem besonderen Titel der Statuten die äusseren
Verhältnisse der Ordensmitglieder behandelt.* Hier war der
Plata, wo Maximilian seine Absichten botreffend die Verpflicli-
tung der Ordensmitglieder zum Ttlrkenkriege verwirklichen
konnte: ein eigenes, ausrüln-lielies Capitel wurde der Frage
gewidmet und umsichtig wurden alle au einer firuchtbringenden
Durchflihrung nothwendigen Massregeln YOrgesehen.
Unter Hinweis auf das infolge der Unthtttigkeit gesunkene
Ansehen des Ordens war im Eingange die Nothwendigkeit her-
vorgehoben, die Ritter im Krieg und im Herrendienst au ttben
und ihnen die Eenntniss fremder Länder und Sprachen zu
verschaffen, damit es dereinst, wenn der Orden durch Ver-
besserung seiner Mittel in die Lage käme, etwas Nandiaft«,'S
zu unternehmen, nicht an erfahrenen Mänueru fehle. Zur Er-
reichung dieses Zieles wurde bestimmt, dass jeder Ritter drei
^ Handlung und Abadiiod dw Clen.-CspitnU wa Metfentfaeimb« den 7. Min
1606. Dentoch-Ordens-Arcliiv, Groa>-Ca]»itnlnna Bd. 71. Vgl. Voigt,
Geschichte des Deutschen Ritterordens 2, 28^flf. — Gedruckt sind die
Statntfn von IGüR bei Lünifr, Spicilep'im ocl. 1, 49 ff., und Elben,
8amiiiliin},'fn für die (ifsiliichte de» llorh- und Tcut«r!imei»tfitlinin8.
Erst.'s Stärk. Tiil)ii<p;»'ii iTö.», S. Uff.; dann von Uuth ini Corre^Jponden«-
blau duH Guttuiiuiiiveretues 1»»8, S. IGff., uud Tou Kduig im Freiburger
IHBceMuuurebiTe 16, Uff. Das Orig.'Statatenbaeh von 1606 beBndet
sich in der kgl. PriTathibliothek sn Stuttgart, «. Petteo egg. Die Ur-
kunden de« DeutMsh-Ordenft-CentraloAichiTe sn Wien 1, Einl. XI.
' Die genaueste Ut bcreinetimnitin^' zeigen Cap. 13—15 der neuen Stallten
mit dem alten Wortlaute; vgl. mit Elben, 8. 21 f., rerlbach n. n. (>.,
Gisetze, Cap. '-'2, 1'4 und 2 {-= Hennig, Gesetze, Cap. 2/1, "J."» und 3).
* Da« Aufuahiiierilual in Cap. t, Elben S .'H ff., deckt sich uaturgemäss
mit dem alten, vgl. Perlbach 121)1. uud iienuig 207ff.
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Jmbre laog auf einem UDgarischen Greuzhaose oder anderwärts
mit zwei Pferden wider die Ungläubigen dienen s<^e; diese
Pflicht der ^Residcne' sollte nicht auf einmal abgedient werden
müssen, es wurde gestattet, sie in ganze^ halbe oder Viertel-
jabre, ja selbst in Monate zn zertheilen; der Bitter sollte sich
während dieser Zeit als tttchtiger Kriegsmann bewähren, dem
Orden Ehre machen und nach BefeÜshaberstellen trachten;
an einem während der Residenzzeit ausbrechenden Feldzuge
sollte er unbedingt theilzunehmen rerpflichtet sein. Für ge-
wöhnlich sei ihm ron Seiten des Ordens ein monatlicher Untei^
halt yon 20 Gniden zu reichen; überdies wurden zum Anzug
100, zum Abzut; 50 und für den Fall eines Feldzugts zur
Ausrüstung dem Berittenen nochmals 100, dem zu Fuss Dienen-
den 00 Gulden bcwillij]ft. Erst nneh Vollendunf;: seiner Resi-
denzptlicht küimc ein L'itt<'r zu einer Comthuroi zugelassen und
nur jenem dürfe eine l'.rlcicliterung oder pnnzliehc Nachsicht
der ResidenzpBieht gewährt weiden, der ficlinu vor seiner Auf-
uahnie in den Orden iih Kittnieister oder Hauptmann in Ungarn
oder audeibwu wider die Tlnfflaubigen gedient habe.* Zur
Unterhaltung der auf der (iienze dienenden jungeu Ritter-
schaft solle jeder Landeomthur je nach den Verhiiltnissen
geiner Jiallei eine eigene Casse anzulegen trachten, die aiuh
sonst zum Nutzen der Railei herangezogen werden könne. ^
Jenen Mitgliedern des (Ordens, die sich zu Kriegs- oder Herren-
dicnsten besonders geschickt und geneigt erweisen würden,
sollte es gestattet sein, auch nach Vollendung ihrer dreijährigen
Kesidenzpiiicht iu solche Dienste zu treten und darin zu vei^
harren, solange der Orden ihrer nicht bedürfe; zu einer Be-
streitung der hieraus erwachsenden Kosten sollte der Orden
zwar nicht yerpflicbtet sein, doch blieb es ihm unbenonimeni
Mezu beizusteuern, wenn die Dienste des Ritters ihm selbst zu
Nutzen und Ehre gereichten.' Ja selbst jene Ritter, die bereits
zu einer Oomthurei gelangt wären, sollten dadurch nicht für
immer an die Geschäfte des Ordens gebunden sein; auch dem
Comthur wurde freigestellt, sich mit Wissen des Landcomthurs
• Statuten, Cap. 5, Elbon S. 51 ff.
• Statnton, Taji. IH, Kllir*T) S. H3f.; ilrins sich liiclu'i Srhwierisrkpitpn er-
holion. zfijrt sihoii ilic l-\-issiui^' ilcr Statuten; über die AusfttliTUDg de»
Beechluäüeü in «li-r Bnllei üiessen vgl. Voigt 2,
• SUtnteu, Ca]). 6, Elben 8. 58 f.
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und Bewilligung des Meisters in Kriegs- oder Herrendienste zu
begeben imd an seiner Statt ein Mitglied des Ordens oder eine
andere yerlttssliche Person mit der Verwaltung seiner Obliegen-
heiten sn betrauen.^
Alle diese Bestinunnngen selten dahin, den Orden aus
Jener Isolirung und Unthtttigkeiti in die er seit der Losreissung
des Herzogthums Preusaen verfallen war, zu befreien und seine
Kritfte von Neuem den Öffentlichen Angelegenheiten dienstbar
zu machen. Dass hiebei Maximilian vor Allem an die Heran-
Ziehung des Ordens zur Vertheidigung der ungarischen Ghrenze
dachte, zeigt deutlich genug die AnsfiÜirlichkeit der gerade
diesem Dienste gewidmeten Bestimmungen. Schon in den
nächsten Jahren sind einzelne Ordensritter in Ungarn nach-
weisbar^- wenn auch der im Jahre 1606 mit der Pforte abge-
schloBsent; l^riede es mit sich brachte, duös manrJier jujigc
Kitter seine Residciizpllicht nicht in Ungarn^ sondern an anderen
Orten erfüllte.'
Es liegt ausserhalb der Grenzen dieser Arbeit festzustellen,
wie stark die thatöächliche Betheiligunp des DeutKchen Ordens
an den Kämpfen in Unfrani in der Fuln;e «^'ewescn ist. Dass
dieselbe nicht ganz <leii g*ehe<^ten Erwartungen entsprach, das
zei^ren die im Laufe des 17. Jahrhunderts mehrfach wieder-
kehrenden Verhandlungen über Mittel zur Hebung des in Ver-
fall gerathenen exerciüum militare. Zu wiederholten Malen
» Stählten, Cap. 7, Elben S. 65 f.
' Deutsch-Ordfiiis-Arohiv, Mil. 136 enthnlt C'onc. eines )?<'<-'>(ni)iandationfl-
schreibüuä für Juhaua lüiith vuu Fenitz (nachmals Coiutbur ku Uorneck,
Voigt 2, 653) ao etliche Obenten in Ungarn, yoib 87. Mal 1008. Aus
dem Bxttael einee Vetgleichnngwregiater» swiacheii Mmimilian vtnä der
Bailei Franken, Dentscb-Ordena-ArehiT, Mil. 137, ergibt eieb, den ileh
im Jahre 1608 Hans Jakob von Altmannsbaosen, Teaticbordens (i. Voigt
2, CAo) -/.n (^nrlntMilt in Crojitien befand.
' Der Statthaltur der Biilloi EUtcii, dann der Coiutliiir und zwei Ratlis-
gebietiger der Ballei Franken beriubton am 1. December 16Uö von Ulm
ans «n Maiiniiliai» Uber Anfnahme dee jungen ven der Heias and dee
jvngea toh Tlacfailud in den Orden; de beantragen» «nlaren, der
,Torhin elliehe Zttg getban* und ,dero Orden heranOen an gebrancben
wSreS von der Reeidon/pflicht zu disponsiren, den ,Ton Vlachsland aber
nach Malt«a oder auf die Fldientinistdie Galem, sintemnln jetzt in Ung^ani
kuin Krieg', ssu vorschicken. Extr. Deut8ch-Ordeiui*Archiv, Mil. 137.
I>ajs8 Vlachsland wirklich nach Malta kam, bezeugt daa in der vorigen
Anmerkung angeführte Veigleicbungbrügiitter.
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wurde hiebet auf den Gedanken surtlekgegijffeny dem Orden
einen Grenzort in Ungarn bleibend anm Sebutse an Uberlassen.
Im Jahre 1637 regte der Hochmeister Eiutaeh Ton ^Teetemachj
der vordem Maximfliane treuer Gehilfe gewesen war, die Sache
an,^ nnd auch sein Nachfolger, Johann Kaspar von Stadion^
setste die Verhandlungen fort.* Auf dem im Jahre 1662 au
Wien gehaltenen Generalcapitel wurden sie erneuert» nachdem
man vorübergehend an eine Vereinigung des Deutschen Ordens
mit jenem der Johanniter gedacht hatte.* Neun Jahre sp&ter
betrieb Johann Kaspar von AmpriDgen dieselbe Angelegenheit^
indem er trachtete, den Kaiser au einer ausgiebigen Unter-
stützung des Ordens zu bestimmen, damit dieser in die La^e
komme, eine grössere Wirk.^ainkeit zu entfalten;* die schiechten
Erfahrungeu, die Anipringen in den nächsten Jahren als be-
stellter Guberuator des Kömgieiches Ungarn luaelien musste,
haben vielloieht dazu beigetragen, weitere Erörterungen über
eine (lauernde Niederlassung des Ordens in jenem Lande ab-
zuschneiden.
Zur vollen Ausfuhrung des von iSehwentli augeregten Oe-
dankciis ist es somit niemals gekommen. Dennoch ist die
Thätigkeit, welche rfchwendi in dieser Hinsicht entfaltete, nicht
ohne jede Wirkung geblieben; sie hat einfi:ewirkt auf den Ein-
tritt des Erzherzogs Maximilian, der zu der engen Verbindung
des Ordens mit dem Hause Ilabsburg den Grundstein lc<;te;
die persönliche Theilnahme der Ordensritter an den Türken*
feldatkgen der Neunzigerjahre, welche Maximilian durchsetste,
war wenigstens mittelbar aus derselben Quelle entsprungen;
und die Statutenreform von 1606 setzte in der That einen Haupt-
punkt von Schwendi's Programm ins Werk. Jener Theil des
Ordensprojectes, der nach der thatsttchlichen Lage des Ordens^
bei der SchwerfilUigkeit der Reichsverfassung und der Schwierig-
keit der ungarischen Verhiiltnisse Überhaupt durchsusetzen war,
jener Theil ist durch die Statuten von 1606 verwirklicht worden.
* Voigt 8, 8S5. Zwiedinook-Sftdealiorst im Amhiv flir Satarwirti'
•ehe OeMkielite 1, 444.
» Voigt 2, 329.
* Voijrt 2, 373.
* Voigt 2. 399ff.
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BEILAGEN.
1.
Zeitung aus Graz vom Iii. Augmt 1594, betreffend die
Einnahme von Fetrinia,
(Hb. 8967 dar Wiener Hoflubliolhek, t 44S.)
Aus Giätz vom lö*^ Aiigusti anno 94. Auf unsern Grabat- und
Windischen Gränizen haben die ünsrigen mit Gottes Hilfe, wie lang es
sich auch gespArt und sich ansehen lassen, als man nnverrichter Sachen
mit Spot und Schaden abziehen müste, das schedlich türkisch Banb- und
Blockhaus Petrinia, das soviel Volks, Gelts und Ouets gefressen and die
edle herliche Gegend Torapolia verhört und verderbt, an Sant-Loranxen-
Nacht den 10. diss bekommen und in Grand zerstört.
Es ist aber damit also sngangen. Naebdem ihr kOn. Wurde den
80. Jnlii über das Wasser der Kalpa mit mebrerem Theil des Hörs ge-
setzt nnd m schanzen nnd scfaiessen angeftngen, haben sich mit Schiessen
die Türken heftig gewährt, diss kein Hensch sich in der Nahent blicken
dörfen lassen. Aber dennoch aonderüch bei der Nacht die ünsem je
linger je besser und nahender hinzngeschaaat. Bann dann die Zenger
köstlich goet und geschwind gewesen und haben den 7. AngDsti dem
Feind ein starke Katsen eingenommen, der arge Boswicht aber hat Pnlver
darein gelegt, welches ein halb Stnnd hernach angangen nnd viel der
ünsrigen gen Himmel geschickt und verderbt. Habens die Tfitten also
wiederbekommen, doch nit Ifinger halten mögen nnd endlich flbersehen,
dass die ünsem die andere Katzen auch eingenommen. Da ist ihnen das
Herz entfallen und weil sie kein Kntsatz gespürt, haben sie Sprach zu
halten beerehrt, aber ihi k ai. Wurde ihnen anzeigen lassen, es sei zu si>at
und haben mit gewciltigem Schiessen immer stark angelialteu, bis sich
endlich die Türken durch ein heimblichen Ausgang hinab zu der Kulpa
bei der Nacht begeben, das Blockhaus verlassen und angezündt, also dass
an S. Lorentzen-Nacht um 10 Uhr das Feur an-, auch die geladen Stuck
in der Brunst abgangen und theiis zersprungen.
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5d6
Darauf^ die ünseni ihnen nacbgMetit nnd bei Bentechin, so fegen
SiraegK ttber liegt, bei 800 angetroffen nnd erlegt, an einem andern Ort
nii weit davon wieder 100; item 8 Schiff voll haben aidi aob Wasser
begeben ond nachSis»egg fahren wollen, die haben die ünsrigen antroffen,
die Schiff zerschossen und gesprengt, was nit ersoffen, das ist erschlagen
und gefangen worden, darunter der Begh von Gradiska. Da die Sissegger
das gesehen, haben sie alle Thftren zersprengt, das Gasteil angetint und
auch davon entloffen, welches die tJnsem sambt einer starken KatMU,
welche die Tflrken gebaut, innenhaben. Bentschin ist auch wieder unser
nnd Gonora so ein gemauerter Thum nnd auch nit wenig schidlich ge-
' wesen. Grastonitz haben die ünsem «tlich T§g vor Erob«rong Petriiüa
eingeuommen. Dem Allmächtigen sei Lob nnd Dank gesagt.
Der Bestia Roustan* Begh, der docli vom turkibchtm Kaiser bei
W'i lit'i iiiiu'" seines Kopfs in Petrinia vi i hannt gew^ötu, hat sich z.ütlich
davou gciaarlit und s«'ll zu Castanowitz sein. Anjetzo werden ditt CjitI-
stetter sambl d(-ii Krainern nnd Karnorn ein Keis hinein für Caatanowitz
und die Steyinr sambt (h-m wiudischcn Kiiegsvulk in di»' Ik)s.>-ego aufn
Baub ziehen und ihr Heil vtrsucht'ü, bein auch schon ob der Keis.
Aber ihr kön. Würde begeben sich nach Warasdin und werden sich
daselbst besser erfrischen und proviantiren und sich des ferneren Für-
uehnicu entschliesson. Es mangelt dem HOr au Proviant und FnssvolV
nnd sein gar viel krank, seien auch viele Laudleut im Leger und am
Herausreisen gestorben, darunter Herr Wilhalm von Bottmansdorff,
Hofkriegsrath, ein Herr von Liechtenstein und andere mehr, in summa es
schmeckt daheimb in den frischen GebQrg besser.
Der Feind hat das meiste Geschütz, Ober 30 Stuck, gross und klein,
vergraben gehabt, aber man hats dannoch gefunden. Gott half weiter.
Petrinia ist von den Unsern gar lerschlaipft worden.
n.
Eigentliche Particularitat von Erobernn<j und Hinnehmung
beeder Vobtungen Peti iuiu und Sibsegg.
(Hf. 8967 der Wietter BofbibUothek, f. 449.)
Bnrchlenchtigste Erzherzogin, Gnädigste Frau! Aus meinem jüng-
sten Schreiben, so der an gestern von hinnen abgefeiiigt C'urier mit-
geführt, werden E. tl. Dt. die freudenreiche Zeitung der vun liutt
* Daraus«. MS.
* iioustan. MS.
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597
besebertAii Erobernng Petrinia gnedigist T«mommeii haben. Ndii bin ich
gestern Abends mit dem Herrn Ton Kggenbeig ancb binsns geritten imd
gesehen wie alle Sachen beschaffen, hab anch dieselben solcher Gestalt
befanden, dase man des Krieges Blend nnd dessen ei'bfinnlichen Ausgang
besser nit abmalen noch die Terwiestong ortlicher describieren mSchte.
Bann dieselb VOstnng, darauf der Feind so stark gepocht, die auch eines
schonen Lands Verderben gewest, hat sich gleich In Aschen verendt.
Inwendig sein alle kleine Honslin in Grand ansgebrennt, der Umfang
aber, weil derselb dick und mit grossen Banmen nnd tirdrich ansgeffiUt,
brennt noch immerdar und möchte das Feuer noch etliche Tag währen^
Die erschossenen Pei-sonen sieht man bin und wit'tiei vcibreiinter
liegen und etliche daiunter sein grosse dicke Leiit «.^ewosea. Viel haben
die Türken vor der Anfturung vergraben. Da ibt ein Theil unserer Sol-
daten zugefahren und haben bie wieder ausgraben und von ibiion die
Kleider und anderes ^n nommen. Bei dn Katz lag der Hassan Bassii, so
in der Kulp ereoffen, bt?|j:rabt'n. Und weil etlidio vermeinten, seinen Säbel
mit .Silber und anderen (Jeziorden beschlng-cn bei ihm zu finden, haben
sie ihn auch ausgrabon aber ausser seiner (iebein nichts gefunden. Es
ist dastdbs hemm ein soiiches Gestenk von todten Kör])C'rn und vnn
andern verbrennten Sachen gewost, dass es schier nit zu erdulden wäre.
Man kann noch abnehmen wie die Türken zu Petrinia gar enge
Gösslin und darneben viele Handmöhlen gehabt, davon noch die runden
Stein in grosser Anzahl vorhanden. Sie haben auch einen tiefen Brunnen,
damit sie das Wasser aufschwollen m(}gen.^ Wunder viel grosse Kugeln
fanden,^ die allda noch zu dem Oeschfitz gehörig, ausser denen die sonst
das Gesind hin und wieder vertragen, wie dann die Sftmb mit Doppel-
hackengelegen Yerilert worden. Und sintemal wenig gross GeachOts zu
sehen» veimeint man gewiss, der Feind habe dasselbe meistentheils ver-
graben auch andere mehr Sachen Tersteckt, zomal die' unseren bei der
abgedningenen Schanz verlorenen StOcUin nit zn linden, der Feind, anch
am Tag der Viktori gar kein Schuss gethan, also dass er mit einer andern
Arbeit umgangen sein wird. Unsere christliche Gefangne sein vor der
^ Die Flngaehrift ,Now6 ▼on Gott Terliehene YietorU* n. s. w. (s. oben
B. 666v Aom. 9% welche in ihrer sweiten Hüfte ▼oUattbidig auf dem hier
ftbgedrackten Berichte Gaaai*e beruht und «ieh nur durch einige Umstel-
liiri^'^en von demielbon unterscheidet, f!)^t hier biiura: ,wie dann die
Leyttern «iariunen noch gefunden worden'.
* Vielleicht zu vürbessem: Sie haben auch in eiuuui tiefen Brunnen ...
wunderviel grusse Kugeln (ge)funden . . .
• deei, h».
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68S
Anfoumiig, wie die entspnmgne Prybeken anzeigten, alle niedergeaibeit
worden. Die Graben der YOstang sein swnr nit fast breit und tief, aber
onterschiedHcher Weis wie ein Laberint Tertraiter gemacht wordeiL
Bei dem ThoTp darauf von nnarer lesten Sehani geaeboesen worden,
ist inwendig eebr diek mit Erdrieb geechftttet nnd eben daselbst ist der
eraehoesene Tflrk, deasen Todt den andern das Hen genommen, bo «in
fiftmehmer Baumeister gewest sein soll, bUben. Und ans vielen Um>
stftnden ist sn sehen and absnnehmen, dass sie niemals gefeiert sondern
ohne ünterlaas mit Graben sein in ander weg in starker Arbeit gewesL
Wie ein grosse Gnad hat nns der gütigste Herr mit dieser Vikteri
beschert und mitgeteilt. Denn wftr es nnr um ein Tag länger nnd also
bis auf den gestrigen Tag und gar starken Regen angestanden, bitten
steh die Tftrken eines andern bedacht und im Fall sie nnr den halben
Thcil untrer L ug* 1* gtnheit nnd schlechten Hoffnung recht er£ihren,
hätten sie sich unsor, wenngleich der Haufen zweiaud griSsser und ihrer
nur der halbe TUAl trewcst wiir. ^^ewiss nit gofürcht^^t. Dann wo es zu
Erstürmung dvr üucli uubt'scliossi-iit'ii, stiukt'u gaiiz dicken IJlockniauer
kommen hätte sollen und wir nur di u fistfii Sluiui verloien, wfire ge-
wiss kein Knecht mehr hiuzuzubriugeu güwest, sondern wir hätten
änderst nichts :il.s ,U'U spAtlirhen |?anz g^efährlichen Ab/.iii: zu g»'warten
g»>habt, und \v«ifiMn fs ein hN'^'rnw^-ttcr |/:t'bi'n huttc, wer wollte das 'ie-
schütz fi )rtpt'l»rufht hal^-n':' I>.uuniben sein wir grwis.slirh uuserui
lieben H»'rrn unaussj.rechlichen Dank zu i^;lg^^ü schuldig, dass i*r uns ein
80 stattliche impresa ohne einiches Bluetver^'iessen, ja vom Ft ind selbst
also gewiuschter Massen zum Ende gebracht, dass wir es selbst mt bösser
begeren mögen, ja auch der grossen Mühe und Unkosten der Nieder-
reissnng und Zerschlaiffung enthebt worden sein.
Es sein gesterigsTags etliche Tfirkon hin und wieder gefangen und
fOrgebracht worden, aber die meisten werden von den Hussarn iu Hoffnung
der guten Schaznng versteckt, inmnssen dann auch zuvor in jener Reis,
da der Feind vor den Unsrigen die Flucht genommen, auch beachehen.
2r. ü. Dt. haben noch in derselben Kacht wie Petrinia ist angetindt
worden, den Herrn Lenckhowitsch mit 1000 Pferden gen Sissegg abge-
fertigt. Als soliches der Feind vermerkt, hat er dieselbe YOstong ebner-
massen selbst angefeuert und meistentheils sersprengt. Damit ist sie
auch» Gott lob, wieder in nnsern Gwalt kommen. Dieweil sie aber alao
verwiest, ist kein Besatzung derseit darin gelassen worden, doch wird
man von der weiteren Versicherung su tractiern nit Untertassen. Wie
es allda so stark gebrunnen, da hi&tte man einen Wuest Tauben heraus-
fliegen sehen.
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Bs ist Zeit dasB wir den Feiad seiner Art nach auch einmal an-
nachbarlicher Weis heimbanchen und er h&tt in Bwigkeit nit gkubt, daas
wir uns flbers Wasser berQber begeben sollten. Derhalben dann auch
liii] E. fl. Dt. jflngsten Schreiben hoehTemnnftig Meldung gethan, im
FaU wir nit hinflberkommen, so werd er nit darfftr halten, dass ea mit der
Einnehmung nnaer Ernst sei. Den entwichenen Feinden sein die Carl-
stättor und andern gm Castanuwitz nachgercndt, von denen wir noch
kein Gewisshoit ihrer Vorrichtung bis dato bekommen, sunst solle sieh
ein Schloss iiiittrwegeu, Gora' genannt, auch ergeben haben. Was ntin
weiter fürgeuomui<'U wcidoii solle, hab ich noch nit eigeutlich veriieliiiien
können, aber ingeuieiu sein unsere Sachen nit also beschaflfen, dass wir
lange ausharren mögen.
Anheilt soin ir. fl. Dt. über das Wuüser in Mpinring geritten, dass
sie (ia.s Ort, wo hievor Bressst geloiren, besichti^'on nmi (»b iiuui daselbst
oder aiulerstwdhin ein V^stimg zu Jem sichoi n "Widerstand, wie dann in
allw^ von Noten, orhöboii uml orbalton Wüllen.
Unter andern zu Petriuia gewesten Türken sein zw<'(M) Aga ge-
fangen worden, die lauter bekennen, dass in der Vöstung boi» [Kcitpr]
und 600 FussTolk gewest, wöliches bei allon fast unglaublich, weil die
Gelegenheit zn einer solichen Anzahl nit vorhanden, allein die meisten
hätten sich etwa herrorn aufgehalten, so man aber niemals gewahr
worden.
Diesen Abend ist ein Türk gen Petrinia gefübi-t worden, der hat
Anzeigung gethan, wo der Bustan Beegh die Stflck, Haniiscb, Panzer
und andere dergleichen Sachen Tergraben lassen. Wie man nun tief
hinein graben thut, findet man in etlich aufeinander gemachten PMt
8S Stuck gross und mittel Gescfaiktz und andere dergleichen mehr Kriegs-
rttstung.
Morgen sollen wir mit des Allmicbtigen Segen sament flbers
Wasser sieben und alldort unser Lager schlagen. Was sieb nun sutregt,
haben E. fl. Di. hernach mit Gnaden zu ?emehmen.
Aas dem Läger bei Petrinia von 12. Augusti ao. 1694.
E. fl. Dt. unterihenigster Diener
Feter Cassall.
* Gera, h».
Ausgegeben am 25. Jänner Ibt^ö.
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^ Avi^ogdben am 26. Jännax 1895.
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